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Full text of "Zentralblatt Für Chirurgische Und Mechanische Orthopädie 5.1911"

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Zentralblatt 

für 

Chirurgische und Mechanische Orthopädie 

einsdtliesslldi der gesamten Heilgymnastik und Massage 

Herausgegeben von 

Prof. Gocht-Halle, Prof. Hoeftmann-Königsberg i. Fr., Prof. Joachlmsthal-Berlin, 
Prof. Kölliker-Leipzig, Prof. Länge-München, Prof. Ludloff-Breslau, Prof. Rie- 
dinger-Würzburg, Prof. Ritschl-Freiburg i. B, Prlv.-Doz. Dr. von Baeyer-München, 
Prlv.-Doz. Dr. Wollenberg-Berlin, Dr. Martlnez Angel-Madrid, Prof. Bayer-Prag, 
Prlv.-Doz. Dr. Chrysospathes-Athen, Prof. Codlvilla-Bologna, Dr. Delcourt- 
Brüssel, Prof. Doll Inger-Budapest, Prlv.-Doz. Dr. Haglund-Stockholm, Prlv.-Doz. 
Dr. Hflbscher-Basel, Prof. Jonnesco-Bukarest, Dr. Robert Jones-Liverpool, Prof. 
Klrmls8on-Faris, Prof. Kondo-Tokio, Prof. Lorenz-Wien, Dr. R. W. Lovett-Boston, 
Oberarzt Dr. Slndlng-Larsen-Fredriksvaern, Prof. Panum-Kopenhagen, Prof. 
Rydygier-Lemberg, Prlv.-Doz. Dr. Schulthess-Zürich, Prof. Spltzy-Graz, Prlv.- 
Doz. Dr. Tilanus-Amsterdam, Prof, von Wreden-St. Petersburg. 

Redigiert von 

Prof. Dr. O. Vulpius 

in Heidelberg. 


Band V. 


Mit zahlreichen Abbildungen im Text und 3 Tafeln. 



BERLIN 1911 

VERLAG VON S. KARGER 

KARLSTRASSE 15. 


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Alle Rechte Vorbehalten. 



Druck von H. Kl Op pol, Quedlinburg. 


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Verzeichnis der Original-Arbeiten. 


v. Chlumsky, V., Beiträge zur Aetiologie und Therapie 

der kongenitalen Hüftgelenksluxation.390 

Chrysospathes, J. G., Zur Behandlung der Sternum- 

Wölbungen resp. Hühnerbrust.386 

Cramer, K., Beitrag zur blutigen Mobilisierung versteifter 

Gelenke.97 

— —, Beitrag zur operativen Behandlung kongenitaler 

Vorderarmknochendefekte.423 

Engelhard, W., Zur Behandlung der Kniebeugekontraktur 419 


Hohmann, Georg, HUftschaukelsitz zur Behandlung der 


Lumbalskoliose und Lumballordose. (Hierzu Taf. I) 345 

Immelmann, Max, Die Behandlung der Skoliose mittels 

Herz’scher Apparate.233 

Lange, Fritz, Der obere Gegenhalt bei den Skoliosen¬ 
apparaten .459 

Natzler, Adolf, Zur mechanischen Behandlung von Zehen- 

und Fingerdeformitäten.379 

Porzig, Friedrich, Zur operativen Heilung der Patellar- 

luxation.313 

PUrckhauer, R., Zur Behandlung der Hammerzehen 1 

Ritschl, Alexander, Zur Aetiologie des Vorderfuss- 

schmerzes.281 

Schulthess, Wilhelm, Zur Stellung der Orthopädie in 

der Medizin.137 

Vogel, K., Ein Hülfsmittel zur Redression und Retention 

des Klumpfusses.463 

Vulpius, 0., Ein Präparat von reponierter kongenitaler 

Hüftluxation. (Hierzu Taf. II—III.).466 

Wollenberg, Gust. Albert, Die Behandlung des Pectus 

carinatum.185 




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Zentralblatt 



Ser gesamten Heilfpast lä Massage. 


Redigiert von 

Prof. Pr. 0. Vulpius 


io lididelbar*. 


Verlag von 

S. Karger tu Berlin 

NW., Karürtrana© UL 




Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis deg Jahrgang« 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post unjl durch niie ÖiiehtiaödJangen de* 

In- und Auslandes* 


Bd. V. 


Jan mir 1911, 


Heit 1. 


r ....u ... 


(Aus der orthopädischen UfliversitÄts-Poiiidiruk. Mönchen, 

YorstAori; Professor Lange.'} 

Zur Behanölu&g der Hammerzelieii. 

V»o 

Dr. 11 . PÜRCKHÄUER,- Mutschen. 

31it dar Btuiandlung 1er ;Hiunmerzeben ''<iiMe>n Arzte.- dod- 
Patienten oll lange Zeit, ohne m omen» ••. 'beli'iedigeßdeö; : su 

gelangen. Selbst Hoffa g'd>| j-esigntert za, dass er trotz viefer Mliiie 
nur selten Erfolg g^üntitt hat 

Wir können in diese Klage HoftVs nicht' einstimmen, freuen 
uflg vielmehr tusaere, mit diesen Zehendefürnutäten gequälten, oft der 
Verzweiflung unlieb- Patienten aut eine eiutaebo Weis« raseb von ihren 
Beschwerden befreien sr,u kiinnen. 

Die von Prof. Lange seit mehrere*! .1 ähren benützte ZehtMiplatfe 
ißt ähnlich der ro» Thilo angegebenen Einschubsolile; untnrsit'betdot 
weil von derselben nur dadurch, dass sie angenehmer m fragen, . 
’klßitier ufld daiifirhaftdr tst, ‘ \ -ö-v 

Wir zmdbheo uns die Cm riss:» des auf einem Blatt Papier 
stehenden Vorderfusses mit den gut ausgehreite.ten einzelnen Zehen 
genau auf, übertragen diese Zeichnung auf ein Stück- gewalktes 2 mm 
starkes Riiwflederi. apd Whpfeitfen dieses der Zeichnung entsprechend 
aus. Auf der Rfiekseite des LederpliUtchetis wird mit Ace ton-Cellu loid 
ein etwas kleineres Stück Draiitgaze aufgezogen und auf dieses wieder¬ 
um, 5 Sfläck der Grösse und der Lage, der ehizelneu Zehen entsprechende 
Bittüchetteatäbeben mit Celluloid eingebettet. Diese werden mit in Aceton- 

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Celluloid g&triinkten Gurtiöji bpdeekt und das G&oze jpfiit Wascbl^tr 
überzogen. Auf diese» nun fertige '^ebeni:4«ti?iK5u.'^icKnep wir uns 
4«?: ÜWisSt -4er betrcdfetufiHi yejrkrüppelten «ri^ zwei; 

der Lauge und Breite der ersten Pbataoge entsprechenden BchiitiJö' 
durch das Plättchen. 


Durch diese Schliba werden genau ebenso' breite Stücde Kalbv 


spitzen eutgcgeiuii'ljeiten. 

'■Gegen die : sehr hnubg iwsttihendeu Hüpief^igeii, Schwieieir- 


hstelndew Schlemtbemtdl -fetes. kauu.i man mt^pr^chrnd^ Ftliringe auf der 
Innenseite 4e* l^erijstdler /uibfitigen. - >>Yr.'\-Vy V.» •* •:’ 

- ■ 7 • 

Das Zehftupiattehet'feicht bis zum Vorderfussbjtiian, wird direkt 
aiü Fass mi .Strumpf gßtmgwi uud findet in jadetn etnigermassQU 
breiten Schuh Platz. 


iptfer gezogen, mtti 

elk tlernt man die Zehßtr‘Phhtahgh mich unten 

ziehen fcäim. Die 

rlfkt* i f #in rf <1 /i Is tS Airtt 

'■■ Enden dümien d^Äll^le|Wstre!fef)S liegen m 

hltlF i^UUJiMlMHviiU <A*?h 

für die fjerlerstreifc 

r.ACÜ6 l UJjUiiiCü8IIS Ul»4 WJCJJU>J I»ty Wi&H GIB orCuilwA k 

kW so eng sittfl, dass itöf-- .lütt" Muhe 

«iuroiurttziehfeo sind. 

: 

Bei Bedarf i 

können mehrere oder. vcrschiedeno einzelne Zehen 

^clwlCKl ,«61(1^0# i 

Phalanx io Mx?ieh 

• fw. ^ r r jeimng uer int?ibi pi&ni&rw*tns gvncüC6i^ii 

civ. :fear»h man unter’der betreffenden Zehenspitze 

ein keiltbroiig zuge 

;»pdztes Fü/stiiekcheu auf das Zebeuplatteheu au* 

bringen. Dadurch 

kanrr ;tü;aii. ei« r'öph ausgiebigeres Abwärts&ühen 

der ersten Pljidtthk 

bewirken und einem barten Aüfliegen der Zehen- 




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Die Wirkung des Zehenplättchens wird von allen Patienten als 
äusserst wohltuend empfunden. Durch derartige einfache und Er¬ 
leichterung bringende Bandagen haben wir uns manchen dankbaren 
Patienten erworben. Ganz ähnlich verfahren wir auch bei den ebenso 
unangenehmen hallux varus und valgus. 

Beiliegende Zeichnungen veranschaulichen die Wirkung des 
Zehenplättchens. 


Atlas und Grundriss der Verbandlehre für Studierende 
und Aerzte, von A. Hoffa-Grashey. (Vierte, wesentlich ver- 
mehrte Auflage mit 170 Tafeln und 134 Textabbildungen. München. 
1910. J. F. Lehmann. Preis 10 Mark.) 

In vorzüglicher Weise hat Grashey das überall gekannte und 
geschätzte HoffaVche Buch zu überarbeiten verstanden. Die Tafeln 
und Abbildungen sind nicht nur beträchtlich vermehrt und verbessert 
worden, sie haben auch eine andere Gruppierung erfahren. 

Die erste Abteilung umfasst die typischen Uebungsverbände mit 
Leinenbinde und Verbandtuch, der zweite Teil behandelt die eigentlichen 
Verbände, Bandagen und Apparate. 

Den nach der Natur reproduzierten Tafeln ist nicht nur ein er¬ 
läuternder Text beigegeben, sondern meist noch eine schematische 
Skizze, welche die Reihenfolge der Bindentouren aufs deutlichste zu 
verfolgen gestattet. Im speziellen Teil haben wichtige Neuerungen 
Aufnahme gefunden, ohne dass durch erschöpfende Wiedergabe aller 
technischen Modifikationen die Uebersichtlichkeit verloren ging. 

Wer sich selbst oder andere in der Verbandlehre unterrichten will, 
wird das Buch als unentbehrlichen Ratgeber dankbar immer wieder 
zur Hand nehmen. 

Text wie Illustration sind gleich lehrreich nnd mustergültig. 

Vulplus-Heideliierg. 


1) Hugo Fischer. Zur Frage der Desinfektion der Hände 
und des Operationsfeldes. (Prager med. Woch. 1910 Nr. 12.) 
Verf. schildert das an C. Bayers Abteilung übliche Vorgehen: 
Die Hände werden zuerst mit heissem Wasser, Seife und 
Bürste, dann in Sublimat 1:1000 gewaschen, jedoch ohne die Epi¬ 
dermis zum Aufquell« n zu bringen, sodann mit Benzin abgerieben. 
Wiederholtes Waschen während der Operation in sterilem Wasser. 
Handschuhe werden nur bei eitrigen Prozessen verwendet Versenkte 
Nähte werden mit nassem Sublimattupfer berührt und dann mit Jodo- 


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form leicht eingestäubt. Die Haut des Operationsfeldes wird nach 
Seifenbad am Vortage gleich den Händen behandelt. 

Die Ausführungen gipfeln in den Sätzen: 

„Eine ideale Aseptik ist ein pium desiderium, das auch heute 
noch nicht erreicht ist und wohl kaum je erreicht wird.** 

„Vernünftige Antiseptik ist rationeller als eingebildete Aseptik, 
die es nicht ist.“ 

Bezüglich weiterer Detailausführungen, besonders inbezug auf den 
Einfluss der chirurgischen Technik auf den Wundverlauf muss auf 
das Original verwiesen werden. Carl Springer-Prag. 

2) Zweifel. Erfahrungen mit Lumbalanästhesie. 

(Diss. Leipzig. 1910.) 

Nachdem Verf. die verschiedenen Arten der Narkosen be¬ 
sprochen hat, geht er auf die von Bier angegebene Lumbalanästhesie 
. genau ein. Er schildert den Vorgang der Lumbalanästhesie, wie 
sie in der Universitätsklinik zu Leipzig gehandhabt wird. Als¬ 
dann vergleicht er die Ergebnisse der genannten Klinik mit denen 
einiger anderer Anstalten und kommt auf die Nach- und Neben¬ 
erscheinungen dieser Narkose zu sprechen. Am Schluss seiner Arbeit 
führt Verf. Vor- und Nachteile der Lumbalanästhesie gegenüber der 
Inhalationsnarkose an. Als Nachteile gibt er einmal eineu Versager 
der Technik auch bei genauester Einhaltung an, zum andern die 
Nacherscheinungen, die bisweilen recht quälender Art sind. Sie 
lassen sich nicht mit Sicherheit vermeiden. Als Hauptvorteil 
erwähnt er, dass sich die Kranken im allgemeinen schneller erholen, 
und dass das Erbrechen nach Lumbalanästhesie viel seltener ist als 
nach Chloroform-Äthernarkose. Als Hauptanästheticum wird seit 
Ende 1908 Novocain verwendet. Blencke-M&gdeburg. 

3) Herbert W&terhouse. Certain subjects of surgical interest. 

(Brit. med. Journ. 9. Juli 1910.) 

Sterilizatiou of the Skin by alkoholic solution ofiodine. 
W. empfiehlt sehr die Hautsterilisation mit 2°/ 0 Jod (rectificiertem) — 
Spiritus. Methylspiritus ist nicht anzuwenden, da er die Conjunctiva 
stark irritiert. 

Induced hyperaemia, with special reference to tuber- 
culous disease of the tarsus. Heilung schwerer Tarsustuber¬ 
kulose mittelst Bier’scher Stauung kombiniert mit Jodglyzerininjektionen. 

Wiring of simple fractures. W. empfiehlt als Methode 
der Wahl hei Frakturen mit starker Verkürzung offeue Keposition 
mit einfacher Naht. Mosenthal-Berlin. 


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4) Hoeftmann (Königsberg). Beziehungen der orthopädischen 

Chirurgie zur Arbeiterschutzgesetzgebung. (Zeitechr. 

f. orth. Chir. XXY. Bd. S. 268.) 

Sowohl die Unfallgesetzgebung wie die Alters- und Invaliden¬ 
versicherung haben der orthopädischen Chirurgie mancherlei Anlass 
zur Betätigung gegeben. Verf. führt einige Fälle der Art an: Er¬ 
höhung der Arbeitsfähigkeit durch Schienenhülsenapparat bei einer 
Pseudarthrose des Oberarms, Heilung einer schweren Kniezer- 
trümmerung noch nach längerer Zeit durch Extension und Massage. 
Pür Behandlung der Unterschenkelgeschwüre empfiehlt H. sehr den 
Zinkleimverband, bei Varicen die Trendelenburgsche Operation oder 
in nicht operabelen Fällen eine leichte Bandage, welche die Vene 
komprimiert und so gewissermassen eine künstliche Klappe bildet. 
Bei Plattfüssen benutzt Verf. für Arbeiter Stahlsohlen mit Leder¬ 
fütterung, für Kinder und bessere Patienten Korkeinlagen mit 
leichter Stahlverstärkung. Bei Peroneuslähmung wirkt ein Gummi¬ 
zug, der zwischen einer Fuss- und Unterschenkelmanschette aus¬ 
gespannt ist, günstig für die Abwicklung des Fusses. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

5) E. Heller. „Ueber freie Transplantation“ 1901—1909 

(ausschliesslich der Transplantation mittelst der Gefässnaht). 

(Ergebn. d. Chir. u. Orthop. 1. Bd. p. 132.) 

Unter den grossen Sammelreferaten, wie sie die einzelnen Bei¬ 
träge der Ergebnisse der Chirurgie uud Orthopädie darstellen, be¬ 
richtet Verf. über die freie Transplantation, die freie Verpflanzung 
lebender Körperteile. Diese können sein: 1.) Die verschiedenen 
Gewebe des Körpers (Haut, Schleimhaut, Fascien, Sehnen, Periost, 
Knorpel, Knochen und schliesslich Gelenke). 2.) Organteile oder 
ganze Organe (Schilddrüse, Epithelkörperchen, Geschlechtsdrüsen). 

Für den Orthopäden am wichtigsten sind die Transplantation 
von Fascie. Sehnen. Periost, Knochen und Gelenken. Die Grund¬ 
lagen der Fascientransplantation sind von Kirschner experimentell 
erforscht u. mehrfach klinisch verwertet worden. Ueber die freie 
Sebnentransplantation berichtet besonders Hehn (Königsberg). Die 
Periosttransplantation wird in erster Linie zur Behandlung von 
Pseudarthrosen verwendet. Bezüglich der Knochentransplantation 
haben neuere Untersuchungen über Resorption resp. Regeneration 
ergeben, dass die Transplantation des lebenden auto- oder 
homoplastischen Knochenmateriales der Verwendung des toten oder 
artfremden Knochens überlegen ist. Praktisch ist die Knochentrans- 


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plantation schon vielfach verwendet worden zur Behandlung jder 
Spina ventosa und besonders zur Deckung grosser Defekte der langen 
Röhrenknochen. Auch die Knochenbolzung Lexer’s gehört hierher, 
die zur Behandlung von Pseudarthrosen und zur Versteifung von 
paralyt. Gelenken dient. Unter den Knochentransplantationen am 
weitestgehenden ist die Transplantation von Gelenkteilen oder ganzen 
Gelenken nach Lexer. Die dabei zu beachtenden Regeln sind von 
Lexer genau festgelegt 

Die Knorpeltransplantation kommt in Anwendung zur Mobili¬ 
sierung versteifter Gelenke oder zu plastischen Zwecken. (Rhino- 
Blepharo-plastik.) Balsch-Heidelberg. 

6) Hambarger (Vienna). Tuberkulose im Kindesalter. (Brit. 

med. Journ. 9. Juli 1910.) 

H. untersuchte an einem Wiener Hospital die Kinder, die an 
Scharlach oder Diphtherie erkrankt waren, auf Tuberkulose. Bei den 
Untersuchungen wurde erst Pirquet gemacht, war dieser negativ, so 
wurde nach 3 Tagen eine 1mg. Tuberkulininjektion gegeben, wenn 
diese innerhalb 3 weiteren Tagen eine positive lokale Reaktion gab, 
so wurde der Fall als tuberkulös angesehen, positiver Pirquet wurde 
ebenfalls als tuberkulös angenommen. Auf diesem Wege fand er 
mit Monti, dass unter 532 Kindern 271 positiv reagierten und 
zwar Kinder im 1. Lebensjahr 2 °/ 0 , der Prozentsatz steigerte sich 
bei Kindern von 11—14 Jahren auf 94°/o, so dass er annimmt, dass 
fast alle Kinder (wenigstens in Wien), die über 14 Jahre alt sind, 
tuberkulöse Herde haben. Er folgert weiter, dass die Tuberkulose 
bei Kindern verhältnismässig harmlos sei, was daraus hervorgeht, 
dass im 1. Lebensjahr zwar 70°/ 0 , aber im 11.—14. Jahr nur 1 °/ 0 
an Tuberkulose sterben. Die Prognose der Tuberkulose wird also 
im steigendem Alter besser und es sei ein Unterschied zwischen 
Tuberkuloseninfektion und Tuberkulosenerkrankung zu machen. 

Mosenthal-Berlin. 

7) Hans Burckhardt (Königsberg). Bakteriologische Unter¬ 

suchungen über chirurgische Tuberkulosen, ein Beitrag 

zur Frage der Verschiedenheit der Tuberkulose des 

Menschen und der Tiere. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 106. Bd. 

1.—3. Heft.) 

Verfasser gibt folgende Zusammenfassung der experimentellen 
Ergebnisse seiner Arbeit: Im ganzen wurden nach der Methode des 
Reichsgesundheitsamtes 52 Stämme von Tuberkelbazillen gezüchtet, 
49 vom Menschen, 3 vom Tier. Die 49 Stämme vom Menschen 


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wurden gewonnen aus 49 ohne Auswahl übernommenen Fällen von 
chirurgischer Tuberknlose der verschiedensten Altersklassen. Unter 
diesen 49 Fällen wurden 5 Fälle von Typus bovinus gefunden, 
darunter 3 Gelenkfälle, worunter einer beim Erwachsenen. — Die 
5 Fälle von Bovinustuberkulose haben sich klinisch und anatomisch 
nicht unterscheiden lassen von den Humanusfällen. Nur gehörten 
die ersteren durchweg zu den sehr günstig verlaufenen Fällen. Auch 
waren bei den 3 durch Bovinus bedingten Fällen von Gelenker« 
krankungen keine erheblichen Knochenherde zu finden, wie sie bei 
allen Humanusfällen ausser einem vorhanden waren. 

Der Kulturversucb erlaubt in den meisten Fällen eine Trennung 
in die beiden Typen. Entscheidend für die Typentrennung ist erst 
der Tierversuch, und zwar am Kaninchen durch subepidermoidale 
Injektion yon 10 mg. Beinkultur. 

Alle mit 10 mg. geimpften Tiere gehen bei Typus bovinus vor 
Ende des 4. Monats an Tuberkulose der Lungen, Nieren und 
regionären Drüsen zugrunde. Es bestehen genügend Anhaltspunkte, 
dass bei Impfung mit Humanusbazillen die Mehrzahl der Tiere, 
vielleicht erst nach langer Zeit, an Tuberkulose zugrunde geht. 

Die Humanustuberkulose des Kaninchens steht, weit mehr als 
die Bovinustuberkulose, der Tuberkulose des Menschen nahe. 

Der Unterschied des Befunds bei Humanustieren gegenüber den 
Bovinustieren ist der, dass keine Drüsenerkrankungen auftreten, nur 
ganz selten Nierenerkrankungen, die Krankheitsdauer das Ende des 
4. Monats weit überschreitet und die Lungenherde anatomisch 
andere sind. 

Charakteristisch für die Kaninchenvirulenz der Humanusstämme 
ist, dass sie durchweg geringer ist als die der Bovinusstämme und 
dass sie im Gegensatz zu der der Bovinusstämme bei ein und dem¬ 
selben Stamme sehr wechselnd sein kann gegenüber verschiedenen 
Versuchstieren. Zander-Heidelberg. 

8) Merlani (Born). Bicerche sperimentali sulla produzione 
di cartilagine nel processo di guarigione delle fratture. 
(II Policlinico, Anno XVII. fase. 12.) 

Aus Versuchen an Kaninchen zieht Verf. folgende Schlüsse: 

1. In dem Callus, der sich nach Frakturen der Knochen 
knorpeligen Ursprungs und zwar sowohl der langen Böhren — wie 
der platten Knochen bildet, ist der Knorpel konstant vorhanden; 
in dem der Knochen bindegewebigen Ursprungs fehlt konstant jede 
Spur davon. 


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2. Die Bewegung hat einen dreifachen Einfluss: 

a) Sie beschleunigt das Auftreten von Knorpelgewebe, 

b) regt eine stärkere Produktion desselben an, 

c) bedingt eine längere Persistenz desselben. 

3. Die rhytmische regelmässige Bewegung führt zu einer 
weniger frühzeitigen, aber dauerhafteren Knorpelproduktion als die 
brüske und unregelmässige Bewegung der Stümpfe. 

4. Das Knorpelgewebe entsteht vorwiegend aus dem Periost. 

5. Das Knorpelgewebe des Callus bildet sich zum Teil zurück, 

zum Teil verknöchert es: die Verknöcherung ist ausschliesslich eine 
neoplastische. Bucoherl-Palermo. 


9) De Gaetano (Neapel). Processo di riparazione delle 
fratture quando siano soppresse alcune delle sorgenti 
osteoblastiche che concorrono alla formazione del 
callo osseo. (IJ Tommasi, Anno 5. Nr. 6.) 

Durch eine Reihe von experimentellen Untersuchungen kommt 
Verf. zu dem Schluss, dass, wenn aus Mangel an osteoblastischen 
Quellen der Verknöcherungsprozess sich bei den Frakturen nicht 
vollziehen kann, man die Pflicht hat, rechtzeitig durch geeignete, 
am besten homologe Einpflanzungen vorzusorgen. 

BttCOberl-Palermo. 

10) Ligarlo (Genua). Le fratture nei bambini. (La Medicina 

Italiana 1910. Nr. lö.) 

Verf. zeigt, dass die Behandlung einer Fraktur sich nicht auf 
die Anlegung eines Verbandes beschränken darf, der dann nach 
einem gegebenen Zeitraum abgenommen wird. Es ist notwendig, 
die Konsolidierung zu überwachen und dafür zu sorgen, dass keine 
sekundären Komplikationen zu der Fraktur und in der Nachbar¬ 
schaft des Herdes auftreten. Buccheri-Palermo. 

11) Bardenhener und Graessner. „Die Behandlung der 

Frakturen.“ (Ergehn, d. Chir. und Orthop. 1. Bd. p. 173.) 

Das für die Praxis so wichtige Kapitel der Frakturbehandlung 
wird von den Verff. mit vorzüglicher Uebersichtlichkeit, Ausführlich¬ 
keit, und unter kritischer Würdigung aller Methoden behandelt. 
Als Behandlungsmethoden kommen in Betracht: 

1. Verwendung von Lagerungs- und starren Verbänden, 

2. Die gymnastische Behandlung, 

3. Die operative Behandlung, 

4. Die Verwendung von Extensionsverbänden. 


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Unter den starren Verbänden kommt hauptsächlich der in der 
Praxis noch viel zu viel verwendete Gipsverband in Betracht. Nach 
Verff. darf er nur noch als Transportverband (im Krieg), bei gewissen 
komplizierten Frakturen, bei Deliranten, bei Nachbehandlung von 
operativ vereinigten Frakturen oder als Gehverband in Anwendung 
kommen. 

Ein zu grosses Gewicht auf die Funktionserhaltung legen die 
Verteidiger der rein gymnastischen Behandlung, das anatom. Re¬ 
sultat ist dabei sehr oft unbefriedigend. Sie ist daher nur sehr be¬ 
schränkt zu verwenden, etwa in einzelnen Fällen von Radiusfrakturen 
mit dem Lex ersehen Verband. Einen Gegensatz zu dieser rein 
funktionellen bildet die operative Behandlung, die vorwiegend auf 
ein gutes anatomisches Resultat sieht. Verff. geben eine genaue 
Schilderung der verschiedenen Methoden: Drahtnaht, Nagelung, 
Bolzung und der damit erzielten Resultate. Nach diesen möchten 
sie das blutige Verfahren nur bei besonderen Indikationen ver¬ 
wenden. Als solche gelten: Schwere, durch andere Mittel nicht zu 
beseitigende Dislokation der Fragmente, hochgradige Weichteilver¬ 
letzung, Muskelinterposition oder alte schlecht geheilte Frakturen 
mit gestörter Funktion; ferner Pseudarthrosen und Nervenläsion 
durch die Fragmente oder Callus. — Als Idealverfahren bezeichnen 
Verff. die Extensionsbehandlung, da sie sowohl dem anatomischen 
wie dem funktionellen Resultat Rechnung trägt. Erklärlicherweise 
nimmt die Beschreibung der Bardenheuerschen Technik den breitesten 
Raum ein, aber auch andere Methoden (Nagelextension, Zuppinger’sche 
und Borchgrewink’sche Schienen) werden genau beschrieben. In der 
Nagelexteosion seben Verff. eine vorzügliche Ergänzung der Heft¬ 
pflasterextension in Fällen, in denen letztere nicht ausreicht, bes. 
auch bei komplizierten Frakturen. 

Die von Zuppinger angegebenen Schienenapparate leisten in 
der jetzigen Form nicht Genügendes. Die Borchgrewink’schen 
Schienen stellen eine gute Vereinfachung der Bardenheuer’schen 
Extensionsschienen dar, geben aber nicht die gleichen Resultate. 

Balsch-Heidelberg. 

12) Starr (Toronto). Modern treatment of fractures. (Britmed. 

Joom. 9. Juli. 1910.) 

Beschreibung der neueren Methoden der Nagelung, Verschraubung 
und Anbringung von Plaken bei Frakturen. Die günstigen Resultate 
gegenüber der unblutigen Reposition ermutigen zur öfteren An¬ 
wendung. Moaeiithal-Berlin. 


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13) Charrier et €ourand (Bordeaux). De 1’ emploi des plans 

inclinös dans le traitement de certaiues fractures 
juxta-articulaires. (Über die Anwendung der schiefen 
Ebene bei der Behandlung von Frakturen in der Nähe der 
Gelenke.) (Ann. de chir. et d* orth. 23. Bd. S. 200.) 

Die Verf. empfehlen bei der Behandlung von Frakturen in der Nähe 
der Gelenke das von Dupuytren in seinen Grundzügen angegebene 
Planum duplex inclinatum und führen zum Beweis zwei Fälle von 
Frakturen in der Nachbarschaft des Kniegelenks an, die auf diese 
Weise mit gutem funktionellem Erfolge geheilt wurden. 

OtteadorfT-Hamburg- Altona. 

14) Silrestri (Modena). Teoria infettiva della rachitide. 

(Riforma medica. A. XXVI. Nr. 16.) 

Verf. beleuchtet kritisch die bisher aufgestellten Theorien über 
die infektiöse Natur der Rachitis und kommt zu dem Schluss, dass 
bis jetzt nichts dazu berechtigt, die Rachitis als koutagiös-epidemische 
Krankheit zu betrachten, und dass das Hauptargumeut gegen diese 
Vorstellung durch den kongenitalen Rachitismus dargestellt ist, über 
dessen Existenz fast alle einig sind. Verf. bringt einen Beitrag von 
drei Fällen angeborener Rachitis, bei denen während der Schwanger¬ 
schaft keinerlei Infektion eingewirkt hat, wodurch auch die Not¬ 
wendigkeit des Auftretens irgend eines infektiösen Agens in der 
Genese des Rachitismus ausgeschlossen wird. BuccherNPalermo. 

15) Silvestri (Modena). La Clinica ö sfavorevole all’unitä 

etiologica della rachitide e dell’osteomalacia. (Uazzetta 
degli ospedali e delle Cliniche. 1910. Nr. 42.) 

S. weist nach, dass die Kinder von äusserst schwer osteoma¬ 
lazischen Frauen blühend, frei von Rachitis sein und zuweilen einen 
vollständigeren Verknöcherungszustand als normal zeigen können. 
Andererseits kann eine durchaus gesunde Mutter ein Kind mit stark 
vorgeschrittener Rachitis gebären. Infolgedessen muss notgedrungen 
zugegeben werden, dass die Ursachen dieser beiden Krankheiten 
keine gemeinsamen sind. Buccheri-Palemo. 

16) Hildebrand. Infektion der Gelenke und Muskeln. 

(Zeitaohr. f. ärztl. Fortbild. 1910. 6.) 

Zu Beginn seiner Arbeit spricht H. im allgemeinen über die 
akute Infektion der Gelenke. Alsdann berichtet er ausführlicher 
von durch verschiedene Infektionserreger hervorgerufenen besonderen 


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Formen. Er erörtert nacheinander die durch Staphylokokken und 
Streptokokken veranlassten Gelenkentzündungen, die gonorrhoischen, 
bei denen er einen Unterschied macht von Hydrops, der serofibrinösen 
Entzünduug, dem Empyem und der phlegmonösen Entzündung, 
ferner den Gelenkentzündungen bei Syphilis, Dysenterie, Scharlach, 
Typhus, Diphtherie, Pneumonie, Influenza, Masern, Röteln, Variola, 
Varizellen, epidemischer Genickstarre, bei Rotz und Mumps und 
versucht nachzuweisen, dass es trotz der Aehnlichkeit der Formen 
doch viele Verschiedenheiten gibt, die in abwechselnder Prognose 
und abwechselnden Indikationen deutlich zu Tage treten. Gegen 
Ende seiner Arbeit spricht Verf. noch kurz von der akuten In¬ 
fektion der Muskeln. Eine primäre eitrige Entzündung des Muskels 
stellt er nicht als bestimmt hin. Als Charakteristikum aller ent¬ 
zündlichen Prozesse des Muskels hebt er die Kontraktur und zwar 
die sich schnell entwickelnde, gegen Dehnungsversuche kolossalen 
Widerstand leistende, die bei ausgedehnten Substanzverlusten im 
Muskel irreparabel ist, hervor. Blencks- Magdeburg. 


17) Schönberger. Über Spontanluxationen nach akuten 
Infektionskrankheiten. (Diss. Rostock. 1910.) 

Sch. konnte 68 Fälle vou Spoutanluxationen aus der Literatur 
zusammenstellen, die meist uach Typhus (31 mal) und Gelenk¬ 
rheumatismus (13 mal) auftraten und 62 mal das Hüftgelenk be¬ 
fielen, 3 mal das Schultergelenk, 2 mal das Ellenbogengelenk und 
1 mal das Kniegelenk. Doppelseitige Luxationen wurden viermal 
beobachtet. In der Mehrzahl der Fälle waren die Kranken unter 
15 Jahren. Diesen Fällen reiht Sch. noch einen Fall von doppel¬ 
seitiger Hüftgelenksluxation nach Scharlach an, der an der Frei¬ 
burger chirurgischen Klinik beobachtet wurde und die Anregung zu 
dieser Arbeit gegeben hat. Blencke-Magdeburg. 


18) Burnside Bnchanaii. On acute arthricis of doubtful 
origin. (Lancet. 23. April 1910.) 

Krankengeschichten vou 13 Fällen von teils entzündlichen, teils 
eitrigen Gelenkentzündungen, bei denen die direkte Eingangspforte 
der Bakterien zum Teil zum mindesten zweifelhaft war. Einzelne 
der Patienten hatten zwar kurz vorher Infektionskrankheiten (Maseru) 
durchgemacht oder kleine Pusteln gehabt, die aber schon einige 
Zeit vor Ausbruch der Gelenkerkrankung abgeheilt waren. 

Mosenthal-Berlin. 


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19) Prelser (Hamburg). Abwehr und Kritik zu der Arbeit 

von G. A. Wollenberg über „Aetiologie der Arthritis 
deformans.“ (Zeitechr. f. orth. Chir. XXVI. Bd. S. 369.) 

P. wendet gegen die von Wollenberg angegebene Theorie der 
Entstehung der Arthritis deformans durch Gefässsklerose ein, dass 
eine lokale Gefässerkrankung zu selten sei, um als ätiologischer 
Faktor in Betracht zu kommen, und weil eine Hyperämie stets nur 
ein sekundärer, nie ein primärer Vorgang sei. Der primäre Vorgang 
bei der idiopathischen Arthritis deformans sei die Aenderung der 
Gelenkstatik, die durch Verdrehung der Kapsel zu Ernährungs¬ 
störungen und Gefässsklerose führen könne. 

Ottendortf-Hamburg-Altona. 

20) Wollenberg (Berlin). Die ätiologischen Faktoren der 

Arthritis deformans. (Zeitschr. f. orth. Chir. XXVI. Bd. S. 381.) 

W. erklärt gegenüber den Ausführungen von Preiser, dass nach 
seinen histologischen Untersuchungen die Gefässveränderungen die 
Ursache für die Entstehung der Arthritis deformans seien, dass 
aber diese Gefässveränderungen wiederum durch mancherlei Ursachen 
(Verletzung, Entzündung, mechanische Momente etc.) bedingt sein 
können. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

21) Fred H. Albee (New York). A further report of a new 

Operation for Arthritis deformans and certain other 
deforming affections of the hip. (Surgcry, gynecologie and 
obstetrics. März 1910.) 

Verf. berichtet über eine neue Operation, die er bei vorge¬ 
schrittener Arthritis deformans und gewissen anderen deformierenden 
Affektionen der Hüfte angewandt hat. Beschreibung von 16 Fällen. 
Die Operation besteht in einer Ankylosierung des Hüftgelenks auf 
folgende Weise: Eröffnung des Gelenks durch einen vorderen Schnitt. 
Der obere Teil der Pfanne wird entfernt und der obere Umfang 
des Kopfes mit dem Meissei rechtwinklig zugestutzt. Durch Aussen- 
rotation lässt sich dann auch der Knorpel am vorderen Kopfteil 
entfernen. An den entsprechenden Teilen wird auch der Knorpel 
an der Pfanne zerstört. Das Bein wird dann in Abduktion fixiert. 
Die arthrodesenähnliche Operation, bei welcher der Kopf jedoch in 
situ bleibt, hat sich gut bewährt und beseitigt die vorher bestandenen 
Schmerzen und die Verkürzung. 

Die Anwendung empfiehlt sich: 1. bei starker Lähmung beider 
Hüften kombiniert mit Lumballordose. Hier kann man durch An- 


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kylosieruog einer Hüfte grossen Nutzen stiften. 2. bei starker Zer¬ 
störung des Kopfes. Hierbei kann man den Trochanter in die 
Pfanne einstellen. 3. als Ersatz der Gant’schen subtrochanteren 
Osteotomie, bei der die Deformität oft rezidiviert, und 4. bei ge¬ 
wissen Fällen von tuberkulöser Ostitis coxae der Erwachsenen. 

Die Operation bietet den Vorteil, dass sie die Verkürzung mög¬ 
lichst reduziert, eine knöcherne Vereinigung sichert und, da sie 
nicht sehr eingreifend ist uud frühes Aufstehen erlaubt, sich vor 
allem bei älteren Leuten eignet Zander-Heidelberg. 


22) Schlee (Braunschweig). Ein Fall eigenartiger Gelenk¬ 

deformität als Folge von Kombination von Knochen- 

und Gelenkerkrankung mit mehrfachen Traumen. 

(Zeitschr. f. ortb. Chir. XXV. Bd. S. 448.) 

Die Patientin zeigte eine Subluxation des Unterschenkels nach 
aussen nebst Aussenrotationsstellung. Bedingt war diese letztere 
Position durch eine deform geheilte Schrägfraktur des unteren 
Femurendes. Das Knie wies dabei eine Tbc.-Erkrankung mit 
Beugekontraktur auf. Das Redressement der Kontraktur und 
die Reposition der Luxation führten zugleich zu einer Wiederlösung 
und Geraderichtung def bereits 2 Jahre alten Fraktur, sodass die 
für später geplante Osteotomie Überflüssig wurde. 

OttendorfT-Hamburg- Altona. 

23) A. Poncet (Paris). Rhumatisme articulaire tuberculeux. 

(Gaz. des höp. 1910, Nr. 99.) 

P. teilt die Krankengeschichte eines 28 jährigen Mannes mit, 
der in 7 Jahren 4 Krisen von akutem Gelenkrheumatismus über¬ 
standen hat und nun folgende Veränderungen an den Füssen auf¬ 
weist : beiderseits schmerzhafter Plattknickfuss, Exostosen an Talus 
und Calcaneus, Arthritis deformans am Grosszehengrundgelenk und 
einigen andern Zehengelenken, ferner Hallux valgus. 

P. fasst diese Erscheinungen alle als tuberkulösen Ursprungs 
auf, sowohl die akuten Attacken, als auch die Exostosen. Bei der 
„entzündlichen Tuberkulose“ fehlt der typische histologische Befund, 
wie Tuberkel und Riesenzellen; es sind nur die gewöhnlichen Ent¬ 
zündungserscheinungen vorhanden. Zander-Heidelberg. 

24) Müller (Rostock). Zur Frage des tuberkulösen Gelenk¬ 

rheumatismus (Poncet). (Zentralbl. f. Chir. 1910. Nr. 37. ff.) 

Schon vor Poncet war eine Beziehung zwischen Gelenk¬ 
rheumatismus in seinen verschiedenen Formen und Tuberkulose auf- 


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gefallen, die man aber im Gegensatz zu P., der die Auffassung 
verficht, dass die tuberkulöse Infektion auch einfach entzündliche, 
nicht spezifische unter dem Bilde von Tuberkeln, Biesenzellen, Bazillen 
erscheinende Entzündungen hervorrufen könne, als Mischinfektion, 
als Kombination zweier Infektionen oder als zeitlich sich folgende 
Infektionen auffasste. Durch M. und andere Diskussionsredner 
wurden Fälle zur Sprache gebracht, die eine wenigstens teilweise 
Berechtigung der P.’schen Ansicht nicht so ganz von der Hand 
weisen lassen. Uns interessiert davon am meisten die Meinung 
P.s, dass auch typische Fälle von Arthritis deformans, Fälle von 
schmerzhaftem Pl.tttfuss, von Skoliose, Genu valgum usw. zur arthral- 
gischen Form des Rhumatisme tuberculeux zu rechnen seien. 

Natzler-Heidelberg. 

25) Senni (Rom). Le osteo- artropatie siringomieliche. 

(Artero 1910.) 

Die Arbeit bildet eine interessante und vollständige Monographie 
über den Gegenstand und stützt sich auf ein reiches sorgfältig ge¬ 
sammeltes Material, zu dem eine persönliche Beobachtung kommt. 
In der Arbeit finden sich die geeigneten Indikationen für den 
Chirurgen im Falle eines operativen Eingriffes zusammengestellt 

Aus 42 Fällen spontaner Fraktur bei 216 Beobachtungen von 
Arthropathie ergibt sich, dass die obere Extremität durch Fraktur 
bei 80% und durch Arthropathie bei 81.4°/o betroffen wird. 

Die syringomyelische Arthropathie ist gewöhnlich monoartikulär. 

Nach dem pathologisch-anatomischen Bild und der Symptom¬ 
atologie bespricht Verf. zuletzt die Modifikationen, die in dem Bild 
der syringomyelischen Arthropathie durch mechanische Motive 
(Luxationen, Frakturen, Knochenkrümmungen) uud durch Ursachen 
infektiösen Charakters hervorgerufen werden. 

Zum Schluss wird die prophylaktische Behandlung, die Be¬ 
handlung der spontanen Frakturen und die der Arthropathien ab¬ 
gehandelt mit einigen interessanten allgemeinen Betrachtungen über 
den Kingriff bei syringomyelischen Arthropathien. Daran schliesst 
sich ein Verzeichnis der vom Verf. zusammengestellten 39 Fälle, 
bei denen ein Operationsakt ausgeführt worden ist. 

Buocherl-Palerao. 

26) M. Matsuoka (Kioto). Über Gelenkerkrankung bei Tabes. 

dorsalis. (Dtsche. Zeitschr. f. Chir. Bd. 106, Heft 1—3.) 

M. beschreibt 3 Fälle von Osteoarthropathia tabica, die ausser 
einem Schenkelhalsbruch das Kuiegelenk betrafen. Die Erkrankungen 


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traten spontan ohne Gewalteinwirkung auf. Ausser Schwelluog der 
paraartikulären Weich teile fand sich ein reichlicher Gelenker^ uss, 
krepitierende Geräusche bei Bewegungen, Schlottrigkeit und Schmerz¬ 
losigkeit der Gelenke. In dem einen Pall wurde die Knieresektion 
gemacht. Man findet neben Destruktion Anbildung von Knochen¬ 
gewebe und Eburnisation. Verfasser ist der Ansicht, dass bei der 
Tabes die das Gelenk versorgenden Nerven am Degenerationspro¬ 
zess teilnehmen und zu einer sekundären Erkrankung der Gelenke 
fuhren. Zander-Heidelberg. 


27) Cedrangolo (Neapel). Sülle artropatie tabetiche. (Riforma 
medica A. XXVI. Nr. 18-19.) 


Die Arbeit berichtet über fünf Beobachtungen, welche die ver¬ 
schiedenartigsten klinischen Formen tabetischer Arthropathien auf¬ 
weisen, von den höchst akuten zu den langsamsten chronischen. 
Der Sitz war das Kniegelenk und zwar dreimal links, einmal doppel¬ 
seitig aber vorwiegend links, einmal rechts. Sie verliefen afebril 
und sind überdies schmerzlos. Die Schmerzlosigkeit ist ein klinisches 
Zeichen erster Ordnung, das für die Diagnose von grossem Nutzen 
ist und mit der bei Tabes dorsalis stark gestörten tiefen Sensibilität 
zusammenhängt. Buccheri-Palerao. 

28) Kflttner. «Die Myositis ossificans circumscripta“. 

(Ergehn, der Chir. u. Orthop. 1. Bd. p. 49.) 

Die Myositis ossificans circumscripta lässt sich ätiologisch in 
3 Gruppen sondern. I.) Die traumatische, weitaus häufigste Form. 
2.) Die nicht traumatische. 3.) Die neurotische Form bei Tabes 
dorsal., Syringomyelie und Myelitis transversa auftretend. Das Trauma 
in der Aetiologie der Myositis ossif. kann ein chronisches (Exerzier-, 
Reit-Knochen etc.) oder ein wiederholtes gröberes oder ein einmaliges 
schweres sein. Eine Verschiedenheit kommt den einzelnen Gruppen 
nicht zu, nur die Myositis ossif. nach Luxationen (besonders Ellbogen¬ 
luxationen) bildet eine Gruppe für sich. Hier ist es besonders der M. 
brachialis, der am häufigsten befallen ist, an der unteren Extremität 
überwiegt der Quadriceps an Häufigkeit der Erkrankung. Klinisches 
Bild und Verlauf der Myositis ossif. traumatica sind charakterisiert 
durch den oft sehr rasch nach dem Trauma auftretenden Ver¬ 
knöcherungprozess im Muskel, der zu mehr oder weniger starker 
Funktionsbehinderung führen kann. Nach gewisser Zeit bleibt der 
Zustand dann stationär, in vielen Fällen finden wieder regressive 
Prozesse, bis zu fast völligem Schwinden der Ossifikation, statt. 
Demgemäss ist die Therapie neuerdings wieder eine konservative, 


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da die operative oft nicht den gewünschten Erfolg hatte nnd Re¬ 
zidive bei Operation in frühen Stadien mehrfach beobachtet wurden. 

Bei den Fragen über Wesen und Genese des Ossifikationspro¬ 
zesses vertritt Verf. mit den meisten neueren Autoren folgenden 
Standpunkt: 

1) Die Myositis ossificans circumscripta ist eine echte Entzün¬ 
dung und keine Geschwulst Dafür sprechen der akute Anschub 
mit Schmerzen etc., die Verschlimmerung bei Bewegungsübungen, 
dann besonders die spontane Rückbildung. Auch pathologisch-ana¬ 
tomisch ist sowohl makroskopisch wie mikroskopisch das Bild für 
Entzündung charakteristisch. (Sulziges Oedem, Bild der interstitiellen 
Myositis.) 

2) Bezüglich der Genese ist die ausschliessliche Entstehung der 

Muskelknochen vom Periost sehr unwahrscheinlich, da mehrfache 
Operationsbefunde keinerlei Zusammenhang des Muskelknochens 
mit dem Skelett ergaben. Da ferner mehrfache von einander ge¬ 
trennte Knochenherde im Muskel Vorkommen können, und in vielen 
Fällen der Nachweis gelingt, dass das Trauma den Knochen gar 
nicht getroffen haben kann. Selbst für die breitbasig, dem Knochen 
aufsitzenden Muskelknochen muss man nicht auf eine periostale 
Genese zurückgreifen. Baisoh-Heidclberg. 


29) Guleke (Strassburg). Zur Technik der Förster sehen 
Operation. (Zentralbl. f. Chir. 1910. Nr. 36. S. 1190 ff.) 

G. trennt, nachdem er die linken Spinalwurzeln freigelegt und 
bis zum Ganglion spinale freipräpariert hat, die Scheide der hinteren 
Wurzel von der vorderen, hebt die Wurzel aus der Scheide heraus, 
zieht sie etwa 1 cm aus dem Duralsack hervor und schneidet sie 
an der Basis ab. Um die Basis der Wurzelscheide wird dann eine 
feine Ligatur gelegt uud der periphere Teil abgeschnitten. Vorteile 
sind nach G.: Verhinderung eines zu reichlichen Liquor-Abflusses, 
einer Schädigung des Rückenmarks, da die breite Eröffnung der 
Dura wegfällt, sicherer Verschluss der Durawunden. Ein Nachteil 
ist die Verlängerung der Operation um ca. 15 Minuten. Im übrigen 
will G. das immerhin kompliziertere Verfahren nur für die Fälle 
reserviert wissen, bei denen eine besondere Gegenindikation gegen 
die breite Eröffnung der Dura vorliegt. Natzler-Heidelberg. 


30) Delbet. L’osteotomie dans le traitement de la maladie 
de Little. (Die Osteotomie bei der Behandlung der Littleschen 
Krankheit.) (Rev. d’orth. Bd. 21. S. 286.) 

Der Fall ist bereits aus den Annales de Chirurg, et d’orthopedie 
referiert. S. Zentralblatt IV. 404. OttendorfT-Hamburg-Altona. 


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31) Warrington and Murray. On the failure of nerve ana- 

stomosis in infantile palsy. (Lancet. 2. April 1910.) 

Verf. führen die Misserfolge, die sie und andere bei Nerven- 
anastomosen bei infantiler Paralyse haben, nicht nur auf mangelhafte 
Technik und eventuell zu lange bestehende Lähmung zurück, sondern 
machen in erster Linie physiologische Gründe dafür verantwortlich. 
Denn nicht nur die centralen Zellen des Rückenmarks seien erkrankt, 
sondern auch Teile der weissen Substanz und die pia mater seien 
meist beteiligt, und so komme es vor, dass auch Veränderungen in 
dem Teile der Spina vorhanden seien, denen der gut funktionierende 
zur Anastomose gewählte Nerv entspringt, dessen Kraft zwar noch 
für das ihm normal zukommende Gebiet ausreichte, zur Versorgung 
eines nen dazu kommenden aber nicht mehr genügte. Die Technik 
bestand in 2 Fällen in Endanastomosen, 3 mal wurde nach vollständiger 
Durchtrennung das periphere Stück in den Schlitz des gesunden 
Nerven implantiert. Der früheste Zeitpunkt sei 6 Monate nach 
eingetretener Lähmung. Trotz der schlechten Resultate verwerfen 
Verf. die Operation doch nicht ganz, und wollen zu ihr, wenn die 

anderen Methoden versagen, als ultimum refugium greifen. 

Mosenthal-Berlin. 

32) Thomas Morgan Kotch. Living anatomy and pathology. 

The diagnosis of diseases in early life by the Roent- 
gen-Method. (Brit. med. journ. 23. Juli 1910. (Referat.) 

Nach Beschreibung mit Illustrationen der normalen Anatomie 
von der intrauterinen Periode bis zur Pubertät, diskutiert Verf. die 
Frage der so häufigen Widersprüche zwischen Alter des Kindes 
und Durchschnittsgrösse und kommt zu dem Schluss, dass die 
Entwicklungsstufe eines Kiudes nicht nach den Durchschnittsmassen 
zu beurteilen sei, sondern dass die Entwicklung resp. die Veränderung 
der Epiphysen ein viel verlässlicherer Faktor für die Entwicklungs¬ 
stufe des Kindes sei. Der grösste Teil der sehr ausführlichen 
Arbeit befasst sich mit der Beschreibung der Säuglings- und 
Kinderkrankheiten. Am Schluss jedes Abschnittes werden ent¬ 
sprechende Röntgenbilder gebracht. Traumatische Erkrankungen, 

abgesehen von Fremdkörpern, sind nicht beschrieben. 

Mosenthal-Berlin. 


33) D. van Dorp-Beucker Andreae. Behandeling van Spondy¬ 
litis met het corset van Calot. (Spondylitisbehandlung 

mittels des Calot sehen Korsetts.) (Nederlandsch Tydschrift voor 
Geneeskunde 1910. II. No. 16.) 

Frau van D.-B. A. empfiehlt die modifizierte Calot'sche Me- 


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thode auf Grund you drei Spondylitisfällen, die sie im Hospiz in 
Katwyk au der Nordsee mit gutem Erfolge behandelt hat. Die 
Heilung trat relativ bald ein; die Difformität wurde völlig beseitigt 
Genaue Beschreibung der Methode und Vergleichung hinsichtlich 
des Wertes mit dem Gipsbett, der Extension, dem gewöhnlichen 
Sayre’schen Gipskorsett und den Apparaten. 

Fixierte Kyphosen wurden noch nicht behandelt, doch will 
Frau van D. auch diese mit der angegebenen Methode zu heilen 
versuchen. Tilanus- Amsterdam. 

34) Sabella (Rom). L’intervento precoce nell’osteite tuber- 

colare della colonna vertebrale. (J1 Policlinico, Set. chir. 1910 
fase. 6.) 

Es handelt sich um einen Fall, bei dem das stürmische und 
plötzliche Auftreten der radikulären und medullären Symptome, die 
dem Pat das Leben unerträglich machten, den operativen Eingriff 
für unaufschiebbar erklären liess, obwohl das diagnostische Urteil 
zwischen einer initiellen tuberkulösen Osteitis der Lendenwirbel und 
einem Tumor derselben Gegend noch ungewiss blieb. Die Operation 
zeigte, dass es sich um einen tuberkulösen Prozess handelte, der 
auf einen Querfortsatz allein lokalisiert war. Das Resultat des 
Eingriffes war ein vorzügliches, da vollständige Heilung erzielt 
wurde. Buceheri-Palermo. 

35) Haglnnd (Stockholm). Über die Wirbelsäulenverkrüm¬ 

mungen in einer Volksschule und über die Möglich¬ 
keit, Behandlung für dieselbe anzuordnen. (Zeitechr. f. 
orth. Chir. Bd. XXV, S. 649.) 

H.’s Untersuchungen erstrecken sich auf 1600 Kinder, Knaben 
und Mädchen. Während nur bei 1 % anderweitige Deformitäten fest* 
gestellt wurden, fanden sich in 22% Wirbelsäulenverbiegungen (im 
ganzen 450 Kinder). Von diesen litten 280 an skoliotischen Ver¬ 
biegungen und 170 an sagittalen Verkrümmungen, Mädchen und 
Knaben in annähernd gleichem Prozentsatz. 

Als grundlegende Ursache sieht H. den mangelhaften All¬ 
gemeinzustand, Anämie etc. an, während andere Momente wie 
numerische Variation der Wirbelsäule oder in ca. % der Fälle 
statische Verhältnisse (Verkürzung eines Beines) das auslösende 
Moment zu einer seitlichen Verbiegung abgeben. Vielfach war 
überhaupt die ganze Körperhälfte (meistens die linke) geringer ent¬ 
wickelt. 


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Von den 170 sagittalen Verbiegungen waren 52 rein sagittal, 
die übrigen mit seitlichen Abweichungen kombiniert. Am häufigsten 
war die Totalkyphose, danach die abnorm starke Lendenlordose und 
Kyphose im Dorsalteil (runder Rücken). Flache Rücken sind auf¬ 
fallend selten notiert 

Zur Behebung dieser Kalamität verlangt H. ausser allgemein 
hygienischen kl assregeln zur Hebung des Allgemeinzustandes prophy¬ 
laktisch eine bessere physische Erziehung durch Turnen, Spiel und 
auch Sport soweit er keine einseitige Muskelausbildung veranlasst. 
Es sollen zu dem Zweck geeignete Lehrer für physische Erziehung 
ausgebildet und angestellt werden. Es soll auch hiermit eine 
Trennung der physischen Ausbildung gesunder Individuen von der 
heil gymnastischen Behandlung Kranker bewirkt werden. Als er¬ 
reichbares Ziel zur Behandlung der ausgebildeten Deformitäten be¬ 
trachtet H. die Errichtung von heilgymnastischen Polikliniken mit 
eigens angestellten Gymnasten und unter ärztlicher Leitung. Der 
Arzt, der einer solchen Anstalt vorstehen soll, muss natürlich vor 
allem eine gründliche orthopädische Schulung haben. Eine der¬ 
artige Ausbildung wäre von diesem Gesichtspunkte aus für alle 
Ärzte anzustreben. Ottflndorff-Hamburg-Altona. 


36) Walther (Zürich). Über die empyematische Skoliose. 

(Zeitschr. f. orth. Chir. XXVI. Bd. S. 401.) 

Die Skoliose, welche als Folgeerscheinung eines lange bestehen¬ 
den Empyems auftritt, ist dadurch charakteristisch, dass die er¬ 
krankte Thoraxseite in ihrem Volumen reduziert ist, während die 
andere Seite sich kompensatorisch ausdehnt. Es fehlt infolge dessen 
auch die vordere Abflachung auf der Seite des Rippenbuckels. Der 
Rippenbuckel ist überhaupt sehr gering, ebenso wie die Verdrehung 
der Wirbel in ihrem Gefüge. Die sekundären Biegungen zeigen 
fast gar keine Rotationserscheinungen. Die konkavseitige Schulter 
und Skapula stehen sehr tief, die Spitze des Schulterblattes kann 
sogar die Domfortsatzlinie überschreiten. Die Deformität ist desto 
schlimmer, je jüuger das befallene Individuum war und je mehr 
Zeit seit der Erkrankung verflossen ist. Therapeutisch ist ausser 
der Korrektur der Deformität auch eine Ausdehnung der Lunge 
auf der erkrankten Seite durch Atemgymnastik anzustreben. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

37) Stein (Wiesbaden). Über die Beziehungen zwischen 

Ischias, Lumbago und Skoliose. (Zeitschr. f. ortb. Chir. 

XXV. Bd. S. 479.) 

Verf. bespricht die verschiedenen Theorien über die Entstehung 

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der skoliotischen Biegung im Gefolge der Ischias. Nach St’s. Be¬ 
obachtungen handelt es sich um eine Erkrankung des Sakralnerven,, 
welcher den Musculus sakrolumbalis versorgt. Verf. glaubt auch, 
dass die meisten Fälle von Lumbago auf eine Erkrankung diese» 
Sakralnervea Zurückzufuhren seien. Ottendorff-Hamburg-Altona. 


38) Wahl (München). Das Etappenredressement der fixierten 

Skoliose. (Zeitschr. f. orth. Chir. XXVI. Bd. S. 392.) 

W. wendet zur Behandlung der fixierten Skoliose Gipsverbände 
an, die Abends in korrigierter Stellung angelegt und morgens wieder 
entfernt werden, damit der Tag zur Stärkung der Rückenmuskulatur 
mittels Massage und Gymnastik benutzt werden kann. W. beschreibt 
auch die sonst von ihm gehandhabte Methode der Skoliosenbehand¬ 
lung, speziell auch die Konstruktion seines Lagerungsbettes. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

39) Trinci (Florenz). Un cas d’absence congdnitale du 

muscle grand oblique de l’abdomen. (Über kon¬ 
genitalen Defekt des Muse, obliquus abdominis.) (Rev. d’ 
orthop. 21. Bd. S. 291.) 

T. beobachtete bei einem Neugeborenen ein völliges Fehlen des 
Muse, obliquus ext. mit heruienartiger Vorwölbuug auf einer Seite. 
Die im Alter von 10 Monaten vorgenommene Operation bestätigte 
das völlige Fehlen dieses Muskels, doch liess sich durch Vernähen 
des Rectus abdominis mit dem Transversus und Verstärkung der 
Nahtstelle durch den Obliquus internus eine Wiederherstellung der 
Bauch wand erreichen. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

40) Buccheri (Cutigliauo Pistoiese). Alcuni casi di frattura 

della clavicola curati con la fissazione dorsale dell’- 
antibraccio. (ii Policlinico, A. XVII. fase. 23.) 

Verf. beschreibt 5 Fälle, bei deuen er das Verfahren von 
Bayer zur Anwendung brachte. Bei vier ist das Resultat ein vor¬ 
zügliches gewesen, beim 5. Fall bekam er eine Pseudoarthrose, da 
der sehr intolerante Pat. zweimal den vom Arzt angelegten Verband 
auflösen liess. Buccheri-Palermo. 


41) Nliini (Neapel). Frattura deli’omero sinistro per cisti 
da echinococco del midollo. Sutura metallica, pseudo- 
artrosi. Seconda sutura metallica. Guarigione. 
(II Policlinico. Sez. prat. Anno XVII. fase. 9.) 

Verf. berichtet über einen Fall von Fraktur des linken Humerus 
durch Sturz von einem Pferde, bei dem infolge ungeeigneter Be- 


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handlung Pseudarthrose auftrat. Beim Operieren derselben mit 
.Resektion und Met&llnaht fand er eine multilokulare Echinokokkus* 
«yste, welche das ganze Mark inradiert und zerstört und die Wände 
•des Knochens verdünnt hatte. 

Nach Entleerung der Cyste in beiden Fragmenten mittelst eines 
langen Volkmann’schen Löffels nahm er die Resektion vor und legte 
■eine Metallnaht an. Es folgte Pseudarthrose, welche er nach 7 
Monaten von neuem mit Resektion und Metallnaht operierte, wo¬ 
durch die Konsolidierung erzielt wurde. Buccherl-Palermo. 


42) Prelser (Hamburg). Über Arthritis deformans cubiti. 
(Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 26, S. 391.) 

Auch am Ellenbogengelenk kommen ebenso wie an Knie und 
Hüfte Inkongruenzen der Gelenkkomponenten vor, die sich be¬ 
sonders am Humeroradialgelenk zeigen. Man beobachtet diese Un¬ 
gleichheit der Gelenkteile bei Leuten, die wegen funktioneller Be¬ 
schwerden (Schmerzen) den Arzt aufsuchen, vor allem aber findet man 
diese Erscheinung regelmässig bei Arthritis deformans. P. spricht 
deshalb dieser Inkongruenz eine ätiologische Bedeutung für die Ent¬ 
stehung der Arthritis zu. Auffallend ist die reichliche Bildung von 
Gelenkkörpern, die man gerade im Ellenbogengelenk beobachtet. 
Therapeutisch kommt wie auch bei der Arthritis der anderen Ge¬ 
lenke Bewegung und Wärmeanwendung in Betracht. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

-43) Biesa)8ki (Berlin). Zur Kenntnis der angeborenen und 
erworbenen Supinationsbehinderung im Ellbogen. 
(Zeitschr. f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 206.) 

Ein Fall von angeborener Supinationshemmung durch Verwachsung 
beider Vorderarmknochen im proximalen Teil, den B. operativ an- 
griff, hatte nicht das erwartete Ergebnis. Es trat infolge der Ver¬ 
kürzung der Weichteile und infolge der Abknickung des oberen 
Radiusendes, das die Supination hinderte, bald wieder eine völlige 
Aufhebung der Drehbewegungen ein. Bei den infolge von Rachitis 
erworbenen Supinationsstörungen, die weitaus häufiger sind, ist die 
Verbiegung der Unterarmknochen die Ursache der Bewegungsbe¬ 
schränkung, indem teilweise der Radius an die Ulna anstösst, teil¬ 
weise der gebogene Radius, der sich nicht in einer geraden Achse 
drehen kann, durch seine Bandverbindungen getrennt wird. Nach 
der Form der Verbiegung stellt B. fünf verschiedene Typen auf. 
Ihre Entstehung erklärt er durch Belastung, indem das Kind sich 


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bestrebt den Körper auf die Arme zu stützen. Im allgemeinen 
geht die rachitische Supioationsbehinderung soweit wieder zurück, 
dass der-Arm praktisch brauchbar wird. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

44) Walter Krantz (Königsberg). Über die Behandlung des 

typischen Radiusbruches. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 106. Bd.„ 
1—3. H.) 

Nach einem historischen Überblick über die bisherigen Be¬ 
handlungsmethoden des typischen Radiusbruches empfiehlt Verfasser 
das Verfahren der beschränkten Feststellung mit Hilfe von Flanell¬ 
binden, zuerst von Lexer auf dem Chirurgenkongress 1906 angegeben. 

Das Verfahren besteht zunächst in der genauen Reposition, 
meist ohne Narkose, bei rechtwinklig gebeugtem Arm unter kräf¬ 
tigem Zug des Assistenten am Daumen und au den 4 Fingern. 
Durch einen plötzlichen Ruck bringt man so die Hand in Flexion, 
Pronation und Ulnarabduktion. Nun wickelt man eine Flanell¬ 
binde vom Epicondylus ext. über den Handrücken und 2. Meta- 
carpus zur Vola und um die ulnare Kante der Haud zum Dorsum, 
vom 2. Metacarpus über die Vola zurück zur Streckseite des Vorder¬ 
arms in 2 Schlangentouren zum Epicond. ext. Dieselben Gänge 
werden 2—3 mal wiederholt. Durch diese Fixation ist die Mög¬ 
lichkeit zur Dislokation führender Bewegungen ausgeschlossen. Die 
Flanellbinde wird eiue Woche lang täglich gewechselt, dabei Massage 
und warme Bäder. Arm in der Mitelia. 

Von 110 nachuntersuchten Fällen war bei 105 Patienten volle 
Arbeitsfähigkeit vorhanden. Diese hatte sich schon nach spätestens 
4 Wochen eingestellt» Das Verfahren verdient also den Vorzug 
wegen seiner Einfachheit, Billigkeit und der Schnelligkeit, mit der 
man die äusserst günstigen Resnltate erzielen kann. 

Zander-Heidelberg. 

45) Ludloff (Breslau). Die Subluxatio radii und die Be¬ 

wegungsbeschränkungen im Ellenbogengelenk. (Zeitschr. 
f. orth. Chir. Bd. XXV, S. 303.) 

Im Anschluss an einen Fall von Ellenbogenverletzung, bei dem 
die Diagnose einer Subluxation des Radiusköpfcheus gestellt wurde, 
der sich aber schliesslich als Fraktur des Capitulum radii erwies, 
bespricht L. die Frage dieser Subluxation. Verf. hält die Existenz 
dieser Verletzung wenigstens beim Erwachsenen für recht zweifel¬ 
haft. Die Bewegungsbeschränkung in Bezug auf Flexion und 
Extension bei obigen Frakturen erklärt sich durch die Verbreiterung 


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des Radiusköpfchens, eine Supinations- resp. Pronationsbeschränkung 
braucht nicht vorzuliegeD. OttendorfT-Hamburg-AltoDu. 

46) Froelich (Nancy). Volkmannscher Symptomenkomplex— 
ischämische Lähmung. (Zeitschr. f. orth. Chir.XXV. Bd. S. 626.) 

F. bringt 8 Fälle von ischämischer Lähmung der Unterarm¬ 
muskeln. Nach den Feststellungen bei den Operationen und bei 
einem Sektionsfalle handelt es sich teils um Nervenläsionen, haupt¬ 
sächlich aber um eine Myositis, hervorgerufen entweder durch 
Ischämie oder durch lokalen Druck auf die Muskeln oder durch 
Decubitus und dadurch bedingte Infektion. In allen Fällen trugen 
zu fest angelegte Verbände die Schuld, betroffen waren lediglich 
Kinder von 3—12 Jahren. In ganz leichten Fällen kann man mit 
einem unblutigen Redressement der Finger und der Hand aus- 
kommen, bei einigen führte auch Sehnenverlängerung der vorzugs¬ 
weise betroffenen Flexoren zum Ziel. In allen schweren Fällen 
war nur durch eine Kontinuitätsresektion der Vorderarmknochen 
wieder eine gute Funktion der Hand za erreichen. In den Fällen, 
bei denen die Muskeln völlig zu Grunde gegangen waren, blieb 
auch dies Verfahren ohne Resultat. 

OttendorfT-Hamburg-Alton&. 


47) Fred. H. Albee (New York). A study of the anatomy 
and the clinical importance of the sacro-iliac joint. 
(Journal d. Amerik. med. GesellscH., Oktober 1909.) 

Auf Grund seiner anatomischen Untersuchungen an 50 Fällen 
kommt A. zu dem Schluss, dass die Verbindung zwischen Kreuz- und 
Darmbein ein regelrechtes Gelenk mit den dazu gehörigen Bestand¬ 
teilen darstelle. Der vordere untere Teil der Kapsel ist sehr dünn 
und reisst bei der Symphysiotomie meist ein, jedoch ohne dauernden 
Schaden. Infektionen des Gelenks neigen zu Durchbruch ins Becken 
Die Relaxation (Zerrung) des Gelenks ist die Ursache vieler Rücken- 
und Ischiasschmerzen. 

Beschreibung von 7 Fällen von Relaxation. Überall Druck¬ 
empfindlichkeit am Gelenk, das Goldthwait’sche Symptom, nämlich 
Schmerzen am Gelenk bei Beugung des gestreckten Beins bis zum 
rechten Winkel, ferner Vermehrung der Beschwerden bei den 
Menses, Schmerzen beim Liegen auf dem Rücken und beim Bücken. 
Erleichterung der Beschwerden trat sofort nach Heftpflasterwicke¬ 
lung um das Becken herum auf. Später wurde ein langes Korsett 
mit elastischem Beckengürtel getragen. Zander-Heidelberg. 


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48) Bosenfeld (Nürnberg). Die idiopathische Innenrotation 

der Beine. (Zeitschr. f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 437.) 

R. schildert das Symtombild der idiopathischen Innenrotation 
der Beine (Einwärtsdrehung der Fussspitzen ohne äusserliche ana¬ 
tomische Veränderungen). Verf. glaubt diese Erscheinung auf eine 
Anteversion des Collum femoris zurückführen zu können, besonders 
da bei nahen Verwandten dieser Patienten auch Hüftluxationen vor¬ 
kamen. Therapeutisch wendet R. Nachtschuhe an, die durch ent¬ 
sprechend angeordoete Führungsschienen die Füsse in Aussenrota- 
tionsstellung bringen. Ottendorff-Hamburg-AJtona. 

49) Lorenz (Wien). Über die ambulatorische Extensions¬ 

behandlung des Schenkelhalsbruches in extremer 

Abduktion und leichter Einwärtsrollung. (Zeitschr.f.orth. 

Chir. Bd. XXV, S. 76.) 

L. behandelt den Schenkelhalsbruch in der Weise, dass er in 
Narkose das Bein in stärkste Abduktion eventuell unter Tenotomie 
der Adduktoren und in leichte Einwärtsrotation bringt. Das 
periphere Fragment stellt sich dann zum zentralen in normale 
Position. In dieser Stellung wird ein gut sitzender Gipsverband 
angelegt, mit dem der Patient nach Erhöhung der gesundseitigen 
Sohle herumgehen kann. Nach 3 Monaten wird der Verband durch 
einen Schienenhülsenapparat ersetzt. Belastung des Beines soll 
nicht vor Ablauf eines Jahres erfolgen. Bei deform geheilten 
Brüchen lässt sich vielfach durch stärkste Abduktion eine Rein¬ 
fraktion erzeugen, gelingt dies nicht, so ist doch die verbesserte Ab¬ 
duktion ein Vorteil für den Patienten. 

OttendorfT-Hambarg-Altona. 

50) Mayer (Köln). Ein Fall von schwerer doppelseitiger 

Coxa vara congenita. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. XXV, S. 323.) 

Es handelte sich in dem M’schen Falle um einen jungen Mann 
von 24 Jahren mit hochgradigster doppelseitiger Coxa vara. 
Anamnese und Röntgenbild, auf dem sich eine nicht verknöcherte 
Zone im Schenkelhals fand, weisen auf eine kongenitale Entstehung 
des Leidens hin. M. glaubt, dass die Verbildung durch intrauterinen 
Druck bedingt sei. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

51) Btfttinger. Zur Therapie der Coxa vara rachitica. 

(Dias. Erlangen. 1910.) 

H. führt zunächst 2 Fälle an von Coxa vara rachitica, die in 
der Erlanger Klinik durch die angewandte Therapie zur Heilung 


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gebracht sind. Beide Male waren es gleichalterige Jungen mit 
doppelseitiger Schenkelhalsverbiegung. Der eine hatte dieselbe nur 
in geringem, der andere in hohem Masse. Bei ersterem wandte 
man die Extension an, während der andere sich einer Operation 
unterziehen musste. Hierbei durchmeisselte man den Knochen in 
schräger Richtung von unten innen nach oben aussen. Yerf. kommt 
an der Hand dieser beiden günstigen Resultate zu der Ansicht, 
dass eine Therapie stets probiert werden müsse. Durch ein kon¬ 
servatives Verfahren kann man, ohne dass an der Deformität selbst 
etwas geändert wird, im Anfangsstadium der Coxa vara den Prozess 
aufhalten, bei ausgebildeter Verbiegung eine Besserung soweit er¬ 
reichen, dass die Schmerzen vollkommen nachlassen und das Geh¬ 
vermögen, das vorher in hohem Masse behindert war, wieder er¬ 
möglicht wird. Die Osteotomie ist in besonders schweren Fällen 
indiziert, bei denen man sogar oft von einer Heilung sprechen kann 
bei gutem Erfolg der Operation. Bl.nokHUgd.berg. 

52) Redard (Paris). Mon experience du traitement de la 
luxation congenitale de la hanche par lamöthode non- 
sanglante. (Über Erfahrungen bei der unblutigen Behandlung 
der angeborenen Hüftgelenksverrenkung.) (Ann. de chir. et d’orth. 
23. Bd. S. 166.) 

R’s. Erfahrungen beruhen auf einer Zahl von 800 Fällen. Er 
betont, dass die Reposition in vielen Fällen keineswegs leicht sei, 
die Grenze der Einrenkungsmöglichkeit setzt R. in der Regel bei 
der einseitigen auf 10, bei der doppelseitigen auf 6 Jahre fest. Die 
Einrenkung soll im allgemeinen auf demselben Wege erfolgen, anf 
dem die Luxation entstanden ist, am besten erfolgt sie über den 
hinteren Rand durch Flexions- und Abduktionsmanöver. Fixierung 
erfolgt in der Stellung, in welcher die beste Stabilität vorhanden 
ist, in der Regel in Abduktion und Flexion von 90 °. Beim späteren 
Verbandwechsel wird diese Stellung, wenn angängig, korrigiert und 
auch das Bein mehr nach innen rotiert, ln der Mehrzahl der 
Fälle hält R. eine Fixationsdauer von 5—6 Monaten für nötig. 
Die Reposition soll vorgenommen werden, sobald das Kind reinlich 
geworden ist Gute Resultate wurden bei einseitiger Luxation zu¬ 
erst in 70,0 später in 85,0—90,0 % erreicht, bei doppelseitiger in 
in 25,0 resp. 30.0 % 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


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53) Klrmisson (Paris). Du traitement de la luxation con¬ 

genitale de la hanche par la möthode non sanglante. 
(Ueber die unblutige Behandlung der angeborenen Hüftver¬ 
renkung.) (Rev. d’orth. 21. Bd. S. 827.) 

K. verwirft alle gewaltsamen Methoden und hält nur ein 
manuelles Vorgehen für berechtigt Unter 2 Jahren reponiert K. 
nur ungern wegen der mangelhaften Ausbildung der Gelenkteile und 
wegen der leicht eintretenden Beschädigung der Verbände; als obere 
Grenze betrachtet er im allgemeinen das siebente Jahr. Die Re¬ 
position und die primäre Stellung ist die von Lorenz angegebene, 
um eine Schrumpfung der hinteren Kapselwand zu erzielen, doch 
nimmt K. das Knie nicht mit in den Verband hinein. Nach 3 
Monaten Verbandwechsel in Narkose, wobei die Hüfte in volle 
Extension, mässige Abduktion und in Innenrotation gestellt wird. 
Hindernisse bei der Reposition von Seiten der Muskeln, speziell der 
Adduktoren werden durch Massage beseitigt; falls bei der zweiten 
Korrektur die Abduktoren und die Flexoren des Kniegelenks 
stören, scheut K. auch vor Tenotomien nicht zurück. Der zweite 
Verband bleibt weitere 3 Monate liegen, falls dann noch Neigung 
zur Aussenrotation besteht, wird die Verbanddauer um weitere 2 
Monate verlängert. Von Seiten der Knochen stört die Ungleichheit 
der Gelenksteile und die Anteversion des Schenkelhalses, auch die 
Enge des Kapselschlauches kann die Reposition erschweren resp. 
unmöglich machen. Bei starkem Hochstand der Köpfe wird vorher 
extendiert. Frakturen oder Lähmungen als Begleiterscheinungen 
der Einrenkung hat K. seiner Angabe nach nie erlebt. Doppel¬ 
seitige Luxationen hält er für nicht wesentlich schwieriger als ein¬ 
seitige. Der Hochstand des Kopfes ist nicht immer massgebend 
für die Schwierigkeit der Reposition. Spontane Heilungen kommen 
vor. Doppelseitige Verrenkungen reponiert K. in einer Sitzung. 
In der ersten Serie seiner Fälle hatte K. bei einseitiger Luxation 
39°/ 0 Heilungen bei doppelseitiger 11%, die in der zweiten Serie 
auf 87, resp. 68% anwuchsen. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

54) Codet (Boisse). Rotation interne du fömur au deuxiöme 

temps du traitement de la luxation congönitale. 
(Innenrotationsstellung des Femur bei der zweiten Etappe in 
der Behandlung der angeborenen Hüftverrenkung.) (Rev. d’orth. 
Bd. 21, S. 306.) 

C. empfiehlt nach der Reposition der angeborenen Hüft¬ 
verrenkung die Kinder zunächst in Aussenrotation und Abduktions- 


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Flexionsstellung einzugipsen, beim nächsten Verbandwechsel nach 
ca. 3 Monaten das Bein stark nach innen zu rotieren, um so vor 
allem einer Reluxation nach vom vorzubeugen. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


55) Müller (Stuttgart). Ein wetieres Präparat von behandelter 
Hüftgelenksluxation. (Zeitschr. f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 334.) 

Beschreibung eines Präparates von einem Kinde, bei dem, 1 
Jahre vor den Exitus die Reposition und zwar im Alter von 2 ] /s 
Jahren vorgenommen worden war. Die anatomische Untersuchung 
ergab eiue sehr flache Pfanne, die von einer Fettschicht ausge¬ 
kleidet war. Die Gelenkkapsel war sehr straff, der Hals stark 
antevertiert. Bei der grossen Flachheit der Pfanne konnte der 
Kopf nur durch die starke Schrumpfung der Kapsel an Ort und 
Stelle gehalten worden sein; auch klinisch hatte sich Neigung zu 
Versteifung gezeigt. Vor, während und nach der Reposition erwies 
sich der Fall ebenso wie alle anderen, die völlig geheilt wurden. 
Ob bei diesem Kinde aber ein annähernd normales Gelenk zur 
Ausbildung gelangt wäre, scheint M. zweifelhaft. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 


56) DeatschlSnder (Hamburg). Zur Technik der blutigen 

Reposition angeborener Hüftverrenkungen. (Zeitschr. 
f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 219.) 

D. verwendet bei der blutigen Reposition der angeborenen 
Hüftverrenkung einen Schnitt, der in der Genitokruralfalte hinter 
den Adduktoren über die Mitte des Foramen obturatorium auf die 
leere Pfanne und von da auf den Schenkelkopf eingeht. Nach einer 
Fixationsdauer von 3—4 Wochen und einer Nachbehandlung von 
6—8 Wochen ist dann die Behandlung abgeschlossen. 

Oltcndorff-Hamburg-Alton a. 

57) Castellari (Neapel). Di un interessante tumore delgrande 

trocantere. (Gazzetta internazionale di medicina e chirurgia, 
1 maggio 1910.) 

Es handelt sich um ein Adenom des grossen Trochanter, von 
dem Verf. annimmt, dass es entweder durch embryonalen Einschluss 
oder als einfache Metastase eines Organes mit adenoider Struktur, 
welches den anfänglichen Sitz des Prozesses darstellen würde, 
erklärt werden kann. Buceherl-Palermo. 


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58) Lnigi Vereelli (Novara). II cerclage nelle fratture della 
diafisi femorale. (Gazzetta degli OBpedali. A. XXXI. Nr. 80.) 

Verf. illustriert einen klinischen Fall mit Radiographien und 
kommt zu dem Schluss, dass es bei den Frakturen der Femoral- 
diaphyse, deren exakte Reduktion unblutig nicht möglich ist, ange¬ 
zeigt ist, blutig einzugreifen und die Osteosynthese vorzunehmen. 
Das beste Mittel der Osteosynthese ist bei diesen Frakturen die 
Metallumreifung. Buccheri-Palermo. 


59) Schnitze (Duisburg). Die subkutanen Rupturen des 

Quadriceps. (Zeitschr. f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 457.) 

Die Zerreissung der Quadricepsehne erfolgt entweder unmittel¬ 
bar am Ansatz der Patella oder höher oberhalb. Häufig geben in 
die Sehne eingelagerte Knochenkörper oder Allgemeinerkrankungen 
eine Prädisposition zur Ruptur. Klinisch ist eine Delle oberhalb 
der Patella und das Fehlen der aktiven Streckung von Bedeutung. 
Als Behandlungsmethode kommt abgesehen von den nur partiellen 
Zerreissungen nur die blutige Naht in Betracht. Sch. benutzt zum 
Aneinanderbringeu der zerrissenen Gewebe Muzeuxsche Zangen und 
näht das auf diese Weise entspannte Gewebe. Nach 8 Tagen lässt 
er den Patienten aufstehen und nach 14 Tagen umhergehen. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 

60) De Sarto. Su di un caso di osteoma tendineo del 

quadricipite femorale. (Uiornale di medicina militare 1910. 

faec. 1—2.) 

Klinische Kasuistik. Buocherl-Palermo. 

61) Mannino (Neapel). Due casi di frattura esposta della 

rotula trattati mediante la sutura ossea ed il cerchiago. 

(Gazetta internationale di Medicina 1910.) 

Nach Beschreibung seiner klinischen Fälle schliesst Verf.: Die 
subkutanen Querfrakturen der Kniescheibe, bei denen der Bänder¬ 
apparat intakt oder fast intakt geblieben ist, wodurch die Diastase 
der Fragmente eine minimale ist, sind mit Massage und frühzeitiger 
Mobilisierung zu behandeln, da mit dieser Behandlung zumeist ein 
befriedigendes anatomisches und funktionelles Resultat erzielt wird. 
Die subkutanen Quer- und Splitterbrüche mit ausgedehnter Zerreissung 
der Ligamente, bei denen die Diastase der Fragmente eine be¬ 
deutende ist, und die offenen Frakturen sind bis auf besondere 
Verhältnisse, welche den Operationsakt kontraindizieren, mit der 
Knochennaht, der Umreifung zu behandeln, auf die in kurzem Ab- 


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stand Massage und frühzeitige Mobilisierung folgen. Als Naht¬ 
material entspricht ein kräftiger Silberdraht vorzüglich dem Zweck. 

Bucoherl-Palermo. 

62) tfierszewski. Über die subkutane Zerreissung des 

Ligamentum patellae proprium und die offene Naht 

desselben. (Diss. Greifswald. 1910.) 

Auf Grund seiner an drei selbst beobachteten Fällen gemachten 
Erfahrungen, deren Krankengeschichten mit epikritischen Bemerkungen 
genau wiedergegeben werden, und auf Grund seiner Studien der dies¬ 
bezüglichen Literatur tritt G. warm für die offene Naht mit der ent¬ 
sprechenden Nachbehandlung ein, die als das Normalverfahren zu 
gelten hat, das den schnellsten und sichersten Erfolg bringt Und 
zwar ist G. unbedingt für ein möglichst frühzeitiges, am besten so¬ 
fortiges Eingreifen nach der Verletzung. Wenn von mancher Seite 
bei partiellen Rupturen für vorläufiges exspektatives Verhalten plaidiert 
und erst nach nicht erfolgter spontaner Verheilung ein operatives Ein¬ 
greifen empfohlen wird, so ist das nach des Verf. Ansicht ein ganz 
unrichtiger Standpunkt, da durch das lange Zuwarten, abgesehen von 
Schmerzen und Beschwerden, entschieden die Ausbildung einer Atrophie 
der Quadricepsmuskulatur resp. Gelenksteifigkeit begünstigt und die 
Heilungsdauer ganz unnötigerweise verlängert wird. 

Blencke-Magdeburg. 

63) Schnitze (Duisburg). Die Ruptur des Streckapparates 

im Bezirk des Ligamentum patellae. (Zeitschr. f. orth. 

Chir. XXV. Bd. S. 467.) 

Wesentlich seltener als die Frakturen der Patella sind die 
Zerreissungen im Gebiete des Ligamentum patellae, die am oberen 
oder unteren Ende oder auch in der Mitte stattfinden können. Am 
meisten betroffen ist das 2. und 3. Decennium. Verletzungen des 
Knochens, die häufig dabei eintreten, dokumentieren sich ira Röntgen- 
bilde. Für die Funktion ist von grosser Wichtigkeit, in wie weit 
der seitliche Streckapparat erhalten geblieben ist. Auch bei der 
Operation, die in den meisten Fällen anzuraten ist, kommt es auf 
eine exakte Wiedervereinigung des Reservestreckapparates an. Sch. 
empfiehlt durch Muzeuxsche Klammern die Adaptierung der zer¬ 
rissenen Partien zu bewirken, da sich dann eine exakte Naht leicht 
ausführen lässt. Die Prognose ist vor allem bei zeitigem Eingreifen 
eine gute zu nennen. Ottendorff-Hambnrg-Altona. 

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64) Earl Körber (Bern). Die Meniskusverletzungen des 

Kniegelenks. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 106. Bd., 1—3. H.) 

Nach eingehender Literaturangabe beschreibt K. 26 Fälle von 
Meniskusverletzungen, von denen 19 operativ, 7 konservativ be¬ 
handelt wurden. In 24 Fällen war der Meniskus int. verletzt, in 
zweien der äussere. Die grösste Rolle spielt die Spaltung des 
Meniskus in 2 Teile durch einen Binnenlängsriss, wobei der innere 
Schenkel gegen die Mitte des Gelenks zu verlagert wird. Dieser 
Meniskus bipartitus nach Steinmann wurde bei 17 Operierten neun¬ 
mal angetroffen. 

In den meisten Fällen handelt es sich um Meniskuszerreissung 
(nicht Meniskusluxation), die durch forcierte Rotation des gebeugten 
Unterschenkels zustande kommt, meist durch indirekte Gewalt von 
geringer Stärke. Da auch Spontanruptur vorkommt, muss man 
wohl eine Disposition annehmen. 

Die frische Meniskusverletzung macht die Symptome einer 
Distorsio genu: Gelenkerguss, Zwangsbeugestellung, d. h. das Ge¬ 
lenk bleibt in leichter Flexionsstellung fixiert und kann nicht ge¬ 
streckt werden. In der Gelenkspalte fühlt man einen beweglichen, 
druckempfindlichen Körper, der bei Streckung des Gelenks hervor¬ 
tritt und bei Beugung verschwindet. Form und Lokalisation sind 
bei Meniskusverletzung konstant, bei Gelenkmaus wechselnd. 

Schliesslich kommt es zur sog. habituellen Luxation nach 
Bruns, die dieselben Erscheinungen im abgeschwächten Masse 
aufweist. 

Bei der frischen Verletzung empfiehlt K. den Versuch der 
konservativen Behandlung, nämlich die Ruhigstellung, dann Druck¬ 
verband und Massage, bei der habituellen Form die Operation, die 
totale oder partielle Exzision des Meniskus durch Längsschnitt vor 
dem Lg. collaterale tibiale. Bei dem Meniskus bipartitus ist die 
Abtragung des Binnenschenkels rationell. Dann 8—14 Tage Bett¬ 
ruhe, Entlassung in 10—20 Tagen. Die volle Arbeitsfähigkeit tritt 
schon nach 4 Wochen ein, bei Versicherungspatienten später. 

Die Resultate dsr Operation waren durchaus günstige. 

Zander-Heidelberg. 

65) Otto Ktihler (Göttingen). Über isolierte Ausreissung der 

Ligamenta cruciata des Kniegelenks. (Deutsche Zeitschr. 

f. Chir. 106. Bd., 1-3. H.) 

Die Kreuzbänder haben eine enorme Festigkeit, sodass sie nie 
in der Mitte zerreissen, sondern am Knochenansatz mit oder ohne 


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Mitnahme eines Knochenstückes. Gewöhnlich ist der Sitz des Aus¬ 
risses am Femur. Bei der isolierten Kreuzbandzerreissung, deren 
Seltenheit bisher überschätzt wurde, findet sich neben der Unver¬ 
sehrtheit des übrigen Bandapparates nur die Zerreissung eines 
Kreuzbandes. 

K. berichtet über 3 eigene Beobachtungen von Ausreissung von 
Knochenstücken durch das Lig. cruciatum ant., das eine Mal am 
Femur, die beiden andern Male an der Tibiainsertion. Die erste 
Verletzung kam durch einen Unfall zustande, bei dem die Hyperad¬ 
duktion des Knies als Ursache anzusehen ist Die 2. und 3. Be¬ 
obachtung wurde zufällig in der Anatomie an zwei Leichen gemacht. 
Verf. geht näher auf die experimentelle Erzeugung der isolierten. 
Kreuzbandzerreissung an der Leiche und am Knochenbandapparat 
ein. Zander-Heidelberg. 

66) Cocco (Neapel). Oontributo allo Studio dell’etiologia e 
patogenesi del genu valgum e della talalgia. (Gazetta inter- 
nazionale di medicina e chirurgia. 15 maggio 1910.) 

Verf. kommt zu dem Schluss: 

1. Einigen Krankheitsformen aus der Gruppe der Wachstums- 
affektioneu kommt kein rachitischer oder mechanischer, sondern viel¬ 
mehr ein tuberkulöser Ursprung zu. 

2. Analog zu der Anschauung Poncets über den tuberkulösen 
Ursprung einiger Formen von Skoliose, Coxa vara etc. kann Verf. 
auf Grund seiner zwei mitgeteilten klinischen Beobachtungen be¬ 
haupten, dass zuweilen der bazilläre Ursprung auch in einigen Fällen 
von Genu valgum und Talalgie klar zu Tage tritt. 

3. Eine solche Natur ist anzunehmen, wenn eine ähnliche 
Belastung in der Familiengeschichte angetroffen wird, und die ana- 
mnestischenDaten, Auftreten, Verlauf, gewissenhaft bewertete objektive 
Symptome, die tuberkulösen und nicht dystrophischen Erscheinungen 
eigenen klinischen Charaktere zeigen. 

4. Ausser Zweifel steht es, dass es sich um tuberkulöse Formen 
handelt, wenn die Tuberkulinreaktion positiv ausfällt 

5. Ist so die bazilläre Natur in abgeschwächter Form direkt 

bestätigt und die rachitische Natur ausgeschlossen, so können zur 
Ausschaltung der letzteren auch noch die Daten des Alters, die 
Tatsache, dass früher keinerlei rachitische Erscheinung aufgetreten 
war, das Fehlen von gleichzeitig vorhandenen Läsionen solcher 
Natur dienen. Buccherl-Palermo. 


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Kongress- und Versinsnachrichten. 

67) British medical association. 

78. annual Meeting. 26. July 1910. London, address in surgery. 

Gilbert Barling. Treatment of malignant disease. 

Bei dem Enthusiasmus, mit der die Radiumtherapie in England aufge¬ 
nommen wurde, und bei ihrer weiten Verbreitung dürfte es interessieren, den 
Standpunkt eines bedeutenden englischen Chirurgen zu erfahren, der wohl von 
dem unserigen nicht sehr abweicht. Als Heilmittel bei malignen Erkrankungen 
hat sich das Radium bis jetzt beim ulcus rodens bewährt. In der Carcinom- 
therapie muss ein definitives Urteil noch abgewartet werden, da die Zeit noch 
zu kurz ist, um Rezidive auszuschalten, einige günstige Resultate müssen zu¬ 
gegeben werden. Grosse Tumoren werden verkleinert, zeigen aber nach Aus* 
setzen der Therapie gesteigertes Wachstum, auch Generalisation ist öfters be¬ 
obachtet. Dankbar anzuerkennen sei die günstige Beeinflussung der Schmerzen 
bei inoperablen Geschwülsten, die rasche Vernarbung offener Stellen. Aber 
trotzdem glaubt B. die Verantwortung noch nicht übernehmen zu können, 
operable Geschwülste auf anderem Wege als durch die Operation zu beseitigen. 

Thompson empfiehlt Celluloidplatten zur Deckung von Hernien 
und auch als Ersatz von Knochen bei Trepanationen, berichtet über ver¬ 
schiedene gute Erfolge. 

Sectiun of diseases of children. 

Coots eröffnet die Diskussion über die Diagnose und Behandlung 
von nicht tuberkulösen Arthritiden bei Kindern. Er bespricht das 
häufige Vorkommen von rheumatoiden Arthritiden bei Kindern, die Diagnose 
kann nur nach genauester Anamnese und anderweitig aufgetretenem Rheuma ge¬ 
stellt werden. Die Klassifikation von akut, subakut und chronisch will er nicht 
gelten lassen und spricht Fälle, die nicht auf Salizyl reagieren, nicht als 
rheumatisch an. Er erwähnt die gelegentlich vorkommende Kombination von 
rheumat. Arthritis mit Poliomyelitis anterior. Bei Purpura empfiehlt er Anti¬ 
streptococcenserum per os. Ferner bespricht er die Arthritiden bei kongenitaler 
Syphilis und die infektiösen Arthritiden bei Pneumonie, Scarlatina und Enteritis. 

Corner bespricht ausführlich die der Tuberkulose ähnliche pseudo¬ 
tuberkulöse Arthritis, ents anden durch Strepto- oder Staphylococcen und hält 
auch sekundäre Infektion bei Tbc. nicht für selten. Er verspricht sich viel von 
der Vaccine therapie. 

Murphy berichtet über Fälle von Pneumococcenarthritiden und auch über 
einige seltene Fälle von kindlicher Gonococcenarthritis. 

Gray hält die Mischinfektionen für selten. 

Mc. Caw (Belfast). Die sogen. Wach tumsschmerzen sind meistens rheu¬ 
matische und sollen darnach behandelt werden. 

Elm8lie hält viele Fälle von chron. Rheumatismus für schmerzlose Tuber¬ 
kulosen. 

Wynter berichtet über gute Erfo’ge von Kampherbehandlung bei Pneumo- 
coccen-Arthrilis. 

Jones (Derby) warnt vor Herzkomplikationen bei Salizylbehandlung. 

Gauvaln beschreibt die am Krüppelheim zu Alton angewendeten Methoden 
von konservativer Behandlung der tuberkulösen Krüppel. 


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TartMS erwähnt die häufige Verwechslung von praevertebraler Tuberkuloee 
der Lenden- und Kreuzbeinwirbel mit Oozitu und bespricht die Wichtigkeit 
lokaler Behandlung, die heutzutage in England häufig durch die allgemeinen 
Naturheilmethoden zu kurz kommt. 


Section of radiology and medical electricity. 

Morton (London) zeigt merkwürdige Knochenveränderungen bei chronischen 
X-Strahlen-Dermatitis. 

Soaervllle (Glasgow) empfiehlt die Hochfrequenz-Ströme zur Be¬ 
handlung von Neuralgie und Frakturschmerzen. 

Balley (Brighton) hat gute Erfolge mit strahlender Hitze und folgender 
Jodionisation bei chronischer Synovitis und allen fibrinösen Ablagerungen 
im Gelenk, die Schmerzen oder Bewegungshindernisse verursachen, zu ver¬ 
zeichnen. Er bat die Erfahrung gemacht, dass das Jod günstiger auf die Ab¬ 
lagerungen wirkt, als die anderen halogenen Stoffe. 

Lewii Joses berichtet über die guten Erfolge, die er mit dieser Methode 
bei den so häufigen Knieschmerzen älterer Damen (Arthritis deformans) er¬ 
zielt hat 

Ledno (Nantes) beschreibt die genaue Technik der Jonisation und be¬ 
richtet über gute Erfolge bei nicht knöcheren Ankylosen. 

Llmpson (Golspic) erwähnt die Vorteile der Röntgenstrahlen zur Er* 
kennung der Frakturen. 

Rowden hält die Röntgenstrahlen für das sicherste diagnostische Mittel 
zur Feststellung der vorhandenen oder nicht vorhandenen Nierensteine. 

Dawson Tumor (George) hat Versuche über die Wirkung der Röntgen- 
strahlen auf wachsende Kaninchengehirne angestellt Trotz erzielter 
Wachstumsstörung und unleugbarer Gewichtsveränderung der Gehimmasse war 
es ihm nicht möglich, mikroskopisch irgend welche Veränderung der Substanz 
zu finden, es bestehen für ihn keinerlei Bedenken, X-Strahlen bei kleinen Kindern 
anzuwenden. 

Thomson (Cambridge) spricht als Physiker über die gewebsverändemden 
und zerstörenden Elemente der X-Strahlen, dieses seien die weichen Strahlen, die 
sofort vom Körper absorbiert würden. Bei explorativer Anwendung wäre es 
wichtig, diese Strahlen los zu werden, während sie therapeutisch gerade die 
massgebenden seien. Er dachte eine Methode zu finden, gerade diese Strahlen 
zu erzeugen; direkt von der Röhre sei dies sehr schwierig, aber oin Schüler 
von ihm, Barkla, schlug vor, die sekundären Strahlen, die unter gewissen Be¬ 
dingungen, nämlich wenn Metall oder ähnliche Substanzen getroffen werden, 
erzeugt werden, zu verwenden und fragt an, ob diese V erwendung möglich sei 
Dominica und Warden (Paris) sprechen noch über durch Radium ge¬ 
heilte Lymphadenome, Sarcome der Mucosa des Oberkiefers etc. 


Section of surgery. 

Arbuthnot Laue. Operative treatment of simple fractures. Bei 
der Diskussion über die Frakturbehandlung wird vorwiegend die Indikations¬ 
stellung zur unblutigen oder blutigen Reposition besprochen. L. ist ein An¬ 
hänger der letzteren, und betrachtet als einzige Gegenindikation für die Anlegung von 
Draht, Schrauben etc. die weichen rhachitischen und alten marantischen Knochen 
spez. der Alkoholiker. 

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Barllng erwähnt, wie schwierig es sei, stets den richtigen Weg zu finden. 

Deaitsly will nur bei Frakturen nahe am Gelenk operiert wissen. 

Willems (Gent) bevorzogt die Extensionsmethoden und legt auch bei blutiger 
Reposition bei einfacher Fraktur keine Fremdkörper an oder in den Knochen, 
sondern legt den grössten Wert auf exakte Adaptierung und exakten Verband. 

Spencer glaubt, dass die von Lane blutig operierten Femurschaftfrakturen 
auch durch einfachen Extensionsverband geheilt werden. Bei kindlichen 
Frakturen nahe dem Ellbogengelenk extendiert er in extremster Flexionsstellung. 
Bei tiefsitzenden Unterschenkelfrakturen, die der Reposition Schwierigkeiten 
machten, genüge oft die Achillotomie. 

Whltalocke empfiehlt auch zur Knochennaht resorbierbares Material, Kan- 
garoosehne oder Katgut halte nach seinen Erfahrungen ebensogut wie Nagel und 
Schrauben. 

Morton, Shenton sprechen vom Standpunkte der Radiographen 6ich dahin 
aus, dass einzelne gut adaptierte Frakturen nicht nur nicht ohne Operation, sondern 
auch ohne Schienenverbände ausheilen könnten. Moaeathal-Berlin. 


08) Bauer. Schles. Gesellsch. f. Vaterland. Kultur zu Breslau. Med. Sektion 
15. Juli 1910. (Ref. Merl. klin. Woch. 19l0 No. 33.) 

Hochgradige amniotische Abschnürungen. Steissgeburt. Keine 
Missbildungen in der Familie. Das rechte Bein ist um 7 cm kürzer als das 
linke, beträchtliche Umfangdifferenzen. Tibia nur andeutungsweise vorhanden, 
Fibula und Kniescheibe nicht nachzuweisen. Kerne der Fus^wurzelknochen im 
Röntgenbild nicht zu erkennen. Nur der 1. und 3. Gewebsstrahl ausgebildet- 
Fuss steht in ausgeprägter Equinovarusstellung mit „Hummerscheren. 
Stellung“ der ersten und fünften Zehe. Am linken Bein ist neben Deformität 
der Tibia ein teilweiser Defekt der Fasswurzelknochen und der 2. Zehe vor¬ 
handen. Jedenfalls Schädigungen durch das Amnion, die sogen. Simonart¬ 
sehen Bänder, die durch Umschnürung in den 3 ersten Embryomalmonaten 
diese Entwicklungsstörungen verursachten. Hohmann-München. 

69) Schiller. Schlesische Gesellsch. für vaterländ. Kultur in Breslau. Med. 
Sektion 21. Januar 1910. (Ref. Deutsche Med. Woch. 1910 No. 31.) 

Halbseitige Entwicklungsanomalie. Bei ID/sjähr. Knaben ist 
linke Körperhälfte stärker entwickelt als rechte. Kompensatorisch besteht 
Schiefstellung des Beckens, Skoliose und Hinken. Linkes Ohr und Auge, sowie 
linke Zungenhfilfte ist grösser. Rochts Kryptorchismus. Unklare Aetiologie. 

Hohmann-München. 


70) Codlvllla (Bologna). Sulla patogenesi e sulla terapia degli accessi 
convulsivi che si osservano dopo alcune operazioni orto- 
pediche. (Societä medico-chirurgica, 27 maggio 1910.) 

Am häufigsten treten die konvulsiven Anfälle nach Anwendung der 
Extensionsmethoden der Extremitäten mit dem Codivilla’schen Nagel und nach 
der forzierten Lagerung der Extremitäten selbst auf. Die konvulsiven Anfalle 
hören von selbst auf, wenn der Zug entfernt oder die forzierte Lagerung auf¬ 
gehoben wird, und zwar häufig so unmittelbar, dass an einen ursächlichen Zu¬ 
sammenhang zwischen den beiden Erscheinungen gedacht werden muss. 

Versuche an Kaninchen, bei denen ein Zug an dem Ischiaticus ausgeübt 
wurde, lieferten die Bestätigung für den vermuteten Zusammenhang. Die 


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Meinung von Schanz von dem Fettembolismus ist demnach zu verwerfen, eben» 
so wie die Behandlungsmethode mittels Hypodermoklysen wenig Vertrauen 
bietet: Die wirklich wirkungsvolle Behandlung ist die der Beseitigung der 
Dehnung der Weichteile. BilOOheri-Palermo. 

71) Sick. Aerztlicher Verein in Stuttgart 3. UI. 10. (Ref. Deutsche Med, 
Woch. 1910 No. 36.) 

Rachitis tarda. Bei 19jäbr. jungen Mann seit 1*' 4 Jahr Schmerzen 
beim Gehen und Stehen in unteren Gliedmassen (Fuss, Knie und Hüfte), die 
zur Arbeitsunfähigkeit führten. Plattfasseinlagen ohne Erfolg. In der Ent¬ 
wicklung zurückgebliebener Mensch, Epiphysen etwas auf ge trieben. Röntgenbild: 
Verbreiterung der Epiphysenlinie, Enden derDiaphysen wie angefressen, ausge¬ 
zackt, Knochenbälkchen teils zerrissen, teils verdickt. Im Kindesalter Störung 
des Kalkstoffwechsels: Operation an Blasensteinen und Phosphaturie. Rachitis 
tarda. Hohmann-München. 


72) Sllve8trt (Modena). Teoria infettiva del rachitismo. (Societä medico- 

chirurgica di Modena. Seduta 18 febbraio 1910.) 

Die klinische Beobachtung steht gegen die spezifisch infektiöse Natur 
der Rachitis, gegen das obligatorische Eingreifen irgendeines Keimes zur Ent¬ 
stehung derselben, sowie auch gegen die ätiologische Einheit der Rachitis imd 
Osteomalazie. Es geht nicht an, aus Analogie mit dem, was spontan bei einigen 
Tierarten beobachtet wird, und auf Grund der Resultate der Masseneinspritzungen 
von aus den Knochen rachitischer Kinder isolierten Mikroorganismen in weisse 
Mäuse auf die spezifisch infektiöse Natur zu schliessen. Letztere bestätigen 
vielmehr, wenn ohno Voreingenommenheit gedeutet, dass die gefundenen Keime 
nicht im geringsten spezifisch sind. Buccherl-Palermo. 

73) Koerber. Aerztlicher Verein in Hamburg 1. III. 10. (Ref. Deutsche Med. 

Woch. 1910. Nr. 33.) 

Osteochondritis dissecans. 4 Fälle von corpus liberum im Knie¬ 
gelenk traten nach Trauma auf. Dies ist als Ursache anzusehen. Für Ent¬ 
zündung waren keine Anhaltspunkte. Hohm&fltl-München. 


74) Perthes. Mediz. Gesellsch. zu Leipzig 5. Juli 1910. (Ref. Münch. Med. 
Woch. 1910. No. 36.) 


Ueber Arthritis deformans juvenilis. An der Hand von 6 beo¬ 
bachteten Fällen dieses noch umstrittenen Krankheitsbildes (3 Knaben, 2 
Mädchen mit einseitiger, 1 Knabe mit beiderseitiger Erkrankung, Alter 8—13 
Jahre) teilt P. folgendes mit: Aotiologisch: kein Trauma nachweisbar; 
in einem Falle mit Wuhrscheinlichkeit auf eine akute Osteomyelitis am oberen 
Femurende im Säuglingsalter zurückzuführen. — Pathologisch: Abflachung 
der Femurepiphyse, die allmählich fortschreitet, vielleicht durch Er¬ 
nährungsstörungen in der Epiphyse, die zu subcbondralen Resorptionsherden 
führen, bedingt. Die Deformation ruft Hemmung und Aufhebung von 
Abduktion und Rotation bei freier Flexion hervor. Keine Schmerzen bei 
Bewegungen, höchstens nach langem Gehen im Knie. In einigen Fällen Krepi¬ 
tation. Hinkender Gang durch Insuffizienz der Abduktoren. 

Verwechslung mit Coxitis tuberkulosa oder Coxa vara. Therapie: keine 
immobilisierenden Verbände. Passive Bewegungen und Massage der Abduktoren. 

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Bei fortgeschrittenen Deformierungen operative Modellierung des Kopfes oder 
Resektion. HohMM-München. 


75) Jesohke. Aerztücher Verein Marburg 26. Mai 1910. (Ref. Münch, med. W. 

1910, Nr. 80.) 

J. demonstriert einen 21jähr. Mann mit multiplen kartilaginären 
Exostosen, mit Wachstumsstörungen des rechten Unterarms und der Beine 
verbunden. Kleine Statur gegenüber seinen Geschwistern, ln der Diskussion 
beleuchtet Friedrich die gesetzmässig wiederkehrenden Beziehungen der 
Exostosen zum Geiassverlauf der Art. nutritia. Es kommt nur oder fast 
nur an den Epiphysen zu Exostosen, von denen der Strom der 
Nutritia abgewendet ist Hobmaim-München. 


76) Hagen. Aerztlicher Verein Nürnberg 21. April 1910. (Ref. Münch. Med. 

Woch. 1910 No. 38.) 

Ueber Knochenlues im Röntgenbild. Charakteristisch sind die 
Periostveränderungen, indem das Periost zirkulär verdickt und durch eine 
Exsudatschicht von der Cortikalis abgehoben ist. Bei Mitbeteiligung der Corti- 
kalis sieht man oft die durch Exudat erweiterten Haverschen Kanälchen in 
Form von Längsstreifen. Die periostalen und cortikalen Gummen sind meist 
nicht als solche zu erkennen. Die dem Entzündangsprozess benachbarten Teile 
sind nicht atrophisch wie bei der Tuberkulose. Bei Ostitis und Osteomyelitis 
luetica sieht man oft Einschmelzung und Proliferation nebeneinander. Teils 
rareficieren, teils sklerosieren die Prozesse. Hohmana-München. 

77) Enderlea. Würzburger Ärzteabend. 12. Juli 1910. (Ref. Münch, med. Woch. 

1910, Nr. 35.) 

Fälle von Knochentransplantation: 

1. Pseudarthrose des Humerus: Anfrischung und Bolzung durch Periostknochen - 
stück aus Tibia. 

2. Resektion der unteren Femurepiphyse wegen Sarkom: Bolzung von femur 
und tibia durch ein Stück fibula. 

3. Resektion der Femurdiaphyso wegen Sarkom: Ersatz durch die ganze Fibula 
(gute Einheilung bei der später wegen Rezidiv nötigen Exartikulation wahr¬ 
zunehmen). 

4. Fraktur des Femur im unteren Drittel mit starker Dislokation des distalen 
Fragments: Bolzung mit Periostknochenspahn der Tibia; gutes Resultat. 

6. Arthrodese des Kniegelenks: Bolzung mit einem Stück der Fibula. 

6. Das Gelenk von 5 in toto reseziert und auf einen anderen Patienten verpflanzt. 
Operation vor 2 Monaten: geringe Bewegungen möglich, erst später Be¬ 
lastung. 

7. Resektion der oberen Hälfte des Humerus wegen Sarkom: Transplantation 

einer proximalen Humerushälfte mit Kopf (e ner noch warmen Leiche eines 
Verunglückten entnommen). Hohmann-München. 

78) KQttner. Schles. Gesellsch. für vaterländ. Kultur zu Breslau. Med. Sektion 

15. Juli 1910. (Ref. Borl. klin. Woch. 1910 Nr. 33.) 

Zwei erfolgreiche Gelenktransplantationen aus der Leiche. 
1. Implantation des Hüftgelenks und oberen Femurdrittels nach Re- 


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Sektion wegen Chondrosarkom bei 31jähr. Mann. Das Gelenk stammte von einem 
Patienten mit Hirntumor, der im Coma gestorben war. Das Gelenk wurde 12 
•Stunden post mortem aseptisch entnommen, 24 Stunden in Kochsalzlösung mit 
Ofcloroformzusatz aufgehoben und also 36 Stunden post mortem implantiert. 
Beaktionslose Heilung. Jetzt 5 Monate post operationem. Konsolidation 
«n der Vereinigung des peripheren Femurendes mit dem implantierten Femur. 
Auch am Leichenknochen Callus sichtbar. 

2. Implantation der Tibiagelenkfläche des Knies mit einem 
*9 cm langen Tibiastück nach Resektion wegen Chondrosarkom bei 45jähr. 
Mann. Von einer an Embolie nach Oberkieferresektion verstorbenen Frau wurde 
3 Stunden post mortem die linke obere Tibia- und Fibulahälfte aseptisch ent¬ 
nommen. Aufbewahrung in Ringerscher Lösung ohne Chloroform und im 
Kältekasten „Frigo“. Andern Tags Operation (27 Stunden post mortem). Bol¬ 
zung mit dem ca. 16 cm langen Fibulastück aus der Leiche. Temperaturstei¬ 
gerung bis 38,6 in der ersten Woche durch Resorption. Dann normale Tem¬ 
peratur. Jetzt 6 Wochen post operationem. Hohmann-München. 

79) Heiaemann. Medizin. Gesellschaft Giessen 21. Juni 1910. (Ref. Berl. klin. 
Woch. 1910 Nr. 30.) 

Nagelextensionsbehandlung von Frakturen. 15 Fälle von Frak¬ 
turen der unteren Extremität mit meist günstigem Erfolg. Beim Oberschenkel 
14, beim Unterschenkel 7 Kilo Gewicht. Indikation: inveterierte Frakturen mit 
grosser Dislokation, komplizierte Brüche mit grossen Wunden. 

Hohmann-München. 

BO) Milian. Sociötö medicalo des Höpitaux 6. Mai 1910. (Ref. Berl. klin. 
Woch. 1910 Nr. 30.) 

Tuberkulöser Gelenkrheumatismus: 43jähr. Frau mit deformieren¬ 
dem chron. Gelenkrheumatismus, der sich im Anschluss an eine tuberkulöse 
Osteitis des Keil- und Hüftbeins entwickelt und zur Ankylose des linken Knies 
geführt hat. Mutter starb an Lungentuberkulose. An der Dorsalseite der 
Fingergelenke bewegliche gestielte Verdickungen, die histologisch aus hyalin- 
entartetem Bindegewebe mit zahlreichen atypischen Tuberkelknötchen bestehen, 
ln ihnen fand man Käseherde, Riesenzellen, einmal einen Tuberkelbazillus. 

Hohmann-München. 

81) Melchior. Schles. Gesellsch. für vaterländ. Kultur in Breslau. Med. Sektion 

4. Februar 1910. (Ref. Deutsche Med. Woch. 1910 No. 31.) 
Tuberkulöser Gelenkrheumatismus. M. stellt einen typischen Fall 
der Poncet’schen Erkrankung vor, bei dem die Gelenkerscheinungen 3 Wochen 
nach einem grösseren operativen Eingriff (Exartikulation des tuberku¬ 
lösen Unterkiefers) aufbraten. Tuberkelbazillen wurden im Blut nach- 
gewiesen. Hohmaan-München. 

82) Minkowski. Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur in Breslau Med. Sektion 

1. Juli 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 1910. No. 32.) 
Rheumatoiderkrankung bei Tuberkulose. 34 j. Patientin leidet seit 
ihrem 16. Jahr an Lungentuberkulose, die langsam fortsehreitet. 1907 trat 
schmerzhafte Schwellung beider Handgelenke ein, die nach 14 Tagen zurück- 


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ging unter Hinterlassung von Versteifungen der Gelenke. In SchSben traten 
von da an Gelenkschwellungen aller Extremitätengelenke auf. 1908 Versteifung 
des 1. Kniegelenks, 1909 des rechten Knies. Jetzt besteht das Bild einer chron. 
deformankylosierenden Polyarthritis mit Auftreibungen der Gelenke, Schrumpfungen 
der Bänder, Subluxationen. Klinisch ist das Bild nicht verschieden von den 
sonstigen chronisch-deformierenden Gelenkprozessen, auch ist die Behandlung 
mit physikalisch-therapeutischen Massnahmen die gleiche. Aetiologisch ist ein 
Zusammenhang mit der tuberkulösen Infektion nicht von der Hand zu weisen» 
— In der Diskussion bespricht Küttner den Fall eines 21 jähr. Mädchens, 
bei dem nach einer Totalexstirpation des Unterkiefers wegen Tuberkulose 
plötzlich unter Schmerzen und Fieber Ergüsse im Ellenbogen, Knie und Fuss- 
gelenk auftraten. Die Erscheinungen blieben 2 Monate auf der Höbe, dann 
klangen sie ab. Später traten Oedeme infolge Nierenamyloid ein. Exitus an 
ulceröser Phthise und Amyloid. Sektion: im 1. Kniegelenk Synovialflüssigkeit 
vermehrt, Rötung, Synovialis zottig hyper&misch, stellenweise pannös, an 
einzelnen Partieon fungusartig. Im r. Fussgelenk Kapsel hyperämisch, pannös, 
am inneren Talusrand zwei kleine Knorpelusuren. Linkes Ellenbogengelenk 
normal. Mikroskopisch Tuberkel; also echte Erscheinungsformen der Tuberkulose. 

Melchior betont, dass bisher nur sehr selten eine exakte Grundlage für die 
Diagnose „Tuberkulöser Rheumatismus“ vorhanden gewesen sei. Autoptisch fand 
sich Synovialtuberkulose in den Fällen von Laverau und Maillard, als Teil¬ 
erscheinungen einer allgemeinen miliaren und einer disseminierten Tuberkulose, 
klinisch die Erscheinungen des akutenGelenkrheumatismus. Im Fall von Dieulafoy 
und Griffon, der ausheilte, waren Tuberkelbazillen nachweisbar, im Fall von 
Elbe ergab Excision aus zwei Gelenken im einen rein entzündl. Veränderungen, 
im anderen Tuberkelknötchen. Goetsch schaltet bei Tuberkulintherapie alle 
Fälle aus, wo Gelenkrheumatismus nachweisbar, da oft bei zu hohen Dosen 
typische Rheumatoide auftraten, ohne dass vorher Arthritiden bestanden. 

Hohmann-MSncben. 

83) Rlblerre. Sociüte mädicale des Höpitaux II. 110. (Ref. Deutsche med. 

Woch. 1910, Nr. 34.) 


Ein Fall von periodischer Hydrarthrose. Wahrscheinlich her- 
rührend von einer Insufficienz der Schilddrüse, durch Schilddrüsensubstanz 
geheilt. Gandy sah einen Fall, der zwischen den Anfällen von Gelenk Wasser¬ 
sucht freie Zwischenzeiten von einigen Monaten bis zu zwei Jahren hatte. 
SchilddrüsenbehandluDg hier erfolglos. Caussade und Leven hatten einen fett¬ 
süchtigen, an Ekzem und Dyspepsie leidenden Patienten mit Hydrarthrose, bei 
dem strenge Diät sämtliche Krankheitserscheinungen beseitigte. Die punktierte 
Flüssigkeit eines Ergusses war schleimig, fadenziehend und enthielt intakte 
polynukleäre Zellen. Hohmaim-München. 


84) v. Stllbenrauoh. Aerztlicher Verein München. 25. Mai 10. (Münch, m. W. 
1910, Nr. 27.) 


St. demonstriert 1. ein lOjähr. Mädchen mit Polyarthritis chronica, 
die im 4. Lebensjahr begann und zu Beugekontrakturen in Hüft- und Knie¬ 
gelenken und Versteifungen in der Hals Wirbelsäule führte. Die Röntgenphotographie 
der Wirbelsäule zeigte Verschmelzung der Wirbel, die sich nicht mehr differenzieren 
lassen, wahrscheinlich durch Inkrustationen der geschrumpften Bandmassen be¬ 
dingt. Pirquet stark positiv. (Poncetscher Rheumatismus? d. Ref.) 


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2. ein Bluterkniegelenk. Im Anschluss an ein Straucheln beim 
Gehen entwickelte sich in dem schon früher verletzten linken Beine im Laufe 
von 2 Wochen unter Fieber, Ikterus, Beugekontraktur der Hüfte ein fluktuierender 
Tumor in der Pso&sgegend. Die Inzision entleert Blutkoagula (Haemophilie 
verheimlicht!). Mehrfache Nachblutungen unter Zeichen von Peritonitis, Exitus. 
Sektion: breiig zerfallene Muskulatur im Psoasgebiet, von da peritoneale In¬ 
fektion. Linkes Knie typisches Blatergelenk, rostbraune Synovialis. 

Hohaaan-München. 


85) Lexer. Verein für wissenschaftl. Heilkunde Königsberg 7. III. 10. (Ref. 

Med. Woch. 1910 Nr. 35. 

Freie Sehnentransplantation. An der Hand mehrerer Beispiele zeigt 
L. die Verpflanzung von Sehnenstücken in Defekte an Sehnen, Bändern, Kapsel 
usw. Neben der Schonung des Gewebes bei der Verpflanzung ist frühzeitige 
Funktion wichtig wegen der Gefahr der Verwachsung mit der Umgebung. Bei 
einer ischämischen Hand- und Fingerkontraktur durch engen Gipsver¬ 
band wurden die Beugesehnen der Hand und Finger quer durchtrennt und nach 
der Streckung die Defekte zwischen den Sehnenstümpfen durch Sehnenstücke 
aus dem Fuss eines (irisch amputierten Beines gedeckt. Nach 2 Monaten normale 
Stellung der Hand und Finger und Beugebewegungen bis zu einem Drittel des 
Normalen. — Bei einer Kapselzerreissung an der Innenseite des Knie¬ 
gelenks mit breit klaffendem Spalt 4 Wochen nach der Verletzung wurde nach 
der Kapselnaht ein breites Sehnenstück aus dem rectus cruris desselben Patienten 
eingepflanzt. Bewegungen nach 8 Tagen. Gutes Resultat. — Bei einer Luxa¬ 
tionsfraktur der Malleolen war nach 2 Wochen das lig. Deltoides noch 
nicht wieder verwachsen. Deshalb Ueberlagerung desselben mit einem Stück 
Achillessehne eines frisch Amputierten und feste Verbindung mit dem inneren 
Knöchel. Nach 2 Wochen Bewegungen. Gute Beweglichkeit und Gehfähigkeit. 
Das Material der auto- und homoplastisch verpflanzten Sehnen hält L. für besser 
als die Seidenzöpfe. Hohmaim-München. 

86) Hübscher. Medizin. Gesellschaft Basel 3. II. 10. (Ref. Deutsche Med. 

Wocb. 1910. Nr. 34.) 

Heilung eines Quadrnpeden. lljähr. Patient, mit (> Monaten an 
Poliomyelitis erkrankt. Handgänger. Zuerst Beseitigung der Kontrakturen, dann 
Arthrodesen der Fussgelenke und doppelseitige Quadricepsplastik. Volle Geh- 
fahigkeit erzielt. Die Verpflanzung der Tubermuskeln ergibt ein 
besseres Resultat als die der Spinamuskeln. 

Hohmann-München. 

87) LudlofT. Schles. Gesellsch. für vaterländ. Kultur Breslau Med. Sektion 4. 

IU. 10. (Ref. Deutsche Med. Woch. Nr. 36. 1910.) 

Hypotonie. Sehr schlankes, langes Mädchen mit Gelenkschlaffheit. 
Reflexe normal Wohl Folgeerscheinung einer cerebralen Kinderlähmung nach 
Foerster. Foerster betont, dass neben der Muskelschlaffheit auch Minder¬ 
wertigkeit der Intelligenz vorliegt. Hohmaaa-München. 


88) Förster. Gesellsch. der Charite-Aerzte Berlin 3. III. 10. (Ref. Deutsche 
med. Woch. 1910 Nr. 35.) 

Förstersche Operation. Seit Monaten unerträglich heftige Schmerzen 
in der linken Hand. Pupillenreaktion auf Licht erloschen. Leichte Blasen- 


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Störungen und Sensibilitätsstörungen an der Brusthaut, Babinski positiv, Wasser¬ 
mann positiv. Wegen Erfolglosigkeit aller anderen Massnahmen Durch¬ 
schneidung der 7. und 8. hinteren Zervikalwureel. Sofortige Besserung. 
Weitere Besserung wird von der geplanten Durchschneidung der 1. Dorsalwurzel 
erwartet. Hohmanil-München. 

89) Fischl. Verein Deutscher Aerzte in Frag 4. II. 1910. (Ref. Deutsehe Med. 
Woch. 1910. Nr. 34.) 

Lordotische Alb p minurie. F. stimmt mit Jehles Ansichten überein. 
Einen Ausgang in Schrumpfniere hält er für möglich, im Hinblick auf seine 
Tierexperimente, wo es ihm gelang durch Lordosierung von Kaninchen inter¬ 
stitielle Nephritis zu erzeugen. Durch ein von Wohrizek konstruiertes Hessing¬ 
korsett mit Brückenstellung gelang es in einem Fall die Lordose zu beseitigen. 

Hohmaim-München. 


90) Payr. Mediz. Verein in Greifswald 25. II. 1910. (Ref. Deutsche Med. 

Woch. 1910. Nr. 32.) 

Vorschlag zur Technik der arteriovenösen Umschaltung bei 
drohender Extremitätengangrän. Bei einem 70jähr. Manne mit be¬ 
ginnender angiosklerotischcr Gangrän des einen Beins (grosse Zehe und Hacke) 
hat P. die Art. profunda femoris knapp unterhalb des Abgangs der A. 
circumflexa femoris lateralis in die Vena femoralis intubiert und durch Ge- 
fässnalit befestigt. Das Bein wärmte und rötete sich. Am 16* Tage exitus 
durch Herzschwäche und Lungenödem. In den letzten Tagen waren die Zirku¬ 
lationsverhältnisse im Bein schlechter geworden. Die Gangrän breitete sich 
auch sub finem weiter aus. Die Sektion ergab feste Verklebung zwischen den 
vereinigten Gefässen, an der Einpflanzungsstelle einen festhaftenden wandständigen 
Thrombus, der aber nicht obturierte, in der Vene ein lockeres Blutgerinnsel. 
Die Art tib. postica war durch organisierte Thromben verschlossen. P. empfiehlt 
die Art. profunda fern, zu wählen, weil sie ein fast gleiches Lumen wie die 
Art femoralis hat und weil bei der Verwendung der Art. femoralis eine auf¬ 
tretende Thrombose an der Nahtstelle die ganze Zirkulation mit einem Schlage 
aufhoben würde. Schwere Infektion ist Gegenanzeige. P. will bei weniger 
voigeschrittenen Fällen den Eingriff anwenden. Hohmailll-Müuchen. 

91) Schepelmann. Verein der Ärzte Halle. 8. Juni 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. 1910, Nr. 32.) 

Zwei seltene Halswirbelbrüche. Der eine Patient fiel von 3 m Höhe auf 
den Hinterkopf, war einige Minuten bewusstlos, konnte dann mühsam nach 
Hause gehen. Er klagte von da an über Schwindel, Rückenschmerzen, Steifheit 
und Schmerzen im Nacken. Der 7. Brustwirbeldornfortsatz springt etwas vor 
und ist druckempfindlich, die Brustwirbelsäule kyphotisch, Halswirbelsäule 
lordotisch, Beugung und Streckung frei, aber Drehen nach links und Seitwärts* 
bewegungen beschränkt, Nackenmuskeln angespannt. Röntgenbild: Kom¬ 
pressionsfraktur des 7. Brustwirbelkörpers und Fraktur am hinteren 
Atlasbogen hinter der massa lateralis und Dislokation dieser Hälfte nach 
unten. Die Atlasfraktur ist wahrscheinlich durch direkte Gewalt, Aufschlagen 
mit dem Nacken entstanden. — Dem anderen Patienten schlug ein Balken gegen 
Stirn- und linke Brustseite, wodurch er zu Boden mit dem 1. Schulterblatt auf 


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» 

einen grossen Stein fiel, während Kopf und Hals über den Stein nach hinten 
heruntergedrückt wurden. Vier Wochen lang Bettruhe. Mühsames Bewegen 
von Armen und Beinen. Dann Taubsein und krampfhafte Schmerzen auf Streck- 
seite des 1. Daumens und Zeigefingers, Steifheit im Nacken, ziehende Schmerzen 
von der linken Schulter bis in die Hand« Kopf wird steif gehalten, bei aktivem 
und passivem Drehen fester Widerstand, besonders beim Seitwärtsbewegen. 
Unterer Teil der Halswirbelsäule lordotisch. Druck auf die unteren Domfort¬ 
sätze der Halswirbelsäule schmerzhaft. Cucullaris, der Steraocleidomast. straft* 
gespannt wie Bogensehnen. Böntgenbild: Schrägfraktur des 7. Hals¬ 
wirbelkörpers mit Kompression und Dislokation des oberen Frag¬ 
ments nach vorn unten, Zerstörung der Intervertebralscheibe, 
Lig. longitud. anter. abgehoben, zwischen ihm und der Vorderfläche der Wirbel¬ 
körper Callusbildung. Die Knickung der Wirbelsäule durch die Kompressions¬ 
fraktur wird durch Lordosierung ausgeglichen. Die Schmerzen in Arm und 
Fingern sind durch Druck auf die Wurzeln des 7. und 8. Segments (Median, u. 
Radial.) zu erklären. Hohmann-München. 

92) Joachimsthal. Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 13. Juni 1910. 

(Ref. Berl. klin. Woch. 1910, Nr. 36.) 

Halb wirbel als Ursache von Rückgratverkrümmungen. Bei einem 
3jährigen Mädchen fand sich bei rechtsseitiger Lumbalskoliose auffallender 
Schiefsiand des Beckens. Röntgenbild: Zwischen dem linksniedrigeren Lumbal- 
und 1. Sakralwirbel linkerseits ein fünfmarkstückgrosser rundlicher Schatten. 
Bei einem anderen Kind im unteren Teil der Brustwirbelsäule rechterseits zwei 
Halbwirbel mit Rippen. 3 Rippen waren verwachsen. 

Hohmann-München. 

93) Benedetti (Perugia). Un caso di Spondilosi rizomelica. (Istituto 

Umbro di Scienze e lettere. Seduta 17, marzo 1910.) 

Beschreibung eines Falles, der bei einem 26 jährigen Bauern mit negativer 
Heredität zur Beobachtung kam, welcher als Knabe ein starkes Trauma in der 
linken Seite durch Sturz von einer Eiche erlitten hatte. 

Bei der Autopsie wurde tuberkulöse Meningomyelitis gefunden; die inter¬ 
vertebralen Scheiben waren verdickt, das Knochengewebe der Wirbel dagegen 
verdünnt An den Coxofemoralgelenken ist vollkommene knorpelige Ankylose 
zu bemerken : Die Beckenknochen und der Schenkelkopf sind rarefiziert. Dieser 
Befund führt auf den Gedanken, dass die Spondylosis rhizomelica auf einer 
chronischen ankylosierenden Entzündung der Gelenke beruht und dass zwischen 
den Gelenkläsionen und denjenigen des Rückenmarks eine Relation besteht, die 
nachzuweisen vorläufig noch nicht möglich ist. BllCOhorl-Palermo. 

94) 6oebel. Breslauer chirurgische Gesellschaft. 11. Juli 1910. (Ref. Berl. klin. 

Woch. 1910, Nr. 35.) 

Haematom des Muse, sternocleidomastoideus. An der Hand 
zweier Beobachtungen von Hämatomen im Kopfnicker, die eine bis zwei Wochen 
post partum (schwierige Extraktionen I) bemerkt wurden und bei denen es zu 
leichtem caput obstipum kam, verwendet sich G. für die alte Stromeyersche 
Lehre der Entstehung des Leidens infolge Muskelverletzungen intra partum. 
In der Debatte bemerkt Drehmann, dass er zwei Fälle von Haematom ohne 


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Caputobstipumbildung gesehen habe und dass er von der Erblichkeit des Leidens 
in vielen Fällen überzeugt sei. Küttner spricht gegen die Stromeyersche 
Lehre und für die Auffassung als angeborene Belastungsdeformität oder Ver¬ 
erbungsfolge. Hohmann-München. 

95) Plate. Aerztlicber Verein in Hamburg 1. III. 10. (Ref. Deutsche Med. 

Wooh. 1910. Nr. 33.) 

Omarthritis gonorrhoica bei einer Gravida. In einem Falle Preisers 
und einem gleich verlaufenen Plates traten während der Gravidität heftige 
Schmerzen und Schwellang im Schultergelenk auf, bei denen Salicyl 
ohne Erfolg war. Nach der Abschwellung stand der üumeruskopf so tief, 
dass man die ganze leere Pfanne ab tasten konnte. Ursache: Enorme Atrophie 
des DeltoideuB. In der Mitte des Humerus in beiden Fällen derbe schmerzhafte 
Infiltration. Nach dem Partus werden in dem einen Fall im Vaginalsekret 
Gonococccn gefunden. Unter Radiogenbehandlung Besserung. Die Ursache 
für die besondere Schwere der Erscheinungen ist wohl die Gravidität, die auch 
bei Polyarthritis ungünstig wirkt. Hohmann-München. 

96) Salzer. K. k. Gesellsch. der Aerzte, Wien 27. Mai 10. fRef. Ber). klin. 

Woch. 1910 Nr. 29.) 

Luxation des linken Vorderarmes bei 19jähr. Mädchen, Vorjahren 
entstanden durch einen Bären, der sie anfiel. Wurde nicht eingerichtet, 
trotzdem kann Hat. arbeiten und entwickelt mit diesem Arme grosse Kraft. 

Hohmann-München. 

97) Sgambati (Rom). Corpo estraneo nella grande guainadei flessori 

de 11a mano. (Societä Lancisiana degli ospedali di Roma. Seduta 19 
febb. 12 marzo 1910.) 

Redner behauptet, dass ein spitzenloses Nadelstück, wie in dem besonderen 
Fall, nicht leicht auswandern kann, wenn es mitten in die Muskelmassen ein¬ 
gebohrt ist, umso mehr als es häufig schon 24 Stunden nach dem Unfall 
oxydiert ist BllCOheri-Palermo. 

98) Rlohard Sohrelber. Freie Verein, der Chir. Berlins 9. Mai 1910. (Ref. 

Deutsche Med. Woch. 1910. Nr. 31.) 

Behandlung der Syndaktylie. 9 Fälle wurden nach einer neuen 
modifizierten Methode Zellers mit gutem Erfolg operiert. Ein dorsales drei¬ 
eckiges Hautläppchen wird präpariert (Basis und Kommissur), das min» 
destens bis zum 1. Interphalangealgelenk reicht, die häutige Verbindung der 
Finger mit Schere durchtrennt, das Läppchen als Kommissur herübergescblagen 
und an der Spitze locker fixiert. Ein Streifen Gaze mit Scharlachrotsalbe wird 
zwischen die gespreizten Finger gelegt, der die beiden Wundflächen und die 
Kommissur bedeckt und mit schmalem Heftpflasterstreifen fixiert wird. Nack 
14 Tagen, beim ersten Verbandwechsel, ist oft schon alles epithelialisiert. Von 
da an prophylaktische Fingerstreckung. Heilung 2--3 Wochen. Resultate sehr 
gut. Frühoperation empfohlen. Hohmann-München. 

99) Feer. Naturhistorisch. Medizin. Verein zu Heidelberg 10. Mai 1910. (Ref. 

Münch. Med. Woch. 1910 No. 32.) 

Hereditäre Lues bei einem 7 Monate alten Mädchen mit Kon- 


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traktur der Fingerbeuger. Rachitisch atrophisches Kind, seit drei 
Monaten Steifigkeit in beiden Händen und Beugekontraktur in allen Metacarpo- 
phalangealgelenken, rechts bereits Verkürzung der Beugesehnen. Alle Muskeln 
können aktiv bewegt werden. Wassermann positiv. Häufiges Verschlucken. 
Jedenfalls bestehen meningoencephalitische Veränderungen der motorischen 
Rindenbezirke. Die Schluckstörung ist wohl ein zerebrales pseudobulbär-para¬ 
lytisches Symptom. Hohaiann-München. 

100) Wrede. Verein für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg 7. III. 10. 

(Ref. Deutsche med. Woch. 1910 Nr. 36.) 

Auflösung des Beckengürtels in seine Bestandteile. Beiderseits 
sind bei einer SOjähr. Frau die Hüftpfannen zersprengt, die Symphyse zerrissen, 
Ileosakralgelenke gelockert Links besteht zentrale Luxation des Femur, rechts 
eine iliakale mit Schwund des Femurkopfos. Während der Schwangerschaft ent¬ 
standen die Veränderungen ohne Schmerzen und ohne Oewalteinwirkung. Eine 
Veränderung am rechten Fuss, Papillenstarre und Fehlen der Patellarreflexe 
deuten auf Tabes dorsalis. Hohmaan-München. 


101) Rommel. Gesellsch. der Charitöärzte 7. Juli 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1910 No. 34.) 

Spontanfraktur des Beckens bei Tabes. 43jähr. Patient, 1898 
Lues. Keine Behandlung. 1900 Beginn der Tabes mit Krisen. 1909 Förster- 
sehe Operation mit nur geringem Erfolg. Juni 1910 beim Gehen Schmerzen 
in der rechten Hüfte, konnte nicht mehr recht auftreten, Gefühl der Verkürzung 
des Beines. Kein Fall. Schwellung der rechten Hüfte. Röntgenbild: Fraktur 
des rechten horizontalen Schambeinastes und breite Bruchlinie durch die rechte 
Beckenschaufel. Unter 72 publizierten tabischen Spontanfrakturen nur 2 Becken¬ 
brüche. Hohmana-München. 


102) Salzer. K. K. Gesellschaft der Aerzte Wien. 10. VI. 10. (Ref. Münch, m. W. 

1910, Nr. 26.) 

Halbseitiger Schwund der Knochensubstanz aller da9 Hüft¬ 
gelenk zusammensetsenden Knochen. 

Ein bis dahin gesundes 18jähriges Mädchen bekommt Schmerzen in der 
linken Hüfte, hinkt, geht besser im Gips, kann später, obwohl die Schmerzen 
verschwinden, nur mehr mit Krücken gehen. Fieber bestand nie. Das linke 
Bein ist um 8 cm verkürzt. Die Verkürzung lässt sich durch Zug ausgleichen, 
tritt aber sofort wieder auf, wenn der Zug nachlässt. Das Röntgenbild zeigt 
auf der linken Seite Fehlen desos ischii, ilei, pubisunddes proximalen 
Teiles des Femur bis knapp unter die Trochanteren. Rechts alles 
normal. Man denkt an eine trophoneurotische Störung. 

Hohmaan-München. 

103) Voigt Verein der Aerzte in Halle. 27. April 10. (Ref. Münch, med. W. 

1910, Nr. 26.) 

Zur Behandlung der Pseudarthrose der intrakapsulären 
Schenkelhalsfraktur. 

Nach einer Darstellung der verschiedenen angegebenen Methoden tritt V. 
für die an der Bramannschen Klinik fast ausschliesslich bei dislozierten Schenkel¬ 
halsbrüchen geübte Methode der Excision des Kopfstückes, Einstellung des 


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Schenkelhalsrestee in die Pfanne, Gips verbände* von 2—3 Wochen in Abduktion 
und folgender Uebungs- und Massagebehandlung ein. An einem auf diese 
Weise geheilten 30 jähr. Patienten demonstriert er den Erfolg. Die Verkürzung 
beträgt nur 1 cm, die Beugung des Beines gelingt bis zu einem Winkel von 
45°, Patient kann Treppen steigen und längere Märsche machen. 

Hohmann-München. 

104) Well. Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Kultur zu Breslau. Med. Sektion 
16. Juli 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 1910 No. 33.) 

Luxatio suprapubica. lljähriger Knabe wurde vor 4 Wochen von 
einem Wagen umgeworfen und an der Hüfte gestreift, konnte nicht aufstehen, 
blieb 8 Tage zu Bett, ging von da an hinkend. Keine Behandlung. Das linke 
Bein ist stark aussenrotiert, kann nicht abduciert werden. Unter der Spina 
superior fühlt und sieht man vom Prominenz. Medial von ihr pulsieren die 
Gef&sse. Das Röntgenbild zeigt die Sagittalstellung des Schenkelhalses, 
lässt aber die Luxation nicht deutlich zum Ausdruck kommen. Leichte Sensi¬ 
bilitätsstörungen am Oberschenkel und Abschwächung des Patellarreflexes links 
deuten auf Schädigung des nervus femoralis, der bei dieser Luxation oft 
schwer lädiert ist Hohmann-München. 


106) Ziegner. Freie Verin. der Cliir. Berlins 9. Mai 1910. (Ref. Deutsche Med. 
Woch. 1910. Nr. 31.) 

Coxitische Luxationen. Z. bespricht 13 Fälle dieser im frühen 
Kindesalter im Anschluss an eine Infektion, oft nach Ohreiterungen entstehenden 
Hüfterkrankung, die Dreh mann zuerst genauer beschrieben hat, weist auf die 
Narben in der Hüftgegend hin, die auf die Diagnose binleiten und bespricht die 
Therapie, die meist in der Reposition nach Lorenz besteht. In der Diskussion 
beanstandet Joachimsthal die Bezeichnung coxitische Luxationen, wegen der 
Verwechselung mit den im Gefolge der tuberkulösen Coxitis entstehenden Qe- 
struktionsluxationen. In einem Falle gelang J. die unblutige Reposition nicht, 
sodass er zur blutigen Operation nach Ludloff greifen musste. Dabei fand er 
ausgedehnte Narbenmassen, die die Einrenkung gehindert hatten. — 

Hohmann-München. 

106) Alessandrl (Rom). Resezione estesa del femore per sarcoma cen¬ 
trale : trapianto totale del perone. (R. Accademia medica di 
Roma. Seduta 26 giugno 1910.) 

Redner stellt ein von ihm wegen zentralen Sarkoms des linken Femur 
operiertes Mädchen vor, bei dem er die Resektion von ca. 17 cm Knochen von 
oberhalb der Kondylen nach oben vornahm und in der gleichen Sitzung nach 
Resektion der Fibula des linken Beines derselben Pat. von unterhalb des Kopfes 
bis an den Malleolus diese mit dem ganzen Perioet zwischen die Schenkel¬ 
fragmente einpflanzte, wobei er ihre Enden in die Markhöhle der Stümpfe hinein¬ 
steckte. 

Die Operation datiert seit über fünf Monaten, die sukzessiv aufgenommenen 
Radiographien zeigen die Neigung des Knochens zur Neubildung am oberen 
Fragment, spärlicher am unteren — und die gute Stellung des Gliedes, für die 
sekundär eine Tenotomie des Psoas nötig war, um der Verschiebung des oberen 
Fragmentes des Femur nach aussen vorn abzuhelfen. 


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Es besteht keine Spur eines Rezidivs. Die Verlötung zwischen dem 
oberen Femuratück und der Fibula ist gut, nicht so die zwischen dieser und 
dem unteren kondyloideaien Fragment. Redner beabsichtigt, Periosteinpflanzungen 
vorzunehmen, um die untere Psendarthrose zu bekämpfen. 

Buccherl-Palermo. 


107) fiaeoke. Allgem. ärztl. Verein zu Cöln 27. Juni 19l0. (Ref. Berl. klin. 

Woch. 1910 Nr. 81.) 

Fall von doppelseitiger kongenitaler Luxation der Patella. 
Von der Luxation nach innen ist nur ein Fall beschrieben. Der demonstrierte Fall 
ist eine Luxation nach aussen. Sehr selten. Nur 28 publizierte hfelle. Links 
besteht geringe Valgasstellung, die Eniee können gut gebeugt werden. Rechts 
ausgesprochenes genu valgum, Patella sitzt auf dem Condylus externus, kein 
Schlotterknie. Hohmann-München. 

108) Schnitzler. K. k. Gesellschaft der Aerzte Wien 17. Juni 1910. (Ref. Berl. 

kliin. Woch. 1910 No. 36.) 

Habituelle Luxation der Patella. Resektion eines Teiles der Kapsel 
und Versetzung der Tuberositas tibiae weiter nach innen, sodass die Zugrichtung 
des Vastus verändert wurde. Hohmann-München. 


109) LndlofT. Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur zu Breslau, Med. Sektion 16. 

Juli 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 1910. No. 33.) 

Ueber die Spiralfissuren der Tibia bei Kindern. Häufig bei Kindern 
im Alter von 1—6 Jahren ohne grössere Gewalteinwirkung durch Fallen ent¬ 
stehend. Die Kinder belasten das Bein nicht, Hämatom und grössere Schwellung 
fehlen, keine Dislokation, bei Rotationsversuchen bisweilen kurzes Knochen¬ 
knacken und Schmerz. 2 Druckschmerzpunkte an der Vorderfläche der Tibia. 
Spiralige Spalte an Tibia im Röntgenbilde sichtbar. (2 Aufnahmen.) L. erzeugte 
an der Leiche diese Fraktur, indem er den Unterschenkel gegeneinander torquierte. 
Kinder fallen wahrscheinlich über den adduzierten Fuss beim Laufen vornüber 
hin. Was beim Erwachsenen die Knöchelfrakturen, sind anscheinend beim 
Kind die Spiralbrüche. Hohmann-München. 


110) Fritsch. Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur zu Breslau Med. Sektion 15. 

Juli 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 1910. No. 33.) 

Säbelscheidentibia bei erworbener Lues. Die Tibia en lame de 
sabre Fourniers galt bisher als Charakteristikum für die vererbte Lues 
tarda. Im vorliegenden Fall ist die Lues im ausgewachsenen Alter erworben 
worden. 65 jähr. Frau, vor 38 Jahren von ihrem Mann mit Lues infiziert, 
damals behandelt, bemerkte vor 11 Jahren Verdickung in der Mitte des Schien¬ 
beins, mit dem sie sich gegen eine Bettkante beim Pflegen ihres Mannes öfters 
gestemmt hatte. Allmählich entstand Verkrümmung der Tibia. Wassermann 
positiv. Röntgenbild: Gummöse Partieen, eingerahmt von undurchsichtigen 
sklerosierten Partieen. Wird mehr sklerotisches Gewebe zum Ersatz des gummösen 
gebildet, als nötig ist (durch Reizung), so verlängert sich der Knochen und 
krümmt sich wie die Tibia, da sie durch die Fibula fixiert ist. Bei Erwachsenen 
ist diese Form sehr selten. Hohmann-München. 


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111) Fröhlich. Breslauer Chirurg. Gesellschaft 13. Juni 1910. (Ref. Münch. 

Med. Woch. 1910 No. 36.) 

Calcaneussporn. F. fand ihn unter 60 Röntgenbildern 20 mal, lOmal 
doppelseitig, in 7 Fällen mit Beschwerden. Hohnanit-München. 

112) Blencke. Med. Gesellsch. zu Magdeburg 3. III. 1910. (Ref. Münch, m. W. 

1910, Nr. 31.) 

B. stellt einen 12jähr. Knaben mit heftigen Calcaneusschmerzen 
vor, bei dem die Diagnose auf Tuberkulose des Calcanens gestellt war. Das 
Röntgenbild zeigte stark gezackte Epiphysenlinie an der hinteren 
Galcaneusfläche, die ebenso auch auf der anderen Seite vorhanden war und 
etwas Normales darstellt. Die Schmerzen sind wohl auf einen Entzündungs¬ 
prozess an der hinteren Wachstumslinie des Calcaneus ähnlich der 
Schlatterschen Erkrankung der Tibiaepiphyse zu beziehen. 

Hohmavin-München. 

113) BtlOOheri (Palermo). L’operazione di Godivilla nella cura del 

piede torto congenito. (Riunione dei Sanitari ospedalieri, 6 die. 1909.) 

Vor allem erklärt sich B. für absoluten Anhänger der unblutigen Be¬ 
handlung des angeborenen Klumpfusses. Nur wo diese nicht durchführbar ist, 
greift er zu der blutigen Behandlung, für die er die Operation von Codivilla als 
das Verfahren der Wahl betrachtet. Er operierte so ein Mädchen, bei dem aus 
äusseren Gründen das Redressement nicht unblutig zu Ende geführt werden 
konnte und der Fuss durch seine runde Form zweimal aus dem Verband 
achlüpfte; der Erfolg konnte sowohl der Form wie der Funktion nach kein 
besserer sein. Buccherl-Palermo. 

114) Krumbeill. Berlin, militärärztl. Gesellschaft 21. I. 10. (Ref. Deutsche Med. 

Woch. 1910. Nr. 27.) 

Behandlung der Mittelfussknochenbrüche mit der Klebroll¬ 
binde. Umwickeln des Mittelfusses unter Annähern des äusseren und inneren 
Fussrandes mit der von Generalarzt von Heuss angegebenen, von Teufel-Stuttgart 
hergestellten Klebrollbinde. Nur 2—3 Tage Bettruhe nötig. Verschwinden 
der Schmerzen und schnelle Heilung mit geringer Callusbildung. 

Hohmann-München. 


Tagesnachrichten und Personalien. 

Der Spez.-Arzt ftir Orthopädie und Röntgenologie Dr. Gocht- 
Halle a. S. und Dr. Heinrich Hoeftmann in Königsberg erhielten 
den Professortitel. 

Der in diesem Jahre zum 2. Mal zur Verteilung gelangende 
„Premio Umberto I“ für die beste Leistung auf dem Gebiet der 
orthopädischen Chrirurgie ist dem Privatdozent Dr. W. Schulthess 
in Zürich zuerkanut worden für seine Arbeiten über die Rückgrats' 


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Verkrümmungen, deren Ergebnisse er in dem Handbuch der ortho* 
pädischen ChirurgtS* zusammengefasst hat.— Wir wünschen unserem 
verehrten Herrn Kollegen herzlichst Glück zu dieser wohlverdienten 
Auszeichnung. 


Eine internationale Ausstellung der Krftppelfilrsorge. 

Eine internationale Ausstellung der Krüppelfürsorge wird zum 
ersten Male auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden 1911 in 
einem eigenen Pavillon von der Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge 
veranstaltet werden, welche darüber durch ihre Geschäftsstelle Berlin W. 62, 
Bayreutherstr. 18, auf Anfrage Bescheid erteilt. In systematischer Weise werden 
hier alle Gebiete der Krüppelfürsorge übersichtlich zusaramengestellt sein und 
zwar in sechs verschiedenen Gruppen: 1. Geschichte, Entwicklung, Umfang, 
Statistik, Literatur; 2. ärztliche Tätigkeit in der Krüppelfürsorge: Kr&nkheits- 
iormen, Behandlungsmethoden, Heilerfolge; 3. die Krüppelschule: ethisch-religiöse 
Erziehung, praktischer Unterricht durch Schule, Werkstätten; 4, die soziale Be¬ 
deutung: Rechtslage, Volkswirtschaft; 5. Bau und Einrichtung von Krüppel, 
heimen und Fürsorgestelleu; 6. Der Krüppel in Kunst und Literatur. Jede 
Gruppe wird durch einen besonderen Obmann zusammengestellt, sodass eine 
lückenlose Uebersicht über dieses aussichtsreichste Gebiet sozialer Fürsorge zu¬ 
stande kommen wird. 


Inhalt: Zur Behandlung der Hammerzehen. Von Dr. R. Pürckhauer 
in München. (Originalmitteilung.) 

Buchbesprechung: Hoffa-Grashey, Atlas und Grundriss der Verband- 
Jehre für Studierende und Aerzte. 4. Aufl. 

Referate: 1) Fischer, Hände- und Operationsfeld-Desinfektion. — 2) Zweifel, 
Lumbalanaesthesie. — 3) Waterhouse, Hautsterilisation — Tarsustuberkulose — 
Frakturen mit starker Verkürzung. — 4) Hoeftmann, Orthopädische Chirurgie 
und Arbeiterschutzgesetzgebung. — 6) Heller, Ueber freie Transplantation. — 
6) Hamburger, Tuberkulose im Kindesalter. — 7) Burckhardt, Verschiedenheit 
der menschlichen und tierischen Tuberkulose. — 8) Merlan!, Knorpelbildung bei 
Frakturen. — 9) de Baetano, Verknöcherungsprozess bei Frakturen. — 10) Llgarlo, 
Fraktur beim Neugeborenen. — 11) Bardenheuer und Graessner, 12) Starr, 
Frakturenbehandlung. — 13) Charrier et Courand, Schiefe Ebene bei Frakturen 
in Gelenksnähe. — 14) Silvestri, Infektiöse Natur der Rachitis. — 15) Sllvestrl, 
Zusammenhang von Osteomalazie und Rachitis. — 16) Hildebrand, Infektion der 
Gelenke und Muskeln. — 17) Schönberger, Spontanloxationen nach akuten 
Infektionskrankheiten. — 18) Buehanau, Gelenksentzündung mit zweifelhaftem 
Ursprung. — 19) Prelser, 20) Wollenberg, Aetiologie der Arthritis deformans. — 
21) Albee, Neue Operation bei vorgeschrittener Arthritis deformans. — 2$) 
Schlee, Ein Fall von eigenartiger Gelenkdeformität. — 23) Poncet, 24) Müller, 
Tuberkulöser Gelenkrheumatismus. — 25) Sennl, Die syringomyelische Arthro- 

S athie. —.26) Matsuoka, Gelenkerkrankung bei Tabes dorsalis. — 27) Cedrangolo, 
‘»bische Arthropathien. — 28) Kuttner, Die Myositis ossificans circumscripta. 
— 29) Guleke, Technik der Försterischen Operation. — 30) Delbet, Osteotomie 
bei Littlescher Krankheit. — 31) Warrington and Murray, Nervenanastomosen 
bei infantiler Paralyse. — 32) Rotch, Alter des Kindes und Durch*chnitts- 
grösse. — 33) van Oorp*Beucker Andreae, Calot’scbes Korsett bei Spondylitis. 
— 34) Sabella, Tuberkulöse Osteitis. — 36) Haglund, Wirbelsäulenverkrümmungen 
in einer Volksschule. — 86) Walther, Die empyematische Skoliose. — 37) Stein, 
Beziehungen zwischen Ischias, Lumbago und Skoliose. — 38) Wahl, Etappen- 


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redressement der fixierten Skoliose. — 39) TrliOt Kongenitaler Defekt des 
Muse, obliqnua abd. — 40) BllCCheri, Klavikularbriicbe. «41) Nlnal, Humerus¬ 
fraktur. — 42) Prelser, Ueber Arthritis deformans cubiti. — 43) Blesalskl, 
Supinationsbehinderung im Ellbogen. — 44) Kraatz, Radiusbruch. — 45) Ludlfff, 
Subluxatio radii und Beweguugsbeschrankungen im Ellenbogengelenk. — 46) 
Froellch, Volkmannscher Symptomenkomplex — ischämische Lähmung. — 47) 
Albee, Verbindung zwischen Kreuz- und Darmbein. — 48) Rosenfeld, Idiopathische 
Innenrotation. — 49) Lorenz, Ambulatorische Extensionsbehandlung. — 60) 
Mayer, Doppelseitige Goxa vara congenita. — 61) Rottlnger, Coxa vara 
rachitica. — 62) Redard, 53) Klrmiaaon, Unblutige Behandlung der angeborenen 
Hüftgelenksverrenkung. — 64) Codet, Innenrotationsstellung des Femur. — 
65) Müller, Präparat von behandelter Hüftgelenksluxation. — 66) DentaohlSnder, 
Technik der blutigen Reposition. — 57) Castellari, Adenom des grossen 
Trochanter. — 68) Veroelll, Frakturen der Femoraldiaphyse. — 59) SohultZO, 
Subkutane Rupturen des Quadrizeps. — 60) de Sarto, Osteom des Quadrizeps. 

— 61) Maanino, Subkutane Querfrakturen der Kniescheibe. — 62) Gierszewsal, 
Subkutane Zerreissung des Ligamentum patellae proprium. — 63) Schnitze, 
Ruptur des Streckapparates. — 64) Körber, Meniskusverletzungen des Knie¬ 
gelenks. — 65) Köhler, Isolierte Ausreissung der Ligamenta cruciata. — 66) 
Cocco, Ursprung von Genu v&lgum und Talalgie. 

Aus Kongress- und Verelnsberlehteu: 67) British madleal assooiatioa. 

— Sectlon of diseases of children. — Section of radloltgy and medical 

electrlolty, — Sectlon of surgery. — 68) Bauer, Hochgradige amniotische Ab¬ 
schnürungen. — 69) Schiller, Halbseitige Entwicklungsanomalie. — 70) Codlvllta, 
Konvulsive Anfälle nach Anwendung der Extensionsmethoden. — 71) Sick, 

Rachitis tarda. — 72) Silvestri, Infektiöse Natur der Rachitis. — 73) Koerber, 
Osteochondritis dissecans. — 74) Perthes, Arthritis deformans juvenilis. — 76) 
Jesohke, Multiple kartilaginäre Exostosen. — 76) Hagen, Knochenlues im 
Röntgenbild. — 77) Enderlen, Knochentransplantation. — 78) Küttner, Gelenk- 
transplautationen aus der Leiche. — 79) Heinemann, NagelextenBionsbehandlung. 

— 80) Mlllan, 81) Melchior, Tuberkulöser Gelenkrheumatismus. — 82) Minkowski, 
Rheumatoiderkrankung bei Tuberkulose.— 83)Rlblerre, Periodische Hydrarthrose. 

— 84) v. Stubenrauch, Polyarthritis chronica. — 85) Lexer, Freie Sehnen- 
trmnsplantation. — 86) HObscher, Heilung eines Quadrupeden. — 87) Ludloff, 
Hypotonie. — 88) Förster, Förstersche Operation. — 89) Flsohl, Lordotische 
Albuminurie. — 90) Payr, Technik der arteriovenösen Umschaltung bei 
drohender Extremitatengangrän. — 91) Schepelmann, Seltene Halswirbelbräche. 

— 92) Joschim8thal, Halswirbel als Ursache von Rückgratsverkrümmungen. — 
93) Benedetti, Knorpelige Ankylose. — 94) Goebel, Haematom des Muse. 
sternocleidomastoideu8. — 96) Plate, Omarthritis gonorrhoica. — 96) Salzer, 
Luxation des Vorderarmes. — 97) Sgambati, Auswanderung von Fremdkörpern 
aus Muskelmassen. — 98) Schreiber, Syndaktylie. — 99) Feer, Heriditäre Lues 
mit Kontraktur der Fingerbeuger. — 100) Wrede, Auflösung des Beckengürtels. 
—- 101) Rommel, Spontanfraktur des Beckens bei Tabes. — 102) Salzer, Halb¬ 
seitiger Schwund der Knochensubstanz. — 103) Voigt, Pseudarthrose der intrar 
kapsulären Schenkelhalsfraktur. — 104) Well, Luxatio suprapubica. — 106) 
Zlegner, Koxitische Luxationen. — 106) Alessaadrl, Zentrales Sarkom des 
linken Femur. — 107) Gaeoke, Doppelseitige kongenitale Luxation der Patella. 
—- 108) Schnitzler, Habituelle Luxation der Patella. — lOd) Ludloff, Spiral¬ 
fissuren der Tibia. — 110) Fritsch, Säbelscheidentibia bei erworbener Lues. — 
111) Fröhlich, Kalkaneussporn. — 112) Blencke, Entzündungsprozess an der 
hinteren Wachstumslinie des Kalkaneus. — 113) Buooherl, Unblutige Behand¬ 
lung des angeborenen Klumpfusses. — 114) Krumbein, Mittelfussknochenbrüche. 

Tagesnachrichten und Personalien« 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
\yolle man an Prof. Dr. O, Valpius in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 16, einsenden. 


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Zentralblatt 

für 

Cbirrocbe id mecliiscte Orthopädie 

eulessM der gesamten Heilmmastii id Hassane. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Br. 0. Vulplus S. Karger in Berlin 

in HaldelbtTg. NW., KarlitrMM 16 . 


Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln* und Auslandes. 


Bd. V. Febrnar 1911. Heft 2. 


Lange (München) u. Spitzy (Graz). Chirurgie und Ortho¬ 
pädie im Kindesalter. Mit 21 Tafeln und 221 Textfiguren. 
(Leipzig 1910. F. C. W. Vogel. 339 S. Preis 20 Mark.) 

Die Chirurgie des Kindesalters hat seit Karewski 1894 keinen 
Bearbeiter in Deutschland gefunden. So ist es ein dankenswertes 
Unternehmen, dass die Verff. dies an modernen Fortschritten und 
Errungenschaften reiche Spezialgebiet dargestellt haben und zwar in 
einer Form, welche dem praktischen Arzt und dem Kinderarzt eine 
rasche Orientierung gestattet. 

Das Buch ist wirklich „aus der Praxis — für die Praxis“ ge¬ 
schrieben, die TherapiestehtimVordergrundund zwar diejenige Therapie, 
welche dem Praktiker leicht zugänglich und von den Verfassern er¬ 
probt ist. 

Auch die zahlreichen guten, z. T. farbigen Illustrationen ent¬ 
stammen dem eigenen Krankenmaterial und erläutern besser als 
viele Worte die wichtigsten Krankhoitsbilder und die empfehlens¬ 
wertesten Behandlungsmethoden. 

Demjenigen, der Einzelfragen genauer nachgehen will, hilft eiu 
Literaturanhang bei jedem Kapitel auf den richtigen Weg. 

Die Ausstattung des Buches, welches Band 5 des Pfanndler- 
Schlossmann’schen Handbuches der Kinderheilkunde darstellt, ist 
eine in jeder Hinsicht ganz vorzügliche. Vulplus-Heidelberg. 

Siegfr. Weissbein (Berlin). Hygiene des Sports. 2 Baude, 
129 Abb. (Leipzig-Berlin 1910. Grethlein & Co.) 

Das schöne Buch gehört in die „Bibliothek für Sport und 
Spiel“; unter den zahlreichen Mitarbeitern seien nur Krieger, Eulen- 

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bürg, Fürbringer, Goldscheider, Heubner, Hildebrand, Hoffa, 
v. Leyden, G. Müller, Posner, Unna erwähnt. Dem allgemeinen 
Teil ist ein beherzigenswertes Vorwort von F. Kraus-Berlin über 
Heil und Unheil im Sport’ vorangestellt. Es folgen Kapitel über 
„Geschichte und Verbreitung des Sports; Bedeutung des Sports für 
die Körperpflege im allgemeinen; Grundzüge des Stoffumsatzes beim 
Sport; Einfluss des Sports auf Muskulatur, Skelett und Gelenke 
(Hoffa’s letztes Manuskript); Haut und Sport; Sport und Nerven¬ 
system ; Sport und Sinnesorgane ; Sport und Herz, Blut, Atmungs¬ 
organe, Verdauungsorgane, Harnorgane, Geschlechtsorgane, Frauen¬ 
krankheiten ; Ernährung und Kleidung beim Sport; erste Hülfe bei 
Unglücksfallen. 

Der II. Band behandelt: Wahl der einzelnen Uebungen, Leibes¬ 
übungen im Hause, Nacktgymnastik, Hygiene des Turnens und der 
Spiele, Fechten, Ringen, Boxen, Dschiu-Dschitsu, Wandern, Berg-, 
Wasser-, Jagd- und Angelsport, Hygiene des Reitens, Radfahren 
und Automobilsport, Hygiene der Aeronautik, Wintersport, Spiel 
und Sport im Kindesalter, Training und Sport in der Armee, Frauen¬ 
sport, Sport im höheren Alter, Hygiene des Rollschuhlaufens. 

Die Lektüre all dieser Kapitel ist interessant und vergnüglich 
zugleich; wer vieles bringt, wird Manchem etwas bringen. Die 
Herausgabe dieses Buches ist unzweifelhaft eiu erhebliches Verdienst. 

Vulplus-Heidelberg. 

Caminiti (Neapel). Chirurgia della ossa. (Napoli 1910.) 

In dem vorliegenden ziemlich dicken Band hat Verf. alles, was 
ihm nach der klinischen oder operativen Seite hin der Beachtung wert 
erscheint, zusammengestellt Er beschreibt darin unter anderem zwei 
Resektionen der Articulatio sacro-iliaca und tut unter kritischer Würdi¬ 
gung der sonstigen Verfahren dar, dass für diese Resektion der ischia- 
tische Weg den Vorzug verdient. 

In einem Fall von Osteomyelitis des Schulterblattes entfernte er 
dieses vollständig und liess nur die Glenoidhöhle und das Acroraion 
zurück, da gesund. Der postoperative Verlauf war durchaus normal 
und das Endresultat ausgezeichnet. Der Pat. bediente sich von dem 
ersten Jahr ab seiner Extremität bei seinem Handwerke als Böttcher. 
Nur ist in den extremen Graden das Heben des Armes beschränkt 
und die Hand kann nicht exzessiv nach hinten gegen die Wirbelsäule 
geführt werden. Nach 6 Monaten konnte durch die Haut die Scapula 
regeneriert und fast in ihrer ursprünglichen Form konstatiert werden. 

In einem Falle von Pseudarthrose des Humerus griff er blutig 


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ein und nahm die Metallnaht vor. Nach 50 Tagen war die Konso¬ 
lidierung eine vollkommene. 

Ebenfalls sowohl nach dem chirurgischen wie nach dem funktio¬ 
nellen Gesichtspunkt vollkommene Resultate erzielte er in einem Fall 
von Resektion des Ellenbogens wegen Tumor albus, in einem Fall 
von Osteotomie des Femur wegen deformen Gallus. In einem Fall 
von ausgedehnter Schusszerstörung des Femur konnte, trotzdem die 
Kontinuität des Femur in seiner ganzen Dicke 10 cm. weit unter¬ 
brochen war, nach langer Behandlung vollkommen die Richtung, Form 
und Dicke des Femur erhalten werden, und der zwischen den 2 
Stümpfen liegende Raum wurde durch neugebildetes Gewebe einge¬ 
nommen, das durch den Grad der Opacität, seine Resistenz und sein 
Aussehen ganz dem präexistierenden Knochen gleicht Bei vollständiger 
Heilung war die Solidität des Femur eine perfekte; die Länge der 
Extremität nahm im Vergleich zu der gesunden nur um 1 */* cm. ab. 

Es folgen dann die Einzelheiten von 25 Osteotomien, die bei 17 
Individuen wegen Genu valgum zur Ausführung kamen. Von diesen 
waren 3 Frauen und 4 Männer. Am häutigsten im Alter von 1 bis 
5—7 Jahren, sind sie spärlich bis zu 10—13 Jahren und wachsen 
dann ganz allmählich von 13—14 bis 20—23—24 Jahren wieder an. 

In einem Fall von Refraktur der Kniescheibe erzielte er ein vor¬ 
zügliches Resultat mit der Metallnaht; es trat rasch die Bildung eines 
Knochenkallus ein und das funktionelle Resultat für das Knie war so 
vollkommen wie möglich. 

Andere Operationen, die beschrieben werden, sind: Ausräumung 
der Tibia wegen Osteomyelitis, Exstirpation des Astragalus, Resektion 
des Tarsus, Wladimiroff-Mikulicz. 

Bei den angeborenen Klumpfüssen begnügte sich Verf. mit ein¬ 
fachen Tenotomien oder Verlängerungen der Achillessehne nach Bayer, 
wodurch er, was die Form anbelangt, häutig vollkommene Erfolge er¬ 
zielte ; die funktionellen Erfolge konnten dagegen nicht immer als vor¬ 
züglich bezeichnet werden. 

Bei den paralytischen Klumpfussen ist er Anhänger der modernen 
Behandlungsmethode, der Sehnenüberpflanzungen. 

Buccheri-Palermo. 


1) F. Klaussuer. Ein Beitrag zur Kasuistik der Brachy- 
daktylie. (Bruns Beitr. 70. Bd., H. 1, S. 236.) 

5 Fälle von Brachydaktylie aus der Münchner Chirurg. Poli¬ 
klinik. Sie betraf 2 mal die Metacarp. resp. Metatarsi allein, 1 mal 

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Metacarp. III links und Metacarp. IV rechts, gleichzeitig Phalanx II 
des Zeigefingers und Metatars. II, lmal Endphalangen 1—IV und 
1 mal mehrere Phalangen an beiden Händen. Kongenitale Ent¬ 
stehung war nicht bestimmt nachweisbar, manchmal Heredität wahr- 
scheinlich. In allen Fällen war vorzeitige Verknöcherung der 
Epiphysenknorpelfuge vorhanden. Der Fall V nimmt eine Sonder¬ 
stellung ein, da hier ein überzähliger Knochenkern an der Basis 
der Grundphalanx sich findet. Bezüglich der Aetiologie hält Verf. 
die exogene Theorie Kümmels nicht für ausreichend, die Theorie 
Mechels der trophoneurot. Störung, die an und für sich viel 'Wahr¬ 
scheinlichkeit hat, wiederum nicht für die Fälle von exquisiter Ver¬ 
erblichkeit. Baisch-Heidelberg. 

2) Whyte. Macrodactylie. (Brit. med. journ. 23. Juli 1910.) 

Beschreibung eines Falles von isolierter Macrodactylie der 

2. Zehe. Nosenthal-Berlin. 

3) Bibergeil (Berlin). Beitrag zur Histologie des kon¬ 

genitalen Riesenwuchses. (Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. XXIV. 

Heft 3—1, S. 580.) 

Bei einem Mädchen von 10 Monaten wurde der hypertrophische 
linke Mittelfinger, der wegen seitlicher Biegung und infolge seiner 
Grösse hinderlich war, operativ entfernt Die histologische Unter¬ 
suchung ergab frühzeitige Entwicklung des Knochenkerns in den 
Epiphysen der End- und Mittelphalanx, aber geringen Kalkgehalt 
der Knochen. An der Hypertrophie waren alle Gewebe des Fingers 
beteiligt. Die Knorpelwucherungszone an den Epiphysen war stark 
verbreitert. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

4) H. v. Bayer (München). Fremdkörper im Organismus. 

Bakterielle und mechanische Ausstossuug. (Bruns Beitr. z. klin. 

Chir. 70. Bd., 1. H., S. 100.) 

Als Gegenstück oder Fortsetzung seiner früheren Arbeit über 
Einheilung von Fremdkörpern im Organismus (Bruns Btrge. 
58. Bd.) berichtet Verf. über seine Studien über die Ausstossung 
der Fremdkörper. Frühausstossung, bevor die Wunde definitiv 
geheilt ist, ist immer bakteriellen Ursprungs. Die Spät- 
ausstossung, — die Wunde kann oft jahrelang reaktionslos ge¬ 
heilt gewesen sein — erfolgt durch bakterielle oder durch mechanische 
Einflüsse. Bakterien, die mit dem Fremdkörper implantiert wurden, 
können lange Zeit im Körper latent sein. Durch Auffaserung des 
Fremdkörpers kommen sie dann erst zur Weiterentwickelung. 


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Praktisch am wichtigsten ist dieser Vorgang beim Nahtmaterial. 
Dass auch auf dem Blutweg sekundär Bakterien in den Fremdkörper 
eindringen können, ist durch Fälle sekundärer Koliinfektion erwiesen. 
Doch sind diese nach Verf. weitaus seltener als die Fälle der 
1. Art. Mechanisch reizende Fremdkörper bewirken Ausstossung, 
wenn der Reiz lange genug anhält. Bildet sich bei stärkerer Reizung 
ein Blutextravasat um den Fremdkörper und darum eine Kapsel, so 
hört der Reiz auf, und der Fremdkörper kann einheilen. In solchen 
Fällen ist also zu sorgen, dass das Extravasat nicht abfliesst. Die 
Ergebnisse seiner Studien fasst Verf. am Schluss in 16 Leitsätzen 
zur Verhütung der Ausstossung von Fremdkörpern zusammen. 

Balsoh-Heidelberg. 

5) R, Grashey. Röntgenoskopische Operationen im tag¬ 

hellen Raum. (Brune Beitr. z. kl. Chir. 70. Bd., 1. H., S. 175.) 

Ein Kryptoskop, an dessen Basis ein Bariumplatincyanürschirm 
angebracht ist, wird lichtdicht vor seinem Auge befestigt, das so¬ 
mit immer für dunkel adaptiert bleibt. Als Operationstisch dient 
ein verstellbarer Holztisch, unter dem die Röntgenröhre verschieb¬ 
lich angebracht ist. Zur Zentrierung der Röhre und Einstellung 
des ev. zu suchenden Fremdkörpers dient eine Blendenvorrichtung 
in der Tischplatte. Mit diesem Instrumentarium gelang in 2 Fällen 
die Extraktion von Fremdkörpern aus dem Gehirn relativ leicht 

Balsch-Heidelberg. 

6) 661yl (Temes-Rökas, Ungarn). Zur Momburg’schen Blut¬ 

leere. (Med. Klin. 1910. No. 35. S. 1377.) 

Beschreibung eines Apparates, der den bisher gebräuchlichen 
Gummischlauch ersetzen soll: Eine bogenförmige, Operationstisch 
und Patienten überwölbende Stahlplatte, die mit zwei Schrauben an 
den Tischrändern angebracht ist. Durch eine Oeffnung in der 
Höhe der Wölbung führt eine fingerdicke Stahlstange, die durch 
einen Schraubengang in vertikaler Richtung geht und durch einen 
an ihrem Ende angebrachten Gummiball die Aorta komprimieren 
kann. Natzler-Heidelberg. 

7) Fllbry (Allenstein). Ueber einen neuen Transportverband 

im Kriege aus Aluminium-Streckmetall. (D. militärärztl. 

Zeitschrift 1910. Nr. 28, S. 866 ff. Mit 1 Abbild.) 

Die in den Sanitätswagen mitgefUhrte Gipsmenge ist für den Be¬ 
darfsfall — und wie die letzten Kriege gezeigt haben, ist Gips zu 
Verbänden in grosser Menge nötig — viel zu gering. Ein Mittel, das 


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(len Verbrauch von Gipsbinden ungefähr auf die Hälfte reduziert, fiir 
manche Zwecke überhaupt unnötig macht, ist das Aluminium-Streck¬ 
metall, ein gitterförmig gestanztes Aluminiumgeflecht, am besten in der 
Maschenweite = 2 : Vj cm. Das betreffende Glied wird mit einem 
Tricotschlauch überzogen oder mit einer Binde umwickelt. Darüber 
wird das Aluminium-Streckmetall in entsprechender Grösse möglichst 
gut anmodelliert und einige gut ausgedrückte Gipsbinden fest herum¬ 
gelegt Eventuell kann auch blos Gipsbrei in die Maschen geknetet 
werden. 

Mannigfache Vorteile: Gipsersparnis, geringeres Gewicht, schnelles 
Austrocknen, damit frühere Transportmöglichkeit. Leichte Abnehm- 
barkeit. Ausserdem grosse Festigkeit Fabrikantin ist Firma Schüchter¬ 
mann & Kremer, Maschinenfabrik in Dortmund. Pro qm 9 Mk., bei 
Mehrbezug erheblich billiger. Natzler-Heidelberg. 

8) Schall (Halensee). Technische Neuheiten aus den Ge¬ 
bieten der Medizin, öffentlicher Gesundheitspflege 
und Krankenpflege. (Deutsche med. Wochenachr. 1910. Nr. 20. 
S. 942.) 

Sch. beschreibt durch D. B. P. geschützte Verbesserungen an 
Selbstfahrern für gelähmte Personen, die sich teils auf eine Er¬ 
leichterung der Zusammenklappbarkeit teils auf Verbesserungen 
an der Antriebsvorrichtung beziehen. 

Eine Plattfusseinlage zeigt auf einer elastischen Platte zwei 
übereinandergreifende geschlitzte Federn, die durch eine Schraube 
gegeneinander festgestellt werden können. Es soll dadurch die 
Spannung des Gewölbes nach Belieben geändert werden können. 

Ein anderer Erfinder will dem Bosten der Metalleinlagen da¬ 
durch Vorbeugen, dass er auf die siebartig durchlöcherte Einlage 
von beiden Seiten Celluloid aufträgt, um eine feste Verbindung 
der beiden Schichten durch die Löcher hindurch zu erreichen. 

Ein Fu8sballenschützer besteht aus zwei kleinen Polstern, die 
durch ein elastisches Band an ihrer Stelle fixiert werden. 

Ein hebelförmiges Instrument mit eingesetztem Messer, das 
unter den Verband fasst, dient zum Aufschneiden von Gipsverbänden. 

Bei einer Scheere, die zum Oeffnen von Verbänden dient, 
kann die unterzuschiebende Scheerenklinge durch eine Schutzplatte, 
die auf ihren Bücken aufgeschoben wird, geschützt werden. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 


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9) SchDcking. Über Heilversuche mit Kadiumemanatiou. 
(Dias. Bonn. 1910.) 

Sch. hat mit dem Radiogenwasser, das von der Charlottenburger 
Radiogen-Gesellschaft hergestellt wird, eine Reihe Versuche an¬ 
gestellt, über die er in der vorliegenden Arbeit berichtet. 

Blenoke-Magdeburg. 

10) Schnee (Schöneberg). Elasto-Massage. (Eine neue Massage- 
Methode.) (Mit Abbildungen.) (Med. Klinik. 1910. Nr. 30, S. 1173. 
Nr. 31, S. 1215 ff.) 

Zur Vornahme der Massage sind schon eine ganze Anzahl von 
Apparaten konstruiert worden, die aber bis auf die Vibrationsapparate, 
den an sie gestellten Anforderungen nicht entsprechen. Es ist eben 
bisher nicht gelungen, Apparate herzustellen, die sich, wie die 
massierende Hand dem zu behandelnden Körperteil innig anzuschmiegen 
vermögen, die alle die feinen Abstufungen des Druckes ermöglichen, 
die die Hand des geübten Masseurs hervorbringen kann, die angenehm 
und dabei doch energisch zu wirken vermögen und die — last not 
least — allen Forderungen der Reinlichkeit zu genügen vermögen. 
Das Problem will Sch. mit seinem Elasto-Apparat gelöst haben. Er 
besteht aus einem mit Gurt versehenen massiven Handgriff an dem 
die eigentliche Elasto-Massage-Vorrichtung abnehmbar befestigt ist. 
Diese besteht aus einem siebartig durchlöcherten Metallgehäuse. In 
jeder Oeffnung befindet sich ein elastisch-federnder, an seinem unteren 
Ende gleichmässig abgerundeter, glatter Metallsterapel. Der Apparat 
wird in 3 Grössen angefertigt 

Wer mit Elasto massieren will, muss natürlich mit den Grund¬ 
regeln der manuellen Massage vertraut sein. Dann aber kann er den 
Sch.’schen Apparat ohne weiteres anwenden und eventuell durch Kom¬ 
bination zweier Apparate die gewöhnlichen Handgriffe: Streichung, 
Knetung und Klopfung hervorbringen. Auch zur Thermo- und Elektro- 
massage kann der „Elasto“ verwendet werden. Als besonderen Vor¬ 
zug hebt Sch. noch hervor, dass die Elasto-Massage einen bedeutend 
geringeren Kraftaufwand erfordert als die manuelle Massage, dass sie 
subjektiv angenehmer empfunden wird, objektiv nachhaltiger wirkt und 
durch Wegfall des direkten Kontaktes zwischen Masseur und Patient 
absolut hygienisch ist Der Forderung der Reinlichkeit ist durch leichte 
Reinigungsmöglichkeit und Sterilisierbarkeit Genüge getan. 

Eine Reihe von Abbildungen veranschaulichen die einzelnen Hand¬ 
griffe und Applikationsmethoden. Natzler-Heidelbirg. 


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11) Charlton Wallace (New-York). Education of the crippled 

child. (Archives of pediatrics. Mai 1910.) 

Verfasser entwickelt zunächst die Gründe, weshalb eine Er¬ 
ziehung der Krüppelkinder in den öffentlichen Schulen nicht gut 
möglich ist, und leitet daraus die Notwendigkeit eigner Heime fiir 
dieselben ab. Sodann schildert er die Einrichtungen der 1900 ge¬ 
gründeten East Side Free School für Krüppelkinder, die 183 Kinder 
aufnehmen kann. Von grossem Nutzen erweist sich die Verbindung 
des Unterrichts mit der ärztlichen Behandlung. Die Kinder werden 
yiel an die frische Luft gewöhnt und gut genährt, ln den Sommer¬ 
ferien nehmen sie Landaufenthalt. Ausserdem werden die Kinder 
in Stickerei, Buchbinderei und Korbflechterei ausgebildet, wodurch 
sie sich eine gewisse Einnahme verschaffen. Auf diese Weise wird 
die geistige und körperliche Entwicklung der bedauernswerten Kinder 
gefordert Zander-Heidelberg. 

12) Relchard. Die operative Behandlung jugendlicher 

Krüppel. (Jahrbuch f. Kinderheilkunde. LXIH. H. 3.) 

R. gibt einen Ueberblick über die von ihm an dem Material 
der Pfeiffer’schen Stiftung zu Crakau b. M. ausgeführten Operationen 
bei spinalen und cerebralen Lähmungen, sowie bei Lähmungen aus 
anderen Ursachen, bei angeborenen Missbildungen usw. Besonders 
viel hat er die Sehnenverpflaozung angewandt. Daneben natürlich 
auch die sonst in Betracht kommenden Eingriffe, wie Arthrodesen 
verschiedener Art (ausgenommen Httftarthrodesen, bei denen z. B. 
wir im badischen Krüppelheim zu Heidelberg recht gute Resultate 
sahen). Er plädiert schliesslich dafür, eine Teilung der Krüppel¬ 
anstalten in dem Sinne eintreten zu lassen, dass die kleineren sich 
als „Krüppelheime“ mehr mit Fliege, Erziehung und Ausbildung 
körperlich nicht besserungsfähiger, die grössereu ausgerüstet mit 
allen Einrichtungen der modernen chirurgischen Orthopädie mit der 
Behandlung körperlich besserungsfähiger Kinder befassen sollten. 

Natzler-Heidelberg. 

13) R. Magnus (Utrecht). Zur Regelung der Bewegungen 

durch das Zentralnervensystem. (Archiv f. d. ges. Physiol. 

Bd. 134, 1910.) 

Verf. hat interessante Versuche über die Reflexbewegungen an 
Hunden und Katzen angestellt und folgendes gefunden: Man kann 
den Reizerfolg nach Willkür beherrschen durch die Lage und 
Stellung, die man dem Gliede vorher gibt, an welchem der Reflex 


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beobachtet werden soll. Zum Beispiel tritt bei gestrecktem Bein 
Beugung auf und umgekehrt. Dies beruht auf „Schaltungen“ im 
Zentralnervensystem, für welche die von v. Uexküll bei Wirbellosen 
aufgestellte Hegel gilt, dass in einem diffusen Zentralorgan die Er¬ 
regung am leichtesten den Zentren deijenigen Muskeln zuffiesst, die 
sich im Zustand der grössten Dehnung befinden. 

Magnus kommt nun nach seinen Versuchen zu folgenden Schluss¬ 
sätzen: Die Schaltungserscheinungen sind aufgehoben nach Durch¬ 
schneidung aller sensiblen Nervenbahnen, bestehen dagegen nach 
Ausschaltung der Haut- UDd Gelenksensibilität fort, folglich müssen 
die Schaltungen durch Vermittlung der afferenten Muskel- (Sehnen-, 
Fascien-) Nerven von den Muskeln her bewirkt werden. 

Es ist zu vermuten, dass die guten Erfolge der Sehnen¬ 
tiberpflanzungen und Nervenpfropfungen zum Teil auf diesen Schal¬ 
tungserscheinungen beruhen. 

Durch eine andere Reihe von Tierversuchen konnte M. feststellen, 
dass nicht nur die afferenten Muskelnerven, welche durch Dehnung 
der Muskeln erregt werden, sondern auch andere sensible Bahneii 
von entfernten Körperstellen durch Lagerung, durch Druck u. ä. 
erregt werden und schaltend auf das Zentralorgan wirken, d. h. sie 
bestimmen den Weg, den später eintretende Erregungen hier nehmen 
werden. Zander-Heidelberg. 

14) Biesalskl. Über Sehnenscheidenauswechslung. (Deutsche 
med. Woch. 1910. Nr. 36.) 

Den Erfolg von Sehnenverpflanzungen hindern oft Ver¬ 
wachsungen der verpflanzten Sehne mit Periost oder Faszie. B. 
hat deshalb in einigen Fällen den Sehnen- oder Muskelbauch mit 
Fischblase umwickelt (die Fischblase 12—24 Std. in 10 °/o Formalin 
härten, 12 Std. wässern, 10 Min. kochen, in 95 °/ 0 Alkohol über 
Glasleitern aufgezogen aufbewahren). Bei Gelenkankylosen hat die 
Fischblase als Interpositionsmaterial sich nicht bewährt. B. empfiehlt 
als einfaches Mittel, Verwachsungen zu vermeiden, das Hindurch¬ 
ziehen der verpflanzten Sehne durch die Sehnenscheide 
desjenigen Muskels, den sie ersetzen soll. Zu dem Zweck 
exstirpiert er den gelähmten Muskel, damit eine Sehnenscheide 
frei wird. Er beschreibt die Methode genau an der Hand eines 
typischen Falles: Lähmung des tibialis anticus und Ersatz durch den 
extensor hallucis longus. Als Nahtmaterial verwendet er nicht mehr 
die Turnerseide, sondern englischen Leinenzwirn, der sehr fest ist 


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und das Auskochen gut verträgt. Antiseptika benötigt er nicht zum 
Imprägnieren des Nahtmaterials. Die Arbeit enthält viele praktische 
Hinweise. Hehmaiui-München. 

15) L. Dreyer (Breslau). Ueber die Möglichkeit sofortiger 

Bewegungsaufnahme nach Sehnennaht (Bruns Beitr. z. 

kl. Chir, Bd. 70. H. 2 u. 3. p. 581.) 

Eine Besserung der nach recht vielfach ungenügenden funktio¬ 
nellen Resultate nach Sehnennaht erwartet Verf. von möglichst 
frühzeitiger Bewegungsaufnahme nach der Naht und der Vermeidung 
der langdauernden Fixation in extremer Entspannungsstellung. 
Voraussetzung dafür ist eine Naht, die einen hohen Grad von 
Spannung vertragen kann, ohne auszureissen und ohne die Sehne 
zu schnüren, d. h. der Zug darf nicht in der Richtung der Faser¬ 
richtung angreifen. Verf. hat deswegen einen Nahtverlauf angegeben, 
der nirgends parallel d. Faserverlauf ist, sondern sie schräg durch¬ 
setzt. Versuche an Kaninchen haben die gute Haltbarkeit der Naht 
bestätigt. Wurde nach der Naht eine Fixation mit gespannter 
Sehne ausgeführt, so trat bis auf 1 Fall Heilung ein. Ebenso 
konnte Verf. in den Versuchen mit sofortiger Bewegungsaufnahme 
nach der Naht vielfach gute Erfolge erzielen. Verf. empfiehlt 
darnach diese Naht auch bei Menschen zu versuchen, und erhofft 
davon eine Besserung der Resultate. Baisch-H»idelberg. 

16) Marens (Posen). Fall von Myositis ossificans traumatica. 

(Aerztl. Sachverst.-Zeitg. 1910. Nr. 23, S. 468 ff. I Röntgenbild.) 

Kasuistischer Beitrag. Ein Arbeiter erlitt ein Trauma der 
Ellbogengegend und lange Zeit nach der Verletzung — wahrschein¬ 
lich erst zwei Jahre später — war eine Myositis ossificans circum¬ 
scripta palpatorisch und durch Röntgenbild nachweisbar. Die 
Frage nach der Zeit der Entstehung — ob wie gewöhnlich 3—4 
Wochen nach dem Trauma oder erst lange Zeit später oder 
etwa ein zeitweiliges Stationärbleiben des zur gewöhnlichen Zeit be¬ 
gonnenen Verknöcherungsprozesses — wird nicht entschieden. 

Natzler-Hcidelberg. 

17) Horvftth (Budapest). Ein Fall von Myositis ossificans 

traumatica. (Zeitschrift f. ortbop. Chirurgie. Bd. XXV, S. 726.) 

Bei H.s Patientin (13 jähriges Mädchen) entwickelte sich im 
Anschluss an Tenotomien und forzierte Abduktion wegen Littlescher 
Erkrankung eine allmähliche Ossifikation des Musculus iliacus in¬ 
ternus auf beiden Seiten, die eine fast völlige Ankylose des Hüft- 


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gelenks bewirkte. Die Verknöcherung begann am Ansatz des 
Muskels. H. glaubt deshalb, dass eine Verletzung des Periosts an 
dieser Stelle den Anstoss zu der Verknöcherung gegeben habe. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

18) P6teri und Singer (Budapest). Ein Fall von Myositis 

ossificans progressiva bei einem 4 Jahre alten 

Knaben. (Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. 1910. XV. 6, S. 363ff. 

2 Abbildg., 4 Röntgenb.) 

Bei dem von gesunden Eltern stammenden Knaben fanden sich 
schwere durch die M. oss. progr. gesetzte Veränderungen. Behinderte 
Beweglichkeit des Kiefergelenks (wahrscheinlich infolge von Knochen¬ 
bildung im M. temporalis u. masseter), vollständige Unbeweglich¬ 
keit der Nackenmuskulatur, fast völlige Unbeweglichkeit des Brust¬ 
korbs, beides Folgen von Verknöcherung iu den entsprechenden 
Muskeln. Oberarme in mässiger Abduktion fixiert, ebenso Schulter¬ 
blatt völlig am Rücken fixiert. Die Wirbelsäule ist starr. Starke 
Knochenleisten im biceps und brachial, int. Frei waren nur Unter¬ 
arme und Hände, Bauchmuskulatur sowie die unteren Extremitäten. 
An beiden Füssen Hallux valgus. Mikrodaktylie der Hände. 

4 Jahre später waren die bisher vorhandenen Verknöcherungen 
noch stärker ausgeprägt, ferner neue in der Bauchmuskulatur und 
Anfänge in den Beinen aufgetreten. 

Alles in allem ein typischer Fall: Kongenitaler Ursprung, Be¬ 
ginn in der Nacken- und Schultermuskulatur, langsames, anfalls¬ 
weises Fortschreiten, symmetrische Difformität der grossen Zehen. 
Mikrodaktylie der Hände. 

Neben der ausführlichen Beschreibung des Falles wird ein kurzer 
geschichtlicher Abriss gegeben, ferner Bemerkungen klinischer und 
pathologisch-anatomischer Art. Natzler-Heidelberg. 

19) Otfrid Foerster. Ueber die operative Behandlung 

spastischer Lähmungen mittels Resektion der hin¬ 
teren Rückenmarkswurzeln. (Berl. klin. Wocb. 1910. No. 31.) 

F. begründet kurz noch einmal die Methode der Ausschaltung 
der sensiblen Wurzeln. Um nicht durch Resektion sämtlicher in 
Frage kommender Wurzeln (1.—5. Lumbal u. 1. u. 2. Sacralwurzel) 
totale Anästhesie der Beine zu erzeugen und bei Wiederkehr der 
willkürlichen Beweglichkeit einer schweren Ataxie vorzubeugen, 
schlägt er vor, von zwei benachbarten Wurzeln möglichst nur 
eine, jedenfalls nicht mehr als zwei benachbarte zu resezieren. 


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Am zweckmässigsteD wird im allgemeinen 2. 3. 6. Lenden* und 2. 
Sarcralwurzel gewählt. Bei schwerer Kuiebeugekontraktur empfiehlt 
er 2. 3. 6. Lumbalis und 1. Sacralis zu durchschneiden, weil die 
schmale Sacralis 1 nicht ausreicht. Bei der oberen Extremität ist 
die Resektion von 4 oder 5 Wurzeln am besten C*, C 6 , C 7 , Cg, D, 
zu empfehlen. Die 6. Cervicalis genügt für die sensible Versorgung 
von Daumen, Zeige- und Mittelfinger. — 

Indikation: im allgemeinen nur schwere Fälle. Der Sitz der zu 
Grunde liegenden Krankheit ist belanglos, die Natur der Krankheit nicht. 
Progressive Prozesse (Erweichung, Tumor, Entzündung) sind un¬ 
geeignet, ausgeheilte Spondylitis mit Spasmen geeignet. Für den 
Erfolg der Operation ist das Vorhandensein von iunervatorischen 
Bahnen für willkürliche Bewegungen von grösster Wichtigkeit. 
Beim Little sind sie oft an der oberen Extremität grösstenteils ver¬ 
nichtet. Das ist sehr ungünstig für das Resultat. Umgekehrt bei 
der spastischen Armlähmung bei der cerebralen Kinder¬ 
lähmung, hier überwiegt die spastische Komponente die paretische. 
Die Resultate sind hier sehr gute. — 

Technik: Früher empfahl F. zweizeitige Operation, neuerdings 
wird mehr einzeitig operiert Die Dura muss genügend hoch und 
breit freigelegt werden, also der Bogen des 1.—5. Lendenwirbels 
und ein Teil des Sacrum, die Bögen bis auf die Gelsnkfacetten 
der Gelenkfortsätze weggenommen werden, resp. 3.—7. Hals- und 
und 1. Brustwirbelfortsatz. Vorsicht beim Eröffnen der Dura wegen 
sich vordrängender Wurzelfasern. Zur Orientierung an der cauda 
legt man vor Abkneifen des Dorns des 5. Lendenwirbels, in dessen 
Höhe die 1. Sacralwurzel austritt, einen Faden quer durch die 
Muskulatur in dieser Höhe. Die 2. Sacralis ist kleiner als die erste. 
Vorstudien an der Leichei 

Unmittelbar nach der Operation Hyperästhesie und Schmerz¬ 
haftigkeit bei jeder Bewegung. Fixierung der Beine in abnehm¬ 
baren Gipshülsen in Streckung, Abduktion und Aussenrotation und 
Bewegungsübungen. Fixierung jahrelang! Beim Stehen an¬ 
fangs starke Gleichgewichtsstörung, die durch Uebungen zu be¬ 
kämpfen ist. Wenn Muskelverkürzungen bestehen, Tenotomien 
oder Plastiken. Hohaann-München. 


20) H. Küttner (Breslau). Die Förster’sche Operation bei 
Little’scher Krankheit und verwandten spastischen Zu¬ 
ständen. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 70. Bd., 2. u. 3. H., S. 393.) 
Verf., der einer der ersten war, die die von O. Förster so genial 


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ausgedachte Operation am Lebenden ausführten, bringt seine Er¬ 
fahrungen über die Erfolge dieser Operation bei spastischen Lähmungen 
der unteren Extremitäten in 10 fallen. Die Krankengeschichten 
werden in extenso mitgeteilt, und bietet jede durch ihre Verschieden¬ 
heit eine Fülle des Interessanten. Auch die Technik wird aufs ge¬ 
naueste geschildert und durch einige vorzügliche Abbildungen veran¬ 
schaulicht K. will bei Einhaltuug der beschriebenen Technik und 
peinlichster Asepsis die Operation nicht als derart schwer gelten lassen, 
dass die Gefährlichkeit des Eingriffs eine Kontraindikation gegen die 
Wurzelresektion bieten könne. Allerdings gilt das nur für die spast. 
Lähmungen, nicht für Systemerkrankungen des Rückenmarkes, und 
weiterhin soll die Operation auch nur bei den schwersten para- 
plegischen Formen der Little’schen Krankheit ausgeführt werden, die 
jeder anderen Therapie trotzen. In solchen Fällen leistet sie aber 
auch wirklich Vorzügliches. Die Erfolge in den 10 Fällen des Verf. 
lassen sich kurz dahin zusammenfassen: Aus bewegungslosen, starren 
Krüppeln wurden Kinder, die wieder stehen und gehen lernten und 
auch der Intellekt besserte sich in raschem Tempo. Von grosser Wichtig¬ 
keit für den Erfolg ist die Nachbehandlung, die viel Zeit und Mühe 
erfordert Es ist eine konsequente Uebungstherapie notwendig, um die 
aktive Beweglichkeit zu fördern. Die Beine müssen in abnehmbare 
Gipshülsen gelagert werden, die besonders Nachts jahrelang zu tragen 
sind. Eventuell können die Erfolge durch Sehnenoperationen (Teno- 
tomien und Plastiken) verbessert werden, doch rät K. durch eigene 
schlechte Erfahrungen belehrt, dieselben nicht zu früh vorzunehmen, 
da manchmal dort, wo man Schrumpfungskontraktur vermutete, doch 
noch aktive Beweglichkeit eintreten kann, und die vorgenommenen 
Operationen, dann den gegenteiligen Effekt als den gewünschten haben 
können. — Für jeden, der bei Fällen Little’scher Krankheit die 
Förster’sche Operation ausführen will, ist die Lektüre dieser Arbeit 
unbedingt zu empfehlen. Balsch-Heidelberg. 

21) Codivilla. Ueber die Förstersche Operation. (Münch, 
med. Woch. 1910. Nr. 27.) 

Nach einer pathologisch-physiologischen Betrachtung über die 
Reflexvorgänge bei der Littleschen Krankheit kritisiert C. die beiden 
von Förster bei seinem ersten Vortrag vorgestellten Fälle dahin, 
dass wegen der langen Nachbehandlung und den kombinierten Ope¬ 
rationen wie Sehnentransplantationen und Tenotomieen ein strikter 
Beweis für die Wirksamkeit des Eingriffs nicht gegeben sei. Darum 
teilt er einen Fall eigener Beobachtung mit, der nur mit Radikotomie 


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behandelt wurde. Es handelte sich um ein löjähr. Mädchen, das 
seit dem 10. Lebensjahre an zunehmenden Spasmen der Beine mit 
Ausbildung von Kontrakturen litt, einer spastischen Spinalparaplegie 
infolge Sklerose der Seitenstränge. Rechts resecierte C. die 2. sakrale, 
5. und 3. lumbale, links die 2. sakrale und 5. lumbale Wurzel, die 
3. lumbale Wurzel links war nicht ohne Schwierigkeit erreichbar. 
Das Resultat war eine bedeutende Verminderung der spinalen 
Reflexerregbarkeit, grössere Freiheit in den willkürlichen Bewegungen 
und grössere Beherrschung derselben. Geblieben ist der spastische 
Gang und die Kontrakturen. Links, wo nur 2 Wurzeln durch¬ 
trennt waren, sind Spasmus und Kontrakturen stärker als 
Rechts. C. kommt zu dem Schluss, dass der Erfolg ein grösserer 
geworden wäre, wenn er eine grössere Anzahl von Wurzeln 
durchtrennt hätte. Im Gegensatz zu anderen Autoren rät er davon 
ab, die schwersten Fälle dieser Operation zu unterwerfen, weil sie 
ihr eventuell nicht gewachsen seien. Um den Eingriff ungefährlicher 
zu gestalten, regt er an, das Operationsfeld von der lumbosakralen 
auf die dorsolumbale Gegend zu verlegen, wo eine leichtere 
Orientierung über die Wurzeln möglich sei als in der Cauda equina. — 

Hohmann-München. 

22) Hevesi (Klausenburg). Beitrag zur operativen Behand¬ 

lung der angeborenen Gliederstarre (Littlesche Krank¬ 
heit) mittelst Resektion hinterer Rückenmarkswurzeln 
(Foerstersche Operation). (Deutsche med. Wochenschrift 1910. 
Nr. 19, S. 880.) 

H. hat in einem Falle von Littlescher Krankheit die Resektion 
von mehreren hinteren Rückenmarkswurzeln ausgeführt und zwar 
auf der einen Seite die zweite, dritte und fünfte lumbale und die 
2. sakrale Wurzel, auf der anderen, wo die spastischen Erscheinungen 
geringer waren, die zweite und vierte lumbale und die erste sakrale 
Wurzel. H. gibt eine genaue Schilderung der Operation. Der 
Erfolg inbezug auf das Aufhören der Spasmen und Besserung der 
Gehfähigkeit war ein recht guter. Ottendorff-Hamhurg-Altona. 

23) Guleke (Strassburg). Nachtrag zu dem Originalartikel in 
Nr. 30. 1910. Zur Technik der Foerster’schen Operation. 
(Zentralbl. f. Chir.) 

Zur Vermeidung verschiedener Nachteile seiner dort angegebenen 
Methode ohne breite Eröffnung des Duralsackes geht G. nunmehr 
folgendermassen vor: Nach Freilegung der Dura wird diese in der 
Mittellinie mit einer stumpfen Pinzette gefasst und zur Seite ge- 


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zogen. Die hinteren Wurzeln werden aufgesucht und mit einer 
Sonde stumpf von den vorderen getrennt. Darauf wird die hintere 
Wurzel mit ihrer Durascheide quer durchschnitten und eventuell 
noch der Nervenstumpf mit einer Knopfsonde in den Duralsack 
zurückgeschoben. Zwei nach dieser Methode operierte Patienten 
konnten mit geheilten Wunden nach 8 Tg. das Bett verlassen. 

Natzler-Heidelberg. 

24) Heermann (Kassel). Die Extension in der Behandlung 

von Nervenleiden. (Deutsche med. Woch. 1910. Nr. 33.) 

Bei Kontrakturen, klonischen und tonischen Krampfformen, 
Tremor und Nervenentzündungen wendet H. die Extension an, von 
der er zuweilen überraschend schnelles Nachlassen der Schmerzen 
gesehen hat. Er zieht in der Längsrichtung anfaugs, bei hart¬ 
näckigeren Fällen aber verwendet er Doppelextension, eine Kom¬ 
bination von Längszug mit Hyperextension, die manuell, aber 
bequemer wohl mit Apparaten ausgeführt wird. Für Schulter und 
Hüfte gibt er zwei solcher einfachen Zugapparate an. Besonders 
wirksam ist die Methode bei der Ischias. Hier verbindet er diese 
Methode mit den auch sonst üblichen Heilfaktoren, verzichtet auch 
bei frischer Ischias nicht auf Massage, indem er die Berührung der 
kranken Stellen vermeidet, und weiter bedient er sich der schon 
früher von ihm angegebenen Kompression mit Gummischwämme u, 
die bei Schwellungen sehr nützlich sein sollen. 

Hohmann-München. 

25) Infantile Paralysis in Massachusetts in 1909. (Monthly 

Bulletin of the Massachusetts State Board of Health. Juni 1910.) 

Das ziemlich umfangreiche Heft bietet für das Studium der 
Kinderlähmung viel interessante Einzelheiten und gibt einen Ueber- 
blick über die systematische Erforschung der gehäuften Epidemien 
dieser Krankheit im Staate Massachusetts im Jahre 1909. 

Die Forschungen geschahen sowohl durch Umfragen bei den behan¬ 
delnden Aerzten, als auch durch Sendung von Aerzten an den Ort der 
Epidemie, um genau die Ausbreitungsart und die Symptomatologie 
der Krankheit zu studieren. Eine grosse Reihe von statistischen 
Tabellen und Karten erläutern das Ergebnis der Forschungen. 81 
Fälle sind genau beschrieben. 

Ferner findet man die ganze Pathologie der spinalen Kinder¬ 
lähmung angeführt, nebst den neuesten Impf- und Immunisierungs¬ 
versuchen, sowie die Behandlung der verschiedenen Stadien der 
Krankheit. Zander-Heidelberg. 


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26) Stiefler (Linz). Ueber die epidemische spinale Kinder¬ 

lähmung und ihr Auftreten in Oberösterreich (1909). 

(Med. Klinik. 1910. Nr. 44, S. 1743 ff.) 

In dem kurzen Aufsatz wird wesentlich Neues zur Poliomyelitis- 
Frage nicht gebracht. Von der oberösterreichischen Epidemie wird 
interessieren, dass in einigen Fällen die Lähmungen nach anscheinen¬ 
der Gesundung auftraten — was übrigens auch anderwärts schou 
beobachtet wurde — und dass bei keinem Individuum eine zweit¬ 
malige Erkrankung nach einem grösseren Intervall beobachtet 
wurde. Die angeblich vollkommene Heilung in 22 % der Fälle er¬ 
scheint sehr hoch. Im Gegensätze zu anderen Beobachtungen hatte 
man bei der beschriebenen Epidemie nicht den Eindruck der Ueber- 
tragung durch gesunde Zwischenpersonen. Auch zur Annahme 
einer kontagiösen Fortpflanzung konnte man nicht gelangen. 

Natzler-Heidelberg. 

27) S. Flexner (New-York). Experimental epidemic Poli¬ 

omyelitis and its relations to human beings. (Archivcs 

of Pediatrics. Juli 1910.) 

Verfasser berichtet über seine interessanten Versuche, die epi¬ 
demische Poliomyelitis auf Affen zu übertragen. Er ging in der 
Weise vor, dass er Bückenmark von Kindern, die an der Krankheit 
gestorben waren, als Suspension in das Gehirn der Affen injizierte, 
die dann nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 7—9 Tagen 
mit den gleichen Symptomen erkrankten. Das Virus kann von 
diesen Tieren weiter auf eine unbegrenzte Zahl anderer Tiere über¬ 
tragen werden, ist also wahrscheinlich ein lebendes Virus. Es geht 
durch die feinsten Bakterienfilter hindurch, ist mit den jetzigen 
optischen Hilfsmitteln nicht wahrnehmbar und lässt sich ausserhalb 
des Körpers nicht kultivieren. 

Fl. konnte das Virus weder im Stuhl, noch im Darm, dagegen 
in der Nasen- und Rachenschleimhaut nachweisen. Er nimmt daher 
an, dass das Virus wegen der grossen Nähe von den Meningen auf 
die Nasen- und Rachenschleimhaut gelangt und so den Körper 
verlässt. Auf umgekehrtem Wege soll das Virus ins Zentralnerven¬ 
system gelangen und als Bahn den N. olfactorius benutzen. 
Experimentell konnte FL Tiere zwar nicht von der intakten, so 
doch von der durch ein geringes Traumen verletzten Nasenschleim¬ 
haut infizieren. 

Ferner fand Verfasser, dass die Tiere nach Ablauf der Er¬ 
scheinungen immun waren und dass das Blut immunisierende Eigen¬ 
schaften besitzt Vor Eintritt der Lähmungen ist im Liquor cerebro- 


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spinaüs eine Vermehrung des Eiweissgehalts uud der Zellen 

nachweisbar, jedoch ohne Trübung der Flüssigkeit. 

Zander • Heidelberg. 

28) Wette (Köln). Die chirurgisch-orthopädische Behand¬ 
lung der spinalen Kinderlähmung. (Med. Klinik 1910. Nr. 31, 
S. 1211 ff.) 

Aelteres und Neueres zu diesem Thema. Mit dem, was über 
Sehnenverpflanzung gesagt wird, kann man sich im allgemeinen ein¬ 
verstanden erklären, wenn auch manches ein Widersprechen erheischt, 
so die angeführte alte Lorenz’sche Ansicht, bei bestehender Kontraktur 
zu redressieren, monatelang zu fixieren und — dann erst, die aber 
jetzt gewöhnlich unnötige Sehnenüberpflanzung auszuführen. Gewöhn¬ 
lich gelingt das Redressement leicht und die Ueberpflanzung kann 
direkt angeschlossen werden. Sollten wirklich einmal bei stärkerer 
Fixierung der Kontraktur Weichteilquetschungen etc. vorgekommen 
sein, die einen einwandfreien Verlauf der Operation gefährden könnten, 
so wäre eventuell zwei Wochen zu warten und dann weiter zu operieren. 
Was ein längeres Fixieren und nachheriges Arbeiten mit durch monate¬ 
lange Gipsumschnürung sicher nicht besser gewordenen Muskeln für 
Vorteile haben sollte, ist nicht recht einzusehen. 

Auch die monatelange Fixierung der operierten Extremität er¬ 
scheint mir nicht nötig. Im allgemeinen wird man bei einfachen 
Ueberpflanzungen mit 6 Wochen Fixation im Gipsverband auskommen. 
Dann kann die Nachbehandlung mit Massage, Elektrizität, aktiven 
Bewegungsversuchen, Bädern etc. einsetzen. 

Bezüglich der Arthrodesen-Operation sei noch ein Wort gesagt. 
Es ist ja wohl richtig, dass im allgemeinen nicht vor dem 6.—8. Jahr 
operiert wird, aber es wäre doch zu bedenken, ob es nicht besser ist, 
die Operation früher auszuführen, wenn das Kind nicht früher auf 
andere Weise zum Laufen gebracht werden kann. Uebrigens wird 
auch hier die Geldfrage manchmal mitzusprechen haben. Bis zum 
20. Jahr zu warten, wird wohl allgemein als zu lang — nicht befolgt 
werden. 

Bei der Nervenplastik tappen wir z. Z. doch nicht mehr so ganz 
im Dunkeln bei der Auswahl des zu pfropfenden Teiles. Die Arbeit 
A. Stoffels über Nervenpfropfung hat über die Topographie im Nerven 
sehr interessante und operativ verwertbare und schon verwertete Auf¬ 
schlüsse gegeben. Es ist jedenfalls eine Basis geschaffen, die systema¬ 
tisch weitergebaut werden kann und die erwarten lässt, dass die bis¬ 
her schwankenden Begriffe über Nervenplastik auf einen solideren 
Grund gestellt werden. Natzler-Heidelberg. 

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29) H. Klose u. H. Vogt (Frankfurt a. M.). Klinik und Biologie 

der Thymusdrüse. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 69. Bd. 1. H.) 

Nach interessanten Erörterungen der Auto- und Phylogenie der 
Thymusdrüse kommen Verff. auf die Besprechung der Klinik der 
Thymuserkrankung insbesondere der Thymus byperplasie und des 
Thymustodes. Die Chirurg. Inangriffnahme solcher Fälle müsste zu 
einer experimentellen Untersuchung der Bedeutung der Drüse für 
den Körper führen, d. h. in der experimentellen Ausschaltung einer¬ 
seits und ihrem Ersatz andererseits. Einwandfreie Versuche der 
1. Gruppe waren abhängig von der Möglichkeit einer vollständigen 
Entfernung des Organes zur Zeit ihres anatomischen und funktionellen 
Höhepunktes, ohne dabei das Leben der Tiere durch den Eingriff 
selbst zu gefährden. 

Die Technik der Versuche, die Verff. an Hunden anstellten, ist 
im Original nachzulesen, uud sei im folgenden nur der Kürze wegeu 
über die Resultate berichtet, soweit sie sich auf das Knochensystem 
beziehen und spezielles orthopädisches Interesse haben. 

Die Folgen der Thymektomie scheiden sich in drei Stadien: 
1. das Latenzstadium 2—4 Wochen dauernd, 2. das Stadium 
adipositatis 2—3 Monate dauernd, 3. das Stadium cachecticum 
oder Cachexia thymo priva mit Idiotie. Dauer 3—14 Monate. Tod 
im Coma. Die Störungen, die im Verlauf dieses Krankheitsbildes 
am Knochen auftreten, sind charakterisiert durch enorme Armut 
an Kalksalzen. Es entstehen Erscheinungen wie wir sie bie Rachitis, 
Osteomalazie und Osteoporose zu sehen gewöhnt sind. Die Tiere 
bleiben zwerghaft, Knochen werden biegsam oder brüchig, es kommt 
zu Spontanfrakturen, die wegen mangelnder Callusbildung nicht 
heilen. Die einheitliche Ursache dieser Erkrankungsformen haben 
Verff. iu einer Säureüberladung des Körpers durch Nuclei'nsäure 
gefunden. Milz, Pankreas, Schilddrüse, Ovarien, Hoden und Lymph- 
driisen kommen nach Thymusexstirpation in ein Stadium der Hyper¬ 
plasie, Entstehung des „Status lymphaticus“ anderer Autoren. 

Therapeutisch ist von Interesse, dass durch Verabreichung von Thy¬ 
muspräparaten die toxischen Erscheinungen erheblich gesteigert und 
das Coma beschleunigt werden. Es kommt also nur vermehrte Alkali¬ 
zufuhr, Anregung des Körpers zur vermehrten Alkalibildung und 
chirurgisch die Autoplastik in Betracht. Balsoh-Heidelberg. 

30) W. Lobenhoffer. Beiträge zur Lehre von der freien 

Osteoplastik. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 70. Bd., 1. H., S. 87.) 

In 6 Fällen freier Knochenimplantation konnte Verf. das Im¬ 
plantat histologisch nachuntersuchen. 


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Von besonderem Interesse ist der 1. Fall: Bolzung von Femur 
und Tibia mit Fibulastiick nach Resektion wegen Sarkom. Die 86 
Tage später notwendige Amputation lieferte das Präparat. Die 
histologische Untersuchung ergab, dass der Bolzen in gauzer Aus¬ 
dehnung nekrotisch war und dass die Neubildung von dem mit¬ 
verpflanzten Periost ausging. Dasselbe ergab die Untersuchung der 
anderen Fälle. Damit bringt Verf. für die von Axhausen vertretene 
Lehre, dass bei Transplantation periostgedeckten Knochens dieser 
nekrotisiert und nur das Periost den Mutterboden für die Knochen¬ 
neubildung und Ersatz des toten Stückes bildet, eine neue Stütze. 

BaiSCh-Heidelberg. 


31) Pokotilo (Moskau). Ueber das Schicksal lebender 
Knochen, die in Weichteile transplantiert worden 
sind. (Archiv f. klin. Chir. 1910. Bd. 93. S. 143tf. 2 Textfiguren.) 

P. hat ein Periostknochenblättchen unter die Haut eines Nasen¬ 
flügels transplantiert und dann nach 10 Tagen aus technischen 
Gründen wieder entfernt. Die angestellte histologische Untersuchung 
lässt ihn zn folgendem Ergebnis kommen: Tansplantierter Knochen 
geht, trotz scheinbarer klinischer Einheilung, vollständig zugrunde. 
Jedoch ist das Periost des transplantierten Knochens lebensfähig 
und hat allem Anschein nach die Fähigkeit, Knochen zu produ¬ 
zieren. Natzler-Heidelberg. 


32) Springer (Prag). Zur traumatischen Entstehung von 

Exostosen. (Zeitschrift für orthopädische Chirurgie XXV. Bd. 

S. 792. 

Nach der Reposition einer angeborenen Hüftluxation bei einem 
12 jährigen Mädchen beobachtete S. die Entwicklung einer Exostose 
an der Spina ant. sup. des Darmbeins. Verf. glaubt, dass die 
Zerrung der Weichteile an der Spina bei der Reposition die Ent¬ 
stehung dieser Exostose bewirkt habe. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

33) Mollow (Sofia). Eiu Fall von multiplen Knochenexostose n. 

(Portschr. a. d. Geb. d. Röutgenstr. Bd. XV. H. 3. S. 173 ff. 4 Fig.) 

Kasuistischer Beitrag. M. hat bei seinem Patienten neben den 
Exostosen rhachitisehe Veränderungen und Veränderungen an der 
Schilddrüse gefunden. Er tritt der Ansicht Ritters bei, der an- 
nimmt, dass Rhachitis und multiple Exostosen mit Veränderungen 
der Schilddrüse Zusammenhängen. Natzler-Heidelberg. 

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34) Saurborn. Die fibröse Atrophie der Knochen. (Ans dem 

pathol. Institut d. Universität Berlin). (Virchows Archiv Bd. 201, 

S. 467—470. 1910.) 

Die von Rindfleisch 1871 zuerst hei Wirbeldruckatrophie durch 
Aortenaneurysma beschriebene, von Orth dann an Knochen mit 
Gallertmark beobachtete Metaplasie von Spongiosabalken in Binde¬ 
gewebe, „die fibröse Atrophie der Knochen“, wurde von Saurborn 
in den Femora, Rippen und Wirbeln von Menschen mit chronischer 
Ernährungsstörung — bes. bei Kachexie infolge maligner Blastome 
und allg. Altersatrophie gefunden (Kontrolluntersuchung an jungem 
Selbstmörder). Pol-Heidelberg 

35) Otto von Frisch (Wien). Zur Behandlung frischer 

Diaphysenbrüche. (Archiv f. klin. Chir. 93. Bd. 3. Heft.) 

Verfasser teilt seine Erfahrungen über ein Repositionsmanöver 
mit, das er bei 8 Vorderarmbrüchen mit gutem Erfolg angewandt 
hat Es waren frische Diaphysenbrüche mit Dislokation und Ver¬ 
kürzung, wo das für die manuelle Längsextension zu grosse Hindernis 
der Muskelretraktion durch Abbiegung an der Frakturstelle um¬ 
gangen wurde. In Aetherrausch wird der Arm zunächst vollkommen 
supiniert und die Fragmente derart eingestellt, dass nur die Ver¬ 
kürzung bei gleicher Dislokation beider untern Fragmente (dorsal 
oder volar) bestehen blieb. Unter kontinuierlicher Extension biegt 
man die distalen Fragmente nach der Seite der Dislokation (dorsal 
oder volar) winklig ab, während die in dem entstehenden Winkel 
fest eingesetzten Finger die Bruchflächen über einander schieben. 
Nun folgt die Streckung des Winkels. Bei gelungener Reposition 
können kräftige Pro- und Supinationsbewegungen ausgeführt werden. 
Bei Erwachsenen lässt F. nach 3 Wochen eine breite volare Schiene 
tragen. Zander-Heidelberg. 

36) Wilms (Basel). Moderne Behandlung der Diaphysen- 

frakturen der unteren Extremitäten. (Med. Klinik 1910. 

No. 36. S. 1396.) 

Als Fortschritte in der Behandlung der Extremitätenbrüche 
bezeichnet W. 1) die Nagelextension von Steinmann, 2) die Zup- 
pinger’sche Schienenbehandlung bei Beugestellung der Extremitäten, 
3) eine Reihe von Vorschlägen der operativen Behandlung. Bei 
der Behandlung der Oberschenkelbrüche verwirft er den Gipsverband 
von vornherein. Nur bei unruhigen, kleinen Kindern lässt er ihn 
gelten. In erster Linie will er die Zuppingerschiene angewendet 


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wissen, in zweiter Linie Heftpflasterextension eventuell mit Seiten¬ 
zügeln. Führen diese nicht zum Ziel, so kommt die Nagelexten- 
sion in Frage und, wenn auch diese nicht den gewünschten Erfolg 
hat, Fixation des Beines in leichter Beugung über einer doppelten 
schiefen Ebene und Verstärkung des Zuges an den Nägeln. 

Bei der Behandlung der gewöhnlichen Unterschenkelbrüche 
kommen in Frage: Gipsverband, Heftpflasterextension und Zuppinger- 
schiene. Wenn alle drei Methoden versagen, Nagelextension. Bei 
komplizierten Frakturen ist für die meisten Fälle von vorneherein 
die Nagelextension zu empfehlen, eventuell Heftpflasterextension 
oder Zuppingerschiene. 

Für eine Reihe von Brüchen an dem Unterschenkel kommt 
die blutige Redression der Fragmente in Frage — bei Oberschenkel¬ 
brüchen ist sie möglichst zu vermeiden! Bei Verzahnung der Frag¬ 
mente ist sie der Nagelextension vorzuziehen. Eventuell sind zur 
besseren Adaptierung Elfenbein- oder Nagelbolzen in die Markhöhle 
der Tibia einzulegen. Eventuell werden — bei Schrägbrüchen — 
zirkuläre Schnürungen mit Draht ausgeführt. 

Bei den supramalleolären Brüchen mit starker Verschiebung 
der Fragmente und Splitterung gibt W. im allgemeinen der Heft¬ 
pflasterextension den Vorzug, wegen der leichten Kontrollierbark eit 
der Fussstellung. Im übrigen glaubt er, dass hier in Zukunft öfter 
blutige Eingriffe auszuführen sein werden, um eine möglichst gute 
Stellung zn erzielen. 

Die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden sind besprochen, 
technische Winke werden gegeben, insbesondere wird nachdrücklich 
auf den Wert und die Wichtigkeit der Kontrolle durch Röntgen¬ 
untersuchung hingewiesen. Natzlsr-Heidelberg. 


37) S. Berge! (Hohensalza). Gallusbildung durch Fibrin. 

(Archiv f. klin. Chir. 93. Bd., 3. H.) 

Verfasser konnte durch subperiostale Injektion von Fibrin¬ 
emulsion bei Kaninchen und Meerschweinchen starke kallöse Knochen¬ 
verdickungen hervorrufen und hält den Beweis für erbracht, dass 
unter den Blutbestandteilen das Fibrin es ist, welches das Feriost 
in spezifischer Weise zur Oallusbildung anregt. 

Die Entwicklung der experimentell erzeugten Knochen¬ 
neubildungen liess sich in den verschiedenen Stadien mikroskopisch 
genau studieren. Es fand sich, dass sich neben der enchondralen 
Knochenbildung Knochengewebe aus den Bindegewebszellen direkt 
oder auf dem Umwege der Knorpelbildung, also nach dem meta¬ 
plastischen Typus, entwickelte. 


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Bei verzögerter Callusbildung und Pseudarthrosen gelang es 
Bergei, nach Fibrininjektion noch nachträglich Konsolidierung her¬ 
vorzurufen. Alle 8—10 Tage wird 0,3 pulverförmiges Fibrin, in 
5—6 g physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt, mit ziemlich 
weiter Kanüle unter das Periost der Knochenenden injiziert Regel¬ 
mässig treten Reaktionserscheinungen auf, bestehend in ödematöser 
Schwellung, vorübergehender Temperatursteigerung und geringer 
Schmerzhaftigkeit. Zander-Heidelberg. 

38) Otto (Kiel). Die Bedeutung der Nagelextension für die 

Kriegschirurgie. (D. milit&räretl. Zeitschr. 1910. H. 23, S. 889 ff.) 

Otto bespricht die mannigfachen Vorteile der Steinmann’schen 
(eigentlich Codivilla’schen) Nagelextension für gewisse Frakturen 
und illustriert sie durch einige von ihm beobachtete Fälle aus der 
Kieler Klinik. Er empfiehlt sie besonders auch für die Behandlung 
schwerer Schussfrakturen im Kriege, wo sie in den stehenden 
Lazaretten mit grossem Vorteil wird angewendet. werden können, 
ln der Kriegssanitätsausrüstung sind die St/schen Nägel bereits 
vorgesehen. Natzler- Heidelberg. 

39) D’Anna (Rom). 1 corpi mobili articolari come esito 

d’infortunio sul lavoro. (H Policlinico A. XVII, fase. 47.) 

Bei einem am Knie verunglückten Arbeiter wurde in der Folge 
die Anwesenheit eines beweglichen Gelenkkörpers erkannt. Obwohl 
nicht unbedingt ausgeschlossen werden konnte, dass der Fremdkörper 
im Gelenk schon vor dem Trauma vorhanden sein konnte, war doch 
immerhin bewiesen, dass im Anschluss an eine traumatische Ein¬ 
wirkung die Mobilisierung eines Fragmentes im Innern des Gelenkes 
möglich ist, das durch die Reibung, die fortgesetzte Wirkung der 
Bewegung und wahrscheinlich der Flüssigkeiten selbst geschliffen 
wird, bis es eine rundliche Form ohne Kanten und Unebenheiten 
erreicht. 

Belehrt aber durch diesen Fall schritt Verf. von da ab zur 
Radiographie sämtlicher Gelenke, die ein Trauma erlitten hatten, 
und zwar kurze Zeit nach demselben, und konnte nach einer Reihe 
von negativen Fällen zu einem positiven Fall gelangen. 

Bei einem 52jährigen Tagelöhner zeigte die Röntgenographie 
21 Tage nach einem Trauma an einem Knie deutlich die An¬ 
wesenheit von zwei beweglichen Gelenkkörpern (neueren Datums), 
deren Entstehung sicher in dem von dem Arbeiter in den voraus¬ 
gehenden Tagen erlittenen Trauma zu suchen war; in diesem Fall 


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konnte nickt angenommen werden, dass sie bereits vor dem Trauma 
vorhanden waren, da die Form, die Ecken, die Rauhigkeiten deutlich 
für kürzlich von dem Schienbeinkamm freigewordene Knochensplitter 
sprachen. Das andere Knie war dagegen vollkommen normal. 

Es ist demnach erforderlich, dass in jedem Fall von Gelenk¬ 
verletzung stets die Radiographie des Gelenkes gemacht wird, um 
die unmittelbaren Wirkungen der Läsion zu bestimmen und in allen 
Fällen zu vermeiden, dass entweder eine präexistierende Läsion 
eines Tages betrügerischerweise für eine Folge des erlittenen Traumas 
ausgegeben wird oder die wirklichen Wirkungen des Traumas selbst 
irrtümlicherweise auf dem Unfall vorausgehende intraartikuläre Prozesse 
zurückgeführt werden können. Buccheri-Palermo. 

40) Wysockl. Kasuistische Mitteilungen über Gelenk¬ 
erkrankungen bei Lues acquisita. (Dies. Breslau. 1910.) 

Nach W.’s Ansicht kann bei den luetischen Erkrankungen von 

einem abgeschlossenen klinischen Bilde keine Rede sein. Zum Be¬ 
weise für diese seine Ansicht führt er die Krankengeschichten von 
9 Fällen von Gelenkerkrankungen bei erworbener Lues aD, die der 
dermatologischen Abteilung des Allerheiligenhospitals zu Breslau ent¬ 
stammen und die auch die alte Ansicht, dass grössere luetische Prozesse 
im Organismus nicht mit Fieber auftreten, besonders nicht mit lang- 
dauerndem Fieber mit hohen Temperaturen zu Falle bringen, da 
sich unter diesen mehrere Fälle befinden, die ganz unter dem Bilde 
eines akuten Gelenkrheumatismus mit hohen Temperaturen verliefen. 
Die Diagnose kann oft erst durch die Wassermannsche Reaktion 
geklärt werden. Wenn auch die Behandlung in erster Linie eine 
spezifische sein soll und muss, so dürfen selbstverständlich alle 
lokalen Methoden, die mehr nach der chirurgischen Richtung 
hin liegen, nicht ausser Acht gelassen werden, um jene zu unter¬ 
stützen. Blencke-Magdeburg. 

41) Hffpke. Gelenktuberkulose unter .dem Bilde des Ge¬ 

lenkrheumatismus. (Poncet.) (Diss. Leipzig 1910.) 

R. bespricht zu Beginu seiner Arbeit die Mitteilungen Poncets 
und seiner Schüler über den Rhumatisme tuberculeux articulaire 
und führt einige markante Beobachtungen Poncets hinsichtlich des 
angegebenen Krankheitsbildes an. Während in der ersten Zeit die 
Poncet’schen Arbeiten überhaupt nicht berücksichtigt wurden, ist 
neuerdings ein Waüdel eingetreten und viele Autoren, namentlich 
auch deutsche, haben sich eingehender mit diesen befasst. R. be- 


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richtet über zwei Fälle und zeigt an der Hand dieser Fälle, wie 
grosse Schwierigkeiten eine präzise Diagnose oft machen kann. 
Er ist der Meinung, dass von einer Lehre Poncets noch nicht ge¬ 
sprochen werden kann, sondern vorläufig nur von einer Theorie. 

Blenoke-Magdebur#. 

42) Ghilarducci (Rom). Azione dei raggi X sulle artriti ed 

adeniti tubercolari. (ii Policlinico. A. XVII, fase. 10.) 

Durch experimentelle Untersuchungen wollte Verf. die Frage 
der verschiedenen über die Wirkungsweise der Röntgenstrahlen auf¬ 
gestellten Meinungen lösen und kommt zu folgenden Schlüssen: 

1. Unsere Versuche bestätigen die wohl bekannte günstige 
Wirkung der Röntgenstrahlen auf die tuberkulösen Adenitiden und 
Gelenkleiden. 

2. Die Röntgenstrahlen haben hei den verwendeten Dosen 
(20 Einheiten H) die Fähigkeit, den tuberkulösen Prozess auf das 
eingeimpfte Gelenk und die Drüsen der entsprechenden Leiste za 
begrenzen, sterilisieren aber nicht vollständig die Gewebe, die Sitz 
des tuberkulösen Prozesses sind, da dieser sich konstant bei den 
gesunden Tieren reproduziert hat, die mit Gewebsstückchen aus den 
Gelenken und tuberkulösen Drüsen geimpft wurden. 

3. Die durch Einimpfung der bestrahlten Gewebe reproduzierte 
Tuberkulose ist um so schwerer, je schwächer die benutzte Be¬ 
strahlung war; äusserst schwer und rasch tödlich ist sie bei mit 
nicht bestrahlten Geweben geimpften Tieren. 

4. Die wohltätigen Effekte der Bestrahlung beruhen z. T. auf 
einer direkten Wirkung auf die Bazillen, z. T. auf den schlechten 
Lebensbedin gongen, die dem Bazillus durch die die tuberkulösen 
Massen einhüllende und vollständig isolierende Sklerose geschaffen 
werden. 

5. Dieser Skleroseprozess bildet sich nicht auf Kosten der 

tuberkulöseu Granulationsgewebe, sondern auf Kosten des Stroma 
der gesunden Lymphfollikel selbst. Buocheri-Palermo. 

43) Brüning. Die Behandlung tuberkulöser Erkrankungen 

mit Trypsin. (Deutsche med. Woch. 1910. No. 35.) 

B. teilt seine Erfahrungen mit den von Jochmann empfohlenen 
Trypsininjektionen in tuberkulöse Abszesse mit, die bekanntlich den 
Zweck haben sollen, den Abszessen das ihnen fehlende proteolytische 
Ferment zuzuführen, um den Eiter resorbierbar zu machen. Auch 
die Jodoformglycerininjektionen wirken ja wahrscheinlich durch die 


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Tätigkeit der chemotaktisch herangezogenen polynukleären Leuko¬ 
zyten. B. verfährt so, dass er mehrere 10 ccm fassende sterilisierte 
Fläschchen mit je 0,1 gr. Trypsin (Kahlbaum) beschickt, mit Watte 
verschliesBt und vor dem Gebrauch mit steriler pbysiol. Kochsalz¬ 
lösung füllt, sodass er je 10 ccm. einer l°/ 0 igen Trypsinlösung er¬ 
hält. Wegen der leichten Zersetzung und Trübung bereitet er die 
Mischung täglich neu. Die Abszesse punktiert er mit dickem Trokar, 
eutleert sie, ev. mit Ausdrücken, injiziert 1—2 ccm. Trypsinlösung 
und schliesst die Oeffnung mit einem Pflaster. Wiederholung nach 
ö—7 Tagen. Bei Gelenkerkrankungen nach der Injektion Anlegen 
eines immobilisierenden Gipsverbandes. Die Einspritzungen in 
geschlossene Abszesshöhlen riefen einen leichten ’7a—1 Stunde 
dauernden Schmerz hervor, während die Injektion in nicht erweichte 
Lymphome sehr schmerzhaft war. Nach mehreren Injektionen wurde 
meist der dünne gelbliche Eiter durch Blutbeimischung rotbraun 
und allmählich serös und zellenarm. Die Abszesse füllten sich 
nicht so schnell wieder wie bei Jodoforminjektionen. Nach dem 
Versiegen der Sekretion blieb stets noch länger eine derbe nicht 
schmerzhafte Resistenz zurück. Gute Resultate sah B. nach den 
Injektionen in tuberkulöse Hygrome und kleine kalte Abszesse. 
Bei Senkungsabszessen war kein Unterschied gegenüber dem Jodo¬ 
formglycerin zu sehen. Gelenktuberkulosen mit grossen Knochen¬ 
herden oder reine Fungi waren ungeeignet für Trypsin. Auch ver¬ 
käste oder noch derbe Lymphome sind von Trypsinbehandlung aus- 
zuschliessen. Nur erweichte Lymphome reagieren günstig. Fieber 
oder sonstige Schädigungen sah Br. nicht, ausser einem meist bald 
sich zurückbildenden Oedem in manchen Fällen. 

Hohmaan-München. 

44) E. G. Beck. Der diagnostische Wert und die thera¬ 
peutische Wirkung der Wismutpaste bei chronischen 
Eiterungen. (Münch, med. Wocb. 1910. No. 33.) 

Beck gibt hier die Erfahrungen dreier Jahre über seine Wismut¬ 
paste zum Besten, behandelt die Verbesserung der diagnostischen 
Methode durch stereoskopische Röntgenaufnahmen, die die Lage 
der Fisteln zu den Knochen genauer erkennen lassen, und bespricht 
die therapeutische Verwendung. Aus den Arbeiten der verschiedensten 
Chirurgen, die die Methode anwandten, ergibt sich, dass die 
Heilungsresultate zwischen 12 und 76 °/ 0 schwanken. 
Ursachen dieser Schwankungen sind teils Zufälle, wie vorhandene 
Fremdkörper, die das Ausheilen verhindern, teils Sequester. Erst 


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nach Entfernung derselben wirkt die Paste heilend. Auch technische 
Fehler sind oft an den Misserfolgen schuld. Die Paste muss weich 
genug sein, um überall hindringen zu können, der Druck darf nur 
ein massiger sein, um Zerreissungen und weitere Infektionen zu 
vermeiden. Umwandlung eitrigen Sekrets in seröses ist ein pro¬ 
gnostisch günstiges Zeichen. B. glaubt, dass die Wirkung der 
Paste darin besteht, dass das Wismutsubnitrat in der Körperwärme 
hydrolysiert wird und freie Salpetersäure abgibt. Verschiedene 
Präparate gaben sehr verschiedene Mengen Salpetersäure ab, 
vielleicht erklären sieb so manche Misserfolge. Auch prophylaktisch 
zur Verhinderung von Fistelbildung verwendet Beck die Injektionen, 
indem er kalte Abszesse spaltet, ca. 100 Gramm der 10% Paste 
einspritzt ohne Verschluss der Oeffnung und damit meist in 1—3 
Wochen eine Heilung erzielt. Vorsicht wegen der Intoxikations- 
gefabr! Die ersten Symptome sind: livide Verfärbung der Haut, 
Zahnfleischulcerationen, später Brechreiz, Kopfschmerz, Lockerung 
der Zähne, Gewichtsabnahme. Eventuell Auswaschen der zurück¬ 
gebliebenen Paste mit warmem sterilem Olivenöl und Aspirieren der 
Massen, nicht auskratzen. 6% der Fälle sind ungeeignet für die 
Behandlung. — Die Arbeit ist vor allem für den Praktiker wichtig 
wegen der Mitteilung mancher Beobachtungen aus der Praxis, die 
dazu beitragen Werden, Indikation und Anwendung dieser Methode 
noch genauer festzustellen, als das heute möglich ist. 

Hohmann-Münchea. 

45) E. Payr. Ueber die operative Mobilisierung anky- 
losierter Gelenke. (Münch, med. Woch. 1910. Nr. 37.) 

P. bietet in dieser Arbeit etwas ausführlicher das dar, was er 
auf dem Orthopädenkongress 1910 über diese Frage vorgetragen 
bat Entscheidend für das Gelingen seines Interpositionsverfahrens 
ist strengste Ausmusterung der Fälle, die sich für die Operation 
eignen. Die Untersuchung muss feststellen: 1. die path. anat. Form 
der Ankylose, den Zustand des Kapselscblauchs; 2. den Zustand 
der parartikulären Weichteile; 3. den aktiven Bewegungsapparat 
(Entartungsreaktion 1); 4. Erloschenseiu des Grundleidens; 5. All¬ 
gemeinzustand, körperlich, psychisch, intellektuell, letzteres wegen 
der Mitarbeit des Patienten bei der langdauernden Nachbehandlung. 
Nicht zu alte, nicht zu junge Patienten operieren! Prognose vor¬ 
sichtig stellen. Das Operationsgebiet muss sehr übersichtlich frei¬ 
gelegt werden unter Schonung des aktiven Bewegungsapparates 
Längsschnitte! (wichtige Sehnen nicht durchscbneiden, sondern sub- 


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kortikal abmeisseln!). Die Gelenkkörper etwas verkleinern. Faser¬ 
knorpel ist wertlos, nicht schonen. Genaueste Inspektion aller Teile 
des Gelenkes. Totale Entfernung der irreparabeln Kapsel 
samt Verstärkungsbändern, da sich die Kapsel aus dem par- 
artikulären Bindegewebe neubildet. Keine Schnitte ins Periost 
wegen ostaler Wucherungen machen. Interpositionsmaterial 
sind für einfache Knorpeldefekte frei transplantiertes Periost 
und Perichondrium, für alle anderen Fälle gestielte Muskel- 
Fett- oder Faszienlappen aus der Nachbarschaft, sowie Sehnen¬ 
scheiden und Schleimbeutel. Notwendig ist gute Fixierung der 
Lappen an den Gelenkenden, Klaffen des Gelenkspaltes zur Ver¬ 
meidung von Druck (Extension mehrere Tage lang) und exakteste 
Blutstillung, sowie gute Hautnaht. Sorgfältigste Nachbehand¬ 
lung mit aktiven Uebungen, Vermeidung brüsker passiver Bewegungen 
wegen Gefahr der Blutung, Lokalanästhesie oder Stauungsbinde bei 
Schmerzen, Schienenhülsenapparate, Heissluft, Massage, Elektrizität. 
Eventuell künstliche Gelenkbänder oder Sehnentransplantationen 
nach Lange. Unangenehme Komplikationen, die das Resultat sehr 
beeinträchtigen können, sind primäre oder sekundäre (Narbe!) 
Wundinfektion, Abriss von Sehnen und Bändern bei Bewegungen, 
Frakturen der atrophischen Knochen. Beim Schultergelenk 
bildet P. Lappen aus Pectoral. major. beim Ellenbogen (günstigstes 
Gelenk) aus dem Trizeps, beim Handgelenk Fettlappen aus dem 
Subkutangewebe, bei Fingergelenken aus den Beugesehnen¬ 
scheiden, beim Hüftgelenk aus dem Rectus femoris oder Sartorius, 
beim Kniegelenk (zur Zeit noch am ungünstigsten) langer Faszien¬ 
fettlappen aus dem tractus iliotibialis, beim Talokruralgelenk aus 
dem Triceps surae. Bei 30 operierten Fällen hat P. 9 gute 
Dauererfolge erzielt. Der interessanten, auch die Fehler offen 
bekennenden Arbeit sind zahlreiche Skizzen über die Technik der 
Eingriffe beigegeben. Hohmann-München. 

46) H. Schloesmann. Die Entstehung des angeborenen mus¬ 
kulären Schiefhalses. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 71. Bd., 1. H.) 

Auf Grund eingehender, auch histologischer Untersuchungen an 
dem reichen Material der Leipziger Chirurg. Universitätspoliklinik kommt 
Verf. zu dem Schluss, dass für die Entstehung des angeborenen Caput 
obstipum nur die Völcker’sche Theorie von der ischämischen Muskel¬ 
lähmung und Kontraktur des Kopfhickers möglich ist. Die histolog. 
Untersuchungen, namentlich in sehr frühem Alter, ergaben eine Muskel¬ 
degeneration, wie man sie in ganz gleicher Weise bei ischämischer 


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Nekrose findet, entzündliche Erscheinungen oder solche eines intra 
partum erworbenen Traumas fehlten völlig. Die Kopfnickerischämie 
kann im Foetalleben oder intra partum entstehen, am häufigsten ist 
wohl die intrauterine Belastung. Die vererbten oder mehrfach in 
einer Generation beobachteten Fälle sind nicht ab primäre Keimfehler, 
sondern als in gleicher Weise auftretende Belastungsdeformitäten zu be¬ 
trachten. Baisch-Heidelberg. 

47) Bloch (Kattowitz). Über WirbelsäulenverletzuDg mit, 

seltener vorkommenden Symptomen von seiten der 
Cauda equina. (ÄrstL Sa<:hvorst.-Ztg. Nr. 16, S. 323.) 

Mitteilung dreier Fälle, bei denen der Conus terminal, durch 
Unfall (Verschüttetwerden) lädiert wurde und die im allgemeinen die 
gleichen nervösen Symptome boten: Nachlassen der Potenz und 
Beithosenanästhesie in allen drei Fällen, Anästhesien an Perineum, 
Scrotum und Penis in zwei Fällen. Bei der Verletzung handelte 
es sich anscheinend nur um Absprengung kleinerer Knochenstückchen. 
Ein Köntgenbefund fehlte. Natzler-Heidelberg. 

48) Wehrsig. Zur Kenntnis der chronischen Wirbelsäulen¬ 
versteifung. (Bechterew.) (Virchows Arch. Bd. 202, S. 305-317.1910.) 
Bei einem 29 jährigen Mann traten nach Verstauchung des 

Kückens und Genicks durch Sturz während der ersten 4 Jahre 
Schmerzen in Halswirbelsäule und Nacken auf, dann Versteifung 
der Habwirbelsäule, im 5. Jahre der Brustwirbelsäule, im 11. Jahre 
der Lendenwirbelsäule ein. Exitus mit 40 Jahren an Lungen¬ 
tuberkulose. 

Die anatom. Untersuchung ergab eine den peripheren Gelenk- 
aokylosen analoge Erkrankung der wahren Gelenke der Wirbel¬ 
säule — im Gegensatz zur primären Bandscheibendegeneration der 
Spondylitis deformans. Im Gegensatz zu Simmonds wird mit E.Fränkel 
die Ossifikation der Gelenkbänder ab sekundär aufgefasst. Be¬ 
züglich der Aetiologie hat W. aus der Literatur 116 Fälle zu¬ 
sammengestellt: danach kämen in erster Linie chronisch-rheumatische 
und Erkältungsschädlichkeiten (40,52 bzw. 39,66 °/ 0 ) zu 25% Trauma 
— wohl nur auslösend bei rheumatisch bereits disponierten oder 
chronisch Erkrankten: W. — in Betracht. 

In W.’s Falle war die Tuberkulose veranlasst durch die An¬ 
kylose der Wirbel-Rippengelenke; der Tod wurde in Anbetracht der 
klin. Beobachtung und des Sektionsbefundes ab Folge des Un¬ 
falls gedeutet. Pol-Heidelberg. 


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49) Peträss (Upsala). Beiträge zur Kenntnis der Syphilis 

der Wirbelsäule und der Basis cranii. (Mitteil. a. d. Grenz¬ 
geb. d. Med. u. Chir. XXI. Bd. H. 5.) 

Verf. teilt einen Fall sicherer syphilitischer Karies der Hals¬ 
wirbelsäule mit, der in Ankylose ausheilte. Das Röntgenbild ergab 
Deformierung und Sklerosierung der Wirbel. Ferner berichtet er 
über 2 Fälle syphilitischer Periostitis der Halswirbelsäule. Schliess¬ 
lich ein Fall, bei dem klinisch das Bild der Hirnsyphilis bestand 
und bei dem Verf. das Röntgenogi amm, das an Stelle der Sella 
turcica eine weite, den ganzen Sinus sphenoidalis einnehmende Höhle 
aufwies, als Caries der Basis cranii deuten zu können glaubt. Die 
Möglichkeit eines Tumors (grosses Gumma) der Hypophysengegend 
schliesst Verf. durch neurologische Momente aus. 

Balsoh-Heidelberg. 

50) E. Hoffmann (Greifswald). Zur Entstehung und Be¬ 

handlung der Skoliose. (Deutsche ined. Wocli. 1910. No. 32.) 

H. vertritt die Entstehung der Skoliose, soweit sie nicht rachitisch 
oder statisch oder durch andere Momente bedingt ist, durch Störung 
des Muskelgefühls, des Gleichgewichtssinnes, die durch das längere 
Einhalten der fehlerhaften Haltung bei Ermüdung im Sitzen während 
der Schule eintrete. Aus der fehlerhaften Haltung entwickele sich 
die Skoliose, die sekundären Knochen- und Weichteilveränderungen. 
Therapeutisch schlägt er Erziehung zur Selbstkorrektion und Muskel¬ 
übungen vor. „Auf die Art der Uebungen kommt es dabei nicht 
wesentlich an.“ Auch Massage, schiefer Sitz und erhöhte Sohle 
gehören zu seinem Rüstzeug. Bei versteiften Formen lässt er auch 
uach Klapp kriechen. Hohmann-München. 

öl) J. B. Adams (Boston). The importance of the vertical 
or articular processus of the vertebra in the production 
of congenital scoliosis. (Boston Medical and Surgical Journal. 
April 1910.) 

Verfasser untersuchte die 64 Präparate von Wirbelsäulen¬ 
anomalien der Sammlung des Warren-Museums auf das Vorhanden¬ 
sein von Skoliosen und fand nur 7 angeborene Skoliosen darunter. 
Davon waren 2 mit Wirbel Verschmelzung, 2 mit Exostosen arthritiseben 
Ursprungs und die 3 übrigen wiesen Entwicklungsfehler der Wirbel¬ 
bögen als wahrscheinliche Ursache der Skoliose auf. 

Auf Grund seiner Untersuchungen bezweifelt Adams den von 
Böhm angenommenen ursächlichen Zusammenhang von numerischer 


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Variation und Skoliose. Unter den Präparaten der Sammlung fanden 
sich mehrere Wirbelsäulen, die erhöhte Sakralisation auf einer Seite 
aufwiesen, d. h. der letzte Lumbal* oder erste Sakralwirbel zeigte 
auf einer Seite eine stärkere Entwicklung. Es findet nun durch 
ungleiches Wachstum des Darmbeins ein Ausgleich statt, sodass die 
obere Kreuzbeinfläche nicht geneigt ist, sondern parallel der Ebene 
der Sitzknorren steht So erklärt es sich, dass trotz der Asymmetrie 
keine Skoliose entsteht. 

Verfasser betont zum Schluss, dass angeborene Deformitäten, 
die mit Skoliose zusammen gefunden werden, nicht ohne weiteres 
als die Ursache derselben anzusehen sind. Zander-Heidelberg. 


52) I). rau Dorp-Beucker Andreae. Behaudeling van Spon* 

dylitis met het corset van Calot (Behandlung von Spon¬ 
dylitis mittelst des Calot’schen Korsett) (Nederlandsch Tyd- 
schrift voor Geneeskunde 1910. II. No. 16.) 

Auf Grund von drei Fällen von Spondylitis, mittelst der 
modifizierten Methode Calot’s im Hospiz in Katwyk an der Nordsee 
mit gutem Erfolge behandelt, empfiehlt van D.-B. A. dieselbe. 
Die Genesung trat relativ bald ein und die Difformität wurde ganz 
aufgehoben. 

Die Methode wird genau beschrieben und ihr Wert dem Gips¬ 
bette, der Extension, dem gewöhnlichen Sayre’schen Gipskorsett 
und den Apparaten gegenüber verglichen. 

Fixierte Kyphosen wurden noch noch nicht behandelt aber der 
Autor wird doch auch versuchen, diese mittelst der Methode zu 
heilen. C. B. Tllanus. 

53) Otto Rothschild (Frankfurt a. M.). Ueber funktionelle 
Heilung der Cucullarislähmung mittels freier Fascieu- 
plastik. (Zentralbl. f. Chirurgie 1910. Nr. 45. S. 1441.) 

R. macht zur Freilegung des Operationsgebietes einen Schnitt 
vom oberen medialen Schulterblattwinkel schräg abwärts zum ersten 
Lendenwirbel. Dann entnimmt er der Fascia lata femoris einen 
ca. 20 cm langen, 4—5 cm breiten Streifen, fixiert die eine Schmal¬ 
seite desselben am medialen Scapularand oberhalb der Spina und 
die andere am Latissimus dorsi und der tiefen Rückenmuskulatur dicht 
neben der Wirbelsäule, während ein Assistent das Schulterblatt 
Wirbelsäulen- und fusswärts drückt Es wird unter starker Spannung 
vernäht und der von der Fascie ausgeiibte Zug soll so stark sein, 
dass die Skapula wieder in gleicher Höhe mit der der gesunden 


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Seite steht and ihr medialer Rand mit der Wirbelsäule parallel ver¬ 
läuft. Auf diese Weise wurde eine seit 1 / 1 Jahr bestehende Cucullaris- 
Lähmung in 10 Tagen funktionell völlig ausgeheilt. 

Natzler-Heidelberg. 

54) Most. Über Rippenbruch mit Intercostalneuralgie. 

(Berl. klin. Woch. 1910. Nr. 87.) 

Ein Strassenbahner erlitt durch Stoss gegen die Seite eine 
Fraktur der rechten 12. Rippe. Yon da an bestanden Schmerzen 
in der rechten Seite bei jeder Bewegung und auch beim Heben 
des rechten Armes. Die Gegend der 12. Rippe war an einer Stelle 
druckempfindlich. Röntgenbild: Fraktur der 12. Rippe mit Deviation 
des lateralen Fragments nach abwärts. Nach vergeblichen therapeutischen 
Versuchen aller Art schritt man zur Operation, legte die Rippe frei 
und fand an der Fraktnrstelle am lateralen Rande des erector trunci 
eine spindelförmige Verdickung und lateral eine Abwärtsknickung. 
Die Rippe wurde subperiostal möglichst weit zentral reseziert, und 
auch das Periost an der Unterseite der Rippe entfernt. Der Nerv 
kam nicht zum Vorschein. Seit der Operation sind die Beschwerden 
vollkommen verschwunden. Hohmann-München. 

55) Vers6. Uber die kongenitaleTrichterbrust mit besonderer 

Berücksichtigung der normal-anatomischen Verhält¬ 
nisse. (Zieglers Beiträge zur path. Anat. Bd. 48, H. 2, 311—342. 1910. 

Verse untersuchte 4 Fälle von Trichterbrust anatomisch; drei 
davon (48jähr. Frau, 1*/* jähr. Knabe und 54jähr. Frau) sind auf 
Entwisklungsstörung („genuin“), einer (73jähr. Schuster) auf ge¬ 
werbliche Druckwirkung (acquiriert) zurückzuführen. 

Zur Prüfung der Berechtigung der verschiedenen Theorien über 
die Genese hat er zum Vergleich an 205 Leichen das Sternum mit 
seinen Abteilungen gemessen und untersucht Er stellte dabei bei 
den normalen Sterna eine „fast völlige Anarchie“ auf metrischem 
Gebiete fest, im Allgemeinen immerhin folgendes: Mit der Körper¬ 
länge nimmt auch die Länge der einzelnen Abschnitte des Sternums 
zu. Von der Mitte der 20er Jahre an erfolgt kein erheblicher Zu¬ 
wachs in den Längenmassen. 

Das Sternum des Mannes ist in allen Teilen grösser als das 
der Frau. 

Das Manubrium ist beim Weibe im Verhältnis zum Corpus 
etwas grösser als beim Mann. 


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Die knorpeligen Verbindungen zwischen den 3 Sternalknocheu 
bleiben oft bis ins höchste Alter erhalten. 

In einem grossen Prozentsatz liegen die Knorpel der 7. Rippen 
vor der Basis des Processus ensiformis, am häufigsten bei Frauen 
(als Folge der besonderen Bauart des weibl. Thorax, nicht des 
Schnürens). 

Sehr oft, namentlich bei Männern, findet sich eine Spaltung 
des Processus ensiformis, bei hohen Graden gewöhnlich mit Rectus- 
diastase kombiniert (Curschmann). — 

Bei seinen Fällen von „genuiner“ Trichterbrust fand er 
im Gegensatz zur von E. Ebstein aufgestellten Theorie eines ver¬ 
langsamten Wachstums des Brustbeins ein exorbitant grosses 
Corpus sterni: z. B. bei einer Frau mit Trichterbrust von 159 cm 
Körperlänge: Manubr. 4,1, Corp. 11,8, Proc. 4,0, Stern. 19,9 cm, 
gegenüber einem Normalwerte für eine Frau von 160,8 cm Länge: 
Manubr. 5,0, Corp. 9,1, Proc. 5,5, Stern. 19,5 cm. 

Der Typus der Sternalverbiegung bei der genuinen Trichterbrust 
scheint zu sein: normale Richtung des Manubriums, mehr oder 
weniger starke lordotische Krümmung des Corpus, Aufbiegung des 
Processus. Bei dem einen Fall der acquir. Trichterbrust entfällt 
der Hauptanteil der Einbuchtung auf den Processus und die aus¬ 
einander gedrängten Rippenbogen. 

Ueber die Genese der genuinen Trichterbrust lässt sich etwas 
sicheres auf Grund der anatom. Untersuchung nicht sagen. 

Pol-Heidelberg. 

56) K. Lexer (München). Nachuntersuchungen von trau¬ 
matischen Schultergelenksluxationen. (Bruns Beitr. z. kl. 
Chir. 70. Bd„ 1 . H., S. 221.) 

Verf. hat die Schulterluxationen der letzten 5 Jahre aus der 
Münchner Chirurg. Klinik nachuntersucht. Von 40 unkomplizierten 
Luxationen war bei 15 = 37,5% keinerlei Beeinträchtigung mehr 
vorhauden, 15 haben volle Beweglichkeit, aber noch Schmerzen, 
10 = 25% haben mehr oder weniger starke Bewegungsstörungen. 
Von 6 mit Absprengung oder ähnlichen komplizierten Luxationen 
zeigt nur 1 volle Funktion. Die tabellarische Uebersicht zeigt, dass Pat 
unter 50 Jahren bessere Prognose bieten, von grösster Wichtigkeit 
ist eine frühzeitige und ausgiebige Bewegung. Frühzeitiges Wieder¬ 
aufnehmen der Arbeit oder körperlicher Uebung kann dasselbe leisten 
wie lange Nachbehandlung mit Massage oder medico-mechanische 
Uebungen. Baisch-Heidelberg. 


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57) Osann (Frankfurt). Beitrag zur Kenntnis der isolierten 
Lähmung des Nervus musculo-cutaneus. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1910. Nr. 18, S. 832.) 

O. beobachtete einen Fall von isolierter Lähmung des Nervus 
musculo-cutaneus, den er auf UeberanstrenguDg der von diesem 
Nerven versorgten Muskeln (Bizeps, Brachialis internus und Coraco- 
brachialis) zurückfuhrt. Infolge des vikariierenden Eintretens des 
Brachioradialis war die Beugefähigkeit des Armes teilweise erhalten. 
An Sensibilitätsstörungen bestanden Parästhesien und Herabsetzungen 
der verschiedenen Gefuhlsempfindungen im Bereich des Nerven. 

OttendorfT-Hamburg-Altons. 


58) Haenisch (Hamburg). Isolierte Fraktur des Capitulum 

(Eminentia capitata) humeri. (Fortschr. a. d. Geb. d. Rönt- 
genstr. 1910. XV. 6. S. 335 ff. 4 Röntgenbilder.) 

Eine junge Dame war auf die Aussenseite des linken Ellbogens 
gefallen. Unter heftigen Schmerzen schwoll der Arm bald an. 
Klinisch wurde „Gelenkverletzung“ festgestellt. Nach Röntgenauf¬ 
nahme (ventro-dorsale und radio-ulnare Seitenaufnahme) wurde voll¬ 
ständige, isolierte Absprengung des Capitulum humeri bei erhaltener 
Kontur des Kondylus mit volarer Dislokation des Fragments fest¬ 
gestellt Operative Entfernung des Bruchstückes. Schliesslich voll¬ 
ständige normale Beweglichkeit des Ellbogens bis auf leichte Be¬ 
hinderung der Streckung. Die klinische Diagnose ist kaum möglich. 
Uebrigens ist auch die Deutung der vorzüglichen Röntgenogramme 
keineswegs einfach. Genaueres wäre im Original nachzulesen. 

Natzler-Heidelberg. 

59) Vülliet (Lausanne). Die Epicondylitis humeri. (Zentralbl. f. 

Chir. 1910. No. 40. S. 1311.) 

Beschreibung des von V. in der Semaine medicale v. 10. 9. 09 
zuerst angegebenen Krankheitsbildes der „Epicondylitis humeri“: 
Streng auf den Epicondylus beschränkter Schmerz bei gewissen 
Bewegungen und auf örtlichen Druck. Gefühl der Schwäche und 
Schwere im Vorderarm. Besonders charakteristisch ist das Fehlen 
jeglicher objektiver Symptomes. Das Leiden ist sehr hartnäckig, 
von Massage hält V. nicht viel, bei besonders hartnäckigen Fällen 
will er eventuell Alkoholeinspritzungen machen. 

Natzler-Heidelberg. 

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60) Drago (Genua). Sull’intervento cruento primitivo nelle 

fratture del gomito dei ragazzi. La Liguria medica 1910 

Nr. 21. 

Verf. teilt 2 Fälle mit, durch die er beweisen will, dass der 
Chirurg, wenn er überzeugt ist, dass die Persistenz einer Verschiebung 
der Fragmente Ursache eines Funktionshindernisses des Gelenkes sein 
könne, sich für den blutigen Eingriff zu entscheiden hat, sofern es 
ihm nur möglich ist, unter der strengsten Asepsis zu operieren. 

Buccheri-Palermo. 

61) Nttrnberg. Über Schnittführung bei der Resektion 

des Ellenbogengelenkes. (Dias. Leipzig 1910.) 

N. geht in grossen Zügen die verschiedenen Resektionsmethoden 
des Ellenbogengelenks durch, berührt mit kurzen Worten die ihnen 
anhaftenden Nachteile und kommt dann eingehend auf den von 
Levy gemachten Vorschlag zu sprechen, auf eine Methode, die 
seiner Meinung nach die bisher beste ist. Wenn auch die prak¬ 
tischen Erfahrungen, die mit dieser Resektionsmethode gewonnen 
sind, noch zu wenig ausreichend sind, um über ihre funktionellen 
Resultate zu berichten, so lässt sich doch immerhin schon soviel 
feststellen, dass die mediale Aufklappung des Ellenbogengelenkes 
ein die Funktion des Armes wenig schädigender Eingriff ist. Die 
Fixation des Olekranon, welche bei dieser Methode gewonnen wird, 
ist eine so sichere, dass schon nach 8—10 Tagen mit vorsichtigen 
Bewegungen des Gelenkes begonnen werden kann, ein für die 
Sicherung der Wiederherstellung einer normalen Beweglichkeit nicht 
zu unterschätzender Vorteil. Blencke-Magdeburg. 

62) Dietz (Haag). Die radio-ulnare Synostose, eine seltene 

angeborene Missbildung der Ellbogengegend. (Portschr. 

a. d. Geb. d. Röntgenstr. 1910. XVI. 1., S. 22. 2 Röntgenbilder.) 

Kasuistischer Beitrag. Ein Fall von sogenannter reiner radio¬ 
ulnarer Synostose. Bei einem l 1 / 2 jähr. Knaben mit Syndaktylie 
der linken Hand und Wachstumsstörungen am linken Vorderarm 
steht der linke Vorderarm in extremer Pronationsstellung, bei voll¬ 
kommener Unmöglichkeit aktiver oder passiver Supination. Diagnose 
durch Röntgeubild erhärtet. Aetiologie: Vielleicht schon vor der 
Teilung der gemeinsamen Radius-Ulnaanlage aufgetreteue Ossifikation. 
Im Gegensatz dazu ist die andere Form der radio-ulnaren Synostose 
— mit Luxation des Radius — vielleicht nach Differenzierung von 
Radius und Ulna, durch Raummangel im Uterus, amniotische 
Stränge u. ä. Natzler-Heidelberg. 


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63) Umbreit (Berlin). Traumatische komplizierte Epiphysen¬ 

lösung beider Vorderarmknochen. (D. Zeitschr. f. Chir. 

106. Bd. 6.-6. H. 1910.) 

Bei einem 14jährigen Jungen kam durch direkte Gewalt-Ein¬ 
wirkung eine komplizierte Epiphysenfraktur beider Vorderarmknochen 
am distalen Ende zustande mit starker Dislokation der Diaphysen 
volarwärts. In Narkose Reposition durch Zug, wobei das Zurück¬ 
verlagern der Sehnen Schwierigkeiten machte. Primäre Naht. Am 
Röntgenbild ist später keine Verschiebung der Fragmente nachweisbar; 
gute Funktion der Hand. Bei den ziemlich seltenen komplizierten 
Epiphysenbrüchen besteht die Gefahr der Wachstumsstörung, daher 
ist genaue Reposition der Fragmente notwendig und zu deren 
besserer Fixierung, wenn irgend möglich, die primäre VernähuDg 
der Wunde oder auch die Rnochennaht. In dem beschriebenen Fall 
war nach Jahresfrist noch keine Wachstumsstörung zu bemerken. 

Zander - Heidelberg. 

64) Binet, Tr6nel et Worms (Nancy). Les incurvations des 

os de l’avant-bras consecutives k l’osteomyelite de 

leur extr^mite inf^rieure. (Archiv.de mdd. des enf., Mai 1910.) 

Die Osteomyelitis des Rindes- und Jünglingsalters führt mit¬ 
unter zu sehr ernsten Veränderungen des Skelettes und zwar können 
dieselben lange nach dem anscheinenden Erlöschen der Krankheit 
in Erscheinung treten. Diese Störungen haben als Hauptursache 
Veränderungen in den Wachstumsknorpeln, die zum Teil durch 
den Krankheitsprozess zerstört werden und daher zu einem unregel¬ 
mässigen, krüppelhaften Wachstum derselben Veranlassung geben. 

Die Osteomyelitis des unteren Endes der Vorderarmknochen 
führt zu mehr oder weniger späten Verbiegungen dieser Knochen, 
und zwar werden folgende Varietäten beobachtet: 1.) Wenn der 
Epiphysenknorpel der Ulna zerstört ist, so bildet sich eine Verbiegung 
des Radius aus, derart dass die Konvexität derselben nach vorne 
und aussen gerichtet ist; 2.) Wenn der Epiphysenknorpel des Radius 
osteomyelitisch erkrankt war, so entwickelt sich eine ebensolche 
Verbiegung des Radius. Endlich 3.) ist noch eine Varietät zu ver¬ 
zeichnen, die als Radius curvus bezeichnet wird und die darauf 
beruht, dass nur ein Teil des radialen Epiphysenknorpels zerstört 
ist, der andere Teil aber normal bleibt, derart dass der Knochen 
nur an einer Seite wächst und durch das Zurückbleiben der anderen 
Seite eine mehr oder weniger auffallende Verbiegung enährt. Diese 
Veränderung wurde von früheren Autoren als „progressive Sub- 

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luxation des Handgelenkes 1 * angesehen, von Anderen wieder als 
eine Folge verschiedener Veränderungen an den Flexorensehnen, 
den Gelenkbändern etc. angesehen, welchen Erklärungen die Ver¬ 
fasser die obenerwähnte, der partiellen Osteomyelitis des Epiphysen¬ 
knorpels mit nachfolgendem unregelmässigem Wachstume des unteren 
Radiusendes zu substituieren vorschlagen. 

Die Behandlung aller dieser Deformitäten ist eine rein chirur¬ 
gische, bestehend in Ausschneidung eines keilförmigen Knochen¬ 
stückes aus dem verbogenen Knochen, Redressierung desselben und 
Anlegen eines Gipsverbandes in der richtigen Stellung. 

E. Toff-Braila. 

65) Gabaglio (Mailand). Fratture dello scafoide del carpo. 

(II Policlinico. Sez. chir. A. XVII. fase. 8-9-10.) 

Durch radiographische, klinische und experimentelle Unter¬ 
suchungen behandelt Verf. die Fraktur des Kahnbeines in voll¬ 
ständiger Weise. In seiner Monographie finden alle bisherigen 
Kenntnisse darüber eingehende Würdigung und daran schliessen 
sich von seiner Seite wichtige persönliche Beobachtungen sowohl 
aus den klinischen Fällen, welche er hat studieren können, wie aus 
seinen experimentellen Untersuchungen. 

Unter Besprechung der verschiedenen Stellungen, welche die 
Hand beim Fall annehmen kann, und der verschiedenen Modalitäten 
der Läsionen, welche damit einherzugehen pflegen, legt er fest, 
welches die typische mechanische Bedingung für das Eintreten einer 
isolierten Fraktur ist. Was die Ausgänge an belangt, so schliesst er 
die Restitutio ad integrum infolge mangelnder Callusbildung aus 
und beschreibt die sekundären Veränderungen des Knochens und 
der Weichteile. Buccherl-Palermo. 

66) R. Grashey. Ueber Verletzungen des ersten Metacarpo- 

phalangealgelenkes, insbesondere die Bennet’sche 

Fraktur. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 70. Bd., 1. H., S. 197.) 

Bennet hat als Erster darauf hingewiesen, dass bei der un¬ 
vollständigen Luxation des 1. Metacarpale in der Regel noch eine 
Fraktur des vorderen Gelenkfortsatzes vorhanden ist. An Hand 
von 10 Fällen der Münchner Chirurg. Klinik stellt Verf. fest, dass 
das Bruchstück des vorderen Gelenkfortsatzes so klein sein kann, 
dass man eher von Absprengung sprechen kann, dass ferner die 
Verschiebung nach hinten nur bei Verletzung des dorsalen Band¬ 
apparates zustande kommt. Neben der Bennet’schen Fraktur kommt 


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fast ebenso typisch eine Fraktur des Multangulum majus hinzu, oder 
eine Fraktur in der Nähe des Gelenkes. 

Für die Therapie ist die Gelenkverschiebung das Wichtigste. 
Verf. gibt einen einfachen Heftpflasterschienenverband dafür an. 
[In der Ueberschrift scheint ein Druckfehler unterlaufen, da die 
Verletzung im 1. Carpo-metacarpalgelenk ihren Sitz hat. DerRef. 

Balsoh-Heidelberg. 

67) Qnorato (Genua). Azione della tiosinamina e della 

fibrolisina nel morbo di Dupuytren. (La Liguria medica 
1910 Nr. 19.) 

Quorato versuchte die beiden Substanzen an zwei Patienten 
der chirurgischen Klinik zu Genua und konnte zum Schluss ge¬ 
langen, dass das Thiosinamin und das Fibrolysin 

1. keine Erscheinungen von Intoleranz gegeben, 

2. die Erweichung der pathologischen Gewebe bei der Dupuy- 
trenschen Krankheit bedingt haben, wobei sie mehr in die Ferne 
als in situ wirkten; 

3. dass sie prompter und sicherer in den Anfangsstadien der 
Schrumpfung der Palmaraponeurose wirken. Buccherl-Palermo. 

68) Strempel. Eiu Fall von irreponibler Luxation des 

Zeigefingers im Metakarpo-Phalangealgelenk. (Münch. 
Med. Woch. 1910. No. 38.) 

Infolge starken Überstreckens der Finger durch einen Fall 
auf die rechte Hand war bei einem 6jährigen Knaben eine Luxation 
des Zeigefingers auf die dorsale Seite der Hand im Metakarpo- 
phalangealgelenk aufgetreten, die irreponibel war. Es wurde die 
blutige Reposition vorgenommen von einem palmaren Längsschnitt 
aus unter Schonung der Sehnen. Das Köpfchen war durch einen 
Längsriss der Kapsel ausgetreten, die Kapsel hatte sich retrahiert 
und umschloss knopflochartig den Knochen. Nach Einkerbung der 
Kapsel und Entfernung eines abgesprengten Knorpelstückchens ge¬ 
lang die Reposition. Glatte Heilung und gute Funktion. 

Hohmann-München. 

69) K.Hirsch. Über die subkutane Zerreissung der Streck¬ 

sehne an der Nagelphalanx der Finger. (Berl.klin.Woch. 
1910, Nr. 38.) 

H. beschreibt 4 Fälle dieser Verletzung, bei deren zwei er durch 
Schienung für 4 Wochen in Strecksteilung und folgende Massage 
einen vollen Erfolg erzielte. 3 mal war der Ringfinger, einmal 


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der Mittelfinger betroffen. In den veröffentlichten Fällen steht der 
Mittelfinger an erster Stelle. In den beobachteten Fällen trat die 
Verletzung einmal durch forzierte Flexion der 3. Phalanx hei sonst 
gestrecktem Finger ein, einmal durch Fall auf den ausgestreckten 
Finger, einmal durch energischen Zug bei Torsion und Flexion. 

Hohmann-München. 

70) Franck. Ein Fall von angeborener ungleichmässiger 

Entwicklung der Beinmuskulatur. (Ärztliche Sachverst-Ztg. 

Nr. 20, S. 408.) 

Mitteilung eines Falles dieser Art. bei dem Unterschiede von 
5—9 cm am rechten Bein gegenüber dem linken vorhanden waren. 
Der Fall, bei dem keinerlei Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit 
bestand, gibt F. Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass viel zu 
häufig aus dem Massunterschied entsprechender Muskelgruppen un¬ 
günstige Schlüsse auf Erwerbsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit etc. gezogen 
werden. Bedeutung hätten solche Umfangsdifferenzen nur bei gleich¬ 
zeitig vorhandenen Störungen an den Knochen oder den nächsten 
Gelenken. In dieser Form stimmt die Behauptung doch nicht ganz: 
Es können doch ohne jede nachweisbare Knochen- etc. Störung 
Atrophien einzelner Muskelgruppen (Quadrizeps!) Vorkommen, die 
eine ganz erhebliche Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit mit sich 
bringen. Natzler-Heidelberg. 

71) Joan Jlanu (Bukarest). Die Wiedereinpflanzung des 

Schenkels beim Hunde. (Spitalul. 1910. Nr. 14.) 

Der Verfasser hat nach der Methode von Alexis Carrel und 
nach eigenen Erfahrungen die Amputierung uud Wiedereinpflanzung 
des Schenkels beim Hunde versucht und folgendes Resultat erzielt. 

Die Amputation wurde in der Mitte des Oberschenkels vorge¬ 
nommen und die Femur beiläufig in seiner Mitte durchschnitten. 
Die Enden der Oberschenkelarterie und -Vene, sowie auch des 
Nervus ischiadicus wurden auf einer Ausdehnung von 2 cm heraus¬ 
präpariert, hierauf die Blutgefässe mit sterilem warmem Wasser so¬ 
lange ausgespritzt, bis das in die Arterie eingespritzte Wasser aus 
der Arterie rein herausfloss. Dann wurde die Wiedervereinigung 
der Teile vorgenommen, indem zuerst der Knochen mittels Silber¬ 
nähten rekonstituiert wurde, hierauf wurden Blutgetässe und Nerv 
genäht und die Haut wieder vereinigt. Das ganze Glied wurde 
durch einen Gipsverband immobilisiert. Drei Monate später konnte 
der Hund der chirurgischen und biologischen Gesellschaft in Bukarest 


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vorgestellt werden und es zeigte sich, dass die Weichteile tadellos 
zusammengeheilt waren, nur der Knochen zeigte noch keine feste 
Vereinigung und an dem hinteren Teile der Pfote hatte sich ein 
trophisches Geschwür entwickelt, wahrscheinlich infolge mangelhafter 
Vereinigung der vaso-motorischen Nerven. Die Blutzirkulation war 
aber eine gute. Später starb das Tier an einer interkurrierenden 
Broncho-Pneumonie und die Sektion zeigte die gute Vereinigung 
der Weichteile, der Blutgefässe und des Nerven. 

E. Töff-Braila. 

72) H. Legros (Le Havre). Practure de la cavitä cotyloide 

avec Penetration de la täte femorale dans le bassin. 

(Gazette des böpitaux, Sept. 1910.) 

Beschreibung eines der seltenen Fälle von Bruch des Acetabulum 
mit Eindringen des Femurkopfs ins Becken bei einem jungen Mann, 
der 12 m tief herabstürzte. Nach Nachlass der heftigsten Schmerzen 
wird Reposition versucht: unter Gegenextension wird starker Zug 
am Bein mit forcierter Adduktion angewandt. Danach kontinuier¬ 
liche Extension. Der Patient, der viele Tage katheterisiert werden 
musste, geht jetzt mit Krücken umher. Die reelle Verkürzung be¬ 
trägt 1,6 m. Die Flexion der Hüfte ist behindert. 

Zander-Heidelberg. 

73) Stranss. Beiträge zur Exartikulation des Hüftgelenks. 

(Diss. München 1910.) 

Verf. bringt mit seiner Arbeit in Bezug auf statistisches Material 
eine Fortsetzung der im Jahre 1902 unter demselben Titel er¬ 
schienenen Dissertation von Olmer. 16 Fälle, unter diesen drei 
Todesfälle, werden angeführt, jedoch dürfen die Exitus letales nicht 
der Operation selbst zugerechnet werden. In 14 Fällen wandte 
mau die hohe Oberschenkelamputation an, auf die dann die Exar- 
ticulation folgte. Hierbei liess man nach Frank-Quenu in 6 Fällen 
den Kopf in der Pfanne. Einmal wurde nach der Roseschen Me¬ 
thode exarticuliert. Die Indicationen waren stets pathologische, 
14 mal fand man Sarkome, 1 mal Panostitis und 1 mal Nekrose des 
Femur. Zweimal wandte man die Mombergsche Blutleere an, die 
auch in einem Falle ein gutes Resultat erzielte. Im anderen Fall 
folgten der Operation heftige Schmerzen im Unterleib und starkes 
Erbrechen. Einen Monat später starb Pat Ob hier ein post hoc 
oder ein propter hoc vorlag, lässt St. unentschieden. Bei der Sek¬ 
tion fand man Thrombosen, die nach Kompression durch den 
Schlauch eingetreten sein könnten. Blencke-Magdcburg. 


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74) Braus. Ein experimentell-embryologischer Beitrag zur 

Entstehungsgeschichte der angeborenen Luxation. 

(Münch, med. Woch. 1910. No. 33.) 

Der als Entwicklungsmechaniker bekannte Anatom Braus ver¬ 
suchte gegenüber der Anschauung, dass die angeborene Hüftluxatiou 
durch intrauterine Belastung, durch Druck der Uteruswand bei man¬ 
gelndem Fruchtwasser und andere amniogene Ursachen entstehe und 
sich erst infolge der Luxation die Veränderungen von Kopf und 
Pfanne ausbilden, die Möglichkeit der Entstehung des Leidens als 
eines primären Bildungsfehlers zu erweisen. Er kommt dazu 
durch sehr sinnreiche Tierexperimente. Er geht aus von der Be¬ 
obachtung, dass in der Kegel ein Missverhältnis zwischen Kopf und 
Pfanne besteht, indem der Kopf zu gross für die unverhältuismässig 
kleine Pfanne ist. Bei Amphibien (bei der Unke) machte er nun 
das Experiment, durch Setzeu eines bestimmten Vitium primae for- 
mationis und zwar durch Verkleinerung der Pfanne in der 
frühesten Entwicklung die Ausbildung einer Luxation herbeizuführen. 
Der Effekt war, dass der Kopf exzentrisch zu der irreparabel 
gebliebenen Pfanne stand. Aus dem Übergewicht der Mädchen 
gegenüber den Knaben in der Luxationsstatistik (13 : 2) schliesst 
B., dass möglicherweise in der Zeit der Differenzierung der Geschlechts¬ 
organe durch die Besonderheit der weiblichen Organe eine gelegent¬ 
liche Beeinflussung der Schädigung des jungknorpeligen weichen 
Symphysengewebes statfindet. Er fordert zu genauen Messungen der 
relativen Maasse des Femur und Beckens bei Luxationskindern 
auf (Länge des Femur = 100, danach in Prozenten die Länge 
des Beckens von der Ueosakralverbindung zur Symphyse). 

Hohmann-München. 

75) Springer (Prag). Neueres über die unblutige Operation 

der angeborenen Hüftverrenkung und ihre Resultate. 

Mit Bericht über 113 operierte Fälle. 6 Abbildg. (Prager med. 

Wochenschr. 1910. Nr. 18.) 

Nach einer kurzen Besprechung des Werdegangs der unblutigen 
Behandlungsmethode der kongenitalen Hüftluxation, bespricht S. die 
von ihm angewandte Behandlungsmethode und ihre Resultate. Bei 
Kindern unter 6—7 Jahren verzichtet er auf die sogenannte „sekundäre 
Verbandperiode“, d. h. er legt alle Etappenverbände in gleicher 
Abduktion an, ausgehend von dem Gedanken, dass nicht durch die 
funktionelle Belastung während der Verbandzeit, sondern durch die 
„Kontrakturierung in Abduktionsstellung“ die Reposition zu einer 


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dauernden wird. Die Abduktionsstellung geht nach S. fast aus¬ 
nahmslos von selbst zur Norm zurück. Sofort nach der Verband¬ 
ahnahme einsetzende passive Gymnastik hält er direkt für einen 
Fehler. Den Kopf bringt S. entgegen der alten Lorenz’schen Vor¬ 
schrift nicht so weit nach vorn, dass er in der Weiche stark vor¬ 
springt. Er hält unter solchen Umständen eine konzentrische 
Einstellung des Kopfes für unmöglich. Nur in den Fällen, wo der 
Kopf einen sehr schlechten Halt hat, bringt er ihn nach vorn. Die 
Verbandzeit dauert im allgemeinen 5—6, eventuell auch nur 3—4 
Monate. 

Schädliche Folgen nach der Einrenkung sah S. selten. Niemals 
Frakturen des Femurschaftes. Infraktionen im Schenkelhals und 
Epiphysenlösungen bei älteren Kindern (Altersgrenze 7—17 Jahre!) 
selten, dabei mit gutem funktionellen Resultat. Bei Fällen von 
auftretender Coxa vara hat S. den Verdacht, dass der grösste Teil 
davon auf Einknickung bei der Reposition zurückzuführen ist 
Nervenlähmungen hat er nie erlebt. Das früher von Hoffa empfohlene 
gewaltsame Strecken im Knie am reponierten Bein bezeichnet er 
als „Attentat auf den N. peroneus“! 

Die genaueren Resultate wären in der der Abhandlung einge¬ 
fügten Tabelle nachzulesen. Jedenfalls legt S. bei seinen Fällen 
einen sehr strengen Massstab an. Was das anatomische Resultat 
anbelangt, so hat er bei einseitiger Luxation: Komplett reponiert bis 
zu 3 Jahren 70,6%, 3—5 J. - 87,5°/o; 6—7 J. - 81,8%; 7—17 
J. - 38,4°/ 0 ; bei doppelseitiger komplett reponiert: bis zu 3 J. - 
50%, 3—5 J. - 70%; 5—7 J. - 26%; über 7 J. - 0%. 

Die besten Jahre zur Einrenkung sind das 3.—5. Lebensjahr, 
bei einseitiger Luxation noch bis zum 7., darüber hinaus immer 
noch erhebliche Verbesserung. Operation vor dem 3. Lebensjahr 
nicht zu empfehlen, wegen der Schwierigkeit der Verbaudaulegung 
und wegen des weniger guten Haltes des Kopfes. 

6 gute Röntgenbilder illustrieren die Arbeit. 

Natzler-Heidelberg. 

76) Reiner (Wien). Ueber die präliminäre Detorquierung. 

(Zeitschrift für orthop. Chirurgio XXV. Bd. S. 775.) 

Aus der Tatsache, dass die Antetorsion des Femur sowohl die 
Ursache für das Eintreten der angeborenen Hüftluxation überhaupt 
als auch im besondern die Veranlassung für die Reluxation bildet, 
zieht Verf. den Schluss, dass man diese Antetorsion beseitigen müsse 
und zwar vor dem Versuch der Reposition. B. führt diese Korrektur 
durch Osteoklase aus und zwar dann, wenn die Antetorsion im 


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Verhältnis zum Alter des Kindes so hochgradig ist, dass man 
eine genügende Umformung des Schenkelhalses nicht mehr er- 
warten kann. Verf. glaubt, dass ca. 15% der Luxationskinder 
einer solchen Vorbehandlung bedürftig seien. Die Reposition wird 
nach fester Verheilung der Fraktur ausgeführt. 

Ottendorif-Hamburg- Altona. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

77 ) Orthopädische Gesellschaft in Berlin. 

Sitzung am 5. Dezember 1910. 

Vorsitzender: Joachimsthal, Schriftführer: Böhm. 

1. Kfflllcker-Leipzig: Über eine besondere Form von Pectus carinatum 
Die Besonderheit dieser Form von Pectus carinatum besteht darin, dass die 
stärkste Prominenz durch die Kippen gebildet wird, während das sonst verun¬ 
staltete Brustbein dadurch eingesunken erscheint. Vortragender demonstriert 
einen federnden Brustgürtel, der ihm bei der Behandlung dieser Deformität 
einige Male gute Dienste geleistet hat. 

Muskat: Die von Köllicker beobachtete Form des Pectus carinatum 
hat Muskat in seiner Praxis öfter gesehen. Er empfiehlt redressierende Mass¬ 
nahmen mit der Hand. 

2. Joachimsthal: Nachuntersuchungen im Säuglingsalter reponierter Kinder 
mit angeborener Hüftluxation. Vortragender hat vor einiger Zeit empfohlen, 
Kinder mit angeborenen Hültverrenkungen so früh wie möglich zu reponieren, 
sobald die Diagnose gesichert ist. Die Behandlung weicht nur insofern von der 
sonst geübten Therapie ab, als nach erfolgter Einrenkung die Kinder keinen 
zirkulären Gipsverband erhalten, sondern mit abduzierten Beinen in eine Gips¬ 
lade gelegt werden. Nach kurzer Zeit kann diese entbehrt werden, weil Vor¬ 
tragender die Erfahrung gemacht hat, dass die jungen Kinder nun in obduzierter 
Beinstellung lange Zeit verbleiben. Ist das Bein dann endlich gestreckt, so ist 
auch die Luxation geheilt. Vorstellung einiger im frühesten Kindesalter re- 
ponierten Patienten, bei denen ein ideales Resultat erzielt ist. Röntgenbilder 
vor und nach Beendigung der Behandlung bestätigen das. 

Wollenberg, Bade und Bleoalskl: Sie haben in gleicher Weise wie Jo¬ 
achimsthal in einigen Fällen recht frühzeitig reponiert und gute Erfahrung« n 
gemacht. Biesalski fixierte die Beine in abduzierter Stellung mit Aluminium¬ 
schienen. 

3. Gräfenberg : Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der kongenitalen 
Missbildungen der menschlichen Hand (mit Demonstrationen am Epidiaskop). 
Demonstration einer Reihe von Missbildungen an der Hand von Föten aus 
frühen Stadien. Vortragender hat sich nicht damit begnügt, die Präparate zu 
beschreiben und zu nutzen, sondern er hat auch die Muskelverhältnisse durch 
genaue Präparation studiert. Auf Grund seiner Befunde glaubt er wenigstens 
lür einen Teil kongenitaler Missbildungen endogene Ursachen annehmen zu 
müssen. 

4. Peltesohn: Erfahrungen mit der subkutanen Arthrodese. Vortragender 
berichtet über Misserfolge mit der von Bade auf dem diesjährigen Orthopäden- 


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kongress empfohlenen Arthrodese. Von drei operierten Fällen brachen in zwei 
Fällen die Elfenbeinstifte; einmal musste der Stift entfernt werden, weil er unter 
der Haut hervorkam und eine Perforation der Haut befürchten liess. In dem 
einen Fall von Schlottergelenk am Knie mussten wegen starker Schmerzen die 
zum Teil gebrochenen Stifte entfernt werden. Zwecks Versteifung des Knies 
erfolgte dann die Resektion. Die aus den Gelenken extrahierten Stifte weisen 
Auffaserungen auf, die wohl auf xvesorption zurückzuführen sind. Die aus dem 
Knie exzidierte Synovialmembran zeigt keinerlei Veränderungen. Vortragender 
glaubt auf Grund dieser Misserfolge die subkutane Arthrodese ablehnen zu sollen. 

Kölllcker ist Anhänger des blutigen Verfahrens und schlägt hinsichtlich 
der offenbar geringen Widerstandsfähigkeit der Elfenbeinstifte vor, Stahlstifte zu 
verwenden. 

Bleaalski ist gleichfalls Anhänger der blutigen Arthrodese, macht im 
Uebrigen darauf aufmerksam, dass die Arthrodese des Fussgelenks den Nachteil 
hinterlasse, dass der Vorderfuss in solchem Falle schlaff herunterhängt und sehr 
störend wirkt. 

Bade-Hannover hat unter mehr als 20 Fällen nur 2—3 mal Berstung der 
Stifte erlebt und dann nachgebolzt. Er glaubt, dass das Auskochen der Elfen¬ 
beinstifte kurz vor der Operation dieselben weniger widerstandsfähig macht, in¬ 
dem das kochende Wasser die Fasern auf lockert. Er empfiehlt, die Desinfektion 
einen Tag vorher zu besorgen und die Stifte trocken aufzubewahren. 

Jaaohlmathal glaubt nicht, dass das Auskochen der Stifte kurz vor der 
Operation diese in ihrer Widerstandsfähigkeit beeinträchtigt. 

Peltesohn rekapituliert in seinem Schlusswort die bisherigen Erfahrungen 
mit der subkutanen Arthrodese und lehnt weitere Versuche wegen ihrer Unsicher¬ 
heit ab. 

5. Bibergeil: Doppelseitiger angeborener Schulterblatthochstand. 

Vorstellung eines einschlägigen Falles, des neunten der in der Literatur 
niedergelegten Beobachtungen. Es handelt sich um ein jetzt 1 Jahr altes Kind 
weiblichen Geschlechts, welches im Alter von 4 Wochen in die Klinik gebracht 
wurde. Es besteht neben dem Hochstand beider Schulterblätter ein Defekt der 
obersten 4 Halswirbel. Als Ursache wird die Slomannsche Theorie angenommen, 
die eine Entwicklungshemmung im Bereiche des Schultergürtels voraussetzt. 

Blesalski und Cohn berichten über ähnliche Beobachtungen in Bezug auf 
kongenitale Veränderungen der Halswirbelsäule. 

Böhm lenkt die Aufmerksamkeit auf leichte Fälle von Schulterblatthoch¬ 
stand, die er als „idiopathische M bezeichnet wissen möchte. 

Bibergeil hält das Vorkommen der von Böhm mit dem Ausdruck eines 
„idiopathischen 11 Schulterblatthochstand bezeichneten Deformität für wahrschein¬ 
lich, da in der Klinik ab und zu Kinder mit leicht erhöhter Schulter beob¬ 
achtet werden, ohne dass die Wirbelsäule irgendwie nachweisbar deformiert sei. 

Bibergeil-Berlin. 

78) Allgemeiner Deutscher Turnlehrertag in Darmstadt 1910. 

Das orthopädische Schulturneu. 

Die Differenzen, welche über das orthopädische Schulturnen zwischen den 
beiden zunächst an der Frage interessierten Faktoren, Orthopäden und Turn¬ 
lehrern, bestehen, haben auf dem 17. allgemeinen deutschen Turnlehrertag in 


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D&rmstadt zu einer Aussprache und schliesslich zu einer befriedigenden Ver¬ 
ständigung geführt. Das November-Heft der Monatsschrift für das Turn¬ 
wesen bringt die auf der erwähnten Versammlung gehaltenen Vorträge von 
Oberturnlehrer Echternach »Das orthopädische Schulturnen“ und Dr. 
Schulthess „Schule und Rückgratverkrümmungen“, welche den je¬ 
weiligen Standpunkt deutlich erkennen lassen. 

Echternaoh sucht an der Hand statistischen Materials den Nachweis zu 
führen, dass für die Haltungsfehler bei unserer Schuljugend in erster Linie die 
Schule selbst verantwortlich zu machen und dass sie deswegen zu Verhütungs¬ 
und Behandlungsmassnahmen verpflichtet sei. Er übt Kritik an den auf dem 
Orthopäden-Kongress formulierten ärztlichen Forderungen (Einweisung der ver¬ 
krümmten Kinder in Krüppelheime oder orthopädische Heilanstalten; Einrich¬ 
tung von Spezialklassen für körperlich schwache Kinder), deren Durchführung 
er als im Widerspruch mit den bestehenden Verhältnissen stehend für eine Un¬ 
möglichkeit erklärt. Als das derzeitig ideale und mit den vorhandenen Mitteln 
Erreichbare wird dann das Turnen in Sonderabteilungen, das „orthopädische 
Schulturnen“, bezeichnet und dessen Organisation einer ausführlichen Besprechung 
unterzogen. Die Forderungen der Aerzte, dass das orthopädische Schulturnen 
unter fachmännischer ärztlicher Leitung stehen und dass eine Beschränkung der 
Behandlung auf Deformitäten leichteren Grades eintreten müsse, werden als 
durchaus berechtigt anerkannt. Zum Schluss legt E. im Namen der Turnlehrer 
entschieden Verwahrung ein gegen die den Turnlehrern auf dem Orthopäden¬ 
kongress gemachten Vorwürfe, macht aber zugleich auch das Zugeständnis, dass 
die erfolgten Angriffe nicht grundlos waren. 

Schulthess behandelt die Frage vom ärztlich-fachmännischen Standpunkt 
aus. Der Schule kommt bei der Entstehung der Deformitäten nur ein mit¬ 
wirkendes, kein ursächliches Moment zu. Eine Schulskoliose gibt es nicht. Die 
Behandlung der Skoliosen ist Sache des Arztes, nicht der Schule. Diese Leit¬ 
sätze finden eine ausgiebige wissenschaftliche Begründung unter Hinweis auf die 
Schwierigkeiten einer sachgemässen Behandlung der Rückgratverkrümmungen, 
die gründliche spezialistische Kenntnisse erfordere. Den Schwerpunkt des der 
Schule zufallenden Anteils an der Bekämpfung des Uebels sieht Sch. weniger 
in der Einführung der sogenannten orthopädischen Turnkurse, als vielmehr in 
vorbeugenden und die ärztlichen Bestrebungen unterstützenden Mass¬ 
nahmen: allgemeine Einführnng der täglichen Körperübungsstunde, Befreiung 
der betr. Kinder vom Unterricht und Einweisung in orthopäd. Heilanstalten, 
Unterbringung in Krüppelheime, Schaffung von Spezialklassen für rücken- 
schwache Kinder, die natürlich unter ständiger orthopädisch-ärztlicher Aufsicht 
stehen müssen. Wlmmenauer-Mannheim. 

79) Leonhard - Düsseldorf. „Das orthopädische Turnen und die Schule.“ 
(Zeitschrift £ Schulgesundheitspflege Okt./Nov. 1910.) Der Schularzt als der be¬ 
rufene Sachverständige in allen schulhygienischen Fragen ist wohl in erster Linie 
berechtigt, sein Urteil in der fraglichen Angelegenheit abzugeben. Der Schul¬ 
arzt steht gewissermassen über den Parteien. Demnach hält sich Leonhard auch 
frei von den durch das einseitige Berufsinteresse gegebenen Uebertreibungen der 
Orthopäden und Turnlehrer. Er weist einerseits energisch die Missgriffe zurück, 
die von Seiten der Turnlehrer in den nicht unter ärztlicher Kontrolle stehenden 
Turnkursen begangen worden sind. Andererseits übt er aber auch Kritik an den 


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auf dem Orthopäden-Kongress erhobenen Forderungen, die er zwar teilweise als 
berechtigt anerkennt, aber auch als mit den tatsächlichen Verhältnissen doch 
allzusehr im Widerspruch stehend erklärt. Was nach seiner Ansicht zur Zeit 
im Kampf gegen das Uebel mit Hilfe der Schule erreicht werden kann, ist: 

1. Erstellung von Schulärzten für alle Schulen und damit früh¬ 
zeitige Aufdeckung der Schäden durch Untersuchung aller Schul¬ 
rekruten und Auswahl der dem orthopädischen Turnen zuzuweisen¬ 
den Schüler 

2. Frühzeitiger Beginn der von orthopäd. vorgebildeten Turnlehrern 
geleiteten und natürlich unter ständiger spezialärztlicher Kontrolle stehenden 
Turnkurse. 

3. Durchführung des orthopäd. Turnens durch die ganze Schul¬ 
zeit hindurch. Dr. Wimmenauer-Mannheim. 

80) Heinrich Vogel. „Orthopäd. Turnen als gemeinsames Arbeits¬ 

gebiet der Aerzte und Turnlehrer“. (Monatsschrift f. d. Turnwesen No¬ 
vember 1910.) Verf. sucht die Notwendigkeit der Mitwirkung des Turnlehrers 
an der Skoliosenbekämpfung zu begründen mit der Unzulänglichkeit der ortho¬ 
pädischen Einrichtungen gegenüber der Fülle des behandlungsbedürftigen Ma¬ 
terials. Die orthopädischen Kliniken und Spezialanstalten genügen nicht zur 
Massenbekämpfung. Deswegen sind die Aerzte auf die Turnlehrer geradezu an¬ 
gewiesen. Sie sind als die „berufenen Fachmänner“ die ausführenden Hilfs¬ 
organe der Aerzte. Für die Richtigkeit dieser Ausführungen werden Aeusser- 
ungen verschiedener Orthopäden (Klapp, v. Kry ^er, Schmidt) herangezogen, 
die in dem Turnlehrer den notwendigen Verbündeten des Arztes sehen. Zum 
Schluss bespricht Verf. dann noch die Unzulänglichkeit der heutigen Aus- 
bildungsmöglichkeiten in der Orthopädie für den Turnlehrer und fordert staat¬ 
liche Ausbildung in der orthopäd. Gymnastik in Spezialkursen im Anschluss an 
die staatlichen Lebramtsturnkurse, wovon er sich eine befruchtende Wirkung 
auf das gesamte Turn wesen verspricht. Wimmenauer-Mannheim. 

81) Codivllla (Bologna). Sul trattamento della tubercolosi ossea ed 

articolare. (Ref. zur XXIII. Versammlung der italienischen Chirurgen¬ 
gesellschaft. Rom 1910.) 

Nach Hinweis darauf, wie grosse Unsicherheit und Dunkelheit noch auf 
diesem Gebiet der Chirurgie herrscht, sucht Verf. jene Fragen zu beleuchten, 
über die man noch weit davon entfernt ist, einig zu sein. Die Einigung der 
Autoren ist erreicht inbezug auf die Notwendigkeit, die hygienischen 
Verhältnisse der Patienten zu verbessern. Hiervon ausgehend erblickt 
er die Notwendigkeit, dass gleich den besonderen Heil- und Isolierungsanstalten 
für die Brustkranken die an chirurgischer Tuberkulose Leidenden derselben Be¬ 
achtung wert sind und dass reine Luft in möglichst ausgedehntem Massstabe 
bei Tag und bei Nacht, im Sommer wie im Winter für sie unerlässlich ist. 

Die Seesanatorien wie die Höhenkuren geben gute Resultate, so dass sie 
vielleicht sich gleich kommen und es vielleicht vorteilhaft ist, in gewissen Fällen, 
den Aufenthalt am Meer mit dem im Gebirge abzuwechseln. 

Die speziellen Kuranstalten könnten mit besonderen Einrichtungen in den 
Sanatorien und Spitälern für Tuberkulöse entstehen. So würden sie auch Nutzen aus 


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<ler wohltätigen Wirkung der Sonnenstrahlen und spez. aus der belebenden Wirkung 
des Wassers ziehen. Unbestreitbar ist der Nutzen, welchen die Seebäder den 
Pat. von gutem Allgemeinzustande bringen, bei denen die lokalen Verhältnisse 
es erlauben. Ernährung und Bewegung sind ebenfalls Bedingungen, welche zur 
Bessenmg des Allgemeinzustandes beitragen. 

In Anbetracht sodann der Immunität der Kinder mit einer Knochen- oder 
Gelenklokalisation gegen die schweren Formen der Lungentuberkulose hält er es 
für rationell, die Methoden der künstlichen Immunisierung zur Anwendung zu 
bringen, wobei er der aktiven Immunisierung mit Verwendung des Tuberkulins 
den Vorzug gibt 

Lokale Behandlung. Er ist kein Gegner der sogenannten frühzeitigen 
Radikaloperation, welche er indiziert iindet: 

a) wenn der Krankheitsprozess durch einen Eingriff bewältigt werden kann, 
welcher keine Folgen oder solche von geringer Bedeutung hinterlässt; 

b) wenn eine Krankheitsform von schwerem Aussehen durch einen opera¬ 
tiven Eingriff in ihrem weiteren Verlauf gemildert werden kann; 

c) wenn für jene gegebene Region, welche die Krankheit befallen hat, die 
Erfahrung gezeigt hat, dass die konservative Behandlung im Allgemeinen zu 
gleichwertigen funktionellen Resultaten führt wie die operative Behandlung oder 
aber dahinter Zurückbleiben. 

Von Wichtigkeit wird demnach unter diesem Gesichtspunkt die Früh¬ 
diagnose und hierfür hat die Radiographie eine grosse Bedeutung erlangt. 

Konservative Behandlung. Die Immobilisierung der affizierten Re¬ 
gion verdient den ersten Platz, die Entlastung des kranken Teiles, die Kom¬ 
pression, die Stauungshyperämie nach Bier, die lokale Wirkung des Jod und 
.Zinkchlorid sind weitere Faktoren der lokalen Behandlung. 

Unbedingt widerrät er, weil schädlich, die aktive Hyperämie. 

Die Radiotherapie scheint gute Resultate gegeben zu haben, besonders 
wenn die Knochenläsion Folge des Umsichgreifens eines lupösen Prozesses ist. 

Inbezug auf die Kontrakturen sind alle darin einig, dass der Kontraktur 
vorgebeugt werden muss. 

Die bestehende Kontraktur ist mit sanften Mitteln zu überwinden, das 
brüske Redressement ist zu verwerfen. In den Fällen, in denen das gewünschte 
Resultat nicht erreicht werden kann, kann die Korrektion bis nach Erloschen 
des tuberkulösen Prozesses verschoben und dann zu den paraartikulären Osteo¬ 
tomien gegriffen werden. 

Nicht sehr begeistert ist er von der intraartikulären medikamentösen Be¬ 
handlung und glaubt nicht an die Begeisterung der letzten Zeit für diese Be¬ 
handlung. Wenn zuweilen die Aspirationen und Injektionen von Jodoform und 
Glycerin bei den Eiterungen zur Heilung genügen, so führen sie andere Male 
zur Fistelbildung. In diesem Fall ist eine Operation indiziert. 

Buocheri-Palermo. 

82 ) Floravanti e Caaagll (Florenz). Ricerche sperimentali su di un pro- 
cesso di plastica tendinea mediante lembi aponevrotici. 
(Accademia medico-fisica Fiorentina, 25 maggio 1910.) 

Das eingepflanzte Aponeurosestück erhält sich zum grossen Teil lebens¬ 
fähig und dient nicht nur als Leitung für das Reparationsgewebe, sondern trägt 


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auch zu dieser Reparation dadurch hei, dass es späterhin der neuen Sehne auch 

eine neue Scheide sichert. ^ 

Buocherl-Palermo. 

83) Codlvllla (Bologna). Protesi cinematica in un caso di disarticola- 
zione del piede. (Societä medico-chirurgica di Bologna. 31. gennaio 
1910.) 

Bei dem vom Redn. im verflossenen Jahre mit Exartikulation des Fusses 
operierten Individuum wurde der Stumpf nach der Idee von Vanghetti kiue- 
matisiert. Sein Augenmeik richtete er darauf, an dem künstlichen Fuss plantare 
und dorsale Flexionsbewegungen zu ermöglichen. Er erreichte die Absicht, die 
Weichteilkappe willkürlich beweglich zu machen, welche das untere Ende der 
Unterschenkelknochen bedeckt, an denen die Knorpelbekleidung belassen worden 
war. Hinten endigt die Achillessehne in einer mit der Calcaneusportion ge¬ 
bildeten Keule. Diese ist stabil zu einem Ganzen mit der oben erwähnten Kappe 
vereinigt, welche vorn stabile Beziehungen mit einer durch die vorderen Sehnen 
gebildeten Keulenschlinge hat. Während der postoperativen Periode wurden die 
Muskeln durch äussere elastische Schlingen in der gewollten Spannung ge¬ 
halten: sie haben grosse Kraft und nahezu normale trophische Verhältnisse be¬ 
wahrt. 

Der künstliche Fuss ist an der Kappe des Stumpfes und an den plastischen 
Motoren mit Hülfe einer geeigneten Celluloidschiene und einem vorderen und 
einem hinteren Riemen befestigt. Der Operierte ist imstande, eine bedeutende 
Kraft mit dem hinteren Motor zu entwickeln, so dass er sich auf zwei Füssen 
stehend auf die Fussspitze stellen kann. Wie normalerweise wickelt er den 
künstlichen Fuss bei den Bewegungen in der sagittalen Ebene während der ver¬ 
schiedenen Phasen des Schrittes ab: Die Exkursion der Fussbewegung ist die nor¬ 
male sowohl bei der plantaren wie bei der dorsalen Flexion. Dieser Fall, der 
erste, in dem eine Kinematisierung der Unterextremität vorgenommen worden 
ist, zeigt, wie die Methode vorteilhaft auch bei der Unterextremität zur An¬ 
wendung kommen kann. 

Buccherl-Palermo. 


Inhalt: Buchbesprechungen: Lange u. Spltzy, Chirurgie und Orthopädie 
im KindesaJter. — Weissbein, Hygiene des Sports. — Camlniti, Chirurgia 
della o$sa. 

Referate: 1) Klaussner, Brachydaktylie. — 2) Whyte, Makrodaktylie. — 
3) Bibergeil, Histologie des kongenitalen Riesenwuchses. — 4) V. Bayer, Aus- 
stossung von Fremdkörpern. — 6) Grashey, Röntgenoskopische Operation im 
taghellen Raum. — fl) Gelyl, Momburgsche Blutleere. — 7) Fllbry, Neuer 
Transportverband im Kriege aus Aluminium-Streckmetall. — 8) Schall, Technische 
Neuheiten. — 9) Sohiicking, Heilversuche mit Radiumemanation. — 10) Schnee, 
Elasto-Massage. — 11) Wallace, Krüppelerziehung. — 12) Relchard, Operative 
Behandlung jugendlicher Krüppel. — 13) Magnus, Regelung der Bewegungen 
durch das Zentralnervensystem. — 14) Biesalskl, Sehnenscheidenauswechslung. — 
15) Dreyer, Möglichkeit sofortiger Bewegungsaufnahme nach Sehnennaht. — 
16, 17) Marcus, Horvath, Myositis ossiücans traumatica. — 18) Peterl u. Singer, 
Myositis ossificans progressiva. — 19) Foerster, Operative Behandlung spastischer 
Lähmungen mittels Resektion der hinteren Rückenmarkswurzeln. — 20.—22) 
Kflttner, Codlvllla, Hevesl, Förstersche Operation bei Littlescher Krankheit. — 


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23) Gllleke, Technik der Foersterschen Operation. — 24) Heormann, Extension 
bei Nervenleiden. — 26) Spinale Kinderlähmung in Massachusetts 1909. — 26) 
stiefler, Spinale Kinderlähmung in Oberösterreich 1909. — 27) Flexner, Experi¬ 
mentelle Uebertragung der Poliomyelitis auf Allen. — 28) Wette, Chirurgisch- 
orthopädische Behandlung der Poliomyelitis. — 29) Klose u. Vogt, Klinik und 
Biologie der Thymusdrüse. — 30) LobenhofTer, Freie Osteoplastik. — 31) Pokotllo, 
Schicksal lebender, im Weichteile transplantierter Knochen. — 32) Springer, Trau¬ 
matische Entstehung von Exostosen.— 33) Mollow, Multiple Knochenexostosen. — 
34) Saurborn, Fibröse Atrophie der Knochen. — 35, 36) 0. v. Frisch, Wilma, 
Behandlung frischer Diaphysenbrüche. — 37) Bergei, Callusbildung durch 
Fibrin. — 38) Otto, Bedeutung der Nagelextension für die Kriegschirurgie. — 
39) d* Anna, Vorhandensein beweglicher Gelenkkörper nach Trauma. — 40) Wy- 
SOCkl, Gelenkerkrankungen bei Lues acquisita. — 41) Röpke, Gelenk tuberkulöse 
unter dem Bilde des Gelenkrheumatismus. — 42) Ghflarduccl, Wirkung der 
Röntgenstrahlen auf tuberkulöse Adenitiden und Gelenkleiden. — 43) BrBfliag, 
Trypsin bei tuberkulösen Erkrankungen. — 44) Beck, Wismutpaste bei chroni¬ 
schen Eiterungen. — 45) Payr, Operative Mobilisierung ankylosierter Gelenke. — 
46) Schloeamann, Entstehung des angeborenen muskulären Schiefhalses. — 47) 
Bloch, Wirbelsäulenverletzung mit seltenen Cauda equina Symptomen. — 48) 
Wehralg, Chronische Wirbelsäulenversteifung. — 49) Petress, Syphilis der Wirbel¬ 
säule und der Basis cranii. — 50) Hoffmann, Entstehung und Behandlung der 
Skoliose. — 61) Adams, Bedeutung des Gelenkfortsatzes der Wirbelsäule für die 
Entstehung kongenitaler Skoliose. — 52) v. Dorp-Beucker Andreae, Calotsches 
Korsett bei Spondylitis. — 53) Rothschild, Funktionelle Heilung der Cucullaris- 
lähmung mittels freier Fascienplastik. — 64) Most, Rippenbruch mit Intercostal- 
neuralgie. — 55) Verse, Kongenitale Trichterbrust. — 56) Lexer, Nachunter¬ 
suchungen von traumatischen Schultergelenksluxationen. — 57) Osann, Isolierte 
Lähmung des Nervus musculo-öutaneus. — 58) Haenlsch, Isolierte Fraktur des 
Capitulnm humeri. — 59) Vulllet, Epicondylitis hnmeri. — 60) Drago, Blutiger 
Eingriff bei Verschiebung der Fragmente als Ursache eines Funktionshindernisaes 
des Gelenks. — 61) Nürnberg, Schnittführung bei Resektion des Ellbogenge- 
lenks. — 62) Diet/, Radio-ulnare Synostose, seltene angeborene Missbildung der 
Ellbogengegend. — 63) Umbreit, Traumatische Epiphysenlösung beider Vorder¬ 
armknochen. — 64) Blnet, Trenel u. Worms, Osteomyelitis des unteren Endes 
der Vorderarmknochen. — 65) Gabaglio, Fraktur des Kahnbeines. — 66) Gras¬ 
hey, Verletzungen des 1. Metacarpophalangealgelenks; Bennetsche Fraktur. — 

67) Quorato, Thiosinamin und Fibrolysin bei der Dupuytrenschen Krankheit. — 

68) Strempel, Irreponible Luxation des Zeigetingers im Metacarpo-Phalangealge- 
lenk. — 69) Hirsch, Subkutane Zerreissung der Strecksehne an der Nagelphalanx 
der Finger. — 70) Franck, Angeborene ungleichmässige Entwicklung der Bein¬ 
muskulatur. — 71) ilanu, Wiedereinpflanzung des Schenkels beim Hunde. — 

72) Legros, Bruch des Acetabulum mit Eindringen des Femurkopfs ins Becken. — 

73) Strauss, Exartikulation des Hüftgelenks. — 74) Braus, Experimentell-embry¬ 
ologischer Beitrag zur Entstehungsgeschichte der angeborenen Luxation. — 
76) Springer, Unblutige Operation der angeborenen Hüftverrenkung. — 76) Reiner, 
Präliminäre Detorquierung. 

Aus Kongress- und Vereinsberichten: 77) Orthopädische Gesellschaft 
in Berlin. Sitzung vom 5. Dez. 1910. — 78) Allgemeiner Deutscher Turnlehrer¬ 
tag in Darmstadt 1910 : Das orthopädische Schulturnen. — 79) Leonhard, Das 
orthopädische Turnen und die Schale. — 80) Vogel, Orthopädisches Tarnen als 
gemeinsames Arbeitsgebiet der Aerzte und Turnlehrer. — 81) Codlvllla, Knochen- 
nnd Gelenktuberkulose. — 82) Floravantl und Casagll, Experimentelle Unter¬ 
suchungen über eingepflanzte Aponeurosestücke. — 83) Codlvllla, Kinematisierung 
des Fasses. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. 0« Vulpins in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 15, einsenden. 


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Zentralblatt 

für 

ffiiTO* id KbaDisdie Olopäi 

emschliessticti der lesaaten Heiltpastit nid Massage. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Dr. 0. Yulpius S. Karger ln Berlin 

in Heidelberg. NW., Karletruee 16 . 


Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlnngen des 

In- und Auslandes. 


Bd. y. März 1911. Heft 3. 


(Akademie für praktische Medizin Köln — ortbop. chir. Abteilung.) 

Beitrag zur blutigen Mobilisierung versteifter 

Gelenke. 

Von 

Prof. Dr. CRAMER, 

dirig. Arzt. 

Der hier näher beschriebene Fall dürfte von allgemeinem 
Interesse sein. Er ist mir von berufener Seite zur Resektion über¬ 
wiesen worden und kann als Beweis dafür gelten, dass man besonders 
bei Kindern mit der Herausnahme und Zerstörung eines wichtigen 
Gelenkes vorsichtig sein soll, dass ferner Gelenkbrüche nicht selten 
operativ anzugreifen sind und dass schliesslich gebrochenen Knochen 
im Kindesalter eine grosse ßehabilitationskraft inne wohnt. Alles 
übrige geht aus der Krankengeschichte hervor. 


B. H. 6 Jahre, Schüler. In stationärer Behandlung vom 11. 
6.—10. 9. 1909. 


Vor 4 Wochen geriet er mit dem linken Bein in ein rollendes 
Wagenrad und erlitt hierdurch eine Verletzung des Kniegelenkes 
sowie eine kleine Wunde an der rechten Schläfe. Das Kniegelenk 
wurde behandelt mit kalten Umschlägen und Jodpinselung. 

Bei seiner Aufnahme war der Befund folgender: Das linke 
Bein ist um 1 >/i cm. verkürzt. Der Unterschenkel befindet sich in 
Varus- und leichter Beugestellung. Die Tibia springt nach vorn 
vor. In der Kniekehle ist ein abnormer Knochenvorsprung zu 
fühleD (centrales Oberscheukelfragmeut). Die Aussenseite der Knie- 

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geleaksgegeod i?t «cliiflcrzbaft auf D raek* d ie Gsienkkoutureu un¬ 
deutlich, die Gelenkgegeftd selbst stark verdickt. 

Operation tu MischtmrköBe am 22. 0„ 09. Schnitt seitlich am 
Oberschenkel übet dem Ooudjius exteruus bi« xur Mitte dos Ober¬ 
schenkels ;*#brcheÄ mittlerem und seitlichem QuÄdücepskppf bis auf 
den Knochen., Die Bruchstücke werden suhperk-sUi freigelegt, das 
periphere mit dem Mejssd tihgdösl, Keine Erhifmstig des (Menkes. 
Von dem zentrale« Bruchstück wird ein« 3 tu», lange Spitze resümiert. 
Es zeigt «eh, dass das periphere ^be^ieht ’;|wt ans der 

ganzen Epiphyse «ud einem Stück der Diuphyse. Boi «tarter Ex¬ 
tension am Kusse resp. Unterschenkel können beide Bmebstiieke 
bequem adaptiert werden, Naht des jperiostes. Fascieauaht tait 
Catgut. flautüabt mit Seide. Gipgverbaßd um. das ganze Bein mit 
Einschluss iron Becken und Puas. 


fig. I. 6 Wochen nach d«m Trauma 

Wutidheiiungglatt. Nach 0 Woeben: Fmilaaken. des Verbandes; 
die Fragmente befinden sieb io guter Stellung , Streckung des fJoter- 
Schenkels aktiv noch nicht yollkominen 0,5— i ciil 

verkürzt» 

Massage, Gymnastik. Geht anfangs an Knicken, ohne das 
Bein zu belasten. 

Entlassungsbefund: Deutliche MuBkelatropbie am Verletzt ge¬ 
wesenen Oberschenkel. Unterschenkelbeugung leicht behemmt. 
Kniegelenk fest, schmerzfrei. 







Fig. 2 . 10 Mooatc nach dör Operation. 

Im Juni l 0 !ÖVwuri|e er TOr^estfJIt auf eiiter Versammlung 
üie<lerrheiaiscb*we«i'^Ü 3 c}jer Chirurgen reit l eia Verkürsdnjg,. voller 
F u n k t i ou , ohne itaskelatröphie »öd mit dem Vertnogea mit dem 
operierten Bein ..voran ohne Beschwerde® ei»ß» Steltl 20 besteig©»:. 


1) Oerhartz. (AGarsuckungen über de» aufrechten Gang, 
(Betl. klin. W ich lölü, Nr. 4H.) 

Q. hat einen Foxterrier dazu ungehalten, täglich bis zu 7 
Stuaden io aufrBchter Stalliiög zu verharrcnj ihn »heb ^Bwocbiger 
tJebnng getötet «utl mit am»'® normal sich nshalteude» Tier gleichen 
Wurf»-' »od G^schlechtee verglichen. Die »rapfhoghohet! anato- 
tnischen Verhältaiase wurden vorher mit lloatgeBstraldim festgesteliä 
Infolge des weit vor die ßöterstiUziJngsÖäche fallende» ^leiiwer- 
puaktes suchte der Hünd sich dürch Rückbiegitag der Wirbelsäule 
gerade zu halte»; dadurch enttrtaüdßü Veränderungen an den ■ Bonden* 
wirbelkorpurn, die »iedriger wurden. A® Thorax trat eine Hebung 
des ventrale» Absdmirte? der obere« Rippen ai« tjud dadurch eine 
Vergrösserung des Sagittai-Durchtjiössm der obere» Apertur. Das 
Becken bekam deu 'Typus des kypbotiach querverengte« Beckens, 
war um seine horizontale Achse in der Pfanne rotiert. Am auf¬ 
fallendsten waren die Veramdeningen a» den unteren Extremitäten: 

3^« Co gle 



100 * — 


Femur lateral konvex und oben auch ventral konvex verbogen, der 
mediale Condylus besser ausgebildet, die Tibia wie Femur verbogen. 
Die linke Lunge tiefer getreten, das hypertrophierte Herz nach 
links, ventral und unten verlagert, Zwerchfell tiefer getreten, ebenso 
Leber, Magen und Nieren gesenkt. . Die Rückenstrecker, Glutaeus 
maximus, Knie* und Fuss-Strecker waren hypertrophiert, die Strecker 
des Beines stärker entwickelt als die Beuger (bei einem gewöhn¬ 
lichen Hund sind beide Muskelgruppen gleich stark). Die charak¬ 
teristische Ausbildung der Muskulatur des Menschen ist 
also als eine Anpassung an den aufrechten Gang aufzu¬ 
fassen. Der typische Bau von Thorax, Becken und Ex- 
tremitäten-Knochen lässt sich aber durch die aufrechte 
Stellung nicht erklären. mmmmiOD**. 

2) Sumita (Göttingen). Beiträge zur Lehre von der Chon¬ 
drodystrophia foetalis (Kaufmann) und Osteogenesis 
imperfecta (Vrolik), mit besonderer Berücksichtigung 
der anatomischen und klinischen Differentialdiagnose. 
(Mit 24 Abb. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 107, S. 1 ff.) 

In einer ausführlichen, interessant geschriebenen Arbeit bringt 
Verf. eine ganze Reihe bisher weniger berücksichtigter oder be¬ 
kannter Tatsachen zu obigem Thema. Mit dem Begriff der fötalen 
Rachitis will er vollkommen aufräumen. Die fötalen Skelett¬ 
erkrankungen (Ch. u. Osteog. imp.) mit den sicher thyreogenen Er¬ 
krankungen und mit Kretini-mus zu identifizieren hält er für un¬ 
statthaft. Im Weiteren zieht er Vergleiche zwischen Ch. und 
Phokomelie u. Ch. u. syphilitischer Osteochondritis. Dann geht er 
auf den scharfen Unterschied zwischen Ch. u. Osteogen, imp. ein. 
Bei ersterer haudelt es sich um gestörte enchoudrale Ossifikations¬ 
vorgänge, bei normaler periostaler und endostaler Knochenbildung» 
bei letzterer um die Funktionsunfahigkeit der Periost- und Osteoblasten¬ 
zellen bei normalen enchondralen Vorbereitungsvorgängen. Die Ch. 
ist als „Vitium primae formationis“ anzusehen, die Aetiologie der 
Ost. imp. ist dunkel. Der Hauptkrankheitsprozess der Cb. verläuft 
wahrscheinlich im fötalen Leben. „Achondroplasie“ und Ch. sind 
nur verschiedene Stadien dergleichen Krankheit; Osteog. imp. und 
Osteopsathyrosis scheinen sich anatomisch und klinisch zu decken. 
Das klinisch wichtigste Symptom derselben ist die Knochenbrüchig¬ 
keit. Zuletzt kommt noch eine Verteidigung der Namen: Chondro¬ 
dystrophia foetalis und Osteogenesis imperfecta. 24 durchweg recht 


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instruktive Abbildungen und Röntgenbilder illustrieren die Arbeit. 
Das reichhaltige Literaturverzeichnis weist 264 Nummern auf. 

Natzler-Heidelberg. 


3) Perthes (Leipzig). Ueber Arthritis deformans juvenilis. 

(16 Abb. Deutsche Zeitachr. f. Chir. 1910. Bd. 107. S. 111 ff.) 

Verf. kommt zu folgenden Ergebnissen: Die juvenile Arthritis 
deform, des Hüftgelenks ist keineswegs selten. Die Aetiologie ist 
nicht geklärt. Trauma und „statisches Missverhältnis“ (Preiser) 
kommen in der Mehrzahl der Fälle nicht in Frage. Unter den 
pathologischen Veränderungen ist oft charakteristisch eine kegel¬ 
förmige Abflachung des Femur-Kopfes. Ernährungsstörungen im 
Inneren der Epiphyse sind — nach Röntgenuntersuchung — be¬ 
stimmt dabei beteiligt. Die Bewegungshemmungen sind direkt 
mechanische Folgen der Qelenkdeformation. Schmerzen kommen 
spontan häufig vor, aber nicht bei Bewegungen. Krepitation ist 
nur in wenig Fällen nachweisbar. Der hinkende Gang ist wie bei 
Lux. cox. cong. und Coxa vara eine Folge der Insufficienz der 
Adduktoren. Bei der Behandlung sind immobilisierende Verbände 
zu vermeiden, dagegen systematische passive Bewegungen und 
Massage der Adduktoren empfehlenswert, ln vorgeschrittenen Fällen 
kommt die „operative Modellierung“ des Femurkopfes oder die 
Resektion in Betracht 

Im ersten Anhang die 6 von P. beobachteten Fälle, teilweise 
mit Röntgenbildern, im zweiten die bisher beobachteten Fälle. 
Literatur (36 Nummern). Natzler-Heidelberg. 

4) Ctarrö. Zur Aetiologie des rezidivierenden Gelenk- 

hydrops der Gelenkneuralgie. (Münch, med. Wocb. 1910. 

Nr. 47.) 

Die sklerosierende Form der Osteomyelitis kommt bisweilen 
auch in den Epiphysen vor, das Balkenwerk der Spongiosa verdickt 
sich und der Knochen ist mit kleinen Granulationsherden ohne 
Eiterbildung durchsetzt. Von diesen Herden aus können auch Ge¬ 
lenkstörungen kommen, so der rezidivierende Gelenkhydrops. G. 
hat die besten Resultate mit der Entlastung dieser Gelenke 
durch Schienenhülsenapparate für Jahre erzielt. In einem Fall 
zeigte das Röntgenbild einen haselnussgrossen osteomyelitischen 
Herd in der Tuberositas tibiae, der operativ entfernt werden konnte, 
wonach das Leiden ausheilte. Hohmann-MüDchen. 


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5) Frangenheim (Königsberg). Dauererfolge der Osteoplastik 

im Tierversuch. (Mit 6 Fig. Arch. t klm. Chir. 1910. Bd. 93. 

S. 191 ff.) 

F. hat an Kaninchen und Hunden eine Reihe von Versuchen 
angestellt mit dem Zweck „das spätere Schicksal frei transplantierter 
Knochenstilcke bei Auto- und Homoplastiken zu ergründen. Als 
Veipflanzungsmaterial dienten lebender periostgedeckter und periost¬ 
loser, sowie macerierter Knochen. Er kommt zu folgenden Schlüssen: 
Das beste Verpflanzungsmaterial ist lebender periostbedeckter Knochen, 
weil die Ossifikationsfähigkeit des Periosts fast regelmässig erhalten 
bleibt Da auch dem Knochenmark die Fähigkeit der Knochen¬ 
neubildung erhalten bleibt, ist auch dessen Schonung anzuempfehlen. 

Bei der Verpflanzung periostlosen Knochens erfolgt die Re¬ 
generation vom Mutterboden aus. Von diesem, d. h. vom Mutter¬ 
boden, in den verpflanzt wird, aus gehen auch der Knochenersatz, 
die Resorption und Substitution des transplantierten Knochens. Am 
langsamsten resorbiert und substituiert wird macerierter Knochen, 
doch kann er benutzt werden, wenn er mit den Enden des Mutter¬ 
bodens in inniger Berührung steht. Seine Verwendung wird auf 
Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Natzler-Heidelberg. 

6) Sohler. üeber Trypsinbehandlung bei chirurgischer 

Tuberkulose. (Mönch, med. Woch. 1910. Nr. 46.) 

Sohler bat an einer Anzahl von Fällen von Gelenktuberkulose 
und anderer örtlicher Tuberkulose das Trypsin angewendet. Seine 
Erfahrungen sind nicht die günstigen anderer Autoren. Die In¬ 
jektionen waren meist sehr schmerzhaft, erzeugten in zwei Fällen 
wegen der geringen Haltbarkeit und Unreinheit der Präparate In¬ 
fektionen, infolge derer es auch zu toxischen Erscheinungen kam, 
sie führten zu Einschmelzungen der Gewebe nicht nur im kranken 
Gebiet, sondern auch in der Umgebung, sodass grössere Abscesse 
entstanden. S. steht der Fermentbehandlung nicht grundsätzlich 
gegnerisch gegenüber, ist aber, der Meinung, dass auch noch andere 
Bestandteile der Leukozyten und des Blutes sich an dem Kampf 
gegen die Tuberkelbazillen beteiligen. HohmMn-München. 

7) V. Mutach (Genf). Experimentelle Beiträge über das 

Verhalten quergestreifter Muskulatur nach myo- 

plastischen Operationen. (Mit 1 Tafel. Arch. f. klin. Chir. 

Bd. 93. 1910. S. 42. ff.) 

Dieses Thema, über das noch recht wenig Klarheit herrscht 
und über das eine Einigung noch nicht erzielt ist, hat M. zum 


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Gegenstand einer ausführlichen Abhandlung gemacht, in der er über 
seine Versuche mit Muskeloperationen berichtet. Die praktischen 
Ergebnisse ans den Versuchen sind kurz folgende: Im Allgemeinen 
kommen Muskeln nach Totaldurchtrennung bei prima intentio mit 
Narbenbildung zur Heilung. Bei totaler Längsdurchtrennung kann 
die Narbe partienweise fehlen (idealste Heilung). Auch bei Quer- 
dnrchtrennung kann sie fast rein muskulär sein; meistens ist sie 
muskulär fibrös, häufig rein fibrös. Oft sind Fettzellen eingeschlossen. 
Die funktionellen Resultate waren grösstenteils befriedigend, teilweise 
sehr gut. Nach totaler Querläsion ist fast stets mikroskopisch 
einfache Atrophie nachweisbar. Tritt degenerative Atrophie auf, 
so leidet die Funktion meist Gleichzeitige doppelte Durchtrennung 
ist wie ein freier Lappen zu betrachten und hat Nekrose des aus¬ 
geschnittenen Lappens im Gefolge. 

Was uns am meisten interessieren würde, eine Anwendung der 
myoplastischen Versuche M’s. bei Kinderlähmung, so teilt er dar¬ 
über nur kurz mit, dass er dabei ein völlig negatives Resultat hatte. 

Natzlar-Heidelberg. 

8) Salzberger. Ueber das symptomatische Vorkommen 

myotonischer Störung bei entzündlichen Muskel¬ 
prozessen. (Berl. k]in. Wocb. 1910. Nr. 49.) 

S. beschreibt einen Fall, in dem sich mit einem typischen 
chronischen Muskelrheumatismus (Schmerzen in der Mus¬ 
kulatur von der Witterung abhängig, Schmerzempfindlichkeit der 
Haut über den erkrankten Muskeln gegen den faradischen Strom) 
deutlich myotomische Symptome verbanden. Vor allem bestand 
eine ausserordentliche Steifigkeit in einzelnen Gelenken, die 
durch die Spannung der Muskeln erzeugt war, während die Gelenke 
selbst nicht erkrankt waren. Die Muskeln sprangen in Wülsten 
vor, beim Beklopfen traten kleine quere Wülste auf, die kurze Zeit 
stehen blieben. Durch Salizyl und warme Umschläge trat Heilung 
ein. Kurz darauf erkrankte Patient an einer fieberhaften trockenen 
Pericarditis, die unter Eisblase und Salizyl zurückging. Sehr 
häufig werden im Anschluss an chronischen Muskelrheumatismus 
Pleuritis und Endocarditis beobachtet. Hohnann-Müncben. 

9) Becker (Hamburg). Ueber Knochenkarzinose imRöntgen- 

bild. (Fortecbr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. 1910. Bd. XV. S. 185 ff. 2 Taf.) 

Karzinommetastasen des Skeletts wurden früher selten diag¬ 
nostiziert; durch das Röntgenverfahren wird die Diagnose erleichtert, 


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oft erst ermöglicht Die Primärtumoren, welche eine sekundäre, 
diffuse Knochenkarzinose im Gefolge haben, rangieren der Reihe 
nach: Mamma und Prostata, Schilddrüse, Magen, seltener Uterus 
und Gallenblase. B. bringt die ausführliche Beschreibung zweier 
von ihm im Eppendorfer Krankenhaus beobachteter Fälle. 8 sehr 
schöne Röntgenaufnahmen illustrieren die Arbeit 

Natzler-Heidelberg. 

10) Wierzejewski. Eine verstellbare Beckenstütze. (Münch. 

med. Woch. 1910. Nr. 46.) 

W. hat eine Beckenstütze konstruiert, die aus 2 Teilen besteht 
der eigentlichen Stütze, auf der das Gesäss ruht und dem Tuber¬ 
fixator, an den sich bei der Extension die Tubera anstemmen. 
Letzterer besteht aus 2 runden, nach der Grösse durch ein Schnecken¬ 
gewinde verstellbaren Säulen. Hohminn-München. 

11) Wlldt (Andernach). Unterbrechung der Längsextension 

durch Einschaltung von Gummizügen. (Deutsche Zeitschr. 
f. Chir. 1910 Bd. 107. S. 187. ff.) 

Um bei Frakturen den Einfluss der Streckung auf das untere 
Fragment zu verstärken, schaltet W. in die Längsstreifen Gummi« 
züge in der Weise ein, dass die Mitte des Gummizuges in der Höhe 
der Fraktur liegt Genaue Angabe der Techuik, speziell der Mass¬ 
nahmen, um Ueberdehnungen, wie sie bei völlig zerrissenem Periost 
Vorkommen könnten, zu vermeiden. Acht auf diese Weise be¬ 
handelte Fälle. Natzlsr-Heidelbcrg. 

12) Berry (Nubia). Dislocation of the neck during sleep. 

(Brit. med. Journ. 23. Juli 1910.) 

Luxation der Halswirbelsäule bei einem 8 jährigen Knaben, die 
im Schlaf entstanden war, Reposition in Narkose durch Extension. 

Mosenthal-Berlin. 


13) Schnee (Berlin). Ueber eine neue Massagemethode. 

(Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther. 1910. H. 8, S. 470. ff. 6 Abb.) 

Vortrag des Verfassers über seine neue „Elasto“-Massage- 
methode auf dem 82. Kongress deutscher Aerzte und Naturforscher. 
Die Elasto-Massage soll die manuelle Massage völlig ersetzen, soll 
sie übertreffen durch durchdringendere und gleichmässigere Wirkung, 
sowie durch verminderten Kraftaufwand. Weitere Vorzüge sind 
nach Sch. die absolut hygienische Anwendung, die ideale Thermo- 
bezw. Wechselmassage, sowie Elektromassage, zu der die Elasto- 
Apparate ebenfalls verwendet werden können. 


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Natzler-Heidelberg. 

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14) Plate u. Q ui ring (Hambarg). Ueber das Vorkommen vo n 
Spondylitis deformans im Tierreich. (Fortachr. a. d. Geb. 
d. Röntgenstr. 1910. Bd. XV. S. 214. ff. 3. Tai) 

Die chronische Wirbelsänlenyersteifung (Typ Bechterew, Typ 
Strümpell-Pierre Marie) lässt sich anatomisch in 2 Gruppen ein¬ 
teilen: 1. die Spondylit. def. 2. die ankylosierende Arthritis der 
Wirbelsäule. Nach Simmonds sind die Hauptzeichen der enteren: 
„Degeneration der Bandscheiben, Exostosen und Synostosen der 
Wirbelkörper an ihren Vorder- und Seitenflächen, Exostosen and 
Synostosen der kleinen Wirbelgelenke, Osteoporose der Wirbel¬ 
körper mit nachfolgender Kyphosenbildung. Regelmässig anzutreffen 
sind aber nur die Exostosen der Körper.“ Bei der ankylosierenden 
Arthritis bleibt die Form der Wirbelkörper unverändert, Zacken- 
und Spangenbildung ist nicht selten. Das Wesentlichste ist eine 
völlig feste knöcherne Ankylose der kleinen Gelenke. Die Krank¬ 
heit ergreift im Gegensatz zur SpondyL def. fast stets die ganze 
Wirbelsäule. PL u. Q. sind nun gerade der Pathogenese der Spond. 
def. besonders nacbgegangen und haben eine Anzahl von Tier¬ 
skeletten mit Spondyl. def. untersucht, um ev. bei den wesentlich 
anderen Belastungsverhältnissen als beim Menschen Anhaltspunkte 
für die Bedeutung der Belastung bei der Entstehung des Leidens 
zu finden. Die Veränderungen an den Tierskeletten zeigten eine 
völlige Uebereinstimmung mit der menschlichen Spondyl. def. bis 
auf die fehlende Erkrankung der kleinen Gelenke der Wirbelsäule. 
Das Wesentliche ist, dass sich die Erkrankung nur bei solchen 
Tieren fand, bei denen die Wirbelsäule oder einzelne Teile derselben 
dauernd kleinen Erschütterungen ausgesetzt war (insbes. Känguruh, 
Hyäne 1) Die menschliche Wirbelsäule ist nun ebenfalls andauernden 
kleinen Traumen in der Längsrichtung ausgesetzt. Die Bechterew’ 
sehe Theorie, die in solchen Traumen ein ätiologisches Moment 
für die Entstehung der Spondyl. def. sieht, könnte durch die Be¬ 
obachtungen von PI. u. Q. wohl eine Stütze erfahren. 

Natzler-Heidelberg. 


16) Poncet et Leriche. Tuberculose inflammatoire et 
scoliose. (Gas. des h6p. Oct. 1910.) 

Die Verfasser sind der Meinung, dass die ungleiche Verteilung 
der statischen Kräfte bei einseitiger Balastung der Wirbelsäule 
durch gewöhnheitsgemässe schlechte Haltung nicht zur Erklärung 
der bei Skoliose gefundenen komplizierten anatomischen Ver¬ 
änderungen der Wirbelsäule genüge, sondern dass man noch eine 


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abnorme Biegsamkeit (Malleabilität) der Knochen annehmen müsse. 

'• Die Skoliose ist nicht als Schulkrankheit auzusehen nnd nicht 
durch fehlerhafte Haltung heim Schreiben bedingt, aus dem Grunde, 
weil diese Haltung nur ganz vorübergehend auf kurze Zeit innege¬ 
halten wird. 

Der vorherrschende Einfluss der statischen Kräfte bei der 
' Entstehung dt*r Skoliose wird geleugnet und die Knochenbiegsamkeit, 
ein osteopathischer Prozess, als Ursache der Skoliose hingestellt 
Letztere wird als die Folgeerscheinung einer gemilderten Infektion 
angesehen. Die Verfasser führen folgende Argumente dafür an: 
1. Die Wucherungs- und Verschmelzungsprozesse an den Wirbeln, 
die man an vielen Präparaten findet. 2. Das Auftreten von Skoliose 
im Gefolge von Infektionskrankheiten, wie Scharlach, Angina, die 
eben durch Erweichung der Knochen die Verkrümmung begünstigten. 
Die Skoliose stellt hier nur ein Symptom und nicht die eigentliche 
Krankheit dar. 

Zu den erwähnten Infektionen zählt nun besonders die Tuber¬ 
kulose, und zwar die von Poncet sogenannte entzündliche Tuberkulose. 
So fand Cotte unter 89 Skoliosen 54mal Spitzenaffektionen und 
Monod in 20%. Der Kinderarzt Huttinel stellte durch eiue Reihe 
von Beobachtungen fest, dass Kinder in elendem Allgemeinzustand 
sowohl eiue Disposition zur Tuberkulose wie zur Skoliose hätten. 

Die Verfasser stellen, durch die Statistik in ihrer Auffassung 
bestärkt, den Satz auf, dass die Skoliose als Symptom einer ge¬ 
milderten Infektion durch eine Osteomalazie der Wirbel hervorge¬ 
rufen wird, für die oft eiue entzündliche Tuberkulose verantwortlich 
zu machen ist. Zander-Heidelberg. 

16) Kausch (Schöneberg). Die Resektion der Lendenwirbel¬ 
körper. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 106, S. 346 ff. 4 Ab- 
bildungen.) 

Bei einem Pat. mit fast völliger Lähmung beider Beine hat 
K. den 8. Lendenwirbel vollkommen reseziert. Vor der Operation 
war die Wahrscheinlichkeitsdiagnose auf Wirbelkörpertumor gestellt 
worden. Während der Operation wurde mikroskopisch metastatisches 
Carcinom festgestellt. Pat. kam am Tage nach der Operation zum 
Exitus. Genaue Beschreibung der Operationstechnik. Im Anschluss 
daran Besprechung der Literatur über die operative Inangriff¬ 
nahme der Wirbelkörper, Erörterung der verschiedenen technischen 
Möglichkeiten zur Entfernung von Wirbelkörpern. Er kommt zu 
folgendem Schluss: Für die Lendenwirbel und den oberen Kreuz- 


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beinteil ist der transperitoneale Weg einzuschlagen. Für alle anderen 
Wirbel der paravertebrale. An der Brnstwirbels&uie wird die 
Costo-Transversektomie ausgeführt. Der hintere Weg hat nur bei 
Contraindikation der anderen Wege seine Berechtigung. Die Schluss* 
bemerkung: Spondylitis tuberculosa ist konservativ zu behandeln. 
Versagt diese Behandlung, dann operative Behandlung der Wirbel* 
körper. Natzlsr-Heidelberg. 

17) Haenisch (Hamburg). Ueber die Periarthritis humero- 

scapularis mit Kalkeinlagerung im Böotgenbilde. 

(Bursitis subdeltoidea u. subacromiaüs; Duplay’sche Krankheit.) 

(Fortschr. a. d. Oeb. d. Röntgeastr. 1910. XV. 6, S. 293 ff. 16 Röntgen- 

bilder.) 

Bei röntgenologischen Schulteruntersuchungen findet man an 
der Aussenseite des Humeruskopfes öfters einen verschieden grossen, 
unregelmässigen Schatten, der früher wohl öfters als „Absprengung“ 
gedeutet wurde. Stieda versuchte ihn ab gichtische Ablagerung zu 
deuten, Bergemann u. Stieda brachten dann den Nachweb, dass es 
sich um eine mit Kalkablagerung einhergehende Entzündung des 
Schleimbeutels handele. H. berichtet ausführlicher über 6 von den 
12 von ihm beobachteten Fällen. Charakteristisch sind die Be¬ 
schwerden: anfangs leichtere, allmählich sich steigernde, schliesslich 
ausserordentlich heftige Schmerzen im Schultergelenk. Die Beweg¬ 
lichkeit ist gewöhnlich stark eingeschränkt, bes. die Abduktion. 
Differentialdiagnostisch sind am Anfang leichte Knochenverletzungen 
nicht immer mit Sicherheit auszuschliessen. Der „strukturlose, un¬ 
regelmässig begrenzte Schatten“ dicht oberhalb des Schulterkopfes 
sichert die Diagnose. 

Therapeutisch kommen bei starken Schmerzen vorübergehende 
Fixation, Narkotika, heisse Bäder, Massage, medikomechanische 
Behandlung, ev. operative Entfernung des erkrankten Schleimbeutels 
in Betracht. 

Die Technik der Röntgenaufnahme wird genau angegeben. 

Natzler-Heidelberg. 

18) Gtlaessner-Milavec. Ueber Epikondylusfrakturen des 

Humerus. (Münch, med. Woch. 1910. Nr. 44.) 

Die Verfasser haben das Material der chirurgischen Charite¬ 
poliklinik eines Jahres durchuntersucht (15 Epikondylusfrakturen) 
und bei fast allen nur geringe Reste, so eine deutliche Verdickung 
der verletzten Gegend, leichte Schmerzhaftigkeit bei stärkeren Be¬ 
wegungen und Krepitation festgestellt. Die Behandlung der Ellen- 


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bogenfrakturen ausserhalb des Gelenkes bestand in UeberfÜhrung 
des Armes in Strecksteilung, Vermeidung von cubitus varus oder 
valgus und Anlegen eines zirkulären Gipsverbandes, der vom oberen 
Ende des humerus bis zum Handgelenk reichte. Hand und Finger 
wurden fleissig bewegt und nach 8 Tagen der Verband auf der 
Innen- und Aussenseite in 2 Halbrinnen aufgeschnitten und der 
Arm herausgenommen, um aktive Bewegungen vorzunehmen. Dann 
wurde der Arm wieder in die Gipsschalen gelegt. Täglich Uebungen. 
Nach 8 Tagen Weglassen der Gipsschalen und Fortsetzung der 
Uebungen. Diese Behandlung führte in allen Fällen zu den günstigen 
Resultaten, die oben erwähnt wurden. Hohaiana-MGnchen. 

19) Wolf. Über komplizierte traumatische Epiphysenlösung 

der unteren Radiusepiphyse verbunden mit Fraktur 

der Ulna. (Dias. München 1910.) 

Verf berichtet im Eingang seiner Arbeit kurz über Epiphysen¬ 
lösungen im allgemeinen und spricht daun von der Entwicklung 
und dem Bau der unteren Radiusepiphyse. Er gibt von der Lö¬ 
sung derselben, von ihrer Ursache, Prognose, Diagnose und Therapie 
einen kurzen Ueberbiick und führt einen Fall von komplizierter Epi¬ 
physenlösung des Radius am distalen Ende desselben in Gemein¬ 
schaft mit einer Fraktura ulnae an. W. bezeichnet vorliegenden Fall 
in Bezug auf Entstehung der Verletzung, Alter des Patienten, Ver¬ 
lauf der Bruchlinie und Beteiligung der Ulna als typischen. Sehr 
erschwert wurde die Verletzung dadurch, dass der Radiusschaft die 
Weichteile durchbohrte. Verf. führt den schnellen Exitus letalis auf 
die Unruhe des Patienten zurück. Es entstand dadurch eine Throm¬ 
bose der arteria radialis und ulnaris, die zur Gangrän und Sepsis 
führte. Um das Leben des Pat. erhalten zu können, hätte man 
das Glied amputieren müssen, jedoch liessen des Kindes Eltern sich 
nicht darauf ein. Blenoke-Magdeburg. 

20) Hirsch (Wien). Ueber die Fortschritte in der Lehre 

von der Fraktur des Os naviculare carpi. (Fortschr.a.d. 

Geb. d. Röntgenstr. 1910. Bd. XV, S. 221, 222.) 

Kurze Arbeit über Pathologie, Diagnose und Therapie dieser 
Verletzung, bezüglich der Pathologie ist nicht unwichtig neben der 
gewöhnlichen intrakapsulären Fraktur die seltenere extrakapsuläre, 
die Absprengung der Tuberositas ossis navicularis. Für die Diagnose 
ist einzig das Röntgenbild massgebend. Ein Fortschritt in der 
klinischen Diagnose — nach H. direkt pathognomonisch — ist die 


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Auslösung von Schmerz in der Tabatibre bei Beklopfen des Köpf¬ 
chens von Metakarpale 1 u. 2, unter bestimmten Umständen auch 
des Metakarpale 3 in Radialflexion der Hand. Für die Therapie 
gibt H. folgende Richtungspunkte: Der extrakapsuläre Bruch, der 
stets knöchern und mit guter Funktion heilt, ist prinzipiell kon¬ 
servativ zu behandeln, der intrakapsuläre, der nie knöchern und 
regelmässig unter schweren Störungen der Gelenkfunktion heilt, ist 
prinzipiell zu exstirpieren. Nataler-Heidelberg. 


21) Charles-Barrett-Lockwood. Amputations at the hip and 
Shoulder. (Lancet. 1910. SO. April.) 

Bei diesen grossen Operationen sei grösstes Gewicht auf mög¬ 
lichste Blutersparnis zu legen; er unterbindet daher bei Amputationen 
zuerst die Hauptarterie, dann wird das zu amputierende Glied so 
lange eleviert, bis es möglichst blutleer ist, dann die Vene unter¬ 
bunden, und erst jetzt die typische Amputation resp. Exartikulation 
vorgenommen. Die so operierten 13 Patienten überetanden die 
Operation sehr gut, nur einer starb an den direkten Folgen der¬ 
selben. Mosesthal-Beriin. 


22) Drehmann. Zur Frage der angeborenen Coxa vara. 

(Berl. klin. Woch. 1910. Nr. 38.) 

Allem Anschein nach ist die vertikal gestellte „Epiphysenfuge“ 
Hoffas bei den Fällen kongenitaler Coxa vara überhaupt keine wirk¬ 
liche Wachstumsepiphysenfuge, da mikroskopisch alle Zeichen des 
Wachstums fehlen, der Knorpel Faserknorpel ist, spärliche Vas¬ 
kularisation besteht. Neben dieser lateralwärts gelegenen vertikalen 
aufgehellten Zone sah D. in einem Falle eine deutliche normal ver¬ 
laufende Epiphysenlinie. Das gleichzeitige Vorkommen von Coxa 
vara congenita und partiellem Femurdefekt legt die Vermutuug nahe, 
dass die coxa vara congenita möglicherweise nichts anderes als 
den ersten Grad des angeborenen Femurdefektes daratellt, 
indem die vertikale Fuge eine mangelhaft ausgebildete Stelle 
im Knochengewebe ist, während der Femurschaft normal aus¬ 
gebildet ist. D. beobachtete auch einen Fall, bei dem im Alter 
von 2 Jahren ein scheinbar völliger Defekt des ganzen oberen 
Femurendes bestand, später fand sich in der Pfanne ein deutliches 
Rudiment eines Kopfes, nach einigen Jahren bildete sich eine 
knöcherne Verbindung des Kopfes mit dem vorhandenen Femur¬ 
schaft in stärkster Coxa-varastellung aus. Hohmann-München. 


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23) R. Grashey (München). Coxa vara retroflexa traumatica. 

(Bruns Beitr. z. klin. Ohir. 70. Bd., 1. H., S. 186.) 

Verf. hatte Gelegenheit, einen Fall von Coxa vara retroflexa 
traumatica zu behandeln und nach dem durch interkurrente Krank¬ 
heit eingetretenen Tod das Präparat zu untersuchen. Der Hals war 
gegen den Kopf fast rechtwinklig nach hinten abgebogen, sodass er 
nach vorne einen Vorsprung bildete, der bei der Flexion ein direkt 
mechanisches Hindernis abgab. Die Coxa vara-Stellung trat gegen 
die -retroflexa ganz zurück. Aetiologisch kommt nach Verf. ein 
wiederholtes Trauma (Fall auf die betr. Seite) in Betracht, das 
Epiphyseulockerung und Verschiebung bewirkte, allerdings muss eine 
besondere Disposition der Epiphyse zu solchen Veränderungen an¬ 
genommen werden, worauf eine auf der anderen Seite ebenfalls vor¬ 
handene abnorme Konfiguration von Kopf und Hals hindeutet. 
Verf. wendet sich darnach gegen die Bezeichnung der Coxa vara 
als für alle Fälle traumatisch, auch statische Verbiegung findet 
er nicht geeignet, da jeder Schenkelhals statisch beansprucht wird. 
Er schlägt vor, die Fälle unter der Bezeichnung jugendliche 
Schenke Ihalsverbiegung“ als Hauptgruppe zu sammeln und dann 
ätiologisch in die verschiedenen Gruppen zu gliedern. 

Balsoh-H eidelberg. 

24) Neuber (Kiel). Ueber die Behandlung der tuberkulösen 

Coxitis. (Mit 3 Figuren. Arch. f. klin. Chir. 1910. Bd. 98, S. 96 ff.) 

Das Material Neubers rekrutiert sich hauptsächlich aus schweren 
Fällen mit Abszessen, Verschiebung des Kopfes, Kontrakturen und 
starker Atrophie. Er bevorzugt die chirurgische Behandlung und 
will die exspektative Behandlung eingeschränkt wissen. Er geht 
von vorne her auf das Hüftgelenk ein. Genaue Beschreibung seiner 
Methode, die mannigfache Vorzüge haben soll: Der pelvitrochantere 
Muskelapparat bleibt intakt, die Blutung ist gering, das Gelenk frei 
übersichtlich, die Bursa iliaca und oft beteiligte Inguinaldrüsen können 
angegriffen werden und schliesslich ist die Lage der Wunde für die 
Revision und Austrocknung des Verbandes günstiger. Nach der 
Resektion wird eine lange Seitenschiene auf 4 Wochen angelegt, 
dann folgt ein Salzbad, darauf auf wieder 4 Wochen der Schienen¬ 
verband, der jetzt 2-3 mal gewechselt wird. Nunmehr auf 6—8 
Wochen ein fixierender Gipsverband in Abduktion. Während der 
folgenden Monate wird am Tage ein abnehmbarer Gipsschutzverband 
getragen, nachts liegen die Pat. im Streckverband. Zuerst gehen 
sie auf Krücken, dann auf 2 Stöcken, später mit 1 Stock. Nach 


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Ablauf eines Jahres Ablegung des Schutzverbandes. Massage und 
Gymnastik noch lange fortgesetzt. Die Benutzung komplizierter 
Gehapparate vermeidet N., da sie die Kräftigung der Muskulatur 
verhindern. Und nun die besonderen Vorteile: Die Kranken können 
bequem sitzen, das Bein aktiv seitwärts bewegen, beugen und etwas 
drehen. Der Gang ist mit Stock recht gut, ohne denselben leicht 
hinkend. Den Grad mittlerer Beweglichkeit zieht N. einer knöchernen 
Ankylose vor. Natzlsr-Heidelberg. 


26) L. Menclöre (Reims). Technique du traitement de la 
coxalgie pour la Conservation du mouvement dans 
l’articulation. (Gaz. des h6p. Sept. 1910.) 

Schon im Jahre 1902 stellte Menctere folgende Forderungen 
fiir die Behandlung der tuberkulösen Knochen- und Gelenker¬ 
krankungen auf: 

Im Anfaugsstadium Jodoformätherinjektionen und, wenn der 
Knochen ergriffen ist, Phenopunktur. Im vorgeschrittenen Stadium 
atypische Resektion mit folgender Phenolisation (Einführen reiner 
Karbolsäure) und im Stadium der Ausheilung und der Ankylose 
Mobilisierung durch Mechauotherapie. 

Verfasser betont die Wichtigkeit der lokalen Behandlung. An 
den Beinen müsse die schädliche Belastung des Gelenks durch 
einen Apparat oder durch kontinuirlichen Zug aufgehoben werden. 
An der oberen Extremität genügen Apparate, die eine fehlerhafte 
Stellung korrigieren und geringe Bewegung erlauben. Im ersten 
und auch im zweiten Stadium könne man mit den Injektionen und 
sogar mit der Phenolisation vorsichtige Bewegungsversuche kombinieren. 

Zander-Heidelberg. 


26) Vnlpins (Heidelberg). Indicatio morbi und Indicatio 
orthopaedica. (Zeitschrift f. orthop. Chirurgie. Bd. XXIV, Heft 1—2, 
S. 113.) 

V. wendet sich gegen die von Lorenz ausgesprochene Ansicht, 
dass zunächst die Indicatio morbi und dann erst die indicatio ortho- 
paedica zu erfüllen sei. Er führt aus, dass es speziell bei der 
Coxitis für den Patienten nicht vorteilhaft sei, das Gelenk in der 
pathologischen Koutrakturstellung ausheilen zu lassen und dass auch 
die von Lorenz empfohlene Belastung zu grösserer Destruktion des 
Gelenkes führen müsse. Auch für die Gonitis glaubt V. nicht die 
Ausheilung in Beugestellung empfehlen zu können, er glaubt viel¬ 
mehr durch zeitige Resektion bessere Resultate zu erzielen. 

Ottendo rfT-Hamburg- Altona. 


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27) Lorenz (Wien). Einige Urteile über meine vereinfachte 
mechanische Behandlungsmethode der Coxitis. (Zeit¬ 
schrift f. orthop. Chirurgie. Bd. XXIV, Heft 3—4, S. 613.) 

L. betont gegenüber den Einwendungen von Vulpius, dass die 
Belastung des coxitischen Gelenks fast immer ohne Schmerzen durch¬ 
führbar sei; falls solche eintreten, komme man mit einer Entlastung 
für kurze Zeit aus. Das wichtigste für die Ausheilung eines er¬ 
krankten Gelenks sei die ungestörte Ruhe infolge der Fixation. Er¬ 
folgt diese Ausheilung in pathologischer Stellung, so sei die Korrektur 
durch eine subtrochantere Osteotomie leicht zu erzielen. Auch 
andere Chirurgen seien durch ihre Erfahrungen zu L.s Ansicht be¬ 
kehrt worden. OttssdorfT-Hunbiug-Altona. 


28) Hannemftller. Das Ludloff’sche Symptom bei der 
isolierten Abrissfraktur des Trochanter minor. (Bruns 
Beitr. z. klin. Chir. Bd. 70, 2. u. 3. H., S. 906.) 

Das Lösche Symptom bei der Abrissfraktur des Trochanter minor 
besteht darin, dass in sitzender Stellung das Bein nicht gehoben 
werden kann, da hierbei nur der Ueopsoas, dessen Ansatz abgerissen 
ist, in Funktion treten könnte. In liegender Stellung ist ein Heben 
des Beines durch Wirkung des Sartorius und Tensor fase, latae bis¬ 
weilen noch möglich. Das L.’sche Symptom ist daher im Verein 
mit den übrigen — Haematom in der Gegend des Schenkelringes und 
Druckschmerz — für die Diagnose der genannten Fraktur sehr wichtig. 

Baisoh-Heidelberg. 

29) BuceherL Sopra un caso di lussazione congenita 

dell’anca. Adunanzadei Sanitari Oapedalieri di Palermo 6 giugno 1909. . 
Der Fall ist von Bedeutung, weil in Sizilien die angeborene 
Hüftgelenksluxation eine höchst seltene Form ist. Der Fall des Redn. 
betrifft einen 12 Jahre alten Jungen, und zwar handelte es sich 
um Luxation auf das Darmbein. Die pathologisch-anatomischen 
Alterationen des Skeletts wie der Weichteile, die Symptomatologie, 
Prognose, Behandlung finden eingehende Besprechung. In bezug 
auf die Differentialdiagnose wird ein wichtiges Element durch die 
Röntgenographie dargestellt. Die Methode der unblutigen Reposition 
verdient neben dem Namen Lorenz auch den Pacis. 

Buccherl-Palermo. 


30) Stoffel (Heidelberg). Vorschläge zur Behandlung der 
Glutaeuslähmungen mittels Nervenplastik. (8 Abbildg. 
Deutsch. Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 107, S. 241 ff) 

Man hat auf verschiedene Weise versucht, die gelähmte Glutäus- 


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muskulatur, die ja für den Gang von ausserordentlicher Wichtigkeit 
ist, zu ersetzen und so die Glutäusfuoktion möglichst gut wieder 
herzustelleD. So verwandte Lange den Vastus lateralis zum Ersatz 
des Glut. med. u. minimus, Deutschländer ersetzte die gelähmten 
Muskeln durch den Glut max. Die Lähmung dieses Muskels suchte 
Moskowics durch ein recht kompliziertes Verfahren zu beseitigen, 
indem er die Eniebeuger verwandte, die er vom Ursprung loslöste, 
durch Seideufäden verlängerte und in die Gegend der Articulatio 
sacroiliaca einpflanzte. Einen neuen Weg wies St, der die Trans¬ 
plantation der Nerven benutzt, um die Glut-Lähmung zu beseitigen. 
St war der erste, der durch die richtige Ausnutzung von der 
„Topographie des Nervenquerschnitts u System in die bisher ziemlich 
planlose Art der Nerven transplantation brachte. Er lehrte, dass es 
nicht angängig sei, einfach von eitlem Nerv einen beliebigen Lappen 
abzutrennen und zu überpflanzen, sondern dass die Lappen be¬ 
stimmten Stellen entnommen werden müssten, da die Bahnen für 
einzelne Muskelgruppen und Muskeln immer an ganz bestimmten 
Stellen im Nerven verlaufen. So führte er bei einem Kind mit 
Lähmung der beiden unteren Extremitäten eine Glutäusplastik in 
der Weise aus, dass er den N. glut inf. in eine vorher genau be¬ 
stimmte Stelle des Ischiadicus implantierte. (In dem angeführten 
Fall die Bahn für den Ext. digit. et halluc.) 8 Wochen post. op. 
konnte das Kind den vorher gelähmten Glut. max. ein Spur kon¬ 
trahieren. 

Die Methode ist neu und jedenfalls interessant. Was sie leistet, 
muss die Zukunft bringen. Jedenfalls sollte sie nachgeprüft werden. 

Die Arbeit, die durch sehr instruktive Bilder illustriert wird, 
bringt ausserdem eine Schilderung von St.’s Vorgehen bei seinen 
Bestimmungen der einzelnen Nervenbahnen, Bemerkungen Uber die 
Gesässmuskeln, die Nn. ischiadicus u. Glut. sup. und inf. Ferner 
gibt St. noch Winke über Nerven Überpflanzung im allgemeinen und 
beschreibt und illustriert seine Methode der Implantierung bei grossen 
Nervenstämmen. Natzler-Heidelberg. 


31) Bluin» Ueber die Behandlung der Ischias mit epidu¬ 
ralen Injektionen. (Münch. Med. Wochenschr. 1910. No. 32.) 
Bei schweren Ischiasfällen, bei denen die perineuralen Injek¬ 
tionen versagten, wandte B. die in Frankreich von Cathelin und 
Sicard seit 1901 empfohlenen epiduralen Einspritzungen an. 
Die Erfolge sind gute. Die Methode geht von dem Gedanken aus, 
die untere Körperhälfte zu anästhesieren, ohne dass das 


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Mittel in den Duralsack eindringt Es wird vom Foramen 
sacrale inferius aus mit einer 10 ccm fassenden Rekordspritze 
(dünne Nadel 6—8 cm lang) entweder 1 °/ 0 Cocain oder 4 % 
Stovain oder physiol. Kochsalzlösung in den Sakralkanal nach 
oben eingespritzt und zwar eine Menge von 5—10 ccm, am besten 
bei Seitenlage des Patienten. Meist lassen die Schmerzen alsbald 
nach, und es genügt eine Injektion, öfters sind 2—3 nötig, die von 
2 zu 3 Tagen vorgenommen werden. Schädliche Folgen sind nicht 
beobachtet, die Injektion ist schmerzlos, die Technik bei fetten 
Patienten nicht ganz einfach. Deutlich ist ihre Wirkung bei gleich¬ 
zeitigen Schmerzen im Kreuz oder bei gleichzeitigem Bestehen 
einer Neuralgie des Cruralis. Beides wird dann von einem Punkte 
aus behandelt. Hohmann-München. 


32) Wlssner. Über Luxationen im Kniegelenk mit Ver¬ 

letzung der Arteria poplitea. (Dis?. Leipzig. 1910.) 

Verf. berichtet über einen Fall von Luxatio tibiae, bei dem es 
zu einer totalen subcutanen Zerreissung der Arteria poplitea ge¬ 
kommen war, stellt die Fälle, die er in der Literatur finden konnte, 
am Schluss der Arbeit zusammen und bespricht an der Hand dieser 
Fälle das Zustandekommen, die Symptome, den Verlauf und die 
therapeutischen Aussichten dieser Verletzungen. W. ist auf Grund 
seiner Studien zu der Überzeugung gekommen, dass die Herstellung 
der Kontinuität des Gefässlumens bei Zerreissungen der Arteria 
poplitea für die Zukunft als das Verfahren der Wahl anzusehen ist. 
Auch bei der Thrombose durch Zerreissung der inneren Häute käme 
die Gefässresektion mit Naht, unter Umständen Transplantation in 
Betracht. Blencke-Magdeburg. 

33) Staffel (Dresden). Zur Frage der Ischias scoliotica. 

(Zeitschrift für orthop. Chir. XXVI. Bd. S. 643.) 

St. glaubt anuehmen zu müssen, dass wenigstens bei einer 
Reihe von Fällen ischiadischer Beschwerden und Skoliose nicht die 
Ischias das primäre sei, sondern dass die Rückgratverbiegung erst 
die Schmerzen im Gebiet des Hüftnerven auslöse. Er begründet 
diese Ansicht damit, dass er in den von ihm beobachteten Fällen 
eine Druckempfindlichkeit der Lumbalwirbel feststellen konnte, die 
er als Insuffizienz der Wirbelsäule (nach Schanz) auffasst. 

Ottendorff-Hambnrg-Altona. 


34) Klug (Berlin). Beitrag zur Ischiasbehandlung und zur 
physikalischen Therapie. (Deutsche med. Woch. 1910. Nr. 14, 
S. 660.) 

K. weist zunächst darauf hin, dass es für die Therapie der 


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Ischias sehr wichtig sei, eine genaue Diagnose zu stellen, speziell 
in bezug darauf, ob es sich um eine idiopathische Neuritis oder 
bloss um eine symptomatische Erkrankung, die durch mancherlei 
Ursachen veranlasst sein kann, handelt. Im besonderu kann ein 
vorhandener Plattfuss ischiadische Beschwerden machen. Die 
Therapie muss in allen Fällen symptomatischer Erkrankung auch 
das Grundleiden in Betracht ziehen. In einzelnen Fällen sah Verf. 
auch Miterkrankung benachbarter Nerven, so im besoudern Neuritis 
des N. cutaneus femoris lateralis. In bezug auf die Therapie der 
Ischias hat K. die besten Erfolge von der Anwendung der Dampf¬ 
dusche mit nachfolgenden Bewegungsbädern gesehen. Später erst 
wurde Massage angewandt, zunächst unter dem Dampfstrahl, ln 
einzelnen hartnäckigen Fällen wirkten Injektionen in den Nerven 
(Lange, Schleich) günstig. Bei ischiadischen Beschwerden, die von 
Plattfuss ausgiugen, brachte eine Einlage Heilung. 

Ottend orff-Hamburg-Altona. 


35) Leber. Die Behandlung der Ischias mit besonderer 
Berücksichtigung der durch die „Injektionstherapie“ 
erzielten Heilerfolge. (Diss. Bonn. 1910.) 

Nach einem kurzen Überblick über eine Reihe gleicher Ab¬ 
handlungen und über die iu diesen mitgeteilten Erfolge berichtet L. 
über 63 Ischiasfälle aus der Bonner mediz. Klinik, von denen elf 
mit Injektionen nach der Lange’schen Methode behandelt wurden. 
Injiziert wurden 60—100 ccm einer */ 0 o /9-Eukainlösung in physio¬ 
logischer Kochsalzlösung, in einigen Fällen mehrmals, in einem 
Falle sogar 6 mal. Von diesen wurden zwei geheilt, vier gebessert; 
vier wurden ungebessert entlassen, und der 6 mal injizierte Patient 
gab an, dass eine Verschlimmerung eingetreten sei. Bessere Erfolge 
wurden mit der medikamentösen und balneo-physikalischen Methode 
erzielt, denn von den ohne Injektionen behandelten wurden 26 als 
geheilt entlassen, 11 als gebessert und 1 als ungebessert. Bei 4 
konnte L. das Resultat nicht erfahren, einer schied vorzeitig aus. 

Blencke-Magdeburg. 


36) Ely. Die Tuberkulose des erwachsenen Kniegelenks 
mit einer neuen Theorie und Operationsmethode. 
(Berl. klin. Woch. 1910. Nr. 45.) 

Ely begründet auf makroskopische und mikroskopische Unter¬ 
suchung von 70 Präparaten eine neue Theorie und Operations¬ 
methode der Tuberkulose des erwachsenen Kniegelenks. Nach seiner 
Meinung kommt die Tuberkulose nur in 2 Geweben eines Gelenkes 

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vor, in der Synovialmembran und im Knochenmark. Der 
primäre Herd kann sich von jedem dieser Teile ans auf den anderen 
ausbreiten, im Knie des Erwachsenen kommt er in beiden Geweben 
gleich häufig vor. Knochengewebe, Knorpel oder Ligamente werden 
nie direkt ergriffen, sondern nur durch Ernährungsstörung geschädigt. 
Selten wird das gelbe Mark der Röhrenknochen von der Tuberku¬ 
lose ergriffen, fast immer das rote, lymphoide Mark der 
spongiösen Knochen, Epiphysen, platten und kurzen Knochen. Im 
vorgerückten Lebensalter mit der Abnahme des roten Markes wird 
auch die primäre Knochenerkrankung seltener und die synoviale 
Form häufiger. Die Natur sucht die Krankheit durch Aus¬ 
schalten der Funktion zu heilen. Nach einer guten Resektion 
wird die Synovialmembran bindegewebig verändert, der spongiöse 
Knochen wird zu hartem Knochen, das rote Mark gelbes Mark. 
Das Gelenk wird also geheilt nicht durch die Ausrottung 
jedes infizierten Gewebes, sondern durch die Ausschaltung 
seiner Funktion, wodurch die beiden zur Krankheit dis¬ 
ponierenden Gewebe, Synovialmembran und rotes Mark, 
verschwinden. E. geht also so vor, dass er das Gelenk durch 
einen Querschnitt eröffnet, die Kniescheibe durchsägt, ungefähr 
*/i Zoll von den Oberschenkelkondylen absägt, die äusserste Spitze 
der Schienbeintuberositäten abmeisselt, die laterale Apoueurose mit 
Catgut vernäht, die Haut mit Seidennähten schliesst und das Bein 
gestreckt eingipst. Er durchschneidet keine Ligamente, präpariert 
die Synovia nicht heraus, verwendet kein Jodoform oder Karbol 
und opfert nicht mehr als */< Zoll vom Knochen. Am günstigsten 
sind die nicht sekundär infizierten Fälle. In 1—2 Fällen fand 
keine knöcherne Vereinigung statt, offenbar wegen der geschwächten 
Widerstandskraft des Kranken. Die Heilung dauert im allgemeinen 
6 Monate. Er empfiehlt in leichteren Fällen vor diesem Eingriff 
einen 6 monatlichen Versuch mit konservativer Behandlung zu 
machen. Die interessante Arbeit verdient ernsthafte Nachprüfung, 
vor allem nach der pathologisch-anatomischen und tier-experimentellen 
Seite hin. Hohmann-München. 

37) Theodor Mttller. Zur Behandlung der Knieversteifung. 

(Mönch, med. Woch. 1910. Nr. 49.) 

M. beschreibt die Methode, die Kausch bei versteiften Knie¬ 
gelenken anwendet. Sie besteht in Mobilisation des Gelenkes in 
tiefer Narkose, in einer Fixation bei extremer Flexionsstellung für 
24 Stunden, in einer Suspension des Knies tagsüber, bei der der 


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Unterschenkel der Schwere nach frei herabhängt, und in Freilassung 
des Beines während der Nacht, sodass es von selbst wieder in 
Streckstellung kommt. Zur Suspension benutzt er gewöhnlich eine 
Handtuchschlinge, die etwas oberhalb des Knies um den Ober¬ 
schenkel gelegt wird. Abbildungen erläutern das Vorgehen. 

Hohmann-München. 

38) Perrin (Paris). Genu varum consöcutif ä une fracture 

de la cuisse vicieusement consolidöe. (Genu varum infolge 
schief geheilter Oberschenkelfraktur.) (Rev. d’orth. Bd. 21. S. 357.) 
Beschreibung eines Ft lies von Genu varum entstanden nach 
Oberschenkelfraktur vor 25 Jahren. Ausserdem hatte sich eine 
schwere Arthritis des Kniegelenks entwickelt. 

OtteftdorfT-Hamburg- Altona. 

39) Kramer. Über das Genu recurvatum. (Dias. Heidelberg. 1910.) 
Verf. bringt die Krankengeschichten von fünf hochgradigen 

Fällen von Genu recurvatum, von denen 4 aus der Heidelberger 
chirurgischen Klinik und 1 aus der Privatpraxis des Referenten 
stammten, und gibt im Anschluss an diese Fälle eine allgemeine 
Übersicht über die Pathologie und Ätiologie dieser Deformität. Er 
hat hierbei nur die Fälle in Betracht gezogen, bei denen die Ur¬ 
sache der Verbiegung im Kniegeleuk selbst bezw. in den Epiphysen¬ 
linien lag. Im ersten Falle handelte es sich um ein angeborenes 
Genu recurvatum, in den andern Fällen war die Deformität er¬ 
worben. ln 3 Fällen handelte es sich um junge Individuen, die 
noch nicht am Ende ihrer Wachstumsperiode angelangt waren, als 
sie ein Trauma des Kniegelenks erlitten, an das sich eine Infektion 
des Gelenks mit nachfolgender Vereiterung anschloss, die wieder¬ 
holte Inzisionen notwendig machte. Schliesslich heilte die Affektion 
mit einer Ankylose aus, und nach einiger Zeit trat dann bei Be¬ 
lastung des Beines eine Verkrümmung im Sinne der Rekurvation 
in den steifen Gelenken auf. Im letzten Fall entwickelte sich das 
Genu recurvatum im Anschluss an eine Operation. 

Bleicke-Magdeburg. 

40) Kuchendorf (Posen). Drei Fälle von Längsbrüchen der 

Kniescheibe mittels schräger Durchleuchtung fest¬ 
gestellt. (Fortsehr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. 1910. XV. 6. S. 368.) 
(3 Röntgenbilder.) 

K. beschreibt drei Fälle von Längsbrüchen der Kniescheibe, 
bei denen es nur durch schräge Durchleuchtung gelang, den Bruch 

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nachzuweisen. Die Technik ist folgende: „Lagerung des Kranken 
in Bauchlage, Knie möglichst entspannen lassen, wodurch man die 
Kniescheibe etwas nach aussen luxieren kann, ausserdem das ganze 
Bein nach aussen rotieren. Der Presszylinder wird in einem Winkel 
yon 45° von aussen oben nach unten innen gestellt. Mau erhält 
auf diese Weise mittels einer mittelweichen Röhre in */ 4 —1 Min. ein 
tadelloses, nahezu isoliertes Bild der Kniescheibe." 

Natzler-Heidelberg. 


41) Cheyrier* Enclouage d’une fracture unicondylienne 

du tibia. (Nagelung einer Fraktur des Condylus ext. der 

Tibia.) (Rev. d’orth. 21. Bd. S. 351.) 

Beschreibung eines Falles von Fraktur des Tibiakopfes, speziell 
des lateralen Teils mit Neigung zur Genu valgumbildung. Da eine 
Fixation im Gipsverband die Deformität nicht zum Verschwinden 
brachte, so nahm Cb. die Annagelung des Bruchstückes mit gutem 
Erfolge vor. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

42) R. Kuh. Über juvenile Verletzungen der Tuberositas 

tibiae. (Prager med. Woch. 1910 Nr. 9.) 

Verf. sah einen 15jähr. Patienten, der ohne vorheriges Trauma 
eine Verdickung der Tuberositas tibiae mit auf diese lokalisierter Druck¬ 
schmerzhaftigkeit hatte. Besonders Treppensteigen erschwert 
Röntgenbild zeigte Verdickung des schnabelförmigen Fortsatzes und 
Zackung seines Ansatzes an der Tibia. 

Zur Erklärung zieht Verf. die Ausführungen Schiatters und der 
anderen Autoren bei, die über diese Affektion publizierten. 

Carl Springer-Prag. 


43) Fritsch (Breslau). Die Tibia en lame de sabre als 
Folge der erworbenen Lues der Erwachsenen. (Fortschr. a. 
d. Geb. d. Röntgenstr. 1910. XVI. 1. S. 23.) (1 Abbildg. 1 Röntgenb.) 

Die Affektion wurde bis jetzt als ein Charakteristikum der Lues 
hereditaria tarda aufgefasst veranlasst durch Reiz auf die wachsenden 
Epiphysen. F. bringt nun einen Fall, der im ausgewachsenen Alter 
Lues erwarb und bei dem im Tertiär-Stadium die Säbelscheidenform 
der Tibia auftrat. Das Röntgenbild zeigt deutlich die Erweichungs¬ 
herde und die reaktive Sklerosierung. Die Verlängerung kommt in 
diesem Fall, wo der Reiz auf die wachsenden Epiphysen wegfällt 
so zustande, dass mehr sklerotisches Gewebe gebildet wird, als zum 
Ersatz des gummösen nötig ist, woraus eine Verlängerung der Tibia 
resultiert da sie an beiden Seiten an die sich nicht verlängernde 
Fibula fixiert ist Natzler-Heidelberg. 


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44) Paul Clairmont (Wien). Ein Vorschlag zur blutigen 

Einrichtung der Unterschenkel- und Vorderarm¬ 
brüche. (Archiv f. klin. Chir. 93. Bd., 3. Heft.) 

Das vorgeschlagene Verfahren wird zur Reposition eines gegen 
den Interossealrarun dislozierten Bruchstücks, gewöhnlich des unteren 
empfohlen, wenn die unblutigen Verfahren keinen Erfolg versprechen. 
Es besteht in einer kleinen Inzision der Haut und Eingehen mit 
dem LangeQbeck’schen Knochenhaken, der das Fragment aus dem 
Interossealraum herauszieht. 

Beim Schrägbruch der Tibia, wo durch die Dislocatio ad latus 
die Tragfähigkeit des Unterschenkels bedeutend reduziert wird, leistet 
obiges Verfahren gute Dienste, indem die Knochenwundflächen da¬ 
durch in möglichst grosser Ausdehnung in Kontakt gebracht werden 
können. Am Vorderarm wird dadurch die Bildung eines funktions¬ 
störenden Brückenkallus verhindert. Zander-Heidelberg. 

45) Ludloff (Breslau). Die Tibiafissuren der kleinen Kinder. 

(Brnns Beitr. z. klin. Chir. 70. Bd., 3. n. 4. H., S. 478.) 

Als Grund der gar nicht seltenen Beobachtung, dass Kinder von 
1—5 Jahren nach einem unbedeutenden Fall sich nicht mehr auf das 
eine Bein stellen, bat Verf. Fissuren und Frakturen der Tibia ge¬ 
funden, die sich darnach als typische Verletzungsart des genannten 
Alters darstellen an Stelle des Knöchelbruches und der Fussgelenks- 
distoreionen der Erwachsenen. Die Fissuren entstehen als Rotations¬ 
verletzungen und zwar meistens durch Innenrotation. Der Verlauf 
der Fissurlinien ist ebenfalls ein typischer von innen unten nach oben 
aussen, d. h. am linken Unterschenkel meist in rechtsgängiger, am 
rechten Unterschenkel in linksgängiger Schraubenlinie. Der Heilungs¬ 
verlauf und die Prognose dieser Verietzungsart ist als durchaus günstig 
zu bezeichnen, wenn auch die Nachuntersuchungen des Verf.’s gezeigt 
haben, dass eine ziemlich ausgedehnte Callusbildung eintritt 

BaiSOh-Heidelberg. 

46) Rolando (Rom). Sull’intervento cruento nelle fratture 

della gamba. (XXI. congresso della societä italiana di chirurgia. 

27.-28. ott. 1908.) 

Redner zeigt, wie in einer gewissen Anzahl von Frakturen die 
Heilung unter Deviation der statischen Achse des Unterschenkels 
wegen der Unzulänglichkeit der klassischen Behandlung erfolgt Nach 
einem Ueberblick über die verschiedenen Mittel der Knochenvereinigung 
erklärt er sich für die Umreifung ab die beste Methode. In den 


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Fällen von transversaler Fraktur mit nicht kontenierbarer Verlagerung 
ist die Umreifung nicht möglich und es kann alsdann die Metall¬ 
prothese mit der Umreifung kombiniert werden. 

Buccherl-Palermo. 

47) Eis (Bonn). Ueber eine Abrissfraktur des Tibialis- 

anticus-Ansatzes. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 106. 

S. 610.) 

Bei dem genau beschriebenen Fall ist die Tibialissebne isoliert 
abgerissen. Diagnose wurde klinisch gestellt, durch Böntgenbild 
erhärtet. Operative Fixation wurde nicht vorgenommen, da der Pat. 
erst neun Wochen nach dem Unfall in Behandlung kam. Sehnen¬ 
verlängerung u. ä. unterblieb wegen der verhältnismässig geringen 
Ausfallserscheinungen (Pat. konnte bis zu einem Drittel des Nor¬ 
malen dorsalflektieren und gut supinieren). Die unangenehmste 
Folge — (traumatischer) Plattfuss — wurde durch Einlage beseit gt, 
nachdem gegen die lokalen Erscheinungen die üblichen physikalischen 
Mittel angewandt worden waren. Natzler-Heidelberg. 

48) Bibergeil. Ueber inkonstante Skelettstücke am Fusse 

und ihre Bedeutung für die Beurteilung von Röntgen¬ 
befunden bei Verletzten. (Zeitschr. f. ärzü. Fortbild. 1910. 11.) 

B. bespricht im Anschluss an einige selbst beobachtete Fälle, 
bei denen Veränderungen im Fussskelett teils durch Zufall bei 
unbestimmten Fussbeschwerden bemerkt wurden, teils bei wirklichen 
Verletzungen an der Hand einiger typischer Röntgenbilder die 
Tarsalia ausführlich und weist auf ihre vielfachen Beziehungen zum 
normalen und verletzten Fussskelett hm. Er erklärt genau das 
Trigonum tarsi, das Tibiale externum, das Sesambein der Peroneus- 
sehne, das Os intermetatarseum und das os Vesalinum und weist 
auf die Wichtigkeit hin, dass diejenigen, die Verletzte zu begut¬ 
achten und Röntgenhilder zu diagnostizieren haben, diese Varietäten 
genau kennen müssen, da sie sonst leicht Frakturen feststellen 
können, wo sich inkonstante Skelettstücke finden. Abgesehen von 
genauer Kenntnis der Tarsalien, die oft Schmerzen hervorrufen 
können, schützt vor solchen Irrtümern immer die Untersuchung 
beider Füsse und bei frischen Verletzungen eine sorgfältige Be¬ 
obachtung betreffs der Kallusbildung. Blencke- Magdeburg. 


49) Knoke (Kiel). Beitrag zur Luxatio pedis sub talo nach 

innen. (2 Abbildg.) (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 106. 
8. 613.) 

Kasuistischer Beitrag. Nach unblutiger Reposition in Narkose 


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schliesslich völlige Restitutio ad iDtegrum. Allgemeine Prognose 
gut bei unblutiger, etwas ernster bei blutiger Reposition. Todes¬ 
fälle — bei den von Trendel 1905 in Bruns Beiträgen zusammen¬ 
gestellten 40 Fällen waren ö gestorben, alle in der vorantiseptischen 
Aera — können heute wohl ausgeschaltet werden. 

Natzl er-Heidelberg. 


50) Grnnert (Königsberg). Luxationen im Lisfranc’schen Ge¬ 
lenk. (8 Abbild#. Deutsch. Zeitschr. f. Chir. 1910. Bd. 107, S. 214 ff.) 

Den bisher beobachteten 96 Fällen fügt G. 17 neue bei, die 
er mit teilweise ausführlichen Krankengeschichten bringt. Von den 
Verrenkungen waren 58 Fälle total, bei 55 handelte es sich um 
Verrenkung einzelner Mittelfussknochen (partiell). Veranlassung ist 
in der Regel eine schwere Gewalteinwirkung. Die Therapie ist ge¬ 
wöhnlich die unblutige Einrenkung, falls diese nicht gelingt, die 
blutige Reposition, aber ohne Einschränkung nur bei der Verrenkung 
einzelner Mittelfussknochen. Bei Verrenkung mehrerer Knochen 
oder des ganzen Mittelfusses sollte man aber, wenn nach Freilegung 
des ersten Tarso-Metatarsal-Gelenks und Zurückbringung der event. 
eingeklemmten Tib. anticus-Sehne die Reposition noch nicht gelingt, 
von eingreifenderen Massnahmen, wie Exstirpation der Keilbeiue, lieber 
absehen. Natzl er-Heidelberg. 

öl) Grnnert. Bruch des processus posterior tali. (Deutsche 
Med. Wochenschrift 1910. No. 30.) 

Wegen der Verwechslung mit dem os trigonum Stiedas ist dieser 
Bruch nicht unwichtig. Immer sollen beide Füsse durchleuchtet 
werden. G. teilt einen Fall mit, wo durch einen Sprung die Ver¬ 
letzung auftrat und wo eine Anheilung des abgesprengten Knochen¬ 
stücks nicht erfolgte, was aber die Gebrauchsfähigkeit des Fusses 
nicht beeinträchtigte. Charakteristisch ist der Druckschmerz zwischen 
Achillessehnenansatz und innerem Knöchel und die fixierte Spitz- 
fussstellung. Zu lange Fixierung ist schädlich, baldige Bewegungen 
angezeigt. Hohmann-München. 

52) Schanz. Die orthopädische Behandlung der Fuss- 
gelenkstuberkulose. (Münch, mod. Wooh. 1910. Nr.48.) 

Sch. beschreibt seine Methode der Behandlung der Fusstuber- 
kulose, die vor allem in der Anpassung eines exakten bis zum 
Tuber ischii reichenden entlastenden Schienenhtilsenapparates be¬ 
steht, der am Sohlenteil ein halbkugliches Kork stück zur besseren 
Abwicklung beim Gehen trägt. Unter dem Apparat trägt der 


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Patient meist noch einen das Gelenk fixierenden Leim- oder Pflaster- 
verband. Neben der Apparatbehandlung wendet Sch. die üblichen 
Allgemeinmassnahmen an. Hohmaan-MäDchen. 

53) Fei8S (Cleveland). Die Messung des Fusses, seiner ver¬ 

schiedenen Formen und Deformitäten. (Zeitschr. f. orth. 

Chir. Bd. XXVI, S. 156.) 

F. schlägt vor, die Höhe des Fussgewölbes durch Mass zu be¬ 
stimmen. Er benutzt dazu die Verbindungslinie zwischen dem 
unteren scharfen Rand des Malleolus internus und dem unteren 
Rande des Capitulum des Metatarsus I und stellt fest, um wie viel 
die Tuberositas des Naviculare von dieser Linie absteht. F. hat zu 
dem Zweck eine Skala auf durchsichtiges Zelluloid aufgetragen, die 
direktes Ablesen gestattet. Die Distanz schwankt auch bei normalen 
Füssen bereits zwischen 0,65 und 2,0 cm. Die Messung hat haupt¬ 
sächlich einen Wert, wenn der andere Fuss normal ist. 

Ottendor ff-Hamburg-Altona. 

54) James Fränkel. Weitere Beiträge zur Behandlung von 

Fussdeformitäten. (Deutsche Med. Woch. 1910. No. 27.) 

1. Plattfuss: F. gibt eine Bandage an, die den Fuss in 
Supinationsstellung bringt, bestehend aus einem Gummistoffring, 
der unterhalb des Knöchels um den Fuss gelegt wird, einer Leder¬ 
gamasche oberhalb der Knöchel und einem beide verbindenden Zug¬ 
streifen, der von der äusseren Seite des unteren Rings zur inneren 
Seite des oberen Rings die Ferse steigbügelartig umfassend läuft. 

2. Hohlfuss: Zur Nachbehandlung nach der Lockerung im 
Saugappaiat verwendet F. eine federnde Einlage mit von aussen 
nach innen abfallendem Gummikeil. 

3. Klumpfuss: Zur Nachbehandlung des rezidivierenden Klump- 
fusses empfiehlt F. eine Gehschiene, bestehend aus einer Hessing¬ 
hülse des Unterschenkels und einer solchen des Fusses, die beide 
durch eine Innenscbiene verbunden sind. Die Innenschiene hat 
ein nach aussen sich öffnendes Gelenk. Aussen ist ein Gummizug 
angebracht. Die Innendrehung der Ferse wird durch den Apparat 
verhindert Zur Bekämpfung der Innendrehung des ganzen Beins 
von der Hüfte aus legte er einen breiten Gummizug an, dessen 

Zugsrichtung aus der Abbildung deutlich wird. 

Hohmann-München. 


55) Paal Reclas (Paris). La talalgie et les exostoses sous- 
calcanöennes. (La presse m6d. 1910. Nr. 27.) 

Schmerzen unter dem Fersenbein werden nicht selten bei schwer 


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arbeitenden Personen and bei solchen, die viel stehen, müssen be¬ 
obachtet und ist der Grund in einer Exostose an der unteren Fläche 
des Knochens zu suchen, welche infolge fortwährenden Druckes zu 
einer schmerzhaften Schwielenbildung Veranlassung geben kann. Die 
Diagnose ist nur durch Röntgenbild zu stellen und zwar sieht man 
auf der seitlichen Durchleuchtung sehr deutlich die vorspringende 
Knochenlamelle. 

Ätiologisch sind Traumen, oftmals wiederholte Kontusionen 
und allgemeine Krankheiten, wie z. B. die Blenorrhöe von Wich¬ 
tigkeit. 

Die Therapie ist wichtig, da die Talalgie das Gehen hindern 
und also den betreffenden Patienten erwerbsunfähig machen kann. 
Am einfachsten und sichersten gelangt man auf operativem Wege 
zum Ziel. Unter allgemeiner Anästhesie wird ein hufeisenförmiger 
Schnitt gemacht, welcher rund um die Ferse und unterhalb der 
Achillesferse verläuft. Man schlägt den Lappen herunter, meisselt 
die Exostose ab und schliesst dann das Ganze durch einige Nähte. 

E. Toff-Braila. 

56) Cesas (Lausanne). Zur Pathogenese der Pternalgie. 

(Zeitschr. f. orth. Chir. XXVI. Bd 8. 444.) 

Ausser den meistens beobachteten Ursachen des Fersenschmer¬ 
zes (Schleimbeutelentzündung und Exostose des Calcaneus), konnte 
L. bei einem 37 jährigen an Gicht und Rheumatismus leidenden 
Herrn einen anderen ätiologischen Faktor feststellen. Es fand sich 
bei einer wegen solcher Fersenbeschwerden vorgenommenen Operation 
(Röntgenbefund negativ) eine bindegewebige Entartung des Unter¬ 
hautzellgewebes unter der Auftrittsstelle des Calcaneus. Exstirpa¬ 
tion dieses Gewebes brachte die Beschwerden zum Verschwinden. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

57) R. Levy (Breslau). Neue Beiträge zur Lehre und zur Be¬ 

handlung des Mal perforant du pied. (Bruns Beitr. z. klin. 

Chir. 70. Bd., 2. u. 3. H., S. 627.) 

Verf. hat schon früher die Ansicht vertreten, dass beim Mal per¬ 
forant eine Osteo- bezw. Arthropathie die primäre Erkrankung ist, an 
die sich erst sekundär die Geschwürsbildung anschliesst, wofür er jetzt 
neue Belege durch 7 Fälle aus der Breslauer chir. Klinik bringt Die 
einzig sichere Therapie besteht in radikaler Entfernung aller erkrankten 
Knochen- und Gelenkteile, wobei möglichst einfache, glatte Wund¬ 
verhältnisse zu schaffen sind. Resektionen sind zu vermeiden. Rezidive 


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entstehen immer durch noch vorhandene Knochen- oder Gelenk¬ 
erkrankungen und sind dementsprechend zu behandeln. 

Baisoll-Heidelberg. 

58) Greggio (Padua). Intorno al male perforante plantare. 

(II Tommasi 1910. Nr. 27. 28, 29.) 

Verf. beschreibt 5 klinische Fälle, bei denen die Diagnose 
stets klar und sicher war. Die Behandlung, die stets ausgefiihrt 
wurde, war die nach Chipault. Die Operationen waren im ganzen 
zehn. Das Resultat derselben war in 8 Fällen vollständige Heilung, 
trotzdem die Krankheit an einem Fuss seit 10 Jahren dauerte, seit 
8 Jahren an einem anderen, und bei den übrigen seit 5, 2 und 1 
Jahr. 

An zwei Füssen rezidivierten die (Jeschwüre, und die Ulzeration 
ist seit langer Zeit stationär. Buocherl-Palermo. 


59) Mauclalre (Paris). Essais d’anastomoses nerveuses pour 
mal perforant, pied bot et ulcöre variqueux. (G w . des 
höp. Oct. 1910.) 

Verfasser hat zweimal beim Mal perforant, für dessen wahr¬ 
scheinlichste Ursache er die Neuritis hält, eine partielle kreuzweise 
Anastomose zwischen N. tibialis und N. peroneus hergestellt. Das 
Resultat war, dass die Ulcera, wohl auch durch die Bettruhe, mit 
Narbe abgebeilt sind. 

Bei doppelseitigen Klumpfüssen, die durch eine periphere 
Neuritis entstanden waren und bei denen die vorderen Fussmuskeln 
sämtlich Störungen aufwiesen, pfropfte M. den Tibialis auf den 
Peroneus. Der Erfolg steht noch aus. Bericht über ähnliche Ver¬ 
suche bei paralytischen Klumpfüssen. 

Drittens versuchte Verf. solche Nervenanastomoseri bei vari¬ 
kösen Geschwüren. In 5 Fällen reimplantierte er den N. saphenus 
in den N. femoralis, und dreimal machte er die Nervenkreuzung in 
der Kniekehle. 

Nun folgt eine eingehende Literaturangabe über die Nerven- 
pfropfungen einerseits und die Nervenauastomosen andrerseits. 
Erstere geben im Allgemeinen unsichere Resultate, letztere sind er¬ 
folgreicher, lassen aber lange auf den Erfolg warten. Notwendig 
wären noch genaue U ntersuchungen über die Topographie der Nerven¬ 
fasern im Nervenstamm, wie solche schon von Stoffel angestellt 
worden sind. Zander-Heidelberg. 


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60) Handek (Wien). Zur Behandlung des angeborenen 
Klumpfusses beim Neugeborenen und Säugling. (Zeit- 
schrift f. orthop. Chirurgie. Bd XXV, S. 716.) 

H. zieht für die Fälle bis zum 6. oder 6. Monat das Verfahren 
nach Finck-Oettingen dem Gipsverband vor. Das Redressement er¬ 
folgt langsam in Etappen, meist ohne Narkose, Behandlungsdauer 
3—6 Monate. Tenotomie der Achillessehne ist nach H. selten nötig. 
Nachuntersuchungen mehrere Jahre nach dem Redressement be¬ 
stätigen den Dauererfolg. OttendorfT-Hamburg-Aitona. 


61) Ghlllini (Bologna). Die orthopädische Chirurgie des 

Klumpfusses. (Zeitschrift f. orthop. Chirurgie. Bd. XXVI, Heft 4. 
S. 648.) 

G. plädiert für die Phelpssche Operation beim Klumpfuss. Nach 
der Durchschneidung der Weichteile legt G. zunächst eine Schiene 
an, die er nach 8 Tagen durch einen Gipsverband in überkorrigierter 
Stellung ersetzt. Die Wundbehandlung erfolgt durch ein Fenster. 
Gipsverband bei mehrfachem Wechsel bis zu 7 Monaten. Rückfälle 
hatte G. hei dieser Methode uicht zu verzeichnen. Auch in 2 Fällen 
von paralytischem Klumpfuss war der Erfolg ein guter. 

' OttendorfT-Hamburg-Altona. 

62) G. d'Agata (Neapel). Postoperative Resultate bei Be¬ 

handlung des angeborenen Pes equino-varus nach 
dem Pascaleverfahren. (Berl. klin. Woch. 1010. 11.) 

Das unblutige modellierende Redressement (Lorenz) ist das 
Verfahren der Wahl. Es erfordert jedoch * besondere und teure 
Apparate und die Behandlung ist von langer Dauer. Daher 
wurde häufig an der chir. Umv. Klinik in Neapel folgendes von 
Pascale angegebene Verfahren eingeschlagen: 2 cm. langer Schnitt 
an der Innenseite des Fusses, Freilegen des lig. plantare longum, 
Durchtrennen desselben und damit Oeffuen des Calcaneocuboideo- 
naviculargelenks. Redressement. Verband, nach 10 Tagen völlige 
Korrektur und Gipsverband, in dem Pat. 1 Monat lang umhergeht. 
Dann dauernde Heilung, kosmetische und funktionelle. 15 Fälle 
von l 1 /* — 15 Jahren. Ewald-Hamburg. 

63) J. Riedinger (Würzburg). Ein neuer Redressionsapparat. 

für Klumpfüsse undaudere Deformitäten. (Arch. f. Orth., 
Mechanother. u. Unfallchir. Bd. VIII. 2) 

Es gibt keinen Apparat, der in zweckentsprechender Weise beim 
instrumentellen Klumpfussredressement die Ferse fixiert und ihre 


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Stellung korrigiert. Nach vielfachen Vor-Versuchen hat R. einen 
Apparat konstruiert, der neben der bekannten Einspannvorrichtung 
für den Unterschenkel aus 2 Gurten besteht, einem für den Vorder- 
fuss, einem für die Ferse; beide Gurten laufen über senkrecht 
stehende Pfeiler und können — jeder für sich — durch Kurbeln 
angezogen werden. Eine nähere Beschreibung kann das Referat 
nicht geben. Der Apparat lässt sich auch zur Redression von 
Knieverkrümmungen, ferner des Hohlfusses verwenden. 

Praktisch wird der Apparat an einem Klumpfussfall vorgeführt 
Der Klumpfuss wird durch Spannen der Gurte redressiert und dann 
im Apparat sofort durch Gipsverband fixiert, nachdem der Fersen¬ 
gurt entfernt ist. Eine Achillotenotomie ist meist überflüssig. — 
Auch beim Plattfuss, bei dem bis jetzt durch Redressement so 
wenig Dauerresultate erzielt wurden, weil die Abduktionsstellung 
der Ferse nicht genügend beseitigt werden konnte, scheint der 
Apparat gutes zu leisten. — (Werkstätte der Riedingerschen 
orth. chir. Heilanstalt. Preis 220 Mark) Ewald -Hamburg. 

64) Haglund (Stockholm). Weichteilplastik bei Klumpfuss- 

redression. (Zeitschrift für orthop. Chirurgie XXIV. B. 3—4. H. 

S. 480.) 

H. hat in einem Falle, bei dem die Hautbedeckung auf der 
Innenseite beim Klumpfussredressement nicht hinreichte, die über¬ 
schüssige Haut von der Aussenseite des Fusses als gestielten Lappen 
entnommen und auf die Innenseite transplantiert. Der Erfolg war 
gut, speziell auch keine Neigung zum Rezidiv der Klumpfussstellung 
vorhanden. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

65) Milo (im Haag). Der Mechanismus des Plattfusspro- 

zesses. DerSpreizfuss. (Zeitachr. f. orth.Chir. XXVI. Bd. S. 366.) 

Bei der Abflachung des Fussgewölbes dreht sich sowohl der 
vordere wie der hintere Teil des Fusses um das Kuboid nach der 
lateralen Seite, sodass der Aussenrand des Fusses an dieser Stelle 
eine Knickung erleidet. M. gestaltet deshalb seine Einlagen so, 
dass sie au der Aussenseite einen erhöhten Rand aufweisen, der an 
der Stelle des Kuboids eine Aussparung trägt. Da der Fuss vorn 
und hinten anliegt, hat das Kuboid infolge der schiefen Ebene, auf 
der der Fuss ruht, das Bestreben nach aussen zu treten und so die 
Abduktion des Vorderfusses zn korrigieren. Der Druck, der auf 
dem Fusse lastet, hat das Bestreben, durch seine strahlenförmige 
Fortpflanzung eine Auseinandertreibung des Vorderfusses zu bewirken. 


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Diese Verbreiterung des Fusses tritt wahrscheinlich ein, wenn der 
Musculus transversalis pedis insuffizient wird (Spreizfuss). M. lässt 
deshalb, wenn der Vorderfuss schmerzhaft ist, eine Schnürbandage 
aus Leder tragen, die den Fuss Zusammenhalt. 

Ottendorff - Hamburg-Altona. 


66) Bardenhener (Köln). Der statische Pes valgus und 
valgoplanus, seine Ursachen, seine Folgen und seine 
Behandlung. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. XXVI, S. 1.) 

B. vertritt die Ansicht, dass der Plattfuss vorzugsweise der 
Schwäche der gesamten Beinmuskulatur, insbesondere auch der 
kurzen Plantarmuskeln seine Entstehung verdanke. Knochen und 
Bänderveränderungen seien nur sekundärer Natur. Durch zu enge 
Schuhe, besonders im Vorderteil wird diese Atrophie der kleinen 
Muskeln herbeigeführt, während Leute, die baarfuss gehen oder 
Sandalen tragen, keine Plattfüsse haben. Unter unseren Kultur¬ 
verhältnissen kommt der Plattfuss sehr häufig vor. Auch Er¬ 
krankungen anderer Gelenke (Knie, Hüfte) können in Plattfuss- 
bildung ihren Grund haben. Therapeutisch stellt B. vor allem die 
gymnastische Behandlung des Plattfusses in den Vordergrund und 
gibt auch genau die Übungen an, durch welche die Muskulatur ge¬ 
stärkt und der innere Fussrand gehoben werden soll. Von den 
Schuhen verlangt B. vor allem, dass der Vorderteil weit sein und 
adduziert stehen soll. Die Einlagen, die Verf. verwendet, sind auf 
ihrem höchsten Punkte dem Talonaviculargelenk entsprechend etwas 
flacher gehalten, um die Muskeln und Gefasse der Fussohle möglichst 
vor Druck zu schützen, während die Wölbung von der Peripherie 
her zunächst stärker ansteigt. B. will damit mehr die Strebepfeiler 
des Gewölbes insbesondere den Calcaneus stützen und nicht den 
höchsten Punkt, das Naviculare. Die Kranken sollen lernen statt 
des gewöhnlich geübten Ganges in Abduküonsstellung der Füsse 
deu Grosszehengang und -Stand anzuwendeu und statt mit dem Ab¬ 
satz mit den Zehenballen aufzutreten, um eine Uberdehnung der 
plantaren Weichteile zu verhindern. Den fixierten Plattfuss, der 
keine Beschwerden macht, soll man in Ruhe lassen, im anderen 
Falle das Redressement ausführen, beim sogenannten kontrakten 
Plattfuss wendet B. Extension und nachfolgend Gymnastik an. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 


67) Ewald (Hamburg). Uber den Knick- und den Plattfuss. 
(Zeitschr. f. orth. Chir. XXV. Bd. S. 227.) 

Untersuchung eines Skelettpräparates von Plattfuss hat E. 


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gezeigt, dass die Hauptveränderung bei der Bildung des Pes planus 
in der Verschiebung des Calcaneus begründet ist, die im Sinne 
einer Verlagerung nach aussen, einer Drehung sowohl um v eine sa- 
gittale und frontale als auch vertikale Achse und einer Verschiebung 
nach hinten stattfindet. Der Talus verändert im Gegensatz zum 
sogenannten traumatischen Plattfuss infolge Knöchelfraktur seine 
Stellung in der Malleolengabel nicht. Beim Plattfuss ändert der 
Talus nur seine Stellung zum Calcaneus. Die Verschiebungen der 
übrigen Fusswurzelknochen gehen unmittelbar daraus hervor. Rönt¬ 
gendiagnostisch sind beim schweren Plattfuss vor allem die teilweise 
sehr beträchtlichen Exostosen am Talonavikulargelenk zu erkennen, 
die schon vielfach zu diagnostischen Irrtiimern (Frakturen etc.) ge¬ 
führt haben. Auch das Klaffen des Talonavikulargelenks in unbe¬ 
lastetem Zustande ist für Plattfuss charakteristisch. Ebenso sieht 
man, dass Navikulare und Kuboid resp. Talus und Calcaneus sich im 
Bilde mehr oder weniger decken, was ja den anatomischen Ver¬ 
hältnissen entspricht. Auch das Navikulare verändert seine Form 
im Bilde speziell in dorsoplantarer Richtung wesentlich. Experi¬ 
mentell konnte E. weder durch Muskt ldurchschneidungen noch durch 
Tenotomie der Fascia plantaris einen Plattfuss erzeugen. Erst die 
Durchtrennung des Lig. deltoideum und der Lig. talo-calcanea 
brachte halbwegs einen Plattfuss zu Stande. 

Untersuchungen an über 600 Knaben von 8—15 Jahren ergaben 
bei s / 5 das Vorhandensein von Pes valgus, bei über V« von Pes 
planus. Es ist demnach der Knick- und Plattfuss bereits im kind¬ 
lichen Alter ausserordentlich häufig. Er entsteht deshalb auch nicht 
erst in der Adolescenz, sondern wird in diesem Alter durch ver¬ 
mehrte Beanspruchung schmerzhaft, sodass der Patient infolge dessen 
den Arzt aufsucht. Im jugendlichen Alter bestehen so gut wie nie 
Schmerzen. Knochenweichheit und Muskelschwäche spielen bei der 
Entstehung keine Rolle. Eine bereits beim Säugling bestehende 
Bänderschlaffheit ist anzunehmen. Die Therapie hat deshalb schon 
im kindlichen Alter einzusetzen. Ottendorff-Hamburg-Altona. 


68) Maskat. Der Plattfuss im Röntgenbilde. (Münch. med.Woch. 

1910. Nr. 46.) 

M. hat bereits vor 10 Jahren die statischen Verhältnisse des 
unbelasteten und belasteten Fusses durch Röntgenaufnahmen unter¬ 
sucht. Bei Plattfüssen fand er öfters im Röntgenbild ein Klaffen 
der Gelenke, was auch Ewald beschreibt. Differentialdiagnostisch 
leistet das Röntgenbild namentlich dann Dienste, wenn es sich um 
Arteriosklerose der Fussarterien handelt. Hohmann-Müncben. 


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69) Simon (Strassburg). Über die schmerzenden Füsse der 

Rekruten. (Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1910, Nr. 19, S. 729.) 

In einer interessanten kleinen Arbeit zeigt S., dass es sich bei 
den „schmerzenden Füssen der Rekruten“, die unter so manchen 
verschiedenen Bezeichnungen in den Revier- etc. Krankenbüchern 
figurieren, um nichts anderes, als um den gewöhnlichen Knickfuss 
handelt. Therapeutisch geht S. so vor, dass er einen Blecher’schen 
Heftpflasterverband anlegt (Blocher D. M. Z. 1907, 36) und nach 
einiger Ruhezeit einen gut passenden Stiefel mit entsprechend 
schiefem Absatz tragen lässt Natzler-Heidelberg. 

70) Josef Hertle (Graz). • Erfolge mit der Ausschaltung 

der Achillessehne beim schweren Plattfass nach 

Nicoladoni. (Archiv f. klm. Chir. 93. Bd., 3. H.) 

Nicoladoni machte 1902 bei 5 schweren Plattfüssen die offene 
Tenotomie der Achillessehne und nähte die nach oben geschlagene 
Sehne unter der Suralfascie fest. Er bezweckte damit die Aus¬ 
schaltung des Antagonisten der kurzen Fussmuskeln, da nach 
Lähmung des Triceps oft Hohlfusstellung beobachtet wurde. Hertle 
operierte selbst 7 PlattfÜsse nach dieser Methode und empfiehlt 
dieselbe aus folgenden Gründen : Sie zeichnet sich durch ihre Ein¬ 
fachheit und kurze HeiluDgsdauer aus. 3—6 Wochen nach der 
Operation sind die Leute wieder berufsfähig und bleiben es dauernd. 
Die Plattfusschmerzen hören in kurzer Zeit auf. Es ist eine deut¬ 
liche Zunahme der Höhe des Fussgewölbes wahrzuDehmen, wie sich 
durch Gipsabgüsse zeigen lässt. Fast immer stellt sich die Kon¬ 
tinuität der Achillessehne wieder her, allerdings in längerer Zeit 
als bei der gewöhnlichen Tenotomie, auch die Fähigkeit, sich auf 
die Zehenspitzen zu stellen, stellt sich nach einiger Zeit wieder ein. 
Eine spätere Wiedervereinigung der Sehnenenden ist selten nötig. 
Hertle empfiehlt die Sehnenverlängerung nach Bayer durch offenen 
Schnitt und Verlagerung der gespaltenen Sehnenzipfel. 12 Kranken¬ 
geschichten. Zander-Heidelberg. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

71) AhreilS. Verein der Aerzte Wiesbadens. 6. X. 10. (Ref. Berl. klin. Woch. 
1910. Nr. 44.) 

Osteochondritis luetica. 9monatliches Kind, linke Tibia total nekro¬ 
tisch, wurde extrahiert, indem der ganze Periostschlauch erhalten blieb. Dann 
mehrere Schmierkuren und vollständige Regeneration der Tibia. 

Hohmann-München. 

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72) KnSpfelaaoher. Oes. f. innere Med. u. Kinderheilk. Wien 24. XI. 1910. 

(Ref. Barl. klin. Woch. 1910 Nr. 62.) 

Skelettprozess toxischer Natur. Kinl im Wachstum zurückgeblieben, 
kann nicht stehen, Schmerzen in den Oelenken. Epiphysenlösung der linken 
Schulter, Sattelnase in Folge Defekts des knorpeligen S< ptums, deutliche 
Rachitis, Vereiterung und ZackuDg der Epiphysen im Röntgenbild, Wassermann 
negativ. Diagnose ungewiss. Hehmaaa-München. 

73) Axhaasea. Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins 14. XI. 10. (Ref. Berl. 

klin. W. 1911. Nr. 60.) 

Kritisches und Experimentelles zur Genese der Arthritis defor- 
mans. Wendet sich gegen Wollenbergs vaskuläre Theorie. Die primär auf- 
gefassten Oefassveränderungen sind sekundärer Natur. Bei Nachuntersuchungen 
eines Wollenbergschen Versuches (Umnähungder Patella, danach Arthritis defor- 
mans-ähnliche Veränderungen) fand A. nur periostale Wucherungen, wie bei 
freiüberpflanzten Periostknochen, bei denen der nekrotisch werdende Knochen 
das Periost zu erhöhter Knochenneubildung anregt. Umschriebene Knorpel¬ 
nekrosen können in gleicher Weise eine Proliferation der umgebenden lebenden 
Zellen anregen. So erklärt A. die Prozesse bei der Arthritis d<forman». 

Hohaiaan-München. 


74) Codivllla (Bologna). Sulla cura delle pseudartrosi e delle estese 
discontinuitä diafisarie. (Archivio ed Atti della Societä italiana di 
chirurgia. Roma 1909.) 

In Fortführung seines Referates, mit dem er für den internationalen Kon¬ 
gress von Budapest beauftragt war, bespricht jetzt Verf. eingehender den Leit¬ 
gedanken seines früheren Referates, welcher folgender ist: „Die gegenwärtige 
Therapie der Pseudoarthrose muss in sämtlichen Fällen Heilung verschaffen, 
welche in das Gebiet der Chirurgie gehören.“ Die verbesserten Verhältnisse 
der Therapie der Pseudoarthrose beruhen besonders auf den Eroberungen auf 
dem Gebiet der Knochenplastik. Verf. hat Gelegenheit gehabt, in den letzten 
Jahren 27 Fälle von Pheudoarthrosen oder breiten Diskontinuitäten der Diaphyse 
der langen Röhrenknochen zu behandeln. Der Kürze halber geht er nicht weiter 
auf die Fälle ein, in welchen die einfache Behandlung genügte. Es waren 16 
auf 27 Fälle, bei denen er die osteoplastische Behandlung nach Ricarda zur 
Anwendung brachte. Wegen einer ungewöhnlichen Neoarthroseart wurde ein 
Fall mit Resektion und Metallligatur operiert. Bei einer Fraktur des oberen 
Drittels des Femur bei einem Knaben hatte sich das untere Fragment in der 
Längsrichtung verlagert und schliesslich den Schenkelhals erreicht, gegen den es 
stehen geblieben war. Die Fragmente wurden mit der Nagelextensionsmethode 
durch kontinuierlichen Zug von 20 kg reponiert 

Von den Osteoplastikfallen kam bei 2 die osteoplastische Überpflanzung 
zu osteogenetischen Zwecken zur Anwendung: ein schmales und nicht dickes 
Knochenstäbchen wurde aus einem benachbarten Knochen präpariert und auf 
die Region der Pseudoarthrose gebracht, wobei die Ernährung der Überpflan¬ 
zung durch einen Weichteil — besonders Muskellappen gesichert wurde. Das 
überpflanzte Stäbchen sollte die Verknöcherung anbahnen. Dies wird in der 
Tat in den auf die Operation folgenden Radiographien beobachtet In dem 
einen wie in dem anderen Fall wurde die Vereinigung erzielt. 


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In den Fällen, in welchen die Pseudoarthrose sehr alten Datums war und 
radiographisoh und bei der lokalen äusseren Untersuchung Zeichen von tiefer 
Atrophie bestanden, so dass der Teil als absolut unfähig betrachtet werden 
musste, von selbst Knochengewebe zur Ver kittung der Diskontinuität zu erzeugen 
sind Gewebe von starkem osteoplastischem Vermögen überpflanzt und so die 
ganze Peripherie der Pseudoarthroseregion mit ausgedehnten Periostlappen an 
dünnen, absolut normalen Knochen entnommenen Knochenstäbchen versehen 
worden. 

Dieses Verfahren ist mit vorzüglichen Besultaten namentlich bei den an 
geborenen Pseudoarthrosen angewendet worden. Bei den Diskontinuitäten der 
Tibia eignet sich stets die Ueberpflanzung mit permanentem Lappen. Betont 
wird, dass man, um aus der Ueberpflanzung mit permanentem Lappen all das 
gewinnen zu können, was einen normalen Knochen zu geben pflegt, dieselbe aus 
einem vollkommen normalen Knochen entnehmen muss und der Stiel ihre Er¬ 
nährung und nervösen Beziehungen zu sichern hat. Buocheri-Palermo. 


75) Ylraicohl (Neapel). Le plastiche nervöse nella cura delle deformitä 
paralitiche. (Relazione al VI* Gongresso della Sooietä Ortopedica 
Iialiana 1910.) 

Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit experimentellen Unter¬ 
suchungen. Zunächst suchte Verf. in die Emartungsprozesse einzudringen und 
bediente sich zu diesem Zweck menschlichen Materials, indem er Nervennarben 
und Stümpfe durchtrennter Nerven histologisch untersuchte. Die aogetroffenen 
Alterationen werden ausführlich beschrieben. Auf die Tatsache, dass neben den 
degenerativen Erscheinungen auch ein Regenerationsvermögen der Nervenfaser 
beobachtet wird, gründet sich eben der Grundgedanke der Nervenplastik. Au 
der Hand von Tierversuchen und der von den verschiedenen Autoren vertretenen 
Ansichten bespricht Verf. dann die Regenerationsweise der peripheren Nerven 
und die verschiedenen darüber aufgestellten Theorien. Durch einwandsfreie Ver¬ 
suche wird nachgewiesen, dass das zentrale Ende und das periphere in gleicher 
Weise notwendig sind, wenn bei traumatischer Paralyse eine Regeneration 
möglich sein soll. Weiterhin bespricht Verf. die Möglichkeit und die Einzel¬ 
heiten der Vereinigung der zwei Stümpfe von differenten, aber gleichartigen 
Nerven und der Deckung von Substanzverlusten in einem peripheren Nerven 
und demnach der Wiederherstellung der verloren gegangenen Funktion. In 
letzterer Hinsicht werden die verschiedenen in Vorschlag gekommenen Hilfs¬ 
mittel ausführlich beleuchtet. Es folgt dann ein Abschnitt über Nervenüber- 
pflanzungen und zuletzt eine kurze Betrachtung der klinischen Seite der Frage. 
Die Arbeit, die reich ist an persönlichen Erfahrungen und Versuchen und im 
weitgehendsten Masstabe der Literatur Rechnung trägt, kann nur der Einsicht¬ 
nahme im Original empfohlen werden. Zu einem kurzen Referat eignet sie sich 
schlecht. BttCOheri-Palermo. 


76) Kirsch. Verein der Aerzte Wiesbadens. 6. X. 10. (Ref. Berl. klin. Woch. 
1910. Nr. 44.) 

Parrotsche Pseudoparalyse, ömonatlicher syphilitischer Säugling, der 
rechte Arm hängt einwärts rotiert, proniert, schlaff herab, ähnlich wie bei Plexus- 
Lähmung. Die rechte Unterarmepiphyse spindelförmig aufgetrieben, schmerzhaft 
Es ist eine scheinbare Lähmung. Epiphyse im Röntgenbiid intakt 

Hohmann-München. 

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77) Guradze. Verein der Aerste Wiesbadens 21. IX. 10. (Bef. Bari. klin. W. 

10. Nr. 42.) 

Spinale Kinderlähmnng. Schlaffe Lähmung des ganzen Unterschenkels 
eines 7 jährigen Mädchens, am Oberschenkel nur Beuger und Sartorius erhalten. 
Am andern Bein infolge Goxa vara rachitica starke Verkürzung und Aussen- 
Rotation und rachitische Unterschenkelverkrümmung. I. Operation: Verkürzung 
aller Strecksehnen des schlaffen Spitzfusses und Osteotomie zur Verlängerung 
des rachitisch verkrümmten Unterschenkels der andern Seite. 

II. Operation: Subtrochantere Osteotomie der Coxa vara und Ansetzen des 
unteren Fragments in Strecksteilung, Adduktion und Innen-Rotation. Hessing- 
Apparat mit künstlichem Quadriceps für das gelähmte Bein. Sicherer Gang ohne 
Stock. Hohoiaim-München. 

78) Fachs. K. k. Gesellschaft der Aerzte Wien. 4. XI. 10. (Rof. M. M. W. 

1910. M. 48.) 

Scoliosis hysterica. Russischer Student, vollkommen gesund, bekam 
über Nacht eine erhebliche Skoliose. Anfangs bestanden auch Sprachstörungen, 
jetzt noch tonisoh-klonische Krämpfe der Hals- und Schultermuskeln. Auch in 
den Rückenmuskeln besteht ein Tic. Eine hysterische Skoliose verschwindet 
in Bauchlage gewöhnlich, die vorliegende aber wegen des Tics nicht vollständig. 

Hohmann-München. 

79) Codlvllla (Bologna). Sull’operazione di Förster. (Archivio ed Atti 

della Societh italiana di Chirurgia 1909.) 

In einem Fall von spastischer spinaler Paraplegie durch Sklerose der 
Seitenstränge resezierte Verf. in zwei Zeiten die hinteren Wurzeln in verschiedener 
Ausdehnung auf beiden Seiten. Das Endresultat war eine leichte Besserung 
Der Kranke gibt an, sich besser zu fühlen, sein Gang ist immer ein spastischer, 
kann der Stützen nicht entbehren und duldet keine weiten Strecken. Nach dem 
Vergleich der 2 Seiten ist die wohltätige Wirkung des Eingriffes nicht zu be¬ 
zweifeln, insofern als er die spinale reflektorische Reizbarkeit und deren Folgen: 
Spastizität, Kontrakturen, assoziierte Bewegungen etc. herabsetst. Die nämlichen 
Verhältnisse wären durch die gewöhnlichen peripheren Eingriffe erzeugt worden: 
Verlängerung der Achillessehne, Myotomien, Tenotomien etc., Immobilisierung 
in korrigierter Stellung etc. 

Auch eine verschiedene Entwicklung der Muskelmassen ist von ihm be¬ 
obachtet worden; und zwar beruht dies wahrscheinlich darauf, dass die aus¬ 
gebliebene periphere Stimulation die Erhaltung der normalen Ernährung der 
spinalen motorischen Zellen beeinflusst. 

Daher soll der Eingriff, weil äusserst schwer, falls er indiziert ist, nur 
bei Individuen mit kräftiger Muskulatur und normalem Trophismus vorgenommen 
werden und die Wurzelresektion nicht zu ausgiebig sein. Aus technischen 
Gründen meint sodann Verf., dass die Operation weniger schwer sein würde, 
wenn sie anstatt in der lumbo-sakralen Region in der dorso-lumbalen vor¬ 
genommen würde. Buocheri-Palermo. 

80) Rothschild. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 19. IX. 1910. (Ret M. M. W. 

1910 M. 47.) 

Ueber funktionelle Heilung der Kukullarislähmung durch Ope- 


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ration. Die Naht des bei Operationen am Hals bisweilen durchtrennten 
Aocessorins fährt nicht immer zu einem Resultat. R. ging so vor, dass er ein 
20 cm langes, 6 cm breites Stück, das er der fuscia lata des Femur entnahm, 
implantierte, sodass es einerseits am oberen medialen Skapulawinkel, andererseits 
am Latissimus dorsi und der tiefen Rückenmuskulatur dicht neben der Wirbel¬ 
säule angenäht wurde und zwar unter starker Spannung und, um Verwachsung 
zu vermeiden, mit Durchführung unter dem gelähmten Kukullaris. Durch diesen 
Zug konnte er die Wirkung des Kukullaris ersetzen. Das Schulterblatt steht 
mit seinem medialen Rand parallel der Wirbelsäule und gleich hoch mit dem 
gesunden. Hohmtaa-München. 

81) Briiokaer. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde in Dresden. 8. X. 10. 

(Re£ ÄL M. W. 1910. Nr. 49.) 

Congenitale Missbildung. 3 Wochen alter Knabe mit Gaumenspalte 
und symmetrischer Verbildung beider Unterarme und Hände, die um die 
Hälfte verkürzt und mit den Oberarmen durch eine Flughaut verbunden sind. 
Hände verkümmert mit nur je 1 Finger. Das Röntgenbild zeigt am Unterarm 
nur einen Knochen, den Radius, die Mittelhand einen Knochenkern, der Finger 
3 Phalangen. Hohmtaa-München. 

82) Hlrtz. Aerzt. Verein zu Essen-Ruhr 8. XL 10. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1910. Nr. 52.) 

Angeb. Schulterblatthochstand. Erhebliche Bewegungsstörung der 
Halswirbelsäule und des Schulter-Gelenks. Ausser dem Schulterblatthochstand 
grosser Spalt in der Halswirbelsäule, Keilwirbel und drei Halsrippen. 

Hohaiaaa-München. 

83) Laser-Stein. Verein der Aerzte Wiesbadens 2. XI. 1910. (Ref, BerL klin. 

Woch. 1910. Nr. 50.) 

Schultergelenkstuberkulose. Ein langsam verlaufender, mit Ver¬ 
steifung und Muskel-Atrophie beginnender Fall, der nach s / 4 Jahr einen kalten 
Abszess bildete. Stauungsbebandlung. Hohmtaa-München. 

84) Preiser. Aerztl. Verein in Hamburg 6. XII. 10. (Ref. M. M. W. 1910 

Nr. 61.) 

Bursitis subdeltoidea und subacromialis. P. zeigt an Röntgen¬ 
bildern, wie unter orthopädischer Behandlung, gleichzeitig mit dem Schwinden 
der klinischen Erscheinungen, auch ein Rückgang des Röntgenschattens bis zum 
völligen Verschwinden sich erzielen lässt. Hohmtaa-München. 

86) Schanz. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden 8. X. 1910. 
(Ref. M. M. W. 1910. M. 48.) 

Ankylose des Ellenbogens. 13 jähriges Mädchen. Durchmeisselung 
der knöchernen Verbindung von humeruB und ulna und Zwischenlagerung eines 
gestielten Lappens von Unterhautfettgewebe. Einige Wochen später dieselbe Opera¬ 
tion am radialen Teile des Gelenkes. Aktive Streckung gelingt fast bis zur 
normalen und Beugung soweit, dass Pat sich an Mund, Nase und Ohr fassen 
kann. Pro- und Supination bis zur Hälfte möglich, kein Schlottergelenk. 

Hohmtaa-München. 


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86) Hirtz. Aerztl. Verein zu Emen-Ruhr 8. XI. 1910. (Ref, Berl. klin. Woch. 
1910. Nr. 62.) 

Iso hämische Kontraktur nach Vorderarmbruch. 8 jähriger Knabe 
Nach vergeblicher orthopädischer Behandlung plastische Verlängerung der Beuge¬ 
sehnen, der stärkeren nach Bayer, der anderen durch 4 cm lange Seidenfäden. 
Glatte Heilung. Befriedigendes Resultat. Gute Beweglichkeit. 

Hohmann-München. 


87) Suradze. Verein der Aerzte Wiesbadens 21. IX. 10. (Ref. Berl. klin. Woch. 

10. Nr. 42.) 

Kongenitaler Femurdefekt. Die ganze linke untere Extremität des 
Knaben reicht nur bis zur Höhe des Kniees der anderen Seite herab. Die Pro¬ 
these besteht aus einer verschniirbaren Hülse, die das linke Bein bis zu den 
Zehen umschliesst, unter der Fusssohle ist ein dem Kniegelenk entsprechendes 
feststellbares Scharnier angebracht, an welches sich ein künstlicher Fuss an* 
schliesst. Patient geht gut. Hohmann-München. 

88) Weigert. Wissensch. Verein der Aerzte zu Stettin. 4. X 10. (Ref. Berl. 

klin. Woch. 1910. Nr. 46.) 

Hüftluxation. Von 23 Fällen waren 16 einseitig, davon 16 congenital, 
14 von diesen unter 6 Juhren. Von diesen wurden 11 central reponiert, 3 trans¬ 
poniert. Bei 1 Fall über 7 Jahren keine anatomische Heilung, aber Verminderung 
der Verkürzung. Von 7 doppelseitigen Fällen wurde 6 mal centrale Reposition 
einmal rechts Reposition, links Transposition erzielt. Verbanddauer 6 Monate. 
Lorenz sehe Primärstellung. Diskussion: H of fm ann empfiehlt bis zum 6. Lebens¬ 
jahr Einrenkung nach Lorenz, bei der Schadeschen Methode (Innenrotation) 
müsse nachträglich osteotomiert werden. (? d. Ref.) 1. Verband 2 Monate, 
2. Verband 3 Monate lang. In 2 Fällen Versuch mit 3 Monate Verbanddauer, 
lmal mit gutem Erfolg, lmal trat nachher Transposition ein. 

Hohmann-München. 

89) RSpke. Naturwissensch.-medic. Gesellschaft zu Jena. 23. VLL 10. (Ref. 

Münch Med. W. 1910. Nr. 60.) 

Behandlung kongenitaler Hüftluxationen. R. wählt die übliche 
Abduktionsstellung, sagt, nichts über die Rotation, lässt den ersten Verband je 
nach dem Fall 12—20 Wochen liegen. Nach vier Wochen Röntgenkontrolle. 
Bei 2—3 jährigen Kindern mit guten Pfannen Verhältnissen genügt ein Verband. 
Nach dem Verbandabnehmen werden die Kinder im Bett sich selbst überlassen, 
bis sie von selbst nach einigen Wochen anfangen zu knieen und dann zu stehen. 
Bei snderen Fällen Verbandwechsel nach der 12. Woche, Bewegungen, Massage, 
danach in derselben Stellung ein neuer Verband. R. hat gute Resultate mit 
dieser Behandlung erzielt Hohmann-München. 

90) Schanz. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden. 8. X. 10. 

(Ref. M. M. W. 1910. Nr. 48.) 

Die habituelle Luxation der Kniescheibe. Wegen Aussenrotation 
des Beines führte Sch. die suprakondyläre Osteotomie aus und drehte den Con- 
dylenteil deB Femur um 30° nach einwärts. Dadurch verschwand auch die 
Luxation der Kniescheibe. Um Angriffspunkte am Knochen für die Korrektion 


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zu gewinnen, benutzt er lange, vergoldete Sohrauben, die in den Knochen gebohrt 
werden. Seit Verwendung dieser Schrauben gelingt die Mobilisation der Gelenke 
nach der Operation schneller als sonst, wahrscheinlich weil bei der Korrektur 
das Gelenk geschont wird. Hohmaan-München. 

91) Guradze. Verein der Aerzte Wiesbadens 21. IX. 10. (Ref. Berl. klin. W. 
10. Nr. 42.) 

Resektion eines tuberkulösen Kniegelenks. Vor 7 Jahren war das 
Kniegelenk reseciert worden, es stellte sich allmählich in Beugekontraktur mit 
einem Winkel von 120 Grad, ankylotisch. Starke Verkürzung. Suprakondyläre 
schräge Osteotomie von vorn unten nach hinten oben ; Extension im Gochtschen 
Zuggips verbau de. Beseitigung der Beugestellung und der Verkürzung, Hülse 
zur Nachbehandlung. Hohmana-München. 


92) Relchard. Medizinische Gesellschaft zu Magdeburg. 6. X. 10. (Ref. Münch. 
Med. W. 1910. Nr. 60.) 


Angeborener Totaldefekt der Tibia. R. zeigt den Oberschenkel¬ 
knochen eines 14 jährigen Knaben, der in der Mitte nach der Innenseite hin glatt 
ausgezogen ist und in (inen stark vorspringenden Knochenzapfen übergeht 
Bei Tibiadefekt findet sich dieser Knochenzapfen am Femur öfters, wohl eine 
primäre Keim Verlagerung, indem die Anlage der Tibia statt an ihrem Ort etwas 
höher, auf dem Femur erfolgt, wo er als Rudiment imponiert. Dafür spricht 
auch die Anordnung der Beugemuskeln (Semimuskeln usw.), die an der Rückseite 
dieses Zapfens inserieren. Hohmann-München. 

93) Holdmann. Oberrhein. Aerztetag. 7. VII. 10. (Ref. Münch, med. Woch. 

1910. Nr. 44.) 

Ueber die sogen. Osgood-Schlattersche Erkrankung. Vorkommen 
bei Jünglingen zwischen 12. und 14. Lebensjahr, meist nach Traumen. Ursache 
Störung in der Ossifikation der Tuberositas tibiae, die aus mindestens 2 Ossi¬ 
fikationspunkten zusammenwächst. Bei Abriss ist der zungenförmige Fortsatz 
abgehoben, bei Schlag, Stoss oder Fall tritt eine Zersplitterung mit mehreren 
Fragmenten ein. Verf. wendet sich gegen die entzündliche Genese der Er¬ 
krankung. Hohmaan-München. 

94) Schanz. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden. 8. X. 1910. 

(Ref. M. M. W. 1910. Nr. 48.) 

Ostitis fibrosa tibiae. Es bestand Verbiegung der Tibia nach vorn 
und aussen. In beiden Fällen gingen alle Erscheinungen der Erkrankung unter 
dem Gebrauch eines entlastenden Schienenhülsenapparates zurück. 

Hohmann-München. 

Inhalt : Beitrag zur blutigen Mobilisierung versteifter Gelenke. Von 
Prof. Dr. Cramer in Cöln. 

Referate: 1) Gerhartz, Untersuchungen über den aufrechten Gang. — 
2) Slimita, Chondrodystrophia foetalis und Osteogenesis imperfecta. — 3) Perthes, 
Arthritis deformans juvenilis.—4) 6arre, Gelenkhydrops der Gelenkneuralgie.— 
6) Frangenheim, Osteoplastik im Tierversuch. — 6) Sohler, Trypsinbehandlung 
bei chirurgischer Tuberkulose. — 7) Mutach, Verhalten quergestreifter Muskulatur 
nach myoplastischen Operationen. — 8) Salzberger, Myotonische Störung bei 
entzündlichen Muskelprozessen. — 9) Becker, Knochenkarzinose im Röntgen¬ 
bild. — 10) Wierzejewskl, Verstellbare Beckenstütze. — 11) Wlldt, Unterbrechung 


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der Langsextension. — 12) Derry, Luxation der Halswirbelsäule. — 13) Sohuee, 
Neue Massagemetbode. — 14) Plate u. Quiring, Spondylitis deformans im Tier¬ 
reich. — lo) Poncet et Ltriche, Entzündliche Tuberkulose und Sknliosis. — 
16) Kausch, Resektion der Lendenwirbelköiper. — 17) H »enlsch, Periarthritis 
humeroscapnla is mit Kalkeinlagi'rung. — 18) Glaessner-Mllavec, Epikondylus- 
frakturen des Humerus. — 19) Wolf, Traumatische Epiphysenlösung. — 20) Hirsoh, 
Fraktur des Os naviculare carpi. — 21) Charles-Barrett-Lockwood, Amputation 
der Hüfte und Schulter. — 22) Drehmann, Angeborene ooxa vara. — 23) Gras¬ 
hey, Coxa vara rotroflexa traumatica. — 24) Neuber, Tuberkulöse Coxitis. — 
26) Menoiere, Behandlung der Coxalgie. — 26) Vulplus, Indicatio moriii und 
Indicatio orthopaedic«. — 27) Loren/, Behandlungsmethode der Coxitis. — 
28) Hannemüller, Ludloffsches Symptom bei der isolierten Abrissfmktur des 
Trochanter minor. — 29)Buccheri, Angeborene Hüftgelenksluxation. — 30) Stoffel, 
Behandlung der Glutaeuslähmungen. — 31) Blum, Behandlung der Ischias, — 

32) Wlssner, Luxationen im Kniegelenk mit Verletzung der Arteria poplitea. — 

33) Staffel, Ischias scoliotica. — 34) Klug, Ischiasbehandlung. 35) Leber, 
Ischias und Heilerfolge durch die „Injektionstherapie“. 36) Ely, Tuberkulose 
des erwachsenen Kniegelenks. — 37) Müller, Behandlung der Knieversteifung. — 
3ö) Perrin, Genu varum. — 39) Kramer, Genu recurvatum. — 40) KuchenJorf, 
Drei Fälle von Längsbrüchen der Kniescheibe. — 41) Chevrier, Nagelung einer 
Fraktur des Condylus ext der Tibia. — 42) Kuh, Juvenile Verletzungen der 
Tuberositas tibiae. — 43) Fritsch, Tibia en lame de sabre. — 44) Ciairmont, 
Blutige Einrichtung der Unterschenkel- und Vorderarmbrüche. — 45) Lu dl off, 
Tibianssuren der kleinen Kinder. — 46) Rolando, Ueber blutige Eingriffe bei 
UnterBchenkelfrakturen. — 47) Eis, Abrissfraktur des Tibialis-anticus-Ansatzes. — 
48) Bibergeil, Inkonstante Skelettstücke am Fusse. — 49) Knoke, Luxatio pedis 
sub talo na h innen. — 60, 6runert, Luxationen im Lisfranc’sehen Gelenk« — 
61) Grunert, Bruch des processus posterior tali. — 52) Schanz, Orthopädische 
Behandlung der Fussgeleukstaberkulose. — 53) Felss, Messung des Fusses. — 
64) Frankel, Behandlung von Fussdeformitäten. — 55) Reclus, Talalgie. — 
56) Ceaas, Pathogenese der Pternalgie. — o7) Levy, Mal perforant du pied. — 
58) Greggio, Diagnose des Mal perforant du pied. — 59) M uclalre, Ne ven- 
anastomuse bei Mal perforant. — 60) Haudek, Angeborener Klumpfuss beim 
Neugeborenen und Säugling. — 61) Ghilll I, Orthopädische Chirurgie des Klump- 
fusses. — 62) d’Agata, Behandlung des angeborenen Pes equino-varus nach dem 
Pascaleverfahren. — 63) Riedlm er, Rediessionsapparat für Klumpfüsse. — 
64) Haglund, Weichteilplastik bei Klumpfussredression. — 65) Milo, Mechanismus 
des l'iftttfussprozesses. — 66) Bardenheuer, Der statische Pes valgus und valgo- 
plauus. — 67) Ewald, Ueber den Knick und Plattfuss — 68) Muskat, Plattfuss 
im Röntgenbilde. 69) Simon, Schmerzende Füsse der Rekruten. — 70) Hertle, 
Ausschaltung der Achillesaehne beim schweren Plattfuss. 

Aus Kongress- und Yereinsberichteu: 71) Ahrena, Osteochondri is 
luetica. — 72) Knöpfelmacher, Skelettprozess toxischer Natur. — 73) Axhausen, 
Kritisches und Experimentelles zur Genese der Arthritis deformans. — 74) Codi- 
Villa, Therapie der Pseudarthrose. - 75) Vlrnlcohi, Nervenplastik. — 76) Hi r sch, 
Parrotsche Pseudoparaly-e. — 77) Guradze, Spinale Kinderlähmung — 78) Fuchs, 
Scoliosis hysterica. — 79) Codivllla, Operation nach Förs er. — 80/ Rothschild, 
Ueber funktionelle Heilung der Kukullarislähmung. 8l) Brückner, Congenitale 
Missbildung. 82) Hirtz, Angeborener Schulterblatthochstand. — 83) Laser- 
Stein, Schultergelenkstuberkulose. — 84) Prelser, Bursitis subdeltoidea und sub- 
acromiaiis. — 85) Schanz, Ankylose des ElUnbogens. — 86) Hirtz, Ischämische 
Kontraktur nach Vorderarmbruch. — 87) Guradte, Kongenitaler Femurdefekt. 
— 88) Weigert, Hüfkluxation. — 89) Röpke, Behandlung kongenitaler Hüft- 
luxationen. — 90) Schanz, Die habituelle Luxation der Kniescheibe — 
91) 6uradze, Resektion eines tuberkulösen Kniegolenks. 92) Reinhard, Ange¬ 
borener Totaldefekt der Tibia. -- 93) Holdmann, Ueber die sogen. Osgood- 
Scblatter’sche Erkrankung« — 94) Schanz, Ost tis fibrosa tibiae. 


Originalmitteilungen, Monographien und Sepitratabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. 0. Vulplus in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S« Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 15. einsenden. 


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Zentralblatt 

für 

CMrergisctie id mecbaniscbe Mopädie 

einsctüiesslicli der tesanten Heilipastii M Hassane. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Dr. 0. Vulpius S. Karger in Berlin 

in Heidelberg. NW., KarUtrasae 16 . 

Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln- und Auslandes. 

Bd. Y. April 1911. Heft 4. 


Zur Stellung der Orthopädie in der Medizin. 

Von 

Dr. WILHELM SCHULTHESS, Zürich, 

(Rede bei der Erteilung des Preises Umberto I durch das Istituto Rizzoli 
am 5. Febr. 1911 in Bologna.*) 

Hochangesehene Versammlung! 

Ich spreche an klassischer Stätte, in dem Lande, das in jahr¬ 
tausende langer Kultur Kunst und Wissenschaft gepflegt hat 

Die Sage berichtet, dass Archimedes über dem Studium seiner 
in den Stand gezeichneten Figuren erschlagen worden ist Ein 
Bild, wie trotz aller Ungunst äusserer Verhältnisse, trotz Krieg 
und Kriegsgeschrei, trotz beständiger Umwälzungen, Italien zu 
allen Zeiten Männer hervorgebracht hat, die, unbekümmert um 
die sie umgebende Welt, von Liebe znr Wissenschaft getrieben, ihr 
Leben der Erforschung ewiger Wahrheiten gewidmet haben, Männer, 
deren Namen in die Geschichte der Wissenschaften unauslöschlich 
eingezeichnet und insbesondere mit den höchsten Errungenschaften 
der Naturwissenschaft und Heilkunde verknüpft sind. 

*) Wegen Erkrankung an Influenza konnte der Preisgewinner nicht persönlich 
in Bologna erscheinen. Die Rede wurde von Herrn Prof. Pizzo-Zürich ins 
Italienische übersetzt, von Dr. Putti an der Versammlung vorgetragen. 

Die Stiftung Umberto I ist vom Conriglio der Provinz Bologna zu Ehren, 
des Andenkens des unglücklichen Königs errichtet und dem Institut Rizzoli 
übergeben worden. Aus ihrem Erträgnis soll einerseits die Bibliothek des In¬ 
stitutes geordnet werden, ein anderer Teil dient zur Erteilung eines Preises alle 
ö Jahre für die beste Arbeit oder Erfindung auf dem Gebiete der Orthopädie 
in internationaler Konkurrenz. 

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Nachdem einmal die Heilkunde noch zu Zeiten der römischen 
Republik von Griechenland nach- der italienischen Halbinsel ver¬ 
pflanzt worden war, hat sie dort bald festen Fuss gefasst und, nach¬ 
dem der Glanz vou Rom erloschen war, schlug sie da und dort in 
Italien ihr Zelt auf. Ich nenne nur Salerno, Bologna, Padua. 

Welch’ hervorragende Rolle Bologna zukam, mit seiner Uni¬ 
versität, die schon im Anfang des 12. Jahrhunderts eine medizinische 
Fakultät hatte, ist bekannt. Eine Reihe der berühmtesten Chirurgen 
und Anatomen haben hier gelehrt. Und wenn auch die Wellen 
der Entwicklung der Heilkunde in andere Länder hinüberschlugen, 
so Hessen es sich die grössten Lehrer auswärtiger Hochschulen doch 
nicht nehmen, zeitweise auch hier ihre Vorträge zu halten. 

Das grosse Verständnis, welches heute noch den wissenschaft¬ 
lichen Bestrebungen in dieser Stadt entgegengebracht wird, beruht 
wohl nicht zum geringsten auf dieser Jahrhunderte alten Tradition. 

Hochangesehene Versammlung! 

Die Beschäftigung mit einem jungen Zweig unserer medizinischen 
Wissenschaft hat mir die hohe Ehre und die Gelegenheit verschafft, 
an dieser Stelle zu Ihnen sprechen zu können. Gestatten Sie mir, 
Ihnen mit einigen Worten meine Ansichten über unsere Spezial¬ 
wissenschaft — die Orthopädie — mitzuteilen. 

Meine Darlegungen werden Ihnen zeigen, wie sehr ich die Er¬ 
folge, welche dariu hier nach allen Richtungen erzielt worden sind, 
zu schätzen weiss und wie sehr ich wünschen möchte, dass das 
Beispiel von Bologna in der wissenschaftlichen Welt Nachahmung 
fände. 

Die Geschichte der Medizin der letzten Jahrhunderte lehrt, dass 
das, was in der Heilkunst rein manuelle, technische, meist von Laien 
ausgeübte Hülfeleistung war, erst allmählich in die Hand des Arztes 
übergegangen ist. 

So hat sich unter Zurückdrängung der philosophierenden, scho¬ 
lastischen Medizin die Chirurgie aus der Praxis der früher mehr 
verachteten Wundärzte entwickelt. 

Aehnlich, aber viel später, bildete sich die Orthopädie aus. 

Seit An dry, einem französischen Arzte aus der ersten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts, wurde „die Kunst, bei Kindern die Un¬ 
gestaltheit des Körpers zu verhüten und zu verbessern 4 *, 
Orthopädie genannt. 

Nach und nach aber wurden alle Behandlungsmethoden, welche 
sich technischer Hülfsmittel bedienten und irgend eine mechanische 
Einwirkung auf die Formgestaltung des menschlichen Körpers haben 


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sollten, auch die schon im grauen Altertum zu Heilzwecken ver¬ 
wendete Gymnastik und Massage, mit zur Orthopädie gerechnet 

So grenzte sich allmählich eine hauptsächlich durch die Art 
ihrer Behandlung mehr oder weniger deutlich charakteri¬ 
sierte Gruppe von Krankheiten ab, die als orthopädische 
bezeichnet wurden. Die Orthopädie wurde der Hauptsache 
nach die Heilwissenschaft der Verkrümmungen des mensch¬ 
lichen Körpers. 

Zur Ausübung einer Praxis, die sich der eben genannten Mittel 
bediente, waren die Aerzte zu vornehm, noch in erhöhtem Masse 
und länger als bei der ausschliesslich das Messer benutzenden 
Chirurgie. 

Dieses ablehnende Verhalten erhielt sich umso hartnäckiger, 
als eine mechanische Betrachtungsweise der Heilprobleme bei den 
meisten Aerzten entweder aus Mangel an der hierzu nötigen Aus¬ 
bildung oder Begabung weder bekannt noch sehr beliebt war. Die 
Behandlung der orthopädischen Kranken wurde immer wieder 
Laien überlassen. Der Arzt beschränkte sich darauf, einige 
grundsätzliche Ratschläge zu erteilen und gewisse Begleiterscheinungen 
zu behandeln; das Detail, das allein Aufschluss geben konnte, 
kümmerte ihn nicht. Daneben aber suchten Bandagist, Turnlehrer 
und Masseur schlecht und recht, so gut es ihrem Wissen und Können 
entsprach, Erfolge zu erzielen. 

Viele dieser Techniker brachten es sehr weit und haben als er¬ 
finderische Köpfe und gute Beobachter oft mehr Gutes gestiftet, als 
ein mit der Technik und Mechanik nicht vertrauter, unpraktischer 
Arzt. 

So lagen die Verhältnisse im vorigen Jahrhundert, bis gegen 
das Jahr 1880. 

Freilich gab es auch schon im 18. Jahrhundert vereinzelte 
ärztlich geleitete orthopädische, weitberühmte Anstalten, besonders 
in Frankreich. Aber erst in dem genannten Zeitpunkt begann eine 
grössere Bewegung zu Gunsten der Orthopädie. Nicht nur darin 
zeigte sich jetzt das vermehrte Interesse an dem neu zu erschliessen- 
den Gebiet, dass eine Anzahl genialer Chirurgen einzelne Krank¬ 
heitsbilder zum Gegenstände ihrer Studien machten oder dass sie 
in der Konstruktion von technischen Hülfsapparaten erfinderisch 
tätig waren, sondern mehr und mehr traten Aerzte auf, welche nach 
dem Vorbilde jener alten Anstalten die Orthopädie zu ihrer Lebens¬ 
aufgabe machten. 

Jetzt endlich brach sich in weiten Kreisen die Ueberzeugung 

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Bahn, dass auch die mechanische Behandlung ernster Forschung 
wissenschaftlich gebildeter Männer würdig und bedürftig sei. 

Durch Uebertragung der Fortschritte der Medizin und ihrer 
Hilfswissenschaften und speziell der Chirurgie auf das Gebiet der 
Orthopädie, durch die Einführung besserer Beobachtung, Darstellung, 
Messung der Deformitäten und Feststellung ihrer Ursachen, durch 
Registrierung und statistische Gruppierung der Resultate, wurde die 
Weiterentwicklung der neu auf blühenden Disziplin gefordert. 

Weil die sogenannten orthopädischen Krankheiten eigentlich 
keine Krankheiten sind, sondern Symptome, Folgezustände von 
Krankheiten, so muss der Orthopäde seine Spezialstudien auf breiter 
Basis aufbauen. Denn ganz verschiedene Zustände erzeugen oft 
ganz ähnliche Formfehler, oder Bewegungsstörungen. (Ich begnüge 
mich mit der einzigen Angabe, dass wir heute nach den Ursachen 
mindestens 25 Arten von Rückgratsverkrümmungen unterscheiden.) 

Die Behandlung nahm dadurch einen ganz anderen Charakter 
an. Die rein mechanischen Mittel mussten internen, chirurgischen 
Methoden Platz machen. Auch die prophylaktischen, vorbeugenden 
Massregeln kamen mehr zu Ehren. 

Die Gründung orthopädischer Zeitschriften in Italien, Frank¬ 
reich, Deutschland, die Herausgabe von Lehrbüchern sorgte für die 
Verbreitung des Wissenswerten auf dem neu erschlossenen Gebiet. 

Es fehlten auch nicht schüchterne Versuche, die Orthopädie 
zum Gegenstand akademischer Tätigkeit zu machen. Manche medi¬ 
zinische Fakultäten erteilten die venia legendi auf Grund ortho¬ 
pädischer Arbeiten. 

So wurde die Orthopädie in wenigen Jahrzehnten ein ausge¬ 
dehntes, medizinisches Spezialfach. 

Ganz besonders näherte sie sich dadurch wieder der Chirurgie, 
dass für manche, teilweise als unheilbar geltende Leiden, die früher 
nur in ungenügender Weise mechanisch behandelt werden konnten, 
die angeborene Hüftluxation, die Fussdeformitäten, die Lähmungen, 
blutige und unblutige chirurgische Eingriffe erfunden wurden, welche 
die Resultate teilweise bis zur Heilung verbesserten oder die Be¬ 
handlung wesentlich abkürzten. 

Aber während dieses Siegeslaufes lief die junge Disziplin Ge¬ 
fahr, ihren inneren Zusammenhang zu verlieren. 

Es kann nicht verschwiegen werden, dass in dem gewaltigen 
Aufschwung, welchen die Orthopädie durch die ausgedehnte Ein¬ 
führung chirurgischer Eingriffe genommen hatte, die Pflege der rein 
mechanischen Methoden, die Anwendung der Portativapparate und 


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die Ausbildung derjenigen Methoden, die mau unter dem Begriffe 
der Heilgymnastik zusammenzufassen pflegte, an manchen Orten, 
wenn nicht in Vergessenheit gerieten, so doch nicht in gebührendem 
Masse gepflegt wurden. Wenigstens gilt das für Deutschland. 

Die Folge davon war eine in den letzten Jahren stets wachsende 
Bewegung unter den deutschen Turnlehrern, welche darauf hinzielte, 
die Behandlung der Skoliose in die Schule und in ihre Hand zu bringen. 

Nicht zum mindesten hat zu dieser Bewegung die unzweck¬ 
mässige und allzu ausgedehnte Ausbildung heilgymnastischer Ge¬ 
hilfinnen gerade auf dem Gebiete der Skoliosenbehandlung Veran¬ 
lassung gegeben. 

Verschiedene der oben erwähnten Operationen sind infolge 
ihrer guten Durchbildung Gemeingut der Chirurgen geworden und 
erweckten den Glauben, die Orthopädie sei überhaupt der allgemeinen 
Chirurgie beizuordnen. Die in den letzten Jahrzehnten gefestigte 
Umgrenzung ihres Gebietes, wonach die Orthopädie als Lehre von 
der Erforschung und Behandlung der Deformitäten des Knochen¬ 
gerüstes bezeichnet werden musste, kam ins Wanken. 

Von dem einen extremen Lager wurde sie als die Chirurgie 
des Bewegungsapparates bezeichnet, die Chirurgie der 
Knochen und Muskeln. 

Andere, vor allem auch die Mehrzahl der deutschen chirurgischen 
Kliniker, wollten sie als die Wissenschaft der rein mechanischen 
Heilmethoden aufgefasst wissen und betrachteten die Be¬ 
schäftigung der Orthopäden mit den Operationen an den Gelenken, 
den Knochen, den Muskeln und Nerven als Uebergriffe. 

Sie bekämpften die Errichtung selbständiger orthopädischer 
Abteilungen an den chirurgischen Spitälern und Kliniken und die 
Schaffung selbständiger Lehrstühle der Orthopädie. 

Aber trotz aller gegenteiliger Auffassungen, trotz aller 
Schwankungen ist die Orthopädie der Hauptsache nach doch ge¬ 
blieben, was sie war, die Lehre von der Erforschung und Behand¬ 
lung der Deformitäten. Dagegen ist sie in der Behandlung der 
Ursachen und in der Wahl ihrer Mittel weitergegangen und hat 
sich die Auswahl gewahrt aus dem ganzen Schatz der Heilmittel, 
der der übrigen Medizin zu Gebote steht. 

In erhöhtem Masse hat sie sich der Funktionsstörungen des 
Bewegungsapparates angenommen. Das ist ihr eigenstes Gebiet und 
wird es bleiben. Denn was die Orthopädie vor den anderen medi¬ 
zinischen Disziplinen auszeichnet, ist die weitgehende Berücksichtigung 
der Mechanik des menschlichen Körpers. 


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Nun lassen Sie mich noch einen Augenblick bei der Frage ver¬ 
weilen: Hat die Orthopädie als praktisch medizinisches 
Spezialfach und akademisch medizinisches Lehrfach eine 
Berechtigung? 

Für die praktische Seite hat die Zeit längst entschieden. — 
Während vor 100 Jahren nur vereinzelte Institute zur Behandlung 
orthopädischer Leiden vorhanden waren, hat sich die Zahl dieser 
Institute und Spezialärzte besonders gegen das Ende des vorigen 
Jahrhunderts und noch in den letzten zehn Jahren, vor allem in 
Italien und Deutschland, wellenartig gesteigert 

Das Publikum kennt die orthopädischen Leiden und sucht den 
Spezialarzt auf. Die Abtrennung des Gebietes von den übrigen 
Gebieten der Medizin wird von ihm als ein Bedürfnis empfunden. 

Der orthopädische Spezialarzt existiert also, und für 
die praktische Seite des Faches ist die Frage der Abtren¬ 
nung von der übrigen Medizin in positivem Sinne ent¬ 
schieden. 

Auch in der Organisation der Anstalten spricht sich die 
Trennung deutlich aus. 

Die neuen orthopädischen Anstalten sind im Gegensatz zu den 
chirurgischen Spitälern darauf eingerichtet, ihre Kranken lange Zeit 
zu verpflegen. Sie verbinden mit einer chirurgischen Krankenhaus¬ 
einrichtung das ganze Arsenal technischer und maschineller Aus¬ 
rüstung. 

Darin ist Italien vorausgegangen mit dem Istituto Bhachitici 
in Mailand und dem Istituto Rizzoli. 

Die grosse Bewegung für die Krüppelfürsorge, die durch die 
denkwürdige statistische Arbeit Biesalskis einen neuen Impuls er¬ 
fahren hat, hat im Krüppelheim einen Anstaltstypus geschaffen, der 
Behandlung, Erziehung und Berufsbildung umfasst. 

Wie verhält es sich nun mit der akademischen Stellung der 
Orthopädie? 

Im Gebiete der Therapie ist eine Haupttätigkeit des Ortho¬ 
päden die genaue Umschreibung der mechanischen Aufgabe 
im Heilproblem, auf Grund einer auf der physiologischen 
Mechanik aufgebauten mechanischen Diagnostik. Selbst¬ 
verständlich unter weitgehendster Berücksichtigung der Ursachen 
und des Allgemeinzustandes. 

Das bedingt eine andere Auffassung als diejenige des Allge¬ 
meinchirurgen, der seiner Erziehung gemäss unwillkürlich die Ope¬ 
ration in erste Linie stellen wird. Der Orthopäde dagegen braucht 


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einen besonderu Ausbau des mechanischen Momentes in Beobachtung, 
Diagnostik, Indikationsstellung und Durchführung der 
Behandlung. Das bedingt wiederum, dass der lehrtätige Orthopäde 
auf einem bestimmten Gebiete weitgehende Spezialstudien macht 
und dass ihm in der Behandlung das operative Vorgehen nicht ohne 
weiteres in erster Linie steht, sondern dass er dasselbe seinem 
Heilplane unterordnet. 

Er muss demnach neben den notwendigen chirurgischen Ein¬ 
griffen auch die Bewegungsbehandlung, die Massage und die Hand¬ 
habung der Portativapparate beherrschen. Er muss genügend Zeit 
haben, um sich auch in diese Disziplinen praktisch und theoretisch 
vollständig einzuarbeiten. 

Alles das beweist aber, dass sich kaum ein Mann finden wird, 
der neben der allgemeinen Chirurgie als Lehramt uud 
praktische Tätigkeit die Fähigkeit und Zeit haben wird, auch 
in der Orthopädie dasjenige zu leisten, was man von einem 
Universitätslehrer verlangt. Denn hierzu gehört selbstverständlich, 
dass er auf seinem Gebiete auch als Forscher tätig ist. 

Unserer Auffassung nach ist demnach die Persönlich¬ 
keit des Orthopäden als akademischer Lehrer zu trennen 
von der Persönlichkeit des Chirurgen als akademischer 
Lehrer. 

Nun noch die Frage: Ist der Unterricht in der Orthopädie 
für den jungen Mediziner notwendig? 

Die orthopädischen Leiden sind ungemein verbreitet. Zwei 
grosse Volkskrankheiten, Rhachitis und Tuberkulose, erzeugen 
massenhaft Deformitäten. Man denke weiter an die übrigen Formen 
von Rückgratsverkrümmungen, Folgezustände der Kinderlähmung, 
Lähmungen aus anderen Ursachen, Plattfuss, Klumpfuss, angeborene 
Hüftausrenkung, die Unzahl angeborener Fehler des Skelettsystems, 
Unfallfolgen. — Auf Schritt und Tritt begegnen sie dem Praktiker, 
der unbedingt eine Uebersicht über alle diese orthopädischen Leiden 
und ihre Ursachen haben muss.*) 

*) Anmerkung: Man denke sich nur, was die Versäumnis einer früh¬ 
zeitigen Diagnose bei Hüftlnxation, Skoliose, Spondyliiis für unendlichen Schaden 
stiftet. — Es wäre auch dringend wünschenswert, dass einmal die Lehre vom Aus¬ 
wachsen der Skoliose verschwinden würde, dass die Ansichten über die angebliche 
Unmöglichkeit einer frühzeitigen Behandlung des Klumpfusses, das Unnütze 
und Schädliche der blutigen, operativen Behandlung bei der übergrossen Mehr¬ 
zahl der Klumpfüsse und vieles Andere mehr Allgemeingut der Aerzte würde. — 
Das wird alles noch lange nicht kommen, wenn die Orthopädie nicht Lehrfach 
wird. — 


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Eine Stelle an der Universität, an welcher ihm ein entsprechen* 
der Unterricht geboten wird, ist ein dringendes Bedürfnis. 

Gewiss sollen und können manche von diesen Leiden in der 
chirurgischen Klinik kurz besprochen werden, aber der Medizin- 
Studierende soll in den höheren Semestern doch Gelegenheit haben, 
ein Spezialkolleg oder eine Spezialklinik oder -Poliklinik über 
Orthopädie zu hören, damit er die einschlägigen Krankheitsbilder 
in genügender Zahl sehen kann.**) 

Man wird mir entgegnen, dass die Medizin-Studierenden mit 
Vorlesungen so überhäuft sind, dass sie unmöglich noch den Unter¬ 
richt in diesen und anderen Spezialfächern mitnehmen können. 

Das ist heutzutage wahr. Aber ebenso wahr ist es, dass 
sich im allgemeinen die Universitäten in ihren Studien¬ 
ordnungen, der dringenden Forderung der Neuzeit für die 
Spezialfächer den nötigen Platz zu schaffen, noch nicht 
angepasst haben. Das blieb bis jetzt derZeit nach dem Examen 
Vorbehalten. 

Hierin ist aber in nächster Zeit Abhilfe zu erwarten. 

Man wird mir ferner entgegnen, es sei nicht Sache der Uni¬ 
versitäten, den jungen Mediziner in Spezialfächer einzuführen und 
ihm dadurch die Zeit zur gründlichen Ausbildung in den grund¬ 
legenden Fächern zu verkürzen. Die jungen Aerzte sollen nicht 
Virtuosen auf einem Spezialgebiet werden. 

Darauf habe ich zu erwidern, dass dann, wenn die Orthopädie 
an die chirurgischen Kliniken verpflanzt wird, die Gefahr naheliegt, 
dass der Kliniker seinen Schülern nur die gangbarsten orthopädischen 
Operationen demonstrieren kann, den langwierigen Gang dagegen 
der gesamten Behandlung, das zweckmässige Aneinanderreihen der 
einzelnen Eingriffe, den Wechsel der verschiedenen Behandlungs- 
Methoden beim einzelnen Fall wird er ihnen nicht vorführen können. 
Dazu bedarf es eben der oben skizzierten Anstalten mit grosser 
Bettenzahl und der nötigen technischen Ausrüstung. 

An der Hand solcher Anstalten wird der Orthopäde, der hier 
zugleich der verantwortliche Arzt ist, als Lehrer, wenn er zugleich 
als gründlicher Forscher auf seinem Gebiete arbeitet, viel leichter 
den jungen Mediziner in das ganze Gebiet und seine soziale Be¬ 
deutung einführen können, ohne sich in kleinen Virtuositäten zu 
verfangen und zu verlaufen. Er wird ihm zeigen, wie weit er per¬ 
sönlich seinen Kranken helfen kann und wann er ihm andere Wege 


**) Ein zweistündiger Kurs würde dafür genügen. 


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weisen muss. Der Orthopäde als Lehrer steht zwischen dem 
Chirurgen und dem Kinderarzt und füllt hier eine fühlbare Lücke aus. 

Ich komme zum letzten Punkte, der es dringend wünschens¬ 
wert macht, dass der Orthopädie an den Universitäten eine Stätte 
bereitet werden soll. 

Die Universitäten haben die Pflicht, für die Ausbildung und 
Hebung der Wissenschaft alles Mögliche zu tun! 

Wenn aber der Orthopädie durch Unterordnung ihrer Ver¬ 
treter unter die Leiter der chirurgischen Kliniken die Selbst¬ 
ständigkeit genommen wird, so wird ihre Entwicklung Schaden 
leiden. Es werden sich dann nur Leute zweiten und dritten Ranges 
für dieses Spezialfach interessieren, ganz abgesehen davon, dass die 
rein chirurgische Richtung alsdann in den Vordergrund tritt und 
dass gerade die Gebiete, deren wissenschaftliche Vertiefung und 
Durchbildung nicht vollendet sind, zurückgedrängt werden. 

Wo bleibt da der Begriff der alma mater? 

Schliesslich sollen doch auch Stellen geschaffen werden, an 
welchen die Spezialärzte, die Schulärzte, die zukünftigen chirurgischen 
Kliniker das lernen können, was sie von der Orthopädie kennen 
müssen. Verschlüssen sich die Universitäten dieser Forderung, so 
wird die ganze Bewegung der Privatspekulation in die Arme ge¬ 
trieben, und das wäre zu bedauern. 

Es ist eine unnütze Mühe, sich über die Grenzen der Orthopädie 
und der Chirurgie zu streiten. Mannigfach gehen die Gebiete in¬ 
einander über. Der Orthopäde muss vom Chirurgen lernen und 
umgekehrt. Sie sollen als Freunde miteinander am Ausbau der 
jungen Wissenschaft arbeiten. Von welcher Seite der Fortschritt 
kommt, ist gleichgiltig; er wird dann am grössten sein, wenn von 
der einen Seite die scharfe Begrenzung der mechanischen Aufgabe 
und von der andern Seite das kühne Messer in den gemeinsamen 
Dienst des grossen Zweckes gestellt werden. 

Aber das darf sich der zukünftige Spezialarzt auf unserem Ge¬ 
biete nicht nehmen lassen, dass er persönlich alles durchführt, was 
zur Heilung der bei ihm Hülfe suchenden dient. 

Hochangesehene Versammlung! Sie verwundern sich jedenfalls 
darüber, dass ich hier die Berechtigung eines Programmes zu be¬ 
weisen suche, welches Sie hier im Istituto Rizzoli vor ihren Augen 
verwirklicht sehen. 

Ein blühendes Institut unter der Leitung eiues hervorragenden 
Vertreters der Orthopädie, unseres hochverehrten Codivilla. 

Es vertritt die praktischen Interessen der Orthopädie in aus- 


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gedehnter Weise. Es hat eine ganze Aussaat von tüchtigen Schülern 
über ganz Italien verbreitet und hat im Verein mit der grossen 
Schwesteranstalt, dem Istituto Rhachitici in Mailand unter der 
Leitung von Galeazzi das Spezialfach auf eine Höhe gehoben, dass 
wir heute von einer Orthopedia italiana sprechen müssen. Sein 
Leiter ist Professor der Orthopädie an der Universität, und die 
Anstalt ist Universitätsklinik und -Poliklinik. 

Das Institut ist in Bezug auf praktische Leistung und akademische 
Stellung das beste und vollständigste. Die wenigen selbständigen 
deutschen orthopädischen Lehrstühle entbehren bis jetzt noch der 
so nötigen klinischen Einrichtung und der nötigen Anzahl Betten. 

In München ist seit kurzer Zeit eine Universitätspoliklinik mit 
einer geringen Bettenzahl vollendet. Diese kleine Abteilung steht 
mit der grossen Krüppelanstalt in Verbindung, deren Neubau aller¬ 
dings eine grosse klinische Station, aber keine Zugehörigkeit zur 
Universität erhalten wird. — In Berlin verfügt der dortige Professor 
der Orthopädie nicht über Betten. 

Allerdings konnte auch an keinem der genannten Orte ein so 
herrliches Institut zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt werden 
wie hier, und dadurch erscheint uns das Verdienst des unvergess¬ 
lichen Stifters dieser Anstalt in noch hellerem Lichte. Man wird 
an das Beispiel jenes grossen Italieners errinnert, des Anatomen 
Eabricius ab Acqua Pendente, der zu Ende des 16. Jahrhunderts 
in Padua ein anatomisches Institut auf eigene Kosten erstellt und 
darin seine Vorlesungen gehalten hat. 

Aber auch die medizinische Fakultät und die zuständigen 
Behörden von Bologna haben sich dadurch ein Verdienst erworben, 
dass sie in weitsichtiger Erfassung der Sachlage die Gelegenheit 
benutzt und die Professur für Orthopädie geschaffen haben. Dadurch 
ist die Universität Bologna die Vorkämpferin auf dem Gebiete 
der akademischen Stellung, eine Hochburg der Orthopädie 
geworden. 

Unsere höchste Bewunderung erregt aber die Stiftung Umberto I. 
Der Consiglio der Provinz Bologna, eine Laienbehörde, hat das 
Andenken eines edlen unglücklichen Königs durch diese Stiftung 
geehrt. Die Zweckbestimmung derselben, Oeffnung der Bibliothek 
und Erteilung eines Preises für eine orthopädische Arbeit alle 5 
Jahre zeigt, wie ungewöhnlich tief das Interesse und das Verständnis 
für die Entwicklung der Wissenschaft, und speziell dieses Zweiges, 
in dieser Stadt eingewurzelt ist. 

Ich komme zum Schlüsse. 


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Zum zweiten Mal ist der Preis Umbertos I. einem Arzte ausser¬ 
halb Italiens verliehen worden, ohne Rücksicht auf die Grenzen der 
Nation.*) 

Ich spreche dem Institut Rizzoli und den Herren vom Preis¬ 
gericht**) meinen tiefgefühltesten Dank aus für die wohlwollende 
Beurteilung meiner Arbeit. 

Das Institut Rizzoli hat den Saal, in dem meine Apparate für 
Skoliosebenhandlung aufgestellt sind, „Sala Schulthess“ getauft Auch 
für diese mir erwiesene Ehre meinen herzlichsten Dank. 

Und weiter danke ich ganz besonders im Namen aller derjenigen, 
die die Orthopädie als Wissenschaft betreiben und hochhalten, dem 
Institut Rizzoli, der medizinischen Fakultät und der 
Universität und den Behörden von Bologna für die Sympathie, 
»Umsicht und grossartige Unterstützung, mit welcher sie die ortho¬ 
pädische Wissenschaft gefördert haben. 


Handbuch der Unfallerkrankungen einschliesslich der Invaliden¬ 
begutachtung von Geh. Sanitätsrat Prof. Thiem- Cottbus. 

Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. Zwei Bände, U. Band 2. Teil, 
mit 114 in den Text gedruckten Abbildungen. Stuttgart 1910, F. Enke, 
Preis 23 Mark. 

Das monumentale Werk hat nunmehr seinen Abschluss ge¬ 
funden, der Verfasser, unser verehrter „Unfallvater“, hat sich damit 
ein dauerndes Denkmal gesetzt, der deutschen Aerzleschaft ein un- 
gemein wertvolles Geschenk gemacht und für die Handhabung 
unserer sozialen Gesetzgebung Unvergängliches geleistet. Alle, die 
aktiven und passiven Anteil an der deutschen Unfallversicherung 
haben und die Versicherten gewiss nicht in letzter Linie müssen 
sich dem praktisch wie wissenschaftlich unermüdlich tätigen Ver¬ 
fasser und auch seinen Mitarbeitern zu Dank verpflichtet fühlen. 

Der vorliegende letzte Band beginnt mit einem 50 Seiten starken 
Literaturverzeichnis, behandelt weiter in musteigültiger, erschöpfender 
Weise die Verletzungen und Erkrankungen der einzelnen Körper¬ 
teile in nicht weniger als 44 Druckbogen und endet mit einem sehr 
eingehenden Sachverzeichnis des Gesamtwerkes (70 Seiten). Dieser 
letzte Band gerade muss auf dem Schreibtisch jedes iu Unfallsachen 
tätigen Arztes liegen als willkommener Ratgeber bei den alltäg- 


*) Der erste Preisgewinner vor ö.Tahren war Prof. Vulpius-Heidelberg (Verf.). 

**) Prof. Codivilla-Bologna, Prof. Kirmisson-Paris, Prof. Vulpius-Heidelberg. 


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liehen Schwierigkeiten in der Beurteilung von Unfallfolgen, es bildet 
aber auch eine unentbehrliche Grundlage für alles Weiterarbeiten 
auf diesem Gebiet. Vulplus- Heidelberg. 

Ergebnisse der Chirurgie und Orthopädie. Herausgegeben 
von Payr und Küttner. Berlin, Julius Springer. 

L Band mit 148 Textabbildungen und 4 Tafeln Preis 20 Mark. 

II. Band mit 181 Textabbildungen und 9 Tafeln Preis 15 Mark. 

Dem Kliniker wie dem praktischen Arzt ist es heute nur durch 
zeitraubende Arbeit möglich, aus der litterarischen Hochflut alles 
für eine aktuelle Einzelfrage Wichtige herauszufinden und derart 
zu kombinieren, dass er einen Ueberblick, eine eigene Urteilsbildung 
gewinnen kann. Und doch bedarf er derselben bei dem raschen 
Portschreiten des Wissens und Könnens gerade auf dem Gebiet 
der Chirurgie und Orthopädie. 

Es entspricht darum das neue literarische Unternehmen ge¬ 
wiss einem täglich und dringlich empfundenen Bedürfnis: Kritische 
Sammelreferate über völlig neue oder in neuer Entwicklung be¬ 
griffene Gebiete der Chirurgie und Orthopädie werden von Fach¬ 
leuten gegeben, welche sich an der Förderung gerade dieser Gebiete 
besonders beteiligt haben. 

Was die zwei ersten Bände bieten, bedeutet bereits eine sehr 
erfreuliche Verwirklichung des Arbeitsplanes. Wir werden die für 
den Orthopäden wichtigen Arbeiten in unserem Blatt stets erwähnen 
und aus ihnen all dasjenige berichten, was neue Gesichtspunkte 
und Wege eröffnet. 

Für den Orthopäden ist es erfreulich, dass Chirurgie und Ortho¬ 
pädie hier unter einem Dach, aber je in selbständigem Haushalt 
nebeneinander wohnen und zusammen arbeiten. Es bedeutet dies 
doch eine Anerkennung der neuerdings von chirurgischer Seite be¬ 
strittenen Existenzberechtigung der Orthopädie. 

Vulpius-Heidelberg. 


1) G. Friedei (SteDdal). Defekt der Wirbelsäule vom 10. 
Brustwirbel an abwärts bei einem Neugeborenen. 
(Arch. f. klin. Cbir. Bd. 93, H. 4.) 

Dieser Defekt fand sich bei einem in Steisslage geborenen, 
5. Kinde einer Frau. Die Beine des Kindes waren in Hüft- und 
Kniegelenken in Flexion fixiert. Beim Herabholen des einen Beines 
entstand ein tiefer Einriss in der Kniebeuge, der durch Arrosion 


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der V. poplitea am 3. Tage zum Exitus führte. Die Wirbelsäule 
war nur bis zum 10. Brustwirbel vorhanden, der am stärksten ent¬ 
wickelt und kaudal knöchern verschlossen war. Beiderseits nur 11 
Rippen. Knöchern verwachsen sind die 11. Rippen, die Darm¬ 
beinschaufeln und die Spinae ischiadicae. Zwischen 6. und 7. Wirbel¬ 
körper endet das Rückenmark mit einem stumpfen Kegel, daran 
schliesst sich das 20 mm lange Filum terminale. Die untere 
Körperhälfte ist im Wachstum zurückgeblieben. 

Verf. nimmt nach der Theorie von Lebedeff eine Knickung 
der Längsachse des Embryo in der Höhe des Bauchstieles an, 
entstanden spätestens in der 3. Lebenswoche. Morphologisch steht 
der Fall den Sirenen am nächsten, die ebenfalls Missbildungen der 
unteren Körperhälfte aufweisen. Zander-Heidelberg. 

2) Voss. Ueber angeborene Spaltbildungen der Wirbel¬ 

säule. (Dies. München. 1910.) 

V. unterzieht die einzelnen Formen der Spaltbildungen einer 
genaueren Betrachtung und beschäftigt sich dann noch in Kürze 
mit der Frage der Aetiologie, in der bekanntlich noch die grösste 
Meinungsverschiedenheit herrscht Im Anschluss hieran teilt er dann 
noch einen in der Münchener chirurgischen Poliklinik mit Erfolg 
operierten Fall von Myelomeningocele mit. Auf Grund dieses 
Falles und eingehender Literaturstudien ist er der Ansicht, dass 
alle Formen der zystischen Spina bifida operabel sind, bei denen 
nicht so hochgradige Ausfallserscheinungen von seiten des Nerven¬ 
systems bestehen, dass das mühsam für einige Zeit durch die 
Operation erhaltene Leben eher für eine Qual als für einen Gewinn 
anzusehen ist. Blescke-Magdeburg. 

3) Jansen (Leiden). Der Einfluss der respiratorischen 

Kräfte auf die Form der Wirbelsäule. (Zeitschr. f. orthop. 

Chir. Bd. 25, S. 734.) 

Die Form der Wirbelsäule wird nach J.s Untersuchungen da¬ 
durch bestimmt, dass die Zugspannung der Atmungsorgane eine 
kyphotische Biegung der Brustwirbelsäule veranlasst, während die 
übrigen Krümmungen als kompensatorische Biegungen entstehen. 
Der lange Rückenstrecker arbeitet dem entgegen und wirkt auf 
diese Weise als accessorischer Atemmuskel. Diese Wirkung der 
Rückenmuskeln fällt fort im Schlafe, bei melancholischen und schwer 
deprimierten Gemütszuständen und bei grosser allgemeiner Schwäche. 
Es tritt unter diesen Umständen eine Vermehrung der Kyphose ein. 


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Bei nachgiebigem (rachitischem) Brustkorb wird inspiratorisch die 
linke Brustseite stärker eingezogen. Als Ursache ist eine stärkere 
Aktion der linken Zwerchfellschenkel behufs Ausgleich der ge¬ 
ringeren Kapazität des linken Thorax anzunehmen. Durch diese 
auf der 1. Seite wirkende Kraft wird die Wirbelsäule im Dorsal¬ 
teil nach rechts und im Lumbalteil nach links abgebogen. Die 
habituelle Skoliose, welche obige Form aufweist, ist demnach 
respiratorischen Ursprungs. OttendorfT-Hamburg-Altona. 


4) Hasebroek (Hamburg). Ueber schlechte Haltung und 

schlechten Gang der Kinder im Lichte der Ab¬ 
stammungslehre. (Zeitschr. I orthop. Cbir. Bd. 25, S. 170.) 

H. hält einige Haltungs- und Ganganomalien (Vorwärtslagerung 
der Schultern, Gang mit adduzierten Knien oder in Innenrotation 
der Beine und Haltung der Füsse in Pronationsflexionsstellung) 
durch infantile Muskelspannungen bedingt, die auf Haltungs- und 
Gangtypus der Anthropoiden zurückzufiihren seien. Therapeutisch 
haben sich H. Massage und passive Dehnung der gespannten 
Muskeln sowie aktive Gymnastik gut bewährt. 

OttendorfT-Hambnrg-Altona. 

5) Mouchet. Deux nouvelles observations de scoliose 
congenitale. (Zwei neue Beobachtungen über angeborene 
Skoliose.) (Rev. d’orthop. Bd. 21, S. 343.) 

Im ersten Falle handelte es sich um einen nur halbseitig ent¬ 
wickelten 9. Brustwirbel, im anderen um einen überzähligen Halb¬ 
wirbel zwischen dem ersten und zweiten Lumbalwirbel, welch letzterer 
ausserdem mit dem eingeschobenen verwachsen war. In beiden 
Fällen waren durch Röntgenaufnahmen diese Veränderungen als Ur¬ 
sache der bestehenden Skoliose festgestellt. Klinisch macht die 
scharfe Krümmung der Wirbelsäule sowie die im Verhältnis zu dem 
Alter des Kindes erhebliche Deformierung die Diagnose einer an¬ 
geborenen Skoliose wahrscheinlich. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

6) Codet-Boisse (Bourdeaux). Deux cas de scoliose para- 

lytique. (Zwei Fälle von paralytischer Skoliose.) Rev. d’orthop. 
Bd. 21, S. 381. 

Verf. berichtet über 2 Fälle schwerer Totalskoliosen auf 
paralytischer Basis, die ihre Konvexität nach der kranken Seite zu 
hatten. Verf. glaubt auf Grund dieser Fälle, dass die häufig an¬ 
geführte Theorie, die Konvexität der paralytischen Skoliose zeige 
nach der gesunden Seite, zu verwerfen sei. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


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7) Znelzer (Berlin). Über lnsufficientia vertebrae-Schanz. 

(Med. Klinik. 1910. N. 61, S. 2019.) 

Die „lnsufficientia vertebrae“ behandelt Z. vom Standpunkt 
des Internisten aus. Er hat in allen Fällen eine beiderseits bis 
an die Wirbelsäule reichende hyperaesthetische Zone gefunden, die 
dem Verlauf einer bestimmten Anzahl von Interkostal- oder Lumbal¬ 
nerven entspricht. Im übrigen ist er der Ansicht, dass jeder 
Skoliose eine lnsufficientia vertebrae vorausging, resp. dass die bei 
der L v. typischen schmerzhaften Punkte an der Wirbelsäule sich 
bei allen Skoliosen finden. Wenn eine Verkrümmung fehlt, so 
differentialdiagnostisch auszuschliessen : Bronchialdrüsentuberkulose, 
subakuter oder chronischer Rheumatismus und Bechterew’sche 
Krankheit. Vor allem natürlich dürfte eine Verwechselung mit 
tuberkulöser Spondylitis nicht unterlaufen. Und gerade da ist eine 
Differentialdiagnose am Anfang ohne längere Beobachtung oft recht 
schwer, wenn nicht unmöglich. Der Parallele von Schanz- 
Insufficientia pedis — lnsufficientia vertebrae stimmt Z. völlig bei. 
Bei der Behandlung will er Gymnastik und Massage nur in leichten 
Fällen angewandt wissen; im übrigen Entlastung durch Bettruhe 
oder möglichst einfach gebaute Stützapparate. 

Natzler-Heidelberg. 

8) Kirmisson (Paris). Rapport ä monsieur le directeur 

de l’assistance publique surle f o n ti o n n em en t 
du Service orthopedique etabli h Hendaye pendant 
1’ an nee 1908—1909. (Bericht au den Direktor der öffentlichen 
Fürsorge über die Ergebnisse der orthopädischen Turnkurse 
am Sanatorium Hendaye im Jahre 1908—1909.) (Rev. d’ orthop. 
Bd. 21, S. 469.) 

K. gibt einen Bericht über 44 skoliotische Mädchen, die im 
Sanatorium Hendaye in stationärer Behandlung waren. Davon 
waren 21 geheilt und 19 gebessert worden, während 3 unverändert 
geblieben waren, 1 sich verschlechtert hatte. Im Jahre vorher waren 
es 10 Heilungen und 30 Besserungen gewesen, während bei 4 keine 
Veränderung eingetreten war. OttendorlT-Hambuig- Altona. 

9) Unentgeltlichen „Ferienkursus zur Erlernung der Behand¬ 

lung von Haltungsfehlern und Rückgratsver¬ 
krümmungen für Turnlehrer und Turnlehrerinnen“ 
(Deutsche Turnzeitung 1911, Nr. 1) 

will auch in diesem Jahr Herr Direktor Louis Brehme in Strass¬ 
burg abhalten, unter gleichzeitiger Mitleitung eines Arztes. Herr 


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Direktor B. dürfte wohl zuviel versprechen, wenn er in 4 Wochen 
Turnlehrern zur Erlernung der Behandlung von Rückgrat¬ 
verkrümmungen verhelfen will. Denn es kann sich doch wohl 

•• 

nur darum handeln, Übungen aus der deutschen Heilgymnastik 
vorzuführen und erlernen zu lassen, die bei der Bekämpfung der 
Wirbelsäulen Verbiegungen mit verwendet werden können. Und um 
diese Übungen zweckentsprechend ausführen lassen zu können, be¬ 
darf es weiterhin noch der Kenntnis über das Wesen der Wirbel¬ 
säulenverbiegungen. Je tiefer der Turnlehrer in diese Kenntnis ein¬ 
gedrungen ist, umsomehr muss sie ihn zu der Erkenntnis führen, 
d as« mit einem 4 wöchigen Ferienkurs noch nicht die Behandlung 
von Rückgratverkrümmungen erlernt werden kann. Der Arzt kann 
es nur dankbar begrüssen, wenn auch die Schule mithelfen will 
bei der Bekämpfung der Haltungsstörungen. Aber auch das ortho¬ 
pädische Turnen in der Schule muss immer eine ärztliche Mass¬ 
nahme bleiben, unter gleichzeitiger Unterstützung durch den Lehrer, 
wenn anders es nicht zum Handwerk werden soll. Welche Kinder 
zu diesem Turnen geeignet sind, kann nur der Arzt entscheiden. 
Diese Entscheidung dürfte aber nicht in dem Sinn des Herrn 
Direktors B. ausfallen, der dafür ist, „dass alle Rückgratsverkrümmun- 
gen, auch die schweren Verkrümmungen, aufgenommen werden.“ 

Rothfeld. 

10) Nyrop (Kopenhagen). Ueber die Anwendung eines 

Federdruckprinzips zur Behandlung der De¬ 
formitäten der Wirbelsäule. (Zeitschr. f. orthop. Chir. 
Bd. 26, H. 4, S. 653.) 

N. verwendet einen adressierenden Rückenhalter, der aus einem 
Beckengurt besteht, von dem eine Rückenfeder aufsteigt, welche 
die dorsale Kyphose redressiert, und ausserdem zwei federnde 
Achselstützen, welche die Schultern nach rückwärts ziehen. Auch 
skoliotische Verbiegungen lassen sich nach N’s Angaben auf diesem 
Wege beeinflussen, doch erweist es sich dann als praktisch, statt 
des einfachen Beckengurts einen festen Beckenkorb aus Celluloid 
zu verwenden. OttendsrfT-Hamburg-Altona. 

11) H. Schttssler (Bremen). Ein Beitrag zur operativen Be¬ 

handlung der Paraplegien bei tuberkulöser Spon¬ 
dylitis. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 93, Heft 4.) 

Es handelt sich um einen 36 jährigen Mann mit Kompressions¬ 
myelitis am 8. Brustwirbel. Die tuberkulöse Erkrankung betraf 


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die WirbelbögeD, die eingesunken waren und eine Kompression des 
Rückenmarks hervorgerufen hatten. Nach der Laminektomie nahm 
die Behandlung der spastischen Lähmung noch längere Zeit in 
Anspruch. Verfasser wandte dazu die Methode von Paure au, wo¬ 
nach die spastisch gelähmten Glieder so lange passiv bewegt werden, 
bis die Kontrakturen nachlassen, und dann willkürliche Bewegungen 
gemacht werden. 

Die Methode war hier insofern von Erfolg begleitet, als der 
Kranke nach 7 monatlicher Behandlung 100 Schritte ohne Stock 
gehen konnte. Die Nachuntersuchung nach mehreren Jahren ergab 
noch weitere Besserung. Zander-Heidelberg. 


12) Bergei (Rastatt). Zwei Fälle von angeborenem Schulter¬ 
blatthochstand. (Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. 26, S. 148.) 

Beschreibung zweier Fälle von Schulterblatthocbstand (ein ein¬ 
seitiger, ein doppelseitiger) mit Defektbildung resp. mangelhafter 
Entwicklung von Muskeln. Bei dem einen Pat. bestand keine 
Anomalie der Knochen, bei dem zweiten, der ausserdem früher noch 
überzählige 6. Finger besass, schien die Palpation auf knöcherne 
Verwachsungen hinzudeuten, doch war auch im Röntgenbilde nichts 
ganz Bestimmtes festzustellen. OttendorfT-Hamburg-Altona. 


13) Beibet et Canchoix (Paris). . Les paralysies dans les 
luxations de l’epaule. (Die Lähmungen bei Schulter¬ 
luxationen.) (Rev. de chir. Bd. 41, S. 327 u S. 667.) 

Die Verf. unterscheiden Lähmungen durch Verletzung der 
Nervenwurzeln, Lähmungen der einzelnen Stämme und Mischformen. 
Bei den ersteren verursacht das Trauma sowohl die Luxation als 
auch die Beschädigung des Nerven. Der dislozierte Kopf selbst 
macht nicht diese Störungen, weshalb auch die Reposition der Ver¬ 
renkung nichts an der Paralyse bessert. Bei den Lähmungen der 
einzelnen Nervenstämme, von denen am häufigsten der Circum- 
flexus betroffen ist, ist allerdings häufig die Kompression durch 
den dislozierten Kopf die Ursache. Die Lähmung geht deshalb 
auch vielfach nach der Reposition zurück. Die Lähmungen können 
bei der Verletzung entstehen, sei es durch das Trauma selbst (Zer- 
reissung) oder durch Druck des luxierten Kopfes, sie können aber 
ebenfalls eintreten bei der Reposition oder auch nachträglich infolge 
Kompression der Nerven durch Narbengewebe. Es ist demnach 
notwendig, vor der Reposition zu untersuchen, ob eine Lähmung 
vorliegt, und ebenso nachher. Ist eine solche vorhanden, so soll 


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man genau den Sitz der Läsion feststellen und, wenn nach 14 Tagen 
kein Rückgang der Lähmung eintritt resp. wenn sich Entartungs¬ 
reaktion zeigt, chirurgisch eingreifen und die zerrissenen Nerven 
nähen. Bei lange bestehender Lähmung müssen die Nervenstämme 
erst mit Mühe aus dem Narbengewebe isoliert werden. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

14) Vandenbossche. Paralysies radiculaires traumatiques 

du plexus brachial. (Traumatische Lähmung der Rücken¬ 
markswurzeln des Plexus brachialis.) (Rev. de chir. 41 Bd., S. 817.) 

Die Lähmungen der Rückenmarks wurzeln können schou durch 
ziemlich leichte Traumen zustande kommen. Sie entstehen durch 
Zerrung der Nerven wurzeln infolge der einwirkenden Gewalt, nicht 
etwa durch den Druck eines luxierten Oberarmkopfes oder der¬ 
gleichen Ursachen. Die motorischen Ausfallserscheinungen sind weit¬ 
aus schwerer wie die sensiblen. Ein Teil der Lähmung pflegt im 
allgemeinen zurückzugehen. Ausser elektrischer Behaudlung kommt 
in schweren Fällen chirurgisches Eingreifen in Betracht (Naht 
der durchrissenen Nerven, oder Befreiung derselben aus dem 
Narbengewebe, eventuell auch eine Überpflanzung von Nerven.) 

OttendorfT-Hambarg-Altona. 

15) Schrödl. Ueber einen Fall von sekundärer Naht des 

Nervus radialis mit Resektion eines Diaphysen- 
stückes des Humerus. (Diss. München 1910.) 

Bei dem von Sch. beschriebenen Falle handelte es sich um 
eine subkutane Fraktur des Humerus mit Kontinuitätstrennung des 
Nervus radialis, die jedenfalls durch die scharfen Splitter des 
frakturierten Knochens hervorgerufen war. Um die Nervennaht 
zu ermöglichen, wurde ein 2 ^2 cm langes Knochenstück reseziert, 
und der Erfolg war geradezu glänzend, trotzdem die Operation 
mehr als zwei Monate nach dem Unfall ausgeführt wurde. 

Blencke-Magdeburg. 

16) Redard (Paris). Du traitement de la paralysie du nerf 

cubital consöcutive aux fractures anciennes de 
l’extremite införieure de l’humörus chez l’enfant. 
(Uber die Behandlung der Ulnarislähmung nach alten Frakturen 
des unteren Humerusendes bei Kindern.) (Ann. de chir. et 
d’ortbop. Bd. 23, S. 826.) 

Nach einer Fraktur des unteren Humerusendes mit Heilung in 
Valgusstellung und starker Kallusbildung war eine Lähmung des 


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Ulnaris eingetreten. Bei der Operation fand sich der Nery stark 
verdickt und aus seinem Knochenkanal verlagert, so dass er infolge 
seiner oberflächlichen Lage äusseren Einwirkungen sehr ausgesetzt 
war. Die Lösung des Nerven aus seinen Verwachsungen und Ein¬ 
bettung in einen neugeschaffenen Knochenkanal ergab völlige 
Wiederherstellung der Funktion. R. rät, die Operation zeitig vor¬ 
zunehmen, ehe eine völlige Degeneration des Nerven eingetreten sei. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 


17) Hermann Znppinger (Zürich). Beitrag zur Lehre von der 

typischen und suprakondylären Radiusfraktur. (Arch. f. 

klin. Chir. Bd. 94. II. 1.) 

Die Form der typischen Radiusfraktur wird vom Verfasser 
nicht als Abrissbruch gedeutet, sondern als eine Fraktur, die unter 
Schubwirkung auf der volaren Seite beginnt und als Biegungsbruch 
auf der dorsalen Seite endet. Das distale Fragment macht eine 
geringe Dorsalflexion nicht im Handgelenk, sondern um eine Achse, 
die in der Radiusdiaphyse liegt. So erklärt sich leicht die Ab- 
reissung des Proc. styl, ulnae. 

Z. hat gewisse Altersunterschiede beobachtet Vom 20. Jahre 
aufwärts kommt fast nur die typische Radiusepiphysenfraktur vor, 
während vom 11. bis 14. Jahr Epiphysenlösungen häufiger sind. 
Bis zum 11. Jahr wird meist eine subperiostale Fraktur von Radius 
und Ulna 1—4 cm oberhalb der Epiphysenlinie bei demselben Trauma 
beobachtet. 

Die Prominenz der Radiusepiphyse radialwärts über den Schaft 
hinaus kommt zustande hauptsächlich durch die relative Pronation 
des proximalen Radiusfragments und oft durch eine Annäherung 
desselben an die Ulna. Die Hand ist meist in Radialflexion ver¬ 
schoben. 

Zuppinger verwirft bei der Behandlung der typischen Radius¬ 
fraktur erstens die völlig immobilisierenden Verbände, also den 
Gipsverband; zweitens die Volarflexion, die die Gebrauchsfähigkeit 
der Hand hinausschiebt, und drittens die Ulnarabduktion, die eine 
bleibende Deformität macht. Er hat auch hier das Bestreben, die 
Knochenbrüche in der Stellung des geringsten Muskelzuges zu 
reponieren und zu retinieren, und sieht bei den typischen Radius¬ 
brüchen die gesuchte Stellung in einer leichten Dorsalflexion im 
Handgelenk. 

Verf. erreicht die Reposition meist ohne Narkose durch eine 
entschiedene Dorsalflexion im Handgelenk und starke Pronation, 

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mmer unter kräftigem Längszug des Vorderarms. Zur Retention 
benutzt er eine Craraer’sche Schiene an der Volarseite. Die Hand 
ist leicht dorsalflektiert, zwischen Pro- und Supination, die Finger 
halb flektiert Beginn mit zarter Massage am 3. bis 4. Tage, etwa 
2 Tage später passive Bewegungen. Der Schienenverband wird 
3—4 Wochen getragen. Zasder-Heidelberg. 

18) Abadie et Pelissier (Oran). De la suture osseuse primi¬ 

tive dans les fractures des deux os de l’avant bras 
(Über die primäre Knochennaht bei der Fraktur beider 
Vorderarmknochen.) (Rev. d’orthop. Bd. 21. Seite 423.) 

Die Verf. raten auf Grund von 5 mittels Knochennaht be¬ 
handelten irischen Frakturen dazu, die Fälle sorgfältig auszusuchen, 
die für diese Therapie passen. Gelingt eine unblutige Reposition 
der Frakturenden nicht, so ist ein blutiger Eingriff durchaus am 
Platze. Die Verf. bevorzugen für die Adaption der Knochen die 
Naht mittels Silberdraht. Ottendorff-Hamburg-AltoDa. 

19) Biret (Nancy). Quelques notions fondamentales sur la 

retraction musculaire ischömique de Volkmann. (Ueber 
die ischämische Muskellähmung.) (Rev. de chir. Bd. 41, S. 386 u. 
S. 608.) 

Die ischämische Muskellähmung der Flexoren am Unterarm 
kann entstehen durch Verletzung der Gefasse und Quetschung der 
Muskulatur. W eitaus am häufigsten tritt sie aber als Folge zu fest 
angelegter Verbände auf. Die ersten Symptome der drohenden 
Lähmung bestehen in Cyanose und Schwellung der Hand mit starken 
Schmerzen. Ist die Lähmung eingetreten, so zeigt sich eine Beuge¬ 
kontraktur der Finger. Die Finger können bei Strecksteilung der 
Hand nicht extendiert werden. Leichter ist dies möglich, wenn 
das Handgelenk gebeugt wird. Anatomisch findet man eine mehr 
oder weniger vollständige Degeneration der Muskelsubstanz und an 
ihrer Stelle Bindegewebe. Ein Verband des Unterarms muss des¬ 
halb vom Arzt unter Kontrolle behalten werden, anderenfalls kann 
er für den Schaden verantwortlich gemacht werden. Ist eine 
Lähmung resp. Kontraktur eingetreten, so kann in leichteren Fällen 
noch durch Redressements etwas erreicht werden, in den meisten 
Fällen wird man zur operativen Verlängerung der Flexorensehnen 
oder am besten zur Verkürzung der Knochen durch partielle Re¬ 
sektion seine Zuflucht nehmen müssen. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


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20) Schubert. Ueber Frakturen und Luxationen der Hand¬ 

wurzelknochen. (Diss. Leipzig 1910.) 

Sch. veröffentlicht in der vorliegenden Arbeit eine grössere 
Anzahl von KarpalVerletzungen, die in den letzten Jahren in der 
Leipziger chirurgischen Poliklinik beobachtet wurden, und geht dann 
im Anschluss hieran, unter Berücksichtigung der diesbezüglichen 
Literatur, auf diese Art der Verletzungen näher ein. Soweit die 
betreffenden Fälle von draussen hereingeschickt wurden, wurde 
nicht ein einziges Mal die richtige Diagnose gestellt; dass mitunter 
auch noch nach der Aufnahme des Röntgenbildes fehlerhafte 
Diagnosen gestellt werden können, beweist ein von dem Verf. an¬ 
geführter Fall, bei dem es sich um ein Sarkom des Multangulum 
maius handelte. Die vorliegenden Fälle betrafen durchweg das 
Naviculare und Lunatum und zwar handelte es sich um Navicular- 
frakturen und Lunatumluxationen resp. um Kombinationen von 
beiden. Unter den Navicularfrakturen fanden sich zwei mit enormer 
Dislokation der Fragmente, wie sie Sch. bisher noch nirgends ge- 
gesehen hatte. Unter den betr. Fällen fand sich keine einzige 
konsolidierte Fraktur. Blencke-Magdeburg. 

21) E. Koerber (Hamburg). Ein Beitrag zu den Luxationen 

und Frakturen der Karpalknochen, speziell des Os 

lunatum und naviculare. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 93, H. 4.) 

Von den Verletzungen der Karpalknochen kommen am häufigsten 
Frakturen des Os naviculare und isolierte Luxationen des Os lunatum 
nach der Volarseite vor. Bedeutend seltener sind die kombinierten 
Verletzungen des Lunatum und Naviculare zusammen. K. beschreibt 
4 derartige Fälle: 1. Dorsale Luxation der Ulna im Radio-ulnar- 
gelenk, volare Luxation des Os lunatum und Infraktion des Os 
triquetrum. Unblutige Reposition und Reluxation des Lunatum. 
2. Dorsale Luxation der Ulna, volare Luxation des Lunatum, 
Fraktur des Naviculare. Blutige Reposition- 3. Volare Luxation 
des Lunatum und dorsale Luxation des Naviculare. Fraktur am 
distalen Radiusende. Exstirpation des Naviculare, Heilung nach 
Reposition des Lunatum mit guter Funktion der Hand. 4. Fractura 
proc. styloidei radii ohne Dislokation. Fraktur des Naviculare. 
Nicht ganz vollendete volare Luxation des Lunatum. Unblutige 
Reposition. 

Besprechung des Entstehungsmechanismus. Am wahrschein¬ 
lichsten ist die Theorie von Gross, wonach das Lunatum bei Dorsal- 
flexion durch den Stoss des dorso-ulnaren Radiusrandes volar heraus- 


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gepresst wird. Auch Ulnarflexion spielt dabei eine Rolle und bringt 
die dorsale Luxation der Ulna zustande. Die Methode der un¬ 
blutigen Reposition besteht zunächst in Dorsalflexion unter stärkstem 
Längszug, dann in Volarflexion unter starkem radial-dorsal gerichteten 
Druck auf das Lunatum. Fixation in extremer Volarflexion. Röntgen¬ 
bilder. Zander-Heidelberg. 

22) Franz Fink (Karlsbad). Ueber blutige Reposition irre- 

ponibler Daumenluxationen. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 93. H. 4.) 

Ein Fall irreponibler Daumenluxation gab einen guten Einblick 
in die anatomischen Verhältnisse dieser Luxation: der Kapselriss 
quer an der Metakarpalinsertion, der M. flex. poll. brev. unver¬ 
ändert, die Sehne des Flex. long. ulnar luxiert, der Rand des Kapsel¬ 
risses über das Capituium metacarpi mit den Sesambeinen ver¬ 
schoben. Der am Dorsum metacarpi gelegene und durch die nicht 
verletzten Lgg. metacarpo-phalangea straff gespannte Kapselrand 
bildete das Hindernis für die Verschiebung der Phalanx nach vorn. 

Nachdem der Kapselrand durch stumpfen Haken emporgehoben 
und nach vorn über die Gelenkfläche des Metacarpus gezogen war, 
ging die Reposition leicht von Statten. Nach 8 Wochen normale 
Funktion. Zander-Heidelberg. 

23) Ebret et Bienvenne. Un cas d’ectrodactylie avec 

malformation du coude et luxation congenitale du 
radius droit (Ein Fall von Ektrodaktylie mit Missbildung 
des Ellenbogens und congenitaler Luxation des Radius.) 
(Rev. d’orthop. Bd. 21, S. 465.) 

Der 21jährige Patient, der wegen starker Varicen in Behandlung 
kam, zeigte ein völliges Fehlen des 5. Fingers der rechten Hand 
und eine totale Aufhebung der Supination des Unterarmes. Nach 
den Röntgenbildern ging die DefektbilduDg der Hand noch bis zur 
Handwurzel, während sich als Ursache der Supinationsbehinderung 
eine angeborene Luxation des Radius ergab. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 

24) Kranss (Konstanz). Rachitis, rachitische Verkrümmung 

der unteren Extremitäten und deren rationell^ Be¬ 
handlung mittels des Kraussschen Schienengips¬ 
verbandes. (Zeitsshr. f. orthop. Chir. XXVI. Bd., S. 193.) 

Die sehr ins Detail gehende Arbeit befasst sich zunächst mit 
der Entstehung der Rachitis bei Menschen und Tieren, speziell 
auch mit dem Eiuflus der Domestikation und anderer Schädlich- 


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keiten. Auch die klinischen Erscheinungen und die Verbreitung 
der Erkrankung werden ausführlich erörtert Von den rachitischen 
Verbiegungen der Unterschenkelknochen kommt am häufigsten die 
Varusbiegung des Unterschenkels und des Kniegelenks vor. Spontan¬ 
heilungen sind, im Gegensatz zu den Behauptungen einzelner 
Autoren, recht selten und fast immer unvollkommen. Die Be¬ 
handlung soll möglichst früh beginnen, so lange die Knochen noch 
weich sind, da dann leicht und rasch eine Geraderichtung zu er¬ 
zielen ist. Es folgt danach eine sehr ausführliche Beschreibung 
der Schienen und ihre Anwendung unter Anführung einer Reihe 
von Krankengeschichten. Am Schluss noch eine Statistik über 
Ursache der Rachitis und die verschiedenen Formen der Ver¬ 
biegungen und die Heilungsresultate bei Schienenbehandlung und 
der natürlichen Heilung. OttendorfT-Hamburg-Altona. 


25) Zesas (Lausanne). Über Schmerzen im Gelenke bei 

der angeborenen Hüftverrenkung. (Zeitschr. f. orthop. 
Chirl Bd. 26, H. 4, S. 618.) 

Z. unterscheidet ausser durch Trauma entstandenen Beschwerden 
und durch tuberkulöse und rheumatische Entzündungen bedingten 
Schmerzen eine dritte Form von Schmerzanfällen, die kontinuierlich 
oder anfallsweise auftreten. Z. glaubt ebenso wie Lorenz, dass 
diese Beschwerden auf eine Reizung des Periosts zurückzuführen 
seien. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

26) Hohmann (München). Zur Diagnose und Pathologie der 

Antetorsion und Retrotorsion bei der kongenitalen 
Hüftverrenkung. (Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. 25, S. 157.) 

Bei der Antetorsion des Femur ist im Röntgenbilde der 
Trochanter minor deutlich zu sehen, während dies bei der Ante- 
version nicht der Fall ist. Bei Retrotorsion liegt der Trochanter 
hinter dem Femur und der Schenkelhals zeigt seine grösste Länge 
bei Mittelstellung der Beine und nicht in Innenrotation. Die Retro¬ 
torsion gibt nach H.’s Erfahrungen eine schlechte Prognose, während 
der Grad der Antetorsion keineswegs der Schwierigkeit der Re¬ 
position resp. Retention zu entsprechen braucht, wenn nur das Bein 
im Verband in genügende Innenrotation gestellt wird. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 

27) Mouchet et S6guirot. Deux cas de luxations trau- 
matiques de la hanche chez l'enfant (Zwei Fälle von 
traumatischer Hüftverrenkung bei Kindern.) (Rev. d’orthop. Bd. 21 
S. 553.) 

Die Verf. berichten über zwei Fälle von traumatischer Hüft- 


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luxation (Lux. iliaca) bei Kindern. Bei dem einen handelte es sich 
um eine veraltete Verrenkung, bei dem anderen gelang die Reposition 
bald nach dem Unfall, wenn auch erst nach mehreren Versuchen. 
Die Ursache des seltenen Vorkommen sehen die Verf. darin, dass 
bei Kindern infolge der grossen Elastizität der noch sehr knorpligen 
Gelenke eher eine Fraktur oder Epiphysenlösung als eine Verrenkung 
zustande kommt. Nur bei einigen, die relativ schlaffe Bänder 
haben, scheint eine Luxation eintreten zu können. Therapeutisch 
empfiehlt sich baldigste Reposition, da derartige Luxationen sehr 
bald irreponibel werden und alsdann nurmehr durch einen blutigen 
Eingriff gebessert werden können. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

28) Waldenström (Stockholm). Die Herdreaction auf Tuber¬ 

kulin bei der Coxitis. (Zeitachr.f. orthop.Chir.Bd. 26.H.4.S.623.) 

W. weist darauf hin, dass bei Tuberkulininjektionen nicht 
nur die allgemeine, sondern vor allem auch die lokale Reaktion von 
Wichtigkeit seie. Bei der tuberkulösen Synovitis des Hüftgelenks 
kommt es zu einer Exacerbation der Symptome (Schmerzen, Kon¬ 
trakturstellung), während die Röntgenaufnahme keine Veränderungen 
zeigt. Liegt ein isolierter Collumherd ohne Ergriffensein der 
Synovialis vor, so lässt sich der Knochenherd im Röntgenbild nach- 
weisen, während eine Tuberkulininjektion ausser etwas Druckschmerz 
keine Herdsymptome ergibt. Ein Knochenherd mit Synovitis reagiert 
natürlich auch mit einer Verstärkung der Symptome (Schmerz und 
Kontraktur), während das Röntgenbild die Knochenveränderung 
beweist. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

29) Kirmisson (Paris.) Sur un point particulier de l’histoire 

de la coxalgie double. Necessitö de respecter en 
pareil cas la luxation iliaque, lorsqu’elle s’est produite 
d’un cöte. (Ueber einen besonderen Punkt bei der Behandlung 
der doppelseitigen Coxitis. Eine iliakale Luxation, die sich 
etwa auf einer Seite einstellt, soll man in Ruhe lassen.) 

(Rev. de orthop. Bd. 21, S. 650.) 

K. warnt auf Grund zweier Fälle, die er selbst beobachtete, 
davor, eine iliakale Luxation, die sich auf einer Seite einstellt, zu 
reponieren, da auf der luxierten Seite meist eine leidliche Beweg¬ 
lichkeit bleibt, während im anderen Falle auf beiden Seiten eine 
völlige Versteifung einzutreten pflegt. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


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30) Bilhau,t (Paris). Coxalgie. Quelques notes sur son 
traitement. (Einige Bemerkungen über die Behandlung der 
Coxitis.) (Add. de cliir. et d’orthop. Bd. 28, S. 821 u. 353.) 

B. empfiehlt für die Anfangsstadien der Coxitis yor allem die 
Gewichtsextension. Besteht bereits eine Kontraktur, so soll diese 
in schonendster Weise in Narkose korrigiert und im weitgreifenden 
Gipsverband fixiert werden. Wichtig ist es, die Behandlung 
möglichst frühzeitig zu beginnen. Zur Erkennung der Krankheit 
leistet die Röntgenaufnahme gute Dienste, indem sie die starke 
Entkalkung der befallenen Extremität zeigt, bei weiter vorgeschrittenen 
Fällen auch den Zustand des Gelenkes (Zerstörungen, Verwachsungen, 
Luxationen). Zwecks Korrektur bestehender Verwachsungen rät B. 
sehr zur subtrochanteren Osteotomie mit nachfolgendem Gipsverband. 
Auch von der Thomasschiene, mit Erhöhung der anderen Seite, hat 
Verfasser gute Erfolge gesehen, ln schweren Fällen hat ihm auch 
die Resektion mit nachfolgender Extension gute Resultate und be¬ 
wegliche Gelenke ergeben. Wichtig ist auch die Behandlung des 
Allgemeinzustandes. Lokal empfiehlt B. vor allem Schmierseifen- 
einreibungen; Punktionen und Injektionen verwirft er. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


31) Cahr6 (Berck). Sur une forme particuliäre de pseudo- 
coxalgie. (Ueber eine besondere Form von Coxitis.) (Rev. d<> 
chir. Bd. 42. S. 64.) 

C. berichtet über eine seltene Form von Hüftgelenkserkrankung, 
die als chronische oder subacute Arthritis verläuft, nie zur Eiterung 
führt, und in kurzer Zeit mit voller Beweglichkeit ausheilt. Ueber- 
einstimmend fanden sich bei den 3’/a—10 Jahre alten Kindern 
deutliche Zeichen von Rachitis. Die Röntgenaufnahmen der Hüft¬ 
gelenke zeigten Coxa vara-Bildung mit deutlicher (auch palpabler) 
Verdickung des Femurkopfes, während der Knochenkern des Kopfes 
ganz abgeflacht war. Eine Verminderung des Kalkgehaltes der 
Extremität war nicht vorhanden. Eine Tuberkulose kann nach C. 
nicht in Betracht kommen, da bei einem Teil der Kinder die 
Tuberkulinreaktioü negativ war. Auch spricht die Verkleinerung 
des Knochenkerns sowie der gute Kalkgehalt der Knochen dagegen. 
Für Lues oder Arthritis deformans fanden sich keine Anhaltspunkte. 
C. glaubt deshalb, dass eine besondere Erkrankung vorliegen müsse. 

OttendorfT-Ham bürg-Altona. 


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32) Qu6nu et Mathien (Paris). Traitement des ankyloses 

vicieuses de la hancbe par l’osteotomie transtro- 
chanterienne oblique. (Bebaudlung der Hüftankylosen 
mittels der scbrägen transtrochanteren Osteotomie). (Rev. de 
chir. Bd. 42, S. 1.) 

Die Verf. bevorzugen zur Korrektur der Hiiftankylosen die 
Osteotomie des Femur und zwar in einer Linie, die schräg vom 
Trochanter major zürn Trochanter minor läuft. Sie benutzen dazu 
ein Osteotom mit gewellter Schneide, da hierbei ein Abgleiten des 
Meisseis nicht leicht eintreten kann. Nach der Operation wird das 
Bein in permanente Extension gelegt, wodurch nicht nur die 
Stellung korrigiert und das Bein verlängert wird, sondern auch 
eine teilweise Beweglichkeit im Gelenk wieder erreicht werden soll. 

Ottendorff-Hamborg- Altona. 

33) Heymann. Zur Kasuistik der traumatischen Luxationen 

des Kniegelenks. (Dies. Leipzig 1910.) 

H. bringt in der vorliegenden Arbeit die Eirankengeschichte 
eines Falles von Luxatio tibiae anterior completa, bei dem sich 
eine völlige funktiouelle Restitution einstellte und erwerbs¬ 
beschränkende Folgen nicht zurückblieben, was um so beachtens¬ 
werter ist, als nach den Ergebnissen der Literatur unter den Knie¬ 
gelenksluxationen die Luxationen der Tibia nach vorn am häutigsten 
Komplikationen oder einen ungünstigen Verlauf aufzuweisen haben. 
Ein wesentlicher Teil des Erfolges ist nach des Verf. Ansicht 
auf die rechtzeitige Behandlung mit medikomechanischen Uebungen 
und die frühzeitige Anwendung der Massage, Elektrizität und Heiss¬ 
luftbäder zurückzuführen. Die vorliegende Arbeit ist gleichsam 
eine Fortsetzung der Kramerschen, der 270 Fälle von Kniegelenk¬ 
luxationen bis zum Jahre 1904 zusammenstellen konnte, die H. 
noch um 30 weitere aus der ihm zugänglichen Literatur des In- 
und Auslandes bis Ende des Jahres 1909 vermehrte. 

Blencke-Magdeburg. 

34) Ch. L^veque. Les lösions traumatiques des Menisques 

de l’articulation du genou. (Gaz. des höp. Oct. 1910.) 

Verfasser gibt eine umfassende Übersicht über das Krankheits¬ 
bild der traumatischen Meniskusverletzungen des Kniegelenks nebst 
ausführlicher Literaturangabe. 

Der Sitz der Läsion ist am häufigsten an der vorderen An- 
heftungsstelle des medialen Meniskus, weil dieser hier am dünnsten 


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und schlechter fixiert ist. Bei der Subluxation der Menisken kommt 
es zur Erschlaffung, bei der Luxation zum Zerreissen der Insertionen. 
Häufig sind auch die Rupturen in Quer- oder Längsrichtung, 
häufiger noch unvollständige Zerreissung der Bandscheiben. 

' Als Entstehungsursache kommt meist eine heftige Bewegung 
des Knies oder ein Stoss gegen das Knie in Frage. Oft bleibt 
das Knie unbeweglich in Flexion stehen. Weitere Symptome sind: 
ein auf die Gegend des Meniskus beschränkter Schmerz, ein Vor¬ 
sprung oder eine Einziehung ist an der Stelle zu fühlen. Sitz des 
Schmerzes ist der Gelenkspalt vor dem Seitenbande. Wichtig ist, 
dass man am Meniscus int. auch normaler Weise bei gestrecktem 
Bein einen Vorsprung fühlen kann, der bei halber Beugung ver¬ 
schwindet. Der Meniscus ext. ist in Streckstellung nicht fühlbar, 
gut dagegen in rechtwinkliger Beugung. Häufig ist die Form der 
Meniskusläsion, bei welcher in gewissen Zeitabständen Rezidive 
auftreten, die durch periodischen Gelenkerguss gekennzeichnet sind. 

Differentialdiagnostisch kommt bei frischer Meniscusluxation in 
Betracht: 1. die Kniedistorsion, bei welcher meist das mediale 
Seitenband am unteren Ende abgerissen ist. Hier besteht starker 
Hämarthros, und seitliche Bewegungen sind möglich. 2. Gelenk¬ 
brüche, besonders Kondylenbrüche der Tibia. Hier sitzt der 
Schmerz unterhalb der Gelenklinie, daneben Verbreiterung des 
oberen Tibiaendes. 

Bei alter oder rezidivierender Luxation kommen in Betracht: 

1. Gelenkkörper als Folge einer Arthritis sicca. Trauma spricht 
mehr für Luxation, bei welcher auch der Schmerz in der Gelenk¬ 
linie stets am selben Punkt lokalisiert ist. Beim Fremdkörper ver¬ 
schiedener Sitz und hefter Schmerz. 

2. Die sogen. Meniscitis von Roux, bestehend in einer Hyper¬ 
trophie des fibrösen Randes des Meniscus. Differentialdiagnose 
kaum möglich. 

Die Behandlung der frischen Luxation besteht in der Reposition, 
die man durch vermehrte Flexion, Torsion und daran anschliessende 
Streckung bewerkstelligt. 14 Tage Ruhe, dann Massage, doch sind 
Rotation und Flexion vorerst zu vermeiden. 

Bei der rezidivierenden Luxation verwendet man 1. die Menisco- 
pexie, d. i. die Annähung des abgelösten Meniscus ans Periost, und 
2. die Meniscectomie, die der ersteren vorzuziehen ist. Man macht 
die Inzision meist am medialen Meniscus als Längsschnitt in der 
Mitte zwischen Lg. patellae und collaterale. Der Kapselschnitt soll 


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möglichst klein sein. — Man begnügt sich damit, den dislozierten 
Teil der Bandscheibe zu exstirpieren. Lagerung in Gipsschiene. 

Dambrin operierte 117 Fälle nach dieser Methode und erzielte 
in 74 Fällen absolute Heilung ohne Rezidiv. Schloffer hatte unter 
25 Fällen 16 gute Endresultate. Zander-Heidelberg. 

35) Meyersohn. Typische Frakturen bei Skiläufern. (Dies. 

Freiburg 1911.) 

M. bringt 11 Krankengeschichten von Verletzungen, die beim 
Skilaufen entstanden waren, und zwar handelte es sich in den 
meisten Fällen um TorsionsbrUche der Tibia in Verbindung mit 
Frakturen des Malleolus der Fibula. Am häufigsten werden 
Anfänger und ungeübte Leute betroffen und derartige Fälle lassen 
sich vermeiden, wenn jeder Skiläufer erst dann eine rasche Ab¬ 
fahrt macht, wenn er gelernt hat, seine Skier zu beherrschen. Die 
Tibia bricht gewöhnlich in ihrem unteren Teile und die Fibula 
frakturiert infolge der Belastung des Körpers, den sie nicht allein 
zu tragen vermag, häufig etwas weiter oben am Schaft. 

Blencke-Magdeburg. 

36) Scheibe. Ueber Osteome am Unterschenkel. (Düs. 

München 1910.) 

Sch. publiziert in der vorliegenden Arbeit einen Fall von 
solitärem Osteom, das in der Diaphyse des Unterschenkelknochen 
Fibula und Tibia knöchern vereinigt hatte, so dass irgendeine 
Scheidung zwischen Tumor und Tibia nicht möglich war. Einen 
ähnlichen Fall konnte er in der ihm zugänglichen Literatur nicht 
finden, aus der er die Fälle von Osteom zusammengestellt hat. 
Kurze allgemeine Bemerkungen über Diagnose, Symptomatologie, 
Aetiologie, Therapie und Prognose der Osteome beschliessen die 
Arbeit. Blencke-Magdeburg. 

37) H. Rttnte. Kongenitaler Fibuladefekt und Pes equinus- 

valgus. (Münch, med. Woch. 1911, Nr. 3.) 

Die rechte Fibula fehlt total, ebenso 2., 3. und 4. Zehe mit 
tarsus und metatarsus. Die Tibia ist geknickt, vielleicht durch in¬ 
trauterine Fraktur. Bei der Geburt soll die Nabelschnur um das 
rechte Bein geschlungen gewesen sein. Der Unterschenkel ist um 
16 cm kürzer als der linke. Der Fuss steht in e quinus-valgus- 
Stellung: Die Entfernung des innern Knöchels, dessen Spitze breit 
gedrückt ist, vom inneren Fussrand ist gleich Null. Die Planta 
pedis steht fast senkrecht zur Ebene und ist 70° lateral abduziert. 


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Eine Einziehung der Haut an der Tibiaknickung deutet anf Amnion - 
sträng. Die Tibia ist auf der Talusrolle nach vorn subluxiert, und 
der Calcaneus ist durch sekundäre Kontraktur der Achillessehne 
nach oben gezogen. Der Euss ruht auf dem inneren Knöchel und 
einer Schwiele, die sich bis zum Köpfchen des ersten Metatarsal¬ 
knochens ausdehnt. Das obere Sprunggeleuk ist nur wenig beweg¬ 
lich, die Peronei stark verkürzt, Calcaneus, Talus und Kuboid zu 
einem Stück verschmolzen. Die dritte Phalange des kleinen Zehen 
fehlt. Die halbkreisförmige grosse Zehe liegt zum Teil unter der 
kleinen Zehe in Valgussteilung und ist deformiert Der Extensor 
hallucis longus ist verkürzt und zieht, wie Hoffa sagt, an der grossen 
Zehe wie eine Sehne am Bogen. Hohmann-Müncheu. 

38) Wierzejewskl (Berlin). Ueber einen Fall isolierter 
Lähmung des Nervus Peronaeus nach Unterschenkel- 
osteotomie. Zugleich eine Beitrag zur Lehre von Ein¬ 
heilung von Fremdkörpern. (Med. Klinik 1910. N. 49, S. 1936 ff.) 

Bei einem 6 jährigen rhachitischen Mädchen war nach Unter¬ 
schenkelosteotomie mit manueller Frakturierung der Fibula eine 
isolierte Peronaeus-Lähmung aufgetreten, die unter entsprechender 
Behandlung (Operation) nach ca. 2 Monaten wieder behoben war. 
Das Kind kam dann später an einer interkurrenten Krankheit zum 
Exitus. An dem gewonnenen Präparat liess sich nachweisen, dass 
der seinerzeit durch Fischblase (Condom) isolierte Nerv ein halbes 
Jahr später keinerlei Verwachsungen mit der Umgebung zeigte, dass 
hingegen die Fischblase teilweise bindegewebige Verwachsungen 
aufwies. W. empfiehlt die Fischblase dringend zur Verhütung von 
Verwachsungen bei Sehnenüberpflanzungen und Raffungen. (M. E. 
wird diese Gefahr doch etwas zu sehr überschätzt An der 
Vulpiusschen Klinik sind wir ohne Isolierungsmittel jederzeit sehr gut 
ausgekommen. Und, wenn irgend angängig, sollte man die Ein¬ 
führung von Fremdkörpern eben doch vermeiden. Ref.) Das 
Rezept zur Zubereitung der Fischblase: Härten in 10 °/o Formalin 
(12 —14 Min.), Wässern (12 Min.), Kochen (10—16 Min.), Auf bewahren 
in 96 °/u Alkohol. Natzler-Heidelberg. 

39) Henlly et Boeckel (Nancy). Trois cas inedits de luxation 

du metatarse. (Drei bisher noch nicht veröffentlichte Fälle 
von Luxation des Metatarsus.) (Rev. d’orthop. ßd. 21, S. 311.) 

Bericht über 3 Fälle von Luxation des Metatarsus in ver¬ 
schiedener Variation. Im ersten Falle gelang die Reposition nicht 


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völlig, doch war der funktionelle Erfolg befriedigend. Bei dem 
zweiten Pat. wurde, da unblutiges Verfahren nicht zum Ziele führte, 
eine Exstirpation des 1. und 2. Keilbeines vorgenommen. Trotz 
erheblicher Plattfussbildung war der Gang ein ziemlich guter. Lm 
dritten Pall gelang die Reposition auf unblutigem Wege und mit 
guter Gehfähigkeit Ottendorff-Hamburg-Altona. 

40) G. C. Bolten, lieber die Morton’sche Form der Meta- 

tarsalgie. (Mitteil. aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 22. Bd., H. 2.) 

Die Morton’sche Form der Metatarsalgie ist ein ganz bestimmtes 
von Morton selbst genau beschriebenes Krankheitsbild, das in der 
Literatur sehr häufig mit anderen Formen der Metatarsalgie ver¬ 
mengt, und daher falsch dargestellt wurde. Sie besteht in Schmerz¬ 
anfällen, die von der Basis der 4. Zehe ausgehend nach Wade und 
Oberschenkel ausstrahlen können. Die anatom. Ursache ist Druck 
des Kopfes des 4. Metatarsale auf den Verbindungszweig der End¬ 
äste des Nerv, plantar, int und ext; an dere anatom. Veränderungen 
(Plattfuss, Lipome, Ostitiden, Arthritis, Tabes, Subluxationen u. a.) 
sind ausdrücklich als fehlend angegeben. Die Veranlassung zum 
Druck wird durch enges Schuhwerk, ev. durch Trauma gegeben. 
Charakteristisch ist, dass die Schmerzanfälle nach Ausziehen der 
Schuhe sofort nachlassen. — Die Therapie kann in Resektion des 
Köpfchens bestehen und hatte in allen Fällen, in denen sie aus¬ 
geführt wurde, dauernden Erfolg. Im 1. Fall hatte Verf. durch 
Alkoholinjektion guten Erfolg. Baisch-Heidelberg. 

41) Momburg. Eine auf einem neuen Prinzip begründete 

Plattfusseinlage. (Deutsche Med. Woch. 1910. Nr. 27.) 

Die bisherigen Einlagen sind nach M’s. Meinung darum nicht 
richtig konstruiert, weil bei allen der Backenteil horizontal steht 
und nur auf die Ausbildung des Gewölbes Wert gelegt werde. 
(Das trifft für Randeinlagen auf schiefer Ebene nicht zu. Ref.) 
Primär weicht der Calcaneus nach aussen ab in Pronationsstellung. 
Deshalb hat M. eine Einlage konstruiert nach denselben Gesichts¬ 
punkten, wie sie Bardenheuer in Band 26 der Zeitschr. f. orth. 
Chir. aufgestellt hat. Das Hauptgewicht wird auf Supinationsstellung 
des Calcaneus gelegt und auf die Hebung des Gewölbes wird ver¬ 
zichtet. Die Einlagen werden fabrikmässig in 4 Grössen hergestellt, 
sie bestehen aus einem keilförmigen, von innen nach aussen ab¬ 
fallenden Gummistücke, einer darunterliegenden Stahlfeder und dem 
Leder, das die Einlage im Schuh an richtiger Stelle festhalten soll. 


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Die Einlage soll in einem bequemen Schnürschuh mit niedrigem 
breiten Absatz getragen werden. Hohmann-München. 

42) F.Blenvenue (Paris). Malformation symetrique des petits 

orteils. (Rev. d’orthop. 1910. 1.) 

Der 14 jähr. Knabe hatte beiderseits eine abnorm zurückstehende 
fünfte Zehe. Wie die Röntgenbilder zeigen, ist das Cuboid an 
Wachstum beträchtlich hinter den anderen Fusswurzelknochen zurück¬ 
geblieben. Ewald-Hamburg. 

43) Heermann (Kassel). Das Redressement sich deckender 

oder gekrümmter Zehen. (Deutsche med. Wochenscbr. 1910. 

Nr. 6. S. 273.) 

H. empfiehlt zur Korrektur verkrümmter Zehen einen mit 
Pflaster umwickelten Bleistreifen zu benutzen, der über dem Dorsum 
der verkrümmten Zehe und unter den benachbarten Zehen liegt. 
Mittels Heftpflaster wird die Methode ja wohl allgemein geübt. 

OttendorfT - Hamburg-Altona. 

44) Masao Snmita: Ueber die angebliche Bedeutung von 

Schilddrüsenveränderungen bei Chondrodystrophia 

foetalis und Osteogenesis imperfecta. (Jahrb. f. Kinder¬ 
heilkunde LXXIII, I.) 

Nach Hervorhebung der Kaufmannschen Ansicht der scharfen 
Trennung von Chondrodystrophie und Osteogenesis unter sich und 
gegen Kretinismus bespricht S. zunächst an der Hand der Literatur 
die Beziehungen von Schilddrüse zu Kretinismus und kommt zur 
Billigung folgender Sätze: „Bei Kretinismus gibt es sicher noch 
funktionsfähige Schilddrüsensubstanz“, und „der Kropf hat so lange 
mit dem Kretinismus nichts zu schaffen, als noch gesunde Schild¬ 
drüsensubstanz erhalten ist" (Kaufmann). Allerdings ist auch ganz 
gesunde Schilddrüse bei Kretinen nicht festgestellt worden. Es 
können Kretinen nach Exstirpation einer Schilddrüse an Kachexia 
strumipriva erkranken. Er kommt zur Ansicht, dass „die Schädigung 
der Schilddrüse, welche bei Kretinen eiue sehr verschieden schwere 
sein kann, nur eine Teilerscheinung der auf den Menschen ein¬ 
wirkenden kretinogenen Noxe ist“ (Bircher). 

Im Hauptteil bespricht S. die Frage nach dem Schilddrüsenbild 
bei den foetalen Skeletterkrankungen und nach gewissen Aehnlich- 
keiten im histologischen Bild der Schilddrüse bei beiden Erkrankungen. 
An je 3 Fällen von Chondrodystrophia foetalis und Osteogenesis 
imperfecta durchgeführte anatomisch histologische Untersuchungen 


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zeigten im Vergleich mit Kontrollnntersuchungen normaler Foeten 
und junger Säuglinge, dass die Schilddrüse sich hinsichtlich Grösse 
und Gewicht in normalen Grenzen hält Ebenso haben die Schild- 
drüsenbefunde hei den Fällen von foetaler Skeletterkrankung keine 
Aehnlichkeit mit den Schilddrüsenbildern hei Myxödem und be- 
Kretinismus, sondern stimmen so sehr mit normalen Kontroll- 
präparaten überein, dass man sie als normal bezeichnen darf! 

Die geringen Schilddrüsenanomalien, wie sie bisher häufig 
bei Chondrodystrophiefällen beschrieben sind, können ebenso häufig 
bei normalen Neugeborenen nachgewiesen werden. Das Gleiche 
scheint ihm für Osteogenesis imperfecta zu gelten, sodass er schliesst: 
keine Form von foetaler Skeletterkrankung kann auf Störung der 
Schilddrüsenfunktion zurückgeführt werden." 

(Ref. möchte letzten Satz nicht gern in dieser verallgemeinerten 
Form annehmen, da speziell für' die Schilddrüse Anatomie und 
Histologie kaum etwas über die Funktion aussagen kann.) 

Hoffmann-Heidelberg. 

45) Peltesohn (Berlin). Klinische und radiologische Bei¬ 

träge zur Kenntnis der W achstumstörungen. (Zeitschr. 
f. orthop. Chir. 25 Bd., Seite 340.) 

Die beiden Fälle, die P. genau röntgenologisch untersucht hat, 
zeigen im jugendlichen Alter erworbene symetrische "Wachstums- 
Störungen speziell der Extremitäten und zugleich Deformierungen 
derselben (Genu varum, valgum etc.) bei verhältnismässig grossem 
Kopfumfang. Die Röntgenuntersuchung ergibt ein Zurückbleiben 
und Unregelmässigkeiten der Verknöcherung der Epiphysen und 
der kleineren Knochen. Verbiegungen der Diaphysen sind nicht 
vorhanden, die periostale Verknöcherung ist ungestört. P. schliesst 
nach der Art der Epiphysenstörungen sowohl Lues und Rachitis 
als myxödematöse und kretinistische Wachstumsstörungen aus, und 
kommt zu der Ansicht, dass es sich um eine der Chondrodystrophie 

ähnliche erworbene Erkrankung handele. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 

46) H. Schwarz (New York). Der Stickstoff- und Schwefel¬ 

stoffwechsel in Fällen von rachitischem Zwergwuchs 
und ein Beitrag zum normalen Stoffwechsel eines 
fünf Jahre alten Knaben. (Jahrb. f. Kinderheilk. LXXII, 5.) 

Ausführliche Stcffwechseluntersuchungen, die im Original ein¬ 
zusehen sind. Allgemeines Interesse beansprucht die bei rachitischem 
Zwergwuchs gefundene Vermehrung des Kreatin und Verminderung 


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der Kreatininau88cheidung. Als Ursache wird die rachitische Leber¬ 
und Muskelerkrankung herangezogen. Hoff«ann-Heidelberg. 

47) Schnbad. Die gleichzeitige Verabreichung von 

Phosphorleberthran mit einem Kalksalze bei Rachitis. 

(Jahrb. f. KinderheUk. LXXII, 7.) 

Verf. stellte an 2 Rachitikern vor längerer Zeit bis 25 Tage 
sich erstreckende Stoffwechselversuche an, bei denen er die Bilanz 
an Phosphor, Kalk, Stickstoff und Fett im Stuhl bestimmt. Wäh¬ 
rend der Beobachtungszeit wird periodisch Phosphor, Phosphorleber¬ 
thran allein und in Verbindung mit phosphorsaurem, essigsaurem und 
zitronensaurem Kalk dargereicht und die Ergebnisse verglichen. 
Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: 

1. Essigsaurer Kalk wird retiniert im Gegensatz zu phosphor- 
und zitronensaurem Kalk. 

2. Die Phosphorretention geht parallel der Kalkretention. 

3. Die Zufuhr von Kalksalzen steigert den Stickstoffgehalt 
des Kotes und vermindert demnach die Stickstoffresorption, doch 
wird die Stickstoffretention dank der starken Verminderung des 
Harnstickstoffs dennoch gesteigert. 

4. Durch die Verabreichung der Kalksalze wird die Fett¬ 
resorption stark verschlechtert. Hoffmann-Heidelberg. 

48) Krukenberg (Elberfeld). Neue Probleme zur Behandlung 

der Belastungsdeformitäten. (Zeitschr. f. orthop. Chir. XXV. 

Bd„ S. 27.) 

Die von K. angegebenen Apparate verfolgen das Prinzip, die 
deformierende Wirkung der Schwerkraft in eine korrigierende zu 
verwandeln. Auch zur Extension des Beines verwendet K. das 
Körpergewicht des Patienten selbst. Bei der Skoliose wird die 
Kraft von Gewichten benutzt, um einen seitlich wirkenden Druck 
auf die hervorragenden Teile des Thorax auszuüben. Bei der 
Konstruktion von gymnastischen Apparaten zur Behandlung von 
Gelenkversteifungen etc. verwendet K. Pendel, die je nach ihrer 
Aufhängung resp. Dach ihrer Stellung zum Körper in ihrer Wirkung 
verschieden sein können. Einzelheiten müssen im Original nach¬ 
gesehen werden. OttendorfT-Hambnrg-Altona. 

49) Bockenheimer. Ueber Sportfrakturen. (Zeitschr. f. ärzti. 

Fortbild. 1911, Nr. 1.) 

B. berichtet in der vorliegenden Arbeit über die bei Ausübung 
verschiedener Arten des Sports und die durch moderne Verkehrs- 

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mittel zustande kommenden Knochenbrüche, bei denen bezüglich der 
Nachbehandlung dasselbe gilt wie bei den aus anderen Ursachen 
entstehenden Knochenbrüchen, nämlich in erster Linie durch regel¬ 
mässige aktive Uehungen die Funktion wieder zu erzielen. Dabei 
kann man die Beobachtung machen, dass man gerade bei den 
Sporttreibenden in relativ kurzer Zeit ausgezeichnete funktionelle 
Resultate erzielt, da hier die Patienten meist die Nachbehandlung 
mit grosser Energie unterstützen, um ihrem Sport möglichst bald 
wieder nachgehen zu können. Für die Sportfrakturen, die der Reihe 
nach besprochen werden, kommt natürlich dieselbe Therapie in Be- 
racht wie für alle übrigen Frakturen auch. Blencke-Magdeburg. 

50) Kirschner (Königsberg). Ein Hebelapparat zur Be¬ 
seitigung der Dislocatio ad latus bei Knochenbrüchen. 
(Zentralbl. f. Chir. 1910. Nr. 52, S. 1633ff. 2 Abb.) 

Beschreibung des Apparates und genaue Angabe der Technik. 
2 Zeichnungen illustrieren die Anwendungsweise. Der Apparat kann 
auch zur Reposition einzelner Luxationen verwendet werden. 

* Natzler-Heidelberg. 

51) Blenke (Magdeburg). Die tabischen Arthropathien und 

Spontanfrakturen in ihrer Beziehung zur Unfall¬ 
versicherungsgesetzgebung. (Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. 25, 
S. 561.) 

Die tabischen Gelenkleiden und Spontanfrakturen kommen 
allermeist im prodromalen Stadium der Erkrankung vor, ehe über¬ 
haupt noch deutliche Symptome von Seiten des Nervensystems auf- 
treten. Meist treten diese Frakturen und Gelenkaffektionen nach 
minimalen Traumen oder ohne solche auf, sodass man in der Be¬ 
urteilung dieser Erkrankungen in Bezug auf die Unfallgesetzgebung 
mit grösster Vorsicht verfahren muss. Dass ein Zusammenhang 
zwischen der Erkrankung des Zentralnervensystems und der der 
Knochen besteht, muss man wohl annehmen, weshalb aber die 
Fraktur erfolgt, steht noch keineswegs fest. Der bei mikroskopischen 
Untersuchungen gefundene Mangel an Kalksalzen würde eher zu 
einer Biegung der Knochen als zu einem Bruch führen. Möglicher¬ 
weise ist die Ursache wenigstens zum Teil in der Anästhesie der 
Knochen und dem herabgesetzten Muskeltonus zu finden. Thera¬ 
peutisch sind chirurgische Massnahmen bei deu Arthropathien nicht 
angebracht, als bestes Mittel ist der Schienenhülsenapparat zu 
empfehlen. Die Frakturen verlaufen im allgemeinen ebenso wie 
andere Brüche. Ottendorff-H&mburg-Altona. 


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52) Dlem. Ein Fall von multipler Gelenkentzündung nach 

einer probatorischen Tuberkulininjektion von 0,5 mg. 

(Münch, med. Woch. 1911, Nr. 5.) 

Bei einer 32 jährigen Frau blieb nach einer doppelseitigen 
Pyelitis infolge einer Cystitis eine länger dauernde Bakteriurie 
zurück, auch traten zeitweise rheumatoide Erytheme auf. Obwohl 
im Urinsediment keine Tuberkelbazillen zu finden waren, dachte 
man an eine der Erkrankung zugrundliegende Tuberkulose. Die 
Ophthalmoreaktion führte zu heftiger Konjunktivitis und Bildung 
eines Ekzemknötchens, die Pirquetsche Reaktion zu Papelbildung. 
Nach Abheilung dieser Erscheinungen wurde am rechten Arm eine 
probatorische Tuberkulinreaktion von 0,5 mg gemacht. Am 
folgenden Tag Temperatursteigerung auf 39° und stark ödematöse 
Anschwellung des rechten Vorderarms mit Rötung der Haut, sowie 
Ergüsse im rechten Hand- und sämtlichen Fingergelenken. Die 
Haut an den Gelenken war livide verfärbt, die Bewegungen sehr 
schmerzhaft, auch bestanden spontane Schmerzen im Vorderarm 
In der Achselhöhle fühlte man kleinere druckempfindliche Lymph- 
drüsen, die Haut des Schultergelenkes, der Fossa supraclavicularis, 
sowie über dem Pectoralis major war stark hj peralgetisch. 6 Tage 
lang abends Temperaturen bis 39°. Auf der Lunge rechts anfangs 
Rasseln. Das Oedem und die Gelenkschwellungen verschwanden 
nach 10 Tagen unter Wärmebehandlung und Hochlagerung, doch 
blieb eine Schmerzhaftigkeit in den Fingergelenken bei Faustschluss 
zurück. — 

Eine Infektion ist ausgeschlossen. Es dürfte sich um eine 
Ueberempfindlichkeit gegenüber Tuberkulin handeln, wofür 
die starke Haut- und Augenreaktion spricht. In einem ähnlichen 
Fall in Dortmund trat bei einem jungen Mann mit Lungenspitzen¬ 
affektion nach einer Einspritzung von 1 mg Alttuberkulin eine 
rheumatische Entzündung mehrerer Gelenke und eine Herzklappen¬ 
entzündung auf, wahrscheinlich ein akuter tuberkulöser Gelenk¬ 
rheumatismus, der durch die Einspritzung ausgelöst wurde. Zum 
Schutz gegen Tuberkulinschädigungen empfiehlt D. die Prüfung des 
Individuums mit der Pirquetschen Reaktion. Entsteht dabei eine 
sehr grosse Papel, dann ist Vorsicht geboten. 

Hohmann -München. 

53) Fuchs. Ueber die Behandlung tuberkulöser Kinder 

mit hohen Tuberkuiindosen. (Jahrb. f. Kinderheilk. r.xxn 5 .) 

Die Art des Vorgehens war das nach Schlossmann unter mög¬ 
lichster Vermeidung stärkerer Reaktionen. Verlangsamtes Einsetzen 

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der Immunität war meist ein Hinweis auf einen ausser Knochen 
und Gelenkstuberkuiose bestehenden Lungenherd. 

Der Gesamteindruck der Behandlungsweise war ein durchaus 
ungünstiger. Monatelanges Fiebern, Sinken des Allgemeinzustandes, 
Blässe, Anorexie, Gewichtsstillstand, auch dort wo vorher Zunahme 
bestand, Schmerzen an der Injektionsstelle und dem Orte der Er¬ 
krankung. 

Die Pirquetsche Reaktion wird negativ, so lange unverdünntes 
Tuberkulin gespritzt wird. 

Die lokalen Prozesse können sich verschlimmern und an andere 
Stellen propagieren. 

Bei leichteren Lungenfällen wurden bessere Resultate beobachtet 
wie bei den kariösen und fungösen, aber auch keine sichere günstige 
Beeinflussung. 

Injektionen in der Nähe der affizierten Stelle führte zu Haut¬ 
reaktionen mit Oedemen, Hitze und Blasenbildung unter starkem 
Fieber. Aus der Regelmässigkeit dieser Reaktion war ein Rück¬ 
schluss auf die tuberkulöse Natur einer Gelen kaffektion möglich, in 
deren Nähe eingespritzt wurde. Hoffmann-Heidelberg. 

Kongress- und Vereinsnachrichten. 
r>4) Berliner Orthopädische Gesellschaft. 

Sitzung am Montag, den 6. Februar 1911. 

Vorsitzender: Herr Joachimsthal. 

1.Herr Gerhartz : Experimentelle Studien über den aufrechten Gang. 
Vortragender hat die Veränderungen studiert, die an einem zum aufrechten 
Gehen dressierten Foxterrier während einer Beobachtungsdauer von 28 Wochen 
aufgetreten sind. Die Wirbelsäule hat ihre Stellung verändert, indem die Brust¬ 
wirbelsäule ventral concav, die Lendenwirbelsäule ventral convex ausgebogen 
erscheint. Es haben sich bei der anatomischen Untersuchung starke Tran6- 
formationen an den Knochen, besonders der Tibia und des Femur gefunden. 
Herz und Lungen haben beim Stehhund ihre Lage geändert. Die Befunde des 
Vortragenden sprechen gegen die Belaatungstheorie; die Wachstumsrichtung 
gibt die Form beim aufrechten Gang. 

2. Herr Müller: Vorstellung eines Falles von caput obstipum bei ange¬ 
borenem einseitigen Defekt des M. sterno-cleidomastoideus. Aetiologie des 
Muskeldefektes vielleicht infantiler Schwund des Accessorius*Kernes, der aller¬ 
dings bis jetzt nie einseitig beobachtet worden ist. 

Dazu Herr Joachimsthal. 

3. Herr Rohardt: Vorstellung eines Kindes mit einer nach doppelseitiger 
Halsdrüsenexstirpation entstandenen doppelseitigen Accessoriuslähmung. Ausfall 
beider Mm. cucullares. Kinematographische Vorführung, welche die Bewegungs¬ 
störung gut erkennen lässt. 


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4. Herr MDlIer: Bericht über zwei F&Ile von rachitischen Spontanfrakturen 
am unteren Tibiaende, die nach ihrer deformen Heilung nach zweimaliger ver¬ 
geblicher Osteotomie von anderer Seite von dem Vortragenden durch Exstirpation 
des Callus, Distraktion der Fragmente ad longitudinem und Schienenhülsen¬ 
apparat geheilt worden sind. 

Dazu Herr Helbing: Er hält die beiden Fälle für kongenitale Pseudarthrosen- 
bildung. Therapie bekanntlich sehr schwierig. Vielleicht Bolzung am Platze. 
Das erste der von Müller gezeigten Kinder ist noch nicht geheilt. 

Dazu Herr Joachimsthal: Schliesst sich der Ansicht Helbings an. 

Herr Müller: Schlusswort. Bleibt bei seiner Ansicht, dass Rachitis vorliege. 

5. Herr Ehrlnghaus: 6 Fälle von tuberkulöser Coxitis mit Spontanfrakturen 
am unteren Femurende, die auf trophische Störungen zurückgeführt werden 
müssen. Nach Ansicht des Vortragenden ist das untere Femurende eine 
Prädilektionsstelle für diese Art von Spontanbrüchen. 

Dazu Herr Wollenberg und Herr Böhm: Beide haben solche Spontan- 
fraktnren auch nach angeborener Hüftverrenkung gesehen. 

Herr Peltesohn hält die Tibia distal vom oberen Epiphysenende gleich¬ 
falls für eine Prädilektionsstelle solcher Frakturen, Herr Müller das obere 
Femurende. 

6. Herr Wohlauer: Vorstellung eines 16jährigen jungen Mannes, bei 
welchem eine Spondylitis tuberculosa 1 1 / 1 Jahre vor ihrem Manifestwerden mit 
einer homologen Ischias scoliotica begann, die aber unter Röntgentherapie in 
der Zwischenzeit verschwand. 

Dazu Herr Böhm. 

7. Herr Kölllker (Leipzig): Zur Therapie des spastischen Plattfusses. 
Vortragender hat in zwei Fällen von spastischem Plattfass, der in dem einen 
Falle durch multiple Sklerose, in einem anderen durch Hydrocephalus bedingt 
war, die Supinatoren des Fasses verlängert, die Pronatoren verkürzt und ein 
gutes Resultat erhalten. Er empfiehlt die Sehnenplastik für solche Fälle. 

Dazu die Herren Helbing, der einen Pes equino-valgus spasticus bei der 
Little’schen Eirankheit gesehen, und Herr Sachs, der zwei Fälle mit spastischer 
Verkürzung der Peroneussehne mit Tiefertreten des Grosszehenballens gesehen 
und durch Tenotomien Besserung erzielt hat. Dazu ferner die Herren Joachims¬ 
thal und Peltesohn. 

8. Herr Wollenberg: Knochenzyste im os naviculare. 

Bei einem Studenten fand sich typischer Druckschmerz in der Tabati&re und 
Störung der Dorsalflexion nach Verletzung der Hand. Röntgenbild ergab zen¬ 
trale Aufhellung im os naviculare. Bei der Operation frakturierte der Knochen 
in dem Augenblick, wo er aus seinem Lager herausgehoben wurde. Es ergab 
sich eine Zyste auf der Basis einer Ostitis fibrosa. Histologisch fand sich ein 
Callus in der Corticalis, der dafür spricht, dass eine Infraktion des Kahnbeins 
vorausgegangen ist. an die sich der Prozess angeschlossen hat. Dieser Befund 
spricht gegen die Preisersche Annahme der Bandabreissung als primärer Ur¬ 
sache. Die Exstirpation des os naviculare ist bei der vorliegenden Affektion 
das gegebene Verfahren. 

Dazu Herr Preiser: Er zeigt mehrere einschlägige Fälle seiner Beobachtung. 
Ala Ursache nimmt er wie Wollenberg eine rarefizierende Ostitis durch Nekro¬ 
tisierung an, indem durch Verletzungen die normale Ernährung zugrunde geht. 

Bibergell-Berlin. 


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55) Dreifuss. Aerztl. Verein Hamburg. 7. VT . 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 46, 1910.) 

Asymmetrische Körperentwicklung, 6jähr. früher gesundes 
Mädchen blieb seit 1 x /a Jahren körperlich und geistig zurück. Gesteigerte 
Reflexe, Hypersensibilität, Vergrösserung der rechten Schädelhälfte und der 
rechten Extremitäten. Längendifferenz der oberen 5, der unteren 4 cm, Umfang¬ 
differenzen 3—4 cm. Haut fühlt sich hier trocken, verdickt an, Knochenstruktur 
im Röntgenbild nicht so gut ausgeprägt wie links. Der Thorax mit Mamma 
ist dagegen links stärker ausgebildet. Von Schilddrüse nichts zu fühlen. 

Hohmann-München. 

56) KDnne. Verein für innere Medizin und Kinderheilkunde Berlin. 31. X. 10. 

(Ref. D. med. Woch. Nr. 47, 1910.) 

Angeborene Missbildungen. 

a. Angeborene Skoliose: 6 Lumbalwirbel, 10 Brustwirbel, 1 Reilwirbel,, 
von dem 1 Rippe ausgeht, zwischen 6. u. 7. Halswirbel noch 1 Keilwirbel, 
Auf der Keilwirbelseite 11 Rippen, auf der anderen 10 Rippen. — Bei 
anderem Patienten hat der letzte Lendenwirbel im Röntgenbild Gestalt eines 
Ringes, der Wirbelkörper scheint defekt. 

b. Amniotische Abschnürung an Armen und Füssen ohne sonstige Defor¬ 
mitäten. I 

c. Beiderseitige Radiusköpfchenluxation, bei Littlescber Krankheit. 

d. Partieller Ulnadefekt mit knöcherner Ankylose des Ellenbogens. 

e. Totaler Defekt des fibularen Strahls, Fehlen der Fibula und der 
5. Zehe mit Metakarpus. 

f. Defekt beider Füsse (Ektromelie) und Verkürzung der noch knorpeligen 
Unterschenkel (Alter des Kindes 2’/2 Jahre.) Hohmann-München. 

57) Prei8er. Aerztl. Verein Hamburg. 26. IV. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 40, 1910.) 

Angeborene Gelenkmissbildungen. Doppelseitige Ankylose 
beider Daumen-Interphalangealgelenke, die jetzt in Pubertät spontan 
beweglich werden. Daumen verbreitert, kürzer, Glanzhaut. Normale Knochen¬ 
konturen im Röntgenbild, bis auf Kürze und Breite der Phalangen. Der Vater 
des Pat hat dieselbe Missbildung am linken Daumen. Offenbar Ausbleiben der 
Gelenkkapselbildung. — 2. Fall: Doppelseit. angeb. Supinationsstörung 
des Ellenbogens. Beugung und Streckung frei, Pro- und Supination links 
unmöglich, rechts bis 45*. Links steht Radiusköpfchen in scheinbarer Luxations¬ 
stellung, es besteht offenbar gar kein differenziertes Gelenk. Hemmungsmiss¬ 
bildung. Hohmann-München. 

58) Mohr, Gesellsch. f. Geburtshülfe und Gynäkologie Berlin. 27. V. 1910. 

(Ref. D. med. Woch. Nr. 45, 1910.) 

Lebende kindliche Missbildungen. Mädchen, in normaler Schädel- 
lage geboren, mit Luxation eines Oberschenkels, mit Atrophie des Unterschenkels, 
Fehlen der Klitoris und Anus vesicovaginalis mit dauerndem Urinabgang. 

Hohmann-München. 


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59) A. Reiche. Verein für innere Medizin und Kinderheilkunde Berlin. 31. X. 10. 
(Ref. D. med. Woch. Nr. 47, 1910.) 

a. Lues congenita. 'S 1 /* Wochen alter Säugling. Kontrakturen der 
oberen und unteren Extremitäten. Röntgenbild zeigt Osteochondritis 
luetica des linken Oberarms und Ellenbogens. 

b. Folgezustände der Rachitis. Infantile Osteomalazie bei 6jähr. 

Mädchen, starke Verkrümmungen der Extremitäten, zahlreiche Spontanfrakturen. 
Bei Rachitikern Plattfüsse, Skoliosen, crura vara, coxa vara. Behandlung mit 
Langes Einlagen und Liegebrett usw. Hohmann-München. 

00) Stolz. Unterelsäss. Aerzteverein Strassburg. 25. VI. 10. (Ref. D. med. 
Woch. Nr. 46, 1910.) 

Osteopsathyrose. 19jähr. Mann brach sich schon rechten Vorderarm, 
linken Oberschenkel, rechten Oberschenkel aus geringfügigem Anlass. Zuletzt 
fuhr er auf einem Wagen und liess die Beine über das Sitzbrett frei herab¬ 
hängen. Ein Stoss des Wagens genügte um den Oberschenkel genau am Rande 
des Sitzbretts zu brechen. Heilung schnell, ohne Verkürzung. Mann stammt 
aus Vegetarierfamilie und ist selbst strenger Vegetarier. 

Hohmann-München. 

61) Sielmann. Aerztlicher Verein München 2. XI. 1910. (Ref. Münch. Med. 

Woch. No. 2, 1911.) 

Osteomalazie. Röntgenbilder einer 39jährigen Frau, deren Krankheit 
vor 3 Jahren begann: An den einzelnen Knochen netzartige Hohlräume im 
Markraum, verdünnte Corticalis, der Knochen gleichsam nur noch von Periost 
zusammengehalten. Am Becken läuft die Linea innominata mehr gradlinig, die 
Femora zeigen leichte Coxavara - Stellung. Bestrahlung mit Röntgenstrahlen 
scheint die Festigkeit der Knochen zu bessern. Hohmann-München. 

62) Menzer: Verein der Aerzte in Halle 30. XI. 1910. (Ref. Münch. Med. 

Woch. No. 4, 1911). 

Rheumatismus tuberculosus Poncet. Bei 20 jährigem Soldaten 
entwickelten sich allmählich schleichend Entzündungen in den Gelenken mit 
geringem Exsudat und starker Neigung zur Ankylose. Salicyl und Bäder ohne 
Erfolg. Wassermann negativ. Streptokokken-Serum von geringem Erfolg. 
Pirquet stark positiv und auf */io Mg. Tuberkulin Kochii starke Allge- 
mein-Erscheinungen mit Steigerung der Temperatur und lokalen Schwel¬ 
lungen und Schmerzen an den kranken Gelenken. Tuberkulin-Behandlung und 
warme Bäder besserten in 2 Monaten die Beweglichkeit der Gelenke. Im 
Röntgenbild keine Veränderungen der Knochen, also Erkrankuug der Synovialis. 

Hohmann-München. 

63) Pochhammer. Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins. 11. VII. 1910. 

(Ref. D. med. Woch. Nr. 45, 1910.) 

Parostale Kallusbildung. P. hat experimentell versucht, Myositis 
ossificans zu erzeugen. Durch Verletzungen der Muskeln (Ausschneiden eines 
Muskelstücks und Wiedereinpflanzen) entstand nur eine Muskelschwiele. Auch 
Einlagerung ausgeglühter Knochenteilchen hatte keinen Effekt. Kallus bildete 
sich erst, wenn das Periost abgelöst und verlagert wurde. In den 


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abhängigen Partien, wo das Blut sich sammelte, reichlichste und früheste 
Kallusbildung. Durch Einlagerung von Blutkuchen und Blutfibrin in eine durch 
PeriostablOsung entstandene Periostmulde konnte er Muskelknochen erzeugen. 
Die Muskelknochen sind also nichts als parostale Kallusbildung. Auch durch 
künstliche Fibrinpräparate bei Periostablösung gelang das Experiment Das 
Fibrin scheint also die Zellproliferation und Kallusproduktion der Osteoblasten 
anzuregen. Bei zwei Pseudarthrosefallen wendete er dies Verfahren an. Im 
ersten gelang es, dicke Kallusbrücken neben den durch Naht vereinigten Knochen 
zu erzeugen, die zur Konsolidation beider Unterarmknochen führten. Im zweiten 
Fall wär anscheinend durch Voroperationen der Knochen bezw. seine osteo- 
blastischen Gewebsschichten zu sehr geschädigt, sodass der Erfolg ausblieb. 

Hohmann-München. 

64) König. Aerztlicher Verein Hamburg. 26. IV. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

No. 40, 1910.) 

Studien über Frakturheilung. Massgebend sind Fraktur¬ 
linie und Bruchenden. Am wichtigsten ist der periostale Kallus, am 
unbedeutendsten der Markkallus und der intermediäre Kallus (vom Knochen 
selbst). Fehlen jeder Kallusbildung hat allgemeine Ursachen. Längeres Bestehen¬ 
bleiben der Frakturlinie beweist, dass knöcherne Vereinigung noch nicht vorliegt. 
Bei Weichteilinterposition kalte Stauung, Jodinjektion, Zerreiben der Weichteile. 
Bei Pseudarthrose Aufrischen der Bruchenden und Periostknochenlappen auf die 
Nahtlinie. Bei allzureichlicher Kallusbildung, periostale Ossifikationen in den 
Muskeln, sogen, „frakturloser“ Kallusbildung empfiehlt K. häufigen Stellungs¬ 
wechsel des Gelenkes während der Entstehung dieser Massen, um Versteifung 
zu verhüten. 

Diskussion: A r n i n g: Lues kann solche Kallusbildung erzeugen. Deutsch¬ 
länder: Verzögerte Kallusbildung nach blutiger Frakturbehandlung, besonders 
an den Stellen zu beobachten, wo der Silberdraht oder die Metallplatte liegt. 
F r a e n k e 1 will die atypischen Knochenbildungen ohne Fraktur nicht als Kallus 
bezeichnet wissen. Kümmel 1 ist kein Freund der operativen Fraktorbehand- 
lung wegen der langsamen Kallusbildung. König: Frakturlose Kallusbildung 
bei Tabes. Bei Lues hat er sie nicht beobachtet; Die Bezeichnung hat er ge¬ 
wählt, weil es keine Myositis ist. Die Schuld mangelhafter Kallusbildung bei 
Silberdrahtnaht sei wohl nicht dem Silberdraht beizumessen, sondern eher der 
nicht genügenden Berücksichtigung des Periosts, das nicht genäht werde. 
Extensionsbehandlung ist für das Periost sehr günstig. 

Hohmann-München. 

65) Stleda. Aerztl. Verein Halle. 30. XI. 1910. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 4, 1911.) 

Ueber Knochenimplantationen. Vor 8 Monaten entfernte S. bei 
8 jährigem Knaben wegen eines Knochentumors, der zystisch zerfallen war und 
eine Spontanfraktur des Humerus verursacht hatte, etwa 13 cm des Humerus 
einschliesslich des grössten Teils des Kopfes und implantierte sofort eine 
Knochenleiste der Tibia des Patienten, die auf der einen Seite mit Periost, auf 
der anderen mit etwas Knochenmark bedeckt war. Glatte Einheilung. Gute 
Funktion des Armes. — In einem anderen Falle implantierte Bramanü vor 
12 Jahren wegen Pseudarthrose der Tibia ein 6V2 cm langes Stück einer toten, 


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ausgekochten Tibia eines anderen Patienten, das einheilte und zur Konsolidation 
führte. Die Tibia gibt jetzt im Röntgenbild einen einheitlichen Schatten und 
weist von dem Implantatum nichts mehr auf. Hohmann-München. 


66) Svdeck. Aerztlicher Verein Hamburg. 7. VI. 10. (Ref. D. med. Woch. 
Nr. 47, 1910.) 

Nagelextension. Nur dann, wenn keine guten Angriffspunkte für die 
Bardenheuersche Extension gefunden werden (Brüche der Malleolen und des 
untersten Teiles des Unterschenkels, schwere Weichteilzertrümmungen). Sonst 
Bardenheuersche Extension. Holtmann-München. 


67) E. Fritzeohe. Med. Gesellsch. Basel. 2. VI. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 47, 1910.) 

Entstehung der Fettembolie. Experimentell wies F. nach, dass durch 
Erschütterung der langen Röhrenknochen Fettembolie auf dem Lymphweg ent¬ 
steht und durch Drainage des ductus thoracicus vermieden werden kann, 
Frakturen und Zerstörung des Knochenmarks machen Fettembolie auf dem Blut¬ 
weg. Ligatur der aus der Extremität abführenden Venen verhindert die Ver¬ 
schleppung des Fetts in die Lungen. Operative Drainage des ductus thoracicus 
ist von Wilms einmal gemacht worden, ein nicht schwerer Eingriff. Statistik 
der operativen Verletzungen des ductus weist unter 28 Fällen 2 Todesfälle und 
26 Heilungen auf. Hohmann-München. 

68) F. Haenel. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde zu Dresden, ö. XI. 1910. 

(Ref. Münch, med. Woch. Nr. 2, 1911.) 

Beitrag zur Behandlung der Pseudarthrosis. Von 8 Fällen ge¬ 
nügte bei 7 die Naht oder die Fixierung der Knochenenden mit Klammern. Ein 
schwieriger Fall, der jahrelangen Versuchen anderwärts getrotzt hatte, (Bruch 
der Tibia im untern Drittel im Alter von 2 Jahren mit Ausgang in Pseud- 
arthrose und starkem Missverhältnis der weitergewachsenen Fibula zur verkürzten 
Tibia. Eine Resektion der Fibula zum Ausgleich des Missverhältnisses führte 
auch hier zur Pseudarthrose und allmählicher Verkrümmung.) H. pflanzte das 
obere Fibulaende in das etwas ausgehöhlte untere Tibiaende und befestigte auch 
das untere Fibulaende an die Vereinignngsstelle. Er osteotomierte zu diesem 
Zweck die Fibula unterhalb ihres Kapitulum und auch oberhalb des Malleolus 
fibulae. Auch das obere Tibiaende vereinigte er mit der Fibula. Vorzügliches 
Resultat, tragfahiges Bein. Hohmann-München. 

69) Hoeftmann. Verein für Wissenschaft!. Heilkunde Königsberg. 2. V. 1910. 

(Ref. D. med. Woch. Nr. 40, 1910.) 

Prothesen. Knabe von 12 Jahren mit Defekt des rechten Beins 
bis auf 11 cm langen Stumpf. Prothese mit beweglichem Kniegelenk, besteht 
aus einfachem Gerüst mit durch Schlitze zu verlängernden Schienen wegen des 
Wachstums. — 7jähriges Kind mit totalem Defekt beider Unterschenkel 
Prothesen mit beweglichem Kniegelenk und einstweilen ganz kurzen 6—7 cm 
langen Unterschenkeln. — Mann mit Defekt beider Hände nebst unterem Drittel 
der Unterarme und Verlust der Füsse (am Orthopädenkongress vorgestellt). 
Einfache Vorrichtung zum Auf- und Zoschliessen seiner Wohnung und andere 
Einsatzstücke (z. Stiefelputzen usw.) Hohmann-München. 


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70) E. Müller. Aerztlicher Verein Marburg. 17. XI. 10. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 3, 1911.) 

Hereditär - familiäre Form der kombinierten Erkrankung der 
Hinter- und Seitenstränge bei zwei Brüdern, 5 u. 10*/• Jahre alt aus ge¬ 
sunder Familie, keine Lues. Im Vordergrund steht Schädigung der Pyramiden¬ 
bahnen, starke Steigerung der Reflexe, Klonus, Babinsky, Verkürzung der 
Wadenmuskeln und Parese der Dorsalflektoren des Fusse6 und der Peronei. 
Der Muskeltonus an den Beinen ist eher herabgesetzt als gesteigert, ebenso an 
den Bauchmuskeln. Stehen und Gehen bei beiden Brüdern in gleicher Weise 
verändert. Breitbeiniges Stehen mit starkdurchgedrückten Knien, deren Band¬ 
apparat erschlafft ist, nach vom gebeugtem Oberkörper, starker Lendenlordose, 
vorspringendem Bauch. Der Gang geschieht mit einwärts gesetzten deutlich 
herabhängenden Fussspitzen, mit schleifenden Zehen, Neigung zum Ueberkreuzen 
der Füsse (aber nicht der Oberschenkel und Kniee wie bei Little). Beim kleinen 
Patienten deutliches Watscheln wie bei Muskeldystrophie. Ausser etwas er¬ 
höhtem Lumbaldruck, Eosinophilie des Blutes und Herabsetzung der Pulsfrequenz 
keine Veränderungen. 

Gegen Friedreich spricht neben Steigerung der Reflexe das Fehlen der 
Ataxie. Es überwiegen die Pyramidensymptome. Da aber keine 
Hypertonie, sondern eher eine Abschwächung des Muskeltonus besteht, gehört 
das Bild auch nicht zur spastischen Spinalparalyse. Es muss als hereditär¬ 
familiäre Form der kombinierten Erkrankung der Hinter- und Seitenstrange auf¬ 
gefasst werden. Hohmann-München. 

71) Blesalskl. Verein für innere Medizin u. Kinderheilkunde Berlin. 31. X. 10. 

(Ref. D. med. Woch. Nr. 47, 1910.) 

Spastische und schlaffe Lähmungen. Vorstellung von Fällen, die 
mit Sehnenverpflanzungen, Arthrodesen, Tenotomien, Radikotomie behandelt 
wurden. Ein besonders schwerer Fall Little'scher Krankheit mit hochgradigster 
Atethose, die sich auch auf Mimik, Schluck- und Zungenbewegung erstreckt, 
ohne Intelligenzstörung. Hohmann-München. 

72) Engels. Aerztlicher Verein Hamburg. 17. I. 1911. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 4, 1911.) 

Behandlung von Neuralgien mit Nervenmassage. 3 Fälle, die 
mit der Corneliusschen Methode erfolgreich behandelt wurden: Eine Neuralgie 
des Vorderarms mit 55 Massagen geheilt, eine seit 4 Jahren bestehende Neu¬ 
ralgie des Mittelfingers, bei der Elektrizität und Injektionen erfolglos waren, 
mit 30 Massagen geheilt, eine hartnäckige Ischias, die allen Kuren trotzte, mit 
33 Massagen geheilt, dann nach 1 Jahr rezidiviert, mit 15 weiteren Massagen 
geheilt. 10 Ischiasfälle sind bisher von !)• geheilt worden. 

H ohmaim-München. 

73) W. Hls. Berlin, med. Gesellscli. 18. 1. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 4, 1911.) 

Behandlung von Gicht und Rheumatismus mit Radium. Von 
100 mit Radium behandelten Fällen von chronischem Rheumatismus zeigten die 
meisten bedeutende Besserung, o wurden geheilt. Die Schmerzen nehmen ab, 


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Kontrakturen gehen zurück. Von 28 Fällen echter Gicht wurden 24 gebessert, 
4 blieben ungebessert. Innerhalb einiger Wochen verliert das Blut den Harn» 
s&uregehalt, in 2 Fällen verschwanden Ohrtophi. Die Behandlung besteht teils 
in Einatmung in Emanatorien, teils in Injektion von radiumhaltigen Salzen, 
teils in Trinkkuren. Die entzündliche Auswanderung der Leukozyten sistiert, 
Fermente werden aktiviert Im Beginn der Behandlung oft erhöhte Reaktion. — 
Die Diskussion brachte die guten Erfahrungen verschiedener Herren mit dieser 
Behandlungsart zum Ausdruck, bei Interkostalneuralgie mit radiumhaltigen Koni' 

pressen u. a. Hobvnaan-München. 

74) Kirsch. Mediz. Gesellsch. Magdeburg. 3. XI. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 5, 1911.) 

Verletzung der Lendenwirbelsäule. 40jähr. Mann. Das Röntgen- 
bild zeigt Asymmetrie des 5. Lendenwirbels, die Ludloff als diagnostisch wichtig 
für die Frakturen dieser Gegend bezeichnet hat. Hohmana-München. 

75) Schuster. Berliner medizin. Gesellsch. 11. 1. 1911. (Ref. Münch. Med. 

Woch. No. 3, 1911.) 

Traumatische Wirbelsäulen Verletzung, beider wiederholte Ohnmachts¬ 
anfälle eintraten, sodass eine Spondylitis des 5. und 6. Brustwirbels angenommen 
wurde. Es handelt sich aber um eine hysterische Wirbelskoliose infolge 
Kontraktur. Hohmann München. 

76) Chlarl. Unterelsässischer Aerzteverein Strassburg. 7. V. 10. (Ref. D. med. 

Woch. Nr. 43, 1910.) 

Spondylolisthesis. 70jähr. Mann, an Lungenembolie gestorben. Die 
Sektion fand den Körper des 5. Lendenwirbels an dem des 1. Sakralwirbels um 
lern weit nach vorn geglitten. Ursache: Spondylolysis interarticularis des 
5. Lendenwirbels. Hohmami-München. 

77) Schlesinger. Gesellsch. für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. 

15. XII. 1910. (Ref. Münch, med. Woch. Nr. 1, 1911.) 

Spondylitis cervicalis. Vor 1 V S Jahren war das 13jährige Mädchen 
an allen vier Extremitäten und der Rumpfmuskulatur gelähmt, hatte Nacken¬ 
steifigkeit, Rust’sches Symptom, Schwellung der Weichteile des Nackens, 
Muskelatrophie der Hand mit Entartungs-Reaktion, mässige Sensibilitätsstörungen 
an Händen und Füssen, Blasen- und Mastdarmlähmung, Dekubitus am Kreuz¬ 
bein. Im Gipsbett blieb die Lähmung länger als 1 Jahr, dann ging sie all¬ 
mählich zurück, zuerst an den Füssen. Jetzt kann Patientin ohne Unterstützung 
im Gipskorsett gehen, sogar laufen. Hohmann-München. 

78) Max Böhm. Berliner medizin. Gesellsch. 11 I. 1911. (Ref. Münch. Med. 

Woch. Nr. 3, 1911. 

Bedeutung der Rachitis für die Ätiologie der jugendlichen 
Rückgratsverkrümmungen. In 60 °/o ist die Rachitis die Ursache der 
Skoliose. Im lumbodorsalen Teil der Wirbelsäule sieht man den Wirbelknick, 
an den sich im oberen Teil der Brustwirbelsäule eine kompensatorische Ver¬ 
biegung nach der anderen Seite anschliesst. Daraus entstehen die typischen 
S-förmigen Schulskoliosen. Die schwersten Formen sind die mit Torquierung. 


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Wegen dieser anatomischen Ursachen hält B. die Versuche durch orthopädische 
Massnahmen in der Schule, wie sie vom preussischen Kultusministerium unter¬ 
stützt wurden, für aussichtslos. Hohmann-München. 

79) Kirsch. Medic. Gesellsch. Magdeburg. 3. XI. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 5, 1911.) 

Aetiologie und Therapie der Skoliose. Die Mehrzahl der 
schweren Skoliosen werden schon in die Schule mitgebracht und sind rhachitischen 
Ursprungs. Wichtig ist es, die Kinder im 1. Lebensjahr, wo die Rhachitis noch 
florid ist, zu behandeln. Torsion bei gleichmässiger Bauchlage beachten! Oft 
bei geringer Torsion schon deutliche Veränderungen der Wirbelsäule im Röntgen¬ 
bild. Hohmann-München. 

80) Plate. Aerztlicher Verein in Hamburg. 20. XII. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 1, 1911.) 

Ischias scoliotica. Die Scoüose verschwindet stets, sobald das Hüft¬ 
gelenk gebeugt wird. Der lleopsoas zeigte sich gegen Druck und bei Dehnung 
empfindlich. Deshalb wird Streckung im Hüftgelenk vermieden, wodurch das 
erkrankte Bein verkürzt ist. Darum abducirt oder adduciert Patient das gesunde 
Bein, das Becken stellt er schräg, wodurch die Wirbelsäule sich seitlich aus¬ 
biegt. Die Schmerzhaftigkeit des lleopsoas beruht auf Neuralgie der sensiblen 
Nerven des Muskels. Durch Uebergang der Wurzel-Ischias auf den Plexus 
lumbalis entsteht diese Neuralgie. Sandbäder mit Massage, Dehnung des 
Muskels im warmen Wasserbade oder Einspritzungen von Novokain in den 
Muskel führte in 3—4 Wochen zum Ziel. Hohmann-München. 

81) Schüller. Jahresversammlung der Gesellsch. deutscher Nervenärzte in Berlin. 

6.-8. Oktober 1910. (Ref. D. med. Woch. Nr. 41, 42, 1910.) 

Operative Durchtrennung der Wurzeln und Stränge des Rücken¬ 
marks (Chordotomie). Sch. empfiehlt Durchschneidung der vorderen Partien 
der Seitenstränge im obersten Dorsalmark bei gastrischen Krisen, der Hinter¬ 
stränge, (ev. auch der Kleinhirnseiten stränge) bei spastischen Paresen. Dis¬ 
kussion: Auerbach berichtet über 1 Todesfall nach Foersterscher Operation 
(Herzlähmung). — Nonne: 1 Little ist mit gutem Erfolg, eine Tabes mit, zwei 
Fälle ohne Erfolg nach Foerster operiert worden. Einmal Tod am nächsten 
Tag, einmal Paraplegie, nach ö Monaten noch bestehend. — Roth mann hält 
den Schüllerschen Vorschlag für bedenklich. — Erben warnt vor Schädigung 
der 4. Lumbalwurzel. Haenel: Gastrische Krisen schwanden schon nach Er¬ 
öffnung der Wirbelsäule. Franke-Hochwart: Durchschneidung des 7.—9. 
Interkostalnerven beiderseits kann vielleicht Foerster bei gastrischen Krisen er¬ 
setzen. Foerster: Paraplegie kann durch Verletzung von Radikulararterien ent¬ 
standen sein. Hohmann-München. 

82) Haenlach. Aerztl. Verein Hamburg. 12. IV. 10. (Ref. Deutsche med. W. 

Nr. 37, 1910.) 

Periarthritis humeroscapularis. Im Röntgenbild io der Gegend des 
Tuberculum majus humeri diffuse strukturlose Schatten (Kalkablagerungen in 
den Schleimbeuteln). Aetiologisch häufig Trauma, Therapie anfangs Ruhig¬ 
stellung, dann Massage. Heissluft, Gymnastik, ev. Entfernung des Schleimbeutels. 

Hohmann-München. 


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83) Ernst Müller. Aerztlicher Verein Stuttgart. 7. IV. 1910. (Ref. D. med. 

Woch. Nr. 38, 1910.) 

a. Fractura condyli externi humeri. Wegen Verdrehung des Frag¬ 
ments (Bruchfläche nach aussen, Knorpelfläche nach innen) Eröffnung des Ge¬ 
lenkes und Adaption. Volle Streckung und Drehung möglich, Beugung bis 60°. 

b. Fractura processus coron. ulnae. Beugung des Ellenbogens nur 
bis 100° möglich und Ausfall der Drehung, weil das dislozierte Fragment in 
der Ellenbeuge lag und mit Capitul. radii verwachsen war. Abmeisselung er¬ 
zielt Beugung bis 60°, Pro- und Supination bis zur Hälfte. 

c. Fraktur der Vorderarmknochen. 12 jähriger Knabe. Fraktur 
dreifingerbreit über dem Handgelenk. Radiusfragmente an einander vorbei¬ 
geschoben, Reposition unmöglich. Blutige Adaption. Volles Resultat. 

Hohmamt-München. 

84) DrelfllSS. Aerztl. Verein Hamburg. 7. VI. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 46, 1910.) 

Angeborene Radiusluxation. Anlässlich eines Armtraumas wurde die 
angeborene irreponible Luxation des Radiusköpfchens nach vorn bemerkt. 

Hohmann-München. 

85) Wachamuth. Med tiesellsch. Basel. 2. VI. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 47, 1910.) 

Bolzung von Vorderarmfrakturen. 15 Fälle mit sehr gutem Erfolg 
behandelt. Hohmann-München. 

86) Franke. Rostocker Aerzteverein. 12. V. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 41, 1910.) 

Knochenzyste. 44jähr. Frau mit jahrelangen heftigen Schmerzen in 
der Kuppe des linken Ringfingers. Druckschmerz. Röntgenbild: halbbohnen¬ 
grosser Hohlraum in der Mitte der Endphalanx bei erhaltener Cortikalis. 
Resektion. Hohmann-München. 

87) Burk. Aerztl. Verein Stuttgart. 7. IV. 10. (Ref. D. med. Woch. Nr. 38, 1910.) 

Sehnenscheidenentzündung des extensor pollicis longus. 
Schmerzen bei stärkerer Flexion und Opposition des Daumens. Die Basis des 
metacarpus I springt dabei auf der Streckseite der Hand stark vor, die Sehne 
springt schnappend über diesen Knochenvorspruug hin. Es bandelt sich also 
um eine Sehnenscheidenentzündung infolge habitueller Subluxation im Carpo- 
metacarpalgelenk des Daumens. Hohmann-München. 

88) Zln88er. Mediz. Gesellsch. Giessen. 24. V. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

No. 46, 1910.) 

Angeborene Hüftluxation. Bei 7 einseitigen Luxationen und 2 
doppelseitigen zentrale Kopfstellung erzielt, bei einem doppelseitigen und auf 
einer Seite zentrale Einstellung. Alter 2—6 Jahre. Von 10 weiteren Fällen 
einseitiger Luxation trat bei 2 Fällen, die nach Calot mit Abduktion von 45 0 
und Aussendrehung behandelt wurden, Transposition auf. Bei den 8 übrigen 
einseitigen zentrale Einstellung (Behandlung mit Lorenz’scher Primär- 


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Stellung). Bei drei doppelseitigen gelang Retention nicht. Bei 3 Kindern 
über 9 Jahren kein befriedigendes Resultat. Verbandszeit anfangs 6, später 
nur mehr S 1 /*—4 Monate bei jüngeren Patienten, bei älteren noch kürzer. Keine 
Stellungsänderung während der Verbandperiode. Hohmaitli-München. 

89) Laekmann: Aerztl. Verein Hamburg, 20. XII. 1910. Re£ Münch. Med. 

Woch. No. 1, 1911.) 

Coxa valga adolescentium. 16jähriger Schmiedelehrling. Rechts 
coxa valga von 160°, mit beträchtlicher Schenkelhalsverkürzung; rotiert man 
um 45° nach innen, so ist der Schenkelhalswinkel weniger erhöht und der 
Schenkelhals in normaler Länge. Das Hauptmerkmal der coxa valga adolescentium 
ist also nicht die Steigerung des Winkels, sondern vor allem eine beträchtliche 
Antetorsion des oberen Femur-Endes. Hohmann-München. 

90) Wilma. Med. Gesellseh. Basel. 2. VI. 10. (Ref. D. med. Woch. Nr. 47, 10.) 

Mädchen mit hysterischem Hinken. Hysterische Kontraktur, die 
anfangs Goxitis vortäuschte. In Narkose Gelenk frei beweglich. Bei ähnlichem 
Fall täuschte der Gang das Bild einer angeborenen Hüftluxation vor. 

Hohmann-München. 

91) Nast-Kolb. Aerztl. Verein Stuttgart. 7. IV. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 38, 1910.) 

Myositis ossificans im Quadrieeps femoris. Durch Fall aus 6 m 
Höhe Quetschung und Bluterguss im linken Oberschenkel. Nach 3 Wochen 
Heilung. Nach 6 Wochen an der Aussenseite des Oberschenkels eine harte 
16 cm lange Geschwulst, gegen den Knochen etwas verschieblich; im Röntgen¬ 
bild intaktes Femur, an Stelle der Geschwulst ein breiter längsgestreifter 
Schatten, der bogenförmig das mittlere Drittel des Femur überbrückt. 

Hohmann-München. 

92) Lonhard. Aerztl. Verein Stuttgart. 28. IV. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 38, 1910.) 

Patellarfrakturen. Blutige Behandlungsmethode der Wahl. Absolut 
indiziert bei ausgedehnter Zerreissung des seitlichen Streckapparates. Zu dieser 
Entscheidung Röntgenbild (KantenStellung!) und Aetiologie (Rissfraktur!) 
heranziehen. Hohmann-München. 

93) Zeller. Aerztl. Verein Stuttgart. 28. IV. 1910. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 38, 1910.) 

Abriss des ligamentum patellae. Durch Sturz starkes Hämatom 
des Kniegelenks, in dem ein beweglicher Körper zu fühlen ist. Bei der In¬ 
zision erweist es sich als das abgerissene Ligament. Naht. Volles Resultat. 
Auch bei einem 74jähr. Pat. derselbe Erfolg. Hohmann-München. 

94) Joachimsthal. Gesellsch. der Chariteärzte Berlin. 2. VI. 10. (Ref. D. med. 

Woch. Nr. 46, 1910.) 

Angeborene praefemorale Luxation des Unterschenkels. 
Kniegelenk stark hyperextendiert, sodass Vorderflächen von Ober- und Unter¬ 
schenkel sich fast berührten. Tibiagelenkfläche stand vor den Femurkondylen. 
Ausserdem bestand doppelseitige Hüftluxation, was Joachimsthal schon in früheren 
Fällen feststellen konnte. Hohmann-München. 


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95) Stieda. Verein der Aerzte in Halle. 15. XI. 10. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 2, 1911.) 

Operative Behandlung des ulcus cruris varicosum. Das Rind- 
fleisch’sche Verfahren besteht in einem Spiralschnitt am Unterschenkel bis auf 
die Faszie, wobei die Lumina der erweiterten Venen an möglichst vielen Stellen 
unterbunden und dadurch verödet werden. Durch Granulationsbildongen sollen 
tiefe Narben entstehen, wodurch der Blut- und Gefosswand-Druck in den Venen 
fast aufgehoben wird. Die angeschwollenen Beine werden durch die ausgiebige 
Eröffnung der Gewebsspalten wesentlich dünner. 

S. stellt einen durch diese Methode geheilten Fall einer bereits invaliden 
Frau vor. Hohmann-München. 

96) Schlesinger. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte in 

Berlin. 6.—8. Oktober 1910. (Ref. D. med. Woch. Nr. 42, 1910.) 

Intermittierendes Hinken. 67 Fälle. Bei 29°/ 0 Anomalien der A. 
femoralis, bei 25% der poplitea. Nach Aussetzen des Rauchens, antiluetischer 
Behandlung, auch nach Hemiplegie kann das Leiden schwinden. 4 mal Dyspraxie 
des Armes lange vor Auftreten von Arterienveränderungen. 50 Männer, sieben 
Frauen. 90°/o Raucher, 50 °/o Luetiker, 71 °/o über 50 Jahre alt. — Erb: 
Unter 49 Fällen 57 °/ 0 starke Raucher, unter 200 sonstigen Fällen nur 22 °/ 0 . — 
Meyer u. Curschmann: Kein Erfolg mit Vasotonin. — Oppenheim: Bei 
der angiospast. Form häufig Degenerationszeichen wie Syndaktylie. —Bychowski 
(Warschau): Fast nur Männer, meist Juden. Häufig mit Plattfuss kombiniert. 
— BL Mendel: Bei jüdischen Zigarettenarbeitern häufig beobachtet, die selber 
gar nicht rauchten. Hohmann-München. 

97) Ernst Müller. Aerzt. Verein Stuttgart. 7. IV. 10. (Ref. D. med. Woch. 

Nr. 88, 1910.) 

Schwere Plattfüsse. 3 Lehrlinge nach der Müllerschen Methode (Ver¬ 
pflanzung der Tibialissehne aufs Naviculare) operiert. In einem Fall war auch 
noch Arthrodese des Chopartschen Gelenks wegen Schlottrigkeit notwendig, bei 
einem zweiten Ausmeisseln eines Keils mit der Basis nach innen unten aus der 
Fusswurzel, erst dann Sehnenverpflanzung. Form in allen Fällen befriedigend. 

Hohmann-München. 


Inlmlt: Zur Stellung der Orthopädie in der Medizin. Von Dr. Wilhelm 
Sohulth688 in Zürich. 

Buchbesprechungen: Thiem, Handbuch der Unfallerkrankungen einschliess¬ 
lich der Invalidenbegutachtung. — Payr-KQttner, Ergebnisse der Chirurgie und 
Orthopädie. 

Referate: 1) Friedei, Defekt der Wirbelsäule bei einem Neugeborenen. — 
2) Voss, Spaltbildungen der Wirbelsäule. — 3) Jansen, Einfluss der respiratorischen 
Kräfte auf die Form der Wirbelsäule. — 4) Hasebroek, Schlechte Haltung und 
schlechter Gang der Kinder. — 5) Mouchet, Neue Beobachtungen über angeborene 
Skoliose. — 6) Codet-Bolsse, Paralytische Skoliose. — 7) Zuelzer, Insufficientia 
vertebrae-Schanz. — 8) Kirmlsson, Orthopädische Turnkurse. — 9) Ferienkursus 
zur Erlernung der Behandlung von Haltungsfehlern. — 10) Nyrop, Federdruck¬ 
prinzip zur Behandlung der Deformitäten der Wirbelsäule. — 11) Schüssler, 
Paraplegien bei tuberkulöser Spondylitis. — 12) Bergei, Angeborener Schulter¬ 
blatthochstand. — 13) Delbet et Cauoholx, Lähmungen bei Schulterluxationen. 
— 14) Vandembossche, Lähmung der Rückenmarkswurzeln des Plexus brachialis. 


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184 


— 15) Schrödl, Sekundäre Naht des Nervus radialis. — 16) Redard, Ulnaris¬ 

lähmung nach alten Frakturen. — 17) Zuppinger, Typische und suprakondyläre 
Radiusfraktur. — 18) Abadie et Pelisaier, Primäre Knochennaht bei der Fraktur 
beider Vorderarmknochen. — 19) Biret, Ischämische Muskellähmung. — 

20) Schubert, Frakturen und Luxationen der Handwurzelknochen. — 21) Koerber, 
Luxationen und Frakturen der Karpalknochen. — 22) Fink, Irreponible Daumen¬ 
luxationen. — 23) Ebret et Blenvenue, Ektrodaktylie mit Missbildung des Ellen¬ 
bogens. — 24) Krau88, Krauss’scher Schienengipsverband. — 26) Zesas, Gelenk¬ 
schmerzen bei Hüftverrenkung. — 26) Hohmann, Antetorsion und Retrotorsion 
bei der kongenitalen Hüftverrenkung. — 27) Mouchet et Seguirot, Traumatische 
Hüftverrenkung bei Kindern. — 28) Waldenström, Herdreaktion auf Tuberkulin 
bei der Coxitis. — 2ü) Klrmiseon, Iliakale Luxation bei Coxitis. — 30) BLhaut, 
Behandlung der Coxitis. — 31) Calve, Besondere Form von Coxitis. — 32) Qu6nu 
et Mathleu, Schräge, transtrochantere Osteotomie. — 33) Heymann, Traumatische 
Luxationen des Kniegelenks. — 34) Leveque, Traumatische Meniskusverletzungen 
des Kniegelenks. — 35) Meyersohn, Typische Frakturen bei Skiläufern. — 
36) Scheibe, Osteome am Unterschenkel. — 37) Rünte, Kongenitaler Fibula¬ 
defekt und Pes equinus valgus. — 38) Wierzejew8kl, Isolierte Lähmung des 
Nervus Peronaeus nach Unterschenkelosteotomie. —* 39) Henlly et Boeckel, 
Luxation des Metatarsus. — 40) Bolten, Morton’sche Form der Metatarsalgie. — 
41) Momburg, Eine neue Plattfusseinlage. — 42) Blenvenue, Abnorm zurück- 
stehende fünfte Zehe. — 43) Heermann, Redressement sich deckender oder ge¬ 
krümmter Zehen. — 44) Sumlta, Schilddrüsenveränderungen bei Chondrodystrophia 
foetalis und Osteogenesis imperfecta. — 45) Peltesohn, Beiträge zur Kenntnis 
der Wachstumsstörungen. — 46) Schwarz, Rachitischer Zwergwuchs. — 

47) Schubad, Phosphorleberthran mit einem Kalksalze bei Rachitis. — 48) Kruken¬ 
berg, Behandlung der Belastungsdeformitäten. — 49) Bockenheimer, Ueber Sport¬ 
frakturen. — 50) Klrschner, Beseitigung der Dislocatio ad latus bei Knochen¬ 
brüchen. — 51) Blenke, Tabische Arthropathien und Spontanfrakturen. — 
52) Diem, Multiple Gelenkentzündung. — 53) Fuohe, Behandlung tuberkulöser 
Kinder. 

Aus Kongress- und Vereinsberichteu: 54) Berliner Orthopädische Ge¬ 
sellschaft vom 6. II. 1911. — 55) Dreifuss, Asymmetrische Körperentwicklung. — 
66) Kiinne, Angeborene Missbildungen. — 57) Prelser, Angeborene Gelenk¬ 
missbildungen. — 58) Mohr, Lebende kindliche Missbildungen. — 59) Reiche, 
Lues congenita. — 60) Stolz, Osteopsathyrose. — 61) Sielmann, Osteomalazie. — 
62) Menzer, Rheumatismus tuberculosus Poncet. — 63) Pochhammer, P«rostale 
Kallusbildung. — 64) König, Studien über Frakturheilung. — 65) Stieda, Knochen¬ 
implantationen. — 66) Sudek, Nagelextension. — 67) Fritzsche, Fettembolie. — 
68) Haenel, Pseudarthrosis. — 69) Hoeftmann, Prothesen. — 70) Müller, Kombinierte 
Erkrankung der Hinter- und Seitenstränge. — 71) Blesalski, Spastische und 
schlaffe Lähmungen. — 72) Engels, Behandlung von Neuralgien mit Nerven- 
massage. — 73) Hls, Radiumbehandlung von Gicht und Rheumatismus. — 74) Kirsch, 
Verletzung der Lendenwirbelsäule. — 75) Schuster, Traumatische Wirbelsäulen¬ 
verletzung. — 76) Chiari, Spondylolisthesis. — 77) Schlesinger, Spondylitis 
cervicalis. — 78) Böhm, Jugendliche Rückgratsverkrümmungen. — 79) Kirsch, 
Aetiologie und Therapie der Skoliose. — 80) Plate, Ischias scoliotica. — 
81) Schüller, Chordotomie. — 82) Haenlsch, Periarthritis humeroscapularis. — 
83) Müller, Frakturen. — 84) Dreifuss, Radiusluxation. — 85) Wachsmuth, 
Bolzung von Vorderarmfrakturen. — 86) Franke, Knochenzyste. — 87) Burk, 
Sehnenscheidenentzündung. — 88) Zlnsser, Angeborene Hüftluxation. — 89) Lack- 
mann, Coxa valga adolescentium. — 90) Wllms, Mädchen mit hysterischem 
Hinken. — 91) Nast-Kolb, Myositis ossificans. — 92) Lonhard, Patellarfraktureu. 

— 93) Zeller, Abriss des ligamentum patellae. — 94) ioaohlmsthal, Praefemorale 
Luxation. — 95) Stieda, Ulcus cruris varicosum. — 96) Schlesinger, Intermittieren¬ 
des Hinken. — 97) Müller, Schwere Plattfüsse. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. O. Tulpias in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 15, einsenden. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



Zentralbla tt 

für 

Ciiroriis* ui Mini Ortbopädie 

eisciessM der psaoten Heilßiiasffi it Massage. 

Redigiert yon Verlag von 

Prof. Dr. 0. Vulpius S. Karger in Berlin 

ln Htldelbtrg. NW., Karlitniu 15. 

Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 16,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

In- und Auslandes. 

Bd. y. Mal 1911. Heft 5. 

Die Behandlung des Pectus carinatum. 

Von 

Dr. GUST. ALBERT WOLLENBERG. 

Privatdozent f. orth. Chirurgie an der Universität Berlin. 

ln folgenden Zeilen soll ein Apparat beschrieben werden, dessen 
ich mich zur Behandlung der Hühnerbrust bediene. Vorausschicken 
will ich, dass ich nach dem Vorgänge von Schanz als Konstruktions¬ 
fundament das Gipsbett oder besser einen analogen ans Zelluloid 
gefertigten Lagerungsapparat benütze, den ich nur des Nachts, 
in besonders hochgradigen Fällen auch für einige Stunden des 
Tages, verwende. Im Prinzip unterscheidet sich mein Apparat be¬ 
züglich seiner Einwirkung auf den prominenten Teil der Thorax¬ 
mitte nicht von dem Schau z’schen Apparate, sondern nur in der 
Ausführung; dagegen weicht mein Verfahren von der Schauz'scheu 
Konstruktion und von anderen Apparaten darin ab, dass ich eine 
besondere Einwirkung auf die seitliche obere Partie des unteren 
Thoraxabschnittes verwende. An dieser Stelle nämlich ladet bei 
der rhachitischen Hühnerbrust der Arcus costarum gewöhnlich stark 
nach der Seite aus, und gerade diese Stelle erfährt durch den auf 
die sternale Couvexität einwirkenden Pelottendruck leicht eine Ver¬ 
mehrung ihrer Prominenz, wodurch natürlich der völlige Ausgleich 
der unschönen Deformität verhindert wird. 

Das Gesagte wird wohl ohue Weiteres klar bei Betrachtung 
des Torso eines meiner Patienten, den Fig. 1 wiedergibt. 

Nun zu uuserem Apparate: Es wird ein Gipsabguss von dem 

13 

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iu Bauchlage beimdücheti Patiöutmi gemacht, wie wir ihn gewöhn¬ 
lich als Gipslx-tt verwenden. 

Von diesem Negativ wird wieder ei» Abguss gemacht, dm mm 
»qr Anfecbgüng eines ZGlulßidbefctes a^#ich»^jrh&i^ten Stahlband-- 
rerstiirkuugeri (lieui. Dabei ist zw Iwritaht&ih tes Auf »lern positiven 
Modell die aeitlicheu Tburaspartieii düfrch Auftragung von Gips 
um ein Weniges erhöht werden, damit das Zelluloid negativ hier 
Air dPD Ausgleich der Defurrnihit. der rmtürii'eli. mit einer Ver¬ 
breiterung des vjiiere« T!ioraxdurrhoi.esse)s |d»ü4 in Hand gehen 
muss, Platz lässt. , . ' , 


An dem fertigen ZeUuloidbette wird i>un di< korrekrurvör- 
riehtung in Iblgßüder Weise angebracht-, em, SiahUtiigel (Fig, 2) 
•winl auf der einen Seite durch Scbaritiec mit dein Bette verbunden, 
nyf. der. undereu )imi er itich durch eitle« Schluss. auaiog; de«i «u 
uiiöercn Scbieneuhülst'Havimrstmi, fesisteilcm Dieser Staklbiigd b ist 
oben durchweht urni trägt einen eben teils dunddorliten t^uerstab ij. 
Iw de» erwäbfiten 'beideö^:ti.dchd*;» - gleitet ein drehmßder Stab, 
welcher unten eine Pelotte j* tragt, 4ihen einen Hakeit, Uber wiehou 
i*i» auf beiden Seiten da- Bugt-ta beliebig stark misnaimbarer 



- 188 ~ 


iu Bauchlage 1 

ieliutHicheu Patienten getane 

Ut. wie 



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u •] i 

> Alt;/? 

0$ß 

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y .T/D/ 

**V$VVi>"-X-‘ 









iitiüiffiiiSeg g. läuft. (Das -in Fig. 3 unter der PelHte sichtbare 
8täbcheö b iat nbt für die pbotogr. A ufnalune •' «jt^örgektelit, uai 
die Pelofte zu höben uod die Gumniizüge aixza.iq>tt«oe»t«) Mit dein 
Quftirstöb *{ M dtircb Scharnier ein weiteret rundhr Stablstitb yejr- 
bunden, der v^n seinem unteren Ende einen dünnen Staldbiigel trägt, 
weicher, beiderseits unten dnrchloeht, sich einfach über eiu paar 


Met&ilfeaüptt^v die am /5elialbidbett angebracht sind, hinüberdrüekeit 
und so befestige« .lässt, lieber' den Stätdstuh s Werden durch 
SchnÄlfe zwei beliebig |est aßzuzieliende OhüiiniiKittäer ga vereinigt, 
die jederseits nicht etwa am .Räude: des ZeHulöidbettes, sondern 
weit tiefer, hei b, iu deiHdhe der stärkste« Promi non/, dos aus- 






ladenden Rippenbogens angenäht sind, Diese Gummibänder tragen 
?«wobiebbanv weich gepolsterte, als Pelottc# dienende Ledersfcücke 1. 

Im ü&bngen wird das Bett'mit ÖöfteiL Ötf die Oberschenkel 
tiiid die Btasl jirniieirfc Wie Fig. 3 das ,U'uf dem 

Bette; mni^erl« ^Wgieräst Weht- zur ^eöcjimk3äi>jien. Sa wird 
der Patio«?. in dos Zelluloidbett gelegt, lestg«selina}]l., die Stahl- 
bügtd; weivlen heriibergeklappt, befestigt, äw QömmizUge angespannt. 
Der Druck der Felotfeu lässt sieb beliebig dosieren, der Thorax 
selbst ist ausser an den H Stellesti, auf vv^fche #;r Druck wirke« 
soll, absolut frei. Die Brustpeiotte p mtfc ihrem Stabe steigt und 
fkÜt mit der Exspiration und Inspiration, Ich lege Gewicht darauf 



Fig. 4. 


dass dieser die Bauptpelo 

tte tragende Stab in seiner durch die 

Atmung bedingten Exkursi 

ön mclit bekiudeff wird* dass t 

it al.ste 

z. % im Bette nicht durch 

das' Oberbett. xngedeefct 

Eggt»- 

lipgt auch so sehr leicht, d 

in Kinder im. Bette vor Abkühh 

jeg'«ö-: 

sohiiteou, Die Eltern werde 

•« angewiesen, mit den Kindern - 

— falls 

ihr Alter das erlaubt —- w 

ährend der Lagerung im Zellulo 

ddbette 

förmliche Atemübungen rorzunehnseD;. .. . die 'Kinder auf- 

gestaudeu sißd v ;lüa?e ich 

sie ohne jede Einwirkung aui 

ihren 

Thorax. 



Die geschilderte Nach; 

thdbandlung genügt nun in fas 

t alle« 

Fällen völlig, um die FMai 

-miüit in wenigen Wochen bis M 

fonattUT 

Co gle 

" '. ... • tj'hjlv E R 5 ixv ö 

Ü#oi5f 


189 


zu beseitigen. Es empfiehlt sich jedoch, den Apparat auch dann 
noch eine Zeitlang tragen zu lassen, da die Deformität anfangs noch 
leicht rezidiviert. 


Chirurgische Krankheiten der unteren Extremitäten von Prof, 
v. Braun. Deutsche Chirurgie, Lieferung 66, II. Hälfte. 
Stuttgart 1910, Ferdinand Enke. Preis 17.40 Mark. 

Die I. Hälfte aus der Feder von Nasse ist schon 1897 er¬ 
schienen. Der Verfasser der vorliegenden II. Hälfte hatte das 
Literaturverzeichnis für die ganze Lieferung herzustellen, eine Riesen¬ 
arbeit, die auf 266 Seiten niedergelegt ist. Die v. Braun zu 
verdankenden Kapitel „ Erkrankungen des Oberschenkels und der 
Hüftgelenkgegend“ sind Meisterwerke klarer, erschöpfender und 
sachlicher Darstellung. Vulplus-Heidelberg. 

Atlas und Grundriss der traumatischen Frakturen und Luxa¬ 
tionen von Prof. A.Helferich. Mit 78 Tafeln und 316 Figuren im Text 
von Maler B. Keilitz. Achte Auflage. München 1910, J. F. Lehmann. 
Preis 14 Mark. 

Das prächtige Buch ist wiederum vervollständigt und vervoll¬ 
kommnet worden. Das Bardenheuersche Extensionsverfahren hat 
eine gesteigerte Würdigung erfahren, die Zuppinger’sche Methode 
ist neu hinzugekommen. Röntgenbilder von Grashey-München und 
Glaessner-Köln sind eingefügt worden, die Zahl der Abbildungen ist 
um 78 vermehrt worden. Einer Empfehlung bedarf das Buch, das 
bewährte Vademecum für Aerzte und Studierende, wahrlich nicht! 

Vulplus-Heidelberg. 

Veber sogenannte angeborene und über frühzeitig erworbene 
Rachitis, von E. Wieland-Basel, Berlin 1911, S. Karger. 

Die Untersuchungen klinischer und anatomischer Natur des Verf. 
sind im vorliegenden, Hagenbach-Burckhardt gewidmeten Buche 
zusammengefasst. 

W. leugnet das Vorkommen der angeborenen Rachitis. Speziell 
der kongenitale „Weichschädel“ hat mit der Kraniotabes rachitischer 
Säuglinge nichts zu tun. Angeboren ist dagegeu die Disposition 
zur Rachitis: Rachitische oder schwache, tuberkulöse Eltern, also 
erbliche Rachitisanlage in der Keimzelle oder sekundäre Keim¬ 
verschlechterung. Therapeutisch bezw. prophylaktisch sind für derart 
disponierte Kinder Muttermilch und dauernder Genuss frischer Luft 
von grösster Bedeutung. Vulplus-Heidelberg. 


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190 


Leitfaden für die chirurgische Krankenpflege von J. Blom¬ 
berg-Moskau. Mit einem Vorwort von Geh. Med.-Rat Hilde- 
b r a n d-Berlio. Wiesbaden 1911, T. J. Bergmann. Preis 9,60 Mark. 
Ein ganz vorzügliches Büchlein, dessen Studium jeder Pflegerin 
zur Pflicht gemacht werden sollte. Der Text ist ungemein klar 
und leicht fasslich, die Abbildungen mustergültig. Vulplus-Heidelberg. 


Diagnostik der Nervenkrankheiten, von E. Bregman -Warschau. 

Mit einem Geleitwort von Hofrat Obersteiner. Berlin 1911, 

S. Karger. 193 Abbildungen und 2 Tabellen. Preis 12 M. brosch. 

Das vorzüglich ausgestattete Buch ist in erster Linie für Stu¬ 
dierende und praktische Aerzte bestimmt. In knapper, präziser 
Form werden die hauptsächlichen klinischen Erscheinungen dar¬ 
gestellt, welche bei der Untersuchung und Diagnose der Nerven¬ 
krankheiten in Betracht kommen. 

Die Einteilung des Stoffes geschieht von symptomatologischen 
Gesichtspunkten aus: Motorische Lähmungen — Ataxie, Mitbe¬ 
wegungen, Zittern — motorische Reizerscheinungen — Sensibilitäts¬ 
störungen — Störungen der Reflexe — Pupillenstorungen — 
Störungen im Gebiet der Sinnesorgane — Sprachstörungen — Apraxie 
— psychische Störungen — vasomotorische, trophische, sekretorische 
Störungen — Störungen der Ham- und Stuhlentleerung, der Ge¬ 
schlechtsfunktionen — Herz-, Atem-, Magen- und Dannstörungen, 
Störungen der Harnsekretion. 

Daran schliessen sich noch 2 Abschnitte über Untersuchung 
des Schädels und der Wirbelsäule, über Lumbal- und Hirnpunktionen. 

Die Darstellung ist in der Tat sehr prägnant und lässt den 
Schatz persönlicher Erfahrungen überall durchblicken, ohne dabei 
episodisch zu werden. Vulpius-Heidelberg. 

Röntgentaschenbuch. Herausgegeben von Prof. Sommer-Zürich. 

III. Band. Leipzig 1911, Otto Kemnich. Preis 5 Mark. 

Von den zahlreichen Originalbeiträgen seien als besonders 
interessant für den Orthopäden genannt: „Ueber Röntgenkinemato¬ 
graphie“ von Kästle, Rieder, Rosenthal, „Die Röntgentherapie der 
Knochen- und Gelenktuberkulose“ von Sommer, „Röntgentherapie 
der tuberkulösen Lymphome“ von Kienböck, „Fortschritte in der 
Moment-Röntgenographie“ von Dessauer. 

Das Taschenbuch hat sich offenbar gut eingeführt und mit 
Recht, da es einen raschen Ueberblick über die neuen Leistungen 
und Fortschritte gestattet Vulplus-Heidelberg. 


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191 


New York Orthopedlc Dispensary and Hospital. 43. Jahres¬ 
bericht Januar 1910. 

Durch die Poliklinik gingen im Berichtsjahre nicht weniger als 
5000 Patienten, darunter über 900 neue Fälle: 513 Spondylitiden, 
436 Coxitiden, im ganzen 1162 Gelenktuberkulosen, 748 Plattfiisse, 
932 Kinderlähmungen usw. Im ganzen über 36000 Krankenbesuche 
in der Poliklinik und in der Stadt Die Zahl der angefertigten 
orthopädischen Apparate betrug 1883. 

Im „City Hospital" wurden 333 Patienten an 19182 Tagen 
verpflegt, die Zahl der Operationen betrug 322 an 226 Patienten. 

In „Country Branch“ mit Industrieschule hielten sich 139 
Patienten auf an 44500 Tagen. 

Gewaltige Zahlen, eine Riesenarbeit und eine ebenso staunens¬ 
werte Wohltätigkeit sprechen aus dem Jahrbuch. 

Vulpius-Heidelberg. 


The Widener Memorial Industrial Training School for Crippled 
Children — Philadelphia. III. und IV. Jahresbericht, Juli 
1908/1910. 

Die schöne Anstalt beherbergt jetzt 94 Pfleglinge und ist 
kaum mehr aufnahmefähig. 89 Kinder besuchen die Schule. Eine 
stattliche Hauskapelle hat sich gebildet, die Werkstätten blühen. 
Ein Seehospiz wurde in Atlantic City errichtet Es wurden 105 
Operationen ausgeführt. Vulpius-Heidelberg. 

New York State Hospital for Crippled and deformed Children. 

10. Jahresbericht 1910. Albany 1910. 

Es wurden 89 Patienteu behandelt, darunter mehr als die Hälfte 
mit Knochen-Gelenktuberkulose. Zahl der Verpflegungstage 17509. 

Ausserdem wurden 335 Krankenbesuche in der Stadt gemacht. 
Die Freiluftbehandlung wird in mustergiltiger Weise durchgeführt. 

Vulpius-Heidelberg. 

NebraskaOrthopedicHospltal ln Lincoln. Jahresbericht 1909/1910. 

Während der 2 Jahre gingen 215 Patienten durch das seit 
1905 geöffnete Haus, das über 60 Betten verfügt. Ein Schulbetrieb 
ist eingerichtet worden. Eine Vergrösserung auf 100—120 Betten 
ist geplant. Vulpius-Heidelberg. 


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192 


1) John Bel) (Hongkoug): Cloyen feet and hand. (Lancet, 

7. Januar 1911.) 

Beschreibungen und Abbildungen eines 26jähr. Chinesen mit 
Spalthand und -Fuss. An der Hand sind nur 3 Metatarsen und 2 
Digiti yorhanden. Der Hallux beiderseits ist hackenförmig gebogen. 

Mosenthal-Berlin. 

2) Herbert Clark. The influence of Chloroform when repea- 

tedly administered in small dosis. (Lancet, 21. Jan. 1911.) 

An Kaninchen, denen Chloroform per os, pulmo und subkutan 
verabreicht wurde, stellt CI. fest, dass kleine aufeinander folgeude 
Dosen viel gefährlicher seien als eine grosse Dosis. Die erste Dosis 
scheint die Vitalität der Gewebe so zu schwächen, dass die folgen¬ 
den Dosen viel intensiver auf das so vorbereitete Gewebe wirken 
können. Wiederholte kleine Dosen, einerlei auf welchem Wege ein¬ 
verleibt, wirken bei Kaninchen tödlich. Die Leber zeigt Degeneration 
der Zellen, zuerst der Zentren der Lobuli, stets ist Fett in reich¬ 
lichen Mengen nachweisbar. Die Niere leidet am meisten bei In¬ 
halation des Chloroforms, Fett findet sich gelegentlich in degenerierten 
Zellen. Die Milz ist kongestioniert, neben den enorm vermehrten 
roten Blutkörperchen findet sich ein orangefarbenes Pigment und 
viele grosse Phagozyten. Degenerative Prozesse am Herzmuskel ohne 
Fettnachweis. Mosenthal-Berlin. 

3) Evans: The use of iodine as a desinfecting of the skin 

before operations. Lancet, 7. Jan. 1911. 

Empfehlung der Methode. Verf. benutzt schwächere Jod¬ 
lösung; 1,25 °/o hält er für kräftig genug; nach Kurzschneiden 
der Haare wird die Haut trocken rasiert; Anwendung von Seife 
und Wasser, namentlich kurz vor der Desinfektion ist streng zu 
vermeiden. Die entfärbten Jodpräparate enthalten kein freies Jod 
mehr und sind insgesamt wirkungslos. Mosenthal-Berlin. 

4) Choyce: A case of symmetrica gangrena of both legs, 

fingers of both hands and nose. (Lancet, 21. Januar 1911.) 

Symmetrische Gangrän beider Füsse vom Knöchel abwärts, 
der 3 Aussenfinger jeder Hand und der Nasenspitze, entstanden 
bei einem westindischen Kohlentrimmer auf der Reise nach Europa 
an einem nicht ungewöhnlich kalten Tage. Ausser Gonorrhoe keine 
ätiologischen Anhaltspunkte, innere Organe, Nerven und Gefäss- 
system nicht nachweisbar erkrankt Mosenthal-Berlin. 


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193 


5) Bansome: Gangraene of limb during convalescense 

from diphteria. Lancet, 14. Januar 1911. 

R. berichtet über einen Fall von Gangrän des Fusses durch 
Embolie nach Diphtherie entstanden, aus der Literatur hat er nur 
9 Fälle gesammelt, yon denen der eine als Raynaud’sche Krank¬ 
heit geschildert wurde. Mosenthal-Berlin. 

6) CodiYilla: Ueber Krampfanfälle nach orthopädischen 

Operationen. (Deut. Med. Woch. No. 46, 1910.) 

Die von verschiedenen Orthopäden (Schanz, Drehmann, lloffa 
und dem Verfasser) nach orthopädischen Operationen beobachteten 
Anfalle bestehen in epileptiformen Zuständen, die dicht aufeinander 
folgen (status epilepticus) und bisweilen bis zum Exitus dauern 
könuen, die am 2. oder 3. Tag nach Operationen auftreten, denen 
Vorboten, Unruhe, Schwere des Kopfes, Schlaflosigkeit, Zuckungen 
in den Gliedmsssen, nächtliches Aufschreien, Angstgefühle voran¬ 
gehen. Dabei ist der Puls verlangsamt, gespannt, die Pupille ver¬ 
engt, Lichtreaktion träge. Dieses Prodromalstadium kann wieder voll¬ 
ständig zurückgehen. In anderen Fällen geht es in das konvulsive 
über, das mit einem schweren kurzen Anfall beginnt. Bisweilen 
sind die Zuckungen auf einen Körperteil, auf eine Seite beschränkt, 
bisweilen sind sie allgemein und intensiver, bis sie ohne Unter¬ 
brechung erfolgen. Während der Pausen tritt das Bewusstsein, das 
gestört ist, wieder ein, meist besteht Sopor. C. sah bei einem 6jähr. 
Knaben mit Littleschen Hüftkontrakturen 8 Stunden nach dem 
Redressement derselben Krampfanfälle, die erst nach Abnahme des 
Verbandes verschwanden, ferner bei einem lljähr. Mädchen nach 
Redressement schwerer Hüft- und Kniekontrakturen und einige 
Monate später bei demselben Patienten nach einer subtrochanteren 
Osteotomie, in 3 anderen Fällen nach Reposition doppelseitiger 
Hüftluxation im Alter von 6—7 Jahren, sowie in 3 anderen 
Fällen nach starken Traktionen am Bein. Exitus trat niemals ein. 
C. hält diese Anfälle für nicht durch Fettembolie bedingt wie 
Schanz, besonders weil nach Entfernung des immobilisierenden 
Verbandes oder nach Verminderung des Gewichtszuges konstant die 
Verminderung und das Verschwinden der Anfälle eintrat. Auch 
fehlen bei Fettembolie respiratorische Störungen niemals, die hier 
nicht vorhanden waren. C. hält, wie sein Assistent Neri experimentell 
an Tieren nachwies, die Ueberdehnung der Weichteile der 
unteren Extremitäten für die Ursache, besonders auch die Dehnung 
der Nervenstämme wie des Ischiadikus. Diese Dehnungen üben 


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194 


Reize auf die Zentralorgane aus, die dann mit explosionsartigen 
Krampfanfällen antworten. Besonders disponiert sind neuropathische 
Individuen, Spastiker, Epileptiker, bei manchen konnte C. schon 
nach ihrem Habitus den Anfall Vorhersagen. Als Behandlung 
schlägt er 'Weglassen des dehnenden Zuges, Entfernung 
der Verbände, seihst unter Opfern des Resultates, vor. Pro¬ 
phylaktisch kann Brom von Nutzen sein. Die Infusion von physiol. 
Kochsalzlösung dürfte nicht im Sinne von Schanz durch Weg¬ 
schwemmen der Fettröpfchen aus den Capillaren durch das ver¬ 
dünnte Blut wirken, sondern durch Steigerung der Widerstands¬ 
kraft des Zentralnervensystems. Die Arbeit fordert zu erneuter 
Untersuchung dieser von vielen Fachgenossen beobachteten und 
meist als Fettembolie gedeuteten Anfälle heraus. 

Hohnann-München. 


7) Walterhöfer. Ueher den therapeutischen Wert des 
Fibrolysins. (Sammelreferat.) (Deut m. Woch. Nr. 38, 1910.) 

Nach Mendel ist die intramuskuläre Injektion die beste Methode. 
Die Wirkung dürfte eine seröse Durchflutung des Narbengewebes 
sein. Als Nebenwirkungen sah man bisweilen bei subkutaner An¬ 
wendung Infiltrate, aber auch nach intramuskulären Einspritzungen. 
Zuweilen wurde ein urtikariaähnlicher Ausschlag beobachtet Auch 
toxische Wirkungen waren häufig, Kopfschmerzen, Uebelkeit, Er¬ 
brechen, Mattigkeit, Schwindel und Herzklopfen, bisweilen mit 
Temperatursteigerung, in einem Fall uterine Blutung, in einem Fall 
Haut- und Schleimbautblutungen. Deshalb Vorsicht während der 
Gravidität. Coutraindikation ist das Bestehen eines noch 
entzündlichen Prozesses. Indikationen: Hautnarben nach 
Verbrennungen, Aetzungen oder Trauma, Keloid (Fibr. Pflaster) 
Dupuytrensche Kontraktur, Myositis ossificans, Scleroderma, Ge¬ 
lenkerkrankungen und zwar besonders Prozesse an der Synovialis 
während Knorpel- und Knochenprozesse unbeeinflusst bleiben. Gute- 
Erfolge beim sekundär chronischen Gelenkrheumatismus und der 
primär chronischeu progressiven Polyarthritis. Weniger gute Er¬ 
folge bei der Arthritis deformans. Bei gonorrhoischen Gelenk¬ 
entzündungen sind die Meinungen geteilt Schnelle fast spezifische 


Wirkung auf den akuten und subakuten Gichtanfall: Schwinden der 
Tophi. Bei chronischen Neuritiden wird das die Nerven umgebende 
narbige Gewebe beeinflusst. Ferner deutliche Wirkung auch bei 
vielen inneren Erkrankungen. 


Hohmann-München. 


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8) A. Tietze (Breslau): Die Knochenzysten. (Ergeb. d. Chir. u. 

Orth. H. Bd. p. 32.) 

Ueber die Stellung der Knocheuzysten im System der patholo¬ 
gischen Gewebelehre ist viel gestritten worden, doch sind die Ansichten 
darüber jetzt so weit geklärt, dass wir wissen, dass die Ursache der 
Zysten keine einheitliche ist, sondern eine mannigfaltige sein kann, so- 
dass bei jeder Zyste noch genauer die Grundursache anzugeben wäre. 
Infektiöse Prozesse, Parasiten und augenscheinliche Tumoren sind aus¬ 
zuschalten. Dann sind die Prozesse, die in Betracht kommen, in der 
Mehrzahl solche, die als Ernährungsstörungen der Knochen be¬ 
zeichnet werden können, worunter die Ostitis fibrosa eine be¬ 
sondere Rolle spielt. Die typischen Symptome der Kuochenzysten 
sind: Auftreten in jugendlichem Alter, jahrelange Beschwerden, 
rheumatoide Schmerzen, pathologische Knochenbrüchigkeit. Die 
häufigste Lokalisation sind die langen Röhrenknochen. Differential¬ 
diagnostisch kommen in Betracht: Echinococcus, Sarcom, Enchon- 
drom, Knochenabszess, Gumma und eventl. isolierte Tuberkulose, 
die selbst im Röntgenbild nicht immer mit voller Sicherheit aus- 
zuschliessen sind, wenn auch einige charakteristische Merkmale für 
die Zysten bestehen. Die Therapie kann sich meist mit der breiten 
Eröffnung und Ausschabung der Höhlen begnügen, Plombierung, 
Resektion sind nicht nötig. Baltoh-Heidelberg. 

9) Gehring. Die Cysten der langen Röhrenknochen. 

(Diss. Jena. 1910.) 

Nach einigen einleitenden und orientierenden Ausführungen be¬ 
richtet G. über drei Fälle von Knochenzysten, die in den letzten 
Jahren in der Chirurg. Klinik zu Jena beobachtet wurden. Die beiden 
ersten Fälle kamen zur Operation, und der ganze Vorgang im 
Knochen liess darauf schliessen, dass es sich nur um eine langsam 
und ohne EiteruDg verlaufende Entzündung handeln konnte, die 
irgend einer äusseren Ursache, vielleicht der Einwirkung eines ver¬ 
hältnismässig milden Infektionserregers ihre Entstehung verdankte 
und ganz gut dem Bilde der Ostitis fibrosa entsprach. Da im 
3. Fall die Operation verweigert wurde, kann G. über die Natur 
des Leidens nichts Sicheres sagen. Ausser diesen seinen drei Fällen 
konnte er noch aus der ihm zugänglichen Literatur 51 weitere 
Fälle zusammenstellen, von denen 24 mal als Genese ein Tumor 
beschuldigt wurde und zwar meistens ein Chondrom. In 18 Fällen 
wurde ein entzündlicher Prozess genetisch angenommen, der fast 
stets dem Bilde der Ostitis fibrosa entsprach, und bei den übrigen 


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8 Fällen fehlten nähere Angaben; nur einige Male wurde eine all¬ 
gemeine zystoide Entartung des ganzen Knochensystems angegeben. 
Therapeutisch rät 6. möglichst konservativ vorzugehen: Eröffnung 
der Höhle und Exstirpation ihrer Wandung bis ins Gesunde. 

Blencke-Magdeburg. 

10) Hans von Haberer (Wien). Zur Frage der Knochencysten, 

zugleich ein Beitrag zur freien Knochentransplan¬ 
tation. (Arch. f. Chir. Bd. 93, H. 4) 

Anfuhren der neueren Literatur über Knochentransplantationen, 
Besprechung eines selbst operierten Falles: Bei einer 31jährigen 
Frau mit Spontanfraktur in der Mitte des rechten Humerus infolge 
Knochencyste wurde der Humerus bis auf die untere Epiphyse 
resezirt und durch die mit Periost versehene Fibula eines wegeu 
Fungus genu am Femur amputierten Mädchens ersetzt, sodass der 
Malleolus in die Pfanne und das zugespitzte andere Ende der Fibula 
in die Markhöhle des Humerusrestes eingestellt wird. Nach 3 
Wochen Entlassung mit guter Beweglichkeit des Armes. 

Die Untersuchung des resezierten Humerusstückes ergab einen 
grossen cystischen Hohlraum mit grubigen Vertiefungen der Wand. 
Mikroskopisch fand sich kein Anhaltspunkt für einen Tumor, be¬ 
sonders keine Riesenzellen. 

Verfasser kommt nach seinen Erfahrungen zu folgendem Er¬ 
gebnis: Knochencysten sind entweder 1. das Produkt der Ein¬ 
schmelzung eines soliden Tumors (Fall von echtem myelogenen 
Riesenzellensarkom, beschrieben von Studeny) oder 2. die Folge 
einer Ostitis fibrosa (Fall dieser Publikation), oder 3. der Ausdruck 
einer Kombination beider Prozesse (Ostitis fibrosa mit Sarkom¬ 
bildung). Zander-Heidelberg. 

11) J. Titow (Kiew). Ueber Knochenechinokokkus. (Archiv 

f. klin. Chir. Bd. 94. 1. Heft.) 

Besprechung der Entwicklung des Echinokokkus und der Art 
seiner Ausbreitung im menschlichen Organismus. Der Knochenechino¬ 
kokkus, der stets vielkammerig ist, findet sich in 1,4°/ 0 , am häufigsten 
in den Becken- und langen Röhrenknochen wie Humerus, Femur 
und Tibia. Die Cyste entwickelt sich zuerst in der Epiphyse und 
verbreitet sich Bchliesslich auf den ganzen Knochen. Dieser ist 
verdickt, die Knochenmarkshöhle erweitert, die Rinde stark verdünnt. 
Durch meist unbedeutendes Trauma treten Frakturen auf. 

Beschreibung eines Falles von Echinokokkus des rechten 
Schulterblattes, ausgegangen von der Spina scapulae. Ausführliche 
Literatur. Zander-Heidelberg. 


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12) Poncet et Leriche. Tuberculose inflammatoire du 
squelette. L’ostöomalacie d’origine tuberculeuse. 
(Gazette des höpit. Jan. 1911.) 

Besprechung einiger Theorien über die Entstehung der Osteo¬ 
malazie. ln vielen Fällen scheint auch die Tuberkulose als ur¬ 
sächliches Moment in Betracht zu kommen. Die bazilläre Infektion 
ruft dann abnorme Resorption der Kalksalze hervor. Es wurde 
ein Fall beobachtet, wo bei einer Frau dreimal Krisen von florider 
Lungentuberkulose mit anschliessendem akutem Gelenkrheumatismus 
auftrateu und sich bei der Autopsie eine beginnende Osteomalazie 
fand. Zander'Heidelberg. 


13) Yilh. Jensen uud Aage Kock. Ein Fall von Osteo¬ 
periostitis paratyphosa. (D. med. Woch. Nr. 47, 1910.) 

Vor 20 Jahren machte der Patient einen Typhus durch, in 
dessen Verlauf am unteren linken Femurende eine empfindliche rote 
Schwellung auftrat, die sich unter Blutegel und Eisblase verlor. 
Im Lauf der Jahre traten an dieser Stelle wiederholt Beschwerden, 
Schwellung und Schmerzen auf. Oktober 1908 wurde die Sache 
schlimmer, als er an dieser Stelle eine Quetschung erlitt, Fieber 
bis 39 0 trat ein und periodenweis kehrten jetzt stärkere Beschwerden 
wieder. Oktober 1909 Aufnahme ins Krankenhaus mit 39,2 °, einer 
handflächengrossen, heissen, roten Schwellung an dieser Stelle, einer 
knöchernen Verdickung des Femur im unteren Viertel. Die Operation 
förderte einen grosseu Abszess mit graurötlichem Eiter zu Tage, 
offenbar älteren Datums, eine kleinere denudierte Stelle am inneren 
Teil des Femur, die aufgemeisselt wurde und stark sklerosiertes 
Knochengewebe, aber keinen Eiter, keine Sequester zeigte. Allmäh¬ 
lich schloss sich die Wunde und die längere Zeit offenbleibende 
Fistel Das Röntgenbild zeigte eine Sklerose und periostale Ver¬ 
dickung bis zur Mitte des Femur reichend, die aber auch allmählich 
sich zurttckbildete. Die Untersuchung des Eiters ergab para- 
typhusähnliehen Befund. Offenbar war die vor 20 Jahren über¬ 
standene Krankheit auch ein Paratyphus. Auch sonst sind einzelne 
wenige Beobachtungen über Knocheneiterungen nach Paratyphus 
beobachtet worden. HohmuiR-München. 

14) Barker: Some cases illustrating the effects of the 

hyperaemia treatment by elastic bandage onununited 
fractures. Lancet, 4. Febr. 1911. 

Ausgenommen von Fällen mit Interposition von Weichteilen 
ist der Hauptgrund des Ausbleibens der Konsolidation bei Knochen- 


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brücheo die gestörte Zirkulation in dem Brucbgebiete. Schuld 
daran sind entweder die beim Unfall mitzerrissenen Gefässe oder 
zu enge Bandagen, die die geregelte Zirkulation stören. Das beste 
Mittel zur Wiedervereinigung ist also, die Zirkulation zu verbessern, 
entweder durch aktive Bewegungen, oder wo dies nicht angängig, 
durch passive Massnahmen, in erster Linie durch Bier’sche Stauung. 
Bericht über 4 Fälle, die nach Abnahme des Verbandes nach 
Wochen noch nicht zusammengewachsen waren und unter Stauung 
bald heilten. Mosenthal-Berlin. 

15) Bardenhener u. Graessner. Die Behandlung der Frakturen 

mit Streckverbänden. (Deot. med. Woch. Nr. 46, 1910.) 

Die Verfasser treten in diesem klinischen Vortrag von neuem 
für die Extensionsmethode ein, die namentlich von Bardenheuer 
ausgezeichnet ausgebildet worden ist. Die verschiedenen Anwendungs¬ 
formen werden durch schematische Zeichnungen erläutert. Operative 
Eingriffe kommen in Frage bei Kniescheibenbrüchen mit Zerreissuug 
des seitlichen Streckapparates, bei Olekranonbrüchen, beim Abriss 
des processus posterior calcanei, der Umkehrungsfraktur des Humerus¬ 
kopfes, bei der die Bruchfläche des Kopfes gegen die Gelenkfläche 
der Skapula sieht, bei Knochenabsprengungen mit Umkehrung der 
Bruchstücke oder mit Einklemmung in den Gelenkspalt. In schwierigen 
oder veralteten Fällen wenden die Verfasser die Nagelextension an. 
Zur Kontrolle empfehlen sie Röntgenaufnahmen nach der Verband¬ 
anlegung. Sie legen die Extensionsverbände an bei allen subkutanen 
Frakturen der Extremitäten, bei allen reponierten Luxationen (wegeu 
der häufigen Absprengungen), bei allen komplizierten Frakturen, 
wenn nur eiue Hautdurchspiessung stattgefunden hat und nicht zu 
grosse Weichteilverletzungen Vorlagen, sodass keine Infektion ein- 
tritt. Sonst tritt hier der Gipsverband in sein Recht, hinter welchem 
aber oft noch ein Streckverband augewendet wird. Mehrfach wird 
für die komplizierten Frakturen die Nagelbehandlung empfohlen. 
Gipsverbände halten die Verfasser nur für berechtigt als Transport¬ 
verbände, so im Krieg, bei schwierigen komplizierten Brüchen, bei 
Deliranten, in Ausnahmefällen als Gehverbände, in der Nach¬ 
behandlung operativ vereinigter Frakturen als abnehmbare Verbände. 

Hohmann-München. 

16) Garrod. On auscultation of joints. Lancet, 28. Jan. 1911. 

G. empfiehlt die Auskultation der Gelenke zu einer Methode 

zur Diagnostik auszubildeu, gerade für frühzeitige Erkennung der 


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Arthritis deformans hat ihm die Auskultation gute Dienste geleistet. 
Auch für die Differentialdiagnose erscheint sie wichtig, da nur solche 
Leiden Geräusche machen, die mit Veränderung der aneinander 
reibenden Knochenoberflächen einher gehen. Ergüsse im Gelenk 
verhindern das Auftreten der Geräusche, ebenso kann man mit dem 
Stethoskop entscheiden, ob ein tbc. Fungus nur extra artikular liegt 
oder schon die Gelenkoberflächen angegriffen hat. 

Bei älteren Leuten, die noch über keinerlei Beschwerden im 
Knie klagten, hörte er Geräusche, die das einzige und erste An¬ 
zeichen der beginnenden Arthritis waren. Er auskultiert mit einem 
gewöhnlichen biauralen Stethoskop, auf das auf der dem kranken Ge¬ 
lenk aufzusetzenden Seite ein kleiner Gummiring übergezogen wird. 

Mosenthal-ßerlin. 

171 E. Kehn (Jena). Gelenkchondrome. (Bruns Beiträge z. klin. 
Chir. 71. Bd. p. 817.) 

1 Fall von ausgedehnter Chondromatose der Gelenkkapsel des 
Ellbogengelenkes gab Verf. Gelegenheit zu genaueren Studien über 
Genese und Ätiologie der Chondromhildung. Als Ausgangspunkt 
für die Haupttumoren sieht er mit Lex er die Kapselumschlagstelle 
der Synovialmembran an. Während sonst die Synovialmemhran 
nur eine Lage abgeplatteter Zellen trägt, sind im Bereich der 
Kapsel umschlagstelle mehrere Schichten vielgestaltiger Zellen zu 
finden, die Verf. als noch nicht differenzierte Zellrasse ansieht, und 
die durch gute Ernährungsverhältnisse besonders proliferationsfähig 
sind. Dadurch braucht Verf. in der Ätiologie nicht auf die An¬ 
nahme einer Knorpelversprenguog im embryonalen Leben zurück¬ 
zugreifen. Die kleineren Knoten denkt sich Verf. auf infektiösem 
Wege entstanden. Die Therapie kann in hochgradigen Fällen nur 
in totaler Resektion mit sorgfältiger Entfernung der Gelenkkapsel 
bestehen, womit in dem vom Verf. mitgeteilten Fall ein gutes 
Resultat erzielt wurde. Balsoh-Heidelberg. 

18) B. Levy (Breslau). Die neuropathischen Knochen- und 
Gelenkerkrankungen. (Ergehn. d. Chir. n. Orth. II. Bd. p. 66.) 

Unter der Bezeichnung neuropathische Knochen- und Gelenk- 
erkrankuugen werden alle Erkrankungen des Skelettes zusammen¬ 
gefasst, die sich im Verlauf einer Erkrankung des zentralen oder 
peripheren Nervensystems entwickeln, im engeren Sinne aber die 
tabischen und syringomyelitischen. Ihr Wesen ist dadurch charak¬ 
terisiert, dass sich an den Knochen atrophische Prozesse mit hyper- 


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trophischen vereinen und so zu den abenteuerlichsten Deformationen 
derselben führen, z. B. zu vollkommenem Schwund eines Gelenkteiles 
(Humeruskopf)) während der andere (Cavitas glenoidalis) hyper- 
trophiert. Dabei handelt es sich nicht um eine Atrophie im Sinne 
von Armut von Kalksalzen, es überwiegen diese vielmehr die 
organischen Bestandteile. Der relative Reichtum an Kalksalzen 
trotz hochgradiger Zerstörungen ist gerade differentialdiagnostisch 
gegenüber Arthritis deform, und Tuberkulose im Röntgenbilde von 
besonderer Wichtigkeit. — Eine zweckmässige Einteilung ergibt 
sich durch die Scheidung von neuropathischen Spontanfrakturen 
und neuropathischen Gelenkerkrankungen. Die Frakturen, 
sehr häufig Querfrakturen, sind neben den klassischen Symp¬ 
tomen durch den fehlenden Bruchschmerz und infolgedessen geringe 
Functio laesa charakterisiert. Die neuropath. Gelenkerkrankungen 
wiederum sind durch die frühzeitige uud ausgedehnte Mitbeteiligung 
von Knochen und Weichteilen der Nachbarschaft, besonders ossifi¬ 
zierende Prozesse gekennzeichnet Sowohl bei den Frakturen wie 
deu Gelenkerkrankungen sind Praedilektionstellen der Erkrankuug 
mit ganz typischen Erscheinungen festzustellen, die Verf. jeweils 
kurz charakterisiert. Für die Diagnose spielt eine gewissenhafte 
Beurteilung der Röutgenogramme eine wichtige Rolle. Die Therapie 
muss sowohl bei den Frakturen wie bei den Gelenkerkrankungen 
eine möglichst konservative sein. Balsoh -Heidelberg. 

19) Ewald (Hamburg- Altona). Ueber Myositis ossificans 
nach Traumen, bei Frakturheilungen und Arthro¬ 
pathien. (Deut. Zeitsch. f. Chir. 107. Bd., S. 310) 

Verf. geht kurz auf die pathologisch-anatomischen Streitfragen 
über die Entstehung der Verknöcherungen im Muskel ein, zählt 
dann die wichtigsten Theorien über die Entstehung der Myositis 
ossificans traumatica auf und kommt nun zu den Bedingungen des 
Zustandekommens, die er unter Berücksichtigung der einschlägigen 
Literatur näher bespricht Aus dem Studium der veröffentlichten 
Fälle kommt er zu der Ansicht, dass die Krankheit besonders nach 
Frakturen und Luxationen mit Gelenk- und Muskelverletzungen, 
namentlich wenn Repositionsversuche gemacht worden waren, (Prae- 
dilektionsstellen: M. quadriceps femoris, deltoides, brachialis int., 
Muskeln der Achselhöhle) oder nach syringomyelitischen oder 
tabetischen Arthropathien besonders im Hüft- und Kniegelenk auf- 
tritt. Verf. fügt zu der kleineren Zahl von seltenerer Lokalisation 
noch aus der eigenen Praxis einen Fall hinzu, eine Myositis ossificans 


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nach Luxatio femoris iliaca, wo die Verknöcherung sich später be¬ 
deutend zurückbildete. Da alle bisherigen Theorien der Entstehung 
der Myositis ossificans traumat. sehr unbefriedigend sind, so sucht 
Verf. eine neue Erklärung. Er findet, indem er seine Beobachtungen 
aus den bisher veröffentlichten Fällen herleitet, dass zur Bildung 
einer traumatischen Muskelverknöcherung 4 Faktoren nötig sind: 
1. Ein Trauma (Luxat., Kontusion, Fraktur, Zerreissung des 
Muskels), 2. Quetschung oder Zerreissung dicker breiter Muskeln, 
3. Haematombildung, 4. Lage der Muskeln in der Nähe der Ge¬ 
lenke, diese überbrückend, Ursprung oder Ansatz der Muskeln an 
diesen Gelenken. Auf den letzteren Punkt, den Verf. als ersten 
hervorhebt, geht er näher ein und erläutert an der Hand von 
Skizzen, dass die von ihm in Punkt 4 aufgestellte Behauptung tat¬ 
sächlich auf die Praedilektionsstellen der Myositis ossif. träum, zu¬ 
trifft. Er zieht den Schluss, dass als 5. Bedingung für das Zustande¬ 
kommen der Krankheit eine Gelenkkomponente hinzukommen muss 
und spricht als diese —• das ist seine neue Theorie — die Synovial¬ 
flüssigkeit an. Es lassen sich auf diese Weise die Vorgänge 
folgendermassen erklären: bei der Verletzung ist die Gelenkkapsel 
eingerissen worden, die Gelenkflüssigkeit tritt heraus und dringt, 
eventuell auf weitere Strecken hin, in das Muskelgewebe ein, hier 
einen Reiz — durch primäre Inkrustation der Gewebe mit Kalk¬ 
salzen oder auf andere Weise zur chondrogenen oder direkten 
Knochenbildung — auf das Bindegewebe ausübend. Wurde die Extre¬ 
mität im Anfänge nach der Verletzung nicht geschont, wurden 
eventuell auch noch Repositionsversuche gemacht, so wurde dieser 
Reiz vermehrt, da durch die Bewegungen die Synovialflüssigkeit 
gewissermassen in das Muskelgewebe hineingepumpt wurde. Auch 
bei Arthropathien kam es schliesslich zur Kapseleinreissung; die an 
sich vermehrte Gelenkflüssigkeit konnte nun austreten und be¬ 
wirkte die Verknöcherung im Muskel. Die häufig im Innern der 
Verknöcherung beobachtete Gystenbildung scheint dem Verf. für 
seine Annahme zu sprechen. Zum Schluss seiner Ausführungen 
meint Verf., dass eine Klärung der Frage über das Mitwirken der 
Synovia bei der Muskelverknöcherung neben der wissenschaftlichen 
Wichtigkeit auch von grosser praktischer Bedeutung wäre, da man 
in der Synovia ein einfaches Mittel zur Anregung von Knochen¬ 
bildung bei Pseudarthrosen hätte.*) Experimentelle Untersuchungen 

*) (Intrakapsuläre Schenkelhalsfrakturen haben bekanntlich Neigung zur 
Pseudarthrosenbildung. Wo bleibt da die knochenbildende Wirkung der 
Synovia ? Ref.) 

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über die Einwirkung der Synovia auf Muskelelemente stellte Verf. 
an Kaninchen an, erzielte aber nur negative Resultate. 

Stoffel-Heidelberg. 

20) Maxwell Telling. „Nodular“ fibromyositis, an every 

day affection, and its identity with so-called chronic 
rheumatism. (Lancet, 21. Jan. 1911.) 

Chronischer Rheumatismus oder synonym, Muskelrheumatismus, 
Myalgie, Muskulofibrositis ist im wesentlichen ein Krankheitsprozess, 
der nach Tellings Definition durch entzündliche Exudation in das 
fibröse Gewebe entsteht. Das Exsudat führt zu Schwellung und 
Verdickung von verschiedenstem Charakter und Grad leicht und 
nicht palpabel, schwer bis zur Tumorform, akut und vorübergehend, 
chronisch und zu knötchenförmigen Ablagerungen führend, aber 
stets schmerzhaft Er kann in allen Bindegewebsspalten auftreten, 
bevorzugt werden einzelne Gegenden, (Ischias, Lumbago). Dahin 
gehören auch die meisten Fälle von Neuralgie. Das Hauptsymptom 
ist der Schmerz, der stets vorhanden ist, und bei genauer Unter¬ 
suchung uud viel Uebung wird man stets Druckpunkte finden, unter 
denen man auch stets bei chronischen Fällen knötchenförmige Ver¬ 
dickung fühlen kann, wenn dieselben nicht zu tief liegen. Ein 
kleines Knötchen genügt, um eine schwere Lumbago auszulösen. 
Der Schmerz strahlt häufig nach allen möglichen Richtungen aus 
und nicht selten ist sein paroxysmales Auftreten, namentlich dann, 
wenn die Knötchen dicht an Nerven oder Nervenendigungen liegen. 
Ursächlich spielt nicht nur der akute Rheumatismus und Erkältung, 
sondern auch Störungen im Yerdauungstraktus eine grosse Rolle, 
die zur Erzeugung und Resorption von Toxinen führen, Traumen, 
namentlich leichte ständig wirkende, schaffen häufig bei Arbeitern 
einen locus minoris resistentiae, an dem sich die Krankheit dann 
etabliert. Infolgedessen ist das Leiden auch bei jungen, kräftigen 
Arbeitern häufig. Die Behandlung hat in erster Linie in Beseitigung 
der Schädigungen, (intestinale Unregelmässigkeiten) etc. zu bestehen. 
Danach in erster Linie in lokaler Behandlung mit Massage, syste¬ 
matischen Uebungen etc., und nur bei schweren Fällen, bei denen 
die Knötchen nicht durch Massage fortzubringen sind, ist die Exzision 
derselben absolut indiziert. Mosentbal-Berlin. 

21) Astramonofi*. Myositis ossificans traumatica. (Diss. 

München 1910.) 

A. publiziert in der vorliegenden Arbeit drei Fälle von Myositis 
ossificans traumatica in der Nähe des Ellenbogengelenkes nach 


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Verletzungen dieses bezw. seiner benachbarten Teile und bespricht 
im Anschluss an diese Fälle in kurzer, aber übersichtlicher Weise 
dieses Krankheitsbild. Ein ausführliches, 262 Arbeiten umfassendes 
Literaturverzeichnis ist angefügt Blsncke-Magdeburg. 

22) Stanley Barnes: Typical progressive muscleatrophy. 

(Lancet, 14. Jan. 1911.) 

Vorstellung eines Falles von typischer progressiver Muskel¬ 
atrophie. Merkwürdig war das gleichzeitige Auftreten von epi¬ 
leptischen Krämpfen, die nicht nach dem Jackson’schen Typ waren 
und allen Therapieversuchen trotzten. Mosenthsl-Berlin. 

23) Schaedel. Zur Lehre von der Dystrophia musculorum 

progressiva. (Diss. Kiel 1910.) 

Sch. bringt in der vorliegenden Arbeit eine Zusammenstellung 
der hauptsächlichsten Unterscheidungsmerkmale zwischen den spi¬ 
nalen und den myopathischen Formen der progressiven Muskelatrophie 
und berichtet über einen wegen der hochgradigen Veränderungen 
besonders interessanten Fall von Dystrophia musculorum progressiva, 
der wohl zur Gruppe des skapulohumeralen Typus der juvenilen 
progressiven Muskeldystrophie zu rechnen ist. 

Bleiokfl-Magdeburg. 

24) Krön (Berlin): Ueber stellvertretenden Muskelersatz. 

(D. Med. Woch. No. 47, 1910.) 

Im Anschluss an die öfter beobachtete Tatsache des Ersatzes 
angeborenen oder erworbenen Muskeldefektes durch Hypertrophie 
anderer Muskeln, welche diese Funktionen übernehmen (Ersatz des 
pectoralis major durch klaviculare Portion des Deltoides und Trapezius, 
sowie Latissimus dorsi, des Serratus anticus durch Trapezius) be¬ 
richtet K. über einige selbstbeobachtete Fälle dieser Art: 1. Infolge 
Atrophie des Trapezius, Supra- und Infraspinatus der rechten Seite 
durch Polyneuritis konnte der Arm trotz kräftigster Kontraktion 
des Deltoides nicht bis zur Horizontalen gehoben werden. Erst 
wenn er halb nach vorn gerichtet wurde, gelang die Elevation 
bis zur Vertikalen durch die Hilfe des klavikularen Teiles des 
Pectoralis. 2. Ersatz des durch eine Lymphdrüsenoperation am 
Hals geschwundenen Trapezius durch Serratus und Deltoides, 
und des ebenfalls geschwundenen Sternokleidomastoideus durch 
die tieferen Muskeln Splenius und Omohyoideus, ferner bestand 
eine starke Hypertrophie des Levator scapulae. Alle Bewegungen 
wurden ausgeführt. 

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Den Ersatz des Deltoideus veranschaulichen folgende Fälle: 

1. Bei einer Entbindungslähmung des rechten Armes (Erb) liess K. 

sehr früh schon [Jebungen machen, die die klavikulare Portion 
des Pektoralis stärken sollten, also Heben nach vom und oben 
durch Vorhalten eines Gegenstandes. Unter jahrelangen Uebungen 
gelang Erhebung bis über die Horizontale, später erholte sich auch 
der Deltoides teilweise. 2. Bei einem ähnlichen Fall war das 
Resultat noch besser. Auch hier übernahm der obere Pectoralis 
und der kurze Bicepskopf die Funktion, bis allmählich sich die 
Reste des Deltoides kräftigten. 3. Bei zwei Deltoideslähmungen 
Erwachsener durch Neuritis des n. axillaris hatten die Uebungen 
schnellen Erfolg, besonders unter Mitwirkung des Supraspinatus. 
— Auch bei kombinierten Lähmungen sah K. guten Erfolg ein- 
treten. Ungünstiger liegen die Verhältnisse an der unteren 
Extremität In einem Falle sah K. bei poliomyelitischer Lähmung 
des Beines die Beugung des Oberschenkels gegen das Becken durch 
den Tensor fasciae übernommen, nachdem der Ileopsoas gelähmt 
war, was ja nicht ungewöhnlich ist Hohmans-München. 

25) Fr. Lange (München): Die Sehnenverpflanzung. (Ergehn, 
d. Chir. u. Orth. II. Bd. p. 1.) 

Verf., als der Urheber der periostalen Sehnenverpflanzung 
im Gegensatz zur alten Nicoladoni’schen Methode der Ueber- 
pflanzung von „Sehne auf Sehne“, vertritt selbstverständlich ganz 
seine Methode, die sich auch unter den modernen Orthopäden mehr 
Anhänger erworben hat, als die andere Methode. Ihre Berechtigung 
an sich ist heutzutage nicht mehr in Abrede zu stellen, auch ist 
sie der Nervenplastik in den meisten Fällen überlegen und hat 
auch vor der Arthrodese verschiedene Vorzüge. Diese soll nicht 
zu früh (10. Jahr für Fussgelenk, 20. Jahr für Kniegelenk) aus¬ 
geführt werden und ist für den Pat. von schwerwiegenderer Be¬ 
deutung als die Sehnenplastik. Der Erfolg der Sehnenplastiken 
und besonders der periostalen Methode, bei der oft grosse Mengen 
von Seide als künstliche Sehnen dem Organismus einverleibt werden 
müssen, hängt von vielen scheinbar nebensächlichen Einzelheiten ab, 
deswegen wird vom Verfasser die Herstellung der Sublimatparaffin¬ 
seide für die künstlichen Sehnen und die Operationstechnik eingehend 
besprochen. Die wichtigsten Punkte sind: 1. strengste Asepsis, 

2. exakte Nahtführung an der Sehne, 3. Verlagerung der Sehne in 
einen im subkutanen Fett gebohrten Kanal, der in der Richtung 
der zukünftigen Zugwirkung geführt werden muss, 4. exakte Ver- 


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nähung am Periost in genügender Spannung bei starküberkorrigierter 
Stellung, 5. gewissenhafte und genügend lange Nachbehandlung. 
Im zweiten Teil der Arbeit gibt dann Verf. einen kurzen Ueber- 
blick über die typischen Operationspl&ne für die einzelnen Gelenke 
und häufigsten Deformitäten, auf die einzugehen aber über den 
Rahmen eines Referates hinaus ginge. Baisch-Heidelberg. 

26) Lange (München). The orthopedic treatment of 
spinal paralysis. (Archiv, of Pediat., Nov. 1910.) 

Im akuten Stadium empfiehlt Lange ein Gipskorsett oder Gips¬ 
bett zur Ruhigstellung. Im zweiten Stadium hat man die Aufgabe, 
die gelähmten Muskeln zu kräftigen und Kontrakturen zu verhüten, 
doch warnt Verf. vor zu kräftiger Massage. 

Zweckmässig sind Schienen und Celluloideinlagen, die mit Stahl¬ 
drähten verstärkt werden. Die Schienenapparate mit Laschen sollen 
nicht so starke Atrophie machen wie die Lederhülsen. 

Später kommen folgende Operationen in Betracht: Das Re¬ 
dressement mit oder ohne Tenotomie genügt allein nicht, wie es 
Lorenz angibt, da es leicht Rezidive der Deformität gibt, ausser in 
gewissen Fällen von Spitzfuss. 

Die Nervenpiastik hat noch keinen unzweifelhaften Erfolg bei 
Kinderlähmung gezeitigt und erscheint, auch nach Ansicht von 
Spitzy, bei einem degenerierten Muskel aussichtslos. 

Die Arthrodese ist bei völliger Lähmung indiziert und wird 
vom Verf. nicht vor dem 14. Jahr gemacht, weil sonst die knöcherne 
Vereinigung ausbleibt Unangenehm ist das schlechte Gehen auf 
unebenem Boden wegen der Steifheit. Zur Verhinderung von Spitz- 
fusstellung bildet Lange künstliche Gelenkbänder aus Seide, an der 
medialen Seite von der Tibia zum Naviculare und lateral von der 
Fibula zum Cuboid. Die Nachbehandlung dauert ein Jahr. 

Bei der Sehnenüberpflanzung verwirft Lange die alte Methode 
von Nicoladoni, der Sehne an Sehne vernähte, er fixiert die 
Sehne ans Periost und macht ausgedehnte Anwendung von künst¬ 
lichen Seidensehnen zur Verlängerung der Muskeln. Er verwendet 
dazu Paraffin-Sublimatseide, die reaktionslos einheilt und sich später 
mit echtem Sehnengewebe umgibt. Lange geht dabei nicht nach 
dem Prinzip der Funktionsteilung vor, sondern nach dem Prinzip, 
unwichtige Funktionen ganz zu opfern und nur die wichtigsten 
Bewegungen wisderherzustellen. Nach Lange genügen am Fuss 
3 Muskeln, einer für die Plantarflexion mit dem Ansatz am 
Calcaneus und zwei andere zur Dorsalflexion, von denen der 


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eine, der gleichzeitig supinieren soll, ans Naviculare, der andere, 
der auch pronieren soll, ans Cnboid angeheftet wird. 

Manche Misserfolge haben ihren Grund in den Verwachsungen 
der künstlichen Sehnen mit der Umgebung. Um dies zu vermeiden, 
empfiehlt Lange, lür die Sehnen einen Kanal durch das Fettgewebe 
zu bohren. Zander-Heidelberg. 

27) 0. Foerster (Breslau): Die Behandlung spastischer 
Lähmungen durch Resektion hinterer Rückenmarks¬ 
wurzeln. (Ergehn, d. Chir. u. Orth. II. Bd. p. 174.) 

Verf. gibt hier noch einmal eine Zusammenstellung über das Wesen 
der spastischen Lähmungen und die auf ihr aufgebaute theoretische 
Grundlage seiner Behandlungsmethode, wie er sie bereits in mehreren 
früheren Publikationen dargelegt hat (Mitteil. a. d. Grenzgeb. 
Bd. 20.), ferner über Indikationsstellung, Technik der Operation, 
Nachbehandlung und Resultate. Die letzte ausführliche Publikation 
von Küttner (ref. Zentr.-Bl., Februarheft) hat diese Punkte eben¬ 
falls erschöpfend dargelegt, und stützt sich Verf. zumeist auf K.’s 
Erfahrungen. Doch ergibt die Zusammenstellung F’s, dass bisher 
45 Fälle Förster’scher Operation in der Literatur mitgeteilt sind. 
Davon sind 8 gestorben, 2 davon an sekundärer Meningitis. 
Die übrigen ergaben zumeist ein befriedigendes Resultat. Die Nach¬ 
behandlung ist keine leichte und bedarf vielfach noch besonderer 
orthopäd. Massnahmen oder Nachoperationen und vor allem einer 
konsequenten Gymnastik. Soviel aber lässt sich aus den bisherigen 
Erfahrungen schon sagen, dass die Resektion hinterer Rückenmarks¬ 
wurzeln einen eminenten Fortschritt in der Behandlung der 
bedauernswerten Individuen, denen bisher mit den üblichen 
Operationsmethoden meist nur wenig geholfen werden konnte, 
bedeutet. Balsch-Heidelberg. 

28) Oocht (Halle). Die Röntgenologie im Krüppelheim. 

(Zeitschr. f. Krüppelfürsorge Bd. III, H. 2, S. 88 ff., 13 Abb.) 

Die junge Arztegeneration kann es sich heute gar nicht mehr 
vorstellen, dass es eine Zeit gegeben hat, in der der Chirurg die 
segensreiche Hilfe der Röntgenstrahlen entbehren musste, kann es 
heute schwer verstehen, dass ihre Bedeutung anfangs von so 
manchem Chirurgen unterschätzt wurde. In der Orthopädie sind 
sie uns unentbehrlich und demgemäss leisten sie im Krüppelheim 
unschätzbare Dienste. In dem mit Wärme geschriebenen Artikel 
setzt G. die grossen Vorteile der Röntgenuntersuchung an aus- 


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gewählten Kapiteln der Orthopädie auseinander. 13 sehr instruktive 
Pausen von Röntgenbildern illustrieren den Artikel. 

Natzler-Heidelberg. 

29) Hasebroek. Die Gymnastik als herztherapeutisches 
Mittel. (Zeitschr. f. ärrtl. Fortbild. 1911, Nr. 1.) 

Für den kranken Kreislauf hat sich praktisch in der Heil¬ 
gymnastik — unter Hinzunahme der speziellen Vibrationsbewegungen, 
der Thoraxerschütterungen, die das Herz tonisierend und regulierend 
beeinflussen — ein verschiedenes Vorgehen herausgebildet. H. unter¬ 
scheidet : 

1. Diejenige Gymnastik, die ausgesprochen Gewicht auf die 
passiven und leichten aktiven Uebungen legt, und die daher vor¬ 
sichtig und mehr tastend die Leistungsfähigkeit des Systems zu 
heben sucht. 

2. Diejenige aktive Gymnastik, die von vornherein durch 
forziertes Vorgehen am ganzen System inklusive dem Herzen energisch 
angreift. 

3. Die sogenannte Selbsthemmungsgymnastik nach Gebr. Schott, 
die in der Mitte zwischen beiden steht. 

Für die Wirkung der Gymnastik kommt nach H. als Peripherie 
im wesentlichen die Skelettmuskulatur in Frage und wir sind im¬ 
stande, für den Zirkulationsbetrieb die Peripherie im weit ver¬ 
breiteten Skelettmuskelgebiet selbständig und im wesentlichen un¬ 
abhängig vom Herzen aufzubessern: es hebt sich durch systematische 
übende Ausführung und durch allmählich steigende Ansprüche so¬ 
wohl die Grösse der Einzelleistung der Skelettmuskulatur als deren 
Ausdauer. Subjektiv geht hierdurch alles, was Gefühl der An¬ 
strengung und unangenehme Sensation von seiten des Herzens be¬ 
deutet, zurück. Für das Herz selbst handelt es sich um Schonung, 
da es bei den gewöhnlichen Muskelaktionen des Körpers weniger 
und seltener als höchste Instanz in Anspruch genommen wird. 

Auf diesem Wege der leichten Gymnastik behandeln wir alle 
wahren Herzmuskelerkrankungen. 

Die Gymnastik versagt, wenn der natürliche Korrelationsbetrieb 
der Skelettmuskulatur nicht mehr steigerungsfahig ist. Man muss 
also nach H. stets im Auge behalten, dass die Gymnastik auf dem 
Wege der Funktion, d. h. durch Steigerung von im Organismus 
vorhandenen Reizqualitäten im Sinne der Selbstregulation und Selbst¬ 
erhaltung wirkt. H. ist der Ansicht, dass man ein anatomisch 
wirklich nennenswert krankes Herz schwerlich aufbessern kann. 

Bleneke-Magdebarg. 

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30) Joaohimsthal : Heber angeborene Wirbelanomalien 
als Ursache von Rückgratsverkrümmungen. (Deutsche 
med. Woch. No. 37, 1910.) 

Bei einem 3 jährigen Kinde hatten die Eltern bemerkt, dass 
das rechte Bein kürzer als das linke sei. Es war ein Schiefstand 
des Beckens vorhanden mit einer rechtskonvexen Biegung der Lenden¬ 
wirbelsäule und leichtem Hochstand der rechten Schulter. Da die 
beiden Beine von gleicher Länge waren, wurde eine Röntgenauf¬ 
nahme vorgenommen, die normale Brustwirbel- und Rippenverhält¬ 
nisse ergab. Die ersten drei Lendenwirbel waren ebenfalls normal, 
der vierte zeigte eine deutliche Verschmälerung an der linken Seite, 
der fünfte eine noch stärkere. Zwischen ihm und dem 1. Sacral- 
wirbel ist links ein runder Schatten, der nach aussen 1 cm 
weit über die Reihe der Wirbel hinausragt. 6. Lenden- und 1. Kreuz¬ 
wirbel berühren sich nur noch am rechten Seitenrand. Der Schatten 
stellt offenbar einen Halbwirbel dar. — Bei einem anderen drei¬ 
jährigen Mädchen, das im unteren Brust- und Lendenteil der Wirbel¬ 
säule eine Abweichung nach rechts zeigte, fanden sich im Röntgenbild 
am 8.—10. Brustwirbel links drei Gelenk flächen für Rippen¬ 
ansätze, während rechts fünf Gelenkflächen waren. Wahr¬ 
scheinlich ist diese Unregelmässigkeit durch Interpolation von zwei 
Halbwirbeln auf der rechten Seite bedingt Es folgen beiderseits 
noch 2 rippentragende Wirbel, so dass sich rechts 13, links nur 11 
Rippen befinden. — Obwohl im ersten Falle der Sitz des Halb¬ 
wirbels einer operativen Entfernung günstig war, wurde davon ab¬ 
gesehen und gymnastische Behandlung und Sohlenerhöhung ange- 
weudet. Hohmann-München. 

31) Semeleder. Ein einfaches und einwandfreies Verfahren 

zur bildlichen Darstellung von Deformitäten speziell 
der Skoliose. (Wien. klin. Woch. 1910; Nr. 30.) 

Statt aller teuren und umständlichen Messungsapparate verwendet 
Verf. die photographische Technik, ausgehend von der Tatsache, 
dass ein Raster von einem Projektionsapparat auf eine ebene Fläche 
geworfen gerade Linien liefert, auf eine gekrümmte Fläche wellige, 
die symmetrisch oder asymmetrisch verlaufen werden je nach der Kon¬ 
figuration des Schirmes. Das Raster auf den Rücken eines normal 
gebauten Menschen geworfen, liefert von der Vertikalen aus gerechnet 
symmetrische Wellenlinien. Bei Skoliotischen resultieren also ver¬ 
zerrte asymmetrische Linien. Die der Abhandlung beigegebenen 
Bilder sind überzeugende und fallen durch die Plastik auf. 

Spltzy-Graz. 


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32) Kellett Smith. A pelvic level for comparing the standing 
height of the legs in lateral curvature of the 
spine etc. (Lancet, 21. Januar 1911.) 

Eine Wasserwage auf einem dem Abdomen angepassten Holz, 
das 2 Spitzen hat, die an die vorher markierten Spinae angesetzt 
werden, um zur Beurteilung der Skoliose eyi genau wagrechtes 
Becken zu haben. Mosenthal-Berlin. 


33) Pechowitsch: Einfluss der Kriechübungen auf die 

lordotische Albuminurie. (Deutsche med. Woch. No. 43, 1910.) 

Durch das Klappsche Kriechverfahren und zwar durch die zur 
Mobilisierung des Brustkorbs angewendete Lordosierung der 
Brustwirbelsäule wird eine Ausgleichung der Lordose des Lenden¬ 
teils bewirkt und dadurch der schädliche Einfluss auf die Zirkulation 
der Nieren behoben. Von 30 Kindern der Klappschen Kriechturn¬ 
stunde, die eine pathologische Lendenlordose hatten, zeigten & Albumen 
im Urin, und zwar niemals frühmorgens beim Aufstehen, wohl aber 
vor und nach dem Turnen, wobei die Eiweissmenge vor dem Turnen 
grösser war als nach dem Turnen. Durch die Turnübungen 
sank die Eiweissmenge deutlich, ohne jedoch zu ver¬ 
schwinden. P. spricht sich gegen die Corsettbehandlung der 
lordotischen Albuminurie aus. Hohmann-Manchen. 

34) Braun (Zwickau). Ueber die Anwendung der Suprarenin- 

anaemie bei Operationen am Schädel und der Wirbel¬ 
säule. (Deut. Zeitschr. f. Cbir. Bd. 107, S. 661.) 

Verf. hebt den Vorteil der Anaemisierung durch Suprarenin 
gegenüber allen anderen Methoden der provisorischen Blutstillung 
speziell bei Operationen am Schädel und an der Wirbelsäule her¬ 
vor, auf die bisher zu wenig Wert gelegt wurde. Verf. benutzte 
eine V*°/o frisch bereitete Novokainlösung mit geringem Suprarenin- 
gehalt, von der er 60—120 ccm je nach der Grösse und der 
Lokalisation (Dicke der Muskulatur) injizierte. Er ging dabei so 
vor, dass er sich im ganzen Umkreis des Operationsfeldes ausser¬ 
halb der Schnittlinie mehrere Quaddeln markierte und von diesen 
aus subkutan von einer zur andern injizierte. An Stellen des 
Schädels mit dicken Muskelschichten (seitlicher Schädel, Nacken) 
wurden auch diese im ganzen Querschnitt mit der Lösung durch¬ 
tränkt; das geschah in der Weise, dass mit der Hohlnadel, immer 
injizierend, von jeder Quaddel zunächst senkrecht bis zum Periost 
eingestochen, dann schräg durch die ganze Dicke der Muskulatur 


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bis zum Periost nach allen Richtungen hin vorgedrungen, dann 
noch schräger in gleicher Weise in das Unterbautzellgewehe einge¬ 
gangen wurde, sodass in alle Schichten nacheinander ausgiebige 
Mengen injiziert wurden. Durch solches Vorgehen wird die paren¬ 
chymatöse Blutung so gut wie ganz ausgeschaltet, die grösseren Ge- 
fässe bluten infolge ihrer starken Kontraktion so schwach, dass man 
sie zum Unterbinden gerade noch finden kann. Verf. verwandte 
diese Blutstillung speziell bei Operationen am Kleinhirn, wobei die 
durch die Injektionen gesetzte Lokalanästhesie gleichzeitig oft die 
Narkose entbehrlich machte. Auch bei der Laminektomie ist die 
Blutleere der die Wirbelsäule bedeckenden Schichten ausserordent¬ 
lich günstig. Die Heilung wird durch die Injektionen durchaus 
nicht gestört. In 2 Fällen (Kleinhirntumor, Ponstumor), deren 
Krankengeschichten Verf. bringt, waren gute Resultate bezüglich 
der Blutleere zu erzielen. Mehrere sehr instruktive Bilder erläutern 
das Vorgehen hei der Operation an der Schläfengegend, dem Hinter¬ 
haupt und der Wirbelsäule. Stoffel-Heidelberg. 

35) Riedinger : Ueber habituelle und willkürliche Luxa¬ 

tion des Schlüsselbeines, sowie über Schlottergelenk. 

(Arch. f. Orth. etc. Bd. IX, H. 1.) 

Bei einem etwa 60jähr. Maurer entstand durch Fall vom 1. 
Stockwerk eine Luxation des acromialen Schlüsselbeinendes, die 
vom Anfang an habituell war. Die Luxationsstellung wird hei jeder 
Erhebung des Armes über die Horizontale infolge der Wirkung 
des M. serratus verstärkt. Mittels des Muskels schiebt Pat. mit 
einem Ruck des Acromion unter die Clavicula. Verbunden ist die 
habituelle Luxation mit einem Schlottergelenk. 

In einem zweiten Falle bestand durch einen Unfall eine 
Luxation am sternalen Ende des Schlüsselbeins. Es stellt sich hier 
ein Schlottergelenk ein, nachdem durch einen zweiten Unfall eine 
Bewegungsstörung im Schultergelenk eingetreten war und dadurch 
das Sternoclaviculargelenk stärker in Anspruch genommen wurde. 

Meyer-Lübeck. 

36) Riedinger: Ein Fall von gleichzeitiger traumatischer 

Luxation beider Schlüsselbeine. (Arch. f. Orth. etc. 

IX. Bd. 1. H.) 

27jähr. Arbeiter fallt zwischen einen Eisenbahnwagen und die 
Laderampe der Güterhalle, sodass er mit den Schultern von beiden 
Seiten gequetscht wird. Dadurch entsteht rechts eine Luxatio 


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claviculae praesternalis, links Luxatio supraacromialis, infolge der 
starken Zusammenpressung der Schultern und des Thorax von beiden 
Seiten her. Nachdem V 2 Jahr nach dem Unfall die Erwerbs¬ 
fähigkeit 33 J /3 °/o war, tritt allmählich im Laufe von 5 Jahren 
völlige Arbeitsfähigkeit wieder ein. Meyer-Lübeck. 


37) Dietze: Beitrag zu der spontanen subkutanen Sehnen- 

zerreissung (Extensor digit. comm.) (Arch. f. Orth. IX. Bd. 1. H.) 

47jähr. Zimmermann spürt beim erschwerten Sägen plötzlich 
einen schmerzhaften Ruck in der Nähe de9 rechten Handgelenks 
auf der Streckseite. Es handelte sich um eine indirekte, subkutane 
Querruptur des rechten Extensor digitorum communis III direkt 
unter dem Ligamentum transv., verbunden mit isoliertem Ausriss 
von Muskelsubstanz aus der Unterarmmuskulatur und zwar aus dem 
Bauch des M. extens. digit. comm. 

Operation: Naht des zerrissenen Muskels. Heilung mit fast 
völliger Wiederherstellung der Funktion. 

Ätiologie: Chronische Schädigung des Muskels durch den 
Beruf infolge dauernder Reibung der bei dorsaltiekti^rter Hand 
scharfwinklig geknickten Sehne an dem scharfen Rand des Liga¬ 
mentum transversum. Meyer-Lübeck. 

38) Heidenhain (Worms). Resectio carpi. (Deut. Zeitschr. f. Chir. 

Bd. 107, 8. 570.) 

Verf. gibt eine neue Methode dieser Resektion an, die er mit 
vollem Erfolge bei einer Handgelenkstuberkulose anwandte; die 
Methode vermeidet die Nachteile der sonst üblichen: Freilegung 
und Leslösung der Extensorensehnen auf weite Strecken und spätere 
mangelhafte Funktionsfähigkeit der Hand. Von der Mitte des Meta- 
carpus V beginnend wird ein 13 cm langer Schnitt auf der ulnaren 
Kante des Melacarpus und der Ulna nicht zu weit dorsal gelegt, 
von hier aus zum Carpus vorgegangen, wobei nur ein mässiges Frei¬ 
legen der Sehnen der Mm. extensor et flexor carpi ulnaris nötig 
ist, die Hand stark radialwärts geknickt und die Resektion ausge¬ 
führt. Dann wird die Hand an normale Stelle reponiert, und es 
werden von einem ausgiebigen Faszienschnitt über der Ulnakante 
aus die Sehnen der Beuge- und Streckmuskeln zugänglich gemacht 
und einzeln durch Raffnähte an ihren Ursprüngen so verkürzt, dass 
bei festem Aneinanderpassen der Mittelhand- und Unterarmgelenk- 
enden die Sehnen gut gespannt sind. Durch die vollkommene Aus¬ 
gleichung der vorher gut gereinigten Wundhöhle wird die Rezidiv- 


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gefahr vermindert und die Funktion der Hand gebessert. Die 
Finger waren bei dem Pat. gut beweglich, die Hand an der Re- 
sektionsstelle nur wenig beweglich; Pat. (Techniker) ist voll arbeits¬ 
fähig. Hachfolgende Leichen versuche erwiesen die Zweckmässigkeit 
der Methode, die Verf. durch einige instruktive Bilder veranschaulicht. 

Stoffel-Heidelberg. 


39) Maxwell (Leeds): Acute sepsis of the wrist from oral 

joint. Lancet 7. Jan. 1911. 

M. stellt einen Fall von akuter Vereiterung des Handgelenks 
vor, die angenommene Ätiologie, viele kariöse Zähne mit dem septisch 
belegten Zahnfleisch, erwies sich als richtig, nach Reinigung des 
Mundes mit Extraktion der Zahnstümpfe auffallende und sofortige 
Besserung des Gelenkleidens. Mooenthal-Berlin. 

40) Hirsch: Zur Klinik der KahnbeinbrUche des Carpus. 

(Arch. f. Orth. etc. IX. Bd. I. H.) 

öljähr. Zimmermann erlitt einen Unfall, indem er über einen 
Stein fiel und mit der rechten Hand aufschlug. Erst 3 Jahre 
nach dem Unfall wird radiologisch eine Fraktur des os naviculare 
festgestellt, nachdem bis dahin die Beschwerden als eine Ver¬ 
stauchung des Handgelenkes gedeutet waren. Röntgenologisch fand 
sich eine Deformierung des os naviculare mit einer annähernd quer 
zur Längsachse des Knochens verlaufenden Bruchlinie. Funktion 
der Hand bedeutend beschränkt. Radiale Abduktion aktiv und 
passiv völlig unmöglich. Starke Schmerzhaftigkeit auf Druck. H. 
exstirpiert das os naviculare total und erreicht damit eine be¬ 
deutende Besserung der Funktion und der ganzen Beschwerden. 
Er glaubt deshalb bei veralteten Fällen die Totalexstirpation emp¬ 
fehlen zu müssen, während bei frischen Fällen kurze Fixation in 
radialer Abduktion der Hand und frühzeitige Massage und vor¬ 
sichtige Bewegung zum Ziele führen. Meyer-Lübeck. 


41) Trevelyan (Leeds): Stationary atrophy limited to the 
hand. (Lancet, 7. Jan. 1911.) 

T. stellt einen Fall von Muskelatrophie vor, der beschränkt auf 
die kleine Fingermuskulatur seit 6 Jahren stationär ist. 

Mosenthal-Berlin. 


42) Fessler (München). Diagnose und Therapie der Frakturen 
an den Finger- und Mittelhandknochen. (Deut. Zeitschr. 
f. Chir. Bd. 107, S. 297.) 

Nachdem Verf. zunächst das Vorkommen und die Art der Ent- 


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stehuog der Kompressions-, Biegnngs- und Torsionsbriiche der 
Phalangen und der Metakarpen kurz besprochen bat, geht er auf 
die Befunde, die man bei den verschiedenen Brüchen im Röntgen- 
bilde erheben kanD, ein. Was die Therapie dieser Frakturen an- 
hetrifft, so rät Verf. in Anbetracht der Wichtigkeit eines guten 
Heilerfolges, speziell in der Unfallpraxis, Schienen verbände nur bei 
geringer Dislokation zu verwenden, schwerere Dislokationen aber 
stets mit Zugverbänden zu behandeln. Verf. streift daun kurz die 
von Volkmann, Bardenheuer, Borchgrevink, Phelps angegebenen 
Zugverbände und bespricht seine Methode, die speziell für den 
prakt. Arzt geeignet ist. Ein an einem Ende gebogenes Bandeisen 
wird mit seinem geraden gepolsterten Ende in der Vola manus 
unterhalb des verletzten Fingers befestigt • und der verletzte oder der 
zum verletzten Metakarpus gehörige Finger durch fest an ihm an¬ 
gewickelte Heftpflasterschleifen an das gebogene Ende des Band¬ 
eisens so fest als möglich herangezogen. Lockert sich nach Tagen 
der Zug, so wird er durch neue Zugstreifen verstärkt. Die Vor¬ 
züge des Verbandes sind: Einfachheit des Materials und der An¬ 
legung, Aufhören der Schmerzen sogleich nach der Anlegung, be¬ 
quemes Tragen, freie Bewegungen der anderen Finger und des 
Handgelenkes, ständige Uebersicht über die Bruchstelle, Möglichkeit 
der Massage. 2 Bilder veranschaulichen den Verband, 2 Röntgen¬ 
bilder vor und nach der Heilung eines Grundphalanxbruches zeigen 
das gute Resultat der Behandlung. Stoffel-Heidelberg. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

X. Kongress 

43) der Deutschen Gesellschaft für orthopädische Chirurgie. 

Berlin, 17. bis 18. April 1911. 

Bericht, erstattet vom Privatdoz. Dr. Wollenberg-Berlin. 

Vorsitzender: Hoeftmann-Königsberg. 

Projektionsabend 17. April. 

1. Böhm (Berlin): Ueber mechanische Deformitäten. B. legte sich 
die Fragen vor: wie verhält sich ein gesunder wachsender Knochen bei 1) 
dauernder, 2) temporärer, mechanischer Einwirkung? Die dauernde Einwirkung 
führt zur Deformierung, wie das Beispiel der Chinesenfüsse, des Indianer¬ 
schädels und der durch dauernde Bandagierung experimentell erzeugten Kyphosen 
und Skoliosen (Wullstein) lehrt. Temporäre Einwirkung dagegen führt nach 
Böhm nicht zur Deformierung, wie er aus der sich nicht fixierenden Lordose 
bei der angeborenen Hüftluxation, der sich nicht fixierenden statischen Skoliose 
bei einseitiger Beinverkürzung, dem sich nicht fixierenden paralytischen Platt* 


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friss nachzuweisen sucht. Tempoiäre (tagt. 8 Stunden) Bandagierung von 
Hunden ergaben Böhm ebenfalls keine fixierten Deformitäten. Er sohliesst 
daraus, dass — von der intrauterinen Belastung abgesehen — die Theorie der 
Entstehung von Belastungsdeformitäten durch temporare Einwirkung unhaltbar 
sei; bei den knochenerweichenden Prozessen (Osteomalacie, Rachitis etc.) seien 
diese pathologischen Vorgänge das Wesentliche, die Belastung sei ein sekun¬ 
därer Faktor. 

Diskussion: Heusiter (Barmen) weist darauf hin, dass man wahrscheinlich 
die Einwirkung der Belastung auf die Epiphysen resp. auf die Wachstumsgrenze 
berücksichtigen müsse, wie das Beispiel der Unterschenkelverbiegung nach 
temporärer Klumpfusskorrektur durch die Eltern lehre. Maas* (Berlin) erinnert 
an seine Tierexperimente, welche die Entstehung eines genu valgum zur Folge 
hatten. Mosenthal (Berlin) zeigt einen Fall von Brachydaktylie, bei welchem 
die Verdickung des Metatarsus I zur Verbiegung der anderen Metatarsen führte. 
Vulpius (Heidelberg) hat mit der Zeit sich sehr erheblich fixierende para¬ 
lytische Plattfüsse und statische Skoliosen gesehen. Die von Heusner 
erwähnten Unterschenkelverbiegungen sind vielleicht auf Rachitis, vielleicht auf 
lokale Knochenerweichungen zu beziehen. B8hm (Berlin): In den Experimenten 
von Maass wurde permanente mechanische Einwirkung angewandt; dass diese 
zu Deformitäten führt, wurde nicht geleugnet Solche Verhältnisse kommen aber 
zur Erklärung der menschlichen Deformitäten niemals in Betracht. Deswegen 
muss der Begriff der „Belastungsdeformität 14 fallen gelassen werden. 

2. Peltesohn (Berlin): Zur Aetiologie und Prognose der Goxa 
vara infantum. Es ergab sich, dass die grosse Mehrzahl der Coxa vara 
infantum auf Rachitis zurückzuführen ist. Winklige Abknickung des Schenkel¬ 
halses ist auf Verletzung, Fraktur oder Infraktkm, zurückzuführen. Bei bogen¬ 
förmiger Abbiegung des Schenkelhalses kann Spontanheilung eintreten, seltener 
bei der winkligen Abknickung. Die nach dem 4. Lebensjahr sich entwickelnde 
Coxa vara neigt zur Verschlimmerung. Die Therapie soll meist eine 
exspektative sein. 

3. Wollenberg-Berlin. Demonstrationen zur Therapie der mobilen 
Skoliose. Die systematische Röntgenkontrolle der Skoliosen ist von grösster Be¬ 
deutung für die Therapie. Die Aufnahmen müssen bei gleichem Focusabstand und 
gleicher Einstellung vorgenommen werden, für welchen Zweck W. den Lange¬ 
schen Zeichenapparat, dessen Glasscheibe durch eine Kassette ersetzt werden 
kann, mit einem Blendenkasten kombiniert hat. W. zeigt Röntgenbilder mobiler 
Skoliosen vor und nach Anlegung von geteilten Skoliosenkorsetts, die er 
„ Segmentkorsetts“ nennt. Die Bilder, welche in aufrechter Stellung aufgenommen 
sind, zeigen völlige Geradestellung der Wirbelsäulen. 

4. VulplilS-Heidelberg. Zur blutigen Behandlung des angeborenen 
Klumpfusses: Nicht alle Klumpfüsse sind unblutig völlig zu heilen. Demon¬ 
stration von Röntgenbildern und Präparaten nach Exstirpation des Talus und 
nach Exkochleation des Talus (Ogston). Die Nachuntersuchungen ergaben, 
dass sich der Talus nach der Exkochleation wieder ergänzt und eine keilförmige 
Gestalt annimmt. Die Exstirpation gab in 26 °/ 0 vorzügliche Resultate. 

Diskussion: Btde-Hannover übt in schwierigen Fällen das „Hineinhämmern“ 
der Fusswurzelknochen. Biestlskl-Berlin bevorzugt die Ogston’sche Operation; 


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er entfernt hauptsächlich den Kern des Proc. anter. c&lcanei. Reiner-Wien 
spricht gegen die operative Therapie, die demonstrierten Fälle befriedigen ihn 
nicht; er hat in über 1000 Fällen nur 4 Talusexstirpationen gemacht. Die 
blutige Operation soll auf die wirklichen Missbildungen beschränkt werden. 
Vulpius-Heidelberg betont dem gegenüber, dass seine Fälle eben ausgesucht 
schwere sind. 

5. Ehrlnghaus-Berlin. Ossärer Schiefhals als Teilerscheinung von 
weiteren Anomalien: Es handelte sich um Spaltbildung von Halswirbeln 
und Brustwirbeln, Verschmelzung von Dornfortsätzen; neben dem hierdurch 
bedingten Schiefhals lag eine Ptosis des rechten oberen Augenlides und Strabis¬ 
mus vor, wohl bedingt durch kongenitale Kernaplasie, ferner eine Skoliose, 
Rippen- und Genitalanomalien. E. nimmt eine kongenitale Hypoplasie der 
Hypophyse an. Therapeutisch wird Hypophysenextrakt versucht, und ein Stütz¬ 
korsett für die Wirbelsäule appliziert. 

Diskussion: Schlee - Braunschweig vermisst Angaben über den Röntgen¬ 
befund der Sella turcica. Ehrlnghaus-Berlin: Der Befund an der Sella war 
normal. 

6. Mosenthal-Berlin. Einige Fälle von Brachydaktylie: Demonstration 
einer interessanten Reihe von hierher gehörigen Fällen, die sehr häufig Eltern 
und Kinder betrafen. Am plausibelsten erscheint M. die Machol’sehe An¬ 
nahme einer intrauterinen trophoneurotischen Störung resp. Zirkulationsstörung. 

Diskussion: Vulpius-Heidelberg demonstriert einen analogen Fall. (Zugleich 
Klumpfüsse.) 

7. Glässner-Berlin. Angeborene Verbildungen im Bereiche der 
oberen Extremität: Es wird demonstriert: Klumphand mit Vorderarm¬ 
verkürzung und partiellem Radiusdefekt, partieller Ulnadefekt, knöcherne 
Synostose von Humerus, Radius und Ulna, kombiniert mit Fingerdefekten, 
partiellem Vorderarmknochendefekt, ferner Syndaktylie mit Synostose der End¬ 
phalangen, doppelter Daumen mit 5 Fingern (also in summa 7 Finger), amniotische 
Schnürfurchen mit Syndaktylie. 

8. Bads-Hannover. Ohne Prothesen arbeitende Krüppel: Photo¬ 
graphische Wiedergabe verschiedener Krüppel mit Extremitätendefekten, die 
ohne Prothesen bestimmte Arbeiten ausführen können. Kinematographische 
Darstellung einer armlosen Frau, die allein mit den Füssen feine Näh- und 
Stickarbeiten auszuführen vermag. 

Eröffnungssitzung 18. April 1911. 

9. Spitzy-Graz. Ziele der Nervenplastik: Eingehendes Referat über 
die experimentellen Grundlagen der Nervenplastik und ihre bisherigen Erfolge. 
Für die Indikation derselben ist von Wichtigkeit das Verhalten der galvanischen 
Muskelerregbarkeit in den ersten (4.-6.) Monaten nach der Lähmung; nimmt 
dieselbe rasch und konstant ab, so ist eine Nervenplastik zu machen, da sonst 
die Nervenendorgane degenerieren, wodurch eine spätere Pfropfung erfolglos 
wird. Der Erfolg der Nervenplastik kann auch durch andere Ursachen vereitelt 
werden, nämlich durch Ausbleiben der anatomischen Heilung der Implantation 
(z. B. durch Eiterung), ferner durch Ausbleiben der physiologischen Heilung 
(z. B. wenn die Lokalisierung bei Adaptierung der Querschnitte nicht richtig 
getroffen wurde, wenn nicht möglichst synergetische Nerven gewählt wurden, 
wenn zu schmale Lappen gebildet wurden). Spitzy hat bisher (41 Fälle) 30 % 
gute Resultate, 40 °/ 0 teilweise Erfolge und 30% Misserfolge. 


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Diskussion: Zlegener-Berlin machte experimentelle Versuche von Nerven* 
Überpflanzung im Bereiche der Cauda equina. Sprlager-Prag hat eine ähnliche 
Operation am Menschen ausgeführt. 

10. Wlerzejew8kl-Berlin. Angeborene Kontrakturen: Bericht über ein 
kongenital luetisches Kind mit Klumphänden, Klumpfüssen, Abduktionskontraktur 
der Oberschenkel. W. hält angeborene Muskeldefekte für die Ursache der Ge¬ 
lenkstellungen. 

Diskussion: Kofmaan-Odessa hat ähnliche Fälle gesehen, v. Aberle weist 
auf die geringe Widerstandsfähigkeit derartiger Kinder hin; unter 3 solchen 
Fällen verlor er 2 an Fettembolie infolge der Redressements. 

11. Joachlmstbal-Berlin. Ostitis fibrosa im Kindesalter. 3 Fälle 
dieser Erkrankung mit ausgedehnter Zystenbildung. Von einer energischen 
Therapie wurde wegen der Multiplizität der Herde Abstand genommen. 

Diskussion: Brandes-Kiel heilte 2 Fälle von solitärer Zystenbildung durch 
Exkochleation und Jodoformplombierung. Schliltze-Duisburg empfiehlt bei mul¬ 
tipler Erkrankung die Operation an den tragfähigen Knochen mit folgender 
Plombierung. Möhrlng-Kassel hat Dauerheilung ohne Operation beobachtet. 
Wollenberg-Berlin hat gleichfalls bei solitärer Zystenbildung Spontanheilung im 
Laufe eines Jahres gesehen. 

12. V. Aberle-Wien. Singuläre angeborene Missbildung einer 
unteren Extremität: Das Femur eines 4jährigen Knaben ist unten gegabelt 
und an dem äusseren Gabelende sitzt der Fuss, der übrigens noch Syndaktylien 
aufweist. Eine entwicklungsgeschichtliche Erklärung vermag der Vortragende 
nicht zu geben. 

Diskussion: Joaohlmsthal hat einen ganz analogen Fall bereits publiziert. 

13. Wlerzejewskl-Berlin. Ueber Unfälle und Komplikationen be- 
orthopädischen Operationen: Zwei Formen von Komplikationen wurden 
beobachtet, die eine bestand in tonischen, seltener auch klonischen Krämpfen 
mit Bewusstseinsstörungen und Asphyxie nach adressierenden Operationen. Im 
Urin trat kein Eiweiss, wohl aber Zuckerausscheidung auf, beginnend einige 
Stunden nach der Operation und bis 2—3 Tage nach dem Anfalle dauernd 
Diese Form wurde besonders bei Operationen an Kindern mit Zerebrallähmung 
beobachtet und wird von W. auf die Dehnung von Nerven, z. B. des Ischiadicus 
zurückgefübrt. Die zweite Form von Komplikationen bestand in Fettembolie, 
für welche W. zum Teile das Chloroform verantwortlich macht. W. empfiehlt 
deshalb Einschränkung des Chloroformgebrauches bei Kindern. 

Diskussion: Relner-Wien fand bei experimenteller Fettembolie eine auf¬ 
fallende Starrheit der Lungen. Spltzy-Graz perhorresziert das Chloroform bei 
Kindern. Die Tetanie der Kinder prädisponiert für die beschriebenen Unfälle. 
Fink-Charkow sah Krämpfe nach Einrenkung der Hüfte. In einem Falle wurde 
deshalb wieder ausgerenkt, und nach 10 Minuten hörten die Krämpfe auf. In 
einem anderen Falle wurde nicht wieder ausgerenkt; hier hörten die Krämpfe 
nach 3 Stunden auf. Bade-Hannover erlebte Krämpfe noch 10 Tage nach der 
Operation. Therapeutisch wirken kühle Bäder hervorragend. B. kennt nichts 
Angenehmeres als das Chloroform bei Kindern. Vulplus-Heidelberg protestiert 
ebenfalls gegen Spitzys Ausdruck, Chloroform bei Kindern sei ein Kunstfehler. 
Lange-Strassburg hat vom Chloroform bei Kindern keine Schädigungen erlebt. 

14. Vulplaa-Heidelberg. Ueber die Widerstandsfähigkeit von Sehnen 
und Sehnennähten. V. wendet sich gegen die Einwendungen von Laagt- 


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Mönchen gegen die Naht von Sehne auf Sehne. Er stellte Belastungsversuche 
an Leichensehnen und gelähmten Sehnen an, die ergaben, dass gesunde und ge¬ 
lähmte Sehnen von durchaus gleicher Festigkeit sind, beide ertrugen Belastungen 
von 10—25 kg. Auch genähte gesunde und gelähmte Sehnen konnten in gleicher 
Weise belastet werden, ohne nachzugeben, es fanden vielmehr bei starker Be¬ 
lastung Abreissungen der Sehne am Muskelbauche statt, während die Nähte 
standhielten. Langes Einwendungen gegen die Naht von gesunden Sehnen auf 
gelähmte sind daher nicht stichhaltig. 

15. Cramer-Köln. Ueber die Behandlung rachitischer Extremi- 
täten-Verkrümmungen: Man soll nur bei abgelanfener Rachitis osteotomieren; 
diese unterscheidet sich röntgenologisch durch ihre glatten geraden Epiphysen¬ 
linien von den unregelmässig gezackten bei florider Rachitis. C. machte 816 
Osteotomien ohne Todesfälle, ohne Fettembolien, ohne Ausgang in Pseudarthrose. 
Zahlreiche Fälle wurden durch „Modellierung“ behandelt. Die Verkrümmungen 
der oberen Extremität führt C. auf die Belastung beim Aufstfitzen zurück. 

Diskussion: Kölllcker (Leipzig) rat zum frühzeitigen Eingreifen bei allen 
den DiaphysenVerkrümmungen, welche durch Mitbeteiligung der Nachbargelenke 
kompliziert sind (z. B. genu varum und valgum). Rachitische Vorderarm¬ 
verkrümmungen gehen spontan zurück. Röpke (Jena) empfiehlt die bereits 
früher von ihm beschriebene Methode der Umkrümmung nach 4 wöchentlichem 
Eingipsen, die dann stets leicht gelingt. Schlichthorat (Norderney) führt die 
Vorderarmverbiegung auf den Zug von Seiten der Beugemuskeln zurück. Stein 
(Wiesbaden) empfielt die Röpke’sche Methode. Prelser (Hamburg) ist da¬ 
gegen nicht mit ihr zufrieden. Spltzy (Graz) ist für die Operation bei den 
sogen, hyperphysiologischen Krümmungen, die sich erfahrungsgemäss nicht aus- 
gleichen. 

16. Böcker (Berlin). Spätfolgen der Knochenbolzung bei para¬ 
lytischen Gelenken. Eine Arthrodese mittels Bolzung durch periostgedeckten 
Knochen bei paralytischem Schlottergelenke des Fusses ergab eine allmähliche 
Verschlechterung der Fussstellung, die erst durch erneute Redression und Hinzu¬ 
fügung einer Fasciotenodese behoben wurde. 

Diskussion: Peltesohn (Berlin) weist auf seine schlechten Erfahrungen 
bezüglich der Bade’schen subkutanen Elfenbeinbolzug hin. Bade (Hannover) 
erklärt die Misserfolge, die sich nicht leugnen lassen. Röpke (Jena) zieht stets 
die Bolzung durch frischen periostgedeckten Knochen vor. Frangenheim 
(Königsberg) sieht in Bades Vorgehen einen Rückschritt gegen Lexers 
Methode. Schllltze (Duisburg) weist auf die Wichtigkeit der Ueberkorrektur 
selbst der minimalsten Deformität hin; er befestigt die Arthrodese durch Ver¬ 
schiebung eines Knochenstreifens von der Tibia bis über das Fussgelenk. 
Cratner (Köln) empfiehlt seine Methode, die ähnlich ist, nur dass er einen un¬ 
gestielten Knochenperioststreifen benützt. Biesalski (Berlin) legt das Haupt¬ 
gewicht auf die Herstellung eines massiven Fusses, wobei das Herabhängen 
des Vorderfusses beseitigt werden muss. 

17. WemdorfT (Wien). Zur klinischen Frühdiagnose der lokalen 
Knochen- und Gelenktuberkulose. Ein schwer erklärbares plastisches 
regionäres Oedem der Haut und der dem kranken Gelenke resp. Knochen be¬ 
nachbarten Weichteile ist als Frühsymptom verwendbar. 

18. Wollenbeff (Berlin). Zur Therapie der mobilen Skoliose. Das 
Stadium der Skoliose, welches für die Therapie die günstigsten Chancen gibt, 

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ist das mobile. In diesem Stadium müssen wir möglichst dauernd auf die 
Wirbelsäule einwirken, ohne sie zu entlasten und ohne ihre Bewegungen auszu- 
schalten. Zu diesem Zwecke konstruierte W. sogen. „Segmentkorsetts 44 , die 
nach Umkrümmung jedes einzelnen skoliotischen Segmentes aus Celluloid oder 
Leder hergestellt werden. Bei S-förmiger Skoliose werden also zwei völlig von 
einander getrennte Apparate angelegt, von denen der eine das Dorsal-, der 
andere das Lumbalsegment umkrümmt. In einzelnen Fällen ist die Hinzufügung 
von Detorsions- und Peiottenzügen erforderlich. Bezüglich der Wirkung der 
Apparate und der Röntgenkontrolle s. Vortrag auf dem Projektionsabend. 

19. Böoker (Berlin). Erfolge der Sehnenentspannung bei 
Lähmungsdeformitäten. Die Korrektur von Lähmungsdeformitäten in 
redressierenden Verbänden im Sinne von Lorenz ergibt teil weises Wiederauf¬ 
leben der Muskelfunktion; wo diese Methode versagt, ist zu überpflanzen. 

90. Stein (Wiesbaden). Die Diathermie bei der Behandlung 
der Knochen- und Gelenkkrankheiten. Die gonorrhoischen, rheu¬ 
matischen, uratisehen Arthritiden, aber auch zahlreiche andere Formen der 
Knochen- und Gelenkkrankheiten reagieren günstig auf Thermopenetration. 

21. Frangenheim (Königsberg). Ueber chondrodystrophische 
Zwerge. Schilderung zweier beobachteter Fälle, die bereits vor Abschluss 
des Wachstums durch Osteotomieen behandelt wurden. 

Diskussion: Joaohlmsthal (Berlin) hat in einem Falle, der vor 13 
Jahren operiert wurde, ein Dauerresultat erzielt. 

Wiill8teln (Halle). Ueber die operative Behandlung des Platt- 
fusseB. Kritik der Plattfussoperationen. W. erzielt durch Herausmeisselung 
einer vierseitigen Pyramide aus der Gegend des Talonaviculargelenkes mit 
folgender 4 — 6 wöchentlicher Gipsapplikation und Tragen von Einlagen für 
ein halbes Jahr sehr schöne Resultate. 

Diskussion: Sohultze (Duisburg) hat die früher von ihm verwandte 
Plastik Nicoladonis verlassen und erzielt ohne Operation durch sein Re¬ 
dressement eine Rekonstruktion auch der schwersten Plattfüsse zur normalen Form. 

23. Caro (Hannover). Anwendung von Hessing 'sehen Ver¬ 
bänden in der Kassenpraxis. C. lässt alle überflüssigen Teile, alle Ver¬ 
nickelungen etc. an den Hessing-Apparaten fort, verwendet in grösseren 
Mengen vorrätig gehaltene, gewissermassen fabrikmässig hergestellte Schienen 
in verschiedenen Grössen, lässt alte Lederhülsen wieder verarbeiten und macht 
so die Herstellung zu billigen Preisen möglich, gibt die Apparate auch leih¬ 
weise ab. 

24. Mayer (Köln). Die Behandlung der frischen Kinderlähmung 
durch Ruhigstellung. M. legt die Kinder vom Kopf bis zu den Füssen in 
ein Gipsbett und verhütet so die Entstehung von Lämungsdeformitäten. 

26. Hübscher (Basel). Beiträge zur G i p s b e tt be h a n d lung der 
Wirbelsäulenerkrankung. H. verwendet prinzipiell eine hintere und vordere 
Gipsbettschale, damit das Umwenden, die Reinhaltung etc. der Kinder ohne 
Gefahr für die Wirbelsäule vorgenommen werden kann. Ferner zeigt H. ein 
quer geteiltes Gipsbett, das gewissermassen als Modifikation des Fink’schen 
Druckverfahrens gelten kann. Die Distraktion beider Hälften wird durch einen 
scherenförmigen Lagerungsapparat mittels Schrauben bewerkstelligt. 

Diskussion: Hoeftman (Königsberg), Kofmann (Odessa) empfehlen eben¬ 
falls das Gipsbett. Flak (Charkow) protestiert gegen Langes Einwendungen 


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wider seine Methode; er lässt die Kinder im Durchschnitt 1 Jahr 2 Mon. im 
Gipsbett liegen. 

26. Bade- Bannover. Zur Behandlung spondylitischer Lähmungen: 
B. beobachtete überraschenden Rückgang von Lähmungen bei vertikaler 
Extension der Patienten. Er verwendet ebenfalls Gipsbetten, die den ganzen 
Patienten einschliessen. 

Diskussion: Fränkel-Berlin zeigt stereoskopische Bilder, welche die Um- 
krümmuug der Wirbelsäule während des Kriechverfabrens erläutern. Er benutzt 
•diese Korrekturstellung zur Anlegung von Gipsbetten, welche den Kopf und die 
Arme, das Becken und die Beine mit einschliessen. 

27. Radlke-Berlin. Röntgenuntersuchungen in der Skoliosen* 
therapie: R. demonstriert durch Röntgenbilder die Einwirkung von Zander 
apparaten und von anderen funktionellen Uebungen auf die Skoliose, ebenso 
die Einwirkung einzelner Korsetts. 

Diskussion: Böhm-Berlin. Da nur permanente Einwirkungen auf die Wirbel¬ 
säule Erfolg verheissen können, ist das von Wollenberg demonstrierte Verfahren 
xu empfehlen; ebenso die Lagerungsapparate, wie sie Fräakel gezeigt hat Bade- 
Hannover demonstriert seine Korsetts, die er in mannigfaltiger Weise den Einzel- 
fällen anzupassen versucht. 

28. Semeleder-Wien. Verwertung des Körpergewichtes zur 
Korrektur von Belastungsdeformitäten: S. verwendet das Prinzip des 
Winkelhebels, der die Kraft der Belastung in andere Richtung umsetzt, zur 
Korrektur des genu valgum und varum, des Plattfusses u. dgl. 

29. MShring-Kassel. Die konstruktiven, hygienischen und prak¬ 
tischen Gesichtspunkte für die Herstellung der Wirbelsäulenstütz¬ 
apparate: Demonstration eines Stützapparates, der aus 2 neben der Wirbel¬ 
säule herlaufenden Rückenstäben, einem Beckengürtel analog dem der Hessitig- 
korsetts und 2 etwas beweglichen Armstützen besteht. 

30. Springer-Prag. Zur Entstehung der Madelungschen Hand¬ 
gelenkverbildung: S. schlägt für diese Deformität den Namen „Gabelhand“ 
vor. Der Radius ist in seiner ganzen Ausdehnung verbogen, u. zw. zeigt er 
eine volare und ulnaro Konkavität sowie eine Torsion um seine Längsachse. 
S. nimmt an, dass der Radius sich im Sinne der Pronation um die Ulna herum¬ 
gebogen habe, wodurch sämtliche Deformitätskomponenten erklärt würden. Man 
muss einen erweichenden Knochenprozess annehmen. 

Diskussion: Brandes-Kiel hält das Leiden für bedingt durch eine Ent¬ 
wicklungsstörung im Bereiche des Epiphysenknorpels des Radius u. zw. an 
seiner ulnaren Seite. B. beobachtete hereditäres Vorkommen der Deformität. 

31. LudlofT-Breslau. Demonstration eines Präparates des normalen 
und pathologischen Hüftgelenkes eines l^jährigen Mädchens mit 
einseitiger angeborener Luxation: Die Luxationspfanne war erweitert, 
oben aber verschmälert. Der obere Idmbusteil war verbreitert und nach unten 
umgebogen. Der Knorpelbelag der Pfanne war nicht hypertrophisch, sondern 
atrophisch. Es bestand eine Exostose am unteren, dem Os ischii zugehörigen 
Pfannenteil. In derartigen Fällen kann natürlich nur die blutige Reposition Er¬ 
folg haben. 

32. Härting (Leipzig). Erfahrungen und Resultate von ca. 100 
unblutig reponierten kongenitalen Hüftgelenksverrenkunge n t 

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Statistisches; 92,6 % Heilungen bei einseitiger, 64 ° 0 bei doppelseitiger 
Luxation. 

33. Froelioh (Nancy). Die klinischen und anatomischen Formen 
der tuberkulösen Coxitis. F. unterscheidet 1) Coxitis fugax, 2) C. gravis 
3) C. hypertrophica, 4) Caries sicca. 

34. Hagemann (Greifswald). Eine typische Oberschenkelfraktur 
nach Knie- und Hüftgelenk fixierenden Gips verbänden. H. erklärt 
die Fraktur, die oberhalb der Femurkondylen gelegen ist, durch Versteifung des 
Kniegelenkes. 

Diskussion: Ehrlnghaus (Berlin) hat dieselbe Fraktur beschrieben; Ver¬ 
steifung des Kniegelenkes lag in seinen Fällen nicht vor. 

36. Kirschner (Königsberg). Zur Chirurgie des Kniegelenks. Aus¬ 
sägen eines die Tuberositas tibiae mitsamt dem Ligamentum patellae ein» 
schliessenden trapezförmigen Knochenstückes aus der Tibia. 

Diskussion: BSse (Berlin) geht in ähnlicher Weise vor. 

36. Köllicker (Leipzig). Der spastische neurogene Plattfuss. 
K. empfiehlt für das Leiden die Sehnenplastik, und zwar verkürzt er den 
Tibialis ant., verlängert die Peronei, oder er verpflanzt die Peronei auf Tibialis 
anticus und Tibialis posticus. 

37. Kai8in (Floreffe). Beweglicher Ruderapparat. Die Ruderbe¬ 
wegungen dienen gleichzeitig zur Fortbewegung des Apparates, der ungefähr die 
Gestalt eines Fahrrades hat. 

Zum Vorsitzenden für 1912 wurde Gocht (Halle) gewühlt. 


40. Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

44) zu Berlin, vom 19. bis 22. April 1911. 

Bericht erstattet von Dr. Mosenthal in Berlin. 

D er 40. deutsche Chirurgenkongress, der unter dem Vorsitz von 
Prof. Rehn (Frankfurt a. M.) in der Osterwoche im Langenbeckhause zu Berlin 
tagte, wurde mit einer würdevollen Gedächtnisfeier zum Andenken an den 100. 
Geburtetag v. Langenbeck’s eröffnet. 

Ueber das erste Hauptthema: „Die Desinfektion der Hände und 
des Operationsfeldes“ referierte Herr Küttner, Breslau. 

Nach einem ausführlichen historischen Ueberblick über die Entwicklung 
der einzelnen Waschmethoden bespricht er die in Anwendung kommenden 
Chemikalien und deren bakterizide Kraft und geht darauf zur kritischen Be¬ 
trachtung der mechanischen Reinigungsmethode der Hände und des Operations¬ 
feldes über. Die Fürbringerische Methode zur Reinigung der Hände ist heute 
die Methode der Wahl, speziell ausserhalb des Operationssaales, da sie auch 
ebensogut mit Breonspiritus ausgeführt werden kann. Das von Heusner ein¬ 
geführte Jodbenzin wirkt in der Zusammensetzung Jod 0,6, Benzin 800,0, 
Paraffinöl ad. 1000,0, reizlos. Jodkollodium für das Operationsfeld birgt Ge¬ 
fahren (Feuer) in sich, Benzinoform reizt stark. 

Undurchlässliche Stoffe zum Ueberziehen der Haut (Candamin, Derma 
gummit) haben nur wenig Anhänger. Für den Handschutz sind Gummihand- 


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schuhe speziell bei septischen Operationen allgemein in Anwendung, dagegen 
noch nicht allgemein bei aseptischen Operationen. Ihre Anwendung ist teuer, 
sie leiden sehr beim Auskochen. K. empfiehlt, sie über einem gepuderten 
Zwirnhandschuh im strömenden Dampf zu sterilisieren. In eine neue Aera 
sind wir eingetreten seit der von Grossich 1908 angegebenen Jodpinselung der 
Haut des Operationsfeldes. Eine Umfrage hat ergeben, dass unter 210 Chirurgen 
185 die Methode fast ausschliesslich verwenden. Die Ekzemgefahr wird ver¬ 
mieden, wenn nur frische, 6°/ 0 Jodtinktur verwendet wird, die nur dünn auf¬ 
getragen zu werden braucht. Bei sehr zarter Haut genügt eine einmalige Be- 
pinselung, ev. nachheriges Abwaschen mit Alkohol; jede vorhergehende Des¬ 
infektion mit anderen Desinfizienzien ist überflüssig und ev. schädlich. In K’s 
Klinik nimmt der Patient am Abend vor der Operation ein Vollbad, darnach 
wird er rasiert und 20 Minuten vor der Operation und kurz vor der Operation 
nochmals wird das Feld mit 5°/ 0 Jodtinktur bepinselt. Die Prinzipien, die uns 
zur Sterilmachung von Händen und Operationsfeld leiten sollen, sind grösste 
Sicherheit mit möglichster Einfachheit; demgemäss verfahrt er, wie beschrieben, 
die Hände werden mit Alkohol gewaschen und Gummihandschuhe angezogen. 

2. Nötzel (Saarbrücken). Ueber Wundbehandlung. 

Das erste und einzige Prinzip bei der Wundbehandlung ist die Aus¬ 
schaltung aller Infektionsmöglichkeit. Auf Grund seiner Untersuchung bei der 
Behandlung frischer Wunden kommt N. zu dem Ergebnis, dass eine Mit¬ 
wirkung der chemischen Reagentien nicht zu bestehen scheint, sondern dass die 
Wirkung aller angewendeten Streupalver und imprägnierten Gaze nur eine rein 
physikalische zu sein scheint. Die sterile Gaze ist mindestens so wirksam, wie 
die Jodoform-, Vioform- etc. Gaze; die Pulver wirken rein austrocknend. Das 
Jodoform wird von ihm nur noch als Spezifikum bei Tuberkulose angewendet, 
er empfiehlt statt von aseptischer und antiseptischer Wundbehandlung lieber 
von physikalischer und chemischer zu sprechen. 

Diskussion: Kocher (Bern) fürchtet die Anwendung des Jods bei den 
Basedow- und Strumafällen und rät Untersuchungen anzustellen, ob dasselbe 
dem Alkohol überlegen ist, was er nicht annimmt. 

E. Israel zeigt Wildleder-Handschuhe zum Schutz der Hände bei Gips¬ 
verbänden. Blumberg (Berlin) zeigt ein Drahtnetz, in das die Handschuhe beim 
Kochen gelegt werden, um unterzusinken, und Handschuhe mit rauher Ober¬ 
fläche. von Oettlngen (Berlin) hält das Jod, speziell im Krieg, bei unsauberer 
Haut für kondraindiziert und empfiehlt seine Mastixlösung, die vor allem vorteil¬ 
haft im Krieg bei Wassermangel anwendbar ist. Heusner (Barmen) zeigt 
Aluminiumspriraldraht, Drainageröhrchen, die schon durch das sich teilweise 
resorbierende Aluminium desinfizierend wirken und nicht feetkleben, ferner zum 
Ueberziehen der Hände eine Kolophonium-Aether-Terpentin-Lösung. 

Lauenateln (Hamburg) hält die Jodpinselung bei Operationen, bei denen 
man durch die Haut bohrt oder Nägel einschlägt, für nicht ausreichend wegen 
der Gefahr, die unter der Jodschicht retenierten Keime in die Tiefe zu ver¬ 
schleppen. Heinecke (Leipzig) empfiehlt das Bepinseln der Wunden mit Jod. 
Thöle (Hannover) hat Jodidiosynkrasien beobachtet, für die von anderer Seite 
die Wirkung deB Jodwasserstoffs angesehen wird. 

Dreyer (Breslau) hat in Kniegelenke, die mit Staphylokokken infiziert 
wurden, Jod injiziert, wobei eine Eiterung ausblieb, es wachsen zwar auf den 


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Kulturen, die dem Knie darnach entnommen wurden, noch Staphylokokken, es 
kommt aber nicht zur Eiterbildung. Jungengel (Bamberg) nimmt als Ursache 
für das Jodekzem die Jodwasserstoffsäure an. Er zeigt einen Apparat, mit dem 
er auf die mit Alkohol imprägnierte Hand Joddämpfe appliziert. König (Greifs¬ 
wald) hebt die Störung hervor, die durch die Farbe des Jods (Lupus) ver¬ 
ursacht wird, er glaubt in dem Thymol einen gleichwertigen Ersatz zu finden» 
Rehn (Frankfurt a. M) warnt vor der Berührung der Därme mit Jod, das 
intensiv zu Adhäsionen führe. Spitzy (Graz) empfiehlt bei Rhagaden statt Jod 
Harz anzuwenden. 

Demolistrationsabend 19. April: Woerner (Schwäbisch-Gmünd) zeigt 
sehr schöne Lumiärephotographien von pathologischen Präparaten. 

Bauer (Breslau) demonstriert eine mit Platinbaryumcyanyr getränkte 
Binde, die direkt auf der Hautoberfläche angelegt wird und das Bild dort er¬ 
scheinen lässt und die Verwendung des Schirmes überflüssig machen soll. 
Wessely (Würzburg). Demonstration von Versuchen über Angewöhnungs¬ 
erscheinung bei öfters wiederholten örtlichen Reizen. 

Pele-Leusden (Berlin). Röntgenbilder von spina bifida aperta und 
occulta, bei denen die häufig auftretenden Wirbel- und Rippenanomalien, 
Keilwirbel, Rippenverwachsungen — Variationen nicht subordiniert, sondern 
koordiniert zu sein scheinen. 

Immelmann (Berlin). Demonstration von Röntgenbildern aus dem 
Gebiete der Knochenbrüche, die nichts neues darstellen. 

Häberlln (Bad Nauheim). Demonstration zur Frage der ostitis fibrosa, 
bei der es sich nach seinen Untersuchungen um eine endostale Neoplasie handelt, 
die erst sekundär zur zystischen Degeneration führt. 

3. Hauptthema. 

Lexer (Jena): Ueber freie Transplantationen. 

L. gibt einen vollständigen Ueberblick über den heutigen Stand der ge¬ 
samten freien Transplantationen, von dem ich nur einiges Wesentliches hervor^ 
hebe. Hautlappen ohne Fettschicht heilen besser an als mit derselben, inner¬ 
halb des Körpers eignen sich jedoch Epidermislappen nicht. Erstes Prinzip ist 
Asepsis, rationelle Blutstillung, er lässt auf der Wunde etwas bluten, drückt 
dann das sich bildende Gerinsel mit einem Gazelappen aus und benutzt den 
Rest als Klebestoff. Die Tierhaut kann niemals die menschliche Haut ersetzen, 
höchstens eine Decke eines Defektes bilden. Bei der Hautplastik verfällt der 
Lappen verschiedenem Schicksal; gangränöser Verfall, Verklebung, rasche Ab- 
stossung, Vereiterung der Granulationen, langsames Ablösen oder Eintrocknen 
des Lappens, wenn derselbe angeheilfc ist und in der 3. Woche Abschürfung des¬ 
selben, oder das anfangs gut ernährte Stück wird später zur Narbe, oder schliess¬ 
lich vollständige Anheilung oder Inselbildung. Fremde artgleiche Hautlappen 
heilen an, fötale besser als erwachsene. Bei heteroplastischen Lappen spielt 
der Rassenunterachied auch eine Rolle, Geschwister verhalten sich verschieden, 
Schleimhäute bilden bei der Transplantation ebenso günstige Verhältnisse. Er 
erwähnt einen Fall von Ersatz der Urethra durch den Appendix. 

Bei der Fe 11-Transplantation kommt nur die Autoplastik in Frage. Aeusserate 
Schonung des subkutanen Gewebes, das verpflanzte Stück muss sofort in die 
präparierte Wundhöhle eingelegt werden. Fett eignet sich zur Zwischenlagerung 


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bei Synostosen; bei myositis ossificans progressiva nur vorübergehend, bei Ver- 
wachsang der Kniescheibe. 

Nerventransplantation. Der transplantierte Nerv dient nar als Leit¬ 
faden, in den evtl. Fasern des Stammnervs hereinwachsen. 

Qefässtransplantation hat sich erfolgreichst entwickelt, Arterien sind 
meistens nicht erhältlich, dagegen eignen sich Venen zur Antoplastik. Bei der 
Heteroplastik bilden sich mehr Thromben. 

Die Fascien-Verpflanzung nach Kirschner hat die vielseitigste Ver* 
wendung gefunden, speziell auch zum Ersatz von Gelenkkapseln und Aponeurosen. 

Periostlappen werden ebenfalls mit gutem Erfolge verpflanzt, es bildet 
sich aus denselben neuer Knochen. (Autoplastik.) 

Bei der freien homoplastischen Sehnen-Verpflanzung nach Kehn jr. 
ist zunächst gänzliche Ruhe, dann frühzeitige funktionelle Inanspruchnahme 
Bedingung. (Ersatz von Gelenkbändern.) Als neue Operationsmethode 
berichtet er über den Ersatz von nekrotischen Sehnen bei Phlegmonen der 
Hohlhand. Nach Exstirpation der Narbe wird zunächst eine Hautplastik ge¬ 
macht und der palmaris longus als einzig entbehrbarer Handmuskel autoplastisch 
verwendet. 

Bei der freien Knochen*Transplantation kommt die Homoplastik der 
Autoplastik sehr nahe. Für kleine Defekte der Röhrenknochen oder Stellen, 
an denen Periost vorhanden ist, empfiehlt es sich, Leichenknochen zu nehmen. 
Knorpel-Plastik kommt nur für kleine Defekte in Frage. (Rippen auf Ohr, 
Nase.) 

Gelenk-Plastik. Autoplastisch können nur Finger- durch Zehengelenke 
ersetzt werden. Bei der heteroplastischen Verwendung von Gelenken stört in 
erster Linie die starke Muskelatrophie des erkrankten Gliedes. L. demonstriert 
ein Kniegelenk, das von einer Leiche 8 Stunden nach der Hinrichtung ent¬ 
nommen und seit 6 V« Monaten eingeheilt ist. 

Der Versuch, ganze Glieder zu verpflanzen, ist noch nicht geglückt, in¬ 
dessen Fascien, Knochen, Gelenke werden erhalten, dagegen Haut, Muskeln, 
Nerven nicht. Diese verhalten sich, wie bei einer Ischämie. 

Die Verpflanzung ganzer Organe homoplastisch gelingt nur, wenn 
proliferationsfahiges Gewebe mit verpflanzt wird (Periost, Blutgefässe). Als 
Regel stellt er auf: Das Transplantat braucht umsomehr Wachstumskraft, je 
weniger artgleich es ist. 

König (Greifswald): Neue Wege der plastischen Chirurgie (Ver- 
lötung und Ueberbrückung). 

Bericht über Fascienlappen, Transplantation bei Darmdefekten, Bla^e 
und Oesophagus. 

Hohmeler (Greifswald). Experimentelle Untersuchungen zur Ver- 
lötung und Ueberbrückung von Wunden und Defekten Schleimhaut 
tragender Kanäle. 

Freie Fa seien-Transplantation wurde zur Schliessung von Wunden von 
Schleimhaut tragenden Kanälen (trachea) verwendet. 

8ohöne (Marburg): Transplantationsversucbe mit artgleichen und 
artfremden Geweben. 

Der schwierigste Punkt bei der Plastik ist die Emährungsfrage. Hierbei 
ist die toxische Wirkung bei artfremden Geweben meist störend, bei artgleichen 
nicht immer. Bei Tierversuchen heilte bei Hauttransplantationen Haut von 


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derselben Familie regelmässig an, bei nicht verwandten Tieren niemals. Am 
besten gelang die Anheilung bei Geschwistern, bei Mutter auf Kind schlechter 
als *bei Kind auf Mutter. Versuche mit embryonaler Haut ergaben, dass die 
Haut von Neugeborenen im Moment der Geburt auf die Mutter verpflanzt, 
normal sich entwickelte, dagegen nicht ühertragbar war auf nicht blutsverwandte 
Tiere. Geschwülste, die sich zuerst schlecht verpflanzen Hessen, Hessen sich bei 
späteren Transplantationen besser verpflanzen (Angewöhnungserscheinungen nach 
Wessely). 

Laedote (Breslau): Ueber Transplantation in die Blutbahn. 

Vergebliche Versuche, Epithelkörperchen durch die Blutbahn homoplastisch 
zu versetzen. 

Rehn(Jena): Experimentelle Erfahrungen über freie Gewebs¬ 
transplantation. 

Homoplastisch positive Resultate bei Fett-Transplantationen, bei Fascien 
ist die Homoplastik der Autoplastik gleichwertig. Als Material für das als 
Bolzen verwendete Elfenbein empfiehlt er Horn, das widerstandsfähig ist und 
einwandsfrei reaktionslos einheilt. 

Kiittner (Breslau): Die Transplantation aus der Leiche. 

Der voriges Jahr vorgestellte Patient, dem ein Hüftgelenk aus der Leiche 
implantiert worden war, war 13 Monate nach der Plastik an Metastasen ge¬ 
storben. Der gesamte eingepflanzte Knochenteil ist erhalten, die Kapsel neu 
gebildet. Ob dieser Teil am Leben ist, ist noch nicht untersucht. Ein zweiter 
Fall ist vor 9 Monaten ebenso behandelt, Vereinigung des implantierten Stückes 
distal durch Tibiaperiostknochenlappen (Spontanfraktur ist wieder in Kon¬ 
solidation, bei der der reichliche Kallus ebenso vom Leichenknochen wie vom 
normalen Knochen ausgeht). 3. Patient. Oberes Tibiaende bei Sarkom durch 
Leichenstück ersetzt. Aus einer an Lungenembolie gestorbenen Frau, 27 Stunden 
post mortem entnommen, 24 Stunden in Ringer'scher Losung auf bewahrt. 
Bolzung mittels Knochenstücks, Leichenteil eingeheilt, Knie um 55° beweglich. 

Stieda (Halle): Klinisches und Histologisches zur freien 
Knochentransplantation« 

In einem Oberarmknochen, der homoplastisch ersetzt war, hat sich 
eine Fraktur an der Stelle gebildet, wo das transplantierte Stück sass, keine 
Kallusbildung, das Stück verhält sich nur teilweise als Fremdkörper, teilweise 
ist es lebend erhalten. Mikroskopische Untersuchungen. 

LSwen (Leipzig): Freie Knochenperiosttransplantation in die 
Unterlippe bei doppelseitigem angeborenem Facialisdefekt, um 
das Herabsinken derselben zu vermeiden. 

Tlllmann (Köln): Ueber Knochentransplantation nach Unter¬ 
kieferresektion. 

Bei Unterkieferresektion, Ersetzen des resizierten Teils durch Tibiaknochcn- 
periostlappen mit gutem Erfolge. 

Goebell (Kiel): Behandlung der habituellen Patellarluxation mit 
freier Aponeurosentransplantation. 

Knochennaht mit Perioststreifen an Stollen, wo das Periost ver¬ 
loren gegangen war. 

Axhausen (Berlin) berichtet über positive Resultate bei Gelenkknorpel¬ 
verpflanzungen. Der Knorpel ist nicht, wie der Knochen auf sein Periost, 
auf das Perichondrium angewiesen. 


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v. Näherer (Wien): Fälle von Ersatz des Humerus durch die Tibia, nach 
dem 2. Monat plötzlich Spontanfraktur, der verpflanzte Knochen liess sich wie 
ein Sequester aus dem erhaltenen Periost herausschälen. 

Hagel (Landau): Epiphys&re freie Knochenimplantation. Ver¬ 
pflanzung von halben Gelenken. 

Schmieden (Berlin); Zum Ersatz des Ohrknorpels wurde Rippenknorpel 
verwendet, der zunächst unter den Arm verpflanzt wurde und nachher mit der 
italienischen Methode versetzt wurde. Zur Erhaltung des transplantierten 
Stuckes ist in erster Linie die Funktion massgebend. Gelenkknorpel von der 
Leiche zu verpflanzen, misslang. Er empfiehlt die freie Knorpelimplantation bei 
Sattelnasen. Gute Erfolge. 

Baum (Kiel) spricht über freie Knochenimplantation bei Pseudarthrosen, 
die er ohne besonderen Erfolg ausgeführt hat. 

Brunn (Berlin) empfiehlt bei der Hauttransplantation in der Nähe der Ge¬ 
lenke dickere Lappen zu nehmen. 

Deutschlinder (Hamburg) berichtet über einen guten Erfolg von Ein¬ 
pflanzung eines Bruchsackes bei einem versteiften Knie. 

Bergei (Hohensalza) berichtet über weitere günstige Erfolge seiner voriges 
Jahr vorgestellten Fibrinversuche zur Kallusbildung. 

Klraohner (Greifswald) berichtet über freie Nerventransplantation. Beim 
Hund wurde der nervus ischiadicus teilweise herausgeschnitten und wieder 
hereingelegt, heilte ein. Nervstücke frei verpflanzt, waren nach 2 Monaten 
degeneriert, geben ein gutes Leitungsmaterial. 

Friedrich (Marburg) empfiehlt die Granulationsflächen, auf die transplantiert 
werden soll, in toto mit Rand zu exzidieren, und auf die frische Wunde zu 
transplantieren. 

Enderle (Basel) hat frisch exstirpierte ganze Knochen implantiert, die aber 
wieder entfernt werden mussten (mikroskopisch: Nekrose). Von 4 transplantierten 
Kniegelenken blieben 2 darin (Tierversuche). 

Müller (Rostock) warnt vorläufig noch vor zu optimistischer Beurteilung 
der von Lex er empfohlenen Sehnenverpflanzung bei Handphlegmoneq, 

Henle (Dortmund) hat bei Luxation mit Wirbelkörperfraktur der Hals¬ 
wirbel Synostose durch Ligatur der Dornfortsätze und seitliche Einlegung zweier 
Knochenspangen aus der Tibia feste Verwachsung, Beseitigung der Lähmung 
herbeigeführt. 

Lucas (Trier): Kasuistischer Beitrag zur Verpflanzung eines Periostknochen¬ 
lappens aus der Tibia zum Ersatz eines tuberkulösen Metacarpus. 

22. April. 

V. Fedoroff (Petersburg): Ueber die intravenöse Hedonalnarkose. 

50—60 cbcm einer 0,75 °/ 0 Lösung von Hedonal, intravenös injiziert, gibt 
eine gute langdauemde Narkose, ohne Nebenerscheinungen, die F. empfiehlt. 

KQmmell (Hamburg): Ueber die intravenöse Aethernarkose. 

Dieselbe ersetzt nach K. die Allgemeinnarkose nicht, ist aber ausgezeichnet 
und sehr empfehlenswert bei alten, schwachen Patienten, bei denen die Allgemein¬ 
narkose eine gewisse Gefahr bedeutet. Die Narkose wird mit einem sehr ge¬ 
ringen Quantum ausgeführt, das im Gegensatz zum Hedonal den Körper sehr 
rasch wieder verlässt, wie man an der Expirationsluft beobachten kann. Er 


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verwendet eine 6°/ 0 Aether-Kochsalz-Lösung, davon werden im Aether nur 4% 
gelöst, sodass man incl. der verdunstenden Menge ca. 3Vt°/o der injizierten 
Menge dem Körpe r einverleibt« Diese analeptdsche Narkose bietet keine Gefahr 
längste Dauer 2 ! /* Stunden. Die in erster Zeit häufiger beobachteten Throm¬ 
bosen werden jetzt durch permanentes Durchfliessen der Lösung vermieden. 
Embolie hat er in keinem Falle gesehen, bei dem Zusatz von Adrenalin oder 
Digalen entstehen häufig Thrombosen in der Armvene. Er fuhrt die Narkose 
so aus, dass er nach vorangehender Skopolamin-Injektion 2 Irrigatoren bereit 
hält, einen mit Kochsalz -f- ö°/o Aether, den zweiten mit physiologischer Kochsalz¬ 
lösung. Die Narkose verläuft durchweg ruhig, rasches Erwachen und äusserst 
seltene Brechreize bieten die ideale Form für alle alten und schwachen In¬ 
dividuen. 

V. Brunn (Tübingen) berichtet über recht günstige Erfolge von Skopolamin- 
Pantopon-Injektions-Narkose, die er bei 600 Fällen angewendet hat. Selbst 
bei grösseren Eingriffen (Strumektomie) war kein weiteres Narkotikum nötig. Die 
Lösung ist auch zur Lokalanästhesie brauchbar. Atmung selten verlangsamt, 
Puls oft vermehrt, die Patienten schlafen oft stundenlang fort, die Narkose 
wirkt nur oberflächlich ohne vollkommene Muskelentspannung. Trinker sind 
häufig unruhig. Im Notfälle gibt er nur Aether, weil das Herz durch das Sc. 
schon belastet ist. 6—8 dezimilligramm Sc., 4—6 milligramm P. 

Diskussion: Brflstleln (Biel) bestätigt die von Brunn gemachten Angaben. 
Er hat eine Beeinträchtigung der Atmung durch Pantopon nicht boobachtet. 

Mertens (Zabrze) verwendet Isopral-Klystier; 0,1 Gramm pro Kilogramm 
Körpergewicht. Alkoholiker schlafen ohne Exitation, Erbrechen selten. 

Neu (Heidelberg) demonstriert einen Apparat, mit dem es möglich ist, 
das Stickstoff-Oxydul (Lachgas) mit Sauerstoffmischung genau zu dosieren und 
hofft davon eine weitere Verbreitung dieses angeblich ungefährlichen Narkotikums. 

Arnd (Bern) empfiehlt die Rektal-Narkose mit Aether in 5°/o Lösung. 
Blutung von seiten des Darmes oder sonstige Störungen von seiten der Darm¬ 
schleimhaut hat er nicht beobachtet. 

Nach Rehll (Frankfurt a. M.) hat sich die ölige Aetherlösung nicht bewährt. 

Läwen (Leipzig) injiziert bei Lumbal - Anästhesie extradural und rät, 
möglichst langsam, nicht mehr als 2 Dezigramm Novocain einzuspritzen. 

Ritter (Posen) hat hei Tieren durch intravenöse Einspritzung von Cocain 
eine vollkommene Körper-Anästhesie bei vorhandenem Bewusstsein erreicht. 

Hagemautt (Greifswald) spricht für die Kümmell’sche intravenöse Aether- 
narkose, bei der er keinen Todesfall oder sonstige Schädigungen, abgesehen von 
vorübergehender Hämoglobinurie, beobachtet hat. 

Pfeil-Schneider (Schönebeck a. Elbe) warnt vor der Kombination von 
Chloroform mit Scopolamin. 

Clalrmont (Wien) hat von der intravenösen Aethernarkose im Tierversuch 
keinen Vorteil gesehen. 

Neuber (Kiel) warnt vor der Mischung von Scopolamin mit Morphium. 
Bei dem Scopolamin sollen nur ganz frische Mischungen verwendet werden, da 
dasselbe durch längeres Stehen zu leiden scheint. In 20 — 30 % Erbrechen. 

Köaig (Greifswald) hält die intravenöse Aethernarkose speziell bei grossen 
Tumoren im Gesicht für indiziert. 


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Hefdenhaiil (Worms) hält die Scopolamin-Pantopon* Narkose nicht für 
gefahrlos. 

Kausch (Schoneberg) sieht keine Veranlassung ein, von der Aetherttropf- 
narkose abzngehen. 

Bler(ßerlin)empfiehltMorphium-Atropin-InjektionmitAether-Tropfnarkose. 

Müller (Rostock) bringt bei Gesichtsnarkose die Kuhn’sche perorale 
Tubarnarkose in Erinnerung. 

Klmnell (Hamburg) — Schlusswort — kommt bei Aethernarkose bei 
dem feuchten Hamburger Klima, das oft Bronchial-Katharre verursacht, kaum 
ohne Scopolamin-Morphium aus. 

Braun (Zwickau): Die örtliche Anästhesierung desN. trigeminus 
und ihre Anwendung bei Operationen. 

An anatomischen Tafeln zeigt B., wie man mit einer 1 °/ 0 Novocain¬ 
lösung sämtliche Operationen im Gebiete der verschiedenen Trigeminusäste unter 
Lokalanästhesie ausführen kann. 

Riedel (Jena): Verschluss der Art. tibialis ant. durch End- 
arteritis. 

Selten beschriebenes Krankheitsbild, das R. an sich selbst beobachtet 
hat, das nicht von Grangän in erster Linie, sondern vom sensiblen Nerv be¬ 
herrscht wird, beginnend mit intermittierendem Hinken, das allmählich zu einem 
akuten Verschluss der tibialis ant. geführt nnd ein gangränöses Ulkus in der 
Mitte des Unterschenkels verursacht hat, das wegen der unerträglichen 
Schmerzen und seinem refraktären Verhalten allen therapeutischen Versuchen 
gegenüber schlieslich zur Amputation führte. 

Coenen (Breslau) übt Kritik an der Wieting’s eben Operation. 
Keryll’s Versuche haben gezeigt, dass eine Umkehrung des Blutkreislaufes nicht 
zur Heilung, sondern zur Amputation führte. Seine Experimente beweisen, dass 
eine Umkehrung der Strömung des Blutkreislaufes herzustellen nicht möglich 
war. Bei Ueberleitung des arteriellen Blutes in das venöse von der Carotis in die 
Jugularis kam es stets zum Exitus, während eine reine Unterbindung von Carotis 
und Jugularis ohne Exitus überstanden wurde. Es ist fraglich, ob das Blut 
rückläufig die Qapillaren passieren kann, und man müsste der Wieting’schen 
Operation skeptisch gegenüber stehen. 

v. Bramann (Halle) berichtet über erfolgreich ausgeführte Arteriennähte 
bei Stichverletzung im Scarpa’schen Dreieck, Aneurysma bei Fraktur im Knie¬ 
gelenk. 

Diskussion: Bier (Berlin) hält die Wieting’sche Operation für möglich. 
Für kurze Zeit nach der Operation kommt es zur Wiederbelebung des be¬ 
troffenen Gliedes, fuhrt aber schliesslich stets zur Amputation. 

Schmieden (Berlin) macht auf die Gefahr und Schwierigkeiten aufmerk¬ 
sam, die bei dem Nähen von arteriosklerotischen Gefässen entstehen und hält die 
Arteriennaht bei Arterioklerose für kontraindiziert. 

KBttner (Breslau) hat die Geftssnaht bei einer durch einen Schrotschuss 
vielfach verletzten Vene mit Erfolg ausgeführt. 

Holler (Königsberg) berichtet über ein erfolgreich genähtes Aneurysma 
der Art. femoralis. 

Sovoler (Chemnitz) nimmt vor einer Arterienunterbindung zur langsamen 
Gewöhnung des versorgten Gliedes an den verminderten Kreislauf eine all¬ 
mähliche Drosselung der Ge fasse vor. 


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Heiaecke (Leipzig): Thrombosen an der oberen Extremität werden häufig 
beobachtet bei Prellungen des Arms, die wohl auf Rupturen der Intima zurück¬ 
zuführen sind. 

Hesse und Schack (Petersburg) berichten über Transplantation der 
Vena saphena in die Vena femoralis mittelst Getässnaht durch 
operative Behandlungsmethode bei Varicen. 

Wichtig sei für das Gelingen der Operation das anatomische Studium der 
Klappenverhältnisse der Venen. Kontraindiziert ist die Operation bei positivem 
Trendelenburg, also bei valvulärer Insuffizienz, indiziert bei kräftigen gesunden 
Leuten. 48 Fälle operiert, von denen 16 Fälle mit Ulcera ausheilten. 

Katzenstein (Berlin) verlagert die Vena saphena in die tieferen Muskel¬ 
schichten, um dadurch eine ständige Entleerung des Blutes zu erzielen. 

Müller (Rostock) berichtet über Thrombose im Anschluss an Bier’sche 
Stauung. 

Frangenheim (Königsberg) empfiehlt die saphenofemorale Gefässnaht. 

Stieda (Halle) sah gute Erfolge bei dem Spiralschnitt. 

Dollinger (Budapest): Unter 22 Fällen war bei 6 noch bis zu 6 Wochen 
die unblutige Reposition veralteter traumatischer Hüftgelenks¬ 
verrenkungen gelungen. Bei 17 Arthrotomien, die er zur Reposition ausführte, 
konstatierte er fünfmal eine hochgradige Zerquetschung des Schenkelkopfes 
durch vorherige unblutige Repositionsmanöver. Die Pfanne ist in allen älteren 
Fällen mit schwieligen Bindegewebsmassen ausgefüllt und musste stets erst 
gründlichst ausgeleert werden. Wie die sectio in vivo ergab, ist ein grosses 
Hindernis für die unblutige Reposition häufig der Verlauf der kleinen Quer¬ 
muskulatur des Beckens. Je nach dem Stand des Kopfes verlegen die vor¬ 
liegenden Muskel in verschiedener Richtung die Pfanne, so dass erstere erst bei 
Seite gezogen werden müssen. Nur in den ersten 6 Fälleu, die er als Studien¬ 
fälle betrachtet, sind Eiterungen eingetreten, später aseptischer Verlauf, von 
denen 8 mit vollkommen beweglichen Gelenken ausheilten. Hin und wieder 
bleiben Bewegungsbeschränkungen zurück, dies ist aber auch bei der unblutigen 
Reposition der Fall, ein Fall von diesen bekam hochgradige Arthritis deformans, 
ein anderer heilte mit Versteifung aus, die eine Folge der Verletzungen des 
Kopfes war. Die Heilung ist nur eine Frage der Asepsis und der Technik. 

Kooher (Bern) empfiehlt die Reposition zunächst unblutig, erst später 
blutig auszuführen und zwar stets in Seitenlage. 

Reichel (Chemnitz) zeigt eine grosse Zottengeschwulst des Knie¬ 
gelenks, die sich als Angiofibrom darstellt. 

Dreyer (Breslau): — siehe vorn — Einspritzung von 6°/ 0 alko¬ 
holischer Jodlösung, durch die 6ich die zu erwartende Gelenkeiterung hint¬ 
anhalten liess. Beim Menschen, 17 jähriger Knabe, mit Osteomyelitis und 
Streptokokken - Eiterung des Kniegelenks ging die Eiterung nach Jodin¬ 
jektion zurück. 

Rüpke (Jena) hat Versuche angestellt, aus der Beschaffenheit der Liquor¬ 
flüssigkeit nachzuweisen, ob es sich um Verengerung des Duralsackes handelt, 
und er hat gefunden, dass unterhalb des Tumors resp. der Verengerungsstelle 
der Eiweissgehalt der Flüssigkeit vermehrt ist. 

Kaisln (FlorefFe-Namur) demonstriert einen sinnreichen Extensions¬ 
apparat für die Behandlung der Frakturen des Unterarms. Von 


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einer Manschette in der Mitte des Oberarms geht eine parallel dem Unterarme 
diesen freilassende Stahlstange zu einer Feder, die mit einem zusammengenähten 
Handschuh, in dem die Hand steckt, verbunden ist, distra hierend wirkt und den 
Unterarm vollkommen frei lässt. 

v. Saar (Graz) führt bei deform gehaltenen Unterschenkel-Frak¬ 
turen durch Verkeilung der Fibula Stellungsbesserung herbei. 

Caro (Hannover): Demonstration zur funktionellen Behandlung 
der Frakturen, Verbilligung in der Herstellung von Hessing-Apparaten. 
Leihweises Ueberlassen derselben an die Kassen. 

Boettger (Grossburgk) zeigt kleine aus Celluloid gefertigte Fenster, die 
das Ausschneiden von Fenstern im Gipsverband erleichtern sollen. 

Ludloff (Breslau) demonstriert die Stellung des Patienten zur röntgen- 
ologipchen Aufnahme der Sohlenseite des Calcaneus. 

Steinmann zeigt Bilder von Frakturen der Epiphyse des Calcaneus. 

Thöle (Hannover) behandelt Kieferbrüche ohne Naht durch 
Schienen, die an den Kieferrandern entlang laufen und mit Kappen auf den 
Zähnen befestigt sind. 

Semeleder (Wien) : Verwertung des Körpergewichts zur Korrek¬ 
tur von Belastungsdeformitäten (Siehe Orthopädenkongress). 

Heuaner (Barmen) empfiehlt seine elastischen Stahldrahtschienen 
zur Nachbehandlung von Klumpfüssen. 

Gulecke (Strassburg): Erfahrung mit der Förster’sehen Operation 
bei gastrischen Krisen. 17 Patienten, die alle stark morphinistisch ge¬ 
worden waren, wurden durch die extradural ausgeführte Operation nur zum 
kleinsten Teile geheilt, häufiger gebessert. 

Gumbel (Charlottenburg) operierte 4 Fälle von Little mit teilweise 
günstigem Resultat. 

Martens (Berlin) demonstriert eine Exostose im Wirbelkanale, die zu einer 
vollständigen Kompression des Rückenmarks mit entsprechender Lähmung führte 
und bei zeitigerer Operation evtl. Heilung gebracht hätte. 

Clalrmont (Wien) hat bei gastrischen Krisen mittels der Durchschneidung 
der Interkostalnerven fast stets Recidive gehabt, bei ö wegen Muskelspasmen 
operierten Fällen nur bei 2 Besserung. 

Förster (Breslau) hat bei 2 Fällen von gastrischen Krisen, bei denen nur 
4 — 5 Wurzeln reseziert wurden, keine Besserung gesehen. Trotzdem glaubt er, 
das Verfahren weiter empfehlen zu sollen, weil es bei den trostlosen Fällen das 
einzige Mittel ist, das evtl. Heilung bringen kann. Es genügt die Anzahl der 
resisecierten Wurzeln meist nicht zur Heilung, weil sicherlich auch Fasern von 
den höheren oder tieferen Wurzeln zu den krampfauslösenden gehören. In 
einzelnen Fällen dürfte es sich auch um eine reine Vaguserkrankung handeln, 
bei denen natürlich die Operation aussichtslos ist, was zu entscheiden vor der 
Operation allerdings nicht möglich ist. 


45 ) 7. Kongress der Deutschen Röntgengesellschaft 

am 22. und 23. April in Berlin (Langenbeckhaus). 

Bericht erstattet von R. Grashey in München. 

Von den zahlreichen Vorträgen waren nur einige wenige aus der medizinischen 
Gruppe in das orthopädische Fach direkt einschlägig. Dagegen wird manche 


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technische Neuerung auch im Röntgenlaboratorium des Orthopäden voraussicht¬ 
lich Eingang finden und verdient daher eine kurze Besprechung. 

Herr Fraenkel-Hamburg machte röntgenologische Studien über die kon¬ 
genitale Knochensyphilis (fälschlich auch „hereditär“ genannt). Wegen der 
oft grossen Zerbrechlichkeit solcher Knochen ist diese Untersuchungsmethode 
nicht nur viel bequemer, sondern auch für die übersichtliche Beurteilung der 
Verhältnisse zuverlässiger als die Praparation. An der oberen und unteren 
Knochenknorpelgrenze der Tibia vor allem sieht man zunächst ein breites Schatten¬ 
band, das gegen die Diaphyse glattrandig ist, gegen die Epiphyse aber Aus¬ 
läufer sendet. In weiter vorgerücktem Stadium ist das Kalkband nicht mehr 
homogen, sondern zeigt eine Schichtung infolge Ausbildung einer gummösen 
Schicht bezw. von Qranulationsgewebe. Ausser dieser Osteochondritis 
syphilitica beobachtet man als zweite Form die Periostitis ossificans, die 
in der Mitte der Diaphyse am mächtigsten ist und zur sog. Sargbildung führt. 
An der unteren Epiphyse beider Unterschenkelknochen kommen Spontantrakturen 
vor an der Stelle, wo das Knochengewebe vollständig geschwunden ist; sie 
können das III. Stadium, Epiphysenlösung, Vortäuschen. Charakteristisch für 
diese syphilitischen Veränderungen ist ihr doppelseitiges Auftreten. Zunächst 
wird die untere Extremität befallen, selten erkranken die Vorderarmknochen 
isoliert. Das gleichzeitige Vorkommen von Rachitis und Osteochondritis ist 
weder anatomisch noch röntgenologisch bewiesen. 

Herr Reyher-Berlin berichtet über seltenere röntgenologische Befunde 
bei Barlowscher Krankheit. Am häufigsten wird die sog. Trümmerfeldzone 
beobachtet. Selten sind Infraktionen, noch seltener Frakturen. R. zeigt Bilder 
von ungewöhnlich ausgedehnten, innerhalb 10 Tagen (im Röntgenogramm) ent¬ 
wickelten subperiostalen Hämatomen an beiden Oberschenkeln, dann von Epiphysen¬ 
lösung neben solchem Hämatom. Letzteres geht zurück und der Epiphysenkern 
kann seine richtige Lage wiedergewinnen. In der Diskussion macht Herr 
Al ex an der-Budapest darauf aufmerksam, dass die Syphilis sich bei den Meta¬ 
karpalknochen immer an beiden Enden zeigt; an dem des ersten erscheint sie 
nur proximal, was für die Dreigliedrigkeit des Daumens spricht. 

Von selteneren traumatischen Skelettveränderungen, Frakturen und Luxationen, 
werden manche interessante Bilder projiziert. Es zeigten Herr Haenisch- 
Hamburg: Vollständigen Querbruch des Kreuzbeins; Herr Graes8ner-Köln: 
Absprengung eines schalenförmigen Stücks vom Köpfchen des Metacarpale I; 
Fraktur des Capitulum humeri mit Stück von der Trochlea; 3 Fälle von post- 
traumatischer Verknöcherung der Bandmassen zwischen Clavicula und Proc. 
coracoideus; Herr Algyogyi-Wien: Fraktur des Speichengriffels und Navikulare 
nebst Luxation der übrigen Handwurzel ausser Lunatum; Fraktur mehrerer 
Metatarsalien nebst seitlicher Luxation beider Sesambeine am ersten Mittelfuss- 
knochen; Fraktur aller das Schultergelenk bildenden Knochen ausser Clavicula; 
Herr Grashey-München: 3 Frakturen des Os hamatum, 2 davon nur den 
Hamulus betreffend, alle durch Quetschung zwischen Walzen etc. entstanden; 
grössere Absprengung vom Triquetrum dorsal (kleinere häufig). Luxations¬ 
fraktur des Humeruskopfes. Nach jeder Schulterluxationsreposition soll ein 
Röntgenbild zur Kontrolle gemacht werden. G. zeigt auch Bilder von Peri¬ 
arthritis humeroscapularis, welche nicht immer nur auf einen Schleimbeutel 
beschränkt zu sein pflegt, sondern auch die Gelenkkapsel bezw. die sehnigen 


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Ansätze der Rotatoren mitbetrifft. Auf Röntgenbildem kann sioh der kalkige 
Niederschlag hinter dem Kopfschatten verbeigen. Man tut gut, auf dem Schirm 
zu kontrollieren. Die Operation ist zu empfehlen. 

Herr Graessner-Köln zeigte das Bild eines Oberschenkels von einem 
61jährigen Mann. Im unteren Drittel fand sich bei verschiedener Projektion 
jedesmal zentral ein sehr dichter länglicher, grosser Schattenfleck, dessen Natur 
fraglich war. 

Herr Fujinami-Tokio hat in Kienböcks Sammlung die Verknöcherungs¬ 
kerne des kindlichen Handskeletts bestimmt und folgende Zeiten für das Auf¬ 
treten dieser Kerne gefunden: Capitatum und Hamatum Mitte 2. Monat, Radius¬ 
epiphyse 1V4 J., Triquetrum 2Vi J., Lunatum 3 1 /* J., Naviculare und Multangula 
Anfang 5. Jahr, Ulnaepiphyse Anfang 6. Jahr, Pisiforme Anfang 11. Jahr. 

Herr Al ex an der-Budapest hat seine Studien über Ossifikation der mensch¬ 
lichen Wirbelsäule vervollständigt. Er bespricht besonders das Verhältnis 
zwischen den sekundären Knochenpunkten im Wirbelkörper und der primären 
Ossifikation und die Bedeutung dieser Beziehungen für die Gestaltung der 
Wirbelkörper; Störungen bei syphilitischer Erkrankung; Bedeutung von Ent¬ 
wicklungsstörungen für die Orthopädie. 

Von technischen Neuerungen interessierten die von Müller-Hamburg 
hergestellten Röntgenröhren mit Fenster aus Lindemannglas, welches statt 
Calcium und Silicium und Natrium die viel geringeres Atomgewicht besitzenden 
Elemente Lithium, Beryllium und Bor enthält, die Strahlen also, insbesondere 
die weichen natürlich, viel besser durchlässt als die gewöhnlichen Röhren. Ge. 
lobt wurde die neue Bauerröhre, welche aus Entfernung mittels Druckgebläse 
leicht zu regenerieren ist. Jedesmaliger Druck lässt ein minimales Lufttröpfchen 
durch ein Ventil in die Röhre eintreten. Luft verdient den Vorzug vor dem in 
der Osmoregulierung eintretenden Wasserstoff. 

Herr Dessauer-Frankfurt hat das Waltersche Fokometer (zur Messung 
der Brennpunktschärfe) und das Bönoistsche Penetrometer verbessert. Herr 
Lev y-Do rn-Berlin zeigt einen kleinen Winkelspiegel zwecks bequemer Ein¬ 
stellung des Fokus auch auf Entfernung, ferner einen verbesserten Universal¬ 
schutzkasten. Herr Rose n th al-München erläutert die Vorzüge seiner trotz 
feinen Brennpunkts sehr belastungsfahigen Präzisionsröhre an Weichteilbildern. — 
Herr Bucky- Berlin benützt für Aufnahmen im Haus des Kranken einen 
Apparat, der von der Elektromobildroschke Strom erhält. — Herr Bangert- 
Berlin versuchte Röhren mit Hochfrequenzströmen zu betreiben. Die Leistungs¬ 
fähigkeit ist aber abgesehen von unangenehmen Ladungserscheinungen, gering. — 
Die neueren vervollkommnten Dosierungsapparate interessieren bei der geringen 
therapeutischen Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Orthopädie weniger. — 
Herr M. Fraenkel-Berlin sah im Kleinerbleiben der Jungen einer durch 
Röntgenbestrahlung im eigenen Wachstum gehemmt gewesenen Meerschweinchen¬ 
mutter einen Beweis für die „Vererblichkeit erworbener Eigenschaften“ ; dieser 
Schluss wurde in der Diskussion abgelehnt. 


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Inhalt: Die Behandlung des Pectus carinatum. Von Priv. Doz. 
Dr. Albert Wollenberg in Berlig (Originalmitteilung). 

Buchbesprechungen: v. Braun, Chirurgische Krankheiten der unteren 
Extremitäten. — Helferlch, Atlas und Grundriss der traumatischen Frakturen 
und Luxationen. — Wieland, Ueber sogenannte angeborene und über frühzeitig 
erworbene Rachitis. — Blumberg, Leitfaden für die chirurgische Krankenpflege. 

— Bregman, Diagnostik der Nervenkrankheiten. — Sommer, Röntgentaschen¬ 
buch. — 43. Jahresbericht von New York Orthopedic Dispensary and Hospital. 

— 3. u. 4. Jahresbericht der Widener Memorial Industrial Training School 
for Crippled Children in Philadelphia. — 10. Jahresbericht des New York State 
Hospital for Crippled and deformed Children. — Jahresbericht 1900/10 des 
Nebraska Orthopedic Hospital in Lincoln. 

Referate: 1) Bell, Spalthand und -Fuss. — 2) Clark, Wirkung kleiner 
aufeinander folgender Dosen Chloroform. — 3) Evans, Jod als Desinfektions¬ 
mittel. — 4) Choyce, Symmetrische Gangrän der Füsse, der 3 Aussenfinger der 
Hände und der Nasenspitze.— 5) Ransome, Gangrän des Fusses nach Diphtherie. 

— 6) Codivllla, Krampfanfalle nach orthopädischen Operationen. — 7) Walter- 
h5fer, Therapeutischer Wert des Fibrolysins. — 8) Tietze, Knochenzysten. — 
9) Gehring, Cysten der langen Röhrenknochen. — 10) v. Näherer, Zur Frage 
der Knochenzysten und Knochentransplantation. — 11) Titow, Ueber Knochen¬ 
echinokokkus. — 12) Poncet und Leriche, Floride Lungentuberkulose und be¬ 
ginnende Osteomalazie. — 13) Jensen und Kock, Osteoperiostitis paratyphosa. — 
14) Barker, Gestörte Zirkulation als Grund des Ausbleibens der Konsolidation 
bei Knochenbrüchen. — 15) Bardenheuer, Behandlung der Frakturen mit Streck¬ 
verbänden. — 16) Garrod, Auskultation der Gelenke. — 17) Rehn, Gelenk¬ 
chondrome. — 18) Levy, Neuropathische Knochen- und Gelenkerkrankungen. — 
19) Ewald, Myositis ossificans nach Traumen, bei Frakturheilungen und Arthro¬ 
pathien. — 20) Telllng, Ueber Muskelrheumatismus. — 21) Astramonoff, Myositis 
ossificans traumatica. — 22) 23) Barnes, Schaedel, Progressive Muskelatrophie. — 
24) Krön, Ueber stellvertretenden Muskelersatz. — 25) Lange, Sehnenverpflaazung. 

— 26) Lange, Orthopädische Behandlung der Rückenmarkslähmung. — 27) Foerster, 
Behandlung spastischer Lähmungen durch Resektion hinterer Rückenmarks¬ 
wurzeln. — 28) Gocht, Röntgenologie im Krüppelheim. — 29) Hasebroek, 
Gymnastik als herztherapeutisches Mittel. — 30) Joachimsthal, Angeborene 
Wirbelanomalien als Ursache von Rückgratsverkrümmungen. — 31) Semeleder, 
Verfahren zur bildlichen Darstellung von Deformitäten. — 32) Smith, Apparat 
zur Beurteilung der Skoliosen. —■ 33) Pechowltsoh, Einfluss der Kriechübungen 
auf die Albuminurie. — 34) Braun, Suprareninaemie bei Operationen am Schädel 
und der Wirbelsäule. — 35) Rledinger, Habituelle und willkürliche Luxation 
des Schlüsselbeins. Ueber Schlottergeienk. — 36) Rledinger, Gleichzeitige trau¬ 
matische Luxation beider Schlüsselbeine. — 37) Dietze, Spontane subkutane 
Sebnenzerreissung. — 38) Heidenhain, Resectio carpi. — 39) Maxwell, Akute 
Vereiterung des Handgelenks. — 40) Hirsch, Kahnbeinbrüche des Carpus. — 
41) Trevelyan, Stationäre Atrophie der Fingermuskulatnr. — 42) Fessler, 
Frakturen der Finger- und Mittelhandknochen. 

Aus Kongress- und Yerelnsberichten: 43) X. Kongress der Deutschen 
Gesellschaft für orthopädische Chirurgie am 17. u. 18. April 1911, — 44) 40. Ver¬ 
sammlung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie vom 19.—22. April 1911. — 
45) 7. Kongress der Deutschen Röntgen-Gesellschaft am 22. und 23. April 1911. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Professor Dr. O. Yulplus in Heidelberg, Luisenstrasse 1—3, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW. 6, Karlstrasse 15, 
einsenden. 


Druck von H. Klöppel, (Quedlinburg. 


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Zentralblatt 

für 

ffiririisGlie md mecbaniscbB Orthopädie 

eiisctfaM der lesanten Heilipastii ni Massage. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Br. 0. Ynlpins S. Karger in Berlin 

in Heidelberg. NW., Kerietnuee 16 . 


Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln- und Auslandes. 


Bd. Y. Juni 1911. Heft 6. 


Die Behandlung der Skoliose mittels Herz’scher 

Apparate. 

Von Dr. 1MMELMANN in Berlin. 

Vom orthopädischen Standpunkt aus ist jeder Versuch, geeignete 
Apparate zur Behandlung der Skoliose zu konstruieren mit grosser 
Freude zu begriissen, zumal wenn sie auf physiologischer Basis be¬ 
ruhen, wie dies bei den Herz’schen Apparaten der Fall ist. Sie 
sind nach folgenden Grundsätzen eingerichtet : 

a) Die Bewegung soll nur von einem Muskel oder einer voll¬ 
kommen synergistischen Muskelgruppe ausgeführt werden. 

b) Die Drehungsaxe des Apparates muss mit derjenigen des 
Gelenkes zusammenfallen. 

c) Der Widerstand muss sich parallel den während der Be¬ 
wegung spontan eintretenden Schwankungen des Muskel¬ 
zuges ändern. Die Kurve, welche diese Schwankungen zur 
Anschauung bringt, nennt Herz das Gelenk-Muskel-Dia¬ 
gramm. 

Wir wollen im folgenden diejenigen Apparate des Systems 
näher bezeichnen, welche für die orthopädische Behandlung und zwar 
besonders für die Skoliose in Frage kommen. 

1. Vor- Rückwärts - Führen der Arme = On. Da alle 
Muskeln, welche vom Schultergürtelskelett zu den Rippen ziehen, 
sich aussen am Brustkorb anheften, so werden wir, je nachdem wir 
die eine oder die andere obere Extremität üben lassen, eine ein¬ 
seitige Wirkung auf den Brustkorb und damit auch auf die Wirbel¬ 
säule ausüben. Wir belasten diejenige Seite, nach welcher die 

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Konkavität der Wirbelsäule liegt, stärker, um den Rumpf nach 
dieser Seite auszubiegen, wodurch die Wirbelsäule mobilisiert und 
deren Redression begünstigt wird. Uebrigens verwenden wir den 
Apparat doppelseitig mit ausgezeichnetem Erfolge bei Kyphose der 
Brustwirbelsäule. Aehnlich wirken 0 12 = Hebung - Senkung der 
Arme sagittal, O 13 — Hebung - Senkung eines Armes frontal, O 15 = 
Kreisen eines Armes. 

2. Rumpf - Beugen - Strecken = Ri. 

Die Widerstandsbewegungen des Rumpfes bewirken eine Biegung 
resp. Drehung der Wirbelsäule durch Inanspruchnahme der Rücken- 
und Lendenmuskulatur. 

3. Rumpf-Neigen frontal = R 2 . 

Im Allgemeinen liegt die Drehungsaxe nahe der Grenze zwischen 
Brust- und Lendenwirbelsäule, doch gestattet unser Apparat die 
seitliche Rumpfneigung um verschieden hochgelegene sagittale Axen 
vor sich gehen zu lassen. Den ersteren Drehpunkt wählen wir bei 
der Skoliose der Brustwirbelsäule mit entgegengesetzter Krümmung 
der Lendenwirbelsäule. 

4. Rumpf-Drehen — R 3 . 

5. Becken-Drehen = R 4 . 

Die beiden letztgenannten Apparate dienen der Detorsionsbehand- 
lung der Skoliose. 

6. Rumpf - Kreisen = Rs. 

7. Ruderbewegung = R 7 . 

Dieser Apparat ist der vollkommenste Ruderapparat, den ich kenne, 
er dient zur Kräftigung der Rücken- und Lendenmuskulatur. 

Zu diesen Apparaten kommen noch die der mechanischen Ein¬ 
wirkung auf die Muskulatur hinzu : El R = Erschütterung der 
Rückenmuskulatur mit dem Vibrationsapparat und 
Ei L = die der Lendenmuskulatur. 

E 4 = Walkung derselben Körperregionen. 

Ich habe bisher nur die Apparate genannt, welche direkt auf 
die Wirbelsäule einwirken : wollte ich aber auch diejenigen Apparate 
anführen, welche indirekt zur Kräftigung der Rückenmuskulatur bei¬ 
tragen, so müsste ich fast sämtliche Apparate des Herz’schen 
Systems erwähnen. 

Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass die Hersteller 
der Apparate — Rossel, Schwarz u. Co. in Wiesbaden — eifrigst 
bemüht waren, Verbesserungen, die sich im Laufe der Jahre als 
notwendig herausgestellt haben, anzubringen, sodass unser System 
jetzt als eins der vollkommensten Instrumentarien anzusprechen ist. 


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1 ) Axhausen (Berlin). Arbeiten aus dem Gebiet der 

Knochenpathologie und Knochen Chirurgie. 

(Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. S. 241.) 

1 . Kritische Bemerkungen und neue Beiträge zur freien 
Knochen transplantation. 

Verf. veröffentlicht im ersten Teil seiner Arbeit 2 neue Fälle, 
bei denen ein reseziertes Knochenstück durch ein periostgedecktes 
Knochenstück desselben Individuums ersetzt wurde, und zwar ein¬ 
mal am Oberschenkel, einmal am Daumen; im ersteren besonders 
interessanten und seltenen Fall handelte es sich um ein in frühester 
Jugend entstandenes, vielleicht sogar kongenitales, sehr langsam 
wachsendes reines Fibrom des Knochens. Der funktionelle Erfolg 
sowie die spätere wiederholte radiologische im einen, die nach¬ 
folgende histologische Untersuchung im anderen Falle erwiesen die 
Zweckmässigkeit der Transplantation lebenden periostgedeckten 
Knochens sowie die der vom Verf. empfohlenen Inzisionen des 
deckenden Periosts; A. wies nämlich nach, dass die Proliferation 
an den Schnitträndem am lebhaftesten ist. Wichtig ist dabei noch, 
dass in dem einen Falle die Regeneration der transplantierten 
Fibula erst spät auftrat, und dass sich zwischen Becken (Rand des 
Acetabulum) und eingeheilter Fibula ein festes und gut bewegliches 
Gelenk bildete. Verf. findet in diesen Fällen wiederum eine Be¬ 
stätigung seiner früher aufgestellten Grundsätze, zu denen er noch 
folgende hinzufugt: 

1 ) Periostgedeckte Röhrenknochenstücke sind periostgedeckten 
Schädeldachstücken vorzuziehen. 

2) Durch anhaftende Muskulatur und selbst dünne Schichten 
anhaftender Muskelfasern wird fast stets das Ueberleben und die 
Wiederherstellung der knochenbildenden Fähigkeiten des unter¬ 
liegenden Periosts unmöglich gemacht, stets jedenfalls schwer be¬ 
einträchtigt. 

3) Es ist bei der Transplantation geschlossener periostgedeckter 
Röhrenknochen das deckende Periost mit ergiebigen Längsinzisionen 
zu versehen (raschere Proliferationsvorgänge an den Schnitträndern). 

4) Periostgedeckte längshalbierte und wandständig mit Er¬ 
öffnung der Markhöhle resezierte Knochenstücke sind den ge¬ 
schlossenen Röhrenknochenstücken überlegen (Ueberleben des Mark¬ 
gewebes nur bei rascher Verbindung dieses mit dem Mutterboden) 

5 ) Auch beim Fehlen der prima intentio und bei Eiterung hat 
man es keineswegs nötig, den implantierten Knochen zu entfernen, 
sondern man muss die natürliche Sequestrierung abwarten, die sich 

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hier am lebenden Knochen abspielen kann und meist nur zur Aus- 
stossung kleiner Bruchstücke des Ganzen führt 

Als letzten praktisch noch besonders wichtigen Punkt fand A. 
im Experiment die Tatsache, dass wegen des „Ueberlebens“ von 
Periost und Mark 

6 ) periostgedeckter, wandständig mit Eröffnung der Markhöhle 
resezierter Röhrenknochen von toten Individuen der gleichen Spezies, 
wenn die Entnahme innerhalb der ersten 12 — 24 Stunden nach 
dem Tode erfolgt, ein vorzügliches Implantationsmaterial darstellt. 

Diese Angaben, sowie auch die oben erwähnten vom Verf. 
aufgestellten Sätze finden in der Literatur der beiden letzten Jahre, 
über die Verf. eine eingehende Uebersicht gibt, mehrfache Be¬ 
stätigung. Auch die histologischen Vorgänge, betreffend das Ab¬ 
sterben des Knochengewebes, das Ueberleben des Periosts und die 
von diesem ausgehende lebhafte Knochenneubildung an der Aussen- 
fläche des implantierten Stückes, die Beteiligung des Markes an 
der Knochenbildung, die Art des Umbaues in aufeinanderfolgendem 
Abbau und Anbau und die offenkundige hohe Bedeutung der 
überlebenden ossifikationsfähigen Organe für die Erreichung eines 
anatomisch und funktionell idealen Erfolges wurden von anderen 
Autoren im Sinne des Verf. beurteilt. Frankensteins Annahme, 
dass die Vitalität in dem implantierten Knochenstück nur vermindert 
und nicht aufgehoben sei, hält Verf. für längst widerlegt. Den 
Glauben Kauschs, auf Grund eines Falles von eingeheiltem toten 
Knochen die herrschende Lehre Barths und die Resultate der 
Untersuchungen des Verf. stürzen zu können, weist A. als Irrtum 
zurück, da die Unmöglichkeit einer funktionellen Einheilung toter 
Knochen von beiden genannten Autoren nie behauptet wurde, A. 
vielmehr stets nur die verschiedene Wertigkeit des knöchernen 
Implantationsmaterials betont und histologisch begründet hat. 

2. Ueber den Begriff der Halisterese und über die 
Knochendystrophie. 

Die Frage der Halisterese — dieser Begriff wurde von Kilian 
zur Erklärung des zunehmenden Weichwerdens des Knochens, das 
man nicht ohne Verlust des Kalkgehaltes sich denken konnte, ge¬ 
prägt — drehte sich früher im wesentlichen tun die Deutung der 
lamellösen Säume kalklosen Knochens, die Rindfleisch zuerst mit 
Hilfe seiner Karminfärbung im osteomalazischen Knochen nachge¬ 
wiesen hatte; er glaubte durch diese Säume den histologischen 
Beweis für die von Kilian und Virchow angenommenen Entkalkungs- 


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Vorgänge gefunden zu haben, indem er aonahm, dass die Säume 
durch Halisterese auf dem Wege der Einwirkung der Gewebssäfte 
von den Markräumen aus entstanden seien. Cohnheim dagegen er¬ 
klärte die Säume für neugebildeten noch unverkalkten Knochen, und 
Pommer entschied die Frage auf Grund seiner Untersuchungen in 
eben diesem Sinne; er wies nach, dass jedes Knochengewebe ur¬ 
sprünglich kalklos angelegt wird, und nahm daher an, dass auch 
die breiten Säume bei der Osteomalacie und Rachitis durch eine 
Verzögerung der Verkalkung des angebildeten lamellösen Knochens, 
nicht durch Entkalkungsprozesse hervorgerufen wären. Reckling¬ 
hausen dagegen sieht in den von ihm gefundenen und nach ihm be¬ 
nannten Gitterfiguren sichere Zeichen des Entkalkungsvorganges, 
wenn er zwar auch nicht bestreitet, dass ein Teil des kalklosen 
Knochengewebes neu gebildet ist. A. hat die Untersuchungen R.’s 
unter genauer Befolgung der von R. angegebenen Methoden nach¬ 
geprüft und ist dabei zu dem Resultat gekommen, dass die Gitter 
R.’s nur Reste einer ursprünglich totalen gitterigen Luftfüllung des 
gesamten osteoiden Gewebes darstellen. Mit der Widerlegung des 
R.’schen Beweises würde die Lehre von der Halisterese ihrer besten 
Stütze beraubt und hinfällig sein, eine Ansicht, zu der schon jetzt 
mehrere führende pathologische Autoren hinneigen. Nach der 
Meinung des Verf. wird das Verständnis der bei den regressiven 
Umwandlungen des Knochengewebes auftretenden Bilder ermöglicht 
durch die von Pommer aufgestellte Tatsache eines steten Umbaues 
auch im fertigen Knochen, eines Umbaues, der von den Havers’schen 
Gefasskanälen aus durch aufeinanderfolgende Resorption und Appo¬ 
sition vor sich geht Störungen der Beziehungen beider Vorgänge 
zu einander führen einerseits zu Atrophien, andererseits zu dystrophischen 
Vorgängen (Rachitis, Osteomalazie, Ostitis deformans). Wenn 
nämlich die Apposition der Resorption nicht im normalen Abstand 
folgt und nicht zum vollen Ersatz der geschaffenen Defekte führt, 
so erhält man die Bilder der Atrophie. Bei den dystrophischen 
Prozessen dagegen findet sich zwar ebenfalls ein auffallendes Miss¬ 
verhältnis zwischen Resorption und Apposition, aber sowohl in 
quantitativer als auch in qualitativer Beziehung, d. h. die Apposition 
bleibt hier teils auch weit hinter der Resorption zurück, teils 
schiesst sie über das Ziel hinaus, sodass es zu Knochenbildung an 
abnormen Stellen, wie Knochenmark und Periost, kommt Es 
handelt sich hier um das Einschlagen einer fehlerhaften Richtung 
der Apposition, nicht nur um ein einfaches Zurückbleiben dieser. Für 
die Störungen in der quantitativen und qualitativen Regulierung 


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des Knochenumbaues sind wahrscheinlich krankhafte Veränderungen 
der inneren Drüsensekretion verantwortlich zu machen. 


3. lieber die durchbohrenden Gefässkanäle des Knochen* 

ge weh es (Volkmannsche Kanäle). 

Volkmann nahm 3 Formen der Beseitigung des vorhandenen 
Knochengewebes an: die lakunäre Arrosion, den halisteretischen 
Schwund, die Vaskularisation durch die nach ihm benannten Gefass- 
kauäle. Verf. fand nun auf Grund eingehender Untersuchungen, 
dass diese Kanäle nicht einheitlicher Natur sind, dass vielmehr 2 
Arten zu unterscheiden sind, von denen nur die erste eigenartig 
den Havers’schen Kanälen gegenüber steht, da diese Kanäle schräg 
oder quer zur Lamellenbildung verlaufend die Lamellensysteme 
rücksichtslos durchbohren; genetisch sind sie wie die B.schen Kanäle 
praeexistierende persistierende, keineswegs aber resorbierende sekun¬ 
där gebildete Gefässkanäle; sie allein sind als echte V.sche Kanäle 
zu bezeichnen. Die zweite Art sind dichtgedrängte anastomosierende 
Gefässkanäle, wie sie im neugebildeten Knochengewebe von gemischt 
gebautem Typus (Kallus, tuberkulöse Ostitis) gefunden werden. Die 
Volkmannschen Kanäle sind in jedem normalen Knochen zu finden 
und stellen hier die Anastomosen zwischen den H.schen Gefässen 
untereinander und den H.schen Gefässen einerseits und den 
periostalen Gefässen und den Markgefassen andererseits dar. Im 
pathologischen Knochen finden sie sich in den Resten alter Com- 
pacta. Alle Gefässkanäle des normalen und des pathologischen 
Knochens vom Charakter der V.schen Kanäle stellen nach A. genau 
wie die H.schen Gefässe durch Knochenablagerung eingeschlossene 
praeexistierende Gefässbahnen dar. Die Existenz resorbierender, 
in den fertigen kompakten Knochen einwachsender Gefässe stellt 
Verf in Abrede. Eine Entkalkung fertigen Knochens, Halisterese, 
findet bei Rachitis und Osteomalacie auch in der Umgebung der 
V.schen Kanäle nicht statt. Alles kalkloses Knochengewebe im 
kranken Knochen ist ausnahmslos noch unverkalktes, nicht ent¬ 
kalktes Knochengewebe. Im menschlichen Knochengewebe gibt es 
nur eine Art des Abbaues: die lakunäre Arrosion. Weder die 
Annahme eines halisteretischen Schwundes noch auch die einer 
Resorption durch Vaskularisation durch resorbierende (V.sche) Ge- 
fässkanäle erkennt A. noch als berechtigt an. 

4. Kritisches und Experimentelles zur Genese der 
Arthritis deformans, insbesondere über die Bedeutung 

der aseptischen Knorpelnekrose. 

Verf. bestreitet die Richtigkeit der Anschauungen Wollenbergs über 


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die Arthritis deformans. Nach W. ist die Hyperaemie die Ursache 
der Erkrankung, diese veranlasst die Knochenzellen des lamellösen 
Knochens zu direkter Proliferation; die Arterien, die zur Be¬ 
wältigung der Hyperaemie ihre Wand immermehr verdicken, werden 
schliesslich funktionell unbrauchbar, sodass die Hyperaemie sich 
sozusagen ihr eigenes Grab gräbt; dadurch kommen wieder andere 
Bezirke in Unterernährung, und hier erfolgt in dem „so sehr 
metaplasierungsfähigen Knochen“ eine entgegengesetzte Metaplasie, 
eine Umwandlung des Knochengewebes in Knorpelgewebe, weil die 
„Ernährung für ein bestimmtes Quantum Knochen zwar nicht aus¬ 
reicht (daher Rückbildung), für das gleiche Quantum Knorpel aber 
sogar überreichlich ist“ (daher Proliferation). Den von W. 
experimentell erbrachten Beweis für seine Ansicht über die Ent¬ 
stehung der Arthritis deformans hält Yerf. für irrig. W. glaubte 
nämlich durch Umnähung der Patella an Versuchstieren eine Arthritis 
deformans erzeugt und nachgewiesen zu haben. Verf. hält die hier 
aufgetretenen Erscheinungen jedoch nicht für arthritische, sondern 
vielmehr für .analog denjenigen bei der freien Knochentransplantation; 
es sei die Kniescheibe ausser Ernährung gesetzt und somit einer 
autoplastischen implantierten Patella gleichgemacht worden. 

Diesen Anschauungen W.s gegenüber glaubt A., dass eine 
nähere Kenntnis der bis jetzt noch wenig bekannten Folgezustände 
der aseptischen Knochen- und Knorpelnekrose zur Erkenntnis der 
Ursache der Arthritis deformans führen kann. Die aseptische 
Knochennekrose ist keinesfalls mit der infizierten und zur Sequester¬ 
bildung führenden zu identifizieren. A. glaubt, dass die Knochen¬ 
neubildung die Wirkung dieser Nekrose auf die umgebenden 
ossifikationsfahigen Gewebe ist, dass der organische Zusammenhang 
des lebenden Periosts mit dem von ihm nutritiv abhängigen ab¬ 
gestorbenen Knochen den Reiz für die starke Knochenbildung ab¬ 
gibt. Aus der Wirkung dieser Nekrose heraus liessen sich manche 
früher unverständliche Tatsachen erklären : die intensive Knochen¬ 
bildung bei freier Knochentransplantation gegenüber der Haut- 
Periost-Kuochenlappenbildung (im 1. Fall vollständige, im 2. nur 
teilweise Nekrose des überpflanzten Knochenstückes), die Kallus¬ 
bildung au Fragmentenden, die Verdickung an des Periosts be¬ 
beraubten Tibiastellen. Bei der aseptischen Knorpelnekrose konnte 
Verf. im Experiment den Vorgängen im Knochen analoge Ver¬ 
hältnisse beobachten. Experimentelle Beobachtungen und diese Er¬ 
wägungen führen A. dazu, den herdförmigen Nekrosen am Knochen 
und Knorpel eine erhebliche Bedeutung bei der Arthritis deformans 


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für den ganzen Prozess znzumessen. Aus dieser Aetiologie heraus 
liesse sich auch die Tatsache erklären, dass die Arthritis deformans 
sowohl als primäre Erkrankung als auch sekundär nach verschiedenen 
Gelenkerkrankungen (Gelenkbrüche, Lues etc.) aufitreten kann. 
Herdförmige Nekrosen an Knochen und Knorpel können bei all 
diesen Erkrankungen auftreten, und bei der primären Erkrankung 
können Gefässveränderungen (Arteriosklerose, Lues etc.) die Ursache 
des Gewebstodes abgeben. Stoffel-Heidelberg. 

2) Pochhammer (Berlin). Ueber die Entstehung parostaler 
Callusbildungen und die künstliche Calluserzeugung 
an Tieren und beim Menschen. (Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. 
S. 862.) 

Bei seinen Untersuchungen ging Verf. von der Frage aus, ob 
das Bindegewebe bei der parostalen Callusbildung und der soge¬ 
nannten Myositis ossificans beteiligt sei, ob also das fibrilläre Binde¬ 
gewebe im fertigen Organismus gleich den osteoplastischen Gewebe¬ 
bestandteilen des eigentlichen Skelettsystems die Fähigkeit besitze, 
Knochen- und Knorpelgewebe neu zu bilden, wie es ja im embryonalen 
Zustande eine unmittelbare Umbildung im Knochengewebe einzugehen 
imstande ist. Die Beobachtungen an zwei klinischen Fällen Hessen 
Verf. die Fähigkeit des intermuskulären Bindegewebes zu selbständiger 
Knochenbildung nach Trauma zweifelhaft erscheinen; es handelt sich 
um 2 Fälle von Verletzung des Oberarmes durch Bayonettstoss, 
einmal mit, einmal ohne Knochenverletzung; der erstere Fall heilte 
mit Bildung eines parostalen Callustumors und zweier Muskelknochen, 
deren histologische Struktur durchaus übereinstimmte, der zweite 
lediglich mit einer Muskelschwiele. Experimente ergaben, dass 
„aseptische Muskelsequester“ (herausgeschnittene und wieder in loco 
eingepflanzte Muskelstücke) des Vastus externus auch bei ausgiebigen 
Bewegungen während der Heilung niemals zu Knochenbildung führten, 
während Verpflanzung eines Muskelstückes unter das abgelöste Periost 
unbedeutende Knochenbildung hervorrief. Die Beobachtung des 
Verf. bei weiteren Tierversuchen, dass bei Herstellung einer „Periost¬ 
mulde“ an der Aussenseite des Oberschenkels (durch zirkuläres Ab¬ 
lösen und Verlagern des Periosts an die Aussenseite zwischen die 
Muskeln) mit Einlagerung eines Muskelstückes die parostale Callus¬ 
bildung hauptsächlich in den abhängigen Teilen dieser Mulde auf¬ 
trat, führten Verf. zu der Annahme, dass der Bluterguss neben dem 
Periost eine gewisse Rolle für diese Bildung spielen müsse. Er 
führte entsprechende experimentelle Untersuchungen aus, indem er 


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geronnenes Blut — wegen des besseren Verbleibens an der Appli¬ 
kationsstelle — an Stelle des Muskelsequesters setzte, und erzielte 
so jedesmal lebhafte Callusbildung. Ersatz des Blutcoagulums durch 
Gelatine, Agar, Jod ergab negative Resultate. Auf Grund dieser 
Experimente und ihrer histologischen Untersuchung kommt Verf. 
zu folgendem Resultat: 

Das Knochen- und Knorpelgewebe der künstlich erzeugten 
parostalen Callusgeschwülste, die z. l!. mit der Knochenoberfläche 
des Femur in Zusammenhang stehen, z. T. auch gänzlich frei im 
Bereiche der Muskulatur liegen, ist lediglich periostaler Herkunft. 
Beim Ablösen des Periosts retrahieren sich einige Muskelfasern 
stärker, andere weniger stark; dabei werden Teile des an ihnen an¬ 
haftenden Periosts mitgerissen und zwischen die Muskulatur ver¬ 
lagert, sodass es also zur Verschleppung von Osteoblasten kommt, 
die nun hier Knochenbildung zu verursachen imstande sind. Auch 
eine Verschleppung von Osteoblasten durch den Lymphstrom ist 
möglich. Das Bindegewebe wuchert zwar mit, aber ohne sich in 
Knochengewebe umzuwandeln. Durch die Anwesenheit der ge¬ 
ronnenen Bestandteile des Blutes wird zugleich die Mächtigkeit der 
Callusentwicklung erheblich gefördert. Das Fibrin, Plasma- und 
Stromafibrin, bleibt am Orte der Verlagerung und bildet hier ein 
feines Filzwerk. Dieses wird nnn, wie bei jeder Narbe organisiert; 
befinden sich dabei in seiner Umgebung neben dem Bindegewebe 
auch abgelöste verlagerte Periostteile, so wuchern die Osteoblasten 
zugleich mit den ihnen stammverwandten Bindegewebezellen, beteiligen 
sich an der Organisation, und es entsteht anstatt des einfachen 
Granulationsgewebes Oallusgewebe mit Granulationsgewebe vereint. 
Beide Gewebe proliferieren bis zur vollständigen Organisation des 
Fibrins fort. Demnach ist das Mass der Callusbildung abhängig von 
der Masse des vorhandenen Fibrins; für die Mächtigkeit der Callus¬ 
bildung sind 2 Faktoren wichtig: die Verletzung, Abreissung und 
Verlagerung knochenbildender Gewebe einerseits und die Bildung 
von Exsudatfibrin und Blutfibrin im Bereiche des verletzten Knochens 
andererseits. Die Ansicht Orths, dass der parostale Callus unabhängig 
vom Periost aus örtlichem Gewebe entstanden sei, hält Verf. hier¬ 
mit für widerlegt. 

Auf Grund dieser Erfahrungen wurde bei einer Pat., die 7 
Wochen nach einer Unterarmfraktur eine Refraktur erlitt, die Knochen¬ 
naht ausgeführt und die Nahtstelle mit Blutgerinnseln bedeckt; 
reichliche Callusbildung trat auf. Ein anderer Fall von Pseudarth- 
rose zeigte aber im Gegensatz zu diesem guten Erfolg die Grenzen 


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der Methode: eine alte durch verschiedene operative Massnahmen 
schon wiederholt erfolglos behandelte Oberarmfraktur heilte auch 
auf diese Behandlung nicht. Stoffel-Heidelberg. 

3) Stieda (Halle). Beiträge zur freien Knochenplastik. 

(Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. S. 831.) 

Verf. bringt 3 Fälle von freier Knochentransplantation, die in der 
Bramannschen Klinik operiert wurden. Es handelte sich einmal 
bei einem Sarkom des Humerus um Resektion eines grossen Teiles 
des Humerusschaftes und -kopfes, wobei nur ein kappenartiger noch 
mit der Gelenkkapsel zusammenhängender Teil des Kopfes zurück¬ 
blieb ; der Defekt wurde durch Implantation eines demselben Indi¬ 
viduum entnommenen Tibiaspanes, der mit Periost einerseits und 
mit anhaftendem Knochenmark andererseits bedeckt war, ersetzt. 
Die Einheilung erfolgte prompt, und nach Verlauf von 10 Wochen 
konnte der Pat. den Arm bereits wieder zu gewöhnlichen Han¬ 
tierungen gebrauchen. Im 2. Fall mussten bei einer Pseudarthrose 
nach Osteotomie am Unterschenkel nacheinander 3 osteoplastische 
Operationen vorgenommen werden; das 1. Mal wurde eine bei einer 
Operation gewonnene und von ihrem Knorpelüberzug befreite Exostose 
implantiert, die zwar zunächst einheilte, allmählich aber so voll¬ 
ständig resorbiert wurde, dass nach einigen Monaten wieder eine 
Pseudarthrose eingetreten war. Das Einnähen (Silberdraht) eines 
Ulnastückes, das bei Vorderarmamputation wegen Verletzung ge¬ 
wonnen worden war, batte ganz denselben Erfolg. Schliesslich 
wurden die beiden Pseudarthrosenenden der Tibia eingestemmt in 
ein 3 /s der Zirkumferenz umfassendes Tibiastück, das auch bei einer 
Amputation gewonnen und das von Periost und Mark vollständig 
gesäubert und ausgekocht worden war. Darnach erfolgte Heilung 
mit gutem funktionellen Resultat. An Röntgenbildern aus ver¬ 
schiedenen Jahren nach diesem Eingriff liess sich der Verlauf der 
Einheilung, die allmähliche Resorption des implantierten Knochens 
und das Herüberwachsen des benachbarten lebenden Knochens auf 
diesen verfolgen. Im 3. Fall wurde wegen eines Osteosarkoms die 
Humerusdiaphyse (in 14 cm Länge) reseziert und der Defekt durch 
ein ausgekochtes periostfreies Fibulastück eines andern Patienten 
gedeckt, wobei das untere Ende zugespitzt in die Markhöhle des 
Humerus eingestemmt wurde, während das obere mittels Silberdraht 
an dem entsprechenden Humerusende befestigt wurde. Nach an¬ 
fänglicher Einheilung und Konsolidation trat schliesslich am oberen 
Ende des implantierten Stückes Beweglichkeit auf; deshalb wurde 


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ein ebenfalls vorher ausgekochtes Knochenstück in Form einer 
Schiene an die beiden Knochenenden der neuen Fseudarthrose an¬ 
gelegt; es trat keine Einheilung, vielmehr Fistel- und Sequester¬ 
bildung ein, und schliesslich wurde das Knochenstück operativ ent¬ 
fernt. Hier war also die Transplantation erfolglos. Lm Anschluss 
an diese Fälle geht Verf. auf die Erfolge der verschiedenen Arten 
der Knochentransplantation ein und streift dabei die Arbeiten Ax- 
hausens, Barths und Kauschs. Er zieht dabei den Schluss, dass 
toter Knochen nur für kleinere Knochenstücke ein geeigneter Ersatz 
ist; bei festem Einpflanzen eines solchen Stückes zwischen die Enden 
lebenden Knochens, dessen Kontinuität unterbrochen ist, wird Festigkeit 
des Knochens erzielt wie bei Einlegen und Einheilen anderer Fremd¬ 
körper (Nagel, Elfenbeinstift etc.). Kommt an den Enden des leben¬ 
den Knochens die Knocheoneubildung dem gleichzeitig auftretenden 
Abbau gleich oder übertrifft ihn, so tritt die völlige Einheilung ein, 
der Knochen bleibt fest. Bei Knochenstücken von beträchtlicher 
Länge dagegen findet früher die Resorption des Implantatums im 
periostfreien Lager statt, als genügend neuer Knochen angebaut ist; 
die Festigkeit des Knochens leidet, es erfolgt keine dauernde Ein¬ 
heilung. Wegen der eigenen Lebenstätigkeit des Periosts und wegen 
des Sitzens der Osteoblasten in seinem inneren Lager empfiehlt sich 
die Verpflanznng des Periosts unter Aufnahme einer dünnen Knochen¬ 
schicht, eine Methode, die bei Schädeloperationen schon lange mit 
Erfolg angewandt wird. Muss das verpflanzte Periost-Knochenstück 
aber zudem für einen verloren gegangenen Teil eines Extremitäten¬ 
knochens als Stütze dienen, so wird zweckmässig mehr Knochen¬ 
substanz in Verbindung mit dem Periost verpflanzt werden. Ein 
solcher lebender mit Periost und Knochenmark behafteter Knochen 
eignet sich vorzüglich zur Ausgleichung auch grösserer Knochen¬ 
defekte, und seine Implantation ist daher nach Operationen, die 
die Längenausdehnung eines Extremitätenknochens erheblich beein¬ 
trächtigen, unbedingt erforderlich. Stoffel-Heidelberg. 

4) Biesalski (Berlin). Neuerungen in der chirurgisch-ortho¬ 
pädischen Operationstechnik. (Zeitschr. f. orth. Chir., Bd. 
27, S. 206.) 

B. beschreibt eine Vorrichtung zur exakten Beckenfixation 
mittels Pelotten und Schrauben. An der Beckenstütze sind für den 
Damm zwei seitliche Widerlager statt eines mittleren Stabes an¬ 
gebracht, um speziell bei Mädchen die empfindlichen Teile des 
Perineums vor Druck zu schützen. Ein Extensionsnagel, der aus- 


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einander geschraubt werden kann zur Entfernung, wird durch starre 
Einspannung in eine Vorrichtung so widerstandsfähig, dass ein 
Brechen oder Biegen nicht zu fürchten ist Einige besonders kon¬ 
struierte Lanzen erleichtern wesentlich die Eröffnung des Wirbel¬ 
kanals bei der Lamioektomie. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

5) S. A. Twinch (Newark). The relation of orthopedic 

surgery to pediatrics. (Archives of Pediatrics. De*. 1910.) 

Verfasser gibt eine kurze Uebersicht über die Krankheiten im 
Kindesalter, die ein orthopädisches Eingreifen erfordern. Er be¬ 
spricht besonders die Rhachitis, Lähmungen, Gelenktuberkulose, 
akute und chronische Osteomyelitis. Die empfohlenen Behandlungs¬ 
methoden sind die allgemein üblichen. Nur möchten wir uns nicht 
damit einverstanden erklären, den angeborenen Klumpfuss erst in 
Behandlung zu nehmen, nachdem das Kind das erste Lebensjahr 
vollendet hat Zander-Heidelberg. 

6) Bum (Wien). Die Bedeutung der Unfallheilkunde für 

die Therapie. (Monatachr. f. Unfallheilkunde 1910, H. 10—11.) 

Auf Grund seiner Erfahrungen auf dem Gebiete der Unfall¬ 
heilkunde und speziell der Unfallfolgen nach unzweckmässiger Be¬ 
handlung rät B. für rechtzeitige Einleitung einer funktionellen 
Therapie. Als Beispiele führt B. die Versteifungen nach langen 
immobilisierenden Gipsverbänden an, die er bei Knochenbrüchen 
völlig verwirft, ebenso den Pes valgus therapeuticus bei unzweck¬ 
mässig behandelten Knöchelbrüchen. Meyer-Lübeck. 

7) Granewald (München). Ueber Anpassung an Funktions¬ 

ausfälle nach Unfall Verletzungen. (Arch. f. Orthop. etc. 

IX. Bd. 1. H.) 

Darstellung der Mechanismen der Anpassung, um schärfer zu 
unterscheiden zwischen Gewöhnung an Arbeit bei heilbaren Ver¬ 
letzungen und der Anpassung an irreparable Zustände. Hiernach 
ist auch die Gewöhnungsrente von der Anpassungsrente strenger zu 
unterscheiden. Verf. schlägt die Einrichtung von „Anpassungs¬ 
schulen“ seitens der Berufsgenossenschaften vor, um Verletzten mit irre¬ 
parablen Unfallfolgen, z. B. Beinamputation, einen für die ver¬ 
änderten Verhältnisse passenden Beruf zu lehren, um sie dadurch 
von den demoralisierenden Folgen der hohen Rente bei Müssiggang 
zu befreien. Meyer-Lübeck. 


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8) Matsuoka (Kioto). Multiple Eochondrome der Knochen. 

(Zeitschr. f. ortb. Cbir. Bd. 27 S. 498.; 

Bei dem 17jährigen Patienten entwickelten sich die Tumoren 
sowohl an Händen als auch an den Füssen (einer auch an einer 
Kippe), allmählich seit dem 6. Lebensjahr. Wie die Röntgenbilder 
zeigen, liegen die Neubildungen teils in der Markhöhle der Diaphyse, 
teils in der Kortikalis, teils direkt unter dem Periost. Die Echondrome 
wurden enukleirt, ihr Inhalt bestand aus hyaliner Substanz. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab grosse riesenkernige Zellen, die 
vielfach schleimig degeneriert waren. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

9) Dupuy de Frenelle. Examen et traitement d’un Messe 

atteint de fracture fermee. (Die Untersuchung und Be¬ 
handlung unkomplizierter Frakturen.) (La m«$d. des accid. du 
travail, Bd. 8, S. 319.) 

Die Untersuchung soll nicht nur auf die vorliegende Fraktur, 
sondern auch auf alle Komplikationen und auf den Allgemein¬ 
zustand des Verletzten gerichtet sein. Um eine Entspannung der 
Muskulatur und ein Nachlassen der Schmerzen herbeizufiihren, emp¬ 
fiehlt D. neben Staubinde und Wärmeapplikation leichte Massage, 
speziell Effleurage. Dies Verfahren gibt zugleich die Möglichkeit 
sich, ohne dem Verletzten Schmerzen zu machen, von dem Zustand 
der Frakturstelle zu überzeugen. Eine exakte Reposition ist für 
den späteren Gebrauch des Gliedes von grösster Wichtigkeit. Ein 
operatives Vorgehen kommt in Frage, falls die Frakturenden auf 
andere Weise nicht zu reponieren resp. nicht in reponierter Stellung 
zu erhalten sind oder wenn Nerven und Gefässe in Mitleidenschaft 
gezogen sind. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

10) Codivilla (Bologna). Ueber Nagelextension. (Zeitschr. f. 
orth. Chir. Bd. 27, S. 404.) 

C. macht Steinmann gegenüber auf die Priorität in der Frage 
der Nagelextension Anspruch, da er von vorn herein das Prinzip 
des direkten Zuges am Skelett mit seiner Methode verwirklicht habe. 
Zur starken Dehnung der Weichteile zwecks Erreichung einer Ver¬ 
längerung halte er die forzierte Extension für vorteilhafter, während 
er bei frischen Brüchen ebenso wie St. die permanente Extension 
empfehle. Die Extension am Kalkaneus sei ebenso ein Zug am 
Skelett wie der Nagel in den Femurkondylen und aus praktischen 
Gründen gewählt, da die Durchbohrung des Oberschenkels doch 
mancherlei Nachteile (Infektionsmöglichkeit der Fraktur) biete. Ein 


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durch Röntgenbilder illustrierter Fall yoh einer 6 Monate alten und 
damals mit 6 cm Verkürzung geheilten Femurfraktur zeigt die Ver¬ 
wendbarkeit der Calcaneusextension, indem sich die Verkürzung 
bis auf l l2 cm ausgleichen liess. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

11) Landwehr (Köln). Apparatlose Frakturextension in 
Beugestellung. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 447.) 

L. empfiehlt bei Frakturen der unteren Extremität das Knie¬ 
gelenk in Beugestellung zu bringen. Er benutzt dazu einen quer¬ 
handhohen auf einem Gleitbrett liegenden Spreusack, auf den er den 
Unterschenkel lagert, wobei sich auch das Hüftgelenk in Flexion 
stellt. Der Längszug kann alsdann ausgiebig zur Wirksamkeit ge¬ 
langen. L. rühmt diesem Verfahren grosse Einfachheit und gute 
Erfolge nach. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

12) Lenormant. Une nouvelle methode de traitement des 

fractures des membres: l’extension continue par 
enclouage de l’os. (Eine neue Behandlungsmethode der 
Frakturen mittels Nagelexteusion.) (La mdd. des accid. du travail, 
Bd. 8, S. 329.) 

L. gibt eine kurze Geschichte der Extensionsbehandlung und 
im besonderen der Nagelextension nach Steinmann. Als Vorteile 
rühmt er die exakte Wirkung des Zuges, der direkt am Knochen 
angreift, und die Möglichkeit, auf diese Weise eine Verlängerung 
zu erzielen. Als Nachteil erwähnt er die Möglichkeit der Infektion 
besonders bei Entfernung des Nagels, doch lässt sich diese Gefahr 
durch Teilung des Nagels, sodass die beiden Stücke nach beiden 
Seiten herausgezogen werden, ziemlich beseitigen. 

OttenderfT-Hamburg-Altona. 

13) Mühring (Kassel). Zur Technik der operativen Knochen¬ 

vereinigung. (Monatsschr. f. UnfallheUk. etc. 1910. K. 2.) 
Beschreibung eines einfachen und zweckmässigen Hebels mit 
Doppelhaken zur Reposition dislozierter (bes. ad axin) Knochen¬ 
stücke, der gleichzeitig auch bis zur völligen Vereinigung der 
Knochenstücke diese sicher und fest fixiert. Bezugsquelle: Esch- 
baum, Bonn. Meyer-Lübeck. 

14) Denis 61. Zesas. Ueber Knochen- und Gelenkleiden bei 

Maltafieber. (Arch. f. Orthop. Bd. IX. H. 1.) 

Im Verlaufe des Maltafiebers treten fast regelmässig Kompli¬ 
kationen von seiten der Gelenke auf, besonders im Knie-, Hilft-, 


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Schulter- und Ellenbogengelenk. Meistens polyartikuläres Auftreten. 
Die befallenen Gelenke werden rot, schmerzhaft und schwellen an. 
Nach 8—10 Tagen Rückbildung der Erscheinungen, doch bleibt zu¬ 
weilen Versteifung zurück. Im allgemeinen günstige Prognose. 
Therapie: allgemeine Darreichung von Arsenik, bei Arthropathien, 
Fixation der befallenen Gelenke. Meyer-Lübeck. 

15) K. Fritsch (Breslau), lieber Gelenkerkrankungen bei 
Scharlach und Masern. (Bruns Beitr. zur klin. Chir. 72. Bd., 
1. H., S. 101.) 

Für die skarlatinösen Gelenkerkrankungen, die unter den ver¬ 
schiedenartigsten Erscheinungen auftreten, und die deswegen die 
verschiedensten Einteilungen erfahren haben, gibt Verf. folgende 
zweckmässige Einteilung: 

I. Arthritis scarlatinosa serosa. 

a) Leichte Entzündung der Synovialis ohne oder mit geringem, bald 

wieder verschwindendem serösem Erguss. 

b) Entzündungen mit reichlichem, event chronisch werdendem Erguss. 

' II. Arthritis scarlatinosa purulenta, 
auf Mischinfektion beruhend. 

Die 1. Form, die leichteste, ist auch die häufigste, darnach 
folgt die 2. Form; die eitrige ist die seltenste. Die einzelnen 
Epidemien verhalten sich bezügl. der Häufigkeit der Gelenk¬ 
erkrankungen verschieden. Die 2. und namentlich die 3. Form 
fuhren häufig zu Komplikationen resp. Nachkrankheiten: Schlotter¬ 
gelenke, Luxationen (bei der eitrigen Form = Destruktionsluxation) 
später narbige Schrumpfungen. Die 3 Formen unterscheiden sich 
ausser durch die kurz erwähnte Schwere der Erscheinungen durch 
die Zeit ihres Auftretens: Die erste Form früh, die zweite und 
dritte später, nicht vor der 4. Woche. Die Therapie ist die bei 
allen Gelenkerkrankungen übliche und richtet sich selbstverständlich 
nach der Schwere der Erkrankung. Aetiologisch ist hervorzuheben, 
dass nur die 1. und 2. Form durch den unbekannten Scharlach¬ 
erreger allein verursacht sind, bei der eitrigen handelt es sich stets 
um Mischinfektion mit Streptokokken. 

Arthritiden im Gefolgschaft der Masern gehören zu den Selten¬ 
heiten, immerhin treten sie unter ganz ähnlichen Erscheinungen wie 
die skarlatinösen und in den gleichen 3 Formen auf. 

Balsoh-Hcidelberg. 


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16) Hahn. Traitement des ankyloses par l’ölectricite. (Die 

Behandlung von Ankylosen mittels Elektrizität.) (La m«5d. des 
accid. d. travail, Bd. 8. S. 847.) 

H. empfiehlt nach Leduc sehr die elektrische Behandlung der 
Gelenkankylosen und zwar indem er die elektrolytische Wirkung 
des konstanten Stromes benutzt, wobei die in statu nascendi frei¬ 
werdenden Elemente je nachdem in der Richtung des elektrischen 
Stromes oder gegen denselben in den Körper hi neindringen. H. 
benutzt als negativen Pol eine 1 bis 2 % Lösung von Chlornatrium, 
in die er den betreffenden Körperteil eintaucht, die andere positive 
Elektrode besteht aus einer breiten Metallplatte, die am oberen 
Ende der Extremität angelegt wird. Dauer der Sitzung bei 40 bis 
60 Milliampere 30 Minuten bis zu einer Stunde. Das Jon Chlor 
wandert alsdann dem positiven Pol entgegen in die Gewebe ein. 
Nach H.’s Angaben sind die Erfolge sehr rasche und vollständige. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 

17) C. Bitter. Moderne Bestrebungen zur Verbesserung 

der Amputationstechnik. (Ergehn, der Chir. u. Orth. II. Bd., 
S. 488.) 

Die modernen Bestrebungen in der Amputationstechnik gehen 
darauf hinaus, den Stumpf tragfähig zu machen, was in früherer 
Zeit nur ausnahmsweise gelang, daher die früheren Methoden der 
Amputation am „Ort der Wahl“. Die modernen Erfolge sind vor 
allem mit der osteoplastischen Amputationsmethode von Bier ver¬ 
knüpft, dann mit der tendinoplastischen von Wilms, der aperiostalen 
von Hirsch-Bunge und der gymnasto-mechanischen von Hirsch. 
Auch die älteren osteoplastischen Methoden von Pirogoff, Gritti, 
Isabeneff haben durch neuere Arbeiten zahlreiche Modifikationen 
erfahren. Aber nicht nur auf den Knochen beschränkten sich die 
Bestrebungen zur Verbesserung der Stumpf beschwerden, auch der 
Versorgung der Nerven und Muskeln resp. Sehnen wurde mehr 
Aufmerksamkeit geschenkt. Erstere ist verbunden mit der von 
Bardenheuer inaugurierten Methode der Neurincampsis; letztere 
geht darauf hinaus funktionsfähige Muskeln zu erhalten durch Be¬ 
festigung der Sehnen zu erzielen. 

Die neueren Verbesserungsbestrebungen gehen von genauen 
Studien über den normalen Heilungsvorgang von Amputationsstümpfen 
und über die Ursachen der Atrophie und der Konizität aus, worüber 
Verf. ausführlich berichtet. Eine besondere Stellung nehmen die 
Jugendstümpfe ein, weil bei ihnen noch das physiolog. Knochen- 


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Wachstum iu Betracht kommt. Die Häufigkeit der Konizität hängt 
somit vom Alter des Kindes zur Zeit der Amputation (um so 
häufiger, je jünger es ist) und von der Amputationshöhe (je kürzer 
der Stumpf) ah. 

ln der Therapie ist auf die Behandlung der Muskulatur der 
grösste Wert zu legen, da auch osteoplastisch gedeckte Stümpfe 
nicht vor dem Konischwerden schützen. Balseh-Heidelberg. 

18) Gängele (Zwickau). Ueber Fettembolie nach ortho¬ 

pädischen Operationen. (Mit anatomischen Bemerkungen 
von Prof. Bisei.) (Zeitsch. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 279.) 

Gr. berichtet über 3 Fälle von Fettembolie, die nach Redressement 
paralytischer Klumpfüsse aufgetreten war. Zwei davon verliefen 
letal. Der Tod erfolgte unter den Erscheinungen der Herzschwäche, 
in dem einen Falle in bewusstlosem Zustand, in dem anderen blieb 
das Sensorium klar. Die mikroskopische Untersuchung ergab das 
massenhafte Vorhandense in von Fetttröpfchen in Lunge, Nieren und 
Gehirn. Das Fett stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus den 
Knochen, deren Mark hochgradig verfettet war. (Alle 3 Kinder 
hatten nicht laufen können.) OtteidoriT-Hamburg-Altona. 

19) Frltzsche (Basel.) Experimentelle Untersuchungen zur 

Frage der Fettembolie mit spezieller Berücksich¬ 
tigung prophylaktischer und therapeutischer Vor¬ 
schläge. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 107. Bd. S. 456.) 

Die Untersuchungen wurden unternommen, um die Zweck¬ 
mässigkeit eines von Wilms zuerst zur Heilung der Fettembolie 
ausgeführten Eingriffes, nämlich der Eröffnung und Drainage des 
Ductus thoracicus im Halsteil, nachzuweisen, und um der Frage, 
ob Fettembolie nur auf dem Blutwege oder bisweilen auch auf dem 
Lymphwege zustande kommen könne, näherzutreten. Nach Be¬ 
sprechung der Literatur, die sich mit den anatomischen Verhält¬ 
nissen der Lymphgefässe der Knochen und dem Transport des 
embolischen Fettes im Lymphgefässsystem durch die Lymphdrüsen 
hindurch befasst, kommt Verf. zur Aetiologie, für die Ribbert aus¬ 
schliesslich die Erschütterung des ganzen Knochensystems verant¬ 
wortlich macht, während im Gegensatz zu ihm Frischmuth und 
Bergemann nur die Zerquetschung eines Knochens bis zur Fraktur 
als Ursache ansprechen. Die Untersuchungen des Verf. an 25 Ver¬ 
suchstieren wurden so ausgeführt, dass durch Beklopfen der Tibiae 
an den vorderen Flächen, durch Anbohren der Markhöhle und 

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Markzerstörung oder durch Frakturieren von Röhrenknochen, wobei 
also sonstige Erschütterungen ausgeschaltet wurden, Fettembolie er¬ 
zeugt wurde. 4 Stunden nach der Operation, in einzelnen Fällen 
später, wurden die Tiere getötet und bei allen — mit Ausnahme 
eines sehr jungen Tieres — wurde Fettembolie gefunden. (Mikro¬ 
skopisch wurde der Nachweis meist nur in den Lungen geführt.) 
Durch Unterbinden der von der betreffenden Extremität abfliessenden 
Venen wurde bei einer Serie von Versuchen der Blutweg aus¬ 
geschaltet, und es fand sich, dass unter dieser Bedingung bei 
blossem Beklopfen Embolie auftrat, dass sie aber bei blutigen Ver¬ 
letzungen ausblieb. Ergo kam die Embolie auf dem Lymphwege 
zustande. Ihr Ausbleiben bei blutigen Verletzungen wird vom Verf. 
durch Kompression der feinen Lymphwege im Knochenmark durch 
Haematombildung erklärt. Dass die Embolie wirklich aus dem 
beklopften Körperteil stammt, bewies ein Versuch mit Unterbindung 
der Vena cava inf. und der praevertebralen Lymphbahnen, bei dem 
die Embolie aushlieb. Weitere 5 Parallelversuche mit Ausschaltung 
des Lymphweges durch Drainage des Ductus thoracicus ergaben 
folgende Resultate: bei Beklopfen der Tibiae Ausbleiben der Em¬ 
bolie trotz offenstehender Blutbahn; es lassen sich aber dabei im 
Chylus grössere Fetttropfen nachweisen; dagegen bei blutigen Ver¬ 
letzungen Auftreten von Fettembolie und Fehlen von Fetttropfen in 
der Lymphe. Verf. zieht aus seinen Experimenten den Schluss, 
dass rasch nach Verletzungen auftretende Fettembolien nur auf dem 
Blutwege zustande kommen, dagegen erst später und langsam auf¬ 
tretende auf dem Lymphwege, dass bei blutigen Verletzungen neben 
dem Blutweg wohl auch der Lymphweg zum Fetttransport benützt 
wird, bei reinen Erschütterungen dagegen nur der Lymphweg, und 
dass die auf dem letzteren Weg entstandene Embolie stets geringer 
ist als die andere. Prophylaktisch empfiehlt Verf. in Ueberein- 
stimmung mit anderen Autoren bei orthopädischen Operationen starke 
Erschütterungen und Knochenkompressionen möglichst zu vermeiden 
(z. ß. durch Verwendung der Säge in vielen Fällen statt des Meisseis); 
in einzelnen Fällen von Knochenverletzung hält er die Drainage und 
spätere Unterbindung des Ductus thoracicus, eine Operation, deren 
Schwierigkeiten und eventuelle Nachteile Verf. eingehender bespricht, 
für zweckmässig, allerdings nur, wenn mit grosser Wahrscheinlichkeit 
die Entstehung der Embolie nur auf dem Lymphwege anzunehmen 
ist. Eine prophylaktische Venenunterbindung des verletzten Gliedes 
ist nach seiner Ansicht wegen der Gefahr für die Extremität und 
die Unsicherheit des Erfolges nicht auszuführen. Die Therapie muss 


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immer eine symptomatische bleiben : reichliche Kochsalzinfasionen 
nach Schanz und Lesser, medikamentöse Steigerung und Erhaltung 
der Herzkraft. Stoffel-Heidelberg. 

20) Cronsel. Traitement pröcoce des plaies penetrantes 

septiques ou simplement suspectes par les injections 
d’ether iodo-iodoforme. (Die Behandlung infizierter 
Wunden mittels Jod-Jodoformäther.) (La m<5d. des accid; du travail, 
Bd. 8, S. 337.) 

C. empfiehlt infizierte Höhlenwunden mit einer Lösung von 0,5 
Jod und 5,0 Jodoform in 100 gr. Äther zu füllen und dann die 
Oeffnung mit dem Finger zu verschliessen. Der verdunstende 
Äther soll dann die Höhle ausdehnen und dadurch die gesamte 
Wandung mit den Antiseptika in Berührung bringen. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

21) ▼. Frisch (Wien). Einige Bemerkungen zur Technik 

der Sehnennaht. (Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. S. 928.) 

F. wendet sich gegen die Ausführungen von Dreyer, der glaubt, 
dass allein seine Methode der Sehnennaht — doppeltes Einstechen 
des Fadens in die Vorderseite der Sehne, kreuzweise Führung und 
Einsteeben auf der Rückseite, wobei die Sehne an den 4 Einstich¬ 
stellen vollkommen perforiert wird, dann Annäherung der Sehnen¬ 
stümpfe und Fixation dieser durch 2 einfache Nähte, danach Ver¬ 
knüpfung der „Haltefäden“ — eine grössere Haltbarkeit bei gleich¬ 
zeitiger Schonung des Gewebes garantiere, da der Faden nicht ein¬ 
schnüre, dabei aber auch nirgends in der Faserrichtung der Sehne 
verlaufe, und dass sie frühere Bewegungsaufnahme gestatte und die 
Fixation des Gliedes in einer die Sehne entspannenden Extrem¬ 
stellung unnötig mache. Demgegenüber betont F., dass in der 
Langeschen Methode der Sehnen naht und der von v. F. angegebenen 
Modifikation dieser schon seit Jahren ein Verfahren erprobt ist, 
das ausser den Vorzügen der Dreyerschen Naht — Haltbarkeit, 
Schonung des Gewebes — noch den Vorteil einfacherer Fadenführung 
hat. Der wesentliche Vorteil der Langeschen Naht liegt darin, dass 
sie einen grösseren Abschnitt der meist leicht darstellbaren Sehne 
verwertet und somit die Belastung auf eine ansehnliche Strecke 
der Sehne überträgt, während bei fast allen anderen Verfahren der 
ganze Zug und Druck an einer bestimmten Stelle und zwar recht 
nahe am Querschnitt wirkt. L. erreicht dies, indem er die Sehne, 
vom Querschnitt beginnend, in einer Ausdehnung von mehreren 
Zentimetern sowohl proximal als distal durchflicht. Das Vorgehen 

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ist technisch einfach, ermöglicht ein genaues Adaptieren der 
Stümpfe, die Naht läuft nirgends zirkulär, die Punkte der grössten 
Belastung liegen am weitesten von den Sehnenenden entfernt. 
Verf. selbst ersann eine rascher und einfacher ausführbare 
Modifikation und verfährt dabei so, dass er, 2 — 3 cm vom Quer* 
schnitt angefangen, mit einem doppelt armierten Faden einmal den 
einen, einmal den anderen Selmenrand nach Art einer fort¬ 
laufenden Naht umsticht, wobei er von einem Ende der Sehne 
direkt auf das andere übergeht; dabei wird zwecks exakterer Adap¬ 
tierung der TJ ebergang der Fäden von einem Ende zum anderen, 
wie bei der Langeschen Naht, in den Querschnitt gelegt Verf. 
glaubt, dass sein Verfahren bei gleicher Haltbarkeit vor dem Lange’ 
sehen den Vorteil rascher Ausführung und Ausbleibens der Falter¬ 
bildung in der Sehne auch bei stärkerer Spannung hat Entgegen 
Dreyer, der dem Gliede nach der Operation eine Mittelstellung gibt, 
hält Verf. es für zweckmässiger, auch bei durchaus verlässlicher 
Naht die alte Methode der vollkommenen Entspannung der Sehne 
in der ersten Zeit nach der Operation aufrechtzuerhalten. Er geht 
hierbei von dem Gedanken aus, dass durch diese Position des 
Gliedes Verklebungen mit der Umgebung ausgeschaltet werden, die 
ein maximales Anspannen der Sehne später verhindern würden. 
Dagegen steht er auf dem Standpunkt dass früh einsetzende 
Mobilisierung sehr nützlich ist und dass eine verlässliche Naht 
diese ermöglicht. Stoffel-Heidelberg. 

22) Haglund (Stockholm). Zwei unabweisbare Forderungen 

bei der Ausbildung von mechanotherapeutischen 

Assistenten. (Zeitecbr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 431.) 

H. stellt die Forderung auf, dass die Ausbildung für die 
physische Erziehung der Jugend und für die Behandlung von Krank¬ 
heitsfällen durchaus zu trennen sei. Das erstere sei Sache der 
Schule und der Lehrer, die zweite Art der Ausbildung gehe den 
Arzt an. Man solle sich tüchtige verständnisvolle Hülfskräfte heran¬ 
ziehen, die imstande sind, nach den Angaben des Arztes die Uebungen 
auszuführen, solle sich aber hüten, sie zur selbständigen Diagnostik 
und Behandlung von Krankheiten anzuleiten, da durch dies immer¬ 
hin nur halbe Wissen nur Kurfuscher grossgezogen würden. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

23) Lange (Kopenhagen). Zur Behandlung des Schiefhalses. 

(Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 440.) 

L. empfiehlt nach offener Tenotomie des Sternocleidomastoideus 


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den Kopf mittels des Zopfes in überkorrigierter Stellung zu fixieren. 
Bei Knaben soll man zu dem Zwecke das Haar genügend lang 
wachsen lassen. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

24) Engelhard (München). Die Haltung, Form und Be¬ 

weglichkeit der Wirbelsäule in der sagittalen Ebene. 
(Zeitschr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 1.) 

E. hat mit besonderen Messinstrumenten die einzelnen Krümmun¬ 
gen der normalen Wirbelsäule in sagittaler Bichtung sowie ihre 
Beweglichkeit in gleichem Sinne bestimmt. Die Rückenneigung, 
bezeichnet durch den Winkel zwischen der Horizontalen und der 
Verbindungslinie der Spin. sup. ant. und spina sup. post., schwankt 
normaler Weise zwischen 29 und 35°. Die Höhe der Krümmung 
an Lenden- uod Brustwirbelsäule sind alle auf eine Bogensehne von 
100 cm umgerechnet. Es ergibt sich danach, dass bei ruhiger 
Stellung die Einsenkung der Lendenwirbelsäule normaler Weise 
zwischen 2,0 und 5,5 beträgt, die bei Rückwärtsbeugung auf 4,5 
bis 6,5 steigt, während bei Vorwärtsbeugung aus der Lordose eine 
Kyphose wird, deren Bogenhöhe 5,0 bis 8,0 betragen kann. Bei 
der Brustwirbelsäule betragen die Werte bei Mittelstellung 7 bis 
11 cm, bei Vorwärtsbeugung 14 bis 18 cm, bei Rückwärtsbeugung 
2 bis 7 cm. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

25) Lovett-Reynolds (Boston). Der Schwerpunkt des Körpers. 

Seine Lage in Bezug auf gewisse Knochenpunkte und 
seine Beziehungen zum Rückenschmerz. (Zeitschr. iür 
orth. Chir. Bd. 26. H. 4. S. 579.) 

Die beiden Verf. haben einen Apparat konstruiert, der gestattet, 
den Schwerpunkt am lebenden aufrechtstebenden Menschen zu be¬ 
stimmen. Die Schwerlinie fallt unter normalen Verhältnissen vor 
die Fuss- und Kniegelenke und vor die meisteu Wirbel. Die Auf¬ 
rechterhaltung kann deshalb nur durch Kontraktion der Rücken- 
und Gesässmuskulatur erreicht werden. Durch Uebermüdung der 
Muskeln können Rückenschmerzen entstehen. Ein gutes Korsett 
kann dadurch, dass es den Schwerpunkt weiter nach hinten verlegt, 
der ermüdeten Muskulatur einen Teil der Arbeit abnehmen. Bei 
schlechten Korsetts erfolgt zwar auch eine Zurücklagerung des 
Schwerpunktes, doch bleibt die Erleichterung aus, da das Becken 
viel weiter nach hinten rückt als die Schultern, sodass zur Aufrecht¬ 
haltung eventuell sogar mehr Muskelkraft verbraucht wird. Auch 
bei hohen Absätzen wird die Rückenmuskulatur entlastet, weil der 


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Körper sich im ganzen nach hinten neigt. In manchen Fällen ist 
die Ursache der Rückenschmerzen bei Frauen in den Genitalien zu 
suchen. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

26) Chlnmsky (Krakau). Was alles für die Ursache der 

Skoliose gehalten wurde. (Zeitschr. f. orth. Chir., Bd.27,S.419.) 
Ch. stellt die verschiedenen seit den ältesten Zeiten vorgebrachten 
Hypothesen über die Entstehung der Skoliose zusammen. Nach 
den heutigen Ansichten sind als Ursache der Skoliose zu betrachten: 
1. Angeborene Anomalien der Wirbel. 2. Knochenerkrankungen. 
3. Gewohnheitshaltung und Beschäftigung. 4. Statische Momente. 
5. Lähmungszustände. 6. Entzündliche Vorgänge in der Umgebung 
der Wirbelsäule und 7. Hysterie. Otte«dorfT-Hambnrg-Alto na. 

27) Scharff (Flensburg). Ueber die orthopädischen Turn¬ 

kurse zur Behandlung der an Rückgratsverkrümmung 
leidenden Kinder der Flensburger Volksschulen. 
(Zeitschr. f. orth. Chir., Bd. 26, H. 4, S. 561.) 

Sch. berichtet über die orthopädischen Turnkurse an den Flens¬ 
burger Volksschulen. Es wurden leichtere Fälle 2 mal wöchentlich 
mit aktiver Gymnastik, schwerere Fälle täglich und ausserdem noch 
mit Massage und passivem Redressement in Apparaten behandelt. 
Von im ganzen 35 Kindern wurden 18 erheblich gebessert, 15 
weniger und 2 blieben ungebessert. Bei 12 Kindern fanden sich 
deutliche rachitische Symptome. Sch. verlangt, dass für die Be¬ 
handlung mit aktiver Gymnastik nur leichtere Fälle von rundem 
Rücken und blosser Schiefhaltung in Betracht kommen sollen, für 
das erweiterte tägliche Turnen mit passivem Redressement sollen 
auch nur schwerere Fälle von rundem Rücken und beginnenden 
Skoliosen genommen werden. Ferner sollen die Kinder möglichst 
fnihzeitig in Behandlung kommen. Unter solchen Kautelen können 
derartige Tumkurse Nutzen stiften, vorausgesetzt, dass ein ortho¬ 
pädisch geschulter Arzt die Auswahl trifft und weiterhin Kontrolle 
ausübt, und die Turnlehrerinnen in orthopädischer Gymnastik gründ¬ 
lich ausgebildet sind. OttendorlT-Hamburg-AItona. 

28) Hans Legal (Breslau). Das orthopädische Turnen mit 

besonderer Berücksichtigung der Wirbelsäulenver¬ 
krümmung. (Deutsche Tum-Zeitung, 1911, No. 7. u. 8.) 

Die Wiedergabe eines auf der 21. Hauptversammlung des 
schlesischen Turnlehrervereins in Breslau gehaltenen allgemeinverständ- 


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liehen Vortrages. Die Gesamtzahl der Rückenschwächlinge, d. h. sämt¬ 
licher Abweichungen von der Norm, von den leichtesten Schiefhaltungen 
bis zu den schwersten Verkrümmungen, gibt L. auf 52 °/o sämtlicher 
Schulknaben und 59 °/o sämtlicher Schulmädchen an. Von diesen 
will er die fälle von Schiefhaltung und allenfalls auch die leichtesten 
Fälle von Skoliose zu dem orthopädischen Schulturnen zulassen, bei 
regelmässiger Kontrolle durch einen Orthopäden. 

- Rothfeld-Ghcmnitz. 


29) Hübscher (Basel). Apparate zur Skoliosenbehandlung 

aus Gasrohr. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 459.) 

H. beschreibt die von ihm gebrauchten einfachen, aber praktischen 
Apparate, die sich in ihrer Konstruktion im allgemeinen an sonst 
gebräuchliche Vorrichtungen anlehneu, aber ausschliesslich aus Gas¬ 
rohr und gleichartigen Verbindungsstücken bestehen. Einzelheiten 
müsseu im Original an Hand der Abbildungen nachgelesen werden. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

30) Beeli (Berlin). Das Beelysche Kyrtometer. (Zeitschr. f. 

orthop. Chir. Bd. 27, S. 17.) 

B. beschreibt den von Beely angegebenen Messapparat für Rück¬ 
gratverbiegungen, der mittels einer Reihe verschiebbarer in Führung 
laufender Stäbe eine genaue Konturaufnahme des Rückens in ver¬ 
schiedener Höhe und ihre Uebertragung auf Papier gestattet Um 
vergleichbare Resultate zu erhalten, wird die Messung stets im Liegen 
vorgenommen. Ottendorff-Hamburg- Altona. 

31) Chlnmsky (Krakau). Betrachtungen über die Differential¬ 

diagnose zwischen Skoliose und Spondylitis. (Zeitschr. 
f. orth. Chir. Bd. 27, S. 87.) 

Ch. führt einige Beispiele an für die Schwierigkeit, die unter 
Umständen die Differentialdiagnose zwischen Skoliose und Spondy¬ 
litis bieten kann. Das Hauptcharakteristikum bilden die Schmerzen, 
während die Form der Kyphose bei beiden Affektionen die gleiche 
sein kann. Steifigkeit der Wirbelsäule geht vielfach der Schmerz¬ 
haftigkeit parallel, kommt aber ohne entzündliche Erscheinungen vor. 
Unter Umständen kann das Röntgenbild die Diagnose klären, während 
die Tuberkulinproben wegen eventueller anderer Lokalisation un¬ 
sicher sind. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

32) Hildebrandt (Berlin). Beiträge zur Rückenmarkschirur¬ 

gie. (Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. S. 203.) 

Verf. plädiert für ein aktiveres Vorgehen in der Rückenmarks- 


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Chirurgie. Er ist bei Verletzungen der Wirbelsäule mit Schädigung 
des Rückenmarkes für die Frühoperation, um die auf das Mark ein¬ 
wirkenden und die Erscheinungen allmählich steigernden Schädigungen 
zu beseitigen; er empfiehlt dabei möglichst vorsichtiges Arbeiten zur 
Vermeidung einer Vergrösserung des Blutergusses. Am gefährlichsten 
ist der Eingriff bei Halswirbelverletzungen wegen des durch ihn be¬ 
dingten Verlustes an Halt und Festigkeit in diesem Abschnitt; 
gleichwohl rät Verf. wegen der sowieso infausten Prognose zur Operation. 
Er operierte 4 Halswirbelverletzungen; davon starben die drei einen 
Tag nach dem Unfall operierten Patienten bald nach dem Eingriff 
oder im Anschluss an ihn, einer wurde gebessert, starb aber nach 
4 Monaten. Bei Brustwirbelverletzungen waren die Resultate 
günstiger; von 5 Patienten (4 scheinbar totale Querlaesionen, 1 
partielle) wurden 3 kaum gebessert; sie starben etwa nach 1 Jahr. 
Bei einem (scheinbar totale Querlaesion) schwand Blasen- und Mast¬ 
darmlähmung vollständig, während die Motilität der Beine nur wenig 
gebessert wurde. Patient blieb bis jetzt bei Wohlbefinden am Leben. 
1 Patient starb 3V> Monate post operationem an der Blasenlähmung. 
Für spondylitische Lähmungen hält H. es für ratsam, bei Ausbleiben 
der Besserung nach kurzer orthopädischer Behandlung alsbald zu 
operieren; Verfi fand nämlich bei 10 Fällen der Erkrankung Ömal 
ausgedehnte Granulationsmassen im Wirbelkanal, während er Stau¬ 
ungserscheinungen, die gewöhnlich als Ursache der Rückenmarks¬ 
erscheinungen angesehen werden, nur in 3 Fällen konstatierte, und 
er zog hieraus den Schluss, dass diese wie Tumoren wirkenden Ge¬ 
bilde möglichst früh operativ zu entfernen seien, dass, da die Dia¬ 
gnose: Granulationen oder Stauung nicht immer sicher zu stellen sei, 
früh operiert werden müsse. Für Rückenmarkstumoren rät Verf. 
erst nach exakter Diagnosenstellung durch den Neurologen zu 
operieren; unter den von ihm operierten Fällen wurde 15 mal die 
exakte Diagnose, auch die Segmentdiagnose, vom Neurologen gestellt. 
Die Ergebnisse der Operationen waren hier als sehr günstig zubezeichnen. 
10 Pat. leben noch in geheiltem Zustande (mehrere Endotheliome und 1 
Sarkom), 5 davon sind vollkommen geheilt und leistungsfähig; 2 
Pat. unter den 14 operablen Fällen starben an den Folgen der 
Operation (eine alte decrepide Pat. an Collaps, 1 Pat. an Menin¬ 
gitis). Die Festigkeit der Wirbelsäule war bei den geheilten Pat. 
ausgezeichnet, gleichgültig welchen Abschnitt die Operation betraf 
und wieviel Bögen entfernt wurden. Unter diesen Fällen war einer 
von sicherer Meningitis serosa (schwere Sensibilitäts- und Motilitäts¬ 
störung in allen 4 Extremitäten bei einer 71jährigen Frau); hier 


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fand sich im Bereich der unteren Halswirbel eine circumscripte, 
sackartige klare Flüssigkeitsansammlung in der Arachnoides ohne 
weitere nachweisbare Abnormitäten; vollständige Heilung seit l‘/a 
Jahren. Intradurale Wurzeldurchschneidungen führte H. 7 mal bei 
6 Kranken aus: 1 mal wegen Schmerzen auf luetischer Basis, 1 mal 
wegen Schmerzen bei inoperablem Carcinomreddiv, beide im Be¬ 
reiche der sensiblen Wurzeln der oberen Extremität, 2 mal im Be¬ 
reiche der Lendenwirbelsäule, wegen Neuralgieen im ersten, wegen 
spastischer Kontrakturen infolge multipler Sklerose im andern Fall. 
2 mal wurden bei Kindern wegen Littlescher Krankheit die hintere 
1. respektive 2. Sacralwurzel und die 5. 3. 2. Lendenwurzel beider¬ 
seits durchschnitten; von diesen beiden waren im 1. Falle gute Er¬ 
folge zu verzeichnen, im zweiten liegt noch kein Endresultat vor. 
Von den 4 anderen Patienten starb einer durch die 2. Operation, 
wahrscheinlich an zu starkem Abfluss der Cerebrospinalflüssigkeit, 
bei den anderen kam es zwar zu glatten Heilungen, aber nicht immer 
zu dem gewünschten Erfolg. Bei der Ausführung der Operation 
opferte Verf. meist die Processus spinosi; in einigen Fällen wurden 
sie durch Bildung eines Knochen-Weichteillappens vermittels eines 
Längsschnittes dicht neben den Processus spinosi und je eines oben 
und unten darauf gesetzten Querschnittes erhalteu und nach Be¬ 
endigung der Operation wiederaufgelegt; die Heilung war glatt ohne 
Difformität; die Festigkeit der Wirbelsäule war nicht besser als die¬ 
jenige bei Opferung der Processus, wohl aber der Schutz für das 
Bückenmark. Zwecks richtiger Abzählung der Wirbel, die nicht 
immer ganz leicht ist, empfiehlt H. ein Stückchen Heftpflaster mit 
einem Metallplättchen auf den für die Vertebra prominens gehaltenen 
Wirbel zu kleben, eine Röntgenaufnahme zu machen und so die 
Lage des Heftpflasters zum 7. Halswirbel festzustellen. 

Stoffel-Heidelberg. 

33) Bibergeil (Berlin). Der erworbene Schulterhochstand. 

(Zeiachr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 216.) 

B. beschreibt einen Fall von erworbenem Schulterblatthochstand 
auf hysterischer Basis. Es bestand eine isolierte Kontraktur der 
oberen Partien des Cucullaris. Für die hysterische Ätiologie sprachen 
anderweitige neuropathische Symptome, sowie die Tatsache, dass 
bei intendierten Bewegungen der Hochstand wesentlich abnahm und 
dass auch durch suggestive Massnahmen (Elektrizität) die Kon¬ 
traktur vorübergehend zum Verschwinden gebracht werden konnte. 

Ottondorff-I lamburg-Altona. 


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34) Peltesohn (Berlin). Ueber die die Geburtslähmung kom¬ 

plizierenden Verletzungen im Bereich des Schulter¬ 
gelenks. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 391.) 

« 

P. weist darauf hin, dass die typische Geburtslähmung häulig 
mit Verletzungen des Knochensystems einhergeht. In den 3 Fällen, 
die er speziell beschreibt, lag neben der Lähmung eine Epiphysen¬ 
lösung des oberen Humerusendes vor. Durch dislozierte Heilung 
des Kopfes kann es zu einer habituellen Innenrotation des Armes 
(vielleicht auch infolge der Lähmung) kommen, wodurch dann eine 
Subluxation des Humeruskopfes eintreten kann. P. glaubt annehmen 
zu dürfen, dass viele sog. angeborene Luxationen des Schultergelenks, 
die anatomisch dem oben beschriebenen Bilde völlig gleichen, tat¬ 
sächlich nichts anderes als Epiphysenlösungen mit sekundärer Luxa¬ 
tion sind. OttendoHT-Hamburg-Altona. 

35) Ferd* Bähr (Hannover). Verletzungen des Schultergelenks. 

(Monatsschr. für Unfallheilk. 1910. Nr. 10/11.) 

Da bei Verletzungen des Schultergelenks im Gegensatz zu 
anderen Gelenken der erste Verband gewöhnlich in der Adduktions¬ 
stellung, die der Kontrakturstellung des Gelenks nahekommt, an¬ 
gelegt war, liegt in der ersten Therapie schon der Weg zur Be¬ 
schränkung der Beweglichkeit Da bei den typischen Verletzungen 
auch meistens eine schwere Kontusion der Weichteile verbunden 
sein wird, so wird die Behandlung hierdurch ebenfalls schwieriger 
und länger sein. Es kommt die erschwerte Resorption in der 
Schultergelenksgegend nach B.’s Ansicht hinzu. Für die Prognose 
wichtig ist das Drehungsvermögen bei gebeugtem Ellenbogen, da 
hierbei der Patient keinen wesentlichen Widerstand leisten kann. 

Fälle mit starker Schlaffheit der Gelenkkapsel sind besonders 
langwierig, Beteiligung der Nerven nicht häufig. Frakturen des 
corpus scapulae können leicht übersehen werden, ebenso achte man 
auf Rippenfrakturen unter der Skapula. Das Röntgenbild lässt bei 
der Unmöglichkeit frontaler Aufnahmen nicht selten im Stich. 

Die Kontraktur kommt am häufigsten als Unfallfolge vor, 
Tuberkulose äusserst selten, ebenso Arthritis deformans. 

Meyer-Lübeck. 

36) Grane (Cöln). Ein Beitrag zur Kasuistik der posttrau¬ 

matischen Verknöcherung des Ligamentum trapezoi- 
deum und coronoideum. (Arch. f. klin. Chir. 94. Bd. S. 476.) 

Verf. veröffentlicht hier 2 Fälle von Verknöcherung des Liga¬ 
mentum coraco-brachiale. Der eine entstand rasch innerhalb vier 


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Wochen während der Nachbehandlung einer unvollständigen Luxation 
des akromialen Endes der Clavicula; klinisch zeigten sich Schmerzen 
und Verlangsamung der Bewegung bei ausgiebigeren Bewegungen 
des Armes (Führen der Hand zur anderen Schulter oder auf den 
Scheitel, Heben des Armes über die Horizontale). Die Röntgen¬ 
bilder zeigen genau die Gestalt des Ligamentum trapezoideum und 
coronoideum. Im zweiten Falle entstand die Verknöcherung langsam 
nach Schlag auf die Schulter von oben her. Verf. teilt die Meinung 
Bardenheuers, dass bei der Verletzung die Muskeln und Ligamente 
Periost abreissen, wodurch eine Verknöcherung in den Muskeln, 
Ligamenten resp. in der Kapsel von den in denselben zerstreuten 
Perioststüekchen herbeigeführt wird, während die klinische Erfahrung 
niemals die Annahme der Entstehung der Verknöcherung aus dem 
Bindegewebe des Muskels bestätigte. Dass parostale Callusbildung 
bei der Frakturenbehandlung mittels Extension gegenüber der Gips¬ 
verbandbehandlung seltener beobachtet wird, erklärt Verf. damit, dass 
durch die Streckung der Muskeln und durch die Dehnung der die 
Muskeln umschliessenden Fasciengehäuse bei der Extension die 
Perioststücke wieder in ihre richtige Lage, nämlich auf die Knochen¬ 
fragmente gebracht werden, wodurch eine Wucherung an entfernt 
gelegenen Stellen unmöglich gemacht wird. Stoffel-Heidelberg. 


37) Liniger (Düsseldorf). Zur Frage des typischen Biceps- 
risses. (Monatsscb. f. Unfallheilkunde 1910 Nr. 10—11.) 

Die als Ruptur des biceps brachii beschriebene Dislokation 
des äusseren Bicepsbauches kommt in den weitaus meisten Fällen 
spontan zu stände. Sie ist dann als Folge einer Arthritis deformans 
der Schulter mit Auffaserung der Sehne anzusehen und kommt bei 
alten Leuten bei der gewöhnlichen Arbeit vor, ohne dass dadurch 
erhebliche Beschwerden auftreten. Sie sind keine Betriebsunfälle 
und deshalb im allgemeinen nicht entschädigungspflichtig. 

Dagegen sind die Bicepsrisse bei jungen Leuten als Unfallfolge 
aufzufassen, da sie dann bei plötzlicher Ueberanstrengung und Ueber- 
dehnung des Muskels aufgetreten sind, z. B. bei Tafelglasbläsern 
eine typische Verletzung. Sie weisen alle Symptome eines frischen 
Trauma auf, die man bei der ersten Gruppe meistens vermisst 
Therapeutisch ist von operativen Eingriffen abzuraten und sind die 
Verletzten möglichst frühzeitig wieder zur Arbeit zu schicken, da 
die Erfahrung gezeigt hat, dass funktionell auch ohne besondere 
Massnahmen ein gutes Resultat erzielt wird. 8 Tage Schonung von 
der Arbeit und Massage, nachdem der Arm die ersten Tage in der 
Mitelia getragen wurde, ist zu empfehlen. Meyer-Lübeck. 


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38) Wierzej6vrski (Berlin). Ueber den kongenitalen Ulna¬ 

defekt. (Zeitechr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 101.) 

W. unterscheidet mit Kümmel 1. Ulnadefekte, bei denen der 
Radius normal ist bei gleichzeitigem Fehlen ulnarer Finger, 2. solche, 
bei denen der Radius unter mehr oder weniger stumpfem Winkel 
mit dem Humerus ankylosiert ist, 3. solche, die mit einer Luxation 
des Radiumköpfchens einhergehen. Verf. führt alles in allem 23 Fälle 
an, darunter einen selbstbeobachteten von Typus 2. Fast in ty 3 der 
Beobachtungen war der Defekt doppelseitig. Die unteren Extremi¬ 
täten waren meist normal. W. glaubt, dass diese Defektbildungen 
als Entwickelungsstörungen aufzufassen seien und nicht als durch 
intrauterinen Druck bedingt. Als Gegengrund gegen letztere An¬ 
sicht führt er die Tatsache an, dass die peripheren Teile, die doch 
dem Druck am meisten ausgesetzt sein müssten, völlig normal sein 
können. Ferner dass ein intrauteriner Druck, der in sehr früher 
Periode stattgehabt haben müsste, wohl nicht allein die sehr kleine 
Extremitätenknospe, sondern auch den ganzen Fötus geschädigt 
haben würde. Ottendorff-Hamburg- Altona. 

39) Wierzejewski (Berlin). Nachtrag zur Arbeit „Ueber den 

kongenitalen Ulnadefekt. (Zeitechr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 504.) 

W. bringt als Nachtrag zu seiner Arbeit noch einige Fälle von 
Ulnadefekt aus der französischen Literatur. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 


40) E. Ebstein (Leipzig.) U eber angeborene, familiärauf- 
tretende Missbildungen an den Händen. (Mitt. a. d. 
Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 22. Bd. S. 4. p. 606.) 

Zunächst teilt Verf. 2 Fälle von kongenitaler Verwachsung von 
Metacarpus IV. u. V. bei 2 Brüdern mit, wodurch der 5. Finger weit 
abgespreizt von dem 4. stand, und nach Annäherung sofort zuriick- 
schnellte. Die Missbildung wäre als „Symmetacarpie“ zu be¬ 
zeichnen. Ueber ihre Entstehung wird nichts Näheres angegeben. 
Weiterhin hat Verf. Gelegenheit eine Familie zu beobachten, bei 
der in der weiblichen Linie sich in exquisiter Weise der sogenannte 
„krumme Finger“ d. i. eine angeborene Krümmung des kleinen 
Fingers im mittleren Interphalangealgelenk findet. Diese Krümmung ist 
durch eine Verkürzung der Weichteile bedingt, die Verf. mit der 
Flughautbildung, wie sie bei anderen Gelenken als angeborene 
Deformität vorkommt, identifiziert* Baisoh- Heidelberg. 


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41) Sudeck (Hamburg). Ein operativ geheilter Fall von trau¬ 

matischer reflektorischer Trophoneurose der Hand. 
(Mon&teschr. f. Unfallheilk. 1910. H. 10/11.) 

Im Anschluss an eine leichte Verletzung der Hand bildete sich 
eine Erkrankung der Hand aus, bestehend in Schwellung, Rötung, 
trophischen Störungen, lebhaften Schmerzen und Bewegungs¬ 
behinderung. Es lag Verdacht auf Gelenkrheumatismus und Tuber¬ 
kulose vor. Bei der Operation fand sich eine kleine Kallusbildung 
am os hamatum, die nach S.’s Ansicht als fortdauernder Reiz auf 
einen sensorischen Nervenaat gewirkt hat. Dadurch entstanden die 
trophischen Störungen. Die Erkrankung bestand 4 Jahre. Nach 
Abmeisselung des Kallus sofortige Besserung. Meyer-Lübeck. 

42) M. Kirschner. Ein neues Operationsverfahren zur 
schonenden Eröffnung des Kniegelenkes. (Bruns Btrge. 
zur klin. Chir. Bd. 71, S. 703.) 

Wegen der schädigenden Wirkung, die alle bisher bekannten 
Arten der Eröffnung des Kniegelenkes auf den Streckapparat des 
Gelenkes haben mussten durch ihre temporäre Durchtrennung, hat 
Verf. ein neues Operationsverfahren ausgedacht, das von der be¬ 
kannten Art der trapezförmigen Verzahnung von 2 Balken, 
die miteinander verbunden werden sollen, ausgeht. 

Das Operationsverfahren beginnt mit dem Kocher’schen Schnitt, 
genügt dieser nicht an Uebersichtlichkeit, so wird der Hautscbnitt 
im unteren Winkel erweitert quer über den Unterschenkel und 
der Hautlappen zurückpräpariert. Neben dem Ansatz des Lig. patell. 
propr. wird eingegangen, man kommt hier in die Bursa subpatellaris 
profunda, durch die man die doppelschneidige Säge durchführt. 
Nun wird, wie es die Abbild, wiedergibt, ein trapezförmiger Keil 
aus der Tibia ausgesägt, die schrägen Seiten 1,6 cm, die horizontale 
3—4 cm lang. Der Keil kann dann seitlich herausgeschoben werden, 
und die Quadricepssehne ist frei; kann zurückgeklappt werden und jetzt 
das Gelenk breit eröffnet werden. Wichtig ist das ganz exakte 
Aussagen der Kanten, damit nach dem Wiedereinschieben des Keiles 
der Halt ein fester ist. Diesistnur mit doppelschneidiger Sägemög¬ 
lich. Bei noch wachsenden Individuen ist die Operationsmethodewegen 
Schädigung der Epiphysenlinie zu vermeiden. Balsch-Heidelberg. 

43) Broad: Exercise treatment of knee injuries. (Lancet, 

14. Jan. 1911.) 

Empfehlung frühzeitiger Massagebehandlung nach Kniever¬ 
letzungen, selbst bei noch bestehender beträchtlicher Synovitis. 

Mosenthal-Berlin. 


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44) A. £. Johnson. Transverse fracture of the patella, 

without Separation of the fragments. Lancet,21.Jan. 1911. 

Nach einleitenden historischen Bemerkungen beginnend mit den 
klassischen Versuchen Gullivers, der (1837) fand, dass knöcherne 
Vereinigung der gebrochenen Patella nur stattfand, wenn die Aponeu- 
rose nicht mit zerrissen war, kommt Verf. auf die Wichtigkeit der 
Röntgendiagnose zu sprechen. Wenn jeder Unfall radiographiert 
würde, wie dies am Middlesec Hospital geschieht, würden viele 
Fälle von inkompletter Patellarfraktur frühzeitig erkannt werden, 
und würden nicht zur viel schwereren kompletten Fraktur mit Zer- 
reissung der Aponeurose führen, die eiue viel ungünstigere Heilungs¬ 
prognose hat und viel öfter nur zur fibrösen Vereinigung der Frag¬ 
mente führt. Die Fälle, bei denen eine primäre Fraktur der Patella 
durch Unfall entstanden war, und bei denen die Diagnose erst ge¬ 
stellt wurde, nachdem es durch einen zweiten Unfall erst zur kom¬ 
pletten Fraktur mit Separierung der Fragmente gekommen ist, sind 
viel häufiger als angenommen. Auch die Fälle von Infraktion ohne 
Durchtrennung des Knorpels sind ohne Skiagramm kaum zu dia¬ 
gnostizieren. Die durchschnittliche Behandlungsdauer, die in Bett¬ 
ruhe mit Massage und täglichen Uebungen bestand, war 3 Monate. 
Bedingung exakteste Adaptierung der Fragmente. Die Gefahr der 
Refraktur ist gerade an der Patella sehr gross, auch kommt dazu 
die Atrophie der Sehnen, die sekundär zerreissen können. Die 
nicht genähten Fälle neigen häufiger dazu, da selbst bei exakter 
Adaptierung oft nur fibröse Verbindung zu Stande kommt. Bei 
allen Fällen muss die erste Woche mit oder ohne Apparat eine 
starke Beugung vermieden werden. J. warnt nochmals die Fälle 
vor 3 Monaten als geheilt zu entlassen. Mosenthal-Berlin. 

45) Frost Fischer (Budapest). Apparat zur konservativen 

ambulanten Behandlung der Patella-, Olekranon- und 

Kalkaneusfrakturen. (Wien. klin. Woch. 1910, Nr.40.) 

Um die Naht nach Möglichkeit zu umgehen, verwendet Ver¬ 
fasser die Bardenheuer’sche Extension in modifizierter Weise. Eine 
starke Stahlfeder trägt au ihrem ungleich breiten Ende Krallen. 
Am verletzten Gliede z. B. bei Patellarfraktur wird am Oberschenkel 
ein Heftpflasterverband so angelegt, dass 6 Heftpflasterstreifen an 
ihrem einen Ende ungefähr 15—20 cm lang übereinander gelegt 
werden und deren übrige strahlenförmig divergierende Teile so an 
den Quadriceps fern, angelegt werden, dass sie ihn vollkommen 
herabzuziehen imstande sind. Desgleichen wird der Unterschenkel 


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von ebensolchen Streifen, die an einem Ende übereinander gelegt 
sind, umfasst and das Lig. pat. prop. gegen den Oberschenkel zu 
gezogen. In die Krallen der stark zusammengedrückten Feder, die 
parallel zur Beinachse gestellt wird, werden die zusammengeklebten 
Enden des Pflasters so eingehängt, dass die schmäleren vom Unter¬ 
schenkel kommenden Streifen durch einen Schlitz der oberen Streifen 
eingefasst und in die Höhe der Patella gezogen werden und am proximalen 
Ende der Spannfeder, die oberen am distalen Ende derselben zu 
liegen kommen. Die sich gerade streckende Feder zieht durch den 
gekreuzten Zug die Frakturstücke zueinander. Die Federspannung 
kann durch weiter unterlegte Federn erhöht werden. Der Vorzug 
dieser Methode besteht dariu, dass immer ein gleicher dosierter 
Zug wirkt, dass der Verband die Patella nicht drückt, und dass 
passive wie aktive Bewegung bald ermöglicht werden, ohne dass eine 
Verschiebung der Enden eintritt. Aehnlich wirkt der Apparat bei 
Abrissfrakturen des Olekranon oder Kalkaneus. Spitzy-Graz. 

46) Evans: Subluxation of the knee. (Lancet, 28. Januar 1911.) 

Beschreibung zweier Fälle von Subluxation des Kniegelenks 

bei Meniskusverletzung. Anatomische Bemerkungen, Beschreibung 
von Schienen-Hülsen zur unblutigen Behandlung. 

Mosenthal-Berlin. 

47) Haglnnd (Stockholm). Zur Frage der Schlatterschen 

Krankheit. (Zcischr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 475.) 

H.s Untersuchungen beruhen auf einer Reihe von ca. 20 Fällen 
dieser Erkrankung. H. beobachtete sie meist bei Knaben und zwar 
im Alter von 13 bis 19 Jahren. Beide Seiten waren in gleicher 
Häufigkeit befallen, in ca. ty 3 der Fälle war die Affektion doppel¬ 
seitig. Von t/3 der Patienten wurde ein Trauma angegeben, bei 
der Mehrzahl der übrigen hält H. nach dem Verlauf der Erkrankung 
ein solches immerhin für wahrscheinlich. Auch aus den Röntgen¬ 
bildern will H eine Fraktur des Knochenkerns erkennen. In einem 
anderen früher von H. beobachteten Falle stellte die histologische 
Untersuchung eines Operationspräparates eine Fraktur des Knochen- 
keros fest. H. glaubt deshalb, dass der von anderer Seite an¬ 
genommenen Wachstumsstörung jedenfalls in vielen Fällen ein 
Trauma zu Grunde liegt. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

48) Matsuoka (Kioto). Ueber die Wachstumsanomalie der 

Tuberositas tibiae in der Adolescenz. (Zeitschr. f. orth. 

Chir. Bd. 27 S. 493.) 

Die beiden von M. beschriebenen Fälle gelangten wegen heftiger 


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Schmerzen zur Operation. Es wurde beide Male ein Trauma in 
Abrede gestellt. Die Operatiou ergab Periostverdickung und ab¬ 
normes Knochenknorpelgewebe. M. glaubt deshalb eine Wachstums¬ 
störung, aber kein Trauma annebmen zu müssen. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

49) Gtttmbel (Zwickau). Isolierter Bruch des Condylus 

internus tibiae. (Deutsch. Zeitachr. f. Chir. 107. Bd., S. 617.) 

Verf. bespricht einen schweren Abrissbruch des inneren Condylus 
der Tibia mitsamt der Eminentia intercondyloidea; der Bruch kam 
dadurch zustande, dass der Patient mit dem Fuss in eine Trans¬ 
mission geriet und herumgeschleudert wurde, wodurch er sich den 
schweren Bruch, eine ZerreisBung der äusseren Gelenkbänder und 
und einen Wadenbeinbruch zuzog. Nach Ansicht des Verfassers 
kam der Bruch des Condylus und der Fibula durch Abknickung 
des Unterschenkels nach lateral zustande, die Verletzung des Band¬ 
apparates durch die Torsion. Der Bruch war von anderer Seite 
zunächst mit Schienen und Gipsverbänden behandelt worden. Da 
keine Heilung eintrat, waren dann die Bruchstücke des Condylus 
reponiert und mit Silberdrahtnähten fixiert worden. Mangelhaftes 
Heilungsresultat; infolge nicht exakter Reposition steht die laterale 
Gelenkfläche der Tibia spitzwinkelig zu der entsprechenden des 
Femur. Der Verletzte vermag sich auf das kranke Bein nicht 
zu stützen; er geht nur mit Hilfe eines Schienenhülsenapparates. 
Das kranke Kniegelenk ist ein Schlottergelenk. Verf. führt das 
schlechte Resultat auf die ungenügende Reposition und die schwere 
Bandapparatsverletzung zurück, wobei er aber berücksichtigt, dass 
Kompressionsbrüche des Condylus überhaupt bessere Resultate er¬ 
geben als Brüche aus anderer Ursache. Stoffel-Heidelberg. 

50) F. Jacoulet (Paris). Les fractures de la tuberosite 

antörieure du tibia. (Le progrfcs mddical. l. Oct 1910.) 

Allgemeine Uebersicht über die Pathologie der Frakturen der 
Tuberositas tibiae mit ausführlicher Literaturangabe. 

Der Kno chenke rn der Tuberositas ist dreieckig-prismatisch und 
erscheint, im Winkel zwischen Epi- und Diaphyse liegend, durch¬ 
schnittlich im 12. Jahr. Die Fraktur kommt am häufigsten im 15. 
bis 16. Jahre vor. Totale Frakturen entstehen meist durch forcierte 
Kniebeugung beim Fallen oder durch heftige Quadrizepskontraktion, 
wie eine solche beim Fallen nach rückwärts oder beim Anlauf¬ 
nehmen zum Sprunge eintritt. Partielle Frakturen entstehen meist 
beim Fussballspielen. 


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Der Einfluss des Alters ist unleugbar: vom 20. bis 40. Jahr 
meist Fraktur der Patella, vom 40. bis 60. Abreissung des Lg. 
patellae und vom 12. bis 20. Fraktur der Tuberositas tibiae. 

Das Fragment bleibt entweder an Ort und Stelle liegen, oder 
es wird gekantet und seine Basis gleitet nach dem Gelenkspalt, 
oder es wird im Ganzen nach oben disloziert. Von den partiellen 
Brüchen, die man nur am Röntgenbild studieren kann, ist am 
häufigsten die Abreissung der Spitze der Tuberositas. 

Zu den Symptomen der totalen Fraktur gehören folgende: 
die durch den Bluterguss an der Tuberositas und im Kniegelenk 
bedingte Schwellung, die Funktionsstörung des Quadrizeps, eine 
beilhiebartige Vertiefung unterhalb des Fragments, das, wenn es 
völlig losgelöst ist, variablen Sitz hat und beweglich ist Die 
Patella ist beweglicher als sonst, und zwar ebensogut bei Streckung 
wie bei Beugung. 

Bei der partiellen Fraktur ist die Funktionsstörung nicht voll¬ 
ständig. Es finden sich konstanter Druckschmerz und geringe 
Schwellung an der Tuberositas. Diese sogen. Schlatter’sche Krank¬ 
heit wird von Schiatter selbst als eine partielle Abrissfraktur ge¬ 
deutet, von anderen Autoren als Folge einer traumatischen 
Apophysitis angesehen. Behandlung durch Ruhigstellung im Kom- 
pressivverband, nicht über 14 Tage. 

Die totalen Frakturen behandelt man meist durch Heftpflaster¬ 
verband, um die Patella herunterzuziehen und das Fragment an 
die Tibia zu drücken, in Streckstellung. Nach 20 bis 25 Tagen 
passive Bewegungen. Bei grösserer Dislokation Arthrotomie und 
Nagelung des Fragments oder Knochennaht mit Silberdraht. Gips¬ 
verband 10 Tage. Zander-Heidelberg. 

51) W. Bergemann. Zur Behandlung der Malleolarfrakturen. 

(Bruns Btr. z. kl. Chir. Bd. 71, S. 575.) 

Verf. gibt die Resultate wieder, wie sie in der Königsberger 
chir. Klinik mit dem Lexer’sehen Heftpflasterverband für Malleo¬ 
larfrakturen erzielt wurden. Der Heftpflasterverband, der ausLexers 
Veröffentlichungen bekannt sein dürfte, ist nur in der Weise ab¬ 
geändert, dass durch Einschalten eines Gummistoffstückes die Stärke 
der Adduktions- und Supinationswirkung variiert werden kann. Von 
20 nachuntersuchten Fällen waren alle zur Zeit der Nachunter¬ 
suchung als völlig arbeitsfähig anzusehen = 100 °/o Heilung. Nur 
1 Pat. bezog noch eine 20 °/0 Rente. (Dabei ist aber zu bemerken, 
dass nur 7 von den 20 Patienten rentenberechtigt waren. [Ref.]) 

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Die durchschnittliche klinische Behandlungsdauer betrug 21 Tage. 
Bewegungsübungen wurden vom ersten Tag an vorgenommen. In 
2 Fällen bestand Neigung zum Knickfuss, sonst war keine sekundäre 
Plattfussbildung nachzuweisen. Nach diesen Erfolgen stellt Verf. 
diese Behandlungsmethode über die immobilisierende mit Gips¬ 
verbänden etc. und in gleiche Linie mit der Bardenheuer’schen 
Extensionsbehandlung, vor der sie voraus hat, dass sie angenehmer 
ist und den Patienten weniger lang ans Bett fesselt. 

Baisch-Heidelberg. 

52) Engelhardt-München : Ein Fussbewegungsmessapparat. 

(Arch. f. Orth, etc., Bd. IX. H. 1.) 

Beschreibung eines neuen Apparates, mit dem sich die Be¬ 
wegungen des Fusses in den 3 Achsen für Dorsal- und Plantar- 
flexion, Pro- und Supination und Rotation messen lassen, ohne dass 
der Apparat dadurch besonders kompliziert geworden ist. Um die 
Mitbewegungen der Oberschenkelmuskulatur und lediglich die Be¬ 
wegungen im Fussgelenk zu erhalten, ist es notwendig, das Knie 
zu beugen und an einer seitlichen Verschiebung zu verhindern. 

Meyer-Lübeck. 

53) Peters (Hamburg). Ein Beitrag zur Prognose und 

Architektur längst geheilter Kalkaneusfrakturen. 

(Monatsschr. f. Unfallheilk. 1911. Nr. 2.) 

P. untersuchte 7 Fälle von Kalkaneusfraktur nach, die z. T. 
20 Jahre zurücklagen und fand, dass nicht selten bei Kalkaneus¬ 
frakturen zeitlebens mehr oder minder hochgradige Beschwerden 
Zurückbleiben und die Pro- und Supinatiop häufig behindert oder 
aufgehoben ist, da die Kalkaneusbrüche als Gelenkfrakturen aufzu¬ 
fassen sind. Ebenso finden sich im Talokalkanealgelenk häufig 
arthritische Veränderungen. Der Bruchspalt und der Kallus ist 
noch nach vielen Jahren deutlich sichtbar. Wenn die Gesamt¬ 
architektur atrophiert ist, so zeigt das, dass die Funktion des Fusses 
mangelhaft ist, während Hypertrophie der Struktur, besonders im 
Gebiet der bogenförmigen Fasern auf gute Funktion schliessen lässt 

Zum Studium der Architektur und des Kalkaneus überhaupt 
ist eine Aufnahme von der Innen- und eine von der Aussenseite 
erforderlich. Meyer-Lübock. 

54) Bettmaan (Leipzig). Die Bedeutung der kleinen Knochen¬ 

absprengungen am Fusskelett vom Standpunkt der 

Unfallbegutachtung mit Kasuistik und eigenem Bei- 


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trag einer typischen Form von Splitterung an der 
Fibula. (Monatsachr. f. Unfallheilk. 1910. H. 10/11.) 

Die genaue Kenntnis aller am Fusskelett vorkommenden Knochen¬ 
bildungen und überzähligen Knöchelchen und Sesambeine ist zur 
Unterscheidung atypischer, durch Unfall erworbener Knochen¬ 
veränderungen erforderlich. Eigene Beobachtung B.’s von Aus¬ 
sprengung eines dreieckigen Knochenstückes aus dem Malleolus 
externus. B. erklärt sich diese Erscheinung als Folge einer Stauchung 
resp. Knickung, bei der die Gewalt nicht ausreichend war, um eine 
völlige Malleolenfraktur herbeizuführen, und wo infolgedessen nur 
eine Aussprengung aus der Kortikalis stattfand. 

Meyer-Lübeck. 

55) Lauenstein (Hamburg). Beitrag zur Frage der Um¬ 

gestaltung der Architektur des Fersenbeins unter 
dem Einfluss veränderter Statik und beschränkter 
Muskeltätigkeit infolge von langdauernderVersteifung 
seiner Gelenkverbindung. (Monatsachr. f. Unfallheilk. 1910 
H. 10/11.) 

Im Anschluss an ein Trauma des Fusses vor 14 Jahren bildete 
sich infolge von Versteifungen (Aufhebung der Pro- und Supination, 
Beschränkung der Beugung und Streckung) sowie massiger Platt- 
fussbildung infolge Verschiebung des Kalkaneus nach aussen unter 
dem veränderten Belastungsmodus des Fusses und dem Einfluss 
der veränderten Muskel- und Bänderwirkung die Architektur des 
Kalkaneus in dem Siune um, dass das Zugliniensystem besonders 
ausgebildet wurde, da der Kalkaneus besonders auf Biegungsfestig¬ 
keit in Anspruch genommen wurde. Meyer-Lübeck. 

56) E. Müller (Stuttgart). „Der idiopathische Hohlfuss“. 

(Bruns Beitr. z. klin. Chir. 72. Bd., 2. H. t p. 266.) 

Der idiopathische Hohlfuss, der charakterisiert ist durch ver¬ 
mehrte Wölbung des Fusses entstanden aus einer uns noch un¬ 
bekannten Ursache, ist häufiger, als es nach der Literatur scheinen 
sollte, Verf. bringt 20 Fälle aus seiner Klientel. Die Deformität 
besteht in einer Knickung des Fusses im Chopart’schen Gelenk- 
das meist auch eine auffallende Schlottrigkeit aufweist Seltener 
ist die Knickung im Lisfranc’schen Gelenk. Die Zehen sind 
meist extrem dorsalflektiert, was Verf. auf eine übertriebene 
Anstrengung der Zehenstrecker, die abnorme Flexion des Vorfusses 
auszugleichen zurückführt. Die Muskeln funktionieren alle. Die 
Fascia plantaris springt oft als fester Straug vor. Als Ursache 

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sieht Verf. eine Schrumpfung der Plantaraponeurose ähnlich der 
Dupuytren’schen Kontraktur an der Hand an, wenn auch mikro¬ 
skopisch keine Veränderungen an der Aponeurose festgestellt 
werden konnten. 

Die Therapie besteht in leichten Fällen in subkutaner Durch¬ 
trennung der Plantarfascie und Redressement, in schweren Fällen, 
und diese bilden die Norm, weil die leichten nicht zum Arzt 
kommen, betrachtet Verf. die Exstirpation und Keilexzision aus dem 
Tarsus in der Höhe der Krümmung als Normalverfahren. Die Er¬ 
folge, die Verf. damit erzielte, waren durchweg befriedigend. 

Baisch-Heidelberg. 


57) L. Lamy. Traitement pratique du pied bot varus equiu 

congenital manuellement reductible. (Gazette des höpit. 

Ddc. 1910.) 

Einige praktische Winke zur Behandlung des manuell reponiblen 
Klumpfusses mit vielen Abbildungen. 

Das Redressement richtet sich gegen 4 Deformitäten: 1. Da 
die Fussohle nach innen sieht, muss man den Fuss mit der ganzen 
Hand so weit herumstellen, bis der äussere Fussrand höher steht. 
2. Der Fussrücken zeigt vermehrte Krümmung, deren Scheitel der 
luxierte Talus ist. Dieser Vorsprung wird mit beiden Daumen eiu- 
gedrückt. 3. Der innere Fussrand ist zu kurz. Man muss zu er¬ 
reichen suchen, dass er nach innen konvex wird. 4. Die Beseitigung 
des Spitzfusses manuell. Der Winkel zwischen Fuss und Unter¬ 
schenkel muss kleiner als 60 0 sein. 

Diese Manöver sind zweimal täglich auszufuhren, verbunden 
mit Massage des Unter- und Oberschenkels. Beschreibung einer 
einfachen Schiene mit Sohlen- und Unterschenkelteil, die dreimal 
am Tage angewickelt werden soll. Die Schuhe sind an der Spitze 
und aussen um einige Millimeter zu erhöhen. Das Kind soll dann 
ein Jahr lang mit der beschriebenen Schiene im Schuh gehen. Die 
Massage ist möglichst bis zu 5 bis 6 Jahren fortzusetzen. 

In schwereren Fällen kommt die Tenotomie, möglichst in 
Chloroformnarkose, und das forzierte Redressement in Frage. Auf 
2—3 Wochen Fixation im Gipsverband folgt erneutes Redressement 
und Gipsverband, in dem man gehen lassen kann. Nach 3 Wochen 
Schienenbehandlung. Zander-Heidelberg. 

58) Saxl (Wien). Zur Frühbehandlung des kongenitalen 

Klumpfusses. (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, S. 441.) 

S. empfiehlt im allgemeinen nicht zu früh mit der Behandlung 
des Klumpfusses zu beginnen. Erweist es sich aber doch als not- 


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wendig, innerhalb der ersten Lebensmonate die Korrektur vorzu¬ 
nehmen, so ist auch hier das modellierende Redressement das beste 
Verfahren. Um Zirkulationsstörungen zu vermeiden, wird ein 2 bis 
3 Querfinger breites Fenster über dem Rist des Fusses ausgeschnitten. 
Auch wird das stumpfwinklig gebeugte Knie in den Verband mit 
einbezogeu, um das Abrutschen der Verbände zu verhüten. 

v Ottendorff-Hamburg-Altona. 


59) Ghinlamila (Bukarest). Beitrag zur Kenntnis der Talus¬ 
fraktur. (Zeitsch. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 190.) 

Beschreibung eines Falles von Talusfraktur, die zu einer Varus- 
stellung des Fusses geführt hatte. Korrektur und Fixation im Gips¬ 
verband und baldige Mobilisation führten zu einem guten funktionellen 
Resultat. OtteodorfT-Hamburg-Altona. 


60) Krauss (Konstanz). Die Behandlung des Klumpfusses 

von Dr. med. Gustav Krauss und deren Erfolge in 
seiner praktischen Tätigkeit (Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 27, 
S. 22.) 

Mit Hippokrates beginnend bringt K. zunächst eine kurze Ge¬ 
schichte der mechanischen Orthopädie. Es folgt dann eine Ein¬ 
teilung des Klumpfusses oder vielmehr der gesamten Fussdeformitäten, 
die der Engländer unter der Bezeichnung Club-foot zusammenfasst. 
Die von K.’s Vater erfundene Klumpfussmascbine, deren genaue 
Beschreibung gegeben wird, wirkt durch allmähliche Dehnung der 
Weichteile, wenn K. auch von teilweise sehr reichlichen Tenotomien 
Gebrauch macht Einige Fälle besonders von älteren Pat. werden 
im einzelnen angeführt. Zu Gunsten seiner recht lang dauernden 
Behandlung führt K. hauptsächlich das Schonende des Verfahrens 
ins Feld, während er dem modellierenden Redressement den Vor¬ 
wurf macht, dass dieBänderzerreissungen und Knochenzertrümmerungen 
nicht gleichgültig sein könnten. Ob nicht sehr viele Eltern bei 
einer derartigen langwierigen Behandlung die Geduld verlieren werden? 
Einige der Bilder scheinen dafür zu sprechen, dass auch bei diesem 
Verfahren eine Ueberkorrektur Vorkommen kann, die K. dem 
modellierenden Redressement zum Vorwurf macht 

OttendorfT-Hamburg- Altona. 

61) v. Dembowski (Wilna). Exstirpatio tali bei veraltetem 

Pes equinovarus. (Zeiachr. f. orth. Chir., Bd. 27, S. 186.) 

Verf. hat bei einer 47 jährigen Pat. mit gutem Erfolge bei 
einem schweren veralteten Klumpfuss die Exstirpation des Talus 
v orgenommen. OttendorfT-Hamburg-.Altona. 


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62) A. Poneet. Double pied plat yalgus douloureux 
d’origine tuberculeuse. (Gazet. des höpit., D6c. 1910.) 

Poncet berichtet über einen Fall, der entschieden für seine An¬ 
sicht spricht, dass die schmerzhaften Plattfüsse im Jünglingsalter 
und bei Erwachsenen häufig tuberkulöser Natur sind. Bei einer 
30 jährigen Frau, die an Tuberkulose beider Lungen litt, entwickelte 
sich allmählich immer mehr die Deformität eines Platt- und Knick- 
fusses, der sich durch Korkeinlage langsam besserte. Später kam 
dann noch eine subakute Polyarthritis hinzu, die ebenfalls zum tuber¬ 
kulösen Gelenkrheumatismus zu rechnen ist. Zander-Heidelberg. 

63) Heermann (Kassel). Weiche Plattfussohlen. (Deut. wed. 

Woch. Nr. 46, 1910.) 

Bei Schwielen oder sonstigen schmerzhaften Stellen der Fuss- 
sohle wendet H. weiche Sohlen aus Gummischwamm oder Faktis 
an. Auch bei Plattfuss, Fussgeschwulst und Mittelfussbrüchen ver¬ 
wendet er Gummischwammsohlen, deren Elastizität das Arbeiten 
der Muskulatur erleichtert und die denselben Zweck wie festere 
Einlagen erfüllen sollen. Hohmann-München. 

64) E* Kirmisson. Du traitement de la luxation congenitale 

de la hanche par la methode non-sanglante. (La pathol. 
infant., D6c. 1910.) 

Verf. stimmt der Forderung Paci’s vollkommen bei, die Repo¬ 
sition der angeborenen Hüftluxation möglichst ohne Gewalt vorzu¬ 
nehmen, und empfiehlt die Lorenz’schen Vorschriften, den ersten 
Verband in Flexion und rechtwinkliger Abduktion anzulegen, damit 
die hintere Kapsel sich retrahieren kann. Der 2. Verband nach 
3 Monaten soll das Bein in vollständiger Streckung, Abduktion und 
vor allem in vollständiger Innenrotation fixieren und muss deshalb 
den Fuss einbegreifen. Besteht nach 3 Monaten noch Neigung 
zur Aussenrotation, so ist ein neuer Verband auf 2 Monate zu 
empfehlen. K. lässt die Kinder in der Verbandperiode im Allge¬ 
meinen nicht gehen, höchstens im 2. Verband, aber nur mit Krücken. 

Gelingt die Reposition nicht sofort, so ist einige Wochen per¬ 
manente Extension anzuwenden oder zur besseren Dehnung der 
Weichteile ein Gipsverband in Flexion und rechtwinkliger Abduktion. 

Verf. hat nach der Reposition keine üblen Zufalle, wie Lähmungen 
etc. gesehen. Die besten Resultate werden zwischen dem 3. und 
5. Jahre erreicht. Nach dem 7. Jahre ist die Reposition zu ver¬ 
meiden. Bei der doppelten Luxation können die Schwierigkeiten 
auf beiden Seiten recht verschieden sein. 


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Statistik über die Resultate verschiedener Orthopäden mit der 
unblutigen Methode. Kirmisson selbst hat in den letzten 4 Jahren 
bei doppelter Hüftluxation in 68 °/ 0 , bei einseitiger 87 °/ 0 gute 
Resultate erzielt. Zander- Heidelberg. 

65) Cramer-Köln: Ueber seltene pathologische Luxationen 

und Subluxationen des Hüftgelenks. (Aroh. f. Orth. etc. 

Bd. IX. H. 1.) 

Fall I. 12jähr. Mädchen mit Luxatio iliaca r., links ischiadica 
paralytica, die Verfasser als Distraktionsluxationen auffasst, die im 
Anschluss an eine Poliomyelitis im Alter von 18 Mon. entstanden ist, 
ohne dass das Kind jemals gelaufen war. Verfasser glaubt, dass die 
Luxation durch den Zug der erhalten gebliebenen Muskeln ein¬ 
getreten sei. Röntgenbefund: Die Pfanne rechts ist völlig abge¬ 
flacht und am oberen Rande nicht verlängert; links: Pfanne un¬ 
deutlich. — 

Fall H. 16jähr. .Schüler. Poliomyelitis mit 1 i /2 Jahren. 
Stark ausgedehnte Lähmung mit doppelseitiger Luxatio iliaca 
paralytica verbunden mit Pfannenwanderung. Ebenfalls Dis¬ 
traktionsluxation. 

In Fall III, IV und V handelt es sich um Subluxation in¬ 
folge Muskelzuges, verursacht durch die Abduktion des Femur zur 
Kompensation der gegenseitigen Beckenseukung. In Fall V war 
gleichzeitig eine starke Deformierung des Kopfes vorhanden. 

Meyer-Lübeck. 

66) F. Voelcker (Heidelberg). Offene Myotomie des Glutäus 

maximus bei schnellender Hüfte. (Bruns Beitr. z. kl. Chir. 

Bd. 72, H. 3, S. 619.) 

Verf. konnte 4 mal das Krankheitsbild der „schnellenden Hüfte“ 
beobachten und dabei operativ Vorgehen. 

Die dabei gemachten Beobachtungen sind folgende: Zunächst 
ist bezüglich des Entstehungsmechanismus wichtig, dass 3 mal eine 
wohlausgebildete normale Bursa trochanterica gefunden wurde. 
Weder das Fehlen noch eine Erkrankung der Bursa kann darnach 
ätiologisch in Betracht kommen. Ferner konnte Verf. beobachten, 
dass der Hauptruck beim Zurückgleiten des Tractus cristo-femoralis 
über den Trochanter entsteht, und dass dieser Ruck durch einen 
besonders stark ausgebildeten oberen Teil des Muse, glutäus maxim. 
verursacht war. Die Myotomie dieses Muskelabschnittes hat jedes¬ 
mal sofort das Schnappen beseitigt. Als Methode der Wahl empfiehlt 
darnach Verf. die offene Myotomie des obersten Abschnittes des 


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Muscul. glutaeus maxim. und zwar in Lokalanästhesie, um durch 
willkürliche Bewegungen des Patienten während der Operation den 
Erfolg kontrollieren zu können. 2 mal hat Verf. nach Durchtrennung 
des Glutäus die beiden Schnittenden mit dem Periost vernäht. In 
beiden Fällen trat Rezidiv ein. In den beiden Fällen, in denen 
nur die Myotomie gemacht wurde, blieben Rezidive aus, im 1. Fall 
schon 10 Jahre, was für Verf. zur Fixierung der angeführten 
Methode der Wahl den Ausschlag gab. Baisoh-Heidelberg. 

67) Gängele (Zwickau). Die schnappende Hüfte. (Zeitschr. f. 

ortb. Cbir., Bd. 27, S. 132.) 

G. glaubt ausser der meist beobachteten Form der schnappenden 
Hüfte (Gleiten des Tractus cristo-femoralis über den Trochanter) 
eine zweite Art annehmen zu müssen, die in einer tatsächlichen 
Luxation des Kopfes infolge von Veränderungen am hinteren 
Pfannenrande besteht. Verf. stellt die Diagnose aus dem klinischen 
Befund (Bildung einer Delle in der Weiche an Stelle des Kopfes, 
Möglichkeit, den Trochanter und Hals zu umgreifen). Die Röntgen¬ 
bilder ergaben keine wesentliche Differenz in beiden Positionen, 
doch konnte G. an Skelettröntgenbildem feststellen, dass der Kopf, 
wenn er auch hinter der Pfanne steht, im Bilde sich doch scheinbar 
darin befindet. Ottendorff-Hamburg- Altona. 

68) GL Drehmann. Die Coxa vara. (Ergehn, der Chir. und Orth. 

II. Bd., S. 452.) 

Als Coxa vara sind alle diejenigen Verbiegungen des Schenkel¬ 
halses zu bezeichnen, bei denen ausser der Verminderung des 
Schenkelhalswinkels eine dauernde Adduktionsstellung des Ober¬ 
schenkels mit Aufhebung der Abduktionsmöglichkeit vorhanden ist. 
Sie kann ihren Sitz in der Trochantergegend haben = Coxa vara 
trochanterica, oder im Halsteil mehr gegen die Epiphyse hin = Coxa 
vara cervicalis. Als Einteilung wählt Verf. eine zweckmässige Kom¬ 
bination der Helbing’schen und Hoffmeister’schen Gruppierung: 

a) Coxa vara congenita. 

b) Erworbene Coxa vara. 

1. Symptomatische (Rachitis, Osteomalazie, Tuberkulose, nach Ein¬ 
renkung angeborener Hüftverrenkung, Trauma.) 

2. Essentielle Coxa vara. Die sogenannte Coxa vara adolescentium 
statica. 

Die Coxa vara congenita ist nach Verf. als der 1. Grad des 
kongenitalen Femurdefektes aufzufassen. Die symptomatische Form 
der Coxa vara ist eine rein trochantere durch Erweichungsprozesse 


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verschiedener Genese im Knochen hervorgegangen.. Um die Coxa 
vara statica adolescentium wogt noch jetzt der Streit, die einen ver¬ 
werfen sie vollkommen und wollen nur eine traumatische Epiphysen¬ 
lösung anerkennen, die anderen sehen sie als die einzige Form der 
echten Ooxa vara an. Verf. nimmt eine vermittelnde Stellung eiu. 
Nach ihm beruht die Coxa vara adolescentium auf einer Verlagerung 
der Kopfepiphyse, die mehr oder weniger akut oder traumatisch 
auftritt. Als reine Epiphysenfrakturen sind aber diese Fälle nicht 
anzusehen, sondern das Krankheitsbild ist als solches aufrecht zu 
erhalten. Weitere Beobachtungen frischer Fälle müssen die Frage 
definitiv klären. Als Therapie kommt bei der Coxa vara adoles¬ 
centium am meisten das unblutige Redressement nach Drehmann 
und Lorenz in Betracht. Die trochantere Form ist am schnellsten 
und sichersten durch eine subtrochantere Osteotomie zu bessern. 

Baisch-Heidelberg. 

69) P. Frangenheim (Königsberg). „Weitere Untersuchungen 
über die Pathologie der Coxa vara adolescentium“. 
(Bruns Beitr. z. kl. Chir. 72. Bd. 1. H. p. 239.) 

Verf. hatte Gelegenheit 3 weitere Resektionspräparate von 
Coxa vara adolescentium aus der Königsberger Chirurg. Klinik genau 
histologisch zu untersuchen und dadurch seine früheren Anschau¬ 
ungen zu stützen. Er wendet sich scharf gegen die Theorie 
von der traumatischen Entstehung der Coxa vara, das Primäre ist 
nach seinen Untersuchungen eine Erkrankung der Knorpelfuge. Sie 
besteht in Verbreiterung, in Zerfall in einzelne Knorpelnischen, die 
nebeneinander liegen oder sich teilweise decken. Der Knorpel ist 
stärker vaskularisiert, zellreicher als der normale, die normale 
Reihenbildung fehlt. In der Knorpelsubstanz finden sich Kalk¬ 
schollen, ferner Streifen von osteoidem Gewebe. Verf. möchte diese 
Knorpelveränderungen in das Gebiet der Chondrodystrophia 
oder Chondromalacie rechnen. Baiseh- Heidelberg. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

70) Ritter (Posen). Zur Diagnose der Knochencysten im R ö ntgenb ild. 
(Sitzg. der Breslauer Chirurg. Gesellsch. v. 12. XII. 10. Zentralbl. für 
Chir. 1911 Nr. 6. S. 192.) 

Demonstration der Röntgenbilder eines 6jährig. Knaben, die das BUd von 
Knochencysten an der rechten Ulna, dem linken Radius und beiden Tibien zeigten, 
dagegen bestätigte die Operation die vorher gestellte Diagnose auf Osteomyelitis 
tuberculosa. Natzler-Heidelberg. 


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71) Gabriel. Gesellschaft der Charitöärzte. 1. XII. 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1911, No. 3.) 

Recklinghausensche Krankheit mit Osteomalazie. 2 Fälle, bei 
denen neben den Hautfibromen und Neuromen erhebliche Knocheoverbiegungen 
besonders an der Wirbelsäule, in einem Falle an der einen Hüftpfanne und am 
Schenkelkopf bestehen. Joachimsthal, aus dessen Material der eine Fall stammt, 
teilt mit, dass die von anderen empfohlene Adrenalinbehandlung bei den 
osteomalazischen Prozessen sich bei seinen Fällen nicht bewährt habe. 

Hohmanit-München. 

72) Freund jun. Wissensch. Verein der Aerzte zu Stettin. 8. XI. 1910. (Ref. 

Berl. klin. Woch. 1911, No. 6.) 

Osteomyelitis luetica eines Säuglings, an allen Extremitäten; die ihn 
säugende Mutter mit Ehrlich 606 behandelt. Da die Erscheinungen progredient 
blieben, 11 Tage nach der Injektion der Mutter Schmierkur des Kindes, die 
den Zustand bald besserte. — Holtmann-München. 

73) Joaohlmsthal. Berliner med. Gesellsch. 8. II. 1911. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1911, No. 8.) 

Fürsorge der Stadt Paris für Kinder mit Knochen- und 
Gelenktuberkulose (siehe Originalreferat). Diskussion: Baginsky verweist 
ebenfalls auf die Bedeutung der Seebospizeund hofft, dass mit derZeit auch Berlin 
hier folgen werde. Munter fragt nach einer Statistik über die Prognose der Behand¬ 
lung dieser Kinder für die spätere Gesundheit. Lenn hoff: Die deutschenHospize 
sind nicht wie die französischen für chirurgische Behandlung eingerichtet, auch 
erfolgt die Ueberweisung von Kindern nur für eine bestimmte Kurzeit. In 
Berck sind sie bisweilen 1 Jahr lang in Behandlung. Die Festsetzung be¬ 
stimmter Kurperioden, 4 — 6 Wochen, von vornherein hat keinen Sinn und ist 
auch zu kostspielig. Böhm: fioffi stellte fest, dass ca. 60 — 70 % dieser 
Kinder durch geeignete Behandlung vor dem Krüppeltum bewahrt bleiben. In 
Berck wird nur ausnahmsweise operiert. Joachimsthal: Nach den Statistiken 
der letzten Jahre erfolgt Heilung dieser Fälle bei etwa 76 %. Allerdings 
dauert es oft lange. Nach Bruns eiterte ein Hüftgelenk 4 Vs Jahr, ein anderes ohne 
Eiterung brauchte 3 Vs Jahre. Es ist zu hoffen, dass die in der letzten Zeit ge¬ 
übte Praxis der Stadt Berlin in dieser Frage aufgegeben wird zugunsten einer 
zweckmässigeren. Hohmann-München. 

74) Eckerl Gesellschaft der Charitöärzte Berlin. 3. XI. 1910. (Ref. Berlin. 

klin. Woch. 1911, No. 2.) 

Chronischer Gelenkrheumatismus. Bei 8V2 jährigem Mädchen ent¬ 
wickelte sich allmählich ein Entzündungszustand verschiedener Gelenke, be¬ 
ginnend mit Fuss- und Zehengelenken, übergreifend auf Knie und Arme, bis 
das Kind bettlägerig wurde, als auch die Wirbelsäulengelenke steif wurden. 
Die Gelenke, besonders der Hände, waren spindelförmig aufgetrieben, ohne 
deutlichen Erguss, mit festen derben Schwellungen, Sehnenscheidenkrepitation, 
verdickten Kappen, atrophierten Muskeln una Knochen. Pirquet stark positiv. 
Bild der Poncetschen Krankheit, die die Engländer Stillos Disease 
nennen. Charakteristisch sind initiale Lymphdrüsen- und Milzschwellung. 
Antirheumatische Therapie vergeblich. Am besten sind heisse Bäder, Jod¬ 
kali und passive Bewegungen. Heubner wandte hier mit überraschendem 


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Erfolg die Radiumkur au, gab zuerst 4 Wochen lang Radiumwasser zu trinken 
und nach 3 Wochen Pause 4 Standen täglicher Aufenthalt in einem Radium - 
emanatorium. Das Kind lernte schon nach der Trinkkur wieder etwas gehen, 
kann jetzt wieder schreiben und nähen, die Schwellungen und Versteifungen 
bildeten sich bis auf noch bestehende Reste zurück. 

Hohmann-München. 


75) W. Hie. Berl. mediz. Gesellschaft 18. I. 1911. (Ref. Berl. klin. Woch. 1911. 

Nr. 5.) 

Behandlung von Gicht und Rheumatismus mit Radium (siehe 
Originalarbeit-Referat). Diskussion: Fürstenberg: Anfängliche Verschlechterung 
der objektiven und subjektiven Symptome sind kein Grund zur Unterbrechung 
der Radiumkur, sind sogar prognostisch günstig. Auerbach* Die lokale An¬ 
wendung radioaktiver Substanzen in der Form der Markusschen Kompressen tat 
bei rheumatischen Interkostalneuralgieen, bei Gelenkversteifungen, in einem Falle 
von Ischias guto Dienste. G. Klemperer: Besser als Badekuren ist die An¬ 
wendung des Emanatoriums. Gudzent: Das Radium wirkt in einem Teil der 
Fälle aufregend, namentlich bei nervösen, deshalb hier geringere Dosen wählen. 

Hohmann-München. 


76) KOIbe. Gesellschaft der Chariteärzte 1. XII. 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1911, Nr. 3. 

Arthritis deform ans sine arthritide. Unter dieser neuen Diagnose 
veröffentlichte K. den Fall eines 48jährigen Schlossers, bei dem sich unter 
Schmerzen im Daumen und Zeigefinger der rechten Hand eine Atrophie der Musku¬ 
latur zwischen diesen Fingern entwickelt hatte. Die Hauptarbeit des Patienten 
ist Feilen. Für Neuritis spricht nichts. Das Röntgenbild zeigte eine A u fh e 11 ung 
des Knochenschattens in der betreffenden Gegend, ohne Strukturver¬ 
änderungen der Knochen- oder der Gelenkspalten. Ein Zustand, der 
analog der akuten Knochenatrophie nach Trauma ist. Die Anstrengung beim Feilen 
und lokaler Druck hierbei mögen die Ursache gebildet haben. Warum die Diag¬ 
nose der Ueberschrift notwendig war, geht aus dem Referat nicht genügend 
hervor. Hohmann-München. 

77) Liohtenauer. Wissenscb. Verein der Aerzte zu Stettin. 6. XII. 1910. 

(Ref. Berl. klin. Woch. 1911, Nr. 7.) 

Myositis ossificans. Nach einfacher Luxation des Vorderarms. Einige 
Tage nach der Reposition war die Schwellung noch nicht beseitigt, es bildete 
sich eine Verhärtung in der Ellenbeuge, die einen wolkigen Schatten im 
Röntgenbild zeigte. AJlmählich verband eine Knochenbrücke die Vorderarm¬ 
knochen mit dem Oberarm, sodass volle Ankylose bestand. Die Operation fand 
vollständige Verknöcherung des brachialis internus. Mit Meissei und Zange 
Abtragung der Knochenmassen und Heilung, sowie Herstellung guter Be¬ 
weglichkeit. 

Diskussion: Haeckel glaubt, dass nicht nur das mitverletzte Periost, 
sondern auch das Bindegewebe des Muskels Knochen produzieren könne. Er 
ex8tirpierte einmal aus einer Bauchnarbe in der linea alba nach Magenoperation 
ein 6 cm langes Knochenstück, das nirgends mit Knochen oder Periost Zusammen- 


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hang hatte. Ebenso sah Sagebiel in einem Ohrpolypen einen Knochenkern. 
Schnitzer verweist auf das im Kleinhirn beobachtete Osteom. 

Hohnaan-München. 


78) L Mann und C. Goebel. Breslauer psychiatrisch-neurologische Vereinigung. 

28. XI. 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 1911, No. 1.) 

Operativ behandelter Halsmuskelkrampf. Seit 4 Monaten besteht 
bei 42jähr. Patienten heftiger Krampf des rechten Sternocleidomastoideus und 
Platysma, allmählich auch der linksseitigen Nackenmuskeln. In leichten Fällen 
hilft oft Faradisation der Antagonisten der krampfenden Muskeln, hier versagte 
diese Methode, weshalb Goebel den rechten Nervus accessorius isolierte 
und stark dehnte, und als die Krämpfe nicht nachliessen, nach drei Tagen den 
Trapezias, Splenius und Semispinalis quer durchschnitt, auch den N. occipitalis 
major resecierte. Der Erfolg war ein teil weiser, die Krämpfe verloren ihre 
Heftigkeit und Häufigkeit. In der Debatte äussorten Kramer und Levy ihre 
Bedenken gegenüber dieser Operation, besonders, da die Versorgung der be¬ 
treffenden Muskeln von mehreren Nerven erfolgte, was die Operation äusserst 
kompliziere. Hohmaan-München. 

79) Kieabößk. K. k. Gesellschaft der Aerzte Wien 20. I. 1911. (Ref. Berl. 

klin. Woch. 1911 Nr. 9.) 

Luxation des Atlas und Fraktur des prozess. odont. des epi- 
stropheus. 36jähr. Mann. Sturz mit Gehirnerschütterung. Es blieb Druck¬ 
schmerz im Nacken und Beschränkung der Rückwärtsbewegung und Drehung 
des Kopfes zurück. Linke Zungenhälfte leicht atrophisch, Patellarreflexe gesteigert, 
an der Pharynxwand Vorspringen des Atlas. Das Röntgenbild gibt die obige 
Diagnose. Hohmamt-München. 

80) Sßhuater. Berliner med. Gesellsch. 11. I. 1911. (Ref. BerL klin. Woch. 

1911, No. 4.) 

Wirbelsäulenverkrümmung hysterischer Natur. Nach einem Fall 
von 3 Meter Höhe trat bei 38jähr. Frau starke rechtskonvexe Wirbelsäulen¬ 
verkrümmung auf, mit Schmerzen im Rücken, die jedoch nicht konstant sind, 
auch den Ort wechseln. Die Skoliose verschwindet in Rückenlage und im 
Korsett, ja noch ehe das Korsett ganz angelegt ist. Ein Gibbus besteht nicht, 
das Röntgenbild zeigt keine anatomischen Veränderungen. Die Prognose ist 
schlecht. Ein Fall wurde von einem Wunderdoktor geheilt. (!) 

Hohmana-München. 

81) Stolz. Unterelsässischer Aerzteverein Strassburg i. E. 17. XII. 1910. (Ref. 

Berl. klin. Woch. 1911, Nr. 5.) 

ScoliosiB alternans ischiadica. 38jähr. Maurer erkrankte an rechts¬ 
seitigem Hüftschmerz, hielt sich mit nach rechts geneigtem Oberkörper bei der 
Arbeit. Auch wenn er sich nach der linken Seite hielt, empfand er weniger 
Schmerzen. So arbeitete er abwechselnd nach rechts oder links geneigt. Im 
Augenblick des Wechsels der Haltung verspürte er stechenden Schmerz an der 
Austrittsstelle des Iscbiadikus. Es besteht starke linkskonvexe Lumbalskoliose, 
die Patient sofort in eine rechtskonvexe verwandeln kann, die aber weniger 
stark ausgesprochen ist als die erstere. Wahrscheinlich besteht in beiden 
Stellungen ein Minimum von Spannung in den Nerven wurzeln. 

Hohmann-München. 


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82) Hoffmana. Wissensch. Verein der Aerzte zu Stettin. 8. XI. 1910. (Ref. 

Berl. klin. Woch. 1911, No. 6.) 

Isolierte Serratuslähmung. Entstanden durch starke Rückwärts» 
beugung des Arms bei gleichzeitiger Anspannung der Schulter und Oberarm- 
muskulatur. Hohmann-München. 

83) Wagner. Wissenscb. Verein der Aerzte zu Stettin 6. XII. 10. (Ref. Berl. 

klin. Woch. 1911 Nr. 7.) 

Reposition von Schultergelenks luxationen. Besonders bei der 
subcoracoiden Luxation. Wenn keine Nervenläsion oder sonstige Komplikation 
vorliegt, wird unter den laxierten Arm eine 20 cm lange Rolle festgewickelter 
Watte von 10 cm Durchmesser gelegt und in die Achselhöhle eingepresst. Den 
rechtwinklig gebeugten Ellenbogen fasst man dann mit der nach oben gekehrten 
Vola und umgreift mit der anderen Hand das Handgelenk von unten her. Dann 
druckt man den Ellenbogen langsam und allmählich starker an den Körper des 
Patienten, ohne Schmerzen zu machen, setzt bei Spannung ein wenig aus und 
dreht den Unterarm leicht, als ob man den Kapselriss suchen wolle. Nach 
leichter Aussenrotation erfolgt oft die mitunter geräuschlose Reposition. Die 
Methode hat den Vorzug der Einfachheit, der Entbehrlichkeit von Assistenz, 
meist der Narkose, der Schmerzlosigkeit und Unschädlichkeit. 

Hohmann-München. 

84) Immelmann. Berl. Mediz. Gesellschaft 22. H. 11. (Ref. klin. Woch. 1911. 

Nr. 10.) 

Periarthritis humeroscapularis. Erkrankung der Bursa subacromi- 
alis und subdeltoidea akuter und chronischer Art, bei */ 8 der Fälle nach einem 
Trauma, einer forcierten Bewegung, Ueberanstrengung. Es bestehen Schmerzen 
bei Bewegungen im Schultergelenk, besonders auch bei der Adduktion. Pendel¬ 
bewegungen und Rotation sind frei. Extension vermindert den Schmerz. Zwischen 
Acromion und Caput humeri im Röntgenbild ein Schatten im Bereich dieser 
beiden Bursae. Der Schatten wird direkt nach der Verletzung gefunden, muss 
also schon vorher dagewesen sein. Auch am gesunden Schultergelenk findet 
man in solchen Fällen bisweilen den Schatten ohne Schmerzen. Das Trauma 
hat also auf die bestandenen Ablagerungen einen starkeu Reiz ausgeübt Therapie: 
Heissluft und Medikomechanik nebst Massage. Die Hälfte der Patienten verträgt 
aber letzteres nicht, deshalb hier nur Heissluft. Bei Operationen fand man Kalk¬ 
ablagerungen neben vereinzelten Knorpelzellen. Meist Heilung. Bei manchen 
verschwindet der Kalk, bei manchen nimmt er zu trotz Auf hören der Beschwerden. 
Differentialdiagnose zur Absprengung des Tuberculum majus oder am Caput. 
Auch am Condylus internus femoris am Kniegelenk sieht man bisweilen in der 
Bursa solche Ablagerungen. — Diskussion: Max Böhm: zeigt an Präparaten 
die Lage der Bursa und den Verletzungsmechanismus. Bei Verletzungen reisst 
häufig der Supraspinatus am Ansatz und reisst Periost und auch die laterale 
Wand der Bursa ab, dadurch periostale Wucherungen und adhäsive Prozesse in 
der Bursa. Infolge deren Behinderung der Abduktion und Rotation. 
Bei Operation sah er, wie die Behinderung dieser Bewegungen von Strängen 
ausging, die sich in der Bursa von Wand zu Wand spannten. Nach ihrer Durch- 
trennung freie Beweglichkeit. In hartnäckigen Fällen ist Brisement forcö nötig 
mit folgender Lagerung des Armes auf Schiene in Abduktion und Aussenrotation. 


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W. Alexander: Oie nichttraumatischen Fälle dieser Art werden häufig mit 
Armneuralgieen verwechselt. Tobias hat diese Fälle mit Massage während 
der Dampfdusche behandelt. Hohmann-München. 

85) Coenen (Breslau). Fälle von frischer Fractura supracondylic a 

humeri. (Sitzg. der Breslauer chir. Gesellsch. v. 12. XII. 10. Zentralbl. 
f. Chir. 1911. Nr. 6. S. 163.) 

C. bringt am stumpfwinklig gebeugten Unterarm einen Diagonalzug, am 
Oberarm einen Gegenzug nach hinten an. Dadurch wird das nach oben und 
hinten dislozierte untere Fragment nach unten und vom gebracht. 

Natzler-Heidelberg. 

86) Pollnow und Levy Dorn. Hufeland’sche Gesellschaft 12. I. 1911. (Ref. 

Berl. klin. Woch. 1911.) 

Angeborene radioulnare Synostose(siehe Originalreferat). Diskussion: 
Karowski hat 2 Fälle beobachtet, in einem operiert, ohne günstiges Resultat, 
auch ohne Operation resultiert häufig gute Gebrauchsfähigkeit. Pollnow be¬ 
stätigt dies, hält Operation für nicht nötig. Hohmann-München. 

87) Kiittner (Breslau). Implantation eines Hüftgelenks aus der Leiche. 

(Sitzg. der Breslauer Chirurg. Gesellschaft v. 12. XII. 10. Zentralbl. f. 
Chir. 1911. Nr. 6. S. 191.) 

Vorstellung des ersten auf diese Weise behandelten Patienten. Operation 
vor 10 Monaten. Gelenk tragfehig, mit guter aktiver Beweglichkeit nach allen 
Richtungen eingeheilt. Natzler-Heidelberg. 

88) Menne. Aerztl. Verein Essen-Ruhr 22. XI. 1910. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1911 Nr. 1.) 

Coxa vara traumatica. Bei 16jährigem Mädchen, das sich 3 Monate 
zuvor an einem Rundlauf etwas heftig abgestossen hatte, zuerst starke Schmerzen 
hatte und auf dem rechten Bein nicht stehen konnte. Nach lVi Monaten Hinken. 
Röntgenbild: Lösung in der Epiphysenlinie. Etwas pilzförmige Abplattuug. 
Refrakturierung erfolglos. Hohmann-München. 

89) Karl Hirsch. Berlin, mediz, Gesellschaft 1. II. 1911. (Ref. Berl. klin, Woch. 

1911 Nr. 7.) 

Habituelle Luxation des äusseren Meniscus. Bei einem lOjähr. 
Mädchen trat am rechten Kniegelenk vor 2—3 Monaten beim Turnen ohne eine 
Verletzung ein leichtes schmerzloses Knacken auf, das im Laufe der Zeit 
stärker wurde und jetzt auch leichte Beschwerden macht. Es besteht nur eine 
leise Schwellung des Knies, bei Beugung bis 145° tritt unter einem knackenden 
Geräusch aussen vom zwischen Quadricepssehne und äusserem Seitenband in 
der Höhe der Gelenklinie ein kleiner rundlicher quergestellter Körper hervor, 
der bei Streckung verschwindet und zwar unter noch stärkerem Knacken« Ein 
genu valgum besteht nicht, auch keine Bänderschlaffheit. Es ist das Bild der 
von Bruns beschriebenen Spontanluxation, die auf einer besonderen Prädis¬ 
position und auf einer besonderen Exkursionsweite der Rotationsbewegung be¬ 
ruhen soll. Bei einem Fall Steiners entwickelte das Leiden sich bei einem 
mit überkreuzten Beinen arbeitenden 16jährigen Schneider nacheinander auf beiden 


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Seiten, Im 2. Jahrzehnt scheint sich die seltene Affektion am häufigsten zu 
bilden. Nur die partielle Exstirpation des dislocierten Meniskus scheint Erfolg 
zu haben. Katzenstein hat die Naht angewandt. 

Hohmanil-München. 

90) HofiFmann, Wissensch. Verein der Aerzte zu Stettin. 8. XI. 1910. (Ref. 

Berl. klin. Woch. 191 l f No. 6.) 

Luxation im Lisfrankschen Gelenk. Entstanden durch Fall einer 
Last auf den Fussrücken. Hohmann-München. 

91) Möller (Berlin). Neue Operation bei schwerem Plattfuss. (Freie 

Vereinig, der Chirurg, Berlins. Sitzg. v. 12. XIL 10. Zentralbl. f. Chir. 
1911. Nr. 5. S. 163.) 

Demonstration zweier Patienten, 'bei denen Kausch wegen schweren Platt- 
fusses folgende Operation gemacht hat: Aus dem Talus wurde ein wagerecht 
liegender breitbasiger Keil, aus dem Naviculare ein ebensolcher, auf ersterem 
senkrecht stehender Keil herausgemeisselt. Das kosmetische und funktionelle 
Resultat war gut. Natzler-Heidelberg. 


Inhalt: Die Behandlung der Skoliose mittels Herz’scher Apparate. Von 
Dr. Immelmann in Berlin. (Originalmitteilung.) 

Referate: 1) Axhausen, Arbeiten aus dem Gebiet der Knochenpathologie 
und Knochonchirurgie. — 2) Poohhammer, Entstehung parostaler Kallusbildungen; 
künstliche Kalluserzeugung. — 3) Stieda, Freie Knochenplastik. — 4) Blesalski, 
Neuerungen in der chirurgisch-orthopädischen Operationstechnik. — 5) Twinch, 
Orthopädische Chirurgie und Kinderheilkunde. — 6) Bum, Bedeutung der Un¬ 
fallheilkunde für die Therapie. — 7) Grunewald, Anpassung an Funktion sausfalle 
nach Unfall Verletzungen. — 8) Matsuoka, Multiple Enchondrome der Knochen. 
— 9) Dupuy de Frenelle, Untersuchung und Behandlung unkomplizierter Frak¬ 
turen. — L0) Codivilla, Nagelextension. — 11) Landwehr, Apparatlose Fraktur¬ 
extension in Beugestellung. — 12) Lenormant, Behandlung der Frakturen mittels 
Nagelextension. — 13) MShring, Operative Knochenvereinigung. — 14) Zesas, 
Knochen- und Gelenkleiden bei Maltafieber. — 15) Fritsch, Gelenkerkrankungen 
bei Scharlach und Masern. — 16) Hahn, Behandlung von Ankylosen mittels 
Elektrizität — 17) Ritter, Moderne Bestrebungen zur Verbesserung der Ampu¬ 
tationstechnik. — 18) Gaugele, Fettembolie nach orthopädischen Operationen. — 
19) Frltzsche, Zur Frage der Fetterabolie; prophylaktische und therapeutische 
Vorschläge. — 20) Cronsel, Behandlung infizierter Wunden mittels Jod-.Jodoform¬ 
äther. — 21) v. Frisch, Technik der Sehnennaht. — 22) Haglund, Forderungen 
für die Ausbildung von mechanotherapeutischen Assistenten. — 23) Lange, Be¬ 
handlung des Schiefhalses. — 24) Engelhard, Haltung, Form und Beweglichkeit 
der Wirbelsäule in der sagittalen Ebene. — 25) Lovett-Reynolds, Der Schwer¬ 
punkt des Körpers. Seine Lage in bezug auf gewisse Knochenpunkte und seine 
Beziehungen zum Kückenschmerz. — 26) Chlumsky, Was alles für die Ursache 
der Skoliose gehalten wurde. — 27) 28) ScharfT, Legal, Orthopädische Turnkurse 
für an Rückgratsverkrümmung leidende Kinder. — 29) Hübscher, Apparate aus 
Gasrohr zur Skoliosenbehandlung. — 30) Beeil, Das Beelysche Kyrtometer. — 

31) Chlumsky, Differentialdiagnose zwischen Skoliose und Spondylitis. — 

32) Hildebrandt, Rückenmarkschirurgie. — 33) Bibergeil, Der erworbene Schulter¬ 
hochstand. — 34) Peltesohn, Geburtslähmung komplizierende Verletzungen im 
Bereiche des Schultergelenks. — 35) Bähr, Schultergelenksverletzungen. — 
36) Grüne, Posttraumatische Verknöcherung des Ligamentum trapezoideum und 
coronoideum. — 87) Llnlger, Der typische Bicepsriss. — 38) 89) Wierzejewaki, 
Kongenitaler Ulnadefekt. — 40) Ebstein, Angeborene, familiär auftretende Miss- 


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bildungen an den Händen. — 41) Sudeck, Operativ geheilter Fall von trau¬ 
matischer reflektorischer Tropboneurose der Hand. — 42) Klrschner, Neues 
Operationsverfahren zur schonenden Eröffnung der Hand. — 43) Broad, Massage- 
behandlung nach Knieverletzungen. — 44) Johnson, Patellarfraktur ohne 
Separierung der Fragmente. — 46) Fischer, Apparat zur konservativen ambulanten 
Behandlung der Patella-, Olekranon- und Kalkaneusfrakturen. — 46) Evans, Sub¬ 
luxation des Knies. — 47) Haglund, Schiattersohe Krankheit. — 48) Matsuoka, 
Wachstumsanomalie der Tuberositas tibiae in der Adoleszenz. — 49) Gümbel, 
Isolierter Bruch des Condylus internus tibiae. — 50) Jaooillet, Frakturen der 
Tuberositas tibiae. — 61) Bergemann, Malleolarfrakturen. — 52) Engelhardt, 
Fussbewegungsmessapparat. — 63) Peters, Prognose und Architektur längst ge¬ 
heilter Kalkaneusfrakturen.— 54) Bettmann, Bedeutung der Knochenabsprengungen 
am Fusskelett vom Standpunkt der Unfallbegutachtung. — 56) Lauensteln, Um¬ 
gestaltung der Architektur des Fersenbeins bei veränderter Statik und beschränkter 
Muskeltätigkeit. — 66) Müller, Der idiopathische Hohlfuss. — 67) Lamy, Be¬ 
handlung des manuell reponiblen Klumpfusses. — 68) Saxl, Frühbehandlung 
des kongenitalen Klumpfusses. — 59) Ghlulamila, Talusfraktur. — 60) Krauss, 
Behandlung des Klumpfusses. — 61) v. Dembowski, Exstirpation des Talus bei 
veraltetem Klumpfuss. — 62) Poncet, Tuberkulose als Ursache der Plattfüsse. — 
63) Heer mann, Weiche Plattfussohlen. — 64) Klrmlsson, Behandlung der Hüft- 
luxation ohne Gewalt. — 66) Cramer, Pathologische Luxationen und Sub¬ 
luxationen des Hüftgelenks. — 66) Voelcker, Offene Myotomie des Glut&us 
maximus bei schnellender Hüfte. — 67) Gaugele, Die schnappende Hüfte. — 
68) Drehmann, Coxa vara. — 69) Frangenheim, Coxa vara adolescentium. 

Aus Kongress- und Yerelnsberichten: 70) Ritter, Diagnose der Knochen- 
• zysten im Röntgenbild. — 71) Gabriel, Recklinghausen’sche Krankheit mit Osteo¬ 
malazie. — 72) Freund jun., Osteomyelitis luetica. — 73) Joachimsthal, Fürsorge 
der Stadt Paris für Kinder mit Knochen- und Gelenktuberkulose. — 74) Eckert, 
Chronischer Gelenkrheumatismus. — 75) His, Behandlung von Gicht und Rheu¬ 
matismus mit Radium. — 76) Külbs, Arthritis deformans sine arthritide. — 
77) Llchtenauer, Myositis ossificans. — 78) Mann und Goebel, Operativ be¬ 
handelter Halsmuskelkrampf. — 79) KienbSck, Luxation des Atlas und Fraktur 
des process. odont. des Epistropheus. — 80) Schuster, Wirbelsäulenverkrümmung 
hysterischer Natur. — 81) Stolz, Scoliosis alternans ischiadica. — 82) HofTmann, 
Isolierte Serratuslähmung. — 83) Wagner, Reposition von Schultergelenks- 
luxationen. — 84) Immelmann,* Periarthritis humeroscapularis. — 86) Coenen, 
Fractura supracondylica humeri. — 86) Pollnow und Levy-Dorn, Angeborene 
radioulnare Synostose. — 87) Küttner, Implantation eines Hüftgelenks aus der 
Leiche. — 88) Menne, Coxa vara traumatica. — 89) Hirsch, Habituelle Luxation 
des äusseren Meniscus. — 90) HofTmann, Luxation im Lisfrank’schen Gelenk. — 
91) Müller, Neue Operation bei schwerem Plattfuss. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatab drücke 
wolle man an Professor Dr O. Ynlpius in Heidelberg, Luisenstrasse 1 —3, 
oder an die Verlagsbuchhandlung 8 . Karger in Berlin NW. 6, Karlstrasse 15, 
einsenden. 


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Zentralblatt 

für 

Umreis* id mechanisclie Wopädie 

eissclesslieb der gesamten fieilgymnastii M Massage. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Dr. 0. Ynlpius S. Karger in Berlin 

in Heidelberg. KW., Karletraste 16 .. 


Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln- und Auslandes. 


Bd. y. 


Juli 1911. Heft 7. 


Zur Aetiologie des Vorderfussschmerzes. 

von 

Prof. Dr. ALEXANDER RITSCHL 
in Freiburg i. B. 

Zur Erklärung der recht häufig Vorkommen den Beschwerden 
und Schwielenbildungen in den mittleren Partien des vordersten 
Fussohlenabschnitts hat man unter anderem auch eine Abflachung 
des vorderen, queren, durch die Köpfchen der Mittelfussknochen ge¬ 
bildeten Gewölbes angenommen. Die Existenz dieses Gewölbes 
scheint mir bei Erwachsenen an sich ziemlich zweifelhaft. In be¬ 
lastetem Zustande wenigstens, zumal bei den letzten Phasen der 
Fussabwicklung, wenn die Körperlast sich auf diese Fussabschnitte 
konzentriert, dürfte auch bei kräftigst gebautem Fuss der Halt dieses 
Gewölbes den Anforderungen der Belastung kaum gewachsen sein; 
das Gewölbe verschwindet und stellt sich erst beim Nachlass der 
Beanspruchung wieder ein. Es ist demnach mehr als eine Ein¬ 
richtung zur Erhöhung der Fusselastizität anzusehen denn als eine Dauer¬ 
form. Die vou verschiedenen Seiten empfohlenen Bandagen und 
Heftpflasterzüge, um die in Frage stehenden Beschwerden zu be¬ 
kämpfen und den infolge vermehrten Druckes sich einstellenden 
Schwielenbilduugen zu begegnen, haben mir im Allgemeinen nicht 
den Erfolg gebracht, den ich theoretisch davon erhoffte. 

Ich bin nun vor einiger Zeit auf einen Umstand aufmerksam 
geworden, der diese Beschwerden am vorderen Sohlenabschnitt ent¬ 
sprechend dem HI. Metatarsusköpfchen in einfachster Weise er¬ 
klärt. Der Druck, der diesen Beschwerden zugrunde liegt, ist 

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weniger in der Gestaltung des Fusses begründet, als in einer Ver¬ 
unstaltung der Stiefelsohle. 

Von Rechts wegen sollte die Stiefelsohle eine flache Ebene 
bilden. Das ist jedoch oftmals nicht der Fall. Schon bei unge¬ 
brauchten, neuen Stiefeln und Schuhen kann man, wie ich mich 
mehrfach zu überzeugen Gelegenheit hatte, finden, dass die innere 
oder Brandsohle sich in Form eines nach der Innenseite des 
Schuhes konvexeu Wulstes von der äusseren, meist stärkeren Sohle 
abhebt. Dass dem so ist, beruht wohl darauf, dass bei der 
Vereinigung der beiden Sohlenlederstücke sich das innere, schwächere 
Sohlenstück wirft, weil es seiner Form nach nicht genau mit dem 
äusseren übereinstimmt, durch die Vereinigungsnaht aber seitlich 
zusammen gerafft wird. 

Aber selbst wenn der neu gekaufte Schuh diese Verhältnisse 
nicht aufweist, kann sich eine solche Deformierung bei dessen Ge¬ 
brauch einstellen. Ich stelle mir vor, dass besonders zu Schweiss 
geneigte Füsse Feuchtigkeit auf die Innensohle übertragen und 
diese dadurch zum Quellen bringen. Sofern die Innensohle aber 
an ihren Rändern von der festeren Aussensohle festgehalten wird, 
ist sie genötigt, sich nach der Innenseite des Schuhes hin zu 
wulsten. 

Endlich kann der Zustand auch beim Besohlen geschaffen 
werden, wenn wiederum durch die Naht die Innensohle gerafft 
wird, sofern die Aussensohle nicht breit genug geschnitten wurde. 

Wie dem nun auch sei, jedenfalls habe ich den besagten Zu¬ 
stand der Fussbekleidung im letzten Jahre so gut wie regelmässig 
gefunden, wenn mir vonseiten meiner Patienten über Beschwerden 
im vorderen Abschnitt der Fussohle in deren Mitte geklagt wurde. 
Da ich auch an mir selbst diese Erfahrungen machen und den Be¬ 
schwerden regelmässig durch Aenderuug des Schuhzeuges abhelfen 
konnte, stehe ich nicht an, diese vestimentäre Aetiologie als eine 
häufige und wichtige anzusehen. 

Therapeutisch hat man sich weniger mit dem Fuss, dessen 
Schwielen zu erweichen (Salicylsäurelösung in Form von Priessnitz- 
umschlägen) und schonend zu entfernen wären, als hauptsächlich mit 
dem Schuhzeug zu beschäftigen. Jedenfalls versäume man niemals, 
die Stiefel auf jene Veränderung zu untersuchen und führe die 
Beschwerden erst dann auf andere Umstände zurück, wenn diese 
mechanische Ursache ausgeschlossen werden kann. 

Liegt Neigung zu Fussschweiss vor, so tut eine Asbestsohle, 
die die Flüssigkeit aufsaugt, in die Schuhe eingelegt, gute Dienste. 


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Man kann sie zweckmässig noch, der schmerzenden Stelle ent¬ 
sprechend, mit einem Ausschnitt versehen, der beim Stehen und 
Gehen die schmerzende Stelle entlastet. 

Prophylaktisch untersuche man stets die Schuhe, welche man 
kauft, und weise sie zurück, wenn ihre Innensohle vorgebuchtet ist 


Die Kinder-Seehospize und die Tuberkulosebekämpfung, von 

Dr. Häberlin. (Leipzig 1911, W. Klinkhardt.) 

Das mit einem Geleitwort vom Geh. Rat Ewald-Berlin versehene 
Buch ist aufs Wärmste zu begrüssen. Hat doch H., der ärztliche 
Leiter des Kinderseehospizes auf Wyk (Föhr), eine ebenso grosse 
als wertvolle Arbeit geleistet, indem er erstmals alles Wissenswerte 
über die europäischen Seehospize zusammentrug und in übersicht¬ 
licher Gruppierung darstellte. 

In Kap. I wird ein interessanter, historischer Abriss gegeben, 
das H. Kapitel behandelt die für Seehospizbehandlung in Betracht 
kommenden Krankheiten. 

Der folgende, besonders wichtige Abschnitt über das See¬ 
klima und seine Wirkungen, enthält viele Ergebnisse eigener wissen¬ 
schaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung des Verf. 

Die übrigen Kapitel kann in ihrem Wert nur deijenige ganz 
ermessen, welcher wie Ref. in die praktische Arbeit für die Be¬ 
kämpfung der chirurgischen Tuberkulose in speziellen Sanatorien 
einzutreten beabsichtigt und sich an das Buch als ersten Ratgeber 
wendet. Sie enthalten sowohl allgemeine Fingerzeige hinsichtlich 
Bau, Einrichtung, Betrieb, Finanzierung des Sanatoriums wie die 
Einzelbeschreibung der europäischen Seehospize. Ein Anhang des 
trefflich ausgestatteten Buches endlich bringt Karten, Baupläne und 
Ansichten von Hospizen. Vulpius-Heidelberg. 


Verein für Krttppelfürsorge in Nürnberg. Erster Jahres¬ 
bericht für 1909/1910. 

Der junge Verein hat durch Errichtung einer Beratungsstelle 
sofort die praktische Arbeit aufgenommen. Dieselbe beschränkt 
sich zunächst auf ärztliche Fürsorge in poliklinischer und stationärer 
Behandlung. Im vergangenen Jahre standen 203 krüppelhafte Pfleg¬ 
linge in Obhut. Die Errichtung eines eigenen Heims ist geplant. 

VnlplMS-Heidelberg. 

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Orthopädisches Tarnen im Hanse, yon Dr. Loewi. Mit 1? 
Abbildungen und 9 Uebungsbeispielen. (Stuttgart 1911, F. Enke, 
Preis 1.40 Mk.) 

Das Büchlein beschreibt 32 einfache Uebungen, welche z. T. 
auch abgebildet werden. 

Die Uebungen sind für die Behandlung von Wirbelsäulen¬ 
verkrümmungen, namentlich der Skoliose, durch den praktischen 
Arzt bestimmt. Die kleine Schrift soll nicht in die Hände der 
Patienten kommen, sie soll dem Arzt eine Anleitung zur apparat¬ 
losen Behandlung in der Sprechstunde geben, die Uebungen sollen 
zu Hause unter gelegentlicher ärztlicher Kontrolle fortgesetzt werden. 
Der Kreis der Uebungen scheint mir zu eng gezogen, so fehlen 
die Botierbewegungen gänzlich. Vulpius-Heidelberg. 

Handbuch der Röntgenlehre zum Gebrauch für Mediziner, 

von Prof. H. Gocht-Halle. Dritte, umgearbeitete und ver¬ 
mehrte Auflage mit 238 in den Text gedruckten Abbildungen. 
(Stuttgart 1911, F. Enke, Preis 13 Mk.) 

Das überall geschätzte und beliebte Buch hat sich dank der 
gründlichen und unermüdlichen Arbeit des Verf. wiederum an die 
Spitze der medizinischen Röntgenliteratur gestellt Nach der 
physikalisch-technischen Seite sowohl wie auf medizinischem Gebiet 
ist alles Neue berücksichtigt worden. Viele Abschnitte sind neu 
hinzugekommen oder umgearbeitet worden, die Zahl der Abbildungen 
hat sich in dem vorzüglich ausgestatteten Buch um mehr als das 
Doppelte vermehrt. 

Die Röntgenliteratur, gesammelt von Prof. Dr. H. Gocht-Halle. 
(Stuttgart 1911, F. Enke, Preis 12 Mk.) 

Die gewaltig angeschwollene Literatur ist als Anhang zu des 
Verf. Handbuch der Röntgenlehre im besonderen Band auf 387 
Seiten in alphabetisch geordnetem Autorenverzeichnis zusammen¬ 
gestellt. Vulpius-Heidelberg. 

1) Delitala. Sopra un caso di displasia ossea. (Archivio di 
ortopedia 1910. fase. 6.) 

Verf. berichtet über einen klinischen Fall von Knochendysplasie. 
Er kommt zu dem Schluss, dass die angeborenen Knochen¬ 
missbildungen infolge Defektes in dem Verknöcherungsprozess in 
die Gruppen der Achondroplasie (wenn der Epiphysenknorpel be- 


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troffen ist) und der periostalen Dysplasie (wenn das Periost ge¬ 
schädigt ist) eingeteilt werden können: 

Zwischen diesen kommt eine Zwischenform vor: die chondro- 
periostale Dysplasie oder ostale Dysplasie (es ist davon 
Periost und Epiphyseuknorpel betroffen). 

In diese dritte Gruppe gehört ein grosser Teil der unter dem 
Namen unvollkommene Osteogenese, intrauteriner Rachitismus, kon¬ 
genitale Osteomalazie, essentielle Osteopsathyrosis etc. beschriebenen 
Formen. 

Die ostale Dysplasie unterscheidet sich scharf von der infantilen 
Osteomalazie und dem Rachitismus. 

Der Phosphor-, Calcium- und Magnesiumstoffwechsel wurde in 
dem beschriebenen Fall quantitativ wie qualitativ anormal gefunden. 
Quantitativ, weil die Ausscheidung der drei Mineralbestandteile die 
mit den Nahrungsmitteln eingeführte Menge übertrifft; qualitativ, 
weil der Phosphor anstatt durch den Harn vorwiegend durch die 
Faeces ausgeschieden wird. Bnccheri-Palermo. 

2) Brüning (Rastatt). Vergleichende Desinfektionsversuche 
mit Jodtinktur und Alkohol. (Arch. f. klin. Chir, 94. Bd. S. 587.) 

Verf. prüfte die Grossichsche Desinfektionsmethode der Haut des 
Operationsfeldes experimentell nach, um festzustellen, ob die Jodtinktur 
nur das Gleiche leistet wie der darin enthaltene Alkohol, ob daher 
das Jod — nach Kutschers Vorschlag — weggelassen werden könne. 
Da sich nach einigen Versuchen Seiden fäden als Testobjekte für un¬ 
zweckmässig erwiesen, so verwandte Verf. böhmische Granaten, die 
zunächst sterilisiert, dann in eine Bakterienaufschwemmuug gebracht 
und darnach getrocknet wurden ; nachdem sie dann 1 /i — 30 Minuten 
in die zu untersuchende Desinfektionsflüssigkeit gebracht waren, wurden 
sie in 10 ccm Nährbouillon in den Brutschrank von 37° für 48 Stunden 
verbracht, und die Resultate wurden nach 24 und 48 Stunden ab¬ 
gelesen. Verf. untersuchte auf diese Weise Jodtinktur (mit 65,70 und 
96 prozentigem Alkohol), Alkohol von verschiedener Konzentration 
(65 und 96 prozentig Benzin und zum Vergleich 2 und 3 prozentige 
Karbolsäurelösung. Für die Hautdesinfektionsversuche nahm Verf. 
sterilisierte Wattebäusche von der Grösse, dass sie in Reagenz¬ 
gläser gerade hineingebracht werden konnten, und fuhr damit, 
indem er sie mit steriler Pinzette fasste, 4 mal auf der mensch¬ 
lichen Haut hin und her, zunächst auf der nicht desinfizierten Haut, 
dann auf der mit den oben angegebenen Desinfektionsflüssigkeiten be* 
pinselten Haut — es wurden dabei immer möglichst gleichwertige 


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Hautstellen (Vorderarme des Verf, und des Laboratoriumsdieners) ge¬ 
wählt — Die Wattebäusche wurden dann in Nährbouiilon gebracht 
und wie die Granaten weiterbehandelt. Das Resultat dm* Granat¬ 
versuche ist, »dass dem in der Jodtinktur enthaltenen Jod eine aus¬ 
gesprochene keimtödende und wachstumshemmende Wirkung zukommt, 
welche die des in ihr enthaltenen Alkohols weit übertrifft« Die 
Hautdesinfektionsversuche eigaben, dass die Pinselung mit Jodtinktur 
eine beträchtliche Herabsetzung der Keimabgabefähigkeit der Haut 
bewirkt und zwar eine grössere als die Pinselung mit 65 oder 96 
prozentigem Alkohol. Jodtinktur mit 70 prozentigem Alkohol, die 
Verf. in Anbetracht der Erfahrung, dass 60 — 70 prozentiger Alkohol 
besser desinfiziert als 96 prozentiger, anwandte, war der offizineilen Jod¬ 
tinktur gleichwertig. Stoffel-Heidelberg. 


3) Quadrone (Turin), ft possibile provocare una reazione 
del midollo osseo mediante iniezioni di diverse 
sostanze nel canale midollare? (G&zzetta internationale di 
medidna e cbirnrgia. 1911. Nr. 2.) 

Verf. untersuchte experimentell das Verhalten des Knochen¬ 
markes gegenüber einigen direkt in den Markkaoal eingefuhrten 
Substanzen wie isotonischen, hypo- und hypertonischen NaCl-Lösungen, 
Eisen- und Arseniklösungen, nach der französischen Schule her¬ 
gestellten hämolytischen und hämatopoetischen Sera. Durch diese 
Versuche wollte er feststellen, ob ein einfacher lokaler Reiz imstande 
ist, zu einer das ganze Knochenmark des tierischen Organismus 
übersteigenden erythropoetischen und leukopoetischen Tätigkeit anzu¬ 
regen. Die Experimente ergaben, dass das Knochenmark stets und 
in ausser Verhältnis stehender Weise auf die Einführung hämo¬ 
lytischer Flüssigkeiten in die Markhöhle reagiert. 

Hierdurch lässt sich vielleicht die gute Wirkung des Ader¬ 
lasses in einigen Chlorosefallen und die wohltätige Wirkung der 
X-6trahlen bei bestimmten Erkrankungen der hämatopoetischen 
Organe erklären; d. h. die Röntgenstrahlen wirken bei der Leukämie 
und Pseudoleukämie nicht so sehr durch ihre auflösende Wirkung 
auf die neugebildeten Elemente, als dadurch, dass sich aus einer 
Vernichtung morphologischer Elemente des Blutes im Kreislauf und 
in den hämatopoetischen Oiganen eine übermässige Blutregeneration 
ergeben kann, in der gleichen Weise, wie ein in den tierischen 
Organismus injiziertes hämolytisches Serum darin zuerst eine Ver¬ 
nichtung von Erythrozyten und darauf eine mit einer mehr oder 
weniger lebhaften Leukopoese einhergehende Neubildung von roten 
Blutkörperchen bedingt. Buccberl-P&lermo. 


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4) Alm&giol e Taxa (Rom). Ricerche sull’azione difensiya 
della Stasi. (U Policlinico. Sez. chir. 1910. fase. 5.) 

Die Verff. untersuchten die Wirkungsweise der Stauungshyperämie 
mit Hülfe der Injektion im Stauungsterritorium von Methylenblau, 
dessen Absorption an der Ausscheidung durch die Nieren erkennt* 
lieh ist Dabei fanden sie, dass die Stauung imstande ist, den Ein* 
tritt des gewöhnlichen Methylenblaues, welches toxisch ist, in den 
Kreislauf zu verhindern; ausserstande dazu ist sie dagegen, wenn es 
sich um offizinelles Methylenblau handelt. Bucchert-Palermo. 


5) W. His. Die Behandlung der Gicht und des Rheumatis* 
mus mit Radium. (Berl. klin. Wooh. 1911, Nr. 5.) 

Eine gründliche, sorgfältige, wohl abgewogene Studie über die 
Wirkung des Radiums auf diese Erkrankungen. Von 128 Fällen 
(100 chron. Rheumatismus, 28 Harnsäuregicht) wurden 47. Rheuma¬ 
tismen gebessert, 29 erheblich gebessert, 5 nahezu geheilt, 13 blieben 
ungebessert, bei 6 entzog sich der Erfolg der Beurteilung. Am 
günstigsten sind Fälle, die noch nicht tzu lange dauern, bei denen 
in der Hauptsache Schwellung und Infiltration der Gelenkkapsel 
besteht. Aber auch die trockenen Formen mit Degeneration der 
Knorpel und Beteiligung der Muskeln erleben oft Besserungen. 
Auch die ätiologisch unklaren Myalgien, oft gichtischer Natur, werden 
gut beeinflusst. Von den 28 Gichtikern blieben 4 ungebessert, 24 er¬ 
lebten beträchtliche Erleichterung. Die Harnsäure verschwindet 
meist bald aus dem Blute. Die Anwendung bestand in der 
Trink- und der Inhalationskur, teilweise auch in der Injektionskur. 
Der bei der Gicht verlangsamte Purinstoffwechsel wird unter Radium¬ 
wirkung bald ein normaler. Das Radium wirkt also nicht bloss auf¬ 
lösend, entzündungshemmend und schmerzlindernd, sondern auch 
spezifisch auf die Stoffwechselvorgänge. Die Auswahl der Fälle ist 
besonders wichtig. Nicht zu alte und zu schwer veränderte Fälle! 
Je frischer, desto besser. Beim chronischen Rheumatismus ist die 
Diät nicht so wichtig neben der Radiumkur, bei der Gicht jedoch 
zweifellos. Mit einem Ausblick auf die Arbeiten vieler Forscher, 
die auf diesen Gebieten gerade mit Eifer tätig sind, schliesst die 
interessante Arbeit. Hohmann-München. 

(>) Felix Mendel. D ie Emanationstherapie mittels intra¬ 
muskulärer Radiogeninjektionen. (Deutsche Med. Woch. 
1911, Nr. 3.) 

Die Radiogengesellschaft Charlottenburg hat auf Mendels Ver- 


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anlassung Radiogenampullen in den Handel gebracht, die zur 
Injektion verwendet werden können. Die subkutane Einspritzung 
reizt bisweilen etwas, die intramuskuläre ist reizlos. Schäden hat 
M. nie gesehen. Jeder Patient erhielt 6—10 Injektionen, meist an 
zwei aufeinderfolgenden Tagen eine, am dritten wurde ausgesetzt. 
Injektionsstelle die Glutäen oder eine Muskelgruppe in der Nähe 
des Krankheitsherdes, doch in einzelnen Injektionen möglichst weit 
voneinander entfernt gemacht. Bei Arthritis deformans, Gicht, 
rheumatischen Schmerzen sah er z. T. wesentliche Besse¬ 
rungen, bei Neuralgien keinen deutlichen Erfolg. Die anatomischen 
Gelenkveränderungen wurden nicht beeinflusst. Bisweilen verband 
er deshalb die Radiumkur mit der Fibrolysinkur. 

Holtmann-München. 


7) Joachimsthal. Die Fürsorge der Stadt Paris für Kinder 
mit Knochen- und Gelenktuberkulose. (Berl. klin. 
Woch. 1911. No. 8.) 

J. schildert ausführlich die musterhafte und grosszügige Für¬ 
sorge von Paris auf diesem wichtigen und dankbaren Gebiete, das 
aus kleinsten Anfängen entwickelte grosse Seehospital in Berck sur 
mer, das 1100 Kranke aufnehmen kann. Hier werden alle Arten 
und Stadien der Knochen- und Gelenktuberkulose behandelt. Die 
Ausgaben der Stadt Paris betrugen 1908 pro Kopf und Tag 3,44 
Francs, 1909 3,40 Francs. Die vortrefflichen Resultate zeitigten 
neue Gründungen Privater, James Rothschild und Anderer. Gegen¬ 
über der in Berck gebräuchlichen Behandlung mit Liegekuren ver¬ 
tritt J. sicherlich mit Recht die bei uns eingebürgerte Verwendung 
der entlastenden und fixierenden Gehverbände und Gehapparate. 
Alles in allem aber hat Paris ein Muster aufgestellt für die ganze 
Welt zur Nachahmung. Hohmann-München. 


8) Engen Jacobsohn - Charlottenburg. Einfache passive Ge¬ 
lenkbewegungsapparate. (Deutsche Med. Woch. 1911, Nr. 11.) 

J. beschreibt einen einfachen Apparat zur passiven Gelenk¬ 
bewegung, der im wesentlichen aus einem um eine Achse im Halb¬ 
kreis drehbaren Grundbrett besteht, an das die Extremität befestigt 
wird. Durch Gewichte auf der einen Seite und Zug bezw. Treten 
auf der anderen Seite geschieht die Bewegung. Die Apparate sind 
sinnreich, sind einfach und nicht teuer, und eignen sich deshalb für 
Behandlung im Hause des Patienten. Hohmann-München. 


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9) Flebbe. Ein neuer Extensionsapparat Multiplex. 

(Berl. klin. Woch. 1911, No. 10.) 

Zum Ersatz für die an manchen Betten schwer anzubringenden 
Rollenextensionsvorrichtungen gibt F. einen Apparat an, der aus einer 
Welle besteht, um die ein Zugseil gewickelt ist. Zwei Sperrer an 
einem Zahnrad verhindern das Zurückschnellen der Welle. Die Welle 
wird am Fussbrett des Bettes bezw. an einem beliebigen Stück Holz 
angeschraubt. Auch am Gehbügel eines Gehgipsverbandes z. B. bei 
Schenkelhalsfraktur lässt sich mit dieser Vorrichtung ständige Extension 
ausüben. Der Mangel ist m. E. die Unmöglichkeit, die Grösse der 
Extension irgendwie festzustellen, denn zum Zwischenschalten etwa 
einer Federwage wird die Distanz zwischen Fuss und Fussbrett in den 
meisten Fällen nicht ausreichen. Hohmann-München. 


10) Th. Voeekler. Ueber Nagelextension. (Deutsche Med. Woch. 

1911, Nr. 2.) 

V. hat gute Erfahrungen mit der Methode gemacht, die er 
an einigen Frakturen erläutert. Er empfiehlt den einfachen langen 
runden Nagel, an dem seitlich Schrauben angesetzt werden. Für 
Oberschenkelbrüche hat er 25—30 Pfund, für den Unterschenkel 
20—26 Pfund, für die obere Extremität 10—20 Pfund angewandt. 
Er nahm die Nagelung in einem leichten Aetherrausch vor. Indi¬ 
ziert ist die Methode nach seiner Erfahrung bei komplizierten Ober- 
schenkelfraktureu, bei schweren unkomplizierten Oberschenkelfrakturen 
(Stückbrüchen), bei komplizierten Unterschenkel- und Unterarm¬ 
brüchen, schweren Humerusdiapbysenfrakturen (Stückbrüchen), ver¬ 
alteten mit Verkürzung geheilten Frakturen nach Refraktion. 

Hohmann-Mfincheu. 

11) Peltesohn. Erfahrungen mit der subkutanen Arthro¬ 

dese. (Berl. klin. Woch. 1911, Nr. 5.) 

P. teilt die Erfahrungen mit, die in der Joachimsthalschen 
Poliklinik mit der Badeschen Knochenbolzung paralytischer Gelenke 
mit Elfenbeinstiften an drei Fällen gemacht wurden. Zweimal wurde 
das Fussgelenk, einmal das Kniegelenk gewählt. Zweimal brachen 
nach längerer Zeit plötzlich die Stifte, einmal durchbrach ein Stift 
die Corticalis der Tibia an einer schwachen Stelle und musste, um 
Hautperforation zu verhüten, herausgezogen werden. In keinem der 
Fälle wurde Ankylose des Gelenkes erzielt, in einem Falle wurde 
die Ankylosierung des Kniegelenks durch die typische Resektion 
nach Entfernung der gebrochenen Stifte vorgenommen. In diesem 

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Falle waren die Bolzen, 6 Monate nach der Operation, an der Stelle 
des Gelenkspaltes stark usuriert, das Gelenk selbst zeigte in keinem 
der Fälle eine reaktive Entzündung nach der Bolzung, infolge deren 
eine Versteifung eingetreten wäre. HohMUM-Münohen. 


12) Abrashanoff (Toltarva). Plastische Methode der 
Schliessung von Fistelgängen, welche von inneren 
Organen kommen. (Zentralbl. f. Chir. 1911. Nr. 6. S. 186.) 

A. bildet aus dem benachbarten Gewebe einen gestielten Lappen 
und führt ihn nach Anfrischung der Fistel, mit der Spitze voran 
bis zum Grunde des Fistelgangs, so dass der ganze Kanal vom 
Lappen ausgeflillt ist. Zur Verhinderung des Wegrückens wird 
der Lappen an mehreren Stellen mit den Fistelwänden vernäht. 
(Es wird wohl kaum jedesmal gelingen den Lappen bis zum Grunde 
des Fistelgangs zu führen, und selbst dann ist die Gefahr der Sekret* 
Stauung, wenn sie auch A. bei seinen 3 Fällen nicht beobachtet hat, 
doch vorhanden. — Bef.) Natzler-Heidelberg. 

13) Amrein (Bichterswil- Schweiz). Resultate bei operativer 

Pseudarthrosen- und Frakturenbehandlung mit 
Elfenbeinstiften. (Fortschr. auf dem Geb. der Roeatgenetrahleu. 
XVI. Bd. S. 119.) 

Verf. berichtet über die Erfolge der Knochenbolzungen mittels 
Elfenbeinstiften, die er mehr als 20 Jahre lang im Krankenhaus 
zu Aarau bei traumatischer Affektion der langen Röhrenknochen 
anwandte. Er schildert, nach einem einleitenden geschichtlichen 
Ueberblick, zunächst die in der dortigen Krankenanstalt angewandte 
Technik der Operation; der Eingriff nimmt im grossen nnd ganzen 
den nämlichen Verlauf, ob er nun bei offenen oder geschlossenen 
Frakturen, oder bei Pseudarthrosen zur Anwendung kommt Die 
Bruchenden werden durch kräftigen Zug am unteren Fragment 
distrahiert, — bei Pseudarthrosen werden die Bruchenden angefnscht, 
bei stark gezackten Frakturenden werden durch schmale Resektionen 
glatte Flächen zwecks späteren besseren Aneinanderpassens ge* 
schaffen, — und nun wird der Stift durch einige Hammerschläge 
in die Markhöhle des einen Bruchendes getrieben, sodass er mit 
seinem freien Ende mindestens noch 2 cm hervorragt, dann wird 
die Markhöhle des anderen Fragmentes über das freie Stiftende ge* 
bracht. Das Periost über der Bruchfläche muss stets vernäht werden. 
Darauf Anlegen eines Gipsbindenverbandes, der bis zur Naht¬ 
entfernung (bei reaktionslosem Verlauf iu der 4. — 6. Woche post 


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Operationen)) liegen bleibt Die Stifte werden bei Unterschenkel* 
und Oberarmbrüchen 4 — 8 cm lang und 6 — 10 mm dick gewählt, 
beim Oberschenkel werden möglichst lange Stifte genommen. Die 
Stifte werden ausgekocht und in 1 °/oo Sublimatlösung steril auf* 
bewahrt. 

19 Pseudarthrosen wurden in dieser Weise behandelt; bei allen 
trat die Wundheilung per primam intensionen ein. Bei einem Fall 
trat später durch Sturz eine Refraktor mit darauffolgender eitriger 
Abstossung des Stiftes ein. In 4 Fällen war der Fortschritt der 
Konsolidation ein so langsamer, dass nach 2 — 3 Monaten post 
Operationen) noch keine Belastungsyersuche vorgenommen werden 
konnten. Man nahm hier eine geringe Toleranz des Organismus 
gegenüber dem Fremdkörper an und extrahierte deshalb den Stift. 
Weder Eiterung noch Sequesterbildung Hessen sich in diesen Fällen 
nachweisen; es versagte nur der sonst fast nie ausbleibende osteo¬ 
plastische Reiz. 

Ferner kam das Verfahren bei 10 Fällen von deformer Heilung 
zur Anwendung, in 8 Fällen mit funktionell sehr günstigem, in 2 mit 
immerhin befriedigendem Resultat; in 4 Fällen wurden wegen nach¬ 
folgender Fistel- und Abszessbildung die Stifte extrahiert 

Von 24 schweren renitenten Frakturen ergaben fast alle Fälle 
nach dieser Behandlung sowohl anatomisch als auch funktionell recht 
günstige Resultate, obwohl es auch hier bei mehreren zur Fistelbildung 
kam. Von den renitenten Oberschenkelfrakturen kamen 2 /s zur 
Operation, nachdem sie über 1 Monat ohne Erfolg in der Extension 
gelegen hatten. 

Schliesslich wurden noch 17 frische Fälle (11 Fracturae apertae, 
6 subcutaneae) mittels der Bolzung behandelt; meist wurden die Stifte 
in den ersten 3 Tagen nach dem Unfall eingefuhrt, z. T. kombinierte 
man die Methode mit Steinmannscher Nagelextension. 

Fälle von über 10 Jahre zurückliegender Bolzung zeigen, dass 
die Elfenbeinstifte vollkommen resorbiert werden; andere lassen keine 
Resorption erkennen. 

In diesen 70 Fällen wurde eine geringe Verzögerung der Knochen¬ 
heilung konstatiert, die Konsolidationsdauer überstieg am Vorderarm 
die durchschnittliche Normalfrist um 1 Woche, bei Frakturen beider 
Unterschenkelknochen um 2 Wochen, am Oberschenkel l lt Woche 
(jugendliche Patienten). Die Nachbehandlung nach der Konsolidation 
bestand in Massage und mechanotherapeutischen Massnahmen. 

Stoffel-Heidelberg. 


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14) Max Böhm, lieber die Rachitis als ursächliches Mo¬ 

ment für die Rückgratsverkrümmungen. (Berl. klin. 

Woch. 1911. No. 6.) 

B. beschreibt die Präparate der so häufigen in früher Kindheit 
durch floride Rachitis entstandenen Kyphose im lumbodorsalen Ab¬ 
schnitt der Wirbelsäule. Das Auffälligste ist der gibbusartige Knick 
in der Gegend des XII. Brustwirbels, die Abflachung der physio¬ 
logischen Lendenlordose und bisweilen der normalen Brustkyphose. 
Die Spongiosa der Wirbelkörper ist fleckig aufgehellt, die Konturen 
unscharf, ausgefranst, der XIT. Brustwirbel zeigt eine Delle wohl von 
einer Infraktion. Durch den Gehalt, die Beckenneigung und Lenden¬ 
lordose tritt im späteren Leben die Kyphose nicht mehr so stark 
hervor. Als Spuren sieht man: Abflachung der Gesamtwirbelsäule 
oder leichte lumbodorsale Kyphose mit Reklinierung der Brustwirbel¬ 
säule oder runde Kyphose (runder Rücken) mit Scheitel am XII. 
Brust- oder I. Lendenwirbel oder auch in manchen Fällen eine 
zervikodorsale Kyphose. Auch laterale Abweichungen rachitischer 
Natur sind neben den anteroposterioren Formen der Abknickung nicht 
selten zu sehen. Hier zeigen die Präparate Keilformen der Wirbel. 
Oft entdeckt man erst später bei den lumbodorsalen Kyphosen die 
gleichzeitig bestehende Skoliose. Die Skoliosen von rein 
runder Bogenform rachitischen Ursprungs beruhen meist auf einer 
Deformierung nicht nur des Wirbelkörpers, sondern des ganzen 
Wirbelgebildes einschliesslich der Bögen, daher die Torsionen. 
B. fasst seine Anschauung, die auf der Erfahrung beruht, zur Zeit 
jedoch noch nicht statistisch fundiert werden kann, dahin zusammen, 
dass den Hauptanteil an der Entstehung der wirklichen Skoliosen 
neben kongenitalen Veränderungen der Wirbelsäule die Rachitis 
hat und dass die habituelle Schulskoliose der Vergangenheit an¬ 
gehört. Hohmann-München. 

15) Putti (Bologna). Genesi non infrequente di scoliosi 

lombo-dorsale. (Rivista ospedaliera. A. 1, Nr. 6.) 

Putti beschreibt einen Fall von sakrolumbarer Skoliose, bei 
dem es ihm auffiel, dass die Deformität des Rückgrates nach extra¬ 
spinalen Schmerzen auftrat (Scoliosis ischiatica, durch Furunkel etc.). 
Pat. gab den Sitz des Schmerzes drei Finger breit über dem linken 
Darmbeinkamm in der Seitenlinie des Rumpfes an. Die Radiographie 
der Lendenkreuzwirbelsäule und die Röntgenaufnahme entsprechend 
dem grössten Schmerz liessen nichts Anormales erkennen. Die 


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renale Radiographie dagegen wies einen grossen Stein des Nieren¬ 
beckens nach. 

Die Diagnose lautete somit auf Reflexskoliose, auf eine Defor¬ 
mität durch Schmerz. 

Der Stein wurde entfernt, aber einen Monat nach der Operation 
hatte sich die Rückgratsdeformität noch nicht korrigiert. 

Bucoherl-Palermo. 


16) Otto Rothschild-Frankfurt. Ueber funktionelle Heilung 
der Cucullarislähmung mittels freier Fascienplastik. 
(Deutsche Med. Woch. 1911, Nr. 2.) 

Zum Ersatz des Oucullaris, der von dem bei Drüsenoperationeu 
am Hals oft verletzten Accessorius versorgt ist, hat R. eine inter¬ 
essante Operation mit Erfolg ausgeführt. Er entnahm der Ober- 
schenkelfascie einen 20 cm langen, 4—5 cm breiten Fascienlappen, 
legte am Rücken des Patienten einen 25 cm langen Schnitt schräg 
vom medialen Skapulawinkel bis zur Mittellinie der Lendenwirbel¬ 
säule an, nähte den Fascienlappen mit seinem einen schmalen Ende 
am medialen oberen Skapulawinkel bezw. am Supraspinatus an, 
führte ihn durch eine Tunellierung unterhalb des Cucullaris durch 
und nähte die andere Schmalseite am Ansatz des Latissimus dorsi 
an der Wirbelsäule fest. Der Lappen wirkte als ein Zug an der 
Scapula, näherte sie der Wirbelsäule, von der sie durch die 
Cucullorislähmung abgewichen war, zog die nach vorn hängende 
Schulter nach rückwärts und drehte das Schulterblatt um seine 
sagittale Achse. Dadurch war es möglich, den Arm leicht über 
die Horizontale bis zur Vertikalen zu heben. Notwendig 
ist, den Lappen unter richtiger Spannung, d. h. nach passiver 
Zurückbringung des abgewichenen Schulterblatts an seinen Platz zu 
fixieren. Der von R. so operierte Fall zeigte einen guten Erfolg. 

Hohmann-München. 


17) Fabri (Mailand). Frattura di metä del manubrio dello 
sterno da violenta contrazione muscolare. (Rivista medica. 
A. XIX, Nr. 3.) 

Die Fraktur in dem mitgeteilten Fall betraf die rechte Hälfte 
des Brustbeins, interessierte die ganze Dicke des Brustbeines und 
hatte die Form eines L. Bedingt wurde sie durch einen plötzlichen, 
heftigen Zug an dem rechten Arm, welcher allein das Gewicht des 
frei über seinem Abgrund schwebenden Körpers halten musste, und 
gleichzeitig vielleicht durch die plötzliche Extension des Kopfes nach 


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hinten, um das Gesicht vor wahrscheinlichen Stössen gegen die 
Wände der Grube zu bewahren. Die Fraktur heilte glücklich durch 
einfache Anlegung einer Bandage. Buccheri-Palermo. 

18) Barnabö (Venedig). Contributo allo Studio delle fratture 

delle Cartilagini COStali. (I1 Policlinico, Sex. chir. 1911. fase. 3.) 

Verf. teilt die Krankengeschichte eines 37 jährigen Mannes mit, 
welcher bei einem Unfall eine Läsion entsprechend dem Knorpel der 
7. Rippe erlitt. £r macht darauf aufmerksam, dass Geschlecht und 
Alter eine grosse Bedeutung für das Zustandekommen der Rippen* 
knorpelfrakturen besitzen, und unter Berücksichtigung speziell der 
chemischen und histologischen Veränderungen der Knorpel bestimmt 
er den Mechanismus, der in dem speziellen Fall die Läsion ver¬ 
ursacht haben kann. Schliesslich bespricht er noch den histologischen 
Heilungsprozess der Knorpelfrakturen und leitet daraus ein einfaches 
Kriterium für die Therapie ab. Baocheri-P&lermo. 

19) Mttller (Stassfurt-LeopoldshaU). Ein Fall von progressiver 

Rippenknorpelnekrose (Perichondritis costalis tuberculosa). 

(Med. Klinik 1911, Nr 1. 8. 20.) 

Kasuistischer Beitrag. Bei einem 58 jährig. Manne entstand 
die Affektion nach einer vor ca. 3 Jahren vorgenommenen Gallen¬ 
steinoperation. Sie begann am rechten Rippenbogen mit einer An¬ 
schwellung, die zur Abszessbildung führte, an die sich die Nekrose 
eines Knorpelabschnittes anschloss. Die Affektion zeigte dann weiter 
den typischen fortschreitenden Charakter, indem sie nacheinander 
verschiedene Rippen der gleichen Seite ergriff, dann auf die andere 
Seite überging. Nach einer Anzahl von Operationen, die sich über 
einen Zeitraum von 2 */» Jahren verteilten, kam das Leiden zur Aus¬ 
heilung. Nach M. ist die Mehrzahl von progressiven Rippenknorpel¬ 
nekrosen tuberkulöser Natur, mit Ausnahme der Fälle, die sich an 
akute Infektionskrankheiten anschliessen. Für seinen Fall nimmt 
M. drei ätiologische Momente an: Trauma des Rippenbogens bei 
der Gallensteinoperation, Locus minoris resistentiae (degenerative Vor¬ 
gänge im Rippenknorpel) und ein tuberkulöses Virus, wahrscheinlich 
von einem älteren Herd auf dem Blutweg verschleppt. Die Be¬ 
handlung ist immer chirurgisch. NatzleKHeidelberg. 

20) Lotsy (Kairo). Radiographischer Nachweis einer Bur¬ 

sitis subdeltoidea. (Fortsohr. auf d. Geb. d. Röntgenstrahlen XVI. 

ßd. S. 158.) 

Verf. fand bei einem seit längerer Zeit an Schmerzen im 


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Schultergelenk leidenden Pat., bei dem nach einer sehr kräftigen 
Bewegung eine starke Verschlimmerung plötzlich auftrat, folgenden 
radiologischen Befund: Ueber dem oberen Rande des Humeruskopfes 
und dem Collum anatomicum, den Knochen überragend, ein ovaler 
hellerer Schatten, in dem sich auf dem Knochen zwei schwarze rund¬ 
liche Schatten finden, während ein dritter tiefer Schatten etwas 
seitlich dem glatten Rande des Knochens gegenüber liegt. Verf. 
stellte, da diese Schatten der Lage der Bursa subdeltoidea ent¬ 
sprachen, die Diagnose Bursitis subdeltoidea, Erguss (hellerer Schatten) 
in der Bursa mit Ablagerung von Salzen (schwarze Schatten): 
Bursitis subdeltoidea arthritica mit Erguss, und er begründet seine 
Diagnose näher. Der Erfolg der dieser Annahme entsprechenden 
Behandlung bestätigte die Diagnose. Stoffel-Heidelberg. 

21) Serafilii. Costa cervicale. Fenomeni di compressione 
del plesso brachiale, tic del collo: Resezione estra- 
periostea della costa. (Archivio di ortopedia 1910, No. 6.) 

Klinischer Fall, in dem die Operation zur vollständigen Heilung 
sämtlicher Erscheinungen seitens des Armes, der Schmerzen, 
Krämpfe, Parästhesien etc. führte, während das Zucken des Halses 
nur leicht gebessert wurde. Buccherl-P&lermo. 


22) Schmidt (Kiel). Ueber die Prognose der Luxatio 
humeri und Luxatio antibrachii posterior. (Deutsche 
Zeitschr. f. Cbir. 1911. Bd. 109, S. 20 ff., 13 Abb.) 

Sch. hat seine Untersuchungen an dem Material der Kieler 
chirurgischen Klinik in den Jahren 1900 —1908 angestellt. Be¬ 
züglich der Schulterluxation kommt er, im Gegensatz zu Küttner, 
der nach seinem Bericht auf dem ChirurgenkoDgress 1908 zu einem 
unerfreulichen Resultat gelangte, zu einer optimistischen Auffassung hin¬ 
sichtlich der Prognose. Er hat 81,5 °/o Heilungen (dabei soll aber 
doch nicht vergessen werden, dass aus äusseren Gründen von den 
92 Fällen nur 27 untersucht wurden!). Er ist im übrigen der 
Meinung, dass eine allzu energische Nachbehandlung die Prognose 
trübt. In Kiel wird nur auf 10 —14 Tage lose fixiert und dann 
leichte Streichmassage angewandt. Auch bei der Ellbogenluxation 
nach hinten hat Sch. befriedigende Resultate gesehen (69 °/" 
Heilung). Dass die bei der Affektion oft auftretende komplizierende 
Myositis ossificans stets eine günstige Prognose habe, bezweifelt er, 
die Ursache der Myositis liegt nach Sch. nicht etwa in der 
Reposition, sondern im Repositionsverfahren. Er warnt deshalb vor 


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übertriebener Hyperextension. Auch die Nachbehandlung dürfe 
nicht zu energisch sein. Natzler-Heidelberg. 

23) ßiovannetti (Bologna). Importanza del movimento di 
rotazione interna dell’avambraccio nella riduzione 
della lussazioue posteriore del gomito. (Archivio di Orto- 
pedia, A. XXVIII, fase. 1.) 

Durch Leichenversuche und die Beschreibung von klinischen 
Fällen, denen Röntgenaufnahmen beigegeben sind, möchte Verf, eine 
praktische Beobachtung von Prof. Po ggi-Bologna erläutern. Er 
hat bemerkt, dass, wenn bei der Luxation des Ellenbogens nach 
hinten der Vorderarm nach aussen rotiert wird, die Reposition un¬ 
möglich ist; dagegen ist dieselbe äusserst leicht bei Rotation nach 
innen. Buccherl-Palermo. 


24) Sinibaldi (Florenz). Sul cosl detto cerchiaggio delle 

fratture recenti dell’oleerano. (Archivio di Ortopedia A. 

XXVIII, fase. 1.) 

Verf. berichtet über einen Fall von subkutaner Fraktur des 
Olecranon und zwar des mittleren Teiles durch direkte Gewalt¬ 
einwirkung, die durch Eröffnen des Herdes und Metailnaht der 
Fragmente behandelt wurde. Bucoheri-P&lermo. 

25) Pollnow und Levy-Dorn. Angeborene Verwachsung von 

Radius und Ulna. (Berl. klin. Woch. 1911, No. 10.) 

Beschreibung eines Falles. 42 jähr. Herr, der seit Geburt au 
beiden Armen diese Bewegungsstörung hat. Sein Vater soll sie an 
einem Arm gehabt haben. Auf seine Kinder hat er sie nicht vererbt. 
Die Vorderarme sind proniert, können nicht supiniert werden. Bei 
vollkommener Flexion im Ellenbogen berührt der Handrücken den 
Oberarm. Durch ausgiebigere Bewegungsmöglichkeit im Handgelenk 
wird die ßewegungsbeschränkung etwas kompensiert. Röntgenbefund: 
Die proximalen Enden von Radius und Ulna sind auf ö 1 /« cm an¬ 
einander gewachsen, die Knochenbälkchen gehen von einem Knochen 
in den anderen über. Am distalen Teil der Synostose hat jeder 
Knochen an der Berührungsstelle noch seine Kortikalis. Im Bereich 
der Verwachsung am proximalen Ende zeigen beide Knochen grosse 
osteoporotische Stellen. Im Dorsalbild sieht man feine Knochenbälkchen 
über den Gelenkspalt vom Radius zum Humerus ziehen, es scheint eine 
Knochenschale um die Beuge des Gelenkes zu gehen, die auffallender¬ 
weise die Beugung nicht behindert. Am Handgelenk springt die Ulna 
beim Aufliegen der Vola der Hand dorsal hervor. — Der Arbeit sind 
4 instruktive Röntgenbilder beigegeben. Hohmann-Münche». 


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26) Schaefer. Die Linkshänder in den Berliner Gemeinde¬ 
schulen. (Berl. klin. Woch. 1911, Nr. 7.) 

Den Orthopäden interessiert diese Frage, die neuerdings recht 
lebhaft erörtert wird, natürlich ganz besonders. Der Schularzt Schaefer 
hat zur statistischen Erfassung der bestehenden Verhältnisse an 18 000 
Schulkindern eines Berliner Bezirks Fragezettel für die Eltern verteilt. 
Linkshänder waren 4,06 % und zwar 5,15 % aller Knaben und 
2,98 °/ 0 aller Mädchen. Ambidextere waren 0,21 °/o ohne wesent¬ 
lichen Unterschied der Geschlechter und Bechtshänder waren 95,73 °/ 0 . 
Die Zahl der Linkshänder steigt von der Oberstufe der Klasse zur 
Unterstufe erheblich, da ja auch die Schülerzahl erheblich steigt Ver¬ 
erbung von Eltern auf Kinder bestand in 111 Fällen = 16 °/ 0 aller 
Linkshänder, von Grosseltern auf Enkel in 57 Fällen = 8,23 %, 
von Grosseitem auf Eltern und von da wieder auf Kinder in 17 
Rillen = 2,45 °/ 0 , bei Blutsverwandten, Onkel, Tante, Vettern, Basen, 
in 232 Fällen = 33,52 °/ 0 . Der Rechtshänder schläft mehr auf der 
rechten Seite, die linke bei ihm mehr beanspruchte Blimhälfte liegt 
dabei höher, das venöse Blut fliesst besser ab. Beim Linkshänder ist 
das umgekehrt Rechtshänder: Unbestimmte Lage (Rückenlage) 45,7 °/ 0 , 
Rechtslage 38,2 %, Linkslage 16,1 °/ 0 . Linkshänder: Unbestimmte 
Lage (Rückenlage) 49,7 %, Rechtslage 22,4 °/ 0 , Linkslage 27,9 °/o- 
Bei Linkshändern bestehen in 2,3 °/ 0 Sprachstörungen, das ist häufiger 
als im allgemeinen. Linkshänder schreiben auch häufiger Spiegelschrift 
als Rechtshänder. Auch die verschiedenen Theorien der Entstehung 
der Links- bezw. Rechtshändigkeit werden eingehend und z. T. geist¬ 
voll beleuchtet. Hohmans -München. 


27) Kienbffck (Wien). Ueber Luxationen im Bereiche der 
Handwurzel. (Fortschr. auf d. Geb. d. Röntgenstrahlen. Bd. XVI, 
S. 103.) 

Verf. stellt Betrachtungen über die drei theoretisch möglichen 
Verrenkungsformen im Bereiche der Handwurzel, deren reine Formen 
selten, deren unreine dagegen häufiger gefunden werden, an; er fügt 
auch einige Fälle eigener Beobachtung hinzu. Er beschäftigt sich 
in dieser Arbeit vorwiegend mit den dorsalen Luxationen und be¬ 
zeichnet die zwischem dem Lunatum und den um dieses gruppierten 
Karpalknochen auftretenden Verrenkungen als perilunäre Luxationen, 
deren Varietäten er, je nachdem welche Knochen mit luxiert oder 
auch frakturiert sind, entsprechend benennt (z. B. transnaviculo- 
perilunäre Frakturluxation der Hand). Er bringt je einen neuen 
Fall von isolierter volarer Luxation des Lunatum und von Dorsal- 

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uxation des Metakarpas in unreiner karpo-metakarpaler Gielenklinie 
(Luxationslinie am Daumen zwischen Multangulum majus und Na- 
yiculare, Fraktur des Multangulum minus, Kantenabspreogung des 
Kapitatum). Stoffel-Heidelberg. 

28) Segr& (Turin). Pseudo-lussazione cubito-carpica. 

(II Policlinico, Sez. prat. 1910. fase. 60.) 

Klinischer Fall mit Röntgenaufnahmen, welcher die grosse 
Häufigkeit der Fraktur des unteren Endes des Radius und die 
Schwierigkeit der Differenzierung derselben tou der Luxatio cubito- 
carpica bestätigt Buooherl-Palermo. 

29) Klenbffck (Wien). Ueber traumatische Malazie des 

Mondbeins und ihre Folgezustände: Entartungsformen 

und Kompressionsfrakturen. (Fortschr. aut d. Geb. d. Röntgen¬ 
strahlen. Bd. XVI, S. 77.) 

Verf. kommt auf Grund seiner eingehenden Studien an zahl¬ 
reichen Fällen aus der Literatur und an 16 eigener Beobachtung, 
die teils anatomisch, teils autoptisch bei Operationen, teils radiologisch 
beobachtet wurden, zu folgenden Schlüssen: 

1. Sowohl isoliert als auch in Kombination mit analoger Ver¬ 
änderung des Naviculare oder mit Bruch von Naviculare, Triquetrum, 
Epiphyse des Radius, Processus styloides der Ulna gibt es eine 
eigentümliche traumatische Erkrankung des Lunatum. Es handelt 
sich dabei wahrscheinlich um eine durch Kontusion oder Distorsion 
des Handgelenkes (speziell im Sinne einer perilunären Dorsalluxation) 
und damit verbundene Bänder- und Geiässzerreissungen hervor¬ 
gerufene Ernährungsstörung des Knochens, eine Erweichung und 
darauffolgende Porose, bezw. Sklerose mit allmählicher Abschleifung 
des proximalen Teiles und schliesslich Zerfall des Knochens. 
Fissur oder Fraktur beim Trauma ist möglich, meist aber sind es 
Spontanfrakturen des bereits erkrankten Knochens. 

2. Dies gilt vom Lunatum bipartitum, Zerfall in ein volares 
und ein etwa gleichgrosses dorsales Stück, und vom Lunatum partitum, 
Zertrümmerung des proximalen Teiles, Formen, die bisher von den 
Anatomen als Varietäten, von den Chirurgen als Kompressions¬ 
frakturen angesehen wurden; Epilunatum und Hypolunatum sind 
primäre Absprengungen des Lunatum, Verletzungen, die ziemlich 
beschwerdelos und ohne fortschreitende Erkrankung sind. 

3. Die Diagnose wird, nicht durch die klinische, sondern nur 
durch die radiologische Untersuchung gestellt. Flächenaufnahmen 


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zeigen Form- und Strukturveränderungen (Erweichung, Atrophie, 
Defekte, Sklerosierung, Abflachung), Kantenaufnahmen lassen die 
Abflachung (Abschleifung, Kompression) erkennen. 

4. Die klinische Diagnose ist meist nicht sicher zu stellen. 

5. Verlauf: Der Knochen wird immer mehr abgeschliffen; die 
Gelenkfläche des Radius wird lädiert, der Discus articularis zer¬ 
stört ohne Weitergehen der Arthritis deformans auf benachbarte 
Gelenke. Eventuell Zerfall des Lunatum in mehrere Stücke. 

6. Der Operationsbefund zeigt oft einen in mehrere durch lose 
Bandmassen verbundene Stücke zerfallenen proximalen Teil des 
Knochens und verdicktes gelbliches Bindegewebe im Radiokarpal- 
gelenk. Der anatomische Befund post mortem ist der gleiche. 

7. Die Erkrankung ist ziemlich häufig und macht erst in den 
Folgezuständen grössere Beschwerden. Die Veranlassung ist meist 
in einem weiter zurückliegenden schwereren Unfall zu suchen, wäh¬ 
rend die Patienten sie meist auf eine kürzlich erlittene kleinere 
Verletzung zurückführen. 

Zahlreiche Krankengeschichten mit ausführlich beschriebenen 
Röntgenbefunden, eingehende Zusammenstellungen über Wesen und 
Entstehung der Veränderungen des Knochens, über das Vorkommen 
der Krankheit bei Alter, Geschlecht, Berufsarten, über Diagnose 
Prognose, Therapie, erläutern die vom Verf. gefundenen Schlüsse 
Anschauliche Handzeichnungen des erkrankten Mondbeines und 
zahlreiche gute Röntgenphotographien illustrieren die Arbeit. 

Stoffel-Heidelberg. 

30) Hagensorm (Kowno). Plastischer Ersatz der Mittelhand¬ 
knochen durch die Phalangen. (Zentralbl. f. Chir. 1911 
Nr. 3. S. 76. 3 Textzeichnungen.) 

Zum Ersatz des bei schweren Quetschungen (bes. Dresch¬ 
maschinenverletzungen) zerstörten Mittelhandgerüstes, gibt H. ein 
originelles Verfahren an: Er schlägt einfach die erhaltenen Phalangen 
nach Entfernung der Fingernägel nach rückwärts um und bildet so 
ein neues Knochengerüst für die Mittelhand. Die Haut der Dorsal¬ 
seite der Finger wird natürlich zur Wundbedeckung mitbenützt. 
Drei Skizzen erläutern die Ausführung der Operation. 

Natzler-Heidelbcrg. 


31) Poulsen (Kopenhagen). Der schnellende Finger. (Arch. f. 
klin. Chir. Bd. 94, S. 667.) 

Verf. bringt in seiner eingehenden Arbeit 19 Fälle eigener Be- 

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— 300 — 

obachtung der Krankheit, von denen er 5 operierte. Er stellt den 
Befund dieser 6 Fälle mit den durch Operation oder Nekropsie 
gewonnenen Befunden von 59 Fällen aus der Literatur zusammen 
und stellt die Veränderungen fest, die sich an der Sehne, der 
Sehnenscheide und dem Gelenk fanden. Er folgert daraus: 

Der schnellende Finger rührt am häufigsten her Yon Veränderungen 
im vaginotendinösen Apparat, Yon Tumoren auf der Sehne (Fibrom, 
fibröse Wucherungen, Gefässtumor, durch Stichverletzung losgelöstes 
Sehnenstück der Sublimisbifurkation oder der Profuudnssehne, Ver¬ 
dickung der Sehne) oder Verengerungen in der Sehnenscheide (Ver¬ 
engerung der Scheide seihst oder Verengerung durch fibröse Bänder, 
Tumor, Fibrom, Granulationsgewebe, Villositäten), hier und da Ver¬ 
änderungen an beiden Stellen (Tumoren der Sehne mit Verengerung 
der Sehnenscheide, Tumor der Scheide mit Kompression der Sehne, 
tuberkulöse Knötchen, Granulationen, Fungus, Verdickung von Sehne 
und Scheide, hernienartige Ausstülpung der Scheide und Duplikatur 
der Sehne, Häkelnadel in der Scheide, die hei Bewegungen in die 
Sehne einhakt). Seltener handelt es sich um GelenkYeränderungen 
und zwar in dem Gelenk, welches das Symptom zeigt (Sesamheinchen 
im Gelenk, arthritische Veränderungen, Rauhigkeiten der Gelenk¬ 
flächen, Veränderung der Seitenligamente der Gelenke). 

Verf. sucht auch die Frage, wie der Sehnentumor, der in vielen 
Fällen mit und ohne Verengerung der Scheide gefunden wurde, ent¬ 
steht, zu beantworten und kommt dabei zu folgendem Schluss: 

Der Tumor kann durch Lösen der Sehnenbündel traumatisch 
(Stichwunde) entstehen; sind direkte Traumen ausgeschlossen, so 
kann er sich durch den Druck der Sehne gegen eine vorspringende 
Partie der Sehnenscheide bilden; sehr oft ist der Vorsprung eine 
Verengerung, kongenital oder erworben, hier und da durch Druck 
von aussen, z. B. bei der Arbeit erzeugt. 

Die Erfahrung zeigt, dass die schweren Fälle operatives Ein¬ 
greifen erheischen; Spaltung und Offenlassen der Sehnenscheide bei 
Verengerung dieser oder bei Tumoren, die ohne Sehnenresektion 
nicht entfernt werden können, Aufsuchen der Sehnentumoren und 
ihre Entfernung ergaben gute Resultate, besonders wenn im letzteren 
Fall die Sehnenscheide offengelassen wurde. Die leichteren vorüber¬ 
gehenden Fälle lassen sich durch Ruhigstellung des Fingers, Aus¬ 
setzen der schädigenden Beschäftigung, Bäder, Umschläge, Massage 
oft günstig beeinflussen. 

Stoffel-Heidelberg. 


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32) Nastracd (Mailand). Contributo alla terapia delle 
fratture delle falangi. (Archivio di Ortopedia, A. XXVIII, fase. 1.) 

Nastrucci berichtet über die Methode, die er in der Klinik 
von Galeazzi für die Behandlung dieser Knochenläsionen hat an¬ 
wenden sehen; d. h. die Applikation des direkten Zuges an dem 
Skelett mit Hülfe der Codivilla’schen Zangen, welche die Phalanx 
anhaken, um in dieser Stellung einen Apparat anlegen zu können, 
der die Fragmente der einzelnen Frakturen in guter Richtung 
und Beziehung hält. Die Fälle, in denen die Methode angewendet 
wurde, gaben ein vorzügliches Resultat. Bueoheri-Palermo. 


33) Oberst (Freiburgi.Br.) Typische Verletzungen der Schnee¬ 

schuhläufer. (Aua der chir. Klinik zu Freiburg i. Br. — Zentralhl. 

f. Chir. 1911. Nr. 8, S. 266 ff. Mit 10 Abbildg.) 

Neben Verletzungen an den oberen Extremitäten — Schulter- 
lnxationen, Radius-, Humerus- und Klavikularfrakturen — hat O. 
besonders typische Frakturen an den unteren Extremitäten beobachtet 
Luxationen im Hüftgelenk — wie beim Rodeln — wurden nicht 
beobachtet, nur einmal ein Torsionsbruch am Oberschenkel, dagegen 
häufig Torsionsbrüche am Unterschenkel. Stärkere Dislokation der 
Fragmente fehlt, wie O. ganz mit Recht bemerkt, durch die gewöhn¬ 
liche Schienung der Beine des Schneeschuhläufers durch Wickel¬ 
gamaschen u. ä. Tibia und Fibula zusammen sind seltener ge¬ 
brochen, häufiger noch die Fibula allein. Bei schweren Distorsionen 
kommt es nicht selten zum Abriss kleiner Stückchen der Spitze des 
äusseren Malleolus. Zur Vermeidung dieser typischen Drehungs¬ 
brüche ist in erster Linie eine richtige Bindung der Schneeschuhe 
nötig. Natzler-Heidelberg. 

34) Schwalm (Wiesbaden). Ueber das Krankheitsbild der 

schnellenden Hüfte. (Aus der Konigl. Wilhelms-Heilanstalt zu 

Wiesbaden. — Deutsche Militärarzt!. Zeitschr. 1911. 3. H. S. 123 ff.) 

Zwei kasuistische Beiträge und eine Uebersicht über die Theorien 
des Wesens der schnellenden Hüfte. Bezüglich der Therapie emp¬ 
fiehlt Sch. beim Versagen der übrigen Behandlungsmethoden einen 
operativen Eingriff (Fixationen der Fascia lata nach Bayer z. T. am 
Trochanter, z. T. am Vast, extern.) Natzler-Heidelberg. 

35) H. A. Laan. Caput deformatum femoris. (Nederlandsch 

Tydschrift voor Geneeskunde 1911, No. 10.) 

Laan hat 2 Fälle der schon von Ludloff beschriebenen De¬ 
formität behandelt. Der erste betraf ein 7 jähriges Mädchen mit 


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linksseitigein genu valgum und pes valgus. Rechts bestand eine 
Verkürzung von l 1 /* cm, das linke Bein war atrophisch. Der 
rechte Trochanter stand 3, der linke 2 cm über der Roser-Nölaton- 
schen Linie. Beugung und Streckung waren gehemmt, Schmerz¬ 
punkte fehlten. Radiographisch wurde links eine Coxa vara, rechts 
ein caput deformatum gefunden. Wegen Verdacht auf Tuberkulose 
wurde ein Gipsverband angelegt 

Der zweite Fall war wahrscheinlich nicht tuberkulöser Natur: 
Ein Mädchen wurde wegen doppelseitiger Hüftgelenksluxation be¬ 
handelt. Die Behandlung war nicht erschwert, das Resultat 
schien gut. Ein Jahr später wurde das Kind nachuntersucht und 
da sich einige Abnormitäten — Trochanterhochstand, Bewegungs¬ 
hemmung usw. fanden, radiographiert. Dabei wurde rechts ein 
caput deformatum gefunden. L. meint, dass das caput deformatum 
mehrere • Ursachen haben könne. Dabei sei iu erster Linie an an¬ 
geborene Hüftluxation, tuberkulöse Coxitis und Coxa vara zu denken. 

Die Deformität wurde, wenn auch nicht sehr oft, so doch 
schon von mehreren Autoren, aber meist nur als erworben, be¬ 
schrieben. 

Waldenström hat einige Fälle beschrieben und einen tuber¬ 
kulösen Herd im oberen Teile des Coli, femor. angenommen. 

Bei Beschreibung von Fällen von Coxa vara wird das Caput 
deformat. nur selten gefunden. Weitere Untersuchungen werden das 
ursächliche Moment für das Leiden noch festzustellen haben. 

C. B. Tilanus-Amsterdam. 

36) Ehringhaus. Eine Prädilektionsstelle für Spontan¬ 
frakturen bei tuberkulöser Coxitis. (Berl. klin. Woch. 1911, 
Nr. 11.) 

Bei 6 Coxitis fällen aus der Joachimsthalschen Poliklinik traten 
typische Frakturen oberhalb des Knies am Femur bei z. T. sehr 
geringfügigen Anlässen auf, in den meisten Fällen bald nach Ab¬ 
nahme der Gipsgehverbände, aber auch bei Fällen, die ohne Be¬ 
handlung geblieben waren. Im Röntgeubilde sieht man hochgradige 
Knochenatrophie. Auf ähnliche trophische Störungen bei Gelenkleiden 
wies schon Julius Wolff hin (bei Schulter- und Ellenbogenkaries 
und Handknochen). Es scheint also auch das untere Femurende 
eine solche Prädilektionsstelle zu sein. Hohmann-Mfinchen. 

37) 0. Uifredrnzzi. La coxa valga e i suoi rapporti colla 

lussazione de II' anca. (Archivio di ortopedia 1910, fase. 6.) 
Obwohl die Kenntnisse über die Coxa valga nicht so ausgedehnt 


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und vollständig sind wie diejenigen über die Coxa vara, ist es doch 
mit dem bereits bekannten Material möglich, eine Klassifizierung 
der verschiedenen Formen zu versuchen und begründete Hypothesen 
über die Pathogenese dieser Deformität aufzustellen, welche a priori 
bedeutend dunkler erscheinen kann als die entgegengesetzte De* 
formität Auch nach dem therapeutischen Gesichtspunkt hin stehen 
die Resultate sicher nicht hinter denjenigen der Coxa vara zurück. 
Die verschiedenen Typen sind die sekundäre Coxa vara, be¬ 
ruhend auf einem pathologischen Faktor, von dem sie nicht die 
direkte, sondern nur die indirekte Folge ist, in deren Gruppe wir 
die statische Form (Belastungsdeformität), die traumatische, die 
kompensatorische und die symptomatische zusammenfassen; die 
primäre Coxa valga ist an keinerlei leicht nachweisbaren pathologi¬ 
schen Prozess gebunden; wir unterscheiden hier die primäre kon¬ 
genitale Coxa valga und die sogenannte Coxa valga adolescentium 
oder primäre erworbene Form, welche die klinisch wichtigste und 
in ihrer Pathogenese am wenigsten bekannte Gruppe bildet. Sicher 
kann dieselbe nicht auf einen einheitlichen ätiologischen Faktor 
zurückgeführt werden, sondern auf verschiedenartige Ursachen, 
welche zu dem nämlichen Resultat führen, d. h. zur Vergrösserung 
des Neigungswinkels und so zu einem gut abgegrenzten und kon¬ 
stanten und auch für die Therapie, die durch die Schwere und die 
ausserordentliche Seltenheit der Affektion erheischt wird, sehr 
wichtigen Krankheitsbild Anlass geben. Baooherl-Palermo. 

38) Maragliano (Genua). Nervenüberpflanzung von der einen 

Seite auf die entgegengesetzte. (Zentralbl. f. Chir. 1911. 

Nr. 1. S. 5.) 

Bei einem Fall von poliomyelitischer Lähmung führte M. folgende 
interessante Operation aus. Bei einem Kinde mit fast völliger 
Lähmung der gauzen r. unteren Extremität (es war nur Plantar- 
fiexion des Fusses uud der Zehen möglich) legte er am gesunden 
Bein, den Zweig für den vastus medialis frei und präparierte ihn 
bis zum Lig. Pouparti. Dann isolierte er rechts den ganzen N. 
cruralis und schnitt ihn 1 cm oberhalb des Lig. Pouparti durch. 
Durch das subkutane Fettgewebe der Reg. subprapubica wurde ein 
Tunnel gebohrt, der isolierte Zweig des 1. Nerv, cruralis durchge¬ 
zogen und mit feinstem Catgut an den peripheren Stumpf des rechten 
Cruralis genäht. Heilung pp. mit dem Resultat, dass das Kind 
nunmehr vollständig und ziemlich kräftig den r. Unterschenkel gegen 
den Oberschenkel strecken kann. Natzler-Hoidelberg. 


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39) Yercelli (Novara). II „cerclage“ nelle fratture della 
diafisi femorale. (ii Policlinico 1910, fwc. 36.) 

Verf. beschreibt einen klinischen Fall und sucht durch bei¬ 
gegebene fiöntgenogramme den Wert des blutigen Eingriffes über¬ 
haupt bei den Frakturen der Femoraldiaphyse mit Verlagerung und 
der Metallumreifung im besonderen darzutun. 

Buccheri-Palermo. 


40) Wrede (Königsberg). Beitrag zur Kasuistik und Aetio- 

logie der erblichen angeborenen Kni everrenkung. 

(Aua der Chirurg. Univerait-Klinik in Königsberg. Med. Klinik 1911. 

Nr. 1, S. 19.) 

W. bringt den Stammbaum einer Familie, bei der die Krank¬ 
heit erblich vorkommt. Die Vererbung erfolgt im Mannesstamm. 
Die Fälle werden genau beschrieben und zeigen die interessante 
Uebereinstiramung, dass die doppelte Kniescheibenverrenkung nicht 
die einzige Missbildung ist, sondern dass sich bei allen drei 
Personen (Vater, Sohn und Tochter) Verunstaltungen an den Finger¬ 
endgliedern finden. Bei dem Knaben und dem Mädchen fanden 
sich ausserdem Thoraximpressionen, bei dem Knaben ferner noch 
eine Skoliose und eine doppelseitige Subluxation des Radiusköpfchens. 
Aetiologisch kommt nach W. für die Fälle — hauptsächlich mit 
Rücksicht auf die Häufung der Missbildungen — die Raumbeengung 
in utero in Betracht. Natzler-Heidelberg. 

# 

41) Moroni. Res-ezione cuneiforme del ginocchio a scopo 

curativo ed orthopedico in processo tubercolare. 

(Gaz zetta degli ospedali e delle cliniche. 1910. Nr. 155.) 

Bei den knöchernen oder artikulären Entzündungen des Knie¬ 
gelenkes verhütet die Ruhe in Extensionsstellung die Deformität 
und die winklige Ankylose. Hat sich diese etabliert und trägt zu 
ihr das Ueberwachstum der Kondylen bei, so findet die keilförmige 
Resektion zu orthopädischen und kurativen Zwecken ihre Indikation. 
Dieselbe ist fast stets ausführbar, unabhängig von dem Stadium des 
Krankheitsprozesses, welcher sich in voller Aktivität befinden kann, 
während die subjektive und objektive Symptomatologie gering ist 
oder ganz schweigt. Das operative Trauma regt den Organismus 
zu neuer Abwehrreaktion an. Auf die Knochennaht kann man ver¬ 
zichten. 

Buccheri-Palermo. 


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42) Schanz (Dresden). Zur Behandlung der Ankylosis 
patellae. (Zentralbl. f. Chir. 1911. Nr. 7, S. 227.) 

Eine neue Operation zur Behandlung der Ankylosis patellae. 
Sch. geht von der Erwägung aus, dass eine dauernde Lösung der 
Patella nur erhalten werden kann, wenn zwischen Patella und Femur 
ein Material gelegt wird, das die Knochen von einander hält und 
eine ausgiebige Verschieblichkeit gewährleistet. Er benutzt dazu 
die präpatellaren Schleimbeutel, die er von der Vorderfläche der 
Kniescheibe hinter deren Bückfläche bringt, ln kurzem eine Skizzierung 
der Operation: Längsschnitt paralell dem Ausseurand der Knie« 
scheibe, bis auf die Gelenkkapsel, oben bis auf die Muskulatur. 
Ablösung von Haut und Unterhautfettgewebe über Patella und den 
oben und unten angrenzenden Teilen bis hinüber über den Innenrand 
der Patella. Absprengung der Kniescheibe und Glättung der Knochen« 
flächen. Ablösen des Unterhautfettgewebes von der Haut, durch¬ 
ziehen unter der Kniescheibe und befestigen auf der lateralen Seite. 
Hautlappen über die Patella geschlagen. Naht. Während der Nach¬ 
behandlung sind die Kniee bis zur gehörigen Kräftigung der Streck¬ 
muskulatur mit einer entsprechenden Streckstütze zu versehen. 

Natzler-Heidelberg. 

43) Barabo (Nürnberg). Ueber eine isolierte Luxation des 

linken Wadenbeinköpfchens nach hinten. (Zentralbl. f. 
Chir. 1911, Nr. 8. S. 268 ff. 1. Röntgenbild.) 

Kasuistischer Beitrag: Ein 58jähr. Arbeiter stürzt im Januar 
vor. Jahres aufs linke Knie, arbeitet noch 3 Wochen. Dann wird 
eine Distorsion im Kniegelenk mit Bänderzerrung festgestellt. Ent¬ 
sprechende Behandlung. Nach 7 Wochen Wiederaufnahme der 
Arbeit Ende Mai erneute subjektive und objektive Beschwerden. 
Durch Röntgenaufnahme wird die Luxation des Fibulaköpfchens nach 
hinten festgestellt. An dem Befund ist interessant, dass das be¬ 
stehende genu varum ein Trauma als Aetiologie hat und dass der 
N. peronaeus in keiner Weise gelitten hat B. denkt sich die 
Luxation indirekt durch Muskelzug des Biceps femoris entstanden. 
Es werden weiter die verschiedenen Arten der Luxationen im oberen 
Tibio-fibulargelenk erwähnt. Angabe von Literatur. 

Natzler-Heidelberg. 


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Kongress- und Vereinsnachrichten. 
Sitzungsbericht der Vereinigung nordwestdeutscher 

Chirurgen. 

(Zentralblatt für Chirurgie 1911. Nr. 4.) 

44) Schüttler (Bremen). Vorstellung einer operativ behandelten spastischen 

Paraplegie bei Spondylitis tuberculosa. 

Sch. hat bei einem 86 jährigen Mann, der während der Militärzeit durch 
Tornistertragen eine chirurgische Tuberkulose der Wirbelsäule acquiriert hatte 
auf Grund deren sich eine spastische Paraplegie entwickelte, die Laminektomie 
gemacht und den 7. und 8. Wirbelbogen entfernt, b Tage p. op. konnte Pat. 
die Pässe dorsal bis zum rechten Winkel flektieren. Beim Versuch dies zu 
steigern, heftiger Klonus. Deshalb drei Wochen später mit Behandlung nach 
Faure begonnen: Man gleicht die Kontrakturen passiv aus und lässt dann will¬ 
kürliche Bewegungen machen. Nach 6 Monaten konnte Patient 100 Schritte 
ohne Stock wie ein Gesunder gehen. 49 Monate p. op. geheilt vorgestellt. 
Wirbelsäule ausgezeichnet beweglich. 

Steinmanil (Bremen). Ausgedehnte Knochenplastik am Humerus. 

Bei einem 17 jähr. Schüler waren wegen cyst. Enchodroms die 2 ob. Drittel 
des Humerus reseziert bezw. exartikuliert und in das untere Drittel ein 15 cm 
langer Span aus der Tibia mit Periost fest eingekeilt und lose in die Gelenk¬ 
pfanne gefügt worden. Der Span heilte ein (nach Fistelbildung). Der Unterarm 
ist völlig gebrauchsfähig, an der Schulter besteht ein Schlottergelenk. Die 
Oberarmmuskulatur hat (20 Monate) p. op. mit dem Span noch keinen festen 
Zusammenhang gewonnen. Natzler-Heidelberg. 

45) Frangenheim. Verein f. wissensch. Heilkunde Königsberg i. Pr., 30. L 1911. 

(Ref. Berl. klin. Woch- 1911. Nr. 10.) ChondrodyBtrophischer 
Zwergtypus. 

33 jähriges russisches Mädchen. Grosse Kopfform, Einziehung der Nasen¬ 
wurzel, kurze Extremitäten, rhachitisähnliche Beckenform, Coxa - varastellung 
des Femur, kurze plumpe Finger. Hohmann-München. 

46) Kuh. Verein deutscher Aerzte Prag, 13. I. 1911. (Ref. Berl. klin. Woch. 

1911. Nr. 10.) Chondrodysplasie. 

20 jähr. Mann. Multiplizität der Geschwülste. Verkrümmung und Ver¬ 
kürzung der Knochen. Hehmaan-Münchon. 

47) Axhauaen (Berlin). Kritisches und Experimentelles zur Genese der 

Arthritis deformans (Zentralblatt f. Chir. 1911. Nr. 1. Sitzungs¬ 
bericht der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins). 

Die „vaskuläre“ Theorie Wollenbergs von der Entstehung der Arthritis defor¬ 
mans kann nach Axhausen nicht aufrecht erhalten werden. W. nimmt an, dass ein 
Missverhältnis zwischen arteriellem Zustrom und venösem Abfluss für die Entstehung 
der Krankheit verantwortlich zu machen sei. A. bezweifelt erstens die Existenz 
solcher Zirkulationsstörungen, zweitens die von W. behaupteten Folgeerscheinungen 
bei der Annahme etwaiger Störungen. Die Behauptungen W’s hat er durch 
Experimente widerlegt. Seiner Meinung nach spielt die einfache, aseptische 


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Knochen- und Knorpelnekrose eine bedeutsame Bolle bei der Entstehung der 
Arthritis deformans. Diese Meinung stützt er auf histologische und experimentelle 
Untersuchungen. Bei der A. d. sind nun haarförmige Knochennekrosen bekannt 
und ihren „Knochenbildungsreiz“ macht er für manche Erscheinungen z. B. 
Sklerose, Randosteophyten verantwortlich. Für das Knorpelgewebe konnte er 
analoge Vorgänge feststellen, die ihn veranlassen, auch einen Zusammenhang 
der A. d. mit der bei der Krankheit festgestellten Knorpelnekrose anzunehmen. 

Natzler-Heidelberg. 

48) Lnedke und Sturm. Physikal. mediz. Gesellschaft Würzburg, 26. I. 1911 
(Ref. BerL klin. Woch. 1911. Nr. 10) Orthotische Albuminurie 
bei Tuberkulose. 

Von 140 sonst eiweissfreien Tuberkulösen zeigten nach einstündigem Stehen 
102 Eiweiss im Urin. Von 60 Untersuchten des 1. Stadiums zeigten 63, von 
50 des 2. 32 und von 30 des 3. 17 Albuminurie. Nur in 4 von 86 Fällen 
orthotischer Albuminurie Tuberkulöserfanden sich granulierte Cylinder. Interessante 
Kontrollversuche bestätigten den Zusammenhang. Offenbar bewirkt die toxische 
Reizwirkung des tuberkulösen Herdes feinere Nierenschädigungen. 

Hohmann-München. 


49) Jerusalem. Gesellsch. f. inn. Medizin und Kinderheilk. Wien, 2. III. 1911. 

(Ref. Berl. klin. Woch. 1911« Nr. 13.) Sonnenlichtbehandlung der 
chirurgischen Tuberkulose. 

Bei Kindern konservative Methode, bei Erwachsenen mehr operative Methode 
zu empfehlen. In Leysin wird Sonnenlichtbestrahlung angewendet, Kinder liegen 
tags und meist auch nachts über im Freien, die erkrankte Stelle der Sonne aus¬ 
gesetzt, dabei schwinden Schmerzen, Herde reinigen sich, Appetit wächst. 
Mastkur, Sonnenlicht und freie Luft sind die Heilfaktoren. An trüben Tagen 
wurde Blaulicht verwendet Hohmana-München. 

50) Bauer. Gesellschaft f. innere Medizin und Kinderheilk. Wien, 26. I. 1911. 

(Ref. Berl. klin, Woch. 1911. Nr. 11.) Polyneuritis nach Gelenk¬ 
rheumatismus. 

Kind bekam nach Gelenkrheumatismus Facialisparese und Lähmung des 
linken Peroneus. Die Extremitätenmuskulatur schlaff. Der Facialis zeigte 
Entartungsreaktion. - Hohmana-München. 

51) Welntraud. Verein der Aerzte Wiesbadens 16. H. 1911. (Ref. Berl. klin. 

Woch. 1911. Nr. 13.) Behandlung der Gicht mit Atophan. 

Dosen von 2—3 gr. pro die steigern die Ausfuhr der Harnsäure auf das 
Doppelte und Dreifache. Im akuten Gichtanfall wirkt es wie Colchicum, die 
Schmerzen lassen schnell nach, die Entzündung geht rascher zurück. Nicht zu 
früh mit dem Mittel aussetzen, sonst Rezidivgefahr. Nach dem Aussetzen schneidet 
die Steigerung der Harnsäureausscheidung rapid ab. Der Urin wird bei starker 
Ausscheidung von Harnsäure oft schon trübe entleert Reichlicher Genuss von 
Wasser uud Alkalien steigern die Lösungsbedingungen. Am 1. Tag 15, später 
10—6 gr. Natr. bicarbon. oder reichlich Uricedin geben. Physikalische Heil¬ 
methoden: Muskelaktion, heisse Prozeduren unterstützen die Behandlung. 
Purinfreie Kost ist nicht so wichtig. Hthmann-München. 


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52) Ctlzoltri 6 Spargellt (Ferrara). A proposito di capsule surrenali 
e di osteomalacia. Accademia delle Scienze mediche e naturali, 30. 
giugno 1910. 

Vor allem berichten die Autoren über den Ausgang von drei einseitigen 
Nebennierenexstirpationen bei Schafen und beschreiben den mikroskopischen 
Befund an den verschiedenen Organen und Knochenstücken (Rippen), wobei 
letztere in verschiedenem Abstand von den operativen Eingriffen abgetragen 
wurden. Die A. A. glauben dahin schliessen zu können, 1. dass bei den Schafen 
kein direkter und ausschliesslicher Zusammenhang zwischen herabgesetzter 
Nebennierenfunktion (Nebennierenexstirpation) und Auftreten des osteomalazischen 
Symptomenkomplexes besteht; 2. dass die therapeutische Wirkung des Adrenalins 
in den wenigen Fällen, in denen es einen günstigen Einfluss entfaltete, nicht als 
spezifisch aufzufass^n ist. Das Mittel soll nur durch seinen gefässzusammen¬ 
ziehenden Einfluss und die Steigerung des arteriellen Druckes wirken in Anta¬ 
gonismus zur Gefä88erweiterung und Knochenrarefaktion, welche bei der Osteo¬ 
malazie beobachtet werden. 

Inbezug auf die Aetiologie der Osteomalazie sind sie der Ansicht, dass die 
annehmbarste Theorie bisher die infektiöse ist und die Untersuchung der Frage 
auf einer breiteren Grundlage zu geschehen hat, welche in ein einziges Gesamt¬ 
bild alle verschiedenen Drüsen und den Sympathikus einschliesst. Weiter meinen 
sie, dass die Krankheit in die Gruppe der Stoffwechselkrankheiten gebracht 
werden muss, welche in Abhängigkeit zu einer endocrinen pluriglandulären 
Insuffizienz gesetzt werden. Buccheri-Palermo. 


53) Grlsson. Aerztlicher Verein Hamburg, 22. XI. 1910. (Ref. d. Med. Woch. 

1911. Nr. 4.) Schleierverband für Transplantation nach Thiersch. 

Da Protektivsilk schwer sterilisierbar ist, Salben die Sekrete nicht durch¬ 
lassen, feuchte Verbände mazerieren, wendet G. folgenden Verband an. Mit 
Zinkleim klebt er rings um die Wunde dicke Gazerollen auf die Haut, legt 
darüber Schusterspähne wie Dachsparren und darüber Gaze, sodass die Trans¬ 
plantationen in einem trockenen Luftraum liegen. Vorzügliche Heilung. 

Hohnami-München. 


54) Well. Schles. Gesellsch. f. vaterländische Kultur zu Breslau, 3. II. 1911. 
(Ref. Berl. klin. Woch. 1911. Nr. 11.) Bauchdeckenspannung nach 
Wirbelfraktur und Rückenmarksoperation. 

Ein Patient fiel von 25 m Höhe herab, brach beide Fersenbeine, wies 
Gibbus der unteren Brust- und oberen Lendenwirbelsäule auf und war von den 
Knieen ab völlig gelähmt. Kniereflexe fehlten, Bauchdeckenreflexe waren vor¬ 
handen. Kahnförmige Einziehung des Leibes, Bauchdeckenstarre, Druckemp¬ 
findlichkeit des Leibes. Die Spannung der Bauchdecken ging in den nächsten 
Tagen zurück. — Bei einem wegen Pachymeningitis mit Lähmungserscheinungen 
in der mittleren Brustwirbelsäule laminektonierten Patienten trat am Abend 
nach der Operation eine mehrere Tage dauernde Rigidität der oberen Bauch¬ 
muskeln, deutliche Muskelstarre und Ueberempfindlichkeit ein. Offenbar Reizung 
meningealer Natur. Hohnann-München. 


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5ö) Koöpfelowcber. Gesellsch. f. inn. Medizin u. Kinderheilk. Wien, 22. II. 1911 
(Bef. Berl. klin. Wochenschr. 1911. Nr. 13.) Partieller Schwund der 
Bauchmuskulatur. 

Kind, angeborener Katarakt. In der unteren linken Bauchgegend kuglige 
tympanitisch klingende Vorwölbung, in deren Bereich die Banchmuskulatur 
ausser dem Bektus defekt ist. Die angeborene Anomalie fuhrt K. auf die ab- 
gelaufene Bückenmarkserkrankung zurück. Nicht zu verwechseln mit Hernia 
lumbali8. Hohmann-München. 

56) Ehrmann. Hufelandische Gesellschaft Berlin, 9. II. 1911. (Bef. Berl. klin. 

Woch. 1911. Nr. 11.) Orthostatische Albuminurie mit chron. 
Oedem des linken Beines. 

20 jähriger Patient. Seit der Jugend war der linke Oberschenkel dicker, 
jetzt auch der Unterschenkel. Nach Sonnenbädern und im Sommer ist Schwellung 
stärker. Nach 8 wöchiger Bettruhe Verschwinden der Schwellung. Ein Fall 
von einseitiger skoliotischer Albuminurie wurde von Vorpahl mitgeteilt. 

Hohnann-München, 

57) Joachimsthal. Verein f. inn. Medizin und Kinderheilk. Berlin, 20. IL 1911. 

(Bef. Berl. klin. Woch. 1911. Nr. 11.) Haudstandkünstler mit 
Skoliose. 

Wohl durch Spätrhachitis hat sich bei dem athletisch ausgebildeten 
Menschen eine Skoliose entwickelt. Die Trainierung hat vielleicht einen üblen 
Einfluss auf die Skoliose ausgeübt. Holtmann-München. 

58) Ungar. Hufelandische Gesellschaft Berlin, 9. II. 1911. (Bef. Berl. klin. 

Woch. 1911. Nr. 11.) Progressive Kippenknorpelnekrose. 

41 jähr. Mann erkrankte an Schmerzen und Schwellung am linken Rippen¬ 
bogen. Ein Abszess wird inzidiert, eine Woche danach ein Stück nekrotischen 
Knorpels entfernt, dieselbe Operation wird noch 2 mal wiederholt und Teile des 
7«, 8. und 9. Kippenknorpels exzidiert Dann Heilung. Ursache unklar. Keine 
Lues, Tuberkulose und Aktinomyces. Hohmaaa-München. 

59) Meyer. Wissenschaftlicher Verein der Militärärzte Wien, 29. X. 1910. 

(Bef. d. Med. Woch. 1911. Nr. 7.) Strecklähmung der rechten 
oberen Extremität. 

Potus von 31. Bier täglich. Nach dem Exerzieren Ameisenkriechen im 
rechten Arm, konnte ihn weder strecken noch heben. Lähmung des triceps, 
anconaeus, deltoideus, pectoralie, serratus major, trapezius, supraspinatus. Keine 
Sensibilitätsstörung. Ursache wohl der Alkohol. Prognose gut 

Hohmann-München. 

60) Onorato (Genua). Süll 1 esito funzionale della resezione atipica 

del gomito. Congresso sanitario interprovinciale Genua 3. Nov. 1910. 
Gestützt auf seine klinischen Fälle kommt Bedner zu dem Schluss, dass 
auch in den äusserst schweren Fällen chirurgischer Tuberkulose auf der kon¬ 
servativen Behandlung bestanden werden muss, da diese, falls beharrlich und 
geduldig durchgeführt, auch in für unheilbar gehaltenen Fällen glänzende Resul¬ 
tate gibt. 


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310 


Die Basis der Behandlung hat, wie nun allgemein angenommen wird, in 
Jodoform und Jod zu bestehen. Buocheri-Palermo. 


61) Plltti (Bologna). Sulla curvatura traumatica del radio. Societk 

medico-chirurgica di Bologna, 12 genn. 1911. 

Diese Jjäsion wurde von Putti bei drei Knaben im Alter von 11—13 Jahren 
als Folge eines Sturzes angetroffen, welcher bei zweien auf die Handfläche, bei 
dem dritten auf den Handrücken erfolgte. Buocherl-Palermo. 

62) Putti (Bologna). Sulla frattura diBennet. Societk medico-chirurgica di 

Bologna, 12 gen. 1911. 

Die Untersuchungen des Redners erfolgten an zwei klinischen Fällen, von 
denen er das Resultat mitteilt. Im ersten Falle, welcher den klassischen Typus 
der Bennetschen Fraktur reproduziert, ist die Läsion durch direktes Trauma in 
Abduktionsrichtung in dem Rücken des ersten Metacarpus erfolgt: schräge 
Fraktur, welche in toto die volare Hypophyse des ersten Metacarpus mit carpo- 
metacarpealer Subluxation abgelöst hatte. Im zweiten Falle ist das Gelenktrauma 
schwerer als das Phänomen Fraktur. Die Läsion ist ziemlich selten und 
klinisch wichtig, da die Reposition schwierig ist. Wenn nicht gut behandelt, 
kann sie eine dauernde Funktionsbeschränkung hinterlassen. 

Buccheri-Palermo, 

63) Baumann. Aerztl. Verein Essen-Ruhr, 17. I. 1911. (Ref. Berl. klin. Wocli. 

1911. Nr. 10.; Angeborene Verwachsung der Endphalangen mit 
den Mittelphalangen. 

Bei einem psychisch belasteten Patienten an allen Fingern ausser Daumen. 
Auch der Vater und 9 von 12 Geschwistern hatten diese Deformität. An den 
Zehen keine Missbildung. Hohmaim-München. 

64) Fabian! (Neapel). Ulteriore contributo clinico alla cura incruenta 

della lussazione congenita dell’anca. (Gazetta Internaz. di Med. 
e Chir. 1910. Nr. 18.) 

Verf. veröffentlicht die mit der unblutigen Methode von Lorenz erzielten 
Resultate und erläutert sie durch Röntgenogramme. Nach ihm ist die Geh¬ 
funktion nur mit dem typischen Gipsverband von Lorenz möglich, welcher nach 
dem bekannten Gesetz der Funktionsanpassung eine echte modellierende Wirkung 
besässe. Buocheri-Palermo. 


65) V. Tappeiner. Med. Verein Greifswald, 6. XI. 1910. (Ref. d. Med. Woch. 

1911. Nr. 6.) Scheinbare coxa vara im Röntgenbild. 
Diagnostische Irrtümer durch Verzeichnungen. Steht die Röhre nicht 
direkt über dem Beckeneingang, sondern kopfwärts verschoben und sind die 
Beine auswärts rotiert, so entsteht coxa vara auf der Platte durch falsche 
Projektion. Hohmann-München. 

66) Castellari (Neapel). Di un interessante turaore del grande 

trocantere. (Gazetta Internaz. di Med, e Chir. 1910. Nr. 18.) 

Es handelt sich um ein Chondrosarkom des Trochanter maior, das ab¬ 
getragen wurde. Ausserdem wurde die oberflächliche Auslöffelung des Knochens, 
auf dem der Tumor seinen Ansatz hatte, gemacht. Der Fall ist klinisch und 
pathologisch-anatomisch eingehend beschrieben. Buccherl-Palermo. 


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67) Baatianelli (Rom). Cura cruenta della lussazione congenita della 

rotula. R. Accad. Medica di Roma, 26 gen. 1911. 

Redn. berichtet über drei Fälle von angeborener Luxation der Kniescheibe 
nach aussen, darunter einen beiderseitigen. Inbezug auf die Pathogenese ist er 
zu der Ueberzeugung gelangt, dass von den in den verschiedenen Fällen ange¬ 
troffenen anatomischen Alterationen keine mit Sicherheit als Ursache betrachtet 
werden kann, sondern diese wahrscheinlicher als Folgen auznsehen sind. Die 
Krankheit ist eine angeborene Missbildung, auf die sekundäre Läsionen folgen, 
die bald die Weichteile, bald das Skelett treffen, keine aber ist der sichere Grund 
der abnormen Lage der Kniescheibe. 

Somit ist keine eigentliche Behandlungsmethode möglich, welche sich auf 
die Korrektur der pathogenetischen Ursache stützte, sondern das Ueberwiegen 
einiger der sekundären Läsionen über die anderen kann verschiedene technische 
Hili8griffe notwendig machen. Der Lappen, welcher die ganze Region sichtbar 
macht, ist der U-förmige mit der Basis nach oben. Wie bei allen Deviationen 
des Körpers werden stets retrahierte Teile und erschlaffte Teile, hyperfunktio- 
nierende und hypofunktionierende Teile gefunden werden, und es wird angezeigt 
sein, Fall für Fall das Gleichgewicht zwischen denselben wiederherzustellen. 

Buooheri-Palermo. 

68) PraMpolIni (Ferrara). Lussazione centrale della cartilagine semi¬ 

lunare interna del ginocchio destro. Quad. delle Scienze med. 

di Ferrara 24. Nov. 1910. 

Prampolini beschreibt einen Fall von zentraler Luxation des inneren 
halbmondförmigen Knorpels des rechten Kniegelenkes, einhergehend mit Luxation 
der Kniescheibe nach aussen. Die Läsion ist ziemlich selten und die Aetiologic 
wenig bekannt. Nach Differenzierung derselben von den beweglichen Gelenk¬ 
körpern, welche grosse Analogie mit ihr aufweisen, weist er auf ein von anderen 
noch nicht angedeutetes Symptom gegen die Mitte des Gelenkes hin, nämlich 
das Zwicken der Haut. Er sucht den EntstehungsmeohanismuB zu erläutern, 
und glaubt sie in dem beschriebenen Fall auch dem direkten Trauma zuschreiben 
zu müssen. 

Was die Behandlung anbelangt, so gibt die unmittelbare manuelle Reposition 
gute Resultate, während bei der peripheren Verlagerung das Recidiv leichter 
ist, welches häufig die blutige Behandlung mit Naht oder vollständiger Exzision 
des Knorpels erfordert. BilOOheri-Palermo. 


Inhalt: Zur Aetiologie des Vorderfussschmerzes. Von Prof. Dr. Alexander 
Ritschl in Freiburg. (Originalmitteilung.) 

Buchbesprechungen : Häberlin, Die Kinder-Seehospize und die Tuber¬ 
kulosebekämpfung. — Erster Jahresbericht (1909/10) des Vereins für Krüppel¬ 
fürsorge in Nürnberg. — Loewl, Orthopädisches Turnen im Hause. — Goeht, 
Handbuch der Röntgenlehre zum Gebrauch für Medizitier. — Gooht, Die Röntgen¬ 
literatur. — 

Referate: 1) Delltala, Knochendysplasie. — 2) Brüning, Desinfektions¬ 
versuche mit Jodtinktur und Alkohol. — 3) Qtltdrone, Ist es möglich, Reaktion 
des Knochenmarks durch Einführung verschiedener Sera in den Markkanal zu 
erzeugen? — 4) Almagioi und Taxa, Wirkungsweise der StauuDgshyperämie. — 
5) Hia, Behandlung der Gicht und des Rheumatismus mit Radium. — 6) Mendel, 
Emanationstherapie mittels intramuskulärer Radiogeninjektionen. — 7) Joachims- 
thal, Fürsorge in Paris für Kinder mit Knochen- und Gelenktuberkulose. — 


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8) Jtoobsohit, Einfache passive Gelenkbewegungsapparate. — 9) FlObbe, Extensi- 
ons-Apparat Multiplex. — 10) Voeekler, Nagelextension. — 11) PelteiOha, Er¬ 
fahrungen mit der subkutanen Arthrodese. — 12) AbrashanolT, Plastische Methode 
der Schliessung von Fistelgängen, die von inneren Organen kommen. — 13) 
Anrein, Resultate bei operativer Pseudarthrosen- und Frakturenbehandlung mit 
Elfenbeinstiften. — 14) Böhm, Die Rachitis als ursächliches Moment der Ruck¬ 
gratsverkrümmungen. — 15) Puttl, Sacrolumbare Skoliose nach extraspinalen 
Schmerzen. — 16) Rothschild, Funktionelle Heilung der Cucullarislähmung 
mittels freier Faszienplastik. — 17) Fabrl, Fraktur des Brustbeins. — 18) 
Baraabo, Bippenknorpelfrakturen. — 19) Müller, Progressive Rippenknorpel¬ 
nekrose. — 2ü) Lotsy, Radiographischer Nachweis einer Bursitis subdeltoidea. 

— 21) Serafini, Schmerzen, Krämpfe, Paraesthesien des Armes — durch 
Operation geheilt, Zucken des Halses — gebessert — 22) Schmidt, Prognose 
der Lux&tio humeri und Luxatio antibrachii posterior. — 23) Glovannettl, 
Reposition der Luxation des Ellenbogens nach hinten. — 24) Slnlbaldi, 
Subkutane Fraktur des Olecranon. — 26) Sollnow und Levy-Oorn, Angeborene 
Verwachsung von Radius und Ulna. — 26) Schaefer, Die Linkshänder in 
den Berliner Gemeindeschulen. — 27) Kienböck, Luxationen im im Bereiche 
der Handwurzel. — 28) Segre, Schwierigkeit der Differenzierung der Fraktur 
des unteren Endes des Radius von der Luxatio cubito-carpica. — 29) Kienböck, 
Traumatische Malazie des Mondbeins und ihre Folgezustände: Entartungs¬ 
formen und Kompressionsfrakturen. — 30) Hagcnsorm, Plastischer Ersatz 
der Mittelhandknochen durch die Phalangen. — 31) Poulsen, Der schnellende 
Finger. — 32) Naatrucci, Behandlung der Phalangen. — 33) Oberst, Typische 
Verletzungen der Schneeschuhläufer. — 34) Schwahn, Die schnellende Hüfte. 

— 35) Laan, Caput deformatum femoris. — 36) Ehriaghaus, Prädilektions¬ 

stelle für Spontanfrakturen bei tuberkulöser Coxitis. — 37) UITredruzzi, Coxa 
valga und ihre Beziehungen zu den Hüftgelenksluxationen. — 38) Maragllano, 
Nervenüberpffanzung von der einen Seite auf die entgegengesetzte. — 39) Vercelli, 
Frakturen der Femoraldiaphyse. — 40) Wrede, Kasuistik und Aetiologie der 
erblichen angeborenen Knieverrenkung. — 41) Moroni, Knöcherne oder 

artikulare Entzündungen des Kniegelenks* — 42) Schanz, Behandlung der 
Aukylosis patellae. — 43) Barabo, Isolierte Luxation des linken Wadenbein¬ 
köpfchens nach hinten. — 

Aus Kongress- und Verelnsberlehten: 44) Sitzungsbericht der Ver¬ 
einigung nordwestdeutscher Chirurgen. — 46) Frangenheim, Chondrodystrophischer 
Zwergtypus. — 46) Kuh, Chondrodysplasie. — 47) Axhauaen, Genese der 
Arthritis deformans. — 48) Luedke und Sturm, Orthotische Albuminurie bei 
Tuberkulose. — 49) Jerusalem, Sonnenlichtbehandlung der chirurgischen Tuber¬ 
kulose. — 50) Bauer, Polyneuritis nach Gelenkrheumatismus. — 61) Welntraud, 
Behandlung der Gicht mit Atophan. — 52) Calzolari und Spargella, Einseitige 
Nebennierenexstirpationen. Osteomalazie. — 53) Brlsson, Schleierverband für 
Transplantation nach Thiersch. — 54) Weil, Bauchdeckenspannung nach Wirbel¬ 
fraktur und Rückenmarksoperation. — 56) Knöpfelmacher, Partieller Schwund 
der Bauchmuskulatur. — 56) EhmtUU, Orthostatische Albuminurie mit chroni¬ 
schem Oedem des linken Beines. — 57) Joachimsthal, Handstandkünstler mit 
Skoliose. — 68) Ungar, Progressive Rippenknorpelnekrose. — 59) Meyer, Streck¬ 
lähmung der rechten oberen Extremität. — 60; Onorato, Konservative Behand¬ 
lung der chirurgischen Tuberkulose. — 61) Puttl, Traumatische Kurvatur des 
Radius. — 62) Puttl, Bennetsche Fraktur. — 63) Baumann, Angeborene Ver¬ 
wachsung der Endphalangen mit den Mittelph&langen. — 64) Fabian!, Unblutige 
Behandlung der Hüftgelenksiuxation. — 65) v. Tappeiner, Scheinbare Coxa vara 
im Röntgenbild. — 66) Castellari, Chondrosarkom des Trochanter maior. — 
67) Baatlanelli, Behandlung der Luxation der Kniescheibe. — 68) Prampollii, 
Zentrale Luxation des inneren halbmondförmigen Knorpels des rechten Kniegelenks. 

Originalmitteilungen, Monographien und Separatab drücke 
wolle man an Professor Dr. O. Tulpias in Heidelberg, Luisenstrasse 1 —3, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW. 6, Karlstrasse 16, 
eiasraden. 


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Zentralblatt 

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Redigiert von Verlag von 

Prof. Br. 0. Vulpius S. Karger in Berlin 

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Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

In- und Auslandes. 


Bd. T. Angast 1911. Heft 8. 


Aus der Prof. Vulpius’schen Orthopädisch-Chirurgischen Heilanstalt in Heidelberg. 

Zur operativen Heilung der habituellen 
Patellarluxation. 

Von Dr. med. Friedrich PORZIG-Heidelberg. 

Das Wesen der Patellarluxation besteht bekanntlich darin, dass 
die Kniescheibe ihr normales Bett zwischen den beiden Kondylen des 
Oberschenkels verlässt und sich auf den seitlichen Rand des Kniegelenks 
legt. Nach medial ist eine Luxation infolge der rundlichen Form 
des Epicondylus medialis nicht oder höchst selten möglich. Je nach¬ 
dem nun die Patella dabei vollkommen auf das Planum epicondy- 
licum gleitet, oder schon auf der Vorderfläche des Condylus externus 
Halt macht, spricht man von vollständiger oder unvollständiger 
Luxation der Patella nach ausseD. In beiden Fällen nimmt natürlich 
die Quadricepssehne, da die Patella gleichsam als Sesambein mit 
ihr Zusammenhänge an der Verschiebung teil, weswegen einige 
Autoren auch die alte Bezeichnung Luxation fallen lasseD wollen 
und nur von einer Sehnendislokation der Quadricepssehne sprechen. 

Man teilt die Patellarluxationen in zwei grosse Gruppen, die 
habituellen und kongenitalen. Bei diesen letzteren liegt eine dauernde 
vollständige oder unvollständige Verschiebung der Patella nach 
aussen vor. Die habituelle Luxation ist dagegen eine intermittierende. 

Das Habituellwerdeu der Luxation kann durch irgend eine Er¬ 
krankung des Kniegelenks oder seiner umgebenden Weichteile zu 
Staude kommen. In Betracht kämen hier ein Hydrops des Gelenks, 
eine Gonitis mit Substanzverlusten der Epikondylen, ein primäres 

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314 


oder rhachitisches Genu valgum, während die Erkrankung des Mus¬ 
kel- und Bandapparates wohl meist poliomyelitischer Natur ist. Von 
unseren durch Operation geheilten Fällen gehört der erste Fall zu 
dieser letzten Gruppe, während die beiden anderen Fälle angeboren 
sind. 

Während man früher das angeborene Vorkommen der Luxatio 
patellae bestritt, ist es dank der grundlegenden Arbeiten von Appel, 
Steindler und Bogen über jeden Zweifel erhaben. Bogen führt 
allein 10 Stammbäume an, bei denen sich diese Affektion durch 
zwei bis drei Generationen verfolgen lässt. Andere Autoren wiederum 
machen für den kongenitalen Charakter das gleichzeitige Vorkommen 
anderer Bildungsanomalien, die Doppelseitigkeit, die Deformierung 
und Kleinheit des Condylus ext. usw. verantwortlich. Ein Patient, 
der uns in den letzten Wochen zugeschickt wurde, bei dem das 
Leiden doppelseitig ist und nach Angabe seiner Eltern von Geburt 
an besteht, zeichnet sich, wie aus dem Röntgenbilde deutlich er¬ 
sichtlich ist, durch einen mächtigen Epicondylus medialis aus, während 
der Epicondylus lat abnorm klein ist. 

Als eigentliche Ursache macht nun Steindler für das Zustande¬ 
kommen der kongenitalen Luxation eine fehlerhafte Keimanlage 
verantwortlich, während die übrigen Autoren die Grundursache mehr 
in mechanischen Momenten suchen. So soll eine intrauterine Druck¬ 
wirkung oder eine Schädigung intra partum das auslösende Moment 
sein. Jedenfalls wird man aber nicht zuviel behaupten, wenn man 
schon ab origine eine vorhandene Disposition annimmt, während 
die oben erwähnten Ursachen das auslösende Moment sind. 

Die Funktionsstörungen, die durch die Patellarluxationen ge¬ 
setzt werden, sind verschiedenartige. Während manche Patienten, 
besonders diejenigen mit angeborenen Luxationen mitunter auffallend 
wenig Beschwerden haben, sind dieselben bei andern wiederum 
sehr ausgesprochen. Namentlich Treppensteigen, Bücken und Tragen 
von Lasten ist gehemmt. Andere hinken und klagen über rasche 
Ermüdung, oder bei der geringsten Bewegung kommt es zur Aus¬ 
renkung, sodass die Patienten plötzlich hinstürzen oder bei jedem 
Schritt steben bleiben müssen, um die Kniescheibe wieder ein¬ 
zurenken. 

Zur Behandlu n g der Patellarluxationen, sowohl der angeborenen 
wie habituellen sind im Laufe der Jahrzehnte eine grosse Menge 
verschiedener Methoden angegeben worden. Während man früher 
durch Verbände und Apparate die Patella in ihrer normalen Stelluug 
zurückhalten wollte, ging man, da die erzielten Resultate meist 


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wenig befriedigend waren, zur operativen Therapie über. Von diesen 
Operationsverfahren erstrecken sich einige nur auf die Weichteile, 
während andere wiederum in Eingriffen an dem Knochensysteme 
bestehen. Powler exstirpierte die Patella und befreite eine Patientin 
von ihrem zehnjährigen Leiden. Lucas-Championni&re und Pollar d 
meisselten die Trochlea aus und legten die Patella in die ausgehöhlte 
Partie. Der letztere machte ausserdem eine Exzision an der Innen¬ 
seite der Kapsel. Beide erzielten Heilung. Graser heilte drei Fälle 
durch Osteotomie nach Maceven und Drehung des unteren Frag¬ 
ments zur Aufrichtung des Condylus ext., wodurch ein seitliches 
Abgleiten der Patella verhindert und gleichzeitig die Zugrichtung 
der Quadricepssehne verändert wird. Ein anderes Verfahren übte 
Hei necke, der die Tuberositas tibiae abmeisselte und nach innen 
verpflanzte. Aehnlich verfahren auch Casati und Goldthwait. 
Unter den Weichteiloperationen sind die wichtigsten die elliptische 
Exzision eines Teiles der erschlafften Kapsel an der medialen Seite 
nach Bajardi; die Kapselfaltung nach le Dentu und die Kapselver¬ 
kleinerung nach Bardenheuer. In einem andern Falle machte Roux 
eine Tenotomie des Vastus ext., repouierte die Patella und fixierte 
sie an der inneren Kapselaponeurose und verlagerte schliesslich 
das Lig. patellae auf die vordere innere Fläche der Tibia. Aehn¬ 
lich verfährt Hübscher, wenn er das innere Drittel des Lig. patellae 
abspaltet, die Patella herunterzieht und dieses Ende unter einer 
Periostbrücke der medialen Tibiafläche einpäht und dann nach le 
Dentu die Kapsel rafft. Endlich zog man die Muskeln selbst mit 
zur Fixierung der Patella heran. So nähte Heusner die Sehne des 
Semitendinosus in querer Richtung in den untersten Teil der Quadri¬ 
cepssehne. Aehnlich verfuhr Lanz mit dem Grazilis und Semimem- 
branosus, Hoffa mit dem Semimembranosus allein. Endlich ist noch 
das Verfahren von Ali Krogius zu erwähnen, der einen brücken- 
förmigen, aus dem M. Vastus med. und Kapsel gebildeten Lappen 
in einen extrasynovialen äusseren Längsschnitt einfügt. Auf diese 
Weise kann eine beliebig grosse Verkürzung des inneren erschlafften 
und eine entsprechende Verlängerung des äusseren straffen Kapsel¬ 
teiles, also eine förmliche Verlagerung der Patella innerhalb ihres 
Kapselapparates, erzielt werden. 

Ich möchte nun im folgenden die Krankengeschichte von zwei 
jungen Patientinnen geben, von denen die erste an einer linksseitigen 
durch spinale Kinderlähmung entstandenen, die andere an einer an¬ 
geborenen doppelseitigen Patellarluxation litten und mit gutem Er¬ 
folg operiert worden sind. 

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1. K. P. 1896 geboren und am 17. 12. 09 in hiesiger Klinik aufgenommen. 
Habituelle Luxation der linken Patella nach spinaler Kinderlähmung. 

Vorgeschichte: Als Pat. 3 Monate alt war, bekam sie Krampfe und da¬ 
nach trat eine Lähmung des linken Beines ein. Bis zum 3. Jahre rutschte Pat. 
immer auf dem Boden umher und lernte erst mit drei Jahren gehen. Vor 
4 Jahren wurde der linke Fuss versteift und Pat. bekam einen Apparat, mit 
dem sie umhergehen konnte. 

Status: Out entwickeltes, mässig gonährtes Kind. Innere Organe normal. 
Das linke Bein ist stark verkürzt und strophisch. Die Länge der Beine von 
der Spina bis zum Mall. ext. beträgt r. =84 cm, 1. =75,5 cm. Der Umfang des 
Oberschenkels 10 cm oberhalb der Patella r. = 32 cm 1. = 24 cm. Umang der 
Wade 10 cm unterhalb der Patella r. = 26 cm 1. = 17 cm. Der linke Fuss 
steht in extremer Spitzfussstellung und Adduktion und kann aktiv nicht bewegt 
werden. Die gesamte Unterschenkelmuskulatur ist gelähmt. Das linke Fussge- 
lenk ist passiv leicht beweglich und schlottert. Der Unterschenkel kann gebeugt 
und gestreckt werden. Die Muskulatur des Oberschenkels ist folgendermassen 
beschaffen: 

M. quadriceps femoris, sartorius und Adduktoren funktionieren gut. Von 
den Beugern ist nur M. semitendinosus gut, die übrigen schlecht. Bei ausge¬ 
strecktem Bein ist das Lig. patellae ganz schlaff und faltet sich wellcnfö mig. 
Dabei kann man die Patella ganz leicht unter Knarren hin- und herschieben 
und lateral verlagern. Wenn Pat. das linke Knie beugt, so verschiebt sich die 
Patella nach lateral. 

21. 12 . Operation. Esmarch. Chloroformnarkose ohne Zwischenfall. 1. Fuss- 
arthrodese, 2. Operation am Knie. 

Ad. 1. Die Operation wird in typischer Weise ausgeführt und bietet keine 
Besonderheiten. 

Ad. 2. Kleiner explorativer Schnitt lateral. Der Bieeps ist ganz blassrot. 
Hautnaht Langer medialer Schnitt: Muse, sartorius und semitendinosus sehen 
schön rot aus. werden freigelegt und an der Insertion durchtrennt. Semimem- 
branosus blassrot. 

Langer vorderer Schnitt bis zur Tub. tibiae. M. vastus med. und inter- 
medius schön rot Das Lig. patellae ist gefaltet. Es wird freipräpariert, in der 
Mitte gespalten und der mediale Zipfel nach medial an das Periost der Tibia 
angeheftet. Nun werden subfascial der Sartorius und Semitendinosas nach vorn 
gezogen und breit mit djr Vorderfläche der Patella und untereinander vernäht 
Hautnaht und Gipsverand. 

10. 2. Gipsverband wird entfernt und Einsetzen der Nachbehandlung: Die 
Kniescheibe liegt an normaler Stelle und kann kräftig nach oben gezogen, das 
Bein aber noch nicht gestreckt gehalten werden. 

1. 3. Das Bein kann in der Luft gestreckt und gebeugt werden, die Patella 
weicht dabei nicht nach aussen ab. 

Am 13. 5. wird Pat. mit normal funktionierender Patella entlassen. 

Am 30. 6. 1911 teilt uns Pat. auf schriftl.ches Befragen folgendes mit: 
Knie beugen und strecken kann sehr gut ausgeführt werden, die Kniescheibe 
bleibt sowohl im gebeugten als auch im gestreckten Zustande in der Mitte stehen. 
Das linke Bein ist sowohl der Kraft als d« m Umfang nach etwas schwächer 
als das rechte. Ermüdung tritt nur bei grösseren Anstrengungen ein. Irgend¬ 
welche sonstigen Beschwerden sind nicht vorhanden. 


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Das Resultat der Operation ist also ein sehr gutes. 

Betrachten wir nun das Operationsverfahren etwas genauer, so sehen wir, 
dass der erste Teil desselben sich an das Verfahren von Hübscher anlehnt. 
Während er jedoch nur ein Drittel des Lig. patellae zur Verlagerung benutzt, 
nehmen wir die Hälfte desselben. Dies hat jedenfalls den Vorteil, dass daB 
verlagerte Stück nicht zu schwach ausfallt und bei dem späteren Gebrauch viel 
weniger leicht gedehnt wird, ausserdem ist auch der Zug, der durch die mediale Ver¬ 
lagerung der Hälfte des Lig. patellae erreicht wird, ein weitaus kräftigerer. Da 
nun ausserdem auch noch durch Verlagerung der Insertionsstellen des Sart. 
und Semitendinosus eine Fixation der Patella von oben her bewirkt wird und 
durch ihre Kontraktionen das Uebergewicht des Vastus lateralis paralysiert 
wird, kann die Methode in den geeigneten Fällen aufs wärmste empfohlen werden. 
Da, wie die Erfahrung lehrt, bei vielen Kinderlähmungen, bei denen die Ober¬ 
schenkelmuskulatur befallen ist, der Sartorius erhalten ist, so wird sich hier 
unsere Methode in Verbindung mit der Verlagerung des Lig. patellae am meisten 
eignen. Jedenfalls verdient sie in geeigneten Fällen nachgeprüft zu werden. 

2. W. M. 9 Jahr alt; aufgenommen am 10. 8. 09. Beiderseitige Luxation 
der Patella nach aussen. 

Vorgeschichte: Nach Angaben der Eltern hat das Kind niemals gut laufen 
können. Seit einem Jahre ist das Gehen sogar schlechter geworden, und es tritt 
rasch Ermüdung beim Gehen ein. 

Status: Zartes, blasses Mädchen, mit normalen inneren Organen. Gang 
anfangs ziemlich sicher mit leicht gebeugten Knieen. Nach einiger Zeit tritt 
Einknicken in den Knieen ein und Pat. ist unfähig weiter zu gehen. 

Beide Epicondyli med. sind stark verdickt. Die Gelenklinie verläuft schräg 
und es bestehen beiderseits Genua valga. Die Patella ist beiderseits lateral vom 
Epicoudylus lateralis zu fühlen, während sich an ihrer normalen Stelle eine 
Einsenkung befindet 

12. 8. 09. Operation, Esmarch. Chloroformnarkose ohne Zwischenfall. 
S-förmiger Schnitt an der Aussenseite des r. Kniegelenkes. Freipräparieren der 
Patella und des Lig. patellae inf. Darauf Schnitt an der Innenseite des Knie¬ 
gelenkes. Der Sartorius wird in weiter Ausdehnung bis zu seiner Insertion an 
die Tibia frei präpariert, aber nicht von ihr abgotrennt Von demselben Schnitt 
aus wird unmittelbar oberhalb des Epicondylus med. der Oberschenkel durch- 
gemeisselt. Die Hautbrücke zwischen den beiden Schnitten wird völlig unter¬ 
miniert, darauf die Patella nach der Mitte gezogen und der Sartorius schleifen¬ 
förmig um ihren lateralen Rand gelegt, mit der Patella, dem Lig. patellare und 
der Gelenkkapsel vernäht. Die Patella bleibt jetzt in der Mitte stehen. Haut¬ 
nähte. Gipsverband bei gestrecktem Knie und leichter Genu-varum-Stellung. 

Am 80. 8. 09 wird auch das linke Bein operiert. 

Ebenfalls Hautschnitt an der vorderen Seite des Kniegelenkes. Dadurch 
wird die Patella freigelegt und gleichzeitig das Lig. patellae inf. bis zu seinem 
Insertionspunkt verfolgt. Hierauf wird der Lig. patellae inf. in Zusammenhang 
mit einem Periostlappen von der Tibia losgelöst und ungefähr l 1 /* cm weiter 
medial unter möglichster Spannung wieder mit der Tibia vernäht. Raffung 
des medialen Teiles der Kapsel und des Bandapparates durch mehrere Seiden¬ 
nähte. Medialer Längsschnitt legt den Sart frei. Derselbe wird an seine 
Insertion abgetragen, subfascial nach der Patella gezogen und an deren medialer 
Seite durch einige Nähte befestigt. Um ein Kanten der Patella zu verhindern. 


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wird ihr lat. Rand durch zwei wenig straffe Seidennähte mit dem stehen¬ 
gebliebenen lat. Bandapparat verbunden. Hautnaht. G. V. bei gestrecktem Knie. 

Als am 21. 9. der Gipsverband rechts und am 15. 10. derselbe links ab¬ 
genommen wird, zeigt es sich, dass die Kniescheiben an normaler Stelle stehen 
und geringe Beugung und Streckung im Kniegelenk aktiv möglich ist. Gleich¬ 
zeitig bestand aber zu unserer Ueberraschung auch beiderseits eine vollkommene 
Peronaeusparese. Da trotz intensiver elektrischer Behandlung keine Kontraktion aus¬ 
zulösen ist, wird am 11.10. beiderseits eine Überpflanzung eines Teiles des N. tibialis 
auf den N.peron. ausgeführt. Da hierauf nach weitererenergiscber Behandlung mittels 
elektrischen Stromes die Peronaeusparese rasch verschwindet, so muss dahingestellt 
bleiben, ob nicht auch ohne Nerven Überpflanzung und nur durch Elektrisation 
die Punktion des N. peron. zurückgekehrt wäre. Jedenfalls soll und kann dieser 
Fall unter keinen Umständen als Beweis für eine wiederhergestellte Funktion eines 
gelähmten Nerven durch Nervonüberpflanzung angesehen 'werden. 

Am 19. 12. wird Pat. entlassen. Die Kniee können bis zum rechten 
Winkel gebeugt werden, und sowohl im gebeugten als auch im gestreckten Zu¬ 
stand steht die Patella rechts fast ganz vorn, links über dem lateralen Femur- 
kondylus durchaus fest. 

Bei der Wiederuntersuchung im Mai 1911 zeigte Pat. nun folgende Ver¬ 
hältnisse: Gehen ist ohne jede Ermüdung möglich. Dabei findet kein Einknicken 
mehr statt. Pat. kann bequem die Knie beugen und strecken in normalen 
Grenzen, kann allein auf einen Stuhl steigen. Die Kniescheiben stehen dabei 
sowohl rechts als auch links etwas ausserhalb der Mitte auf dem lateralen Femur- 
kondylus, gleiten aber beim Beugen und Strecken nicht weiter nach aussen ab. 

Das Resultat der Operation ist also auch in diesem Falle ein 
vollkommen zufriedenstellendes. 

Betrachten wir auch hier das eingeschlagene Verfahren etwas 
genauer, so sehen wir, dass wir am rechten Bein nur eine einfache 
Fixation durch den um die Patella schleifenförmig herumgelegten 
Sartorius gemacht haben, während wir am linken Bein ausser einer 
Verlagerung des Lig. patellae inf. noch den Sartorius an 
seiner Insertion abgeschnitten und dann erst mit der Patella 
vereinigt haben. Da das Verfahren am rechten Bein bei weitem 
einfacher ist und dasselbe gute Resultat gezeitigt hat, wie links* 
so kann man dringend für alle angeborenen Patellarluxationen dieses 
Verfahren empfehlen. Für unsern ersten operativen Fall würde es 
wohl kaum ausgereicht haben, da ja in diesem Falle das Lig. patellae 
so schlaff war, dass unbedingt eine Verkürzung vorgenommen werden 
musste. Und dazu eignet sich wohl am besten die mediale Ver¬ 
lagerung des Lig. patellae inf., da es gleichzeitig die Verkürzung 
des Lig. und eine mediale Verlagerung der Kniescheibe bewirkt. 


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la) Gängele (Zwickau). Ueber Krampfanfälle nach ortho¬ 
pädischen Operationen. (Zentralbl. f. Chir. 1911, No. 16, S. 668.) 

G. hat bei zwei 7 und 9 Jahre alten Kindern nach unblutiger 
Hüftgelenkseinrenkung am 2. bezw. 4.—5. Tag nach der Operation 
epileptiforme Krampfanfälle beobachtet, die 1 bis 2 Tage ununter¬ 
brochen anhielten. Beide Fälle genasen. Ueber die Aetiologie ist 
G. sich nicht klar. Fettembolie der Hirngefässe, wie Schanz sie 
an nimmt, lehnt er ab, da das Krankheitsbild ein anderes sei. Bei 
der Fettembolie beherrscht der „Lufthunger* das Krankheitsbild, 
Krämpfe fehlen. Auch die Codivilla’sche Theorie von der „Ueber- 
spannung der die Extremitätenwurzeln umgebenden Weichteile“ 
will er nicht ohne weiteres akzeptieren. Er ist geneigt den „psychi¬ 
schen Schock“ als auslösendes Moment für die Krämpfe anzusehen. 
Therapeutisch empfiehlt er bei echter Fettembolie Kochsalzinfusionen 
nach Schanz, bei Krämpfen rät er, nach Codivillas Vorschlag, die 
Gipsverbände zu entfernen. Im übrigen rät er, nach Einrenkungen 
von den Kindern jede Aufregung (Familienbesuch!) fernzuhalten. 

Natzler-Heidelberg. 

lb) Tliies (Giessen). Die Saugbehandlung infizierter und 
infektionsverdächtiger Wunden im sterilen Sandbade. 
(Zentralbl. f. Chir. 1911, No. 13, S. 458 ff., 1 Abb.) 

Th. beschreibt ein neues Verfahren, das in der Poppers’schen 
Klinik in Giessen angewendet wird, das Baden infizierter oder 
infektionsverdächtiger Wunden im Sand. Es wird Saud vou Mohn- 
bis Hanfkorngrösse benützt, der in 1 °/o iger Sodalösung J /a Stunde 
gekocht und dann mehrere Stunden getrocknet wurde. Durch den 
trockenen Sand wird das Wundsekret gut aufgesogen. Th. lässt 
teils dauernd, teils nur tagsüber 12 —14 Stunden baden. Er 
empfiehlt sein Verfahren für alle möglichen Arten von infizierten 
Wunden, zur Erzielung schneller Epithelialisierung bei granulieren¬ 
den Wunden, bei Fisteln und besonders bei der Nachbehandlung 
von Transplantationen. Natzler-Heidelberg. 

1) B. 0. Meisenbach. Chemical and mechanical Stimu¬ 
lation of bone. (The Americ. journ. of orthop. surgery. VIII, I.) 

Durch chemisch, mechanisch oder biochemisch wirkende In¬ 
jektionen in die Epiphysenknorpel von Kaninchenknien erzielte M. 
bei differenten (chemischen) Substanzen vermehrte peri- und enchon- 
drale Wucherung der Diaphyse, Verdickung der Corticalis, Auf- 


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treibung und Verkürzung derselben, beschleunigte Verknöcherung 
der Epiphysenfuge. Formalin zerstört nicht, sondern regt das 
Knochenwachstum an. M. erhofft von derartigen Eingriffen Erfolge 
bei kongenitalen Verkürzungen, bei zurückgebliebenem Wachstum 
nach infantilen Lähmungen, Tuberkulose, Osteomyelitis oder bei 
Pseudarthrosen. Landwehr-Heidelberg. 

2) Ernst Heller. Atophan bei Gicht und akutem Gelenk¬ 

rheumatismus. (Berl.kliD.Woch. 1911, Nr. 12.) 

Die IT-auscheidung wird durch die Chinolincarbonsäuren stark 
vermehrt. Das Atophan = 2 Phenylchinolin = 4 Carbonsäure 
wirkt auf frische Gichtanfälle und akuten Gelenkrheumatismus aus¬ 
gezeichnet und schnell. Bei chronischen Formen des Gelenk¬ 
rheumatismus wirkt es nur teilweise. Es wurden 3—6 Gramm pro 
die gegeben, am besten in Oblaten. Heble Nebenwirkungen wurden 
nicht beobachtet. Hohmann-München. 

3) Heinemann (Giessen). Beitrag zur Frakturenbehandlung 

durch Nagelexteusion. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 108, 

S. 372 ff. 27 Abb.) 

Kurze Bemerkungen zur Geschichte der Frakturenbehandlung, 
Technisches zur Nagelextension (dabei Beschreibung des an der 
Giessener Klinik verwendeten Materials) und Kasuistik. Er kommt 
zu folgendem Resultat: Die Nagelextension ist eine brauchbare 
Modifikation unserer Frakturen-Behandlungsmethoden, aber nur bei 
besonderer Indikation anzuwenden: Bei veralteten, mit grossen 
Deformitäten geheilten Frakturen, bei komplizierten Frakturen mit 
ausgedehnten Weichteilverletzungen, bei frischen Frakturen, wenn 
die anderen Methoden versagen und bei korrigierenden Knochen¬ 
operationen, wo besondere Widerstände zu überwinden sind. Die 
an und für sich einfache Technik und das Material brauchen nicht 
durch Modifikationen unnötig kompliziert zu werden. In kriegs¬ 
chirurgischer Beziehung, besonders für Schussverletzungen, verspricht 
sie eine erfolgreiche Anwendung. Natzler-Heidelberg. 

4) Christian Heyerdahl (Kopenhagen). Om reumatiske Lidel¬ 
ser i Muskler og fibröst Var og deres Behandling med 
Massage. (Ugeskrift for Laeger 1911, No. 16.) 

Der Vortrag wurde in der Gesellschaft für Therapie und 
Diätetik gehalten. Die betreffende dänische Literatur wird erwähnt. 
Die übliche Nomenklatur, meint der Verfasser, sei nicht bezeichnend; 


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wegen des rheumatischen Ursprungs dieser Leiden und da das 
Wesen der Krankheit unbekannt sei, sei die Benennung „Muskel* 
rheumatismus“ vorzuziehen. Die Symptome werden erörtert. Die 
Existenz der Infiltrationen und Kontrakturen wird bezweifelt. Die 
differentielle Diagnose wird besprochen. Behandlung: Energische 
Massage. Panum-Kopenhagen. 

5) Sudeck (Hamburg). Myositis ossificans oder parostaler 

Gallus. (Deutsche Zeitsch. f. Chir., Bd. 108, S. 353 ff., 19 Abb.) 

In dem Streit Myositis ossificans oder parostaler Callus ent* 
scheidet sich S. für letztere Theorie. Er hat eine Anzahl von Ver¬ 
suchen an Leichen gemacht, behufs künstlicher Herstellung von Lux. 
cubit poster. und ferner eine Ad zahl von Röntgenbildern der ge¬ 
nannten Luxation beigebraeht. Dabei kommt er zu dem Resultat, 
dass bei der Lux. cub. poster. an 4 typischen Stellen (Condyl. int», 
ext., Dorsal- und Volarseite der Humerus) Periostverletzungen Vor¬ 
kommen können, sogar an einer oder mehreren Regel sind, und dass 
sich an eben diesen Stellen Knochenwucherungen einstellen. Die 
muskuläre Theorie lehnt er ab, einmal weil er die „Disposition“ 
zur Myositis ossificans nicht gelten lassen will, und dann, weil die 
Ossifikationen nach Form, Lage, Aussehen und Entwicklungs¬ 
dauer gewöhnlichem Callus und nicht dem Endprodukt einer 
ossifizierenden Myositis entsprechen. Die Ossifikation hält sich 
übrigens nicht an die Grenzen der Muskulatur. Die häufige Dis¬ 
lozierung des volaren Callus wird durch den Mechanismus der 
Luxation nach oben erklärt, für das manchmal exzessive Wachstum 
des Callus steht zwar die Erklärung noch aus, aber auch bei Mit¬ 
wirkung des umgebenden Gewebes (Muskeln) braucht von der 
Periosttheorie nichts aufgegeben zu werden. 

Natzler-Heidelberg. 

6) Sforza. Tuberculosi e trauma. (Giomale di medicina militare 

1910, No. 9.) 

Verf. hat ein Material von 144 Fällen zusammen gestellt, bei 
denen auf ein Trauma Gelenk- und Knochentuberkulose folgte. 
Bei 103 waren chirurgische Operationen notwendig, bei den übrigen 
41 Fällen nicht. Die Lehre der posttraumatischen Tuberkulose ist 
gegenwärtig, wie er zugibt, eine rein empirische, und weder durch 
experimentelle Untersuchungen, noch durch anatomische Befunde 
ist ihr eine genügende wissenschaftliche Grundlage geschaffen. 

Bei den zahlreichen Formen der posttraumatischen Tuberkulose 
scheint die kombinierte Infektion eine vorbereitende und unter- 


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stützende Wirkung zu besitzen. Die latenten Tuberkuloseherde der 
Knochen und Gelenke sind in Wirklichkeit bedeutend häufiger, als 
man nach den bis heute gemachten zufälligen Befunden vermuten 
könnte. Die eingehende Untersuchung dieser Körperteile verspricht 
analoge Resultate wie die durch die anatomische Untersuchung der 
Lungen und Lymphdrüsen erhaltenen, und ist für den weiteren 
Ausbau der Lehre von der posttraumatischen Tuberkulose notwendig. 

Buccherl-Palermo. 

7) A. D’Antona. Sulla cura moderna della tuberculosi 

chirurgica, spec. delle parti molli. (La Riforma medica, 
1 gennaio 1911.) 

Verf. bespricht die Resultate, die durch die Immobilisierung, 
die Kompression und die Resolventien erhalten werden. Die all¬ 
gemeine Jodkur ist sehr wirksam in den Anfangsperioden. Sind 
die Läsionen eingeschmolzen, so sind die Jod- oder Jodglyzerin¬ 
einspritzungen, je nach der Ausdehnung des Sackes, am indiziertesten. 
Das Jodoform ist stets das am meisten empfehlenswerte Jodpräparat 
und wirkt durch das freiwerdende Jod, nicht durch das angebliche 
Dijodacetallylen. Buccherl-Palermo. 

8) Brandes (Kiel). Ueber Behandlung von Fisteln mit 

Beckscher Wismutsalbe. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 108, 
S. 221 ff. 4 Abb.) 

Brandes hat seine Untersuchungen an dem Material der Kieler 
chirurgischen Klinik angestellt, bespricht die gemachten Erfahrungen 
und kommt zu folgenden Schlussätzen: 

1. Die Beck’sche Methode ist ausgezeichnet zur Diagnose von 
Fistelgängen im Röntgenbild. 

2. Durch rationell durchgeführte Injektionen der Wismutsalbe 
können selbst ausgedehnte Fisteln in oft kurzer Zeit zur 
Heilung gebracht werden. 

3. Vorgeschrittene Knochen- und Gelenktuberkulosen geben 
die meisten Misserfolge. 

4. Die Gefahr der Vergiftung — Wismut- und Nitritvergiftung — 
besteht und ist durch Ersatzpräparate bisher nicht behoben. 

5. Es mussten deshalb ungiftige Ersatzpräparate gefunden werden, 
um die Methode der Salbeninjektion zur schnellsten, erfolg¬ 
reichsten und gefahrlosesten zu machen. 

Natller-Heidelberg. 


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9) Nathaniel Alllson (St Louis). The treatmeut of the para- 
lysis of the extremities. (TheAmeric.jouroforthop.surg.VIIJ.l.) 

Von neueren Operationsverfahren bei Morbus Little werden 2 
einer Kritik unterzogen: Die (intraperineurale) Neurotomie nach 
Nutt sei technisch zu subtil und ihre Erfolge zu unsicher wegen 
der Schwierigkeit, genauestens die in Betracht kommenden Muskel- 
gruppen zu bestimmen. Förster-Tietze soll, abgesehen von den 
Schmerzen des Eingriffes, auch prinzipielle Bedenken haben. 
Erfolgversprechend könne nur eine Resektion zahlreicher Wurzeln 
sein. Die daraufhin auftretende ausgedehnte sensible Lähmung 
aber verhindere gerade die koordinierten Bewegungen, da diese 
„in völlig anästhetischen Bezirken unmöglich“ zustande kommen 
können. 

Das Behandlungsprinzip muss darauf hinwirken, den Kranken 
anzuleiten, mit dem operativ geschädigten, vorher spastischen Nerven 
koordinierte Bewegungen zu vollführen. Der Spasmus an sich sei 
wegen seiner unklaren Genese nicht angreifbar. 

Nach den Krankengeschichten hat A. in einer Reihe von Fällen 
durch periphere Nerven - Injektionen von 60 — 80 °/o Alkohol so¬ 
fortigen Schwund der Spasmen und allmähliche Wiederkehr ge¬ 
ordneter Bewegungen erreicht. Die Einspritzung erfolgte in die 
Nervenscheide und bewirkte nie komplette Lähmung. 

Mitteilung einer erfolgreichen Cruralis-Obturatoriusplastik bei 
Quadricepslähmung. Landwehr* Heidelberg. 

10) D. Maragliano (Rom). Istopatologia degli impianti 
nervosi centrali parziali. (11 Policlinico,Sez.chir. 1910. fase. 12.) 

Verf. hat 30 Versuche an Hunden angestellt. Die erzielten 
Resultate fasst er wie folgt zusammen: 

1. Der für eine partielle zentrale Nerveneinpflanzung umschnittene 
Lappen geht, wenn er eine geringere Dicke als die Hälfte des Ge¬ 
samtkalibers besitzt, einer um so schwereren Entartung entgegen, je 
länger und dünner er ist. 

2. Wenn der Lappen verhältnismässig sehr lang ist und 
Biegungen und Durchführungen durch künstlich gemachte Passagen 
erleidet, degeneriert er vollständig oder fast vollständig, auch wenn 
seine Dicke der Hälfte des ganzen Stammes gleichkommt. 

3. Die Eiterung ist eine äusserst schwere Komplikation bei 
diesen Eingriffen, weil sie die Integrität der in situ gebliebenen 


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Nervenportion kompromittiert und zur vollständigen sensiblen und 
motorischen Lähmung des innervierenden Stammes fuhren kann. 

4. Der Schutz der Nervennähte mit präparierten Arterien nach 
Foramitti hat sich in den Fällen, in denen er zur Anwendung 
kam, als wirksam erwiesen, doch sind die Arterien nach einem 
Monat vollständig resorbiert. Buocherl-Palermo. 


11) Ghilardncci. Azione dei raggi X sulle artriti ed 

adeniti tubercolari. (U Policlinico, Sez. med. 1910 No. 10.) 

Die Experimente des Verf. bestätigen die wohlbekannte günstige 
Wirkung der Röntgenstrahlen auf die tuberkulösen Drüsenent¬ 
zündungen und Gelenkleiden. 

Die Röntgenstrahlen haben in der vom Verf. benutzten Dosis 
(20 Einheiten H) die Fähigkeit, den tuberkulösen Prozess auf das 
eingeimpfte Gelenk und die entsprechenden Leistendrüsen zu be¬ 
grenzen, sterilisieren aber nicht vollständig die Gewebe, die Sitz 
des tuberkulösen Prozesses sind, da dieser konstant in gesunden, 
mit Fragmenten der tuberkulösen Gelenkgewebe und Drüsen ge¬ 
impften Tieren reproduziert wird. 

Die durch Einimpfung der bestrahlten Gewebe reproduzierte 
Tuberkulose ist umso schwerer, je schwächer die benutzte Bestrahlung 
war, und äusserst schwer und rasch tödlich bei mit nicht bestrahlten 
Geweben geimpften Tieren. 

Die wohltätigen Effekte der Bestrahlung beruhen zum Teil 
auf einer direkten Beeinflussung der Bazillen, zum Teil auf den 
schlechten Lebensbedingungen, die für den Bazillus durch die die 
tuberkulösen Massen einhüllen de und vollständig isolierende Sklerose 
geschaffen werden. 

Dieser SkleroseprozeBS bildet sich nicht auf Kosten der 
tuberkulösen Granulationsgewebe, sondern auf Kosten des Stromas 
der gesunden Lymphfollikel. Buccherl-Palenno. 

12) Gocht (Halle). Die Röntgenologie im Krüppelheim. 

(Zeitschr. f. Krüppelfürsorge Bd. III, S. 88. Mit 13 Abbildg.) 

An praktischen Beispielen, wie sie gerade das Krüppelheim 
reichlich bietet — angeborene Missbildungen, Hüftluxationen, Skoliose, 
Spondylitis, Gelenktuberkulose, Rachitis u. a. m. — erläutert er die 
grosse Bedeutung der Röntgenuntersuchung speziell für die Krüppel¬ 
heime. 13 Zeichnungen nach Röntgenpausen veranschaulichen die 
ausgewählten Fälle. Natzler-Heidelberg. 


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13) Franz Klrchberg. Massage und Gymnastik in Schwanger¬ 

schaft und Wochenbett. (Mon.-8chr. f. Geburtsh. u. Gynäkologie, 

Bd. 3, H. 4.) 

Mit weitschauendem Blick hat in dieser Frage He gar die 
.Richtung gewiesen : Infolge reichlicher Bewegung bei Sport und 
in frischer Luft befindet sich durchschnittlich die Körpermuskulatur 
englischer Frauen und Mädchen in besserer Verfassung als bei uns 
zu Lande. Darum empfiehlt K. muskelschwachen Graviden Massage 
und systematische Gymnastik. Als Therapie tut sie vor allem 
not bei der chronischen Obstipation. Die Kräftigung der Bauch¬ 
muskulatur gereicht auch der Darmmuskulatur zum Nutzen. Dem 
Zwerchfell ist durch Atemübungen beizukommen. 

Die Oedeme der Schwangeren wurden zur Behandlung mittels 
der Zabludowskischen intermittierenden Drückungen empfohlen. 
Gegen Massage von Varizen hat K. keine Bedenken. Die Schwanger¬ 
schaft komplizierende Herzerkrankungen sind mit der „Digitalis der 
Gymnastik* 4 besonders prophylaktisch, schonend, aber wirksam zu 
beeinflussen. Die Herabsetzung peripherer Kreislaufswiderstände 
soll sich durch Massage noch wirksamer erzielen lassen. Die 
Arteriosklerose sei eines der dankbarsten Objekte der Massage. 
Die Beschwerden der Bronchitis und des Emphysems finden grosse 
Erleichterung durch manuellmechanische und Uebungshehandlung. 
Bei Phlegmasia alba dolens hält K. einen 8-tägigen Stillstand der 
Erscheinungen für genügend, um ärztliche Massage und Gymnastik 
zu gestatten. Der springende Punkt, ausserdem bedeutungsvolle 
Nebenfragen, kommen gegen Schluss des interessanten Aufsatzes 
nochmals zur Besprechuug. Massage und Gymnastik sind für das 
normale Wochenbett, zur Beseitigung resp. Verhütung von durch 
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett entstandenen körperlichen 
Schädigungen von hoher Bedeutung, körperliche Schönheit ist in 
mehr als einer Hinsicht identisch mit Gesundheit 

Betreffs des Frühaufstehens der Wöchnerinnen glaubt K., dass 
der Arzt, der dies gestattet, nur schwer eine angemessene Ent¬ 
haltung von schwerer Arbeit wird durchsetzen können. Nach Hegar 
wird nicht zu festes Anlegen der Bauchbinde und das vorher nicht 
erwähnte Erheben des Oberkörpers aus horizontaler Lage bis zum 
Aufsitzen empfohlen. Landwehr-Heidelberg. 

14) Gundermann (Dresden). Ueber akute Wirbelsäulen¬ 

osteomyelitis. (Deuteche Zeitachr. f. Chir. Bd. 109, S. 121 ff.) 

Ein 28 jähriger Patient litt an einer Wirbelkörperosteomyelitis, 
die mit einem Pleuraempyem kombiniert war. Er wurde operiert, 


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mit dem günstigen Resultat, dass nur eine kleine Bronchialfistel 
zurückblieb, wobei Pat. aber seinen Dienst als Kavallerie-Offizier 
tadellos versehen konnte. Nach diesem Fall will G. die Prognose 
für die Krankheit nicht so ganz ungünstig stellen, wenn es auch der 
erste ist, der bei der genannten Komplikation mit dem Leben da¬ 
vonkam. Die Krankheit tritt meist im 2. Dezennium, selten nach 
dem 25. Lebensjahr auf. Die Infektionserreger sind meist Staphy¬ 
lokokken ; nach Frankel tritt sie oft im Anschluss an akute In¬ 
fektionskrankheiten auf. Auch dem Trauma will G. eine gewisse 
Rolle zuschreiben. Die Symptome sind die der gewöhnlichen Osteo¬ 
myelitis mit entsprechenden lokalen Aenderungen. Die Wirbelsäule 
ist schmerzhaft, gewöhnlich sind druckempfindliche Wirbel vorhanden, 
im Gegensatz zur Spondylitis tuberculosa fehlt der Stauchungsschmerz 
gewöhnlich. Zur Frühdiagnose ist das Blutbild wichtig. Ausser 
tuberkulöser muss typhöse Spondylitis ausgeschlossen werden. Das 
kosmetische Endresultat ist im Gegensatz zur tuberkulösen Spondylitis 
gut, da ein Gibbus nicht bleibt. Ebenso schwinden die Funktions¬ 
störungen. Natzler-Heidelberg. 

15) Goebell (Kiel). Zur Diagnose und Therapie der akuten 
Wirbelsäulenosteomyelitis und der Meningitis spinalis 
purulenta. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 108, S. 338 ff.) 

G. hat in der Helferichschen Klinik vier Fälle von Wirbel- 
säulenosteomyelitis beobachtet. Die sichere Diagnose wurde nur in 
einem Falle gestellt, bei dem gleichzeitig Osteomyelitis des r. Ober¬ 
schenkels und der r. Tibia bestand. Die Diagnose kann überhaupt 
sehr schwierig sein. Als besonderes Beispiel bespricht G. einen 
Fall der durch Meningitis spinalis purulenta kompliziert war. Die 
ausführliche Krankengeschichte des sehr interessanten Falles wäre 
im Original nachzulesen. Die Diiferentialdiagnose ist oft ungemein 
schwer. Die Symptome der Meningitis finden sich ev. auch bei der 
Wirbelsäulenosteomyelitis. Die Lumbalpunktion ist nur bei fehlender 
sekundärer Infektion der Meningen entscheidend. Völlige Sicher¬ 
heit gibt nur die Autopsie in vivo nach Spaltung der Dura. Bei 
Osteomyelitis der unteren Brust- und Lendenwirbel fand sich wieder¬ 
holt Meteorismus. Auch in dem besprochenen Fall, der durch 
Laminektomie, Spaltung und Drainage des Duralsacks geheilt wurde. 
Nach den bei dem Fall gesammelten Erfahrungen empfiehlt G. bei 
Wirbelsäulenosteomyelitis folgendes Vorgehen: Lumbalpunktion. 
Wenn negativ, Anbohrung des druckempfindlichsten Wirbelkörpers¬ 
falls es sich um eine Entzündung der unteren Brust- oder Lenden- 


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Wirbelsäule zu handeln scheint. Ergibt Punktion Typhusbazillen, 
dann Immobilisierung durch Gipsbett, später Gipskorsett. Ergibt 
sie Eiter, Laminektomie am erkrankten Wirbel, Dura beiseite schieben, 
Wirbelkörper vom Wirbelkanal aus anbohren und Draineinlegen. 
Die Dura muss geöffnet werden, wenn Streptokokken oder Staphy- 
lococcus aureus in der Lumbalflüssigkeit gefunden wird, bei Staphy- 
lococcus kann erst der Erfolg der Laminektomie abgewartet und 
die Inzision eventuell später nacbgeholt werden. 

Natzler-Heidelberg. 

16) Plate (Hamburg). Ueber die Anfangsstadien der Spon¬ 

dylitis deformans. (Fortechr. auf d. Geb. der Röntgenstr. XVI, 5 
S. 346. Mit 2 Abbildg.) 

P. bringt 10 kasuistische Beiträge, die er ausführlich bespricht. 
Seine Beobachtungen etc. fasst er in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Es werden nicht in allen Fällen durch das Leiden Be¬ 
schwerden ausgelöst. 

2. Das Trauma spielt für Entstehung und Fortschreiten des 
Leidens eine grosse Rolle, besonders bei veränderten statischen 
Verhältnissen der Wirbelsäule. 

3. Durch Röntgenverfahren ist die frühzeitige Erkennung des 
Leidens möglich, deshalb Anwendung bei allen Fällen — 
auch unter 50 Jahren, — wo die Klagen auf die Wirbel¬ 
säule hinweisen. 

4. Rezidive der Beschwerden auch nach längeren beschwerde- 
freien Intervallen sind häufig. 

5. Zur Behandlung dieser Beschwerden sind Hitze und Haut¬ 
reize sehr geeignet. 

6. Das beste Mittel zur Erlangung der völligen Leistungsfähig¬ 
keit, ev. zur Verhinderung eines weiteren Fortschreitens des 
Leidens, ist ein gutes Stützkorsett. 

7. Die Prognose ist nicht absolut ungünstig. 

Natzler-Hcidelberg. 

17) Z. B. Adams (Boston). A Case of Scoliosis relieved by 

Operation on the transverse process of one of the 
Vertebrae. (The Americ. joum. of orthop. surgery VIII., 2.) 

Durch zahlreiche Röntgenaufnahmen als kongenitale Skoliose 
ex asymmetria vertebrae lumbal. V. kenntlicher Fall. Weiter als 
bis zur Resektion des Proc. transvers. ist auch A. in der operativen 
Behandlung nicht gegangen. Besserung. 

Landwehr-Heidelberg. 


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18) E. 61. Brackett (Boston). Relation between clinical 

evidence and pathological conditions in spinal 
caries. (The Americ. journ. of orthop. surgery VIII., 2.) 

B. weist auf die Schwierigkeit frühzeitiger Erkennung und 
Lokalisation der Wirbelkaries hin und glaubt an klinische Unter¬ 
schiede der Symptome bei Kindern und Erwachsenen. Für die 
Frühdiagnose erscheint ihm wichtig, die Erscheinungen von seiten 
des tragenden Bewegungsapparates von solchen der Beeinträchtigung 
der markschützenden Funktion der Wirbelsäule zu trennen. Er 
macht auf die Herdlokalisation im rückwärtigen Teil der corp. vertr. 
aufmerksam und widerrät das Reklinatiousbett in diesen Fällen. 

Landwehr-Heidelberg. 

19) Plate. Ueber Entstehung und Behandlung der Ischias 

scoliotica. (Deutsche med. Woch. 1911 No. 3.) 

Bei 7 Fällen bestand heterologe Skoliose, d. h. der Oberkörper 
war nach der Seite des gesunden Beins übergeneigt. Der Ober¬ 
körper war meist nach vorn gebeugt. Die Lendenlordose 6 mal 
aufgehoben, einmal bestand eine leichte Kyphose. Bei gewissen 
Körperhaltungen verschwand die Skoliose, beim Aufrichten aus Ruhe¬ 
lage, beim Sitzen, beim Vornüberbeugen. Torsion bestand nicht. 
Auch bei Bauchlage keine Skoliose. Glissonsche Schwebe im Stehen 
verändert aber die Skoliose nicht. Bei Beugung des kranken Beins 
in der Hüfte im Stehen tritt Skoliose mit einem nach der gesunden 
Seite konvexen Bogen auf. Druck auf den Psoas von hinten oder 
vom Bauch her ruft Schmerz hervor, der Patient steht auch meist 
mit gebeugtem Hüftgelenk, in Rückenlage Flexion des Hüftgelenkes bei 
Widerstand nur mit Schmerzen, sodassman eine Neu ralgie der sen¬ 
siblen Aeste des Psoas (Wurzeln des plexus lumbalis) an¬ 
nehmen muss, die oft bei Ischias besteht. Die Skoliose im Stehen 
entsteht durch das Bestreben des Patienten die durch die leichte 
Beugestellung bestehende Verkürzung des kranken Beins durch Ab¬ 
duktion des gesunden auszugleichen, wodurch Schiefstand des 
Beckens und Skoliose eintritt. 

Die Therapie besteht in einer antineuralgischen Kur, 
mit Wärme, Massage und Hautreizen, Injektionen in die Muskeln. 
P. beginnt mit Sandbädern, massiert im heissen Bade den Ischiadikus 
und dehnt ihn durch Erheben des Beins. Dann Psoasmassage vom 
Bauch oder vom Rücken her seitlich von den langen Streckern und 
Dehnung desselben durch Erheben des Beins bei Bauchlage. Dann 


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Galvanisation neben derLumbalwirbelsänleundentlangdemIschiadikus. 
In 4 Wochen schwand Schmerz und Skoliose. 

Hohmann-München. 


20) Calabrese. Voluminoso teratoma della natica destra 
esteso alla regione lombo-sacrale ed alla regione 
crurale. (Oazetta internaz. di medicina e chirurgia 1910, No. 41.) 
Klinischer Fall. Nicht operierbar. Buccheri-Palermo. 


21) Goldschwend (Tetschen). Ein Beitrag aus der Unfallpraxis 

(Tuberkulose des Ileosakralgelenks). (Monatsschrift für 
Unfallheilkunde u. Invaliden wesen, S. 15, No. 1.) 

Ein 44jähriger Mann erleidet bei voller Gesundheit einen leichten 
Unfall durch Sturz auf die 1. Hüftgegend. Seitdem Schmerzen im 
1. Bein, behindertes Gehvermögen, behinderte Arbeitsfähigkeit. Wurde 
zuerst als traumatische Neurose behandelt, dann als Ischias, schliess¬ 
lich wurde — nachdem vorher schon Tuberkulose der Lunge nach¬ 
gewiesen war — die richtige Diagnose gestellt. Die Diagnose ist 
im Anfang der Erkrankung oft sehr schwer. Verwechselungen mit 
Ischias, Lumbalneuralgie, beginnender Coxitis sind leicht möglich. 
Im späteren Stadium gestatten die richtige Diagnose: 1. Auf das 
Gelenk lokalisierbare Schmerzen. 2. Nachweis eines Abszesses an 
der Hinter- oder Vorderfläche des Gelenks (Senkung auf die Darm¬ 
beinschaufel und gegen den Oberschenkel herab!) 3. Röntgen¬ 
aufnahme. (Geleukflächen bindegewebig oder knöchern verschmol¬ 
zen, sklerosierende Prozesse am Rande der tuberkulösen Knochen¬ 
herde.) Natzler-Heidelberg. 

22) A. R. Shands. Fracture— dislocation of the shoulder. 

(The Amerih. joum. of orthop. surgery VIII. 2.) 

5 Fälle von Fract humeri cum luxat capitis. Exstirpation des 
Kopfes; in den nachuntersuchten Fällen sehr gute funktionelle 
Resultate. Laadwehr-Heidelberg. 

23) F. H. Bradford (Boston). The operative treatment of 

paralysis of the shoulder following anterior Polio¬ 
myelitis. (The Americ. journ. of orthop. surg. VIII. 1.) 

In einer Reihe von Fällen hat Br. die periostale Fixierung 
eines Trapeziusteiles an der Oberarminsertion des Deltoides vorge¬ 
nommen. Bei ausgedehnten Lähmungen hat er Arthrodesen und 
Nervenplastiken ausgeführt. Zur Sicherung der ersteren bedient er 
sich einer Periostbrücke. Nerventransplantationen beurteilt er 

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skeptisch. Bei Naht von Muskel auf Muskel befürchtet er Unbe¬ 
ständigkeit des Ergebnisses infolge der Dehnung der Muskelnaht. 
Dies und (lie geringe Grösse des zu transplantierenden Trapezius- 
lappens bestimmt den Autor zu folgenden Vorschlägen: Ein¬ 
lagerung einer seidenen Sehne in den Muskelbauch von einem 
Insertionspunkte zum andern. Selbständige SeidenzUgel vom Akro- 
mion zum Humerus sollen dem Eigengewicht des Oberarms ent¬ 
gegen wirken. Zum Ersatz des gelähmten Biceps empfiehlt Br. 
den Pector. min. Landwehr-Heidolberg. 

24) Thom (Posen). Beitrag zur Gelenkmobilisation (Inter- 

position eines frei transplantierten Fascienstreifens bei 

knöcherner Ankylose des Ellbogengelenks.) (Deutsche Zeitschr. 

f. Chir. Bd. 108 t S. 424 ff.) 

Th. berichtet über einen von Ritter auf die angegebene Weise 
operierten Fall. Der Fascienstreifen wurde dem Oberschenkel ent¬ 
nommen und frei auf die Gelenkfläche des Oberarmes transplantiert, 
die er ganz bedeckt Fixation ringsum durch Seidennähte. Naht 
der Gelenkkapsel etc. Vom 10. Tag an Massage. Ca. 9 Wochen 
p. op. Entlassung bei einer Exkursionsfähigkeit von 36°. Trotz 
mangelnder mediko-mechanischer Nachbehandlung fortschreitende 
Besserung. Ca. 9 Monate p. op. Exkursionsfähigkeit im Ellbogen¬ 
gelenk von 55°. Natzler-Heidelberg. 

25) Brassert (Leipzig). Spätlähmung des Ulnaris und Unfall. 

(Monatsschrift f. Unfailheilk. u. Invalidenwesen.) 

Ein 34 jähriger Landwirt hatte in früher Kindheit eine Ober¬ 
armfraktur erlitten, die schlecht heilte und deformierende Gelenk¬ 
veränderungen am Ellbogen' und Schweiss des Armes zur Folge 
hatte. Trotzdem konnte er seiner schweren Arbeit ungestört nach¬ 
gehen. Im Jahre 1902 neuer Unfall (Distorsion des 1. Schulter¬ 
gelenks, Zerrung und Quetschung des Armes), der allmählich die 
Symptome einer Ulnarislähmung zeitigte. Die Erklärung ist nach 
ß. wohl die, dass der Ulnaris durch die alte Ellbogengelenks¬ 
deformität beeinträchtigt, durch das neue Trauma noch stärker 
alteriert und nun durch den schädlichen Einfluss beider Faktoren 
allmählich ausser Funktion gesetzt wurde. Natzler-Heidelberg. 

26) Baiseh (Heidelberg). Luxatio radii bei pathologischem 

Cubitus valgus. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 1911. Bd. 109, S. 113 ff 

Mit 4 Röntgenb.) 

Bei einem 14jährigen Jungen war innerhalb zweier Monate 
dreimal ohne besonderes Trauma eine Luxation des Kadiusköpfchens 


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nach vorne eingetreten. Es bestand cubitus valgas, veranlasst durch 
ungewöhnlich schlaffe Gelenkbänder. B. erklärt sich bei der grossen 
Schlaffheit des lig. annulare das Zustandekommen so, dass bei Beuge¬ 
stellung bei einer Pronationsbewegung das Radiusköpfchen durch Zug 
der Bizepssehne nach vorn und oben herausgehebelt werden kann, 
ln dem besprochenen Fall wurde das Radiusköpfchen reseziert, und 
es erfolgte ungestörte Heilung. Natzler-Heidelberg. 


27) Georg Müller (Berlin). Ueber Radiusfrakturen und ihre 

Schicksale. (Monatschrift für Unfallheilkunde und In validen wesen 
No. 1, S. 7.) 

Unfallverletzte kommen zu spät in sachgemässe Nachbehandlung 
und das zum Schaden der Verletzten und — der Berufsgenossen¬ 
schaften! Die Wahrheit dieses Uebelstandes beweist er an seinen 
Unfallverletzten mit Radiusfrakturen. Die frischen Fälle seiner 
Privatpraxis heilten bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer 
von 48 Tagen ohne Unfallsfolgen (Glaessner 49 — 56, Thiem 90 
Tage!), die fast durchweg erst nach 13 Wochen Karenzzeit in 
Behandlung genommenen berufsgenossenschaftlichen Kranken er¬ 
forderten eine durchschnittliche Behandlungsdauer von 180 (!) Tagen, 
bei einer durchschnittlichen Erwerbsbeeinträchtigung von 17 %. Die 
Zahlen sprechen wirklich deutlich! Natzler-Heidelberg. 


28) Segrfe e Scovazzl (Turin). Contributo allo Studio delle 
lussazioui del carpo. (La Clinica chirurgica. A. XIX, Nr. 3.) 

Der klinische Fall betrifft einen 60 jährigen Arbeiter mit mehreren 
Läsionen in der Vorgeschichte, unter denen eine alte rechtsseitige 
Luxation des Radius auf den Carpus, die mit Beschränkung der 
Bewegungen zur Heilung kam, von Wichtigkeit ist. Im Alter von 
60 Jahren entstand infolge eines Sturzes auf die linke Handfläche 
in Hyperextensionsstellung eine vordere Subluxation des linken 
Handgelenkes. Das Resultat derselben war verschieden von dem 
normalen der Heilung oder der Beschränkung der Bewegungen, 
vielmehr ist die Luxation des Handgelenkes zu einer habituellen 
geworden: willkürlich, wenn der Mann seine Läsion zeigen will, 
spontan unter der Einwirkung einer auch leichten Anstrengung. 

Aus dem Studium des Falles, das durch Radiographien doku¬ 
mentiert wird, lassen sich auf Tatsachen gestützte Schlüsse ziehen. 

Die Luxation des Handgelenkes, nach vorn oder hinten, muss 
zur Bildung eines Kapitels für sich in der chirurgischen Pathologie 
herangelassen werden. Die Madelung’sche Krankheit kann die Luxatio 

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radio-carpica vortäuschen, die Radiographie legt die Diagnose fest. 
Die vollständige Heilung kann, unabhängig von jeder Komplikation, 
ausbleiben. Bucoherl-Palermo. 

29) Lilienfeld (Leipzig). Wie heilen die Brüche und Ver¬ 

renkungen der Finger in der Kassenpraxis? (Fortschr. 
auf d. Geb. d. Roentgenstr. XVI, 3. Seite 208. Mit 8 Fig.) 

L. betont die alte Erfahrung, dass Frakturen gewöhnlich viel 
zu spät zur mediko-mechanischen Nachbehandlung kommen. Ferner 
weist er darauf hin, dass Finger - Verrenkungen und dislozierte 
Brüche selten, wie es verlangt werden muss, möglichst sofort ein¬ 
gerenkt werden. Finger-, besonders Daumenluxationen, werden 
recht häufig übersehen. Um diese Misstände in der Kassenpraxis 
zu vermeiden, stellt er folgende Forderungen auf: Dem Kassen¬ 
arzt ist zur Versorgung eines Knochenbruches die unbedingt nötige 
Assistenz (Personal der Sanitätswachen!) zu stellen. Bei Verdacht 
auf Fraktur sofort Roentgenaufnahme, nicht blos Durchleuchtung! 
— in zwei zueinander senkrechten Ebenen. Im Anschluss daran 
sofortige Einrichtung. Kontrollaufuahme nach dem Verband. Mög¬ 
lichst frühe mediko-mechanische Nachbehandlung (im Allgemeinen 
von der dritten Woche an). Natzler-Heidelberg. 

30) Stephan (Königsberg). Ueber Epiphysenlösung am 

Schenkelhälse und echte Schenkelhalsfrakturen im 
jugendlichen Alter. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 109, S. 176 ft’. 
6 Röntgenbilder.) 

Schenkelhalsfrakturen bei Jugendlichen sind häufiger als im 
allgemeinen angenommen wird. Verf. bringt 3 Fälle mit ent¬ 
sprechenden Röntgenbildern. Die Symptome sind im allgemeinen: 
Trochanterhochstand, Aussenrotation, Adduktiou, oft leichte Flexions¬ 
kontraktur. Bewegungsbeschränkungen, Sugillationen, Schwellungen 
oder gar Krepitation fehlen oft. Differentialdiagnostisch kommt 
tuberkulöse Coxitis in Betracht. Schwierigkeiten in dieser Hinsicht 
beseitigt am besten das Röntgenbild. Therapeutisch kommt in erster 
Linie Extensionsverband mit permanenter Gewichtsbelastung in Be¬ 
tracht. Dabei sind zeitweise Bewegungsübungeu im Knie wichtig. 
Die Patienten sollen nicht zu früh aufstehen und erst allmählich 
mit dem ganzen Körper belasten. Schienenstützapparat ist anfäng¬ 
lich empfehlenswert. Bei ungenügender Konsolidation oder zu 
schlechter Stellung Operation: Subtrochantere lineare oder schräge 
Osteotomie, eventuell Resektion des Kopfes. Zur Nachbehandlung 


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wird ein gefensterter Hüftgipsverband mit Extension des Beines 
empfohlen. Natzler-Heidelberg. 

31) Blanchard W. Coxa yara. (The Americ. joam. of orthop. sur- 

gery VIII. 1.) 

Unter 1000 Fällen von genu valgum und rachitischen Deformi¬ 
täten der Unterextremität entfielen sämtliche 32 Beobachtungen von 
coxa vara und 3 von coxa valga auf Kinder von 3 bis 6 Jahren. 

Oft wurde die Schenkelhalsverbiegung erst offenkundig nach 
Verbesserung der distaleren Deformität Bei Rachitis ist coxa vara 
Syndrom von O-Bein, coxa vara von Genu valgum; 2 Beobachtungen 
von coxa valga und anderseitigem X-Bein; bei beiden Fällen wurde 
das Bein im Stand in Abduktionsstellnng gehalten. 

Bl. hat 4 traumatische Coxa vara-Fälle, 2 bei Arthritis deformans 
und 1 kongenitalen gesehen. Die ätiologische Behandlung der Tuber¬ 
kulose erkennt er nicht an. 

Die Behandlung ist in jedem Lebensalter undenkbar, solange 
das Leiden fortschreitet; die Kranken lehnen eine wirksame Therapie 
ab. Später giebt die Osteotomie gute Resultate. 

Landwehr-Heidelberg. 

32) H.-L. Bocher. Schnappende Hüfte. (Gazette dea höpitaux. 

1911, 30.) 

R. ist selbst mit schnappender Hüfte behaftet; er stellte 1905 
schon vor Ferratons erster Veröffentlichung einen hierhin gehörigen 
Fall vor. Vorkommen meist im Alter von 20 — 30 Jahren, meist 
bei Männern. Die Beschwerden hält R. für meist übertrieben, 
ebenso die Funktionsbehinderung durch das Phänomen. 

Die sch. H. ist stets eine funktionelle Eigentümlichkeit, nie 
eine Krankheit; ihr können sich pathologische, insbesondere post¬ 
traumatische, Zustände (Bursitis) zugesellen. Das Zustandekommen 
hat R. anatomisch und klinisch wie folgt geklärt. Die gespannte 
Saite ist die fibrös-sehnige Ausstrahlung des Glut, max., diese 
gleitet über einen Vorsprung im Trochantergebiet oder dessen Nach¬ 
barschaft und wird angespannt durch eine Kontraktion des Glutaeus 
max. Der Hinweis auf die Verwechslungsmöglichkeit mit der 
habituellen Hüftluxation erscheint nicht überflüssig. Auch hat R. 
2 Fälle beobachtet, in denen zwei kurz aufeinder folgende ober¬ 
flächliche Geräusche zustande kamen, wenn der Oberschenkel 
forziert abduziert wurde; über die Entstehung ist er im unklaren. 
Zur operativen Therapie nichts neues. Landwehr-Heidelberg. 


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33) R. Bastianelli (Rom). Un tentativo di cura dell’ osteo- 

artrite deformante dell’ anca mediante artroplastica. 
(Rivista ospedaliera 1911, vol. 1, No. 1.) 

Hinsichtlich eines klinischen Falles anerkennt Verf. nach Er¬ 
örterung des Wertes und der Erfolge der wegen dieser Krankheit 
ausgefuhrten Operationen (Resektion des Hüftgelenkes, Decapitatio 
des Femur, Ankylose des Schenkels in Abduktionsstellung etc.), 
dass das Wirkungsgebiet der Chirurgie bei dieser Krankheit sehr 
einzuengen ist. 

Durch seine Operation oder Arthroplastik bezweckte Verf.: 
1. den alterierten Teil zu entfernen und das Fortschreiten des Leidens 
hintanzuhalten; 2. der Extremität eine zur Funktion geeignetere 
Stellung zurückzugeben; 3. die Funktion wieder herzustellen und 
zu erhalten. 

Unter Kombination des Tabaksbeutelverfahrens von Ollier 
mit der Arthroplastikoperation von Murphy und der Operation 
für Ankylosen, welche Isaja für die Resektion des Ellenbogen¬ 
gelenkes ausführt, erzielte Verf. in seinem Fall ein chirurgisches 
und funktionelles Resultat, das noch nach mehreren Monaten ein 
ziemlich gutes war. Photographien und Radiographien sind zur 
besseren Erläuterung beigegeben. 

Verf. ist von der Mangelhaftigkeit dieses ersten Therapiever¬ 
suches bei einem Leiden, das uns noch in jeder Hinsicht unbekannt 
ist, überzeugt, hofft aber, dass andere dadurch zu glücklicheren 
Versuchen angeregt werden möchten. Buccherl-P&lerao. 

34) Kohls (Berlin). Knochencyste. (Zentralbl. f. Chir. 1911, No. 14.) 

Spontanfraktur des 1. Oberschenkels infolge von Knochencyste. 

Nach Diagnose der Cyste im Röntgenbild Freilegung, Auskratzung. 
Wegnahme von je 2 cm Knochen an beiden Fragmenten; Knochen¬ 
bolzen, Naht durch Silberdraht. Heilung mit 4 cm Verkürzung. 

Natzler-Heidelberg. 

35) Zur Verth (Berlin). Knochenveränderungen beiLues here- 

ditaria heranwachsender Kinder im Röntgenbild, unter 
besonderer Berücksichtigung des chronischen Knie¬ 
gelenksergusses. (Zentralblatt f. Röntgenstrablcn etc. 1911, S. 272. 
mit 3 Tafeln.) 

V. hat eine Reihe von Untersuchungen angestellt, um eventuell 
röntgenologisch differentialdiagnostische Unterschiede zwischen kon¬ 
genitalluetischem und tuberkulösem Knie heranwachsender Kinder 


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genau festzulegen. Bei 60 Fällen mit chronischem Hydrops genu 
syphiliticus waren seine Bemühungen erfolglos. Dann hat er das 
Knochensystem älterer hereditär-luetischer Kinder überhaupt unter¬ 
sucht und teilt einige interessante Befunde mit. Er bringt Bilder 
mit diffusen Diaphysenerkrankungen, die von vielen als typische 
hereditär-luetische Knocbenveränderung des zweiten Kindesalters 
bezeichnet werden, ferner multiple Gummata und Lokalisation der 
Lues hereditaria an den Epiphysenfugen. Einige Bilder zeigen auf¬ 
fallende Knochenatrophie, doch ist V. mit anderen der Ansicht, 
dass diese Atrophie im allgemeinen gegen Lues spricht und der 
Rachitis zur Last zu legen ist. Natzler-Heidelbcrg. 

36) Schulz (Berlin). Abriss der Ligamenta cruciata. (Zentral¬ 

blatt f. Chir. 1911, No. 14 S. 500. Sitzungsber. der fr. Vereinig. Berliner 

Chirurgen.) 

Das Lig. cruc. post, war abgerissen und 2 Knochenstücke von 
der Eminentia intercondyl. post, abgesprengt. Charakteristisch für 
die Verletzung ist die Möglichkeit bei leicht gebeugtem Knie und 
Entspannung der Muskeln den Unterschenkel nach hinten zu gegen 
den Oberschenkel zu verschieben. 

Nach Stützung der Diagnose durch Röntgenbild, Operation: 
Arthrotomie und Resektion des hinteren Kreuzbandes. 

37) Cocco (Cagliari). Contributo allo studio della eziologia 

e patogenesi del genu valgum e della talalgia. (Gazzetta 

internazionale di medicina e chirurgia 1910. Nr. 20.) 

Verf. veröffentlicht zwei klinische Beobachtungen, durch die er 
beweisen zu können glaubt, dass einige Krankheitsformen aus der 
Gruppe der Affektionen der Wachstumsperiode nicht einen rachitischen 
oder mechanischen, sondern einen tuberkulösen Ursprung besitzen, 
und dass der bazilläre Ursprung in einigen Fällen von Genu valgum 
und Talalgie klar erscheint. 

Die tuberkulöse Natur wurde in solchen ausser durch die 
Familiengeschichte durch die positive Tuberkulinreaktion und das 
Fehlen früherer rachitischer Erscheinungen und koexistierender 
Läsionen dieser Art bekräftigt. Buccherl-Palermo. 

38) Cipolllno (Novara). La tarsectomia posteriore con piede 

in atteggiamento plantigrado. (La Clinica chirurgica. 1910. 

Nr. 10.) 

Verf. illustriert einen Fall von Resektion des hinteren Tarsus 
mit Fu8s in normaler Stellung und macht einen Vergleich zwischen 


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dieser Operation und deijenigen von Wladimiroff-Mikulicz. Er 
behauptet, dass, wo es möglich ist, der Fuss immer in normale 
Stellung gesetzt werden muss, selbst wenn nicht nur der hintere, 
sondern auch der vordere Tarsus, einige Zentimeter der Tibia und 
Fibula und ein kurzes Stück von der Haut des Kalkaneus durch 
den entzündlichen oder tuberkulösen Prozess invadiert sind. Die 
zurückbleibende Höhle füllt sich, zweckmässig drainiert, rasch mit 
kompaktem fast knöchernem Bindegewebe aus (besonders wenn man 
darauf bedacht gewesen ist, das Periost der plantaren Fläche des 
Kalkaneus ln situ zu lassen) und der Fuss hält das Körpergewicht 
sehr gut aus. Es bleibt eine Verkürzung der Extremität um sieben 
oder acht Zentimeter zurück. Verf. zitiert das Verfahren von 
Negretto zu Lodi und nimmt für Parona zu Novara das Ver¬ 
dienst in Anspruch, die notwendigen und genügenden Bedingungen 
festgelegt zu haben, um einen Fuss nach Resektion des Tarsus, der 
Tibia und der Fibula in normaler Stellung zu halten. Verf. be¬ 
hauptet, dass die Resektion nach Wladimiroff-Mikulicz nur an¬ 
zuwenden ist, wenn die Wahl nur auf sie oder die Amputation des 
Fusses fallen kann, und zwar namentlich wenn die ganze Haut des 
Kalkaneus durch den Prozess invadiert ist. Buocherl-Paleraio. 

39) Stamme (Leipzig). Kompressionsfraktur des Knochen¬ 

kerns des Os naviculare pedis. (Fortachr. auf dem Geb. der 

Röntgenstr. XVI, 5. S. 342. Mit 4 Figdren und 3 Textskizzen.) 

Kasuistischer Beitrag zur sogenannten Köhler’schen Knochen¬ 
erkrankung. öjähriger Knabe erlitt ein Trauma durch Herabspringen 
von einem Wagen. Bei der Untersuchung (ca. 3 Monate später) 
leichtes Hinken auf dem linken Fuss, Schwellung in der Gegend 
des Naviculare. Geringe Druckempfindlichkeit, ebenso geringe Emp¬ 
findlichkeit bei passiven Drehungen des Fusses. Wahrscheinlich¬ 
keitsdiagnose : Tuberkulose. Roentgenaufnahme ergibt Kompressions¬ 
fraktur des Naviculare-Kerns. Behandlung: Gipsverband in recht¬ 
winkliger Fusstellung auf einen Monat, dann 4 — 5 Wochen leichte 
Massage, Wickelungen, Einlage, die 6 Monate getragen wurde. 
Heilung. 

Aetiologisch kommt wohl immer Trauma in Frage. 

Natzler-Heidelberg. 

40) Reclus. Le esostosi sotto-cutanee e la talalgia. 

(La Riforma medica. 1 genn. 1911.) 

Die T&lalgie ist sicher in der ungeheuren Mehrheit der Fälle 


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gebuDden an die Exostose: es können aber subkalkaneäre Exostosen 
ohne Talalgie Vorkommen. Baocherl-Palermo. 

41) CI. Becchi. Intorno ad una notevole osservazione di 

lipoma deir articolazione astragalo-scafoldea interna. 

(Gazzetta internaz. di medicina e chirurgia 1910, No. 43.) 

Beschreibung einer klinischen Beobachtung. 

Buccheri-Palenno. 

42) M&ller (Berlin). Zur Klinik des Plattfusses und der 

Zehendeformitäten. (Med. Klinik 1911, No. 14 S. 530 ff.) 

Der statische Platt- oder Senkfuss kommt nach M. zustande in 
letzter Linie durch Störung des Antagonismus der Fussmuskeln zu 
ungunsten der Beuger. Normalerweise haben die Beuger am Fusse 
das Uebergewicht über die Strecker. Durch ungünstige Blutver¬ 
sorgung (schlechte Herztätigkeit, Arteriosklerose, mechanischer Druck, 
durch schlechte Strümpfe und Schuhe) werden die Beuger geschädigt, 
sie können ihre Funktion nicht mehr ausüben, erschlaffen, werden 
überdehnt und die Fusswölbung sinkt ein. Die Strecker erhalten das 
Uebergewicht. Dazu soll noch ein weiteres Moment kommen: Die 
Beugemuskeln sind entwickelungsgeschichtlich „Greifmuskeln“, haben 
aber mit der fortschreitenden Kultur diese Bestimmung verloren und 
bewegen sich, wie jedes Organ, das seiner eigentlichen Bestimmung 
entzogen ist, auf einer rückschrittlichen Bahn. So wäre also auch 
der Plattfuss unter die Kulturkrankheiten „entwickelungsgeschicht¬ 
lich“ eingereiht. Auf gestörten Muskelantagonismus werden auch 
die Entstehung der Hammerzehen und des Hallux valgus zurückgeführt 

Prophylaktisch rät M., die Kinder nicht zu frühe laufen zu 
lassen. Für gute Blutversorgung des Fusses ist besonders zu sorgen. 
Das Schuhwerk muss richtig gebaut sein (vorne nicht nur breit, son¬ 
dern auch genügend hoch), Fussgymnastik in jeder Form (Barfuss- 
laufen) wird empfohlen. Alle starren Plattfusseinlagen verwirft M., 
da sie angeblich die nötige Bewegungsfreiheit der Zehen aufheben. 
Die Einlagen müssen elastisch sein. Eventuell müssen bei Knochen¬ 
veränderungen im Fussskelett blutige oder unblutige chirurgische 
Eingriffe ausgeführt werden. 

Prophylaxe und Therapie der Hammerzehen und des Hallux 
valgus ergeben sich aus dem Vorhergesagten. Vor eventuellen 
chirurgischen Massnahmen ist ein einfacher Apparat zu versuchen, 
der darin besteht, dass auf einer Ledersandale, die im Schuh ge¬ 
tragen wird, durch Bändchen die Zehen gestreckt und die grosse 
Zehe adduziert werden. Natzler-Heidelberg. 


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43) £. ftreggio. Intorno al mal perforante plantare. 

(II Tommaui 1910, Nr. 88 — 29.) 

Verf. beschreibt diesen Krankheitsprozess und zeigt sich als 
Anhänger der Behandlungsmethode nach Chipault, d. h. Ver¬ 
längerung des Nerven und Reinigung des trophischen Ulcus. 

Buccherl-Palermo. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

44) Traugott. Wissenschaft!. Vereinigung am städt. Krankenhaus Frankfurt a. M. 

10. I. 1911. (Ref. Mönch, med. Woch. Nr. 10. 1911.) 
Missbildungen. 1. Rechter Arm* Mikromelie. Linker Arm: Spontan- 
amputation im oberen Drittel des Humerus. 2. Spontanamputation der rechten 
Hand und Mittelhand mit 5 häutigen Gebilden anstelle der Finger, die dem 
Stumpf aufsassen. Hohmann-München. 

45) Pfaundler. Münch. Gesellschaft f. Kinderheilkunde. 10. II. 1911. (Ref. 

Münch, med. Woch. Nr. 11. 1911.) 

Pseudorachitisme syphilitique. Eine Spätform kongenitaler Lues 
mit hochgradigen multiplen Verkrümmungen der Gliederknochen, die Rachitis 
Vortäuschen, jedoch nach dem Röntgenbefund luetischen Ursprungs sind. Salvarsan. 

Hohmann-München. 

46) Kellner. Aerztl. Verein Hamburg. 14. II. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 9. 1911.) 

Verlangsamte Knochenbildung bei einem Kretin. 7jährige 
Kretine zeigt im Röntgenbild an der Handwurzel eine Knochenanlage nur in 
2 Handwurzelknochen, während beim normalen gleichaltrigen Kind 6 Kerne 
sichtbar sind. Dorch dauernde Jodothyrinbehandlung ist das Kind in 8V> 
Jahren sehr gewachsen und auch geistig günstig beeinflusst worden. 

Hohmann-München. 

47) David. Verein der Aerzte Halle. 11. I. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 10. 1911.) 

1. Atonisch-astatischer Typus der infantilen Zerebrallähmung 
(Foerster). Abnorm starke Beweglichkeit vieler Gelenke, Astasie des Kopfes, 
Rumpfes und Beckens. Muskelkraft ist nicht herabgesetzt, elektrischer Befund 
nicht verändert, Spasmen und Paresen fehlen. Durch methodische Uebungen 
gelang es, einen Teil der Astasie zu beseitigen. 

2. Linksseitige Lähmung eines Teils der schiefen und queren 
BauchmuBkulatur. 3jähriges Kind. Poliomyelitis. Baucheingeweide treten 
hei intraabdominalem Druck tumorartig vor, ähnlich der Pseudohernia lumbalis. 

Hohmann-München. 


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48) Deutschländer. Aerztl. Verein Hambarg. 14. II. 1911. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 9. 1911.) 

Nagelextension. Oberschenkelbruch bei 13jährigem Mädchen mit 6 cm 
Verkürzung geheilt Dadurch Skoliose. Deshalb schräge Osteotomie des Femur 
und siebenwöchige Nagelextension mit Gewicht bis 25 Ko. Vollkommene 
anatomische und funktionelle Heilung. Hohmann-München. 

49) Blenoke. Mediz. Gesellsch. Magdeburg. 15. XII. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 14. 1911.) 

1. Bursitis subacromialis. Im Röntgenbild erhebliche Kalkablagerung 
in der Bursa. Kein Trauma. Heissluft von günstigem Einfluss. 

2. Pseudocallus. Nach einem Trauma war im Röntgenbild am 
Condylus medialis femoris ein langgezogener schmaler Schatten zu sehen, 
parallel dem Femur. In einem Fall fand sich der Schatten sogleich, in zwei 
anderen Fällen erst 4—10 Wochen nach der Verletzung, also keine Absprengung, 
sondern wohl Periostverletzung mit Bildung eines Pseudocallus. 

3. Sesambeinfraktur. Durch Fall einer schweren Eisenstange auf den 
Fuss Bruch des medialen Sesambeines. Kein Os bipartitum wegen der deutlich 
gezackten unregelmässigen Bruchlinie und des umschriebenen Druckschmerzes. 

4. Spontanfraktur der Tibia. Im Anschluss daran eine Arthropathie 
des Fussgelenkes, Beginn vor 3 Jahren, als noch keine Zeichen von Tabes be¬ 
standen. Frühsymptom. Arthropathie seit 1 Jahr durch Schienenhülsenapparat 
zum Stillstand gekommen. 

5. Mal perforant du pied. Zurückzuführen auf Arthropathie des 

Mittelfusszehengelcnkes der kleinen Zehe. Hohmann-München. 

50) Hni8man8 (Köln). Rheinisch-westfäl. Gesellsch. f. innere Medizin u. Nerven¬ 

heilkunde. 20. XI. 1910. (Ref. Münch, med. Woch. Nr. 9. 1911.) 
Doppelseitige Halsrippe. Nur die linke Halsrippe machte Be¬ 
schwerden, die rechte wurde erst im Röntgenbild festgestellt. 

Hohmann-München. 

51) 6ro8$mann. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Muskulärer Schiefhals. Exstirpation nach Mikulicz. Keine Nach¬ 
behandlung nötig. Diskussion: Leser exstirpiert nur ausnahmsweise den 
Muskel, legt grossen Wert auf die Nachbehandlung. Grossmann legt nur 
für 4—5 Tage einen steifen Verband an. Hohmann-München. 

52) Prol86r. Aerztl. Verein Hamburg. 31. 1. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 7. 1911.) 

Willkürliche Luxation der linken Klavikula. 18jähr. Mädchen 
kann unter lautem Geräusch das Schlüsselbein unter und hinter den sternalen 
Bauch des Sternocleido-mastoideus luxieren, sowie die Schulter vor- oder rück¬ 
wärts verlagert wird. Keine Beschwerden. Hohmann-München. 


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53) Prelser. Aerztl. Verein Hamburg. 14. III. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 
Nr. 13. 1911.) 

Fraktur im Collum chirurgicum humeri. In der Barden heu ersehen 
portativen Extensionsschiene gelingt die Einrichtung der Fragmente ausgezeichnet. 
Auch bei Fraktur beider Vorderarmknochen im unteren Drittel bei der das 
distale Fragment aus seiner dorsalen Abweichung nicht zu reponieren war, ge¬ 
lang die Reposition spielend in der B.’schen Vorderarmschiene. 

Hohmann-München. 

64) Beltz (Köln). Rheinisch-westfäl. Gesellsch. f. innere Medizin und Nerven¬ 

heilkunde. 20. XI. 1910. (Ref. Münch, med. Woch. Nr. 9. 1911.) 

Bursitis subacromialis. 36jähriges Fräulein, Trauma der Schulter 
im Röntgenbild wolkenförmige Schatten oberhalb und seitlich des Humerus¬ 
kopfes. 10 Tage Streck verband, dünn Heissluft, Massage und Bewegungen 
Unter Röntgenkontrolle allmähliches Verschwinden des Schattens. In der 
Diskussion glauben Grober und Dahlhaus, dass die Flecken nicht Kalk¬ 
ablagerungen, sondern Bluterguss im Schleimbeutel sind. 

Hohmann-München. 

65) Grünfeld. Gesellsch. f. innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. (Ref. 

Münch, med. Woch. Nr. 14. 1911.) 

Klumpfüs6e, Luxation des Radiusköpfchens und Syndesmose 
zwischen Radius und Ulna bei achtmonatl. Säugling. Hände stehen in 
fixierter Pronationsstellung, federn bei passiver Supination wieder zurück. Ur¬ 
sache : Fruchtwassermangel. Hohmann-München. 

56) Veit. Verein der Aerzte Halle a. d. S. 14. XII. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 7. 1911.) 

Polydaktylie. Kind mit 8 Zehen an einem, 7 am anderen Fuss, 7 
Fingern der einen und 6 Fingern der andern Hand. Wassermann der Mutter 
negativ. Nichts Hereditäres nachweisbar. Hohmann-München. 

57) Zendlg. Altonaer ärztl. Verein. 22. II. 1911. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 14. 1911.) 

Hy sterische Kontraktur der Hand- und der Fingergelenke. 
Grosse Schmerzhaftigkeit, Oedeme in der Nähe des Handgelenkes mit leichter 
lokaler Temperatursteigerung, elektrischer Befund normal. Mehrwöchentliche 
hypnotische und elektrische Suggestivbehandlung beseitigt die Kontrakturen. 

Hohmann-München. 

58) Wendel. Med. Gesellschaft Magdeburg 17. XI. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 8. 1911.) 

Enchondrom des Fingers. 13jähr. Knabe. Ursprünglich von anderer 
Seite als Spina ventosa angesehen, mit Jodoforminjektionen behandelt. 
Zentrale Form, die die Grundphalanx sowohl als auch die Mittelphalanx des 
kleinen Fingers betraf. Hohmann-München. 


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59) Bruckner. Gesellech. t Natur- und Heilkunde zu Dresden. 28. I. 1911. 

(Ref. Münch, med. Woch. Nr. 14. 1911.) 

Angeborene und frühzeitig erworbene Lähmungen der unteren 
Extremitäten, l^jähriges Mädchen konnte von klein auf die Beine nicht 
gut bewegen, nicht gehen und stehen. Kind gut entwickelt, nicht rachitisch, 
starke Hypotonie der Muskeln der unteren Extremitäten, Parese der proximalen 
Muskeln (Strecker des Unterschenkels, Oberschenkels und der Adduktoren), 
fehlende Patellarreflexe, erhaltene Intelligenz und Sensibilität. 

6jährige Schwester. Dasselbe Leiden, angeboren, in noch höherem Grade. 
Die unteren Extremitäten zeigen Beugekontrakturen in Hüft- und Kniegelenken. 
Hochgradige Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit. 

Bei dem jüngeren Kinde hatte sich die Bewegungsstörung sicher erst 
nach dem 6. Monat entwickelt. 

Diagnose: wahrscheinlich frühinfantile hereditäre spinale Muskelatrophie. 

Hohmann-München. 

60) P. A. Müller. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden. 3. XII. 1910. 

(Ref. Münch, med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Fall von spontan geheilter kongenitaler Hüftgelenksluxation 
3jähriges Mädchen, bei dem vor l 1 /* Jahren durch Röntgenbild linksseitige 
Hüftluxation festgestellt wurde. Bei der neuen Untersuchung bestand die 
Luxation nicht mehr. Mutter gab an, dass das Kind bei maximal gespreizten 
Beinen gefallen sei, in der linken Hüfte über Schmerzen geklagt und einige 
Zeit gehinkt habe. Allmählich sei der Gang immer besser geworden. Offenbar 
hatte spontane Reposition über den oberen Pfannenrand stattgefunden. — 
Rupprecht sah 3 ähnliche Fälle, bei denen vielleicht die Eltern durch Ab- 
duzierung beim Pudern des Kindes die Einrenkung vollzogen haben. Auch 
0. Kaiser sah einen durch Röntgenbild bestätigten derartigen Fall. 

Hohmann-München. 

61) Hasalauer. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Koxitis. Eine sehr schmerzhafte Koxitis mit Fieber, grosser Verkürzung 
durch Subluxation, starker Adduktion und Innenrotation, wurde mit Gehapparat 
unter langsamem allmählichen Redressement wesentlich gebessert in Stellung 
und Verkürzung. Hohmann-München. 

62) Rudow. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910.) (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Hüftkontraktur durch Myositis fibrosa des Sartorius. Leser 
glaubt an ischämische Ursache. Hohmann-München. 

63) Prelser. Aerztl. Verein Hamburg. 31. 1. 1911. (Münch, med. Woch. 

Nr. 7. 1911.) 

Epidurale Injektionen bei Ischias. Gute Erfolge, bisweilen Heilung 
durch eine Einspritzung in den Sakralkanal, oft mehrere, 8—10 ccm physiolo¬ 
gische Kochsalzlösung. Hohmann-München. 


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64) Rudow. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 7. 1911.) 

Knochenverletzung des Adolescens. In den ersten Lebensjahren 
schwere rachitische Verkrümmungen. Allmähliche Zunahme der Verkrümmung 
des rechten Oberschenkels bis zum 12. Jahr. Von da an bis zum 14. tritt 
hochgradige Erweichung dieses Knochens und Tragunfähigkeit ein. Leser 
denkt an schlecht geheilte Fraktur im frühen Kindesalter. 

Holtmann-München. 

65) Gro88mann. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Doppelseitige Quadrizepslähmung. 14jährige Patientin. Polio- 
myelitische Lähmung. Vor 2 Jahren beiderseits Verpflanzung von Bizeps und 
•Semimuskeln auf die Patella und Sehnentransplantation n zur Beseitigung der 
Spitzfüsse. Pat., die früher nicht ohne grosse Apparate gehen konnte, kann 
jetzt allein mehrere Stunden gehen. Vollständige aktive Streckung der Knie¬ 
gelenke. Diskussion: Leser fragt nach der Fixationsmethode. Grossmann: 
Nabt mit Seide unter grosser Spannung. Holtmann-München. 

66) 6ro88mann. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 7. 1911.) 

Doppelseitiges Genu valgum. Suprakondyläre Osteotomie nach 
Röpke: Durchmeisselung von der lateralen und medialen Seite aus in zwei 
nach unten konvergierenden Ebenen, sodass die Meisseiwunden die Form eines 
lateinischen V haben. Hohmatltl-München. 

67) Barabo. Nürnberger med. Gesellschaft. 10. XI. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 9. 1911.) 

Luxation des Wadenbeinköpfchens nach hinten. Bei 68jährigem 
Arbeiter durch Fall auf das linke Knie entstanden durch den starken Muskel¬ 
zug des Bizeps. Hohmaim-München. 

68) Leter. Aerztl. Verein Frankfurt a. M. 12. XII. 1910. (Ref. Münch, med. 

Woch. Nr. 7. 1911.) 

Behandlung des Plattfusses. Der Pes valgus ist die Grundbedingung 
der Entstehung des Plattfusses. Oft genügt der Scarpascho Stiefel mit 
innerer Schiene. Bei fixierten X-Füssen zuerst korrigierender Gipsverband für 
einige Wochen. Einlagen nach Gipsabdruck, den er durch Treten in Gipsbrei 
nimmt. — Lilienfeld macht beiderseitige supramalleoläre Osteotomie mit 
Fixation in Varusstellung. Hohmann-München. 

69) HofTmann-Düsseldorf. Rheinisch-westfäl. Gesellsch. f. innere Medizin und 

Nervenheilkunde. 20. XI. 1910. (Ref. Münch, med. Woch. Nr. 9. 1911.) 
Claudicatio intcrmittens (Erb). 58jähriger Mann mit Schmerzen in 
beiden Waden seit 2 Jahren im Gehen, die beim Stillstehen verschwinden. 
Fusspulse fehlen, bläuliche Färbung der Zehen, Nägel teilweise verkümmert. 


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Füsse kühl. Röntgenbild zeigt Kalkeinlagerung in den Arterien der Unter¬ 
schenkel. Holtmann-München. 

70) Die deutsche Vereinigung für Krüppelfürsorge hielt am 23. und 24. Juni 
in Dresden eine sehr gut besuchte Tagung ab zur Besichtigung des von ibr 
errichteten und reichhaltig ausgestatteten Pavillons auf der Hygiene-Anstellung. 
Herr Erziehungsinspektor Segel-Berlin hielt einen mit Projektionsbildern und 
kinematographischen Vorführungen kombinierten Vortrag über das Thema: 
„Was will und was kann die neuzeitigo Krüppelfürsorge?“ 

Es wurde die Errichtung eines Museums für Krüppelfürsorge in Berlin und 
im Anschluss an die dortige Krüppel-Heil- und Erziehungsanstalt beschlossen. 

Die Krüppelfürsorge erscheint vor der Oeffentlichkeit zum ersten Male 
in Form einer Ausstellung Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge auf der 
Hygiene-Ausstellung in Dresden in einem eigenen blumengeschraückten geräumigen 
Pavillon. Die hervorragendsten Fachmänner haben das grosse Gebiet in einzelnen 
Gruppen bearbeitet und eine solche Fülle von Material zusammengetragen, dass 
sein Studium durch die Anschaulichkeit einen Lehrkursus in der Krüppelfürsorge 
darstellt, wie er besser auf keine andere Weise gegeben werden kann. Die 
ärztlichen Leistungen sind in 9 Gruppen dargestellt. Sie veranschaulichen in 
Präparaten, Gipsabgüssen, Moulagen, durch Apparate, schematische Darstellungen 
Photographien, Heilerfolge und Röntgenbilder die überaus reichen Aussichten, 
welche die Heilung des Krüppeltums bietet. Alte Stiche und Bilder, alte 
Schienen und Redressionsapparate — zum Teil aus dem Germanischen Museum 
und der Sammlung staatlicher Lehrmittel in Preussen stammend — dazu ein 
Fries von Bildern, schildern die Geschichte der Krüppelfürsorge. Modelle, Pläne, 
Einrichtuug8gegenstände, Operationstische, roedicomechanische Apparate zeigen 
im Modell und Original, wie ein modernes Krüppelheim eingerichtet ist. Ueber- 
sichtliche Tabellen schildern die statistischen Verhältnisse, die besonders an¬ 
schaulich durch eine Gruppe wiedergegeben sind: eine Puppe von der Grösse 
eines 14 jährigen Mädchens stellt die Zahl der gezählten jugendlichen Krüppel¬ 
kinder in Deutschland dar, ein Junge von der Grösse eines 3 jährigen die Zahl 
der heimbedürftigen, ein Püppchen von 12 cm Länge die Zahl der selbst Auf¬ 
nahmewünschenden. Davor steht ein Puppenbettchen von 6 cm, welches die 
Zahl der vorhandenen Plätze darstellt; in diesem Bettchen sollen alle Platz finden. 

Besonders reichhaltig ist die Ausstellung „Schule und Handwerk“ beschickt, 
welche zeigt, mit wie reichen Mitteln die Krüppelschule heute erfolgreich arbeitet 
und wie gross die Erwerbsmöglichkeiten für die Krüppel sind. 75 verschiedene 
Handwerke werden in deutschen Krüppelheimen gelehrt. Von den meisten sind 
Ausstellungsgegenstände vorhanden: Bürsten, Deckchen, Schneiderei, Stickerei, 
Schuhmacherei, Uhrmacherei, Photographie u. a. m. Der Pavillon ist dauernd 
von neugierigen und erstaunten Menschen angefüllt, die alle ihre Verwunderung 
darüber aussprechen, dass im Stillen ein Gebiet sozialer Hilfe sich entwickelt 
hat, von dessen Umfang und Leistungsfähigkeit die wenigsten Menschen eine 
Ahnung haben. Der Besuch wird jedem Menschenfreunde einen lehrreichen 
Genuss verschaffen, und es ist nur auf das dringendste zu wünschen, dass diese 
in ihrer Art ganz einzige Ausstellung nicht wieder in alle Winde zerstreut wird, 
sondern an einem Ort zu einem Museum vereinigt bleibt. 


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Inhalt: Zur operativen Heilung der habituellen Patellarluxation. Von 
Dr. Friedrich Porzlg-Heidelberg. (Originalarbeit.) 

Referate: la) Gaugele, Ueber Krampfanfälle nach orthopädi8chen 
Operationen. — lb) Thies, Die Saugbehandlung infizierter und infektionsver¬ 
dächtiger Wunden im sterilen Sandbade. — 1) Meisenbaoh, Cheti.iscb, 
mechauisch oder biochemisch wirkende Injektionen in die Epiphysenknorpel. — 
2) Heller, Atophan bei Gicht und Gelenkrheumatismus. — 3) Heinemann, 
Beitrag zur Frakturenbehandlung durch Nagelextension. — 4) Heyerdahl, Massage 
bei Muskclrheumatismus. — ö) Sudek, Myositis ossificans oder parostaler Callus. 

— 6) Sforza, Tuberkulose nach Trauma. — 7) D’Antona, Moderne Kuren der 
chirurgischen Tuberkulose. — 8) Brandes, Ueber Behandlung von Fisteln mit 
Beckseher Wismutsalbe. — 9) Alllson, Operationsverfahren bei Morbus Little. 

— 10) Maragllano, HistopathologiBche Untersuchung nach partieller zentraler 
Nervenimplantation. — 11) Ghilarduccl, Wirkung der Röntgenstrahlen auf tuber¬ 
kulöse Drüsenentzündungen. — 12) Gocht, Röntgenologie im Krüppelheim. — 

13) Klrchberg, Massage und Gymnastik in Schwangerschaft und Wochenbett. — 

14) Gundermann, Akute Wirbelsäulenosteomyelitis. — 15) Goebell, Diagnose und 
Therapie der akuten Wirbelsäulenosteomyelitis. — 16) Plate, Anfangsstadien der 
Spondylitis deiormans. — 17> Adams, Fall von kongenitaler Skoliose — 18) Brakett, 
Frühzeitige Erkennung und Lokalisation der Wirbelkaries. — 19) Plate. Entstehung 
und Behandlung des Ischias scoliotica. — 20) Calabrese, Umfangreiches Teratom 
der rechten Nates. — 21) Goldschwend, Tuberkulose des Ileosakralgelen 8. — 
22) Shaud8, Fraktur — Dislokation der Schulter. — 23) Bradford, Operative 
Heilung der Schulterlähmung. — 24) Thom, Beitrag zur Gelenkmobilisation. — 
25) Bessert, Spätlähmuig des Ulnaris. — 26) Balsch, Luxatio radii bei patholog. 
Cubitus valgus. — 27) Müller, Radiusfrakturen und ihre Schicksale. — 28) Segre 
e Scovazzi, Beitrag zum Studium der Luxation des Larpus. — 29) Lilienfeld, 
Heilung der Brüche und Verrenkungen der Finger in der Knsseupraxis. — 
30) Stephan, Epiphysenlösung am Schenkelhälse. — 31) Blancha d, Coxa vara. 

— 32) Bocher, Schnappende Hüfte. — 33) Baatianelll, Arthroplastik bei Osteo¬ 
arthritis deformanB. — 34) Kohls, Knochenzyste. — 35) Zur Verth, Knochen¬ 
veränderungen bei Lues hereditaria. — 36) Schulz, Ahriss der Ligamenta 
cruciata. — 37) Cocco, Beitrag zum Studium der Aetiologie und Pathogenese 
des genu valgum. — 38) Clpollino, Resektion des hinteren Tarsus mit Fuss in 
normaler Stellung. — 39) Stumme, Kompressionsfraktur des Knochenkems des 
Os naviculare pedis — 40) Reclus, Exostose und Talalgie. — 41) Beochl, 
Lipom. — 42) Müller, Plattfuss. — 43) 6regglo, Mal perforant. 

Aus Kongress- und Vereinsberichten: 44) Traugott, Missbildungen. — 
45) Pfaundler, Syphilitische Pseudorachitis. — 46) Kellner, Knochenbildung bei 
einem Kretin. — 47) David, Infantile Zerf brallähmung. — 48) Deutschländer, 
Nagelextension. 49) Blencke, Bursitis subacromi lis; Pseudokallus, Sesam bein- 
frakiur; Spontanfraktur der Tibia; Mal perforant du pied. — 50) Huismans, 
Doppelseitige Halsrippe. — 51) Groasmann, Muskulärer Schiefhals. — 52) Prelser, 
Luxation der linken Klavikula. — 53) Prelser, Fraktur im Collum chirurgicum 
liumeri. — 54) Beltz, Bursitis subacromialis. — 56) Grünfeld, Klumpfüsse. — 
56) Veit, Polydaktylie. — 57) Zendlg, Kontraktur der Hand- und Fingergelenke. 

— 68) Wendel, Enchondrom des Fingers. — 69) Brückner, Lähmungen der 

unteren Extremitäten. — 60) Mülter, Kongenitale Hüftgelenksluxation. — 

61) Hasslauer, Koxitis. — 62) Rudow, Hüftkontraktur. — 63) Prelser, Epidurale 
Injektionen bei Ischias. -- 64) Rudow, Knochenverletzung des Adolescens. — 
65) Groasmann, Qua<iricepslähmung. — 66) Grossmann, Genu valgum. — 67) Bar&bo, 
Luxation des Wadenbeinköpfchens. — 68) Leser, Behandlung des Plattfusses. — 
69) Hoffmann, Claudicatio intermiitens. — 70) Tagung der deutschen Vereinigung 
für Krüppelfürsorge vom 23.-24. Juni 1911. 

• 

Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Professor Dr 0. Vulpllis in Heidelberg, Luisenstrasse 1 —3, 
oder an die Verlagsbuchhandlung 8. Karger in Berlin NW. 6, Karlstrasse 15, 
ein senden. 


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Zentralblatt 


für 



einsclessM der lesaoten Heiliymastü id Massaie. 


Redigiert von Verlag von 

Prof. Dr. 0. Vnlpius S. Karger in Berlin 

in Heidelberg. NW., KerUtratee 16 . 

Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

In- und Auslandes. 

Bd. V. September 1911. Heft 9. 

(Aus der orthopädischen Anstalt von Dr. Hohmann in München.) 

Hüftschaukelsitz zur Behandlung der Lumbal¬ 
skoliose und Lumballordose. 

Von Dr. GEORG HOHMANN-München. 

(Hierzu Tafel I mit 6 Abbildungen.) 

1. Lumbalskoliose. 

Zur Bekämpfung der oft überaus hartnäckigen und schwer an¬ 
greifbaren Lumbal- und Lumbodorsalskoliose habe ich einen aktiven 
Redressionsapparat konstruiert, der sich durch grosse Einfachheit 
ebenso wie durch seine Wirksamkeit auszeichnet. Sein Prinzip ist 
eine Senkung der einen Beckenhälfte, die vom Patienten 
durch aktive Arbeit der Rückenmuskeln hergestellt w ; Der 
Apparat besteht in einem Schemel, auf dem eine um eine gittale 
Achse in der Mitte drehbare Sitzplatte im Durchschnitt von etwa 
40 zu 40 cm angebracht ist, und zwar etwa 8 cm über dem Schemel. 
Die Sitzplatte hat auf der einen Seite eine 10 cm hohe vertikale 
Leiste als Gegenhalt und ruht mit der anderen Seite auf einer 
8 cm hohen Leiste des Schemels auf, sodass sie in der Ausgangs¬ 
stellung genau horizontal steht Auf der Seite, auf der die Platte 
horizontal aufruht, befinden sich vorn und hinten am Schemel zwei 
Stangen, an deren einer sich der Patient bei der Uebung leicht an¬ 
hält. Der Apparat ist für linkskonvexe Biegungen ebenso wie für rechts¬ 
konvexe zu benutzen, indem sich der Patient das eine Mal von der 
vorderen, das andere Mal von der hinteren Seite auf den Schaukelstuhl 
setzt und sich au der jeweils vorderen Haltestange anhält Als Widerstand 
bei der Senkung der Sitzplatte ist eine Spiralfeder auf der entgegen- 

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gesetzten Seite auf der Unterfläche der Platte angebracht, die unten an 
einer Querleiste des Schemels befestigt ist. Die Feder ist aushängbar 
und durch verschiedene Stärken ersetzbar. Ferner ist noch im 
hintern Abschnitt der Sitzplatte auf der Senkungsseite ein Keil* 
polster angebracht, das durch Steckzapfen in Löchern der Gegen¬ 
haltleiste befestigt wird und ebenfalls je nach der rechts- oder links¬ 
seitigen Verbiegung bald vorn bald hinten eingesteckt werden kann. 
Es wird verwendet bei Fällen mit Torsion. Ueber seine nähere 
Anwendung weiter unten. 

Die Uebung wird so ausgeführt, dass der Patient auf dem 
Hüftschaukelsitz Platz nimmt, und zwar bei linkskonvexer Lumbal- 
bezw. Lumbodorsalskoliose so, dass er mit der linken Hand sich 
an der vorderen Haltestange anhält (Fig. la). Darauf senkt er 
langsam aktiv seine rechte Beckenseite unter Ueberwindung des 
Spiralfederwiderstandes (Fig. 1 b) und geht langsam wieder in die 
horizontale Ausgangsstellung zurück. Der Senkungswinkel beträgt 
etwa 45° und kann durch eine eingeschobene Leiste beliebig ver¬ 
ringert werden. Die Uebung ist neben den anderen Uebungen und 
Massnahmen täglich 1—2 mal Vi—Vj Stunde lang auszuführen. Je 
nach der Körpergrösse und Kraft schalte ich beliebig starke Spiral¬ 
federn ein. Schon aus den Abbildungen ist die Wirkung der Uebung 
teilweise ersichtlich. Die linkskonvexe lumbodorsale Biegung in 
Figur 1 und 2 wird durch das aktive Senken der rechten Becken¬ 
seite in eine rechtskonvexe Biegung verwandelt, die von der Mitte 
der Brustwirbelsäule beginnt und in den letzten Lendenwirbeln 
endigt, mit dem Scheitel im 11. bis 12. Brustwirbel. Die Ab¬ 
biegung der Wirbelsäule bei diesen Uebungen ist eine 
ausserordentlich kräftige. Neben der Umbiegung des lumbalen 
Teiles wird aber auch meist ein deutlicher Einfluss auf den ober¬ 
halb der Biegung gelegenen Abschnitt der Wirbelsäule ausgeübt. 
Bei den lumbalen und lumbodorsalen Formen verläuft dieser Teil 
bekanntlich entweder so, dass er wieder nach der Mittellinie um¬ 
biegt und in ihr in die Höhe steigt (Fig. 2 a) oder meistens so, 
dass er nach einer kurzen Hinneigung zu der über dem Kreuzbein 
errichteten Vertikalen gerade aufsteigt, parallel neben dieser, indem 
dabei der Rumpf gewöhnlich in toto nach dieser Seite der Seite 
der Konvexität verschoben ist (Fig. 1 a). Die Uebung auf dem 
Hüftschaukelsitz wirkt nun auf diesen oberhalb der Lumbalkrümmung 
gelegenen Abschnitt so ein, dass dessen Wirbel ebenfalls zum Teil 
in die Krümmung des Lendenteiles mit hineinbezogen und dadurch 
der Vertikalen wieder genähert werden. Aus den Abbildungen ist 


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dies ersichtlich. Bei den Hebungen selbst sind die Streck¬ 
muskeln des Bückens, die erectores trunci, kräftig kon¬ 
trahiert, besonders kräftig derjenige der gesenkten 
Beckenseite. Diese Muskeln leisten also tüchtige Arbeit. — Die 
Wirkung der Uebung besteht 1. in der Kräftigung der Streck¬ 
muskulatur durch die aktive Umbiegung der Wirbelsäule, 2. in der 
Mobilisierung des versteiften Wirbelsegments durch Dehnung der 
Weichteile der konkaven Seite bei schweren Skoliosen, 3. möglicher¬ 
weise in der Schaffung ausgleichender Abbiegungen in den Weich¬ 
teilen, den Intervertebralscheiben, zur Korrektur der Deformität 
Besteht konvexseitige Torsion, so wird durch Einfügen des 
festen Keilpolsters an der hinteren Seite der Sitzplatte eine leichte 
Detorsion der Wirbelsäule bei der Beckensenkung durch Rück¬ 
wärtsdrehung der betreffenden Beckenhälfte erzielt; die Senkung 
erfolgt in einem schrägen Durchmesser. Bei konkav sei tiger 
Torsion setzt man den Keil an der vorderen Seite ein, wodurch 
das Becken nach der anderen Seite bei der Senkung gedreht wird. 
Besteht eine Gegenbiegung der Dorsalwirbelsäule, so ist nicht zu 
befurchten, dass diese durch die Neigung des Körpers nach dieser 
Seite bei der Uebung verstärkt werde, im Gegenteil flacht sie sich 
meist durch die Umkehrung der lumbalen Krümmung ebenfalls ab. 
Zur Unterstützung kann man noch einen leichten Gurt unter der 
Schulter von den Haltestangen aus durchführen, um ein Ueberhängen 
des Rumpfes bei der Senkung zu verhindern. — Die Uebung ist 
also eine aktive Korrekturübung und keinesfalls in die 
gleiche Reihe mit dem schiefen Sitz zu stellen. Denn dieser 
wirkt rein statisch. Auf die Bedenken gegen ihn in manchen 
Fällen hat Schulthess treffend hingewiesen. Der Hüftschaukelsitz 
aber biegt nicht statisch, sondern durch aktive Tätigkeit der Rücken¬ 
muskeln die Lumbalkrümmung um. Während bei den Becken¬ 
senkungsübungen, die im Stehen ausgeführt werden, und die 
auch weniger eine Uebung der Rücken- als vielmehr der Adduktoren¬ 
muskeln darstellen, stets eine Verstärkung der Lendenlordose durch 
Beckendrehung zu beobachten ist, wird bei dieser im Sitzen ausgeführten 
Uebung die Lordose abgeflacht. Deshalb kann man z. B. Patienten 
mit lordotischer Albuminurie, bei denen gleichzeitig eine Lendenskoliose 
besteht, niemals Beckensenkungsübungen im Stehen ausführen lassen, 
weil dabei das Eiweiss vermehrt wird. In einem solchen Falle habe 
ich erst uach Weglassen dieser Tretübungen und Anwendung des 
Schaukelsitzes in kurzer Zeit die Beseitigung der Eiweissausscheidung 
und eine allmähliche Abflachung der Lendenlordose erzielt. Ist 

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der Hiiftschaukelsitz natürlich auch kein Allheilmittel für die hart¬ 
näckige Lendenskoliose, so stellt er nach meiner Erfahrung unter 
den anderen Mitteln der aktiven und passiven Korrektur ein recht 
wirksames und dahei einfach zu handhabendes, auch für die Haus- 
bebandlung leicht zu beschaffendes Instrument dar. 

2. Pathologische Lumballordose. 

Die höheren Grade der Lumballordose, entstanden durch Rachitis 
oder Muskelschwäche, lassen sich mit Hilfe des eben beschriebenen 
Hüftschaukelsitzes in der Weise wirksam beeinflussen, dass der 
Patient zwischen den beiden Haltestangen auf der Sitzplatte Platz 
nimmt, sich vorn an den Stangen hält und aktiv das Becken unter 
Ueberwindung des Spiralfederwiderstaudes nach hinten senkt (Fig. 3 a 
u. b). Dabei entsteht an Stelle der Lendenlordose eine wirkliche 
Lendenkyphose. — 

Der Hüftschaukelsitz wird von Behrends-München, Rott- 
mannstr. 26 in einfacher Fichtenholzausführung zum Preis von 
20 Mark, in gutem Lärchenholz für 25 Mark hergestellt 


Spezielle Chirurgische Diagnostik für Aerzte and Studierende. 

Bearbeitet von Prof. Dr. F. De. Quervain-Basel. 

Mit 462 Abbildungen im Text und 4 Tafeln. Dritte vervoll¬ 
ständigte Auflage. (Leipzig, 1911. F. C. W. Vogel. Preis 16 Mk.) 

Als Anleitung für den Studierenden, als Leitfaden für den 
praktischen Arzt ist das prächtige Buch gedacht und verfasst. Aber 
ich möchte behaupten, dass seine Lektüre nicht geringeren Genuss 
für den Chirurgen und Orthopäden bietet. Ja dieser weiss erst 
ganz seine Bedeutung zu würdigen, welche ihm dadurch zukommt, 
dass es kein schematisches, mühsam zusammengeleimtes Lehrbuch 
darstellt, sondern ganz aus eigener Erfahrung und Praxis in ur¬ 
sprünglicher Frische herausgewachsen ist. 

Mit der klaren lebendigen Schreibweise vereinigen sich die vor¬ 
züglich gewählten und ebenso wiedergegebenen Illustrationen, um 
dem Werk einen geradezu klassischen Wert zu verleihen. Speziell 
der Orthopäde wird in den ihn interessierenden Kapiteln so viel 
Interessantes und Lehrreiches und daneben Altes in so ausgezeich¬ 
neter Darstellung finden, dass er wie der Referent das Buch nur 
ungern aus der Hand und nicht weit zur Seite legen wird. 

Vulpfus-Heidelberg. 


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Jahrbach für orthopädische Chirurgie. Bearbeitet von Dr. Paul 
Glaessner. Erster Baod 1909. Zweiter Band 1910. 

(Berlin, 1911. Julius Springer. Preis 10 Mk.) 

Der Wunsch nach einem zusammenfassenden Jahresbericht über 
die wissenschaftlichen Leistungen der Orthopädie ist nicht neu. 
Ihm ist auf Anregung der „Münch. Mediz. Wochenschrift“ während 
einer Beihe von Jahren vom Referenten nachgekommen worden. 
Er weiss darum auch die Schwierigkeiten einer solchen Darstellung 
sowohl wie die Güte der vorliegenden beiden ersten Jahrbücher zu 
beurteilen. Ich glaube, wir müssen das Unternommene wie das 
Geleistete dankbar begrüssen. Ein solch geordneter und ruhiger 
/ Rückblick auf die Jahresarbeit wirkt belehrend und wohltuend zu¬ 
gleich nach der Hast des täglichen Schaffens, er gibt ferner dem 
Weiterstrebenden wertvolle Fingerzeige für erneutes Arbeiten und 
Suchen. 

Vivat sequens! Valpius-Heidelberg. 

Die Anschlagsbewegungen beim Klarierspiel. Von Prof. Dr. 
Alexander Ritschl-Freiburg i. Ba. 

Mit einem anatomischen Titelbild und 66 Figuren im Text 
nach Originalzeichnungen des Verfassers. (Berlin, Gr.Lichterfelde. 
C. F. Vieweg. Preis 3.50 Mk.) 

Arzt und Musiker zugleich hat der Verf. sich der ebenso 
dankenswerten als schwierigen Aufgabe unterzogen, sorgfältige 
physiologisch-mechanische Studien über das Klavierspielen anzustellen 
und die Ergebnisse für die Technik und Pädagogik des Klavier- 
spielens zu verwerten. Ein Schlusskapitel der interessanten Schrift 
schildert kurz die durch das Klavierspiel hervorgerufenen Erkran¬ 
kungen. 

Die Darstellung ist eine populäre im besten Sinne des Wortes. 
Die Illustrationen sind imgemein instruktiv. Ist das kleine Buch 
auch in erster Linie für Klavierlehrer und -Schüler geschrieben, so 
wird doch auch der Arzt mit Interesse von den Untersuchungen 
und Erwägungen über Muskel- und Gelenkmechanik der Hand 
Kenntnis nehmen. Vulplus-Heidelberg. 

Kompendium der Röntgendiagnostik. Von Edgar Ruediger. 

(Würzburg, 1911. Curt Kabitzsch (A. Stüber). Preis 3 Mk.) 

Die kleine Schrift gibt in 6 Druckbogen einen kurzen Ueber- 
blick über die diagnostische Bedeutung des Röntgen Verfahrens für 
die heutige Medizin, sie ist in erster Linie zur oberflächlichen 
Orientierung des in der Praxis stehenden älteren Arztes bestimmt. 


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Ihm soll die Notwendigkeit, das Verfahren zu verwerten, vor Augen 
geführt werden, er soll ferner in den Stand gesetzt werden, ihm 
vorgelegte Röntgenbilder zu deuten. 

Mehr als eine erste Anregung und Anleitung kann und will 
die Schrift nicht geben, diesem Zweck aber ist sie in sehr geschickter 
Weise angepasst. Der inneren Medizin ist natürlich im Hinblick 
auf den gewählten Leserkreis der Löwenanteil zugefallen. 

VulpIllS-Heidelberg. 


1) Cramer. Ueber Wesen und Behandlung der Osteomalazie. 

(Münch. Med. Woch. Nr. 8, 1911.) 

0. weist von Neuem auf die Beziehungen des Ovariums zur 
Osteomalazie hin, auf den endemischen Charakter der Erkrankung, 
berichtet über eine Gegend bei Bonn, in der nicht nur Menschen, 
sondern auch Tiere auffallend häufig an Knochenerweichung erkranken, 
und betont, dass der Boden dortselbst besonders kalkarm ist. Jahre¬ 
lang kann die klinische Diagnose sehr schwierig sein, solange keine 
Knochenveränderungen, sondern nur Schmerzen im Rücken, Brust¬ 
korb und Extremitäten, gesteigerte Sehnenreflexe und paretische 
Zustände an den unteren Extremitäten bestehen. Ein wichtiges 
Symptom ist die Behinderung und Schmerzhaftigkeit der Abduktion 
der Oberschenkel. Therapeutisch steht die Kastration im Vorder¬ 
grund, und zwar radikale Entfernung des Ovariums mit der Tube. 
Er berichtet über Versuche mit einem Serum und hat auch mit der 
alten Phosphorbehandlung teilweise Erfolg erzielt. 

Hohmann-München. 

2) L.Wrede (Königsberg): Ueber Lymphangiome im Knochen. 

(Bruns Btrge. z. kl. Chir. 73 Bd., 1. H., Seite 213.) 

Verf. konnte 2 Fälle der sehr seltenen Lymphangiombildung im 
Knochen beobachten. Im ersten Fall war das Lymphangiom auf 
das Endglied des kleinen Fingers beschränkt, im zweiten Fall dagegen 
hatte es einen ganzen Unter- und Oberschenkel ergriffen. In beiden 
Fällen waren alle Gewebsschichten — Haut, Unterhautfettgewebe, 
Muskulatur, Knochen — ergriffen. Es fanden sich grössere 
zystische Hohlräume mit flüssigem Inhalt gefüllt. Die Wahrschein¬ 
lichkeit, dass es bei der Entstehung sich um primäre Bildungs¬ 
fehler des Lymphgefässsystems handelt, ist nach den bisherigen 
Erfahrungen am ehesten anzunehmen. Ob das Wachstum der 


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Lymphangiome im Knochen ein primäres oder sekundäres ist, lässt 
sich nach den jetzigen Kenntnissen nicht entscheiden. 

Balsch-Heidelberg. 

8) Frangenheim (Königsberg). Chondromatose des Skelettes. 
(Brnna Btrge. z. kl. Chir. 73 Bd., 1. H., Seite 226.) 

Verf. hatte Gelegenheit einen seltenen Fall so multipler Enchon- 
drombildungen des Skelettes zu beobachten, dass er von Chondro¬ 
matose sprechen zu können glaubt. Der Fall hatte früher schon 
zu Dissertationsbearbeitungen Veranlassung gegeben, gegen eine der¬ 
selben, in der ein Teil der Geschwülste als kartilaginäre Exostosen 
gedeutet worden sind, wendet sich Verf. Die Bildung einer kartila- 
ginären Exostose aus einem Chondrom sei noch nicht beobachtet. 
In Verf.’s Fall war die Chondromatose so weit gehend, dass fast 
eine ganze untere Extremität davon durchsetzt war, sodass in der 
Hüfte exartikuliert worden war. Die multiplen Chondrome be¬ 
kommen damit den Charakter maligner Tumoren, die selbst Meta¬ 
stasen machen können. Die Entstehung der multiplen Enchondrome, 
ob durch Entwickelungsstörung der normalen Ossifikation, ist noch 
nicht einwandsfrei nachgewiesen. Baisch-Heidelberg. 

4) Rudolf Maier (Berlin). Die röntgenologischen Grundlagen 
der idiopathischen Osteopsathyrose. (Zeitschr. f. ortbop. 
Chir. Bd. 27. 8. 145.) 

Bei dem 6jährigen Mädchen, das zahlreiche Frakturen aufwies, 
zeigten die Röntgenaufnahmen der verschiedensten Körperregionen 
folgende charakteristischen Erscheinungen: 1) Veränderungen der 
Form der Knochen infolge Fraktur oder Verbiegung, 2) Abnahme 
der Dicke sowohl durch Schwund der Spongiosa wie Compacta, 
3) Veränderungen der Struktur infolge Vergrösserung der Zwischen¬ 
räume und Verschmälerung der Knochenbälkchen, 4) grössere Strahlen¬ 
durchlässigkeit durch die Kalkarmut bedingt, 5) teilweise enormer, 
teilweise ganz geringer Callus, der im allgemeinen zu rascher Re¬ 
sorption neigt, 6) Kalkarmut der Epiphysen ebenso wie der Dia- 
physen. Die Form der Epiphysen ist dabei nicht verändert, 7) Ver¬ 
halten der Epiphysenfugen ebenso wie bei normalen Knochen 
stellenweise an Rachitis erinnerud. Röntgenologisch steht die Osteo- 
psathyrosis idiopathica der Osteomalazie am nächsten, während die 
Osteogenesis imperfecta sich vor allem durch das verminderte Längen¬ 
wachstum und die grössere Dicke des Knochens auszeichnet. Die 
Rachitis weist dagegen ausser Osteoporose und Verschmälerung 
der Kortikalis vor allem Unregelmässigkeiteu der Epiphysenfugen 
au f- Ottendorff-Hamburg- Altona. 

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5) Albert H. Freiberg (Cincinnati). Osteochondritis dissecans. 

(The americ. Journal of orthopedic Surgery VII, 8.) 

F. pflichtet der Wollenberg’schen Theorie der vaskulären Ent¬ 
stehung von Knorpeldegeneration bei. Nur diese Aetiologie erklärt 
nach seiner Meinung das gemischte Auftreten von Proliferations¬ 
und Degenerationsprozessen. Weitere Studien des Krankheitsbildes 
in ätiologischer Richtung erscheinen wünschenswert. 

Landweh r-Heidelberg. 


6) Bockenheimer (Berlin). Ueber Sportfrakturen. (Zeitschr. f. 
ftrztl. FortbUdg. 1911, Nr. 1, S. 10. Mit 16 Abbüdg.) 

Trotz aller Vorsicht bei den Gewerbebetrieben und auf den 
Arbeitsstätten werden die Knocbenbrüche in den letzten Jahren 
nicht seltener, sondern häufiger. Das gewaltige Aufblühen des Sports 
in seinen verschiedensten Zweigen trägt hierzu wesentlich bei. So 
kann man heute mit guter Berechtigung von „Sportfrakturen“ sprechen, 
und bei den einzelnen Sportarten finden wir oft immer wiederkehrende 
typische Brüche. Die Skiläuferfraktur, eine Spiralfraktur im oberen 
Drittel des Oberschenkels. Eine typische Sportfraktur ist der Bruch 
am inneren Knöchel mit Bruch der Fibula an der düunsten Stelle 
6—10 cm oberh. des äusseren Knöchels. Kommt besonders häufig 
bei Schlittschuhläufern vor. Bei Schnelläufern finden sich oft 
Frakturen der Metatarsalknochen, bei Fussballspielern häufiger In¬ 
fraktionen der Tarsalia, bes. des Naviculare. Als Turner- und 
Schülerfrakturen die Fract. supracondylica im unteren Drittel des 
Oberarmes und als Gelenkfraktur die Fract. intracondylica (ev. bei 
Jugendlichen Epiphysenlösung). Bei Rollschuhläufern handelt es 
sich gewöhnlich um eine Fract. antebrachii im unteren Drittel, ge¬ 
wöhnlich dicht oberhalb des Handgelenks. Chauffeure ziehen sich 
beim Ankurbeln oft isolierte Frakturen des Radius im unteren 
Drittel, sowie die typische Radiusfraktur (Bruch der Radius-Epiphyse) 
zu. Bei Rennreitern sind naturgemäss Schlüsselbeinbrüche recht 
häufig, bei Boxern Unterkiefer- und Nasenbeinfrakturen. Beim 
modernsten Sport, dem Aeroplanfahren beobachten wir die schwersten 
und unseren therapeutischen Eingriffen gewöhnlich nicht mehr zu¬ 
gänglichen Brüche: Schädelbasis- und Wirbelsäulenbrüche. 

Die Therapie der „Sportfrakturen“ ist natürlich die gleiche, wie 
die der übrigen. Möglichst frühzeitige Reposition, meist in Narkose. 
Bei Extremitätenbrüchen gewöhnlich Extensionsverband. Blutige Re¬ 
position und Knochennaht sind Ausnahmen. Während der Behandlung, 
vor allem aber nach Verbandabnahme möglichst systematisch aus¬ 
geführte aktive Bewegungen unter Leitung des Arztes. 


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Die Sportfrakturen heilen gewöhnlich erstaunlich schnell mit 
dem besten funktionellen Resultat. Im Gegensatz zu so vielen 
Arbeitern, die wie B. mit Recht bemerkt, oft eine Rente gesunden 
Gliedern vorziehen, liegt dem echten Sportsmann daran, möglichst 
bald seinen geliebten Sport wieder voll ausüben zu können. Des¬ 
halb unterstützt er die Nachbehandlung mit aller Energie. Dass 
Jokeys z. B. mit Klavikularfirakturen nach 8—10 Tagen wieder renn¬ 
reiten, ist keine Seltenheit. Natzler-Heidelberg. 


7) 6 . y. Saar (Graz). Typische Sportverletzungen. 

(Bruiis Beitr. z. klin. Chir. 73. Bd. 2. H. p. 314.) 

Verf. hat durch Literaturstudien und Fragebogen die Er¬ 
fahrungen über typische Sportverletzungen zusammengestellt und 
so auf möglichst breiter Basis festzustellen versucht, wie weit es 
Verletzungen gibt, die mit der geregelten Sportstätigkeit in ganz 
typischem ursächlichem Zusammenhang stehen. Er hat dies be¬ 
sonders für den Rodel- und Skisport ausgeführt und durch die ge- 
genaue Analyse der jeweiligen Bewegungen und Momente, die die 
bestimmten Verletzungen veranlassten, wertvolle Beiträge zur Kenntnis 
des Entstehungsmechanismus der Verletzungen beigetragen. Man 
findet, dass bei den verschiedenen Sportzweigen unter gleichen 
Bedingungen auch stets gleiche oder ähnliche Verletzungen ent¬ 
stehen. 

Beim Rodeln sind die typischen Unfälle: äussere und innere 
Becken Verletzungen, Spiralbrüche der Mittelhandknochen, Ver¬ 
letzungen der unteren Extremität vom Knie abwärts. Die einzelnen 
Arten sind durch folgende Momente bedingt: den Grätsch- oder 
Reitsitz, Festhalten der Hand am Handgriff der Längsleiste, Fuss- 
lenkung. Die durch letzteres Moment verursachten Verletzungen 
sind die häufigsten, und sind entweder durch direkte oder indirekte 
Kraftwirkung und bei dieser wieder am häufigsten Abduktions- und 
Eversionsverletzungen. (Kniedistorsionen. Spiralbrüche des Unter¬ 
schenkels.) 

Ebenso gibt es für den Skisport typische Verletzungen an der 
oberen und unteren Extremität. Am häufigsten sind auch wieder 
die der unteren Extremität. (Hüftbruch, Biegungsbruch und Spiral¬ 
bruch des Oberschenkels.) Am Unterschenkel entstehen die Ver¬ 
letzungen, im Gegensatz zum Rodeln, häufiger durch forzierte 
Innenrotation und charakterisieren sich daher als Inversionsfrakturen. 

Baisoh-Heidelberg. 


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8) Franz. Gelenkschüsse und Schussfrakturen der langen 

Röhrenknochen im südwestafrikanischen Feldzug 

1904—1907. (D. med. Woch. 1911. Nr. 19) 

Während die Gelenkschüsse 1870/71 noch 3ö,9°/o Mortalität 
hatten, sank sie im Burenkrieg auf 3,1 °/o und betrug 1904/07 5°/o. 
Von den Hüftschüssen starben 50°/o. Reaktionslos heilten von 
sämtlichen 79 Gelenkschüssen 67,8 °/o, d. h. aber nicht per primam. 
Die meisten sind infiziert, die Infektion aber meist sehr mild. Von 
ihnen wurden dienstfähig 32,9 °/o, und in 10°/o resultierte voll¬ 
kommene Versteifung, bei 64,5 °/o war die Beweglichkeit nur in ge¬ 
ringem Mass gestört — Die Schussfrakturen der langen 
Röhrenknochen hatten ungünstigere Resultate: Von 101 Schüssen 
9 Todesfälle = 9 °/o (70/71: 27,8 °/o, im Burenkrieg 9°/o), 3 Fälle 
starben an Gangrän, auf die anfangs nicht geachtet wurde. (Puls!) 
Oberschenkelschüsse: 20 °/o Mortalität, Oberarmschüsse 9 °/o. Bei 
10°/o wurden Amputationen und Exartikulationen mit 36 °/o Mortalität 
gemacht wegen Infektion. Nicht zu früh operieren, Transport- 
temperatureo beachten, nicht mit Jodoformgaze tamponieren wegen 
des Verschlusses der Wunde, nur Drain! Schussfrakturen hatten 
in 83,2 °/o eine Beschränkung der Gebrauchsfäbigkeit zur Folge, 
durch Muskelschwund, Verkürzungen und Versteifungen. Gute 
Fixation ist bei Gelenkschüssen und Knochenschüssen von ent¬ 
scheidender Bedeutung. Hohmann-München. 

9) UUbotter. Beitrag zur Anwendung der Lane’schen 

Klammer. (Deutsche med. Woch. 1911. Nr. 25.) 

H. beschreibt den Fall einer subkutanen Tibiafibulafraktur eines 
Erwachsenen, die nach 5 wöchentlicher Gipsbehandlung nicht kon¬ 
solidiert war, weil eine Dislokation ad longitudinem von 3 cm be¬ 
stand. Es wurde operiert, die interponierteu Weich teile entfernt, 
durch sofortige Extension die Dislokation beseitigt und die Lanesche 
Klammer an die Tibiaenden angeschraubt. Dann Periostfascien- 
und Hautnaht. 12 Tage nach der Operation Entfernung des Gips¬ 
verbandes und Stauung täglich 1 Stunde, dann Gips mit beweglichem 
Kniegelenk. Nach 12 Wochen Entfernung der Laneschen Klammer. 
Vollständige Konsolidation. Hohmann-Manchen. 


10) Jerusalem (Wien). Zur Sonnenlichtbehandlung der 
chirurgischen Tuberkulose. (Zeitachr. f. phyaikal. u. diätet.Ther. 
Bd. XV, H. 7, S. 385. Mit 2 Abbildg.) 


Während die Heilstätten- und Fürsorgebewegung für Lungen¬ 
tuberkulose in den verhältnismässig wenig Jahren ihres Bestehens 


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Grosses und Segensreiches geleistet hat, ist auf dem Gebiet der Be¬ 
handlung und Fürsorge für chirurgische Tuberkulosen lange nicht 
das Entsprechende geleistet worden. Betrachten wir die Erfolge 
in der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose, so sind sie wahr¬ 
lich nicht danach angetan, uns besonders freudig zu stimmen. Zwei 
Lager stehen sich heute noch gegenüber: Die Radikalen, die grund¬ 
sätzlich operativ vorgehen, und die Konservativen, die ein operatives 
Vorgehen verwerfen. Diesmal haben, wenigstens in der Behandlung 
der chirurgischen Tuberkulose des Kindesalters, die Konservativen 
den besseren Erfolg für sich, sofern sie kleine Palliativoperationen 
Punktionen und Injektionen nicht ganz verwerfen. Immerhin, auch 
hier sind die Erfolge absolut betrachtet nicht imponierend. Es sei 
denn, dass man die Heilung einer Gelenkstuberkulose in möglichst 
guter Stellung, aber in Ankylose immer noch als Ideal betrachtet. 
So suchte man immer nach neuen Heilmitteln — dass auch die 
Röntgenbestrahlung nicht unterlassen wurde, ist eigentlich selbst¬ 
verständlich, Iselin in Basel und Freund in Wien haben 
tatsächlich über gute Erfolge berichtet. Ein seit längerer Zeit schon 
bekannter und auch angewandter Heilfaktor findet immer noch 
nicht die gebührende Beachtung: die Sonne. Kollier in Leysin ist 
es, der heute das System der Sonnenbehandlung der chirurgischen 
Tuberkulose am konsequentesten — und mit dem besten Erfolge 
durchführt. Er fixiert in Gipsverbänden, die breitgefenstert sind, 
um die Herde direkt den Sonnenstrahlen zugänglich zu machen. 
Geschlossene Herde öffnet er nicht, nur bei Mischinfektionen macht 
er breite Inzisionen und setzt die klaffenden Wunden direkt der 
Sonne aus. Das Resultat ist das denkbar beste. Die lokalen 
Schmerzen schwinden rasch, der Appetit nimmt zu, ebenso das 
Körpergewicht. Die Sekretion der Fisteln nimmt ab, die Geschwürs- 
fiächen reinigen sich rasch und last not least: Die Gelenke sind 
nach der Ausheilung relativ und oft absolut sehr gut beweglich und 
das Ideal der „festen Ankylose in möglichst guter Stellung“ ist ge¬ 
stürzt. 

Es ist ein müssiges Unterfangen darüber zu streiten, wieviel 
an dem Heilerfolg dem Sonnenlicht zuzuschreiben ist, in welchem 
Masse die Allgemeinbehandlung, die natürlich nicht vernachlässigt 
wird, eine Rolle spielt, welchen Anteil man der Höhenluft zu¬ 
schreiben muss, die speziell heilende Kraft der Sonnenstrahlen ist 
wohl nicht abzustreiten. Nun weiss man allerdings, dass die Sonne 
in der Höhenluft ihre Wirkung besser entfalten kann, als in unseren 
Höhen. Aber was für die Behandlung der Lungentuberkulose gilt, 


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dass Heilstätten nicht nur im Gebirge (Davos u. a.) ihre gute 
Wirkung entfalten können, sondern auch in unseren Lagen, gilt 
mutatis mu tan dis auch für die Sonnenlichtbehandlung der chirur¬ 
gischen Tuberkulose. So wäre es denn mit Freuden zu begrüssen, 
wenn Heilstätten für Knochentuberkulose, in denen der Heilwert 
der Sonnenbestrahlung rationell verwertet werden könnte, errichtet 
würden. Bis jetzt sind kaum kümmerliche Anfänge vorhanden; es 
ist noch viel zu tun und der Erfolg wird die Mühe lohnen. (Bin 
solches Sanatorium wird zur Zeit in dem Heidelberg benachbarten 
Solbad Rappenau und unter Leitung von Prof. Vulpius gebaut) 

J. hat den Beweis geliefert, dass selbst unter ungünstigen Ver¬ 
hältnissen (ambulatorische Behandlung im Krankenhaus) die Helio¬ 
therapie Gutes leisten kann und ferner hat er gezeigt, dass unsere 
Höhen sich recht gut für die Sonnenbehandlung chirurgischer Tuber¬ 
kulosen eignen. Er bat einige Fälle seiner Praxis im Sanatorium 
Grimmenstein bei Wien, das 760 m hoch gelegen ist und gute 
klimatische Verhältnisse aufweist, behandelt nach der in Leysin ge- 
geübten Methode. Die Erfolge waren gut und ermuntern zu weitern 
Versuchen in dieser Richtung. Natzler-Heidelberg. 

11) Gängele (Zwickau). Zur subkutanen Arthrodese nach 

Bade. (Zeitschr. f. orthop. Chir. 28. Bd., S. 5.) 

G. hat die von Bade angegebene Methode bei 14 Gelenken 
angewandt. Die Resultate waren aber im grossen und ganzen nicht 
befriedigend. Mehrfach brachen die Stifte nachträglich ab oder 
wurden wieder ausgestossen. Auch bei den übrigen Fällen war die 
Fixation in der Regel mangelhaft. G. rät dann die Gelenke blutig 
zu versteifen. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

12) Schmerz, H. (Graz). Ueber die Verwendung von 

Amnion als plastisches Interpositionsmaterial. 

(Bruns Beitr. z. klm. Chir. 73. Bd. 2. H. p. 342.) 

An Stelle der in der v. Hacker’schen Klinik vielfach als 
Interpositionsmaterial verwendeten Bruchsäcke hat Verf. mehrfach 
Versuche mit Amnion gemacht. Das gleich nach der Ausstossung 
der Placenta abgetrennte Amnion wird auf besondere Art präpariert 
Es ist in viel grösseren Mengen als Bruchsäcke zu haben, viel aus¬ 
giebiger und gleichmässiger in seiner Beschaffenheit und wird voll¬ 
ständiger resorbiert. Verf. hat Versuche mit Amnion bisher bei 
Sehnennähten als Umscheidungsmaterial gemacht, ebenso gelang 
bei Katzen die Verhütung von Darmadhäsionen durch Interposition 


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tod Amnion. Schliesslich wurde Amnion noch in einem Fall von 
Ellbogenankylose, nach Freilegung der Gelenkenden, als Inter* 
positionsmaterial benützt und dadurch eine recht gute Beweglich¬ 
keit des Gelenkes erreicht. Balsoh-Heidelberg. 

13) Joseph Hollös (Szeged, Ungarn). Quelques cas de rhuma- 

tisme tuberculeux, gueris au moyen des corps immuni- 

sants (J. K.) de Carl Spengler, («wette des hopitaux. 1911. 

84, 60.) 

Nach Poncet kann der Rheumat. tub. in jeder akuten oder 
chronischen Form, mono- oder polyartikulär auftreten; er bewirkt 
Knochenrarefikatiou oder plastische Hyperostosen. Formen von 
Malum coxae, Hallux valgus, von Ankylosen, von Pes planus, Skoliose, 
Coxa vara, ostitis u. a. m. gehören dazu ; bisweilen akutes bedrohliches 
Stadium; meist chronischer Verlauf; Salicyl wirkungslos. Krankenge¬ 
schichten von lange nicht spezifisch behandelten Fällen von Rh. tub., 
prompte Reaktion von J. K. Spengler. Laadwehr-Heidelberg. 

14) Hans Jansen. Radium and Rheumatism. British medical 

Journal 7. Jan. 1911.) 

Uebersicht über die Heilwirkung des Radiums speziell bei den 
rheumatischen Affektionen einschliesslich Ischias, gonorrhoischer, 
alkoholischer, syphilitischer und traumatischer Aetiologie. Zuerst 
wurde Radium als Zusatz zu Bädern in Tablettenform gegeben, 
aber wegen der Unsicherheit der wirksamen Dosierung wieder ver¬ 
lassen, dafür mit Radium-Emanation gesattigstes Trinkwasser ge¬ 
reicht. Dosis 10 ccm. 5000 Macheeinheiten täglich für 3 Tage, 
dann für weitere 3 Tage verdoppelt uud weitere 3 Wochen verdrei¬ 
facht Das Wasser muss sofort nach dem Oeffnen der Flasche ge¬ 
trunken werden, weil die Emanation rasch verfliegt. 44 Patienten 
zeigten alle eine gewisse Reaktion. 10 Patienten mit chronischem 
polyartikulärem Rheumatismus, davon 4 bedeutend gebessert, 4 unter¬ 
brachen die Behandlung, weil Fieber eintrat. 2 blieben wie vor¬ 
her. 2 Fälle von 3 monoartikulärem Rh. wurden bedeutend ge¬ 
bessert; ebenso gute Erfoge bei alkoholischer, tuberkulöser und 
syphilitischer Arthritis. 8 von 11 Arthritis urica-Fällen. Bei 7 
Fällen von Ischias 5 glänzende Resultate. Mosenthal-Berlin. 

15) Paynton. Some of the rarer occurences in the Rheu¬ 

matism of childhood. (British medical Journal 7. Jan 1911.) 

Verf. hat schon in früheren Arbeiten seine Annahme, dass er 
den kindlichen Rheumatismus als eine Infektionskrankheit hinstellt, 


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zu beweisen versucht. An weiteren Untersuchungen von 600 Kindern 
bespricht er seltenere Erkrankungen, die er als Symptome der an 
Rheumatismus erkrankten Kinder auffasst. So in erster Linie ein 
Erythem, das leicht mit Scharlach verwechselt werden kann, und 
auch zu Abschuppung führt, eine dem »Herpes tonsurans« ähnliche 
Hauterkrankung etc. Auch Tachykardien entstehen häufig primär 
durch Rheumatismus und fuhren erst später zu organischen Herz¬ 
fehlern. 

16) Brasch. Ueber Muskeldystrophie und Myotonie nach 

Unfall. (Münch, med. Woch. No. 12, 1911.) 

Ein 26 jähriger Bauerssohn fiel unter einen Wagen, der zu¬ 
sammenbrach und ihm auf Kopf, Brust und Arme fiel. Bewusst¬ 
losigkeit und Quetschwunden, Fraktur des rechten Schlüsselbeins. 
In beiden Armen war eine erhebliche Schwäche zurückgeblieben, 
die zunahm. Allmählich trat ein sich steigerndes Spannungsgefühl 
in Händen und Beinen auf, das beim Greifen und Gehen sich 
bemerkbar machte. Es entwickelte sich eine wirkliche Myotonie 
und Muskeldystrophie, auf deren Entstehung das schwere Trauma 
mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Einfluss gehabt hat. 

Hohmann-MQnchen. 

17) Couwy Morgan. A case of poisoning after small dosis 

of Aspirin. (British medical Journal. 11. Febr. 1911.) 

Ein Fall von Idiosynkrasie gegen Aspirin, bei dem kleine Dosen, 
die wegen Rheumatismus genommen wurden, vasomotorische Störungen 
schwerer Natur verursachten. Mosenthal-Berlin. 

18) Bramwell, Currle. Epidemie Poliomyelitis. (British medi¬ 

cal Journal. 18. Febr. 1911.) 

In 5 Häusern eines Landbezirks erkrankten kurz hintereinander 
5 von 12 dort lebenden Kindern, 2 mit typischen schweren Symp¬ 
tomen, 2 zeigten nur vorübergehende kranielle Nervenparalyse, 1 
nur allgemeine Fiebererscheinungen ohne motorische Paresen, die 
aber auch als Symptome einer Poliomyelitis-Infektion in Zusammen¬ 
hang mit den anderen gedeutet wurden. Die Quelle der Infektion 
konnte nicht ermittelt werden. Die zeitliche Folge der einzelnen 
Erkrankungen erlaubt die Inkubationsdauer von 4 Tagen anzu¬ 
nehmen. Eine Nachfrage ergab, dass in einer ganzen Anzahl von 
englischen Städten in letzter Zeit kleinere Epidemien geherrscht 
haben, und es ist wahrscheinlich, dass grosse Beziehungen zwischen 
der akuten Poliomyelitis anterior und der epidemischen cerebrospinalen 


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Meningitis bestehen, da Epidemien der einen Krankheit der anderen 
folgten, wie es auch in New-York sich ereignete. 

Mosenthal-Berlin. 


19) E. Mayer (Köln). Zur Behandlung der frischen Kinder¬ 

lähmung durch Ruhigstellung. (Deutsche med. Wocb. 1911, 

Nr. 24.) 

Auf Grund der Empfehlung Mac Kenzies, die frischen 
Kinderlähmungen so zu behandeln, dass man möglichst sofort die 
erkrankten Extremitäten durch Schienen wochen-, ja monatelang 
ruhigstellt, und zwar in einer Stellung, bei der die Funktion der 
betreffenden Muskeln gleich Null ist, empfiehlt M. das entzündete 
Rückenmark durch ein Gipsbett zu fixieren, an dem Schienen mit 
Schnürung und Kniekappen und Gummizügen zur Veränderung der 
Fusstellung angebracht sind. An zwei Fällen frischer Kinderlähmung, 
die M. auf diese Weise etwa 1 l2 Jahr behandelte, zeigt er den Er¬ 
folg dieser Methode, das Ausbleiben von Kontrakturen und die 
Wiederherstellung des grössten Teils der Muskelfunktionen. 

Hohmann-München. 

20) Willigan. Cerebrospinal Fever. (British medical Journal. 

7. Jan. 1911.) 

Beobachtung von 300 Fällen von Cerebrospinal-Fieber aus dem 
städtischen Fieberhospital zu Belfast Zur Feststellung der zeitigen 
Diagnose war die Lumbalpunktion von grossem Wert, ebenso konnte 
der opsonische Index nach dem 6. Tag verwertet werden. Bei der 
Behandlung wurde Floener’s und Jobling’s Serum mit gutem Er¬ 
folg angewendet. Eine Vergleichstatistik von Bobb zeigte, dass 
von den klinisch behandelten Fällen, die alle injiziert wurden, 26,6 °/o, 
von den ausser klinischen, nicht gespritzten 85,2 °/ 0 starben. 
Leichte Fälle ohne Gehirnerscheinungen, bei denen die Diagnose 
fraglich ist, können durch die Lumbalpunktion geklärt werden. 
Eine intestinale Eingangspforte hält er für wahrscheinlich. 

Jacob bestätigt, dass die Lumbalpunktion in den meisten Fällen 
die Diagnose sichert. 

Atkinson hat bei einer lokalen Epidemie 33 Fälle mit 4 Todes¬ 
fällen beobachtet, von den letzteren war nur einer mit Serum be¬ 
handelt, die 29 geheilten Fälle waren alle mit Serum behandelt. 

Mosenthal-Berlin. 


21) Lubinus (Kiel). Zur Ausbildung mechanotherapeutiscker 
Assistenten. (ZeitBchr, f. orthop. Chir. 28. Bd., S. 69.) 

L. vertritt den Standpunkt, dass hauptsächlich au spekuniären 


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Gründen die heilgymnastische Behandlung auch durch Laien aus¬ 
geführt. werden könne. Es sollen aber nur solche herange¬ 
zogen werden, die eine gute technische Ausbildung (2 Jahre) er¬ 
halten haben. Zu einem gewissermassen ärztlichen Unterricht soll 
aber diese Ausbildung nicht werden. Der Heilgymnast soll jeder¬ 
zeit nur der Ausführende, der Arzt der Leitende sein. 

OttendoriT-Hamburg* Altona. 

22) Ghillini (Bologna). Opörations executäes aux Etats 

Unis. Chirurgie et orthopödie en Amörique. (Ueber 
einige in den Vereinigten Staaten ausgeführte Operationen. 
Chirurgie und Orthopädie in Amerika.) (Revue d’orthopödie. 
Bd. 22, S. 21. 

G. berichtet über zwei Operationen, die er anlässlich einer 
Beise in Nordamerika ausgeführt bat (eine Phelpssche Operation 
bei Klumpfuss und eine Laminectomie bei Wirbelbruch) und im 
Anschluss daran über dortige Krankenhäuser und ärztliche Ver¬ 
hältnisse. Ottesdortf-Hamborg-Altona. 

23) K. Danis (Bruxelles). De l’emploi de la toile metallique 

moulöe et enroböe dans l’öxecution des appareils 
d’immobilisation. (La presse med. N. 29, 1911.) 

Der Verfasser schlägt vor, für Kontentivverbände dünne Metall¬ 
netze zu benützen, welche sich dem betreffenden Körperteile eng 
anschmiegen lassen und die durch mehrmaliges Ueberpinseln mit 
Zelluloidlösung eine grosse Festigkeit erlangen, derart, dass sie 
die Gipsverbände und alle anderen bis nun benützten steifen Ver¬ 
bände mit grossem Vorteile ersetzen können. Durch Anbringen 
von Haken oder Oesen können diese Verbände abnehmbar gemacht, 
loser oder fester zusammengeschnürt werden und hierdurch die 
Lokalbehandlung der kranken Teile in erheblichem Masse er¬ 
leichtern. Namentlich für tuberkulöse Gelenkerkrankungen haben 
die beschriebenen Immobilisierungsverbände gute Dienste geleistet 
und empfieht sie D. namentlich für diese Zwecke auf das Wärmste. 
Die Anlegung ist eine leichte und kann von jedem Arzte ohne be¬ 
sondere Vorbereitung und Uebung ausgeführt werden. 

Mehrere Abbildungen illustrieren die verschiedenen Verband¬ 
arten und die Methode des Anlegens. E. Toff-Braila. 


24) Mayerhofer. Eine einfache Verbandschiene für Unter- 
und Oberschenkelbrüche. (Münch. Med. Woch. Nr. 6, 1911.) 
Die Schiene besteht aus biegsamen Eisenstreifen, ist mit Gurt 
überzogen und besitzt eine Anzahl verschieblicher Quergurte, die 


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mit Schnallen weiter und enger gestellt werden können. Die Schiene 
ist für Transporte gedacht als Notverbands- und Lagerungsschiene, 
wird von Stiefenhofer-München für Unterschenkel für 7,50 Mk., für 
Oberschenkel für 12 Mk. hergestellt. Sie ist sehr einfach und er¬ 
füllt sicherlich gut ihren Zweck, zu dem sie bestimmt ist. 

Hohmann-München. 

25) Hasselmann. Aus der Praxis der festen Verbände 
(Münch, med. Woch. No. 10, 1911.) 

H. empfiehlt ein neues Gipshebelmesser zum schnellen und 
schonenden Oeffnen von Gipsverbänden. Ich habe es bei einem 
Kollegen in Anwendung gesehen und glaube, dass es in der gegen¬ 
wärtigen Ausführung für dickere Gipsverbände zu schwach kon¬ 
struiert ist, da ich das Messer bei zwei Fussverbänden abbrechen sah. 

Hohmann-München. 


26) Fraenkel (Hamburg). Ueber Wirbelgeschwülste im 
ßoentgenbilde. (Fortschr. auf dem Geb. d. Roentgenstr. XVI, 4. 
S. 243. Mit 20 Abbildg.) 

F. teilt seine über Wirbelgeschwülste im Röntgenhilde an- 
gestellten Untersuchungen mit und illustriert diese Mitteilungen 
durch eine Reihe ausnehmend schöner und instruktiver Roentgen- 
bilder. In einem Zeitraum von 12 Jahren hat er bei 150 Fällen 
maligner Geschwülste die Wirbelsäule anatomisch untersucht und 
dabei in 30 Fällen, d. i. in 20 %, Metastasen in den Wirbeln ge¬ 
funden. In Betracht kommen in erster Linie Metastasen nach 
Karzinomen, dann nach Sarkomen und malignen Hypernephromen. 
Zu ähnlichen Bildern im Knochensystem können die in eine be¬ 
sondere Gruppe zu stellenden, vom Knochenmark ausgehenden 
Myelome führen, die Metastasen nur im Knochensystem, nicht in 
anderen Organen machen. Die häufigsten Metastasen unter den 
Krebsen machen die Prostata- und Mammakrebse, weniger die 
Magen-, seltener uoch die Uteruskrebse. Gewöhnlich handelt es 
sich bei den Wirbelveränderungen durch Krebsmetastasen um osteo¬ 
klastische Vorgänge — Carcinosis osteoclastica, seltener beim 
Prostatakarzinom, allerdings sehr häufig sind osteoplastische Ver¬ 
änderungen — Carcinosis osteoplastica —, die v. Recklinghausen 
zuerst im Jahre 1891 beschrieben hat Bei dieser Gelegenheit 
macht F. auf zwei klinische Symptome bei Carcinos. osteoplast. auf¬ 
merksam, das ist einmal die durch die osteoplastischen Ver¬ 
änderungen im Skelettsystem veranlasste Gewichtszunahme und die 
nächtlichen Knochenschmerzen, die oft das erste und zeitweise 

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einzige Symptom eines Prostatakarzinoms bieten können. Bei solchen 
Knochenschmerzen, anderweitig nicht zu erklärenden Ischiasbe¬ 
schwerden und andern Neuralgien ist deshalb die Wirbelsäule 
ausgiebigst roentgenologisch zu untersuchen. 

Viel seltener als Metastasen nach malignen Tumoren im Wirbel¬ 
körper sind primäre Tumoren desselben. Gewöhnlich handelt es 
sich dabei um Sarkome, seltener um Enchondrome. Differential- 
diagnostisch kann ein von den erkrankten Wirhelkörpern aus¬ 
gehender auf die Weichteile übergreifender Schatten für primäre 
Tumoren derselben verwertet werden, und hier ist wieder die Zu¬ 
sammensetzung des Schattens aus einer Reihe einzelner, wölkchen- 
artiger Flecken für die Diagnose Enchondrom zu verwerten. 

Natzler-Heidelberg. 

27) Nast-Kolb (Stuttgart). Die operative Behandlung der 
Verletzungen und Erkrankungen der Wirbelsäule. 
(Ergebnisse d. Chir. und Orth. Bd. III. S. 347.) 

Die vorliegende Arbeit gibt unter Berücksichtigung der grossen 
Literatur eine wertvolle und klare Uehersicht über Diagnose, 
Indikationsstellung und Art der operativen Behandlung der Ver¬ 
letzungen und Erkrankungen der Wirbelsäule. Es Hess sich im 
Ganzen eine ziemlich weitgehende Uebereinstimmung der Prinzipien 
unserer operativen Therapie feststellen. Bei den Verletzungen ist 
die richtige Erkennung der Schwere der Verletzung und BeteiUgung 
meist sehr erschwert, und wird dadurch das operative Eingreifen 
oft ein recht unsicheres. Fehlen Rückenmarkssymptome, so ist 
mechanisch und orthopädisch zu behandeln, ebenso sind Frakturen 
mit totaler Querläsion von der Operation ausgeschlossen. Indiziert 
ist die Operation bei Frakturen mit partieller Lähmung, wenn die¬ 
selben innerhalb 6 — 8 Wochen nicht zurückgehen, ebenso bei 
isolierten Bogenfrakturen mit Rückenmarkssymptomen. Isolierte 
Brüche einzelner Fortsätze können bei dauernden Beschwerden die 
Exstirpation erfordern. 

Auch für die tuberkulöse Spondylitis lassen sich ziem¬ 
lich genaue Prinzipien der Behandlung aufstellen. Es prävaliert 
in allen Fällen die orthopädische, namentUch im Beginn. Unter 
den operativen Methoden kommen die Laminektomie, die Kosto- 
transversektomie und die transperitoneale Freilegung des Herdes, 
je nach Sitz und Ursache der Kompression, in Betracht Eine ge¬ 
naue Röntgen diagnose ist dazu Vorbedingung. Die Osteomyelitis 
der Wirbelsäule ist in jedem Falle operativ anzugehen. Tumoren 


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der Wirbelsäule sind in der Mehrzahl metastatisch und geben daher 
selten Indikation zu operativen Eingriffen, immerhin sind eine An¬ 
zahl von Sarkomen und dann von gutartigen Tumoren (Exostosen, 
Enchondrome) und von Echinokokkus operativ in Angriff genommen 
worden. Baisoh-Heidelberg. 


28) Semeleder. Ein einfaches und einwandfreies Verfahren 
zur bildlichen Darstellung von Deformitäten, speziell 
der Skoliose. (Wiener klin. Wochenschrift 1910, No. 80.) 

Statt aller teuren und umständlichen Messungsapparate ver¬ 
wendet Verf. die photographische Technik, ausgehend von der Tat¬ 
sache, dass ein Raster, von einem Projektionsapparat auf eine ebene 
Fläche geworfen, gerade Linien liefert, auf eine gekrümmte Fläche 
wellige, die symmetrisch oder asymmetrisch verlaufen werden, je nach 
der Konfiguration des Schirmes. Das Raster auf den Rücken eines 
normal gebauten Menschen geworfen liefert also, von der Vertikalen 
aus gerechnet, symmetrische Wellenlinien. Bei Skoliotischen resultieren 
verzerrte asymmetrische Linien. Die der Abhandlung beigegebenen 
Bilder sind überzeugend und fallen durch ihre Plastik auf. 

Spitzy. 


29) Groedel« Das Verhalten des Herzens bei kongenitaler 

Trichterbrust. (Münch, med. Woch. No. 13, 1911.) 

Bei geringgradigen Fällen wurde nie ein Einfluss auf das Herz 
festgestellt. Drei hochgradige Fälle mit über faustgrosser Einziehung 
der Brust litten an Anfällen von starkem Herzklopfen und Schwindel. 
In einem Falle war das Herz von normaler Grösse, jedoch median 
gestellt. Im 2. Fall etwas vergrössert, aber nicht verlagert Im 
3. Fall, der besonders hochgradig war, (Trichter 6 — 7 cm tief, 18 
cm breit, 25 cm hoch) bestand lautes systolisches Geräusch an der 
Herzspitze, Akzentuierung des 2. Tones an der Basis und unregel¬ 
mässige Herzaktion. Der Spitzenstoss war sehr verbreitert, am 
deutlichsten einige Zentimeter hinter der Axillarlinie zu fühlen. 
Diagnose: Mitralinsuffizienz und Herzverlagerung. Die Brustkorb¬ 
deformität bestand bei den 3 Patienten von Jugend auf. 

Hohmann-München. 

30) Max Cohn (Berlin). Kann ein Rippenbruch durch ex¬ 

zessive Atemanstrengung entstehen? (Aerztl. Sachverst.- 

Zeitung 1911. Nr. 12, S. 241.) 

Die Frage wird von C. strikt verneint. Es handelte sich um 
einen Arbeiter, der behauptet hatte, sich durch forzierte Atem- 

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anstrengung beim Heben einer schweren Last die Fraktur zugezogen 
zu haben. Nach ca. 3 Wochen wurde eine Röntgendurchleuchtung 
des Thorax vorgenommen und hierbei angeblich ein in Heilung be¬ 
griffener Bruch der linken 5. Rippe in der Brustwarzenlinie fest¬ 
gestellt. C. hält es für ausgeschlossen, dass durch Durch¬ 
leuchtung ein anatomischer Beweis für eine Rippenfraktur (gerade 
an dieser Stelle!) erbracht werden kann. Es kann sich vielleicht 
um eine rachitische Verdickung an der Knorpelknochengrenze ge¬ 
handelt haben. Natzler-Heidelberg. 

• 

31) Froelich (Nancy). Cötes cervicales et apophysites 

cervicales laterales. (Halsrippen und Entzündungser¬ 
scheinungen an den Processus transversi.) (Revue d’ Orthopädie 
Bd. 22, S. 26.) 

F. beobachtete einige Male bei Kindern im Wachstumsalter 
eine Schmerzhaftigkeit der seitlichen Halspartie und des Armes, 
die in einer Volumvergrösserung der Processus transversi bei gleich¬ 
zeitigem Vorhandensein von Halsrippen ihre Ursache hatte. F. 
glaubt, dass es sich dabei um eineu entzündlichen Prozess an dem 
Processus handele, vielleicht durch Wirkung von Bakterien ent¬ 
standen. Ottendorif-Hambuig- Altona. 

32) Convelaire (Paris). Hämatomes du sternomastoidien 

et torticolis par myopathie congenitale. (Blutungen 
in dem Stemocleidomastoideus und Torticollis durch kongenitale 
Muskelveränderungen.) (Revue d’ Orthopädie. Bd. 22. S. 1.) 

Blutungen in dem Musculus stemocleidomastoideus infolge eines 
Traumas beim Partus sind nicht ganz selten, führen aber nur in 
verhältnismässig wenigen Fällen zur Bildung eines Torticollis. Verf. 
fand bei einigen Neugeborenen ausser einer Blutung in dem Muskel 
Degeneration der Fibrillen, bei zweien der Kinder bestanden diese 
Degenerationserscheinungen ohne Hämatom. Verf. glaubt daher an¬ 
nehmen zu müssen, dass nicht die Blutung die Ursache für die 
Schrumpfung des Muskels sei, sondern dass die Blutung in einen 
bereits kranken Muskel hinein stattfinde. Die Ursache des Torti¬ 
collis sei daher nicht die Blutung in den Muskel, sodern die an¬ 
geborene Degeneration des Muskels. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

33) Bibergeil (Berlin). Ueber doppelseitigen angeborenen 

Schulterblatthochstand. (Zeitschr. f. orthop. Chir. 28. Bd., S.104.) 

B. berichtet über einen der seltenen Fälle von doppelseitigem 
Schulterblatthochstand. Da sich ausserdem eine Defektbildung des 


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obersten Teiles der Wirbelsäule fand, so fasst B. das Ganze als 
eine Entwicklungshemmung auf. Das oft als Ursache angeschuldigte 
Ausbleiben des Descensus der Schulterblätter ist danach nur als 
sekundär, als Folgeerscheinung der Entwicklungshemmung, anzusehen. 

OttendorfT-Hamburg-Altons. 

34) Pflrckhaner. Zur Lehre vom Pektoralisdefekt und 
Schulterhochstand. (Münch. Med. Woch. Nr. 8, 1911.) 

P. vermehrt die Kasuistik dieses angeborenen Leidens um einen 
Fall aus dem Langeschen Krankenmaterial, bei dem ein Defekt 
des kostalen Teils des Pectoralis neben einem Hochstand 
des rechten Schulterblattes vorhanden war. Gleichzeitig be¬ 
stand eine geringe linkskonvexe cervico-dorsale Skoliose. Das rechte 
Schulterblatt war wesentlich geringer entwickelt, sein unterer Winkel 
der Wirbelsäule auffallend genähert. Auf diese Kombinaton hat vor 
allem Schlesinger hingewiesen. P. tritt der Froriepschen Auf¬ 
fassung bei, die den Defekt durch Druckwirkung in utero auf den 
adducierten, gegen die Brust gepressten Oberarm erklärt. 

Hohmann-MäncheD. 


35) Algyogyi (Wien). Ein seltener Fall von Missbildung 
einer Oberextremität. (Fortschr. auf d. Geb. d. Roentgcnstr. 
XVI, 4. S. 286. Mit 3 Abbildg.) 

Es handelt sich um ein 13 jähriges Mädchen, bei dem an der 
rechten Oberextremität Brachydaktylie mit Ektrodaktylie (gänzlicher 
Mangel eines einzelnen Fingers) und Perodaktylie (Verstümmelung 
eines Fingers) bestand. Der Daumen mit dazugehörigem Mittel¬ 
handknochen fehlt vollständig, der kleine Finger ist verkümmert, 
der zugehörige Mittelhandknochen verkürzt, in seiner unteren Hälfte 
mit dem vierten verschmolzen. Die rechte Hand, der Arm und 
das Schulterblatt sind kürzer als links. Multangulum majus und 
minus sind verbildet und mit dem distalen Teil des Navikulare ver¬ 
einigt. In der ersten Reihe der Handwurzelknochen ist ausser dem 
Erbsenbein nur ein aus Triquetrum, Lunatum und proximalem 
Navikulareteil zusammengeschmolzener Knochen vorhanden. Der 
Knochenkern des process. styloid. ulnae fehlt oder ist verlagert, und 
schliesslich besteht noch eine Luxation des Radius im Ellbogen¬ 
gelenk nach hinten. Aetiologisch kommt wahrscheinlich amniotische 

Abschnürung in Betracht. u , _ .. .. 

° Naüler-Heidelbcrg. 


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36) Arthur Wagner (Stettin). Ueber ein neues, einfaches 
und schonendes Verfahren der Reposition frischer 
Schultergelenksluxatiouen. (D. med. Woch. 1911. Nr. 25.) 

W. empfiehlt eine von ihm ausgebildete Methode schonender 
Reposition von unkomplizierten Schulterluxationen, die im Prinzip 
darauf beruht, den Oberarmkopf über ein in der Achselhöhle liegen* 
des Polster-Hypomochlion herüberzuhebeln. Es wird eine 20 cm 
lange, 10 cm Durchmesser habende festgewickelte Watterolle in die 
Axilla fest eingepresst, ev. durch Binde befestigt, und der Arm, 
vom Arzt an Ellenbogen und Handgelenk gefasst, langsam und all¬ 
mählich gegen den Körper des Patienten angepresst. Dabei fuhrt 
man leichte Drehbewegungen mit dem Unterarm aus, gleichsam als 
ob man den Kapselriss suchen wolle. Dabei gleitet der Kopf mit 
oder ohne Geräusch an seinen Ort zurück. Das Verfahren ist 
kurz, ziemlich schmerzlos, besonders wenn es sehr schonend aus¬ 
geführt wird. Unter 12 Fällen von subcoracoider Luxation gelang 
die Reposition in 8 ohne Narkose in wenig Sekunden, in einem 
bei leichtem Aetherrausch, in einem in tiefer Narkose, in zwei 
Fällen versagte sie (davon 1 Fall bereits 4 Wochen lang luxiert 
gewesen), in diesen Fällen versagte auch die Kochersche Methode, 
und es gelang erst durch Suspension mit gleichzeitigem Druck auf 
den Oberarmkopf die Reposition herzustellen. 

Hohnann-München. 

37) J. Dolünger (Budapest). Die veralteten traumatischen 

Verrenkungen der Schulter, des Ellbogens und der 
Hüfte. (Erg. d. Chir. u. Orthop. III. Bd. p. 83.) 

Verf., der durch seine Arbeiten auf diesem Gebiet unsere An¬ 
schauungen über die Pathologie der veralteten Verrenkungen- und 
dadurch auch die Therapie wesentlich gefordert hat, gibt darin 
einen ganz umfassenden Ueberblick über alle Methoden und be¬ 
sonders über die von ihm angegebenen operativen Verfahren. 

1. Schulterverrenkungen: wie die akuten in 2 Gruppen zu 
teilen: a) Luxatio extracoracoidea und subcoracoidea. b) Luxatio 
intracoracoidea und subclavicularis. Die ersteren sind die günsti¬ 
geren, da auswärts vom Prozess, coracoid. und den von ihm 
entspringenden Muskeln liegend. Das Haupthindernis der Re¬ 
position war aber bei beiden Gruppen durch den verkürzten M.- 
subscapularie gebildet. Nur bei sehr alten, schwächlichen Indi¬ 
viduen ist die Luxation zu belassen, und durch vorsichtige 
Mechanotherapie Besserung zu versuchen. Unblutige Reposition ist 


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in allen Fällen, jedoch nie mit brüsken Manipulationen zu ver¬ 
suchen. Absichtlicher Bruch des Oberarmes, Osteotomie desselben, 
subkutane Tenotomien haben heutzutage kaum Berechtigung mehr, 
die Resektion nur dann, wenn durch Deformität der Gelenk¬ 
komponenten die Reposition kontraindiziert erscheint Methode der 
Wahl ist: die Arthrotomie und Reposition nach offener Durch¬ 
trennung des M. subscapularis. Verf. gibt die Methode genau an; 
Komplikationen erfordern noch entsprechende Eingriffe. 

2) Ellbogenverrenkungen, nur die hinteren sind be¬ 
rücksichtigt. Pathologisch-anatomisch sind hierbei Komplikationen 
viel häufiger als bei den Schultergelenkverrenkungen, Knochen¬ 
verletzungen am Oberarm, Gelenkenden, Epicondyl. lateral, und 
medialis, ebensolche am Vorderarm (Olecranonfraktur, Proc. co- 
ronoideus, Radiusköpfchen). Regelmässig vorhanden sind Knorpel- 
veränderungec, Ausfüllung der Fossa olecrani und coronoidea, 
häufig Bildung eines Callusspornes an der Rückfläche des Ober¬ 
armes. Die Veränderungen sind derart, dass im allgemeinen nach 
8 Wochen die Reposition unblutig nicht mehr gelingen kann. Als 
Behandlungsmethode kommen dann heute nur noch Reposition 
durch Arthrotomie oder Resektion in Frage, die Wahl der betr. 
Methode wird im allgemeinen nach dem Verhalten der Gelenkenden 
(Knorpelüberzug, Komplikationen) zu treffen sein. Für die Re¬ 
position empfiehlt sich am meisten Verf.’s Methode mit temporärer 
Abtrennung des äusseren Seitenbandes und Umknicken des Vorder¬ 
armes nach innen. Die Methode ist ausführlich beschrieben. 

3) Hüftgelenkverrenkungen. Auch hier ist die Zeit, wann 
eine alte Hüftgelenksluxation noch unblutig reponiert werden kann, 
nicht bestimmbar, doch müssen die Manipulationen schonend vor¬ 
genommen werden. Die Veränderungen an Pfanne und Gelenk¬ 
kopf sind analoger Natur wie hei den anderen Verrenkungen. Die 
von eiDzelnen Autoren für irreponible Luxationen empfohlene 
Transposition stellt ein sehr heftiges Trauma dar, das unter Um¬ 
ständen stärker ist als das der blutigen Reposition. Die Technik 
der blutigen Reposition wird vom Verf., der über 17 Fälle verfügt, 
für jede Luxationsart, Luxat. iliaca, ischiadica, obturatoria, genau 
beschrieben. Verwendet wird immer ein hinterer Schnitt von der 
Trochanterbasis bis Spina il. post. inf. Die Mm. pyriformis, obtur. 
int. und gemelli, die über das Acetabulum weg ziehen, müssen mit¬ 
unter durchtrennt werden, um zur Pfanne Zugang zu bekommen, 
werden aber sekundär genäht Von grösster Wichtigkeit ist pein- 


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lichste Asepsis, denn nur bei Yollkommen eiterungsfreiem Verlauf 
ist auf guten Erfolg zu rechnen. Die Erfolge des Verf. waren teil¬ 
weise vollkommen. Balsch-Heidelborg. 

38) Irving S. Haynes. Certain Fractures of the upper 

extremity in children. (Arch. of pediatrics 1911. XXVIII, 5.) 

Besondere .Rücksicht verlangen Epiphysenverletzungen mit Be¬ 
zug auf Wachstumsstöruugen und Gelenkbeeinträchtigung, Infrak¬ 
tionen wegen der Gefahr winkliger Konsolidation der Fragmente. 
Da Kinderfrakturen meist Querbrüche, so sind Weichteilverletzungen 
und Gelenkbeteiligung selten. Die Heilungsvorgänge sind sehr leb¬ 
hafte ; Nichtvereinigung der Fragmente sehr unwahrscheinlich. Alle 
diese Umstände begünstigen deforme Heilungen, welche die Spät¬ 
resultate leicht verschlechtern. Bei typischer oberer Humerus¬ 
epiphysenlösung Verband in Abduktion und leichter Aussenrotation 
des Armes; suprakondyläre Frakturen verlangen Vorsicht bei Diag¬ 
nose und Prognose. Zur Behandlung wird eine Aufhängeschlinge 
am Handgelenk und belasteter Zug am Vorderarm nahe der EU- 
beuge empfohlen; ferner ein Zugverband innerhalb eines fixierenden 
Thorax-Armverbandes. In der operativen Frakturbehandlung rät 
er zu grösster Zurückhaltung. Landwehr-Heidelberg. 

39) Poulsen (Kopenhagen). Sehnenscheidenentzündung im 

ersten Fach des Antibrachium, begleitet von Trak¬ 
tionsperiostitis am Processus styloideus radii. 

(D. med. Woch. 1911. Nr. 18.) 

P. beschreibt einen sonst nicht publizierten Krankheitsprozess, 
den er in etwa einem Dutzend Fälle beobachtet hat Derselbe be¬ 
steht in einer geringen Geschwulst im Verlaufe der Sehnenscheide 
des Abduktor pollic. long. und extensor pollicis brevis, ohne Krepi¬ 
tation in den Sehnen, mit Schmerzen bei Bewegungen und bis¬ 
weilen auch in der Buhe, mit starker Druckempfindlichkeit am 
processus styloideus radii, besonders an seiner äusseren Kante, an 
der das Ligament ansetzt. Die Schmerzen sind bisweilen äusserst 
unangenehme und weichen auch nur sehr langsam. P. immobilisiert 
das Handgelenk zeitweilig und massiert nach 2—3 Wochen sehr 
vorsichtig. Er glaubt, dass die Schmerzen an der volaren Seite 
des proc. styloid. von einer Periostitis herrühren, die durch Zerrung 
des Bandes entstanden ist. Hohmaaa-München. 


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40) Codet-Botsse (Bordeaux). Un cas de deformationsymmetrique 

des deux poigoets du type Dupuytren. Madelung. 

(Ueber die Madelungsche Deformität). (Revue d’orthopddie 

Bd. 22. S. 31.) 

Die Beobachtung betrifft ein 16jähriges Mädchen, bei der sich 
die Verbildung der Handgelenke seit dem 13. Lebensjahr entwickelt 
haben soll. Das Röntgenbild zeigt die typische Verbildung der 
distalen Radiusepiphyse. Verf. fährt die Deformation auf das 
chronische Trauma des Berufes (Bügeln)' zurück. 

Otteadorff-Hamburg- Altona. 

41) Hirsch (Wien). Eine besondere Form des Kahnbein¬ 

bruches im Roentgenbilde. (Fortschritte auf dem Geb. der 

Roentgenstr. XY1, 8. S. 228. Mit 4 Figuren.) 

Zur Diagnose des Kahnbeinbruches ist die Durchleuchtung 
völlig ungenügend. Aufnahme ist unbedingt nötig und zwar vor 
allem in extrem - ulnarflektierter Stellung der Hand. Weiterhin 
auch Aufnahmen in Radialflexion. Die Aufnahmen sind bei ver¬ 
schiedenen, exzentrischen Röbreneinstellungen zu machen. Die 
gewöhnlichen Formen des Kahnbeinbruches (Bruch der Tuberositas 
ossis navicularis, Bruch des Keilbeinkörpers) sind im allgemeinen 
auf dem Roentgenbilde gut, wenn auch in verschiedenen Formen 
zu sehen. In einzelnen Fällen (H. hat in einem Jahre unter 8 
Fällen 3 gesehen) zeigt sich keine typische Frakturlinie, sondern 
eine runde zentrale Aufhellung in der Mitte des Kahnbeinkörpers. 
Manchmal ist auch eine feine Frakturliaie zu sehen, die in die 
Aufhellung einmündet. Die Operation zeigt stets eine typische in- 
trakapsuläre Fraktur des Kahnbeinkörpers mit ausgedehnter Zer¬ 
malmung von Spongiosa. Die beschriebene Form ist für die 
Diagnose wichtig. Die Behandlung besteht in der möglichst früh¬ 
zeitigen Exstirpation des Knochens. Natzler-Heidelberg. 

42) H. Wolff. Auswechselung von Finger- und Zehenknoche n. 

(Münch. Med. Woch. Nr. 11, 1911.) 

W. implantierte als Ersatz für die durch Spina ventosa zerstörte 
Grundphalanx eines 27jährigen Mädchens die erste Phalanx der 
2. Zehe desselben Patienten. Der Defekt der Zehe wurde durch 
ein 4 Vs cm langes Stück des 6. Rippenknorpels derselben Patientin 
ausgefüllt. Gute EinheiluDg und Fuuktion, nur waren die Bewegungen 
noch etwas durch eine Weichteilschwellung behindert. Deshalb 
nach einigen Wochen Inzision. Ausser reichlicher Schwielenbildung, 
die entfernt wurde, fand sich nichts Krankhaftes. Darauf nahm 


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die Beweglichkeit des Fiugers weiter zu, und jetzt besteht keine Be¬ 
hinderung der Hand mehr. Das Röntgenbild nach l 3 /« Jahren 
zeigt am proximaleD Gelenkende der 2. Phalanx eine leichte Arro- 
sion des Knochens, also einen neuen Erkrankungsherd. Bei Ver- 
grösserung desselben wird auch hier Ersatz in Aussicht genommen. 
Die Gelenkkapsel, die bei der Operation vollständig entfernt wurde, 
hat sich von selbst ersetzt. Hohmann-Miinchen. 

43) Paul Vital (Badin). Du traitemeut consecutif des 
luxations congenitales de la hauche reduites par la 
methode nonsanglante. (Archives de m£d. des enf. Döcembro 
1910. p. 914.) 

Angeborene Luxationen des Hüftgelenkes heilen oft allein durch 
Immobilisation nach erfolgter unblutiger Reduktion, in anderen 
Fällen wieder ist dies ungenügend und man muss eine Nachbe¬ 
handlung folgen lassen. 

In den günstigen Fällen, die eine Heilung ohne weiteren Ein¬ 
griff voraussehen lassen, muss vor allem die Funktionierung des 
Gliedes wieder hergestellt werden. Nach Abnahme des Gipsver¬ 
bandes bleibt der Patient noch etwa acht Tage zu Bette, während 
welcher Zeit massiert und elektrisiert wird, um den Muskeln die 
ursprüngliche Elastizität wiederzugeben und die atrophischen Störungen 
der Haut zu vermindern. Nach Abnahme des Verbandes zeigt sich 
das Bein abduziert, nach aussen gerollt und gebeugt Was erstere 
anbetrifft, so ist ein gewisser Grad von Abduktion für die kon¬ 
zentrische Reduktion von Vorteil. Man kann sogar sagen, dass ein 
zu rasches Verschwinden der Abduktion einen diesbezüglichen 
Korrektivverband notwendig macht, welcher über Nacht angelegt 
wird und das Bein in einer leichten Abduktionsstellung erhält. In 
jenen Fällen aber, in denen man eine lange Zeit anhaltende, hart¬ 
näckige Abduktion beobachtet, ist es von Vorteil, den Parallelismus 
der Beine durch Anlegen einer Kautschukbinde, die jeden Tag 
stärker angezogen wird, herzustellen. 

Die Rotation nach aussen wird durch den aufrechten Gang 
binnen kurzem von selbst verbessert, sonst wird dieselbe durch einen 
Verband, den man über Nacht anlegen lässt, wieder zur Norm 
gebracht 

Die Beugung der Hüfte muss durch aktive und passive Be¬ 
wegungen, durch Massage, durch manuelle Geradestreckung und, 
falls es notwendig erscheint, durch die langsame und wiederholte 
Einwirkung einer Gummibinde redressiert werden. 


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Von Wichtigkeit ist es, den immerhin möglichen Relnxationen 
entgegenzuarbeiten, was man unter Anderem auch durch zeitweilige 
Anlage des zuletzt getragenen Kontentiwerbandes erreichen kann. 

Die weitere Nachbehandlung besteht in gymnastischen Uebungen, 
hauptsächlich in Ab- und Adduktionsbewegungen, in Streckungen 
und Drehungen. Auch systematische Hebbewegungen, mit und ohne 
Gewichte, müssen vorgenommen werden. E. Toff-Braila. 


44) Alapy (Budapest). Die Endergebnisse der konservativen 

Coxitis- und Gonitisbehandlung. (Zeitschrift für orthopäd. 

Chirurgie. Bd. 27, S. 243.) 

A. gibt eine Uebersicht über 51 nachuntersuchte Coxitis- 
und 31 Gonitisfalle. Die Behandlung erfolgte im Gipsgeh verband 
mit Redressement der pathologischen Stellung in Etappen, ohne 
jede Gewaltanwendung, zum Teil in Verbindung mit Entlastung des 
erkrankten Gelenks. Abszesse wurden mit 10 °/o .Jodoformglyzerin 
injiziert. Resektion erfolgte nur in sehr wenigen Fällen, wenn die 
Kranken stark herunter kamen. Die Coxitisfälle ergaben in Bezug 
auf Beweglichkeit des Gelenks 24 °/ 0 vorzügliche und in 43 % gute 
Resultate, die kontralaterale Beckensenkung war nur in 24 % aus¬ 
gesprochen, in 76 °/o garnicht oder nur in geringem Masse vor¬ 
handen. Die Durchschnittsverkürzung war 2,82 cm, in 12 von 51 
Fällen war gar keine, in 16 Fällen Verkürzung von 1 — 2 cm vor¬ 
handen. Umfangsverminderung des Beines betrug im Durchschnitt 
am Oberschenkel 3,8, am Unterschenkel 1,35 cm. Das Gehver¬ 
mögen war (bei den 51 untersuchten Fällen und bei 46, welche 
Actwortbogen eicgesandt hatten) in 21,6 % fehlerfrei, in 35,0 °/ 0 
gut und in 19,6 % recht gut. Eiterung wurde nicht häufiger be¬ 
obachtet als bei anderen Verfahren, Generalisierung der Tuber¬ 
kulose kam sehr selten vor. Was die Gonitis anbetrifft, so heilten 
von den Fällen, die nicht mit Abszess resp. Fistelbildung einher- 
gicgen, 82 °/o aus, bei Abszessbildung 70 °/o und bei Fisteln nur 
50 °/o. Zusammengefasst heilten von allen Fällen 75 °/o aus, 25 °/o 
blieben ungeheilt (es starben 14,9 °/o). Die Verkürzung, die in der 
Hälfte der Fälle eintrat, betrug im Durchschnitt 1,87 cm, die Ver¬ 
längerung bei einem Teil der Fälle desgleichen 1,86 cm. Die 
Atrophie des Beines war am Oberschenkel im Mittel 3,6 cm, am 
Unterschenkel 1,92. Der Zustand des Gelenks war bei 37,50 °/o 
ideal, bei 18,75 °/o gut und bei ebensovielen recht gut. Fehlerfreier 
Gang fand sich in 63,7 %, in 22,2 °/o war er gut und in 3,7 °/o 
als recht gut zu bezeichnen. Verf. glaubt nach obigen Zahlen die 


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konservative Behandlung der Gelenktuberkulose und zwar mittels 
des Etappenverbandes dringend empfehlen zu können. 

Ottendorff-Hambnrg-Altona. 

45) Laokmann (Hamburg). Ueber Coxa valga adolescen- 

tium. tZeitschr. f. orthop. Chir. 28. Bd., S. 211.) 

L. beobachtete bei einem 16jährigen Schmiedelehrling eine 
beiderseitige Coxa valga, die er als möglicherweise angeboren be¬ 
trachtet Beschwerden waren einseitig erst in letzter Zeit aufge¬ 
treten und zwar infolge einer Verschiebung der Kopfepiphyse. Die 
Messung des Beckens ergab eine dorsolaterale Stellung der Hiift- 
pfannen (Freiser). L. glaubt annehmen zu dürfen, dass die Ver¬ 
änderungen des Femur (Vergrösserung des Schenkelhalswinkels und 
Antetorsion des oberen Femurendes) sekundär seien und als An¬ 
passungsvorgänge des Oberschenkels an die anormale Pfannenstellung 
aufzufassen seien. Zur sicheren Diagnose der Coxa valga fordert L. 
eine Aufnahme des Hüftgelenks in Mittelstellung und eine zweite 
in Innenrotation, damit nicht durch Aussenrotation eine Steilstellung 
des Schenkelhalses vorgetäuscht werde. 

OHendorff-Hamburg-Altona. 

46) Glimm. Zur Behandlung der Ischias mit epiduralen 

Injektionen. (Münch. Med. Woch. Nr. 8, 1911.) 

Nur sehr hartnäckige Fälle injizierte G. Von 7 Patienten 
6 Heilungen. Bei 2 Fällen Rezidiv nach vorübergehender Besserung. 
Als Flüssigkeit nahm er */* prozentiges Kokain, 1 prozentiges Eu- 
kaiu, physiologische Kochsalzlösung oder Schleichsche Lösung II. 
Letztere bewährte sich am besten. Die Mengen betrugen 10—20 ccm. 
Nach Eintritt der herabgesetzten Empfindlichkeit, nach etwa 
10 Minuten, dehnt er den Nerven unblutig, worauf er besonderen 
Wert legt. Bei einem sehr renitenten Fall von Coccygodynie nach 
einem Fall sah er einen glänzenden Erfolg. Hohmann-München. 

47) Makintosh. Fracture of the femur at birth. (British medi¬ 

cal Journal. 4. Februar 1911.) 

Fall von Femurfraktur während des Geburtsaktes ohne künst¬ 
liche Hilfe. Steisslage bei einer Primapara. 

Mosenthal-Berlin. 

48) Bertram (Meiningen). Eine typische Rodelverletzung. 

(Münch, med. Woch. No. 12, 1911.) 

B. beschreibt 3 Fälle von Trennung der unteren Ober¬ 
schenkelepiphyse mit Dislokation nach vorn. Diese Fälle 


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entstehen, wenn der Rodel bei vereisten Bahnen über Terrainwellen 
fliegt und in die Luft geschleudert wird. Beim Aufprallen schlägt 
die Planta pedis mit Gewalt auf den harten Boden auf. Dabei 
entsteht der Bruch. Bei 2 Fällen wurde die blutige Vereinigung 
verweigert und nur ein Teilresultat erzielt, bei einem 3. Fall das 
Knie durch Längsschnitt eröffnet und die auf der vorderen Femur- 
kante fest verkeilte Epiphyse an ihren Platz zurückgehebelt. 
Normale Funktion. Hthmann-München. 

49) Lindemann (München). Die Frühbehandlung der rachi¬ 

tischen Beindeformitäten insbesondere des O-Beins 
durch die Osteoklasie. (Zeitachr. f. orthop. Chir. 28. BA, S. 196.) 

L. wendet die Osteoklase an, sobald in 1 l 2 Jahre keine Besse¬ 
rung eingetreten ist, und solange noch keine Sklerose der Knochen 
besteht. Von einer Spontanheilung erwartet L. nicht viel. Bei der 
Osteoklase soll möglichst nur eine Infraktion erzeugt werden 
zur Vermeidung von Dislokation und des rascheren Festwerdens 
halber. Ottendorfr-Hamburg-Altona. 

50) D’arey Power. Results of the surgical treatment of 

displaced semilunar cartilages of the Knee. (British 
medical Journal. 14. Jan. 1911.) 

Das Resultat einer Umfrage an alle 262 Patienten, die von 
1892 — 1900 am St. Bartholomy-Hospital wegen Derangement in¬ 
terne operiert worden waren, ergab 128 Antworten, die folgende 
Angaben enthalten. 73 Patienten blieben rezidivfrei, bei 39 blieb 
das Kniegelenk schwächer, 77 bekamen volle Beweglichkeit, von 
12 Angaben über Bewegungsbeschränkung konnten 8 nur schlecht 
knieen. In 43 Fällen war das Knie absolut schmerzfrei, 11 
merkten Schmerzen bei Temperaturwechsel. 35 behielten Schmerzen 
zurück. Der Standpunkt P. bei der Behandlung der Semilunar- 
Knorpelluxation ist: Direkt nach der Verletzung muss zunächst 
unbedingt der Versuch gemacht werden, den Knorpel zu reponieren. 
Extensionsverband, bis die Schwellung des Gelenks geschwunden 
ist und genügend Zeit zum Verheilen gegeben ist. Während dieser 
Zeit Massage. Die Verletzung nur mit Ruhe und Umschlägen zu 
behandeln ist ebenso verkehrt, wie eine Luxation unreponiert zu 
lassen. Sind die erstgenannten Massnahmen unterlassen, oder die 
Reposition ohne Erfolg versucht, und ein schmerzhaftes Kniegelenk 
zurückgeblieben, so ist so zeitig wie möglich eine Arthrotomie zu 
machen, der dislozierte Knorpel zu entfernen. Die ungünstigsten 


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Resultate ergeben die Fälle, in denen die Patienten lange Zeit 
mit dem geschädigten Knie herumgelaufen sind. Die besten Re¬ 
sultate, wenn nur ein oder wenige schmerzhafte Luxationsattacken 
vorausgegangen sind. In diesen Fällen sind die Gelenkbänder noch 
nicht überdehnt, und das Knie bekommt bald seine normale 
Funktion wieder. Mosenthal-Berlin. 

öl) Poulsen (Kopenhagen). Osteoplastische Operation an 
der rachitisch gekrümmten Tibia. (Zeitachr. f. orth. Chir. 
28. Bd. S. 1.) 

P. bildet aus dem höchsten Punkt der verkrümmten Tibia 
einen Haut-Periost-Knochenlappen und meisselt dann den Rest der 
Konvexität fort. Das noch stehen gebliebene Stück der Tibia wird 
infrangiert und der vorher gebildete Lappen in die durch die 
Infraktion verkleinerte Mulde wieder hineingelegt. P. will dadurch 
eine möglichst gute Form ohne Verlust an Länge erzielen. 

OttendorlT-Hamburg- Altona. 

52) Sir William Bemott The treatment of venous throm- 
bosis mainly from the surgical aspect (British medical 
Journal, Jan. 7*j“ 1911. 

Das Zustandekommen einer Thrombose ist abhängig von zwei 
Faktoren, vom Blut oder von den Gefässen. Bei ersterer Ursache, 
bei Thromben, bei Bluterkrankungen kommen chirurgische Ein¬ 
griffe nicht in Frage, da der Sitz multipel sein kann. Nur bei 
Verletzungen etc. der Vene kann ein chirurgischer Eingriff er¬ 
wogen werden. Ferner bei den fortschreitenden Tromben der 
unteren Extremität, wo durch zeitiges Operieren evt. das ganze 
Glied gerettet werden kann. Ferner auch bei den septischen 
Thromben der oberflächlichen Venen. Thromben, von denen los¬ 
gelöste Stücke embolische Infarkte in den Lungen verursacht haben, 
wurden bei drei Fällen mit dem entsprechenden Teil der Vene ex- 
stirpiert und die Patienten geheilt. Als Indikationen zur Operation 
(Exstirpation der befallenen Venenstücke) bei Thrombose stellt B. 
folgende Punkte auf. 1. Lokalisierte Thromben in einer Tasche 
oder Ausstülpung der Vene. 2. Trophische Störungen in dem 
Hautgebiete der Vene. 3. Grosse Schmerzen. 

Die Massage bei Thromben verwirft er nicht ganz, jedoch 
kommt sie nur in Frage bei varikösen Venen an der Oberfläche, 
wenn die tiefen Venen frei sind und Trendelenburg negativ ist. 

Mosenthal-Berlin. 


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53) Galeazzi (Mailand). Beitrag zur Therapie des para¬ 
lytischen Hohlfusses. (Zeitscbr. f. orthop. Chir. 28 Bd., S. 96.) 

G. benutzt zur Korrektur des Hohlfusses den Stilleschen Osteo¬ 
klasten, indem er mittelst der Schraube des Apparats einen Gurt 
über den Fussrücken fest anzieht, während die Fusssohle auf einer 
Schlitzplatte aufruht. Es soll dadurch direkt eine Erniedrigung 
des Fussgewölbes erzielt werden. Bei sehr steiler Stellung des 
Kalkaneus durchtrennt G. das Fersenbein in Bogen form und dreht 
den bisher nach unten gerichteten Proc. posterior nach hinten, so dass 
das Fersenbein damit wieder seine normale Form und Stellung be¬ 
kommt. Eine Verstärkung der Achillessehne durch Ueberpfianzung 
(Flexor hallucis und Peroneus brevis) sichert das Resultat. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

54) B. Baiseh (Heidelberg). Der Plattfuss. (Ergebnisse d. Chir. 

und Orth. Bd. III, S. 571.) 

Unter ausführlicher Berücksichtigung der Literatur, namentlich 
der modernen gibt die Arbeit einen Ueberblick über unsere der¬ 
zeitige Kenntnis vom Wesen, Entstehungsweise, Pathologie und 
Therapie des Plattfusses. Unsere Kenntnisse, darüber sind noch 
keineswegs einheitliche. Verf. hat versucht die Theorien darzulegen, 
soweit sie einer Kritik standzuhalten vermochten, und sie in Ein¬ 
klang miteinander zu bringen. Das vielgestaltige Symptomenbild 
vom beginnenden Pes valgus bis zum ausgesprochenen und fixierten 
Pes valgo-planus wird ausführlich besprochen. Ebenso ist die 
Therapie eingehend behandelt Ein wesentliches Prinzip derselben 
ist die Vermeidung alles Schablonenhaften und das Bemühen das 
Muskelgleichgewicht am Fusse wiederherzustellen. Bei jeder Be¬ 
handlungsmethode, sei sie nun rein orthopädisch-mechanisch oder 
eine operative, hat daher eine funktionell-gymnastische Behandlung 
mitzuhelfen. (Autoreferat.) 

55) P. Oorse et Dauthevllle (Lille). Pieds plats et tuber- 

Culose. (La presse mödicale, N. 19, 1911.) 

Bekanntlich ist von Poncet (Lyon) die Ansicht ausgesprochen 
worden, dass die Tarsalgie und verschiedene Knochendeformitäten 
des Jünglingsalters einen tuberkulösen Ursprung haben, dass die¬ 
selben der Ausdruck einer abgeschwächten, entzündlichen Tuber¬ 
kulose sind. - Die Verfasser haben nun für den schmerzhaften Platt¬ 
fuss statistische Untersuchungen angestellt und sind zu folgenden 
Schlüssen gelangt: Unter 12888 Soldaten, die während der Jahre 


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1890 —1910 in zwei französischen Kavallerieregimentern eingereiht 
worden waren, hatten 498 Plattfiisse. Man verfolgte die betreffenden 
Leute während einiger Jahre und fand, dass von den Plattfüssigen 
36 an Tuberkulose erkrankt waren, während bei denjenigen, die 
keine Plattfiisse hatten, (12390) 157 diese Krankheit darboten. 
Das Verhältnis ist bei Ersteren von 7 °/ 0 , während bei Letzteren 
dasselbe nur 1,2 °/o beträgt. Ohne weitere Schlüsse aus diesen 
Untersuchungen ziehen zu wollen, ist es doch erwiesen, dass jene 
jungen Leute, die Plattfiisse haben, einen fast 7 mal grösseren 
Prozentsatz für die Tuberkulose liefern, als gesunde. 

E. Toff-Braila. 

56) Turner (Petersburg). Ueber die Beziehungen der Klump- 

fussbildung und anderer kongenitaler Deformierungen 
der unteren Extremitäten zu fötalen Zwangshaltungen 
und zur Hodenektopie, angeborener Leistenhernie, 
Hydrocele USW. (Zeitschrift f. orthop. Chir. Bd. 27. 8. 227.) 

T. glaubt die intrauterine Haltung, die er sich nach der Ge¬ 
burt rekonstruiert hat, für die Entstehung mancher Deformitäten 
verantwortlich machen zu können. Speziell nimmt T. dies für das 
gleichzeitige Vorkommen von Klumpfuss und Hakenfass an. In 
einigen Fällen hat Verf. dabei festgestellt, dass die eine Ferse auf 
den Leistenkanal drückt. Dieser Druck soll das gleichzeitige Fehlen 
des Descensus testiculi verursacht oder in anderen Fällen die Ent¬ 
stehung einer Hydrocele bewirkt haben. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

57) M. L. Lamy. Traitement du pied bot varus equin cou- 

gönital. (Gazette des höpitaux 1911. 84, öS.) 

Wenn Redressement und Achillotenotomie innerhalb 4 Monaten 
ihre Schuldigkeit nicht getan haben, so ist derKlumpfuss als der blutigen 
Behandlung bedürftig zu betrachten. Hat von diesen Verfahren die 
sog. subkutane Aushöhlung des Tarsus besondere Vorzüge? Teno- 
tomieen genügen nur bei muskulär bedingter Deformität; Osteoklasten 
für ligamentös und knöchern fixierte Füsse werden bald in ortho¬ 
pädischen Museen verschwinden. Den Vorschlag zur Operation 
machte Little (1854), die erste Ausführung Velpeau. Die Osteo¬ 
tomie schafft einen ankylotischen, verkürzten Fuss. Die Talusexstir¬ 
pation behebt nur die Equinusstellung; Gehstörungen infolge Tibia¬ 
tarsusankylose sind häufig; partielle Talusexstirpationen genügen in 
der Mehrzahl der Fälle nicht. Kirmisson durch trennt alle Weich- 


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teile der medialen Seite mit sehr gutem Erfolge. Die Narbe be¬ 
günstigt das Rezidiv, Talus und Calcaneus bleiben unbeeinflusst. 
Nach Menciferes Beispiel hat L. das Evidement von Talus, Corpus 
calc. und Cuboid ausgeführt; Zugang durch allerkleinste Hautlängs¬ 
schnitte. Redression auf sterilem Bügeleisenhandgriff, bis „il donne 
la Sensation du pied ballant“ ; 3 Wochen Gipsverband, dann noch¬ 
mals Redression, Gipsverband für drei Wochen. Später Schuh mit 
erhöhter Spitze und lateralem Rand und Retentionsapparat Bei 
Torsion des Unterschenkels Tibiaosteotomie. — Vorteile des Ver¬ 
fahrens : völlige Korrekturmöglichkeit ohne Verstümmelung, Erhal¬ 
tung der Gelenkteile, keine Wachstumstörungen. 

Landwehr-Heidelberg. 

58) Schnitze (Duisburg). Zum Aufsatz Dr. v. d. Osten- 
Sackens „Zur orthopädischen Chirurgie des veralteten 
Klumpfusses.“ (Zeitschr. f. orthop. Cbir. 28. Bd., S. 223.) 

Sch. tritt der Auffassung von d. Osten-Sackens, dass beim 
Klumpfuss unter Umständen blutige Eingriffe indiziert seien, ener¬ 
gisch entgegen und weist darauf hin, dass das unblutige Redresse¬ 
ment speziell mit den vom Verf. angegebenen Osteoklasten stets 
gute Erfolge habe. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

59) Pflrckhauer. Die Torsion der Unterschenkelknochen 

bei angeborenen Klumpfüssen und ihre Heilung. 
(Münch, med. Woch. No. 11, 1911.) 

P. hat in der gleichen Weise wie früher schon Schede und 
Vulpius zur Beseitigung der einem guten Klumpfussbehandlungs- 
resultat oft sehr hinderlichen Einwärtstorsiöu der Unterschenkel¬ 
knochen die Tibia in der Höhe der stärksten Torsion lineär 
osteotomiert unter Erhaltung der Fibula, und das periphere Frag¬ 
ment auswärts gedreht. Er gibt eine Anzahl von Abbildungen von 
Resultaten. Es wäre wichtig zu erfahren, aus welchem Grund diese 
Operation nicht weiter in Aufnahme gekommen ist, bezw. ob die 
Resultate der früheren Operateure von Dauer gewesen sind? 

Hohmaon-München. 


Personalien. 

Den Privatdozenten Dr. Hans Spitzy und Dr. Arnold Wittek in Graz 
wurde der Titel eines ausserordentlichen Universitätsprofessors verliehen. 

Prof. Dr. Joachimsthal-Berlin wurde zum korrespondierenden Mitglied 
der American Orthopädie Association gewählt. 


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Inhalt: Hüftschaukelsitz zur Behandlung der Lumbalskoliose und Lum¬ 
ballordose. Von Dr. Georg Hohmann in München. (Originalmitteilung.) 

Buchbesprechungen: Quervain, Spezielle Chirurgische Diagnostik für 
Aerzte und Studierende. — 6laessner, Jahrbuch für orthopädische Chirurgie.— 
Ritschl, Die Anschlagbewegangen beim KlavierspieL — Ruedlger, Kompendium 
der Röntgendiagnostik. 

Referate: 1) Cramer, Wesen und Behandlung der Osteomalazie. — 
2) Wrede, Lymphangiome im Knochen. — 3) Frangenheim, Chondromatose des 
Skelettes. — 4) Maler, Die röntgenologischen Grundlagen der idiopathischen 
Osteopsathyrose. — 6) Freiberg, Osteochondritis dissecans. — 6) Bockenheimer, 
Sportfrakturen. — 7) V. Saar, Typische Sportverletzungen. — 8) Franz, Gelenk- 
schtisse und Schussfrakturen der langen Röhrenknochen im südwestafrikanischen 
Feldzug 1904- 07. — 9) Hübotter, Lane’sche Klammer. — 10) Jerusalem, 
Sonnenlichtbehandlung der chirurgischen Tuberkulose. — 11) Gaugele, Subkutane 
Arthrodese nach Bade. — 12) Schmerz, Verwendung von Amnion als plastisches 
Interpositionsmaterial. — 13) Hollos, Einige Fälle von tuberkulösem Rheuma¬ 
tismus. — 14) Jansen, Radium und Rheumatismus. — 15) Pgynton, Seltene 
Symptome bei Rheumatismus der Kinder. — 16) Brasch, Muskeldystrophie und 
Myotonie nach Unfall. — 17) Morgan, Idiosynkrasie gegen Aspirin. - 18) Currle, 
Poliomyelitis-Epidemie. — 19) Mayer, Behandlung der frischen Kinderlähmung 
durch Ruhigstellung. — 20) Willigan, Cerebrospinal-Fieber. — 21) Lublnus, Aus¬ 
bildung mechanotherapeutischer Assistenten. — 22) Ghillini, Chirurgie und Ortho¬ 
pädie in Amerika. — 23) Danls, Dünne Metallnetze für Kontentivverbände als 
Ersatz der Gipsverbände. — 24) Mayerhofer, Einfache Verbandschiene für Unter* 
und Oberschenkelbrüche. — 25) Hasselmann, Ueber feste Verbände. — 
26) Fraenkel, Ueber Wirbelgeschwülste im Röntgenbild. — 27) Nast-Kolb, Ope¬ 
rative Behandlung der Verletzungen und Erkrankungen der Wirbelsäule. — 
28) Semeleder, Einfaches Verfahren zur bildlichen Darstellung von Deformitäten, 
speziell der Skoliose. — 29) Groedel, Das Verhalten des Herzens bei kongenitaler 
Trichterbrust. — 30) Cohn, Kann ein Rippenbruch durch exzessive Atem¬ 
anstrengung entstehen ? — 31) Froelich, Halsrippen und Entzündungserscheinungen 
an den Processus transversi. — 32) Convelalre, Blutungen in dem Sternocleido- 
mastoideus und Torticollis durch kongenitale Muskel Veränderungen. — 33) Biber¬ 
geil, Ueber doppelseitigen angeborenen Schalterblatthoch9tand. — 34) Pürckhauer, 
Zur Lehre vom Pektoralisdefekt und Schulterhochstand. — 36) Algyogyi, Ein 
seltener Fall von Missbildung einer Oberextremität. — 36) Wagner, Ein neues, 
einfaches und schonendes Verfahren der Reposition frischer Schultergelenks¬ 
luxationen. — 37) Dollinger, Die veralteten traumatischen Verrenkungen der 
Schulter, des Ellbogens und der Hüfte. — 38) Haynes, Frakturen der oberen 
Extremitäten bei Kindern. — 39) Poulsen, Sehnenscheidenentzündung im ersten 
Fach des Antibrachium. — 40) Codet-Boisse, Ueber die Madelungsche Defor¬ 
mität. — 41) Hirsch, Eine besondere Form des Kahnbeinbruches im Röntgen¬ 
bild. — 42) Wolff, Auswechselung von Finger- und Zehenknochen. — 43) Vital, 
Behandlung der angeborenen Luxationen des Hüftgelenks. — 44) Alapy, End¬ 
ergebnisse der konservativen Coxitis- und Gonitisbehandlung. — 46) Lackmana, 
Ueber Coxa valga adolescentium. — 46) Glimm, Behandlung der Ischias mit 
epiduralen Injektionen. — 47) Maklntosh, Femurfraktur während der Geburt — 
48) Bertram, Eine typische Rodelverletzung. — 49) Lindemamt, Frühbehandlung 
der rachitischen Beindeformitäten. — 50) Power, Resultate der Behandlung der 
Semilunar-Knorpelluxation. — 51) Poulsen, Osteoplastische Operation an 
rachitisch gekrümmter Tibia. — 62) Bemott, Behandlung der Venenthrorabose. 
— 53) Galeazzi, Therapie des paralytischen Hohlfusses. — 64) Balscb, Der 
Plattfuss. — 55) Gorse et Dauthevllle, Plattfuss und Tuberkulose. — 56) Turner, 
Ueber die Beziehungen der Klumpfussbildung und anderer kongenitaler Defor¬ 
mierungen der unteren Extremitäten zu fötalen Zwangshaltungen. — 67) Lamy, 
Behandlung des angeborenen Klumpfasses. — 58) Schultze, Zur orthopädischen 
Chirurgie des veralteten Klurapfusses. — 59) Pürckhauer, Die Torsion der Unter¬ 
schenkelknochen bei angeborenen Klumpfüssen und ihre Heilung. 

Personalnotizen. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. O. Vulplus in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW. 6, Karlstr. 15, einsenden. 


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Zentralblatt 

för 

Cliririiscle und irtaiisdie Mogle 

«Miestt der lesanten Heiltymsfi M Massaje. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Br. 0. Yulplns S. Karger in Berlin 

Id Held^lbarp. NW., Karlttruse 16 . 


Monatlich erscheint ein Heit im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beaiehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln- und Auslandes. 


Bd. V, Oktober 1911. Heft 10. 


(Aus der orthopädisch-chirurgischen Klinik von Prof. Dr. 0. Vulpiusin Heidelberg.) 

Zur mechanischen Behandlung 
von Zehen- und Fingerdeformitäten. 

Von 

Dr. ADOLF NATZLER, 

I. Assistent. 

(Hierzu 7 Abbildnngen im Text.) 

Deformitäten der Zehen und Finger sind sehr häufig Gegen¬ 
stand orthopädischer Behandlung. Mit der operativen Therapie tritt 
gerade hier die mechanische recht oft erfolgreich in Wettbewerb. 
Die Zahl der für die verschiedenen Zehen- und Fingerdeformitäten 
angegebenen Apparate nnd Bandagen ist ziemlich gross, ein Zeichen 
dafür, dass den an und für sich ja oft nicht so schweren, dafür 
aber um so beschwerlicheren Leiden nicht immer leicht und einfach 
beiznkommen ist. 

Ein Beispiel dafür bietet die Behandlung der Hammerzehe. 
Ihre Beseitigung ist zwar, wie Schanz 1 ) meint, „eine meistens un¬ 
nötige und immer recht schwierige und undankbare Aufgabe“. Mit 
der Behandlung des Plattfusses allein, der sich bei der Hammer¬ 
zehe ja auch gewöhnlich findet, ist es meist Dicht getan, und 
schwinden schliesslich die Plattfussbeschwerden, so können die de¬ 
formierten Zehen noch Gegenstand des Leidens für Patienten und 
:— Arzt sein. Meist werden zu ihrer Behandlung in den Schuh 
einzulegende Sandalen mit elastischen Schlingen empfohlen, welche 
die Zehen von oben her angreifen, auf die konvexen Stellen drücken, 

') 1. c. Schanz, Handb. d. orthopäd. Technik 1908. Seite 614. 

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380 


sie herabziehen und so die Deformität ausgleichen. Hoffa 2 ) selbst 
hat sich „viel mit diesen Vorrichtungen geplagt, aber nur selten 
wirklichen Erfolg gesehen“. Er verzichtet deshalb auf jeden Apparat, 
richtet die Zehen nur forciert gerade und bandagiert sie mit Heft- 
pflasterstreifen auf Filzstahlschienen von der Breite der Zehen. 
Auf diese Weise sollen die Patienten beim Gehen keine Schmerzen 
haben, und bei Kindern hat Hoffa mit dem allerdings recht ein¬ 
fachen Vorgehen in 6—8 Wochen völlige Streckung der Zehen er¬ 
reicht. Bei Erwachsenen aber ist die Sache nicht so einfach, denn 
die Stahlschienen machen beim Gehen gewöhnlich doch Beschwerden, 
die Patienten werden durch die lange Dauer der Behandlung un¬ 
geduldig und dann erlebt man allerdings keine besondere Freude 
an seiner Therapie. 

Wir haben für die leichten und mittelschweren Fälle von 
Hammerzehen und ähnlichen Deformitäten einen kleinen Apparat 
konstruiert, der uns öfter schon recht gute Dienste geleistet hat. 

Nehmen wir als Beispiel die oft vorkommende Verkrümmung 
aller fünf Zehen. Das Leiden macht den Patienten manchmal sehr 
grosse Beschwerden, trotzdem die einzelnen Zehengelenke — manuell 
wenigstens — noch verhältnismässig gut bewegt werden können. Mit 
der einfachen Verordnung: „Bequemes Schuhwerk“, ist’s nicht getan. 
Wir gehen so vor: Von vornherein verzichten wir darauf, Einlage¬ 
sohlen mit Schlingen oder ähnlichen Vorrichtungen zu benützen. Sie 
haben sich in der Tat nicht sonderlich bewährt. Wir lassen nach 
einem Gipsmodell des Fusses einen leichten Apparat hersteilen, der 
im Folgenden näher beschrieben ist. Er besteht au9 drei Teilen: 
Einem Fixationsteil aus Leder für den Fuss, an ihm angebracht 
je nach Bedarf — gewöhnlich drei — Stahlschienen und bis zu fünf 
Gummilederzügen zur Befestigung der Zehen. 

Der Fussteil wird auf dem Gipsmodell herausgearbeitet, wie 
die Teile bei einem Schienenhülsenapparat: das Leder nass aufge¬ 
zogen, gewalkt, dann getrocknet und in • der Form des Fusses zu¬ 
rechtgeschnitten. An der Innenseite gewöhnlich wird eine Schnür- 
vorrichtung angebracht. Dieser Schuhteil reicht bis zum Metatarso- 
Phalangeal-Gelenk. Von seinem Kücken aus gehen leichte Stahl¬ 
schienen, die im stumpfen Winkel zuerst nach oben und dann unge¬ 
fähr parallel dem Fussrücken nach vorn ziehen, bis sie die Zehen um 
etwa 1—2 cm überragen. Die Schienen sind an ihrem Vorderteil 
mit Metallknöpfen versehen. An diese werden durch Gummistreifen 
unterbrochene Lederriemen befestigt. Die Züge fassen die Zehen 

2 ) 1. c. Hoffa, Lehrb. d. orthopäd. Chirurgie 1905. Seite 845. 


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von unten her, stellen sie gerade und fixieren 
wimschten Stellung. 

' • 1: ’ 

■ '* / ■ I 


Abbildung ! wsgt den foiteUindig montierten Apparat, Ab 
ig .2 den Apparat im öebrmic'h. 


Man mag es nicht als Jüaeliteil auslegcm. das«;.er tagsübe/: 
nicht gebraucht werden kann. -sobald, eiue ambulante Behandlung; 


RSiTY OF MICHIGAN 


DigitiiJeü# 


382 :^- 

nötig ist. Er kann dntin nachts getragen werden. Sein Haupt- 
yortei'l ist die gute Fixation des Fasses durch des schuhartig 
gearbeitetes« Lodernd umi die gute Ei Niet ung <U*r Zeffcu mittels 
der in dm» Stahl Adibmeo befestigten' Züge. Fern et ist es sehr 



ifeht voü oben nach unten zu drücken, senden» sin tun ünlön her 
aosnsreiieto.' um den beabsichtigten Zweck der GerÄdesireckütig 
besser tiud schmerzloser ?.<i i-mdehen. Oer Apparat-kann- in etd-- 
»ptehlteuder Wgiae bei Zehenrlefonnitätet» anderer Art jederseit 
modifiziert .irey-dm,) ; 1211»'. Beispiel dafür zeigt' Abbildung -3«. Es 



infolge starker yc!iumm?ii den .Oaog sehr beeinträchtigte. Ihn 
schieÜB wurde tih der laterale« Seite des Fws.sttdke befestigt, iibti 
die. Zehen von der Seit** her iu Abduktion und Aigletch von unten 
her in Sirr*cks». !ti«[ig gebracht I)ie. Schnürung des Fusstnls be- 
findet sich diesmaiiijchh au der Seite, jsou der.tr auf »hm» Fussrunken. 
Ans ch*r Ahbitdhw# ist der Bäh des Apphrabfis, sowie dis Art meiner 
AnNvfttid»ing gefUt»r emddlieh. Wir Uubku mit diem Apparat sehr 
g».‘te Erfolge erzieh. Die leichteren Fälle führten in ungefähr 14 
Tagen, die irtUtdselnveren in 4—(> Wochen zur Hedung, << e. Streck' 
-Teilung dev Zellen, Jetzt erst ist- es Aufgabe der MachbehandlüDg 
durch ■ «mispreeheMd.es .Seliuhwerk fiir die Erhaltung des. goren He- 
suttuins zu sorget» und Rezidiven >orzhb»euighri. * ; 

Die schwere» Fälle, bei denen es schon zu starken Sehrumpfurigs- 
konirakturen oder gar zu Veränderungen des-’• CHdeujkkaörpels oder 

(p h. V. X. ’-'.cy ■ >- v*V,v 1 4-' ^ ..y, * -' iV> .• r ■s' i , m - A.,»;'"'* *' •'.'A .A-ViA-.-rf •’* f* v£< ,v : 

UNIVERStTY OF MICHI 



383 



I 


des Knochens gekommen ist, können durch den Apparat wohl ge- 
beascM, aW?kgtitö geheilt werden. Sie bedürfet) nperatWer Be- 
handlang 

Die gute Brauchbarkeit dos Apparate* tag . Zehendeformitäton 
veranlasst?: was. dsmselbeß entsprechend iüodifirieVt, tue Ifeiomithteu 
der Finger txt verwendhiiu Die Zahl der für solche Zwecke, schon 
konstruierten Apparate ist Legion. Vom den einfachsten imprw- 
risatiopen bis zu de« IcorapUzi^testg» Köiistruktioneti ist wohl Alles 
versucht worden. Ich erinnere da einerseits ap den Eschbaurtf scheu 
Apparjat zur BestJiBgttug von EihgerbetigekoötraktunMj, der aps einten 
doc h Binden auf der Jtüc-kscite tob Ü^f.emrw und Hand fixiert*-» 
Brett mit tirigeniriigeu AusHiiifern besteht, an denen die Finger* 
sptihtt durch Gummiringe befestigt. .' werden.- Vm. nudte-stete ein 
Bbfepipf Mr recht fcomjrfiihertes Ffögeftippäifäbs! m> 

wahne, feh. die Jvonsiruktionep von Rtebmayör ü. #.<■ bei denen mit 
Behraidteij, Seh/miieren. Federn, Gelenkte) und Änderen BiifsntiUelu 

tote eiirigeraiasseii braüeb* 


gearbeitet wardfiu ist, ohne dass ofr ein 
barer Apparatczusbiotle gekommen würb 

Sehreinfach ist die Vorrichtung /.ur Behebung von Finger* 
hcugekontnikturen, die wir in Fi.gr 4 und o xur hiardelluDg hringeü. 
Wir vor wandten sie mit gutem Erfolge a. h- hei teuew |$jäb.riggg Aiahn> 
der an. einer Beiigi'kontiaktiir itn 5. fnterphalangeAlgpleiik des h; 
Fiagfers «Ach Fraktur der ÖrteE;dpUafenx btt . Fie ist plgontliob ohne 
weiteres aus der z Abbilduug ycrutändlfob.. : Di» dorsal in der AtüU’ 


auf dein Unterarm, liegende, leicht überzogene Stahlschigpe ist nach 
dein:.'$>Finger w etwas fthgehogt-d göd reicht bis zum l. Inter- 
phpläugeal,gelenk. Bhj ist mit 3. Gurteu atu Arm befestigt, Imge- 
tebr über dem Metekarpo-Fba huiite«Iscetebk ist di.,- aufwärts gebogene 
Stahlspaüge üugabraeht,'- Mi der eie G»««ii»i|es^^p befestigt ist. 
der nur die bwiteu Endglieder in die Hohe ziehe» kann, da bas 
Grundglied durch die Hückenschione ludert »in!. 


HIGA 


M 







mmm 


Mm 


Etwas komplizierter sieht., trotz-• seiner im Grunde reckt ein¬ 
fachen Konstruktion, der Apparat txmj Abbildung 6 voran* 
scluudiehk Es bündelt shP um öÖm&k;^ i«hrige Frau, die seit 15 
«Tähreßf im Ä üsddtis^>ii .Ej3e^Kti3E?u^ ^Bl^^_®ger : Ver$t^ifutig 
stller Eingcr io ’Bsuitfs^iiuüg litt. Jiie StahiHpäogen sind, ebenialls 
An eitter ’wjjfl der Bprsijlseii^ gepaiiftft^li 

Btäldsclmne angebracht, du- ÜHvrsr.eUs wieder mit Binden am Arm 
ifestgewicktdf, wurde. Eine’ .Heilung wurde in diesem Falle nickt er¬ 


zielt. immerhin waren bei Beginn der Bphupdlufigdie Fingergelenke 
vollständigvmioift, während sie bei -der -Entlassung der Patientin 
äktfoköd pn-ssty ziemlich gut heiVegt*allerdings nicht vollständig 
gestreokr' werde-o konnten. 

-WitBder’atiderS'iÄodi'fiaert hab;*u wir das Prinzip hei dam in Fig. 
7 abgchiideten Apparat angewandt- 

Es handelte sieh wh cin'ea § jährigen Knaben, der um Neujahr 






1911 eine Bupritkondyläre Oberamfrflfctut erlitten hatte und bei (k© 
sich El» der .Folgezeit isckferoische K»6(.ii$fctUfeö. schütttnmer ' Art ein- 
stellten Al« ©r. Knde Äptii in die Klinik gekrackt würden waren die 
rechte Band ir# haiher Bt-ngesteUi*ys; r die Fii^r in allen 3 Gelenke« 
fast 'total' versteift« Xur iß de« Gnvrjdgdeukct» war eben etwas aktive 
Beweglichkeit w^far 2 aBt€ia,dr». Kaeb zitier technisch misserst scitwie- 
rigeii Oper&fiy«, hei der die so efoeäi dicken Strang •mhaci-ene'n 
Sehnen und Nerven der Bengeseite mach Möglichkeit isoliert, die 
oberdächlictiao B&ügcr plaaüseli vprlkßgört upd. Mcdmcus und Uhians 

dicht unter die. Bant verlagert worden waren, gingen wir so 
die Emteilnng eines ' ; einfachen ■ Apparates, der folgende Bö- 
dingouges >m>rföllen halte ■ Die Hunni musste domdlfekfcierfc.' die 
mögliebsrer'Streefc&4b*ng gehkifetn werden, i5u. 
diesem Zwecke ferügten Mr ans Acetoncelluinid pacb einem Gips¬ 
modell des Armes und der Band eine «*ur xwet Behalenbegtehemle 
Hülse fiir den Arm, dm lu rechtwinkliger BeugesteHung des Ell¬ 
bogens emen Teil das Oberarmes und den ! : nterarm umfasst. Auch 
für die Hand t'i'prdö *%t?aua zwei Schalen besteheiide HtDap bür- 
gestelit. welche die Finger vollständig freilies«,..- Die Hülse wurde in 




diesem Falle aus Sparsamkeitsgründeu aus AcetonzeHuloid gefertigt. 
Besser war« wohl eine Hülse Aus l^edr»'ürteti#4gp zuerst beseUriebeseü 
ApparÄtem Vpii der Armhdtee: üäts : gebt intii wieder die 
Weise abgelegene Staidspange, da der GumBiBedereügö xur Dnrsal- 


jAN 



386 


flexion der Hand und zur Streckung der Finger befestigt sind. Dieser 
Aufgabe kommt Zug 1 bezw. Zug 2 nach. Um die Hand in der 
richtigen Loge zu fixieren und die Dorsalflexion erst gut zu er¬ 
möglichen, war es noch nötig, von oben her einen Druck auf den 
Handteil auszuiiben. Dies geschieht durch eine einfache Feder F. 
Aus der Abbildung geht deutlich hervor, wie der Apparat wirkt. 
Eine richtige, wirksame Fixierung von Hand und Fingern in der 
von uns gewünschten Stellung kann wohl kaum durch einen ein¬ 
facheren Apparat herbeigeführt werden. Und einen Apparat können 
wir bei der Nachbehandlung so schwerer Kontrakturen eben doch 
kaum entbehren, wenn anders wir nicht Gefahr laufen wollen, das 
mühsam errungene — bei derartigen Fällen an und für sich nicht 
voll befriedigende — Operationsresultat bald wieder völlig zu ver¬ 
lieren. 

Die von uns angegebenen Apparate sind einfach, leicht und 
billig herzustellen. Sie leisten zum Mindesten das gleiche, wie 
alle zu ähnlichen Zwecken konstruierten, komplizierten, teueren, 
schwer herzustellenden und — oft recht wenig haltbaren Apparate. 
Sie leisten in richtig ausgewählten Fällen sehr Gutes, und wir können 
sie deshalb zur Behandlung der Zehen- und Fingerkontrakturen so¬ 
wie ähnlicher Deformitäten wohl empfehlen. 


Zur Behandlung der Sternumvorwölbungen 
resp. Hühnerbrust. 

Von Dr. J. G. CHRYSOSPATHES, 

Dozent für orthop. Chirurgie und Kinderchirurgie an der Universität Athen. 
(Hierzu 2 Abbildungen im Text.) 

In einem der letzten Hefte dieses Zentralblattes beschäftigt sich 
Wollenberg mit der Behandlung der Hühnerbrust durch einen von 
ihm erdachten Lagerungsapparat, der in seiner Konstruktions- und 
Wirkungsweise nichts zu wünschen übrig lässt. 

Allein die Anwendung dieses Apparates scheint uns aus zweierlei 
Gründen einigermassen auf Schwierigkeiten zu stossen. 

Erstens lässt er sich als Lagerungsapparat nicht während des 
ganzen Tages, wo das mit Pectus carinatum behaftete, sonst aber 
gesunde Kind sich frei bewegen soll und will, anwenden, und 
zweitens ist er ziemlich kompliziert, daher nicht so billig, dass er 
auch von ärmeren Patienten beschafft werden kann. 


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Ich bediene mich seit,,4ahren eines höchst -®iü|ächeB Korrölctiöüö- 
apparates, der beliebig shuk auf die deforaiilernr Reust mnwirkt, 
ohne die eingefallenen fieitlicheu ThoraxpÄclien zu keriihreß, und bin 

i ihn iro Fnlgehdea kurz H?* 
na erüpieihieü möchte. 

Mein Apparat stellt nichts 
weiter eine PeLotte 

, (ä. Pi«;. 1); die aus ghwöhn* 
li ehern Erseobieeb, dein Je* 
weHlgen Ittftfäög der Steruum - 
vorwölbung /. eiitspreoheiul 
gross, äusgesdmitteh- wird. 
Auf der Mitte dieser PelotU? 
ist in tjuerer Ilkhtuaw :elue 
federbßrte Stahlsehieae 
genietet 7 deren hange uugo- 
tahr dem 

messe? entspricht. und ä» dnreu 
imän ■ JBä/Ieh' Je : Müh, Scbmdh* 
sich Wfiödet.. De? ander© 
Teil des Apparats! besteht aus 
birelter* ikdemewcp, de? K»ra 


einen} 4 cm hinten und ,Vfi ;cm vörn 
Rücken her mit sei»*-n beiden Enden in die SehuitiUm der t^ieraeiueu« 
eingreift. Zwei weitere Kiemen hinten, innerhalb der ßraite düriüöereö 
ScluiHsrhlattriiniief an 5 . Kanptr.temon .befestigt, steigen über die 
Scbuitera, trnt. an den beiden Knöpfen, die un den oberen Ecken 
der Feiotte sieb bethid«*», befestigt zu werden. 

! >kr Antvendrijigs*. und - Wirkungsweise dieser Pelott» ist 
ftijR der Beschreibung und den Figuren leicht ersfehtiieb: Durch 
Amöehnu de? seitlichen Enden des Bacptriemens erreichi. man, nach 
Beiicbcn> eine sebfc-Mch^H <><ter stärkere Abtlachui>g der Defumitat. 
Die über £&; Sebjj!te*»: Riemen sind nur dazu da. um 

ei» Verrutschen der . Pdtrtfcp nach unten tu verhindern. Nach oben 
gleitet ibfese seltener ab, sollte dies aber einmal verkommen. . daun 
lasse icb bineu Riemen Au d?>r .Mitte des unteren Randes der Pelotte 
anfiäheii und an dpi Hose bifcsligon.' Oder ich wptifte eise Ab- 
ätitl.eruüg der .seit lie heu Zuge. der Pelotte nu, die besonders dann' 
indiziert ist, wenn die Vorwolbung höher, »1, b- io der Höhe dpi- 
Schultern sitzt, wie dies bei der kleinen Patientin in Fig. 2 der 
Kali war. 


:H(G. 




In eiuem solchen Falle lasse ich auf 

... 

die Eorlea der Qumchieae der Pefettb je 
eine kleine 

ttu deren Ende» Nieder je eine Sehaalie 

vOU hioteü her die iiotei 1 uöd iiher die 
Schultern gefühifett liteafo.u, wie. dies 


9 der reiotte thircü die hier, mehr in Tätig-. 
p ic ' 9 keit tretenden oberen Riemen erhöht. Üm 

das dadurch leicht hervorgerufene ?vach- 
vornebringe» dev■Schultern zu verbinden!, lasse ich die Kiemen von 
einer zweiten, dem Kücken angepasst.cn Pelotto »usgiiheo. 

•Der Orue.lt/auf die seitliche« Tboraxpartien wird hei heulen 
iVlcno-muten dadurch mit Sicherheit Vermiede«, dass die Riemen 
an Stellcu des Apparates greift*«, die mit den seitliche«. Rändern 
des iRrustkorhes zusammeöfallexi, jedenfalls dieseibou nicht besonders 
nach innen übersteigen. 

Auch die Elastizität, bei der Ihygkwirküwg dieser Pelotte, wird 
durch die federnde StalilsUuige gewährleistet. 

Wfe man also sieht, wirkt mhiiie Pelotte, trotz ihrer Einfach- 
beit, mit dosierbarer elastischer Kraft auf die Deformität, ohn»' die 
seitlfohen T)ic.r;ixpi!rtieTj m drücken. Die 'Verbucht uog der imteren 

deren Eindrücken Wellenberg satt jifebht 
. bekämpfe ich I» sehr mnfeßher Weise 
'<lfereh'.f4h»Ill^imi^'4rereh; m den kleinen Patienten vömohffieö resp. 

jmsftiliireh: 'ias$V.' l)i«8e besteht einfach darin, dass 
ich die Kinder mit dem Rücken rud uh-;;; Knie oder ihm Wulm 
lege und dann nach hinten- Uber fooge. resp, sich selbst Tu egen lasse 
1 >udü feh wiDl dlder an ihr «feh ÄjBsotöäJj> 
de« ttÄrfern, bei dieser tebuitg sich straff tutspaunhuden Raucla- 
luuskehi stv nach unten gevögen, dass besagte seitliche Äitsbfouog der 
ifffekeu/ •.•i bei. Biibnurbrusi. Mittleren -Drade.«,,'diese .seihst «ohwindet. 
£=• Di 'dies eine l'ebnnc. die ich nirgends gefnutien habe, 

;*&* ,"^^h';^thisot«'ehr Wufoler nehmen m«ss, äfe $i& vpfl herrn** 
vagombuv ja .geradezu verhlUheüdcr Wirkung ist, bei ihrer Ein¬ 
fachheit und leichter Ausiiibrharkeit. 



389 


Durch diese Uebung allein und das Tragen meiner Pelotte habe 
ich in wenigen Wochen oder Monaten, je nach dem Grad und Form 
der Deformität, prompte Heilung erreicht 

Wenn ich Ton Form der Deformität spreche, so tue ich es ab¬ 
sichtlich, da ich das einfache runde Sternum vom Pectus carinatum 
unterscheide, insofern bei dem ersteren die Prominenz gleich- 
mässig rund oder in engem Bogen, je nach ihrem Grad mehr oder 
weniger stark nach vorne springt, bei dem zweiten dagegen scharf 
eckig nach Hühnerbrustart sich zeigt. 

Die von Hoffa in 2 Fällen beobachtete Form, bei welcher die 
Prominenz nur die Rippenenden einer Seite betrifft, habe ich auch 
und zwar 3 mal bisher beobachtet, was ja gegen ihr seltenes Auf¬ 
treten spricht. Auch Vorspringen des Sternums in querer Richtung 
und zwar im Gelenk zwischen Manubrium und Corpus sterni habe 
ich gesehen, einmal mit zugleich vorhandener stärkerer Prominenz 
der einen Seite der Rippenansätze an dem Sternum. Unter 1104 
orthop. Fällen, die ich innerhalb eines Jahres sah, beobachtete ich 
besagte Sternumanomalien 25 mal im Ganzen. Von diesen ent¬ 
fielen 17 auf die erstere, 5 auf die zweite und 3 auf die dritte 
(Hoffasche) Form. 

Das Alter, in dem sich alle diese Fälle befanden, schwankte 
zwischen dem 2. und 7. Jahr für die erste, dem 3. und 12. für die 
zweite und dem 12. und 18. für die dritte Form. 

Demnach wäre es anzunehmen, dass das einfache runde Sternum 
fast ausschliesslich die ersten Kinderjahre befällt, um mit dem fort¬ 
schreitenden Alter entweder zu verschwinden oder sich stärker aus¬ 
zubilden, resp. in die zweite Form überzugehen, wenn es sich nicht 
von Anbeginn in dieser zeigte. 

Indes aus all’ dem oben Gesagten eine scharfe Grenze zwischen 
allen diesen Formen ziehen zu wollen, wäre ein gekünsteltes 
Unternehmen, da sie nach uus nichts weiter als verschiedene, in 
einauder übergehende Grade der auch an dieser Stelle des Körpers 
sich zeigenden, in ihren krankhaften Missbildungen so launenhaften 
Rachitis darstellen. Dass diese übrigens nicht hochgradig zu 
sein braucht, um die von uns beschriebenen Sternumdeformitäten 
hervorzurufen, beweist die Tatsache, dass letztere in nicht so ge¬ 
ringer Zahl sich sammeln liessen, uud zwar in einem Lande, wo 
schwere Formen von Rachitis etwas seltenes sind. 


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Beiträge zur Aetiologie und Therapie der 
kongenitalen Hüfbgelenksluxation. 

Von 

Dr. V. CHLUMSKY, 

Professor für Chirurgie und Orthopädie an der Krakauer Universität. 

Je mehr mau sich mit der Frage der kongenitalen Hüftluxation 
beschäftigt, desto öfter stösst man auf verschiedene dunkle Punkte, 
deren Klärung wir bis jetzt vergebens suchen. 

So sind wir z. B. in der Aetiologie trotz einer Unmasse von 
Arbeiten über diese Frage nicht viel weiter gekommen als vor 
20 Jahren. Man diskutiert heute noch, ob es sich um eine post- 
foetale oder intrauterine Erkrankung handelt. Ich bringe hier als 
Beispiel nur die Meinungen der letzten zwei Jahre vor. So 
glaubt Graf 1 ) (1909), dass der Eintritt der Luxation erst 
nach der Geburt stattfindet. Thompson 2 ) (1909) ist der Ansicht, 
dass „die sogenannte kongenitale“ Luxation häufiger statisch (also 
postfoetal) als kongenital ist! Nach Braus 3 ) (1910) ist die an¬ 
geborene Hüftluxation ein Bildungsfehler (ergo intrauterin), der „durch 
Störung der korrelativen Raumbeziehungen zwischen Beckeninhalt 
und Skelett entsteht“. LeDainany undSaiget 4 ) behaupten, dass 
eine Subluxation der Hüfte bei Neugeborenen, besonders hei Mädchen 
sehr oft vorkommt und später aber von seihst gut wird. Bei lebens¬ 
fähigen Neugeborenen haben sie aber noch nie eine Luxation vor¬ 
gefunden. Aus dieser Tatsache deduzieren sie, dass die Luxation 
zwar intrauterin vorbereitet, aber erst nach der Geburt zu einer 
vollständigen Verrenkuug wird. 

Dreesmann ö ) hält die Behinderung der Iuncnrotation der 
Schenkelhalsachse für die Ursache dieser Deformität. Der Platz¬ 
mangel verursacht wieder diese Behinderung. 

Kurz und gut, wie man sieht, die Arbeiten der letzten zwei 
Jahre geben uns ebenso wenig Bescheid wie diejenigen vor zwanzig 
Jahren. 

*) Graf: Zur Lehre von der Entstehung der angeborenen Hüftgelenks¬ 
verrenkung. Bruns Beiträge 1909. Heft 1. 

*) Thompson: The etiology of that form of dislocation of the hipjoint, 
which is genorally regarded as congenital. Lancet 1909. 

*) Braus: Ein experimentell biologischer Beitrag zur Entstehungsgeschichte 
der angeborenen Hüftgelenksluxation. Münchner med. Wochschr. 1910. 

4 ) Le Damany et Saiget: La luxation congenitale de la hanche. Progrfes 
medical 1910. 

*) Dreesmann: Nqne Erfahrungen auf dem Gebiete der angeborenen 
Hüftverrenkung. Münchner med. Wochenschr. 1910. 


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Ich habe in den letzten 2 Jahren zwei Fälle von Hüftgelenks¬ 
luxation bei Knaben gesehen, in denen ich jedesmal Kryptorchismus 
gefunden habe und zwar unilateral auf der laxierten Seite. 

Es ist wahr, dass hei kongenitaler Hüftgelenksluxation ver¬ 
schiedene angeborene Missbildungen Vorkommen, doch dieser Be¬ 
fund ist deswegen interessant, weil der Kryptorchismus der luxierten 
Seite entspricht und so gewissermassen die Theorie von Unverträg¬ 
lichkeit des Druckes auf den Hoden und dadurch auch den Zwang 
zur Innenrotation des Oberschenkels bestätigt. 

Auf die Weise wäre auch zu erklären, wie es schon Böser 
tat, weswegen dieses Leiden mehr Mädchen als Knaben betrifft. 
Jedenfalls weitere Untersuchungen in dieser Richtung wären zu 
empfehlen. 

In einem anderen Falle (Arzt Kind) haben wir die Diagnose 
angeborener Luxation sofort nach der Geburt stellen können, also 
im Gegensatz zu Le Damany et Saiget. Diese Luxation wurde 
auch röntgenologisch konstatiert. Auch die Behauptung Le Damanys 
und Saiget, dass sich die sogenannte Subluxation mit der Zeit hei 
lebensfähigen Kindern von selbst restituiert, erwies sich in einem 
Fall, den ich beobachtete, als trügerisch. Bei einem etwa 3 jährigen 
Kinde bestand eine so unbedeutende Subluxation, dass wir uns zur 
Operation nicht entschliessen konnten. Inzwischen (nach Jahren) 
wurde aber aus der Subluxation eine förmliche Luxation, die immer 
grösser wird. 

Was die Reposition der luxierten Extremität an betrifft, so stösst 
man ebenfalls immer noch zeitweise auf unbesiegbare Schwierigkeiten. 
Ich habe seiner Zeit über eine Reihe von circa 50 Fällen referiert, 
in denen es mir gelang, immer Und fast ohne nennenswerte Schwierig¬ 
keiten das luxierte Köpfchen unblutig zu reponieren. Nachher 
kamen aber einige Fälle, in denen mir das überaupt nicht oder 
nur unter grossen Mühen möglich war. 

Bei einem 5jährigen Mädchen versuchte ich vergeblich zwei 
Stuuden lang die beiderseitige Luxation zu reponieren, und bei drei 
weiteren Fällen sah ich kurz nach der Reposition wieder Reluxationen. 
Die Ursache des Missgeschicks im ersten Falle lag in einer, wie ich 
glaube, fast vollständigen Verödung derHüftpfannen, in zwei weiteren 
Fällen in einer abnormen Flachheit derselben. In diesen letzten 
Fällen brach ein Kind einmal schon nach einem, ein andermal nach 
drei Monaten den Verband in der Inguinalgegend durch und ist 
in diesem Verbände noch einige Wochen herumgegaugen. Wahr¬ 
scheinlich hat der gebrochene Verband das Köpfchen aus der 


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Pfanne teilweise herausgehebelt. In beiden Fällen war die Reposition 
sehr leicht Bei schwierigen Repositionen ist mir die Reluxation 
nicht vorgekommen. 

Noch über einen interessanten Fall möchte ich berichten. Es 
wurde zu mir ein 3 jähriges Mädchen gebracht, mit einer einseitigen 
Luxation. Da ich es ziemlich schwach fand und die Eltern zuerst 
ein Bad aufsuchen wollten, habe ich die Operation auf einige Monate 
verschieben müssen. 

Als ich das Kind nach */a Jahr wieder sah, konstatierte ich 
eine auffallende Schmerzhaftigkeit in der luxierten Gelenksgegend. 
Die sofortaufgenommene Röntgenphotographie liess nur verschwommene 
Konturen des Köpfchens erkennen, und da auch eine Fixation des 
Oberschenkels bestand, stellte ich die Diagnose: Coxitis des luxierten 
Gelenkes. Diese Coxitis bestand nach der Anamnese und meiner 
Untersuchung vorher nicht, auch die vor einem halben Jahre auf¬ 
genommene Photographie hat nichts ausser der Luxation nach¬ 
gewiesen. 

Ein ähnlicher Fall wurde, soweit mir bekannt, nicht beschrieben. 

In allen anderen Fällen, deren Reihe jetzt wieder über 50 .be¬ 
trägt, habe ich wieder sehr gute anatomische wie funktionelle Re¬ 
sultate erzielt. Ich muss aber darauf aufmerksam machen, dass ich 
in den Fällen, wo die Reposition glatt gelingt, keine Streckung der 
Muskeln ausführe und dass ich bei Fällen mit flacher Pfanne den 
Verband bis 3 U Jahre mit 2—3 Verbandwechseln liegen lasse. Bei 
der Reposition, die ich meistens über den unteren, hinteren Pfannen- 
rand ausführe, halte ich mich nach keinen Regeln, sondern reponiere 
das Köpfchen, so wie es möglich ist. Auch der Verband wird nicht 
in einer schablonenhaften Lage angelegt, sondern nur in der 
Stellung, in welcher das Köpfchen am besten liegt 

Ich habe mich einigemal überzeugen können, dass die starke 
fast überall übliche Abduktion des Oberschenkels keine konzentrische 
Stellung des Köpfchens gibt 

Nach alledem, was ich hier kurz zusammengestellt habe, muss 
ich bekennen, dass wir sowohl in der Aetiologie wie in der Therapie 
der angeborenen Hüftgelenksluxation noch viel arbeiten müssen, be¬ 
vor die vorhandenen Unklarheiten beseitigt werden. 


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Franz Wohlaner (Berlin)» Atlas und Grundriss der Rachitis. 

(Mit 2 farbigen und 108 schwunert Abbildungen auf 34 autotypischen 

und 12 photographischen Tafeln und mit 10 Textabbildungen. München, 

•J. F. Lehmann’s Verlag 1911. Preis 20 Mark.)- 

Das schöne Buch, Band X der Mediz. Atlanten des Lehmann- 
schen Verlages, ist eine willkommene und wertvolle Bereicherung 
unserer Rachitisliteratur. Dem eigentlichen Atlas ist ein ziemlich 
umfangreicher Text in Form eines Grundrisses vorausgeschickt, der 
auf 4 Druckbogen behandelt: Aetiologie und Pathologie der Knochen¬ 
veränderungen,Röntgenbefunde,Wesen der rachitischenVeränderüngen, 
Differentialdiagnose, Zeitfolge der Knochenerkrankungen, die De¬ 
formitäten im speziellen vom Schädel bis zum Fuss. 

Die Therapie wird kurz skizziert. Ein ziemlich umfangreiches 
Literaturverzeichnis beschliesst diesen Teil. Es folgt der Atlas, der 
ausserordentlich instruktive Bilder von Präparaten, Photographien 
von rachitischen Patienten, Röntgenbilder bringt. Namentlich die 
12 photographischen Tafeln von Röntgenaufnahmen enthalten aus¬ 
gezeichnete Reproduktionen. 

Das Material entstammt grössten Teils der Berliner orthopä¬ 
dischen Universitätsklinik, die Präparate gehören dem pathologischen 
Museum der Universität an. Vulpius-Heidelberg. 

Lorenz und Saxl. Die Orthopädie in der inneren Medizin. 

(Mit 38 Abbildungen. Verlag A. Holder, Wien und Leipzig 1911.) 

DaB 10 Druckbogen umfassende Buch stellt einen Supplement¬ 
band zu „Nothnagel, Spezielle Pathologie und Therapie“ Ndar. Es 
soll dem inneren Mediziner und praktischen Arzt zeigen, da&s viel¬ 
fache und innige Beziehungen zwischen interner Medizin und Ortho¬ 
pädie bestehen und dass die Kenntnis und Beachtung der letzteren 
für den Hausarzt notwendig ist, umsomehr, als die Orthopädie über 
Heilbehelfe verfügt, welche die interne Medikation wesentlich zu 
unterstützen vermögen. Weitaus der grösste Teil des Buches ist 
selbstverständlich den Krankheiten des Nervensystems gewidmet. 
Andere kleinere Abschnitte beschäftigen sich mit den Erkrankungen 
der Atmungs-, Kreislauf-, Verdauungs-, Harn- und Bewegungs¬ 
organe. Mögen auch therapeutische Einzelheiten in den Ausführungen 
der Verff. nicht widerspruchslos feststehen, so stellt das Buch doch 
unzweifelhaft eine Leistung dar, für welche Internisten und Ortho¬ 
päden den Verff. gleichmässig dankbar sein müssen. 

Villplll8- Heidelberg. 


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P. Römer (Marburg). Die epidemische Kinderlähmung. 

(Heioe-Medin’sche Krankheit.) Mit 57 in den Text gedruckten 

Abbildungen. Berlin 1911, Verlag von JuL Springer. 

Verfasser, der an der experimentellen Erforschung der epidemischen 
Kinderlähmung mit an erster Stelle beteiligt ist, hat es in vorliegen¬ 
dem Buch unternommen, die Ergebnisse eigener und fremder ätiolo¬ 
gischer Forschungen zusammenzustellen und übersichtlich geordnet 
zu publizieren. 

Die ersten zwei Kapitel geben kurz Historisches und Symptom¬ 
atologie der Erkrankung beim Menschen. Die folgenden Kapitel 
schildern die Aetiologie, Pathologie und Pathogenese bei Mensch 
und Tier, Epidemiologie und Bekämpfung der Erkrankung, vor allem 
die Immunisierungsversuche. 

Die Therapie fällt ausserhalb des Rahmens des ungemein in¬ 
teressanten Buches, das unser Wissen wie dessen grosse Lücken 
mit gleicher Deutlichkeit schildert. Hoffentlich vermag eine Neu¬ 
auflage bereits manches Rätsel von heute zu lösen. 

Vulpius-H eidelberg. 

J. Wiek man (Stockholm). Die akute Poliomyelitis bzw. 

Heine-Medin’sche Krankheit. (Mit 12 Textabbildungen und 

2 Tafeln. Berlin, Verlag von J. Springer. 1911.) 

Die vorliegende Arbeit bildet einen unveränderten Abdruck 
des gleichnamigen Abschnittes aus dem „Handbuch der Neurologie“, 
herausgegeben von M. Lewandowsky. 

Sie gibt eine vorzügliche Orientierung über Aetiologie, patho¬ 
logische Anatomie, Pathogenese, Symptomatologie, Diagnose und 
Differentialdiagnose, Prognose, Epidemiologie der Krankheit. 

Die Therapie ist nur kurz skizziert. Vulpius- Heidelberg. 

M. Matsuoka (Kioto, Japan). Atlas der angeborenen Ver¬ 
renkung des Hüftgelenkes in Röntgenbildern. 

(60 Bilder mit Erklärungstext auf 10 Tafeln. Hamburg, Lucas Gräfe und 

Sillem 1911. Preis 8 Mark.) 

Der vorliegende 24. Ergänzungsband der „Fortschritte auf dem 
Gebiet der Röntgenstrahlen“, Herrn Prof. Albers-Schönberg gewidmet, 
bringt wunderbar schöne Bilder der Deformität aus verschiedenen 
Lebensaltern vom 4. Monat bis zum 44jährigen Mann, ferner von 
den augenblicklichen und späteren Erfolgen der unblutigen Reposition. 

Der flcissige japanische Kollege hat die gesamte röntgenologische 
und photographische Arbeit persönlich ausgeführt. 

Vulpius- Heidelberg. 


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ZablfidowskPs Technik der Massage. (Dritte veränderte und 
und vermehrte Auflage, bearbeitet von J. Eiger. Mit 80 Abbildungen. 
Leipzig 1911. Verlag von 6. Thieme. Preis 4 Mark.) 

Im wesentlichen hat die neue Auflage die Zabludowski’sche 
Massagetechnik unyerändert beibehalten. Verf. hat sich bemüht; 
die Einteilung und Anordnung der Handgriffe im allgemeinen Teil 
übersichtlicher darzustellen und einzelne von Z. zwar viel angewandte, 
aber nicht beschriebene Handgriffe hinzuzufügen. Ob die Z.’sche 
Massagetechuik durch [die neue Auflage an Boden gewinnen wird, 
scheint Bef. mindestens fraglich. Vslplus-Heidelberg. 

Broca, Froelich, Mouchet, Guisez, Terrien. Chirurgie des 
Enfants. (1 vol. gr. 8° und 540 pages avec 216 flgures. Preis 14 fr* 
Librairie J. B. Bailliöre et Als, Paris.) 

Der Band gehört zu der Serie „La Pratique des Maladies des 
Enfants“ des Verlages, von der 6 Bände schon erschienen, 3 weitere 
in Vorbereitung sind. Das vorliegende Buch beginnt mit einem 
Vorwort von Broca über die Bedeutung und Begrenzung der reinen 
Orthopädie inkl. Massage und Gymnastik und blutiger Eingriffe. 

Die weiteren Mitarbeiter beschäftigen sich mit der Kinder¬ 
chirurgie der Verdauungs- und Zirkulationsorgane, der Blase und 
Geschlechtsorgane, des Ohres, Auges, Kehlkopfes. 

Der folgende Band wird wohl für den Orthopäden wichtige 
Kapitel bringen. Vulplus-Heidelborg. 

Taschenbuch für Aerzte inSanatorien und sonstigen 
Physikalisch-Diätetischen Heilanstalten, heraus¬ 
gegeben von Dr. Erich Kühnelt, Chefarzt des Kurhauses 
„Altvater“ (Freiwaldau). (Wien 1911. W. Braumüller.) 

Das kleine Buch bringt zunächst „Anhaltspunkte über Errich¬ 
tung, Einrichtung und Führung von Heilanstalten für physik.-diätet 
Therapie“. Auch der Orthopäde, der mit einem Sanatorium zu 
arbeiten hat, wird mit Nutzen die hier gegebenen Winke verwerten. 

Der Hauptteil befasst sich mit der physikalischen Therapie der 
einzelnen Krankheiten, die in gedrängter Kürze, aber sehr über¬ 
sichtlich und vom Gesichtspunkt der Sanatoriumspraxis aus darge¬ 
stellt wird. 

Zur raschen Orientierung und Rekapitulierung ist das Taschen¬ 
buch gewiss Manchem willkommen. 

VulpIllS-Heidelberg. 


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1) Nagamachi. Ueber einen Fall von Doppelraissbildung. 

(Kepbalo-Thorakopagus.) (Dias. München. 1911.) 

Nach einigen allgemeinen Betrachtungen über die Entwicklung 
und den heutigen Stand der Frage der Genese der Doppelmiss¬ 
bildungen beschreibt N. einen sehr interessanten Fall von Kephalo- 
Thorakopagus. Blencko-Magdeburg. 

2) Arbuthnot Lane. The principles on which treatment 

of resting conditions of the skeleton is based. (Lancet. 

11 March 1911.) 

1886 hat Verf. einen Aufruf erlassen, in dem er bestätigte, dass 
das Interesse der Aerzte an den Deformitäten sich meist nur auf 
die Behandlung bezog und die Aetiologie stark vernachlässigte oder 
im allgemeinen nur eine mechanische Ursache annahm, und auf¬ 
forderte, Studien über das Entstehen der Deformitäten zu machen. 
Trotz der überaus zahlreichen Veröffentlichungen auf diesem Ge¬ 
biete gibt Verf. zu, nur gelernt zu haben, dass die respiratorische 
Inkapazität, eine ungenügende Oxydation des Blutes, die er früher 
als primäre Ursache annahm, nur sekundäre Bedeutung habe. 
Vaughan und Wheeler haben gezeigt, dass die bei Obstipation reich¬ 
lich vorhandenen Proteine sich in giftige und ungiftige spalten, von 
denen letztere ein auf die Respiration wirkendes Gift enthalten. Seiue 
Forschungen haben ihn zu dem Resultat geführt, das er bittet 
nachzuprüfen, dass eine Autointoxikation des Körpers durch 
intestioale Ursachen in allererster Reibe bei der Entstehung 
und Verschlimmerung kindlicher Deformitäten verantwortlich zu 
machen sei. Alle bisher angenommenen Faktoren, Belastungs¬ 
deformität, ungleiches Wachstum, ungenügende Zirkulation und 
Respiration kommen erst als sekundäre Faktoren in Betracht. 

Mosenthal-Berlin. 

3) Bowlby. The formation of bone in periosteum sepa- 

rated by injury. (Lancet March 25. 1911.) 

Im Anschluss an 2 Fälle beschreibt B. das Krankheitsbild von 
isolierten Knochenneubildungen im muskulären Gewebe entstanden 
durch Trauma. Bevorzugt werden seiner Meinung nach Fälle, bei 
denen schon Schädigung des Periosts durch akute Osteitis be¬ 
standen hat. Nach stumpfen Traumen an Stellen, an denen Muskeln 
direkt am Periost ansetzen, kommt es häufig zu Blutungen, die die 
Neubildung von Knochen begünstigen. Mosenthal-Berlin. 


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4) Gudzent. Der gegenwärtige Stand der Lehre von der 
Diagnose und Therapie der Gicht. (Zeitschrift für ärztliche 
Fortbildung. 1911. 7.) 

Nach des Verf. Ansicht ist die Schwierigkeit der Differential* Diagnose 
zwischen Gicht und Rheumatismus jetzt zur Zeit durch die Kennt* 
nisse verringert, welche uns die wissenschaftlichen Forschungen der 
letzten Jahre über das Wesen der Gicht gebracht haben. Da es 
sich bei der Gicht um den Ausdruck eines gestörten Nukleinsäure¬ 
stoffwechsels im Organismus handelt, dessen Produkt Harnsäure 
ist, so enthält das Blut der Gichtkranken dauernd solche, die als 
Mononatriumurat in demselben vorhanden ist. Die Harnsäurewerte 
des Urins bieten nach G.’s Untersuchungen in keiner Weise ein 
verwertbares diagnostisches Symptom für Gicht, und es bleibt des¬ 
halb gegenwärtig die Untersuchung des Blutes auf Harnsäure bei 
vorheriger, mehrtägiger purinfreier Kost der einzig sichere Weg, um 
in zweifelhaften Fällen die Diagnose zwischen Gicht und den Krank¬ 
heiten zu ermöglichen, die in ihrem Symptomenkomplex der Gicht 
ähnlich erscheinen. Aber auch hierbei sind vorher alle Erkrankungen 
auszuschUessen, bei denen eine Urikaemie angetroffen wird. — G. 
ist der Meinung, dass es bisher noch nicht gelungen ist, durch 
längere Zeit hindurch fortgesetzte purinfreie Diät den Harnsäure¬ 
wert des Blutes in erheblicher Weise herabzusetzen oder gar zu 
beseitigen, wohl aber ist es ihm gelungen durch eines der Zerfalls¬ 
produkte der Radiumemanation und zwar durch Radium D. das 
Mononatriumurat in sehr viel löslichere Körper umzuwandeln und 
dann weiter bis zu Kohlensäure und Ammoniak zu zersetzen. Am 
besten eignet sich hierzu die Einatmung in einem sogenannten 
„Emanatorium“, in einer von der Aussenluft gut abgedichteten 
Kammer von etwa 10 cbm Inhalt, in der 6—8 Personen drei und 
mehr Stunden hintereinander ohne Belästigung atmen können. Der 
in diese Kammer gestellte Apparat liefert die Emanation zum Ein¬ 
atmen und den verbrauchten Sauerstoff, absorbiert die ausgeatmete 
Kohlensäure, bindet die überschüssige Wärme und kondensiert den 
übermässigen Wasserdampf. In 24 Fällen von Gicht hat G. vor 
und nach der Behandlung eine Harnsäureanalyse des Blutes vor¬ 
genommen und dabei gefunden, dass in 22 Fällen nach der Be¬ 
handlung mit Radiumemanation die Harnsäure aus dem Blute ver¬ 
schwunden war. Auch die Tophi wurden offensichtlich kleiner und 
verschwanden in 2 Fällen ganz, und bei dem grössten Teil der be¬ 
handelten Gichtiker traten zwar in den ersten 6— 14 Tagen der Kur 
Gichtanfälle auf, oft auch dann, wenn der Patient jahrelang vorher 

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anfallsfrei war, um aber dann einem subjektiven Gefühl der Er¬ 
leichterung und Befreiung Platz zu machen, so dass demnach auch 
klinisch bei Beendigung der Kur eine Aenderung des Zustandes zur 
Norm konstatiert werden konnte. Bei Gichtkranken mit erheblichen 
arthritischen Veränderungen wurden natürlich nicht so gute Resultate 
erzielt, wenn auch in einer Reihe von selbst schwereren Fällen Be¬ 
seitigung der Schmerzen, Zurückgehen der Anschwellungen in den 
Gelenken, bessere Beweglichkeit durch Kombination der Emanations¬ 
methodik mit direkten Injektionen von löslichen reinen Radiumsalzen 
konstatiert werden konnte. Die Radiumtrinkkur erwies sich nicht 
so wirksam. Bleneko-Magdeborg. 

5) Macalister. Rare arthropathy. (Lancet March 9g. March 2dg 

1911.) 

Zwei Fälle, eine Frau und ein 6jähriges Kind mit gleichen 
Affektionen. Dislokation der Kniee, Fussgelenke ankylosiert, par¬ 
tielle Dislokation in den Handgelenken, Ellbogen und Schulter¬ 
gelenken. Bei der Frau noch Ankylosen der Halswirbel. Beginn 
mit akuten Fiebersymptomen, die periodisch auttraten und ziemlich 
plötzliches Entstehen der Dislokationen. Osteoarthritis mit Rare- 
fikation der Knochen und Knorpelschwund. Bei dem Kind eine 
sclerodermartige Haut. Mosentbal -Berlin. 

6) Geddes. Acromegalic sceleton. (Lancet,27. Jan. April lg 1911.) 

Beschreibung und Demonstration eines akromegalischen Skeletts 

eines 25jährigen Mannes. Mosenthal-Berlin. 

7) Kenneth W. Goadby. The association of disease of the 

mouth with rheumatoid arthritis and certain forms 
of rheumatism. (The Hunterian Lecture. Lancet March 6g. 1911) 

Die ausgiebigen Untersuchungen und Tierversuche G.s zur Fest¬ 
stellung eines spezifischen Mikroorganismus, der für die Arthritis 
deformans verantwortlich gemacht werden kann und häufig bei 
Patienten, die gleichzeitig an Zahn- oder Kiefererkrankungen leiden, 
im Mund vorhanden sein soll, führen augenscheinlieh zu einem 
positiven Ergebnis. Bei ca. 50% Arthritis deformans-Fällen fand 
sich gleichzeitig Alveolarpyorrhoe. Bei gewissen Arten von Kiefer¬ 
oder Zahnerkrankungen mit oder ohne Eiter fand G. einen 
ganz bestimmten Bacillus, der Versuchstieren inokuliert eine 
typische Gelenkerkrankung hervorbrachte, die der Arthritis defor¬ 
mans aufs Haar glich. Die Behandlung der experimentell mit dem 


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streptococcusähnlichen Bacillus erzeugten Arthritis, der vou Fällen 
▼on typischer rareficierender Ostitis der Alveolarfortsätze gewonnen 
war, bestand in Applikation von autogener Vaccine, präpariert aus 
diesem Bacillus, und besserte oder heilte die Gelenkerkrankung 
in allen Fällen. Andere Bakterien, bei dieser oder bei anderen 
endoralen Erkrankungen gefunden, bei Versuchstieren in oder am 
Kniegelenk injiziert, ergaben ganz andere Krankheitsbilder, sodass 
G. wenigstens für einen Teil der Arthritis deformans, bei der gleich« 
zeitig die Alveolarpyorrhoe besteht oder bestand, den diese Erkran¬ 
kung hervorrufenden Streptobacillus auch für die Arthritis als aetio- 
logischen Faktor annimmt Mosenthal-Berlin. 


8) Helmann. Ein Beitrag zur Lehre von der Knochen- 

plastik. (Dies. Breslau. 1910.) 

H. befasst sich zunächst mit dem Begriff der Knochentrans- 
plautation und geht dann auf die einzelnen Verfahren bei Vornahme 
derselben näher ein, führt hierbei die wichtigsten Fälle von den 
zahlreichen in der Literatur veröffentlichten auf und bringt als einen 
weiteren Beitrag zur Frage der Transplantation von lebendem, 
periostgedeckten Knochen aus demselben Individuum einen Fall aus 
dem Knappschaftslazarett in Zabrze, bei dem wegen eines Sarkoms 
der Ulna der Knochendefekt durch ein 13 cm langes und l'/e cm 
breites Stück aus der Tibia gedeckt wurde. Die l‘/s «Jahre später 
vorgenommene Nachuntersuchung ergab eine reaktionslose Einheilung 
des Periostknochenstückes und eine verhältnismässig gute Bewegung 
des operierten Armes. Eine knöcherne Konsolidation hatte zwar 
stattgefunden, jedoch nicht an der eigentlich beabsichtigten Stelle; 
denn am proximalen Ende des Ersatzstückes war eine Pseudarthrose 
vorhanden. Am unteren Ende des Ersatzstückes hatte sich eine 
Gelenkfläche gebildet. Bleiicke-Magdeburg. 

9) Hayasni. Die Dauerheilungen bei Sarkomen der lan¬ 

gen Röhrenknochen mit Amputationen, Exartiku¬ 
lationen und Resektionen. (Diss. München. 1910.) 

H. berichtet ausführlich über die während der letzten 20 Jahre 
in der chirurgischen Klinik der Universität München zur Beobach¬ 
tung und zur Operation (Amputation, Exartikulation, Resektion) ge¬ 
langten Fälle von Sarkomen der langen Röhrenknochen. Es handelt 
sich um 49 Fälle, und zwar wurde dreimal die Resektiou ausgeführt, 
29 mal die Amputation und 18 mal die Exartikulation. 

Bleiicke-Magdeburg. 


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10) Bergei (Hohensalza). ZurCallusbildung durch Fibrin. 

(Arch. f. klin. Chir. 95. Bd. S. 16.) 

Die Abhandlung richtet sich gegen Pochhammer, speziell gegen 
dessen Arbeit im 94. Bande dieses Archivs. B. betont P. gegen* 
über, dass er selbst als erster schon im Jahre 1909 den exakten 
experimentellen Nachweis gebracht habe, dass unter den Bestand¬ 
teilen des Blutes das Fibrin die Wundheilungsvorgänge im allge¬ 
meinen auslöst und insbesondere das Periost zur Callusbildung an¬ 
regt. Er führt aus, dass er durch umfassende experimentelle 
Untersuchungen zu der Erkenntnis der Rolle des Fibrins bei der 
Wundheilung und Callusbildung gekommen sei, dass er aus dieser 
Erkenntnis die Konsequenzen für die Praxis gezogen habe und zur 
subperiostalen Injektion ein Fibrinpräparat habe hersteilen lassen, 
das nach ausgiebiger experimenteller Prüfung mehrfach mit Erfolg 
angewandt wurde. B. widerlegt die von P. gegen die Fibrinein- 
spritznng erhobenen Einwendungen, dass einerseits die erzielten 
Callusbildungen zu gering, andrerseits die Gefahren der Einspritzung 
artfremden Fibrins zu gross seien. Er betont die Einfachheit in 
der Anwendung und den guten Erfolg seiner Methode, die ledig¬ 
lich die Nachahmung und Unterstützung natürlicher biologischer 
Verhältnisse sei. Wenn nämlich die ursprüngliche Fibrinwirkung 
nach dem Knochenbruche keinen genügenden Reiz für das Periost 
abgebe, so sei man gezwungen, diesen Reiz zu steigern, und dieses 
Ziel erreiche man durch die Fibrininjektion. Dabei ist es nach 
B.’s Meinung gleichgültig, ob das Fibrin unter das Periost einge¬ 
bracht (P.’s Methode) oder eingespritzt werde. Zum Schluss bringt 
Verf. noch die Krankengeschichte eines weiteren Falles von nicht 
konsolidiertem Knochenbruch, bei dem durch 2 Fibrininjektionen 
rasche und gute Heilung erzielt wurde, während die auf die Injektion 
erfolgenden Reaktionserscheinungen unbedeutend waren. 

Stoffel- Heidelberg. 

11) Pochhammer (Berlin). Bemerkungen zu dem Aufsatze 

des Herrn Dr. Bergei: Zur Callusbildung durch 

Fibrin. (Arch. f. klin. Chir. 95. Bd., S. 23.) 

P. weist den Streit um die Prioritätsfrage ab, da einerseits 
seine eigenen Untersuchungen in erster Linie die rein wissen¬ 
schaftlichen Fragen der Beteiligung des Bindegewebes bei der 
Callusbildung beträfen, also auf einer ganz anderen Basis beruhten 
als B.’s Untersuchungen, und da andererseits die Bedeutung des 
Fibrins bei der Wundheilung schon längst bekannt ist, da sie ja 


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einen wohlfundierten Teil unserer pathologisch-histologischen Er¬ 
kenntnislehre bildet. Nach P.’s Ansicht hat B. nichts anderes ge¬ 
tan, als artfremdes Fibrin in pulverförmigem trockenem Zustande 
fabrikmässig herstellen zu lassen und Tieren bezw. Menschen sub¬ 
kutan, intraperitoneal und schliesslich subperiostal einzuspritzen. 
Bakterienhemmende und allgemein heilende Eigenschaften habe B. 
dem Fibrin mit Unrecht zugesprochen. Die erzielte Callusbildung 
beruhe bei B.’s Verfahren nicht auf spezifischer Fibrinwirkung, 
sondern entspreche der Reaktion auf jede subperiostale Einlagerung 
irgendeiner reizenden Substanz. Zudem sei bei der Art der B.’schen 
Experimente—perkutane Injektion unter das Periost mit ziemlich weiten 
Kanälen — nicht zu übersehen, ob die erzielte Knochenbildung nicht 
lediglich durch die Abhebelung und Verletzung des Periosts und 
durch eventuelle Blutergüsse aus den perforierten Gewebsschichten 
hervorgerufen wurde. Verf. habe zudem erst am Ende seiner mehr¬ 
jährigen Untersuchungen von B.’s Untersuchungen Kenntnis erhalten, 
sei also unbeeinflusst durch B. auf die Bedeutung der faserstoff- 
bildenden Bestandteile des Blutes für die Callusbildung gekommen. 
Die vom Verf. angegebene Einbringung frischer Blutgerinnsel unter 
das Periost und in die Umgebung der Bruchstelle sei die Nach¬ 
ahmung eines Vorganges, der sich nach Eintritt eines jeden frischen 
Knochenbruches abspiele. Das operative Vorgehen sei wegen der 
Uebersichtlichkeit und der sicheren Verhältnisse der unsicheren und 
schmerzhaften Einspritzung zumal artfremden Fibrins vorzuziehen. 

Stoffel-Heidelberg. 

12) Maass. Zur Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 
im Kindesalter. (Zeitschrift für ärztliche Fortbildung. 1911. 8.) 

Neues bringt die Arbeit, die ja auch in erster Linie den 
praktischen Arzt über den augenblicklichen Stand der diesbezüglichen 
Frage unterrichteu soll, für den orthopädischen Chirurgen nicht. — 
M. ist der Ansicht, dass für die Mehrzahl der Kinder auch bei 
multiplen tub. Erkrankungen die Eliminierung eines resp. mehrerer 
Erkrankungsherde einen unzweifelhaften Vorteil bedeutet, da sio die 
fortschreitende regiouäre Infektion verhütet, die toxische Resorption 
verringert und zum mindesten die Ausheilung auch der verbleibenden 
tuberkulösen Herde des durchseuchten Organismus begünstigt. 

Blencko-Magdeburg. 


13) Btttzner (Berlin). Zur Trypsinbehaudlung der chirur¬ 
gischen Tuberkulose. (Arch. f. klin. Chir. 96. Bd., S. 89.) 
Nach einem einleitenden historischen Ueberblick über die 
Untersuchungen des Verf. und Jochmanns über die Einwirkung 


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tryptischer Fermentlösungen auf örtliche chirurgische Tuberkulosen 
bespricht B. die Wirksamkeit und Haltbarkeit der jetzt fabrikmässig 
hergestellten Trypsinpräparate. Darnach ist das Trypsin-Fairchild 
(zu beziehen durch Linkenheil u. Co., Berlin W 35, Genthiner Str. 19) 
das zweckmässigste und beste. Sodann berichtet Verf. eingehend 
über die klinische Wirkung und die klinischen Erscheinungen, die 
histologischen Vorgänge, die 'Wirkung auf die Bazillen und die 
Technik der Trypsinbehandlung. 

Klinisch findet unter der Fermentzufuhr eine heftige energische 
Reaktion im Krankheitsherd statt, welche unter den heilsamen 
Wirkungen der Hyperaemie, zeüigen Infiltration und Zellproliferation 
zu einer Umbildung der Beschaffenheit und Struktur der Gewebe 
zu einem Absterben fungöser Massen führt, ohne dass die Lebens¬ 
eigenschaften der gesunden Teile in irgendeiner Weise gestört wer¬ 
den. Schliesslich kommt es zur Ausheilung mit Narbenbildung. 
Stürmischere Reaktionen, heftige entzündliche Symptome treten in 
einzelnen Fällen auf und klingen in wenigen Tagen ab. Der In¬ 
halt der Abscesse wird nach den Injektionen an Beschaffenheit und 
Farbe geändert, er wird dünnflüssiger, rötlichbraun, sirupös faden¬ 
ziehend, später fleischsaftartig, mehr und mehr serös. Das Allgemein¬ 
befinden, das Aussehen, der Kräftezustand des Patienten wird zu¬ 
gleich auffallend gebessert. 

Die histologischen und mikroskopischen Befunde an mit Trypsin 
behandelten Tuberkulosen stimmen mit den klinischen überein. 

Die Wirkung des Trypsins auf die Tuberkelbazillen ist nur 
eine mittelbare, keiue speziell wachstumshemmende. 

In der Technik der Behandlung gilt das Punktions- und In¬ 
jektionsverfahren. Die Punktion geschieht unter Chloraethylanästhesie 
in üblicher Weise. Injiziert werden 1—2 ccm. Das Fairchildsche 
Präparat wird wegen der hohen Konzentration des Glyzerins mit 
steriler Kochsalzlösung 10 fach verdünnt. Was die Zahl der In¬ 
jektionen betrifft, so genügen bisweilen 2—3; doch richtet sie sich 
nach den einzelnen Fällen. Fisteln werden parenchymatös umspritzt. 
Bei Sehnenscheidenhygromen beginnt man, um die bisweilen auf¬ 
tretenden stürmischeren Reaktionen zu vermeiden, mit ganz kleinen 
Dosen von 0,2—0,5 ccm und verwendet erst später grössere Mengen. 
Bei flachen Geschwüren und Fisteln kann man schliesslich Fair¬ 
childs Trypsinpulver trocken aufstreuen und mit sterilem Gazeverband 
bedecken. Bei den Gelenken werden 1—2 ccm Trypsin in 6—8- 
tägigem Turnus parenchymatös eingespritzt, dabei teils auch in die 


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Gelenke selbst injiziert; die Injektionssiellen sind zwecks genügender 
Ausbreitung des Trypsins stets zu wechseln. 

Die Erfolge der Therapie sind bei den bisher behandelten 
Fällen gut. Verf. sah auch bei 5 schweren Gelenktuberkulosen 
trotz ungünstiger Verhältnisse (ambulante Behandlung, sehr schwere 
Fälle) heilende Wirkung. Es zeigte sich, dass schwere Knochen- 
und Gelenktuberkulosen allein mittels Trypsin ohne weitere Be¬ 
handlung geheilt werden können mit Regeneration zerstörter Knochen 
und mit teilweiser Funktion der Gelenke. Die Krankengeschichten 
der fünf oben genannten Fälle, die Verf. bringt, erläutern uns mit 
ihren Abbildungen und Röntgenbildern anschaulich das vom Verf. 
Ausgefiihrte. 

B. zieht aus seinen Erfahrungen den Schluss, mit dem auch 
andere Autoren übereinstimmen, dass die Trypsintherapie bei tuber¬ 
kulösen Weichteil- und Senkungsabscessen, eitrig-fistulösen Lymph- 
drüsen, tuberkulösen Weichteilgeschwüren, Fisteln, Sehnenscheiden- 
hygromen und Gelenk- und Knochentuberkulosen gute Erfolge ge¬ 
zeitigt hat, dass sie daher als Methode der Wahl empfohlen werden 
darf, speziell in dem bisher der Jodoformglyzerinbehandlung gehörigen 
Gebiete. Stoffel-Heidelberg. 

14) Jochmann. Ueber die Behandlung der örtlichen chirur¬ 
gischen Tuberkulose mit Trypsin. (Zeitschrift für ärztliche 
Fortbildung. 1911. 3.) 

Auf Grund seiner nunmehr dreijährigen Erfahrungen empfiehlt 
J. die Trypsinbehandlung als besonders geeignet für kalte Abszesse, 
tuberkulöse Fisteln, vereiterte tuberkulöse Lymphdrüsen, tuberkulöse 
Weichteilgeschwüre und Sehnenscheidenhygrome und für Geleuk- 
tuberkulose, hauptsächlich für die fistulöseitrige Synovialtuberkulose 
Durch die öfter zu wiederholenden Injektionen von 1—2 ccm einer 
Tiypsinlösung wurde nicht nur käsiger Eiter zur Resorption gebracht, 
sondern es wurden auch die torpiden schwammigen Granulationen 
insofern günstig beeinflusst, als sie ebenfalls verdaut wurden 
und an ihre Stelle gesunde lebensfrische Granulationen traten, die 
die Heilung aubahnten. Gewöhnlich wurden durch die Injektionen 
keinerlei lokale oder allgemeine Reizerscheinungen hervorgerufen, 
desgleichen auch keine Schmerzen. Nur in einigen wenigen Fällen 
wurde eine stärkere lokale und allgemeine Reaktion beobachtet, die 
mitunter so stark war, dass ganz das Bild einer phlegmonösen Ent¬ 
zündung vorgetäuscht wurde. Nach 2—3 Tagen waren aber alle 
diese Erscheinungen wieder verschwunden. 


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J. empfiehlt diese Behandlungsmethode aufs wärmste, zumal 
da auch von anderen Autoren bereits über ebenso günstige Resul¬ 
tate berichtet worden ist. Blenoke-Magdebarg. 

15) Speck. Die Behandlung der chirurgischen Tuberku¬ 

lose mit Trypsin. (Diss. Giessen. 1911.) 

Die vielen Erfolge, die in der chirurgischen Poliklinik zu Giessen 
bei der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose mit Trypsin er¬ 
zielt wurden, waren derart auffällig, dass Sp. sich für berechtigt 
hielt, deren Behandlung mit tryptischen Fermenten als aussichts¬ 
reich zu bezeichnen. Mit dem Trypsinferment wurden Senkungs¬ 
abszesse, parnartikuläre Eiterungen, Knochentuberkulosen, Spina 
ventosa, verkäste und feste Lymphome, Weichteilabszesse, Sebnen- 
scheidenhygrome und auch Ganglien behandelt. Eine schädliche 
Wirkung der Einspritzung mit Trypsin hat sich nicht gezeigt, nur 
trat mehrmals als einzige, über den lokalen Herd hinausgehende 
Reaktion ein mehr oder weniger schmerzloses Oedem in der Um¬ 
gebung der erkrankten Stellen auf, das jedoch sehr bald zurückging, 
ln einzelnen Fällen, in denen es sehr ausgedehnt war, blieb das 
Oedem einige Wochen bestehen. Erscheinungen, die als Anaphylaxie 
oder als Arzneiexanthem zu deuten wären, wurden nicht beobachtet. 
In den wenigen stationären Fällen, deren Temperatur regelmässig 
gemessen wurde, trat kein Fieber auf. Die Einspritzungen in ge¬ 
schlossene Abszesshöhlen riefen gewöhnlich einen leichten 1 / t —1 
Stunde anhaltenden Schmerz hervor. Sehr schmerzhaft waren da¬ 
gegen die Injektionen in nicht erweichte tuberkulöse Lymphome. 

. Blencke-Magileburg. 

16) Dreyer (Breslau). Zur Technik der Sehnennähte. 

Erwiderung auf den gleichlautenden Artikel von v. Frisch. 

Assistenten der I. Chirurg. Universitätsklinik in Wien. (Arch. 

f. klin. Chir. 95. Bd. S. 242.) 

D. widerlegt die einzelnen Angriffe F.’s: Die Langesche Naht 
resp. deren Modifikation von v. F. habe er nicht erwähnt, da 
er überhaupt keine Aufzählung und Nennung der verschiedenen 
Nahtmethoden brachte. Ohne sich auf eine bestimmte Fadenführung 
zu versteifen, hält er seine und die oben genannten Methoden für 
leistungsfähig. D. hält seine Veröffentlichung über sofortige Be¬ 
wegungsaufnahme nach Sehnennaht trotz der Arbeit von v. F. vom 
Jahre 1909 für berechtigt, da in v. F.’s Arbeit nur unbestimmte 
Angaben über baldigen Beginn der Nachbehandlung ohne genauere 


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Zeitangaben enthalten waren. D. ist der Meinung, dass sein Vor¬ 
schlag, dem Glied nach der Sehnennaht eine Mittelstellung zu geben, 
durch den als Gegenbeweis von v. F. angeführten einen Fall nicht 
widerlegt wird, zumal hier das Glied nicht in Mittelstellung, sondern 
in Ueberkorrektur gebracht worden sei. Die Meinung v. F.’s, dass 
D. seine Nahtmethode für die einzig gute halte, widerlegt Verf. 
durch Anführen des betreffenden Passus aus seiner eigenen Arbeit. 

Stoffel-Heidelberg. 

17) Bammant. Ueber die ischämischen Kontrakturen und 
die Erfolge ihrer Behandlung. (Dies. Breslau. 1911.) 

B. bekennt sich zu der Ansicht, dass die ischämischen Kon¬ 
trakturen ihrer Entstehung nach als rein muskuläre aufzufassen sind, 
da sie einen Folgezustand der durch die Verletzung bedingten 
Muskelentzündung darstellen und von der Nervenläsion unabhängig 
sind. Klinisch haben wir es aber seiner Meinung nach meistens 
nicht mit einer rein muskulären Affektion zu tun, da zum typischen 
klinischen Bilde ausser der Kontraktur noch Erscheinungen von 
Seiten der Nerven gehören, welche aber nur eine Begleiterscheinung 
der Kontraktur darstellen. — R. konnte 138 Fälle aus der ihm 
zugänglichen Literatur zusammenstellen, denen er noch drei weitere 
ausführliche Krankengeschichten von derartigen Fällen anreihen 
konnte, die operativ behandelt wurden. In ca. 7U % der Fälle 
handelte es sich um Kinder bis zu 10 Jahren. Eine wichtige Rolle 
spielen in der Aetiologie die Frakturen und besonders diejenigen 
des Humerus und des Vorderarms. Die obere Extremität ist über¬ 
haupt viel häufiger beteiligt als die untere, weil bei dieser die 
grossen Gefasse und Nerven tiefer zwischen der Muskulatur liegen 
und deshalb nicht so stark komprimiert werden können. — In 88 °f 0 
der Fälle entstanden die Kontrakturen durch zu fest angelegte Ver¬ 
bände, unter denen die Schienenverbände der Häufigkeit nach den 
ersten Platz einnahmen; etwas seltener, aber immer noch häufig 
genug waren Gipsverbände als die Ursache anzuschuldigen. Die 
Fälle, in denen eine ischämische Kontraktur entstand, ohne dass 
ein Verband angelegt worden war, sind selten; es waren dann Fälle, 
in denen es sich um eine Gefässzerreissung handelte, um eine Kom¬ 
pression der Weich teile durch den Bluterguss oder um eine Kom¬ 
pression der Gefasse durch die Knochenfragmente bezw. durch 
Callus- oder Narbengewebe. 

Betreffs der Therapie muss nach des Verf. Ansicht in jedem 
einzelnen Falle überlegt werden, welche Methode am Platze ist. 
Wenn er auch im allgemeinen den operativen Verfahren den Vor- 


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zug eiugeräumt wissen möchte, so dürfte es sich trotzdem empfehlen, 
in nicht allzu schweren Fällen zuerst mit der unblutigen Behandlung 
einen Versuch zu machen, um so mehr, als alle operativen Eingriffe 
eine Nachbehandlung mit Massage, Elektrizität und Uebungen er¬ 
fordern. Blencke-Magdeburg. 

18) Zimmermann, Clara. Klinische Untersuchungen über 

intrauterine Belastungs-Deformitäten am Kopf von 
Schädellagen-Kindern. — (Dias. Freiburg. 1910.) 

Verf. fand bei 245 untersuchten Schädellagenkindern keinen 
einzigen Fall von Caput obstipum; jedoch kamen die andern Aus¬ 
drucksformen einer intrauterinen Belastung, die Scoliosis capitis und 
vor allen Dingen Ohr- und Nasendeformitäten in so überraschend 
grosser Zahl vor, dass sich der Verf. die Ueberzeugung aufdrängt, 
dass auch im unteren Uterinsegment sich Platz für eine Lateral¬ 
flexion des Kopfes finde. Unter den 245 Fällen fand Verf. bei 
100 Kindern Deformitäten am Schädel d. h. also in 41 °/ 0 . Zur 
Illustrierung der einzelnen Belastungsdeformitäten werden einige 
besonders typische Fälle näher beschrieben. Das Hauptergebnis 
der Untersuchungen fasst Z. in zwei Sätze zusammen: 

1. Auch bei Schädellage besteht eine wenn auch im Vergleich 
zur Steisslage geringere Disposition für die Entstehung von Be¬ 
lastungsdeformitäten am Kopf. 

2. Durch den Nachweis, dass Deformitäten am Kopfe Neuge¬ 
borener Vorkommen, ist die von Völker aufgestellte Hypothese, es 
möchte sich beim Caput obstipum sowie bei Schädeldeformitäten um 
eine intrauterine Belastungsdeformität handeln, nunmehr bewiesen. 

Blencke-Magdeburg. 

19) Ideler. Ein Fall von Spondylitis tuberculosa mit 

Senkungsabscess und Durchbruch in den Bronchial¬ 
baum. (Dias. Greifswald. 1911.) 

I. schickt zunächst einige Bemerkungen über die Entwicklung 
der Lehre von der Spondylitis, über die Aetiologie und pathologische 
Anatomie der Wirbeltuberkulose, über ihre Diagnose, Prognose und 
Therapie im allgemeinen voraus, wobei er sich hauptsächlich an die 
Wullstein’schen Ausführungen hält, um dann im Anschluss hieran 
den von ihm beobachteten Fall und die ihm in der Literatur zu¬ 
gänglich gewesenen analogen Fälle folgen zu lassen. Es sind im 
ganzen 5 Fälle, bei denen eine Kommunikation eines Kongestions- 
abscesses mit der Pleurahöhle resp. einem Bronchus vorhanden war. 

Blencke-Magdeburg. 


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20) A. Mackenzie Forbes. Things new and old. (Montreal med. 

Journal XXXIX.) 

Das Depot der Lendenwirbelsäule and der Artic. sacro. iliaca 
sollen die iliakalen und inguinalen Lymphdrüsen sein; die zum Hüft¬ 
gelenk gehörigen tiefen inguinalen Drüsen führen sekundär eine 
Schwellung der oberflächlichen herbei. Da der umgekehrte Weg 
unwahrscheinlich sei, so soll dieser Manifestation eines tuberkulösen 
Prozesses differentialdiagnostische Bedeutung zukommen. 

Landwehr-Heidelberg. 


21) Oundlach. Ueber kongenitale Pektoralisdefekte und 
ihre Entstehung. (Disa. Breslau. 1910.) 

Verf. bespricht zunächst das Krankheitsbild der Pektoralis¬ 
defekte, sodann die Begleitmissbildungen derselben, die Pathogenese 
und Aetiologie, um schliesslich auf Grund dieser seiner Ausführungen 
zu folgenden Schlussätzenvzu kommen: 

Der angeborene Pektoralisdefekt kommt nicht so selten vor 
als man früher angenommen hat. Fast immer handelt es sich um 
einen Defekt der Sternokostalportion mit oder ohne Beteiligung der 
benachbarten Muskelportionen. Der Defekt ist fast ausnahmslos 
einseitig. Beide Körperseiten sind fast gleich oft befallen. Hereditäre 
Momente spielen bei diesen Defekten keine Rolle. Das männliche 
Geschlecht ist bedeutend häufiger befallen als das weibliche. Im 
Bereich des Defektes fehlt die elektrische Erregbarkeit. Die übrig¬ 
gebliebenen Muskelportionen reagieren stets normal. Die Sensibilität 
ist normal. Kontrakturen und fibrilläre Zuckungen sind nicht vor¬ 
handen. Der Defekt selbst verursacht keine Beeinträchtigung der 
Funktion. Funktionsstörungen sind nur durch Begleitmissbildungen 
bedingt. Als charakteristische Begleiterscheinungen des Defektes 
sind aufzufassen: Störungen am Integument, Flughautbildung, Rippen¬ 
defekt, Anomalien des Sternums und der Clavicula, Verkürzung 
und Atrophie des Armes und der Hand. Der kongenitale Pektoralis¬ 
defekt steht mit einem dystrophischen Prozess in keinem Zusammen¬ 
hang. Kernschwund in den Vorderhörnern des Rückenmarks und 
fötale Erkrankungen liegen nicht vor. Der angeborene Pektoralis¬ 
defekt und seine Begleiterscheinungen sind als Missbildungen auf¬ 
zufassen. 

Der Pektoralis-, Rippen- und Sternumdefekt kommt in der 
zweiten Hälfte des 2. Embryonalmonats durch Druck des an die 
vordere Brustwand gepressten kindlichen Schädels und Armes zu¬ 
stande. Die Störungen am Integument und der Mammadefekt wer- 


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den durch andauernden am Ende des 2. Embryonalmonats wirken¬ 
den Druck verursacht. Die Flughautbildung kommt bei stark au 
die Thoraxwand gepresstem Oberarm durch Ausbleiben der Ein¬ 
senkung der Haut zwischen Oberarm und Thorax zustande. Die 
Handmissbildungen entstehen zwischen der 6. und 9. Embryonal¬ 
woche. Die Druckwirkung ist als Folge einer ßaumbeeDgung in 
der Amnionhöhle anzusehen. Der Pektoralisdefekt mit seinen Be¬ 
gleitmissbildungen ist nur als ein Glied in der langen Kette der 
durch Druck verursachten Missbildungen anzusehen. Der Grad und 
die Art der Missbildungen ist abhängig lediglich von der Zeit und 
Intensität der Einwirkung. Die temporäre Raumheengung in der 
Amnionhöhle wird durch interkurrente den Uterus oder sein Inneres 
auf vaginalem Wege treffende Schädigungen hervorgerufen. Die be¬ 
absichtigten oder zufälligen Schädigungen treffen die Frucht im 
Laufe des 2. Schwangerschaftsmonats. 


22) Fflrbringer: Zur Würdigung der Quinquaudschen 
Fingerkrepitation. (Deut. Med. Woch. No. 44. 1910.) 

F. lenkt von neuem die Aufmerksamkeit auf diese noch un¬ 
erkannte Eigentümlichkeit, von der es noch strittig ist, ob sie als 
pathologische oder physiologische Erscheinung angesehen werden 
soll. Er prüft die zahlreichen auf grosses Material gestützten Be¬ 
obachtungen und Auffassungen verschiedener Autoren und kommt 
zu dem Schluss, dass die Krepitation zwar nicht als Zeichen des 
Alkoholismus zu betrachten sei, wie manche behaupten, dass es aber 
wohl wahrscheinlich in einem ursächlichen Zusammenhang zum 
Potatorium stehe. Inwieweit Beziehungen zur Tabes bestehen, 
ist noch nicht endgiltig geklärt. Anatomische Grundlagen für das 
Phänomen hat man bisher nicht nachweisen können, weder pn den 
Phalangengelenken noch an den Sehnen waren Veränderungen zu 
finden. Die Herzsche Auffassung, dass es ein Sehnenphänomen 
sei, das hei der Beugung der Finger, also bei Entspannung der 
Sehne nachlasse und bei der mit Spannung verbundenen Streckung 
zunehme, dass es also eine Reibung innerhalb der Sehnenscheiden sein 
könne, lehnen F. und andere ab, die die Erscheinung unabhängig 
vom Spannungszustaud der Sehne gefunden haben und andererseits 
bei pathologischen Prozessen, die mit Verengerung der Scheiden 
einhergehen, wie Dupuytrenscher Kontraktur, die Krepitation nicht 
beobachten konnten. Als örtliches Maximum der Krepitation fand 
F. durch Auskultation und Palpation die Phalangengelenkgegend, 
er verlegt deshalb auch hierhin die Entstehung des Geräusches. 

Hohmann-München. 


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23) Ledderhose (Strassburg). Ueber Arthritis deformans coxae. 

(Monatssohr. f. Unfallheilkunde 1910, 10—11.) 

Im Anfangsstadium steht die Auffaserung des Knorpels mit 
ausgedehnter Proliferation der Knorpelzellen bei nur geringen Ver¬ 
änderungen an der Gelenkkapsel im Vordergrund; diese treten erst 
später auf. Die Arthritis deformans coxae ist eine der häufigsten 
Gewerbe- bezw. Berufs- und Alterserkrankungen. Die nach Gelenk¬ 
frakturen auftretenden Veränderungen sind nicht ohne weiteres der 
spontan anftretenden Arthritis deformans gleichzustellen, ebenso ist 
nicht ein einfaches Trauma ohne Knochenverletzung als ätiologisches 
Moment für die A. d. aufzufassen, sie kann dagegen nach einem 
Unfall manifest werden, da die veränderte Lebensweise (Bettruhe) 
dann die vorher bestandene Anpassung an die Erkrankung aufhebt. 

Als erstes Symptom der A. d. tritt die beschränkte Innenrotation 
bei dem horizontal mit gestrecktem Bein daliegenden Patienten auf. 
Weiter sei dann neben den Schmerzen die Muskelatrophie, Krepi¬ 
tation, Formveränderung der Knochen und die abnorme Gangart er¬ 
wähnt. Mit Rücksicht auf den progredienten Charakter und die 
häufig dabei bestehenden Krankheitserscheinungen führt sie in vielen 
Fällen zur Invalidität, wenngleich bei nicht zu starken Schmerzen noch 
lange gearbeitet werden kann. 

Therapeutisch empfiehlt L. Salzbäder und Entlastung des Beins 
durch Gebrauch eines Stockes. Meyer-Lübeok. 


24) Wieler. Ueber die Injektionstherapie der Ischias. 

(Diss. Strassburg. 1910.) 

W. bespricht in seiner Arbeit alle diejenigen therapeutischen 
Massnahmen, die man als Injektionstherapie bezeichnet, und zwar 
beginnt er mit den von altersher schon bekannten subkutanen In¬ 
jektionen, um dann die von Lange eingeführten perineuralen und 
schliesslich die von Cathelin und Sicard empfohlenen epiduralen 
Injektionen zum Gegenstand seiner Betrachtung zu machen. Die 
Frage, welcher von den drei Methoden man den Vorzug geben soll, 
ist nach W.’s Ansicht nicht leicht zu beantworten. Die subkutanen 
Injektionen sind wohl heute so gut wie verlassen, und die beiden 
andern Methoden kommen sich ihrem Werte nach ziemlich gleich. 
Die Technik ist bei beiden keine allzu schwierige, nur bei sehr 
korpulenten Leuten bietet die epidurale Injektion manchmal Schwierig¬ 
keiten. Am Schluss seiner Arbeit berichtet dann W. über 18 Fälle, 
die mit perineuralen Injektionen behandelt wurden, und über fünf, 
bei denen epidurale Injektionen ausgeführt wurden. 

Blencke-Magdeburg. 


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25) 0. Ducroqiiet et Victor Veau. Les deviations du genou 
dans la tumeur blanche de cette articulation. Ganses, 
Prophylaxie. (Archives de mdd. des enfants, 1911. Nr. 4, S. 242.) 

Die Tuberkulose des Kniegelenkes führt zu euer winkeligen 
Ankylosierung desselben, die entweder einfach sein kann oder in 
Verbindung mit einem genu valgum und Auswärtsdrehung des be¬ 
treffenden Kusses. Was hervorgehoben werden muss, ist, dass diese 
Difformitäten sich nicht nur da entwickeln, wo der Kranke 
seinen Kuss nicht gebraucht, sondern wenn er denselben benützt. 
Unbehandelte oder schlecht behandelte Kalle endigen immer mit be¬ 
deutenden Difformitäten, welche direkt aus der Mechanik der Geh¬ 
bewegungen erklärt werden können. Um denselben entgegenarbeiten 
zu können, muss ein Kixationsverband angelegt werden, am besten 
Gips, welchen der Arzt selbst ausführen kann und welcher den 
Stützpunkt oben am Becken (Ischium, grosser Trochanter) und 
unten an der hinteren Seite des Kalkaneus und am äusseren Knöchel 
haben muss. Die Dauer, während welcher der Apparat getragen 
werden muss, hängt von der Korm der Tuberkulose ab. So lange 
Schmerzen bestehen, muss der Kranke das Bett hüten, und das 
Gehen kann erst nach 6—12 Monaten erlaubt werden und auch 
dann nur mit einem gutsitzenden Verbände, welchen man überwachen 
muss. Nach einem weiteren Jahre kann man den Immobilisierungs¬ 
apparat durch einen artikulierten ersetzen, durch welchen die Beu¬ 
gung begrenzt werden muss. Zu grosse Beugungen können die 
Veranlassung zu schmerzhaften Distorsionen sein und die definitive 
Heilung verzögern. In progressiver Weise kann der Beugungsgrad 
vergrössert werden. Es ist von Vorteil, den Apparat derart einzu¬ 
richten, dass der Kranke denselben nach Belieben, sowie er sich 
ermüdet fühlt, immobilisieren kann. 

Nach einer durchschnittlich l 1 /»—2 jährigen Behandlung können 
folgende Resultate erzielt werden : 

a) Der Kranke hat Beugebewegungen, die bis zu 10° reichen. 
In diesem Kalle ist der Gang ein vorzüglicher und auch die ent¬ 
ferntere Prognose ist eine gute, da Verbiegungen des Gelenkes, 
namentlich bei einiger Vorsicht, nicht zu fürchten sind. 

b) Der Kranke hat eine vollständige Ankylose. In diesem 

Kalle ist ein guter Gang nur möglich, falls das betreffende Bein 
verkürzt ist Sonst muss eine orthopädische Verkürzung ausgeführt 
werden. Geringere Bewegungen als bis zu 10° müssen orthopädisch 
resp. chirurgisch behandelt werden. E. Toff-Braila. 


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Kongress- und Vereinsnachrichten. 

26) Joacblmsthal. Gesellschaft der Cbaritöärzte Berlin 2. III. 11. (Ref. Berliner 

klin. Wochenschrift Nr. 16. 1911.) 

Cyetische Erkrankung de» Skeletts. 3 Fälle in jugendlichem Alter 
mit Verbiegungen der unteren Extremitäten und Durchsetzung der Ober- und 
Unterschenkelknochen mit dunkleren und helleren Partien, Höhlenbildung. In 
einem Fall eine grosse lange Fissur des Oberschenkels, in einem anderen Fall 
zahlreiche Abknickungen und Verkürzungen, offenbar Ostitis fibrosa (Reckling¬ 
hausen) Diskussion: Davidsohn: bei einer 60jährigen Dame, die ad exitum kam, 
waren die Extremitätenknochen von cystisch erweichten Herden durchsetzt, das 
Mark in fibröses Gewebe verwandelt. Auch periostale Wucherungen und Callus- 
bildung, wiederholte Frakturen. Hohmann-Mönchen. 

27) Hartmann« Mediz. Gesellsch. Leipzig 21. II. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 17, 1911.) 

Osteopsathyrosis 2 Fälle, Geschwister, hereditär nichts bekannt. Das 
ältere, Mädchen von 21 Jahren, keine Rachitis, im Alter von Vit Jahren 
erster Knochenbruch am Oberschenkel. Kurze Zeit darauf wieder ein Ober* 
schenkelbruch beim Laufen, ein dritter Bruch im 6« Jahr am Unterschenkel, bis 
zum 8. Jahr noch zwei Unterschenkelbrüche, im 18. Jahr beim Gehen ohne 
Veranlassung Oberschenkelbruch, mit 21 Jahren Bruch des anderen Oberschen¬ 
kels. In den letzten 8 Jahren ist Patient um 6 cm. kleiner geworden. Sehr 
dickes Mädchen mit schlanken oberen und verkrümmten unteren Extremitäten, 
Femora nach aussen konvex, Tibiae nach vorn gekrümmt und Säbelscheidenform 
sonstige rachitische Zeichen fehlen. Bruder, 19 Jahre alt, lernte zur rechten 
Zeit laufen, brach mit 11 Jahren den Oberarm, mit 15 den Oberschenkel, musste 
2 Jahre im Krankenhaus bleiben, weil er, sobald er zu laufen versuchte, den 
rechten Oberschenkel 4 mal, den linken 6 mal, den linken äusseren Knöchel und 
das rechte Schulterblatt je einmal brach. 2 Jahre später brach beim Umdrehen 
im Stehen der rechte Oberschenkel, er stürzte hin und brach auch den linken 
Oberschenkel. Sehr langsame Konsolidation, dann noch 3 Oberschenkelbrüche. 
Obere Extremitäten schlank, untere verkrümmt, Trochanteren wie bei der Schwester 
oberhalb der Roser-Nölatonschen Linie. Beträchtlicher Schwund der Knochen¬ 
substanz im Röntgenbild, Corticalis papierdünn, Spongiosa sehr durchsichtig. 
Obere Extremitäten keine Abweichungen. Bei beiden Patienten keine Schild¬ 
drüse zu fühlen. Gegen Rachitis spricht das normale Verhalten der Epiphysen¬ 
linien. — Bahrdt berichtet über häufige Knochenbrüche bei einem Knaben, der 
wie sein jüngerer Bruder an progressiver Muskeldystrophic litt. Erste Fraktur im 
3. Lebensjahr, Muskeldystrophie erst im 8. erkennbar. Marchand legt die Prä¬ 
parate des Looserschen Falles vor und den amputierten Unterschenkel eines 
14 jährig. Knaben, der sich von dem Looserschen Fall durch sehr starke Wucher¬ 
ung der Zwischenknorpelscheibe unterschied und als Spätrachitis aufgefasst wurde. 

Hohmami-München. 

28) Kienböck und Willner.' K. K. Gesellschaft der Aerzte, Wien 6. V. 11. (Ref. 

Berliner klin. Woch. Nr. 22, 1911.) 

Osteopsathyrosis idiopathica. 2 V 2 jähr. Mädchen hat 1 Dutzend 
Frakturen der Oberarme und Oberschenkel erlitten« Abnorme Schlankheit der 
Knochen im Röntgenbild mit Osteoporose. Auch bei Kindern mit Osteogenesis 
imperfecta kommen Spontanfrakturen vor. Hohmann-München. 

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29) L Pick. Berliner med. Gesellschaft 22. 111. 11. (Ref. BerU klin. Woch. 

Nr. 14, 1911.). 

Marantische Knochenatrophie beim Menschen und KalkmetaBtase - 
36jähr. Frau, 6Jahre langan chron. Gelenkrheumatismus erkrankt, die 2 letzten Jahre 
bettlägrig, zeigte das Bild allgemeinen Knochenschwundes. Exitus. Sektion: Kon¬ 
trakturen der grossen Gelenke, Lendenlordose, Dorsalskoliose, an allen Gelenken 
ausgedehnte Zerstörungen, vollkommener Schwund der Kompakte der Röhren¬ 
knochen (nur millimeterdicke Schale), Umwandlung des Fettmarkes in lymphoides 
rotes Mark. Kautschukartig biegsame Knochen. Kurze Knochen porotaBch,, 
spröde; die Kyphoskoliose wahrscheinlich durch ungleichmässige Atrophie der 
Wirbelkörper. Entweder marantische oder trophoneurotische Atrophie. In den 
Nieren Kalkinfarkte neben chron. interstit. Nephritis, in Blase hühnereigrosser 
Kalkstein, im rechten Ureter kleinfingergrosser Kalkstein. Offenbar metastatische 
Entstehung dieser Ablagerungen, entsprechend der Virchowschen Auffassung von 
der Kalkmetastase. Holtmann-München. 

30) Perthea. Med. naturwissenschaftl. Verein Tübingen 13. II. 11. (Ref. Münch. 

med. Woch. Nr. 17, 1911.) 

Oporationsmethode des Knochenabszesses. Genaue Lokalisierung 
des zentralen Abszesses mit Röntgen, Durchtrennen der Knochenschicht mit Säge, 
Hochklappen des Deckels, Auswischen des Abszesses, Jodoformplombe, Annageln 
des Knochendeckels an der alten Stelle. In 4 Fällen Heilung per primam. 

Hohmaan-München. 

31) Hoeftmann. Verein für wissenschaftl. Heilkunde Königsberg 1. V. 11. (Ref. 

Berliner klin. Woch. Nr. 22, 1911). 

Behandlung tuberkulöser Gelenke. H. tritt für exakte Ruhigstellung 
und Entlastung mit Verbänden oder Schienen ein. Diskussion: Payer: Die offene 
Tuberkulose ist prognostisch viel ungünstiger als die geschlossene. Offene Tuber¬ 
kulose soll man durch Spalten der Fisteln und Offenhalten der Wunde behandeln, 
bis die Mischinfektion geheilt ist. Erst dann operieren. Fisteltuberkulose der 
Wirbelsäule prognostisch sehr ungünstig. Samt er: Gute Erfolge durch Tuber¬ 
kulinkur oder Röntgenbehandlung. Hohmaan-München. 

32) Denck8. Aerztl. Verein Hamburg 11. V. 1911. (Ref. Münchn. Med. Woch. 

Nr. 17, 1911.) 

Röntgenstrahlen bei Knochentuberkulose. 6 Fälle mit Fisteln 
Monatelange chirurgische Behandlung erfolglos. Nach einer Bestrahlung, andere 
nach 4—5 geheilt. Hohmaan-München. 

33) Lexer. Natur wissenschaftl. med. Gosellsch. z. Jena 2. II. 11. (Ref. Munch. 

med. Woch. Nr. 15, 1911.) 

Muskelplastik bei Facialislähmung. Wegen der unsicheren Erfolge 
der Pfropfung des Facialis auf Hypoglossus oder Accessorius entnahm L. dem 
vorderen Rande des Masseter von einem nasolubialen Schnitt aus einen ge¬ 
stielten Lappen, deason nach unten liegende Spitze geteilt und subkutan ober¬ 
halb und unterhalb des Mundwinkels befestigt wurde. Ein ähnlicher Lappen 
vom vorderen Rande des Temporalis mit unten liegender Basis wurde mit seiner 
Spitze subkutan bis unter den äusseren Augenwinkel verschoben und dort be* 
festigt. Für gewöhnlich hat Patient jetzt symmetrische Stellung beider Mund- 


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hälften und kann beim Lächeln die Mundwinkel gleich weit verziehen, beim 
Lachen und lauten Sprechen aber haben die mimischen Qesichtsmuskeln der ge¬ 
sunden Seite das Uebergewicht. Hob mal »-München. 

34) Goldreich. Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde Wien 
18. V. 11. (Ref. Berl. klin. Woch. Nr. 24, 1911.) 

Lordotische Albuminurie und progressive Muskelatrophie. 
9jähr. Knabe. Die Wirbelsäule lordotisch wegen der Atrophie der langen Rücken¬ 
muskeln. Albuminurie. HohmanP'Müchen. 


85) MOIIer-Werdeil' Aerztlicher Verein Essen-Ruhr 14. II. 11. (Ref. Berliner 
klin. Wochenschr. Nr. 14, 1911.) 

Orthotische Albuminurie. Durch kyphotische Haltung lässt sich 
das EiweisB herabsetzen. Bei Gesunden lässt sich bisweilen durch übermässige 
Lordosierung Eiweissausscheidung erzeugen. Hohmann-München. 


36) Frangenheim. Verein für wissenschaftl. Heilkunde Königsberg. 27. II. 1911. 

(Berliner klin. Wochenschrift Nr. 14, 1911.) 

Foerstersche Operation. Bei einer Frau, Durchtrennung der 4. Lum¬ 
bal- bis 1. Sacralwurzel. Die Frau kann jetzt an Stöcken gehen. Diagnose des 
Leidens ? Hohmann-München. 

37) Zinn. Hufelandische Gesellschaft 11. V. 11. (Ref. Berlin, klin Woch. Nr. 

23, 1911.) 

Förstersche Operation bei Tabes. Bei gastrischen Krisen Resektion 
der hinteren Wurzeln (7. u. 9. Dorsalnerv). Bei einem 43jähr. Mann sistierte 
nach der Operation, die wegen des durch die Krisen desolaten Zustandes ge¬ 
macht wurde, das Erbrechen, und es trat Hyperästhesie der seitlichen Thorax- 
partieen und Anästhesie des Epigastriums ein. Einzeitige Operation wegen 
Wundinfektionsgefahr. Diskussion: Mühsam eröffnet den Wirbelkanal mit Zange 
und reseziert 5.—10. Dorsalnerv. Rosen stein durchschnitt bei 35 jähr. Tabiker 
7.—11. Dorsalnerven. Nach der Operation Anästhesie von den Rippen bis zu 
den Sohlen, die zurückging bis auf einen Bezirk um den Nabel. Verschwinden 
der Magensymptome, Auftreten von Verfolgungsideen und Depression. Feder¬ 
mann sah naph einer Durchschneidung des 6.—11. Nerven zuerst alle Symptome 
verschwinden, aber nach 3 Monaten das Erbrechen wieder auftreten. Auch 
sonst wird über Rezidive berichtet. Ewald: Kein Nutzen von epiduralen Injek¬ 
tionen. Goldscheider wandte erfolglos subdurale Injektionen nach Lumbalpunk¬ 
tion an. Krön: Förster nur bei schweren Fällen. Hohmann-München. 


38) Lotheissen. K. K. Gesellschaft der Aerzte Wien 12. V. 11. (Ref. Berl. 

klin. Woch. Nr. 24, 1911.) 

Förster bei Tabes. 2 Fälle. In einem Resektion der 6.—9., im 
anderen 6.—10. Wurzel. Nach der Operation verschwanden die Anfälle, traten 
aber später schwächer wieder auf. Bei einem dritten Fall Exitus, weil sich in 
der Rückenmuskulatur ein Salvarsannokroseherd befand, von dem eine Fistel bis 
zur Wunde ging. Hohmann-München. 

39) Rohardt. Gesellschaft der Chariteärzte Berlin. 2. III. 11. (Ref. Berl. klin. 

Woch. Nr. 15, 1911.) 

Angeborener Defekt des Cucullaris. Knabe mit vollständigem 
Fehlen des linken Cucullaris. Schulter ist nach vorn gesunken, Skapula stobt 

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oben flügelförmig ab, in Schaukelstellung, weiter als normal entfernt von der 
Dornforteatzreihe. Nur bei rein seitlicher Armhebung besteht Ausfall. Durch 
methodische Uebungon der Hülfsmuskoln (Serratus, levator scapulae, Rhomboidei) 
funktionelle Verbesserung. Hohmann-München. 

40) Haeoker. Aerztlich, Verein Marburg 11. II. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 

Nr. 17, 1911.) 

Lähmung des Deltoideus. Da alle anderen Versuche fehlschlQgen, 
wurde bei dem Manne die Ueberpflanzung des musculus pectoralis ausgeführt. 
Diskussion: Eduard Müller bezweifelt den Erfolg, 1. weil die elektrische Reizung 
des verpflanzten Pect, zu keiner Abduktion des Armes führt und auch die 
willkürliche Abduktion ohne Anspannung des verpflanzten Muskels geschieht. 2., 
weil andere Muskelgruppen (Gucullaris, Infra- und Supraspinatus, Serratus anticus 
maj.) die Leistungen dos Deltoideus kompensatorisch übernehmen. 3., weil 
der Muskel und Nerv noch im Stadium der Regeneration zur Zeit der Operation 
war. Jetzt ist er wieder funktionsfähig. Nicht vor Ablauf von IV 2 —2 Jahren 
operieren, sondern methodische Muskelübungen machen. 

Hohmann-München. 

41) Muskat. Berliner med. Gesellschaft. 3. V. 11. (Ref. Berl. klin. Woch. 

Nr. 20, 1911.) 

Atrophie des Oberarms nach Verletzung. 6 Jahre nach einem 
plötzlichen Schmerz im rechten Arm beim Tragen einer schweren Last bemerkte 
Patient ein Nachlassen der Kraft im rechten Oberarm. Es bestand erhebliche 
Atrophie der ganzen Muskulatur des Oberarms, vor allem des Biceps, aber auoh 
des Cucullaris, des 4. Interosseus. Sensibilität erhalten, elektrische Erregbarkeit 
herabgesetzt, aber keine Entartungsreaktion. Der Prozess schreitet fort. Viel¬ 
leicht Dystrophie. Hohmaim-München. 

42) PelS-Leusden. Gesellschaft der Chariteärzte 4. V. 11. (Ref. Berliner klin. 

Woch. Nr. 25, 1911). 

Multiple Tumoren am Vorderarm bei jungem Mädchen. Die Ge- 
schwülstehen bestanden aus weiten Bluträumen, die mit Endothelzellen ausge¬ 
kleidet waren. Vielleicht Haemangioendotheliome. Hohmann-München. 

43) Heller. Verein für wissenschaftliche Heilkunde, Königsberg 27. II. 1911. 

(Berlinei klin. Wochenschrift Nr. 1911.) 

Stich Verletzung des Extensor dig. comm. Die beiden letzten 
Finger konnten nicht mehr gestreckt werden. Ueberbrückung der Diastase mit 
Seidenfaden. Gute Einheilung, volle Beweglichkeit. Hohmann-München. 

44) Keller. K. K. Gesellschaft der Aerzto, Wien 28. IV. 11. (Ref. Berliner 

klin. Woch. Nr. 21, 1911.) 

Funktionelle Kontraktur der Hand. Patient geriet mit Hand in 
Transmission. Seitdem sind Hand- und Fingergelonke in Beugestellung fixiert. 
Bei Ablenkung der Aufmerksamkeit kann man die Kontraktur beheben. 

Hohmann-München. 


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45) Sohlck. Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde, Wien 18. V. 11. 
(Ref. Berliner klin. Woch. Nr. 24, 1911.) 

Dystrophie der Beckenmuskeln. 6jähr. Knabe, seit 2 Jahren un¬ 
sicherer Gang, pendelt in den Hüftgelenken hin und her. Patellarreflexe gesteigert. 
Babinski positiv. Wohl Hofmann-Werdnigsche Erkrankung. 

Hohmann-MÜQchen. 


46) Tifttze. Scbles. Gesellsch. für vaterländische Kultur Breslau 24. II. 1911. 

(Berl. klin. Wochenschrift Nr. 14, 1911.) 

Hüftgelenkaresektion nach Goxitis. Bildung eines Fascienlappens. 
Erzielung eines gut beweglichen Gelenks. Hohmann-München. 

47) Paul 6lae88ner. Gesellschaft der Chariteärzte 4. V. 11. (Ref. Berliner klin. 

Woch. Nr. 26 1911.) 

Doppelseitige Knie- und Hüftgelenksentzündung. 7jähr. Kind 
mit doppelseitiger Coxitis, die in Ankylose in schlechter Stellung ausgeheilt ist. — 
12 jähr. Knabe mit doppelseitiger Knietuberkulose, die ausgeheilt ist, rechts, mit 
Beugung bis zum spitzen Winkel, links bis zum stumpfen. 

Hohmann-München. 

48) Bibergeil. Gesellschaft der Chariteärzte Berlin 2. III, 11. (Ref. Berliner 

klin. Wochenschrift Nr. 15, 1911.) 

Osteoarthritis deformans juvenilis coxae. 15jähr.junger Mann mit 
beiderseitiger Arthritis deformans, beginnend vor Vs Jahr mit Schmerzen im 
rechten Hüftgelenk, später im linken Kniegelenk. Kein Trauma. Links voll¬ 
kommene Aufhebung der Abduktion bei Erhaltung aller anderen Bewegungen, 
rechts wesentliche Beschränkung der Abduktion. Gang watschelnd. Abflachung 
des Kopfes im Röntgenbild, Verbreiterung der Pfanne, Hypertrophie des Trochanter 
major, in einem schweren Fall subchondrale Cystenbildung. Ruhigstellung mit 
Entlastung ohne Erfolg, passive Bewegungen und Massage mit deutlicher 
Besserung. Hohmann-München. 

49) Pelte80hn. Gesellschaft der Chariteärzte Berlin 2. III. 11. (Ref, Berliner 

klin. Woch. Nr. 15, 1911.) 

Coxa vara infantum. Das Hoffasche Unterscheidungsmerkmal des 
schrägen oder vertikalen Verlaufes der Epiphysenlinie bei rachitischer resp. 
kongenitaler Form ist nicht immer stichhaltig. Meist ist bei erworbener Coxa 
vara Rachitis im Spiel. Bei Rachitikern 2 Formen der Coxa vara 1. Verkleiner¬ 
ung des Schenkelhalsbogens, 2., schon frühzeitig scharfe winkelige Abknickung 
zwischen Kopf und Hals (Epiphysenlösung des Kopfes). Coxa vara rachitica 
mit erhaltenem Schenkelhalsbogen, geht oft spontan zurück. Bei der Abknickung 
verschlechtert sich die Prognoso mit zunehmendem Alter. 

Hohmann-München. 

50) Drelfu88. Aerztl. Verein Hamburg 11. IV. 1911. (Ref. Münch. Med. Woch. 
Nr. 17, 1911.) 

Abriss der ligamenta cruciata genu. Bei einem Patienten waren 
beide Bänder, beim anderen nur das hintere, zugleich mit Absprengung eines 
Knochenstückcbens, abgerissen. (Röntgenbild.) Hohmann-München. 


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51) Eckstein. Verein deutscher Aerzte. Prag, 24. I. 1911. (Ref. Berl. klin. 

Woch. 1911. Nr. 11.) Parartikuläre Osteotomie bei Kniegelenks¬ 
ankylosen. 

E. ist gegen das Redressement bei tuberkulösen Kniekontrakturen. Bei 
der parartikuläron Osteotomie durchschneidet er die Beugesehnen. 

Hohmana-München. 

52) Hohmeler. Med. Verein Greifswald 17. XII. 1910. (Ref. d. Med. Woch. 

Nr. 17, 1911. 

Arthropathia tabidorum. Demonstration eines amputierten tabischen 
Kniegelenks mit hochgradigen Destruktionen der Gelenkflächen und peri- und para- 
artikularer Apposition von Knochen. Bei Erkrankung kleinerer Gelenke (Fuss) 
können plastische Operationen gute tragfähige Stümpfe geben. Bei grösseren 
Gelenken nützt man mehr mit entlastendem Gehapparat, in dem die Erscheinungen 
stationär bleiben, ja zurückgehen können. Hohmann-München. 

53) Stein. Verein der Aerzte Wiesbadens 5. IV. 11. (Ref. Berl. klin. Woch. 

Nr. 19, 1911.) 

Arthrodese durch Knochenbolzung. In 5 Fällen wandte St. die 
Badesche Methode an. Bei den jüngeren Kindern waren die Erfolge zufrieden¬ 
stellend, 7—9 Monate nach der Operation stehen die Gelenke fest. Bei einer 
doppelseitigen Fusslähmung bolzte St. auf der einen Seite, während er auf der 
anderen mit der Bolzung blutige Arthrodese verband. Kein Unterschied beider 
Seiten. Bei einem 17jäbrigen Patienten lockerte sich der Stift. 

Hohmaini-München. 

54) Müller-Warden. Aerztl. Verein Essen-Ruhr 14. II. 11. (Ref. Berliner klin. 

Woch. Nr. 14, 1911.) 

Peroneuslähmung, Hohlfussbildung. Spontane Rückkehr der Funktion 
der Muskeln. Subkutane Durchtrennung der Plantarfascie beseitigt die Be¬ 
schwerden. Hohmann-München. 

56) Seraflnl (Turin). Lipoma al piede. fR. Accademia di Medicina 11 marzo 
1910.) 

Serafini beschreibt einen Fall von subaponeurotischem Lipom auf dem 
inneren Rand des rechten Fusses. Derselbe ist von Wichtigkeit durch seine 
Seltenheit, die Leichtigkeit, mit der die klinische Diagnose auf Lipom gesteht 
wurde und eine Bursitis, Tenosynovitis, Hygrom der Sehnenscheiden ausge¬ 
schlossen werden konnte. 

Er führt dann einen weiteren Fall von Lipom des Fusses von Filipello 
an und hebt zum Schluss hervor, dass die Aetiologie dieser Lipome der Fuss- 
sohle nicht auf Traumen oder Heredität zurückzuführen war .und sie ebenso¬ 
wenig angeboren waren, da sie bei 13—19 Jahre alten Individuen auftraten. Sie 
waren also erworben, und für die Pathogenese derselben bleibt nur an die 
Theorie der abgesprengten Keime zu denken. BllCCheri-Palermo. 

56; Vannelll (Neapel). Contributo alla cura delle lesioni mfiammatone 
acute del calcagno. (Gazetta internazionale di medicina e chirurgia 
1910. Nr. 22.) 

Beschreibung eines Falles von Osteomyelitis adolescentium, bei dem sich 
Verf. durch die Vorschriften einer gesunden konservativen Chirurgie leiten liess 


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und durch sehr frühzeitiges Operieren einen vorzüglichen und sicheren Erfolg 
erzielte* Bucoheri-Palermo. 

57) Frisch. K. K. Gesellschaft der Aerzte, Wien 10. III. 11. (Ref. Berliner 

klin. Woch. Nr. 14, 1911.) 

Calcaneo-Achillodynie. 21 jähr. Patient mit heftigen Fersenschmerzen. 
Im Röntgenbild kallöse Schicht nm (? Ref.) den Calcanens. Herunterklappen der 
Fersenhaut durch rückwärtigen Schnitt, Abtragen der kallösen Schicht. Patient 
ist jetzt beschwerdefrei. Ursache: Bursitis unter dem Calcanens und unter der 
Achillessehne. Hohn&BR-München. 

58) Wohlauer. Gesellschaft der Charitdärzte Berlin 2. III. 11. (Ref. Berliner 

klin. Woch. Nr. 15, 1911.) 

Spontanfrakturen der Metatarsen bei Tabes. Patient mit Platt- 
fussbeschwerden, Augenmuskellähmung, lanzinierenden Schmerzen, erhaltenen 
Patellarreflexen. Im Röntgenbild links Fraktur des II. und III. Metatarsus, 
Knochenwucherungen und Absprengungen im Fussgelenk. Auch am rechten 
schmerzfreien Fuss Längsfraktur des III. Metatarsus. Zeit der Entstehung der 
Frakturen unbekannt. Erst durch das Röntgenbild wurde die Diagnose Tabes 
gestellt. Hohmann-München. 

59) Eokstein. Verein deutscher Aerzte Prag, 24. I. 1911. (Ref. Berl. klin. 

Woch. 1911. Nr. 11.) Angeborener Klumpfuss und Syndaktylie. 
5 jähr. Knabe 4 Zehen syndaktylisch, starke Einschnürung am Unterschenkel. 
Am gesunden Fuss ebenfalls an 4 Zehen Syndaktylie. — Bei 6 jähr. Mädchen 
ist an der linken Hand nur Daumen, Zeige- und Mittelfinger vorhanden, die 
beiden letzteren miteinander verwachsen. Der linke Fuss equinovarus mit S 
freien Zehen. Hohmann-München. 

60) Pelteaohn. Gesellschaft der Chariteärzte Berlin 2. III. 11. (Ref. Berliner 

klin. Wochenschrift Nr. 15, 1911.) 

Klumpfussbehandlung im Säuglingsalter. Um das Rutschender 
Gipsverbände bei fetten Kinderfüssen zu vermeiden, befestigt P. den Gipsverband 
mit 3 Loukoplaststreifen, die auf die Haut geklebt und über die 1. Gipslage 
umgeschlagen werden, an der Haut und vermeidet Decubitus und Abrutschen. 

Hohmann-München. 

61) MOIIer-Werden. AerzÜichor Verein Essen-Ruhr 14. II. 1911. (Berliner klin. 

Wochenschrift Nr. 14, 1911.) 

Klumpfuss. 17jähriger Patient, Resektion aus der Fusswurzel. Dis¬ 
kussion. Niederstein: jeder Klumpfuss muss durch Redressement und nicht 
durch blutige Operation zu heilen sein. Hohmann-München. 


Tageanachrichtea. 

Die permanente Kommission der internationalen medizinischen Kongresse 
hat unter dem Vorsitz von Dr. F. W. Pavy am 21. April erstmals in London getagt. 
Es wurde u. a. folgender Beschluss gefasst: 

Der Sektion Chirurgie (VII) werden zwei Unterabteilungen angegliedert, 
nämlich Orthopädie und Anaesthesie. 

Als neue Abteilung (XXH) ist hinzugekommen Medizinische Radiologie. 
Der Kongress in London wird vom 6.—12. August 1913 stattfinden. 


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Inhalt: Zur mechanischen Behandlung von Zehen- und Fingerdeförmi- 
täten. Von Dr. Adolf Natzler in Heidelberg. — Die Behandlung der Sternum- 
vorwölbungen. Von Dr. J. 6« Chrysolithes in Athen. — Beiträge zur Aetiologie 
und Therapie der kongenitalen HüftgelenkBlux&tion. Von Prof. Dr. V. Chlitmsky 
in Krakau. (Originalarbeiten.) 

Buchbesprechungen: Wohlauer, Atlas und Grundriss der Rachitis. — 
Lorenz und Saxl, Die Orthopädie in der inneren Medizin. — Römer, Die 
epidemische Kinderlähmung (Heine-Medin’sche Krankheit). — Wickman, Die 
akute Poliomyelitis bzw. Heine-Medin’sche Krankheit. — Matsuoka, Atlas der 
angeborenen Verrenkung des Hüftgelenkes im Röntgenbild. — Zabludowiki, 
Technik der Massage. — Broca, Froelich, Mouchet, Gulsez, Terrien, Chirurgie 
des Enfants. — Kuhnelt, Taschenbuch für Aerzte in Sanatorien und sonstigen 
physikalisch-diätetischen Heilanstalten. 

Referate: 1) Nagamachi, Fall von DoppelmisBbildung. — 2) Lane, Prin¬ 
zipien der Behandlung von Deformitäten des Knochengerüsts. — 3) Bowlby, 
Isolierte Knochenneubildungen im muskulären Gewebe. — 4) Gudzent, Gegen¬ 
wärtiger Stand der Lehre von der Diagnose und Therapie der Gicht. — 
5) Maoali8tef, Knochenschwund. — 6) Geddes, Akromegahsches Skelett — 
7) Kenneth W. Goadby, Die Verbindung von Mundkrankheiten mit rheumatischer 
Arthritis. — 8) Hel mann, Beitrag zur Lehre von der Knochenplastik. — 
9) Hayainl, Dauerheilung bei Sarkomen der langen Röhrenknochen. — 10) Bergei, 
Kallusbildung durch Fibrin. — 11) Pochhammer, Bemerkungen zum vorstehenden 
Aufsatz. — 12) Maas, Behandlung der chirurgischen Tuberkulose im Kindes- 
alter. — 13) Bätzner, 14) Jochmann, 15) Speck, Zur Trypsinbehandlung der 
chirurgischen Tuberkulose. — 16) Dreyer, Zur Technik der Sehnennähte. — 

17) Rummant, Ischämische Kontrakturen und die Erfolge ihrer Behandlung. — 

18) Zimmermann, Untersuchungen über intrauterine Belastungs-Deformitäten am 
Kopf von Schädellagen-Kindern. — 19) Ideler, Spondylitis tuberculosa mit 
Senkungsabszess und Durchbruch in den Bronchialbaum. — 20) Forbes, Alte 
und neue Dinge. — 21) Gundlach, Ueber kongenitale Pektoralisdefekte und ihre 
Entstehung. — 22) FQrbrlnger, Zur Würdigung der t^uinquaudschen Finger- 
kro pka tion. — 23) Ledderho8e, Ueber Arthritis deformans coxae. — 24) Wleler 9 
Injektionstherapie der Ischias. — 25) Ducroquet et Veau, Behandlung der 
Tuberkulose des Kniegelenks. 

Aas Kongress- und Verelnsberiehten : 26) Joachimsthal, Cystische Er¬ 
krankung des Skeletts. — 27) Hartmann, Osteopsathyrosis. — 28) Kienböck und 
willner, Osteopsathyrosis idiopathica. — 29) Pick, Marantische Knochenatrophie. 
— 30) Perthes, Operationsmethode des Knochenabszesses. — 31) Hoeftmaim, 
Behandlung tuberkulöser Gelenke. — 32) Denks, Röntgenstrahlen bei Knochen¬ 
tuberkulose. — 33) Lexer, Muskelplastik bei Fazialislähmung. — 34) 6oldreldl, 
Lordotische Albuminurie und progressive Muskelatrophie. — 35) Müller-Werden, 
Orthotische Albuminurie. — 36) Frangenheim, Foerster’sche Operation. — 
37) Zinn, Foerster’sche Operation bei Tabes. — 38) Lothei8Sen, Förster bei 
Tabes. — 39) Rohardt, Angeborener Defekt des Cucullaris. — 40) Haecker, 
Lähmung des Deltoideus. — 41) Muskat, Atrophie des Oberarms nach Ver¬ 
letzung. — 42) Pels-Leusden, Multiple Tumoren am Vorderarm. — 43) Heller, 
Stichverletzung des Extensor dig. comm. — 44) Keller, Funktionelle Kontraktur 
der Hand. — 45) Sohick, Dystrophie der Beckenmuskeln. — 46) Tletze, Hüft¬ 
gelenksresektion nach Coxitis. — 47) Glaessner, Doppelseitige Knie- und Hüft¬ 
gelenksentzündung. — 48) Bibergeil, Osteoarthritis deformans. — 49) Peltesohn, 
Coxa vara infantum. — 50) Dreifuss, Abriss der ligamenta cruciata genu. — 
61) Eckstein, Osteotomie bei Kniegelenksankylosen. — 52) Hohmeier, Artliro- 
pathia tabidorum. — 53) Stein, Arthrodese durch Knochenbolzung. — 64) Müller- 
Werden, Peroneuslähmung. — 65) Serafinl, Lipom deB Fusses. — 56) Vanelll, 
Osteomyelitis adolescentium. — 57) Frisch, Calcaneo-Achillodynie. — 68) Wohlauer, 
Spontanfrakturen der Metatarsen bei Tabes. — 59) Eckstein, Angeborener Klump- 
fuss und Syndaktylie. — 60) Peltesohn, Klumpfussbehandlung. — 61) Müller- 
Werden, Klumpfuss. — Tagesnachrichten. 

Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. O. Yulpfus in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 15, einsenden. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 




ZentralblaU 


liodigwri vod V^rtafe von 

Br. (). Vnlpius S. Karger in Berlin 

& Heidelberg, NW-t Kfcri»tr**se 16 , 

Moriätlicii rTsciiaint ein Heit im üinfaijg vuji. 4** >^iU*n ¥ m * due 

Mk, 15,—. Zu beziehen durch die Po*i und durch alle Bi;clihamiluiig:«b d 

,• ’ '* •* *’./ •’ *y 1 b* und t 


JSftvetnber 15)11». : 


(Aob ilcr onitoi'.ätl. Uuiv.-pHÜJtlinik. Prof. Lunge, Mündt;*«.) 

Zur Behandlung der Kniebeugekontraktur, 

Von Dr W Eugrija<ir<L 
(Mit. -i, Altitüd. un Ton.) 

‘Seit mehreren Jahren 

m 

■HHIlBf eiiitarh und so ertbJgmeh 

’• .envieseti hat, ^fts^^r Jesseiv 

- ( ^ I>in BehaaJI«üg gestaltet 

mm Haben wir uns durch die 
Untersuchung 4«» ibitienten 
|MbBSSSS! tttui durch da« KbntgHibild 

, , , ' 'dber^e’yg^^dass .t4nP''ttnM«i|gf5 

HP fliK * •. Öeratlericlituog ( dbf BeincrS 

tadgiicb ist (aut - die ludika- 
äfc tionuif, wann mau überhaupt 

mit (hm Hndresscineni he- 
•" v ’(./.>.;d. ginnen chvri', soll hier mrht 

WBtt3TZl^ cingegiiugei).werden} so 

ne beuytnhende Figur : 1 .zeigt, 




420 


an. Der Gips umfasst das Becken mit dem Oberschenkel und endet 
über der Gelenkfläche der Femurkondylen ; auf der Rückseite in 
der Kniekehle ist er in einem nach oben konvexen Bogen gut aus¬ 
geschnitten. Zwischen dem vorderen unteren Drittel des Ober¬ 
schenkels und dem Gips muss durch mehrere Lagen Watte ein 
dickes Polster eingelegt werden, da an dieser Stelle bei dem späteren 
Redressement ein starker Druck stattfindet. Für das Tuber ischii 
der kranken Seite muss — wie bei den Entlastungsgipsverbänden 
überhaupt — ein Sitzring gerichtet werden. 

Um nun die Geraderichtung des Beines und dem Patienten 
das Gehen zu ermöglichen, gipst man einen Bügel aus Bandeisen, 
besser aus Bandstahl, in einer aus der Figur 1 ersichtlichen Weise 
ein. Die Länge des Bügels misst man am besten an der gesunden 
Seite in der Art, dass das Ende des Bügels bei Spitzfuss-Stellung 
von den Zehen gerade noch erreicht werden kann. Ist der Gips 
erhärtet, stellt man den Patienten auf den Gehbügel und lässt die 
Sohle der gesunden Seite um soviel erhöhen, bis das Becken wage¬ 
recht steht. (Siehe auf Figur 1 die untergelegten Brettchen.) 

Das eigentliche Redressement besteht nun darin, dass man 
das Bein durch Bindenzüge, wie Figur 1 zeigt, allmählich gerade 
richtet. Dabei ist auf zweierlei zu achten: 

1. dass man die Bindenzüge nicht auf die untere Hälfte des 
Unterschenkels wirken lässt, sondern nur auf die obere. Im ersten 
Falle ist nämlich fast ausnahmslos Subluxationsstellung des 
Unterschenkels nach hinten die Folge, wodurch selbstverständ¬ 
lich kein gutes Resultat erzielt werden kann. Im zweiten 
Falle dagegen wird der redressierende Zug auf das oberste 
Drittel des Unterschenkels ausgeübt und dadurch der Unter¬ 
schenkel auf der Gelenkfläche des Oberschenkels nach vorne 
geholt 

2. dass man die richtigen, d. h. die geeigneten Fälle aussucht. 
Es wäre ein fruchtloses Unternehmen, wollte man alte Kon¬ 
trakturen oder Fälle, bei denen Verwachsungen bestehen, auf 
diese Art redressieren. 

In Betracht kommen nur frische, d. h. kurze Zeit be¬ 
stehende Kontrakturen, welche bei Bewegungsversuchen nicht 
mehr schmerzhaft sind. Treten während des Redressements 
stärkere Schmerzen auf, so muss die Behandlung event. unter¬ 
brochen werden. 

Will man zugleich eine bestehende Auswärts- oder Einwärts- 
Rotation beseitigen, so wickelt man, um beispielsweise die Einwärts- 


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Stellung zu emden, zuerst mehrere Bjßderjtouren um den oberer* 
Teil des ütiteraeheiikHa iii .der Art,dass man/ »im ifes^eiv Kph- 
kondylus beginnend über die Vorderseite des -Unterschenkels'' «un» 
inneren Epiköodyius geht. Hat toau io dieser Weise mehrere 
Touren -übereinander gewmfelv halfer) dieselbe» m fest, clnßs 
man durch erneu Zug nach vorue stark eiowärtsroticreod . v/jrkcu 
kttuii. Geht man mit der Bmde j atz t •> rs t über den Bügel und 
wiefeit dieselbe »ach dev oben erwähnten Weise im, so wird da¬ 
durch auf den tT»tereeb©j*kel aowohl i«t Sinrmdar Streckung als afek 
der Einwürtsrounon gewirkt 

Wir redressieren stets nur so weit, bis 4ei Patient beginnt, 

- v’k Ci ‘ t . ' .-. . ** i . _ _ i l . . » •*, tu ' -8 . ; i i * t -.-. . 7 . * 



fctssejuent wieder am $tüdkweitet fefeu nud an etappenweise, bis 
^/^üUigrö.^'Streckttii^ .-des: BeifeSv Ä( man dieselbe arreieht, so 
nimmt man zwt’ckmässlgerwds’ den Gipsverbfert 'nicht gleich 
Sondern' erhalt sich das Resultat, ja nach der Schwere des Falles, 
noch H>— 14 Tage. 

Oft ist es sogar angr/dgt, da» Beiu 
leicht überaüfemgiesrda; dies ■ erreicht 
raun dadurch, dass rnaa ffiit dc 
uiciit mehr Ifber den vorderen Teil, 
sondern nur über der» hiotefiMi Teil des 
Uiiteirscheufeis geht (siehe Figur «p . 

Ist man scliUcsslbh Söweil, dass 
man den GtpsCvgrbaud %kx^^m: kaum 
so »St damit die Behandlung noch keines¬ 
wegs beendet. Es ist jetzt noch unbe¬ 
dingt unsere jrnfgatay■’ eiu Rezidiv z« 
Ycnneiden Und Wöioögliöh die Hdwegfeh* 
feit i&'Kniegelenk, zu erreichen. 

Das erste erreicheo: wir dadurch, 
dass wir den i Patienten — von ganz 
leiehten Fällen abgesehen njöo eiu- 
ffehe Kniehülse in Streetefceihiug des 
JJachts trägen lassen timt das zweite 
durch aktive und passiv* Hebungen; 

■T ,V- ^ :V;- ; 

■ ’ ^v::^.r^' ^" 28* 



Fig. I 


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Du» passiten üoHunfen sind 
ohne weiteres «tis der Figur 3 
eraditliei». '.Üw Schwere de-$ 
•• JS#rißhts ,.ncl#!fe ; . -sich tiac-b dota 
?«b ^cHroei’Ä«®» d. U/ 
««.»wie Fa tim. bv:gim.‘f, über 
Scbiufrtoii tel-Xdeb. U ehoßgoti 
Ät) klagfjti, darf mit t-ibßt 'Ver¬ 
mehrung des Gerichts njeM 
weiter gegangenwerden. 

y; Die ajetbren U-ebungaiv. siml 

ue%aso binüißh — siebe Figur 4 
— und .lassen sich überall leicht 
äij&fiLUroii. Dabei kommt es 

vdofets an , bis dass dev Phlhsut 
ikttfich trachtet, sein Knie mög¬ 
lichst weil m beugen und daun 


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wieder v.iUstiimlig zu strecken 


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UNIVERSITY OF MICH!GAN. 



423 


Was die Resultate bei Anwendung dieses Verfahrens betrifft, 
so sind wir, wie gesagt, sehr zufrieden. Die gerade Richtung des 
Beines im Gipsverband gelingt fast ausschliesslich ohne grosse 
Schwierigkeiten. Die Erhaltung der Streckstellung gelingt, wenn 
der Patient auch nur einigermassen die ärztlichen Vorschriften 
(aktive und passive Uebung) befolgt. 

Gewaltsam in Narkose redressieren wir nicht mehr, sondern 
machen bei allen Kniekontrakturen, welche sich auf die angegebene 
Art nicht mehr redressieren lassen, die Osteotomie, um im gesunden 
operieren zu können. 


(Akademie für praktische Medizin in Cöln a. Rhein. Orthopädisch-chirurgische 

Abteilung.) 

Beitrag zur operativen, Behandlung 
kongenitaler Vorderarmknochendefekte. 

Von 

Prof. Dr. K. CRAMER, 

ding. Arzt* 

(Mit 1 Abbildung im Text.) 

Die zur Besserung angeborener Vorderarmknochendefekte vor¬ 
geschlagenen Operationen sind an Zahl sehr gering: Spaltung des 
vorderen Endes des vorhandenen Knochens und Einpflanzung des 
Carpus in den Spalt nach Bardenheuer oder Mac Cardy und Resek¬ 
tion eines Knocbenstückes aus der Ulna und Verschiebung des Carpus 
in die Achse der Ulna nach Romano. In einem Falle habe ich auf 
andere Weise ein auffallend gutes Resultat erreicht; es handelte sich 
um einen teilweisen Defekt des Radius. 

Krankengeschichte: 

P. R. 4 Jahre, aufgenoramen am 12. VI. 07. Die rechte Hand ist von 
Geburt an im Handgelenk stark r&dialwärts adduziert, der Daumen verkümmert, 
ohne aktive Beweglichkeit; die übrigen Finger sind im Ganzen kleiner als die 
linksseitigen. Mittel- und Goldfinger haben die gleiche Länge. Die Bewegungen 
der Hand sind nach allen Richtungen hin leicht gehemmt. Beide Vorderarm¬ 
knochen sind um 2 cm verkürzt; ausserdem ist die Ulna 3 cm länger als der 
Radius; hierdurch erklärt sich die radiale Adduktion der Hand. 

Am linken Daumenballen fehlt die Muskulatur, trotzdem ist der Daumen 
frei beweglich. 

Operation am 13. VI. 07. Längsschnitt dorsal über die vordere Partie der 
Ulna und den Carpus. „Exstirpation der ulnaren Handwurzelknochen: os tri- 
guetrum und os lunatum. Abtragung eines ca. 1 cm langen Stückes des distalen 


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k'oor)Mig.en End«*- der Ulniv, R&lTüng der Extonsotynrelmeri. HmmiabL ‘iij»»- 
Verbund in Abduktibr>»fei*ilijjSg def-Hand. Priinifiieilung, A>«- 

ftjilbüio lies Eip^i'rbyrffliJii 4 Wocli?n.vgost opetatjofiftto. Mas^ag^ 
uliungen. Cmte H&ö&dbiiiiog; Äiyjeijrnbaf«; tüpsseibeae tür dk\A*»Ad, V^vIAkv 
die Hand in <ibwu»üii^n‘rA?}öxii}ri'lixiarf, •■ ■'■'.■ ■■"■.. " yf 

- :^iad«rv>}pdeß.ung;:h'acj)' .4 -JabTen,,. fNcM»^ . f)te beidw 

TtjfdeTOföJknoAien find um 4 ein' y«£kör*t Hand steht gdP fße Haud- 

riickWibvogung knintat nur iniierWtb geringer '.>V;'u?.in -:u «Stande; die llaodf»äi-hen- 
beugnfig Ut naiieza frei; seitjii'lie Handbew^gungan ritld ‘*tm «!'<■»■ '</„ gehemmt. 
(S. Röntgenbifd. .Es wurde «pjf^umtaeu 4 bahn? nuoh Opi-rainm.} 


kuorjwU an dem kotigen*e*knvzi;eö tunt db,nn die gute 

.Haudsteiluug nach 4 Jahre«, trotedefci du: vordere l'insrjpip^yse 




MICHIGAN 


UNIVERSITY 







425 


zum grössten Teil abgetragen worden war. Bekanntlich hat man 
ja stets gewarnt bei derartigen Missbildungen vor Operationen in 
frühem Alter und vor Opferung von Teilen, die eine Wachstums¬ 
hemmung verursachen könnten. Diese Warnung habe ich missachtet 
in der Ueberlegung, dass derartige Vorderarme und Unterschenkel 
mit Strahldefekten auch ohne Operation ausnahmslos im Wachstum 
Zurückbleiben, dass also das von den vorderen Epiphysen ausgehende 
Wachstum keine grosse Rolle spielen könne. Auch wurde die 
vordere Ulnaepiphyse nur zum Teil abgetragen. Sie überragte nach 
der Operation noch immer um ein Stück die vorderste Radiuspartie. 
Dieses Stück stellte sich nach Fertigstellung der Operation an die 
Stelle der exstirpierten Carpalknochen. 

Auf dem Röntgenbilde kann man ohne Weiteres sehen, dass 
das vordere Radiusende nur sehr wenig gewachsen ist und dass an 
der Ulna ein Epiphysenkern fehlt Letzterer zeigt sich bekanntlich 
im Alter von 6—11 Jahren. Er kann also in meinem Falle noch 
auftreten, oder der Epiphysenknorpel wurde so stark beschädigt, dass 
er nicht mehr sichtbar wird. In letzterem Falle dürfte eventuell 
für die Folge eine Wachstumshemmung geringfügiger Natur der Ulna 
sich geltend machen mit konsekutiver, leichter ulnarer Abduktions¬ 
stellung, die ihrerseits durch eine Kontinuitätsresektion sehr wahr¬ 
scheinlich leicht zu heilen sein wird. 


1) Frangenheim (Königsberg). Chondrodystrophische 

Zwerge. (Fortschr. auf d. Geb. d. Röntgenstr. 1911. XVII. 2. Mit 
2 Taf. u. 3 Textfig. 

F. hat 4 Zwerge im Alter von 12. 13, 17 und 33 Jahren unter¬ 
sucht, deren 3 männlich, 1 weiblich. Mitteilung der klinischen Be¬ 
funde. Die Gestaltung des Skeletts wies grössere Aehnlichkeiten 
auf, das äussere Verhalten war verschieden. Der Gesichtsausdruck 
vom intelligenten bis zum kretinhaften. Die Extremitäten waren 
dreimal auffallend klein, die Kleinheit der oberen Extremitäten war 
teilweise durch die Streckbehinderung im Ellbogengelenk vorgetäuscht 
Typisch, für die Diagnose schon allein ausschlaggebend die Form 
der Hände und Füsse: „Kurze, fleischige, fast gleichlange Finger 
geben der Hand ein viereckiges Aussehen, während einmal durch 
eine Spreizung der ebenfalls sehr kurzen Finger die Hand einem 
Dreizack glich (main en trident der Franzosen).“ 

Coxa vara fand sich in zwei Fällen. 


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Die Ursache der Wachstumsstörungen bei der Chondrodystro¬ 
phia foetalis ist ein Streifen Periost-Perichon drium, der an den 
£piphysen entsprechend der Knochenknorpelgrenze hauptsächlich auf 
der Hinterseite der langen Röhrenknochen eindringt, und der Ossi¬ 
fikation slinie parallel verlaufend zuweilen den Epiphysenknorpel von 
der Diaphyse trennt.“ 

Ein Fall, mit geraden, ziemlich schlanken Extremitäten war 
der hyperplastiscben Form der Chondrodystrophie (Kaufmann) zu¬ 
zuzählen, die anderen mit den verkrümmten verhältnismässig dicken 
Gliedern der hypoplastischen Form zuzuzählen. 

Natzler-Heidelberg. 

2) Artom (Sant’Agnese). Osteomalacia e rachitismo. (Archivea 

italiennea de Biologie LIV No. 1, 1919, 31. Dez.) 

In der Vermutung, dass, wie für die Osteomalazie nachgewiesen 
worden ist, die Rachitis ebenfalls infektiösen Ursprungs sein dürfte, 
hat sich Verf. vorgenommen zu untersuchen, welches der Erreger ist. 

Als erste Resultate dieser Untersuchung hat er in zwei von vier 
Fällen von Rachitis einen Mikrokokkus aus dem Knochen isolieren 
und in den gewöhnlichen Kulturboden züchten können, welcher nach 
seinen morphologischen und kulturellen Eigenschaften dem Diplo¬ 
kokkus der Osteomalazie äusserst ähnlich ist. Mit diesem isolierten 
Mikroorganismus hat Verf. einige ausgewachsene Ratten infiziert, 
von denen mehrere nach einigen Wochen Gehstörungen bekamen 
und die Radiographie Alterationen des Skelettes und namentlich der 
Wirbelsäule erkennen liess. 

Mit abgetöteten Kulturen der isolierten Keime glaubt Verf. 
Besserung bei einem rachitischen Knaben, dem er Injektionen ge¬ 
macht hatte, erzielt zu haben. Buccherl-Palenno. 

3) J. A Schabad (St. Petersburg). Zwei Fälle von sogenannter 

„Spätrachitis“. Der Mineralgehalt der Knochen und 
der Mineralstoffwechsel im Vergleich zur kindlichen 

Rachitis. (Mitteil. aus d. Grenzgeb. d. Mediz. u. Chir. 23. Bd., 1. H., 
S. 82.) 

Verf. hatte Gelegenheit zwei Zwillingsschwestern von 16 «Jahr, 
die beide klinisch das Bild der „Rachitis tarda“ boten, zu unter¬ 
suchen. Die eine derselben kam ad exitum, sodass der Knochen 
histologisch und chemisch untersucht werden konnte. Dabei ergaben 
sich Befunde, die diese beiden Fälle als nicht zur eigentl. Rachitis 
tarda gehörend abzusondern nötigen. Histologisch war kein Kalk- 


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mangel nachzuweisen, der Prozess war hauptsächlich im hyalinen 
Knorpel der enchondralen Verknöcherungszone lokalisiert. Auch 
die Stoffwechseluntersuchungen ergaben eine Kalkretention und 
Stickstoffunterbilanz, bilden also auch einen Gegensatz zu den Stoff¬ 
wechselbefunden bei der Frührachitis. Die beiden Fälle waren also 
von der Rachitis abzutrennen, und einer bisher noch nicht be¬ 
schriebenen Form der juvenilen Chondrodystrophie zuzurechneu. 
Die klin. Bedeutung dieser Abtrennung liegt noch darin, dass in 
diesen Fällen die gewöhnliche antirachitische Behandlung mit Phos¬ 
phorleb erthran im Stich lässt. Baisch-Heidelberg. 


4) K. Hartmann (Stuttgart). Zur Kenntnis der Ostitis 
fibrosa (deformans). (Bruns Btrge. z. kl. Chir. 73. Bd., 3. H., 
S. 627.) 

2 Fälle dieser eigenartigen Knochenerkrankung, die mit tumor¬ 
artigen und mit Zysten-Bildungen derselben einhergeht, und zu 
starken Deformitäten bes. der unteren Extremitäten fuhrt, daher sie 
von Paget s. Z. als Osteomalacia chronica deformans hypertrophica 
bezeichnet worden war. Nach seinen Untersuchungen der beiden 
Fälle kommt Verf. zu der Vermutung, dass die Paget’sche Krank¬ 
heit mit der später von v. Recklinghausen beschriebenen im 
Wesen nicht verschieden sei, da bei dem gleichen Patienten (Fall 1) 
neben den charakteristischen Merkmalen der v. Recklinghausen’schen 
Krankheit (Zysten, fibröse Herde, Tumoren vom Bau echter Riesen¬ 
zellensarkome) andererseits auch solche der reinen Paget’schen 
Erkrankung (Fehlen der ehengenannten Bildungen bei grobporiger 
Spongiosa ohne Fasermark) sich fanden. Der 2. Fall bot mehr das 
reine Bild der Jugendform der v. Reckliughausen’schen Kraukheit. 

Baisch-Heidelberg. 


5) H. Plagemann (Rostock). Zur Diagnostik und Statistik 
der Frakturen vor und nach Verwertung der Röntgen¬ 
diagnostik. (Bruns Btrge. z. kl. Chir. 73. Bd„ 3. H., S. 688.) 

An der Hand von 3664 Knochenbrüchen der Rostocker Chirurg. 
Universitätsklinik aus den Jahren 1891—1910 gibt Verf. eine aus¬ 
führliche Statistik aller Frakturen, die sich von früheren Fraktur¬ 
statistiken (Bruns, Chudowsky) darin unterscheidet, dass sich die 
Häufigkeit einzelner Frakturgruppen durch die methodische Röntgen¬ 
untersuchung verschoben hat. Auch innerhalb einzelner Gruppeu 
der Rostocker Frakturen zeigt sich dieser Einfluss. Die einzelnen 
Frakturgruppen werden genau durchgenommen, und mauche seltene 
Frakturform dabei beschrieben. Baisch-Heidelberg. 


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6) E. Lonhard (Stuttgart). Ueber Knochenbrüche und deren 
Behandlung während der Jahre 1908—1910 im Katha¬ 
rinenhospital in Stuttgart (Bruns Btrgc. z. kl. Chir. 73. Bd., 
3. H., S. 663.) 

Die Arbeit berichtet über die Knochenbrüche der zwei letzten 
Jahrgänge aus dem Katharinenhospital in Stuttgart. Den 
breitesten Raum nimmt die Besprechung der Behandlung der 
Extremitätenfrakturen ein. Hier bringt die Arbeit nichts Neues. 
Die Behandlungsmethoden sind dieselben wie sie jetzt wohl 
allenthalben angewendet werden, allerdings mit einigen Aen- 
derungen je nach Erfahrung und Vorliebe des betr. Chirurgen. 
Einzelheiten, wie die Vorwürfe, die gegen die Zuppinger’sche Schiene 
und gegen die Lexer’scheu Verbände, erhoben werden, dürften wohl 
nicht überall Anklang finden. Baisch-Heidolberg. 


7) Sasakl (Japan). Ueber die Behandlung der Pseudo¬ 
arthrosen durch Injektion von Periostemulsion. 

(D. Zeitschr. f. Chir. 1911. Bd. 109, S. 595. 4 Abb. u. 2 Taf.) 

Zu diesem Thema hat S. sehr interessante Versuche angestellt. 
Er konnte zuerst nachweisen, dass bei subkutaner Injektion von 
Periostemulsion Knochenneubildung stattfand. Es eignet sich nur 
Emulsion aus der abgelösten Periostmembran. Ungeeignet ist Emulsion 
von zerkleinertem Knochen mit und ohne Mark und von der Pro¬ 
liferationsschicht des Periosts. Geeignet wäre eventuell noch der 
Epiphysenknorpel. Ein Versetzen der Periostemulsion mit fein zer¬ 
teilter toter Knochensubstanz gibt keine besseren, sondern schlechtere 
Resultate. Bei Injektion von aufgeschwemmter Knochenkohle allein 
erfolgte keinerlei Knochenneubildung. 

Nach diesen Vorversuchen ging S. daran, seine Ergebnisse 
therapeutisch zu verwerten. Er resezierte bei Kaninchen zuerst 
3—3 ‘/j cm lange Stücke aus der Fibula. Er bekam Knochen¬ 
neubildung, vollständigen knöchernen Ersatz allerdings nur einmal. 
Bessere Resultate lieferten die Versuche an den vorderen Extre¬ 
mitäten. Es wurden gleich grosse Stücke aus dem Radius heraus¬ 
geschnitten, eine Seite immer unbehandelt gelassen, die andere in¬ 
jiziert. Dabei ergab sich, dass auf der unbehandelten Seite unter 
6 Fällen & mal Pseudarthrose eingetreten war, und einmal eine feine 
knöcherne Verbindung zwischen den Stümpfen. Auf der injizierten 
Seite Hess sich in allen sechs Fällen Knochenneubildung nachweisen. 
Dreimal kam eine solide knöcherne Verbindung zustande, einmal 
eine grösstenteils knöcherne Verbindung und zweimal konnte osteoides 
oder junges Knochengewebe nachgewiesen werden. 


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Auf Grund seiner Versuche empfiehlt S. die Anwendung der 
Methode beim Menschen. Das Periost ist womöglich vom selben 
Individuum zu nehmen, eventuell das Periost von amputierten 
Gliedern, vielleicht sogar von frischen Leichen, wenn keine über¬ 
tragbaren Krankheiten bestanden. 

Die Methode käme in Betracht bei verzögerter Kallusbildung 
bei Pseudarthrosen, bei der Rhinoplastik, bei anderen plastischen 
Operationen, überhaupt bei allen Knochendefekten. Bei seinen 
Versuchen hat S. gewöhnlich 10 ccm einer Aufschwemmung von 
Periost in 0,7°/oiger Kochsalzlösung verwendet 

Natzler-Heidelberg. 


8) Sasse. Aseptische Extensionsvorrichtung nach 

querer Knochendurchbohrung. (Münch, med. Woch. 

1911. Nr. 19.) 

Um Infektionen zu vermeiden, hat S. die Nagelvorrichtung so 
modifiziert, dass mit Hilfe eines Borchardt’schen elektrischen Trepa¬ 
nationsapparates der Nagel in den Knochen gebracht wird. Ueber 
seine hervorragenden Enden werden beiderseits verschraubte Röhren 
geschoben, bis die Exteusionsscheiben an die Haut anstossen. Das 
Abnehmen dieses Apparates ist demnach ohne Infektionsgefahr 
möglich. Mehrere Fälle werden mitgeteilt, in denen diese Modi¬ 
fikation sich bewährte. Hohnann-München. 

9) Wolfsohn. Ueber Osteoarthropathie hypertrophiaute. 

(Berl. klm. Woch. 1911, No. 23.) 

W. beschreibt eingehend den Fall eines 34jähr. Mannes, dessen 
Leiden mit einer Verdickung der Fiugerspitzen und Zehenspitzen an¬ 
fing. Auch Nase und Unterkiefer wurde allmählich breiter und plumper. 
Ausser Verbreiterung der Nagelglieder ist eine Verdickung und De¬ 
formierung der unteren Enden von Radius und Ulna, sowie eine 
Auftreibung der rechten Klavikula in der Mitte vorhanden. Beson¬ 
ders stark ist die Auftreibung an der Grosszehe. Im unteren Dor¬ 
salteil der Wirbelsäule besteht eine gewisse Steifigkeit lm Röntgen¬ 
bild sieht man an den Endphalaugen blumenkohlartige Knochen- 
aufiagerungen. Die Spongiosa der Phalangen ist eingeengt, die 
Kompakta verdickt, die Mittel- und Gruudphalangen breiter als 
normal. Derselbe Befund an den Füssen. Am Schädel nichts be¬ 
sonderes, besonders nicht an der sella turcica. Es ist das Bild 
der Osteoarthropathie hypertrophiante von Pierre Marie. Ein 
Zusammenhang mit anderen Erkrankungen scheint zu bestehen 
(Infektionskrankheiten, eitrigen, jauchigen Zersetzungen im Organis- 


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mus, malignen Tumoren, Nervenerkrankungen wie Syringomyelie). 
Beseitigung solcher Erkrankungen bessert auch die Osteoarthropathie 
mitunter deutlich. Hohmann-München. 


10) Axhausen u. Pels. Experimentelle Beiträge zur Genese 

der Arthritis deforman^. (D. Zeitschr. f. Chir. 110, 4—6.) 

Die Verf. glauben die experimentellen Unterlagen der vaskulären 
A. d.-Theorie Wollenbergs widerlegen zu können. Eine Wieder¬ 
holung des einzigen und zudem nicht rein aseptisch verlaufenen 
Experimentes dieses Autors hat bisher nicht stattgefunden. Wenn 
W.’s Versuchsanordnuug korrekt ausgeführt wird, so muss sich die 
umnähte Patella wie eine replantierte verhalten; d. h. es muss das 
Knochengewebe absterben, das Periost am Leben bleiben. Die fol¬ 
genden Substitutionsprozesse sind nach */* Jahr (W.’s Fall) vermut¬ 
lich abgelaufen. An 6 Hunden, 4 Kaninchen haben die Verf. unter 
regelmässiger Röntgenkontrolle 2—8 Wochen lang Untersuchungen 
angestellt. Ergebnisse: 1. 6 Tiere mit auch mikroskopisch normalen 
Patellen; ungenügende Umnähung. 2. 4 Tiere getötet; 30, 46, 50 
und 58 Tage p. oper. Der Gang der anatomischen Veränderungen 
ergibt sich darnach so: herdförmige Nekrosen von aussen nach 
innen fortschreitend, gleichzeitig Apposition von Knochengewebe; 
dissezierende Knorpelnekrose, an den lebenden Abschnitten Knorpel¬ 
zellwucherung. Wo aber irgendwelche NekrotisierungsVorgänge 
fehlen, bleibt auch Zellwucherung aus. Nach diesen Ergebnissen 
glauben die Verff., W.’s Versuch könne keine Bedeutung als Stütze 
für die vaskuläre Theorie beanspruchen. Zum Schluss wird die 
Gleichartigkeit des anatomischen Befundes bei A. d. und den Ex¬ 
perimentalergebnissen mit Nekrosenbildung betont. Letztere scheint 
bei beiden eine entscheidende Rolle zu spielen. Darin sind sich 
alle Untersucher einig. Landwehr-Heidelberg. 

11) Albert G. Stein. Diathermie bei der Behandlung 

der Knochen- und Geleukkrankheiten. (Berl. klin. 

Woch. No. 23, 1911.) 

St. geht auf das Wesen der Diathermie ein, die nicht die 
Wärme von aussen einführt, sondern im Körper selbst auf künst¬ 
lichem Wege erzeugt. Zur Behandlung eignen sich gonorrhoische, 
rheumatische und gichtische Gelenkentzündungen. Die frische 
gonorrhoische Entzündung wird äusserst günstig beeinflusst, wahr¬ 
scheinlich weil die Gonokokken keine höheren Temperaturen vertragen. 
Beim akuten Gichtanfall erzielt man ebenfalls eklatante Erfolge, 
Tuberkulöse Gelenkerkrankungen eignen sich nicht für die Methode. 


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dagegen akute Periostititen. Die Behandlung darf nicht dem unteren 
Heilpersonal überlassen werden, weil die Methode keineswegs 
indifferent ist. Die sekundäre Stromstärke betrug zwischen 0,2 und 
1,1 Ampere und die Dauer der Sitzung zwischen 3 bis 15 bis 20 
Minuten. Kombination mit interner Radiumbehandlung (Trink* 
und Emanationskur) ist besonders erfolgreich. Vor der Anwen¬ 
dung bei anaesthetischen Gelenken (Tabes!) wird eindringlich ge¬ 
warnt. Hohmann-MüncheD. 

12) Ceresoie, Artriti e miositi blenorragiche: loro cura 

coi raggi Röntgen. (Rivistaveneta discienzo mcdiche 1910fase. V.) 

Verf. hat mit dieser Methode zwölf Fälle behandelt, von denen 
er kurz die Geschichte mitteilt. Die analgetische Wirkung der 
Röntgenstrahlen blieb nie aus, in einigen Fällen war dieselbe von 
Anfang an eine äusserst rasche und dauernde, in anderen weniger 
prompt, weniger energisch, weniger anhaltend, doch soll sie nie 
ausgeblieben sein. Infolge der Röntgentherapie nimmt die An¬ 
schwellung ab, die Reaktionserscheinungen werden geringer, die 
Schwellung der Bänder und der Kapsel gehen zurück, die Motilität 
kehrt wieder. In einigen hartnäckigeren Fällen kann der Prozess 
wieder akut werden, doch ist derselbe stets bei den sukzessiven 
Applikationen gewichen. 

Im Ganzen lässt sich sagen, dass die Röntgenstrahlen auf 
die blennorrhagischen Läsionen neben einer höchstausgeprägten 
analgetischen Wirkung, welche sich frühzeitig bemerkbar macht, 
eine resolutive Wirkung ausübt und dass ihr therapeutischer Wert 
bei dieser Krankbeitsform stets zum Vorteil des Pat. gegenwärtig 
gehalten werden muss. Bucoherl-Palcrmo. 

13) Rickmann J. Godlec. Myositis ossificans traumatica. 

(Lancet 25 th March* 1911.) 

14) Makins. On traumatic myositis ossificans. (Lancet 25 h>. 

March 1911.) 

Beschreibung von Fällen von M. o. meist Dach Stössen beim 
Fussballspielen. Die beiden Autoren sind über Aetiologie und Be¬ 
handlung gleicher Ansicht. Aetiologisch kommen Verletzungen des 
Periostes mit Blutaustritt in Betracht; dass vorzüglich der Quadriceps 
und der Brachialis befallen werden, erklärt letzterer daraus, dass 
beide Muskeln breit am Knochen mit Muskelsubstanz ansitzen und 
leicht zu Verletzungen und Abrissen Veranlassung geben. Die Be¬ 
handlung hat in absoluter Ruhe zu bestehen, erst wenn durch 


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klinische Beobachtung und X-Strahlenuntersuchung bewiesen ist, 
dass der Krankheitsprozess im Rückschreiten begriffen ist, darf 
Massage und Bewegung in Anwendung kommen. Operative Ein¬ 
griffe sollen nur in Erwägung gezogen werden, wenn die Krankheit 
definitiv zum Stillstand gekommen ist und der Patient funktionelle 
Störungen hat. G. beschreibt noch die im Royal College vorhandenen 
Museumsexemplare und mikroskopische Untersuchung eines Falles. 

Mosenthal-Berlin. 


15) P. Sidorenko. Experimentelle und klinische Unter¬ 

suchungen über die Wirkung des Fibrolysius. (D. Zeit¬ 
schrift f. Chir. 110, 1—3.) 

Im mikroskopischen Schnitt des Narbengewebes von Haut- und 
Unterhautgewebe beim Hund ist von der Einwirkung eines fremden 
Einflusses nichts zu bemerken. Die Beobachtung stellte keine un¬ 
mittelbare, noch weniger eine ständige Leukocytose fest. Die thera¬ 
peutische Dosis übte auf den Lymphstrom keine Wirkung aus. 
Das mikroskopische Bild der Leukome von Versuchs- und Kontroll- 
tier war absolut identisch. — Die therapeutische Dosis, ruft keinerlei 
Nebenerscheinungen (V Ref.) hervor. Landwehr-Heidelberg. 

16) Rehberg. Beiträge zur Fascientransplantation. 

(Berl. klin. Woch. Nr. 20, 1911.) 

Ausser zur Deckung grosser Defekte bei Trepanationen des 
Schädels verwandte R. die Fascie als gestielten Lappen zur Inter¬ 
position bei Mobilisierung versteifter Gelenke. Bei einer knöchernen 
Ankylose des Kniegelenks infolge Eiterung nach Beilhieb eröffnete 
er das Knie unter subperiostaler Abmeisselung des lig. patellae, 
löste die fibrös verwachsene Patella ab, frischte mit dem Meissei 
die Gelenkenden an, entfernte die narbige Kapsel uud schlug einen 
gestielten Fascienlappen aus der lateralen Oberschenkelfascie zwischen 
die Gelenkenden und unter die Patella und vernähte ihn am um¬ 
gebenden Bindegewebe. Nach 5 Tagen Bewegungen. Nach drei 
Wochen 15° Beugung, nach 10 Wochen 46°, im mediko-mechanischen 
Apparat 90°. Im Röntgenbild freier Gelenkspalt, Patella verschieb¬ 
lich, keine seitlichen Exkursionen im Gelenk möglich. 

Hohmanii-Münchcn. 


17) H. WInnet. The 1909 epidemie of acute anterior Polio¬ 
myelitis (epidemic spinal paralysis) in Nebraska. 

(Am. Journ. of ortli. surg. VLLI, 3.) 

Zum Thema nichts des Berichtes wertes. — Zur Kasuistik : 
12jähr. Mädchen; charakteristischer Krankheitsbeginu 6. Aug. 1909; 


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alle 4 Gliedmassen, Blase und Dam ergriffen. Febr. 1910 in Be¬ 
handlung seitens des Verf. wegen beiderseitiger Quadrizeps- und Unter¬ 
schenkellähmungen. In Narkose unblutige Korrektur der Knie¬ 
kontrakturen ; sofort darnach Bewusstseinstrübung, Fieber, Delirien; 
schliesslich Zeichen der Cerebrospinalmeningitis. Exitus. Sektion 
verweigert. Landwehr-Hoidelberg. 


18) PUrekhauer. Zur Frage der poliomyelitischen 

Lähmungen. (Münch, med. Woch. 1911, No. 22.) 

Nachdem Wittek jüngst vor dem zu frühen Operieren bei polio¬ 
myelitischen Lähmungen warnte, weil ein grosser Teil der Muskel¬ 
kraft sich allmählich wiederherstelle, prüfte P. das Lange’sche 
Krankenmaterial der letzten 2 Jahre daraufhin. Er fand, dass von 
19 paralytischen Spitzfüssen 8 vollkommene Erholung der Exten¬ 
soren nach der Achillotenotomie und 6 wöchentlicher Ueberkorrektur 
zeigten, 9 dagegen keine Erholung aufwiesen; 2 Fälle waren noch 

in Behandlung. Die Muskeln befanden sich vorher im Zustand der 
Ueberdehnung und konnten sich durch die Tenotomie der Achilles¬ 
sehne wieder verkürzen. Eine Beobachtung, die seinerzeit Lorenz 
und Aberle dazu führte, gegen die Sehneuverpffanzung Stellung zu 
nehmen. Hohmann-Mflnchen. 

19) 0. Brösamlen (Tübingen). Ueber Schädigungen des Her¬ 

zens durch dauerndes Tragen fester Stützkorsette. 

(Mitt. aus d. Grenzgeb. der Med. u. Chir. XXIII. Bd. 2. H. S. 333.) 

Von 17 Kranken meist jugendlichen Alters, die vor Behand¬ 
lung mit Stützkorsett schon internistisch untersucht waren, wiesen 
12 bei der Nachuntersuchung nach 2—3 Jahren deutliche Herz¬ 
veränderungen auf, bestehend in Hypertrophie oder in Dilatation 
des rechten Ventrikels. In allen diesen Fällen waren auch subjek¬ 
tive Störungen vorhanden. Diese Beobachtungen beweisen die 
Wichtigkeit einer ausgiebigen Zwerchfell- und Rippenatmung für 
die Herztätigkeit, und sind bei Stellung der Indikation zum Tragen 
eines Korsettes und für die Wahl der Art desselben zu beachten. 
In vorstehenden Fällen waren immer Lederkorsetts, die den ganzen 
Rumpf vollkommen einschlossen, getragen worden. 

Baisch-Heidclberg. 

20) Franz Kirchberg. Heissluft- und Lichtbehandlung und 

Massage. (Zeitschr. f. phya. and diät. Therapie. 15, 4.) 

Im technischen Teil empfiehlt K. als Heissluft- und Beleuchtungs¬ 
vorrichtungen die durch leichtgebaute Auszüge vervollkommneten, 


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mit Asbest ausgekleideten, tunnelförmigen Apparate. Der Betrieb 
geschieht durch klare, rote und blaue Glühbirnen. Betreffs der 
Kombination der Wärme- und Massagebehandlung schätzt er bei 
schmerzhaften Fällen die schmerzlindernde, die Empfindlichkeit stark 
herabsetzende Wirkung der aktiven Hyperaemie, besonders in Ver¬ 
bindung von Heisslicht und Blaulicht hoch ein. Bei der subakuten 
Form des Gelenkrheumatismus lehnt K. passive Bewegungen ab. 
Distorsionen werden massiert, sobald der Erguss sich nicht mehr 
vergrössert. Bei versteiften Fällen kommt er durch kombinierte 
physikalische Behandlung eher zum Ziel als durch Brisement; 
Sitzungen bis 45 Minuten bei 120°. Nach vorangegangenem Gebrauch 
von Salizyl- und Chloroformeiureibungen (und bei Sensibilitäts¬ 
störungen, Refer.) drohen Hautverbrennungen. Die Erkältungsgefahr 
zu vermeiden, rät K. zu Alkoholabwaschung nach der Schwitz¬ 
prozedur. Bei Arthritis deform, warnt er vor röm.-irischen, russischen 
und sogar Sandbädern. Landwehr-Heidelberg. 

21) König und Hoffmann (Greifswald). Schnelldesinfektion 

des Operationsfeldes mit Thymolspiritus. (Zentralbl. f. 

Chir. 1911. Nr. 24, S. 827.) 

Anstatt Jodtinktur verwenden die Verf. 5 °/oigen Thymolspiritus 
und wollen dadurch einige Nachteile des Jodtinkturanstriches ver¬ 
mieden haben. Vor allem die Braunfärbung der Haut, Abschilferung 
und Ekzeme. Anwendungsweise: Am Abend vor, bei fistulösen 
Prozessen am Tage der Operation ein Bad. Erster Thymolaustrich 
5—10, zweiter 2—3 Minuten vor der Operation. In Notfällen 
Thymolspiritus ohne vorheriges Bad oder Waschung. Bei 130 Fällen 
wurde hier und da leichtes Schälen der Haut beobachtet, zweimal 
kam es zu Blasenbildung. Natzler-Heidelberg. 

22) A. Motta (Mailand). Osteomielite acuta stafilococcica 

dell’ apofisi spinosa della vertebra dorsale. (Clinica 

chirurgica 1911, No. 6.) 

Nach einigen allgemeinen Betrachtungen über Osteomyelitis der 
Wirbelsäule berichtet Verf. über einen persönlichen Fall von akuter 
Staphylokokken-Osteomyelitis des Dornfortsatzes des 11. Brustwirbels 
und gibt einen kurzen Ueberblick über die 9 bisher in der Literatur 
bekannten Fälle desselben Leidens, um auf Grund dieser Be¬ 
obachtungen die bisherigen Kenntnisse über Aetiologie, Pathogenese, 
Symptomatologie, Verlauf und Therapie der seltenen Krankheitsform 
zusammen zu fassen. Buccheri-Palermo. 


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23) Gauvain. The mechanical Treatment of spinal caries. 

(Lancet, March 4. 1911.) 

Splints and Hyper-extension in spinal Caries. 

Die Vernachlässigung der konservativen Behandlung der Spon¬ 
dylitis in England erklärt Verf. aus den zeit* und platzraubenden 
Methoden, die in keinem Hospital die Kranken bis zur Ausheilung 
behalten liessen. In dem Hospital in Alton in Hampshire sind des¬ 
halb speziell Betten reserviert für Kinder mit Spondylitis und ein 
einmal aufgenommener Patient wird nicht entlassen und darf nicht 
entlassen werden, bis seine Krankheit „arrested“ oder geheilt ist. 
Die Behandlung wird unter idealen Bedingungen durchgefiihrt und 
mit in erster Linie darauf Wert gelegt, dass Deformitäten möglichst 
vermieden oder ausgeglichen werden. Beschreibung des dort ange¬ 
wendeten Lagerungsapparat für Ruhigstellung und Hyperextension, 
der dem in Berk-sur-Mer gebräuchlichen in Idee und Form mit ge¬ 
wissen Modifikationen nachgebildet ist und dem Patienten ermöglicht, 
sich iu demselben auch in vertikaler Lage zu halten. 

Mosenthal-Berlin. 

24) Plagemann. Monströse Lordose der Brust- und Lenden¬ 

wirbelsäule im Gefolge von Spina bifida lumbo- 

dorsalis. (D. Zeitschr. f. Chir. 110, 1—3.) 

19 Jahre altes Mädchen. Im Röntgenbilde ferner hochgradige 
Knochenatrophie der Unterextremitäten. Landwehr-Heidelberg. 

25) Hubert Armstrong. Cranial asymmetry due to posture 

cause S. (Lancet. 4. March 1911.) 

Abgesehen von intrauterin entstandenen Ursachen entsteht ab¬ 
norme Schiefheit des Kopfes ausser durch die bekannten Ursachen 
auch dadurch, dass durch Stillen des Kindes an immer derselben 
Mamma (Mastitis auf der anderen Seite) ständig mechanische Druck¬ 
verhältnisse auf den weichen Schädel einwirken. Diagramme er¬ 
läutern die verschiedenen Kopfas^mmetrien, die durch das Schwer¬ 
gewicht resp. Druck bei Rhachitis, Torticollis und einseitiges Stillen 
verursacht werden. Mosenthal-Berlin 


26) Fitzwilliams. A case of congenital absence of the Pec- 
toral muscles in a girl, aged 13 years. (Lancet4.March 1911.) 
Beide Pectoralmuskel fehlen links. Der vordere Wall der 
Axilla bestand nur aus einer Hautfalte. Die linke Scapula in 

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Flügelstellung, obwohl Trapezius und Serratus magnus normal er¬ 
schienen. Keine weiteren Abnormitäten. Mosenthal-Berlin. 

27) Georg Müller (Berlin). Ein Fall von angeborenem Defekt 

des rechten Musculus sterno-cleido-mastoideus, 

(Mit 1 Abb. Med. Klinik l9ll. No. 27, S. 1043.) 

8 jähriger, ohne Kunsthilfe 3 Wochen zu früh geborener Knabe. 
In der Familie keine ähnliche Missbildung. Eine Halsgeschwulst 
bestand nicht, das Schiefhalten des Kopfes nach links und die 
Drehung fiel sofort nach der Geburt auf. Ausserdem bestand eine 
linksseitige Lähmung des Mundes, die durch Elektromassage bald 
beseitigt wurde. 

Wegen vollständigen Fehlens des rechten Sternocleido wurde 
der verkürzte linke nicht myotomiert, sondern eine zwei Jahre lang 
dauernde rein orthopädische Therapie führte schliesslich auch zum 
Ziele. 

Gegenwärtig besteht ausser dem besprochenen Defekt noch eine 
unvollkommene Entwickelung des rechten Trapezius, dessen oberes 
Bündel schwächer ist und dessen unteres fehlt. Veranlasst wird 
dies durch den Ausfall des rechten N. accessorius. M. nimmt zur 
Erklärung dessen idiopathischen Kernschwund eines Accessoriuskernes 
an. Der Kopfnicker war infolgedessen nur unvollkommen entwickelt 
und schon vor der Geburt wieder vollkommen zugrunde gegangen. 

Natzler-Heidelberg. 

28) Rittershaus. Freie Fascienüberpflanzung zur Deckung 

eines Bauchwanddefektes. (Deutsche Zeitschr. f. Chir. 110.) 

Von chir.-orthop. Interesse ist die Veröffentlichung durch die 
Grösse des der Fascia lata entnommenen Lappens. Es handelte 
sich ebenso wie in einem von Riese (Fr. Vereinigg. der Chir. Berlins, 
Bericht Münch, med. Woch. 1911, 30) erfolgreich operierten Falle 
um einen Defekt von Handtellergrösse. Landwehr-Heidelberg. 

29) Max Cohn. Zur Frage des sogenannten Schulterhoch¬ 

standes. (Berl. klin. Woch. Nr. 25, 1911.) 

Bei einem Mädchen mit Schulterblatthochstand fand sich 
zwischen 6. und 7. Halswirbel links ein Wirbelkeil. Infolgedessen 
steht durch Zug des Levator scapulae auf dieser Seite das 
Schulterblatt höher. In einem anderen Falle mit Hochstehen 
des linken Schulterblatts fand sich neben Verschmelzung dreier 
Lendenwirbel miteinander eine Asymmetrie in der Anlage der Hals¬ 
wirbelsäule, Keilwirbel, ungleichmässige Wirbelkörperformen usw. 


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Die ersten beiden Rippen waren nur rechts vorhanden, während 
links nur Querfortsätze zu sehen waren. Ausserdem fanden sich 
Gabelrippen und Gelenke zwischen mehreren Rippen vor. 

Hohmann-München. 


30) Habermann. Ueber Ursache und Bedeutung des 
Skapularkrachens. (Berl. klin. Woch. Nr. 14, 1911.) 

Die eingehende Arbeit aus der Küttnerschen Klinik teilt diese 
Fälle nach Ktittner nach ätiologisch-anatomischen Gesichtspunkten 
wie: das Geräusch entsteht 1. durch zwischengelagerte Schleim- 
beutelhygrome, 2. durch Schwund bezw. Usur der zwischenliegenden 
Weichteile, der Muskeln, 3. durch abnorme Vorspränge an Rippen 
oder Skapula. In den Schleimbeutelhygromen befiuden sich oft 
viele Corpora oryzoida, sie kommen bei Berufsschädigungen häufiger 
vor. Muskelatrophie findet sich besonders am Subscapularis und 
Serratus major. Bei Serratuslähmungen aber wurde das Krachen 
nie beobachtet, wohl wegen des flügelförmigen Abstehens der 
Schulterblätter. Das Vorkommen des Geräusches bei Phthisikern 
dürfte auf den durch die Kachexie bedingten Schwund des Fett- 
und Muskelgewebes zurückzuführen sein. Veränderungen der Rippen 
und Scapulae durch Frakturen gehören unter die Gruppe 3 der 
Ursachen. Ebenfalls tuberkulöse Caries oder luetische periostitische 
Verdickungen der Rippen. Eine Umbiegung des margo superior 
scapulae lag bei einem Falle Küttners vor. Durch die Resektion 
desselben trat Heilung ein. Tumoren sind häufig die Ursache. Es 
werden zwei Fälle von kartilaginären Exostosen beschrieben, die 
reseziert wurden, wodurch das Leiden beseitigt wurde. 

Hohmann-München. 


31) Dohan (Wien). Ein Fall von zentralem „käsigen 

Sequester“. (Fortscbr. auf dem Geb. der Röntgenstr. 1911. Bd. 
XVII, 3. S. 162. 1 Fig.) 

Ein solcher fand sich bei einem 9 jährig. Knaben mit einer 
Ankylose des Schultergelenkes. Es sass im oberen Drittel des 
‘Humerus, an der Stelle, wo öfters kariöse Prozesse latent verlaufen. 
Als Endprodukt eines solchen ist der käsige Sequester anzusehen. 
Im Gegensatz zum akuten osteomyelitischen Knochensequester ist 
er gewöhnlich im Knochenmark der Epi- und Metaphyse lokalisiert. 
Ausserdem zeigt bei ihm die Umgebung des Krankheitsherdes oft 
gar keine Reaktionserscheinungen. Die Gestalt ist meist kegel¬ 
förmig mit der Basis gegen die Diaphyse oder doppelkegelförmig, 
wie in dem von D. beschriebenen Fall. 

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Nach D. wären bei zentralen Schattenherden in anderen 
Fällen noch zu erwägen: Echinokokkus mit vereitertem und nach¬ 
her verkreidetem Inhalt, eine ebenso veränderte monolokuläre Zyste, 
verkalkte Tumormetastasen oder ein Resorptionsprozess nach Typhus 
mit Einlagerung von Kalksalzen. Natzler-Heidelberg. 

32) Bfrcher (Aarau). Ein Beitrag zum Humerus varus 

cretinosus. (Fortschr. auf d. Geb. d. Röntgenstr 1911. XVI, 5. 

S. 326. Mit 3 Radiogrammen und 11 Textfig.) 

Die Deformität hat B. schon früher (Deutsch. Zeitschr. f. Chir. 
Bd. 96) als ein Pendant zur Coxa vara beschrieben. Das augen¬ 
fälligste Symptom liegt in der Abwärtsbiegung des Humeruskopfes. 
Tuberculum majus hauptsächlich, aber auch Tub. minus treten dem¬ 
gemäss in die Höhe. Die Biegung sitzt im Bereich des collum 
anatomicum (nicht, wie Riedinger in einem Fall beobachten konnte, 
des coli, chirurgicum). Da durch das coli, anatom. die Epiphysen¬ 
linie geht, so ist die Feststellung wichtig wegen der Rolle, welche 
die Epiphysenlinie beim Humerus varuB spielen muss. Als Ursache 
spricht B. statische Missverhältnisse an. 

Wahrscheinlich wirkt das späte Gehen und Stehen der Kretinen 
mit; beim Kriechen ist die Körperlast eben anders verteilt Ab¬ 
norme Weichheit der Knochen, Muskelzug des Deltoideus, der beim 
Kriechen sehr beansprucht wird, und wohl noch andere Momente 
spielen mit. Die Verdrehungen der Humerusdiaphyse — im oberen 
Ende nach innen, im unteren nach aussen — entstehen durch die 
ulnare Abduktion der Hand beim Kriechen. 

Um arthritische Veränderungen handelt es sich beim Humerus 
varus cretinos. nicht, wie B. auch röntgenologisch nachgewiesen hat. 

B. bringt im Weiteren eine Tabelle von 36 Beobachtungen, 
bei denen er Neigungs- und Richtungswinkel bestimmte. Der erstere 
schwankt zwischen 106—190°, der letztere zwischen 23 — 80°. 

Als einziges klinisches Zeichen, das aber auch nicht in allen 
Fällen gefunden wurde, ist die manchmal vorhandene Beschränkung 
in der Elevation bei hochgradigem Hum. var. anzusehen. Es steht« 
dabei dem Tubercul. majus ein Widerstand durch das Acromion 
oder Ligament, coraco - acromiale entgegen. Die Bewegungsbe¬ 
schränkung in nur einer Richtung spricht übrigens auch gegen ar¬ 
thritische Veränderungen. 

Bei der anatomischen Beschreibung der Präparate ist von 
luteresse, dass osteoporotische Prozesse nicht beobachtet wurden, 
vielmehr eher osteosklerotische. 


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Zum Schlüsse bringt B. noch eine Systematik für den Humer 
var. im allgemeinen: 

1. Humerus varus traumaticus (nach Frakturen) 

2. „ „ inflammatorius (infolge Arthritis) 

(Riedinger) 

3. „ „ infolge Wachstumsstörungen 

a) rachiticus (Riedinger) 

b) cretinosus (Bircher) 

c) chondrodystrophicus 

d) beim Zwergwuchs. 

4. „ „ infolge Tumorbildung 

a) sarcomatosus (Bircher) 

b) carcinomatosus (?) 

c) chondromatosus (?) 

Natzler-H eidelberg. 

33) H. Zuppinger (Zürich). Die Torsionsspannung im 

Oberarm. (Bruns Btrge. z. kl. Chir. 73. Bd. 3. H. S. 739.) 

Wie man sich stets am eigenen Arm überzeugen kann, ent¬ 
spricht jeder Stellung des Oberarmes zwischen vollkommener Adduk¬ 
tion und rechtwinkliger Abduktion eine bestimmte Rotationsstellung, 
zugleich im Vorderarm, wenn nicht das Gefühl der Spannung ent¬ 
stehen soll. So entspricht der vollkommenen Adduktion des Armes 
eine Elevation des Vorderarmes von 30°, und einer Abduktion des 
Oberarmes von 90° eine Elevation des Vorderarmes von ebenfalls 
90°. Am gebrochenen Arm macht die Einwärtsrotation des Vorder¬ 
armes keine Torsionsspannung, sondern eine Rotation der Frag¬ 
mente gegen einander. Es ist also bei jeder Fraktur vom Collum 
anatomic. bis zum Ellbogengelenk darauf zu achten, dass die Ro¬ 
tation sstellung des Vorderarmes eingehalten wird, die keine Tor- 
sionsspannnng erzeugt. Baisch-Heidolberg. 

34) Grüne. Beitrag zur Behandlung der Oberarmfrakturen 

mittels Gewichtsextension. (D. Zeitachr. f. Chir. 110,1—3.) 
Der Stiefelzug nach Rücker, wertvoll, wie auch die Nagel¬ 
extension, wenn es gilt, ein kurzes peripheres Fragment zu fassen, 
wird für hochsitzende Oberarmfrakturen empfohlen. 

Landwehr-Heidelberg. 

35) Roloff (Nordhausen). Ein Fall von Abriss der langen 

Bizepssehne. (D. Zeitschr. f. Chir. 1911. Bd. 109, S. 614.) 
Kasuistischer Beitrag. Bei einem 54jähr. Mann, der seit drei 

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Wochen über Schwäche im rechten Arm und in der Schulter klagte, 
fand sich das „charakteristische Bild des nach unten gesunkenen 
lateralen Bizepskopfes, der bei Flexion des Ellbogens abnorm kurz 
und dick hervortritt, ohne sich hart zu kontrahieren.“ Die Operation 
ergab eine teilweise heftig entartete Bizepssehne. Sie wurde im 
Sulcus intertubercularis wieder festgenäht Glatte Heilung. Arm 
schliesslich 30° über die Horizontale beweglich. Ca. 10 Monate 
später erneuter Abriss der Sehne. 

Der Mann bekam 30 °/ 0 Rente, da ein Unfall angenommen 
wurde. Nachträglich kam R. (mit Ledderhose) zu der Ueberzeugung, 
dass doch gewöhnlich chronisch-arthritische Prozesse vorliegen, die 
auf die Sehne einwirken, Degeneration veranlassen und so die 
Möglichkeit einer Ruptur ohne direktes Trauma schaffen. Die Rente 
würde also zu Unrecht bezogen. Natzler- Heidelberg. 

36) Krüger (Jena). UeberSpornbildung am Olecranon. 

(Bruns ßtrge. z. kl. Cbir. Bd. 73 2. H. S. 420.) 

Nicht allzuselten findet sich am Olecranon eine Sporn-artige 
Bildung, die in vieler Beziehung Analogien zum Calcaneussporn auf¬ 
weist. In der Mehrzahl der Fälle, ist der Olecranonsporn für den 
Träger bedeutungslos, ln manchen Fällen aber kann er durch 
rezidivierende Bursitis olecrani oder durch gelegentliche Fraktur 
Bedeutung gewinnen. Anatomisch erwies er sich als eine Ver¬ 
knöcherung der am weitesten nach aussen ansetzenden Teile der 
Tricepssehne. Dafür, dass der Sporn aus präformiertem Knochen¬ 
gewebe entstehe, konnte Verf. keinerlei Gründe finden, wenn auch 
das Olecranon in manchen der Fälle eine mehr rechtwinklig nach 
hinten ausladende Form hat. Verf. hält diese Form wohl für ein 
begünstigendes Moment, die Ursache aber sieht er in chronisch 
traumatischem Reiz in Verbindung mit regressiven Sehnenverän¬ 
derungen. Bal80h-Heidclberg. 

37) Ebstein. Ueber angeborene, familiär auftretende Miss¬ 

bildungen an den Händen. (Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. 

u. Chir. 22, 4.) 

Die Ueberschriften: I. Ueber Brachymetacarpie und Ver¬ 
schmelzung von Metakarpalknochen bei 3 Brüdern, II. Ueber Flug¬ 
hautbildung bei Mutter und 4 Töchtern geben nebst Röntgenbildern 
den wesentlichen Inhalt der Arbeit wieder. Der Autor ist geneigt, 
eine Raumbeschränkung in der sonst normalen Uterushöhle ätiologisch 
für die Entstehung der Fingerkontrakturen anzuschuldigen. 

Landwehr-Heidelberg. 


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38) Richard Mühsam (Berlin). Zur Behandlung schwerer 

Hand-und Fingerkontrakturen nach Sehnenscheiden¬ 
entzündung. (Zentralbl. f. Chir. 1911, Nr. 29, S. 988.) 

Bei einem 13 jährigen Mädchen waren nach Sehnenscheiden¬ 
phlegmone schwerste Hand- und Fingerkontrakturen aufgetreten. 
Bewegungen aktiv völlig, passiv fast völlig aufgehoben. M. operierte 
nach dem von Henle für ischämische Kontrakturen angegebenen 
Verfahren: Aus Ulna und Radius wurden je 3 cm reseziert, aus 
dem Radius treppenförmig nach Hahn, aus der Ulna glatt. Dort 
wurde mit Draht genäht, hier nur einige Periostnähte mit Gatgut 
gemacht. Nach der Operation Hessen sich Hand und Finger (bis 
auf den kleinen Finger) bequem strecken. Glatte Wundheilung, 
langsame Konsolidation. Behandlung im Schalengipsverband. 1 */4 
Jahre p. op. können mit der Hand alle feinen Arbeiten verrichtet 
werden. Handgelenk bei gestreckten Fingern bis 160° streckbar; 
bei gebeugten Fingern kräftige Dorsalflexion möglich. Seit dreiviertel 
Jahren geringe, aber stationär gebliebene Verkürzung der Sehnen. 

Natzler-Heidelberg. 

39) A. Nast-Kolb (Stuttgart). Ueber seltenere Handwurzel- 

verletzuugen im Röntgenbilde. (BrunsBtrge. z. kl. Chir. 

73. Bd. 3. H. S. 619.) 

Verf., der das reiche Material des Katharinenhospitals in Stutt¬ 
gart einer Durchsicht unterzogen hat, fand unter 95 Radiusfrakturen 
3 mal Mitverletzung von Handwurzelknochen, eine Navicnlare- und 
2 Triquetrum-Frakturen. Das os lunatum war keinmal beteiUgt, 
isolierte Lunatumfraktur ist dagegen häufiger. Die seltenste Hand¬ 
wurzelfraktur ist die des os hamatum, als direkte Kompressions¬ 
fraktur. Die Luxation des os lunatum ist nach Verf.s Ansicht, der 
darin mit Kienböck’s neuesten Untersuchungen übereinstimmt, seltener 
als bisher angenommen wurde, es ist der Befund häufiger als peri- 
lunäre Luxation der andereu Carpalia dorsalwärts zu deuten, was 
besonders durch seitliche Röntgenogramme der Handwurzel geklärt 
wurde. Kombination mit Navicularefraktur ist in solchen Fällen 
nicht selten. Balsch-Heidelberg. 

40) Wollenberg. Knochenzyste im Os naviculare. (Borl. klin. 

Woch. Nr. 14, 1911.) 

Im Anschluss an die vor allem von Preiser beschriebene 
Ostitis des Naviculare carpi teilt W. den Fall eines jungen Mannes 
mit, bei dem im Anschluss an einen vor >/* Jahr geschehenen Fall 


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auf die Hand eine leichte Bewegungsstörung im Handgelenk und 
eine Schmerzhaftigkeit in der Gegend der Tabatiöre entstanden war. 
Im Röntgenbild fanden sich normale Konturen des Kahnbeins, je¬ 
doch in seiner Mitte eine Aufhellung, neben ihr noch einige sehr 
kleine Herde. Das Navikulare wurde exstirpiert, bei der Operation 
frakturierte es. Die Heilung ging glatt von statten, der Patient blieb 
beschwerdefrei. In der Mitte der roten Spongiosa fanden sich 
weissgraue gallertige Massen und zystische Hohlräume. Die 
mikroskopische Untersuchung zeigte fibröses und gallertiges Mark, 
welches die Spongiosabälkchen verdrängt hat, sodass Hohlräume 
entstanden. Stellenweise fanden sich Riesenzellen, sodass das Bild 
eines Riesenzellensarkoras entstand. In der Nähe der Frakturstelle 
waren die Spongiosabälkchen nekrotisch. Es schien eine Infraktion 
des Navikulare bei dem Unfall Vorgelegen zu haben, die nicht fest 
konsolidierte. Auf dieser Basis entstand eine Osteodystrophia cystica. 
Die Preisersche Auffassung der Entstehung des Leidens durch Ab¬ 
riss des dorsalen ligam. navi-triquetrum, welches das ernährende 
Gefäss in sich fuhrt, teilt W. nicht, weil der Bandapparat intakt 
war. Dagegen tritt er seiner Meinung bei, dass es sich um einen 
fortschreitenden Prozess, eine rarefizierendo Ostitis handelt. 

Hohaiann-München. 


41) Finsterer. Beckenluxationen. (D. ZeiUchr. f. Chir. 110, 1—3.) 
Der Kasuistik von 21 Fällen wird 1 weiterer zugefügt: Vier 

Wochen bestehende Luxation einer Beckenhälfte: Verschiebung um 
2,5 cm; Extensionsverband (mit Kontraextension) holt die luxierte 
Seite völlig herab ; Naht der nicht konsolidierten Symphyse. Deren 
Bruchlinie geht in der untereu Hälfte durch den Gelenkspalt, oben 
in die Knochenknorpelgrenze hinüber. Landwehr-Heidelberg. 

42) Sedan et Fauchenx. Sur les attitudes du membre 

inferieur dans les luxations de la hanche. (ü&z. des 
liöpit. 84, 83.) 

Das Ligam. Bertini zwingt das obere Femureude bei der Luxation 
in bestimmte Bahnen, daher 4 typische Luxationsstellungen; zer- 
reisst es, so entstehen atypische Formen; dann versagen auch 
methodische Repositionsmanöver. Eine recht lehrhafte Abbildung 
zur Veranschaulichung der Rolle des Ligamentes. 

Landwehr-Heidelberg. 


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43) LndlofT, K. (Breslau). Die angeborene Hüftluxation mit 

besonderer Berücksichtigung der Luxationspfanne. 

(Ergebn. der Chir. u. Orthop. III. Bd, S. 629.) 

Verf. hat in vorstehender Arbeit das, was bisher über die 
Anatomie der LuxationspfaDne bekannt war, zusammengefasst und 
das Ergebnis seine? eigenen Untersuchungen an einem Sektions* 
präparat hinzugefügt. Das wichtigste Moment derselben ist das, 
dass Verf. auf die Bedeutung des Limbus hinweist. Derselbe ist 
bei der LuxationspfanDe nach innen umgekrempelt, und die 
Auskrempelung desselben ist eine der wichtigsten Bedingungen 
für ein Qelingen der Reposition sowohl wie für die Retention. Die 
diagnostischen Merkmale für die nicht gelungene Limbusauskrempelung 
sind: Fehlen des doppelschlägigen Einrenkungsgeräusches, nur labile 
Festigkeit bei der Lorenz’schen Primärstellung und auf dem Röntgen¬ 
bild der grössere Abstand des Kopfes vom Pfannengrund. Die 
übrigen Merkmale der Luxationspfanne sind : beträchtlich verminderte 
Tiefe, die Pfannenhöhe aber etwas vergrössert die Breite in der 
oberen Hälfte verringert bis zur Dreiecksform. Die Tiefenvermin¬ 
derung ist bedingt durch stärkere Entwicklung des knöchernen 
Pfannengrundes, und gegen diese ist die unblutige Therapie macht¬ 
los, die zur Heilung nötige Vertiefung der Pfanne kann nur durch 
Erhöhung der Ränder herbeigeführt werden. Die Verminderung 
der Breite wird durch das Umlegen der Ränder bedingt, der oberste 
Pol wird besonders erniedrigt und bildet hier die Gleitfurche. Die 
Limbusauskrempelung ist umso eher zu erhoffen, je frühzeitiger 
die Reposition vorgenommen wird. Balsch-Heidelberg. 

44) Weber. Ueber die „spastische Hüftluxation“ und die 

Veränderungen des Hüftgelenkes bei spastischen Zu¬ 
ständen der unteren Extremitäten. (Münch. Med. Woch. 

No. 15, 1911.) 

Bei 18 Patienten aus dem Langeschen Krankenmaterial 
mit spastischen Erscheinungen der unteren Extremitäten (Little, 
Idiotie mit Spasmen, Hemiplegie) stellt W. fest, dass von 30 Hüft¬ 
gelenke n nur 13 normal konfiguriert 4 vollständig luxiert, 2 sublu- 
xiert waren und die übrigen Veränderungen der Kopfstellung und 
der Pfanne aufwiesen. Bei den luxierten Gelenk n fand sich die 
Verdickung des Pfannenhodens, wie sonst bei der angeborenen 
Hüftverrenkung, nicht, ebensowenig Antetorsionen oder Sagittal- 
stellungen des oberen Femurabschnittes. (? Fig. 15 und 18 Ref.) 
Die Pfannen sind flach, das Pfannendach steil, auch bei den sublu- 


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xierten Gelenken. In den schlecht ausgebildeten Hüftpfannen und 
den leichten Verschiebungen des Kopfes in der Pfanne sieht W. 
die Anfang8formen von Luxationen. Durch das Drängen des 
Kopfes gegen den oberen und hinteren Pfannenrand und die Ge¬ 
lenkkapsel infolge der spastischen Flexions-Adduktionskontraktur 
entsteht bei einer nicht normalen Hüftpfanne wie hier die Luxation, 
besonders wenn der formatiye Reiz der Funktion nicht vorhanden 
ist Die Fälle mit normalen Hüftgelenken konnten auch alle mit 
einer Ausnahme stehen und gehen, während die anderen bisher im 
Bett gelegen waren. Die Steilheit des oberen Pfannenrandes, die 
auf früher Entwicklungsstufe physiologisch ist, bleibt durch den W eg- 
fall normaler Funktion und die pathologische Stellung vou Kopf 
und Pfanne zueinander dauernd zu erhalten und entwickelt sich 
nicht Hüftverrenkungen bei hypertouischen Muskelzuständen nennt 
W. spastische Luxationen. Die Einrenkung ist in den meisten 
Fällen von Erfolg begleitet. Hohmami-München. 


45) Levy (Breslau). Beiträge zur Frage der Coxitis, Coxa 
vara und sogenannten Osteoarthritis deformans 
juvenilis (richtiger Coxa vara capitalis). (D. Zeitachr. f. Chir. 
1811. Bd. 109, S. 206.) 

Die durch zahlreiche (25) Röntgenbilder und „Skizzen“ er¬ 
läuterte Arbeit setzt sich aus zwei Abschnitten zusammen : I. Coxitis 
bei Coxa vara. II. Die Beziehungen der sogenannten Osteoarthritis 
deformans juvenilis, richtiger Coxa vara capitalis, zur Coxa vara. 
Es mögen die Schlussätze des Verf. hier folgen. Zum ersten Teil: 

1. Coxitis kann sich zu bestehender Coxa vara gesellen und das 
Bild einer Coxa vara contracta Vortäuschen. 

2. Im Anschluss an eine Epiphysenlösung eines tuberkulösen In¬ 
dividuums mit Coxa vara kann im Hüftgelenk sekundär, als 
dem Locus minoris resistentiae, eine Tuberkulose auftreten. 

3. Vor jedem forzierten Redressement einer Coxa vara ist die 
eventuell vorhandene sekundäre tuberkulöse Coxitis mit Be¬ 
stimmtheit auszuschliessen: Bei bestehender Lungentuberkulose 
soll das forzierte Redressement einer Coxa vara möglichst um¬ 
gangen werden. 

Zum zweiten Teil: 

1. Die als Osteoarthritis deformans coxae juvenilis bezeichnete 
Krankheit darf nicht der gewöhnlichen Arthritis deformans an 
die Seite gestellt werden. 

2. Sie ist bedingt durch Zerstörung im Bereich der Epiphyseu- 
fuge analog der Coxa vara. 


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3. Die klinischen und anatomischen grossen Aehnlichkeiten dieser 
beiden Erkrankungen rechtfertigen die Benennung Coxa vara 
capitalis an Stelle von Osteoarthritis deformans coxae juvenilis. 

4. Ein grosser Prozentsatz von ossalen Hüftgelenkstuberkulosen, 

die mit normaler oder sehr guter Beweglichkeit ausgeheilt siud, 
ist in Wirklichkeit keine Tuberkulose, sondern eine Coxa vara 
capitalis gewesen. Natzler-Heidelberg. 

46) Sigmund Gara. Ein Abdominaldrucksymptom der 

Ischias. (Deutsche med. Woch. Nr. 16, 1911.) 

G. gibt ein neues objektiv festzustellendes Symptom bei 
Ischias au, das er unter 124 untersuchten Fällen nur 6 mal nicht 
finden konnte, einen Schmerz, der auf Druck „in der Nabellinie, 
fingerbreit unterhalb des Nabels und in gleicher Höhe zweifinger¬ 
breit neben der Nabellinie“ auf der erkrankten Seite durch Druck 
der Fingerspitzen senkrecht gegen die Wirbelsäule zu ausgelöst 

werden kann. Auf der gesunden Seite fehlte diese Erscheinung. 
Diese Stellen entsprechen an der Wirbelsäule der Gegend des letzten 
Lendenwirbels, des ersten Kreuzbeinwirbels und seitlich den Nerven¬ 
wurzeln, die aus den Foramina intervertebralia austreten und sich 
mit dem Plexus ischiadicus vereinigen. Ueberhaupt weist hei Ischias 
der letzte Lendenwirbeldornfortsatz oft einen Druckschmerz auf. 

Der Krankheitsherd bei der Ischias dürfte in den Plexus und die 
Wurzeln zu verlegen sein. Im allgemeinen klagen Ischiatiker nicht 
über Abdominalschmerzen, solange der intraabdominale Druck sich 
im Gleichgewicht befindet. Anders bei zunehmendem Druck, z. B. 
bei Obstipation, hier lastet der gefüllte Dickdarm auf dem Plexus, 
oder bei plötzlichem Stoss, Niesen, Husten, Gravidität. Bei der 
Untersuchung soll sich der Kranke in Rückenlage befinden, die 
palpierenden Finger sollen senkrecht zur Wirbelsäule in die Tiefe 
gehen. Hohmann-München. 


Kongress- und Vereinsnachrichten. 

47) VI. Kongress der italienischen orthopädischen Gesellschaft. 

Rom, 7. April 1911. 

Codlvllla. Sul trattamento delle paralisi spastichc. 

C. hebt hervor, dass im Gegensatz za der Ansicht Försters die peripheren 
Operationen an Sehnen and Maskein eine beruhigende Wirkung auf den spastischen 
Zustand und die denselben begleitenden Erscheinungen ausüben. 

Seit 1900 hat er nachgewiesen, dass die Sehnenüberpflanzungen eben aus 
diesem Grund die unfreiwilligen Bewegungen der Spastiker zum Verschwinden 


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brachten; er glaubt somit, dass im Gegensatz zur Ansicht Försters diese Opera¬ 
tionen mit den Resektionen der hinteren Wurzeln konkurrieren. 

Weitere Erfahrungen bestätigen die früheren Angaben Codivillas inbezug 
auf diesen Eingriff, nämlich dass die Muskeln nach ausgedehnten hinteren Radi- 
kotomien in ihrer Ernährung Not leiden und dass die Förster’sche Operation 
nur in den Fällen ausgeführt werden darf, in denen das paretische Elemente 
nicht allzu ausgeprägt ist. 

Die Indikation zur Radikotomie würde nach Codivilla in jenen Fällen 
bestehen, in denen die Bewegung durch einen starken, auf die verschiedenen 
Muskelgruppen der Gliedmassen verallgemeinerten Spasmus speziell behindert ist- 

Wenn der Eingriff aus diesem Grund weniger gefährlich werden kann 
werden sich die Indikationsgrenzen desselben bedeutend ausdehnen. Er glaubt 
zu diesem Resultat dadurch beigetragen za haben, dass er das Operationsfeld 
in die Region der lumbalen Anschwellung verlegte, wo er mit Hülfe von ana¬ 
tomischen Untersuchungen das Gebiet einer jeden Wurzel hat bestimmen können. 

Die Resektion wird an den einzelnen Bündeln vorgenommen, welche aus 
dem Mark austreten, und zwar partiell für die verschiedenen Wurzeln. 

Ein besonderes Bett erlaubt an der in Kyphose befindlichen Wirbelsäule 
zu operieren, und macht dadurch, dass sie konstant die grösstmögliche Hoch¬ 
lagerung der genannten Region ermöglicht, den Verlust an Zerebrospinalflüssig¬ 
keit zu einem minimalen; es werden so die Gefahren des Shok beseitigt Die 
letzten drei von Codivilla in dieser Weise operierten Fälle haben einen idealen 
Verlauf gehabt. 

V. Puttl. Leplastiche nervöse nella cura delle deformitä paralitiche 

Putti hat in einem Abstand von ca. 5 Jahren die beiden von Spitzy auf 
dem orthopädischen Kongress zu Bologna operierten Fälle nachuntersucht 

Im ersten Fall (poliomyelitische Lähmung des Peroneus) ist der Erfolg 
absolut gleich Null gewesen. Im zweiten ist der Erfolg ein guter gewesen, in¬ 
sofern die Patientin willkürlich sämtliche vom Radialis abhängigen Bewegungen 
ausführen kann, aber sowohl die Muskeln wie der N. radialis und der Medianua 
bleiben unempfindlich gegen den elektrischen Reiz. Die bereits von Duchenne 
verzeichnete Erscheinung ist in dem speziellen Fall von Interesse, weil sie seit 
4 Jahren fortdauert 

Auch Redner hat einen Fall von spastischer Hemiplegie infolge Diphtherie 
mit Ueberpflanzung eines Stückes des Medianus auf den Radialis operiert. Der 
Ausgang ist wenig befriedigend gewesen, nur in der Supination ist eine Besserung 
erhalten worden. 

A. Guaccero. II Pio Istituto Chirurgien Ortopedico in Triggiano. 

Seit wenigen Monaten ist in Triggiano (Prov. Bari) eine orthopädisch- 
chirurgische Anstalt eröffnet worden. Dieselbe verfügt über mehr als 100 Betten. 
Die Anstalt ist aufs beste in jeder Hinsicht eingerichtet und die bisher erzielten 
Resultate sind sehr beachtenswert. 

R. Galeazzl. Sulla cura delle paralisi spastiche. 

Redner bebt die Bedeutung Codivillas bei den Studien hervor, die 
Förster zur Resektion der hinteren Wurzeln geführt haben. 


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6. Sanglorgi. Fissazione ed artrodesi nel piede paralitico. 

In einer erheblichen Anzahl von Fällen ist im Istituto Rizzoli za Bologna 
die Fixierung des Fusses sowohl mittels der Weichteile wie mittels der Arthrodese 
aasgeführt worden» Redner legt die Grundgedanken dar, durch die sich die 
Wahl des einen oder des anderen Behandlungsmittels leiten lassen muss. Die 
tendinöse Fixierung wird sowohl bei vollständiger Lähmung sämtlicher Muskel¬ 
gruppen wie bei partieller Lähmung vorgenommen. Inbezug auf das Alter 
empfiehlt er sie bei Kindern bis zu 8—10 Jahren vorzunehmen, zuweilen unter 
Verstärkung der wenig widerstandsfähigen Sehnen durch homoplastische oder 
autoplastische Sehnenüberpflanzungen oder durch Fascienstreifen, nicht durch 
Seidenfäden nach Lange. Besteht Deformität des Fusses, so wird zuerst die 
Deformität mit Hülfe von speziellen Apparaten korrigiert. Selten hat er zur 
Exstirpation von Knochenkeilen gegriffen Sodann beschreibt er die Technik 
der tendinösen Fixierung. Weiterhin bespricht er die Arthrodese und die im 
Istituto Rizzoli bei ihrer Ausführung benutzte Technik und geht auf die neuen 
von Lexcr und Bade angewendeten Methoden ein. Er gibt jedoch stets der 
tendinösen Fixierung und der Arthrodese den Vorzug und bemerkt, dass beide 
Fixierongsmethoden vorzügliche Resultate geben, wenn sie in den für die eine 
oder andere dieser Behandlungsmethoden indizierten Fällen ausgetührt werden. 

Anzilottl. Sopra una deformitk del polso tipo Madelu ng. 

Es handelt sich um einen Knaben, welcher eine offene Luxation des Ellen¬ 
bogengelenkes mit Nerven- und Muskelläsionen erlitt. Es folgte darauf eine 
Eiterung und dann eine Muskelschrumpfung der Flexoren des Vorderarmes in¬ 
folge der Narbenschrumpfung und einer Parese der dorsalen Gruppe. Nach 
einigen Monaten bildete sich eine Verkrümmung des unteren Endes des Radius 
heraus ^mit Subluxation des unteren Endes der Ulna, wie es bei der Made- 
lung’schen Deformität der Fall ist. Es bestanden die Merkmale einer Defor¬ 
mität zweiten Grades nach der Klassifikation vonBurnier und Neveux. Doch 
ist die Art und Weise des Auftretens verschieden gewesen von deijenigen, welche 
in den anderen Fällen beobachtet wird; gibt uns aber wichtige Aufklärungen, 
welche auf die pathogenetische Deutung anderer Fälle angewendet werden 
können. In dem fraglichen Fall stützt sieb die Pathogenese .auf Knochen¬ 
alterationen infolge alterierten Trophismus, auf denen das dynamische Element, 
dargestellt durch die Schrumpfung der Beuger und die ausgeprägte Parese der 
Strecker, Fuss gefasst hat. Man bekäme somit eine Zugwirkung palmarwärts 
im Unterschied zu dem, was in anderen Fällen Putti und Benneke gefunden 
haben, nämlich eine artikuläre Surmenage im Sinne dorsaler Beugung. In der 
Aetiologie der Deformitäten vom Typus Madelung hat man eklektisch zu sein 
und ist, ohne zu verallgemeinern, der einen oder anderen Erscheinung je nach 
den Umständen Bedeutung beizumessen. 

Codivilla. Resezione del terzo superiore de 11 7 omero. 

Vor einem Jahr und vier Monaten hat C. wegen eines Sarkoms der oberen 
Epiphyse des Humerus, das in das Gelenk durchgebrochen war, ungefähr die 
obere Hälfte des Humerus und den Körper der Scapula mit Muskeln und para- 
artikulären Weichteilen entfernt. Die Muskeln, welche Ansatz an dem Raben¬ 
schnabelfortsatz erhielten, wurden auf das mittlere Drittel des Schlüsselbeines 
überpflanzt, von dem das äussere Drittel exstirpiert worden war. Ein dicker 


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Stab von über 20 cm Länge wurde aus der Tibia präpariert und an die Stelle 
des Humerus gesetzt. Mittels zweier Drahtligataren wurde er stabil an dem 
Schulterblatt und in der gleichen Weise an dem unteren Stumpf des Humerus 
fixiert. 

Es trat kein Rezidiv ein, und die Person konnte sich vier Monate später 
ihres Armes bedienen, indem auch das Heben desselben durch von dem Schulter¬ 
blatt aus übertragene Bewegungen möglich war. 

Sechs Monate darauf brach der überpflanzte Stab in seiner Mitte und es 
entstand so eine Nearthrose. Die Radiographie zeigt, dass dies der Punkt 
minoris resistentiae war. Die dem normalen Knochen benachbarten Teile haben 
sich verdickt und an dieser Verdickung haben die Ossifikationselemente des 
Knochens teilgenommen. 

Der Fall belehrt uns über die Notwendigkeit, dass die Ucberpflanzung 
dick und resistent und nicht übermässig lang zu sein hat. 

Der Operierte bedient sich nichtsdestoweniger zur Zufriedenheit seines 
Armes. 

Dalla Vedova. Contributo alla conoscenza delle ossificazio ni da 
trauma (e specialmente di quelle consecutive alle lussazioni 
posteriori del gomito). 

Dalla Vedova teilt einen Fall von multiplen knöchernen Neubildungen 
nach Luxation des Ellenbogens nach hinten mit und hebt den doppelten (peri¬ 
ostalen und myositischen) Ursprung dieser Bildungen hervor, wobei er vor allem 
auf die Bedeutung der Periostschädigungen für die Pathogenese dieser Lokali¬ 
sation und diese Aetiologie der Neubildung aufmerksam macht. 

Er bespricht den Verlauf, die diagnostische, prognostische Bedeutung der 
Neubildung an und für sich und als Grund einer reservierteren Prognose der 
Luxationen des Ellenbogens, auch wenn dieselben beizeiten erkannt und reponiert 
werden. Schliesslich betont er die Notwendigkeit der konservativen Behandlung 
und der grössten Beschränkung der mechanisch-therapeutischen Massnahmen. 

Anzilotti hat in verschiedenen Fällen von Luxation des Ellenbogens nach 
hinten zwei mal knöcherne Neubildungen im Niveau des vorderen Teiles des 
Gelenkes beobachtet. In dem einen Fall wurde die Reposition spät vorge¬ 
nommen und war eine mühsame, in dem anderen wurde die Reposition sofort 
gemacht und war eine leichte. In beiden Fällen wurde vollkommene Heilung 
erhalten. Jeden blutigen und mechanisch-therapeutischen Eingriff widerrat er. 

Nlcoletti. Piede piatto traumatico bilaterale. 

Redner legt die Photographien und Radiographien eines 18jähr. Mädchens 
vor, das vor l l /a Jahren aus einer Höhe von ca. 16 Meter auf beide Füsse ge¬ 
stürzt war und als einfache Kontusionen der beiden Fusswurzeln diagnostizierte 
Verletzungen erlitten hatte, die durch blosse temporäre Immobilisierung beider 
Füsse behandelt wurden. Da sich in der Folge schwere schmerzhafte Störungen 
namentlich beim Stehen und Gehen bemerkbar gemacht hatten, wendete sich 
Pat. an den Redner, welcher sofort die vorausgegangene Fraktur der Knochen 
des Tarsus auf beiden Seiten argwöhnte (was durch die Radiographie be¬ 
stätigt wurde). Es wurde deshalb zur beiderseitigen keilförmigen Resektion des 
Skeletts der Fusswurzeln geschritten und dadurch Pat. einer vollständigen 
Heilung zugeführt. Redn. empfiehlt dringend die systematische radiographische 


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Untersuchung der traumatischen Läsionen (ohne äussere Verletzung) der unteren 
Extremität zur Verhütung der schweren Deformitäten, welche zuweilen daraus 
entstehen können. 

Nicolettl. L’ artrite deformante dell’anca. 

Redn. hat im verflossenen Jahre drei Fälle von typischer Deformation des 
Femurkopfes und zwar alle auf der linken Seite mit Resektion operiert und 
hebt die Verschiedenheit der Aetiologie der fraglichen Deformität hervor, welche 
in einem der Fälle deutlich mit einem früheren polyartikulären Rheumatismus, im 
zweiten mit einer anfangs verkannten und dann durch die radiographische Unter¬ 
suchung nachgewiesenen Fraktur des anatomischen Halses in Zusammenhang 
stand und im dritten nur auf trophische Störungen, wahrscheinlich in Zusammen¬ 
hang mit schwerer Arteriosklerose, zurückzuführen war. 

In jedem Fall (und auf diese Eigentümlichkeit legt Nicoletti besonderen 
Nachdruck) waren die schwersten trophischen Läsionen zu Lasten der zervikalen 
Portion (was übrigens bereits von der Mehrheit der Autoren, welche mit diesem 
Leiden Vertrautheit haben, verzeichnet worden ist). 

Es ist dies der Grund, weshalb Redn. nicht an die Möglichkeit einer 
konservativen Operation und umsoweniger an die Anwendung eines Plastik¬ 
verfahrens dachte, welche er im Falle von wahrer Arthritis deformans für 
unausführbar hält. 

Galeazzi. Sulla cura incruenta della lussazione congenita dell’anca 

Galeazzi berichtet über die Erfolge, die in 25 Fällen von angeborener Hüft¬ 
gelenksluxation mit der unblutigen Behandlung oder mit der einfachen Detorsion 
des oberen Femurendes erzielt wurden. 

Er beschreibt die Behandlung in ihren Details und illustriert durch radio¬ 
graphische Projektionen auch die Heilungen sowohl bei einseitiger wie bei 
beiderseitiger Luxation. Weiter steckt er die Indikationen und Grenzen dieser 
neuen Repositionsmethode der angeborenen Luxation, welche als physiologische 
bezeichnet werden könnte, ab. Schliesslich hebt er die Bedeutung hervor, welche, 
falls seine Resultate bestätigt und seine Deutung akzeptiert würde, die Theorien 
erlangen würden, die namentlich seit den Untersuchungen von Le Damany der 
Antetorsion des Femur einen hohen pathogenetischen Wert beimessen. 

Codivllla. 0 steoplasia cuneiforme. 

Krücken borg hat bereits vor längerer Zeit die Ueberpflanzung des Keiles 
aus der konvexen auf die konkave Seite beim schweren Genu valgum ausgeführt. 
Codivilla hat nach ihm dasselbe in einem Fall von starker seitlicher Ab¬ 
weichung bei der postoperativen Ankylose nach Resektion des Kniegelenkes getan. 

Er hält den Transport des Keiles nicht für leicht bei Ankylose in Flexions¬ 
stellung. Grosse Vorteile hat er in solchen Fällen dadurch erzielt, dass er eine 
scharnierartige Osteotomie in der Linie der alten Resektion selbst machte. 

Die Korrektur wird unter der Bedingung erzielt, dass von dem Femur die 
Narbengewebe abgelöst werden und in den schwereren Fällen nach der Osteo¬ 
tomie mit Hülfe eines etappenweisen Redressements korrigiert wird. 

Ausnahmsweise hat er den Zug am Knochen mit Hülfe des Nagels am 
Kalkaneus vorgenommen. 

Die Eingriffe, welche an der Spitze der Abweichung vorgenommen werden, 
hält er für rationeller und besser korrigierend als die augenblicklich in grossem 
Ansehen stehenden paraartikulären Osteotomien. BllOOherl-Palermo. 

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48) Wolfaohn. Berliner med. Gesellsch. 26. IV. 11. (Ref. M. med. W. 1911, 

Nr. 18.) 

Osteoarthropathie hypertrophiante. Kolbenartige Verdickung der 
Endphalangen mit grossen gebogenen Nägeln. Auftreibung der unteren Epiphysen 
des Vorderarms und Unterschenkels. Spindelförmige Auftreibung der rechten 
Clavicula. Kein Hypophysentumor, keine Akromegalie. Aetiologie Lues oder 
eitrige Prozesse. Ba ra b e rg e r-Wien hat das Bild zuerst beschrieben. 

Hohmann-München. 

49) Scalone, J., (Neapel). II bacterium coli nella patogenesi delle 

osteomieliti croniche rocidivanti. (Gazzetta internazionale di 
medicina, chirurgia ecc. 1911, Nr. 19 und 20.) 

Verf. teilt einen klinischen Fall mit, bei dem er in dem Segment der 
Diaphyse der Tibia, wo der Sitz eines alten Herdes war, über 20 Jahre nach 
dem ersten Auftreten in dem Herd selbst das Bacterium coli noch lebens- und 
entwicklungsfähig und einer Steigerung seines pathogenen Vermögens zugängig 
fand. Buocheri-Palermo. 

50) A. E. Garrod. Royal Society of Medicino 24. I. 11. (Ref. Münch, med. 

Woch. 1911, Nr. 18.) 

Auskultieren von Gelenken. Mit zweiarmigem Stethoskop, mit 
Gummikappe am distalen Teil, um Abrutschen zu vermeiden. Normales Ge¬ 
lenk: beim Bewegen keine Geräusche, ausser dem physiologischen Knacken = 
Vakuumerscheinung. Bei Synovitis kein Bewegungsgeräusch, solange Erguss 
vorhanden ist; im späteren Stadium charakteristisches Knittern, wie bei chir¬ 
urgischem Emphysem. Bei Osteoarthritis hört man sehr prononzierte Laute. 

Hohmann-München. 

51) Nösake. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden. 11. III. 11. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 21.) 

Osteomyelitis der Epiphysen der langen Röhrenknochen. Zur 
Ausheilung oft sehr langwieriger Eiterung der Knochenhöhlen bei Epiphysen¬ 
osteomyelitis kleidet N. die Höhle mit einem Hautperiostmuskellappen aus, um 
die Bohlenwand zu epithelisieren. Um Retention von Sekret zu vermeiden, 
spaltet er den Lappen in der Längsrichtung. Bei dieser Methode erfolgt 
wesentlich schnellere Ausheilung. Hohmann-München. 

52) NSsske. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde J)resden. 11. III. 11. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 21.) 

Osteomalazie mit Spontanfrakturen. 25jähr. Mann mit Zeichen 
alter Rachitis. Seit 16. Jahr erneut an Knochen Verbiegungen erkrankt. Drei 
Spontanfrakturen der Oberschenkel, danach hochgradige Verbiegungen der 
Femora, darauf spiralige Tibiaverkrümmungen. Seit 1908 unfähig zu gehen. 
4 Osteotomien korrigieren die Deformierungen : Dünne Kortikalis, blassgelbee 
Mark. Pat. geht jetzt in Schienen. Phosphorleberthran versagte, Thyreoidinkur 
besserte Anämie und Schwäche deutlich. Hohmann-München. 

53) Ewald. Aerztlicher Verein Hamburg 9. V. 11. (RefM.ünch. med. Woch. 

1911, Nr. 21.) 

Spontanfraktur bei Syringomyelie. Ohne vorangegangenen Unfall 
bei der Arbeit. Daneben bestand hochgradige Arthropathie des Ellenbogen- 
gelenkes mit ossifizierender Myositis. Hohmann-München. 


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64) Körber. Aerztl. Verein Hamburg 25. IV. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 
1911, Nr. 18.) 

Nagelextension (erscheint als Originalarbeit). 

Diskussion: Lauenstein: Nur in 10 Fällen Korbers fand völlig glatte 
unkomplizierte Heilung statt: Infektionsgefahr und Nekrosen der Bohrlöcher, 
QelenkverSteifungen, lange Behandlungsdauer (in glatten Fällen 72, 6 Tage im 
Hospital, in ungünstigen 147 Tage 1) 

Deutschländer: Nagelextension ist Ausnahmeverfahren, bei Versagen 
anderer Methoden. Infektionsgefahr gering (1 mal bei 18 Fällen), nicht zu lange 
liegen lassen ! Indikation soll auch Mobilisierung schwerer Gelenkversteifungen 
sowie Adaption von Fragmenten ohne Angriffspunkt umfassen. — 

Dreifuss: Nur bei schweren komplizierten Frakturen mit grossen Haut¬ 
defekten und hochgradig verkürzt geheilten alten Brüohen Nagelextension. Bei 
einem Mann heilte zwar die Tibiafraktur ausgezeichnet, aber es traten Schmerzen 
in dem genagelten Kalkaneus mit sekundärer Fussgelenkverdickung auf, sodass 
Pat. gehunfähig wurde. Im Röntgenbild Knochenatrophie des Kalkaneus. 

Preis er: Es ist eine Methode für Krankenhäuser, nicht für den Praktiker 
wegen der Gefahren und langen Behandlungsdauer. 

Körb er: Langes Liegenlassen der Nägel ist von Nachteil. 

Hohmann-München. 

56) Emil Beck (Chikago). K. K. Gesellsch. der Aerzte Wien. 28. IV. 11. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 20.) 

Wismutbehandlung kalter Abszesse. Zu diagnostischen Zwecken 
injiziert er eine Pasta aus 83% Bismut. subnitr. und 67 % Vaselin in erwärmtem 
Zustand, zu therapeutischen 10 % Wismutpaste. — 

Diskussion: H. Schmid hat bei 50 Fällen je 25—60 ccm injiziert. 
Diagnostisch grosse Vorteile, Heilresultate weniger günstig, doch immerhin 
Besserungen bei chroL. Eiterungen. Stiasny empfiehlt die Methode bei Anal¬ 
fisteln. Lotheisen hat befriedigende Resultate. Er verwendet öfters das un¬ 
giftige Novojodin, das Jod abspaltet und Formalin enthält; gibt ebenfalls dunkle 
Schatten im Röntgenbild. v. Eiseisberg bespricht ähnliche Methoden (Bill- 
roths 10 °/ 0 Jodoformglyzerin und Mosetigplombe). Beck rät die Spitze der 
Spritze vor der Irjektion rasch abzukühlen, Abszesswand und Fistelzunge sind 
nicht sehr empfindlich. Hohmann-München. 

56) Nösske. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden 11. III. ll. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 21.) 

Stiellappen-Fernplastiken. Bei 26jäbr. Kutscher, dem Innenfläche 
der Haut des rechten Fusses und ein Teil der Fusssohle durch Ueberfahren und 
Gangrän verloren ging, wurde Deckung von der Innenfläche des anderen Ober¬ 
schenkels geschaffen. Stieltrennung nach 3 Wochen, gute Anheilung. Deckung 
des Entnahmedefekts nach Thiersch. Das verpflanzte Hautstück betrug 
19 : 10 cm. — 

Bei 6jähr. Knaben bestand eine durch Verbrennungsnarben zur unlösbaren 
Faust kontrahierte Hand. Exakte Narbenexcision, Streckung der Finger. Der 
Hautdefekt betraf distale Hälfte des Handtellers und die Beugeflächen des 
2.—5. Fingers. 

1. Sitzung: Durchstecken der Hand nach der Anfrischung unter Brücken- 
lappen der Brust, indem der Handteller nach vorn sah; Finger gespreizt. 

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2. Sitzung: Am 16. Tage Stieltrennung, Teilung des Lappens in 4 Teile, 
entsprechend den Fingerdefekten, Formung und Naht. 

3. Sitzung: Korrektur einiger wulstiger Partieen. Deckung des Entnahme¬ 

defekts nach Thierscb. — 6 Wochen nach der 1. Sitzung Heilung mit aus¬ 
gezeichneter Fingerbeweglichkeit. Hohmann-München. 

57) Putti, V. Trapianti liberi muscolo-aponeurotici a scopo 

d’artrolisi. (Societä medico-chirurgica di Bologna. 16.—30. März 11.) 

Die freien Muskel-Faszientransplantationen wurden bei Ankylose oder 
starker Gelenkrigidität zur Anwendung gebracht und eine gute Funktionsfähigkeit 
erzielt. Der freie Muskel-Faszienlappen wird aus der Fascia lata entnommen, 
welche sich durch ihre anatomische Struktur und mechanischen Eigenschaften 
ganz besonders zu dem Zweck eignet. Bucoheri-Palermo. 

58) Goldenberg. Aerztl. Verein Nürnberg. 5. I. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 

1911, Nr. 18.) 

Die Förstersche Operation. Operation beim Little gibt die besten 
Resultate, ungünstiger ist spastische Spinalparalyse und multiple Sklerose. G. 
operierte einen 18jährigen mittelschweren Little mit Adduktion der Hüften, 
Gehen ohne Stock nicht möglich. Kniee kleben aneinander. Fällt oft hin. 
Linkes Knie Beugekontraktur von 140°. Links hochgradigster Spitzfuss, Rumpf 
kann nicht gegen das Becken in der Hüfte gebeugt werden, deshalb schlechtes 
Sitzen. Sehnenplastik: Verlängerung der Achillessehne, Tenotomie der Knie¬ 
beuger, wobei Verletzung des Peroneus, deshalb zentrale Implantation eines 
Nervenlappens. Kein gutes Resultat. Gang wegen der Hüftadduktion fast noch 
schlechter. V 4 Jahr darauf Förstersche Operation. Vor der Operation 
Blutleere durch Injektion von 1 /to Suprareninlösung in die Muskulatur zu beiden 
Seiten der Wirbelsäule bis auf die Querfortsätze. Einzeitige Operation, keine 
Ligatur, Etappennaht, zwei Gummidrains, Heilung nach 10 Tagen. Reseziert 
wurden rechts L II, III, V, links L II. III, IV, S I. Wesentliche Besserung 
der Adduktionsspasmen, am 2. Tag nach der Operation bereits Spreizung der 
Kniee bis 45 cm. Linkes Knie kann völlig gestreckt werden. Normales Sitzen 
möglich. Gehversuche. Hohmann-München. 

59) Sitzungsbericht der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins. (31. März 1911.) 

(Zentralbl. für Chir. 1911. Nr. 24, S. 829.) 

HübSßher empfiehlt die Lane’sche Klammer, bei der eine absolute 
Fixation dadurch erreicht wird, dass sie an 4—6—8 Punkten angreift, während 
bei andern Befestigungsarten von Knochenfragmenten eine Fixation nur in zwei 
Richtungen erreicht wird. Die Klammern werden subperiostal angeschraubt. 

Ibidem S. 832. Natzler-Heidelberg. 


60) Danls. Sitzungsbericht der Holländischen Gesellschaft für Chirurgie. Sitzg. 
v. 1. Mai 1910. (Zentralbl. für Chir. 1911. No. 29, S. 990/995.) 

D. empfiehlt als Material für orthopädische Verbände in dickflüssiges 
Azeton und Zelluloid getauchte Metallgaze. Natzler-Heidelberg. 


61) Hartung. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden 18. II. (Ref. Münclu 
Woch. 1911, Nr. 22.) 

Interessante Röntgendiagnosen. 

1. 31 jähr. Frau, seit Geburt angeblich kurzer linker Arm. Röntgenbild : 


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Humerus besitzt keinen Kopf, sondern endete als Gabel, deren mediales Ende 
mit der in der Entwicklung zurückgebliebenen Pfanne artikuliert. Humerus- 
diaphyse zeigt lateralkonvexe Knickung (frühere Infraktion ?) 

2. 39jähr. Bäcker kam beim Getreideschroteu mit der rechten Hand 
zwischen 2 geriefte Walzen. Röntgenbild: Fraktur der Endglieder der drei ver¬ 
letzten Finger dicht an dem Nagelbett. Die proximalen Enden stehen in Flexions¬ 
kontraktur, die distalen mit den Nägeln normal. Aeussere Fingerkonturen un¬ 
verändert. 

3. Eine Röntgendurchleuchtung nach einem Sturz auf den Ellenbogen 
ergab keine Verletzung, auch eine Röntgenaufnahme 10 Monate später nicht. 
5 Jahre später zeigte eine neue Aufnahme ein angeblich abgesprengtes Knochen¬ 
stück am Condylus medialis. Als Patient sich l ! /a Jahre danach deshalb operieren 
lassen wollte, ergab eine neue Röntgenaufnahme, dass es sich nicht um eine 
Absprengung, sondern um ein noch nicht beschriebenes accessorisclies Knochen¬ 
stück neben der Trochlea humeri handele, das am andern Arm kleiner eben¬ 
falls vorhanden war. Er nennt es os trochleare bumeri. 

Hohmann-München. 


62) Schede. Trockene oder feuchte Gummihandschuhe? (Münch, med. 
Woch. 1911, Nr. 21.) 

Sch. hat diese von den Praktikern bereits entschiedene Frage noch einmal 
nachgeprüft und von der Innenfläche trocken sterilisierter sowie feucht be¬ 
handelter Handschuhe nach der (aseptischen) Operation Kulturen angelegt. 
Von den aus trockenen Handschuhen gewonnenen 19 Bouillon-Kulturen blieben 
8 steril, 6 enthielten Staphylokokken, 5 nur Luftkeime und Myzelien. Von den 
Lysolhand8chuhcn dagegen blieben von den 16 Kulturen nur 1 steril, alle übrigen 
enthielten Staphylokokken. Bei Abimpfung in 10 ccm steriler physiologischer 
Kochsalzlösung, von der nach Schütteln 1 ccm auf Gelatineplatten gegossen 
wurde, blieben dagegen von den 18 trockenen Handschuhen 4 Kulturen steril, 
4 enthielten nur Pilze, alle anderen Staphylokokken. Von den feuchten Hand¬ 
schuhen blieben 6 Kulturen steril, 1 enthielt nur Pilze, alle übrigen Staphy¬ 
lokokken. Den Widerspruch beider Versuchsresultate erklärt Sch. durch die 
Verschiedenheit der Nährböden. Bouillon soll ein schlechterer Nährboden für 
Handbakterien sein. Er vermutet, dass die Lebensfähigkeit der Bakterien in 
den trockenen Handschuhen geringer ist als in den feuchten und zieht aus den 
zwar nicht eindeutigen Resultaten den Schluss, dass Trockenheit die Hautbakterien 
wenigstens ebenso schädigt, als eine 1 %ige Lysollösung und zwar auf längere 
Zeit hinaus. Da die feuchten Handschuhe ferner die Haut schädigen, werden 
künftig in der Langeschen Klinik nunmehr trockene Handschuhe benutzt. 

Hohmann-München. 


63) Goebell. Medizinische Gesellschaft Kiel 2. II. 11. (Ref. Münch, med. W. 

1911, Nr. 21.) 

Kiefergelenksankylose. Die Helferichsche Interposition eines Muskel¬ 
lappens aus dem Temporalis brachte vollen Erfolg. Hohmann-München. 

64) 0. Sgambati. Dell’osteomielite tubercolare. (Societä Lancisiana degli 

ospedali di Roma. 1. April 1911.) 

Redner stellt einen Pat. vor, bei dem er wegen tuberkulöser Osteomyelitis, 
die lange Zeit erfolglos konservativ behandelt worden war, die subperiostale 

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Exartikulation und Resektion des sternalen Endes des rechten Schlässelbeins 
in einer Länge von über 6 cm gepoacht hat. 

In wenigen Monaten hat sich der entfernte Knochen vollständig reproduziert, 
wie die in verschiedenen Zeitabständen aufgenommenen Radiographien zeigen; 
es bildete sich eine sterno-klavikulare Nearthrose. und Pat. behielt das voll¬ 
ständige Funktionsvermögen der oberen Extremität. 

Er glaubt, dass zum grossen Teil der gute Ausgang darauf zurückzuführen 
ist, dass die nach der Resektion zurückgebliebene Höhle ganz und gar nicht 
tamponiert wurde, was nach der Anschauung des Redners das osteogenetische 
Vermögen des Periosts vernichten oder doch stark einschränken kann. 

Buocherl-Palermo. 

65) Ewald. Biologische Abteilung des ärztl. Vereins Hamburg. 7. III. 11., 

(Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 19.) 

Arthritis deformans des Schultergelenks. E. zeigt an drei 
Präparaten die progressiven und regressiven Veränderungen am sulcus inter- 
tubercularis, den Tuberkeln, dem anatom. Hals und der Gelenkfläche. Die drei 
Humerusköpfe zeigten humerus varus, teils durch Fraktur im coli. Chirurg., 
teils durch arthritische Einschmelzung am oberen Kopfpol. 

Hohmann-München. 

66) Porclle. Delle fratture del gomito. (Accad. med. di Genova. 

20. Februar lj)ll.) 

Poreile vertritt den operativen Eingriff bei den Frakturen des Ellenbogens 
und stellt einen Pat. vor, der von ihm mit Entfernung des Fragmentes bei einer 
Kondylenfraktur des rechten Ellenbogens operiert wurde. Der funktionelle Er¬ 
folg ist ein vollkommener gewesen. 

Bei dieser Art von Frakturen sind Reposition und Kontention gewöhnlich 
schwierig und nicht immer möglich, häufig ergibt sich daraus eine Beschränkung 
der Bewegungen. 

Der Eingriff ist speziell bei jugendlichen Individuen indiziert, bei denen 
die Teile ein grosses Anpassungsvermögen besitzen, so dass sich neue Gelenk¬ 
flächen bilden können und auch die anatomische Wiederherstellung erhalten 
werden kann. Bucoherl-Palermo. 

67) Buocherl (Palermo). Un caso di retraziono muscolare ischemiea. 

(VII Congresso di Pediatria italiana. Palermo, 21.—23. April 1911.) 

Redner stellt einen Knaben vor, bei dem er wegen ischämischer Kon¬ 
traktur infolge Fraktur des Vorderarmes die Resektion der Vorderarmknochen 
vornahm. Der operative Erfolg könnte, wie aus der direkten Untersuchung des 
Knaben und aus den Radiographien zu ersehen ist, kein besserer sein. Nichts 
lässt sich über das funktionelle Resultat sagen, da der Junge noch in Behandlung 
steht. Buccheri-Palermo. 

68) Schoemakera Holländ. Gesellschaft f. Chirurgie. 1. Mai 1911. (Zentralbl. 

t. Chir. 1911 No. 29.) 

Sch. hat einen Fall von Ankylose des Handgelenkes mit Interposition 
des Muse, pronatas quadratus behandelt. Natxlor-Heidelberg. 


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69) Oehlaoker. Aerztlicher Verein Hamborg 9. V. 11. (Ref. Münch, med. Woch, 
1911, Nr. 21.) 

Luxation des os lonatom. Beste Behandlung besteht in der Exstir¬ 
pation des Knochens. Meist findet sich hier auch Absprengung des os triquetrom. 

Hohmann-München. 


70) R5pke. Naturwissenschaft), medizin. Gesellschaft Jena. 2. III. 11. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 20.) 

Dupuytrensche Pingerkon traktur. Bei 2 schweren Fällen exstirpierte 
er die ganze Palmaraponeurose einschliesslich der zu den Grundgliedern der 
Finger ziehenden Ausläufer und zu den Sehnenscheiden verlaufenden schwieligen 
Gewebsteile. Erlegte die Aponeurose frei von dem Lex e r sehen kreuzförmigen 
Schnitt aus (ein Schnitt zieht vom Handgelenk zum Grundglied des 4. Fingers, 
der andere senkrecht dazu in der Querfalte der Hohlhand). Auch die mit¬ 
erkrankte Haut muss entfernt und durch frei transplantierte Cutislappen vom 
Vorderarm ersetzt werden. Gute Erfolge. Hohmann-München. 

71) N6$ske. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden 11. III. 11. (Ref. 

Münch, med. Woch. 1911, Nr. 21.) 

Fingerersatz des Daumens durch Stiellappenfernplastik und 
Knochenperiostübertragung. Den gänzlich verlorenen Daumen bildete N. 
aus der Brusthaut durch eine dioke Weichteilrolle, gestielt und am distalen 
Ende genau an den angefrischten Stumpf rings angenäht. Die Nahtlinie liegt 
auf der späteren Dorsalseite des Fingers. Stieltrennung nach 3 Wochen, Bildung 
der Fingerkuppe. Nach deren Heilung Implantation eines Periostknochonstückes 
der Tibia und Einrammung desselben in den Knochenstumpf bezw. Metakarpus. 
Greiffähigkeit und Opposition ist normal geworden, ebenso das Gefühl bis in 
die äusserste Kuppe. Keine Rückbildung während 2*/ 4 Jahren. — 

Einem anderen Patienten, dem linker Zeigefinger bis auf einen Rest von 
1 cm und 3.-6. Finger ganz verloren gegangen war, wurde der Stumpf des 
Zeigefingers auf dieselbe Weise bis zu */« der normalen Länge verlängert. Da¬ 
durch Wiederherstellung der Greiffähigkeit, selbständiges Ankleiden, 
Essen möglich« Gefühl fast ganz hergestellt. Hohmann-München. 

72) Patsohke. Sitzungsbericht der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins 

(Zentralblatt für Chir. Nr. 24, S. 829.) 

Vorstellung einer 24jähr. Patientin mit angeborener Hüftluxation, 
die von Krause nach langjähriger unblutiger erfolgloser Behandlung operiert 
worden war. Dicht oberhalb der verödeten Pfannen wurden neue mit stark 
überhängendem oberen Rande gebildet. Trotzdem der linke Kopf beim Repo¬ 
sition s versuch abbrach und nur der Schenkelhals in die neue Pfanne kam, soll 
das Resultat „ein sehr gutes u und Schenkelhals und Kopf in der neuen Pfanne 
geblieben sein. Natzler-Heidelberg. 

73) Grashey. Aerztl. Voreih München. 8. III. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 

1911, Nr. 19.) 

Diaphysenfrakturen der unteren Extremitäteu. G. empfiehlt nach 
Schilderung der anderen neueren Frakturbehandlungsmethoden den Dollinger- 
schen Steiligen Gipsverband bei Ober- und Unterschenkelbrüchen mit er- 


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heblicher Dislokation. Die Kranken gehen mit dem Verband, der nicht mit 
Entlastung versehen ist, mit 2 Krücken umher. Diskussion: Krecke 
empfiehlt bei ungünstig geheilten Frakturen die Nagelextension, besonders bei 
Unter8chenkelfraktoren. Hohmann-München. 

74) Ale88andri. Ulteriore comunicazione sul caso di resezione del 

femore per sarcoma centrale con autotrapianto del perone. 

(Societa lancisiana degli ospedali di Roma. 26. Februar 1911.) 

Der betreffende Fall betrifft ein Mädchen, das vom Redner am 5. Januar 
1910 mit Resektion von 17 cm der linken Femoraldiaphyse wegen zentralen 
Sarkoms operiert worden war. Der Substanzverlust war durch ein 9 cm langes 
Stück der Fibula derselben Kranken, das in der Markhöhle der beiden Fragmente 
befestigt wurde, ersetzt worden. 

Die überpflanzte Fibula befand sich in vollkommen guter Stellung nament¬ 
lich nach der Tenotomie des Psoas, die sich infolge der Dislokation des oberen 
Femurfragmentes als notwendig erwiesen hatte. Sie hatte sich ausserdem oben 
gut konsolidiert, während unten eine Pseudarthrose blieb. 

Im August versuchte er die Einpflanzung von aus der Tibia entnommenen 
Periostläppchen rings um die Vereinigungsstelle des unteren Endes der trans¬ 
plantierten Fibula mit dem distalen Oberschenkelstumpf. Die Pseudarthrose 
wurde aber nicht bewältigt. 

Im November zeigte das Mädchen erst verdächtige, dann sichere Anzeichen 
von Metastase in der rechten Lunge. Jeder weitere Versuch wurde deshalb 
aufgegeben. Das Mädchen ist im Februar gestorben. Bei der Sektion wurde 
die ganze rechte Lunge in eine Geschwulstmasse verwandelt gefunden; zwei 
kleine Knötchen bestanden in der linken Lunge (mikroskopische Untersuchung: 
Knochensarkom). Sonst nichts. Die Metastasen hatten sich offenbar schon vor 
der ausgeführten Operation etabliert. 

Das aus dem operierten Oberschenkel erhaltene Stück ist sehr interessant. 
Die überpflanzte Fibula ist vollkommen mit dem oberen Femurstumpf ver¬ 
wachsen und eine Strecke weit verdickt. Das untere Ende dagegen ist verdünnt 
und bat die Markhöhle des unteren Stumpfes (sicher in letzter Zeit) verlassen, 
mit dem es durch fibröses Gewebe verbunden ist. Die ganze Länge der Fibula 
ist auf ca. 12 cm zurückgegangen, doch ist sie auch im unteren Teil 14 Monate 
nach der Transplantation sicher lebensfähig. 

Redner zieht aus diesem Fall den Schluss, dass die Knochentransplantation 
ein vorzügliches und empfehlenswertes Mittel in den geeigneten Fällen ist, und 
dass es notwendig ist, vor allem dafür zu sorgen, dass an den Vereinigungs¬ 
stellen des transplantierten Knochens mit den Resektionsstümpfen eine abundante 
Knochenneubildung erzielt wird. BtlCCherl-Palermo. 

75) BllOOberl (Palermo). Impianto del perone sulla tibia in un caso di 

assenza congenita della tibia. (VII Congresso di Pediatria. Palermo, 

21.—23. April 1911) 

Der Fall betrifft ein l 1 /, Jahre altes Kind, bei dem ausser den gewöhn¬ 
lichen Erscheinungen der locker in dem Kniegelenk artikulierten Fibula das 
untere Ende unter der Haut vorsprang und nicht mit dem Astragalus artikulierte, 
wie aus der Photographie und der Radiographie zu ersehen ist. Der Fuss be¬ 
fand sich somit in starker Varus- und gleichzeitig Equinusstellung. 


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Zunächst resezierte Redner das untere Ende der Fibula und pflanzte 
es auf den Astragalus, um die Basis und ein Fassgelenk rekonstruieren 
zu können. Zur Erreichung dieses Zieles war auch die Tenotomie der Achilles¬ 
sehne notwendig. In einem zweiten Tempo pflanzte Redner zur Rekonstruktion 
der Kontinuität vom Kniegelenk zum Fuss das obere Ende der genannten Fibula 
auf den vorhandenen Tibiastumpf. 

Die nach den Operationen und späterhin aufgenommenen Radiographien 
zeigen die perfekte Synostosis der Fibula mit der Tibia, die Entwicklung pro¬ 
portional zur heuen Funktion der Fibula. 

Die Funktion der Extremität lässt sich sehr gut an. 

Buccheri-Palermo. 

76) Rleppi. Innesto del perone nella tibia. (XXIII. Congresso della 
Societä italiana di chirurgia. Rom 8.—11. April 1911.) 

R. berichtet über drei Fälle von Einpflanzung der Fibula in die Tibia 
nach dem Verfahren von Hahn wegen Pseudarthrose nach akuter Osteomy¬ 
elitis der Tibia. Alle drei gingen in Heilung aus. 

In dem ersten Fall wurde die Operation 1901 ausgeführt und die Konti¬ 
nuitätstrennung im Knochen betrug 7 cm. Die Transplantation wurde einzeitig 
gemacht, und die Heilung war eine langwierige infolge eines Prozesses lokaler 
Eiterung, welche zur Ausstossung eines kortikalen Sequesters der Fibula führte. 
Schliesslich jedoch kam das Mädchen zur Heilung und geht heute korrekt und gut. 

Der zweite Fall wurde 1907 operiert. In diesem Fall war die Einpflanzung 
eine totale wegen des Fehlens der ganzen Tibiadiaphyse. Vollkommene Heilung. 

Der dritte Fall wurde im Jahre 1908 operiert. Auch hier war die Trans¬ 
plantation der Fibula in die Tibia eine totale; Heilung. 

R. legt die Radiographien der zwei letzten Fälle vor, die in einem Ab¬ 
stand von über l x /2 Jahr nach der Operation aufgenommen wurden. In ihnen 
ist die knöcherne Hypertrophie der transplantierten Fibula klar ersichtlich; 
Die Diaphysen haben fast das Volumen der gesunden Tibia. Das Gehen ist 
frei und schmerzlos. 

Zum Schluss bestätigt R. die Güte und Ueberlegenheit der Hahn’schen 
Methode und rät zu einer langdauernden Nachbehandlung, nämlich bis eine 
zum Tragen des Körpergewichtes hinreichende knöcherne Hypertrophie erzielt 
ist, um Knochenverkrümmungen zu vermeiden. BüOCherl-Palermo. 


Der IV. internationale Kongress für Physiotherapie, der unter dem Vor¬ 
sitz der Herren Geheimrat His und Geheimrat Brieger vom 12. bis 17. April 
1912 in Berlin stattflnden sollte, ist mit Rücksicht auf den gleichzeitig in Rom 
stattfindenden internationalen Kongress für Tuberkulose auf die Osterwoche 1913 
verlegt worden. Zu jeder weiteren Auskunft ist der Generalsekretär des Kon¬ 
gresses, Dr. Immelmann, Berlin W. 35, gerne bereit. 


Inhalt : Z ur Behandlung der Kniebeugekontraktur. Von Dr. 
W. Engelhardt in München. — Beitrag zur operativen Behandlung 
kongenitaler Vorderarmknochendefekte. Von Prof. Dr. K. Cramer in 
Köln. (Originalmitteilungeo.) 


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Referate: 1) Frangenheim, Chondrodystrophische Zwerge. — 2) Arten, 
Osteomalazie und Rachitis. — 3) Sohabad, Spätrachitis. — 4) Hartmann, Ostitis 
fibrosa (deformans). — 6) Plagemann, Diagnostik und Statistik der Frakturen. — 
6) Lonhard, Knochenbrüche und deren Behandlung im Katharinenhosp. in Stutt- 
gart. 1908—10. — 7) Sasaki, Behnndlung der Pseudoarthrosen durch Injektion 
von Periostemulsion. — 8) Sasse, Aseptische Extensionsvorrichtung. — 9) Wolf- 
80hn, Hypertrophische Osteoarthropathie. — 10) Axhauaen u. Pels, Experimentelle 
Beitrage zur Qenese der Arthritis deformans. — 11) Stein, Diathermie bei Be¬ 
handlung der Knochen- und Gelenkkrankheiten. — 12) Ceresoie, Arthritis 
blenorrhagica uud die Behandlung mit Röntgenstrahlen. — 13) Godleo, 14) 
Makin8, Myositis ossificans traumatica. — 15) Sldorenko, Untersuchungen über 
die Wirkung des Fibrolysins. — 16) Rehberg, Faszientransplantation. — 17) 
Wennet, Poliomyelitis - Epidemie in Nebraska 1909. — 18) PQrckhauer, 

Poliomyelitische Lähmungen. — 19) Brösamlen, Herzschädigung durch Tragen 
fester Stützkorsette. — 20) Klrohberg, Heissluft-, Lichtbehandlung und Massage. 

— 21) König u. HofTmann, Schnelldesinfektion mit Thymolspiritus. — 22) Motta, 
Staphylokokken-Osteomyelitis. — 23) Gauvaln, Spondylitisbehandlung. — 24) 
Plagemann, Monströse Lordose der Brust- und Lendenwirbelsäule. -- 25) Arm¬ 
strong, Schiefheit des Kopfes. — 26) Fitzwilliams, Kongenitales Fehlen beider 
Pektoralmuskeln. — 27) Möller, Angeborener Defekt des rechten Sternokleido- 
mastoideus. — 28) Rittershaus, Freie Faszienüberpflanzung. — 29) Cohn, Zur Frage 
des Schulterhochstandes. — 30) Habermann, Ursache und Bedeutung des Skapular- 
krachens. — 31) Dohan, Fall von zentralem „käsigen Sequester“. — 32) Biroher, 
Beitrag zum Humerus varus cretinosus. — 33) Znpplnger, Torsionsspannung im 
Oberarm. — 34) Grüne, Behandlung der Oberarmfrakturen mittels Gewichts¬ 
extension. — 35) Roloff, Abriss der langen Bizepssehne. — 36) Kröger, Sporn¬ 
bildung am Olekranon. — 37) Ebstein, Angeborene familiäre Missbildung an den 
Händen. — 38) Mühsam, Behandlung schwerer Hand- und Fingerkontrakturen 
nach Sehnenscheidenentzündung. — 39) Nast-Kolb, Seltenere Handwurzelverletzungen 
im Röntgenbild. — 40) Wollenberg, Knochencyste im Os naviculare. —41) Finsterer, 
Beckenluxation. — 42) Sedan et Faucheux, Folgen der Zerreissung des Lig. 
Bertini bei Femurluxation. — 43) Ludloff, Angeborene Hüftluxation. — 44) 
Weber, Spastische Hüftluxation. — 45) Levy, Beiträge zur Frage der Coxitis, 
Coxa vara und Osteoarthritis deformans. — 46) Gara, Abdominaldrucksymptom 
der Ischias. 

Kongress- und Vereinsberichte: 47) VL Kongress der italienischen 
orthopädischen Gesellschaft. Rom, 7. April 1911. — 48) Wolfsohn, Osteoarthro¬ 
pathie. — 49) Scalone, Bact. coli und chronische Osteomyelitis. — 50) Garrod, 
Auskultieren von Gelenken. — 51) Nösske, Osteomyelitis der Epiphysen der 
langen Röhrenknochen. — 52) NÖSSke, Osteomalazie. — 63) Ewald, Spontan¬ 
fraktur bei Syringomyelie. — 64) Körber, Nagelextension. — 56) Beck, Wismut- 
behandlung kalter Abszesse. — 66) Nösske, Stiellappen-Fernplastiken. — 57) 
Pllttl, Muskel-Faszientransplantation. — 58) Goldenberg, Die Förster’sche Operation. 

— 69) HQbsoher, Lane’sche Klammer. — 60) Oanls, Orthopädische Verbände. 

— 61) Hartung, Interessante Röntgendiagnosen. — 62) Schede, Trockene oder 
feuchte Gummihandschuhe. — 63) Goebell, Kiefergelenksankylose. — 64) Sgam- 
batl, Tuberkulöse Osteomyelitis, — 65) Ewald, Arthritis deformans. — 66) Porclle, 
Frakturen des Ellenbogens. — 67) Buccheri, Ischämische Kontraktur infolge 
Fraktur des Vorderarmes. — 68) Schoemaker, Ankylose des Fussgelenke. — 
69) Oehlacker, Luxation des ob lunatum. — 70) Röpke, Dupuytren'sche Finger¬ 
kontraktur. — 71) Nösske, Fingerersatz des Daumens. — 72) Patsohke, Ange¬ 
borene Hüftluxation. — 73) Grashey, Diaphysenfrakturen. — 74) Alessaadrl, 
Resektion der linken Femoraldiaphyse und Ersatz durch ein Stück der Fibula. 

— 75) Buccheri, Resektion der Fibula und Einpflanzung auf den Astragalus. 

— 76) Rieppi, Einpflanzung der Fibula in die Tibia. 


Original mitteilungen, Monographien und Separat ab drücke 
wolle man an Prof. Dr. O. Vulpius in Heidelberg, Luisenstrasse 1—3, oder an 
die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 15, einsenden. 


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Zentralblatt 

für 


ffinripsh id lecbaMscbB Oribopäi 

einsctdiesslicii der psamteo Heiliymstil Ei Massace. 

Redigiert von Verlag von 

Prof. Dr. 0. Yulpius S. Karger ln Berlin 

in Heidelberg. NW, Karletraeae 16. 


Monatlich erscheint ein Heft im Umfang von 48 Seiten. Preis des Jahrgangs 
Mk. 15,—. Zu beziehen durch die Post und durch alle Buchhandlungen des 

ln- und Auslandes. 


Bd. V. Dezember 1911. Heft 12. 


Aus der K. orthopädischen Universitäts-Poliklinik zu München. 

Der obere Gegenhalt bei den 
Skoliosenapparaten. 

"Von 

Professor Dr. FRITZ LANGE. 

(Mit 2 Abbildungen im Text) 

Wenn einem Knaben die Aufgabe gestellt wird, einen krummen 
Holzstab (Fig. lab) gerade zu biegen, so wird er ihn bei seinen 
Endpunkten a und b mit den Händen anfassen und bei c in der 
Richtung des Pfeiles einen Druck z. B. mit dem entgegengestemmten 
Knie ausüben. 

üb 


Fig. 1. 

Wenn der Knabe den Stab aber nur wie in Fig. 2 bei a mit 
der einen Hand festhalten und mit der andern Haud einen Druck 
in der Richtung des Pfeiles bei c ausüben würde, so würde das 
jedermann für unzweckmässig halten und dem Knaben klar machen, 
dass er auf diese Weise wohl den ganzen Stab nach links ver¬ 
schieben kann, dass er aber den krummen Stab auf diese Weise 
nicht gerade biegen kann. 

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t- 



Düsist eimvBinMuweisdieU, und :■ 
doch gil't es-; leider heute noch zahl¬ 
reiche orthopädisch*' &j>.|K«r«te> 
Welch« dreanß s&ibstvmt&fidhehen l 
Gruud&fitÄ bicfcbdieitefe^ dass ei« 
komgicrpuder Druck ütnr dann 
wirksam ist, wen o die b fcI d e o 
Ende« des verkrümmte« Körper- 
ceiio» fe*i vom ortltopUdisehetf. 
Apparate gefasst sind und. einen 
sichere« Gegeßhalt biete«. Es 
Würde zmveit rühren v alle Fehl- 
koo srtr uk t i ou e ri atizpj führen, &« 

• 1 d' • 


Stelle will ich nur auf das Priöv 





% 1 


197 ' hxlehe man einen 
spondylitische» Ktimrd' in einem 
Gipsvcrtmtde, der mu<?» bis aum 

oben da der 
Hegel aber in der i-jühc derActtsel 
endete, Iler Verband ««tHpracb 
in SHSfter Konatmktioti der Figur 2. 
Das' ««tere Endo des gebogenen 
Stabes wtir gctaäftt . und In der Gegend detfeibbus wurdest». 0r«jek^'o« 
hinten her durch den Gips ausgeübt. Das obere Ende des krumraen 
Stabes v tt. der spondyhuschen Wirbelsäule War aber nicht lUiert und 
deshalb -War di« kort igierpside Wirkung XtiU. 

Es war Calots grosses Verdienst,-'dass er io. seinen Mumien- 
verband den Kopf und Hais mit einseldous und ei weh Spondylitis* 
verband eiutuhirtpy welefer das oberk End« der Wirfcydaäulb i?ichcr 
fixierte. |nt «J»hn> 1898 .zeigte ich »bo»n. dass bet SpottdvJitiden, 
diu unterluüb dgäBrustwirbels sitze u. der lästige Müitvifchwer- 

händ. nielvf noiVflödiö. 1*1 soiirlorn tkei tiftini iriif Mn AM Verbund« 


.»».!'!'!: Gi'g.-nbah. an der Vorderseite- di-, Bocke»s und seinen ober» 
;^jg«hilWb-::a''nri'.ijbie , reri tfVd de?Stpynums iiiöfe fnitbikalb der Clkviciila 
hat. w'äbeend der konttrieomde Druck von bilden her auf den öibbas 
»usgwibt wird. 

Dieses Prinzip kommt honte m jedem .richtigen- Spotnivlitis- 
K'.i)<o!i. zur Geltung, nac das Kortet I nm? aus OeHtibbd oder Leder 
odeir Stahl gefirbeitet sei«, und ös baf sich misgezeichuet bewahrt. 

\Al . :iM4ivMn 51 A V 


Co gle 


UN1V 










461 


Merkwürdigerweise wird dieser Grundsatz bei der Konstruktion 
von adressierenden Apparaten zur Korrektur der Skoliose immer 
noch nicht beachtet. Es gibt Liegebretter, welche die Halswirbel¬ 
säule gar nicht fixieren, es gibt Nachtschalen, die genau so gearbeitet 
werden, wie das ursprüngliche Lorenz’sche Spondylitisbett und des 
Gegenhaltes auf der Halsseite entbehren, und es gibt fast nur Skoli¬ 
osenkorsetts, die genau wie die alten unzweckmässigen Spondylitis- 
korsetts in der Achselhöhle anfhören und den wichtigen Teil, 
den festen Halt am Hals, vermissen lassen. Alle diese Apparate 
gleichen in ihrer Konstruktion der Fig. 2 und ihre Verfertiger dem 
Knaben, der einen krummen Stab durch den Druck bei a und c ge¬ 
rade biegen will. 

Bei dem Gipsverbande, der von einzelnen Autoren zur Korrektur 
der Skoliose angewandt wird, hat das Prinzip des Gegenhaltes am 
Halse bereits Eingang gefunden. Bei den Korsetts wird wohl der 
einzelne oder andere Autor schon darauf Rücksicht genommen haben. 
So sagte Bade mir mündlich vor kurzem, dass er ebenfalls einen 
Gegenhalt am Halse gibt. In der Literatur habe ich aber keinen 
Hinweis darauf gefunden. 

Ich selbst habe schon in den Jahren 1896 und 1897 Celluloid¬ 
korsette konstruiert, die diesen Gegenhalt am Halse geben. Die 
Apparate waren aber in ihrer Aussenform plump und wurden, trotz¬ 
dem sie wirksam waren, von den Patienten nicht gern getragen. 
Das bestimmte mich damals, das Schwergewicht bei der Skoliosen¬ 
behandlung auf die Gymnastik zu legen. 

Das Prinzip meiner Methode, das ich aktive und passive Ueber- 
korrektur nannte, habe ich im Jahre 1903 veröffentlicht. Ich habe 
bisher keine Veranlassung gefunden, an den damals beschriebenen 
Apparaten etwas zu ändern, und glaube auch heute noch, dass diese 
Turnapparate, was Einfachheit der Konstruktion und Intensität der 
Wirkung angeht, noch nicht überholt sind. Ich selbst wende diese 
Apparate auch heute noch ausschliesslich in meinen Skoliosen-Turn- 
sälen an. 

Die ausschliessliche Turnbehandlung der Skoliose hat aber den 
Nachteil, dass leicht Unterbrechungen in der Kur und dadurch 
Rückschläge eintreten. 

Zufällige Krankheiten, wie eine Bronchitis, eine Influenza, ein 
Schnupfen, zwingen zu Pausen von ein oder mehreren Wochen, und 
gar die Ferien bringen Unterbrechungen von ein oder mehreren 
Monaten. Um die Korrektur länger auf die skoliotische Wirbel¬ 
säule einwirken zu lassen, habe ich deshalb schon früher Skoliosen- 

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462 


betten für die Nacht aus Celluloidstahldraht angewandt, welche den 
oben beschriebenen Gegenhalt am Halse geben. 

Diese Betten sind wirksam. Sie haben aber den Nachteil, dass 
sie in der heissen Jahreszeit lästig und dass sie gross sind und 
auf Reisen deshalb gerne zu Hause gelassen werden, und endlich 
bringen es manche Patientinnen doch fertig, unbewusst im Schlafe 
die Gurte zu lockern, sich in der Schale zu drehen und dadurch 
dem korrigierenden Druck auszuweichen. 

Diese Erfahrungen veranlassten mich, meine Nachtapparate 
anders zu gestalten. Ich verliess die Schalenkonstruktion und 
wandte mich wieder dem Korsettypus zu. 

Ich fing mit einer Konstruktion an, die ähnlich wie das 
Dollinger’sche und Calot’sche Spondylitiskorsett den Rumpf 
nicht nur in seinem unteren, sondern auch in seinem oberen Teile 
in Leder einschloss. Dadurch gewann ich einen sichern Gegenhalt 
für meine Apparate an der Halsseite, und erreichte, dass die Pelotten, 
die zur Korrektur am Rippenbuckel angebracht waren, auch wirk¬ 
lich ihren Zweck erfüllten, im Laufe der Zeit konstruierte ich eine 
ganze Reihe von anderen Modellen — und machte damit die Er¬ 
fahrung, dass man schliesslich mit jedem Korsett einen guten Er¬ 
folg haben kann, wenn es dem in Figur 1 wiedergegehenen Prinzip 
entspricht, das obere und untere Ende der skoliotischen Biegung 
fixiert und den korrigierenden Druck am Scheitel der Biegung aus¬ 
übt In der Armenpraxis verwende ich zu dem Zwecke Zelluloid-, 
in der Privatpraxis Stahlschienenkorsetts. Das prinzipielle Neue 
ist der Gegenhalt an der dem Rippenbuckel entgegen¬ 
gesetzten Halsseite. Den Gegenhalt gebe ich in der Regel 
durch ein an der Halsseite genau angepasstes Leder, das durch. 
Schienen verstärkt uud mit dem Korsett starr verbunden wird; ich 
habe auch die Zelluloidstahldrahttechnik benützt, um einen Gegen¬ 
halt zu bekommen. In andern Fälle u habe ich mich auch begnügt, 
den Gegenhalt aus Stoff zu geben. Wie die Sache technisch ge¬ 
macht wird, ist schliesslich gleichgi ltig, die Hauptsache ist, dass 
das Korsett an der Halsseite angreift, und dass dadurch Ver¬ 
schiebungen des Korsetts nach der Seite unmöglich werden. Dass 
zur Bekämpfung der Torsion das Korsett auch vorn unterhalb der 
Clavicula immer eng anliegen muss, genau wie ein Spondylitis¬ 
korsett, ist nach dem Gesagten selbstverständlich. 

Ich muss es einer späteren, ausführlichen Arbeit Vorbehalten 
au der Hand der Zeichnungen, die vou den Patienten vor und nach 
dem Gebrauch des Korsetts angefertigt wurden, die Wirkung des 
Korsetts zu illustrieren. 


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463 


Ad dieser Stelle sei nur gesagt, dass diese ßedressionsapparate 
in den zwei Jahren, die ich sie henütze, meine Erwartungen weit 
übertroffen haben. 

Ich habe viel schnellere Besserungen, als mit der gymnastischen 
Behandlung allein erzielt und habe auch hei den Patienten, die aus 
äusseren Gründen sich nicht längere Zeit einer gymnastischen Kur 
in der Anstalt unterziehen konnten und in der Hauptsache die Kur 
zu Hause durchführen mussten, Erfolge gesehen, wie ich sie vorher 
unter diesen Verhältnissen nicht beobachtet habe. Diese Erfahrungen 
haben mich im letzten Jahre veranlasst, die Apparate nicht nur in 
der Nacht, sondern auch den halben Tag benutzen zu lassen, aber 
ich warne dringend meine Patienten davor, etwa die Apparate den 
ganzen Tag zu tragen. Ich zweifle gar nicht, dass die Korrektur 
dann noch schneller vor sich gehen würde, aber ich glaube, dass 
der dauernde Schaden, der dadurch der Rückenmuskulatur zu¬ 
gefügt würde, viel grösser ist, als der Gewinn, welcher d 1 rch die 
schnellere Korrektur der Skoliose erzielt wird. 

Immer lasse ich auch gleichzeitig aktive adressierende Uebungen 
ausführen. Denn Korsett ohne Uebungen — an dem Grundsatz 
halte ich mit Schulthess fest — ist ein Kunstfehler, wenn eine 
Skoliose noch einer Besserung fähig ist. 


Ein Hülfsmittel zur Redression und Retention 

des Klumpfusses. 

Von 

Prof. Dr. K. VOGEL 

in Dortmund. 

(.Mit 3 Abbildungen im Text.) 

Ich habe vor etwa sechs Jahren, als ich noch in Bonn tätig 
war, durch Herrn Eschbaum daselbst einen Apparat konstruieren 
lassen, der den Zweck verfolgte, leichtere Klumpfüsse langsam zu 
korrigieren oder auch bei schweren Formen, die durch Redressement 
force erreichte Stellung zu erhalten resp. noch zu verbessern. Den 
ersten Apparat Hess ich für einen durch Narbenzug nach schwerer 
Hautverbrennung erzeugten Klumpfuss bauen, weil die Narbe bei 
Gewaltanwendung leicht eiuriss und auch feste Verbände schlecht 
vertrug; später habe ich auch bei kongenitalem und paralytischem 
pes varus die Vorrichtung mit Erfolg verwandt und kann sie daher 
zur Anwendung empfehlen. 


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mc« einet» in börrjj^erter sugeiegteti t*ipsw>gwt» ywn 

.Fasst und OnteMcheuk«! Wird *j.b .Positiv, hefgestelit und auf 
eine ehi«?m Stiefel Uhriüeih'ft jÄiaminiuflihn'lse;, die cU*>' Zeh**». 

Uisst (Fig, t). Dieser Aiunmiitmattafel 
m / , jgl- wird <Iuh> in zwei -Teile zocDgi einen 

IJM 13 gf^erfia^^eotratgii.a. und eine» kleineren 

. t.i-ri}»heinu »>. Din Trennung die-sär beiden 


sl iirkste Ab- 
ddss alsö, wenn 
ist, der zentrale 
Teil & flt?rs tdfferscWnkel uud dpu Tar¬ 
sus tfitg" Kusses tos zur Höbe Iler patho¬ 
logischen d'nfli.ngiing, der periphere Teil 
h die von 1 liier aus distale.' - Partie ' bis 
.zu den Zeheo umfasst, Di* 1 -.Teile, a und 
b sind an der medittHin Seite locker durch 
ein- kleines IjederrietnMieii verbunden 
liu Pig. 8 bei ;> ' ÄUtK Teil sichtbar), 
welches au? m$ed:. Zvmfc ., hat* eiö Ab- 


zu rerhiitnii, der spiiinr zu beschreiben¬ 
der! Verstellung dieses HiiKbnteiles -ube-t kein Hiuderuis in den 
Weg legt,. Die Hübe n ist, wie Fig. i zeigt, in-, zwei Teile zer¬ 
legt und an der Kückseite mit Hdiarmereri. vera mit oitfeiB 
8 dudu - vergdUuhs vt-rselv'tj. Her peripherr HüD-iu-ii b ist b? einem 
Stück belatiseu; natürlich kann tna.« mu h ibu zum Dedinm und 
Sohliesse« ernmhtmi in analoger Weise wie A. 

Entsprechend dem pmnni.miteßieri .'Teile .des Kluwpfuss?», also 
lateral übhf dem Tarsus, ist inv Hübwiteii a eine etwa zweimark- 
»f.ückgro^s« rund«? i mtVne.ug, iu die eine Pelotte c hioeiupassf. Diese 
sitzt hu dem hüempel d. der seinerseils jü der Hube e eine lose 
Fulirunö hat jirtil am peripheren Ende den kleinen iletatliahme» f 
trägt. 'Die Hübe o j«t dutvh die Brücke h mit der Hülse a fest 
verbunden, An der ®eduth*u S'dto der Bfjfsh t« ist. 
tbmen g ,b« festigt jbei k). .de?, durch .ein statkes Gvirarmbond j 
un’terbWicliha',,''' - «jÄhr-: ■• b'{ ft h dte- bteMlü hureh 

den Schliiz, des Rahiin'U» f zieht, die - S^tm* Füliaitig I passiert 
und so au die '.Hri.ekseite von » gelangt, qqi bei o wiedme zürn Vor¬ 
schein‘jiit kutüiiirft. d- ■ 






Fi#. 2 zeigt, den Apparat locker, das hebst in. der patbcdögisehen 
Stellung; des Fassest, angelegt, ' wahrend 'Fig.,3 die Wirkung m-ap» 
scluiftiieh^ die dadurch bedingt wird, daiss: der Tjederriemen g ktäftig 
vö3 jo haf nach rQrs. a.0geÄOgt‘tj, ffherdte Verschnürung herüber^ 
gehblt und ah dem^K&pt pj lestgeatellt wird. 


Auf dies*' Weise wird« während PussgeJcnh und, zentraler Tarsus 
feil durch die Hülse a Hjdert werden, die vordere Fus|pJirtie herum-' 
geholt a«s. der pathologischen in eine/ korrigierte Stellung und zwar 
wird erreicht 

1. eiu8 Dorsalliexioii, 

2. eine Ahduktiou und 

3. eine Fron atictn. 

des Vorderfnsses, und zwar finden alle diese Bewegungen iiaa den 
Teil de« die Hulseitieile a und b voueiiiauder 

getrennt sind. Diese Steile wirid ^htheir: dena Falle putsprftchend 
ausgew&hk; man wählt, wie erbeb iiemprkt,: tfeh Ort derjenigen senk¬ 
recht zur Läugffdchtuög des Fasses gedachten ODurdiächnittsebene, 
die die höchste dorsolacerale Vorwolbung 'trifft; .• Auf diese Vot- 
wolbüng wird dfe Felotte aafg^pressU welche sh; als....EypämocUiüü 


466 


für alle Bewegungen dient Das in den Lederriemen eingefügte 
Gummiband bedingt eine Dauerwirkung der adressierenden Kraft 

Ich habe den Apparat besonders des Nachts tragen lassen. 
Seine Vorzüge sehe ich in der Einfachheit der Anwendung, der 
dauernden Weiterwirkung der redressierenden Kraft infolge des 
Gummibandes und besonders in der Möglichkeit, diese Kraft, von 
Fall zu Fall unterscheidend, genau an der am stärksten pathologisch 
veränderten Partie des Fusskeletts angreifen zu lassen. 

Für ganz kleine Kinder ist der Apparat weniger geeignet, weil 
der Hülsenteil b an den kleinen runden und weichen Füsschen nicht 
recht anfassen kann. Je grösser und magerer der Fuss, desto 
energischer kann die Wirkung entfaltet werden. 


(Aus der Prof. Dr. Vulpius’schen orthopädisch-chirurgischen Klinik in Heidelberg.) 

Ein Präparat 

von reponierter kongenitaler Hüftluxation. 

Von OSCAR VÜLP1US. 

(Hierzu Taf. II-III.) 

Wir freueu uns heute mit gutem Recht über die klinischen 
Erfolge der unblutigen Repositiou angeborener Hüftverrenkungen. 

Wir wissen, dass der Prozentsatz der funktionellen Heilungen 
ein sehr grosser ist, und wir lesen überall von einer zwar niedriger 
gegriffenen, aber immerhin noch die Mehrzahl darstellenden Ziffer 
der anatomischen Heilungen. Die Annahme der letzteren stützt 
sich auf klinische Untersuchung und auf Röutgenbilder. Dass 
letztere kein sicheres Urteil über die anatomischen Verhältnisse des 
Hüftgelenkes und speziell der Pfanne gestatten, weil sie über die 
wichtigen knorpeligen Teile desselben so gut wie nichts sagen, das 
ist selbstverständlich, wird aber im allgemeinen viel zu wenig be¬ 
achtet. Ganz zutreffend hat kürzlich wieder Lud 1 off auf die 
irrigen Anschauungen hingewiesen, welche durch einseitige Deutung 
und Verwertung der Röntgenbilder entstehen können. 

Die ganze Wahrheit über die Heilungsvorgänge, welche sich 
nach der Reposition an den verschiedenen Konstituentien des 
luxiert gewesenen Hüftgelenkes abspielen, kann nur die anatomische 
Untersuchung von Präparaten uns sagen, welche ein glücklicher, 
eigentlich unglücklicher Zufall uns zur Verfügung stellt. 

Solche Präparate aber besitzen wir nur sehr wenige, jeder neue 
Beitrag muss uns darum willkommen sein. Ist doch sogar unsere 


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Kenntnis von der Beschaffenheit des luxierten Gelenkes noch keines¬ 
wegs vollständig und unveränderlich festgelegt, wie die neuesten 
Untersuchungen Ludloffs hinsichtlich der Htiftpfanne zeigen. 

Nicht mehr als ein halbes Dutzend von solchen Repositions¬ 
präparaten ist bisher in der Literatur niedergelegt, welche über Um¬ 
formung und Anpassung an Knochen und Weichteilen des Gelenkes 
Auskunft geben. 

6 Wochen nach erfolgter Reposition konnte Müller das Hüft¬ 
gelenk eines 2Va jährigen Mädchens, Veau (und Cathaie) dasjenige 
eines 4 jährigen Kindes untersuchen. 16 Monate lag die Einrenkung 
bei dem Präparat von einem 3jährigen Kind zurück, das Novä- 
Jossärand publizierte, 18 Monate bei einem weiteren Fall Müllers, 
der mit 2 1 /*Jahren eingerenkt worden war. Der gleiche Autor 
konnte das Ergebnis einer vor 2 Jahren bei 4 jährigem Mädchen aus¬ 
geführten Reposition anatomisch untersuchen, Ochsner endlich ge¬ 
wann ein Präparat 3 Jahre nach der Reposition. 

Was lehren uns diese Präparate? Die Gelenkkapsel fand 
sich 6 Wochen nach dem Eingriff in ihrem hinteren Anteil in Falten 
gelegt, welche auch nach 18 Monaten noch nachweisbar waren. 
Nach 2 und 3 Jahren war die Kapsel straff, ohne hintere Aus¬ 
buchtung. Das Ligamentum teres war einmal nach 2 Jahren 
normal vorhanden, ein anderes Mal nach 3 Jahren nur in Resten 
erhalten. 

Der Gelenkkopf wies nach 6 Wochen eine medio-posteriore 
Abplattung auf, die auch nach 15 Monaten noch sichtbar war. Nach 
18 Monaten bestand noch keine Kongruenz des Kopfes zur Pfanne, 
während nach 2 Jahren der Kopf einen gut kongruenten Kugel¬ 
abschnitt darstellte. In einem anderen Fall freilich war selbst nach 
3 Jahren der Kopf nicht ganz kugelig. 

Die Pfanne zeigte nach 6 Wochen Tellerform, nach 16 Monaten 
war sie um 4 mm flacher als auf der gesunden Seite. Nach 18 
Monaten erwies sie sich als klein, flach und des Knorpelüberzuges 
bar. Nach 2 Jahren wurde sie von normaler Form gefunden, 
das Pfannendach war noch knorpelig, nach 3 Jahren fast normal 
tief und mit starkem Rand versehen. 

Unser eigenes Präparat stammt von einem Mädchen, das wegen linksseitiger 
Verrenkung im Alter von 2 1 /* Jahren in Behandlung kam. Das Trendelen- 
burg’sche Phänomen war sehr ausgesprochen, der Trochanterhochstand betrug 2 cm. 

Die Einrenkung gelang ohne Schwierigkeiten, das Ein- und Ausrenkungs¬ 
geräusch war sehr deutlich. 

Erster Gipsverband bei 110° Abduktion und gebeugtem Knie. Nach sechs 
Wochen Verminderung der Abduktion auf 70°, ebenso der Knieflexion,, nach 


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weiteren 6 Wochen dritter Verband in starker Innenrotation bei gleicher Abduktion. 
3 Monate nach der Reposition Tod an interkurrenter Infektionskrankheit. 

Der Leiche konnte die linke Beckenhälfte und das obere 
Drittel des Femur in toto entnommen werden. Die Präparation er¬ 
folgte ein halbes Jahr später. (Fig. 1 auf Taf. II—III.) 

Die Gelenkkapsel wurde zunächst dargestellt, Besonderheiten 
waren an ihr nicht zu sehen. Alsdann wurde das Gelenk durch 
einen zirkulären Schnitt geöffnet und so aufgeklappt, dass der Kopf 
nur noch an der oberen zum Trochanter major ziehenden Kapsel¬ 
partie hing. Hierbei riss das ganz dünne, ein Häutchen darstellende 
Ligamentum teres an seiner Kopfinsertion ab. Der Kopf 
ist im ganzen gut geformt, besitzt aber eine deutliche medio¬ 
posteriore Abflachung. Dadurch entsteht bei der Betrachtung von 
oben der Eindruck, als bilde Schenkelhals und Kopf eine nach 
vorne konvexe Linie. Der Knorpelüberzug des Kopfes ist durchaus 
normal. 

Der Schenkelhals ist sehr kurz, er verläuft nach hinten und 
etwas nach aussen zum Trochanter, welcher in gleicher Höhe wie 
der obere Kopfrand steht. Es handelt sich um Coxa vara und um 
ziemlich starke Anteversion des oberen Femurendes. Letzteres war 
schon dem vor der Einrenkung bei nach vorne gerichteter Patella 
hergestellten Röntgenbild zu entnehmen, von dem eine Pause bei- 



(Fig. 1 u. 3 siehe auf Taf. II—III.) 

gegeben ist (Fig. 2). Das Ligamentum teres entspringt am vorderen 
unteren Pfannenrand bezw. an der Kapsel und stellt, wie schon er- 


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wähnt, ein Haches Häutchen dar. Die Gelenkkapsel ist in ihren 
hinteren und äusseren Anteilen sehr dick, von der früher jedenfalls 
vorhanden gewesenen Fältelung ist nichts mehr wahrnehmbar. Sie 
lässt daselbst eine strukturelle Sonderung in eine äussere fibröse 
und eine innere mehr knorpelartige Schicht erkennen, die allmählich 
in den Limbus übergeht. 

Der Limbus cartilagineus lässt sich in seiner hinteren 
Hälfte sehr gut darstellen, er ist durch eine Spalte von dem Pfannen¬ 
rand getrennt. 

Die Pfanne hat eine leicht ovale Gestalt. Vom Pfannenrand 
an senkt sich allseitig der Pfannenknorpel in die Tiefe, er kleidet 
aber die Pfanne keineswegs in normaler Ausdehnung aus, sondern 
stellt nur einen Saum dar, der oben etwa 6 mm, hinten etwas weniger 
breit und im übrigen nur angedeutet ist. An den unregelmässigen 
freien Rand schliesst sich dann straffes Fettgewebe an, das der ver- 
grös8erten Fossa acetabuli in etwa 2—3 mm dicker Schicht auf¬ 
sitzend den grössten Teil des Pfannengruudes darstellt. Es wurde 
abpräpariert und, wie die Abbildung zeigt, zwecks Veranschaulichuug 
der Verhältnisse vorgezogen und nach unten geklappt. Dass der 
knöcherne Pfannenboden nicht unerheblich verdickt ist, zeigt ein 
Blick auf Fig. 2. Sehr schön präsentiert sich die Pfannenkonfiguration 
auf der Röntgenaufnahme des Präparates. Man sieht hier ungemein 
deutlich, wie wenig kongruent die knöcherne und die fibrös-knorpelige 
Pfanne sind. Die knöcherne Pfanne der Fig. 2 und 3 ist ein 
flaches tellerförmiges Gebilde. Während diese Konfiguration die 
Stabilität der Reposition höchst zweifelhaft erscheinen lässt, liegt in 
Wahrheit die Sache ganz anders und wesentlich günstiger: Knorpel 
und fibröses Gewebe bilden einen sehr ansehnlichen Pfannenrand 
und umschliessen einen Hohlraum, in welchem der Kopf tief und 
sicher eingetaucht ist. 

Der Kopf passt in die Pfanne durchaus gut hinein, freilich 
mehr mit dem hinteren Umfang als mit seinem eigentlich medialen 
Anteil, eben infolge der Anteversion, welche Fig. 3 veranschaulicht. 
Dadurch kommt es, dass der Schatten des Kopfkernes und des 
Trochanteransatzes sich teilweise decken. 

Wir können aus dem recht instruktiven Präparat also erkennen, 
dass nach der Reposition in erster Linie die Kapselschrumpfung — 
und Anpassung sich vollzieht und zwar in weitgehendem Masse, so 
dass schon nach 3 Monaten geradezu normale Kapselverhältnisse 
vorliegen. Viel weniger günstig präsentiert sich die Pfannenbildung, 
es kann fraglich erscheineu, ob in diesem Fall das Fettgewebe des 


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Pfanneugrundes in grösserer Ausdehnung allmählich in Knorpel 
verwandelt worden wäre. 

Immerhin ist auch nach einem Vierteljahr schon eine Pfanne 
vorhanden, welche in allen Dimensionen genügt, um dem Gelenk 
ausreichende und dauernde Festigkeit zu garantieren. 


Funktionelle Behandlung der Skoliose nebst einem Beitrag 
zur Kenntnis einiger orthogenetisch-degenerativer Krankheiten. 
Von R. Klapp -Berlin. Zweite Auflage. Mit 116 Abbildungen. Jena, 
Verlag von G. Fischer 1910. Preis 4.60 Mk. 

Mit grosser Energie hat Kl. sich um die weitere Ausbildung 
des Kriechverfahrens bemüht und vereinigt in dem Buch, das mehr 
eine Neuschöpfung als eine neue Auflage darstellt, eigene und fremde 
Erfahrungen. 

Das erste Kapitel befasst sich mit der Bedeutung der auf¬ 
rechten Körperhaltung für die Entstehung der sog. orthogenetischen 
Erkrankungen, besonders des Thorax und seines Inhaltes. Auf 
Grund seiner Erwägungen hält er ein prophylaktisches Kriechen 
nicht nur für Thoraxanomalien, sondern auch für die Verhütung von 
Lungen- und Herzleiden für zweckmässig. 

In den folgenden Kapiteln werden in ausführlicher Weise das 
Kriechverfahren und die gegen dasselbe erhobenen Einwände er¬ 
örtert. Es zeigt sich, dass zur Entkräftung der letzteren und speziell 
behufs einer besseren Lokalisation der Umkrümmung das Verfahren 
modifiziert wurde, dadurch freilich auch eines Hauptvorzuges, der 
Einfachheit, teilweise verlustig gegangen ist. 

Die Technik des Gipsbettes wird von einer Krankenschwester 
beschrieben. 

Hinsichtlich der Prophylaxe glaubt Kl. das Kriechverfahren 
auch für die Schule empfehlen zu sollen. 

Wer über das Klapp’sche Verfahren sich ein abschliessendes 
Urteil bilden will, wird es erst nach Lektüre dieser neuen Auflage 
tun dürfen. 

Durch einen bedauerlichen Manuskriptverlust kommt diese Auf¬ 
forderung des Ref. leider sehr verspätet, was Verfasser wie Leser 
freundlichst entschuldigen wollen. 

Vulplus- Heidelberg. 


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Alban KOhler (Wiesbaden). Das Röntgen verfahren in 
der Chirurgie. Mit 56 Figuren auf 4 Tafeln und 17 Figuren im 
Text. Berlin 1911, H. Meueser. 

Das kleine Buch ist der 1. Band der „Bibliothek der physi¬ 
kalisch-medizinischen Techniken“, welche von Heinz Bauer heraus¬ 
gegeben und für Aerzte, Physiker und Techniker bestimmt sein 
wird, um diese kurz und doch gründlich über diese Kapitel zu 
orientieren. Nur 5 Bogen werden gegeben, aber io ihnen ist dank 
der Erfahrung und dem Geschick des Verfassers erstaunlich viel 
untergebracht. Auch die frische Art der Darstellung beweist, wie 
sehr alles Vorgetragene selbst Erlebtes ist. 

Die zahlreichen Reproduktionen von charakteristischen Röntgen¬ 
bildern sind einzig schön, die ganze Ausstattung eine hervorragende. 

Vulplus-Heidelbeig. 

F. Schmale (Bielefeld). Freiübungen zur Erzielung schöner 

Körperhaltung. 4. Auflage, mit 43 Abbildungen. Bielefeld-Leipzig 

1911. Velhagen und Klasing. 

Zur Uebung der Wirbelsäule und Entwicklung guter Haltung 
empfiehlt Verfasser, der Oberturnlehrer in Bielefeld ist, in den Plan 
der Turnstunden eine Serie von Spezialübungen aufzunehmen, die 
in Wort und Bild dargestellt werden. 

Manche dieser Uebungen sind den Orthopäden geläufig, andere 
wird er mit Nutzen dem Skoliosenturnplan einfügen. 

Vulpius-Heidelberg. 


1) H. Kttttner (Breslau). Die Transplantation aus der Leiche. 

(Bruns Beitr. z. klin. Chir. 75. Bd. 1. H. p. 1.) 

Auf Grund der günstigen Resultatein 3 Fällen von Transplantation 
von Gelenkteilen aus der Leiche (2 Hüftgelenke, 1 Tibiagelenkteil) 
kommt Verf. zu der Ueberzeuguug, dass die Transplantation aus 
der Leiche eine Zukunft hat. Grösste Vorsicht bei Auswahl 
des Leichen materiales ist selbstverständlich notwendig, um sicher 
einwandfreies Material zu bekommen. Dabei hat unbedingt die 
Sektion des Spenders und die bakteriologische Untersuchung des 
zur Transplantatiou bestimmten Teiles vorauszugehen. Wenn es 
auch von Vorteil ist, möglichst lebensfrisches Material zu transplan¬ 
tieren, so kanu es nach Verl’. Erfahrungen doch 27—35 Stunden 
p. mort. zur Einheilung gebracht werden. Es muss vollkommen 
aseptisch, wie bei einer Operation, entnommen und dann in sterile 
und auf 1—2° abgekühlte Ringer’sche Lösung (Na chlorat = 9,0, 


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Ca chlorat — 0,24, K. chlorat = 0,42, Na bicarb = 0,3 Aq. dest. 
ad 1000,0) gebracht werden. Zur Vereinigung am geeignetesten 
ist die Bolzung. — Die Nachuntersuchungen ergaben in allen 
3 Fällen des Verf. vollkommene Einheilung. An dem Präparat 
des 1. Falles war nirgends eine Spur von Resorptionsvorgängen im 
Knochen zu beobachten. Von besonderem Interesse ist die fast 
völlig normal gebildete Gelenkkapsel und die an normalen Stellen 
wieder eingetretene Insertion der abgetrennten Muskeln. — Tier¬ 
experimente, auch anderes Gewebe aus der Leiche zu transplantieren, 
waren völlig ergebnislos. Baisoh-Heidelberg. 


2) K. Haeberlin (Nauheim). Zur Kenntnis des Frühstadiums 
der sogenannten Ostitis fibrosa nebst Bemerkungen 
über das Wesen dieser Erkrankung.“ (Bruns Beitr. 74. Bd. 
(Festband f. L. Rehn) p. 59.) 

H. hatte Gelegenheit, einen Fall sog. Ostitis fibrosa von 
Recklinghausen im Frühstadium zu beobachten. Er teilt den 
y pathologischen und histologischen Befund dieses Falles genau mit 
und geht dann auf die verschiedenen Ansichten der Autoren über 
das Wesen der Erkrankung ein. Im wesentlichen sind darunter 
2 Gruppen zu unterscheiden: solche, die für eine blastomatöse, 
und solche, die für eine entzündliche Genese der Affektion eintreten. 
H. glaubt, dass die Erkrankung im Beginn blastomatösen Charakter 
habe, das fibrogene Osteom. Das chronische Trauma der zentralen 
blastomatösen Proliferation setzt dann deu Reiz, der die reaktiven 
Erscheinungen „der ossifizierenden Ostitis und Periostitis, der fibrösen 
Osteomyelitis, der Osteoblastentätigkeit, der Osteoklase, der Hämor- 
rhagien und der Phagozytose auslöst. Die exakte Bezeichnung für 
die komplizierte v. Recklinghausen’sche Krankheit wäre darnach: 
Endostalfibrogene umschriebene Osteomatose mit sekundärer Markfi¬ 
brose, variierenden Rieseuzellenansammlungen und konsekutiven Ge- 
websdegenerationen. Baisoh-Heidelberg. 


3) B. Herzfeld. Ein Beitrag zur Frage der multiplen 
kartilaginären Exostosis. (Arch. f. klin. Chir. 96, 1.) 

21 jähriges Mädchen mit zahlreichen kartilag. Exostosen. Die 
auch in diesem Falle beobachtete Lux. capit radii findet eine neue 
Erklärung als Druck — d. h. ßelastungsfolge. 

Landweh r-Heidelberg. 

4) Dobrotwovsky. Die Rippen als Material zur Knochen¬ 

autoplastik. (Zentralbl. f. Chir. 1911, 32.) 

Wegen der leichten Spaltbarkeit in der Fläche erscheinen dem 


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Verf. Rippen zur Deckung von Schädellücken, doppelt interponiert 
zur Füllung von Röhrenknochen defekten sehr empfehlenswert. 

Landwehr-Heidelberg. 

5) Gerves und Susewind (Barmen). Aus dem berufsge¬ 
nossenschaftlichen Genesungshause. (Monatsscbr.f. Unfall- 
heilkd. 1911 H. 4.) 

Verf. berichten über ihre günstigen Erfahrungen bei Frakturen, 
die unmittelbar nach dem Unfall in ihre Behandlung gekommen 
waren, im Gegensatz zu den Fällen, die erst nach der 13. Woche 
zur Nachbehandlung kamen. 

Die Erwerbsbeeinträchtigung betrug durchschnittlich bei 
Schlüsselbein-, Oberarm-, Schulter- und Ellenbogenfrakturen am Ende 
einer durchschnittlichen 54 tägigen Behandlungsdauer ca. 8 °/ 0 , bei 
Vorderarm-, Handgelenk-, Mittelhand- und Fingerbrüchen am Ende 
einer durchschnittlichen 48 tägigen Behandlungsdauer ca. 5 °/ 0 , bei 
Unterschenkel-, Fusswurzel-, Mittelfuss- und Zehenbrüchen am Ende 
einer 49 tägigen Behandlungsdauer ca. 8 %. 

In der Behandlung wird die Dauer der fixierenden Verbände 
auf das allergeringste Mass herabgedrückt. Meyer-Lübeck. 

6) 6 . Hurtado. Cuerpos extranos articulares. (Fremdkörper 

in den Gelenken.) (Revista de Mt'dicina y Cirugia präcticas de Madrid. 
Bd. XXXV. 1911. No. 1. 183.) 

H. gibt im Anschluss an den von ihm operierten Fall einer 
Meniskusverletzung eine übersichtliche Darstellung der Prinzipien 
der Behandlung der Fremdkörper in den Gelenken, und speziell 
auch der von Hoffa geschilderten Fettgeschwulst. 

Stein-Wiesbaden. 


7) Thlem. Tuberkulose und Unfall. (Monatsschr. f. Unfallheilkd. 

1911, 6. H.) 

Die Entwicklung einer Tuberkulose unter Einwirkung einer 
stumpfen Gewalt ist denkbar: 

1) Wenn die quetschende Gewalt einen bereits aktiven, aber 
langsam sich entwickelnden Herd trifft 

2) Wenn sie mechanisch tuberkulöse Pfröpfe in die geborstenen 
Blutgefässe presst, dadurch metastatische Tuberkulose erzeugend. 

3) Wenn sie einen bereits abgekapselten Herd trifft, die Kapsel 
sprengt oder im Innern eine frische Entzündung entfacht, in deren 
Verlauf die Kapsel gesprengt wird. 

4) Wenn in allerdings seltenen Fällen durch die quetschende 
Gewalt auf der Haut befindliche Tuberkelbazillen in die Tiefe ge¬ 
presst werden. 


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Für posttraumatische Tuberkulose muss ein gewisser, wenn auch 
nicht übermässig hoher Grad der Gewalteinwirkung verlangt werden. 
Bei Frakturen der langen Röhrenknochen ist die Callusbildung der 
Ausbildung einer Tuberkulose hinderlich. 

Charakteristisch für eine posttraumatische Tuberkulose ist das 
Nichtheilen wollen einer Verletzung, die sonst in wenigen Wochen 
abgeklungen ist, bis nach einiger Zeit die tuberkulöse Natur offen¬ 
bar wird. Etwa 25 °/ 0 der örtlichen Tuberkulose ist ein Trauma 
vorangegangen. Meyer-Lübeck. 

8) Max Brandes. Ueber Trypsinanwendung in der Be¬ 
handlung chirurgischer Tuberkulosen. (Münch, med. Wocb. 
1911, Nr. 28.) 

Aus der Anschützschen Klinik berichtet B. über die Erfahrun¬ 
gen mit Trypsin, dass er Erfolge sah bei kalten Abszessen (Weichteil- 
wie Senkungsabszessen), die er punktierte und mit Trypsin injizierte, 
dass er dagegen bei fungösen Tuberkulosen der Gelenke und Sehnen¬ 
scheiden Misserfolge hatte. Bei diesen fungösen Formen wandelten 
sich die schwammigen Massen nach den Injektionen nicht in festes 
Bindegewebe um, sondern bei 2 Fällen erfolgten dennoch multiple 
Erweichungen und Abszedierungen, die zur Operation zwangen. In 
einem Falle, bei einer fungösen Fusstuberkulose, heilte ein wallnuss- 
grosser Abszess nach mehreren Injektionen dauernd aus. In einem 
anderen Fall stellte sich danach ein starkes schmerzhaftes Oedem 
ein. Bei Sehnenscheidenhygromen traten danach heftige Schmerzen 
auf, die eine weitere Behandlung verboten. Dagegen schwanden 
grössere kalte Senkungsabszesse prompt, so bei spondylitischeu 
Seukungsabszessen, Weichteilabszessen nach Coxitis. Der Eiter 
wurde dünnflüssig und serös - hämorrhogisch, die Abszess¬ 
wendung verdickte sich. Auch ein Abszess des Unterschenkels, 
von einem im Röntgenbild diagnostizierten Tibiaherd aus¬ 
gehend, heilte aus. Fisteln und Lymphombildungen wurden nicht 
mit Trypsin behandelt. Nebenwirkungen: bisweilen fortschrei¬ 
tender Zerfall auch des gesunden Gewebes über den Abszess hinaus, 
sodass es zur Arrodierung der Haut kam. Die Gewebseinschmelzung 
macht eben auch vor dem Gesunden nicht Halt In 2 Fällen unter 
Fieber Fistelbildung, nicht durch Infektion, sondern offenbar durch 
Trypsinwirkung. Abszessbehaudlung ist nicht schmerzhaft. Verwendet 
wurde die von Freund und Redlich hergestellte, in Violen sterilisierte 
lproz. Trypsinlösung, von der jedesmal 2-4-6 Violen eingespritzt 
wurden. Hohmann-Münohen. 


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9) Buccheri (Palermo). Die chirurgische Behandlung der 
Gelenkdeformitäten. (Zeitscb. f. orth. Chir. Bd. 28, S. 114.) 

In Bezug auf die Tuberkulose der Gelenke, insbesondere des 
Knie- und Hüftgelenks erklärt sich B. durchaus zu Gunsten der 
konservativen Behandlung. (Gipsverband evtl. Injektionen ins Gelenk.) 
Bei frischen entzündlichen Kontrakturen der Gelenke der unteren 
Extremität ist eine Ruhigstellung durch fixierenden Verband das 
beste Verfahren. Ist die Schmerzhaftigkeit zurückgegangen, so ist 
ein allmähliges Redressement angebracht, während knöcherne Anky¬ 
lose eine Osteotomie nötig macht Das Genu recurvatum kann je nach 
der Ursache ein bewegliches oder ankylosiertes sein. Die Therapie 
muss auch dem entsprechend eine sehr verschiedene sein. Die 
Coxa valga gibt selten zum chirurgischen Eingreifen Veranlassung, 
auch bei Coxa vara wird nur in sehr veralteten Fällen eine Osteo¬ 
tomie nötig werden, während die meisten durch Extension, Redresse¬ 
ment etc. bereits günstig zu beeinflussen sind. Bei Genu valgum 
empfiehlt B. das Redressement resp. die EpiphyseDablösung, die 
Osteotomie soll nur in Ausnahmefällen in Anwendung kommeu. 
Die Behandlung der veralteten Patellarfraktur und der habituellen 
Luxation der Kniescheibe wird in der Regel eine operative sein. 

OttendorfT-Hamburg-Altona. 


10) Walkhoff (Berlin - Gr.-Lichterfeld), Ewald (Hamburg) und 
Preiser (Hamburg). Die vaskuläre Theorie der Arthritis 
deform ans. (Zeitschr. f. orth. Chir., Bd. 28, S. 231.) 

Die Verf. haben die von Wollenberg aufgestellte Theorie über 
die vaskuläre Entstehung der Arthritis deformans an einer Reihe 
von Versuchstieren nachgeprüft. Bei der grossen Mehrzahl der Tiere 
waren überhaupt keine Veränderungen an den Kniegelenken, deren 
Patella zur Erzeugung einer Zirkulationsbehinderung nach W’s Vor¬ 
gehen umnäht waren, nachzuweisen. In zwei Fällen, hei denen nach 
dem Röntgenbild und der makroskopischen Untersuchung der An¬ 
schein einer Arthritis deformans bestand, ergab die mikroskopische 
Untersuchung bei dem einen, dass eine Verletzung der Patella mit 
konsekutiver Ernährungsstörung vorlag, im anderen Falle war die 
Nadel zu tief eingedrungen und hatte die Synovialis mitgefasst, wo¬ 
durch eine Nekrose der benachbarten Knorpelpartien eingetreten 
war. Pathologisch anatomisch war demnach in keinem Falle Arthritis 
deformans nachzuweisen. An den Gefässen fanden sich keine Ver¬ 
änderungen. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

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11) Charlton Brlscoe. Rheumatoid Arthritis, (ßrit. med. Joura. 

11. March 1911.) 

Die Aetiologie des maltilokulären Gelenkrheumatismus ist noch 
nicht einheitlich geklärt. Wenn Verf. auch in vielen Fällen die 
bakteriologische Veranlassung zugibt, so neigt er doch mehr dazu, 
den Rheumatismus als eine Folge einer Stoffwechselerkrankung an¬ 
zusehen. Er stützt sich auf die Forschungen von Joulie und Nicolaidi, 
Paris, über deren Ergebnisse Watkiu (Lancet 20. Juni 08) berichtet, 
die nachgewiesen haben, dass bei dem Gelenkrheumatismus die 
Azidität und die Quantität der Phosphate im Urin von der Norm 
abweicht und bei entsprechender Behandlung, Zurückführen auf die 
Norm die Gelenkerkrankungen im Frühstadium ausgeheilt oder im 
späteren Stadium zum Stillstand gebracht werden, und ein Fort¬ 
schreiten der subakuten resp. chronischen Symptome vermieden wird. 

Näheres über die chemischen Einzelheiten dieser Theorie im 
Original nachzulesen. Mosenthai-Berlin. 

12) Falkensteln. Zur Bekämpfung des akuten Gichtan¬ 
falls. (Münch, med. Woch. 1911, Nr. 26.) 

Der durch seine Salzsäure-Jodtherapie bei Gicht bekannte 
Verfasser empfiehlt zur Schmerzstillung beim akuten Gichtanfall 
die Lokalanästhesie und zwar verwandte er das Eusemin, von 
dem er 1, bei schweren Schmerzaufällen 2—3 Ampullen in un¬ 
mittelbarer Nähe der Schmer/stellen injizierte und zwar bei fett¬ 
reicher Haut durch die Dicke der Fettschicht hindurch. Dadurch 
sah er mehrere Stunden lang ein Nachlassen der Schmerzen. 

Hohmann-München. 

13) Fernändez Sanz: El signo de Babiuski en el reumatismo 

crouico. (Das Babinski’sche Zeichen beim chronischen Rheu¬ 
matismus. (Revista de Medicina y Cirugia präcticas de Madrid. Bd. 

XXXV. 1911. No. 1. 183.) 

Tesie in Lyon hat mehrfach die Behauptung aufgestellt, dass 
der chronische Rheumatismus auf einer Alteration der nervösen 
Elemente beruhe, und hat dabei eine toxische Infektion angenommen. 
S. hat versucht, diese Behauptung auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen, 
und hat unter einer sehr grossen Anzahl von Fällen, die sicher 
ausgewählt waren, und bei denen mit Bestimmtheit chronischer 
Rheumatismus vorlag, niemals das Babinski’sche Zeichen feststellen 
können. Steln«Wie8baden. 


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14) Natzler (Heidelberg). Experimentelles zur Sehnenüber¬ 

pflanzungsnaht. (Zeitachr. f. orthop. Chir. Bd. 28, S. 465. 

Um die von Lange aufgestellte Behauptung, dass die Naht von 
Sehne auf Sehne, besonders bei paralytischen Muskeln nur eine 
sehr geringe Haltbarkeit besitze, zu entkräften, hat N. in der Vul- 
piusschen Klinik Belastungsproben an normalen sowie an den Sehnen 
gelähmter Muskeln angestellt. Es ergab sich daraus, dass nicht nur 
gesunde, sondern auch paralytische Sehnen erhebliche Belastungen 
(meist über 10 kg, ja bis 21 kg) aushalten. Auch die Belastungs¬ 
proben von Sehnennähten (gesunde Sehne auf gesunde, kranke auf 
kranke) ergaben einen erheblichen Widerstand der Naht, während 
einige zur Kontrolle ausgeführten periostalen Ueberpflanzungen bei 
sehr viel geringeren Belastungen abrissen. Auch erwies sich, dass 
die gelähmten Sehnen keineswegs abnorm dehnbar waren. 

Oltendorff-Hamburg- Altona. 

15) Erlacher (Graz). Vorstudien zur Pathologie der mo¬ 
torischen Nervenendigungen. ^Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 28, 
S. 626.) 

E. hat durch mikroskopische Untersuchungen von Kaninchen¬ 
muskeln festgestellt, dass die einzelnen Muskelfibrillen von marklosen 
Nervenfibrillen versorgt werden, die aus markhaltigen unter einander 
anastomosierenden Fasern hervorgehen. Auch die feinsten mark¬ 
losen Fibrillen stehen durch feinste Fasern miteinander in Verbin¬ 
dung und gehen teils durch Vermittlung von Schleifen und Ver¬ 
dickungen teils direkt in das Endbäumchen (Verzweigungen des 
Nervenplasmas im Sarkoplasma) über. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

16) t. Mayersbach (Graz). Zur histologischen Orientierung 
der Nervenleitungen. (Zeitachr. f. orth. Chir., Bd. 28, S. 635.) 

M. hat versucht, durch Exstirpation einer bestimmten Muskel¬ 
gruppe (Extensoren der oberen Extremität) bei einer jungen Meer¬ 
katze eine aufsteigende Degeneration der zugehörigen Nervenbahnen 
und damit eine Lagebestimmung dieser betreffenden Partien im 
Nervenquerschuitt zu erhalten. Der gelungene Versuch ergab in 
diesem speziellen Falle das gleiche Resultat, das s. Zt. Stoffel durch 
anatomische Präparation der Nerven erreichte. 

OttendorfT-Hamburg-AltoDa. 

17) Vipond (Montreal). The etiology of Poliomyelitis. (Brit. 

med. Journ. 18. March 1911.) 

Auf Grund von zeitlichem Zusammentreffen einer Typhus- und 
Poliomyelitis-Epidemie in Quebek hat Verf. Forschungen über 

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den Zusammenhang dieser Krankheiten angestellt und kommt zu 
dem Resultat, dass beide Krankheiten von demselben Bazillus ver¬ 
ursacht werden und zwar auf Grund folgender Beobachtungen: Beide 
Erkrankungen sind am häufigsten zur selben Jahreszeit; Diarrhoe 
ist eine gewöhnliche Begleiterscheinung der Pol. Die Inkubations¬ 
dauer ist die gleiche, 10—13 Tage. Beide Krankheiten kommen 
zu der Zeit vor, wo die Ursache für die Uebertragung des Bacillus 
durch Wasser oder Milch am günstigsten ist; wo gute hygienische 
Wasser- und Milchverhältnisse sind, sind beide Krankheiten selten. 
Bei 6 von 16 Pol.-Fällen war Vidal positiv. Was die Behandlung 
anbetrifft, so hofft er viel von der Seruratherapie. 

Mosenthal-Berlin. 


18) George Parker. An epidemic of infantile Paralysis in 

Bristol. (Bericht über eine Poliomyelitisepidemie von 37 Fällen 
in Bristol.) (Brit. med. Jonrn. 18. March 1911.) 

Die gewöhnliche Zeit des Auftretens sind die 3 Sommermonate. 
Alter der Patienten 4—16 Jahr. 6% Mortalität. Teils plötzlicher 
Beginn, teils rheumatoide Vorerscheinungen waren zu beobachten. 
Krankengeschichten. Mosenthal-Berlin. 

19) Garrow. Are poliomyelitis and herpes zoster the same 

disease? (Brit. med. Journ. 18. March 1911.) 

G. schliesst aus dem häufigen Auftreten von Herpes zoster bei 
eiuer Poliom. Epidemie auf den gleichen Erreger. Er hebt hervor, 
dass beide zu gleicher Zeit epidemisch auftraten. Während bei 
der Pol. die Vorderhornzellen befallen sind, sind es bei dem 
Herpes die hinteren Hörner. Die Natur der Erkrankung ist die 
gleiche Entzündung, Hämorrhagie oder Thrombose, in beiden Fällen 
eine Gefässeutzündung. Mosenthal-Berlin. 

20) Marcelino Herrera Vegas y Jos6 M. Jorge (hijo). Los 

Transplantes Tendinosos en el Tratamiento de la Para- 
lisis infantil. (Die Sehnenplastik in der Behandlung der 
spiualen Kinderlähmung.) (Buenos Aires. 1910.) 

In der vorliegenden Monographie geben V. u. J. eine ausführliche 
Darstellung sowohl der Geschichte als auch der Technik und der 
Anwendungsgebiete der plastischen Operation an den Sehnen zur 
Behandluug von Lähmungen. Die Verff. bekennen sich im grossen 
und ganzen als Anhänger der Lange’scheu Methode, welche die 
Sehnenansätze direkt an das Periost verlegt. Indessen schildern 
sie auch ausführlich die von Vulpius propagierten Methoden der 


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Sehnenüberpflanzung. 57 eigene Fälle werden mit Beigabe der 
genauen Krankengeschichten mitgeteilt. Das Werk ist vorzüglich 
ausgestattet und illustriert Stein- Wiesbaden. 


21) Walther (Graz). Kontralaterale Nerventransplantatiou. 

(Zeitschr. f. orth. Chir. Bd. 28, S. 518.) 

W. hat bei einer Ziege den Nervus supr ascapularis der einen 
Seite durch den der anderen ersetzt. Die Vereinigung erfolgte so, 
dass klinisch und auch anatomisch an der Nahtstelle volle Leitungs¬ 
fähigkeit bestand. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

22) Wemdorffu. Winkler (Wien). Die Jonentherapie in der 

Orthopädie. (Zeitschr f. orthopädische Chir. Bd. 28, S. 473.) 

Die beiden Verf. treten für die von Leduc angegebene Therapie 
der Gelenkversteifungen ein, die in einer Einführung von Jonen 
speziell des Chlorions in die Gewebe mittels des elektrischen Stroms 
besteht W. u. W. haben nicht die sonst üblichen mit Kochsalz¬ 
lösung getränkten Kompressen oder Bäder als Elektroden benutzt, 
sondern Glasgefässe nach Art der Bierschen Saugglocken mit der 
entsprechenden Flüssigkeit gefüllt, sodass der zu behandelnde Körper¬ 
teil als Diaphragma für den Durchtritt des elektrischen Stroms und 
zur Einführung des Chlorions diente. Die Sitzungen müssen von 
ziemlich langer Dauer (mindestens halbstündlich) bei höchsterreich¬ 
barer Stromintensität (bis 100 Milliampere) sein. Eine langsame 
Steigerung der Stromstärke erhöht die Toleranz. 

Ottendorff-Hamburg-Altona. 

23) F. Edgar (Cyriax). Mechano-Therapeutics in the treat- 

ment of chronic coustipation. (Brit. med. Journ. 18. March 

1911.) 

Die Ursachen der chronischen Obstipation beruhen auf 1) Ver¬ 
minderung der Peristaltik, 2) Verminderung der Funktion des Sym- 
pathicus, 3) Verminderung der Kraft und des Tonus der Abdominal¬ 
muskulatur. Die Therapie hat dementsprechend einzusetzen. Re¬ 
flektorische und direkte elektrische Behandlung des abdominalen 
Sympathicus. Aktive und Widerstandsbewegungen der Abdominal¬ 
muskeln, respiratorische Uebungen, Massage der Muskeln und des 
Darmes. Vibration des unteren Leberrandes. Mosenthal-Berlin. 


24) Bichard Mühsam. Trepanation der rechten Tibia wegen 
Osteosklerose. (Berl. klin. Woch. 24, 1911.) 
löjähr. Patient zeigte seit */2 Jahr eine zunehmende Schwel¬ 
lung der Diaphyse der rechten Tibia, die spindelförmig, steinhart 


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angeschwollen war, kein Druckschmerz, sondern Schmerz heim 
Gehen, beide Unterschenkel etwas verkrümmt Für Rachitis be¬ 
stand kein Anzeichen, gegen Lues sprach der negative Wassermann. 
Jodkali steigerte die Schmerzen. Im Röntgenbild Verdickung der 
Diaphyse, keine Markhöhle an der Stelle der Auftreibung, und 
unterhalb und oberhalb. Der Knochen war im ganzen etwas un¬ 
durchsichtig. Wegen der starken Beschwerden Operation: Auf- 
meisseln des Knochens, der steinhart wie Elfenbein war, wenig 
blutete, keine Markhöhle an dieser Stelle zeigte, nur ober- und unter¬ 
halb eine kleine Markhöhle aufwies. Auskratzung, Glättung der 
Meisseiflächen, Naht, glatte Heilung. Beschwerden waren ver¬ 
schwunden. Trepanation der Röhrenknochen wegen Osteosklerose 
ist von Nehrkorn ausgeführt worden, der bei 40jähr. Patienten 
nach und nach die Humeri, Femora und Tibiae aufmeisselte, wonach 
die Schmerzen verschwanden. Auch hier steigerte eine antiluetische 
Kur die Beschwerden. Hohmann-München. 

25) Sulzer. Ueber subperiostale Diaphysenresektion bei 

Ostitis acuta purulenta fibulae. (Münob. med. Woch. 1911, 

Nr. 28.) 

Nach dem Beispiele Olüers wurden in der Tillmannschen Klinik 
kut-eitrige Prozesse der Röhrenknochen, vor allem der Fibula mit 
Resektion der Diaphyse subperiostal behandelt An Krankenge¬ 
schichten leichterer Infektion zeigt S. den oft sehr langwierigen 
Verlauf hei der gewöhnlichen Behandlung mit Inzision des Eiter¬ 
herdes und Exkochleation, an schweren Fällen das vollständige 
Versagen des Eingriffes. An Fällen, die mit der Diaphysenresektion 
unter Schonung des Periostschlauchs und der Epiphysen behandelt 
wurden, demonstriert er die glatte schnelle Heilung unter Regeneration 
der resezierten Fibuladiaphyse. Bei schwer beeinträchtigtem All¬ 
gemeinbefinden hält er die Entfernung des ganzen Krankheitsherdes 
durch die Resektion für indiziert, ebenso bei jeder mehr diffusen 
eitrigen Fibulaerkrankung, ob nun das Periost bereits abgelöst ist 
oder noch nicht. Hohmann-München. 

26) Ludloff (Breslau). Zur Beurteilung der Calcaneusfrakturen. 

(Bruns Beitr. z. klin. Chir. 75. Bd. 1. u. 2. H. p. 209.) 

Um die bei alten Calcaneusfrakturen noch bestehenden Be¬ 
schwerden objektiv prüfen zu können, empfiehlt Verf. Röutgenbilder 
von beiden Füssen gleichzeitig bei symmetrischer Röhreneinstellung 
und in 2 Ebenen (Seitenlage, und bei aufstehender Ferse) zu machen. 
Bei Vergleich solcher Bilder zeigt sich erstens einmal die veränderte 


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Form des Calcaneus (meist Varasform) am deutlichsten, dann aber 
waren auch einzelne kleine rarefizierte Stellen in der Knochenstruk¬ 
tur zu bemerken, die in direktem Verhältnis zur Schmerzschonung 
des Beines standen, und auch als Grundlage für den bei der Prüfung 
objektiv vorhandener Beschwerden wichtigen Perkussionsschmerz 
des Calcaneus angesehen werden können. Baisoh-Heidelberg. 


27) ran Assen (Rotterdam). Operative Behandlung der 

Fraktur des Processus posterior tali. (Zeitschr. f. orthop. 

Chir. Bd. 28, S. 468.) 

Verf. hat in einem Falle von älterer Fraktur des Proc. post, 
tali zur Beseitigung der Schmerzen eine Exstirpation des Bruch¬ 
stückes vorgenommen. Nach 3 Wochen konnte der Pat seine 
Arbeit wieder aufnehmen. OttendorfT-Hamburg-Altona. 

28) Morl A. Deila frattura isolata del 2 8 metatarso e del 

suo valore medico - legale in rapporto alla legge degli 

införtuni sul lavoro. (Ramazzini 1911, No. 1—2.) 

Verf. hat kürzlich Gelegenheit gehabt, einen Fall von direkter, 
isolierter Fraktur des zweiten Metatarsus mit dauernder Luxation 
seines distalen Endes zu beobachten, den er kurz beschreibt nicht 
nur, weil er uns Gelegenheit zum Studium der funktionellen 
Störungen gibt, welche diese traumatischen Läsionen an dem Fuss 
bedingen, sondern auch wegen einiger Betrachtungen forensischen 
Charakters inbezug auf das Unfallgesetz. Bnocheri-Palermo. 

29) Ziegler (Winterthur). Beitrag zur Kasuistik der Luxa¬ 

tionen im Lissfrancschen Gelenk. (Mit 3 Fig.) (Fortschr. 

auf d. Geb. d. Röntgenstr. 1911, XVII, 1. S. 19.) 

Z. hat drei Fälle beobachtet. Aetiologisch und anatomisch 
sprechen sie für die Annahme von Malgaigne, Hoffa und Lossen, 
wonach die laterale Verrenkung nur kombiniert sein muss mit einem 
Abbruch der Basis des Metatarsale II oder aber bei dessen Intakt¬ 
bleiben die Zwischenstufe einer dorsalen Luxation vorausgesetzt 
werden muss. Ein häufiger Befund — auch in den drei Fällen 
beobachtet — ist die gleichzeitige Luxation zwischen dem ersten 
und zweiten Keilbein. Zur besseren Isolierung der einzelnen Keil¬ 
beine, als sie bei der gewöhnlichen dorso-plantaren Aufnahme mög¬ 
lich ist, empfiehlt Z. mit einer mittelweichen Zentral-Therapieröhre von 
unten zu bestrahlen, während man einen Film mittels einer weichen 
Binde auf dem Fussrücken fixiert. Natzler-Heidelberg. 


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30) E. 0. del Mazo: Un caso de localizacion osteoperiosto- 

calcänea del reumatismo blenorägico. (Mitteilung eines 
Falles von Calcaneussporn mit sehr heftigen Schmerzen, welche 
im Verlaufe einer akuten Gonorrhoe auftraten.) (Actas Dermo- 
Sifiliograficas. Bd. II. 1910. No. 2.) 

Der Verf. hält den Fall deshalb für besonderes bemerkenswert, 
weil die Erkrankung einseitig auftrat. (Ist durchaus keine Selten¬ 
heit. Ref.) Stein-Wiesbaden. 

31) J. D. Griffith (Kansas City). Osteophytes of the os 
calcis. (Am. Journ. of Orth. surg. VIII, 3.) 

Mechanischer Reiz insbesondere bei falscher Fussbelastung ruft 
ohne bakterielle Entzündung die periostale Neubildung des Calcaneus- 
sporns hervor. Operative Behandlung. Landwehr-Heidelberg. 

32) Robert E. Soule (New York). Treatment of congenital 

talipes equinovarus. (Am. Jonrn. of orth. surg. VIII, 4.) 

Die Einwärtsrotation des Unterschenkels ist Folge des Fort¬ 
bestehens der Fussdeformität; ebenso X-Kniee Belastungsfolge bei 
unbehaudelten Füssen. S. verwirft Behandlung durch Angehörige 
und hält ärztliche mittels Gipsverbänden für empfehlenswerter als 
mit wechselbaren Verbänden ; insbesondere soll die Atrophie geringer 
sein. Tenotomie ist selten notwendig. Landwehr-Heidelberg. 

33) Lang (Paris). Resultat orthopedique de l’astragalectomie 

chez l’enfant. (Das orthopädische Resultat der Talusexstir¬ 
pation im kindlichen Alter). (Revue d’ urthop6die Bd. 22, S. 43) 
Der äusseren Form nach wird keine sehr wesentliche Verstümm¬ 
lung des Fusses durch die Exstirpation des Talus herbeigeführt, 
doch wird der Fuss auf alle Fälle kürzer. Es ist dabei gleich, ob 
Klumpfussbilduug, Tuberkulose oder Deformation nach Poliomyelitis 
die Veranlassung zur Exstirpation des Talus gegeben haben. Die 
Beweglichkeit pliegt nach der Operation wegen Klumpfuss nicht 
sehr hervorragend zu sein, bei Tuberkulose ist sie oft recht ausgiebig, 
manchmal ausgiebiger als bei konservativer Behandlung. Der Gang 
erfolgt zum Teil mit im Knie gebeugtem Bein, um den Fuss im 
rechten Winkel halten zu können, zum Teil in Spitzfussstellung, 
wobei entweder das Knie gebeugt wird oder im Gegenteil in Genu 
recurvatumstellung kommt. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

34) Henneberg u. Kirsch (Magdeburg). Der Plattfuss in der 
Volksschule. (Zeitsch. f. orth. Chir. Bd. 28., S. 371) 

Die Verf. haben die 741 Knaben einer Volksschule untersucht 


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und bei 17,27°/o Plattfüsse fest gestellt Id den höheren Klassen 
war der Prozentsatz 26,82 bis 27,27, in den untersten 10,34 bis 
13,11. Es fiudet also ein starkes Ansteigen in der Zahl der Defor¬ 
mitäten mit dem zunehmenden Alter statt. Die Verf. glauben als 
Ursache des Plattfusses die Rachitis annehmen zu müssen. Bei 
einigen war auch bereits Fixation des Plattfusses eingetreten. Knick- 
fuss fand sich bei 46,1%. Untersuchungen bei Hamburger Schülern 
durch Ewald haben höhere Zahlen ergeben (Plattfuss bei 1 /3, Knick- 
fuss bei % aller Schüler). H. und K. schliessen sich nach ihren 
Untersuchungen der von Ewald ausgesprochenen Ansicht an, dass 
der Plattfuss im Kindesalter entsteht, aber später funktionsuntüchtig 
und schmerzhaft wird und daher erst in späterem Lebensalter 
(Pubertät) zur Kenntnis des Arztes gelangt. Die Verf. raten bei 
ensinkendem Fussgewölbe prophylaktische Einlagen zu verordnen. 

Ottendorff-Hamburg- Altona. 

35) E. H. Bradford (Boston). Treatment of flat-foot. 

(The american jouro&l of orthop. surgery. VIII, 3.) 

Die Hauptursache der statischen Fusskrankheiten sieht B. in 
der Minderwertigkeit der käuflichen Schuhe. Der Grad der Schwäche 
des Fusses und seiner Deformierung bedingen verschiedene thera¬ 
peutische Massnahmen. Es gilt, dem Pat. die Möglichkeit wieder 
zu verschaffen, den Fuss so durch das Körpergewicht zu belasten, 
dass dies unter den besten mechanischen Bedingungen zum Bau und 
dem Kraftaufwand geschieht. — Eine Plattfusseinlage hat nicht 
viel mehr Wert als eine Krücke. Jeder nach dem Leisten ge¬ 
arbeitete Schuh wird den Fuss eines barfüssigen Wilden einschnüren 
Ein Schuh, der die normale Fussbeweglichkeit hemmt (wie dies 
auch von vielen Einlagen gilt), wirkt nicht heilend. Den Haupt¬ 
nachdruck legt Verf. auf die Fussgymnastik. Die Behinderung der 
Gelenkbeweglichkeit verrät sich nicht immer durch Deformität. 
Forzierte Redression wird befürwortet, von blutigen Eingriffen 
höchstens lineäre Talus- oder Calcaneusosteotomie empfohlen. 

Landwehr-Heidelberg. 

36) Ewald. Plattfusschmerzen und Arthritis deformans. 

(Borl. klin. Woch. Nr. 15, 1911.) 

E. betont das häufige Vorkommen deformierender Arthritis beim 
Plattfuss, auch schon im jugendlichen Alter. Die osteophytartigen 
Bildungen an der Dorsalseite des Talus, Naviculare, Kuboid, Kal- 
kaneus deuten auf 'Arthritis deformans. Beschwerden treten meist 
erst nach Reizung der Gelenkkapsel auf, oft vergehen Jahre ohne 


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alle Beschwerden. Bisweilen bestehen an solchen Füssen Oedeme, 
leichtes Schwitzen, Kälte und Zyanose, wie beim gewöhnlichen 
Plattfuss. Hohmann-München. 

37) Rochard (Paris). Du pied plat valgus douloureux trau- 
matique. (Ueber den schmerzhaften Platt-Knickfuss nach 
Trauma.) (Revue d’orthop. Bd. 22. S. 193.) 

R. stellt das Krankheitsbild des Plattfusses nach Trauma auf. 
Meistens handelt es sich dabei um Frakturen oder Infraktionen der 
Fibula ohne Lockerung der Malleolengabel. Der Fuss zeigt unbe¬ 
lastet zum Teil normale Form, die Abflachung tritt erst bei Be¬ 
lastung eiu. R. glaubt, dass es sich um eine Bänderzerreissung im 
Chopartschen Gelenk handele. Therapeutisch war die Verordnung 
einer Einlage von gutem Erfolg. Ottendorff-Hamburg-Altona. 

38) Arturo Galcerän Gaspar. Pie plano doloroso. Parälisis 

del peroneo lateral largo. (Revista de Medicina y Cirugia 
pr&cticas de Madrid. Bd. XXXIV. 1910. No. 1. 147.) 

26 jähriger Mann, welcher seit 8 Jahren an heftigen Schmerzen 
in der Gegend des Mittelfusses und der Ferse beiderseits leidet. All¬ 
mählich hat sich hochgradige Plattfussstelluug entwickelt G. glaubt, 
dass dieser Folgezustand auf eiue Lähmung des Peroneus zurück¬ 
zuführen sei. (? Ref.) Galvanisation der Peronealmuskulatur, sowie 
der Fussgelenke mit sehr starken Strömen, unter Verwendung einer 
Chlorlithiumlösung im Siune eines elektrolytisch wirkenden Heil¬ 
mittels, soll bedeutende Besserung herbeigeführt haben. 

Stein-Wiesbaden. 

39) J. S. Covlsa: Un caso de talalgie de origen sifilitico. 

(Ein Fall von Tarsalgie mit syphilitischem Ursprung.) (Actas 
Dermo-Sifiliogr&ficas. Bd. III. 1911. No. 3.) 

C. bespricht den Zusammenhang der Bildung eines Calcaneus- 
sporns mit der Syphilis, und führt dabei die Ansichten der Autoren 
über die Aetiologie der Exostosen im Calcaueus ausführlich an. 
Er bespricht den Fall einer 30 jährigen Frau, welche mit sehr starken 
Sohmerzen in der Gegend des rechten Calcaneus erkrankte, nach¬ 
dem sie einige Monate vorher Lues acquiriert hatte. Gonorrhoe 
war nicht vorhanden. Das Röntgenbild ergab das Vorhandensein 
eines starken Calcaneussporns. Eine antiluetische Behandlung brachte 
alle subjektiven Beschwerden bald zum Schwinden, während der 
Sporn nach wie vor vorhanden war. C. glaubt daher, dass es sich 
bei dem Sporn vielfach um eine physiologische Bildung handle, und 


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dass der Schmerz io einer Anzahl von Fällen durch eine sekundäre 
Infektion verursacht werde. Stein-Wiesbaden. 

40) A. Mackenzie Forbes (Montreal). An Operation for anterior 

metatarsalgia. (Am. Journ. of Orth. Burg. VIII, 3.) 

M. bespricht ausführlich das mannigfache Symptomenbild der 
Metatarsalgie und gibt einen Rückblick auf die Geschichte des 
Krankheitsbildes seit Morton (1876). Zu den verschiedenen Theorien 
der Aetiologie fügt er folgende neue hinzu: Banderschlaffung und 
Schwäche des transversalen Metatarsal-Muskels lässt die Metatarsal- 
köpfchen sinken. Die zarte Haut unter diesen erträgt den Druck 
nicht, ihre Wucheruug infolge des Druckes noch weniger. Es folgt 
eine leichte Arthritis metatarso-phalangea. Auf nervösem Wege 
wird der M. extens. digg, mit gereizt und verursacht die unangenehme 
Dorsalflexion der Zehengrundgelenke ; Folge hiervon ist Subluxation, 
die wiederum die Senkung der Köpfchen verstärkt. 

Aus dieser Ueberlegung kommt M. zu folgendem therapeutischen 
Vorschlag: Die Sehne des Extens. digg., long. wird von den Pha¬ 
langen abgetrennt und auf den Metatarsenköpfchen fixiert. Die 
kurzen Strecker genügen zur Erhaltung der Streckstellung der Zehen, 
das vordere Fussgewölbe aber wird wiederhergestellt. Es empfiehlt 
sich, die Sehnen in einem Knochenkanal zu vernähen. 

Landwehr-Heidelberg. 

41) Lengemann. Ein neuer Stiefel zur Verhütung und 

Heilung der Insufficientia pedis. (Münch, med. Woch. 1911 

No. 18.) 

L. hat zwei Stahlfedern unter der Brandsohle des Stiefels an¬ 
gebracht, deren eine den inneren Teil der Wölbung stützt, während 
Seitenstreben ihre Lage und Befestigung sichern. Die andere Feder 
ist eine Längsfeder für den mittleren Teil des Gewölbes. Die 
Stiefel werden fabrikmässig unter dem Namen »Nürnberger Reform¬ 
stiefel Crispin« hergestellt und sollen sehr haltbar sein. 

Hohmann-München. 

Kongress- und Vereinsnachrichten. 

42) J. Drey. Gesellsch. f. inn. Medizin u. Kinderheilkunde Wien. 8. VI. 11 . 

(Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 

Längenwachstum und Knochenkernbildung. 4jähr. Patient be¬ 
kam im 3. Lebensjahr Myxoedem. Thyreoidin erfolglos. Im nächsten Jahr 
neue Schilddrüsenkur mit einem Fluidextrakt (2 mal tägl. einen Kaffeelöffel). 
Nach 2 Monaten Steigerung des Wachstums und (Jewichts, die myxoed. Schwellung 
schwand allmählioh, Intelligenz, Obstipation, Aussehen besserten sich. Knochen¬ 
kerne vermehrten sich. Hohmann-München. 

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48) Knöpfelmaoher. Gesellsch. f. inn. Med. u. Kinderheilkunde Wien. 8. VI. 11. 
(Ref, Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 

Barlowsche Krankheit. Präparate eines 6jähr. Kindes, das eine 
Sattelnase und abnorme Brüchigkeit der Knochen hatte. An den Epiphysen 
fanden sich Veränderungen und am Oberschenkel trat eine Blutung auf. Die 
Obduktion ergab: Epiphysenlösung an einem Oberschenkel mit fast völligem 
Schwund der Epiphyse, Fehlen des Periosts an einer Stelle des Humerus, wo 
früher eine Blutung gewesen war, und eine Blutung über dem linken Femur 
mit Abhebung des Periosts. Hohmann-München 

44) Hinz. Ein Fall von Gelenktransplantation nach Lexer. • (Freie 

Vereinigg. der Chir. Berlins. Ref. Zentralblatt f. Chir. 1911, 34.) 

20 jähriger Pat. mit Knorpel- und Knochentuberkulose des Kniegelenks 
ohne Mitbeteiligung der Kapsel und der Kniescheibe (!). Plastik mit den einer 
Selbstmörderleiche l 1 /? Std. post mortem entnommenen Gelenkteilen; fistulöse 
Verheilung. Resektion nach 10 Monaten. Die krurale Knochenplatte war in 
ganzer Ausdehnung angeheilt, trotzdem aber nekrotisch ; die femorale fast ganz 
sequestriert. Landwehr-Köln. 

45) fiottsteln. (Breslauer chir. Ges. 12. Juni 1911.) (Ref. Zentralbl. f. Chir. 

1911, 33.) 

1. Myotitis ossif. circumscripta an der Aussenseite des Oberschenkels. 
Ebenso wie bei Operation vor 8 Jahren fand sich eine Cyste innerhalb des ver¬ 
knöcherten Muskels. 

2. Patellarfraktur bei Tabes. Allmähliche Verknöcherung der Quadriceps- 
sehne. 

3. Multiple familiäre Olekranonfrakturen bei 3 Brüdern. 

Landwehr-Heidelberg. 

6) Vulplus (Heidelberg). 58. Versammlung mittelrhein. Aerzte Mainz. 11. VI. 11. 

(Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 

Nerven Operationen bei Lähmungen. Bei den Nervenüberpfianzungen 
kommt es vor allem auf die Stelle an, wo der Nerv eingepflanzt wird, in welchen 
Querschnittsteil des Nerven hinein. Die Indikationen sind: traumatische 
Verletzungen, schlaffe Lähmungen (spinale Kinderlähmung), aber auch spastische 
Formen, bei denen die Hyperinnervation in eine Subinnervation verwandelt 
werden muss. Der Företerschen Operation ist ihrer Gefahren wegen die Nerven, 
plastik oft vorzuziehen. Bei schlaffen Lähmungen soll man frühestens 12 Monate 
nach der Lähmung operieren, wenn bis dahin keine Heilung oder Besserung 
eingetreten ist. Hohmann-München. 

7) Holle (Wiesbaden). 58. Versammlung mittelrhein. Aerzte Mainz. 11. VI. 11. 

(Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 

Förstersche Operation. Littlekind, das nicht selbständig gehen konnte, 
wurde radikotomiert: einzeitig, vom 11. Dorsalwirbel bis 1. Sakralwirbel die 
hinteren Wurzeln (welche, sagt das Referat nicht. H.). Kind geht, noch etwas 
schleudernd und ataktisch. Bei einem Tabiker mit gastrischen Krisen wurde 
ebenfalls operiert. Es entstand Querschnittslähmung und Exitus nach einigen 
Monaten an Blasenleiden. Die gastrischen Beschwerden waren nicht beein¬ 
flusst worden. Hohmann-München. 


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48) Oree8mano. Allgem. ärztl. Verein Köln 20. III. 11. (Kef. Münch, med. 

Woch. 1911 Nr. 22.) 

Bruchbänder. D. beschreibt ein normales Bruchband, tritt für das 
Leistenbruchband mit Feder und flacher breiter Pelotte ein, während er für den 
Schenkelbruch eine schmale, stark konvex geformte Pelotte anwendet. Beim 
Nabelbruch Erwachsener legt er statt des selten gut haltenden Bruchbandes 
eine Leibbinde an, bei Kindern Heftpflasterstreifen, die nicht' zirkulär liegen, 
sondern von einer Achselhöhle zur andern laufen. Stets soll der Arzt das Bruch¬ 
band anpassen. Hohmann-München. 

49) Von den Velden (Düsseldorf). Rhein, westfäl. Gesell sch. f. inn. Medizin und 

Nervenheilkunde, Köln 12 III. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 24.) 

Wirkung der Radiumemanation. Durch Untersuchungen stellte er 
fest, dass das Radium die Gerinnung des Blutes beschleunigt. — Diskussion: 
Schultze-Bonn: Durch Radiumeinpackungen schwanden bei hartnäckiger 
Schultergelenkentzündung ziemlich schnell Schmerzen und Steifigkeit. War- 
burg-Köln: Von Radiumwasserumschlägen oder Bädern keine deutlichen Er¬ 
folge. Wohl aber von dem Aufenthalt in einer Emanationskammer: Appetit- 
steigerung und Besserung der Beschwerden bei Gichtikern, Muskelrheumatismus, 
Ischias, tabischen lancinierenden Schmerzen. C o s smann -Duisburg fragt nach 
den Erfolgen von Radiuminjektionen. A. Hoffmann-Düsseldorf: Die Emana- 
toren für Trink- und Badekur waren wirkungslos. Dagegen deutliche Erfolge 
in einem Emanatorium, und zwar bei Gicht, (Verschwinden der Harnsäure 
aus dem Blute), chronischer Arthritis mit Schwellung der Gelenkkapseln. 

Hohmann-München. 

50) Diskus sio n über Arthritis deformans de s Schultergelen ks. (Vor¬ 

trag von Ewald.) Biolog Abt. des ärztl. Vereins Hamburg 21. III. 11- 

(Ref. Mönch, med. Woch. 1911, Nr. 23.) 

Haenisch: Kommt seltener vor, weil die Schulter nicht so den Schäd¬ 
lichkeiten ausgesetzt ist, wie Knie, Hüfte und Ellenbogen und weil die Belastung 
wegfällt. Röntgenbefunde schwer zu erheben, wegen wechselvoller Einstellung. 
Diagnostisch verwertbar sind Spitzen am Uebergang der unteren Kopfkontur in 
den Schaft, am oberen Kopfpol seltener, am tub majus, am oberen und mehr 
noch am unteren Rande der facies glenoidalis. — Fraenkel: Bei 609 Leichen 
(darunter • 07 zwischen 30 und 90 Jahren) fand sich bei 91 Arthritis deformans. 
Nur 6 mal an einem Gelenk, dem rechten Kniegelenk, 30 mal an 2 Gelenken 
(20 mal die Kniegelenke), 3 Gelenke 3 mal, 4 Gelenke 15 mal. Im Ganzen 
78 Kniegelenke, 47 Hüftgelenke, 29 Ellenbogengelenke, 28 Schultergelenke, 
26 Fussgelenke. Ueber Finger- und Handgelenke fehlen Angaben, weil aus 
kosmetischen Gründen eine Untersuchung nicht stattfand. An Schultergelenken 
war niemals eine isolierte Erkrankung. Hier keine eigentlichen Prädilektions¬ 
stellen, teils waren die Randzonen erkrankt, teils Knorpelusuren und Knochen¬ 
wucherungen am Kopfpol. Röntgenologisch oft nichts nachzuweisen. — Sim- 
m o n d 8: Unter mehr als 1000 Kniegelenken in 50 °/ 0 aller Fälle jenseits des 
46. Jahres arthrit. Veränderungen. Vorstellung arthritischer Prozesse an 4 
Präparaten veralteter Schultergelenksluxation. Auch die alte, leere Pfanne zeigt 
solche Veränderungen. — Plate: Auch trotz Zacken an Gelenken im Röntgen¬ 
bilde sind viele Leute arbeitsfähig. — Preisen Nur bei äusserster Aussen- 
rotation und parallelem Aufruhen des Schulterblatts auf der Platte bekommt 

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man ein richtiges Uebersichtsbild. Auch Zackenbildung am Akromion. — 
Deutschländer: Weiterwerden der Sponziosamaschen, Kalkarmut und Ver¬ 
dünnung der Bälkchen sind Zeichen der Arthritis. — Haenisch hat dies nicht 
gesehen, sondern nur bei infektiösen Arthritiden. Hohmann-München. 

51) Quen8el. Medizin. Gesellsch. Leipzig. 7. III. 11. (Ref. Münch, med. VV. 

1911, Nr* 22.) 

1. Neuritis des nervus suprascapularis. 23 jähr. Mann mit akutem 
Gelenkrheumatismus im Juni 1910 in beiden Fussgelenken und im linken Schulter¬ 
gelenk. Seit Juli 1910 Mattigkeit und Schmerzen in der Schulter, Abmagerung. 
August: Hebung des Armes über die Horizontale nur unvollkommen, Auswärts¬ 
rollung erschwert, Atrophie des Muse, supra- und infraspinatus mit E A R. Rück¬ 
bildung. 

2. Rheumatismus chron. mit Versteifung des Schultergelenks. 
Atrophie der Schultermuskulatur, besonders des musc. supra- und infraspinatus 
bei normaler elektrischer Erregbarkeit. Oft Beteiligung des um die spina sca- 
pulae verlaufenden nervus suprascapularis vorhanden. Hohmann-München. 

52) Lenzmann (Duisburg). Wies. Wanderversammlung des Aerztevereins Duis¬ 

burg usw. 30. IV. 11. (Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 
Einkeilungsbruch des unteren Femurendes. Durch Fall aus be¬ 
trächtlicher Höhe aufs Knie entstand eine Einkeilung in da9 Kondylenende des 
Femur. Geeignet zur Nagelextension. Hohmann-München. 

53) Eduard Müller. Aerztl. Verein Marburg 4. III. 1911. (Ref. Münch, med. 

Woch. 1911, Nr. 23.) 

Ischias. Ist meist eine Neuritis und nicht eine Neuralgie. Kardinal¬ 
symptome frischer Fälle sind neben den Schmerzen und Druckpunkten das 
Lasögnesche Symptom (Dehnung des Nerven durch passives Erheben des 
im Knie gestreckten Beins im Hüftgelenk, dabei Schmerzen) und Ab¬ 
schwächung oder Aufhebung des Achillessehnenreflexes der kranken 
Seite. Letzteres besteht bei der Hälfte der Fälle. Ausser der üblichen Be¬ 
handlung empfiehlt M. die J. Langeschen Eukaininjektionem 

Hohmaim-Müncbon. 

64) Goebel. Allgem. ärztl. Verein Köln 3. IV. 1911. (Ref. Münch, med. W. 
1911, Nr. 23.) 

1. Luxation des Fusses im talo - naviculargolenk nach Fall aus 
grosser Höhe. 

2. Isolierte Subluxation des navieulare pedis nach oben nach 
Fall aus Stockwerkhöhe. 

3. Isolierte Totalluxation des navieulare pedis auf den 
Taluskopf durch Fallen nach hinten bei völlig fixiertem Fuss. 

Hohmann-München. 

55) Preleitner. Gesellsch. f. inn. Med. und Kinderheilkunde Wien. 8. VI. 11. 
(Ref. Münch, med. Woch. 1911, Nr. 28.) 

Fraktur einer Exostose der Tibia. Das Frakturstück soll exstirpiert 
werden. Hohmann-München. 


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Person&lnotlzen. 

Sonn: t)er Privatdozent für Chirurgie und Orthopädie Dr. A. Maehol 
wurde zum Oberarzt der chirurgischer Klinik ernannt und erhielt zugleich das 
Prädikat „Professor“. 

Dr. F. U. Burlington ist zum Professor der Orthopädie an der Vermont- 
Universität ernannt worden. 

Den 100. Röntgonkursus hält im Dezember die Elektrizitätsgesellschaft 
„Sanitas“, Berlin, Friedrichstrasso 131 d. ab. 

Berichtigung. 

In Heft 11 ist auf Seite 452 irrtümlich der Name „Hübscher“ statt „Hübosser“ 
bei Besprechung der Lane’schen Klammern genannt worden. 


Inhalt: Der obere Gegenhalt bei den Skoliosenapparaten. Von Prof. 
Dr. Fritz Lange in München. — Ein Hülfsmittel zur ßedression und Retention 
des Klumpfusses. Von Prof. Dr. K. Vogel in Dortmund. — Ein Präparat von 
reponierter kongenitaler Hüftluxation. Von Oskar Vulpius in Heidelberg. Hier¬ 
zu Tafel II-1II. (Originalmitteilungen.) 

Buchbesprechunzeu: Klapp, Funktionelle Behandlung der Skoliose. — 
Köhler, Das Röntgenverfahren in der Chirurgie. — Schmale, Freiübungen zur 
Erziehung schöner Körperhaltung. 

Referate: 1) Köttner, Die Transplantation aus der Leiche.— 2) Haeberlin, 
Frühstadium der Ostitis fibrosa. — 3) Herzfeld, Multiple kartilaginäre Exostosis. 
— 4) Dobrotwovsky, Rippen als Material zur Knochenautoplastik. — 5) 6erves 
und Susewind, Aus dem berufsgenossenschaftlichen Genesungshause. — 6) Hurtado, 
Fremdkörper in den Gelenken. — 7) Thiem, Tuberkulose und Unfall. — 
8) Brandes, Trypsinanweudung bei chirurgischer Tuberkulose. — 9) Buccheri, 
Chirurgische Behandlung der Geier.kdeformitäten. — 10) Walkhoff, Ewald und 
Prelser, Die vaskuläre Theorie der Arthritis deformans. — 11) Brlscoe, Gelenk¬ 
rheumatismus. — 12) Falkenstein, Bekämpfung des akuten Gichtanfalls. — 
13) Fernändez Sanz, Das Babinski’schc Zeichen beim chronischen Rheuma¬ 
tismus. — 14) Natzler, Experimentelles zur Sehnenüberpflanzungsnaht. — 15) Er- 
lacher, Vorstudien zur Pathologie der motorischen Nervenendigungen. — 

16) v. Mayersbach, Zur histologischen Orientierung der Nervenleitungen. — 

17) Vlpond, Aetiologie der Poliomyelitis. — 18) Parker, Poliomyelitisepidemie in 
Bristol. — 19) Garrow, Haben Poliomyelitis und Herpes zoster den gleichen Er¬ 
reger? — 20) Vegas und Jorge, Sehnonplastik in der Behandlung der spinalen 
Kinderlähmung. — 2i) Walther, Kontralaterale Nerventransplantation. — 22) 
Werndorff und Winkler, Jonentherapie in der Orthopädie. — 23) Edgar, Mechano- 
Therapie bei der Behandlung der chronischen Obstipation. — 24) Mühsam, Tre¬ 
panation der rechten Tibia wegen Osteosklerose. — 25) Sulzer, Ueber subperi¬ 
ostale Diaphysenresektion bei Ostitis acuta purulenta fibulae. — 26) Ludloff, Be¬ 
urteilung der Kalkaneusfrakturen. — 27) van Assen, Operative Behandlung der 
Fraktur des Processus posterior tali. — 28) Morl, Isolierte Fraktur des zweiten 
Metatar*u9. — 29) Ziegler, Beitrag zur Kasuistik der Luxationen im Lissfranc- 
schen G»*lenk. — 30) del Mazo, Fall von Kalkaneussporn. — 31) Griffith, Neu¬ 
bildung des Kalkaneu9sporns. — 32) Sollte, Behandlung des angeborenen Equino- 
varus. — 83) Lang, Resultat der Talusexstirpation. — 34) Henneberg und Kirsch, 
Der Plattfuss in der Volksschule. — 35) Bradford, Behandlung des Plattfusses. — 
36) Ewald, Plattfu*schmerzen und Arthritis deformans. — 37) Roohard, Plattfuss 
nach Trauma. — 38) Caspar, Plattfuss durch Lähmung des Peroneus. — 39) Covlsa, 
Tarsalgie mit syphilitischem Ursprung. — 40) Forbes, Operation bei Metatarsalgie.— 
41) Lengemann, Neuer Stiefel zur Verhütung und Heilung der lnsufficientia pedis. 

Aus Kongress- und Vereinsberichten: 42) Drey, Längenwachstum und 
Knochenbildung. — 43) Knöpfelmacher, Barlowsche Krankheit. — 44) Hinz, Ge¬ 
lenktransplantation nach Lexer. — 45) Gottstein, Myositis ossif., Patellarfraktur, 
Multiple familiäre Olekranonfrakturen. — 46) Vulpius, Nervenoperationen. — 
47) Helle, Förster’sche Operation. — 48) Dreesmann, Bruchbänder. — 49) Von den 
Velden, Wirkung der Radiumemanation. — 50) Diskussion über Arthritis deformans 
des Schultergelenks (Vortrag von Ewald). — 51) Quensel, Neuritis des nervussupra- 
scapularis. Rheumatismus chron. — 52) Lenzmann, Einkeilungsbruch des Femur¬ 
endes. — 53) Möller, Ischias. — 54) Goebel, Luxation des Fusses. Isolierte Sub¬ 
luxation. Isolierte Totalluxation. —55) Preleltner, Fraktur einer Exostose der Tibia. 

Personalnotlzcn. Berichtigung_ _ _ 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr O. Vulpius in Heidelberg, Luisenstr. 1—3, oder an die 
Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstr. 16, einsenden. 

* Goi gle UNIVERSTTYOFMICHIGAN 




Sachregister. 


Die fett gedruckten Zahlen 
Bz. = Buchanzeige. 

A. 

Abdominaldrucksymptom bei 
Ischias. 445. 

Accessoriuslähmung. 172. ! 

Acetabulum, Bruch des. 87. 
Aethernarkose, intravenöse. 225. 
Akromegalie. 398. j 

Albuminurie, lordotische. 40, 413. I 

— Einfluss der Kriechübungen auf die 

lordotische. 209. 

— orthotische. 418. 

— mit chronischem Oedem des linken 

Beines. 309. 

— bei Tuberkulose. 307. 

Alkoholdesinfektion. 285. j 

Amnion als plastisches Interpositions- j 

material. 356. 

Amniotische Abschnürungen. 34. 
Amputationstechnik, Verbesserung 
der. 248. 

Ankylosis patellae, Behandlung der. 
305. 

Anpassung an Funktionsausfalle nach 
Unfallverletzungen. 244. 
Anschlagsbewogungen beim Klavier¬ 
spiel. 349. (Bz.) 

Ap oneurose, Einpflanzung von Stücken 
der. 94. 

Arbeiter Schutzgesetzgebung, Be¬ 
ziehung der orthopädischen Chirurgie 
zur. 5. 

Arteria poplitßa, Verletzung der bei 
Kniegelenksverrenkung. 114. 

Arteria tibialis antica, Verschluss 
der durch Endarteriitis. 227. 
Arteriovenöse Umschaltung bei 
drohender Extremitätengangrän. 40. 
Arthritis s. Gelenkentzündung. 
Arthrodese, subkutane. 90, 289,356. 
Aspirin Vergiftung. 358. 
Assistenten, Ausbildung mechano- 
therapeutischer. 252, 359. 
Asymmetrische Körperent Wick¬ 
lung. 174. 

Atophan bei Gicht. 307, 320. 

Atlas, Luxation des. 276. 

Aufrechter Gang. 99, 172. 
Auskultation der Gelenke. 198, 450. 

B. 

Babinskisches Phänomen bei chro¬ 
nischem Rheumatismus 476. 
Bacterium coli als Ursache der Osteo¬ 
myelitis. 450. 


bezeichnen Original-Arbeiten. 

P. = Personalien. 

Barlowsche Krankheit. 486. 

— Röntgenologische Befunde bei. 230. 
Basis cranii, Syphilis der. 77 
Bauchdeckenspannung nach Wirbel¬ 
fraktur und Rückenmarksoperation. 
808. 

Bauchmuskulatur, linksseitige Läh¬ 
mung eines Teiles der. 338. 

— Partieller Schwund der. 309. 

Bauch wand defekt, Faszienüberpflan¬ 
zung zur Deckung eines. 436. 

Becken, Spontanfraktur des bei Tabes. 
43. 

Beckenfixation. 243. 
Beckengürtel, Auflösung des in seine 
Bestandteile. 43. 

Beckenluxation. 442. 
Beckenmuskeln, Dystrophie der. 415. 
Beckenstütze, verstellbare. 104 
Beindeformitäten, Osteoklasie bei 
rachitischen. 373. 374. 
Beinmuskulatur, angeborene ungleich- 
mässige Entwicklung der. 86. 
Belastungsdeformitäten, intrauterine 
406. 

— Behandlung der. 169. 

— Verwertung des Körpergewichts zur 

Korrektur von. 219. 

Bennetsche Fraktur. 84, 310. 
Bewegungen, Regelung der durch das 
Zentralnervensystem. 56. 
Bicepsriss. 259. 

Bicepssehne, Abriss der langen. 439. 
Bluterkniegelenk. 39. 
Brachydaktilie. 51, 215. 
Bruchbänder. 487. 

Brustbein, Fraktur des. 293. 

Bursitis acromialis. 133, 339, 340. 
Bursitis subdeltoidea, 133, 294. 

1 € * 

Cal ots ches Verfahren bei Spondylitis. 
17, 78. 

Capitulum humeri, isolierte Fraktur 
des. 81. 

Caput deformatum femoris. 301. 
i Cauda equina, Symptome von seiten 
der bei Wirbelsäulenverlotzung. 76. 
Chemische Reizung der Epiphysen¬ 
knorpel. 319. 

, Chirurgie im Kindesalter. 49 (Bz.), 

! 395 (Bz.). 

Chirurgische Diagnostik. 348(Bz.). 


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Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




491 


Chloroform, Wirkung kleiner Dosen 
von. 192. 

Chondrodysplasie. 306. 
Chondrodystrophia foetalis. 100, 
167. 

Chondro dystrophische Zwerge. 
218, 306, 425. 

Chondromatose des Skelettes. 351. 
Chondrome der Gelenke. 199. 
Collum chirurgicum humeri, Frak¬ 
tur im. 340. 

Condylus internus tibiae, isolierter 
Bruch der. 264. 

Coxa valga. 182, 302, 372. 

Coxa vara. 24, 109, llö, 214, 272, 
273, 278, 310, 333, 415, 444. 
Coxiti8che Luxationen. 44. 
Cubitus valgus, Luxatio radii bei. 
330. 

Cucullaris, angeborener Defekt des. 
4i3. 

Cucullarislähmung, operative Hei¬ 
lung der. 132. 

— Freie Faszienplastik bei. 78. 293. 

D. 

Daumen, Fingerersatz des durch Stiel¬ 
lappenfernplastik. 455. 
Daumenluxation, blutige Reposition 
der. 158. 

Deformitäten, mechanische. 213. 

— Bildliche Darstellung der. 363. 

D elto idensl ähmung. 414. 
Desinfektion. 3, 4, 220. 
Detorquierung, präliminäre. 89. 
Diaphy senfrakturen der unteren 

Extremitäten. 456. 

— Behandlung der. 68. 

Diathermie bei der Behandlung der 

Knochen- und Gelenkkrankheiten. 
430. 

Doppelmissbildung. 396. 
Drüsenerkrankungen, Wirkung der 
Röntgenstrablenauf tuberkulöse. 324. 
Dupuytrensche Fingerkontraktur. 
465. 

— Thiosinamin und Fibrolysin bei. 86. 

E. 

Echinokokkus der Knochen. 196. 
Ektrodaktylie. 168. 
Elasto-Massage. 55, 104. 

Ellen bogengelenk, Ankylose des. 133. 

— Frakturen des. 454. 

— Missbildung des. 158. 

— Bewegungsbeschränkungen im. 22. 

— Schnittführung bei Resektion des. 82. 
Ellenbogenverrenkungen, veraltete. 

367. 

— Prognose der. 295, 296. 

— Knöcherne Neubildung bei Luxation 

nach hinten. 448. 


Empyem und Skoliose. 19. 
Enchondrome, multiple. 246. 

— des Fingers. 340. 

Endarteriitis, Verschluss der A. tibi- 

alis antica durch. 227. 
Entwicklungsanomalie, halbseitige. 
34. 

Epicondylitis humeri. 81. 
Epiphysenlösung am Schenkelhälse. 
332. 

— Traumatische des Radius. 108. 

— Traumatische beider Vorderarm¬ 

knochen. 83. 

Ergebnisse der Chirurgie und Ortho¬ 
pädie. 148 (Bz.). 

Exostosen, multiple. 67. 

— Multiple kartilaginäre. 36, 473. 

— Traumatische Entstehung der. 67. . 
Exostosis tibiae, Fraktur einer. 489. 
Exte r.sioneap parat 289. 
Extensionsbehandlung. 24, 37,70, 

104, 198, 228, 246, 429, 439. 

— bei Nervenleiden. 63. 

— Krampfanfälle nach. 34. 

Extensor digitorum communis, 

Stichverletzung des. 414. 
Exstensor pollicis longus, Sehnen¬ 
scheidenentzündung des. 181. 
Extremitäten, chirurgische Krank¬ 
heiten der unteren. 189 (Bz.). 
Extremitätenverkrümmungen, Be¬ 
handlung rachitischer. 217. 

F. 

Faszientransplantation. 432, 436 
Fazialislähmung, Muskelplastik bei. 
412. 

F e derdruckprinzip in der Behandlung 
der Deformitäten der Wirbelsäule. 
152. 

Fettembolie bei orthopädischen Opera¬ 
tionen. 177, 216, 249. 

Fibrolysin. 194, 432. 

— bei Dupuytrenscher Kontraktur. 85. 
Fibula, angeborener Defekt der. 164. 

— Splitterung an der. 267. 

— Isolierte Luxation des nach hinten. 

305, 342. 

— Diaphysenresektion der weg« n akuter 

Ostitis. 480. 

— Resektion des unteren Endes der und 

Einpflanzung auf den Astragulus. 456. 

— Einpflanzung der auf die Tibia. 457. 
Finger, Brüche und Verrenkungen der. 

332. 

— Schnellende. 299. 

Fingerbeuger, Kontraktur der bei 

Syphilis hereditaria. 42. 

Fingerd eformitäten, mechanische 
Behandlung der. 379. 
Fingerknochen, Auswechslung von 
Zehenknochen und. 369. 


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492 


Fingerkontrakturen, Behandlung der 
nach Sehnenscheidenentzündungen. 
441. 

Fistelgänge, plastische Methode der 
Schliessung von. 290. 

Förstersche Operation. 16, 39, 59, 
60, 61, 62, 132, 180. 206, 229, 413, 
462, 486. 

Fractura supracondylica humeri. 
278. 

Fra gm entverschiebung, blutiger 
Eingriff wegen. 82. 

Freiübungen. 472 (Bz.). 
Fremdkörper im Organismus. 52. 

— Auswanderung von aus Muskelmassen 

42. 

Fuss, Messung des. 122. 

-r- Inkonstante Skelettstücke am. 120. 

— Fixierung des paralytischen. 447. 

— Kinematisierung des Stumpfes nach 

Exartikulation des. 96. 

Fussb allen schütz er. 54. 

Fu s sb e weg u ngsme ss ap parat. 266. 
Fussgelenkstuberkulose, ortho¬ 
pädische Behandlung der. 121. 
FusBschmerzen der Rekruten. 129. 

«. 

Gang, aufrechter. 99, 172. 

— Schlechter im Lichte d. Abstammungs¬ 

lehre. 150. 

Gangrän, symmetrische. 192. 

— des Fusses in der Diphtherie-Rekon¬ 

valeszenz. 193. 

— Arteriovenöse Umschaltung bei 

drohender Extremitäten-G. 40. 
Geburtslähmung, Komplikationen der 
im Bereiche des Schultergelenks. 
258. 

Gefässkanäle, durchbohrende des 

Knochengewebes. 238. 

Gefässnaht bei Venentransplantation. 
228. 

Gelenke, Fremdkörper in den. 474. 

— Auskultation der. 198, 460. 

— Infektion der. 10. 
Gelenkbewegungsapparate. 288. 
Gelenkchondrome. 199. 
Gelenkdeformitäten, chirurgische 

Behandlung der. 475. 
Gelenkentzündung, akute. 11. 

— Multiple nach probatorischer Tuber¬ 

kulininjektion. 171. 

— Behandlung der blennorrhoischen mit 

Röntgenstrahlen. 431. 

(J eien kent zündung, deformierende 
12, 13 21, 36, 130, 238, 275, 306, 
409, 415, 430, 483. 

— Juvenile. 101. 

— Vaskuläre Theorie der. 475. 

— der Hüfte. 449. 

— des Schultergelenks. 454, 487. 


| Gelenkerkrankungen. 14, 15, 32, 

| 246, 247, 398. 

, — bei Lues acquisita. 71. 

— Neuropathische. 199. 

! — Tabische. 412, 416. 

I — Tabische in Beziehung zur Unfall¬ 
versicherung. 170. 

I — Diathermie bei der Behandlung der. 
430. 

— Wirkung der Röntgenstrahlen auf 

tuberkulöse. 324. 

i Gelenkhydrops, rezidivierender der 
1 Gelenkneuralgie. 101. 

| Gelenkkörper, bewegliche nach 
Trauma. 70. 

Gelenk mobilisation. 330. 
Gelenkrheumatismus siehe Rheu¬ 
matismus. 

Gelenkschüsse. 354. 
Gelenktransplantationen. 36, 486. 
Gelenkt uberkulose. 93. 

— Frühdiagnose der. 217. 

— Fürsorge für Kinder mit in Paris. 

274, 288. 

Gelenkversteifung, blutige Mobili¬ 
sierung bei. 74, 97. 

— Behandlung der mittels Elektrizität. 

248. 

j Genu recurvatum. 117. 

Genu valgum. 31, 336, 342. 

Genu varum. 117. 

Gicht 397. 

— Bekämpfung des akuten Anfalls. 476. 
i — Atophan bei. 307, 320. 

— Radiumbehandlung der. 178, 275, 

287. 

I Gipsbettbehandlung bei Wirbelsäulen¬ 
erkrankung. 218. 

| Gipshebelmesser. 361 
! Gipsscheere. 64. 

| Glutaeus maximus, offene Myotomie 
des bei schnellender Hüfte. 271. 

G lutäuslähmung, Behandlung der 
mittels Nervenplastik. 112. 

I Gummihandschuhe, trockene oder 
feuchte. 453. 

Gymnastik bei Herzleiden. 207. 

— in Schwangerschaft und Wochenbett. 

325. 

H. 

Halisterose. 236. 

Halsmuskelkrampf, operativ be¬ 
handelter. 276. 

Halsrippe. 339. 364. 

— als Ursache der Rückgrat s Verkrüm¬ 
mung. 41. 

Halswirbelbrüche. 40. 
Halswirbelsäule, Luxation d. währen d 
des Schlafes. 104. 

Haltung, schlechte im Lichte der Ab¬ 
stammungslehre. 150. 


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493 


Hammerzehen, Behandlung der. I» 
Händedesinfektion. 220. 
Handgelenk, Ankylose des. 454. 

— Aknte Vereiterung des. 212. 
Handkontrakturen, Behandlung der 

nach Sehnenscheidenentzündungen. 

Handstandkünstler mit Skoliose. 
309. 

Handwurzelknochen, Frakturen der. 
157. 

Handwurzel, Luxationen im Bereiche 
der. 167, 297, 331. 

Handwurze 1 Verletzungen. 441. 
Hedonalnarkose, intravenöse. 225. 
Heissluftbehandlung. 433. 

Herpes zoster und Poliomyelitis. 478. 
Herz, Schädigungen des durch dauerndes 
Tragen fester Stützkorsette. 433. 

— Verhalten d. bei angeborener Trichter- 

brust 363. 

Herzkrankheiten, Gymnastik bei. 
207. 

Hessing’sche Verbände. 218. 
Hinken, hysterisches. 182. 

— Intermittierendes. 183, 342. 
Hinter- und Seitenstrangerkran¬ 
kung, kombinierte. 178. 

Hohlfuss, idiopathischer. 267. 

— Behandlung des. 122, 375. 

Hüfte, schnellende. 271, 272, 301, 

333. 

Hüfte, Amputationen an der. 109. 
Hüftgelenk, Exartikulation des. 87. 

— Resektion des. 415. 

— Implantation eines aus der Leiche. 

278. 

— Arthroplastik bei Osteoarthritis de- 

formans der. 334. 

Hüftgelenksankylose, Behandlung 
der. 162. 

Hüftgelenksentzündung, defor¬ 
mierende. 409, 415, 444, 449. 
Hüftgelenksentzündung, tuber¬ 
kulöse. 160, 161, 173, 341. 

— Spontanfrakturen bei. 302. 

— Behandlung der. 110, 111, 112, 160, 

161, 220, 371, 444. 

Hüftge 1 e n ksverrenkun g , an¬ 
geborene. 88, 89, 90, 112, 134, 
169, 181, 219, 270, 271, 302, 310, 
341, 390, 394 (Bz.), 443, 465. 

— Präparat von reponierter. 466. 

— Behandlung der. 25, 26. 27, 88, 134, 

370, 449. 

Hüftgelenksverrenkung, trauma¬ 
tische. 159, 228. 

— Veraltete. 367. 

Hüftschaukelsitz, zur Behandlung der 
Lumbalskoliose und Lumballordose. 
345. 


Hühnerbrust, Behandlung der. 386. 
Humerus varus cretinosus. 438. 
Hydrarthrose, periodische. 38. 

Hyp otonie. 39. 

I. 

Ileosakralgelenk. Tuberkulose des. 

329. 

Indicatio morbi und Indicatio ortho- 
paedica. 111. 

Infizierte Wunden, Saugbehandlung 
der im Sandbade. 319. 

Inne nrotation der Beine, idiopathische. 

24. 

Insufficientiapedis, Stiefel für. 486. 
Insufficientia vertebrae. 161. 
Interkostalneuralgie bei Rippen¬ 
bruch. 79. 

Ionentherapie in der Orthopädie. 479. 
Ischämische Kontrakturen. 406, 

454. 

Ischämische Lähmung. 23, 134, 

166. 

Ischias. 488. 

— Behandlung der. 113, 114, 116, 341, 

372, 409. 

— Abdominaldrucksymptom der. 446. 

— Beziehungen zwischen Skoliose und. 

19. 

Ichias scoliotica. 114, 180, 276, 

328. 

J. 

Jahrbuch für orthopädische Chirurgie. 

349 (Bz.). 

Jahresberichte 191 (Bz.). 
Joddesinfektion. 192, 285. 

Jod- Jodoform äth er bei infizierten 
Wunden. 261. 

K. 

Kalkaneo-Achillodynie. 417. 
Kalkaneusbrüch e. 480. 

— Prognose und Architektur längs ge¬ 

heilter. 266, 267. 

— Ambulante Behandlung der. 262. 
Kalkaneusschmerzen. 46. 
Kalkaneussporn. 43, 482. 
Kalkmetastasen. 412. 

Kallusbildung, parostale. 175, 240. 

— durch Fibrin. 69, 400. 
Kiefergelenksankylose. 453. 
Kinderheilkunde, Beziehung der 

Orthopädie zur. 244. 

Kinderlähmung, spinale. 63, 64 
65,132, 205, 218, 368, 359,394 (Bz.), 

432, 433, 477, 478. 

— Operative Behandlung der Schulter¬ 

lähmung nach. 329. 

33 ’ 

Original fro-m 

UNIVERSUM OF MICHIGAN 


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494 


« 


Kinderlähmung, zerebrale. 338. 

— Behandlung der. 323. 

— Foerstersche Operation bei. 62. 
Kinderseehospize. 283 (Bz.). 
Klammer, Lanesche. 354, 452. 
Klavierspiel, Anschlagsbewegungen 

beim. 349 (Bz.). 

Klebrollbinde. 46 • 

Klumpfuss, Behandlung des 122, 124, 
126, 126, 214, 229, 268, 269, 270, 
340, 376, 377, 417. 

— Hülfsmittel zur Redression und Re¬ 

tention des. 463. 

— Codivülasche Operation bei. 46. 
Kniebeugekontraktur, Behandlung 

der. 419. 

Kniegelenk, Tuberkulose de*. 115, 
135, 410. 

— Chirurgie des. 220. 

— Schonende Eröffnung des. 261. 

— Resektion des. 415. 

Kniege len ksen tzündung. 304. 

— Konservative Behandlung der. 371. 
Kniegelenkserguss bei Syphilis here- 

ditaria tarda. 334. 

Kniegelenksverrenkung. 162, 263. 

— Erbliche angeborene. 304. 

— mit Verletzung der Arteria poplitea. 

H4. 

Kn iegelenks Versteifung, Behand¬ 
lung der. 116. 

— Parartikuläre Osteotomie bei. 416. 
Knieverletzungen, Massage nach. 261. 
Knöchelbräche. 265. 

Knochen, Schicksal der in Weichteile 

transplantierten lebenden. 67. 

— Chirurgie der. 50 (Bz.). 
Knochenabsprengungen am Fuss. 

266. 

Knochen ab szess, Operationsmethode 

des. 412. 

Knochenatrop hie. 68. 

— Marantische. 412. 
Knochenautoplastik, Rippen als 

Material zur. 473, 

Knochen bildung, verlangsamte bei 
einem Kretin. 338. 
Knochenbolzung. 290, 416. 

— Spätfolge der. 217. 
Knochenbruche. 4, 7 ff., 33, 189 (Bz.), 

229, 230, 246, 246, 368, 427, 428, 
474. 

— Frakturheilung. 176. 

— Beseitigung der seitlichen Dislokation 

bei 170 

— Stauungshyperämie bei nicht geheilten. 

197. 

Kno chondy splasie. 284. 
Knochendystrophie. 236. 
Knochenechinokokkus. 196. 
Knochenorkrankurigen, neuro- 
pathische. 199. 


Knochenimplantation. 176. 
Knochenkarzinose. 103. 
Knochenkernbildung und Längs¬ 
wachstum. 485. 

Knochenmark, Reaktion des nach 
Einfühlung verschiedener Sera in 
den Markkanal. 286. 
Knochennaht bei Vorderarmbrüchen. 
156. 

Knocbenneubildungen im musku¬ 
lären Gewebe. 396. 

Knochenplastik. 66, 306, 399, 449. 

— Dauererfolge der. 102. 
Knochensubstanz, halbseitiger 

Schwand der an der Hüfte. 43. 
Knochensyphüis. 36. 

— Angeborene. 230. 
Knochentransplantationen. 36,196, 

224, 225, 235, 242. 
Knochentuberkulose. 93. 

— Frühdiagnose der. 217. 

— Köntgenstrahlen bei. 412. 

— Fürsorge für Kinder mit in Paris, 274, 

288. 

Knochenverletzung des Adolescens. 
342. 

Knochenzysten. 181, 195, 196, 273, 
334, 411, 441. 

— im Os naviculare. 173. 
Knorpelbildung bei Frakturen. 7. 
Knorpelnekrose aseptische. 238. 
Kontrakturen, angeborene. 216. 

— Ischämische. 405, 464. 

— Funktionelle der Hand. 414. 

— Hysterische der Hand- und Finger- 

gelenke. 340. 

Körpergrösse in Beziehung zum 
Alter. 17. 

Krampfanfälle nach orthopädischer 
Operation. 193, 216, 319. 
Krankenpflege, chirurgische. 190(Bz.). 
Kriechübungen, Einfluss der auf die 
lordotische Albuminurie. 209. 
Krüppel behandln ng. 56. 
Krüppelfürsorge. 343. 

— in Nürnberg. 283 (Bz.). 
Kyrtometer, Beelyscher. 255. 

Ii. 

Lähmung, ischämische. 23, 134, 156. 

— Spastische und schlaffe. 178. 

— Behandlung spastischer. 445, 446. 

— Behandlung spondylitischer. 219. 

— der unteren Extremitäten. 341. 
Lähmungsdeformitäten, Sehnenent¬ 
spannung bei. 218. 

Lanesche Klammer. 354, 452. 
Längenwachstum und Knochenkern¬ 
bildung. 486. 

Lendenwirbelkörper, Resektion der. 
106. 


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495 


Lendenwirbelsäule, Verletzung der. 
179. 

Lichtbehandlung. 433. 

Ligamenta cruciata, Abriss der. 30, 
336, 415. 

Ligamentum Bertini, Folgen der 
Zerreissung des bei Femurluxation. 
442. 

Ligamentum patellae, Abriss des. 
182. 

— Ruptur dos Streckapparates im Bezirk 

des. 29. 

Ligamentum patellae proprium, 
subkutane Zerreissung des. 29. 
Ligamentum trapezoideum und 
coronoideum, posttraumatische 
Verknöcherungen des. 268. 
Linkshänder. 297. 

Lipoma pedis. 416. 

LisfrancBChes Gelenk, Luxation im. 
121, 279, 481. 

Lordose, monströse. 436. 
Ludloffsches Symptom bei der 
Abrissfraktur des Trochanter major. 
112 . 

Lumbago, Beziehungen zwischen Sko¬ 
liose und. 19. 
Lumbalanästhesie. 4. 
Lumbalskoliose und -lordose, Hüffc- 
schaukelsitz zur Behandlung der. 
346. 

Luxatio pedis sub talo. 120. 
Luxatio suprapubica. 44. 
Lynphangiome im Knochen. 360. 

M. 

Madelungs che Handdeformität. 

219, 369, 447. 

Makrodaktylie. 62. 

Mal perforant du pied. 123, 124, 
338, 339. 

Maltafieber, Knochen- und Gelenk¬ 
leiden bei. 246. 

Masern, Gelenkerkrankungen bei. 247. 
Massage. 396 (Bz.), 438. 

— in Schwangerschaft und Wochenbett. 

325. 

Meningitis cerebrospinalis. 369. 
Meningitis spinalis purulenta. 326. 
Meniscus, habituelle Luxation des 
äusseren. 278. 

Meniskusverletzungen. 30, 162. 
Metakarpophalangealgelenk, Ver¬ 
letzung des ersten. 84. 
Metallnetze für Kontentivverbände. 
360. 

Metatarsalgie. 486. 

— Mortonsche Form der. 166. 
Missbildungen. 90, 133, 148, 149, 

168, 174, 215, 216, 260, 338. 365, 
396, 440. 


Mittelfussknochen, Brüche des. 46. 

— Isolierte Fraktur des zweiten. 481. 

— Spontanfrakturen der bei Tabes. 417. 

— Luxation des. 166. 
Mittelhandknochen, Frakturen der. 

212 . 

— Plastischer Ersatz der durch die 

Phalangen. 299. 

Mobilisierung, blutige versteifter Ge¬ 
lenke. 97. 

M omburgsche Blutleere. 53. 
Mundkrankheiten in Verbindung mit 
Gelenkrheumatismus. 398. 
Musculus obliques abdominis, 
kongenitaler Defekt des. 20. 
Musculussternocleidomastoideus, 
angeborener Defekt des. 436. 

— Blutungen in den. 364. 

— Hämatom des. 41. 

Muskeln, Infektion der. 10. 
Muskelatrophie, progressive. 203, 

212, 413. 

Muskeldystropbie nach Unfall. 358- 
Muskelersatz, stellvertretender, 203. 
Muskel-Faszien trän s plan tation. 
462. 

Muskelplastik bei Fazialislähmung. 
412. 

Muskelrheumatismus. 202, 320. 

— Myotonische Störung bei. 103. 
Muskulatur, Verhalten der quergestreif¬ 
ten nach myoplastischcn Operationen. 
102 . 

Myoplastische Operationen, Ver¬ 
halten der quergestreiften Muskulatur 
nach. 102. 

Myositis ossificans. 16, 68,59,182, 
200, 202, 276, 321, 431, 486. 
Myotonie nach Unfall. 358. 
Myotonische Störung bei entzünd¬ 
lichen Muskelprozessen. 103. 

X. 

Nagelextension. 46, 118, 177, 245* 
246, 289, 320, 339, 451. 
Nebennierenexstirpation. 308. 

Nervenanastomose, Misserfolge der 
bei Kinderlähmung. 17. 
Nervenendigungen. Pathologie der 
motorischen. 477. 

N ervenimplantation, histologische 
Untersuchung nach partieller zen¬ 
traler. 323. 

Nervenkrankheiten, Diagnostik der 
190 (Bz.). 

Nervenleitungen, histologische 
Orientierungen der. 477. 
Nervenmassage. 178. 
Nervenplastik. 131, 216, 446. 
Nervenüb er püanzungen. 487. 

— Kontralaterale. 303, 479. 


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496 


Nervus peroneus, Lähmung des nach 
Osteotomie. 165. 

Nervus radialis, sekundäre Naht des. 
154. 

Nervus suprascapularis, Neuritis 
des. 488. 

Nervus trigeminus, örtliche Anästhe¬ 
sierung des. 227. 

Neuralgien, Nervenmassage bei. 178. 
Neurofibromatosis mit Osteomalazie. 
274. 

O. 

Oberarm, Atrophie des nach Ver¬ 
letzung. 414. 

— Torsionsspannung im. 439. 

— Resektion de9 oberen Drittels des. 

447. 

— Humerus varus cretinosus. 438. 
Oberarmbrüche. 20 181. 

— im Epicondylus. 107. 
Oberschenkel, angeborener Defekt 

des. 134. 

— Sarkom des. 44. 

— Resektion der Diaphyse de9 wegen 

Sarkom und Ersatz durch ein Stück 
der Fibula. 456. 
Oberschenkelbrüche. 304. 

— bei der Geburt. 372. 

— in der Diaphyse. 28. 

— Einkeilungsbruch des unteren Endes. 

488. 

Oedem, chronisches des linken Beines 
bei orthostatischer Albuminurie. 309. 
Olekranon, Spornbildung am. 440. 

— Subkutane Fraktur des. 296. 

— Ambulante Behandlung der Brüche 

des. 262. 

Omarthritis gonorrhoica. 42. 
Orthogenetisch degenerative 
Krankheiten. 471 (Bz.) 
Orthopädie, Stellung der in der Me¬ 
dizin. 137. 

— in der inneren Medizin. 393 (Bz.) 

— Beziehung der zur Kinderheilkunde. 

244. 

— im Kindesalter. 49 (Bz.) 
Orthopädische Operationen, 

Krampfanfälle bei. 193, 216, 319. 

— Fettembolie nach. 216, 249. 
Orthopädische Turnkurse. 151, 

254. 

Os lunatum, Luxation des. 454. 

— Malazie des. 298. 

Os naviculare manus, Fraktur des. 
84, 108, 157, 212, 369. 

— Zyste im. 441. 

Os naviculare pedia, Luxation des. 
488. 

— Kompressionsfraktur des Knochen¬ 

kerns des. 336. 


Osgood-Schlattersche Erkrankung, 
j 135, 263. 

| Ossifikation der Wirbelsäule. 231. 
Osteoarthritis deformans coxae 
juvenilis. 444. 

Osteoarthropathie hypertrophi- 
ante. 429, 450. 

Osteochondritis dessecan8. 35,352. 
Osteochondritis syphilitica. 129, 
176. 

Osteogenesis imperfecta. 100. 

— Schilddrüsenveränderungen bei. 167. 
Osteoklasie bei rachitischen Beinde¬ 
formitäten. 373. 

Osteomalazie. 175, 308, 350, 426. 

— und Rachitis. 10. 

— bei Recklingbausenscher Krankheit. 

274. 

— und Tuberkulose. 197. 

— mit Spontanfrakturen. 460. 

Osteome am Unterschenkel. 164. 
Osteomyelitis adolescentium. 416. 

— syphilitica. 274. 

— tuberculo8a. 453. 

— Bacterium coli als Ursache der. 450. 

— der Epiphysen der langen Röhren¬ 

knochen. 450. 

— des unteren Endes der Vorderarm¬ 

knochen. 83. 

— Staphylokokken -O. eines Dornfort¬ 

satzes. 434 

— Akute der Wirbelsäule. 325, 326. 
Osteoperiostitis paratyphosa. 197. 
Osteopsathyrose. 176, 361, 411. 
Osteosklerose der Tibia. 479. 
Ostitis acuta purulenta fibulae. 

480. 

Ostitis fibrosa. 135, 216, 222, 427, 
478. 

Ostitis tuberculosa der Wirbelsäule. 
18. 

P. 

Paraplegien, operative Behandlung der 
bei tuberkulöser Spondylitis. 152, 
306. 

Parrotsche Pseudoparalyse. 131. 
Patella, Behandlung der Ankylose der. 

Patellarbrüche. 117, 182, 262, 486. 

— Subkutane Querfrakturen der. 28. 
Patellarluxation. 45, 134, 311. 

— Operative Heilung der habituellen. 313* 
j Pectus carinatum. 90. 

i — Behandlung des. 185. 

I Pektoralisdefekt. 366, 407, 436. 

| Periarthritis humero-scapularis. 
| 107, 180, 277. 

' Perichondritis costalis tuber¬ 
culosa. 294, 309. 

Periostemulsion, Injektion der bei 
Pseudarthrosen. 428. 


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497 


Peroneuslähmung. 416. 

— Plattfuss infolge von. 484. 
Phalangen, angeborene Verwachsung 

der 111 mit den II. 310. 

— Frakturen der. 212. 

— Behandlung der Fraktur der. 301. 
Phosphorleberthran, zugleich mit 

Kalksalzen bei Rachitis. 169. 
Plattfuss. 126, 127, 128, 173, 183, 
218, 220, 337, 375, 482, 483, 484. 

— Traumatischer. 448. 

— Behandlung des. 122, 129, 279, 342. 
Plattfusseinlage. 54, 166. 
Plattfusssohlen, weiche. 270. 
Plexus brachialis, traumatische Läh¬ 
mung der Rückenmarkswurzeln des. 
154. 

— Kompression des, operativ geheilt. 
295. 

Polyarthritis chronica. 38. 
Polydaktylie. 340. 

Polyneuritis nach Gelenkrheumatismus. 
307. 

Processus odontoideus, Luxation 
des. 276. 

Pr OC 088 UB posterior tali, Bruch des. 
121, 481. 

Prothesen. 177. 

Pseudarthrosc, Therapie der. 130, 
177. 

— Behandlung der bei intrakapsulärer 
Schenkelhalsfraktur. 43, 

— Injektion von Periostemulsion bei. 
428. 

Pseudo coxalgie. 161. 
Pseudokallus. 339. 
Pseudoparalyse, Parrotsche. 131. 
Pseudorachitis syphilitica. 338. 
Pternalgie. 123. 

(^uadriceps, subkutane Ruptur des. 28. 

— Osteom des. 28. 
Quadricepslähmung. 342. 
Quadrupede, Heilung eines. 39. 
Quinquauds che Fingerkrepitation 

408. 

R. 

Rachitis. 158, 168, 169, 175, 179, 
189 (Bz.), 393 (Bz.), 426. 

— Infektiöse Theorie der. 10, 35. 

— R. tarda, 35, 426. 

— als Ursache der Rückgrats Verkrüm¬ 

mung. 179, 292. 

— und Osteomalazie. 10. 
Radiogeuinjektionen, intramusku¬ 
läre. 288. 

Radiotherapie. 38. 

Radio-ulnare Synostose. 82. 


Radiumbehandlung. 55, 487. 

— bei Gicht und Rheumatismus. 178, 

276, 287, 367. 

— bei malignen Erkrankungen. 32. 
Radius, traumatische Kurvatur des. 310. 

— Brüche des. 22, 155, 298, 331. 

— Angeborene Luxation des 168, 181. 

— Luxation des bei Cubitus valgus. 330. 

— Subluxation des. 22. 

Resectio carpi. 211. 
Respiratorische Kräfte, Einfluss der 

auf die Form der Wirbelsäule. 149. 
Riesenwuchs. 52. 

Rheumatismus. 476. 

— bei Kindern. 357. 

— Chronischer. 274. 

— in Verbindung mit Mundkrankheiten. 

398. 

— Polyneuritis nach. 307. 

— Tuberkulöser. 13, 37, 71, 175, 367. 

— Babinskischcs Phänomen bei chroni¬ 

schem. 476. 

— Atophan bei. 320. 

— Radiumbehandlung des. 178, 275, 

287, 357. 

Rippen als Material zur Knochenauto¬ 
plastik. 472. 

Rippenbruch, Entstehung des durch 
exzessive Atemanstrengung 363. 

— mit Interkostalneuralgie. 79. 
Rippenknorpel, Bruch der. 294. 

— Progressive Nekrose der. 294, 309. 
Rodelve rletzung. 372. 
Röntgendiagnostik. 349 (Bz.), 462. 
Röntgenkongress. 229. 
Röntgenlehre. 284 (Bz.). 
Röntgenliteratur. 284 (Bz.). 
Röntgenologie im Krüppelheim 206, 

324. 

Röntgenoskopische Untersuchun¬ 
gen im taghellen Raum. 53. 
Röntgen strahlen, Wirkung der auf 
tuberkulöse Gelenk- und Drüsen¬ 
leiden. 72. 324. 

Röntgentaschenbuclu 190 (Bz.). 
Röntgen verfahren in der Chirurgie. 
472 (Bz.). 

Rückenmark s Chirurgie. 255. 
Rückenmark s Operation, Bauch¬ 
deckenspannung nach. 308. 
Rückenmarks wurzeln, traumatische 
Lähmung der. 154. 

Rückenschmerz. Beziehungen des 
zum Schwerpunkt des Körpers. 253. 
Ruderapparat. 220. 

8 . 

Säbelscheidentibia bei erworbener 
Lues. 45. 

Sakroiliakalgelenk. 23. 

Sarkome der Röhrenknochen, Dauer¬ 
heilungen bei. 399. 


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498 


Sartorius, Myositis fibroBa des. 341. 
Schädel, Asymmetrie des. 436. 
Scharlach, Gelenkerkrankung bei. 247. 
Schenkel, Wiedereinpflanzung des am¬ 
putierten beim Hunde. 86. 
Schenkelhalsbrüche. 332. 

— Ambulatorische Extensionsbehandlung 

des. 24. 

— Behandlung der Pseudarthrose bei 

intrakapsulärem. 43. 

Schiefhals. 172, 216, 252, 339, 364. 

— Angeborener muskulärer. 76. 
Schienengipsverband, Krausscher 

bei rachitischer Verkrümmung der 
unteren Extremitäten. 168. 
Schilddrüse, Veränderungen der bei 
Osteogenesis imperfecta und Chon¬ 
drodystrophia foetalis. 167. 
Schlattersche Krankheit. 136, 263* 
Schleierverband für Exstirpation nach 
Thiersch. 308. 

Schlüsselbein, Luxationen des. 210. 

— Willkürliche Luxation des. 339. 
Schlüsselbeinbrüche. 20. 
Schnellender Finger. 299. 
Schnellende Hüfte. 271, 272, 301, 

333. 

Schulter, Amputation an der. 109. 
Schulterblatthochstand, an¬ 
geborener. 91, 133, 163, 364, 366, 
486. 

— Erworbener. 257. 

Schultergelenk, Arthritis deformans 

des. 487. 

— Rheumatische Versteifung des. 488. 

— Verletzungen des. 268. 

— Tuberkulose des. 133. 
Schultorgelenks Verrenkung, ange¬ 
borene. 80. 

— Veraltete traumatische. 366. 

— mit Fraktur. 329. 

— Lähmungen bei. 163. 

— Prognose der. 296. 

— Reposition der. 277, 366. 
Schulterlähmung, operative Behänd- j 

Handlung der. 329. 

Schulturnen, orthopädisches. 91,93. 
Schussfrakturen. 364. 

Schwerpunkt des Körpers. 263. 
Sehnen, Widerstandsfähigkeit von. 216. 
Sehnenentspannung bei Lfihmungs- 
deformitäten. 218. 

Sehnennaht. 251, 404. 

— Sofortige Bewegungsaufnahme nach 

der. 68. 

S e hn en s c hei de n au s Wechsel un g. 

67. 

Sehnenscheidenentzündung. 368. 

— des Extensor pollicis longus. 181. 

— Behandlung der Hand- und Finger¬ 

kontrakturen nach. 441. 


Sehnenüberpflanzung. 39, 204, 

477, 478. 

Sehnenzerreissung, spontane sub¬ 
kutane. 211. 

Selbstfahrer für Gelähmte. 64. 
Seminularknorpel des Knies, Behand¬ 
lung der Luxation der. 373. 
Senkungsabszess, Durchbruch eines 
spondylitischen in den Bronchial¬ 
baum. 406. 

Sequester, käsiger. 437. 
Serratuslähmung, isolierte. 277. 
Sesambein, Fraktur des. 339. 
Skapularkrac hon. 437. 

Skelettprozess toxischer Natur. 130. 
Skiläufer, typische Verletzungen der. 
164, 301 

Skoliose. 19. 20, 77, 106, 150, 180, 
208, 209, 214, 217, 219, 264, 256, 
309, 327, 363, 471 (Bz.). 

— Lumbosakrale. 292. 

— Hysterische. 132. 

— Behandlung der mittels Herzscher 

Apparate. 233. 

Skolioseapparate, der obere Gegen¬ 
halt bei den. 469. 

| Skopolamin - Pantopon - Narkose. 
226. 

' Sonnenlichtbehandlung der chirur¬ 
gischen Tuberkulose. 307, 354. 
Spaltfuss. 192. 

Spalthand. 192. 

Spätrachitis. 36. 426. 

Spina bifida. 222. 

Spiralfissuren der Tibia. 46. 

I Spitzfuss. 483. 

I Spondi litis deformans, Anfangs¬ 
stadien der. 327. 

— bei Tieren. 106. 

| Spondylitis tuberculosa. 173. 179, 
328, 406, 436. 

— Differentialdiagnose zwischen Skoliose 

und. 255. 

— Calotscbes Korsett bei. 17, 78. 

— Operative Behandlung der Para¬ 
plegien bei. 162, 306. 

Spondylitische Lähmungen, Be¬ 
handlung der. 219. 
Spondylolisthesis. 179. 
Spondylosis rhizomelica. 41. 
Spontanfraktur bei Osteomalazie. 
460. 

I — bei Syringoymelie. 460. 

1 — Rachitische. 173. 

) — Tabische in Beziehung zur Unfall- 
I Versicherung. 170. 

— des Beckens bei Tabes. 43. 

| — bei tuberculöser Coxitis. 302. 
Spontanluxation nach akuten Infek¬ 
tionskrankheiten. 11. 
Spornbildung am Olekranon. 440. 


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499 


Sport, Hygiene des. 49 (Bz.). 
Sportverletzungen, typische. 169, 
352, 363. 

Spreizfuss. 126. 

Staphylokokken-Osteomyelitis 
eines Dornfortsatzes. 434. 
Stauungshyperämie. 287. 

— bei nicht geheilten Knochenbrüchen. 

197. 

Sternum, Behandlung der Vorwöl¬ 
bungen des. 386. 

Stiellappen - Fernplastiken. 451, 
455. 

Stoffwechsel bei normalen und rachi¬ 
tischen Kindern. 168. 
Strecklähmung der rechten oberen 
Extremität. 309. 

Strecksehne, subkutane Zerreissung 
der an der Nagelphalanx. 85. 
Stützkorsette, Schädigungen des 
Herzens durch dauerndes Tragen 
fester. 433. 

Supinationsbehinderung im Ellen¬ 
bogen. 21. 

Suprareninanämie bei Operationen. 
209. 

Syndaktylie. 42, 417. 

Synostose, radioulnare. 278, 296, 340. 
Syringomyelie, Qelenkerkrankung bei 
14. 

— Spontanfraktur bei. 450. 

Syphilis, Golcnkerkrankungen bei er¬ 
worbener. 71. 

— der Wirbelsäule und der Basis cranii. 

77. 

Syphilis hereditaria mit Kontraktur 
der Fingerbeuger. 42. 

Syphilis hereditaria tarda, Knocben- 
veränderungen bei. 334. 

T. 

Tabes, Qelenkerkrankung bei. 14, 15. 

— Spontanfraktur des Beckens bei. 43. 
Talalgie. 31, 122, 335, 836. 

Talus, Fraktur des. 269. 
Talusexstirpation. 482. 

Tarsalgie, syphilitischen Ursprungs. 

484. 

Tarsektomia posterior. 335. 
Tarsus, Tuberkulose des. 4. 
Taschenbuch für Aerzte in Sanatorien. 
395 (Bz.). 

Teratom der Nates. 329. 
Thiosinamin bei Dnpuytrenscher Kon¬ 
traktur. 85. 

Thymolspiritus zur Schnelldesinfek¬ 
tion des Operationsfeldes. 434. 
Thymusdrüse. 66. 

Tibia, angeborener Defekt der. 135. 

— Fissuren der. 119. 

— Spinalfissuren der. 45. 

— Spontanfraktur der. 339. 


Tibia, Trepanation der wegen Osteo¬ 
sklerose. 479. 

Tibia en lame de sabre. 118. 

I Tibialis anticus-Ansatz, Abriss¬ 
fraktur des. 120. 

Torsions Spannung im Oberarm. 439. 
Transplantationen. 5, 36, 39, 222, 
223, 224, 228. 

— aus der Leiche. 472. 

Transport verband aus Aluminium- 

Streckmetall. 53. 

Trichterbrust, angeborene. 79. 

| — Verhalten des Herzens bei an¬ 
geborener. 363. 

Trochanter major, Adenom des. 27. 

— Chondrosarkom des. 310. 

— Ludloff’scbes Symptom bei der Ab- 

rissiraktur des. 112. 
Trophoneurosc der Hand, traumatische 
I reflektorische. 261. 

| Trypsinbehandlung bei chirurgischer 
Tuberkulose. 72, 102, 401, 408, 404, 
474. 

Tuberkulin, multiple Gelenkent¬ 
zündung nach probatorischer In¬ 
jektion von. 171. 

I — Herdreaktion auf bei Coxitis. 160. 

Tuberkulinbehandlung. 171. 

[ Tuberkulose, chirurgische, 6, 197, 

I 309, 322, 401, 403. 

— Entzündliche und Skoliose. 105. 

— und Trauma. 321, 474. 

— Rheumatoiderkrankung bei. 37. 

— Sonnenlichtbehandlung der chirur¬ 
gischen. 307, 364. 

— Trypsinbehandlung bei chirurgischer. 

72, 102, 401, 403, 404, 474. 
Tuberositas tibiae, Wachstums¬ 
anomalie der in der Adoleszenz. 
263. 

— Juvenile Verletzungen der. 118. 

— Fraktur der. 264. 

Tumoren, multiple am Vorderarm. 414. 
Turnen, orthopädisches. 91,93,284(Bz.) 
Turnkurse, orthopädische. 151, 264. 

II. 

Ulcus cruris, operative Behandlung 
des varikösen. 183. 

Ulna, angeborener Defekt der. 260. 
Ulnarislähmung, Spätlähmung nach 
Unfall. 330. 

— Behandlung der nach alten Humerus - 

frakturen. 154. 

Unfallerkrankungen, Handbuch der 
147 (Bz ). 

Unfallheilkunde, Bedeutung der für 
die Therapie. 244. 

Unterschenkel, angeborene präfemo- 
rale Luxation des. 182. 

— Osteome am. 164. 

U n forschen kelbrü die. 119. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



500 


V. 

Venen thrombose, Behandlung der. 

Verbandlehre. 3 (Bz.). 

Verbandschiene. 360. 

Verknöcherangsprozess bei Frak¬ 
turen. 8. 

Volk mann sc her Symptom enkom- 
plex. 23. 

Verrenkungen. 189 (Bz.). 

Verstopfung, Mechanotherapie bei. 
479. 

Vorderarm, Luxation des. 42. 

Vorderarmbrüche. 119, 181. 

Vorderarmknoch'en, operative Be¬ 
handlung von Defekten der. 423. 

Vo rderfuss8chme rz, Aetiologie des. 
281. 

W. 

Wachstumsfitorungen. 168. 

Wiedereinpflanzung des amputier¬ 
ten Schenkels beim Hunde. 86. 

Wietingsche Operation. 227. 

Wirbel, ^Anomalien der als Ursache 
der Rückgrats Verkrümmungen. 208. 

Wirbelfraktur, Bauchdeckenspan¬ 
nung nach. 308. 

Wirbe lg ©schwülste. 361. 

Wirbelsäule, Haltung, Form und Be¬ 
weglichkeit der in der sagittalen 
Ebene. 253. 

— Einfluss der respiratorischen Kräfte 
auf die Form der. 149. 


Wirbelsäule, Missbildungen der. 148. 
149. 

— Akute Osteomyelitis der. 325, 326. 

— Syphilis der. 77. 

— Verletzung der. 179. 

— Verletzung der mit Symptomen von 

seiten der Cauda equina. 76. 

— Operative Behandlung der Verletzun¬ 

gen und Erkrankungen der. 362. 
Wirbelsäulenstützapparate. 219. 
Wirbelsäulenverk rümmung. 18, 
162, 208, 254. 

— Hysterische. 276. 

— Bedeutung der Rachitis für die. 179, 

292. 

— und Schule. 92. 
Wirbelsäulenversteifung. 76. 
Wismutpaste bei chronischen Eite¬ 
rungen. 73, 322, 461. 

Wundbehandlung. 221. 

Z. 

Zebendeformitäten. 167, 337. 

— Mechanische Behandlung der. 379. 
Zehenknochen, Auswechslung von 

Fingerknochen und. 369. 
Zeigefinger, irreponibie Luxation des 
im Metacarpo-Phalangealgelenk. 85. 
Zelluloidplatten zur Deckung von 
Hernien. 32. 

Zwerge, chondrodystrophische. 218. 
Zwergwuchs, Stickstofl- und Schwefel¬ 
stoffwechsel bei rachitischem. 168. 


Namen - Register. 


4 . 

Abadie 156. 
v. Aberle 216. 
Abrashanoff 290. 
Adams 77, 327. 
d’ Agata 125. 
Ahrens 129. 

Alapy 371. 

Albee 12, 23. 
Alessandri 44, 456. 
Alexander 231. 
AI 8y°gyi 230, 365. 
Allison 323. 
Almagioi 287. 
Amrein 290. 
d’ Anna 70. 
d’ Antona 322. 
Anzilotti 447. 
Armstrong 435. 
Arnd 226. 

Artom 426. 
van Assen 481. 


Astramanoff 202. 
Axhausen 130, 224, 235, 
306, 430. 

B. 

Bade 90, 91, 215, 219. 
Bähr 258. 

Bailey 33. 

Baisch 330, 375. 
Bangert 231. 

Barabo 305, 342. 
Bardenheuer 8, 127,198. 
Barker 197. 

Barling 32. 

Barnabb 294. 

Barnes 203. 

Bastianelli 311, 334. 
Bätzner 401. 

Bauer 34, 222, 307. 
Baum 225. 

Baumann 310 
v. Bayer 62. 


Becchi 337. 

Beck, E 73, 451. 

Becker 103. 

Beeli 255. 

Bell 192. 

Beltz 340. 

Bemott 374. 

Benedetti 41. 

Bergei 69, 153, 225, 400. 
Bergemann 265. 
Bertram 372. 

Bettmann 266. 
Bibergeil 52, 91, 120, 
257, 364, 416. 

Bienvenue 158, 167. 

Bier 227. 

Biesalski 21, 67, 90, 91, 
178, 243. 

Bilhaut 161. 

Binet 83. 

Bircher 438. 

Bi ret 156. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



501 


Blanchard 333. 

Blencke 46, 170, 339. 
Bloch 76. 

Blum 113. 

Blumberg 190, 221. 
Bockenheimer 169, 362. 
Boeckel 165. 

Boecker 217, 218. 
Boettger 229. 

Böhm 91, 179, 213, 214, 
292 

Bolten 166. 

Bowlby 396. 

Brackett 328. 
Bradford 329, 483. 
v. Bramann 227. 

Bram well 368. 
Brandes 322, 474. 
Brasch 368. 

Brassert 330. 

Braun 209, 227. 
v. Braun 189. 

Braus 88. 

Bregman 190. 

B ris coe 476. 

Broad 261. 

B r o c a 396. 

Brösamlen 433. 
Brückner 133, 341. 
Brüning 72, 285. 
Brunn 225, 226. 
BrÜ8 tlein 226. 
Buccheri 20, 46, 112, 
454, 456, 475. 
Buchanan 11. 

Bucki 231. 

Bum 244. 

Burckhardt 6. 

Burk 181. 

Burlington 489 (P.). 


C. 

Ca lab re s e 329. 

Calvd 161. 

C a 1 z o 1 a r i 308. 
Caminiti 60. 

Can ch o ix 153. 

Caro 218, 229. 

Casagli 94. 

Castell ari 27, 310. 

C edrangolo 15. 
Ceresoie 431. 

Cesas 123. 

Charrier 10. 

Chovrier 118. 

Chiari 179. 

Choyce 192. 

Chlumsky 264, 266, 390. 
Chrysopathes 386. 

C i p o 11 i n o 386. 


Clairmon 1 119, 226, 229. 
Clark 192. 

Cocco 31, 336. 

Codet 26, 160, 369. 
Codivilla 34, 61, 93, 
95, 130, 132, 193, 245, 
446, 447, 449. 

Coenen 227, 278. 

Cohn 91, 363, 436. 
Convelaire 364. 

Coots 32. 

Corner 32 
Cour and 10. 

Covisa 484. 

Cr am er 97,217, 271,360, 
423. 

Cronsel 261. 


D* 

Dalla Vedova 448. 
Danis 360, 462. 
Dautheville 376. 
David 338. 

Delbet 16, 163. 
Delitala 284. 
v. Dembowski 269. 
Dencks 412. 

Derry 104. 

Dessau er 231. 
Deutschländer27, 225, 
339, 489. 

Diem 171. 

Dietze 82, 211. 
Dobrotwovsky 473. 
Dohan 437. 

Dollinger 228, 366. 
Dominica 33. 
van Dorp-Bencker An- 
dreae 17, 78. 

Drago 82. 

Dreesmann 487. 
Drehmann 109, 272. 
Dreifuss 174, 181, 415. 
Drey 485. 

Drey er 68, 221, 228,404. 
Ducroquet 410. 
DupuydeFrenelle 246. 


E. 

Ehret 158. 

Ebstein 260, 440« 
Echternach 92. 
Eckert 274. 

Eckstein 416, 417. 
Edgar 479. 

Ehringhaus 173, 215, 
302. 

Ehr mann 309. 

Elmsli 32. 


Eis 120. 

Ely 116. 

Enderlen 36, 225. 
Engelhard 263, 419. 
Engelhardt 266. 
Engels 178. 

Erl ach er 477. 

Evans 192, 263. 

Ewald 127,200,460,476, 
483. 

P. 

Fabiani 310. 

Fabri 293. 

Falkenstein 476. 
Faucheur 442. 
v. Fedoroff 226. 

Feer 42. 

Fei ss 122. 

Fe8 slor 212. 

Filberg 63. 

Fink 168. 

Finsterer 442. 
Fioravanti 94. 
Fischer, E. 262. 
Fischer, H. 3.. 

Fischl 40. 
Fitzwilliams 436. 

Fl ebbe 289. 

Flexner 64. 

Foerster, O. 59. 206, 
229. 

Forbes 497, 485. 
Förster 39. 

Franck 86. 

Frangenheim 102, 218, 
228, 273, 306, 351, 413, 
425. 

Franke 181. 

Frankel 122, 219, 230, 
231, 361, 487. 

Franz 354. 

Freiberg 362. 

Freund 274. 

Friedei 148. 

Friedrich 225. 
v. Frisch 68, 251, 417. 
Fritsch 45, 118, 247. 
Fritzsche 177, 249. 

F r o e 1 i c h (Nancy) 23, 220, 
364, 395. 

Fröhlich 46. 

Fuchs 132, 171. 
Fujinami 231. 
Fürbringer 408. 

O. 

Gabaglio 84. 

Gabriel 274. 

Gaecke 46. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



de Onetune 9. 

Galeajei 376, 446, 449* 
Ö*m 445. 

0»rr<$ 107 
Ciurrod 198, 450. 

Gsrriiw 478. 
ßa«pnr 484, 

Gang*!* 24!4. 272, 919, 

»so; ' :■ \ 

Gttuviti 32, 436, 

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Odlyi '*1 
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Otiilarducci 72, 8g4. 
GbiUini 125, 360 
GhiuUmiU 269. 
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Glimm. 372. 

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453, m. 

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Göldreich 413; 
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Graesshor 8, 198, 230, 

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Grunliey 9, 53. 84, HO, 
280, 455. 

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217. 1*20. ... 

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K 6 r h e r HO. 36, 157. 451. 
Kr«ini>r 11,7. • 7:, W'M-^-’X 


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H o b m 0iy r 293, 4Ub 
il >> ) 4 inu.r, n 185 . 

II aü.s;s 337 7 7 ■ 

■H tliviU er 36*. 462• 

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"110 nV K 6 f 89, 218. 25.5; ‘ K ran I>. t2. 

Hnge-i -J27».. . ; ‘ ICrnaas 166, 158, 269. 

fl ii i ^ fit ti u % 330. K. r ä r, 203. 

H»;rl *v >i -o 474, Krüge r 440 


INI VI 





503 


Krukenberg 169. 
Krumbein 46. 
Kuchendoi'f 117. 

Kuh 118, 306. 

Kühn eit 396. 

Külbs 275. 

Kümmell 225, 227. 
Könne 174. 

Köttner 16, 37, 60, 148, 
220, 224, 227, 278, 472. 


I. 


Laan 301. 

Lackmann 182, 372. 
Lamy 268, 376. 

L a n d o i s 224. 
Landwehr 246. 

L a n e 33. 396. 

Lang 482. 

Lange 49, 204, 206, 252, 
459. 

Laser-Stein 133. 
Lauenstein 221, 267. 
Läwen 224, 226. 

Leber 116. 
Ledderhose 409. 
Leduc 33. 

Legal 254. 

Legros 87. 

Lengemann 485. 
Lenormant 246. 
Lenzmann 488. 
Leonhard 92. 

Le rieh e 105, 197. 
Leser 342. 

Lävöque 162. 

Levy 123, 199, 444 
Levy-Dorn 231,278,296. 
Lex er 39, 80, 222, 412. 
Lichtenauer 275. 
Ligario 8. 

Lilienfeld 332. 

L i m p s o n 33. 
Lindemann 373. 
Liniger 259. 

Lobenh offer 66. 
Lockwood 109. 

Loewi 284. 

Lonhard 182, 438. 
Lorenz 2t, 112, 393. 
Lotheisen 413. 

Lotsy 294. 

Lovet-Reynolds 253. 

Lu bin us 359. 

Lucas 225 

Ludloff 22, 39, 45, 119, 
219, 229, 443, 480. 

L u e dk e 307. 


M. | 

Maass 214, 401. 
Macalister 398. 
Machoi 489 (P.). 
Magnus 56. 

Maier 351. 

Makins 431. 
Makintosh 372. 

Mann 276. 

Mannino 28. 
Maragliano 803, 323. 
Marcus 58. 

Marten8 229. 

M a t h i e u 162. 
Matsuoka 14, 245, 263, 
394. 

Mauclaire 124. 
Maxwell 212. 

Mayer (Cöln) 24, 218,369. 
Mayerhofer 360. 
v. Mayersbach 477. 
del M azo 482. 

Mc Caw 32. 
Meisenbaeh 319. 
Melchior 37. 

Mencifcre 111. 

Mendel 287. 

Menzer 175. 

Merlani 7. 

Merten8 226. 

Meyer 309. 

Meyerdahl 320. 
Meyersohn 164. 
Milavec 107. 

Milian 87. 

Milo 126. 

Minkowski 37. 

Mohr 174. 

Möhring 219, 246. 
Mollow 67. 

Morn bürg 166 
Morgan 358. 

Mori 481. 

Moroni 304. 

Morton 33. 34. 
Mosenthal 214, 215. 
Most 79. 

Motta 434. 

Mouchet 150, 159, 395. 
Muh8am 441. 479. 
Möller (Hamburg) 231. 
Möller (Rostock) 13, 225, 
227 228. 

Müller (Stasefurt) 294. 
Müller, E. 178, 181, 183, 
488. 

Müller, F. (Stuttgart) 27, 
267. 

Müller G. (Berlin) 279, 
321, 337, 436. 


Möller, P. A. 341. 
Möller, Th. 116, 172, 
173. 

Möller-Verden 413, 416, 
417. 

Murphy 32. 

Murray 17. 

Muskat 90, 128, 414. 
v. Mut ach 102. 


Nagamachi 396. 
Nast-Kolb 182,362,441. 
Nastrucci 301. 
Natzler 379, 477. 

Neu 226. 

Neuber 110, 226. 

Nicol et ti 448, 449. 

N i n n i 20. 

N ö 8 8 k e 450, 451, 455. 
Nötzel 221. 

Nürnberg 82. 

Nyrop 152. 


©. 

Oberst 301. 
Obersteiner 190. 
Oehlacker 456. 
v. Oettinger 221. 
Onorato 309. 
Osann 81. 

Otto 70. 


P. 

Park er 478. 

Patschke 455. 

Paynton 367. 

Payr 40, 74, 148. 
Pechowitsch 209. 
Pelissier 156. 

Pels 430. 

Pels-Leusden 222, 414. 
Peltesohn 90, 168, 214, 
258, 289, 415, 417. 
Perrin 117. 

Perthes 35, 101, 412. 
Päteri 59. 

Peters 266. 

Petress 77. 

Pfaundle r 838. 
Pfeil-Schneider 226. 
Pick 412. 

Plagemann 427, 435. 
Plate 42, 105, 180, 327, 
328, 487. 

Pochhammer 175, 240, 
t 400. 

; Pokotilo 67. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



504 


Pollnow 278, 296. 
Poncet 13, 105, 197,270. 
Porcil e 454. 

Porzig 313. 

Poulsen 299, 368, 374. 
Power 373. 

Pram polin i 311. 
Preisor 12, 21, 183,174, 
339, 340. 341. 476, 487. 
Preleitner 488. 
Pürckhaner 1,365,377, 
433. 

Putti 292, S10, 446, 462. 


<*• 

Quadrone 286. 
Quensel 488. 
Quönu 162. 
de Quervain 348. 
Quiring 105. 
Quorato 83. 


R. 

Radike 219. 

Ransome 193. 

R e c 1 a s 122, 336. 
Redard 25, 154. 
Rehberg 432. 

Rehn 199, 222, 224 226. 
Reichard 56, 135. 
Reiche 176. 

Reichel 228. 

Reiner 89. 216. 
Reyher 230. 

Ribierre 38. 

Riedel 227. 

Riedinger 125, 210. 
Rieppi 467. 

Ritschl 281, 349. 
Ritter 226. 248, 273. 
Rittershaus 436. 
Rochard 484. 
Rochardt 172, 413. 

R o c h e r 333. 

R o 1 an d o 119. 

Roloff 439. 

Römer 394. 

Rommel 43. 

Röpke 71, 134, 228» 455. 
Rosenfeld 24. 
Rosenthal 231. 

Rotch 17. 

Rothschild 78,132, 293. 
Röttinger 24. 

Rowden 33. 

Rudow 341, 342. 

R u e d i g e r 349. 

R u m m a n t 405. 

Rünte 164. 


S. 

v. Saar 229, 353. 
Sabella 18. 
Salzberger 103. 

Salzer 42, 43. 
Sangiorgi 447. 

Sanz 476. 
de Sarto 28. 

S a s a k i 428. 

Sasse 429. 

Saurborn 68. 

Sax 1 268, 393. 

Scalone 450. 

Schab ad 426. 

Schack 228. 

Schädel 203. 

Schäfer 297. 

Schall 54. 

Schanz 121, 133, 134, 
136, 305. 

Scharff 254. 

Schede 453. 

Scheibe 164. 
Schepelmann 40. 
Schick 415. 

Schiller 34, 180. 
Scblee 13. 

Schlesinger 179, 183. 
SchloesmAnn 75. 
Schmale 472. 

Schmerz 356. 

Schmidt (Kiel) 296. 
Schmieder 226, 227. 
Schnee 55, 104. 
Schnitzler 45. 
Schoemakcr 464. 
Schönberge r 11. 
Schöne 223. 

Schreiber 42. 
Schrödel 154. 

Schubad 169. 
Schuhert 157. 
Schücking 56. 

Schulthess 46 (P.), 92, 
137, 

Schnitze (Duisburg) 28, 
29, 377. 

Schulz (Berlin) 335. 
Schüssler 152, 306. 
Schuster 179, 276. 

S ch wahn 301. 

Schwarz 168. 

Scovazzi 331. 

Sedan 442. 

Segel 343. 

Segre 298, 331. 
Seguirot 159. 

S e me 1 e d e r 208, 219, 229, 
363. 

Sen ni 14. 


Serafini 295, 416. 
Sforza 321. 

Sgambati 42, 453. 

Sh ands 329. 

Sick 35. 

Sidorenko 432. 
Sielmann 175. 
Silvestri 10, 35. 
Simmonds 487. 

Simon 129. 

Singer 59. 

Sinibaldi 296. 

Smith, K. 209. 

Smoler 227. 

So hier 102. 
Somerville 33. 
Sommer 190. 

Soule 482. 

Spargell a 308. 

Speck 404. 

Spencer 34. 

Spitzy 49, 216, 222, 377 
(P.). 

Springer 67, 88, 219. 
Staffel 114. 

Starr 9. 

Stein (Wiesbaden) 19,218, 
416, 430, 

Steinmann 229, 306. 
Step lian 332. 

Stieda 176,183, 224, 228, 
242. 

Stiefler 64. 

Stoffel 112. 

Stolz 175, 276. 

S t r a u s 8 87. 

Strempel 85. 
v. Stubenrauch 38. 
Stumme 336. 

Sturm 307. 

Sudeck 177, 261, 321. 

S u 1 z e r 480. 

Su m i t a 100, 167. 

Suse wind 474. 


T. 

Tappeiner 310. 
T a r s o n s 33. 
Taxa 287. 
Telling 202. 
Terrien 895. 
Thiem 147, 474. 
Thies 319. 
Thöle 229. 
Thom 330. 
Thompson 32. 
Thomson 33. 
Tietze 195, 415. 
T i 11 m a n n 224. 

T i t o w 196. 


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Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



505 


Traugott 338. 

Trönel 83. 
Trevelyan 212. 
Trinci 20. 

Turner 33, 376. 
Twinch 244. 

II. 

Uffreduzzi 302. 
Umbreit 83. 

Unger 309. 

V. 

Vandenbossche 154. 
Vannelli 416. 

Veau 410. 

Vegas 478. 

Veit 340. 

von den Velden 487. 
Vercelli 28, 304. 
Versd 79. 
zur Verth 334. 
Vipond 477. 
Virnichi 131. 

Vital 370. 

Voelcker 271, 289. 
Vogel 93, 463. 

Vogt, H. 66. 

Voigt 43. 

V o 8 8 149. 

Vulliet 81 

Vulpiu8 111, 214, 21 
466, 486. 


W. 

Wachsmuth 181. 
Wagner 277, 366. 

Wahl 20 

Waldenström 160. 

Walkhoff 475. 
Wallace 66. 
Walterhöfer 194. 
Walther 19, 479. 
Warden 33. 

W arringto n 17. 
Waterhouse 4. 

Weber 443. 

Wehrs ig 76. 

Weigert 134. 

Weil 44, 308. 
Weintraud 307. 
Weissbein 49. 

Wendel 340. 
Werndorff 217, 479. 
Wessely 222. 

Wette 65. 

Whitelocke 34. 
Whyte 52. 

Wickmann 394. 
Wieland 189. 

Wiel er 409. 
Wierzejewski 104,165, 
216, 260. 

Wildt 104. 

Willems 34. 

Willigan 359. 


Willner 4ll. 

W i 1 m s 68, 182. 
Winkler 479. 

Winnet 432. 

Wissner 114. 

Wittek 377 (P.). 
Woerner 222. 

Woh lauer 173, 393, 417. 
Wolf 108. 

Wolff 369. 

Wolfsohn 429, 450. 
Wollenberg 12, 90, 173, 
185, 214, 217, 441. 

Worms 83. 

Wrode 43, 304, 350. 

Wullstein 218. 

Wynter 32. 

Wy s ocki 71. 


Zeller 182. 

Zendig 340. 

Zesas 159, 246. 
Ziegler 481. 
Ziegner 44. 
Zimmermann 406. 
Zinn 413. 

Zinsser 181. 

| Zuelzer 151. 
IZuppinger 155, 439. 
! Zweifel 4. 


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