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Full text of "Zentralblatt Für Die Gesamte Physiologie Und Pathologie Des Stoffwechsels NF 3.1908 California"

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Zentralblatt fuer die gesamte 
Physiologie und pathologie des 


MEDICAL »SCHOOL 
LIBTOAKY 


































DR. F. W. VUWINCKEL. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie und Pathologie 
des Stoffwechsels 

mit Einschluss der experimentellen Therapie 

unter Mitwirkung von 

E. UMtHttJdm, Berlin — V. Atosil, Rom — 6. Bnooetll, Rom — L F. Barkor, Baltimore — Ck. Bsuchard, Paria — 

A. Cxarny, Brealau — W. Ebstein, GMttingen - 9. Embdan, Frankfurt a. 1L - C.A. Ewald, Berlin - 8. Flexner, 
Her York — Walker Hall, Briatol — Ckr. Harter, New York — W. Hls, Berlin — J. E. Johansson, Stockholm — 
0 . Kenner, MBekacn - F. Krane, Berlin — E. 8 . London, St Peterabnrg — H. LQtk|o, Frankfurt &. M. - Laf. 

B. Mandel, New Häven — 0. Minkowski, Greifswald — F. Moritz, 8traftbug i. E. — J. P. Pawlow, St Petersburg — 
Ckr. Riehot Paria — A. Rekln, Paria — M. Rnknor, Berlin — E. H. Sterling, London — R. Tigerstadt, Helaingfora — 

F. Umber, Altona — A. Wassermann, Berlin. 

Heraasgegeben von 

Karl von Noorden, 

Wien 

Alfred Sehlttenhelm, Ernst Schreiber, 

Krlangen Magdeburg. 


Neue Folge. IH. Jahrgang. 









URBAN & SCHWARZENBERG 

Berlin V. 94 Wien X 

Friedrichatr. 106 B Maximilianatr. 4. 


1908 . 


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Alle Rechte Vorbehalten. 



Weimar. 


Druck roo B. Wagner Sohn. 

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INHALTS-VERZEICHNIS. 

(Die Zahlen bedeuten die 8eiten.) 


Original 

Bauermeister, W., Zur Fräse der sog. 
spezifischen Verdünnungssekretion im 
Magen 481. 

— Zur Frage der sog. Ringproben 531 
Biernacki, E., „Saure Reaktion“ u. Säuren 
(Milchsäure) in ihren Beziehungen zur 
Nahrungsausnutzung im Magendarm- 
kanal und zum ChlorstoffWechsel 321 
Bing, Robert, Tetanie und Parathyreoid- 
Drüsen 11, 52 

Birk, W., Der Stoffwechsel bei Arthritis 
deformans des Kindes 801 
Bohr, Christian, Zur Theorie der Ent¬ 
stehung des Lungenemphysems 257 
Boldyreff, W. v Über den selbständigen 
und künstlich hervorgerufenen Übergang 
von Pankreassaft in den Magen und über 
die Bedeutung dieser Erscheinung für 
die praktische Medizin 209 
Brugsch, Theodor u. Bamberg, Karl, 
Zur Frage der Azidosis beim Pankreas¬ 
diabetes des Hundes 1 
Heilner, E., Über die Wirkung großer 
Mengen artfremden Blutserums im Tier¬ 
körper nach Zufuhr per os und sub¬ 
kutan 49 

de Jager, L., Über die Bedeutung der 
Haruazidimetrie 561, 609 
Kaufmann,M., Über Gastroean (Bismutum 
bisalicylicum) 806 

Künzel, Werner und Schittenhelm, 
Alfred, Zur Frage des Nukleinstoff¬ 
wechsels beim Menschen 72 L 
Langstein, Leo und Rietschel, Hans, 
Ein Stoffwechselversuch bei Soletrink¬ 
kur 5 


-Artikel 

Levites, S., Über die Verdauung der Fette 
im tierischen Organismus 370 
London, E. S., Der unmittelbare Anteil 
der Verdauungssäfte am Stoffwechsel 
nach den Daten d. Polyfistelmethode 529 
Kendel, L. B., Das Verhalten einiger un¬ 
verdaulicher Kohlehydrate im Verdau¬ 
ungstrakt 641 

Möller, S., Superazidität und Supersekre¬ 
tion 129, 161 

MyerB, V. C. und Fischei, J. W., Selbst¬ 
vergiftung bei akuten Geistesstörungen 
849 

Baltykow, Experimentelle Forschung in 
der Lehre der Arteriosklerose 654 
Schittenhelm, A., Über Fermente im 
Lungengewebe 289 

Schmid, Julius, Die Größe des Blut¬ 
stroms in der Pfortader, seine Beein¬ 
flussung durch die Atmung und durch 
experimentelle Eingriffe 223 
Schümm, O., Über den Nachweis von 
Blut und Blutfarbstoff in Sekreten pnd 
Exkreten 401, 449 

Steensma, F. A., Über den Nachweis 
kleiner Mengen Gallenfarbstoffes in 
Fäzes und Blut 231 

Tomaszewski, Z. und Martinelli, A., 
Untersuchungen über den Purinstoff¬ 
wechsel bei Achylia gastrica 689, 724 
Wasserthal, Die Eisenchloridpitibe auf 
Azetessigsäure als Ringprobe 369 
Wokatsch, J. und Racnmaninow, J., 
Zur Kasuistik der Apoplexia pancreatls 
mit multipler Fettgeweosnekrose 769 
Zuelzer, G., Über Vagusneurose 81. 


Sachregister. 


(Die Seitenzahlen bei den Originalartikeln sind fett gedruckt.) 


Abdomen, Druckempfindlichkeit u. Druck¬ 
punkte des 118 

Abdomin&ltyphus 120; s. Typhus 
Abführmittel, salinische 260 
Absorptionsgehalt, relativer, optisch isome¬ 
rer Körper durch die Därme 745 
Abwässer, Flußverunreinigung durch 444 
Abwasserreinigung, biologische 867 
Achylia gastrica 202 

-Purinstoffwechsel bei 689, 724 

Adams-Stokessche Krankheit 830 
Aderlaß, Wirkung auf die Zahl der Leuko- 
cyten 821 


Adrenalin 485, 922 

— Abwesenheit von, im Blut thyreol’dekto- 
mierter Hunde 783 

— spezifische Reaktion des 792 

— Wanderung des, im Nerven 417 

— Wirkungsmechanismus durch 258 
Adrenalinähnliche Wirkung des Serums 

Nephrektomierter u. Nierenkranker 511 
Adrenalinämie 414 
Adrenalin-Arterionekrose 258 

— Einfluß des Spermins auf die 22 
Adreualinglykosurie 425 
Adrenalininjektionen, Arteriosklerose nach 

178 

' r ■ ‘igi|tize( I 

*!> i & J 



IV 


Inhalts-Verzeichnis. 


Adrenalinnekrose, Wirkung der Jodpräpa¬ 
rate auf die 22 

Adrenalinwirkung 678 

— auf die Magendrüsen 670 

— und Säure 269 

Äfcheranästhesie, Einfluß auf die Stickstoff¬ 
ausscheidung 892 

Äther- und Chloroformnarkose, Erhöhung 
der osmotischen Konzentration des 
Blutes bei 909 


Äthylalkohol, Umwandlung des, im Orga¬ 
nismus 494 

Agglutinable Substanz, Einfluß der Tempe¬ 
ratur auf die 167 

Agglutination des Bacterium coli 314 

— der roten Blutkörperchen 93 

— bei gemischten Infektionen 764 

— der Meningokokken 863 

Agglutinationskraft menschlicher Blutsera 

für Arten der Typhusgattung und der 
Koligattung 444 

Agglntinations- u. Komplementablenkungs¬ 
versuche mit Typhusimmunsera 664 

Agglutinierbarkeit der Erythrozyten 731 

Agglutinierende Wirkung des Serums Tuber¬ 
kulöser 316 

Agglutinin und Präzipitin in Antigono¬ 
kokkenserum 166 

Agglutinine, Aviditätsstudien an 864, 866 

Äggressinartige Wirkung der Filtrate junger 
Bouillonkulturen 564 

Aggressinbildung gegenüber Kokain und 
Morphin 233 

Aggressine 160 

— nichtbakterielle 828 


— und Dialyse 204 
Aggre86inimmunisierung 684 
Akapnie und Shock 373 
Akromegalie. Stoffwechsel bei 428 
Alanin, Ausscheidung durch den Harn 108, 
248 


Albuminurie 117, 200 

— alimentäre 360 , 

— orthotische 201, 434 

— bei der Insuffizienz der Parathyreoidea 
696 


Albuminurien, gutartige 40 
Albumosengehalt des Blutes 237, 464, 466, 
816 


Albumosurie, Bence-Jonessche 386 

— bei Tieren 881 
Aldehydreaktion des Harnes 892 
Alexin, Präexistenz des, im zirkulierenden 

Blut 800 

Alkaloidreaktionen 47, 160 
Alkaptonurie 248, 763 

— Urolenein säure bei 189 

Alkohol, pathologisch - histologische Ver¬ 
änderungen durch 236 

— und Resistenz der Kaninchenerythro- 
zyten 828 

Alkoholcirrhosen mit Ikterus 858 
Alkohol mengen, Einwirkung kleinster 444 
ALkoholtoleranz, Wesen der 754 
Allantoin, Bedeutung des, im Harnsäure¬ 
stoffwechsel 297 


Allergie bei Syphilis 926 
Allergische Reaktion als Hilfsmittel zur 
Diagnose der Tuberkulose im Kindes¬ 
alter 558 

Alpen, Deckenbau der 878 
Alttuberkulin, Wirkung des 637 
.Aluminiumsalze, Toxizität der 66 
Alypin 284 

Alypindarreichung, interne 446 
Amandin der Mandeln, Hydrolyse des 636 
Ambozeptor 45 

Amide, Eiweißersatz durch 264 
Amidsubstanzen, Verwertung verschiedener 
267 

Aminoäthandisulfld 379 
Aminokörper, Bindung der Kohlensäure 
durch amphotere 466, 543 
Aminophenylarsensäure 630 
Aminosäuren, Ausscheidung von, während 
der Schwangerschaft und nach der Ent¬ 
bindung 674 

— Reduktion von, zu Aminoaldehyden 627 

— und Ammoniak, Verbindungen von 419, 
499 

— a-Naphtylisocyanatverbindungen der 380 

— Verhalten benzoylierter, im Organismus 
381 

— Verhalten formylierter, im Organismus 
381 

d-l er-Aminosäuren im Organismus des 
Hundes 351 

— methylierte, im Organismus des Hundes 
861 

— dimethylierte im Tierkörper 352 
Ammoniak, Schicksal des, im Organismus 

des Hundes 305 

— Stoffwechsel und Bestimmung des 699 
Ammoniakbestimmung, quantitative, im 

Harn 746 

Ammoniakbildung bei einigen Bakterienarten 
863 

Amoeben s. Darmamoeben 
Amygdalin 497 

Amylazeen, Wirkung des Magensaftes auf 
363 

Amyloid, Ätiologie 678 • 

Amyloide Degeneration, experimentelle, und 
Jodreaktion der Leukozyten 70 
Amyloidniere 729 
Amyxorrhoea gas tri ca 250, 251 
Anaemia pseudoleucaemica infantum 634 
Anämie bei Leberzirrhose 277 

— nutritive 74 

— mit fehlender Regeneration im Knochen¬ 
mark 193 

— durch Toxolezithide erzeugte 341 

— Guajakolpräparate bei 48 

— perniziöse 153 
-Blutbefund bei 70 

-blutbildende Organe bei 633 

-Differentialdiagnose 716 

-Therapie-838 

— — Veränderungen Magendarmkanal 
bei 233 


Anämien, experimentelle 822 
— posthämorrhagische 21 

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Inhalts-Verzeichnis. 


y 


Anämien, schwere, infektiösen Ursprungs 155 
Anaphylaxie 284 
Anchylostomum duodenale 155 

-hämolytische Wirkungen von 341 

Anchylostom umanämie 38, 197 
Angina pectoris, Behandlung 314 
Angiome der Haut 291 
Anhydride von Amino-N-carbonsäuren und 
von «-Aminosäuren 707 
Ansa sigmoidea, hämorrhagischer Infarkt 
der 363 

Antagonismus sympathischer und autono¬ 
mer Nerven in der inneren Sekretion 632 
Anthozoenskelett, organische Geröstsubstanz 
des 418 

Anthrakotische8 Pigment der Lungen 177 
Antiambozeptorwirkung 557 
Amtidiastasenbildung, experimentelle 148 
Antigen und ambozeptorfixierende Substanz 
der Blutkörperchen 498 
Antigene, Abschwächung der, durch Er¬ 
wärmung 740 

— können A. Ambozeptoren binden? 814 

— Nachweis der, mittels der Komplement¬ 
fixationsmethode 683 

Anti-Inula8e 891 
Antikatalase 495, 699 
Antikörper und Fieber 878 

— im Blutserum von Karzinomatösen und 
Leukämischen 926 

— spezifische im Serum von Tieren, die mit 
dem Erreger des Maltafiebers behandelt 
wurden 927 

— spezifische im Serum von mit Papaln 
vorbehandelten Kaninchen 734 

— Thermoresistenz der an die Antigene 
gebundenen 657 

Antikörperbefunde bei Lues, Tabes und 
Paralyse 606 

Antikörperentstehung 889 
Antikörperübertragung von Mutter auf 
Kind 923 

Antitoxin, spezifisches 126 
Antitoxinresorption vom Rektum aus 797 
Antitoxische Funktion und Eiweiß 92 
Antitrypsine und Antipepsine im mensch¬ 
lichen Blutserum 915 
Aortenatherom, experimentelles 259 
Apoplexia pancreatis mit multipler Fett- 
gewebsnekrose 769 
Appendizitis 395 

— akute 313 

— beim Säugling 533 

— und Schwangerschaft 313 

— und kongestive Zustände in der weib¬ 
lichen Sexualsphäre 552 

— Verhalten der Follikel bei chronischer 66 
Arsen, Einwirkung auf die Autolyse 671 

— in der Behandlung der Lues 478, 765 

— Nachweis von 910 

— im Harn, Nachweis 916 
Arsenpräparate und Trypanosomen 857 
Arsentriferrol 765 

Arsenzoster 206 
Arteriosklerose des Magens 678 

— Veränderungen in den Nebennieren bei 293 


Arteriosklerose, Experimentelles 654 

— nach Adrenalininjektionen 178 

— physikalische Behandlung 716 
Arteriosklerotische Gefäße, Knochenbildung 

in 485 

Arteriosklerotische Hypertonie, Einfluß des 
Kochsalzes auf die 306 
Arthritis deformans des Kindes, Stoff¬ 
wechsel bei 801 

Arzneimittel, neuere, von Skutetzkv 524 
Assimilation von parenteral eingeführtem 
Eiweiß 818 

— von durch den Verdauungskanal ein¬ 
geführtem Eiweiß 818 

— des atmosphärischen Stickstoffs durch 
Pilze 31 

Asthma bronchiale, Behandlung 550 
Atemnot, Zersetzung bei 296 
Atherom durch Nahrungsmittel 259 

— Nebennieren und 277 

Atlas der klinischen Mikroskopie des Blutes 
von Meyer und Rieder 608 
Atmung bei Herzkrankheiten 437 

— Einfluß des Sauerstoffs auf die 818 

— anaerobe ohne Alkoholbildung 594 
Atmungsmechanismus, Wiederbelebung des 

nervösen 186 

Atmungs- und Herzmechanismen, automa¬ 
tische 186 

Atmungspigmente der Pflanzen 542 
Atoxyl 550 

— gegen Rückfallfieber 128 

— gegen Syphilis 128, 285, 669 

— bei Syphilis und Framboesie 80 

— bei experimenteller Affen- u. Kaninchen¬ 
syphilis 79 

— toxikologische Versuche mit 884 
Atoxylbehandlung der Pellagra 517 

— der Tollwut 925 

Atoxyl- und Anilinvergiftung 710 
Atropin 376 

— Vergleich der Wirkung des, auf die Ge¬ 
rinnbarkeit des Bluts und den arteriellen 
Druck 782 

Aufstoßen, nervöses 825 
Augentuberkulinreaktion bei Kälbern 558 
Ausatemluft 862 

Ausnutzungsversuche an normalen und 
habituell obstipierten Menschen 712 
Autolyse 379 

— Beeinflussung der, durch anorganische 
Kolloide 671 

— Beziehungen der, zur Zell Verfettung 142 

— Bildung von Rechtsmilchsäure bei der 
467 

— Einwirkung des Arsens auf die 671 

— embryonaler Gewebe 894 

— der Mitosen 885 

Aviditätsstudien an Haemolysinen und 
Agglutininen 864 

Azetessigsäure, Abbau der, im Tierkörper 702 

— Eisenchloridprobe auf, als Ringprobe 869 

— Synthese der, bei der Leberdurchblutung 
352 

Azetessigsäurebildung in der Leber 702 

— — — — des diabetischen Hundes 701 

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VI 


Inhalts-Verzeichnis. 


Azeton ans azetessigs&uren Salzen 108 

— und Azetessigsäure, Trennungsmethode 
des 745 

Azetonäinie. Blutbefunde }>ei periodischer 
793 

— periodische bei größeren Kindern 597 
Azetonbestimmnng im Ham 113 
Azetonbildung in der Leber 702 
Azetonkörper, Rolle der Fettnahrang bei 

der Bildung der 112 

— Schädlichkeit der 72 
Azetonkörperbildang im Kindesalter, Che¬ 
mismus der 910 

Azetonarie bei Diabetes mellitus 822 

— Einfluß des Eiweißstoffwechsels auf die 
753 

Azidose 464 

— Einwirkung chemischer Substanzen auf 
die 190 

— beim Pankreasdiabetes des Hundes 1 

— des Säuglings 533 

Azidosekörperausscheidung beim Diabetes 
306 

B. 

Bacillus coli communis als Indikator für Ver¬ 
unreinigungen von Wasser mit Fäkalien 
864 

— osteomyelitidis 827 

— für Katzen pathogener 927 
Bacterium coli, Agglutination des 314 
-mutabile 158 

Bäder, langdauernde mit Unterwasser¬ 
massage bei gichtischen und rheuma¬ 
tischen Versteifungen 880 

— Einfluß warmer, auf die Viskosität des 
Blutes 911 

Bakteriämie bei Typhus 206 
Bakterielle Gifte, Neutralisationsmodus der 
927 

Bakterien, Abtötung von, durch Hitze 686 

— Anpassung der, an die bakteriologische 
Eigenschaft des Blutserums 828 

— Aufwärtswandera der, im Verdauungs¬ 
kanal 554 

— Ausscheidung von, durch den Schweiß 
157 

— Galvanotropismus der 697, 900 

— gramnegative im Gewebe 122 

— Resistenz von, gegenüber dem Trocknen 
925 

— Variation bei 158 

— Virulenz der 684 

— Wirkung des Sonnenlichtes auf patho¬ 
gene 158 

Bakterienagglutination durch normale Sera 
558 

— durch Antieiweißserum 829 
Bakterienaufschwemmungen, Schicksal per 

Klysma verabreichter 122 
Bakterienkulturen, Entwicklungshemmung 
in 282 

Bakteriologie, angewandte 866 
Bakteriolysine 636 

Bal4ri, eine Trypanosomenerkrankung bei 
den Tieren am Niger 559 
Balneologie 840 


Bantische Krankheit 152 
Barlowsche Krankheit 759 
Basedowsche Krankheit 274, 515, 855 

-Behandlung 276 

-und das Geschlechtsleben des Weibes 

393, 824 

-Wirkung der Röntgenstrahlen auf 276 

-Stoff- und Energieumsatz bei 249 

— — im Anschluß an nichteitrige Thy¬ 
reoiditis acuta 921 

Basedowthymus 855 

Basophile Granulationen im Blut und Binde¬ 
gewebe 272 
Bauchmassage 688 

Bauchspeichel, feste Bestandteile des 262 
Bauchspeicheldrüse, Sekretionstätigkeit der 
244 

— Veränderungen der, bei Leberzirrhosen 
232 

Bazillämie, kongenitale tuberkulöse 120 
Bazillen, hämoglobinophile 77 

— „lange“, im Verdauungstraktus 917 
Bazillendysenterie 362 

Bazillenträger, Verbreitung des Typhus 
durch 156 

Bazillo8e bei einem Foetus 156 


Bazillus, Pfeifferscher 121 
Benzidin als Reagens auf Blutfarbstoff 34, 
245 

— Schicksal des, im Tierkörper 416 
Benzoesäure - Glukuronsäureverbindung im 

Hammel harn nach Benzoesäurefütterung 
381 

Benzolring, Schicksal des in den Eiwei߬ 
stoffen enthaltenen nichthydroxylierten, 
im Tierkörper 540 

Bilirubin in Galle, Harn und Blutserum des 
Pferdes 30 

Bilirubinreaktion 386 
Biochemische Versuchsmethodik 146 
Bismuthum bisalicylicum 806 
Blei, Ausscheidung von, in ihren Beziehun¬ 
gen zur Beschaffenheit der Niere 24 

— im Gefrorenen 48 
Bleivergiftung, akute 100 

— mit Augenerkrankung 42 
Blennorrhoea neonatorum, Behandlung mit 

Rinderserum 797 

Blinddarm bei Pflanzenfressern 305 
Blinddarmentzündung und deren Behand¬ 
lung 922 

Blut, Albumosengehalt des 237, 464, 465, 
815 

— Anämischer, Ringkörper im 437 

— Antifermentreaktion des 519 

— Chlor-Eiweißverbindungen des 358 

— Einspritzung von artfremdem, zur Be¬ 
einflussung bösartiger Geschwülste 26 

— Farbstoff- und Eiweißgehalt des 356 

— diastatisches Ferment im 470 

— Nachweis kleiner Mengen Gallenfarb— 
Stoffes im 231 

— Lösungswärme der Gase im 788 

— Wirkung des Hirudins auf die Gase des 
arteriellen 235 

— Koagulation des 353 


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Inhalt*-Verzätcbni*. 


VII 


Blut, Einfluß dfer Gerinnung das, auf diö Leit¬ 
fähigkeit desselben 741 

— Veränderungen in a$k GeridnD&rMlfc d6s 
418 

— wlrkndg von Atropininjektionen in dop 
Choledochns aal die Gerinnbarkeit des 
426 

— Giftaktivatoren des 64 

— Giitsubstanzen dea artfremden 788 

— Hämoglobingehalt des. bei Kinderkrank¬ 
heiten 149 

— im Harh. Nachweis 696 

— lipolytische Wirkung des 71 

— bei Meningitis cerebrospinalis epidemica 
470 

— Veränderungen des, bei Myxödem 676 

— Morphologie dea, bei Pellagra 808 

— Erhöhung der o6motischen Konzen¬ 
tration des, bei Äther- und Chloroform- 
narkose 909 

— Regeneration des 889, 884 

— Typhusbazillen im 47 

— viskosimetrische Untersuchungen am 
faulenden 696 

— Wasserbilanz des 429 

— und Blutfarbstoff in Sekreten und Ex- 
kreten. Nachweis 401, 449 

— und Urin der Neugeborenen und Säug¬ 
linge 86 

Blutalkaieszenz und Azidose 887 
Blutanalyse der Fäzes 390 
Blutbefund bei progressiver perniziöser 
Anämie 70 

Blutbefunde bei periodischer Azetonämie 
größerer Kinder 793 

Blutbeschaffenheit, Einfluß der Muskelarbeit 
auf die 149 

Blutbild, neutrophiles 199 

— Verschiebung des neutrophilen 34 
Blutbildende Organe, Wechselbeziehungen 

der Gewebe in den 34 
Blutbildnng in Milz nnd Leber bei experi¬ 
mentellen Anämien 674 

— extrauterine 538 
Blutdruck 603 

— Mistalextrakt zur Herabsetzung des 866 

— Wirkung von Thymosextrakt Auf dSn 729 

— Wirkung des alkoholischen Extrakts des 
normalen Urins auf den arteriellen 736 

— Wirkungen von gastrischen und perito¬ 
nealen Atzungen und Reizungen anf 186 

— der Vögel 234 

Blutdruck höhen, Wirkung sensibler Reize 
auf 187 

Blutelemente, erstes Auftreten der, im 
Hühnerembryo 250 

Blutfarbstoff, Benzidin als Reagens auf 246, 
791 

— Chemie des 303 

— der Katze 636 

Blutfarbstoffe, durch Photographie nach¬ 
weisbare, spektrale Eigenscharteil der 646 
Blutfärbuug. Technik der 194 
Blutgasaualyse 496 

Blutgasbestimmung.Ferricy&nidmethodezur 

633 


Blutgefäße, experimentelle Pathologie der 

Blutgerinnsel, ftett-aktion Aes, und die 
Bämatoblasten 68 
Blütgerihhuhg 699 
~ und Muskelgerinnung 840 

— ultramikroskopische Studien Über 494 
Blutlekorin 966 

filutkönzentration während Narkose 874 
Blutkörper, Entstehung der 886 
Blutkörperchen, Menge det 191 

— Schwankungen der Menge der 867 

— Resistenz der, bei ikterischen Efrkrän- 
kqngen 808 

— Widerstandsfähigkeit der, nach Thyreold- 
ektomie 783 

— rote 719 

-Agglutination der 93 

-Färbung 194 

-Körnung der, bei anämischen Zu¬ 
ständen 160 

-Resistenz der, beim Ikterus 990 

-basophile Punktierung der 490 

— — Wirkung lipoidlöslicher Stoffe auf 688 

— weiße, Abnahme der, im Typhus 70 
-Verhalten der. bei Taenia 430 

— —-beim Hönde 887 


Blutkörperchenagglutination 868 
Blutkörperchensuspensionen, Auftreten der 
Lackfarbe in 2*8 

Blutkrankheiten, Übertragbarkeit von 991 
Blutmenge, Bestimmung der zirkulierenden, 
beim lebenden Tiere 671 
Blatnachwels. forensischer 246 
Blutplasma, Eiweißstoffe des 270 
Blutplättchen 307, 731 
Blutpräparat „Hämatopan“ 160 
Blutprooe 86 
— 8. Benzidin. 

Blutregeneration, normale nnd pathologische 
866 


Blntsangende Insekten, biologischer Nach¬ 
weis der Herkunft von Blut in 884 
Blutscheiben, Lysinogen der 749 
Blutserum, Antifennente im 486 

— Antitrypsine nnd Antipepsine im mensch¬ 
lichen 916 

— bakterizides Vermögen des leukämischen 
74 


— chemische Veränderungen des, bei In¬ 
fektion mit gewöhnlichen Eitererregern 
601 


— Eosinophilie und Antikörper des 633 

— Gehalt an Eiweiß bei Krankheiten 387 

— Oberflächenspannung des 819 

— refraktometrische Werte des 307 

— Wirkung großer Mengen artfremden, 
nach Zufuhr per os una subkutan 48 

— Basedowkranker, toxische und hämoly¬ 
tische Kraft des 605 

— von Karzinomatösen und Leukämischen, 
Antikörper im 926 

j Blutspektroskop 714 
! Blutstillung bei Hämophilen 43 
Blutungen, Temperatur Verhältnisse bei 75 
! Blutuutersuchung, morphologische 438 

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yin 


Inhalts-Verzeichnis. 


Blutuntersuchung, qualitative 191 

— Uhlenhuthsche 6Ö3 

— Wert der, für die Diagnostik der Leber¬ 
zirrhosen 192 

Blutuntersuchungen bei Geisteskranken 190 

— über den Einfluß des nuklelnsauren Na¬ 
triums bei Geisteskranken 149 

— in der ärztlichen Praxis 921 
Blutveränderungen im Gefolge der Leber¬ 
zirrhosen 367 

— leukozytotische, bei Infektionskrankhei¬ 
ten 437 

Blut- und Knochenmarkveränderungen bei 
ErnahrungSschäden 938 
Blutverluste, Wirkung auf Gefäßnerven- 
reflexe 666 

Blutverteilung im menschlichen Körper, 
Einfluß der Sitzbäder auf die 292 
Blutviskosität, Apparat zur Bestimmung der 
838 

— bei Joddarreichung ?11 

— Einfluß warmer Bäder auf die 911 
Blutzellen, embryonale 250 

— rote 196 

— — Kobragift und 340 

— Einwirkung der Böntgenstrahlen auf 
die weißen 143 

Blutzucker im rechten Ventrikel und in der 
Carotis 385 

— Verhalten des, beim Aderlaß 764 
Blutzuckergehalt 108 

— Einfluß ermüdender Muskelarbeit auf den 
432 

Boden, natürliche Filtration des 866 
Bolustherapie 207 

Bordet-Gengonsches Phänomen 194 
Bothriocephalus-Anämie 34 

— Ursachen der 246 
Botryomykose 436 

Bradykardie und Adams-Stokessche Krank¬ 
heit 830 

Brom, kolloidales 588 
Bromausscheidung der Niere 698 
Bromgehalt des Organismus 73, 145 
Bromide, Ausscheidung durch die Nieren 899 
Bromurai 233 

Bronchiallymphdrüsen, Stellung der, im 
lymphatischen System 445 
Brot, Bestimmung der Kartoffel im 366; s. 
Soldatenbrot 

Brotsurrogate für Zuckerkranke 256 
Butter, Steckrtibengeschmack der 343 
Buttermilch 119 

— als Nahrung für Säuglinge 521 
Buttersäure, Oxydation von 706 
Buttersäuregärung 629 


C. 

Calcium, Bestimmung des 144 

— diuretische Wirkung 790 

— Einfluß auf die Pupille 897 

— Verhalten des, im Blute bei experimen¬ 
teller Säurevergiftnng 268 

— Spasmophilie und 924 
Camphokarbonsäure, Kinetik der Kohlen¬ 
dioxydabspaltung aus 581 


Cantharidin und Cantharidin-Immunität 577 
Cardio-vaskuläre Medikamente 101 
Carnaubasänren, Isolierung der, aus Ochsen¬ 
nieren 594 

Cerebrospinalflüssigkeit, Chemie der 508 

— wutkranker Tiere 204 

— Zählung däf zeitigen Elemente der 27S 
Cervico-Dorsalskoliose 277 

Chemie, Einführung in die organische, von. 
Diels 368 

Chemiluminiszenz 527 
Chinarindenextrakt, s. Extractum Chinae 
Chinin, Verhalten im Organismus 648 
Chloräthyl im Blute 375 
Chloräusscheidung und Albuminurie im 
Verlaufe des Scharlachs 358 
Chlornatrium, kolloidales 587 
Chlorstoffwechsel 247 

Chloroform im Blute anästhetisierterTiere31 

— Sättigung des Tierkörpers mit, während 
der Narkose 148 

— Wirkung auf den Herzmuskel 635 
Chloroformanästhesie, Funktion der roten 

Blutkörperchen bei der 536 
Chloroform auf nähme durch das Blut wäh¬ 
rend der Anästhesie 625 
Chlbroformaus8cheidung aus dem Blute nach 
der Anästhesie 581 
Chloroformtod 87 
Chloroform Vergiftung 461, 464 
Chlorophyll, kristallisierbares 699 

— Säurederivate des 629 
Chlorophyllgrüppe, Studien in der 592, 699 
Chlorose, Magen bei 359 
Cholecystitis, Ätiologie 377 
Cholelithiasis 515 

— Pathogenese 414 

— und Glykosurie 42 
Choleravibrionen 168, 160 

— Toxin und Antitoxin der 616, 556 

— Verhalten* dem Magensaft gegenüber 516 
Cholesterin 590, 592, 630 

— Ausfall des, in der Galle und Pathogenese 
der Gallensteine 355 

— Farbenreaktion auf, durch Oxvdation 589 

— Wirkung des, auf das Froschherz 179 
Cholin, Bestimmung des 547 

— und Adrenalin, Antagonismus zwischen. 
768 

Chologen 635 

Chologenbehandlung der Gallensteinkrank- 
keit 256 

Chorda Tympani, vasokonstriktorische Fa¬ 
sern in der 791 

Chorda- und Sympathikusspeichel 236 
Chorioidealpigment 108 
Chromaffines Gewebe 22 
Chromsalze, Toxizität der 66 
Chylurie 596 
Ciliatendysenterie 606 
Citarin 320, 399, 766 

Cobragift und Antitoxin, Beziehungen 
zwischen 317 

Colitis chronica gravis 394 

— ulcerosa chronica, operative Behandlung^ 
312 


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]b! alit-Verzeicli i t . 


IX 


Colitis ulcerosa 922 

Com» diabeticum 285 

-Menge und Tension des Kohlendi¬ 
oxyds im Venenblnt und in der Alveolen¬ 
luft bei 762 

luteum, therapeutischer Effekt des 

CnrarinWirkung bei Kaninchen 887 

Cysticercus cerebralis und Echinococcus der 
Leber 859 

Cystinurie, Eiweißstoffwechsel bei 901 

Cystoskopie und Urethroskopie beim Weibe 
von Knorr 869 

Cytolyse verstärkende Wirkung präzipitie- 
render Sera 828 


D 

Darm, Bewegungen des menschlichen 470 

— Funktionsprüfung bei alten Leuten 434 

— Wirkung des Kreosots auf den 835 
D&rmamoeben 443 

Darmatmung von Cobitis fossilis 188 
D&rmatresie, angeborene 40 
Darmblutungen, heiße Gelatineklystiere bei 
198 

— beim Typhus, Behandlung 761 
Darmdiastase 426 

Darmepithel, Bolle des, bei der Assimilation 
des Nahnmgs-N 493 

— werden die Albumosen und Peptone vom 
D. resorbiert? 493 

Darmerkrankungen im Klimakterium 715 
Dannflora, normale bei Kindern 478 

— Wirkung steriler Nahrung auf die 206 
Darmfunktionen, Untersuchungsmethoden 

der 678 

Darmgeschwülste beim Pferde 888 
Dannmuskeln, Arbeit der 467 
Darmsaft, Kalzium des 383 
Darm8chleimfluß 252 
Darmstarre bei Peritonealkarzinose 87 
Darmstrikturen, röntgenologischer Nach¬ 
weis 203 

Darmstück, Inhalt eines ausgeschalteten 198 
Darmverschluß, unvollständiger 796 
Degeneration, physiologische des Actino- 
8phaerium Mchhomi 463 
Delphocurarin 337 
Desaminocystin 379 
Desinfektion, Theorie der 282 
Desinfektionsmittel für Trinkwasser 158 
Desmoidreaktion 114 
Deuteroalbumose 301 
Diabetes insipidus 434 

— — hereditäre Form des 679 
Diabetes mellitus 110, 111, 468, 633 

— — und Arteriosklerose 880 

-Azetonkörper- und NH f -Ausscheidung 

in einem schweren Fall von 793 

-Azetonurie bei 822 

-Azidosekörperausscheidung bei 306 

— — Eiweißumsatz bei 796 
-und Geistesstörungen 75 

— — Gesetze der Zuckerausscheidung bei 790 
-als Indikation zur Unterbrechung der 

Schwangerschaft 760 


Diabetes mellitus, Behandlung 924 
-frühzeitige Diagnose und Behandlung 

-und seine Behandlung von Graul 

687 

-Neuenahrer Kur bei 767 

-Kartoffeln und Brot bei 367 

-Haferkur bei 854 

-Lezithingehalt der Erythrozyten bei 

308, 356 

-Veränderungen des Pankreas bei 665 

-und Psychose 392 

-pathogene Sproßpilze bei 435 

-Star bei experimentellem 88 

-schwerer, infolge syphilitischer Infek¬ 
tion 713 

-Verwertung der Zellulose bei 847 

-arthritischer 603 

-conjug&lis 825 

-experimenteller 809 

Diabetischer Urin, Einwirkung von Formal¬ 
dehyd auf 432 

Dialyse, Verhalten der Komplemente bei 
der 21 

Diastasen 495 

— fermentative Kraft verschiedener 104 

— im Speichel von Katzen 673 
Dias tat isches Ferment im Blute 470 
Diastati6che Fermente, Einwirkung des 

Mangans und Eisensulfats auf 756 
DiastatiBche Wirkung des Urins 756 
Diät, persönlicher Faktor bei der 153 

— salzarme 191 

Diätbehandlung, s. Vorlesungen 
Diathese, der persönliche Krankheitsfaktor 
474 

Diazoreaktion des normalen Harns 750 
Dibenzyl - Asparaginsäure und Dibenzyl- 
Malaninsäure, Synthese der 582 
Dickdarm, Absorption der Eiweißkörper durch 
den 385 

Dicyandiamid, physiologische Wirkung des 


Digitalin 376 

Digitalinwirkung, herzhemmende 678 
Digitalis, 8. Folia Digitalis 
Digitalisdrogue, protrahierte Darreichung der 


Digitalisintoxikation 340 
Digitaliskörper, spezifische Nierenwirkung 
der 791 

Digitoxonsäure 592 

Diketopiperazine, Abbau im Organismus des 
Kaninchens 423 
Diphtherie als Volksseuche 284 
Diphtherietoxin 156, 291 

— Neutralisierung durch den Magensaft 281 
Diurese, Einfluß des Calciums auf die 790 

— Beiz zur, bei gleichzeitiger Salz- und 
Was8erznfuhr 181 

Doppelbrechende Substanzen 293 

-aus pathologischen Organen 263 

Dourine, Behandlung 554 
Drüsen mit innerer Sekretion, gleichzeitige 
Insuffizienz mehrerer 391 
-Wechselwirkungen der 810 

H* 


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X 


Inhalts-Verzeichnis. 


Daoden &] geSch wÜr 863 
Duodehüm, Exstirpation des 18Ö 

— Totalexstirpation des 416 

— blykoBÜrie bei Verätzungen des 431 
Durchfälle der Leberleidenden 473 . 
Dysenterie und Pseudodysenterie 441 
Dyspepsie, Exträctum China© Nanning 

gegen 47 ^ 

Echinokokkus der inneren Organe, eosino¬ 
phile Leukozytose bei 625 

— der Leber 863 

— s Nebennierenechinokokkus 
Eck’sche Fistel bei Hunden 890 
Edelerden, Pharmakologisches über 99 

Ei, Änderungen im Parin-, Pentose- und 
Cholesteringehalt des sich entwickeln¬ 
den 896 

Eialbumin, Analyse der Spaltungsprodukte 
des 346 

_ tryptische Verdauung des 346 
Eiereiweiß, kristallisiertes 466 
Eihgeweideprolaps infolge erhöhten Innen¬ 
drucks 682 

Eisen, Verteilung des, in der Leber 605 

— im pflanzlichen und tierischen Gewebe 
478 

Eisenbilanz bei hämolytischen Krankheiten 

Eisengehalt der Fette, Lipoide und Wachs- 
arten 627 

Eisenpräparate 261 
Eteenreaktion, neue 366 
Eteensorisin 48 

Eiter, proteolytische Wirkung des sterilen 
601 

— diagnostischer Wert der proteolytischen 
Wirkung des 676 

— Prüfung des, mit Milions Reagens 392 

— Unterscheidung von akutem und tuber¬ 
kulösem 920 

Eitrige Prozesse, Behandlung 761 
Ei Vergiftung 474 
Eiweiß, s. Assimilation 

— Abbau des 671 

— Ersatz von, durch Leim 30 

— Fällung des, im Pferdeserum 300 

— Gehalt an verdaulichem, der Futtermittel 
539 

— üeue Reaktion des 647 

— Verhalten des jugendlichen Organismus 
gegen artfremdes 732 

— Verwertung von tief abgebautem 240 
Eiweißabbau bei parenteraler Eiweißzufuhr 

239 

Eiweißarten s. Pflanzeneiweißarten 
Eiweißbedarf, kleinster 147 

— des Kindes, Btoffwechselversuche über 
den. von Langwitz 767 

— der Milchkühe 104 
Eiweißbestimämiig, quantitative, mit Hilfe 

der elektrischen Leitfähigkeit 428 

— volumetrische 710, 711 
Eiweißer&atz durch Amide lfö, $ß4 
Eiweißfällung, kalorimetrische Untersuch¬ 
ungen Über die 82Ö 


Eiweißkörper, Absorption der, durch den 
Dickdarm 386 

— Index der gepaarten Schwefelsäuren in 

den 67 

— Resorption der 698 

— normale Verdauung der, im Magendarm¬ 
kanal des Hundes 421 

Eiweißlösungen, Refraktionsindex von 768 
Eiweißminimum im Futter der Milchkühe 
346 

Eiweißspaltende Enzyme im Säuglingsham 
676 

Eiweißstoff, Beitrag zur Kenntnis des 879 
Eiweißstoffe, Arteigenheitsverluste der 
körperfremden 867 

— Einwirkung verdünnter Schwefelsäure 
auf 268 

— Umwandlung der, in verdunkelten grünen 
Pflanzen 817 

— des Blutplasmas 270 
Eiweißstoffwechsel 144 

— bei einem Alkaptonuriker 106 

— bei Cystinurie 9Ö1 

— Einfluß von Zyankaltom auf den 904 

— Einfluß andauernder Muskelarbeit auf 
den 676 

— parenteraler 241, 267 

Eiweiß- und Mineralstoffwechsel pankreas¬ 
diabetischer Hunde 246 
Eiweißsynthese 645 

Eiwelßverdaunng, Bildung von Ätherschwe¬ 
felsäuren bei der aseptischen 67 

— im Magen des Pferdes 906 
Eiweißzerfall, Wirkung der Blansänre auf 

den 549 

Eklampsie, giftiger Bestandteil des Harns 
bei 190 

— Vorkommen von Milchsäure bei 246 

— Nierendekapsulation bei 165 

— bei Tieren 460 

-experimentelle und spontane 87 

Ekzem, Kalziumsalze bei 391, 393 
Elastische Fasern, Färbung der 462 
Elektrokardiogramm 873, 874, 876 

— des Irregal arte perpetuus 876 
Elektrophorese 203 
Elektrotherapie des Magens 636 

El-Tor-Vibrionen, Wirkung des Giftes der 
234 

Emphysemoperation 846 
Enaolysine 828 

Energieminimum, physiologisches 493 
Enteiweißung, Methodik der 143 
Enteritis und Nasenschleimhaut 867 
Entfettung durch reine Milchkuren 794 
Entfettungskuren 126, 679 

— Milchtage bei 604 
Enzyme des Fibrins 495 

— oxydierende 498 

— proteolytische in Nahrungsmitteln 500 
Enzym Wirkung. Natur der 263 
Eosinophile Zellen, Verhältnis der, im Blut, 

Peritoneum und anderen Geweben boi 
Vergiftungen 189 
Eosinophilie 917 

Epidermis,Verhornung der, beim Embryo 143 

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Inhalts-Verzeichnis. 


XI 


Epidermolysis bullosa hereditaria 660 
Epileptische Krampfanfälle. Neurotoxine bei 
der Auslösung der 76, 168 
Epitheley stex? traumatische 579 
Epitheliom, Röntgen behandl ung 277 
Epitheliomatose. Zusammenhang zwischen 
Sonnenstrahlen und 203 
Epithelkörperbefunde bei galvanischer Über¬ 
erregbarkeit der Kinder 731 
Epithelkörperchen, Rolle der, bei den „spon¬ 
tanen“ Tetanien 54 


— Beziehungen der, zum Kalkbestand des 
Organismus 912 

Epithelkörperprtparate zur Behandlung der 
Tetanie 279 


Epithelkörpertheorie, Kritik der 18 
Epithelproliferationen in embryonaler Speise¬ 
röhre 178 

Erblichkeit von Tumoren 142 
Erbrechen, periodisches 923 
Erepsin 353 

— im Darmkanal des Neugeborenen resp. 
Fötus 472 

Ergebnisse der inneren Uedizln und Kinder¬ 
heilkunde 400 
Eriobotrya japonica 128 
Ermüdung 880 

— im Gebirge 436 

Ermüdungssubstanzen, Wirkung der nor¬ 
malen auf Muskel 186 
Ernährung, Physiologie der, von Fischer 287 

— künstliche, des Säuglings 682 

— natürliche 923 

— Typhuskranker 197 

— die, der landwirtschaftlichen Nntztiere 
von Kellner 368 

— wachsender Tiere 602 
Ernährungsstörungen, akute, der Säuglinge 

513 

Ernährungszustand und Herzgröße 37 
Erythrämie und Erythrocytose 551 
Erythroblasten, Vorstufen der 488 
Erythrozyten, Agglutinierbarkeit der 731 

— körnige Degeneration dpr 488 

— basophile Granulation der 488 

— granulierte und Polychromatophilie 489 

— Lezithingehalt der, beim Diabetes 308,356 

— Vitalfärbung an den 195 
Eumydrin 207, 447, 766 
Excelsm, Hydrolyse von 30 

Exsudate, antibakterielle '\Yirkung von 879 
Extractum Chinas Nanning gegen Dyspep¬ 
sie 47 


Fäzes, Nachweis der langen Bazillen in den 
605 

— Nachweis von Blut 449 

— Blutanalyse der 390 

— Benzidinprobe auf okkultes Blut 117 

— Fettbestimmung der 510 

— Nachweis kleiner Mengen Gallenfarb¬ 
stoffes in 231 

— Pentosen in den 269 

— s. Säuglingsfäzes 

— Trennung von Sekreten und Nahrungs¬ 
resten in den normalen 751 


Fäzes, Urobilin in den 386 
Faradische Reizung, quantitative 696 
Farbausscheidung durch die Nieren 740 
Farbenphotographie 870 
Faserkontraktilität, Hauptbedingungen der 
89H 

Fäulnis 695 

— Chemie der 302 
Fäulnisproseß 740 

Ferment, amylolytisches im Hafer 700 

— des Bacillus bulgaricuB 284 

— quantitative Bestimmung des diaetati- 
sohen 467 

Fermente, Adsorptionsanalyse der 699, 786 

— Aktivierung der, durch Lezithin 68 

— Beeinflussung durch Kolloide 510 

— und Fieber 428 

— invertierende, des Erntyhrungsvorgangs 
893 

— im Lungengewebe 289 

— metallische, und ihre therapeutische Ver¬ 
wendung von Robin 625 

— Ontogenese der 89, 491 

— der Plazenta 382 

— Resorption der peptischen und pankrpa- 
tischen 383, 858 

— und ihre Wirkungsweise 353 
Fermentverteilung und Fermentverlust 498 
Fett, quantitative Bestimmung 510 
Fette, Eisengehalt der 627 

— Verdauung der 870 
Fettbestimmung der Fäzes 610 
Fettembolie 21 

Fettgehalt von Ratten, Meerschweinchen 
und Mäusen 496 

Fettleibige, Kartoffelküche für 256 
Fettprodnktion aus Eiweiß 242 
Fettresorption aus isolierten Darmschlingen 
295 

— des Sänglings 354 

Fettsäurederivate, Oxydationsmöglichkeiten 
der phenylierten, im tierischen Organis¬ 
mus 902 

Fettspaltung durch Lungengewebe 419 
Fett- und Esterspaltung in den Geweben 907 
Fettsucht 274 

— Stoffwechsel bei 885 

— respiratorischer Stoffwechsel bei 914 
Feuchtigkeitsspuren, Nachweis von 522 
Fibrin, Enzyme des 496 

— hämolytische Wirkungen des 390 

— Heteroalbumose und Protoalbumose des 


— Hydrolyse des 745 

— das Quellen des 742 
Fibrinbildung, Rolle des Darmes bei der 

103 

— Einfluß der Reaktion des Plasmas auf 
die 68 

Fibrinferment 742 

— Vorstufe des, in Kulturen von Staphylo- 
coccus aureus 889 

Fibrinogen, Entstehung des 243 
Fibrolysinbebandlung perigastritischer Ver¬ 
wachsungen 767 
Fieber, Fermente und 428 


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XII 


Inhalts-Verzeichnis. 


Fieber, Hyperglykämie bei 432 

— Stoff- und Energieumsatz bei 249 

— Stoffwechsel bei 36 
Filaria Bancrofti 924 
Fischnahmng und Stoffwechsel 607 
Flatulenz und ihre Behandlung 636 
Fleisch, Verdauung des rohen und gekoch¬ 
ten 262 

— Gehalt an Extraktionsstoffen des dunk¬ 
len und weißen 909 

— Verdauung von, im Magen und Dünn¬ 
därme des Schweines 905 

Fleischpulver, Bolle der 426 
Fleischs&ft Furo 686 
Fleischvergiftung durch Pökelfleisch 153 
Fluor albus, PatL genese 201 
Fluoride, hemmender Einfluß auf Lipase¬ 
wirkung 910 

— in Nahrungsmitteln, Methode zur Be¬ 
stimmung von 910 

Folia Digitalis, Wirkungswert der 337 
Formaldehydlösungen, Einwirkung von 
Zinkkarbonat auf 786 
Formalin in Nahrungsmitteln 718 
Formamint 636 
Frauenmilch, Chemie der 919 

— haemolytisches Komplement in der 602 

— Katalyse der 471 

— Verhalten zu Lab und Säure 383 
Frauen- und Kuhmilch, Asche der 747 
Froschhaut, Permeabilität der 741 
Fruchtwasser, Einfluß der Nierenexstirpation 

auf den osmotischen Druck des 908 
Fruktose, Verhalten der, gegen verdünnte 
Natronlauge 627 

Fulguration, Einfluß auf die Lebensfähig¬ 
keit von Zellen 926 
Fuselölbildung 699 

Futterfett, Einfluß auf das Körperfett 704 
Futtermittel, relative Werte von 604 

— Wirkung einiger als schädlich verdäch¬ 
tiger 703 

Q. 

Galaktose, Verhalten der, gegen verdünnte 
Natronlauge 627 

— Verwertung im Organismus 295 
Galle, Bildung von Niederschlägen in der 

24 

— Chemie der 109 

— Einfluß der, auf die Bewegung des 
Dünndarms 749 

— Nachweis von Blutfarbstoff in der 409 

— Änderungen in der, bei einigen Infek¬ 
tionskrankheiten 909 

— Temperatur der, bei Zufuhr der ver¬ 
schiedenen Nahrungsmittel 598 

— Wirkung der, und des Natriumglykocho- 
lats auf die Blutgefäße 815 

— und Ham, antiseptische Beeinflussung 
durch innere Anwendung von Desinflzien- 
tien 860 

Gallenblasentuberkulose 477 
Gallenfarbstoff in den Fäzes 386 

— Nachweis kleiner Mengen in Fäzes und 
Blut 281 

Gallenfarbstoffe 743 


Gallenfarbstoffe, Beziehungen zwischen der 
Ausscheidung der G, des Urobilins und 
des Urobilinogens 766 
Gallenhämolyse 496 
Gallenkapillaren, intratrabekuläre 66 
Gallenkonkremente, Böntgenographie der 
203 

Gallenpigmente, Ausscheidung der 820 
Gallensäuren, hämatolytische Wirkung der 
93 

Gallensekretion, Wirkung einiger Medika¬ 
mente auf die 900 
Gallensteine 635 

— Bakterien in 167 

— und Pankreaserkrankung 253, 274 
Gallensteinkrankheit, Therapie 360 

— Chologenbehandlung der 256 
Gallenwege, Beziehungen des Typhus zu 

den 255 

— Infektion der, durch Typhusbazillen 275 
Galvanotropismus bei Bakterien 900 
Ganglienzellen im Gehirn, Altersveränder¬ 
ungen der 102 

Gärung, alkoholische 739 

— Formaldehyd bei der zellfreien 698 
Gärungsdyspepsie, intestinale 438 
Gärungssaccharometer 114 
Gärungsvorgänge, graphische Darstellung 

von 183, 820 

Gasstoffwechsel nach Ausschaltung des 
Leberkreislaufs 890 

— bei urämischen Hunden 549 
Gastrische und peritoneale Ätzungen und 

Beizungen, Wirkungen auf Blutdruck 
und Atmung 186 

Gastritis phlegmonosa, idiopathische 199 
Gastrosan 806 

Gefäßerkrankungen durch Gifte 177 
Gefäßnervenreflexe, Wirkung von Blutver¬ 
lusten auf 666 

Gefäßzentrum, Verhältnis zwischen afferenten 
Beizen und Ermüdung des 187 
Gefrierpunktseraiedrigung physiologischer 
Flüssigkeiten 303 
Gehirn, s. Kindergehirn 
Gelatine, Nährwert der 738 
Gelatineklystiere, heiße, bei Darmblutungen 
198 

Gelenkrheumatismus und Herzerkrankungen 
860 


Geloduratkapseln, Brunne] sehe 398 
Gelsemiumvergiftung 474 
Genickstarre, epidemische, Ätiologie 925 

— Therapie der übertragbaren 762 
Gerinnung, Bolle der Haematoblasten oder 

der Blutplättchen bei der 818 
Gesamtstoffumsatz 668 
Geschlechtsfunktionen, Einfluß der, auf den 
Stoffwechsel 264 
Geschmack und Appetit 717 
Geschwülste, Ätiologie der malignen 120 

— Beeinflussung bösartiger, durch Ein¬ 
spritzung von artfremdem Blut 26 

— Impfung von 232 

— s. Knochengeschwülste 


— Probepunktion bei 313 

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Inhalts-Verzeichnis. 


XIII 


Gewebsatmung 268, 460 

— Aktivierung der, durch Muskelextrakte 
102 

— Wirkung .der Antipyretika und Alka¬ 
loide auf die 883 

Gewebswanderzellen, einkernige leukozyto- 
ide 193 

Gewicht8schwanknngen und Blutkonzen¬ 
tration bei Diabetes und anderen Krank¬ 
heiten 878 

Gicht, Behandlung 118 

— Pyrmonter Salzbrunnen bei 42 

— Salzsäure-Therapie der 717 

— Entwicklung der 923 

— Pathogenese 511, 826 

— toxische 23 

— Unregelmäßigkeiten im Purinstoff Wechsel 
im Verlaufe der 755 

— Wesen der 606 

Gichtische Affektionen von Hoden und 
Prostata 605 
Gichtstoff Wechsel 146 
Giftigkeit der Chloride des Magnesiums, 
Calciums, Kaliums und Natriums 899 
Giftwirkung, Beeinflussung der, durch die 
Temperatur 884 

Gitterfiguren, v. Recklinghansensche 462 
Glandulae parathyreo’ideae oder Epithel¬ 
körperchen 11 

-funktionelle Bedeutung der 13 

Gleichgewichts Verhältnisse z wischenKohlen- 
säure, N atrinmbikar bonat, Mono-Natrium¬ 
phosphat und Di-Natriumphosphat 698 
Gliadin, Zersetzungsprodnkt des 705 
Glucolyse 741, 904 
Glucosurie, experimentelle 709, 902 
Glucuronsäure, Nachweis der 674 

— im Harn, Nachweis 915 
Glukose im Speichel 698, 889, 903 

— Verhalten der, gegen verdünnte Natron¬ 
lauge 627 

Glukosen, Einfluß fluoreszierender Substan¬ 
zen auf die Spaltung von, in alkalischer 
XiÖsung 905 

Glutamin- und Asparaginsäure als Nähr¬ 
stoffe 503, 594 
Glykogen bei Leukaemie 21 

— der Leukozyten 199 

— postmortales Verschwinden des 63 

— Umwandlung des, durch Fermente der 
embryonalen Gewebe 894 

— Im Schweineembryo 894 

— Zunahme von, im Hunger 179 
Glykogenbildung durch Hefe 352 
Glykogengehalt des Froschlaiches 787 

— der Muskeln nach dem Tode 180 
Glykogenie ohne Glykogen 357 
Glykogenolytische Fasern des Splanchnicus 

major 902 

Glykogenumsatz in der Kaninchenleber 109 
Glykokoll des normalen Harns 787 

— Neubildung von 381 
Glykokollester, Reduktion des 628 
Glykolyse 698 


— s. Serum 

Glykosamin, Verhalten im Tierkörper 184 


Glykosurie, alimentäre 431 

— Einfluß von diuretisch wirkenden Mitteln 
auf das Zustandekommen der alimen¬ 
tären 911, 912 

— Prognose vorübergehender alimentärer 
118 

— Cholelithiasis und 42 

— duodenale 793 

— bei Verätzungen des Duodenums 431 

— experimentelle 790 

— experimentelle durch Zerstörung der 
Duodenalschleimhaut 817 

Glykosurien, vorübergehende infolge psy- 
I chischen Traumas 760 
Glykuronsäure im Urin 501 
Glykuronsäure- und Schwefelsäuresynthese 
847 

Glyoxylsäure, Nachweis der 297 

— fermentative Veränderung der, durch 
Organbrei 243 

Gonokokkus, Komplementfixation bei 316 
Gonorrhoe, Statistik 206 
Gonorrhoischer Eiter, Oxydasereaktion im 
193 

Guajakprobe 433 
Guaiakreaktion 419 

— des Oxyhämoglobins 31 
Gnajakolpräparate bei anämischen Zuständen 

48 

Guajakose 285 
Gnanylsäure 107, 183 

— der Milz 903 

Haare, Veränderungen der, nach Röntgeni- 
sation 143 
Haarpigment 108 

Hackfleisch, Konservierungsmittel und 319 
Hämagglutination 316, 865 

— und ihre physikalischen Grundlagen 864 

— und Hämatolyse 534 
Haemamoeba Vassali 317 
Hämatin 505, 680 
Hämatoblasten 377 

Hämatolytische Wirkung der Gallensäuren 
93 

Haemin 580 
Hämoglobin (Poehl) 922 
Hämoglobingehalt des Blutes bei Kinder¬ 
krankheiten 149 
Haemoglobinophile Bazillen 77 
Hämoglobinurie und Hämolyse 912 
Hämoglobinurie, paroxysmale 385, 555, 831 

-Pathogenese 311 

Hämolyse 93, 141, 316, 532, 555, 656, 862, 
865, £82 

— undBakterizidiedesembryonalenHühner- 
bljites 159 

— bei der Belichtung sensibilisierter roter 
Blutkörperchen 816 

— spezifische, der durch Osmium fixierten 
Blutkörperchen 440 

— Verhalten der basophilen Erythrozyten¬ 
granulation bei der 679 

— durch Choleragift 828 

— Hämoglobinurie und 912 

— bei den Kaltblütern 828 


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XIV 


Inhalt*-Verzeichnis. 


Hämolyse, spezifische ippfanisph? 

Salzlöflnngen lf? 


-r Schlapg?ngift 9}, 9p7 

Hämo- und BakterioTyse, Q&mo logisch? Auf¬ 
fassung der 
Hämolysine 636 

— Durchgang der, dujch die Darmwand 
784 


— komplex? 76^ 

— und Antihämolysjn? ifo Transsudaten 
und Exsudaten 204 

Hämolytische Eigenschaften des Blutserums 
abgekuhlter und erwärmter Tiere 865 

-der Organexfr&kte 682 

Hämolytische Kraft des Berums und de? 
Lymphe 874 

— — und Blutenziehungen 823 
Hämolytische Substanzen, Wirkung apf di? 

Protozoen, Spirochaeten u. Vibrionen 638 
Hämolytische Versuche 685 
Hämolytisch* ^Wirkungen von Anchylostoma 
duodenale 341 


-des Fibrins 390 

-der Organautolysate 234 

-dee normalen Hinderserums 882 

Hämolytisches Hemmungsphänomen, bei 
Phosphorvergiftnug 234 
Hämolytisches Komplement in der Frauen¬ 
milch 602 

Hämolytisches Serum, quantitative Methoden 
mit 891 

Hämophilie 254, 362 

— Blutstillung bei 43 

— Magnesium!aktat bei 353 

— Serumbehandlung 277 

Hämoptoe, intravenöse Behandlung der 839 
Hämorrhsgien, Einfluß von inneren, auf die 
chemischen Änderungen in den Organen 
746 

Hämotoxine 206 

Handbuch der allgemeinen Pathologie von 
Xrehl u. Marchand 869 

— der physiologischen Methodik von Tiger- 
Stedt 928 

Ham, Aldehydreaktion des 892 

— quantitative Ammoniakbestimmung im 

— Nachweis des Arsens im 915 

— Azetonbeetimmung im 113, 745i 

— Nachweis von Blut 49L 595 

— Blutdruck erhöhende Substanz im 756 

— diastatische Wirkung des 756 

— Diazoreaktion des normalen 750 

— Nachweis und Bestimmung des Eiweißes 
im 792 


— giftiger Bestandteil d*S> bei Eklampsie 


— Nachweis von Glukuronsäure im 915 

— Glykokoil des normalen 787 

— einer hungernden Frau 538 

— von Kälbern 306 

— Nachweis der Lävulose im 648 

— Leukozyten im, bei Tuberkulös? der 
Harnwege 880 

— Linksdiehung des. normalen 676 

— mydriatisch wirkende Substanzen im 36 


Ham, Oberflächenspannung d?s,upter patho¬ 
logischen Bedingungen 6j0i 

— Oxyproteüisäurefraktion des 294 

— Reaktion d?8 542 

— reduzierende Stoffe Up 345 

— von Säuglingeu 676 

— quantitative Bestimmung de* Ggsamt- 
SChwefels im 187, 497 

— stickstoffhaltige Bestandteile 380 

— Trau benzuckerbestim meng im 757 

— Ausscheidung von Urochrom im 468 

— s. Uroroseinreaktiou 

— quantitative Bestimmung des Zystins 
189 

Haraabsonderung 738 

— bei Abflußerschwerung 26 
Harnausscheidung upter dem Einfluß von 

militärischen Marschleistungen 416 
H&mazidimetrie, Bedeutung der 561, 609 
Harnfarbstoff 304 
Hamindikan, Ui sprang des 817 
-- beim hungernden Kaninchen 426 

— und Kotindol 750 

Harnröhrcheu, abwechselnde Tätigkeit der 
376 

Harnsäure, endogene 147 

— Ausscheidung d* r endogenen and exo¬ 
genen, b?i Gicht upd anderen Erkran¬ 
kungen 914 

— Herkunft der endogenen 241 

— Physiologie der 118 

— quantitative Bestimmung 35, 632 

— Reaktion der 793 

— Verhalten der, im Organismus 848 
Hamsäureausscheidung 296, 712 

— Ernährung und 263 

— Einfluß von Schokolade pnd Kaffee auf 
die 757 

— Wirkung des Natr. bicarbonic. und des 
Piperazins auf die 766, 769 

— Einfluß der Salzsäure auf die 765 

— im Säuglingsalter 511 
Hamsäuregehalt des arteriellen Blutes 840 

— des Urins 472 
Hamsäuresynthese 109 

Harnsäure Salze, Verhalten der, ln Lösun¬ 
gen 913 

Hamsekretion beim Frosch 496 

Ham Sonderung, einfaches Verfahren der 

551 

Harnstoff, MethylolVerbindungen des 587 
Haravermehrung nach Nervendurch¬ 
trennung 182 
Hamzucker, neue 356 
Haut, Schmerzhaftigkeit der, bei inneren 
Organerkrank an gen 314 
Hautaffektionen, tuberkulöse 77 
Hauterkrankungen bei Neurosen 550 

— reflektorisch bedingte 550 

— strich förmige 553 
Hautfarbstoff als Schutzmittel 152 
Hautkrankheiten und innere Erkrankungen 

552 

— Menstruation und 552 
Hautkrebs, Röntgentherapie 553 
Hantsekrete 152 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XV 


Hefe, Zuckerbildang in der 468 

— und Hefepreßsaft, sensibilisierende Wir¬ 
kung fluoreszierender Stoffe auf 645 

Hefepreßsaft, Ko- Enzym des 612 

— Versuche mit 304 

— Wirkung des elektrischen Stromes auf 495 
Heilsera, rektale Applikation 477 
Herpes Zoster nach Arsengebranch 206 
Herz, Aktionsströme des 876 

— Art und Verlauf der Erregungsleitung 
im 876 

— Einfluß hydrotherapeutischer Prozeduren 
auf das Ö32 

— Wirkung von Salzen und Nicht-Leitern 
auf das 698, 900 

— Einfluß von Vagnshemmnng auf das 373 

— Funktion des fettig entarteten 376 

— und Trauma 829 

Herzblock, Beziehungen von, zur Adams- 
Stokasschen Krankheit 830 
Herzgröße, Einfluß der Berufsarbeit auf die 
415 

— Einfluß des Ernährungszustandes auf 
die 37 

— Einfluß des Militärdienstes auf die 415 
Herzhemmungszentrum, unmittelbare und 

Beflexreizung des, durch Erhöhung des 
Blutdrucks 666 

Herzhypertrophie, Entstehung der 667 

— bei chronischen experimentellen Infek¬ 
tionen und Vergiftungen 101 

Herzkammer, Einfluß der Herznerven auf 
Flimmern der 667 
Herzklappen, Angiome der 485 
Herzkrankheiten, Atmung bei 437 

— oszillierende Ströme bei 830 

— Übungstherapie bei 832 
Herzmuskel, Studien am 697 

— doppeltbrechende Substanzen (Myelin) 
bei der fettigen Degeneration des 744 

— Verbrauch von Traubenzucker durch den 
260 

— Wirkung des Chloroforms und des Chlo- 
ralhydrats auf den 535 

— von Limulus, refraktäres Stadium im 
nichtautomatischen 373 

-— Beizleitung des 372 

Herzrhythmus, embryonaler in Limulus 372 
Herztätigkeit, Einfluß des Lezithins auf die 
494 

Herzwirkung von Magnesiumsulphat 266 
Heteroalbumose und Protoalbumose des 
Fibrins 69 

Heu der Biesel wiesen 310 
Hexamethylentetramin, Ausscheidung des, 
in der Galle und im Pankreassaft 916 
Hippnrsäurebildung beim Menschen 677 
Hippursäuremuttersubstanzen 641 
Hippursäurespaltung durch Bakterien 677 
Hirnanämie, Belmerregbarkeit des Hirns 
und des Bückenmarks nach 666 
Hiragefaße, durch Gefäßnerven bedingte 
Veränderungen in den 666 
Hirngefäßnerven und Pharmaka 186 
Hirschsprungsche Krankheit im Kindes¬ 
alter 760 


Hirudin, Einwirkung des, auf den Kreislauf 
23 

— Wirkung des, auf die Gase des arteriellen 
Blutes 235 

Histidin, Abbau und Konstitution des 105 

— Farbenreaktion des 701 
Hodgkinsche Krankheit 198 
Hordein, Hydrolyse von 30, 301, 744 
Hühnercholeraaggressin und seineWirkungs* 

weise 862 

Hühnereiweiß, Idiosynkrasie gegen 605, 686 
Hungerstoffwechsel 889 
Hydrazin, Einfluß auf den intermediären 
Stoffwechsel des Hundes 910 
Hydroa vaccinifermis 552 
Hydrolyse von Excelsin 30 

— von Hordein 30, 301 

Ehrdrops 8. Schwangerschaftshydrops 
Hydrotherapie 76, 840 
Hyperazidität 393 

yperglobulie beim Aufstieg mit dem Luft¬ 
ballon 67 

Hyperglykämie bei Fieber 432 

— und Glykosurie durch Injektion eines 
antiglykoly tischen Serums 71 

Hypernephrome, Fette und Lipoide in 414 
"ypophyse 678 

- Insuffizienz der, und Herzstörungen 313 
Polyurie und Tuberkulose der 712 
Hypcphysenextrakt, Atherom der Aorta 
und 729 

— fortgesetzte Ernährung mit 729 

— intraperitoneale Injektion von 783 
Hypophysen- und Nebennierenextrakt, 

Wirkung von 679 
Hypothermolysin 187 


X. 

Icterus catarrhalis. Pathogenese 435 
Ikterische Erkrankungen, Besistenz der 
Blutkörperchen bei 308 
Ikterus, chronischer acholurischer 74 

— nach Maretingebrauch 552 

— der Neugeborenen 194, 489, 490, 921 

— im Frühstadium der Syphilis 121, 198 

— Besistenz der roten Blutkörperchen beim 
920 

Heum, angeborener Verschluß im unteren 
Teil des 436 

Heus, Diagnose und Behandlung 436 

— Frühsymptom des 436 
Immunisierende Kraft der normalen Nerven- 

substanz 863 

Immunisierung, aktive des Menschen gegen 
bazilläre Dysenterie 554 

— gegen Nierenintoxikation 63 

— per os 442 

— therapeutische 121 

— gegen Typhus 847 

— aktive und passive mit Vibriolysin 442 

— gegen Wutkrankheit 475 

— des Kaninchens gegen Homhautsyphilis 
862 

Immunisierungsprozeß 444 
Immunisierungsversuche gegen Tuberkulose 
835 

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XVI 


Inhalts-Verzeichnis. 




Immunität 123 

— Mechanismus nicht bakterizider 206 

— natürliche des lebenden Gewebes 487 

— ist die erworbene I. vererbbar 863 

— gegen Schweiaerotianf 126 
Immunitätslehre 663, 666 
Immunitätsreaktionen 814 
Immunkörper, Säuren atnr der hämoly¬ 
tischen 866 

Immnnsera, Einfluß der Verdünnung auf 
die natürlichen und künstlichen Normal- 
nnd 89 

Immunsubstanzen, Hämolyse beschleuni¬ 
gende 666 

Impfmethode, antirabische Pasteursche 440 
Impfsyphilis der Affen 366 
Impftumoren 142 

Inanition unter diffusem Licht und im 
Dunkel 307 

Indikan, Bildung und Ausscheidung des 767 
Indikanurie 424 

— beim Kaninchen 386 

Indol, quantitative Bestimmung des 767 
Indolaufnahme und Indoxylausscheidung 
387 

Indolessigsäure 892 
Indolreaktionen 426 
Infektion, intraperitoneale 206 
Infektionskrankheiten, kolloide Metalle bei 
256 

— Phlorizin glykosurie bei 272 

— Wrightsche Opsonine bei akuten 46 
Influenzabazilien 617 

Inosinsäure 380 

— Konstitution der 186 

Inoßit in der vegetabilischen Nahrung 80 
Invertin, Wärmewirkung auf, bei Anwesen¬ 
heit und Abwesenheit verschiedener 
chemischer Körper 906 
Isoleucin, Synthese des 629, 749 
Isoserin 381 

J. 

Jod, Abscheidung von 248 

— Chemodiagnostik und Chemotherapie des 
879 

Jodbestimmungen, Normallösung für kolori- 
metrische 891 
Jodglidiue 285, 569 

Jodkalium, Wirkung des, auf die Pulszahl 
190 

Jodnatrium, kolloidales 688 
Jodophile .Reaktion 272 
Jodothyrin 106 

p-Jodphenylarsinsäure, biochemische Unter¬ 
suchungen über 786 

Jodpräparate, Wirkung auf die Adrenalin- 
Arterionekrose 268 

Jod Verteilung unter pathologischen Verhält¬ 
nissen 608 

Jonen, Verhältnisse der, zu kontraktilen 
Vorgängen 374, 696 

BL 

Kaffee, Nachweis von Cichorie im 160 

— sekretionsbeförderndes Prinzip des 259 
Kakaofett 586 


Kakaogenuä, Ausnutzung der Nahrung bei 
318 

Kali, physiologische Punktion im Pflanzen¬ 
organismus 680 
Kali chloricum-Vergiftung 292 
Kaliumbichromat, Vergiftung mit 163 
Kaliumsalze, Nierensklerose, Leberzirrhose 
und Ascites durch 378 
Kalk, Phosphor und Stickstoff im Kinder- 
gehim 37 

— s. Nahrungskalk 
Kalkablagerungen in der Haut 608 
Kalkausscheidung bei fieberhaften Erkrank¬ 
ungen von Säuglingen 36 

Kalkbedarf and Kalkaufnahme beim Säug¬ 
ling 786 

Kalk bestand des Organismus, Beziehungen 
der Epithelkörperchen znm 912 
Kalksalze, Bedeutung für den wachsenden 
Organismus 608 

Kalkstickstoff, gasförmige Verbindungen bei 
der Zersetzung des, und ihre Einwirkung 
auf das Pflanzenwachstnm 603 
Kalkstoffwechsel 73 

Kalomel, Um wandlang des, im Digestiona- 
traktus 67 

— Wirkung deß 758 

Kalorienmenge, geringste notwendige 383 
Kalziamsalze bei Ekzem 391, 393 
Karbonsäuren, Abban der, im Tierkörper 701, 
748 

Karelische Milchkur 687 
-und die Unterernährung bei Kom¬ 
pensation sstörungen 793 
Karnitin, Konstitution des 296 
Karottensuppe bei Ernährungsstörungen der 
Säuglinge 794 

Kartoffelkiiche für Zuckerkranke und Fett¬ 
leibige 25Ö 

Kartoffeln, Verdaulichkeit getrockneter 310 
Karzinom s. Transplantation 
~ des Magens und Darm^3ö6 

— Pankreatin bei 208 

Kasein, Paranukleinsäure des 184 
Kastration, Milchsekretion nach 41 
Katalase, Sensibilisierung der 545 

— der tierischen embryonalen Gewebe 896 
Katalyse, Stereochemie der 582 
Katarakt, experimentelle diabetische 460 
Keuchhusten, Erreger des 618, 619 
Keuchhustenmortalität, Geschlecht und 924 
Kindergehiru, Kalk, Phosphor und Stick¬ 
stoff im 37 

Kläranlage, Gnesener 282 
Kleeheu, nutzbare Energie des roten 350 
Klima uud Heiianzeigen Ägyptens 717 
Klimakterium, Darmerkrankungen im 715 
Kliuik, deutsche, am Eingänge des 20 Jahr¬ 
hunderts 288 

Knochenasche als Zusatz znm Futter bei 
StoffWechsel versuchen an Hunden 596 
Knochenerweichung 435 
Kuochengeschwülste, Pathogenese und Ab¬ 
bau der 27 
Knochenmark 700 

— Lezithin des 145, 354 


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Inhalts- V erzeichnis. 


XVII 


Knochenmarksatrophie, experimentelle 416 
Knochentr&nsplantatlon 17y 
Kobragift und rote Blutzellen 340 

— und Hämolyse 814 

Kochkunst und ärztliche Kunst von Stern¬ 
berg 768 

Kochsalzentziehung beim Sch wangerschafts- 
hydrops 146 

Kochsalzinfusionen, Schädigungen durch 76 
Kochsalzstoffwechsel bei Bradyurie 879 
Kochsalzsurrogate der Negerstämme 767 
Kochsalzwässer, Wirkung auf die Magen¬ 
saftabsonderung 359 

Kohlehydrate künstliche Ernährung mit 357 

— kalorimetrische Methode zur Bestimmung 
der Molekulargröße von 690 

— Verhalten einiger unverdaulicher, im 
Verdauungstrakt 641 

— Wirkung der, auf die .Resistenz gegen 
Sauerstoffmangel 741 

Kohlehydratstoffwechsel 108 
Kohlendioxyd, Wirkung von K. und Sauer¬ 
stoffmangel auf Atmung und Kreislauf 784 
Kohlenoxyd, Spätwirkung des eingeatmeten 
436 

Kohlensäure, Ausscheidung von, aus toten 
Pflanzeuteilen 896 

Kohlensäure enthaltende Luft und Tempe¬ 
ratur des normalen und fiebernden Or¬ 
ganismus 606 

Kohiensäureabgabe, Einfluß der Außentem¬ 
peratur auf die 426 
Kohlensäurehaltige Solbäder 248, 837 
Kokain 233 

— Entgiftung von, durch das Rückenmark 
188 

— Wirkung auf das Warmblüterherz 336 
Kolitis, Pathogenes© der merknriellen 552 
Kollargol. Wirkung auf Leukozyten und 

Opsonine 887 

Kolloidale Bestandteile der organischen 
Flüssigkeiten 71 

Kolloidale Metalle, Wirkung anf den Men¬ 
schen 380 

Kolloidales Brom und Jodnatrium 688 
Kolloidales Chlomatrium 687 
Kolloide, Beeinflussung der Autolyse durch 
anorganische 671 

— Biochemie der 549 

— Diffusion von 739 

— Beeinflussung von Fermenten durch 610 
Kolloide Metalle bei Infektionskrankheiten 

966 

Kolloidmetalle, elektrische, bei Infektion s- 
krankheiteu 880 

Kolon, Perforation des, im Verlauf aknter 
bazillärer Dysenterie 473 

— radiologische Untersuchung 360 
Kolostrum, Bedeutung des 161 
Komplementablenkung 206 
Komplementablenkung und biologische Dia¬ 
gnose maligner Tumoren 926 

Komplementablenkungsmethode für die 
Differenzierung von Mikroorganismen 864 

— zum Nachweis spezifischer Stoffe in den 
Aggressinen 169 


Komplementbindende Stoffe im Blutserum 
von Typhusbazillenträgern 607 
Komplementbindung 265, 688 

— bei Immunisierung mit Corpus luteum 
827 

— und Komplementablenkung 864 
Komplementbindungsmethode bei Syphilis, 

8pezifizität der 797 

Komplementbindungsverfahren in der Dia¬ 
gnose des TyphuB abdominalis 440 
Komplementbindungsversuche 44 
Komplemente, Haltbarmachung der 364 

— Verhalten der, bei der Dialyse 21 

-in hypertonischen Salzlösungen 829 

Komplementfixation bei Gonokokkus 316 
Komplementfrage 683 
Konservierungsmittel, Wirkung anf Hack¬ 
fleisch 319 

Kontraktilität, allgemeine Bedingungen fi¬ 
brillärer 696; s. Jonen 
Körpergewicht, Einfluß des Tränkens und 
des Salzens auf das 264 
Kost und Küche im Krankenhaus 764 
Kot, Gehalt an Stickstoff 497 
Kotgärung 438 

Kraft und Stoff im Haushalt des Lebens 877 
Kreatin 347 

— Bestimmung von 634 

— Bildung und Zersetzung des, bei der 
Durchblutung überlebender Organe 648 

— Verhalten des, bei der Autolyse 643 
Kreatinin 238, 347 

— Ausscheidung von 638 

— Bestimmung von 634 
Kreatininausscheidung bei Krankheiten 427 
Kreatiningehalt des Säuglingshams 676 
Krebs, Experimentelles 207 
Krebsforschung 880 

— experimentelle 140, 341 
Krebsinfektion und Krebsrezidive 66 
Krebsperlen, Knochen- und Bindegewebs- 

elnschlüsse in 179 

Krebszellen, Verschiedenheit der, von an¬ 
deren Zellen 884 

Kreislauf, Einwirkung des Hirudins auf den 
23 

— Wirkung von Organextrakten auf den 812 
Kreislaufwirkung kohleusäurehaltiger Sool- 

bäder 837 

Kreosot, Wirkung auf den Darm 336 

Kreuznacher^ Radium-EmanationBbäder 879 
Kropf und seine Behandlung 604 
Kryoskop 820 

Küche im Krankenhaus von Sternberg 
480 

Kuhmilch, eisenhaltige 685 

— Gerinnung der 384 

— Idiosynkrasie der Säuglinge gegen 682 

— Reduktasen der 208 

— Ursprung der Oxydasen und Reduktasen 
der 640 

Kupferazetatlösungen, oxydierende Kraft 
von 704 

Knpffersche Zellen 23 
Kynurensäure im Katzenh&m 68 

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XV11I 


Inhalts-Verzeichnis. 


X* 

Labferment 104 

— des Feigenbaumes 103, 686 
Laevulosurie 162 

— alimentäre 632 

-bei Leberkranken 431 

— diabetische 548 

Laktosurie, alimentäre, bei Krankheiten des 
Magens 675 

Lamscheider Stahlbrunnen 80 
Langerhanssche Inseln 486 
Lanolin, Löslichkeit einiger fester Substan¬ 
zen im 100 
Laryngoptose 839 
Laugenätzongen 395 

Läutewerk, elektrisches bei Stoffwechsel¬ 
untersuchungen 710 
Leber, Acetonbildung in der 702 

— Chemie der, bei der akuten gelben Leber¬ 
atrophie 37 

— Echinococcus der 859 

— Einfluß der Kost auf die 88 

— und Verdauungsfermente 735 

— vergleichende Wirkung des Cholins und 
Pilokarpins auf den Glykogengehalt der 
767 

— elementare Zusammensetzung der 182 
Leberaffektionen, Wichtigkeit der Urobilin- 

urie für die Diagnose von 600 
Leberatrophie, akute 760 
Leberfunktion im Greisenalter 596 
Leberglykogen 180 

— Wirkung des Adrenalins auf das 756 

— Einfluß von Äthylalkohol auf den Stoff¬ 
wechsel des 891 

Leberinsufflzienz 112 

— bei Narkose 35 

Leberkreislauf, Gasstoffwechsel nach Aus¬ 
schaltung des 890 

Leberparenchym, Veränderungen des 509 
Lebersyphilis 437 

Leberveränderungen nach Entfernung des 
gesamten Blutflbrins 412 

— nach experimenteller Unterbindung der 
Milzvenen 848 

— nach Einwirkung von Nebennierensub¬ 
stanzen 848 

Lebervergrößerung und Überladung der 
Leber mit Glykogen 734 
Leberzelle, Veränderungen der 375 
Leberzirrhose 359, 533 

— alkoholische mit Ikterus 919 

— s. Alkoholcirrhosen 

— Anämie bei 277 

— Veränderungen der Bauchspeicheldrüse 
bei 232 

— Blutveränderungen im Gefolge der 357 

— experimentelle 392 

— infantile 760 

— Veränderungen des Volumens der Milz 
bei 734 

— traumatische 42 

— Wert der Blutuntersuchung für die 
Diagnostik der 192 

Leguminosen und Gramineen, Emährungs- 
uuterschiede der 263 


Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arznei- 
verordnungslehre von v. Tappeiner 
640 

— der organischen Chemie von Noves 288 

— der chemischen Pathologie von Oswald 
447 


— klinischer Untersuchungsmethoden von 
Brugsch u. Schittenhelm 607 

— der medizinischen Physik von Boruttan 
400 

— der Physiologie des Menschen von 
Tigerstedt 288 

Leim, Ersatz von Eiweiß durch 30 
Leistungsgrenzen, deren Messung und Er¬ 
weiterung 860 

Leitfaden der ärztlichen Untersuchung von 
Ebstein 448 

Leuchtgasvergiftung, direkteBluttransfusion 
gegen 117 

Leucin, Oxydation von, durch Wasserstoff¬ 
peroxyd 626 

Leucine, Verhalten der optisch-isomeren, in 
der Leber 701 
Leukaemie 153, 154, 462 

— s. Blutserum 

— akute 33, 825 

-und Streptokokkensepsis 43 

-hämorrhagische 277 

-myelogene 679 

— — myeloide und lymphadenoide makro- 
lymphozytäre 514 

— experimentelle 827, 862 

— und Gicht, Zusammenhang zwischen 253 

— Glykogen bei 21 

— Histogenese der myeloischen 600 

— lymphatische 193 

— Milz bei 388 

— myeloide im Greisenalter 33 

— Radiotherapie der 200 

— Wirkung der Ilöntgenstrahlen auf 276 

— Röntgentherapie 613 

— Tuberkulin behandiung bei 438 

— eigenartige Zelleinschlüsse bei 813 
Leukanämie, chronische myeloide 636 
Leukopenie 757 

Leukozyten 354 

— Bedeutung der, für die Immunität 554 

— enthalten L. antihaemolytische Stoffe? 
864 


— Glykogen der 199 

— granulierte 736 

— im Ham bei Morbus Brightii 427 

-bei Tuberkulose der Hamwege 880 

— Jodreaktion der, und experimentelle 
amyloide Degeneration 70 

— Klassifizierung der 490 

— und Lymphozytenkeme 249 

— sudanophiie, im Verlauf von Infektions¬ 
krankheiten 191, 602 

— Verhalten der 199 

-bei Kälteeinwirkung 150 

— Verteilung der, in der Blutbahn 429 

— Einfluß der Quecksilbersalze auf die Zu¬ 
sammensetzung der 883 

Leukozytenextrakt von Kaninchen, bakteri¬ 
zide Wirkung des 926 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XIX 


Leukozytenferment, proteolytisches 33, 366, 
432 

— Beeinflussung des proteolytischen, durch 
menschliche Blutsera 602 

Leukozytenstoffe, bakterizide (Endolysine) 
und Milzbrandimmunität 620 
Leukozyten- und Plättchenstoffe, bakteri¬ 
zide und hämolytische Wirksamkeit der 
366 

Leukozyten Ver änderungen 308 
Leukozytenzählung zur Unterscheidung 
von Bluterguß und Eiterung 394 
Leukozytose, eosinophile, bei Echinokokkus 
der inneren Organe 825 
Lezithidbildnng 644 
Lezithin 144, 648 

— bakteriolytische Eigenschaft des 396 

— Gewinnung von Cholin aus 419 

— Einwirkung auf Fermente 424 

— Einfluß auf die Herztätigkeit 494 

— Einwirkung auf die Lipase des Magens 
und Darms 425 

— Lues, Tabes und Paralyse in ihren ätio¬ 
logischen und therapeutischen Bezieh¬ 
ungen zum 796 

— Narkose und 822 

— Verteilung im tierischen Organismus 700 

— Wirkung des. auf Pankreaslipase 68 
Lezithingehalt der Erythrozyten bei Dia¬ 
betes 308, 356 

— des Knochenmarkes 146, 354 

Licht. Wirkung auf das Ferment Katalase 887 

— Wirkung des, auf Peroxydase 23 

— Wirkung des ultravioletten 203 
Lichtempfindlichkeit tierischer Oxydasen 

Lichtpigmente 579 

Lichtreize, Wirkung auf geblendete Hummer 
374 

Lipämie, diabetische 788 
Lipase in embryonalen tierischen Geweben 
895 

Lip äse Wirkung, hemmender Einfluß von 
Fluoriden auf 910 
Lipoide 496 

— bakterizide Wirkungen von 556 

— Eisengehalt der 627 

— in Hypernephromen 414 
Lipoidlöslichkeit des Rizinusöls 97 
Lipolyse 297 

— im Fettgewebe, im Blut und dessen 
Fettsubstanzen 197 

— Wesen der 28 

Lipolyse, Agglutination und Hämolyse 236, 
814 

Lipolytische Wirkung des Blutes 71 
Liquor Ferri albuminati 394 
Langen, bakterizides Vermögen der 863 

— vitale Mittellage der 632 

— Totalkapazität der 631 
Lungenchirurgie 842. 844 
Lungenemphysem, Entstehung des 257 

— alveoläres 199 
Langengewebe, Fermente im 289 
Lungenphthise, Röntgenaufnahmen geheil¬ 
ter Fälle von bazillärer 277 


Lungenschwimmprobe 101 
Lungenspitzentuberkulose, röntgenologische 
Befunde bei 277 

Lungentuberkulose, Eiweiß- und Fettgra¬ 
nula in den Leukozyten bei 599 

— Opsoninbestimmung bei 280 
Lymphagoga 374 

Lymphe, Physiologie der 696, 697 

— lymphtreibende Wirkung der 898 

— Uberschuß der Chloride in der 898 
Lymphosarkomatose und Tuberkulose, 

Wechselbeziehungen von 392 
Lymphozyten, M&krophagie der 489 
Lymphozytenleukämie, akute 32 
Lymphozytose 435, 463 
Lymphtreibende Mittel, Einfluß auf die re¬ 
lative Konzentration der Bakterloagglu- 
tinine im Serum und der Lymphe 909 
Lymphzirkulation, Lehre von der 788 
Lyesavirus 159 

X. 

Magen, Arteriosklerose des 678 

— bei Chlorose 359 

— Eiweißfettdiät bei der Behandlung der 
motorischen Insuffizienz des 678 

— Elektrotherapie des 635 

— Entleerung des 196 

— Funktionsprüfung des 855 

— Giftigkeit der Probemahlzeiten und der 
Spülwässer des 751 

— Kleinheit des 251 

— Motilität des 634, 790 

— Motilitätsprüfung des 38 

— Hunde mit Pawlowschem 89 

— Ptose des 474 

— radiologische Untersuchungen des ge¬ 
sunden und kranken 714 

— Saftabscheidung des, in nüchternem Zu¬ 
stande 38 

— Wert der Moll&re’schen Reaktion zur 
Feststellung der freien Salzsäure im 922 

— Einfluß des Wasserstoffsuperoxyds auf 
die Sekretion des 917 

— Sekretionsstörungen des 274 

— Sensibilität des 920 

— Temperatur im menschlichen 669 

— Übertritt des natürlichen Gemisches aus 
Pankreassaft, Darmsaft und Galle in 
den 262 

— sog. spezifische Verdünnungssekretion 
im 481 

Magen und Darm, Selbstverdauung von 140 
Magenbewegung 429 

Magenblutungen im Verlauf des Typhus 
abdominalis 759 

Magenchemismus nach Gastroenterostomie 
918 

Magendarmerkrankungen unter dem Bilde 
akut verlaufender Chorea 796 
Magendrüsen, Adrenalinwirkung auf die 670 
Magenerkrankungen, Röntgendiagnostik der 

Magenfisteln, Pawlowsche 492 
Magenfüllung, Vorgang der 435 
Magenfunktion, Prüfung der, mit Schein¬ 
mahlzeit 270 


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XX 


Inhalts-V erzeichnis. 


Magenfütterung von Mäusen 96 
Magengeschwür 262 
—Behandlung 39. 262, 700 

— akut lebensgefährliche Blutungen bei 
394 

— experimentelle Erzeugung 376 

— und Magenkrebs 394 

— Schleimhauttransplantationen zur Be¬ 
handlung des 734 

Magen* und Duodenumgeschwüre, Experi¬ 
mentelles 414 

Mageninhalt, Nachweis von Blut im 410 

— carcinomatöser 631 

— hämolytisch wirkende Substanzen im 688 

— Nachweis der freien Salzsäure im 610 

— Bestimmung der Toxizität des 761 

— W achstumsr&higkeit von Boas-Kauf- 
mann8chen Bazillen im 749 

Magenkarzinom 649 

— Ätiologie 921 

— Differentialdiagnose 394 

— Zytodiagnostik des 636 
Magenkrankheiten, Beziehungen zwischen 

Nieren- und 754 

— spezielle Diagnostik und Therapie, von 
Riegel 626 

— Wismut bei 868 

Magenleere, nervöse schmerzhafte 74 
Marenmotilitätsprüfungen mit Hilfe der 
Köiitgenstrahlen 864 
Magenresorption 114 

Magensaft, Bestimmung der Azidität des 
431 

— Bestimmung der Salzsäure im 473 

— Isolierung des reinen, aus dem Magen¬ 
inhalt 368 

— beim Pawlowschen Hund 88 

— Sekretion des 36 

— Subazidität des 369 

— Wirkung auf Amylazeen 363 

— Wirkung der Alkalien auf das Eiweiß- 
ferment des 420 

Magen- und Pankreassaft, gemeinsame Wir¬ 
kung auf Stärke 244 

Magensaftabsonderung, Wirkung verschie¬ 
dener Eochsalzwässer auf die 369 
Magensaftfluß, kontinuierlicher 76 
Magensaftsekretion, Einfluß von Arznei¬ 
mitteln auf die 261. 610 

— Wirkung von Kochsalz und Natrium- 
bicarbonat auf die 346 

Magensaftsekretion bei Rectalem ährung 
670 

Magenschleimhaut, Einfluß von Metallen 
auf die 87 

Mageu- und Darmschleimhaut, Durchlässig¬ 
keit der, für nicht pathogene Mikroor¬ 
ganismen 203 

Magenschleimsekretion, mangelhafte 260, 

Magenschrumpfung, radiologischer Nach¬ 
weis der 2ol 
Magensekretion 676 
Magentumor luetischen Ursprungs 730 
Magen Verdauung 109 

— der Milch 472 


Magenverdauung, Rolle der Salzsäure bei 

— Verlauf der, im pathologischen Zustande 
von Havem 608 

Magnesiumhemmung, antagonistische Wir¬ 
kung des Kalziums auf die 666 
Magnesiumsalze, Toxizität der 66 

— und Nervensystem 66 
Magnesiumsulfat, Einfluß auf den Stoff¬ 
wechsel 746 

— Herzwirkung von 266 

— gegen Tetanus 384 

Mais, Hydrolyse der Proteine des 637 
! Malachitgrünnährböden 47 
Malariablut 264 

Malariakrankheiten, Bedeutung der Farb¬ 
stoffe bei den 446 

Malariaparasiten, Arteinheit der 167 
Maltafieber 617 

Mantel für Ziegen gegen Selbstaussaugen 
des Euters 186 
Maretin, Ikterus nach 662 
Maretinvergiftung 80 

Marienbader Quellwässer, Einfluß auf die 
Pepsinverdauung 912 
M armoreksemm 520, 606, 639, 836 
Massage, Einfluß der, auf den Muskeltonus 
165 

— des Magendarmkanals 688 
Mastdarmneuralgie 826 
Mastzellen 273 
Mäusekrebs 809 

— Wachstumsenergie beim 486 
Mäusetumoren, spontane 142 

Mehle und Mehlfütterungea bei Säuglingen 
868 

Melaninbildung, fermentative 107 
Meningitis cerebrospinalis epidemica 521 

-— Verhalten des Blutes bei 470 

Meningococcus, Antikörper des 664 
Meningokokken, Agglutination der 863 

— Züchtung der 762 
Meningokokken -Heilserum 78 
-bei Genickstarrekranken 799 

— — Kolle-Wassermannsches 396 
Mensch, der primitive, in Vergangenheit 

und Gegenwart 878 

Menstruation und Hautkrankheiten 562 

Mergal gegen Syphilis 367 

Mei pipetten, Präzisionssaugvomchtung für 


Methylenblauderivate, Chemie und färbe¬ 
rische Eigenschaften 63 
Methylenblaureaktion, Russosche 73 
Methylolverbindungen des Harnstoffes 587 
Mikroben, Lebensdauer einiger 524 

— anaerobe in normalen Körpergeweben 
693 

Milch, dänische, 287 

i — Emährungs versuche mit homogenisierter 
621 

— Nachweis von Formaldehyd in 928 

— Magen Verdauung der 472 

— Peroxydasereaktion der 594 

— Unterscheidung gekochter und roher 


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Inhalts-Verzeichn!*. 


XXI 


Milch, Variabilität der 913 

— Viskosität der 914 

Milchbildung und die mikroskopische Milch¬ 
prüfling 897 

Mil chdiffer enzierung, biologische 390 
Milchgerinnung 484 
Milchproduktion 848, 338 

— Einwirkung von Nahrungsfett auf die 
248 

Milchsäure, Vorkommen von, bei Eklampsie 
845 

— quantitative Bestimmung der 907 
Milchsäurebildung bei der Autolyse des 

Muskels 467 
Milchsekretidn 343 

— Einfluß von Reizstoffen auf die 38 

— nach Kastration 41 

Milchzucker zerstörende Enzyme in der 
Milch 672 

Milz, Reinigung und Regeneration des Blu¬ 
tes duitdk die 194, 244 

— Guanylsäure der 903 

— und Knochenmark, Beziehung zwischen 
388 

— Stickstoff-Stoffwechsel nach Entfernung 
der 634 

— Rolle der, in den Trypanosamenerkran- 
kungen 558 

Milz-Nukleoproteid 145 
Milzbrand, Resistenz gegen 78 
Milzbrandbazillus, Abschwächung des 205 

— Hämotoxine des 206 

— Kapselbildung 861 

Milzbrandimmunität, bakterizide Leuko¬ 
zytenstoffe (Endolysine) und 580 
Milzbrandserum, Wirkungsmechanismus des 
863 

Mineraldüngung 265 

Mineralstonwechsel im Säuglingsalter 908 

— beim künstlich genährten Säugling 509 
Mineralwässer, Radioaktivität einiger russi¬ 
scher 687 

Mischtumoren, spontane der Maus 415 
Mistelextrakt gegen Blutungen 256 
Mitosen, Autolyse der 885 
Molkeneiweiß 106 
Möller-BarlowBche Krankheit 143 
Molluscum contagiosum 550 
Mongolenkinderfleck 76 
Monoaminosäuren des „Byssus“ von Pinna 
nobilis L. 418 

Mononukleäre, endotheliale Genese der 730 
Monotal 868 

Morbus Addisonii, Heilung des 41 

— — Pathogenese 41 

Morbus Brigthii, Leukozyten im Harn bei 427 
Morphin 233 

— in der Kinderheilkunde 767 
Morphium, Wirkung des 76 

— Einfluß auf die Magen- und Pankreas¬ 
sekretion 88 

Mumienmaterial, Untersuchungen von ägyp¬ 
tischem 89 

Muskel, Salze des 299 
Muskelarbeit, Einfluß der, auf die Blutbe¬ 
schaffenheit 149 


Muskelarbeit, Einfluß ermüdender, auf den 
Blutzuckergehalt 438 

— Einfluß andauernder, auf den Eiweiß- 
stoffwechsel 675 

Muskelextrakte, Aktivierung der Gewebs¬ 
atmung durch 108 
Muskelglykogen 383 
Muskeln, ermüdete 380 

— Extraktivstoffe der 896, 580 

— Verhalten nach Kompression 696 

— Wirkungen von Ammoniumbasen und 
Alkaloiden auf die 417 

Muskelpentose 185 

Muskeltonus, Einfluß der Massage auf den 
155 

Muskel- und Nervengewebe, Zusammen¬ 
setzung des embryonalen 896 
Mu tterkompräparate 580 
Myasthenia gravis 486 
Mydriatisch wirkende Substanzen im Ham 
36 

Myelom 192, 891 
Myelome, multiple 108 
Myelozyten 430 
Mykosis fungoides 550 
Myoflbrose 831 

Myxoedem, Veränderungen des Blutes bei 
676 

— Stoff- und Energieumsatz bei 249 

— Stoffwechsel bei 471 


*. 

N-Ausscheidung, Einfluß des Quecksilbers 
auf die 676 

Nagana, Heilung der experimentellen 79, 
396 

Naganatrypanosomen 556 

Nährpräparate, diätetische 601 

Nahrung, Einfluß der. auf die chemische 
Zusammensetzung des Tierkörpers 819 

Nahrungskalk 501 

— Verwertbarkeit des, in verschiedenen Bin¬ 
dungsformen zum Ansatz beim wachsen¬ 
den Hund 918 

Nahrungsmittel, chemische Zusammen¬ 
setzung gekochter vegetabilischer 479 

— proteolytische Enzyme der 287 

— Bestimmung von Fluoriden in 910 

— Formalin in 718 

— Verteilung des Schwefels in den 886 

Nahrungsmittelvergiftung mit Enterokokkus 

157 

Narkose 789 

— Verhalten des chromafflnen Gewebes bei 
der 414 

— Leberinsuffizienz bei 35 

— und Lezithin 822 

— Theorie der 97 

— Hinderung der Wasserdiurese durch die 181 

Natriumantimonyltartrat 497 

Nebennieren 378 

— Veränderungen in den, bei Arterio¬ 
sklerose 293 

— und Atherom 277 


— bei der puerperalen Eklampsie und der 
Nephritis gravidarnm 788 


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XXII 


Inhalts-Verzeichnis. 




Nebennieren, Herzbypertropbie und Hyper¬ 
plasie der MarksuDstanz der 413 

— Pathologie der 665 

-und des Morbus Addisonii von 

Bittorf 625 

— Bolle der, bei pathologischen Zuständen 
416 

— Physiologie der 485 

— und Rachitis 513, 714 

— bei der Tuberitulose 377, 378 
Nebennierenechinokokkus 856 
Nebennierenexstirpation und Pankreasdia¬ 
betes 412 

Nebennierenextrakte, intraperitoneale In¬ 
jektion von 783 
Nebennierenhyperplasie 378 
Nebenniereninsuffizienz, akute 233 
Nebennierenprodukte im Blut und Ham 711 
Nebennierensubstanzen, Leber Veränder¬ 
ungen nach Einwirkung von 848 
Nebennierenveränderungen 260 

— bei chronischer Nephritis 730 
Nebenschilddrüsen 65 

— Physiologie 597 

— des Hundes, Veränderungen der 532 
Neottin 496 

Nephritiden, experimentelle 25 
Nephritis 118 

— akute hämorrhagische nach Parotitis 
epidemica 923 

— drucksteigernde Substanzen im Blute 
bei chronischer 115, 196 

— Blutdruck und Filtratstickstoff bei 
chronischer interstitieller 791 

— Wert der Blutdruckmessung bei chro¬ 
nischer 832 

— experimentelle 377 

— Salzstoffwechsel bei experimenteller 915 

— Einfluß der Massage der Nierengegend 
auf den Stoffwechsel bei 307 

— Nebennierenveränderungen bei chro¬ 
nischer 730 

— Salzsäuresekretion bei 753 

— vikariierende Tätigkeit des Darmes bei 
430 

Nerven s. Regeneration 

— Temperaturkoeffizient der Fortpflan¬ 
zungsgeschwindigkeit der Erregung im 
697 


Nervenimpuls, Leitung eines 891 
Nervenreizung, Theorie der elektrischen 527 
Nervensystem, Physiologie und Pharmako¬ 
logie des autonomen 809 
— Schwefelverbindungen des 299 
Nervosität und Ernährung im Kindesalter 


Netz, Verhalten des großen, nach intraperi¬ 
tonealer Injektion körniger Stoffe 417 

Neubildungen, Kombinationsbehandlung bei 
bösartigen 314 

Neugeborene, Blut und Urin der 36 

Neurin und Lezithin, Einfluß auf Bakterien 
317 

Neurokeratin 301 

Neurotoxine beim epileptischen Krampfan¬ 
fall 75, 153 


Neutralitätsregulation 860 
Neutralsalz Wirkungen 185 
Neutrophile, Kernzahl der 74 
Niere und Hamwege, Eirankheiten der, von 
Strasser 447 

Nieren, Reaktion der, auf Blutverdünnung 
181 

— Blutversorgung der 625 

— Durchblutungsexperimente an 373 

— Funktionsprüfung der 246 

— gefäßverengende Wirkung des Wassers 
auf die 182 

— und Kreislauf, Beziehungen zwischen 
832 

— Passierbarkeit der kranken, für die Bak¬ 
terien 866 

— Perfusionsversuche an ausgeschnittenen 
705 

— Sekretionsdruck der 180 

— Topographie der 277 

Nierenblutung bei chronischer interstitieller 
Nephritis 474 ▼ 

Nierendiabetes 471 
Nierenentzündungen 118 
Nierenepithel 375 

Nierenerkrankungen, Ausscheidung der 
Chloride im Harne bei 430 

— nach Ligatur einer Nierenarterie oder 
Nierenvene 413 

Nierenexstirpation, Einfluß auf den osmo¬ 
tischen Druck des Fruchtwassers 908 
Nierenfunktion 388 
Niereninsuffizienz, Diaphorese bei 615 

— Hydrämie bei 116 

Nierenkranke Beziehungen zwischen Koch- 
salzhaushalt und Blutdruck bei 306 
Nieren- und Magenkrankheiten, Beziehungen 
zwischen 754 

Nierenleistung, tägliche Variationen der, 
bei konstanter Kost 789 
Nierensekretion 748 

— im Lichte der Adrenalinwirkung 901 
Nierentransplantation, totale 86 
Nierenveränderungen nach Exstirpation der 

Leber 379 

Nierenverfettung 462 

Nierenwassersucht, Salzstoffwechsel bei ex¬ 
perimenteller 114 

Nitritvergiftung nach Bismutum subnitri- 
cum 260 
Nitrochitine 107 

Nitroprussidnatriumreaktion im Urin 612 
Novain, Identität mit dem Camitin 580 
Nukleinsäure 239 
Novaspirin 207, 320 
Nukleine, Abbau der 671 

— Umbildung der, im Magendarmkanal 38 
Nukleinsäure, Einfluß auf die Verteilung 

von Blut im Herzen und in der Peri¬ 
pherie 196 

— Harnsäureverbindung der 239 

— Kohlehydratgruppe der 423 

— Pyrimidinderivat© in der 904 
Nukleinstoff Wechsel beim Menschen 721 
Nukleogen 716 

Nukleoproteid der Plazenta 184 


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Inhalts-Verzeichnis. 


xxm 


o. 

Oberflächenspannung von Körpersaiten 72 
Obstipation, Behandlung 713 

— Regulin gegen 311 

— spastische 680 
Ochronose 395 

Odda M. R., Ausnutzungsversuche mit 318 
ödem, nephritisches 25 
Oesophagoskopie 795 

Oesophaguserweiterungen, idiopathische 716 
Oktopoden, chemische Untersuchungen an 

Ölbehandlung des Magengeschwürs 635 

— der Ulcera und Stenosen des Pylorus 
202 

ölklystiere, akute Vergiftung nach 42 
Oophorin 686 

Ophthalmo-Diagnostik des Typhus 46 
Ophthalmoreaktion bei Tuberkulose 46, 199, 
281, 398, 443, 446, 477, 557, 568, 607, 800 
Opium, Einfluß auf die Magen- und Pan¬ 
kreassekretion 88 

Opiumbehandlung bei Perityphlitis 201 
Opotherapie bei Tetanie 59 
Opsonin und Komplement, Trennung von 
316 

Op6oninbestimmung 280, 684 
Opsonine, Wrighteche, bei akuten Infektions¬ 
krankheiten 46, 125, 159, 254, 636 

— Bau der 827 

— bei Erysipel 120 

— und Phagozytose 126 
Opsonintheorie 581 

— und Bakterienlymphen 924 

Opsönischer Index 396 

-von Urin und Schweiß bei Gesunden 

und Tuberkulösen 558 
Organ-Antigene, Speziflzität der 789 
Organautolysate, toxische und hämolytische 
Wirkungen der 234 

Organextrakte, Wirkung auf den Kreislauf 
812 

Organische Säfte als Nährsubstrate für 
überlebende Organe 68 
Organsäfte, Vermehrung der molekularen 
Konzentration der 783 
Orientbeulen und ihre Ätiologie 476 
Osmotischer Druck kolloidaler Lösungen, 
Einfluß von Elektrolyten auf den 705 
Osteomalazie 730 

— OvarialantikÖrper und 604 
Ovarialei, Entwicklung des 535 
Ovarialextrakte, intraperitoneale Injektion 

von 783 

Oxalsäurevergiftung 41 
Oxydasen, Lichtempfindlichkeit tierischer 
700 

Oxydasereaktion im gonorrhoischen Eiter 
193 

Oxydierende Kraft einiger Gewebe 706 
Oxyfettsäuren, Oxydation der Ammonium- 
Salze der, durch Wasserstoffperoxyd 626 
Oxyhämoglobin, Guajakreaktion des 31 

— Molekulargewicht des 31 
Oxy-proline 708 


P. 

Pankreas, Beziehungen der Anatomie zu 
den Krankheiten des 826, 882 

— Punktion des, und ihre Beziehung zum 
Diabetes mellitus 755 

— Physiologie des 787 

— Sekretionstätigkeit des 262 

— Veränderungen des, bei Diabetes 665 

— — — bei Magendarmkrankheiten der 
Kinder 734 

Pankreasdiabetes, Azidosis beim P. des 
Hundes 1 

— Nebennierenexstirpation und 412 

— Parabiose und 711 

— Verhalten der Leberdiastase bei 88 
Pankreaserkrankungen 824 

— bei Gallensteinen 253, 274 
Pankreasexstirpation 245 

— beim Hund, partielle und totale 532 
Pankreasfermente, Resorption der. im ge¬ 
sunden und kranken Darm 758 

— therapeutische Versuche mit 680 
Pankreasfunktion, Prüfung der 389 
Pankreasgewebe, Wirkung intravenöser In¬ 
jektionen von gelöstem 65 

Pankreasinseln, Langerhanssche 139 
Pankreasläsionen, experimentelle 21 
Pankreaslipase, Wirkung des Lezithins auf 
68 

Pankreasnukleinsäure 107, 183 
Pankreassaft 145, 821 

— Aktivierbarkeit des, bei verschiedener 
Ernährung 492 

— Calcium im 817 

— Gefrierpunkt8emiedrigung des 143 

— Übergang von, in den Magen 209 

— Veränderungen in der proteolytischen 
Wirksamkeit des 494 

— Wirkung des unter dem Einfluß des 
Pilokarpins sezernierten, auf die Milch 
782 

Pankreassaftabsonderung, Mittel zur Er¬ 
regung der 671 
Pankreassekretion 294 

— Einfluß der Eiweißspaltprodukte und der 
Zucker auf die Salzsäure- und 493 

Pankreassteapsin 294 
Pankreasstein 117 

Pankreasstücke, Leistungen verlagerter, für 
Ausnutzung der Nahrung 416 
Pankreatin bei Karzinom 208 
Pankreatitiden, eitrige 276 
Pankreatitis, Ursache des Kollapses bei 
akuter 65 

—■ interstitialis chronica luetica 110 
Pankreon 146 
Papayotin 495 

Parabiose künstlich vereinigter Warmblüter 
261 

Paradysenterie 442 

Paramecien, Angriffsort der photodyna- 
miBchen Stoffe bei 816 
Paranucleoprotagon 709 
Paranukleinsäure des Kaseins 184 
Parasitismus eines Tausendfüßlers im mensch • 
liehen Verdauungskanal 119 

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XXIV 


Inhalts-Verzeichnis. 


Parathyreoidea, Albuminurie bei der In¬ 
suffizienz der 696 
Parathyreoiddrtisen 65, 460 

— Atrophie der, bei primärer Kinderatrophie 
118 

— Tetanie und 11, 62 
Paratyphus 122, 284 

— und Nahrungsmittelinfektion 366 
Parthogenese, künstliche 742 
Pellagra 121 

—> Ätiologie 666 

— Atoxylbehandlungder 617 

— Morphologie des Illutes bei 202 

— Veränderungen der GL parathyreoüdeae 
bei 736 

Pen tosen, Nachweis der 384 

— Verwertung im Organismus 296, 296 

— in den Fäzes 269 
Pentosurie 75 

Pepsin im Magen des Säuglings 821 

— und Chymosin 243, 547 
Pepsinbestimmung 196, 247 
Pepsingehalt des nüchternen Magens 681 
Pepsinverdauung 36 

— Reaktionswärme der 669 

— Einfluß einiger Marienbader Quellwässer 
auf die 912 

Pepton, Wirkung des 427 
Perhydrasemilch 367 
Perikolitis, akute 76 
Peritonealkarzinose, Darmstarre bei 87 
Peritonitis, chronische tuberkulöse 869 

— Injektion von atmosphärischer Luft 
gegen 166 

Perityphlitis, Opiumbehandlung bei 201 
Perlsuchtbaziilen im Sputum der Phthisiker 
839 

Permeabilität von Membranen in zwei ent¬ 
gegengesetzten Richtungen 820 
Peronin 882 

Peroxydase, Wirkung des Lichtes auf 23, 
646, 689 

Peroxydasen, tierische 186 
Peroxydasereaktion der Milch 594 
Pest 927 

— Impfang gegen, auf oralem Weg 637 
Pestbazillas, Übertragbarkeit durch Wanzen 

638 

Pestinfektion von Fischen 282 
Pfeilgift der Kalahari 261 
Pferdeblutserum, toxische Wirkung des 94 
Pferdefleisch, Nachweis von 208 
Pflauzeneiweißarten, Unterscheidung ver¬ 
schiedener 882 

Pflanzenzelle, Artspezifität der 31 
Pfortader, Blutstrom in der 95 

— Größe des Blutstroms in der 223 
Phaeophytin und Chlorophvllane 699 
Phagozyten, Rolle der, bei der senilen 

Degeneration des Gehirns 340 
Phagozytose 497, 634. 739 

— und Herkunft des Komplements 364 

— durch Melanin hervorgerufene 902 

— und Opsoninindex 121 
Ph&gozytosestudien 823 
Pharmaka, Wirkung von 374 


Phaseolin, Hydrolyse des 636 
Phenazetin Vergiftung 369 
Phenolphthalein, Wirkung auf den Darm 
384 

Phenyl harnstoff, Schicksal' des, im Organis¬ 
mus des Hundes 304 
Phlebosklerose 293 
Phloridzindiabetes 113, 296 

— GlutarsäureWirkung auf den 672 
Phloridzindiurese 791 
Phloridzinglykosurle 697 

— bei Infektionskrankheiten 272 
Phospbatide, pflanzliche 601 
Phosphatometer 511 
Phosphaturie 200, 308, 680 

— bei Gonorrhoe 679 

Phosphor in Geweben, Nachweis 763 

— Verteilung des, in den Organen 195 
Phosphorlebertran 686 

— Einfluß auf den Mineralumsatz 918 

— Ersatzmittel des 669 
Phosphorsäureausscheidung bei Kaninchen 

während der experimentellen Acidose 
634 

Pho^horsäurebestimmung, alkalimetrische 


Phosphorverbindungen, Abbau der or¬ 
ganischen 195 

Phosphorvergiftung 603, 764 
— hämolytisches Hemmungsphänomen bei 
234 


Photochemie organischer Verbindungen 627 
Photochemische Lichtmessungen, An¬ 
wendung auf physiologische Vorgänge 
627 

Photochemische Prozesse 526 
Photodynamische Wirkung chlorophyll- 
haltiger Pflanzenextrakte 817 
Photomethämoglobin 785 
Phylloporphyrin, Darstellung des 683 
Physikalische Chemie und Medizin von v. 

Koränyi u. Richter 479 
Physiologie der Ernährung von Fischer 
287 

— des Menschen von Schenk u. Gürber 
287; von Tigerstedt 288 

— und Pathologie, Grenzen der 179 
Physostigmin, Wirkung auf das Warm¬ 
blüterherz 234 

Phytin 561 

Phytinspaltendes Ferment in tierischen Ge¬ 
weben 746 

Pigmente, melanotische 107 
Pigmentierung, hämatogene 291 
Pigmentsekret von Aplysia punctata 297 
Pikrolonate einiger Nukleinbasen 344 
Pilokarpin 375 

— als Cholagogum 461 

— kein Cholagogum 89 

— Reaktionen 160 

— Wirkung auf die Durchwanderung der 
Lymphozyten durch den Ductus thora- 
cicus 484 

Pilzdesamidase 785 
Plasmazellen 192 
Plastein 240 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XXV 


Plazenta, Fermente der 382 

— Funktion der 886 

— Nukleoproteld der 184 
Plethora hei Polyzythämie 489 
Pleuraergüsse, sterile seröse, in der Um¬ 
gebung schwerer, akut-infektiöser Pro¬ 
zesse 839 

Pleuritis, experimentelle 27 

— Umwandlung der serofibrinösen in eine 
purulente 28 

Pneumaturie 311 
Pneumonie, kroupöse 441 
Pneumoniekokken 78 

Polymastie, Beziehung der, zur Tuberkulose 
122 

Polypeptide, Abbau durch die roten Blut¬ 
körperchen und die Blutplättchen des 
Binderblntes 420 

— Abbau durch Preßsäfte von Zellen und 
Organen 423 

— Spaltung durch Preßsaft von Champig¬ 
non 423 

— Synthese von 683, 628 

— Verhalten gegen das Plasma des Rinder¬ 
blutes 420 

Polypeptidphosphorsäure 184 
Polypeptidspaltung, fermentative 466 

— Verlauf der fermentativen 422 
Polyurie 361 

— essentielle 824 

— und Tuberkulose der Hypophyse 712 
Polyzythämie 74, 277, 312, 434 

— mit und ohne Milztumor 681 

— ohne Milztumor 43 

— Plethora bei 489 

Präzipitation bei neugeborenen Kaninchen 
91 

Präzipitatreaktion, spezifische, bei Lues und 
Paralyse 254 

Präzipitinbildung, spezifische, nach Men- 
schenkotinjektioii 0 fi 814 
Präzipitine, Ursprung der 477 
Prazipitinogen, Beziehungen zu der hämo¬ 
lytischen Substance sensibilatrice und 
dem 487 

Präzipitinreaktlon bei Syphilis 639 
Präzipitinreaktionen 747 
Processus vermiformis, röntgenographische 
Diagnose der Enterolithen des 203 
Proktoskopie und Sigmoidoskopie 716 
Prostatasekret bei der sogenannten Pro¬ 
statahypertrophie 200 

Protamine, Verbindungen der, mit anderen 
Eiweißkörpem 353 

Proteine, Hydrolyse der, mittels verdünnter 
Schwefelsäure 345 
Proteinsäure im Blute 506 
Proteolytische Enzyme der Nahrungsmittel 
287 

Proteolytische Wirkung des Eitern, diagnosti¬ 
scher Wert der 676 

-des sterilen Elten 601 

Proteolytische Zelltätigkeit maligner Tu¬ 
moren 912 

Proteolytisches Antiferment 711 
Proteosen, primäre und sekundäre 496 


Proteosen und Peptone, Trennung von 306 
Proteusagglutination 443 
Protozoenzelle. Funktion der anorganischen 
Salze auf die 890 
Prulaurasin 128 
Psendoleukämie 32 

— myelogene, nach Trauma 253 
Psyllawachs 499 

Ptyalin, Wirkung von Jodkalium auf die 
Aktivität des 672, 900 
Pulmonalarterie, Sklerose der 417 
Pulsationen, Erregung und Beeinflussung 
katalytischer, durch elektrische Ströme 
739 

Pulsdruckbestimmung 78 
Pulsfrequenz nach Jodkalidarreichung 190 
Pulsometer 876 
Pulsus alternans 235 

Pulsverlangsamung durch Kompression des 
rechten Vagus 857 
Purgen 550 
Purinstoffwechsel 428 

— bei Achylia gastrica 689, 724 

— des Embryos, Fermente beim 893 
Puro (Fleischsaft) 686 

Putreszin 262 

Pylorus, Ölbehandlung der Ulcera und 
Stenosen des 202 

— Regulation des, dnreh Säure 266 
Pylorushyperplasie 534 
Pylorusstenose, hypertrophische bei Neu¬ 
geborenen 922 

Pyocyanasebehandlung der Diphtherie 663 
Pyrimidinderivate in der Nukleinsäure 904 

— Bildung von, ans Purinkörpern 296 

Q- 

Quarzlampe, Kromayersche 203, 825 
Quecksilber, Absonderang des, durch den 
Harn 152 

— Einfluß auf die N-Ausscheidung 676 

— Wirkung von 819 

QuecksUberausscheidung bei Syphilitikem 
189 

Quecksilbersalze, Einfluß auf die Leuko¬ 
zytose und die Zusammensetzung der 
Leukozyten 883 
Quecksilbervergiftung 97, 312 


B. 

Rabies. Impfungen gegen 797 
Rabizide Substanz 169 
Rachitis 825 

— Bedeutung des Kalkes für die Ätiologie 
der 786 

— Nebennieren und 714 

— und Osteomalazie in Toyama (Japan) 
716 


Radioaktivität einiger russischer Mineral¬ 
wässer 687 
Radiogen 840 

R&diologische Untersuchung des Kolons 
360 


-des gesunden und kranken Magens 714 

Radiologischer Nachweis der Magen- 
schrumpfung 251 

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XXVI 


Inhalts-Verzeichnis. 


Radiotherapentisches Verfahren, nenes 152 
.Radiotherapie 840 

— der Leukämien 200 
Radium, Ausscheidung von 266 

— Wirkung auf Vaccineeiter 600 
Radium-Emanation 48 
Radiumemanationshaltige Bäder, Einfluß 

auf den Gaswechsel 753 
Radiumstrahlen, Wirkung auf die Pflanzen¬ 
zelle 382 

Rauchen, schnelles und langsames 718 

Rauschbeere 866 

Raynaudsche Krankheit 203, 880 

— und Basedowsche Krankheit 857 
Reagenzglasphagozytose 149 
Reaktionen, Anwendung der biochemischen, 

für klinische Zwecke 632 
Refraktometrie 528 

Regeneration in abgetrenntem Nerven¬ 
stumpf 176 

Regulintherapie der chronischen Obstipation 
311 

Rektalernährung, Magensaftsekretion bei 
427, 670 
Rektoskopie 922 

Rektum, Absorptionsvermögen des, gegen- 
über einigen Medikamenten 758 
Rekurrensspirillen 827 
Reptilienmuskel, Chemie des 747 
Respirationsaktivität verschiedener tierischer 
Gewebe nach dem Tode 103 
Respiratorischer {Stoffwechsel eines Fett- 
süchtigen 914 

Rhachisan, Ersatzmittel des Phosphorleber¬ 
trans 559 

Rhodan im Organismus 110 
Rhodankalium, kleinste tötliche Dosis des i 
734 

Rindergalle, Bestandteile der 591 
Rindertuberkulose 159 
Ringproben 531 

Rippenknorpel, Resektion des ersten 140 
Rizinusöl, Lipoidlöslichkeit des 97 

— bei akuter Perityphlitis 313 
Roggengliadin, Hydrolyse des 537 
Rohrzucker der Rübenblätter 343 
Rollbewegungen 265 

Röntgenaufnahmen geheilter -Fälle von ba¬ 
zillärer Lungenphthise 277 
Röntgenbehandlung des Epithelioms 277 

— des Hautkrebses 553 ! 

— bei Leukämie 276, 613 ; 

— bei Morbus Basedowii 276 j 

— bei Mykosis fungoides 550 

— der chronischen tuberkulösen Peritonitis 

869 j 

Röntgenbestrahlungen, Toxikodermie nach 
203 

Röntgendiagnostik der Magenerkrankungen 
551 


Röntgenologie des Abdomens 277 
Röntgenologische Befunde bei Lungen¬ 
spitzentuberkulose 277 
Röntgenologischer Nachweis von Darm- 
strikturen 203 

Röntgenstrahlen, Einwirkung der, auf die 
weißen Blutzellen 143 

— Schädigungen durch 841 

— Wirkung auf den Testikel des Kanin¬ 
chens 387, 881 

— Einfluß auf die Fruchtbarkeit der weib¬ 
lichen Kaninchen 782 

— Wirkung der, auf die Sekretion der 
Bürzeldrüse 143 

— Wirkung auf die Pflanzenzelle 382 
Rotz, experimenteller 90 

Rüben blätter, wie füttert der Landwirt 
zweckmäßig R. ? 560 
Rübkuchen, Giftigkeit indischer 504 
Rückenmark, Entgiftung von Strychnin 
und Kokain durch das 188 
Rückfallfieber, Atoxyl gegen 128 

— Übertragung durch Zecken 476 
Rückfalltypku8epidemie 445 
Rückstauung bei Kaltreizen 292 
Ruhr, Serumbehandlung bei 365 
Ruhrbakterien 763 

Ruhrbazillen, lösliche Giftstoffe der 206 

8 . 

Saccharinsäuren 586, 592 
Sahlische Probekost 74, 201 
Sajodin 248, 285, 320, 399, 766, 868 

— Verhalten im Organismus 423 
Salivation bei Verdauungskrankheiten, Pa¬ 
thogenese 923 

Salizin, Ausscheidung der Ätherschwefel¬ 
säuren im Harn nach Einführung von 
710 

— Verhalten des, im normalen und diabe¬ 
tischen Organismus 710 

Salizylester, Wirkung flüssiger 880 
Salizylsäure, Ausscheidungsverhältnisse der 
117 

— perkutane Resorption einiger Ester der 
183 

— Wirkung auf die Hamorgane 551 
Salzarme Diät 191 

Salzglukosurie, Mechanismus der 910 
Sandfiltration, Anwendung chemischer Fäl¬ 
lungsmittel bei der 926 
Sanduhrmagen der Kinder 858 
Saponinhämolyse 733 
Saprophytie in den Harn wegen 77 
Sauerstoffmangel, Widerstandskraft gegen 
698, 903 

Säugetierherz, Wirkung einiger Stoffwech¬ 
selprodukte auf das 24 
Säugetiermuskeln, chemische Untersuchung 
der nichtgestreiften 745 


Röntgenisation, Veränderungen der Haare , Säuglinge, Blut und Urin der 36 

nach 143 j — Kalkausscheidung bei fieberhaften Er- 

Röntgenographie der Gallenkonkremente j Kränkungen von 36 
203 ; — s. Mineralstoffwechsel 


Röntgenographische Diagnose der Entero- Säuglingsazidose 533 

lithen des Processus vermiformis 203 I SäuLngsfäzes, Reaktion der normalen 148 


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Inhalts-V erzeichnis. 


XXVII 


Säuglingsfürsorge, Organisation der 759 
Säuglingsmilchktichen 439 
Saure Reaktion und Säuren (Milchsäure) 
in ihren Beziehungen zur Nahrungsaus¬ 
nutzung im Magendarmkanal und zum 
Chlorstoffwechsel 321 

Säurevergiftung, Verhalten des Calciums im 
Blute bei experimenteller 268 
Scharlach, Chlorausscheidung und Albumin¬ 
urie im Verlaufe des 358 

— JodopMlie und Leukozytose bei 598 

Schilddrüse, Physiologie 597 

— und Epithelkörperchen 87 

— nervöse Erscheinungen nach Exstirpation 
der Sch. und Nebenschilddrüsen 24 

SchilddrÜsenreaktion beim akuten Gelenk¬ 
rheumatismus 118 

Schlachtfleisch, Zusammensetzung minder¬ 
wertigen 398 
Schlafkrankheit 127, 927 
Schlafmittel, moderne 524 
Schlangenbiß Verletzungen 119 
Schlangengift. Hämolyse durch 91, 907 
Schleimhauttran8plantationen zur Behand¬ 
lung der Magenulcera 734 
Schmerz, epigastrischer arterieller Herkunft 


Schutzstoffe aus pathogenen Bakterien 79 
Schwangerschaftsnydrops, Kochsalzentzieh¬ 
ung bei 146 

Schwefel, Verteilung des, in den Nahrungs¬ 
mitteln 286 

Schwefelverbindungen des Nervensystems 
299 

Schweflige Säure, Ausscheidung der 342 

-in biochemischer Beziehung 740 

Schweinepestbazillen 158 
Schweiß, Ausscheidung von Bakterien durch 
den 157 

Sderostoma-Extrakt, Wirkungen auf das 
Pferdeblut 207 
Scyllit 468 

See, Aufenthalt an der, für Verdauungs¬ 
und Stoffwechselkranke 39 
Seereisen, therapeutische 717, 880 
Sehnenreflex nach Entfernung einiger drü¬ 
sigen Organe 76 

Seife und Komplement, Ähnlichkeit und 
Unterschied zwischen 740 
Seifen, desinfizierende Bestandteile der 867 

— Einwirkung der, auf die Bakterien 255 
Seifenhämolyse 814, 815 

Seifenstühle, Bedeutung der, im Säuglings- 
alter 600 

Sekretin und Enterokinase 382 
Sekretion, innere s. Antagonismus 
Selbstvergiftung bei akuten Geistesstörun¬ 
gen 849 

Sera, Gewinnung keimfreier, in größeren 
Mengen 927 

— toxische Wirkung der therapeutischen 
658 

1-Serin, Verwandlung in aktives, natürliches 
Cystin 585 

Serooiagnostik 120, 254 


Serodiagnostik bei Syphilis 44,279,446, 606, 
637, 682, 789, 798. 799, 800, 926 
Seröse Flüssigkeiten, Blutnachweis in 409 
Serum, Veränderungen unter der Einwirk¬ 
ung des Alkohols 459 

— bei Einwirkung von Alkohol und An- 
ästheticis 96 

— antiglykolytisches 71 

— antitryptische Wirkung des 93 

— bakteriolytisches, gegen Vibrionen ohne 
bakteriotrope Wirkung 554 

— Marmoreksches 520, 606, 639, 835 

— s. Meningokokken-Heilserum 
Serumaktivierung 712 
Serumaktivität, Theorie der 861 
Serumbehandlung bei Buhr 365 

— der puerperalen Sepsis 316 

— der Zerebrospinalmeningitis 519 
Serumheilmethode, spezifische 315 
Serumreaktion bei Scharlach und Masern 

395 

— bei Syphilis 637 

Serumuntersuchungen bei Thyreoidosen 271 
Silber Wirkungen 339 

Sitzbäder, Einfluß der, auf die Blutverteilung 
im menschlichen Körper 292 
Skatol in menschlichen Eingeweiden 896 
Skierödem 550 
Skoliose, habituelle 142 
Skorbut 920 
Soldatenbrot 868 

Soletrinkkur, Stoff Wechsel versuch bei 5 
Somatose, flüssige 285 
Sommerdurchfälle der Kinder, Behandlung 

795 

Sonnenlicht, Wirkung des, auf pathogene 
Bakterien 158 
Sorisin-Ferrarsenat 48 
Spaltpilze. Ernährung in peptonhaltigen 
Nährböden 863 
Sparteinsulfat 376 
Spasmophilie und Kalzium 924 
Speichel, amylolytische Kraft des 746 

— Glukose im Ö98, 889, 903 

— und Speicheldrüsen wutkranker Tiere 204 
Speichel absonder ung 738 
Speicheldiastase 424 

— Ursprung der 387 
Speicheldrüsen, Arbeit der 372 

— Wirkung der Totalexstirpation sämt¬ 
licher, auf die sekretorische Funktion 
des Magens beim Hunde 670 

Speichelkörperchen 192 
Speiseröhre, Epithelproliferationen in em¬ 
bryonaler 1 y8 

— idiopathische spindelförmige Erweiterung 
der 38 

Speiseröhrenverengerungen, Diagnose der 

796 


Sperma bei Dunkelfeldbeleuchtung 809 
Spermin bei Adrenalin-Arterionekrose 258 
Sperminum Foehl 431, 922 
Spezifitätsfrage 719 
Sphygmotonograph 914 
Spinalflüssigkeit, fraktionierte Eiweißaus- 
fällung in der 309 

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XXVIII 


Inhalts-Verzeichnis. 


Spirochaete pallida 159, 307 

-und Syphilis 123 

Spirochätenbefunde in spitzen Kondylomen 
366 


Spirochätenstudien, vergleichende 283 

Spirosal 207 

Splenektomie, Sehnenreflexe nach 76 

Spongosterin 421 

Spornlation, hindernde Wirkung des Eosins 
auf die 95 

Sputum, Nachweis von Blut im 409 

Staphylokokken, Vorkommen pathogener, 
auf der Körperoberfläche des Menschen 
476 

Stärke, Umwandlung der, in den Pflanzen 
699 


Stärkekleisterplatte 676 
Sterblichkeit im ersten Lebensjahre 284 
Stickstoff, Assimilation des atmosphärischen, 
durch Pilze 31 

— Verhalten im Magendarmkanal des neu¬ 
geborenen Kalbes bei artgleicher Ernäh¬ 
rung 472 

Stickstoff ausscheidung, stündliche, und 
Darmresorption in ihrer Abhängigkeit 
von Ruhe, Arbeit und Diurese 786 

— Einfluß der Ätheranästhesie auf die 892 
Stickstoffnahrung, Einfluß der chemischen 

Konstitution der, auf die Pilze 548 
Stickstoff-Stoffwechsel beim Menschen nach 
Entfernung der Milz 634 
Stickstoffumsatz, Bedeutung der „Pflanzen¬ 
amide 14 für den 303 
Stickstoff Wechsel 26Ö 

— im Säuglingsalter 507 

Stoff verbrauch im Kindesalter, Ursachen 
des größeren 507 

Stoffwechsel und Bestimmung des Ammo¬ 
niak 599 

— beim Fieber 36 

— Einfluß der Geschlechtsfunktionen auf 
den 264 

Stoff Wechsel versuch bei Soiet rinkkur 5 
Stoffwechsel versuche an Kindern 268 

— an gesunden und rhachitischen Kindern 
508 

Stomatitis mercurialis 636 

— — Pathogenese 662 
Strahlen, physiologische 110 
Streptokokken der Garproben, Unterschei¬ 
dung der 123 

Streptokokkenfrage 283 
Streptokokkenserum 159 
Strontium, Wirkung von 672 
Strontiumverfütterung, Einfluß auf die 
chemische Zusammensetzung des wach¬ 
senden Knochens 786 
Strophantintherapie, intravenöse 285. 447 
Strychnin, Entgiftung von, durch das 
Rückenmark 188 

Strychninlähmung. Ursache der 236 
Strychuinsulfat, kleinste tötliche Dosis des 
782 

Stiychnosalkaloide 630 
Stuhlentnchmer 475 
Sublimatvergifcung 41 


Sublimatvergiftung, experimentelle 379 
Submaxillardrüse, Blutversorgung der 236 
Sumpffleber 638 

Sumpfgas, Wasserstoff und Kohlendioxyd 
im Verdauungskanal von Ziegen 352 
Superazidität und Supersekretion 129, 161, 


Surra, Studium der 619 
Symmetrische Schwellung der Schläfen und 
Wangen 203 
Syphilis s. Imphsyphilis 

— s. Lebersyphilis 

— Allergie bei 926 

— Arsen bei 478, 765 

— Atoxylbehandlung 285 

— experimentelle 169 

— Hg-Behandlung der, und metasyphili¬ 
tische Nervenkrankheiten 279 

— Ikterus im Frühstadium der 121, 198 

— Merg&l gegen 367 

— spezifische Niederschläge bei 45 

— Präzipitatreaktion bei 254 

— Präzipitinreaktion bei 639 

— Prophylaxe 207 

— Reinfektion bei 552 

— Serodiagnostik bei 44, 279, 446, 606, 637, 
682, 789, 798, 799, 800, 926 

Syphilisspirochäten 204; s. Spirochaete 
pallida 


Tabakrauch und Nikotin, Einfluß auf die 
Entwicklung des Organismus 735 
Tabaksarten, Giftigkeit verschiedener 378 
Tabes dorsalis, Antikörper bei 45 
-und Lues 789 

— — spezifische Niederschläge bei 45 
Taenia, Verhalten der weißen Blutkörper¬ 
chen bei 430 

Tan nigen 399 
Tannyl 367 

Taschenbuch für Magen-, Darm- und Stoff¬ 
wechselkrankheiten von Jank ei 625 
Temperatur im menschlichen Magen 669 
Temperaturkoeffizienten der Geschwindig¬ 
keiten verschiedener physiologischer 
Wirkungen 748 

Temperaturumkehrung beim Menschen, Me¬ 
chanismus der 29 

Temperaturverhältnisse bei Blutungen 75 
Tetania parathyreopriva, experimentelle 14 

-und üyperparathyreosis 731 

Tetanie 718 

— gastrogene und intestinale 920 

— Behandlung mit Epithelkörperpräparaten 
279 


— Opotherapie 59 

— und Parathyreoid-Drüsen 11, 52 
Tetanus, Magnesiumsulfat gegen 384 

— traumaticus, Stoffwechsel bei 428 
Tetanusbazillen 158 

Tetanusgift bindende Bestandteile des Ge¬ 
hirns 733 


l — im Serum eines diphtherieimmunisierten 
Pferdes 865 

Tetanus- und Streptokokkeninfektion, Ein¬ 
fluß erhöhter Außentemperatur auf 205 

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Inhalts-Verzeichnis. 


XXIX 


Tetanussporen, Latenz der 666 
TeUauetoxin, Schicksal im Verdauungs- 
traktns 637 

Theobromiu, Reaktion des 160 
Theodn-Natriom aceticnm 320, 367 
Theoretische Grundlagen zum praktisch- 
chemischen Unteiricht der Mediziner 
von Konschegg 288 
Thephorin ^Diuretikum) 80 
Therapie der Wiener Spezialärzte 560 
Thorium, Giftwirkung des 625 

— Pharmakologisches 624 

Thrombose nnd Koagu 1 ationszeit des Blutes 
464 

Thymin, diuretische Wirkung 345 
Thymonucleinsäure, Konstitution der 816 
Thymusdrüse, Beziehungen zum Morbus 
jBasedowii 435 

Thymuseztrakt, Wirkung auf den Blutdruck 
729 

Thymus-, Milz- und Pankreasnukleinsäuren, 
Identität der 746 

Thymuspersistenz und Basedowsche Krank¬ 
heit 391 

Thyreoideaerkrankung durch Jodintoxika- 
tion 635 

Thyreoideaextrakte, intraperitoneale Injek¬ 
tion von 783 
Thyreoidektomie 783 

— Veränderungen an den Hoden bei Hun¬ 
den nach partieller 735 

Thyreoidektomierte Kaninchen und Ver¬ 
giftung mit arsensaurem Natrium 413 
Thyreoiditis, akute nichteitrige 854, 919 

— — — Basedow’sche Krankheit im An¬ 
schluß an 921 

— akute rezidivierende 921 
Thyreoidosen, Serumuntersnchungen bei 271 
Thyreo-Parathyreol'dapparat, Abtragung des 

141 

Thyreo-Parathyreoidektomie 736 
Tiersera, Biologie normaler 204 
Tollwut^ Atoxylbehandlung der 926 
Tomaten, Salizylsäure in den 319 
Totenstarre 94, 179 

Toxin in dem Blute der Diphtheriekranken 
281 

— im Ham nnd Stuhl von Säuglingen 389 

— und Antitoxin, Beziehungen zwischen 
340 

Toxine, Neutralisationsvorgänge bakterieller 

Toxizität der Chrom-, Aluminium- und 
Magnesiumsalze 66 
Toxolezithide 418, 495 
Trachom-Erreger, Filtrierbarkeit des 518 
Transfusion homogenen Blutes 819 
Transplantation menschlichen karzinoma- 
tösen Materials auf niedere Tiere 87 
Transsudate und Exsudate, Unterscheidung 
der 433 

— — — zytoskopische Untersuchung 718 
Traubenzucker, Umlagerung von Mannose 

zu 817 

Traubenzuckerinjektionen 821 
Trichocephalns und Typhus 437 


Trichophytie 660 
Trinkwasser, zinkhaltiges 128 
— Zitronensäure und Sonnenstrahlen als 
Desinfektionsmittel für 168 
Trockeninhalation 880 


Trockenmilchpräparate 208 
Trypanosoma Gambiense 317 
Trypanosomen 206, 870 

— Arsennräparate und 867 

— nnd Spirochäten, spezifische Agglome¬ 
ration and Komplementbindung bei 363 

Tiyp&nosomenerkrankung, Behandlung 478 

— bei den Tieren am Niger 559 
Trypanosomenerkrankungen, Rolle der Milz 

in den 558 

Trypanosomenkrankheit, mikroskopische 
Diagnostik der 797 
Trypanosomiasis 316, 317 

— bei Ratten, experimentelle Behandlung 

Trypsin, Einwirkung auf Serum 700 

— Nachweis des 700 

— Gelatinemethode zur Wertbestimmung 
des 916 


Trypsinbestimmung 246 
Trypsinfibrinpeptone 744 
Trypsinpräparate 104 

Tryptische Verdauung des Eialbumins 345 
Tryptophan 381, 422 

— razemisches 382 

Tiyptophangrappe im Proteinmolekül 344 
Tsetsekrankheit 79, 396 
Tuberkel bazillen 157 

— im Blute der Phthisiker 835 

— Resorptionsinfektion mit, vom Magen¬ 
darmkanal aus 882 

Tuberkelbazillensubstanzen, Kutanreaktio¬ 
nen mit Eisenfällungsproduxten von 685 
Tuberkelbaziilus, Antikörper des 555 
Tuberkulin gegen Nierentuberkulose 765 

— nnd Antituberkulin 396 
ToberkulinanWendung behufs aktiver Im¬ 
munisierung 835 

Tuberkulin behänd! ung 118 

— bei Leukämie 438 
Tuberkulinimpfungen, kutane 77 
Tuberkulinreaktion 607; s. Ophthalmo¬ 
reaktion 

— konjnnktivale 397, 684 

— von Pirquetsche 121 

— kutane und konjnnktivale 439 

— prognostische Bedeutung der konjunkti- 
valen nnd kntanen 798 

— nnd Nervensystem 919 
Tuberkulose 122 

— Angenreaktion bei 124, 126 

— Behandlung 880 

— — mit Marmorekschem Serum 606 

— — mit Marmorekserum und Neutuber¬ 
kulin 520 


— Beziehung der Polymastie zur 122 

— Diagnose der, im Tierversuch 440 

— Eingangspforten der 77 

— experimentelle enterogene 834 

— der Harn wege, Leukozyten im Harn bei 
880 


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Inhalts-V erzeichnis. 


Tuberkulose, Immnnteiemngsversnche gegen 
836 

— Ophthalmoreaktion bei 46, 199, 281, 398, 
443, 446, 477, 567, 668, 607, 800 

— Übertragbarkeit der. von Matter auf 
Kind 836 

Tnberkoloseantikörper 122 
Tnberkulosefrage 397 
Tuberkuloseimpfting, katane 477 
Tuberkuloseinfektion, Bedeutung der At¬ 
mungsorgane und des Verdauungstrak- 
tus für die 78 

Tuberkulöse Hautaffektionen 77 
Tumoren, Erblichkeit von 142 

— s. Impftumoren 

— Morphologie und Biologie bösartiger 808 

— biologische Diagnose maligner 926 

— proteolytische Zelltätigkeit maligner 912 
Typhus 156 

— s. Darmblutungen 

— s. Widalsche Reaktion 

— Abnahme der weißen Blutkörperchen im 70 

— Ernährung bei 197 

— Beziehungen zu den Gallenwegen 266 

— Infektion der Gallenwege bei 366 

— Immunisierung gegen 847 

— Komplementbindungsverfahren in der 
Diagnose des 440 

— Magenblutungen im Verlauf des 759 

— Ophthalmodiagnostik des 46 

— und Ulceration Duguet 365 

— Verbreitung des, durch Bazillenträger 166 
Typhus exantbematicus 518 
Typhusbacillus, Gestaltsveränderungen des, 

in Serumkulturen 827 

— experimentelle Herabsetzung der Agglu- 
tinierbarkeit beim 861 

— im Pharynx 866 
Typhusbakteriämie 205 
Typhusbakterien, Biologie der 555 
Typhus- und Colibakterien, Identität der 719 
Typhusbazillen 366 

— im Blut 47 

— Infektion der Gallenwege durch 275 

— in denLy mphdrüsen beiTyphusleichen363 

— Nachweis und Differentialdiagnose der 47 

— Wachetnmsge8chwindigkeitd.,inGalle&67 
Tyrosinablagerangen inu. auf Fettlebern 307 
Tyrosinase 465, 588 

— Wirkungsweise der 689 


U. 

Überempfindlichkeit 123, 249, 668, 919 

— passive 280 

—gegenPferdeserum, Zustandekommen d.797 

— und die toxogenen Substanzen 798 
Überempfindlichkeitserscheinungen . nach 

Hefeiniektion 657 
Ulcus molle, Bazillus des 157 
Ulcus ventriculi, Bedeutung der Magenfunk- 
tionsuntersuchungför die Diagnose des795 
Ulcus ventriculi, Therapie 635 

-Atropinbehandlung des 827 

-diätetische Behandlung 604 

Urämische Symptome bei nephritischen 
Tieren 413 


Uratdiathese, Behandlung 680 
Urin, Wirkung des alkoholischen Extrakts 
des normalen U. auf den arteriellen 
Blutdruck 736 

Urinbefunde, abnorme bei Kindern 119 
Urinchromogene, Organe, welche U. bilden 29 
Urinuntersuchung, Erleichterung bei der 696 
Urobilin, Nachweis 386, 387 

— in den Fäzes 386 
Urobilinbildung im Darm 426 
Urobilinentstehung 674 
Urobilinfrage, zur 470 
Urobilingruppe, normale Ausscheidung der 

Körper der 757 
Urobilinogen 113, 149 
Urobilinprobe für das Serum 762 
Urobilinurie, Bedeutung der 387 

— und Diagnose von Leberaffektionen 600 

— kein Zeichen für Leberinsuffizienz 112 
Urocaninsäure in einem pankreatischen Ver¬ 
dauungsprodukt 818 

Urochrom 297, 304 

— im Harn, Bestimmung des 468 
Urogenitaltuberkulose, Behandlung mit 

Tuberkulinpräparaten 206 
Urokarmin 759 

Uroleucinsäure bei Alkaptonurie 189 
Urolithiasis, Pathogenese 680 
Uroroseinreaktion, Beziehungen von nitri- 
fizierenden Bakterien zu der 892 
Urotropin s. Hexamethylentetramin 


V. 

VagnseinWirkung, ontogenetische Entwick¬ 
lung der chronotropen 188 
Vagusneurose 81 
Vakzinetherapie 871 

Valeriansäuregruppe, hypnotische Wirkung 
der 233 

Variola, Filtrierbarkeit des Keimes der 490 
Vegetabilien s. Inosit 

Vegetabilische Eiweißstoffe, Wirkung der 
Enzyme der Magenschleimhaut und des 
Bauchspeichels auf 492 
Vegetarianismus 762 
Velella Spirans, Gerüstsubstanz von 421 
Venenpuis 829 

Verdauung, Chemismus der 298 

— von Cricetus frumentarius 267 

— verschieden großer Futtermengen durch 
Schweine 310 

Verdauungsarbeit 669 

Verdamm gs- und Stoffwechselkrankheiten 
und Aufenthalt an der See 39 
Verdauungslipämie 249 
Verdauungssäfte, unmittelbarer Anteil der, 
am Stoffwechsel 629 

Vergiftung s. Blei-, Chloroform-, Ei-, Gel- 
semium-, Kali chloricum-, Kreosot-, 
Maretin-, Nahrungsmittel-, Nitrit-, Oxal¬ 
säure-, Phenazetin-, Phosphor*, Queck¬ 
silber-, Sublimatvergiftung. 

— mit Kaliumbichromat 163 

— durch Natriumbromid 486 

— akute nach Ölklystieren 42 
Vergiftungen, Verhältnis der eosinophilen 


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Inhalts-Verzeichnis 


XX%I 


Zellen im Blut, Peritoneum und ande¬ 
ren Geweben bei 189 
Vergilben des Laubes 741 
Verkalkung des Arteriensystems 464 
Verstopfung, Mageqsp^ung und Sondierung 
gegen 363 

Vignin der Kuherbse, Hydrolyse des 747 
Viromalt-filutmalz-lEigkfLO 128 
Vögel- und Menschentuberkulose, Verwandt¬ 
schaft zwischen $21 

Vorlesungen Übef Diätbeh&nd I ung innerer 
Krankheiten von Strauß 640 

W. 

Wachstum, Physiologie des 786 
Wachstnmsstörung. u.Dysthyreoidi8mus826 
Waldensche Umkehrung 686 
Walfischmilch 399 
Wanderniere 761 
Wännebildnng, willkürliche Steigerung<L306 
Wärmepolypnoe 29, 493 
Wärmetönung bei der fermentativen Spal¬ 
tung der Eiweißkörper und des Leims 668 
Wasser, elementaranalytische Bestimmung 
des Stickstoffs im 567 

— Hygiene des 866 
Wasserdiurese, Hinderung der, durch die 

Narkose 181 

Wassergehalt bei hungernden Tieren 270 
WassermanDSche Reaktion s. Serodiagnostik 
bei Syphilis 
Wasserstoffwechsel 742 
Wasserst« ff-Jonen-Konzentration im Säug- 
lingsmagen 509 

Wasserstoffsuperoxyd, Einfluß auf die Se¬ 
kretion des Magens 917 
Weinsäure, charakteristische Reaktion der 
freien 791 

Weltanschauung, Beiträge zu einer opti¬ 
mistischen, von Metschnikoff 719 
Wermutweine 623 
Wettgeher und Wettradfahrer 866 
Widalsche Reaktion bei Typhus und Para¬ 
typhus 206 

Wiederbelebung 666, 696 

— Studien zur 485 
Wiederkäuermägen 87 

Wirbelsäulen Versteifung, chronische ankylo¬ 
sierende 143 

Wismut bei Magenkrankheiten 868 
Wrights Inokulationsmethode 200 
Wurmfortsatz, Palpation des 713 
Wurmkrankheit der Bergleute 476 
Wurstfabrikation, Verwendung von Binde¬ 
mitteln bei der 318 
Wüstentherapie 717 

Wutkranke Tiere, Cerebrospinalfiüssigkeit 
ders. 204 

-Speichel und Speicheldrüsen ders. 204 

Wutkrankheit, Immunisierung gegen 476 
Wutvirus 204 

X. 

Xanthin als Ursache von Fieber 626 


Yoghurt 639 
Yoghurtkuren 


Y. 


Yoghurtmilch als Säuglingsnahrung 622 
Yohimbin 47, 286, 339 

— Wirkung auf den weiblichen Genital¬ 
apparat 23ö 

Z* 

Zähne, chemische Untersuchungen der $42 
Zelle, chemische Studien über <11$ 893 

— s. Protozoenzelle 

gellen, N atur der OberflächenscMcht en in 896 

— Permeabilität der 88ß 
Zellen, £upffersehe 23 
Zellkern, Physiologie des J09 
Zellverfettung, Beziehungen d. Aptolyse z. 142 
Zellulose, Bedeutung der, für den Kraft¬ 
wechsel der Diabetiker 110 

Zerebrospinalmeningitis, S$rambehapdjung 
der 619 

Zichorie, physiologische Versuche mit 886 
Ziegenmilch 622 

— ubertritt von Indol- und Skatolfarbstoff 
in die 384 

Zitronensäure und Sonnenstrahlen als Des¬ 
infektionsmittel für Trinkwasser 158 
Zucker im Blut 266 

— direkte Ausnutzung einfacher, durch die 
Gewebe 904 

— Bildung von, bei Phlorhizinglukosurie 
nach Eingabe von Glutaminsäure 898 

— Oxydation verschiedener 706 

— Oxydationsmöglichkeiten von, in eipem 
Säuremedium 890 

— Oxydationswege des 787 

— Verwertung des gewöhnlichen, durch 
die Gewebe 672 

— der C ft -Zncker aus Meta- und Parasac¬ 
charin 686 

Zuckerarten, Depolymerfcation der 817 

— Farben- und SpectralreaktJonen der 673 
Znckerausscheidang und Azidose 112 

— Einwirkung chemischer Substanzen auf 
die 190 

— im Urin und Lebensversicherung 190 

— bei Phlorhizlnglykosurie 899 
Znckerbestimmung 524, 711 
Zuckerbestimmungsmethoden 601 
Zuckerbild ung.Bedeutung d. Fettes für die78& 
Zuckerbildung in der Hefe 468 
Znckerkranke, Brotsurrogate für 256 

— Kartoffelküche für 256 
Zuckerkrankheit bei zwei Brüdern 276 

— bei Eheleuten 825 

Zuckerprobe des Urins mit Fehlingscher 
Lösung 271 

Zuckerrüben, Abblatten der 541 
Zuckerrüben pflanzen, aerobe und anaerobe 
Atmung erfrorener 593 
Zuckertitration, Bangsche Methode der 598 
Zwiebacksüßpräparate 523 
Zyklosen, Beziehungen der, zum tierischen 
Organismus 823 

Zylindrarie und Albuminurie 154 
Zystin im Urin, quantitative Bestimmung 189 
Zytodiagnostik des Magenkrebses 635 
Zytoseroprophy laxe und Pneumoniein fektion 
926 

Zytotoxinuntersnehnng, Technik der 535 


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xxxn 


Namenregister. 


A. 

Abbo, C. 307 
Abbott. F. M. 186 

— J. F. 697, 900 
Abderhalden, E. 106, 237, 

240, 248, 418, 420, 421, 
422, 423, 465, 466, 628 
Abelons, J. E. 735, 756 
Abrami 275, 365 
Achard 277, 296 
Achert, R. E. 48 
Achilles, A. 888 
Ackermann, D. 262, 302 
Adam (Hamburg) 277 
Adamkiewicz 880 
Adler, Max 909 

— O. 416 

— Rudolf 69 
Adrian, C. 311 
Affidi, V. 606 
D’Agata, G. 74 
Albu 39, 825 
Alder, Maria 534 
Aleesandro, G, 382 
Alexander, A. 42, 921 

— (Reichenhall) 880 
Allard 26, 248, 306 
Allaria, S. B. 509 
Allere 268, 382 
Almkvist, J. 662 
Almqui8t, E. 555 
Alquier 24, 141, 729, 735 
Alsberg, C. L. 345, 634 
d’Amato, L. 461 
Ambard, L. 426 
Amberg, S. 910 
Anderson, J. F. 123 
Andersoon, Nils 754 
Andolik, K. 503, 694 
Andrd, Ch. 379 
Angeloff 884 
Angy&n, J. 518 

Apelt, F. 309, 921 
Apolant, H. 415 
Apostolid&s, A. 367 

— jun. 320 
Appel, O. 703 
Aranyi, G. 110 
Argiris, A. 301 
Arkawin 923 
Arloing 446 

Armsby, H. F. 350, 504 
Ameth 191 
Arning, E. 203 
Arnold, J. 291 

— V. 762 

Aron, H. 144,600, 601, 608, 
786 

Aronsohn, Ed. 428 
Arrhenius, Sv. 685 
Asch, Faul 164 
Ascher, E. 379, 381 


Namenregister. 

Ascoli, A. 863 

— M. 379, 380, 671 
Asher, L. 785, 888 
Askanazy, S. 150 
Assinger 880 
Atkinson, A. D. 117 
Aubertin, Ch. 101, 413, 734, 

767 

Auchd, A. 387 

— B. 362 
Audeoud, H. 125 

Auer, J. 94,265,666,672,897 
Aufschnaiter, O. v. 713 
Austin, A. E. 73 
Axamit, O. 557 
Axhausen 462 
Axisa, Edgar 753 

B. 

Babak, E. 188 
Babes, V. 378, 462, 617, 729 
Bach, A. 588, 589 
Bachem 99 
Bächer, St. 554 
Bachrach, R. 122 
Backman, E. Louis 24 
Bacmeister 356 
Bade 842 
Baduel, A. 730 
Bahrdt, H. 472, 607 
Bail, O. 366, 684, 861 
Bainbridge, A. F. 464 
Baigeh 714 
Balds, D. 393 
Balcom, R. W. 681 
Baldoni, A. 48 
Baldwin, H. 909 
Balland 286 
Ballet 274 
Ballner, F. 864 
Bamberg, Karl 1 
Bandler, V. 77, 246 
Bang, J. 88, 109, 183, 624, 
647, 814 

— O. 827, 862 
Baer, J. 112, 190 
Barbara 598 

Barcroft, J. 235, 496, 633 
Bardach, Bruno 547 
Bardier, E. 66, 735, 756 
Barker, J. B. 495 
Barringer, T. B. 118 
Barthel 835 
Basch, Georg 423 
Bashford, E. F. 140, 341 
Basler, A. 114 
Bassenge 79, 396 
Batelli, F. 102, 103, 699 
Bauer 121, 766, 820 

— Friedrich 185 

— J. 390, 682 
Bauermeister, W. 481, 581 


Baum, J. 203 
Baumann, L. 422 
v. Baumgarten, F. 235, 636, 
685 

Bayer 306 

— G. 496, 535 
Bayliss, W. M. 263, 741 
Bazzicalupo 533 
Beatty, W. A. 346 
üeaujard, E. 767 
Bechhold, H. 823 

Becht, F. C. 236, 697, 898 
Beck, C. 314 
Becker 605 

— (Salzschlirf) 253 • 

Beco, L. 375 
Beddard, A. F. 752 
Beger 188, 242, 538 
Behre, A. 318 
Belgrano 233 
Belokopitow, E. 149 
Belonowsky 205, 284 
Bence 110, 116, 667, 676 
Benczur, G. 719, 764 
Benedict, F. G. 538, 634 

— Stanley R. 698, 900 
Benfey, A. 676 
Benjamin, E. 74, 471 
Bennecke, A. 177 

— H. 120 


Bergei, S. 390 
Bergeil, F. 27, 419, 499, 886, 
919 

Berghaus 863 
v. Bergmann, G. 234 
Bergonie, J. 782 
Berkholz, A. 633 
Bernhard, L. 415 
Berri 233 

Bertarelli, E. 656, 862 
Bertheim, A. 630 
Berti, A. 815 
Besredka 284, 558, 797 
Bettmann, S. 550 
Beusande, R. 716 
Bexheft, A. 317 
Beyer, C. 348 
Bezzola, C. 828 
Bickel, A. 87, 88, 274 
Bienenfeld, B. 383 
Bier, August 26 
Biermer 923 
Biemacki, E. 321 
Bierry, H. 386, 413 
Bierthen, E. 30 
Biffi 36, 490 
BÜ1, John 474 
Billet 927 


Biltz, Wilhelm 522 
Bine, Rene 280 
Binet, M. E. 426 
Bing, Robert 11, 52 


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Namenregister. 


xxxm 


Bingel 832 

Birk, W. 621, 801, 918 
üischoff, H. 868 
Bitter, H. 926 
Bittorf, A. 33, 626 
Black, 0. F. 698 
Blanche, Bene 635 
Blank, X). 93 
Blaschko 663, 842 
Bloch 202 

— Brnno 106 
Blum 848 

— Leos 112, 190 
Blumenfeld, A. 167 
Blumenthal, A. 436 

— F. 428, 710, 786 

— R 21 
Boas 201, 679 
Bocchi, O. 297 
Bock, Joh. 388 
Boddaert, R J. 711 
Bogdanow, £. A. 242 
Bogen, 1. 472 
Bogomolez, A. 634 
Bogrow 143 

Bohm, V. 109 
Böhm, M. 142 
Boehm, B. 417 
Böhme, A. 260, 636, 879 
Bohnstedt, G. 316 
Bohr, Christian 257 
Bolafho, C. 496 
Boidyreff, W. 209, 262 
Boiland, A. 31 
Boellke, 0. 46 
Bolognesi, G. 601 
Bonaventura, G. 382 
Bondi, S. 109, 268 
Bongiovanni, A. 204 
Bonnamona 120 
Bonnet 124 
Bonnier, Pierre 867 
Bönniger, ML 471 
Borchardt, L. 648 
Bordet 518, 519 
von Borek 320 
Borelli, L. 637 
Borgbjärg 796 
Bories 517 
Bornstein, A. 535 

— K. 318 

— M. J. 163 
Borsi 751 

Boruttau, H. 41. 400 
Boeanquet, C. 276 
Botazzi, Eil. 819 
Boufak, B. 188 
Bouffard 659 
Boulud 386 
Bourcurt, M. 688 
Bourget 125 
Boycott, A. £. 362, 496 
Brahn, B. 380 
Brand, £. 21 
Brande, B. 374, 909 
Brandenburg-Sternberg 475 


Brandts, C. E. 392 
Brasch 295 
— W. 749 
Brauer 842,. 846 
Braun, H. 606, 683 

— K. 148, 369 
— W. 394 
Braeuner, M. 789 
Bräuning, H. 249 
Bredig, G. 681, 582, 739 
Bredow, Fritz 316 
BridrA 207 

Briem, H. 641 
Briot, A. 103, 104, 686 
Brissaud 259, 766, 820 
Broca 43 
Brodzki, J. 603 
Brooks 464, 709 
Browinski, J. 606 
Brown, E. D. 186, 624 

— H. R 157 
Bruck, A. W. 509 

- C. 638 

Bruckner, Jean 783 
Brugsch, Theodor 1, 241, 
248, 607 

Bruhns (Marburg) 845 
Brule 308 
Brunner 340 
Bruns. O. 292 
Bruschettini, A. 159 
Brysch, J. W. 68 
Buchan, F. G. 163 
Büchner, E. 304, 512, 629 
Buckmaster 31, 536, 581, 
625 

Buglia, G. 96, 380, 469, 819 
Bufltley, D. L. 652 
v. Bunge 767 
Bunzell, H. H. 890 
Bnraczynski, A. 198 
Buerger, Leo 123, 486 
Btirgi, E. 558 
Burk, W. 921 
Bürker, 3L 349 
Burkhardt, G. 416 
Buroett, Th. C. 709 
Burr, Anton 622 
Burvill-Holmes, E. 581 
Buschke, A. 679 

- C. 203 
Büsing, Ed. 284 
Busscher, L. 550 
Butkewitsch, Wl. 699, 817 
Butterfield, E. E. 430 
Buttersack, P. 42 
Bywaters, H. W. 352 

C. 

Cagnetto, G. 679 
Calkins, G. N. 485 
Calmette 317 
Calugareanu, D. 188 
Camis 788 

Campbell Stark, A. 486 
; Camus, J. 821 


Camus, L. 376 
Canestro, C. 272 
Canfora, M. 566 
Cannon, W. B. 266 
Cantacuzäne 477 


Capelle 855 
Capezzuoli 270 
Carapelle, E. 828 
Carletti, M. V. 599 
Carlson, A. J. 236, 372, 373, 
374, 673, 696, 697, 698, 
889, 898, 903, 909 

- C. E. 419 
Camot 270, 734 
Carraro, A. 579 
Carrel 86, 464 
Carriere, M. G. 264 
Carrieu 256 
Castaigne, J. 379 
Cathcart, E. P. 712 
Cautru, F. 688 
Cazalblon 317 
Ceaparu, Mlle 784 
Cedercreuz, A. 143 
Celler, H. L. 486 
Cesaris-Demel, A. 194 
Cevey 126 
Chabrol, E. 363 
Chace, A. F. 625 
Chajes, B. 579 
Chaiier 120, 124, 156 
Champy, Christian 63 
Chantemesse, A. 46 
Chapin, W. S. 316 
Chapman, H. G. 747 
Chevrel 377 
Chiarolanza, R. 711 
Chirid, J. L, 783 
Chocensky, K. 693 
Chodat, R 498 
Choroschilow, W. A. 311 
Christian 102, 160 
Chvostek, F. 442 
Cicaterri, B. 165 
Citron, H. 390 

— J. 44, 122, 398, 446, 848 
Ciufhni, P. 699 

Ciuffo, G. 532 

Clapp, S. H. 30,636, 637,705 

Claude, H. 391 

Claus, J. P. 75 

Clemm, W. N. 160 

Cleret 767 

Clunet 413 


Coca 91, 141, 197, 440, 882, 
889, 907 
Cohn, Leo 80 

— M. 37 

- S. 607 

Cohnheim, Otto 109, 467 
Coiine, P. 362 
Colliere, H. 762 
Colloca, E. 155 
Combe 125 


Comessatti, G. 191,197, 272, 


602, 792 

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XXXIV 


Namenregister 


Comus, L. 494 
Conrad!. H. lo6 t 768 
Conti, A. 38 
Cook, F. 818 

- F. C. 303 

- J. 678 
Coronedi, G. 697 
Courmont, J. 120, 166, 4^7 
Cowie, D. M. 316 
Cramer, H. 146 

- W. 818 
Creamore 900 
Crile, G. W. 117 
Cristina, G. 376 
Crohn, B. B. 746 
Croner, Fr. 287 
Cronheim, W. 606 
Cronzon, O. 67 
Crowe, S. J. 916 
Crowell, S. B. 464 
Cruvellnier, L. 384 
Cnllis, W. C. 496 
Czemecki, W. 912 
von Czyhlarz, E. 186 

B. 

Daeis, F. 236, 336 
Daguin, A. 384 
Dakin, H. D. 626. 706, 746, 
902 

Danielopolu, D. 867 
Danilewsky, B. 179, 494 
Dantschakoff, W. 260 
Daskalitza-Kofmann, S. 196 
Danwe 100 
David, Oskar 366 
Davidovics, J. 718 
Davidsohn, C. 678 
Debombourg 446 
v. Decastello, A. 200 
v. Deckenbach, K. 666 
Dekhnyzen, M. C. 820 
Delherm 274 
Delllle 313, 783 
Delon 766 
Denigta, G. 426 
Desgrez, A. 72 
Determann 711, 838 
Dettling 116 

Deutschmann, Fr^nz 369 
Diamant, G. C. C. 362, 496 
Diefendorf, A. B. 638 
Diels, O. 368, 690, 692 
Diesing 446 
Diesselhorst, G. 189 
Dieterlen, F. 664 
Dienlafoy 263 
Dilg, P. 698 
Diosszilägyi, S. 676 
Ditthorn, Fritz 686 
Dobbertin, Friedrich 887 
Doberer, J. 286 
Doflein, Franz 870 
Dohrn, M. 36. 809 
von Domanm, A. 674 
Dombrowski, St. 304, 468 


Donath, Gy. 76 

— Hedwig 294, 

— J. 163, 666 
Doepner, H. 828 
Dopter, H. 366 
Doerr, Robert 910 
ten Doeschate, A. 246 
Douglas, R. S. 121 
Doyon 65, 103, 412, 426, 

427, 766, 767, 782 
Dragendorff, K. 286 
Dreser 339 
Drevet, Louis 636 
Drever, A. 366 

— Lothar 392 
Dreyfns, L. 821 
Dubreuil 387 
Dnbrenilh, W. 203 
Duckworth, D. 474 
Duclaux 358 

Dudgeon, L. S. 521, 902 
Duke, W. W. 373 
Dünger, R. 864 
v. Düngern 91, 141, 197, 
440, 862. 907 
Dnnham, E. K. 594 
Dunker, Paul 148 
Durant, M. G. 920 
Durig, A. 146 
Duval P. 473 

— W. Ch. 90, 122 


Eber, A. 169 
Eberle, Julius 863 
Ebstein, W. 437, 448. 680 
Edmunds, Walter 276 
v. d. Eeckhout, A. 233 
Egdahl, A 66 
Ehrenberg, P. 310 
Ehrenreich. M. 699 
Ehrlich, F. 629 

- Hans 666 

- P. 180, 416 
Ehrmann, R. 117, 180, 367, 

485, 713 
Eibe, Th. 190 
Eichler, F. 511 
Eiikmann, C. 685 
Eike, F. H. 186 
Einhorn, Alfred 687 

- M. 36, 436. 636 
Einthoven, W. 873 
Eisenberg, Ph. 553, 556 
Eisenkolbe, P. 310 
Eisenzimmer 46 

v. Eisler, M. 159, 866 
Elfer, A. 513 
Ellermann, V. 827, 862 
Ellinger, A 677 
Elsaesser, Max 520 
Eigner, Hans 252 
Embden, G. 108, 701, 702, 
787, 847 

Emmerich, E. 831 
Engel 121 


Engel, C. S. 921 

— H. 702, 832 

- K. 676 
Engeland 760 
Engländer, M. 711 
Eppenstein, H. 43 
Eppinger 436. 632, 810 
Erben, Franz 308, 366, 924 
Erdheim, J. 179 
Erhardt, E. 816 

Ernest, E. 593 
Escherich, A. 769 
Esmonet, Ch. 383, 736, 768. 
868 

Esser 769, 838 
Etienne, G. 729 
Ettinger 718 

Ewald, C. A. 38, 436, 796 
Exchaquet 126 
Exner, A. 414 
Eyster, J. A. E. 666 

Fabian, E. 164, 462 

Fajans, K. 682 

Falk, Edmund 886 

Falkenstein 717 

Fallada, O 641 

FaltÄ^W. 246, 632, 790,796, 

Famulener, L. W. 740 
Farkas, K. 264 
Fasoli, G. 121 
Fatta, G. 307 
Faust 246 

Fauvel, Pierre 765,766,767, 
769 

Fedorow, S. J?. 761 

Feigel, J. 499 

Feigl, J. 261, 419, 510, 649 

Fejes, 97, 112 

Fellmer, T. 666 

Fellner jun. 837, 876 

- O. O. 660 
Felser, Heinrich 708 
Fenyvessy, B4la v. 89, 93 
Fermi, CI. 204, 440,475, 618, 

863 

Ferrai, C. 596 
Ferrata, A. 195, 490 
Fett, E. 203 
Feuereissen, W. 307 
Feuilli4, E. 413 
Feuilläe 277 
Fical* 382 

Fichtenmeyer, Georg 367 
Ficker, M. 925 
Fidlar, E. 763 
Fiessinger, N. 97, 376 
Filehne, W. 97 
Fingerling, G. 32, 502 
Fink 616 
Finkelnburg 879 
Fisch, M. 88*, 837 
Fischei 653 

— Richard 246 


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Namenregister 


XXXV 


Pi scher, Emil 683, 686, 628 

— F. 146 

— H. 631 

— Jessie W. 849 


— K. 623 

— Martin H. 287, 742 

— W. 279, 800 
Fiachl, Leopold 634 
Fisch ler 600, 674 
Fisch mann, C. 696 
Fishm&n, C. 899 
Fitz, B. 634 
Flack, M. 784 

Fleig, C. 68. 434, 736, 821 
Fleischer, F. 73 
Fleming, A. 121 
Flezner, S. 123, 619 
Flinger, Franz 718 
Floyd, C. 443 
Fok 35, 88, 460, 820 
Foderk 89, 492, 788 
Forges, O. 754 
Fornario 637 
Fornet 45, 254 
Forschbach, J. 4&7, 711 
Forssman, J. 498 
Förster, J. 147, 256 
Francbetti, A 532 
Franchini, G. 144, 197 
Franck, O. 155 
Frank, P. 910 
Franke, E. 46 
Fraenkel, A. 296 
Fr&nkel, £. 143 

— L 604 

— S. 496 
Frankl, Th. 260 


Franz 342 
Freeinan, J. 121 
Frei, Walter 93 
Frese, 3L 501, 918 
Freund, E. 237, 464, 816 
Frey, Ernst 181, 182 
Freytag, Fr. 194, 244 f 885 
Friberger, R 76 
Fricke (COln) 203 
Fricker 917 


Friedberger, E. 78,169,364, 
555, 557, 828, 829 
Friedemann, M. 814 

- U. 241, 280 
Friedenthal, H. 31 
Friedländer, Konr. 106, 264 
Friedmann 511 

- E. 351, 352,701,748,749 

- S. 285 


Friedrich (Marburg) 844,846 
Fries, J. A. 350 
Friese, H. 160 
Fröhlich, A. 791, 809 


Fromherz, Eonrad 753 
Fronin, A. 378, 412,499,493 
Fuhrmann .40, 639 
Fnknhara, Y. 234 , . - 
Fnld, E. 108. 196, Ü98 
Fnmihiko, u. 299 


Fnnaro, R. 676 
Fnret 268 
Fnrrer, W. 634 
Fuerstenberg. A. 814 
Fürth, E. Wk 
▼. Fdrtb, Otto 107,189,186, 
896 

Futaki, E. 78 

S. 

Gabriel 437 
Gaethgens 863 
Gaillard, J. 378 
Galli 36, 490, 826 
Ganassini, D. 793 
Gangström, B. 297 
Ganß, A. 74 
Ganßer, E. 31 
Gardöre 124 

Gardner, J. A. 31, 536, 681, 
625 

Garrä 845 

Garrelon, L 29, 493 
Garrey, W. E 667 
Garrod, A. E. 189 
Gascard, A. 386 
Gasis, IX 882 
Gaskeil, J. F. 189 
Gaßmann, Th. 642 . 
Gastronnovo, G. 731 
Gatin, C. L. 817 
Gatin - Groze wsk a 63 
Gatta, R 76 
Gancher, L, 398 
G&nioux 361 
Gaaltier 256, 274, 817 
Gaapp, O. 667 
Gaatier, CI. 29,103,412 426, 
426, 427, 756, 757, 782, 
817 

Gaulrelet, J. 425 
Geide, Hubertus 746 
Geiger, Walter 707 
Gellhorn, W 389 
Gengon 618, 619 
Gennari 70 
Gentzen, M. 38 
Oentzsch, W. 435 
Georgopnios, M. 516 
Gerard, G. 160 
Gerber, C. 384, 424 
Geret, L 686 
Gerh&rtz, H. 786 
Gerlach, V. 318 
Gerönne, A. 143 
Gewin, J. W. A. 243 
Geyer 650 
Ghedini, G. läl 
Gibson 634 
Gierke, E. 204 
Gies, W. J. 595, 026, 709, 
746 

Gieske, E. 809 . 

Gigon, A. 766, 790 
Gilbert llfe, 157, 386 
— A. '426, 858, 919 


Gilbert, W. 797 
Ginsberg, W. 294 
Glordano, D. 278 
Glovknni, G. 76Q 
Girgdlaw, S. 8. 825 
Glaser, Bob. 685 
Glaessner, K. 296 
Glanbermann, J. 128 
Gley, E. 494 
Glikin, W. 1(5, 627, 671 
Glückamann, G, 552 
Glnzinski, A. 490 
Gmeiner 5öl 
Goebel 316, 868 
Gocht, H. 841 
Gogitidse 788 
Goldberg 200, 880 
Goldenthal. C. 719 
Goldschmiat, A. 33 
Goldzieher, M. 840,414,618 

666 

Gönner, J. 207 
Goodman. E, H. 117 
Gorter, E, 757 
Gossaye, M. A. 153 
Gotschlich, E. 926 
Gottlieb, R. 543 
Götz, ü. 905 
Götz, Max 795 
Gougerot, H. 391 
de Graaf, W. C. 767 
Grafe, E. 558, 633 
Graham, G. S. 21 

— Lnsk 697 
Granström, E. 243 
Granström -Woskohoinikow 

554 

Graetz, B. 836, 846 
Graul 202, 687 
Grawitz, E. 41 
Greco, C. M. 760 
Green, J. R. 696, 697 
Greer, J. R 236,898 
Gregersen. J. P. 267 
Grehant, N. 494 
Grek, J. 430 
von Gresic, F. 550 
Grigoriew - Manoilow, Olga 

827 

Grimbert, L. 386 
Grimmer, W. 287 
Groedel III 474 
Gros, O. 248, 887 
Groß, O. 24 ü, 248 
Grosser, P. 548 
GrosBm&n, L. 603 
Gruber, G. B. 388 

— Max 78 
Grünbaum, D. 41 
Grüner, O. 247 
Gruenert, O. .523 
Grünhut, L. 740 
Gruse (Wien) 399 
Grüß, J. 739 
Gnaldi, G. 149 
Gndzent, F. 913 

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XXXVI 


Namenregister. 


Gneli, A. 828 
Guerra-Coppioli, L. 696 
Guggenheim, M. 465, 628 
Guigan, Hngh Mc. 704, 706, 
709, 904; s. Mc Gnigan 
Guillemont, H. 382 
Guisez 795 
Gönn 339 
Günther 281 
Gtirber, A. 287 
Gurewitsch, R. 190 
Guthrie, C. C. 485, 666, 696 
Guyenot, E. 424 
Guyot, G. 731 
Gyula 676 


Haaland, M. 140, 341 
Haas, E. 785 
Hadley, P. B. 374 
Hagenbach, E. 87 
v. Halte, A. 431, 665, 675 
Halberstädter, L. 143 
Halbron, P. 734 
Haie, W. 698, 899 
Halipre, A. 312 
Hall, G. W. 741 
Hallion, L. 671, 729 
Halpern 508, 889 
Hamburger, A. 587 

— P. 637, 797 

— H. J. 497, 820 
Hamm, A. 311 
Hammerschmidt 282 
Hanen, V. 755 
Händel 364, 763 
Hannemann, Elise 640 
Haensel, E. 787 
Hansen, C 303 
Haussen 191 
Hansson, E. 201 
Happich 92 

Häri, P. 669 
Hart 96 

Hart, E. B. 746 

— Karl 391, 462 

— T. St. 746 
Harter, A. 377 
Hartmann, M. 716 
Harzbecker, O. 816 
Haselhoff, E. 503 
Haslam, H. C. 301 
Hasselbach, K. A. 314, 631, 

632, 857 

Hasselbalch, K. 191 
Hatcher, R. A. 373 
Hattori, T. 916 
Haushalter, P. 712 
Hausmann, Th. 713 

— W. 817 
Hawes, J. B. 443 
Hawk, P. B. 890, 892 
Hayem, G. 608 
Hebert, A. 66 

— P. 734 
Hecht, A. 256 


Hecht, A. P. 600 

— Hugo 194 
Hecker 597, 793 
Hectoen, L. 159 
Hedenius, J. 162 
Hedinger 26 
Heiberg 139, 443, 884 
Heilner 49, 668, 669 
Heim 878 

— G. 717 

— L. 78, 926 

— P. 513 

Heinecke jun., D. 920 
Heitz, Jean 920 
Hekind, E. 739 
Hekma, E. 497 
Helly 836 

Hemmeter, J. C. 670 
Henderson, L. J. 634, 696, 
698, 860 

— Y. 373 

Henriques, V. 303, 645 
Hensler 125 
Henze, M. 421 
Hering 829, 830, 831, 876 
Herissey, H. 128 
Herlitzka 89, 491, 752, 820 
Herscher 112, 386, 426 
Herschmann, P. 710, 785 
Herter, C. A. 892, 896 
Hertz, Richard 601 
Hertzeil, Carl 917 
v. Hertzen, W. E. 23 
Hervieux 29, 425, 601, 817 
v. Herwarden, M. 428 
Herxheimer, K. 650 
Herzog, R. O. 739 
Heß, L 671, 912 

— W. 838, 911 
Hesse, E. 203 

— G. 604 
Heubner, W. 261 
Heuck, W. 254 
Heyde, M. 261 
Heyerdahl 191, 857 
Heyl, P. W. 747, 904 
Heymann, B. 925 
Heyrovsky, H. 206, 414 
Hiestand, O. 501 
Hildebrandt, W. 470 
Hill, L. 784 

Hirsch, J. L. 117 

— Rahel 248 
Hirschberg, A. 686 
Hirschbruch 861 
Hirschfeld 198 

— Pelix 793 

— H. 415, 514,551, 856,921 

— L. 157, 864, 926 
Hirschstein 147 
His 830 

Hitchens, A. P. 924 
Hitschmann, E. 744 
Höher, R, 185, 740 
Hochhaus 42, 831 
Hofbauer, Ludwig 199 


Hoffmann, Aug. 875 

- Carl Albin 887 

- E. 79 

- Pi A. 596 

- K. P. 881 

- R. 208, 271, 304 

- W. 88 
Hohlfeld 151 
Hoke, Edmund 861 
Holdheim 880 
Hölker 521 
Holländer, H. 632 
Holle 203 
Hollinger, A. 432 
Holzinger, P. 487 
v. Homeyer, R. 118 
Hooker, D. R. 666 
Hoepffner, Ch. 447 
Hoppe, J. 146 
Horiuchi, T. 601 
Horwitz, L. 605 
Hosch, Peter Hans 199 
Hosemann 920 

v. Hoeßlin, R. 253 
Hotobut, T. 512 
Howard 189, 463 
Howell, W. H. 373 
Hübner, H. 650 
Hüfner, G. 31 
Hughes, T. 374 
Huld, T. B. 104 
Huldschinsky, K. 578 
Hunter, A. 353, 496, 818 

- W. 464 
Hurtley, W. H. 189 
Hustin 824 
Huysmans 830 
Hymans, H. M. 606 

X. 

Ignatius 425 
Impens, E. 183 
Inaba, R. 510 
Inouye 467 
Isaac 198, 241 
Iscovesco, H. 71 
Izar, G. 379, 380, 671 


J. 

Jackson, D. E. 374 
Jacob, L. 687 
Jacobäus, H. 314 
Jacoby, M. 700, 857 
de Jager, L. 542, 561, 609 
Jakobi, E. 550 
Jakoby, C. 236 
v. Jaksch 162, 277 
Jamada, K. 545 
Jankei 625 
Janowski, W. 433 
Japelli 738, 819 
Jaquet, A. 675 
Jarotzky, A. 126 
Javal, A. 387, 783 
Jeanbrau, E. 434 
Jeandelize, P. 413 


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Namenregister. 


xxxvn 


Jehie, Ludwig 201 
Jelaki 923 
Jensen, Orla 640 
Jerusalem, E. 107. 183, 907 
Jessen-Hansen, H. 710 
Jezierski, P. J. 835 
Joachimsthal, G. 435 
Joannovics, G. 440 
Jobling, J. W. 519 
Jochmann 486, 797, 915 
Jodlbauer, A. 545, 816 
John, K 513 
Jolles, Adolf 269, 380 
Jona, E. 601 
Jonas 251 

Jones, Walter 746, 903 
Jonescn 791 
Jonnesco, Victor 783 
Jordansky 638 
Joseph, 11. R 899 
Josue 277 
Jung, Ewald 66 
Junge-Muguruma 358 
Jürgens 122 
Jtirgensohn, A. 825 
Just, M. 310 
Jnstos, J. 73, 14o 


Kabdebo, G. 110 
Kahn, P. 473 
Kalaboukoff 68, 424, 425 
Kämmerer, H. 684 
Kanitz, H. 553 
Kantorowicz, A. 486, 915 
Kaorn Omi 710 
Kapsammer, G. 440 
Karamitsas, Joh. 23 
Karewski, F. 313, 799 
Kasai, K. 335 
Kasamowski, H. 739 
Käscher, S. 72 
Kassowitz, Max 507 
Kastle, J. JE. 594, 747 
Kaestle, C. 854 
Katayama, T. 310 
Käthe, H. 101 
Katz, W. A. 394 
Kaanmann, M. 392 
Kaufmann, J. 250, 251 

— M. 806 
Kansch 140, 846 
Kaatzsch, Karl 248 
Kaya, R 293 

de Keersmaecker 206 
Kehrer E. 580 

— F. A. 179 

Kellner, O. 104, 310, 368, 
539 

Kernen, J. 879 
Kemp 441 
Kempner, F. 740 
Kentzler H. 764 

— J. 75, 357, 440 
Kersten 436 
Kickton, A. 319 


Kienböck 200, 840 
Kiliani, H. 585, 586, 592 
Kinoshitaweg 501 
Kiralyfi 440 
Kisch 680 
Kitamnra 417, 445 
Klaatsch 878 
Kladnitzky 638 
Klatte, F. 512 
Klein, B. 206 
Kleiner, Israel S. 910 
Kleinschmitt, A. ,301, 744 
Klemens, P. 444 
Klemperer, G-. 308, 788 
Klempin, P. 600, 700 
Klieneberger, K. 77, 281, 
443, 477, 602 
Klose 100 

— H. 858 
Klotz, M. 522 
King, N. 140 
Knoop, Franz 105, 701 
Knorr, Richard 869 
Koch, J. 476 

— Robert 127 

— W. 299 
Kochmann, M. 336 
Köhler, R 428, 790 
Köhler, Arnold 635 

— F. 199 
Kohts 276, 760 
Kölker, A. H. 422 46 i 
Kondo, K. 467 
König, J. 704 
Köninger 839 
Konradi, Daniel 863 
Konschegg, A. 288 
Koppe, H. 533 

v. Koränyi, A. 479, 740 
Korschnn, S. 557, 926 
Körte, W. 313 
Körting 880 
Koske, F. 703 
Kössa, Gy. 23 
Kossel, H. 156, 397 
Kostytschew, S. 594 
Kowalevsky, K. 304, 305 
Kozniewaki, T. 699 
Kramsztyk, St. 521 
Krantz, Eva 34 
Krans, Alfred 285 

— B. 656 

— F. 874 
Krause 79, 277 
Krawtschenko, S. S. 507 
Krchichkowsky 337 
Krehl, L. 869 
Kreibich, K. 77, 285, 307 
Kreis, H. 160 
Kretschmer, W. 258, 259 
Kretz, R. 396 
Krimberg, R 296, 580 
Krompecher 518 

Krön, N. 393, 824 
Kronberger 249 
Kroner, K. 800 


Kropil, J. 320 
Kruse 441, 442, 866 
Kühn, G. 587, 588 
Külbs 829 
Kumagava. M. 510 
Künzel, Werner 721 
Kurzmann 545 
Küster, W. 505, 580 
Kusumuto, Ch. 710 
Küthe, H. 881 
Kutscher, K. 365 
Kuttelwascher, W. 286, 320 
Kyes, Preston 544 
Kynzo, Tsuda 882 


L. 

La Franca, S. 549 
L&bbe 67, 386, 387 

— H. 424, 755, 758 

— M. 111, 254, 263, 274, 
362 


Lachmann, A. 36 
Lacomme 437 
Laitinen, T. 444 
Landau 508 

— A. 387 

- H. 293 
Landmann, P. 686 
Landsteiner, K. 206, 316, 

444, 555, 556 
Langheld, K. 591 
Langlois, J. P. 29, 493 
Lang6tein, L. 5, 268, 306, 

472, 682, 919 
Laquer, B. 717 
Laqueur. A. 76 
Lassabliere, P. 426 
Lattes, L. 701 
Latzei, R. 749 
Laubenheimer, K. 377 
Laudan, H. 488 
Läufer, H. 446 
Lauritzen, M. 190, 923 
Lauwens, R. 180 
Laveran 478, 658 
Lavesson, H. 345 
Laxl, P. 907 
Le Gendre, Paul 923 
Le Lourd, L. 63, 818 
Leathes, J. B. 712 
Lea ven worth, Charles S.894, 

895 

Lebauer, R. 508 
Lebeaupin, A. 363 
Lebedew, Al. 698 
Leboeuf 797 
Ledermann, R. 825 
Lee, F. S. 186 
Leere, O. 785 
van Leersum, E. C. 674 
Lefövre, J. 383, 493 
Lefmann 681, 733 
Lehndorff, H. 33 
Leland, G. A. 696 
Lemaire 517 


Lemierre 275, 365 

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frxxvm 


Namenregister 


Lemmermanu, .0. 268 
Lenhart, C. 117 
Leopold. S. 238, 912 
Lepine 857 

— Jean 149 

— K. 385 

Lerebonijlet, P. 858, 919 
Lesage 767 

Lesieur 124, 378, 477, 752 
Leeienrs 387 
Leenä, E. 821 
Letolle 66, 365, 436 
Lenohs, H 630, 707, 708 
Leoret 194, 489 
Leva, J. 38. 790 
Levadjti 207, 638 
Levene, P. A. 146. 344, 845, 
816 

Levi, E. 730 

Levi della Vtda 194, 490 
Levin. J. 21 
Levisou. Louis A. 196 
Levites. 8. 874 
Levy 363 

— E asm, 664 

— Fritz 397 
Ldvy-Valensi 278 
Lewin 678 

— C 808 

— L. 436. 546 

— W. 608 
Lewinski, J. 677 
Lewis 96 

— A. Paul 94 

— D. H 745 
Licharew, O. 0. 608 
Lichtwitz, L. 24, 417 
Liebermann, H. 466 

v. Liebermann, L. 89, 534, 
718, 814 

Lieberineister 835 
Liefmann, E. 108 
Life, A. C. 697 
Lif6chitz, J. 589 
Lillie, R. 3. 374,696,705,899 
v. Lingelsheim, W. 926 
Linn, Karl 690, 692 
Linossfer, M. G. 473 
Linser, Pani 511, 560 
Lippens, A. 882 
Lippich, Fritz 198 
Lippmann 157 
Lipschütz, B. 650 
Lisin 101, 883 
Lissauer, M. 865 
Liasner. Henry 280 
Liwschitz 248, 369 
Ljnngdahl 109 
Loeb, J. 742 

— L. 232 
Lob, \V\ 786 
Lobeck, 06kar 523 
Locher 543 
Locke, F. S 260 
Loeffler, F. 47. 79, 396 
vau Loglieni, J J. 205, 554 


Lohrisch, H. 110, 847 
Lombard, W. P. 186 
Lombroso, U. 294 
Lommel 74, 239, 312 
London. E. 8. 240, 298, 421, 
529 

Loeper, M. 259, 883, 785, 
758, 858 
Lötsch, E. 905 
Lonrens, L. F. D. E. 158 
Loevenhart, A. S. 910 
Low, W. H. 928 
Löw, J. 434 
Loew, Oskar 898 
Loewenberg 842 
Loewenötein 306 
Löwenthal (BrannschWeig) 
48 

Loewi, O. 755, 791, 809 
Loewy, A. 549, 671 
Löwy (Berlin) 635 
Ln barsch 836 
Lübbert, A. 867 
Lncien 377, 719 
Luokhardt, A. B. 374, 696, 
898, 9ü9 

Lucksch, Franz 554 

Lüdke, H 204,395,696,878 

Luksch 193 

Langwitz, II. 559, 767 

Lnerssen, A. 444 

Lusk, Graham 898, 899 

Lussana 423, 460 

Last, F. 447 

Lästig, A. 880 

Luther 626 

Ltithge, H. 108 

Lutz, O. 366, 582 

Lntzkaja 337 

Ltitzow, Ernst 431, 911, 912 
Luxembourg 842 
Lyman, John F. 747 


Mac Lean 419 
Macalister. Charles J. 153 
Maclean, Hugh 271 
Macleod, J. J. R. 902 
Macnab. J. T. 474 
Macnider, Wm. de B. 266 
Madsen. Th. 282, 740, 865 
Magi, A. 598 
Magnus, W. 31 
Magnus-Levy. A. 381 
Magrangeas 758 
Mahler, Ph. 444 
Maignon, F. 383, 708 
Maillard, L. C. 759 
Maill&re, G. 80 
Mainini, C. 281 . 
Makijewsky, B. 75 
Manael, A. B. 625 

- J. A. 145, 816 
Mandelbaum, E. 283 

— F. 8. 486. 

Manicatide, M. 805 


Mansfeld 28, 71, 97 v 297 
Mante 378 
Manteufel 282,968 
Manwaring, W. H. 490,556, 
891 

Marchand, F. 869 
Marchlewski, L. 806, 668, 
692. 699 
Marens 42 

Märenholtz B84 
Margnlles, A. 176 
Marie 637, 927 
MarkeWicz, M. 805 
Markl 554 
Marks 96 

— ti. K. 187 

— H. K 666 
Marks, L 924 
Martin 797 

_E 0* Süd 

Martin ei l i, A. 689, 724, 764 
Martiri, A. 793 
Marum. Artur 113 
Marx, Alfred 787 

— Ernst 702 
Marxer, Anton 809 
Marzinowgky, E. J. 478 
Maslakowetz 159 
Massaglia, A. 87, 460, 696 
Massig, Paal 87 
Massini 158, 766 
Massol 317, 758 
Mathews, A. P. 704 
Matthes 6ö6. 847, 879 
Matthews, ö. A. 234, 266, 

374 

Matthias, F. 203 
Matthieu, M. A. 796 
Manrel, E. 734, 782 
Maurer, G. 608 
Maate 313 
Maxwell, S. S. 891 
Mayer, A. 412, 424 

— O. 792 

— Paul 266 
Mayerle 760 

Mayo Robson, A. W. 826 
Mayr, E. 35 
Mayzel, W. 472 
Mazurkiewicz, W. 262 
Mc Campbell, F. E. 568 
Mc Collum 746 
Mc Connel, G. 87 
Mc Gnigan. H. 672,698,704, 
706, 709; s. Gnigan 
Mc Intosh 207 
Mc Lean, F, C. 372 
Mc Lester, J. S. 420 
Means. J. H 696 
Meek, M. J. 372 

— W. J. 374 
Meier, G. 279, 799 
Meilli&re, G. 24 
Meisenheimer, J. 627, 629 
Melcliiorri, G. 260 

Meli, E. 67 

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Namenregister. 


XXXIX 


Mellanby, E. 347 

— J. 300 
Meitzer. J. 94 

— S. J. 265, 666, 672, 897, 
899 

Mendel, L. B. 634, 641, 819, 
893, 894, 895 
Mendl J. 428 
Merkel, H. 683 
Merklen 358 
Merres, E. 492, 497 
Mesernizky, P. G. 687 
Mesnil 317 
Mestrezat W. 387 
Metraux, E. 125 
Metschnikoff 207, 719 
Metz 441 
Mey, P. 791 
de Meyer, J. 71 
Meyer, E. 314, 532, 606,831 

— G. M. 266 

— Hermann 311, 438 

— K. 733. 862, 865 

— L. F. 682, 908 
Meyfarth, H. 74 
Michael C. 427 

— E. 767 
Michaelis, A. 143 
Michaelis, E. 198 

— L. 44, 267, 639, 699, 786 
Michalski, H. 719 
Michand, Louis 432, 702, 

879 

Micheli, F. 637 
Miethe, A. 546 
Miller, James 558 

— J. W. 827 
Mines, G. R. 235 
Minet, J. 385, 758 
Minkiewit8ch, M. 731 
Minkowski, O. 416 
Minovici, Stefan 630 
Minz, A. 418, 495 
Miranda, A. 155 
Mironesco, Th. 735 
Mitchell, Ph. PL 893 
Miyake, H. 924 
MladSjowsky, W. 126 
Mohr 93, 468, 831, 846 
Moll, L. 732 

Möller, S. 113,129,161, 550 
Möllers, B. 476 
Molnar, B. 414, 665 
Monod, O. 385, 387 
del Monte, A. 766 
Monti, 1L 797 
Moore, Gertrade 742 
Moraczewski 750 
v. Moraczewski, W. 152 
Morawitz, P. 21, 34, 243, 
633, 822 

Morel, A. 385, 387, 762 
Moreschi, C. 555, 829, 862 
Morgen, A. 348, 538 
Morgenroth, J. 291, 341 
Moritz, F. 794 


Moritz, O. 32 
Mörner, C. Th. 418 
Moro, E. 602, 794, 919 
Moruzzi, G. 419 
Moscati, G. 180 
Mosse, M. 636 
Mooneyrat, A. 478 
Mouriquand, G. 376 
Mach, Hans 92, 367,517,889 
Mühlena, P. 283 
Mühsam, H. 799 

— R. 663 
Müller, A. 431, 435 

— E. 268, 356, 432, 508, 
676, 761 

— Franz 536 

— J. 148, 468, 842 

— Pani 651 

— Paul Th. 864, 865 

— W. 30, 660 

— - (Tübingen) 837, 838 
Mulzer, P. 679 
Mundula, 8. 307 
Mnnk, Fritz 744 

v. Mnralt 845 
Marlin, John R. 738 
Murray, J. A. 140, 341 
Muszkat, A. 252 
Mutterer, B. 87 
Myers, V. C. 538, 634, 849 

N. 

Nabokich, A. J. 896 
Naegeli 154, 488, 836 
Nagelschmidt, F. 77 
Nageotte, J. 278 
Nakahara 716 
Nasmith, G. G. 763 
Nathan, Marcel 23 
Nattan-Larier 66, 382 
Nawiasky 863 
Neilson, C. H. 672, 745, 900 
Neisser, A. 80 
— E. 249 

Neißer, M. 866, 924 
Nenninger 860 
Neporoschnij, S. D. 316 
Nerking, J. 700, 822 
Nernst 527 
Nerz, Arthur 470 
Nestor 340 
Neter, Eugen 201 
Netter, A. 391 
I Neubauer, E. 791 
Neuberg, C. 235, 306, 379, 
380, 381, 627, 814, 817 
Neubürger, Th. 200 
Neufeld 364 
Neumann, A. 434 
— C. 643 
— P. 284 
— R. O. 126 

— (Wien) 836 

Neveu-Lem aire, M. 119 
Nevinny, J. 866 
Nlas, B. J. 353 


Nichols, L. J. 485 
Nicloux, M. 375 
Nicolai 876 
Nicolaier, A. 35 
Nicolle 317 
Niethammer, E. 743 
Nigay 756 
Nob&ourt 358, 524 
Noguchi, H. 64, 95, 125 
Nolf, P. 493 
Nonne, M. 309 
v. Noorden 40, 200 
Nourney 835 
Noyes, William A. 288 
Nürnberg, A. 106 
Nyman, M. 282 

O. 

Oberndörffer, E. 428 
Oberwarth, E. 882 
Obniski, M. 180 
Ogawa, S. 291 
Ohkubo, S. 177 
Ohlemann, M. 855 
Öhmann 23 
Olivi, G. 187 
van Oordt, M. 256 
Opie, E. ll 27, 28 
Oppel, W. A. 312 
Oppenheim, M. 679 
Oppenheimer, Adele 485 

- Carl 266 

- 8. 108 
Oppler, B. 421 
Orgler, A. 507, 611, 762 
Orland, Ferdinand 199 
Orlowski 200 

Oertel, E. 914 
Orth 834, 836 
Oes, Adolf 885 
Osborne, Th. B. 30, 536,637, 
705, 747, 904 

Oesterberg, E. 144, 497, 649 
Ostertag 343 
Osthelder, F. 816 
Oestreich, R. 233 
Ostwald, W. 700 
Oswald, A. 447 
Otolski, S. W. 354 
Ott, J. 36 


Paal, C. 587, 588 
Pacinotti, G. 856 
Packard, W. H. 698,741,903 
Paderi, C. 598 
Paglierl, L. 730 
Pagniez, Ph. 63, 818, 821 
Paisseau 296 
Pal, J. 36 
Paladino, R. 297 
Palier 751 
Palladin, W. 542 
Panton, P. S. 521 
Panzer, Theodor 263 


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XL 


Namenregister. 


Pappenheim. A. 192, 193, 
196, 273, 488, 490, 614, 
813 

Parhon 393, 736 
Pari, A. 864 
Pariset 603 

Parisot, J. 377, 413, 729 
Parkinson, P. J. 477 
Parmentier, E. 363 
Parodi, U. 169 
Patein, G. 68 
Patella, V. 730 
Patta 812 
Pauchet, V. 363 
Pancke, Martin 910 
Pauli, H. 717 
Pavy, F. W. 352 
Pehu, M. 119 
Peiser, Alfred 761 
Pekelharing, C. A. 742 
Pellet, H. 319 
Pembrey M. S. 762, 818 
Pepere 460 
Percival, A L. 662 
Peritz, GK 796 
Permin, C. H. 291 
Perrin, M. 277, 367, 413, 
734 

Perrone S. 70 
Peserico, L. 202 
Peters 661 

— Arnos 890, 893 
Petereon, A. 620 
Petit, Leon 385 
Petri 917 

Petterson, A. 564, 828 
Pettit 24 

Peyton Rous, F. 484 
Pfannenstiel, J. 921 
Pfaundler, M. 602, 923 
Pfeiffer, R. 78 

— W. 41, 43, 109, 856 
Pflüger, Ed. 179 
Pförringer 661 
Philippi 846 
Philippson, Paula 718 
Piazza, Angelo 867 
Piccinini, G. 699 
Pick. E. P. 296, 814 

— R. 47 
Pielicke, O. 765 
Pieron, H. 29 
Pierre, F. 922 
Pies, W. 567 
Pietschmann, K. 276 
Pike, F. H. 486, 666, 696 
Pincussohn, L. 88, 143, 259, 

498, 510 

Pinczower, E. 657 
Pineies, F. 279 
Pinkus, F. 660 
Pinku68, A. 680 
Pi8ar8ki, T. 603 
Plaut, F. 254 
Plehn, A. 167, 398, 429 
Plesch, J. 671 


Pletnew, D. 712 
Plimmer, R. H. A. 497 
Plimmer, H. G. 619 
Plönnies 836, 880 
Plumier, L. 375 
Poggenpol, 8. M. 232, 284 
y. Poem, A. 431 
Poisot 824 

Polak-Daniels, L. 606 
Pollcard, A. 375, 376, 412 
Polimanti 87, 461, 740 
Pol lack, Leo 108 
Pollitzer, H. 34 
Polowzowa, W. W. 298 
Popielski, L. 244 
Popoff, V.-S. 149 
Poppe, M. 310 
Popper, H. 434 
Porch, M. B. 594 
Porcher, Ch. 384 
Porges, O. 790 
Port, F. 80 
Porter, N. J. 666 
Porter, W. T. 187 
Posner, C. 809 
Pozerski, E. 383, 734, 817 
Prachfeld, Franz 208 
Pratt, J. 822 
Praußnitz, W. 866 
Preisich, K. 618 
Preisz, H. 206 
Preleitner, K. 395 
Preti, L. 104, 341 
Pribram 754, 790, 814 
Pringle, H. 818 
Pringsheim, H. 648, 699, 
786 

— J. 754 
Profitlich, W. 182 
Proskauer, B. 287 

- F. 48 
Prym, O. 196 


Quest, R. 513 
Quincke 839, 846 

B. 

Rabinovici, L. 635 
Ra bino witsch, Ly dia834,882 

- M. 158, 445, 827 
Rachmaninow, J. 769 
Rane 386 
Rancken, D. 669 
Ransome, A. 353 
Raoult, Paul 868 
Raske, Karl 585 
Rasp, C. 255 
Rathery, F. 379 
Raubitschek, Else 353 

- H. 316, 556 

| Ravenna, F. 926 
| Raw, Nathan 122 
I Reale, E. 38 
I Reeve-Ramsey 82 t 
I Regand, CI. 387 


Reh, Alfred 184 
Rehn, E. 34, 243 
Reibmayr, H. 864 
Reich, Matthias 444 
Reichard, C. 47, 160 
Reichenbach, H. 867 
Reichenstein, M. 430 
Reicher 235, 341, 789, 829, 
838, 870 
Reiohmann 760 
Reiß 628, 878 
Renon 313, 7&3 
Renvall, G. 313 
von Renvers, R. 360 
de Renzi, E. 859 
Repetto, R. 518 
Repiton, F. 757 
Resenschneck, F. 495 
Rettger, L. F. 695 
Rettinger, J. 303 
von Reuß, A. 471, 912 
Reyher 618 
Rheinboldt 359 
Rheindorf 606 
Ribbert, H. 77 
Ricci, Romeo 760 
Richards, A. N. 904 
Riehet 798 
Richter, P. F. 479 
Riddle, Oscar 234 
Riedel, Curt 75 
Rieder, H. 608 

— (München) 203 
Riegel 158, 625 
Riehl, J. 829 
Rietschel, H. 6, 868 
Rilliet, A. 423 
Risel 924 
Rißling, Paul 204 
Ritterhaus 441 
Ritzmann, Otto 205 
Rivet, L. 716 
Robertson, T. B. 895 
Robin, A. 525 
Robson, Mayo 882 
Roeder 923 
Rodolico, L. 367 
Roger 244, 270, 353, 377 
Rohdich, O. 586 
Röhmer, W. 633 
Röhrig, A. 128 
Rollett, A. 549 

Rollin 74 
Roman, St. 76 
Roemheld, L. 604 
Rona, P. 143. 267 
Ronzani, E. 863 
Roper, J. C. 118 
Rose, Karl 417 
Rosenau, M. J. 123 
Rosenbaum 638 

— B. 356 

— O. 260 
Rosenberg, A. 800 

— E. 380 

— T. 756 


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Namenregister. 


XLI 


Bosenberg, (Berlin) 840 
Bosenberger, F. 356, 823 
Bosenfeld 45, 680 

— E. 906 

— G. 787 

Bosenbeim, Th. 394 
Bosenthal, Felix 733 

— O 765 

Bosenthaler, L. 497 
Boeser 115 
Bo6ire, F. 673 
BosbI 254 
Böfile, B. 76 
Bostaine 385 
Bothberger, C. J. 234 
Böthlisberger 606 
Bothschnh 880 
Bott, Fritz 533 
Botter, J. 313 
Bouillier, C. A. 344 
Bons, P. F. 463 
Boux, J. K. 920 
Bowley, M. W. 163 
Bowntree, L. G. 903 
Bozenblat, BL 345 
Bözsenyi, J. 366 
Bn&ta, G. B. 158 
Bubinato, J. 192 
Bnbner 557, 877 
Bubow 252, 437 
Bubritius, H. 366 
Bndinger 430, 632, 810 
Buh, H. O. 902 
Bnhemann, J. 517 
Bühs, K. 79, 396 
Bnmpf 830 
Buss, V. K. 656 
Basso, Ph. 757 
Bussow, K. E. 359, 435 
Kyall, Charles 65 
Byan, J. G. 673, 698, 889, 
903 

Kywosch, Marie 169 

8 . 

Saathoff 396 
v. Sabatowski, A. 632 
Sabbatani, L. 819 
Sabrazes, J. 489 
Sacerdotti, C. 823 
Sachs, F. 814, 816 

— Hans 340 
Sacquepee, E. 157 
Saggio, G. 72 
8a%o, Y. 102 
Saud, T. 891, 894 
Sainton 274 
Saito, K. 864 

— S. 826 
Salacz, 8. 399 
Salant, Wm. 266, 891 
Salaskin, S. 304 
Salecker 840 

Salge, B. 439 
Salimbeni 516 
Salkowski, E. 468, 765 


Salkowski, G, 916 
Salmon 478 
Salomon, M. 734 
Saltykow 654 
Samojloff, A. 741 
Sana, T. 188 
Sandberg, G. 605 
Sanfelice 120 
Sarvonat 116 
Saski, St. 693 
Sato 476 
Satta, G. 195 
Sattler, M. 119 
Sauerbruch, F. 261 
Sauvd 787 
Savare, M. 184, 190 
Savlgni, E. 234 
Sawjalow, W. W. 240 
Saxl, P. 142, 436, 671, 912 
Scaffidi, Y. 890 
Schabad, D. A. 686 
Schalg, F. A. 473 
Schatiloff, O. 154 

— P. 533, 901 
Scheel 191 
Scheibe, A. 399 
Scheibler, H. 685 
Schein 519 
Schelble 354 
Schenck, .Eduard 397 
Schenk, F. 287 
Schenker 835 
Schereschewsky 45, 396 
Schennert, A. 267 
Schieffer 37, 415 
Schiff (Wien) 277 
Schilling 118, 682 
Schirokauer, H. 114, 916 
Schittenhelm, A. 241, 289, 

607, 721 
Schkarin 91 
Schlagenhaufer, F. 293 
Schlaepfer 855 
Schlayer 25, 115 
Schlecht, H. 389, 437 
Schleißner, F. 558 
Schlesinger, H. 434, 759 

— W. 470 
Schlackebier, J. 704 
Schmid, Emil 285 

— J. 143, 228 

Schmidt, Ad 110, 438, 678, 
847 ' 

— H. 285, 398 

— J. 96 

— W. A. 89 

— (Halle) 845 
Schmiedeberg, O. 239 
Schminke 832 
Schmoreil, H. 906 
Schneider, B. 355, 800 
Schnütgen 427, 685 
Schnützen 150 
Schofield, P. A. 474 
Scholz, H. 602 
Schöne, Christian 607 


Schönheim, L, 207,285,447, 
918 

Schorer, E. H. 120 
Schottelins, A. 760 
Schramm 716 
Schrank, F. 22, 258 
Schraube, Conrad 435 
Schridde, H l78, 250, 600, 
832, 886 

Schröder, G. 839 
v. Schrötter, L. 515 
Schnitz, N. H. 697 

— Werner 394, 686, 711 
Schnitze (Bonn) 842 
Scholz, Hugo 183, 187 
Schulze, E. 548 
Schümm, O. 34, 245, 401, 

449, 595, 714, 791 
Schüpbach 749 
Schur, H. 22, 196, 414 
Schürmayer 277 
Schuster, Paul 279 
Schütz, A. 281 

— E. 549 

— J. 35, 296, 912 
Schuetz, W. 799 
Schütze, A. 148, 789, 857, 

880 

Schwarz, E. 868 

— F. 128 
Schweder, K. 433 
Schwenkenbecher 306, 429 
Schwerin, Hans 919 
Scordo, F. 197 

Scott, C. J. 36 

— S. G. 153 
Sebastiani, V. 605 
Seelig, A. 828 
Seher, Carl 70 
Seidell, A. 891 
Seidler, L. 497 
Seifert, O. 320 
Seilli&re, G. 384 
Seligmann, E. 208, 287, 712 

— G. C. 621 

y. Selms, M. 920 
Beizer 632 
Senator, H. 825 
Senne, H. 118 
Senta, S. 883 
Seo, Y. 239, 677 
Sereni, S. 600 
Sergent 517, 638 
Serini, S. 254 
Serra, A. 157 
Shafer, Georg D. 748 
Shaffer, Ph. A. 901 
Shattok, S. G. 521, 902 
Shima, B. 578 
Sicard 259 
Sick, Konrad 429 
Sicre 927 


Sieber, N. 419 
Siebert, K. 152 
Siebold, W. 399 


Siegel 365, 429 

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Namenregister. 


XLH 


Siegert, F. 826 
Siegfried, M. 466, 543 
v. Siewert, A. 680 
Silbergleit, H. 753 
Silberstein, L. 922 
Silvestri, T. 155, 826 
Sixnznonds, M. 477 
Simon 244, 353, 459 

- F. B. 159 

- J. 96 

- V. 118 
Singer 715 
Sklarek, B. 636 
Skrzynski 927 
Skntetzky, A. 624 
Sleeswijk, J. G. 827 
Slowtzow, B. J. 607 
Sluka, E. 74 
Smith, Th. 166, 167 
Snyder, 0. F. 697 

- Charles D. 748 
Soldin, M. 472 
Solger 152, 206 
Sollman, J. 186, 

Sollmann 624 

- J. 373 

- T. 706 

Sonnen bürg, E. 313 
Sonntag 342 
Sotti, G. 233 
Sonbies, Jaqnes 67 
Spadaro, G. 307, 354 
Sparapani 87, 460 
Spiegler, E. 108 
Spirito, F. 731 
Spiro, Karl 108 
Spriggs, E. J. 762 
Stadelmann 41, 439 
Staehelin R. 914 
Stahl, E. 741 
Stan&k, V. 647 
Stanowsky, Th. 398 
Starkenstein, E. 235 
St&ubli, Karl 633, 822 
Steel, M. 595, 709, 746 
Steensma, F. A. 231, 510 
Stefanelli, P. 730 
Stefanowicz 193 
Stein, E. H. 504 

- R. 122 

Steinberg, Elisabeth 284 
äteinsberg, L. 559 
v. Stejskal, K. 434 
Stempelin, Olga 715 
Stenger, E. 646 
v. Stenitzer, R. 495 
Stern, C. 203, 552 

- L. 102, 103, 699 

- M. 143 

- N. E. 516 

- R. 277, 860 
Sternberg (Brünn) 836 

- C. 376 

- W. 256, 480, 604, 717, 
764, 768 

Stendel, H. 109,183,296, 423 


Stewart 186, 485, 666, 696 
Steyrer, A. 249 
Sticker, A. 27 
Stieda 846 
Stimimann, F. 119 
Stobbe 527 
Stoklasa, J. 580, 593 
Stolte, K. 184 
Stoeltzner 714 

— Helene 786 
Stradling, G. F. 110 
Strangassinger, R. 543 
Straßburger 837 

Strauß, H. 38, 39, 233, 640, 
742, 790, 832, 920 
Strohmer, F. 343, 541 
Strubell 830, 839 
SttLhlera, V. R. 205 
Stutzer, A. 492, 497 
Sundvik, E. E. 499 
Suto, K. 510 
Swift, Jr. J. B. 187 
Szurek, St. 922 

T. 

v. Tabora, D. 827 
Tadasu Saiki 745 
Taege, Karl 926 
Tagliavini, A. 791 
Takaki, K. 733, 749 
Takayasu, R. 25, 676 
Tallquist 246, 442 
Tangl, Franz 264 
v. Tagpeiner, H. 546, 640, 

Taubmann, J. 121 
Teague, O. 316 
Tedeschi, E. 828, 926 
Tedesko, Fritz 429 
Teichmann, Fr. 798 
Telssier, J. 768 

- M. 358 
Teizs, J. 122 
Teppaz 927 
Ternetz, Charlotte 31 
Terrieu, E. 509 
Terroine 68, 424, 426 
Terry, O. P. 672, 900 
Teschemacher 767 
Tetzner, E. 303 
Thaon, Paul 578 
Theodoroff 73 
Theunveny 24 

- H. 141 

— L. 735 
Thevenot, L. 758 
Thiroux 478, 658, 927 
Thomas, K. 113, 149 
Thompson, R. L. 118 
Thoms, H. 524 
Thomson, J. D. 519 
Thuau, Paul 425 
Tiberti, N. 532 
Tichomirow, N. P. 420 
Tiffeneau 637, 927 
Tigerstedt, R. 288, 669, 928 


Tisaie, Ph. 436 
Ti88ier 478 
Tizzoni, G. 121, 204 
Tobler 472 
Tollens, B. 673, 674 

— C. 916 

Tomaszewski, Z. 689, 724 
Tomita, Ch. 177 
Töpfer 797 

v. Torday, A. 114, 471 

— F. 471 

Torrey, J. C. 156, 316 
Torri, O. 308 
Tottmann 114 
Toulouse, Ed. 29 
Traina, R. 532 
Traube, J. 683, 684, 719 
Trautmann 206 
Trautz 527 
Travis 463 
Trescot, T. C. 303 
Tribondeau, L. 782 
Trudeau, E. L. 118 
Tsuchiya, J. 710, 711 
Tsuda, K. 149, 827 
Tsurusaki, H. 764 
Tswett, M. 629, 699 
Tuffier 313 
Tugendreich, G. 76 
Tumminia, P. 360 
Turck, F. B. 414 
Türk, W. 834 
Tuteur 306 
Tyzzer, E. E. 142 

U. 

Uffenheimer, A.. 281 
Uhlenhuth, P. 79, 884 
Ullmann, K. 680 
Umber, F. 367, 670 

_ g 788 

UnderhiU 910 
Unna, Karl 146 
Urbino, G. 869 
Urechie 393, 736 
Ury 751 
Uskoff, L. 914 
Ustjanzew, W. 305 
Utz 245 

V. 

Vadala, P. 197 
Vandevelde, A. J. J. 495,672 
Vanlonde 437 
Vas, B. 75 

— Jakob 676 
Vasiliu, A. 517 

— H. 640, 541 
Vassal 317 
Veil, W. 47 

van den Velden 508, 839, 
845, 879 

Velich, K. 503, 694 
Vernon, M. H. 268 
Viala 797 
Vincent 118, 637 
Visentini, A. 793 
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Namenregister 


XLm 


Visentino, A. 486 

Viterbi 88, 460 

Vitry 67, 386, 387, 424, 768 

Volhard 310, 830 

Völtz, W. 267 


Wacker, L. 690 
de Waele, H. 204, 496 
Wagner, A. 396 

- 1L E. 826 
Waite, J. 880 
Walker. E. L. 443 

- JEL E. 121 
Wallace, G. B. 904 
Wandel 847, 876 
Wärri 426 
Warschauer, E. 635 

t. Wasielew8ki, Th. 926 
Wassermann, A. 78,606,798 
Wasserthal 869, 922 
Waßmuth, A. 864 
Watennan, N. 178, 711 

- 0 . 1 28 
Watson, Ch. 88 
Weber, Parkes F. 489 

- 8. 238 

Wedemann, W. 884 
Wegele, C. 393 
Wehrsig, Georg 826 
Wdchardt 126,249,860, 862 
Weidanz 79, 208, 884 
Weidenreidi, Franz 192,272, 
736 

Weigmann, JEL 343 
We^Alfred 679 

- E. 149, 206,206,266,606, 
862 

- Emile 277 
Weiland, W. 432 
Weinberg 207 
Weingarton, Fred. 8. 746 
Weintraud 847 
Weisflog 203 

Weiß, F. 914 
Weißmann 80 
Weits, W. 438 
Welander, E. 162 
Welker, W. H. 710 


Wells, G. H. 37 

— H. Gk 414 

— H. J. 121 
Welsh, D. A. 747 

v. Wendt, G. 660, 918 
Wertheimer, E. 782 
Wesselkin, N. W. 608 
Weethaußer, F. 348, 638 
Wetzel, G. 636 
White, D. S. 668 

— G. P. 90 
Whitney, J. 246 
Wiczkowski 632 
Widal 308, 386 
Wiechowski 297, 837, 839, 

848 

Wiener 870 

Wiens 281, 366, 441, 619 
Wiesel, J. 22, 196 
Wiegl, J. 414 
Wiesner 627 

— B. 360 

— R. 168 
Wieting 394 

Wiggers, Carl J. 186, 666 
WlX&mowski, B. J. 314 
Wilenko 632, 672 
Wilfarth, H. 265 
Wilke, E. 739 
Willanen, K. 291 
Willcock, E. G. 466 
v. Willebrand, E. A. 886 
William 463 
Williams, K. J. 479 

— W. W. 186 
Wilson, M. Th 63 
Wimmer, G. 266 
Windaus, A. 592 
Winkler, FercL 193 

— W. 897 

Winogradow, A. P. 900 

— B. 292 
Winter 681 
Winterberg, H. 234 
Winternitz, W. 716 
Winterstein, E. 601 

— H. 179 
Wintgen, M. 88 
Wirsing 42 


Wirth, Anton 202 
Witte, J. 247, 894, 796 
Witthaner, Karl 761 
Wohlberg 639 
Wohl^emuth, J. 146, 467, 

Woithe 762, 927 
Wokatsch, J. 769 
Wolf, Charles G. L. 144. 

497, 549, 901 
Wolff, B. 908 

— J. W. A. 74 

- W. 764 

Wolff-Eisner 21, 439, 798 
Wolters, M. 662 
Woskressensky 199 
Wright 121, 871 
Wurtz 927 
Würz 676 

Wynhansen, O. J. 438 
Wyssokowicz 866 


Xylander 927 

Y. 

Yakimoff, W. L. 664 
Yakuwa, G. 267 
Yanase, J. 731 
Yndice, F. 206 
Yukawa 670 

Z. 

Zabolotny, D. 159 
Zack, E. 33, 431 
Zand, G. 470 
Zange, Johannes 669 
Zebrowski, B. 206, 487, 667 
Zehl, Bernhard 884 
Zeller, M 645, 887 
Zeri 89, 461 
Ziegler, Kurt 437 
Zuccöla, P. F. 579 
Zucker 840 

Znelzer, G. 81, 809, 848 
Zuntz 343, 671 
Zunz, Edgar 262. 

Zweig, W. 922 . 

Zwintz, J. 886 


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ZENTRALBLATT 

ftkr die 

gesamte Physiologie tl Pathologie des Stoffwechsels 

mit Emaohluü der experimentellen Therapie. 


N. F. 111. Jthrg. 1. Januarheft 1908 Nr. 1 

Kaohdrndk Tirbotn. 


Original-Artikel. 

(Aus der II. med. Universitätsklinik, Berlin.) 

Zur Frage der Azidosis beim Pankreasdiabetes des Hundes. 

Von 

Dr. Theodor Brugsch und Dr. Karl Bamberg. 

. Während beim Menschen bereits Entziehung der Kohlehydrate wie der 
Hungerzustand eine »Azidosis« bewirken, verhält sich der Hund in dieser Be¬ 
ziehung abweichend. Weder die Nahrungsentziehung, noch die Eiweißfettkost 
vermag hier das Auftreten des Azetons, der Azetessigsäure wie der ß-Oxybutter- 
säure im Harne hervorzurufen. 

Dagegen zeigt der hungernde Hund beim Phloridzindiabetes gewöhnlich 
eine erhebliche Azidosis, sofern eine genügend große Phloridzindosis gegeben 
wird. 1 ) 

Die Frage, wie sich der pankreasdiabetische Hund hinsichtlich des Auf¬ 
tretens der Azetonkörper im Vergleich zu diesem Phloridizindiabetes verhält, 
interessiert nun um so mehr, als auch beim echten Pankreasdiabetes des 
Menschen die Frage der Azidosis vielleicht eine gewisse diagnostische Bedeu¬ 
tung besitzt.*) 

In der Literatur finden sich nur wenige Beobachtungen über die pankreas¬ 
diabetische Azidosis niedergelegt, so sagt Minkowski 8 ): 

»In einzelnen Fällen werden, wie v. Mering und ich bereits früher be¬ 
richtet haben, im weiteren Verlaufe des Diabetes nach der Pankreasexstirpation 
auch beträchtliche Mengen von Azeton, Azetessigsäure und Oxybuttersäure im 
Ham nachweisbar. Das Auftreten dieser Substanzen ist aber durchaus keine 
regelmäßige Folge der Pamkreasexstirpation. Ich habe bis' jetzt nur in fünf 
Fällen das Vorhandensein derselben im Ham mit Sicherheit nachweisen können. 
Dabei ist allerdings die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß außerdem noch 
in dem einen oder anderen Falle ihre Anwesenheit übersehen wurde. In der 
Mehrzahl der Fälle wurden sie jedenfalls im Ham bei der Untersuchung vermißt. 

(Mäfiige Mengen von Azeton fanden sich allerdings häufiger im Harn der diabetischen Tiere, 
auch wenn Azetessigsäure und Oxybuttersäure nicht nachweisbar waren.) 

ln dreien von jenen fünf Fällen trat die Oxybuttersäure erst auf, als der Diabetes längere 
Zeit (2—3 Wochen) bestanden und zu einer aufierordentlichen Abmagerung der Tiere geführt 
hatte, ln den beiden anderen Fällen zeigte sich die Eisenchloridreaktion im Harn bereits gegen 


s ) Bacr, Arch. f. exp. Path. u. Pharmak., Bd. LI, S. 271 u. LIV. 

*) Vgl. Brugsch, Pankreasdiabetes. Therap. d. Gegenw. 1906. 

*) Untersuchungen über den Diabetes mellitus nach Exstirpation des Pankreas, 
aus d. Arch. f. exp. Path. u. Pharmakol. 1903. 

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N. F. m. Jabrg. 


Sonderabdruck 

^Google 






Original-Artikel. 


Ende der ersten Woche nach der Operation. Diese beiden Tiere gingen frühzeitig, am 7. bezw. 
14. Tage, unter schweren Ernährungsstörungen zu Grunde. Beide hatten andauernd die einge¬ 
führte Nahrung erbrochen. Bei der Sektion fand sich als Ursache des Erbrechens in dem einen 
Falle die Anwesenheit von runden Magengeschwüren, in dem anderen eine Abknickung des 
Duodenum durch narbige Schrumpfungen. 

Die Menge der im Ham ausgeschiedenen Oxybuttersäure war auch in den 
vorgerückten Stadien des Diabetes nur eine mäßige: in einem Falle fand ich in 
der 24 ständigen Hammenge gegen 4 g, in den anderen Fällen nur 0,5 —2 g.« 

Wir lassen nun unsere eigenen Versuche, die wir über diese Frage ange¬ 
stellt haben, folgen: 


Versuch I. 

Weißer Terrier. Gewicht: 6 kg. 
8 . X. 1906: Totale Pankreasexstirpation. 


Datum 

Gewicht 
in g 

Urinmenge 

•/. 

Dextrose 

Ges. Menge 
Dextrose 

Gesamt N 

des Urins 

Azeton 

Azet- 

essig- 

säure 

Oxy¬ 

butter¬ 

säure 

Nahrung 

9 - 

x. ! 

5900 


1 







IO. 

X. 


1 








11. 

X. 

5300 

570 

2 

11,4 

3>534 

0,04 


0 

Fleischkost 

12. 

X. 


1 







,1 

13- 

X. 


/ 

1 

! 




j 

tt 

14. 

X. 


( 446 

i,5 j 

1 6,69 


0,17 


0 

„ 

15. 

x. I 


1 


| 





), 

16 . 

X. 


1 







11 

* 7 - 

X. 


440 

1,2 

5 , 28 


0,0 

0,0 

0,0 

», 

18. 

X. 


\ 







•t 

19. 

20. 

X. 

X. 

3250 

| 300 

0,2 

0,6 


0,0 

0,0 

0,0 

Hunger 

1, 

21. 

22. 

X. 

X. 

2850 

| 260 

0,5 

0,8 

1 

! 

0,0 

0,0 

0,0 

11 

») 

2 3 * 

X. 

2700 









24. 

X. 1 



1 








Versuch II. 

Terrier. Gewicht: 6 kg. 

23. X. 1906: Totale Pankreasexstirpation. + am 10. XL 



Gewicht 


V. 

Dextrose 

Ges. Menge 

Gesamt N 


Azet- 

ß-Oxy- 


Datum 

in g 

Urinmenge 

Dextrose 

des Urins 

Azeton 

essig- 

säure 

butter¬ 

säure 

Nahrung 

24. X. 

6000 


4,4 







25. X. 

5300 








Hunger 

26. X. 

27. X. 

5200 

5000 

} 300 

1,2 

3,6 

2,4 

0,0 

o,o 

0,0 

), 

1» 

28. X. 

4850 

} 350 


8,4 





Aufnahme 

29. X. 

475 » 

2,4 

3.39 

0,0 

0,0 

0,0 

von wenig 

30. X. 

4700 

j 350 


7 ,o 

3,5 




Fleisch 

31. X. 

4650 

2,0 j 

0,0 

0,0 

0,0 

,) 

1. XI. 

2. XI. 

4500 

4400 

J 300 

0,2 

0,6 

i ,5 

0,0 

0,0 

0,0 

Hunger 

M 

3. XI. 

4. XI. 

4380 

4250 

J 260 

0,2 

0,52 

i ,5 

0,0 

0,0 

0,0 

)) 

5. XI. 

6. XI. 

7. XI. 

4200 


; 







4100 

j 250 

1,2 

3,0 

i ,7 

0,0 

0,0 

0,0 1 

)1 

Fleischkost 

8. XI. 

9. XI. 

3700 

| 280 

0)5 

1,4 

i )9 

0,0 

0,0^ 

0,0 




Digitize 

dbyOoogle 











Original-Artikel. 


3 


Versuch ÜL 

Weißer Pudel Gewicht 8,1 kg. 

30. XU: Subtotale Pankreasexstirpation 

(es bleibt ein ca. 2—3 cm langes cm breites Stück Pankreas am Duodenum 

sitzend zurück). 


Datum 

Urinmenge 

•/. 

Dextrose 


Azeton 

Azetessig- 

säure 

Oxybutter¬ 

säure 

Nahrung 

31. xn.i 

5 






7 - I. 








8 . I. 

330 

8,4 

27,5 

0,0 

0,0 

0,0 

gemischte Kost 

9 - L 

200 

2,0 

4,0 

0,0 

0,0 

o.o 

Hunger 

10. L 

3 &> 

6,3 

24,0 

0,0 

0,0 

0,0 

600 g Milch 

11. I. 

760 

4,5 

34,2 

0,0 

0,0 

0,0 

600 g „ 

12. I. 

410 

5,7 

2 3»3 

0,0 

0,0 

0,0 

600 g „ 

13. 1 

210 

6,7 

14,1 

1 0,0 

0,0 

0,0 

Hunger 

14. L 

460 

0,08 

0,4 

0,0 

0,0 

0,0 

| 59 g Olivenöl in 

15. I. 

320 

I 0,02 

0,1 

0,0 

0,0 

0,0 

i Emulsion 

16. 1. 

200 

! 0,04 

0,1 

0,0 

0,0 

0,0 

} 

17. L 

180 

0,0 

0,0 

0,0 

0,0 

0,0 

> Hunger 

18. I. 

19. I. 

160 

getötet 

0,0 

0,0 

0,0 

0,0 

0,0 

\ 


Versuch IV. 

Brauner Schäferhund. Gewicht: 5890 g. 
13. I. Operation. Totalexstirpation des Pankreas. 


Vom 14.1. bis 16. L: tägL Nahrungsaufnahme = ca. 1 Liter Milch. Urinmenge 1250 
mit 8,4 °/ 0 Dextrose, Gesamtdextrose = 150 g Dextrose, im Urin Spuren 
Azeton, keine Oxybuttersäure. 

16. L: Hungertag. Urinmenge 150, 3°/ 0 Dextrose = 4,5 Dextrose, Spuren Azeton, 

keine Oxybuttersäure. 

17. L: 370 g Rindfleisch. Urinmenge 400, Dextrose = 4,3 °/ 0 , Gesamtdextrose = 

17,2 g. 

Azeton = 0,182 g, keine Oxybuttersäure. 

18. L: Hungertag. Urinmenge 200, Dextrose = 3,3°/ 0 , Gesamtdextrose = 6,6 g. 

Azeton = 0,185 g, keine Oxybuttersäure. 

19. L: 200 g Fleisch, 20 g Butter. Urinmenge 250, Dextrose 4,3°/ 0 , Gesamt¬ 

dextrose = 10,75 g. 

Azeton =0,188 g, keine Oxybuttersäure. 

20. I. u. 21. I.: 100 g Fleisch, 100 g Butter. Im Urin Spuren Azeton, keine 

Oxybuttersäure. 

Zwei weitere Versuche hatten dasselbe Resultat, d. h. beim totalen wie 
subtotalen Pankreasdiabetes des Hundes zeigte sich bis auf die geringe Azeton- 
urie im vierten Falle völliges Fehlen der Azidosis, sowohl bei gemischter 
Ernährung des Hundes, wie bei'reiner Fett- oder Fleischnahrung und schlie߬ 
lich im Hungerzustande. 

Es besteht also hier tatsächlich ein Unterschied gegenüber dem Phloridzin¬ 
diabetes beim Hunde, dem, wie gesagt, im Hungerzustande fast stets eine er¬ 
hebliche Azidosis eigentümlich ist 

Uber diese Azidosisausscheidung im Phloridzindiabetes sagt Baer 1 ): »Auch 

Digitized by £oogle 


l ) Arch. f. exp. Path. u. Pharmakol., BdL 54. 







4 


Original-Artikel.' 


eine bestimmte Zuckerausscheidung pro Kilogramm Tier war nicht ausschlag¬ 
gebend, sodaß wir den Unterschied wohl in der »Konstitution* des einzelnen 
Tieres suchen müssen.« 

Es fiel uns auf, daß Tiere, die keine Azetonurie zeigten, die Phloridzin- 
glykosurie ausnahmslos gut vertrugen, also doch wohl weniger empfindlich 
gegen den Zuckerverlust waren; Man könnte darum an erleichterte Zucker¬ 
bildung oder an ein geringeres Bedürfnis nach — intermediär gebildetem — 
Zucker denken und müßte dann etwa annehmen, daß der Zucker hier sich 
schneller aus Glykogen oder anderen Substanzen im Organismus bildet und 
zum Teil auch verbrannt wird, als er durch das Phloridzin im Urin zur Aus¬ 
scheidung gelangt. So könnten dann weitere sekundäre Störungen, die zur 
Azidose führen, ausbleiben. Um ein Beispiel zu geben: Unter der Wirkung des 
Phloridzin werde A g Zucker ausgeschieden, während das Tier in derselben 
Zeit B g Zucker intermediär bildet; genügt die Menge B—A, um das Zucker- 
bedürfnis des Tieres zu befriedigen, so bleiben weitere Störungen aus; wird A 
durch Erhöhung der Phloridzindosis größer, so wird, da der Zuckerbedarf des 
Tieres nicht mehr gedeckt ist, eine Azidose eintreten. Auf die Größe von B 
üben natürlich verschiedene und ganz ungleichwertige Faktoren, die auch zeit¬ 
lich wechseln können ihren Einfluß aus. 

Diese Erklärung des individuellen Unterschiedes erscheint plausibel und sie 
eint sich mit der von Baer gefundenen Tatsache, daß bei Phloridzinglykosurie 
keine Azidosis auftritt, solange N-Gleichgewicht besteht, daß sie sich erst bei 
N-Zerfall, d. h. bei Eiweißverarmung des Organismus findet. 

Läßt sich aber mit Baers Erklärung auch der Unterschied zwischen der 
erheblichen Azidosis beim Phloridizinhunde und der fehlenden bezw. so geringen 
Azidosis beim pankreasdiabetischen Hunde verstehen? 

Wir glauben ja. Wenn wir die Annahme machen, daß, gleiche Verhältnisse 
vorausgesetzt, beim pankreasdiabetischen Hunde intermediär ebensoviel Zucker 
gebildet wird, wie' beim phloridzinvergifteten Hunde, so müßte, wenn die Er¬ 
klärung Baers zuträfe, B—A beim pankreasdiabetischen Hunde größer sein, 
als beim phloridzinvergifteten. Dafür spricht manches; einmal, daß der Quotient 
D:N beim Pankreasdiabetes des Hundes meist niedriger gefunden wird (etwa 
2,8—3,0), beim Phloridzindiabetes dagegen höher, zwischen 3,8 und 4,2, dann, 
daß man beim pankreasdiabetischen Hunde durch Phloridzinvergiftung die Gly- 
kosurie verstärken kann. In diesem Falle pflegt auch eine stärkere Azidosis 
sich einzustellen. 

Mohr ließ durch Heinsheimer feststellen, daß der arbeitende pankreas¬ 
diabetische Hund seinen respiratorischen Quotienten in auffallender Weise er¬ 
höht. Dies kann entweder dadurch geschehen, daß er bei der Arbeit Säuren 
bildet, welche Kohlensäure aus Blut und Geweben austreiben oder daß Kohle¬ 
hydrate bei der Arbeit verbrannt werden. In letzterem Falle muß man an¬ 
nehmen — und das erscheint als sehr wahrscheinlich — daß das Oxydations¬ 
vermögen des diabetischen Hundes für Zucker nicht vollständig erloschen ist 
und daß unter gewissen Bedingungen eine bestimmte Menge Kohlehydrate filr 
die jeweiligen Bedürfnisse dienstbar gemacht werden kann. 1 ) Es wäre nun 
interessant zu erfahren, inwieweit der phloridzinvergiftete Hund unter den Be- 


*) Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther., Bd. 4, H. 3. 


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6 


Original-ArtiktL 


dingungen, unter denen es zum Auftreten einer Azidosis kommt, noch zur Oxy¬ 
dation von Zucker imstande ist Leider liegen darüber in der Literatur noch 
keine Versuche vor. Wäre dieses Oxydationsvermögen herabgesetzt gegenüber 
dem Pankreasdiabetes, so wäre damit ein indirekter Beweis zu Baers Anschau¬ 
ung geliefert 

Daß beim phloridzindiabetischen Hunde eine Azidosis nur bei negativer N- 
Bilanz zustande kommt, könnte schließlich auch dadurch seine Erklärung finden, 
daß, wenn ein pathologischer Abbau des Fettes unter Auftreten von Azeton¬ 
körpern zustande kommt, daß dann infolge mangelhafter Oxydation des Fettes 
das Eiweiß zur Deckung des Kalorienbedarfes vermehrt in den Umsatz gezogen 
werden muß. Die Einschmelzung des Körpereiweißes wäre in diesem Falle 
die Folge und nicht die Voraussetzung des Auftretens der Azetonkörper. In¬ 
dessen erscheint uns eine derartige Annahme vorläufig zum mindesten unbe¬ 
wiesen und auch nicht für alle Fälle (z. B. den Hungerzustand) stichhaltig. 


(Aus der KönigL Universitäts-Kinderklinik in Berlin. 

Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. Heubner.) 

Ein Stoffwechselversuch bei Soletrinkkur. 

Von 

Leo Längstem und Hans Bietschel. 

Die Frage nach der Wirkung des Solbades auf den Stoffwechsel des Kindes 
war durch die Ergebnissse von Versuchen, die HeubnerJ auf seiner Klinik aus¬ 
führen ließ und auf dem im März 1905 in Berlin stattfindenden Baineologen¬ 
kongreß mitteilte, einwandfrei beantwortet. Die Salzbäder hatten die Stickstoff¬ 
bilanz in einem die Ausscheidung befördernden Sinne beeinflußt 1 ) 

Im Anschluß an diese Stoffwechselversuche gingen wir zu einem [solchen 
am skrophulösen Kinde bei einer Soletrinkkur über. 2 ) Angeregt dazu wurden 
wir durch eine Veröffentlichung Weigerts 8 ) über die Behandlung der Skrophu- 
lose und Tuberkulose mit Soletrinkkuren, der angibt, daß im Gegensatz zu 
tuberkulösen Individuen, bei denen die Kur einen vollkommenen Mißerfolg brachte, 
diese von skrophulösen Kindern gut vertragen wird, daß alle von ihm so behan¬ 
delten Patienten eine Besserung des Allgemeinbefindens zeigten; bei einigen 
wurde auch eine Abnahme der Neigung zu Schleimhautkatarrhen und eine Ver¬ 
kleinerung der lymphatischen Organe des Nasenrachenraumes bemerkt; bei anderen 
blieben die Symptome der Skrophulose gänzlich unbeeinflußt. Einschränkend be¬ 
merkt Weigert ausdrücklich, daß die Solekur an Wert ihres spezifischen gegen 
die Skrophulose gerichteten Charakters dadurch verliert, daß in zwei Fällen typische 
Erscheinungsformen dieser Krankheit, Katarrh der Schleimhäute, schon am Ende 
der Kur wieder auftraten. 

Wir möchten einleitend bemerken, daß bei der allerdings geringen Anzahl 
von uns klinisch und poliklinisch mit Soletrinkkuren behandelter Kinder eine 
günstige Beeinflussung der Skrophulose nicht bemerkt wurde. 

Der Stoffwechselversuch wurde an einem 6 1 / a Jahre alten Knaben Ernst 


*) 

*> 

*> 


O. Heubner. Über Badekuren im Kindesalter. Berliner klin. Wochenschrift 1905, 17 u. 18. 
Die Veröffentlichung hat sich aus äufieren Gründen verzögert. 

Weigert, Monatsschrift für Kinderheilkunde. 1907. III, 2. 

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Original-Artikel. 


€ 


Müller ausgeführt, der häufig an »schlimmen Augen« und Drüsenschwellungen 
litt, kurze Zeit vor der Aufnahme in die Klinik auch viel zu husten begann. 

Bei der Aufnahme in die Klinik betrug die Temperatur des ziemlich gut entwickelten Knaben 
von blasser Hautfarbe 37,8, die Augenlider waren leicht entzündet, die linke Hornhaut zeigte 
eine Macula, die rechte ein Leukom. Es bestand eine Schwellung der vorderen und hinteren 
Zervikaldrüssen, rechts mehr als links. Über beiden Lungen bronchitische Geräusche. Starke rachi¬ 
tische Verkrümmungen der Ober- und Unterschenkel. 

Der Stoffwechselversuch, der sich auf die Ermittlung der Stickstoff-, Chlor-, 
Kalk- und Phosphorbilanz erstreckte, begann am 23. Mai bei Ernährung mit ge¬ 
mischter Kost, aus Milch, Fleisch, Brot und Cakes bestehend. 

Einer 8tägigen Vorperiode schloß sich eine 14tägige Hauptperiode an, der 
eine kurze Nachperiode angegliedert wurde. Der Knabe trank anfänglich 1 j i 
Liter, später 1 / 2 Liter Sole mit einem Kochsalzgehalt von 1,1 Prozent. 

Die Milch wurde nur an jedem dritten Tage analysiert, erwies sich, aus 
demselben Stalle bezogen, außerordentlich konstant zusammengesetzt, ebenso 
Brot und Cakes. Von der für die Ernährung des Kindes bestimmten Zervelat¬ 
wurst wurden verschiedene Proben analysiert und ein Durchschnittswert interpoliert. 

Im allgemeinen wurden Doppelbestimmungen ausgeführt — wenn sie nicht 
innerhalbder Fehlergrenzen übereinstimmten, wurde eine dritte eventuell vierte Be¬ 
stimmung vorgenommen. Die Stickstoffanalysen w r urden nach Kjeldahl ausge- 
fuhrt, die Analyse von Phosphor, Kalk und Chlor in der Nahrung nach Neumann 
mit Hilfe der Säureveraschungsmethode, die uns exakte Resultate lieferte. Die 
Chlorbestimmung des Harns wurde nach Volhard vollzogen; zu den Kalkbestim¬ 
mungen war oft nur mehr so wenig Ham übrig, daß nur eine Bestimmung ausge¬ 
führt werdenkonnte, weswegen die Kalkanalysenzahlen des Harns am wenigsten 
Anspruch auf absolute Genauigkeit haben. 

Die Abgrenzung des Kotes wurde mit Karmin vorgenommen, die Stühle 
der einzelnen Perioden nach Trocknung im ganzen analysiert und Durchschnitts¬ 
werte für jeden einzelnen Tag berechnet. 

Die Ergebnisse des Versuches demonstrieren die folgenden Tabellen. So 
wenig sich auch aus einem Versuch allgemeine Schlüsse ziehen lassen, scheint 
uns doch die Annahme berechtigt, daß durch eine kurzdauernde Soletrinkkur 
eingreifende Veränderungen des Stoffwechsels nicht gesetzt werden. 

Die Körpergewichtszunahme, die der Knabe zeigte (Tabelle I), hatte be¬ 
reits in der Vorperiode begonnen und war demnach wohl zum großen Teil auf 
das reichliche Emährungsregime zu beziehen. Die Phosphor- und Stickstoffbilanz 
wurden durch die Kur kaum alteriert, die Kalkretention bewegte sich während der 
Trinkkur in kleineren Werten. Der Kochsalzstoffwechsel folgte dem Gesetz, 
daß die Mehrzufuhr von einer vermehrten Ausfuhr gefolgt ist; konform damit 
bewegte sich die Diurese. Die spezifische Alteration des Stoffwechsels, die Sole¬ 
badkuren auszulösen imstande sind, ist demnach durch das Trinken von Sole 
nicht zu erreichen gewesen — die klinische Beobachtung spricht im gleichen 
Sinne. Das im wesentlichen negative Ergebnis dieses Versuches, der bereits 
Ende 1905 abgeschlossen war, steht in Übereinstimmung mit dem Resultat von 
Versuchen Weigerts 4 ), der ebenfalls den Stoffwechsel bei Soletrinkkuren an¬ 
stellte und keine Beeinflussung desselben konstatieren konnte. 

4 ) Mitteilung auf der Pädiatertagung in Dresden, März 1907, vgl. Jahrb. f. Kinderheilkunde 
1907. In der Diskussion hatten wir auf das negative Ergebnis unseres Versuches bereits hingewiesen. 

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Original-Artikel. 


Phosphorstoffweehsel 


TabeUe I 



-1« «Ä § Körper- Tempe- 

U j S 2 H gewicht ratur 

•s \i< 5 , 


9 IS 320 37,« 37,3 

9 3 ,* 6 + 0.96 iS7S°+S3o 37,3 37»* 
9 3,5* + 0,80 xs 670 — 80 37,2 37,8 
9 3 . 10 + I,** 16070+400 38,2 37 ,s 
9 3,45 + 0,87 15920-150 38,0 37,0 
9 3 . 71 + 0,61 38 , 037,2 

9 3.30+ 1,17 »S 9 *o ±0 38,3 37,2 

9 *,99 + ».*» »5 900 — 10 37,5 37,2 


raTgitiflTTra 


«*,90+0,9616050+150 37,8 38,0 
O 2,67 -f 1,19 16 100 +50 38,6 37,3 
o 2,72+1,14 16200 + 100 373 37,3 
o 2,96 + 0,85 16 100-100 37,8 37,3 
o 3 ,ii + o ,75 16250+150 36,9 37,2 
oj 2,76 + 1,02 16 250 +300 37,9 37,2 
o 2,88 + 0,98 16550 +0 37,9 37,4 

o 2,74+1,13 16550+100 37,4 37,4 
o 3,03 + 0,84 16650—50 37,7 37,3 
o 3,05+0,9* 16 600+100 37,5 36,8 
o 2,84+1,13 16700+50 37,9 37 ,o 
o 2,95+1,02 16750 +0 37,9 37,0 

of 2,86+1,11 16700-50 37,9 37,0 


,»o| 3,°5| o, 92 | 16 75°|+5o | 37,3| 37-* J 

►de 

,04 2,90 + 1,64 16800+50 37,7 37,5 
,04 3 , 2 i + 1,33 16 750 —50 38,0 374 
,04 16850 + 10037 , 637,4 


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Google 


Liter Sgle */ 4 Liter Sole 






















































8 


Original-Artikel. 


Stiekstoffbllanz Tabelle n. 


Datum 

jj 

1 

ß 

*4 

2 

« 

ß 

w Fleisch 

8 

3 

ß 

Summe d. 
Einnahmen 

Urin 

N 

Kot 

N 

Summe d. 
Ausfuhr 

Differenz 

*5|a6 

1300 

6,3 

150 

*»65 

75 

2,44 

48 

0,68 

11,07 

1005 

8,24 

25»25 

1,89 

10,13 

+0,94 

* 61*1 

1300 

«»3 

150 

*,65 

75 

2,44 

47 

0,67 

ii,o6 

740 

7.9 

* 5.»5 

1,89 

9,79 

+ *. 2 7 

27/28 

1300 

6,3 

150 

1.65 

75 

2,44 

46 

0,66 

11,05 

615 

7.64 

2 5.*5 

1,89 

9,53 

+ ‘. 5 2 

28/29 

1300 

6,3 

150 

*»65 

75 

2,44 

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0,66 

11,05 

620 

7,80 

* 5. 2 5 

1,89 

9,69 

+ ».36 

29/30 

1250 

6,5 

150 

*,65 

75 

2,44 

47 

0,67 

10,82 

605 

7.38 

*$>*$ 

1,89 

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+ ‘.55 

3 o/ 3 i 

1250 

6,05 

150 

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75 

2,44 

47 

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540 

7,82 

2 5>*5 

1,89 

9 , 7 i 

+ M‘ 


Hauptperiode (Soletrinkkur). 


3 ‘/‘ 

IIOO 

5,3 

150 

«,65 

75 

2,44 

46 

0,66 

10,05 

500 

7,4 

23,0 

1,42 

8,82 

+ ‘.»3 


X /2 

1100 

5,3 

150 

1,65 

75 

2,44 

46 

o,66 

10,05 

495 

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*,42 

9,04 

+ ‘.<>3 

*o 

C/D 

2 /3 

IIOO 

5,3 

150 

1,65 

75 

2,44 

46 

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10,05 

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7,18 

23,0 

*,42 

8,60 

+ ‘.45 

u 
, 0 

3 

3/4 

1050 

5,05 

150 

1,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

9,82 

540 

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23,0 

1,42 

8,91 

+ °. 9 ‘ 


4/5 

IIOO 

5,3 

150 

1,65 

75 

2,44 

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0,68 

10,07 

530 

7,82 

23,0 

M* 

9,24 

+ 0,83 


5/6 

IIOO 

5.3 

140 

1,68 

75 

2,44 

48 

0,68 

9,90 

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7,34 

23, 0 

1,42 

8,76 

+ ».«4 


6/7 

IIOO 

5,3 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,07 

625 

8,02 

23,0 

1,42 

9,44 

+ 0.63 

0 

& 

7/8 

1150 

5,552 

150 

1,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

850 

7,92 

23,0 

1,42 

9,*4 

+ 0,78 

0 

3 

8/9 

1150 

5,552 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

1030 

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23,0 

*,42 

10,3* 

— 0,10 


9 /i° 

1150 

5.552 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

950 

7,86 

23,0 

1,42 

9,28 

+ o .94 


10/11 

1150 

5,55 

150 

1,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

980 

8,04 

23,0 

i ,42 

9,46 

+ 0,76 


11/12 

1150 

5,55 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

IIOO 

8,13 

23,0 

*,42 

9,55 

+ 0,67 


12/13 

1150 

5,55 

150 

1,65 

75 

2.44 

48 

0,68 

10,22 

1070 

8,26 

23,0 

1,42 

9,68 

+ 0.54 


‘ 3/‘4 

1150 

5,55 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

10,22 

1120 

Naolh 

7.98 

* 3 »° 

i, 4 * 

9,40 

+ 0,82 








ptrlodt 







‘ 4/‘5 

1400 

6,804 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

ix ,57 

830 

8,22 

27,0 

1,76 

9,98 

+ ‘.59 


15/16 

1400 

6,804 

150 

*,65 

75 

2,44 

48 

0,68 

*i ,57 

670 

8,41 

27,0 

1,76 

10,17 

+ ‘i4° 


16/17 

1400 

6,804 

146 

1,6 

75 

2,44 

48 

0,68 

11,52 

550 

8,23 

27,0 

1,76 

9,99 

+ ‘.53 



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Datum 


Original-Artikel. 


9 


Calelum (CaL) Ca. Tabelle m 



Liter Sole V* Liter 8o^ c 






















































Datum 


10 


Original-Artikel. 


Kochsalzbilanz Tabelle IV 


Datum 

Milch 

Brot 

Fleisch 

Cakes 


Urin- 

Menge 

CI 

Nag 

8 

1 

0 

Cl 

Ä 

ta 

5 

Körpergewicht 

ab«olnt| 

* 3/»4 

n6o 

»167 

66 

1,06 

37 

M 9 

61 

0,21 


760 







34/25 

1250 

2,88 

ISO 

1,06 

75 

», 9 ® 

41 

0,15 


615 


1 




25/26 

1300 

a ,99 

150 

1,06 

75 

8,96 

46 1 
0,16 

7,2 

1005 

8,1 



— 0,9 



26/27 

1300 

a ,99 

150 

1,06 

75 

»,96 

48 

0,17 

7,2 

740 

6,6 



+0,6 



» 7 /a* 

1300 

2,99 

150 

1,06 

75 

»,96 

47 

0,17 

7,2 

615 

5,5 



+ *,7 



28/29 

1300 

2,99 

150 

1,06 

75 

*» 9 « 

46 

0,16 

7,2 

620 

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1300 

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150 

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75 

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46 

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7,2 

605 

6,9 



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30/31 

1250 

2,88 

150 

1,06 

75 

»,96 

47 

0,16 

7,1 

540 

7,7 



+0,6 









Haoptperiode 




31/1 

1100 

2,53 

* 5 ° 

i f o6 

75 

»,96 

46 

0,16 

9,5 

500 

6,5 



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1100 

a ,53 

150 

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7,4 



+ 2,1 


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1100 

»,53 

150 

1,06 

75 

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48 

0,17 

9,5 

500 

7,8 



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3/4 

1050 

2,42 

150 

1,06 

75 

»,96 

48 

0,17 

9,4 

540 

8,3 



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/ *r 2,75 25 «,. 

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IIOO 

2,53 

150 

1,06 

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9,5 

530 

8,6 



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1100 

2,53 

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1,06 

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»,96 

48 

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9,6 



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1100 

2,53 

15° 

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9,6 



+ 2,6 


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1150 

2,64 

150 

1,06 

75 

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48 

0,17 

*2,3 

850 

* 3,5 



— 1,2 



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1100 

2,53 

150 

1,06 

75 

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48 

0,17 

12)2 

1030 

10,6 



+ 2,4 



9/10 

1100 

a ,55 

150 

1,06 

75 

*, 9 ® 

48 

0,17 

12)2 

950 

**,4 



+ 0,8 

+5,5 


10/11 

1150 

2,65 

iSo 

i,o6 

75 

*,96 

48 

0,17 

* 2,3 

9.80 

10,7 



+ 1,6 


11/12 

1150 

2,65 

150 

1,06 

75 

*,96 

48 

0,17 

*2,3 

1100 

* 2,4 



-0,1 



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1150 

2,65 

150 

1,06 

75 

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48 

0,17 

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1070 

**,7 



+ 0,6 



« 3 / «4 

1150 

»,65 

150 

75 

»,96 

48 

0,17 

*2,3 

1120 

**,4 



+ 0,9 









Nachperiode 




14/15 

1400 

3,2 

150 

1,06 

75 

2,96 

48 

0,17 

1 A 

830 

8,5 



— *,* 



15/16 

1400 

3,2 

15° 

1,06 

75 

*,96 

48 

0,17 

7,4 

670 

6,7 



+ o ,7 



16/17 

1400 

3,2 

146 

1,06 

75 

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48 

0,17 

7 A 

55 o 

5,8 



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Original-Artikel. 


11 


Tetanie und Parathyreold-Drflsen. 

(Übersichtsreferat) 

Von 

Robert Ring, Basel. 

Die Neuropathologie darf mit Fug und Recht als dasjenige Gebiet der Ge- 
samtmedizin bezeichnet werden, dem bis jetzt von Seiten der mächtig empor¬ 
gediehenen biochemischen Wissenszweige noch am allerwenigsten Anregung 
und Bereicherung zugekommen ist Und doch sind auch hier die Anzeichen 
einer Wandlung unverkennbar, auch hier beginnt biochemische Betrachtungs¬ 
weise neben der biophysikalischen ihre Rechte geltend zu machen. 

Nun ist zwar im wesentlichen gerade dasjenige Gebiet der physiologischen 
Chemie sensu latiori neurologisch verwertet worden, das sowohl physiologisch 
als besonders chemisch noch am lückenhaftesten erforscht ist, nämlich das Ge¬ 
biet der »inneren Sekretionen«. Und dennoch hat nicht nur unsere pathogene¬ 
tische Erkenntnis, sondern sogar unser therapeutisches Können von dieser neuen 
Richtung einen Nutzen gezogen, der nicht gering zu veranschlagen ist. Inner¬ 
halb der Rubrik der »Trophoneurosen«, dieses unbefriedigenden systematischen 
Notbehelfes, sind wohldefinierte nervöse Symptomenkomplexe als die Korrelate 
abnormer Drüsentätigkeit erkannt worden. Der Hypothyreosis, dem Myxödem, 
steht die Hyperthyreosis, die Basedowsche Krankheit gegenüber; der Zu¬ 
sammenhang zwischen Hypophysenfunktion und Akromegalie ist, wenn auch in 
seiner Natur noch nicht genügend aufgeklärt, doch unleugbar vorhanden. Und 
nun werden neuerdings gewichtige Stimmen laut, und bedeutungsvolles experi¬ 
mentelles Material wird beigebracht, um auch eine anscheinend so rein neuro¬ 
logisch sich abspielende Affektion wie die Tetanie als das Resultat einer Stö¬ 
rung im Bereiche eines ganz speziellen Drüsenapparates darzutun. 

Die in Betracht kommenden Drüsen sind die Glandulae parathyreoi'deae 
(Sandström), die Epithelkörperchen (Kohn), jene merkwürdigen Organe, 
deren Autonomie von der Schilddrüse erst die Arbeiten neuester Zeit anzuer¬ 
kennen zwingen. 

Im Begriff, die ganze Frage nach ihrem heutigen Stande zu referieren, 
wollen wir zuerst die zum Verständnis derselben durchaus notwendigen ana¬ 
tomischen Notizen geben. 

Die Parathyreold-Drüsen oder Epithelkörperchen. 

1880 beschrieb der schwedische Anatom Sandström zum ersten Male un¬ 
scheinbare, aber deutlich individualisierte, drüsenartige Gebilde, die er, beim 
Menschen sowohl als beim Pferde, dem Rinde, der Katze, dem Hunde und dem 
Kaninchen, als konstanten Befund in nächster Nähe der Schilddrüse festgestellt 
hatte. 

Man kann nicht gerade behaupten, daß diese Entdeckung viel Staub auf¬ 
geworfen hätte. Denn bis 1891 war von den Glandulae parathyreoYdeae Sand- 
ströms nicht mehr die Rede — das heißt, bis zu ihrer Neuentdeckung durch 
den Pariser Physiologen Gley. Weil nun aber letzterer jenen winzigen Or¬ 
ganen eine bedeutende funktionelle Dignität zusprach, war für ihre weitere ana¬ 
tomische und histologische Erforschung die utilitaristische Indikation gegeben, 
welche die eingehende Beschäftigung mit so winzigen Gebilden rechtfertigen mußte. 

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12 


Original-Artikel. 


So ist denn heute durch eine stattliche Reihe von Untersuchungen (Cris- 
tiani, Verdun, Schaper, Simon usw.) unsere morphologische Kenntnis 
von den Sandström-Gleyschen Organen eine in jeder Hinsicht befriedigende. 
Es darf wohl als sicher hingestellt werden, daß sie allen Säugetieren zukommen 
— jedenfalls ließ sie keine der zahlreichen bis jetzt daraufhin untersuchten 
Spezies vermissen. Auch eine ganze Reihe von Vögeln weisen sie auf, wie aus 
Verduns Untersuchungen hervorgeht; ihr Vorkommen bei den drei Klassen 
der Poikilothermen läßt sich dagegen nach den ziemlich spärlichen und nicht 
sehr überzeugenden Berichten, welche vorliegen, weder behaupten noch negieren. 
Eine außerordentlich große Bedeutung kommt aber der Entdeckung der »inneren 
Epithelkörperchen« durch Alfred Kohn zu (1895). Er hat nämlich gezeigt, daß 
außer den Glandulae parathyreoideae Sandströms, die er als »äußere Epithel¬ 
körperchen« bezeichnet, identische Gebilde im Innern der Schilddrüsensubstanz 
selbst sich finden. Dadurch mußten die Exstirpationsversuche früherer Autoren 
natürlich in ganz anderem Lichte erscheinen: im Wahne, durch Entfernung der 
äußeren Epithelkörperchen die Funktion der sie interessierenden Drüsen glatt¬ 
weg eliminiert zu haben, hatten sie diese Funktion tatsächlich bestenfalls in¬ 
suffizient gestaltet. Die inneren Epithelkörperchen kommen freilich nicht allen, 
wohl aber den meisten Säugetieren zu. Unter den gebräuchlichen Opfern der 
Laboratoriumsversuche weist sie z. B. das Meerschweinchen nicht auf. 

Parathyreoiddrüsen oder Epithelkörperchen treten sowohl durch ihren Bau 
als durch ihre Entstehung zur Schilddrüse in einen Gegensatz, der, trotz der 
engen topographischen Konnexionen, die anfangs von einigen Autoren ver¬ 
fochtene Ansicht heute schon morphologisch unhaltbar erscheinen läßt, wonach 
sie embryonales Thyreoideagewebe oder gleichsam akzessorische Schilddrüschen 
en miniature darstellen sollten. 

Statt der bekannten Schilddrüsentextur mit den kolloidgefttllten Alveolen 
offenbart das Mikroskop in den Glandulae parathyreoideae ein Gefüge solider, 
netzförmig miteinander verflochtener, und von dichten Arborisationen anastomo- 
sierender Kapillaren umflochtener Epithelbalken. Stellenweise kann auch eine 
kompakte Zellenmasse sich darbieten, oder aber einwuchemde Bindegewebs- 
septen sondern diese zu follikelartigen Gebilden. Karyokinesen deuten auf ein 
postembryonales Wachstum (Kohn). 

Nicht minder verschieden ist der embryologische Entwicklungsmodus. Die 
Thyreoidea entsteht bekanntlich teils aus einer unpaaren Anlage, die sich am 
Boden der Mundhöhle ausstülpt (an der später durch das Foramen coecum mar¬ 
kierten Stelle!), teils aus paarigen, von Stieda entdeckten, ventralen Aus¬ 
stülpungen der vierten Kiemenspalten; die Epithelkörperchen gehen jedoch, 
wie Prenant am Schafsembryo gezeigt hat, aus Epithelknospen hervor, die von 
der Stiedaschen lateralen Schilddrüsenanlage deutlich zu unterscheiden sind. 
Nach Kohn und Jacoby soll nun letzteres bloß auf die Anlagen der inneren 
Epithelkörperchen Bezug haben, den äußeren aber ein Ursprung aus der 
dritten Branchialfurche zukommen (also aus demjenigen Metamer, zu dem auch 
die Thymus gehört). Möglicherweise findet sogar ein Ursprung aus dem Epithel 
der zweiten Kiemenspalte statt, doch wird dies bestritten. 

Dem makroskopischen Aussehen nach heben sich die winzigen Gebilde (bei 
der Katze 1 auf 0,5 mm, beim Kaninchen 4 auf 1 mm, beim Menschen 6 auf 
2,5 mm) durch ihre grau- oder gelbrötliche Beschaffenheit von dem dunkelblau* 

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Original-Artikel. 


13 


oder -braunroten Gewebe der Schilddrüse ab. Zutreffend vergleicht Hagen- 
bach den Anblick eines äußeren Epithelkörpers der Katze mit demjenigen eines 
miliaren Tuberkels. 

Was nun die Zahl und die topographische Verteilung der Epithel¬ 
körperchen anbelangt, so trifft man nicht nur bei naheverwandten Tierspezies 
weitgehende Verschiedenheiten, sondern es spielt selbst individuelle Variation 
eine sehr große Rolle. 

Beispiele: Die Katze besitzt vier Parathyreoideae. Während das äußere 
Paar in der Regel den obersten, zuweilen aber auch den mittleren Partien der 
beiden Schilddrüsenlappen aufliegt, läßt sich das innere, in der Schilddrüsen¬ 
substanz beiderseits eingebettet, bald in gleichem, bald in frontalerem Niveau 
als jenes, nachweisen. — Auch dem Kaninchen kommen zwei Paare zu, deren 
äußeres jedoch gewöhnlich nicht (wie bei der Katze) der Thyreoidea adhäriert, 
sondern — zirka J /a cm kaudalwärts von letzterer und hinter dem Musculus 
stemothyreoi'deus versteckt — den Karotiden. Ausnahmsweise aber kann man 
es auch lateral von den Schilddrüsenlappen, mit denen dann eine stielartige 
bindegewebige Verbindung besteht, zu Gesicht bekommen. —Beim Menschen 
kommen gleichfalls vier Glandulae parathyreoideae vor, die aber hier nicht als 
extemae und intemae, sondern als superiores und inferiores unterschieden werden 
müssen. Erstere (dem Hinterrande des Schilddrüsenseitenlappens angeschmiegt) 
werden von Ganfini und Fusari als die Homologa der inneren, letztere (dem 
unteren Schilddrüsenpol aufsitzend oder sogar kaudalwärts von ihm an den 
Seiten der Trachea gelegen) als diejenigen der äußeren Epithelkörperchen 
anderer Säugetiere betrachtet. 

Bei allen Tierspezies dürften nun aber außer den Variationen topographischer 
Natur eigentliche Anomalien, wobei das Gesetz der Symmetrie durchbrochen, 
die Vierzahl überschritten wird, ein äußerst häufiges Vorkommnis sein. 

Daß dem Meerschweinchen nur ein Parathyreoidpaar normalerweise zu¬ 
kommt, haben wir schon oben erwähnt. Bei der Ratte repräsentieren die 
beiden in konstanter Lage vorzufindenden Epithelkörperchen, die man bis vor 
kurzem für die alleinigen ansah, ein Mittelding zwischen inneren und äußeren 
Parathyreoiddrüsen. In die Schilddrüsenlappen eingelassen, liegen sie nämlich 
nur mit einem Teil ihrer Oberfläche zu Tage, und nur ausnahmsweise ist das 
eine von ihnen nach außen, zwischen Trachea und Ösophagus, disloziert. Außer¬ 
dem kommen aber (wie Erdheim festgestellt hat) regelmäßig, doch in 
wechselnder Anzahl, akzessorische Epithelkörperchen vor, die, ohne gesetz¬ 
mäßige Topographie und mikroskopisch winzig, auf der Strecke zwischen 
Hauptepithelkörperchen und Thymusspitze, und bis in letztere hinein zerstreut 
liegen. 

In nähere anatomische Details einzutreten, ist für den Zweck unserer Aus¬ 
führungen überflüssig und so wenden wir uns jetzt der physiologischen Seite 
der Epithelkörperfrage zu. 

Die funktionelle Bedeutung der Glandulae parathyreoideae. 

Zwei Wege sind zur Beantwortung dieser .Frage eingeschlagen worden: 
die experimentelle Inangriffnahme durch den Tierversuch und die 
Deduktionen aus den Ergebnissen der menschlichen Pathologie und 
pathologischen Anatomie. 



14 


Original-Artikel. 


Von Gleys Verdienst, den Epithelkörperchen als erster funktionelle Digni¬ 
tät vindiziert und sie dadurch der Vergessenheit entrissen zu haben, sprachen 
wir schon. Er war jedoch weit davon entfernt, an eine spezifische 
Funktion jener Gebilde im Gegensätze zu derjenigen der Schild¬ 
drüse zu denken. Im wesentlichen gipfelten seine Feststellungen in folgen¬ 
dem: Während es bisher allgemein galt, daß beim Kaninchen die ThyreoYd- 
ektomie anstandslos überstanden werde, konnte er jedesmal dann tötliche Tetanie 
eintreten sehen, wenn er jenem Tiere außer der Schilddrüse auch die beiden 
äußeren Parathyreoiddrüsen exstirpierte, die durch ihre von der Schilddrüse ziem¬ 
lich entfernte Lage (siehe [oben) gerade beim Kaninchen der gewöhnlichen 
Thyreoidektomie entgehen. Daraus schloß Gley, es handle sich um rudimen¬ 
täre, embryonale Organe, die durch ihr vikariierendes Einspringen für die ent¬ 
fernte 'Schilddrüse den Ausbruch der »Tetania thyreopriva« zu verhüten ver¬ 
möchten. Daß er nach Exstirpation der Parathyreoidea keine Störungen be¬ 
obachtete, mußte .ihn deshalb Jin seiner Ansicht (»theorie de la suppleance 
thyro-parathyroidienne«) bestärken, weil man damals keine Ahnung von der 
Existenz der inneren Epithelkörperchen des Kaninchens hatte. 

Indem aber an der Gley sehen Theorie sein Landsmann Moussu scharfe 
Kritik übte (er hatte Hunde [nach Parathyreoi'dektomie unter Scho¬ 
nung der Schilddrüse rasch sterben sehen), [kam er dazu, schon 1893, 
die physiologische Zugehörigkeit der Sandströmschen Organe zur Schilddrüse 
zu negieren, und die Möglichkeit einer eigenen Funktion der kleinen Gebilde 
zu erwägen. Als dann die Kohnsche Entdeckung der inneren Epithelkörper¬ 
chen die scheinbaren Widersprüche zwischen Gleys Versuchen und den seinen 
klärte, zögerte Moussu nicht, die Natur dieser Funktion näher zu bezeichnen: 
ihr Ausfall bedinge die akuten, oft tötlichen konvulsiven Störungen, die im 
Gefolge der »Thyreoidektomie« (die eigentlich eine »Thyreo-Parathyreoidektomie« 
bedeute) auftreten; die chronisch-kachektischen Störungen seien dagegen, wo sie 
sich kundgeben, das Korrelat des eigentlichen Schilddrüsenwegfalles. 

Im Anschluß an Moussus Arbeiten haben sich nun eine ziemlich beträcht¬ 
liche Anzahl von Experimentatoren der genaueren Prüfung der von ihm mehr 
oder minder noch intuitiv geäußerten Theorie zugewendet und darnach ge¬ 
trachtet, das reine Bild des Epithelkörperwegfalls mit demjenigen des isolierten 
Schilddrüsenwegfalls zu konfrontieren. 

Die überwiegende Mehrzahl dieser Autoren ist zu einer vorbehaltlosen Be¬ 
stätigung des strikten Dualismus im Sinne Moussus gekommen. Demgemäß 
dürfte man weiter nur von einer Cachexia thyreopriva sprechen, die Tetania 
thyreopriva wäre jedoch zu streichen und durch den Ausdruck Tetania para- 
thyreopriva zu ersetzen. Es kann nicht unsere Absicht sein, alle diese Ar¬ 
beiten (Vassale und Generali, [Walbaum, Pineies, Erdheim, Hagen- 
bach u. a.) eingehend zu referieren, doch ist es notwendig, das Bild der von 
jenen Autoren durch Epithelkörperablation erzielten konvulsiven Phänomene zu 
skizzieren. 

Die experimentelle »Tetania parathyreopriva«. 

Dieser Symptomenkomplex ist bereits bei verschiedenen jTierspezies hervor- 
gerufe n und eingehend studiert worden, doch ist die bei den betreffenden Ver¬ 
suchen [eingeschlagene Methodik (nur in den wenigsten Fällen einwandsfrei ge¬ 
wesen. Digitized by Google 



Original*Artik«L 


15 


In erster Linie sollte man a priori als Operationsresultat eine Abtragung 
sämtlicher Epithelkörperchen unter absoluter Schonung der Schilddrüsen an¬ 
streben. Doch dürfte schon aus den spärlichen oben angeführten anatomischen 
Daten zur Evidenz hervorgehen, daß dieses Postulat nur unter ganz außer¬ 
gewöhnlichen Umständen zu realisieren ist Wo innere Epithelkörperchen vor¬ 
handen, wird man ihrer nur unter schwerer Verstümmelung der Schilddrüse 
habhaft werden können und auch dabei auf ein Tappen im Dunkeln angewiesen 
sein. Sucht man darum mit einer partiellen Ausschaltung von Epithelkörpem 
auszukommen, um auf diese Weise ihre Funktion, wenn auch nicht total zu eli¬ 
minieren, so doch insuffizient zu gestalten, so bewegt man sich gleich auf ganz 
unsicherem Boden: wo das eine Versuchstier einen Kompensationsmodus zu¬ 
stande bringt, kann es dem anderen mißglücken — und man stößt auf Wider* 
Sprüche, die in ihrer Bedeutung nicht abzuschätzen sind. So wissen wir aus 
Vassale und Generalis Experimenten an Hunden und Katzen, daß nur dort, 
wo es alle vier Parathyreolden dieser Tiere zu entfernen gelingt, unfehlbar töt- 
liche Tetanie erzielt wird, daß letztere aber bei der Exstirpation von bloß drei 
Drüschen das einemal fehlt, das andremal nur vorübergehend auftritt, oder end¬ 
lich auch gleichfalls einen raschen letalen Verlauf nimmt. Die Entfernung von 
weniger als drei Epithelkörperchen ist aber meist gänzlich belanglos. 

Was wir ferner von der Häufigkeit akzessorischer Epithelkörperchen wissen, 
schwächt die Ergebnisse der meisten bisherigen Versuche in ihrem Werte be¬ 
deutend ab, aller derjenigen Versuche nämlich, bei denen die nachträgliche ana¬ 
tomische Kontrolle, die exakte mikroskopische Feststellung der ge¬ 
setzten Läsion und der verschonten Gebilde, versäumt wurde. — End¬ 
lich ist es gut, darauf zu pochen, daß das Zurücklassen von Parathyreo'iddrüsen 
nur dann als solches anzuerkennen ist, wenn bewiesen wird, daß es dabei 
seine histologische und funktionelle Integrität bewahrt hat. Das 
heißt, es darf nicht durch Aufhebung seiner Gefäßversorgung, durch Quetschung 
bei der Operation oder durch Einbeziehung in eine Wundeiterung dem nach¬ 
träglichen Untergange geweiht sein. 

Sichten wir nach diesen Gesichtspunkten die experimentellen Arbeiten in 
der Epithelkörpertetaniefrage, so werden wir von der Versuchsreihe Erdheims 
und besonders deijenigen Hagenbachs den eindeutigsten Aufschluß erwarten 
können. Doch halten auch diejenigen ihres unmittelbaren Vorarbeiters Pineies 
wenigstens teilweise einer strengen Kritik im obenerwähnten Sinne stand, sodaß 
wir die Ergebnisse dieser drei Autoren hier in Kürze zu schildern haben. 

Pineies hat zuerst am Makaken operiert. Nur bei zweien dieser Tiere 
gelang ihm »die Exstirpation der vier Epithelkörper mit möglichster Scho¬ 
nung der Thyreoidea«. »Beide zeigten in der ersten Zeit fibrilläre Muskel¬ 
zuckungen in vielen Körpermuskeln, einen fein- und schnellschlägigen Tremor, 
Übererregbarkeit der motorischen Nerven; im Laufe von Wochen machte sich 
ein auf viele Muskelgruppen ausgedehnter Rigor und eine gewisse Apathie und 
Niedergeschlagenheit bemerkbar. Daneben stellten sich auch tetanische Krämpfe 
ein, die meist mit klonischen Zuckungen begannen und in tonische Streck¬ 
krämpfe ausgingen. Die Tiere nahmen schließlich eine ganz charakteristische 
Stellung ein: den Kopf vornübergebeugt, die Arme an den Rumpf gezogen.« 
Von weiteren Symptomen konstatierte Pineies: Intentionskrämpfe (z. B. in den 


Fingern beim Versuche Nahrung zu ergreifen) und gelegentliche schlaffe Paresen. 

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16 


Original-Artikel. 


Die beiden Tiere, die nach 47 resp. 68 Tagen in einem tetanischen Anfalle zu 
Grunde gingen, zeigten in Bezug auf neuromuskuläre Phänomene Übereinstim¬ 
mung mit drei anderen Affen, denen die Schilddrüse samt allen Parathyreoiden 
entfernt worden war. Paradox war aber, daß ein weiterer Affe, der den weit¬ 
aus größten Teil der Thyreoidea samt den vier Epithelkörperchen eingebüßt 
hatte, nach sechs bis acht Wochen sich von seiner Tetanie erholte. Pineies 
denkt an das Zurückbleiben von in ihrer Lage unbekannten Epithelkörperchen, 
obwohl er solche nirgends nachweisen konnte. 

Desselben Autors Versuche am Kaninchen fielen ganz unentschieden aus, 
denn unter einer großen Anzahl dieser Tiere, denen die Thyreoidea samt den 
vier Beidrüschen abgetragen worden, blieben fast alle von Tetanie frei und nur 
drei gingen plötzlich zu Grunde »möglicherweise in einem akuten Anfall von 
Tetanie«. Auch hier denkt Pineies an Testierende Epithelkörperchen unbe¬ 
kannter Lage. Doch erwägt er für Affen und Kaninchen die Möglichkeit eines 
der Tetanie entgegen wirkenden Einflusses der Pflanzenkost. 

Bei der Katze gelangte er nämlich zu viel eindeutigeren Ergebnissen. 
Dieses Tier wählte er deshalb, weil es unter den bisher zur Verwendung ge¬ 
langten Karnivoren dasjenige darstellt, das am sichersten, gleichmäßigsten und 
promptesten auf »totale Thyreoidektomie« (also auf Thyreo-Parathyreoidektomie) 
mit akuter tötlicher Tetanie reagiert. Pineies konnte nun zeigen, daß die Ent¬ 
fernung der vier Epithelkörperchen (sie gelang ihm in drei Fällen »mit relativ 
geringfügiger Verletzung der Schilddrüse«) ebenso prompt und sicher zum 
gleichen Ziele führte — während die Exstirpation der Schilddrüse unter 
Zurücklassung zweier, ja sogar einer einzigen Parathyreoi’ddrüse 
nur Apathie und Abmagerung hervorrief, die tötliche Tetanie sich 
aber erst nach Wegnahme der verschonten Epithelkörperchen ein¬ 
stellte. 

Das Bild dieser Katzentetanie ist folgendes: Die Tiere überleben die Ent¬ 
fernung der Epithelkörperchen nur zirka vier bis sieben Tage, zeigen fibrilläre 
Zuckungen, allgemeines Zittern, tonische und klonische Krämpfe, Intentions¬ 
krämpfe, schlaffe Paresen, spastische Kontrakturen und deutliche Steigerung 
der mechanischen und elektrischen Nervenerregbarkeit. Schließlich gehen sie 
in einem tetanischen Anfall unter Dyspnoe zu Grunde. 

Erdheim hat sich dem Studium der Rattentetanie gewidmet. Seine 
Wahl fiel auf diese Tiergattung, weil deren kleine Dimensionen die stets pein- 
lichst genau von ihm vorgenommene mikroskopische Untersuchung der Hals¬ 
organe in lückenlosen Serienschnitten natürlich sehr erleichtern mußte. Außer¬ 
dem sollte die Ratte nach den übereinstimmenden Angaben der früheren Autoren 
nur zwei Epithelkörperchen besitzen. (Hat nun auch Erdheim selbst letztere 
Angaben korrigieren müssen und das regelmäßige Vorkommen akzessorischer 
Epithelkörperchen in der Thymusspitze konstatiert, so erwiesen sich diese als 
funktionell irrelevant, als unfähig, die nach der Wegnahme der beiden Haupt- 
parathyreoiden stets auftretende Tetanie zu verhüten.) Bei der Kleinheit der 
beiden Parathyreoiddrüsen war freilich an ein Abtragen mit Schere und Messer 
nicht zu denken. Erdheim zerstörte sie deshalb mit dem galvanokaustischen 
Spitzbrenner, eine Prozedur, die sich wegen der ziemlich konstanten Lage und 
leichten Auffindbarkeit dieser Gebilde (siehe oben) nicht schwierig gestaltete. 

So hat er denn die stattliche Zahl von 49 Versuchen seiner wertvollen Arbeit 


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Original-Artikel. 


17 


zu Grunde gelegt. Wo er sehr ausgedehnte Verstümmelungen der Schilddrüse 
unter Schonung ihrer beiden Epithelkörperchen vomahm, blieb stets die Tetanie 
aus, die, wie schon vor ihm Cristiani gezeigt hatte, der totalen Thyreold- 
ektomie (= Thyreo-parathyreoi'dektomie) folgt. Somit konnte die bei der Sengung 
der Epithelkörperchen unvermeidliche geringfügige Mitverletzung der Schild¬ 
drüse nicht für die sich daran anschließende Tetanie verantwortlich, bezw. mit 
verantwortlich gemacht werden. Diese Tetanie trat nur bei Zerstörung von nur 
einer Parathyreolddrüse entweder nicht, oder nur passager auf, ausnahmslos da¬ 
gegen bei der, auch mikroskopisch als total festgestellten Eliminierung der 
beiden Organe, und hatte dann stets den Tod des Tieres im Gefolge. In den 
zwölf Fällen, wo bei einwandsfrei gelungenen Versuchen letzterer abgewartet 
wurde, zeigte es sich freilich, daß die Lebensdauer eine relativ lange und eine 
sehr verschiedene war. Am frühesten ging ein Tier mit 54 Tagen ein; länger 
als 5 1 /* Monate überlebte keines den Eingriff. Es ist hervorzuheben, daß der 
Tod nicht, wie bei der Katze, als direkte Folge der Tetanie eintrat, sondern 
(nachdem sich diese allmählich verloren) als das Resultat einer progressiven 
Kachexie, von der weiter unten noch die Rede sein, wird. 

Die Rattentetanie zeigt nach Erdheim vier verschiedene Grade. Der 
leichteste Grad ist durch einen feinschlägigen, zeitweise durch eine gröbere 
Zuckung durchbrochenen Tremor gekennzeichnet, der nicht spontan auftritt, 
aber sobald man das Tier frei bei der Nackenhaut emporhält — Beim nächst¬ 
höheren Intensitätsgrad treten die gleichen Symptome spontan in die Erschei¬ 
nung. — Es schließen sich weiter Krankheitsbilder mit tonischen Krämpfen an, 
die bald durch Abschnüren der Extremität sich künstlich erzeugen lassen 
(Trousseausches Phänomen), bald spontan auftreten und sehr schmerzhaft zu 
sein scheinen. — Als höchster Grad der Tetanie kommen endlich epileptiforme 
Anfälle oder Zustände zur Beobachtung. 

Über den zeitlichen Ablauf und die Reihenfolge der verschiedengradigen 
Erscheinungen macht Erd heim folgende Angaben: Die ersten Erscheinungen 
konnten schon sieben Stunden post operationem konstatiert werden, in den 
meisten Fällen nicht später als in den ersten 24—36 Stunden. Ausnahmsweise 
jedoch traten sie erst nach einigen Tagen, einmal sogar erst nach drei Wochen 
auf. Sie beginnen mit den leichtesten Graden und schwellen dann rapid an, 
jedoch kommt es nur in etwa 1 / 8 der Fälle zum höchsten Grade der Tetanie, 
dem epileptiformen Zustand. Dieser beginnt dann in der Regel 12—25 Stunden 
nach dem Eingriff und hält l 1 / a bis 12 Stunden an. 

Wie man sieht, plädierten Pineies’ und Erdheims Versuche in recht be¬ 
redter Weise zu Gunsten der Anschauung, daß ein isolierter Ausfall der Glan¬ 
dulae parathyreoTdeae die Tetanie hervorrufe, genau wie derjenige der 
Schilddrüse die chronische Kachexie. Die eigentliche Entscheidung des kom¬ 
plizierten Problemes in obigem Sinne dürfte aber erst durch Hagenbachs 
Arbeit geliefert worden sein, der, die Erfahrungen seiner Vorgänger sich zu 
Nutzen ziehend, auf eine möglichst einwandsfreie Methodik den Schwer¬ 
punkt gelegt hat So wählte er erstens einmal als Versuchsobjekt die Katze, 
als dasjenige Tier, welches die klarsten und konstantesten anatomischen Ver¬ 
hältnisse darbietet und ausnahmslos intensiv auf Eingriffe an der Schilddrüse 
reagiert. — Ferner adoptierte er diejenige Versuchsanordnung, die sich bei den 
Katzenexperimenten Pineies’ als die heuristisch wertvollste erwiesen hatte. 

3 


H. P. III. Jahn. 



18 


Original-Artikel. 


Er ging nämlich nach folgender Fragestellung vor: 1. Ist es möglich durch 
Zurücklassen der äußeren Epithelkörper bei isolierter Exstirpation des Schild¬ 
drüsenkörpers die Katze vor den akuten Folgen der Totalexstirpation zu schützen 
und auf diese Weise die Folgen des reinen Schilddrüsenausfalles in längerer 
Zeitdauer zu erhalten? 2. Trifft ersteres aber zu (fallen also die Tiere nur der 
typischen chronischen Kachexie, nicht aber der Tetanie zum Opfer) — wird dann 
die spätere Entfernung der zurückgelassenen Epithelkörper den nachträglichen 
Ausbruch der tötlichen Tetanie im Gefolge haben? — Des weiteren mußte aber, 
nach dem von Erdheim sehr richtig aufgestellten Postulate, in jedem Falle die 
histologische Feststellung des tatsächlichen Operationsresultates erfolgen. End¬ 
lich aber war es erforderlich (und diesen Punkt als erster in seiner ganzen 
Wichtigkeit betont zu haben, ist Hagenbachs Verdienst), sich über den Grad 
der funktionellen Intaktheit der zurückgelassenen Epithelkörper in jedem 
einzelnen Falle Rechenschaft zu geben, und sich nicht mit dem Faktum zu be¬ 
gnügen, daß man sie überhaupt zurückgelassen habe. Hagenbach hat nämlich 
darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, die der Schilddrflse eng angeschmiegten 
Parathyreoideae extemae so von der zu exstirpierenden Thyreoidea abzulösen, 
daß ihre Gefäßversorgung unbeeinträchtigt bleibt. 

Die Klarheit des Aufschlusses, den die unter den soeben aufgezählten Ge¬ 
sichtspunkten vorgenommene Versuchsreihe (sechs Tiere) dem Autor geliefert 
hat, geht am besten aus dem Resume seiner Ergebnisse in tabellarischer Form 
hervor. 

A. Exstirpation der Thyreoidea mit den inneren Epithelkörpern 
unter Konservierung der äußeren. 

1. Mit vollkommener Schonung der Epithelkörpergefäße: keine Tetanie. 

Auftreten von Kachexie. Tod an Kachexie. 

2. Mit Verletzung der Epithelkörpergefäße: 

a) Einseitig. Vorübergehende Tetanie. Auftreten von Kachexie. # Tod 
an Kachexie. 

b) Beiderseitig. Akute tötliche Tetanie. 

B. Exstirpation der Thyreoidea mit den inneren Epithelkörpern 
unter Konservierung der äußeren. Keine Tetanie. Auftreten 
von Kachexie. Sekundäre Entfernung der gebliebenen Epithel¬ 
körper. Tod an Tetanie. 

Diesen Versuchen, welche die Trennung zweier Erscheinungsgruppen, die 
als gemeinsame Folgen der Thyreoidektomie im alten Sinne gegolten hatten 
in klarster Weise uns vor Augen führen, kommt hauptsächlich deshalb ausschlag¬ 
gebende Bedeutung zu, weil sie (dank der auch auf die Gefäßversorgung 
usw. sich erstreckenden anatomischen Exaktheit) die Klärung bis¬ 
heriger Widersprüche, die Erledigung früherer Einwände noch 
besser ermöglichen, als es nach Pineles’ und Erdheims Erfahrungen 
der Fall sein konnte. 

Durchmustem wir nun diese Einwände und Widersprüche und beschäftigen 
wir uns mit der 

Kritik der Epithelkörpertheorie. 

Erster Ein wand: Mehrere Autoren haben trotz Zurücklassung der äußeren 
Epithelkörper Hunde und Katzen bei bloßer Entfernung der f$chi}44fff e 311 



Original-Artikel. 


19 


akuter Tetanie rasch zu Grunde gehen sehen. Einen solchen Versuch beschreibt 
z. B. Caro summarisch folgendermaßen: »Junger Hund. Es werden beide 
Schilddrüsenlappen aus den Kapseln herausgeholt und unter Zurücklassung der 
Epithelkörperchen entfernt. Am übernächsten Tage Exitus im schweren teta- 
nischen Anfall Die entfernten Schilddrüsenläppchen erweisen sich als reines 
Schilddrüsengewebe ohne Epithelkörperchen.« Wenn man nun bedenkt, wie 
äußerst subtil und wie schwierig selbst für den erfahrenen Chirurgen das Ab¬ 
präparieren der Parathyreoi'deae unter Schonung ihrer Gefäßversorgung 
sich nach Hagenbachs Erfahrungen gestaltet, wird man ohne weiteres zur 
Überzeugung gelangen, daß Caro, der diese Schwierigkeiten gar nicht erwähnt, 
die Epithelkörper nur als »Leichen« zurückgelassen hat! Den gleichen Einwand 
muß man gegen eine Arbeit Kishis erheben, der zwei Katzen und einen Hund 
trotz Zurücklassung von Epithelkörperchen tetanisch zu Grunde gehen sah. 
Auch er ignoriert die von Hagenbach so außerordentlich hervorgehobenen 
technischen Schwierigkeiten, welche die Schonung der Epithelkörper¬ 
gefäße bei der Thyreoidektomie am Karnivoren darbietet. — Diese Schwierig¬ 
keiten sind dagegen Pineles gewiß durchaus bekannt gewesen; denn zu seinen 
beiden gelungenen Versuchen isolierter Ablation des Schilddrüsenkörpers bei 
der Katze verwendete er gerade solche Tiere, welche als Anomalie eine 
nur lockere Verbindung zwischen Thyreoidea und äußeren Epithel¬ 
körpern aufwiesen. Dieser erste Einwand dürfte somit als erledigt zu be¬ 
trachten sein. 

Zweiter Einwand: Andere Forscher (Gley, Blum) sind der Ansicht, daß 
die lebensfähig zurückgelassenen Epithelkörper nicht als ein selbständiges Or¬ 
gan den Ausbruch der Tetanie verhüten, sondern als nur embryonales Schild¬ 
drüsengewebe, das befähigt sei, für die entfernte Schilddrüse vikariierend ein¬ 
zuspringen. Die Ansicht ist schon deshalb als rückständig zu bezeichnen, weil 
sie von längst überwundenen anatomischen Voraussetzungen ausgeht: die Epithel¬ 
körper sind eben kein jugendliches Schilddrüsengewebe, haben eine eigene 
embryologische Genese (siehe oben), gehen bei Transplantationen von Schild¬ 
drüsen nie in Thyreoidealgewebe über (Enderlen, Cristiani und Ferrari), 
und ersetzen bei der kongenitalen Athyreosis des Menschen, wo sie (im Gegen¬ 
satz zum Schilddrüsenparenchym) erhalten sind, niemals, und zwar weder ana¬ 
tomisch noch funktionell, das letztere. Außerdem ist aber Blums Argument 
auch deshalb unhaltbar, weil Schilddrüsenreste von so minimalem Volumen wie 
die winzigen Epithelkörper nach einer Erfahrung, die Gemeingut aller Chirurgen 
ist, zur Hintanhaltung der Schädlichkeiten der Thyreoidektomie nicht ausreichen. 
Dazu ist nämlich die Verschonung eines Quantums von Parenchym erforder¬ 
lich, das v. Eiseisberg auf */ 4 der Gesamtdrüse normiert! — Anderseits aber 
erreicht der Wegfall an Parenchym bei der Epithelkörperentfemung, auch wenn, 
wie in den Erdheimschen Versuchen, Schilddrüsengewebe mitzerstört wurde, 
ebenfalls nur minimale Werte, die nach Blums Theorie das Auftreten von 
Tetanie absolut unverständlich erscheinen ließen. — Also auch dieser Einwand 
fällt weg. 

Dritter Einwand: Ebensowenig läßt die von Pineles und Hagenbach 
angewandte Methodik (bei der ja die äußeren Epithelkörper erst dann entfernt 
wurden, als gar keine Schilddrüse mehr da war) die Erklärung zu, daß 
die Tetanie nach Parathyreoidentfernung eine Folge gleichzeitiger Läsion der 

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20 


Original-Artikel. 


Schilddrüse (durch das Kauterisieren, oder sekundäre Eiterung usw.) darstellte. 
— Dort aber, wo Hagenbach nach isolierter Schilddrüsenabtragung bei zurück¬ 
gelassenen Parathyreoideae extemae vorübergehende Tetanie beobachtete, 
da hatte eben eine einseitige Verletzung von deren Arterien stattgefunden; und 
wo beim gleichen Versuche tötliche Tetanie eintrat, da stellte sich beider¬ 
seitiger ischämischer Untergang der Epithelkörperchen als imerwünschte 
operative Nebenläsion heraus. 

Vierter Einwand: Lanz führt gegen die Parathyreoi’dtheorie den Um¬ 
stand ins Feld, daß man thyreoprivtetanische Hunde durch Schilddrüsenfütterung 
von der Tetanie befreien konnte. Die Erklärung, daß die Tiere mit den Schild¬ 
drüsen eben auch Epithelkörper gefressen hätten, bezeichnet er als »an den 
Haaren herbeigezogen«. Wir teilen aber diese Ansicht ganz und gar nicht, 
und jene Erklärung scheint uns stichhaltig. 

Fünfter Einwand: Es gibt bekanntlich Fälle, in denen spontanes Zurück¬ 
gehen der »thyreopriven Tetanie«, bezw. ihr Übergang in die einfache Kachexie 
beobachtet werden konnte. Gegen die Auffassung, als widersprächen diese 
Heilungen, bezw. diese Übergänge einer Trennung des thyreo- und des para- 
thyreopriven Syndroms, argumentiert Hagenbach auf Grund seiner experi¬ 
mentellen Erfahrungen folgendermaßen: »Daß Tetanie ausheilen kann, ist leicht 
erklärlich und zwar bestehen zweierlei Möglichkeiten. Erstens: Es werden die 
Epithelkörper bei der Operation nur geschädigt, sei es direkt oder indirekt 
durch Quetschung ihrer Gefäße. Es werden nun so lange tetanische Symptome 
auftreten, bis sich die Epithelkörper erholt haben. Zweitens: Es wird tatsäch¬ 
lich so viel Epithelkörpersubstanz zerstört, daß Tetanie entsteht; dann kann die 
Testierende hypertrophieren und in die Lücke treten. Ist dann zugleich eine 
ungenügende Menge Thyreoideagewebe zurückgeblieben, so entsteht nach und 
nach die Kachexie, während die Tetanie heilt; es resultiert das scheinbare Ent¬ 
stehen der chronischen Zustände aus den akuten.« 

Wir müssen demnach den Begriff der parathyreopriven Tetanie des 
Tierexperimentes als einwandsfrei fundiert, die gegen ihn erhobenen Be¬ 
denken als heute nicht mehr zu Recht bestehend bezeichnen. 


Es muß nun an die wichtige Entscheidung herangetreten werden, inwieweit 
der Analogieschluß auf Verhältnisse, wie sie die menschliche Pathologie 
darbietet, statthaft ist. Unter der Menge von Fragestellungen, die uns hier ent¬ 
gegentreten (entsprechend der ausgedehnten und bunten nosologischen Gruppe, 
welche die Tetanien und tetanoiden Zustände darstellen), ist natürlich die ein¬ 
fachste und nächstliegende diejenige, ob die Tetania »strumipriva« des 
Menschen mit der Schilddrüse überhaupt etwas zu tun hat, oder ob 
sie auf den Wegfall der Epithelkörperchen zurückzuführen ist. 

Wir folgen hier am besten der Argumentierung von Pineies, welcher sich 
mit mustergültiger Gründlichkeit der Entscheidung dieser Frage gewidmet hat. 

(Fortsetzung und Schlufi in H. 2.) 


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Bsfente. 


31 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1) Levin, L Effects of experimental ügnries of the pancreas. (Experi¬ 
mentelle Pankreasläsionen.) (Journal of medical research 1907, Bd. XVI, S. 419.) 

Einfaches Einschneiden in das Pankreasgewebe oder Ligatur einiger Blut¬ 
gefäße genügt nicht, um einen tödlichen Verlauf herbeizuführen. Es ist not¬ 
wendig, daß das ganze Pankreas nekrotisch wird, ehe der Tod durch Pankreas¬ 
läsionen eintritt. Auch eine fast, aber nicht ganz komplette, Saftstauung mag 
nicht tödlich sein. Hirschfelder . 

2) Graham, G. S. Fat embolism: Report of a case and of experiments 
on animals. (Über einen Fall von Fettembolie nebst Tierversuchen.) (Journal of 
medical research 1907, Bd. XVI, S. 459.) 

Fettembolie kann in zwei Formen eintreten: 1. Plötzliche sehr beträchtliche 


der Lungenfäße mit wenig ausgeprägten Befunden in den Kranz- 
e sonstigen Gefäße bleiben verhältnismäßig frei. 2. Verbreitete 
■ Blutgefäße in Herzen, in den Nieren, und im Zentralnervensystem. 


Die Pulmonalisembolie tritt in den Hintergrund. 

In der ersten Gruppe folgt der Tod rasch nach dem Trauma usw. mit 
Symptomen von Erstickung; in der zweiten folgt ein Herztod erst nach Verlauf 
einiger Tage. Hirschfelder. 


3) Wolff-Eisner, Alfred. Über das Fehlen des Glykogens bei der myeloiden 
Leukaemie nebst Betrachtungen über dessen Bedeutung für die Immunitäts¬ 
lehre und Phagozytentheorie. Aus d. bakteriol. Labor, d. städt. Krankenhauses 
im Friedrichshain in Berlin. (D. med. Woch. 1907, Nr. 14, S. 1820—1821.) 

Verfasser hat früher mit Hilfe der vitalen Jodfixation gefunden, daß auch 
in den Leukozyten des normalen Tieres und Menschen sowohl im Blut als in 
Milz und Knochenmark stets Glykogen anzutreffen ist. Er hat nun bei 4 Fällen 
von myeloider Leukämie bei wiederholter Untersuchung in den Leukozyten kein 
Glykogen auffinden können. Dieser Befund läßt eine Funktionsdifferenz zwischen 
normalen und leukämischen Leukozyten erkennen, die es zum mindesten ver¬ 
ständlich erscheinen läßt, daß an myeloider Leukämie Leidende trotz der großen 
Menge der ihnen zur Verfügung stehenden Leukozyten so häufig an Infektionen 
zugrunde gehen. Hierdurch wird ein gewichtiger Einwand gegen die Phagozyten¬ 
theorie hinfällig, während zahlreiche andere Einwände nach Wolff-Eisner noch 
zu Recht bestehen. Reiß. 


4) Blumenthai, R. u. Morawitz, P. Experimentelle Untersuchungen über 
posthämorrhagische Anämien und ihre Beziehungen zur apiastischen Anämie. 

Aus der med. Klinik zu Straßburg i. E. (D. A. f. klin. Med., 1907, Bd. 92, S. 25.) 

Durch längere Zeit fortgesetzte Hämorrhagien gelingt es zuweilen beim 
Hund und Kaninchen Knochenmarksveränderungen hervorzurufen, die für eine 
Erschöpfung der erythroblastischen Tätigkeit sprechen und an manche Befunde 
bei aplastischer Anämie erinnern. Die Knochenmarksveränderungen bestehen 
in Schwund der Erythroblasten und Granulozyten und Vermehrung lymphoider 
Zellen. Im Verlaufe selbst langdauerader und hochgradiger posthämorrhagischer 
Anämien konnte das Auftreten erythroblastischer Herde in Milz, Lymphdrüsen 
und Leber nicht beobachtet werden, ebenso auch keine myeloide Umwandlung 
dieser Organe. Bei einem anämischen Kaninchen, dessen Knochenmark sich 
im Zustand der Erschöpfung befand, ließen sich in der Milz deutliche Zeichen 
einer verstärkten Erythrolyse feststellen. Polychromatophilie und basophile 
Köraelung der Erythrozyten im Blut anämischer Hunde hängen wahrscheinlich 
mit der Karyolyse zusammen. M. Leube. 


6 ) Brand, E. Über das Verhalten der Komplemente bei der Dialyse. 
Aus dem Königl. Institut für experim. Therapie in Frankfurt a. M.: Geheimrat 
Ehrlich. Experimentell-biologische Abt: Dr. H. Sachs. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 84, S. 1075-1079.) 



22 


Referate. 


1. Bei der Dialyse des Meerschweinchenserums zerfällt das Komplement, wie 
F er rata entdeckt hat, in zwei Komponenten, von denen die eine im Sediment, 
die andere in Abguß vorhanden ist. 2. Bei isolierter Einwirkung einer der 
beiden Komponenten auf ambozeptorbeladene Blutzellen wird nur die im Sediment 
befindliche gebunden. Die Komponente des Sediments wird daher als »Mittel¬ 
stück«, diejenige des Abgusses als »Endstück« bezeichnet. 3. Beim Aufnehmen 
des Sediments in physiologischer Kochsalzlösung verliert das Mittelstück rasch 
die Fähigkeit, zusammen mit dem Endstück als Komplement zu wirken, ln 
Wasser aufgeschwemmt bleibt das Sediment dagegen aktiv. 4. Das durch Auf¬ 
enthalt in physiologischer Kochsalzlösung zur direkten kombinierten Wirkung 
mit dem Endstück untauglich gewordene Mittelstück wird von den amborzeptor- 
beladenen Blutzellen noch gebunden und erweist sich dann bei nachträglichem 
Zusatz des Endstückes aktiv. 5. Mittelstück und Endstück erwiesen sich im 
Gegensatz zu den Angaben Ferratas beim Erhitzen auf 55° ohne Unterschied 
thermolabil.« Bomstein . 

6 ) Schur, H. u. Wiesel, J. Beiträge zur Physiologie und Pathologie des 
chromaffinen Gewebes. (Wr. kl. Woch. 1907, H. 40, S. 1202.) 

Verfasser konnten feststellen, daß es mit Hilfe der Eisenchloridreaktion ge¬ 
lingt, das Adrenalin im Blutserum von Nephritikem nachzuweisen. Namentlich 
Fälle von Schrumpfhiere mit hohem Blutdruck zeigten fast durchwegs positiven 
Befund; jedoch auch ein Fall von Nephrolithiasis und einige Fälle von Pubertäts- 
albumiurie hatten positive Resultate. Im Tierexperiment fanden die Verfasser 
im Kaninchenblut nach doppelseitiger Nephrektomie stets Adrenalin, zeitweise 
auch bei Urannitrat-, Sublimat- und Chromsäurevergiftung. Bei Hundeblut nach 
doppelseitiger oder totaler einseitiger Nephrektomie war der Befund negativ, 
nach partieller einseitiger Nephrektomie positiv. Wurden Hunde im Tretwerk 
laufen gelassen, so zeigte ihr Blut nach längerer Dauer der Muskeltätigkeit 
positive Adrenalinreaktion. Es scheint also, als ob Nierenaffektionen die Funktion 
des chromaffinen Systems beeinflußten, ferner wird durch Muskeltätigkeit das 
chromafiine System zur Sekretion gereizt. K. Gläßner. 

7) Schrank, F. Kisärleti adatok a jo dos köszitmönyeknek az adrenalin 
nekrosisra gyakorolt hatäs&hoz. (Experimentelle Beiträge zur Wirkung der 
Jodpräparate auf die Adrenalinnekrose.) Diagnostischer Lehrstuhl der Univer¬ 
sität Budapest. (Orvosi Hetilap 1907, S. 769.) 

Kaninchen wurden mit Adrenalininjektion in Dosen von 0.15 ccm (Parke- 
Davis 1:1000) behandelt. Einem Teil der Versuchstiere wurde gleichzeitig Jodipin, 
KJ. Sesamöl resp. Olivenöl intravenös injiziert Von 22 nur mit Adrenalin be¬ 
handelten Tieren erkrankten 21. Von 18 mit Adrenalin und Jodipin behandelten 
Tieren erkrankten 7. Von 8 mit Adrenalin und KJ-lösung (5°/ 0 , 4—6 ccm) be¬ 
handelten Kaninchen starben 7 nach 4—8 Injektionen, 1 nach 18 Injektionen. Von 
18 mit Adrenalin und Sesamöl behandelten Kaninchen starben 2 nach 5—6 In¬ 
jektionen, von den übrigen 15 erkrankten 3 in geringem, 1 in schwerem Grade, 
an Arterionekrose, 11 blieben gesund. Von 5 mit Adrenalin und Olivenöl be¬ 
handelten Tieren starb 1 schon nach 3 Injektionen, die übrigen erhielten 15— 30 
Injektionen. 2 Kaninchen blieben gesund, 2 erkrankten in verschiedenem Grade. 
Die Jodipinbehandlung kann also der Adrenalin-Arterionekrose Vorbeugen, einer KJ- 
behandlung dagegen kann keineswegs eine schützende Wirkung zugeschrieben 
werden. Dieser Gegensatz wird durch den Umstand erklärt, daß ein Bestandteil des 
Jodipins, das Sesamöl nämlich, selbst eine schützende Wirkung gegen die Arterio¬ 
nekrose ausübt. Diese Wirkung kommt dem Olivenöl gleichfalls zu. Die Wir¬ 
kungsweise dieser Öle ist nicht aufgeklärt, soviel kann jedoch behauptet werden, 
daß sie nicht durch die Aufbesserung der Ernährung der Tiere wirken. 

Reinbold. 

8 ) Schrank, F. A spermin hat&sa az adrenalin arterio nekrosisra. (Ein¬ 
fluß des Spermins auf die Adrenalin-Arterionekrose.) Diagnostischer Lehrstuhl 
der Universität Budapest. (Orvosi Hetilap 1907, S. 636.) 

17 Kaninchen wurden zwei-bis drei-täglich durch gleichzeitige Injektionen von 
Adrenalin und Spermin behandelt. 11 der Versuchstiere blieben gesund, 6 er- 

r iJigitizea oy vjv? 




Referate. 


23 


krankten in verschiedenem Grade. 18 andere Kaninchen wurden zur Kontrolle 
nur mit Adrenalin behandelt 5 Tiere starben schon in den ersten 6 Tagen, 
10 andere zeigten in den späteren Zeiten schwere Krankheitsformen, die Aorta 
von nur 3 Tieren blieb intakt. Dem Spermin soll also die Fähigkeit zukommen, das 
Zustandekommen der Adrenalin-Arterionekrose, wenn es mit dem Adrenalin 
gleichzeitig injiziert wird, zu verhindern. Reinbold. 

9) Köasa» Gy. A toxicus közsvdny term6zset6röL (Über die Natur der toxi¬ 
schen Gicht.) Pharmakologisches Institut der tierärztlichen Hochschule Budapest. 
(Közlemenyek az Összehasonlitö elet-es körtan köreböl 1907, Bd. Vü, S. 2.) 

Als Versuchstiere dienten Hähne, welche derart operiert wurden, daß Ham 
und Kot gesondert aufgefangen werden konnten. Nach Verabreichung von 
0.05 bis 0.15 g Aloin pro die vermehrte sich die durch den Ham ausge¬ 
schiedene Hamsäuremenge um 10—200 °/ 0 . An den serösen Häuten fand kerne 
Hamsäureablagerung statt. Gleichzeitig wurde die Ausscheidung anderer N- 
haltigen Substanzen in entsprechendem Grade gesteigert. Die Ursache der toxi¬ 
schen Gicht ist demnach nicht in dem Umstande zu suchen, daß die infolge der 
Vergiftung auftretende Nierenentzündung die Ausscheidung der Harnsäure nerab- 
setzen würde. Der Zustand entspricht vielmehr der genuinen Gicht. Die Ver¬ 
abreichung von Aloin an Säugetiere verursachte keine ähnliche Störung des 
Stoffwechsels. Reinbold. 

10) Karamits&s, Johannis. Über die Wirkung des Lichtes auf das Ferment 
Peroxydase und die Sensibilisierung durch fluoreszierende Stoffe. Pharmakol. 
Inst München. (Diss. München 1907. 35 S.) 

Ergebnisse: 

1. Die Peroxydase ist durch Licht ziemlich leicht angreifbar, vor allem durch 
die ultravioletten Strahlen. 

2. Die Empfindlichkeit des Fermentes gegenüber sichtbarem Licht kann 
durch Eosinzusatz gesteigert werden. Diese Sensibilisierung tritt in den Ver¬ 
suchen deutlich hervor, bei denen die ultravioletten Strahlen möglichst abfiltriert 
sind. Jedenfalls ist das Sensibilisierungsvermögen sehr gering. 

3. Im Gegensatz zu Eosin sind Methylenblau und dichloranthrazendisulfon- 
saures Natron für Peroxydase keine Sensibilisatoren. 

4. Die Wirkung der sichtbaren Strahlen auf Peroxydasen tritt wesentlich nur 
bei Sauerstoffanwesenheit ein, ist somit ein Oxydationsvorgang. 

5. Die Wirkung der ultravioletten Strahlen findet sowohl bei Sauerstoff- 

An- wie Abwesenheit statt Fritz Loeb . 

11) Nathan, Marcel. Notes sur la cellule de Kupffer et ses modiflcations 
dann certaines conditions experimentales. (Über die Kupfferschen Zellen und 
ihre Veränderung unter gewissen experimentellen Bedingungen.) (Cpt. r. de la 
soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 326—328.) 

Injiziert man Kaninchen in die Ohrvene 1—2 ccm lproz. Kollargollösung 
und tötet sie nach 20—25 Minuten, so zeigt sich, daß das Kollargol elektiv die 
Kupfferschen Stemzellen imprägniert hat. Nach 4—5 Tagen ist die Impräg¬ 
nation vollkommen verschwunden. Mit dieser Methode läßt sich beobachten, 
daß die Kupfferschen Zellen unter dem Einfluß gewisser schädigender Sub¬ 
stanzen wie Tuberkulin (Borrel), Fettsäuren, homogener Kulturen zu einem 
Synzytium zusammenfließen, das die intrahepatischen Blutkapillaren durchsetzt. 

L. Borchardt. 

12 ) v. Hertzen, W. E. u. Obmann. Über die Einwirkung des Hirudins auf 
den Kreislauf. Physiol. Inst, der Univ. Helsingfors. (Skandin. A. f. Physiol. 
1907, Bd. 20, S. 1—4.) 

Die Angabe Boaongs, daß das Hirudin keine wesentliche Wirkung auf 
den Blutdruck ausübt, wird bestätigt und dahin ergänzt, daß kurz nach der 
Hirudininjektion eine vorübergehende Blutdrucksenkung statthat, die aber nach 
2—3 Minuten schon wieder ausgeglichen ist. Während der Drucksenkung nimmt 
die Pulsfrequenz ab und steigt in wenigen Minuten wieder zur Norm. Wegen 

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24 


Heferate. 


der geringen Einwirkung auf das Herz und die Gefäße wird das Hirudin als 
wertvolles Hilfsmittel bei Untersuchungen des Kreisläufe empfohlen. 

L. Borchardt . 

13) Backman, E. Louis. Die Wirkung einiger stickstoffhaltigen» in Blut 
und Ham vorkommenden organischen Stoffweekselprodukte auf das isolierte 
und überlebende S&ugetierherz. Physiol. Inst, der Univ. Upsala. (Skandin. A. 
f. Physiol. 1907, Bd. 20, S. 6—101.) 

Die untersuchten Stoffe beeinflussen sämtlich in ähnlicher Weise die Arbeits¬ 
weise des isolierten und überlebenden Säugetierherzens in den Quantitäten, in 
denen sie im Blute Vorkommen, und üben daher vermutlich die gleiche Wirkung 
innerhalb des Organismus aus. Sie vermehren besonders die Schlaghöhe des 
Herzens. Harnstoff, Ammoniumkarbamat, Ammoniumkarbonat, Hypoxanthin, Xan r 
thin und Harnsäure vermehren auch die Frequenz der Herzschläge. 

Die Wirkung, die Harnstoff schon in sehr niedriger Konzentration auf die 
Schlaghöhe ausübt, dauert sehr lange an. Die höchsten Konzentrationsgrade 
des Harnstoffs (2°/ 0 ) bedingen vorübergehend Abnahme der Schlaghöhe und der 
Frequenz. 

Ammoniumkarbamat,Ammoniumkarbonat und in geringeremGrade Hippursäure 
wirken nur vermehrend auf die Schlaghöhe. Kreatin wirkt ähnlich wie Harnstoff. 

Von den untersuchten Substanzen üben Harnsäure, Xanthinbasen und Allantom, 
die als intermediäre Stoffwechselprodukte im Körper auftreten, im wesentlichen 
eine nutriierende, die andern Substanzen, die als Endprodukte aufzutreten pflegen, 
eine wesentliche stimulierende Wirkung auf das isolierte Säugetierherz aus. 

L. Borchardt. 



14) Alquier et Theunveny. Sur les accidents nerveux consöcutifs auz ab- 
lations totales ou partielles de l’appareil thyro-parathyroidien chez le chien. 
(Über die nervösen Erscheinungen nach totaler oder partieller Extirpation der 
Schilddrüse und Nebenschilddrüsen beim Hunde.) (Cpt. r. de la soc. de biol. 
1907, Bd. 63, S. 397.) 

Nach totaler Extirpation der Schilddrüse und Nebenschilddrüsen beim Hunde 
treten vom 2.-4. Tage ab nervöse Erscheinungen auf, und zwar umso früher, 
je jünger das operierte Tier ist Halbseitige Extirpation hat nur in zwei von 
zehn Fällen leichte nervöse Erscheinungen verursacht Nach Entfernung der 
Nebenschilddrüsen kann der Tod eintreten, ohne daß nervöse Erscheinungen 
vorausgegangen sind. Entfernung der Schilddrüse allein bedingt im allgemeinen 
keine nervösen Erscheinungen. 

Die nervösen Folgezustände bestehen in Kontrakturen und Konvulsionen 
von verschiedenem Sitz und wechselnder Intensität, die aber doch zumeist die 
großen Rückenmuskeln, erst in zweiter Linie die Extremitätenmuskulatur befallen. 
In den tötlichen Fällen traten tetanusähnliche Erscheinungen auf. Schilddrüsen- 
und Nebenschilddrüsenpräparate waren von günstigem Einfluß, besonders auf die 
Krämpfe, konnten aber den tötlichen Ausgang nicht immer verhindern. 

L. Borchardt . 

15) Meilliöre, G. et Pettit. Toxicologie: Elimination dn Ploxnb d&ns ses 
r&pports avec l'ötait du rein. (Ausscheidung von Blei in ihren Beziehungen 
zur Beschaffenheit der Niere.) (Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 337 
bis 338.) 

Während ein gesundes Tier nach Injektion von 4 cg Bleinitrat in die Sakro- 
lumbalgegend mit den Fäzes 2 mg, mit dem Urin 1 mg Bleinitrat wieder aus¬ 
scheidet, beträgt die Ausscheidung durch die Fäzes bei einem durch Toluylen¬ 
diamin nephritisch gemachten Tier durch die Fäzes 8 mg, durch den Urin 2 mg 
täglich. Auffällig war, daß die nephritischen Tiere in den ersten 24 Stunden 
nach der Bleiinjektion anurisch waren, ein Umstand, der für eine Verschlimmerung 
der Nephritis durch die Bleivergiftung spricht. L . Borchardt . 


16) Lichtwitz» L. Experimentelle Untersuchungen über die Bildung von 
Niederschiftgen in der Galle. Aus der med. Universitätspoliklinik zu Freiburg i. Br. 
(D. A. f. klin. Med. 1907, Bd. 92, S. 100.) 


Die kolloidal-chemischen Anschauungen bieten für die Deutung der Vor- 

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Referate. 


25 


gänge bei der Niederschlagsbildung in der Gallenblase die beste Erklärung. 
Die Reaktionen zwischen den entgegengesetzt geladenen Kolloiden bedingen 
das Ausfallen von Cholesterin, Bilirubin und Eiweiß. Die Reaktionen zwischen 
den Kalziumionen der Galle und den Phosphaten und Bikarbonaten des durch 
die Entzündung hinzugetretenen Eiweißes führen einerseits zur positiven Ladung 
des Eiweißes, andererseits zum Ausfallen des kohlensauren und phosphorsauren 
Kalks, so daß durch diese notwendig miteinander verbundenen chemischen und 
physikalisch-chemischen Vorgänge das Auftreten sämtlicher Bestandteile der 
Gallenniederschläge eine einheitliche Erklärung findet. 

Diese Auffassung führt zugleich zu einer weiteren Bestätigung der Lehre 
Naunyns von der entzündlichen Herkunft der Gallensteine. M . Leute . 

17) Takayasu, E. Über die Beziehungen zwischen anatomischen Glomerulus- 
verftnderungen und Nierenfonktion bei experimentellen Nephritiden. Aus der 

med. Klinik zu Tübingen. (D. A. f. klin. Med., 1907, Bd. 92, S. 127.) 

Die Studien an experimentellen vaskulären Nephritiden zeigen, daß bei 
akuter Glomerulonephritis weder die Verstopfung von Kapillaren noch die Ver¬ 
legung des Hamkanälcheneingangs durch abgestoßene Kapselepithelien als 
generelle Ursache der verminderten Harnausscheidung betrachtet werden können. 
Vielmehr ergibt sich, daß schon bei leichtester Alteration der Schlingenwand 
und Anschwellung der Glomeruluskeme eine vollkommene Insuffizienz sowohl 
der Harnabsonderung als der Nierengefäßmotilität bestehen kann. Die anato¬ 
mischen Erscheinungen, die die Charakteristika der Glomerulonephritis bilden, 
treten entweder später auf oder fehlen. Ihr Fehlen erlaubt also nicht, eine 
schwere Schädigung der Nierengefäße auszuschließen. Die einzige anatomische 
Veränderung, die der Funktionsstörung einigermaßen parallel geht, läßt sich in 
der Schwellung der Glomeruluskeme und einer Veränderung der Glomerulus- 
schlingenwand finden. Diese Veränderung bildet den einzigen konstanten anato¬ 
mischen Ausdruck der schweren Funktionstörung bei solchen Nephritiden. 

Bei experimentellen tubulären Nephritiden zeigt der Vergleich zwischen 
anatomischem Befund und Funktion, daß vollkommene Unfähigkeit der Ham- 
absonderung und Behinderung der Erweiterung der Nierengefäße sich so gut 
wie gar nicht mikroskopisch an den Glomerulis demonstriert. 

Es gibt demnach bei akuten experimentellen Nephritiden schwere Funktions¬ 
störungen der Nierengefäße, die anatomisch überhaupt nicht zum Ausdruck 
kommen, also auch nicht diagnostizierbar sind. M. Lettbe . 

18) Schlayer, Hedinger u. Takayasu. Über nephritisches ödem. Aus 
der Tübinger med. Klinik. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 91, S. 59.) 

Weder das anatomische Bild noch die Untersuchung des Urins lassen ent¬ 
scheiden, ob für die Entwicklung der Ödeme die Nierenschädigung oder 
extrarenale Einflüsse maßgebend sind. Inwieweit die Niere mitwirkt, läßt sich 
durch den Vergleich des Verhaltens der Nierenfunktion bei den toxischen Nephri¬ 
tiden mit und oei denen ohne Ödem erschließen. 

Die Prüfung der Uranniere zeigt, daß sie zu den tubulären Formen zu rechnen 
ist, die, wie die Chrom- und Sublimatniere, ohne spontanes Ödem verlaufen; 
sie unterscheidet sich aber von diesen durch ein auffallendes funktionelles Ver¬ 
halten: nach einer Dauer der Vergiftung, bei der die anderen tubulären ödem¬ 
losen Nephritiden noch starke Polyurie auf erhöhte Zufuhr aufweisen, versagt 
bei Uran die Ausscheidung plötzlich, bei gleichem Verhalten der Nierengefäße. 
Dieses Versagen auf Mehrbeanspruchung ist nicht durch extrarenale Momente 
bedingt, insbesondere nicht durch Kochsalzretention, sondern eine Folge der 
vom Uran erzeugten Nierenschädigung. Diese Insuffizienz der Niere auf ge¬ 
steigerte Anforderungen ist von größtem Einfluß auf die Entstehung der Ödeme; 
sie kann durch die anatomisch nachweisbare Läsion der Tubuli nicht erklärt werden, 
sondern ausschlaggebend ist die Störung der Nierengefäßtätigkeit, im Sinn einer ver¬ 
minderten Durchlässigkeit oder Undurchlässigkeit für Wasser und Kochsalz. Diese 
schwere Störung der Nierengefäßtätigkeit ist aus dem anatomischen Bilde nicht er¬ 
kennbar. Funktionelle und anatomische Parallelen weisen darauf hin, daß auch bei 
der menschlichen von ödem begleiteten Nephritis eine schwere Schädigung der 

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26 


Referate. 


Nierengefaße selbst dann vorhanden ist, wenn sie anatomisch ganz intakt er¬ 
scheinen. 

Durch das Undurchlässigwerden der Nierengefäße bei der Urannephritis 
kommt es zu starker Retention von Wasser und Kochsalz. Tritt dazu im weiteren 
Verlauf ein Verlust der Kontraktions- und Dilatationsfähigkeit der Nierengefäße, 
so kommt es zur Ödembildung, indem im Sinn einer fortschreitenden allgemeinen 
Schädigung des Gefäßsystems mit der Nierengefäßalteration eine Läsion der 
Hautgefäße eintritt, so daß diese durchlässig werden. 

Zum Zustandekommen des Ödems bei Urannephritis gehören also 1. eine 
starke Kochsalz- und Wasserretention infolge der Nierenstörung und 2. eine 
Schädigung der Hautgefäße. Fehlt einer dieser beiden Faktoren, so entsteht 
kein ödem. M . Leute. 

19) All&rd. Untersuchungen über die Hamabsonderung bei Abflu߬ 
erschwerung. Medizin. Klinik, Greifswald. (A. f. exp. [Path. u. Pharm. 1907, 
Bd. 57, S. 241—270.) 

Verfasser stellte seine Untersuchungen an einem Patienten mit angeborener 
Blasenektopie an, dessen Nieren gesund waren. Der aus den Ureteren direkt 
entleerte Urin enthielt keine pathologischen Bestandteile. Die Untersuchungen 
konnten stattfinden, ohne daß ein operativer Eingriff oder irgend etwas die nor¬ 
malen Sekretionsverhältnisse der Nieren beeinflussendes vorgenommen werden 
mußte (Narkose, Kanülen usw.). Die Hammengen beider Seiten sind oft ver¬ 
schieden groß, zumal unter erhöhter Diurese — doch sind die Unterschiede 
sehr gering. Auch im prozentischen Kochsalz- und N-Gehalt sind nur geringe 
Differenzen. 

Die Versuchsanordnung für die Gewinnung von Ham unter erhöhtem 
Ureterendruck war dieselbe, wie die von Filehne und Ruschhaupt ange¬ 
wandte. Dabei wurde die Hamzusammensetzung festgestellt bei Diuresen, die 
durch Wasser, Kochsalz, Harnstoff, Phlorizin und Theophyllin, sowie durch Kom¬ 
bination von Harnstoff und Kochsalz mit Theophyllin hervorgerufen wurde. Die 
Resultate sind: 1. In sämtlichen Versuchen findet sich eine zum Teil sehr be¬ 
deutende Verminderung der Hammenge auf der Widerstandsseite. 2. Ebenso 
weisen hier die absoluten Mengen des Stickstoffs und des Kochsalzes überall 
ein wesentliches Defizit auf. 3. In allen Versuchen ist das Defizit für die 
Chloride größer als für den Stickstoff. 4. Bei den Hamstoffdiuresen tritt das 
Zurückbleiben der Chloridausscheidung in noch höherem Maß hervor, während 
der Stickstoff und das Wasserdefizit sich in den gewöhnlichen Grenzen bewegt. 
5. Bei der Kochsalzdiurese ist dagegen der Unterschied zwischen Wasser und 
Kochsalzdefizit nur gering; dieses letztere nähert sich somit mehr der Größe 
des Stickstoffdefizits. 

Aus den hieraus sich ergebenden Überlegungen zieht Verfasser den Schluß, 
daß die durch den Gegendruck erzeugten Veränderungen in der Zusammen¬ 
setzung des Harns der »Widerstandsniere« mit der Annahme einer Resorption 
in den Harnkanälchen nicht zu erklären sind. Vielmehr ist die Auffassung be¬ 
rechtigt, daß durch die Abflußerschwerung eine bedeutende Behinderung der 
normalen Glomerulusausscheidung bewirkt wird, verbunden mit einer geringeren 
Beeinträchtigung der Funktion der Kanälchenepithelien Unter diesen Voraus¬ 
setzungen lassen sich die komplizierten Verhältnisse der Zusammensetzung des 
unter Gegendruck gelieferten Harns mit der Bowmann-Heidenhainschen 
Sekretionstheorie in ihrer modernen Fassung zwanglos in Einklang bringen. 
Die starken Differenzen in den absoluten Hammengen selbst und seiner Bestand¬ 
teile auf der Druckseite gegenüber der anderen freien Seite sind zum größten 
Teil auf die kompensatorische Mehrarbeit der anderen Niere zu beziehen. 

Schmid. 

20) Bier, August. Beeinflussung bösartiger Geschwülste durch Einspritzung 
von artfremdem Blut. Aus d. Chirurg. Universitätsklinik in Berlin. (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 29, S. 1161—1163.) 

Verfasser veröffentlicht seine noch unfertigen Untersuchungen nur wegen 
der auf ganz ähnlichem Gebiete sich bewegenden Publikationen von Leyden 

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Referate. 


27 


und Bergell. Die vorsichtige Injektion von artfremdem Blut ist nach Bier das 
unschädlichste Mittel, um Fieber und Entzündung beim Menschen hervorzurufen. Die 
Versuche des Verfassers gehen also in letzter Linie von seiner Anschauung aus, daß 
die Entzündung ein Heilungsprinzip der Natur darstellt. Die stärksten Wirkungen 
erzielt das Schweineblut. Spritzt man einem Menschen in das subkutane oder 
sonstige Gewebe 10—20 ccm faserstofffreies Schweineblut, so entsteht regelmäßig 
nach einigen Stunden an der Injektionsstelle eine Entzündung, die zunimmt una 
nach einem bis drei Tagen ihren Höhepunkt erreicht hat. Mit der Wiederholung 
der Einspritzung erhöht sich in der Regel die Reaktion, weil inzwischen der 
betreffende Mensch für das fremdartige Blut hämolytisch geworden ist Will 
man die heftigen Temperatursteigerungen und Entzündungserscheinungen ver¬ 
meiden, so verwendet man der Reihe nach verschiedene artfremde Blutsorten. 
Mit der Entzündung geht ein lebhafter Lösungs- und Einschmelzungsprozeß ein¬ 
her. Auf normale Gewebe scheint das artfremde Blut keinen erkennbaren auf¬ 
lösenden Einfluß auszuüben, wohl aber auf pathologische, unter anderem auch 
auf das Karzinomgewebe. Verfasser hat das Schweineblut bei der Behandlung 
inoperabler Karzinome teils in die Geschwulst selbst, teils in ihre Ungebung ein¬ 
gespritzt. Fast ausnahmslos beschränkte es bei geschwtirigen Karzinomen sofort 
ganz auffallend die Absonderung und die Jauchung. Das Wachstum der Karzi¬ 
nome wurde durch die Blutinjektionen bei Narbenkarzinomen gar nicht beein¬ 
flußt. Andere Karzinome zerfielen mit großer Schnelligkeit in ihrem Innern 
nekrotisch, wieder andere bildeten sich erheblich zurück, doch trat meistens 
nach einiger Zeit ein Wiederwachsen auf. Mehrere Karzinome wurden also in 
sehr auffälliger Weise beeinflußt, aber über einen einwandfreien durch Blutein- 
spritzung geheilten Fall von bösartiger Geschwulst kann Verfasser bisher nicht 
berichten. 

Die Versuche werden fortgesetzt, aber Verfasser warnt vorderhand vor Nach¬ 
ahmung, schon deshalb, weil bei der Technik der Einspritzungen allerlei 
zu beobachten ist, um dem behandelten Menschen nicht Schaden zuzufügen. Reiß. 

21) Bergell, Peter u. Sticker, Anton. Über Pathogenese und über den 
spezifischen Abbau der Knochengeschwülste. Aus dem Institute für Krebs¬ 
forschung in Berlin (Direktor: Leyden). (D. med. Woch. 1907, Nr. 38, 
S. 1521-1622.) 

In Verfolgung früherer Versuche haben die Verfasser gefunden, daß die 
Injektion spezifisch abbauender Leberfermente bei großen, fortgeschrittenen 
experimentellen Sarkomen des Hundes zu Zeiten, wo eine Selbstheilung nicht mehr 
in Frage kommt, eine regressive Metamorphose herbeiführt, welche, soweit bis¬ 
her beobachtet, zu völligem Schwinden des Tumors führt. In einem Falle er¬ 
streckte sich diese regressive Metamorphose auch auf eine Lymphdrüsenmetastase. 

Reiß, 

22) Opi©, Eugen© L. Experimental pleuresy, resolution of a fibrinous 
exudate. (Experimentelle Pleuritis, Lösung eines fibrinösen Exsudates.) From 
the Rockefeiler Institute for Medical Researches, New-York. (The Journal of 
experimental me<Jicine 1907, H. 4, S. 391—413.) 

Die durch sterile entzündungserregeude Mittel hervorgerufene Pleuritis bietet 
ein günstiges Objekt zum Studium der Rolle, die die Enzyme der Leukozyten 
bei der Lösung eines fibrinösen Exsudates spielen. Injiziert man Terpentin in 
das subkutane Gewebe eines Hundes, so bildet sich ein Abszeß, bringt man 
aber eine gleiche Menge in die Pleurahöhle, so zeigt sich reichliche Aus¬ 
schwitzung gerinnbarer Flüssigkeit, und die serösen Oberflächen sind mit einer 
Fibrinschicht bedeckt. Die Ansammlung der Flüssigkeit, die zur Perforation der 
Hand führen kann, erreicht ihren Höhepunkt am Ende von drei Tagen und 
sinkt dann allmählich, so daß nach sechs Tagen in den meisten Fällen die 
Pleurahöhle keine Flüssigkeit mehr enthält. Fibrin ist, wenn auch in vermin¬ 
derter Menge, zur Zeit, wo die Flüssigkeit bereits resorbiert ist, noch vorhanden 
und verschwindet allmählich. Nach zwei bis drei Wochen hat die Pleura¬ 
höhle ihr normales Aussehen bis auf wenige organisierte Adhäsionen wieder- 
gewonnen. 



28 


Referate. 


Terpentin, das man in die rechte Pleurahöhle injiziert, kann eine serofibrinöse 
Entzündung der linken Pleurahöhle hervorrufen. Diese erreicht ihre größte 
Intensität zur Zeit, wo die Pleuritis der rechten Seite nachläßt 

Während des Frühstadiums der Entzündung verfällt das durch Waschen 
mit Salzlösung vom Exsudat befreite Fibrin der Verdauung, wenn man es in 
alkalischer (0.2 °/ 0 Natriumkarbonat) oder saurer (0.2 % Essigsäure) Lösung 
suspendiert Nach fünf Tagen, zur Zeit, wo die Flüssigkeit in der Pleura¬ 
höhle abnimmt, kommt es in alkalischer Lösung zu keiner Verdauung, wohl aber 
und sehr kräftig in saurer Lösung. 

Während des ersten Stadiums der entzündlichen Reaktion, wo viel Flüssig¬ 
keit vorhanden ist und das Fibrin in alkalischer Lösung verdaut wird, was die 
Gegenwart von Leukoprotease anzeigt, finden sich sehr zahlreiche polynukleäre 
Leukozyten in den Maschen des Fibrins. Im zweiten Stadium erhält das Fibrin 
nur ein Enzym, das in saurer Lösung verdaut. Zu dieser Zeit sind die poly¬ 
nukleären Leukozyten verschwunden und nur einkernige Zellen finden sich im 
Fibrin. 

Produkte der proteolytischen Verdauung, namentlich Peptone und Albumosen, 
fehlen während der ersten zwei Tage im Exsudate, finden sich nach drei Tagen 
und in späterer Zeit in geringerer Menge. 

Das Exsudat verliert in keinem Stadium der Entzündung die Fähigkeit, beide 
in den Leukozyten enthaltenen Enzyme zu hemmen. 

Die ausgeschwitzte Flüssigkeit bleibt während der ganzen Entzündungs¬ 
periode alkalisch, aber die Alkalität ist geringer als die des Blutes und nimmt 
mit dem Fortschritt der Entzündung leicht ab. 

Da die Säure, die in vitro die Wirksamkeit des Enzyms, das während des 
zweiten Stadiums der entzündlichen Reaktion allein vorhanden ist, begünstigt im 
Körper nicht vorkommt, erscheint es möglich, daß das Kohlendioxyd das Enzym 
in Wirkung bringt. Wenn CO a durch normale Salzlösung, in der Fibrinflocken 
suspendiert sind, geleitet wird, so wird die Verdauung sehr beschleunigt. Die 
normale Hemmung des Enzyms durch Blutserum wird durch C0 2 überwunden, 
und in Gegenwart einer kleinen Menge Blutserum verursacht C0 2 eine größere 
Wirksamkeit des Enzyms als in Salzlösung allein. H. Ztesche . 

28) Opie, L. Eugene. The Transformation of seroflbrinous into purulent 
pleuresy. (Die Umwandlung der serofibrinösen in eine purulente Pleuritis.) From 
the Rockefeiler Institute for medical Researches, New-York. (The Journal of 
experimental Medicine 1907, H. 4, S. 414—427.) 

Durch verschiedene Experimente wird in Erweiterung der Angaben in der 
vorhergehenden Arbeit gezeigt, daß man die Umwandlung eines serofibrinösen 
in ein eitriges durch alle Mittel begünstigt, durch die man entweder durch 
Inganghalten der Exsudation mit der Herbeischafiung neuer Leukozyten die 
Menge der vorhandenen Leukoprotease steigert, oder durch plötzliches Fort¬ 
schaffen des Exsudates, dessen hemmende Wirkung auf das Enzym ausschaltet. 

H. Ztesche. 


läi 


Physiologie und physiologische Chemie. 

24) Mansfeld, G. A lipolysis länyege. (Das Wesen der Lipolyse. Vor- 
ufige Mitteilung.) Pharmakologisches Institut aer Universität Budapest. (Orvosi 
Hetilap 1907, S. 786.) 

In Emulsionen, welche mit auf 80° erhitzter Aszitesflüssigkeit und Lipanin 
bereitet wurden, wurde sowohl das gesamte wie auch das durch Petroläther 
extrahierbare Fett bestimmt Nachdem die Emulsionen mit frischem Kaninchen¬ 
blut versetzt und mit Luft behandelt wurden, wiederholte Verfasser die Be¬ 
stimmung des extrahierbaren Fettes und bestimmte auch den Gesamtgehalt an 
Fett nach L. v. Lieb ermann. Die Versuche zeigten, daß der gesamte Fett¬ 
gehalt sich während der Behandlung nicht änderte, das extrahierbare Fett da¬ 
gegen erheblich abnahm. Wurde aas Gemisch nach dem Behandeln mit Blut 
einer Pepsinsalzsäureverdauung unterworfen, so konnte wieder die ganze Fett¬ 
menge durch Petroläther extrahiert werden. 

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Referate. 


29 


Verfasser schließt aus den Versuchen, daß im Blute keine eigentliche Lypo- 
lvse vor sich geht, sondern das Fett nur Verbindungen eingeht und in dieser 
Form der Extraktion widersteht; er vermutet eine Verbindung zwischen Fett 
und Eiweiß, gestützt auf den Befund, daß das extrahierbare Fett durch die 
peptische Verdauung wieder befreit wird. Reinbold. 

25) Toulouse, Ed. et Piöron, H. Le mdcanisme de rinversion chez l’homme 
du rythme nycthdmdral de la tempdrature. (Über den Mechanismus der Tem¬ 
peraturumkehrung beim Menschen. (Journal de physiologie et de pathologie 
generale 1907, Bd. 9, S. 425—440.) 

Durch Umkehrung der Lebensbedingungen (Tätigkeit zur Nacht und Ruhe 
am Tage) kann man beim Menschen die vollständige Umkehr des nykthemeralen 
Temperaturrhythmus erlangen. Diese Umkehr, die in Fällen gewohnheitsmäßiger 
Umkehr des Lebens erreicht wird, erlangt man nicht auf einmal durch plötzliche 
Lebensänderung, sondern erst nach ziemlich langer Zeit und allmählich fort¬ 
schreitend. Hat man erst den abnormen Typus angenommen, so erfolgt die 
Rückkehr zur Norm gleichfalls langsam und allmählich. Die Faktoren, die bei 
den vorliegenden Untersuchungen in Frage kamen, waren körperliche und geistige 
Tätigkeit. Die Wirkung derselben äußert sich auf dem Umweg über die regu- 
latonschen nervösen Temperaturzentren, welche sich vorübergehenden Ver¬ 
änderungen entgegensetzen und darnach streben, den einmal erworbenen Rhythmus 
inne zu halten. H. Ziesche. 

26) Garrelon, L. et Langlois» J.-P. Etüde sur la polypnde thermique. 
(Über die Wärmepolypnoe.) Travail du laboratoire de physiologie de la Faculte 
de medecine de Paris. (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, 
Bd. 9, H. 3, S. 640—662.) 

Der Beginn und die Fortdauer des polypnoeischen Typus zentralen Ur¬ 
sprunges setzen eine auffallende Unversehrtheit verschiedener organischer Funk¬ 
tionen voraus. 1. Die Atmungsluft darf nicht mehr als 2 °/ 0 Kohlensäure ent¬ 
halten. 2. Die Dypnoe beginnt, wenn der Sauerstoffgehalt des Blutes unter 
16 ccm ist, selbst wenn die Kohlensäure 40 ccm nicht erreicht. 3. Wenn das 
Tier in freier Luft atmet, so kann die Respirationskapazität des Blutes auf 60°/ 0 
vermindert sein, ohne Änderung des Rhythmus, vorausgesetzt, daß der Druck 
konstant bleibt 4. Die Veränderungen im Gasgehalt des Blutes sind unzureichend, 
um den polypnoeischen Atmungstypus zu erldären. 5. Der Blutdruck übt einen 
wichtigen Einfluß auf den polypnoeischen Typus aus. Jede Senkung verlangsamt, 
jede Hebung beschleunigt ihn, wenn nicht aie Respirationskapazität des Blutes 
um 60°/ 0 vermindert ist. H. Ziesche 

27) Gautier, Gl. et Hervieux, Ch. Lee Organes form&teurs des chromo- 
gänes urinaires. Expdriences avec Findol. Röle du foie. (Die Organe, welche 
die Urinchromogene bilden. Versuche mit Indol. Rolle der Leber.) Travail 
des Laboratoires de chimie de l’Ecole veterinaire et de physiologie de la Faculte 
de medecine de Lyon. (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, 
Bd. 9, H. 4, S. 698—601.) 

Über den Ort der Indikanbildung im Körper ist nichts bekannt Es wurde 
untersucht, was aus dem Indol wird, das man unter die Haut von Fröschen 
spritzt, welche des Dickdarms, des gesamten Verdauungsrohres oder der Leber 
beraubt waren. 

Die Versuchstiere, Winterfrösche, wurden isoliert gehalten und der Urin 
durch mehrmals täglich wiederholte Katheterisierung der Kloake gewonnen. 
Der Harnstoff wurde nur approximativ mit dem Ureometer bestimmt. Das Indol 
wurde wie folgt nachgewiesen. Der Urin wird mit reinem Benzin ausgeschüttelt, 
dekantieren und zur Benzinlösung 1 / 6 des Volumens einer alkoholischen Lösung 
von Paradimethylaminobenzaldehyd zufügen; bei Zusatz einiger Tropfen sehr 
schwacher Salzsäure entsteht sofort eine rote Färbung. 

Das Indoxylchromogen wurde auf zweierlei Weise 1. nach Bouma durch 
salzsaures Isatin in 1 / 10 ooo Lösung und 2. durch HCl und eine Spur H a O a nach- 
gewiesen. 



30 


Referate. 


Zum Nachweise des Skatolchromogens diente die zweite Methode, nur daß 
das Skatol aus dem Chlorformauszug mit Amylalkohol extrahiert wurde. 

Die Untersuchung der Urinchromogene bei den Fröschen ergab drei Typen: 
1. Beide Chromogene fehlen völlig. 2. Skatolchromogen. 3. Skatolchromogen 
und Spuren von Indoxylchromogen. 

Die Versuche ergaben, daß bei den Tieren die Leber den größten Anteil 
an der Bildung des Indoxylchromogens aus dem Indol hat. H. Ziese he. 

28) Bierthen, Emil. Untersuchungen über das Vorkommen des Bilirubins 
in der Galle, in dem Ham und Blutserum des Pferdes. (Dissertation Bern 1906, 
38 S.) 

Die Untersuchungen haben zu folgenden Ergebnissen geführt: 1. In der 
Galle und im Ham des Pferdes ist Bilirubin nicht nachweisbar. 2. Im Blutsemm 
des Pferdes findet sich Bilirubin konstant. 3. Das im Blut vorhandene Bilirubin 
wird in der Leber zu Hydrobilirubin und in den Nieren zu Urobilin-Hydrobilirubin 
umgewandelt. Fritz Loeb . 

29) Müller, Wilhelm. Über den Ersatz von Eiweiß durch Leim im Stoff¬ 
wechsel. Aus dem physiologischen Institut der k. tierärztl. Hochschule zu Berlin. 
(Dissertation Gießen 1906, 55 S.) 

Die mitgeteilten Versuche ergaben, daß in Übereinstimmung mit den An¬ 
gaben früherer Forscher ein Ersatz von a / 6 Eiweiß-N durch Leim-N das N-Gleich- 
gewicht nicht mehr aufrecht zu erhalten vermag, und die Grenze hierfür bei 
etwa 1 / 6 Leim-N zu finden ist. Fritz Loeb . 

80) Osbome, Thomas B. u. Clapp, S. H. Die Hydrolyse von Excelsin. (Amer. 
Joum. Physiol. 1907, 19, 53—60, 1/6., Connecticut, Lab. d. Agricult. Experim. Stat.) 

Als Ausgangsmaterial benutzten die Verfasser Bertholletia excelsa, die Para¬ 
nuß. Das zur Hydrolyse verarbeitete Excelsin bestand aus hexagonalen Kristallen, 
die in einer Tafel in schönen Mikrophotogrammen wiedergegeben sind. Die 
Hydrolyse ergab nachstehendes Resultat: 

Glykokoll ....... 0,60 °/ 0 I Cystin.nicht gefunden 


Alanin .... 

. . . 2,33 „ 

j Oxyprolin 

• • >> if 

Aminovaleriansäure 

. . . 1,61 „ 

1 Tyrosin . . 

.3,03 » /0 

Leucin. 

. . . 8,70 „ 

j Arginin . . 

.16,02 „ 

Prolin. 

3,65 „ 

j Histidin . . 

.1,42 „ 

Phenylalanin . . 

. . . 3,55 „ 

| Lysin . . . 

.1,64 „ 

Asparaginsäure. . 

. . . 3,85 „ 

1 Ammoniak 

.1,80 „ 

Glutaminsäure . . 

... 12,94 „ 

Tryptophan . 

i 


Serin. 

nicht gefunden 

In Summa 61,09 °/ 0 

Für den hohen Gehalt an Arginin wurde keine Erklärung gefunden. 

Brahnt. 


81) Osbome, Thomas B. u. Clapp, S. H. Die Hydrolyse von Hordein. 
(Amer. Joum. Physiol. 1907, 19, 117—24, 1/6., Connecticut, Lab. d. Agricult. 
Experim. Station.) 

Die Hydrolyse des Hordeins, welches aus Gerstenmehl gewonnen war, ergab 
nachstehende Werte: 

Glykokoll.0,00 °/ 0 Cystin.nicht bestimmt 

Alanin.0,43 „ Tyrosin.1,67 °/ 0 

Valin.0,13 „ Oxyprolin .... nicht bestimmt 

Leucin.5,67 „ Arginin.2,16 °/ 0 

Prolin.13,73 „ Histidin.1,28 „ 

Phenylalanin.5,03 „ Lysin.0,00 „ 

Asparaginsäure. . . nicht bestimmt Ammoniak.4,87 „ 

Glutaminsäure. 36,35 °/ 0 Tryptophan.vorhanden 

Serin.nicht bestimmt Summe 71,32 °/ 0 

Auffallend ist der hohe Gehalt an Prolin, der in dieser Höhe bisher nie 
beobachtet wurde, der hohe Gehalt an Ammoniak, das Fehlen von Lysin und 
der hohe Gehalt an Glutaminsäure, der ähnlich beim Gliadin beobachtet wurde. 

Brßkm .. 

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Referate. 


31 


32) Buckmaster, GL Ä. u. Gardner, J. A. Die Bestimmung von Chloroform 
im Blute anästhetiaierter Tiere. (Proc. Royal Soc. y London 1907 f 79, Serie B, 
309 bis 815, 5/6. [1/2.] London, Univ. Physiol. Lab.) 

Die Verfasser schließen aus ihren Untersuchungen, daß die Chloroform- 
bestimmungsmethode von Nicloux, die sich auf die Dumassche Reaktion stützt, 
einfach und schnell ausführbar ist und für die Bestimmung kleiner Mengen 
CHC1 S in der Luft und in einfachen Lösungen, wie Ham usw., befriedigende 
Resultate gibt. Zum Nachweis von CHC1 8 im Blut, besonders in geronnenem, 
sind die Resultate zu niedrig. Wird die Blutgerinnung durch Oxalate verhindert, 
so fallen die Resultate besser aus. Die Verfasser empfehlen die Curtiussche 
Methode. . Brahm . 

33) Boiland, A. Über die Guajakreaktion des Oxyhämoglobins. (Anzeiger 
Akad. Wiss., Krakau 1907,196—203, März, Tamopol, Lab. d. Staatsoberrealschule.) 

Gewisse Ferro Verbindungen verhalten sich in bezug auf die Guajakreaktion 
genau wie Blut und bläuen die Guajaktinktur erst nach Zusatz von Terpentinöl. 
Verfasser hat Versuche angestellt, um die Bedingungen zu finden, unter welchen 
die Guajakreaktion des Blutes auch bei Gegenwart von Ferrosalzen ausschließlich 
als Reaktion des Hämoglobins anzusprechen wäre. An Stelle der Guajaktinktur 
wurde eine alkoholhaltige Guajakonsäurelösung (1 ccm enthielt 0,005567 g Gua- 
jakonsäure in 92proz. A.) benutzt Als Ausführungsform empfiehlt sich für die 
Blutbestimmung auf Eisen oder Rost oder bei Gegenwart von Ferro Verbindung 
die nachstehende. Das corpus delicti wird mit 1 ccm NH Ä (konz.) in einem 
geräumigen Porzellantiegel befeuchtet, das NH 8 binnen 24—48 Stunden ver¬ 
dunsten gelassen, mit 8—4 ccm Wasser extrahiert, auf ein kleines Volumen ein- 
gedampft, mit 0,15 ccm einer 1 proz. Lösung kristallisierter Zitronensäure, 5 ccm 
von 0,50 proz. alkoholhaltiger Guajakonsäurelösung und 1 ccm Terpentinöl ver¬ 
setzt Erscheint die Reaktion binnen 10 Minuten, so ist sie mit Ausschluß der 
Ferroverbindung dem Hämoglobin zuzuschreiben. Als positive Guajakreaktion 
ist die Färbung der Schicht unter dem Terpentinöl anzusehen, mit Ausschluß 
eventueller grünlicher Flocken in der Terpentinölschicht. Über den Einfluß der 
Zitronensäure auf diejenigen Eisenverbindungen, die ohne Terpentinöl Guajakblau 
liefern, finden sich kurze Angaben. Brahm . 

34) Hüfher, G. u. Gansser, E. Über das Molekulargewicht des Oxyhämo¬ 
globins. (A. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann], Physiol. Abt. 1907, 
209—16, [30/7.].) 

Unter Benutzung der Schleicher und Schüllschen Diffusionshülsen ver¬ 
suchten die Verfasser mit Hilfe des osmotischen Druckes den Beweis für die 
Größe des Molekulargewichtes des Oxyhämoglobins zu erbringen. Es wurde 
Rinder- und Pferdehämoglobin benutzt Die Konzentration der Lösung wurde 
spektrophotometrisch bestimmt. Das angewandte Hämoglobin wurde frisch dar¬ 
gestellt, war alkoholfrei und wurde dreimal ohne Alkohol umkristallisiert. Als 
Mittelwert wurde für Pferdehämoglobin das Molekulargewicht 15115, für Rinder- 
hämoglobin 16321 bestimmt. Die Verfasser folgern aus diesen osmotischen 
Versuchen, daß das Molekulargewicht des kristallinisch zu gewinnenden Oxy¬ 
hämoglobins der bisher ermittelten Größe entspricht, und daß ein Molekül Oxy¬ 
hämoglobin aus einem Molekül Sauerstoff und einem Molekül Hämoglobin 
zusammengesetzt ist Ob die Molekulargewichte des Pferde- und Rinderhämo¬ 
globins voneinander verschieden sind, ist noch zweifelhaft. Brahm . 

85) Magnus, Werner u. Friedenthal, Hans. Über die Artspezifizität der 
Pflanzenzelle. (Ber. Dtsch. Bo tan. Ges. 1907, 25, 337—40, 24/7., 25/6., Nikolassee 
bei Berlin, Privatlab. von Hans Friedenthal und Berlin. K. Landwirtschaft!. Hoch¬ 
schule, Botan. Inst) 

Die Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß die Artspezifizität der 
Zellen und ihre Gleichwertigkeit für die Verwandtschaftsrücksichten der Pflanzen 
als erwiesen betrachtet werden kann. Brahm . 

36) Teraetz, Charlotte. Über die Assimilation des atmosphärischen Stick¬ 
stoffs durch Pilze. (Naturw. Rundsch. 1907, 22, 497—93, 26/9., nach Jahrb. f. 
wissensch. Bot. 44, 353 408.) Google 



32 


Referate. 


Bei der Untersuchung über die endotrophe Mykorrhiza an Ericaceen züchtete 
Verfasserin 8 Pyknidenpilze, von denen 6 auf die Fähigkeit, elementaren N zu 
assimilieren, eingehend geprüft wurden. Die Pilze gehören der Gattung Phoma 
(Farn. Hyalosporeae Sacc.) an. Die Namen der Pilze sind: Phoma radicis Oxy- 
cocci aus den Wurzeln von Oxycoccus palustris, Phoma radicis Andromedae 
aus den Wurzeln von Andromeda polifolia. Phoma radicis Vaccinii aus den 
Wurzeln von Vaccinium Vitis Ideae. Phoma radicis Tetralicis aus der Wurzel 
von Erica Tetralix, Phoma radicis Ericae aus der Wurzel von Erica camea. 
Die Versuche beschränkten sich ausschließlich auf N-freie Lösungen von Nähr¬ 
stoffen. Als C- Quelle diente Dextrose. Aus den Versuchen ergibt sich, daß 
5 Phomaarten in N-freier Nährlösung zu gedeihen vermögen, doch bestehen bei 
den verschiedenen Arten bezüglich Bildung von Trockensubstanz sehr große 
Unterschiede. Je höher das Trockengewicht, um so niedriger der prozentuale 
N-Gehalt. Der Hauptteil des assimilierten N befand sich in der Nährlösung. 
Auf 1 g verarbeitete Dextrose kommen bei Phoma radicis Vaccinii 22, bei Phoma 
radicis Oxycocci 18, und bei Phoma radicis Andromedae 11 mg N, während 
diese Werte für Clostridium Pasteurianum und Azotobacter chroococcum nur 
bis 9 mg betragen. Von allen bisher bekannten N-bindenden Organismen liefern 
die Phomaarten den höchsten relativen N-Gewinn. Durch gebundenen N wird 
die Assimilation von freiem N wesentlich herabgesetzt. Auch Aspergillus niger 
und Penicillium glaucum sind ebenfalls, wenn auch in geringem Grade zur 
Assimilation des ungebundenen N befähigt. Aus der Tatsache, daß die Ent¬ 
wicklung dieser Schimmelpilze in N-freien Nährlösungen nur kümmerlich vor 
sich geht, und daß bei ihnen die Fähigkeit, den atmosphärischen N zu binden, 
nur in sehr geringem Maße vorhanden ist, schließt Verfasserin, daß die Assi¬ 
milation freien N bei diesen Organismen nur ein Notbehelf sei. Brahm. 

37) Fingerling, Gustav. Weitere Untersuchungen über den Einfluß von 
Reizstoffen auf die Milchsekretion. (Landw. Vers.-Stat. 1907, 67, 253—82. 8/10., 
Hohenheim, Kgl. Württ. Landw. Versuchstation .) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Joum. f. Landw. 51, 287; 57, 145; 
Chem. Zentralblatt 1904, I, 208, 1617; Landw. Vers.-Stat 62, 11—180; Chem. 
Zentralblatt 1905, II, 70) berichtet Verfasser über ausgedehnte Versuche, wobei 
Reizstoffe in den Kreis der Untersuchungen gezogen wurden, deren Wirkung 
früher nicht studiert war, und wobei die Wirkungsweise und die Wirkungs¬ 
möglichkeiten der Reizstoffe experimentell geprüft werden sollten. Es gelang 
Verfasser nachzuweisen, daß das mit dem äth. öle des Fenchelsamens gewürzte 
Mischfutter einen günstigen Einfluß auf die Sekretionstätigkeit der Milchdrüse 
ausübt und eine gehaltreichere Milch und eine größere Menge abgesondert wird 
als bei fadem Mischfutter. Die früher beobachtete Erhöhung des Fettgehaltes 
der abgesonderten Milch nach reizstoffreichem Mischfutter wurde bestätigt 
Ähnlich dem Fenchelaroma wirkt Kochsalzzugabe zum faden Mischfutter. 

Da NaCl bei Herbivoren auch in physiologischer Hinsicht von Bedeutung 
ist, empfiehlt Verfasser ftir die Praxis die Würzung eines faden und geschmack¬ 
losen Futters durch Natriumchlorid. Diese Würzungsart ist der Verwendungsart 
von Vieh-Milch- und Mastpulvem vorzuziehen. Verfasser konnte durch die ver¬ 
suche die Ansicht Kellners bestätigen, daß neben NaCl ein gutes, aromatisches 
Heu das beste Würzungsmittel ist. Eine BeifÜtterung von As blieb nahezu 
wirkungslos, desgleichen die psychische Beeinflussung durch Gras. Von den 
einzelnen Reizstoffarten haben demnach nur die riechenden oder schmeckenden 
Stoffe die Tätigkeit der Milchdrüsen zu beeinflussen vermocht, die anderen 
blieben ohne Wirkung. Brahm . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

38) Moritz, Oswald. (Petersburg). Zur Frage der aknten Lymphozyten- 
leukämie und Pseudoleukämie. (Folk hämatolog. 1907, Jahrgang IV, Nr. 5 
S. 627—636.) 

»Leukämie« ist das Symptom einer Allgemeinerkrankung des Organismus, 




Referate. 


33 


das gelegentlich fehlen kann, obgleich der klinische Verlauf und der pathologisch- 
anatomische Organbefund nicht anderer Art ist, als man sie beim leukämischen 
Krankheitsbilde beobachtet An 2 Fällen »akuter Pseudoleukämie« und 1 Fall 
»akuter Leukämie sucht« Autor die Identität der Krankheitsbilder: »Pseudo¬ 
leukämie« und »Leukämie« darzutun. Weiterhin wendet sich Verfasser (gleich 
Pappenheim) gegen die Bezeichnung »Leukosarkomatosis« (Sternberg) für 
die akute großlymphozytäre Leukämie. Kleinzellige und großzellige akute 
Leukämie seien nicht zu trennen. Es spreche für das Akute der Leukämie, daß 
große lymphozytäre Elemente vorhanden sind, während bei Besserung (Röntgen¬ 
behandlung) die kleinen, bei Verschlimmerung wieder die großen Lymphozyten 
mehr ins Auge fallen. Verfasser nimmt an, daß akute Leukämie und Leuko¬ 
sarkomatosis zwei »dem Wesen nach gleichartige, nur graduell verschiedene« 
Prozesse sind und schließt mit der Hoffnung — der man sich nur anschließen 
kann —, es möchten sich die Hämatologen bald für eine einheitliche Nomen¬ 
klatur einigen. Gg. Gruber. 

39) Lehndorff, H. u. Zack, £. (Wien). Myeloide Leukämie im Greisen- 
alter mit eigenartigen, histologischen Befanden. (Folia hämatol. 1907, Jahrg. IV. 
Nr. 5, S. 636—663.) 

Krankengeschichte, Sektions-Protokoll und Beschreibung des histiologischen 
Befundes von einem Fall klinisch diagnostizierter myeloider Leukämie bei einem 
76jährigen Individuum. Auffallend ist das abweichende Verhalten des Knochen¬ 
markes, das das Bild fibröser Umwandlung mit kärglichen Resten von Mark- 
Parenchym zeigte. Während die Milz myeloide Einlagerung aufwies, fehlte sie 
in den Lymphdrüsen, die wie besonders auch die Leberkapiilaren auffallend viel 
exzentrisch-kernige Phagozyten enthielten. Keine Anämie. Geringe Vermehrung 
der Eosinophilen; Trübung der serösen Häute. Man könne in der myeloiden 
Leukämie eine Primärerkrankung des lymphatischen und hämatopoetischen 
Apparates erblicken, in der Beteiligung des Knochenmarks aber eine Teiler¬ 
scheinung hiervon, eine bestimmte, lokalisierte (myeloide) Hyperplasie bei einer 
konstitutionellen Allgemeinerkrankung. Gg, Gruber. 

40) Goldschmidt, A. (München). Ein Beitrag zur Kenntnis der akuten 
Leukämie. (Folia hämatol. 1907, Jahrg. IV, Nr. 5, S. 654—659.) 

Krankengeschichte und pathologisch-anatomischer Befund einer äußerst akut 
verlaufenen kleinzelligen lymphatischen Leukämie. Gg. Gruber. 


41) Bittorf, A. Über die Verteilung des proteolytischen Leukozyten¬ 
ferments und seines Antiferments im Ham, Blut und Auswurf im Verlaufe 
der krupösen Pneumonie. Aus der med. Universitätsklinik Breslau. (D. A. f. 
kl. Med. 1907, Bd. 91, S. 212.) 

Zur Zeit der Krise resp. Lösung der Pneumonie vermag der Ham in ver¬ 
mehrtem Maße Fibrinflocken aufzulösen. Es handelt sich dabei nicht um nor¬ 
males Hampepsin, sondern um ein tryptisch wirksames, neu auftretendes Harn¬ 
ferment, das mit oder kurz vor der Lösung und Krise im Ham erscheint und 
nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet. Das Auftreten desselben im 
Ham rührt daher, daß das bei der Lösung der Pneumonie wirksame, das fibri¬ 
nöse Exsudat auflösende Ferment mindestens teilweise resorbiert wird. Den 
Nachweis des Übergangs des Leukozytenferments aus dem pneumonischen Ex¬ 
sudat in das Blut, führt Verfasser mit Hilfe der Methode zur Bestimmung der 
Hemmungskraft des Blutserums auf die Eiterverdauung. Der normale Anti¬ 
fermentwert des Blutes sinkt, weil tatsächlich ein Teil des zur Autolyse des 
pneumonischen Infiltrats führenden proteolytischen Leukozytenfermentes resor¬ 
biert wird. Die tiefste Senkung des Hemmungsgehaltes ist am Anfang der 
Lösung und Krise zu erwarten, während späterhin vielleicht sogar eine reaktive 
Antifermentvermehrung festzustellen ist. Das resorbierte gebunden zirkulierende 
Leukozytenferment wird wohl durch Abspaltung von seinem Antiferment in den 
Nieren frei und ausgeschieden. — Eine größere Zahl von Beobachtungen wird 
die genaueren Einzelheiten, auf die Verfasser in dieser vorläufigen Mitteilung 
nicht eingeht, feststellen müssen. 

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34 


Referate. 


Das typische pneumonische Sputum entfaltet im Beginn der Erkrankung 
keine verdauende Wirkung auf die Löfflerplatte trotz seines reichen Gehalts an 
Leukozyten, da das beigemengte Serum so stark hemmt, daß alles freiwerdende 
Leukozytenferment abgesättigt werden kann. Mit Beginn der Lösung treten 
reichliches proteolytisches Ferment und damit starke Verdauungserscheinungen 
auf der Serumplatte auf; dieser Übergang erfolgt plötzlich. Atypische Pneu¬ 
monien mit partiellen Lösungen zeigen diese Abweichungen auch im Verhalten 
des Sputums. M. Leube . 

42) Morawitz, P. und Rehn, £. Über einige Wechselbeziehungen der Ge¬ 
webe in den blutbildenden Organen. Aus der med. Klinik in Heidelberg. 
(D. A. f. klin. Med. 1907, Bd. 92, S. 109.) 

Das myeloide und das erythroblastische System stehen wahrscheinlich in 
engen Beziehungen zu einander; schwere Schädigung des erythroblastischen 
Systems bewirkt zugleich Veränderung des myeloiaen, die bei posthämorrhagi¬ 
schen und wahrscheinlich auch bei anderen Anämien im wesentlichen in einer 
Entwicklungshemmung besteht. Die Zellen bleiben auf dem lymphoiden resp. 
myeloblastischen Stadium stehen und bilden keine Granula. Es ist wahrschein¬ 
lich, wenn auch den Versuchen keine strenge Beweiskraft zukommt, daß es sich 
dabei um eine sekundäre Wirkung handelt; man kann annehmen, daß der Erythro- 
blastenschwund das primäre darstellt. Der enge Zusammenhang beider Systeme 
dokumentiert sich auch in der Zusammensetzung myeloider Herde in anderen 
Organen. M. Leube . 

43) Pollitzer, Hanns. Zu Ameths »Verschiebung des neutrophilen Blut¬ 
bildes«. Aus der II. med. Klinik in Wien. (D. A. f. klin. Med. 1907, Bd. 92, S. 1.) 

Es gibt im normalen Blut keine einfachkernigen neutrophilen Leukozyten, 
somit keine, die dieses Kriterium der Jugend aufwiesen. Alle Neutrophilenkeme 
zeigen einen relativ hohen Grad von Polymorphose, zugleich aber auch eine 
eigenartige, für diese Zellart charakteristische Struktur des Chromatines. 

Die Verschiebung des Blutbildes bei Infektionskrankheiten ist ein Täuschungs- 
bild, hervorgerufen durch qualitative Veränderungen der Leukozytenkeme, die 
die Zählbarkeit erschweren. Dieselben äußern sich als Zusammenballung des 
polymorphen Kernes, Quellung und Destruktion des Chromatines und sind als 
Schädigung zu deuten. M . Leube . 

44) Krantz, Eva. Über Bothriozephalus-Anämie init aplastischem Knochen¬ 
mark. Hämatologische Arbeiten unter Leitung von Privat-Dozent Dr. Naegeli, 
Zürich. (Diss. Zürich 1906. 20 S.) 

1. Bei Bothriozephalus-Anämie kommt auch die apiastische Form der 
perniziösen Anämie vor, ebenso trifft man das Dominieren der Myeloblasten (un- 
granulierten Knochenmarkszellen) über die Myelozyten des Knochenmarks. 

Durch den Nachweis dieser beiden Tatsachen ist die völlige pathologisch¬ 
anatomische (und klinische) Gleichheit der Bothriozephalusanämie mit der perni¬ 
ziösen Anämie kryptogenetischer Basis erzielt. 

2. Das völlige Fehlen der Polychromasie und der basophilen Granulation 
in den Erythrozyten des strömenden Blutes und das reichliche Vorkommen beider 
morphologischen Zustände im Knochenmark kann nur so erklärt werden, daß 
Polychromasie und basophile Granulation nicht durch Gifte im peripheren Blute, 
sondern unter dem Einflüsse des Knochenmarks entstehen und bei Insuffizienz 
des Knochenmarkes rote Blutkörperchen mit diesen Veränderungen nicht ein¬ 
mal ins periphere Blut übertreten müssen. 

3. Die apiastische Form der perniziösen Anämie kann von der erythro¬ 

blastischen nicht prinzipiell, sondern nur quantitativ getrennt werden, indem beiden 
Zuständen die megaloblastische Umwandlung des vorhandenen funktionierenden 
Knochenmarks eigen ist. Fritz Loeb . 

45) Schümm, 0. Zur Kenntnis der Benzidinblutprobe. Aus dem chem. 
Labor, d. Allg. Krankenh. Hamburg-Eppendorf. (D. med. Woch. 1907, Nr. 42, 
S. 1741—1742.) 

Verfasser macht darauf aufmerksam, daß die Benzidinpräparate auch der 

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Referate. 


35 


renommiertesten chemischen Fabriken eine sehr ungleiche Empfindlichkeit gegen 
Blut haben. Die Firma Merck führt zur Zeit Versuche aus, die die Herstellung 
eines als Reagens auf Blutfarbstoff geeigneten Benzidins zum Ziel haben. Reiß. 

46) Einhorn, Max (New York). Über eine neue Blutprobe. (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 27, S. 1089—1090.) 

Verfasser hat in Anlehnung an die bekannten Proben Aloin- und Benzidin¬ 
papier hergestellt. Das Benzidinpapier ist das weitaus empfindlichere. Man 
taucht ein Stück Benzidinpapier in die auf Blut zu untersuchende Lösung und 
gießt ein paar Tropfen Wasserstoffsuperoxyd darüber; man läßt das Papierchen 
auf einer weißen, reinen Porzellanplatte liegen. Bei Anwesenheit von Blut tritt 
nach einigen Sekunden bis eine Minute deutliche Grün- bis Blaufärbung auf. 
Nach noch längerer Zeit als nach einer Minute eintretende Verfärbung ist nicht 
mehr unbedingt für Blut beweisend. Reiß. 

47) Schütz, J. Über Pepsinverdauung bei Abwesenheit freier Salzsäure. 

(Wr. kl. Woch. 1907, Nr. 44, S. 1361.) 

Für die Pepsinverdauung ist die Anwesenheit freier Salzsäure nicht not¬ 
wendig. Ebenso kann auch bei beträchtlichem Salzsäuredefizit eine energische 
Pepsinverdauung zustande kommen. Unterhalb des Sättigungspunktes wird das 
Eiweiß desto energischer verdaut, je mehr gebundene Salzsäure vorhanden ist. 
Die Verdauung beginnt sonach bald nachdem die erste entsprechend große 
Portion Salzsäure abgesondert worden ist und verläuft in desto größerem Um¬ 
fange, je mehr Salzsäure sezemiert wurde. Die Bestimmung der freien Salzsäure 
ist infolgedessen von sehr geringem diagnostischen Werte, die Bestimmung des 
Salzsäuredefizits vollkommen wertlos. Dagegen könnte uns die Bestimmung der 
Gesamtsalzsäure unter Umständen gute Anhaltspunkte bezüglich der digestiven 
und sekretorischen Funktion des Magens liefern. K. Gläßner. 

48) Mayr, E. Die Sekretion des Magensaftes und ihre Beziehungen zu 
psychopathologischen Zustandsbildem. (Wr. kl. Woch. 1907, Nr. 42, S. 1285.) 

An 90 Kranken wurde nach dem Verfahren von Petry (Eingießung 
von 150 ccm Kuhmilch, Ausheberung nach 6 Minuten) die Salzsäure-, Pepsin- 
und Labsekretion des Magens studiert. Die Resultate sind etwa folgende: Fälle 
von reiner Manie haben mäßig hohe Zahlen für die Azidität und für Pepsin, die 
Labgerinnung ist verzögert; erhöhte Werte haben Fälle von Hebephrenie; amente 
Zustandsbilder bei Frauen zeigen mäßig hohe Azidität, sehr geringe Pepsin- und 
Labwerte, bei Fällen von Katatonie wird die Milch meist ungeronnen ausgehebert, 
Pepsin ist meist nicht nachweisbar. Dem katatonen Stupor entsprechen im 
Verlauf der Krankheit die niedrigsten, den amenten Formen die höheren Werte. 
Die einfachen hebephrenen zur Verblödung führenden Stuporen zeigen stets 
Labwerte, die etwas geringer sind als die Norm, Säure und Pepsin ist meist 
reichlich vorhanden. Bei psychogenen Zuständen (Angstpsychosen, Dämmer¬ 
zustand, Hysterie) findet man meist hohe Azidität, Lab und Pepsin ist gering; 
ebenso bei Formen von chronischer Paranoia. Die während der Gravidität, 
Laktation und dem Puerperium verlaufenden Krankheitsbilder zeichnen sich 
durch besonders hohe Säurezahlen aus. K. Gläßner. 

49) Nicolaier, A. u. Dohm, M. Über den Wert der Hisschen Methode 
zur HiLrnH&qrflhftfir Hrnrwnrig . (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 91, S. 151.)^ 

Die Verfasser halten auf Grund ihrer Untersuchungen, deren Einzelheiten 
sich nicht zu kurzem Referate eignen, die Hissche Methode (»Keimsalzmethode«) 
nicht für brauchbar zur quantitativen Bestimmung der Harnsäure im Urin, da 
die Resultate derselben häufig und zwar vielfach sehr beträchtlich von denen 
des Ludwig-Salkowskischen Verfahrens abweichen. M. Leube . 

50) Foä. Insufficenza ep&tica e narcosi. (Leberinsuffizienz bei Narkose.) 
(Gazzetta Med. Italiana 1907, H. 5.) 

In seiner Praxis hat Foa mehrfach Gelegenheit gehabt zu konstatieren, 
daß zahlreiche Trinker einige Tage nach einer Operation unter schweren Er¬ 
scheinungen einer Leberinsuffizienz zu Grunde gehen. — In zwei von ihm be¬ 
obachteten Fällen wurde durch die Sektion das Bestehen einer latenten Zirrhose in 

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36 


Referate. 


anscheinend gesunden Trinkern nachgewiesen. — Die gesunde Leber spielt eine 
wichtige Rohe bei der Chloroformierung: die Leberzelle, als Schutzwall gegen Gifte, 
die weder im Organismus selbst gebildet oder in denselben eindringen, widersetzt 
entsich vermöge ihrer Tätigkeit der zerstörenden Wirkung des Chloroforms im 
Organismus. In der gewöhnlichen Form der Zirrhose ist die Leberzelle nicht 
gesund, und dadurch ist ihr die Möglichkeit entzogen, im oben angedeuteten 
Sinne prophylaktisch zu wirken. — Vor Beginn der Narkose sollte man nicht 
bloß Herz und Nieren auf ihren Zustand untersuchen, sondern stets auch die 
Lebertätigkeit, namentlich wenn es sich um Potatoren handelte. Plitek . 


51) BiffL, U. et Galli, P. Recherches sur le sang et sur les urines des 
nouveau n6s et des nourrissons. (Untersuchungen über Blut und Urin der 
Neugeborenen und Säuglinge.) (J. de phys. et de path. gener. 1907, Bd. 9, 
H. 5, S. 721—736.) 

Die Untersuchungen über Zahl und Volumen der roten Blutkörperchen haben 
nichts Neues ergeben. Bald nach der Geburt und in der Säuglingsperiode 
koaguliert das Blut langsamer als beim Erwachsenen, und zwar sowohl was die 
erste Fibrinbildung als auch die vollständige Gerinnung anlangt. 

Während des Fötallebens und in den ersten Tagen des Extrauterinlebens 
zirkuliert im Blut ein Plasmochrom (Bilirubin) in viel größerer Menge als beim 
Erwachsenen, aber bei allen Individuen in ziemlich gleicher Konzentration. 
Dieses Pigment wird ziemlich häufig in der Haut deponiert (Ikterus der Neuge¬ 
borenen) und wird zum Teil durch den Urin ausgeschieden, wo es sich meist 
in Lösung befindet. Das braune Pigment liefert in seinen quantitativen 
Variationen eine Kurve, die regelmäßig und in allen Teilen ähnlich ist. Sie hat 
ihren Höhepunkt am 3. oder 4. Tage des Lebens und fällt dann allmählich, um in der 
dritten Woche die Norm zu erreichen, die durch die Menge des Plasmochroms 
beim gesunden Erwachsenen gegeben ist. H. Ziese he. 

52) Lachmann, Alfred. Über das Verhalten der Kalkausscheidung bei 

fieberhaften Erkrankungen von Säuglingen. Aus der k. Universitäts-Kinder¬ 
klinik zu Breslau. (Diss. Breslau 1906. 31 S.) Fritz Loeb. 


53) Pal, J. Über das Vorkommen mydriatisch wirkender Substanzen im 
Harne. Aus der I. Med. Abt. der K. K. Allg. Krankenh. in Wien. (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 42, S. 1735-1736.) 

Verfasser hat seine Untersuchungen nach der Methode von Ehrmann am 
enukleierten Froschauge angestellt. In zahlreichen Fällen zeigte sich in der Tat 
eine mydriatische Wirkung des Harns, am häufigsten bei Nephritis, demnächst 
am häufigsten bei Gravidität, niemals im Ham Gesunder. Auch ein Hund, dem 
Adrenalin injiziert worden war, sezemierte in den ersten 23 Stunden danach 
einen Ham, der mydriatisch wirkte. Reiß . 


54) Ott, Isaac and Scott, C. John. Fever and its metabolic changes. (Ver¬ 
änderungen des Stoffwechsels beim Fieber.) From the physiological laboratory 
of the medico-chirurgical College of Philadelphia. (The Journal of experimental 
medicine 1907, Bd. 9, S. 671—680.) 

Die Autoren studierten die Wirkung des ^-Tetra-hydronaphthylamins auf 
glykogenfreie Tiere. Dieser Körper wirkt rein nervös und erzeugt Fieber. Er 
wirkt nur, wenn Corpus Striatum und Tuber cinereum vorhanden sind. Wenn 
nur die Corpora striata entfernt sind, so reicht noch die Reizung der Wärme¬ 
zentren im Tuber zur Erregung des Fiebers aus. Bei normalen Kaninchen steigt 
die Temperatur nach intravenöser Verabreichung von 0,5 der Substanz in zwei 
Stunden um 2 °/ 0 . Nach transversaler Gehimdurchschneidung hinter den Corpora 
striata stieg die Temperatur in 21 Minuten um 0,6°. Nach Durchschneidung des 
Gehirns hinter dem Tuber cinereum trat überhaupt keine Temperaturerhöhung ein. 

Dann wurden ähnliche Versuche an Tieren vorgenommen, die durch Hungern 
und Stiychninkonvulsionen glykogenfrei gemacht worden waren. Auch bei ihnen 
trat eine Temperaturerhöhung auf. Hier muß das Fieber unter Eiweißzerfall 
entstanden sein. .. r\r\a\o 

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Referate. 


37 


Damit ist die Ansicht von Krehl und Rolly, daß die Gehimfunktion nur 
auf Glykogenzerfall, infektiöses Fieber auf Proteidzerfall hinwirkt, widerlegt 

H. Ziese he . 

56) Wells, Gideon H. The chemistry of the liver in acute yellow atrophy. 
(Die Chemie der Leber bei der akuten gelben Leberatrophie.) From the 
Sheffield Laboratory of Physiological Chemistry, Yale University and Patholo- 
gical Laboratory of the University of Chicago. (The Journal of experimental 
medicine 1907, Bd. 9, H. 6, S. 627—644.) 

Aus der Leber eines jungen Mannes, der an typischer, idiopathischer akuter 
gelber Leberatrophie nach einer Krankheit von sechs Wochen starb, wurden 
folgende Aminosäuren isoliert und identifiziert: Histidin, Lysin, Tyrosin, Leuzin, 
Glykokoll, Alanin, Prolin, Glutaminsäure, Aspartinsäure. Sie fanden sich frei in 
Leberextrakten und sind wahrscheinlich Produkte der Autolyse der Leberzellen; 
freilich war die Menge des löslichen Nicht-Protein-N, die sich in den Extrakten 
feind, so groß, daß man auch noch an andere Quellen für diese Substanzen 
denken mußte. 

Auch kleine Mengen von freien Proteosen und Peptonen, von Xanthin und 
Hypoxanthin wurden in den Extrakten gefunden. 

In den unlöslichen Leberproteinen war der Anteil der Aminosäuren in Ver¬ 
gleich zu normalen Lebern leicht herabgesetzt Die Menge des Protein-Phosphors 
war vermehrt, wahrscheinlich infolge aktiver Proliferation, während der Schwefel 
in normaler Menge vorhanden war. Eisen war infolge des hohen Blutgehaltes 
der Leber vermehrt, ebenso auch wegen der hämatogenen Pigmentierung der 
Leberzellen. 

Gelatigenöse Substanzen waren absolut und relativ vermehrt, infolge des 
Zurückgehens des Parenchyms und der Zunahme des Stroma. 

Der Wassergehalt war stark vermehrt, da ja über zwei Drittel der sämt¬ 
lichen Parenchymelemente der Leber zugrunde gegangen waren. Die Mengen von 
Fett, Lezithin und Cholesterin unterschieden sich nicht wesentlich von denen der 
normalen Leber. H. Ziese he. 

56) Schielfer. Über den Einfluß des Ernährungszustandes auf die Herz¬ 
größe. Aus der med. Klinik zu Gießen. (D. A. f. klin. Med. 1907, Bd. 92, S. 54.) 

Aus den Untersuchungen geht hervor, daß die Herzfigur des Orthodiagramms 
bei hungernden Hunden erheblich kleiner, bei einer daran anschließenden Mast 
wieder größer wird, die Herzgröße also Schwankungen je nach dem Ernährungs¬ 
zustände des Individuums unterworfen ist. Verfasser läßt die Frage offen, ob es 
sich bei diesen Veränderungen der Herzgröße um eine Ab- resp. Zunahme der 
Herzmuskelmasse selbst oder um wechselnde Füllungszustände des Herzens, 
also um bloße Volumschwankungen handelt, bedingt durch eine Verminderung 
oder Vermehrung der Blutmenge beim Hunger bezw. der Mast. M. Leube. 

57) Cohn, Michael. Kalk, Phosphor und Stickstoff im Kindergehirn. Aus 

d. chem. Abt. des physiol. Inst, der Univ. in Berlin (Vorstand: Thierfelder.) 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 48, S. 1987—1991.) 

Der Autor gibt folgende Zusammenfassung: 1. Das Gehimwachstum jenseits 
des ersten Lebensjahres vollzieht sich mehr durch Ansatz stickstofffreier als 
durch Zunahme N-haltiger Substanzen. 2. Auch der Gesamtphosphor im Kinder¬ 
gehirn erfährt während des Wachstums eine geringe relative Abnahme; hingegen 
steigt der Extraktivphosphor im Laufe der ersten Lebensjahre noch etwas an. 
3. Der Kalk nimmt im Laufe der Himentwicklung und des Himwachstums ganz 
beträchtlich ab, am meisten in der letzten Fötalzeit und der ersten Hälfte des 
ersten Lebensjahres. Es hängt das mit der stärkeren Entwicklung des kalk¬ 
armen Himmarks zusammen. 4. Zwei Gehirne von Tetaniekranken, im Stimm¬ 
ritzenkrampfanfall gestorbenen Säuglingen zeigten eine geringe Zunahme des 
H a O-Gehalts, normalen N-Gehalt, eine leichte Erhöhung des P-Gehalts, speziell 
des Gehalts an P-haltigen Extraktivstoffen und normale Ca-Werte. 6. Die Lehre, 
daß der Kindertetanie eine Anomalie des Kalkstoffwechsels zugrunde liegt, ist 
bisher unerwiesen. 

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38 


Beferate. 


68) Beale, £. Sulla traaformazione delle nucleine degli alimenti nel canale 
gastro-enterico. (Über die Umbildung der Nucleine der Nahrungsmittel im 
Magendarmkanal.) (La Nuova Rivista Clinico-Terapeutica 1907, Heft 5.) 

Besagte Umbildung findet statt mit Hilfe der Fermente und der Bakterien; 
beide vermögen komplizierte organische Verbindungen (wie die Nukleine der 
Nahrungsmittel), die rar die Resorption untauglich sind, in leicht lösliche Pro¬ 
dukte überzuführen. Reales Untersuchungen beweisen ferner, daß der Ursprung 
der Harnsäure in den Purinkörpern der Nahrungsmittel zu suchen ist; bei Ände¬ 
rung der Nahrung wird die Menge der Harnsäure im Organismus entweder ver¬ 
mehrt oder vermindert. Plitek. 

69) Conti, A. Contributo allo studio del bilancio del ferro nelle malattie 
emolitiche in rapporto alla patogenesi dell anemia da anchilostomi. (Beiträge 
zur Kenntnis der Eisenbilanz bei hämolytischen Krankheiten in Bezug auf die 
Pathogenese der Anchylostomumanämie.) (Riv. Crit d. Clin. Med. 1907, Aprilheft.) 

Bei gewöhnlicher Diät übersteigt die Menge des ausgeschiedenen Eisens nie 
ein Milligramm pro Tag; bei ausschließlicher Milchdiät beträgt sie 0,6—0,6 Milli¬ 
gramm (beim Gesunden). Doch auch bei krankhaften Veränderungen beobachtete 
Conti selten einen höheren Koeffizienten. Die Eisenausscheidung durch den 
Ham wird um ein weniges höher, wenn man den Patienten der Wirkung hämo¬ 
lytischer Gifte unterzieht. Das Fieber bedingt keine Fe-Ausscheidung durch den 
Ham, und ebenso die Anchylostomumanämie, eine Tatsache, die im Gegensätze 
steht zur Theorie der Hämolyse bei von solcher Krankheit Behafteten. Plitek . 


Klinisches. 


60) Ewald, C. A. Idiopathische spindelförmige Erweiterung der Speise¬ 
röhre. (D. med. Woch. 1907, Nr. 26, S. 1036—1038.) 

Ein Fall der genannten Affektion, bei dem die Diagnose intra vitam gestellt 
war und der an einer komplizierenden Lungenphthise zugrunde ging. Die 
Speiseröhre zeigte sich bei der Obduktion in ihren unteren zwei Dritteln spindel¬ 
förmig erweitert, ihre Wand bis auf 3 mm in der Muscularis verdickt. Die 
Anomalie wurde hervorgerufen durch einen Spasmus der Cardia und eine 
paretische Erschlaffung der Wand der Speiseröhre bei gleichzeitiger Hypertrophie 
ihrer Muskulatur. Eine Degeneration des Vagus in seinem Verlauf an der 
Speiseröhre wie das in einem entsprechenden Fall von Kraus festgestellt wurde, 
bestand nicht. Reiß . 

61) Gentzen, Max. Über die Saftabscheidung des Magens in nüchternem 
Zustande. Aus der med. Univ.-Poliklinik in Königsberg (Direktor: Schreiber). 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 36, S. 1404—1407.) 

Schreiber war schon vor längeren Jahren auf Grund von Untersuchungen 
zu der Anschauung gelangt, daß der nüchterne menschliche Magen nicht absolut 
leer sei, sondern stets wenigstens einige ccm Magensaft enthalte. Die Versuche 
des Verfassers haben den Zweck, dieses in Vergessenheit geratene Ergebnis 
durch neue Beweise zu belegen. Er geht dabei von der Voraussetzung aus, 
daß die von Pawlow für den Hundemagen festgestellten Tatsachen auch für 
den menschlichen Magen zutreffen, daß es also keine durch mechanische Reizung 
der Magenschleimhaut hervorgerufene Saftabscheidung gibt. Verfasser hat 
Desmoidpillen im nüchternen Zustand unter möglichster Ausschaltung aller 
psychischen Einflüsse an gesunde Menschen verfüttert und prompte Methylenblau¬ 
ausscheidung im Urin gefunden, in der weitaus größten Mehrzahl der Fälle in 
den ersten 2—3 Stunden. Durch besondere Versuche stellte er fest, daß die 
Desmoidpillen der Darmverdauung nicht unterliegen. Verfasser glaubt daher, 
aus seinen Untersuchungen den Schluß ziehen zu können, daß der nüchterne 
Magen des Menschen dauernd verdauungskräftigen Saft beherbergt. Reiß . 


62) Strauß, H. und Leva, J. Über eine neue Form der Motilitatsprüfung 
des Magens. Aus der Poliklinik f. inn. Krankh. v. Prof. Dr. H. Strauß in Berlin. 
D. med. Woch. 1907, Nr. 29, S. 1171—1175.) 

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Referate. 


39 


Die Autoren verabreichen Fettzwiebacke von genau bekannten (10,6 °/ 0 ) Fett¬ 
gehalt und 400 ccm Tee als Probefrühstück. Nach einer Stunde wird das 
Material ausgehebert. Nach Entnahme dieser Portion I wird der im Magen ver¬ 
bleibende Rest durch Spülung in zwei Teilen herausgeholt. Spülung A wird 
mit 100 ccm, Spülung B mit emem größeren zur vollständigen Reinwaschung des 
Magens genügenden Quantum (Wasser 1—3 1) ausgeftihrt. Die beiden ersten 
Portionen werden zur Schichtung angesetzt und dann filtriert. Der Filterrückstand 
dieser beiden Portionen wird zusammen mit der ganzen Spülung B auf dem 
Wasserbad eingedampft, bis eine mehr oder weniger dicke Suppe entsteht, die 

f enau gemessen wird, ln dem Filtrat der ersten Portion wird nach Feststellung 
es Schichtungsquotienten die gesamte und die freie Säure wie üblich bestimmt. 
In dem durch Eindampfen erhaltenen Material der drei Portionen wird der Fett¬ 
gehalt refraktometrisch nach der Methode von Wollny bestimmt. Auf diese 
Weise gelingt es, mit einer einzigen Ausheberung ein Urteil über die Sekretion 
und die Motilität des Magens zu gewinnen. Die von den Autoren erhaltenen 
Werte betrugen bei normaler Motilität etwa 0,8—2,0, höchstens 2,5 g Fett, bei 
leicht herabgesetzter Motilität 2,0 bezw. 2,6—3,0 bezw. 3,5, bei schwer herab¬ 
gesetzter Motilität etwa 3,0 bezw. 3,6—6,0 und bei digestiver Hypersekretion 
0,5—2,0 g Fett Reiß. 

63) Albu. Inwieweit läßt sieh der Aufenthalt an der See für die Be¬ 
handlung der Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten verwerten? Vortrag 
für die ärztliche Studienreise in Ahlheck bestimmt. (Med. Klin. 1907, Nr. 44, 
S. 1319—1321.) 

Die Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten bilden an sich keine Kontra¬ 
indikation für den Aufenthalt an der See. Bei ernsteren organischen Leiden 
wird man allerdings einen eigentlichen Brunnenkurort vorziehen. Bei leichteren 
Erscheinungen aber kann man zweckentsprechende Kuren überall, so auch an 
der See, machen lassen; das ist für neurasthenische Menschen sogar vorzuziehen. 
Da Magen- und Darmkranke auf Kältereize schlecht zu reagieren pflegen, so 
wird man allerdings das kalte Seebad verbieten. Von den Stoffwechselkranken 
sind besonders die Gichtiker davor zu warnen, weil es erfahrungsgemäß bei 
ihnen leicht schwere Anfalle auslöst, ebenso die Fettleibigen, weil sie ihr labiles 
Herz in Gefahr bringen können; am ehesten ist es den Diabetikern zu erlauben, 
dagegen können die warmen Seebäder für solche Kranke nützlich sein. Auch 
die Luftbäder stellen einen wichtigen Heilfaktor dar. 

Es müßte in den Seebädern mehr für diätetische Küche gesorgt werden, 
zumal da auch viele Kranke nach Erledigung der Trinkkur an einem Spezial¬ 
badeorte zur Nachkur an die See gehen. 

Im allgemeinen kann man nur raten, solche Stoffwechsel- und namentlich 
Verdauungskranke, bei denen irgend eine erhebliche Neurasthenie mit im Spiele 
ist, lieber an die Ostsee als an die Nordsee zu schicken (wegen der bekannten 
klimatischen Unterschiede). Meinertz. 

64) Strauß. Die Behandlung des Magengeschwürs. Klinischer Vortrag 
(Med. Klin. 1907, Nr. 43, S. 1285—1290.) 

Verfasser behandelt eine schwere Magenblutung zunächst mit völliger Ab¬ 
stinenz und Nährklystieren, Morphium-Atropin subkutan, als Styptikum Adrenalin. 
Zur Ernährung per os wird erst übergegangen, wenn das Blut aus dem Stuhle 
verschwunden ist, und zwar zunächst noch zusammen mit Darreichung von 
Nährklystieren. Weiterhin dient die Leu besehe Schonungstherapie als Grund¬ 
lage der Behandlung. Den Gewichtsverlust kann man in der zweiten Hälfte 
der Ulkuskur wieder einholen, ohne daß man nötig hätte, zum Lenhartzschen 
Regime zu greifen. Die Verhältnisse des einzelnen Falles müssen daraufhin ge¬ 
prüft werden, ob man nicht doch im Sinne von Lenhartz das Stadium der 
maximalen Schonung abkürzen soll. 

Ist die Blutung vorbei, so beginnt man mit Zufuhr solcher flüssigen Nahrungs¬ 
mittel, die bei hohem Kalorieengehalt eine sekretionshemmende Wirkung haben. 
Milch, Sahne, Butter, Ei in verschiedenen Kombinationen, wenn Widerwillen 
gegen Milch besteht, Mehlsuppen mit reichlich Butterzusatz, ^ele^^Eigelb. 



40 


Referate. 


Später (nach 1—2 Wochen) Pürees, Kalbsmilch, gekochte Taube usw.; dann 
Zwieback eingeweicht, zarten Fisch, Apfelmus, leichte Mehlspeisen; später weitere 
weiche Fleischsorten, pureeförmige Gemüse, trocknes Weißbrot ohne Rinde usw. 
Dabei dauernd Bettruhe, nach stärkerer Blutung 6—8 Wochen. 

Dieselben Grundsätze sind im allgemeinen maßgebend für jede Ulkuskur, 
auch ohne stärkere Blutung. Nach der Kur prophylaktische Diät: Vermeidung 
sehr kalter und heißer Speisen, von rohem Obst, Stengel-»und Rübenfrüchten, 
Schwarzbrot, Konditorwaren usw., ferner von kohlensäurereichen Getränken, 
dagegen besonders Sahne, Butter, Zucker, Femhaltung mechanischer Insul- 
tierung usw. 

Von Medikamenten gibt Verfasser Wismut, abends 3—4 Stunden nach der 
letzten Mahlzeit. Für sehr wichtig hält er die morgendliche Darreichung von 
Karlsbader Wasser. In der Rekonvaleszenz sind zur Hebung des Kräftezustandes 
klimatische Kuren zu empfehlen, Arsen (subkutan) usw. 

Ein chirurgischer Eingriff ist bei schweren Blutungen nicht zu empfehlen, 
überhaupt nicht für das einfache, unkomplizierte Ulkus, wohl aber bei Kompli¬ 
kationen wie Pylorusstenose, chronisch rezidivierendem Ulkus, auch in den seltenen 
Fällen von komplizierender kontinuierlicher Hypersekretion, wenn die innere 
Therapie versagt. Meinertz. 

65) Fuhrmann. Drei Fälle von angeborener Darmatresie. Aus dem 
Alexandrastift für Frauen zu St. Petersburg. (Med. Klin. 1907, Nr. 46, S. 1392—1394.) 

Der Tod erfolgte in allen drei Fällen einige Tage nach der Geburt Im 
ersten Falle handelte es sich um einen vollständigen mehrfachen Darmverschluß; 
der Dünndarm hörte in der Ueokoekalgegend auf, in einiger Entfernung von dem 
blinden Ende fanden sich im Mesenterium kleine wurmförmige Säckchen, von 
da ging ein federkieldicker Strang zum Becken und After. Im zweiten Falle 
waren kombiniert a) eine abnorme Enge des ganzen Deums und des Dickdarms, 

b) eine Abknickung des Dickdarms knapp über der Bauhinischen Klappe, 

c) Bildung einer queren, undurchbrochenen Scheidewand im Mastdarm. Es 
wurde hier durch Operation der untere Teil des Rektums bis über die Scheide¬ 
wand entfernt, der Darm herabgezogen und mit den Rändern der Hautwunde 
vernäht. Tod zwei Tage nach der Operation. Im dritten Falle fand sich eine 
hochgradige Verengerung eines Teiles des Zwölffingerdarmes zu einem dünnen, 
aber für dünne Sonden durchgängigen Schlauche. 

Es handelt sich um Hemmungsbildungen. Meinertz . 

66) v. Noorden. Über gutartige Albuminurien. (Wr. med Woch. 1907, 
Nr. 42, S. 2001.) 

Verfasser bespricht erst die diagnostischen Merkmale einer Albuminurie un¬ 
bekannten Ursprungs und gibt sein Urteil ab über den Befund der dauernden 
bezw. intermittierenden Albuminurie, sowie über den Befund von Hamzylindem 
im Sediment. Was das erste betrifft, so ist häufig Intermittenz der Albuminurie 
ein Zeichen von gutartiger Form: sie tritt aber häufig auch bei akuten Nephri¬ 
tiden und im Beginne aer Schrumpfhiere auf. Der Befund von Hamzylindem 
wird gewöhnlich überschätzt. Es gibt vorgeschrittene bösartige Nierenaffektionen 
ohne Auftreten von Zylindern und gutartige Albuminurien mit hyalinen und 
sogar hier und da mit granulierten Zylindern. Wenig Gewicht legt Verfasser 
auf die funktionellen Methoden (Hamstoffausscheidung, Methylenblau, Phlorhizin), 
denn nur ein positiver Befuna ist hier beweisend, ein negativer schließt die 
Niereninsuffizienz nicht aus. Zu den gutartigen Albuminurien rechnet Verfasser 
1. die orthostatische Albuminurie, 2. die juvemle Albuminurie und die Albuminurie 
bei starken körperlichen Anstrengungen, 3. Albuminurien nach Ablauf einer 
akuten Nephritis, 4. prätuberkulöse Albuminurien, 5. Albuminurien bei Diabetes 
mellitus, 6, die bei Altersnephritiden auftretende Albuminurie. Bezüglich der 
Therapie aller dieser gutartigen Albuminurien ist zu beachten, daß bei den 
meisten Fällen die übliche Nephritisbehandlung (Ruhe, Milchdiät, Schwitzbäder usw.) 
zu verwerfen ist. Im Gegenteil ist energische Muskeltätigkeit, reichliche Er¬ 
nährung, Abhärtung zu empfehlen. r JK. Gläßner. 

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Referate. 


41 


07) Grawitz, E. Über Heilung des Morbus Addisonii nebst Bemerkungen 
über die Pathogenese dieser Krankheit. Aus der inn. Abt der Krankenh. 
Charlottenburg.-Westend. (D. med. Woch. 1907, Nr. 27, S. 1084—1086.) 

In dem beobachteten Fall bestanden neben der ausgesprochenen Bronze¬ 
färbung der Haut die Hauptsymptome in hochgradiger allgemeiner Kraftlosig¬ 
keit und dauerndem heftigen Erbrechen. Es wurde eine starke motorische In¬ 
suffizienz und Stauung der Ingesta im Magen festgestellt. Der Patient wurde 
demgemäß mit Kochsalzspülungen des Magens behandelt und eine sorgfältige 
diätetische Therapie eingeleitet. Unter dieser Behandlung besserte sich Patient 
soweit, daß er entlassen werden konnte und nur noch einmal mit einem Rezidiv 
seiner Beschwerden wiederkam, das in gleicher Weise mit Erfolg behandelt 
wurde. Die Pigmentierungen von Haut und Schleimhäuten verschwanden erst 
nach Jahren. Verfasser bespricht die neuere Anschauung, daß nicht nur die 
Nebennieren, sondern das ganze chromaffine System für die Erkrankung von 
Morbus Addisonii in Betracht komme. Auch sei vorderhand die Möglichkeit 
nicht zu bestreiten, daß der Morbus Addisonii überhaupt kein ätiologisch einheit¬ 
liches Krankheitsbild darstelle. Ebenso wie bei der »Vagabundenkrankheit« die 
Braunfärbung der Haut durch die schlechte Ernährung und Kachexie erklärt 
werde, ebenso wäre es auch denkbar, daß durch eine chronische intestinale In¬ 
fektion ein Marasmus mit Bronzefärbung entstünde. Reißl 

68) Granbaum, D. Milchsekretion nach Kastration. Aus der Frauenklinik 
von L. und Th. Landau (Berlin). (D. med. Woch. 1907, Nr. 26, S. 1038—1041.) 

Verfasser beobachtete eine abundante Milchsekretion bei einer Patientin 


11 Tage nach der Totalexstirpation des Uterus und der Adnexe. Die Patientin 
hatte 4 1 / a Jahre vorher eine Geburt durchgemacht und die ersten acht Tage ihr 
Kind gestillt Vier Wochen danach hatte damals die Milchsekretion ganz auf- 
gehört Verfasser hat nun sein Augenmerk auf diese Erscheinung gerichtet und 
hat in 14 von 21 Fällen nach Entfernung der Ovarien eine mehr oder minder 
reichliche Sekretion der Mamma auftreten sehen. Unter den Operierten befanden 
sich sechs Nullipare. In einem der Fälle, in dem nach der Exstirpation keine 
Milchsekretion auftrat, war wahrscheinlich ein Ovarialrest zurückgelassen worden. 

Reiß . 

69) Pfeiffer, W. Über akute Sublimat- und Oxalsäurevergiftung. Aus 
der med. Klinik zu Kiel. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 90, S. 691.) 

Mitteilung zweier Fälle von Sublimatvergiftung. Der erste Fall betraf einen 
20jährigen Mann und endete mit Genesung; er zeigte vor den Symptomen der 
akuten Vergiftung den Metallgeschmack, Speichelfluß, Brennen im Mund, Schwel¬ 
lung der Zunge, das Erbrechen, die Albuminurie und die Störungen der Urin¬ 
sekretion. Es trat zunächst ein Stadium der Polyurie (12 Stunden) auf, dann 
ein Stadium der Suppression der Urinentleerung (2.—9. Tag) und endlich ein 
Stadium erneuter Polyurie. An der Hand der Urin-, Gewichts- und Flüssigkeits¬ 
zahlen läßt sich die einsetzende diuretische Wirkung des Quecksilbers gut er¬ 
kennen. Die Vermehrung der Kalkausscheidung war sehr ausgesprochen; die 
Magnesiaausscheidung bewegte sich in oder etwas unterhalb der normalen 
Grenzen. Im zweiten Fall, der einen 15 jährigen jungen Menschen betraf und 
der am siebenten Krankheitstag tötlich endete, konnten keine genaueren Urin¬ 
analysen vorgenommen werden. 


Der mitgeteilte Fall von akuter Oxalsäurevergiftung und der von Sublimat¬ 
vergiftung haben die Analogie, daß in beiden wegen erheblicher Verminderung 
der Ausscheidung eine Wasseranhäufung im Körper mit Gewichtszunahme ohne 
Ödeme stattfancL Trotz der hochgradigen Störung in der Ausscheidung des 
Wassers wie der festen Bestandteile gleicht sich die Schädigung der Niere bald aus. 

Bei der Oxalsäurevergiftung handelt es sich nicht um eine Verstopfung der 
Harnkanälchen durch Kalkoxalat, sondern vorwiegend um eine Sekretions- 
hemmung. M. Leube* 


70) Boruttau, BL u. Stadelmann, E. Über Kreosot- und Lysolvergiftung. 
Aus der I. med. Abteilung und dem chemischen Laboratorium des städtischen 
Krankenhauses Friedrichshain in Berlin. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 91, S. 42.) 

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42 


Beferate. 


Die Verfasser bestätigen die Analogie der toxischen Wirkung und der Aus¬ 
scheidungsverhältnisse des Kreosots mit den Phenolen, auf Grund eines genau 
untersuchten Falles einer tötlich endenden Kreosotvergiftung. Die Methodik und 
die Ergebnisse der Harnuntersuchung müssen im Original nachgelesen werden. 

M . Leute. 

71) Buttersack, P. Über akute Vergiftung nach ölklystieren. (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 45, S. 1867—1868.) 

Bei einer Patientin, die schon häufig wegen Cholelithiasis mit Ölklystieren 
behandelt worden war, trat wenige Stunden nach einem Einlauf von 250 ccm 
Sesamöl ein ganz schwerer Kollapszustand ein mit Methämoglobinämie. Charak¬ 
teristisch war die schokoladenbraune Verfärbung des Blutes und die bläulich¬ 
zyanotische Verfärbung der Haut. Die schweren Erscheinungen waren nach 
1—2 Tagen vorüber, völlige Erholung fand nach drei Tagen statt Das benutzte 
Öl war, wie eine Untersuchung ergab, nicht Sesamöl, sondern Paraffinum liquidum. 
Die Schuld an der Vergiftung trug nicht das Paraffinum liquidum als solches, 
sondern Verunreinigungen, die ihm beigemengt waren und mit deren genauerer 
chemischer Identifizierung zur Zeit das pharmakologische Institut in Heidelberg 
beschäftigt ist. Reiß. 

72) Wirsing. Über Bleivergiftung mit Augenerkrankung. Aus d. inn. 
Abt. d. St. Hedwigs-Krankenhauses in Berlin. (D. med. Woch. 1907, Nr. 45, 
S. 1854—1858.) 

Fall von schwerer Bleivergiftung nach einmaligem irrtümlichem Genuß von 
Mennige. Das Ungewöhnliche an dem Fall war das späte und intermittierende 
Einsetzen der Vergiftungserscheinungen, das völlige Verschontbleiben der Extre¬ 
mitäten und »die noch nie beschriebene Kombination der einzelnen Augen¬ 
affektionen: Mydriasis, Neuritis beider Nervi optici mit beginnender Atrophie 
linkerseits, isolierte Parese des linken Musculus obliquus superior.« Retß. 


73) Alexander, Alfred. Zur Kasuistik der traumatischen Leberzirrhose. 
Aus d. inn. Abt. d. Krankenh. d. jtid. Gemeinde in Berlin. (Dir. Arzt: Lazarus.) 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 45, S. 1858—1860.) 

Im Anschluß an einen Stoß vor den Leib traten bei einem bis dahin ge¬ 
sunden 26 jährigen Mann Schmerzen, später Schwellung des Leibes und der 
Beine auf. Trotz häufiger Punktionen und Anwendung von Diureticis nahmen 
die Symptome, die das klassische Bild der Leberzirrhose zeigten, schnell zu 
und der Patient starb etwa 7 Monate nach dem Unfall. Die Obduktion ergab 
eine partielle Zirrhose der Leber an der Stelle, wo das Trauma eingewirkt hatte. 
Irgendwelche Anhaltspunkte für Potus oder Lues waren nicht vorhanden^ 

74) Hochhaus. Über Cholelithiasis und Glykosurie. Aus dem städt 
Augustahospital in Köln a. Rh. (D. med. Woch. 1907, Nr. 41, S. 1677—1679.) 

Glykosurie als Symptom von Cholelithiasis ist nach Ansicht der meisten 
Autoren ein sehr seltenes Ereignis. Auch Hochhaus konnte in eigens darauf 
gerichteten Untersuchungen nur einen einzigen solchen Fall aumnden. Es 
handelte sich um eine akute Gallensteinkolik, bei der sich anfangs 8,3 °/ 0 Zucker 
im Urin fand. Bei mäßiger Beschränkung der Kohlehydratzufuhr verschwand 
gleichzeitig mit den Beschwerden nach 6 Tagen der Zucker aus dem Urin, um 
selbst nach Einnahme von stark gesüßten Speisen nie wieder aufzutreten. In 
einem anderen Fall beobachtete Hochhaus das entgegengesetzte Verhalten, 
nämlich die Dauerheilung eines schweren Diabetes, der bis dahin allen diä¬ 
tetischen Maßnahmen getrotzt hatte, durch das Hinzutreten schwerer über zwei 
Monate fortgesetzter Anfälle von Cholelithiasis. Reiß. 


75) Marcus. Untersuchungen bei zwei F&llen von Gicht. Aus d. Hydro- 
therapeut. Anstalt d. Univ. in Berlin (Leiter: Brieger). (D. med. Woch. 1907, 
Nr. 29, S. 1175.) 

Der Verfasser untersuchte den Einfluß von Pyrmonter Salzbrunnen auf die 
Ausscheidung gelöster Bestandteile und auf die Stickstoffausscheidung im Urin 
bei Gicht und fand, daß beides erhöht war im Vergleich zu derjenigen Aus- 


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Referate. 


43 


Scheidung, die durch Trinken der gleichen Menge destillierten Wassers erzielt 
wurde. Er hält diese zum ersten Mal exakt nachgewiesene Steigerung der 
Stickstoffausfuhr nach Genuß von Pyrmonter Salzbrunnen für eine Ursache seiner 
günstigen Einwirkung auf gichtische Zustände. Reiß . 


76) Pfeiffer, W. Ein Fall von Polycythämie ohne Milztumor. Aus der 
med. Klinik zu Kiel. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 90, S. 609.) 

Kasuistische Mitteilung. Die Untersuchung des Blutes ergab, daß es ein 
höheres spezifisches Gewicht, höheren Trockenrückstand und stärkere Gefrier- 
punktsemiederigung hatte als normales. Die übrigen Ergebnisse der Blutunter- 
suchung sind in den übersichtlichen Tabellen des Originals nachzusehen. 

M. Leute . 


77) Eppenstein, Hermann. Akute Leukämie und Streptokokkensepsia. 
Aus der I. Med. Abt des Allerheiligenhospitals in Breslau. (Primärarzt Stern.) 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 48, S. 1984—1986.) 

In einem Falle akuter lymphatischer Leukämie wurden intra vitam aus dem 
Blute, post mortem aus Milz. Lymphdrüsen, und Knochenmark Streptokokken in 
Reinkultur gezüchtet. Wahrscheinlich handelte es sich hier um eine sekundäre 
septische Infektion. Denn bei den so häufigen akuten Staphylo- und Strepto¬ 
kokkeninfektionen des Menschen wird gewöhnlich eine auch nur relative Ver¬ 
mehrung der lymphatischen Elemente des Blutes vermißt. Andererseits ist es 
sehr begreiflich, daß die Verminderung der gewöhnlichen polynukleären Zellen 
die Entstehung septischer Erkrankungen begünstigt. Reiß. 


78) Broca (Paris). Die Blutstillung bei den Hämophilen durch Injektionen 
mit frischem tierischem Serum. (Med. Klin. 1907, Nr. 48, S. 1445—1448.) 

Verfasser unterscheidet zwei Formen der Hämophilie, die familiäre und die 
anfallsweise auftretende. Bei der letzteren sind die Zufälle weder so häufig noch 
so stark wie bei der andern; es bedarf einer Verwundung von einer gewissen 
Stärke, um eine ernstere Blutung hervorzurufen. Bei beiden Formen ist das 
Wesentliche eine Verzögerung der Gerinnung des Blutes, daneben bestehen aber 
eine Reihe von Unterschieden: 


Anfallsweise auftretende 
Hämophilie: 

Blut sehr flüssig. 

Rasches und langdauemdes Ablaufen 
beim Stich in die Vene. 
Formbestandteile normal. 

Die Verhältniszahl der Leukozyten 
normal. 

Abscheidung von reichlich Plasma. 
Große Verzögerung der Koagulation, 
(30—75 Minuten). 

Fester Blutkuchen. 

Reichliche Serumbildung 
Normale Retraktion. 


Familiäre Hämophilie: 

Blut klebrig. 

Träges und wenig anhaltendes Ab¬ 
laufen beim Stich in die Vene. 
Formbestandteile normal. 

Dauernde Verarmung an Leukozyten, 
Vorherrschen der mononukleären 
Zellen. 

Abscheidung von reichlich Plasma. 
Enorme Verzögerung der Koagulation 
(2 1 / a bis 12 Stunden). 

Weicher und weißer Blutkuchen. 
Wenig Serum. 


Die Gerinnung wird nun begünstigt durch Zusatz von Blutserum vom ge¬ 
sunden Menschen oder Tiere, in der Menge von 1—3 Tropfen auf 1 ccm Blut, 
und zwar unverkennbar bei der familiären Hämophilie und ganz ausgesprochen 
(bis zur Norm) bei der andern Form. Dasselbe läßt sich auch durch subkutane 
oder intravenöse Injektion von Serum in vivo erreichen, und zwar scheint der 
Vorgang bei den beiden Formen verschieden zu sein; denn wenn man das 
Blutserum der sporadischen Hämophilie zu normalem Blutserum hinzufügt, so 
wird die Gerinnung nicht verändert, während das Hinzufügen von Blutserum 
der familiären Hämophilie zu normalem Blute eine Verzögerung von 22 Minuten 
bis zu l 1 / 2 Stunden verursacht. Während also anscheinend das Blut bei der 
sporadischen (akzidentellen, anfallsweise auftretenden) Hämophilie nur dadurch 
abnorm ist, daß ihm ein Ferment der Gerinnung, die »Plasmase« oder »Kinase« 

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44 


Referate. 


fehlt, ist das Blut der familiären Form nach verschiedenen Richtungen abnorm 
und scheint Antigerinnungskörper zu enthalten. Therapeutisch hat diese Tat¬ 
sachen zuerst des Verfassers Schüler Emile Weil verwertet, und zwar stets mit 
bestem Erfolge. Das Serum wirkt auch örtlich auf die blutende Stelle appliziert. 
Am praktischsten nimmt man Diphtherieheilserum, das immer leicht zu erreichen 
ist. Das Serum wirkt nicht nur alsbald blutstillend, auch bei schweren Blutungen 
der Bluter, sondern auch präventiv für eine verschieden lange Zeit, oft mehrere 
Monate, so bei Gelenkblutungen, Zahnfleischblutungen usw. 10—20 ccm ge¬ 
nügen für den intravenösen Weg, 24—40 ccm für den subkutanen bei Erwachsenen, 
halb so viel bei Kindern. Außerdem legt man z. B. bei Zahnfleisch- oder Haut¬ 
blutungen mit dem Serum getränkte Kompressoren auf die blutende Stelle. Ist 
eine Operation bei einem Blute notwendig, so macht man 24 Stunden vorher 
eine Seruminjektion. Bei zwei Fällen E. Weils hat man einen perinephritischen 
Abszess gespalten resp. einen Zahn gezogen, ohne daß eine stärkere Blutung 
aufgetreten wäre als bei gesunden Leuten. 

Man kann in solchen Fällen die Beschleunigung der Gerinnung direkt 
demonstrieren; z. B. dauerte es bis zur Gerinnung in einem Falle für gewöhnlich 
fast 20 Stunden, nach der Injektion dagegen nur vier Stunden. Meinertz . 


Immunität; Toxine, Bakteriologisches. 


79) Michaelis, Leonor. Die Wassermannsche Syphilisreaktion. Aus dem 
bakteriolog. Laboratorium des städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin. 
(Berl. kl. Woch. 1907, Nr 35, S. 1103—1107.) 

Folgende Fragen sind zu beantworten: Ist es richtig, 1. daß die Sera ver¬ 
schiedener Menschen die Reaktion in verschiedenem Sinne und mit zuverlässigem 
Ausschlag nach der einen oder anderen Seite geben? 2. Daß, wenn dies der Fall 
ist, die Reaktion gerade für die Syphilitiker charakteristisch ist. 3. Daß diese 
Reaktion durch die Vermittelung des Syphiliserregers (oder seiner Extraktions¬ 
produkte) zustande kommt, und daß die in dem Extrakt immer daneben vor¬ 
handene Lebersubstanz irrelevant ist? Ad 1: die Resultate nach dieser Rich¬ 
tung sind recht eindeutig. Ad 2: ein Serum, welches notorisch nichts mit 
Syphilis zu tun hat, kann die Wassermannsche Reaktion geben. Ad 3 schließt 
Michaelis: »Die Wassermannsche Reaktion fiel allerdings bei Syphilitikern 
positiv, bei Nichtsyphilitikem negativ aus; die Beobachtung von Cibron, daß 
die Reaktion unter der Einwirkung des Quecksilbers schwindet, findet in meinem, 
in dieser Beziehung allerdings spärlichen Material, eine Stütze. Die Reaktion 
geht in der Regel viel deutlicher bei Anwendung von syphilitischer Leber, als 
bei Anwendung von Normalleber von statten; jedoch ist der Unterschied nur 
graduell. Diese Tatsache erweckt berechtigten Zweifel, ob die Reaktion wirklich 
das Vorhandensein eines Antikörpers gegen den Syphiliserreger oder seine Gifte 
anzeigt; sie zeigt vielleicht einen andern Stoff an, der direkt mit dem Syphilis¬ 
erreger nichts zu tun hat, in syphilitischen Geweben aber reichlicher vorhanden 
oder aus ihnen besser extrahierbar ist, als aus normalen. In diesem Sinne ist 
auch die Tatsache zu verwerten, daß das untersuchte Kaninchenserum die 
Reaktion positiv ergab.« 

Möglicherweise zwei nebeneinander laufende Reaktionen: entweder löst der 
Lueserreger oder die Organeiweißkörper die Reaktion aus. Michaelis warnt 
vor eiligen Schlußfolgerungen: man solle die Reaktion vorläufig als empirische 
betrachten. Weitere Forschungen müßten die Fehlerquellen ausschalten. 

Bomstein. 


80) Citron, Julius. Über Komplementbindungsversuche bei infektiösen 
und postmfektiösen Erkrankungen (Tabes dorsalis usw.) sowie bei Nährstoffen. 

Aus d. II. med. Universitätsklinik in Berlin. (Direktor: Kraus.) (D. med. Woch. 
1907, Nr. 29, S. 1165—1171.) 

Der Verfasser hat seine Versuche mit der Methode der Komplementbindung 
von Bordet und Gengou angestellt. Mit dieser Methode hatte Gengou nach¬ 
gewiesen, daß auch gelöstes Eiweiß wie Blutserum und gewisse Nährstoffe echte 

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Referate. 


45 


Ambozeptoren bilden könne. Der Begriff eines Ambozeptors ist daher jetzt so 
zu definieren, »daß darunter ein jeder Antikörper zu verstehen ist, der zusammen 
mit seinem Antigen Komplement zu binden vermag«. Der Verfasser hat bei 
80 Patienten die Untersuchung auf Antikörper gegen Lues angestellt. Von 
15 Tabikern resp. Tabesverdächtigen hatten 13 im Blut Antikörper. In 9 Fällen 
wurde auch die Zerebrospinalflüssigkeit auf Antikörper untersucht, aber nur 
zweimal mit positivem Resultat In drei Fällen von Paralyse fanden sich im 
Blut wie in der Zerebrospinalflüssigkeit Antikörper. Von 15 Patienten, die eine 
frühere Lues konzedierten, ohne zur Zeit luetische Erscheinungen darzubieten, 
waren 9 positiv, 6 negativ. 11 Patienten, die von einer früheren Lues nichts 
wußten, aber klinische oder anatomische Anzeichen einer früheren Infektion 
darboten, reagierten mit einer einzigen Ausnahme alle positiv. Endlich war 
bei einer Gruppe von 36 Personen, die weder anamnestisch, noch klinisch oder 
anatomisch Zeichen von Syphilis darboten, stets die Reaktion negativ. Sehr 
interessant ist die Zusammenstellung aller untersuchten Fälle von Lues mit 
Bezug auf die Behandlung und die Zeitdauer der Erkrankung. Da zeigte sich 
zur Evidenz, daß die unbehandelten Patienten fast ausnahmslos Antikörper im 
Blut hatten und daß bei den mit Quecksilber behandelten Patienten der Prozent¬ 
satz der Antikörper beherbergenden um so geringer wurde, je intensiver die 
Behandlung gewesen war. 

Außer der Lues hat der Verfasser auch die Tuberkulose und Protozoen¬ 
erkrankungen (Tsetse) in den Bereich seiner Untersuchungen gezogen. Von 
besonderem Interesse sind die Immunisierungen gegen Nährstoffe, die unter 
anderem ergaben, daß mit Eiweißstoffen und ihren Abbauprodukten eine Ver¬ 
stärkung der Komplementbindung erreicht werden kann, deren Grad um so 
geringer ist, je weiter die Abbauprodukte sich vom nativen Eiweiß entfernen. 
Dabei wird die Tierspezifität zunächst (bei den Albumosen) durch die peptische 
Verdauung nicht vernichtet. Reiß. 

81) Fornet, Schereschewsky, Ejaenzimmer u. Rosenfeld. Spezifische Nieder- 
scfalfige bei Lues, Tabes und Paralyse. Aus d. Inst f. Hygiene u. Bakteriologie, 
& Klinik f. Hautkrankheiten u. d. psychiatr. Klinik d. Univ. in Straßburg. (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 41, S. 1679—1684.) 

Die Verfasser haben an Stelle der Methode der Komplementablenkung, die 
für die Verhältnisse der Praxis zu kompliziert ist, eine einfache Präzipitations¬ 
methode zur Diagnose der Lues verwendet. Bringt man Menschenserum, das 
Luespräzipitin enthält, mit Menschenserum zusammen, in dem sich Luespräzipitinogene 
befinden, so muß ein Niederschlag auftreten, während eines dieser beiden Seren 
mit normalem Serum zusammengebracht keinen Niederschlag bildet, ebensowenig 
wie die Seren zweier normaler Menschen sich gegenseitig präzipitieren. A priori 
weiß man nicht, ob das Serum eines Menschen, der sich einmal luetisch infiziert 
hat, Präzipitin oder Präzipitinogen enthält. Das Präzipitinogen verschwindet 
aber sehr rasch aus dem Organismus, ist also nur da zu erwarten, wo jederzeit 
Gelegenheit zu Neuproduktion vorhanden ist, d. h. also wo sich Spirochäten 
finden. Das Präzipitin muß im Serum der Paralytiker und Tabiker enthalten sein. 
Die Verfasser verfahren daher in folgender Weise: Sie brachten das Serum eines 
Luetikers, bei dem sie Spirochäten nachgewiesen hatten, mit dem Blutserum 
verschiedener Paralytiker und Tabiker zusammen. Sie kombinierten die ver¬ 
schiedensten Seren miteinander, indem sie einerseits mehrere frische Luetiker, 
andererseits mehrere Paralytiker oder Tabiker gegeneinander prüften. Stets 
wurden beide Serumarten auch gegen normales Serum geschaltet Es ergab 
sich nun, daß in der Mehrzahl der Fälle spezifische Präzipitate auftraten, wenn 
ein Luetiker gegen mehrere Tabiker usw. geprüft wurde, während die Reaktion 
ausblieb, wenn eine der beiden Serumarten mit normalem Menschenserum zu¬ 
sammengebracht wurde. 

Die Versuche wurden stets mit imverdünntem sowie mit fünffach und zehn¬ 
fach verdünntem Serum angestellt. Die Reaktion tritt bei Zimmertemperatur 
spätestens nach 2 Stunden auf. Es dürfen nur ganz klare, nicht hämolytische 
Sera verwendet werden. Es empfiehlt sich, die beiden Seren nicht £u mischen, 

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46 


Referate. 


sondern übereinander zu schichten. Die Verfasser machen des weiteren noch 
Angaben über Färbung der Spirochäten, Blutentnahme, Konservierung, der 
Sera usw. Reiß. 

82) Boellke, 0. Die Wrightschen Opsonine bei akuten Infektionskrank¬ 
heiten. Aus d. städt Krankenhaus in Rixdorf. (Oberarzt: Sultan.) (D. med.. 
Woch. 1907, Nr. 37, S. 1487—1490.) 

Die Opsonine sind spezifische Antikörper des Blutserums, welche die Bak¬ 
terien so verändern, daß sie leichter von den Phagozyten aufgenommen werden 
können. Den Gehalt eines kranken Blutserums an Opsoninen bestimmt Wright 
in folgender Weise: Er nimmt 1. sorgfältig gewaschene Leukozyten eines Ge¬ 
sunden, 2. Serum des Kranken und 3. die Aufschwemmung einer Kultur des 
spezifischen krankmachenden Keims in physiologischer Kochsalzlösung. Diese 
3 Agentien werden in bestimmter Weise zusammengebracht und 15—20 Minuten 
bei Körpertemperatur aufbewahrt In gleicher Weise wird eine Kontrollprobe 
mit dem Serum eines Gesunden angesetzt. Von beiden Proben werden gefärbte 
mikroskopische Präparate angefertigt. Man zählt nun eine möglichst große 
Anzahl Leukozyten und die von ihnen aufgenommenen Bakterien. Die Zahl 
der gefressenen Bakterien dividiert durch die Zahl der Phagozyten gibt den 
phagozytären Index. Der phagozytäre Index des Kranken dividiert durch den 
phagozytären Index des Gesunden, gibt den opsonischen Index. Um nun den 
opsonischen Index eines Serums zu erhöhen, injiziert man dem betreffenden 
Individuum eine aus der betr. spezifischen Bakterienkultur gewonnene »Vakzine«, 
die durch Erhitzen auf 60° während 60 bis 80 Minuten und durch Lysolzusatz 
sterilisiert ist. Darauf folgt zunächst eine »negative Phase«, d. h. der opsonische 
Index sinkt. Nach einiger Zeit beginnt aber eine vermehrte Neubildung von 
Opsoninen, eine »positive Phase«, der opsonische Index steigt Erst während 
dieser positiven Phase ist eine neue Injektion vorzunehmen. Auf diese Weise 
gelingt es, die Phagozytose für längere Zeit zu steigern und es soll damit Hand 
m Hand eine Besserung der Krankheitssymptome gehen. 

Der Verfasser hat nun 15 Fälle dieser spezifischen Therapie unterzogen, 
13 Pneumonien (Prognose zweifelhaft bis schlecht), eine Sepsis und ein Empyem. 
In allen Fällen gelang es ihm, durch Inokulation des spezifischen abgetöteten 
Infektionserregers den opsonischen Index zu erhöhen oder doch auf der Höhe 
zu erhalten, d. h. die Schutzkräfte des Serums zu verstärken. Am deutlichsten 
trat die Wirkung der Vakzination zutage in dem Fall von Sepsis und bei dem 
Empyem, die beide völlig genesen sind. Auch bei den Pneumonien fiel häufig 
die Wendung zum Besseren mit dem Ansteigen des opsonischen Index zusammen. 

Reiß. 

88) Franke, E. (Hamburg). Über Ophthalmoreaktion bei Tuberkulose. 

(D. med. Woch. 1907, Nr. 48, S. 1983—1984.) 

Verfasser hat eine nach den Vorschriften von Calmette hergestellte Tuber¬ 
kulinlösung 24 Augenkranken eingeträufelt. Sechs ausgesprochen tuberkulöse 
Augenerkrankungen reagierten deutlich, desgleichen vier andere Patienten, bei 
denen sich keinerlei Zeichen von Tuberkulose nachweisen ließen. Des ferneren 
wurde bei 12 an Affektionen der Respirationsorgane Leidenden das Mittel 
eingeträufelt. Es trat 9 Mal eine positive Reaktion auf. Reiß. 

84) Ch&ntemesse, A. (Paris). L’ophthalmo-diagnostic de la flövre typholde. 
(Die Ophthalmo - Diagnostik des Typhus.) (D. med. Woch. 1907, Nr. 39, 
S. 1572—1573.) 

Die Saftflüssigkeit, die Verfasser benutzt, wird hergestellt aus verriebenen 
abgetöteten Typhusgelatinekulturen. Diese werden mit Wasser ausgezogen, mit 
Alkohol gefällt, der Niederschlag getrocknet Hiervon werden 8—10 mg in 
1 ccm Wasser gelöst. Von dieser Saftflüssigkeit wird ein Tropfen in den 
Konjunktivalsack eines Auges getropft Bei Typhuskranken beginnt 2—3 Stunden 
danach eine Rötung der Karunkula, die ihren Höhepunkt nach 6—10 Stunden 
erreicht, nach 24 Stunden noch nachweisbar ist und manchmal bis zum sechsten 
Tage andauert. Die Reaktion bleibt bei Gesunden aus (50 Fälle). Bei Typhus- 

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Referate. 


47 


kranken (70 Fälle) soll sie oft schon mehrere Tage vor dem Auftreten der 
Agglutination nachweisbar sein. Reiß. 

86) Veil, Wolfgang. Weitere Beobachtungen über Untersuchung des 
Blutes auf Typhusbazillen und auf Agglutination. Aus der med. Klinik der 
Universisät in Straßburg (Direktor: Krehl). (D. med. Woch. 1907, Nr. 36, 
S. 1460—1452.) 

Von 210 untersuchten Kranken haben nur vier bis zu ihrer Entlassung aus 
dem Krankenhaus sowohl Typhusbazillen im Blut als auch Agglutination völlig 
vermissen lassen. Für die Frühdiagnose des Typhus ist die Blutzüchtung er¬ 
heblich wichtiger als die Agglutination. Denn in der ersten Krankheitswoche 
wird die Agglutination in einem viel größeren Prozentsatz der Fälle vermißt 
als der Befund von Typhusbazillen im Blut In den späteren Krankheitswochen 
verschiebt sich das Verhältnis zu ungunsten der Blutzüchtung. Ein sehr charak¬ 
teristischer Unterschied zeigt sich im Verhalten der leichten und schweren Fälle. 
In der großen Mehrzahl der schweren Fälle lassen sich von der ersten Woche 
an bis zur vierten und länger Typhusbazillen aus dem Blut züchten, während 
die Agglutination nur in einem geringeren Prozentsatz der Fälle positiv ausfällt. 
Dagegen verschwinden bei den leichten Fällen die Bazillen schon sehr 
früh aus dem Blut, während die Agglutinationsprobe von der zweiten Woche 
an regelmäßig positiv ausfällt In einem der Fälle, die der Autor mitteilt, ergab 
die klinische Beobachtung in Übereinstimmung mit dem bakteriologischen Befund 
das Hinzukommen eines echten Typhus zu einem bereits bestehenden Paratyphus. 

86) Loeffler, F. Zum Nachweise und zur Differentialdiagnose der Typhus¬ 
bazillen mittels der Malachitgrttnn&hrböden. Aus d. Hygien. Inst. d. Univ. in 
Greifswald. (D. med. Woch. 1907, Nr. 39, S. 1581—1Ö84.J 

Modifikationen und Ergebnisse des vom Verfasser bereits früher mitgeteilten 
Verfahrens. Reiß. 

Arznei-, Nahrungs- und GenussmitteL 

87) Reichard, G. Beiträge zur Kenntnis der Alkaloidreaktion (Yohimbin). 
(Pharm. Zentralhalle 1907, Bd. 48, S. 756—761.) 

Yohimbinchlorhydrat ist in siedendem Wasser nur schwer löslich. Schwefel¬ 
säure bewirkt in der Kälte auch nach 24 Stunden noch keine Färbung. Schwaches 
Erwärmen bewirkt eine blaue Färbung, die beim Erkalten in schmutziges Grau¬ 
blau übergeht oder verschwindet. 2Öproz. Salpetersäure bewirkt nach einigen 
Augenblicken tiefe Gelbfärbung. Die Färbung verblaßt beim Eintrocknen. Der 
Trockenrückstand wird beim Erwärmen grünlich gelb, beim Erkalten wieder 
gelb. Nach dem Verreiben und Eintrocknen mit verdünnter Kalilauge zeigen 
Yohimbinkristalle bei 100 facher Vergrößerung violette oder blaue Fluoreszenz. 
Beim Zusammenbringen auf einer Glasplatte von einer geringen Menge Yohimbin 
mit wenig Kaliumdichromat und Ammoniummolybdat und Wasser erhält man 
im ersteren Fall nach dem Verreiben und Eintrocknen eine blaue Trockenmasse 
mit gelbem Rand, im letzteren Falle eine gelbe, dann blaue Masse. Mit Schwefel¬ 
säure werden beide Rückstände farblos. Werden die mit Wasser verdünnten 
Mischungen auf Filteipapierstreifen aufgesaugt so färbt sich nur der molybdän¬ 
haltige tiefblau. Beim Eintrocknen des Alkaloids mit Ferrozyankalium und 
Wasser zeigt der Rückstand unter der Lupe rote und violette Farbe mit Gold¬ 
schimmer. Beim Erwärmen des Rückstandes mit Salzsäure bis zur Trockne, 
zeigt die schräg gehaltene Fläche grauschwärzliche Farbe mit schwarzen und 
undurchsichtigen Kristallmassen. Die Kristalle des ferrizyanwasserstoflsauren 
Yohimbins zeigen unter dem Mikroskop sehr charakteristische Gebilde. Beim 
Eintrocknen mit Salzsäure ist der Rückstand grün und moosartig. Nitroprussid- 
natrium und Wasser mit Yohimbin eingedunstet hinterlassen einen Rückstand, 
der das Aussehen schwach silberglänzender mattgrauer Seide zeigt. Der Glanz 
verschwindet nach einigen Stunden. Brahm . 

88) Fick, B. Die Behandlung von Dyspepsien mit Extractum Chinas 
H ennin g. (Österreich. Ärzteztg. 1907, IV. Jahrg., Nr. 13.) -jbyCjOO^lC 




48 


Referate. 


Extractum Chinae Nanning ist ein nach eigener Methode aus bester China¬ 
rinde hergestellter, wässeriger Extrakt mit einem fast konstanten Alkaloidgehalt 
von 5 °/ 0 . Der Extrakt enthält alle wirksamen Bestandteile der roten Chinarinde 
in gelöstem Zustande, dagegen fehlen darin alle nicht wirksamen Substanzen. 
Die in der Rinde vorhandene Chinagerbsäure ist nicht in Chinarot umgesetzt, 
sondern in gelöster Form vorhanden. Der Extrakt bildet eine klare, weinrote, 
sehr bitter schmeckende Flüssigkeit, von welcher man Erwachsenen dreimal 
täglich 15 bis 20 Tropfen (Kindern 5 bis 10) eine halbe bis eine Stunde vor 
der Mahlzeit verabreicht, Kindern am besten in Zuckerwasser, Orangen- oder 
Himbeersirup. 

Der Nanningsche Chinarindenextrakt, welchen ich im ganzen bei 34 Fällen 
anwandte, wurde durchweg gut vertragen und brachte fast in allen (allerdings 
sorgfältig ausgewählten) Fällen den gewünschten Erfolg, dL h. Aufhebung oder 
zum mindesten bedeutende Besserung der dyspeptischen Beschwerden. Keine 
unangenehme Nebenwirkungen. SchiUenhelm . 

89) Baidom, A. Sulla presenza del piombo nei gelati. (Pb. im Gefrorenen.) 
La Nuova Riv. Clin. Terapeutica 1907. (Ann. X, H. 1, S. 56.) 

Aus seinen Untersuchungen ist zu entnehmen, daß das in Rom erzeugte 
Gefrorene Spuren von Blei enthält (im 0,69 mg auf jede Portion). Die wieder¬ 
holte Einnahme solcher Dosen bewirkt eine Summation des toxischen Metalles, 
das nicht leicht und schnell eliminiert werden kann, und zur Entstehung jener 
verschiedenen Beschwerden Veranlassung gibt, die gewöhnlich fälschlich anders 
gedeutet werden. Fortwährende genaue Kontrolle der zur Gefromenerzeugung 
verwendeten Utensilien. • Plitek . 

90) Proskauer, F. (Berlin). Über die Anwendung von Guajakolpräp&r&ten 
bei anämischen Zuständen. (Sorisin - Ferrarsenat und Eisen-Sorisin.) Aus dem 
städt. Krankenhause Gitschinerstraße. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 34, S. 1069/1070.) 

Bei der Therapie der Anämie soll man auch Mittel in Anspruch nehmen, 
die bekanntermaßen ein Manko in der konstitutionellen Anlage korrigieren und 
so die Regulationstüchtigkeit des Organismus gegenüber äußeren Störungen 
erhöhen, wie die Kreosol- und speziell die Guajakolpräparate. Letztere speziell 
in Verbindung mit Eisen (Eisensorisin) ev. mit dem Zusatz von Sol. Fowleri 
(Sorisinferrarsenat) von den Sorisinwerken Herbubny-Scholz in Wien her¬ 
gestellt, empfiehlt Proskauer dringend zur Anwendung. Bomstein . 

91) Achert, B. E. (Bad Nauheim). Über die protrahierte Darreichung 
der Digitalisdrogue. Aus dem städt. Kurhospital zu Bad Nauheim. (Berl. kl. 
Woch. 1907, Nr. 85, S. 1115/1116.) 

Digalen besitzt die gefährliche und unangenehme Kumulationswirkung des 
Digitalis nicht und ist daher zu protrahierter Darreichung empfehlenswert. Zu¬ 
nächst bei akuten Störungen, mehr noch bei chronischen Erkrankungen des 
Herzmuskels. Mastfettherzen vertragen Digitalis schlecht, bei fettiger Degeneration 
ist das Verlorene nicht mehr zu retten. Die Myokarditis in allen Stadien und 
von jeglicher Pathogenese, die Myastheni acordis chronica mit oder ohne Dilatation 
und Hypertrophie, Herzschwäche und Hypertrophie des linken Herzens nach 
inveterierter Nephritis geben Indikationen für protrahierte Darreichung der 
Digitalis; die am besten in Form von Digalen, 1—2 mal täglich 7—14 Tropfen 
zu reichen ist. Bomstein. 

92) Löwenthal (Braunschweig). Über die Wirkung der Radium-Emanation 
auf den Menschen, n. Mitteilung. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 35, S. 1117/1118.) 

Je ein Fall von chronischem Gelenkrheumatismus und von Ischias zunächst 
mit 21 kohlensauren Solbädern mit Emanationszusatz behandelt: völlige Heilung. 
Der Rückfall wird mit einer Trinkkur von Emanationswasser behandelt: endgültige 
Heilung. Günstiger Einfluß bei leichtem chronischen Gelenkrheuma, keiner bei 
typischen Fällen von echter Arthritis deformans, was zur Differentialdiagnose 
verwertet werden kann. Neuralgien auf neuritischer Grundlage, chronische 
Neuritiden sind günstige Objekte, reine Neuralgien auf neurasthenischer Grund¬ 
lage nicht. Versuche bei Entzündungsresten sind anzustellen. Bomstein . 

Fttr die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. k, Sohittenhelm, Berlin W.. Reeensbnrgerstr. 7. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarsenberg in Berlin nna Wien. 








ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?- 2. Januarheft 1908 Nr. 2 

Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Ober die Wirkung grosser Mengen artfremden Blutserums 
lm Tierkörper nach Zufuhr per os und subkutan. 1 ) 

Von 

Privatdozent Dr. Ernst Heilner. 

Zwei neuerdings erschienene bemerkenswerte Arbeiten * u. 8 ) über den Eiwei߬ 
abbau bei parenteraler Eiweißzufuhr geben mir Gelegenheit kurz referierend auf 
Versuche zurückzukommen, welche ich im Sommer 1907 veröffentlicht habe, 
deren technische Ausführung jedoch drei Jahre zurückliegt Bei den als Versuchs¬ 
tieren dienenden Kaninchen wurde während einer fünftägigen Periode je 24 stän¬ 
diger Beobachtung im Voit’schen Respirationsapparat die Gesamtzersetzung, d. h. 
der Eiweiß- und Fettstoffwechsel ermittelt, ein Verfahren, das, was die subkutanen 
Versuche betrifft, hier zum erstenmal durchgeführt wurde. Die Einführung 
des Serums erfolgte am vierten Hungertage. Hungernde Tiere zeigen eine 
große Konstanz ihrer stofflichen Vorgänge und nach dem in den ersten Tagen 
der Karenz erfolgten Verbrauch des Reservekohlehydratvorrates haben wir in 
der Ökonomie des Körpers nur mehr mit der Verbrennung von Eiweiß und Fett 
zu rechnen. Da die auf die einzelnen Tagesperioden fallenden Harnmengen mit 
dem Katheter stets genau quantitativ gewonnen wurden und eine Retention 
stickstoffhaltiger Zersetzungsprodukte in keiner Weise angenommen werden kann, 
haben wir in den mit den einzelnen Hammengen ermittelten N-Größen den Aus¬ 
druck der wahren Eiweißzersetzung der betreffenden Tagesperiode vor uns. Die 
Bestimmung der Fettzahlen erweist sich als eine Funktion der im Respirations¬ 
apparat mit äußerster Genauigkeit zu ermittelnden CO a Werte abzüglich des 
Kohlenstoffanteiles des Eiweißes. 

Ich übergehe die Ergebnisse bei dem per os-Versuche, welche durchaus den 
alten Erfahrungsgesetzen über das Verhalten der Stoffzersetzung nach Eiweiß- 
aufhahme entsprechen: Die spezifisch-dynamische Wirkung des Eiweißes tritt 
auch bei kleinen, lange nicht abundanten, Gaben und bei mittlerer Außentempe¬ 
ratur in die Erscheinung. 

Was nun den Subkutanversuch betrifft, so ist vor allem hervorzuheben, daß 
das Tier diesen Eingriff vorzüglich ertrug. Dies ist um so bemerkenswerter, als 

*) Die Originalarbeit s. Zeitschr. f. Biologie. 1907. Bd. 50, S. 26. 

*) F. Lommel, Über den Ei weiflabbau bei parenteraler Eiweifizufuhr, Arch. f. exp. Path. u. 
Pharm. 1907. Bd. 58, S. 50. 

*) U. Friedemann u. S. Isaac, Weitere Untersuchungen über parenteralen Eiweiflstoff- 
wechsel, Immunität und Überempfindlichkeit Zeitschr. f. exp. Pathol. und Therapie. 1907. IV. Bd. 

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H. F. HI. Jabr*. 


>1 







50 


Original-Artikel. 


bis jetzt auch nicht entfernt so große Mengen aktiven artfremden Serums im Ver¬ 
hältnis zum Körpergewicht (130g pro Kilo) beigebracht wurden. Friedenthal und 
Lewandowsky 1 ) sahen bei ihren vielfachen Versuchen mit allerdings intra¬ 
venöser Injektion von aktivem Pferdeblutserum ein Kaninchen nach Gaben von 
55 ccm pro Kilo zu Grunde gehen (Versuch IX S. 535), während 45 ccm pro 
Kilo noch anstandslos ertragen wurden (Versuch 14). Ich habe mittlerweile noch 
eine größere Reihe von Tieren mit solch großen Serummengen injiziert. So gut 
die einmalige Injektion auch größter Mengen aktiven Serums ausnahmsweise 
von allen Kaninchen überstanden wurde, so schnell und sicher gingen die Tiere 
an einer zweiten ebenso großen in der Zeit von 1—3 ÄJonaten wiederholten 
Injektion zu Grunde. Diese Überempfindlichkeit fand auch Lommel bei sämt¬ 
lichen Tieren. 

Eiweiß- und Fettzersetzung des Subkutanversuches. 

Kaninchen 284 ccm Pferdeblutserum von 37° C, 
mit 3,913 g Gesamt N — 24,45 g Eiweiß. 

Anfangsgewicht: 2448 g. Endgewicht: 2222 g. 


Tag 

Eiweiß 

Fett 

1 

— 

— 

2 

7,40 

13,99 

3 

6,65 

11,43 

4 

8,84 

11,65 

5 

9,09 

12,17 

6 

10,92 

10,98 


Beim Subkutanversuch zeigt sich nun am Eiweißtage eine kleine Mehrung 
der Eiweißzersetzung, die allmählich ansteigend am zweiten Nachtage ihren 
Höhepunkt erreicht. Sie bietet dadurch einen scharfen Gegensatz zu den Er¬ 
fahrungen nach Zufuhr von Serum-Eiweiß per os, wobei schon nach 24 Stunden 
die weitaus größte Zunahme des Ham-N erfolgt. Beim Subkutanversuch er¬ 
scheinen demnach die Endprodukte des zersetzten eingeführten Eiweißes erst 
innerhalb drei Tagen im Ham, wobei der größte Teil offenbar erst am dritten 
Tage zersetzt wird. Vertieft wird die Schlußfolgerung, daß hier eine allmählich 
ansteigende Verbrennung des Eiweißes stattfindet, noch durch die Betrachtung des 
Verhaltens der Hammengen. Beim per os-Versuch wird die ganze mit dem 
Serum eingespritzte Hammenge wieder nach 24 Stunden durch die Nieren aus¬ 
geschieden; beim Subkutanversuch wird am Injektionstag weniger Ham aus¬ 
geschieden als am Vortage der Injektion, auch an den Nachtagen ist die Harn¬ 
ausscheidung ziemlich gering. Es kann nach Maßgabe der in meiner Arbeit 
durchgeführten Überlegung daraus geschlossen werden, daß beim Subkutan¬ 
versuch im Blute noch Stoffe aus dem eingespritzten Serum kreisen, welche das 
Lösungswasser noch nicht „physikalisch freigeben“. 

Für gewöhnlich und normalerweise gelangt genuines Nahrungseiweiß nur 
in Spuren vom Darm aus in die Blutbahn. Bei parenteraler Zufuhr wird jedoch 
der Körper unter den Zwang gesetzt, diese gewissermaßen blutfremden Stoffe 
in die Blutbahn zu übernehmen; es entsteht eine „Albumämie“. Eine Erklärung 


l ) Über das Verhalten der tierischen Organismen gegen 
Archiv f. Physiol. 1899. S. 531. 


fremdes Blutserum. Engelmanns 

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Original-Artikel. 


51 


für meinen experimentellen Befund, d. h. die allmählich zunehmende erst nach 
drei Tagen beendete Verbrennung des subkutan injizierten Serumeiweißes habe 
ich in der Annahme zu geben versucht, daß der Körper im stände ist, auf 
Einbringung artfremden Serums (wahrscheinlich auch anderer Ei¬ 
weißkörper) in die Blutbahn durch Bildung eines für gewöhnlich 
nicht vorhandenen nur auf den Abbau des eingebrachten Eiweiß- 
Individuums abgestimmten Fermentes zu antworten. Wenn ich auch 
wie Friedemann und Isaak 1 ) in ihrer letzten Arbeit betonen, einen strikten 
Beweis für die Neubildung eines solchen Fermentes nicht erbringen kann, da 
ich seine Darstellung nicht unternommen habe, so möchte ich doch kurz die 
Überlegungen mitteilen, welche mich zu jener Annahme führten. 

Weinland hat gezeigt, daß der Organismus des jungen Hundes nach lang 
dauernder Zufuhr von Rohrzucker die Fähigkeit erlangt, Invertin im Blut (Blut¬ 
serum) auftreten zu lassen, das sonst nur im Dünndarm sich findet. Offenbar 
verdankt das hier allmählich auftretende Ferment seine Entstehung nur dem Reiz 
des im Blute normalerweise nicht vorhandenen Nahrungsstoffes. Der Analogie¬ 
schluß liegt doch sehr nahe; daß der Organismus in der gleichen Weise wie 
hier nach Einfuhr von Rohrzucker ins Blut mit der sicher erwiesenen Bildung 
eines Kohlenhydrat-invertierenden und damit der Zersetzung zugänglich 
machenden Fermentes, auch bei meinen Versuchen auf die Einfuhr von art¬ 
fremdem Eiweiß mit der Bildung eines proteolytischen Fermentes antwortet. 
Man kann sich dabei ungezwungen vorstellen, daß das neugebildete Ferment erst 
nach einiger Zeit seine maximale Wirkung erreicht, sei es, daß seine absolute 
Menge, sei es daß seine Wirkungsintensität zugenommen hat. Die durch dieses 
Ferment eingeleitete Eiweißzersetzung würde jedoch stets in die Zelle zu 
verlegen sein. Mit dieser Auffassung würde auch das durchaus gegensätzliche 
Verhalten der Wasserausscheidung durch den Ham bei den per os- und Subkutan- 
Versuchen sprechen. Ferner läßt sich anführen der Befund von E. Abder¬ 
halden und H. Deetjen 3 ), wonach das Blut unter gewissen Bedingungen in die 
Lage versetzt wird, aus seinen eigenen Formelementen ein Ferment zum Abbau 
von Polypeptiden herzustellen. Wichtig erschien mir nach dieser Richtung auch 
der Befund Lommöls, daß arteigenes Blutserum von Hunden nicht zersetzt 
wird. Sicherlich muß im Körper .stets die Möglichkeit zur Bildung resp. zum 
Inkrafttreten eines wirksamen nur auf die Verbrennung arteigenen Eiweißes 
abgestimmten Agens oder allgemeiner: Zustandes gegeben sein. Im Hunger wird 
Eiweiß eingeschmolzen: dies geschieht jedoch, solange in der Form von Reserve- 
Kohlenhydraten, späterhin von Fett noch Eiweißschützer vorhanden sind, in mög¬ 
lichst sparsamer und gleichmäßiger Weise. Der Vorgang ist genau reguliert, der 
Organismus trifft bei der Einschmelzung seines Eiweißbestandes eine sorgfältige 
Auswahl, indem zuerst der Eiweißinhalt funktionell weniger wichtiger Zellgruppen 
verflüssigt und mit diesem Material der Fortbestand wichtiger Organe garantiert 
wird. Wenn nun, wie vielleicht anzunehmen, die Einschmelzung des Körper¬ 
eiweißes durch fermentartige Prinzipien bewirkt wird, so kann nach Einfuhr art¬ 
eigenen Eiweißes in den Körper ein Ferment, welches nur auf den Abbau 
dieses Eiweißes abgestimmt wäre, nicht entstehen oder in Aktion treten, da 


l ) a. a. O. S. 832. 

*) Zeitschr. f. physiol. Chemie. 1907. Bd. 51, 4/5, S. 334« 


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52 


Original-Artikel. 


ja die Bedingungen zum Zustandekommen eines solchen Fermentes stets schon 
durch die Anwesenheit des eigenen Körpereiweißes gegeben wären und ein so 
gebildetes Ferment gleichermaßen das arteigene eingeführte als auch das Körper¬ 
eiweiß des Tieres selbst zersetzen würde. Mit dieser Vorstellung würde jedoch, 
wie ich hervorheben möchte, der interessante Befund Friedemanns und Isaaks 1 ) 
vorerst im Widerspruch stehen, wonach beim Fleisch- und Pflanzenfresser in der 
Verwertung arteigenen Serums ein merkwürdiges, direkt gegensätzliches Verhalten 
statt hat Ich habe nun vor einiger Zeit Versuche angestellt, durch stomachale 
Darreichung differenter speziell auf die Fermentwirkung resp. Bildung wirkender 
Mittel bei gleichzeitiger subkutaner Einfuhr artfremden Serums die stofflichen 
Vorgänge zu beeinflussen. Wenn auch diese Versuche durchaus noch nicht ab¬ 
geschlossen sind, so ermutigen mich doch die bis jetzt erhaltenen Befunde in 
Verbindung mit den mitgeteilten Überlegungen, an der Annahme festzuhalten, 
daß es sich in der Tat bei der oben diskutierten Frage um die Neubildung 
eines proteolytischen Ferments handelt. 


Tetanie und Parathyreold-Drttsen. 

(Übersichtsreferat.) 

Von 

Robert Bing, Basel. 

(Schluß.) 

Klinische Schlüsse auf die Funktion der menschlichen Parathyreolden. 

a) Erfahrungen bei Thyreoaplasie. 

Bei dieser Affektion, der ein angeborener totaler Defekt der Schilddrüse zu 
Grunde liegt, und die mit hochgradigem Zwergwuchs, schwerer Idiotie und aus¬ 
geprägtem Myxödem einhergeht, haben bisher alle mikroskopisch untersuchten 
Fälle die Anwesenheit der unversehrt gebliebenen Epithelkörperchen festzusteilen 
gestattet. Sie bildet also, nach Pineies’ Bezeichnung »das reinste, durch 
die Natur ausgeführte Experiment eines totalen Schilddrüsenaus¬ 
falles bei vollkommen normalem Verhalten der Epithelkörperchen«. 
Und mm hat ein genaues Studium dieser wohlcharakterisierten Unterart des 
sporadischen Kretinismus (auf eigene Fälle gestützt, aber auch die von anderen 
Seiten veröffentlichten Beobachtungen mit berücksichtigend) jenen Autor er¬ 
kennen lassen, daß ausnahmslos irgendwelche Zeichen der Tetanie 
dabei vermißt werden. 

b) Erfahrungen an Zungenkröpfen. 

Bekanntlich handelt es sich bei dieser seltenen Erkrankung um die tumor¬ 
artige und zu bedenklichen Stenoseerscheinungen Anlaß gebende Wucherung 
einer an der Zungenwurzel gelegenen, heterotopischen Schilddrüse. Pineies 
hat mm festgestellt, daß nach deren totaler Entfernung zwar einigemale typisches 
Myxödem, aber niemals Tetanie konstatiert werden konnte. Die Erklärung ist 


x ) Zcitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. 1905. Bd. 1. 8. 515. Diese Arbeit ist mir leider 
seiner Zeit entgangen, s. a. F. Kraus, Fieber und Infektion. Noordens Handbuch d. Pathol. 
d. Stoffwechsels. I. S. 584. 

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Original-Artikel. 


53 


für ihn dadurch gegeben, daß die der dritten und vierten Kiementasche ent¬ 
stammenden Epithelkörper unter allen Umständen eine kaudalere Lage als die 
Zungengrundgegend einnehmen, folglich bei Exstirpation von Zungenstrumen 
der Abtragung entgehen. 

c) Erfahrungen bei partiellen Strumektomien. 

Pineies hat 13 Beobachtungen von Tetanie nach teilweiser Kropfexstir¬ 
pation sammeln können. In sechs Fällen handelte es sich um Abtragung beider 
Seitenlappen, viermal um Strumektomie mit Schonung des obersten Teiles eines 
Seitenlappens, und dreimal um Wegnahme eines Seitenlappens und des Isthmus. 
Nun liegen die Parathyreoi’ddrüsen des Menschen, wie wir bereits sahen, den 
Seitenlappen an, und infolgedessen ist, trotz der Lageverschiebung, die sie bei 
der Bildung einer Struma erleiden können, bei Exstirpation beider Seitenlappen 
die größte Wahrscheinlichkeit für ihre Entfernung gegeben. Ferner dürften 
(wegen der Beziehungen der Epithelkörperchen zur unteren Schilddrüsenarterie) 
selbst bei eingetretener Lageveränderung in der Struma deren oberste, von 
der Art. thyreoidea superior versorgte Partien kaum Epithelkörperchen ent¬ 
halten. Und somit hebt Pineies hervor, daß in den ihm zugänglichen Fällen 
von Tetanie nach partieller Strumektomie diejenigen Operationen das 
Hauptkontingent lieferten, bei denen schon durch die Topographie 
der exstirpierten Teile die größten Chancen für Entfernung oder 
Verletzung der Glandulae parathyreoideae gegeben waren. 

Die Angaben von Pineies haben seitdem Nachprüfung und Bestätigung 
erfahren. 

Auch hier kommt Erdheims Feststellungen eine sehr große Bedeutung zu. 
Er hat drei Fälle von Tetanie nach partieller Kropfexstirpation gesehen, die 
letal endeten und zur Obduktion gelangten, und sich die große Mühe nicht ver¬ 
drießen lassen, sie seriatim mikroskopisch zu untersuchen. Es stellte sich her¬ 
aus, daß in jedem der drei Fälle funktionsfähiges Thyreoideagewebe in ge¬ 
nügender Proportion erhalten geblieben war. Anders die Parathyreoi’den. Im 
ersten Falle waren alle vier entfernt worden; freilich enthielt die Thymusspitze 
zwei kleine akzessorische Epithelkörperchen, analog denjenigen, die in den 
Rattenversuchen desselben Autors die Tetanie hintanzuhalten auch nicht ver¬ 
mocht hatten. Im zweiten Falle war das einzige zurückgelassene Epithelkörper¬ 
chen der Nekrose verfallen, im dritten weder von Haupt-, noch von akzes¬ 
sorischen Parathyreoi'den eine Spur mehr zu finden. 

In Hinsicht auf diese drei entschieden einwandsfrei aufgeklärten Fälle wird 
man sich bei der Erledigung diverser Einwände gegen die parathyreogene Natur 
der strumipriven Tetanie füglich auf Erdheims Seite stellen müssen. Man wird 
sich nämlich mit ihm zur Annahme gedrängt fühlen, daß Lageanomalien der 
Epithelkörperchen (wir wissen, wie sehr man mit solchen zu rechnen hat!) 
scheinbar paradoxe Fälle erklären dürften — z. B. solche, wo nach Total¬ 
exstirpation des Kropfes, oder nach bloßer Verschonung des oberen Poles, oder 
gar des Isthmus keine Tetanie auftrat; ferner solche, wo letztere bei nur ein¬ 
seitiger Kropfexstirpation, oder bei bloßer Enukleation eines Strumaknotens, oder 
nach Abtragung von normaliter epithelkörperfreien Bezirken dennoch zum Aus¬ 
bruche gelangte. 

Anderseits ist Pineles* Ausspruch, daß bei dem ohne jegliche Tetanie¬ 
symptome verlaufenden kongenitalen Myxödem eine Thyreoaplasie bei erhaltenen 

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Original-Artikel. 


funktionsfähigen Parathyreoiddrüsen vorliegt, unter anderem durch Dieterles 
fleißige Studie über die Athyreosis durchaus bestätigt und erhärtet worden. 

Kein Wunder, daß, in der soeben erschienenen Neuauflage seiner bekannten 
Monographie, der (ursprünglich in der Epithelkörperfrage sehr zurückhaltende) 
erfahrene Tetanieforscher Frankl-Hoch wart zum Schlüsse gelangen mußte 
»daß die Schilddrüsentetanie heutzutage gewiß viel besser als Neben¬ 
schilddrüsentetanie zu bezeichnen ist«. 

Während sich unsere bisherigen Ausführungen durchwegs auf einer durch 
reiches Tatsachenmaterial gestützten Basis bewegen, betreten wir nun, indem 
wir uns den sogenannten spontanen Tetanieformen zuwenden, einen noch 
schwankenden Boden. 


Die Bolle der Epithelkörperchen bei den »spontanen« Tetanien. 


Auf diesem Gebiete überwiegt heute das Rein-Spekulative, darüber müssen 
wir uns von vornherein klar sein, während es mit dem bisher beigebrachten 
Beweismaterial nichts weniger als glänzend steht. Und dennoch wohnen gewiß 
mancher hier aufgestellten Hypothese bestechende Wahrscheinlichkeit und heu¬ 
ristischer Wert inne. 

So erteilen wir denn zunächst den Theorien das Wort, um im Anschlüsse 
daran den zu ihrer Stütze angeführten Tatsachen uns zuzuwenden. 

Nachdem schon Jeandelize die Überzeugung ausgesprochen, daß so wich¬ 
tige Organe wie die Epithelkörper auch ihre Pathologie haben müßten, und auf 
die Rolle hingewiesen, die möglicherweise einer »insufflsance parathyroidienne« 
bei der Pathogenese der Tetania adultorum und infantum zukommen könnte, griff 
Lundborg diesen Gedanken auf und führte ihn weiter aus. Er weist auf die 
Möglichkeit eines angeborenen Hypoparathyreoidismus hin, als dessen Folge aus 
unbedeutenden Anlässen schwere Störungen sich einstellen sollen (Konvulsionen, 
Tetania infantum, Laryngospasmus). Was die sog. idiopathische Arbeitertetanie 
anbelangt, die nur an gewissen Orten auftritt und vorzugsweise Schneider und 
Schuster befällt, so denkt der schwedische Autor an ein endemisches toxisches 
Agens, »welches sich bei solchen Berufsarbeiten! geltend macht, deren Arbeit 
eine solche Körperstellung verlangt, daß der Blutumlauf in den Organen des 
Halses verlangsamt wird. Die Glandulae parathyreoi’deae sind ja gefäßreiche, 
aber kleine Organe. Wird der Ablauf der Lymphe und des venösen Blutes da¬ 
durch erschwert, daß der Kopf während eines großen Teiles des Tages herab¬ 
gebeugt ist, so kann man sich leicht denken, daß im Blute zirkulierende Toxine 
totale Insuffizienz dieser Drüsen erzeugen können, die in ihrer Ordnung Tetanie 
auslöst.« 


Wie man sieht, handelt es sich lediglich um kühne Spekulationen, die kaum 
diskutabel sind. Weniger leicht hat es sich Pin eie s in seiner Arbeit über die 
Pathogenese der Tetanie gemacht und seine Argumentation zu Gunsten einer 
parathyreo’idalen Pathogenese der sog. »genuinen Formen« verdient eingehendere 
Berücksichtigung. 

Die parathyreoprive Tetanie des Tierexperimentes zum Ausgangspunkt wählend, 
ging er jedem einzelnen Symptome derselben bei den verschiedensten ätiologischen 
Unterarten der menschlichen Tetanie (strumipriver oder genuiner Entstehung) 
nach. Auch die nicht zum eigentlichen tetanischen Syndrom gehörigen trophischen 


Störungen, die bei ihrer Epithelkörper beraubten Tieren beobachtet werden (siehe 

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Original-Artikel. 


55 


unten), zog er in den Bereich seiner Betrachtungen, indem er analoge Verände¬ 
rungen bei den Tetanien des Menschen ihnen an die Seite stellte. Es ergab 
sich nun eine so eklatante Kongruenz fast aller Einzelheiten des klinischen Bildes, 
daß Pineies sich dazu gedrängt fühlte, ihnen ein gemeinsames physiopatho- 
logisches Substrat zu vindizieren. 


In tabellarischer Form stellen sich die Analogien folgendermaßen dar: 



Galv. 

mech. 

Chron. 

Schlaffe 

Myoton. 

Epilept 

»Geburts- 


Erregbarkeit 

Spasmen 

Paresen 

Erschngen. 

Anfälle 

helferhand« 

Experim. T. . . . 

deuüich 

leicht 

bisweilen 

bisweilen 

bisweilen 

bisweilen 


erhöht 

erhöht 

vorhanden 

vorhanden 

vorhanden 

vorhanden 


Strumiprivc T.. 


deuüich 





deuüich 


erhöht 

ii 

ii 

M 

n 

ausgeprägt 

Arbeiter-T. 


11 

ii 

ii 

11 

ii 

ii 

T. d. Schwangeren . 


>1 

H 

ii 

? 

ii 

ii 

Magendarm-T. . 

' I 

” ! 

, | 

»• 

• 

ii 

n 

bisweilen 

vorhanden 

ii 

ii 

Kinder-T. 

I 

i 

»» 


? 

ii 

ii 

T. bei # Infektionskr. . 



? 

? 

? 

? 

ii 


Was die trophischen Begleiterscheinungen der Tetanie anbelangt, so sind 
bei sämtlichen — ebensowohl operativen als genuinen — Tetanieformen 
des Menschen (möglicherweise mit Ausnahme der Tetanie bei Infektionskrank¬ 
heiten) Haar- und Nägelausfall und Kataraktbildung beobachtet worden. 
»Der Umstand«, schreibt Pineies, »daß sowohl bei der strumipriven als 
auch bei der genuinen menschlichen Tetanie die gleichen eigentüm¬ 
lichen Ernährungsstörungen gefunden werden, ist insofern von großer Bedeutung, 
als er für die pathogenetische Zusammengehörigkeit aller dieser 
Typen der menschlichen Tetanie spricht.« Von der experimentellen Tetanie 
der parathyreopriven Tiere mußte Pineies bei der Diskussion der trophischen 
Störungen schweigen, bezw. ein Fragezeichen in die betreffenden Kolonnen 
seiner Tabelle eintragen. Seitdem ist diese Lücke durch die mehrfach erwähnten 
Versuchsreihen Erdheims, der als erster seinen Tieren auch nach dieser Rich¬ 
tung spezielles Interesse zuwandte, ausgefüllt worden. Als absolut kon¬ 
stantes Symptom der Rattentetanie konstatierte er nämlich charakteristische 
trophische Störungen an den Nagezähnen: Ausfall und Abbrechen derselben, 
nachdem an zirkumskripten Stellen durch eine fehlerhafte Bildung des Schmelzes 
weiße Flecken aufgetreten. Wo das Abbrechen innerhalb der Alveole stattfand, 
sah Erdheim schwere Erscheinungen von Kiefemekrose usw. sich einstellen; 
ferner erzeugten die im Wachstum unaufgehaltenen Gegenzähne Druckgeschwüre, 
es kam zu hochgradiger Kachexie u. s. f. — Es sei daran erinnert, daß der 
Zahnschmelz ein den Nägeln und Haaren zu parallelisierendes epidermales Ge¬ 
bilde darstellt! Aber auch trophische Störungen an den Haaren selbst (Alopecie) 
hat Erdheim konstatiert, und — besonders bedeutungsvoll! — selbst gelegent¬ 
lich Kataraktbildung. 

Diese nachträglich bekannt gewordenen Einzelzüge des experimentell para¬ 
thyreopriven Syndroms erhöhen natürlich die Bedeutung, welche Pineies’ Schlu߬ 
folgerungen beanspruchen dürfen. Sie lauten nämlich wie folgt: 

Bezüglich der strumipriven Tetanie ist es erwiesen, daß sie einem Ausfall 
der Epithelkörperchen ihre Entstehung verdankt. Dieser Funktionsausfall ist 


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Original-Artikel. 


entweder durch die totale Exstirpation der Epithelkörperchen oder durch die 
ungenügende Menge des bei der Strumektomie zurückgebliebenen Epithelkörper¬ 
gewebes oder durch eine Läsion der Organe, kurz, durch eine Insuffizienz 
der Epithelkörper bedingt. Sind auch unsere Kenntnisse betreffs der physio¬ 
logischen Verrichtung der Epithelkörperchen ganz ungeklärt, so steht doch fest, 
daß durch sie im Organismus entstehende, toxische Substanzen un¬ 
schädlich gemacht werden. Diese Gifte seien der Kürze halber als »Tetanie¬ 
gift« bezeichnet. Das supponierte »Tetaniegift entfaltet bei der strumipriven 
Tetanie seine schädigende Wirkung und ruft das Krankheitsbild der Tetanie 
hervor. Da mit der strumipriven Tetanie alle anderen Arten der Tetanie hin¬ 
sichtlich der vielen, oben erörterten Symptome übereinstimmen, liegt die An¬ 
nahme nahe, daß alle Arten der Tetanie durch ein und dasselbe Te¬ 
taniegift erzeugt werden. Die pathologisch-physiologische Grund¬ 
lage aller Arten der menschlichen Tetanie bildet also jenes »Tetanie 
gift«, das bei der strumipriven Tetanie infolge Ausfalls der Epithel¬ 
körperfunktion zur Wirkung gelangt. Für die strumiprive Tetanie ist die 
Epithelkörperinsuffizienz nachgewiesen; einer zukünftigen Forschung bleibt Vor¬ 
behalten, zu zeigen, in welcher Weise auch bei den andern Arten der Tetanie 
die freie Entfaltung des »Tetaniegiftes« auf eine Insuffizienz der Epithelkörperchen 
zurückzuführen ist.« 

Einen solchen Zusammenhang zwischen Tetanie gift und Epithelkörper¬ 
cheninsuffizienz war Pineies geneigt, in erster Linie für die Tetanie der 
Schwangeren zu vindizieren, wobei er sich auf folgende Ergebnisse klinischer 
und experimenteller Forschung berief: Lange hatte in Versuchen an trächtigen 
Katzen festgestellt, daß sie viel größere Mengen von Thyreoidea benötigen als 
nichtgravide Katzen — wobei dieser Autor zwischen Thyreoidea und Epithel¬ 
körperchen nicht unterschied. Vassale berichtete über eine Hündin, die nach 
Exstirpation von drei Epithelkörpem nur vorübergehend tetanisch wurde, um 
aber ein Jahr später, fünf Tage nach einer Geburt, neuerdings, und zwar hoch¬ 
gradig, tetanisch zu werden. Also: eine Laktationstetanie bei einem Tiere, das 
normaliter mit der einen Testierenden Parathyreoidea auszukommen gelernt hatte. 
Pineies selbst sah unter vier Katzen, denen er beide äußere nebst einem inneren 
Epithelkörperchen entfernt, nur die eine, schwangere, an foudroyanter Tetanie 
eingehen; die andern, nicht trächtigen, lebten ruhig weiter. Und schließlich 
gedenkt er einer Beobachtung von Me inert, die gleichsam das klinische Pen¬ 
dant zum Vassaleschen Tierversuche darstellt: eine gravide Frau, die nach 
einer Strumaoperation vorübergehende tetanische Symptome dargeboten, zeigte 
bei Gelegenheit einer ein Jahr später eingetretenen Schwangerschaft, wieder 
ausgesprochene Erscheinungen von Tetanie. 

Seitdem hat sich Erdheim an einem seiner eigenen Versuche von der 
Richtigkeit der P in elesschen Annahme überzeugen können. Eine seiner Ratten 
war nämlich (dank einer großen akzessorischen Parathyreoiddrüse hinter der 
Trachea) nach Zerstörung der beiden Hauptepithelkörper tetaniefrei geblieben. 
Später aber gravid geworden, zeigte sie gegen Ende der Schwangerschaft, die 
prämatur endete, typische Tetanie. 

Ist somit auf dem Gebiete der Schwangerschaftstetanie die pathogenetische 
Bedeutung der Epithelkörpercheninsuffizienz, wenn auch nicht strikt bewiesen, so 
doch relativ gut klinisch und experimentell fundiert, so beginnen nun auch 


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Original-Artikel. 


57 


pathologisch-anatomische Tatsachen bekannt zu werden, die einer analogen 
Pathogenese der Kindertetanie das Wort reden. 

Chvostek jun., einer der ersten Kliniker, die sich den Pinelesschen An¬ 
schauungen anschlossen, war geneigt als Substrat der infantilen Tetanie ange¬ 
borene Epithelkörperanomalien anzunehmen, während Kassowitz (überhaupt 
ein Gegner der parathyreogenen Grundlage idiopathischer Tetanieformen) sich 
entschieden dagegen aussprach. Im Sinne des letzteren Autors fielen auch ana¬ 
tomische Untersuchungen von Thiemich aus, der in drei Fällen die Epithel¬ 
körperchen autoptisch untersuchte und in denselben entzündliche und degenera- 
tive Veränderungen vermißte. 

Gegen Thiemichs Arbeit hat aber Erdheim, der beste Kenner der patho¬ 
logischen Anatomie der Glandulae parathyreoi'deae, schwere Bedenken geäußert. 
Er wirft erstens ein, daß es sich bei diesen Fällen eigentlich bloß um ärztlich 
nicht genau verfolgte spasmophile Zustände gehandelt habe. Zweitens fehle 
eine Zahlangabe der Vorgefundenen Epithelkörper, ferner eine genaue histo¬ 
logische Beschreibung, die gestatte, sich über das etwaige Vorhandensein von 
Norm Widrigkeiten ihrer Textur Rechenschaft zu geben. Ja, die »sinusartigen 
Gefäße« von denen Thiemich redet, seien möglicherweise direkt als patho¬ 
logischer Befund aufzufassen, d. h. identisch mit Blutungen in die Epithelkörper¬ 
substanz. wie solche Erdheim oft bei kindlichen Leichen, besonders nach pro¬ 
trahierten Geburten, vorgefunden. Noch mehr: als Erdheim dann sein Augen¬ 
merk speziell auf die Epithelkörperchen von zur Obduktion gekommenen Tetanie- 
kiudera richtete (zwei derartige Fälle standen ihm zur Verfügung), fand er beide- 
male derartige Hämorrhagien vor. Das erste Kind zeigte alte Blutungen in 
allen vier Parathyreoi’den, das zweite Hyperämie des Parenchyms mit, zumteil 
zystisch abgekapselten, Hämorrhagien. 

Statt der angeborenen Minderwertigkeit, an die Chvostek gedacht, schienen 
demnach zirkulatorische, wohl intra partum zustandegekommene Schädigungen 
in Betracht zu kommen. 

Dieser interessanten Frage ist nun unter Escherichs Leitung und an dessen 
reichem Materiale, Yanase in jüngster Zeit nachgegangen: 

Für die Umgrenzung des Begriffes der kindlichen Tetanie, zu der ja von 
pädiatrischer Seite recht vielgestaltige klinische Bilder — vom Stimmritzen¬ 
krampfe bis zu eklamptischen Anfallsformen — einbezogen werden, wählt 
Escherich konsequent als »diagnostischen Leitstern« die Uebererregbarkeit des 
Nervensystems auf galvanischen Strom. Die leichtere, anodische Form der gal¬ 
vanischen Hyperexzitabilität ist nach Escherich bei rachitischen und künst¬ 
lich genährten Kindern sehr verbreitet, auch wenn sie keine konvulsivischen 
Störungen darbieten. Er spricht dann von »tetanoi'den« Zuständen, indem er 
den Ausdruck Tetanie für diejenigen Formen reserviert, wo lokalisierte oder 
allgemeine Krämpfe tatsächlich (spontan oder event provoziert) in die Erschei¬ 
nung treten. 

Sein Schüler Yanase hat nun bei 89 kindlichen Leichen die Epithelkörper¬ 


chen histologisch untersucht Dabei stieß er mm häufig auf pathologische Pro¬ 
zesse, und zwar amyloide Degeneration, miliare Tuberkel, Rundzelleninfiltrate, 
Bakterienemboli — am häufigsten aber (nämlich nicht weniger als 33 mal!) 
Blutungen, als deren wahrscheinliche Ursache er die intrauterine Asphyxie 

bezeichnet Digitized by Google 


N. F. in. Jahig. 



58 


Original-Artikel. 


Yanase beschreibt verschiedene Stadien der hämorrhagischen Läsionen, 
von der frischen Blutung bis zum Verschwinden des hämatogenen Pigmentes. 
Das frische Stadium sah er nur bei Kindern von wenigen Wochen, Spätstadien 
bis zum Ende des fünften Jahres. 

Nun waren aber bei 58 dieser Kinder Befunde über die gal¬ 
vanische Erregbarkeit registriert worden und es stellte sich folgendes 
heraus: 

In 13 Fällen mit normaler elektrischer Erregbarkeit nie EK-Blutungen 
„ 22 „ anodischer Übererregbarkeit 12 X„ „ (=64°/ 0 ) 

„ 13 „ „ kathodischer „ 8 X„ „ (=61 °/ 0 ) 

In den negativen Fällen der anodischen und der kathodischen 
Gruppe handelte es sich stets um Kinder, die über 1 Jahr alt waren, 
wo also unter Umständen die Spuren der Blutung bereits ver¬ 
schwunden sein konnten. 

Zwei Fälle, die im Verlaufe ihres Lebens tetanische Krämpfe dargeboten 
hatten, zeigten reichliche Residuen von Blutungen. Von vier unter Konvulsionen 
verstorbenen Neugeborenen wiesen drei Epithelkörperhämorrhagien auf; ebenso 
drei Fälle mit nicht sicher zu charakterisierenden Krämpfen und zwei Fälle mit 
deutlich erhöhtem Muskeltonus. 

Yanase meint, daß die Blutungen in die Parathyreoi’ddrüsen die der Ent¬ 
giftung des Organismus dienende Funktion derselben schädigen und dadurch 
die tetanoiden Zustände erzeugen. Der Eintritt der Erkrankung erfolge aber 
erst unter dem Einfluß auslösender Momente, welche vielleicht durch vermehrte 
Bildung des noch unbekannten Giftstoffes eine Insuffizienz der Epithelkörper¬ 
funktion hervorrufen. Als solche auslösende Momente kämen nach Escherich 
Emährungsschädlichkeiten, Rachitis usw. in Betracht. 

Escherich will übrigens trotz des überraschend häufigen Befundes der 
Blutungen außerdem die Eventualität einer Hypoplasie oder rückständigen Ent¬ 
wicklung dieser Gebilde im Auge behalten wissen. Letztere Annahme würde 
für ihn die so oft beobachteten passageren tetanoiden Formen der ersten Lebens¬ 
zeit erklären. 

In Bezug auf die Arbeitertetanie liegen meines Wissens bis jetzt keine 
Untersuchungen der Parathyreoiden vor; in Bezug auf die gastro-intestinale 
Tetanie stehen drei nagative Fälle Erdheims einem angeblich pathologischen 
Epithelkörperbefund McCallums gegenüber. Aber auch letzterer ist durch¬ 
aus nicht beweisend und die Argumentation des Autors nichts weniger als ein¬ 
leuchtend. Er fand nämlich fünf ziemlich große Epithelkörper vor, in denen 
ihm der Reichtum an eosinophilen Zellen und Mitosefiguren auffiel. Dies faßt 
er als die Zeichen einer funktionellen Hyperplasie der Parathyreoiden auf, mit 
welcher sie auf die im diktierten Magen entstehenden Gifte zu reagieren suchen; 
da diese aber in Übermenge vorhanden gewesen, hätten die Epithelkörper die 
Entgiftung trotz der Hyperplasie nicht bewerkstelligen können und so sei es 
zur (relativen) Epithelkörperinsuffizienz, d. h. Tetanie gekommen. 

Diese Anschauungen vorbehaltlos annehmen, hieße mehr behaupten wollen, 
als das, wozu uns experimentelle und pathologisch-anatomische Daten zur Zeit 
berechtigen. Und das ist — wir betonen es nochmals — in Bezug auf die 
spontanen Tetanieformen noch recht wenig — im Gegensatz zu der soliden 
Fundierung unserer neuen Anschauungen von der strumipriven, besser para- 

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Original-Artikel. 


59 


thyreopriven Tetanie. Immerhin spricht bereits ein beachtenswertes Material zu 
Gunsten der Auffassung der Graviditätstetanie als Epithelkörperinsuffizienz, und 
für die Kindertetanie liegen einige Fingerzeige vor, die, wenn auch nicht voll 
beweiskräftig, doch nicht außer Acht zu lassen sind. Was die übrigen Formen 
anbelangt, so sind wir noch nicht über Theorien hinausgekommen, deren heu¬ 
ristischen Wert hoffentlich die Forschungen der nächsten Jahre dartun werden. 
Noch problematischer bleibt alles, was von verschiedenen Autoren über die an¬ 
geblich parathyreotische Genese anderer Affektionen (Paralysis agitans, Eklampsie, 
Myotonie, Basedow usw.) vorgebracht worden ist — Dinge, die übrigens außer¬ 
halb des Rahmens dieses Referates liegen. 

An dieser Stelle möchten wir noch betonen, daß die bei den gastrointesti¬ 
nalen Formen der idiopathischen Tetanie erhobenen pathologischen Befunde am 
Nervensystem und in der Muskulatur (d’Amato, Ferannini, Rossolymo, 
Langerhans, Schiefferdecker usw.) ebensowenig gegen die parathyreotische 
Genese der Tetanie im allgemeinen ins Feld geführt werden dürfen, als die 
Grenzstrang- und Oblongataläsionen der Basedow-Krankheit (Recklinghausen, 
Biermer, Lancereaux, Mendel, Marie, Marinesco, Klien usw.) gegen 
deren thyreogene Natur. In beiden Fähen dürfte es sich um sekundäre Läsionen 
handeln, an den durch das zirkulierende Toxon besonders afiizierten Teilen des 
Nervensystemes morphologisch in die Erscheinung tretend. — Übrigens hat man 
auch bei strumipriver Tetanie im Gehirn, Rückenmark und Sympathicus 
Veränderungen gefunden, die als toxogen anzusprechen sind (Traina); ferner 
Rückenmarksalterationen bei epithelkörperberaubten Hunden (Vassale, Donag- 
gio, Friedmann). 

Zum gleichen Resultat führen uns die noch nicht sehr zahlreichen opo- 
therapeutischen Erfahrungen, deren zum Schlüsse noch gedacht sei. 

Opotherapeutisches. 

Der Einführung von Epithelkörpersubstanz bei Tetanie stehen zwei Wege 
offen: Verftitterung und Transplantation. 

Daß in manchen Fällen durch Verfütterung von Schilddrüsensubstanz, 
frisch oder in Tablettenform, Besserung erzielt wurde, wird nach der neuen An¬ 
schauung auf die gleichzeitige Zufuhr von Epithelkörpersubstanz zurückgeführt. 
Damit würde auch die große Inkonstanz dieser therapeutischen Beeinflussungs- 
weise sich erklären; denn selbst bei den strumipriven Formen sind die Mi߬ 
erfolge äußerst zahlreich gewesen. Darum ließ Marinesco, um einwandsfreier 
vorzugehen, einen Patienten Ochsenepithelkörperchen einnehmen, und will be¬ 
friedigenden Erfolg gesehen haben; dasselbe geben Loewenthal und Wiebrecht 
an, die freilich gleichzeitig Hammelepithelkörperchen und Schilddrüsentabletten 
verabreichten. 

Eine Reindarstellung der aktiven Nebenschilddrüsensubstanz hat Vassale 
angestrebt. Das Präparat, das er zuerst an parathyreoidektomierten Hunden 
prüfte, wird in Tropfen- und Pastillenform vom Mailänder Seruminstitut dar¬ 
gestellt. Vassale will bei der Kindertetanie gute Erfolge gesehen haben; 
Escherich, obwohl überzeugter Anhänger der parathyreogenen Ätiologie der 
Tetania infantilis, kann nur Mißerfolge verzeichnen. Frankl-Hochwart konnte 
sich in fünf Fällen idiopathischer Tetanie bei Erwachsenen von einer wesent¬ 
lichen Einwirkung nicht überzeugen. 

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Original-Artikel. 


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Wird die Transplantationsmethode bessere Resultate zeitigen? 

Schon relativ lange ist es bekannt, daß transplantierte Epithelkörperchen 
morphologisch erhalten bleiben können. War doch schon bei Schilddrüsenver¬ 
pflanzungen zu Tage getreten, daß sich die Glandulae parathyreo'ideae wider¬ 
standsfähiger erweisen als das Schilddrüsenparenchym selbst (Enderlen, Payr). 
Wichtiger ist natürlich die Frage der funktionellen Integrität eingeheilter Epithel¬ 
körper: Walbaum, der äußere Epithelkörper des Kaninchens in dessen Magen¬ 
serosa gepfropft hatte, mußte eine solche negieren, denn die Tiere gingen, wenn 
er gleichzeitig oder nachträglich die inneren Epithelkörperchen (durch Abtragung 
der unteren Thyreoideahälfte) eliminierte, ausnahmslos zu Grunde. Er meinte 
deshalb, durch die abnorme Lage der transplantierten Gebilde oder ihre Ein¬ 
bettung in Narbengewebe könnten deren Stoffwechselprodukte nicht in den all¬ 
gemeinen Säftestrom gelangen. Besser mußten in dieser Hinsicht die Verhält¬ 
nisse bei Biedls Versuchen liegen, der bei zwei Hunden die beiden äußeren 
Parathyreoi'den in die Milz transplantierte. In der Tat ertrug das eine Tier 
anstandslos die später angeschlossene Entfernung der Schilddrüse samt den 
inneren Epithelkörpem, während beim zweiten demselben Eingriffe eine transi¬ 
torische Tetanie folgte — nach Biedl der Ausdruck einer vorübergehenden In¬ 
suffizienz der allzu plötzlich überlasteten eingeheilten Gebilde. 

Beweisender sind Leischners Versuche. Er implantierte Ratten entweder 
nacheinander oder zugleich beide eigenen Hauptepithelkörperchen in die Bauch¬ 
decken. Im ersten Falle kam es zu keinerlei tetanischen Symptomen, im zweiten 
zu einer transitorischen Tetanie. Wurde aber, drei bis vier Wochen nach der 
Verpflanzung, das die Epithelkörperchen enthaltende Bauchwandstück entfernt, 
so trat in allen Fällen heftige Tetanie auf, der später die Tiere unter Auftreten 
trophischer Störungen erlagen. Stets konnten im exzidierten Bauchwandstücke 
die wohlerhaltenen Parathyreoi'den mikroskopisch festgestellt werden. 

Leischner hat nun weitere Versuchsreihen angeschlossen, denen spe¬ 
ziell therapeutisches Interesse zukommt. Sie sollen folgende Fragen 
beantworten: 1. Können transplantierte Epithelkörperchen dauernd funktionieren? 
2. Können fremde Epithelkörperchen derselben Tierspezies lebensfähig verpflanzt 
werden? und 3. Sind durch solche Transplantationen die Folgen bereits be¬ 
stehender Tetanie hintanzuhalten? 

Diese Experimente sind zwar noch nicht abgeschlossen, Leischner teilt 
aber bereits vorläufig mit, daß Tiere mit verpflanzten eigenen Epithelkörperchen 
seit fünf Monaten vollständig gesund seien, und andere mit fremden, artgleichen, 
implantierten Glandulae parathyreo’ideae, denen später die eigenen entfernt 
wurden, seit diesem (vor zwei Monaten vorgenommenen) Eingriffe keinerlei 
tetanische Symptome darböten. 

Über die dritte Frage — die therapeutisch bedeutungsvollste! — d. h. über 
den Einfluß der Epithelkörpertransplantation auf bereits bestehende 
Tetanie spricht sich Leischner leider noch nicht aus. Trotzdem schlägt er 
bereits die praktisch-chirurgische Verwertung der Epithelkörperchentransplantation 
beim Meüschen vor. Unseres Wissens ist über Erfahrungen mit letzterer Encheirese 
bis jetzt noch nichts verlautet. Wir können aber mit Interesse dem Resultate 
solcher Erfahrungen, die wohl in nicht allzu ferner Zeit gesammelt sein werden, 
entgegensehen. 


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Original-Artikel. 


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Literatur. 

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Referate. 


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Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

98) Gatm-GrnzewBka, Z. Disparition postmorteUe du glycogöne dann le 
coeur du chien. (Das postmortale Verschwinden des Glykogens im Hundeherzen.) 
(Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 4, p. 601—610.) 

Der Glykogengehalt des Hundeherzens schwankt normalerweise zwischen 
0.246 und 0.552 °/ 0 vom Gewicht des frischen Herzmuskels. Eine Beziehung 
zwischen dem Gesamtkörpergewicht, dem Herzgewicht und dem Glykogengehalt 
besteht nicht. Auah Jahreszeit und umgebende Temperatur scheinen darauf 
keinen Einfluß zu haben. 

Durchwaschen des Herzens senkt unter sonstigen gleichen Bedingimgen die 
Menge des verschwundenen Glykogens. Auffällig ist die von kleinen individuellen 
Schwankungen abgesehene Konstanz des Glykogenverlustes verschiedener Herzen 
bei einer bestimmten Temperatur. 

Der Herzmuskel zerstört sowohl in freier Luft als in physiologische Lösung 
getaucht bei gleicher Temperatur in gleichen Zeiten gleiche Mengen seines 
Glykogens. Fügt man der physiologischen Waschflüssigkeit Glykogen zu, so 
wird dies weniger zerstört als das Muskelglykogen. H. Ziesche. 

94) Le Lourd, L. et Pagniez, Ph. La retraction du caillot sanguin et les 
hämatoblastes. (Die Retraktion des Blutgerinnsels und die Hämatoblasten.) 
Travail du laboratoire des Travaux pratiques de physiologie. (Journal de physio¬ 
logie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 4, p. 579—591.) 

Oxalatplasma, Salzplasma und Hydrozelenflüssigkeit geben bei der Koagu¬ 
lation ein sich nicht retrahierendes Gerinnsel. Die vorhergegangene Zufügung 
von Hämatoblasten zu diesen Flüssigkeiten macht das Gerinnsel retraktil und 
zwar ist die Zusammenziehung proportional der Menge der zugefügten Hämato¬ 
blasten. Die Eigenschaft der Hämatoblasten, sich retrahieren zu können, ist 
thermolabil und wird bei 58° völlig, bei 45—50° zum Teil vernichtet. Wenn 
man dem Meerschweinchen Kaninchenhämatoblasten injiziert, so kann man ein 
für die Hämatoblasten zytotoxisches Serum erlangen. Fügt man dieses dem 
Kaninchenblut, wie es aus der Vene kommt, zu, so wird die Zurückziehbarkeit 
des Gerinnsels unterdrückt. Injiziert man dem Kaninchen relativ kleine Mengen 
dieses Serums, so verliert das Blutgerinnsel die Fähigkeit, sich zurückzuziehen, 
teilweise oder völlig, je nach der Dosis. Zu gleicher Zeit kann man das Ver¬ 
schwinden oder die Verminderung der Hämatoblasten im zirkulierenden Blute 
nachweisen. H. Ziesche. 

95) Champy, Christian. Immunisation par un s6rum antitoxique contre 
rintoxication rdnale par le cantharidate de potasse. (Immunisierung gegen 
Nierenintoxikation mit Kaliumkantharidat mittels eines antitoxischen Serums.) 
Travail du laboratoire d’histologie le la faculte de medecine de Nancy. (Journal 
de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 5, p. 807—814.) 

Injektion steigender Dosen von kantharidinsaurem Kalium ruft im Serum 
des Tieres antitoxische Eigenschaften hervor. Doch ist die Menge der Anti¬ 
toxine sehr gering, 20 ccm Serum können nur gegen 1 mg, unvollständig gegen 
2 mg der Substanz immunisieren. Folglich enthält ein vorbehandeltes Kaninchen 
Immunisierungskraft gegen 8—10 mg, etwas mehr als die auf einmal injizierte 
Dosis. Doch scheint der Mechanismus der Immunität anders als bei der bak¬ 
teriellen Herkunft zu sein. H. Ziesche . 


96) Wilson, M. Thomas. On the chemistry and staining properties of 
certain derivatives of the methylenblue group when combined with eosin. 

Chemie und färberische Eigenschaften einiger Methylenblauderivate in Verbindung 
mit Eosin. From the Hüll Physiological Laboratory of the University of Chicago. 
(The Journal of experimental medicine 1907, Bd. 9, H. 6, p. 645—670.) 

Eosinsaures Thionin ist ein sehr gutes Färbemittel für Blutausstriche. Es ist 
leicht herzustellen und löst sich gut in Methylalkohol. Bei den bisher üblichen 


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Referate. 


Methoden zur Mischung von Eosin und Methylenblauderivaten sind eosinsaures 
Methylenviolet und Methylenazur nur in sehr geringer Quantität oder auch gar 
nicht vorhanden. Thionol und Thionin bildet sich anscheinend in Methylenblau, 
das lange Zeit mit verdünnten Alkalien und Silberoxyd gekocht wird. Es gibt 
sehr verschiedene gute Mischungen von Eosin und Methylenblauderivaten. 

H. Ziesche . 


97) Noguchi, Hideyo. On extracellular and intracellulär venom activators 
of the blood, with especial reference to lecithin and fatty acids and their 
compounds. (Über extra- und intrazelluläre Giftaktivatoren des Blutes, mit be¬ 
sonderer Berücksichtigung des Lezithins und der Fettsäuren sowie ihrer Verbin¬ 
dungen.) From the Rockefeiler Institute for Medical Researches, New-York. 
(The Journal of experimental medicine 1907, H. 4. S. 436—454.) 

In dem Blute der Mehrzahl der Säuger und Vögel existieren gewisse Sub¬ 
stanzen, welche die Fähigkeit haben, Gifthämolysine zu aktivieren. Sie sind 
durch Äther vom Blutserum extrahierbar und sind imstande dem ursprünglich 
nicht aktivierenden Serum, wenn sie mit ihm vermischt werden, die Fähigkeit 
zu verleihen, Gift zu aktivieren. Die Ätherextrakte bestehen aus Fettsäuren, 
Neutralfetten und wahrscheinlich auch einigen ätherlöslichen organischen Seiten. 
Die Fettsäuren und Seifen, besonders der Oleinreihe, gewinnen, wemi sie mit 
Serum vermischt werden, gewisse Eigentümlichkeiten der Komplemente im all¬ 
gemeinen. Sie sind inaktiv, wenn sich nicht Gift in der Mischung befindet; sie 
sind inaktivierbar mit Kalziumchlorid. Sie zeigen die Tendenz, sich mit dem 
Alter zu aktivieren; sie sind inaktiv oder nur wenig aktiv bei 0° und sind durch 
Äther extrahierbar. Wenn man das mit Äther extrahierte Serum prüft, so zeigt 
sich, daß es die Gift aktivierende Eigenschaft verloren hat. Trotzdessen ergibt 
die Behandlung derartig extrahierten Serums mit heißem Alkohol eine große 
Menge Lezithin. Bei den nicht aktivierenden Seris ergibt die Ätherextraktion 
keine Gift aktivierenden Fette. Lezithin ist aber darin in nicht geringerer Menge 
enthalten, als in den aktivierenden. 

Der Zusatz von Oleinsäure oder ihren löslichen Seifen zu einem nicht 
aktivierenden Serum, in einem Verhältnis, das dem Prozentsatz von Fettsäuren 
und Seifen in den leicht aktivierenden Seris entspricht, machen es für das Gift 
in hohem Grade aktiv. 

Im normalen Hundeserum besteht außer der bereits genannten Gruppe von 
Aktivatoren eine andere Art derselben, die als Lezithinverbindung identifiziert 
wurde und wie freies Lezithin wirkt. 

Ein scharfer Unterschied der Hämolyse, die durch diesen Aktivator und die 
andere Gruppe hervorgerufen wird, besteht in der Wirkung der CaCl a , welches 

f egen Lezithin oder Lezithinverbindungen machtlos ist, aber die Wirksamkeit 
er erstgenannten unterdrückt. Dieses Lezithin, das Proteide enthält, kann mit 
einer halbgesättigten (NH^aSO^Lösung gefallt werden, ist aber in Wasser völlig 
löslich und wird in neutralen Alkalisalzlösungen durch Kochen nicht koaguliert 
werden. Alkohol fällt ein proteidähnliches Koagulum und extrahiert Lezithin 
daraus; Äther extrahiert das Lezithin aus dieser Verbindung nicht. 

Nicht aktivierende Serumarten enthalten derartige Lezithinverbindungen nicht. 
Lezithin, wie es in einigen anderen Serumproteiden, besonders als Lezithalbumin, 
und vielleicht im Globulin enthalten ist, kann Gift nicht aktivieren. Dies be¬ 
stätigte sich bei allen untersuchten Seris; es wirkt nicht, ob diese Fraktion 
(durch Ammoniumsulfat gefallt) dem aktivsten Serum angehört (Hund) oder nicht 
aktivierendem Serum (Ochs). 

Der nicht koagulable Teil des Serums enthält einen Aktivator von der 
Natur des Lezithins. Dieser Aktivator steckt in einem nicht koagulablen Proteide, 
das von Howell beschrieben wurde und mit Chaleries Albumon identisch ist. 
Da in dieser Serumportion durch Äther extrahierbares Lezithin nicht vorhanden 
ist, muß die aktivierende Eigenschaft des erhitzten Serums dieser Proteidver¬ 
bindung des Lezithins zugeschrieben werden. Daß es im normalen Serum nicht 
präzexistiert, sondern durch die Wirkung hoher Temperaturen erzeugt wird, be¬ 
wahrheitet sich für alle Sera mit Ausnahme des der Dogge. Inbezug auf die 


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Referate. 


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Giftaktivierung wissen wir nun, daß das Lezithin mit dem Gifte dann reagiert, 
wenn es aus anderen Eiweißverbindungen in die nicht koagulable des Albumon 
übergegangen ist. Howells Meinung von der Nichtexistenz nicht koagulablen 
Eiweißes im normalen Serum, scheint in der Gifthämolyse eine biologische Stütze 
zu erfahren. 

Ovovitellin aus dem Hühnerei ist eins der besten Giftaktivatoren vom Typus 
der Lezithineiweißverbindung. 

Der Grund, warum die Blutkörperchen verschiedener Blutarten gegen Gift 
verschieden empfänglich sind, liegt nicht in ihrem Gehalte an Lezithin, sondern 
lediglich an der Menge von Fettsäuren, vielleicht auch Seifen und Fette, die in 
ihnen enthalten sind. Der Schutz, den das CaCl 2 gegen die Gifthämolyse ver¬ 
leiht, ist der Beweis ftir das Fehlen von Lezithinaktivierung. Aus dem Stroma 
empfindlicher Blutkörperchen können Fettsäuren und einige Fette mit Äther 
extrahiert werden. Nach der Ätherextraktion wird das Stroma nicht aktivierend, 
indem der Extrakt die Fettsäuren und einige Fette und Seifen enthält, welche 
giftresistenten Körperchen zugesetzt, sie vom Gifte angreifbar machen. Lezithin 
besteht in allen Arten von roten Blutkörperchen, aber in einer für die Giftakti¬ 
vierung belanglosen Form. 

Die somatischen, zytolytischen Prozesse, die durch Gifte veranlaßt werden, 
verlangen intrazelluläre Komplemente. Die Versuche, die mit Zellen von Leber, 
Niere, Hoden und Gehirn des Meerschweinchens und der Ratte angestellt wurden, 
zeigen, daß die als Komplemente wirksamen Faktoren durch Kalziumchlorid in¬ 
aktivierbar sind. H. Zieschc. 

98) Egdahl, Anfin. A study of the effect of intravenous injections of 
Solutions of pancreatic tissue; with especial reference to the cause of 
collapse in acute pancreatitis. (Eine Untersuchung über die Wirkung intra¬ 
venöser Injektionen von gelöstem Pankreasgewebe, mit besonderer Berücksichtigung 
der Ursache des Kollapses bei akuter Pankreatitis.) Laboratory of Pathology and 
Bakteriology, State University of Jowa, Jowa City. (The Journal of experimental 
medicine 1907, H. 4, S. 385—390.) 

Der akute Kollaps bei der akuten Pankreatitis wird von einem Toxin oder 
Toxinen veranlaßt, die aus dem abgebauten Pankreas stammen. Dies Toxin oder die 
Toxine scheinen zur Zeit des Verschwindens der Biuretreaktion am wirksamsten 
und sind wahrscheinlich Körper von der Natur aromatischer oder Amino¬ 
verbindungen. Es sind auch noch andere toxische Faktoren vorhanden, wie 
das Pepsin und das Trypsin, doch spielen diese anscheinend eine nur sekundäre 
Rolle. Mechanische Reizung des Peritoneums und des Ganglion caeliacum sind 
gleichfalls nur sekundärer Natur. Das Glyzerin, das durch die Wirkung des 
Steapsins frei wird, kann als eine wirksame Ursache des Kollapses nicht ange¬ 
sehen werden. H. Zieschc. 


99) ByalL Charles. Cancer infection and cancer recurrence a danger to 
avoid in cancer operations. (Krebsinfektion und Krebsrezidive; eine bei Krebs¬ 
operationen zu vermeidende Gefahr.) Cancer Hospital, Brompton, London W. 
'Lancet 1907, Bd. II, S. 1311.) 

Auf Grund seiner reichen Erfahrung stellt Autor die Behauptung auf, daß 
das Karzinom sehr ansteckend ist; nicht derart, daß es von einer Person auf die 
andere übertragen würde. Aber ein und dieselbe Person, die krebskrank ist, kann ihn 
an anderen Stellen bekommen. Infektionen von Wunden und Stichkanälen durch 
Krebs sind durchaus nicht selten, häufig sind bisher als Rezidive betrachtete 
Neubildungen nach Operationen derart zu erklären. H. Zieschc. 

100) Doyon. Los parathyroides de la tortue. (Die Nebenschilddrüsen der 
Schildkröte.) Travail du Laboratoire de Physiologie de la Faculte de medecine 
de Lyon. (J. de phys. et de path. gener. 1907, Bd. 9, H. 3, S. 457—459.) 

Die Parathyreoideae sind wie im Bau so in der Funktion von der Schilddrüse 
wesentlich verschieden, die Nebenschilddrüsen enthalten im Gegensatz zur Schild¬ 
drüse wenig Jod. Die Zerstörung beider Nebenschilddrüsen, die man leicht durch 
Kauterisation erzielen kann, ruft Lähmungen und den Tod hervor. Die Läh¬ 
mungen beginnen an den vorderen Extremitäten. Die Lebensdauer hängt vor 

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66 


Referate. 


allem von der Temperatur ab; bei den Laboratoriumsschildkröten trat der Tod 
am 3.-8. Tage ein. Die Zerstörung einer Nebenschilddrüse ist ebenso belanglos 
wie die Resektion der Schilddrüse. H. Ziesche . 

101) Jung, Ewald. Über das Verhalten der Follikel bei chronischer Appen¬ 
dizitis. Aus dem pathologischen Institut zu Zürich. (Diss. Zürich 1907. 34 S.) 

Kommt zu dem Schluß, daß bei lymphatischen Reizzuständen in der 
Appendix, wie sie von verschiedenen Autoren bei der chronischen Appendizitis 
beschrieben wurden, charakteristische hyperplastische Vorgänge an den Solitär¬ 
follikeln auftreten, welche sich in einer gesteigerten Produktion von großen 
Lymphozyten und Umwandlung derselben zu Plasmazellen äußern, und als deren 
Ursache die vom Lumen her einwirkenden toxischen Schädlichkeiten zu betrachten 
sind. Fritz Loeb. 

102) Letulle, Maurice et Natan-Larrier, L. Gontribution k l’histopathologie 
gdndrale de la glande hepatique. Les capillicules biliaires intratrabdculaires. 

»Histopathologie der Leber; Die intratrabekulären Gallenkapillaren.) (Journal de 
Physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 4, p. 653—663.) 

Die intratrabekulären Gallengangskapillaren nehmen an den Veränderungen 
Anteil, die durch die Umordnung der Leberzellen, von denen sie abstammen, 
hervorgerufen werden. Die gewöhnlichste und konstanteste Veränderung ist die 
Erweiterung der Kapillaren. Die aneurysmatische Erweiterung ist den Ver¬ 
änderungen der Trabekel nicht adäquat. Die hyperplastische, knotige Hyper¬ 
trophie geht mit einer allgemeinen Erweiterung der Kapillaren Hand in Hand, 
die hochgradiger ist, als die symptomatischen Ektasien bei trabekulärer Atrophie, 
bei Stauungsleber, Retentionsikterus und Zirrhose. H. Ziesche . 


108) Bardier, E. Les sels de magndsium et le syst&me nerveux moteur 
pdriphdrique. Die Magnesiumsalze und das peripherische motorische Nerven¬ 
system. Travail du Laboratoire de physiologie de la Faculte de medecine de 
Toulouse. (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 4, 
p. 611—619:) 

Die Magnesiumsalze wirken auf das peripherische motorische Nervensystem 
wie das Kurare. Die Veränderungen der Ergographenkurve geben ein Maß 
für diese Vergiftung, die allmählich bis zur völligen Lähmung der motorischen 
Endplatten fortschreitet. H. Ziesche . 

104) Hdbert, Alexandre. Toxicitd des sels de chrome, d’almnmium et de 
magndsium. Leur aetion sur diverses fermentations. Comparaison avec les 
propridtds analogues des terres rares. (Toxizität der Chrom-, Aluminium- und 
Magnesiumsalze.) (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, 
H. 5, p. 751—758.) 

Die Giftigkeit der verschiedenen untersuchten Salze gegenüber Organismen 
läßt sich in folgenden Fällen der Tabelle anordnen. 


Für Fische 

Für Pflanzen 

Für Aspergillus 

Für Hefe 

Für lösliche 
Fermente 


Zirkonium 

Thorium, Aluminium, Chrom 
Cerium, Lanthan 
Magnesiun 
Zirkonium 

Thorium, Cerium, Lanthan, Chrom, Aluminium 

Magnesium 

Thorium 

Cerium, Lanthan 

Zirkonium, Aluminium 

Chrom, Magnesium 

Chrom 

Aluminium 

Cerium, Lanthan, Magnesium 
Zirkonium 

Thorium, Aluminium 
Chrom 


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Referate. 


67 


Im allgemeinen 


Zirkonium, Thorium 
Aluminium, Chrom 
Cerium, Lanthan 
Magnesium 

Die Toxizität steht in keiner Verbindung mit Molekulargewicht oder Valenz, 
wie folgende Aufstellung zeigt: 


Zirkonium 
Thorium . 
Aluminium 
Chrom 


Atomgewicht 
. . 90.7 
. . 232.5 
. . 27.5 
. . 52.0 


Wertigkeit 


Die ersten vier Metalle 


2 

3 

3 

sind 


Cerium 
Lanthan . 
Magnesium 


Atomgewicht 
. . 140.0 
. . 138.0 
. . 24.0 


Wertigkeit 

2 

3 

2 


toxisch, die letzten drei nur sehr wenig. 


für Tiere und niedere Organismen deutlich 


H. Zieschf. 


105) Meli, E. Trasformazione del calomelano nel canale digerente. (Um¬ 
wandlung des Kalomel im Digestionstraktus.) fBollettino della Reale Accademia 
Medica di Roma 1907, Fase. VII und VIII.) 

Die Schlußfolgerungen, zu denen Meli in seiner Arbeit gelangt, sind 
folgende: im Magen kann kein Sublimat aus Kalomel gebildet werden; sollte 
es sich doch bilden, würde es sich in Quecksilberalbuminat umwandeln, das die 
aktive Form des Kalomel vorstellen würde. In Wirklichkeit bildet sich dieses 
Albuminat in kleiner Menge durch Wirkung der Karbonate des Darmes. Würde 
das Kalomel diese Umwandlung nicht erleiden und unlöslich bleiben, würde 
seine therapeutische Wirksamkeit schwinden. Doch könnte man befürchten, daß 
dieser Umwandlungsprozeß auf Kosten des Organismus sich abspielt. — Meli 
glaubt, daß man die Vorsicht zu gebrauchen habe, nur mittlere Dosen von 
Kalomel zu verabreichen, eventuell unter Zusatz irgendwelcher leicht abführenden 
Substanz. — Plttek, Triest . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

106) Crouzon, 0. et Soubies, Jaques. Influence de 1& pression, de la tempd- 
rature et de l'6tat hygromätrique de Fair sur l’hyperglobulie pdriphdrique 
pendant les ascensions en ballon. (Einfluß des Luftdrucks, der Temperatur und 
des Feuchtigkeitsgehalts der Luft auf die Hyperglobulie beim Aufstieg mit dem 
Luftballon.) (Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 313—314.) 

Vier Meerschweinchen zeigten in einer Höhe von 3200 m bei +2° Wärme 
eine deutliche Hyperglobulie gegenüber den Kontrollieren, und zwar war die 
Differenz am deutlichsten ausgeprägt bei den Tieren, die sich in mit Wasser¬ 
dampf gesättigter Atmosphäre befanden. L . Borchardt. 

107) Labbd et Vitry. Indice de sulfo-conjugaison des albumines. (Der Index 
der gepaarten Schwefelsäuren in den Eiweißkörpem.) Lab. de la clin. Laennec, 
prof. Landouzy. (Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 415—416.) 

Unter »Index der gepaarten Schwefelsäuren« im Eiweiß verstehen die Ver¬ 
fasser den Gehalt des dialysierten und der Hydrolyse mit Salzsäure unterworfenen 
Eiweiß an Schwefelsäure, bestimmt als Baryumsulfat. Im Eiereiweiß beträgt dieser 
Index 1,6 mg auf 1 g getrocknetes Eiweiß. L. Borchardt 

108) Labbd, EL et Vitry, Q. Formation de ddrivds sulfo-conjuguäs au cours 
d’une digestion aseptique d’&lbumine. (Bildung von Ätherschwefelsäuren bei der 
aseptischen Eiweißverdauung.) Lab. de la clinique Laönnec: prof. Landouzy. 
(Cpt r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 359—360.) 

Bei der aseptischen Verdauung von Eiereiweiß mit Pankreassaft konnten nach 
5tägiger Verdauung 0,1 °/ 0 des Eiweiß als gepaarte Schwefelsäuren nachgewiesen 
werden; dagegen gelang der Nachweis des Indikans nicht. Verfasser meinen 
dennoch, daß die gepaarten Schwefelsäuren als Indoxylschwefelsäure vorhanden 
gewesen seien, die sich infolge der geringen Empfindlichkeit der Indikanproben 
dem Nachweis entzog. L. Borchardt. 

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68 


Referate. 


109) Fleig, G. De divers liquides organique en taut que milieux nutritifs 
artificiels pour les Organes isol6s du corps. (Über verschiedene organische 
Säfte als Nährsubstrate für überlebende Organe.) Lab. de physiol. et lab. des 
cliniques de la Faculte de medecine de Montpellier. (Cpt. r. de la soc. de biol. 
1907, Bd. 63, S. 362—364.) 

Verfasser will die künstlichen Nährlösungen durch organische ersetzen. Er 
hat gefunden, daß Organe wie in Blut auch in Blutserum, Aszitesflüssigkeit, 
Hydrothora Flüssigkeit, der Flüssigkeit des subkutanen Oedems, der Hydrocele, 
Pleuritis, dem Liquor cerebrospinalis, dem Fruchtwasser, ja auch dem Inhalt 
von Ovarialzysten lange Zeit überlebend gehalten werden können. Geprüft 
wurde auf diese Eigenschaft Darm, Uterus gravidus, Blase vom Kaninchen, 
Ureter vom Meerschweinchen. Die Wirkung der verschiedenen Flüssigkeiten 
war der Wirkung der physiologischen Kochsalzlösung zumeist überlegen. 

Diese Resultate erklären sich leicht, wenn man bedenkt, daß die genannten 
Flüssigkeiten zwar verschiedenen Eiweißgehalt, aber gleiche Zusammensetzung 
ihrer Salze und gleiche Reaktion besitzen wie das Blutplasma. Sie erniedrigen 
auch den Gefrierpunkt etwa gleich tief wie das Blut. Schließlich haben diese 
Flüssigkeiten keinerlei toxische Eigenschaften. L. Borchardt. 


HO) Kalaboukoff, M l,e L. et Terroine, Emile F. Sur l’activation des ferments 
par la löcithine. I. Action de la ldcithine sur la lipase pancröatique. (Über 
die Aktivierung der Fermente durch das Lezithin. I. Wirkung des Lezithins 
auf die Pankreaslipase.) Lab. du prof. Francis Franck, College de France. 
(Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 372—374.) 

1. Lezithin aktivierte nicht die spaltende Wirkung des Pankreassafts auf das 
Monobutyrin; auch die Wirkung auf Öl wird in großen Dosen und in geringer 
Weise aktiviert. 2. Die aktivierende Wirkung der Galle auf die Pankreaslipase 
beruht auf ihrem Gehalte an gallensauren Salzen. L. Borchardt. 

111) Patern, Gk Influence de la räaction du plasma sanguin sur la forxnation 
de la flbrine. (Einfluß der Reaktion des Plasmas auf die Fibrinbildung.) 
(Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 387—389.) 

Während Oxalatplasma durch Zusatz von CaCl 2 ohne weiteres gerinnt, kann 
man es dieser Fähigkeit berauben, wenn man dem Oxalatplasma zunächst Essig¬ 
säure zusetzt. Nach Essigsäurezusatz fällt zunächst ein Niederschlag aus, der 
sich nach weiterem Zusatz klärt. Fügt man jetzt CaCl a zu, so tritt keine Ge¬ 
rinnung ein; der entstandene Niederschlag besteht aus Calciumoxalat. Neutrali¬ 
siert man die Lösung mit Natriumkarbonat, so tritt ein neuer Niederschlag, 
Calciumkarbonat, auf, aber auch jetzt keine Gerinnung. Erst durch Zusatz einer 
Spur frischen Serums zu der essigsauren oder neutralisierten Blutlösung tritt 
Gerinnung ein. Durch Essigsäurezusatz hat also das Fibrinogen die Fähigkeit 
verloren, in Fibrinferment überzugehen. L. Borchardt. 


112) Bxysch, J. Wilhelm. Untersuchungen über das Vorkommen der Kynuren- 
säure im Katzenham. (Dissertation, Bern 1907, 18 S.) 

Verfasser stellt die Resultate seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen 
zusammen: 

1. Ein Hund, welcher nacheinander mit Fleisch, mit Milch und mit Brot ge¬ 
nährt wurde, setzte bei Fleischfütterung die größte, bei Brotfütterung die kleinste 
Kynurensäuremenge ab, bei Milchfütterung eine Menge, welche in der Mitte 
zwischen beiden stand. 

2. Die Katze ist bei Verbitterung keines dieser Nahrungsmittel imstande, 
Kynurensäure zu produzieren. 

3. Ein Hund, in dessen Ham bei Verabreichung eines Breies, bestehend aus 
Hundekuchen, Reis und Wasser, keine Kynurensäure vorzufinden war, produ¬ 
zierte bei Mitverfütterung des Peptonum siccum e fibrino sanguinis, des Pepto- 
num siccum e came, des Peptonum siccum sine sale und des Peptonum siccum 
ex albumine die Kynurensäure in beträchtlicher Menge. 

4. Vermochte eine Katze bei Verbitterung der drei erstgenannten Pepton¬ 
arten keine Kynurensäure zu produzieren. 

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Referate. 


69 


5. Das Skatol übt bei der Katze keinen Einfluß aus auf die Kynurensäure- 
bildung, vielmehr wird es zum großen Teil mit dem Ham imverändert aus¬ 
geschieden. 

6. Der Katzenorganismus zerstört die ihm zugefiihrte Kynurensäure im vollen 
Umfange, so daß von ihr keine Spur im Ham wiederzufinden ist Fritz Loeb. 

113) Adler, Rudolf. Die Heteroalbumose und Protoalbumose des Fibrins. 
Ein Beitrag zur Kenntnis der primären Produkte des Eiweißabbaues. (Diss. 
Leipzig 1907. 69 S.) 

(Zusammenfassende Übersicht:) 

1. Die zu Anfang der peptischen Verdauung des Fibrins in größter Menge 
entstehende Hetero- und Protoalbumose wurde nach den von Pick angegebenen 
Alkohol-Trennungsverfahren isoliert. Die erhaltenen Produkte zeigten in vielen 
Punkten Übereinstimmung mit den von Pick angegebenen Reaktionen. 

2. Nicht bestätigen konnte Verfasser die Angabe Picks, daß die Adam- 
kiewiczsche Probe mit den beiden Albumosen negativ ausfalle. Pick bezieht 
das Zustandekommen dieser Reaktion irrtümlich auf däs Vorhandensein der 
Kohlehydratgruppe im Eiweißmolekül. Da der positive Ausfall jedoch dem 
Try ptophan, das nachweislich in beiden Albumosen vorhanden ist, zugeschrieben 
werden muß, so ist ein negativer Befund a priori auszuschließen. 

3. Die von Pick für die Hetero- und Protoalbumose gefundene prozentuelle 
Zusammensetzung ist unrichtig, da Pick bei zu hoher Temperatur getrocknete 
— zersetzte — Präparate analysierte. Durch Einhaltung bestimmter Kautelen 
konnte Verfasser eine Schädigung der Präparate vermeiden und konstante Werte 
erhalten« 

4. Da die bisherigen Angaben des chemischen Verhaltens der beiden Albu¬ 
mosen zur Charakterisierung ungenügend waren, wurden durch Bestimmung der 
optischen Drehung und durch die Darstellung von Salzen scharfe Werte zur 
Homogenitätsprüfung geschaffen. 

5. Die nach der Pick sehen Methode erhaltenen Produkte wurden der 
tryptischen Verdauung unterworfen. Aus der Heteroalbumose konnte ein Trypsin¬ 
pepton gewonnen werden, welches mit dem von Siegfried aus Fibrin isolierten 
Trypsinfibrinpepton identisch ist. Die Protoalbumose lieferte dagegen keines 
des bisher beschriebenen Trypsinpeptone. 

6. Im tryptischen Verdauungsgemisch der Protoalbumose war freie Gluta¬ 
minsäure nicht nachweisbar. Bei der Untersuchung der durch Phosphorwolfram¬ 
säure fällbaren »Basenfraktion« wurde ein peptonähnlicher Stoff isoliert, der bei 
der weiteren Spaltung mit Schwefelsäure die Glutaminsäure neben Arginin und 
Lysin lieferte und dem von Siegfried auf anderem Wege erhaltenen Kyrin glich. 

7. Proto- und Heteroalbuminose zeigen mit Ferrisalzen in ammonsulfathaltiger 
Lösung eine verschiedene Fällbarkeit, die zur Isolierung der beiden Albumosen 
benutzt wurde. 

8. Die Eisenmethode bot ein ausgezeichnetes Mittel zur Trennung beider 
Albumosen; die Heteroalbumose ist durch Eisenammoniakalaun in 5proz. Ammon¬ 
sulfatlösung nicht fällbar, die Protoalbumose dagegen fällt fast vollständig. 

9. Zur Vergleichung der nach der Eisenmethode erhaltenen Produkte mit 
den nach den Pick sehen Verfahren gewonnenen Albumosen wurden die opti¬ 
sche Drehung, das Lichtbrechungsvermögen, die prozentuelle Zusammensetzung 
und der Metallgehalt der Salze bestimmt. 

10. Die quantitative Verteilung des Stickstoffes geschah nach der Methode 
von Hausmann-Siegfried; die ermittelten Resultate wurden mit den in der 
Literatur bestehenden Angaben verglichen. 

11. Durch die Darstellung von Karbaminosalzen der Protoalbumose wurden 
präzise Anhaltspunkte zur Prüfung der Einheitlichkeit gefunden. Die Bestimmung 
der bei dieser Reaktion aufgenommenen Kohlensäure zum Stickstoffgehalt der 
Albumose ergab ein konstantes Verhältnis. Durch die Fällung der Protoalbu¬ 
mose aus Baryumkarbaminat wurde eine weitgehende Fraktionierung erzielt. 
Die einzelnen Fraktionen verhielten sich in chemischer und physiologischer Hin¬ 
sich vollständig gleich der unfraktionierten Albumose. 



70 


Referate. 


12. Durch Vergleichung der zahlreichen physikalischen und chemischen 
Daten konnte die Einheitlichkeit der nach der Eisenmethode erhaltenen Hetero- 
und Protoalbumose erwiesen werden. 

13. Die Annahme, daß die Proto- und Heteroalbumose (nach Kühne) die 
einzigen »primären« Spaltungsprodukte seien, wird in Abrede gestellt. Als Be¬ 
weis hierfür werden zwingende Gründe angeführt, wodurch auch der Begriff der 
»primären« Fermentabspaltung noch genauer präzisiert wird. 

14. Da nach Pick die Heteroalbumose der Antigruppe, die Protoalbumose 

der Hemigruppe angehören, versuchte Verfasser seine Ergebnisse mit dieser 
Annahme zu vereinbaren. Unter Berücksichtigung der von Siegfried und 
E. Fischer gemachten Beobachtungen über die letzten (resistenten) eiweißähn¬ 
lichen Spaltungsprodukte der Eiweißstoffe schien die Ansicht, daß die beiden 
Albumosen als Vertreter dieser Komplexe anzusehen seien, unberechtigt In¬ 
wieweit die Hetero- und Protoalbumose als Vertreter von charakteristischen 
Komplexen des Blutfibrins anzusehen seien, und in welcher Beziehung diese 
beiden Albumosen zum Gesamtmolekül dieses Eiweißstoffes stehen dürften, wird 
eingehend diskutiert. Fritz Loeb . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

114) Seher, Carl. Beitrag zum Blutbefund bei progressiver perniziöser 
Anämie nach Untersuchungen auf der medizinischen Universitätsklinik zu 
Zürich. Aus der med. Klinik zu Zürich. (Diss. Zürich 1907. 61 S.) 

Verfasser zieht aus seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: 

1. Die Zahl der Erythrozyten ist meistens sehr stark reduziert Je näher 
dem Exitus, um so niedriger; Megaloblasten sind nicht immer vorhanden, dagegen 
stets Mikrozyten. 

2. Die Zahl der Leukozyten ist in den meisten Fällen stark vermindert. 

3. Poikilozytose ist stets vorhanden. 

4. Anisozytose ist immer vorhanden, meist sehr hochgradig. 

5. Zytenquotient immer unter dem Normalwert. 

6. Leukozytenmischung verschieden. Multinukleäre teils vermindert, teils ver¬ 
mehrt. Uninukleäre teils vermindert, teils vermehrt. Wo letzteres vorhanden, 
da war diese Vermehrung hauptsächlich durch die Lymphozyten bedingt. 

7. Der Färbeindex war in der Mehrzahl der Fälle stark erniedrigt 

Fritz Loeb . 

115) Perrone, Saivatore Recherehes experimentales sur les .rapports 
supposös entre la röaction jodique des leucocytes et la dögönerescence amyloide 
experimentale. (Experimentelle Untersuchungen über den angenommenen Zu¬ 
sammenhang zwischen Jodreaktion der Leukozyten und experimenteller amy- 
loider Degeneration.) Travail de l’Institut de Sciences biologiques. Laboratoire 
de pathologie generale du professeur de Michele. (J. de phys. et de path. 
gener. 1907, Bd. 9, H. 5, S. 823—831.) 

In aseptischen Eiterungen, wie man sie durch Injektion von Terpentinöl er¬ 
zeugen kann, kommt es zur Jodreaktion in den Leukozyten des Blutes und den 
Eiterkörperchen. Diese Reaktion ist wahrscheinlich der Ausdruck eines Degene¬ 
rationszustandes der Leukozyten, der sich in seiner Reaktion der amyloiden 
Degeneration ähnlich zeigt. 

Andauernde Eiterungen führten bei Meeschweinchen, Kaninchen und Hunden 
zu keiner Amyloidbildung der Bauchorgane. Die beobachtete Milzthypertrophie 
ist die Folge der Hämolyse und eines Hämosiderindepots in der Milz. 

H. Ziese he. 

116) Gennari. La leucopenia nelT ileo tifo b, nel periode iniziale, altret- 
tanto e piü frequente della reazione di Widal-Gruber. (Die Abnahme der 
weißen Blutkörperchen im Typhus ist im Frühstadium ebenso häufig, wenn 
nicht mehr als die Reaktion nach Widal-Gruber.) (Riforma Med. 1907, H. 11.) 

Inhalt im Text. Plüek. 

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Referate. 


71 


117) Mansfeld, G. A v6r zsirbontd köpessägäröl normalis de köros viszonyok 
kAsötfc. (Über die lipolytische Wirkung des Blutes unter normalen und patho¬ 
logischen Verhältnissen.) Pharmakologisches Institut der Universität Budapest.) 
Magyar orvosi Archivum NF. 1907, Ba. 8, S. 200.) 

Lipanin wurde einerseits mit durch Erhitzen auf 80—90° inaktivierter Aszites¬ 
flüssigkeit, andererseits mit nativer Aszitesflüssigkeit in gleichen Verhältnissen 
emulgiert und mit Rinderblut versetzt. Durch die Gemische wurde durch 
22 Stunden Luft durchgetrieben und der Fettsäuregehalt vor und nach der Luft¬ 
zufuhr bestimmt Die Spaltung der Fette ging in den mit inaktivierter Aszites¬ 
flüssigkeit bereiteten Gemischen mit derselben Intensität vor sich, wie in den 
mit nativer Aszitesflüssigkeit bereiteten Gemischen. 

Energische Lipolyse wird durch Aszitesflüssigkeiten nur in Anwesenheit 
von Blut bewirkt Die aktivierende Wirkung des Blutes führt Verfasser auf das 
Hämoglobin zurück. Es sei jedoch erwähnt, daß diese Folgerung auf einem 
einzigen Versuche beruht, welcher mit einer, mit heißem Wasser (!) bereiteten 
Hämoglobinlösung ausgeführt wurde. 

Während der Lipolyse vermehrten sich die dialysierbaren Teile des Versuchs¬ 
gemisches um 20,9 °/ 0 Reinbold . 

118) de Meyer, J. Hyperglycdmie et glykosurie provoquöes par injection 
d’un särum antiglycolytique. (Hyperglykämie und Glykosurie durch Injektion 
eines äntiglykolytischen Serums.) Lab. de physiol. de l’Institut Pasteur. (Cpt. r. de 
la soc. de biol. 1907, Bd. 68, S. 385—886.) 

Es ist dem Verfasser gelungen, ein antiglykolytisches Serum herzustellen, 
das in vitro imstande war, die Glykolyse aufzuheben. Durch einmalige intra¬ 
venöse Injektion des Serums konnte bei drei Hunden Hyperglykämie und geringe 
Glykosurie (bis zu 0,47 °/ 0 erzeugt werden. Da die Methode der Blut- una Ham- 
zuckerbestimmung nicht angegeben ist, so wird man jedenfalls die Bestätigung 
der Befunde ab warten müssen, ehe man mit dem Verfasser theoretische Er¬ 
örterungen über die Ätiologie des Diabetes an diesen Befund anknüpft, der 
zunächst mit der modernen ablehnenden Haltung in der Glykolysefrage nicht in 
Einklang zu bringen ist. L. Borchardt . 

119) Iscovesco, Henri, lätude sur les Constituante colloides des humeurs 
de Torganisme. (Die kolloidalen Bestandteile der organischen Flüssigkeiten.) 
Travail du laboratoire de physiologie de la Sorbonne. (J. de phys. et de path. 
gener. 1907, Bd. 9, H. 5, S. 793—816.) 

Vor Beginn der Untersuchung muß der Salzgehalt der untersuchten Flüssig¬ 
keiten durch Verdünnung oder durch Dialysierung verringert werden. Dann 
arbeitet man entweder mit der Präzipitierungsmethode (durch kolloidales Eisen¬ 
hydrat und kolloidales Arsensulfat), oder mit der des elektrischen Transportes. 
Beide Verfahren liefern zuverlässige, übereinstimmende Ergebnisse. 

Im Blutserum finden sich zwei Serumalbumine, ein elektropositives und ein 
elektronegatives. Im Plasma befinden sich gleichfalls zwei Globuline, ein elektro¬ 
positives und ein elektronegatives; dagegen gibt es im Serum nur ein elektro¬ 
positives Globulin. Es besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen den 
Globulinen des Plasma und des Serum. Auch das Fibrin ist ein kolloidaler 
Komplex von positiven und negativen Globulinen, durch Vereinigung entstanden, 
diese Verbindung ist aber elektropositiv, sie hat ein bestimmtes Vorzeichen. 

Das Pigment des Blutserums ist elektronegativ, wie auch die Urin- und 
Gallenpigmente, während das Hämoglobin elektropositiv ist. 

Die roten Blutkörperchen sind ebenso wie das Stroma elektronegativ. Das 
elektropositive Serumglobulin selbst besteht aus zwei Globulinen, von denen das 
eine elektropositiv, das andere elektronegativ ist. 

Der Magensaft enthält ein elektropositives Kolloid; man muß das Pepsin 
für ein elektropositives Ferment ansehfen. Nach sehr langer Dialyse enthält der 
Magensaft nur noch elektronegative Kolloide; er enthält aber noch Pepsin, denn 
er ist durch Säure leicht zu aktivieren. 

Der Pankreassaft enthält nur negative Kolloide. Beim Zusammenwirken 
von Magen- und Pankreassaft fällt der Magensaft den ]Pankre|a^a|tj^^k |^war 



72 


Referate. 


beruht die Fällung nicht lediglich auf der Azidität des ersteren. Das positive 
Kolloid des Magensaftes bildet mit dem negativen des Pankreassaftes ein unlös¬ 
liches Kolloid. Die positiven Magensaftkolloide bilden einen Komplex und 
können die diastatische Wirkung des Pankreassaftes zurückhalten, diese paraly¬ 
sierende Wirkung beruht nicht auf der Azidität des Magensaftes, sondern auf 
der Fixation der elektronegativen Pankreasdiastasen durch die elektropositiven 
Magendiastasen. 

Die Galle enthält nur elektronegative Kolloide, auch das Pigment ist negativ. 

Transsudate. Die Peritonealflüssigkeit des Pferdes enthält ähnlich wie das 
Blutserum ein positives und ein negatives Albumin. Nach der Beseitigung des 
Salzes durch Dialyse fallt ein elektropositives Globulin aus; daher auch das 
Fehlen der Koagulation, da ein elektronegatives Globulin fehlt Ebenso verhält 
sich die Perikardialflüssigkeit des Pferdes und Pleuraflüssigkeit. 

Die menschliche Amniosflüssigkeit enthält positive und negative Albumine, 
aber nur ein elektronegatives Globulin. 

Die Lumbalflüssigkeit enthält eine albuminoide Substanz mit den Eigen¬ 
schaften eines elektronegativen Globulins. Außerdem enthält sie noch eine 
zweite in destilliertem Wasser lösliche kolloidale Substanz, die gleichfalls elektro- 
negativ ist. Diese letztere hat nicht die Eigenschaften eines Albumins. Die 
Lumbalflüssigkeit unterscheidet sich also wesentlich von allen anderen Körper¬ 
flüssigkeiten. 

Alle menschlichen Urine enthalten elektronegative Kolloide, die pigmentärer 
Natur sind. //. Ziesche. 

120) Desgrez, A. et Saggio, G. Sur la nocivitä des composds aedtoniques. 

(Über die Schädlichkeit der Azetonkörper.) Lab. du prof. Bouchard. (Cpt. r. de 
la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 288—291.) 

Bei intravenöser Applikation der Azetonkörper bei Meerschweinchen erwies 
sich die 0-Oxybuttersäure am giftigsten, Azeton am wenigsten giftig. Die ent¬ 
sprechenden Fettsäuren (Propionsäure und Buttersäure) waren giftiger als die 
zugehörigen Oxysäuren (Milchsäure und 0-Oxybuttersäure). Auch bei länger 
dauernder Anwendung kleinerer Dosen erwies sich die Oxybuttersäure giftiger 
als Azeton und Azetessigsäure. Die Urinmenge nahm gegen Ende der Versuche 
ab, und zwar am intensivsten nach Oxybuttersäureinjektion; Verfasser glauben, 
daß die im Diabetes bei auftretender Azetonkörperausscheidung mitunter ein¬ 
tretende verminderte Urinausscheidung damit in Zusammenhang zu bringen sei. 
Der Einfluß auf N- und Mineralstoftwechsel war so gering, daß die von den 
Verfassern in dieser Hinsicht gezogenen Schlüsse nicht als begründet erscheinen. 

Z. Borchardt . 

121) Käscher, S. Die Oberflächenspannung von Körpers&ften unter nor¬ 
malen und pathologischen Bedingungen. Aus der exp. biolog. Abt. d. path. 
Inst. Berlin. (Dissertation, Berlin 1907, 34 S.) 

Die Untersuchungen wurden mittels des von Traube angegebenen Stalag- 
mometers angestellt Was die Oberflächenspannung des Blutes betrifft, so ergab 
sich, daß sie beim normalen Blutserum, also auch beim Blut, eine auffallend 
konstante Größe darstellt. Die Bestimmung der Veränderung der Oberflächen¬ 
spannung des Serums bei der experimentell erzeugten Urämie (nach doppel¬ 
seitiger Nierenexstirpation) ergab, daß hier die Oberflächenspannung des Blutes 
abnimmt, bei der durch subkutane Urannitratinjektionen hervorgerufenen Urämie 
ist diese Veränderung etwas weniger deutlich, aber nachweisbar. Die Ober¬ 
flächenspannung des zu verschiedenen Phasen einer Verdauungsperiode ab¬ 
gesonderten reinen Magensaftes darf nicht als eine konstante Größe angesehen 
werden, sondern schwankt innerhalb gewisser Grenzen. Es zeigt sich, daß die 
Art und Weise der Ernährung auf die Oberflächenspannung dieses Sekretes 
keinen nennenswerten Einfluß ausübt, daß endlich die Oberflächenspannung zur 
elektrischen Leitfähigkeit und zum Gefrierpunkt in keinem konstanten Verhältnis 
steht. Eine Vermischung des Magensaftes mit Galle genügt, um eine bedeutende 
Veränderung der Oberflächenspannung hervorzurufen. Die bei der Magen¬ 
verdauung sich einstellende Peptonisierung vermehrt die Tröpfei^hJ bezw. 



Referate, 


73 


vermindert die Oberflächenspannung. Die Oberflächenspannung des reinen 
Magensaftes ist bei dem durch Lapisätzung hervorgerufenen Reizzustand der 
Magenschleimhaut eine abnorm niednge. Im Verlauf der folgenden Tage kehrt 
mit Zurückgehen des Reizzustandes die Oberflächenspannung allmählich zu ihrer 
normalen Höhe zurück. Bei der Bewertung der Oberflächenspannung des Magen¬ 
saftes sind zwei Punkte zu berücksichtigen: Erstlich können Saftmassen abgesondert 
werden, die schon von vornherein bei ihrer Entstehung verschiedene Ober¬ 
flächenspannungen besitzen und zweitens kann die Oberflächenspannung des 
fertig gebildeten Magensaftes dadurch verändert werden, daß fremdartige Sub¬ 
stanzen wie z. B. Gaue, Speisen oder Produkte der Magenverdauung dem reinen 
Sekret beigemischt werden. Auch bei Scheinfütterungsversuchen gewonnener 
Saft der ganzen Magenschleimhaut besitzt eine Oberflächenspannung, die inner¬ 
halb gewisser Grenzen schwankt. Dies gilt für den Magensaft des Hundes 
ebenso wie für denjenigen des Menschen und zwar hier in gleicher Weise für 
das normale Sekret wie für dasjenige, das sich bei Hypersekretion im nüchternen 
Magen angesammelt hatte. Die Oberflächenspannung des reinen Pankreassaftes 
schwankt ebenfalls innerhalb gewisser Grenzen; er hat ebenso wie der reine 
Magensaft und die Galle eine geringere Oberflächenspannung als das Blut. Die 
Oberflächenspannung von Gewebsflüssigkeit ist sehr viel geringer als diejenige 
des Blutserums, konkurriert dagegen durchaus mit derjenigen der Sekrete des 
Körpers. Fritz Loeb . 

122) Justus, J. A szervezet physiologi&i bröm-tartalmäröl. (Über den 
physiologischen Bromgehalt des Organismus.) Laboratorium des israelitischen 
Krankenhauses in Budapest. (Gyögyäszat 1907, S. 497.) 

Verfasser konnte in verschiedenen tierischen Organen stets Brom nachweisen. 
Es wurden die Lungen, Milz, Leber, Nieren, Hoden, Herzmuskel, Nebennieren, 
Dickdarm, Magen, Großhirn, Dünndarm, Pankreas, ferner das Blut, die Leber, 
Rückenmark, Großhirn, Hoden, Nieren, Thymusdrüse, Milz, Muskel, Magen, 
Lungen, weiße Knochenmark, Nägel, Schilddrüse und Nebenhoden vom Rinde geprüft. 

Der Gehalt der verschiedenen Organe am Brom schwankte zwischen 20—84 mg 
pro 100 g des Organs, während der J-gehalt bekanntlich nur niedrigere Werte er¬ 
reicht Betreffs der Methodik sei nur erwähnt, daß die zweckmäßig zerkleinerten 

Ä e in einer eisernen Schale unter Zugabe von H 2 0 2 vollständig verkohlt 
lit heißem Wasser ausgelaugt wurden. Das Brom wurde aus seinen Ver¬ 
bindungen mittels NaNO a befreit und der Auszug mit Chloroform ausgeschüttelt. 
Die quantitativen Bestimmungen wurden auf kolorimetrischem Wege ausgeführt. 
Reagentien und die zur Verkohlung dienende Schale wurden auf ihre Freiheit 
von Brom nach dem gleichen Verfahren geprüft. Reinbold. 

128) Austin, A. E. Calcium metabolism in a oase of myositis ossificans. 
(Der Kalkstoffwechsel in einem Fall von Myositis ossificans.) (Journal of medical 
research 1907, Bd. 16, p. 451.) 

In einem Fall von Myositis ossificans beobachtet Verfasser, daß keine Ab¬ 
normität im Kalkstoffwechsel vorkommt. Wie auch beim normalen Menschen 
gibt es bei gewöhnlicher Kost, welche 1,2 g CaO enthielt, ein CaO Gleich¬ 
gewicht, bei kalkarmer Kost (Rindfleisch, Weißbrod, Butter, Trauben, Apfelsinen, 
Huhn, Brunnenwasser) = 0,572 g CaO, einen CaO-Verlust von 0,327 g täglich. 

Hirschfelaer. 

124) Fleischer, F. Über turgo* tonographische Pulsdruckbestimmung. Aus 
der Poliklinik für innere Krankheiten von Prof. H. Strauß-Berlin. (Berl. kl. W. 
1907, Bd. 35, S. 1108.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. Bomstein. 

126) Thöodoroff. La röaction au bleu de mdthylöne de Russo peut eile rem- 
placer la diazordaction d’Ehrlich? (Kann die Russo sehe Methylenblaureaktion 
die Ehrlich sehe Diazoreaktion ersetzen?) Aus der Kinderklinik in Lausanne: 
Prof. Combe. (These de Lausanne 1907, 45 S.) 

Die Russo sehe Methylenblaureaktion kann weder die Ehrlich sehe Diazo¬ 
reaktion ersetzen, noch hat sie überhaupt irgend einen diagnostischen oder pro¬ 
gnostischen Wert. Fritz Loeb . 

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74 


Referate. 


Klinisches. 


126) D' Agata, G. Nota sul potere battericida del siero di sangue di un 
leucemico in relazione a quello del siero di persona sana. (Betrachtungen über 
das bakterizide Vermögen des leukämischen Blutserums im Vergleiche zu jenem 
eines Gesunden.) (La Nuova Rivista Clinico-Terapeutica 1907, Bd. 10, H. 3, S. 135.) 

Das leukämische Blutserum besitzt im Vergleiche zum Gesunden ein merklich 
niederes bakterizides Vermögen, das bei Besserung des Gesamtzustandes des 
Kranken allmählich der Norm sich nähern kann. Plitek . 

127) Lommel, Felix. Über Polyzythämie. 2. Mitteilung. Aus der med. 
Klinik zu Jena. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 92, S. 83.) 

Bei dem beschriebenen Falle fand sich eine Steigerung des Lungengas¬ 
wechsels, eine auf vermehrte Erythrozytenbildung hindeutende hohe Urobilin¬ 
ausscheidung, eine an der unteren Grenze der Norm befindliche Sauerstoff¬ 
kapazität des Hämoglobins, kein Herzfehler, aber unsichere auf eine Störung im 
Lungenkreislauf hindeutende Stauungserscheinungen. 

Verfasser hält unter kritischer Besprechung der in Betracht kommenden 
pathogenetischen Gesichtspunkte die Annahme für plausibel, daß Polyzythämie 
in vielen Fällen in Beziehung steht mit Störungen des Gasaustausches im Blut, 
sei es durch chemische oder auch durch primäre pathologische Veränderungen 
des Hämoglobins, sei es durch Zirkulationsstörungen, die besonders die Lüftung 
des Blutes in der Lunge zu beeinträchtigen scheinen. M . Leute . 

128) Benjamin, E. u. Sluka, E. Über eine chronische, mit Ikterus einher¬ 
gehende Erkrankung des Blutes (chronischer acholurischer Ikterus mit und 
ohne Milztumor). Aus der k. k. Universitäts-Kinderklinik zu Wien: Hofrat Prof. 
Escherich. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 34, S. 1065—1069.) 

Krankengeschichte von Großvater (81 Jahr alt), Vater (36 Jahr alt) und 
Kind (9 Jahr alt), die an chronischem Ikterus leiden, ohne sonstige besondere her¬ 
vortretende Störungen. Chronische Erkrankung des Blutes mit Zerfall der 
Erythrozyten. Vater und Kind haben das Leiden kongenital, während es beim 
Großvater später auftrat, dort bedeutender Milztumor, hier keiner. Bei den 
kongenitalen Fällen ist der Milztumor das Primäre und der Ursprung einer toxi¬ 
schen Schädlichkeit, die einen gesteigerten Zerfall der roten Blutkörperchen 
bewirkt. Bomstein. 


129) Rollin (Stettin). Über nutritive Anämie. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 
36, S. 1145—1147.) 

Die Betrachtung der roten Blutkörperchen in frischen Blutpräparaten ist ein 
feineres Diagnostikum für die nutritive Anämie, als der chemische Hämoglobin¬ 
nachweis. Die Erythrozyten sind keine wesensschwachen Abkömmlinge von 
Zellen, sondern klinisch vollwertige Körperzellen. Die Blutplättchen hält Roll in 
für leergelaufene Erythrozyten. Für die Diagnose von Anämien generativer oder 
destruktiver Art bildet die Säuretherapie ex juvantibus oft eine erfreuliche und 
sichere Basis. Alle Fälle von unkomplizierter Superazidität geben einen ein¬ 
deutigen Befund, desgleichen viele Fälle von Sub- und Anazidität, so daß die 
Blutuntersuchungsmethode oft eine ausreichende Ersatzmethode für die Magen¬ 
schlauchuntersuchung ist. Bornstein. 

180) Wolff, J. W. Adolf. Die Kemzahl der Neutrophilen, ein diagnostisches 

Hilfsmittel bei Eiterungen des weiblichen Geschlechtsapparates. (Diss. Heidel¬ 
berg 1906. 147 S.) Fritz Loeb. 

181) Ganss, Adam. Ein Fall von nervöser schmerzhafter Magenleere. 

Gastralgokenose. Aus der Privatklinik von Prof. Joh. Müller, Würzburg. (Diss. 
Würzburg 1906. 32 S.) Fritz Loeb . 


182) Meyfarth, Heinrich. Die Sahlische Probesuppe. Aus mediz. Klinik zu 
Marburg. (Diss. Marburg 1906. 34 S.) 

Verfasser hat den Eindruck gewonnen, »daß die Sahlische Suppe, wenn die 
Methode vielleicht auch noch verbesserungsfahig ist, doch schon jetzt eine wert¬ 
volle Bereicherung unserer Hilfsmittel zur Diagnose der Magenkrankheiten bildet.« 

Fritz Loeb . 


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Referate. 


76 


133) Claus, J. P. Über kontinuierlichen Magensaftfluh (Reichxnannsche 
Krankheit) bei Arbeitern. (Diss. Jena 1907. 30 S.) 

Verfasser gibt in seiner gehaltvollen Arbeit eine eingehende Besprechung 
der Literatur und Klinik der chronischen Hypersekretion und führt eine Reihe 
charakteristischer Fülle an. Alkohol und Tabak (Kauen) spielen eine ätiologische 
Rolle. Die Arbeit muß im Original studiert werden. Fritz Loeb . 

134) Kentzler, J. Die Rolle der Salzsäure bei der Magenverdauung. (Mitteil, 
aus dem Laborat. des diagnost. Instit. der Kgl. Universität Budapest. Prof. 
A. von Koränyi.) (B. kl. Woch. 1907, Nr. 33. S. 1038.) 

Unter normalen Verhältnissen gelangen die in der Nahrung aufgenommenen 
artfremden Eiweißstoffe als assimilierte und ihrer Eigenart beraubte Eiweißstoffe 
ins Blut. Diese Altänderung ruft der Magensaft hervor. Die per an um ge¬ 
gebenen Eiweißstoffe findet man unverändert im Blute wieder. Die Änderung 
im Magen muß während der Magenverdauung, also in kurzer Zeit, vor sich 
gehen. Versuche mit 400 ccm Milch, die nach einem halbstündigen Verweilen 
im Magen ausgehebert wurde. — freie Salzsäure fehlte, desgleichen Milchsäure. 
G. A. 32— ergaben das Vorhandensein der Arteigenheit, auch nach 5 stündlichem 
Verweilen im Thermostat. Zugabe von Salzsäure bis zu 0,6 °/ 0 Salzsäuregehalt 
bewirkte Artänderung. Geringerer Salzsäuregehalt war unwirksam. Nach- 
herige Neutralisierung hebt die Änderung nicht mehr auf. Alkalität vermag 
die Wirkung des präzipitierenden Serums auf die Eiweißstoffe zu verzögern. 
Der Arteigenheitsverlust der Eiweißstoffe hängt also von dem Salzsäuregehalt 
des Magensaftes ab. Bornstein . 

135) Vas, B. Ad&tok a pentosoria ismeretöhez. (Beiträge zur Kenntnis 
der Pentosurie.) (Orvosi Hetilap 1907, S. 590.) 

Verfasser beschreibt einen Fall von Pentosurie nebst praktischen Bemerkungen 
über die üblichen Pentosereaktionen. Reinbold\ 

136) Donath, Gy. Felvehetök-e a neurotoxinok az epilepsiäs görcsroham 
Rivälzäsäban? (Ist den Neurotoxinen bei der Auslösung der epileptischen Krampf¬ 
anfalle eine Rolle zuzuschreiben?) Nervenabteilung des Stefan-Krankenhauses 
in Budapest. (Orvosi Hetilap 1907, S. 763.) 

Zur Entscheidung der Frage, ob dem Einschmelzen und der Resorption der 
Großhirnsubstanz und besonders der Großhirnrinde beim Auslösen der epilep¬ 
tischen Krämpfe eine Rolle zuzuschreiben ist, injizierte Verfasser Meerschweinchen 
und Hunden das ganze Großhirn derselben Tierart — entsprechend emulgiert 
— in die Bauchhöhle. Beide so behandelte Meerschweinchen blieben gesund. 
Einer der gleichbehandelten Hunde ging am zweiten Tage an infektiöser Perito¬ 
nitis zugrunde, die übrigen drei Tiere blieben gesund und munter. Der eine 
wurde drei Monate nach der Injektion getötet; bei der Sektion wurden gar keine 
pathologischen Veränderungen gefunden. Die Resorption der Emulsion aus der 
Peritonealhöhle verlief rasch und vollkommen, wie sich Verfasser an dem am 
zweiten Tage verstorbenen Hunde überzeugen konnte. Die Versuchsresultate 
geben also der in der Aufschrift ausgesprochenen Vermutung keine Stütze. 

Reinbold . 

137) Makjjewsky, R. Über die Temperaturverhältnisse beim hftmoptoischen 
Lungeninfarkt der Herzkranken, beim Bluthusten der Tuberkulösen und bei 
Magenblutungen. Aus der med. Klin. Zürich. (Dissertation, Zürich 1907, 60 S.) 

Bei Hämoptoe der Phthisiker und bei Hämatemesis bei Ulcus simplex weist 
die Temperatur eine Tendenz zum Sinken auf (was ja im Einklang mit den 
physiologischen Gesetzen steht). Bei hämoptoischem Lungeninfarkt der Herz¬ 
kranken ist dagegen ein Steigen der Temperatur zu konstatieren. Fritz Loeb . 

138) Riedel, Curt. Über akute Perikolitis. (Dissertation, Leipzig 1906, 
61 S.) 

Die wertvolle Arbeit eignet sich nicht zu einem kurzen Referat. Fritz Loeb . 

139) Roman, Stanislaw. Gibt es ätiologische Beziehungen zwischen Diabetes 
mellitus und Geistesstörungen? (Dissertation, Würzburg 1906, 39 S.) 

Verfasser kommt zu einer Verneinung der Titelfrage. /Fritz Loeb . 

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76 


Referate. 


140) Gatta, R. Comportamento dei riflessi rotulei in seguito ad asportazione 
* di alcnni organi glandolari. (Verhalten des Sehnenreflexes nach Entfernung 

einiger drüsigen Organe.) (LaNuova Rivista Clinico-Terapeutica Bd. 10, H. 1. S. 41.) 

Nach der Splenektomie zeigen die Tiere erhöhte Sehnenreflexe mit Ver¬ 
mehrung der Assoziationsbewegungen. Diese Bewegungen werden intensiver 
nach der Kastration, namentlich einige Tage nach erfolgter Operation; ähnliche 
Vorgänge beobachtete Gatta nach einseitiger oder beiderseitiger Nephrektomie. 
Die Thyroidektomie hatte eine unregelmäßige Vermehrung in den graphischen 
Oszillationen des besagten Reflexes zur Folge. Plitek. 

141) Friberger, Ragnar (Upsala). Versuche über die Wirkung des Morphiums 
bei verschiedenen Administrationsweisen. (D. A. f. kl. Med. 1907, Bd. 92, S. 166.) 

Die als konstante Folge der Resorption des Morphiums auftretende Miose 
kann als Indikator für die Morphiumwirkung benutzt werden. Die exakte 
Messung der Pupillenweite erfolgt mit einer vom Verfasser ersonnenen Methode 
der Pupillometrie. 

Es zeigt sich, daß bei subkutaner Injektion die Morphiumwirkung von be¬ 
deutend längerer Dauer ist als bei Einnahme per os und so sehr viel intensiver, 
daß die Injektion von 1 cg denselben oder einen stärkeren Effekt ergibt als die 
Einnahme von 3 cg zwischen den Mahlzeiten. Die volle Morphiumwirkung tritt 
ebenso schnell ein, wenn das Mittel per os zwischen den Mahlzeiten eingenommen, 
als wenn es subkutan injiziert wird, sie wird aber beträchtlich verzögert, wenn 
das Morphium während der Mahlzeit eingenommen wird. In diesem Fall ist sie 
auch schwächer als bei Einnehmen auf nüchternen Magen. Applikation per rectum 
stimmt ihrer Wirkung nach am meisten mit Einnehmen auf leeren Magen überein. 

M. Leute . 

142) Tugendreich, G. MongolenMnderfleck bei zwei Berliner Säuglingen. 

Aus der städtischen Säuglingsfürsorgestelle V in Berlin. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 36, S. 1144—1145.) 

Bei 90°/ 0 aller japanischen Neugeborenen finden sich bei oder nach der 
Geburt in der Kreuzsteißbeingegend direkt über der Rima ani mattblaue 
Flecke von Erbsen- bis Handtellergröße. Da sich derartige Flecke bei fast 
allen Affen finden, wurden sie im Interesse der Deszendenztheorie verwertet. 
Speziell von japanischer Seite wurde nachgewiesen, daß nicht nur Mongolen und 
verwandte Rassen derlei Flecke hätten, sondern auch Kaukasier. Tugendreich 
fand unter 1200 Säuglingen zwei gefleckte. — Er läßt es dahingestellt, ob nicht 
in diesen Kindern mit dunklem Typus Blut von Mongolen oder Mongoloiden 
fließt. Bomstein. 

143) Rö&le, R. (München). Gibt äs Schädigungen durch Kochsalz - 
Infusionen? Aus dem pathologischen Institut in München. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 37, S. 1165—1169.) 

Schaps fand, daß Kochsalzinfusionen, wenigstens für Säuglinge, keinen 
gleichgültigen Eingriff darstellen; Zucker- wie Rochsalzinjektionen erzeugen 
Fieber, Unruhe und Somnolenz, vermehrte und schlechte Stühle. Nach Rößles 
Befunden an Leichen, »wonach in »reinen Fällen« die stattgehabte Kochsalz¬ 
infusion diagnostizierbar ist, in seltenen Fällen ausgedehnte Schädigungen der 
Kapillaren bewirkt oder unterstützt werden, wird man nicht mehr von ihnen 
sagen können, was Ercklentz von ihnen rühmt: daß niemals ungünstige Wir¬ 
kungen der Infusionstherapie beobachtet wurden.« Bornstein . 


144) L&queur, A. (Berlin). Neuere Anschauungen über die Wirkungsweise 
der Hydrotherapie. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 34, S. 1086—1089.) 

Besonders empfohlen werden die heißen Bäder neben kalten und thermisch¬ 
indifferenten Prozeduren. Referent hat vor mehr als 12 Jahren über die Wirkung 
heißer Bäder — bis 45° C 20 Minuten lang — Stoffwechselselbstversuche ge¬ 
macht (Deutsche Medizinalztg. 1905, Berichte der balneol. Gesellschaft und allgem. 
med. Zenlralztg.) und kann sich nur völlig den Empfehlungen seitens des Autors 
anschließen. Nach der Überzeugung des Referenten wird noch viel zu sehr 
Hydrotherapie mit Psychrotherapie verwechselt. Bornstein . 

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Referate. 


77 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

145) Küeneberger, GarL Weitere Beiträge zum saprophytischen Vor¬ 
kommen von haemoglobinophilen Bazillen (Saprophytie in den Hamwegen). 

(D. med. Woch. 1907, Nr. 42, S. 1736—1737.) 

Klieneberger hat in drei Fällen hämoglobinophile Bazillen aus dem Urin 
züchten können. In zwei Fällen war der Urin sehr wenig, nur in einem stark 
bluthaltig. Die isolierten Stäbchen waren Pseudo-Influenzabazillen. Zur Zeit der 
Untersuchung bestanden bei den betr. Kranken, die an Zystitis litten, keine 
Erscheinungen von Influenza. Neben den hämoglobinophilen Bazillen fanden 
sich stets noch andere Mikroorganismen, die allein eine Zystitis hervorzurufen 
geeignet sind. Verfasser schreibt daher den hämoglobinophilen Bazillen im Urin 
keine pathogene Bedeutung zu. Reiß- 

146) Nagelschmidt, Franz (Berlin). Zur Diagnose und Therapie tuber¬ 
kulöser Hautaffektionen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 40, S. 1631—1633.) 

Nagelschmidt macht die Reaktion, indem er verdünntes oder unver¬ 
dünntes (von einer Dosierung sieht er ab) Alttuberkulin auf den mit einer 
Lanzette skariflzierten Krankheitsherd bringt. Wenn der Herd tuberkulöser 
Natur ist, so tritt meist ein geschwüriger Zerfall, jedenfalls eine viel stärkere 
und längerer dauernde Reaktion ein, als an benachbarten gesunden Haut¬ 
stellen, die in gleicher Weise geimpft wurden. Auf diese Weise kann man 
beispielsweise erkennen, ob ein nach Finsen behandelter Lupus völlig aus¬ 
geheilt ist. Da das nach der kutanen Tuberkulineinbringung entstehende 
Geschwür mit guter Narbenbildung heilt, kann die Methode unter Umständen auch 
zur Heilung kleiner Lupusstellen benutzt werden. Verfasser hat zuweilen auch 
Allgemeinreaktion wie Fieber, Schmerzen usw. auftreten sehen. Reiß. 

147) Bandler, Viktor u. Kreibich, K. Erfahrungen über kutane Tuber¬ 
kulinimpfungen (Pirquet) bei Erwachsenen. Aus der dermatol. Klinik der 
deutsch. Univ. in Prag (Vorstand: Kreibich). (D. med. Woch. 1907, Nr. 40, 
S. 1629—1631.) 

Pirquet hat seiner Methode für die Erwachsenen einen diagnostischen 
Wert nicht zuerkannt, da sie seiner Ansicht nach bei diesen stets positiv aus¬ 
fällt. Trotzdem haben die Verfasser die Methode beim Erwachsenen angewendet 
und zwar haben sie 2—3 Tropfen unverdünntes Alttuberkulin in die mit einer 
Impflanzette skariiizierte Haut gebracht. Unter 37 Fällen, die keine nachweis¬ 
bare Tuberkulose darboten, fanden sie aber nur 13, die gar nicht reagierten. 
Alle übrigen Fälle boten unsichere schwache oder positive Reaktionen dar. 
Erheblich stärker waren aber die Reaktionen bei Fällen von lokaler Hauttuber¬ 
kulose. Von 26 Fällen dieser Art wiesen 22 eine »exquisit hochpositive« 
Reaktion auf und die vier, die nicht reagierten, hatten eine schwere miliare 
Schleimhauttuberkulose, waren also wohl tuberkulinimmun. Die Reaktion be¬ 
steht in einer meist schon in den ersten 24 Stunden an der Impfstelle auftreten¬ 
den stark rot gefärbten Papel, zuweilen mit Bläschen- und Borkenbildung. 
Fieber oder sonstige Allgemeinerscheinungen treten nicht auf. Reiß. 

148) Bibbert, Hugo. Die Eingangspforten der Tuberkulose. (D. med. Woch. 
1907, Nr. 42, S. 1732—1736.) 

Die Eingangspforten der Tuberkulose lassen sich erkennen aus der Er¬ 
krankung der entsprechenden Lymphdrüsen. Auch wenn man annimmt, daß die 
Lymphdrüsen keine vollkommenen Bakterienfilter sind, so bleibt doch die Schlu߬ 
folgerung bestehen, daß die der Eingangspforte am nächsten liegenden Drüsen 
zuerst und am stärksten erkranken müssen. Von diesem Standpunkt betrachtet, 
beträgt der Prozentsatz der primären Darmtuberkulose im Kindesalter höchstens 
16 °/ 0 . Bei Erwachsenen ist er sehr viel geringer. Die Rachenorgane stellen 
bei Kindern in etwa der Hälfte der Fälle die primäre Eingangspforte dar. Aber 
in der großen Mehrzahl dieser Fälle ist gleichzeitig eine selbständige Erkrankung 
der Bronchialdrüsen, also eine doppelte Infektion vorhanden, sodaß die primäre 
Rachentuberkulose allein nur 9 °/ 0 aller Fälle ausmacht. Bei Erwachsenen spielt 
der Rachen als Eingangspforte nur eine geringe Rolle. Die ganze vom Tractus 

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78 


Referate. 


alimentarius ausgehende Tuberkulose beschränkt sich demnach hauptsächlich auf 
das Kindesalter und beträgt 20—25 °/ 0 aller bei Kindern vorkommenden Tuber¬ 
kulosefälle. Eine Infektion der Bronchialdrüsen vom Darm aus hält Ribbert 
aus anatomischen Gründen für in hohem Grade unwahrscheinlich. Bei Kindern 
spielt also die intestinale Infektion neben aörogenen eine wichtige Rolle, bei Er¬ 
wachsenen dagegen ist die weitaus überwiegende Eingangspforte der Bazillen 
die Lunge. Reiß. 

149) Pfeiffer, R. u. Friedberger, E. Vergleichende Untersuchungen über 
die Bedeutung der Atmungsorgane und des Verdauungstraktus für die Tuber¬ 
kuloseinfektion (nach Versuchen am Meerschweinchen). Aus dem Hy g. Inst, 
der Universität in Königsberg (Direktor: Pfeiffer). (D. med. Woch. 1907, Nr. 
39, S. 1577—1581.) 

Die Verfasser haben ihre Versuche mit genau abgemessenen Bakterien¬ 
mengen angestellt. Zwecks Infektion durch Inhalation wurden die Tiere einem 
10 Minuten dauernden Spray ausgesetzt, der im ganzen 3—4000 Tuberkelbazillen 
enthielt. Hiervon kam infolge Verwehung durch die Luft nur ein kleiner Teil 
zur wirklichen Einatmung. Die Tiere die durch Fütterung infiziert werden 
sollten, erhielten etwa 3 Millionen Tuberkelbazillen der gleichen Emulsion mit 
der Schlundsonde. Die Tiere wurden 50 Tage nach der Infektion getötet. Von 
den 29 Inhalationstieren wiesen 22 Lungentuberkulose auf, in keinem einzigen 
Falle wurde eine tuberkulöse Erkrankung der Mesenterialdrüsen oder des Darmes 
konstatiert Von 28 Meerschweinchen, die das infektiöse Material per os erhalten 
hatten, bekamen nur vier Lungentuberkulose. Bei drei dieser Tiere sprach der 
Sektionsbefund dafür, daß ein direktes Eindringen der Tuberkelbazillen in die 
Lungen stattgefunden hatte (durch Aspiration beim Herausziehen des Magen- 
schlauchs). Nur bei einem dieser Tiere war eine vom Darm ausgehende In¬ 
fektion anzunehmen. Drei weitere Tiere wiesen eine ausschließliche Mesenterial¬ 
drüsentuberkulose auf. Alle übrigen 21 Tiere, die Tuberkelbazillen per os er¬ 
halten hatten, blieben völlig gesund. Die Inhalation ist also die weitaus 
wichtigere Quelle der tuberkulösen Ansteckung. Reiß . 

150) Gruber, Max u. Futaki, Kenzo. Weitere Mitteilungen über die Resistenz 
gegen Milzbrand. Aus d. hyg. Inst. d. Univ. in München. (D. med. Woch. 1907, 
Nr. 39, S. 1588—1590.) 

Die Phagozytose der Leukozyten erfolgt beim Milzbrand ohne die Mit¬ 
wirkung von Opsoninen. Bei einzelnen Tierspezies schützen die Leukozyten 
auch noch durch extrazelluläre Vernichtung der Bazillen mit Hilfe eines spezi¬ 
fischen Absonderungsprodukts, des »Leukanthrakozidins«. Auch die Blutplättchen 
mancher Tiere sondern einen ähnlichen Körper ab, das »Plakänthrakozidin«. 
Gegen diese Stoffe schützt sich der Milzbrandbazillus durch die Kapselbildung. 
Gekapselte Bazillen regen weder die Leukozyten noch die Plättchen zu Abwehr¬ 
maßregeln an. Daher kommt es, daß zur Tötung eines Tieres von den gekapselten 
Milzbrandbazillen eine viel geringere Menge ausreicht als von den imgekapselten, 
wie aus den Versuchen der Verfasser hervorgeht. Reiß . 

151) Heim, L. Ober Pneumoniekokken. Aus d. hygien.- bakteriol. Inst d. 
Univ. in Erlangen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 39, S. 1587—1588.) 

Mitteilung einer Kapselfärbung der Pneumokokken, eines Hämoglobinnähr¬ 
bodens und Besprechung der Methode der Aufbewahrung der Bakterien durch 
Antrocknung an Seidenfaden. Reiß. 

152) Wassermann, A. Über die bisherigen Erfahrungen mit dem Meningo- 
kokken-Heilserum bei Genickstarrekranken. Aus d. Inst. f. Infektionskrankh. in 
(Berlin. Direktor: Gaffky.) (D. med. Woch. 1907, Nr. 39, S. 1586—1J87.) 

Das Serum wurde bisher in 1037 Fläschchen zu je 10 ccm abgegeben. 
Verfasser bespricht 57 Fälle, über die ihm genauere Berichte zugegangen sind. 
Von diesen starben 27 = 47,3 °/ 0 . Vergleicht man alle Patienten, die im Laufe 
der ersten Krankheitswoche behandelt wurden, mit denen, die erst in der 
zweiten Krankheitswoche Serum bekamen, so liefern die ersteren eine Sterblich¬ 
keit von 35,1 °/ 0 , die letzteren eine solche von 5ö°/ 0 . Mit der Entfernung des 

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Referate. 


79 


Einleitens der Serumtherapie von dem Beginn der Krankheit nimmt die Sterb¬ 
lichkeit konstant zu. Das Serum ist unschädlich. Die Injektionen müssen unter 
Umständen täglich, auch einige Zeit lang nach eingetretener Besserung, gemacht 
werden. Bei sehr schweren Fällen empfiehlt sich die Injektion unter die 
Rückenmarkshäute. Reiß. 

153) Bassenge u. Krause. Zur Gewinnung von Schutzstoffen aus pathogenen 
Bakterien. Aus d. Labor, d. hydrother. Anst. d. Univ. Berlin. (Leiter: Brieger.) 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 30, S. 1207.) 

Frühere Untersuchungen von Brieger haben gezeigt, daß man beim Schütteln 
von Typhusbazillen mit Lösungsmitteln eine stärkere Toxinlösung erhält, wenn 
man destilliertes Wasser als wenn man physiologische Kochsalzlösung benutzt. 
Die Verfasser haben mit Hilfe der Reffaktionsbestimmung festgestellt, daß die 
auf eine solche Weise extrahierten und dann eingetrockneten Toxine in physio¬ 
logischer Kochsalzlösung ebensogut löslich sind als in destilliertem Wasser. Die 
höhere Extraktionskraft des destillierten Wassers kann also nicht auf besserem 
Lösungsvermögen, sondern nur auf stärkeren osmotischen Vorgängen beruhen. 
Die Verfasser haben daher geglaubt, noch bessere Resultate erzielen zu können, 
wenn sie ein Lösungsmittel verwendeten, dessen osmotischer Druck möglichst 
weit von dem der Bazillen, also von physiologischer Kochsalzlösung entfernt 
war. Sie wählten zu diesem Zweck Glyzerin. Es zeigte sich, daß verschieden¬ 
prozentige Glyzerinlösungen eine sehr verschieden große Toxinmenge mit Hilfe 
der Schüttelmethode extrahierten, z. B. eine 20proz. Glyzerinlösung viel mehr 
als eine 1 proz. Aber auch die 20 proz. Glyzerinlösung extrahierte nicht so 
große Toxinmengen wie destilliertes Wasser. Reiß. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

154) Loeffler, F. u. Rühs, K. Die Heilung der experimentellen Nagana 
(Tsetsekrankheit). Aus d. Hyg. Inst. d. Univ. in Greifswald. (D. med. Woch. 
1907, Nr. 34, S. 1361—1366.) 

Die Autoren fassen das Ergebnis der Arbeit in folgende Sätze zusammen: 

»1. Das spezifische Mittel gegen die Nagana-Trypanosomen ist das Acidum 
arsenicosum. 

2. Die beste Herstellung der zu verwendenden Lösung geschieht durch Auf¬ 
lösen von 1 g arseniger Säure in 10 ccm Normalnatronlauge bei Siedehitze 
und durch nachherigen neutralisierenden Zusatz von 10 ccm Normalsalzsäure. 

3. Die tödliche Dosis pro Kilo Tier liegt etwa um 1 / 3 höher als die heilende 
Dosis. Beide Dosen sind verschieden für verschiedene Tierarten. 


4. Die beste Behandlungsmethode ist die Darreichung der Dosis efficax in 
fünftägigen Zwischenräumen. Die Darreichung kann mit gleich gutem Erfolge 
per os, i. v. oder i. p. geschehen. 

5. Meerschweinchen, mit einem diese Tiere bei intraperitonealer Infektion 
in 5—6 Tagen tötenden Naganastamm infiziert, können in schwerkrankem Zu¬ 
stande durch 3—5 Darreichungen der Dosis efficax geheilt werden. 

6. Vergiftungen der Tiere sind nicht zu befürchten. 

7. Auch die Nagana-Infektion der Ratten und Kaninchen kann mit Sicher¬ 
heit durch eine analoge Behandlung mit dem gleichen Präparat geheilt werden. 

8. Durch eine in fünftägigen Zwischenräumen wiederholte Verabreichung 
der Dosis efficax können gesunde Meerschweinchen trotz wiederholter Infektionen 
vor der Erkrankung bewahrt werden. 

9. Da die so überaus widerstandsfähigen Trypanosomen der Nagana mit 

Sicherheit durch das Acidum arsenicosum im Tierkörper vernichtet werden, so 
ist zu erwarten, daß auch alle anderen Trypanosomenarten, sowie auch die 
Spirillen, vor allem die der Lues, durch eine analoge Behandlung im Menschen- 
und Tierkörper vernichtet werden können.« Reiß. 

155) Uhlenhuth, P., Hoffmann, E. u. Weidanz, 0. Über die präventive 


Wirkung des Atoxyls bei experimenteller Affen- und KaninchensypMils 

d. Kaiser! Gesundheitsamt u. d. Universitätsklinik f. Hautkrankh. in Berlin, 
med. Woch. 1907, Nr. 39, S. 1590-1592.) 


Syphilis. Aus 
n Berlin. (D. 

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80 


Referate. 


Die Verfasser machen eingangs ihre früheren Versuche ergänzende Mit¬ 
teilungen über die präventive und kurative Wirkung des Atoxyls bei Affen- 
syphilis und berichten sodann über die Schutzwirkung, die eine gleichzeitig mit 
der Infizierung begonnene Atoxylbehandlung bei Kaninchenhomhautsyphilis 
ausübt. Reiß. 

156) Neisser, Albert (Batavia). Atoxyl bei Syphilis und Framboesie. (D. 
med. Woch. 1907, Nr. 38, S. 1521.) 

In einer kurzen Mitteilung berichtet Verfasser, daß es ihm durch Atoxylbe¬ 
handlung gelungen ist, die bei Verimpfung syphilitischer Organe sonst statt¬ 
findenden Krankheitsübertragungen fast regelmäßig zu verhindern. Noch wirk¬ 
samer als Atoxyl allein erschien dessen Kombination mit Trypanrot, die aber 
wegen der starken Rotfärbung der Haut beim Menschen nicht anwendbar ist. 
Viel weniger wirksam als Atoxyl ist Acid. arsenicosum. Eine sehr günstige 
Wirkung von Atoxylinjektionen beobachtete Verfasser ferner bei einem Fall von 
Framboesie eines Orang-Utan. 

In einer Nachschrift in Nr. 48 der gleichen Wochenschrift teilt Neisser 
mit, daß sowohl durch Atoxyl- als auch durch Quecksilber- und Jodbe¬ 
handlung sich völlige Heilung der Syphilis bei infizierten Tieren erzielen läßt, 
wie insbesondere aus dem Gelingen von Wiederimpfungen hervorgeht. Dem 
Quecksilber scheint eine präventive Wirkung gegen das Zustandekommen der 
Impfsyphilis — bei der bisherigen Anwendungsweise — nicht zuzukommen. 

Reiß . 

157) Cohn, Leo. Versuche mit Thephorin. Aus d. inn. Abt. d. Stadt- 
krankenh. in Posen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 36, S. 1413—1414.) 

Das Thephorin, ein Doppelsalz des Theobrominnatrium mit Natrium formi- 
cicum,. ist ein Analogon des Diuretin, in dem die Salizylsäure durch Ameisen¬ 
säure ersetzt ist. Das Präparat wird von der Firma Hoflmann & La Roche 
hergestellt. Der Verfasser kann das Mittel bei kardialem Hydrops als nachhaltig 
wirksames Diuretikum empfehlen. Dagegen waren die Resultate bei Nierener¬ 
krankungen schlecht, ja sogar wurde in einigen Fällen, in denen der Urin be¬ 
reits eiweißfrei war, durch das Mittel eine erneute Eiweißausscheidung hervor¬ 
gerufen. Reiß. 

158) Port, F. Über M&retmvergiftung. Aus. d. inn. Abt. d. Stadtkrankenh. 
in Chemnitz (Oberarzt Clemens). (D. med. Woch. 1907, Nr. 35.) 

Beschreibung eines Falles von hochgradiger Anämie, ikterischer Verfärbung 
von Haut und Skleren und Ausscheidung von Urobilin und Urobilinogen mit 
dem Ham nach 10 tägigem Gebrauch von 2X0,5 g Maretin. Das Maretin wurde 
inzwischen von den Elberfelder Farbenfabriken aus dem Handel zurückgezogen. 

Reiß . 

159) Wei&mann (Lindenfels). Über Trinkkuren mit dem Lamscheider Stahl¬ 
brunnen. (Zbl. f. i. Med. 1907, Nr. 32, S. 801—805.) 

»Der Lamscheider Stahlbrunnen ist wohl zu den wirksamsten Eisenmitteln 
zu rechnen.« Fritz Loeb . 

160) Maillöre, G. Contribution ä l*6tude biochimique de rinosite. L'inosite 
dans le rögne vdgdtaL (Beitrag zum biochem. Studium des Inosits. Inosit in 
der vegetabilischen Nahrung.) (Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 286—288.) 

In der Pflanzenwelt ist Inosit weit verbreitet. Es findet sich besonders in 
Jungen Pflanzenkeimen und verschwindet mit dem Auftreten des Glykogens, 
junge Blattsprosse, unreife Früchte, ölhaltige Samen sind reich an Inosit, die 
Früchte der Amylaceen, besonders der Leguminosen enthalten nachweisbare 
Mengen davon. Auch Wein enthält stets Inosit. Meillere vermutet, daß dem 
Inosit eine wesentliche Bedeutung bei der Ernährung mit Vegetabilien zukommt 

L. Borchardt. 


Für die Redaktion Tevantwortlieh: Profeeeor Dr. A. Sohittenhelm, Berlin W., Regeneburgcretr. 7. 
Eigentümer nnd Verleger Urban fc 8chwarsenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner 8ohn in Weimar. jtj d by VjOOQIC 




ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?. 1. Februarheft 1908 Nr. 8 


Naohdreok verboten. 

Original-ArtikeL 

Ober Vagnsneurose. 

Von 

G. Zuelzer. 

Während die Herzstörungen, welche durch die Steigerung des Vagustonus 
vom Gehirn, von der Medulla oblongata oder von sensiblen Nerven oder ge¬ 
wissen Nerven der Bauchhöhle ausgehend entstehen, seit langem das weit¬ 
gehendste Interesse gefunden haben, ist den Störungen, welche durch eine Er¬ 
regung desselben N. vagus an den gleichfalls von ihm versorgten Lungen her¬ 
vorgerufen werden, seitens der Klinik viel weniger Beachtung zu teil geworden. 
Die elektrische Reizung des N. vagus hat im Tierexperiment eine leicht nach¬ 
weisbare Lungenblähung zur Folge. Sind die beim Menschen beobachteten 
Lungenblähungen gleichfalls durch eine Vagusreizung bedingt oder sind sie, wie 
Bohr 1 ) jüngst ausführte, der Ausdruck einer Reflexhemmung, welche die Er¬ 
leichterung der Herzarbeit bezweckt? Gerade die ursächlichen Beziehungen, 
welche in einigen von mir beobachteten Fällen Störungen der Verdauungsorgane 
zu der akuten Lungenblähung zeigten, sind geeignet, Licht auf diese Frage zu 
werfen und die Bohr sehe Annahme zum mindesten in ihrer Allgemeinheit zu 
widerlegen. 

Zunächst seien zwei sehr typische Fälle von akuter Lungenblähung auf 
Grund von Darmstörungen hier mitgeteilt. Der letzt beobachtete Fall betrifft eine 
45jährige Dame, welche ähnliche Anfälle innerhalb der letzten Jahre im ganzen 
vielleicht 3—4 mal und jedes Mal infolge schwerer Verstopfung durchgemacht 
hatte. Der letzte Anfall, den allein zu beobachten ich Gelegenheit hatte, trat 
urplötzlich auf, während Patientin bereits seit einer Reihe von Tagen 
an Blinddarmreizung infolge von Verstopfung in Behandlung war. Patientin 
bekam plötzlich, im Bette liegend, sehr heftige Angstgefühle, die sich in Kurz¬ 
atmigkeit, Gliederzittem und eiskalten Extremitäten, sowie Herzklopfen äußerten. 
Ich sah die Patientin zirka 3 / 4 Stunde nach Beginn des Anfalls in einem bereits 
durch einige zweckmäßige Maßnahemen der Umgebung gebesserten Zustande. 
Patientin lag in halb sitzender Stellung im Bette, die Atmung war beträchtlich 
beschleunigt (40 Atmungen in der Minute), die Pulsfrequenz betrug 86—90 Pulse 
(Temperatur 37,7). Die Hände waren sehr kalt, während die unteren Extremitäten 
durch Wärmflaschen bereits erwärmt waren. Die objektive Untersuchung ließ 
eine ausgesprochene Lungenblähung erkennen, Lungengrenzen rechts achte Rippe, 
links fünfter Zwischenrippenraum; Ausdehnungsfähigkeit der Lungen beim In-und 


*) Wien. med. Woch. 41/07. 
N. F. III. Jfthrg. 


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82 


Original-Artikel. 


Exspirium sehr gering. Auskultatorisch war über den Lungen und dem Herzen 
nichts besonderes zu hören. Bezüglich des Abdomens erwies sich das ganze 
Kolon transversum als äußerst druckempfindlich und gab bei der tiefen Perkussion 
deutliche Schalldämpfung, während das Kolon ascendens, das in den vorher¬ 
gehenden Tagen schmerzhaft gewesen war, heute auf Druck unempfindlich war. 
Beide N. vagi auf Druck in exquisiter Weise schmerzempfindlich. 

Die Diagnose: akute Lungenblähung (mit dyspnoischen Erscheinungen) in¬ 
folge hochgradiger Verstopfung schrieb zugleich die Therapie vor: große öl- resp. 
Seifenwassereinläufe zur Beseitigung der Verstopfung und Atropin resp. Methyl- 
Atropin — ein dem Atropin in seiner Wirkung gleichwertiges, aber ungiftiges 
Ersatzpräparat des letzteren — um in direkter Weise auf den gereizten N. vagus 
einzuwirken. (Aus äußeren Gründen war es hier nicht möglich, eine Atropin¬ 
oder Methylatropininjektion zu machen und das Zurückgehen der Ljingengrenzen 
sofort zu bewirken.) Am nächsten Tage waren die Lungengrenzen normale, 
das Kolon noch ein wenig, aber in viel geringerem Maße schmerzempfindlich, 
nachdem große Mengen Stuhl entleert worden waren. 

Den zweiten analogen Fall habe ich schon einmal kurz mitgeteilt. Er be¬ 
trifft eine Krankenschwester, Klara J. Sie erkrankte unter den Zeichen zunehmen¬ 
der Atemnot, die sich im Laufe von zirka 24 Stunden derartig steigerte, daß 
die Patientin mit dem Ausdruck höchsten Angstgefühls, unter hochgradiger 
Orthopnoe im Bette aufsitzen mußte. Sie war zuerst mit allgemeinen Stimu- 
lantien behandelt worden. Als ich die Patientin sah, atmete sie in angestrengtester 
Weise mit allen Hilfemuskeln und bot in ausgesprochener Weise das Krankheitsbild 
exspiratorischer Dyspnoe; die Extremitäten waren kalt und schweißbedeckt. 
Die Patientin hatte das Gefühl, nicht genügend Luft aufnehmen zu können und 
ersticken zu müssen. Die objektive Untersuchung bei dem in gutem Ernährungs¬ 
zustände befindlichen Mädchen ergab beträchtlichen Tiefstand der Lunge: vom 
rechts unterer Rand der achten Rippe, links der fünften Rippe, hinten beider¬ 
seits zwölfte Rippe, mit ganz geringfügiger Verschieblichkeit der Lungenränder. 
Auskultatorisch waren über den Lungen absolut keine katarrhalischen Geräusche 
zu hören. In frappierendem Gegensatz zu der Atemnot war die Herzaktion 
eine vollkommen normale, eher verlangsamte, 60 Schläge in der Minute; Herz¬ 
töne rein, ohne Besonderheiten. Der rechte Vagus war sehr druckempfindlich. 
Die Untersuchung der übrigen Organe ließ eine mäßige Druckempfindlichkeit 
des gesamten Kolons feststellen, und Patientin gab auf Befragen an, seit einigen 
Tagen in abnormer Weise verstopft zu sein. 

In diesem Falle vielmehr schaffte eine subkutane, sofort vorgenommene In¬ 
jektion von 1 mg Atropin im Verlauf von 15 Minuten eine eklatante Besserung. 
Patientin konnte sich hinlegen und in ruhiger Weise atmen. Die Lungengrenzen 
waren 4 cm nach oben gerückt, es bestand nur noch ein Gefühl einer leichten 
Brustbeklemmung. Auch hier hatten mehrere Einläufe den Erfolg, große Massen 
Stuhl herauszubefördem. Die Patientin hat weder vorher noch später wieder einen 
derartigen Anfall gehabt. 

Diese beiden Fälle illustrieren in typischster Weise das Symptomenbild der 
akuten Lungenblähung, welche auch als Vagusneurose 1 ) bezeichnet werden kann. 


*) Die Bezeichnung »Vagusneurose« ist nicht vollkommen korrekt, da nur die Herz- und 
Lungenäste des N. vagus erkrankt sind; im Interesse der Prägnanz der Ausdrucksweise erscheint es 
jedoch nicht wünschenswert, den alten Namen durch eine anatomisch exaktere Bezeichnung zu ersetzen. 

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Original-Artikd. 


83 


Alle Symptome nämlich lassen sich zwanglos aus der Reizung des N. Vagus er¬ 
klären. Das Volumen pulmonum auctum entspricht der im Tierexperiment durch 
Vagusreizung erzielbaren Lungenblähung. Es ist ferner der relativ langsame 
Puls als durch Erregung des Vagustonus hervorgerufen zu deuten; denn sonst 
würde man bei einem mit Schweißausbruch einhergehenden Angstzustande, wie 
in diesen beiden Fällen, zweifellos eine viel höhere Pulsfrequenz erwarten müssen. 
Es sind übrigens einige Fälle beschrieben, in denen die Vagusneurose mit 
enormer Pulsbeschleunigung einherging. So der Fall von Tuczek, in dem die Puls¬ 
frequenz im Anfang 198—208 betrug. Diese Differenzen, die im ersten Augenblick 
auffällig erscheinen müssen, sind wohl so zu erklären, daß in diesem Falle die 
Pulsverlangsamung einer Reizung der Vagusfaser entspricht, während in dem 
Tuczekschen Fall — ein ähnlicher ist auch von Kredel beschrieben worden 
— die Pulsbeschleunigung als eine Folge der Lähmung der Vagusfasem aufge¬ 
faßt werden muß. Reizung und Lähmung sind jedoch nur quantitativ verschiedene 
Zustände. Die Tatsache, daß in dem Falle von Pulsbeschleunigung und Lungen¬ 
blähung ein und dieselbe Läsion Reizung der einen und Lähmung der anderen 
Vagusfasem hervorruft, läßt sich aus den tierexperimentellen Beobachtungen Th. 
Beers zwanglos erklären. Der genannte Forscher fand nämlich, daß bei seinen 
Tieren die Reizbarkeit der Lungenfasem gegen den elektrischen Strom häufig 
schon erschöpft war, wenn das Herz noch lange mit dem bekannten Stillstand 
auf die elektrische Reizung reagierte. Es ist dies zwar das umgekehrte Ver¬ 
hältnis, wie es die erwähnten klinischen Beobachtungen beim Menschen zeigen, 
doch erklärt Beer ausdrücklich, das gleiche umgekehrte Verhältnis auch beim 
Tier hie und da gesehen zu haben, außerdem können ja beim Menschen die 
Verhältnisse anders liegen, und es kommt nur auf den prinzipiellen Nachweis 
an, daß ein und derselbe Reiz die verschiedenen Fasern desselben Nerven in 
verschiedener Weise zu beeinflussen vermag. 

Des weiteren kann die Druckempfindlichkeit des N. vagus im Anfalle mit 
einigem Recht ebenfalls als ein Zeichen der Reizung dieses Nerven angesehen 
werden, um so mehr, als diese Druckempfindlichkeit bei den gleichen Personen 
einige Zeit nach dem Anfalle verschwunden war. 

Wichtiger für die Diagnose der Vagusneurose als dieses subjektive Symptom 
ist die Beeinflussung des Anfalls durch das auf den N. vagus spezifisch wirkende 
Atropin. Dasselbe verhindert im Tierversuch das Auftreten der Lungenblähung 
bei elektrischer Vagusreizung. Da nun das Atropin in den geschilderten Anfall 
sinnfällig koupiert, muß diesem therapeutischen Effekt dieselbe diagnostische 
Bedeutung zuerkannt werden, wie beispielsweise dem Einfluß des Jodkalis bei 
tertiären syphilitischen Geschwüren oder des Chinins auf die Symptome der Malaria. 

Die beiden oben geschilderten Fälle, denen noch die schon erwähnten Fälle 
von Tuczek und Kredel anzuschließen wären 1 ), sind durch ihren paroxysmalen 
Charakter ausgezeichnet Das gleiche Symptomenbild trifft man viel häufiger 
in chronischer, aber gemilderter Form an. Es besteht also bei der chronischen 
Vagusneurose ebenfalls eine Lungenblähung mit Pulsverlangsamung (oder seltener 
Pulsbeschleunigung) und ein- oder doppelseitige Vagusdruckempfindlichkeit sowie 
Verschwinden dieser Vagussymptome durch Atropinmedikation. Die Klagen, 
welche die Patienten äußern, sind prinzipiell die gleichen, wie in den akuten 


a ) S. Deutsches Archiv für klinische Medizin, Bd. 21, S. 602. 


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84 


Original-Artikel. 


Formen, nur quantitativ milder. Die Patienten empfinden im Anfalle ein Gefühl 
von Brand auf der Brust, sie klagen über leichte Atemnot, die sich auch oft 
nur bei Anstrengungen bemerkbar macht; die Kranken haben deshalb öfters die 
Vermutung, lungenkrank zu sein, obgleich Husten und Auswurf fehlen. Die 
meisten klagen ferner über Herzklopfen, das oft unvermittelt auftreten soll. 

Bezüglich der Ätiologie ist einmal als Ursache eine chronische Verstopfung 
zu nennen. Unter 26 beobachteten Fällen bestand 8 mal eine mehr minder schwere 
Obstipation. Man wird nach der allgemeinen Ausdrucksweise hier von einer 
reflektorischen oder durchAutointoxikation hervorgerufenen Reizung der Vagusfasem 
sprechen, doch erscheint es auch verlockend, eine direkte Läsion des Vagus an¬ 
zunehmen, da ja dieser herumschweifende Nerv seine Äste wahrscheinlich bis tief in 
die Bauchhöhle hinein erstreckt 

Neben diesem ätiologischen Moment habe ich in zwei Fällen von Vagus¬ 
neurose als Ursache mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein Trauma feststellen 
können. Den einen Fall habe ich in meiner ersten Mitteilung 1 ) schon erwähnt. 
Es handelte sich um einen äußerst kräftigen, bis zu dieser Erkrankung stets ge¬ 
sund gewesenen jungen Dachdeckergehilfen, der die sehr bestimmte Angabe 
machte, daß er die typischen Beschwerden seit dem Augenblicke habe, wo er 
in einer außergewöhnlichen Stellung hängend sich mit besonderem Kraftaufwand 
habe halten müssen, um nicht herabzufallen. Den zweiten Fall habe ich jüngst 
beobachtet; er betrifft einen Unfallpatienten, dessen Unfall darin bestand, daß 
er durch einen Stoß von vom nach hintenüber geschleudert wurde und dabei, 
wie er sehr anschaulich schilderte, mit dem Kopf sehr gewaltsame Streckbe¬ 
wegungen machte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die äußeren Ver¬ 
letzungen durch den Fall waren an sich geringfügige. Patient klagte seither 
über Atemnot, Brustbeklemmung, Herzklopfen und dergleichen. Er bot bei 
wiederholter Untersuchung das typische Bild der bereits mehrfach geschilderten 
Vagusneurose mit langsamem Puls. Nota bene wurde hier, wie in einigen 
anderen Fällen die Aufnahme des Elektrokardiogramms gemacht, die ein voll¬ 
kommen normales Herz ergab. Die subkutane Einspritzung eines mg Atropin 
bewirkte die subjektive Befreiung von den Beklemmungsgefühlen für einige Tage. 
Die Lungengrenzen waren während dieser Zeit ebenfalls nach oben gerückt 
In diesen beiden Fällen ist die Ursache der Vagusläsion sehr wahrscheinlich in 
einer mechanischen Zerrung des N. vagus zu suchen. — In den übrigen Fällen 
ließ sich keine sichere Ursache feststellen. 

Was die Therapie anbelangt, so hat m den 26 Fällen das Atropin, respektive 
das Methylatropinum bromatum 1 mal vollkommen versagt, während sonst stets 
seine spezifische Wirkung, zum mindesten vorübergehend, zu beobachten war. 
In denjenigen Fällen, in denen es subkutan angewendet wurde (1 mg Atropin, 
resp. 1,6—2 mg Methylatropin), trat die Wirkung immittelbar i. e. 10—16 Minuten 
nach der Injektion auf, indem die Lungengrenzen um zwei bis mehrere Quer¬ 
finger zurückgingen und die normale Ausdehnungsfähigkeit der Lunge wieder 
hergestellt wurde. Wurde das Medikament per os in Pillenform (1—1 1 / 9 mg 
Atropin und die doppelte Dosis Methylatropin pro die) angewandt, so äußerte 
sich die Wirkung meist nach 2—3 Tagen. Sehr häufig traten freilich nach 
mehr minder kurzer Zeit Rezidive auf, die dann aber wiederum durch die 


*) Berliner klin. Wochenschrift 1901, Nr. 51. 


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Original-Artikel. 


85 


Atropintherapie zu beseitigen waren. Bei vorherigem langsamen Pulse stieg 
die Frequenz nur wenig an, während umgekehrt eine beschleunigte Herzaktion 
von zirka 110—120 durch das Atropin auf etwa 90 Pulse herabgesetzt wurde. 

Einer Eigentümlichkeit, der Kombination einer linksseitigen 4.-5. Interkostal¬ 
neuralgie mit der Vagusneurose muß hier gedacht werden. Diese Kombination 
findet sich so häufig, daß eine Zufälligkeit ausgeschlossen erscheint, und daß 
vielmehr anzunehmen ist, daß die gleichzeitige Beteiligung des N. Vagus und der 
4.—5. linken Interkostalnerven auf irgend welche tieferen, wenngleich noch nicht 
erkennbaren Ursachen (He ad sehe Zone?) zurückzuführen ist. Beim Bestehen 
dieser Interkostalneuralgien sind die Klagen der Kranken über Herzklopfen und 
Schmerzen in der Herzgegend besonders ausgesprochen. 

Das Elektrokardiogramm gibt in diesen Fällen eine wertvolle objektive Be¬ 
stätigung des physikalischen Untersuchungsbefundes und der Funktionsprüfung 
des Herzens, insofern, als es ebenfalls das völlige Intaktsein desselben anzeigt. 

Die obigen Ausführungen sind geeignet, die akute Lungenblähung (in Ver¬ 
bindung mit dem übrigen Symptomenkomplex) auf eine primäre Läsion des 
N. Vagus zurtickzuführen. Eine andere Ansicht vertritt, wie bereits eingangs 
hervorgehoben, Christian Bohr. Dieser Forscher geht bei der Betrachtung 
der akuten Lungenblähung von folgenden Gesichtspunkten aus. Er hat durch 
Untersuchungen festgestellt, daß normalerweise bei einer angestrengten Arbeit, 
welche an die Lungentätigkeit besonders große Forderungen stellt, beispiels¬ 
weise bei einem forzierten Treppen hinauf- und herunterlaufen, eine Verminde¬ 
rung der Vitalkapazität der Lungen auftritt. (Vitalkapazität ist bekanntlich das 
Maß des größten Volumens Luft, welches die Lungen bei einer einzelnen, mög¬ 
lichst großen Atembewegung ein- oder auszuatmen vermag.) Eine Verminderung 
der Vitalkapazität kann dadurch zustande kommen, daß die Totalkapazität 
(= Vitalkapazität + Residualluft) eine geringere geworden ist oder dadurch, daß 
die Residualluft vermehrt worden ist Von diesen beiden Momenten kann natür¬ 
lich nur das letztere hier wirksam sein, da gar kein Grund vorliegt, daß unter 
normalen Verhältnissen plötzlich die Totalkapazität eine geringere wird. Hin¬ 
gegen zeigen die Bestimmungen der Residualluft, daß in der Tat bei forzierter 
Anstrengung die Residualluft erheblich zunimmt. Es bedeutet dieser Zustand 
ein mangelhaftes Ausatmungsvermögen, d. h. die respiratorische Oberfläche ver¬ 
kleinert sich während der Ausatmung nicht in der gewöhnlichen Weise. Dadurch 
wird verhindert, daß durch eine zu tiefe Ausatmung der Widerstand in den 
Lungenkapillaren zu sehr vergrößert wird. Und zwar nimmt Bohr an, daß 
diese plötzliche Verhinderung der Ausatmung eine Reflexhemmung darstellt, 
welche ein noch so kurz dauerndes Zusammenfallen der Lungen und damit eine 
plötzliche starke Vermehrung des Widerstandes ih den Lungenkapillaren während 
der stark vermehrten Blutströmung, die im Verlaufe angestrengter Tätigkeit ein- 
tritt, verhindern soll, damit das Herz nicht überanstrengt werde. Es tritt also, 
wenn die Herztätigkeit infolge einer angestrengten Tätigkeit stark beeinflußt 
worden ist, eine Vermehrung der Residualluft ein, um in diesem gefährdeten 
Augenblick die Herzarbeit zu erleichtern. Diese für physiologische Verhältnisse 
gemachten Schlußfolgerungen überträgt Bohr auf pathologische Zustände, von 
denen hier die akute Lungenblähung interessiert, welche nach einer anstrengenden 
Arbeit eintritt, ohne daß sich ein vorhergehendes Lungenleiden feststellen ließ. 


Bohr verweist auf derartige typische Krankheitsbilder mit erheblicher Lungen- 

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86 


Referate. 


blähung, die in der Literatur /liedergelegt sind und auf die Mitteilungen eines 
Militärarztes, welcher dieselben Zustände bei Rekruten, die nach anstrengenden 
Übungen über Herzpalpationen klagten, nachweisen konnte. Er stützt sich im 
speziellen auf die Untersuchungen von Durig, welcher bei sich und einer 
anderen normalen Person nach einem angestrengten Gebirgsmarsch eine Ver¬ 
mehrung der Residualluft, deren Dauer sich über mehrere Tage erstreckte, ge¬ 
funden hat und nimmt an, daß in diesem Falle die Lungenblähung so lange an¬ 
gedauert hatte, weil das Herz hier verhältnismäßig lange Zeit brauchte, um sich 
von den Folgen dieser bedeutenden Anstrengung während des Marsches zu er¬ 
holen. Die objektive Feststellung der vermehrten Residualluft und verminderten 
Vitalkapazität in den von Bohr angeführten Fällen dürfte keinem Zweifel unter¬ 
liegen. Denn das Wesen der Lungenblähung, des akuten Emphysems, um hier 
einen sonst mit Recht verpönten Ausdruck zu gebrauchen, besteht ja darin, daß 
die Ausdehnungsfähigkeit der Lungen während des In- und Exspiriums eine ver¬ 
minderte ist, mit anderen Worten, die Residualluft muß bei der akuten Lungen¬ 
blähung (nota bene wie auch beim asthmatischen Anfall, der ja auch eine akute 
Lungenblähung darstellt) zweifellos zunehmen, während die Vitalkapazität eine 
verminderte sein muß. Um zu beweisen, daß die pathologische Lungenblähung 
eine reflektorische Einstellung auf Erleichterung der Herzarbeit darstellt, hätte 
Bohr in seinen Fällen den Nachweis führen müssen, daß das Herz an der Grenze 
seiner Widerstandsfähigkeit angelangt, also geschwächt war. Diesen Nachweis 
hat er nicht erbracht; aus Durigs Mitteilung ist im speziellen nichts von einer 
Überanstrengung des Herzens ersichtlich; — in meinen Fällen hingegen konnte 
durch physikalische Untersuchungsmethoden, und speziell durch das Elektro¬ 
kardiogramm objektiv gezeigt werden, daß die Herzen durchaus normal 
funktionierten. Gegen die Auffassung Bohrs sprechen aber vor allem die Fälle, 
in denen das völlig gleiche Bild der akuten Lungenblähung ohne jede äußere 
Anstrengung, durch die alleinige Ursache der Verstopfung in zweifelloser Weise 
ausgelöst worden ist Ich glaube daher, daß es berechtigt ist, die akute Lungen¬ 
blähung nur als ein Symptom zu betrachten und unter das Krankheitsbild der 
Vagusneurose einzureihen, unter deren Ätiologie die Verstopfung wohl die 
Hauptstelle einnimmt. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologisehe Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

161) Carrel, Alexis. Transplantation in mass of the kidneys. (Totale 
Nierentransplantation.) From the Rockefeller Institute for Medical Research, 
New York. (The J. of exp. med. 1908, Bd. 10, H. 1, 1. Jan., S. 98—140.) 

Ausgezeichnete, ausführliche Arbeit, die sich aber des hauptsächlich chirur¬ 
gischen Interesses wegen nicht zum genauen Referat eignet. Das Ergebnis der 
mühevollen experimentellen Untersuchung ist, daß ein Tier mit doppelseitiger 
Nephrektomie, dem man die Nieren eines anderen Tieres in Verbindung mit 
den Gefäßen implantiert hat, mit diesen neuen Organen beinahe normalen Urin 
sezemiert und wenigstens ein paar Wochen bei guter Gesundheit leben kann. 
Dies beweist die Möglichkeit die Funktion transplantierter Organe zu erhalten. 

H. Ziesche. 

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Referate. 


87 


162) Mc Connel, Guthrie. The transplantation of human c&rcinomatoua 
material into lower animals. (Die Transplantation menschlichen karzinomatösen 
Materials auf niedere Tiere.) From the Laboratory of the St Louis Skin and 
Cancer Hospital. (The J. of exp. med. 1908, Bd. 10, S. 36—44.) 

Es gelang dem Autor der mit guter historischer Übersicht versehenen Ar¬ 
beit, ein menschliches Mammakarzinom mit Erfolg zwei Ratten zu implantieren. 

H. Ztesche. 

163) Hagenbach, E. (Basel). Experimentelle Studie über die Funktion der 
Schilddrüse und der Epithelkörperchen. (Mitt. aus d. Grenzgeb. der Med. u. 
Chirur. 1908, Bd. XVm, Heft 2.) 

Hagenbach faßt die Ergebnisse seiner Experimentaluntersuchung wie 
folgt zusammen: Bei Katzen sind die anatomischen Verhältnisse bezüglich der 
Thyreoidea und der Epithelkörperchen konstant Es ist bei Katzen in der Mehr¬ 
zahl der Fälle möglich, Thyreoidea plus innere Epithelkörperchen zu exstir- 
pieren und dabei die äußeren in ihrer Ernährung zu erhalten. Gelingt dies, so 
bewahren die zwei zurückgebliebenen Epithelkörper die Tiere vor Tetanie; sie 
treten aber für die weggefallene Schilddrüse nicht vikariierend ein. Es bildet 
sich deshalb eine typische Kachexia thyreopriva aus. Diese gibt Befunde, die 
der Athyreosis (Thyreoaplasie, kongenitales Myxödem) analog sind. Nachträg¬ 
liche Entfernung der beiden zurückgebliebenen Epithelkörper ruft eine ausge¬ 
sprochene Tetanie hervor. Aus den Befunden bei Athyreosis und den ange¬ 
führten Experimenten geht hervor, daß Thyreoidea und Epithelkörperchen sowohl 
anatomisch, als auch entwicklungsgeschichtlich als auch funktionell differente 
Organe sind. M. Kaufmann. 

164) Massaglia, A. u. Sparapani, G. Eclampsie experimentale et ödampsie 
spontanöe des animaux. (Experimentelle und spontane Eklampsie bei Tieren.) 
(Univ. Modena.) (Arch. ital. d. biol. 1907, Bd. 48, S. 109.) 

Die Erscheinungen der spontanen Eklampsie bei Menschen und Tieren und 
die durch teilweise Extirpation der Glandulae parathyreoideae erzeugten sind so 
ähnlich, daß man für sie die gleiche Pathogenese annehmen muß. Der Aus¬ 
bruch bei der Frau am Ende der Gravidität ist auf die Ansammlung toxischer 
Produkte infolge der verminderten Darm- und Nierentätigkeit zurückzuführen, 
wozu besonders bei Erstgebärenden noch die Ermüdungsprodukte infolge der 
außerordentlichen Muskeltätigkeit kommen. Durch Darreichung von gl. parathyr. 
konnten Verfasser bei Tieren Rückgang der eklamptischen Erscheinungen und 
Heilung erzeugen. Pincussohn. 

165) Polimenti, 0. Comment se comportent la pression sanguine et la 
respiration dans rempoissonnement aigu par le chloroforme. (Chloroformtod.) 
(Arch. ital. d. biol. 1907, Bd. 48, S. 116.) 

Der akute Chloroformtod erfolgt durch gleichzeitigen Stillstand der Atmung 
und des Herzens. Ptncussohn. 

166) Mutterer, Berthold. Über Darmstarre bei Peritonealkarzinose. (Aus 

der Prosektur des städt. Krankenh. r. d. J. München. Priv.-Doz. Dr. Obern¬ 
dorfer.) (Diss. München 1906. 18 S.) Fritz Loeb. 

167) Massig, Paul. Über die Verbreitung des Muskel- und elastischen Ge¬ 
webes und speziell über den Verlauf der Muskelfasern in der Wand der Wieder- 
k&uerm&gen. Aus dem physiologischen und histologischen Inst, der tierärztl. 
Hochschule zu Dresden. (Diss. Gießen 1906/07. 48 S., 20 Fig.) 

Die Arbeit ist zu kurzem Referat nicht geeignet. Fritz Loeb. 

168) Bickel, A. Untersuchungen über den Einfluß von Metallen auf die 
Magenschleimhaut. Aus der experimentell-biologischen Abteilung des Königl. 
Pathologischen Instituts der Universität Berlin. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 33, 
S. 1035—1038.) 

Eine wässerige Aufschwemmung von kohlensaurem Kalk löst im Magen eine 
ganz gewaltige und enorm lange anhaltende Sekretion aus: wahrscheinlich in¬ 
folge der sich bildenden und als Reiz wirkenden Kohlensäure. Metalle machen 

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88 


Referate« 


ähnliches. Metallisches Eisen, Magnesium, Aluminium (Eskalin), Mangan sind 
mächtige Sekretionserreger offenbar durch den Reiz von Wassersoff in statu 
nascenai. Metalle, die keinen Wasserstoff bilden, metallisches Eisen und Wis¬ 
mut, sind indifferent. Eskalin ruft beim Menschen geradezu eine stürmische 
Magensaftsekretion hervor, und die Sekretionsdauer ist verlängert; Studium an 
einem ösophagotomierten Magenfistelmenschen. Es ist also kontraindiziert bei 
Reizzuständen, wie Ulcus ventriculi, für dessen Therapie es eingeführt worden 
ist; indiziert dagegen bei Achylie und bei verschiedenen Formen der Subsekretion 
resp. Subazidität Desgleichen dürften die Blutstillungen bei blutendem Ulkus 
nicht auf Eskalinwirkung zurückzuführen sein: wahrscheinlich »post hoc, non 
propter hoc.« Bornstein . 

169) Hoffmann, W. u. Wintgen, M. Die Einwirkung von Fleisch- und 
Hefeextrakten auf die qualitative und quantitative Zusammensetzung des 
Magensaftes beim Pawlowschen Hund. (Hygien.-chem. Laboratorium der Kaiser- 
Wilhelms-Akademie.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 61, S. 187.) 

Die Angabe Sasakis, daß Fleischextrakt die Magensaftsekretion anregt, 
wird bestätigt. Hefeextrakte (Oros und Siris) wirken nicht in der gleichen Weise. 
Die wirksamen Stoffe des Fleischextraktes sind dialysabel. U. Friedemann . 

170) Foä, G. u. Viterbi, A. Sur le cataracte diabötique experimental. 
(Über Star bei experimentellem Diabetes.) (Lab. d. phys. Farm.) (Arch. ital. d. 
biol. 1907, Bd. 48, S. 15.) 

Einbringung von gelöstem und ungelösten Traubenzucker in den Konjunk- 
tivalsack erzeugt keinen Katarakt, ebensowenig starker experimenteller Diabetes, 
obwohl hierbei auch Glukose im humor aqueus gefunden wurde. Injektion von 
starken Traubenzuckerlösungen in das distale Ende der proximal abgebundenen 
Karotis unter erhöhtem Druck kann einen künstlichen Katarakt erzeugen. Der 
notwendige Druck, vor allem die Konzentration kann für den Effekt viel niedriger 
sein, wenn Vorher durch subkonjunktivale Einbringung von Fluomatriumlösung 
eine Reizung erzeugt worden war. Für den natürlichen Katarakt des Diabetikers 
nehmen Verfasser als Ursache außer osmotischen Verhältnissen eine langsam 
fortschreitende chemische Veränderung der Kristalllinse durch den Trauben¬ 
zucker an. Pincussohn . 

171) Bang, Ivar. Untersuchungen über das Verhalten der Leberdiastase 
bei Pankreasdiabetes. Aus d. physiol.-chem. Labor, d. Univ. Lund. (B. z. 
Physiol., Bd. 10, Heft 7 u. 8, S. 320—823. 

Ohne den Glykogenumsatz beim normalen Hund zu kennen, wird derselbe 
bei pankreasdiabetischen Tieren bestimmt und mit den Erfahrungen am Kanin¬ 
chen verglichen. Trotzdem die Tiere reichlich Kohlehydratnahrung bekommen, 
sind die Lebern glykogenfrei und die Fermentproduktion imwesentlich vermehrt, 
während Hungerkaninchen eine gesteigerte Bildung von Ferment gezeigt hatten. 
Es ist beim Pankreasdiabetes wahrscheinlich nicht der Glykogenumsatz verändert, 
sondern die Glykogenbildung aufgehoben oder stark vermindert. Und das Fehlen 
der letzteren kann möglicherweise eine vermehrte Zuckerproduktion aus Fett 
und Eiweiß auslösen. Dohm . 

172) Bickel, A. u. Pincussohn, L. Über den Einfluß des Morphiums und 
Opiums auf die Magen- und Pankreassekretion. (Sitzungsberichte der Kgl. Preuß. 
Akademie der Wissenschaften, 21. Februar 1907.) 

Der Einfluß des Morphiums auf Magen- und Pankreassaftsekretion ist gleich¬ 
sinnig: es findet zuerst Hemmung, dann Steigerung statt. Opium dagegen wirkt 
auf die Magensaftsekretion anregend, die Pankreassaftsekretion wird dagegen 
definitiv gelähmt. Pincussohn . 

178) Watson, Chalmers. The influence of diet on the liver. (Einfluß der 
Kost auf die Leber.) (Lancet, 12. Okt. 1907, Bd. II, S. 1023.) 

Wilde Ratten wurden zum Teil getötet und das Prozentgewicht der Leber 
zum Körpergewicht bestimmt. Ein anderer Teil wurde 10 Wochen mit der 
üblichen Laboratoriumskost, Brot und Milch, gefüttert und dann die gleichen Be¬ 
stimmungen gemacht. Dabei ergab sich, daß bei letzteren das Lebergewicht 

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Referate. 


89 


deutlich abgenommen hatte. Bei den ersteren betrug es im Mittel 6.64 °/ 0l bei 
letzteren 3.94 °/ 0 des Körpergewichts. Die Art der Ernährung hat also einen 
deutlichen Einfluß auf das Gewicht, also wohl auch auf den Stoffwechsel der 
Leber. H. Ziese he. 

174) Foderä, F. A. Quelques Observations mir des chiens op4r4s de fistule 
gastrique k le Pawlow. (Einige Beobachtungen an nach Pawlow operierten 
Hunden.) (Univ. Cagliari.) (Arch. ital. d. biol., 1907, Bd. 48, S. 146.) 

Einige Ratschläge über Operation und Nachbehandlung von Hunden mit 
Pawlowschem kleinem Magen, die im Original nachgelesen werden müssen. 

Auf Grund mehrerer Versuche glaubt Verfasser die Pawlowsche These, 
daß mechanische Reizung keine Saftsekretion hervomift, nicht bestätigen zu 
können. Pittcussohn . 

176) Zeri, A. La pilocarpine est-elle un cholagogue? (Ist Pilokarpin ein 
Cholagogum.) (Univ. Rom.) (Arch. ital. d. biolog. 1907, Bd. 48, S. 94.) 

Die Frage wird in dieser Form verneint Pincussohn . 

176) Herlitzka, A. Sur Tontogänöse des ferments. (Über die Ontogenese 
der Fermente.) (Univ. Turin.) (Arch. ital. d. biol. 1907, Bd. 47, S. 119.) 

Im Froschei (reif und unreif) wie im Hühnerei (befruchtet und unbefruch¬ 
tet) finden sich präformiert nur ein diastatisches, ein invertierendes und ein 
schwach oxydierendes Ferment; es fehlt ein glykolytisches Ferment und eine 
Peroxydase. Beim Frosch findet sich noch eine Katalase, die beim Hühnerei 
fehlt. 

Im Körper des Hühnerembryo bildet sich bei fortschreitender Entwicklung 
eine Peroxydase und eine Katalase, welch letztere dann in das Eigelb übergeht. 
Das Auftreten der Peroxydase fallt spätestens in die Zeit der Bildung des Ge¬ 
fäßsystems. 

Beim Frosch bildet sich interimistisch eine Oxydase, Peroxydase erscheint 
erst zugleich mit dem Hämoglobin, später wird noch eine Tyrosinase gebildet. 
Bei Frosch und Huhn ist in der späteren Entwicklungszeit noch eine zweite 
Oxydase (Laccase) nachzuweisen. 

Außer diesen embryonalen Fermenten stellte Verfasser noch fest: Eine Per¬ 
oxydase in dem das Froschei umhüllenden Schleim, im Eigelb eine reduzierende 
Substanz und endlich im Frosch- und Hühnerei einen mit NaOH und Lugol- 
lösung Jodoform bildenden Körper, dessen Natur nicht weiter ermittelt wurde. 

Pincussohn . 

177) Schmidt» W. A. Chemische und biologische Untersuchungen von 
ägyptischem Mumienmaterial» nebst Betrachtungen über das Einbalsamierungs¬ 
verfahren der alten Ägypter. (Gov. School of Medicine, Cairo.) (Zeitschr. f. 
allgem. Physiol. 1907, Bd. VII, Heft 1/3.) 

Verfasser konnte in Mumien noch natives Eiweiß nachweisen, außerdem vor 
allem große Mengen von Fettsäuren, deren Ursprung mindestens zum Teil auf 
Eiweiß zurückzuführen ist. Sodann fand sich Cholesterin und geringe Mengen 
von Neutralfett. 

Das Eiweiß war scheinbar seiner Spezifität beraubt, denn Präzipitinreaktionen 
konnten weder mit Bluteiweißantiserum noch mit Muskeleiweißantiserum erhalten 
werden. Ebensowenig konnte Verfasser je positive Häminprobe erhalten. 

Das »Natryumbad« erwies sich als einfache Kochsalzlösung, in welcher die 
Leichen gewissermaßen eingepökelt wurden. Dieser Einpökelung zusammen mit 
dem trockenen Klima ist die jahrtausendelange Konservierung zu danken. 

Pincussohn . 

178) Liebermann» Leo v. u. Fenyvessy» B41a v. A hlgitäs befoiyäsa a 
termdszetes 4s mestersdges normal 4s immun v4rsavöra. (Einfluß der Ver¬ 
dünnung auf die natürlichen und künstlichen Normal- und Immunsera.) Hygie¬ 
nisches Institut d. Univ. Budapest. (Magyar orvosi Archivum N F., 1907., Bd. 8, 
S. 269,) 

Das durch Erhitzen inaktivierte Serum von gegen Schweineblutkörperchen 
immunisierten Kaninchen wurde einerseits mit unverdünntem, andererseits mit 

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9. F. III. Jthrg. 



90 


Referate. 


3- bis 5 fach verdünntem, komplementhaltigem Normalserum von Schweinen 
resp. von Rindern versetzt. 

Die so bereiteten Gemische zeigten eine um so größere hämatolytische 
Wirkung, je stärker die Verdünnung der komplementhaltigen Normalsera war. 

Verfasser nehmen an, daß das »Komplement« demgemäß eine Verbindung 
sei, welche durch die Verdünnung seiner Lösungen in seine aktiven Komponenten 
zerfällt und zwar in solchem Grade, daß die dadurch verursachte Steigerung 
der Aktivität, die durch die Verdünnung der Lösung bedingte Abnahme der 
Reaktionsgeschwindigkeit überkompensiert. Die verdünnten Normalsera besaßen 
für sich keine hämatolytischen Eigenschaften. 

Wenn in ähnlich angeordneten Versuchen anstatt der Konzentration der 
Normalsera die des Immunserums variiert wurde, so übten gleiche Mengen des 
Immunserums, unabhängig von der Verdünnung, in welcher sie zur Verwendung 
kamen, stets die gleiche hämatolytische Wirkung aus. Demgemäß fassen Ver¬ 
fasser das »Ambozeptor« als eine Verbindung auf, welche durch die Verdünnung 
seiner Lösungen keine, der des Komplements ähnliche, aktivierende Dissoziation 
erfährt. 

Die gleichen Versuche wurden mit den v. Liebermannschen künstlichen 
Sera wiederholt. Sowohl das künstliche Normalserum (gleiche Mengen einer 
l°/ 00 Seifenlösung und einer konzentrierten Serumalbuminlösung), wie auch das 
künstliche Immunserum (2 Teile l°/oo Seifenlösung, 2 Teile Serumalbuminlösung, 
1 Teil 022,9 proz. Ölsäureemulsion) verhielten sich den natürlichen in dieser 
Hinsicht vollkommen ähnlich. 

Das verdünnte künstliche Normalserum hatte ohne Anwesenheit eines 
Immunserums keine hämatolytische Wirkung. 

L. v. Liebermann weist in einem Anhang im Anschluß an die Mitteilung 
von Neuberg und Reicher über Lipolyse, Agglutination und Hämatolyse 
(Biochem. Zeitschr. Bd. 4, S. 28D auf che Möglichkeit hin, daß auch bei den 
hämatolitischen Vorgänge die lipolytischen die primären seien und die zur 
Hämatolyse nötigen Fettsäuren und Seifen sich durch die vorangehende Lipolyse 
bildeten. Reinbold . 


179) Duval f W. Charles and White, G. Percival. The histological lesions 
of experimental glanders. (Die histologischen Veränderungen bei experimentellem 
Rotz.) From the pathological laboratory of the Montreal General Hospital. (The 
Journal of experimental medicine 1907, H. 4, S. 352—379 .) 

Der Rotzbazillus kann in seiner Virulenz derart verändert werden, daß auch 
die experimental hervorgerufenen histologischen Veränderungen sich weit 
unterscheiden. 

Die hochveränderten Kulturen erzeugen primäre Nekrose und Gewebszerfall; 
später wandern in die geschädigten Bezirke polynukleäre Leukozyten ein. 
Bazillen von mäßiger Virulenz veranlassen eine Schädigung von akut entzünd¬ 
licher Natur, bei der die Zellen weder Nekrose noch Zerfall zeigen. Die abge¬ 
schwächten Mikroben verursachen primäre GewebsproJiferation mit der Bildung 
von Epitheloid- und Riesenzellen. Es zeigen sich je nach der Toxizität der 
Kulturen alle Grade der Schädigung von der akuten exudativen bis zur chroni¬ 
schen Gewebsproliferation. 

Die Gewebsschädigung beim Rotz, ob sie nun exudativ oder proliferativ ist, 
bleibt lokal. 

Die starken Rotztoxine verursachen Degeneration oder Zellnekrose und 
Exudation, während die verdünnten und schwachen Toxine Proliferation her- 


vorrufen. 

Die Rotzriesenzellen stammen unzweifelhaft von den Endothelien der Blut- 
und Lymphgefäße und entstehen durch Teilung der Kerne der Endothelzelle, 
nicht durch Zellverschmelzung. 

Histologisch ist die Proliferation, wie sie bei wenig virulenten Rotzkulturen 
vorkommt, der bei Tuberkulose analog; sie sind lokal und eng an den Rotz¬ 
bazillus geknüpft. H . Ziesche. 

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Referate. 


91 


180) Schkarin. Über Präzipitation bei neugeborenen Kaninchen. (Beitrag zum 
Studium der künstlichen Ernährung.) (Arch. f. Kinderh. 1907, Bd. 46.) 

Verfasser konnte nachweisen, daß bei neugeborenen Kaninchen, die mit 
subkutanen Kuhmilchinjektionen mehrmals vorbehandelt waren, erst am 47ten 
Lebenstage eine Präzipitinbildung nachweisbar war. Bei der Ernährung neu- 

§ eborener Kaninchen mit Kuhmilch per os konnte Verfasser stets präzipitable 
ubstanz im Magen- und Darminhalt und im Blutserum der 20—48 Stunden nach 
der Geburt getöteten Tiere nachweisen. Bei einem neugeborenen Kaninchen, 
das die ersten drei Tage mit Kuhmilch ernährt wurde, dann mit Kaninchenmilch 
wieder ernährt wurde, war drei Tage nach Beginn der arteigenen Ernährung die 
Reaktion von Magen- und Darminhalt und die von Blutserum mit Kuhmilch¬ 
laktoserum negativ. Orgler . 

181) v. Düngern u. Coca. Über Hämolyse durch Schlangengift. Aus dem 
Inst f. exp. Krebsforschung in Heidelberg. (Münch, med. Wochenschr. Nr. 47, 
Nov. 1907.) 

Die Hämolyse durch Schlangengift vollzieht sich auf zweierlei Weise, einer¬ 
seits mit Komplement, andererseits mit Lezithin. Bei der Nachprüfung des Er¬ 
klärungsversuches, den Flexner und Noguchi (Joum. of experim. mea., Bd. VI, 
Nr. 3, 1902) unternommen hatten, kamen die Verf. zu der Überzeugung, daß die 
Kobralezithinhämolyse auf ganz andere Weise zu Stande kommt. Aus ihren 
Versuchen geht mit Sicherheit hervor, daß im Kobragift zwei ganz verschiedene 
Bestandteile vorhanden sind. Der eine von ihnen wird nach Art eines hämo¬ 
lytischen Immunkörpers auch in inaktivem Zustande von den Blutkörperchen ge¬ 
bunden und durch Zusatz von frischem Serum hämolytisch gemacht, er hat mit 
der Kobralezithinhämolyse nichts zu tun. Der andere reagiert mit dem Lezithin 
und bedingt mit diesem zusammen Hämolyse, ohne für sich allein mit Blut¬ 
körperchen in Beziehung zu treten. Durch Behandlung mit Rinderblut gelingt 
es, beide Substanzen ohne Verlust vollkommen von einander zu trennen. Be¬ 
nützt man als Medium statt physiol. Kochsazlösung entsprechende Lösungen von 
Barium-, Kalzium-, Magnesiumchlorid, so werden beide Arten der Kobrahämolyse 
gehemmt; aber während bei der Komplementhämolyse die drei Salze gleich¬ 
mäßig hemmen, wird die Lezithinhämolyse durch Bariumchlorid viel stärker, 
durch Kalziumchlorid viel weniger gehemmt, ein weiterer Beweis für die Ver¬ 
schiedenheit beider Vorgänge. Die Hemmung der Komplementhämolyse kommt 
dabei nämlich zu Stande lediglich, weil das Komplement nicht aufgenommen 
wird, während die Hemmung der Lezithinhämolyse so vor sich geht, daß der ak¬ 
tive Bestandteil nicht auf das Lezithin wirken kann, und so das eigentliche 
Kobralezithinhämolysin nicht gebildet wird. In Zuckerlösung erfahrt die Kobra¬ 
lezithinhämolyse gerade die entgegengesetzte Modifikation. Die fertige hämo- 
lythische Substanz wirkt hier schwächer als in den Salzlösungen. Dagegen wird 
die Bildung des Kobralezithinhämolysins erleichtert, und die letztere Beein¬ 
flussung überwiegt die erstere, so daß die Lezithinhämolyse in Zuckerlösungen 
besonders ausgesprochen ist Fügt man Schlangengift ohne Lezithinzusatz den 
Rinderblutkörperchen zu, so bleibt in physiologischer Kochsalzlösung selbst bei 
großen Giftdosen die Hämolyse aus, während in physiologischer Zuckerlösung 
schon mäßige Mengen zur Hämolyse hinreichen. Es kann sich hierbei nicht 
um eine Komplementhämolyse, sondern nur um eine Lezithinhämolyse handeln: 
die Lösung der in Kochsalzlösung unempfindlichen Rinderblutkörper in Zucker¬ 
lösung ist also dadurch zu erklären, daß das in den Blutkörperchen enthaltene 
Lezithin aus irgend welchen Gründen leichter in die wirksame hämolytische 
Substanz umgewaudelt wird. Diese eigenartigen Erscheinungen bei der Lezithin- 
Hämolyse in Zuckerlösungen lassen ebenfalls wieder auf einen ganz anderen 
Mechanismus schließen, als er bei der Blutlösung durch Immunkörper und Kom¬ 
plement vorliegt. 

Was die Wirkung der aktiven Substanz des Schlangengiftes auf das Lezithin 
angeht, so kann das fertige Kobralezithinhämolysin entweder ein Toxolezithid 
oder aber ein durch fermentative Einwirkung entstandenes Derivat des Lezithins 
sein. Die Verfasser bereiteten sich ein Hämolysin frisch und injizierten damit 

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92 


Referate. 


Kaninchen, deren Immunsera nun mit der Wirkung von Normalsera verglichen 
wurden. Erwärmte Normalsera beeinflußten die Hämolyse durch das Kobra¬ 
lezithinhämolysinpräparat (Erwärmung der Sera l j 2 Stunde auf 64°) auch nicht 

f anz gleichartig; doch war die Hemmung durch die Immunsera viel ausgesprochener. 

Vurde jedoch Serum, Blut und Hämolysin gleichzeitig vereinigt, und nur die 
innerhalb weniger Minuten eintretende Hämolyse berücksichtigt, so schützten die 
erwärmten Immunsera gerade wie die Normalsera. Dies weist darauf hin, daß 
das nur im Immunserum sich findende Antitoxin gar nicht gegen das fertige 
Kobralezithinhämolysin gerichtet sein kann. Dafür spricht weiter, daß eine 
Blutlösung nach längerer Zeit überhaupt nur unter der Bedingung eintritt, daß 
erhitztes Normalserum zugefügt wird, weiter daß die Immunsera in frischem Zu¬ 
stand stärker hemmten als Normalsera, daß die erwärmten Normalsera genau ebenso 
antitoxisch waren wie die nicht erwärmten, sobald nur die für das fertige Hämo¬ 
lysin so charakteristische Blutlösung Berücksichtigung findet. All dies zeigt, 
daß durch das Erwärmen nicht eine Hemmung der Hämolyse wegfällt, etwa 
(nach Kyes) ein normales Antitoxin zerstört wird, sondern daß etwas Neues, 
Hämolyse bedingendes hinzukommt. Es lag nahe, an eine Kombination von 
Lezithin und nativem Kobrabestandteil zu denken, und in der Tat zeigte sich, 
daß nach Lezithinzusatz alle jene Erscheinungen sich zeigten, die nach dem Er¬ 
wärmen zu Tage traten, ferner daß in dem benutzten Hämolysinpräparat in der 
Tat natives, auf Lezithin wirksames Kobragift vorhanden war; schließlich gelang 
es durch dreistündiges Erhitzen in 1 °/ 0 Lösung auf 100° ein Kobralezithinhämo¬ 
lysin zu erhalten, demgegenüber alle Sera gleich wirksam waren. Aus allen 
diesen Tatsachen geht mit Sicherheit hervor, daß das durch die Immunisierung 
erzeugte Antitoxin nur gegen das im Hämolysin enthaltene native Kobragift 
wirkt, nicht aber gegen das fertige Kobralezithinhämolysin; es liegt also kein 
Grund vor, dieser Substanz eine Toxinnatur zuzuschreiben. Man kann annehmen, 
daß es sich um ein Derivat des Lezithins unter fermentativer Abspaltung der 
Ölsäure handelt. Verfasser erhielten aus verschiedenen Ovolezithinpräparaten 
auch ohne Kobragift eine hämolytische Substanz, die sich in Bezug auf Löslich¬ 
keit im Wasser, Alkohol, Äther, Azeton wie das mit Kobragift dargestellte 
Hämolysin verhält. 

Nach alledem hat das Lezithinhämolysin seine Bedeutung für die Immunitäts¬ 
lehre verloren. M. Kaufmann. 

182) Much, Hans (u. Happich). Über die antitoxische Funktion und Eiweiß. 

Aus der Abt. f. experimentelle Therapie des Eppendorfer Krkhs., Hamburg. 
(Münch, med. Wschr. Nr. 52, Dez. 1907.) 

Die Versuche stellen die Fortsetzung einer früher publizierten Arbeit von 
Much und Römer dar. Es handelt sich um vergleichende quantitative Anti¬ 
toxinbestimmungen im Blut von mit antitoxischer Muttermilch ernährten mensch¬ 
lichen Säuglingen. Zwei Kinder erhielten die Brust der Mutter, die vorher mit 
tetanusantitoxinhaltigem Pferdeserum behandelt war, zwei andere erhielten die 
Muttermilch, erst nach der Abnahme mit dem Serum versetzt, in der Flasche. 
Die Versuche ergaben, daß auch an Pferdeserumeiweiß — also an heterogenes 
Eiweiß — geknüpftes Antitoxin bei neugeborenen menschlichen Säuglingen ins 
Blut übergeht. Auch hier ist ein Unterschied in der Menge des resorbierten 
Antitoxins, je nachdem das Antitoxin vom 2. oder 4. Tage ab gereicht wurde. 
In den Versuchen an der Mutterbrust ging 10—12 mal mehr Antitoxin über als 
in den Flaschenversuchen. Diese Differenz in der Aufnahme des Antitoxins muß, 
da in beiden Fällen Milch der eigenen Mutter verfüttert, und der Unterschied in 
der Darreichung derselben nach Versuchen von Römer und Much am Kalb 
nicht in Betracht kommt, in Unterschieden des Antitoxins begründet sein, und 
zwar liegt es nahe, an eine Veränderung des Substrates der antitoxischen Funk¬ 
tion, des Eiweißes, zu denken. In der Tat zeigte sich bei Prüfung mit dem 
Präzipitationsverfahren, daß die Molke einer Frau, die mit Antitoxin vorbehandelt 
war, sich wie Normalmolke verhielt, während letztere Normalmolke nach künst¬ 
lichem Antitoxinzusatz einen Niederschlag gab; Nachprüfung mit dem Komple¬ 
mentablenkungsverfahren bestätigte diesen Befund. Eine Kaninchenmolke, deren 

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Referate. 


93 


Produzentin vorher mit Milch einer tetanusantitoxinhaltigen Frau injiziert war, 
gab weder mit Antimensch-, noch mit Antipferdserum Niederschläge, eine Kanin¬ 
chenmolke, der die Milch der Frau direkt hinzugefügt war, gab mit Antimensch¬ 
serum positive, mit Antipferdeserum negative Reaktion. Es muß also bei der 
Passage des antitoxischen Pferdebluteiweißes durch den Menschenkörper das 
Substrat der antitoxischen Funktion eine Modifikation erfahren haben; die wahr¬ 
scheinlichste Erklärung hierfür ist, daß die Milchdrüse die Trennung der anti¬ 
toxischen Funktion vom Eiweiß zu Stande bringt, daß also Antitoxin überhaupt 
kein Eiweiß ist. M. Kaufmann . 

183) Fenyvessi, B. v. Az epesavak 6s epesavas sök haematolyticus hatä- 
sAröl. (Über die hämatolytische Wirkung der Gallensäuren und der gallensauren 
Salzen.) Hygienisches Institut der Universität Budapest. Magyar orvosi Archivum 
N. F. Bd. VÜI, 1907, S. 283.) 

Im Anschluß an L. v. Liebermanns Untersuchungen über die chemische 
Natur der Komplemente, prüfte Verfasser die Wirkung der Glykocholsäure, Tau- 
rocholsäure und des glykocholsauren Natriums. In den Versuchen wurde das 
glykocholsäure Na wie die Seifen, die freien Säuren dagegen wie die Ölsäuren 
in v. Liebermanns Versuchen verwendet 

Die hämatolytische Wirkung des glykocholsauren Natriums und der Tauro- 
cholsäure wird durch die Gegenwart von Serumalbumin eingestellt. 

Wenn man aber das unwirksame Taurocholsäure-Eiweiß-Gemisch mit dem 
ebenfalls unwirksamen glykocholsauren Na-Eiweiß-Gemisch vereinigt, so erhält 
man eine sehi stark hämatolytische Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit verliert ihre 
hämatolytische Wirkung durch VaStündiges Erhitzen auf 56—60°. — Das so in¬ 
aktivierte Gemisch kann durch neues Zufügen von dem inaktiven glykocholsauren 
Na-Eiweiß-Gemisch reaktiviert werden. Reinbold. 

184) Blank, D. Zur Frage der Agglutination der menschlichen roten Blut¬ 
körperchen. Aus der bakteriologischen Abt. des hyg. Instituts Zürich. (Diss. 
Zürich 1907. 16 S.) 

Die Agglutination von menschlichen Blutkörperchen durch heterologe Sera 
kann zu forensischen Zwecken nicht angewandt werden. 

Das Blutserum von Tieren, denen Menschenblut injiziert worden ist, aggluti- 
niert Menschenblutkörperchen. 

Das Serum von mit Menschenblut vorbehandelten Kaninchen verhält sich 
gegenüber Mäuse-, Meerschweinchen-, Ratten-, Schweine- und Rinderblutkörperchen 
wie normales Kaninchenserum. Fritz Loeb . 

185) Frei, Walter. Zur Theorie der Hämolyse unter Berücksichtigung der 
veterinär-medizinisch wichtigen Verhältnisse und der vergleichenden Pathologie. 

(Diss. Zürich 1907. 73 S.) 

Das Endergebnis seiner Untersuchungen formuliert Verfasser wie folgt: Die 
Hämolyse ist die Folge von Veränderungen der Permeabilitätsverhältnisse oder 
völligen Zerstörung einer Membran. Die dabei stattfindenden Einzelvorgänge 
sind physikalisch-chemischer Natur. Begleitende chemische Prozesse sind uns 
unbekannt Die Gesetze der Hämolyse sind Gesetze der physikalischen Chemie. 

Die bestimmte meßbare Hämolyse ist die Resultante einer Reihe einander 
folgender, sich bedingender Prozesse, die alle bestimmten Gesetzen der Physik 
und physikalischen Chemie folgen. Die diesen Gesetzen entsprechenden 
Reaktionskurven (deren Anfänge zeitlich verschieden sind) superponiert ergeben 
die Kurve der Hämolyse. Fritz Loeb . 

186) Mohr, Sigmund. Über Unterschiede des mütterlichen und kindlichen 
Serums in seiner antitryptischen Wirkung. (Diss. Würzburg 1907. 27 S.) 

Das mütterliche Serum verfügt im allgemeinen über größere Mengen von 
Antitrypsin als das kindliche. Die Untersuchungen über die Unterschiede in den 
antitryptischen Wirkungen der Fraktionen des Globulin auf Mettsche Röhrchen 
führten zur Bestätigung der Ansicht von C. Gläßner, daß das Euglobulin 
der Träger des antitryptischen Schutzstoffes ist. Die Fragen über die antitrypti- 
sche Wirkung des Euglobulin hat noch keine endgültige Beantwortung erfahren; 

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A 


94 


Referate. 


ebensowenig die Frage, ob mit der größeren Menge antitryptischer Eiwei߬ 
körper die stärkere antitryptische Wirkung von mütterlichem Serum zu er¬ 
klären ist Fritz Loeb . 

187) Lewis, A. Paul. The induced susceptibility of the guinea pig to the 
toxic action of the blood serum of the horse. (Anerzogene Empfindlichkeit 
des Meerschweinchens gegen die toxische Wirkung des Pferdeblutserums.) From 
the Antitoxin Laboratory of the Massachusetts State Board of Health. (The 
J. of exp. med. 1908, Bd. 10, 1. Jan., S. 1—29.) 

Die besondere Methode der Sensibilisierung und die Stelle, an der man die 
Testinjektion macht, ist von großer Bedeutung für die von verschiedenen For¬ 
schern erhaltenen Resultate. Bei dem Vergleiche der verschiedenen Ergebnisse 
bei verschiedenen Arbeitsmethoden kommt man zu dem Schlüsse, daß die In¬ 
kubationsperiode der Hypersensibilitätsreaktion nicht scharf begrenzt ist, sondern 
daß die Sensibilität vom sechsten Tage an in zunehmendem Maße wächst, viel¬ 
leicht auch schon von einigen Wochen vorher an. Es scheint sehr wahrschein¬ 
lich, daß man eine größere Hypersensibilität erlangt, wenn man zur Sensibili¬ 
sierung eine Mischung von Diphtherietoxin und Serum, als wenn man die Serum¬ 
dosis allein gibt. Die ersten Untersuchungen stimmten mit den Ergebnissen von 
Otto, Rosenau und Anderson überein. 

Die Hypersensibilitätsreaktion ist von der Mutter auf die Abkommenschaft 
übertragbar; doch bestehen darin individuelle Unterschiede, denn nicht alle 
Jungen von vier bis fünf Wochen einer hypersensibilisierten Mutter reagieren 
auf die Injektion von 6 ccm Serum. Die Reaktion unterscheidet sich aber deut¬ 
lich von der aktiv immunisierter Tiere. 

Die Hypersensibilitätsreaktion beruht beim Pferdeserum auf der Bildung 
eines spezifischen Antikörpers während der Inkubationszeit, der passiv neuen 
Tieren zugeführt werden kann. 

Der Antikörper, der die Hypersensibilitätsreaktion veranlaßt, kann symptomen- 
los durch Pferdeserum völlig neutralisiert werden. Die allmähliche Einführung 
steigender Dosen über eine Periode von 24 Stunden genügt dazu. Diese schnelle 
Neutralisation wird durch die große bindende Kraft des subkutanen und anderer 
relativ unwichtiger Gewebe für das toxische Element des Pferdeserums ermög¬ 
licht H. Ziesche. 

188) Meitzer, J. and Auer, John. Rigor mortis and the influence of cal¬ 
cium and magnesium salts upon its development. (Rigor mortis und der Ein¬ 
fluß von Kalk- und Magnesiumsalzen auf seine Entwicklung.) From the De¬ 
partment of Physiology and Pharmacology of the Rockefeller Institute for Me¬ 
dical Research. (The J. of exp. med. 1908, Bd. 10, 1. Jan., S. 45—77.) 

Kalksalze beschleunigen, Magnesiumsalze verzögern die Entwicklung der 
Totenstarre, wenn sie subkutan oder intravenös beigebracht werden. Werden 
konzentrierte Lösungen beider Salze intraarteriell injiziert, so kommt es zu einem 
fast augenblicklichen Einsetzen ausgesprochener Muskelsteife, die wahrschein¬ 
lich einer Kontraktion entspricht, hervorgerufen infolge einer Reizung durch 
diese Salze und zwar auf dem Wege der Osmose. Diese Kontraktion kann, 
wenn sie ausgesprochen ist, ohne Nachlassen in die echte Totenstarre über¬ 
gehen. Diese Art der Starre könnte man als Arbeitsstarre (work-rigor) be¬ 
zeichnen. 

Bei Tieren, wenigstens Fröschen mit erhaltenem Rückenmark sind die Früh¬ 
kontraktionen und die darauffolgende Starre ausgesprochener als bei Tieren mit 
zerstörtem Marke. 

M 

Wenn — Lösungen — die der physiologischen Chlomatriumlösung beinahe 

äquimolekular sind — benutzt werden, so beschleunigen Kalksalze, verzögern 
Magnesiumsalze den Beginn der Starre. 

Die Beschleunigung und Verzögerung sind hier wie im Falle der subkutanen 
und intravenösen Injektion Ioneneffekte und zwar besonders Wirkungen der 
Kationen, Kalk und Magnesium. 

Bei der Starre, die durch Kalkwirkung beschleunigt hervorgerufen worden 

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Heferate. 


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ist, überwiegen die Extensoren, bei der Starre nach Magnesiumeinwirkung über¬ 
wiegen entweder die Flexoren, oder aber es tritt die Starre in der Haltung des 
Todes ein. 

Unterschiede in dem Grade der Starre scheinen nicht vorhanden zu sein, 
nur das Einsetzen und die Entwicklung ist in dem einen Falle beschleunigt, in 
dem anderen verzögert 

Kalk beschleunigt auch die Hitzestarre, während Magnesium darauf keinen 
Einfluß ausübt. 

Kalk und Magnesium beschleunigen bezw. verlangsamen auch das Einsetzen 
der Starre des linken Herzventrikels. Der Einfluß der Salze auf das rechte 
Herz konnte nicht genau festgestellt werden. H. Ziesche 

189) Nogxichi, Hideyo. The inhibitory inflnence of eosin upon sporula- 
Hon. (Die hindernde Wirkung des Eosins auf die Sporulation.) From the 
Rockefeller Institute for Medical Research, New York. (The J. of exp. med. 
1908, Bd. 10, 1. Jan., S. 30—35.) 

Die Sporenbüdung des B. anthracis, subtilis, cereus, ruminatus, mesentericus, 
anthracoides, megatherium erfolgt nicht, wenn dem Agamährboden Eosin »Gelb« 
in einer Konzentration von über 0,5 °/ 0 zugesetzt ist. In einer Konzentration 
von 0,1 hinzugefügt verhindert es die Sporenbildung bei den meisten der ge¬ 
nannten Bakterien. Die größte Empfindlichkeit zeigen B. mesentericus und 
B. cereus. In Eosinbouillon wird die Sporulation ebenso verhindert, tritt aber 
nach längerer Zeit — sieben Wochen oder mehr — doch ein, wenn die Farb¬ 
stoffkonzentration 0,1 °/ 0 beträgt B. tetani, anthracis symptomici, botulismi, 
enteritidis sporogenes und putnficus bilden keine Sporen mehr, wenn das Eosin 
zu mehr als 0,03 °/ 0 darin enthalten ist. Bei diesen Bakterien bedingten ver¬ 
schiedene Nährböden keine Unterschiede. Doch führt auch lange Züchtung auf 
Eosinnährböden nicht zu einer dauernden Unfähigkeit, Sporen zu bilden. 

Im allgemeinen war die sporenzurückhaltende Wirkung des Eosins bei den 
Anaeroben weniger ausgesprochen als bei den Aöroben. H. Ziesche . 


190) Schmidt» Julius. Der Blutstrom in der Pfortader unter normalen Ver¬ 
hältnissen und bei experimenteller Beeinflussung. Aus dem physiol. Institut 
Breslau. (Habilitationsschrift, Breslau 1907, 95. S.) 

Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse: 1. Mittels Einfuhren der Stromuhr 
in die Pfortader läßt sich beim Hund die Hauptmenge (Ausfall von Gefäßen 
durch Unterbindung usw.) des der Pfortader zuströmenden Blutes bestimmen. 
Unter der Annahme, daß gleiche Organgewichtsteile von gleichen Blutmengen 
versorgt werden, wird aus der gemessenen Men^e das gesamte Pfortaderstrom¬ 
volumen berechnet. Bei der Itatze läßt sich in der Regel (kein Ausfall von 
Gefäßen) der ganze Pfortaderstrom messen. 

Darnach ergibt sich als Min.-Vol. beim Hund (Durchschnitt von 7 Vers.) 
118,2 ccm bei 88,3 mm Hg Aortendruck und 10 mm Hg Pfortaderdruck; bei 
der Katze (Durchschnitt aus 9 Vers.) 42,0 ccm bei 78,4 mm Hg Aortendruck und 
9,8 mm Hg Pfortaderdruck. Das Min.-Vol. pro 100 g Organ beträgt beim Hund 
19,6, bei der Katze 28,8 ccm. Aus diesen Werten findet sich berechnet der 


Widerstand der Strombahn in Magen, Darm, Milz, Pankreas einerseits, in der 
Leber andererseits. Der Blutstrom der Milz wurde einmal am Hund gemessen. 
Er beträgt — am selben Tier — für die Gewichtseinheit dieses Organs gegen¬ 
über den übrigen »Pfortaderorganen« zirka den sechsfachen Wert. 

2. Wo respiratorische Schwankungen im Pfortaderstrom aufgetreten sind, 
verlaufen diese beim Hund und bei der Katze gleichsinnig. Während der In¬ 
spiration erfährt der Blutstrom in der Pfortader eine Verlangsamung mit Druck¬ 
steigerung, welcher mit Beginn oder kurz nach der Exspiration eine Beschleu¬ 
nigung mit Abfallen des Druckes folgt. Die Erklärung dieser Tatsache ist zu¬ 
nächst eine nur hypothetische. 

3. Intrabronchiale Drucksteigerung bewirkt eine erhebliche Abnahme des 
Pfortaderstromes unter Drucksteigerung 1. infolge der gleichzeitigen Abnahme 
des Aortendruckes, 2. infolge der Behinderung des Abflusses des Pfortaderinhaltes 
nach der vena cava, in welcher der Druck erheblich ansteigt. 

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96 


Referate. 


4. Adrenalin in der Ven. facial. injiziert ruft in der Regel eine Kontraktion 
der Splanchnikusgeiäße hervor, die so erheblich sein kann, daß der Blutstrom 
in der Pfortader stockt. Dementsprechend fällt der Pfortaderdruck zunächst, 
er steigt aber später über den ursprünglichen Wert an infolge einer nun ein¬ 
tretenden Erhöhung des Widerstandes der Lebergefäße. Diese Wirkung auf 
die Lebergefäße tritt erst zu einer Zeit ein, wo sich bereits der Krampf der 
Darmgetäße wieder löst. 

5. Digitalis ruft regelmäßig eine erhebliche Steigerung des Pfortaderstrom¬ 
volumens hervor, unabhängig von einer meist gleichzeitig auftretenden geringen 
Aortendrucksteigerung. (Auch bei gleichbleibendem Aortendruck nimmt das Pfort¬ 
aderstromvolumen zu.) Der Pfortaderstromvermehrung kann eine Stromver¬ 
minderung (mit Tod des Tieres) folgen. 

6. An der Verringerung der Gesamtblutmetige durch Aderlaß ist das Pfort¬ 
adersystem gleichmäßig mitbeteiligt. Der durch den Aderlaß gesunkene Aorten¬ 
druck steift wieder an, in den vorliegenden Versuchen nicht durch Widerstands¬ 
erhöhung im Pfortadersystem. 

7. Bei Splanchnikusreizug weist dar Pfortaderstrom einen, unabhängig von 
Reizdauer, zeitlich bestimmt verlaufenden Reizeffekt auf. Es tritt sofort eine 
Steigerung des Aortendruckes auf, gleichwohl Strom und Druck in der Pfort¬ 
ader zunächst noch unverändert oder gestiegen sind — erst später nehmen diese 
ab; daraus ist zu schließen, daß bei der Kontraktion der Darmgefäße ein Aus¬ 
pressen des Blutes nach der Pfortader zu stattfindet, daher zunächst gleich¬ 
bleibende oder vermehrte Strömung. Das spätere Verhalten des Pfortader¬ 
druckes läßt erkennen, daß auch die Pfortader und ihre Verzweigung in der 
Leber an der Gefäßkontraktion teilnimmt. — Die Ergebnisse der Splanchnikus- 
reizungsversuche decken sich vollständig mit den von v. Basch erhaltenen. 

8. Unter Dyspnoe treten Veränderungen des Pfortaderstromes auf, welche 

denen bei Splanchnikusreizung ähnlich sind. Fritz Loeb . 


191) Marks« Hart« Lewis. Stomac feeding in mice. (Magenfütterung von 
Mäusen.) From the Royal Institute for Experimental Therapeutics, Francfort a. M. 
(The J. of exp. med. 1908, Bd. 10, 1. Jan., H. 1, S. 204—206.) 

Zur genauen Verfütterung bestimmter Mengen bedient man sich im Neißer- 
schen Laboratorium einer Methode, die der Ösophagoskopie nachgebildet ist. 
Die Beschreibung muß im Original nachgesehen werden. 

Es wurden rar eine Reihe von Substanzen die Maximal- und die Lethaldosen 
bestimmt, wobei die ersten die größten noch nicht tötenden für Mäuse von 
17—26 g Gewicht sind. 

Lethale Dosis Maximale Dosis 


Calomel . 
HCl dilut. 


Chin. hydrochl. 

Natr. salicyl. 

KJ. 

Natriumsulfit. 

Natriumsulfat. 

Magnesiumsulfat. 

Antipyrin. 

HgCl*. 

Strychnin nitr. 

Atoxyl. 

Azetylparamidophenylarsensaures Natron (Ehrlich) 


0,005 

0,002 

0,5 (6°/ 0 ) 

0,6 (6°/o) 

0,1 

0,8 

0,036 

0,02 

0,03 

0,01 

0,2 

0,09 

0,2 

0,08 

0,4 

0,2 

0,04 

0,0007 

0,01 

0,0004 

0,00005 

0,00003 

0,04 

0,02 

0,3 

0,1. 

H. Zteschc. 


192) Bnglia« G. n. Simon« J. Variation» physico-chimiques des sdrums du- 
raut Taction de l’alcool et des anesth&dques. (Physikalisch-chemische Ver¬ 
änderungen des Serums bei Einwirkung von Alkohol und Anästheticis.) (Univ. 
Parma.) Arch. ital. d. biol. 1907, Bd. 48, S. 1.) 

Aethervergiftung verändert das Serum in physikalisch-chemischer Beziehung 
kaum, noch weniger Chloroform. Das Serum alkoholvergifteter Hunde dagegen 

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Referate. 


97 


zeigt geringere Dichte und Minderung der elektrischen Leitfähigkeit. Im Gegen¬ 
satz hierzu wächst die molekulare Konzentration. Die Erscheinungen sina so 
markant, daß sie diagnostisch verwertbar sind. Pincussohn . 

193) Filehne, Wilhelm. Über die Lipoidlöslichkeit des Rizinusöls. Aus d 
pharmak. Inst. d. Univ. Breslau. (B. z. Physiol., Bd. 10, Heft 7 u. 8, S. 299—811.) 

Verfasser versucht experimentell der Frage näher zu kommen, ob die ab¬ 
führende Wirkung der Ricinolsäure beruht auf einer für den Darm bestehenden 
Schwierigkeit, diese Fettsubstanzen zu resorbieren, im Gegensatz zur z. B. Olivenöl 
und Ölsäure. Er kommt zu dem Resultat, daß wohl bei der Lösung von Fetten 
in Lipoiden chemische Veränderungen Vorkommen können und daß gerade 
Rizinusöl und Ricinolsäure gegenüber Nahrungsfetten derartige Umsetzungen 
nicht zeigen. Dohm. 

194) Fiessmger, Noel. Los l&tions rönales et höpatiques au cours de Tin- 
toxication mercurielle. Histologie clixuque et experimentelle. (Die Nieren- 
und Leberveränderungen bei der Quecksilbervergiftung.) Laboratoire du Dr. 
Oettinger. (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, 
H. 3, S. 470—480.) 

1. Stadium der Nierenveränderungen. Granulöse Schwellung mit Schwellung 
der Epithelien der tubuli contorti, Verschwinden der Heidenhainschen Stäbchen, 
sind die ersten Nierenschädigungen. 

2. Stadium. Kemdegenerationen, öfters Pyknose als Karyolyse, Zerfall des 
Bürstensaumes. 

3. Stadium. Die pyknotischen Kerne fallen mit körnigen Massen in die 
Lumina der Tubuli, bis endlich das Epithel völlig verschwunden ist. Charakteri¬ 
stisch für die Hg-Nephritis sind noch die weniger ausgesprochene Zytolyse in 
den Henleschen Schleifen und Tubulis rectis, die Unversehrtheit der Glomeruli, 
die leichte Kongestion ohne Extravasation. 

Die Leber Veränderungen, die schon frühzeitig auftreten, bestehen in einer 
Kongestion des Zentrums der Leberläppchen, mit körniger, Pigment-, und 
leichter fettiger Degeneration der Zellen dieser Gegend. Die Peripherie der 
Läppchen ist verhältnismäßig wenig verändert. 

Durch diese Befunde wird auch die manchmal bei Hg-Vergiftung auf¬ 
tretende Glykosurie verständlich. H. Ziesche. 

195) Mannfeld u. Fejes. Der chemische Verlauf der Chloralhydrat- und Al¬ 
koholvergiftung an normalen und hungernden Tieren. (Beiträge zur Theorie 
der Narkose.) Pharmak. Inst. Budapest. (A. intern, de Pharm, et de Ther. Okt. 
1907, Bd. XVII, H. 5/6, S. 347.) 

In einer früheren Arbeit über die Wirkung verschiedener Pharmaka auf 
normal ernährte und hungernde Tiere hatte Mansfeld (ebenda, Bd. XV, S. 467) 
feststellen können, daß hungernde Tiere keineswegs — wie leicht angenommen 
werden könnte — gegen alle Arzneimittel eine gesteigerte Empfindlichkeit auf¬ 
weisen. Von den untersuchten Stoffen zeigten Morphin, Chloralhydrat und Paral- 
dehyd eine gesteigerte Wirkung am hungernden Tiere, dagegen Amylenhydrat, 
Äthylurethan und Äthylalkohol nicht. Da am Hungertier eine Zunahme des 
Quotienten der Himlipoide zu den Körperfetten statthat und andererseits von 
den untersuchten Narkoticis diejenigen mit der stärkeren Wirkung in Öl leicht 
löslich sind, so fand die Beobachtung eines verschiedenen Verhaltens des hungern¬ 
den Organismus gegen ähnlich wirkende Substanzen im Einklang mit der 
H. Meyer-Overtonschen Theorie von der Narkose (die narkotische Wirkung 
eines Stoffes steht im geraden Verhältnis zu seiner relativen Löslichkeit in den 
Lipoiden) darin ihre Erklärung, daß diese drei Mittel in den Gehirnlipoiden in 
gesteigertem Maße zurückgehalten werden und dort eine gesteigerte Wirkung 
entfalten. 

Zur Prüfung der Richtigkeit dieser Annahme, ob eine Anhäufung des beim 
Hungertier stärker wirkenden Giftes im Hirn tatsächlich stattfindet, sind von 
Mansfeld und Fejes weitere Versuche angestellt worden, die sich auf Chloral¬ 
hydrat, dessen Wirkung im Hungerzustand ungemein gesteigert gefunden wurde, 

N. F. Ul. Jahrg. &ooQle 



98 


Referate. 


und Äthyalkohol, welcher beim Hungern keine Wirkungssteigerung hervorrief, 
erstreckten. Als Versuchstiere dienten Kaninchen, die nach innerlicher Eingabe 
der Stoffe in Mengen, die gerade für eine Narkose hinreichten, nach verschiedener 
Dauer des Versuches (kürzeste Versuchsdauer beim Chloralhydrat 35, beim Äthyl¬ 
alkohol 15 Minuten; längste beim Chloralhydrat 6, beim Alkohol 8 Stunden) 
durch Verbluten getötet wurden. Die Karenzzeit der Hungertiere betrug im 
allgemeinen 7 Tage; gleichzeitig wurden an normal ernährten Tieren Kontroll- 
bestimmungen ausgeführt Das Chloralhydrat wurde nach der von Archangelsk! 
(A. f. exp. Path. u. Pharmak. Bd. 46) für Organe ausgearbeiteten Spaltmethode 
bestimmt, wobei die entstandene Ameisensäure nach Scala ermittelt wurde. 
Die Alkoholbestimmung geschah mit einer von Bugarszky (Math. u. naturw. 
Anz. d. ungar. Akad. d. Wiss. Bd. XXII, S. 54. ungarisch) für wässerige Alkohol¬ 
lösungen ermittelten Methode, die von Mansfeld für Organe bearbeitet wurde. 
— Bei den Versuchen mit Chloralhydrat, von dem etwa pro kg 1 j s g gegeben 
wurde, stellte sich heraus, daß bei gleicher Versuchsdauer das Hirn hungernder 
Tiere stets einen größeren Bruchteil enthielt als das Hirn normaler Tiere. Nach 
30 Minuten war der Giftgehalt des Hirns von normal ernährten und hungernden 
Tieren nahezu derselbe; während aber bei den normalen Tieren bei längerer 
Versuchsdauer im Hirn immer geringere Bruchteile gefunden wurden, war beim 
Hungertier ein stetes Anwachsen des Giftgehaltes zu beobachten, indem er nach 
einer Stunde 14,8 °/ 0 des einverleibten Chloralhydrates betrug und nach i 1 / a Stunden 
mit 15,5 °/ 0 seinen höchsten Grad erreichte. Beim normal ernährten Tier war 
der Prozentgehalt nach einer Stunde 8,9 und nach D /2 Stunden 7,3. Bei l 1 / 2 - 
stündiger Versuchsdauer vermochte also das im Verhältnis zu den Körperfetten 
an Lipoiden reichere Hirn des Hungertieres mehr als einen doppelt so großen 
Anteil des einverleibten Chloralhydrates zu binden als das des normal ernährten 
Tieres. Wenn also am tierischen Organismus Zustände geschaffen werden, in¬ 
folge deren sämtliche Organe an Fettsubstanzen bedeutend ärmer werden, gleich¬ 
zeitig aber der ursprüngliche Fettgehalt des Hirns unverändert bleibt, vielleicht 
sogar einen Anstieg erfährt, so werden Substanzen mit großer Affinität zu den 
Himlipoiden vom Hirn solcher Tiere in verstärktem Maße festgehalten. Diese 
gesteigerte Aufspeicherung ist wohl die Ursache der hierbei beobachteten 
Wirkungssteigerung. — Aus den zahlreichen Versuchen mit Alkohol, von dem 
pro kg ca. 6,3 g bezw. die Hälfte gegeben wurde, ging hervor, daß von den 
relativ großen Mengen sowohl bei normal ernährten als hungernden Tieren nur 
ein verschwindend kleiner Teil (bei normalen Tieren 0,16 bezw. 0,29—0,54 °/ 0 
der eingegebenen Menge, bei Hungertieren 0,28—0,60 °/ 0 ) vom Hirn festgehalten 
wurde. Die bei gleicher Versuchsdauer erhaltenen an sich nicht imbedeutenden 
Schwankungen waren bei normalen und Hungertieren gleich. Eine gesteigerte 
Retention des Alkohols durch das Hirn des Hungertieres war also nicht nach¬ 
weisbar. — Interessant war die Beobachtung, daß bei denjenigen Versuchen, 
bei denen nur die halbe Menge Alkohol verabreicht wurde, der Bruchteil der 
einverleibten Menge, der vom Gehirn festgehalten wurde, genau so groß war 
wie in den Versuchen mit ganzer Dosis Alkohol. Bei der Verteilung zwischen 
Hirnlipoiden und anderen Körpersubstanzen im lebenden Tier liegen also ganz 
ähnliche Verhältnisse vor wie bei den Bestimmungen des Teilungskoeffizienten 
bezüglich zweier Lösungsmittel, der bekanntlich unabhängig von der Konzen¬ 
tration ist. — In diesen Ergebnissen erblicken Mansfeld und Fejes eine starke 
Stütze der H. Meyer-O vertonschen Theorie bei höheren Tieren, für die Höber 
(Physik. Chemie der Zellen u. Gewebe 1902, S. 125) den Nachweis forderte, daß 
im Zentralnervensystem, welches gerade wegen seines Lipoidreichtums am frühesten 
die Symptome einer veränderten Funktion aufweist, auch die Hauptmenge der 
Narkotika sich löst. Durch die von anderen Autoren gefundene Tatsache, daß 


in einem bestimmten Moment der Vergiftung im Blut weniger Gift als im Hirn 
enthalten ist, wird noch nicht erwiesen, daß das Hirn von allen Organen die 
größte Absorptionsfähigkeit besitzt. Die Ermittlung des Giftgehaltes eines jeden 
einzelnen Organes ist fest undurchführbar, aber auch überflüssig, und es genügt, 
wenn die verabreichte Menge bekannt ist, diejenige Menge des Giftes zu er¬ 
mitteln, die vom Gehirn festgehalten wurde. Der Rest wird als in den übrigen 

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Referate« 


99 


Organen befindlich, d. h. im »Wasser« gelöst bezw. durch etwaige chemische 
Umwandlungen physiologisch inaktiv geworden betrachtet Wird nun die in 
1 g Hirn gefundene Giftmenge durch cue auf 1 g Körpergewicht (abgerechnet 
das Gewicht des Hirns) entfallende Menge dividiert, so wird eine Zahl erhalten, 
die von den Verfassern als »physiologischer Teilungskoeffizient« angesprochen 
wird. Es fragte sich nun, ob dieser physiologische Teilungskoeffizient ebenso 
im umgekehrten Verhältnis zur toxischen Dosis steht, wie der in vitro ermittelte 
Teilungskoeffizient von Öl und Wasser umgekehrt proportional der wirksamen 
Grenzdosis ist Der physiologische Teilungskoeffizient des Chloralhydrats betrug 
im Mittel 17,38, zur Hervomifung der Wirkung waren 0,00083 g Chloralhydrat 
pro g Körpergewicht nötig. Der physiologische Teilungskoeffizient des Alkohols 
berechnete sich im Mittel auf 0,783, die zur Wirkung erforderte Dosis pro 1 g 
0,00627 g. Zur Erzielung der Narkose genügte also in der Tat eine umso kleinere 
Dosis, je größer der Teilungskoeffizient ist Der physiologische Teilungskoeffizient 
des Alkohols ist 22 mal kleiner als der des Chloralhydrats, und seine wirksame 
Dosis 19 mal größer als der des Chloralhydrats, so daß ein direkter Richtigkeits¬ 
beweis der genannten Theorie geführt ist. Fr. Franz , Berlin . 


196) Bachem. Pharmakologisches über einige Edelerden. Pharmak. Inst. 
Bonn. (A. intemat de Pharmacodyn. et de Ther., Okt. 1907, Bd. XVII, H. 5/6, 
S. 363—386.) 

Bachem hat mit Lanthansulfat, Didym-, Yttrium- und Thomitrat, Zirkon¬ 
chlorid, Ceriumsulfat und Ceriumoxalat pharmakologische Untersuchungen an 
Kaninchen, Ratten und Fröschen angestellt. Von diesen seltenen Erden ist in 
der Therapie bisher wenig Gebrauch gemacht worden. Thoriumnitrat ist in 
neutraler wässeriger Lösung mit angeblichem Erfolg zur Inhalation bei tuber¬ 
kulöser Bronchitis verordnet worden (Lancet 1904, S. 1120). Das salizylsaure 
Didym, das unter dem Namen Dymal als Antiseptikum und Mundstreupulver 
dient, soll sich als reizloses sekretionshemmendes Mittel bei verschiedenen Haut¬ 
krankheiten bewährt haben, wobei die Wirkung z. T. wohl der Salizylsäure zu¬ 
zuschreiben sein dürfte. Das Ceriumoxalat, das anscheinend ohne deutlichen 
therapeutischen Erfolg gegen Hyperemesis gravidarum und »chronischen Husten« 
empfohlen wurde, findet sich in den neueren amerikanischen, britischen, hol¬ 
ländischen und schweizerischen Pharmakopöen. — Gaben von 0,01—0,05 g 
Lanthansulfat, welche Kaninchen ohne Allgemeinstörungen subkutan und intra¬ 
venös beigebracht werden konnten, riefen eine deutliche Steigerung der Atem¬ 
größe hervor, ohne die Zahl der Atemzüge zu verändern. Eine Blutschädigung 
scheint dem Körper in niedrigen Konzentrationen nicht zuzukommen. — Die 
nach Didymnitrat bemerkbare Erregung des Atemzentrums findet nach Bachem 
vielleicht ihre Erklärung durch eine Wirkung der freien Salpetersäure, deren 
Gehalt in 1 kg Didymnitrat bis 0,0473 beträgt. Die Versuche mit Yttriumnitrat 
ergaben für eine Einwirkung auf die Atmung keine eindeutigen Resultate. Ein 
Kaninchen von 1600 g vertrug innerlich 0,5 g, ohne Vergiftungserscheinungen 
zu zeigen; 0,02 und 0,04 g intravenös eingespritzt erwiesen sich bei einem 
Kaninchen von 1800 g gleichfalls als ungiftig. Vom Ceriumoxalat und -sulfat 
wurde von mittelgroßen Kaninchen 1 g bei innerlicher Eingabe ohne Nachteil 
vertragen. Im Ham wurden nur Spuren des Salzes wiedergefunden, während 
der größte Teil im Kot zu finden war. Die Ceriumsulfatlösungen reagierten stark 
sauer (1 g = ca. 0,2 NaOH), so daß intravenöse Injektionen nicht in Betracht 
kamen. Dementsprechend brachten sie in vitro Kaninchenblut in kurzer Zeit 
zur Gerinnung. Das Thoriumnitrat, dessen Azidität für 1 g = 0,23 NaOH betrug, 
zerstörte die roten Blutkörperchen und färbte das Hämoglobin braunschwarz, 
wie es in gieicher Weise auch bei einem Kontrollversuch mit Salpetersäure 
geschah. Von dem Zirkonchlorid mit gleichfalls stark saurer Reaktion (1 g = 
ca. 0,2 NaOH) riefen 2 g, die innerhEdb acht Tagen verfüttert wurden, bei 
Kaninchen keine Krankheitserscheinungen hervor. — Sämtlichen Substanzen 
kommt angeblich eine gewisse fäulniswidrige Wirkung zu. 

. ... . Fr. Franz, Berlin . 


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100 


Referate. 


197) Dauwe. Contribution & l’ötude experimentale du satumisme aigu. 
(Beitrag zum experimentellen Studium der akuten Bleivergiftung.) Inst de 
Pharmacodyn. et de Ther. Gent (A. intemat de Pharmacodyn. et de Ther. 
1907, Bd. XV, H. 5/6, S. 387—443). 

Dauwe hat das Bleiazetat am Frosch, Kaninchen und Hund toxikologisch 
untersucht und dabei die Entgiftung durch Natriumsulfat und den Einfluß der 
Bluttransfusion auf die akute Bleivergiftung studiert. Aus seinen sehr ausge¬ 
dehnten Versuchen können folgende Schlüsse gezogen werden: 

1. Die einfache tötliche Dosis des Bleiazetats beträgt, subkutan verabfolgt, 
für den Frosch 1,6 mg pro 1 g Frosch. Beim Kaninchen sind innerlich 0,3 g, 
subkutan 0,07 g, intravenös 0,05 g pro kg Tier tötlich; beim Hund entsprechend 
pro kg 0,3 g, 0,08 g und 0,009 g. 

2. Beim Kaninchen und beim Hund kann die durch eine große Dosis her¬ 
vorgerufene akute Vergiftung selbst nach anscheinender Erholung in eine chro¬ 
nische, tötlich endende Erkrankung übergehen, ohne daß man dem Tier neue 
Dosen beigebracht hat. 

3. Die während der akuten Vergiftung auftretenden Veränderungen der Ham- 
sekretion (Veränderungen der ausgeschiedenen Menge, des spezifischen Gewichts, 
vermehrte Ausscheidung des Harnstoffes und der Phosphate, Retention der 
Chloride) können zum großen Teil durch die Inanition erklärt werden, die im 
Verlaufe der Vergiftung eintritt. 

4. Das Natriumsulfat vermag bis zu einem gewissen Grade die Wirkungen 
des Bleiazetats zu neutralisieren, so daß zur Erzeugung des Vergiftungsbildes 
größere Dosen erforderlich werden. Beim Frosch und beim Kaninchen ist bei 
gleichzeitiger Eingabe von Natriumsulfat die tötliche Dosis 2—2,5 mal höher. 
Beim Kaninchen tritt dieser entgiftende Erfolg nur ein, wenn das Bleiazetat 
innerlich gegeben wird; die Vergiftung durch intravenöse Injektion wird vom 
Natriumsulfat nicht beeinflußt. Beim Hund kann das fünffache der letalen Dosis 
neutralisiert werden, wenn die beiden Salze innerlich im Zeitabstand von zehn 
Minuten gegeben werden. Wird die Abführwirkung l 1 /^—6 Stunden nach Ein¬ 
gabe des Bleiazetats hervorgerufen, so wird eine Dosis vertragen, die das sechs¬ 
fache der tötlichen beträgt. 

5. Ein intravenös vergiftetes Kaninchen kann gerettet werden, wenn man 
30 Sekunden nach der Injektion abwechselnd Aderlässe und Transfusionen vor¬ 
nimmt. 

6. Das in die Vene eingespritzte Bleiazetat verschwindet zum größeren Teil 

in weniger als zwei Minuten aus dem Kreislauf. Fr. Franz, Berlin . 

198) Klose. Quantitative Bestimmung der Löslichkeit einiger fester Sub¬ 
stanzen im Lanolin. Pharmak. Inst. Breslau. (A. intemat. de Pharmacodyn. et 
de Ther. Okt. 1907, Bd. XVII, H. 5/6, S. 459.) 

In einem Vorwort weist Filehne darauf hin, daß s. Z. zuerst von ihm die 
Vorbedingung für die Resorption durch die Haut hindurch dahin formuliert 
worden sei, daß nur solche Substanzen auf diesem Wege in den Organismus 
gelangen, die sich in den die Epidermis vollständig durchtränkenden Stoffen, 
d. h. den Cholesterinsubstanzen und den Talgfetten lösen, wobei auch dem Gehalt 
an Keratin eine Bedeutung zukommt. Auf Veranlassung von Filehne hatte 
Mahn (vgl. Filehne, Berl. klin. Wchschr. 1898, Nr. 3) eine Reihe von Arznei¬ 
stoffen, die für eine perkutane Einwirkung wichtig sind, daraufhin geprüft, ob 
sie sich in Lanolin (dem am bequemsten zugänglichen Cholesteringemische) und 
in Olivenöl lösten, unter der Voraussetzung, daß die gewonnenen Ergebnisse im 
großen Ganzen auch für das Cholesterin und das Fett der menschlichen Haut 
gelten können. — Während in den bisher vorliegenden Arbeiten über den Durch¬ 
gang von Substanzen durch die intakte Epidermis die Frage nur qualitativ ge¬ 
löst worden ist, hat Klose quantitative Bestimmungen vorgenommen. Die Me¬ 
thodik war folgende: gleiche Mengen Lanolinum anhydricum (Schmelzpunkt 
ca. 46°) und der zu untersuchenden Substanz wurden bei 45° miteinander 
verrieben und bei derselben Temperatur durch ein vierfaches Lanolinfilter filtriert. 
Die infolge des ungewöhnlichen 'Lösung&ifiittels: etwas schwierigen Analysen 

: i * ‘v. - 






Referate. 


101 


lieferten nachstehende Resultate: Das Filtrat enthielt bei Sublimat 1,53 °/ 0 , bei 
Quecksilbernitrat l,13°/ 0 , bei Schwefel 0,37°/ 0 , bei Ferrichlorid 4,01 °/ 0# 
bei Ferrosulfat nur unwägbare Spuren, bei Bleiazetat l,09°/ 0 , bei Jod 5,5 
bezw. 5,46°/ 0 , bei Jodoform 4,9 bezw. 5,1 °/ 0 , bei Kampfer gegen 11,2°/ 0 , 
bei Cantharidin 4,2°/ 0 . Jodkalium löste sich in wasserfreiem Lanolin nicht; 
wurde ein Lanolinum hydricum, das 30 °/ 0 emulgierten Wassers enthielt, ver¬ 
wendet, so wurden im Filtrat 42,5 bezw. 41,4°/ 0 gefunden. Beim Phenol ver¬ 
sagte die Methode der Phenolbestimmung im Filtrat; das Filtrat roch aber 
deutlich nach Phenol und enthielt tatsächlich Phenol in nicht unbeträchtlicher 
Menge gelöst. Fr . Franz , Berlin . 

199) Lisin. Recherche» experimentales sur leg mödicaments cardio-vascu- 
laires. (Experimentelle Untersuchungen über cardio-vaskuläre Medikamente.) 
Laborat. de Therapeutique Lüttich. (A. intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. 
Okt 1907, Bd. XVII, H. 5/6, S. 465.) 

Lisin hat verschiedene Herz- und Vasomotorenmittel mit Rücksicht auf ihre 
Verwendung zur Behandlung innerlicher Blutungen experimentell am Hund ge¬ 
prüft, indem er an der Oberlippe und am Dünndarm mit der Schere eine kleine 
Wunde setzte und die Menge des innerhalb einer bestimmten Zeit ausfließenden 
Blutes aus dem Hämoglobingehalt ermittelte (mittels kolorimetrischer Methode), 
bei gleichzeitiger Messung des Blutdruckes. Die Untersuchungen erstreckten 
sich nicht nur auf Vasokonstriktoren — Ergotinfluidextrakt von Parke und 
Davis, Hydrastis canadensis und Adrenalin, sondern auch auf einige Vasodila¬ 
tatoren — Amylnitrit, Nitroglyzerin und Äther —, die man auch schon für eine 
Behandlung der Hämoptoe vorgeschlagen hat, sowie auf einige reine Herzmittel 
— Digitalin, Digitoxin, Convallamarin, Strophantin und Adonidin. Die Versuche 
hatten im allgemeinen ein unbefriedigendes Ergebnis, so daß Lisin zu dem 
Schluß kommt, daß für die Therapie von Hämorrhagien mit Ausnahme der Uterus¬ 
blutungen und innerhalb gewisser Grenzen, die noch durch neue Versuche fest¬ 
gelegt werden müßten, der Darmblutungen die interne medikamentöse Behand¬ 
lung nicht zu empfehlen ist. Die Gefäßwirkung ist nur nebensächlich und vermag 
keineswegs den Gebrauch der genannten Medikamente zu rechtfertigen. Außer¬ 
dem sind die bei inneren Blutungen verordneten Dosen der Vasokonstriktoren 
zu klein, um den Kreislauf zu beeinflussen; wären sie größer, würden sie Ver¬ 
giftungserscheinungen hervorrufen. Fr. Franz, Berlin . 

900) Aubertin, Ch. L’hypertrophie cardiaque dans les infections et intoxi- 
cations chroniques experimentales; ses rapports avec les ldsions rdnales et 
surränales. (Herzhypertrophie bei chronischen experimentellen Infektionen und 
Vergiftungen; ihre Beziehungen zu Nieren- und Nebennieren Veränderungen.) (Cpt. 
r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 397—399.) 

Von 64 Kaninchen, die chronisch infiziert oder vergiftet waren, zeigten nur 
acht deutliche Hypertrophie des linken Ventrikels. Von diesen hatte eins eine 
interstitielle Nephritis. Aber auch die andern sieben zeigten bei der Autopsie 
deutliche Veränderungen der Nieren: Zell Veränderungen, Epithelschwellung, Zell¬ 
nekrose, Periarteriitis usw. In allen Fällen waren die Nebennieren, meist nicht 
unwesentlich, vergrößert, hyperplasiert; diese Hyperplasie betraf fast ausschlie߬ 
lich die Nebennierenrinde. Z.. Borchardt . 

201) Käthe, H. Die Ltmgenschwimmprobe und ihre Beurteilung. Aus dem 

patholog. Institut der Universität Halle a. S. (B. klin. W., 1907, Nr. 35, S. 1099/1103.) 

Die Schwimmprobe stellt keine einwandsfreie Lebensprobe im strengen Sinne 
dar, nur bei Berücksichtigung der Nebenumstände. Ein Luftleerwerden von 
Lungen, welche geatmet haben, ist experimentell wie durch Erfahrungen nach¬ 
gewiesen. Leben und Atmen nach der Geburt darf nur dann verneint werden, 
wenn es sich um ein faultotes Kind handelt. Atelektatische Lungen können 
durch Lufteinblasen oder durch Fäulnis lufthaltig werden. Unter besonderen 
Bedingungen können durch die Frucht noch innerhalb des Geburtskanales Atem¬ 
bewegungen ausgeführt werden. O-mangel des Blutes durch vorzeitige Lösung 
der Plazenta, Kompression vorgefallener Nabelschnurschlingen, Druckwirkung auf 

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102 


Referate. 


den kindlichen Kopf mit Reizung des Vaguszentrums und folgender Puls¬ 
verlangsamung. Beim ersten Atemzuge meist Aspiration von Fruchtwasser und 
Ertrinken der Frucht. In seltenen FäUlen Luftaspiration. Bei der Sektion finden 
sich neben den deutlichen Zeichen der Erstickung partiell entfaltete Lungen 
sowie Fruchtwasserbestandteile. Lufteintritt kann aus verschiedenen Gründen 
erfolgen, wenn der intraabdominelle Druck unter den der Atmosphäre sinkt, 
Abnormitäten des knöchernen Beckens usw. fCathe demonstriert Lungenschnitte, 
die für letztere Annahme sprechen. Bornstein. 

202) Saigo f Y. Über die Altersverän derungen der Ganglienzellen im Ge¬ 
hirn. (Virchows A. 1907, Bd. 190, H. 1, S. 124-134.) 

Die Seneszenzerscheinungen des Lebens sind sowohl nach den Erscheinungen 
des Lebens als auch anatomisch schwer zu erklären. Die Phagozytentheorie 
Metschnikoffs erscheint sicher unrichtig. Eine Zerstörung von Ganglien¬ 
zellen durch Makrophagen läßt sich nicht nachweisen. D e sogenannten 
Makrophagen sind gewöhnliche Gliazellen, und die lakunären Einbuch¬ 
tungen der Ganglienzellen sind in verschiedener Weise sehr einfach zu erklären. 
Die Atrophie der Ganglienzellen entspricht im wesentlichen der von verschie¬ 
denen Autoren beschriebenen pigmentösen Atrophie, neben welcher eine Ver¬ 
dichtung der Gliasubstanz einhergeht. Beide Veränderungen sind vielleicht zum 
Teil auf Altersveränderungen der Himgefäße zurückzufiihren. H. Ziesche , 

203) Christian» A. Henry. Multiple myeloma. A histological comparison 
of six cases. Multiple Myelome. Eine histologische Studie. (The Journal of 
experimental medicine 1907, Nr. 4, S. 325—350.) 

Die histologische Untersuchung von 6 Fällen von Myeloma zeigt eine über¬ 
zeugende Ähnlichkeit der Zellstruktur mit Unterschieden geringen Grades. Die 
gemeinsamen Charakteristika der Zehen sind ein feingranuliertes Zytoplasma, ein 
exzentrisch gelegener Kern, ein Kemköiperchen, Zentrosomen, eine Kemmembran 
und die Neigung zu wandständiger Anordnung des Chromatins. Damit ähneln diese 
Zellen mehr den Knochenmarkzellen als den Myelozyten. In der Mehrzahl der von 
anderen Autoren beschriebenen Fälle zeigen die Zellen diese Eigentümlichkeiten; 
die Tumoren bilden eine Gruppe, innerhalb deren die Zehen der einzelnen Fälle 
keine größeren Verschiedenheiten zeigen als in anderen Tumorklassen. 

H. Ziesche. 


Physiologie und physiologische Chemie. 


204) Batelli, F. et Stern» L. Recherches sur l'activation de la respiration 
tissulaire par les eztraits musculaires. (Aktivierung der Gewebsatmung durch 
Muskelextrakte.) Laboratoire de Physiologie de l’Universite de Geneve. Qoumal 
de physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 5, S. 737—750.) 

Zerkleinerte Muskeln werden mit Wasser behandelt und koliert; sie geben 
ein Extrakt und einen Rückstand. Beide liefern isoliert nur einen geringen Gas¬ 
austausch, vereinigt man sie wieder, so erhält man eine ziemlich hohe Re¬ 
spirationsaktivität. 

Man kann also annehmen, daß die Oxydationsvorgänge im Muskel in vitro 
durch zwei Substanzen zustande kommen, deren eine löslich und vieheicht durch 
Wasser extrahierbar ist. 

Das Muskelextrakt vermehrt nicht den Gaswechsel der roten Muskeln von 
Rind, Pferd, Taube, Hund, wenn man sie bald nach dem Tode benützt. Es ist 
wahrscheinlich, daß der Muskel dann ein Aktivitätsmaximum hat, das durch 
Zusatz von Muskelextrakt nicht mehr überboten werden kann. 

Das Muskelextrakt erhöht den Gasaustausch der blassen Muskulatur von 
Meerschweinchen und jungen Hunden, auch wenn sie bald nach dem Tode be¬ 
nutzt werden; mit der weißen Muskulatur des Kaninchens sind die Resultate 


inkonstant. Gewöhnlich erreicht man durch das Muskelextrakt nur eine geringe 
Steigerung des Gausaustausches. 

Rote Muskeln zeigen mehrere Stunden nach dem Tode nur schwache 
Respiration; die Verbrennungen werden durch Zusatz von Muskelextrakt gesteigert. 

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Beterate. 


103 


Das Muskelextrakt vermehrt die Atmung von Leber, Niere, Gehirn, wenn 
diese Organe bald nach dem Tode zur Untersuchung kommen. Mehrere Stunden 
nach dem Tode kann der Gasaustausch der Organe durch Muskelextrakt nicht 
mehr gesteigert werden. H. Ziesche. 

206) Briot, A. Contribution & la connaissance de ia pressure du figuier. 
(Über das Labferment des Feigenbaumes.) Laboratoire des travaux pratiques 
zoologiques ä la Faculte de Sciences de Marseille. (Journal de Physiologie et 
de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 4, S. 636—639.) 

Das von Chodat und Rouge zuerst gefundene Ferment ist wirklich vor* 
handen. In frischer Milch besteht ein Antiferment, das bei 65° zerstört wird. 
Deshalb wird frische, ungekochte Milch von dieser Sykochymase nicht an¬ 
gegriffen. • H. Ziesche . 

206) Batelli» F. et Stern» L. Becherches sur la Conservation de l'activitö 
respiratoire dang leg diffdrents tissus animauz aprös la mort. — Action de 
quelques substances sur Tactivitd respiratoire des tissus frais. (Untersuchungen 
über die Erhaltung der respiratorischen Aktivität verschiedener tierischer Gewebe 
nach dem Tode. Wirkung einiger Substanzen auf die Respirationsaktivität frischer 
Gewebe.) Laboratoire de physiologie de l’universite de Geneve. (Journal de 
Physiologie et de pathologie generale 1907, Bd. 9, H. 3, S. 410—424.) 

Die Respirationsaktivität verschiedener tierischer Gewebe nimmt mehr oder 
weniger schnell nach dem Tode ab. Die Muskeln der Taube, des Hundes, 
wahrscheinlich auch des Rindes und Pferdes erhalten ihre Atmungsfähigkeit un¬ 
verändert. Auch die Niere des Hundes und des Kaninchens ist ziemlich widerstands¬ 
kräftig. Leber, Herz und Pankreas verlieren sehr schnell einen Teil ihrer 
Oxydationskraft Das Hundegehim und die Kaninchenmuskeln zeigen eine große 
Inkonstanz in der Bewahrung ihres Gasaustausches. In einigen Fällen erweisen 
sie sich ziemlich widerstandsfähig, in anderen erfolgt die Verminderung der 
Respirationsfähigkeit sehr rasch. Die Atmungskraft der Lunge bleibt, nachdem 
sie nach dem Tode eine starke und schnelle Herabminderung erfahren hat, noch 
einige Stunden konstant in einer großen Zahl von Fällen. Die bestehenbleibende 
Respirationsfähigkeit ist ziemlich hoch. Der Gasaustausch des Herzens und der 
Muskeln vom Hunde oder Kaninchen fällt auf minimale Werte, wenn man einige 
Stunden nach dem Tode wartet. Nach diesem Gesichtspunkte nähern sich 
Gehirn und Niere mehr der Leber als den Muskeln des Hundes. Der Zustand 
der Verdauung oder des Fastens scheint beim Hunde weder auf die respirato¬ 
rische Fähigkeit der verschiedenen Gewebe noch auf die Bewahrung derselben 
einen merklichen Einfluß zu haben. 

Die frischen Organe kann man inbezug auf ihre Respirationskraft in folgende 
absteigende Reihe einordnen: Taubenmuskel- und -Leber, Hundeniere, Hundeherz, 
Hundeleber, Hundemuskel, Kaninchenmuskel, Hundegehim, Hundepankreas und 
endlich Milz, Schilddrüse und Lunge des Hundes. Es bestehen indessen große 
individuelle Schwankungen. 

Die Respirationsfähigkeit hält sich besser und länger bei niedriger als bei 
hoher Temperatur. Der Einfluß der Temperatur ist auf die Leber ausgesprochener 
als auf die Muskulatur. Der Gasaustausch frischer Gewebe wird durch die 
Gegenwart von Blut und sehr häufig auch durch die Gegenwart von Na- 
Phosphaten und Karbonaten bedeutend erhöht Wenn die Gewebe nicht mehr 
frisch sind, d. h. wenn sie einen großen Teil ihrer Aktivität verloren haben, so 
hat die Gegenwart von Alkalien einen sehr geringen oder gar keinen Einfluß 
auf den Gaswechsel. Die toxischen Substanzen (arsen-, zyan-, fluor-, oxalsaure 
Salze, Chloral usw.), welche die Respiration der Muskeln energisch hemmen, 
wirken ebenso auf die Verbrennungen der frischen Leber. Es besteht also in 
dieser Hinsicht kein ausgesprochener Unterschied zwischen Muskulatur und Leber. 

H . Ziesche . 


207) Doyon, Maurice et Gautier» Claude. Sur le röle de rintestin dans la 
fibrinogen&se. (Die Rolle des Darmes bei der Fibrinbildung.) Laboratoire de 
Physiologie de la Faculte le medecine de Lyon. (Journal de physiologie et de 
pathologie generale 1907, Bd. 9, No. 3, S. 405—409.) 

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104 


Befer&te. 


Mathews, Corin und Clusiaux haben behauptet, daß bei der Fibrin¬ 
bildung das Intestinum eine große Rolle spiele. Dagegen konnten die Autoren 
in einer großen Reihe von an Hunden ausgeftihrten Experimenten folgendes 
feststellen: 

Das Intestinum ist nicht die Quelle des Blutfibrinogens. Zur Stütze dieser 
Behauptung dienen folgende Tatsachen: 1. Die totale Resektion des Darmes 
vermindert den Gehalt des Blutes an Fibrin nicht. 2. Das Fibrin regeneriert 
sich trotz der Abtragung des Darmes nach dem Aderlässe. 3. Das Fibrin 
regeneriert sich trotz der Resektion des Darmes bei dem Tiere, dessen Blut 
nach dem Vorgänge von Magendie und Dastre defibriniert wurde. Die 
Methode besteht bekanntlich darin, aufeinanderfolgende Aderlässe vorzunehmen 
und das defibrinierte Blut wieder intravenös zu injizieren. H. Zieschc. 

208) Huld, Tetens B. Comparative researches on the tiyptic strength of 
different trypsin preparations and on their action on the human body. (Ver¬ 
gleichende Untersuchungen über den verdauenden Wert verschiedener Trypsin¬ 
präparate und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper.) Lancet 1907, 
Bd. 2, S. 1870.) 

Die Untersuchung, die verschiedene englische Handelspräparate umfaßt, 
wurde mit der Methode der Gelatineverflüssigung vorgenommen. Die zahlreichen 
Injektionen, die Autor zu therapeutischen Zwecken bei inoperablen Tumoren 
vorgenommen hat, haben ihm keine günstigen Ergebnisse gezeitigt. H. Zieschc. 

209) Briot, A. Etudes sur le labferment des Solutions de pepsine au para- 
chymosine. (Studien über das Labferment.) Laboratoire des travaux pratiques 
ä la Faculte ae Marseille. (Journal de physiologie et de pathologie generale 1907, 
Bd. 9, H. 6, S. 784—792.) 

Im Blutserum gibt es zwei Substanzen, die dem Parachymosin entgegen¬ 
wirken, von denen eine thermolabil, die andere bei 100° beständig ist. Im 
Pferdeserum überwiegt die letztere. 

Was die Vorgänge bei der Gerinnung der frischen Milch durch Pepsin 
angeht, so finden sie ihre Erklärung darin, daß in der frischen Milch ein Ant¬ 
agonist des Parachymosin vorkommt, auf den Kohlensäure, Kalksalze und Mineral¬ 
salze einen ausgesprochenen Einfluß haben. Die Steigerung der Reaktion der 
Milch gegenüber dem Parachymosin durch diese Substanzen beruht wohl zum 
großen Teil auf einer durch sie hervorgerufenen Änderung der Verkettung von 
Parachymosin und Antikörper. 

Analog dem Antiparachymosin gibt es nach den Untersuchungen von Briot, 
Perrin, Weinland, Schwartz usfT auch ein thermostabiles Antipepsin. 

H. Zieschc. 

210) Preti, L. Intorno alTazione dei sali sul potere fermentativo di diverse 
diastase. (Die Einwirkung der Salze auf die fermentative Kraft verschiedener 
Diastasen.) Aus dem Istit. di Patol. Med. zu Pavia. (La Clin. Med. Ital., Mai 
1907, Nr. 5.) 

Bei der Dialyse verschwindet die amylolytische Wirkung, welche in ge¬ 
ringerem oder stärkerem Grade die Fermentlösungen, der Urin und das Serum aus¬ 
üben. Lange fortgesetzte Dialyse inaktiviert die Amylase sowohl einer Pankreatin¬ 
lösung als des Urins und Serums; die Hinzufugung von Kochsalz stellt ihre 
amylolytische Wirkung wieder her. Die diastatische Wirkung der Taka und 
des Maltins bleibt hingegen auch bei langdauemder Dialyse erhalten. Die resti¬ 
tuierende Wirkung der Salze und auch der Säuren hängt ab von ihrer Konzen¬ 
tration. M. Kaufmann. 

211) Kellner, 0. Untersuchungen über den Eiweißbedarf der Milchkühe. 

(Milch-Ztg., Nr. 36, S. 469—70, 5/10, Möckern, Kgl. landw. Versuchsstation nach 
Sächs. Landw. Zeitschr. 1907, Nr. 35.) 

Verfasser stellte eine Reihe von Untersuchungen an, die den gesamten Stoff¬ 
und Energieumsatz der Milchkühe aufklären sollen. Im Verlauf derselben konnte 
Verfasser nach weisen, daß fast die ganze Menge des verdauten Rohproteins, die 
über den Erhaltungsbedarf hinaus gereicht worden war, in die Milch über- 

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Referate. 


105 


gegangen ist. Durch diese Versuche, die auch von anderen Autoren bestätigt 
sind, geht hervor, daß das milchgebende Tier bei reichlicher Kohlehydratzufuhr 
und gleichzeitiger Einschränkung der verdaulichen, N haltigen Stoffe des Futters 
gezwungen werden kann, mit dem verabreichten Rohprotein außerordentlich 
haushälterisch umzugehen. Verfasser hält eine Übertragung dieser Resultate auf 
die Praxis für gewagt, da erst durch ausgedehnte Versuche nachzuweisen wäre, 
wie weit man mit der Proteinzufuhr herabgehen kann, ohne die Milchleistung 
zu beeinträchtigen. Auch über das Minimum an Eiweiß, das zur Erzeugung 
einer bestimmten Menge Milch notwendig ist, ließ Verfasser Versuche anstellen. 
Diese Frage ist unzertrennlich mit der Frage nach der Wirkung der nicht eiweiß- 
artigen Substanzen des Futters verbunden. Es ist schon von mehreren Seiten 
nachgewiesen, daß das Äsparagin beim Wiederkäuer eine »eiweißsparende« 
Wirkung entfaltet, sofern die Nahrung eiweißarm, aber kohlehydratreich ist. 
Desgleichen hatte Verfasser früher festgestellt, daß auch Ammoniumsalze in 
gleicher Richtung wirken. Da milchgebende Tiere ebenso wie wachsende Tiere 
ein stark ausgeprägtes Eiweißbedürfnis haben, eignen sich dieselben besonders 
zu Untersuchungen über die Bedeutung der nicht eiweißartigen N-Substanzen. 
Als Ersatz für Klebermehl erhielten die Tiere essigsaures Ammonium und Stärke¬ 
mehl in die Ration, und es gelang, einen recht erheblichen Teil des verdaulichen 
Nahrungseiweißes durch Ammoniak zu ersetzen, sofern man durch gleichzeitige 
Kohlehydratgabe den Stärkewert etwas erhöhte. Verfasser schließt aus diesen 
Versuchen, daß es N-Substanzen nicht eiweißartiger Natur gibt, die wahrscheinlich 
im Futterbrei in Eiweiß umgewandelt, in Gegenwart zureichender Mengen Kohle¬ 
hydrate bei der Milchbildung an die Stelle des Nahrungseiweißes treten können. 

Brahm. 

212) Friedl&nder, Konrad. Zur Frage des Eiweißersatzes durch Amide. 

(Landw. Vers.-Stat. 1907, 67, 288—312. 8/10. Breslau. Univ. Agrik.-chem. Inst.) 

Veranlaßt durch die Untersuchungen von v. Strusiewicz (Ztschr. f. Biol. 
Bd. 47, S. 148—185; C. 1905, II. 1274), der festgestellt hatte, daß die Amid¬ 
substanzen das wirkliche, verdauliche Eiweiß in seiner vollen Leistung ersetzen, 
unterzog Verfasser diese Ergebnisse einer Nachprüfung. Verfasser stellte die 
Wirkung der Melasseamide bei sonst sehr N-armer Nahrung fest, und zwar unter 
Steigerung der Gaben bis an die Grenze der Aufnahmefähigkeit der Tiere. 
Unter Beibehaltung der erreichten Melassegabe wurde dann die Wirkung einer 
Zulage von Asparagin und Aleuronat beobachtet, wodurch ein Rückschluß auf 
die Art der Wirkung der Melasseamide möglich war. Verfasser folgert aus 
seinen Versuchen, daß der in der Melasse vorhandene N bei sonst eiweißarmem 
Futter den Verlust an N in keiner Weise zu hindern vermag, obwohl der größte 
Teil der in der Melasse verfütterten Amide durch Bakterien in eiweißartige Ver¬ 
bindungen übergeführt wird. Hinsichtlich des Asparagins ist eine geringe Ein¬ 
wirkung bei eiweißarmem, wenn auch amidreichem Futter zu konstatieren, die 
aber in keiner Weise an die durch ein wirkliches Eiweiß (Aleuronat) erzielte 
Wirkung heranreicht. Nach Ansicht des Verfassers haben die Strusiewicz- 
schen Versuche unter der Einwirkung besonderer Bedingungen gestanden, die 
nicht allgemein zur Geltung kommen. Brahm. 


213) Knoop, Franz. Abbau und Konstitution des Histidins. Aus d. med. 
Abtlg. des ehern. Univ.-Labor. zu Freiburg i. B. (Hofm. B. z. Physiol., 1907, Bd. X, 
H. 1-3, S. 111—119.) 

Oxydesaminohistidin C 8 H 3 N a . CH 2 . CH(OH). COOH, dargestellt aus Histidin¬ 
monochlorid, wird mit verd. HNO s zu Imidazolglyoxylsäure C 3 H 3 N a . CO . COOH 
und diese mittels H a O a quantitativ in Imidazolmonocarbonsäure C 3 H 3 N 2 . COOH 
oxydiert. Durch Erhitzen über ihren Schmelzpunkt wird freies Imidazol erhalten. 
Zur Lösung der Frage nach der Stellung der NH a -Gruppe im Histidin wird das 
Oxydesaminohistidin unter Kühlung mit Baryumpermanganat oxydiert zu Imid- 
azolessigjsäure C s H s N a . CH a . COOH. Mit diesem Befunde ist die Konstitution 
des Histidins endgültig als 0-Imidazolanin 

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106 


Referate. 


CH 

NH N 

CH = C — CH 2 . CH(NH ä ). COOH 

aufgeklärt. Dohm . 

214) Fuld, E. Über das sogenannte Molkeneiweiß. Aus d. experim.-biol. 
Abtlg. des pathol. Inst zu Berlin. (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 1—B, 
S. 123—124.) 

Das Resultat der Arbeit von Schmidt-Nielsen (diese Ztschr., Bd. IX, S. 332 N 
wird bestätigt. Verfasser glaubt bei dem Labprozeß an der Existenz einer besonderen, 
charakteristischen Molkenalbumose, welche weder ein Kunstprodukt noch in Lösung 
gebliebenes Parakasein sein kann, nicht mehr zweifeln zu dürfen. Dohm . 

215) Nürnberg, A. Zur Kenntnis des Jodothyrins. Aus d. physiol.-chem. 
Labor, der Univ. Charkow. (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 1—3.) 

Zur Lösung der Frage über die jodbindenden Gruppen im Eiweißmolekül, 
für die auf Grund bisheriger Erfahrungen die aromatischen Gruppen (Tyrosin 
und Tryptophan) in Betracht kamen, untersucht Verfasser das Jodothynn, dar¬ 
gestellt aus Thyreoglobulin, indem er es unter Druck erhitzte. Bei Anwendung 
von sechs Atmosphären während vier Stunden gibt das Präparat die Millonsche 
Reaktion, welche vorher negativ ausfiel. Jodiertes Tryptophan gibt die Ehr¬ 
lich sehe Reaktion positiv erst nach gleicher Behandlungsweise. Soweit die 
beiden Reaktionen einen Schluß gestatten, scheint die Annahme einer Jodierung 
des Tyrosins und Tryptophans im Thyreoglobulin gerechtfertigt. Dohrn. 

216) Abderhalden, Emil u. Bloch, Bruno. Untersuchungen über den Ei¬ 
weißstoffwechsel, ausgeführt an einem Alkaptonuriker. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1907, Bd. ^3, S. 464—483.) 

Die Verfasser versuchten an dem Alkaptonuriker die Frage zu entscheiden, 
ob der im Ham erscheinende Stickstoff in überwiegender Menge aus dem zuge¬ 
führten Nahrungseiweiß stammt oder aber sich der Beweis erbringen läßt, daß 
Zerfall von Organ- resp. Zelleiweiß die oder wenigstens eine wesentliche Quelle 
des Hamstickstoffs ist. Sie verfolgten dabei die Ausscheidung von Stickstoff 
und Homogentisinsäure im Urin und ersetzten einen bestimmten Teil der Kost 
bald durch abgebautes Eiweiß mit dem ganzen Gehalt an aromatischen Amino¬ 
säuren, bald durch dasselbe Präparat, aus dem aber ein Teil der aromatischen 
Aminosäuren (speziell des Tyrosins) entfernt war. Entspricht nun der Ham- 
stickstoff zum größten Teil zerfallenem Zell- oder Gewebseiweiß, so war zu er¬ 
warten, daß das Verhältnis N: Homogentisinsäure gleichbleibt, entspricht er aber 
dem Nahrungseiweiß, so mußte sich das Verhältnis nach dessen Gehalt an aroma¬ 
tischen Aminosäuren ändern. Leider gab der Versuch kein einwandsffeies Re¬ 
sultat, weil das angewandte Präparat nicht gut vertragen und daher die Perioden 
zu klein wurden. — Die Verfasser zeigten ferner, daß bei reichlicher Wasser¬ 
zufuhr die Stickstoffausscheidung im Urin stark ansteigt, während zu gleicher 
Zeit die Homogentisinsäure ganz gleich blieb. Zugleich stieg auch die Am¬ 
moniakausscheidung. Es geht daraus hervor, daß die Wasserzufuhr keinen ge¬ 
steigerten Eiweißumsatz, sondern nur vermehrte Ausschwemmung stickstoff¬ 
haltiger Stoffwechselprodukte zur Folge hatte. — Endlich ersetzten sie einen 
Teil des Nahrungseiweißes durch Gelatine, welches einmal allein, das andere 
Mal zusammen mit den Aminosäuren gegeben wurde, sodaß ein Mengenverhält¬ 
nis der Aminosäuren in Gelatine + Aminosäuregemisch erzielt wurde, wie es 
sich etwa im Kasein findet. Das Resultat war, daß die Gelatine allein keines¬ 
wegs imstande war, den Teil von Nahrungseiweiß, die es in dem Versuch er¬ 
setzen sollte, zu ersetzen, vielmehr kam es zu einer negativen Stickstoffbilanz, 
die von vermehrter Homogentisinsäureausscheidung begleitet war; der Körper 
mußte das eigene Eiweiß hergeben, weil er die Gelatine nicht verwerten konnte. 
Dagegen wurde die Bilanz wieder positiv, sobald Gelatine + Aminosäuren ge¬ 
geben wurde. Es scheint, als ob nun ein Ersatz des Nahrungseiweißes ermög¬ 
licht gewesen sei. Schittenhelm, 

.oogle 


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Referate. 


107 


217) v. Fürth* Otto u. Jerusalem, Ernst. Zur Kenntnis der melanotisehen 
Pigmente und der fermentativen Melaninbildung. Aus d. physiol. Inst d. Univ. 
Wien. (Hofin. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 4—6, S. 181—178.) 

Zur Aufklärung der Frage nach der Entstehung der melanotisehen Pigmente 
im Organismus stellten die Verfasser systematisch Versuche darüber an, ob die 
Zahl der bisher beschriebenen Abbauprodukte konstant ist und inwieweit sich 
das durch Einwirkung von Tyrosinase auf Tyrosin entstehende künstliche Melanin 
mit dem natürlichen vergleichen läßt. Als Melaninmaterial diente das Pigment 
melanotischer Lymphdrüsentumoren des Pferdes (Hippomelanin), das sich durch 
seine Widerstandsfähigkeit gegen chemische Reagentien besonders auszeichnet. 
Als Spaltungsprodukte des gründlich gereinigten, von Eiweiß befreiten Pigments 
fanden sich mittels Kalischmelze flüchtige Fettsäuren, Oxalsäure, Ammoniak, 
Blausäure und eine der Phenolgruppe angehörende Substanz (positive Millonsche 
Reaktion), mittels trockner Destillation Pyrrol und Pyridin und ferner trat bei 
Kombination von Kalischmelze und Chromsäureoxydation eine Verarmung an S 
neben einer auffälligen Verschiebung des Atomverhältnisses zwischen C und N 
zugunsten des C ein, in dem Maße als der Abbau fortschritt. 

Zur Untersuchung über die Fermentkinetik pflanzlicher und tierischer Tyro¬ 
sinase (aus Agaricusarten und der Lepidopterenhämolymphe) wurden zwei quanti¬ 
tative Verfahren ausgearbeitet und der Einfluß physikalischer und chemischer 
Reaktionen studiert. 

Steigende Temperatur ruft erst Reaktionsbeschleunigung hervor, aber auch 
fortschreitende Fermentzerstörung mit Stillstand der Reaktion. Ebenso fördert 
die Gegenwart von HsO s , ein Zuviel jedoch hemmt und hebt auf. Vermehrte 
Tyrosinkonzentration bewirkt gleichfalls Zunahme der Melaninbildung, doch be¬ 
steht keine gesetzmäßige Beziehung zwischen'beiden, insofern als bei der Pilz- 
tyrosinase von einer gewissen Fermentmenge an bei weiterem Fermentzusatz 
keine Zunahme, sondern bedeutende Abnahme des gebildeten Melaninquantums 
zu verzeichnen ist. Bei der tierischen Tyrosinase tritt im gleichen Falle keine 
weitere Vermehrung ein. 

Das unter Einwirkung pflanzlichen Tyrosinaseferments auf Tyrosin dar¬ 
gestellte Melanin ist dem Hippomelanin in allen Eigenschaften überaus ähnlich. 
Die beim Abbau des Hippomelanins erhaltenen Spaltungsprodukte sind mit einer 
hypothetischen Fermentbildung des Hippomelanins aus Tyrosin oder einem 
anderen zyklischen Komplex des Eiweißmoleküls durchaus vereinbar und wenn 
auch der analytische Wert der erhaltenen Zwischenprodukte ein durchaus be¬ 
schränkter ist, so sprechen Verfasser dennoch dem »Kern« des wahrscheinlich 
sehr großen Hippomelaninmoleküls Ähnlichkeit mit dem künstlichen Melanin zu. 
Die von Gessard behauptete immunisatorische Bildung von Antityrosinase 
konnte nicht wahrgenommen werden. Dohm . 

218) v. Fürth, Otto u. Jerusalem, Ernst. Über die chemische Stellung 
der Pankreasnukleins&ure (Ouanylsäure). Aus d. physiol. Inst, der Univ. Wien. 
(Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 4—6, S. 174-187.) 

Verfasser stellen gegenüber den von Bang mitgeteilten Beobachtungen fest, 
daß sich die Pankreasnukleinsäure nicht von anderen tierischen Nukleinsäuren 
wesentlich unterscheidet. Es kommt ihr annähernd das von Steudel den Thy¬ 
musnukleinsäuren zugesprochene Verhältnis von N:P zu. Sie enthält kein Gly¬ 
zerin und hydrolytisch abspaltbaren Zucker, jedoch außer Guanin andere Purin¬ 
basen. Dohm. 


219) v. Fürth, Otto u. Jerusalem, Emst. Über Nitrochitine. Aus dem 
physiol. Inst. d. Univ. Wien. (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 4—6, S. 188—198.) 

Mittels starker rauchender Salpetersäure (spezifisches Gewicht 1,62 g) haben 
Verfasser Chitin unter Bildung von Salpetersäurerestem oxydieren können, 
welche in ihren Reaktionen zahlreiche Analogien mit den Nitrozellulosen zeigen. 
Es entstehen zwei Produkte, die sich durch verschiedenes Lösungsvermögen 
unterscheiden. ^ Dohm. 

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108 


Referate. 


220) Pollack, Leo. Über die Abspaltung von Azeton aus azetessigsauren 
Salzen durch Organauszüge und Eiweißkörper. Aus d. k. k. serotherap* Inst, 
in Wien (Paltauf). (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 4—6, S. 232—250.) 

Die Bildung von Azeton aus azetessigsauren Salzen im diabetischen Orga¬ 
nismus ist kein fermentativer Prozeß, da reine Eiweißkörper, sowie deren Spal¬ 
tungsprodukte und reine Aminosäuren, Amide und anorganische Ammonsalze 
deutlich eine spaltende Wirkung zeigen, wenn sie mit einer Lösung von azet- 
essigsaurem Na 22 Stunden digeriert werden. Auch die Hitzebeständigkeit spricht 
gegen eine Fermentwirkung. Alle als wirksam befundenen Substanzen enthalten 
NH a -Gruppen, deren Reaktionsprodukte mit Azetessigester bekannt sind. Ver¬ 
fasser glaubt, daß auch in seinen Versuchen intermediär ähnliche Verbindungen 
entstehen, die leicht in Kohlensäure, Azeton und einen Rest zerfallen. Jeden¬ 
falls handelt es sich bei der Spaltung nicht um fermentative Prozesse, sondern 
um einfache, chemische Reaktionen. Dohrn. 

221) Spiegler, Eduard. Über das Haarpigment nebst Versuchen über das 
Chorioidealpigment. Aus dem Spiegler sehen Labor, in Wien. (Hofm. B. z. 
Physiol. 1907, Bd. X, H. 7 u. 8, S. 253—264.) 

Bei der Aufspaltung des Haarpigments findet man die Azetongruppe und 
Essigsäure, auch geringe Mengen Skatol, das auf Vorhandensein der Tryptophan¬ 
gruppe schließen läßt. Bei Behandlung mit Br und BrH entsteht ein anderes 
Produkt als aus melanotischem Leberpigment Auch das Augenpigment gibt 
keine Pyrrolreaktionen, woraus hervorgeht, daß beide Pigmente in keinem Zu¬ 
sammenhang mit dem Blutfarbstoff stehen. Die Gruppen des Tryptophan und 
Azeton sind sicher in dem Pigmente enthalten und deren Mannigfaltigkeit aus 
der großen Kondensationsfähigkeit und aus den verschiedenen Kondensations- 
stufen beider Substanzen zu erklären. Dohrn . 

222) Oppenheimer, Siegfried. Über die Ausscheidung von Alanin durch 
den Ham. Aus d. chem.-physiol. Institut (Dr. Embden) und der med. Klinik 
des städt. Krankenh. zu Frankfurt a. M. (Prof. Lüthge). (Hofm. B. z. Physiol. 
1907, Bd. X, H. 7 u. 8, S. 273—276.) 

Wenn 10 g Alanin an gesunde Versuchsperson nach der Mahlzeit verab¬ 
reicht und der Ham nach 7 Stunden verarbeitet wird, so findet Verfasser 2,65 g 
reines Naphtalinsulfoalanin wieder, im Gegensatz zu Brugsch und Rahel 
Hirsch, die nicht nennenswerte Menge nach weisen konnten, was nach Ansicht 
vom Verfasser auf Differenz der Arbeitsweise beruht. Dohrn. 

223) Embden, Gustav, Lüthge, Hugo u. Liefxnann, Emil. Über den Ein¬ 
fluß der Außentemperatur auf den Blutzuckergehalt. Aus dem chem.-physiol. 
Inst. u. der med. Klinik d. städt. Krankenanstalten zu Frankfurt a. M. (Hofm. 
B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 7 u. 8, S. 254—272.) 

Nach Lüthge ist die Größe der Zuckerausscheidung beim pankreaslosen 
Hund abhängig von der Außentemperatur. Verfasser untersuchen diesen Ein¬ 
fluß beim normalen Säugetier und finden den Blutzuckergehalt in der Kälte be¬ 
deutend gesteigert. Den Beobachtungen ist eine wärmeregulatorische Bedeutung 
zuzumessen, indem die in der Kälte gesteigerten Verbrennungsprozesse einen 
gesteigerten Verbrauch an Brennmaterial bedingen und dieses Material ist zum 
Teil Zucker. Würde dieser am Ort seiner Produktion (Leber) verbrannt, so 
würde voraussichtlich die gesteigerte Kohlehydratverbrennung nicht in einen 
veränderten Blutzuckergehalt sich äußern. Während beim normalen Tier dem 
in den peripherischen Verbrennungsstätten gesteigerten Kohlehydrattransport in 
der Kälte eine vermehrte Zuckerverbrennung entspricht, vermag die gesteigerte 
Zufuhr von den Organen des diabetischen Hundes nicht überwältigt werden 
und daher verstärkte Hyperglykämie und Zuckerausscheidung bewirken. Dohrn. 

224) Spiro, Karl. Zur Lehre vom Kohlehydratstoffwechsel. Aus dem physiol.- 
chem. Inst, zu Straßburg. (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 7 u. 8, S. 277—286.) 

Die grundlegende Frage des Einflusses der Nahrung auf den Quotienten 
C/N war noch nicht sicher aufgeklärt, weshalb Verfasser nochmals den Faktor 
bei Fleisch-, Fett- und Kohlehydratfütterung, sowie bei Hunger bestimmt. Zu- 

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Referate. 


109 


gleich werden die Endprodukte Harnstoff und NH 8 (bezogen auf Gesamt-N) be¬ 
stimmt und Verbindungen, die der Organismus nicht maximal zu oxydieren ver¬ 
mag, wie Harnsäure, Xanthinbasen usw. berechnet Die Differenzen im Quo¬ 
tienten C/N hängen bei allen Säugetieren lediglich von der Ernährung ab und 
bei Hunger haben alle ungefähr den gleichen Wert. 

Ein direkter Beweis für die Beziehungen zwischen Kohlehydrat- und Ei¬ 
weißstoffwechsel wurde auf folgende Weise erbracht: bei VerfÜtterung von 
Fruktosamin konnte als Zwischenprodukt aus dem Ham die 2. 5. Pyrazinsäure 

isoliert werden. Dasselbe gelang auch nach intra¬ 
venöser Injektion von Glykokoll und Fruktose. Es 
besteht also in diesem Fall ein Ineinandeigreifen des 
Eiweiß- und Kohlehydratabbaues, das zur Entstehung 
anderer intermediärer Stoffwechselprodukte führt, als 
wenn die Abbauprodukte beider Reihen für sich allein 
zum Zerfall kommen. 

Dohm . 

225) Bang, Ivar und die Amanuensen Ignngdahl, Malte u. Bohm, Vemer. 
Untersuchungen über den Glykogenumsatz in der Kaninchenleber. Aus dem 
physioL-chem. Labor, der Univ. Lund. (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 7 
u. 8, S. 312—319.) 

Da die Einführung verschiedener Gifte Glykosurie bewirkt, so wird unter¬ 
sucht, ob auch in solchen Fällen das Leberglykogen beteiligt ist Morphin, 
subkutan und intravenös, bewirkt eine mäßige Vermehrung der Fermentquanti¬ 
tät der Leber, die nicht zur Erklärung der Zuckerausscheidung genügt. Strychnin, 
subkutan beigebracht, zeigt in den Versuchen einen wesentlich größeren Gly¬ 
kogenumsatz als Morphin. 

Bei Phloridzindiabetes ist kein Ansteigen der Fermentquantität vorhanden. 
Wird der eine Komponent des Phloridzins, das Phloretin, intraperitoneal in¬ 
jiziert, so steigt die Fermentproduktion ziemlich stark, während der Blutzucker¬ 
gehalt derselbe bleibt. Dies stützt die Auffassung, daß bei Phloretinvergiftung 
die Niere eine erhöhte Fähigkeit der Elimination des Blutzuckers besitzt. 

Dohm . 

226) Pfeiffer, Wilhelm. Versuche über Hamsäuresynthese beim Menschen 
and Säugetier. Aus d. physioL-chem. Labor, zu Straßburg u. d. Labor, d. med. Klinik 
zu Kiel (Prof. Quincke). (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 7 u. 8, S. 324—336.) 

Verfasser stellt zum Überfluß nochmals fest, daß Harnsäure per os vom 
Kaninchen resorbiert wird. Beim Affen und Menschen kommt es zu einer merk¬ 
lichen Zunahme der Hamsäureausscheidung. 

Malonamid, Tartronamid, Tartronsäure und Pseudohamsäure sind ebenfalls 
ohne Wirkung, nur Allantoin macht eine schwache Vermehrung der Ausschei¬ 
dung beim Affen. Die von Wiener gefundene Synthese durch Malonsäure usw. 
ist nicht vorhanden, da zu großes Gewicht auf geringe Schwankungen in den 
Hamsäurenzahlen gelegt wurde. Dohm . 

227) Steudel, H. (Heidelberg). Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der 
Physiologie des Zellkerns. (Münch, med. Wschr. Nr. 48, Nov. 1907.) 

Kurze Zusammenfassung. M. Kaufmann . 

228) Bondi, S. Beiträge zur Chemie der Galle. U. Über die Stärke der 
Glykocholsäure. I. Chem. Un.-Lab. Wien. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, 
Bd. 53, H. 1—2.) 

Die Glykocholsäure hat eine hohe Affinitätskonstante (K = 0,0132) und ge¬ 
hört demnach zu den starken organischen Säuren. Sie erhebt sich weit über die 
normalen Fettsäuren, Essigsäure inbegriffen und gehört mehr in die Reihe der 
Oxysäuren. Im Gegensatz zu Seifen reagieren daher auch die Salze der Glyko¬ 
cholsäure neutral. Pincussohn . 

229) Cohnheim, Otto. Beobachtungen über Magenverdauung. Aus dem 
physiol. Institut zu Heidelberg. (Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 52, Dez.) 

In Form eines Vortrages berichtet Cohnheim über Befunde, welche er am 

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N 

CH C.COOH 


COOH.C CH 
N 



110 


Referate. 


Hunde mit einer hohen Duodenalfistel erhoben hat Der Vortrag enthält in 
knappen Worten eine derartige Fülle von Einzeltatsachen, daß er in einem 
kurzen Referat nicht wiedergegeben werden kann, weshalb hier auf das Original 
verwiesen sei. M. Kaufmann. 

280) Stradling, George Flowers. Die physiologischen Strahlen, die n^ 
Strahlen, die schweren Emissionen nebst anschließender Bibliographie. (Joum. 
Franklin Inst. 164, 67—54, Juli, 118—130, Aug., 177—99, Sept, [11/10.] 1906.) 

Verfasser gibt eine ausführliche, chronologische Zusammenstellung der ge¬ 
sammelten Tatsachen seit Entdeckung der n-, bezw. ^-Strahlen durch Blondlot 
und der physiologischen Strahlen durch Charpentier. Anschließend findet sich 
eine sehr ausführliche Literaturzusammenstellung. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahm . 

231) Kabdebo, G. A rhodan k6pzöd6s6röl 6s sors&röl a szervezetben. (Über 
die Bildung und das Schicksal des Rhodans im Organismus.) Pharmakol. Instit. 
der Universität Budapest. (Magyar, orvosi Archivum N. F. 1907, Bd. 8, S. 211.) 

Hunden, welche sich im N-Gleichgewicht befanden, wurde subkutan NaCNS 
eingeftthrt und die Ausscheidung dieser Verbindung wie das Verhalten der Aus¬ 
scheidung der schwefelhaltigen Substanzen überhaupt genau verfolgt. Das ein¬ 
geführte Rhodansalz wurde im Harne annähernd quantitativ (88°/ 0 ) wieder¬ 
gefunden, die Ausscheidung der übrigen schwefelhaltigen Verbindungen erlitt 
keine Steigerung. Reinbold. 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

232) Bence, Oy. Anagcserevizsg&latok pankreatitis interstitialis chronica 
luetica egy esetdben. (Stoffwechselversuche in einem Falle von Pankreatitis 
interstitialis chronica luetica.) Diagnostischer Lehrstuhl der Universität Budapest. 
(Orvosi Hetilap, 1907, S. 726.) 

Verfasser beschreibt einen Fall, welcher bei vollständiger Destruktion der 
Bauchspeicheldrüse dasselbe Krankheitsbild zeigte, wie man es bei Hunden nach 
vollständiger Exstirpation des Pankreas sieht. Die Hauptsymptome waren 
Glykosurie und Durchfälle mit häufigem, reichlich Fett und quergestreifte 
Muskelfasern enthaltendem Stuhl. Bei der Autopsie wurde das beinahe voll¬ 
ständige Fehlen der Drüsenzellen und das völlige Fehlen der Langerhansschen Inseln 
festgestellt. Die Glykosurie verlief ähnlich wie bei der Pankreasexstirpation. 
Zuckergehalt des Harnes Anfangs 9—10 °/ 0 , später 8—4 °/ 0 . 

Der Fettgehalt des Kotes stieg bis 46,5 °/ 0 ; 37,3 °/ 0 des aufgenommenen 
Fettes wurde also nicht resorbiert. Aus dieser Menge fielen 36,6 °/ 0 auf die 
neutralen’Fette, 56,4 °/ 0 auf die freien fetten Säuren und 8 °/ 0 auf die Seifen. 
Nach Darreichung von Pankreon verminderte sich der Fett- und Seifengehalt 
des Kotes bedeutend. Reinbold . 

238) Aränyi, G. Adatok a diabetes mellitus anyagcser6j6hez, tekintettei 
a vizelettel kiürülö illö zsirsavakera. (Beiträge zum Stoffwechsel bei Diabetes 
mellitus mit Rücksicht auf die entleerten fetten Säuren.) (Orvosi Hetilap, 1907, 
S. 440.) 

Die Bildung der mit dem diabetischen Ham entleerten flüchtigen fetten 
Säuren steht mit dem Grade der Glykosurie in keiner Beziehung. Azeton und 
die flüchtigen fetten Säuren sind als Produkte der gesteigerten Eiweißzersetzung 
aufzufassen. Reinbold. 

234) Schmidt, Ad. und Lohrisch, H. Über die Bedeutung der Zellulose für 
den Kraftwechsel der Diabetiker. Aus der med. Universitätsklinik in Halle a. S. 
(D. med. Woch. 1907, Nr. 47, S. 1938—1941.) 

Die Zellulose wurde in der Behandlung des Diabetes an »Gemüsetagen« 
schon seit langem in nicht unbeträchtlicher Menge verabreicht, ohne daß man 
sich ihres kalorischen Wertes bewußt war. Die Zellulose wird im Darm im 
wesentlichen durch die Wirkung von Mikroorganismen zerlegt Neben wertlosen 
Endprodukten bilden sich hierbei etwa 67 °/ 0 flüchtige Fettsäuren (Essigsäure und 

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Referate. 


111 


Buttersäure), die Resorbiert und bis auf kleinste Reste im Stoffwechsel verbrannt 
werden. Hierbei können sie andere Körper vor der Verbrennung schützen, so 
daß sie also z. B. eine äquivalente Menge Fett sparen können. Die Verfasser 
haben sich zu ihren Versuchen ein zellulosereiches kohlehydratffeies Gemüse¬ 
präparat aus gedörrtem Weißkraut hergestellt. Dieses Präparat wurde bei fünf 
Fällen von Diabetes in fünftägigen Perioden der bis dahin gegebenen Diät zu¬ 
gefügt Während dieser Zeit sowie je fünf Tage vorher und nachher wurde die 
N-Ausscheidung im Ham und Kot, die Zuckerausscheidung und die Azeton¬ 
ausscheidung im Urin, meist auch die Azetonausscheidung in der Ausatmungs¬ 
luft bestimmt und ferner in den nach Perioden abgegrenzten Kotportionen die 
unausgenutzt wieder ausgeschiedene Zellulose. Von den fünf Fällen blieben nur 
drei verwertbar, weil in den beiden andern die Zellulose so schlecht ausgenutzt 
wurde, daß von einem Einfluß auf den Stoffwechsel keine Rede sein konnte. 
In den drei übrigen Fällen wurde die Zellulose durchschnittlich zu 75 °/ 0 aus¬ 
genutzt Eine Beeinflussung der Zucker- und Azetonausscheidung zeigte sich 
dabei nicht Die zugeführten Zellulosemengen betrugen bis zu 40 g pro Tag, 
doch hoffen die Verfasser, daß es gelingen wird, auch größere Mengen in ge¬ 
eigneter Form in den Stoffwechsel einzuführen. Nach den Berechnungen der 
Verfasser würden 100 g mit der Nahrung eingeführter Zellulose ungefähr 45 g 
wärmespendendes Nährmaterial liefern, also etwa 20 g Fett ersetzen. Reiß. 


235) Labbä, M. Etudes sur 1& Physiologie pathologique des diabötes sucräs. 

(Studien über die pathologische Physiologie des Diabetes mellitus). (Rev. de med. 
1907, Nr. 8 u. 9.) 

Der Autor veröffentlicht seine Studien deshalb, weil bis jetzt in Frankreich 
fast nur über die Pathogenese des Diabetes, nicht aber über die pathologische 
Physiologie des Leidens geschrieben worden ist Bei seinen Fällen hat er 
regelmäßig Kohlehydrateinfuhr und Zuckerausscheidung, ferner die N- und Fett¬ 
einfuhr und N-ausfuhr bestimmt und teilt sie ein in Diabetiker mit und ohne Ab¬ 
nahme des Ernährungszustandes; Die Resultate bieten wenig Neues; u. a. sei 
angeführt, daß bei Verminderung der Kohlehydratzufuhr die Glykosurie oft 
langsamer, unregelmäßig, zuweilen in Absätzen zurückgeht; dasselbe findet in 
umgekehrtem Sinne bei reichlicher Darreichung von Kohlehydraten statt. Bei 
Diabetikern ohne Abnahme des Ernährungszustandes scheint dem Verfasser, ent¬ 
gegen der Ansicht v. Noordens, die Eiweiß- und Fettnahrung keinen Einfluß 
auf die Glykosurie zu haben. Die Toleranzbestimmung kann entweder als soge¬ 
nannte »apparente Toleranz« gleich im Beginn der Beobachtung aus der 
Differenz zwischen Kohlehydratzufuhr und Glykosurie gemacht werden, ergibt 
aber meist zu hohe Werte, oder besser durch allmähliches Tasten nach lang¬ 
samem Kohlehydratentzug, bis man die Grenze gefunden hat, wo eben kein 
Zucker im Ham auftritt (»reelle Toleranz«). 

Die Reihenfolge der kohlehydrathaltigen Nahrungsmittel gestaltet sich nach 
ihrem Einfluß auf die Glykosurie folgendermaßen: am besten werden im allge¬ 
meinen Kartoffeln ertragen; dann folgen Hafermehl, Makkaroni, Kastanien, Reis, 
Bohnen, Linsen, Erbsen, Milch; am schädlichsten ist Brot. Die Zucker haben 
folgende Reihenfolge: Laktose, Saccharose, Glukose. Zur Erklärung dieser ver¬ 
schiedenen Wirkung der Nahrungsmittel reicht die verschiedene Resorption im 
Darm nicht aus; ferner können auch nicht z. B. für die Kartoffel allfällige in 
ihr vorhandene Fermente, welche die bessere Ausnützung begünstigen, zur Er¬ 
klärung herangezogen werden; denn auch nach langem Kochen als Brei wird 
die Kartoffel noch gleich gut ertragen. Die Ursache muß somit in der chemi¬ 
schen Natur der verschiedenen Kohlehydrate liegen. 

In der zweiten, etwas langschweifigen Hälfte seiner Ausführungen bespricht 
der Autor die andere Folge der Überladung des Blutes mit Zucker, die Auf¬ 
stapelung desselben in den Geweben (» Fhypergly cistie «), welche die Ursache 
daflir abgibt, daß das vollständige Aufhören der Zuckerausscheidung nach 
Kohlehydratentzug zuweilen längere Zeit auf sich warten läßt. 

Die therapeutisch-diätetischen Vorschriften des Autors bieten nichts Neues. 


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112 


Referate. 


Den Schluß der Arbeit bildet die ausführliche Wiedergabe der Kranken¬ 
geschichten mit Kurven auf 35 Seiten (!). Dietschy . 

236) Gilbert et Herscher. L’urobilinurie n'est pas un signe d’insuffisance 
hdpatique. (Die Urobilinurie ist kein Zeichen für Leberinsuffizienz.) (Presse 
med. 1907, Nr. 74, S. 585.) 

An Hand von zahlreichen Beobachtungen, bei denen sie dann auf Leber¬ 
insuffizienz schließen, wenn verminderte Hamstoffausscheidung und alimentäre 
Glykosurie besteht, versuchen die Verfasser darzutun, daß die Urobilinurie kein 
Zeichen für Leberinsuffizienz sei. Sie teilen ihre Fälle in drei Gruppen ein. 

Erste Gruppe: Urobilinurie im Verlauf von Krankheiten, bei welchen die 
Leber normal oder überreichlich funktioniert. 

Zweite Gruppe: Fehlen von Urobilinurie bei Leberinsuffizienz. 

Dritte Gruppe: Fälle, wo bei bestehenden Erscheinungen von Leberinsuffizienz 
Urobilinurie fehlt und erst auftritt, wenn sich Besserung einstellt. 

Die Ursache der Urobilinurie muß deshalb nach den beiden Autoren in der 
Niere gesucht werden. Das schon im normalen Urin in geringen Mengen vor¬ 
handene Urobilin entsteht dadurch, daß die Niere die Fähigkeit hat, das ebenfalls 
normalerweise im Blutserum sich vorfindende Bilirubin zu reduzieren; diesen 
Vorgang konnten die Verfasser auch in vitro beobachten. Wird nun das Blut 
mit Gallenfarbstoff überschwemmt, so kommt es einzig und allein auf den Zustand 
der Nieren an, ob noch eine vollständige Reduktion in Urobilin vor sich gehen 
kann, ob die Cholämie lediglich zu einer vermehrten Urobilinurie führt, oder ob 
die Niere diese Fähigkeit verliert und statt der Urobilinurie eine Cholurie auf¬ 
tritt. Im letztem Falle gewinnt die Niere erst mit Abnahme des Bilirubingehaltes 
des Bluts ihre reduzierenden Eigenschaften wieder. Diese Tatsache bildet die 
Erklärung für die Beobachtungen in der dritten Gruppe. Jedenfalls ist die 
Urobilinurie nicht ein Zeichen für Leberinsuffizienz, sondern ein solches für 
Cholämie und erlaubt vielleicht außerdem noch bis zu einem gewissen Punkt 
die Funktionsfahigkeit der Nieren zu beurteilen. Dietschy . 


237) Fejes, Lajos. A zsirtäpläl&s szerepe az acetontestek k6pz0d6s6n61. 
i s Rolle der Fettnahrung bei der Bildung der Azetonkörper.) I. mediz. Klinik 
und Pharmakologisches Inst. d. Universität Budapest. (Magyar orvosi Archivum, 
N. F., 1907, Bd. 8, S. 335.) 

Hunden, welche sich bei ausschließlicher Eiweißkost in N-gleichgewicht 
befanden, wurde Phloridzin und dann Butter verabreicht. Durch diese Fettauf¬ 
nahme wurde die, als Begleiterscheinung der durch das Phloridzin bedingte 
Glykosurie bestehende, ^-oxybuttersäureausscheidung erheblich gesteigert. Die N- 
und Zuckerausscheidung wurden in den meisten Fällen nicht beeinflußt, in einigen 
Fällen erfuhren sie ebenfalls eine Steigerung. In einem Falle trat Liposurie auf 
als Zeichen dafür, daß der Organismus nicht einmal imstande war, das Fett 
zu ß-oxybuttersäure zu oxydieren. 

Die Butterverabreichung hatte bei Tieren, unter gleichen Bedingungen, jedoch 
ohne Glykosurie, weder auf die Azetonausscheidung, noch auf den N-umsatz 
irgend einen Einfluß. 

Die Versuche zeigen, daß zur Bildung der Azetonkörper in erster Reihe das 
Nahrungsfett, in geringerem Grade das organisierte Fett verwendet wird. Erst 
in zweiter Reihe kommen die Eiweißkörper als Quelle der Azetonkörper in 
Betracht. 

In geeigneten klinischen Fällen von Diabetes mellitus beobachtete Ver¬ 
fasser ebenfalls, daß, wenn die Kranken einige Zeit ausschließlich mit Eiweiß er¬ 
nährt wurden und dann 50—100 g Butter zu sich nahmen, die 0-oxybuttersäure- 
ausscheidung sich bis auf das 4—8 fache ihres ursprünglichen Wertes erhob. 

In leichten Fällen von Diabetes sind Fett und Kohlehydrate beisammen zu¬ 
lässig. In schweren Fällen soll man jedoch die Verabreichung von Fetten, be¬ 
sonders von Butter vermeiden. Reinbold . 


238) Baer, Julius u. Blum, Leon. Über die Einwirkung chemischer Sub¬ 
stanzen auf die Zuckerausscheidung und die Azidose. Aus d. med. Klinik zu 
Straßburg (Prof. v. Krehl). (Hofm. B. z. Physiol. 1907, Bd. X, H. 1—3, S. 80—104.) 


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Referate. 


113 


Verfasser injizieren mit Phloridzin vergifteten Hunden subkutan gesättigte 
Fettsäuren und die entsprechenden Oxy- und Aminosäuren. Glykolsäure und 
Glykokoll vermindern die Azidose, Propionsäure und ihre Derivate die Azeton¬ 
körper. Die Glutaminsäure ist von Einfluß auf die Azidose, die ihr entsprechende 
Dikarbonsäure, Glutarsäure bringt gleichzeitig ein Absinken der Zucker- und 
der Azetonkörperausscheidung bis nahe in die Normalwerte zustande. Andere 
2-basische Säuren, auch mit 5 C-Atomen zeigen ähnliche Wirkung nicht. Bei 
weiteren Versuchen über das auffallende Verhalten der Glutarsäure stellt sich 
keine quantitative Beziehung zwischen der Größe der Zuckerausscheidung und 
der Säurewirkung heraus, vielmehr ist diese umso ausgesprochener, je stärker 
Zuckerausscheidung und Azidose, bei gleichzeitigem bedeutendem Absinken der 
N-Ausscheidung. Als einfache Retention harnfähiger Substanzen kann die 
Glutarsäurewirkung nicht aufgefaßt werden, da am Nachtage von einer kompen¬ 
satorischen Mehrausseidung nichts zu erkennen ist. Da die Wirkung nur in 
Fällen starker Phloridzin-Vergiftung mit entsprechend hoher Zuckerausscheidung 
zum Ausdruck kommt, also wenn Glykogenvorrat und neugebildetes Glykogen 
nicht ausreichen und anderes Material zur Zuckerbildung vom Organismus heran¬ 
gezogen werden muß, so vermuteten Verfasser einen Einfluß auf die Bildung 
von Zucker aus einem anderen Material als Kohlehydraten (Eiweiß, Fett). Zum 
Beweis dieser Erwägung wählen Verfasser Verhältnisse, in denen Hunde mit 
geringer Glykosurie noch Reste von Glykogen besitzen resp. solches produzieren, 
d. h. machen sie glykogenfrei durch Arbeiten in der Tretmaschine. Hierbei ist 
die Glutarsäure imstande, nach Phloridzin-Darreichung auftretenden Zucker zum 
Schwinden zu bringen, während sie bei nicht durch Treten arbeitenden Tieren, 
also nicht glykogenfreien, sich in gleicher Dosis unwirksam erweist. Die Herab¬ 
setzung der Azidose nach Glutarsäure erklären Verfasser durch Verbrennung 
der Vorstufen des Zuckers resp. dadurch, daß diese Vorstufen durch Zerfall von 
Körpersubstanzen überhaupt nicht gebildet werden. Dohm. 

239) Möller, Sam. Zur Azetonbestimmung im Ham. 1. mediz. Klinik zu 
Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1907, Bd. 64, S. 207—210.) 

Prüfung der von v. Eekenstein und Blancksmas angegebenen quantita¬ 
tiven Bestimmung von Azeton (als p-Nitrophenylhydrazon) auf ihre klinische Ver¬ 
wertbarkeit. Verfasser kommt zu dem Schluß, daß das p-Nitrophenylhydrazin 
zur quantitativen Bestimmung des Azetons für klinische Zwecke das bisher beste 
Reagens ist. Schmid. 

240) Thomas, K. Über die Bedeutung des Urobilinogens, seine chemischen 
Eigenschaften und seine Farbenreaktionen (»Ehrlichsche Aldehyd-« und »eigelbe 
Diazoreaktion«). Laborat. der Freiburger Universitätsklinik. (Ztschr. f. kl. Med. 
1907, Bd. 64, S. 247—262.) 

Bilirubin und Urobilin sind als die Vorstufen für das Urobilinogen des Kotes 
anzusehen. Urobilinogen ist in oberen Jejunun sehr reichlich enthalten, Urobilin 
dagegen gar nicht oder nur in verschwindender Menge. Das Urobilinogen ver¬ 
schwindet dann immer mehr, infolge der Resorption, erst im Dickdarm ist der 
Urobilinogengehalt reichlicher. Urobilin enthält der Dünndarm erst in erheb¬ 
licherem Grad vom unteren Drittel ab. Das im Dünndarm resorbierte Uro¬ 
bilinogen gelangt zur Leber und wird von dieser normalerweise zum größten 
Teil wieder in die Galle ausgeschieden. Nur die krankhaft veränderte Leber 
ist dazu nicht imstande, sie gibt das Urobilinogen nach der Blutbahn und damit 
den Nieren ab. Im frisch gelassenen Ham läßt sich nachweisen, daß das 
Urobilin in der Form seines Chromogens vorhanden ist. — Schilderung der 
chemischen Eigenschaften des Urobilinogens. — Methodik des Nachweises. 

Schmid . 

241) Marum, Artur. Über die Beziehungen zwischen dem Glykogengeh&lt 
der Organe und der Azidose beim Phloridzindiabetes. Aus d. mediz. Klinik zu 
Straßburg (Prof. v. Krehl). (Hofm. B. z.Physiol. 1907, Bd. X, H. 1—3, S. 105—110.) 

Drei Tage hungernde Hunde erhalten mehrere Tage hintereinander Phlo¬ 
ridzin. Nach Zucker- und Azetonbestimmung werden die Tiere getötet, Leber 
und Muskeln auf Glykogen verarbeitet und in keinem Falle auch nur Spuren 

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114 


Referate. 


davon gefunden. Ist die Glykosurie infolge geringer Phloridzin-Gaben schwach, 
die Azetonurie nicht wahrnehmbar nach Legal, so läßt sich stets Glykogen 
nachweisen, das entweder von altem aufgespeichertem oder während des Ver¬ 
suchs aus Zucker gebildetem stammte. Bei gänzlichem Fehlen von Glykogen 
wird die Zuckerausscheidung nicht allein auf Kosten des Glykogens erfolgt sein, 
sondern auch anderen Materials. Dohrn* 

242) Basler, Adolf (Tübingen). Ein einfacher Gärungss&ccharometer für 
den praktischen Arzt. (Münch, med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 60.) 

Beschreibung eines Apparates, der ebenso genau arbeitet wie der Lohn- 
steinsche, aber einfacher zu behandeln ist; für konzentriertere Harne ist ein 
zweiter Apparat nötig. Die Apparate sind bei Glasbläser Otto Ludwig in Tü¬ 
bingen zu haben. M. Kaufmann . 

243) Tottmann. Sahlische Desmoidreaktion, Schmidtsche Probekost und 
Ausheberung. Aus der inneren Abteilung der Diakonissenanstalt zu Dresden. 
(Münch, med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 52.) 

Tottmann hat in 60 Fällen die drei Methoden der Magenuntersuchung in 
Vergleich gezogen. Desmoidreaktion und Probekost gaben in 90 °/ 0 der Fälle 
übereinstimmende Resultate, während die der Ausheberung häufig abwichen, 
und zwar meist in der Richtung, daß bei Ausheberung der Magen leistungs¬ 
fähiger erschien. Verfasser hält die Resultate der Ausheberung bei weniger 
groben Störungen für nicht ausreichend und irreführend; dabei ist die Prozedur 
eingreifend, unangenehm, und beeinflußt möglicherweise an sich schon die 
Funktion. Die Schmidtsche Probekost ist im klinischen Betriebe angebracht; 
sie hat den Vorteil, daß sie Aufschlüsse über den ganzen Verdauungstrakt gibt, 
den Nachteil, daß sie zur wiederholten Kontrolle bei demselben Kranken sich 
wenig eignet, ferner daß sie in Fällen, wo konsistente Nahrung verweigert wird, nicht 
anwendbar ist, ebenso in der poliklinischen- und Armenpraxis. Die Sahlische 
Desmoidreaktion ist in allen Fällen gut anwendbar; gutes Material und sorgfältige 
Herstellung sind Vorbedingung. Werden bei jedem Versuch zwei Pillen (mit 
fünf Minuten Zwischenraum) gegeben, so ist die Probe bei negativem Ausfall 
der Ausheberung überlegen, der Schmidtschen Probe fast gleich. Der positive 
Ausfall ist nur mit Vorsicht zu verwerten, und jedenfalls nur dann, wenn er 
in zwei Versuchen annähernd gleichzeitig und spätestens nach 16—18 Stunden 
eintritt. Der Versuch, das Katgut zu vermeiden und es durch Pleura, Mesen¬ 
terien oder Dura vom Tier zu ersetzen, führte zu keinem Resultat. 

M. Kaufmann ,. 

244) v. Torday, A. Über die Magenresorption. II. medizinische Klinik der 
Universität u. d. ehern. Instituts der tierärztl. Hochschule Budapest. (Ztschr. f. 
kl. Med. 1907, Bd. 64, S. 211.) 

Verfasser wendet sich auf Grund seiner Untersuchungen gegen die be¬ 
stehende Annahme einer spezifischen Magen-Verdünnungssekretion. Der Grund, 
warum die Konzentration von Milch und Lösungen ähnlich isotoner Konzentration 
im allgemeinen sinkt, ist hauptsächlich in der Resorption zu suchen. Wenn 
trotz fehlender Resorption eine Verdünnung eintritt, so ist diese durch Hinzutreten 
von Speichel hervorgerufen. Doch müssen wir nach den Untersuchungen von 
Pawlow auch dem Magensaft dabei eine wichtige Rolle beimessen. Schmid . 

245) Schirokauer, H. Über den Salzstoffwechsel bei experimenteller Nieren¬ 
wassersucht. Laborator, d. mediz. poliklin. Inst., Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 
1907, Bd. 64, S. 329—358.) 

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind folgende: Bei der durch Urannitrat 
erzeugten Nephritis tritt beim Kaninchen eine Erhöhung des Wassergehaltes der 
Organe, im besonderen des Muskels und der Leber gegen die Norm ein. Durch 
gleichzeitige Wasserzufuhr erreicht der Wassergehalt dieser Organe die höchsten 
Werte. Bei der durch Kantharidin erzeugten Nierenentzündung bleibt dagegen 
der Wassergehalt der genannten Organe gegen die Norm vollkommen imver¬ 
ändert. Der Salzgehalt der Organe ändert sich bei der akuten Kantharidin- 
Nephritis in keiner Richtung. Dagegen erfährt bei der akuten Uran-Nephritis 

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Referate. 


115 


mit Wassersucht die Gesamtasche sowohl im Muskel, als auch in der Leber eine 
beträchtliche Erhöhung gegen die Norm; die Chloride sind regelmäßig erhöht, 
mitunter auch die Phosphate. Schmid. 

246) Schlayer. Zur Frage drucksteigernder Substanzen im Blute bei chro¬ 
nischer Nephritis. Aus der med. Klinik d. Univ. in Tübingen: Direktor Rom¬ 
berg. (D. med. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1897—1901.) 

Schlayer hat zu seinen Untersuchungen das von O. B. Meyer angegebene 
Verfahren benutzt, das auf der Reaktion überlebender Arterien beruht Be¬ 
festigt man ein etwa 1 cm langes Stück entsprechend konservierter Arterien¬ 
wand, die einem frisch getöteten Rind entnommen wurde, auf der einen Seite 
an einem fixen Punkt und bringt die andere Seite mit einem feinen Doppelhebel 
in Verbindung, so läßt sich jede Veränderung der Gefäßmuskulatur graphisch 
registrieren. In dieser Weise konnte Meyer Adrenalin noch in einer Verdünnung 
von 1:1000 Millionen nachweisen und auch quantitative Untersuchungen über 
den Adrenalingehalt vornehmen. Der Versuch Schlayers, menschliche Arterien 
als Testobjekt zu benutzen, scheiterte, er mußte also mit Rinderarterien arbeiten. 
Menschliches Serum hat auf diese ebenfalls einen konstriktiven Einfluß, wenn 
auch einen etwas geringeren als Rinderserum. Ein schädigender Einfluß des 
artfremden menschlichen Eiweiß besteht nicht. Schlayer hat nun an solchen 
überlebenden Arterien des Rinds das Serum von normalen Menschen und von 
solchen, die infolge von Schrumpfniere einen stark erhöhten Blutdruck aufwiesen, 
vergleichenden Untersuchungen unterzogen. Er ging dabei so zu Werke, daß 
er zu jedem Versuch zwei Arterienstreifen benutzte. Auf den einen wurde 
zuerst das Normalserum gebracht und dann, nach Auswaschung mit Ringer scher 
Lösung, das nephritische. Am zweiten Gefäßstreifen wurden beide Sera in um¬ 
gekehrter Reihenfolge untersucht. Im ganzen wurden acht Nephritiker, die 
meisten mehrmals untersucht. Nur in zwei Fällen hatte das nephritische Serum 
einen stärker kontrahierenden Einfluß auf die Arterien als das normale. In einem 
dieser beiden Fälle war übrigens diese stärker kontrahierende Eigenschaft bei 
einer späteren Untersuchung nicht vorhanden.. In allen übrigen Fällen aber 
kontrahierte sich die Arterie auf nephritisches Serum schwächer oder nur gleich 
stark als auf normales Serum. Aus den Versuchen geht also hervor — wenn 
man nicht zur Hypothese antagonistisch wirkender, und zwar nur außerhalb des 
Körpers wirksamer Stoffe seine Zuflucht nehmen will — daß eine Anhäufung 
von gefäßverengemden Stoffen im Blute von Nephritikem mit Hypertension bisher 
nicht nachweisbar ist. Reiß . 

247) Roeser et Dettling. Modifications quantitatives et qualitatives de 
l’excrötion urinaire sous Tinfluence des marches militaires. (Quantitative und 
qualitative Veränderungen der Harnausscheidung unter dem Einfluß von mili¬ 
tärischen Marschleistungen.) (A. de med. et pharm, milit. 1907, Nr. 7, S. 1.) 

Die Resultate der eingehenden Untersuchungen sind folgende: 1. Jede Marsch¬ 
leistung verändert Quantität und Qualität des Harns. 

2. Der Grad und die Dauer dieser Veränderungen hängen von Bedingungen 
der Atmosphäre (Temperatur, Feuchtigkeit), des Marsches (Länge, Belastung 
usw.), des Individuums selbst ab (Trainierung, Ermüdung). 

3. Die saure Reaktion des Urins ist nach dem Marsch vermehrt bis 36 Stunden 
nachher (Ausscheidung von Milchsäure). 

4. Der Bodensatz ist reichlicher am Tag des Marsches und am darauffolgenden, 
am stärksten 12—24 Stunden nach Beendigung der Übung. 

5. Das spezifische Gewicht ist in den Stunden nach dem Marsche erhöht. 

6. Die 24ständige Hammenge ist am folgenden Tag am niedrigsten; aber 
in Wirklichheit erreicht die Hamabsonderung ihr Minimum am Schluß des 
Marsches, um sich in den folgenden Stunden wieder um ein Beträchtliches zu 
heben. Diese Schwankungen hängen von der Transspiration, den Veränderungen 
des arteriellen Druckes und der Flüssigkeitszufuhr während des Marsches und 
nach demselben ab. 

7. Der Totalrückstand und der organische Rückstand sind reichlicher am 
Marschtag, sinken am folgenden Tag und erheben sich von neuem am dritten Tag. 

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116 


Beferate. 


8. Der mineralische Rückstand vermindert sich im Gegensatz dazu am Tage 
des Marsches und am folgenden, um erst am dritten wieder normal zu werden. 

9. Die N-Substanzen (Total-N, Harnstoff, Uroxanthinkörper) erleiden dieselben 
Modifikationen wie der organische Rückstand. Der Total-N und der Harnstoff 
machen ausgedehnte Schwankungen während des Marschtages durch; das Mini¬ 
mum der Ausscheidung liegt am Schluß der Übung (Übergang von Harnstoff in 
den Schweiß), das Maximum wird 12 Stunden später erreicht (Langsame Aus¬ 
scheidung der N-Körper durch die Nieren). Einzig die Uroxanthinkörper sind 
in ihrer Ausscheidung nicht merklich verändert. 

10. Die Chlorausscheidung erhebt sich im Beginn der Marschübung, ver¬ 
zögert sich aber beträchtlich gegen das Ende derselben (Ausscheidung durch 
den Schweiß); seine Eliminierung durch die Nieren bleibt unternormal bis zum 
dritten Tag, damit der Organismus wieder seinen normalen Chlorgehalt erreichen 
kann. Die Übung hat keinen Einfluß auf die Chlorproduktion im Organismus. 

11. Der Marsch mit Feldbepackung, auf eine Länge von 81,5 km, hat trotz 
den bereits genannten Hamveränderungen und trotz der Ermüdung nicht zur 
Ausscheidung von abnormen Produkten (Eiweiß, Zucker) Veranlassung gegeben. 

Dtetschy. 

248) Bence et S&rvonat. Contribution experimentale ä l’ätude de rhydrdmie 
dans TmsnffiBance rdnale. (Experimenteller Beitrag zum Studium der Hydrämie 
bei Niereninsuffizienz.) (R. de med. 1907, Nr. 7, S. 620.) 

Die Autoren gehen aus von Versuchen von Loeper, der nach doppelseitiger 
Nierenexstirpation bei Kaninchen eine Verminderung des Bluteiweißes konstatieren 
konnte; die Hydrämie ist somit ohne jegliche Albuminurie entstanden, und zwar 
ist es eine absolute, da die Zahl der roten Blutkörperchen proportional dem 
Eiweiß Verlust sinkt. Eis galt nun zu untersuchen, woher diese Verdünnung des 
Blutes stammt. 

Zu diesem Zwecke bestimmten sie an einer Reihe normaler und einer solchen 
nephrektomierter Kaninchen den Wassergehalt des Blutes R mit dem Abbeschen 
Refraktometer und kamen zu folgendem Resultat: 

Gesundes Tier. Nephrektomiertes Tier. 

1. Wasseraufnahme beliebig. 

R variiert in engen Grenzen. R variiert unregelmäßig innerhall) 

weiter Grenzen. 

2. Vollständiger Wasserentzug. 

R steigt progressiv. R fällt anfangs, erhebt sich dann lang¬ 

sam. 

3. Genau bestimmte Wasserzufuhr (durch Sonde). 

R sinkt ein wenig, um nachher wieder R sinkt beträchtlich, was ein nach- 
zu normalem Wert anzusteigen. heriges regelmäßiges und deutliches 

Steigen verhindert. 

Die Resultate bei nephrektomierten Tieren erklären die Autoren folgender¬ 
maßen: 

Ad 1: Die unregelmäßigen Veränderungen beruhen auf der ungleichen und 
unkontrollierten Wasseraufnahme. 

Ad 2: Anfangs bei sinkendem Körpergewicht Vermehrung des Blutwassers, 
d. h. infolge der Niereninsuffizienz gibt das Gewebe Wasser ans Blut ab. Zu 
gleicher Zeit aber vermindert sich der totale Wassergehalt des Organismus, sodaß 
das Blut, obschon es nur einen geringen Anteil daran nimmt, nun auch wieder 
konzentrierter wird. 

Ad 3: Wassergehalt des Blutes und Körpergewicht steigen; ersterer jedoch 
in höherem Grade, sodaß die Bedingungen, welche die Wasserverteilung zwischen 
Blut und Geweben regeln, bei den nephrektomierten Tieren zugunsten des Blutes 
gestört sein müssen. 

Die naheliegende Frage, ob man somit beliebig durch Wasserzufuhr die 
Hydrämie steigern könne, wurde durch Engel und Schar 1 an hydrämischen 
Nephritikem in negativem Sinne beantwortet: es treten einfache Ödeme auf, 
indem das Blut an einer konstanten Konzentration seiner Elektrolyten festhält. 

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Referate. 


117 


Um dieselbe zu erreichen, wird bei Niereninsuffizienz das getrunkene Wasser 
im Blut zurückbehalten, oder wenn solches fehlt, den Geweben Flüssigkeit ent¬ 
zogen. Man muß somit sagen: die Hydrämie ist nicht die Ursache, sondern eine 
der verschiedenen Lokalisationen der renalen Hydropsie. Dietschy . 

249) Ehrmann, Rudolf. Über Albuminurie und über die Ausscheidungs» 
verh&ltnisse der Salizylsäure aus dem Organismus von Gesunden und Gelenk- 
rheumatikem. Aus der exper.-biol. Abt. des K. pathol. Inst zu Berlin. (Münch, 
med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 52.) 

Bei langsamer Steigerung auf 5 g verursachte salizylsaures Natron keine 
Schädigung. Wurden 5 g auf einmal gegeben, so trat bei wenigen Individuen 
eine Eiweißausscheidung auf, die aber bei Weitergabe der gleichen Dosis ver¬ 
schwand; dasselbe Verhalten fand sich bei Patienten mit akuter und chronischer 
Arthritis; ja selbst eine vor der Salizyldarreichung bestehende Albuminurie ver¬ 
schwand im Laufe der Salizyldarreichung. Wurde nach einer Pause Individuen, 
die auf Salizyl zuerst mit Albuminurie reagiert hatten, wieder Salizyl gegeben, 
so trat wieder etwas Albumen auf. Eine intensivere Farbstoffbildung bei der 
Salpetersäureunterschichtung fand sich sehr häufig, auch dann noch, wenn die 
Salizylsäurereaktion bereits verschwunden war. Die Hamalkaleszenz war ohne 
Einfluß auf die Albuminurie. — Die Ausscheidungsdauer der Salizylsäure betrug 
meist 3—4X24 Stunden; ein Einfluß von Lebensalter, Ruhelage, Gelenkrheumatis¬ 
mus bestand nicht, dagegen zeigten sich regelmäßige individuelle Schwankungen. 
Sehr beschleunigt wurde die Ausscheidung durch stärkere Alkaleszenz des 
Harns und der Gewebe. Weiter scheint es, als ob bei längerem Gebrauch 
von Salizyl die Gewebe die Fähigkeit erlangen, die Salizylsäure in geringem 
Maße zu verbrennen. — Verfasser hält die bei Salizyldarreichung beobachtete 
Zylmdrurie nicht für den Ausdruck einer Nephritis, sondern für eine Folge 
der keratolytischen Eigenschaften der Salizylsäure (Epitheldesquamation). Eine 
Alkalidarreichung bei Salizylsäuregebrauch (Frey) hält Verfasser für unnötig 
und wegen der Beschleunigung der Ausscheidung für die Zwecke der Salizyl¬ 
darreichung für schädlich; zudem ist über Nephritis als Nachkrankheit des 
schon lange mit großen Salizylgaben behandelten Gelenkrheumatismus so gut 
wie nichts bekannt. Die wirklichen Gefahren der Salizylsäure liegen in ihrer 
Giftigkeit für Gehirn und Oblongata; sollten diesbezügliche Symptome eintreten, 
so sind große Natrondosen am Platz. M. Kaufmann . 


Klinisches. 

250) Crile, G. W. u. Lenhart, G. The treatment of iUuminating gas 
poisoning by the direct transfusion of blood. (Behandlung der Leuchtgas¬ 
vergiftung durch direkte Bluttransfusion.) (Am. j. of med. sc. 1907, CXXXIV, 
S. 500.) 

Es hat sich bei 16 Hunden gezeigt, daß die direkte Bluttransfusion das 

weitaus beste Verfahren gegen Leuchtgas Vergiftung ist, und daß dadurch etwa 

80°/ 0 der Hunde, deren Herzen vor Behandlung fast zum Stillstand gekommen 
sind, gerettet wurden, sowie auch 50 °/ 0 der Tiere, bei welchen das Herz gerade 
zum Stillstand gekommen war. Alle Kontrolliere der beiden Gruppen, welche 
durch Kochsalzinfusion usw. behandelt wurden, starben. Auch bei ein paar 
klinischen Fällen hat man sehr günstige Resultate bekommen. Hirschfelder . 

251) Goodman, E. H. The examination of the faeces for occult blood with 

especial referenze to the benzidin tost, (Die Benzidinprobe auf okkultes Blut.) 
(Am. j. of med. sc. 1907, CXXXIV, S. 506.) Hirschfelder . 

252) Atkinson, A. D. u. Hirsch, J. L. Pancreatic lithiasis with chronic 

interstitial pancreatitis followed by diabetes mellitus. (Pankreastein mit 

chronischer Pankreatitis gefolgt von Diabetes.) Am. j. of med. sc. 1907, 

CXXXIV, 543.) 

Bericht über einen Fall, welcher sechs Jahre nach Trauma an intensivem 
Abdominalschmerz litt. Sechs Monate später ist Fett- und Fleisch Verdauung 

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118 


Referate. 


gestört, und der Ham zeigt eine positive Lipasereaktion. Erst später folgt 
Glykosurie. Die Lipaseprobe ist stets negativ gewesen, nachdem der Ham 
Zucker enthielt. Hirschfelder . 

258) Thompson, R. L. Atrophy of the parathyroid glandules and other 
glandular structures in primary infantile atrophy. (Atrophie der Parathyreoid- 
drüsen bei primärer Kinderatrophie.) (Am. j. of med. sc. 1907, CXXXIV, S. 562.) 

Hirschfelder . 

254) Trudeau, E. L. Tubercnlin immunisation in the treatment of pulmonary 
tuberculosis. (Tuberkulinbehandlung.) (Am. j. of med. sc. 1907, CXXXIV, S. 813.) 

Verfasser glaubt verhältnismäßig gute Resultate durch Einspritzung von 
äußerst kleinen Dosen von Tuberkulin B. F. (Koch) zu bekommen. 

Hirschfelder . 

255) Barringer, T. B. u. Roper, J. G. The prognosis of transient spon- 
taneous glycosuria, and its relation to alimentary glvcosuria. (Prognose 
vorübergehender alimentärer Glykosurie.) (Am. j. of med. sc. 1907, CXXXIV, 
S. 842.) 

Bei 17 Fällen, welche vor 5 Jahren vorübergehende Glykosurien zeigten, 
haben sich folgende Zustände entwickelt: 

2O°/ 0 sind Diabetiker geworden, 25 °/ 0 verdächtig, 55°/ 0 vollständig zucker¬ 
frei. Irgendwelche Zuckerausscheidung sollte von wenigstens sechsmonatlicher 
Kohlehydrateinschränkung gefolgt werden. Hirschfelder. 

256) Schilling, F. (Leipzig). Die Druckempfindlichkeit und die Druckpunkte 

des Abdomens. (Zbl. f. i. Med. 1907, Nr. 31, S. 777—782.) Fritz Loeb . 


257) Simon, V. Physiologie der Harnsäure und Behandlung der Gicht. 

(Wr. med. Woch. 1907, Nr. 43, S. 2063.) 

Verfasser gibt eine Darstellung der neueren Theorien der Hamsäureentstehung 
im Organismus und nimmt dabei auf die exogene und endogene Hamsäure- 
bildung, ferner auf die Ausscheidung der Purinkörper in den Darm und die 
Wirkung der Nukleasen Rücksicht. Bezüglich der Behandlung der Gicht sei 
hervorgehoben, daß in der Diätetik gekochtes Rindfleisch, Eier, Käse, Salat, 
Kohl gestattet sind; Bohnen, Zwiebeln, Bries, Milz, Leber müssen dem Gichtiker 
versagt werden. Dem Karlsbader Wasser kommt eine unterstützende Wirkung 
in der Behandlung der Gicht zu. K. Gläßtter. 

258) Senne, H. Beitrag zur Statistik des Verlaufs, der Prognose und des 
Ausganges der Nephritis. (Inaugural.-Diss. Göttingen 1906. 83 S.) 

Der statistisch wertvollen Arbeit liegen 114 Fälle aus der Göttinger medi¬ 
zinischen Klinik zu Grunde. Einzelheiten lassen sich im Rahmen eines Referates 
nicht bringen. Fritz Loeb. 

259) Vf Homeyer, Robert. Über die Häufigkeit der Nierenentzündungen in 
der Deutschen Armee (1884—1904). (Diss. Leipzig 1907. 35 S.) 

Die gehaltvolle Arbeit sei wegen des angeführten umfangreichen statisti¬ 
schen Materials und wegen der eingehenden Besprechung der Therapie an dieser 
Stelle erwähnt; sie läßt sich nicht in Kürze referieren. Fritz Loeb . 


260) Vincent, H. Sur la röaction thyroldienne dans le rhumatisme aigu 
et sur rorigine rhumatismale de certains cas de goltre exophthalmique. (Über 
die »Schilddrüsenreaktion« beim akuten Gelenkrheumatismus und über die 
rheumatische Entstehung gewisser Fälle von Basedowscher Krankheit.) (Cpt r. 
de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 389—391.) 

Verfasser hat in 156 Fällen von akutem fieberhaftem Gelenkrheumatismus 
86 mal, d. i. in 68,3 °/ 0 seiner Fälle eine Vergrößerung und Druckempfindlichkeit 
der Schilddrüse festgestellt, die nach Abheilen des Rheumatismus nicht mehr 
nachweisbar waren. Dieser sogenannten »Schilddrüsenreaktion« schreibt Ver¬ 
fasser auch eine prognostische Bedeutung zu; sie soll in leichten oder rasch 
heilenden Fällen fehlen und in den Fällen persistieren, in denen der Übergang 
in chronischen Gelenkrheumatismus bevorsteht oder Rezidive zu erwarten sind. 


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Referate. 


119 


Schilddrüsentherapie führe zur Heilung. In anderen Fällen sei der Ausgang eine 
Atrophie der Schilddrüse. In fünf Fähen glaubt der Verfasser das Auftreten von 
Basedowscher Krankheit im Anschluß an Gelenkrheumatismus mit Schilddrüsen¬ 
reaktion beobachtet zu haben und schließt auf einen ätiologischen Zusammenhang. 

L. Bore har dt. 

261) Sattler, Moritz, (Sarajevo). Zur Kasuistik der Schlangenbi&verletzungen. 
(W. med. Pr. 1907, Nr. 40, S. 1476—1478.) 

Es handelt sich in den beiden vom Verfasser mitgeteilten Fällen um Bisse 
durch die Sandviper. In beiden Fällen trat Heilung ein. Die Therapie bestand 
in Kauterisation, Injektion in das Gewebe von 10 ccm einer 4 proz^ Lösung von 
Kaliumpermanganat um die Bißstelle und Anlegen eines feuchten Verbandes von 
mit Kaliumpermanganat getränkter Lösung, Darreichung von Kornbranntwein. 

Fritz Loeb . 

262) P6hu, M. Du babeurre dans les 6tats pathologiques de la prexniöre 
enfance. (Die Anwendung der Buttermilch in den pathologischen Zuständen der 
ersten Kindheit.) (Lyon med. 1907, Nr. 46, S. 803 u. Nr. 47, S. 838.) 

Nach längeren Auseinandersetzungen über die Herstellung, die Zusammen¬ 
setzung und die Anwendungsweise der Buttermilch berichtet der Verfasser über 
seine Resultate bei 29 kranken Kindern. Nur in 9 Fällen erzielte er ein gutes 
Resultat, in allen übrigen blieb der Zustand gleich oder verschlimmerte sich; 
zum Beweis führt der Autor die Krankengeschichten an. Zusammenfassend hat 
er einen Mißerfolg konstatieren können: 

1. Bei den frühreifen und schwächlichen Säuglingen; dieselben haben auf 
Buttermilch Erbrechen oder grüne Stühle bekommen. 

2. Nach akuten schwereren Verdauungsstörungen, selbst wenn mehrere Tage 
vorher wässrige Diät eingehalten worden war. Eines der wichtigsten Zeichen 
für das schlechte Ertragen der Buttermilch ist Auftreten von Fieber. 

3. Bei ausgesprochenen Gewichtsabnahmen älteren Datums; vielleicht handelte 
es sich in den fünf vom Verfasser beobachteten Fällen um Atrophien der Magen- 
und Darmschleimhaut, d. h. um mangelhafte Drüsentätigkeit. 

Dagegen sind die Resultate meist gut: 

1. Bei gastrointestinalen Dyspepsien ohne Fieber. 

2. Bei älteren Kindern (über zwei Jahre alt), selbst wenn Buttermilch nicht 
die einzige Nahrung darstellt * 

Immerhin ist, wie auch aus den Ausführungen anderer Autoren (ausführliches 
Verzeichnis namentlich der französischen Literatur am Schluß) hervorgeht, in 
den Fällen von manifester Intoleranz gegenüber den üblichen Nahrungsmitteln 
stets ein vorsichtiger Versuch mit Buttermilch am Platze unter genauer Be¬ 
obachtung der Temperaturkurve, der Stühle und des allgemeinen Habitus des 
Kindes. Dietschy . 

268) Neveu-Lemaire, M. Un nonvean cas de parasitisme accidentel d'un 
myriapode dans le tube digestif de l’homme. (Ein neuer Fall von zufälligem 
Parasitismus eines Tausendfüßlers im menschlichen Verdauungskanal.) (Cpt. r. de 
la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 307—308.) 

Kasuistik. Der Tausendfüßler (Scutigera coleoptrata L.) blieb ungefähr zwei 
bis drei Tage im menschlichen Darm und verursachte Diarrhoeen, die nach Aus¬ 
stoßung des Parasiten sistierten. L. Borchardt . 

264) Stirnimann, F. (Luzern). Zwei abnorme Urinbefunde bei Kindern» 
(Korr. Bl. f. Schw. Ä. 1907, Nr. 21, S. 671—673.) 

1. Vortäuschung einer Indikanurie nach Gebrauch eines thymolhaltigen 
Mittels; 2. Zyiindrurie (Wachszylinder) bei einem 16 Monate alten Kind. 

Fritz Loeb . 


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120 


Referate. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

265) Schorer, E. H. The opsonic index in erysipelas and its relation to 
treatment by inoculation of Müed Streptococci. (Opsonine bei Erysipel.) (Am. 
j. of med. sc. 1907, CXXXIV, S. 728.) 

Das Opsoninindex ist sehr variabel, zeigt auch keine Beziehungen zu Rezi¬ 
diven oder zur Verbesserung. Die Behandlung mit getöteten Streptokokken schien 
eine günstige Wirkung auf den Lauf der Krankheit zu haben. Hirschfelder . 

266) Bennecke, H. Klinische und bakteriologische Beobachtungen bei 
Abdominaltyphus, insbesondere bei Typhuskomplikationen. Aus der med. Uni¬ 
versitätsklinik in Jena. (D. A. f. klin. Med. 1907, Bd. 92, S. 64.) 

Aus den mitgeteilten Beobachtungen, die außerordentliches kasuistisches 
Interesse bieten, werden folgende Schlußfolgerungen abgeleitet: 1. Es gibt nach 
Ablauf des Typhus unregelmäßige Temperatursteigerungen, die nicht als Rezi¬ 
dive, sondern als durch das Typhusgift oder durch umschrieben lokalisierte 
Typhusbazillenherde bedingte Komplikationen aufzufassen sind, auch wenn sie 
klinisch unter dem Bild des Rezidivs verlaufen. 2. Von einem hämorrhagischen 
Typhus sollte nur dann gesprochen werden, wenn keine Misch- oder Sekundär¬ 
infektionen vorliegen. 3. Der Typhusbazillus vermag als solcher echte Eiterung 
hervorzurufen. 4. Die Zählung der Leukozyten besonders unter Berücksichtigung 
der Nägelischen Angaben, ist eine wesentliche Unterstützung der Typhusdiagnose. 

M. Leute. 

267) Courmont, Jules et Chalier, J. Un cas de bacillömie tuberculeuse 
congenitale. (Ein Fall von kongenitaler tuberkulöser Bazillämie.) (J. de phys. 
et de path. gen. 1907, Bd. 9, H. 5, S. 815—817.) 

Aus dem gut beobachteten und beschriebenen Falle schließen die Autoren 
Folgendes. 

Eine kongenitale Tuberkulose existiert sicher nur äußerst selten. Soll ein 
Fall als beweisend gelten, so muß es sich um einen Fötus oder um ein noch 
nicht monatliches Kind handeln. Die Diiferentialdiagnose muß Tuberkulose-ähn¬ 
liche Zustände in Betracht ziehen, wie hereditäre Lues, broncho-pneumonische 
Prozesse, Miliarabszesse und akquirierte Tuberkulose. Die Tuberkulose der 
Mutter ist gewöhnlich sehr schwer; häufig endet sie mit einer miliaren Aussaat. 
Oft sind auch die Genitalorgane tuberkulös erkrankt. Die Ansteckung in utero 
erfolgt erst nach Etablierung der Plazentarzirkulation. Plazentartuberkulose ist 
häufig. Die hereditäre Tuberkulose betrifft am häufigsten die Leber, teilt sich 
aber auch anderen Organen mit. In keinem Falle ist es eine Lungentuberkulose. 
Die Lungen werden am seltensten ergriffen. Die kongenitale Tuberkulose ohne 
Schädigungen erklärt sich wahrscheinlich durch eine agonale Infektion. Im all¬ 
gemeinen ist die hereditäre Übertragung der Tukerkulose recht selten. Nur 
35 Fälle sind bekannt. H. Ziese he. 


268) Bonnamona. Särodiagnostic du liquide cdphalorhachidien positif chez 
un typhique porteen d’une paralysie infantile, mdningisme, särodiagnostic 
sanguine retardu. (Serodiagnostik.) (J. de phys. et de path. gener. 1907, Bd. 9, 
H. 6, S. 818—822.) H. Ziesche. 


269) Sanfelice. Süll* azione dei prodotti solubili dei blastomiceti in rapporto 
alla etiologia dei tumori maligni. (Über die Tätigkeit der löslichen Produkte 
der Blastomyzeten bezüglich der Ätiologie der malignen Geschwülste.) (Annali 
d’Igiene sperimentale 1907, H. 1.) 

Die Zellen des Organismus reagieren gegen die Wirkung der löslichen 
Produkte der Blastomyzeten durch Vermehrung und Veränderung der Form und 
der Funktion, indem lokal ein neoplastisches Gewebe gebildet wird, von dem 
sich Teilchen loslösen können, die von der Blut- und der Lymphbahn weg¬ 
geschwemmt in entfernte Organe getrieben werden, wo sie ein dem Mutter¬ 
gewebe ähnliches Gewebe bilden; und nachdem diese Tatsache charakteristisch 
ist für die Differenzierung der bösartigen Geschwülste von deren chronischer 


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Referate. 


121 


Entzündung, müssen die von den Blastomyzeten hervorgerufenen Veränderungen 
in die Kategorie der echten Neoplasien gebracht werden. Plitek . 

270) Walker, E. E. Observations on phagocytosis in relation io the 
opsonic indes (Über Phagozytose und Opsoninindex.) (Americ. Joum. of medic. 
Scienc. 1907, Bd. 134.) 

Verfasser empfiehlt, daß man bei den meisten Opsoninproben verdünntes 
Blutserum (1:12) und nur gerade so viele Bakterien nimmt, wie unter normalen 
Umständen von den Leukozyten einverleibt werden. Bei Typhus und derartigen 
Krankheiten, wo nur wenig Opsonin vorhanden ist, soll man unverdünntes Serum 
gebrauchen. Hirschfelder . 

271) Ghedini, G. Ricerca del bacillo di Pfeifer nel sangue e nella milza 
degli influenzati. (Nachweis des Pfeifferschen Bazillus im Blute und der Milz 
der an Influenza Erkrankten.) (Gazz. degli Ospedali e d. Cliniche, H. 21.) 

Die typhischen Formen der epidemischen Influenza werden durch den 
Bazillus von Pfeiffer-Bruschettini hervorgerufen, der fast immer im Blute und 
Milzsafte schwer Erkrankter gefunden wird, vorausgesetzt daß die Entnahme 
des Materials während der Fieberattacken mit den notwendigen technischen 
Vorsichtsmaßregeln vorgenommen wird. Plitek . 

272) Tizzoni, G. e Fasoli, G. Ricerche batteriologiche sulla pellagra. 
(Bakteriologische Untersuchungen der Pellagra.) (R. Accademia dei Lincei 1907.) 

In den akuten, subakuten und rasch tötlich verlaufenden Pellagraformen 
haben Tizzoni und Fasoli im Blute und in den Organen einen sehr kleinen 
Kokkenbazillus, in Ketten angeordnet gefunden, der auf den gewöhnlichen Nähr¬ 
böden nur bei Gegenwart von Blut wächst, von sehr beschränkter Lebensdauer 
und für Kaninchen und Meerschweinchen pathogen ist. Unter die Haut solcher 
Tiere gebracht, ruft er ein der Pellagra gleiches Bild hervor. Dieser Bazillus 
wurde m Kulturen gezüchtet aus der Kephalo-rachidialen Flüssigkeit, dem Blut, 
und einmal auch aus den inneren Organen. — Verfasser nehmen einen ätiologi¬ 
schen Nexus an zwischen diesem Mikroorganismus und der Pellagra, die also 
eine wirkliche spezifische Infektion wäre. Plitek . 

273) Wright, E. A., Douglas, R. 8., Freeman, J„ Wells, H. J., Fleming, 
Alexander. Studios in connexion with therapeutic immunisation. (Studien 
über therapeutische Immunisierung.) St. Bary’s-Hospital, London W. (Lancet 
1907, Bd. 2, S. 1217.) 

Sehr wichtige ausführliche Arbeit, in der Wright und seine Schüler über 
die seit drei Jahren mit der Vakzinmethode gewonnenen Erfahrungen und Er¬ 
folge berichten. In Original nachzusehen. H. Zieschc. 

274) Taubinan, J. Ikterus im Frühstadium der Syphilis. (Diss. Berlin 
1907. 30 S.) 

Der sogenannte Ikterus syphiliticus praecox unterscheidet sich durch kein 
bestimmtes Symptom vom gewöhnlichen Ikterus catarrhalis; alle in der Literatur 
angegebenen Unterscheidungsmerkmale sind imcharakteristisch und inkonstant. 
Der Unterschied liegt wesentlich auf therapeutischem Gebiete; denn eine ge¬ 
wöhnliche Behandlung nützt nichts; der Ikterus syphiliticus weicht stets nur der 
Quecksüber-Jod-Behandlung. Auch dann, wenn der Ikterus im Frühstadium der 
Syphilis nach einem Diätfehler auftritt, kann er manchmal nur durch eine 
»spezifische« Behandlung zum Verschwinden gebracht werden. Der Zusammen¬ 
hang dieses Ikterus mit der sekundären Syphilis ist wahrscheinlich; wie aber 
dieser Zusammenhang zu denken, ist aus dem sehr wechselnden Krankheitsbild 
des Ikterus syphiliticus nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Fritz Loeb. 

275) Engel u. Bauer (Düsseldorf). Erfahrungen mit der von Pirquetschen 
Tuberkulinreaktion. Aus der akademischen Klinik für Kinderheilkunde in 
Düsseldorf: Direktor: Professor Dr. Schloßmann. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 37, 
S. 1169—1171.) 

Praktisch wichtig scheint die Frage, ob auch wirklich alle diejenigen, welche 
die Hautreaktion auf Tuberkulin aufweisen, tuberkulös sind oder nicht. Bei 
Kindern jenseits des Säuglingsalters bestehen enge Beziehungen zwischen 

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122 


Referate. 


Hautreaktion und Tuberkulose, besonders bei Skrophulösen. »Für die Unter¬ 
suchungen über die Ausbreitung der Tuberkulose wird die Methode gewiß noch 
gute Dienste leisten, für die diagnostisch schwierigen Grenzfälle haben wir 
jedoch kaum etwas gewonnen, da die Impfung eine geringere Sicherheit der 
Beurteilung zu gestatten scheint, wie die probatorische Tuberkulininjektion. Ge¬ 
rade beim Säugling, wo eine Tuberkulinreaktion am wertvollsten ist, hat uns 
aber die Impfung nach Pirquet in Stiche gelassen.« Bornstein . 

276) Jürgens (Berlin). Die Stellung des Paratyphus in der Typhusgruppe. 

Aus der II. medizin. Universitätsklinik in Berlin. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 37, 
S. 1163—1165.) 

Für die Stellung der Paratyhuserkrankungen in der Typhusgruppe ist hier 
nicht der bakteriologische Faktor entscheidend, sondern die Gesamtheit der 
ätiologischen, symptomatologischen und anatomischen Eigentümlichkeiten. Para¬ 
typhusinfekte, die als Fleischvergiftung unter dem Bilde einer akuten Gastro¬ 
enteritis verlaufen, unterscheiden sich in der ganzen Entstehungsweise von 
Aldominaltyphus. Bornstein. 

277) Citron, J. (Berlin). Über Tuberkuloseantikörper und das Wesen der 
Tuberkulinreaktion. Aus dem Kgl. Institut für Infektionskrankheiten: Direktor 
Geh. Obermedizinalrat Prof. Gaffky, Abteilungsvorsteher: Geh. Medizinalrat 
Prof. Wassermann. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 36, S. 1135—1141.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. Bomstein . 

278) Bachrach, B. u. Stein, R. Über das Schicksal per Klysma verab¬ 
reichter Bakterienaufschwemmungen. (Wr. kl. Woch. 1907, H. 39, S. 1172.) 

Per Klysma verabreichte Prodigiosuskeime sind jenseits der Ileocoecal- 
klappe selten, niemals im Magen, Ösophagus oder Rachen nachweisbar. Finden 
sich solcherart verabreichte Prodigiosuskeime in den Lungen, so können die¬ 
selben wohl nur auf dem Blut- oder Lymphwege, nicht aber durch Aspiration 
vom Rachen aus in dieses Organ gelangt sein. Daß die so verabreichten 
Prodigiosuskeime im Magen und Dünndarm nicht mehr nachweisbar sind, kann 
als neuer Beweis für die Autosterilisation des Magendarmtraktus betrachtet werden. 
Es erscheint in hohem Grade unwahrscheinlich, daß mit Vermeidung primärer 
Aspiration beim Schlingakt in den Magendarmkanal eingebrachte Tuberkel¬ 
bazillen auf retrogradem Wege in den Rachen und von hier durch sekundäre 
Aspiration in die Lunge gelangen können. K. Gläßner. 

279) Teizs, Xwai. Relation of polymastia to tuberculosis. (Beziehung der 
Polymastie zur Tuberkulose.) (Lancet, 5. Okt 1907, Bd. 2, S. 959.) 

Fälle von Polymastie linden sich viel häufiger unter tuberkulösen — be¬ 
sonders lungenkranken — Patienten als unter nicht Tuberkulösen. Bei den 
ersteren sind sie beinahe doppelt so zahlreich als unter den letztem. Die mit Poly¬ 
mastie behafteten Patienten sind für Tuberkulose empfänglicher als andere. Die 
Differenz zwischen beiden beträgt mehr als 15°/ 0 . H. Ziesche. 

280) Raw, Nathan. The compulsory notification of tnberculosis. (Lancet 
1907, Bd. 2, S. 1150.) 

Raw ist Gegner einer zwangsweisen Meldung aller Tuberkulosefälle. Er 
fordert als hinreichend folgende Maßnahmen. 1. Städtische Fürsorgestellen 
(dispensaries). 2. Gesundheitsinspektoren. 3. Vorgehen gegen Tuberkulöse, die 
mit Nahrungsmitteln handeln. 4. Bewachung von Fleisch und Milch. 5. Woh¬ 
nungsfürsorge. 6. Vernichtung des Auswurfes. 7. Allgemeinhygienische Ma߬ 
nahmen. 8. Desinfektion bei Todesfällen an Tuberkulose. 9. Bewachung von 
Hotels und Gasthäusern. 10. Trennung gesunder Kinder von tuberkulösen 
Eltern. 11. Isolierung vorgeschrittener Fälle. 12. Eigene Tuberlosekranken- 
häuser. 13. Freiwillige Meldung. H. Ziesche. 


281) Duval, W. Charles. A method of differentiatmg in sections of tissne 
bacteria decolorized by Gram’s stain. (Methode zur Differenzierung gram¬ 
negativer Bakterien im Gewebe.) From the pathological laboratory of the Mon¬ 
treal General Hospital. (The Journal of experimental medicine 1907, H. 4, 



381—384.) 


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Referate. 


1S3 


1. Fixieren in Methylalkohol oder Zenkers Flüssigkeit, Einbetten in Paraffin. 

2. Gewöhnliches Entparaffinieren und Übertragen in 95 °/ 0 Methylalkohol. 3. Den 
Schnitt aus dem Alkohol nehmen und vorsichtig mit der Farbflüssigkeit über¬ 
gießen. 4. Auf den farbbedeckten Schnitt die gleiche Menge destillierten Wassers 
bringen und so 15 bis 30 Minuten stehen lassen. 5. Den Überfluß von 
Farbe abschütteln und unter Hin- und Herbewegen 15—30 Minuten in destillier¬ 
tem Wasser differenzieren. 6. Mit Löschpapier abtupfen und in 95 °/ 0 Methyl¬ 
alkohol oder Anilinöl einige Sekunden entwässern. 7. Entwässern in Xylol. 
8. Einlegen in Kanadabalsam. 

Die Farblösung wird folgendermaßen hergestellt: 0,5 g Kaliumkarbonat 
lösen in 100 ccm heißen destillierten Wassers, hinzufügen 1 g Grüblers 
Methylenblau. Über dem Wasserbade erhitzen, bis auf der Oberfläche ein 
metallischer Glanz entsteht, was gewöhnlich in 20—30 Minuten eintritt. Die 
Lösung erkalten lassen und 900 ccm einer 0,25 proz. wässrigen Lösung von 
Grüblers Eosin vorsichtig zufügen. Es bildet sich ein Niederschlag, der auf 
dem Filter gesammelt und bei 55° getrocknet wird. Davon lösen 1 g m 100 ccm 
einer 0,5 proz. methylalkoholischen Eosinlösung. 

Kerne distinkt blau, Interzellulargewebe dunkelfleischfarben. H. Ziesche. 

282) Buerger, Leo. The differentiation of Streptococci by means of fermen¬ 
tative teste. (Die Unterscheidung der Streptokokken der Gärproben.) From 
the pathological Laboratory of Mt. Sinai Hospital, New York. (The Journal of 
experimental medicine 1907, H. 4, S. 428—435.) 

Die Fähigkeit der unterschiedlichen Streptokokkenstämme, Kohlehydrate zu 
vergären, ist sehr verschieden. 

Chemische Untersuchungen derart, sollte man nur in Nährböden vornehmen, 
die für das Wachstum der Streptokokken die günstigsten Bedingungen bieten. 

Die Untersuchungsresultate ergaben sechs Gruppen von Streptokokken, wenn 
Dextrose, Lävulose, Galaktose, Maltose, Saccharose, Laktose, Inulin, Dextrin und 
Mannit zur Prüfung herangezogen wurden, nämlich: 

1. vergären alle Kohlehydrate, 

2. vergären alle Kohlehydrate außer Mannit, 

3. vergären alle Kohlehydrate außer Inulin, 

4. vergären alle Kohlehydrate außer Inulin und Mannit, 

5. vergären alle Kohlehydrate außer Inulin und Laktose, 

6. vergären alle Kohlehydrate außer Inulin, Mannit und Saccharose. 

Die Zahl der untersuchten Stämme (33) ist zu gering, um endgültige Schlüsse 
zu ziehen. H. Ziesche\ 

283) Flexner, Simon. Spirochaeta [Treponema] pallida and Syphilis (Spiro- 
chaeta [Treponema] pallida und Syphilis). From the Rockefeller Institute for 
medical Researches, New York. (The Journal of experimental medicine 1907, H. 4, 
S. 464—472.) 

Saling und Schulze hatten behauptet, die in Geweben mit der Levaditi- 
schen Methode erhaltenen Spirillen wären keine Mikroorganismen, sondern Ge- 
websbestandteile wie Nervenfilamente, Zementlinien, elastische Fibrillen usw. 
Zahlreiche histologische Untersuchungen, die Flexner mit direkter Silberim¬ 
prägnation nach der Stern sehen Methode ausgeführt hat, beweisen den Zu¬ 
sammenhang der Spirochaete pallida mit hereditärer und erworbener Syphilis. 

H. Ziesche . 

284) Rosenau, M. J. and Anderson, J. F. Further studies upon hyper- 
susceptibility and immunity. (Studien über Überempfindlichkeit und Immunität.) 
(J. of med. res. 1907, Bd. XVI, S. 381.) 

Meerschweinchen, welche eine kleine Dosis von Pferdeserum, Hämoglobin, 
Hübnereiweiß, Milch, oder Erbsenextrakt subkutan empfangen, und dann etwa 
zehn Tage später mit derselben Substanz injiziert werden, zeigen eine besondere 
Empfindlichkeit gegen die zweite Injektion, obgleich die Dosis nicht erheblich 
größer sei. Auch wenn die Substanz vor der zweiten Injektion mit Pankreatin, 
Renin, Myrosin, Invertin, Emulsin, Pepsin in saurer Lösung, Ingluvin oder Papain 

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124 


Referate. 


verdaut, oder mit Atropin, Morphin, Kaffein, Chlorcalcium, Natriumnitrat, Natrium¬ 
chlorid, Magnesiumsulfat, oder Ammoniumsulfat behandelt wurde, blieb die 
Überempfindlichkeit unverändert. Peptone dagegen erzeugen sehr wenig Über¬ 
empfindlichkeit, Leuzin und Tyrosin gar keine. Proteinstoffe bakteriellen Ursprungs, 
z. B. aus Bacillus coli communis, erzeugen aber ganz ähnliche Erscheinungen 
und es liegt sehr nahe, daran zu glauben, daß die Krisen der bakteriellen 
Krankheiten mit einer derartigen sich einstellenden Überempfindlichkeit gegen 
die betreffenden bakteriellen Proteinstoffe verbunden sind. Die Überempfindlich¬ 
keit wird dem Fötus übertragen, nicht aber dem Neugeborenen durch die Milch. 
Das Sperma überträgt die Überempfindlichkeit nicht. 

Daß die Überempfindlichkeit keine Beziehungen zu den Bai Ischen Aggressinen 
besitzt, zeigt folgender Versuch. Ein gegen Pferdeserum sensibilisiertes Meer¬ 
schweinchen wurde mit Pferdeserum eingespritzt und starb innerhalb 15 Minuten. 
4 ccm Peritonealflüssigkeit von diesem Tiere werden einem zweiten Meer¬ 
schweinchen eingespritzt, ohne irgend welche Symptome hervorzurufen. Ob¬ 
gleich rohes Fleisch Überempfindlichkeit hervorzurufen vermag, geschieht dieses 
nicht mit gekochtem Fleisch. Die Endothelien der Peritonealhöhle spielen keine 
Rolle in der Überempfindlichkeit; Schilddrüse und Milz auch nicht. 

Hirschfeldcr . 


285) Lesieur, Chalier, öardöre et Bonnet. Oculo-röaction tnberculeuse. 

(Augenreaktion bei Tuberkulose.) (Soc. med. des hopitaux, seance du 12. Nov. 1907, 
ref. Lyon med. 1907, Nr. 49, S. 967.) 

Die Resultate sind: 


Von 75 klinisch sicheren Tuberkulosen 

war bei 60 die Reaktion 

+ 


„ 15 

11 

II 

— 

Von 45 zweifelhaften Fällen 

ii ii 23 

II 

II 

+ 


,i 22 

>1 

>1 

— 

Von 65 nicht tuberkulösen Personen 

.. ,, io 

11 

II 

+ 


,, 65 

11 

II 

— 


Die Schlußsätze sind: 1. Bei den Fällen von klinisch sicherer Tuberkulose 
ist die Augenreaktion nach Calmette fast immer positiv (80°/ 0 ). Die Aus¬ 
nahmen beziehen sich auf einige Fälle von geheilter oder in Heilung begriffener 
Tuberkulose, von chirurgischer sehr wenig virulenter Tuberkulose, von seniler 
Tuberkulose und von sehr vorgeschrittener mit starker Kachexie einhergehender 
Tuberkulose. 

2. Bei klinisch nicht tuberkulösen Individuen ist die Reaktion fast immer 
negativ. Man kann die Mehrzahl der Ausnahmen erklären mit der möglicher 
Weise doch tuberkulösen (!) Natur der Affektionen (Emphysem, Rheumatismus, 
Chloroanämie, Albuminurie, Rachitis) oder mit einer leichten und frischen An¬ 
steckung eines Kranken in den Krankensälen des Spitals. 

3. In den klinisch zweifelhaften Fällen gibt der nachherige Verlauf im allge¬ 
meinen dem Ausfall der Reaktion recht, namentlich wenn sie positiv gewesen war. 

4. Die Neugeborenen, selbst von tuberkulösen Müttern, reagieren nie. Es 
bietet dieses Verhalten einen neuen Beweis gegen die Theorie von der Vererb¬ 
barkeit der Tuberkulose. 

5. Die Augenreaktion ist mehr oder weniger leicht, tritt mehr oder weniger 
früh auf (im Mittel in 6—9 Stunden), ist mehr oder weniger intensiv, von ver¬ 
schieden langer Dauer (im allgemeinen 1—2 Tage), je nach den Bedingungen 
des Alters (die Kinder reagieren stärker, die Greise schwächer), der Lokalisation, 
der Schwere der Tuberkulose usw. 

In der darauffolgenden Diskussion werden die Resultate im Großen und 
Ganzen bestätigt; dagegen werden in einer späteren Diskussion der gleichen 
Gesellschaft am 6. Dezember (ref. nach einem Bericht in der Semaine medicale 
Nr. 50, S. 596) von verschiedenen Rednern einmal auf Schädigungen der Augen 
durch das Tuberkulin (Keratitis, Iritis, hartnäckige Konjunktivitis) und zum 
andern auf die Unzuverlässigkeit der Probe im diagnostischen Sinne hingewiesen. 

Dietschy. 

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Referate. 


125 


286) In der Sitzung der Societe med. de la suisse romande am 31. Oktober 
ist ebenfalls über die Augenreaktion bei Tuberkulose diskutiert worden; im 
folgenden seien die wesentlichsten Ergebnisse wiedergegeben (nach der Rev. med. 
de la suisse rom. 1907, Nr. 11). 

Bei seinen Untersuchungen in zwei Sanatorien des Höhenkurortes Leysin 
(Ct.Waadt) ist Exchaquet zur Überzeugung gekommen, daß das »Tuberkulin 
Test« ein wertvolles Mittel für die Frühdiagnose und noch mehr für die Dia¬ 
gnose einer abgeheilten Tuberkulose sei; zum Beweis für seine Anschauungen 
führt er einige Krankengeschichten an. Im Besondem hat er jedoch ebenso 
wie schon andere Untersucher (vgl. den vorigen Artikel) große Verschieden¬ 
heiten in der Reaktionszeit und -stärke konstatiert, ohne eine Erklärung geben 
zu können; zwischen Erwachsenen und Kindern fand er keinen Unterschied. 

Bourget hat bei sicheren Tuberkulosen fast immer positive Resultate er¬ 
halten, des ferneren aber auch unter 50 klinisch nicht tuberkuloseverdächtigen 
Fällen 31 positive Reaktionen; drei davon zeigten bei der Autopsie keinerlei 
Spuren von Tuberkulose (einer Typhus, einer Hemiplegie, einer akute Peritonitis); 
die Reaktion hat somit nur einen Wert für die Diagnose einer latenten Tuber¬ 
kulose, wenn letztere noch gestützt wird durch andere klinische Symptome. 

Combe hält die Reaktion wohl vom wissenschaftlichen Standpunkt aus für 
interessant, weniger dagegen vom klinischen, da sie nicht spezifisch ist. Das 
beweist ihm seine Stastitik an Kindern über den Ausfall der Reaktion in den 
verschiedenen Lebensjahren: unter einem Jahr ist der Ausfall stets negativ; im 
zweiten Lebensjahr ist die Reaktion sehr unsicher; vom dritten Jahr an gibt sie 
interessante Resultate für die Klinik, welche indessen nicht als spezifisch ange¬ 
sehen werden können. 

Hensler und Cevey warnen vor den üblichen großen Dosen (1:100); 
ersterer empfiehlt auch, die entstandene reaktive Konjunktivitis nach den 
gebräuchlichen Methoden zu behandeln, sobald sie manifest geworden sei. 

Dietscky. 

287) Mätraux, E. L’ophthalmo-röaction h la tuberculine. (Augenreaktion 
auf Tuberkulin.) (Revue med. de la suisse romande 1907, Nr. 8, S. 626.) 

Audeoud, H. Dasselbe bei Kindern. (Ibid. Nr. 10, S. 790.) 

Namentlich die letztere Arbeit, obschon sie sich auf ein kleines Material 
stützt, ist deshalb von Interesse, weil sie eine tabellarische Zusammenstellung 
der von andern Autoren bereits publizierten Befunde gibt. Aus derselben geht 
hervor: 

Von 261 Tuberkulösen haben 94,6 °/ 0 reagiert. 

Von 303 klinisch nicht Tuberkulösen haben nur 8,3 °/ 0 reagiert. 

Von, 47 auf Tuberkulose Verdächtigen haben 81 °/ 0 reagiert. Dietschy . 


288) Noguchi, Hideyo. On the influence of the reaction and of desiccation 
upon Opsonins. (Über die Einwirkung von Reaktion und Austrocknung auf 
Opsonine.) From the Rockefeiler Institute for Medical Researches, New-York. 
(The Journal of experimental medicine 1907, H. 4, S. 455—463.) 

Opsonine entfalten ihre größte Wirkung in neutraler Lösung. Opsonin- 

N 

Wirkung tritt nicht ein in einem Serum, das eine mehr als 1.6 ccm einer öaLö: 


sung entsprechende Menge Alkali enthält, oder mehr Säure als 0,5 ccm der gleichen 
Konzentration auf 1 ccm Serum. Von mehreren normalen Blutseris, die mit Lakmoid 
als Indikator titriert wurden, wurde die mittlere Alkalinität äquivalent 0,8 ccm 
N 

einer Lösung gefunden. 


Der opsonische Index in nativen Seris ist nicht entsprechend der Gesamt¬ 
menge darin enthaltener Opsonine, sondern nur insoweit als sie das Reaktions¬ 
optimum in Wirksamkeit treten läßt. Die Schätzung der opsonischen Kraft soll 
daher bei neutraler Reaktion und in verdünntem Serum vorgenommen werden. 

Bei allen Seris steigt der opsonische Index, wenn man die native Alkalinität 
abstumpft 

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126 


Referate. 


Opsonine, deren Aktivität durch ungünstige Reaktion aufgehoben ist, 
würden unmittelbar wirksam, wenn die Reaktion neutral wird, bis die Säure 
oder das Alkali die Konzentration von 1 N erreicht, dann wird die Schädigung 
dauernd. 

Behandlung des Serums mit Alkohol vernichtet die opsonische Kraft; sie 
bleibt unverändert durch Trocknung bei 23°. In trockenem Zustande haben 
sich die Opsonine bis zwei Jahre gehalten. 

Temperaturen von 100°, 120°, 135° und 150° zerstören nicht die opsonische 
Wirksamkeit des getrockneten Serums. 

Komplemente des Serums sind ebenfalls trockenheitbeständig und können 
in diesem Zustande mehrere Monate aufbewahrt werden. Trockene Hitze von 
135° vermindert aber vernichtet nicht die komplementäre Kraft des getrock¬ 
neten Serums. 

Die Opsonine und Komplemente des getrockneten Serums gewinnen wieder 
ihre ursprüngliche Thermolabilität, wenn sie in einer entsprechenden Menge 
Wassers gelöst werden. 

Endlich muß noch erwähnt werden, daß die Opsonine in ihrer Empfindlich¬ 
keit gegenüber der Reaktion und ihrer Haltbarkeit in trockenem Zustande bei 
hohen Temperaturen gewisse charakteristischen Eigenschaften der Fermente be¬ 
sitzen. H. Ziesche. 

289) Neumann, R. 0. Untersuchungen über Opsonine und Phagozytose. 

(Institut Pasteur, Paris.) (Zbl. f. Bakt., Bd. 44, S. 46.) 

Die meisten Bakterien werden ohne Serum nicht oder ganz unvollkommen 
phagozytiert. Eine Ausnahme macht der Milzbrandbazillus, der, wenn er nicht 
Kapseln trägt, lebhaft gefressen wird. Durch Serumzusatz wird die Phago¬ 
zytose häufig begünstigt; doch sind die Resultate inkonstant Konstantere Er¬ 
gebnisse erzielt man mit Immunserum. Durch Erhitzen werden die Opsonine 
bisweilen zerstört, manchmal bleiben sie intakt, in anderen Fällen wird ihre 
Wirkung sogar stärker. Leukozytenextrakte sind fast wirkungslos. Die Leuko¬ 
zyten wurden durch Injektion von Bouillonkochsalzlösung ins Meerschweinperito¬ 
neum gewonnen und im Reagensglas mit den Bakterien gemischt. 

U. Friedemann . 

290) Weichardt. Spezifisches Antitoxin? Eine kritische Studie, mit be¬ 
sonderer Berücksichtigung der Arbeit von G. v. Marikovszky. (Hygien.-bak- 
teriol. Institut d. Universität Erlangen.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 72.) 

Eine Immunisierung gegen Morphium ist nicht möglich. Dagegen entsteht 
bei Einverleibung der Opiumpräparate nach Ansicht des Verfassers Ermüdungs¬ 
toxin, gegen das immunisiert werden kann. U . Friedemann . 

291) Jarotzky, Alexander. Lokale Erscheinungen bei passiver Immunität 
gegen Schweinerotlauf und Infektion. (Medizinische Hospitalklinik zu Dorpat.) 
(Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 76.) 

Wird weißen Mäusen eine Mischung von Schweinerotlaufbazillen und 
Immunserum subkutan injiziert und die Injektionsstelle auf Schnitten später 
mikroskopisch untersucht, so kann man beobachten, daß die Bazillen sehr leb¬ 
haft phagozytiert werden. Die gegenteiligen Beobachtungen von Emmerich 
und Mastbaum führt Verfasser auf methodische Fehler zurück. Vor allem muß 
berücksichtigt werden, daß, wie Verfasser bebachtete, die Schweinerotlauf¬ 
bazillen unter dem Einfluß des Serums nach Sublimatfixierung ihre Gramfärb¬ 
barkeit verlieren. Normales Pferdeserum vermag die Phagozytose nicht entfernt 
in demselben Maße zu beeinflussen. U. Friedemann . 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 


292) Mladöjowsky, W. Ein Mittel zur Unterstützung der Entfettungskur. 

(Wr. kl. Woch. 1907, Nr. 32, S. 1552.) 

Im Anschluß an Entfettungskuren oder während derselben empfiehlt Ver- 


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Referate. 


127 


fasser folgende zwei Mittel, von denen das erstere bei Kranken ohne Zirkulations¬ 
störungen, das zweite bei Patienten mit Zirkulationsstörungen in Anwendung 
kommen soll. 

I. 1 Pille enthält: II. 1 Püle enthält: 


Glandul. thyreoid. (Merck) . 

. 0,05 

Glandul. thyreoid. 

. . 0,05 

Theobrom, natriosalicyl. . . 

. 0,05 

Theobrom, natriosal.. . . 

. . 0,05 

Podophyllini. 

. 0,0025 

Podophyllini. 

. . 0,034 

Chin. mur. 

. 0,025 

Chinin, mur. 

. . 0,025 

Extract. cascar. Sagr. . . . 

. 0,005 

Extr. Sagrad. sicc. . . . 

. . 0,078 


Die Anwendung erfolgt in der Weise, daß nüchtern früh 3—6 Pillen ge¬ 
nommen und darauf ein alkal. Wasser getrunken wird. Verfasser will in 
mehreren hundert Fällen mit der Kombination: Entfettungskur und medikamentöse 
Kur günstige Erfolge erzielt haben. K. Gläßner . 


293) Koch, Robert. Schlußbericht über die Tätigkeit der deutschen 
Expedition zur Erforschung der Schlafkrankheit. Sese bei Entebbe (Uganda) 
25. April und 5. September 1907. (D. med. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1889—1895.) 

In einer Reihe von Fällen wurde die Atoxylbehandlung nach 2—3 Monaten 
ausgesetzt. Die Besserung im Befinden der Kranken machte danach zunächst 
weitere Fortschritte, die Drüsen verkleinerten sich und blieben, wie die Punktion 
lehrte, dauernd frei von Trypanosomen. Aber die Besserung kam dennoch 
einige Zeit später zum Stillstand, ja einigemale trat eine unverkennbare Ver¬ 
schlechterung auf. Mit Hilfe einer Modifikation der Blutuntersuchung wurde 
mm in einer Reihe von Fällen das Wiederauftreten von Trypanosomen im Blut 
festgestellt Doch traten die Trypanosomen nach Aussetzen des Atoxyls umso 
später im Blute wieder auf, je länger und regelmäßiger die Behandlung hatte 
durchgeführt werden können. Um nun zu dauernden Resultaten zu gelangen, 
wurde die Einzeldosis von 0,5 g bis auf 1 g erhöht und diese Dose in Abständen 
von 7—10 Tagen wiederholt. Diese Behandlung rief aber bei einigen Kranken 
nach verhältnismäßig kurzer Zeit eine Erblindung auf beiden Augen hervor, die 
eine dauernde blieb. Die Darreichung des Atoxyl per os erzielte keine guten Resul¬ 
tate. Von den anderen gegen die Schlafkrankheit versuchten Mitteln, wie 
arsenige Säure, Nukleogen, Arsenferratin, Trypanrot, Afridolblau, Afridolviolett, 
ölsaures Pararosanilin und Parafuchsin-Azetat erreichte keines die Wirkung des 
Atoxyls. Koch ist daher wieder auf seine frühere Behandlungsmethode zurückge¬ 
kommen, die in Doppelinjektionen von 0,5 g Atoxyl in zehntägigen Pausen be¬ 
steht Doch muß diese Behandlung viel länger durchgeführt werden als das 
früher geschah. 

Als Nebenbefunde bei den sehr zahlreichen Blutuntersuchungen wurden in 
vielen Fällen Filaria perstans, ferner Malariaparasiten und Recurrensspirochäten 
festgestellt 

Neben der Infektion durch die Glossina palpalis gibt es, wie aus einer 
Anzahl von Fällen hervorgeht, auch eine Infektion durch den Geschlechtsver¬ 
kehr, ein Modus, der bei einer anderen Trypanosomenkrankheit, der Dourine, 
der einzige ist. 

Die Bekämpfung der Schlafkrankheit hat nächst der Behandlung der 
Schlafkranken ehe Vernichtung der Glossina palpalis anzustreben. Da dieses 
Insekt nur in bewaldeten Gegenden lebt, kann es durch Abholzung der Wälder 
vertrieben werden. Ein solcher Versuch ist in der Tat auf der Insel Sijawanda 


bei Muanza mit bestem Erfolg angestellt worden. Doch wird diese Art der 
Bekämpfung immer eine eng lokale Begrenzung haben müssen. In ausgedehnten 
Wäldern mit spärlicher zerstreuter Bevölkerung, die an Schlafkrankheit leidet, 
wird man eher zum Ziele kommen, wenn man die gesamte Bevölkerung in 
glossinenfreie Gegenden bringt. Die Atoxylbehandlung der Schlafkranken hat 
natürlich auch den Erfolg, die betreffenden Individuen mindestens für längere 
Zeit trypanosomenfrei zu machen, sodaß sie als Infektionsgelegenheit für die 
Glossinen nicht mehr in Betracht kommen. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, 
die Trypanosomen möglichst früh im Blute nachzuweisen, wo sie oft schon an¬ 
zutreffen sind, ehe sich subjektives Krankheitsgefühl eingestellt hat. Je früher 

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128 


Referate. 


die Schlafkranken in Behandlung kommen, umso größer sind die Chancen der 
Heilung. In der Zeit vor der Atoxylbehandlung starben so gut wie alle von der 
Schlafkrankheit Betroffenen. Von den 1633 unter Kochs Leitung behandelten 
Kranken starben 131, also 8 °/ 0 . Auch wenn ausschließlich die 374 Schwer¬ 
kranken in Betracht gezogen werden, ergibt sich nur eine Mortalität von 

22.9 °/ 0 . Es kann also durch eine geeignete Atoxylbehandlung sehr vielen Schlaf¬ 
kranken das Leben gerettet werden. Reiß . 

294) Glaubermann, J. (Moskau). Klinische Beobachtungen über die Ein¬ 
wirkung des Atoxyls auf den Verlauf des Rückfallfiebers. Aus dem städtischen 
Jansa-Krankenhaus zu Moskau. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 36, 1143/1144.) 

Die ermunternden Resultate fordern zu weiteren Versuchen auf. Atoxyl ist 
ein gutes verläßliches Mittel, um einerseits dem zweiten Krankheitsfall vor¬ 
zubeugen, andererseits ihn, falls er sich dennoch einstellen sollte, um 40 Stunden 
zu verkürzen. Aussetzen bei geringsten Intoxikationserscheinungen; Kontra¬ 
indikation: Nephritis oder Herzfehler. Bornstein . 

295) Waterman, 0. (Berlin). Zur Behandlung zentraler Augennervenleiden 
luetischen Ursprungs mit Atoxyl. Aus der Poliklinik des Prof. Dr. P. Silex. 
(Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 35, S. 1107—1108.) 

Bei Optikusatrophien infolge einer Tabes sind oft Quecksilberbehandlungen 
von negativem Erfolge, führen rasch zu Amaurose. In 10 Fällen von zentraler 
Lues und tabischer Atrophie begann Waterman die Behandlung hoffnungsvoll, 
um sie völlig enttäuscht zu schließen. Bomstein . 

296) Härissey, H. Über Prulaurasin, das Blausäure liefernde Glukopid der 
Blätter von Prunus laurocerasus. (A. Pharm. 1907, Bd. 245, S. 463.) 

Verfasser konnte aus den Blättern von Prunus laurocerasus des Prulaurasin 
in färb- und geruchlosen Nadeln, die in Essigäther löslich waren, isolieren. Der 
Schmelzpunkt des Körpers liegt bei 120—122°, die Zusammensetzung ist 
Ci 4 H 17 N0 6 . Emulsin bildet daraus Blausäure. Die Spaltung erfolgt im Sinne 
der nachstehenden Gleichung: C 14 H 17 N0 6 + H a O = QHgO + HCN + QH ia 0 6 . 
Das Prulaurasin ist als ein Isomeres des Amygdolnitrilglukosids von E. Fischer 
und des Lambunigrins von Bourquelot' und Danjon zu betrachten. Brahm, 

297) Hdrissey, H. Über das Blausäure liefernde Glukosid der Samen von 
Eriobotrya japonica. (A. Pharm. 1907, Bd. 245, S. 469.) 

Verfasser gelang es aus den Samen des japanischen Mispelbaumes Eriobotrya 
japonica Amygdalin zu isolieren. Die Untersuchung der frischen Blätter auf 
dieses Alkaloid ergab ein negatives Resultat. Brahm . 

298) Schwarz, F. Über ein zinkhaltiges Trinkwasser. (Ztschr. f. Unters, 
der Nähr. u. Genußm. 1907, Bd. 14, S. 482.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, ein Trinkwasser zu untersuchen, welches durch 
ein verzinktes gußeisernes Rohr geleitet war. Dasselbe enthielt 39,6 mg Kalk, 

11.9 mg Magnesia, 37,7 mg Schwefelsäure, 45,9 mg Salpetersäure, 21,3 mg Chlor, 

55 mg freie C0 2 , 12,4 mg Sauerstoff pro 1 1 und 32,4 mg Zinkoxyd, dagegen 
keine Bikarbonate. Dieses zinkhaltige Wasser verhielt sich gegen gewöhnlich 
gesalzene Schnittbohnen wie eine Kupfersalzlösung, indem die Bohnen lebhaft 
grün wurden. Nach Ansicht des Verfassers ist die Verwendung verzinkter Wasser¬ 
leitungsröhren, besonders bei Wasser, das freie Kohlensäure und Sauerstoff und 
keine Bikarbonate enthält, nicht unbedenklich. Brahm . 

299) Röhrig, Armin. Viromalt-Blutmalz-Kakao. (Ber. der Chem. Unters.- 
Anst. Leipzig 1906, Bd. 48.) 

Die Untersuchung dieses Präparates ergab nachstehende Werte: Fett 5,64; 
Asche 4,17; Rohfaser 13,62; Protein 14,0; Sacharose 13,01; Maltose 17,35; Stärke 
22,87; Wasser 8,76. Es liegt anscheinend eine Mischung von Kakao, Malz, Stärke, 
Zucker und eines stickstoffhaltigen Nährkörpers, vielleicht Tropon oder Sana- 
togen vor. Brahm . 


Ffir die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sehittenhelm, Berlin W., Regensbnrgerstr. 7. 
Eigentümer nnd Verleger Urban k 8chwarsenberg in Berlin und Wien. 

Drnek von R. Wagner Sohn in Weimar. 

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ZENTRALBLATT 

fttr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr;. 2. Februarheft 1908 Nr. 4 


Naobdrnok verboten. 


Original-Artikel. 

Superazidität und Supersekretion. 

(Neuere Ergebnisse auf dem Gebiete der Magensaftsekretion.) 

Von 

Dr. S. Möller (Berlin). 

Wenn auch heute durch die genialen Forschungen Pawlows und seiner 
Schüler die Experiment auf dem Gebiete der Magenkrankheiten einen hervor¬ 
ragenden Platz einnimmt, so ist dennoch die Tatsache immer wieder hervor¬ 
zuheben, daß gerade hier im Gegensatz zu anderen Gebieten die Klinik 
der experimentellen Forschung weit vorausgeeilt war. Sie hatte wichtige 
Tatsachen über die Absonderungsbedingungen des Magensaftes und das Ver¬ 
halten der motorischen Funktionen unter normalen und pathologischen Ver¬ 
hältnissen an die Hand gegeben. Vor allem war dieses das Verdienst von 
Kußmaul und von Leube, die durch Einführung der Magensonde resp. des 
Magenschlauches in die klinische Diagnostik und Therapie eine Methode ge¬ 
schaffen haben, mittels der es gelungen ist, vor allem über die funktionelle 
Tätigkeit genauere Aufschlüsse zu erlangen. Wenn auch die Perkussion und die 
Auskultation schon manches Wissenwerte speziell über die Größe und die Lage 
dieses Organes zu Tage gefördert hatte, so war doch über die Funktion nur 
sehr wenig bekannt — und doch, auch der Wert der Erforschung der Funktion 
unter normalen und pathologischen Verhältnissen hat seine Grenzen. Wenn 
auch durch die Arbeit vieler mittels der von Kußmaul und Leube gegebenen 
Grundlage ganz neue Gesichtspunkte für die Erkenntnis der einzelnen Krank¬ 
heitsbilder gegeben wurden, so ist doch nicht abzustreiten, daß auch durch die 
vielen anderen Gesichtspunkte, die bei der Beurteilung der Ergebnisse der 
funktionellen Diagnostik mit in Betracht gezogen werden müssen, in der Ver¬ 
wertung der Resultate doch immer gewisse Beschränkungen auferlegt werden. 
— Diese störenden Momente gewissermaßen auszuschalten, oder ihre Wirkungs¬ 
weise genauer zu präzisieren, das ist vor allem die Aufgabe der experimentellen 
Laboratoriumsforschung gewesen. Und hier haben auch die Arbeiten Pawlows 
und seiner Schüler eingesetzt, und so die Ergebnisse der Magentätigkeit um ein hüb¬ 
sches Stück weiter gebracht Mittels seiner neuen genial erdachten Methodik der 
Verbindung von Magenfistel und Ösophagusfistel, sowie der Abtrennung eines Teiles 
des Magens als Magenblindsack unter Erhaltung der gesamten nervösen Ver¬ 
sorgung, ist es gelungen, speziell zur Physiologie der Magentätigkeit recht schöne 
Beiträge zu liefern. Aber natürlich sind dadurch auch die Pathologie der 
Magentätigkeit sowie ihre therapeutische Behandlung nicht unbeeinflußt geblieben. 

N. P. III. Jakrg. Di 9 i,ized b V t*OOgL€ 







130 


Original-Artikel. 


Vielmehr wollen diese experimentellen Forschungen sogar in Bezug auf einzelne 
Krankheitsbilder eine Wandlung der bisherigen Anschauungen anbahnen. 

Vor allem soll das allgemein unter dem Namen Superazidität oder Hyper- 
chlorhydrie bekannte Krankheitsbild auf Grund dieser Ergebnisse eine veränderte 
Grundlage erhalten. Man versteht ja im allgemeinen darunter den Zustand, bei 
dem der gesamte Mageninhalt einen abnorm hohen prozentischen Salzsäure¬ 
gehalt aufweist Zu der Diagnose gelangt man durch die chemische Unter¬ 
suchung des Mageninhalts, den man eine bestimmte Zeit nach der Gabe eines 
Probefrühstücks (z. B. des Ewald sehen Probefrühstücks) oder einer Probemahl¬ 
zeit durch die Sondierung gewinnt. Einen Zahlenausdruck hierfür zu geben ist 
ziemlich schwer, denn es kommen hierfür die verschiedensten Momente in Be¬ 
tracht Abgesehen von den typischen klinischen Beschwerden, die uns die 
Patienten schildern, kommt hier vor allen Dingen auch die individuell sehr 
schwankende Empfindlichkeit der einzelnen Personen gegenüber einem Salzsäure¬ 
überschuß in Frage. Dieses ist wohl auch die Ursache dafür, daß hinsichtlich 
der engeren Definition des chemischen Begriffe der Superazidität unter den 
Spezialforschem eine recht erhebliche Differenz besteht. So nimmt Ewald aus 
dem Durchschnitt sehr zahlreicher Beobachtungen nach Probefrühstück, wenn 
keine sonstigen sauren Komponenten vorhanden sind, die Superazidität bei einem 
Gesamtaziditätsgrade, der zwischen 60 und 70 liegt (mit ‘/io Normalnatronlauge 
bestimmt) als beginnend an. Riegel will für die Beurteilung einer Superazidität 
vorwiegend die Vermehrung der freien Salzsäure gelten lassen. Nur wo auch 
diese erhöht ist, darf man von einer eigentlichen Hyperaciditas hydrochlorica 
reden. »Werte von 60, 70, 80 und mehr nach einer Probemahlzeit, von 50—60 
und mehr nach einem Probefrühstück findet man hier nicht selten.« Rosen¬ 
heim betrachtet einen Magensaft dann als superazid, wenn die Gesamtazidität 
mehr als 60 und die freie Salzsäure mehr als 55 beträgt. Schüler sieht eine 
Superazidität des Magensaftes, wenn derselbe den Wert an freier Salzsäure von 
0,22 °/ 0 überschreitet und eine Gesamtazidität von mehr als 74 aufweist. Dagegen 
bezeichneten Johnson und Behm einen Magensaft, der eine Gesamtazidität von 
70 aufweist, bereits als superazide. Kövesi rechnet einen Magensaft mit der 
Gesamtazidität von 65 zu den Superaziden. Von Schneider stammt die Angabe, 
daß ein Magensaft mit nicht mehr als 0,25 °/ 0 freier Salzsäure als superazid zu be¬ 
trachten sei und daß man von einer Superazidität auch dann sprechen dürfe, 
wenn der Magensaft bei mehr als zehnfacher Verdünnung noch eine Reaktion 
auf freie Salzsäure gibt. Boas sagte früher: Da man eine gewisse Grenze für 
die physiologische Säureabscheidung wählen muß, so kann man sagen, daß Über¬ 
schreitungen einer Azidität von 2°/oo zur Superazidität zu rechnen sind. In der 
neuesten Auflage seiner »Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten« sagt 
er wohl mit Rücksicht auf die gleich zu erörternden experimentellen Ergebnisse 
der Pawlow und Bickelschen Schule, daß es sich um einen Zustand abnormer 
Drüsenreizung handle, der sich in einer Zunahme der normalen HClwerte, und 
damit auch der Fermentbildung äußert (die Gesamtazidität beträgt nach Probe¬ 
frühstück über 2,5 °/ 0 o)- Er hebt hervor, daß zu dem Krankheitsbilde der Super¬ 
azidität auch die unter dem Einfluß der Säure auftretende erhöhte Reizung der 
Magenschleimhaut gehöre. — 

Einen ähnlichen Standpunkt hat früher auch Strauß eingenommen. Strauß 
will eine Superazidität des Magensaftes nicht nur auf ein einzelnes Symptom hin diag- 

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Original-Artikel 


131 


nostizieren, sondern erst auf eine Summe von Eigentümlichkeiten, die das Probefrüh¬ 
stück, bezw. die Probemahlzeit erkennen läßt Denn er beobachtete, wie er dieses 
durch eine Veröffentlichung von Schüler näher auseinandersetzen ließ, einzelne 
Fälle, die klinisch ganz das Bild eines Superaziden darboten, bei denen aber die Titra¬ 
tion keine abnormen Werte für freie Salzsäure und die Gesamtazidität darboten und 
die er doch auf Grund einiger anderer Eigenschaften des Magensaftes als Super¬ 
azide ansehen mußte. Er bezeichnete dieses Krankheitsbild als Superaciditas 
larvata oder occulta. Als besonders typisch hebt er bei diesen Fällen die gute 
Chymifikation des Mageninhaltes nach Probefrühstück hervor. Der Mageninhalt 
hat einen dünnflüssigen Charakter, hat die Neigung, sich rasch in zwei Schichten 
zu trennen, in eine obere Flüssigkeitsschicht und in eine untere, aus feinem pulveri¬ 
siertem Amylumsediment bestehende Bodensatzschicht. Nach zweistündigem 
Stehen des Mageninhaltes in einem graduierten Spitzglase kann man dann den 
Schichtungsquotienten feststellen, das ist, die Höhe des Sediments dividiert 
durch die Gesamtmenge des zur Schichtung angesetzten Mageninhaltes. Derselbe 
beträgt, wenn auch nicht immer, unter 60 °/ 0 . Hinzu kommt eine gestörte 
Amylolyse, nachgewiesen durch die Jodprobe. In einzelnen Fällen eine abnorm 
geringe molekulare Konzentration des Mageninhaltes. Die freie Salzsäure machte 
in vielen Fällen mehr als a / 8 der Gesamtazidität aus, selten weniger als 60 °/ 0 . 
Auch auf die Gesamtmenge des bei der Untersuchung gewonnenen Mageninhaltes 
legt Strauß Gewicht Er fand hier als Durchschnittswert der Gesamtmenge 
bei seinen Superaziden 210 ccm, während er in einer größeren Anzahl normaler 
Fälle 160 ccm als Durchschnitt fand. Berechnet sind diese Werte nach der von 
Strauß angegebenen Formel, die sich auf das Verhalten des spezifischen Ge¬ 
wichtes des unverdünnten und des mit 100 ccm verdünnten Mageninhaltes 
aufbaut. 

Alle diese Eigentümlichkeiten zieht Strauß zur Feststellung eines Falles 
von Superazidität mit heran und kommt dadurch, besonders durch die zuletzt 
erwähnte Eigentümlichkeit der Vermehrung des Mageninhaltes, von allen 
Forschem, soweit ich übersehen kann, am nächsten der neuen, besonders von 
Bickel vertretenen Ansicht, daß die Superazidität nicht eine qualitative, sondern 
eine quantitative Störung der Magensaftsekretion sei. 

»Man findet«, so äußert sich Bickel, »fast allgemein in der Literatur und 
unter den Ärzten die Ansicht vertreten, daß bei der Hyperchlorhydrie ein Magen¬ 
saft von der Schleimhaut gebildet werde, dessen prozentualer Salzsäuregehalt 
abnorm hoch sei: Dadurch daß dieser übersaure reine Saft sich dem Speisebrei, 
dem Speichel, dem Magenschleim usw. beimengt, soll dieses ganze Gemisch, d. h. 
der Mageninhalt abnorm salzsauer werden. Man machte also in erster Linie 
eine Veränderung der Qualität des Magensaftes für die Hyperchlorhydrie ver¬ 
antwortlich und ließ die zur Abscheidung kommenden Saftmengen mehr oder 
weniger unberücksichtigt. Das geschah wohl aus dem Grunde, weil uns über 
die sezemierten Saftquantitäten die gewöhnlichen klinischen Untersuchungs¬ 
methoden keinen Aufschluß geben. Wenn man aber unter besonderen Be¬ 
dingungen eine “Steigerung in der Sekretmenge nachzuweisen vermochte, so 
sprach man von einer Supersekretion, die eventuell mit einer Hyperchlorhydrie 
verbunden sein konnte.« 

Diese Auffassung von dem Wesen der Hyperchlorhydrie ist nun nach den 
Ansichten Bickels in dieser Exklusivität nicht mehr haltbar. Fußend auf den 

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132 


Original-Artikel. 


Untersuchungen Pawlows am Speiseröhren - Magenfistelhund und am Magen¬ 
blindsackhund kommt Bickel auf Grund seiner Beobachtungen an dem gleichen 
Tiere und seiner Versuche, die er an einer unter ähnlichen Bedingungen leben¬ 
den Patientin anstellen konnte, zu der Ansicht, daß beim Menschen unter nor¬ 
malen und pathologischen Verhältnissen eine Steigerung des prozentualen Salz¬ 
säuregehaltes im reinen Magensaft vielleicht überhaupt nicht vorkommt, zum 
mindesten aber zu den allergrößten Seltenheiten gehört. 

Er setzt sich, wie gesagt, mit dieser Meinung in Widerspruch, mit fast allen 
Forschern, die sich sonst mit der Pathologie und Therapie der Magensaftsekretions¬ 
störungen beschäftigt haben. F. Riegel, der sich wohl von allen Forschem 
am meisten in Deutschland mit den Fragen der Saftsekretion beschäftigt hat, 
äußerte sich noch in der letzten Arbeit, die vor seinem Tode im Jahre 1904 er¬ 
schien, dahin, daß die beiden Begriffe Superazidität als qualitative Störung und 
Supersekretion als quantitative Störung streng zu trennen seien. Vom prakti¬ 
schen Standpunkte aus legt er der Supersekretion eine viel größere Bedeutung 
bei, als der Superazidität. Viele Menschen haben erhöhte Säurewerte, aber 
keine Beschwerden. Als besondere Stütze für seine Ansicht führt er die Tier¬ 
versuche Cloettas und Hemmeters an. 

Hemm et er fütterte von zwei jungen Hunden den einen ein Jahr lang mit 
Kartoffelbrei, Fett und Brot, den anderen mit Fleisch. Nach einem Jahre zeigte 
sich der prozentuale Salzsäuregehalt des Magensaftes bei letzterem mehr als 
doppelt so hoch, als bei dem ersten. Ein noch auffallenderes Resultat ergaben 
die Versuche von Cloetta. Derselbe fütterte von vier jungen Hunden desselben 
Wurfs zwei ausschließlich mit fetter Milch und etwas Eisenzusatz und zwei aus¬ 
schließlich mit rohem Fleisch. Die Milchhunde zeigten bei von Zeit zu Zeit 
wiederholten Untersuchungen und auch noch nach neun Monaten gar keine freie 
Salzsäure im Magen, die Fleischhunde dagegen sogar bis 2,5 °/ 0 freie Salzsäure. 
Bemerkenswert ist, daß trotzdem die nach Ablauf von neun Monaten vorge¬ 
nommene anatomische Untersuchung der Magenschleimhaut in beiden Fällen 
nicht die geringsten Unterschiede ergab. Riegel spricht demnach die Ansicht 
aus, daß die Superazidität vielfach eine konstitutionelle resp. durch die be¬ 
sonderen Verhältnisse und Gewohnheiten erzeugte Anomalie darstellt, die an sich 
beschwerdelos verlaufen kann und nur unter gewissen Bedingungen subjektive 
Beschwerden macht. Jaworski beobachtete bei den polnischen Juden häufig eine 
Superazidität und will für dieselbe die durch Generationen hindurch fortgeführte 
unzweckmäßige Ernährung und Lebensweise mit besonderer Bevorzugung der 
gewürzreichen Kost verantwortlich machen. Auch Westphalen ist der An¬ 
sicht, daß unzweckmäßige Ernährung speziell Fleischnahrung, durch Generationen 
hindurch fortgesetzt, Superazidität in manchen Gegenden besonders häufig er¬ 
scheinen läßt. 


Denn nicht alle Gegenden haben gleichen Prozentsatz an Superaziditäts¬ 
kranken. Jaworski fand in Lemberg 51,8 °/ 0 unter den Magenkranken, Johnson 
und Behm in Stockholm 36,4°/ 0 , Einhorn in New York 50°/ 0 , Scheider in 
Zürich 5,4°/ 0 , Kövesi in Budapest 30,4°/ 0 und Schüler in Berlin bei 25°/ 0 ihrer 
Magenkranken Superazidität. Wenn auch diese Werte mit Rücksicht auf die 
schon ausgeführten verschiedenen Anschauungen bei der Diagnose der Super¬ 
azidität einer gewissen Revision bedürfen, so haben sie dennoch im Verein mit 


den von Hemmeter und Cloetta mitgeteilten Tatsachen die verschiedenen 

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Original-Artikel. 


133 


Autoren in ihrer Ansicht bekräftigt, daß es sich bei der Superazidität um eine 
qualitative Störung der Saftsekretion handelt. Als weiteren Beweis könnte man 
noch hinzufügen, daß nach jüngst erfolgten Veröffentlichungen von Dr. Yukawa 
aus Osaka in Japan, die Bewohner seines Vaterlandes im Durchschnitt nach 
Probefrühstück einen geringeren Gehalt an freier Salzsäure und geringere Werte 
für die Gesamtazidität aufzuweisen haben, als wir dieses in Europa im allge¬ 
meinen als normal anzunehmen pflegen. Er bezeichnet Werte von 35—40 für 
die Gesamtazidität als normal und bei Werten von 45—50 nimmt er schon eine 
Superazidität an. Und in der Tat fand er bei Patienten, die diesen Aziditätswert 
nach Probefrühstück aufwiesen, Klagen, wie sie bei uns von den Leuten ge¬ 
äußert werden, die eine Azidität von 70—80 nach Probefrühstück zeigen. 

Rubow hat als erster und wohl bis jetzt auch als einziger von den Klinikern 
gestützt auf die Tierbefunde Pawlows, der fast immer konstante hohe Werte 
der Magensaftazidität fand, die Ansicht ausgesprochen, daß es nicht bewiesen 
sei, daß eine genuine Superazidität des Magensafts überhaupt vorkommt und 
meint, daß die Superazidität des Mageninhaltes sich in allen Fällen aus einer 
Supersekretion erklären lasse. Das gleiche hat ja dann später wie erwähnt 
Bickel behauptet und will dieses mit einem großen Material an Tatsachen aus 
Hunde- und Menschenexperimenten erhärten. 

Rubow führt aus, daß bei normaler Motilität des Magens eine einfache 
Supersekretion qualitativ normalen Magensaftes nach der Probemahlzeit sich 
durch einen verhältnismäßig großen Mageninhalt mit relativ erhöhter Azidität 
zu erkennen gäbe; ist dagegen die Motilität verstärkt, so wird man einen kleinen 
Mageninhalt mit oft sehr hoher Azidität finden, indem der Mageninhalt dann 
aus Magensaft bestehen wird, der nur in geringem Grade mit Ingestis verdünnt 
ist, in einem Stadium der Verdauung sezemiert ist, wo der Magenschleim eine 
verhältnismäßig kleine säureneutralisierende Rolle spielt. — 

Und auch Bickel nimmt zur Erklärung der Befunde der Magenausheberung 
einen ähnlichen Standpunkt ein. Er hebt hervor, daß zur Ausbildung des Zu¬ 
standes der Hyperchlorhydrie zwei Funktionsstörungen hinleiten, erstens, eine 
Steigerung in den zur Abscheidung kommenden Mengen eines Saftes von nor¬ 
malem Säuregehalt und zweitens Motilitätsstörungen, mag nun die gesteigerte 
Sekretmenge auf funktioneller oder morphologischer Störung der Schleimhaut 
beruhen oder auf Motilitätsstörung. Besonders hebt er die Übergänge der ein¬ 
fachen Hyperchlorhydrie zur Supersekretion hervor als Beweismittel für seine 
Ansicht — 

»Findet die zum übrigen Mageninhalt relativ zu starke Sekretion nur so 
lange statt, als Speisen im Magen sind, und klingt die Sekretbildung proportio¬ 
nal mit der Evakuierung des Magens in den Darm ab, so haben wir das ge¬ 
wöhnliche Bild der Hyperchlorhydrie. Dauert die relativ gesteigerte Saftsekretion, 
die durch die digestiven Reize ausgelöst wird, noch beschränkte Zeit fort, 
nachdem die Magenhöhle entleert ist, so bekommen wir ein Krankheitsbild, 
welches als digestive Supersekretion in der Literatur beschrieben ist. Endlich 
kann auch die Supersekretion in Intervallen periodisch auftreten. Befindet sich 
aber die Schleimhaut in dem pathologischen Erregunszustande, daß sie dauernd, 
auch ohne die speziellen Nahrungsreize weiterarbeitet, dann sammelt sich auch 
im nüchternen Magen Sekret an, und wir sprechen dann klinisch von einer kon¬ 
tinuierlichen Supersekretion. 



134 


' Original-Artikel. 


Er faßt diese Krankheitsbilder in einem Schema zusammen, das folgender¬ 
maßen lautet: 

I. Supersecretio transitoria (euhydrochlorica [= normal sauren Saft] hypo- 
hydrochlorica [= zu wenig saurer Saft]); 

a) Supersecretio transitoria digestiva simplex (= einfache Hyperchlor- 
hydrie oder Superazidität); 

b) Supersecretio transitoria digestiva prolongata (= Supersekretion im 
Anschluß an eine Mahlzeit, früher digestive Form). 

c) Supersecretio transitoria periodica (= einige Formen von Gastroxynsis). 

II. Supersecretio continua (euhydrochlorica, hypohydrochlorica); 

a) Supersecretio continua simplex; 

b) Supersecretio continua exacerbans (einige Formen von Gastroxynsis.) 

Es sind nun auch über die Formen, die allgemein auch klinisch als quanti¬ 
tative Störungen der Saftsekretion angesehen werden, speziell über das Krank¬ 
heitsbild der digestiven Supersekretion, sowie über den Zusammenhang dieser 
Bilder mit motorischen Störungen die Ansichten noch geteilt. Auf diese Fragen 
werde ich später zurückkommen. Hier handelt es sich darum, im einzelnen die 
Beweise zu erörtern, die Bickel für seine Annahme der quantitativen Störung 
beibringt, sowie auch zu sehen, inwieweit die von den Anhängern der entgegen¬ 
gesetzten Anschauungen gebrachten Beweise mit den Befunden Bickels in 
Übereinstimmung zu bringen sind. 

Die experimentellen Forschungen Bickels beruhen ja ganz und gar auf 
den Versuchsergebnissen Pawlows. Er konnte am Hunde die Ergebnisse dieses 
genialen Forschers bestätigen und sie insofern erweitern, als er sie für die spe¬ 
ziellen Zwecke der Klinik systematisch ausbaute. Weiterhin brachten seine 
Versuche einen Fortschritt in der Hinsicht, daß er die gleichen Experimente 
systematisch bei einer Patientin durchführte, bei der vor 7 Jahren wegen einer 
Ösophagusstenose nach Laugenverätzung eine Magenfistel angelegt worden war, 
vor kurzer Zeit auch eine ösophagusfistel in der Weise, daß nach Durchtrennung 
des Ösophagus der untere Stumpf versenkt, der obere mit der äußeren Haut 
vernäht wurde. Diese beiden Fisteln, aus therapeutischen Gründen angelegt, 
wurden durch Glasrohr und Schlauch miteinander verbunden. Die Patientin 


kaute ihre Speisen im Munde. Beim Schluckakte ging dann die Nahrung durch 
den Pharynx, dann außerhalb des Körpers durch das Glasrohr in den Magen 
hinein. Unterbrach man diese Verbindung, so hatte man dieselbe Anordnung, 
wie Pawlow sie bei seinen Scheinfütterungsversuchen am Hunde zuerst an¬ 
wandte. In Gemeinschaft mit Frau Rabinowitsch Kaznelsohn stellte Bickel 
nun an diesem ösophagotomierten Magenfistelmädchen fest, daß die Gesetze der 
Saftbildung im gesunden Magen des erwachsenen Menschen die nämlichen sind, 
wie sie uns Pawlow im Tierversuch gezeigt hat. Es sind hier von den Er¬ 
gebnissen hervorzuheben 

1. Der reine normale Magensaft, der eine Mischung der Sekrete aus den 
verschiedenen Territorien der Magenschleimhaut darstellt, enthält beim erwach¬ 
senen Menschen zwei- bis dreimal mehr Salzsäure als man bisher annahm, d. h. 
er besitzt durchschnittlich 0,4—0,55 °/ 0 freie Salzsäure und darüber. 

2. Der prozentuale Salzsäuregehalt der einzelnen während einer Sekretions¬ 
periode sezemierten, nativen Saftproben ist relativ konstant und schwankt etwa 


zwischen 0,35 und 0,55 °/ 0 . 


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Original-Artikel. 


135 


3. Die Magenschleimhat des Menschen hält mit erstaunlicher Zähigkeit an 
dieser normalen Salzsäurekonzentration des nativen Sekretes fest, variiert da¬ 
gegen sehr leicht die zur Abscheidung kommenden Sekretmengen. 

Bickel sucht hier vor allem den Nachweis zu führen, daß, wenn beim ge¬ 
sunden erwachsenen Menschen ein geringer Salzsäurewert beobachtet wird, 
dieses nicht auf Erniedrigung des prozentualen Salzsäuregehaltes beruht, sondern 
auf Vermischung mit Speichel, mit eingeführtem Speisebrei ev. zurückgetretenem 
Duodenalinhalt usw. beruht. 

Bei pathologischen Veränderungen der Schleimhaut kann allerdings eine 
Herabsetzung der Azidität des Magensaftes stattfinden. Hierfür sprechen die 
unter Bickels Leitung ausgeführten Versuche von Saito, der nach Pawlows 
Vorgang durch Argentum nitricum und Alkohol die Schleimhaut verätzte, und 
dann auf bestimmte Nahrungsreize hin ein Sekret erhielt, das zwar in vermehrter 
Menge abgeschieden wurde, bei dem aber der prozentische Salzsäuregehalt und 
der Gesamtchlorgehalt abnorm niedrig war. 

Dagegen ist es unmöglich, im Experiment den prozentischen Salzsäuregehalt 
des Magensaftes über die Norm zu steigern, d. h. über den Wert, wie er am 
gesunden menschlichen Magen bei gesteigerter Sekretionsenergie gefunden wurde, 
das sind 0,56 °/ 0 HCl und 150 Gesamtazidität. Von Bedeutung ist dabei die Tatsache, 
auf die schon Rubow in seiner Arbeit hingewiesen hat, daß auch bei sogenann¬ 
ten starken Hyperchlorhydrien nie Werte gefunden wurden, die diese Zahl 
übersteigen. Gewöhnlich findet man hier eine Azidität von 70—100 = 0,27 bis 
0,36 0 / 0f seltener 100—120 oder gar 130—140. Die höchsten Werte die gefunden 
wurden, stammen von Jürgensen, der nach einer Probemahlzeit eine Total¬ 
azidität von 168 fand, bei demselben Patienten nach Probefrühstück 116. Doch 
kann man die Azidität nach Probemahlzeit nicht in Betracht ziehen, da nach 
Einhorn nach einer solchen fast immer eine Menge organischer Säuren ent¬ 
stehen, selbst dann, wenn nach Probefrühstück dieselben nicht vorhanden sind. 
Strauß teilte unter 150 Fällen der Riegelschen Klinik 5 Fälle von einer 
Totalazidität über 140 mit In einem Falle wo 155 beobachtet wurde, war keine 
-freie HCl vorhanden, die hohe Azidität also sicher nicht durch vermehrte Salz¬ 
säuresekretion hervorgerufen. Im zweiten Falle war 170 Gesamtazidität mit 
12 freier Salzsäure beobachtet, also auch hier handelt es sich bei dem geringen 
HCl-wert nicht um eine Salzsäuresuperazidität. Im dritten und vierten Fall 
war Ektasie bezw. motorische Insuffizienz diagnostiziert, und der Wert aller Wahr¬ 
scheinlichkeit nach auf organische Säuren zurückzuführen. Im fünften Falle, wo 
die Ausheberung 165 Gesamtazidität und 65 freie Salzsäure, beim zweiten Male 
70 resp. 35 ergab, ist bei solchem Mißverhältnis nach Probemahlzeit wohl mit 
Sicherheit Überschuß an organischen Säuren anzunehmen. Ebenso ist auch der 
Fall von Blonk anzusehen, der eine Azidität von 187 beobachtet hat. Es ist 
hier also wohl mit Sicherheit kein Fall beobachtet, der einen höheren HC1- 
gehalt als 0,55 °/ 0 aufwies. Auf die Werte der einzelnen Forscher, die an Fistel¬ 
patienten arbeiteten, werde ich später bei Besprechung der Ursachen eingehen, 
die nach Probefrühstück den Aziditätswert herabsetzen. Diese zeigen ebenfalls, 
daß der reine Magensaft bedeutend höhere Aziditäten aufweist, als man nach 
den Befunden am Probefrühstück annehmen sollte. 

Dafür, daß bei normaler Magenschleimhaut nicht die Azidität, sondern vor 
allem die Sekretmenge großen Schwankungen unterworfen ist, führt Bickel 

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136 


Original-Artikel. 


nun eine Anzahl von Beweisen an. Er hebt von den Tatsachen, die eine solche 
Herabsetzung der Sekretmenge im Versuche zahlenmäßig nachweisen lassen, 
unter anderen z. B. den absoluten Wassermangel des Körpers durch Beschrän¬ 
kung der Flüssigkeitszufuhr hervor. Bei künstlich hervorgebrachter Chlorarmut 
des Körpers, die bekanntlich wie Kahn vor einigen Jahren in einer hübschen Arbeit 
nachgewiesen hat, mit einer Salzsäureverminderung des Magensaftes einhergeht, 
hat Wohlgemut kürzlich den Nachweis geführt, daß es sich ausschließlich um 
eine Verminderung der Saftbildung handelt. Es wird auf einen bestimmten 
Nahrungsreiz hin viel weniger Saft abgesondert, als in der Norm. Bei einem 
Magenblindsackhund wurde bei chlorfreier Diät die Magensaftmenge in den 
ersten 3 Stunden nach der Fütterung gemessen. 

Die Saftmenge sank am ersten Tage von 23 ccm auf 3 ccm 
der Gesamtchlorgehalt von 53 °/ 0 auf 38 °/ 0 
die Gesamtazidität von 112 auf 60. 

Bei dieser geringen Menge des Magensaftes von 3 ccm ist nach Bickel 
anzunehmen, daß die Herabsetzung der Azidität auf Abstumpfung durch den 
vorhandenen Magenschleim beruht. 

Die durch nervöse Einflüsse entstandene Subazidität ist, wie Bickel sagt, 
ebenfalls nur auf eine Herabsetzung der Sekretmengen zurückzuführen. Schon 
Beaumont fand bei seinem Canadier St. Martin mit Magenfistel, den er unter¬ 
suchte, daß unter dem Einfluß von Affekten weniger Magensaft gebildet wurde. 
Weiterhin führt er die Versuche von Sommerfeld und Roeder an. Diese 
stellten ebenfalls einige Versuche an einem 10 jährigen Kinde an, dem wegen 
ösophagusstriktur eine Magenfistel angelegt war. Ich werde auf einige ihrer 
Versuchsresultate noch später zurückkommen. Hier ist hervorzuheben, daß das¬ 
selbe an manchen Tagen bei Übellaunigkeit nach gleichmäßiger Scheinfutterung 
deutlich weniger Magensaftbildung zeigte, als dieses sonst der Fall war. Schlie߬ 
lich ist hier noch der bekannten Ärgerversuche von Bickel und Sasaki zu 
gedenken, die bei ihren sonst ganz normale Verhältnisse hinsichtlich der Saft¬ 
sekretion zeigenden Hunden dann eine verminderte Saftmenge bei normaler 
konstanter Azidität beobachteten, wenn dem Tier eine Katze vorgehalten wurde, 
so daß es darüber in Wut geriet, wenn es derselben nicht habhaft werden 
konnte. 

Nach allen diesen angeführten Tatsachen glaubt Bickel auf eine Konstanz 
der Magensaftazidität schließen zu dürfen, während in den Fällen, in denen auch 
eine Herabsetzung der Azidität beobachtet wurde, diese schon allein durch die 
Verminderung der Saftmenge zu erklären ist, da ja bei ganz kleinen Saftmengen 
eine Abstumpfung der Säure durch alkalischen Magenschleim, Speichel usw. viel 
leichter zu stände kommt. 

Riegel selbst hat ja, auch für gewisse Fälle, eine Konstanz des Magensaftes 
beobachtet und für gewisse Bedingungen angenommen, vor allem bei seinen 
Versuchen über den Einfluß verschiedener Medikamente auf die Magensaftsekre¬ 
tion. Hier fand er speziell bei der Untersuchung des Atropins, daß bei der 
Supersekretion durch dieses Mittel fast immer eine quantitative Beschränkung des 
Magensaftflusses eintrat, während qualitativ keine bedeutende Änderung be¬ 
obachtet wurde. Er führt aus, daß in den Fällen, in denen gleichzeitig mit der 
Supersekretion eine Superazidität vorhanden war (und das ist nach Riegel 
wohl meistens der Fall) durch das Atropin eine Beschränkung der Saftsekretion 

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Original-Artikel. 


137 


eintritt, sodaß die Supersekretion gewissermaßen in eine Superazidität ver¬ 
wandelt wird. Er weist hier auch wieder besonders auf die geringen Zahlen¬ 
unterschiede zwischen freier Salzsäure und Gesamtazidität hin, die bestehen 
bleiben. Freie HCl 80 Gesamtazidität 88. Mit diesen Angaben gibt Riegel 
gewissermaßen selbst eine Stütze für die Ansicht Bickels, daß dauernd Magen¬ 
saft von gleicher Azidität produziert wird. Ja er weist auch geradezu auf die 
Bedeutung dieses Pawlow sehen Gesetzes von der Konstanz der Azidität ftlr 
die Pathologie hin und glaubt auch wirklich, daß in manchen Fällen, die früher 
als Hyperchlorhydrie diagnostiziert wurden, eine Supersekretion (alimentär oder 
chronisch) größeren oder geringeren Grades vorlag. Andererseits weist er aber 
auch aus den angeführten Gründen darauf hin, daß es doch manche Fälle geben 
muß, in denen es sich um eine reine qualitative Störung handelt. Einen ähn¬ 
lichen Standpunkt nimmt ja auch Strauß ein. Ich erinnere nur an den Begriff 
der Hyperaciditas larvata, den Strauß, wie erwähnt durch Schüler im Jahre 1900 
aufstellen ließ. Die Patienten haben dabei keine sonderlichen Beschwerden, aber 
im Mageninhalt zeigt sich eine deutliche Superazidität, vermehrte Inhaltsmenge, 
Abnahme des Schichtungsquotienten, d. h. die Flüssigkeit ist gegenüber den 
festen Bestandteilen stark vermehrt, so daß es in manchen Fällen sogar zu 
einer Hydrorrhoea gastrica kommt. In neuerer Zeit ist Strauß geneigt, auch in 
den meisten dieser Fälle eine alimentäre oder digestive Supersekretion anzu¬ 
nehmen. Wenn er damit auch ein goßes Zugeständnis an die Annahme Bickels 
einer quantitativen Saftstörung bei der Superazidität macht, und zwar wohl am 
meisten von allen Autoren ihm in dieser Hinsicht nahekommt, so scheidet er 
doch bis heute noch die Superazidität als selbständiges Krankheitsbild ab, mag 
er auch ihr Vorkommen sehr beschränken. Jedenfalls ist von der Mehrzahl der 
Kliniker die Theorie Bickels bisher noch nicht angenommen, wenn auch im 
allgemeinen die Konstanz der Azidität zugegeben wird. 

Von Bogen ist neuerdings eine Versuchsreihe bei einem gastrotomierten 
Kinde veröffentlicht worden, um den Einfluß von assoziativen Reizen auf die 
Magensaftsekretion zu konstatieren. In dieser Hinsicht konnte er die Annahme 
der früheren Autoren Pawlows usw. bestätigen. Er glaubt auch im allgemeinen 
die Regel bestätigen zu dürfen, daß die Azidität proportional ist der Geschwin¬ 
digkeit der Sekretion. Er fand aber auch, daß dieselbe abhängig ist von der 
Intensität der Reize, und daß speziell der Salzsäuregehalt sukzessive mit der In¬ 
tensität der Reize abnimmt. Er läßt deshalb die Frage offen, ob nicht ein ner¬ 
vöser Einfluß auf den Grad der Azidität des Magensaftes vorhanden sei und 
tritt hiermit in gewissen Gegensatz zu der Annahme Bickels. Auch Rose- 
mann glaubt in einer kürzlich erfolgten Veröffentlichung über die chemische 
Zusammensetzung des Magenfistelsaftes bei Hunden nach Scheinfütterung, auf 
die ich nachher noch kurz zurückkommen werde, behaupten zu dürfen, daß mit 
der Zeit eine Abnahme der Sekretionsenergie bei langdauemder Scheinfütterung 
eintritt und daß dann neben Abnahme der Sekretmenge in der Zeiteinheit auch 
gleichzeitig der relative Chlorgehalt des Magensaftes sich vermindert. Doch 
handelt es sich hier um einzelne Versuche, deren Beweiskraft vielleicht durch 
andere Nebenumstände beeinflußt sein könnte. Bei Rosemanns Versuchen war 
z. B. schon eine starke Chlor- und Wasserverarmung des Körpers eingetreten. 

Auch die früher erwähnten Versuchsergebnisse Hemmeters undCloettas, 
auf die sich Riegel in der Hauptsache bei der Annahme einer rein qualitativen 
N. P. HL Jahrg. Digitized by l#OOglC 



138 


Original-Artikel. 


Störung stützt, brauchen nicht unbedingt gegen die Theorie Bickels zu sprechen. 
Denn analog den Ärgerversuchen Bickels und Sasakis könnte man hier an¬ 
nehmen, daß bei den mit Pflanzennahrung genährten Tieren eben nur geringe 
Mengen Magensaftes produziert werden, ebenso, wie andrerseits bei den Leuten, 
die viel Fleisch und Gewürze zu sich nehmen, Magensaft in großer Menge ge¬ 
liefert wird. Weist doch auch schon Pawlow auf den verschiedenen Einfluß ver¬ 
schiedener Nahrung auf die Menge der Saftsekretion usw. hin, während er dabei 
doch den Satz von der Konstanz der Azidität aufrecht erhält. Auch die schon 
erwähnten neuen Veröffentlichungen von Yukawa, Japan, daß daselbst normaler¬ 
weise eine viel geringere Azidität des Magensaftes vorhanden sei, können in 
gleicher Weise gedeutet werden. 

Zu berücksichtigen ist dabei, wie mehrfach erwähnt, vor allem immer, daß 
bei den geringen Säuremengen, die auftreten, die übrigen normalerweise im Magen 
auftretenden Flüssigkeiten in ihrer Wirkung viel stärker hervortreten können. 
Die Säuremengen werden schnell abgesättigt und können daher in einzelnen 
Fällen, wie es eventuell bei dem Hunde Cloettas der Fall war, gar nicht zur 
Erscheinung kommen. Bei dieser Absättigung kommen ja verschiedene Um¬ 
stände in Frage. Sie ist jedenfalls wichtig genug, um noch etwas näher er¬ 
örtert zu werden, zumal sie ja nach Bickel dazu beitragen soll, den normalen 
Magensaft, der mit einer Azidität von 0,36—0,55 sezemiert wird, so zu ändern, 
daß wir beim normalen Menschen, nach Probefrühstück einen Mageninhalt mit 
viel geringerem Salzsäuregehalt und geringerer Gesamtazidität erhalten. Es 
kommt hier neben dem Magenschleim ferner in Frage der Speisebrei selbst, seine 
Durchtränkung mit dem alkalischen Speichel, besonders bei amylumreicher Kost, 
etwas rückläufig in die Magenhöhle beförderter Duodenalinhalt, sowie, wie 
Bickel anführt, vielleicht noch Transsudationsvorgänge in das Mageninnere. 
Daß bei dem Magenfistelmädchen, das Bickel zur Verfügung hatte, in dieser 
Hinsicht normale Verhältnisse vorhanden gewesen sind, die sich durch Aziditäts¬ 
werte nach einem Probefrühstück gezeigt hatten, wie wir sie sonst bei ge¬ 
sunden Menschen finden, darüber ist, soweit ich sehen kann, bei Bickel, sowie 
bei Kaznelson nichts erwähnt. Doch glaube ich aus den Angaben Kasts, 
der an demselben Mädchen seine Versuche über die genaue Analyse des 
psychischen Verhaltens bei Scheinfütterung anstellte, schließen zu dürfen, daß 
dieses nach Ewald-Boasschem Probefrühstück eine Azidität von 60 zeigte, was 
also an den oberen Grenzen des Normalen wäre, und doch fand Kaznelson 
bei ihren Versuchen mit Scheinfütterung an demselben Mädchen, wenn der 
Magensaft rein aufgefangen wurde, viel höhere Werte (110—130). 


Was die Schleimsekretion anbetrifft, so scheinen sich die neueren Ansichten 
dahin zu klären, daß sie ein lokales Reaktionsmittel der Schleimhaut gegen sie 
treffende Schädlichkeiten ist. Z w e ig st eilte Vergleichsversuche an zwischen normaler 
mit Schleim bedeckter Magenmukosa und solcher, bei der er künstlich den 
Magenschleim enfemt hatte. Er setzte sie dann einigen Schädlichkeiten aus 
von Säuren, von heißem Wasser usw., wie sie in der Natur beim menschlichen 
Magen Vorkommen und konstatierte regelmäßig, daß bei der schleimbedeckten 
Mukosa die Epithelien unversehrt blieben, während bei den Kontrollpräparaten 
sich mikroskopisch mehr oder weniger schwere Veränderungen der Schleim¬ 
haut zeigten. Pewsner hatte an Magenblindsackhunden auch einige Versuche 
über die Schleimsekretion unter normalen und pathologischen Verhältnissen an- 

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Referate. 


139 


gestellt und mit Saito u. a. konstatiert, daß die Schleimsekretion nach Ätzung 
eben nur eine lokale Reaktion der Schleimhaut gegen momentane Schädigungen 
sei. Nach Ätzungen des großen Magens mit starker Argentum nitricum-Lösung 
fand er niemals im kleinen Magen irgend welche Saftsekretion. 

Von Interesse ist es hier, nochmals auf die Befunde Pawlows hinzuweisen, 
der schon bei seinen Hunden konstatiert hat, daß beim Beginn der Magensaft¬ 
sekretion nach Scheinfütterung der gewonnene Magensaft sehr wenig sauer ist, 
da derselbe auf seinem Wege zur Fistel erst über größere Schleimhautpartien 
laufen muß und hier dann der physiologische alkalische Schleim die Azidität 
stark abstumpft. Erst bei größerer Sekretionsenergie gelingt es der nativen 
Säure, des alkalischen Schleimes Herr zu werden. Ganz analoge Verhältnisse 
werden von Bickel und seinen Mitarbeitern bei ihren Tierversuchen und auch 
bei den Versuchen am normalen Magenfistelmädchen geschildert. Bei Pflanzen¬ 
fressern, z. B. bei der Ziege, hat Bickel ja auch nur dann Säure konstatiert, 
wenn dauernd ein Reiz im Labmagen war, wie dieses durch dauerndes Fressen 
und Wiederkäuen geschieht, sonst wird bald nur alkalischer Saft abgesondert. 

Jedenfalls ist demnach wohl der Wechsel, den die verschiedenen anderen 
Autoren, die ebenfalls an Magenfistelpatienten Versuche angestellt haben, in der 
Azidität gefunden haben, auf die gleiche Weise zu erklären. Zu erwähnen 
sind hier die ersten Nachprüfungen der Pawlowschen Hundeversuche am 
Menschen durch Schüle, Troller, Riegel und Scheuer. Doch können diese 
Versuche, die im ganzen die Befunde Pawlows der psychischen Sekretion usw. 
beim Menschen bestätigen, zur Bestimmung der Aziditätswerte nicht heran¬ 
gezogen werden, da hier durch die Einführung des Magenschlauches eventuell 
nicht zu kontrollierende Reize gesetzt wurden. Weiterhin kommt geschluckter 
Speichel in Betracht. Wir haben hier also Angaben, die nicht in Betracht zu 
ziehen sind. Wichtiger sind schon die Befunde von Hornborg, Umber- 
Sommerfeld und Roeder. Eine vollständige Bestätigung liefern nur die Ver¬ 
suche von Sommerfeld und Roeder, wie Bickel dieses in seinen verschie¬ 
denen Veröffentlichungen hervorhebt. Die schwankenden Werte, die Horn¬ 
borg sowie Umber erhielten, sind wohl dadurch zu erklären, daß eine Ver¬ 
mischung mit Speichel usw. wohl doch nicht ganz ausgeschlossen war. Auch 
sonst lassen sich Einwendungen gegen die Brauchbarkeit der Ergebnisse machen. 
Sie weichen ja auch etwas von denen Bickels usw. ab. 

(Fortsetzung und Schlufi in H. 5 .) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

800) Heiberg, K. A. Hypertrophie der Langerhansschen Pankreasinseln. 
Bemerkungen zu der Mitteilung von Prof. Dr. Lazarus in Nr. 45 der Münch, 
med. Wochenschr. Aus dem Frederikshospital in Kopenhagen. (Münch, med. 
Wsch. Dez. 1907, Nr. 51.) 

Bilder der Langerhansschen Inseln, wie sie Lazarus bei phloridzinvergifteten 
Meerschweinchen sah, kann man aus gewissen Gegenden des normalen Pankreas 
dieser Tiere immer erhalten. Das Hauptgewicht muß daher auf die gleichmäßige 
Verbreitung dieses Bildes über das ganze Gewebe gelegt werden, wenn man 
die Veränderungen als Hyperplasiesymptom auffassen will. M. Kaufmann . 

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140 


Referate. 


301) Kausch, W. Die Resektion des ersten Rippenknorpels wegen be¬ 
ginnender Lungenspitzentuberkulose. Aus dem städt. Krankenhause in Schöne¬ 
berg. (Vorläufige Mitteilung.) (D. med. Woch. 1907, Nr. 50, S. 2080—2082.) 

Kausch hat in einem Fall von Lungenspitzentuberkulose die genannte 
Operation gemacht. Die Patientin hat den Eingriff gut überstanden und danach 
an Gewicht zugenommen. Ein Urteil über den Heilerfolg läßt sich noch nicht 
geben, da bei Abfassung der Publikation die Operation erst 3 Wochen zurück¬ 
lag. Die vorläufige Mitteilung erfolgte nur, um die Leichtigkeit und Ungefährlich¬ 
keit des Eingriffs bei Spitzentuberkulose darzutun. Reiß. 

302) Baahford, E. F„ Murray, J. A. und Haaland, M. Ergebnisse der ex¬ 
perimentellen Krebsforschung. Aus dem Laboratorium des Imperial Cancer 
Research in London, Direktor: Prof. E. F. Bashford. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 39, S. 1238/1243.) 

Es ist den Autoren gelungen, die Entstehung einer echten bösartigen Ge¬ 
schwulst von Anfang an zu verfolgen und die hierbei in Betracht kommenden 
Bedingungen experimentell zu studieren. Bisher hatte die experimentelle Krebs¬ 
forschung wesentlich nur das Wachstum schon fertig gebildeter Krebszellen 
studieren können. Dieser Vorgang, was besonders hervorgehoben ist, spielt sich 
bei ganz jungen normalen Tieren ab, nur findet im Gegensatz zu den zahlreichen, 
mit allen dankbaren äußeren Mitteln fehlgeschlagenen Versuchen, bösartige Ge¬ 
schwülste zu erzeugen, durch die Einwirkung eines lebenden wuchernden Gewebes 
in normalen Tieren statt. Die Sarkomentwicklung während der Überimpfungen 
eines Karzinoms ist von ausschlaggebender Bedeutung für die experimentelle 
Krebsforschung. — Über Einzelheiten der Forschung muß im Original nach¬ 
gelesen werden. Bomstein. 

303) Klug, N&ndor. Miört nem emöszti meg ar 61ö-gyomor 6s b£l önmagät? 

(Warum verdauen der Magen und der Darm sich selbst im Leben nicht?) Phy¬ 
siologisches Institut der Universität Budapest. (Orvosi Hetilap 1908, S. 1.) 

Dünne Schnitte von Ascaris aus Menschen und Pferden wurden einerseits roh, 
andererseits in gekochtem Zustande der künstlichen Verdauung mit Pepsin-Salz¬ 
säure resp. mit Trypsinlösung (Grübler) durch 6 Stunden bei 40° C. unterworfen. 
Die Schnitte wurden durch beide verdauende Flüssigkeiten aufgelöst bis auf 
die Cuticula, die Eizellen und (zum Teil) die inneren Epithelzellen des Darmes, 
welche nicht verdaut wurden. Zwischen den rohen und gekochten Schnitten 
zeigte sich in der Verdaulichkeit gar kein Unterschied. Die Askariden werden 
also gegen die verdauenden Säfte nicht etwa durch ein Antiferment, sondern 
durch ihr unverdauliches Häutchen geschützt. 

Verfasser teilte die Schleimhaut eines Schweinemagens durch einen flachen 
Schnitt in einen äußeren und einen inneren Teil. Beide Teile, wie auch die 
Schleimhaut des Darmes wurden der künstlichen Verdauung durch einen aus 
Hundemagen bereiteten Magensaft, und einer Grüblerschen Trypsinlösung unter¬ 
worfen. Der Grad der Verdauung wurde nach der spektrophotometrischen Me¬ 
thode des Verfassers bestimmt. Der innere Teil der Magenschleimhaut und die 
Darmschleimhaut wurden viel schlechter verdaut als der äußere Teil der Magen¬ 
schleimhaut. Ihre Anwesenheit hinderte sogar die Verdauung des Fibrins. Sie 
müssen also eine Substanz enthalten, welche gegen die Verdauung wirkt. Die 
Verhältnisse wurden durch vorangehendes Kochen der geprüften Schleimhäute 
nicht geändert. Der hindernden Substanz kann also nicht die Natur eines Anti¬ 
fermentes zugeschrieben werden. 

Aus der Schleimhaut vom Schweinedarm wurde nach dem Verfahren von 
Weinland ein graues Pulver dargestellt, welches chemisch die Eigenschaften 
des Mucins zeigte. Die Zugabe dieses Pulvers zu Verdauungsgemischen hinderte 
die Wirkung in aufgekochtem Zustande in der gleichen Weise, wenn auch in 
geringerem Grade. 

Das Mucin der Galle und des Speichels, sowie auch das Pseudomucin aus 
Ovarialzysten hatten die gleiche Wirkung. 

Die Versuche zeigen, daß die Selbstverdauung des Magens und des Darmes 

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Referate. 


141 


eher durch eine mucinartige Substanz mechanisch, als durch irgend ein Anti- 
ferment verhindert wird. Reinbold. 

304) Alquier, L. et Theunveny, H. Sur les accidents nerveux consöcutifs 
aux ablatioiis totales ou partielles de Tappareil thyro-parathyroldien chez le 
chien. (Über die nervösen Folgen der totalen und partiellen Abtragung des 
Thyreo-Parathyreoidapparates beim Hunde.) (C. R. de la Soc. de Biol. LXIII. 
8. Nov. 1907, Nr* 31.) 

Zur Schüddrüsen-Epithelkörperfrage haben Alquier und Cheunveny eine 
Reihe von Exstirpationsversuchen an Hunden vorgenommen. Aus den Resultaten 
ihrer 28 Experimente ist hervorzuheben: 

1. Epithelkörperinsuffizienz kann ausnahmsweise auch ohne nervöse Phänomene 
zum Tode führen. 

2. Die Thyreoidektomie kann aber nur bei gleichzeitiger parathyreoidaler 
Insuffizienz tetanoide Erscheinungen hervorrufen. 

3. Das Minimum von Epithelkörpersubstanz, mit dem der Hund auskommen 
kann, zeigt außerordentliche individuelle Variationen, die besonders vom Alter 
und von der Konstitution der Tiere abhängen. 

4. Halbseitige Thyreo-Parathyreoidektomie erweist sich ausnahmslos als ein 
ganz ungefährlicher Eingriff. Bloß 2 mal (unter 10 derartig operierten Tieren) 

\ kam es zu leichten und rasch abheilenden nervösen Erscheinungen. 

Das Bild der typischen parathyreopriven Tetanie bei Alquiers und Theun- 
venys Hunden zeigte Kontrakturen und Krämpfe verschiedener Intensität und 
auch verschiedenen Sitzes. Im ganzen wurden aber die mächtigen Muskeln des 
Stammes und der Extremitätenwurzeln gegenüber der Muskulatur der Extremi¬ 
tätenenden entschieden bevorzugt. Die tetanischen Phänomene ließen sich durch 
Bewegungen und mechanische Reizung steigern. In den tödlichen Fällen nahmen 
die Kontrakturen schließlich so sehr an Extensität und Intensität überhand, daß 
es zum Bilde eines förmlichen Tetanus kam. 

VerfÜtterung von Schilddrüsen- und Epithelkörpersubstanz schien hie und da 
eine Besserung der Krampfphänomene zu bewirken und vermochte den Exitus 
letalis hinauszuschieben, niemals jedoch zu verhüten. Rob. Bing . 

305) v. Düngern und Coca. Über Hämolyse durch Kombination von Öl¬ 
säure oder ölsaurem Natron und Kobragift. Aus dem Inst. f. exper. Krebs¬ 
forschung in Heidelberg. (Münch, med. Wsch. Jan. 1908, Nr. 3.) 

Ölseife und Ölsäure machen das Schlangengift für das sonst unempfindliche 
Rinderblut schon in recht kleinen Dosen wirksam; sehr ausgesprochen ist aber 
die Begünstigung der Kobragifthämolyse auch gegenüber den an und für sich 
schon sehr empfindlichen Meerschweinchenblutkörperchen. Weitere Versuche 
ergaben, daß Ölseife und Ölsäure dabei nicht das den immunkörperähnlichen 
Bestandteil aktivierende Serumkomplement ersetzen; die Versuche mit Schlangen¬ 
gift sind also auch in keiner Weise für eine Komplementnatur der Seife zu ver¬ 
werten. Die Untersuchung der Frage, auf welche Weise die Hämolyse bei der 
Kombination von Schlangengift und Ölsäure zustande kommt, ergibt ein wechsel¬ 
volles Bild: Das ölsaure Natron kann je nach den Umständen den lezithinspalten¬ 
den Bestandteil des Kobragiftes in entgegengesetzter Weise beeinflussen und 
entweder eine Verringerung oder eine Erhöhung seiner Funktion bedingen. Die 
Ölsäure begünstigt diesen Prozeß unter allen untersuchten Bedingungen. Die 
Unterstützung der Lezithinhämolyse durch Ölsäure oder ölsaures Natrium, welche 
sich bei Zusatz von Lezithin zeigt, genügt aber keineswegs, um das ganze Phä¬ 
nomen 'der vermehrten Hämolyse bei Anwesenheit der genannten Substanzen 
verständlich zu machen. Man ist daher gezwungen, eine Modifikation der Blut¬ 
körperchen durch Ölsäure oder ölseife zur Erklärung heranzuziehen, und zwar 
muß man annehmen, daß die Bedingungen für die Bildung der hämolytischen 
Spaltungsprodukte aus dem Lezithin der Blutkörper selbst durch Ölsäure oder 
ölsaures Natrium verbessert werden; die Spaltung des Lezithins muß in den 
Blutkörpem wesentlich verstärkt oder sogar erst ermöglicht werden. Wahr¬ 
scheinlich geschieht dies dadurch, daß durch den Zusatz von Ölsäure oder Ölseife 
die Löslichkeitsverhältnisse für das Schlangengift sich ändeipzeßie Begünstigung 



i4a 


Referate. 


der Hämolyse erfolgt nach dieser Anschauung dadurch, daß die Aufnahme des 
aktiven Kobrabestandteils in die Blutkörperchen oder in das in der Flüssigkeit 
emulgierte Lezithin durch die zugesetzte Substanz erleichtert wird. 

M. Kaufmann . 

306) Tyzzer, E. E. A study of heredity in relation to the development 
of tumors in mice. (Versuche über die Erblichkeit von Tumoren bei Mäusen.) 
(Journal of medical research 1907, Bd. XVII, S. 199.) 

Verfasser probiert, Mäuse mit Geschwülsten zu züchten, um zu sehen, ob sie 
den Mendelschen Gesetzen der Erblichkeit folgen. Vorläufige bei vier Mäuse¬ 
familien gewonnene Resultate sind noch nicht entscheidend, doch in einer Familie, 
bei welcher das Männchen ein Lungenzystadenom hatte, zeigten sich ähnliche 
Geschwülste dreimal unter 24 Abkömmlingen. Die Versuche werden fortgesetzt 

Hirschfelder . 

307) Tyzzer, E. E. The inoculable tumors of mice. (Impftumoren der 
Mäuse.) (Journal of medical research 1907, Bd. XVII, S. 137.) 

Impfversuche mit Jensenschen und Ehrlichschen Mäusegeschwülsten, welche 
bei ersteren 20 °/ 0 , bei letzteren 59 °/ 0 positiven Ausfall hatten. Die Empfindlich¬ 
keit der Mäuse war auch bei verschiedenen Rassen verschieden. Manchmal ent¬ 
wickelten sich die Geschwülste erst 2 Monate nach der Impfung. Hirschfelder . 

308) Tyzzer, E. E. A series of twenty spontaneous tumors in mice with 
the accompanying pathological changes and the results of the inoculation of 
certain of these tumors into normal mice. (Über zwanzig spontane Mäuse¬ 
tumoren.) (Journal of medical research 1907, Bd. XVII, S. 155.) 

Beschreibung 20 solcher Geschwülste, welche meist Cystadenome waren. 
Zum Referate nicht geeignet. Hirschfelder . 

309) Saxl, Paul. Über die Beziehungen der Autolyse zur Zellverfettung, 
Aus dem physiol. Instit d. Univ. Wien. (Hofm. Beitr. zur Physiol. 1908, Bd. X, 
Heft 9—12, S. 447—461.) 

Von Jacoby war eine Steigerung der Leberautolyse beim phosphorvergifteten 
Tier nachgewiesen, während Verfasser eine Steigerung bei einem autolysierenden 
normalen Organ post mortem nach weist. 14—400 °/ 0 der bei normaler Autolyse 
gefundenen Zunahme des löslichen N beträgt diese Steigerung. Eine Neubildung 
von höheren Fettsäuren bei der Autolyse erfolgte niemals, auch nicht bei Zusatz 
von Zucker, der die Fettbildung steigern sollte. Gegenwart von gelben P bei 
mehrtägiger Autolyse ergab ebenfalls keine Fettsäurenvermehrung. 

Injizierte Verfasser eine Aufschwemmung von P in Toluolwasser oder 1 °/ 0 
NaFl-Lösung in einen Pfortaderast der herausgenommenen Leber nach der An¬ 
gabe von Mavrakis, so war nach 24—48 St. im Brutschrank eine ausgedehnte 
Zellverfettung entstanden. Antiseptika hinderten nicht das Auftreten dieses histo¬ 
logischen Bildes, das mit dem mikroskopischen Bilde der Fettinfiltration bei 
Phosphorvergiftung große Ähnlichkeit aufweist. Eine Vermehrung der höheren 
Fettsäuren findet bei dieser Zell Verfettung nicht statt, also auch keine Fettneu¬ 
bildung, sondern nur ein histologisches Sichtbarwerden früher nicht wahrnehm¬ 
baren, schon vorhandenen Fettes, was mit der durch den P bedingten gesteigerten 
Autolyse in Zusammenhang stehen dürfte. Dohm* 

310) Böhm, M. (Boston). Über die Ursache der jugendlichen sogenannten 
»habituellen« Skoliose. (Fortschr. auf d; Gebiete der Röntg.-Str. 1907, Bd. XI, H. 1.) 

»Jede Entwicklungsstörung des menschlichen Körpers, welche in der soge¬ 
nannten numerischen Variation der Wirbelsäule ihren Ausdruck findet, führt 
unter bestimmten Umständen zu jenen idiopathischen seitlichen Verkrümmungen 
der Wirbelsäule, welche ungeiähr zu Beginn des zweiten Lebensdezenniums auf- 
treten und bisher als rein-funktionell oder osteopathisch-funktionell erworbene 
Affektionen galten.« 

Nach den Untersuchungen von Böhm scheint dieser Entwicklungsfehler der 
hauptsächlichste ätiologische Faktor der »habituellen« Skoliosen zu sein. Ver¬ 
fasser schlägt für sie den Namen Scoliosis congenitalis tarda vfe 




Referate« 


143 


811) FrAnkel, E. (Hamburg-Eppendorf). Über chronische ankylosierende 
Wirbelsäulenversteifong. (Fortschr. auf d. Gebiete derRöntg.-Str. 1907, Bd.XI, H. 3.) 

Verfasser bringt mehrere anatomische Untersuchungen dieser erst in letzter 
Zeit mehr beachteten Wirbelsäurenerkrankung bei. Auch er unterscheidet, zwei 
von einander getrennte Formen, die auf Veränderung an dem knöchernen Teil der 
Wirbel beruhende Versteifung — Spondylitis deformans — und die durch Er¬ 
krankungen des Band- und Gelenkappatares der Wirbel hervorgerufene Spondyl¬ 
arthritis ankylopoötica. Unser. 

812) Schmid, J. u. Gdronne, A. (Charlottenburg). Die Einwirkung der 
Röntgenstrahlen auf die weihen Blutzellen nach Mikrophotographien mit ultra¬ 
violettem Licht. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 1907, Bd. XI, H. 4.) 

Bei bestrahlten Menschen und Tieren zeigen die Leukozyten und zwar vor 
allem die polynukleären deutliche Veränderungen im Protoplasma und an den 
Kernen. Die Photogramme sind mit Hilfe der Apparate von Zeiß-Jena auf¬ 
genommen. Unser . 

318) Bogrow (Moskau). Über einige Veränderungen der Haare nach 
Böntgenis&tion. (Fortschr. auf d. Gebiete d. Röntg.-Str. 1907, Bd. XI, H. 4.) 

Durch Röntgenisation wird die Haarpapille geschädigt, was sich entweder 
durch Haarausfall oder Verdünnung des Haares in entsprechenden Wachstums¬ 
abschnitten ausdrückt. Bakterizide Fähigkeit fehlt. Unser . 

814) Fränkel, E. (Hamburg). Untersuchungen über die Möller-Barlowsche 
Krankheit. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 1907, Bd. X, H. 1.) 

Eingehende röntgographische Untersuchungen am Lebenden sowie patho¬ 
logisch-anatomische Befunde ergaben zusammen mit klinischen Feststellungen, 
daß genau die gleichen Schädlichkeiten, die beim Erwachsenen Skorbut erzeugen, 
beim wachsenden Kind unter dem Namen der Möller-Barlowschen Krankheit 
zusammengefaßten Veränderungen des Knochengerüstes hervorbringen. Fränkel 
stimmt deshalb dem Vorschlag zu, die Möller-Barlowsche Krankheit kindlichen 
Skorbut zu nennen. Unser. 

816) Stern, M. u. Halberstädter, L. (Breslau). Über die Wirkung der 
Böntgenstrahlen auf die Sekretion und die sekretbildenden Zellen der Bürzel¬ 
drüse der Ente. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 84.) 

Deutlicher, schädigender Einfluß der Röntgenbestrahlungen auf die Drüsen. 

Unser. 

816) Cedercreuz, A. (Helsingfors). Über die Verhornung der Epidermis 
beim menschlichen Embryo. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 84.) 

Die zuerst angelegten Hautteile verhornen am frühesten. Unser. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

817) Pincussohn, Ludwig. Die (lefrierpunktserniedrigung des Pankreassaftes. 
Exp. biol. Abt. Pathol. Inst. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 484.) 

Die molekulare Konzentration des Pankreassaftes schwankt beim Hunde 
wenig. Sie ist unabhängig von der Nahrung wie dem Gang der Verdauung. 
Scheinbar besteht Isotonie gegen Blut. Pincussohn. 

818) Rona, P. u. Michaelis, A. Weitere Beiträge zur Methodik der Ent¬ 
eiweißung. Chem. u. bakteriolog. Laborat. Städt. Krankenhaus am Urban, Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1907, Bd. Ö, S. 365.) 

Zur Enteiweißung mit Mastix wird wie folgt verfahren: 50 ccm unverdünn¬ 
tes Serum werden mit 500 ccm Mastixmilch (hergestellt durch plötzliches Ein¬ 
gießen von 2 Teilen Wasser in 1 Teil alkoholische 10 °/ 0 Mastixlösung) versetzt, 
mit 20 ccm 10 °/ 0 Essigsäure angesäuert. Nach halbstündigem Warten wird die¬ 
selbe Menge Mastixmilch portionsweise zugefiigt, wieder angesäuert und in Por¬ 
tionen 20—30 ccm 10°/ 0 Mg S0 4 -Lösung zugefiigt, bis deutliche Flockung ein- 
tritt. Das Filtrat ist frei von Eiweiß, Albumosen finden sich z. T. im Niederschlag, 
z. T. im Filtrat. Bei Vollblut ist erst die Behandlung zu wiederhole^. 




144 


Referate. 


Zur Enteiweißung mit Kaolin wird Blutserum auf das 12—15 fache mit 
Wasser verdünnt, und leicht mit Essigsäure angesäuert. Man fügt auf je 100 ccm 
Flüssigkeit 20—25 g Kaolin in Portionen hinzu, schüttelt jedesmal gut durch 
und die Enteiweißung ist beendet. Der Niederschlag wird zweckmäßig abge¬ 
nutscht. Unter anderem findet sich Traubenzucker quantitativ im Filtrat wieder. 
Albumosen werden zum großen Teil absorbiert. Pincussohn. 

319) Franchini, Giuseppe. Über den Ansatz von Lezithin und sein Ver¬ 
halten im Organismus. Chem. Abt. d. Pathol. Instit. d. Univ. Berlin. (Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. 6, S. 210—225.) 

Verfasser fand bei seinen Versuchen mit Kaninchen folgende Resultate: 
Lezithinfütterung steigert Lezithingehalt der Leber und der Muskeln, nicht des 
Gehirnes; der erhöhte Gehalt der Leber erhält sich ziemlich lange, im Maximum 
15 Tage nach Aufhören der Fütterung. 

Im Urin findet sich geringe Zunahme der Glyzerinphosphorsäure, kein 
Cholin, dagegen die als Spaltungs- und Oxydationsprodukt derselben aufzu¬ 
fassende Ameisensäure. Im Kot ist der Lezithingehalt wenig vermehrt. 

In Muskeln und Leber läßt sich bei Lezithinftitterung Glyzerinphosphorsäure 
in vermehrter Menge nachweisen. Pincussohn . 

320) Oesterborg, Emil u. Wolf, Charles G. L. Eiweih-Stoffwechsel beim Hund. 
I. Eiweiß-Stoffwechsel bei niedriger Stickstoffhahrung. Department of Chemis¬ 
try, Comell University Medical College, New York City. (Brochem. Ztschr. 1907, 
Bd. 5, S. 304—337.) 

Zwei Hündinnen, die bis dahin mit Hundekuchen gut ernährt worden waren, 
wurden auf eine praktisch N-freie Diät während einer Woche gesetzt und zwar 
erhielt die eine 80 Kalorien pro Kilogramm, die andere 4 Tage das gleiche, 
später 160 Kalorien pro Kilogramm in Kohlehydraten und Fett. Nun wurde 
eine reichliche Menge Kasein gegeben und die Tiere während einer 4 tägigen 
Hungerperiode beobachtet 

Es ergab sich folgendes: Bei einer stickstofffreien Nahrung von reichlichem 
Kaloriengehalt sind alle N-Komponenten im Verhältnis zum Gesamt-N relativ 
vermehrt, ausgenommen Harnstoff, der relativ abnimmt. Bei Verdoppelung der 
N-freien Kalorienmenge tritt keine große Veränderung im gegenseitigen Ver¬ 
hältnis der einzelnen N-Bestandteile hervor gegen die Verteilung bei der ur¬ 
sprünglich angewandten Nahrung. 

Durch Kaseinzulage wurden alle relativen N-Werte geändert, von den abso¬ 
luten bleibt nur Kreatinin unverändert. Die absolute NH 3 -Menge ist vermehrt, 
relativ zum Gesamt-N aber vermindert. 

Bei Kohlehydratfettnahrung nimmt, entgegen der Verteilung bei Hunger- 
und bei Eiweißkost, Gesamt- und Alkalisulfat-Schwefel ab, Ätherschwefelsäure 
nimmt zu. Die Fraktion des Reststickstoffs und des neutralen Schwefels nimmt 
bei Eiweißdarreichung absolut zu, relativ im Verhältnis zum Gesamt-N und 
Gesamt-S ab. Ätherschwefelsäuren und Indikan stehen in keiner bestimmten 
Beziehung. 

Soweit die Versuche der Verfasser in Betracht kommen, ist der Eiweiß- und 
SchwefelstofFwechsel beim Hund in quantitativer Hinsicht derselbe wie beim 
Menschen. Pincussohn . 


321) Aron, Hans. Eine einfache Methode zur Bestimmung des Calciums 
in organischen Substanzen. Phys. Inst Tierärztl. Hochschule in Berlin. (Bio¬ 
chem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 268.) 

Die organische Substanz wird durch eine Mischung gleicher Teile Salpeter¬ 
säure und Schwefelsäure zerstört, darauf wird das als Sulfat in der Lösung be¬ 
findliche Calcium durch Alkohol abgeschieden, der Niederschlag geglüht und 
gewogen. Vorteile der Methode sind Anwendbarkeit der Säuregemisch-Ver- 
aschung, größere Genauigkeit, da das Calcium in einem 2 1 / a mal so großen 
Molekül zur Wägung kommt als bei der Bestimmung als Oxyd, sodann fällt 
das Ausfällen der P a O fi durch Fe fort. Endlich kann der Alkohol aus dem Filtrat 
vom Ca-Niederschlag leicht entfernt werden, sodaß noch weitere Bestimmungen 
in diesem möglich sind. Pincussohn . 

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Referate. 


145 


322) Levene, P. A. u. Mandel, L A. Über die Analyse der Spaltungspro¬ 
dukte des Milz-Nukleoproteids. Rockefelller Institute for Medical Research., 
N. Y. und aus New York University and Bellevue Medical College N. Y. (Bio- 
chem. Ztschr. 1907, Bd. 5, S. 33.) 

Auf 100 g Substanz berechnet wurden aus dem Milz-Nukleoproteid folgende 
Substanzen isoliert 


GlykokoU. . . . 

Alanin. 

Aminovaleriansäure 
Phenylalanin . . 

Leucin. 

Asparaginsäure. . 
Glutaminsäure . . 
Tyrosin .... 


j 1.6 g 
j 6,6 g 

0,2 g 
26,0 g 
1.6 g 


Histidin. . . 

... 0,2 g 

Arginin. . . 

... 1,0 g 

Lysin . . . 

... 3,0 g 

Thymin. . . 

... 0,2 g 

Cytosin. . . 

... 0,6 g 

Adenin . . . 

... 0,8 g 

Guanin. . . . 

• • • 2,0 g. 

Pincussohn. 


328) Glikin, W. Über den Lecithingehalt des Knochenmarkes bei Tieren 
und beim Menschen. Tierphys. Inst. d. Landwirtschaft! Hochschule Berlin. 
(Biochem Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 235.) 

Das neugeborene Tier bringt einen Vorrat von Lecithin mit auf die Welt, 
um ihn zu seiner Fortentwicklung in der ersten Zeit zu verwenden. Der Lezi¬ 
thingehalt nimmt dementsprechend mit der Zeit ab und zwar beim Tier schneller 
als beim Menschen. Der Lezithingehalt nimmt bis ins späte Alter konstant ab. 
So findet man z. B. beim 13monatigen Kind 29,24°/ 0 , beim 2 Jahre alten 13,38 0 ; 0 , 
beim Mann von 34 Jahren 3,30 °/ 0 , beim 88jährigen nur noch 1,83 °/ 0 . Pincussohn. 

324) Durig, A. Kleine Mitteilungen zur biochemischen Versuchsmethodik. 
Phys. Inst. d. Hochschule f. Bodenkultur, Wien. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, 
S. 65.) 

Auf Grund eines Vorschlages von H. Franzen wird die Verwendnng von 
Natriumhydrosulfit zur Sauerstoffabsorption empfohlen und zwar verwendet 
Verfasser 

50 g Na a S0 4 in 250 Wasser 

30 g NaOH in Stangen in 40 Wasser 

pro Pipette. Jede Lösung wird für sich im verschlossenen Kölbchen herge¬ 
stellt und vor dem Gebrauch vermischt, wobei Luftzutritt zu vermeiden ist. 
Eine Füllung genügt für 40 Analysen, doch ist zweimaliges Hin- und Zurück¬ 
treiben des Gases in die Pipette erforderlich. Die Absorption geht quantitativ 
in ca. 5 Minuten vor sich, Temperatur hat keinen Einfluß. 

Bei Ausführung größerer Mengen von Schlössing-Bestimmungen ver¬ 
wandte Verfasser an Stelle der Glocken Bechergläser, deren Luft vorher etwas 
angewärmt wird, als Sperrflüssigkeit Paraffinöl. 

Außerdem beschreibt Verfasser ein Ventil für Respirationsversuche, einen 
Heber für Überfüllung von Lauge in die Kjeldahlkolben, sowie einige Hand¬ 
griffe zur Mörnerschen Hamstoffbestimmung und zur Kottrocknung. Pincussohtt . 

825) Wohlgemuth, Julius. Untersuchungen über den Pankreassaft beim 
Menschen. 4. Mitteilung. Über ein in ihm enthaltenes komplexes Hämolysin 
und über die Darstellung des Lecithids. Exp. biol. Abt. Patholog. Inst d. Univ. 
Berlin. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 271.) 

Menschlicher Pankreassaft wirkt hämolytisch auf Blutkörperchen von Ziege, 
Hund, Katze, Kaninchen, auch Mensch. Mit Lecithin bildet dieses Prolecithid 
ein stark hämolytisches Toxolecithid ähnlich dem Kobralecithid, dieses ist unlös¬ 
lich in Äther, leicht in Wasser und Alkohol. Außer durch Lecithin wird auch 
durch Mangansulfat die hämolytische Wirkung verstärkt. Ob zwischen Hämolyse 
und Lipolyse hier ein Zusammenhang besteht, will Verfasser vorläufig nicht ent¬ 
scheiden. Ptncussohn . 


326) Justus, Jakob. Über den physiologischen Bromgehalt des Organis¬ 
mus. Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde zu Budapest. (Virchows A. 
23; Dez. 1907, Bd. 190, Heft 3, S. 524—533.) 

Das Brom wurde nach Veraschung der Organe mit K(OH^ (in 4 hal- 
















146 


Referate. 


tigern Wasser aufgenommen, und nach dem Filtrieren aus stark schwefelsaurer 
Lösung mit CHC1 3 aufgenommen. Die quantitative Schätzung erfolgte kolori- 
metrisch. 

Die Bestimmungen ergaben auf 100 g berechnet folgende Werte: 


in ioo g Milligr. Br. 

Blut.11,2 

Rückenmark.14,7 

Leber •.19,1 

Gehirn.19,8 

Hoden.20,3 

Niere.20,9 

Thymus.21,0 

Milz.21,43 

Muskel.22,1 

Magen.22,6 

Lunge.22.9 

Weißes Knochenmark.26,3 

Nagel.30,2 

Schilddrüse.35,0 

Nebenniere.46,62 

Nach einigen Versuchen scheint es, daß die physiologisch bromreichsten 
Organe, Schilddrüse und Nebennieren, von dem in den Stoffwechsel gebrachten 
Bromalkali auch das meiste Br zurückzuhalten vermögen. Auch der Br-Gehalt 
des Gehirns erscheint auffallend vermehrt H. Ziesche. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

327) Cramer, £L (Bonn). Kochsalzentziehung beim Schwangerschaftshydrops. 

(Münch, med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 53.) 

Cramer empfiehlt das von ihm schon früher (Monatsschr. f. Geburtshilfe, 
Bd. 23) angegebene Verfahren, den Schwangerschaftshydrops durch Kochsalz* 
entziehung zu behandeln, auf Grund weiterer Erfahrungen dringend. Ein nach¬ 
teiliger Einfluß der salzarmen Diät auf die Entwicklung des Fötus wurde nie 
beobachtet. Auffallend ist, daß Diätfehler sofort wieder zum Hydrops führten. 
Die theoretische Erklärung des Erfolgs der Salzentziehung ist nicht leicht. Ver¬ 
fasser hatte früher eine toxische Störung der Nierenfunktion als Ursache des 
Hydrops angenommen, demgegenüber fand Birnbaum (Arch. f. Gynäk., Bd. 83) 
bei dem Schwangerschaftshydrops keine Kochsalzretention und schließt daraus 
auf normale Nierenfunktion. Verfasser hält diesen Schluß für zu weitgehend und 
hält eine weitere Klärung der Frage für nötig. M. Kaufmann . 

328) Fischer, F. u. Hoppe, J. Über Pankreon. Aus d. ehern. Labor, der 
Pflegeanstalt Uchtspringe. (Münch, med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 53.) 

Ein Einfluß des Pankreon auf Eiweißumsatz, Eiweißresorption, Fettspaltung, 
Umsatz der Kohlehydrate (letzteres bei. zwei Diabetikern) war nicht festzustellen; 
bei Personen mit guter Fettausnutzung verschlechterte es diese eher. Dagegen 
wirkte es deutlich verbessernd auf die Fettausnutzung bei Personen, die infolge 
verminderter Pankreastätigkeit oder anderer erschöpfender Krankheiten erheb¬ 
lichere Störungen der Fettaufnahme zeigten. In zwei Fällen konnte auch deut¬ 
lich eine Verminderung des Abgangs der alkalischen Erden festgestellt werden. 

M. Kaufmann . 

329) Unna, Karl. Beitrag zur Pathologie des Gichtstoffwechsels. Aus 
der innem Abteilung des städtischen Krankenhauses zu Altona. (Inaug.-Diss. 
Leipzig 1907.) 

Unna untersuchte bei purinffeier Ernährung den Ham von Gesunden, 
Rheumatikern und Gichtkranken auf das Vorhandensein von Glykokoll. Bei 
keinem der stoffwechselgesunden Individuen war solches nachzuweisen, ebenso¬ 
wenig bei zwei Fällen von chronischem Gelenkrheumatismu|. Wohl abe| wurde 

















Referate. 


147 


bei allen vorhandenen Gichtfällen Glykokoll gefunden, und zwar in einem 
Falle (ohne Anfell) 0,2553 g, (11=0,124), in einem zweiten (Gelenkschmerzen) 
0.314 g (U~= 0,109 g) in einem dritten (starke Gelenkschwellungen) 0,324 g, in 
einem vierten im anfallsfreien Stadium 0,293 g (Purin 0,164 g, U =0,0981 g, im 
Anfall 0,132 g (Purin = 0,2239 g, Ü= 0,1217 g). In einem fünften Fall, der 
längere Zeit beobachtet wurde, (über Anfälle und anfallsfreie Zeiten hin) schwank¬ 
ten die Glykokollwerte zwischen 0,0463 und 0,3456 g, die U-Werte zwischen 
0,0984 und 0,1912 g, imd zwar war eine gewisse Gegensätzlichkeit der Werte 
zu beobachten. Diese Untersuchungen haben für die Differentialdiagnose zwischen 
Gicht und chronischem Rheumatismus praktischen Wert. m. Kaufmann. 

330) Hirschstein. Die Beziehungen der endogenen Harnsäure zur Ver¬ 
dauung. Innere Abteilung d. Krankenhauses Altona. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 
1907, Bd. 57, S. 229—241.) 

Die Ausscheidung der Harnsäure bei Menschen verläuft bei purinfreier Diät 
in bestimmter Stundenkurve, welche den tiefsten Stand während des Nachts, den 
höchsten während des Morgens hat. Es findet also während des Schlafes eine 
Hamsäureretention statt. Auch die Ausscheidung der exogenen Harnsäure erfolgt 
mit dieser Unterbrechung während des Nachts. Die Zulage von purinfreiem 
Eiweiß löst eine erhöhte Harnsäureproduktion aus. Wird nun die Eiweißzulage 
zu einer geeigneten Zeit gegeben, so läßt sich die N-ausscheidungskurve in dem 
Sinne verändern, daß schon während der Nacht ein Anstieg erfolgt und die 
Ausscheidung der endogenen N erhebt sich über den Durchschnittswert der betr. 
Periode um 6—10 °/ 0 . Daraus muß der Schluß gezogen werden, daß die endogene 
Harnsäure zu einem hohen Prozentsatz in der Verdauungstätigkeit ihren Ursprung 
hat. 1 ) Ein Vergleich des Nachtwertes bei Fütterung und bei Hunger ergibt, das 
mindestens 70°/ 0 der endogenen Harnsäure der Verdauungstätigkeit entstammt, 
und nur für etwa 30 °/ 0 andere Ursachen, wie Zellzerfell in Betracht kommen 
kann. Ein Hundeversuch verschafft noch Aufklärung darüber, woher diese 
endogenen Purine stammen. Das Tier bekam purinfreies Fressen und wurde 
dann während der Verdauungsperiode getötet. Der Speisebrei aus Magen und 
Duodenum enthielt jetzt reichlich Purinbasen, in der Hauptsache Guanin, in ge¬ 
ringen Mengen Adenin, Xanthin. Dieser Befund stimmt zusammen mit früheren 
Befunden von Schittenhelm, wonach die Darmwand Guanin, Adenin und 
Xanthin enthält, vermutlich also auch ihr Sekret, ferner auch die Pankreaszyste 
Purinbasen enthält. Schmid. 

331) Förster, J. (Straßburg). Zur Frage des kleinsten Eiweißbedarfs. (Münch, 
med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 49.) 

Neben Eiweiß, Fett und Kohlehydraten bedarf der Mensch zum Aufbau und 
Erhaltung seiner Organe noch in ausreichender Menge anderer Stoffe, wie z. B. 
Aschenbestandteile. In den Nahrungsmitteln befinden sich diese in Verbindung 
mit eiweißartigen Substanzen oder sie stehen wenigstens in Beziehungen zum 
Eiweiße. Es ist daher zu befürchten, daß bei niedriger Eiweißzufuhr die Er¬ 
nährung auch durch Mangel an Aschebestandteilen leidet. 

Bei der Zersetzung des Eiweißes im Körper werden gewisse imentbehrliche 
Stoffe, Verdauungsfermente, Stoffe der »inneren Sekretion«, Schutzstoffe usw., 
die Abkömmlinge des Eiweißes sind, gebildet. Für einzelne davon ist nachge¬ 
wiesen, für die anderen ist es wahrscheinlich, daß die Produktion im Verhältnis 
zu dem Eiweißzerfeil im Körper steht. Es ist daher zu erwarten, daß bei 
niedrigem Eiweißumsatz leicht Störungen im Wohlbefinden und Erkrankungen 
infolge Mangels an den genannten Stoffen eintreten. 

So lange die Verhältnisse nach beiden Richtungen hin und qualitativ und 
quantitativ nicht mehr als jetzt aufgeklärt sind, ist es von allgemein-physiologischen 
und hygienischen Gesichtspunkten und für die Zwecke der praktischen Ernährung 

*) Die Behauptung von Hirschstein, daß die endogene Harnsäure zum größten Teil aus dem 
Darm stamme, ist mittlerweile von Brugsch und Schittenhelm gründlich widerlegt worden (vergl. 
Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. 1907, Bd. 4). 



148 


Referate. 


ratsam, einen kräftigen Eiweißumsatz zu unterhalten und sich nicht auf das 
physiologische Mindestmaß zu beschränken, mit dem in einem gegebenen Falle 
das sogenannte Stickstoffgleichgewicht erhalten werden kann. (Zusammenfassung 
des Verfassers.) M. Kaufmann . 

332) Schütze, A. u. Braun, E. Zur Frage der experimentellen Antidiastasen- 
bildung. Bakteriol. Labor, d. Krankenh. Moabit, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1907, 
Bd. 64, S. 609.) 

Die Untersuchungen haben folgendes ergeben: 1. Durch eine halbstündige 
Erhitzung des Serums der mit subkutanen Injektionen von Diamalt behandelten 
Kaninchen auf 45—65°C ist keine im Reagenzglas nachweisbare Schädigung der 
im Serum gebildeten Antistoffe hervorgerufen worden. 2. Das Anti-diamaltserum 
hemmt nicht die invertierende Wirkung des Hammelpankreas- und Hammelleber¬ 
extraktes, sowie menschlichen Speichels. 3. Durch subkutane Injektion dieses 
Pankreas-, Leberextraktes und Speichels sind keine Antikörper gegenüber der 
invertierenden Kraft dieser Substanzen im Kaninchenserum zur Produktion ge¬ 
bracht worden. 4. Durch subkutane Injektion von Hammelpankreas- und Hammel¬ 
leberextrakt lassen sich im Serum der Versuchskaninchen Stoffe hervorrufen, 
welche dielnversionsfahigkeit des Diamalts in sichtbarerWeise schädigen. Schmidt 1 

333) Müller, Johann. Über die Reaktion der normalen Säuglingsfäzes. (Aus 
dem Säuglingsheim Haan bei Solingen: Dr. P. Selter.) (Dissertation, Rostock 
1907, 64 S.) 

A. Brustmilchstühle: 1. Der normale Brustmilchstuhl reagiert in den weitaus 
häufigsten Fällen sauer; er kann aber auch bei genügender Nahrung und gutem 
Gedeihen des Kindes alkalisch reagieren. 2. Eine scharfe Grenze zwischen 
normalem und pathologischem Stuhl ist nach der Reaktion nicht zu ziehen. 3. Die 
Stärke der Azidität zeigt ganz erhebliche Schwankungen. 4. Am stärksten ist 
der Säuregehalt das Stuhles in den ersten Lebenswochen; mit zunehmendem 
Alter nimmt die Azidität ab. 5. Eine annähernd genaue Durchschnittszahl für 
die Stärke der Azidität der normalen Brustmilchstühle ist kaum anzugeben. 
6 . Die Stärke der Azidität ist im wesentlichen abhängig von der Fähigkeit des 
kindlichen Darmes, das ihm zugeführte Fett zu verarbeiten und von dem Fett¬ 
gehalte der Nahrung. 7. Dem Kote beigemischter Urin beeinflußt die Reaktion 
gleich nach der Entleerung nach der Seite der Azidität hin, längere Zeit später 
nach der alkalischen Seite hin. 8. Bei langem Lagern nimmt die Azidität des 
Stuhles ab. 

B. Vollmilchstühle: 1. Die Reaktion der Vollmilchstühle ist alkalisch infolge 
der fauligen Zersetzung des im Stuhle vorhandenen Eiweißes. 2. Der Alkaleszenz- 
grad zeigt ganz erhebliche Schwankungen; eine annähernd genaue Durchschnitts¬ 
zahl ist kaum anzugeben. 3. Eine strenge Grenze zwischen normalen und 
pathologischen Stühlen ist schwer zu ziehen. 4. Die Außenseite von Kuhmilch¬ 
stühlen reagiert stärker alkalisch als die inneren Teile. 5. Die Einflüsse vom 
Urin und langem Lagern des Kotes auf die Reaktion sind dieselben wie bei 
den Brustmilchstühlen. 6. Bei Zusatz von Kohlehydraten zur Nahrung ist eine 
deutliche Abnahme der Alkaleszenz zu bemerken, aber infolge des durch die 
Kohlehydrate verursachten Reizes ist der Gehalt des Kotes an Sekreten der 
Verdauungsorgane gesteigert, durch deren faulige Zersetzung die Alkaleszenz 
des Stuhles wieder verstärkt wird. 7. Bei plötzlicher Steigerung des Kalorien¬ 
gehaltes der Nahrung durch Hinzufügen von Kohlehydraten tritt erhöhte 
Alkaleszenz des Stuhles ein. 

C. Buttermilchstühle. 1. Der normale Buttermilchstuhl reagiert alkalisch. 
2 . Der Grad der Alkaleszenz schwankt erheblich. Er scheint bei älteren Kindern 


niedriger zu sein als bei jüngeren. 3. Fügt man sehr viel Fett zur Buttermilch 
hinzu, so kann man sauren Stuhl erhalten. 4. Von dem Einfluß der der Nahrung 
zugefügten Kohlehydrate und der Erhöhung der Kalorienzahl gilt dasselbe wie 
das bei den Vollmilchstühlen hierüber Gesagte. Fritz Loeb . 


884) Dunker, Paul. Über Sättigung des Tierkörpers mit Chloroform 
während der Narkose. Aus dem pharmakologischen Inst, zu Gießen. (Disser¬ 
tation, Gießen 1907, 44 S.) Digitized by Google 


Referate. 


149 


Bei hinreichend langer Einatmung eines genau gestellten Chloroformdampf¬ 
gemisches enthält die ausgeatmete Luft ebenso viel Chloroformdampf, als die 
eingeatmete, d. h. es tritt eine vollkommene Absättigung des Körpers für den 
betreffenden Partiardruck des Chloroformdampfes ein. Fritz Loeb . 

335) Gualdi, G. Influenza del lavoro muscolare sulla composizione del 
sangue. (Einfluß der Muskelarbeit auf die Blutbeschaffenheit.) (La Nuova Rivista 
Clinico-Terapeutica 1907, Ann. X, H. 2, 3, S. 74, 134.) 

Nach einer längeren Muskelarbeit beobachtet man gleich eine Zunahme der 
roten Blutkörperchen, bedingt durch die größere Dichte, die das Blut durch 
‘den Schweiß und die erhöhte Atmungsfrequenz erhält. Nach einiger Zeit der 
Ruhe (wenn die soeben erörterten Bedingungen aufhören) tritt eine Abnahme 
in der Zahl der Blutzellen ein; war die Arbeit proportioniert dem Kräftezustand 
des Individuums, wird die Abnahme von den vielen Energien des Organismus 
wettgemacht, was nicht eintritt, wenn statt Ruhe fortwährende Arbeit den 
Organismus strapaziert. — Der Hämoglobingehalt unterliegt den gleichen 
Schwankungen wie die roten Blutkörperchen. — Die Muskelarbeit bewirkt die 
Bildung einer nicht stark ausgesprochenen Leukozytose, die in Verbindung zu 
setzen ist mit der erhöhten Schnelligkeit des Lymphstromes, und dem durch 
die Wärme und das Sonnenlicht bedingten Reizzustand. Ein Charakteristikum 
dieser Leukozytose ist durch den Umstand gegeben, daß mit der Zunahme der 
Lymphozyten keine proportionierte Zunahme der großen mononukleären Zellen 
und kernhaltigen Leukozyten stattfindet, welch letztere sogar an Zahl abzunehmen 
scheinen: vor der Arbeit konnten im Mittel 66 polynukleäre auf 34 mononukleäre 
gezählt werden, während nach der Arbeit ein Verhältnis von 56 polynukleären 
auf 99 mononukleäre (größtenteils aus Lymphozyten bestehend) notiert werden 
konnte. 

Daraus ergibt sich der Grund, warum ermüdete Individuen weniger als 
andere gegenüber Krankheiten, vornehmlich Infektionen widerstandsfähig sich 
erweisen. P/itek. 

336) Belokopitow, Emilie. Klinische Beobachtungen über den Hämoglobin- 
gehalt des Blutes bei verschiedenen Kinderkrankheiten. (Aus dem Kinderspital, 
Zürich.) (Dissertation, Zürich 1907. 64 S.) 

Die Arbeit sei wegen des reichen kasuistischen Materials und wegen des 
Literaturverzeichnisses erwähnt. Fritz Loeb . 

337) Thomas, Karl. Urobilinogen, seine klinische Bedeutung, seine che¬ 
mischen Eigenschaften und seine Farbenreaktionen (»Ehrlichsche Aldehyd«- 
und »Eigelbe Diazoreaktion«). (Dissertation, Freiburg i. Br. 1907, 46 S.) 

Die sehr gründliche Arbeit muß im Original studiert werden. Fritz Loeb . 

338) Weil, E. u. Tsuda, Kyuzo. Über die Behinderung der Reagenzglas¬ 
phagozytose. Aus dem hygien. Institut der deutschen Universität in Prag: 
Prof. Hueppe. (Berl. kl. Woch., 1907, Nr. 33, S. 1038/1042.) 

Das Dysenterieaggressin behindert die Phagozytose der Dysenteriebazillen 
durch Meerschweinchenleukozyten. Die Phagozytosebehinderung ist spezifisch, 
denn Heubazillen und Staphylokokken werden im Aggressin phagozytiert. Die 
Phagozytosehemmung kann deshalb nicht dadurch zustande kommen, daß das 
Aggressin durch Giftigkeit die Leukozyten schädigt. Die Phagozytoseunter¬ 
drückung beruht nicht auf dem Opsoninverlust des Aggressins, denn sie tritt 
auch auf wenn man mit Opsonin beladene Bakterien der Wirkung des Aggressins 
aussetzt. Die Phagozytosebehinderung ist ein aktiver Vorgang durch das 
Aggressin, welches wahrscheinlich ähnlich wie die Kapsel den Milchbrand¬ 
bazillus die Bakterien vor der Phagozytose schützt. Bomstein. 

339) Ldpine, Jean et Popoff, V.-S. Notes hdmatologiques sur les effets du 
nucldinate de soude chez les aliönös. (Blutuntersuchungen über den Einfluß 
des nukleinsauren Natriums bei Geisteskranken.) Climque psychiatrique de 
lLJniversite de Lyon. (Cpt. r. de la soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 364—366.) 

Zwölf Kranke erhielten zu therapeutischen Zwecken subkutane Injektionen 
von nukleihsaurem Natrium. Dabei ergab die Blutuntersuchung folgenden Befund: 

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150 


Referate. 


Stets zeigte sich eine ausgesprochene Hyperleukozytose; in den ausgesprochensten 
Fällen betrug die Zahl der Leukozyten bis zu 34000. Die Hyperleukozytose 
dauerte höchstens bis zum sechsten Tage an. Vermehrt waren vor allem die poly¬ 
nukleären Zellen (durchschnittlich 80°/ 0 , maximal 89 °/ 0 ). War die Gesamtzahl 
der Leukozyten wieder bis zur Norm gesunken, so fand sich immer noch Ver¬ 
mehrung der polynukleären Zellen sowie der Makrophagen. Während der Ver¬ 
mehrung der polynukleären Zellen waren die eosinophilen fast vollständig 
verschwunden. 

Die Zahl der Erythrozyten war zunächst vermindert und erhob sich erst 
nach zwei Tagen über die Norm. L . Borchardt . # 

340) Clemm, W. N. (Ballenstedt a. H.). Über ein neues Blutpräparat. (Berl. 
kl. Woch., 1907, Nr. 33, S. 1047/1049.) 

Defibriniertes Blut wird durch Aetherzusatz von Zersetzungsprodukten und 
Mikroben befreit, darauf in Vakuum mit einem Zusatz von 50°/ 0 Malzextrakt 
zur Trockene verdampft. Dieses »Hämatopan« genannte Präparat empfiehlt 
Clemm dringend zur Anwendung als ein vollkommen einwandfreies Bluteisen- 
Emeuerungsmittel, als ein den besten Nährpräparaten gleichwertiges Erzeugnis, 
als ein auch zur Zellmast infolge Störungen auf dem Gebiete des Nervenstoff- 
wechsels den meisten anderen derartigen Präparaten überlegenes Mittel. Her¬ 
steller: Dr. A. Wolff in Bielefeld. Bornslein . 

341) Schnätzen. Über das Verhalten der Leukozyten des Blutes bei Kälte¬ 
einwirkung. Mediz. poliklin. Institut, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1907, Bd. 64, 
S. 193—206.) 

Durch warme und kalte Bäder treten Veränderungen in der Zahl der roten 
Blutkörperchen auf. Bezüglich der Leukozytenzahl und des Zahlen-Verhältnisses 
der verschiedenen Formen treten auffallende, vielseitige Verschiebungen auf. 
Unter denselben Einwirkungen untersuchte Verfasser auch Fälle von Leukämie 
und Erythrocytosis megalosplenica. Schmid. 

342) Askanazy, S. Über die Körnung der roten Blutkörperchen bei 
anämischen Zuständen. Mediz. Klinik, Königsberg. (Ztschr. f. kl. Med. 1907, 
Bd. 64, S. 288—313.) 

Die meisten Autoren sind bezüglich der Erklärung der Abstammung der 
basophilen Körnchen in Erythrozyten der Anschauung von E. Grawitz gefolgt, 
daß diese nämlich dem Zytoplasma entstammen, und daß ihr Auftreten auf einen 
degenerativen Vorgang hin weise. Verfasser hat Bedenken gegen diese Auffassung. 
— Verfasser gibt einen ausführlichen Überblick über Art, Darstellung und Vor¬ 
kommen der basophilen Körnchen. Die Körnung findet sich bei fast allen ein¬ 
fachen und perniziösen Anämien, gleichgültig ob durch Gifte oder toxische 
Krankheitsprodukte hervorgerufen. Auch bei Chlorose fand Verfasser diese 
häufig. Bei der Anämie ist sie als ein Frühsymptom anzusehen, sie tritt vor 
dem Erscheinen einer Poikilozytose, von Erythroblasten usw. auf, aber stets gleich¬ 
zeitig mit Polychromatose. Von hoher diagnostischer Bedeutung ist sie bei der 
Bleivergiftung und bei dieser allein muß der Körnung auch eine prognostische 
Bedeutung beigemessen werden. — Bezüglich der Frage der Entstehung der 
Körnchen gibt es wesentlich zwei Auffassungen: Ihre Abstammung vom Kern 
durch Karyorrhexis (Askanazy) oder aus dem Protoplasma, als aegenerativer 
Prozeß (Grawitz). Askanazy schließt sich jetzt auch den Vertretern der 
letzteren Auffassung an, daß die Körnchen nicht aus dem Kern, sondern aus dem 
Zytoplasma herrühren. Er bestreitet aber, daß ihnen die Bedeutung eines degene¬ 
rativen Vorganges zukäme, sondern glaubt, daß sie der regenerativen Tätigkeit 
des Knochenmarks entstammen. Eine wesentliche Begründung findet diese Lehre 
in der Tatsache, daß die Körnung nur in polychromatophilen Zellen vorkommt 
und in der Polychromatophilie einer Zelle erblicken wir allgemein den Zustand 
der Jugendlichkeit. Die Körnung ist lediglich eine Modifikation der Polychro¬ 
matophilie. Sie tritt immer erst im Blut ein, nie im Knochenmark, denn hier 
werden nie gekörnte Erythrozyten gefunden. Als sicherster Beweis dafür, daß 
die Körnung der Erythrozyten kein degenerativer Vorgang ist, erscheint das 

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Referate. 


151 


konstante Vorkommen im Embryonenblut der weißen Maus unter physiologischen 
Bedingungen. — Im übrigen enthält die Arbeit noch viele Einzelheiten bei dem 
erschöpft behandelten Thema. Schmid. 

843) Hohlfeld. Über die Bedeutung des Kolostrums. (A. f. Kind. 1907, Bd. 
46 S. 161.) 

Im ersten Teil dieser umfangreichen Arbeit bespricht Verfasser die Be¬ 
ziehungen des Kolostrums zur Milchbildung; als Untersuchungsmaterial dienten 
Meerschweinchen. Im Sekret der Milchdrüse fanden sich zu Beginn, bei natür¬ 
licher Beendigung und bei Unterbrechung der Laktation stets Kolostrumkörperchen; 
vor ihrem Auftreten und gleichzeitig neben ihnen zeigten sich außerdem multi¬ 
nukleäre Leukozyten und Lymphozyten. Bei Untersuchung der Drüsen selbst 
zu verschiedenen Zeiten fanden sich im Bindegewebe vereinzelte weiße Blut¬ 
körperchen und eosinophile Zellen, die am zweiten Tage der Laktation zahlreicher 
auftraten als später; auf der Höhe der Laktation konnte Hohlfeld Leukozyten 
in größerer Zahl im Zwischengewebe der Drüse nicht nachweisen, so daß er 
die abweichenden Befunde für die Folge einer unvollständigen Entleerung der 
Drüsen hält. Diese Auffassung wurde bestätigt durch die Untersuchung von 
Drüsen bei verminderter Inanspruchnahme; es fanden sich dann stets zahlreiche 
Rundzellen in der Drüse. Nach Aufhören der Laktation treten in den Gefäßen 
zahlreiche Leukozyten auf, die Wand der Gefäße und die Umgebung ist dicht 
infiltriert, dann finden sich multinukleäre Rundzellen im Bindegewebe zwischen 
den Epithelien und den Alveolen, und diese multinukleären Zellen werden all¬ 
mählich durch einkernige verdrängt, so daß am fünften Tage nach Auf hören der 
Laktation sich nur uninukleäre mit Fetttröpchen gefüllte Zellen finden. Die Volu¬ 
mensabnahme der Drüse selbst beruht auf einer bedeutenden Verkleinerung der 
Epithelien, die Lumina verschwinden völlig. Verfasser bestätigt also im 
Gegensatz zu Popper die von Czerny aufgestellte Lehre, daß die Kolostrum¬ 
körperchen mit Fetttröpfchen gefüllte weiße Blutkörperchen sind. Im zweiten 
Teil der Arbeit untersucht Verfasser die Bedeutung des Kolostrums als Nahrungs¬ 
mittel. In zwei Versuchsreihen wurde von zwei neugeborenen Ziegen gleichen 
Wurfes, die eine schwächere mit Kolostrum, die andere stärkere mit reifer Milch 
ernährt; die Tiere tranken unbeschränkte Mengen aus der Flasche. In der ersten 
Versuchswoche war die Zunahme der Kolostrumtiere bedeutend größer als die 
der Milchtiere; in den folgenden Wochen ist die Zunahme im ersten Versuche 
beim Kolostrumtiere geringer, im zweiten Versuche in der zweiten und dritten Woche 
ebensogroß, in der vierten Woche wieder größer als bei den Milchtieren. Der 
Zuwachsquotient, d. h. die Zunahme, die ein kg Körper auf ein kg getrunkene 
Nahrung in einer Woche erfährt, ist in der ersten Lebenswoche bedeutend, 
in der späteren Woche nur etwas größer als beim Milchtier. Gegenüber diesen 
deutlichen Unterschieden fielen die Hunde- und die sehr schwierigen Meer¬ 
schweinchenversuche negativ aus, d. h. es ergab sich kein Unterschied zwischen 
den Kolostrumtieren und den Milchtieren Eine Erklärung für diese Differenz 
ergab die Untersuchung des Kolostrums selbst. Im Kolostrum der Ziege fand 
sich in einem Falle vom ersten zum zweiten Tage ein kolossales Absinken des 
Fett-, Eiweiß- und Aschengehaltes (Fettgehalt = 19 °/ 0 ); in den folgenden Tagen 
und bei der anderen Ziege vom ersten Tage ab sinkt der Gehalt an Fett, Ei¬ 
weiß und Asche allmählich, aber ganz deutlich; dagegen steigt der Zuckergehalt. 
Hunde- und Meerschweinchenkolostrum zeigen nur ganz unwesentliche Differenzen' 
gegenüber der fertigen Milch. Die Kolostrumziegen bekommen aber in der 
ersten Woche mehr Kalorien als die Milchtiere; in den folgenden Wochen be¬ 
steht keine deutliche Beziehung zwischen Zuwachsquotienten und Kalorien¬ 
menge. Von der Vorstellung ausgehend, daß vielleicht qualitative Differenzen 
zwischen Albumin und Globulin des Kolostrums gegenüber der reifen Milch noch 
für das bessere Gedeihen der Kolostrumziegen in Betracht komme, hat Verfasser 
von zwei neugeborenen Ziegen gleichen Wurfes die eine mit rohem, die andere 
mit gekochtem Kolostrum ernährt. Die letztere Ziege bekam bei dieser Er¬ 
nährung struppiges, rauhes Fell und zeigte eine deutliche Abnahme des Turgors; 
die Körpergewichtszunahme war aber ebenso groß wie bei dem mit rohem Kolo- 

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152 


Referate. 


strum genährten Tiere. Es beruht also nach Ansicht des Verfassers die Differenz 
im Gedeihen der mit Kolostrum ernährten Ziege gegenüber der mit reifer Milch 
gefütterten im wesentlichen auf quantitativen Differenzen; doch spielen hierbei 
möglicherweise auch qualitative Unterschiede mit Orgler . 

844) Siebert, K. (Breslau). Was wissen wir über die Zusammensetzung 
und Entstehung der fettigen Hautsekrete ? (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 82 ) 

Zusammenfassung der Arbeiten, die in den letzten Jahren über dieses Thema 
veröffentlicht wurden. Das menschliche Hautfett gehört ebenso wie das Woll¬ 
fett der Schafe, das Bürzeldrüsensekret der Vögel zu den Wachsen, die sich in 
der Hauptsache aus den Fettsäuren hochmolekularer Alkohole zusammensetzen. 
Cholesterinester sind nur in geringer Menge bei diesen Sekreten nachgewiesen. 
Sie stammen anscheinend nicht aus den eigentlichen Drüsen, sondern gehen aus 
einer Umwandlung der Epidermoidalgebilde hervor. Über den Aufbau der 
Sekrete in den Drüsen ist noch recht wenig bekannt. Linser . 

345) Solger, F. B. (Rostock). Zur Kenntnis des Hautfarbstoffes als Schutz¬ 
mittel. (Derm. Ztschr. 1907.) 

Solger sieht im Pigment nicht bloß einen Schutz der Haut gegen das Licht, 
sondern auch gegen andere Schädigungen, z. B. Durchfeuchtung. Körperteile, 
die leicht zu Hautkrankheiten disponiert sind, erscheinen pigmentreicher. 

Linser . 

346) Welander, E. (Stockholm). Zur Frage der Absonderung des Queck¬ 
silbers durch den Harn. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 82.) 

Verfasser kommt zu ähnlichen Resultaten wie Bürgi (A. f. Derm. u. Syph. 
1907, Bd. 81) beim Vergleich der Hg-Ausscheidung nach Einverleibung der 
verschiedenen Hg-Präparate: Die Resorption vom Darmkanal aus ist sehr in¬ 
konstant und unsicher. Sublimatinjektionen werden schnell und kräftig absorbiert. 
Injektionen der verschiedenen unlöslichen Hg-Präparate differieren sehr in Ab¬ 
sorption und Remanenz. Die Schmierkur läßt in dieser Hinsicht mit am meisten 
zu wünschen übrig. Linser . 


Klinisches. 

347) v. Moraczewski, W. Ein Beitrag zur Kenntnis der Laevulosurie. 

Chem. Lab. d. allgem. Krankenhauses zu Lemberg. (Ztschr. f. klin. Med. 1907, 
Bd. 64, S. 503.) 

2 Fälle von Laevulosurie, deren Beobachtung nichts Neues ergab, und das 
Bekaute bestätigt hat. Schmid\ 

348) Hedenius, I. Ein Beitrag zur Beleuchtung der sogenannten Banti¬ 
schen Krankheit. (Ztschr. f. klin. Med. 1907,* Bd. 63, S. 306.) 

Verfasser beschreibt einen Fall, welcher klinisch im ganzen Verlauf durch¬ 
aus das Bild der Ban tischen Krankheit bot, bei welchem jedoch die pathol.- 
anatom. Untersuchungen ein ganz anderes Bild, nämlich das einer weit vorge¬ 
schrittenen Leberzirrhose zeigte. Es wird also ohne Zweifel das für Banti als 
charakteristisch hervorgehobene Symptomenbild bei Fällen angetroffen, die den 
von Banti geschilderten pathol.-anatomischen Befund gar nicht zeigen. Die 
klinischen Merkmale des Blutes speziell können auch bei anderen Krankheiten 
nach Splenomegalie Vorkommen. In gewissen Fällen von Leberzirrhose sind 
wahrscheinlich die Umstände besonders begünstigend für das zeitige und das 
Krankheitsbild sogar beherrschende Auftreten eines großen Milztumors, der da¬ 
durch als primäres Symptom imponiert. — Um zu der bestimmten Diagnose 
des Morbus Banti — im pathol.-anatom. Sinne zu gelangen, ist noch weitere 
kritische Forschung der klinischen Symptome nötig. Schmid\ 

349) v. J&ksch, E. Über ein neues radiotherapeutisches Verfahren. (Ztschr. 
f. klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 316—318). 

Mitteilung eines neuen Verfahrens zur Dosierung der Röntgenstrahlen. 
Während Bleiplatten von 0,01 mm Dicke nicht imstande sind, die insbesondere 
die Haut schädigenden Strahlen zurückzuhalten, sind dazu Silberplatten von der- 

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Referate. 


153 


selben Dicke imstande. DaßmitderUndurchlässigkeit der hautschädigenden Strahlen 
nicht gleichzeitig auch die in die Tiefe wirkenden Strahlen abgefangen werden, 
steht nach einer Reihe von Beobachtungen über therapeutische Folgen unter 
Anwendung dieses Verfahrens fest. Als Beleg wird ein so behandelter Fall von 
myeloider Leukämie angeführt. Das Interpolieren der Silberplatte hinderte hier 
keineswegs die bekannte Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Milz und Blut. 
In 19stündiger Bestrahlung innerhalb 7 Wochen traten keine nennenswerten 
Veränderungen der Haut auf. — Genaue Beschreibung des Verfahrens. Schmid. 

350) Donath, J. Sind Neurotoxine bei der Auslösung des epileptischen 
Krampfanfalls anzunehmen? Aus d. Budapester bakteriol. Inst. (Deutsche Ztschr. 
f. Nervenheilk. 1907, Bd. 33, Heft 5/6, 30. Nov., S. 450—463.) 

Das Ergebnis der Donath sehen Tierversuche lautet: »Sowohl bei Meer¬ 
schweinchen als bei Hunden bewirkt die auf einmal erfolgte intraperitonale Ein¬ 
spritzung der ganzen emulgierten Masse eines Hirns derselben Tierart keine 
Spur von Krämpfen, psychischen Veränderungen oder sonstigen krankhaften Er¬ 
scheinungen oder pathologisch-anatomischen Läsionen. Bei den Hunden zeigt 
sich mitunter am Operationstage etwas Niedergeschlagenheit, verminderte Freß- 
lust, auch kann Erbrechen Vorkommen, doch vom nächsten Tage ab blieben 
auch diese während einer ungefähr 3 monatlichen Beobachtung vollkommen 
wohlbehalten. Die Resorption des Himbreis vom Peritoneum aus erfolgt rasch 
und vollständig. 

Diese Versuche bieten also keine Stütze dafür, daß bei der genuinen Epi¬ 
lepsie die etwaige Einschmelzung von Himgewebe, insbesondere Kortikalsubstanz, 
Konvulsionen bewirken könnte.« Rob. Ring . 

351) Rowley, Mary W. A fatal anaemia with enormous numbers of 

circulating phagocytes. (Ein Fall von perniziöser Anämie mit kolossalen Mengen 
im Blute zirkulierender Phagozyten.) (The Journal of Experimental Medicine 
1908, Bd. 10, 1. Jan., S. 78—97.) H. Ziesche. 

352) Macalister, Charles J. The personal factor in diet. (Über den 
persönlichen Faktor bei der Diät.) (Lancet 1907, Bd. 2, 28. Dez., S. 1807—1810.) 

H. Ziesche. 

358) Goss&ye, M. Alfred and Borastein, M. Julius. A case of poisoning by 
potassium bichromate. (Vergiftung mit Kaliumbichromat.) Laboratories of the 
Westminster Hospital, London. (Lancet 1908, Bd. 2, 21. Dez., S. 1758—1759.) 

Ein 60jähriger Arbeiter trank aus Versehen etwa 45 g einer gesättigten 
Kaliumbichromaüösung, die etwa 4,3 g der festen Substanz enthielt. 

Trotz sofortiger Gegengaben von Milch und Magnesiumkarbonat trat un¬ 
stillbares Erbrechen mit heftigen Durchfällen ein. Schmerzen im Epigastrium. 
Gelbfärbung der Haut. Harnentleerung nicht gestört. Tod nach 5 Tagen. 

Die Sektion ergab starke Veränderungen der Magen- und Darmschleimhaut 
(anscheinend Nekrosen), die Leber war gelbgrau gefärbt von harter Beschaffen¬ 
heit. Die Nieren waren nur wenig geschädigt. 

Im Mageninhalt konnte Kaliumbichromat nicht mehr nachgewiesen werden. 

H. Ziesche . 

354) Buchan, F. George. An outbreak of food poisoning due to eating 
brown. (Fleischvergiftung durch Pökelfleisch.) (Lancet 1907, Bd. 2, 7. Dez., 
S. 1604—1606.) 

In einem Landbezirke Englands kam es zu einer Fleischvergiftung beim 
Genuß von gepökeltem Schweinefleisch, als deren Erreger ein dem Bacillus 
enteritidis Gaertner sehr ähnlicher Bazillus isoliert werden konnte. Das Krank¬ 
heitsbild war nicht ganz typisch, indem Augensymptome und Symptome zentral- 
nervöser Natur fehlten. H. Ziesche\ 

855) Scott, S. G. On change of type in lenkaemia and its signification. 
(Veränderung des Krankheitstypus bei der Leukaemie und seine Bedeutung.) 
From the pathological Departement, University of Leeds. (Lancet 1907, Bd. 2, 
30. Nov., S. 1527—1533.) 

Große Lymphozyten kommen bei jeder Leukaemie im Blute vor. Die 

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154 


Befemte. 


großen mononukleären Zellen und Lymphozyten sind bei der myeloiden Leuk¬ 
ämie häufig vermehrt. Myelozyten sind gewöhnlich bei der lymphatischen 
Leukämie vorhanden. Zwischen den gewöhnlichen Typen, der myeloiden und 
chronisch lymphatischen einerseits und der undifferenzierten akuten Leukaemie 
mit großen Lymphozyten andererseits kommen alle Übergänge vor. Sowohl 
die myeloide als auch die lympathische Leuäkmie können in eine solche mit 
großen Lymphozyten übergehen. Ein Zusammenvorkommen von myeloider 
mit lymphatischer Leukämie ist nicht bekannt. H. Ziesche, 

356) Fabian, E., Naegeli, 0. u. Schatiloff, 0. Beiträge zur Kenntnis der 
Leukämie. Aus d. pathol. Inst. d. Univ. Zürich. (Virchows A. 1907, Bd. 190, 
23. Dez., H. 3, S. 436—510.) 

Die lymphatische und myeloische Leukämie sind durch bestimmte Gewebs¬ 
veränderungen charakterisiert und durch diese ebenso von einander zu unter¬ 
scheiden, wie durch den Blutbefund. Die akute myeloische Leukämie verhält 
sich histologisch im wesentlichen wie die chronische, hämatologisch ist sie durch 
den größeren Reichtum an ungranulierten Knochenmarkszellen (Myeloblasten) 
ausgezeichnet. 

Die lymphatische Leukämie (akute und chronische, klein- und großzellige) 
kann heterotopes und in gemäßigter Form auch aggressives Wachstum zeigen, 
d. h. es können sich bei dir auch leukämische Infiltrate in den serösen Häuten 
und Wachstum über die Grenzen von Lymphdrüsen, Thymus und Tonsille hin¬ 
aus ins angrenzende Fettgewebe hinein (Orths malignes leukämisches Lymphom) 
finden. Es gibt Fälle wohl vorwiegend großzelliger lymphatischer Leukämie 
(Sternbergs Typen der Leukosarkomatose), in denen lokal stark aggressives 
Wachstum, wie es sonst nur dem Lymphosarkom zukommt, auftritt; es sind das 
Leukämien mit partiell lymphosarkomähnlichem Wachstum. 

Das Auftreten sogenannter atypischer Zellen (großer, ungranulierter, Ein¬ 
kerniger) im Blute und in den Geweben (Knochenmark, Milz, Lymphdrüsen, 
Thymus, Tonsillen, Darmfollikel und leukämische Infiltrate) kann nicht als präg¬ 
nantes Merkmal einer besonderen, von der echten, kleinzelligen, lymphatischen 
Leukämie abzutrennenden Erkrankung der Leukosarkomatose Sternbergs gelten. 

Der Grund für das Zustandekommen oder Ausbleiben der Blutveränderung 
bei Lymphomatösen ist unbekannt, zur Klassifizierung der Fälle muß der histo¬ 
logische wie der hämatologische Befund gleichermaßen beachtet werden. Die 
Geschwulsttheorie der myeloischen Leukämie ist noch weniger haltbar als die 
der großzelligen lymphatischen Leukämie. 

Die lokale (Lunge, seröse Häute usw.) wie die allgemein septische Infektion 
sind Folgezustände der Leukämie, durch die eine Disposition zur Infektion ge¬ 
schaffen worden ist. H, Ziesche ’. 

357) Asch, Paul (Straßburg). Zylindrurie und Albuminurie. (Münch, med. 
Wschr. 1907, Nr. 50, Dez.) 

Verfasser fand in Versuchen, die er zwecks Prüfung des Einflusses ver¬ 
schiedener Bakterien und ihrer Stoffwechselprodukte auf die Niere an 60 Hunden 
ausführte, den Harn der Versuchtiere ziemlich oft eiweißfrei oder nur ganz 
minimale Mengen Eiweiß enthaltend, trotzdem durch die Anwesenheit von 
Zylindern verschiedenster Art (sowie durch die histologische Untersuchung) das 
Vorhandensein schwerer Nierenläsionen nachweisbar war. Man soll sich also 
bei Verdacht auf Nierenerkrankung nicht mit der Untersuchung auf Eiweiß be¬ 
gnügen, sondern auch mikroskopisch untersuchen; eventuell wird man durch 
kurzdauernde Zufuhr größerer Kochsalzmengen oder durch Nierenmassage eine 
vorübergehende Albuminurie erzeugen können. Umgekehrt findet man gelegent¬ 
lich trotz schwerer Nierenläsionen keine Zylinder. Es kommt dabei in Betracht 
die von Treutlein besprochene Möglichkeit der Auflösung von Zylindern durch 
Bakterien; dazu kommt, daß die bakteriellen Erkrankungen der Niere meist 
zuerst die peripheren Schichten des Organs betreffen, von wo aus die Zylinder 
schwerer in die Ausführgänge gelangen können; sie gehen dann vorher in loco 
zu Grunde. Vielleicht läßt sich das Ausbleiben der Albuminurie in manchen 
Fällen ähnlich erklären; vielleicht beruht es auch auf dem Vorwiegen degenera- 

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Referate. 


155 


tiver Prozesse, wogegen entzündliche Prozesse mehr Albumen auftreten lassen 
würden. M. Kaufmann . 

358) Franck, 0. Über Nierendekapsulation bei Eklampsie. Aus der Dia¬ 
konissenanstalt in Flensburg. (Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 50, Dez.) 

Es handelte sich um einen sehr schweren Fall, in dem trotz operativer Ent¬ 
bindung in 15 Stunden 26 Anfälle aufgetreten waren. Die Anfälle sistierten 
3 Stunden nach der Operation mit zweimaliger Unterbrechung fast 12 Stunden 
lang, um 24 Stunden p. o. nach einem nochmaligen Rückfälle ganz aufzuhören, 
die Urinmenge stieg von vorher 127 ccm (in 16 Stunden) auf 741 ccm, dann 
auf 1313 ccm (in 24 Stunden), die Albuminurie sank von 4 °l w in 2 Tagen auf 
Null, die Temperatur von 39,9 zur Norm, der Puls von 240 auf 112, das Bewußt¬ 
sein wurde klar. Am Ende des 2. Tages setzte eine Pneumonie ein, die zum 
Exitus führte. M. Kaufmann . 

359) Cicaterri, Beno. Contributo clinico allo studio delle anemie gravi 
di origine infettiva. (Klinischer Beitrag zum Studium der schweren Anämien 
infektiösen Ursprungs.) Aus dem Osped. al Policlin. Umberto I zu Rom. (D 
Policlin. Sez. med. 1907, Nr. 10, Okt) 

Unter Mitteilung eines klinischen Falles legt Verfasser dar, daß es Anämien 
infektiösen Ursprungs gibt von verschiedener Schwere und von verschiedenem 
Typus. Sie werden gewöhnlich verursacht durch Streptokokken, Staphylokokken, 
Kolibazillen, Typhusbazillen, Cholerabazillen, Tetragenus oder durch Zusammen¬ 
wirken mehrerer Arten. Ihre Pathogenese beruht hauptsächlich auf den hämo¬ 
lytischen Eigenschaften der Bakterien. Sie verlaufen akut mit Fieber; ihre 
Diagnose stützt sich auf den histologischen und bakteriologischen Befund im 
Blute. M. Kaufmann . 

360) Miranda, A. Intorno ad un caso di anchilostomiasL (Über einen 
Fall von Anchylostomum duodenale.) (Giomale intemazionale di scienze mediche 
1907.) 

Kasuistik. Plitek. 


361) Silvestri, T. Le iniezioni intraperitoneali d'aria atmosferica nella 
peritonite tubercolare. (Injektion von atmosphärischer Luft gegen Peritonitis 
tuberculosa.) (Gazz. Ospedali, Aprilheft.) 

Vorläufige Mitteilung zweier mit Injektion atmosphärischer Luft behandelter 
und geheilter Fälle von tuberkulöser Peritonitis. — Die Luft wird intraperitoneal 
mit einem Potain eingeführt und zwar in solcher Menge, daß der ungefähre 
Bauchumfang erreicht wird, der vor der Parazentese war. Plitek . 


362) Colloca, E. Influenza del massaggio sul tono muscolare. (Einfluß der 
Massage auf den Muskeltonus.) (La Nuova Rivista Clinico-Terapeutica 1907, 
Ann. X, H. 3, S. 113.) 

Die gemischte Massage der Muskelmassen ruft eine bedeutende Zunahme 
im Muskeltonus; und daraus erklärt sich deren wohltuender Effekt. — Besagte 
Zunahme tritt jedoch nur bei sachgemäßer Ausführung der Massage auf und bei 
mäßiger Dauer derselben (10—15—20 Minuten): bei exzessiver und mehr als 
20 Minuten dauernder Ausführung hat man umgekehrt eine Abnahme im Tonus, 
d. i. eine Verschlimmerung in dem Zustande der Muskeln. — Eine einmalige 
sachgemäße Anwendung entfaltet die heilsame Wirkung auf die Dauer von 
höchstens 2 Stunden. 

Die Effleurage bewirkt eine Abnahme im Tonus, während die Friktion zwar 
in mäßigem Verhältnisse zu einer Zunahme führt — Die Petrissage und das 
Tapotement führen am meisten zur Zunahme des Tonus. — Letzere ist höchst 
wahrscheinlich bedingt durch die gebesserte intramuskuläre Zirkulation, durch 
das Verschwinden der metabolischen Produkte aus den Muskeln, durch welche 
der Ermüdungszustand, die Hypotonie, hervorgerufen werden. Plitek . 


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Referate. 


156 

Immunität» Toxine, Bakteriologisches. 

363) Torrey, J. G. Agglutinins and precipitins in anti-gonococcic serum. 
(Agglutinin und Präzipitin in Antigonokokkenserum.) (J. of med. res. 1907, 
Bd. XVI, S. 329.) 

Ganz typische Gonokokken verschiedenen Ursprungs zeigen verschiedene 
Rasseneigenschaften in Bezug auf Agglutination und Präzipitinbildung, gegen 
Serum vom Patienten selbst sowie auch gegen Serum eines immunisierten 
Tieres. Es zeigt sich dabei eine gewisse Verwandtschaft zwischen Gonokokken 
und Meningokokken, nicht aber zwischen Gonokokken und Meningokokkus catar- 
rhalis oder Staphylokokken. Hirschfelder. 

364) Smith, Theobald. The degree and duration of passive immunity to 
diphtheria toxin transmitted by female guinea-pigs to their immediate offspring. 

(Grad und Dauer der passiven Immunität des Diphtherietoxins beim Meer¬ 
schweinchen.) (J. of med. res. 1907, Bd. XVI, S. 359.) 

Unter weiblichen Meerschweinchen, welche mit Diphtherietoxin, Antitoxin, 
oder mit Antitoxin+Toxin injiziert wurden, vermögen nur letztere die Immunitäts¬ 
eigenschaften dem Fötus zu übertragen. Diese Immunität dauert, wie von Ehrlich 
angegeben, nicht länger als drei Monate. Es werden keine Immunitätseigen¬ 
schaften vom Sperma übertragen. Hirschfelder. 

365) Eossei, H. Zur Verbreitung des Typhus durch Bazillenträger. Aus 
d. hygien. Institut der Universität in Gießen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 39, 
S. 1584—1585.) 

Die Bedeutung der Bazillenträger für die Verbreitung des Typhus wird 
dargetan an einem Beispiele, in dem die Verseuchung zweier Städte durch die 
Milch eines Gutshofs allen hygienischen Maßnahmen trotzte, bis die Stuhlunter¬ 
suchung zur Entdeckung und Entfernung eines völlig gesunden Bazillenträgers 
führte, der beim Melken der Kühe mitbeschäftigt war. Reiß. 

866) Gonradi, H. Wann steckt der Typhuskranke an? Aus der Königl. 
bakteriol. Untersuchungsanstalt in Neunkirchen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 41, 
S. 1784—1786.) 

Wie sich dem Verfasser aus der bakteriologischen Untersuchung mehrerer Fälle 
ergeben hat, ist schon innerhalb der Inkubationszeit des Typhus eine Vermehrung und 
Ausscheidung der Krankheitserreger möglich. Weitaus die häufigsten Kontakt¬ 
infektionen (d. h. solche, bei denen zwischen dem Primärfall und dem Sekundär¬ 
fall räumliche und zeitliche Kontinuität besteht) entstehen innerhalb der ersten 
Krankheitswoche. Unter den 85 vom Verfasser beobachteten Kontaktinfektionen 
entstanden aller Wahrscheinlichkeit nach 49, d. i. 58 °/ 0 in der ersten Krankheits¬ 
woche des Primärfalles, 16 in der zweiten, 10 in der dritten, 5 in der vierten, 
3 in der fünften und je einer in der sechsten und siebenten Woche. Reiß . 

867) Courmont et Chalier. Un cas de bacillose chez un foetus issu de 
märe tuberculeuse. (Ein Fall von Bazillose bei einem Foetus, ausgegangen von 
einer Tuberkulose der Mutter.) (Soc. med. des Hop. de Lyon, seance du 4 juin 
1907, ref. Lyon med., Nr. 38, S. 499). 

Im allgemeinen nimmt man an, daß der Fötus von seiner tuberkulösen 
Mutter nicht infiziert werde, sondern daß er bloß eine gewisse Disposition zu 
einer späteren Erkrankung ererbe, vielleicht durch Stoffe, die von den Tuberkel¬ 
bazillen im mütterlichen Organismus gebildet werden und durch die Plazenta 
durchgehen. 

Der Fall der Verfasser liegt nun folgendermaßen: Eine Mehrgebärende mit 
deutlichen Kavemensymptomen über beiden Oberlappen macht eine Frühgeburt 
von 5Va Monat durch. Das Kind kommt tot zur Welt. In den inneren Organen 
lassen sich keine Anzeichen von Tuberkulose auffinden. Dagegen sterben 2 Meer¬ 
schweinchen, denen Lebersubstanz unter die Haut inokuliert worden war, nach 
23 bezw. 25 Tagen an einer Verkäsung der Lumbaldrüsen, eines hat auch tuber¬ 
kulöse Veränderungen an Leber und Milz. Von den Drüsen und der Milz wird 
auf ein weiteres Meerschweinchen weitergeimpft; dasselbe stirbt zufällig nach 
14 Tagen und zeigt kleine tuberkulöse Cruraldrüsen. Diese letzteren werden 

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Referate. 


157 


einem vierten Meerschweinchen inokuliert, das nach ö 1 /^ Wochen an einer all¬ 
gemeinen typischen Tuberkulose zugrunde geht. Dietschy. 

368) Plehn, A. Zur Frage der Arteinheit der Malariaparasiten. Aus dem 
städt. Krankenhause am Urban in Berlin. (D. med. Woch. 1907, Nr. 33, S. 1208 
bis 1210.) 

Verfasser vertritt den auch vonLaveran und Celli eingenommenen Stand¬ 
punkt, daß die verschiedenen Formen des Malariaparasiten nur Variationen einer 
einzigen Art seien, die durch Veränderung der Lebensbedingungen ihres Wirtes 
ineinander übergehen können. Verfasser hat nun einen solchen Übergang direkt 
beobachtet. Ein Patient, der bei seinem ersten in europäischem Klima durch¬ 
gemachten Malariaanfall einige Tage nach seiner Rückkehr aus Togo ausschlie߬ 
lich den kleinen Tropica-Parasiten im Blute beherbergte, zeigte 4 Wochen 
nachher bei einem Krankheitsbild, das durchaus der Febris tertiana benigna ent¬ 
sprach, voll entwickelte runde Gameten und Teilungsformen im peripheren Blut. 
Eine Neuinfektion (im Krankenhaus am Urban) erscheint ausgeschlossen. Reiß. 

369) Smith, Theobald u. Brown, H. E. Studios in mammalian tubercle- 
bacilli. Bacilli resembling the bovine form from four cases in man. (Studien 
über tierische Tuberkelbazillen.) (J. of med. res. 1907, Bd. XVI, S. 435.) 

Zum Referate nicht geeignet. Hirschfelder. 

370) Gilbert et Lippmann. Gontribution k l’ötude bactöriologique des 
calculs biliaires. Röle des microbes anaörobies. (Beitrag zur bakteriologischen 
Untersuchung der Gallensteine. Rolle der anäeroben Bakterien.) (C. r. de la 
soc. de biol. 1907, Bd. 63, S. 405—407.) 

Während von äeroben Bakterien in Gallensteinen nur Bac. coli in etwa der 
Hälfte der Fälle gefunden wurde, enthielt das Zentrum der Steine in fast allen 
Fällen mehrere anärobe Bakterien. L. Bore har dt. 

371) Sacqudpde, E. (Val-de-Gräce). Intoxications alimentaires k entdro- 
coque. (Nahrungsmittelvergiftung mit Enterokokkus.) (C. r. de la soc. de biol. 
1907, Bd. 63, S. 328—330.) 

Von 200 Teilnehmern eines Mahles erkrankten 160 Personen infolge des 
Genusses von Specksalat an leichtem Darmkatarrh mit Diarrhöen. Aus dem 
Schweinefleisch, von dem der Speck stammte, ließ sich in Reinkultur Entero¬ 
kokkus (Thiercelin) züchten. Zwei Ratten und ein Meerschweinchen, die mit 
dem Speck vergiftet wurden, gingen in kurzer Frist zugrunde. Aus ihnen sowie 
aus den diarrhoischen Entleerungen von vier Kranken ließen sich Reinkulturen 
des Enterokokkus züchten. Die Kulturen enthielten Toxine, da sie nach 5 Minuten 
langem Kochen noch Ratten nach subkutaner und intraperitonealer Injektion sowie 
nach Aufnahme per os töteten; diese Toxine konnten also auch im gekochten 
Fleisch ihre Wirksamkeit beibehalten. L. Bore har dt. 


372) Blumenfeld, A. (Lemberg). Experimentelle Untersuchnngen über Aus¬ 
scheidung von Bakterien und einigen löslichen bakteriellen Substanzen durch 
den Schweiß. (Dermat. Zeitschr. 1907.) 

Bakterien und Agglutinine gehen in den Schweiß über, ob Toxine ist unsicher. 

Linser. 


373) Serra, Alberto (Cagliari). Untersuchungen über den Bazillus des 
Ulcus molle. (Derm. Ztschr. 1907.) 

Der Unna-Ducrey sehe Streptobazillus gehört in die Gruppe der Diphtherie¬ 
bazillen. Pathogene Eigenschaften scheint er nicht zu besitzen bei Tieren; auch 
nicht toxische. Linser. 


374) Serra, A. (Cagliari). Über die Ätiologie des Ulcus molle. (Derm, 
Ztschr. 1907.) 

Bestätigung früherer Untersuchungen deutscher Autoren, daß der Strepto 
bazillus der Erreger des Ulcus molle und der zugehörigen Bubonen ist. Linser . 

375) Hirschfeld, Ludwig. Über den Einfluß der Temperatur auf die agglu 
tinable Substanz. (Hygien. Institut d. Universität Berlin.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 
60, S. 298.) 

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158 


Referate. 


Nach Porges werden Typhusbazillen durch Erwärmen auf 80° inagglutinabel 
und gewinnen bei 100° ihre Agglutinabilität wieder. Verfasser konnte diese Be¬ 
obachtung bestätigen und außerdem feststellen, daß die Bindungsfähigkeit durch 
das Erwärmen dauernd geschädigt wird. Agglutinabilität und Bindungsfähigkeit 
gehen daher nicht parallel. U. Fnedemann . 

876) Wiesner, Richard. Die Wirkung des Sonnenlichtes auf pathogene 
Bakterien. (Patholog.-anatom. Institut d. Wien. Universität) (A. f. Hyg. 1907, 
Bd. 61, S. 1.) 

Alle Strahlen des Spektrums wirken bakterizid, auch die ultravioletten und 
ultraroten. Bei intermittierender Beleuchtung, selbst bei sehr kurzen Belichtungs¬ 
zeiten ( l /ioo Sekunde) tritt eine einfache Summierung der Wirkung ein. Luft- 
trockenneit, Nahrungsmangel, Gegenwart von Sauerstoff begünstigen die Wirkung. 
Eine Abschwächung der Pathogenität vor dem Absterben erfolgt nicht. 

Ü. Friedemann. 

877) Rabinowitsch, Markus. Experimentelle Untersuchungen über die 
Wirkung der Tetanusbazillen und ihre Gifte vom Magendarmtraktus ans. 

(Hygien. Institut d. Universität Berlin.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 61, S. 103.) 

Tetanusbazillen und Toxin können auch per os bei Meerschweinen und 
Kaninchen Krankheit hervorrufen, die meist in Marasmus, bisweilen mit Kon¬ 
trakturen verbunden, besteht Durch die Salzsäure des Magensaftes werden Gift 
und Bazillen geschädigt. U. Frtedemann. 

878) Riegel. Zitronensäure und Sonnenstrahlen als Desinfektionsmittel 
für Trinkwasser für militärische Zwecke. (Hygien. Institut d. Universität Berlin.) 
(A. f. Hyg. 1908, Bd. 61, S. 217.) 

Durch die kombinierte Wirkung von 6proz. Zitronensäure und Sonnenlicht 
lassen sich Cholera-, Dysenterie- und Typhusbazillen in verhältnismäßig kurzer 
Zeit (5 Minuten — 1 1 / a Stunden) im Trinkwasser abtöten. Das Verfahren 
empfiehlt sich besonders zur Anwendung in den Tropen. U ’. Friedemann. 

879) Massini, Rudolf. Über einen in biologischer Beziehung interessanten 
Kolistamm (Bacterium coli mutabile). Ein Beitrag zur Variation bei Bakte¬ 
rien. (Kgl. Institut f. experim. Therapie zu Frankfurt a./M.) (A. f. Hyg. 1907, 
Bd. 61, S. 250.) 

Verfasser konnte bei einem Kolistamm einen Fall von wirklicher Mutation 
beobachten, indem dieser Stamm auf milchzuckerhaltigen Nährböden die Fähig¬ 
keit gewann, Laktase zu bilden und diese Eigenschaft auch auf anderen Nähr¬ 
böden dauernd festhielt. Diese Umwandlung vollzieht sich in den Kolonien etwa 
am 4. Tag und macht sich durch das Auftreten von Knötchen innerhalb der 
Kolonien bemerkbar. Die Knötchen enthalten die durch Mutation entstandene 
neue Varietät. U. Friedemann. 


880) Ruata, Guido R. Die Toxizität der filtrierten Kulturen der Cholera¬ 
vibrionen. (Hygien. Institut d. Universität Bologna.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, 
S. 386, 486, 625.) 

Die Gifte, welche in jüngeren Cholerakulturen enthalten sind (Metschni- 
koff, Roux, Salimbeni), sind nach Ansicht des Verfassers flüchtige, dem 
Ammoniak nahestehende Substanzen. Sie können durch Vakuumdestillation ent¬ 
fernt werden und entstehen nicht, wenn die Vibrionen bei Milchzuckerzusatz 
Säure bilden. In älteren Kulturen treten Endotoxine in die Filtrate über. 

U. Friedemann. 


381) Lourens, Louis F. D. E. Untersuchungen über die Filtrierbarkeit der 
Schweinepestbazillen. (Reichsseruminstitut in Rotterdam.) (Zbl. f. Bakt 1907, 
S. 420, 504, 630.) 

Die Schweinepest wird nach Ansicht des Verfassers durch den Schweine¬ 
pestbazillus hervorgerufen und nicht durch ein von diesem verschiedenes filtrier¬ 
bares Virus. Die gegenteilige Ansicht wurde durch Nichtbeachtung der Tat¬ 
sache hervorgerufen, daß unter gewissen Umständen (Bildung körniger Formen) 
der Bazillus die Filter passiert. Durch Fütterung mit Reinkulturen der Schweine- 

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Referate. 


169 


pestbazillen läßt sich das typische Krankheitsbild der Schweinepest bei Ferkeln 
erzeugen. u. Friedemann . 

882) Parodi, Umberto. Über die Übertragung der Syphilis auf den Hoden 
des R^riinrhfttig. (Institut f. pathologische Anatomie d. Universität Turin.) 
(ZbL f. Bakt 1907, Bd. 44, S. 428.) 

Verfasser glaubt auf Grund eines Versuches, daß sich die menschliche Lues 
auch auf den Kaninchenhoden übertragen läßt. U. Friedemann . 

388) Bruschettini, A. Über den Nachweis spezifischer Stoffe in den 
Aggressinen durch die Komplementablenkungsmethode. (Institut f. Infektions¬ 
krankheiten in Genua.) (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, S. 441.) 

Durch die Komplementablenkungsmethode konnte Verfasser spezifische Anti¬ 
körper gegen Pneumokokken in Pneumokokkenaggressinen nachweisen. 

U. Friedemann . 

884) Hectoen, Ludwig. The opsonic indes: in certain acute infectious 
diseases. (Memorial Institute for infectious diseases, Chicago.) (Zbl. f. Bakt. 
1907, Bd. 44, S. 466.) 

Auch im Verlauf der akuten Infektionskrankheiten wird die negative und 
positive Phase des opsonischen Index beobachtet. U. Friedemann . 

385) über, A. Wie verhalten sich die nach dem v. Behringschen Tuber¬ 
kuloseschutzimpfangsverfahren immunisierten Binder gegenüber einer wieder¬ 
holten verstärkten natürlichen Infektion, und wie bewährt sich das Schutz- 
impfungsverfahren bei der praktischen Bekämpfung der Bindertuberkulose? 

(Aus d. Veterinärinstitute d. Universität Leipzig.) (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, 
S. 463 u. 669.) 

Verfasser glaubt auf Grund seiner Versuche, daß das Behringsche Ver¬ 
fahren allein zur Bekämpfung der Rindertuberkulose in verseuchten Bezirken 
nicht ausreicht. U. Friedemann . 

886) Bywosch, Marie. Über Hämolyse und Bakterizidie des embryonalen 
Hühnerblutes. (Kgl. Hygien. Institut d. Universität Königsberg i./P.) (Zbl. f. 
Bakt. 1907, Bd. 44T S. 468.) 

Embryonales Hühnerserum besitzt im Gegensatz zum Serum des erwach¬ 
senen Huhnes weder Komplement noch Ambozeptor für Kaninchenblut 

U. Friedemann . 

387) Zabolotny, D. u. Maslakowetz. Beobachtungen über Beweglichkeit und 
Agglutination der Spirochaete pallida. (Institut f. experiment. Medizin zu 
St Petersburg.) (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, S. 632.) 

Wenn man von der Oberfläche Ulzera oder Papeln absaugt, so erhält man 
ein Material, das lebhaft bewegliche Spirochäten enthält An diesen kann man 
unter dem Einfluß eines spezifischen Immunserums Agglutination beobachten. 

U. Friedemann . 

888) Simon, F. B. Experimentelle Untersuchungen über das monogene 
Streptokokkenserum. (Hygiene-Institut d. Universität Zürich.) (Zbl. f. Bakt. 
1907, Bd. 44, S. 663 u. 683.) 

Hochwertige Immunsera, mit Passagestämmen hergestellt, wirken auf alle 
Passagestämme, dagegen im allgemeinen nicht auf Streptokokken, die direkt 
vom Menschen gezüchtet sind. Menschenpathogene Streptokokken eignen sich 
nicht zur Herstellung von Immunseris, die im Tierexpenment schützen, selbst 
wenn sie tierpathogen sind. Zur Herstellung eines für den Menschen anwend¬ 
baren Immunserums sind nur solche Stämme zu benutzen, die einige wenige 
Tierpassagen durchgemacht haben, da derartige Immunsera auch auf menschen¬ 
pathogene Streptokokken wirken. U. Friedemann . 

889) Friedberger, E. u. v. Eisler, M. Über das Bindungsvermögen des 
Lyssavirus für rabizides Serum und die Natur der rabiziden Substanz. (Staatl. 
serotherapeut. Institut in Wien.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 696.) 

Das Gehirn von lyssakranxen Kaninchen vermag die wirksamen Substanzen 

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160 


Referate. 


des rabiziden Serums zu binden. Es werden eingehende Versuche über den 
Einfluß der Wärme auf die Bindungsfähigkeit und über die quantitativen Ver¬ 
hältnisse bei der Bindung angestellt. U. Friedemann. 

390) Christian. Die Überwinterung der Choleravibrionen. (Hygien. Institut 
der Universität Berlin.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 60, S. 16.) 

Aus den Versuchen des Verfassers ist der Schluß zu ziehen, daß die Cho¬ 
leravibrionen im Schlamm der Flüsse langdauemden Winterfrost zu überleben 
vermögen. U. Friedemann . 

391) Friese, Hermann. Kritische und experimentelle Studien zur Aggressin* 
frage. (Hygien. Institut d. Universität Berlin.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 60, S. 261.) 

Die infektionsbefördernde Wirkung der Aggressine wird im allgemeinen be¬ 
stätigt (Typhusinfektion). Doch sind die Resultate wegen der etwas schwanken¬ 
den Virulenz der Bakterien und der bisweilen hervortretenden Giftigkeit der 
Exsudate keine ganz gleichförmigen. U. Friedemann. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

392) Görard, G. Reaktion des Theobromins. (Bull. Sciences Pharm. 1906, 
Bd. 13, S. 214.) 

Verfasser schlägt nachstehende Methode vor. In einem Reagenzglas mischt 
man 0,05 g Theobromin mit 3 ccm Wasser und 6 ccm Seifenlauge, läßt die 
Flüssigkeit sich einige Minuten klären und setzt dann 1 ccm Ammoniak und 
1 ccm Silbernitrat (1:10) zu. Nach dem Durchschütteln verwandelt sich die Flüssig¬ 
keit in eine feste farblose Masse. Bei Erwärmen auf 60° schmilzt die Masse 
und erstarrt beim Abkühlen zu einer gelatinösen durchsichtigen glasähnlichen 
Masse. Anscheinend bildet sich hierbei ein Silbersalz des Theobromins. Mit 
Coffein verlief die Reaktion negativ. Die Reaktion tritt nur bei 0,01 Theobromin 
in 10 ccm Flüssigkeit auf. Brahm. 

393) Kreis, H. Nachweis von Cichorie im Kaffee. (Ber. des kantonalen 
Chem. Labor. Basel Stadt 1906, Bd. 24.) 

Verfasser konnte nachweisen, daß ein Zusatz von 2,5 °/ 0 Cichorie zum Kaffee¬ 
pulver eine Reduktion der Fehlingschen Lösung bewirkt, während reiner Kaffee¬ 
aufguß auch bei Zusatz von Kaffeeessenz nach der Behandlung mit Natronlauge 
und Bleiessig Fehlingsche Lösung nicht reduziert. Brahm. 

394) Reichard, G. Beiträge zur Kenntnis der Alkaloidreaktionen (Pilo« 
carpin). (Pharm. Zentralhalle 1907, Bd. 48, S. 417—424.) 

Mit Schwefelsäure färbt sich Pilokarpinchlorhydrat blau, die Färbung ver¬ 
schwindet allmählich durch Wasseranziehung und erscheint beim Erwärmen 
wieder. Beim Zusammenbringen einer Spur Pilokarpinchlorhydrat mit einem 
Kristall Kupfersulfat und einem Tropfen Wasser und beim Erwärmen bis zur 
Trockne des Randes, so zeigt derselbe eine hellgrüne Färbung. Die Färbung 
ist beständig und geht selbst nach wochenlangem Stehen mit Schwefelsäure in 
Blau über. Eine Schwarzfärbung entsteht beim Erwärmen mit einem Tropfen 
Antimontrichloridlösung bis zur Trockne. Pilokarpin reagiert mit Zinnchlorid 
und Wismutchlorid nicht. Beim Erwärmen mit Natriumarsenat und Salzsäure 
entsteht eine Gelbfärbung. Wird Pilokarpinchlorhydrat mit 36 proz. Formaldehyd¬ 
lösung zusammengebracht oder zur Trockne eingedampft, so tritt mit Schwefel¬ 
säure keine Blaufärbung mehr ein. Wird Pilokarpinchlorhydrat mit einem Kristäil- 
chen Ferrozyankalium und einem Tropfen Wasser zusammengebracht, so entsteht 
eine schöne Gelbfärbung. Der Trockenrückstand färbt sich mit Schwefelsäure 
vorübergehend blau. Pilokarpin mit Ferrizyankalium und Salzsäure eingedampft 
hinterläßt einen dunkelgrünen Rückstand, der mit Schwefelsäure blauschwarze 
Färbung gibt. Ammoniumvanadinat und Wasser bildet in der Kälte Gelbfärbung. 
Der gelbe Trockenrückstand gibt mit Salzsäure oder Schwefelsäure eine tiefe 
Rotbraunfärbung, allmählich in dunkelgrün übergehend. Natriumjodat und Salz¬ 
säure bilden Gelbfärbung und Jodgeruch. Brahm. 

Ffir die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Berlin W., Regensburgerstr. 7. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenber^ in Berlin unal^)^ 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 




ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?. 1. Märzheft 


1908 Nr. 5 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Superazidit&t und Supersekretion. 

«Neuere Ergebnisse auf dem Gebiete der Magensaftsekretion.) 

Von 

Dr. S. Möller (Berlin). 

(Fortsetzung und Schluß.) 

Welchen Einfluß die Vorgänge der Transsudation von Flüssigkeit nach Auf¬ 
nahme von NahrungsstofFen auf die Zusammensetzung des Saftes haben, ist ja 
sehr schwer zu beurteilen. Ja, nicht einmal die Vorgänge bei Zuführung von ein¬ 
fachen Salzlösungen sind einer einheitlichen Ansicht unterworfen. 

Strauß nahm mit Roth hier zuerst an, daß eine Art Verdünnungssekretion 
auftrete, die alle in den Magen eingeführten Flüssigkeiten bis zu einem gewissen 
Grade verdünne. Diese Ansicht wurde von verschiedenen Seiten bekämpft 
(Rzentkowski, Bönninger, Pfeiffer und Sommer, Pfeiffer, Sommerfeld 
und Roeder). Pfeiffer kommt in seiner diesbezüglichen letzten Arbeit zu der 
Ansicht, daß bei Einführung von Salzlösungen ein mehr oder minder großer 
Wasserstrom sich in den Magen ergießt. Auch eine gewisse Diffusion der ein¬ 
geführten Salze nimmt er an. Aber er kommt auf Grund seiner exakten, an mit 
Ösophagusfistel und Duodenaltistel versehenen Hunden entgegen früheren An¬ 
schauungen zu der Ansicht, daß Salzlösungen, in den Magen eingeführt, die 
Tendenz haben, sich auf den Gefrierpunkt des Blutes einzustellen. Andererseits 
bekämpft er aber auch die von Bönninger mit Nachdruck behauptete Ansicht, 
daß diese Veränderungen zum großen Teil durch Speichel hervorgerufen seien. 
Auch Kreß ist 1905 dieser Ansicht entgegengetreten. Er fand bei Tieren mit 
Speichelfistel und ösophagusfistel nach Einführung hypertonischer Salzlösung in 
den Magen keine Anregung der Speichelsekretion. 

Strauß, der seine Versuche nur an menschlichem Material ausführte, glaubt 
doch in der Hauptsache auf seinen alten Ansichten bestehen zu dürfen. Eine 
genauere Auseinandersetzung seiner interessanten Ausführungen würde zu weit 
führen. Er ist der Ansicht, daß der Magen die Tendenz hat, die Ingesta auf 
einen Gefrierpunkt einzustellen, der etwas unter dem des Blutes liegt, auf —0,45 
bis 0,46 °. Diesen Zustand nennt er dann Gastroisotonie. Allerdings sind diese 
Verhältnisse anders bei pathologischen Zuständen des Magens. Er legt hierbei 
‘auch dem sogenannten chlorfreien Rest der Gefrierpunktsemiedrigung großen 
Wert bei. Beim normalen Magen ist dieser nach Ablauf der Verdauung sehr 
gering. Derselbe besteht dann fast ausschließlich aus Chlorionen, dagegen bei 
Apepsien und ähnlichen Zuständen nimmt dieser chlorfreie Rest einen großen 
V. F. UI. Jahr?. 11 









162 


Original-Artikel. 


Raum ein. Strauß stützt sich dabei auch auf die schönen Versuche Justesens 
an sich selbst, und sein Assistent Lehmann hat neuerdings an 42 Fällen weitere 
Stützpunkte dafür erbracht, daß hier der chlorfreie Rest der Gefrierpunkts- 
emiedrigung eine größere Rolle spielt, speziell in bezug auf pathologische Zu¬ 
stände, worauf bisher wohl fast noch gar nicht geachtet wurde. Bei allen diesen 
Arbeiten waren nun aber so verschiedene Versuchsanordnungen vorhanden, daß 
ein Urteil nach den Versuchsergebnissen bisher noch vollkommen unmöglich ist. 

Auch ist es sehr schwer, über den Ablauf der einzelnen Phasen nach Ein¬ 
führung bestimmter Ingesta sich ein genaues Bild zu machen. Das eine scheint 
jedenfalls festzustehen, daß ein gewisser Wasserzufluß in den Magen stattfindet, 
das gibt ja auch Pfeiffer zu. Die eingeführten Salze diffundieren zumteil in 
größerem oder in geringerem Maße. Es tritt ein Austausch mit Chlorionen ein. 
Auch das hat Pfeiffer bestätigt. Er läßt es für weitere Versuche an Magen¬ 
blindsackhunden offen, hier die weiteren Verhältnisse der Salzsäuresekretion zu 
studieren. Schloß ist nun im vorigen Jahre in einigen Versuchen am Magen¬ 
blindsackhund dieser Frage nähergetreten und hat seinerseits festgestellt, daß 
die im Magenblindsack abgeschiedene Menge Sekretes ganz unabhängig von 
der Konzentration der in den Magen eingeführten Lösung ist Das spezifische 
Fundussekret hatte demnach an der Verdünnung hypertonischer Lösungen und 
entsprechender Veränderung hypotonischer Lösungen keinen Anteil. Damit ist 
aber jedenfalls noch nicht gesagt, daß es an dem Austausch der verschie¬ 
denen Moleküle keinen Anteil hat. Denn, daß der Chlorgehalt des Magensaftes 
in dieser Hinsicht eine Rolle spielt, geht ja mit Sicherheit aus den erwähnten 
Befunden von Strauß und seiner Schüler hervor, daß eben bei Subaziden die 
molekulare Konzentration zu einem bedeutenden Teile von Achloriden gebildet 
wird, während speziell bei Superaziden der chlorfreie Rest der Gefrierpunkts¬ 
erniedrigung nur gering ist und zwar nicht nur allein nach dem Probefrühstück, 
sondern ebenso auch bei Nüchtemresten, z. B. bei motorischer Insuffizienz. Kurz 
hinweisen möchte ich auch hier noch einmal auf die Kurven, die Justesen in 
Eigenversuchen bei Ausheberungen erhielt, die in Pausen von 10 Minuten aui- 
einanderfolgten, speziell auf das Verhalten der Kochsalzkurve zur Kurve der 
Gefrierpunktsemiedrigung. Aus dem Verlauf dieser Kurven, die genau wieder¬ 
zugeben zu weit führen würde, geht hervor, daß die Moleküle, die diese 
Gefrierpunktsemiedrigung bewirken, im Laufe der Verdauung einem intensiven 
Wechsel unterworfen sind. Zuerst wird dieselbe durch die im Ingestum ein¬ 
geführten. zumteil löslichen, teils durch die Mund- und Magenverdauung erst 
gelösten Moleküle repräsentiert. Diese verschwinden dann mehr und mehr, um 
im weiteren Verlauf dann den chlorhaltigen Molekülen des Magensaftes Platz zu 
machen. 

Auch die Befunde am nativen Magensaft sind kaum geeignet, hier hin¬ 
sichtlich der Konzentrationsänderungen, Aufschlüsse zu geben. Die Aziditäts¬ 
befunde des nativen Saftes habe ich schon kurz erwähnt. Beobachtungen 
über die Gefrierpunktsemiedrigung desselben sind wohl zuerst aus dem Paw- 
lowschen Institut von Friedenthal mitgeteilt worden und zwar gibt er einen 
Wert von 0,61 für den Hundemagensaft an. Weitere Befunde aus dem Paw- 
lowsehen Institut sind nicht zu meiner Kenntnis gelangt. Die Gefrierpunkts¬ 
emiedrigung des bei der Scheinfütterung gewonnenen Himdemagensaftes ist 
bisher nur von Sasaki, einem Schüler Bickels, bestimmt worden und die Be- 

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Original- Artikel. 


163 


hauptung aufgestellt, daß derselbe stets bluthypotonisch sei. Demgegenüber er¬ 
gibt sich aus den ganz kürzlich erfolgten Veröffentlichungen von Rosemann 
über den Magensaft nach Scheinfütterung, daß die Konzentration desselben eine 
gewisse Unabhängigkeit von der des Blutes zeige. Bei hoher Sekretionsenergie 
kann er merklich höher, bei geringer Sekretionsenergie merklich unter dem 
Gefrierpunkte des Blutes liegen. Von Bickel selbst stammen ebenfalls einige 
Werte von Gefrierpunkten des reinen Magenfistelsaftes. Er beobachtete eben¬ 
falls ein Schwanken der Werte und zwar ziemlich beträchtlich zwischen 0,51 
und 1,21. Es scheint demnach, wie Rosemann mit Recht betont, daß im 
Fundusteil des Magens eine große Unabhängigkeit des Saftes von der Konzen¬ 
tration des Blutes besteht, dagegen im Pylorusteil relative Konstanz und Ab¬ 
hängigkeit von der Blutkonzentration, so daß im ganzen Magen als dem Ge¬ 
misch beider Partien geringe Schwankungen um den Gefrierpunkt des Blut¬ 
serums herum bestehen. Es ist jedenfalls keine Frage, daß speziell die Ab¬ 
hängigkeit der Pylorus- und der Fundusgegend voneinander in ihren Funktionen 
noch sehr der Aufklärung bedarf, abgesehen von den bekannten Unterschieden 
ihres anatomischen Baues, sowie der Verschiedenheit des von beiden Partien 
gelieferten Sekretes. Aus dem Pawlowschen Institut ist noch kürzlich eine 
ausführlichere Zusammenstellung über diesen Punkt von Krzyskowski er¬ 
schienen, der folgende Thesen aufstellt: 

1. Die Einführung von Speisen bezw. deren Verdauungsprodukten unmittel¬ 
bar in einen isolierten Teil des Magens regen die Funktion der Drüsen des 
Magenbodens nicht an. 

2. Die Wirkung verschiedener Speisen auf die Schleimhaut der Pylorus- 
gegend regt die sekretorische Funktion der Drüsen des Magenbodens an. Daraus 
geht hervor, daß die Drüsen des Magenbodens von der Schleimhaut des Pylorus 
angeregt werden, nicht aber von der Schleimhaut des Magenbodens. 

3. Das reflektorisch-chemische Stadium der Magendrüsenfunktion hängt von 
dem Zustand der Pylorusgegend ab und fällt nach Entfernung dieses Magen¬ 
teiles vollständig aus. 

4. Im Safte des Pylorusteiles sind Substanzen, welche durch Wirkung auf 
die Schleimhaut des Magenbodens die Drüsen des letzteren zur Funktion an¬ 
regen können, nicht enthalten. 

Leider konnte ich diese Arbeit nicht im Original einsehen, sonst hätte ich 
eventuell noch einige Aufklärungen hinsichtlich der chemischen Zusammen¬ 
setzung des Pylorus- und Fundussaftes, speziell über die Werte bringen können, 
die die Gefrierpunktsemiedrigung ausmachen. Bickel bringt hierüber 1905 
einige Angaben, die jetzt wohl nicht mehr ganz aufrecht zu erhalten sind. Hier¬ 
über existieren auch noch einige Beiträge von Frenkel, Dreser und auch von 
Tangl. Der letztere maß dieselbe mittels Konzentrationsketten auf elektro- 
metrischem Wege. Auch Rosemann macht hierüber einige Angaben und 
fand, daß die Gefrierpunktsemiedrigung des reinen Hundemagensaftes fast nur 
auf NaCl beruhe, was ja auch in Übereinstimmung mit den von Strauß ge¬ 
wonnenen Erfahrungen am reinen Nüchtemsaft des Menschen ist. Dem Kliniker 
steht ja kein reiner Magensaft von gesunden Menschen zur Verfügung, da ja 
nur auf Speisezufuhr hin die Drüsen sezemieren und dann Mischung mit den 
Ingestis eintritt. Strauß konnte daher nur Werte bringen, die er bei Patienten 
mit Supersekretion und motorischer Insuffizienz fand. Hier fand er für das 

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164 Original-Artikel. 


nüchterne Sekret J-Werte von —0,35 und —0,39; für den nüchternen Rück¬ 
stand Werte zwischen — 0,35 und — 0,61 °. Seine Befunde hinsichtlich des chlor¬ 
freien Restes sind ja schon erörtert worden. Etwas anders sind allerdings die 
Werte, die an den Menschen gefunden sind, die unter ähnlichen Bedingungen 
lebten, wie Bickels Ösophagus-Magenfistelmädchen. Bickel selbst hat zuerst 
einige Werte veröffentlicht, die er an dem Kinde feststellte, das auch von 
Sommerfeld und Roeder zu ihren erwähnten Versuchen benutzt wurde und 
fand hier den Kausaft bluthypotonisch. An seiner zweiten Patientin hat er 
Werte festgestellt, die um den Gefrierpunkt des Blutes herum liegen. Eben¬ 
dasselbe, Werte innerhalb enger Grenzen um das A des Blutes herum, ver¬ 
öffentlicht Kaznelson. Nur Umber fand bei einem Patienten mit Magen¬ 
fistel größere Schwankungen, doch war bei diesem eine impermeable Stenose 
wahrscheinlich maligner Natur vorhanden und war auch der Verdacht einer 
Verunreinigung mit Speichel nicht ganz auszuschließen. 

Jedenfalls ist mit allen diesen Werten am reinen Magensaft ebenfalls für die 
Frage, welchen Einfluß Transsudations Vorgänge auf die Veränderungen des 
Mageninhaltes und des Saftes haben, nicht viel gewonnen. Sie geben nur — 
besonders ist dieses von den wechselnden Befunden Bickels am Hundemagen¬ 
saft zu betonen — einen Beweis dafür, daß die Hauptsache bei der Saftbildung 
nur beruhen »kann auf einer spezifischen Tätigkeit der lebendigen Drüsensub¬ 
stanz, die wir in ihrer eigenartigen Zusammenwirkung im Haushalte der Drüsen¬ 
zelle noch nicht genauer kennen und über die wir nur Vermutungen äußern 
können«. Bei der Saftbereitung selbst spielen rein osmotische Vorgänge im 
physikalischen Sinne wohl keine Rolle. Nach Einführung von Ingestis ist 
dieses dagegen nach den Befunden von Strauß und Pfeiffer, wie ausgeführt, 
wohl sicher. 

Alle diese Tatsachen bedurften der längeren Auseinandersetzung, um die 
verschiedenen Punkte zu beleuchten, die bei der Bi ekel sehen Theorie der 
Konstanz der Azidität in Betracht kommen. Wenn es richtig ist, daß der 
Magensaft in seiner Zusammensetzung als Mischung der Sekretionsprodukte der 
verschiedenen Territorien der Schleimhaut eine konstante Azidität zeigt, höher 
als man bis dahin nach den Ergebnissen der Magenausheberung angenommen 
hatte, so können der Befund nach Probefrühstück und ebenso einige andere Tat¬ 
sachen, die des näheren ausgeführt sind, ihre Erklärung finden in der säureab- 
stumpfenden Wirkung der Ingesta selbst, des Magenschleims und der Trans¬ 
sudation in das Mageninnere. Es herrschen zwar auch hier noch viele Unklar¬ 
heiten und muß es daher die Aufgabe weiterer Forschung sein, an der Hand 
der feststehenden Tatsachen die einzelnen Punkte noch sicherer zu stellen. 
Speziell gilt dieses von der ja noch viel weitergehenden Annahme Bickels, 
das es sich bei dem Bilde der Superazidität um rein quantitative Vorgänge 
handelt. 

Die Fragen der Motilität, die, wie am Anfänge auseinandergesetzt, nach 
Bickel zur Erklärung dieses Krankheitsbildes ebenfalls von Bedeutung sind, 
habe ich bisher noch nicht erörtert und zwar deshalb, weil diese schon lange 
Zeit, bevor Bickel mit seinen Ansichten hervorgetreten ist, bei der Frage der 
quantitativen Sekretionsstörung überhaupt immer eine große Rolle gespielt haben. 
Speziell war dieses der Fall in der Diskussion über die Secretio continua, den 
sogenannten Reich mann sehen Symptomenkomplex, und werdo-ich djefe Fragen 

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Original-Artikel 


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daher jetzt mit besonderer Berücksichtigung dieser Streitpunkte im Zusammen- 
sammenhange erörtern. 

Wie schon aus der erwähnten Definition Bickels der verschiedenen Sekre¬ 
tionsstörungen hervorgeht, unterscheiden erst seit kurzer Zeit alle Forscher die 
quantitativen Sekretionsanomalien in eine kontinuierliche und eine digestive 
Form. Im Jahre 1882 wurde überhaupt zuerst von Re ich mann auf diese 
Fragen aufmerksam gemacht und in kurzer Zeit wurden dann eine Reihe von 
Fällen veröffentlicht, die den sogenannten Reichmannsehen Symptomenkomplex 
darboten. Speziell wurden von Riegel, Bouveret usw. ausführliche Beiträge 
zur Pathologie dieser Krankheit geboten und doch sind bis heute über die 
einzelnen Formen, sowie über die Pathogenese noch keine ganz klaren An¬ 
schauungen vorhanden. Das zuerst von Reichmann als besonders wichtig 
hervorgehobene Symptom ist der Befund kleinerer oder größerer Mengen reinen 
Magensaftes im nüchternen Magen, nachdem am Abend vorher der Magen leer¬ 
gespült war. Hieran schlossen sich die ersten Meinungsverschiedenheiten. Ist 
der nüchterne Magen sekretfrei? Nach der Annahme der Pawlowschen Schule, 
die am Magenfistelhund bei ruhendem Magen keine Saftsekretion sahen, mußte 
man dieses annehmen. Die Kliniker nehmen hier, wie gesagt, einen verschie¬ 
denen Standpunkt ein. Vor allen Dingen hat Schreiber behauptet, daß auch 
der Magen des gesunden Menschen unabhängig von der Nahrungsaufnahme fort¬ 
während einen spezifischen Saft absondere. Dem haben vor allem Riegel und 
seine Schule widersprochen. Zu dieser Frage haben sich dann im Laufe der 
Zeit die verschiedensten Autoren ausgesprochen. Es scheint nach diesen Ver¬ 
öffentlichungen, daß in der Tat bei einem kleinen Prozentsatz Menschen mehr 
als 10—20 ccm salzsäurehaltigen Saftes gefunden werden. Huber hält aller¬ 
dings erst mehr als 50—100 ccm für pathologisch. Boas spricht von Magen¬ 
saftfluß erst bei Mengen von über 100 ccm. Doch werden diese Angaben von 
den übrigen bestritten (Riegel, Schreiber, Leo, Martius, Hoffmann, Strauß, 
Pick, Kinnicut, Gentl, v. Aldor). Es ergibt sich vielmehr, daß mehr als 
10—20 ccm unzweifelhaften Magensaftes im nüchternen Magen einen abnormen 
Zustand darstellte. Auch Riegel hat sich in der neuesten Auflage seiner 
»Diagnostik« der Magenkrankheiten dahin ausgesprochen, daß man im nüch¬ 
ternen Magen entweder nichts oder nur wenige Kubikzentimeter flüssigen In¬ 
halts findet, der in den meisten Fällen auch kein verdauungskräftiges Sekret 
darstellt Doch hat andererseits in einer kürzlich erfolgten Veröffentlichung 
Gentzen, ein Assistent Schreibers, darauf hingewiesen, daß er mittels der 
Sahlischen Desmoidkapseln, in geeigneter Modifikation, unter strenger Beweis¬ 
führung, daß Darmsaftwirkung ausgeschlossen war, das Vorhandensein von 
Magensaft im nüchternen Magen annehmen mußte. Doch genügen ja auch zum 
positiven Ausfall dieser Probe nur ganz geringe Mengen Magensaftes, die, wie 
ausgeführt, schließlich auch im nüchternen Magen von fast allen Autoren zuge¬ 
geben werden. Andererseits ist es auch nicht absolut ausgeschlossen, daß durch 
mechanische Reizung eine Saftsekretion erregt wurde. Die mit solchem Nach¬ 
druck von Pawlow betonte Ansicht, daß durch mechanische Reizung eine Saft¬ 
sekretion ausgeschlossen sei, die auch von anderen Forschern (Bickel usw.) 
bestätigt worden ist, scheint doch nach neuen Versuchsergebnissen Schiffs aus 
dem Wiener experimentell-pathologischen Institut nicht mehr mit der Strenge 
aufrecht erhalten werden zu können. Pawlow fand, daß bei langdauemder 

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Original-Artikel. 


Reizung der Magenwand, mittels eines Federbartes, mittels Glasstabes, oder nach 
mehrmaliger Bestreuung der Schleimhaut mit grobkörnigem Sand, der durch 
die siebförmigen Öffnungen eines in die Fistel eingeführten Glasrohres gegen 
die Magenwand geschleudert wurde, und durch Aufblasen eines Gummiballons 
im Magenkavum niemals eine Spur von Sekretion auszulösen sei. Demgegen¬ 
über konnte Schiff an Hunden mit Magenblindsack nach Einführung von Glas¬ 
pulver und Streusand in bestimmter Flüssigkeitsmenge, unter sorgfältiger Ver¬ 
meidung aller psychischer oder sonst störender Einflüsse deutlich Magensaft¬ 
sekretion konstatieren, während in allen Kontrollversuchen mit den gleichen 
Flüssigkeitsmengen viel geringere Mengen Saft sezemiert wurden. Reizung mit 
dem Magenschlauch blieben allerdings bei ihm auch ohne Einfluß. 

Wie dem auch sei, so ist es jedenfalls als ziemlich feststehend zu betrachten, 
daß konstanter Befund von über 20 ccm Magensaft im nüchternen Magen mit 
Kennzeichen verdauungskräftigen Saftes darauf hin weisen muß, daß eine 
pathologische Veränderung der Saftsekretion vorhanden ist. Wie auch schon 
Reichmann ausdrücklich hervorgehoben hat, muß bei diesem Punkt besonders 
darauf geachtet werden, daß der Magen am Abend vor der Nüchtemaushebe- 
rung rein gespült war, sonst ist in diesen Fällen eine Motilitätsstörung mit nüchter¬ 
nem Rückstände nicht sicher auszuschließen. 

Diese Frage, ob eine Motilitätsstörung ätiologisch eine große Rolle bei dem 
Krankheitsbilde der Supersekretion spiele, hat lange Zeit heftige Meinungsver¬ 
schiedenheiten hervorgebracht Daß sie in dem Symptomenkomplex eine größere 
Rolle spielt, darüber sind sich alle* Forscher einig. Ich werde später darauf 
zurückkommen. Hinsichtlich der Beteiligung an der Ätiologie hat sich wohl 
neuerdings die Frage zugunsten derjenigen entschieden, die eine solche nicht 
immer zugeben. Besonders seitdem in den letzten Jahren die Form der digestiven 
Supersekretion als selbständiges Krankheitsbild mehr und mehr Anhänger ge- 
gewonnen hat. Um dieses darzulegen, muß ich die Entwicklung dieses Begriffes 
etwas näher behandeln. 

Von den Klinikern hat wohl zuerst Strauß auf diese Form der digestiven 
Supersekretion hingewiesen. Er machte schon im Jahre 1896 darauf aufmerksam, 
daß manche Fälle von Superazidität eine Stunde nach dem Essen eines Probe¬ 
frühstückes eine relativ große Menge eines an Flüssigkeit relativ reichen, sehr 
fein verteilten dünnen breiartigen, den Magenschlauch leicht passierenden Inhaltes 
darbieten. Als Erklärung fügte er damals hinzu, daß, wenn einige Autoren bei 
unkomplizierter Superazidität eine Stunde nach Verabreichung eines Probefrüh¬ 
stücks noch größere Mengen im Magen fanden als er selber, sicher ein großer 
Teil dieser Fälle dadurch zu erklären sei, daß die Amylaceen infolge der 
durch frühzeitiges Erscheinen großer Salzsäuremengen behinderten Speichel¬ 
wirkung nicht so gut in den gelösten Zustand übergehen konnten, als in der 
Norm, was ein längeres Verweilen im Magen und damit einen längeren Reiz 
für die Sekretion zur Folge hat. Späterhin hat Strauß wie erwähnt durch 
seinen Schüler Tuchendler die Inhaltsmengen des superaziden Magens auf der 
Höhe der Verdauung nach Probefrühstück bestimmen lassen und dabei gefunden, 
daß die Mittelwerte, welche beim normalen Magen 180 ccm betrugen, in 19 
Fällen von Superazidität um zirka 80 ccm überschritten wurden. Strauß 
führte die etwas vermehrte Inhaltsmenge bei Superaziden darauf zurück, daß 
zuviel Sekret dem Mageninhalt beigemengt ist. Er nimmt an, daß der nach 

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Original-Artikel. 


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Verabreichung eines Probefiriihstticks bei Superazidität zu erhebende Befund 
einer relativ großen Inhaltsmenge nicht auf eine essentielle Muskelschwäche 
der Magenwandungen zurückzuführen ist, sondern daß eine sehr reiche Trans¬ 
sudation von Flüssigkeit von der Magenwand ins Mageninnere erzeugt wird, wo¬ 
durch wesentlich die große Menge des Mageninhaltes nach Probefrühstück zu¬ 
stande kommt. 

ln diesen Arbeiten wies also Strauß zuerst darauf hin, daß es bei Super¬ 
aziden eine Störung der Sekretion gibt, welche darin besteht, daß nach Ein¬ 
nahme einer amylaceenreichen Nahrung eine vermehrte Sekretion zustande 
kommt. Hierdurch entsteht eine zahlenmäßig nachweisbare Vermehrung der 
Inhaltsmenge des Magens. Strauß hat dann noch im Jahre 1900 von Schüler 
die Ergebnisse von 40 Untersuchungen zusammenstellen lassen, die an Super¬ 
aziden der Berliner III. medizinischen Klinik angestellt worden sind. Schüler 
erklärt den Befund der Mageninhaltsvermehrung, indem er sagt: »Daß in der 
Tat eine Vermehrung von Flüssigkeit von Seiten der Magenwand bei Superaziden 
stattfindet, kann man aus dem Umstande schließen, daß der Mageninhalt vor 
Superaziden außerordentlich dünn und mit relativ wenig Speiseresten vermischt 
ist, daß aber die Amylaceen hieran im besonderen schuld sind, läßt sich aus der 
Tatsache folgern, daß man bei Superaziden nach Strauß oft schon 2 x / a Stunden 
nach Einnahme einer Riegel sehen Probemahlzeit den Magen fast leer findet, 
wogegen man nach Einnahme eines Ewald sehen Probefrühstücks bei Super¬ 
aziden eine Stunde p. c. oft eine große Menge eines an Flüssigkeit reichen sehr 
feinverteilten dünnen Inhaltes findet. Schüler bezeichnet ja diese Fälle von 
Mageninhaltsvermehrung bei normaler Azidität als Hyperaciditas larvata, ein 
Krankheitsbild, das ich ja schon früher berührt habe. 

Weiterhin hat Strauß in einer Diskussion in der Berliner medizinischen Ge¬ 


sellschaft, im Jahre 1903 gegenüber Albu, der ähnliche Befunde als Symptom 
einer Motilitätsstörung ansah, hervorgehoben, daß eben dieser Befund (d. h. viel 
Flüssigkeit in einem an Menge vermehrten Inhalt des Probefrühstücks) von ihm 
immer als Signal angesehen sei, im nüchternen Zustand auszuhebern. Jedenfalls 
sei aus diesem Befund nur dann eine motorische Insuffizienz zu schließen, wenn 
auch die sonstigen Zeichen der Stauung, als die Gärungsprobe, Nachweis von 
Sarzine und Hefe, positiv seien. Andernfalls könne eine motorische Insuffizienz 
nicht diagnostiziert werden, da nach früheren ähnlichen Befunden diese dann 
als Folge einer digestiven nicht kontinuierlichen Supersekretion zu deuten seien. 
In seiner größeren Arbeit über Magensaftfluß hat Strauß im Jahre 1903 dann 
ebenfalls bei Erörterung der Herabsetzung des Schichtungsquotienten erwähnt, 
daß er eine solche Herabsetzung auch bei Fällen von digestiver oder alimentärer 
— im Gegensatz zu kontinuierlicher — Supersekretion gefunden habe. 

Im gleichen Jahre haben dann Zweig und Calvo in einer größeren Arbeit 
den Begriff der alimentären Supersekretion hervorgehoben. Sie wollen mittels 
der Sahli sehen Funktionsprüfung des Magens dieses Krankheitsbild von den 
Fällen von Atonie abgrenzen, die rein klinisch ähnliche Symptome ergeben. Wie 
Strauß dann in einer weiteren Veröffentlichung in der Riegel-Festschrift 1904 
hervorhebt, besteht zwischen diesen von Zweig und Calvo beschriebenen 
Formen und den von ihm gezeichneten oben erwähnten Krankheitsbildern eine 
frappante Ähnlichkeit Doch glaubt Zweig in einer neuesten Arbeit auf 


einen gewissen Unterschied zwischen seinen Krankheitsbildem und den von 

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Original-Artikel. 


Strauß beschriebenen Hinweisen zu müssen. Wenn er auch die Ein wände an¬ 
erkennt, die unterdessen gegen die Verwertung der Sahlischen Mehlsuppe als 
Funktionsprüfung des Magens gemacht sind (v. Koczizkowski, Bönninger, 
Rubow, Hubel und Humbert usw.), so findet er vor allem, daß die Störung der 
Amylolyse bei den Strauß sehen Fällen das Hervorstechende sei. Durch die im 
Anfang der Magenverdauung hervortretende Secretio celer et alta werde die 
Ausnutzung der Kohlehydrate gehindert, wie Schüler dieses ja schon ausgefiihrt 
hat, und als Folge davon werde Störung in der Entleerung des Magens und 
vermehrte Flüssigkeitsmenge bei der Ausheberung gefunden. Nach proteinreichen 
Mahlzeiten seien dagegen ganz normale Verhältnisse vorhanden. Bei der echten 
alimentären oder digestiven Supersekretion sei dagegen in jedem Falle auch nach 
proteinreicher Mahlzeit diese Vermehrung der Saftsekretion nach Nahrungszufuhr 
vorhanden. 

Zu erwähnen ist hier noch, daß auch Boas im letzten Jahre auf das Bestehen 
dieses Krankheitsbildes der digestiven Supersekretion als Krankheitsbild sui generis 
hingewiesen hat und zur Erleichterung der Diagnose das sogenannte trockne 
Probefrühstück in Form von fünf Albert-Cakes angegeben hat. Bei digestivem 
Magensaftfluß gewinnt man an ausgesprochenen Fällen dann durch Expression oder 
Aspiration 100—200 ccm eines Gemisches, das sich auszeichnet durch eine sehr 
kleine Grundschicht und eine diese um das drei- oder fünffache übersteigende klare 
oder leicht getrübte Flüssigkeitsschicht, die im wesentlichen als überschüssiger 
Magensaft betrachtet werden muß. Dabei wurde in mehreren Fällen eine Ge¬ 
samtazidität von nur 40 oder 50 und eine Säureazidität von 30—45 beobachtet. 

Strauß hält allerdings diese Modifikation des Probefrühstücks für überflüssig, 
da auch diese nur einen abnormen Flüssigkeitszuwachs zum Ingestum anzeige, 
was ebenso gut in der Abnahme des Schichtungsquotienten nach gewöhnlichem 
Probefrühstück sich zeige, da er nur dann eine digestive Supersekretion diagno¬ 
stiziere, wenn derselbe 20—25, höchstens 30°/ 0 fester Bestandteile betrage. 

Hervorgeht aus diesen Erörterungen vor allem, daß gegenüber der gleich 
noch etwas näher zu besprechenden Form der kontinuierlichen Supersekretion 
sich diese Form prinzipiell dadurch auszeichnet, daß bei ihr eine Flüssigkeits¬ 
vermehrung nach Nahrungszufiihr gefunden wird, während bei der nüchternen 
Ausheberung der Magen absolut leer gefunden wird. Ob dagegen auch dem 
Bilde der Superazidität gegenüber eine solch scharfe Abgrenzung geboten ist, 
erscheint mir zweifelhaft. Ich will hierbei von den des Näheren ausgeführten 
Ansichten Bickels jetzt absehen, der ja die Superazidität als »Supersecretio 
transitoria digestiva simplex« bezeichnet hat und die beschriebene alimentäre 
oder digestive Supersekretion als »Supersecretio transitoria digestiva prolongata«. 

Zweig und Calvo wollen die Krankheit als besondere Abart der nervösen 
Dyspepsie betrachten. Dafür spricht auch in gewisser Hinsicht der Gesamtein¬ 
druck, den diese Krankheiten machen. Andererseits bieten die klinischen Sym¬ 
ptome, die Beschwerden der Patienten, eine so große Ähnlichkeit mit den Klagen 
der Superaziden, wie Strauß dieses des Näheren ausführt, daß man hier 
einen Zusammenhang nicht leugnen kann. Man wird mit Strauß annehmen 
müssen, daß in einer großen Anzahl von Fällen bei den einfachen Superaziden 
eine relativ vermehrte Inhaltsmenge gefunden wird, auch dann, wenn der Schich¬ 
tungsquotient nicht unter 80 ist. Auch finden sich nach Boas häufiger bei 
dieser Erkrankung Werte für Gesamtazidität von 50 und 60, für freie Salzsäure 


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Original-Artikel. 


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von 30 und 40, so wie sie Strauß von Schüler bei seiner Hyperaciditas larvata 
hat konstatieren lassen. Es braucht deshalb auch hier nicht so großer Wert 
auf eine hohe Azidität gelegt zu werden, wie Zweig dies noch kürzlich Strauß 
gegenüber getan hat 

Über die Bedeutung der Störung der Amylolyse sind ebenfalls keine präzisen 
Sätze aufzustellen. Boas nimmt in Übereinstimmung mit Strauß an, daß fast 
immer eine Störung der Amylolyse besteht, die sich durch eine größere oder 
geringere Blaufärbung der festen Bestandteile nach Jodzusatz im Präparat zeigt. 
Strauß hat dieses auch in vielen Fällen von unkomplizierter Superazidität ge¬ 
sehen. Demgegenüber sind die Angaben Zweigs, der bei seinen Fällen fast 
nie eine Störung der Amylolyse sah, nicht in zu hohem Maße zu verwerten; 
denn auch Boas fand viel Amidulin im Mageninhalte seiner Patienten. 

Es bestehen hier also gewisse Übergänge zwischen der Superazidität und 
der Supersekretion, die sich zum Teil in der von Strauß skizzierten Form der 
Superaciditas larvata mit vermehrter Inhaltsmenge zeigen, andererseits auch in 
einzelnen anderen Eigenschaften des Magensaftes hinsichtlich des spezifischen 
Gewichts, der Amylolyse usw., die darauf deuten, daß wirklich auf den Nahrungs¬ 
reiz hin eine vermehrte Flüssigkeitssekretion stattfindet. Auch Strauß zog ja 
zur Erklärung der Störung der Amylolyse die Secretio celer et alta heran, die 
dann weiterhin die vermehrte Sekretmenge hervorrufe, und ähnlich kann es 
auch in vielen Fällen sein, wo wir heute noch die Diagnose Superazidität stellen. 
Die scharfe Abgrenzung der Supersekretion von der Superazidität, wie dieses 
heute geschieht, scheint nach den bisherigen Erörterungen nicht ganz streng 
durchführbar zu sein. 

Vielmehr ist nicht abzustreiten, daß auch diese Tatsachen in gewissem Sinne 
für die oben erörterte Theorie Bickels sprechen, daß eben auch bei der Super¬ 
azidität es sich um eine quantitative Sekretionsstörung handelt. Es muß hier 
vor allem Aufgabe der Kliniker sein auf diese Punkte die besondere Aufmerk¬ 
samkeit zu richten, denn immerhin hat in diesen Fragen die Klinik das letzte 
Wort zu reden und nicht das Experiment, wie mancher vielleicht aus gewissen 
Äußerungen Bickels entnehmen könnte. 

Das Punctum saliens für die Hervorhebung des Krankheitsbildes der dige¬ 
stiven Supersekretion liegt aber bei allen Autoren gemeinsam darin, diese 
Krankheitserscheinung von der der Atonie des Magens streng zu scheiden, mag 
man nun Atonie als Krankheitsbild sui generis anerkennen, oder sie nur als eine 
motorische Insuffizienz leichten Grades ansehen. Ich habe schon vorher darauf 
hingewiesen, daß gerade das Bild der digestiven Supersekretion ein Beweis da¬ 
für ist, daß reine Störungen der Magensaftsekretion ohne Störung der Motilität 
Vorkommen. Zweig und Ca Ivo wollen dieses, wie erwähnt, aus ihren Ver¬ 
suchen mit der Sahlischen Mehlsuppe beweisen. Die Beweiskraft dieser Methode 
ist aber ja, wie Zweig jetzt selbst zugibt, selbst nach der Modifikation von 
Oerum, Seiler und Ziegler usw., und wie es auch aus den neueren Ver¬ 
öffentlichungen von Prym aus der Bonner Klinik hervorgeht, nicht einwandsfrei. 
Doch ist ja auch mittels anderer Methoden, z. B. von Strauß der Beweis ge¬ 
führt worden, daß bei reinen Fällen von Superazidität eine Motilitätsstörung 
nicht vorliegt Er begnügt sich mit der Untersuchungstrias, der Restbestimmung, 
der Korintenprobe und der Gärungsprobe im Brutschränke. Wenn dann auch 
noch durch mikroskopische Untersuchung Hefe und Sarzine im Mageninhalt 
». F.lU-Jrtf». Digitized 



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nicht nachzuweisen sind, so ist nach Strauß bei kombinierter Anwendung und 
kritischer Würdigung der Ergebnisse dieser Untersuchung eine motorische In¬ 
suffizienz sicher als solche zu erkennen resp. auszuschließen. Ist nun der Schich¬ 
tungsquotient unter 30 °/ 0 und eine motorische Insuffizienz nicht vorhanden, so 
ist die Diagnose auf digestive Supersekretion zu stellen. Der gleichen Ansicht 
ist Boas und auch Zweig stützt sich in seiner neuesten Arbeit in der Beurteilung 
der digestiven Supersekretion auf diese Methode, deren er sich in unwesentlicher 
Modifikation bediente. 

Hinsichtlich der neuen von Strauß und Leva mitgeteilten Methode zur 
Beobachtung der Sekretion und der Motilität des Magens stehen noch nähere 
Mitteilungen aus. Sie geben beim Probefrühstück statt des Brotes Zwieback 
von konstantem Fettgehalt und ermitteln dann den Fettgehalt des Ausgeheberten 
leicht mittels der Refraktometrie kombiniert mit der Restbestimmung. Sie fanden 
dann bei motorischer Insuffizienz den doppelten Fettgehalt als normal, in einigen 
Fällen von digestiver Supersekretion dagegen normale oder subnormale Werte 
für Fett zugleich mit großer Inhaltsmenge und niedrigem Schichtungsquotienten. 
Ein Urteil darüber zu gewinnen ist bis jetzt nicht möglich, da noch große Unter¬ 
suchungsreihen ausstehen. 

Also jedenfalls ist das eigentliche Krankheitsbild der digestiven Supersekre¬ 
tion scharf von dem der motorischen Insuffizienz zu trennen. Es handelt sich 
vielmehr um eine abnorme Reizbarkeit des sekretorischen Apparates, die zur 
Folge hat, daß nicht bloß die Salzsäureproduktion, sondern die gesamte Saft¬ 
produktion auf den Reiz des Probefrühstücks hin größer ausfällt, als wie beim 
Gesunden. Ein solcher sekretorischer Reizzustand kann allerdings unter anderem 
auch durch eine motorische Insuffizienz erzeugt werden, wie dies aus verschie¬ 
denen Beobachtungen hervorgeht. Speziell kann zuerst eine motorische Insuffizienz 
Vorgelegen haben, die nach Besserung dann in eine Solche Sekretionsstörung 
überging. Doch kommen hier verschiedene Umstände in Betracht, die ebenso 
und zwar in noch erhöhtem Maßstabe gültig sind von der kontinuierlichen 
Supersekretion. 

Hier war ja, wie schon kurz erwähnt, lange der Streit gewesen, ob und in 
welcher Form das Moment der motorischen Insuffizienz eine Bedeutung für die 
Entstehung des Magensaftflusses besitzt. Betrachtet man die über diesen Punkt 
vorhandene Literatur, so kann man im großen und ganzen zwei Gruppen von 
Autoren unterscheiden. Die einen sehen in der Erscheinung des Magensaftflusses 
nicht viel mehr als eine einfache Sekretretention, während die anderen das Wesent¬ 
liche der Erscheinung in dem Vorhandensein einer gesteigerten sekretorischen 
Reizbarkeit gegeben sehen. Anhänger der ersteren Richtung waren vor allem 
Minkowski, Schreiber, von Engelhard, Boas, von Mikulicz, Schnitzler, 
Hayem, Robin, Roux. Für die Auffassung als einen sekretorischen Reizzu¬ 
stand sprechen sich vor allen Riegel und seine Schüler, insbesondere Honig¬ 
mann, Ewald, Bouveret, auch Strauß in seiner Monographie über den 
Magensaftfluß und in bedingter Weise Albu und Koch, Debove, Soupault 
u. a. aus. Wie ja schon mehrfach erwähnt, hat sich neuerdings ein Umschwung 
zu gunsten der letzteren Ansicht ergeben. Waren ja auch früher, wenn man 
die Beweisgründe der einzelnen Autoren näher studiert, die Gegensätze nicht 
so scharf, daß man behaupten konnte, die einen huldigten ohne Einschränkung 
der Theorie der Sekretretention und die anderen verträten starr die Auffassung 

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einer übermäßigen Sekretproduktion. Vielmehr ist hier ja zu bedenken, daß 
alle Anhänger der sekretorischen Theorie voll anerkennen, daß eine gleichzeitig 
bestehende motorische Insuffizienz den Magensaftfluß quantitativ viel stärker zum 
Ausdruck kommen läßt, und auf der anderen Seite findet man bei einzelnen An¬ 
hängern der Retentionstheorie den Gedanken ausgesprochen, daß die Stauung 
des Mageninhalts einen Reiz des sezemierenden Parenchyms veranlasse und auf 
diesem Wege den Magensaftfluß erzeuge oder verschlimmere. Jedenfalls ist 
hervorzuheben, daß Forscher wie Boas, die früher auf dem Standpunkt standen, 
daß die motorische Insuffizienz das Primäre bei kontinuierlichem Magensaftfluß 
sei, jetzt die Möglichkeit der entgegengesetzten Ansicht für einzelne Fälle zu¬ 
geben. 

Boas kommt bei einer zusammenfassenden Besprechung der Anschauungen 
von Minkowski, Schreiber, von Engelhard zu dem Urteil: »Die motorische 
Insuffizienz ist das Primäre. Sie ruft ein längeres Verweilen der Speisen im 
Magen und dadurch eine vermehrte Säurebildung hervor. Aus dem zuerst vor¬ 
übergehenden Zustande wird allmählich ein dauernder Reizzustand. Der Magen 
sezemiert noch nach dem Verlassen des Chymus weiter.« Da Boas aber in 
derselben Arbeit an der Hand eines mit Rektalernährung durchgeführten Ver¬ 
suches zur Stütze seiner in den betreffenden Arbeiten geäußerten Anschauungen 
besonderen Wert auf die Tatsache legt, daß sich aus dem betreffenden Versuche 
fast mathematisch der Schluß ergibt, daß die Sekretion von Magensaft fast in 
dem Augenblicke aufhört, in dem der Magen vollkommen entlastet ist und erst 
dann wieder beginnt, sobald die regelmäßige mechanische Belastung des Magens 
erfolgt, so scheint Boas einen Reizzustand ohne einen vom Cavum auf die 
Magenwand direkt einwirkenden Reiz nicht gerade zu sehr in den Vordergrund 
zu stellen. Dafür spricht auch die Fassung eines Satzes, der sich an das eben 
mitgeteilte Zitat unmittelbar anschließt: »Wäre der Magensaftfluß das Primäre, 
so ist schlechterdings nicht einzusehen, warum die Sekretion just aufhört, falls 
die Nahrungsentziehung per os aufhört. 

Im Gegensatz hierzu äußert sich Boas in der letzten Auflage seiner Dia¬ 
gnostik und Therapie der Magenkrankheiten 1907 dahin, daß die motorische 
Insuffizienz das auslösende Moment für die abnorme Saftsekretion darstellen kann. 
»Da aber viele Fälle von gutartiger Pylorusstenose, um die es sich hier ja in der 
Regel handelt, zugleich mit Ulcus einhergehen, so ist eine völlige Klarheit über 
das Primäre oder Sekundäre der Magensaftflußentstehung schwer zu gewinnen. 
Hierzu kommt der in neuerer Zeit von zahlreichen Forschem (Strauß, v. Aldor, 
Soupault) geführte Nachweis, daß kontinuierlicher Magensaftfluß ohne jede 
Spur von motorischer Störung sich entwickeln kann. Speziell hat die Kenntnis 
der digestiven oder alimentären Sekretion, auf die später eingegangen werden 
soll, mit Sicherheit gezeigt, daß primäre Hypersekretionen unbedingt Vorkommen.« 
So weit Boas. 

Die Hauptgründe für die Ansicht, daß die motorische Insuffizienz das Primäre 
sein kann, sind die Tatsachen, daß sich der Magensaftfluß immer mehr oder 
weniger in Verbindung mit Ulcus ventriculi, Pylorusstenose, vielleicht auch mit 
chronischer Gastritis findet. Speziell hinsichtlich der Pylorusstenose ist erfah¬ 
rungsgemäß zu konstatieren, worauf ich ja vorhin schon hingewiesen habe, daß 
das Stadium der Stauung in das des kontinuierlichen Magensaftflusses übergeht, 
falls eine Besserung der Symptome stattfindet. In den allergünstigsten Fällen 

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Original-Artikel. 


hört dann auch allmählich dieser Magensaftfluß auf und bleibt eine mehr oder 
minder leichte motorische Insuffizienz. Diese von Boas, Cohnheim und auch 
von Strauß gemachte Beobachtung soll vor allen Dingen auf die engen Be¬ 
ziehungen zwischen motorischer Insuffizienz und Magensaftfluß hinweisen und 
zwar in dem Sinne, daß bei abnormer Belastung Speiseretention erfolgt, bei ent¬ 
sprechender Entlastung dagegen der Magen speisefrei, aber nicht sekretfrei sei. Auch 
die angeführte, von Boas gewonnene Tatsache, daß bei Ersatz der Magenernährung 
durch Nährklysmata das nüchterne Magensekret schwindet, weist auf den engen 
Konnex der Magenmotilität zur Sekretion hin. Doch sind diese Tatsachen in¬ 
sofern nicht beweiskräftig genug, als von anderer Seite, z. B. von Albu und 
Koch, auch von Strauß, sowie von Rost aus der Ewaldschen Klinik Be¬ 
obachtungen mitgeteilt sind, daß nach Entlastung des Magens durch Rektal- 
emährung doch wohl noch längere Zeit hindurch Magensaftfluß in höherem 
Grade besteht. Andererseits ist auch in den Fällen, in denen die motorische 
Insuffizienz auf operativem Wege durch Anlegung einer Gastroenterostomie be¬ 
kämpft wurde, nicht selten beobachtet worden, daß der Magensaftfluß noch 
längere Zeit, 2—3 Monate nach der Operation, bestand. Kausch berichtet hier 
allein von vier Fällen und andere Autoren bestätigen dasselbe. Von Interesse 
sind hier vor allem auch noch die Ausführungen Riegels in einer seiner letzten 
Arbeiten, wo er kurz die Momente zusammenfaßt, die dafür sprechen, daß eine 
Sekretionsstörung hier die Hauptrolle, spielt, wobei er sich dann gleichzeitig auf 
eine hübsche experimentelle Beobachtung Pawlows stützt 

»Eine motorische Insuffizienz kann bei der Erklärung der Supersekretion 
nicht vorliegen, denn erstens ist nur geringer, sehr feiner Speisebrei vorhanden, 
neben einer kolossalen Menge von Flüssigkeit. Warum wird die Flüssigkeit 
nicht ebenso herausgetrieben wie die festen Bestandteile? Zweitens, wenn das 
reichliche Sekret nur die Folge einer Motilitätsstörung, Atonie oder Ektasie 
wäre, so müßte man doch Supersekretion überall da finden, wo eine motorische 
Insuffizienz bei guter oder gesteigerter Saftsekretion sich findet. Bei solchen 
Patienten war der Reichmannsche Versuch, die Ntichtemausheberung, negativ. 
Auch bei akuter Supersekretion, die mit Erbrechen einhergeht, wird ja eine 
motorische Insuffizienz nicht angenommen, und hier besteht gewissermaßen das 
gleiche Verhalten: Viel Flüssigkeitsmenge, die trotz einer starken Peristaltik 
des Magens nicht durch den Pylorus entleert wird, sondern durch Erbrechen. 
— Hier setzen die Forschungen Pawlows ein, der einen regulierenden Einfluß 
in den oberen Abschnitten des Darmes auf die Entleerungen des Magens ange¬ 
nommen hat, und zwar ist die Raschheit der Entleerung in erster Linie ab¬ 
hängig von der Reaktion, von der Azidität des Mageninhaltes. Brachte Paw- 
low einem Hunde eine Lösung von Salzsäure oder reinem Magensaft durch 
eine Fistel in das Duodenum, so erfolgte prompt reflektorischer Verschluß des 
Pylorus, der solange anhielt, bis durch die gleichzeitig angeregte vermehrte 
Pankreassaftabscheidung die eingebrachte Säure neutralisiert war. Genau ebenso 
gestalteten sich in seinen Experimenten die Verhältnisse beim Übertritt sauren 
Magensaftes bezw. Magenchymus durch den Pförtner in den Darm. Auch hier 
erfolgte jedesmal, wenn der Darm eine Portion des sauren Mageninhaltes auf¬ 
genommen hatte, ein reflektorischer Pyloruskrampf, der erst nach vollendeter 
Neutralisation aufhörte, und so den Austritt einer weiteren sauren Portion aus 
dem Magen gestattete. — Hierdurch wird nach Paw low ein geordneter Gang 

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Original-Artikel. 


173 


der Verdauung, eine regelmäßige Umwandlung der sauren Magenverdauung in 
die alkalische Darmverdauung gewährleistet. Hieraus erklärt sich dann leicht, 
daß der Supersekretorische seinen sauren Mageninhalt nicht in der normalen 
Zeit in den Darm weiterschafft Es bleibt dauernd saures Sekret im Magen 
liegen, weil der Dünndarm der großen Menge der Säure nicht gewachsen ist. 
Analog erklärt sich dann aus diesem physiologischen Gesetz, daß der Austritt 
der Ingesta bei einfacher inkomplizierter Achylie eben wegen des geringen 
Säuregrades sehr rasch erfolgt« 

Diese etwas zusammengefaßten Ausführungen Riegels geben uns allerdings 
eine Ursache dafür an, warum wir bei der Supersekretion eine Vermehrung des 
Mageninhaltes sehen. Und als weitere Folge dieser Ansicht gibt Riegel dann 
auch zu, daß es nicht zu leugnen ist, daß nach längerem Bestehen eines Magen- 
saitflusses sekundär eine motorische Insuffizienz oder eine Gastrektasie entstehen 
kann. In veralteten Fällen, wo hochgradige Ektasie besteht ist es jedenfalls 
schwer zu entscheiden, was das Primäre gewesen ist. Riegel gibt ja auch mit 
seinen Ausführungen nur einen Beweis dafür, daß die Supersekretion wohl fast immer 
das Primäre ist. Die eigentliche Ätiologie der Supersekretion berührt er dabei nicht. 

In dieser Hinsicht wird ja häufig auf das Zusammentreffen von chronischem 
Magensaftfluß mit Ulcus pepticum der Pylorusgegend hingewiesen. Doch braucht 
auch dieses nicht wie z. B. Albu auf Grund eines von ihm beobachteten Falles 
annimmt, dafür zu sprechen, daß das Ulkus und der dadurch entstehende Pylorus- 
krampf das Primäre sei, der Magensaftfluß das Sekundäre. Vielmehr kann nach 
Riegel der Magensaftfluß eher den Krampf und das Entstehen des Ulkus 
hervorrufen, wodurch dann sekundär der Austritt des Magensaftes gehemmt ist. 

Daß Pylorospasmen bei Ulkus häufig Vorkommen, ist bekannt Darum kommt 
es aber noch keineswegs immer zur Supersekretion. Letztere ist ja nur bei 
wenigen Fällen beobachtet worden. Daß dann bei Pylorospasmen sekundär 
durch Retention das Entstehen von Supersekretion begünstigt wird, ist sicher, 
aber dieses geschieht nicht immer, sonst müßten ja Pyloruspasmus und Super¬ 
sekretion dauernd zusammen Vorkommen, was ja aber nicht der Fall ist. 

Nach diesen Ausführungen scheint hinsichtlich der Ätiologie und Symptoma¬ 
tologie des Magensaftflusses die Wahrheit in der Mitte zwischen den beiden 
des näheren erörterten Ansichten zu liegen. Und eine ähnliche Ansicht ist auch 
schon in der letzten größeren Monographie für den Magensaftfluß von Strauß 
geäußert worden. Der Magensaftfluß wird durch einen Reiz am sezemierenden 
Apparate des Magens hervorgebracht, der zweierlei Angriffspunkte haben kann, 
einen intraventrikulären und einen extraventrikulären. Zu den Ursachen, die 
intraventrikulär wirken, gehört u. a. das Ulcus ventriculi. Auch kann die dauernde 
Belastung des Magens mit Speiseresten einen dauernden Reizzustand der Schleim¬ 
haut hervorbringen, was aber natürlich nicht immer der Fall sein muß. Die 
extraventrikulären Ursachen der kontinuierlichen Saftsekretion sind dann aller¬ 


dings wohl immer neurogener Natur. Die näheren Bedingungen, die dazu führen, 
sind allerdings bis heute noch nicht klargelegt und sind wohl auch fürs Erste 
noch nicht so leicht zu entscheiden. Denn einerseits hat bisher die pathologische 
Anatomie hier keine brauchbaren Fingerzeige an die Hand gegeben. Vielmehr 
haben die ausführlichen Untersuchungen von Bleichröder ergeben, daß für 
die Supersekretion als typisch zu betrachtende Veränderungen bis jetzt nicht mit 


Sicherheit erwiesen sind. 


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174 


Original-Artikel. 


Andererseits ist auch auf dem Wege der experimentellen Forschung, speziell 
auf diesem letzteren Gebiete etwas Nennenswertes bisher nicht geleistet worden. 
Wenn auch im Tierversuch von einzelnen Forschem zufällig eine Supersekretion 
beobachtet worden ist, so von Pawlow, Riegel und Bickel bei einzelnen 
ihrer Magenfistelhunde, so kann doch speziell bei diesen Tieren ein so kompli¬ 
ziertes Krankheitsbild nicht hervorgebracht werden. Vielmehr spricht auch dieser 
zufällige Befund am Magenfistelhunde dafür, daß eine Reizung des sezemierenden 
Parenchyms vermehrten Saftfluß hervorrufe. Denn es liegt doch nahe, in diesen 
Fällen anzunehmen, daß der beständige Reiz der nach außen hin offenen Fistel 
diesen permanenten Reizzustand veranlaßte. Auch dem Italiener Gaglio ist es 
gelungen, durch partielle Ligatur des Ösophagus oberhalb der Kardia bei Hunden 
einen kontinuierlichen Saftfluß zu erzeugen. Hier ist nach Riegel wohl eine 
Nervenreizung als das veranlassende Moment zu betrachten. Doch sind hier die 
Bedingungen noch so, daß für die menschliche Pathologie noch keine Schlüsse 
gezogen werden können. Auf diesem Gebiete muß erst die Zukunft lehren, was 
uns die experimentelle Forschung noch leisten kann. Daß schon die ersten An¬ 
fänge vorhanden sind, das beweisen uns die eben zitierten Befunde, sowie weitere 
Ergebnisse, die, wie Bickel berichtet, Kreidl und Müller aus Wien melden, 
bei denen die letzteren Hunden die Muskelschicht von der Magenwand im be¬ 
stimmten Umfange abtrugen, und so eine Motilitätsstörung bei intakter Schleim¬ 
haut schufen und eine konsekutive Hyperchlorhydrie, ja direkt eine Supersekretion 
in die leere Magenhöhle beobachteten. Wenn auch vielleicht hier noch zu große 
Verletzungen gesetzt wurden, um direkt Schlüsse für die klinische Erkenntnis 
daraus zu ziehen, so deutet dieses doch jedenfalls darauf hin, daß auf diesem 
Wege des Experimentes doch noch größere Fortschritte für die menschliche 
Pathologie möglich sind. Man wird vielleicht einwenden, daß hier wohl schöne 
Förderungen der theoretischen Fragen gewonnen werden, daß aber die Praxis 
davon keinen großen Vorteil haben wird. Hier beweisen uns aber gerade die 
oben näher erörterten Forschungsresultate der Pawlow sehen Schule und 
Bickels, daß auch gerade die Therapie durch dieselben, d. h. mittels 
der erwähnten Methoden und auf Grund der veränderten Theorie auf 
dem exakten Wege der experimentellen Forschung große Fortschritte zu ver¬ 
zeichnen hat. Auch hier hat wieder Pawlow in seiner grundlegenden Arbeit 
die ersten Schritte getan und die Wege gezeigt, wie auf dieser Grundlage der 
Einfluß der verschiedenen Nahrungs- und Genußmittel auf die Magentätigkeit 
studiert werden kann. Und wenn wir auch hier noch im Anfänge stehen, so ist 
doch schon, nicht zum wenigsten wieder durch die anregenden Beiträge, die uns 
Bickel und seine Mitarbeiter speziell durch Nachprüfung dieser Fragen am 
Menschen u. a. geliefert haben, ein hübscher Fortschritt in der Erkenntnis des Ein¬ 
flusses der verschiedenen Kostformen auf die Magentätigkeit erzielt worden. Es 
ist hier nicht der Ort. die Fragen, die sich bei diesen Forschungen geboten 
haben, des einzelnen aufzurollen. Das eine ist aber mit Sicherheit zu sagen, 
daß unter dauernder richtiger Bewertung der klinischen Erfahrungen durch ziel¬ 
bewußtes Arbeiten auf diesem Gebiete der experimentellen Forschung die einzelnen 
Fragen recht schöne Förderung erfahren können. 

Literatur. 

Albu, Berl. klin. Wochenschrift 1903, Nr. 41. 

Albu u. Koch, Virchows Archiv Bd. 157. 


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176 


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Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

396) Margulies, Alexander. Zur Frage der Regeneration in einem dauernd 
von seinem Zentrum abgetrennten peripherischen Nervenstumpf. Psychiatr. 
Klinik A. Pick in Prag. (Virchows A., Bd. 191, H. 1 [8. 1. 08.], S. 94—112.) 

Nach der Durchschneidung eines peripherischen Nerven treten im distalen 
Stumpf markante Degenerationserscheinungen ein, Achsenzylinder und Mark¬ 
scheide schwinden vollkommen. Die Schwannschen Zellen bilden durch Ver- 

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Referate. 


177 


mehrung und Massenzunahme ein neues, spezifisches Fasergewebe, ln diesem 
unfertigen Zustande verharrt der Nerv, wenn er dauernd vom Zentrum abge¬ 
trennt bleibt Nach der Verbindung mit dem Zentrum differenziert er sich zum 
vollwertigen Nerven. Autogene Regeneration findet im dauernd abgetrennten 
Nervenstumpf bei erwachsenen Tieren nicht statt. H. Ziesehi. 

896) Tomita, Chutaro. Experimentelle Untersuchungen über Knochen- 
transplantätion. Patholog. Inst Bonn. (Virchows A, Bd. 191, H. 1 [8. 1. 08.], 
S. 80—94.) 

Ein in die Bauchhöhle transplantiertes, unversehrtes Knochenstück kann bis 
zum 96. Tage teilweise am Leben bleiben. Solche teilweise erhaltene Vitalität - 
des Stückes hat einen günstigen Einfluß auf die Einheilung; das Stück kommt 
frühzeitig zur Verwachsung mit dem umgebenden Gewebe. Die Resorption des 
implantierten Knochenstückes geschieht gewöhnlich unter dem Auftreten von 
Riesenzellen und Lakunen. Es kommt aber auch eine sogenannte glatte Resorp¬ 
tion vor. Die Knochenzellen selbst haben keine Fähigkeit zur Knochenneu¬ 
bildung. Sie geschieht stets an Periost- und Markzellen. Für die Transplan¬ 
tation ist die Entnahme eines Knochenstückes mit allen ernährenden Bestand¬ 
teilen zu empfehlen. Die Epiphysenknorpel und das Mark leben länger als die 
Knochensubstanz. H. Ztesche. 


897) Ohkubo, Sak&ye. Über die Intravasation des anthrakotischen Pig¬ 
mentes in die Blutgefäße der Lungen. Patholog. anat. Institut, Straßburg i. E. 
(Virchows A, BdL 191, H. 1 f8. 1. 08.], S. 1—26.) 

Beim Lungenemphysem kommt es infolge der wesentlich die Venen be¬ 
treffenden Alteration des elastischen Gewebes zu einer Intravasation von anthra- 
kotischem Pigmente in die Lungenvenen und von da zu einer Weiterverbreitung 
desselben im Organismus durch die Blutbahn. H. Ztesche . 


898) Bennecke, A. Studien über Gefäßerkrankungen durch Gifte. (Virchows 
Arch., Bd. 191, H. 2, [7. 2. 08.], S. 208—401.) 

Frühere Versuche, auf experimentellem Wege arteriosklerotische oder arterio¬ 
sklerose-ähnliche Erkrankungen hervorzurufen, sind als fehlgeschlagen zu be¬ 
zeichnen. Josue gelang es als erstem durch intravenöse Injektion von Adrenalin 
typische Gefäßveränderungen zu erzeugen. Die Ergebnisse wurden von einer 
großen Zahl von Forschem nachgeprüft und bestätigt. Außer durch Adrenalin 
lassen sich noch durch eine große Reihe anderer Stoffe gleichartige Gefäßver¬ 
änderungen erzeugen. Diese Gefäßerkrankungen bestehen in primären Muskel¬ 
zellennekrosen der Media der Gefäße. Sodann werden die elastischen Elemente 
angegriffen, und erst sekundär findet auch ein Übergreifen des Krankheits¬ 
prozesses auf die Intima statt Es können daher auch diese Veränderungen der 
menschlichen Arteriosklerose nicht gleichgesetzt werden, da diese durch eine 
primäre Intimaerkrankung charakterisiert ist. Der von Fischer gewählte Aus¬ 
druck Arterionekrose betont zweckmäßig diese Verschiedenheit Die Wirkung 
des Adrenalins besteht aus zwei Komponenten: 

a) einer den Blutdruck erhöhenden, 

b) einer spezifisch toxischen. 

Ehe toxische Komponente bringt die Gefäßerkrankung hervor, während 
die blutdrucksteigemde höchstens als ein prädisponierendes Moment für das Zu¬ 
standekommen der Erkrankung betrachtet werden kann. 

Chlorbaryum ruft bei intravenöser Injektion am Kaninchen arterionekrotische 
Gefäßveränderungen hervor. Solche Gefäßveränderungen wurden gefunden in 
100%. Veränderungen in anderen Organen sind gering und nicht sicher patho- 

S iomonischer Natur. Die klinischen Erscheinungen stimmen mit denen anderer 
ntersucher überein. Die letale Dosis bei intravenöser Applikation wurde für 
das Kaninchen zu 0,04—0,02 pro kg-Gewicht ermittelt 

Hydrastin ruft beim Kaninchen bei intravenöser Applikation arterionekro¬ 
tische Veränderungen hervor. Solche Veränderungen treten auf bei über 69°/ 0 
der Fälle. Die von Bunge aufgestellte letale Dosis beträgt 80 mg pro kg 
Tier. Indessen scheint eine Gewöhnung aufzutreten. Der Tod bei Hydrastin- 

• F. Ql. Jftkfff. Gwx 





178 


Referate. 


Vergiftung erfolgt durch Erstickung. Die geringen Veränderungen in anderen 
Organen entbehren pathognomonischer Bedeutung. Es gelang der Nachweis 
des Hydrastins in Milz, Nieren und Nebennieren, Gehirn und Rückenmark. 

Hydrastinin erzeugt bei intravenöser Injektion am Kaninchen arterionekro- 
tische Aortenveränderungen. Diese treten in 90 °/ 0 auf. Der Tod bei der Hy- 
drastininvergiftung erfolgt durch Respirationslähmung. Es gelingt, das Hydrasti¬ 
nin in allen Organen und im Fötus nachzuweisen. Die kleinste letale Dosis 
liegt bei 36,36 mg, die größte bei 153,85 mg pro kg Tier. 

Spermin ist selbst in größeren Dosen ungiftig und löst keinerlei klinische 
Allgemeinsymptome aus. Es schien daher geeignet zu sein, als antidotarisches 
Mittel gegen die gefäßschädigenden Wirkungen der untersuchten Präparate zu 
dienen. 

Spermin verhindert das Auftreten der durch BaCl a bedingten Gefäßver¬ 
änderungen nicht. Solche wurden trotz Spermindarreichung in 50 °/ 0 der Fälle 
gefunden. 

Das gleiche Verhalten stellte sich beim Zusammenwirken mit Hydrastinin 
heraus. Dagegen übt es einen hemmenden Einfluß auf die Hydrastininwirkung 
aus. Genuine Gefäßerkrankungen sind bei Pferd, Hund, Rind, Schwein, Hirsch 
und Kaninchen beobachtet worden. Bei letzteren vom Autor in 400 Fällen 
zwölfmal. 

Über die Pathogenese läßt sich folgendes sagen: Eine nicht seltene Vorstufe 
der Erkrankung der Aorta ist die fettige Degeneration des Epicards und Myo- 
cards. Dieser folgt vielfach als erstes Stadium der Erkrankung der Aorta die 
fettige Degeneration der Intima und Media. An diese schließt sich an die 
Degeneration der Muskelkeme der Media, der die Nekrose der Media in ver¬ 
schiedenen Formen folgt Parallel mit der Nekrose der Muskelzellen der Media 
gehen einher: 

a) regressive Veränderungen der elastischen Fasern, 

b) regressive Veränderungen der Intima, 

c) produktive Veränderungen der Intima. 

Die regressiven Veränderungen der elastischen Fasern bestehen in Verlust 
ihrer Kontraktilität, Streckung, geringerer Lichtbrechung, Fragmentation und 
Verkalkung; die der Intima in Nekrose. Die produktiven Veränderungen be¬ 
stehen in Hyperplasie. Die nekrotische Media zeigt noch weitere regressive 
Veränderungen, nämlich Verkalkung, Hyalinbildung und atypische knorpelähn¬ 
liche Zellteilung. Mit diesen Veränderungen geht parallel einher Nekrose der 
hyperplastischen Intima. Adventitia und Bindegewebe sind an dem Prozesse 
unbeteiligt Geschwürbildung fehlt In dem Gefäßrohr wird durch diese Vor¬ 
gänge hervorgerufen: Verschmälerung und Elastizitätsabnahme der Wand, Aus¬ 
buchtung derselben, partielle Aneurysmabildung, Aneuxysma dissecans. 

H. Ziesche . 

399) Watermann, N. Einige Bemerkungen zur Frage: Arteriosklerose 
nach Adrenalininjektionen. Boerhave Laboratorium, Prof. Dr. N. Ph. Tendeloo, 
Leiden. (Virchows A., Bd. 191, H. 2 [7. 2. 8.], S. 202—208.) 

Die Wirkung des Adrenalins beruht auf einer chemischen Einwirkung auf 
die Gefäßwand (Muskelgift). Man kann sich eine direkte Tötung der Muskel¬ 
zellen durch Gift vorstellen; allein das herdweise Auftreten der Erkrankung 
bleibt unaufgeklärt. H. Ziesche . 

400) Schridde, Hermann. Über Epithelproliferationen in der embryonalen 
menschlichen Speiseröhre. (Anat Institut zu Marburg a. L. und Pathol. Institut 
zu Freiburg i. Br.) (Virchows A., Bd. 191, H. 2 f7. 2. 08.], S. 178—192.) 

Die histologischen Untersuchungen an 11 Embryonen haben ergeben: 

Das Ösophagusepithel besteht bei menschlichen Embryonen von 4—36 mm 
Länge aus einem zweischichtigen Zylinderepithel. Der Ösophagus besitzt zu 
allen Zeiten seiner ersten Entwicklung ein Lumen, das allerdings recht eng sein 
kann. Die embryologische menschliche Speiseröhre besitzt zu keinem Zeitpunkte 
und an keiner Stelle ihres Verlaufes eine Schleimhaut, die ein Zellmassiv dar- 

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Referate. 


179 


stellt Die Annahme, die kongenitalen Darmatresien seien von embryonalen 
Epithelatresien herzuleiten, ist in jeder Beziehung unhaltbar. H. Ziesche. 

401) Erdheim, J. Über Knochen- und Bindegewebseinschlüsse in Krebs¬ 
perlen. Wiener Patholog*-anat. Institut. (Virchows A., Bd. 191, H. 2 [7. 2. 08.], 
S. 171—178.) 

In einem Falle von Karzinom, das sich auf dem Boden einer osteomyelitischen 
Fistel entwickelt hatte, fanden sich mitten in den Krebsperlen Knochensplitter 
und hyaline Bindegewebsfaden. H. Ziesche 

Physiologie und physiologische Chemie. 

402) Kehrer, F. A. Die Grenzen der Physiologie und Pathologie. (Pflügers 
A. 1907, Bd. 119, S. 602—624.) 

Die interessante Darstellung der Übergänge von physiologischen zu patho¬ 
logischen Vorgängen ist zum kurzen Referat nicht geeignet Abderhalden. 

403) Danilewsky, B. Untersuchungen über die physiologische Aktivität 
der Stoffwechselprodukte. IL Über die Wirkung des Cholesterins aufs Frosch¬ 
herz. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 181—192.) 

Cholesterin besitzt eine stimulierende Wirkung auf das Froschherz. Auch 
das Lezithin ist ein wahres Stimulans für das Myokard. Abderhalden . 

404) Winterstein, Hans. Über die physiologische Natur der Totenstarre 
des Muskels. Versuche am isolierten S&ugetiermuskel. (Pflügers A. 1907, Bd. 
120, S. 226—248.) 

Der ausgeschnittene Säugetiermuskel vermag in Ringer-Lösung bei einem 
Sauerstoffdruck von 2—4 Atmosphären seine Erregbarkeit bei Körpertemperatur (36 
bis 38 °Q bis zu 27 Stunden nach Entfernung aus dem Tierkörper zu bewahren. 

— Die Totenstarre ist eine Erstickungserscheinung, bedingt durch ungenügende 
Sauerstoflversorgung. Bei ausreichender Sauerstoffzufuhr tritt überhaupt keine 
Starre ein; die in Entwicklung begriffene Starre kann durch Sauerstoffdruck 
sogleich gehemmt werden. — Der Muskel, der bei ausreichender Sauerstoffver¬ 
sorgung seine Erregbarkeit in Ringer-Lösung verloren hat, vermag auch unter 
den Bedingungen der Erstickung nicht mehr starr zu werden. — Auf die bereits 
eingetretene Starre ist die Zufuhr von Sauerstoff ohne Einfluß; die Erregbarkeit 
steigt nicht wieder an und kehrt, wenn sie erloschen war, nicht wieder zurück. 

— Der Eintritt der Wärmestarre des Froschmuskels kann durch Sauerstoffdruck 
nicht verhindert werden. — Außerhalb der Salzlösung verliert der Säugetier¬ 
muskel auch bei ausreichender Sauerstoffzufuhr seine Erregbarkeit in etwa fünf 
Stunden. Durch Eintauchen in NaCl-Lösung oder noch besser in Ringerscher 
Lösung, nicht aber in isotonischer Traubenzuckerlösung vermag er sie sogleich 
wiederzugewinnen. Die Salze oder Jonen, vor allem das Natrium, scheinen dem¬ 
nach an dem Stoffwechsel des Muskels teilzunehmen. — Diese Beobachtungen 
sprechen zugunsten der- Fick sehen Theorie, daß die Muskelkontraktion durch 
aas Auftreten eines intramediären Stoffwechselproduktes bedingt wird. 

Abderhalden. 

405) Pflüger, Eduard. Unter gewissen Lebensbedingungen nimmt die in 
dem lebendigen Tierkörper enthaltene Menge des Glykogens trotz voll¬ 
kommener über Monate sich ausdehnender Entziehung der Nahrung fortwährend 
sehr erheblich zu. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 263—289.) 

Verfasser hat die wichtige Beobachtung gemacht, daß bei Fröschen während 
sehr lange dauernder Nahningsentziehung der Glykogengehalt des Körpers 
stark zunehmen kann. Ohne Zweifel muß auch der beim Warmblüter bis zum 
Hungertode niemals ganz verschwindende Glykogengehalt auf eine fortwährende 
Neubildung von Glykogen sei es aus Fett, sei es aus Eiweiß zurückgeführt 
werden. Die experimentellen Einzelheiten und die angewandte Methodik, vgl. 
das Original. Verfasser hat auch den N-Gehalt der Rana esculenta festgestellt 
und findet auf 100 g Froschkörper 2,638°/ 0 N und auf die asche- und fettfreie 
Substanz berechnet 16,76 g Stickstoffsubstanz. Abderhalden. 

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180 


Referate. 


406) Moscati, Giuseppe. Der Glykogengehalt der menschlisehen Muskeln 
und seine Abnahme nach dem Tode. Aus d. Institut f. physiol. Chem. (Prof. 
Mal erb a) und dem Ospedale Incurabili in Neapel. (B. z. Physiol., Bd. X, 
H. 9—12, S. 337—344.) 

Die Muskeln frisch amputierter Gliedmaßen enthalten im Mittel 0,4 °/ 0 Gly¬ 
kogen; die proximalen mehr als die distal gelegenen. Die an den Gliedmaßen 
zurückgelassenen Muskeln werden teils bei 15° teils bei 25° sich selbst über¬ 
lassen. Dabei nimmt der Gehalt an Glykogen kontinuierlich ab, bei eingetretener 
Fäulnis rascher, bis zum völligen Verschwinden um die 96.—100. Stunde. Anti- 
septica sind ohne Einfluß. Verfasser hält den Glykogenschwund analog der 
Totenstarre als Ausdruck eines postmortalen chemischen Prozesses. Dohm. 

407) Ehrlich, P. Das Leberglykogen des Frosches betreifendes Schreiben 
an den Herausgeber. (Pflügers A. 1907, Bd. 121, S. 236.) 

Verfasser macht auf Beobachtungen aufmerksam, die er vor etwa 25 Jahren 
über den Glykogengehalt des Frosches in der Charite im Frerichschen Labo¬ 
ratorium gemacht hat. Hungerfrösche, die in reinem Wasser gehalten wurden, 
bewahrten ihren Glykogengehalt trotz des Hungers. Er nahm nicht zu, wenn die 
Frösche lange Zeit in täglich zweimal gewechselter reiner Traubenzuckerlösung 
verweilten, dagegen verschwand das Glykogen bei Zusatz von ausprobierten 
Mengen Säure. In soda-alkalischer Traubenzuckerlösung trat Vermehrung des 
Glykogengehalts ein. Abderhalden . 

408) Lauwens, R6nö. Exstirpation des Duodenums betreffender Brief an 
den Herausgeber. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 623—626.) 

Mitteilung, daß Hunde nach totaler Exstirpation des Duodenums keine Glukos¬ 
urie zeigten. Abderhalden . 

409) Ehrmann, Eud. Exstirpation des Duodenums. Bemerkung zu »Exstir¬ 
pation des Duodenums betreffender Brief an den Herausgeber.« (Pflügers A. 
1908, Bd. 121, S. 237—238.) 

Verfasser teilt mit, das Lauwens ganz unberechtigt eine gemeinschaftliche 
Arbeit als selbständige veröffentlicht hat. Abderhalden. 


410) Obniski, M. Der SekretionBdruck der Niere. Aus d. Abt. f. exper. 
Med. d. bakteriol. Inst, in Kiew. (Zbl. f. Physiol. 1907, Nr. 17, S. 548.) 

Der Ureterendruck wurde registriert mittels eines Quecksilbermanometers 
und eines Kymographions, das emstündige resp. zwölfstündige Versuche ge¬ 
stattete. Die Versuchstiere (Hunde) waren in Alkoholurethannarkose, außerdem 
meist tracheotomiert, um keine Verunstaltungen der Kurve durch Atembewegungen 
zu erhalten. 

Es ergab sich ein langsames Ansteigen des Ureterendrucks während 1 bis 
3 Stunden, dann 10—14 Stunden lang annähernd gleiches Niveau, hierauf wieder 
allmähliches Absinken. Maximalwerte: 62—82 mm .... 

Bei gesteigerter Diurese, nach Injektion hypertonischer Salzlösungen, steigt 
die Kurve in wenigen Minuten zur Maximalhöhe an, es dauert aber der hohe 
Druck nur wenige Stunden. Die Druck werte sind sehr hoch; bis zu 130 mm Hg, 
häufiger ca. 110 mm Hg. wurde beobachtet. 

Die Druckmessungen wurden an beiden Nieren gleichzeitig vorgenommen; 
die Druckschwankungen verliefen in beiden Nieren gleich. 

Bei einer Reihe weiterer Experimente wurde gleichzeitig der Blutdruck in 
der Carotis oder Femoralis geschrieben. Dabei fand sich, daß unter normalen 
Sekretionsbedingungen die Ureterenkurve in ihrer maximalen Höhe der Blut¬ 
druckkurve völlig parallel geht Wird dagegen die Diurese durch Injektion von 
Salzlösung gesteigert, so steigt die Ureterenkurve zur Höhe der Blutdruckkurve 
an, der Parallelismus beider geht verloren. 

Wurde der Blutdruck künstlich erniedrigt (Cervikalmarkdurchtrennung, Ader¬ 
lässe mit nachfolgender Infusion von physiologischer NaCl-Lösung; intravenöse 
Injektion von Ghloralhydratlösung), so ließ sich mehrfach beobachten, daß der 
Druck in den Ureteren den der Arterie deutlich übertrifft, resp. noch nachträg¬ 
lich über: ihn * ansteigt; dasselbe kann bei Herzstillstand beobachtet werden. 


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Referate. 


181 


Der Verfasser schließt daraus, daß der Ureterendruck in erster Linie ein 
Sekretionsdruck ist, daß also die Niere als echte Drüse funktioniert. 

Beuttenmüller. 

411) Frey, Ernst. Die Hinderung der Waaserdiurese durch die Narkose. 
Ein Beitrag zur Lehre von der osmotischen Arbeit der Niere. V. (Pflügers A. 
1907, Bd. 120, S. 66—92.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlüssen: In der Mehrzahl der Fälle hindert 
die Narkose das Eintreten einer Diurese mit Hamverdünnung unter die Konzen¬ 
tration des Blutes nach innerlichen Wassergaben. Es ist dabei gleichgültig, ob 
man destilliertes Wasser, Leitungswasser, Traubenzuckerlösuug oder Bier, kalt 
oder warm, gibt, und ob man als Narkotikum Urethan, Chloralhydrat, Morphin oder 
Äther wählt Ebenso ist es gleichgültig, ob man die Flüssigkeit per os, in die 
Peritonealhöhle, in den Dünndarm oder das Rektum gibt. Keinen Einfluß übt 
es auch aus, wenn man die Resorption durch vorherige Blutentziehungen be¬ 
schleunigt und gleichgültig ist es ferner, ob die Nerven der Niere intakt sind 
oder nicht und ob die chemische Tätigkeit der Niere durch Salizylsäure oder 
Phlorhizin angeregt wird oder nicht Ohne Einfluß ist es auch, ob man das 
Versuchstier in hockender Stellung aufbindet oder auf dem Rücken liegend. 

Die Resorption von Wasser in einer Dünndarmschlinge ist in der Narkose 
ungetähr eben so groß wie in der Norm. 

Beim nichtnarkotisierten Tier tritt in Rückenlage eine Wasserdiurese nach 
Wassereingießungen in den Magen ebenso regelmäßig ein, wie bei einem Tier 
in normaler Stellung. Auch die entnervte Niere kann eine Hamverdünnung 
bieten, in der Narkose jedoch nicht mehr. 

Aus diesen Beobachtungen kann man den Schluß ziehen, daß auch nach dem 
Verhalten gegenüber der Narkose zwei Formen der Diurese zu unterscheiden 
sind: eine Salzdiurese, die durch Narkose unbeeinflußt bleibt und eine von ihr 
abhängige Wasserdiurese. Es spricht dies dafür, daß der Mechanismus der 
Wasserdiurese auf einer Vermehrung des Tonus der Gefäßwand beruht 

Abderhalden. 

412) Frey, Ernst. Was gibt bei gleichzeitiger Salz- und Wasserzufohr 
den Beiz zur Diurese ab? Ein Beitrag zur Lehre von der osmotischen Arbeit 
der Niere. VI. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 93—116.) 

Nach einem Einlauf von 0,9proz. NaCl-lösung tritt eine starke Vermehrung 
des Harnes auf. Gleichzeitig sinkt der osmotische Druck des Harnes schnell bis zu 
dem des Blutes und hält sich bei weiterer Zunahme oder Abnahme auf dieser Höhe. 
Gibt man einem Tiere erst eine konzentrierte Kochsalzlösung, dann eine blut¬ 
isotonische Lösung in die Vene ein, und zwar so, daß die gleichen Mengen Koch¬ 
salz in gleichen Zeiten einfließen, so sind beide Diuresen gleich groß. Der 
Ureterenaruck erreicht die Höhe des Blutdruckes in der Niere, sobald der Ham 
so konzentriert ist wie das Blut. Bei hypotonischen Einläufen in die Vene ist 
die Hamabsonderung während des Einlaufs aber gering. Sie steigt erst später 
über die Norm an. Bei der Salzdiurese wird der Reiz durch die Menge des 
Kochsalzes bedingt, die gleichzeitig gegebene Wassermenge ist als Reiz gleich¬ 
gültig. Bei hypotonischen Lösungen dagegen wirkt das Wasser auf die Niere 
und veranlaßt sie zur Absonderung eines dem Blute gegenüber verdünnten Harnes. 

Abderhalden. 


413) Frey, Ernst. Die Reaktion der Niere auf Blutverdünnung. Ein Bei¬ 
trag zur Lehre von der osmotischen Arbeit der Niere. VH. (Pflügers A. 1907, 
Bd. 120, S. 117—136.) 

Bei Eingabe von Wasser in den Magen nicht narkotisierter Tiere setzt stets 
eine Wasserdiurese ein, d. h. eine Harnvermehrung mit Sinken des osmotischen 
Druckes des Harnes unter den des Blutes. Bei Einläufen von Wasser in die 
Vena jugularis tritt nur dann eine Wasserdiurese ein, wenn man das Wasser 
langsam und in geringer Menge einfließen läßt. Übertreibt man diesen Wasser¬ 
einlauf, so hört die Absonderung von Ham auf. Von einer Dannvene aus kann 
es unter diesen Umständen eher zu einer Wasserdiurese kommen. Stets ver- 


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182 


Referate. 


siegt während des Einlaufe die Hamflut, um erst — wenn überhaupt — nach 
Beendigung der Wasserzufuhr einzusetzen. 

Der Reiz zur Wasserdiurese ist die Blutverdünnung. Die Niere reagiert auf 
schwache Blutverdünnung mit einer Vermehrung des Tonus der Blutgefäße, 
auf eine starke Blutverdünnung mit einer Gefäßverengerung. Abderhalden. 

414) Frey, Ernst. Analogien zur Wasserdiurese; weitere Anhaltspunkte 
für eine gefäßverengemde Wirkung des Wassers auf die Niere. Ein Beitrag 
zur Lehre von der osmotischen Arbeit der Niere. VIII. (Pflügers A. 1907, Bd. 
120, S. 137—168.) 

Nach intravenösen Wassereinläufen tritt eine Hamverdünnung unter die 
Konzentration des Blutes dann auf, wenn man vorher dem Tiere einen intrave¬ 
nösen Einlauf von 0,9proz. Kochsalzlösung gegeben hat, während sonst intravenös 
gegebenes Wasser in dieser Menge zur Hemmung der Hamabsonderung führt 
m einigen Fällen sinkt auch durch eine Morphingabe bei einem intravenösen 
Einlauf von 0,9proz. Kochsalzlösung der osmotische Druck des Harnes unter 
den des Blutes. Dasselbe kann bei gleichzeitiger Morphin- und Adrenalineingabe 
eintreten, dagegen hat es sich — nach einem intravenösen Einlauf von physiologi¬ 
scher Kochsalzlösung — nach Strychnin, Digalen nicht gezeigt Abderhalden. 


415) Frey, Emst. Eine Analogie zur Salzdiurese: die Hamvermehrung 
nach Nervendurchtrennung. Ein Beitrag zur Lehre von der osmotischen Arbeit 
der Niere. DL (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 164—166.) 

Nach Durchtrennung der Nierennerven tritt eine Diurese ein, bei der die 
Konzentration des Harnes etwas sinkt, aber noch — meist weit — über der 
des Blutes bleibt 

Verfasser hat aus früheren Versuchen geschlossen, daß die Salzdiurese auf 
einer Gefäßerweiterung beruht. Umgekehrt muß eine Gefäßerweiterung eine »Salz¬ 
diurese« hervorrufen. Die vorliegenden Versuche bestätigen das. 

Zum Schluß geht Verfasser auf Einwände ein, die Biberfeld gegen die Auf¬ 
fassung des Verfassers über die Eindickung des Harnes durch den Überdruck, 
die auf dem provisorischen Ham lastet erhoben hat. Vgl. die Originalarbeit 

Abderhalden. 


416) Profltlich, W. Untersuchungen über die elementare Zusammensetzung 
der Leber. (Pflügers A. 1907, Bd. 119, S. 466—482.) 

Verfasser hat sorgfältige Bestimmungen des Gehaltes der Leber von Hunden 
und Ochsen unter verschiedenen Bedingungen an Trockensubstanz (Erhitzen des 
Organbreies bei ungefähr 96 °C bis zur Gewichtskonstanz), an Glykogen (Methode 
von E. Pflüger), an Stickstoff, Asche und Kohlenstoff und Wasserstoff ausge¬ 
führt. Die Asche wurde durch das Auslaugeverfahren bestimmt 

Bei den Hunden betrug das Lebergewicht 3,31 %, 3,72 °/ 0 , 3,34 % und 8,73 % 
des Körpergewichtes. Der Trockensubstanzgehalt der Lebern stand zu ihrem 
Wassergehalt in folgenden Verhältnissen: a) bei den Hundelebem: 1:2,14— 
3,02—2,20—2,83. Mittel: 1:2,42. b) bei den Ochsenlebem: 1:2,44—2,49—2,43— 
2,62—2,41—2,68—2,60. Mittel: 1:2,62. 

Die Hundelebem enthielten an Glykogen: 

Hund I (73 tägiges Hungern) Gewicht der Leber 220,3 g. 

„ n (3 tägiges Hungern) „ „ „ 316,6 g. 

„ m (hatte 6 Tage lang zwei 
Pfund Ochsenfleisch u. 

Ochsenfett erhalten) 

„ IV (3 tägiges Hungern) 

Der Gehalt an Fett betrug bei Hund 


Glykogen 2,696 g. 
„ 17,12 g. 


269 

266 


g- 

g- 


9,79 

6,78 


I 6,879g = 9,88°/ 0 Fett in der Trockenleber. 
ii ii ii ii >» »i »i U 12,24 g = 16,66°/ 0 „ „ „ „ 

»» i» I» n ii n ii m 14,39 g 17,16% ,, ,, ,, „ 

,, „ „ „ „ „ „ IV 12,49 g = 16,37% „ „ „ 

Der N-Gehalt betrug bei Hund I 8,17 g; bei Hund II 7,67 g; bei Hund III 
9,08 g und bei Hund IV 8,87 g. 


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Referate. 


183 


Inbezug auf die weiteren analytischen Daten und Bestimmungen sei auf das 
Original verwiesen. Hervorgehoben sei noch, daß, während der Prozentgehalt 
an Stickstoff bei dem sogenannten aschehaltigen Fleischrest der Lebern von gut 
genährten Hunden nur verhältnismäßig geringe Abweichungen zeigte, der ent¬ 
sprechende Wert bei den Ochsenlebem bis fast zu einem Prozent schwankt. 
Ferner enthalten die asche-, fett- und glykogenfreien Trockenlebem von gut ge¬ 
nährten Hunden im Gegensatz zu dem entsprechenden »Fleischreste« der Leber 
des Hungerhundes einen fast gleich hohen Prozentgehalt an Stickstoff. — Der 
aschehaltige und der aschenfreie »Fleischrest« der Lebern schwankt in seinem 
Kohlen- und Wasserstoffgehalte beträchtlich und zwar auch bei gleicher Er¬ 
nährung. Abderhalden. 

417) Impens, E. Über die perkutane Resorption einiger Ester der Salizyl¬ 
säure. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 1—18.) 

Die perkutane Resorption betrug bei Amylsalizylat ca. 2,6 °/ 0 , bei Methyl- 
salizylat ca. 9,4 °/ 0 , bei unzersetztem Mesotan ca. 8 °/ 0 , bei zersetztem Mesotan 
ca. 24°/o> bei Glykolmonosalizylat ca. 15,9 °/ 0 und bei verdünnten Glykolmonosali- 
zylat ca. 20 °/ 0 . Abderhalden . 

418) Schulz, Hugo. Ein Apparat zur graphischen Darstellung von Gärungs- 
vorg&ngen. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 51—66.) 

Es sei auf die Originalarbeit und die dort mitgeteilten Abbildungen ver¬ 
wiesen. Verfasser beabsichtigt mit Hilfe seiner Methode Untersuchungen über 
den Einfluß verschiedener Agentien in weitgetriebener Verdünnung auf die Lebens¬ 
tätigkeit der Hefe anzustellen. Abderhalden. 

419) Stendel, H. Über die Guanyls&ure aus der Pankreasdrüse. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1907, Bd. 63, S. 538—544.) 

Veranlaßt durch die Arbeiten von v. Fürth und E. Jerusalem (Beitr. z. 
chem. Physiol., Bd. 10, S. 174), welche die Existenz der Guanylsäure gänzlich 
in Abrede stellen und die Pankreasnukleinsäure mit der Nukleinsäure der übrigen 
Organe für identisch erklären, veröffentlicht Verfasser einige Versuche, welche 
diese Unterschiede auf klären sollen. Nach Ansicht des Verfassers liegt der 
Unterschied zwischen den Angaben v. Fürths und Bangs darin, daß sich die 
Guanylsäure nur nach der von Bang angegebenen Methode isolieren läßt. Ver¬ 
fasser stellte aus dem Pankreasnukleoproteid von Hammarsten eine Guanyl¬ 
säure dar, die im wesentlichen in ihrer Zusammensetzung den Angaben Bangs 
entspricht Sie enthielt nur Guanin, ferner ein furfurolliefemdes Kohlehydrat. 
Glyzerin ist kein Spaltungsprodukt der Guanylsäure. Nach Ansicht des Verfassers 
existiert die Guanylsäure Bangs, daneben findet sich im Pankreas noch eine 
echte Nukleinsäure, die auch Adenin in ihrem Molekül enthält. Letztere ist 
nach dem Verfahren von Neumann daraus darstellbar. Das v. Fürth und 
E. Jerusalem benutzte Verfahren von Bang und Raaschon ähnelt dem Neu- 
mannschen Verfahren. Br ahm. 

420) Bang, Ivar. Zur Charakteristik der Guanylsäure. Aus d. physiol. 
Inst d. Univ. Lund. (B. z. Physiol. 1907, Bd. XI, H. 1—2, S. 75—78.) 

Entgegnung auf die Arbeit von v. Fürth und Jerusalem (diese Beiträge, 
Bd. 10, S. 174) in welcher der Verfasser behauptet die Autoren hätten eine 
andere Pankreasnukleinsäure in Händen gehabt, da sie in ihr die Pentose ver¬ 
missen. Bezüglich der Anwesenheit von Guanin als einziger Purinbase und des 
Glyzerins steht Behauptung gegen Behauptung. Verfasser hat die Frage von 
neuem aufgenommen. Dohm. 

421) v. Fürth, Otto u. Jerusalem, Emst. Über die chemische Stellimg 
der Pankreasnuklelnsäure (Guanylsäure). Aus d. physiol. Inst, der Univ. Wien. 
(B. z. Physiol. 1907, Bd. XI, H. 3 u. 4, S. 146—150.) 

Rechtfertigung auf die polemischen Ausführungen J. Bangs. Verfasser 
wollen die Bezeichnung »Guanylsäure« nur auf die durch Spaltung aus Ham¬ 
marstens Pankreasnukleoproteid erhaltenen Nukleinsäure angewandt wissen, die 
durch ihren einfachen Aufbau aus Phosphorsäure, Guanin und Pentose von 
anderen Nukleinsäuren unterschieden ist. Dohm . 


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184 


Referate. 


422) S&varö, M. Über das Nukleoproteld der Plazenta. Aus d. physiol.- 
chem. Inst, zu Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, Bd. XI, H, 1 u. 2, S. 73—75.) 

Verfasser erhält aus der Plazenta eine Substanz, die Eiweißreaktionen gibt, 
Fehling sehe Lösung reduziert, nach Aufspaltung mit Säuren Pentosen- und 
Xanthinreaktion zeigt. Aus diesen Analogien mit dem Nukleoprotei'd der Milch¬ 
drüse möchte Verfasser auf eine ähnliche funktionelle Bedeutung beider Nukleo- 
protelde für die Ernährung des kindlichen Organismus schließen. Dohm. 

428) Reh, Alfred. Über die Polypeptidphosphorsäure (Paranuklelns&ure 
des Kaseins). Aus d. physiol.-chem. inst in Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, 
Bd. XI, H. 1—2, S. 1—18.) 

Aus der durch Pepsinverdauung erhaltenen Kaseüilösung wird mittels Uranyl- 
azetat ein konstant zusammengesetzter Niederschlag erhalten, der Eiweißreak¬ 
tionen gibt und nach Kochen mit Barytwasser den gesamten P abspaltet Die 
Uranveroindqng ist dem Uranylammonphosphat zu vergleichen, nur ist Ammonium 
durch einen esterartig gebundenen Albumosenkomplex ersetzt Der Gehalt an 
P ist 6,90 0 / 0t während Salkowski in seiner Eisenverbindung der Paranuklefri- 
säure 4,31 °/ 0 fand. Bei der Hydrolyse der Uranylverbindung werden folgende 
Spaltungsprodukte erhalten: Glutaminsäure, Leucin, Isoleucin, Aminovalerian- 
säure, Asparaginsäure, Prolin, Histidin, Arginin, Phenylalanin, Alanin und Spuren 
von Tyrosin. Hieraus und aus der leichten quantitativen P-Abspaltung schließt 
Verfasser auf eine Polypeptidphosphorsäure. Ob die sämtlich gefundenen Amino¬ 
säuren als solche enthalten oder während der Hydrolyse erst aus einzelnen Amino¬ 
säuregruppen entstanden sind, ob ferner die Polypeptidphosphorsäure ein einheit¬ 
liches Produkt oder ein Gemenge von zwei oder mehr solchen Säuren ist, 
bleibt aufzuklären. Dohm. 


424) Stolte, K. Über das Verhalten des Glvkosamins und seines nächsten 
Umwandlungsproduktes im Tierkörper. Aus d. physiol-chem. Inst zu Stra߬ 
burg. (B. z. Physiol 1907, Bd. XI, H. 1 u. 2, S. 19—34.) 

Von Lobry de Bruyn stammt die Beobachtung, daß Lösungen von Gly- 
kosamin bei längerem Stehen einen Körper auskristallisieren lassen, der mit 
einer durch Einwirkung von ammoniakalischem Methylalkohol auf Fruktose er¬ 
haltenen Substanz identisch war. Verfasser stellt das Umwandlungsprodukt dar, 
oxydiert es mit H a O a und erklärt dies auf Grund der Eigenschaft und Zusammen¬ 
setzung als Pyrazin-2,5-dikarbansäure. Somit ist das aus. Fruktose mittels NH*, 
ebenso der aus Glykosamin bei der Zersetzung auftretende Körper 2,6 Ditetra- 
oxybutylpyrazin. N 

HC C — (CH[OH]) s - CHj(OH) 

1 ” 

CH 2 OH - (CH[OH])„ — C CH 

N 

Verfasser stellt am Kaninchen intravenös für Glykosamin 0,1 g pro Kilo als 
niedrigste Dosis fest, die vom Tier völlig zerstört wird* Ob Glykosamin auch 
im Organismus intermediär in Fruktosazin (dem Produkt aus Fruktose und NH*) 
übergehen kann, wird zunächst durch Einwirkung von frischem Leberbrei auf 
Glykosamin untersucht. Trotz ständig hierbei erhaltenem negativen Resultat 
werden Kaninchen mit großen Gaben gefüttert, doch kann auch hier ein Be¬ 
weis für Übergang in Fruktosazin nicht erbracht werden. Bei intravenöser In¬ 
jektion von Fruktosazin gelangt dies unverändert in den Ham, neben einem noch 
nicht identifizierten anderen Körper. Ob dieser ein normales Produkt eines In¬ 
einandergreifens von Kohlehydrat- und Eiweißabbau ist, wie solches von Spiro 
(diese Beiträge, Bd. 10, S. 285) hervorgehoben, sollen weitere Untersuchungen 
lehren. Jedenfalls hat sich der Nachweis, daß Glykosamin im tierischen Orga¬ 
nismus über Fruktosazin abgebaut wird, nicht ein wandsfrei erbringen lassen. 

Dohm. 


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Referate. 


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486) Höher, Rudolf. Zur Kenntnis der Neutralsalzwirkungen. Aus d. 
physiol. Inst d. Univ. Zürich. (B. z. Physiol. 1907, Bd. XI, H. 1 u. 2, S. 85—64.) 

Die bereits bekannten Analogien in der Physiologie der Salze und Kolloide 
werden weitergeführt Die Kationen ordnen sich nach ihrem Fällungsvermögen 
gegenüber Eiweiß in unregelmäßigen Reihen, je nach dem sie begleitenden 
Amon; bei der Esterzersetzung wiederum in andere Reihen, als beim Einfluß 
auf Eiweiß. Hier ist die Reihe für die Wirkung bei alkalischer Reaktion (Li, 
Na, R, Rb, Cs) gerade umgekehrt wie bei saurer Reaktion. Ebenso ist die 
Stufenfolge der Anionen bei alkalischer Reaktion (J, Br, CI, S0 4 ) der sauren 
entgegengesetzt Bei annähernd neutraler Reaktion kommen unregelmäßige 
Übergangsreihen vor. Verfasser erklärt die Ausfällung eines Kolloids auf Grund 
der Vorstellungen über den Kolloidfällungsprozeß. Dohm. 


486) Bauer, Friedrich. Über die Konstitution der Inosms&ure und die 
Kuskelpentose. Aus d. physioL-chem. Inst zu Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, 
Bd. X, H. 9—12, S. 345—367.) 

Als echte Nukleinsäure, deren Reaktionen auf die Gegenwart einer Pentose 
im Molekül schließen ließen, hatte die Inosinsäure als Quelle der Pentosurie be¬ 
sonders Interesse gewonnen. Durch Hydrolyse der aus Fleischextrakt darge¬ 
stellten Säure wurde die abgespaltene Pentose unter Vorbehalt als d-l-Arabinose 
identifiziert und das Säuremolekül als bestehend aus je 1 Mol. Phosphorsäure, 
Sarkin und Pentose angesprochen. Die Art ihrer Verknüpfung zu einer Kon¬ 
stitutionsformel wäre noch zu ermitteln. Ebenso, ob die Säure ein Bruchstück 
eines im Muskel vorgebildeten, labilen Nukleinmoleküls und ob der Muskel als 
der Ursprungsort der bei der Pentosurie gefundenen Arabinose anzusehen ist. 
(Inzwischen beschreiben an anderer Stelle Neuberg und Brahm die abge¬ 
spaltene Pentose als 1-Xylose.) Dohm. 


487) von Czyhlarz, Ernst u. von Fürth, Otto. Über tierische Peroxy¬ 
dasen. Aus d. Lab. f. med. Chem. d. Univ. Wien. (B. z. Physiol. 1907, Bd. X, 
H. 9—12, S. 358—889.) 

Bezüglich des Nachweises tierischer Peroxydasen stellen Verfasser fest, daß 
die meist benutzte Guajakreaktion ungeeignet ist wegen der Unmöglichkeit 
Gewebe von Blutfarbstoff vollständig zu befreien, soweit es sich um Organe 
von Tieren handelt, die in ihrem Blut Hämoglobin führen. Angaben füherer 
Autoren beruhen daher meist auf einer hierdurch entstandenen Verwechselung 
echter Peroxydasen mit der peroxydasenähnlichen Wirkung des Blutfarbstoffs. 
Einwandsfrei gelingt der Fermentnachweis bei Benutzung frisch bereiteter Lösung 
reiner Guajakonsäure (statt Guajakharz) unter Zusatz von minimaler Menge H a O a . 
Für bluthaltige Gewebe ist Jodwasserstoffsäure ein vorzügliches Peroxydasen¬ 
reagens, das mit Hämatin und Hämoglobin nicht reagiert, indem sich bereits 
bei Zimmertemperatur durch H a O a eine Oxydation einer angesäuerten Jodkalium¬ 
lösung vollzieht Eiweiß und andere jodbindende Gewebsbestandteile hemmen 
natuigemäß die Reaktion resp. entziehen die Oxydasen dem Nachweis. Aus 
Eiter gelingt es mittels Neutralsalzlösungen die Peroxydase zu entziehen, eben¬ 
falls finden Verfasser sie in Knochenmark, Milz, Lymphdrüsen und im Sperma. 
Die Wirkung der Oxydasen messen Verfasser durch ein spektrophotometrisches 
Verfahren, das auf Oxydation von Malachitgrün aus seiner Leukobase beruht. 
Bei graphischer Darstellung der mit Hilfe dieser klaren Methode gewonnenen 
Resultate (Zeitwerte als Abszissen, die zugehörigen Mengen der Oxydations¬ 
produkte als Ordinaten), verlaufen die durch Hämatin katalysierten Reaktionen 
annähernd in geraden Linien, während die Reaktionskurven echter tierischer 
Peroxydasen nach einem initialen, ziemlich stetigen Anstiege sich derart ab¬ 
flachen, daß sie nahezu der Abszisse parallel werden. Das peroxydaseähnliche 
Verhalten des Hämatins und die Wirkung echter tierischer Peroxydase ist grund¬ 
sätzlich verschieden bei Variation des katalysierenden Farbstoffe, von H a O a sowie 


des Angrmsobjekts (Leukobase). Daß die oxydierende Wirkung des Blutfarb¬ 
stoffe nicht auf beigemengten, durch hydrolytische Spaltung entstandenem 
kolloidalem Eisenhydroxyd beruht, beweist die Tatsache, daß die katalytische 

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M 




186 


Referate. 


Umwandlung der Leukobase zu Malachitgrün durch Hämatin auch bei stark¬ 
saurer Reaktion intensiver vor sich geht. 

Bezüglich der Beziehungen der Peroxydasen zu den Katalasen und glyko- 
lytischen Fermenten wird erwiesen, daß gut wirksame Katalasepräparate aus 
Rindsleber und Pferdeblut unfähig sind die Oxydation von Ammonsulfid durch 
Oxyhämoglobin, sowie von Phenolphtale’m durch H a O a bei Gegenwart von 
Hämatin zu beschleunigen. Auch vermögen die Peroxydasen vom Eiter (Leuko¬ 
zyten) unter keinen Umständen auch nur die geringste glykolytische Wirkung 
auszuüben und sind daher die glykolytischen Enzyme des Blutes nicht mit den 
echten Peroxydasen der Leukozyten identisch. Dohm . 

428) Wiggers» Carl J. The Innervation of the Cerebral Vessels as indi- 
cated hy the Action of Drngs. (Untersuchung der Himgefäßnerven mittels 
Pharmaka.) From the Physiol. Lab. of the Univ. of Michigan. (Amer. J. of 
Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 206—233.) 

Die Ergebnisse von Transfusion der Gefäße des isolierten Hirns (Hund) mit 
Lockescher Flüssigkeit nach Zusatz von Adrenalin, Apocodein, Digitalis, 
BaCl a usw. machen die Anwesenheit von vasomotorischen Himgefaßnerven 
wahrscheinlich. /. Auer . 

429) Stewart» G. N. and Eike» F. BL Further Observations on the Be« 
snscitation of the Respiratory Nervous Mechanism. (Weitere Beobachtungen 
über die Wiederbelebung des nervösen Atmungsmechanismus.) From the Hüll 
Physiol. Lab. of the Univ. of Chicago. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, 
Nr. 1, S. 61—77.) 

Für ein kurzes Referat ungeeignet. J. Auer . 

480) Stewart» G. N. Some Observations on the Behavior of the auto¬ 
matic Respiratory and Cardiac Mechanisms alter complete and partial Iso¬ 
lation from extrinsic Nerve Impulses. (Beobachtungen über die automatischen 
Atmungs- und Herzmechanismen nach teilweisem oder vollständigem Ausschluß von 
außen kommender Nervenreize.) From the Physiol. Lab. of Western Reserve Univ. 
and the Univ. of Chicago. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 3, S. 407—438.) 

Ungeeignet für ein kurzes Referat J. Auer . 

481) Lombard» W. P. and Abbott, F. M. The Mechanical Effects produced 
by the Contraction of Individual Muscles of the Thigh % of the Frog. (Die 
mechanische Wirkung von Kontraktionen der einzelnen Muskeln im Frosch¬ 
schenkel.) From the Physiol. Lab. of the Univ. of Michigan. (Amer. Jour, of 
Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 1—60.) 

Gründliche Studie über die mechanische Wirkung von Verkürzungen der 
individuellen Muskeln in bestimmten Ausgangsstellungen. J. Auer . 

432) Sollman, I.» Brown, E. D. and Williams, W. W. The acute Effects 
of Gastric and Peritoneal Cauterizations and Irritations on the Bloodpressure 
and Respiration. (Über die akuten Wirkungen von gastrischen und peritonealen 
Ätzungen und Reizungen auf Blutdruck und Atmung.) From the Pharmacolog. 
Lab. of the Med. Dept of Western Reserve Univ., Cleveland, O. (Amer. Jour, 
of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 24—80.) 

Direkte Ätzung und Verschorfung der Serosa und Mucosa des Magens, des 
parietalen Peritoneums, durch Ätzalkali, Mineralsäuren, Phenol, Glüheisen, heißes 
Wasser usw. übten innerhalb einer Stunde (Versuchsdauer) keinen nennenswerten 
Einfluß auf Blutdruck oder Atmung aus. 

Dieses Ergebnis ist jedoch nicht auf per os gegebene Corrosiva auszudehnen. 

/. Auer. 


488) Lee, F. S. The Action of Normal Fatigue Substances on Mnacle. 
(Die Wirkung der normalen Ermüdungssubstanzen auf Muskel.) From the Dept 
of Physiol. ot Columbia Univ., at the College of Physicians and Surgeons, New- 
York. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 170—179.) 

Die Ermüdungssubstanzen Paramilchsäure, Kohlensäure und Monokalium¬ 
phosphat üben eine zweifache und entgegengesetzte Wirkung auf Skelettmuskeln 


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Referate. 


187 


ans: wenn in kleinen Mengen anwesend, so erscheint eine erhöhte Reizbarkeit 
und Arbeitskraft; in größeren Mengen aber wird die Reizbarkeit und Arbeits¬ 
kraft herabgesetzt. 

Die hemmende Wirkung der Ermüdungssubstanzen wird sowohl in kurare- 
sierten wie in nichtkuraresierten Muskeln erzielt; der Angriffspunkt ist deshalb 
das Muskelprotoplasma. 

Die Versuche wurden am Frosch und Katze angestellt Als Durchspül¬ 
flüssigkeit dienten physiologische Salzlösungen oder denbriniertes Blut. Direkte 
Reizung durch öfinungsscluäge- J. Auer . 

484) Porter, W. T. The Effect of Uniform afferent Impulses upon the 
Bloodpressure at Different Levels. (Die Wirkung gleichmäßiger sensibler Reize 
auf verschiedene Blutdruckhöhen.) From the Lab. of Comp. Physiol. with Har¬ 
vard Med. School. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 2, S. 899—406.) 

Verfasser reizte die zentralen Stümpfe des Brachial Plexus, N. Ischiadicus 
und N. Depressor bei ätherisierten, kuraresierten Hunden, Katzen und Kaninchen 
und prüfte den Erfolg auf den Blutdruck. Die Reizstärke (faradischer Strom) 
blieb stets die gleiche. 

Auf Basis von über 700 Messungen kommt Verfasser zu den folgenden 
Schlüssen: 

Die absolute Druckschwankung (mm Hg) nach Reizung der genannten 
Nerven wird beinahe nicht verändert, bis der Druck auf ungefähr ein Drittel 
Normal fällt. 

Die relative oder prozentuelle Blutdruckschwankung steigt, während der 
Blutdruck fällt; z. B. ist der Depressorreflex bei 96 mm Hg 40°/ 0 dieser Höhe und 
bei 166 mm Hg nur 28°/ 0 . Diese Ergebnisse widersprechen der Annahme, daß 
operativer Shock eine Ermüdung des vasomotorischen Zentrums sei. J. Auer . 

486) Porter, W. T., Marks, H. K. and Swift, Jr. J. B. The Relation of 
Afferent Impulses to Fatigue of the Vasomotor Centre. (Das Verhältnis zwischen 
afferenten Reizen und Ermüdung des Gefäßzentrums.) From the Lab. of Comp. 
Physiol. in the Harvard Medical School. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, 
Nr. 3, S. 444—449.) 

Faradische Reizung zentripetaler Fasern des Zentralnervensystems oder des 
Sympathikus bewirkten nie einen Shock-ähnlichen Zustand in Hunden, Katzen 
und Kaninchen; niemals wurde ein bedeutender, andauernder Blutdrucksabfall 
erzielt J. Auer . 

486) Schulz, Hugo. Die quantitative Bestimmung des Gesamtschwefels im 
Harn. (Pflügers A. 1907, Bd. 121, S. 114—116.) 

6—10 ccm Ham werden mit dem gleichen Quantum rauchender Salpeter¬ 
säure in einen Kjeldahlkolben von 300 ccm Inhalt gefüllt und der Kolben in 
schräger Stellung erhitzt, bis am Halse des Kolbens keine Flüssigkeitströpfchen 
sich mehr zeigen. Nachdem der Kolben sich hinlänglich abgekühlt hat, füllt 
man etwas Salzsäure und destilliertes Wasser in. denselben, erhitzt nochmals bis 
zum Kochen, spült dann die Lösung in ein Becherglas und fällt mit Chlorbarium. 

Abderhalden. 


487) Olivi, O. Untersuchungen über das Hypothermolysin. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1907, Bd. 63, S. 484—496.) 

Auf Grund von Versuchen über den Einfluß niedriger Temperaturen auf die 
Erythrozyten kommt Verfasser zu nachstehenden Schlüssen. Wenn man die 
Kälte auf die Blutkörperchen allein einwirken läßt, so hemmt sie die Wirkung 
des Hämolysins auf dieselben ausnahmslos. Am deutlichsten ist diese Beein¬ 
flussung, wenn die Blutkörperchen in physiologischer NaCl-Lösung aufgeschwemmt 
der Kältewirkung ausgesetzt werden. Diese Hemmung ist auf eine Zersetzung 
der zur Bindung bestimmten Komplexe des Blutkörperchens zurückzuführen, 
welches dadurch die Fähigkeit einbüßt, den normalen Ambozeptor zu fixieren. 
Dasselbe Resultat wird erzielt, wenn Blutkörperchen und Serum zusammen der 
Kältewirkung ausgesetzt werden, jedoch ist der Effekt weniger deutlich. Bei 
Anwendung größerer Mengen Immunserum bei der Reaktion sind die Unter- 


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188 


Referate. 


schiede weniger ausgesprochen. Bei Untersuchungen über die Einwirkung der 
Kälte auf die Komponenten des Hämolysins konnte festgestellt werden, daß die 
Kälte ebenfalls eine hemmende Wirkung ausübt. In dem hämolytischen Kom¬ 
plexe ist der Ambozeptor der empfindliche Bestandteil, während das Komple¬ 
ment diese Empfindlichkeit fast gänzlich entbehrt im Gegensatz zu dem Ver¬ 
halten bei hohen Temperaturen. Die Einwirkung der Kälte auf die Blutkörper¬ 
chen ist im Gegensatz zu der Einwirkung auf das Hämolysin eine beträchtliche. 
Bei der Behandlung von Kaninchen mit Meerschweinchenblutkörperchen, die im 
eigenen Serum abgekühlt waren, entsteht ein für die erkälteten Blutkörperchen 
spezifisches Hämolysin (Hypothermolysin). Neben dem spezifischen Hämolysin 
entsteht auch in geringer Menge ein Hämolysin für die normalen Blutkörperchen. 
Die Kälte scheint nicht auf die Moleküle des Hypothermolysins einzuwirken. 
Das normale Blutkörperchen fixiert sein eigenes Hämolysin, nicht dagegen das 
Hypothermolysin, analog verhält sich das abgekühlte Blutkörperchen. Obige 
Versuche können auch zu einer Erklärung der bei paroxysmaler Hämoglobinurie 
beobachteten Erscheinung führen, indem die Hämolysinbildung als das Resultat 
einer nur bei prädisponierten Individuen vorkommenden Autovaccination ange¬ 
sehen werden kann. Brahm . 

438) Sana, Torato. Über die Entgiftung von Strychnin und Kokain durch 
das Rückenmark. Ein Beitrag zur physiologischen Differenzierung der einzelnen 
Rückenmarksabschnitte. (Pflügers A. 1907, Bd. S. 120, 367—399!) 

Das Rückenmark verschiedener Tiere hat die Fähigkeit, Strychnin und Kokain 
zu entgiften, und zwar besitzt diese Eigenschaft die weiße Substanz in stärkerem 
Maße als die graue. Die vorderen Anteile der grauen Substanz entgiften 
Strychnin stärker als die hinteren, die letzteren dagegen Kokain mehr als die 
ersteren. Die Vorderhomzellen mit ihren Achsenzylindem entgiften vor¬ 
wiegend Strychnin, in geringerem Grade auch Kokain; die Hinterhomzellen mit 
ihren Achsenzylindem vorwiegend Kokain. Auch das Nervenmark entgiftet wahr¬ 
scheinlich in geringem Maße Kokain und Strychnin. Die an der Entgiftung 
wesentlich beteiligten Stoffe sind in Äther unlöslich und werden durch Erhitzen 
auf 100—120° nicht zerstört. Abderhalden. 


489) Beger, Karl. Mantel für Ziegen gegen Selbstaussaugen des Euters. 

(Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 405—408.) 

Vgl. die Originalarbeit. Abderhalden . 


440) Calugareanu, D. Die Darmatmung von Cobitis fossilis. HI. Mittei¬ 
lung. Über den Gasverbrauch. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 425—450.) 

Der mittlere und hintere Darm der Cobitis fossilis ist ein wirkliches Atmungs¬ 
organ. Sein Bau und insbesondere die Lagerung der Epithelzellen in bezug zu 
den Kapillaren nähern dieses Organ der Lunge. Der Respirationswechsel kann 
sich mit gleicher Intensität durch Darm und Kiemen und Haut, wie durch 
Kiemen und Haut vollziehen und auch durch Haut und Darm. Die Darmatmung 
allein reicht nicht aus. Der Haut kommt bei der Atmung im wesentlichen die 
Rolle zu, CO a auszuscheiden. Abderhalden . 


441) Babäk, E. u. Boufiek, B. Über die ontogenetische Entwicklung der 
chronotropen Vaguseinwirkung. Aus d. physiol. Inst d. böhm. Univ. Prag. 
(Zbl. f. Physiol. 1907, 16. Nov., S. 513.) 

Babäk hatte festgestellt, daß die nach Durchtrennung des Zentralnerven¬ 
systems eintretenden Shockwirkungen mit dem Fortschreiten der ontogenetischen 
Entwicklung des Frosches zunehmen und daß ferner gleichzeitig die Empfind¬ 
lichkeit des Zentralnervensystems gegenüber operativen Eingriffen von den 
proximalen zu den distalen Partien allmählich fortschreitet. 

Im Anschluß an diese Befunde stellten die Autoren Untersuchungen an über 
den Einfluß des Vagus auf das Herz in verschiedenen Perioden der ontogene¬ 
tischen Entwicklung. 

Das Ergebnis war folgendes: Zuerst zeigte sich, daß bei Rana esculenta 
sich der reflektorische Herzstillstand ausnahmslos und leicht hervorrufen läßt, 
während dies bei Rana fusca in 50 °/ 0 der Fälle überhaupt nicht gelingt. 


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Referate. 


189 


Sodann ließ sich nachweisen, daß bei jungen Kaulquappen nur selten die 
reflektorische Hemmung auszulösen ist, leichter dagegen die negativ-chronotrope 
Einwirkung vom verlängerten Marke aus. Je weiter die Entwicklung fortge¬ 
schritten war, desto häufiger ließ sich die Vaguseinwirkung konstatieren. Im 
ganzen wird beobachtet, aaß sich die reflektorische Hemmung später einstellt, 
während vom Kopfmarke aus bei direkter Reizung die Frequenzhemmung schon 
früher und leichter zu erzielen ist. — Bemerkungen zur phylogenetischen Ent¬ 
wicklung der Herzinnervation. Literatur. Beuttenmüller. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

442) Diesselhorst, G. Über Quecksüberausscheidung bei Syphilitikern. 
Aus dem Laboratorium der hydrotherapeutischen Anstalt in Berlin. Leiter: Ge¬ 
heimrat Prof. Dr. Brieger. (Berl. kL Wschr. 1907, Nr. 39, S. 1243—1246.) 

Während und lange nach einer Schmierkur finden sich im Harne, weniger 
in den Fäzes, geringe Mengen von Quecksilber; je später, desto mehr in den 
Fäzes, weniger im Urin, wo nur Spuren. Die hydrotherapeutische Behandlung 
vermehrt die Ausscheidungsmenge nicht. Im Schweiß minimale Spuren, mehr 
in den abgestoßenen Hautteilen. Atemluft ist frei. Bei einem ambulatorisch 
behandelten Patienten finden sich noch Spuren nach 80 Tagen. Bei Patienten, 
bei denen oft viele Jahre seit der letzten Behandlung verstrichen waren, finden 
sich in der »Remanenz«zeit Quecksilberspuren, die mehr durch den Darm als 
durch die Nieren abgeschieden werden. Bei der subkutanen Injektion ist die 
Ausscheidung durch den Urin höher als bei Schmierkuren. Bomstein. 

448) Gaskell, J. F. A method of quantitative estimation of cystin in urine. 
(Eine Methode zur quantitativen Bestimmung des Zystins im Urin.) Aus dem 
Laboratorium für pathologische Chemie, St. Bartholomew’s Hospital. (J. ofPhy- 
siol. 1907, Bd. 36, H. 2 und 3, S. 142.) 

Methode: Der filtrierte Ham wird mit NH 8 deutlich alkalisch gemacht und 
mit CaCl a gefällt. Das Filtrat wird mit dem gleichen Volumen Azeton versetzt 
und mit Bissigsäure eben sauer gemacht. Nach 3—4 Tagen wird filtriert, der 
Niederschlag mit H a O gewaschen und dann auf dem Filter mit 2 J / 2 °/ 0 NH a ge¬ 
löst Die ammoniakalische Lösung wird nochmals mit dem gleichen Volumen 
Azeton versetzt und mit Essigsäure angesäuert Nach 12—24 Stunden wird das 
abermals ausgefallene Zystin auf gewogenem Filter gesammelt bei ca. 80 0 ge¬ 
trocknet und gewogen. 

Die spezifische Drehung des Zystins in ammoniakalischer Lösung beträgt 
— 97,60°, in Salzsäure — 223°. 

Haarzystin und Steinzystin sind identisch. Reach. 

444) Garrod, A. E. und Hurtley, W. H. On the supposed occurence of 
uroleucic acid in the urine in some cases of Alkaptonuria. (Über das ange¬ 
nommene Vorkommen von Uroleucinsäure im Harne mancher Alkaptonuriker.) 
Aus dem Laboratorium für chemische Pathologie, St Bartholomew’s Hospital. 
(J. of physiol. 1907, Bd. 36, H. 2 u. 8, S. 136.) 

Es liegt kein Grund vor anzunehmen, daß bei Alkaptonurie außer Homogen¬ 
tisinsäure (Hydrochinon - Essigsäure) auch noch Uroleucinsäure (Hydrochinon- 
Milchsäure) im Harne ausgeschieden wird. Reach . 

' 445) Howard, C. P. The relation of the eosinophilic cells of the blood, 
peritoneum and tissues to various toxins. (Über das Verhältnis der eosino¬ 
philen Zellen im Blut, Peritoneum und anderen Geweben bei verschiedenen Ver¬ 
giftungen.) (Journal of medical research 1907, Bd. 17, S. 237.) 

Verfasser zeigt, daß Einspritzung von NaCl, Eiereiweiß, Toxin von B. ty- 
phosus, und gewisser Bakterien, wie Staphylococcus pyogenes und B. anthra- 
cis, in der vorderen Augenhöhle sowie auch intraperitoneal eher von einer Ver¬ 
minderung als von einer Zunahme der Zahl der eosinophilen Zellen in diesen 
Hohlen gefolgt wird. Seine Resultate bestätigen die früheren Angaben Stäublis. 

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190 


Referate. 


unter dessen Leitung die Arbeit durchgeführt wurde, widersprechen dagegen 
den Arbeiten von Opie und anderen. HirschfeUer. 

446) Savard, M. Über den giftigen Bestandteil des Harns bei Eklampsie. 

Aus d. gynäkol.-geburtshilfl. Klinik in Florenz. (Beitr. z. Phys., Bd. 9, H. 1 u. 2, 
S. 71—72.) 

Wie bereits früher mitgeteilt, ist in allen Fällen von Eklampsie eine Ver¬ 
mehrung des nicht dialysablen Rückstandes nachzuweisen und zwar je nach der 
Schwere der Erkrankung. Nach Ausbleiben der Anfälle nimmt die Menge des 
Rückstandes ab. Dieser, ein Gemenge von Stoffen, ist bei intravenöser Injektion 
für Kaninchen sehr giftig. Krämpfe, Paralyse der hinteren Körperhälfte, Dyspnoe, 
Mydriase, Koma. Bei hydrolytischer Spaltung mit Säuren liefert der Rückstand 
Purinbasen, aber nicht konstant. Ob der toxische Körper im Ham die Ursache 
oder die Folge der Anfälle ist, läßt sich noch nicht endgültig entscheiden, doch 
sprechen zahlreiche Beobachtungen für eine ursächliche Beziehung. Dohm . 

447) Gurewitsch, B. Über die Wirkung des Jodkaliums auf die PulszahL 

(Inaug.-Dissert, Basel 1907, S. 64.) 

1. Ergebnisse: 68 °/ 0 der untersuchten Patienten zeigten nach Jodkalidarreichung 
eine deutliche Zunahme der Pulsfrequenz (10—50 Schläge in der Minute.) 

2. Die Pulsbeschleunigung ist unabhängig vom Alter der Patienten und der 
Art ihrer Krankheit. 

8. Sie tritt auf, auch wenn keine anderen Zeichen der Jodvergiftung vor¬ 
handen sind, dauert so lange als die Jodmedikation und schwindet nach deren 
Aussetzen innerhab einiger Tage. 

4. Die wirksame Substanz ist nicht das Kalium, sondern das Jod. 

6. Die Häufigkeit dieses Symptoms in Basel (Material des Baseler Bürger¬ 
spitals) hängt möglicherweise mit dem Auftreten vergrößerter Schilddrüsen zu¬ 
sammen. Fritz Loeb . 

448) Baexv Julius und Blum, L6on Über die Einwirkung chemischer Sub¬ 
stanzen auf die Zuckerausscheidung und die Acidose. Aus der med. Klinik zu 
Straßburg (Prof. Moritz). (Beitr. z. Phys. 1907, Bd. 11, H. 3 u. 4, S. 101—108.) 

Analog der Glutarsäure werden deren höhere Homologen, die normalen 
Dikarbonsäuren mit 6, 7, 8, 9 und 10 C-Atomen, als Natronsalze subkutan inji¬ 
ziert Eine Wirkung ist überall vorhanden, nur wirken die Adipinsäure, Pimelin¬ 
säure und Korksäure (die Säuren C 6 ...., C 7 ...., C 8 ... .) gleichzeitig auf 
Azidose, Glykosurie und N-Ausscheidung, während die Azelainsäure (C 9 .. T) und 
Sebacinsäure (Ci 0 .. ..) nur die Azidose beeinflussen. Die höheren, nicht wirk¬ 
samen Säuren scheinen einem anderen Abbaumodus zu unterliegen. Dohm . 

449) Lauritzen, Marius. Om Sukkerudshillelsen i Urinen og dens Forhold 
til Livs forsikring. (Über Zuckerausscheidung im Urin und dessen Verhältnis 
zur Lebensversicherung.) (Ugeskrift for Läger 1908, Nr. 1, und in ausführlicher 
Darstellung in: Nordisk Tidsskrift for Terapi, Jan.-Febr. 1908.) 

Der Verfasser konkludiert, daß von Lebensversicherungs-Aufnahme bei jeder 
diabetischen Glykosurie abzuraten sei, selbst ob dieselbe zufällig entdeckt wird 
und übrigens symptomlos ist 

Bei nichtdiabetischer Glykosurie — wo eine stärkereiche Probemahlzeit keine 
Zunahme ergibt — wird es bei einem sonst gesunden angebracht sein, wieder¬ 
holte Untersuchungen längere Zeit danach zu verlangen. Ergeben diese das¬ 
selbe Resultat, so ist Versicherung einzuräumen, event. während einer begrenzten 
Anzahl Jahre. Wo eine nichtdiabetische Glykosurie mit anderen Leiden kombi¬ 
niert ist, ist Anstand zu verlangen. K . A. Heiberg. 

460) Eibe, Th. Nogle Blodundersögelser hos Sindssyge. (Einige Blutunter¬ 
suchungen bei Geisteskranken.) (Ugeskrift for Läger 1907, Nr. 49—61.) 

Bei 45 Patienten mit Depressio mentis ließ sich ein niedrigerer Durchschnitts- 
diameter der roten Blutkörperchen als normal nachweisen. Bei Abnahme oder 
Aufhören der Depression nimmt der Diameter der roten Blutkörperchen wiederum 
an Größe zu. In 9 Fällen Exaltatio mentis war der Diameter dahingegen größer 

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Referate. 


191 


als der Durchschnittswert für Gesunde und sank wiederum beim Verschwinden 
der Exaltation. 

7 Fälle Manisch depressiver Psychose ergaben, je nach dem Zeitpunkt, Ver¬ 
hältnisse, welche vollkommen entweder der zuerst oder der zuletzt besprochenen 
Gruppe entsprachen. K. A. Heiberg. 

461) Haussen, Jacob&us, Scheel. Enquöte Ober salzarme Diät. (Nordisk 
Tidsskrift for Terapi, Nov. und Dez. 1907, Jan. 1908.) 

Empfiehlt allen aus theoretischen Gründen und aus praktischer Erfahrung die 
salzsaure Diät bei Ödemen zu versuchen, welche Herz- und Nierenkrankheiten 
begleiten. Scheel hebt hervor, daß die salzarme Diät nicht schaden kann und 
in etlichen Fällen, die er nicht a priori bezeichnen kann, von Vorteil ist 
Hanssen meint, daß auch bei protrahierten Lungenentzündungen auf die Salz¬ 
menge der Nahrung Rücksicht zu nehmen ist der Salzretention wegen (ver¬ 
ursacht bei Toxin Wirkung auf die Nieren?). K. A. Heiberg . 

462) Hasselb&lch, K. und Heyerdahl, S. Om nogle fysiske Arsager tal 
Variationer i M&ngden af Blodlegemer. (Über einige physische Ursachen zu 
Variationen bezüglich der Menge der Blutkörperchen.) (Oversigt over det kgl. 
danske Videnskabemes Selskabs Forhandlinger 1907, Nr. 5.) (Aus »Finsens 
medicinske Lysinstituts Laboratorium«.) 

Es geht aus diesen Untersuchungen hervor, daß physische Verhältnisse beim 
Blutumlauf eine bedeutend größere Rolle für die Verteilung der Leukozyten im 
Blute spielen, als bisher angenommen ist Da die Schwankungen der Anzahl 
der Leukozyten im Kapillarblut die z. B. durch eine Stellungsveränderung her¬ 
vorgerufen werden kann, sich auf 100 °/ 0 belaufen und hauptsächlich eine be¬ 
stimmte Art Leukozyten interessieren kann, ist es ganz notwendig, auf diese 
Verhältnisse bei Untersuchungen Rücksicht zu nehmen, die zu einem zuver¬ 
lässigen Begriff über den quantitativen und qualitativen Gehalt des Blutes von 
Formelementen führen sollen. K. A. Heiberg . 

468) Ameth. Zu E. P&ulicek. Zur qualitativen Blutuntersuchung nach 
der von Ameth angegebenen Methode. Siehe Ref. Nr. 2578, Jahrgg. 1907. 
(Folia hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 2, S. 167—180.) 

Ameth kritisiert Pauliceks Arbeit, die eine tiefere Begründung zu den 
aufgestellten Schlußsätzen vermissen lasse, andererseits aber in ihrer K asu i sti k 
— auch in den scheinbar abweichenden Befunden — eine gute Übereinstimmung 
mit Arneths Resultaten bringe. Gg . B. Gruber . 

464) Comessatti, Giuseppe. Über die sudanophilen Leukozyten des Blutes 
im Verlauf von Infektionskrankheiten. (Folia hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. 
Nr. 2, S. 181—197.) 

Die sudanophilen Körnchen der farblosen Blutzellen werden bei Anwendung 
des vitalen Färbeverfahrens mit Sudan ID wahrgenommen, und zwar bei patho¬ 
logischen Zuständen, die in eitriger Entzündung, Eiteransammlung und Resorption 
derselben bestehen. Auch physiologisch treten sie in Erscheinung bei erhöhtem 
Fettumsatz, während der Verdauung usw. Klinisch sind sie von Bedeutung, 
wenn ihr Prozentwert ein hoher ist und bleibt, obwohl die übrigen Symptome 
(Fieberabfall) für eine Besserung sprechen; hier weisen sie auf noch bestehende 
oder eingetretene Komplikationen hin. 

Sudanophilie tritt fest ausschließlich in den polymorphkernigen, neutrophilen 
Leukozyten als eine Degenerationserscheinung auf; diese Zellen bestehen wohl 
großenteits aus Exsudatleukozyten, die bereits im Entzündungsherd der Ent¬ 
artung unterlagen. — Das kolossale Auftreten der Sudanophilen im Blute von 
Pneumoniekranken hat als histologischer Beweis für die von älteren Forschem 
(Zanarelli, Kußmaul) bereits wahrgenommene Lipämie des Blutes zu gelten. 
Comessatti wies auch durch direkte chemische Vergleichsuntersuchungen des 
Blutes im rechten und linken Herzen eines verstorbenen Pneumonikers nach, 
daß das arterielle Blut um 1 °/ 0 mehr Ätherextrakt enthielt als das venöse. 

Gg. B. Gruber 
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192 


Referate. 


465) Rubin&to, Jean. Sur la valeur des recherches hömatologiques dans 
le diagnostic des cirrhosea häpatiques et sur l’importance de Taugmentatlon 
des Mastzellen. (Über den Wert der Blutuntersuchung für die Diagnostik der 
Leberzirrhosen und über die Bedeutung der Mastzellen-Vermehrung.) (Folia 
hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 2, S. 198—206.) 

Rubinato gibt in einer tabellarischen Übersicht die Ergebnisse der morpho¬ 
logischen Blutuntersuchungen bei 18 Fällen von Lebererkrankungen neben der 
Notierung der Alkaleszenz-Werte und des spez. Gewichtes des Blutes. Sodann 
unterzieht er diese Befunde einer Besprechung und macht namentlich aufmerksam 
auf die bei Bantischer Krankheit, ferner bei Malaria-Lebererkrankungen beob¬ 
achtete Leukopenie. Ebenso weist er auf den verminderten Hb-Gehalt und die 
Reduzierung des Zahlenwertes der roten Blutkörperchen bei B an tischer Krank¬ 
heit hin. Einen gewissen Grad (nicht sehr ausgesprochen!) von Leukozytose 
zeigen die Biliärzirrhosen, während in allen Fällen die Eosinophilen durchwegs 
selten sind im Gegensatz zu den Mastzellen, die gerade bei Biliärzirrhose wieder 
recht hohen Prozentwert erreichen können. Gg. B. Gruber. 

466) Pappenheim, A. Unsere derzeitigen Anschauungen über Natur, Her¬ 
kunft und Abstammung der Plasmazellen und über die Entwicklung der Plasma- 
zelifrage. (Folia hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 2, S. 206—214.) 

In der übersichtlich referierenden Arbeit kommt Pappenheim zum Schluß, 
daß die Plasmazellen heute in ihrer Gesamtheit als Lymphozyten zu gelten 
haben, die z. T. aus dem Blut und den blutbildenden Organen emigriert sind, 
z. T. aber auch »in loco entstandene, ammigrierte und vermehrte Lymphozyten« 
darstellen, die histiogen, d. h. aus dem Gefäßperithel entstanden sind. Nach¬ 
dem so die zytogenetische Forschung über die Plasmazellen abgeschlossen sei, 
gelte es jetzt zu untersuchen, welche Bedingungen und Vorgänge mitspielen, daß 
sich ein Lymphozyt zur Plasmazelle umwandelt und auf welche Weise dies ge¬ 
schieht. Gg . B. Gruber . 

467) Pappenheim, A. Über den Begriff des Myeloms, seine Klassifizierung 
im nosologischen System der Erkrankungen des h&matopoötischen Apparates 
und seine Beziehungen zu verwandten Krankheitsprozessen. (Folia hämatol. 
1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 2, S. 216—222.) 

Pappenheim rechnet die Pseudoleukämie und das Myeloma in gleicher 
Weise den lymphadenoiden und myeloiden Gewebsaffektionen zu und trifft 
nicht die Unterscheidung in eine pseudoleukämisch-leukämische und in eine 
myelomatöse Affektion mit der jeweiligen Unterordnung einer lymphadenoiden 
und myeloiden Form der Erkrankung des hämatopoötischen Apparates. Die 
Einteilung ist an Hand eines tabellarischen Systems übersichtlich gemacht. 

Gg. B. Gruber . 

468) Weidenreich, Franz. Über die Speichelkörperchen, ein Übergang von 
Lymphozyten in neutrophile Leukozyten. (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 1, 
S. 1—7.) 

Die Arbeit schließt sich an die von Gött schon erwähnten Befunde an. 
Bei Behandlung mit Osmiumsäure und Giemsafärbung findet man in den Speichel¬ 
körperchen bald einen kleineren und größeren Kern, bald Kempolymorphie, die 
eine Multinuklearität Vortäuschen kann. Der Zellleib zeigt feine Granulation, die 
bei Triazidfärbung als neutral angesehen werden muß und identisch ist mit den 
von Gött angegebenen (infolge Molekularbewegung) tanzenden, sich deutlich von 
Bakterienformen abhebenden Körnchen. Es handelt sich also um mononukleäre 
und polymorphkernige, neutrophile Zellen, die aus dem Tonsillarapparat am Schlund¬ 
ringe stammen müssen — also aus einem lymphadenoiden Organkomplex. Die 
Unterschiede der polymorphkernigen Speichelkörperchen gegenüber den poly¬ 
morphkernigen Neutrophilen des Blutes bestehen in einer ausgesprocheneren 
Größe und Schärfe des Kernes, dessen Chromatinwerk weniger dicht erscheint; 
das Protoplasma ist homogener, amöboide Beweglichkeit fehlt, die Granula haben 
im frischen Zustande Molekularbewegung — was als Folgen einer Quellung im 
hypisotonen Speichel aufzufassen ist. Macht man den Speichel hyperisotonisch, 

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Referate. 


193 


so verschwinden all diese Unterschiede gegenüber den Blutleukozyten. Auch die 
mononukleären Speichelkörperchen zeigen Granulierung — ähnlich den neutro¬ 
philen Myelozyten. Weidenreich ergänzt die Ansicht Stöhrs, daß die 
Speichelkörperchen aus den Tonsillen stammen, dahin, daß aus den Tonsillar- 
lymphozyten schon innerhalb des lymphoiden Gewebes »Myelozyten« werden, 
während bei der Durchwanderung in die Mund- und Rachenhöhle die Kern- 
Polymorphie eintrete. Er sieht nicht wie Gött in dieser Kemumgestaltung 
einen Degenerationsprozeß, sondern einen Vorgang von altersdegenerativen 
morphologischen Erscheinungen, wie sie von Arneth unlängst für die Leuko¬ 
zyten aufgestellt wurden. Gg. B. Gruber . 

469) Pappenheim. Über einkernige leukozytoide Gewebewanderzellen. 
Randbemerkungen im Anschluß an die Mitteilung von Weidenreich; Fol. häm. 
Bd. V, H. 1. (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 1, S. 8—12.) 

Verfasser fahrt die verschiedenen Ansichten über die Entstehungsweise der 
myelozytoiden, neutrophil gekörnten Zellen außerhalb der anerkannten leukozyten¬ 
bildenden Stätten vor; außerdem gibt er an, daß er unter den Speichelkörper¬ 
chen ohne Zweifel auch solche wahrgenommen habe, die nicht den gewundenen 
Kemstab polymorpher Leukozyten aufwiesen, sondern richtig polynukleär waren 
und ähnlich wie aie Riesenzellen mehrere einzelne, bald runde, bald bläschen¬ 
förmige, bald pyknotische Kemkugeln aufwiesen. Gg. B. Gruber . 

460) Luksch u. Stefanowicz. Über Anämie mit fehlender Regeneration 
im Knochenmark. (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 1, S. 18—16.) 

Beschreibung eines Krankheitsbildes bei einem 62jährigen Patienten, das 
zunächst als sekundäre Anämie unter Annahme eines nicht diagnostizierbaren 
Tumors im Magendarmtraktus angesprochen wurde. Autopsie ergab aber das 
Fehlen eines Neoplasmas und ließ aus dem makroskopischen Befund auch keine 
perniziöse Anämie annehmen. Mikroskopisch ließ sich im Knochenmark ein 
Fehlen der Erythroblasten und eine Vermehrung der Großlymphozyten feststellen. 
Es handelte sich um eine asthenische, resp. paralytische Anämie bezw. um eine 
Anämie mit fehlender Regeneration des Knochenmarkes. Gg. B. Gruber . 

461) Winkler, Ford. Die Oxydasereaktion im gonorrhoischen Eiter. Siehe 
Referat Nr. 1866, Bd. 1907 dieser Zeitschrift! (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 1, 
S. 16—19.) 

Im gonorrhoischen Urethralsekret verhalten sich bei Anwendung der von 
Winkler früher schon angegebenen, nun noch etwas erweiterten mikrochemischen 
Technik die Granula der mononukleären und polynukleären, granulierten Zellen 
verschieden. Gonokokken geben keine Oxydasereaktion (im Gegensatz zu 
Anthrax-, Diphtherie-, Typhus-, Koli-Bazillen und Choleravibrionen). Aus diesem 
verschiedenen Verhalten der Blutzellen und der Gonokokken erwächst die Mög¬ 
lichkeit schöner Doppelfärbungen, indem man entweder nach Unna Vesuvin er¬ 
zeugt durch Aufeinanderwirkung von Metaphenylendiamin und Natriumnitrit oder, 
indem man nach der Oxydasereaktion mit Pyronin färbt. Auch eine intraurethrale 
Fuchsin-Vorfärbung sei möglich, wobei dann die Oxydase-Granula blau, alles 
übrige rot zur Erscheinung gelangt Jodfixierte Präparate geben eine distinktere 
Oxydasereaktion, lassen sich aber absolut nicht konservieren. Gg. B. Gruber . 

462) Luksch, Franz. Zur lymphatischen Leukämie. IL Als Antwort auf 
Bemerkungen C. Sternbergs zu meinem L Artikel. Folia hämatol. 1906, Bd. 
HI, S. 826 resp. 661. (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 2, S. 76—80.) 

Tritt Sternbergs Ausführungen entgegen, welche die von Luksch früher 
beschriebene großzelliglymphatische Leukämie als Leukosarkomatose ansprechen, 
weil sich erstens die fraglichen Zellen bei Anwendung der Altmann-Schridde- 
schen Färbemethoden als Lymphozyten erweisen, weil ihnen ferner peptonisie- 
rende Fähigkeit fehlt. Gerade die eben genannte Eigenschaft hat Verfasser 
nach der Müller-Jochmann sehen Methode untersucht und gefunden, daß sich 
die bei großzellig lymphatischer Leukämie vorkommenden Zellen funktionell 
ebenso verhalten wie kleine Lymphozyten. Was den Ausdruck Sarkomatose 

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194 


Referate. 


anlange, so möchte ihn Luksch vermieden wissen, wenn sich weder makro¬ 
skopisch noch mikroskopisch ein tumorartiges Wachstum des lymphatischen Ge¬ 
webes zeigt. Gg. B. Gruber. 

463) Levi della Vida. Le phdnomöne de Bordet-Gengon dans les infections 
ä protozoaires. (Autoreferat.) (Das Bordet-Gengonsche Phänomen bei durch Proto¬ 
zoen verursachten Infektionskrankheiten.) (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 2, 
S. 81—82.) 

Das Bordet-Gengonsche Phänomen hat Autor bei seinen zahlreichen 
Untersuchungen nie wahrgenommen und glaubt feststellen zu können, daß das 
Serum von Tieren, die mit Protozoen infiziert wurden, keine Antikörper enthält, 
die fähig wären, Alexine zu binden, wie es fast regelmäßig bei den mit Bakterien 
infizierten Organismen der Fall ist. Gg. B. Gruber . 

464) Hecht, Hugo. Beitrag zur Technik der Blutfärbung. (Folia hämatol. 
1908, Bd. V, H. 2, S. 83—85.) 

1. Beschreibung einer modifizierten Romanowsky-Färbung. 

2. Erweiterung der Romanowsky-Färbung zur deutlicheren Darstellung 
der Azur-Granula. 

3. Schilderung eines das Hämoglobin entfernenden Vorverfahrens zur Fär¬ 

bung des Blutes nach May-Grün wald, wodurch nur die Leukozyten zur Dar¬ 
stellung gelangen; ferner gibt Autor ein Verfahren an, das es ermöglicht, viel 
Leukozyten auf einem Ausstrichpräparat zu vereinigen. Gg. B. Gruber . 

465) Leuret, Eugen. Sur l’Ikt&re Hämolytique des nouveau-nös. (Über 
den hämolytischen Ikterus Neugeborener.) (Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 2, 
S. 86—89.) 

Kritische Revue zu den Untersuchungen über Blut und Urin Neugeborener 
und Säuglinge von Biffi und Galli. Gg. B. Gruber . 

466) Freytag, Fr. Reinigung und Regeneration des Blutes durch die Milz. 

(Folia hämatol. 1908, Bd. V, H. 2, S. 90—94.) 

Verfasser exstirpierte die Milz unter Chloralhydratnarkose, studierte die 
Wirkung dieser Operation auf den Gehalt des Blutes an Erythrozyten, Leuko¬ 
zyten, Hb. und Eisen, beobachtete auch den Eisengehalt in Organen, die als 
eisenreich überhaupt bekannt sind, ferner die Veränderungen an Organen, die 
geeignet sind, für die Milz eintreten zu können (Lymphdrüsen). Außerdem 
untersuchte er das Verhalten der Milz nach Aderlässen, respektive das Ver¬ 
halten der Lymphdrüsen und des Knochenmarkes nach denselben. 

Zum Schlüsse geht Frey tag auf die Bildung der roten Blutzellen ganz im 
allgemeinen ein, behandelt namentlich die Frage der direkten und indirekten 
Kernteilung, der Kemausstoßung und Kemauflösung in diesen Zellen, ohne 
sich über das »Wie« und »Warum« dieser Vorgänge spezieller auszusprechen. 

Gg. B. Gruber . 


467) Cesaris-Demel, A. Studien über die roten Blutkörperchen mit den 
Methoden der Färbung in frischem Zustande. Mit 2 Tafeln. (Folia hämatol. 
1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 1, S. 1—32.) 

Um in der morphologischen Forschung über die roten Blutkörperchen 
weiterzuschreiten, sei es wünschenswert, daß sich die Hämatologen über eine 
als gut befundene Methode der Fixation und Färbung einigen möchten und 
durch Nachprüfung ein vergleichendes Urteil über die mannigfach vorhandenen, 
oft wohl nur infolge verschiedener Technik von einander abweichenden Befunde 
gewännen. Cesaris-Demel sieht in der direkten Zusammenbringung des 
frischen Blutes mit dem auf dem Objektträger feucht ausgebreiteten, dann ange¬ 
trockneten Farbstoff eine solch brauchbare Methode, wie sie ja schon vor ihm 


von anderen geübt wurde. Seine Untersuchungen, deren Technik er genau an¬ 
gibt, nahm er an Amphibien, Reptilien, Vögeln, niederen und Haus-Säugetieren, wie 
am Menschen vor. Dabei fand er in jungen Erythrozyten, sicher in Erythro- 
blasten außer einer knäuel- und ringförmigen Anordnung von filamentöser chro¬ 
matischer Substanz metachromatische Körnchen, namentlich bei Tieren mit kem- 

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Befeiate. 


195 


haltigen roten Blutzellen. Eine dritte, meist scharf umschriebene Substanz ent¬ 
deckte er im Blut neugeborener Kätzchen bei Färbung mit Spillers purple 
und konnte das allmähliche Schwinden dieses Körpers mit dem Heranwachsen 
der Tiere beobachten. Die filamentöse, wie die körnige Substanz sind an jugend¬ 
liche Zellen gebunden, treten darum deutlich an roten Knochenmarkselementen 
zutage; ebenso müssen sie im kreisenden Blute erscheinen, wenn infolge einer 
Blutschädigung (Anämie) der hämatopoetische Apparat zu neuer, intensiver 
Tätigkeit erwacht Diese beiden im unfixierten, »al fresco« gefärbten Präparate 
erscheinenden Substanzen trügen zu der Bildung der im fixierten Präparate 
sichtbaren basophilen Granulationen bei, führt Cesaris-Demel weiterhin aus, 
wenn infolge heftiger Regeneration weniger widerstandsfähige, also der Dege¬ 
neration ausgesetzte rote Blutzellen aus dem Knochenmark ins strömende Blut 
gelangten. Die Herkunft von einem gelösten und zerfallenen Kern spricht Autor 
den basophilen Granulationen ab; sie seien in ihrem Zunehmen — ebenso wie 
das Auftreten der Polychromasie — als Zeichen degenerativer Prozesse aufzu¬ 
fassen. Gg. B. Gruber. 

468) Ferrata, A. Valeur clinique de recherches röcentes sur les globales 
rouges. (Bedeutung der neuen Untersuchungen über die roten Blutzellen für 
die Klinik.) Übersetzt aus dem Italienischen ins Französische von Dr. Robert 
Tissot (Folia hämatol. 1907, Bd. V, Suppl. Nr. 4, S. 33—45.) 

Ferrata gibt ein kritisches Referat über die durch Israel-Pappenheim 
seinerzeit angebahnten neuen Forschungen in der Erythrozyten-Morphologie, 
vergleicht die mannigfachen Befunde und gibt schließlich als Resultat eine Reihe 
von Sätzen, die ein getreues Abbild der von Cesaris-Demel gezogenen Schlüsse 
darstellen, über welche in Nr. 490 referiert ist. Gg. B. Gruber. 

469) Pappenheim, A. Einige Bemerkungen über Methoden und Ergebnisse 
der sog. Vitalfärbung an den Erythrozyten. Im Anschluß an die Artikel von 
Cesaris-Demel und Ferrata, Fol. häm. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 1. Mit 1 
Tafel. (Folia hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 1, S. 46—50.) 

Nachdem Pappenheim kurz auf die Einführung der Vitalfärbung durch 
ihn selbst zu sprechen kam, stellt er einige Mißverständnisse richtig, die sich 
mit Bezug auf die Punktierung roter Blutkörperchen in der Literatur breit ge¬ 
macht, wie sich auch aus den unter Nr. 490 bezw. Nr. 491 referierten Arbeiten 
Cesaris-Demels und Ferratas ergibt. Nach Pappenheim haben die vitalen 
Fadenstrukturen mit der basophilen Punktierung gar nichts zu tun, die als eine 
körnige Degeneration, als erst in der Zirkulation auftretende, durch lipolytische 
Toxine oder lipatische Fermente bedingte Veränderungen der Blutkörperchen- 
Membran anzusehen sind (Grawitz). Schließlich führt Pappenheim noch die 
verschiedenen Möglichkeiten einer Kömelung, neben dem Auftreten von granulo- 
filamentöser Substanz und dem Vorhandensein von Kemresten bezw. der 
Maurer-Schüffnerschen Malaria-Tüpfelung in roten Blutelementen auf. 

Gg. B. Gruber. 

470) Satta, G. Sulla distribuzione del fosforo negli organi e sulla decom- 
posizione dei composti fosfor&ti organici. (Über die Verteilung des Phos¬ 
phors in den Organen und den Abbau der organischen Phosphorverbindungen.) 
Aus dem Istit di Patol. gen. zu Turin. (Arch. p. 1. scienze med. 1908, Bd. 
XXXI, H. 4.) 

Satta bestimmte in den Organen 1. den Lezithin-Jekorin usw.-Phosphor, 2. den 
anorganischen Phosphor und 3. den Nukleinphosphor, und zwar vor und während der 
Autolyse. Er erhielt folgende Werte: I. Ochsenleber (Gesamt-P a O ß 2,9 %): vor 
der Autolyse: Lezithin usw.-Phosphor 30,6°/ 0 , anorganischer Phosphor 31,79°/ 0 , 
Nukleinphosphor 37,61 °/ 0 ; nach 2 Tagen: 28,2; 51,8; 20,0°/ 0 ; nach 7 Tagen: 25,2; 
62,95; 11,85°/ 0 ; nach 12 Tagen: 23,6; 66,46; 9,94°/ 0 ; nach 21 Tagen: 21,61; 69,9; 
8,49°/ 0 . ü. Ochsenpankreas (Gesamt-P a 0 8 3,87%): vor der Autolyse: 41,69; 
22,71; 35,6°/ 0 ; nach 1 Tag; 34,2; 60,5; 5,3%; nach 6 Tagen: 11,47; 84,73; 3,8%. 
III. Kalbsthymus (3,9°/ 0 ): vor der Autolyse: 10,95; 20,05 ; 69,0°/ 0 ; nach 1 Tag: 
9,56; 24,27; 66,17%; nach 3 Tagen: 9,26; 43,72; 47,02%; nach 10 Tagen: 9,1; 

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196 


Referate. 


51,75; 39,15 °/ 0 , nach 30 Tagen: 9,0; 59,46 ; 31,54°/ 0 . Es findet also während 
der Autolyse ein Abbau der organischen Phosphorverbindungen statt. In einem 
Lymphosarkom des Darms fanden sich 1,85°/ 0 Gesamt-Pa0 6 ; davon waren 19,66°/ 0 
Lezithin-usw., 39,59 °/ 0 imorganischer und 40,75 °/ 0 Nuklein-Phosphor. 

Die Methodik war folgende: Der Gesamtphosphor wurde nach Vernichtung 
der organischen Substanz (mit Soda und Kalisalpeter) als pyrophosporsaure 
Magnesia bestimmt. Zur Bestimmung des Lezithin-usw.-Phosphors wurde der 
Trockenrückstand mit Alkohol und Äther extrahiert. Der Rückstand wurde zur 
Bestimmung der unorganischen Phosphate mit Wasser und mit Essigsäure ange¬ 
säuertem Wasser extrahiert. In dem hier bleibenden Rückstand wurde nach 
Vernichtung der organischen Substanz der Nukleinphosphor bestimmt. 

M. Kaufmann . 

471) Schur, H. u. Wiesel, J. Zur Frage drucksteigerader Substanzen im 
Blute bei chronischer Nephritis. Aus d. Inst. f. allg. u. exper. Pathol. in Wien 
(Vorstand: Paltauf). (D. med. Woch. 1907, Nr. 51, S. 2136—2137.) 

Im wesentlichen polemischer Artikel gegen die jüngst von Schlayer über 
dasselbe Thema publizierte Arbeit. Reiß. 

472) Daskalitza-Koftnann, S. Influence de l’acide nucläinique sur la röpar- 
tition des leucocytes dans le sang du coeur et de la pöripherie. (Einfluß der 
Nukleinsäure auf die Verteilung von Blut im Herzen und in der Peripherie.) 
Gynäkolog, und Frauenklinik Genf. (These de Geneve 1907, Nr. 147, S. 52.) 

Fritz Loeb . 

473) Fuld, £. u. Levison, Louis A. Die Pepsinbestimmung mittels der 
Edestdnprobe. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 6, H. 5/6.) 

Ein Teil Edestin wird von 1000 Teilen ^ HCl gelöst und geht so in das Acid- 

albumin, das Edestan über. Mit dieser Lösung wurden Reihenproben angestellt, 
indem man zu je 2 ccm steigende Mengen verdünnten Magensaftes fügt und 
1 / a Stunde bei Zimmertemperatur wirken läßt. Nach dieser Zeit werden die 
Röhrchen mit Ammoniak überschichtet oder mit Kochsalz (Substanz oder starke 
Lösung) versetzt. Die Röhrchen, deren Eiweiß peptonisiert wurde, bleiben klar, 
die noch nicht verdauten zeigen einen weißen Ring an der Berührungszone 
respektive durchgehende Trübung. Es ist so leicht, die Wirkungsgrenze fest¬ 
zustellen. Die wirklich verbrauchte Menge des Magensaftes (wobei die Ver¬ 
dünnung, mit der man arbeitet, selbstverständlich nicht zu vergessen ist), resp. 
die Pepsinlösung bei der eine Trübung gerade nicht mehr auftritt: Anzahl ccm 
der Edestinlösung gibt die Stärke des Pepsins an; ist die so erhaltene Zahl z. B. 

£Öq, so bezeichnen Verfasser den Saft als lOOfach. Menschlicher Magensaft 

nach Probefrühstück ist 200—300 fach, reiner Hundenmagensaft ist meist 600 bis 
1000 fach. Pincussohn. 

474) Prym, 0. Die Entleerung des Magens, die Trennung des Festen und 
Flüssigen, das Verhalten des Fettes. Aus der med. Poliklinik zu Bonn. (Münch, 
med. Wschr. 1908, Januar Nr. 2.) 

Verfasser sucht die Frage zu entscheiden, woher es kommt, daß der Magen 
während des Ablaufs der Verdauung die flüssigen Ingesta in den Darm entleert, 
die gröberen festen Bestandteile aber bis zur Lösung zurückhält bezw. sie erst 
am Ende der Magenverdauung in den Darm treten läßt. Er vermutet, daß durch 
die Peristaltik des Corpus ventriculi die Scheidung des Flüssigen vom Festen be¬ 
wirkt wird, und stellt theoretische Erwägungen über die Art, wie dies vor sich 
geht, an, die hier in extenso wiedergegeben werden müßten, weshalb Referent 
auf das Original verweist. Die Erwägungen führen jedenfalls zu dem Schluß, 
daß die Peristaltik des Corpus das Flüssige zum Pylorus wischt, während die 
festen Brocken dieser wischenden Bewegung ausweichen und in das Zentrum 
des Magenlumens zusammengedrägt werden. Für diese Theorie sprechen auch 
eigene Versuche des Verfassers, die er in der Weise anstellte, daß er Hunden 

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Referate. 


197 


Fleischstückchen und Suppe in verschiedener Reihenfolge verfütterte und nach 
verschieden langer Zeit den Magen mit der Gefriermethode untersuchte. Unter 
den Nahrungsmitteln nimmt das Fett auch für die mechanische Betrachtung eine 
Sonderstellung ein; durch sein geringes spezifisches Gewicht und seine Flüssig¬ 
keit sammelt es sich gern in größerer Menge auf der Oberfläche des Speisebreies 
an und verläßt so den Magen zuletzt; wir sind daher bestrebt, das Fett fein in 
der Nahrung zu verteilen, so daß es, bevor es sich von der anderen Nahrung 
trennen kann, mit dieser den Magen verläßt; bei gestörter Motilität kommt es in 
der Tat zum Zusammenfließen und damit zur Retention großer Fettmengen. 
Therapeutisch gibt man daher auch Leberthran oder Rizinusöl nüchtern und 
wartet einige Zeit mit dem Essen. Die Berücksichtigung der mechanischen 
Verhältnisse macht manche Eßgewohnheiten verständlich, z. B. unsere Speisen¬ 
folge. Auch die wissenschaftliche Forschung muß mit den neuen Anschauungen 
rechnen: die ungleichmäßige Geschwindigkeit, mit der die einzelnen Bestand¬ 
teile der Nahrung den Magen verlassen, beruht weder auf einem besonderen 
Sortierungsvermögen nach chemischen Gesichtspunkten noch auf bestimmten 
Resorptionsvorgängen, sondern auf rein mechanischen Momenten. Man darf 
sogar mit der Möglichkeit rechnen, daß noch kompliziertere Vorgänge bei der 
Magenentleerung statthaben, wie einige neuere Arbeiten (Leconte, Kaufmann) 
vermuten lassen. M. Kaufmann. 

475) Franchini, G. und Scordo, F. Consideraziom sulla nutrizione dei 
tifosi per via gastrica e rettale (Betrachtungen über Ernährung Typhuskranker 
bei Nahrungszufuhr per os und per rectum.) Aus der med. Klinik zu Florenz. 
(Riv. crit. di Clin. med. 1907, Dez. Nr. 51.) 

Zwei exakte Stoffwechselversuche bei Typhuskranken bei Ernährung per os 
und per rectum, ohne neue Ergebnisse. M. Kaufmann. 

476) Vadalä, Paolo. Del coagulo e del siero di sangue in alcuni casi 
d’anchilostomo-anemia. (Blutkoagulum und -Serum bei Ankylostomumanaemie). 
(La Clin. med. Ital. 1907, S. 384.) 

Untersuchungen an 8 Fällen von Ankylostomumanaemie. 5 geben ein zitronen¬ 
gelbes Serum mit einem Stich ins Grünliche, 3 (junge Individuen) ein mehr opal¬ 
artiges; in letzterem Falle war der Blutkuchen meist kompakter, bräunlich ge¬ 
färbt und weniger retraktil. Der Trockenrückstand des Blutes betrug in 5 Fällen 
im Minimum 8,18, im Maximum 9,48°/ 0 , der Gesamteiweißgehalt 10—10,76°/ 0 , 
der Gehalt an Albumin 7,58—8°/ 0 , der an Globulin 2,14—2,76°/ 0 ; der Eiwei߬ 
quotient schwankte zwischen 3,13 und 3,67 (normal zwischen 1 und 2). 

M. Kaufmann. 

477) v. Düngern und Coca. Über spezifische Haemolyse durch isotonische 
Salzlösungen. Aus dem Institut f. exper. Krebsforschung zu Heidelberg. (Münch, 
med. Wschr. 1908, Nr. 1.) 

Verfasser haben untersucht, wie sich die roten Blutkörperchen verschiedener 
Tiere in isotonischen Lösungen einer größeren Anzahl von Salzen verhalten. 
Es war dabei eine ganz überraschende Spezifität zu konstatieren, die vor allem 
auf die Art des blutliefemden Tieres zu beziehen war, daneben aber auch eine 
weitgehende individuelle Variation offenbarte. (Einzelheiten sind im Origi¬ 
nal nachzulesen.) Verfasser haben auch versucht, diese Methode der Blut¬ 
differenzierung klinisch zu verwerten, und geprüft, ob das Blut unter dem Ein¬ 
flüsse von Krankheitsvorgängen für bestimmte Salze empfindlicher oder wider¬ 
standsfähiger wird; doch ließ sich ein derartiger Zusammenhang nicht feststellen. 

M. Kaufmann. 

478) Comessatti, Giuseppe. Sui fenomeni della lipolisi nel tessuto adiposo, 
nel sangue e sue sostanze grasse. (Über Lipolyse im Fettgewebe, im Blut, und 
dessen Fettsubstanzen.) Aus der med. Klinik zu Florenz. (La Clin. med. Ital. 1907, 
S. 417.) 

Comessatti bestätigt die Angaben Loewenharts von der Anwesenheit 
lipolytischer Fermente im Fettgewebe; diese sind thermolabil. Für die Be- 

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198 


Referate. 


Stimmung des Blutfettes wurde die Methode Bönnigers benutzt mit der Modi¬ 
fikation, daß jede Behandlung mit Säuren vermieden wurde. Verfasser konnte 
sich nicht davon überzeugen, daß die Lipolyse im Blut ein konstant zu be¬ 
obachtendes Phänomen ist. Er fand beim Verweilen im Brutofen keine Ver¬ 
mehrung der Seifen und keine so konstante Verminderung des Lezithins, um 
mit Sicherheit eine Spaltung des letzteren anzunehmen oder zu schließen, daß 
die Seifen das Hauptprodukt der Lipolyse darstellen. Bei 8 Hunden, die 4 Tage 
gehungert hatten, fand sich eine beträchtliche Verminderung des Ätherextrakts. 
Bei einer sehr marastischen Frau bestand mehr als die Hälfte des (absolut ver¬ 
minderten) Ätherextrakts aus Lezithin. Bei Phosphorvergiftung fand sich keine 
Vermehrung der Lipolyse; eher war das Gegenteil der Fall. M. Kaufmann . 


Klinisches. 

479) Hirschfeld und Isaac. Über Hodgkinsche Krankheit mit akutem 
Verlauf. Aus der I. inneren Abteilung des Krankenhauses Moabit zu Berlin. 
(Med. Klinik 1907, Nr. 52, S. 1580—1582.) 

Mitteilung eines Falles von Lymphdrüsenerkrankung, die bei einem 61jähr. 
Manne im Laufe von 6 Wochen unter zunehmender Anämie und Kachexie zum 
Tode führte. Im Beginn waren Lymphdrüsenschwellungen am Halse, später auch 
in den Achselhöhlen. Neben einer ziemlich starken Anämie fand sich eine 
neutrophile Leukozytose (27000 bezw. 20000 Leukozyten). 

Die mikroskopische Untersuchung ergab folgendes: von einer follikulären 
Anordnung war nichts zu bemerken, sondern nur hier und da in kleinen oder 
größeren Haufen zusammenliegende Lymphozyten. Die übrigen Abschnitte ent¬ 
hielten teils Bindegewebe, teils Fibroblasten, epitheloide Zellen, Plasmazellen, 
eosinophile Mastzellen, besonders aber zahlreiche Riesenzellen vom Typus der 
Knochenmarkriesenzellen. Außerdem große nekrotische Partien. Gruppen von 
Lymphozyten oder epitheloiden Zellen sahen bei schwachen Vergrößerung öfter 
wie Tuberkel aus. Alle Färbungen auf Mikroorganismen fielen negativ aus; 
Impfungen konnten nicht gemacht werden. In andern Organen keine derartige 
Zellanhäufungen. 

Die Identität der Lymphdrüsenveränderungen mit den von Sternberg, 
Yamsaki, Benda u. a. beschriebenen ist zweifellos. Das Bei»erkenswerte 
dieses Falles ist neben dem sehr akuten Verlaufe das vorwiegende Befallensein 
der Lymphdrüsen in der Nachbarschaft des Kopfes und das Fehlen von Meta¬ 
stasen in anderen Organen (mit Ausnahme des Ösophagus). Meineriz . 

480) E. Michaelis. Heiße Gelatineklystiere bei Darmblutungen. Aus der II. 
inneren Abteilung des Krankenhauses Friedrichshain in Berlin. (Med. Klinik 1908, 
Nr. 2, S. 54—56.) 

In einer Reihe von Fällen von Darmblutung, meist (11 Fälle) infolge von 
Typhus wurde 5°/ 0 ige (in 2 Fällen 20°/ 0 ige) Gelatine von einer Temperatur von 
48—50 0 C. und in einer Menge von 250—500 ccm, selten bis 1 Liter, 2—4 mal 
täglich als Klysma gegeben. In allen diesen Fällen stand darauf die Blutung 
vollständig. Die Befürchtung, daß eine Verätzung der Darmschleimhaut durch 
die heiße Gelatine eintreten könnte, hat sich bei der Sektion in den (nicht in¬ 
folge der Blutung) zum Exitus gekommenen Fällen als unbegründet erwiesen. 
Auch die Typhusgeschwüre zeigten keine besondere Veränderung gegen das 
gewöhnliche Aussehen. Auch eme Schädigung der Nieren war nicht zu be¬ 
merken. Meineriz. 


481) Buraczynski, A. (Lemberg). Ikterus im Frühstadium der Lues. (Wr. 
kl. R. 1907, Nr. 41, S. 651-653, Nr. 44, S. 679—701.) 

Kurze Literaturübersicht, eigene Kasuistik, Kritik. Fritz Loeb . 


482) Lippich, Fritz. Über den Inhalt eines ausgeschalteten Darmstfickes 
vom Menschen. (Prag. med. Woch. 1907, Nr. 37, S. 478—480.) 

Muß im Original studiert werden. Fritz Loeb . 

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Referate. 


199 


488) Orland, Ferdinand. Die neueren Ergebnisse über das Verhalten der 
Leukozyten mit Beiträgen zur Untersuchung des »Neutrophilen Blutbildes« 
beim gesunden und beim kranken Säugling. Aus d. kgl. med. Universitätsklinik 
zu Bonn. (Diss. Bonn 1907/08. 70 S.) 

Es kann an dieser Stelle nur auf die Arbeit hingewiesen werden. 

Fritz Loeb. 

484) Woskressensky. Klinische Bedeutung des Glykogens der Leukozyten. 

(Russ. med. R. 1907, Nr. 12, S. 709—714.) 

Allgemeine Schlußfolgerungen: 

1. Die positive Jodreaktion auf Glykogen in den Leukozyten weist auf eine 
schwere Erkrankung hin: Infektion oder Intoxikation bakterieller oder nicht 
bakterieller Natur. 

2. Das Fehlen der Reaktion dient nicht als Beweis des Umgekehrten (schwere 
Pneumonie ohne Reaktion). 

3. Die positive Jodreaktion ist ein Symptom bei Pneumonien, Febris 
recurrens, Typhus exanthematicus, Scharlach und progredienten Eiterungen; 
bei Pleuritis, Typhus abdominalis, Pocken, Masern, Scharlach, Malaria fehlt die 
Reaktion. 

4. Die Reaktion kann differentialdiagnostisch gut verwendet werden in zweifel¬ 
haften Fällen von Pleuro-Pneumonie, Typhus abdominalis und exanthematicus, bei 
Bestimmungen versteckter Eiterherde, bei Appendizitis und gynäkologischen Er¬ 
krankungen nicht entzündlichen Charakters und in älteren Fällen von Appen¬ 
dizitis und Typhus abdominalis. 

6. Das Fehlen der positiven Reaktion bei den Krankheiten, bei denen sie 
gewöhnlich positiv ist, hängt von der Stärke des infektiösen Virus ab; bei einer 
kroupösen Pneumonie verschlimmert, bei Flecktyphus bessert es die Prognose. 

6. Das Vorhandensein einer positiven Reaktion bei der Krankheit, die sie 
gewöhnlich nicht bietet, weist auf eine schwere Komplikation hin: auf Pneumo¬ 
nien, Eiterungen bei abdominellem Typhus, Masern, oder auf besonders schweren 
Verlauf, wie bei Malaria. Fritz Loeb . 

486) Köhler, F. Über Ophthalmoreaktion. Aus d. Heilstätte Holsterhausen 
bei Werden (Ruhr). (D. med. Woch. 1907, Nr. 60, S. 2082.) 

Die Reaktion wurde an 175 Kranken geprüft Davon waren 169 klinisch 
sichere Tuberkulosefälle, 5 waren klinisch nicht gesichert, 1 war sicher nicht 
tuberkulös. Von den sicher Tuberkulösen zeigten nur 8 (— 4,7 °/ 0 ) keine Reaktion. 
Die klinisch zweifelhaften Fälle und der sicher nicht tuberkulöse Fall reagierten 
ebenfalls. Keiß. 

486) Hofbauer, Ludwig (Wien). Zur Pathologie und Therapie des alveo¬ 
lären Lungenemphysems. Bemerkungen zu den gleichnamigen Ausführungen 
von Paessler und Seidel. (Diskussionsbemerkungen, Naturforscherversammlung 
Dresden 1907. Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 38.) Wr. med. Pr. 1907, Nr. 46, 

S. 1670—1672.) 

Ergebnisse: Die Freundsche Hypothese von der primären Degeneration 
der Rippenknorpel und der sekundären Degeneration der Lunge ist nicht als 
erwiesen zu betrachten. Selbst diese Theorie als richtig vorausgesetzt, muß 
statt operativer Behandlung gymnastische Exspirationsbehandlung versucht werden, 
weil physiologischerweise die Ausatmungsvertiefung nicht durch Bewegung der 
Rippen, sondern lediglich durch Hochtreibung des Zwerchfells bewerkstelligt 
wird. Eine solche abdominale Exspiration läßt sich durch Eindrücken der 
Bauchdecken (also passiv) leicht zweckmäßig erzielen. Später wird der Patient 
durch aktive Gymnastik zu aktiver, durch Kontraktion der Bauchmuskel bedingte, 
Hochtreibung seines Zwerchfells während der Exspiration veranlaßt. Durch die 
gesteigerte Austreibung der Luft wird auch die durch LuJtüberftillung der Lungen 
behinderte Inspiration befördert. Fritz Loeb . 

487) Hosch, Peter Hans. Zur Lehre der idiopathischen Gastritis phleg¬ 
monosa. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut der Universität Basel. 
(Korr. f. Schw. Ä. 1907 


, Nr. 24, S. 753—761.) 


Fritz Loeb . 

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200 


Referate. 


488) Neubürger, Th. (Frankfurt a. M.). A. E. Wrighte Inokulations- 
methode. (D. med. Woch. 1907, Nr. 61, S. 2137—2138.) 

Der Verfasser bespricht die Methode und berichtet dann über mehrere 
glänzende Heilerfolge, die er aus eigener Anschaung bei Wright kennen ge¬ 
lernt hat. Es befanden sich unter den Heilungen schwere Fälle von Lupus, 
tuberkulöse Affektionen der Drüsen, der Knochen, des Nebenhodens, durch 
Bact. coli hervorgerufene Zystitis u. a. m. Reiß . 

489) v. Decastello, A. u. Kienböck, E. Die Radiotherapie der Leukämien« 
Sanat Fürth, Wien. (F. d. Röntg., Dez. 1907, Bd. 11, Nr. 6.) 

Bei der myeloiden Leukämie bewirkt die Radiotherapie in den meisten selbst 
vorgeschrittenen Fällen Besserung. Neigung zu Rezidiven bleibt stets, das 
Blutbild wird nie normal. Mit der Zeit läßt die Wirksamkeit der Strahlen nach, 
es tritt Verschlechterung ein, trotz weiterer Behandlung. In je progredienterem 
Stadium die Behandlung einsetzt, desto geringer die Aussicht auf Besserung. Die 
Gesamtdauer der Krankheit übersteigt auch bei Radiotherapie nicht 3—4 Jahre. 

Der Milztumor ist als Hauptquelle der Leukozytenvermehrung und der 
Toxinbildung anzusehen. Seine Größe geht im Laufe der Behandlung im all¬ 
gemeinen parallel mit der Zahl der Leukozyten und dem Gesamtbefinden. Für thera¬ 
peutische Zwecke genügt Bestrahlung der Milz, zwecklos dagegen ist Bestrahlung 
der langen Röhrenknochen. 

Auch bei lymphatischer Leukämie wird in chronischen Fällen meist Besse¬ 
rung erzielt, Verkleinerung der Tumoren und Verminderung der Leukozytenzahl. 
Eintritt der Anämie kann dadurch lange herausgeschoben werden, bestehende 
wird schwer gebessert. Neigung zu Rezidiven geringer als bei der myeloiden 
Leukämie. Zu behandeln sind sämtliche Tumoren, Bestrahlung der langen 
Röhrenknochen hat auch hier geringe Wirkung. 

Die Röntgenstrahlen bewirken vor allem Leukozytenzerfall am Ort der Ein¬ 
wirkung und Verminderung der Produktion toxisch wirkender Substanzen. Auf 
dieser »Entgiftung« beruht besonders die Besserung des Kräftezustandes. Die 
Leukozyten Verminderung ist die Folge der Wucherungshemmung in den hämato- 
poetischen Apparaten, die direkte Strahlenwirkung auf zirkulierende Leukozyten 
ist nur von untergeordneter Bedeutung. Verfasser nehmen noch Entstehung von 
Substanzen aus den infolge Bestrahlung der Milz zerfallenen Leukozyten an, die 
die Neubildung von Leukozyten hindern, jedoch keine Leukolysine sind. Diese 
Hemmungssubstanzen lassen sich auch durch Milzbestrahlung bei Gesunden er¬ 
zeugen. 

Die Mißerfolge der Radiotherapie führen Verfasser in manchen Fällen auf 
eine relative Insuffizienz der Strahlen, in anderen auf irreparable Anämie zurück. 

Pincussohn, 

490) Orlowski. Die Phosphaturie, eine traumatische Neurose. (Ztschr. f. 
Urologie 1907, Bd. 1, S. 1034.) 

Verfasser lehnt eine spezialistisch urologische Behandlung bei Phosphaturie 
ab. Zu behandeln ist der Allgemeinzustand und die Neurasthenie entweder in 
einer Anstalt oder in einem Wildbad. Pincussohn . 


491) Goldberg, Berthold. Das Prostatasekret bei der sogenannten Prostata¬ 
hypertrophie. (Folia urologica 1907, Bd. 1, S. 869.) 

Auch im Prostatasekret von nicht infizierten Patienten finden sich häufig 
Leukozyten. Der Lezithingehalt des Prostatasekretes ist in 80 °/ 0 der Fälle von 
Prostatahypertrophie vermindert, teils durch Sekretionsminderung, teils durch 
Leukozytose. Pincussohn . 


492) von Noorden. Über Albuminurie. (Ztschr. f. Urologie 1907, Bd. 1, 
S. 1017.) 

Verfasser legt auf die Harnzylinder kein sehr großes Gewicht: bestimmend 
für den Charakter einer Albuminurie ist das Verhalten des Herzens und der Ge¬ 
fäße, des Blutdrucks und der Pulswelle. Der funktionellen Nierendiagnostik mißt 
er nur geringe Bedeutung bei. 

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Referate. 


201 


Die »gutartigen« Albuminurien teilt er in: 

1. Orthostatische der Kinder. 

2. Juvenile, ebenso wie 1. meist bei anämischen, schwächlichen Individuen, 
bei Kräftigung des ganzen Körpers verschwindend. 

3. Eiweißausscheidung nach akuter Nephritis ohne progressive Nieren- 
Krankheit 

4. Prätuberkulöse Albuminurie. 

5. Eiweißausscheidung bei Stoffwechselstörungen, besonders bei Diabetes 
mellitus. Die Albuminurien bei Adipositas und Arthritis urica sind meist nicht 
gutartig. 

6. Ein Teil der Altersnephritiden. 

Besonders die Therapie der juvenilen Albuminurie bedarf einer Änderung. 
Festlegen ist durchaus nicht zu empfehlen, weit zweckmäßiger ist Abhärtung 
und Übungstherapie verbunden mit eiweißreicher gemischter Kost. Letzteres 
empfiehlt er auch für die gutartige Altersalbuminurie, doch ist hier noch geringe 
Flüssigkeitszufuhr wesentlich. Pmcussohn. 

493) Jehle, Ludwig. Neue Beiträge zur Ätiologie der orthotischen Albu¬ 
minurie im Kindesalter. Aus dem St.-Anna-Kinderspital in Wien. (Münch, med. 
Wschr. 1908, Januar Nr. 1.) 

Jehle berichtet über 7 Individuen mit orthotischer Albuminurie (Alter 8 
—16 Jahre). Hammenge und spezifisches Gewicht waren normal; stets war der 
mit Essigsäure fällbare Eiweißkörper allein oder neben gewöhnlichem Eiweiß 
nachweisbar. Die Eiweißmenge war hie und da recht hoch (bis 32 °/ 00 ). Da¬ 
neben fanden sich alle möglichen Formelemente, aber nur in Einzelportionen mit 
über 4°/oo Eiweiß. Eine auffallende Schwankung im Butdruck und einen Einfluß 
derselben bei verschiedenen Körperstellungen konnte Verfasser niemals be¬ 
obachten. Er glaubt ein ätiologisches Moment für das Auftreten der Albu¬ 
minurie in einer Stellungsänderung der Wirbelsäule gefunden zu haben. Stets, 
wenn die Kinder eine Stellung einnahmen, die eine lordotische Krümmung 
der Lendenwirbelsäule vermied, war der Ham eiweißffei; umgekehrt war immer 
dann, wenn eine Lordose voranging, Eiweiß vorhanden. Bei allen beobachteten 
Kindern bestand eine über das Normale ausgebildete Lordose; die stärkste 
Krümmung zeigte sich nicht vom 3.—4., sondern vom 1.—2. Lendenwirbel. Es 
ist dies wohl eine Folge der Schwäche der Lendenmuskulatur bei den schwäch¬ 
lichen Individuen. Wie die Lordose die Albuminurie herbeiführt, ist noch nicht 
sicher; es geschieht entweder durch direkte Einwirkung auf die Gefäße oder 
indirekt durch einen Zug an den vielleicht zu kurzen Ureteren; es würde so 
eine Abknickung der Nieren, damit eine Stauung und damit Eiweißausscheidung 
zu Stande kommen. Therapeutisch wird man danach die Kinder nicht mit 
Milchdiät quälen, sie vielmehr kräftig ernähren, Sport und Spiel, bei denen 
vieles Stehen ausgeschlossen ist, niemals verbieten. Das Stehen kann durch 
einen entsprechenden Verband unschädlich gemacht werden. M. Kaufmann. 

494) Hansson, Edwin. Nigra rön rörande den Sahliska profmaltiden. 

(Bemerkungen über die Sahlische Probekost.) Aus der med. Abt. des Dia¬ 
konissenkrankenhauses zu Helsingfors. (Finska läkaresällsk. handl. 1907, Dezem¬ 
ber Nr. 12.) 

20 Untersuchungen bei 8 Kranken. M. Kaufmann . 

495) Neter, Eugen (Mannheim). Zur Pathogenese des Fluor albus. ("Münch, 
med. Wschr. 1908, Januar Nr. 2.) 

Bericht über den Fall eines S 1 ^ jährigen Mädchens, bei dem die Be¬ 
seitigung einer hartnäckigen chronischen Obstipation einen seit mehr als 1 Jahr 
bestehenden, allen therapeutischen Bemühungen trotzenden Fluor albus zum 
Schwinden gebracht hat. M. Kaufmann . 

496) Boas, J. (Berlin). Zur Frage der Opiumbehandlung bei Perityphlitis. 
(Ther. d. Gegenw. 1907, Nr. 12, Dez.) 

Boas erkennt nur eine Indikation für die Opiumdarreichung bei Perityphlitis 
an, die Schmerzstillung; dabei soll man streben, mit möglichst kleinen Dosen aus- 

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202 


Referate. 


zukommen. Eine lähmende, ruhigstellende Wirkung des Mittels ist nichts 
weniger als bewiesen; die stopfende Wirkung bringt keinen Nutzen, eher Schaden. 
Der künstliche Narkosezustand, den das Opium herbeifuhrt, kann nach zwei 
Richtungen hin trügerisch wirken: er kann einmal einen schweren Zustand mas¬ 
kieren, andererseits aber auch einen schlimmeren Zustand Vortäuschen, z. B. 
durch Hervorrufung von Meteorismus. Boas hat, seitdem er das Opium nur in 
kleinsten Dosen als schmerzstillendes Mittel gibt, in fünf Jahren keinen einzigen 
Fall im Anfall verloren, aber auch keinen im akuten Stadium zur Operation 
bringen müssen. Er rät nicht grundsätzlich zur exspektativen Behandlung; 
man soll nur, wo angängig, den Versuch machen, bei innerer Behandlung den 
Fall aus dem akuten ins latente Stadium hinüberzubringen. Am besten ist jede 
Perityphlitis im Krankenhaus aufgehoben. Die von Sonnenburg empfohlene 
Rizinusölbehandlung läßt sich nur bei »sofortiger chirurgischer Bereitschaft« an¬ 
wenden; sonst genügen, wenn Darmentleerung erwünscht ist, vorsichtige Öl- oder 
Öl-Rizinusbleibeklystiere. M. Kaufmann . 

497) Peserico, L. Sulla morfologia del sangue nei pellagrosi. (Morpho¬ 
logie des Blutes bei Pellagra.) Aus dem Manicomio provinc. di S. Felice zu 
Vicenza. (11 Morgagni 1907, Nr. 11, Nov.) 

Untersuchungen an 13 Fällen. Es ergibt sich eine Verminderung der Neu¬ 
trophilen (höchste Zahl 67,4°/ 0 ), deren Hauptmenge 2—4, meist 3 Kerne hat, 
eine Vermehrung der Lymphozyten (geringste Zahl 26,1 °/ 0 ) neben anderen un¬ 
wesentlicheren Befunden. M. Kaufmann . 


498) Wirth, Anton. Klinischer Beitrag zur Achylia gastrica. (Diss. 
Heidelberg 1907, 84 S.) 

Die gehaltvolle Arbeit sei der Beachtung empfohlen; zu einem kurzen Be¬ 
richt ist sie nicht geeignet. Fritz Loeb. 


499) Graul. Über nervöse Superazidität und Supersekretion des Magens 
und ihre Beziehungen zur kongenitalen Atonie. (Boas A. 1907, Bd. XIII, H. 6.) 

Durch Beobachtungen an magengesunden Menschen, die ähnliche anato¬ 
mische Verhältnisse wie die nach der Pawlowschen Methode operierten Hunde 
zeigten, wissen wir, daß der »reine« Magensaft: 1. einen höheren HCl-Wert hat 
als man annahm, 2. konstante Azidität zeigt, 3. Schwankungen der HCl-Menge 
erkennen läßt. Haben also die Krankheitsbilder der primären Hyperazidität und 
der Gastrosuccorrhoe noch weiter Berechtigung? Aus klinischen Gründen ist 
an dem Bestehen einer primären nervösen Hyperchlorhydrie festzuhalten, so 
lange nicht bewiesen ist, daß vermehrte Magenmotilität scheinbare Hyperazidität 
hervorbringen kann, da tatsächlich bei einem nach Probefrühstück exprimierten 
Magensaft Werte gefunden werden, die die Konzentration des »reinen« Magen¬ 
saftes erreichen, ja übersteigen. Diese Verhältnisse fanden sich nun besonders 
häufig bei Magenatonie (Schlaffheit bei normaler Entleerungszeit). Die Erklärung 
für das Zustandekommen der Hyperazidität liegt wohl in dem erhöhten den 
ganzen neuro-muskulären Apparat des Magens umfassenden Innervationsimpuls. 
— Entwickelt sich bei einer nervösen Gastrosuccorrhoe schließlich das Bild des 
kontinuierlichen Magensaftflusses, so hat sicher die Motilität des Magens gelitten 
(Ulcus pylori-Verdacht). Für die Therapie ergeben sich bei der primären ner¬ 
vösen Hyperazidität hieraus die Forderungen: Vermeidung einer Magenüber¬ 
lastung, längere Bettruhe besonders post coenam. P. Schlippe . 


500) Bloch. Beiträge zur Ölbehandlung der Ulcera und Stenosen des 
Pylorus. (Boas A. 1907, Bd. XHI, H. 6.) 

Das Öl wirkt krampfstillend, als Nahrungsmittel, reibungsvermindemd und 
säurehemmend. Bloch hat die therapeutische Verwendung des Öls an einer 
Reihe von Fällen von narbiger und spastischer Pylorusstenose von Ulcus und 
Erosionen des Pylorus geprüft und günstige Heilwirkungen beobachtet. Bloch 
hat das reine Öl nur in kleinen Dosen gegeben. Im übrigen verwendete er neben 
Mandelmilch hauptsächlich eine Ölemulsion mit oder ohne Belladonnazusatz: 
Ol. amygdal. 30,0, Vitell. ovi unius, Aquae destill. ad 100,0, M. f. Emulsio (event. 

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Referate. 


203 


mit Tinct. Belladonna 5,0) 3 mal tgl. 1 Eßlöffel. Je nach der Schwere des Falles 
wird das Ölquantum vermehrt oder verringert. Kein Fall von narbiger oder 
spastischer Pylorusstenose sollte zur Operation kommen, ohne daß der Versuch 
einer Ölkur gemacht wurde. Prophylaktisch empfiehlt es sich, das öl bei Gastro- 
enterostomierten zu geben zur Verhütung eines Ulcus jejunale. P. Schlippe . 

501) Fricke (Cöln). Toxikodermie nach Röntgenbestrahlungen. (Denn. 
Ztschr. 1907.) 

Nach Bestrahlung einer Sykosis trat lokale Dermatitis und an Rumpf und 
Extremitäten unter Ällgemeinerscheinungen ein psoriasiformes Exanthem auf. 
Verfasser nimmt an, daß der Gebrauch harter Röhren daran schuld sei. Unser . 

502) Dubreuilh, W. Über den Zusammenhang zwischen Sonnenstrahlen 
und Epitheliomatose. (Ann. de derm. 1907.) 

Von den Epitheliomen der unbedeckten Körperteile, des Gesichts und der 
Hände betreffen 62,5 °/ 0 Leute, die den größten Teil ihrer Zeit im Freien zu¬ 
gebracht haben. Unser . 

503) Arning, E. (Hamburg). Ein schwerer Fall von Morbus Raynaud. 
TA. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 84.) 

Sehr schwerer Fall von Morbus Raynaud mit Nekrosen, der durch Biersche 
Stauung sehr gebessert wurde. Unser . 

504) Baum, J. (Berlin). Über Elektrophorese. (Ebenda.) 

Ist im Original nachzulesen. Unser . 

505) Stern, G. und Hesse, E. (Düsseldorf). Experimentelle klinische Unter¬ 
suchungen über die Wirkungen des ultravioletten Lichtes (Quarzlampenlichtes). 
(Derm. Ztschr. 1907.) 

Die Kromayersche Quarzlampe eignet sich zu oberflächlichen Gewebs¬ 
zerstörungen; Teleangiektasien, Naevi, kleine Tumoren, oberflächliche Tumoren, 
Ulcera usw. Bei Lupus ist das Finsenlicht entschieden vorzuziehen. Unser . 

506) Buschke, C. (Berlin). Über symmetrische Schwellung der Schläfen 
und Wangen, hervorgerufen durch lymphozytäre Infiltrate in Muskulatur, 
Periost und Schleimhaut. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 84.) 

Kasuistische Arbeit über eine vielleicht zum Morbus Mikulicz zu rechnende 
Erkrankung. Unser . 

507) Matthias, F. u. Fett, E. (Königsberg). Aussichten der Röntgenographie 
der Gallenkonkremente. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str., Bd. X, H. 4.) 

Das Versagen des Röntgenverfahrens für die Gallensteindiagnose ist in 
physikalischen Verhältnissen gelegen, da die Gallensteine für die Röntgenstrahlen 
kaum schwerer durchgängig sind als die Weichteile. Unser . 

508) Rieder (München). Zum röntgenologischen Nachweis von Darm- 
strikturen. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str., Bd. X, H. 4.) 

Mittels der Wismut-Methode gelingt es, wie an Hand eines Falles gezeigt 
wird, was sonst oft nicht möglich ist, den Sitz einer Darmstriktur genau zu be¬ 
stimmen. Unser . 

509) Weisflog (St. Gallen). Zur röntgenographischen Diagnose der Ente- 
rolithen des processus vermiformis. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str., 
Bd. X, H. 4.) 

Kasuistischer Beitrag, der die Möglichkeit gibt, den Verdacht auf chronische 
Appendizitis durch den röntgenographischen Nachweis von Kotsteinen zu stützen. 

Unser . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

510) Holle. Beitrag zur Frage der Durchlässigkeit der Magen- und Darm- 
schleimhaut für nicht pathogene Mikroorganismen beim normalen und beim 
dürstenden Tier. (Medizin. Laboratorium des Kgl. Württ. Medizinalkollegiums.) 
(Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, S. 325.) 

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204 


Referate. 


Die Magen- und Darmschleimhaut ist im normalen Zustand bei Meerschweinen 
und Kaninchen für Saprophyten durchgängig. Die Bakterien sind 10 Minuten 
nach der spontanen (!) Nahrungsaufnahme bereits in der Leber nachweisbar und 
können sich dort 12 Tage halten. Bei durstenden Tieren ist die Durchlässig¬ 
keit erhöht. Nach Ansicht des Verfassers reißt bei diesen der lebhafte Wasser¬ 
strom, der durch das konzentriertere Blut erzeugt wird, die Bakterien mit. 

U. Friedemann . 


511) Gierke, E. Die intrazelluläre Lagerung der Syphilisspirochäten. 

(Patholog. Institut d. Universität Freiburg i./B.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd.44, S. 348.) 

Kasuistische Mitteilung, in der das intrazelluläre Vorkommen von Spirochäten 
in ein- und mehrkemigen Leukozyten geschildert wird. U. Friedemann . 


512) Tizzoni, Guido u. Bongiovanni, Alessandro. Über den Mechanismus der 
Zerlegung des Wutvirus in vitro durch das Radium. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, 
S. 353.) 

Wutvirus wird in vitro zerstört, wenn es der kombinierten Wirkung von 
Radiumemanation und Radiumstrahlen ausgesetzt wird, während beide für sich 
unwirksam sind. Im Tierkörper wirkt in gewissen Stadien auch die Strahlung 
allein. Verfasser schließen daraus auf verschiedene Entwicklungsformen des 
Erregers, die eine ungleiche Resistenz aufweisen. U. Friedetnann. 


513) de Waele, H. L’aggressine et la dialyse. (Institut d’Hygiene et de 
Bacteriologie de l’universite de Gand.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 360.) 

Die sterilen Peritonealexsudate von Tieren, die der Infektion mit Typhus 
unterlegen sind (Bails Aggressine), enthalten zwei aggressive Substanzen, von 
denen die eine dialysabel, thermostabil, fiebererzeugend, anaphylaktisierend ist 
und wahrscheinlich mit den künstlichen Aggressinen von Wassermann und 
Zitron übereinstimmt, während die andere nicht dialysabel, thermolabil, schwach 
fiebererregend und nicht anaphylaktisierend ist U. Friedemann . 


514) Ri&ling, Paul. Beiträge zur Biologie normaler Tiersera. (Univer¬ 
sitäts-Augenklinik zu Würzburg.) (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, S. 363, 444, 
541, 669!) 

Die Arbeit enthält zunächst eine eingehende Zusammenstellung der kasu¬ 
istischen Mitteilungen über Bakterienagglutination, Hämagglutination und.Hämolyse 
durch normale Tiersera und berichtet dann über umfangreiche eigene Unter¬ 
suchungen. Der Verfasser kommt dabei zu dem Schluß, daß die normalen 
Antikörper in ziemlich regellosen Mengenverhältnissen im Serum vorhanden sind. 
Diese Angabe steht im Widerspruch mit den Angaben Bürgis (A. f. Hyg. 
1907), der bei der Bakterienagglutination, und Hirschfelds (A. f. Hyg. 1907, 
Bd. 63), welcher bei der Hämagglutination feststellen konnte, daß der Agglu- 
tinationseffekt sich fast additiv aus den Eigenschaften des Serums und der agglu- 
tinierten Zellen zusammensetzt. Die Differenzen in den Ergebnissen beruhen 
wohl darauf, daß Verfasser die individuellen Verschiedenheiten der Sera und die 
ungleiche Agglutinabilität der Blutkörperchen innerhalb derselben Spezies nicht 
in Rechnung zog. . U. Friedemann . 

515) Fermi f Claudio. Die Cerebrospinalflüssigkeit wutkranker Tiere ist 
nicht virulent. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 25.) 

Im Gegensatz zu den Angaben Pasteurs findet Verfasser die Cerebro¬ 
spinalflüssigkeit wutkranker Tiere nicht virulent, wenn sie ohne Verletzung des 
Rückenmarks entnommen wird. U. Friedemann 


516) Fermi, Claudio. Über die Virulenz des Speichels und der Speicheldrüsen 
wutkranker Tiere. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 27.) 

Der Speichel, die Speicheldrüsen von Hunden, Kaninchen, Ratten, Mäusen 
und von einem Lamm, die an der Wut durch Straßenvirus und fixes Virus ge¬ 
storben waren, wurden nie virulent gefunden. U. Friedemann 

517) Lüdke, H. Über Hämolysine und Antihämolysine in menschlichen 
Transsudaten und Exsudaten. (Kgl. Juliusspital in Würzburg.) (Zbl. f. Bakt. 
1907, Bd. 44, S. 268.) 

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Referate. 


305 


Der Gehalt der menschlichen Exsudate und Transsudate an Hämolysinen 
und Antihämolysinen ist ein sehr schwankender und läßt sich diagnostisch nicht 
verwerten. U. Friedentann. 

518) Belonowsky, 0. Zur Frage der Wirkung steriler Nahrung auf die 
Darmflora. (Institut Pasteur.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 322.) 

Die Darmflora läßt sich durch sterilisierte Nahrung nicht beeinflussen. 

U. Friedemann. 

519) Weil, Edmund. Untersuchungen über den Mechanismus nicht bak¬ 
terizider Immunität. (Aus d. Hygien. Institut d. deutschen Universität in Prag.) 
(A. f. Hyg. 1907, Bd. 61, S. 293.) 

Das antiaggressive Hühnercholeraserum wirkt in vitro schwach bakterizid, 
doch hat die Schutzwirkung im Tierkörper mit dieser Fähigkeit nichts zu tun, 
da normales bakterizides Rinderserum nicht schützt und ebenso manche bakte¬ 
rizide Immunsera im Tierkörper versagen. Ebenso wird Phagozytose nicht be¬ 
obachtet, sondern nur die schrankenlose Vermehrung verhindert. Trotzdem 
spielt das Komplement bei dieser Immunität eine Rolle, da das Immunserum bei 
künstlichem Komplementmangel (Komplementbindung') versagt. An Stelle des 
Komplementes können die Leukozyten treten, die aurch Aleuronatinjektionen 
angelockt werden. U. Friedemann. 

520) Ritzmann, Otto. Über den Einfluß erhöhter Außentemperatur auf 
den Verlauf der experimentellen Tetanus- und Streptokokkeninfektion. (Bak¬ 
teriologische Abteil, d. Hygiene-Instituts d. Universität Zürich.) (A. f. Hyg. 1907, 
Bd. 61, S. 355.) 

Die Infektion weißer Mäuse mit Streptokokken und toxinfreien Tetanus¬ 
sporen wird durch erhöhte Temperatur begünstigt. Eine an sich unwirksame 
Infektion mit Tetanussporen kann durch nachträgliche Streptokokkeninfektion in 
Erscheinung treten. U. Friedemann. 

521) van Loghem, J. J. Widerspruch zwischen den Resultaten der Bazillen¬ 
züchtung und der WidaTsehen Reaktion bei Typhus und Paratyphus. (Patholog. 
Laborat. xL Universität Amsterdam.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 187—191.) 

Bei einem Typhusfall wurden Typhusbazillen aus dem Blut gezüchtet, 
während das Serum Typhusbazillen nicht, Paratyphus B.-bazillen bis 1 : 50 agglu- 
inierte. Im Gegensatz zu lebenden Bazillen wurde das Fick er’sehe Dia- 
gnostikum bis 1 :500 agglutiniert. U. Friedemann. 

522) Stühlern, V. R. Über Typhusbakteriämie und Agglutinationsvermögen 
im Verlaufe des Typhus abdominalis. (Städt. Obuchow-Krankenhaus f. Männer 
in St Petersburg.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 178—186.) 

Bakteriämie ist bei Typhus um so öfter nachzuweisen, je früher die Unter¬ 
suchung vorgenommen wird (in der 1. Woche 94,4 °/ 0 , in der 2. Woche 60°/ 0 , 
in der 3. Woche 16°/ 0 , in der 4. Woche 7°/ 0 positive Befunde). Je schwerer 
der Fall, um so länger hält die Bakteriämie an. Bei 12 Rezidiven 7 mal posi¬ 
tiver Bazillenbefund im Blut. In fieberfreien Perioden wurden nie Bazillen ge¬ 
funden. Die WidaVsche Reaktion fehlt häufig in der 1. Woche und wird all¬ 
mählich stärker. Bei einem Agglutinationstiter von 1 : 500 finden sich sehr 
selten noch Bazillen im Blut. U. Friedemann. 

523) Preisz, H. Über das Wesen der Abschwächung des Milzbrand¬ 
bazillus. (Bakteriol. Institut d. Universität Budapest.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, 
S. 209—210.) 

Kapselbildung findet beim Milzbrandbazillus nur im Tierkörper und auf 
einigen Blutseris statt und ist ein Ausdruck der Virulenz. Die Kapseln unter¬ 
stützen die Infektion. Die Kapselsubstanz vermag die Wirkung einiger bakteri¬ 
zider Sera (Kaninchen, Pferd) aufzuheben. u. Friedemann. 

524) Zebrowski, Boleslas. Pröcipitation et döviation de 1*alexine. Com- 
paraison entre les deux möthodes biologiques de dötermination de la nature 



206 


Referate. 


du sang. (Institut bacteriologique de Liege.) (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 44, 
S. 666—660.) 

Die Komplementablenkung ist nicht empfindlicher als die Präpizitation, wenn 
man die komplette Hemmung der Hämolyse als Grenze nimmt Verfasser hält 
es für möglich, daß neben dem Niederschlag auch noch besondere Ambozep¬ 
toren Komplement binden, wenn auch in seinen Versuchen die vom Präpizitat 
abgegossene Flüssigkeit kein Komplement band. U . Friedemann. 

526) Klein, B. Über die löslichen Giftstoffe der Ruhrbazillen. (Bakteriol. 
Institut in Kiew.) (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 144J 

Durch die Injektion von Bouillonfiltraten des Dysenteriebazillus läßt sich 
ein antitoxisches Serum erzeugen, welches ebenso auf die Bouillonfiltrate wie 
auf die nach der Methode von Neisser und Shiga gewonnenen »Endotoxine« 
wirkt. Auch die in den Bouillonfiltraten enthaltenen Gifte sieht Verfasser daher 
nicht als eigentliche Toxine, sondern als Endotoxine an. U. Friedentann . 

526) Heyrovsky, Haus u. Landsteiner, Karl. Über Hämotoxine des Milz¬ 
brandbazillus und verwandter Bakterien. (Patholog.-anatom. Institut in Wien.) 
(Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 160.) 

Um bei Bakterien lösliche Hämotoxine aufzufinden, empfiehlt es sich, an 
Stelle des Wittepeptons Chapoteautpepton zu verwenden, da ersteres die Hämo¬ 
lyse hemmt. Auch muß der Alkaleszenzgrad berücksichtigt werden. Auf die 
Weise gelang der Nachweis von Hämotoxinen bei B. anthracis, mucoides, subtilis, 
megatherium. Ein mit dem Subtilishämolysin hergestelltes Antiserum wirkte 
schwach auch auf die andern Hämotoxine. Das Immunserum unterscheidet sich 
vom Normalserum weniger durch die Menge des Antitoxins als durch die Ge¬ 
schwindigkeit seiner Wirkung. LJ. Friedentann . 

527) Weil, Edmund. Versuche über die Widerstandsfähigkeit bei intra- 
peritonealer Infektion. (Hygien. Institut d. deutsch. Universität in Prag.) (Zbl. 
f. Bakt. 1907, Bd. 44, S. 164.) 

Die Resistenz der Meerschweine gegenüber dem V. Metschnikoff beruht 
auf der bakteriziden Wirkung der Körpersäfte. Der Heubazillus hingegen wird 
nur durch eine kombinierte Wirkung des Serums und der Leukozyten abgetötet. 
Es gelingt daher sowohl durch Femhaltung der Leukozyten (Aggressin) als 
auch durch Komplementbindung (spezifische Präpizitate) die Widerstandsfähig¬ 
keit der Meerschweine gegen die Heubazilleninfektion zu brechen. Beide Zwecke 
erreicht man durch Choleraextrakt, mit dessen Hilfe man auch andere nicht 
pathogene Keime (z. B. Meningokokkus) im Tierkörper zur Vermehrung bringen 
kann. U. Friedemann . 


528) Yudice, F. (Berlin). Zur Statistik des Trippers beim Manne und seiner 
Folgen für die Ehefrau und Kinderzahl. (Derm. Ztschr. 1907.) 

Statistische, durch Erbs Gonorrhoestatistik hervorgerufene Arbeit aus Josefs 
Ambulatorium. Die Prozentzahl der gonorrhoischen Infektionen bei Männern 
niederer Stände in Berlin beträgt 60—60 °/ 0 . Unser. 

529) Solger, B. (Neiße). »Über Arsenzoster. (Derm. Zbl. 1907, Bd. 10.) 

Bericht über einen Herpeszoster nach Arsengebrauch. Verfasser fordert 

auf, in Zukunft den peripheren Nerven mehr Beachtung zu schenken, die viel¬ 
leicht primär oder jedenfalls oft gleichzeitig mit dem Ganglion entzündliche Ver¬ 
änderungen aufweisen können. Unser. 

580) de Keersmaecker (Leiden). Die Behandlung der Urogenitaltuberkulose 
mit Tuberkulinpräparaten. (Zbl. f. Harn. 1907, Bd. 17.) 

Verfasser hat namentlich mit dem Denyssehen Tuberkulin durch sehr vor¬ 
sichtiges langsames Ansteigen von geringen Injektionsdosen an sehr gute Resul¬ 
tate erzielt. Unser. 


531) Trautmann, l&tude experimentale sur Tassociation du spirille de la 
Tick-fever et de divers trypanosomes. (Ann. de l’inst. Past. Nr. 10, Okto¬ 
ber 1907.) 

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Referate. 


207 


Bei einer frischen Infektion mit Spirillen nehmen die Trypanosomen bei 
resistenten Tieren an Zahl ab. Dadurch bleiben die von der Mischinfektion 
mit Spirillen und Trypanosomen befallenen Tiere am Leben. Die peritoneale 
Infektion mit Spirillen, die einen Tag nach der subkutanen Inokulation mit Try¬ 
panosomen ausgeführt wird, scheint nach dem Verfasser die besten Resultate für 
die erfolgreiche Bekämpfung der Nagana zu geben. Lüdke. 

582) Weinberg. Action de l’extrait de sclörostomes sur le sang de cheval. 
(Die Wirkungen des Extrakts von Sclerostoma auf das Pferdeblut.) (Ann. de 
Tinst. Pasteur, Nr. 10, Oktober 1907.) 

Der Sclerostoma-Extrakt enthält ein thermostabiles Hämolysin, das jedoch 
außer Pferdeblut auch andere tierische Erythrozyten aufzulösen vermag. Ebenso 
enthält der Sclerostoma-Extrakt eine präzipitierende Fähigkeit für differente 
Blutkörperchen. Das Pferdeserum enthält antihämolytische Substanzen. Die 
übrigen Helminthenarten von Pferden enthalten kein Hämolysin. Lüdke. 

538) Levaditi u. Mclntosh. Contribution & l’ötude de la oulture de Tre¬ 
ponema pallidum. (Beiträge zur künstlichen Züchtung der Spirochaete pallida.) 
(Ann. de Tinst. Past., Nr. 10, Oktober 1907.) 

Die Verfasser versuchten in Kollodiumstückchen, die sie in die Bauchhöhle 
von Kaninchen und Affen versenkten, die Spirochaeten künstlich fortzuzüchten. 
Sie erhielten so avirulente und durch die verschiedensten Mikroorganismen ver¬ 
unreinigte Kulturen. Lüdke . 

534) Metschnikoff. Sur la prophylaxie de la Syphilis. (Prophylyktische 
Maßnahmen gegen die Syphilis.) (Ann. de Tinst. Past., Nr. 10, Oktober 1907.) 

Enthält die Ausführungen Metschnikoffs auf dem 12. internationalem 
Hygienekongreß. Der Verfasser schlägt zur prophylaktischen Verwendung eine 
33°/o Kalomeisalbe vor. Die schlechten Resultate Neissers beruhten darauf, daß 
eine nur 10°/ 0 Kalomelsalbe verwandt wurde. Ähnlich günstige Resultate wurden 
bei der Verwendung von Atoxyl erhalten. Lüdke . 

535) Bridrö. Recherches sur le cancer experimental des souris. (Unter¬ 
suchungen über den bei Mäusen experimentell erzeugten Krebs.) (Ann. de Tinst. 
Past, Nr. 10, Oktober 1907.) 

Eine spezifische Immunität gegen die bei Mäusen künstlich erzeugten Krebs¬ 
geschwülste wird nicht erreicht. Die Injektionen mit Karzinomextrakten ver¬ 
leihen einen kräftigeren Schutz als die mit normalen Gewebsextrakten. Je größer 
die Menge des injizierten Extrakts ist, desto größer ist der Schutz gegenüber 
der Infektion. Lüdke . 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

536) Schönheim, Ludwig. Über einige neuere Arzneimittel (Eumydrin, 
Spirosal, Novaspirin). Aus d. 6. med. Abt. d. St. Stephan-Spitales in Budapest. 
(Wr. med. Pr. 1907, Nr. 66, S. 1672—1676.) 

Eumydrin, Atropiniummethylnitrat, hat sich sowohl bei Ulcus ventriculi, als 
bei Dyspepsia nervosa und Hyperchlorhydrie als prompt wirkendes Mittel er¬ 
wiesen. Es wird vom Verfasser als ein sehr gutes Ersatzmittel für Belladonna 
empfohlen. Spirosal, ein Salizylsäureester, hat sich als zuverlässiges Ersatzmittel 
für Mesotan erwiesen, mit dem es gleiche Indikation und Anwendung hat. 

Bezüglich des Novaspirin bestätigt Verfasser die zahlreichen vorliegenden 
günstigen Erfahrungen. Er hebt besonders auch den guten antipyretischen 
Effekt bei Phthisikern hervor. Fritz Loeb . 


587) Gönner, Johannes. Die Stumpf sehe Bolustherapie, ihre Verwendbar¬ 
keit bei Diarrhöen und Meteorismus verschiedenen Ursprungs. Aus d. I. med. 
Abt. des Krankenh. Dresden-Friedrichstadt. (Münch, med. Wschr. 1907, Nov., 
Nr. 48.) 

Die Darreichung von Bolus alba in wässeriger Aufschwemmung hat sich 
stets als absolut unschädlich erwiesen. Als Dosis für den Erwachsenen hat sich 




208 


Referate. 


die Menge von 50—100 g in etwa */* 1 Wasser bewährt. Bei Säuglingen rät 
Verfasser, 10—30 g Bolus pro dosi zu geben. Die Verabreichung hat möglichst 
bei leerem Magen zu geschehen. Irgendwelche Zusätze, wie Zucker oder Milch, 
sind zu widerraten; Geschmackskorrigentien sind unnötig, vielleicht aber un¬ 
schädlich. Besonders geeignet für die Bolustherapie sind akute Magendarm¬ 
katarrhe; hier folgt auf die rascheste Sistierung von Erbrechen und Durchfällen 
meist sofortige Rekonvaleszenz. Chronische Darmkatarrhe bieten weniger 
günstige Aussichten, werden aber jedenfalls oft noch gut beeinflußt. Als ein¬ 
faches Stopfmittel läßt sich der Bolus bei Durchfällen aller Art vorzüglich ver¬ 
wenden. Eines Versuches wert scheint Verfasser die prophylaktische Behand¬ 
lung von Individuen zu sein, bei denen eine Infektion mit Typhusbazillen be¬ 
fürchtet wird. Ebenso wäre der Versuch einer Darmdesinfektion vor Darm¬ 
operationen zu machen. Über die Behandlung von Cholera mit Bolus hat Ver¬ 
fasser keine eigene Erfahrung, doch rät er nach sonstigen klinischen Erfahrungen 
zu einem Versuch. M. Kaufmann . 

538) Prachfeld, Franz (Landw. Akad. Tabor, Böhmen). Bakteriologische 
Untersuchungen einiger Trockenmilchpräparate. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 
1908, Bd. 18, H. 4.) 

Aus Trockenmilch wurde eine erhebliche Anzahl von Bakterien isoliert, 
worüber Näheres im Original. Als sehr günstig erwies sich Zusatz von H s O a 
zur Milch vor dem Trocknen. Die Nachteile des H a O a bei frischer Milch kommen 
bei der Trockenmilch nicht in Frage. Es wurden durch den Zusatz sowohl die 
sporenbildenden wie die event. vorhandenen pathogenen Keime mit Sicherheit 
unschädlich gemacht. Pincussohn. 

539) Weidanz. Die Anwendung des biologischen Verfahrens zum Nach¬ 
weis von Pferdefleisch. Kais. Gesundheitsamt. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 
1907, Bd. 18, Nr. 3.) 

Die genau beschriebene Uhlenhuthsche Methode bildet eine wertvolle Er¬ 
gänzung zum Nachweis von Pferdefleisch. Pincussohn . 

540) Hoffmann, Rudolf. Über Pankreatin bei Karzinom. Aus d. Ohren¬ 
klinik zu München. (Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 46, Nov.) 

Die Pankreatinbehandlung (Bestreuung der Oberfläche mit Pancreat absol. 
Merck) hatte die Reinigung der ulzerierenden Fläche, das Auf hören der Blu¬ 
tungen und der Schmerzen, sowie das Kleinerwerden des Tumors zur Folge. 
Die histologischen Veränderungen ähneln denen beim Erysipel der Haut. Die 
Wirkung des Erysipels, des Kauters (z. T. auch der Röntgenstrahlen) dürften 
auf derselben Basis ruhen wie die der Pankreatinbehandlung. M. Kaufmann. 

541) Seligmann, E. Über die Reduktasen der Kuhmilch. Aus d. Inst. 1. 
Infekt. Krankh. zu Berlin, Chem. Abt. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskr. Nov. 1907, 
Bd. 58, S. 1—13.) 

Die Arbeit knüpft an eine Veröffentlichung des Autors in Band 52 der Zeit¬ 
schrift für Hygiene und Infektionskrankheiten an. Nach Schardinger entfärbt 
frische Milch eine Formalinmethylenblaulösung (FM) (2 1 /2°/o Formalin, 2 1 /2°/o 
alkohol. Methylenblaulösung), während dieselbe Lösung ohne Formalin (M) ge¬ 
färbt bleibt Steigt der Säuregrad der Lösung, so wird auch die Methylenblau¬ 
lösung entfärbt, während gekochte Milch die Lösungen nicht alteriert. Daher 
wurde die FM-Reaktion als fermentativ (Aldehydkatalase oder Aldehydreduktase), 
die M-Reaktion als bakteriell angesehen. Seligmann nahm schon früher an, 
daß beide Reaktionen bakteriell sind und stützt seine Anschauungen durch neue 
Versuche. Er weist nach, daß die Reduktasenwirkung an keinen besonderen 
Bestandteil der Milch gebunden ist. Daß das Optimum der M-Reaktion bei 70° 
liegt, spricht nicht gegen die bakterielle Ursache, da dieses Phänomen auch bei 
schon erhitzter und wieder geimpfter Milch konstatiert werden kann. Auch die 
Giftwirkung von Blausäure und von Desinfizientien beweist nicht die Anwesen¬ 
heit eines besonderen Ferments, da die genannten Körper Bakterien ebenso 
hemmen. K. Sick. 

Ftlr die Redaktion verantwortlich: Profeaaor Dr. A. Schittenhelm, Berlin W., Regenaburgeratr. 7 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwaraenberg in Berlin und wfeW 
Oruck von R. Wagner Sohn in Weimar. 



ZENTRALBLATT 

fftr die 

gesamte Physiologie il Pathologie des Stoffwechsels 

mit Ein schloß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?. 2. H&rzheft 1908 Nr. 6 


Naohdrnok verboten. 

Original-Artikel. 

(Aus dem physiologischen Laboratorium der Militärmedizinischen Akademie zu 
St. Petersburg. Direktor: Prof. J. P. Pawlo.w.) 

Ober den selbständigen und künstlich hervorgerufenen Obergang von 
Pankreassaft ln den Hagen und über die Bedeutung dieser Erseheinung 

für die praktische Medizin. 

Von 

W. Boldyreff. 

»Hain Glaube geht dahin, daß nnr durch 
einen lebhaften Metoungaauitauach des Fhyrio- 
logen und Antee die Ziele der physiologischen 
Wissenschaft und der ftrztlichen Kunst am 
schnellsten und sichersten zu erreichen sind.« 

J. P. Pawlow (1). 

Nach der einst herrschenden Ansicht lag zwischen dem Menschen und den 
übrigen, sogar den ihm in ihrer Organisation sehr nahestehenden Tieren ein 
sozusagen unübersteigbarer Abgrund und wenn ein Naturforscher versucht hätte, 
neue in Tierversuchen ermittelte Tatsachen auf den Menschen zu übertragen, 
so wäre er dem größten Mißtrauen und dem schroffsten Widerspruch von seiten 
seiner Kollegen und ganz besonders von seiten der Mediziner begegnet. 

Die Entdeckungen der letzten Jahrzehnte in verschiedenen Gebieten der 
Biologie haben indessen diesen Abgrund fast ausgefüllt. 

Speziell in der Verdauungsphysiologie ist in der letzten Zeit eine ganze 
Reihe von Erscheinungen entdeckt worden, welche dem Menschen und solchen 
allesfressenden Tieren, wie dem Hunde, gemein sind. 

Ich werde einige hierhergehörende Tatsachen anführen. Eine ganze Reihe 
von Autoren haben durch ihre Untersuchungen am Menschen die von Professor 
J. P. Pawlow und seinen Schülern an Hunden entdeckten Tatsachen bestätigt. 

Es hat sich z. B. erwiesen, daß die Zusammensetzung des Magensaftes, 
sowie die Gesetze seiner Sekretion für den Menschen und für den Hund 
[M. Pfaundler (2), M. Scheuer und Riegel (3), Bulawinzeff (4), Gure- 
witsch (5), Hornborg (6), Umber (7), A. Bickel (8). Cade et Latarjete (9) 
u. a.] fast die gleichen sind. Vom Pankreassaft kann wahrscheinlich dasselbe 
behauptet werden (Boldyreff (10), Glässner (11), Wohlgemuth (12), Vol- 
hard (13) u. a.). 

Deswegen erlaube ich mir die Aufmerksamkeit der Kliniker auf einige neue 
Tatsachen aus der Verdauungsphysiologie zu lenken und hoffe, daß dieser Ver-, 
such nicht ohne Nutzen auch für die Klinik sein wird. Ich will über den unter 
bestimmten Bedingungen stattfindenden Übergang des Pankreassaftes in den 

H. P. III. Jihrg. Digitized byÖOO^IC 







210 


Original-Artikel. 


Magen und über die wahrscheinliche Bedeutung dieser Erscheinung für die Ver¬ 
dauungsphysiologie und für die praktische Medizin sprechen. Ausführlich sind 
diese Untersuchungen, sowie die Literatur über diese Frage in Pflügers Archiv 
1907 angeführt 1 ) Hier werde ich hauptsächlich die Punkte berühren, welche 
besondere Bedeutung für die praktische Medizin gewinnen können. 2 ) 

Ich bin überzeugt, daß die Bemühungen der Ärzte auf dem Gebiete der 
von mir angeregten Frage nicht nur praktische Erfolge für die Medizin, sondern 
auch neue Tatsachen für die biologische Wissenschaft bringen werden, und ich 
teile vollkommen die oben als Epigraph angeführte Ansicht meines Lehrers, des 
Professors J. P. Pawlow. 

Physiologische Tatsachen. 

Ich will jetzt kurz die an Hunden erhaltenen Tatsachen anführen und dann 
die daraus möglichen praktischen Folgerungen ziehen. 

Die Pankreasverdauung im Magen. 

Bei gewissen Versuchsbedingungen beobachtet man immer einen reichlichen 
Übergang von Pankreassaft, Galle und Darmsaft in den Magen. Diese interessante 
Erscheinung kann sowohl bei leerem Magen als auch während der Verdauung 
vor sich gehen; manchmal dauert diese Erscheinung mehrere Stunden und kann 
eine solche Höhe erreichen, daß die Verdauung im Magen mit Hilfe der Fer¬ 
mente des Pankreassaftes und nicht mittels der Pepsinsalzsäure vor sich geht, 
wie es im folgenden Versuche beobachtet wurde. 

Versuch 1. 

Die Tabelle zeigt den Gang der Magenverdauung von seinem Beginn an 
bis zur vollständigen Entleerung des Magens. Die Verdauung dauerte ungefähr 
10 Stunden. Im Laufe dieser Zeit entnahm ich dem Magen durch die Magen¬ 
fistei in bestimmten Zeiträumen (meist jede Stunde) geringe (ungefähr 10 ccm) 
Portionen (im ganzen 12) des Mageinhalts. Schon an der Reaktion und der 
Farbe dieser Probeportionen ersieht man, daß während des größten Teiles der 
Verdauungsperiode im Magen für ihn fremde Säfte anwesend waren. Von 
allen zwölf Portionen verdaute nur die erste (Nr. 6) Eiweiß bei saurer Reaktion, 
\md zwar bei einem Säuregehalt von 0,6 °/ 0 HCl, d. h. bei der normalen durch¬ 
schnittlichen Azidität des Magensaftes; um diese Azidität zu erreichen, mußte 

*) Meine ersten hierhergehörigen Untersuchungen sind Ende 1901 ausgeführt; es gelang mir, 
einiges mit voller Gewißheit zu konstatieren; vieles bleibt aber bis jetzt noch unklar und harrt 
weiterer Untersuchungen. Es erwies sich, dafl man bei Hunden direkt aus dem Magen Pankreas¬ 
saft erhalten und nach seinen Eigenschaften über die Funktion der Pankreasdrüse urteilen kann. 
Im Jahre 1902 stellte ich diese Versuche an mir selbst an, um eine Methode zur Gewinnung des 
Pankreassaftes beim Menschen zu diagnostischen Zwecken auszuarbeiten. Diese Versuche waren 
erfolgreich, mußten aber bald abgebrochen werden wegen eines nach den Experimenten auftreten¬ 
den Rezidivs meiner Appendicitis. 

Um die Aufmerksamkeit meiner Kollegen auf diese Frage zu lenken, machte ich im Januar 
1904 auf dem Kongreß Pirogoff in SL Petersburg eine Mitteilung über meine Untersuchungen, die 
später im Russischen Arzt (1904, Nr. 39) erschien. 

Außerdem habe ich auf dem VI. physiologischen Kongreß zu Brüssel (1904) kurz die Resul¬ 
tate meiner Untersuchungen mitgeteilt. 

Auf Grund dieser Versuche wandten Volhard und Faubel die von mir vorgeschlagene 
Methode in vielen Fällen mit Erfolg in der Klinik an. 

*) Von den Versuchsprotokollen werde ich nur wenige als Belege für meine Folgerungen an- 
führen. Bis jetzt sind in dieser Richtung ungefähr 200 Versuche an 22 Hunden mit gleichen 
Resultaten ausgeführt worden. 


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Original-Artikel 


211 


zu dieser Portion HCl zugesetzt werden; die übrigen Portionen lösten das Ei¬ 
weiß nur bei der Reaktion, die sie von vornherein besaßen, und die meist neutral 
oder schwach sauer war (ungefähr 0,05 °/ 0 HCl), noch besser aber bei alkalischer 
Reaktion und zwar, bei der Alkaleszenz des Pankreassaftes, d. h. sie lösten das 
Eiweiß mit Hilfe von Trypsin und nicht von Pepsin. Viele Portionen (Nr. 1, 2, 
7, 9, 10 und 12) verdauten nicht nur das leicht lösliche Fibrin, sondern auch 
das schwer verdauliche koagulierte Eiereiweiß. Sechs Portionen (die übrigen 
gelang es nicht in dieser Richtung zu untersuchen) zeigten eine ausgesprochene 
Fähigkeit, Fette zu spalten. Man kann folglich sagen, daß im gegebenen Falle 
die Verdauung im Magen hauptsächlich auf Kosten des Pankreassaftes erfolgte. 

Dasselbe wurde beobachtet, wenn auch nicht immer so ausgesprochen, auch 
bei Fütterung mit anderen Arten von Fettnahrung, z. B. mit Eigelb und mit Sahne. 

In diesen letzten Versuchen wurde der ganze Mageninhalt durch die Magen¬ 
fistel herausgelassen, was infolge der flüssigen Konsistenz der beiden Substanzen 
leicht geschehen konnte; ein Teil des Mageninhaltes wurde für die Untersuchung 
genommen, alles übrige dagegen wurde sogleich wieder in den Magen einge- 
führt. Die Anordnung sowie die Resultate der Versuche waren dieselben wie 
in dem oben angeführten Falle. 

Bei gemischter Fleisch- und Fettfütterung beobachtete ich ebenfalls den 
Übergang von Pankreassaft mit Galle und Darmsaft in den Magen, aber in ge¬ 
ringem Grade und nicht immer. 

Diese Erscheinung hat meiner Meinung nach wahrscheinlich folgende phy¬ 
siologische Bedeutung: Das Fett als lange und schwer verdauliche Nahrung 
braucht große Mengen Pankreassaft, die Pepsinverdauung wirkt gewissermaßen 
wie ein Antagonist der Pankreasverdauung und schwächt dieselbe. Dies hängt 
davon ab, daß 1. die Salzsäure des Magensaftes die Sekretion eines dünnen 
Pankreassaftes hervorruft, für die Fettverdauung dagegen ein konzentrierterer, 
fermentreicher Saft nötig ist [Walther (14), Sawitsch (15)], 2. davon ab, daß 
der Magensaft beim Übergang in den Darm direkt die Arbeit des Pankreas¬ 
saftes hemmt, indem er viel Alkali verbraucht und die Darmfermente zum Teil 
zerstört. Für diese Erklärung spricht noch der Umstand, daß das Fett einer¬ 
seits die Sekretion des Magensaftes hemmt, andererseits die sogenannte motorische 
Arbeit des Magens vermindert, so daß die fette Nahrung lange im Magen bleibt. 
Eis liegt die Vermutung nahe, daß bei fetter Nahrung es dem Organismus be¬ 
quemer ist, ganz auf die typische Magenverdauung zu verzichten und die ganze 
Verdauung mit Hilfe des Pankreassaftes zu führen, denn große Mengen eines 
fermentreichen Pankreassaftes sind lange Zeit und in jedem Falle für die Ver¬ 
seifung der Fette notwendig. 1 ) Diese Vermutung wird zum Teil auch dadurch 
bestätigt, daß die Galle, welche die Pepsinverdauung hemmt und manchmal 
ganz aufhebt, die Trypsinverdauung aber fördert, sich bei fetter Nahrung in 
großer Menge mit dem Pankreassaft in den Magen ergießt und so im Magen 
eine typische Darmverdauung bewirkt. 

Der Pankreassaft im leeren, ruhenden Magen. 

I. Der Übergang des Pankreassaftes in den Magen wird bei leerem, nüch¬ 
ternem Magen, wobei die Innenfläche desselben nur mit etwas alkalischem 
Schleim bedeckt ist, beobachtet. 

l ) Denn von allen Verdauungssäften vermag nur der Pankreassaft energisch die Fette zu 
spalten. 

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Versuch 1. 

Magenfistelhund („Tresor“). Gefüttert um 12 Uhr 30 Minuten am Tage. 15 Minuten nach der Fütterung (200 g Weißbrot + 
100 ccm neutrale Provenzeröls) erschien im Magen in bedeutender Menge die gelb-bräunliche natürliche Mischung aus Pankreas¬ 
saft, Galle und Darmsaft. Die Resultate der durch die Fistel aus dem Magen entnommenen Proben: 


212 


Original-Artikel. 



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bedeutet, daß diese Probe nicht untersucht wurde. 


Original-Artikel. 


213 


Unter diesen Verhältnissen geht eine besondere periodische Arbeit des Ver¬ 
dauungsapparates vor sich, wobei unter anderem Pankreassaft, Darmsaft und 
Galle sezemiert und nicht selten in den Magen übergeführt werden. 

Ausführlich ist diese Erscheinung, welche den Charakter eines Gesetzes hat 
und bis jetzt wenig untersucht ist, im Archiv des Sciences Biologiques (St. Peters¬ 
burg) 1904 beschrieben. 

Ich führe einige Versuche, als Beispiele,‘an. 

Versuch 2. 

Hund »Tresor«, mit einer Magenfistel. Die letzte Fütterung vor 17 1 / a Stunden. 
Während ll s / 4 Stunden ununterbrochener Beobachtung ergoß sich fortwährend 
in den Magen ein Gemisch von Pankreassaft, Darmsaft und Galle, welches ich 
von Zeit zu Zeit durch die Magenfistel entnahm. 1 ) Die periodische Arbeit des 
Verdauungsapparates ging ununterbrochen vor sich. 


Zeit 


in 


. . 45 Min. 

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1 

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Saftmenge 

10,0 ccm stark alkalischer Flüssigkeit 
23,ö „ „ i, ,, 

32,0 „ 

21,0 ,, ,, ,, ,, 

16,0 ,, i, ,, ,, • 

12,6 ,, ,, ,, „ 


in 11 Std. 45 Min. in toto 114,0 ccm stark alkalischer Flüssigkeit 


Versuch 3. 

Derselbe Hund. Die letzte Fütterung vor 93 1 / a Stunden (vierter Hungertag). 
Während einer Stunde erhielt ich durch die Magenfistel 46 ccm eines stark 
alkalischen Gemisches von Pankreassaft, Darmsaft und Galle, welches Fibrin in 
7 Min. bei 38° C verdaute. 


Versuch 4. 


Derselbe Hund. Die letzte Fütterung vor 117 1 / 2 Stunden (fünfter Hunger¬ 
tag). Anfangsgewicht 26,800, Gewichtsverlust 2200 gr. In den ersten sechs 
Stunden flössen aus dem Magen abwechselnd und in großer Menge saurer 
Magensaft oder alkalisches Gemisch der Darmsäfte. In den folgenden Stunden 
hörte die Magensaftsekretion auf und 

in der 7. Stunde erhielt ich aus dem Magen 63 ccm einer stark alkalischen, durch- 
o 07 1 sichtigen, braungelbcn Flüssig- 

” ” ’ ” ” ” ” ” ” ” keit, welche Fibrin in 12 Min. 

tt »» ,, ,, „ „ ,, ,, 32 ,, verdaute. 


Diese Versuche beweisen, daß unter gewissen Verhältnissen ein Übergang 
von Pankreassaft, Darmsaft und Galle in den leeren Magen stattfindet, bei 
alkalischer Reaktion dessen Inhaltes. 


Pankreassaft im nüchternen Magen bei Magensaftsekretion oder bei 
Einführung von Säuren in den Magen. 

II. a) Bei Anwesenheit von größeren Mengen von Salzsäure oder von 
organischen Säuren (Milchsäure, Buttersäure oder Essigsäure) im Magen fließt 
in denselben regelmäßig früher oder später Pankreassaft gemischt mit kleinen 
Mengen Galle und Dannsaft. 


*) Gewöhnlich entnahm ich durch die Magenfistel nur 5—10 ccm für die Untersuchung. In 
einigen Fällen aber lief) ich die Magenfistel stundenlang offen und bestimmte die Menge der in 
den Magen übergehenden Darmsäfte. 










214 


Original-Artikel. 


Man beobachtet oft bei lange hungernden Hunden eine Absonderung von 
Magensaft, und wenn das Hungern lange dauert, so fließen in den Darm viel 
Magensaft mit großen Mengen Salzsäure (siehe oben, Versuch 4). 

Versuch 6. 

Hund (»Tschuchna«) mit einer Magen- und einer Pankreasflstel. Gewicht 
28 kg. Die letzte Fütterung vor 18 Stunden. Nach Öffnung der Magenfistel 
flössen aus dem Magen 1300 ccm einer stark sauren Flüssigkeit. Der Magen 
wurde mit 5 Kilo warmen Wassers durchgespült. In den folgenden 10 Stunden 
ununterbrochener Beobachtung floß aus dem Magen die ganze Zeit ein stark 
saurer Magensaft gemischt mit etwas Pankreassaft, Darmsaft und Galle. 

Versuch 5 a. 

Hund (»Zygan«) mit einer Magen- und einer Ösophagusfistel. Die vom 
Hunde aufgenommene Nahrung fällt sogleich aus der ösophagusfistel heraus 
(»Scheinfütterung«). Das Fressen ruft reichliche Sekretion des Magensaftes her¬ 
vor, welcher teils, wie es scheint, in den Darm übergeht, teils durch die Magen¬ 
fistel herausfließt. 

Scheinftitterung während 5 Minuten. 

Zeit Saftmenge 


In den ersten 

15 Min. . 

30 

ccm 


„ folgenden 

15 

n 

40 

n 

Stark saure Reaktion, gelbe 

i> >» 

15 

n • 

40 

n 

Farbe, die Flüssigkeit ent¬ 

»i >» 

15 

ii 

35 

ii 

hält kleine Mengen von Pan- 

ii »i 

15 

ii 

35 

n 

kreasfermenten. 

ii ii 

15 

n 

25 

ii 



Die Einführung von Salzsäure, Magensaft und organischen Säuren in be¬ 
stimmten Mengen in den leeren Magen bewirkt auch den Übergang von Pan¬ 
kreassaft (mit Darmsaft und Galle) in den Magen. 

Versuch 6. 

Magenfistelhund (»Tresor«). Im Verlaufe dreistündlicher Beobachtung war 
der Magen leer; darauf wurden in ihn 200 ccm einer 1 / a proz. HCl gegossen. — 
Probe I. Nach 15 Minuten werden aus dem Magen sein ganzer Inhalt 200 ccm 
einer gelblichen sauren Flüssigkeit herausgelassen; der Magen wird offen ge¬ 
lassen. — Probe II. Im Verlaufe von 10 Minuten werden aus dem Magen 
16 ccm einer gelben stark alkalischen Flüssigkeit erhalten (Portion 1). — Probe ID. 
Im Verlaufe der folgenden 10 Minuten werden aus dem Magen 7 ccm einer 
ähnlichen Flüssigkeit erhalten (Portion 2). — Probe IV. Im Verlaufe der folgenden 
10 Minuten werden aus dem Magen 4 ccm einer ähnlichen Flüssigkeit erhalten 
(Portion 3). Alle drei Portionen verdauen Eiweiß bei alkalischer Reaktion (die 
erste 2,0, die zweite 1,2, die dritte 0,8 nach Mett; Fibrin wurde in allen Por¬ 
tionen in 15 Minuten verdaut), sie spalteten energisch Fett und lösten Stärke. 

Versuch 7. 

Magenfistelhund (»Tresor). Im Verlaufe einer 7 1 / a ständigen Beobachtung 
floß in den leeren Magen zweimal eine Mischung von Pankreassaft mit Galle 
(Portion I und II). Darauf wurden in den Magen 100 ccm einer ’/a proz. HCl 
gegossen. — Probe I. Nach 15 Minuten wurden aus dem Magen 70 ccm einer 
gelblichen sauren Flüssigkeit entleert und die Fistel offen gelassen. — Probe II. 

Im Verlaufe der nächsten 10 Minuten flössen aus ihm 10 ccm f einer ähnlichen 

Digitized by vjOÜ\ 








. OriipnAl-Artikel. 


215 


sauren Flüssigkeit — Probe Ul. Im Verlaufe der nächsten 10 Minuten ent¬ 
leerten sich aus ihm 12 ccm einer gelben stark alkalischen Flüssigkeit 

Alle drei Portionen verdauten Eiweiß bei alkalischer Reaktion (die beiden 
ersten (1 und 2) verdauten Fibrin in 55 Minuten, 3te verdaute hartgesottenes 
Eiereiweiß nach Mett 0,6, bei ihrer natürlichen Reaktion und 1,8 nach dem 
Hinzusetzen von NH S ); alle Portionen spalteten energisch Fett und verdauten Stärke. 

Der Pankreassaft fließt in diesem Falle (vgl. die Versuche 6 und 7) in den 
Magen infolge der starken Reizung des Darmes, wahrscheinlich um das weitere 
schädliche Benetzen des Darmes durch die saure Flüssigkeit zu verhüten; der 
Pankreassaft vermindert noch im Magen den Säuregrad der Magenflüssigkeit 
bis zu dem Grade, welchen der Darm leicht erträgt; dieser Neutralisationsvor- 
gang führt gewöhnlich nicht bis zu voller Neutralisation. 

Einen weiteren Beweis für die Richtigkeit dieser Erklärung liefern die Ver¬ 
suche an Hunden, bei welchen ein Abschnitt des Duodenums nach Thiry-Vella 
isoliert war. Bei Benetzung des isolierten Abschnittes des Duodenums mit 
schwachen Säuren (0,1—0,15°/ 0 HCl) fließen in den Magen große Mengen (bis 
gegen hunderte von ccm) von Pankreassaft mit Darmsaft und Galle gemischt. 
Wenn man aber den Duodenalabschnitt mit stärkeren Säurelösungen (0,3—0,5 °/ 0 
HCl) benetzt, so beobachtet man bei Hunden gewöhnlich ein hartnäckiges Er¬ 
brechen und eine so starke Reizung des durch die Säure gereizten Darmab¬ 
schnittes, daß die darüber fließende Flüssigkeit durch Blut rötlich gefärbt wird. 

Versuch 8. 


Hund (»Tresor«) mit einer Magenfistel und einem nach Thiry-Vella iso¬ 
lierten Abschnitt des Duodenums. Die letzte Fütterung vor 15 Stunden. Aus 
dem Magen fließt von Zeit zu Zeit Schleim mit etwas trübem Pankreasdarm¬ 
saft und Galle gemischt. 

in 1 Std. 30 Min. flössen aus dem Magen 15 ccm 

I» 1 ii flÖ ,, ,, ,, ,i „ 18 ,, 

ii 2 „ 25 „ ,, j, ,, ,, 25 ,, 

n 2 „ 25 ,i „ „ „ ,, 35 ,, 


einer alkalischen, 
braungelben 
Flüssigkeit. 


In diesem Versuche erhielt man also in einer Stunde 10 ccm bis 14 ccm 
einer alkalischen Flüssigkeit. Danach wurden durch den isolierten Darmabschnitt 
in 10 Min. 70 ccm 0,1 proz. Salzsäure durchgelassen; in diesen 10 Minuten flössen 
aus dem Magen 45 ccm eines durchsichtigen, reinen Gemisches von Pankreassaft, 
Darmsaft und Galle. 


Dasselbe bei Magenverdauung. 

b) Wenn man während der Magenverdauung in den eine Nahrung ent¬ 
haltenden Magen große Mengen Säure einführt, so erhält man ebenso einen 
Übergang von Pankreassaft, Darmsaft und Galle in den Magen, nur dauert diese 
Erscheinung kürzere Zeit und man erhält kleinere Mengen des Pankreasaft- 
gemisches, als bei leerem Magen; außerdem sind bei vollem Magen auch größere 
Säuremengen notwendig. 

Versuch 9. 


Hund (»Bjelka«) mit einer Magenfistel. Die letzte Fütterung war vor 
16 Stunden. 

Um 10 Uhr 30 Min. des Morgens erhält der Hund 100,0 Weißbrot. 

Um 11 Uhr 30 Min. werden in den Magen 200 ccm 0,5proz. HCl eingeführt. 

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216 


Original-Artikel. 


Um 11 Uhr 45 Min. erhält man aus dem Magen etwas Pankreassaft- und 
Gallegemisch. 

Um 12 Uhr 30 Min. enthält der Magen fast gar keine Darmflüssigkeit. 

Um 1 Uhr 30 Min. werden wieder 160 ccm 0,5 proz. HCl in den Magen 
eingefilhrt 

Nach 10 Min. enthält der Magen wieder etwas Darmsaft. 

Um 2 Uhr 30 Min. enthält der Magen keinen Darmsaft mehr, es werden 
sogleich 100 ccm 0,5 proz. HCl in den Magen eingeführt* 
nach 10 Min enthält der Magen wieder etwas Pankreas- 
Darmsaftgemisch. 

Um 3 Uhr enthält der Magen schon keine Darmsäfte mehr, es werden 
wieder 100 ccm 0,6 °/ 0 HCl eingeführt, nach 10 Min. färbt 
sich der Mageninhalt zitronengelb von dem Pankreas- 
Darmsaftgemische. 

Pankreassaft im Magen bei Einführung von Fett in den 
nüchternen Magen. 

lila) Besonders stark und demonstrativ ist der reichliche Übergang von 
Pankreassaft mit Darmsaft und Galle in den Magen nach Einführung von Fett 
in den leeren Magen. In diesem Falle hießen die Darmsäfte reichlicher, in 
den Magen schneller und, die Erscheinung dauert längere Zeit und ist be¬ 
ständiger als in den Säureversuchen. 1 ) Diese Erscheinung tritt noch intensiver 
und schneller (10—20 Min.) nach Einführung von saurem Fett in den Magen 
ein (z. B. nach Einführung einer 2 proz. Lösung acidi oleinici in Olivenöl). Dabei 
genügen für das Hervorrufen dieser Erscheinung schon 26—30 ccm des sauren 
Öles statt 100—160 ccm des neutralen, augenscheinlich wegen der Summierung 
der Wirkung der Säure und des Fettes. 

Versuch 10. 

Hund (»Tresor«) mit einer Magenfistel. Es werden 25 ccm einer 2°/ 0 Lö¬ 
sung von ac. oieinicum in Olivenöl in den Magen eingeführt Nach 15 Min. 
wurden durch die Magenfistel 20 ccm Flüssigkeit erhalten; davon sind 17 ccm 
öl und 8 ccm Pankreas-Darmsaft- und Gallengemisch. 

Versuch 11. 

Magenfistelhund (Misch). In den Magen sind 150 ccm käuflichen Provencer- 
öles gegossen. — Probe I. Nach 2 Stunden wurden aus dem Magen 90 ccm 
Öles mit Emulsion und 5 ccm Pankreassaft-Galle-Darmsaftmischung entleert 
Alles wurde in den Magen zurückgegossen. — Probe II. Nach weiteren 2 Stun¬ 
den 100 ccm einer Flüssigkeit, weiche aus 70 ccm öl, 20 ccm Emulsion und 
20 ccm Darmsäften bestand. Alles wurde zurückgegossen. — Probe III. Nach 
einer weiteren Stunde 85 ccm; davon 25 ccm Öl, 10 ccm Emulsion, 5 ccm Schleim 
und 45 ccm Säfte. Die Magenfistel wurde offen gelassen, und aus ihr entleerten 
sich: in 5 Min. 16, in weiteren 5 Min. 4, in noch weiteren 5 Min. 5, noch nach 
5 Min. 31 — im ganzen 56 ccm der natürlichen Mischung der Darmsäfte (ohne 
Spuren von öl, aber mit einer Beimengung von Magensaft). 


*) Bei Einführung von Fett in den Magen ist die in den Magen übergehende Flüssigkeit 
viel reicher an Galle, als in den Säureversuchen. 

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Oriffinal-Artik«!. 


217 


Versuch 12. 

Magenfistelhund (Rischij). Magensaftfistel und einfache Darm-(Duodenal-) 
fistel. ln den Magen sind 18 ccm sauren Provenceröles gegossen (mit 2 °/ 0 Acidum 
oleinicum). — Probe I. Nach einer halben Stunde ist der Magen leer. — 
Probe ü. Nach einer weiteren halben Stunde werden aus ihm 66 ccm öl und 
30 ccm der normalen Pankreassaft-Gallen-Darmsaftmischung entleert. 

Die Wirkung des Öles, besonders des sauren, ist so sicher und beständig, 
daß man mit seiner Hilfe leicht große Mengen eines fermentreichen Pankreas¬ 
saftes erhalten und so eine sichere Methode zum Gewinnen des Pankreassaftes zu 
diagnostischen Zwecken beim Menschen ausarbeiten kann. Diese Aufgabe ist 
jetzt schon fast gelöst (siehe unten). 

* Dasselbe während der Magenverdauung. 

Ein reichlicher Übergang von Pankreassaft in den Magen findet noch bei 
Fütterung der Tiere mit einer fetten Nahrung oder bei Einführung von Fett in 
den Magen während der Verdauung statt. Vgl. Versuch 1. 


Folgerungen für die Klinik aus den physiologischen Tatsachen. 

1. Der Pankreassaft ist das wichtigste Verdauungsagens und die Unter¬ 
suchung seiner Eigenschaften wird in der Klinik in vielen Fällen nützlich sein, 
besonders bei Krankheiten der Bauchspeicheldrüse, in welchen der Pankreassaft 
ohne Zweifel quantitativ und qualitativ verändert sein wird. Die Untersuchung 
des Pankreassaftes wird in solchen Fällen über den Zustand der Bauchspeichel¬ 
drüse Aufschluß geben und die Diagnose ihrer Erkrankung ermöglichen. 

Ich führe in der folgenden Tabelle einige Beispiele zum Beweise des ge¬ 
sagten an: 


„Tschuchna“. Pankreasfistel. 1 ) In den Darm 
ergießt sich sehr wenig Pankreassaft durch 
den zweiten AnsfUhrungsgang. Untersuchung 
der durch den Magen gewonnenen Darmsafte 

„Tschuchna“. Reiner Pankreassaft aus der 
Pankreasfistel 

„Rischik“. Durch eine Darmfistel ge¬ 
wonnene natürliche Mischung Ton Pankreas-, 
Darmsaft und Galle 

„Rischik“. Dieselbe Mischung durch den 
Magen gewonnen 

„Misch“. Dieselbe Mischung durch den 
Magen gewonnen 


1 

Eiweiß- 
ferment nach 
Mett in mm 
bei 

alkalischer 

Reaktion 

Fettspalten¬ 
des Ferment 
in ocm 
der Lange 
nach dem 
Manobutyrin 

Amylolyti¬ 

sches 

Ferment 

nach 

Walther 
in mm 

IH weißferment 
wmI> der 
Schnelligkeit 
der Fibrinrer- 
dauung (in Mi- 
nutenjbeialkal. 
Reaktion 

I 




40 

2 

— 

— 

— 

6o 

I 

4,1 

3,5 

4,2 

5 

2 

4,o 

2,8 

6,o 

4 

3 

4,o 

3,2 

6,o 

5 


3.6 

4,5 

2.0 

5 

i 

3-6 

4,5 

3.0 

5 

2 

4,8 

4*5 

— 

4 

3 

4,4 

— 

— 

6 

— 

3,o 

4,5 

3,0 

7 


*) Beim Hunde existieren zwei Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse — ein großer und 
ein kleiner. Der große war für die Fistel verwandt und nach außen geführt worden; durch den 
kleinen floß ein geringer Teil des Saftes in den Darm. 

9. F.ttLJahfg. 


Qo 








218 


Original-Artikel. 


Beim Hunde »Tschuchna« gelangte nur ein kleiner Teil des Pankreassaftes 
in den Darm und an der Verdauung des in den Magen eingeführten Fettes 
konnten also nur geringe Mengen Pankreassaft teilnehmen. 

Der Unterschied zwischen diesem Hunde, welcher gleichsam einen Kranken 
mit ungenügender Funktion der Bauchspeicheldrüse vorstellte, und den anderen, 
bei welchen sich der ganze Saft in den Darm ergoß, war auffallend sowohl in 
bezug auf die Dauer der Fettverdauung als auch in bezug auf das Aussehen, 
die Reaktion und den Fermentgehalt der gleichzeitig (im Sinne des Verlaufs der 
Verdauung) und unter gleichen Bedingungen entnommenen Portionen des Magen¬ 
inhalts. 

Ich führe noch eines der vielen Beispiele an: 



Eiweißferment im Mett 

Fett¬ 

spaltendes 

Ferment 

Amylo¬ 

lytisches 

Ferment 

Die Reaktion 
des Saftes 

bei 

saurer 

Reaktion 

bei der 
natörlichen 
Reaktion 

bei 

alkalischer 

Reaktion 

„Tschuchna“ .... 

o,4 

o 

o 

6.0 

2,0 

sauer 

„Tresor“, normaler Hund 

o 


4.4 

33 ,o 

3,5 

neutral 

„Bielka“, normaler Hand 

o 

*»* 

4,o 

18,5 

4,o 

schwach alkal. 


Dieser Unterschied hat mich noch mehr in der Idee bestärkt, daß es auch 
beim Menschen möglich wäre, nach dem aus dem Magen (auf die weiter unten 
beschriebene Weise) entnommenen Pankreassaft auf die Arbeit und vielleicht 
auch auf den Zustand der Bauchspeicheldrüse schließen zu können. 

Dieser Unterschied war keine zufällige Erscheinung, sondern wurde be¬ 
ständig beobachtet. 

2. Wahrscheinlich wirken auch Krankheiten anderer Organe, besonders 
der Verdauungsorgane hemmend auf die Funktion der Bauchspeicheldrüse und 
die Untersuchung ihrer Sekretion in der Klinik wird vielleicht wichtige Auf¬ 
schlüsse auch in dieser Hinsicht geben. 

3. Die Bauchspeicheldrüse hat außer der Verdauungsfunktionen noch eine 
geheimnisvolle und wichtige Bedeutung für den Organismus (ihre Erkrankungen 
können z. B. Diabetes mellitus hervorrufen). Es ist daher wichtig, ihre Arbeit 
beobachten zu lernen, da man aus ihrer Funktion vielleicht wird Schlüsse über 
den Zustand des Gesamtorganismus ziehen können. 

Gegenwärtig gewinnen die Fermente eine immer größere Bedeutung für 
die Ökonomie des Organismus. Alle Gewebe sind von Fermenten durchtränkt 
und ihnen muß man wichtige Lebensfunktionen beim Aufbau unseres Körpers 
zuschreiben. Indessen werden in der Klinik die Fermente gamicht untersucht 
außer dem Pepsin, welches aber nur eine geringe Bedeutung bei der Eiwei߬ 
verdauung im Magen hat und in den Geweben selbst fehlt 

Ohne Zweifel haben Krankheitsprozesse auf die Fermente einen fatalen 
und immer bestimmten Einfluß. Wenn die Fermente ebenso oft bei Krankheiten 
untersucht würden, wie der Puls und die Temperatur, so würden wir ein neues, 
wichtiges und zuverlässiges Kennzeichen für die Diagnose und nähere Kenntnis 
vieler Krankheiten, besonders der Stoffwechselkrankheiten, erhalten. 

Beim Menschen ist die Gewinnung des Pankreassaftes mit Hilfe der an¬ 
geführten Methode vielfach erprobt worden. 

F. Volhard und Faubel, welche die von mir empfohlene Methode der 

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Original-Artikel. 


219 


Gewinnung des Pankreassaftes beim Menschen anwandten, erhielten günstige 
Resultate. Ersterer erhielt in 19 von 22 Fällen, d. h. in 86°/ 0 , ein positives 
Resultat; Fau bei benutzte diese Methode in 37 Fällen und erhielt ein positives 
Resultat in 22 Fällen, d. i. in 59 °/ 0 . Nach seiner eigenen Vermutung ist dieser 
niedrige Prozentsatz der positiven Resultate durch ein Versehen in der Metho¬ 
dik der Fermentbestimmung zu erklären, denn in einigen Versuchen war das 
Ferment zerstört. 

Ich führe einen kleinen Auszug aus Volhards Arbeit über diese Methode an: 

»Ich habe bereits mehrfach wichtige Aufschlüsse von dieser Methode er¬ 
halten, z. B. zwei Mal aus dem starken positiven Ausfall der Probe bei schwerem 
Ikterus Pankreaskopfkarzinom, bei Lienterie durch Atrophie der Darmschleim¬ 
haut, Pankreasachylie ausschließen können.« 

Weiter führt er einen Fall an, in dem auf Grund eines negativen Resultates 
der Butterprobe die Diagnose der Atrophie der Bauchspeicheldrüse gestellt 
wurde, was durch Sektion bestätigt wurde. 

Auf Grund meiner Untersuchungen und der Angaben von Boas und Volhard 
kann ich folgende Methode zur Gewinnung des Pankreassaftes beim Menschen 
empfehlen. 

Man gibt auf nüchternen Magen 100—2Ö0 ccm einer 2proz. Lösung von 
acidum oleinicum in Olivenöl oder reines Olivenöl zu trinken oder führt es mit 
Hilfe der Sonde ein und entnimmt nach 1 / a —1 Stunde den Mageninhalt in hori¬ 
zontaler Lage mit Hilfe der Sonde. Im Falle des Mißlingens führt man nach 
1 / 2 —1 Stunde die Sonde noch einmal ein. Nach dem Absetzen des Magenin¬ 
haltes kann man leicht mit Hilfe der Pipette die Darmsäfte erhalten. Für die 
Untersuchung (für die Titration, für die Bestimmungen des proteolytischen und 
des lipolytischen Fermentes) genügen 10 ccm Flüssigkeit vollständig. 

In Fällen, wo die Sonde aus irgend welchem Grunde nicht eingeführt werden 
darf, ist die Untersuchung des Erbrochenen auf Darmfermente zu empfehlen. Es 
ist zweckmäßig, die Flüssigkeit immer in drei parallelen Proben zu untersuchen, 
d. h. bei saurer, bei alkalischer Reaktion und bei der Reaktion, die der Flüssig¬ 
keit selbst eigen ist. 

Ich werde jetzt kurz besprechen, welche Bedeutung der selbständige 
Übergang von Pankreassaft in den Magen für die Klinik hat. 

Zuerst ist es zu bemerken, daß diese Erscheinung bei Wiederholung der 
Versuche, den Pankreassaft in den Magen zu leiten, in stärkerem Grade hervor¬ 
tritt. Weiter beobachtet man nicht selten bei Hunden bei Wiederholung solcher 
Versuche, besonders der Fettversuche, einen leichten Magenkatarrh (Appetit¬ 
losigkeit, Aufstoßen und reichliche Magenschleimabsonderung). Dieser Magen¬ 
katarrh geht indessen immer schnell in 2—3 Tagen ohne jede Therapie vorüber. 
Es ist möglich, daß ein solcher leichter Magenkatarrh den Übergang der Darm¬ 
säfte in den Magen fördert, denn gerade während desselben findet man nicht 
selten bei den Hunden größere Mengen von Pankreassaft im Magen auch ohne 
jeden Eingriff des Experimentators. 

Der Magenkatarrh erleichtert also einerseits den Übergang der Darmsäfte 
in den Magen, andererseits verursacht, wie es scheint, ein längeres Verweilen 
dieser Säfte im Magen die Entstehung eines Katarrhs. So entsteht ein Circulus 
vitiosus, in dem man manchmal schwer bestimmen kann, was die Ursache und 
was die Folge ist. 

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220 


Original-Artikel. 


Sicher ist nur, daß bei gesundem Magen der Übergang von Pankreassaft 
in denselben einen Katarrh hervorrufen und einen vorhandenen Magenkatarrh 
verstärken kann. 

4. Es liegt ferner die Vermutung nahe, daß in der von mir beschriebenen Er¬ 
scheinung die Ursache des runden Magengeschwürs liegen kann. Es ist schon 
durch zahlreiche Versuche von Prof. Pawlow und seinen Schülern bewiesen, 
daß die Verdauungskraft des Magensaftes nicht hauptsächlich vom Säuregrade, 
sondern vor allen Dingen von der Pepsinmenge abhängt (im Durschnitt schwankt 
der Säuregrad des Magensaftes um 0,5 °/ 0 HCl, am günstigsten aber für die Pepsin¬ 
verdauung des Eiweißes ist die Menge von ungefähr 0,2 °/ 0 HCl). Es ist in¬ 
folge dessen unrichtig, einem hohen Säuregrade die Entstehung des runden 
Magengeschwürs zuzuschreiben, wie es nicht selten bis jetzt von Klinikern getan 
wird. 1 ) Der hohe Säuregehalt des Magensaftes, welcher beim runden Magen¬ 
geschwür beobachtet wird, verursacht wahrscheinlich nicht selbst die Entstehung 
des Geschwürs, sondern indem er oft einen reichlichen Übergang von Pankreas¬ 
saft in den Magen bewirkt. Ich muß daran erinnern, daß der durch die Magen¬ 
säure verursachte Übergang der alkalischen Darmsäfte in den Magen auch nach 
der Entfernung der Säure aus dem Magen nicht selten fortdauert; im entgegen¬ 
gesetzten Falle würde der Magensaft die zerstörende Wirkung des Pankreas¬ 
saftes auf die Magenwand stark hemmen. Auch theoretische Erwägungen sprechen 
dafür, daß der Pankreassaft leichter als der Magensaft das lebende Gewebe 
verdauen muß, weil es alkalisch reagiert, welcher Umstand für die Trypsinver¬ 
dauung günstig ist, die Pepsinverdauung aber hemmt. Weiter haben zahlreiche 
Beobachtungen aus unserem Laboratorium gezeigt, daß bei Hunden mit kleinen 
isolierten Magen peptische Geschwüre als Folge der Verunreinigung der Pfoten 
und des Bauches mit Magensaft verhältnismäßig selten auftreten. Die Geschwüre 
sind auch kleiner und weichen schneller der Behandlung, als peptische Ge¬ 
schwüre bei Pankreastistelhunden, bei welchen die Geschwüre auch häufiger 
auftreten. Ich will nicht die Möglichkeit der Entstehung des runden Magenge¬ 
schwürs infolge der Pepsinverdauung in Abrede stellen, weil dazu genügende 
Tatsachen fehlen, will aber nur auf den möglichen Zusammenhang zwischen 
dieser Krankheit und dem Übergang des Pankreassaftes in den Magen hinweisen. 

Diese höchst interessante Frage verdient, wie mir scheint, weitere genaue 
Bearbeitung. 

5. Der Übergang des Pankreassaftes in den Magen hat vielleicht auch für 
die Bestimmung des Säuregrades des Mageninhaltes eine Bedeutung, weil die 
Verminderung des Säuregrades oder die vollständige Neutralisation des Magen¬ 
inhaltes von den alkalischen Darmsäften herrühren kann. In solchen Fällen 
wird der verminderte Säuregrad des Mageninhaltes bei gewöhnlichen Methoden 
der Säurebestimmung meistens (besonders bei Verdacht auf Hypaciditas, achylia 
oder Cancer ventriculi) den veränderten Eigenschaften des Magensaftes oder seiner 
veränderten Menge zugeschrieben, obgleich die wirkliche Ursache manchmal in der 
Neutralisation durch die Darmsäfte liegen kann. In solchen Fällen würde man mit 
Erfolg die folgende Methode anwenden. In Fällen des verminderten Säurege¬ 
haltes des Magensaftes bestimmt man außerdem die Gesamtmenge der Chloride 


*) Ich erinnere daran, dafl ein Kehlen des Parallelismus zwischen der Salzsäuremenge und 
der Pepsinmenge zweifellos bewiesen ist. Der Gehalt an Salzsäure schwankt wenig, die Pepsin¬ 
menge dagegen ist grofien Schwankungen unterworfen. 


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Original-ArtikeL 


desselben und kann auf diese Weise bei Kenntnis der Menge des mit der Nah¬ 
rung eingeführten Chlors bestimmen, ob der geringe Säuregrad durch die Neutra¬ 
lisation der Salzsäure durch den alkalischen Darmsaft verursacht ist Dabei ist 
darauf zu achten, daß der Pankreassaft selbst ungefähr 0,3 bis 0,4 °/ 0 Ci und 0,5 
bis 0,6 # /o Alkali (als Na^COs gerechnet) enthält 1 ) 


Versuch 13. 


Einem Magenfistelhund (Bielka) sind in den Magen 200 ccm 0,5proz. HCl 
gegossen. 

Von Zeit zu Zeit wurde der ganze Inhalt aus dem Magen herausgelassen, 
gemessen und sofort wieder zurückgegossen mit Ausnahme von 10 ccm, welche 
zur Bestimmung der Azidität, des Chlorgehaltes und der Fermente zurückge¬ 
lassen wurden. v 


Nr. 

der 

Probe 

Termin der Probe 

Volumen der im Magen 
zurückgebliebenen 
Flüssigkeit in ccm 

Azidität derselben 
in % HCl 

| Die Menge CI 
in derselben in */ 0 

I 

, 40 Minuten nach 

| Beginn des Versuches 

i8s.° 

0,46 

°»45 

2 

1 60 Minuten 

> 75.0 

0,24 

042 

3 

»s „ 

95 .o 

0,16 

1 0.40 

4 

1 IOO 

O 

1 — 

1 — 


Versuch 14 (vollkommen analog dem vorigen). 

Einem Magenfistelhund (Lissa) sind in den Magen 200 ccm 0,5proz. HCl 
gegossen. 


Nr. 

der 

Probe 

Termin der Probe 

Volumen der im Magen 
zurückgebliebenen 
Flüssigkeit in ccm 

Azidität derselben 
in ®/o HCl 

Die Menge CI 
in derselben in °/ t 

1 

15 Minuten nach 

>85 

0,29 

o,43 


Beginn des Versuches 




2 

75 Minuten 

5,o 

0,33 

i 0,42 


Aus diesen Beispielen ist zu ersehen, daß der Säuregrad der in den Magen 
eingeführten Flüssigkeit allmählich sinkt; je schneller diese Verminderung des 
Säuregrades der Flüssigkeit vor sich geht, desto schneller verläßt letztere den 
Magen. Die Chlormenge bleibt dabei fast unverändert. 

Es ist interessant, die Resultate der Prüfung der gewonnenen Proben mit 
den angeführten Tatsachen zu vergleichen. 


Nr. 

Die für die Fibrinverdauung nötige Zeit (Bielka, Vers. 13) 

der 

Probe 

bei saurer Reaktion 

bei alkalischer Reaktion 
(alle Proben wurden gleich alkalisch gemacht) 

I 

60 Minuten 

12 Stunden 

2 

in 24 Std. nicht verdaut 

3 „ 

3 

in 24 Std. nicht verdaut 

4 


*) Der Chlor-* und Alkali-Gehalt der in den Magen zurücktretenden Galle kommt nicht in 
Betracht, da bei Eingießung von HCl in den Magen verhältnismäßig wenig Galle in den Magen 
Übertritt. 

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222 


Original-Artikel. 


Diese Tabelle zeigt, daß am Anfang des Versuches (Probe 1) die Pepsin¬ 
verdauung des Fibrins vorherrschte, dann aber (Proben 2 und 3) ganz aufhörte 
und der Trypsinverdauung Platz machte. 

Das positive Resultat der bei alkalischer Reaktion angestellten Eiweißver¬ 
dauungsprobe beweist ebenso sicher, wie die Chlorbestimmung, das Vorhanden¬ 
sein des Pankreassaftes im Magen, dabei ist die Verdauungsprobe einfacher und 
bequemer. 

Bei Einwirkung des sauren Magensaftes auf das Trypsin verliert letzteres 
nicht seine ei weiß verdauenden Eigenschaften; dank seiner Beständigkeit kann 
das Trypsin die Verdauungsarbeit im Magen leisten und ist leicht zu bestimmen. 

Bei der Untersuchung der aus dem Magen erhaltenen Flüssigkeit 
auf das Pankreasferment ist es zweckmäßig, die Verdauungskraft der Flüssig¬ 
keit 1. bei natürlicher 1 ) Reaktion, 2. nach Ansäuern bis 0,2—0,3 proz. HCl und 3. nach 
Alkalisieren bis 0,3—0,4 proz. Na 2 C0 3 zu bestimmen. Es ist zweckmäßig, die Ver¬ 
dauungskraft aller Proben nach Mett (Verdauung des festen Eiereiweißes) und auch 
auf Fibrin zu bestimmen, da die eine Methode die andere ergänzt. Andernfalls 
ist die Fibrinprobe als die empfindlichere vorzuziehen, da man mit ihrer Hilfe 
das Ferment noch in solchen Fällen entdecken kann, wo das feste Eiereiweiß 
schon unverändert bleibt. 

Der Vergleich der Verdauungsresultate der drei Proben (bei natürlicher, stark 
saurer und stark alkalischer Reaktion) wird zeigen, welches proteolytische 
Ferment Pepsin oder Trypsin in der Flüssigkeit vorhanden ist. 

Außer der proteolytischen kann man auch die lipolytisc he Eigenschaft der 
Magenflüssigkeit untersuchen. Das fettspaltende Ferment des Magensaftes ebenso 
wie das des Darmsaftes vermag nur in geringem Grade und nur emulgierte 
Fette zu spalten; das Vermögen, nicht emulgierte Fette energisch zu spalten, 
wird also mit Sicherheit das Vorhandensein des lipolytischen Fermentes des 
Pankreassaftes in der Magenflüssigkeit beweisen. 

6. Es bleibt noch zu sagen, daß man bei der gewöhnlichen Methode der 
Bestimmung der sogenannten motorischen Tätigkeit des Magens leicht getäuscht 
werden kann, wenn 'man beim Vergleiche der Menge der zurückgebliebenen 
Flüssigkeit mit der eingefiihrten Flüssigkeitsmenge nicht die besonders bei fetter 
Nahrung wahrscheinliche Möglichkeit des Überganges von großen Mengen von 
Pankreassaft in den Magen in Betracht zieht. 

7. Auch bei der Methode der Bestimmung der motorischen Tätigkeit des 
Magens mit Hilfe des Salols (und in analogen Fällen) ist an die Möglichkeit der 
Zerlegung des Salols im Magen selbst durch den Pankreassaft zu denken. 

Dieser Artikel ist sozusagen nur ein physiologisches Kanevas, auf dem nach 
meiner Überzeugung das Muster am besten durch meine Kollegen — die Klini- 
zisten — aufgetragen werden kann. 

Der Wunsch, die Klinizisten zur Bearbeitung der von mir beschriebenen Er¬ 
scheinung anzuregen, hat mich zum Schreiben dieses Artikels bewogen. 

Gewiß ist vieles, was in diesem Artikel über die Anwendung in der Klinik 
gesagt ist, mehr oder weniger problematisch. 

Ich als Physiologe halte es für meine Pflicht, alle theoretisch möglichen 

*) Als »natürliche« bezeichne ich die der Flüssigkeit selbst eigene Reaktion. Meistens war. 
die natürliche Reaktion schwach sauer, in anderen Fällen neutral oder schwach alkalisch. 

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Original-ArtikeL 


223 


und auf den physiologischen Tatsachen begründeten Folgerungen so vollständig 
als möglich zu entwickeln. 

Das endgültige Urteil über die von mir angeregte Frage und die Ausnutzung 
des Materials kommt aber der Klinik zu. 

Literatur. 

1) J. P. Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsdrüsen. Wiesbaden 1898, S. 195. 

2) M. Pfaundler, Wiener klinische Wochenschrift. 1899, S. 1012. 

3) M. Schener und A. Riegel, Zeitschrift fttr diätet and physikal. Therapie. 190X, 4, S. 462. 

4) A. Bulawinzeff, Dissertation. St Petersburg 1903. Hermanns Jahresber. 1903, S. 211. 

5) G. Gurewitsch, Dissertation. St Petersburg 1903. Hermanns Jahresber. 1903, S. 211. 

6) F. Horn borg, Skandin. Archiv für Physiologie. 1904, S. 209. 

7) F. Umber, Berlin, klin. Wochenschr. 1905, Nr. 3. 

8) A. Bickel, Ebenda. 1906. 

9) Cad6 et Latarjete, Journal de physiologie et pathologie generale. 1907. 

10) W. Boldyreff, Zentralbl. für Physiologie. 1904, Nr. 15. 

11) Gläflner, Zeitschr. für physiol. Chemie. 1904, S. 471. 

12) J. Wohlgemuth, Biochem. Zeitschr. 1906, Bd. II. — Berlin, klin. Wochenschr. 1907, 
Nr. 2. — Biochem. Zeitschr. 1907, S. 350. 

13) Volhard, Münch, mediz. Wochenschr. 1907, S. 403. 

14) A. Walther, Dissertation. St. Petersburg 1897. 

15) W. Sawitsch, Mitteilungen der Kaiserl. Milit-Med. Akademie zu St Petersburg. 1908. 


Die Grösse des Blutstroms in der Pfortader, seine Beeinflussung durch 
die Atmung und durch experimentelle Eingriffe. 1 ) 


Von 

Privatdozent Dr. Julius Schmid, 

Assistent der medizinischen Poliklinik, Breslau. 


Vor vier Jahren hat Herr Professor Hürthle in dieser Gesellschaft gleich¬ 
zeitig mit der Demonstration seiner Stromuhr über Untersuchungen mit der¬ 
selben berichtet, welche sich auf die quantitative Feststellung der Blutversorgung 
einzelner Organe und Körperteile bezogen. Es bildeten diese Untersuchungen 
eine wesentliche Ergänzung zu den wenigen, damals bekannten, vereinzelt da¬ 
stehenden Angaben in dieser Frage. Durch sie ergab sich die Möglichkeit eines 
Vergleichs der Blutversorgung der verschiedenartigsten Organe, welcher inter¬ 
essante Tatsachen zu Tage förderte. 

Ich gebe hier eine Zusammenstellung der Durchströmungswerte der auf 
ihre quantitative Blutversorgung untersuchten Organe und Körperteile (s. Tabelle 
auf S. 224). 

Danach ist die Blütmenge, welche in der Zeiteinheit durch gleiche Ge¬ 
wichtsteile einzelner Organe und Körperteile fließt, sehr verschieden groß. Sie 
hat für jedes gewissermaßen einen spezifischen Wert Dieser ist gegeben durch 
den jedem Organ zukommenden charakteristischen Bau seines Gefäßsystems, 
dessen Eigenart ohne Zweifel entwicklungsgeschichtlich mit den Emährungs- 
bedürfnissen bezw. der Funktion des Organs zusammenhängt 


l ) Nach einem in der schles. Ges. f. vat Kultur zu Breslau am 24. Jan. 1908 gehaltenen 
Vortrag. Die Versuche, über welche in Pflügers Arch. berichtet wird, wurden im physiolog. 
Institut (Professor Hürthle) ausgeftLhrt. 

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224 


Original-Artikel. 


Autor 


Tigerstedt. . 
Tschuewsky . 


Kaufmann und 
Chauveau . 
Jensen . . . 


Schmid 


Kaninchen 

Hund 


Kaninchen 

Hund 


Katze 

Hund 


Organ 


Niere 

Kopf 

Schilddrüse 
Hintere Extremität 
Muse, gracil. 

Oberlippenmuskel 

Gehirn 

» 

»Pfortaderorgane« 
(exkl. Leber) 


Minuten-Vol. pro ioo g Organ 
tätig 


Ich möchte nur auf einige wenige Einzelheiten der Tabelle hinweisen. Wie 
notwendig es z. B. für einen einheitlichen Vergleich der Durchströmungsmengen 
ist, daß die Strommessung im gleichartigen Zustand der Organe, nämlich, wo 
sich dies ermöglichen läßt, während der Ruhe vorgenommen wird, geht aus 
den Zahlenwerten für den ruhenden und den tätigen Muskel, für die 
ruhende und die tätige Niere hervor. — Die Verschiedenheit in den Werten 
für die Blutversorgung eines Muskels der unteren Extremität und der 
unteren Extremität in toto — immer auf das Einheitsgewicht von 100 g 
berechnet — läßt darauf schließen, daß den andern Geweben einer unteren 
Extremität außer der Muskulatur nur eine minimale Blutmenge zukommt. Den¬ 
selben Kontrast haben wir in der Blutversorgung von Gehirn und Kopf. Schlie߬ 
lich sei noch auf die gegenüber den übrigen Organen enorm große Blutmenge, 
welche (unter dieser Berechnung) der Schilddrüse zukommt, aufmerksam ge¬ 
macht. 


Da bekanntermaßen der Blutstrom, welcher durch die vom Splanchnicus inner- 
vierten Organen fließt, auf den Gesamtstrom einen außerordentlichen Ein¬ 
fluß ausübt, so mußte es von Interesse sein, auch einen quantitativen Einblick 
in die Blutmenge zu gewinnen, welche diesen Organen zukommt. 

Bei diesem Plan war ich der Frage, in welchen Teil des Gefäßgebiets die 
Stromuhr einzuschalten war, ohne weiteres enthoben, denn die arterielle Seite 
kommt deshalb nicht in Betracht, weil die in Rede stehenden Organe — Magen, 
Darm, Milz, Pankreas — von drei verschiedenen Arterien versorgt werden; es 
kam dafür zweckmäßigerweise nur der Pfortaderstamm in Betracht. Gelang es 
in diesen die Stromuhr einzuführen, so konnte in einer Bestimmung der gesamte 
durch die genannten Organe fließende Blutstrom gemessen werden. Damit be¬ 
stand aber für die Einführung der Stromuhrkanülen die Bedingung, daß diese 
in den Teil der Pfortader zu liegen kamen, weicher bereits alle in ihn ein¬ 
mündenden Venenzweige aufgenommen hat. Unter anfänglich erheblichen 
Schwierigkeiten konnten wir in einer Reihe von neun gelungenen Versuchen an 
der Katze dieser Forderung nachkömmen. Weniger günstig waren Versuche 
am Hund, wegen der Lage der Pfortader. Hier liegt die Pfortader bereits so 
hoch in der Zwerchfellkuppel und durch die Leber so verdeckt, daß die Strom¬ 
uhr nicht idealerweise in den Stamm der Pfortader eingetührt werden kann. 


Nur bei zwei von sieben gelungenen Versuchen war dies auch am Hund mög- 

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Original-Artikel. 


225 


lieh so, daß hier ebenso, wie bei den Versuchen an der Katze, der gesamte 
Pfortaderstrom gemessen werden konnte. 

Am Kaninchen lassen sich diese Versuche deshalb nicht ausführen, weil 
diese Tiere die zur Einführung der Stromuhrkanülen nötige, bis 15 Minuten 
währende Abklemmung der Pfortader, meist nicht überleben. Bei diesen Tieren 
ruft im Gegensatz zu den Fleischfressern die Abklemmung der Pfortader schon 
nach Minuten eine beträchtliche, und dann bald tötliche Senkung des Aorten¬ 
drucks hervor. 

Die der Tabelle unten angefügten Zahlenreihen enthalten die Werte, welche 
ich für den Gesamtpfortaderstrom unter, wenn man so sagen darf, normalen Be¬ 
dingungen erhalten habe. 

Es beträgt das Minuten-Volumen beim Hund 118 ccm, 

bei der Katze 42 „ 

Dies ergibt ausgerechnet auf 100 g vom Splanchnicus versorgter Organe 
beim Hund . 20 ccm, 
bei der Katze 29 „ 

Daß jedes einzelne dieser Organe bezüglich des ihm zukommenden Blut¬ 
stroms nicht gleichwertig ist, war zu erwarten und geht aus einem Versuche 
am Hund hervor, wo ich vor der Strommessung in der Pfortader eine solche in 
der Milzarterie vorgenommen habe. Der Blutstrom der Milz allein betrug zirka den 
6 fachen Wert gegenüber dem der übrigen Pfortaderorgane (für Einheitsgewichte). 

Bevor ich Ihnen mm über weitere Beobachtungen und über Versuche be¬ 
richte, welche sich an diese Untersuchungen anschlossen, bedarf es noch einer 
theoretischen Erörterung der verschiedenen Momente, welche die Stromverhält¬ 
nisse in der Pfortader beeinflussen. Letztere sind deshalb komplizierter Art, 
weil die Pfortader zwischen zwei verschiedene Kapillargebiete — I. vom Magen, 
Darm, Milz, Pankreas einerseits, II. der Leber andererseits — eingeschaltet ist, 
so daß also Strom und Druck von zwei Seiten her beeinflußt werden. Ersichtlicher¬ 
weise gibt uns daher auch, wenn wir den arteriellen Druck und den Druck in 
der Vena cava noch dazu kennen, Strom- und Druckmessung in der Pfortader 
exakten Aufschluß über den Widerstand dieser zwei Kapillargebiete. Blutstrom 
und Druck in der Pfortader sind nämlich abhängig vom Druck in der Aorta 
und in der Vena cava, ferner vom Widerstand in den Kapillarsystemen I und II. 
Für den Pfortaderdruck liegen die Verhältnisse einfach, insofern Aortendruck 
und Cavadruck in gleichem Sinn den Pfortaderdruck beeinflussen, während die Wider¬ 
stände der beiden Kapillarsysteme von entgegengesetztem Einfluß auf diesen 
sind. Komplizierter ist die Beurteilung der Art der Beeinflussung des Pfort¬ 
aderstromvolumens durch diese vier Faktoren. Wir gehen dabei am besten aus 
von der Veränderung des Stromvolumens in der Pfortader und fragen uns, welche 
Bedingungen müssen vorliegen, wenn das Stromvoiumen in der Pfortader bei 
dem jeweils bestehenden Pfortaderdruck zu- bezw. abnimmt. Nehmen wir den 
Druck in der Vena cava als konstant an, so zeigt bei gl eich bleibendem 
Aortendruck steigendes Stromvolumen bei steigendem Pfortaderdruck Er¬ 
weiterung des 1. Kapillarsystems, bei sinkenden Pfortaderdruck Erweiterung des 
2. Kapillarsystems — der Leberkapillaren an. Ein Sinken des Stromvolumens 
ist bei steigendem Pfortaderdruck die Folge einer Verengerung der Lebergefäße, 
bei sinkendem Pfortaderdruck des Kapillarsystems der Splanchnicusorgane (bei 
gleichbleibendem Pfortaderdruck einer Verengerung der beiden Kapillarsysteme). 

N. P. m. Jftbrpr. Digitized by GföOQlC 



326 


Qriginil-ArllkeL 


An diese Erörterungen kann ich nun zunächst Beobachtungen anknüpfen 
über die Beeinflussung des Pfortaderstroms durch die normale Atmung. 

Wir haben es anscheinend einem Zufall zu verdanken t daß wir bei einigen 
Versuchen den Einfluß der Atmung auf Strom und Druck in der Pfortader be¬ 
obachten konnten. Während nämlich bei der Mehrzahl der Versuche die Kurven¬ 
zeichnung fllr Stromvolumen und Druck in der Pfortader ohne deutliche Schwan¬ 
kungen verläuft, haben wir doch bei acht Versuchen am spontan atmenden Tier, 
bei der Katze und beim Hund gleichzeitig mit den Atmungsphasen verlaufende 
und regelmäßig sich wiederholende gleichartige Veränderungen in den Pfort¬ 
aderkurven erhalten. Hierfür hat die Markierung gleichzeitig fallender Punkte 
in der Atmungs- und in den »Pfortaderkurven« ergeben, daß während der In¬ 
spiration eine Verlangsamung des Pfortaderstroms eintritt, welche in der Regel 
mit dem Beginn der Exspiration oder erst während der Exspiration einer Be¬ 
schleunigung Platz macht. Diese Schwankungen im Pfortaderstrom sind be¬ 
gleitet von gleichzeitigen Veränderungen im Pfortaderdruck der Art, daß der 
Druck mit der inspiratorischen Stromverlangsamung regelmäßig ansteigt und mit 
der wiedereintretenden Strombeschleunigung wieder abfällt. 

Wir hatten erwartet, daß, wenn überhaupt respiratorische Stromschwankungen 
in der Pfortader vorhanden sind, diese gleichsinnig den respiratorischen Schwan¬ 
kungen im Blutstrom der Vena cava verlaufen, d. h. daß während der Inspiration 
eine Beschleunigung des Blutstroms eintrete. 

Die Erklärung dieser Beziehungen von Pfortaderstrom und Atmung macht 
Schwierigkeiten. 

Trotzdem intraabdominale Dnickschwankungen bei der zum Versuch nötigen, 
breiten Eröffnung des Abdomens an sich nicht möglich erscheinen, bleibt doch 
keine andere Erklärungsmöglichkeit, als diese ursächlich für die respiratorischen 
Pfortaderschwankungen heranzuziehen. Wir müssen nachträglich annehmen, daß 
wir bei diesen acht Versuchen — ohne den bestimmten Zweck zu verfolgen — 
das eröffnete Abdomen durch die zum Schutz gegen Abkühlung aufgelegten 
feuchtwarmen Tücher so gut abgedichtet haben, daß Druckschwankungen im 
Abdomen zustande kommen konnten. Aber auch damit sind wir noch nicht der 


Erklärungsschwierigkeit enthoben. 

Die respiratorischen Druckschwankungen im Abdomen sind nämlich nach 
Untersuchungen von Winkler am Hunde äußerst komplizierter Art. Er konnte 
vier Haupttypen aufstellen: Mit der Inspiration eintretende Drucksteigerung und 
Druckverminderung, dann noch infolge von zeitlich unregelmäßig auftretender 
Kontraktion der Bauchmuskulatur zwei gemischte Typen. Letztere fallen für 
unsere Betrachtung weg, da wir die Bauchmuskeln, um das Einführen der 
Stromuhr zu erleichtern, nach beiden Seiten hin quer durchtrennt haben. Bei 
unseren Tieren war nur das Zustandekommen der einfachen inspiratorischen 
intraabdominalen Drucksteigerung durch das Tiefertreten des Zwerchfelles oder 
der einfachen inspiratorischen Druckverminderung durch Erweiterung der unteren 
Thoraxapertur möglich. Inspiratorische intraabdominale Druckverminderung 
kann nun keinesfalls eine Stromverlangsamung in der Pfortader hervorrufen, 
aber auch von der intraabdominalen Drucksteigerung müssen wir annehmen, 
daß sie an sich nur ein Auspressen des Blutes aus den Venen, also eine Strom¬ 
vermehrung in der Pfortader bewirken kann. Nur durch eine irgendwie er¬ 


mittelte lokale Kompression des Pfortadersystems, etwa in der Leber — durch 


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Original-Artikel. 


227 


Tiefertreten des Zwerchfells — könnte die inspiratorische intraabdominale Druck¬ 
steigerung zu den von uns beobachteten Erscheinungen am Pfortaderstrom 
führen. Eine experimentelle Begründung dieser Erklärung wäre aber noch zu 
geben. Es ist mir übrigens wahrscheinlich, daß bei geschlossener Bauchhöhle 
der Pfortaderstrom ebenso verschiedenartig von der Atmung beeinflußt werden 
kann, wie dies von Winkler für den intraabdominalen Druck gezeigt 
worden ist 

Auf Grund von topographischen Studien über die Lage der Pfortader zu 
den umliegenden Organen an menschlichen Leichen kam C. Hasse zu einem 
Schluß, der sich mit unseren Resultaten am Tier durchaus deckt Er nimmt an, 
daß die Pfortader bei der Inspiration eine lokale Kompression erfährt, so, daß 
ihr Blutstrom verlangsamt wird, während andererseits aus der Leber Blut in die 
Vena cava gepreßt wird. 

Sie werden nachher die Kurve eines Versuches projiziert zu sehen be¬ 
kommen, bei welchem ich durch Einblasen von Luft in die Tracheal¬ 
kanüle eine intrabronchiale Drucksteigerung hervorgerufen habe. Bekannter¬ 
maßen hat dieser Versuch nach einer vorübergehenden Steigerung des Aorten¬ 
druckes eine mehr oder weniger beträchtliche Senkung desselben zum Teil durch 
die Vergrößerung des Widerstandes des Lungenkreislaufs, zum Teil durch die 
Beeinträchtigung des Bluteinstroms in den Thorax zur Folge. Dieser Tiefstand 
des Aortendrucks dauert an, bis wieder normale intrabronchiale Druckverhält¬ 
nisse bestehen. Ungefähr proportional der Abnahme des Aortendruckes nimmt 
nun auch als Folge der Verminderung der treibenden Kraft das Stromvolumen 
der Pfortader ab. Dagegen nimmt der Druck in der Pfortader zu. Die Er¬ 
klärung für dieses Verhalten des Pfortaderdruckes liegt nach unseren oben gege¬ 
benen Auseinandersetzungen in einer Erhöhung des Widerstandes entweder in 
der Leber oder in der Vena cava. Wie wir nun aus zwei Versuchen, bei denen 
neben dem Pfortaderdruck auch der Druck in der Vena cava gemessen wurde, 
entnehmen, nimmt während intrabronchialer Drucksteigerung der Druck in der 
Vena cava, was ja auch zu erwarten ist, beträchtlich zu. Dadurch ist eine Be¬ 
hinderung für den Abfluß des Pfortaderblutes aus der Leber nach der Vena cava 
geschaffen, was notwendig den Druck in der Pfortader steigern muß. 

Einiges Interesse beanspruchen weiterhin Versuche mit Infusion von Adre¬ 
nalin in die Vena facialis. Es ist aus onkometrischen Versuchen an der Milz 
und dem Darm bekannt, daß die Arterien des Splanchnicusgebietes durch 
irgendwo intravenös appliziertes Adrenalin intensiv verengert werden. Man 
nahm sogar an, daß gerade diese Arterien eine besondere Affinität zu Adre¬ 
nalin besitzen, doch kann davon nicht die Rede sein, denn die Reaktion dieser 
Gefäße ist durchaus verschieden in ihrer Intensität und ich habe selbst einen 
Versuch aufzuweisen, wo trotz intensiver, an der arteriellen Drucksteigerung er¬ 
kennbarer Adrenalinwirkung auf das Gefäßsystem keine Verengerung der Splanch- 
nicusgefäße, sondern (kompensatorisch) eine Erweiterung aufgetreten ist. Es 
ist also mehr weniger dem Zufall überlassen, ob eine Verengerung der Splanch- 
nicusgefäße auf Adrenalin erfolgt und wie intensiv dieselbe ist, es ist dies eben 
abhängig davon, ob und wieviel von dem Gefäßgift jeweils in die Splanchnicus- 
gefäße gelangt. Ich führte dies deshalb an, weil in umgekehrtem Sinne lange 
mit Unrecht von den Gehimarterien angenommen wurde, daß diese sich dem 
Adrenalin gegenüber refraktär verhalten und weil wir andererseits von den 

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228 


Original-Artikel. 


Lungengefäßen durch Gerhardt mit Sicherheit wissen, daß das Adrenalin auf 
sie keine verengernde Wirkung auszuüben vermag. 

Die Messung des Stromvolumens in der Pfortader hat bei diesen Adrenalin- 
Versuchen nichts besonders Auffallendes ergeben. Bei den meisten Versuchen 
sinkt — entsprechend der Verengerung der Gefäße — das Stromvolumen unge¬ 
fähr gleichzeitig mit dem Steigen des Aortendruckes mehr oder weniger erheblich 
ab (bei dem Versuch, den Sie nachher projiziert sehen werden, kam es zu einem 
über eine Minute lang andauernden vollständigen Stocken des Pfortaderstroms). 
Das Stromvolumen fängt dann nach mehr oder weniger lang andauerndem 
niedrigen Stand wieder an zu steigen — auch wieder ungefähr gleichzeitig mit 
dem beginnenden Abfall des Aortendruckes. 

Einen merkwürdigen Verlauf nimmt dagegen die Pfortaderdruckkurve. Man 
sollte glauben, daß der Pfortaderdruck mit der Verminderung des Stromvolumens 
sinkt und mit dessen Zunahme wieder ansteigt. Tatsächlich sinkt aber der Druck 
nur ganz vorübergehend und wenig ab und steigt vielmehr meist schon, während 
das Stromvolumen noch in der Abnahme begriffen ist, zu hohen, den ursprüng¬ 
lichen weit überschreitenden Werten an. Und diese Pfortaderdrucksteigerung 
kann die übrigenZeichen von Adrenalinwirkung vor allem die Aortendrucksteigerung 
sogar überdauern. 

Es ist klar, daß nur das initiale Sinken des Pfortaderdruckes mit den durch 
das Adrenalin hervorgerufenen Veränderungen im Tonus des Darmgefäßsystems 
zu erklären ist. Die während der Verminderung des Pfortaderstromvolumens 
auftretende Drucksteigerung kann aber nur durch eine Veränderung im 
Widerstand der stromabwärts von der Meßstelle gelegenen Gefäße gelegen sein: 
also durch Verengerung der Pfortadergefäße der Leber oder durch Erhöhung 
der Druckes in der Vena cava. Diese beiden Möglichkeiten habe ich experi¬ 
mentell geprüft. 

Die Frage, ob, durch Adrenalin eine Erhöhung des Leberwiderstandes durch 
Kontraktion der Pfortaderzweige eintritt, habe ich durch folgenden Versuch ent¬ 
schieden. In den Stromuhrzylinder wurde während einer Füllung mit Bewegung 
des Pistons von oben nach unten Adrenalin eingeführt und so ermöglicht, daß 
dieses zunächst in die Pfortaderzweige der Leber und dann erst event. in den 
übrigen Kreislauf gelangt. Dabei zeigte sich mit dem Einfließen des Adrenalin 
in die Pfortaderzweige der Leber alsbald eine Verlangsamung des Strom Volumens 
mit Steigerung des Druckes in der Pfortader — erst nachträglich stellte sich auch 
eine aber nur unerhebliche Steigerung des Aortendruckes ein. Das Adrenalin 
wirkt also ebenso auf die Pfortaderzweige verengernd, wie auf die arterielllen 
Gefäße des Splanchnicusgebiets. Ob diese Reaktion der Venenwand in der 
Leber auf Adrenalin auch der Wand des Pfortaderstammes und gar den diesen 
bildenden Venen zukommt, wissen wir nicht, es ist aber anzunehmen, daß auch 
diese eine Verengerung durch Adrenalin erfahren. 

Da ferner eine Druckmessung in der Vena cava nach Adrenalininjektion in 
die Vena facialis keine Drucksteigerung ergab, so war die Frage, von der wir 
ausgingen, dahin entschieden, daß die Pfortaderdrucksteigerung, welche 
während der durch Adrenalin hervorgerufenen Stromverlangsamung auftritt, die 
Folge ist von der Einwirkung des Adrenalins auf die Pfortaderzweige der 
Leber. 

In derselben Weise wurden Versuche mit intravenöser Digitalisinjektion 


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Original-Artikel. 


229 


gemacht Das Resultat dieser Versuche verdient deshalb besonderes Interesse, 
weil es im Gegensatz steht zu der bisherigen durch die Untersuchungen von 
Gottlieb und Magnus gegebenen Annahme über die Wirkung dieses Körpers. 
Diese Autoren fanden auf onkometrischem Weg eine durch Injektion reiner 
Digitaliskörper regelmäßig zustandekommende Verengerung der Gefäße des 
Splanchnicusgebiets. Meine Versuche brachten durchweg das gegenteilige Ver¬ 
halten der Splanchnicusgefäße. Kurz nach der Injektion der Digitalis trat eine 
allmählich zunehmende, bis zur doppelten Höhe des ursprünglichen Wertes 
gehende Steigerung des Stromvolumens der Pfortader auf. An diese Periode 
der Stromzunahme in der Pfortader schloß sich nun in einigen Versuchen eine 
solche der Stromverminderung an, welche dann mit dem Tod des Tieres endigte. 
Bei diesen letzteren Versuchen war die Aortendrucksteigerung immer wesentlich 
höher als bei den anderen. Gottlieb und Magnus haben bei ihren Versuchen 
wesentlich höhere Aortendrucksteigerung erhalten, es ist daher wohl möglich, 
daß die Verschiedenartigkeit der Resultate darin liegt, daß wir die Digitalis in 
Form eines Infuses (mit meist nicht tötlichem Effekt) angewandt haben, jene in 
Form reiner Körper (in tötlicher Dosis). Da wir aber auch bei den Versuchen, 
welche ausschließlich Zunahme des Pfortaderstroms zeigten, Aortendrucksteige¬ 
rung erhalten haben — geringeren Grades als der Vermehrung des Pfortader¬ 
stromvolumens entsprechen würde — so müssen wir annehmen, daß die Digitalis in 
Form des Infuses in erster Linie auf die Gefäße der Peripherie (Haut und Muskula¬ 
tur) verengernd und auf die Splanchnicusgefäße (kompensatorisch) erweiternd wirkt, 
und daß nur unregelmäßig — unter nicht bekannten Umständen — nachträglich 
auch noch eine Verengerung der Splanchnicusgefäße zustande kommen kann. 

Aus meinen weiteren Versuchsresultaten möchte ich noch die besprechen, 
welche sich auf die Beeinflussung des Pfortaderstroms durch Splanch- 
nicusreizung beziehen, deshalb nämlich weil die Reizung des Nervus splanchni- 
cus einen im Detail eigenartigen Einfluß auf den Pfortaderstrom hervorruft. Es 
ergibt sich dies genauer allerdings nur bei der Messung der Kurven, Gröberes 
werden Sie aber auch an dem projizierten Bild eines solchen Versuchs erkennen 
können. 

Ich habe diese Versuche alle an Katzen ausgeführt, da bei diesen die 
Nn. splanchnici von der Bauchhöhle aus leicht zugänglich sind, während die 
Präparation dieser Nerven und das Anlegen von Elektroden um dieselben beim 
Hunde vom Bauch aus erheblicher Schwierigkeiten bietet. Zu der Reizung 
wurden immer die Nervi splanchnici majores benutzt und zwar waren 
die Elektroden am peripheren Ende des durchschnittenen Nerven angelegt. 
Der intensiveren Wirkung wegen habe ich immer beide Nerven gleichzeitig 
gereizt 

Wir beobachten nun bei der Reizung folgendes: Ungefähr 1—2 Sek. nach 
ihrem Beginn fängt der arterielle Druck allmählich an zu steigen und er¬ 
reicht nach weiteren 4—6 Sekunden seinen Höhepunkt, auf welchem er noch 
20—60 Sekunden über die Reizungsdauer hinaus unverändert verharrt. Das 
Stromvolumen der Pfortader erfährt mit Beginn der Reizung merkwürdigerweise 
zunächst eine Steigerung, oder es bleibt unverändert — erst nach 5—8 Sekunden 
tritt dann eine allmählich zunehmende Verminderung ein — diese hält nur kurz 
an und es folgt dann wieder allmähliche Zunahme. — Diese Zunahme des 
Stromvolumens fällt nicht immer zusammen mit dem beginnenden Abfall des 

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Original-Artikel. 


Aortendruckes — es kann vielmehr der Aortendruck schon vorher wieder ab¬ 
sinken. 

Diesen erheblichen Veränderungen im Stromvolumen der Pfortader gegen¬ 
über zeigt der Pfortaderdruck verhältnismäßig nur geringe Schwankungen. Im 
ersten Stadium der Reizung zeigt sich gar keine Veränderung — mit Abnahme 
des Stromvolumens tritt dann eine geringe Senkung des Pfortaderdruckes ein, 
die aber nur ganz kurz andauert, denn noch während das Stromvolumen abfällt 
oder auf seinem Minimum verharrt, steigt der Pfortaderdruck wieder zu seinem 
ursprünglichen Wert an oder übersteigt diesen. 

Die Splanchnicusreizung bewirkt bekanntlich eine Kontraktion der Gefäße 
des diesen Nerven unterstellten Gefäßbezirks und ruft durch die damit gesetzte 
Erhöhung des Widerstandes in diesem ausgedehnten Stromgebiet eine Steigerung 
des Aortendruckes hervor. Es war danach gleichzeitig mit der Aortendruck- 
steigerung oder eher noch vorher als deren Ursache eine Verminderung des 
Pfortaderstroms, mit Absinken des Pfortaderdruckes — als Folge der zu dieser 
Zeit sicher bestehenden Einengung des Gefäßgebietes — zu erwarten. Wir 
haben dagegen gesehen, daß die Aortendrucksteigerung früher auftritt, als die 
Verminderung des Pfortaderstroms, daß erstere sogar einhergehen kann mit einer 
Vermehrung des Pfortaderstroms. Diese Erscheinung ist nicht anders als mit der An¬ 
nahme zu erklären, daß die Gefäße (nach den Untersuchungen vonMallliandelt es 
sich dabei nicht bloß um die Arterien, sondern auch um die Venen) bei ihrer Kon¬ 
traktion ihren Inhalt gleichzeitig auspressen, so, daß der Blutstrom in der Pfort¬ 
ader trotz des verminderten Zustroms aus der Aorta doch zunächst gleich bleibt 
oder sogar gesteigert sein kann. 

Während der 2. Phase der Reizung kommt es dann auch zum Ausdruck, 
daß sich nicht bloß die Arterien, sondern auch die Pfortader und ihre Leber¬ 
verzweigungen verengern. Dies geht unzweideutig aus dem Verhalten des Pfort¬ 
aderdruckes hervor. Dieser verläuft ja nicht gleichmäßig mit dem Stromvolumen 
der Pfortader, sondern fällt beim Absinken des letzteren nur verhältnismäßig wenig, 
um noch während der Periode des niederen Stromvolumens wieder zum früheren 
Wert anzusteigen. Es scheint nach wenigen Versuchen, als ob die Reaktion der 
Venen auf die Nervenreizung eine länger andauernde wäre, als die auf die ar¬ 
teriellen Gefäße, nämlich da, wo bei wieder ansteigendem Stromvolumen der 
Pfortaderdruck sich noch weiter hebt, wo also offenbar der anschwellende Blut¬ 
strom sich durch ein verengtes Lumen hindurchzwängt. 

Wenn der Bericht über diese Untersuchungen auch viele Einzelheiten bringen 
mußte, die nicht jedem von Ihnen von Interesse sein konnte, so hat er Sie 
doch ohne Zweifel von der Bedeutung der Strom- und Druckmessung in einem 
Gefäßbezirke, zumal unter experimentell veränderten Verhältnissen und von der 
Brauchbarkeit der hier verwendeten Stromuhr auch bei schwer zugänglichen 
Gefäßen überzeugt. 


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Original-Artikel* 


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(Aus dem Pathologischen Laboratorium der Universität von Amsterdam.) 

Ober den Nachweis kleiner Mengen Oallenfarbstöttes ln Fftzes 

und Blut. 

Von 

F. A. Steensma. 

Wenn die Fäzes größere Mengen Gallenfarbstoffe enthalten, gelingt es leicht y 
mittels der Gmelinschen Reaktion oder der Schmidtschen Sublimatprobe den¬ 
selben nachzuweisen. Kleine Mengen Bilirubins entziehen sich dem Nachweis. 1 ) 
Es ist mir aber gelungen, auch kleinste Mengen Gallenfarbstoff nachzuweisen, 
indem ich in folgender Weise vorging. 

Etwa 5 g Fäzes werden in einem Mörser mit Alkohol (9ö°/ 0 ) zusammen 
gerieben und das Gemisch in. einem Kolben auf dem Wasserbade erhitzt. Nach 
einiger Zeit wird der Alkohol dekantiert und durch eine neue Portion ersetzt 
Dieses Verfahren wird wiederholt, bis der Alkohol keinen oder fast keinen Farb¬ 
stoff mehr aufnimmt. Der Rückstand wird im Mörser nach Zusatz von etwas 
verdünnter Kalilauge mit Alkohol verrieben, die Flüssigkeit filtriert das Filtrat 
mit wenig Salzsäurealkohol (konzentrierte Salzsäure 5 ccm, Alkohol 9ö°/ 0 bis 
100 ccm) angesäuert und gekocht: grüne Farbe. Bleibt die grüne Farbe aus, 
so setzt man nur noch einen Tropfen Natriumnitrit hinzu.*) 

Dieses Verfahren kann nicht ohne vorhergehende Alkoholextraktion der 
Fäzes angewendet werden. Nimmt man nämlich von dieser Extraktion Abstand, 
so bekommt man eine rot-violette, von Urobilin, Indol usw. herrührende Farbe. 

Die beschriebene Methode steht scheinbar mit einem von Salkowski 8 ) an¬ 
gegebenen Verfahren zum Nachweis des Gallenfarbstoffes im Dünndarminhalt 
in Widerspruch. Das Salkowskische Verfahren beruht aber auf der Löslich¬ 
keit des Bilirubins aus Dünndarminhalt in Alkohol. Bilirubin aus Fäzes löst sich 
aber in Alkohol nicht. 

Bilirubin im Blute ist sehr leicht nachzuweisen. Das Serum oder das Blut 
selbst wird einfach mit Alkohol versetzt (2 Teile Blut, 3 Teile Alkohol) und 
filtriert. Das Filtrat wird mit Salzsäurealkohol angesäuert, erhitzt und eventuell 
Natriumnitrit hinzugesetzt: grüne Farbe, wenn Bilirubin vorhanden war. Wenn 
es sich nur um Spuren Bilirubins handelt, so wird der Niederschlag gründlichst 
mit Alkohol nachgewaschen, die gesammelten Filtrate auf dem Wasserbad kon¬ 
zentriert und auf die beschriebene Weise behandelt. 

Die zwei erwähnten Verfahren zeigen, daß der Gallenfarbstoff sich in zwei 
Formen im Körper vorfinden kann. In einigen Fällen kann Bilirubin mittels 
Alkohol ausgezogen werden (Blut, Dünndarminhalt), in anderen Fällen (Fäzes, 
Gallensteine) ist dies nicht möglich. Hieraus folgert eine allgemeine Methodik 
zum Nachweis des Gallenfarbstoffes in irgend einer Substanz: 

1. Man zieht mit Alkohol aus, filtriert und untersucht das Filtrat auf die 
oben beschriebene Weise mittels Salzsäurealkohol und Natriumnitrit Störende 
Farbstoffe kann man eliminieren, indem man das alkoholische Filtrat bis auf ein 


] ) Schmidt und Strasburger, Die Fäxes des Menschen. 
*) Steensma, Biochem. Zeitschr., Bd. VIII, S. 209. 

*) Arbeiten aus dem Path. Inst., Berlin 1906, S. 583. 


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232 


Referate. 


kleines Volum eindampft, den Rückstand mittels Natriumkarbonat löst und nach 
Huppert-Salkowski behandelt. 

2. Der Rückstand wird nach wiederholtem Auskochen mit Alkohol, bis keine 
Farbstoffe mehr abgegeben werden, in einem Mörser mit alkoholischer Kalilauge 
behandelt, filtriert, mit Salzsäurealkohol angesäuert, erhitzt und eventuell Natrium¬ 
nitrit hinzugesetzt. 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

542) Loeb, L. u. Leopold, S. On the difference in the results obt&ined 
after inoculation of tumors into the individual in which the tumor had de- 
veloped spontaneously, and into other individuale of the same spezies. (Über 
die Verschiedenheit der Resultate, nach Impfung von Geschwülsten in demselben 
Tier, bei welchem sie spontan gewachsen sind, und nach Impfung derselben 
Geschwulst auf andere Tiere derselben Art.) (Joum. of medical research 1907, 
Bd. XVn, S. 299 .) 

Im Gegensatz zu Ratten- und Mäusetumoren können Hundetumoren mit ganz 
wenigen Ausnahmen nicht erfolgreich auf andere Individuen derselben Spezies 
übertragen werden. Verfasser untersuchen, ob Hundetumoren auf den ursprüng¬ 
lichen Träger des Tumors erfolgreich übertragen werden können. In zwei 
parallelen Versuchsreihen ergibt sich, daß, während bei anderen Individuen der¬ 
selben Spezies die übertragenen Stücke bald nekrotisch werden, bei dem ur¬ 
sprünglichen Träger des Tumors die Stücke nach der Transplantation in toto 
am Leben bleiben. Ein ähnliches Ergebnis hatten frühere Übertragungen eines 
Brustadenoms einer Ratte. Nach erfolgreicher Übertragung von Ratten- und 
Mäusesarkomen und Karzinomen auf andere Individuen derselben Spezies tritt 
hingegen eine zentrale Nekrose des übertragenen Stückes auf. Unter Berück¬ 
sichtigung weiterer Ergebnisse der experimentellen Gewebs- und Tumorforschung 
schließen Verfasser, daß die Annahme einer Reihe verschiedener, das Leben und 
das Wachstum der Gewebe bestimmender spezifischer Stoffe die bisher bekannten 
Tatsachen am besten erklären kann. Hirschfelder . 


543) Poggenpol, S. M. Zur Frage über die Veränderungen der Bauch¬ 
speicheldrüse bei Leberzirrhosen. Aus der therapeutischen Klinik von Prof. 
W. N. Sirotinin. (Verhandlungen der Gesellschaft russischer Ärzte zu St. Peters¬ 
burg, Sept./Okt. 1907—1908.) 

Der Berichterstatter untersuchte mikroskopisch das Pankreas in 24 Fällen 
von Leberzirrhose (22 atrophische und 2 hypertrophische Zirrhosen). Er fand, 
daß sowohl bei atrophischer als auch bei hypertrophischer Leberzirrhose als Grund¬ 
veränderung der Bauchspeicheldrüse eine, in verschiedenem Grade ausgeprägte 
Sklerose erscheint; die Ausführungsgänge, deren Epithelbedeckung pathologisch 
verändert oder nicht ganz imverletzt ist, bilden in der überwiegenden Zahl der 
Fälle den Ausgangspunkt dieser Sklerose. Indem er die Veränderungen in der 
Leber und im Pankreas verglich, fand der Berichterstatter, daß das Bindegewebe 
der Leber verschiedene Stufen der Reife aufweisen kann, während es in der 
Bauchspeicheldrüse in allen Fällen, zum größten Teil reif erschien. Außerdem 
stellte er fest, daß in seinen Fällen, zwischen der Intensität der pathologischen 
Prozesse, in beiden Organen, kein strenger Parallelismus herrschte. Diese und 
einige andere Tatsachen klinischen Charakters brachten den Berichterstatter zu 
der Überzeugung, daß augenscheinlich das Pankreas früher als die Leber vom 
pathologischen Prozeß in Mitleidenschaft gezogen wird, und daß für die Leber¬ 
zirrhosen die enterogene Theorie anwendbar ist B. Babkin. 


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Referate. 


233 


544) v. d. Eeckhout» A. Stadien Aber die hypnotische Wirkung in der 
Valerians&uregrappe. Tierarzneischule, Brüssel. (A. f. experim. Path. u. Pharm. 
1907, Bd. 57, S. 338.) 

Es handelt sich zunächst um Untersuchungen über die hypnotische Wirkung 
des Bromurals (Monobromisovalerianylharnstoff) bei Fröschen, Kaninchen und 
Hunden. Die Wirkung als Narkotikum ist bei allen drei Tieren eine prompte; 
bei den schlafmachenden Dosen bestehen keinerlei Nebenwirkungen. Bei toxischen 
Dosen tritt als erste Nebenwirkung eine Beeinträchtigung des Atemzentrums auf, 
die Atmung wird verlangsamt, ohne daß eine entsprechende Vertiefung eintritt. 
Dabei bleibt aber der Blutdruck unbeeinflußt. Sehr große toxische Dosen, welche 
die Atmung schon stark beeinflussen, führen nur selten den Tod des Tieres herbei. 
Eine kumulative Wirkung kommt dem Bromural nicht zu. Der Magen wird 
durch dasselbe nicht gereizt. — Daran anschließend wurde eine Reihe anderer 
Derivate der Valeriansäuren auf ihre narkotischen Eigenschaften untersucht. 
Methodisch ging Verfasser nach Hans Meyer und Overton vor und prüfte die 
Grenzkonzentrationen der Lösungen, welche zur Narkose kleiner Fische nötig 
sind. Die auf diese Weise ermittelte Wirkungsstärke von Substanzen wurde 
zur Prüfung auf den von den obigen Autoren festgestellten Parallelismus von 
Wirkungsstärke und relativer Fettlöslichkeit mit dem Verhalten des Teilungs¬ 
koeffizienten ihrer Verteilung zwischen Öl und Wasser verglichen. Dieser Pa¬ 
rallelismus hat sich beim Vergleich analoger Produkte auch ergeben. — Jod- 
isovalerianylharnstoff und Chlorisovalerianylharnstoff wirken auf Frösche ebenso, 
wie das Bromsubstitutionsprodukt, dagegen hat Jodisovalerianylhamstoff im Gegen¬ 
satz zum letzteren keine Wirkung bei Warmblütern. Schmid. 

545) Berri u. Belgrano. Aggressine rispetto alla cocaina ed alla morfina. 

(Aggressinbildung gegenüber Kokain und Morphin.) Aus dem Ist. di Clin, 
med. zu Genua. (Gazz. degli osped. Sept. 1907, Nr. 117.) 

Es existiert für das Kokain eine Substanz unbekannter Natur, die den Ab¬ 
lauf der Kokainintoxikation abkürzt und welche man nach Analogie mit der 
bakteriologischen Nomenklatur nach dem Vorgänge Tedeschis Aggressin nennen 
mag. Wiederholte Injektionen zentrifugierten aggressinreichen Pleuraexsudats 
vermögen Kaninchen gegen eine tötliche Kokaindosis zu immunisieren; ebenso 
macht das Serum eines derart immunisierten Tieres ein anderes gegen die töt¬ 
liche Dosis immun. Das Serum immuner Kaninchen scheint in geringem Grade 
antiaggressinhaltig zu sein. Ganz ähnlich wie für Kokain liegen die Verhältnisse 
für Morphin. M. Kaufmann . 

546) Sotti 9 Guido. Deila inaufücenza capsulare acuta in rapporto a malattie 
acute o croniche delle ghiandole surrenali. (Über akute Nebenniereninsuffizienz 
im Gefolge von akuten oder chronischen Nebennierenaffektionen.) Aus dem 
pathol.-anat. Inst, zu Pisa. (Ii Policlinico, Sez. med., Jan. 1908, Nr. 1.) 

Ein 24jähriger Mann erkrankt nach mehrstündigem Arbeiten in der Sonne 
ganz akut mit heftigen Leibschmerzen, Schwindel, Bewußtlosigkeit, Erbrechen, 
Meteorismus, Herzschwäche und stirbt nach acht Tagen. Bei der Autopsie findet 
sich: Atrophie und Nekrose der linken Nebenniere im Gefolge eines wohl durch 
Ruptur einer Vene der Fettkapsel entstandenen perikapsulären Hämatoms; 
Atrophie und Sklerose des plexus suprarenalis und des linken Ganglion semilunare; 
vollständige Atrophie der rechten Nebenniere. (Umfangreiches Literaturver¬ 
zeichnis.) M. Kaufmann. 

547) Oestreich, R. (Berlin) u. Strauß, H. (Berlin). Über Vorkommen und 
Deutung einiger histologischer Veränderungen am Magen-Darmkanal bei perni¬ 
ziöser Anämie. (Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 41, S. 1300—1302.) 

Das Bild der perniziösen Anämie kann durch verschiedenartige Ursache 
bedingt werden. Auch vom Verdauungskanale aus können destruktive Einflüsse 
auf das hämatogenetische System ihren Ausgangspunkt nehmen. Die Bedeutung 
der einzelnen bei der enterogenen Entstehung wirksamer Momente ist noch un¬ 
klar. Beweis: Fast alle Autoren nehmen eine besondere Disposition für die 
Wirkung dieser Einflüsse an. Aus der Untersuchung der beiden Autoren erhellt 

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234 


Referate. 


jedoch, wie sehr die Lymphozytenvermehrung im Magendarmkanal bei der Be¬ 
trachtung der pathologischen Anatomie der perniziösen Anämie Berücksichtigung 
verdient. Bomstein . 


548) Riddle, Oscar u. Matthews, S. A. Der Blutdruck bei Vögeln und 
die Beeinflussung durch Arzneistoffe. (Am. Phys. 1. Juni 1907, Nr. 19, S. 108 
bis 116, Chicago, Univ. Hüll Labor, of Zool. u. Biochem.) 

Verfasser folgern aus ihren Versuchen, daß der arterielle Druck bei Vögeln, 
wie ja schon einige Versuche von Blake und Volkmann zeigten, praktisch 
dieselbe Bedeutung wie bei den Säugetieren hat. Der venöse Druck in den 
Schwingen der Vögel ist in seiner Stärke dem in den vorderen Gliedmaßen der 
Säugetiere vorhandenen vergleichbar. Der kapillare Druck ist bei beiden gleich. 
Über die täglichen Schwankungen der Blutdrucke liegen keinerlei Beobachtungen 
vor. Eine Anzahl Arzneistoffe beeinflussen den Blutdruck der Vögel in derselben 
Weise wie bei den Säugetieren. Aus den Versuchen geht weiter hervor, daß 
die Anwesenheit von Digitalis und Chlorbaryum im Blute die Ernährung der 
oberflächlichen Gewebe von Vögeln begünstigt, während durch Amylnitrit 
MgSO* und Mutterkorn die Ernährung der Haut und deren Anhänge geschädigt 
wird. Brahm. 

549) Winterberg, Heinrich. Über die Wirkung des Physostigmins auf das 
Warmblüterherz. (Z. f. experim. Pathol. u. Therapie 1907, Bd. 4, S. 636—667.) 

Verfasser widerlegt die Anschauung von Harnack und Witkowski (A. f. 
exper. Pathol. u. Pharmak. 1907, Bd. 5, S. 418), wonach das Physostigmin ein 
die Erregbarkeit des Herzmuskels steigerndes Gift ist, das den Vagus selbst 
gänzlich unbeeinflußt läßt. Im Gegensatz hierzu findet der Verfasser, daß das 
Physostigmin die Erregbarkeit des kardialen Hemmungsapparates (Vagus) in 
hohem Grade steigert. Die Steigerung ist innerhalb gewisser Grenzen der an¬ 
gewandten Giftmenge proportional und nimmt nach sehr großen Dosen wieder 
ab. Die Pulsverlangsamung bei Physostigminvergiftung ist im wesentlichen eine 
sekundäre, durch die gesteigerte Erregbarkeit des Vagus bedingte Erscheinung. 
Als Folge der Verlangsamung ergibt sich eine Vergrößerung des Schlagvolumens 
und der Pulswellen. Neben der gesteigerten Erregbarkeit des Vagus wird auch 
eine direkte Reizwirkung ausgeübt. Das Physostigmin hebt innerhalb gewisser 
Grenzen die Atropin-, Curare- und Nikotin Wirkung (Lähmung des Vagus) auf. 
Verfasser hält es für möglich, das Physostigmin auf Grund seiner vaguserregenden 
Wirkungen therapeutisch bei vaguslähmenden Anfällen zu verwenden. 

Abderhalden . 

550) Rothberger, C. Jul. Über die Wirkung des Giftes der El-Tor-Vibrionen.. 

(Ztschr. f. exper. Pathol. u. Therapie 1907, Bd. 4, S. 627—636.) 

Versuche an lebenden Tieren und Durchströmungsversuche am überlebenden 
Herzen charakterisieren das Toxin der El-Tor-Vibrionen als akutes Herzgift. Die 
akute Giftwirkung (Drucksenkung mit Blähung des Herzens) ist unabhängig von 
einem gleichzeitig vorhandenen hämolytisch wirkenden Hämotoxin und kann 
durch entsprechende Mischung mit Antitoxin paralysiert werden. Abderhalden . 

551) Fukuhara, Y. Über die toxischen und hämolytischen Wirkungen der 
Organautolysate. (Ztschr. f. exper. Pathol. u. Therapie 1907, Bd. 4, S. 668—673.) 

Die durch Autolyse verschiedener Organe erhaltenen Produkte enthalten 
ein hämolytisches Ferment, das von den Hämolysinen des Serums gänzlich ver¬ 
schieden ist. Im Gegensatz zu diesen ist es koktostabil, durch poröse Filter 
filtrierbar, alkohollöslich und zur Antikörperauslösung nicht befähigt. Neben 
dieser hämolytischen Wirkung entfaltet das Organautolysat toxische Wirkungen, 
die auch dem frischen Organextrakt in analoger, wenn auch weniger wirksamer 
Weise zukommen. Die Giftigkeit bleibt in den erhitzten Autolysaten, wenn auch 
in geschwächtem Zustande, erhalten. Abderhalden . 


552) v. Bergmann, G. u. Savigni, £. Das hämolytische Hemmungsphänomen 
bei Phosphorvergiftung und anderen pathologischen Prozessen. (Ztschr. f. exper. 
Pathol. u. Therapie 1907, Bd. 4, S. 817—829.) 

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Referate. 


236 


Verfasser glauben bewiesen zu haben, daß im Organismus phosphorvergifteter 
Tiere durch Selbstimmunisierung ein antihämolytischer Antikörper (Autoanti¬ 
hämolysin) entsteht Sie stützen dadurch die Hypothese, daß bei verschiedenen 
Krankheiten (Lues, Urämie, Karzinom) infolge des pathologischen Vorganges im 
Organismus Körper gebildet werden, welche die Entstehung von Antikörpern 
bedingen. Abderhalden. 

553) Starkenstein, Emil. Über experimentell erzeugten Pulsns altemans. 

(Ztschr. f. exper. Pathol. und Therapie 1907, Bd. 4, S. 681—692.) 

Der Pulsus altemans, die Folgeerscheinung der durch vorhergehende Reizung 
bedingten Kontraktilitätsstörung des Herzens, kann durch Glyoxylsäure ebenso 
gut und konstanter als durch die Stoffe der Digitalisreihe ausgelöst werden. Es 
empfiehlt sich, nach den Versuchen des Verfassers, für die Therapie eines be¬ 
stehenden Pulsus altemans nicht Behandlung mit Digitalispräparaten, sondern 
Anwendung von Chinin und Chloralhydrat. Ebenso wirkt Chinin antagonistisch 
bei Vergiftungen mit Stoffen der Digitalisreihe. Abderhalden . 

554) Barcroft, J. u. Mines, G. B. The affect of hirudin upon the gasea 
material blood. (Die Wirkung des Hirudins auf die Gase des arteriellen Blutes.) 
Aus dem physiol. Laboratorium Cambridge. (J. of Physiol. 1907, Bd. XXXVI, 
Nr. 4/5, S. 275.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen empfehlen die Verfasser die Verwendung 
des Hirudins für die Untersuchung der Blutgase. Es hemmt die Gerinnung mit 
Sicherheit und stört bei richtiger Anwendungsart die Versuche nicht. 

Tieren gibt man 0,2 g mit lproz. Salzlösung. Beim Menschen bringt man 
eine kleine Menge einer solchen Lösung in den schädlichen Raum der Spritze, 
mit der das Blut entnommen werden soll. Reach . 

555) Neuberg, G. u. Reicher, G. Lipolyse, Agglutination und Hämolyse. 

(Biochem. Zbl. 1907, Bd. IV, S. 281.) 

Magensaft und Pankreassaft vom Hund besitzen sowohl fettspaltendes wie 
hämolytisches Vermögen. Zwischen beiden besteht Parallelität. Ebenso wirken 
verschiedene bakterizide Sera fettspaltend wie hämolytisch. Pincussokn. 

556) v. Baumgarten, P. (Tübingen). Über die durch Alkohol hervor¬ 
zurufenden pathologisch-histologischen Veränderungen. Nach gemeinschaftlich 
mit Dr. Rumpel angestellten Experimenten. (Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 42, 
S. 1331/1332.) 

Die gewebsschädigende Wirkung des Alkohols ist bisher auf experimentellem 
Wege nur durch Einführung von Alkohol per os oder durch subkutane oder 
intravenöse Injektion oder durch Inhalation geprüft worden, speziell die Ein¬ 
wirkung auf nicht direkt betroffene Organe, insbesondere der Leber (Zirrhose). 
Baumgarten und Rumpel prüften an Hunden, Meerschweinchen und Kaninchen 
die direkte gewebsschädigende Wirkung bei unmittelbarer Einführung. Kon¬ 
zentrierter Alkohol wirkt selbst bei einmaliger Injektion nekrotisierend. 70proz. 
bei wiederholter Injektion, Alkohol von 50°/ 0 und abwärts ruft weder Nekrose 
noch Entzündung hervor, auch mikroskopisch nichts nachweisbar. Die experi¬ 
mentellen Untersuchungen, auch die subkutane und stomachale Zuführung von 
Alkohol liefern der klinischen Anschauung, daß der chronische Alkoholgenuß 
schwere nekrobiotische und zirrhotische Veränderungen der parenchymatösen 
Organe, speziell der Leber, hervorzurufen imstande ist, keine Stütze. Der einzige 
anatomische Befund bestand in der Anwesenheit zahlreicher hämorrhagischer 
Erosionen der Magenschleimhaut von Kaninchen, die von den Autoren auf vaso¬ 
motorische Störungen (Gefäßspasmen) mit Arrosion der anämisierten Bezirke durch 
den Magensaft zurückgeführt werden. Auch auf Grund zahlreicher Sektionen 
bei potatores strenui hält Baumgarten den abusus spirituosorum nur für ein 
disponierendes, nicht ätiologisches Moment in der Pathogenese der Leberzirrhose. 
Das Potatorium schädigt die Funktionen der Magendarmwand und begünstigt 
dadurch die Resorption toxischer, zur Hervorbringung zirrhotischer Veränderung 
der Leber geeigneter Stoffe. Bomstein . 

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236 


Referate. 


557) Daeis» F. (Gent). Experimenteller Beitrag zur Wirkung des Yohimbins 
auf den weiblichen Genitalapparat. Aus der experimentell-biologischen Abteilung 
des Königl. pathologischen Instituts der Universität Berlin. (Berl. klin. Wschr. 
1907, Nr. 42, S. 1332/1335.) 

Auf Grund von Versuchen an Hunden glaubt der Autor folgendes feststellen 
zu können: »Eine spezifische Wirkung des Yohimbins auf die Brunsterscheinungen 
darf nicht angenommen werden; nur ist sie imstande, durch die in den Genitalien 
erzeugte Hyperämie die Erscheinungen der Brunst zu beschleunigen, zu ver¬ 
längern oder auch sie hervorzurufen unter Umständen, in denen allein der Mangel 
einer genügenden Hyperämie in den Genitalien an ihrem Nicht- oder nicht deut¬ 
lichen Hervortreten die Schuld trägt. Infolgedessen ist Yohimbin nicht eine 
Substanz, welche willkürlich Brunst und Follikelreife zu erzeugen vermag. Es 
ist nicht gestattet, ohne weiteres Amenorrhoe, Aplasie und Menopausebeschwerden 
als genügende Indikation zu ihrer Darreichung zu betrachten. Yohimbin ist eine 
nicht ungefährliche Substanz.« Da eis glaubt nichstdestoweniger, daß es auf 
dem gynäkologischen Gebiete nützliche Anwendung finden wird, aber nur, wenn 
eine stärkere möglichst momentane Blutversorgung der Genitalien verlangt wird, 
wo menstruelle Unregelmäßigkeiten und Beschwerden auf einer ungenügenden 
Blutzufuhr zu der Gebärmutter beruhen, ohne eigentliche organische Erkrankung. 

Bornstein . 

558) Jakoby, C. Zur Frage nach der Ursache der Strychnin!fthmung. 

Pharmak. Institut Göttingen. (A. f. experim. Pathol. u. Pharmak. 1907, Bd. 57, 
S. 399.) 

Verfasser hat im Experiment am Frosch nachgewiesen, daß dem Strychnin, 
wie Schmiedeberg immer angenommen hat, eine spezifische zentrallähmende 
Wirkung zukommt, welche unabhängig ist von einer Schädigung der Zirkulation. 
Bei größeren Dosen Strychnin, welche jedoch die Herztätigkeit auch nicht er¬ 
heblich beeinflussen, kommt es in der Regel zu einer geringen Blutdrucksenkung 
(Erweiterung der Gefäße), welche eine Folge der Lähmung des Gefäßnerven¬ 
zentrums ist. Bei ganz großen Dosen kommt eine unmittelbare Herzlähmung 
mit in Betracht. Schmid. 

559) Carlson» A. J.» Greer» J. B. and Becht, F. C. The Relation between 
the Bloodsupply to the Submaxillary, Gland and the Character of the Chorda 
and the Sympathetic Saliva in the Dog and the Cat. (Das Verhältnis zwischen 
Blutversorgung der Submaxillardrüse und Komposition des Speichels nach Chorda¬ 
oder Sympathikusreizung bei Hund und Katze.) From the Hüll Physiol. Lab. 
of the Univ. of Chicago. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 180—205.) 

Die Hauptergebnisse sind wie folgt: 

1. Der Halssympathikus enthält sekretorische Fasern für die Glandula sub- 
maxillaris. 

2. Verminderung der Sauerstoffzufuhr (Abklemmung der Drüsenblutgefäße) 
vermindert das Chordaspeichelquantum und erhöht den Prozentsatz des orga¬ 
nischen Bestandteils. 

3. Im allgemeinen, je größer die Sauerstoffverminderung, desto größer ist 
der Abfall in der sezemierten Quantität und desto größer ist der organische 
Rückstand. 

4. In der Katze ist der Sympathikusspeichel, nach verminderter O-Zufuhr, 
reichhaltiger an organischen Bestandteilen als normaler Sympathikus- oder 
Chordaspeichel. 

Verfasser erklären die Unterschiede zwischen Chorda- und Sympathikus¬ 
speichel durch die verschiedene Distribution dieser zwei Arten Nervenfasern 
und durch Unterschiede in der Sauerstoffversorgung der Drüse nach Reizung 
des Sympathikus oder der Chorda. Heidenhains Theorie der Trophus sekre¬ 
torischer Nerven sei deshalb überflüssig, wenigstens für die Submaxillardrüse. 

n J, Auer. 

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Befor&te. 


237 




Physiologie und physiologische Chemie. 

560) Freund, Emst, Zur Frage des Albumosengehaltes des Blutes. (Bioch. 
Ztschr. 1907, Bd. 7, S. 361—368.) 

Gegenüber Abderhalden, der zusammen mit Oppenheimer bei der Unter¬ 
suchung von Blutplasma, das mit dem lOfachen Volumen lOproz. Kochsalzlösung 
durch Auf kochen bei schwach essigsaurer Reaktion enteiweißt wurde, keine Albu- 
mosen im Filtrate des Blutplasmas nachweisen konnte, vertritt Freund den 
Standpunkt des Vorkommens von Albumosen im Blute. Er versucht dabei 
Abderhalden mit folgenden Einwänden zu widerlegen. Durch die Methode, 
die dieser seiner Zeit mit Oppenheimer angewandt habe, verdünne man die 
Albumosen so stark, so daß die Verdünnungen »an oder jenseits der Empfindlich¬ 
keitsgrenze der Biuretreaktion stehen.« Die Tatsache, daß Abderhalden mit 
der Mastixfällung von L. Michaelis und P. Rona ebenfalls bei der Enteiweißung 
von Blutserum ein negatives Resultat erzielt hat, sucht er mit dem Einwand zu 
wiederlegen, daß Mastix nicht alle Albumosen ausfällt. Über diese Frage stellt 
Freund dann zwei eigene Versuche an und findet in einem Versuche mit 
0,5proz. Peptonlösung 28,4 °/ 0 der Substanz Verlust durch die Mastixfällung, in 
einem zweiten 37,5 °/ 0 der Substanz. 

»Wie dem auch sein mag, die benutzte Methode ist eine derartige, daß sie 
auch nach den Angaben ihrer Autoren 20 °/ 0 Fehler ergibt und es erscheint dem¬ 
nach vollkommen unzulässig, Schlüsse auf das Fehlen von Albumosen im Blute 
zu ziehen.« Den ein wandsfreien Beweis des Vorkommens von Albumosen im 
Blute hält er durch Borchardt erbracht, der den Übertritt von verfuttertem 
Hemielastin, einer Albumose im Blute nach wies. Vergleiche hierzu die Ent¬ 
gegnung Abderhaldens, welche die Hinfälligkeit der Einwände Freunds zeigt. 

Th. Brugsch. 


561) Abderhalden, Emil. Zur Frage des Albumosengehaltes des Blutes 
und speziell des Plasmas. (Bioch. Ztschr. 1908 Bd. 8 S. 360—375.) 

Zunächst beweist Abderhalden aus der Literatur, daß er und seine Mit¬ 
arbeiter, nicht wie Freund behauptet, die einzigen gewesen sind, die keine 
Albumosen im Blute gefunden haben; »so ist es ihm ganz unbegreiflich, weshalb 
Freund die klaren, eindeutigen und in keinem Falle mißzuverstehenden An¬ 
gaben von Morawitz und Dietschy genau im entgegengesetzten Sinne zur 
Darstellung bringt.« Erhielten doch die Autoren bei Verwendung von Oxalat¬ 
plasma fast stets ein negatives Resultat, während allerdings die Versuche mit 
Blut immer positiv ausfielen, was jene Autoren aber darauf zurückführen, daß 
der biuretgebende Körper nichtkoaguliertes Globin bezw. Hämoglobin sei. 

Weiter zeigt Abderhalden, daß Freund nicht nur die Resultate von 
Morawitz und Dietschy im genau entgegengesetzten Sinne der Autoren ver¬ 
wertet hat, sondern auch Abderhaldens fünf Versuche vollständig entstellt 
wiedergegeben hat. 

Die Behauptung, daß die angewandte Mastixmethode den qualitativen Nach¬ 
weis der Albumosen verhindert habe, ist haltlos. 

Wären Albumosen vorhanden gewesen, so wären sie auch »trotz« der 
Mastixmethode sicher gefunden, und zwar erstens im Filtrat der Mastixfällung, 
und zweitens in der Mastixfällung selbst. Abderhalden zeigt, daß Freund (s. 
dessen Arbeit) relative und absolute Verlust werte mit einander verwechselt hat: 
man darf . . . nach den sonstigen Erfahrungen erwarten, daß bei einer ver¬ 
dünnten Albumosenlösung nicht nur absolut, sondern auch relativ geringere 
Mengen Albumosen mit der Mastixfällung niedergerissen werden. 

Die Behauptung Freunds, daß in einer 0,02—0,01 proz. Lösung von »Albu¬ 
mosen« eine Biuretreaktion der Beobachtung entgehen kann, ist unbegründet, 
wie sich aus Versuchen Abderhaldens (Zusatz von Witte-Pepton zu Blut und 
Nachweis der Biuretreaktion) im stark verdünnten Filtrate ergibt. 

Bei den Versuchen Freunds, der das Blut mit dem gleichen Volumen einer 


lOproz. Kochsalzlösung vermischt und die Mischung vorsichtig bis zur schwach 
sauren Reaktion ansäuert und */ 4 Stunde lang kocht, erscheint ein Fehler nicht 
ausgeschlossen. »Daß solche Prozeduren zu einwandsfreien Resultaten führen 

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238 


Befente. 


« 

wäre noch zu beweisen. Hier hätte Freund vor allem auch die Erfahrungen 
von Morawitz und Dietschy berücksichtigen sollen, nämlich, daß hämolyti¬ 
sches Plasma Albumosenreaktion Vortäuschen kann.« 

Die Beobachtung von L. Borchardt über den Nachweis der Elastinalbu- 
mose läßt sich nicht verallgemeinern. »Über die Zusammensetzung des Hemi- 
elastins wissen wir nichts. Es ist möglich, daß es überhaupt schwer angreifbar 
ist und deshalb unzerlegt im Organismus zirkuliert, d. h. es ist die Möglichkeit 
nicht ausgeschlossen, daß Hemielastin als Fremdkörper wirkt.« 

»Der Begriff der Albumosen überhaupt muß sich ändern, vielleicht wird er 
fallen. Solange Freund seine als Albumosen bezeichneten Produkte nicht defi¬ 
nieren kann, hat ihr Befund einen nur geringen Wert. Freund weiß nicht, 
ob die von ihm beobachteten »Albumosen« kompliziert aufgebaut sind, oder 
aber ob sie eine ganz einfache Zusammensetzung zeigen. Damit soll durchaus 
nicht der Wert des Befundes von solchen Eiweißabbauprodukten im Blute her¬ 
abgesetzt werden. Jede Beobachtung nach dieser Richtung ist von größtem 
Werte, aber sie muß einwandfrei sein.« 

Zum Schluß kritisiert Abderhalden Freunds Arbeit: »Über den Ort des 
beginnenden Eiweißabbaus im gefütterten und hungernden Organismus«, die 
mit Methoden durchgeführt ist, die eine exakte Arbeit unmöglich machen. Er¬ 
schwerend kommt dabei in Betracht, daß Freund mit sehr kleinen Blutmengen 
gearbeitet hat. Freund ist daher nicht berechtigt, aus den Ergebnissen dieser 
Arbeit Schlußfolgerungen zu ziehen. Er arbeitet durchwegs mit unbekannten 
Größen und kann über die Natur und die Bedeutung der einzelnen N-Fraktionen 
nichts aussagen. Er darf daher nicht erwarten, daß diese Arbeit bei Fragen 
über den Eiweißstoffwechselvergleich in Betracht gezogen wird. 

In einem Nachtrage erwähnt Abderhalden noch die Arbeiten verschiedener 
Autoren (Brugsch, Cohnheim, Schümm), die neben Morawitz und 
Dietschly mit ihm übereinstimmende Resultate in der Albumosenfrage hatten. 

Alles in Allem: Die Albumosenbefunde Freunds (und anderer Autoren) er¬ 
scheinen unter besonderer Berücksichtigung des Hämoglobins dringend einer 
Revision bedürftig, die Einwände Freunds aber durchaus nicht stichhaltig. 
Vorderhand müssen wir aber an der Ansicht festhalten, daß im Blute keine, 
höchstens minimale Spuren von Albumosen vorhanden sind. Th . Brugsch . 


562) Weber, S. Physiologisches zur Kreatininfrage. Medizin. Klinik Greifs¬ 
wald. (A. f. exp. Path. 1907, u. Pharm. Bd. 58, S. 93.) 

Verfasser verwendet die Folinsche Methode der Kreatininbestimmung, 
welche auf dem kolorimetrischen Vergleich der Intensität der Jaffeschen 
Kreatininreaktion mit einer empirisch bestimmten Kaliumbichromatlösung in einem 
geeigneten Kolorimeter beruht und beschäftigt sich eingehend mit der Kritik 
der Methode. — Die bisher vorliegenden Untersuchungen über den Kreatinin¬ 
gehalt des Muskels bei Ruhe und Arbeit und seine Beziehungen zur Kreatinin¬ 
ausscheidung im Harn sind von widersprechenden Resultaten. Verfasser ver¬ 
wandte ein im Langendorffschen Apparat arbeitendes Herz und untersuchte 
Herzmuskel und die denselben durchströmende Ringerlösung auf den Kreatinin¬ 
gehalt. Das Resultat war, daß bei einem durch mehrere Stunden gut schlagenden 
Herzen in der Ringerlösung deutlich nachweisbare Mengen von Kreatinin vor¬ 
handen sind. Dem ruhenden Muskel wird dagegen bei der Durchströmung kein 
Kreatin entzogen. Die Untersuchung des Gesamtkreatiningehaltes der Herz- und 
der Körpermuskulatur von Tieren, welche an Cinchoninkrämpfen zugrunde 
gingen, ergab keine markante Änderung. Weiterhin wurde einem Hund der 
eine N. ischiadicus durchschnitten und alsdann nach einigen Wochen der 
Kreatiningehalt der Muskeln der gesunden und der kranken Seite verglichen. 
Die letztere Muskulatur erwies sich als erheblich Kreatininärmer. — Für die 
Frage der Ham-Kreatininausscheidung nach Muskelarbeit untersuchte Verfasser 
die Einwirkung von Krämpfen (Cinchonin) bei hungernden Hunden. An den 
Krampftagen steigt die N- und Kreatininausscheidung ganz erheblich an. Dabei 
bleibt, wie bekannt, die Kreatininmenge nicht im bestimmten Verhältnis zur N- 
Menge, sondern ist relativ stark vermindert. — Starke Muskelarbeit des Hundes 


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Referate. 


239 


(Tretrad) setzt bei gleichmäßiger Ernährung die Kreatininausscheidung herab. 
Dagegen erscheint in der Ruhe vom eingeführten Fleischextrakt weniger an 
Kreatinin, als bei gleichzeitiger Arbeit — Ein Fütterungsversuch mit Liebigs 
Fleichextrakt am Menschen schließt die Untersuchungen ab. Die Zulage von 
Fleischextrakt steigert bei diesem die Stickstoffausfuhr am Versuchs- und an 
beiden Nachtagen erheblich. Die Kreatininvermehrung im Ham übersteigt die 
Kreatininzufuhr mit dem Fleischextrakt, was darauf beruhen kann, daß ein Teil 
vom Kreatinin im Organismus zu Kreatinin geworden ist. Schmid. 

563) Lommel, F. Über den Eiweißabbau bei parenteraler Eiweißzufuhr. 
Medizin. Poliklinik, Jena. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1907, Bd. 58, S. 50.) 

Parenterale (intravenöse) Zufuhr von artfremdem Serumeiweiß hat beim 
Hunde eine sehr rasch ablaufende Steigerung der N-ausscheidung zur Folge. 
Dagegen bleibt die Steigerung bei Einverleibung von frischem Hundeserum 
(arteigenem Eiweiß) aus. Wird jedoch das Hundesemm vor der Einführung auf 
60—70° erwärmt, so wird dieses assimiliert — die N-steigerung im Ham tritt 
auf. Bei Injektion von Kaseinalbuminat (ebenfalls intravenös) wird N-steigerung 
vermißt. Schmid. 

564) Schmiedeberg, 0. Beiträge zur K« nntni« der tierischen Nukleinsäure. 
(A. f. exp. Path. u. Pharm. 1907, Bd. 57, S. 309.) 

Zu kurzem Referat nicht geeignet. Schmid. 

565) Seo, Y. Über die Hamsäureverbindung äer Nukleinsäure. Mitgeteilt 
von O. Minkowski. (Arch. f. exp. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 58, S. 73 u. 77.) 

Um die Hypothese Minkowskis, daß die Harnsäure im Blute und in den 
Geweben normalerweise in Form einer Verbindung mit Nukleinsäure auftritt, 
welche für den Übergang der Purinbasen in Harnsäure, für die weitere Lösung 
und den Transport, sowie das weitere Schicksal der Harnsäure im Organismus 
von ausschlaggebender Bedeutung und deren Wegfall für die Pathogenese der 
Gicht von hervorragender Wichtigkeit sein soll, zu stützen, hat Seo eine Reihe 
von Untersuchungen unternommen. 

Seo hat zuerst unternommen eine Verbindung von Harnsäure mit Nukleinsäure 
im Reagenzglas herzustellen, was ihm nach seiner Ansicht gelungen scheint. 
Denn er vermag durch Berechnung zu zeigen, daß die in seiner Hamsäure- 
Nuklemsäureverbindung vorhandene Hamsäuremenge zur Nukleinsäuremenge in 
einem ganz bestimmten Verhältnis steht (2:1), so daß er behaupten zu können 
glaubt, daß bei seinen Versuchen 1 Molekül Nukleinsäure mit 2 Molekülen Harn¬ 
säure in Verbindung tritt. 

Sieht man sich die Zahlen von Seo, aus denen er seine wichtigen Schlüsse 
zieht, etwas kritischer an, als er es tut und berechnet sie nach chemischen 
Grundsätzen, so ergibt sich ganz klar, daß Seo nicht eine Verbindung von 
Harnsäure und Nukleinsäure, wohl aber eine ganz gewöhnliche Mischung in 
Händen hatte. Ein Referat ist nicht der Ort, eine genaue Beweisführung zu 
bringen, Referent wird daher an anderer Stelle ausführlich auf die Fehlrechnung 
und die Fehlschlüsse von Seo eingehen. 

Seo hat des weiteren Versuche angestellt, worin er Kaninchen und Hunden 
Harnsäure und Nukleinsäure teils als Mischung, teils jedes für sich an ver¬ 
schiedenen Tagen intravenös injizierte. Die Versuche sollen analoge von Schitten- 
helm und Bend ix früher angestellte Versuche widerlegen. Die Versuche an 
Kaninchen ergeben gewisse Differenzen, welche aber nicht groß genug sind, um 
etwas zu beweisen. Dagegen zeigen die Versuche an Hunaen, daß nach gleich¬ 
zeitiger Injektion von Nukleinsäure und Harnsäure erheblich mehr Harnsäure 
zur Auscheidung gelangt, als die Summe der nach der Nukleinsäurezufuhr und 
der Hamsäurezufuhr ausgeschiedenen Menge Harnsäure beträgt. Gleichzeitig mit 
der Hamsäureausscheidung wurde die Allantoinausscheidung bestimmt und da 
zeigte sich, daß die Allantoinausscheidung ein der Harnsäure gerade entgegen¬ 
gesetztes Verhalten erkennen läßt. Nach der Injektion von Harnsäure allein 
und Nukleinsäure allein steigt die Allantoinausscheidung stark an, während 
die Harnsäureausscheidung nur wenig in die Höhe geht; injiziert man beide 
gleichzeitig, so steigt die Allantoinausscheidung genau, wie wenn man nur einen 

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240 


Beferate. 


Körper allein injiziert hätte; dafür aber steigt auch die Hamsäureausscheidung, 
genau in dem Maße, in welchem der andere Körper nicht auf die Allantoin- 
ausscheidung ein wirkte. Seo zieht nun den Schluß, daß durch die Bindung 
der Nukleinsäure die Oxydation der Harnsäure erschwert werde, so daß 
ein größerer Teil der im Organismus zirkulierenden Harnsäure vor der Um¬ 
wandlung in Allantoin bewahrt geblieben ist. Das kann richtig sein; muß es 
aber nicht. Denn es könnte nach der Ansicht des Referenten die Sache auch 
so liegen, daß die verdoppelte Menge der zugeführten Purinkörper den Organis¬ 
mus derart mit Harnsäure überschwemmt, daß er keine Zeit hat, die Umwand¬ 
lung in Allantoin in demselben Maßstab durchzuführen als bei geringer Zufuhr. 
Diese Erklärung scheint dem Referenten naheliegender und darum plausibler. 
Jedenfalls dürften die Versuche nicht ohne weiteres die Behauptung rechtfertigen, 
daß sie die Ungeeignetheit der Versuche von Schittenhelm und Bendix 
und die Unfähigkeit derselben zur Widerlegung der Minkowskischen Hypothese 
genügend beweisen, wonach die Paarung mit Nukleinsäure auf das Schicksal der 
Harnsäure im Organismus von Einfluß ist. Schittenhelm . 

566) Sawjalow, W. W. Über das Plastein. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, 
Bd. 54, S. 119—150.) 

Man sollte nicht glauben, daß trotz der weitgehenden Klärung der Eiwei߬ 
chemie, trotz der Einsicht, welche wir jetzt in die Physiologie der Verdauung 
von Eiweiß, dessen Resorption und Assimilation haben, trotz der Erkenntnis, 
daß eine Abgrenzung von Eiweißkörpem durch Ammonsulfatfällung wie z. B. 
der Albumosen nichts über deren chemische Natur aussagt, da selbst ganz ein¬ 
fach zusammengesetzte Polypeptide (aus 4 Aminosäuren) sich aussalzen lassen, 
immer noch phantasievolle Arbeiten wie die vorliegende gemacht werden. Ver¬ 
fasser beschäftigt sich mit den »Plasteinen«, deren er zahlreiche Formen aus 
allerhand Eiweißkörpem und aus Peptongemischen isolieren kann. Das »Plastein« 
ist »ein Stoff, der in H a O und in NaCl-Lösungen fast unlöslich, in kaustischen 
und kohlensauren Alkalien und in Säuren leicht löslich ist. Aus alkalischer (soll 
wohl saurer heißen. Ref.) Lösung fällt er beim Kochen aus, die Ausfällung 
kann aber auch bei Zimmertemperatur beobachtet werden, wenn nur die Neutral¬ 
salze zugegen sind. Bei geringen Konzentrationen der letzteren koaguliert das 
Plastein nach 24 bis 3X24 Stunden, bei Steigerung der Salzkonzentration fällt 
es augenblicklich aus. Alle erwähnten Plasteinniederschläge sind in Alkalien 
löslich, außerdem in warmem Weingeist.« So wird der »moderne« Eiweißkörper 
charakterisiert, dem noch dazu eine bedeutende Rolle in der Verdauung zuge¬ 
schrieben wird. Er wird nämlich im Magen durch das Pepsin in »Albumosen« 
umgewandelt und aus diesen Albumosen entsteht durch eine Reversion mit Hilfe 
derselben Fermente auf synthetischem Wege wieder ein »Plastein«. 

Verfasser phantasiert weiter, daß er in der Plasteinbildung ein Paradigma 
der natürlichen Nivellierungsbestrebung des Organismus habe; der ursprüngliche 
Eiweißkörper werde gespalten, in »Albumosen durch die Pepsinsalzsäure umge¬ 
setzt und aus diesen entsteht wie durch Regeneration aus allen Eiweißkörpem 
ein und dieselbe Form des Plasteins. So werden die Eigenschaften und die 
Zusammensetzung der Nahrungseiweiße nivelliert (d. h. inarteigene übergefügt)«. 
— Jeder der die modernen Forschungen der Eiweißchemie verfolgt hat, wird 
klar erkennen, daß des Verfassers Vorstellungen ebenso unbrauchbar sind wie seine 
technische Beherrschung der Eiweißphysiologie. Wir können über derartige 
Arbeiten, von denen ich die vorliegende nur deshalb so ausführlich besprochen 
habe, um einmal auf die Auswüchse der Eiweißphysiologie hinzuweisen, ruhig 
zur Tagesordnung übergehen. Schittenhelm . 


567) Abderhalden, E. u. London, E. S. Weitere Versuche zur Frage nach 
der Verwertung von tief abgebautem Eiweih im tierischen Organismus, ausge¬ 
führt an einem Hunde mit einer Eck sehen Fistel. (Ztschr. f. physiol. Chem. 


1907, Bd. 54, S. 80—85.) 

Abderhalden hat in Gemeinschaft mit Rona bewiesen, daß der Hund 
imstande ist, sich bei Zufuhr von tief abgebautem Fleisch, dessen Gehalt an freien 
Aminosäuren, wie Analysen bewiesen, so groß war, wie der Gehalt in dem- 

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Referate. 


241 


selben mit kochender rauchender Salzsäure hydrolisiertem Fleisch, im Stickstoff¬ 
gleichgewicht zu halten. Auch in zwei weiteren mit Rona und Oppler ange- 
stellten Versuchsreihen, in denen abgebautes Kasein verfüttert wurde, hat sich 
in Übereinstimmung gezeigt, daß der Hund seinen vollen Stickstoffbedarf aus 
tief abgebautem Eiweiß, d. h. aus den einfachsten Bausteinen derselben, den 
Aminosäuren, während langer Zeit zu decken vermag. 

Zur Entscheidung der Frage, ob die Synthese der Aminosäuren zu Körper¬ 
eiweiß bereits im Darm stattfindet, oder ob die Aminosäuren der Leber oder 
anderen Organen zugeführt werden müssen, um zu Körpereiweiß aufgebaut zu 
werden, mithin die Blutbahn passieren müssen, haben nun Abderhalden und 
London in gleicher Weise abgebautes Fleisch, von dem sie sich durch Ana¬ 
lysen überzeugten, daß es in der Tat einem Gemisch von Aminosäuren gleich¬ 
kam und keine höheren Produkte enthielt, an einen Hund mit Eck scher Fistel 
verfüttert, bei dem also die Leber ausgeschaltet war. Es zeigte sich, daß der 
Ecksche Fistelhund sich nicht nur 8 Tage lang im Stickstoffgleichgewicht be¬ 
fand, sondern Stickstoff retinierte, ogieich in der Nahrung nur tief abgebautes 
Eiweiß vorhanden war. Der Ecksche Fistelhund zeigte also prinzipiell kein 
anderes Verhalten als die normalen Hunde. Der interessante Versuch ist von 
grundlegender Wichtigkeit, denn er stützt die Ansicht, daß die Leber bei der 
Eiweißsynthese eine unersetzbare Funktion ausübt, nicht, sondern scheint viel¬ 
mehr dafür zu sprechen, daß bereits in der Darmwand die Eiweißsynthese aus 
den Bausteinen stattfindet. Schittenhelm . 

568) Brugsch, Th. u. Schittenhelm, A. Zur Frage der Herkunft der endo¬ 
genen Harnsäure und ihre Beziehung zur Verdauung. (Ztschr. f. exp. Path. 1907, 
Bd. 4, S. 761—768.) 

Verfasser widerlegen die Ansicht Hirschsteins (A. f. exp. Path. u. Pharm., 
Bd. 57, S. 229), wonach die endogene Harnsäure mindestens zu 70 ü / 0 der Verdauungs¬ 
tätigkeit entstammt und deshalb auch bei purinfreier Eiweißnahrung im Harne 
auftritt. Sie bestätigen vielmehr die Anschauung, daß der Hauptanteil des 
endogenen Harnsäure-, resp. Purinwertes seine Quelle in dem durch den Lebens¬ 
prozeß bedingten Zellzerfall des Organismus hat. Abderhalden . 

569) Friedemann, Ulrich u. Isaac, S. Weitere Untersuchungen über den 
parenteralen Eiweihstoffwechsel, Immunität und Überempfindlichkeit. (Ztschr. 
f. exp. Path. u. Ther. 1907, Bd. 4, S. 830—866.) 

Durch Untersuchung des N-Stoffwechsels suchen Verfasser im Anschluß an 
frühere Arbeiten (Ztschr. f. exp. Path. 1906, Bd. 1, S. 513—538; Bd. 3, S. 209) Auf¬ 
klärung zu erhalten über das Schicksal parenteral zugeführten Eiweißes im Or¬ 
ganismus des Hundes und von großen Pflanzenfressern (Ziegen und Hammeln). 
Es ergibt sich, daß im Hungerzustande parenteral zugeführtes Eiweiß stets die 
Eiweißzersetzung in gleicher Weise steigert, wie enteral zugeführtes. Die Ver¬ 
mehrung der N-Ausscheidung erfolgt hierbei in gleicher Weise bei Injektion 
von körpereigenem oder artfremdem Serum, sowie bei Eiereiweiß. Wird die 
parenterale Eiweißinjektion bei Hunden vorgenommen, die sich in N-Gleichge- 
wicht befinden, so findet bei kohlehydratfreier Nahrung eine vermehrte Eiwei߬ 
zersetzung statt, während diese, durch Zusatz von Kohlehydraten verhindert 
werden kann. Dieser durchaus gleichartige Einfluß der verschiedenen Eiwei߬ 
körper auf die N-Ausscheidung steht im Widerspruch mit dem ungleichen Ver¬ 
halten gegenüber den biologischen Methoden (Präzipitin- und Komplementab¬ 
lenkungsmethode). Während die Eiweißzersetzung (N-Ausscheidung) nach In¬ 
jektion von Eiweiß ganz den bei der Ernährung gültigen Gesetzen unterworfen 
ist, zeigt sich das Verschwinden der präzipitablen Substanz, resp. der Komple¬ 
mentablenkung hiervon ganz unabhängig und ist noch tagelang, nach der völligen 
Ausscheidung des injizierten Eiweißstickstoffes im Blute nachweisbar. Dieser 
Widerspruch führt die Verfasser zu dem Schluß, daß die im Serum kreisende 
präzipitable Substanz mit dem injizierten Eiweiß nicht identisch ist, sondern nur 
eine Begleiterscheinung des parenteralen Eiweißstoffwechsels repräsentiert. 

Verfasser konstatieren bei ihren Versuchen an Hunden die charakteristischen 
Erscheinungen der Überempfindlichkeit, indem, nach vorbehandelnden Eiweiß- 

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242 


Referate. 


injektionen, Zufuhr derselben Eiweißmenge schwere Intoxikation mit tödlichem 
Ausgang bewirkt. Sie leiten diese Erscheinung ab von einer plötzlichen Über¬ 
schwemmung des Organismus mit giftigen Stoffwechselprodukten und bringen 
sie in Zusammenhang mit anderen pathologischen Stoffwechselkatastrophen 
(Coma diabeticum, Coma hepaticum, Urämie), sowie mit der von Finkeistein 
beobachteten alimentären Intoxikation bei Säuglingen. Abderhalden. 


570) Bogdanow, E. A. Zur Frage über Fettproduküon aus Eiweiß (und 
zugleich über die Methodik der Fettbestimmung). Landwirtschaftliches Institut 
der Universität Moskau. (J. f. Landw. 1908, S. 53—87.) 

Die Versuche wurden mit Saugferkeln angestellt, die eben abgesetzt waren; 
sie wurden bis zu Beginn des Versuchs mit Gerstengries vorgefüttert. Nach 
dieser Vorfütterung wurde das eine Ferkel getötet und auf Fettgehalt unter¬ 
sucht, das andere mit Kasein und Fleischmehl gemästet. Derselbe Versuch 
wurde, nur wenig modifiziert, noch mehrmals wiederholt, doch waren die Re¬ 
sultate der späteren Versuche zweifelhaft, da die anderen Versuchstiere so ei¬ 
weißreiches Futter nicht gern fressen wollten. Verfasser zieht aus seinen Be¬ 
obachtungen den Schluß, daß sehr eiweißreiche Futtermischungen zwar Fett zu 
bilden vermögen, jedoch nicht in erheblichem Maße. Diese Tatsache steht in 
Einklang zu der Beobachtung, daß in manchen Eiweißkörpem präformiertes 
Kohlehydrat gefunden wurde, desgleichen die Glykogenbildung aus Eiweiß als 
möglich angenommen werden muß. 

Was die Methode der Fettbestimmung anlangt, so hält Verfasser die ge¬ 
wöhnliche, einmalige, wenn auch längere Extraktion mit Äther für ungenügend. 
Er extrahiert erst mit Äther, dann wird zerkleinert und nochmals extrahiert. 
Nach der zweiten groben Extraktion wird wieder zerkleinert, 1 / 2 mm Sieb an¬ 
gewandt, und dann zwei Tage im Soxhlet extrahiert. Der Rückstand wurde 
zwei Tage mit kochendem Alkohol behandelt. Der Alkohol wird abdestilliert, 
und der Rückstand mit Äther aufgenommen. Alle ätherischen Lösungen wurden 
vereinigt und dann noch auf Fettsäuren untersucht. 

Wendet man auf die so behandelte Substanz die Fettbestimmung nach 
Dormeyer an (Pepsinverdauung mit folgender ätherischer Extraktion), so findet 
man keine wägbaren Spuren von Fett mehr. Die allerdings sehr umständliche 
Extraktion ist also erschöpfend; sie wurde vom Verfasser bei seinen Versuchen 
angewandt. Justus Volhard. 

571) Beger, C. Untersuchungen über die Einwirkung von Nahrungsfett 
als Emulsion und als Substanz auf die Milchproduktion. Mitteilung der Land¬ 
wirtschaftlichen Versuchsstation Hohenheim. (Landwirtsch. Versuchsstationen 
1907, Bd. 67, S. 1—25.) 

Die Arbeit ist eine Ergänzung der unter Leitung von Professor Morgen 
ausgeführten Hauptversuche über die Einwirkung von Nahrungsfett auf die 
Milchproduktion (Landwirtsch. Versuchsstationen, Bd. 61, S. 1—284, Bd. 62, 
S. 251—386). Um die in der Überschrift gekennzeichnete Frage zu lösen, wurden 
folgende Rationen verglichen: Magermilch und geschmolzenes Butterfett, und 
Vollmilch von genau gleichem Nährstoffgehalt. Um ferner einen Anhalt zu ge¬ 
winnen, wie Milch resp. Magermilch an und für sich beim erwachsenen Tier 
auf die Milchbildung wirkt, hat Verfasser noch eine andere Ration zum Ver¬ 
gleich hergestellt, in der gleichfalls Butterfett in Substanz gereicht wurde, statt 
der Magermilch jedoch die entsprechenden Nährstoffe, Rohrzucker für den Milch¬ 
zucker nnd Troponabfall für die Eiweißstoffe der Magermilch. Wassergehalt 
und Aschengehalt wurden vernachlässigt. Die Versuche lieferten folgendes Re¬ 
sultat : 


Fett als Emulsion in Form von Vollmilch gegeben, wirkte bei Ziegen besser 
auf die Milchsekretion als Fett in Substanz, dargereicht durch Magermilch und 
Butterfett. Die herrschende Ansicht hat durch diese Versuche eine Stütze ge¬ 
funden. Andererseits liegt die günstige Wirkung in bescheidenen Grenzen, iällt 
oft beinahe noch in die Fehlergrenzen, die man für solche Versuche zugestehen 
muß; jedenfalls ist die Form der Fettgabe bei Mengen von 1 kg Fett pro Tag 
und 1000 kg Lebendgewicht nicht von der Wichtigkeit, die man ihr vielfach 


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Referate. 


343 


beizumessen geneigt ist. Ein Vergleich zwischen Magermilch und Mischfutter 
gab ein Resultat zu Ungunsten der Magermilch und vielleicht auch der Voll¬ 
milch, wenn man dies so ohne weiteres im analogen Sinne übertragen darf; 
worauf die weniger günstige Wirkung beruht, ist vorläufig noch nicht zu ent¬ 
scheiden. 

Sichtbare Störungen im Befinden der Tiere wurden weder beim Verfüttern 
von Vollmilch, noch beim Verfüttern von Magermilch beobachtet; immerhin wäre 
es plausibel, wenn sich der Magen der ausgewachsenen Herbivoren weniger für 
die Aufnahme von Milch eignete wie die der Omnivoren. Da die Milch zum 
größeren Teile mit den anderen Futtermitteln gemischt verabreicht wurde und 
nicht als Tränke, so könnte man annehmen, daß sie nicht sofort in den Lab¬ 
magen gelangte, sondern wenigstens noch einige Zeit im Pansen verblieb. Hier 
mögen dann die leichtzersetzlichen Bestandteile der Milch durch Gärungsvor¬ 
gänge in erheblicherem Maße angegriffen worden sein, als die vielleicht wider¬ 
standsfähigeren Stoffe des Mischfutters. Wie weit diese Vermutung richtig ist, 
soll durch weitere Versuche festgestellt werden. Justus Volhard. 

572) Granström, E. (St. Petersburg.) Über die fermentative Veränderung 
der Glyoxylsänre durch Organbrei. Aus d. physiol.-chem. Institut zu Straßburg. 
(B. z. Physiol. 1908, Bd. 11, H. 5 u. 6, S. 214—223.) 

Organbreiversuche kennzeichnen die Leber als Hauptzerstörungsstätte der Gly- 
oxylsäure im Tierkörper. Das Ferment, die »Glyoxylase« läßt sich mittels der 
bekannten Fällungsmethoden mehr oder wenig reichlich abscheiden. Jako bis 
Methode für die Isolierung der Aldehydase durch Fällung mit Ammonsulfat 
versagt. Zerstört wird das Ferment durch Erwärmen von 60° an, ist jedoch 
gegen Säure- und Alkaliwirkung, wie auch gegen Antiseptika und die autolyti¬ 
schen Leberfermente relativ beständig. 

Wesentlich unterscheidet sich die Leberglyoxylase von dem urikolytischen 
Ferment der Leber und behält unter Sauerstoffabschluß ihre volle Wirksamkeit 
Nach dem Verschwinden der Glyoxylsäure im Leberbrei läßt sich keine Oxal¬ 
säure nachweisen, wie außerhalb des Tierkörpers durch Oxydation, es muß sich 
daher um andere chemische Umwandlungen handeln. 

Nach ihrem ganzen Verhalten ist die Glyoxylase ein intrazelluläres, fest an 
die Zelle gebundenes Ferment und die Glyoxylsäure möglicherweise ein inter¬ 
mediäres Stoffwechselprodukt. Dohrn . 

573) Morawitz, P. u. Beim, E. Zur Kenntnis der Entstehung des Fibrino¬ 
gens. Medizin. Klinik, Heidelberg. (A. f. exp. Path. 1907, Bd. 58, S. 141.) 

Verfasser bedienten sich zur Prüfung der Frage, welchem Organ die Bildung 
von Fibrinogen zukommt, — da die chemische Methode zu keinem einheitlichen 
Resultat geführt hat — der mikroskopischen Methode. Zu den Versuchen wurden 
Kaninchen verwendet und bei diesen nach der Methode von Bizzozero eine 
starke Fibrinogenbildung angeregt. Nach der so vorgenommenen Defibrinierung 
des Gesamtblutes tritt sehr schnell eine starke Leukozytose, myeloide Reaktion des 
Knochenmarkes und der Milz auf. Ändert man die Versuchsanordnung dahin 
ab, daß das entzogene Blut nicht defibriniert, sondern mit Hirudin versetzt wieder 
injiziert wird, so treten jene myeloiden Umwandlungen nicht ein. Diese Tat¬ 
sachen sprechen für die Bedeutung des myeloiden Gewebes bei der Neubildung 
des Fibrinogens. Schmid. 

574) Gewin, J. W. A. Pepsin und Chymosin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1907, Bd. 54, S. 32—79.) 

Verfasser versuchte eine Lösung der Frage nach der Identität oder Ver¬ 
schiedenheit des Pepsins und des Chymosins mit besonderer Rücksicht auf den 
Einfluß von Verunreinigungen in der Enzymlösung. Zur Darstellung reinen 
Pepsins eignet sich nach Pekelharing Schweinemagenschleimhaut am besten, 
weniger brauchbar erwies sich die Schleimhaut des Kälbermagens wegen der 
Schleimbeimengung. Der von Bang angegebene Unterschied zwischen Chy¬ 
mosin und Parachymosin rührt nach Feststellung des Verfassers von Beimen¬ 
gungen her, nicht von den Enzymen selbst. Die Einwände von Schmidt- 
Nieisen gegen die Identität von Pepsin und Chymosin lassen sich dadurch 

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244 


Beferate. 


entkräften, daß die im Kalbsextrakte enthaltenen Stoffe, welche das Enzym 
gegen den schädigenden Einfluß des Neutralisierens schützen, bei der Digestion 
zersetzt werden. Die Labung der Milch ist als Ausdruck der anfangenden 
Pepsinverdauung des Kaseins zu betrachten. Einzelheiten sind im Original ein¬ 
zusehen. Brahm. 

575) Roger et Simon. Acüon synergique des sncs gastrique et pancröa- 
tique sur les fdculents. (Gemeinsame Wirkung des Magen- und Pankreassaftes 
auf Stärke.) (Presse medicale 1907, Nr. 103.) 

Jenseits von seiner eigentlichen Wirkungsstätte, dem Magen, wirkt der Magen¬ 
saft noch verstärkend auf die saccharifizierende Tätigkeit des Pankreassaftes ein, 
wie dies Roger und Simon an Versuchen mit künstlichem Magensaft und 
Pankreassekret dartun, welches von Hunden aus einer Fistel des Ductus Wir- 
sungianus nach intravenöser Sekretin-Einspritzung gewonnen wurde. 

Das Pepsin allein verstärkt ebenfalls die Saccharifikation; Erhitzung ist ohne 
Schaden. . Wird Pepsinlösung auf 100° erwärmt, so behält das Filtrat die unter¬ 
stützende Wirkung, während das Präzipitat fast wirkungslos ist. Die aus ver¬ 
aschter Pepsinlösung mit Wasser aufgenommene Asche ist ohne Einfluß bei 
Zusatz zu Pankreasstärkelösung. Die Wirkung ist demnach an die organischen 
Bestandteile der Lösung gebunden. 

Geringere Wirksamkeit als Pepsin entfaltet reine HCl-Lösung. 

Ein Gemisch von Speichel+Magensaft wirkt stärker auf die saccharifizierende 
Pankreastätigkeit als Magensaft allein. 

Die oberen Verdauungssekrete (Speichel, Magensaft) entfalten demnach nach 
dem Verlust ihrer zymotischen noch eine verstärkende (zymosthenische) Kraft 
auf das Sekret des Pankreas. Martin Cohn. 

576) Popielski, L. Die Sekretionstätigkeit der Bauchspeicheldrüse unter 
dem Einfluß von Salzsäure und Darmextrakt (des sogenannten Sekretins). 
(Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 451—491.) 

Verfasser wendet sich gegen die bekannten Anschauungen von Bayliss und 
Starling über die Pankreassekretion. Er betont, daß der Befund des »Sekre¬ 
tins« nichts prinzipiell neues sei, und nimmt Stellung dagegen, daß einem unbe¬ 
kannten Gemisch von Substanzen durch die Beilegung eines bestimmten Namens das 
Gepräge eines chemischen Individuums gegeben wird. Wichtig ist der Befund 
des Verfassers, daß durch Reizung von Vagusfasem prompt Pankreassekretion 
hervorgerufen werden kann. Verfasser hat bei diesen Versuchen ausgeschlossen, 
daß der Übertritt von Magensekret in das Duodenum die Ursache der Pankreas¬ 
sekretion ist. Popielski verwahrt sich auch gegen die Versuche von Enriquez 
und Hallion. Diese Autoren gingen von der Annahme aus, daß während der 
Verdauung resp. nach Salzsäureeinftlhrung in das Duodenum sich »Sekretin« im 
Blut befinde. Sie transfundierten solches Blut einem gleichartigen Tier und 
fanden in der Tat Anregung der Pankreassekretion. Eine Nachprüfung dieser 
Versuche ergibt, daß die erhaltenen Resultate keine Stütze für die Lehre von 
Bayliss und Starling abgeben. Verfasser diskutiert an Hand weiterer 
Experimente die Frage nach der Bildung des sog. Sekretins aus einem Prose¬ 
kretin und findet, daß kein Grund verliegt, eine solche Vorstufe anzunehmen. 
Weiterhin widerspricht Verfasser auf Grund neuer Versuche der Behauptung von 
Bayliss und Starling, daß das Sekretin nur von einem Teil der Darmschleim¬ 
haut gebildet werde. Verfasser konnte nach weisen, daß die Schleimhaut aller 
Darmabschnitte »Sekretin« liefert und auch die mittleren Darmschichten ergaben 
positive Resultate, d. h. wirksame Extrakte. Vgl. weitere Einwände speziell 
gegen die Atropinversuche im Original. 

Es ist wünschenswert, daß die wichtigen, durch Versuche gestützten Ein¬ 
wände Popielskis Beachtung finden und dazu beitragen, Klarheit in die Frage 
der Pankreassekretion und deren Erregung zu bringen. Abderhalden . 

577) Freytag, Friedrich. Beziehungen der Milz zur Reinigung und Rege¬ 
neration des Blutes. (Pflügers A. 1907, Bd. 120, S. 517—564.) 

Die Milz ist ein blutreinigendes Organ. Sie ist als Blutfilter zu betrachten. 
Alte Erythrozyten werden entfernt und zugleich das Bluteisen dem Organismus 

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Referate. 


246 


erhalten. Für die Milzfunktion treten nach der Entfernung dieses Organs Lymph- 
drüsen ein. Mit der Blutregeneration hat die Milz nichts zu tun. Abderhalden . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

578) Schümm, 0. Benzidin als Reagens auf Blutfarbstoff. (Pharm. Ztg. 
1907, Bd. 52, S. 604.) 

Verfasser konnte durch vergleichende Versuche nachweisen, daß die ver¬ 
schiedenen Handelssorten des Benzidins sich verschieden als Reagens auf Blut¬ 
farbstoff verhalten, daß einige sogar ganz unbrauchbar sind. Benzidin ist dann 
geeignet, wenn es noch bei einer Blutverdünnung von 1:100000 oder 1:200000 
im Zeitraum von 1—2 Minuten eine bläulichgrüne Färbung gibt. Brahm . 

579) Utz. Über die Verwendung von Benzidin zum forensischen Blut- 
nachweis. (Chem. Ztg. 1907, Bd. 31, S. 737—738.) 

Nach den Angaben von Schlesinger und Holst (Deutsche med. Wschr. 
1906, Nr. 36) erhält man das Reagens durch Auflösen einer Messerspitze Benzi¬ 
din in 2 ccm Eisessig und Vermischen von 10—12 Tropfen dieser Lösung mit 
3proz. Wasserstoffsuperoxydlösung. Es empfiehlt sich, das Reagens jedesmal 
frisch zu bereiten und darf dasselbe allein nicht gefärbt sein. Bei Anwesenheit 
von Blut entsteht eine grüne oder blaugrüne, bei größeren Blutmengen blaue 
Färbung. Zum Nachweis von Blutflecken auf Stoff oder Holz behandelt man 
dieselben mit physiologischer Kochsalzlösung. Ein Erhitzen schwächt die Re¬ 
aktion nicht, auch Rost stört wenig. Dieselbe Reaktion tritt übrigens auch mit 
Eiter ein. Brahm . 


580) ten Doeschate, A. Über das Vorkommen von Milchsäure bei Eklamp¬ 
sie. (Zeitschr. f. physiol. Chemie 1907, Bd. 54, 153—168.) 

Verfasser schließt aus seinen Versuchen, daß normaler Ham keine Milch¬ 
säure enthält, normales Blut eine Spur. Aus Ham wurde von zugesetzten Para¬ 
laktat bis 31,4°/ 0 aus dem Blut 46,86 °/ 0 wieder gewonnen. Bei normalem Ge¬ 
burten enthalten die Plazenten sehr wenig Milchsäure, das Nabelstrangblut eine 
Spur oder keine Milchsäure. Der Ham ist frei, das mütterliche Blut enthält 
eine Spur. Im letzteren wurde nur einmal eine ziemlich große Menge Laktat ge¬ 
funden und zwar nach lange dauerndem Partus. In diesem Falle war im Urin 
auch Milchsäure, im Nabelstrangblut nichts. Der größte Gehalt an Zinkparalak¬ 
tat, der mit Sicherheit im mütterlichen Blut bei der Eklampsie beobachtet ist, 
beträgt 0,114 °/ 0 . Die Quantität der Milchsäure, die bei der Eklampsie vorkommt, 
ist wahrscheinlich nicht genügend zur Erklärung des Auftretens der Krämpfe; 
dagegen sind die Krämpfe imstande, den gefundenen Gehalt an Milchsäure zu 
verursachen. Die Zunahme der Milchsäure im Blute Eklamptischer erscheint außer 
von den Krämpfen noch von anderen Umständen abzuhängen. Brahm . 


581) Falta, W. u. Whitney, James, Lyman. Zur Kenntnis des Eiweiß- 
und Mineralstoffwechsels pankreasdiabetischer Hunde. Aus der ersten medizin. 
Univ.-Klinik in Wien. (C. von Noorden.) (Beitr. z. Physiol. 1908, Bd. 11, Heft 
5. u 6, S. 224—228.) 

Verfasser vergleichen die Beziehungen zwischen Eiweißumsatz und Aschen¬ 
ausfuhr bei normalen hungernden Hunden und bei pankreasdiabetischen. Zu dem 
Zweck wird bei den Hunden zuerst während einer Hungerperiode N- und Salz¬ 
ausscheidung untersucht, sodann nach mehreren Tagen reichlicher Fütterung 
Operation. Beim normalen Tier tritt in den Hungertagen eine Abnahme der 
N-Ausscheidung und fast aller Mineralbestandteile em, worauf eine allmähliche 
Wiedererhebung folgt. Da Gesamt-Aschenausscheidung diese Kurve deutlicher 
erkennen läßt als der N, so fallt das Verhältnis N-Gesamtasche deutlich ab. 


Nach Pankreasexstirpation tritt regelmäßig eine enorm gesteigerte Eiwei߬ 
zersetzung ein, mit gleichzeitig vermehrter Ausfuhr sämtlicher Mineralbestand¬ 
teile des Harns (NaCl, P 2 O ß , CaO) um das 4,1 bezw. 5,6 fache. Dieser starke 
Verlust dürfte auf einen rascheren Verbrauch an salzarmen und viel ausgiebiger 
Einschmelzung salzreichen Organeiweißes als im Hunger beruhen. Auch die 
endogene Harnsäureausscheidung ist vermehrt. 

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246 


Referate. 


Verfasser ziehen den Schluß, daß nach Pankreasexstirpation sich gewisse 
Gewebe in besonderer Weise an dem Zerfall nicht zu beteiligen scheinen, son¬ 
dern, daß das Bild eines Hungerstoffwechsels, allerdings um das 3,5 bis 4,5 fache 
vergrößert, vorliegt Dohm . 

582) Bandler, Viktor u. Fischei, Richard. Die Funktionsprüfung der Niere 
(Phlorizin) bei Quecksilberzylindroidurie und der Ablauf der Nylanderseben 
Reaktion in Quecksilberzuckerhamen. (Zeitschr. f. Urologie 1908, Bd. 2, Heft 1.) 

Durch Phlorizingabe wird in allen mit Quecksilber behandelten Fällen (25) 
prompt Diabetes erzeugt, der ca. 2 J / a Stunden nach Injektion erlosch. Die 
quantitative Zuckerausscheidung war sehr wechselnd. Ein Funktionsausfall der 
Niere läßt sich in keinem Fall nachweisen, sodaß die bei Hg-Gaben auftretende 
Zylindroidurie nicht auf anatomische Schädigung der Nieren zurückzuführen sein 
dürfte. 

Die Angabe von Bechhold, daß Hg im Ham die Nylanderprobe hemmt, 
konnte Verfasser nicht bestätigen. Pincussohn . 

583) Grob, 0. Die Wirksamkeit des Trypsins und eine einfache Mothode 
zu ihrer Bestimmung. Medizin. Klinik Greifswald. (Arch. f. exp. Path. und 
Pharmak. 1907, Bd. 58, S. 159.) 

Das Prinzip der hier angegebenen Methode beruht darauf, daß Kasein bei 
schwacher Alkaleszenz leicht löslich ist, im Gegensatz zu seinen Verdauungs¬ 
produkten beim Ansäuern mit verdünnter (lproz.) Essigsäure aus dieser Lösung 
wieder ausfällt. — Von Einfluß auf die Menge des verdauten Kaseins sind in 
erster Linie Menge des verdauenden Ferments und Zeit der Einwirkung. Es er¬ 
gab sich mit der überhaupt möglichen Genauigkeit, daß die n-fache Menge 
Trypsin auch 1/n der Zeit benötigt, um dieselbe Menge Kasein zu verdauen. 
Da Zeit der Einwirkung des Ferments und Fermentmenge sind umgekehrt 
proportional, Menge des verdauten Kaseins und Zeit direkt proportional sind, 
muß auch Menge des verdauten Kaseins und Fermentmenge direkt proportional 
sein. Die bereits von Volhard und Löhlein aufgestellte Behauptung, daß die 
Verdaung durch Trypsin nicht dem Schütz-Borissow’schen Gesetz folgt, 
findet hier Bestätigung. Als Einheit tryptischer Verdauung bezeichnet Verfasser 
die Saftmenge, welche in 15 Min. 10 ccm Kasein n-lösung so verdaut, daß auf 
Säurezusatz keine Trübung entsteht (s. o.). Daß die Methode sich für Pankreas- 
saft ebenso eignet, wie für reine Tripsinlösung, wird durch Pankreassaft — ge¬ 
wonnen vom Pankreasfistelhund dargelegt. Weiter wurde noch der Magensaft 
einer Patientin nach Gastroenterostomie untersucht. Schtnid . 

584) Faust und Tallqvist. Über die Ursachen der Bothriocephalus- 
anaemie. Ein Beitrag zur Pathogenese der perniziösen Anaemie auf physio¬ 
logisch-chemischer Grundlage. Labor, f. experim. Pharmak., Straßburg. (Arch. 
für experim. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 57, S. 367.) 

Tallqvist hatte schon früher aus dem Körper des Bothriocephalus latus 
einen fettartigen Stoff dargestellt, welcher in hohem Grade hämolytisch wirkt. 
Bei jeder Art von Einverleibung hat dieser Körper bei Hunden und Kaninchen 
anaemisierende Wirkung. — Die Verfasser stellten sich in dieser Arbeit die Auf¬ 
gabe, diese »lipoide Substanz« genauer zu untersuchen und den hämolysieren- 
den Bestandteil zu isolieren, was ihnen auch gelang. Der Ätherextrakt der ge¬ 
trockneten Bothriocephalussleiber ist phosphorhaltig, er enthält also Lezithin. 
Nach Entfernung dieser Substanz durch Azeton und Äther erhält man eine phos¬ 
phorfreie stark hämolytisch wirkende Fettsubstanz, welche ein bei Zimmer¬ 
temperatur erstarrendes, gelbweißes Gemenge darstellt. Daraus ließen sich 
Cholesterin, welches bekanntermaßen nicht hämolitisch wirkt, und eine reichliche 
Menge Fettsäuren gewinnen, welche diese Eigenschaft in hohem Maße zeigten. 
Eine weitere Isolierung dieser Fettsäuren ergab dann als hämolytische Substanz 
des Bothriocephaluslipoids Ölsäure. Da Glyzerin nicht nachweisbar war, sind 
die gefundenen Fettsäuren in der Hauptmenge als Cholesterinester vorhanden. 
— Der in Äther unlösliche Rückstand des Wurmkörpers wirkt lokalreizend auf 
die Schleimhäute. — Im Anschluß daran haben die Verfasser die Schleimhaut 
des Magendarmkanals von menschlichen Leichen, Carcinome, Pankreas auf 

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Referate. 


247 


hämolysierende Substanzen untersucht, und zwar mit positivem Erfolg. Auch 
hier handelt es sich um Cholesterinölsäureester. — Die Fütterung dieses Körpers 
an einen Hund ergab, daß die Ölsäure vom Darm aus in das Blut gelangt und 
dort zur Zerstörung von roten Blutkörperchen führt. Die Analyse des 3 Stunden 
nach der Fütterung aufgefangenen Chylus, welcher deutliche Hämolyse zeigte, 
ergab große Mengen von Seifen (mehr als die Hälfte der resorbierten Fett¬ 
substanzen). Die aus den Seifen dargestellten Fettsäuren bestehen größtenteils 
aus Ölsäure. Cholesterin konnte im Chylus nicht nachgewiesen werden. Der 
Cholesterinester wird also im Darmkanal gespalten, die Fettsäuren werden in 
Form ihrer Seifen resorbiert, während das Cholesterin unverändert den Darm 
passiert und mit den Fäzes ausgeschieden wird. Ob eine Resorption von Seifen 
in die Blutgefäße des Darmkanals direkt erfolgt, ist nicht festgestellt worden. 
Warum unter diesen Umständen nicht, wie normal, eine Synthese der Seifen 
mit Glyzerin zu Fett erfolgt, ist nicht klar, ein Hundeversuch gibt der Ver¬ 
mutung, daß es sich um Mangel an Glyzerin handle, Recht Auch unter phy¬ 
siologischen Bedingungen gelangt Ölsäure vom Darm aus zur Resorption. 

Schmid. 

585) Witte, J. Über die neue Methode quantitativer Pepsinbestimmung 
nach Jakoby und Solms. Aus der inn. Abt. des Augusta-Hospitals zu Berlin. 
Geheimrat Prof. Dr. Ewald. (Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 42, S. 1338/1343.) 

Witte hat genaue Prüfungen an ausreichendem Material vorgenommen und 
empfiehlt die von Solms angegebene Jakoby sehe Rizinmethode als eine leicht 
auszufuhrende, billige und für den Praktiker hinreichend exakte Methode zur 
quantitativen Pepsinbestimmung. Für genaue wissenschaftliche Bestimmungen 
bedarf die Probe vorheriger Neutralisierung der erforderlichen Magensaftmen^e. 
Die Notwendigkeit isolierter Prüfung auf peptische Kraft ergibt sich aus der 
Häufigkeit wechselnder Verhältnisse zwischen Salzsäuremenge und Pepsin wert 
einerseits und aus dem Fehlen eines regelmäßigen Parallelismus zwischen 
Pepsin- und Labwirkung andererseits. Der Hauptvorzug der neuen Methode 
gegenüber der Mettschen Probe besteht in der unvergleichlich einfachen Be¬ 
schaffung des Prüfungsmaterials, der Eindeutigkeit und Anschaulikeit der Befunde 
und der schnelleren Gewinnung des Resultates. Bomstein . 

586) Grüner, 0. Ein Beitrag zur Physiologie des Chlorstoffwechsels und 
seiner Beziehungen zur Wasserausscheidung und zur Körpergewichtskurve. 

Chem. Labor, d. Kinderklinik, Wien. (Zeitschr. f. klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 455.) 

In einem ad hoc ausgezeichnet organisierten Selbst-Stoffwechsel-Versuch gibt 
Verfasser einen wertvollen Beitrag zum Chlorstoffwechsel des gesunden Men¬ 
schen. — Nach Herstellung vollkommenen Chlor- und Körpergleichgewichts 
(unter chlorarmer Diät) wird einmalige Kochsalzzulage genommen, was die bereits 
bekannte Kochsalzmehrausscheidungskurve ergab. Die Bilanz erwies aber eine 
ganz beträchtliche Chlorretention auf; diese ist infolge der Verminderung der 
Diurese begleitet von einer Körpergewichtszunahme. Das resorbierte Kochsalz 
gelangt offenbar rasch aus dem Blut ins Gewebe — ehe es an die Nieren ge¬ 
langt, und führt so auch zu einer Wasserretention. In den folgenden Tagen 
wird noch ein geringer Teil des retinierten Chlors ausgeschieden, gleichzeitig 
damit mehr Ham: Das Körpergewicht erreichte wieder die ursprüngliche Höhe. 
Der Chloridbestand des Körpers war auf ein höheres Niveau gebracht. Eine 
daran sich schließende Kochsalzzulage in kleineren über einen Tag verteilten 
Mengen ergab im wesentlichen wieder dasselbe Resultat. — Aus den verschie¬ 
denen Einzelheiten, welche die Untersuchungen noch ergaben, sei besonders 
hervorgehoben, daß das Kochsalz beim Menschen keineswegs diuretisch wirkt, 
sondern im Gegenteil die Wasserauscheidung vermindert. Dies steht im schroffen 
Gegensatz zu dem, wie sich das Tier dem Kochsalz gegenüber verhält. Denn 
diese retinieren unter solchen Umständen kein Kochsalz und Wasser — sondern 
scheiden beides in vermehrter Menge aus. Mit Recht betont daher auch Ver¬ 
fasser, daß Tierversuche für die speziellen Fragen des physiologischen Chlor- 
stoffwechsels beim Menschen nicht in Betracht kommen. Schnttd. > 

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Referate« 


587) Gross, 0. u. Allard, £. Untersuchungen aber Alk&ptonurie. Mediz. 
Klinik, Greifswald. (Zeitschr. f. klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 359—369.) 

Die Beziehung von Ochronosis zu Alkaptonurie ist von Clemens vor 
kurzem an einem Patienten beobachtet worden. Die Verfasser glauben bei 
ihrem Patienten, der seit Jahren an einem jeder Therapie unzugänglichen Ge¬ 
lenkrheumatismus leidet, dasselbe konstatieren zu können. — Die Untersuchung 
der Gesamtazidität des Harns des Patienten ergab nicht den von Meyer fest¬ 
gestellt absoluten Parallelismus. — Zeitweise hohe Ammoniakwerte lassen eine 
Azidose Wirkung unzweifelhaft erkennen. — Der Fall zeichnet sich von den 
bisher untersuchten Fällen dadurch aus, daß auch bei eiweißarmer Kost die ab¬ 
solute Menge der ausgeschiedenen Homogentisinsäure sehr hoch ist, gegenüber 
Langstein und Meyer 54:100 beträgt hier bei gemischter Kost das Verhältnis 
der Homogentisinsäure zum Stickstoff im Mittelwert 70:100. — Eine wesentliche 
Differenz in der Schnelligkeit der Ausscheidung der Homogentisinsäure gegen¬ 
über dem zugehörigen Eiweißstickstoff, wie sie von einigen Autoren nach Zu¬ 
lage eines Eiweißkörpers konstatiert worden ist, hat sich bei diesen Patienten 
nicht ergeben. — Verbitterung der Bence-Jones’chen Albumose hat eine 
erhebliche Vermehrung der Homogentisinsäureausscheidung zur Folge. Das 
Verhältnis der H. zum N steigt gegenüber der Verbitterung anderer Eiwei߬ 
arten (Plasmon, Milch usw.) wesentlich an, infolge des der Be nee-Jon es’sehen 
Albumose eigenen hohen Gehaltes an aromatischen Gruppen. — 

Durch Alkalidarreichung steigt der Quotient Homogentisinsäure: N — dies 
ist jedoch nicht Folge großer vermehrter Homogentisinausscheidung, sondern 
von Eiweißsparung. Es kommt zwar zur Abspaltung der Homogentisinsäure bilden¬ 
den Eiweißgruppe, während der übrige Eiweißrest im Körper zurück verblieben 
ist. Ein ähnliches Verhalten ließ sich im Fieber teststellen. Schmid. 

588) Gros, 0. Über das Auftreten der Lackfarbe in Blutkörperchen¬ 
suspensionen unter dem Einfluh der Wärme. 2. Mitteilung. Einfluß von Äther 
und Äthemarkose. (Arch. f. experim. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 57, S. 415.) 

Die Arbeit schließt sich an eine frühere (hier referierte) an. Die mit 
derselben Methodik gewonnenen Resultate ergaben, daß weder während, noch 
nach der Äthernarkose die Resistenz der roten Blutkörperchen verändert ge¬ 
funden wird. Schmtd. 

589) Abderhalden, Emil u. Kautzsch, Karl. Vergleichende Untersuchung 
über die Abscheidung von Jod bei Verabreichung von Jodkalium und Sajodin. 

(Zeitschr. f. experim. Path. und Ther. 1907, Bd. 4, S. 716—719.) 

Da Sajodin (Ca-Salz der Behensäure) ^»H^O^Ca, weder von Steapsin, 
noch von Magensaft, noch von Pankreassaft + Darmsaft in nachweisbarer Menge 
gespalten wird, suchten Verfasser nach Verbitterung von Sajodin durch Nach¬ 
weis von Alkalijodiden in den Fäzes eine Ausscheidung derartiger Verbindungen 
durch die Darm wand zu konstatieren. Die Versuche ergaben, daß eine der¬ 
artige Ausscheidung nicht stattfindet, sondern daß das Jod, nach vollständiger 
Resorption des Sajodins, im Urin nachgewiesen werden kann. Die Jodaus¬ 
scheidung im Urin erfolgt hierbei, im Gegensatz zur Jodausscheidung bei Ver¬ 
abreichung von Jodkali, sehr verzögert. Abderhalden . 

590) Brugsch, Theodor u. Hirsch, R&hel. Über die Ausscheidung von 
Alanin durch des Ham. (Zeitschr. f. experim. Path. u. Ther. 1907, Bd. 4, 
S. 947—948.) 

Verfasser halten entgegen einer Kritik Oppenheimers (Beitr. z. chem. 
Physiol. u. Pathol., Bd. 10, S. 273) ihre Befunde aufrecht, wonach die Assimila¬ 
tionsgrenze für d,l-Alanin im Hungerzustande weit niedriger liegt als bei nor¬ 
maler Ernährung. Abderhalden . 

591) Liwschitz, Boris. Tachographische Untersuchungen über die Wir¬ 
kungsweise kohlensäurehaltiger Solbäder. (Zeitschr. f. experim. Path. und Ther. 
1907, Bd. 4, S. 693—703.) 

Verfasser stellt tachographisch (Kriesscher Flammentachograph) fest, daß 
das Herz durch kühle, kohlensaure Bäder primär zu verstärkter Tätigkeit ange- 

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Referate. 


249 


regt wird, während kühle Süßwasserbäder keinen Einfluß auf die Herztätigkeit 
ausüben. Abderhalden . 

592) Steyrer, A. Über den Stoff- und Energieumsatz bei Fieber, Myxödem 
und Morbus Basedowii. (Zeitschr. f. experim. Pathol. und Ther. 1907, Bd. 4, 
S. 720—746.) 

Die im Pettenkofersehen Apparate vorgenommenen Versuche gaben 
folgende Resultate. Bei Fieberkranken (Tuberkulinfieber) steigert sich der relative 
Stickstoffumsatz. Dabei verdrängen die Eiweißkalorien im Stoffwechsel stick¬ 
stofffreies Material derart, daß die gesamte Kalorienproduktion nicht gesteigert 
ist. Der Myxödemkranke zeichnet sich durch geringen Stickstoffumsatz aus, der 
bei Zufuhr von Schilddrüsenstoffen noch mehr zurückgeht, während dabei eine 
intensive Steigerung der Kalorienproduktion von wesentlicher Bedeutung ist. Im 
Gegensatz hierzu zeigt der Basedow-Stoffwechsel eine, sowohl den Fett- als 
ken Eiweißumsatz betreffende Erhöhung der Kalorienproduktion, die Schwan¬ 
dungen, parallel der allgemeinen nervösen Erregung des Organismus, unterworfen 
ist Nach Verfiitterung von Schilddrüsenstoffen findet bei Morbus Basedowii 
zum Unterschied vom Myxödemstoffwechsel keine Steigerung der Kalorien¬ 
produktion statt. Abderhalden. 

593) Neisser, E. und Br&uning, BL Über Verdauungslip&mie. (Zeitschr. 
f. experim. Path. und Ther. 1907, Eid. 4, S. 747—760.) 

Als Verdauungslipämie bezeichnen die Verfasser den physiologischen Fett¬ 
gehalt des Blutserums nach Aufnahme einer mäßigen Fettnahrung. Sie erreicht 
ihr Maximum nach ca. 6 Stunden, was sich in einer starken Trübung des Serums, 
bedingt durch sehr feine Suspension des verfütterten Fettes (Hämokonien) kund¬ 
gibt. Die Intensität dieser Trübung ist verschieden, je nach der verfütterten 
Fettart und nach der Tierart, an die verfüttert wurde. Da die durch Butter¬ 
darreichung erzeugten Hämokonien aufrahmen, kann die Höhe der Rahmschicht 
als Maß des Hämokoniengehaltes des Blutes dienen. Nach ca. 10 Stunden ist 
die Trübung des Blutes in normalen Fällen verschwunden; das Serum ist klar, 
enthält aber Fett in kolloidaler oder wirklicher Lösung. Bei Kranken mit auf¬ 
gehobener Fettresorption (Leberzirrhose, Pankreaszirrhose, Leber- und Ösophagus¬ 
karzinom) findet nach Fettnahrung keine Trübung des Serums statt. Im Gegen¬ 
satz hierzu, bleibt in einigen pathologischen Fällen (Diabetes, Glykosurie, Pota- 
torium) auch nach 12 ständigem Hungern die Trübung bestehen (pathologische 
Lipämie). Abderhalden . 

594) Kronberger. Über den Nachweis chemisch verschiedener Reaktion 
der Leukozyten und Lymphozytenkerne durch Malachitgrün. Mit einer Zusatz¬ 
bemerkung von A. Pappenheim. (Folia hämatol. 1907, Bd. 4, Suppl. Nr. 1, 
S. 51—55.) 

Autor macht darauf aufmerksam, daß wässerige konzentrierte Malachitgrün¬ 
lösung von neutraler Reaktion die Kerne der Leukozyten blau färbt, die der 
Lymphozyten smaragdgrün, was auf einen höheren Alkaleszenzwert des Leuko- 
zyten-Kemeiweißes gegenüber dem der Lymphozyten schließen läßt. Pappen¬ 
heim gibt in seinem Zusatz nach einigen chemisch-iärberischen Erläuterungen 
weitere Beispiele der Differentialfarbung verschiedener Zellkerne durch ein und 
dasselbe Tinktionsmittel. Gg. B. Gruber . 

696) Weichardt, Wolfg. Zur Frage der Überempfindlichkeit. (Folia hämatol. 
1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 1, S. 78—76.) 

Autor berichtet über einige Überempfindlichkeitserscheinungen, die er im 
Laufe seiner Studien über »reines Eiweißabspaltungsantigen von Ermüdungs¬ 
toxincharakter und dessen spezifischen Antikörper zu beobachten Gelegenheit 
hatte.« Eine ausreichende Erklärung für die Formenmenge der Anaphylaxie 
gibt er nicht, ist vielmehr »der Meinung, daß ein exaktes Studium all dieser 
Körpersubstanzen erst durch die Reindarstellung derselben, wenn möglich unab¬ 
hängig von der Produktion im Tierkörper, eine naturwissenschaftliche Grundlage 
gewinnt.« Gg.(B. Gruber . 

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Bef ernte. 


596) Schridde, Herrn. Die Entstehung der ersten embryonalen Blutzellen 
des Menschen. Kurzer Bericht über den gleichnamigen Vortrag auf der Tagung 
der Deutschen patholog. Gesellschaft zu Dresden, Sept 1907. (Folia hämatol. 
1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 2, S. 157—158.) 

Es sind zwei Stadien der ersten embryonalen Blutbildung zu konstatieren. 
Dem ersten gehören Embryonen bis zu 9 mm Länge an; sie bilden einzig und 
allein aus dem Gefäßwandzellen große, immer hämoglobinhaltige Zellen (den 
Ehrlichschen Megaloblasten entsprechend), die sich durch selbsttätige Teilung 
vermehren und als primäre Erythroblasten bezeichnet werden müssen. Bald 
nimmt man an ihnen Erscheinungen der Karyorrhexis wahr; sie gehen auch ohne 
eine weitere Entwicklungsstufe zu erreichen zugrunde. Diesem rein intravasku¬ 
lären Blutbildungsstadium steht ein zweites Stadium ganz neuer nur in der 
Leber zu beobachtender rein extravaskulärer Blutbildung gegenüber, die beim 
Embryo von 12,5 mm Länge einsetzt. Es entstehen hierbei Myeloblasten, sekun¬ 
däre (mit den postembryonalen identische) Erythroblasten und Riesenzellen. Auch 
ihnen dient die Gefäßwandzelle als Mutter. Zur gleichen Zeit sind nirgends im 
Embryo echte Lymphozyten vorhanden. Gg . B. Gruber . 

597) Dantschakoff, Wera. Über das erste Auftreten der Blutelemente 
im Hühnerembryo. Vorläufige Mitteilung. (Folia hämatol. 1907, Bd. V, Suppl. 
Nr. 2, S. 159—166.) 

Man hat zwei Stadien des Auftretens der Blutelemente beim Hühner¬ 
embryo zu unterscheiden. Das erste bezieht sich auf die Blutbildung in der 
Area vasculosa, deren Mesoblast in den vorderen Partien selbständige, runde, 
amöboide, histiogene Wanderzellen bildet mit schwach basophilem, ungranuliertem, 
fein vakuolisiertem Protoplasma, hellem, deutlich umgrenztem Kern und einem 
Kemkörperchen. Seitlich und hinten bildet der Mesoblast Blutinseln, deren 
Zellen außerhalb und innerhalb der jungen Gefäße liegen, primitive Blutzellen 
darstellen und den Habitus von »Lymphozyten« aufweisen. Die außerhalb der 
Dottergefäße liegenden »Lymphozyten« verwandeln sich weiterhin, und zwar 
schon bald, in granulierte Leukozyten, während die innerhalb der Gefäße liegen¬ 
den »Lymphozyten« z. T. Lymphozytenhabitus behalten, z. T. sich derart ver¬ 
ändern, daß sie »unter steter Wucherung die verschiedenen Formen der Erythro¬ 
blasten und Erythrozyten liefern.« 

Das zweite Stadium ist gekennzeichnet durch das erste Auftreten der Blut¬ 
elemente im Körper des Hühnerembryo. (Die ersten Zellbestandteile des zirkulie¬ 
renden Blutes gehören nicht hierher, sie stammen als eingeschwemmte Elemente 
von den Blutbildungsstätten des Dotters.) Vom Ende des dritten Tages ab bilden 
sich aus den Zellen der Aortenwand stark basophile, protoplasmareiche Elemente 
vom Aussehen der echten, größeren Lymphozyten, die sich teils mit Hämaglobin 
beladen und zu roten Blutkörperchen werden, teils als Wanderzellen durch die 
Aortenwand ins Gewebe dringen. »Bald greift die Bildung von Wanderzellen 
im weitesten Sinne des Wortes auch auf das gesamte Mesenchym des Körpers 
über, wobei sich dieser Prozeß allmählich etwas modifiziert und zur Entstehung 
mannigfaltigerer Formen führt.« — Sowohl außerhalb als innerhalb des embryo¬ 
nalen Körpers treten also größere und kleinere Zellen vom Lymphozytenhabitus 
als die Stammzellen aller Blutelemente auf. Gg . B . Gruber . 


Klinisches. 

598) Kaufmann. Mangel an Magenschleim (Amyxorrhoea gastrica), seine 
pathologische Bedeutung und seine Beziehungen zur Hyperazidität und zum 
Magengeschwür. (Boas A. 1907, Bd. XIII, H. 6.) 

Kaufmann will zeigen, daß die Absonderung genügender Mengen Schleim 
eine wichtige Funktion der Magenschleimhaut ist und daß Mangel an Schleim 
ernste Störungen verursacht. Normalerweise ist der eine Stunde nach einem 
Probefrühstück exprimierte Mageninhalt mit einer mäßigen Menge Schleim ver¬ 
mischt. Eine Methode zum quantitativen Nachweis existiert nicht, man muß die 
Menge nach makroskopischer und mikroskopischer Untersuchung des Speise- 

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Referate. 


251 


breies schätzen lernen. Schleimmangel ist ein häufiger Befund, häufiger als 
Schleimvermehrung. Der Schleimgehalt des Speisebreies erlaubt einen Rück¬ 
schluß auf die Bedeckung der Magenschleimhaut mit Schleim. Kaufmann hat 
gefunden, daß Hyperaziditätsbeschwerden am meisten bei Individuen mit Schleim¬ 
mangel vorkommt. Daß dabei grade in dem Fehlen der die Magenschleimhaut vor 
dem Magensaft schützenden Schleimschicht der Grund für die Beschwerden zu 
suchen ist, geht aus den therapeutischen Erfolgen mit öl und Argentum nitricum her. 
Das Öl breitet sich, in den nüchternen Magen gegeben, gleichmäßig auf der Schleim¬ 
haut aus, die Argentum nitricum-Lösung (1: 5000ß —1:1000,0) regt die Sekretion 
einer schützenden Schleimschicht an. Man kann sich ferner vorstellen, daß dieSchleim- 
schicht die schädliche Wirkung mechanischer, chemischer und thermischer Reize 
abschwächt, ihr Fehlen also zur Entstehung von Magenerosionen und Ulcera 
disponiert. Eine Behandlungsmethode, welche zur vermehrten Schleim¬ 
bildung führt, hilft daher dem Heilungsprozeß. Aus experimentellen Unter¬ 
suchungen scheint hervorzugehen, daß bei der Heilung von Magengeschwüren 
eine kolossale Zunahme der schleimbildenden Zellen erfolgt. Eine vermehrte 
Schleimbildung braucht also nicht immer etwas Pathologisches zu bedeuten, 
während Mangel an Schleim immer ein ungünstiges Symptom ist. P. Schlippe . 

599) Jonas. Über die physiologische und pathologische Kleinheit des 
Magens und den radiologischen Nachweis der Magenschrumpfung. (Boas A. 
1907, Bd. XIII, H. 6.) 

Über die wahre Größe des Magens konnte erst die von Riedereingeführte 
Röntgendurchleuchtung unter Füllung mit Wismuthmilchspeise Aufschluß geben. 
— Physiologisch klein ist der normale und der Kindermagen. Seine Erkennt¬ 
nis nach Form, Lage und Größe stieß auf Schwierigkeiten, weil er seltener ist 
als die leicht gedehnten Formen. — Pathologisch ldein ist der Magen bei Car¬ 
cinoma fibrosum (Scirrhus) und bei chronischer sklerosierender Gastritis. In 
beiden Fällen reicht er im radiologischen Bild kaum unter dem linken Rippen¬ 
bogen hervor. Beim Scirrhus stellt sich außerdem die Stenosierung der pars 
pylorica als eine verjüngte Fortsetzung der Magenfüllung dar, die palpatorisch 
nicht oder nur wenig beeinflußbar ist. Die Magenwandveränderungen doku¬ 
mentieren sich in einer unscharfen, zackigen Magenkontur, in der mangelhaften 
Fähigkeit, die peristaltische Welle fortzuleiten und in dem Fehlen des prompten 
Ausweichens des Mageninhaltes nach allen Seiten auf leichten Fingerdruck. — 
Inanitionsschrumpfung kommt bei Karzinom des Ösophagus wie dem des Pylorus 
vor. Radiologisch zeigt sich ein kleiner, jedoch die Zeichen ursprünglicher 
stärkerer Längsdehnung an sich tragender Magen, der im Gegensatz zu dem pto- 
tischen Habitus der Patienten relativ hoch steht. Der Verdacht auf karzinoma- 
töse Schrumpfung besteht, wenn bei einem Ca pylori der kaudale Magenpol 
statt der zu erwartenden Dilatation auffallend hoch steht. — Scheinbare Ver¬ 
kleinerungen des Magens kommen vor durch Hochdrängung oder durch Ver¬ 
ziehungen infolge von Entzündungsprozessen in der Umgebung. P. Schlippe. 

600) Kaufmann, J. Lack of gastric mucus (amyxorrhoea gastrica) and its 
relation to hyperacidity and gastric ulcer. (Die Beziehungen von mangel¬ 
hafter Magenschleimsekretion zur Hyperazidität und zu Ulcus Ventriculi.) 
(American joumal of the medical Sciences 1908, cxxxv, 207 S.) 

Ungelöster Schleim gibt sich durch die Klebrigkeit der Brotteilchen des 
herausgenommenen Probefrühstücks kund. Bei mangelhafter Schleimsekretion 
haften die Brotteilchen nicht zusammen. Die Anwesenheit des Schleims läßt 
sich auch dadurch demonstrieren, daß die Brotteilchen gewöhnlich mit Jod 
bezw. mit Lugolscher Lösung blau gefärbt werden, wohl aber nach Umhüllung 
mit Schleim imgefärbt bleiben. Verfasser hat zahlreiche Fälle gesehen, wo 
Schmerzen vorhanden waren, welche an Hyperazidität erinnerten, wo aber die 
HCl normal war, der Schleim aber vermindert und bei welchen der Schmerz 
nach AgN0 3 -Behandlung und dadurch vermehrter Schleimsekretion verschwand. 
Verfasser glaubt, daß der Schleim die Magenschleimhaut gegen mechanische 
und chemische Insulte schütze, und daß dieser Bestandteil des Mageninhalts 

ebenso sorgfältig wie die Säure notiert werden sollte. Hirschfelder . 

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252 


Referate. 


601) Rubow. Beitrag zur Pathologie und Therapie des Magengeschwürs. 
(Boas A. 1907, Bd. XIII, H. 6.) 

Eine sichere Erklärung für die Hyperazidität des Magensaftes bei Ulcus be¬ 
steht nicht. In einer früheren Arbeit hat Rubow nachgewiesen, daß es allein 
bei Hypersekretion und gleichzeitig bestehender Hypermotilität, ohne daß eine 
Sekretionsanomalie zu bestehen braucht, zu einer Hyperazidität kommen kann. 
Eine gleichzeitige Untersuchung der motorischen Magenfimktion, d. h. der Magen¬ 
inhaltmenge ist deshalb notwendig (Mathieusche Restbestimmungsmethode). Der 
große stark saure Mageninhalt kann ohne Hypersekretion nicht gedacht werden. 
Er kommt am häufigsten bei Ulcus ventriculi vor. Der kleine stark saure Magen¬ 
inhalt, der im Gegensatz zum früheren keine Hyperaziditätsbeschwerden zu 
machen pflegt, findet sich bei allen möglichen Erkrankungen. Die Annahme, 
daß die quantitative Verschiedenheit des Mageninhaltes bei den beiden Gruppen 
nicht durch eine Verschiedenheit in der Sekretion veranlaßt wird, sondern nur 
durch eine schnellere Entleerung bei der letzteren Gruppe, konnte Rubow 
widerlegen, indem er zu verschiedenen Zeiten nach dem Probefrühstück spülte 
und fand, daß zu einem früheren Zeitpunkt kein reichlicher, saurer Mageninhalt, 
sondern im Gegenteil ein kleiner Mageninhalt bestand. Also gibt es sicher 
Fälle von Hyperazidität auf Grund einer Hypermotilität ohne Sekretionsanomalie. 
Für die Diagnose Ulcus ventriculi kann dieses Symptom nicht verwandt werden. 

P. Schlippe . 

602) Elsner, Hans. Zur Behandlung des Ulcus ventriculi. Aus d. Boas- 
schen Poliklinik in Berlin. (Ther. d. Gegenw. 1908, Febr., Nr. 2.) 

Gegen die Leub eschen Ulkusdiät ist mit Recht der Ein wand erhoben 
worden, daß sie Unterernährung bedeutet und durch die großen Flüssigkeits¬ 
mengen den Magen überdehnt. Die Lenhartzsche Diät erfüllt besser die für 
die Heilung des Ulkus wichtigen Forderungen, indem sie einen großen Ka¬ 
loriengehalt bei geringem Volumen bietet, und indem sie trotz ausreichenden 
HCl-Bindungsvermögens doch reizlos ist; aber die Verabreichung von Schabe¬ 
fleisch macht die Kontrolle der Fäzes auf okkultes Blut unmöglich, die große 
Menge Eier wird oft widerwillig genommen und schlecht ertragen, und die Ver¬ 
ordnung von Eisenpräparaten ist geeignet, einen Reiz auf die Sekretion auszu¬ 
üben. Es ist überhaupt unzulässig, schematisch eine Ulkusdiät aufzustellen; 
jeder Fall soll individuell behandelt werden. Elsner verfährt gewöhnlich 
folgendermaßen: Er gibt kleine Mengen Milch, bis zu 1 1; ihr Nährwert wird 
durch Zusatz von Hygiama (70—80 g = 315—360 Kal.) wesentlich erhöht; die 
Indikation der Säurebindung wird erfüllt durch Verabreichung großer Dosen 
Alkali. Selbst nach Blutungen gibt er sofort am ersten Tag eisgekühlte Milch 
mit Hygiama und Zucker, und zwar 200 g Milch, 20 g Hygiama, 20 g Zucker 
(= 300 Kal.), am zweiten Tage 400 bezw. 40 bezw. 20 g (=■ 520 Kal.), am dritten 
Tage 600, 60, 30 g (= 780 Kal.), am vierten Tage 800, 80, 30 g (= 1000 Kal.), 
am fünften Tage 1000, 100, 30 g (= 1220 Kal.); vom sechsten Tage ab erhalten 
die Patienten Zulagen von Butter resp. Sahne, eingeweichtem Zwieback und 
rohen oder weichgekochten Eiern. Ein Stoffwechsel versuch zeigte Verfasser, 
daß Hygiama sehr gut imstande ist, die Milch bis zu einem gewissen Grade im 
Stoffwechsel zu ersetzen (100 g Hygiama = s / 4 1 Milch). Alkali wird dabei drei- 
bis viermal täglich ein Kaffeelöffel als Natron oder Magnesia gegeben. Dem 
günstigen Resultat des Stoffwechselversuches entsprechen auch die klinischen 
Erfahrungen: die Blutreaktion wird nach längstens einer Woche negativ, die 
Druckempfindlichkeit geschwunden, meist ist auch dann schon eine Gewichtszu¬ 
nahme vorhanden. Die Zahl der »klinischen Rezidive« scheint relativ gering 
zu sein. M. Kaufmann . 

603) Muszkat, A. (Bad Reichenhall). Über anfallsweise auftretenden Darm- 
schleimflufr. Aus der Poliklinik des Herrn Prof. Strauß in Berlin. (Berl. klin. 
Woch. 1907, Nr. 42, S. 1343—1347.) 

Eine Patientin mit skrophulösem Habitus, die seit ihren Entwicklungsjahren 
zu Verstopfung neigt und eine Labilität ihres vasomotorischen Nervensystems be¬ 
sitzt. Ohne nachweisbare Veranlassung wird ohne besondere Beschwerden 

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Referate. 


253 


insbesondere ohne Koliken, eine eigentümliche schleimige Flüssigkeit aus dem 
Anus entleert, 75—200 ccm, fadenziehend, mit mehr oder wemger wolkigen 
Trübungen, fade riechend, grau-gelblich, zeigt aber nicht das Aussehen von 
Fetzen, Bändern oder Röhren; spezifisches Gewicht 1011—1015. Schwach alka¬ 
lisch, hat minimale Spuren von Eiweiß, etwas Kochsalz; scheint amylolytisches 
Ferment zu enthalten. Mikroskopisch wenige Leukozyten und ganz vereinzelte 
Epithelien. Allmähliche Schleimabnahme, Kot wird fester. Im Anschluß an 
psychisch erregende Momente oder gleichzeitig mit sehr schwer vor sich gehen¬ 
der Defakation oder auch nach Erkältung Rezidiv mit einer gewissen Periodizität 
Der procto-sigmoskopische Befund — gleichmäßig hyperämisch aussehende 
Schleimhaut des Rektums und der Flexura sigmoidea — kann ebenso im Sinne 
einer entzündlichen wie einer auf vasomotorischen Störungen berührenden Hyper¬ 
ämie gedeutet werden. Fehlen eines Schmerzanfalls und der Schleimbefund ver¬ 
anlassen diese Fälle als Typus sui generis aufzustellen. Bornstein . 

604) Becker (Salzschlirf). Zusammenhang zwischen Leukämie und Gicht? 

(Ther. d. Gegenw. 1908, Febr., Nr. 2.) 

Bei einem Manne, der weder erblich belastet war, noch durch üppige 
Lebensweise sich die Anlage zur Gicht geschaffen hatte, trat bald nach Fest¬ 
stellung einer Leukämie im Anschluß an die Besserung (durch Eisen-, Arsen- 
und Röntgenbehandlung) ein erstmaliger akuter Gichtanfall auf. 

M. Kaufmann . 

605) v. Hoe&lin, Rudolf. Myelogene Pseudoleukämie nach Trauma. (Kasuist. 
Beitrag.) (XI.—XX. Ärztl. Jahresbericht der Kuranstalt Neu-Wittelsbach bei 
München [Lehmann, München] 1907, S. 14—18.) 

Diese außerordentlich seltene Erkrankung betraf einen 24jährigen Mann 
kurze Zeit nach einem Falle auf das Gesäß. Außer allgemeiner großer Schmerz¬ 
haftigkeit, Mattigkeit, Abmagerung, Pulsbeschleunigung machten sich tumorartige, 
bei Druck knirschende Auftreibungen am Schädel geltend. Blutuntersuchung 
ergab Verminderung der Erythrozyten auf etwa die Hälfte, Verminderung des 
Hb, Normalzahl der farblosen Blutzellen, die sich auch im gefärbten Präparat 
als normal zusammengesetzt erwiesen. Späterhin sprangen an den Sternalenden 
der Rippen, der einen Darmbeinschaufel, dem Kreuzbein Knochenauftreibungen 
hervor, schwollen zugleich die Lymphdrüsen der Hals-, Nacken-, Axillar- und 
Inguinalregionen. Unter zunehmender Kachexie trat vier Monate nach dem 
Unfall der Exitus ein. — Die anfängliche Diagnose auf Lues erschien nach er¬ 
folglosem Jodkaligebrauch als unwahrscheinlich. Gegen Myelom sprach das 
Fehlen des Bence-Jonessehen Eiweißkörpers im Urin, während nach Unter¬ 
suchung des mittels Pravaz - Spritze gewonnenen Inhaltes einer der Auf¬ 
treibungen am Schädel die Diagnose auf multiple Osteosarkomatose nicht un¬ 
wahrscheinlich war. Das Auftreten der Lymphdrüsenschwellungen ließ endlich 
an eine myelogene Pseudoleukämie denken, und durch die Obduktion wurde 
die Richtigkeit dieser Diagnose festgestellt. Alle Knochen des Kopfes, Rumpfes, 
der Extremitäten, zahlreiche große und kleine Lymphdrüsen waren von Herden 
durchsetzt, die aus Knochenmarkzellen bestanden. Metastatische Knoten der¬ 
selben Art fanden sich in allen Organen und beliefen sich auf Tausende. Bei 
dieser großen Verbreitung des Prozesses erscheint es natürlich, daß sich die 
Röntgentherapie als völlig machtlos erwies. Gg. B . Gruber . 


606) Dieulafoy. Rapport des pancrg&tites avec la lithiase biliaire. Syn¬ 
drome pancrgatico - biliaire. Le drame panergatique. Cystostgatonöcrose et 
hgmorragies pancrgatico-pgritonäales. (Pankreaserkrankungen bei Gallensteinen.) 
(Presse medicale 1907, Nr. 83.) 

Beschreibung eines Falles von Choledochusstein mit begleitender Sklerose 
des Pankreas, die den Choledochus verengt hatte. 

Chronische Pankreatitis findet sich in einer beträchtlichen Zahl der Gallen¬ 
gangserkrankungen; sie wird nach Dieulafoy durch den toxisch-wirkenden In¬ 
halt der Gallenblase verursacht und kommt auch ohne Steinbildung vor. Die 
hypertrophische Form der Pankreatitis kann in Atrophie des Organs ausgehen. 

Glykosurie ist bei dieser Erkrankung selten; dagegen findet sich stets Ab- 


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254 


Referate. 


magerung. Der Tumor des Pankreaskopfes gibt zur Verwechslung mit Karzi¬ 
nom Anlaß. Im Stuhl fehlen die Seifen, dagegen findet sich Neutralfett und 
zahlreiche Muskelfasern. 

Nach Drainage der Gallenwege pflegt die Pankreaszirrhose allmählich zurück¬ 
zugehen. 

Auch akute Pankreatitis mit Fettgewebsnekrose kommt bei Gallenstein¬ 
erkrankungen vor. Martin Cohn . 

607) Carriöre, M. G. u. L&bbö, Marcel. Hämophilie. (Rapport.) (9. med. 
Kongreß, Paris, 14.—16. Oktober 1907.) 

Ausführliches Referat über die Ursachen und die Behandlung der Hämo¬ 
philie. Labbe unterscheidet vier Formen der Hämophilie: 

1. Die sporadische Form. Bei ihr fehlt die Plasmase, bei Zufuhr von nor¬ 
malem Blut (in vitro oder intravenös) tritt Gerinnung ein. 

2. Die familiäre Form. Hier fehlt ebenfalls die Plasmase; außerdem ent¬ 
hält das Blut aber eine antikoagulierende Substanz. Setzt man 3—4 Tropfen 
derartigen Blutes zu normalem Blut hinzu, so wird dessen Gerinnung erheblich 
verzögert. 

3. Eine Form der Hämophilie, welcher durch Mangel an Kalzium ver¬ 
ursacht ist. 

4. Eine Form mit Gefaßstörungen; die Kapillaren kontrahieren sich unge¬ 
nügend. Therapeutisch empfiehlt sich hierbei Adrenalin. 

Bei allen Formen ist die Zahl der Leukozyten vermindert Für die Be¬ 
handlung rät Carriere täglich 0,2 g Calcium chloratum zu verabreichen. Die 
Wirkung der Gelatine ist unsicher. Bei bestehender Cholämie verabreicht er 
Lebersaft. 

Wirkungsvoll ist außerdem die Injektion frischen Serums, am besten vom 
Menschen stammend, indes auch vom Rind, Pferd oder Kaninchen. Die Sero¬ 
therapie ist besonders vor der Vornahme von Operationen an Hämophilen an¬ 
gezeigt. Martin Cohn . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

608) Serini, Samuele. Contributo alle studio del sangue dei malarici: 
nuovo metodo tecnico per la ricerca dei parassiti. (Beitrag zum Studium des 
Malariabluts: neue Methode des Parasitennachweises.) Aus dem Labor, di Istol. 
e Fisiol. gener. zu Rom. (II Policlin., Sez. med., Okt. 1907, Nr. 10.) 

Sereni benutzte verschiedene Sedimentierungs- und Zentrifugierungsver- 
fahren, um zu erforschen, ob die Malariaparasiten die von ihnen befallenen Blut¬ 
körperchen schwerer machen, und in der Tat fand er letztere stets in den tiefsten 
Schichten der Kapillare; sie waren also schwerer geworden; nur die mit Halb¬ 
mondformen beladenen Körperchen fanden sich in der Schicht der Leukozyten; 
sie sind also spezifisch leichter geworden. Da so in den tiefsten Schichten 
die meisten Parasitenträger sich anhäufen, erleichtert die Untersuchung nach Zentri¬ 
fugieren den Nachweis der Parasiten, ebenso wie man die an der Grenze von 
Leukozyten und Serum angehäuften Seminularformen leichter finden wird. 

M. Kaufmann. 

609) Plaut, F., Heuck, W. u. Rossi. Gibt es eine spezifische Präzipitat¬ 
reaktion bei Lues und Paralyse? Aus der psychiatrischen und der dermatologi¬ 
schen Klinik zu München. (Münch, med. Wschr., Jan. 1908, Nr. 2.) 

Verfasser kommen auf Grund ihrer Untersuchungen zu einer Ablehnung der 
von Fornet an Stelle der Komplementbindungsreaktion angegebenen Präzipitin¬ 
reaktion bei Lues und Paralyse; sie sahen nämlich bei der Schichtprobe Ring¬ 
bildung in der gleichen Art und Deutlichkeit auftreten bei der Berührung von 
Luetikerseris mit Normalseris, von Normalseris mit Paralytikerseris und schlie߬ 
lich von Normalseris mit anderen Normalseris. M . Kaufmann . 

610) Fornet. Über moderne Serodiagmostik; mit besonderer Berücksichti¬ 
gung der Präzipitine und Opsonine. Aus der bakteriol. Untersuchungsanstalt 
für Unterelsaß zu Straßburg. (Münch, med. Wschr., Jan. 1908, Nr. 4.) 

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Referate. 


255 


Übersichtsvortrag: Im Anschluß daran Bericht über Bestimmung des opsoni¬ 
schen Index bei 30 Meerschweinchen, denen tuberkulöses und nicht tuberkulöses 
Sputum injiziert wurde. Waren in dem Sputum Tuberkelbazillen, so sank der 
Index zunächst, um bald darauf über die Norm anzusteigen, ein Verhalten, das 
vielleicht diagnostische Fingerzeige geben könnte. M. Kaufmann . 

611) Förster, J. (Straßburg). Über die Beziehungen des Typhus und Para¬ 
typhus zu den Gallenwegen. (Münch, med. Wschr., Jan. 1908, Nr. 1.) 

Die Typhusbazillen entwickeln sich nicht innerhalb des Darmkanals, sondern 
dringen (manchmal vielleicht schon vom Rachen aus) in das Innere des Körpers 
ein, vermehren sich hier, gehen ins Blut und von da in Leber und Galle über; 
mit letzterer kommen sie in die Gallenblase, wo sie zu entzündlichen Verände¬ 
rungen Veranlassung geben, sowie in den Darm, wo sie die typischen Verände¬ 
rungen hervorbringen. Daher werden die Bazillen meist früher im Blute als im 
Kote nachgewiesen. In der Gallenblase können die Bazillen Jahre- und Jahr¬ 
zehnte lang virulent bleiben, und derartige Individuen können noch spät der 
Augangspunkt neuer Epidemien werden. Von 173 derartigen Individuen waren 
79°/o Frauen, 17 °/ 0 Männer und 4 °/ 0 Kinder. Das gleiche Überwiegen der Frau 
fast in dem gleichen Verhältnis findet sich bei Gallensteinkranken. Es ist danach 
für Förster kein Zweifel, daß die Vegetation der Typhusbazillen und die Bildung 
von Gallensteinen in Beziehung zu einander stehen; das primäre ist der Typhus 
mit Übertritt der Keime in die Galle. Die Erscheinung, daß Frauen weit mehr 
als Männer, und Kinder fast gar night einerseits Bazillen, andererseits Gallen¬ 
steine beherbergen, ist vielleicht durch die Frauenkleidung, welche die Stauung 
im Unterleib befördert, zu erklären. Es ist demnach auch klar, daß bei der 
Ausrottung des Typhus die richtige Behandlung der Cholelithiasis eine große 
Rolle spielen wird. Bei der inneren Behandlung vermögen die bis jetzt vor¬ 
liegenden Cholagoga nicht, die Keime in der Gallenblase zu beseitigen; ist eine 
Operation indiziert, so wird man zweckmäßig die Cholezystotomie durch die 
Cholezystektomie ersetzen. M. Kaufmann . 

612) Weil, E. Die Komplementbindung und ihre praktische Verwertbar¬ 
keit. (Folia hämatol. 1907, Bd. IV, Suppl. Nr. 1, S. 56—72.) 

Weil kommt zu dem Schlüsse, daß der Mechanismus der Komplementbin¬ 
dung noch nicht aufgeklärt ist, aber an die Möglichkeit der Präzipitation ohne 
deren sichtbares Auftreten sich anschließt und deshalb noch viel empfindlicher 
als die Präzipitationsreaktion den Nachweis geringster Eiweißmengen gestattet, 
daß ferner auch »gelöste Bakteriensubstanzen mit ihren spez. Antikörpern komple¬ 
mentbildend wirken« und deshalb die Komplementbindung »zum Nachweis von 
Bakterienbestandteilen und bakteriellen Antikörpern« verwendbar ist. Es lasse 
sich ferner bei künstlich erzeugten Immunseris mit nur schwach ausgesprochenem 
Agglutinationsvermögen und geringer Bakterizidie die Komplementbindungs¬ 
reaktion mit Erfolg benützen. Ebenso bringe die Komplementbindungsreaktion 
bei Infektionen mit bekannten, züchtbaren Erregern — ohne Vorhandensein von 
Agglutinationsvermögen — »wertvolle und vorteilhafte Bereicherung der Immuni¬ 
tätsreaktionen«, (Meningitis cerebrospinalis, Gonorrhoe!) Bei Tuberkulose stoße 
die Methode der Komplementbindung noch auf Schwierigkeiten. Bei »Infektionen 
mit nicht züchtbaren (Lues) oder unbekannten Erregern« seien so zahlreiche 
Versuchsstörungen vorhanden, daß man von einwandsfreien Ergebnissen noch 
gar nicht sprechen könne. Gg . B. Gruber. 

613) Rasp, G. Die Einwirkung der Seifen für sich und in Verbindung mit 
Phenol auf die Bakterien vom chemischen Standpunkt aus betrachtet. Aus 
d. Inst, zur Erforschung d. Infektionskrankheiten an der Universität Bern. (Ztschr. 
f. Hyg., 1. Nov. 1907, Bd. 58, S. 45—63.) 

Nach Besprechung der Theorie der Seifenwirkung auf Mikroben und Dar¬ 
stellung der widerstreitenden Auffassung der Chemiker und Bakteriologen von ihrer 
desinfizierenden Kraft teilt Verfasser Desinfektionsversuche mit El Tor-Vibrionen 


(den Choleravibrionen verwandt) und Staphyloc. pyog. aureus mit. Er kommt zu 
den Folgerungen, daß eine Abhängigkeit der Desinfektionskraft von der chemi¬ 
schen Zusammensetzung, dem Gehalt an freiem Alkali und der Fettsäuren nicht 

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256 


Referate. 


nachweisbar ist. Hinderlich ist, daß man mit unreinen Substanzen (Seifen aus 
Fetten unbekannter Jodzahl) experimentieren muß. Temperaturerhöhung erhöht 
die desinfizierende Wirkung bedeutend und zwar schon bei 50° (JonenWirkung 
infolge Dissoziation?). Die Desinfektionswirkung wird durch Zusatz von Phenolen 
bedeutend gesteigert, am vorteilhaftesten ist der Zusatz von Phenol ää partes 
aequales, die Art der Phenole ist weniger wichtig. K. Sick . 

Arznei-, Nahrangs- und Genussmittel. 

614) van Oordt, M. (St. Blasien). Brotsurrogate für Zuckerkranke. (Ztschr. 
f. diät. phys. Th. 1907/08, Bd. 11, H. 6, S. 371—872.) 

Rezepte, für weniger bemittelte ein kohlehydratarmes, in Form und Aus¬ 
sehen dem Grobweizenbrot gleichendes Gebäck herzustellen, das Geschmack 
hat. 1. Kleienbrot: 50 g Weizenkleie (4°/ 0 Amylum enthaltend), 200 g frischer 
Rahm, 5 g ausgewaschene Butter, 110 g Ei = 2 Eier ohne Schale, 8 g Salz, 
10 g Natriumbikarbonat, 5(—10) g Kümmel. Die Kleie wird mit dem Rahm, 
Gelbei und den Zutaten vorsichtig zu einem gleichmäßigen Teig verarbeitet, 
bleibt 12 Stunden bei etwa 15° Temperatur stehen; das Eiweiß der beiden Eier 
wird leicht und rasch darunter gezogen und der Teig sofort in einem mit aus¬ 
gewaschener Butter bestrichenen Steinguttopf bei mittlerer und gleichmäßiger 
Backofenhitze 3 / 4 —1 Stunde gebacken. 

2. Glidinbrot: 50 g Glidine, 150 g frischer Rahm, 110 g Ei, 10 g Natrium¬ 
bikarbonat, 8—10 g Salz, 5—10 g Kümmel. Wie oben in einem Porzellantopf 
eingewiegt, dann mit dem Weißei nach 10ständigem Stehen vermengt und ge¬ 
backen. 10 g Weißbrot sind in der Kohlehydratmenge — 160 g Kleiebrot und 
und 175 g Glidinbrot zu setzen. Bomstein . 

615) Stemberg, Wilhelm (Berlin). Kartoffelküche für Zuckerkranke und 
Fettleibige. (Th. d. G., Febr. 1908, Nr. 2.) 

Kochrezepte, die im Original nachzulesen sind. M. Kaufmann . 

616) Hecht, A. (Beuthen). Kritische Bemerkungen zur Chologenbehandlung 
der Gallensteinkrankheit. (Th. d. G., Febr. 1907, Nr. 2.) 

In längeren Ausführungen sucht Hecht »den Nimbus, mit welchem Glaser 
sein Chologen auszustatten verstanden hat, zu zerstören.« Chologen I besteht 
aus Kalomel (0,005) und Podophyllin (0,01), Chologen II aus denselben Stoffen 
(0,003 bezw. 0,005), Chologen III aus Kalomel (0,0025), Podophyllin (0,0025), 
Kampher (0,0026), Ol. Carvi (0,0005), Ol. Melissae (0,00025). Nach Hechts Aus¬ 
führungen ist an der Heilwirkung des Chologens das Kalomel ausschließlich be¬ 
teiligt (dem Podophyllin kommt lediglich eine stuhlregulierende Wirkung zu); 
daher sind die Indikationen, die Glaser für den Gebrauch der verschiedenen 
Kombinatinen aufgestellt hat, durchaus willkürliche, und damit fällt jeder plau¬ 
sible Grund für die Verordnung aller 3 Kombinationen fort. M. Kaufmann . 

617) G&ultier. De l’action physiologique et thdrapeutique de l’extrait 
aqueux de gui. Son emploi dans les hdmorragies congestives et comme mödi- 
cament hypotenseur. (Mistelextrakt gegen Blutungen und zur Herabsetzung des 
Blutdruckes.) (Congres de medicine, Paris, 14.—16. Okt. 1907.) 

Der wässerige Extrakt der Mistel bewirkt in Pillenform, zu 0,2—0,3 g pro die, 
oder subkutan bis 0,2, eine Herabsetzung des Blutdrucks. Seine Anwendung 
wird daher bei Hämoptysen der Phthisiker und bei Arteriosklerose empfohlen. 

Martin Cohn . 

618) Carrieu. De l’emploi des mdtaux colloldes ölectriques dans les in- 
fections febriles. (Kolloide Metalle bei Infektionskrankheiten.) (Presse medicale 
1907, Nr. 76.) 

Kolloidales Gold und Palladium wurden bei drei anscheinend hoffnungslosen 
Fällen injiziert: 1. einem Erysipel mit Nephritis und Herzschwäche, 2. Variola 
bei einem ungeimpften Kinde, 3. Typhus mit meningitischen Erscheinungen, im 
letzteren Falle intraspinal. 

In allen Fällen erfolgte Heilung unter Schweißausbruch, raschem Tempe¬ 
raturabfall und Steigen der Diurese. Martin Cohn . 

Für die Redaktion verantwortlich: Profeaaor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen,Bohlenplat* 7. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Drnek von R. Wtvnitr Rohn in Wutimr 





ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Ein schloß der experimentellen Therapie. 

N. F. III. Jahr?. 1. Aprilheft 1908 Nr. 7 

Naehdraek verboten. 


Original-Artikel. 

Zur Theorie der Entstehung des Lungenemphysems. 

Von 

Christian Bohr. 

In diesem Zentralblatte (1908 Nr. 3) hat neuerdings Herr Dr. Zuelz er einige 
interessante Fälle über wahrscheinlich durch Vagusneurose entstandene Lungen¬ 
erweiterungen mitgeteilt, welche nach Auffassung des Verfassers geeignet sein 
sollten, meine Ansicht von der Entstehung des Lungenemphysems, mindestens in 
ihrer Allgemeinheit, zu widerlegen. Wie es aus den folgenden Bemerkungen 
hervorgehen dürfte, widersprechen aber Krankheitsbilder dieser Art in der Tat 
keineswegs meiner Auffassung der Pathogenese des Lungenemphysems. 

Nach meiner Anschauung ist die nach Anstrengung entstehende Lungen¬ 
blähung, wie auch das nach primären Leiden des Lungengewebes (chronische 
Bronchitis) sich entwickelnde Lungenemphysem als ein Anpassungsreflex zu be¬ 
trachten, dazu geeignet, die respiratorischen und zirkulatorischen Verhältnisse der 
Lungen zu erleichtern. Was speziell die Zirkulation betrifft, nehme ich an, daß 
die durch die Erweiterung der Lungen entstandene Verminderung des Wider¬ 
standes im kleinen Kreislauf der Überanstrengung des rechten Herzens entgegen¬ 
arbeitet und somit ein Mitleiden des Herzens je nach den Umständen zu ver¬ 
hüten oder zu verringern im Stande ist — Was die nähere Begründung und 
Ausführung dieser Anschauung betrifft, muß ich auf eine frühere Mitteilung ver¬ 
weisen. l ) 

Ich fasse also in der Mehrzahl der Fälle die krankhafte Lungenerweiterung 
als einen zweckmäßigen, kompensatorischen Reflex auf, analog denjenigen Ände¬ 
rungen der Residual- und Mittelkapazität, welche unter normalen Verhältnissen 
nach Anstrengungen eintreten. Eben aber diese Auffassung der Lungenerweite¬ 
rung als ein Reflex leitet zu der Annahme, daß es auch solche Fälle von 
Emphysem gibt, wo die reflektorische Erweiterung der Lungen nicht als zweck¬ 
mäßige Kompensation, sondern als Folge krankhafter Änderung irgendeines 
Teiles des Reflexapparates zu betrachten ist. Dies habe ich in der oben 
zitierten Arbeit ausdrücklich hervorgehoben, wo ich schreibe 2 ): 

„Dagegen glaube ich, daß andere verhältnismäflig seltnere Formen des Emphysems anders 
zu erklären sind, und zwar in der Weise, dafi bei ihnen eben der reflektorische Einstellungsapparat 
selbst krankhaft beeinfluflt wird, weshalb der Reflex hier nicht mehr unter der Botmäfiigkeit der 
zweckmäßigen Anpassung steht. Hierher wären solche Fälle zu rechnen, wo entweder die Thorax- 


*) Wiener med. Wschr. 1907, Nr. 41. 

*) 1 . c. S. 18 (vorletzte Seite der Abhandlung^. 

N. F. III. Jahrg. 


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258 


Referate. 


wandung nach Art der Freund*sehen Anschauung primär leidend ist, oder wo die afferenten 
Nerven in irregulärer Weise gereizt werden. Das Emphysem, welches zuweilen bei Nasen¬ 
erkrankungen entsteht, findet wahrscheinlich seine Erklärung durch eine solche abnorme Reizung 
afferenter Nerven; und etwas ähnliches dürfte wohl mit der akuten Lungenblähung bei Angstzu¬ 
ständen Geisteskranker der Fall sein. — In solchen Fällen hätten wir dann vor uns eine Form 
des Emphysems, die bezüglich der Pathogenese von den oben behandelten Formen akuter und 
chronischer Emphyseme sich prinzipiell unterscheiden würde. 11 

Nach meiner Theorie wird also die krankhafte Lungenerweiterung in zwei 
Gruppen zerfallen. Die Mehrzahl der Fälle (akuter Lungenblähung nach An¬ 
strengung, kardiales, vikariierendes und substantielles Emphysem) ist als zweck¬ 
mäßiger, kompensatorischer Anpassungsreflex aufzufassen; eine verhältnismäßig 
kleinere Anzahl Fälle ist einem Leiden des reflektorischen Apparates zuzu¬ 
schreiben. 

Ich brauche hiernach wohl kaum zu bemerken, daß Fälle, wie die von Herrn 
Dr. Zuelz er mitgeteilten, wo eine Vagusneurose die Lungenerweiterung hervor¬ 
ruft, nicht im geringsten als meiner Theorie widerstreitend betrachtet werden 
können. 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und p&thologisehe Anatomie» 
Pharmakologie und Toxikologie. 

619) Schrank, Fr. Über die Wirkung des Spermins bei Adrenalin-Arterio- 
nekrose. Diagnost. Institut der Univ. Budapest. (Ztschr. f. klin. Med. 1907, 
Bd. 64, S. 483.) 

Von Spermin ist bekannt, daß es eine Erweiterung der Gefäße hervorruft 
und daß es gewissen toxischen Einwirkungen gegenüber entgiftend wirkt Be¬ 
züglich der Gefäßwirkung besteht also ein Gegensatz zwischen diesem Körper 
und dem Adrenalin. Aber auch in anderer Hinsicht ließ sich dieser feststellen, 
so tritt die Adrenalinglykosurie bei gleichzeitiger Sperminbehandlung erst be¬ 
deutend später auf. Bei Arteriosklerose soll Spermin guten therapeutischen 
Effekt haben. Am Kaninchen untersuchte der Verfasser die Beeinflussung der 
Adrenalin-Arterionekrose durch Spermin und fand in einer großen Zahl von 
Fällen, daß dem letzteren die Fähigkeit zukommt, die Wirkung des Adrenalins 
zu paralysieren. Schmid. 

620) Schrank, Fr. Experimentelle Beiträge zur Wirkung der Jodpräparate 
auf die Adrenalin-Arterionekrose. Diagnost. Institut der Univ. Budapest. (Ztschr. 
f. klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 471.) 

Die Untersuchungen bilden eine Wiederholung der von Koranyi angestellten 
Untersuchungen, wonach das Jodipin bei gleichzeitiger Verabreichung von Adrenalin 
die Entstehung der Arterionekrose verhindert und der Untersuchungen von 
Bilaud, daß das Jodkali dazu nicht imstande ist. Die Resultate beider Unter¬ 
sucher konnte Verfasser bestätigen. Der Gegensatz, der in der Wirkung der 
beiden Jodstoffe liegt, findet seine Erklärung darin, daß ein Bestandteil des 
Jodipins, das Sesamöl, für sich allein auch die Entstehung der Arterionekrose 
zu verhindern fähig ist. Es ist demnach die Wirksamkeit des Jodipins nicht von 
dessen Jodgehalt, sondern von dessen Ölgehalt abhängig. Schmid . 

621) Kretschmer, W. Dauernde Blutdrucksteigerung durch Adrenalin und 
über den Wirkungsmechanismus des Adrenalins. Pharmakol. Inst, Würzburg. 
(Arch. f. experim. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 57, S. 423.) 

Die Untersuchungen geben für die Frage, ob der inneren Sekretion der 
Nebennieren eine Bedeutung hinsichtlich der Erhaltung des normalen Gefäßtons 
direkt zukommt, entscheidende Anhaltspunkte. Konstanter intravenöser Adrenalin- 


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Referate. 


25» 


zufluß hat — in Kaninchenversuchen — konstante Adrenalinwirkung zur Folge. 
Mit der Einflußgeschwindigkeit des Adrenalins wächst dabei bis zu einer ge¬ 
wissen Grenze der arterielle Blutdruck und beim Übergang von einer höheren 
zu einer niedrigeren Einflußgeschwindigkeit (und umgekehrt) ändert sich der 
Blutdruck in entsprechender Weise. Nach Unterbrechung des Adrenalinzuflusses 
kehrt der Blutdruck auf seine normale Höhe zurück: Es besteht also eine Wir¬ 
kung nur während der Anwesenheit von Adrenalin im Blut. Durch einen be¬ 
sonderen Prozeß wird das Adrenalin offenbar kontinuierlich zerstört (Alkali¬ 
empfindlichkeit des Adrenalins). Schmid. 

622) Kretschmer, W. Über die Beeinflussung der Adrenalinwirkung durch 
S&ure. Pharmak. Inst., Würzburg. (Arch. f. experim. Path. und Pharmak. 1907, 
Bd. 57, S. 438). 

Die Vermutung, daß die dauernde Wirkung des in den Körper einge¬ 
führten Adrenalins durch die Zerstörung des Adrenalins vereitelt wird, welche 
in der Einwirkung des für Alkaleszenz empfindlichen Adrenalin durch das Blut 
und das Gewebe liegt, wird durch Versuche bestätigt. Wird nämlich dem Tier 
gleichzeitig mit Adrenalin Säure infundiert, so hält die Wirkung des Adrenalin 
auf den Blutdruck wesentlich länger an. Schmid . 

623) Sicard et Brissaud. Atherome aortique experimental par injections 
associöes d’adrenaline et d’acide urique. Experimentelles Aortenatherom durch 
gleichzeitige Einspritzung von Harnsäure und Adrenalin. (IX. Congres de medi- 
cine, Paris, Oktober 1907.) 

Beim Kaninchen läßt sich durch intravenöse Adrenalin- und gleichzeitige 
subkutane Injektion von Harnsäure oder von Uraten leicht und schnell ausge¬ 
breitete Atheromatose der Aorta hervorrufen. 

Die Verhältnisse liegen hier ähnlich wie beim Gichtiker, welcher Reichtum 
an Harnsäure und zufolge der meist vorhandenen Nierenschädigung Hyperplasie 
der Nebenniere aufweist. Martin Cohn . 

624) Loeper, M. Poisons alimentaires et athörome. Atherom durch 
Nahrungsmittel. (IX. Congres de medicine, Paris, Oktober 1907.) 

Schädigungen der Gefäßwand können hervorgerufen werden: 

1. Durch an und für sich giftige Nahrungsmittel. 

2. Durch gelegentliche Zusätze zur Nahrung oder Verunreinigungen der¬ 
selben. 

3. Durch die Toxine, welche im Darmkanal aus den Nahrungsmitteln ent¬ 
stehen. 

4. Durch Substanzen, welche sich im Stoffwechsel bilden (Harnsäure)* 

Im Tierexperiment konnte Loeper Atherom erzeugen durch Milchsäure, 
Cayenne-Pfeffer, faules Fleisch, Mutterkorn, Oxalsäure; dagegen gelang solches 
nicht durch Alkohol und Kaffee. 

Neben den oben angeführten direkt auf die Arterien wand schädlichen 
Substanzen in den Nahrungsmitteln gibt es solche, welche eine indirekte, die 
Atherombildung unterstützende Rolle spielen, wie die Kalksalze. 

Martin Cohn . 

625) Pincussohn, L. Über das sekretionsbefördemde Prinzip des Kaffees. 
Aus der experimentell-biologischen Abt. des Kgl. pathol. Instit. der Univ. Berlin. 
(Zeitschr. für physik. u. diät. Therapie, Bd. 11, Heft 5, 1907/1908, S. 261/263.) 

Pincussohn hat bereits früher (Münch, med. Wschr. 1906, Nr. 26) gezeigt, 
daß der Kaffee eine stark steigernde Wirkung auf die Magensaftsekretion ausübt; 
dasselbe tun in geringerem Grade auch Kaffeesurrogate. Es kam nur der chemische 
Reiz in Betracht. Hier soll erörtert werden, welchem Bestandteile des Kaffees 
die Wirkung zuzuschreiben ist. Versuche wurden an Hunden gemacht und es 
ergibt sich: Koffein wirkt nicht steigernd auf die Magensaftsekretion; koffein- 
armer und koffeinreicher Kaffee zeigen keine wesentlichen Unterschiede. Die 
auch durch koffeinarmen Kaffee hervorgerufene Sekretionssteigerung ist also 
wahrscheinlich den in Kaffee enthaltenen empyreumatischen Substanzen zuzu¬ 
schreiben. Pincussohn . 

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Beferate. 


626) Looke, F. S. and Bosenbaum, 0. Contributions to the physiology 
of the isolated heart. The consumption of dextrose by mammalian cardiac 
muscle. Beiträge zur Physiologie des isolierten Herzens. Der Verbrauch von 
Traubenzucker durch den Herzmuskel bei Säugetieren.) Aus dem physiolo¬ 
gischen Laboratorium, King’s College, London. (Journal of Physiology, Bd. 36, 
Heft 4 und 5, S. 205, 1907.) 

Kaninchenherzen wurden mit einer zucker- und sauerstoffhaltigen Salzlösung 
durchströmt. Dabei zeigte sich, daß während einer Versuchsdauer von 8—9 1 / 4 
Stunden 0,05—0,10 g Zucker verschwanden. Bei Kontrollversuchen ohne Herz 
wurde aller verwendete Zucker wiedergefunden. Die Verfasser sehen in dem 
verschwundenen Zucker die Energiequelle für die Tätigkeit des überlebenden 
Herzens. Zur Stütze dieser Anschauung werden mehrere Momente namhaft ge¬ 
macht So enthielt die Durchströmungsflüssigkeit nach Beendigung des Ver¬ 
suches kein glykolytisches Ferment War die Flüssigkeit frei von Ca- und K- 
Ionen, so schlug das Herz nicht und dann war auch der Zuckerverlust minimal; 
auf die Fermentprozesse hätte das Fehlen dieser Körper keinen Einfluß gehabt. 
Eine vermehrte Bildung von Di- und Polysacchariden fand nicht statt. 

Zwischen dem Zuckerverbrauch und der CO a -Produktion im überlebenden 
Herzen scheint ein Parallelismus zu bestehen. 

Die Durchströmungsfiüssigkeit enthielt nach Schluß der Durchströmung keine 
Milchsäure und nur Spuren von Stickstoff. 

Die Methodik der Durchströmung, die von den Verfassern angewendet 
wurde, muß im Original nachgelesen werden. Reach . 


627) Melchiorri, Germano. Lesioni delle capsule surrenali in an caso di 
porpora. (Nebennierenveränderungen in einem Falle von Purpurea.) Aus dem 
Istit. di Clin, e Patol. Med. delT Universitä di Camero. (II Policlin. Sez. med. 
Nr. 1, Jan. 1908.) 

In einem Falle von tötlicher Purpura zeigten die Nebennieren Veränderungen 
besonders der Marksubstanz, und das dargereichte Paraganglin wirkte in vivo 
deutlich günstig. M. Kaufmann. 

628) Böhme, A. Über Nitritvergiftung nach interner Darreichung von 
Bismutum subnitricum. Medizin. Klinik und pharmakol. Instit, Marburg. (Arch. 
f. experim. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 57, S. 641.) 

Veranlassung zu den Untersuchungen ergaben 2 Todesfälle von Kindern 
im Anschluß an Einschwemmung von Bismutum subnitricum in den Magen, bezw. 
Dickdarm zwecks radiologischer Untersuchung. Die Kinder gingen an Methämo¬ 
globinämie zu Grunde. Diese kommt durch Vergiftung mit salpetriger Säure 
zustande, welche durch bakterielle Einwirkung aus dem Bismutum subnitricum 
entsteht. Letzterer Vorgang läßt sich im Reagenzglas durch Zusatz von Bak¬ 
terienreinkulturen und von Fäzesaufschwemmungen leicht nachweisen. Bei Ein¬ 
wirkung von Kinderfäzes findet im allgemeinen eine besonders starke Nitrit¬ 
bildung statt Bei Katzen findet sich mitunter schon nach Verfütterung von 
Bismutum subnitricum allein salpetrige Säure im Urin und Blut, in stärkerem 
Maße nach Beigabe von Kinderfäzes. Schmid. 


629) Frankl, Th. Über den Wirknngsmechanismns der salinischen Ab¬ 
führmittel. Pharmak. Inst, Wien. (Arch. f. experim. Path. u. Pharmak. 1907, 
Bd. 57, S. 386.) 

Die vorliegende Frage ist immer noch umstritten. Die Untersuchungen 
des Verfassers haben ergeben: 1. Das in die Blutbahn injizierte Glaubersalz 
wirkt nach Beobachtungen an Kaninchen, Katzen und Hunden nicht abführend, 
weder in ganz geringen nicht osmotisch wirkenden noch in großen wasser¬ 
bindenden Mengen, sondern bewirkt eher einen Grad von Obstipation. 2. Ein 
in die Blutbahn injiziertes salinisches Abführmittel übt keinen nachhaltigen Ein¬ 
fluß auf die Peristaltik des Darmes aus; in die Blutbahn injiziertes CaCl a wirkt 
in kleinen Mengen vorübergehend hemmend auf die Peristaltik, in größeren 
Mengen obstipierend und innerlich verabreicht, ebenfalls obstipierend. 3. CaClj 
per os gegeben ist imstande, die purgierende Wirkung des vorher gegebenen 


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Referate. 


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Natriumsulfats zu hemmen. Dies trifft jedoch nicht zu, wenn in diesem Fall das 
CaCl a intravenös beigebracht wird. Schmid. 

680) Heubner, W. Über das Pfeilgift der Kalahari. Labor, f. experim. 
Pharmak., Straßburg. (Arch. f. experim. Path. und Pharmak. 1907, Bd. 67, 
S. 358.) 

Das Gift ist der Saft einer Käferpuppe. Seine Eigenschaften und seine 
Wirkung ist bereits durch Boehm und Starke untersucht Der Pfeilspitzenüber¬ 
zug löst sich größtenteils in Wasser und ist stark giftig. Die giftige Substanz 
läßt sich aus der wässrigen Lösung durch Alkohol vollständig ausfällen; der 
Niederschlag tötet Kaninchen (intravenös) in einer Dosis von 5 mg pro kg 
binnen 2—3 Stunden, in der zehnfachen Dosis in wenigen Minuten. Der Nieder¬ 
schlag enthält anorganische und eiweißartige Substanz, welche sich nach einem 
bestimmten Verfahren trennen lassen. — Die Vergiftungserscheinungen an Kanin¬ 
chen und Hunden sind Hämoglobinurie, in mittleren Dosen motorische Lähmung 
mit heftigen Krämpfen, Coma. Außer den der Hämoglobinurie entsprechenden 
Veränderungen der Nieren läßt sich bei der Obduktion der Tiere kein Befund 
feststellen. — Subkutane Applikation des Giftes ruft weit ausgebreitete Phlegmone 
hervor. — Den bereits durch Boehm und Starke hervorgehobenen Eigen¬ 
schaften des Giftes konnte Verfasser zwei neue hinzuftlgen 1. daß die wirk¬ 
same Substanz nicht eiweißartig ist, 2. daß die Nervenwirkung des Giftes un¬ 
abhängig von seiner hämolytischen zur Geltung kommt Schmid. 

681) Feigl, Johann. Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß 
von Arzneimitteln auf die Magensaftsekretion. I. Über Eisen und Eisenpräpa¬ 
rate. II. Über die Wirkung der Metalle. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, H. 1.) 

An Pawlowsehen Blindsackhunden ausgeftihrte Versuche. Eisenchlorid una 
metallisches Eisen regen stark an, weniger Ferrosulfat, am wenigsten Citrat 
Durch Eisenmanganpepton Helfenberg wurde Steigerung erzielt Welchem 
Faktor diese zuzuschreiben ist, läßt sich natürlich bei diesem Gemenge nicht 
sagen. Ebenso wie metallisches Eisen förderte Mangan, Magnesium, ohne Ein¬ 
fluß waren Wismut, Silber und Gold. Verfasser meint, daß die Lebhaftigkeit des 
Sekretionsvorganges gewissermaßen eine Funktion der individuellen Löslichkeit 
N 

der Metalle in Salzsäure ist Ptncussohn. 

682) Sauerbruch» F. und Heyde, M. Über Parabiose künstlich vereinigter 
Warmblüter. Aus der Chirurg. Klinik zu Marburg. (Münch, med. Wschr. 1908, 
Januar, Nr. 4.) 

Verfasser berichten über die Ergebnisse von 33 Tiervereinigungen; es wurden 
dabei immer 2 Kaninchen so vereinigt, daß entweder nur Haut und Bauch¬ 
muskulatur zusammengenäht, oder die Bauchhöhlen oder sogar Eingeweideteile 
miteinander vereinigt wurden. Sicher gelang die Vereinigung nur, wenn die 
Tiere jugendlichen Alters, gleichen Geschlechts waren und vor allem aus einem 
Wurfe stammten. Nach erfolgter Zusammenheilung ist aus den Tieren ein Or¬ 
ganismus geworden; stirbt ein Tier, so folgt auch das andere nach ca. 3 bis 
4 Stunden unter Krämpfen, wohl infolge von Resorption von Leichengiften; 
Trennung in der ersten halben Stunde kann das Tier retten. Mehrfach wurde 
beobachtet, daß das kräftigere Tier auf Kosten des schwächeren lebt Lösliche 
Substanzen, wie Jodsalz und Salizyl, treten auf dem Blut- oder Lymphweg von 
einem zum anderen Tier über, ebenso korpuskuläre Elemente wie Bakterien. 
Interessant ist ein Versuch mit Nierenexstirpation. Einem Tier wurde nach 
einer Vereinigung von 8 Wochen eine Niere, 4 Tage später die andere entfernt; 
gleichzeitig wurae ein Kontrollier nephrektomiert Während das Versuchstier 
selbst zunächst nur matt war, zeigte das mit ihm vereinigte Tier nach 12 Stun¬ 
den daneben schon Zuckungen. Während dieses sich aber erholte, traten bei 
dem Versuchstiere Krämpfe nach 16 Stunden und der Tod nach 18 Stunden ein; 
das Kontrollier hatte 14 Stunden gelebt. M. Kaufmann. 


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Referate. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

688) Boldyreff, W. Der Übertritt des natürlichen Gemisches ans Pankreas¬ 
saft, Darmsaft und Galle in den Magen. Die Bedingungen und die wahrschein¬ 
liche Bedeutung dieser Erscheinung. (Pflügers A. 1907, Bd. 121, S. 13—53.) 

Bei fettreichen Nahrungssorten, bei übermäßigem Säuregehalt des Magenin¬ 
haltes und bei andauerndem Hungern ergießt sich in den Magen eine natürliche 
Mischung von Pankreassaft, Darmsaft und Galle. Diese Beobachtung eröffnet 
die Möglichkeit, daß auch beim Menschen zu diagnostischen Zwecken Galle und 
Pankreassaft gewonnen werden können. Bei Fettnahrung erfolgt die Verdauung 
im Magen zum größten Teil durch die Fermente des Pankreassaftes. — Die 
Abwesenheit von freier Salzsäure bei Untersuchung des Mageninhaltes (nach dem 
Essen) und ein negatives Resultat der klinischen Probe auf Pepsin sind auch 
bei völlig gesunden Menschen möglich, wenn die gesamte Säure des Magenin¬ 
haltes durch die Alkalien der in den Magen übergetretenen Mischung des Pan¬ 
kreassaftes mit Galle neutralisiert und die Pepsinveraauung durch sie getrennt ist 
Täuschungen können auch durch diesen Übertritt von Galle nnd Pankreassaft 
entstehen, wenn die sog. motorische Funktion des Magens mit Hilfe einer Probe¬ 
mahlzeit geprüft wird. Ferner ist zu beachten, daß Salol im Magen durch 
Pankreassaft schon gespalten werden kann. — Auch hier kann über die moto¬ 
rische Funktion ein ganz falsches Bild erzeugt werden! — Man wird in Zukunft 
nicht nur die Wirkungsweise der einzelnen Verdauungssäfte für sich prüfen, 
sondern auch ihrer Mischungen. Abderhalden . 

684) Mazurkiewicz, W. Die festen Bestandteile des Bauohspeichels und 
die Theorie der Sekretionstätigkeit des Pankreas. (Pflügers A. 1907, Bd. 121, 
S. 75—113.) 

Der Gesamtgehalt des Pankreassaftes an festem Rückstand schwankt im 
umgekehrten Verhältnis zu der wechselnden Absonderungsgeschwindigkeit des 
Bauchspeichels. Beziehungen zu der Art der Nahrung bestehen keine. Der 
Gehalt an festen Bestandteilen hängt von der Reizstärke ab, und steht in umge¬ 
kehrtem Verhältnis zu dieser. Mehr als 3,740 °/ 0 an festen Bestandteilen werden 
in reinem Pankreassaft nie gefunden. Die Menge der Mineralbestandteile ist in 
jedem Bauchspeichel eine bestimmte Größe und gleich 0,900. Der Pankreassaft 
ist ein Filtrat des Blutserums und das Pankreas ein Filter, das die organischen 
Bestandteile des Serums in um so größerer Menge zurückhält, je größer die 
Absonderungsgeschwindigkeit ist Referent vermißt klare Beweise für diese 
letzteren Behauptungen! Abderhalden, 

685) Ackermann, D. Notiz zur Kenntnis des Putrescins. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1907, Bd. 63, S. 545—546.) 

Verfasser teilt die Resultate von Versuchen mit, aus denen hervorgeht, daß 
dem Putrescin die Formel NH a . CH a . CH a . CH a . CH a . NH a zukommt und ein 
1,4 Diaminobutan darstellt. Putrescinchlorid aus gefaultem Pankreas wurde der 
trocknen Destillation unterworfen und zerfiel hierbei im Sinne der Gleichung: 

HCl. NH a . CH a . CH a . CH a . CH a . NH a . HCl H a C — CH a 
in Pyrrolidinchlorid und Ammoniumchlorid. | | + NH S . HCl 

H a C CH a 

\/ 

NH. HCl Erahn. 


686) Zunz, Edgar. Nouvelles recherches sur la digestion de la viande 
crue et la viande cnite chez le chien. (Neue Untersuchungen über die Ver¬ 
dauung des rohen und gekochten Fleisches beim Hunde.) (Bull, de l’acad. royale 
de Med. de Belgique 1907, Sept.—Okt.) 

Der Verfasser hat den Mageninhalt von Hunden untersucht; Er fand, daß 
sich im Fundus eine Umwandlung der Proteine in Proteosen vollzieht, während 
im Antrum pylori bedeutend weitgehendere Spaltungen statthaben. Erließ die 
Versuchstiere 24 Stunden hungern und gab ihnen dann eine Portion gehackten 
Fleisches zu fressen. Nach 1—3 Stunden wurden die Hunde rasch getötet, der 
Leib eröffnet und die einzelnen Magenteile abgeklemmt — Hierauf wurde der 


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Referate. 


863 


Inhalt des Fundus, des Antrums sowie des obersten Duodenums getrennt auf¬ 
gefangen und untersucht — Ein Unterschied in dem prozentischen Verhältnis 
der einzelnen Spaltungsprodukte ließ sich bei Vergleichsversuchen mit rohem 
und gekochtem Fleisch nicht erkennen. Beuttenmüller. 


637) B&yliss, W. M. Researches on the n&ture of enzyme reaction. L On 
the causes of the rise in electrical conductivity under the action of Trypsin. 
(Untersuchungen über die Natur der Enzymwirkung. L Über die Ursachen des 
Anwachsens der elektrischen Leitfähigkeit im Laufe der Tiypsineinwirkung.) Aus 
dem physiologischen Laboratorium des University College, London. (Joum. of 
Physiol. 1907, Bd. 36, H. 4 u. 6.) 

Die Untersuchung der elektrischen Leitfähigkeit eignet sich sehr zum Studium 
der Fermentwirkungen, da sie durch Ausführung zahlreicher Messungen den Ver¬ 
lauf der Reaktionen zu beobachten gestattet Durch Trypsinwirkung wächst die 
Leitfähigkeit von Parakasein- und Gelatinelösungen rasch an. Das beruht aber 
nicht auf dem Absinken der Flüssigkeitsreibung, sondern auf der Vermehrung 
der Jonen. 

Schon die Peptone sind ionisierbar; die weiteren Abbauprodukte der Eiwei߬ 
körper liefern noch mehr Jonen. Die Kurven, die man beim Studium der Leit¬ 
fähigkeit und der N-Verteilung erhält, zeigen weitgehenden Parallelismus. 
Bayliss drückt die Leitfähigkeit in »Gemmhos« aus; 1 Gemmho ist der reziproke 
Wert eines Megohms. Reach. 

638) Labbö, M. et Furet. Excrötion urique et alimentation chez les sujets 
sains. (Ernährung und Hamsäureausscheidung beim Gesunden.) (IX. Congres 
de medecine, Paris, Oktober 1907.) 

Bei Nukleoalbuminfreier Nahrung sinkt die Harnsäureausscheidung; diese 
endogene Ausscheidung ist an Menge schwankend. Sie ist abhängig vom 
Nukleoalbumin-Abbau der Körperzellen und der Nukleoalbuminretention des 
Körpers aus früheren Emährungsperioden. Jeder Organismus hat die Tendenz 
Nukleoalbumine zurückzuhalten, der erkrankte mehr als der gesunde. 

Von Nahrungsmitteln bewirken die stärkste (exogene) Harnsäureausscheidung 
Hülsenfrüchte, Rindfleisch und Fische. Martin Cohn. 

639) Panzer, Theodor. Doppeltbrechende Substanzen aus pathologischen 
Organen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 64, S. 239—264.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (Ztschr. f. Physiol., Bd. 48, S. 619) teilt 
Verfasser mit, daß es gelang aus erkrankten Mesenterien und aus dem Granula¬ 
tionsgewebe dieselben doppeltbrechenden Kristalle zu erhalten wie aus dem 
Nieren. Allen Präparaten waren die einheitliche Kristallform, das Verhalten gegen 
Lösungsmittel, die langsam eintretende Cholestolreaktion eigen und, soweit dies 
konstatiert werden konnte, als integrierende Spaltungsprodukte bei Behandeln mit 
Natriumäthylat, Cholesterin und Säuren von den Eigenschaften der Fettsäuren. 
Bezüglich der Mengen der doppeltbrechenden Substanz in den erkrankten Or¬ 
ganen ließ sich feststellen, daß diese Mengen, wenn auch sehr verschieden, 
immerhin sehr beträchtlich sein können. Bei der Untersuchung der bei der 
Verseifung entstehenden Produkte wurde festgestellt, daß mehrere Säuren an 
dem Aufbau des Estergemenges beteiligt sind. Die Hauptmenge scheint aus 
Palmitinsäure zu bestehen, aber auch Ölsäure scheint vorhanden zu sein. Von 
den Alkoholen des Estergemenges scheint Cholesterin am meisten vorhanden zu 
sein. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm . 


640) Lemmermann, 0. Untersuchungen über einige Ern&hrungsunter- 
schiede der Leguminosen und Gramineen und ihre wahrscheinliche Ursache. 
(Landwirtsch. Versuchsstationen 1907, Bd. 67, S. 207—251.) 

Diese Frage ist bisher eingehender nur bezüglich der Stickstoffaufnahme 
studiert Verfasser konnte nun folgendes nach weisen, was die Aufnahme der 
anderen Nährstoffe anlangt: 

Die Gramineen besitzen ein größeres Wasserdurchströmungsvermögen, als 
die Leguminosen, was mit dem Fehlen der Ausscheidung tropfbar-flüssigen 
Wassers bei fast allen Leguminosen in Zusammenhang steht. Infolge dieser 

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Referate. 


größeren Wasserdurchströmung sind, wenn z. B. Leguminosen und Gramineen 
im Gemisch wachsen, die Gramineen den Leguminosen in bezug auf die An¬ 
eignung von Wasser, sowie der in der Bodenflüssigkeit gelösten Nährstoffe über¬ 
legen. Diesem Umstande haben sich die Leguminosen in verschiedener Weise 
angepaßt, um ihre Ernährung zu sichern. Sie haben Einrichtungen erworben, 
um die Transpiration zu fördern (Vergrößerung der Blattoberfläche, Vergrößerung 
des Wurzelsystems, Variationsbewegung der Blätter). Sie haben sich durch 
Symbiose mit den Knöllchenbakterien imabhängig gemacht von dem Stick¬ 
stoffgehalt des Bodens. Sie sind ferner imstande, durch ein tiefergehendes 
Wurzelsystem diejenigen Bodenregionen für ihre Ernährung zu erschließen, wo 
ihnen die flachwurzelnden Gewächse keine Konkurrenz bereiten können. Sie 
besitzen eine starke Wurzelazidität und damit die Fähigkeit, auch noch die¬ 
jenigen Nährstoffe aufzunehmen, welche den Gramineen wegen ihrer Schwer¬ 
löslichkeit nicht mehr oder doch schwerer zugänglich sind. Viele Papilionaceen 
besitzen außer Bakteriensymbiose auch noch Mykorhyzensymbiose. Mit Hilfe 
dieser Eigenschaften läßt sich die verschiedene Wirkung einer Düngung mit 
Salpeter resp. mit Kainit und Thomasmehl auf die Zusammensetzung der Flora 
einer Wiese in befriedigender Weise erklären. Justus Volhard . 

641) Friedländer, Konrad. Zur Frage des Eiweißersatzes durch Amide« 
Aus d. agrikulturchemischen Inst. d. Univ. Breslau. (Landwirtsch. Versuchs¬ 
stationen 1907, Bd. 67, S. 283—312.) 

Im 47. Band der Zeitschrift für Biologie hat B. v. Strusiewics eine Arbeit 
über den Nährwert der Amidsubstanzen veröffentlicht, in der er zu dem Schluß 
kommt, daß die Amidsubstanzen das wirkliche verdauliche Eiweiß in seiner 
vollen Leistung ersetzen können. Verfasser hat diese Arbeit nachgeprüft und 
ist dabei zu ganz anderen Resultaten gekommen. Seine an Hammeln ausge- 
fährten Fütterungsversuche mit Melasse und Asparagin lieferten folgendes Er- 

f ebniss Der in der Melasse vorhandene Stickstoff vermag bei sonst eiweißarmem 
utter den Verlust des Körpers an Stickstoff in keiner Weise zu verhindern, 
obwohl der größte Teil der der in der Melasse verfütterten Amide durch Bak¬ 
terien in eiweißartige Verbindungen übergefiihrt wird. Beim Asparagin ist eine 
geringe Einwirkung bei eiweißarmem, wenn auch amidreichem Futter zu kon¬ 
statieren, die aber in keiner Weise an die durch wirkliches Eiweiß (Aleuronat) 
erzielte Wirkung heranreicht Damit wären die Schlüsse von Strusiewics 
völlig widerlegt. Justus Volhard . 

642) Tangl, Franz. Zur gflnntrria des Einflusses der Oeschlechtsfunktionen 
auf den Stoffwechsel« Aus der tierphysiologischen Versuchsstation zu Budapest. 
(Landwirtsch. Jahrb. 1908, Bd. 37, H. 1, S. 46—60.) 

Verfasser hat an einem 2 s / 4 jährigen Hengst eine Reihe von Versuchen an- 

S estellt, um die Frage zu entscheiden, ob der Akt der Begattung auf die Menge 
es ausgeschiedenen Stickstoffs und Phosphors einen Einfluß hat. Literatur¬ 
angaben über diese Frage sind spärlich und die betreffenden Versuche nicht 
einwandsfrei. Während des 34 tägigen Versuches hat der Hengst im ganzen 
13 mal belegt darunter an drei Tagen je dreimal, sonst einmal. Das Resultat 
war folgendes: Der Begattungsakt hat die Menge des Harns und die Menge des 
ausgeschiedenen Stickstoffs und Phosphors, mithin auch den Stickstoff- und 
Phosphorumsatz beim männlichen Tier nicht beeinflußt. Soweit aus der Phos¬ 
phor- und Stickstoffausscheidung gefolgert werden kann, werden also während 
des Begattungsakts Eiweißkörper und phosphorreiche Verbindungen nicht in 
erhöhtem Maße zersetzt Wahrscheinlich beeinflußt der Begattungsakt das End¬ 
resultat des Gesamtstoffwechsels nur durch die erhöhte Muskeltätigkeit Für 
die Fütterungslehre ergibt sich aus diesen Versuchen, daß es unmotiviert wäre, 
dem Deckhengst ein besonders phosphorreiches Futter zu verabfolgen. 

Justus Volhard . 

643) Farkas, Kolonien. Über den Einfluß des Tr&nkens und des Salzens 
des Futters auf die Veränderungen des Körpergewichts und den Wassergehalt 
der Organe. Tierphysiologische Versuchsstation Budapest. (Landwirtsch. Jahrb. 
1908, Bd. 37, S. 61—106.) 


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Referate. 


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Der erste Teil der Arbeit, die Veränderungen des Körpergewichts betreffend, 
hat vorwiegend praktisch-landwirtschaftliches Interesse, da durch diese Ver¬ 
änderungen der Verkaufswert der Tiere beeinträchtigt wird. Wir entnehmen 
aus den Beobachtungen des Verfassers, daß die stündliche Körperabnahme an¬ 
nähernd dieselbe ist, gleichviel, ob die Hammel nur gefüttert, ob sie gefüttert 
und getränkt wurden, oder ob sie nebenbei vorher auch noch Kochsalz erhielten. 
Bekommt ein Tier nur zu fressen, jedoch nicht zu trinken, so erreicht der 
Hammel sein ursprüngliches, vor dem Füttern festgestelltes Körpergewicht sehr 
schnell, etwa eine Stunde nach dem Füttern. Erhielten die Hammel zu fressen 
und zu trinken, so wurde das Gewicht nach etwa 6—9 Stunden wieder das 
gleiche, wie vor der Fütterung. Bei übermäßig (mit Schlundsonde) getränkten 
Hammeln war der größte Teil des verbrauchten Wassers nach der fünften 
Stunde entleert. Alle diese Gesichtspunkte sind für den Verkaufswert der Tiere 
wichtig. Durch übermäßiges Tränken nimmt der Trockensubstanzgehalt des 
Blutes, sowie der Eiweißgehalt des Blutes ab, auch wenn dem Trinkwasser 
Kochsalz beigemischt war. Von den Organen wird nur das Herz und die Lunge 
reicher an Wasser, sobald Kochsalz beigemischt wird. Übertränken ohne Koch¬ 
salz beeinflußt den Wassergehalt der Organe so gut wie gar nicht, auch nicht 
den der Muskeln. Die Versuche mit und ohne Beigabe von Salz sind deshalb 
von Wichtigkeit, weil gerade starke Kochsalzgaben in der Praxis viel verwandt 
werden, um wässriges, fades Futter schmackhaft zu machen; wie die Versuche 
aber gezeigt haben, wirkt diese Salzbeigabe schädlicher als das einfache Über¬ 
tränken mit Wasser. Justus Volhard • 

644) Wilfarth +» H. u. Wimmer, G. Über den Einfluß der Mineraldüngung 
auf die Stickstoff bindung durch niedere Organismen im Boden. Versuchsstation 
Bernburg. (Landwirtsch. Versuchsstationen, Bd. 67, S. 27—60.) 

Die Verfasser haben durch Vegetationsversuche an reinen Sandkulturen 
folgendes ermittelt: 

Bei Gegenwart genügender Mengen von Kali, Kalk und Magnesia wurde in 
reinem Sande durch niedere Organismen, welche durch Bodenaufguß hinzu¬ 
gefügt waren, kein freier Stickstoff gebunden, wenn die Phosphorsäure fehlte. 
Bei Zugabe von Phosphorsäure fand eine erhebliche Stickstoffbindung statt. Die 
Bildung organischer Substanz in Form verschiedener Algen verlief genau so, 
wie die Stickstoff bindung, sodaß also ohne Phosphorsäure keine organische 
Substanz, bei Phosphorsäurezugabe jedoch erhebliche Mengen davon gebildet 
wurden. Auf 1 Teil gebundenen Stickstoff wurden durchschnittlich 20 Teile 
organische Substanz hervorgebracht. Weitere Forschungen sollen die Frage 
beantworten, wie weit diese Angaben für den Acker zutreffen, besonders wie 
die Stickstoff bindung verläuft auf bebauten und unbebauten Feldern. 

Justus Volhard . 


645) Meitzer, S. J. and Auer, J. Peristaltic Bush. (Rollbewegungen.) 
From the Dept. of Physiol. and Pharmacol. of the Rockefeller Inst (Amer. J. 
of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 1, S. 269—281.) 

Diese Art peristaltische Bewegung wird ausgezeichnet durch eine schnell 
fortschreitende Kontraktionswelle, welcher eine vollständige Darmerschlaffung 
voraneilt Durch den gehemmten Darmteil wird der flüssige Inhalt im Strahl 
getrieben, sodaß sich die Darmschlingen prall aus der eröffheten Leibeshöhle 
hervorwölben. Eine vollständige Rollbewegung vom Duodenum bis zur Valvula 
Bauhini nimmt gewöhnlich nicht länger als 10—11 Sekunden in Anspruch. 

.Diese Rollbewegungen können willkürlich durch intravenöse Einspritzungen 
von reizenden und hemmenden Substanzen hervorgerufen werden. Als Reiz¬ 
substanzen dienten die Metallsalze (mit Ausnahme von MgS0 4 ) Ergotin, Barium¬ 
chlorid und Eserin; als Hemmungsagentien MgS0 4 , MgCl a und CaCl a . Den 
schönsten Erfolg erzielt man durch Zufuhr von 2—4 ccm Fluidextractum Ergotae, 
M 

auf welche 1 ccm y CaCl 2 folgt 

Durchschneidung beider Vagi verhindert das Zustandekommen einer voll¬ 
ständigen Rollbewegung. 


N. F. UL Jahr*. 


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266 


Referat«. 


Jede der beiden injizierten Substanzen löst ihren eigenen Effekt aus; Neu¬ 
tralisation findet nicht statt, wie vielleicht zu erwarten wäre; da Reizung und 
Hemmung zur gleichen Zeit einsetzen. J Auer. 

646) Camion, W. B. The Acid Control of the Pylorus. (Die Regulation 
des Pylorus durch Säure.) From the Dept. of Physiol. in the Harvard Med. 
School. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, Nr. 2, S. 283—322.) 

In einer gründlichen Arbeit berichtet Cannon über die experimentellen 
Stützen einer Theorie über die Kontrolle des Pylorus durch freie Säure. Die 
Theorie ist kurz wie folgt: freie Säure im Magenantrum bewirkt Erschlaffung 
des Pförtners; freie Säure im Duodenum bedingt im Gegenteil Schließung des 
Sphinkters. Diese Wirkungen werden durch lokale Reflexe herbeigefiihrt. Da 
der saure Chymus im Duodenum bald neutralisiert wird, so ist die Austreibung 
durch den Pförtner eine intermittente. J. Auer. 

647) Macnider, Wm. De B. and Matthews, S. A. A further Study of the 
Action of Magnesium Sulphate on the Heart. (Ein weiterer Beitrag zur Herz¬ 
wirkung von Magnesiumsulphat.) From the Lab. of Exp. Therapeutics. Univ. 
of Chicago. (Amer. J. of Physiol. 1907, Bd. XX, S. 323—329.) 

Nach Einspritzung von 8—12 ccm — MgSO a in die Vena Saphena vom Hund 

erfolgt diastolischer Stillstand des Herzens. Werden jetzt der Herzmuskel oder 
die Acceleratoren gereizt, so erfolgt nach einiger Zeit wieder spontaner Herz¬ 
schlag. 

Nach Strophantin, Baryum- und Calciumchlorid widersteht das Herz einer 
zwei- bis dreifachen letalen Dosis von MgS0 4 . J. Auer . 

648) Salant, Wm. and Meyer, G. M. The Elimination of Radium from 
Normal and Nephrectomized Animais. (Die Ausscheidung von Radium bei nor¬ 
malen und nephrektomierten Tieren.) From the Lab. of Biol. Chem. of Columbia 
Univ., at the College of Physicians and Surgeons N. Y. (Amer. J. of Physiol. 
1907, Bd. XX, Nr. 2, S. 366—377.) 

Nach subkutaner Verabreichung von Radiumbromid (Aktivität 1000) am 
Hunde und Kaninchen untersuchten Verfasser die verschiedenen Abschnitte 
des Magendarmrohrs auf Radium. Vor der Einspritzung wurden die betreffen¬ 
den Darmsektionen abgebunden. 

Bei Hunden und Kaninchen wird Radium durch Leber, Nieren und Dünn¬ 
darm abgeschieden. Bei normalen Kaninchen erfolgt die Elimination auch durch 
den Dickdarm; durch das Coecum ist die Ausscheidung schwach und in manchen 
Fällen gamicht stattfindend. 

Am nierenlosen Kaninchen ist keine kompensatorische Ausscheidung durch 
Darmteile nachzuweisen, die normalerweise kein Radium eliminieren. 

J. Auer. 

649) Oppenheimer, Carl. Über die Frage der Anteilnahme elementaren 
Stickstoffes am Stickstoffwechsel der Tiere. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, 
H. 4-6.) 

Verfasser gibt zunächst eine sehr umfassende kritische Besprechung der 
bisher ausgeführten Stoffwechselversuche auf diesem Gebiet. Seine eigenen 
Untersuchungen wurden mit einem im wesentlichen von Zuntz konstruierten, 
besonders durch Einführung eines Thermobarometers verbesserten Apparat aus- 
geführt. Verfasser demonstriert an mehreren Beispielen die Fehlerquellen, die 
solchen Versuchen stets anhaften, kommt aber doch zu dem sicheren Schluß, 
daß eine Anteilnahme des elementaren Stickstoffes am Stoffwechsel der Tiere 
nicht länger aufrecht erhalten werden kann. Pineussokn. 

660) Mayer, Paul. Über Bluijekorin und über das physikalisch-chemische 
Verhalten des Zuckers im Blut. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, H. 4—6.) 

Im Blutjekorin von Pferd und Rind fand sich kein Traubenzucker, dagegen 
fand sich solcher im Hundeblut. Durch reichliche Traubenzuckerzufuhr wurde 
die Menge des Jekorinzuckers wesentlich gesteigert, doch zeigte seltsamerweise 


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Referate. 


867 


ein Hungerhund den höchsten Jekoringehalt Eine Bindung des Zuckers im 
Blut scheint Verfasser als sehr problematisch. Pincussohn . 

651) Gregersen, J. P. Über die alkalimetrische Phosphors&urebestimmung 
nach A. Neumann. (Ztschr. f. physiol. Chem., Bd. 58, S. 458—468.) 

Aiif Grund eingehender Versuche über den Einfluß des Variierens der Fäl¬ 
lungsbedingungen und über die Brauchbarkeit der Neumannschen Methode za 
Analysen mit sehr geringem Phosphorgehalt schlägt Verfasser nachstehende 
Änderungen vor. Bei der Veraschung werden sogleich 20 ccm von Neumanns 
Säuremischung zugesetzt und während des weiteren Verlaufes der Veraschung 
tröpfelt man nur konz. HN0 3 hinzu. (Bei einer Analyse von einem phosphor¬ 
sauren Salze setzt man nur 10 ccm konz. H 2 S0 4 zu.) Die Fällung geschieht in 
250 ccm Flüssigkeit, die 15°/ 0 Ammoniumnitrat enthält, mittels eines nicht zu 
großen Überschusses an Ammoniummolybdat (für 10—15 mg P 4 g unter 10 mg P 
ca. 2 g Ammoniummolybdat). Beim Titrieren wird ein kleiner Überschuß ( 1 / a 

bis 1 ccm) Säure zugesetzt und die Kohlensäure verkocht, und dann mit 

N 

~2 Natron zurücktitriert. Handelt es sich darum, Mengen von ein paar Milli¬ 
gramm und darunter zu bestimmen, so verwendet man zur Veraschung nur 
10 ccm Säuremischung und nimmt die Fällung in einem Volumen Flüssigkeit 
von 50 ccm (die 15°/ 0 salpetersaures Ammoniak enthalten) vor. Nach Ansicht des 
Verfassers ist Neumanns Methode als eine besonders vorzügliche zu betrachten, 
sie leistet im Anschluß an eine brauchbare und zuverlässige Veraschungsmethode 
eine Phosphorsäurebestimmung, die sich auf sehr verschiedene P-Mengen bis zu 
1 mg P hinab anwenden läßt und deren Genauigkeit, besonders bei geringem 
P-Gehalt wohl von keiner anderen Methode übertroffen wird. Die Ausführung 
ist schnell und einfach. Brahm . 

652) Völtz, W. u. Yakuwa, G. Über die Verwertung verschiedener Amid- 
substanzen durch Carnivoren. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 117.) 

Die Aufnahme des Amidgemisches, Ammonazetats, des Azetamids und des 
Glykokolls bewirkte eine Erhöhung der Resorption der N-haltigen Nährstoffe. 
Der N-Ansatz wurde nach der Aufnahme von Asparagin etwas verringert resp. 
er blieb unbeeinflußt. Glykokoll hatte keinen Einfluß. Azetamid bewirkte N- 
Ansatz, noch erheblicher Ammonazetat. Abderhalden . 

653) Michaelis, Leonor u. Bona, Peter. Untersuchungen über den parente¬ 
ralen Eiweiüstoffwechsel L (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 163—168.) 

Ein Hund wurde in Stickstoffgleichgewicht gesetzt und dann ca. 1 / s des Ge- 
samt-N in Form von reinem Kasein (Hammarstenj subkutan injiziert. Der Gang 
der N-Ausscheidung wurde erheblich gestört. Es trat offenbar toxischer Eiwei߬ 
zerfall ein. Von größtem Interesse ist die gleichzeitig gemachte Beobachtung, 
daß das artfremde Kasein bei weiblichen Tieren (Hunden, Meerschweinchen) bei 
subkutaner Einverleibung die Milchdrüse zur Sekretion anregte. Verfasser ver¬ 
folgen diese wichtige Beobachtung weiter. Abderhalden . 

654) Scheunert, Arthur. Beiträge zur vergleichenden Physiologie der Ver¬ 
dauung. L Mitteilung. Die Verdauung von Cricetus frumentarius. (Pflügers 
A. 1908, Bd. 121, S. 169—210.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlüssen: Der Hamsterspeichel enthält ein 
amylolytisches Enzym, das in der Hauptmenge der Parotis entstammt. Die 
Speicheldiastase wirkt am besten in neutraler Lösung. — Die Backentaschen des 
Hamsters haben lediglich die Funktion, zum Transport Nahrungsmittel aufzu¬ 
nehmen. — Der Magen des Hamsters wird niemals leer. Vormagen und Drüsen¬ 
magen haben für den Mechanismus der Magenverdauung völlig verschiedene 
Bedeutung. Im Vormagen findet eine Durchmischung und Zerkleinerung des 
Inhalts statt, im Drüsenmagen schichten sich die Futterteile und werden vor¬ 
wärts bewegt. Für die Anfüllung des Magens ist die Konsistenz der hineinge¬ 
langenden Nahrungsteile von großer Wichtigkeit. Nahrungsmittel derselben 

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268 


Referate. 


Konsistenz gelangen in der Hauptmenge so in den Vormagen, daß sich am 
blinden Ende die zuerst gefütterten, an der Öffnung zum Drüsenmagen die zu¬ 
letzt gefütterten Anteile vorfinden. Kleine Anteile gelangen sofort durch die 
Schlundrinne in den Drüsenmagen und schichten sich dort deutlich aufeinander, 
so daß die an erster Stelle gereichten Anteile dem Pylorus am nächsten, die 
zuletzt gereichten am Ende der Schlundrinne lagern. Bei Verabreichung von 
Nahrungsmitteln verschiedener Konsistenz gehen die dünnbreiigen Bissen direkt 
durch die Schlundrinne in den Drüsenmagen. — Im Vormagen tritt keine freie 
Salzsäure auf. Der Drüsenmagen reagiert sauer. Salzsäure konnte darin erst 
nach 2 ständiger Verdauung nachgewiesen werden. Im Vormagen findet die 
Kohlehydratverdauung statt, im Drüsenmagen die Eiweißverdauung. Hervor¬ 
gehoben sei noch, daß der Hamster sich als Fleischfresser erwies. Abderhalden. 

655) Vemon, M. H. The conditions of maintenance of maximal tissue 
respiration in artificial perfüsion experiments. (Die Bedingungen, unter welchen 
bei Durchströmungsversuchen die Gewebsatmung auf ihrem Höhepunkte erhalten 
bleibt.) Aus d. physiol. Lab. zu Oxford. (J. of Physiol. 1907, Bd. XXXVI, 
H. 2 u. 3.) 

Wenn man Kaninchenniere mit Locke scher Flüssigkeit durchströmt, so zeigt 
die Gewebsatmung ein Absinken, dessen zeitlichen Verlauf Verfasser zunächst 
untersucht hat. Einen deutlichen Einfluß im Sinne einer längeren Erhaltung 
der Gewebsatmung hatten folgende Zusätze: 0,1 proz. NaCl-Lösung, Harnstoff 
und am meisten 2 °/ 0 Serum. In geringem Grade hatten diese Wirkung auch 
Eier, Aminosäuren und Polypeptide, ferner Albumosen und Peptone, die aber 
die Anfangsgröße der Gewebsatmung herabsetzen; keinen deutlichen Einfluß 
zeigte die Milch. Die Wirkung des Harnstoffs dürfte für die Niere spezifisch 
sein. — Als Maß der Gewebsatmung diente die CO a -Produktion. Reach, Wien. 


656) Längstem, Leo. Zur Frage nach der Einwirkung verdünnter Schwefel¬ 
säure auf Eiweißstoffe. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. V, S. 410.) 

Entsprechend früheren Behauptungen des Verfassers gelang es durch 3 / 4 - 
jähriges Digerieren von getrocknetem Ovalbumin, Casein, Lactalbumin und 
Serumalbumin mit 1 °/ 0 Schwefelsäure bei 37° nicht, die Eiweißkörper vollständig 
zu lösen. Von je 3 g Ausgangsmaterial war gelöst worden: 

77,7 mg N des Ovalbumin, I 114,8 mg N des Lactalbumin, 

171,36 „ N des Serumalbumin, I 173,25 „ N des Casein. 

Die gelöste N-Menge war durch Phosphorwolframsäure vollständig fällbar. 
Monoaminosäuren waren nicht nachzuweisen. Pincussohn . 


657) Allers, R. A. u. Bondi, S. Über das Verhalten des Calciums im Blute 
bei experimenteller Säurevergiftung. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 366.) 

Bei säurevergifteten Kaninchen ist der Ca-Gehalt des Blutes auf mehr als 
den doppelten Wert erhöht, die Gesamtbasen des Blutes erfahren jedoch nur 
eine Steigerung von 11 °/o. wahrscheinlich noch fast innerhalb der Grenzen der 
physiologischen Schwankungen. Es erleiden also die zwischen den Kationen 
bestehenden Gleichgewichte Änderungen, indem das Calcium im Gegensatz zu 
der Gesamtheit der übrigen Basen um ein vielfaches vermehrt wird. 

Pincussohn . 


658) Müller, Erich. Stoffwechselversuche an 82 Kindern im dritten bis 
sechsten Lebensjahre, mit besonderer Berücksichtigimg des Kraftwechsels auf 
Grund direkter kalorimetrischer Bestimmungen. Waisenhaus Rummelsburg und 
Tierphysiol. Inst. d. Landwirtsch. Hochschule Berlin. (Biochem. Ztschr. 1907, 
Bd. V, S. 143—303.) 

Pro Tag und kg betrug der N-Stoffwechsel im Durchschnitt: 

Aufnahme mit der Nahrung.0,55 g 

Kotverlust.0,07 „ 


also: verdauter N.0,48 g 

Davon im Harn ausgeschieden.0,44 „ 

Angesetzer N.0,04 g 


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Referate. 


269 


Der Kraftwechsel zeigte im Durchschnitt folgende Zahlen: 


Aufnahme mit der Nahrung.103,7 Cal. 

Brennwert des Kotes.5,9 „ 

Brennwert des Verdauten.97,8 Cal. 

Brennwert des Urins.4,6 „ 

Mithin im Körper verbrannt resp. angesetzt . . . 93,2 Cal. 
Energiebedarf zur Erhaltung des Körpers beträgt . 83,0 „ 

Mithin Ansatz.ca. 10,0 Cal. 


Zwischen dem Ablauf des Stoffwechsels und körperlichen und seelischen 
Eigenschaften der Kinder (Appetit, Temperament, Schlaf), ergab sich vielfach 
Beziehungen. 

Berechnung des Stoffwechsels auf den Tag und die Körperoberfläche als 
Einheit (qdm) ergab folgende Werte: 

Im Durchschnitt aller Kinder: 

. N Cal. 

Aufnahme mit der Nahrung.0,11 g 20,1 

Verlust mit dem Kot.0,01 „ 1,2 

Verdaut.0,10 g 18,9 

Urinverlust.0,09 „ 0,9 

Zur Verfügung des Körpers blieb . . . 0,01 g 18,0 

Bezüglich der Berechnung der Perspiratio insensibilis und der schätzungs¬ 
weisen Verluste durch die respiratorische Verbrennung und Wasserverdunstung 
durch Lunge und Haut stellt Verfasser folgende Tabelle auf: 

Perspiratio insensibilis beträgt.48,6 g 

Verlust durch CO a -Abgabe (resp. Verbrauch) .... 4,9 „ 

Bleibt für gesamte Wasserabgabe.43,7 g 

Wasserverdunstung durch die Lunge. 24,8 „ 

Mithin Rest für Wasserverdampfung durch die Haut . 18,9 g 

Lebhafte Kinder zeigten besonders hohe Hautverdunstung. Bei fetten Kindern 
wurde augenscheinlich weniger Wärme durch Leitung und Strahlung durch die 
Haut verloren, und deshalb die Schweißdrüsen in stärkere Tätigkeit versetzt. 

Pincussohn . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

659) Jolles, Adolf. .Die Bedeutung der Pentosen in den Fäzes und deren 
quantitative Bestimmung. Aus dem chem.-mikrosk. Laborat. von Dr. M. und A. 
Jolles zu Wien. (Münch, med. Wschr., Jan. 1908, Nr. 3.) 

Zur qualitativen Untersuchung der Fäzes auf Pentosen bringt Jolles zirka 
20 g der feuchten Fäzes in einer Porzellanschale mit zirka 40 ccm 4proz. HCl 
zusammen und erhitzt zirka 2 Stunden unter Ersatz des verdampfenden Wassers 
auf dem kochenden Wasserbade. Alsdann wird über Asbest filtriert, das Filtrat 
mit Natronlauge neutralisiert bezw. schwach alkalisch gemacht und dann mit 
verdünnter Essigsäure angesäuert. Zwecks Entfärbung wird Bleiazetatlösung im 
Überschuß zugesetzt, und unter Zusatz von etwas Tierkohle filtriert. Das Filtrat 
wird durch Zusatz einer lOproz. Natriumphosphatlösung entbleit und wieder 
filtriert; das neue Filtrat wird auf dem Wasserbad auf 20 ccm eingeengt und 
mit einem vom Verfasser im Zentralbl. f. innere Med. 1907, Nr. 17 veröffentlichten 
Verfahren auf Pentosen geprüft. 

Behufs quantitativer Bestimmung der Pentosen in den Fäzes hat Jolles 
eine Methode ausgearbeitet, die im Zentralbl. f. analytische Chemie 1906, Bd. 45, 
S. 196, beschrieben ist 

Nach dieser Methode fand Verfasser im Ham zweier gesunder Individuen 
mit gemischter Kost bei 4 Untersuchungen 0,14; 0,19; 0.13 und 0,26°/ 0 Pentose, 
auf Trockensubstanz berechnet. Bei einem Pentosuriker, der im Ham 0,25 bis 
0,38 °/ 0 , d. h. pro Tag 4,1—5,4 g Pentosen ausschied, fanden sich im Trockenkot 
4,87 °/ 0 Pentosen, also wesentlich mehr als normal. Als aus der Nahrung die 

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270 


Referate. 


Vegetabilien weggelassen wurden, schied ein Normalindividuum nur qualitativ 
nachweisbare Spuren im Kot aus, während der Kot des Pentosurikers noch 
4,68 °/ 0 Pentose enthielt Also sind die großen Mengen Pentose im Kot des 
Pentosurikers im Gegensatz zum Normalindividuum unabhängig von den Pento- 
sanen der Nahrung. Als beide Individuen mit einer vorwiegend vegetarischen 
Kost ernährt wurden, schied das Normalindividuum 0,59 °/ 0 , der Pentosuriker 
6,71 °/ 0 Pentose aus; es kommt also imKot ein gewisser Pentosengehalt alimentären 
Charakters vor, wesentlich höher als dieser ist aber der gleichzeitig mit Pentosurie 
vorkommende Pentosengehalt des Kotes, der seinerseits durch pentosenreiche 
Nahrung noch weiter gesteigert wird. Weitere Versuche ergaben, daß nicht etwa 
gepaarte Glykuronsäuren, die in den Fäzes Vorkommen und bei der quantitativen 
Bestimmung Pentosen Vortäuschen könnten, hier eine Rolle spielten; eine Be¬ 
stimmung beim Pentosuriker zeigte, daß nur 0,014 °/ 0 von der als Pentose be¬ 
stimmten Substanz hier als Fehler in Abzug gebracht werden muß. Des weiteren 
konnte durch Zusatz verdünnter Essigsäure zu dem wässerigen Extrakte der Fäzes 
des Pentosurikers ein Niederschlag erhalten werden, der phosphorhaltig ist und 
die Pentosegruppe neben der Dextrosegruppe enthält; es dürfte somit wahr¬ 
scheinlich ein Gemisch eines Nukleoproteids mit Muzin vorliegen. Die Identität 
der Pentose konnte wegen Mangels an Material nicht festgestellt werden. 

M. Kaufmann . 

660) Capezzuoli. Contributo allo studio delle proteine del plasma sanguigno 
in alcune condizioni patologiche. (Die Eiweißstoffe des Blutplasmas unter 
pathologischen Bedingungen.) Aus der mediz. Klinik zu Florenz. (La Clin. med. 
Ital. 1907, S. 357.) 

Ausgedehnte Untersuchungen und zahlreiche Einzelbestimmungen der ver¬ 
schiedenen Eiweißkörper bei fast 60 Fällen verschiedenster Affektionen. Es 
fand sich eine verminderte Färbekraft des Plasmas bei Anämien und Tuberku¬ 
losen, eine orangegelbe Färbung bei Ankylostomiasis, Splenomegalie, perniziöser 
Anämie. Aussehen besonders in schweren Fällen mit Gewebeverlust fast stets 
opaleszent durch suspendierte Partikel (Fett usw.). Meist besteht Vermehrung 
des Serumglobulins, Verminderung des Serumalbumins, letztere aber geringer, 
daher Vermehrung des Eiweißquotienten und der Gesamteiweißmenge; anders 
scheinen sich nur Basedow, Pseudoleukämie und akute Leberatrophie zu ver¬ 
halten, doch sind der Fälle für sichere Schußfolgerungen zu wenig. Die Fibri¬ 
nogenmengen sind im allgemeinen etwas höher als normal, außer bei Lungen¬ 
affektionen. Pseudoserin fand sich hier und da in größeren Mengen bei zehren¬ 
den Krankheiten. Bei Eiweißausscheidung besteht keine Beziehung zwischen 
dem Eiweißquotienten im Blut und dem im Ham. Das einzig feststehende und 
für die Klinik verwertbare, das sich aus den Untersuchungen ergibt, scheint Ver¬ 
fasser die Erhöhung des Eiweißquotienten und das Auftreten von Pseudoserin bei 
Inanitionszuständen zu sein. Die Bestimmung, spez. des Eiweißquotienten, scheint 
in zwei Fällen klinischen Wert zu haben: 1. Zur Zeit der Krise akuter 
Krankheiten, wo eine Rückkehr des hohen Quotienten zur Norm von günstiger 
Bedeutung ist, und 2. in hartnäckigen Fällen von Chloroanämie, wo ein hoch¬ 
bleibender Quotient nach eingeleiteter Therapie auf eine tieferliegende Ursache 
der Anämie hinweist. M. Kaufmann . 

661) Caraot. Epreuve du repas fictif en pathologie gastrique. (Prüfung 
der Magenfunktion mit Scheinmahlzeit.) (Societe medicale des höpitaux, Paris, 
20 dec. 1907.) 

Unter Hinweis auf die durch die Vermischung der Speisen mit dem Magen¬ 
sekret gesetzten Beobachtungsfehler empfiehlt Verfasser die Ausheberung des 
Magens nach */* ständigem Kauen, eventuell nach Genuß von etwas Alkohol. 

Mariin Cohn . 


662) Roger. Les variations de l’eau dans rorganisme des inanitids. (Der 
Wassergehalt bei hungernden Tieren.) (Presse medicale 1907, Nr. 84.) 

Beim Hungertiere steigt anfänglich der Wassergehalt des arteriellen Blutes, 
um später unter den normalen Wert zu sinken, während im Venenblute von 
vornherein eine Wasserverarmung eintritt. Nach Wiederzufuhr tritt sowohl im 

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Btforata. 


871 


arteriellen wie im venösen Blute — im letzteren weniger deutlich — eine ein* 
tägige hydrämische Krise auf, worauf dann der Wassergehalt zum Normalwert 
zurückkehrt 

In den meisten Geweben ist der Wassergehalt bei vollständiger Nahrungs¬ 
entziehung proportional dem Gehalt während der gewöhnlichen Ernährung; nur 
in den Muskeln und im Knochenmark findet sich reichlicher Flüssigkeit; im 
letzteren entsprechen diesem Befunde histologische Veränderungen: Das Fett 
verliert sich, die dadurch entstandenen Marklücken werden durch reichliche 
Zellenproliferation ausgefüllt; das vorher gelbe Mark wird rot Der Wassergehalt 
der Lunge nimmt bei Nahrungsentziehung ab. 

Nach Roger bewirkt der Wasserreichtum eine Überaktivität der Gewebe, 
speziell gegenüber bakteriellen Infektionen, wie überhaupt ganz gesetzmäßig die 
Vitalität und Widerstandskraft der Gewebe ihrem Wassergehalt proportional 
sind. Martin Cohn . 

663) Maclean, Hugh. On anomalous reaotions obtained in testing urine 
for sogar with Fehlings solution. (Über fehlerhafte Reaktion bei der Zucker¬ 
probe des Urins mit Fehlingscher Lösung.) (From the Physiological laboratory, 
University Aberdeen, Lancet 1908 I, S. 85—90.) 

Obgleich man mit der Fehlingschen Lösung noch die geringe Menge von 
0.0008 °/ 0 Zucker nachzuweisen imstande ist, versagt die Probe oft, wenn man dem 
Urin selbst größere Mengen Zucker zusetzt. Dies kann von dem Ammonium 
herkommen, das durch die Wirkung des Alkalis in der Fehlingschen Lösung 
entstehend, die Fällung des Kupferoxyds verhindert. Doch ist dieser Stoff für 
gewöhnlich in zu geringer Menge vorhanden. Gewöhnlich hält das Kreatinin 
den Ausfall der Reaktion zurück, das die Fähigkeit hat, das reduzierte Kupfer¬ 
suboxyd in Lösung zu halten. H. Ziese ne. 

664) Hoffmann, Rudolf (München). Serumuntersuchungen bei Thyreoidosen. 

(Münch, med. Wschr. Febr. 1908, Nr. 6.) 

Nach Hoffmanns Ansicht haben die Drüsen mit innerer Sekretion zahl¬ 
reiche Wechselbeziehungen: so sind Thyreoidea und Nebennieren Antagonisten, 
so kann für die Thyreoidea die Hypophysis anscheinend bis zu einem gewissen 
Grade vikariierend eintreten, so steigt und fallt die Tätigkeit des Övars mit der 
der Schilddrüse, so erzeugt Hodenextrakt ähnlich wie Nebennierenextrakt eine 
Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit: Hyperfunktion einer Drüse kann 
nur dann ertragen werden, wenn auch die Tätigkeit des Antagonisten sich hebt; 
ist das nicht möglich, so macht sich neben der Hyperfunktion der einen eine 
relative Insuffizienz der andern Drüse geltend. Verfasser glaubt, daß beim Basedow 
eine relative Insuffizienz der Nebennieren bestehen muß; er denkt dabei u. a. 
an die Pigmentanomalien, die Verminderung der Hubhöhe, die Durchfälle. Um¬ 
gekehrt müßte beim Myxödem eine Hyperfunktion der Nebennieren bestehen; 
dafür spricht: 1. das myxömatöse Polster, als Folge einer Störung des Austauschs 
zwischen Blut und Gewebsflüssigkeit durch Adrenalinwirkung betrachtet, 2. die 
Blässe und das subjektive Kältegefühl, 3. die Pulsverlangsamung, 4. die Ver¬ 
minderung von Erythrozyten und Hb., 5. das Vorkommen von Aortenathero- 
matose nach Thyreoidektomie, 6. vielleicht die Obesitas (infolge Obstipation). 
In dieses Gebiet gehört ferner das Zusammenvorkommen von Basedow und Osteo¬ 
malazie, die Genitalveränderungen bei Mongoloiden, das starke Wachstum und 
der starke Fettansatz bei Kastraten u. a. m. 

Einer experimentellen Untersuchung sind einige dieser Beziehungen dadurch 
zugänglich, daß wir die Anwesenheit von Adrenalin im Blute nachweisen können: 
es bewirkt am ausgeschnittenen Froschauge Mydriasis. Verfasser erzielte Pupillen¬ 
erweiterung bei der Untersuchung von 1. Serum tbyreoidektomierter Hammel, 
2. Myxödemserum (zwei Fälle), 3. Pollantin, 4. normalem Hammelserum (gering). 
Eine Pupillenverengerung fand sich: 1. bei Thyreoideapreßsaft (gering), 2. bei 
Basedow (zwei Fälle), 3. bei Osteomalazie (ein Fall), 4. bei Myxoedem fruste (ein 
Fall), 5. bei Mongolismus (ein Fall), 6. bei einer Patientin mit hochgradiger Aplasie 
der Schilddrüse. Also die tatsächlichen Resultate entsprechen im allgemeinen, 
aber nicht unbedingt den Voraussetzungen; die Beziehungen der einzelnen Drüsen 

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ata 


Referate. 


sind eben viel feiner als unsere Versuchsbedingungen. Adrenalin ist überall im 
Blute nachweisbar, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß es bei dem Glykogen¬ 
abbau eine Rolle spielt; darauf weist auch der Nachweis einer Hypertrophie der 
Nebennieren und aer Langerhans sehen Inseln beim Phloridzindiabetes hin. Ver¬ 
fasser hält das Möbiusserum für indiziert bei Diabetes zur besseren Ausnutzung 
der Kohlehydrate, bei Blutungen, bei Osteomalazie (in einem Falle sah Verfasser 
deutliche Hebung des Allgemeinbefindens, Nachlaß der Schmerzen und Gewicht¬ 
zunahme), bei Mongolismus und den Form es frustes des Myxödems, welche am 
Froschauge Verengerung bewirken (noch mehr dürften hier Sperminpräparate 
am Platze sein), bei Heufieber, Bronchialasthma, eventuell bei Glaukom. 

M. Kaufmann . 

665) Comessatti, Giuseppe. Osservazioni ematologiche sulla reazione jodofila. 
(Hämatologische Beobachtungen über die jodophile Reaktion.) Aus der med. 
Klinik zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. Nov. 1908, Nr. 47/48.) 

Verfasser hat bei 66 Kranken aller Art ca. 300 Einzeluntersuchungen auf 
die jodofile Reaktion sowie auf sudonophile Leukozyten angestellt. Im Gegen¬ 
satz zu Kamin er unterscheidet er nur zwei Arten jodophiler Zellen, solche mit 
Granulis und solche mit diffus gefärbtem Protoplasma ohne Granuli. Erstere 
finden sich hauptsächlich bei Infektionskrankheiten mit Herdlokalisation, also bei 
Pneumonie, und zwar sind sie fast stets polynukleär; ihre Hauptquelle ist der 
pneumonische Herd selbst, in dem man sie nachweisen kann. Verfasser hält sie 
keineswegs für Degenerationsformen, sondern vielmehr für Phagozyten, die sich 
in dem Entzündungsherd mit jodophiler Substanz beladen und in den Kreislauf 
treten. Die Jodophilen mit diffuser Färbung sollen sich nach anderen bei In¬ 
fektionskrankheiten ohne Herdlokalisationen als Produkte toxischer Einwirkung 
finden; doch fand sie Verfasser auch neben den granulierten Formen bei Herd¬ 
erkrankungen, und eine wesentliche Vermehrung ihrer Zahl bei Infektionen ohne 
Herd ist bisher nicht festgestellt. Bei Typhus ohne Komplikationen fehlt die 
jodophile Reaktion, während spärliche Sudanophile Vorkommen; dagegen findet 
man sie, und zwar in Granulis, bei Nervenkrankheiten, z. B. Chorea, Parkinson- 
sche Krankheit: man könnte dabei an eine Mobilisation des Leberglykogens 
unter nervösen Einflüssen denken. M. Kaufmann . 

666) Canestro, Corrado. La glicosuria florizimca nelle malattie infettive, 

(Die Phlorizinglykosurie bei Infektionskrankheiten.) (Gazz. degli ospedali, Sept 
1907, Nr. 117.) 

Die Untersuchungen des Verfassers erstrecken sich aut 83 Fälle der ver¬ 
schiedensten Infektionskrankheiten, und zwar wurden stets 5 mg subkutan in¬ 
jiziert. Die Untersuchungen verfolgten den Zweck, zu erfahren, ob die Phlorizin¬ 
glykosurie auch bei Infektionskrankheiten ein brauchbarer Maßstab für die Nieren- 
mnktion ist. Dabei ergab sich, daß auch noch andere Faktoren von Einfluß auf 
das Verhalten der Phlorizinglykosurie sind, daß relativ der größte Wert noch 
auf den Zeitpunkt des Beginns der Zuckerausscheidung zu legen ist; Verspätung 
desselben spricht für Nierenläsion. M. Kaufmann . 

667) Weidenreich, Franz. Zur Kenntnis der Zellen mit basophilen Granu¬ 
lationen im Blut und Bindegewebe. (Folia haematol. V, Jahrg. 1908, H. 3, S. 135 
bis 155.) 

Nach Ehrlich wurden die unter den verschiedensten Zuständen im Binde¬ 
gewebe und Blut der verschiedensten Tiere vorkommenden farblosen Blut¬ 
körperchen mit basophilen Granulationen »Mastzellen« genannt und morphologisch 
als gleichwertig betrachtet. Maximow unterschied zuerst die Mastzellen des 
Bindegewebes von den Mastleukozyten des Blutes in genetischer und morpho¬ 
logischer Hinsicht. Weidenreich bestätigt nicht nur Maximows Ansicht, 
sondern macht noch eine Unterscheidung in den Mastleukozyten des Blutes bei 
Tier und Mensch unter pathologischen Umständen. Die Kemform der Mast¬ 
leukozyten des gesunden Menschen sei schwer einheitlich zu definieren, die 
Größe der Granula variiere in ein und derselben Zelle bedeutend. Bei zwei 
Fällen von myeloischer Leukämie hätten sich im Gegensatz zum normalen 
Menschenblut zwei Formen von Mastleukozyten mit konstanten Übergängen be- 

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Referate. 


273 


stimmen lassen, die bald in größeren, bald in kleineren Exemplaren vorhanden 
seien. Die eine, dem normalen Beftmd entsprechende Form, zeigt eine Kem- 
gestalt mit mäßigen Ein- und Abschürungen, die an den Charakter der Knospung 
erinnern, während die andere Form von Mastleukozyten eine richtige und durch¬ 
greifende Kemzerschnürung aufweist, wodurch der Kern in eine Hauptkemmasse 
und eine Reihe von abgesehen Kernstücken verschiedener Zahl und Größe 
zerfallt Dagegen sind beide Formen bezüglich der Granulierung kaum zu unter¬ 
scheiden. An den gebräuchlichen klinischen Methoden der morphologischen 
Blutuntersuchung liege es, wenn die Kerne der Mastleukozyten bei Leukämie 
fast immer als mononukleär angesprochen würden; denn sie seien im Gegensatz 
zu den Mastleukozyten des normalen Blutes polymorphkernig. Die Eigentümlich¬ 
keit der Granulierung sei wohl eine Folge unzulänglicher Fixationstechnik. — 
Weidenreich hält die Mastzellen des Blutes überhaupt für eine irgendwie 
abnorm veränderte Zellart und stützt sich dabei auf folgende Beobachtungen: 
Es ist kein Zentralkörper bei ihnen vorhanden; die Form der Kemveränderung 
entspricht nicht der vom morphologischen Standpunkt intakter Zellen; die oft zu 
beobachtende Vakuolisierung des Protoplasmas sei ein degenerativer Vorgang; die 
Kömelung sei ein Produkt der Kemumformung, wenn auch vielleicht nicht die 
ganze Menge der Granula dabei in Betracht komme. — Von den neutrophilen 
und eosinophilen Blutzellen sind die Mastleukozyten absolut zu trennen; diese 
sind vielmehr nach Weidenreichs Ansicht Lymphozyten bezw. große mono¬ 
nukleäre Leukozyten (Ehrlich scher Nomenklatur), die einer degenerativen Um¬ 
wandlung unterlagen. Die Mastleukozyten verschiedener Tiere verhalten sich 
anders. Das Fehlen der Vakuolisierung, Vorhandensein eines Zentralkörperchens, 
die Größe bezw. Regelmäßigkeit der Granulierung sprechen hierfür. Weiterhin 
behandelt Weidenreich die Unterschiede zwischen den histiogenen und 
hämatogenen Mastzellen bei verschiedenen Tieren, läßt dieselbe Frage aber für 
den Menschen noch unbeantwortet Die Ranvier sehen Klasmatozyten seien mit 
den Fibroblasten, mit den Netz- und Deckzellen, den Metschnikoffsehen 
Makrophagen, den leukozytoiden Zellen Marchands und den Lymphozyten als 
genetisch und morphologisch gleichwertig zu erachten; man erblicke in ihnen 
nur durch verschiedene Funktionsstufen, verschiedene Reize veränderte Er¬ 
scheinungsformen. Die in den Klasmatozyten häufig beobachtete Kömelung sei 
auf einen phagozytotischen Prozeß zurückzuführen. Der Klasmatozyt oder die 
ruhende Wanderzelle Maximo ws sei eine leicht bestimmbare Zellform, die wenn 
sie den sessilen Charakter aufgegeben, mobil wurde, während sie sessil vom 
Fibroblasten, von der Netz- oder Deckzelle nicht unterschieden werden könne, 
die ja alle Kömelung zeigten, weil sie in gleicher Weise phagozytierten. Ge¬ 
netisch mögen Mastzellen und Klasmatozyten zu vereinen sein, jedoch stellen 
die einen »eine einseitig differenzierte Zellart dar, deren Umwandlung in andere 
Zellformen nicht wahrscheinlich« ist. Die färberisch gleiche Reaktion von Ge¬ 
bilden im Protoplasma — also der Granulationen — dürfe nicht ohne weiteres 
auf eine Artgleichheit von Zellen schließen lassen, weil diese Granulationen ver¬ 
schiedene Herkunft haben können. Gg. B. Gruber. 

668) Pappenheim, A. Zur Arbeit von F. Weidenreich (Ref. Nr. 616) über 
Mastzellen. (Folia haemat V, Jahrg. 1908, H. 8, S. 166—159.) 

Pappenheim, der schon früher über die Granulierung der Mastzellen die 
Ansicht aussprach, sie möchte wohl exogener Natur sein, begründet hier u. a. 
seine Meinung über die »Mastkömung, die keine echte Körnung im Sinne der 
»eosinophilen Zellen«, kein plastisches Differenzierungsprodukt des Zellleibes sei, 
damit, daß auch echte metachromatische Mastkömung in einer Zelle mit eosino¬ 
philer Körnung vorkomme und ein Zellleib zweierlei echte Körnungen nicht 
enthalte. Ferner werde diese Mastkömung im Gegensatz zur eosinophilen oft 
abgeworfen gefunden; außerdem sei die Körnung oft in sehr unregelmäßiger, 
ja spärlicher Anordnung in der Zelle vorhanden; zudem werde beim Entstehen 
der Mastzellen ein gesetzmäßiges organoides Verhalten nicht beobachtet, wie es 
bei den übrigen Granulozyten zutreffe. Gg. B. Gruber . 


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274 


Referate. 


Klinisches. 


669) Labbö, M. Obösitö simple et ob&aitö compliquöe. (Einfache und 
komplizierte Fettsucht.) (IX. Congres de medecine, Paris, 1907.) 

Labbe unterscheidet zwei Typen der Fettsucht: die floride Form, bei 
welcher die Patienten ein blühendes Aussehen haben und keinerlei Zirkulations¬ 
störungen aufweisen; hier genügt Kostreduktion und Bewegung zur Behandlung. 
Bei der zweiten, der kachektischen Form, ist das Herznierensystem nicht mehr 
intakt; oft finden sich nebenbei Ödeme. Eine richtig geleitete Kur muß hier 
für Ruhe und möglichst chlorarme Nahrung, am besten Milch, Sorge tragen; 
der erzielte Gewichtsverlust fällt alsdann weit erheblicher aus, als es der ange¬ 
wandten Nahrungsreduktion entspricht, indem neben dem Fettverlust die Ge¬ 
webe entwässert werden. Martin Cohn. 


670) Ballet, Delherm, Sainton. Goltre exophthalmique. (Basedowsche 
Krankheit.) (IX. Congres de medecine, Paris, 1907.) 

Ausführliche Berichte, zum Referat ungeeignet. Martin Cohn . 


671) Gaultier, Ren6. Calculs des voies biliaires et pancrdatites. Le syn* 
drome pancröatico-biliaire. Son diagnostic par l'examen des föces. (Gallen¬ 
steine und Pankreaserkrankung.) (IX. Congres de medecine, Paris, Okt. 1907.) 

Bei bestehender Gallensteinerkrankung spricht das reichliche Auftreten von 
Neutralfett im Stuhl, das Fehlen der Fettsäuren in demselben und das Vor¬ 
handensein von Muskelfasern und Kernen für eine Miterkrankung des Pankreas. 

Martin Cohn . 


672) Bickel, A. (Berlin). Über die Pathologie und Therapie der Sekretions¬ 
störungen des Magens. (Ztschr. f. physikal. u. diätet. Ther. 1907—1908, Bd. XI, 
H. 6, S. 325—352, H. 7, S. 399—426.) 

Im ersten Teile seiner Arbeit gibt Bickel eine Übersicht über die allge¬ 
meine Pathologie der Sekretionsstörungen des Magens, im zweiten Teile eine 
Zusammenfassung aller Arbeiten, soweit sie zur Therapie dieser Anomalien in 
Beziehung stehen. • Er faßt das Resultat der Erörterungen über die Verände¬ 
rungen in der Komposition des Magensaftes unter pathologischen Verhältnissen 
in folgenden Leitsätzen zusammen: 1. Unter pathologischen Verhältnissen ist 
bis jetzt eine Steigerung des prozentischen Salzsäure- oder Fermentgehaltes des 
reinen nativen Magensaftes, das heißt des aus den Sekreten der verschiedenen 
Territorien der Magenschleimhaut sich zusammensetzenden Saftgemisches über 
die obere Grenze der Norm weder mit Sicherheit am Menschen beobachtet 
worden, noch sprechen die vorliegenden tierexperimentellen Erfahrungen und 
die physiologischen Beobachtungen an sogenannten Scheinfütterungspatienten 
dafür, daß das, was man klinisch als »Hyperchlorhydrie« bezeichnet, auf einer 
solchen Veränderung in der Regel beruht. 2. Unter pathologischen Verhält¬ 
nissen kann es dagegen zu einer Herabsetzung des prozentischen Salzsäure- und 
Fermentgehaltes des reinen Magensaftes kommen. Was speziell die Ursache für 
die Herabsetzung des Säuregehalts anlangt, so kann sie in einer absoluten oder 
relativen Depression in der spezifischen Funktion sämtlicher Säurebildner ge¬ 
geben sein, oder sie liegt in der Funktionsstörung bestimmter säurebildender 
Drüsenfelder begründet. Die Störung in der Salzsäurekonzentration des Saftes 
kann ferner unabhängig von derjenigen in der Fermentkonzentration ablaufen. 
Das klinische Krankheitsbild der Hypochlorhydrie ist jedoch nicht allein auf eine 
solche Herabsetzung im prozentischen Salzsäuregehalt zu beziehen, sondern es 
können ihm auch andersartige Störungen in den Magenfunktionen zugrunde¬ 
liegen (wie z. B. Verminderung der Saftmenge, Bindung der Säure durch ab¬ 
norm große Schleimmengen usw.) Die Achlorhydrie und Achylie beruht auf 
einer Sekretionsinsuffizienz, die alle oder einzelne Teile des drüsigen Apparates 
in der Magenschleimhaut betrifft und so entweder die Säureabseneidung allein 
oder auch zugleich die Fermentabscheidung vernichtet. 8. Bei der Erklärung 
der klinischen Krankheitsbilder der Hyper- und Hypochlorhydrie müssen mehr 
als früher Veränderungen in den zur Abscheidung kommenden Sekretmengen, 
deren Komposition durchaus normal sein kann, und daneben bei der Deutung 

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Referate. 


275 


der Hyperchlorhydrie vor allem auch Motilitätsstörungen des Magens berück¬ 
sichtigt werden. 4. Die Therapie der Hyper- und Hypochlorhydrie, wie der 
Achlorhydrie bezw. Achylie muß daher auch in erster Linie und im allge¬ 
meinen eine Regulation der bei der Ernährung zur Abscheidung gelangenden 
Saftquantitäten anstreben f vor allem auch schon aus dem Grunde, weil eine 
therapeutische Beeinflussung der Bildung einzelner Komponenten des Saftes ent¬ 
weder nur in ganz beschränktem Umfange oder überhaupt nicht möglich ist 
5. Eine solche Therapie läßt sich aber nur dann bewußt und in rationeller 
Weise durchführen, wenn wir den sekretorischen Effekt der einzelnen dabei in 
Frage kommenden diätetischen, physikalischen und medikamentösen Hilfsmittel 
auf die Magenschleimhaut genau kennen. — Die Betrachtung der quantitativen 
Sekretionsstörungen des Magens lehrt: 1. Unter pathologischen Verhältnissen 
kann es zu einer Steigerung oder einer Verminderung in den zur Abscheidung 
gelangenden Sekretmengen kommen und in ersterem Falle kann die Sekretion 
auch bei leerem Magen fortdauem. 2. Die Zusammensetzung des Sekrets kann 
eine normale sein oder sie kann insofern gestört sein, daß absolut oder relativ 
die Menge der spezifischen Bestandteile, besonders der Salzsäure, vermindert 
ist. Daß eine vermehrte Saftbildung stattfinden kann, bei der zugleich der Saft 
einen zu hohen prozentischen Salzsäuregehalt aufweist, ist unwahrscheinlich. 
3. Die Therapie der Super- und Subsekretion, mit denen die bekannten klinischen 
Krankheitsbilder der Hyper- und Hypochlorhydrie zumteil identisch sind, muß 
daher vor allem in erster Linie und im allgemeinen eine Regulation der bei der 
Ernährung zur Abscheidung kommenden Saftmengen anstreben. 4. Diese The¬ 
rapie ist — abgesehen von den Fall, daß eine perfekte Sekretionsinsuffizienz 
vorliegt — durch eine geeignete Dosierung der zur Saftbildung führenden Reize 
möglich. Wir müssen daher den sekretorischen Effekt der dabei in Frage 
kommenden diätetischen, physikalischen und medikamentösen Hilfsmittel auf die 
Magenschleimhaut genau kennen. — 

In den physiologischen Untersuchungen zur allgemeinen, zur medikamentösen 
und diätetischen Therapie, wie der Balneotherapie der Sekretionsstörungen, Ge¬ 
biete, die ganz besonders den experimentellen Forschungen Bickels und seiner 
Schule viel Aufklärung verdanken, gibt der Autor so viel des Wissenswerten, 
daß selbst ein langes Referat nur zu dem Schlüsse kommen kann: das Original 
muß recht oft gelesen werden. Der Autor meint, es bleibe noch viel Labora¬ 
toriumsarbeit übrig, die mit der praktisch-ärztlichen Kunst Hand in Hand gehen 
müsse, bis auch die »Therapie sich mehr und mehr von dem Boden der reinen 
Empirie zu einer zielbewußten Beeinflussung des Geschehens im Organismus 
erheben soll«. Bornstein . 

673) Lexnierre, A. et Abrami, F. L’infectdon tiberthicum des Voies Biliaires 
(Infektion der Gallenwege durch Typhusbazillen.) (Arch. d. mal. de l’appareil 
dig. et de la nutrit. 1908, Bd. II, S. 1—22.) 

Die Verfasser spritzten Kaninchen Typhusbazillen in den venösen Kreislauf 
und konnten regelmäßig typhöse Septikämie und im Anschluß an diese, etwa 
nach 3 Tagen, spezifische Cholezystitis hervorrufen. 6 Tage nach der Injektion 
wurde das Blut stets keimfrei gefunden; um diese Zeit begannen auch die 
Typhusbazillen in der Gallenblase zu verschwinden und die entzündlichen Er¬ 
scheinungen abzuklingen. Die Autoren weisen auf die gegensätzlichen Beobach¬ 
tungen von Welch, Blachstein, Dörr, H. Cushing hm, welche oft noch viele 
Wochen nach der experimentellen Infektion keimhaltige Galle und entzündliche 
Veränderungen an den Gallenwegen gefunden hatten. — Versuche eine as- 
zendierende Infektion der Gallenwege durch Verfütterung von Reinkulturen zu 
erzeugen, blieben erfolglos. Bei der Autopsie erwiesen sich sämtliche Organe 
typhusfrei. — Auf Grund der eigenen Versuche und umfassenden Studiums der 
Literatur schließen sich Lemierre und Abrami jenen Autoren an, welche die 
typhöse Infektion der Gallenwege als hepatogen bezw. hämatogen ansprechen. 
Es wird die Frage aufgeworfen, ob eine analoge Infektionsweise nicht auch für 
die übrigen Drüsen und deren Zuführungsgänge die übliche sei. 

Fr. Schmidt . 

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276 


Referate. 


674) Giordano, D. Documenta pour Thistoire des Fancreatites suppuröes. 
(Beiträge zur Geschichte der eitrigen Pankreatitiden.) (Arch. d. maL de l’appareil 
dig. et de la nutrit. 1908, Bd. II, S. 23—31.) 

Giordano fand bei Pankreatitis mit Fettgewebsnekrose und Abszeßbildung 
(eingehende Schilderung und Besprechung des Falles) Staphylokokken, namentlich 
längs der Lymphwege. Durch diesen Befund wird die Bildung metastatischer 
Abszesse verständlicher. — Verfasser weist darauf hin, daß pankreatogener Eiter 
stets saccharifiziere und daß dieser Eigenschaft großer diagnostischer Wert 
zukomme, wenn Abszesse unklarer Provenienz im Bauch- oder Brustraum vor¬ 
liegen. Fr. Schmidt. 

676) Bosanquet, CeciL Diabetes mellitus in two brothers, with necropsis. 
(Zuckerkrankheit bei zwei Brüdern mit Autopsie.) Lancet 1908 I, p. 14—15.) 

Der eine Patient war ein Knabe von 14 Jahren. Er zeigte den typischen 
Verlauf eines schweren Diabetes und starb unter Temperatursteigerung im Coma. 
Bei der Autopsie fand man das Pankreas außerordentlich atrophisch, mit leichter 
fibröser und fettiger Degeneration. Die Langerhans sehen Inseln erschienen 
normal. Außerdem bestand eine parenchymatöse Nephritis. 

Der Bruder war 20 Jahre alt; der Diabetes verlief etwas langsamer. Tod 
erfolgte an Lungenentzündung ohne Zeichen von Coma. Die Sektion ergab eine 
käsige Pneumonie der rechten Lunge. Die Nieren zeigten trübe Schwellung, 
die Leber fettige Degeneration. Das Pankreas war sehr klein, das sezemiende 
Parenchym durch Bindegewebe vermindert. Die Langer hans sehen Inseln 
waren normal. Die Gefäße waren arteriosklerotisch verändert 

Auffällig ist bei diesen Fällen einmal die Heredität Vier Familienmitglieder 
litten an Zuckerkrankheit. Auffällig ist ferner die anatomische Veränderung des 
Pankreas in beiden Fällen. H. Ziesche. 

676) Edmunds, Walter. Treatment of Graves’s disease with the milk of 
thyreoidless goats. (Behandlung der Basedowschen Krankheit mit der Milch 
thyreoidektomierter Ziegen.) (Lancet 1908 I, p. 227—228.) 

An der Hand von drei Beobachtungen empfiehlt der Autor die angezogene 
Behandlungsweise. H. Ziesche. 

677) Pietschmann, Karl. Die Wirkung der Böntgenstrahlen auf die Leuk¬ 

ämie. Aus d. med. Univ.-Poliklinik zu Marburg. (Dissertation Marburg 1907, 27 S.) 

Übersicht über die bisher publizierten einschlägigen Fälle unter Einbeziehung 

eigener Beobachtungen Fritz Loeb. 

678) Kohts, Robert. Zur Frage der Wirkung der Röntgenstrahlen auf 
den Morbus Basedowii. Aus der medizinischen Poliklinik zu Marburg. (Diss. 
Marburg 1908, 27 S.) 

Zusammenfassung der Ergebnisse: 

1. Eine Einwirkung der Röntgenstrahlen auf normales Schilddrüsengewebe 
scheint histologisch nicht zu bestehen. 

2. Der Einfluß der Röntgenstrahlen auf pathologisches Schilddrüsengewebe 
ist bisher histologisch nicht sicher erwiesen; es scheinen jedenfalls zystische und 
fibrös entartete Strumen sowie Kolloidkröpfe nicht beeinflußt zu werden. 

3. Eine Röntgenwirkung auf die Struma vasomotorica ist im Sinne einer 
Größenabnahme noch nicht sicher gestellt. 

4. Über eine Funktionsveränderung der normalen und irgendwie krankhaft 
veränderten Schilddrüse durch Einwirkung von Röntgenstrahlen sind wir bis 
jetzt nicht unterrichtet. 

5. Die bisherigen Erfolge der Röntgenbestrahlung beim Morbus Basedowii 
lauten zum größten Teil ungünstig, die günstigen sind auch ohne spezifische 
Wirkung der Röntenstrahlen erklärlich. 

6. Ein Einfluß der Röntgenbestrahlung auf den respiratorischen Gasstoff¬ 
wechsel beim Morbus Basedowii besteht nach den Untersuchungen des Ver¬ 
fassers nicht. 


7. Die auch ohne Röntgenbestrahlung zur Beobachtung gelangende Stick¬ 
stoffretention während einer sogenannten Heilung des Morbus Basedowii darf nicht 
als eine spezifische Wirkung der Röntgenstrahlen angesehen werden. Fritz Loeb. 

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Referate. 


277 


679) Schiff (Wien). Über Röntgenbehandlung des Epithelioms. (Fortschr. 
auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 07, Bd. X, H. 4.) 

Zusammenfassender Vortrag ohne Neues. Unser . 

680) v. Jakgeh (Prag). Einige geheilte Fälle von bazillärer Lungenphthise 
mit Röntgenaufnahmen. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 07, Bd. X, H. 8.) 

Röntgenaufnahmen, die mit dem klinischen Verlauf zusammen die Wahr¬ 
scheinlichkeit einer Ausheilung der Lungenphthise geben. Ob dauernd bleibt 
in suspenso. Unser . 

681) Adam (Hamburg). Röntgenologische Befunde bei Lungenspitzen¬ 
tuberkulose. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 07, Bd. X, H. 3.) 

Der frische Katarrh kommt röntgenographisch nicht zum Ausdruck. Ver¬ 
dichtungen des Lungengewebes können aber auf diese Weise aufgedeckt werden, 
bevor sie Schallveränderungen erzeugen. Dadurch fördert die Röntgenographie 
die Diagnose in den Fällen, wo die Erkrankung ohne Katarrh längere Zeit in 
Form eines chronisch, infiltrierenden Prozesses verläuft Unser . 


682) Krause (Breslau). Die angeborene Cervico-Dorsalskoliose und ihre 
Beziehungen zur Halsrippe. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 07, Bd. X, H. 6.) 

Bei den seltenen Fällen von hochsitzenden, meist nur auf wenige Wirbel 
beschränkten Skoliosen ist meist eine entwicklungsgeschichtlich bedingte Wirbel¬ 
oder Rippenanomalie die Ursache. Unser. 

683) Schürmayer (Berlin). Zur Röntgenologie des Abdomens und Topo¬ 
graphie der Nieren. (Fortschr. auf d. Gebiete der Röntg.-Str. 07, Bd. X, H. 6.) 

Topographisch-anatomische Besprechungen besonders über die normale Lage¬ 
rung der Niere und über Wandernieren. Unser. 

684) Weil, Emil e. Traitement de diverses formes de Thömophilie par les 
injections de sörum sanguin frais. (Behandlung der Hämophilie mit frischem 
Serum.) (IX. Congres de medecine, Paris, Oktober 1907.) 

In elf Fällen von Hämophilie, von denen vier zur familiären Form der Krank¬ 
heit gehörten, hatte Weil Erfolg mit subkutaner oder intravenöser Einspritzung 
von Serum. Einen Tag vor einer Operation sind 20 ccm frischen Pferdeserums 
einzuspritzen. Martin Cohn. 

685) Achard et Feuillöe. Leucömie aiguö hömorragique. (Akute hämor¬ 
rhagische Leukämie.) (IX. Congres de medecine, Paris, Oktober 1907.) 

Beschreibung eines Falles von akuter Leukämie; das Blut enthielt 960,000 
rote, 470,000 weiße Blutzellen. Der Tod erfolgte am neunten Tage. Die Blu¬ 
tungen aus den verschiedenen Organen (Petechinen, Zahnfleischblutungen, blutige 
Diarrhoe, Hämaturie) hörten nach intravenöser Injektion von Diphtherieserum 
auf. Martin Cohn. 


686) Perrin, M. L’anömie des cirrhotiques. (Anämie bei Leberzirrhose.) 
(IX. Congres de medecine, Paris, Oktober 1907.) 

Die Verarmung an roten Blutkörperchen geht bei atrophischer Zirrhose der 
Leberinsuffizienz parallel; Organtherapie bessert das Blutbild. Umgekehrt findet 
sich bei Hypertrophie der Leber Hyperglobulie. Martin Cohn. 

687) Josuö. La forme surrönale de l’athörome. (Nebennieren und Atherom.) 
(IX. Congres de medecine, Paris, Oktober 1907.) 

Hyperplasie der Nebennieren führt zur Atheromatose; als Ursachen dieser 
»suprarenalen« Form des Atheroms sind bislang Nephritis und Satumismus be¬ 
kannt. Klinische Zeichen sind dauernd erhöhter Blutdruck, mitunter Glykosurie. 

Martin Cohn. 


688) R. Stern. Über Polyzythaemie. Klinischer Vortrag. Aus der med. 
Universitäts-Poliklinik in Breslau. (Med. Klinik 1908, Nr. 2, S. 43—47 und Nr. 3, 
S. 80—83.) 

Es werden zunächst die verschiedenen Symptome der scheinbar primären 
oder richtiger »kryptogenetischen« Polyzythaemie besprochen: die rötliche oder 
rötlich-bläuliche Verfärbung der Haut, der Milztumor (der auch fehlen kann), die 
nicht seltene Albuminurie, die Veränderungen am Augenhintergrunde, das Ver- 


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278 


Beferate. 


halten des Blutdrucks (der in vielen Fällen nicht erhöht gefunden wird), der 
Einfluß auf die übrigen Organsysteme, ferner die subjektiven Beschwerden, 
endlich das genauere Verhalten des Blutes, ln der Zahl der roten Blutkörper¬ 
chen finden sich im einzelnen Falle sehr große Schwankungen: in einem 2 l /a 
Jahre lang beobachteten Falle z. B. Schwankungen zwischen 7,6 und 13,8 Milli¬ 
onen. Erhebliche Differenzen der Zahlen in verschiedenen Gefäßgebieten ergaben 
sich in den Fällen des Verfassers nicht Die Zahl der weißen Blutkörperchen 
ist normal oder mäßig erhöht, der Hämoglobingehalt fast stets erhöht, allerdings 
oft nicht der Blutkörperchenzahl entsprechend. Die Viskosität ist erhöht, der 
Trockenrückstand des Gesamtblutes ist erhöht, der des Serums niedrig (Wein- 
traud, Senator.) 

Ein einheitlicher Sektionsbefund existiert nicht Nicht immer wurden im 
Knochenmark Zeichen vermehrter Neubildung von Erythrozyten gefunden. In 
den Fällen, wo Eiweiß und Zylinder im Ham gefunden wurden, kann man (falls 
nicht arteriosklerotische Veränderungen oder Scnrumpfhiere vorlag) daran denken, 
daß die unbekannte Krankheitsursache zu chronischer Nierenveränderung geführt 
oder die Durchströmung mit einem abnorm zusammengesetzten Blute die Aus¬ 
scheidung von Eiweiß und Cylindem verursacht habe. 

Ätiologisch kann Stauung nicht wesentlich in Betracht kommen. Ebenso¬ 
wenig kann man durch Annahme einer »cerebrospinalenNeurasthenie« (Saundby) 
bei der durch Verengerung der mittleren und kleineren Arterien eine Be¬ 
hinderung der Zirkulation und infolge dessen eine relative Zunahme der roten 
Blutkörperchen erfolgen soll, das Krankheitsbild erklären (der Blutdruck ist meist 
gar nicht erhöht!). Vorübergehende Schwankungen der Blutkörperchenzahlen 
können allerdings durch vasomotorische Einflüsse entstehen. 

Eine Vermehrung der Gesamtmenge der Erythrozyten ist anzunehmen, also 
entweder vermehrte Produktion oder verminderter Untergang. Sicheres wissen 
wir darüber nicht. In einzelnen Fällen (Mohr, Lommel) wurde eine ver¬ 
minderte Sauerstoffkapazität des Haemoglobins gefunden; aber daß dies die 
primäre Störung sei, ist nicht anzunehmen, denn Mohr fand das Sauerstoff¬ 
bindungsvermögen auch in einem Falle von angeborener Pulmonalstenose auf¬ 
fallend niedrig. 

Für einen Teil der nervösen Beschwerden sind wohl Zirkulationsstörungen 
im Gehirn verantwortlich zu machen, z. T. haben sie allerdings auch wohl die 
gleiche (unbekannte) Ursache wie die Polyzythaemie selbst. Für das Auftreten 
vasomotorischer Störungen kommt auch noch die Komplikation mit Arterio¬ 
sklerose in Betracht; auch sonst bestehen ja zwischen Neurasthenie und Arterio¬ 
sklerose enge Beziehungen. Die Blutversorgung und der Ausgleich vaso¬ 
motorischer Störungen können bei diesen Patienten durch zwei Momente gestört 
werden: Arteriosklerose und vermehrte innere Reibung des Blutes. (Zahlreiche 
weitere Einzelheiten im Original.) Meinertz . 


689) Nageotte, J. et L6vy-ValensL Numäration directe des 616ments cellu* 
l&ires du liquide cdphalo-r&chidien; limites physiologiques de la lymphocytose. 

(Direkte Zählung der zelligen Elemente der Cerebrospinalflüssigkeit; physio¬ 
logische Grenzen der Lymphozytose.) (Cpt. r. de la Soc. de Biol. 1907, Bd. LXIH, 
13. Dez., Nr. 36, S. 603—606.) 

Gestützt auf 66 zytologische Untersuchungen kommen Nageotte und Levy- 
Valensi zu folgenden Feststellungen über die physiologischen Grenzen der 
Lymphozytose im Liquor cerebro-spinalis. 

In der normalen Cerebrospinalflüssigkeit ist die Zahl der Lymphozyten viel 
beträchtlicher, als man es bis jetzt annahm; beträgt sie doch meistens '/*—l 1 /* 
Lymphozyten pro Kubikmillimeter. Wo die Lymphozytose drei Elemente pro 
Kubikmillimeter nicht erreicht, darf nicht ohne weiteres auf einen pathologischen 
Zustand geschlossen werden; immerhin ist zu bemerken, daß in den meisten 
Fällen von Epilepsie die erhaltenen Zahlen in der Nähe dieses normalen Höchst¬ 
wertes lagen. Wo letzterer aber überschritten wird, ist mit Bestimmtheit menin- 
geale Reizung zu diagnostizieren. 

Anderseits kann bei der progressiven Paralyse, für die eine mittlere oder 


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Heferat«. 


279 


starke Lymphozytose charakteristisch zu sein pflegt, diese ausnahmsweise so 
gering sein (Herabsinken bis in die Nähe der oberen Normalgrenze), daß sie 
nur ein besonders sorgfältiges Zählverfahren aufzudecken ist, das am Zentrifagat 
von mindestens 45 cmm Liquor vorgenommen werden muß. 

Es gibt vielleicht pathologische Zustände der Rückenmarkshäute, die mit 
einer Verminderung der normaliter im Liquor enthaltenen Elementenzahl einher¬ 
gehen. Die Verfasser fanden nämlich bei einem kachektischen Idioten und einem 
Altersblödsinnigen Werte von nur 0,08 pro Kubikmillimeter. Rob. Bing . 

690) Pineies, F. Zur Behandlung der Tetanie mit Epithelkörperpräparaten. 
Aus d. Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium in Wien. (Arb. a. d. neurol. Inst a. 
d. Wiener Univ. 1907, Bd. XIV, S. 437—451.) 

Pineies hat zu seinen therapeutischen Versuchen Nebenschilddrüsentabletten 
verwendet, deren jede 0,16 g der bei 40° getrockneten Epithelkörperchen des 
Pferdes enthielt. Zwei Patienten mit chronischer (seit 24 bezw. 16 Jahren be¬ 
stehenden) operativer, parathyreopriver Tetanie wurden ohne jeglichen Erfolg 
während 4'/*, bezw. 2 l ] 2 Monaten einer stomachalen Darreichung von Epithel¬ 
körpertabletten unterzogen. Der eine Fall zeigte sogar eine deutliche Ver¬ 
schlimmerung (epileptiforme tetanische Attaken), die jedoch durch die zu jener 
Zeit herrschende außerordentliche Kälte zu erklären war. Auch im dritten Falle, 
der eine Kranke mit chronischer idiopathischer Tetanie betraf, blieb die Zahl 
und die Intensität der tetanischen Krämpfe durch die 3 Monate lang angewandte 
Organtherapie unbeeinflußt. Die Dosen waren in allen 3 Fällen recht hohe 
(1—3 Tabletten, d. h. 0,15—0,45 g getrockneter Epithelköipersubstanz pro die). 
Da nun die Epithelkörperverfütterung sich bei den beiden parathyreopriven 
Fällen ebenso unwirksam zeigte, wie bei der idiopathischen Tetanie, spricht 
Pineies der Behauptung, das Versagen jener Therapie bei letzterer Affektion 
spreche gegen deren Zusammenhang mit den Parathyreoi'ddrüsen, jegliche Be¬ 
deutung ab. Rob. Bing . 

691) Fischer, W. u. Meier, G. Über den klinischen Wert der Wasser¬ 
mann sehen Serodiagnostik bei Syphilis. Aus der dermatol. Abt. des Rudolf 
Virchow-Krankenh. (dirigierend. Arzt: Buschke) u. d. Inst f. Infektionskr. in 
Berlin (Direktor: Gaffky). (D. med. Woch. 1907, Nr. 52, S. 2169—2172.) 

Die Verfasser haben Untersuchungen an 114 Kranken angestellt. In allen 
Fällen, in denen die Wassermann sehe Syphilisreaktion (d. h. die Benutzung der 
Komplementablenkung für die Erkennung der Anwesenheit von Antigenen oder 
Antikörpern) positiv ausfiel, handelte es sich klinisch um Syphilis. 83,7 °/ 0 aller 
überhaupt Infizierten gaben die Reaktion. Zieht man nur die Fälle florider 
Syphilis aller Stadien in Betracht, so war die Reaktion bei 84 °/ 0 positiv. Nega¬ 
tiver Ausfall der Reaktion zeigte sich in einigen ganz frischen Fällen, ferner in 
einigen Fällen, die reichlich mit Quecksilber behandelt worden waren. Doch 
hat sich im allgemeinen ein Einfluß der Therapie auf die Reaktion nicht er¬ 
weisen lassen. Entscheidend ist nur der positive Ausfall der Reaktion. Die 
Reaktion erlaubt nur den allgemeinen Schluß auf Lues, sie gibt aber keinen 
Aufschluß darüber, ob eine gerade vorliegende pathologische Veränderung in 
einem bestimmten Organ luetischer Natur ist oder nicht. Reiß . 


692) Schuster, Paul (Berlin). Hat die Hg-Behandlung der Syphilis Ein¬ 
fluß auf das Zustandekommen metasyphilitischer Nervenkrankheiten? (D. med. 
Woch. 1907, Nr. 50, S. 2083—2088.) 

Der Verfasser gibt auf Grund von Zusammenstellungen anderer Autoren, 
sowie einer an 186 eigenen Fällen angestellten Statistik folgendes Resümee: 

1. Das klinische Durchschnittsbild der Tabes und Paralyse ist das nämliche, 
gleichgültig ob der (früher syphilitische) Kranke mit Hg behandelt worden ist 
oder nicht. 

2. Die metasyphilitischen nervösen Nachkrankheiten treten bei früher 
merkuriell behandelten Patienten nicht später auf als bei nichtbehandelten. 

3. Ein günstiger Einfluß der Hg-Therapie der Syphilis hinsichtlich der Ver¬ 
hütung nervöser Nachkrankheiten läßt sich nicht nachweisen. 


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280 


Referate. 


4. Manche Umstände, die sich aus der serologischen Untersuchung ergeben 
scheinen darauf hinzuweisen, daß die nervösen Nachkrankheiten der Syphilis 
nicht durch das Syphilisgift, sondern durch die Antikörper der Syphilis hervor¬ 
gerufen werden. Reiß, 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 


693) Bine, Een<§ u. Lissner, Henry. Die Technik der Opsoninbestünmung 
und ihre Anwendung bei Lungentuberkulose. Aus der med. Klinik zu Heidel¬ 
berg. (Münch, med. Wschr., Nr. 61, Dez. 1907.) 

Die Verfasser arbeiteten genau nach der W right sehen Technik. Ihre Ver¬ 
suche ergaben zunächst bezüglich Modifikationen der Technik folgendes: Das Se¬ 
rum enthält Substanzen, welche die Bakterien so beeinflussen, daß sie von den 
Phagozyten leichter aufgenommen werden, und diese Substanzen werden durch 
10 Minuten langes Erhitzen auf 60° zerstört, sind also thermolabil. Der phago¬ 
zytische Index hängt von dem angewandten Serum ab, nicht von den Leuko¬ 
zyten und ihrer Herkunft. Die Phagozytose, welche bei 37° am schnellsten 
und heftigsten eintritt, ist bei 0° C. auf weniger als J /6 herabgedrückt. 0,85 °/ 0 
Kochsalz befördert ebensowenig die Phagozytose als inaktiviertes Normalserum. 
In den wenigen Sekunden, welche man zur Mischung von Blutkörperchen, Serum 
und Emulsion braucht, kann sicher keine nennenswerte Phagozytose eintreten. 
Die Gleichmäßigkeit der Dicke der Emulsionen ist zur Vergleichung der Unter¬ 
suchungsresultate Vorbedingung. Man muß immer frische Sera verwenden. 
Ein Einfluß der Bestrahlung auf Serum, Bazillenemulsion und Leukozyten war 
nicht festzustellen. 

Der opsonische Index war bei Gesunden konstant oder nur wenig schwan¬ 
kend. Bei 6 Personen (100 Beobachtungen in 30 Tagen) war der Index stets zwischen 
0,8—1,2, fast stets zwischen 0,9—1,1. Bei 22 Tuberkulösen war der Index teil¬ 
weise größer oder kleiner. Bei der therapeutischen Anwendung der Denys sehen 
Bouillon filtre konnte in einem Falle nach jeder Einspritzung ein Einfluß festgestellt 
werden, in anderen Fällen spielte offenbar die Autoinokulation eine solche Rolle, daß 
es zu keiner typischen Kurve kam; in vorgerückten Fällen wird man eben wegen 
dieser Autoinokulationen wenig Nutzen von Tuberkuhninjektionen sehen. In 
mehreren Fällen führte ein auffallendes Schwanken, bezw. ein auffallender Tief¬ 
stand des Index zur Diagnose Tuberkulose. M. Kaufmann . 

694) Friedemann, Ulrich. Über passive Überempfindlichkeit. Aus dem hyg. 
Inst, zu Berlin. (Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 49, Dez.) 

Um zu entscheiden, ob in der Tat Serumveränderungen der behandelten 
Tiere an dem Zustandekommen der Überempfindlichkeit beteiligt sind, prüfte 
Verfasser, ob sich die Überempfindlichkeit durch das Serum aut andere Tiere 
übertragen läßt, ob es also eine passive »Überempfindlichkeit« gibt In der Tat 
ergab es sich, daß es in vielen Fällen gelingt, die Anaphylaxie durch das Serum 
überempfindlicher Meerschweine auf andere Tiere zu übertragen. Von 18 Meer¬ 
schweinchen erkrankten 5 schwer, 3 zeigten Prodromalsymptome, 10 blieben 
gesund; da von diesen 10 drei das Pferdeserum am gleichen Tage erhalten 
hatten, ging Verfasser bald dazu über, das Pferdeserum erst am folgenden Tage 
einzuspntzen: Die passive Überempfindlichkeit tritt nur dann ein, wenn wenig¬ 
stens 1 Tag nach der vorbereitenden Injektion verflossen ist. Wird so bewiesen, 
daß die Überempfindlichkeit durch einen im Serum kreisenden Antikörper be¬ 
dingt wird, so wäre es doch zu weit gegangen, histogene Ursachen der Ana¬ 
phylaxie ganz leugnen zu wollen; es vollziehen sich offenbar Veränderungen im 
Zellstoffwechsel, die nur z. T. an den im Serum auftretenden Ausscheidungs¬ 
produkten erkannt werden. Die merkwürdige Tatsache, daß das Serum nur 
wirkt, wenn es einige Zeit vor dem Pferdeserum injiziert wird, erklärt Verfasser 
(mit Otto) damit, daß die wirksame Substanz von den Körperzellen gebunden 
werden muß. — Eine Übertragung von Tuberkulinüberempfindlichkeit auf Meer¬ 
schweinchen gelang Verfasser bis jetzt nicht. Theoretisch wäre die Möglich¬ 
keit gegeben, daß, wie die Anaphylaxie gewöhnlich erst beim zweiten Eingriff 


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Referate. 


281 


in Wirksamkeit tritt, an sich giftigere Substanzen schon viel schneller zu einer 
Überempfindlichkeit führen könnten, die dann schon auf den Ablauf der In¬ 
toxikation bezw. Infektion von Einfluß ist. Vielleicht handelt es sich bei der 
Wirkung solcher Bakterien, bei denen bis jetzt die Darstellung eines Giftes noch 
nicht gelang, um eine Giftwirkung durch derartige im Organismus selbst ge¬ 
bildete Substanzen. M, Kaufmann, 

695) Wiens u. Günther. Untersuchungen über die Ophthalmoreaktion der 
Tuberkulose. Aus der medizinischen und der Augenklinik zu Breslau. (Münch, 
med. Wschr. Nr. 52, Dez. 1907.) 

Mit 1 proz. Lösung fanden die Verfasser mehrmals recht schwere Augen¬ 
veränderungen; auch trat nicht selten bei sicher nicht tuberkulösen Individuen 
positive Reaktion ein. Die Untersuchungen mit x / 9 proz. Lösung ergaben ein 
günstigeres Resultat, indem das Ergebnis bei nicht Tuberkulösen stets negativ 
war; jedoch muß man bei Anstellung der Reaktion strenge vermeiden, die 
Lösung in ein Auge mit noch so leichter Bindehautreizung einzuträufeln. 

M. Kaufmann, 

696) Mainini, Carlos. Haut- und Ophthalmoreaktion auf Tuberkulin. Aus 
der 2. med. Klinik zu München. (Münch, med. Wschr. Nr. 52, Dez. 1907.) 

Die kutane wie die Ophthalmoreaktion ergeben bei Kranken mit sicherer 
Tuberkulose, abgesehen von sehr vorgeschrittenen Fällen, mit großer Konstanz 
eine positive Lokalreaktion. Die Spezifizität dieser Reaktion ist zwar aus manchen 
Gründen wahrscheinlich, aber noch nicht bewiesen. Bei nicht tuberkulosever¬ 
dächtigen Individuen ergibt die Kutanreaktion etwa sechsmal höhere Werte als 
die Ophthalmoreaktion. Unter der Voraussetzung, daß die Reaktion spezifisch 
ist, läßt sich dieser Widerspruch unter allem Vorbehalt vielleicht dahin auffassen, 
daß die Ophthalmoreaktion vorwiegend auf eine aktive Tuberkulose hindeutet, 
während die v. Pirquetsche Reaktion auch latente Herde anzeigt (Zusammen¬ 
fassung des Verfassers.) M. Kaufmann, 

697) Klieneberger, Karl. Kritische Bemerkungen zur klinischen Bedeu¬ 
tung der Ophthalmoreaktion auf Tuberkulose. Aus der med. Klinik zu Königs¬ 
berg. (Münch, med. Wschr. Nr. 52, Dez. 1907.) 

Die wiederholte Tuberkulineinträuflung an dem gleichen Auge ist fehlerhaft; 
die bisherigen Erfahrungen rechtfertigen noch nicht genügend die praktische Ver¬ 
wendung der Methode zur Differentialdiagnose. M, Kaufmann, 

698) Uffenheimer, Albert. Neue Versuche über den Nachweis des Toxins 
in dem Blute der Diphtheriekranken. Aus der Kinderklinik und dem hygien. 
Inst zu München. (Münch, med. Wschr. Nr. 52, Dez. 1907.) 

Gegenüber den Einwendungen C. Fränkels (Münch, med. Wschr. Nr. 1, 
1907) hält Uffenheimer auf Grund von neuen Untersuchungen seine alten 
Resultate (Münch, med. Wschr. Nr. 33, 1906) aufrecht: von 23 Fällen echter 
Diphtherie war in 9 das Toxin im Blut mittels des Tierversuches nachweisbar. 

M. Kaufmann, 

699) Schütz, Alad&r. A gyomomedv diphtheria mdrget ölo kdpessdgdrol. 
(Über die Neutralisierung des Diphtherie-Giftes durch den Magensaft) Pharma- 
kol. Inst d. Universität Budapest (Magyar orvosi Archivum N. F. f Bd. 7, 1907, 
S. 319.) 

Verfasser wies schon früher nach, daß das Diphtherietoxin durch den Magen¬ 
saft von Säuglingen neutralisiert wird. Die vorliegenden Versuche hatten den 
Zweck zu prüfen, welchem Bestandteile des Magensaftes diese Wirkung zukommt. 
Sie wurden mit Diphtherietoxin aus Höchst, 4 proz. Pepsinlösung (Präparat von 
Park & Davis, 2,847°/ 0 freie Säure enthaltend) 1—2°/ 00 Salzsäure, und 2°/ 0 o Milch¬ 
säure ausgeführt. In einigen Versuchen kam die Salzsäure nicht in freiem, 
sondern in an Eiweiß, Frauen- oder Kuhmilch gebundenem Zustande zur Ver¬ 
wendung. 

Die Versuche, welche hier nicht ausführlich beschrieben werden können, 
führten zu folgenden Folgerungen: Das Diphtherie-Gift wird durch Salzsäure, 
deren Konzentration der des Magensaftes von Säuglingen entspricht, energisch 

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282 


Referate. 


zerstört, die Wirkung entwickelt sich jedoch nur nach einiger Latenzzeit. Wenn 
ein Toxin-Salzsäure-Gemisch einem Tiere gleich nach dem Vermischen injiziert 
wird, wirkt die Salzsäure subkutan auf das Toxin ein. 

Die Salzsäure entfaltet in an Eiereiweiß, an Kuhmilch und an aufgekochte 
Frauenmilch gebundenem Zustande auf das Gift keine neutralisierende Wirkung, 
an Pepsin oder an nicht gekochte Frauenmilch gebunden ist sie dagegen wirk¬ 
sam, wenn auch schwächer als in freiem Zustande. 

Die Latenzzeit wird um so länger, je weniger gebundene Salzsäure vor¬ 
handen. Die Gift vernichtende und Bakterien tötende Wirkung der freien und 
der gebundenen Salzsäure gehen einander parallel. 

Pepsinlösungen, welche den Pepsingehalt des Magensaftes von Säuglingen 
um das 40-fache übertrafen vernichteten das Diphtherietoxin anscheinend ohne 
Anwesenheit von Salzsäure ebenso, wie die Salzsäure selbst. Die Wirkung ist 
jedoch prompter. 

Die giftzerstörende Wirkung der gebundenen Salzsäure wird durch Pepsin 
befördert und in dem Maße gesteigert, daß sie die der freien Salzsäure erreicht. 
In alkalischer Lösung wirkt das Pepsin auf das Gift nicht ein. Das Labferment 
läßt das Gift unbeschädigt, durch Milchsäure wird es zerstört. Reinbold. 

700) Fürth, E. Über künstliche und natürliche Pestinfektion von Fischen. 
Aus dem staatlichen hygien. Institut zu Hamburg. (Ztschr. f. Hyg., Sept 1907, 
Bd. 57, S. 315—336.) 

Die Versuche des Verfassers ergaben, daß bei Goldfischen, die allein zu 
den Experimenten benutzt wurden, Infektion mit Pestbazillen weder durch 
Fütterung noch durch intramuskuläre Injektion erzielt werden kann. Für die 
Pestübertragung können die Fische, vorausgesetzt, daß die anderen Spezies sich 
ähnlich verhalten, daher wohl nur in soweit bedeutsam werden, als sie 2—3 Tage 
nach Fütterung mit pesthaltigem Material virulente PestbaziUen in den Fäzes 
ausscheiden. K. Sick . 

701) Maiiteufel. Das Problem der Entwicklungshemmung in Bakterien¬ 
kulturen und seine Beziehungen zu den Absterbeerscheinungen der Bakterien 
im Dannkanal. Aus d. hygien. Institut d. Univers. Halle a. S. (Ztschr f. Hyg., 
Okt 1907, S. 337—354.) 

Die Ursachen der Wachstumshemmung der Bakterien auf künstlichen Nähr¬ 
böden erblickt Verfasser in der Erschöpfung oder Verarmung des Nährbodens 
und nicht in dem Auftreten von thermolabilen, unfiltrierbaren Stoffwechsel¬ 
produkten der Mikroben (Eijkmann). Die Verarmung der Nährböden denkt 
sich Verfasser nicht allein durch Verschwinden der für die Bakterien wesent¬ 
lichen Nährstoffe, sondern auch durch thermostabile Stoffwechselprodukte, die 
jedoch — entgegen der Ansicht Eijkmanns — den Nährboden angreifen, nicht 
die Bakterien an der Teilung hindern. Der Begriff der Entwicklungshemmung 
wird zweckmäßig durch den der Verarmung ersetzt. 

In analoger Weise läßt sich die Abwesenheit von bakteriziden Stoffen 
(Coli-Antotoxine Conradi und Kurpjuweit') im Darminhalt begründen. Neben 
aer Wirkung des erschöpften Nährbodens, aen die Fäzes den Bakterien gegen¬ 
über darstellen, ist die Annahme einer Einwirkung der auf die Darmoberfläche 
entleerten Säfte notwendig. Dies geht schon aus der Tatsache hervor, daß nicht 
allein die Entwicklung der Darmbakterien gehemmt wird, sondern daß sie voll¬ 
ständig vernichtet (Bakteriolyse) werden. K. Sick. 

702) Hammerschmidt. Die Onesener Kläranlage. Ein Beitrag zur biologi¬ 
schen Abwässerreinigimg. (Ztschr. f. Hyg., Okt 1907, Bd. 57, S. 355—387.) 

Beispiel für die Einrichtung und den Betrieb einer biologischen Kläranlage 
(Oxydationskörper aus Schlacke und Koks) unter schwierigen Bodenverhältnissen. 


708) Madsen, Th. u. Kyman, M. Zur Theorie der Desinfektion. I. Statens 
Seruminstitut, Kopenhagen. (Ztschr. f. Hyg., Okt 1907, Bd. 57, S. 388—404.) 

Außer der hervorragenden Arbeit von Krönig und Paul (Ztschr. f. Hyg. 
1897, Bd. 25) ist für die einheitliche Wertbestimmung der Desinfektionsmittel 


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Referate. 


283 


bisher wenig geschehen. Die genannten Autoren haben auf Grund der unter 
konstanten Bedingungen erfolgten Einwirkung des Sublimats auf Milzbrandsporen 
die Abnahme der Kolonien mit der Versuchszeit durch eine Differentialgleichung 
ausgedrückt, c" 

identisch ist: 

dann einen zahlenmäßigen Ausdruck der Desinfektionskraft eines Desinfektions¬ 
mittels unter sonst gleichen Bedingungen abgeben. 

Die Verfasser bestimmen nun mit einer der Krönig-Paulschen ähnlichen 
Methode den Einfluß der Temperatur auf die Desinfektionsgeschwindigkeit und 
kommen zu dem Ergebnis, daß die Desinfektionskonstante auf das 2,5 fache er¬ 
höht wird, wenn die Temperatur um 10 Grade steigt. Diese Beschleunigung 
der Desinfektion entspricht analogen Vorgängen bei anderen chemischen und 
physiologischen Prozessen, die von Arrhenius in einen bestimmten Ausdruck 
gefaßt werden konnten (vgl. die Arbeit). Die Verfasser weisen mit Recht auf 
die Ungenauigkeit in der Bestimmung der Todeszeit der Bakterien als Maßstab 
für die Desinfektionswirkung hin. Mit der genannten Methode kann der Ablauf 
der Desinfektionswirkung graphisch dargestellt werden, an Stelle der Bestimmung 
des letzten entwicklungsfähigen Keimes. K. Sick. 

704) Mühlens, P. Vergleichende Spirochätenstudien. Aus dem Königl. 
Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. (Ztschr. f. Hyg., Okt 1907, Bd. 57, 
S. 403—415.) 

Deskriptive Arbeit über die wichtigsten bekannten Spirochätenarten. Be¬ 
sonderer Wert ist auf die Zuverlässigkeit der Abbildungen gelegt. Es sind Ab¬ 
bildungen gegeben von Spirochaete pallida, refringens, Dutoni (afrikanisches 
Rückfallfieber), Spirochaete gallinarum, Spirochäten aus Mückenmagen, Spiro¬ 
chaete Laverani (Mäuseblut), kleine und große Darmspirochäten, drei Arten 
Mundspirochäten und Spirochaete Vincenti bei der Plaut-Vincent sehen Angina, 
letztere nicht sicher von den Mundspirochäten zu differenzieren, Spirochäten bei 
Karzinom und bei Lungengangrän. 

Verfasser glaubt die Spirochaeta pallida von andern Arten morphologisch 
unterscheiden zu können. Interessant sind Abbildungen von Spiroch. pall. frei 
in Blutgefäßen bei Levaditifärbung, wobei doch wohl keine Verwechselungen 
mit Nervenfibrillen in Frage kommen können. K. Sick. 


mit der Formel für die sogenannten monomolekularen Reaktionen 
dx = ** , __ v (a—x) gibt die Zahl der Kolonien an, die in der 
dt Ä x ) Zeit t gefunden werden. Die Konstante K würde 


705) Mandelbaum, E. Zur Streptokokkenfrage. Aus der L rnediz. Klinik 
der Universität München. (Ztschr. f. Hyg., 1. Nov. 1907, Bd. 58, S. 27—44.) 

Ausgehend von der durch Schottmüller gegebenen Beschreibung und 
Differenzierung von Streptokokkenarten auf Blutagar (1. Streptococcus longus 
pathogenes sive erysipelatoris mit hellem kreisrunden Hof. 2. Streptococcus 
mitior ohne Hof mit grünlicher Färbung der Kolonien. 3. Streptococcus mucosus 
bildet grünlichen Farbstoff und zeigt ein üppiges schleimiges Wachstum) teilt 
Verfasser seine Beobachtungen über die kulturellen Eigenschaften verschiedener 
Streptokokkenstämme mit. Er bestreitet die Umzüchtbarkeit des Streptoc. path. 
Der Hauptunterschied zwischen Streptococcus mitior und pathogenes soll der 
sein, daß er neben einem Hämolysin ein Hämoglobintoxin bildet, der die Blut¬ 
körperchen, die in unmittelbare Berührung mit den Erythrozyten des Nährbodens 
treten, immunisiert (? Ref.) und dadurch vor der Auflösung schützt. Außerdem bilde 
der Streptococcus mitior in Bouillon keine Hämolysine. Das Verhältnis von 
Blut und Agar wie 2:5 im Nährboden, das Schottmüller wünscht, ist nicht 
nötig, auch bei geringeren Konzentrationen 0,5:5 treten die charakteristischen 
Unterschiede auf Neben den genannten Repräsentanten der Streptokokken¬ 
gruppe stellt Verfasser noch einen Streptococcus saprophyticus auf, der keine 
Veränderung der Blutnährböden hervorruft, in Bouillonkultur die Hämolyse des 
Streptococcus pathogenes modifizieren soll. Der Pneumococcus (Streptococcus 
lanceolatus) und der Streptococcus mucosus verändern das Blut wie Streptococcus 
mitior, die Bouillonkultur derselben wird jedoch durch Galle oder raurocholsaures 


Natrium aufgehellt Die Unterscheidung gelingt auch bei Ausstrich von Blut 

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284 


Referate. 


auf Agar. Pneumococcus und Streptococcus mucosus hält Verfasser für nah ver¬ 
wandt. K. Sick. 

706) Poggenpohl, S. M. Zur Diagnose und zum klinischen Verlauf des 
Paratyphus. Aus der therapeutischen Hospitalklinik an der militär-medizinischen 
Akademie zu St. Petersburg. (Ztschr. f. Hyg., Sept. 1907, Bd. 67, S. 273—287.) 

Rückblick auf die Paratyphusfrage und Mitteilung eines Falles von Para¬ 
typhus A. Im klinischen Bild des Paratyphus linden sich häufig Anzeichen von 
Mitbeteiligung der oberen Verdauungswege, manche Fälle haben Ähnlichkeit mit 
Gasteroenteritis. Verfasser hält Übergänge zwischen B. coli und paratyphi 
denkbar. K. Sick . 

707) Reumann, P. Statistischer Beitrag zur Sterblichkeit im ersten 
Lebensjahre in Halle a. S. für die Jahre 1898—1902. Aus dem Königlichen 
hygien. Institut der Universität Halle a. S. (Ztschr. f. Hyg., Sept. 1907, Bd. 57, 
S. 289—814.) 

Hauptsächlich für die Kenntnis der Verdauungsstörungen im Säuglingsalter 
von Interesse. K. Sick. 

708) Büsing, Ed. Beiträge zur Kenntnis der Diphtherie als Volksseuche. 
Aus d. staatl. hygien. Institut zu Bremen. (Ztschr. f. Hyg., Aug. 1907, Bd. 57, 
S. 248—272.) 

Verfasser verwertet das einschlägige Material (rund 1500 Beobachtungen) 
der letzten 3 Jahre. Die Frage nach der Ubiquität des Diphtheriebazillus wird 
in negativem Sinne entschieden, da sich bei gesunden, nicht mit Diphtheriefällen 
in Berührung stehenden Personen keine pathogenen Formen nachweisen ließen. 
Die häufig vorkommenden dem Diphtheriebazillus morphologisch völlig ähnlichen 
Stäbchen sind teils Diphtheriebezillen, die ihre Virulenz verloren haben, teils 
Pseudodiphtheriebazillen (Hoffmann). Die Unterscheidung zwischen beiden 
Arten ist zur Zeit nicht sicher möglich. Negative Neissersche Färbung spricht 
annähernd sicher für klinische Harmlosigkeit Die Fälle mit positivem bakterio¬ 
logischen Befund und klinischer Angina hält Verfasser für leichteste Diphtherie- 
fäfle. Die klinische und bakteriologische Diagnose stimmte in 90 °/ 0 der Fälle 
sofort oder im weiterem Verlauf überein. Bei Scharlachtonsillitis wurden bei frischen 
Fällen sehr selten, bei älteren ziemlich oft (35 °/ 0 ) Diphtheriebazillen gefunden. 
Es dürfte sich häufig um Sekundärinfektionen handeln. Ein einmaliges negatives 
Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung genügt nicht zum Ausschluß der 
Diphtheriediagnose, auch bei der Rekonvaleszentenuntersuchung ist daraus noch 
nicht absolut sicher die Bazillenfreiheit bewiesen. Von 2063 Diphtheriekranken 
waren nach 3 Wochen 70 °/ 0 , nach 5 Wochen 90 °/ 0 , erst nach 17 Wochen alle 
bazillenfrei. K. Sick. 

709) Besredka. Comment peut- on combattre l'anaphylaxie? (Wie kann 
man die Anaphylaxie bekämpfen.) (Ann. Pasteur, Dez. 1907, Nr. 12.) 

Durch die Erhitzung kann der toxische Effekt des Serums, das sensibilisierte 
Meerschweinchen tötet, aufgehoben werden. Bei 100° wird die toxische Wirk¬ 
samkeit des Serums vollkommen zerstört. Zugleich mit der Abnahme der toxi¬ 
schen Wirkungskraft des Serums durch Erhitzen nimmt auch seine Fähigkeit, 
als Vaccin zu wirken, ab. Lüake. 

710) Belonovskv. Influence du ferment lactique sur la Höre des excrdments 
des souris. (Einfluß des Fermentes von Bacillus bulgaricus auf die Flora vom 
Darmkanal der Maus.) (Ann. Pasteur, Dez. 1907, Nr. 12.) 

Das Ferment des Bacillus bulgaricus vermindert die Zahl der Darmbakterien 
bei Mäusen und schwächt ihre Virulenz merklich. Kulturen, in Milch angelegt, 
schützen Mäuse, die mit dem Bazillus von Danysz infiziert sind. Lüdke. 


Arznei-, Nahrungs- und GenussmitteL 


711) Steinberg, Elisabeth. £tude pharmacodynamique sur l’Alypine. Labor, 
f. exp. Therapie, Genf. (These de Geneve 1097, Nr. 145, 109 S.) Fritz Loeb . 


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Referate. 


286 


712) Kreibich u. Kraus, Alfred (Prag). Erfahrungen über die Behandlung 
der Syphilis mit AtoxyL (Prag. med. Woch. 1907, Nr. 40, S. 513—618.) 

Das Atoxyl erweist sich als wirksames Mittel gegenüber der Lues. Seine 
Wirksamkeit scheint sich besonders im 3. Stadium zu bewähren. Gelegentlich 
reagieren auch den anderen Phasen zugehörige Fälle mehr oder weniger deut¬ 
lich. Rezidive lassen sich durch das Atoxyl nicht vermeiden, treten manchmal so¬ 
gar bald nach der Behandlung auf. Erfolglos mit Hg antiluetisch behandelte Fälle 
reagieren bisweilen sehr gut auf Atoxyl; viel häufiger scheint der umgekehrte 
Vorgang. Das Atoxyl ist durchaus nicht ungefährlich. Fritz Loeb . 

718) Dragendorff, K. (Grünau-Berlin.) Über das Yohimbin »Riedel« und 
dessen Wirkung. (A. M. C. Ztg. 1908, Nr. 5, S. 62—64.) 

Es ist dem Verfasser hauptsächlich darum zu tun, den Nachweis zu führen, 
daß die Wirkung des Yohimbin »Riedel« keine suggestive ist. Auf Grund der 
angeführten Tatsachen kommt man mit dem Verfasser zu der Erkenntnis, »daß 
wir im Yohimbin »Riedel« ein zweifellos pharmakologisch wirkendes Medikament 
besitzen, welches glänzende Resultate ergibt« Fritz Loeb . 

714) Friedmann, S. Beitrag zur Symptomatologie des Coma diabeticum. 
.(Inaug.-Diss. Breslau 1907. 50 S.) 

Es werden 24 Fälle von diätetischem Coma ausführlicher geschildert und 
die hauptsächlichsten Symptome erörtert Aus der großen Anzahl von Neben¬ 
erscheinungen lassen sich unschwer eine Reihe von Symptomen ausschließen, 
die in allen Fällen ein Coma diabeticum differential-diagnostisch sicher stellen 
werden: Bewußtlosigkeit, große Kußmaulsche Atmung, der charakteristische 
Urinbefund, Azetongeruch der Exspirationsluft und Hypotonia bulbi. Fritz Loeb. 

715) Kuttelwascher, W. Erfahrungen mit Sajodin. Aus der med. Univ.- 
Klinik Prag. (v. Jaksch.) (Prag. med. Woch. 1907, Nr. 42, S. 546.) 

Kuttelwascher verordnete das Präparat in einer großen Zahl von Fällen 
bei chronischer Bronchitis, Lungenemphysem. Bronchialasthma, Aortenaneurysma, 
Aortenerkrankungen auf luetischer Basis, Myodegeneratio cordis, Himlues, Apo¬ 
plexie, chronischen Erkrankungen des Zentralnervensystems und chronischer 
Bleitoxikose. Es wurden 1—4 g (je 1 g 1 / a —1 Stunde nach dem Essen) in 
Pulvern oder Tabletten verabfolgt. In therapeutischer Hinsicht war der Effekt 
der gleiche wie bei Jodnatrium, trotz des nur 26 proz. Jodgehaltes gegenüber 
84°/ 0 beim Jodnatrium. Fritz Loeb. 

716) Schmid, Emil. Jodglidine und seine therapeutischen Erfolge bei 
Arteriosklerose und Asthma. (Wr. kl. R. 1908, Nr. 3, S. 42—44.) 

Bericht über günstige Erfahrungen mit diesem Präparat Fritz Loeb. 

717) Doberer, Josef (Linz). Guajakose (flüssige Guajakolsomatose), ein 
rationellles Guajakolprftparat. (Wr. med. Pr. 1907, Nr. 51, S. 1854—1856.) 

Hat sich als appetitanregendes, gut bekömmliches Mittel bei beginnender 
Spitzentuberkulose erwiesen. Fritz Loeb. 

718) Schönheim, Ludwig. Über die intravenöse Strophantintherapie. Aus 
der VI. Abt d. St. Stephanspitals in Budapest. (Wr. med. Pr. 1907, Nr. 39, 
S. 1435—1440.) 

1. Die intravenöse Applikation des Strophantin-Böhringer kann versucht 
werden in allen Fällen von Herzinsuffizienz, wo wir mit der internen Therapie 
kein Auskommen finden. 

2. Das Strophantin hebt in den meisten Fällen sofort nach der Injektion 
den Blutdruck, befördert und steigert die Diurese, bringt die Stauungserschei¬ 
nungen zum Schwinden, beeinflußt aber die Pulsfrequenz nicht. Die Wirkung 
hält bloß einige Tage an, wonach eine neuere Injektion versucht werden kann, 
ohne eine kumulative Wirkung befürchten zu müssen. 

3. Von Nebenwirkungen des Strophantins sind zu erwähnen Schüttelfrost, 
Schwindel, Erbrechen und Kopfschmerz, die bald schwinden. Fritz Loeb. 

719) Schmidt, H. Über die Verwendung der flüssigen Somatose bei 
Wöchnerinnen. Aus d. Kgl. Universitäts-Frauenklinik (Direktor: Geh.-Rat Prot 
Dr. v. Winkel) in München. (Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 42.) 


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286 


Referate. 


Wenn sich die Somatose heute eines ausgedehnten Gebrauches erfreut, so 
hat das darin seinen Grund, daß sie, in medizinalen Dosen gegeben, als Roborans 
und Stomachikum ausgezeichnete Dienste leistet, wie dies die Praxis am Kranken¬ 
bett beweist. Physiologische Versuche und langjährige praktische Anwendung 
am Krankenbett haben den sicheren Erweis gebracht, daß durch mäßige Soma- 
tosegaben, als Beikost gegeben, Darmtätigkeit und Appetit angeregt werden, 
die Verdauung direkt und indirekt durch leichtere Verarbeitung und Ausnutzung 
des N-haltigen Materiales gefördert wird. 

Verfasser hat die neue flüssige Somatose an der Münchener Universitäts- 
Frauenklinik und Hebammenschule seit zirka zwei Jahren in zirka 2000 Fällen 
probiert. Verabreicht wurde flüssige »süße« und »herbe« Somatose. Beide 
wurden in allen Fällen gleich gerne genommen. Die süße Somatose bekamen 
die Wöchnerinnen rein, die herbe wurde als Zusatz zu Suppen, zu Fleisch¬ 
brühe usw. gegeben und in dieser Form außerordentlich gern genommen. In 
Anbetracht der, wenn auch physiologischen, so doch sehr intensiven Alteration 
sämtlicher Körperfunktionen durch eine Geburt, wurde zunächst mit geringen 
Dosen (2 Teelöffel am ersten Tage) begonnen und schließlich gesteigert bis zu 
3 maliger täglicher Gabe eines ganzen Eßlöffels. Niemals wurden üble Erschei¬ 
nungen von seiten des Verdauungstraktus beobachtet Die Wirkung der Soma¬ 
tose war augenscheinlich. Namentlich durch starke Blutverluste geschwächte 
Wöchnerinnen mit völlig damiederliegendem Appetit nahmen schon nach wenigen 
Somatosegaben die ihnen gebotene Wochenbettkost gern und reichlich auf. 

In den nicht sehr zahlreichen Fällen, wo ein längerer Klinikaufenthalt ge¬ 
boten erschien, und eine Hämoglobinkontrolle daher möglich war, ließ sich ein 
regelmäßiges stetes Ansteigen des Hämoglobingehalts beobachten, der ohne 
Zweifel auf Rechnung der mit Hilfe der Somatose sich steigernden reichlicheren 
Nahrungszufuhr und gründlicheren Ausnutzung des Gebotenen zu setzen sein 
dürfte. 

Die Eigenschaft der Somatose, gut und leicht vertragen zu werden, hat sie 
zu einem schätzenswerten Mittel in all den Fällen gemacht, wo infolge heftigen, 
unstillbaren Erbrechens jede Nahrungsaufnahme per os unmöglich gemacht wurde. 
Verfasser hatte des öfteren Gelegenheit, die ausgezeichnete Wirkung der Soma¬ 
tose bei solchen schweren Fällen zu beobachten. Mit Rücksicht auf das fort¬ 
gesetzte Erbrechen und die dadurch bedingte völlige Inanition erhielten stark 
geschwächte Wöchnerinnen zunächst npr eine ganz geringe Menge (etwa l 1 / 2 Tee¬ 
löffel pro die) Somatose; eine Dosis, die stets behalten wurde; niemals mußten 
des öfteren vergebliche Dosen gegeben werden. Langsam wurde gesteigert. 
Die Frauen bekamen Appetit, wurden zusehends kräftiger und verlangten immer 
dringend nach ihrer Somatose. Vom 3.—4. Tage an wurde zur gewöhnlichen 
Wochendiät übergegangen, die reichlich genossen, nicht erbrochen und gut ver¬ 
daut wurde. 

Diese ausgedehnte klinische Anwendung der flüssigen Somatose und die 
damit erzielten Resultate beweisen, daß dieses künstliche Albumosenpräparat in 
der Wochenbettpraxis als kräftigendes und appetitanregendes Mittel tatsächlich 
ganz vorzügliche Dienste leistet, daß es die Ernährung befördert, dabei Magen 
und Darm durchaus nicht belästigt. Schitlenhelm . 


720) Bailand. Über die Verteilung des Schwefels in den Nahrungsmitteln 

(J. Pharm. Chim. 1907, Bd. 26, S. 49—61.) 

Der Gehalt an Schwefel in Mais, Gerste, Roggen und Weizen des Handels 
schwankt zwischen 0,027 und 0,046 °/ 0 . Hafer und Buchweizen weisen einen 
höheren Gehalt auf. Der S-Gehalt in grünen Gemüsen (Karotten, Lattich, 
weiße Rüben, Porree, Kartoffeln) beträgt 0,09 °/ 0 und 0,282 °/ 0 H 2 S0 4 , (Karotten) 
0,397 °/ 0 S. 1,210 °/ 0 H 2 S0 4 (Porree), trockne Gemüse (Saubohnen, Bohnen, Linsen, 
Erbsen) 0,030 °/ 0 S, 0,092 °/ 0 H 2 S0 4 (Linse) 0,180 °/o S. 0,660 °/ 0 H 2 S0 4 (Bohne). 
Vollkommen getrocknetes Fruchtfleisch von Aprikosen, Erdbeeren, Kirschen, 
Pfirsichen 0,012 S. 0,033°/ 0 H 2 S0 4 (Erdbeere) 0,114°/ 0 S. 0,363°/ 0 H a S0 4 (Pfirsich). 

Brahm. 


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Referate. 


287 


721) Proskauer, B„ Seligmann, E. u. Croner, Fr. Über die Beschaffenheit 
der in Berlin eingeführten dänischen Milch. Ein Beitrag zur hygienischen 
Milchkontrolle. Aus dem königl. Inst. f. Infektionskrankh. in Berlin. (Ztschr. f. 
Hyg. u. Inf.-Kr. 1907, Bd. 57, S. 173—247.) 

Die Arbeit gibt einen Überblick über die Anwendung aller modernen Unter¬ 
suchungsmethoden zur Beurteilung der Qualität der Milch, die in großen Quanti¬ 
täten von weit her Großstädten zugeführt werden. Die Milch wurde, abgesehen 
von der Ermittlung der Produktions- und Transportverhältnisse, untersucht auf 
ihre chemischen Eigenschaften (spezifisches Gewicht, Trockenrückstand, Fett¬ 
gehalt, Schmutzgehalt), auf ihre bakteriologischen und biologischen Merkmale 
(Keimgehalt, reduzierende Kraft, Katalasenwirkung gegen H a O a , Bestimmung des 
Grades vorhergegangener Erhitzung und »Frischezustand« der Milch, Grad der 
Säuerung, Gerinnungsneigung geprüft durch die Alkoholprobe und Kochprobe, 
Vorkommen von Tuberkelbazillen). Die diesbezüglichen Einzelheiten müssen im 
Original nachgelesen werden. Es wurden bei der Untersuchung die im Winter und 
im Sommer gewonnenen Proben getrennt betrachtet. Das Ergebnis war, daß die 
dänische Milch, die 18—36 Stunden in Tanks oder großen Kannen unterwegs 
war, die gewöhnliche Berliner Handelsmilch in chemischer Beziehung etwas 
überbot, dagegen in bakteriologisch-biologischer Richtung um ein weniges hinter 
ihr zurückbheb, im ganzen aber als hygienischen Ansprüchen genügend erachtet 
wurde. Als Säuglingsmilch war sie unbrauchbar. Die Milch aus pommerschen 
Sammelmolkereien war ihr überlegen. Tuberkelbazillen fanden sich in 38,5 °/ 0 der 
Proben dänischer und in 55,5 °/ 0 der Proben Berliner Handelsmilch, die Proben 
der tierärztlich kontrollierten Berliner Milch waren sämtlich frei von Tuberkel¬ 
bazillen. K. Sick. 

722) Grimmer, W. Zur Ke nntnis der proteolytischen Enzyme der Nah¬ 
rungsmittel. Physiol. ehern. Abt. d. kgl. Sächs. Tierärztl. Hochschule Dresden. 
(Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 80.) 

Die Pferdebohnen enthalten ein proteolytisches Ferment, das bei alkalischer 
und neutraler Reaktion schwache Wirkung zeigt, sein Optimum bei saurer Re¬ 
aktion hat. Es ähnelt dem Trypsin, da es Eiweiß bis zu abiureten Substanzen 
abbauen kann, ln den Wicken findet sich ein in saurer Lösung wirksames 
peptisches Enzym, wahrscheinlich außerdem ein tryptisches, das jedoch durch 
Alkali zerstört wird und das wohl für die Verdauung kaum in Betracht kommen 
dürfte, da es schon durch den Speichel vernichtet wird. 

Hafer und Gerste enthalten sehr ähnliche, proteolytische, tryptische Enzyme, 
die ihr Optimum bei schwach milchsaurer Reaktion haben, auch gegen 0,2 proz. 
Salzsäure wenig empfindlich sind. Sie sind, wie die vorigen, imstande, die 
Magen- und Darmverdauung erheblich zu unterstützen. 

Bei der Autodigestion der Wicken scheint ein Aufbau stattzufinden: es war 
vor der Digestion eine größere Menge löslichen Stickstoffes vorhanden, als nach 
derselben. Pincussohn . 


Bttcherbesprechungen. 


728) Fischer, Martin H. The Physiology of Alimentation. New York, 
John Wiley and Sons 1907, S. 348. 

Martin H. Fischer gibt in diesem Werke eine gedrängte Übersicht über 
die wichtigsten Ergebnisse der Forschung auf dem Gebiete des Stoffwechsels. 
Verfasser hat es in ausgezeichneter Weise verstanden, aus der großen Fülle der 
in der Literatur niedergelegten Erfahrungen die wichtigsten Tatsachen heraus¬ 
zugreifen. Die Darstellung ist sehr klar und die Anordnung des Stoffes sehr 
übersichtlich. Wir wünschen dem Werke weite Verbreitung. Abderhalden . 

724) Schenk, F. und Gürber, A. Leitfaden der Physiologie des Menschen 
fflr Studierende der Medizin. 5. Auflage. Ferdinand Enke, Stuttgart 1908, 
S. 208. Mk. 7. 

Innerhalb Jahresfrist hat dieser Leitfaden zwei Auflagen erlebt, ein Beweis, 
daß er einem Bedürfnis entspricht. Einer Empfehlung bedarf das kleine Werk 
nicht mehr. Abderhalden. 


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288 


Referate. 


725) Noyes, William A. Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie. Mit 
Genehmigung des Verfassers ins Deutsche übertragen von Walter Ostwald und 
mit einer Vorrede von Prof. Wilhelm Ostwald. Leipzig. Akad. Verlagsgesell¬ 
schaft m. b. H. 1907, S. 722. 

Ein originell geschriebenes Lehrbuch der organischen Chemie! Es weicht 
in seiner ganzen Anlage und in der Anordnung der Verbindungen wesentlich 
von der üblichen Darstellungsart ab. Es erscheint dem Referenten fraglich, ob 
die geschaffene Anordnung des Stoffes als eine glückliche zu bezeichnen ist, und 
ob die Darstellung im einzelnen in allen Teilen eine genügend sorgfältige ist 
Der Abschnitt: Verbindungen von besonderem physiologischem oder patholo¬ 
gischem Interesse wäre in der vorliegenden Form wohl besser fortgeblieben. 
Er ist zu kurz und die Angaben zu unvollständig, zum Teil auch unrichtig. So 
soll das in den Keratinen enthaltene Albumin ungewöhnlich große Tyrosinmengen 
liefern. Als Basis für das Studium der Chemie dürften nach dem Gefühle des 
Referenten die vorhandenen deutschen Lehrbücher besser geeignet sein. Die 
Erfahrung muß hier entscheiden. Abderhalden . 

726) Die deutsche Klinik am Eingänge des 20. Jahrhunderts. 11. Bd. 1907. 
Verlag von Urban und Schwarzenberg, Berlin-Wien. 

Wie in den anderen Bänden, so sind auch in diesem Bande die einzelnen 
Vorlesungen von Fachleuten, die selbst gewisse Fragen in den entsprechenden 
Gebieten gefördert haben, geschrieben. Dadurch gewinnt die Darstellung der 
einzelnen Gebiete, die ein individuelles Gepräge erhält und durch Aufstellung 
interessanter Fragestellungen anregend wirkt Jeder Autor spricht nicht nur von 
dem, was geschrieben ist, sondern von dem, was er selber gesehen und getan 
hat. Salkowski, Verworn, Rubner, Krönig, Klapp, Kionka usw. — 
wenn man gerecht sein will, muß man eigentlich alle Namen der Fachleute an¬ 
führen — besprechen kurz aber präzise und kritisch die modernen Fragen, die 
jeden Mediziner z. Z. interessieren: Autolyse, Vitalismus, Lungentuberkulose, 
Hyperämie, anästhetische Mittel usw. Jedermann, der sich mit diesen Fragen 
beschäftigt, wird von der Lektüre der genannten Arbeiten, wo er eine voll¬ 
ständige Übersicht des betreffenden Gegenstandes findet, Gewinn haben. 

D. Pleinew . 

727) Konschegg, A. Theoretische Grundlagen zum praktisch-chemischen 
Unterricht der Mediziner. Wiesbaden 1908. J. F. Bergmann. 

Das Büchlein ist als theoretische Grundlage zu dem praktisch-chemischen 
Kurs für studierende Mediziner geschrieben. Es enthält einen anorganischen Teil 
mit qualitativer und quantitativer Analyse wie einen organischen, in dem auch 
die Harnuntersuchung kurz besprochen wird. Das Büchlein erfüllt seinen Zweck 
und kann empfohlen werden. Schittenhelm . 

728) Tigerstedt, Robert. Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Vierte 
umgearbeitete Auflage. Leipzig 1907/08. S. Hirzel. In 2 Bänden. Preis 
geh. Mk. 24. 

Das Lehrbuch von Tigerstedt hat innerhalb 10 Jahren vier Auflagen er¬ 
lebt, das deutlichste Zeichen für seine Vorzüglichkeit und Beliebtheit Die eben 
erschienene Auflage ist nach dem neuesten Stande der Wissenschaft umgearbeitet 
und bietet alles, was der Mediziner, sei er Theoretiker oder Praktiker, zu seiner 
Orientierung und Belehrung notwendig hat Es ist nicht leicht, sich in der 
Physiologie bei ihren immensen Fortschritten kurz zu fassen, ohne daß die 
Vollständigkeit oder die Verständlichkeit leidet Tigerstedt hat es jedoch 
ausgezeichnet verstanden, diese Schwierigkeit zu überwinden. Wer heutzutage 
rationelle Medizin betreiben will, muß sich auf einen physiologischen Standpunkt 
stellen. Immer mehr geht das Bestreben dahin, Diagnose und Therapie auf eine 
physiologisch gut fundierte Basis zu stellen und das Verständnis der Krankheits¬ 
erscheinungen ist nur dann voll ermöglicht, wenn man den Ablauf der Lebens¬ 
vorgänge im gesunden Organismus kennt Es darf daher in keiner ärztlichen 
Bibliothek, und sei sie noch so klein, ein fortschrittliches Physiologiewerk wie 
das vorliegende fehlen. Schittenhelm . 

Fflr die Redaktion verantwortlich: Profeaeor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, BohlenplaU 7. 

Eigentümer nnd Verleger Urban Je 8ch warten berg in Berlin and Wien. 

Draok von R. Wagner Sohn in Weimar. 

* zed by VjVJOV LC 




ZENTRALBLATT 

fttr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einsohlofi der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahrg. 2. Aprilheft 1908 Nr. 8 


Naoh druck verboten. 


Original-Artikel. 

Ober Fermente im Lungengewebe. 

Von 

Alfred Schittenhelm. 

N. Sieber veröffentlicht soeben eine interessante Arbeit über die Fettspaltung 
durch Lungengewebe 1 ), welche zeigt, daß im Lungengewebe eine Zersetzung 
sowohl künstlicher, wie natürlicher Fette stattfindet. Sieber läßt die Frage 
noch offen, welche Ursache derselben zu Grunde liegt und will erst weitere 
Untersuchungen abwarten. 

Sieber beginnt ihre Arbeit damit, daß sie erklärt, die Frage nach dem 
Fermentgehalte der Lunge sei bis heute fast unberührt geblieben. Sie erwähnt 
zwei frühere Untersuchungen, diejenige Hüfners, welcher der Lunge ein proteo¬ 
litisches Ferment zuspricht, und diejenige Jacobis, welcher autolytische Vor¬ 
gänge in der Schweinelunge feststellte. Sieber erwähnt endlich noch die inter¬ 
essanten Feststellungen von Bohr und Henriques 8 ), daß die Lungen einen ganz 
ungewöhnlich großen Anteil am gesamten Stoffwechsel haben. Nach diesen 
Autoren spielt sich ein Drittel des Gesamtumsatzes vom Organismus in den 
Lungen ab. 

Damit scheint Sieber unsere Kenntnisse über den Fermentgehalt der Lunge 
für erschöpft zu halten und sieht ein weites Feld der Tätigkeit vor sich, ein 
Forschungsgebiet, welches sie für sich reservieren möchte. 

In der Tat ist mit dem Lungengewebe wenig gearbeitet worden. Das hat 
wohl darin seinen Grund, daß man annahm, die Lunge sei ausschließlich ein 
Organ des Gaswechsels und enthalte sich einer besonderen Beteiligung am Stoff¬ 
wechsel. Eine solche Auffassung ist sicherlich nicht gerechtfertigt. Denn die 
Lunge enthält überaus aktive und stark wirkende Fermente. 

Gelegentlich meiner Untersuchungen über die Fermente des Nukleinstoff¬ 
wechsels gelang es mir nahzuweisen, daß dieselben in höchst aktiver Form 
auch dem Lungengewebe zugehören. 

Ich muß hier vorausschicken, daß das Arbeiten mit der Lunge insofern 
etwas schwieriger ist, als große Sorgfalt auf die Herstellung des Extraktes ver¬ 
wandt werden muß. Denn die Zertrümmerung der Zellen, die für die Güte des 


Sieber, N. Die Fettspaltung durch Lungengewebe. Ztschr. f. physiol. Chcm. 1908, Bd. 

55, S. 177. 

*) Bohr, Chr. und Henriques, E. Experimentelle Untersuchungen über die Bildung von 
Kohlensäure und den Gebrauch von Sauerstoff in den Lungen. Arch. de physiol. 1897, Bd. 9, 


S. 500; Dieselbe, Kritische Bemerkungen über die Bestimmung des Ortes des Sauerstoffverbrauehes 


und der Kohlensäurebildung. Ebenda 1897, Bd. 9, S. 710. 


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V. P. III. Jahrg. 







290 


Original-Artikel. 


Extraktes von Wichtigkeit ist, gelingt infolge des elastischen Gewebes viel 
schwieriger als bei anderen Organen. Es gilt darum, den fein zerhackten Lungen¬ 
brei aufs sorgfältigste mit Quarzsand oder Kieselgur zu verreiben. 

Meine Untersuchungen betrafen zunächst die Rinderlunge. Es zeigte sich, 
daß diese in Bezug auf den Nukleinstoffwechsel ganz die nämlichen Fermente 
enthält wie die Milz und andere Organe, also ein desamidierendes, welches die 
Aminopurine, Adenin und Guanin, in die Oxypurine, Hypoxanthin und Xanthin, 
umwandelt, und ein oxydierendes, welches das Hypoxanthin zu Xanthin und das 
Xanthin zu Harnsäure oxydiert. Ich betonte, daß die Lunge also sicher 
eine nicht zu unterschätzende Rolle im Nukieinstoffwechsel spielt. 1 ) 

Später teilte ich Versuche mit, welche ich mit Schweinelunge vomahm. 8 ) 
Als Resultat war anzuführen, daß der Schweinelunge die Fähigkeit zukommt, 
Aminopirine in Oxypurine umzusetzen, daß aber (wenigstens unter den ange¬ 
wandten Versuchsbedingungen) im Gegensatz zur Rinderlunge es nicht bis zur 
Bildung von Harnsäure kommt. In beiden Fällen, bei der Rinder- und Schweine¬ 
lunge, wurde das urikolytische Ferment vermißt. 

Schmid und ich unternahmen endlich noch Versuche mit Menschen¬ 
lunge. 8 ) Es zeigte sich, daß auch ihr ein desamidierendes Ferment zukommt. 
Weitere Untersuchungen legten die Möglichkeit nahe, daß die Menschenlunge 
auch die Xanthinoxydase und das urikolytische Ferment besitzt. Immerhin be¬ 
darf es noch weiterer Untersuchungen, um über die letzte Frage Klarheit zu 
schaffen. 

Gelegentlich anderer Versuche haben in jüngster Zeit Brugsch, Pincus- 
sohn und ich auch die Pferdelunge 4 ) auf ihr Verhalten untersucht und ge¬ 
funden, daß dieselbe Guanin quantitativ in Harnsäure überführt, also genau die¬ 
selbe Fermentkraft besitzt wie die Rindermilz. 

Brugsch, Pincussohn und ich haben endlich noch die Pferdelunge auf 
ihr Verhalten Methylpurinen gegenüber geprüft. Es zeigte sich, daß 
zugegebenes Koffein zum großen Teil relativ schnell verschwindet. Es handelt 
sich dabei in Analogie mit Versuchen an anderen Organen offenbar um eine 
Entmethylierung. Wahrscheinlich ist auch dieser Vorgang der Ausdruck einer 
spezifischen Fermentwirkung. Die Versuche sind keine abgeschlossenen. 

Wir haben immer im Sinne gehabt, auch andere Fermentprozesse mit Lungen¬ 
extrakt zu untersuchen, mußten aber aus äußeren Gründen bis jetzt davon 
abstehen. 

Nach all diesen positiven Versuchresultaten war es vollauf klar, daß die 
Lunge zweifellos neben ihrer respiratorischen Tätigkeit noch eine wichtige Rolle 
im tierischen Stoffwechsel zu spielen hat. 

Inwieweit die Beobachtung von Bohr und Henriques als Ausdruck 
dafür angesehen werden kann, muß erst noch genauer untersucht werden. An 

*) Schittcnhelm, A. Über die Harnsäure bi 1 düng in Gcwebsauszügcn. Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1904, Bd. 42, S. 251 ; Derselbe, Über die Harnsäurebildung und die Harnsäurezersetzung 
in den Auszügen der Rinderorgane. Ebenda 1905 Bd. 45, S. 121. 

*) Schittcnhelm, A. Der Nukieinstoffwechsel und seine Fermente bei Mensch und Tier. 
Zcitschr. f. physiol. Ch. 1905, Bd. 46, S. 354. 

*) Schittenhelm, A. und Schmid, S. Ablauf des Nukleinstoffwechsels in menschlichen 
Organen. Zcitschr. f. exper. Pathol. u. Ther. 1907, Bd. IV, S. 424. 

4 ) Die Versuche werden in der Zcitschr. f. exper. Path. u. Ther. publiziert werden. 

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Referate. 


291 


der Tatsache ist nicht zu zweifeln und ebenso wenig daran, daß der Ferment- 
gehalt der Lunge dem anderer Organe wohl kaum nachstehen wird. Man darf 
eben den tierischen Stoffwechsel nicht, wie es so häufig geschieht, auf eine 
Drüse z. B. die Leber lokalisieren, sondern muß sich stets klar sein, daß der 
tierische Stoffwechsel, was ja den natürlichen Zweckmäßigkeitsprinzipien ent¬ 
spricht, nach jeder Richtung ubiquitär sich abspielt. 

Diese kurze DarsteUung soll im übrigen nur zeigen, daß unsere Kenntnisse 
von den Fermentprozessen im Lungengewebe doch in den letzten Jahren nicht 
unwesentlich gefördert wurden und daß dieses Gebiet nicht so unbeackert ist, 
wie Sieber es anzunehmen scheint. Immerhin bleibt noch ein tüchtiges Stück 
Arbeit, um völlige Klarheit zu schaffen. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

728) Pennin, C. BL Über Myelom. Pathologisch-anatomisches Institut der 
Universität Kopenhagen. (Virchows A. 1907, Bd. 189, H. 3, S. 434—466.) 

Drei Fälle von Myelomen fanden sich aus Zellen aufgebaut, die infolge ihrer 
morphologischen Struktur als ungranulierte Vorstufen der Myelozyten aufgefaßt 
werden müssen. Das Myelom ist in gewissen Fällen imstande aktiv in das um¬ 
gebende Gewebe hineinzuwachsen. Es kann daher weder als eine völlig gut¬ 
artige Geschwulst aufgefaßt werden, noch darf man es mit der Pseudoleukämie 
parallelisieren. Wenn das Myelom überhaupt zu den Systemerkrankungen des 
hämatopoetischen Apparates (Sternberg) gerechnet werden kann, so muß es 
innerhalb dieses Rahmens eher der Lymphosarkomatose am nächsten gestellt 
werden. H. Ziesche\ 

729) Ogawa, S. Über den Bau, die eintretenden Gefäße und das Wachs¬ 
tum der warzenförmigen Angiome der Haut. Pathologisches Institut der Uni¬ 
versität Bonn. (Virchows A. 1907, Bd. 189, H. 3, S. 433—439.) 

Die Vergrößerung der fraglichen Tumoren erfolgt hauptsächlich durch das 
Wachstum der bereits bestehenden Geiäße der Länge und der Weite nach, 
nicht aber durch Aussprossen seitlicher Zweige. Infolge des nicht gleichmäßig 
stattfindenden Wachstums entstehen buchtige Dilatationen und Schlängelungen, 
die im fertigen Zustande ein Konvolut mit darmähnlichen Windungen darstellen. 

H. Ziesche . 

780) Morgenroth, J. u. Willanen, K. Über die Wiedergewinnung des 
Diphtherietoxins aus seiner Verbindung mit dem Antitoxin. Pathologisches 
Institut der Universität Berlin. (Virchows A. 1907, Bd. 190, H. 2, S. 368—371.) 

Wie bereits bei den Choleragiften und ihren Antitoxinen nachgewiesen ist, 
läßt auch beim Diphtheriegift bereits schwache saure Reaktion die Bindung mit 
dem Antitoxin nicht zustande kommen und hebt die bereits stattgefundene Bin¬ 
dung wieder auf. H. Ziesche . 

781) Arnold, Julius. Die Rolle der Zellgranula bei der hämatogenen Pig¬ 
mentierung nebst Bemerkungen über »entzündliche« Zellformen. (Virchows 
Arch. 1907, Bd. 190, H. 1, S. 134—163.) 

Die bei der hämatogenen Pigmentierung in den Zellen auftretenden sidero- 
feren Körner sind zum großen Teile umgewandelte Plasmosomen bezw. Granula 
der Zellen, welche Hämaglobin aufgenommen haben. 

Für die Aufnahme von Hämoglobin und die Entstehung sideroferer Granula 
ist die Bildung globuliferer Zellen nicht ausschließliche Bedingung; vielmehr 



392 


Betonte. 


kann Hämoglobin auch ohne eine solche von den Zellen aufgenommen und 
durch deren Plasmosomen bezw. Granula ausgesetzt werden. Eine diffuse 
Färbung des Zytoplasmas der Zellen kann, muß aber nicht nachweisbar werden. 

ln den verschiedensten Zellformen — lymphozytoiden und myelozytoiden, 
pseudoeosinophilen und eosinophilen, sowie Bindegewebszellen, Endothelien, 
Epithelien und Drüsenzellen usw. — können siderofere Granula entstehen, ohne 
daß sie phagozytäre Eigenschaften ausüben oder besitzen. Eine direkte Um¬ 
wandlung von Blutkörperchentrümmer in eosinophile oder pseudoeosinophile 
Granula findet nicht statt. 

Aus dem morphologischen und biologischen Verhalten der eosinophilen und 
pseudoeosinophilen Granula darf geschlossen werden, daß sie als umgewandelte 
Strukturbestandteile — Plasmosomen — aufzufassen sind. 

Ob und inwieweit Hämoglobin an dem Aufbau der eosinophilen und pseudo¬ 
eosinophilen Granula beteiligt ist, läßt sich zurzeit nicht entscheiden; es müßte 
in diesem Falle nicht eine einfache Aufnahme, sondern eine Umsetzung durch 
die Granula angenommen werden. H. Ztesche. 

732) Winogradow, Basil. Zur Frage der Kali chloricum-Vergiftung. Pro¬ 
pädeutische Klinik und Abteilung für experimentelle Medizin des bakteriologischen 
Institutes zu Kiew. (Virchows A. 1907, Bd. 190, H. 1, S. 92—124.) 

Hunde wurden durch intravenöse Injektion großer Dosen von Kali chloricum 
vergiftet. Bei den Sektionen fanden sich stets Fettembolien in den verschie¬ 
denen Organen. Fettembolie der Lungen tritt bei Vergiftungen mit Chlorsalzen 
regelmäßig auf. Als Quelle der Fettembolie darf wahrscheinlich das Knochen¬ 
mark aufgefaßt werden, weil es schon makroskopisch seine gelbe Farbe in rote 
umwandelt und bei mikroskopischer Untersuchung fast vollständig aus lymphoiden 
Elementen zu bestehen scheint. Das Fett tritt zuerst durch die Venen in das 
System des kleinen Kreislaufes und wird, nachdem es die Lungenkapillaren 
passiert hat, allen übrigen Organen zugeführt. Am häufigsten wird es in ab¬ 
steigender Anordnung getroffen in der Leber, den Nieren, im Herzen. Bei 
Katzen und Hunden wird schon in der Norm mit dem Harne Fett ausgeschieden, 
dessen Menge aber bei der Kali chloricum-Vergiftung bedeutend steigt. 

H. Ztesche . 

733) Bruns, 0. Über die Rückstauung bei Kaltreizen. (Ztschr. f. klm. 
Med. 1907, Bd. 64, S. 284—287.) 

Verfasser widerlegt mit seinen Versuchen die von Winternitz stammende 
Lehre einer »kollateralen oder Rückstauungs-«Hyperämie. Bei Kälteapplikation 
auf den Oberarm z. B. soll neben der Kontraktion der peripher von der Reiz¬ 
stelle gelegener Gefäße eine Temperatursteigerung in der Achselhöhle eintreten. 
Die Gefäßkontraktion wirke als Stenose für den Blutstrom und zwinge das Blut 
in die erweiterten Kollateralbahnen auszuweichen. Die Untersuchungen des Ver¬ 
fassers, welche nach der plethysmographischen Methode von O. Müller ausge¬ 
führt wurden, lassen diese Anschauungen nicht zu Recht bestehen. Trifft aen 
Vorderarm ein Wärme- oder Kältereiz, so nimmt auch der Oberarm an der be¬ 
treffenden Gefäßreaktion des Vorderarmes in gleichem Sinne teil. »Die ganze 
Peripherie reagiert auf themische Reize in gleichem Sinne« (O. Müller). 

Schmid. 

734) Bruns, 0. Über den Einfluß der Sitzbäder auf die Blutverteilung im 
menschlichen Körper. (Ztschr. f. klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 279—283). 

Die Untersuchungen, welche nach Otfr. Müllers plethysmographischer 
Methode angestellt wurden, greifen die von Winternitz aufgestellte Lehre an, 
nach welcher folgender Antagonismus zwischen den Gefäßen der Peripherie 
und denen der Unterleibsorgane bestehen soll. Beim kalten Sitzbad soll es zu 
einer Verengerung der Gefäße der Unterleibsorgane, während die Gefäße der 
Peripherie (Arm) mehr Blut aufnehmen. Das warme Sitzbad soll das Gegenteil 
bewirken. Verfasser hat seine Untersuchungen an gesunden Menschen angestellt. 
Dabei ergab sich, daß Kaltreiz im Sitzbad eine Volumenverminderung von 
Arm und Bein, Warmreiz das Gegenteil bewirkt. Die Kurven an Arm und 
Bein verlaufen zeitlich vollständig konform. Der Blutdruck steigt bei Kaltreiz 

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Referate. 


293 


und hat bei Warmreiz Neigung zu sinken. Objektiven Aufschluß über die Be¬ 
einflussung der Blutfülle der inneren Organe durch diese Eingriffe geben diese 
Untersuchungen nicht. Schtnid . 

785) Landau, H. Über die anatomischen Veränderungen in den Neben¬ 
nieren bei Arteriosklerose. Anatom.-patholog. Institut, Warschau. (Ztschr. f. 
klin. Med. 1907, Bd. 64, S. 227—246.) 

Genaue Beschreibung des anatomischen Baues der normalen Nebenniere. 

— Die Untersuchung der Nebennieren einer Anzahl von Fällen allgemeiner und 
lokaler Arteriosklerose ergab: Verdickung der Kapsel und Auftreten zahlreicher 
und auf großer Strecke verlaufender Bündel glatter Muskulatur. Das Auftreten 
dieser kontraktilen Elemente in vermehrter Zahl — schon in der Kapsel nor¬ 
maler Nebennieren werden mitunter kleine Inseln von Muskelgewebe gefunden 

— hat wohl kompensatorische Bedeutung, indem dieselben die Entleerung 
der Nebennierengefäße erleichtern. Das Bindegewebe ist hyperplastisch, die 
Parenchymzellen atrophisch. Nicht selten sind die Nebennieren hyperämisch. — 
Die Nebennieren am Kaninchen, welche durch längere Zeit Adrenalin intravenös 
erhalten hatten und daran zugrunde gingen, wiesen nur eine beträchtliche Hyper¬ 
ämie sowohl der Rinde, als des Markes auf, mit punktförmigen Hämorrhagien 
ohne Schädigung des Parenchyms. Sonst wurde nichts gefunden, was auf eine 

f esteigerte Tätigkeit der Nebenniere hinweisen könnte. — Die Anschauung 
osues, daß die menschliche Arteriosklerose durch erhöhte Tätigkeit der Neben¬ 
nieren entstehe, findet auf Grund der morphologischen Untersuchungen keine 
Bestätigung. Schtnid. 

786) Schlagenhaufer, Friedrich. Über das Vorkommen fett&hnlicher 
doppelbrechender Substanzen. (Zentralbl. f. allgem. Pathol. u. pathol. Anat., Bd. 18, 
30. Nov. 1907, Nr. 22, S. 897—899.) 

Im Mesenterium von 5 Fällen (Appendicitis acuta bei Status thymicus, caver- 
nöse Tuberkulose, Lungen- und Darmtuberkulose, Lungentuberkulose, Gallen¬ 
blasenkarzinom) konnte der Autor doppelbrechende, fettähnliche Substanz nach- 
weisen, die sich völlig so verhielt, wie die bisher nur in den Nieren beschriebene. 
Es fanden sich auch die bekannten großen, blasigen Zellen mit meist zentral¬ 
ständigem Kern und wabigem Protoplasma. Die Nieren waren in diesen Fällen 
frei von der Substanz. 

Bei zwei Fällen von Staphylomykose fand Autor die Substanz in dem 
Granulationsgewebe aus den Nieren und in den Nierenabszessen in sehr großen 
Mengen. 

Bei einem Falle von Darmaktinomykose mit Hautmetastasen fand sich die 
doppelbrechende Substanz in letzterem. 

Das Ergebnis der chemischen Untersuchung war, daß die Substanz aus 
Estern von Fettsäuren mit Cholesterin und anderen in Benzol leicht löslichen 
Alkoholen bestand. H. Ziesche. 

787) Kaya, R. Über die Phlebosklerose. Pathol. Institut d. Universität 
Berlin. (Virchows A. Bd. 189, 1907, Heft 3, S. 466—512.) 

Die meisten Intimaverdickungen bei der sogenannten Phlebosklerose bestehen 
aus Muskelfasern, elastischen Fasern, mit Bindegewebe ziemlich gleichmäßig 
gemischt Die Lamina elastica interna ist dabei entweder abgespalten oder 
zerfasert. Die elastischen Fasern in den Intimaverdickungen rühren sowohl von 
der Zerfaserung oder Abspaltung der L. interna als von der Neubildung elasti¬ 
scher Fasern her. Die Media ist fast immer, der Intimaverdickung entsprechend, 
breiter und stärker geworden, manchmal auch mit Längsmuskelbündeln versehen. 
Bei einer mächtigen Verdickung pflegt sie sich wieder zu verschmälern. Das 
Verhalten der Adventitia ist nicht konstant. Im allgemeinen sind die Längs¬ 
muskelbündel und die elastischen Fasern den Intimaverdickungen entsprechend 
stärker als an den anderen Stellen entwickelt. Das ganze Bild spricht also da¬ 
für, daß die Intimaverdickung eine Teilerscheinung des hypertrophischen Vorganges 
in der Gefäßwand ist. Das Bindegewebe hat zusammen mit den Muskelfasern 
die Bedeutung der Hypertrophie. Die Degeneration ist im allgemeinen an den 
Venen selten: fettige Degeneration und deutliche Verkalkung wurde nicht ge- 

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294 


Referate. 


funden. Die Degeneration ist die Folge der Ernährungsstörung. Die letzte Ur¬ 
sache der Phlebosklerose scheint in den meisten Fällen in der mechanischen 
Einwirkung einer abnorm gesteigerten Inanspruchnahme (funktioneller Anstreng¬ 
ung) der Venen zu liegen. H. Ziesche . 

Physiologie und physiologische Chemie. 

788) Lombroso, Ugo. Über die enzymatische Wirksamkeit des nicht mehr 
in den Darm sezemierenden Pankreas. Aus d. physiol. Institut d. Univ. Rom. 
(B. z. Physiol., Bd. XI, H. 3 u. 4, S. 81—100.) 

Die Unterbindung und Durchschneidung des Pankreasduktus hat bei Kanin¬ 
chen, Hund und Taube ein verschiedenes Resultat zur Folge: beim Kaninchen 
tritt eine rasche und starke Abnahme der enzymatischen Tätigkeit des Pankreas 
ein, während sie beim Hund meistens fehlt oder sehr gering ist. 

Dagegen ist das Pankreas der Taube nach Durchschneidung aller drei Duktus 
von bedeutend geringerer enzymatischer Wirksamkeit, als ein nur zum Teil 
operiertes Pankreas. Ein Testierender Teil mit durchschnittenem Ausführungs¬ 
gang hemmt zunächst seine Tätigkeit, um später zur Norm zurückzukehren. 

Da beim Kaninchen im Gegensatz zum Hund keine Stoffwechselstörungen 
eintreten, so schließt Verfasser, daß die von den operierten Drüsen geleistete 
Funktion bei verschiedenen Tieren eine verschiedene ist und die innere Funktion 
des Pankreas nicht von den Lang erhans sehen Zellhaufen abhängt, vielmehr bei 
den Drüsenacini zu suchen sei. 

Betreffs der Wirksamkeit der Verdauungsdrüsen wurde die amylo- und lipo- 
lytische Fermentwirkung untersucht. Dohrtu 

789) Donath, Hedwig. Über Aktivierung und Reaktivierung des Pankreas¬ 
steapsins. Ein Beitrag zur Frage der komplexen Natur der Fermente. Aus 
d. physiol. Inst. d. Univ. Wien. (B. z. Physiol., Bd. X, H. 9—12. S. 390—410.) 

Auf Grund bekannter Analogien zwischen Fermenten und Toxinen bezw. 
ihrer komplexen Natur wird das fettspaltende Ferment der Pankreaslipase unter¬ 
sucht. Eine Aktivierung des Pankreassteapsins (Glyzerinextrakte des Pancreatin. 
absolutum aus der chemischen Fabrik Rhenania) durch Cholsäure tritt anfangs 
parallel der Säuremenge auf, bis oberhalb einer gewissen Grenze weiterer Zu¬ 
satz ohne Einfluß bleibt. Eine Umkehr der Reaktion, Beschleunigung der Syn¬ 
these von Fetten aus Glyzerin und Fettsäuren, läßt sich durch Qiolsäurezusatz 
nicht erzielen. Pankreaspreßsaft nimmt in seiner Wirksamkeit bei längerer Auf¬ 
bewahrung zu, jedoch unter Abnahme seiner Aktivierfähigkeit durch Cholsäure. 
Analog der trypsinaktivierenden Enterokinase enthält die Darmschleimhaut kein 
Steapsin aktivierendes Agens; auch auf wirksame lipasehaltige Emulsion aus 
Rizinussamen wirkt Cholsäure nicht aktivierend, es ist also die Aktivierung durch 
gallensaure Salze nicht für alle fettspaltenden Fermente charakteristisch. Natives 
Pferdeblutserum vermag durch Erhitzen auf 60—63° inaktiviertes Ferment zu 
reaktivieren; auf bei 77—80° inaktiviertes ist dieser Einfluß unmöglich. Bei 
70—100° inaktiviertes Steapsin hemmt die Wirkung eines auch durch Cholsäure 
aktivierten Ferments gleicher Art, Es bleibt aufzuklären, ob ein Antiferment 
vorhanden oder eine Umwandlung des Ferments in einen Hemmungskörper er¬ 
folgt ist Dohrn. 

740) Ginsberg, Wilhelm. Über die Mengenverhältnisse und die physio¬ 
logische Bedeutung der Ozyprotelnsäurefraküon des Harns. Aus d. physiol. 
Inst. d. Univ. Wien. (B. z. Physiol., Bd. X, H. 9—12, S. 411—446.) 

Mittels einer neuausgearbeiteten quantitativen Bestimmung jener N-Fraktion 
des Harns, welche die Gruppe der Oxyproteinsäuren umfaßt, werden in nor¬ 
malem Menschenharn 3,1—6,0 °/ 0 des Gesamt-N zu dieser Fraktion gehörend ge¬ 
funden, sodaß die Oxyproteinsäuren ihrer Gesamtmenge nach anscheinend alle 
N-haltigen Hambestandteile außer Harnstoff übertreffen, nämlich etwa l 1 / a —3 1 / a g 
pro Liter betragen. Bei pathologischen Verhältnissen ergibt sich eine Konstanz 
zwischen Eiweißzerfall und Oxyproteinsäureausscheidung. Dieselbe Konstanz 
zeigt sich beim Hund unter normalen Verhältnissen wie bei Hunger, doch 

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Referate. 


296 


tritt bei Phosphorvergiftung eine erhebliche Verschiebung durch Vermeh¬ 
rung der Oxyprotei’nsäuren auf. Auch bei anderen Tieren (Pferd, Kaninchen, 
Gans) kommt die Hamfraktion der Oxyprotei’nsäuregruppe ungefähr in gleicher 
relativer Menge vor wie beim Menschen und Hund. Die Oxyprotelnsäuren 
diffundieren leicht, liefern bei hydrolytischer Spaltung Leucin und andere Amino¬ 
säuren und lassen sich als Eiweißabbauprodukte auflassen. Dohm ,. 

741) von Fürth, Otto u. Schütz, Julius. Ein Beitrag zur Methodik der 
Versuche über Fettresorption aus isolierten Darmschlingen. Aus d. Lab. f. 
med. Chem. a. d. Univ. Wien. (B. z. Physiol., Bd. X, H. 9—12, S. 462—472.) 

Die Resorption von Neutralfetten, Fettsäuren und Seifen ist in den Ver¬ 
suchen an isolierten Katzendarmschlingen mit und ohne Zusatz von Galle oder 
Pankreaspreßsaft immer eine sehr geringe, nur einem kleinen Bruchteil der 
normalen physiologischen Leistung des Darmes entsprechend. Bei der bestehenden 
schwierigen experimentellen Versuchsanordnung sind physiologische Schlu߬ 
folgerungen auf die Vorgänge im normalen Darm »nur mit allergrößter Vor¬ 
sicht« zu ziehen. Dohm. 

742) Glaesaner, E. u. Pick, E. P. Über Phloridzindiabetes. Aus d. k. k. 
serotherap. Inst. (Prof. Paltauf) u. d. path.-chem. Lab. d. k. k. Krankenanstalt 
»Rudolfstiftung« (Dr. Freund) in Wien. (B. z. Physiol., Bd. X, H. 9—12, 
S. 473-489.) 

Die Phloridzinglykosurie wird durch Aminosäuren (Alanin, Glykokoll, Aspara- 
gin, Glutaminsäure und Leucin) zum Teil erheblich gesteigert. Da milchsaures 
Na von Einfluß, so ist die Wirkung teilweise auf N-freie Gruppen zurückzuführen; 
da Acetamid wirkungslos, so erscheint die Stellung der Aminogruppe wichtig. 

Bei Hungertieren wirken Aminosäuren teils schwächer, teils gamicht. 

Zur Orientierung über den Angriffspunkt des Phloridzin im Tierkörper dient 
der Nachweis desselben in den Organen. Blut, Leber und Nierenextrakt mit 
Phloridzin vergifteter Tieren werden Kaninchen und Hunden injiziert und mehr 
oder weniger Glykosurie erzeugt. Es war in Blut, Leber und Niere normaler 
mit 2 g Phloridzin vergifteter Tiere Phloridzin nachweisbar. Bei nephrekto- 
mierten Kaninchen ist erst nach Dosen von 3 g Phloridzin eine Glykosurie zu 
konstatieren. Das Vorhandensein der Niere erscheint also für die Erhaltung des 
Phloridzin notwendig. Dohm. 

748) Brasch. Über das Verhalten nicht g&rungsfähiger Kohlehydrate im 
tierischen Organismus. Mit besonderer Berücksichtigung des Diabetes. Aus 
d. I. med. Klinik in München. (Ztschr. f. Biol. 1907, Bd. 50, H. 2, S. 113—162.) 

Verfasser stellte Versuche an über die Verwertung: 1. der Galaktose, 2. der 
Pentosen (Arabinose, Xylose, Rhamnose) im Organismus. 

I. Versuche mit Galaktose. Normale Menschen, Diabetiker sowie Hunde und 
Kaninchen, die durch Phlorhidzin diabetisch gemacht waren, wurden mit Galak¬ 
tose gefüttert. Es zeigte sich zunächst, daß die Assimilationsgrenze für Galak¬ 
tose beim normalen Menschen viel niedriger liegt als die für Dextrose; wird 
mehr als 30—40 g Galaktose gegeben, so tritt ein Bruchteil des über die Assi¬ 
milationsgrenze hinaus zugeführten Zuckers im Harne auf. Ähnlich verhielt es 
sich beim Hunde; es gelang nicht, diesen durch Milchfütterung an die voll¬ 
kommenere Verwertung der Galaktose zu gewöhnen. Beim Diabetiker trat nach 
Galaktosefütterung eine unzweifelhafte Vermehrung des Traubenzuckers im Harne 
auf, außerdem aber auch eine beträchtliche Menge Galaktose (im Gegensatz zu 
den Versuchen von F. Voit, der gar keine und Sandmeyer, der nur Spuren 
von Galaktose im Ham wiederfana; wahrscheinlich ist sie ihnen entgangen). — 
Beim Hunde, der durch Phlorhidzin diabetisch gemacht war, erfolgte nach 
Galaktosefütterung ein Abfall der N-Ausscheidung: ein Teil der Galaktose wird 
verbrannt und dadurch eine gewisse Menge Eiweiß vor Zersetzung geschützt. 
Die Assimilationsgrenze liegt beim phlorhidzin-diabetischen Hunde nicht höher 
als beim normalen. 

Ebenso verwerten die phlorhidzin-diabetischen Kaninchen einen großen Teil 
der eingeführten Galaktose; auch die subkutan eingeführte Galaktose wird beim 
Kaninchen nahezu in gleicher Weise verwertet wie die per os eingefuhrte. 

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296 


Referate. 


II. Versuche mit Pentosen. In den Versuchen an Hunden wie an Kaninchen 
trat nach Fütterung von Pentosen Erhöhung der N-Ausscheidung ein. Beim 
diabetischen Menschen war dagegen eine Steigerung der N-Ausscheidung nur 
bei der Arabinose zu erkennen. 

Hungernde, nicht diabetische Hunde zeigten unter der Einwirkung von ein¬ 
geführten Pentosen eine ganz bedeutende Erhöhung des Eiweißumsatzes (im 
Gegensätze zu der eiweißsparenden Wirkung des Traubenzuckers beim hungern¬ 
den Tiere); beim Kaninchen ist diese Wirkung nicht so eindeutig festzustellen. 
Beim Hunde darf man annehmen, daß die verabreichten Pentosen nicht als 
Glykogenbildner aufzufassen sind. Meimrtz . 

744) Fraenkel, A. Bemerkungen zu der Abhandlung des Herrn Carl Voit 
»Über die Zersetzung bei Atemnot« in Band XLIX dieser Zeitschrift. (Ztschr. 
f. Biol. 1907, Bd. 60, H. 2, S. 164-167.) 

Verfasser ist nicht wie Voit der Ansicht, daß die Steigerung der Eiwei߬ 
zersetzung bei der Dyspnoe im wesentlichen von der Anstrengung der Muskeln 
herrührt, ebensowenig, daß auch bei der größten Atemnot der Gesamtorganis¬ 
mus keinen Ausfall an Sauerstoff erleidet. Die Erfahrungen von Zuntz und 
seinen Schülern bei der Bergkrankheit sprechen gegen die letztere Anschauung, 
die Erfahrungen Oppenheims, nach denen eine Beziehung zwischen der Größe 
des Eiweißumsatzes und der Befriedigung des Sauerstoffhungers bei der Arbeit 
besteht, gegen den ersten Punkt. Endlich haben Verfasser und Geppert an 
Hunden, die sie der Wirkung verdünnter Luft aussetzten, direkt nachgewiesen, 
daß verminderte Sauerstoffaufnahme verstärkten Eiweißzerfall, und zwar unab¬ 
hängig von abnormer Muskelleistung und Einflüssen der Ernährung, zur Folge hat 

Meimrtz . 


745) Stendel, H. Über die Bildung von Pyrimidinderivaten aus Purin¬ 
körpern. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 53, S. 608—513.) 

Verfasser unterzog die von Burian (Ztschr. f. physiol. Chem., Bd. 61, S. 438) 
veröffentlichten Versuche über die Bildung von Pynmidinderivaten aus Purinbasen 
einer Nachprüfung, und gelangt zu Resultaten, die in direktem Widerspruch mit 
denen von Burian stehen. Die vermeintlichen Pyrimidinderivate (Isocytosin, 
6 Aminopyrimidin, 6 Oxypyrimidin, Urazil) sind nach den Versuchen des Verfassers 
nichts anderes wie Guanin bezw. Adenin, die der ersten Fällung entgangen sind 
und wahrscheinlich erst beim Zurückneutralisieren ausgefallen sind. ßrahm . 


746) Krimberg, R. Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Huskeln. IX. 
Mitteilung. Zur Frage über die Konstitution des Kamitins. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1907, Bd. 53, S. 514—525.) 

Verfasser gelang der Nachweis, daß das Kamitin ein y-T rimethyloxybutyro- 
betain darstellt. Zur Aufklärung der Struktur des Kamitinmoleküls diente der 
Versuch über die Einwirkung der Jodwasserstoffsäure auf das Kamitin, wobei 
als Reduktionsprodukt ^-Trimethylbutyrobetain erhalten wurde. Letzteres wurde 
identisch mit dem nach Willstätter (Ber. d. deutsch. Chem. Ges., Bd. 35, 
S. 617), synthetisch gewonnenen, gefunden. Im Kamitinmolekül ist jetzt nur 

noch die Lage der OH-Gruppe festzulegen. Ver- ✓ O-CO 

fasser hält die Stellung für wahrscheinlich, ) tt' I 

und gibt dem Kamitin nachstehende Formel: s;s _CH qH_CH 


Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm. 

747) Achard et Paisseau. L’ölimination rönale de 1’acide urique ötudiöe 
par la mdthode histo-chimique. (Histochemische Untersuchung der Harnsäure- 
Ausscheidung.) (IX* Congres de medecine, Paris, 1907.) 

Die Verfasser haben die Harnsäure-Ausscheidung durch die Niere nach der 
Antonschen Methode (Schwärzung der Harnsäure durch AgNO s ) studiert. Die 
Ausscheidung vollzieht sich nach ihnen in den Tubuli contorti und dem auf¬ 
steigenden Teile der Henleschen Schleifen. Die Harnsäure ist als schwarze 
Kömelung in den Epithelzellen nachweisbar. Das Eindringen der Harnsäure in 
die Zellen ist an ihre sekretorische Aktivität gebunden; denn die erkrankten 
oder abgetöteten Zellen imprägnieren sich nur sehr wenig mit AgNO$. So z. B. 

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Referate. 


297 


weisen sie nach künstlicher Hydronephrose durch Ureterenligatur und dadurch 
erzielter Sekretionshemmung nur ganz geringfähige Kömelung auf. Verfasser 
empfehlen diese histochemische Methode zum Studium der Nierenfunktion. 

Martin Cohn . 

748) Wiechowski, Wilhelm. Die Bedeutung des Allantoins im Hams&we- 
stoffwechseL Aus d. pharmakol. Inst. d. deutsch. Univ. Prag. (B. z. Physiol., 
Bd. XI, H. 3 u. 4, S. 109—131.) 

Die zahlreichen Widersprüche in der Literatur über die Bedeutung des 
Allantoins beseitigt Verfasser durch den endgültigen Nachweis, daß Allantoin 
als ein konstantes terminales Produkt des Säugetierstoffwechsels anzusehen ist. 
Verfasser hat eine gute Methode ausgearbeitet (auf die im Original verwiesen 
werden muß) zur quantitativen Allantoinbestimmung im Ham. Dohm . 

749) Gangström, E. Über den Nachweis der Glyoxyls&ure und ihr Vor¬ 
kommen im Menschenham. Aus d. physiol.-chem. Institut d. Univ. Straßburg. 
(B. z. Physiol., Bd. XI, H. 3 u. 4, S. 132—142.) 

Entgegen den positiven Befunden Eppingers wird das Auftreten von Gly- 
oxylsäure im Ham (von 302 Individuen der Straßburger Kliniken) nicht bestätigt. 
Die neue Methode zum Nachweis beruht auf der Überführung in Oxalsäure oder 
in die AmidoguanidinVerbindung. Verfütterte Glyoxylsäure wird im Tierkörper 
so schnell zerstört, daß man sie im Ham nicht wiederfindet. Die Bedingungen 
dieser Zerstörung sollen ermittelt werden. Dohm . 

760) P&ladino, Raffaele. Über das spektroskopische und chemische Ver¬ 
halten des Pigmentsekretes von Aplysia punctata. Aus d. ehern. Abt. d. zool. 
Station u. d. physiol.-chem. Inst. d. Univ. Neapel. (B. z. Physiol., Bd. XI, H. 1 
u. 2, S. 66—70.) 

Das bei Reizung der Aplysia punctata auftretende schleimige, violette Drüsen¬ 
sekret nimmt am Licht mit Säuren eine rote Färbung an, mit Alkalien eine 
blaue und nach dem Erwärmen grüngelbe. Das Absorptionsspektrum des 
violetten Farbstoffs ist in seinem Verhalten Reagentien gegenüber ungemein 
variationsfähig. Die bisherige chemische Untersuchung ergab das Vorhanden¬ 
sein von Fe und Mn neben N. Dohm . 

761) Bocchi, Ottorino. Über das Urochrom. Aus d. Inst. f. Pathol. zu 
Parma. (B. z. Physiol., Bd. XI, H. 1 u. 2, S. 79—80.) 

Methode zur Darstellung des sog. Urochroms. Die erhaltene Substanz ist 
reiner als nach dem Verfahren von Garrod. Dohm . 

762) Mansfeld, G. Das Wesen der sogenannten Lipolyse. Aus dem phar- 
makolog. Inst, der Univ. Budapest. (Zbl. f. Physiol. 1907, Nr. 20, S. 666.) 

Bei Durchleitung von Luft durch ein Gemisch von Blut und Fettemulsion 
verschwindet eine bedeutende Menge Fett. Es sollen bei diesem Prozeß aus 
dem Fett dialysierbare Stoffe entstehen. Als Ursache der Zersetzung wurde ein 
im Blut, resp. Chylus vorhandenes Ferment angenommen. 

Verfasser stellte nun in genauen Untersuchungen die Menge des Gesamtfettes, 
sowohl des gebundenen als des nichtgebundenen vor und nach der Lipolyse fest. 

Er fand, daß in der Tat nach Luftdurchleitung 86°/ 0 des Fettes mit Äther 
nicht mehr extrahierbar waren. Dagegen war eine große Menge gebundenen 
Fettes nachzuweisen, sodaß der Ätherextrakt vor der Lipolyse dem Ergebnis 
der Gesamtfettbestimmung nach der Lipolyse völlig entsprach. Ferner konnte 
er zeigen, daß das Fett größtenteils an Eiweißkörper gebunden war; je mehr 
Eiweiß in der Mischung vorhanden war, um so weniger Fett ließ sich nach 
dem Versuch ausschütteln. — Wurde reines Hühnereiweiß und Oleum olivarum 
zu den Versuchen verwandt, so kam ebenfalls die scheinbare Lipolyse zur Be¬ 
obachtung. 

Verfasser kommt zu dem Schluß, daß eine fermentative Lipolyse bei dem 
Versuch der Luftdurchleitung nicht, oder nicht in nennenswertem Umfange vor 
sich geht. Sie wurde dadurch vorgetäuscht, daß das Fett eine Bindung und 
zwar an Eiweißkörper eingeht, die es der direkten Petrolätherausschüttelung 
entzieht. Beuttenmüller. 

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N. F III. Jahr*. 


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298 


Referate. 


763) London, £. S. u. Polowzowa, W. W. Zum Chemismus der Verdau¬ 
ung im tierischen Körper. XVI. Mitteilung. Weitere Verdauungs- und Resorp- 
tionsversuche. (Ztschr. f. physiol. Chem., Bd. 53, S. 429—452.) 

Im Verfolg früherer Versuche teilen Verfasser ihre Resultate mit über Ver¬ 
suche zwecks Aufklärung der Resorptionsverhältnisse im Darm bei verschieden¬ 
artiger Nahrung. Es wurden sowohl lösliche Produkte der Eiweißverdauung 
als auch kohlehydrat- und fetthaltige Lösungen verwendet. Die benutzte Me¬ 
thodik wird ausführlich beschrieben. Die Versuche ergaben, daß Eiweißabbau¬ 
produkte im Jejunum sehr rasch zur Resorption gelangen, indem von demselben 
im Laufe von 10—20 Minuten ca. 50 °/ 0 der eingeführten Menge resorbiert werden. 
Durch ausschließliche Magenverdauung ohne Einwirkung der Duodenalsäfte 
werden die Eiweißsubstanzen in einen durch den Darm gut resorbierbaren Zu¬ 
stand übergeführt. Magendarmverdauungsprodukte des Eiweißes können in 
gleicher Weise zur Resorption gelangen wie Magen Verdauungsprodukte. Die 
Produkte der Eiweißverdauung werden im gesamten Dünndarm nicht vollkommen 
resorbiert, denn es können noch ca. 60 % N zur Resorption gelangen. Darnach 
könnte die Rolle des Dickdarmes größer sein als bisher angenommen wird. Bei 
Versuchen über die Resorption von Eiweißspaltungsprodukten im Dünndarm zeigte 
es sich, daß die aus der Mitte des Dünndarms stammenden Produkte der Ei¬ 
weißverdauung nochmals Resorption bis auf 70,6 °/ 0 im Darme erlitten. Über die 
Veränderungen, die die aus dem Duodenum stammenden Verdauungssäfte (Magen¬ 
saft, Galle, Pankreassaft) auf dem Wege bis zum Dickdarm in betreff ihres N- 
Gehaltes erleiden, ließ sich feststellen, daß dieselben zur Resorption kommen. (Es 
wurden 36,8 °/ 0 Flüssigkeit und 80,7 °/ 0 N resorbiert) 

Die Bedeutung der duodenalen Verdauungssäfte ist nach Ansicht der Ver¬ 
fasser nicht darin zu suchen, daß dieselben die aus dem Magen in den Darm 
gelangenden löslichen Verdauungsprodukte in besser resorbierbaren Zustand über¬ 
zuführen bestimmt sind, sondern im Interesse der Assimilation weniger kom¬ 
plizierte Moleküle davon abspalten. Betreffs des Konzentrationsgrades, in dem 
die Eiweißabbauprodukte im Darme zur Resorption gelangen, ließ sich fest¬ 
stellen, daß sie in annähernd derselben Konzentration resorbiert werden, wie sie 
in den Ausgangslösungen enthalten sind. Im Mittel war die N-Konzentration 
bei der Resorption 0,39 °/ 0 . Das Glykokoll wird in gleichem Maße wie die 
höheren Produkte der Eiweißspaltung resorbiert Die Zeitintervalle zwischen 
Einspritzung und Anfang der Ausscheidung von je 40—50 ccm Versuchslösung 
betrug 2—7 Minuten (Schnelligkeit der Darmperistaltik). Die Zeitintervalle zwischen 
Einspritzung und Ende der Ausscheidung von je 40—50 ccm Versuchslösung 
(Zeit des Verweilens derselben im Darm) betrug 10—20 Minuten. Als Versuchs¬ 
flüssigkeit zur Erforschung der Frage der Fettresorption diente eine 1 proz. 
Lösung von Monobutyrin und oleinsaure Natronlösung. Es konnte festgestellt 
werden, daß wässrige Lösungen von Monobutyrin und oleinsaurem Natrium den 
Darm langsamer passieren als eiweißspaltprodukthaltige Flüssigkeiten. Olein¬ 
saures Natrium wird in viel geringeren Proportionen im Darm resorbiert, als 
dies bei Monobutyrin und bei N-haltigen Flüssigkeiten der Fall ist. Vom Jejunum 
aus bewirkt oleinsaures Na reichliche Absonderung der transpylatorischen Säfte 
(Darmsaft). Zucker- bezw. Dextrinlösungen kommen im Jejunum sehr rasch zur 
Resorption, einzelne Portionen können in toto resorbiert werden. Dextrinlösungen 
bewirkten vom Jejunum aus fast gar keine Gallenabsonderung, dagegen sehr 
reichliche Pankreassaftabsonderung. Über das Verdauungs vermögen der Duode¬ 
nalsäfte wurde festgestellt, daß das Verdauungsvermögen für Eiweißstoffe bei 
12stündiger Brutschrankwirkung im Mittel 75,9°/ 0 beträgt; davon bilden die 
Peptone die Hälfte. Der Effekt der Verdauung scheint im direkten Zusammen¬ 
hang mit der Luftmenge zu stehen. Kohlehydrate werden in geringer Menge 
von 13°/o verdaut, wobei das Verhalten der Spaltungsprodukte (Dextrin und 
Zucker) keine Konstanz zeigt. Die Fettspaltung wird im Mittel durch 10,13 ccm 

zur Neutralisation der freien Säure verbrauchte ^ NaOH-Lösung ausgedrückt; 

dabei steht der Verdauungseffekt mit der Fettmenge in keinem direkten Zu¬ 
sammenhänge. Brahm . 

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Referate. 


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754) Fumihiko, Urano. Neue Versuche über die Salze des Muskels. Aus 

d. physiol. Institut d. Univers. Würzburg. (Ztschr. f. Biol. 1907, Bd. 60, H. 2, 
S. 212—246.) 

Verfasser analysierte den Preßsaft des Froschmuskels, nachdem er die 
zwischen den Muskelfasern befindliche Flüssigkeit durch Diffusion (mit Hilfe 
einer 6proz. Rohrzuckerlösung) verdrängt hatte. Er gewann bis über 60°/ 0 des 
Muskelgewichts an Preßsaft. — Verfasser kommt zu folgenden Ergebnissen: 

1. Durch isotonische Lösungen von Rohrzucker läßt sich der Froschmuskel 
natriumfrei machen. Dadurch wird bewiesen, daß dieses Metall nur der Muskel¬ 
lymphe oder der Zwischenflüssigkeit angehört. Auf Grund des Natriumgehaltes 
des gesamten Muskels läßt sich das Volum der Zwischenflüssigkeit auf 1 / 6 des 
Muskelvolums berechnen. 

2. Das Magnesium muß in einer anderen Verteilung im Muskel vorhanden 
sein als das Kalium und Kalzium, weil es im Preßsaft in geringerer Konzen¬ 
tration auftritt als im Gesamtmuskel. 

3. Bei der Bereitung des Preßsaftes findet eine starke Zunahme der mole¬ 
kularen Konzentration statt, die offenbar durch die Zerkleinerung des Muskels 
bedingt ist und die auf der Abspaltung von wasserlöslichen Bestandteilen aus 
dem Stroma beruhen muß. Zweifellos ist an dieser Konzentrationszunahme in 
erster Linie die Phosphorsäure beteiligt, in zweiter Linie könnte auch die Bil¬ 
dung von Milchsäure in Betracht kommen. 

4. Dem Froschmuskel kommt ein nicht unbeträchtlicher Gehalt an Sul¬ 
faten zu. 

5. Die der Asche des Muskelpreßsaftes eigentümlichen Mineralstoffe sind, 

mit Ausnahme eines Teils der Schwefelsäure, als in dem Preßsaft vorgebildet 
zu erachten. Meinertz . 

755) Koch, W. Zur Kenntnis der Schwefelverbindungen des Nerven¬ 
systems. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 63, S. 496—607.) 

Die Schwefelverbindungen des Nervensystems teilt Verfasser in vier Gruppen 
ein, die er mit Si, S 2 , S 8 , S 4 bezeichnet. S x = Lipoide: löslich in Alkohol oder 
Äther oder beiden, unlöslich in 0,6proz. mit Chloroform gesättigter HCl. S a = 
Extraktivstoffe: durch 96proz. Alkohol aus den Geweben zu entfernen. Löslich 
in 0,5proz. mit Chloroform gesättigter HCl. S 3 = Extraktivstoffe: durch 6-6- 
malige jedesmal 24 Stunden dauernde Extraktion mit kaltem Wasser aus dem 
in siedendem Alkohol aus Äther imlöslichen Anteil der Gewebe erhalten. (Chloro¬ 
formzusatz bei der Extraktion vorteilhaft.) S 4 = Proteinkörper: durch andauernde 
Behandlung mit heißem Alkohol und Äther und sechsmalige Extraktion mit 
kaltem Wasser von allen anderen Substanzen bis auf einen kleinen Rest an¬ 
organischer Substanz befreit. S!: Lipoidschwefel. Protagonähnlicher Körper 
S = 0,88 °/ 0 . Aus seinen Versuchen schließt Verfasser, daß Protagon eine Ver- 

O 

II 

bindung im Sinne der Gleichung: Lezithin—O—S—O—Cerebrin sei. 


Bekanntlich läßt sich Lezithin nicht mit kaltem Alkohol oder Äther, worin 
in reinem Zustande löslich, aus dem Protagon entfernen. Da sich mit 6proz., 
mit Chloroform gesättigter HCl in der Kälte nur minimale Mengen Schwefelsäure 
gewinnen lassen, geht daraus hervor, daß die Schwefelsäure sich mit dem 
Cerebrin in esterartiger Verbindung befindet. Verfasser hält das Studium der 
Zusammensetzung des Protagongemisches für wichtiger, als die Feststellungen, 
ob ein einheitlicher Körper vorliegt oder nicht. Der Lipoidschwefel ist vorwiegend 
in der weißen Nervensubstanz vorhanden. Dieser im Protagongemisch enthaltene 
Schwefelkörper scheint der einzige Lipoidschwefelkörper zu sein, da das Ver¬ 
hältnis von Schwefel: Cerebrin sich im Corpus callosum beinahe genau wie im 
Protagon berechnet. S: Cerebrin = 1:86 im Corpus callosum, S: Cerebrin: = 
1 :83 in Protagon. S 2 : Neutralschwefel besteht aus anorganischen Sulfaten und 
taurinartigen Schwefel Verbindungen. S 3 : Anorganische Sulfate.. Diese Gruppe 

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300 


Referate. 


enthält außer anorganischen Sulfaten nie mehr als 1 °/ 0 der Gesamttrockensub¬ 
stanz des Gehirns an organischer Substanz. Über a / 8 dieses Schwefels läßt sich 
durch Barymchlorid direkt nach weisen. S 4 : Proteinschwefel. 1. Schwefelgehalt 
des Neurokeratins 1,60—2,24 °/ 0 . 2. Schwefelgehalt des Nukleoproteins 1,29 °/ 0 . 
3. Globulin koaguliert bei 47°—50 °C. 4. Globulin bei 70 °C koaguliert. Bei 
beiden ist der Schwefelgehalt nicht bestimmt. Die Versuche des Verfassers über 
die quantitative Verteilung des Schwefels auf die verschiedenen Gruppen ergaben 
nachstehende Resulte: 



Graue Rindensubstanz 

Corpus callosum 


In °/o 

der Trocken¬ 
substanz 

In */, 

des Gesamt¬ 
schwefels 

In */. 

der Trocken¬ 
substanz 

In */. 

des Gesamt¬ 
schwefels 

Sj Lipoid.... 

0,033 

7,2 

0,180 

35,9 

iS, Neutral . . . 

0,050 

10,9 

0,025 

5'° 

(S. Sulfate. . . . 

| S, Sulfate.... 

| S a Protaminähnlich. 

0,0071 
0,020 i 

5,9 

0,006 j 
0,0111 

3,4 

0,013 

2,8 

0,023 

4,6 

S 4 Globulin . . . 

}S 4 Neuroprotein. . 

0,125 

0,166 

27,2 j 

36,0 t 

0,040 

8,0 

fS 4 Neurokeratin. . 

Gesaiütschwefel . . 

(Kon trollbestimmung) 

0,046 

10,0 

0,216 

43,2 

0,460 

0,430 


0,501 

0,420 



Aus der Tabelle geht hervor, daß in der grauen Substanz Nukleoprotein, 
Globulin und Neutralschwefel, in der weißen Substanz Neurokeratin und Lipoid¬ 
schwefel vorherrschen. 

Versuche des Verfassers, ob Oxydationsreaktion bei Geisteskrankheiten den 
gestörten Stoffwechsel des Nervensystems bedingen, ergaben, daß bei allen unter¬ 
suchten Fällen der Dementia praecox eine Verringerung des Neutralschwefels 
auf 3ß°/ 0 in Durchschnitt beobachtet wird, mithin es sich um eine gestörte 
Oxydation handelt auf Kosten des intermediär gebildeten Neutralschwefels. 

Brahtn. 

766) Mellanby, J. The precipit&tion of the proteins of horse serum. (Die 
Fällung des Eiweißes im Pferde-Serum.) Aus dem Wellcome Physiological 
Research-Laboratory und dem Physiologischen Laboratorium Cambridge. (Joum. 
of Physiol. XXXVI, 1907, H. 4 u. 5, S. 290.) 

Verfasser geht davon aus, daß es bisher nicht erwiesen ist, daß durch die 
Halbsättigung mit (NH^SOi wirklich zwei verschiedene Klassen von Eiweiß- 
körpem getrennt werden; insbesondere ist es noch fraglich, ob die wasserlösliche 
Fraktion des durch derartige Fällung erhaltenen „Globulins“ nicht mit einem 
Serum-Albumin identisch sei. 

In seinen Untersuchungen hat Mellanby die unter verschiedenen Bedingungen 
aus dem Serum fällbare Eiweißmenge durch Wägung der Koagula im nativen 
Serum und im Filtrate nach der Fällung bestimmt 

Bei Verwendung der Neutralsalze als Fällungsmittel zeigt sich, daß die durch 
Variation der Salzkonzentration erhaltenen Kurven keinen Knick enthalten. Es 
stellt sich also die Menge des ausgefällten Eiweißes als eine kontinuierliche 
Funktion der Salzkonzentration heraus, was Mellanby zu dem Schlüsse fährt, daß 
diese Salze sich schlecht zur Trennung verschiedener Eiweißkörper eignen. 

Salze, deren Konstituenten gleichwertig sind (z. B. NaCl), fällen eine ihrer 
Konzentration proportionale Menge, während bei Salzen aus ungleichwertigen 
Konstituenten (z. B. (NH 4 ) 2 S0 4 ) die Proportionalität zwischen dem Quadrate der 
gefällten Menge und der Salzkonzentration besteht. 

Geeigneter zur Trennung der verschiedenen Eiweißkörper sind die Salze 
der Schwermetalle. 

Aus seinen zahlreichen Versuchen, deren Details im Original nachgelesen 
werden müssen, folgert Mellanby, daß die Salze mit den Eiweißkörpern Ver- 

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Referate. 


301 


bindungen eingehen, die aber bei den Neutralsalzen nur dann von Dauer sind, 
wenn ein Überschuß von Salz vorhanden ist. 

Noch geeigneter als die Schwermetalle zur Fraktionierung des Serumeiweißes 
ist der Alkohol. 

Nach dem Verfasser existieren im Serum drei Eiweißkörper, nämlich ein 
Globulin, das ca. 3°/ 0 des Gesamteiweißes ausmacht, und zwei Albumine, die 
etwa 85°/ 0 (a) u. 12°/ 0 (ß) darstellen. Das Albumin ß ist dasjenige, welches 
man kristallisiert erhalten kann. Reach. 

757) Haslam, EL C. Separation of Proteins. Part II. Deuteroalbumose. 
(Trennung der Proteide II. Teil, Deuteroalbumose.) Aus dem Pathologischen 
Laboratorium, Cambridge. Joum. of Physiology XXxVI, 1907, H. 2 u. 3, S. 164.) 

In seinen einleitenden Betrachtungen, die hauptsächlich eine Polemik gegen 
E. P. Picks fraktionierte Fällung der Albumosen sind, kommt H. zu dem Schluß, 
daß es bis auf seine Untersuchungen niemandem gelungen ist, eine einheitliche 
Albumose darzustellen. Sein Verfahren unterscheidet sich von dem Pickschen 
wesentlich dadurch, daß er durch wiederholtes Fällen und Lösen zu reinen 
Substanzen zu kommen trachtet. So werden zunächst sämtliche Albumosen 
durch wiederholte Sättigung mit (NH 4 ) a S0 4 von den Peptonen und verwandten 
Körpern getrennt. Dann werden in ähnlicher Weise durch wiederholte Halb¬ 
sättigung die primären von den sekundären Albumosen getrennt So dargestellte 
sekundäre Albumosen können nicht mehr durch verschieden starke Sättigung mit 
(NH 4 ) a S0 4 oder ZnS0 4 in distinkte Körper getrennt werden. Hingegen gelingt 
das durch Hinzufügen eines gleichen Volumen Alkohol. Nach Haslam sind 
in der Deuteroalbumose — ähnlich wie er es früher für die Protoalbumose ange¬ 
geben hat — zwei Körper: die in gleichen Teilen Wasser und Alkohol unlös¬ 
liche «-Deuteroalbumose und die lösliche ^-Deuteroalbumose. Beide haben die¬ 
selben Fällungsgrenzen mit (NH 4 ) a S0 4 . Die Fällung beginnt bald nach der Halb¬ 
sättigung und ist nahezu komplett bei der 4 / 6 Sättigung. Beide Körper ver¬ 
halten sich ähnlich, wenn auch nicht gleich, bei der Millonschen, Glyoxyl- 
und Molischschen Reaktion. Haslam bestreitet die Existenz einer besonderen 
Glykoalbumose. Auch die Heteroalbumose enthält nach ihm die Kohlehydrat¬ 
gruppe; das gegenteilige Resultat Picks soll auf der Verwendung unreiner Al¬ 
bumose beruhen. Reach. 

758) Kleinschmitt» A. Hydrolyse des Hordeins. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1907, Heft 54, S. 110—118.) 

Bei der Hydrolyse durch Säuren erhielt Verfasser nachstehende Resultate 
auf 100 g reines Hordein vom N-Gehalt 17,21 °/ 0 berechnet. 


Glykokoll 

0 

Serin 

0,10 

Alanin 

1,34 

Tyrosin 

4,00 

Aminovaleriansäure 1,40 

Histidin 

0,51 

Luzin 

7,00 

Arginin 

3,14 

«-Prolin 

5,88 

Lysin 

0 

Phenylalanin 

5,48 

Ammoniak 

4,34 

Glutaminsäure 

41,32 

Leuzinimid 

0,54 

Asparaginsäure 

1,32 


76,41 


Gliadin und Hordein sind nicht als identisch zu betrachten. Brahm. 

759) Argiris, Alfred. Zur Kenntnis des Neurokeratins. (Ztschr. f. physio- 
log. Chem. 1907, Heft 54, S. 86—94.) 

Verfasser behandelte zur Darstellung des Neurokeratins zerkleinerte mensch¬ 
liche Gehirne mit Azeton, rieb dieselben durch ein feines Haarsieb und behan¬ 
delte die erhaltene Masse nach einander mit Äther, 75proz. Alkohol und 
gleichen Teilen Benzol und Alkohol. Die abfiltrierten Massen wurden der trypti- 
schen Verdauung ausgesetzt und die feinpulverige Masse wurde wieder mit 
Alkohol und Benzolalkohol behandelt, wieder der tryptischen Verdauung ausge¬ 
setzt und dann die Extraktion mit oben genannten Lösungsmitteln solange fort¬ 
gesetzt, bis die Verdauungsflüssigkeit keme Biuretreaktion mehr gab und die 
Benzolalkohol- und Alkohollösungen keine Myelinsubstanzen mehr enthielten. 

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302 


Referate. 


Der zurückgebliebene feine Brei wurde mit 0,1 °/ 0 HCl, Wasser, Alkohol und 
Äther behandelt. Das so gewonnene Neurokeratin gibt die Proteinfarben¬ 
reaktionen nicht, die Probe von Adamkiewicz nur sehr schwach, ebenso die 
Molischsche Probe nicht oder nur sehr schwach. Der Aschengehalt betrug 
im Mittel 0,62 °/ 0 . Die Zusammensetzung war C = 66,62, 56,59°/ 0 . H = 7,51, 
7,4 °/q. N = 14,16, 14,17 °/ 0 . S = 2,24, 2,31 °/ 0 . Durch die Säurehydrolyse ließen 
sich in °/ 0 gewinnen: 

Lysin = 2,72, 2,68 °/ 0 . Arginin = 2,28, 2,19°/ 0 . Histidin — 0,76 °/ 0 . Tyrosin — 
4,6°/ 0 - Cystin = 1,5°/ 0 . Durch Hydrolyse von Roßhaaren isolierte Verfasser 
Lysin = l,12°/ 0 . Arginin = 4,45 °/ 0 . Histidin = 0,61 °/ 0 . Brahm . 

760) Ackermann, D. Ein Beitrag zur Chemie der Fäulnis. (Ztschr. f. 
physiolog. Chem. 1907, Heft 54, S. 1—31.) 

Aus 22 kg Rinderpankreas in 44 1 Wasser wurden nach 2 Monate langem 
Faulen, nach Filtrieren und Einengen des Fäulnisgemisches auf ca. 25 1 nach 
Ansäuren mit Phosphorsäure durch konzentrierte wässerige Gerbsäurelösung bis 
noch ein Niederschlag entsteht, die Eiweißstoffe ausgefallt. Das Filtrat wurde mit 
konzentrierter Ba(OHVLösung versetzt, der Niederschlag mit der Rossel’sehen 
Nutsche abgesaugt, aas Filtrat mit H 2 S0 4 angesäuert, der Überschuß der letz¬ 
teren durch Bleioxyd abgestumpft, filtriert, auf 1 1 eingedampft und nach Zusatz 
von 100 ccm H 2 S0 4 conc. mit ca. 4 kg Phosphorwolframsäure aus^efallt. In be¬ 
kannter Weise wurden aus der Fällung die Basen freigemacht, das schwach¬ 
salpetersaure Filtrat durch AgNO s gefällt und zu dem Filtrate des AgCl und 
des Purinbasensilbers solange AgNO a zugefügt, bis durch Ba(OH) 2 ein brauner 
Niederschlag entstand. Sodann wurde das ganze Filtrat uiit Barytlösung gefällt, 
abfiltriert mit HCl und H 2 S0 4 stark angesäuert und das Filtrat nochmals mit 
Phosphorwolframsäure gefällt. Der so gewonnene weiße feinkörnige Nieder¬ 
schlag wurde auf die freien Basen verarbeitet, die Basenlösung zum Sirup ein¬ 
gedampft und durch kaltgesättigte alkoholische Pikrinsäure gefällt. Aus den 
Pikraten wurden Pentamethylendiamin und Tetramethylendiamin isoliert Der 
durch Pikrinsäure nicht fällbare Teil wurde nach Entfernung der letzteren und 
Konzentrierung der Chloride in absolutem Alkohol gelöst und mit kaltgesättigter 
alkoholischer HgCl 2 -Lösung gefällt. Die Chloride wurden durch H 2 S isoliert, 
zum Trocknen verdampft und mit absolutem Alkohol behandelt. Es wurden 

10.5 g hygroskopische Kristalle gewonnen, die als Pentamethylendiamin identifiziert 
wurden. Es ist hierdurch bewiesen, daß aus Gemengen, die größere Quantitäten 
Tetramethylen- und Pentamethylenchlorid enthalten, durch Alkohol eine Tren¬ 
nung nicht möglich ist, sobald viel Pentamethylenchlorid vorhanden ist. 

Aus der Quecksilberchloridfraktion konnte Verfasser noch Marcitin und 
Put rin isolieren. Durch Konzentration des alkoholischen Filtrates, Aufhehmen 
mit Wasser und Fällung mit wässriger PtCl 4 Lösung, Zerlegung mit H 2 S und 
Fällung der Chloride mit Goldchloridlösung wurden die beiden Körper ge¬ 
wonnen. Marcitin C 8 H 19 N 3 ist zweisäurig und frei von Sauerstoff. Marcitin- 
aurat C 8 H 19 N 3 .2 (HAuC 1 4 ) schmilzt bei ca. 175—178°. Putrin CuH 2 6N 2 0 3 
zweisäurig. Putrinaurat CnH^NjjOs . 2 (HAuC 1 4 ). Schmilzt bei 109—110°, 
orangegelbe Kristallkrusten ohne Kristallwasser. Neurin, Muscarin, Cholin ließen 
sich nicht isolieren. Aus dem Phosphorwolframsäureniederschlag ließ sich noch 
eine Base, Putridin gewinnen. Das Filtrat des HgCl a -Niederschlages wurde 
abwechselnd mit alkoholischer HgCl 2 -Lösung und alkalischer Natriumazetatlösung 
versetzt, der Niederschlag in heißem Wasser gelöst, das Hg-freie Filtrat einge¬ 
dampft, das darin enthaltene Tetramethylendiaminchlorid durch Alkohol ent¬ 
fernt, der zurückbleibende Sirup durch CaCl 2 -Lösung gefällt, die erhaltenen 
Chloride stark eingedampft, alkoholische PtCl 2 -Lösung zugefügt, der Nieder¬ 
schlag mit Wasser aufgenommen, und die freigemachten Chloride mit 30proz. 
Goldchloridlösung gefällt. Die Goldverbindungen stelllen große rhombische in 
der Hitze leicht lösliche Tafeln dar. Dieselben enthalten Kristallwasser. Au- 
Gehalt 43,3 °/ 0 , schmilzt bei 85—87° ohne Zersetzung. Platinsalz enthält 30,2 bis 

30.5 °/ 0 Platin, löslich in Wasser und Alkohol, schmilzt unter Zersetzung bei ca. 
174°, schäumt bei 180°. Es liegt anscheinend ein Isomeres des Muspäriis oder 

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Heferate. 


303 


Betains vor. Das Putridinchlorid bildet weiße hygroskopische Kristalle, die 
optisch inaktiv sind. Auch über das Verhalten der Basen gegenüber einigen 
Alkaloidreagentien finden sich Angaben. Brahm . 

761) Cook, F. C. u. Trescot, T. C. Eine Modifikation zur Trennung von 
Proteosen und Peptonen. (Joum. Americ. Chem. Soc. 1907, Bd. 29, S. 605—606.) 

Zur Vermeidung von Substanzverlusten bei der von Bigelow und Cook 
(joum. Americ. Chem. Soc., Bd. 28, S. 1485) beschriebenen Methode zur Tren¬ 
nung von Proteosen und Peptonen empfehlen Verfasser nachstehende Modifikation. 
50 ccm des Tanninsalzfiltrates werden im Kjeldahlkolben mit einigen Tropfen 
H 2 S0 4 versetzt, der Kolben wird evakuiert und die Lösung auf dem Dampfbade 
zur Trockne verdampft Für den Digestionsprozeß werden 30 ccm H 2 S0 4 und 
kein K 2 S0 4 zugesetzt, da durch das vorhandene NaCl genügend Na a S0 4 gebildet 
wird, das ähnlich wie K 2 S0 4 wirkt. Brahm. 

762) Henriques, V. u. Hansen, C. Über die Bedeutung der sogenannten 
„Pflanzenamide“ für den Stickstoffumsatz im tierischen Organismus. (Zeitschr. 
f. physiolog. Chem. 1907, Heft 54, S. 169—187.) 

Durch ausgedehnte, an Ratten angestellte Fütterungsversuche konnten Ver¬ 
fasser nach weisen, daß Asparagin als einzige N-haltige Substanz in der Nahrung 
nicht in der Lage ist, einen fortwährenden N-Verlust zu verhüten. Wurde 
Asparagin als Beigabe zu einem N-freien Futter gegeben, so wurde festgestellt, 
daß es nicht imstande ist, eine Ersparnis an dem fortgesetzten N-Verluste zu er¬ 
zielen. Aus 8 Tage alten, etiolierten Keimlingen von Vicia faba, Malzkeimen, 
Phaseolus vulgaris isolierte »Amidsubstanzen« sind nicht in der Lage, das Nah¬ 
rungseiweiß zu ersetzen, jedoch läßt sich eine geringere Ersparnis am täglichen 
N-Verbrauch erzielen. Eine eiweißsparende Bedeutung konnte weder für 
»Amide« aus Kartoffeln noch für »Amide« aus Rüben zusammen mit Leim¬ 
pepton verfüttert nachgewiesen werden. Brahm . 

768) Marchlewski, L. u. Rettinger, J. Zur Chemie des Blutfarbstoffes. 
8. Vorläufige Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chemie 1907, Heft 54, S. 151—152.) 

Es gelang den Verfassern nachzuweisen, daß durch Zusammenbringen von 
Hämopyrrol mit Benzoldiazoniumchlorid in ätherischer Lösung beim Stehen aus 
der braunroten Lösung als Hauptprodukt Benzoldisazomethylpropylpyrrol ausfallt. 
Aus dessen Mutterlauge kann man durch Konzentration rubinrote, in Alkohol 
schwerlösliche Kristalle isolieren. Aus der dann resultierenden braunen Lösung 
lassen sich durch Einengen grüne, schlecht ausgebildete Kriställchen gewinnen. 
Dieselben sind unlöslich in Wasser, in Alkohol löslich mit blauer Farbe, die 
durch Alkali in rotviolett umschlägt. Die ätherische rotviolette Lösung der Sub¬ 
stanz erzeugt im Spektrum zwei Bänder. I. X— 601—573. II. X —560—536. Die 
trockene ätherische Lösung gibt mit konzentrierter HCl ein grünes Chlorhydrat, 
das als Niederschlag ausfallt; außerdem scheint noch ein blaues Chlorhydrat zu 
existieren. Der Körper hat starke basische Eigenschaften. Brahm . 

764) Tetzner, Ernst. Beiträge zur Gefrierpunktsemiedrigung physio¬ 
logischer Flüssigkeiten. 1. Mitteilung. Gefrierpunktserniedrigung von Ge¬ 
mischen. (Ztschr. f. physiolog. Chem. 1907, Heft 54, S. 95—109.) 

Wenn in einem Lösungsmittel 2 Niclitelektrolyte gelöst sind, so addieren 
sich deren Depressionen. Ist ein Elektrolyt und ein Nichtelektrolyt vorhanden, 
so ist dies Verhalten zweifelhaft. Die einfachen Gesetze gelten hier nur nähe¬ 
rungsweise. Verfasser verwendete Phenol, Resorzin, d-Glukose, Saccharose und 
Harnstoff in l / 60 — Vboo N-Lösungen und 1 j 26 N NaCl-Lösung und Na 2 S0 4 -Lösung 
an. Benutzt wird ein in */ 20 o° geteiltes Thermometer mit konstanter Quecksilber- 
füllung. Die Korrekturen für Außenbad, Rührwärme und herausragenden Faden 
betragen 0,0002°. Die Unsicherheit der Messung beträgt 0,0005°. Die Depres¬ 
sionen der Nichtelektrolyte werden in verschiedenen Konzentrationen für sich 
bestimmt und durch eine Interpolationsformel ausgedrückt. Die Partialdepres¬ 
sionen summieren sich nicht. Die gefundene Depression der gemischten Lösung 
ist meistens geringer als die Summe und zwar desto geringer, je größer die 
Konzentration der Nichtelektrolyten ist. Die bisherigen Literaturangaben stehen 

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Referate. 


304 


mit den Befunden des Verfassers nicht im Widerspruch. Da die Differenzen 
nur höchstens 0,002° betragen, läßt sich die Gesetzmäßigkeit nicht in einer 
exakten Form wiedergeben. Infolge dessen sind für die Physiologie die Ab¬ 
weichungen zu klein um berücksichtigt zu werden. Die osmotische Konzen¬ 
tration muß beim Mischen geringer werden. Ausgeschlossen ist eine chemische 
Reaktion zwischen den Lösungsbestandteilen als Ursache der zu geringen Depres¬ 
sion. Unwahrscheinlich ist eine Änderung des Polymerisationsgrades. Verfasser 
nimmt dabei eine Abnahme der Dissoziation des Elektrolyten infolge des Zu¬ 
satzes an. Dies steht im Einklang mit früheren Resultaten, speziell der Mes¬ 
sungen von Arrhenius des Leitvermögens ungemischter Lösungen. Die Ur¬ 
sache des Dissoziationsrückgangs scheint die Herabsetzung der Dielektrizitäts¬ 
konstante des Lösungsmittels durch den gelösten Nichtelektrolyten zu sein. 

Brahtn. 


765) S&laskin, S. u. Kowalevsky, Katharina. Über das Schicksal des Phe- 
nylhamstoffs und der Oxanyls&ure im Organismus des HundeB. (Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 210.) 

Diphenylhamstoff, der in Wasser fast unlöslich ist, wird vom Darm nicht 
resorbiert und findet sich im Kot wieder. Nach Fütterung von Phenylhamstoff 
findet sich im Ham dieser nicht wieder, dagegen ist in den ersten 24 Stunden 
Anilin, später p.-Amidophenol nachzuweisen. Die Reaktion vollzieht sich also 
nach Ansicht der Verfasser folgendermaßen: 

1. QHftNH—CO~-NH*+H a O = C 6 H 6 -NH 2 +NH 8 +CO a . 

/NH a 

2. C 6 HaNH a +0 = , woraus sich mit H a S0 4 die Ätherschwefel- 

\OH 

/NH a 

säure des, p-Amidophenols C 6 H 4 < bildet. Die dem Phenylhamstoff 

\OSO a . OH 

nahestehende Oxanylsäure C 6 H 6 —NH—CO—COOH wird im Ham unverändert 
ausgeschieden. Pincussohn. 


766) Büchner, Eduard u. Hoffmann, Robert. Einige Versuche mit Hefe» 
preßsaft. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 215.) 

An eingetauchte Fibrinflocken wird die Endotryptase des Hefepreßsaftes fest¬ 
gelegt, und kann durch Verflüssigung von Gelatine nachgewiesen werden. Außer¬ 
dem wird aber wenigstens ein Teil des für den GerinnungsVorgang wichtigen 
Enzyms an die Flocken gebunden. — Eine Trennung der Maltase von der Zymase 
durch Alkohol-Ätherfällung des Preßsaftes gelang nicht. 

Einleiten von Ozon in Hefepreßsaft ergab starke Schädigung der Gärkraft, 
zugleich zeigte sich Fällung und Gerinnselbildung. Während Zusatz von Toluol, 
Thymol, Chloroform zu Preßsaft die Gärwirkung fast nicht beeinflußt, wird 
diese durch Phenol (fest, gepulvert) erheblich unter Eiweißfällung geschädigt; 
bei 0,5°/ 0 bleibt a / 8 , 1,0 °/ 0 Vs ^ er ursprünglichen Wirkung bestehen. Die Ergeb¬ 
nisse schließen die Annahme aus, daß im Preßsaft lebende Plasmastückchen als 
Gärungsagens vorhanden sind, da schon 0,5 °/o Phenol die Gärwirkung von 
lebender Hefe unterdrückt und diese sogar tötet. 

Zum Schluß eine Entgegnung gegen die letzten Gegner der Zymasetheorie, 
Bokorny und Fischer. Pincussohn . 


767) Dombrowski, St. Über die chemische Natur des spezifischen Farb¬ 
stoffes des Harns. (Ztschr. f. physiolog. Chem. 1907, Heft 54, S. 188—238.) 

Nach einer ausführlichen chronologischen Zusammenstellung der Unter¬ 
suchungen über Harnfarbstoff teilt Verfasser die Resultate seiner Versuche über 
die Gewinnung des Urochroms mit. Nach Eindampfen von frischem Urin im 
Vakuum und Abscheidung der Salze wird durch Fällen mit Cu-Azetat in schwach 
saurer Lösung das Urochrom gewonnen. Zur Analyse diente außer dem freien 
Farbstoff das Ag- und das Ca-Salz. Im Mittel enthält das Urochrom C = 43,09°/o> 
H = 5,14 °/ 0 , N = 11,15 °/ 0 , S = 5,09°/ 0 , O - 35,53 °/ 0 . 

Urochrom und seine Salze sind amorph, leicht zersetzlich und gibt bei ge¬ 
wöhnlicher Temperatur seinen Schwefel an Alkalien ab. Urochrom enthält eine 

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Referate. 


305 


Pyrrolgruppe, die in alkoholischsaurer Lösung sich an der Luft polymerisiert und 
ein dem gewöhnlich polymerisierten Pyrrol identisches Spektrum liefert. Das 
Urochrom hat die Eigenschaft einer Säure. Das Ba-Salz und das Na-Salz sind 
in Wasser leicht löslich in Alkohol unlöslich, amorph. Das Ag-Salz ist amorph. 
Basisches Bleiazetat, Quecksilberazetat, Eisenchlorid, Phosphorwolframsäurc, 
Phosphormolybdänsäure fällen das Urochrom aus seinen Lösungen. Jodjodkalium 
und Quecksilberjodidkaliumjodid bewirken keine Fällung. Urochrom ist löslich 
in 90proz. Alkohol, wenig in absolutem Alkohol, unlöslich in Äther, Benzol, 
Essigäther, Chloroform. Wässrige Urochromlösungen geben mit NaOH und 
Nitroprussidnatrium eine rasch verblassende purpurrote Färbung. Durch Selmis 
Reagens bildet sich aus freiem Urochrom eine himmelblaue Farbe unter Ab- 
Scheidung von Berliner Blau. Urochrom reduziert Jodsäure zu Jodwasserstoff 
unter Abscheidung von Jod. Goldchlorid und ammoniakalische Ag-Lösung werden 
durch Urochrom nicht reduziert Weder die sauren noch die alkalischen gold¬ 
gelben Lösungen des Urochroms zeigen einen Absorptionsstreifen. Schon 
schwache Urochromlösungen absorbieren die violetten Strahlen des Spektrums. 
Das Ag-Salz gibt mit Methyljodid eine esterartige Verbindung. Von dem im 
Urochrom enthaltenen Schwefel sind 60,7 °/ 0 mit KOH als Sulfid abspaltbar. Nur 
10°/ 0 wurden in oxydierter Form gefunden. Unter den Spaltungsprodukten fand 
sich kein Cystin, sondern ein schwarzer melaninartiger Körper Uromelanin. Die 
Zusammensetzung desselben ist: 

C = 59,16 °/ 0 . H = 4,91 °/ 0 . N = 9,69°/ 0 . S = 3,65 °/ 0 . O = 22,69 °/ 0 . 

Brahm . 

768) Ustjjanzew, W. Zur Physiologie des Blinddarms bei Pflanzenfressern. 

(Biochem. Ztschr. 19 )7, Bd. 4, S. 154.) 

Verfasser bestätigt im Gegensatz zu den Versuchen von Bergmann und 
Hultgren die schon früher von Zuntz, Tappeiner, Hofmeister vertretene 
Anschauung, daß der Blinddarm bei Pflanzenfressern als wesentliches Organ zu 
betrachten ist 

Seine auf Anregung von Zuntz gemachten Versuche wurden so ausgeführt, 
daß Kaninchen mit einer bestimmten Nahrung, deren Ausnutzung festgestellt 
wurde, gefüttert wurden. Es winde ihnen dann der Blinddarm exstirpiert und 
nachdem sie sich von der Operation erholt hatten, die gleiche Nahrung gereicht. 
Es ergab sich, daß durch Ausschaltung des Blinddarmes die Verdaulichkeit der 
Rohfaser und Pentosane erheblich verringert war, besonders bei VerfÜtterung von 
Hafer. Hier wurde eine Erniedrigung des Verdauungskoeffizienten um fast die 
Hälfte, für die Pentosane fast um ein Drittel beobachtet. Die Ausnützungsfähig¬ 
keit des Rohproteins, Eiweißes, Rohfettes war bei allen Rationen und allen Ver¬ 
suchstieren fast unverändert geblieben. Doch wird auch die Ausnutzung der 
Mineralstoffe und der stickstofffreien Extraktivstoffe vermindert, wenn auch in er¬ 
heblich geringerem Maße als die der Rohfaser und Pentosane. Vor allem ist 
der Blinddarm bei Kaninchen als spezifisches Organ für die Digestion und Aus¬ 
nutzung der Rohfaser und Pentosane zu betrachten. Pittcussohn. 

769) Kowalevsky, Katharine u. Markewicz, M. Über das Schicksal dts 
Ammoniaks im Organismus des Hundes bei intravenöser Injektion von kohlen- 
saurexn Ammoniak. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, S. 196.) 

Auf Veranlassung Salaskins ausgeführte Versuche gegen die Einwändc. 
von Biedl und Winterberg bez. der ammoniakentgiftenden Funktion der Leber. 
Es wurde Hunden intravenös (NH 4 ) 2 C0 3 injiziert und andererseits Organe mit 
Ammonkarbonathaltigem Blut durchblutet. Das Ammoniak verschwand schnell 
aus dem Blut, das bez. NH S bald zur Norm zurückkehrte. Das aus dem Blut 
verschwundene NH S wird zuerst in den Organen deponiert: der Organismus be¬ 
freit sich vom Ammoniak, indem er es z. B. als NH 4 -Salze absondert, teils in 
Harnstoff verwandelt. Das überschüssige Ammoniak aus dem Blut wird von 
der Leber, die Harnstoff daraus macht, den Muskeln und dem Darm an sich ge¬ 
rissen. Das Nierengewebe reißt das überschüssige, im Blut zirkulierende Am¬ 
moniak nicht an sich. Pincussolm. 

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306 


Referate. 


770) Längstem, L. u. Neuberg, C. Zur Kenntnis der Beschaffenheit des 
Harns von Kälbern in den ersten Lebenstagen. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. 4, 
S. 292.) 

ln der Blase eines am ersten Lebenstage getöteten Kalbes fanden Verfasser 
Lävulose, Lactose und Allantoin. Sie untersuchten, durch diesen Befund ange¬ 
regt, die Harne neugeborener Kälber und fanden fast stets Lävulose in wech¬ 
selnder Menge, besonders in der ersten Hamportion. Nach Ablaut der ersten 
Woche wurde nie Zucker im Ham gefunden. Die Herkunft der Lävulose ist 
nicht mit Sicherheit zu bestimmen: möglicherweise handelt es sich um Ver¬ 
schlucken von Fruchtwasser (in Allantois und Ammionflüssigkeit trächtiger Kühe 
ist von Gürber und Grünbaum Lävulose nachgewiesen worden) in Verbin¬ 
dung besonderer Schwerverbrennlichkeit der Lävulose. 

Bemerkenswert ist das reichliche Auftreten von Lävulose in den Fällen, in 
denen große Mengen Allantoin ausgeschieden wurden. Pincussohn. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

771) Bayer. Über den Einfluß des Kochsalzes auf die arteriosklerotische 
Hypertonie. Medizin. Klinik, Straßburg. (A. f. experim. Path. u. Pharm. 1907, 
Bd. 57, S. 162.) 

Die Beobachtungen wurden an nierengesunden Patienten unter salzarmer 
Diät angestellt. Wenn der Blutdruck eine annähernd gleichmäßige Höhe ein¬ 
genommen hätte, wurde Kochsalz zur Diät zugelegt Es zeigte sich so bei sechs 
Patienten, daß bei Arteriosklerose und manchen Formen der Myocarditis das 
Kochsalz eine Blutdrucksteigerung hervorrufen »kann«. Die Erklärung für diese 
Hypertonie, welche mit Chlorretention einhergeht, läßt sich zurzeit nicht geben. 

Schmtd. 

772) Loewenstein. Über Beziehungen zwischen Kochsalzhaushalt und 
Blutdruck bei Nierenkranken. (Medizin. Klinik zu Straßburg. (A. f. exp. Path. 
u. Pharm. 1907, Bd. 57, S. 137—162.) 

Die Untersuchungen wurden an 10 Patienten mit Störung der Nierentätig¬ 
keit, deren Lebensweise und Ernährung (salzarm), während des ganzen Versuchs 
möglichst gleichmäßig war, — möglichst ohne Beeinflussung von Medikamenten 
ausgeführt. Mit dem Tonometer von v. Recklinghausen wurde der maximale 
ater. Blutdruck festgestellt Bei sämtlichen Patienten fiel gleich nach der Auf¬ 
nahme in die Klinik bei kochsalzarmer Diät der Blutdruck ab. Es blieb jedoch 
unsicher, inwiefern daran die Entchlorung des Körpers schuld war. Nur in 
einem Fall konnte mit Sicherheit durch stärkere Kochsalzzufuhr eine Blutdruck¬ 
steigerung hervorgerufen werden. Schmtd. 

773) Allard. Über den zeitlichen Ablauf der Azidosekörperausscheidung 
beim Diabetes. Medizin. Klinik, Greifswald. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1907, 
Bd. 57, S. 1-27.) 

Verfasser hat an mehreren Diabetikern den zeitlichen Ablauf der Azeton¬ 
körperausscheidung (zweistündliche Abgrenzung) festgestellt, an Hungertagen, 
unter bestimmter Ernährung und unter Zulage verschieden einfacher Nahrungs¬ 
stoffe. Einzelheiten sind im Original nachzusehen. Schmtd. 

774) Schwenkenbecher u. Tuteur. Wie reagiert der fiebernde Mensch auf 
eine willkürliche Steigerung seiner Wärmebildung. Medizin. Klinik, Straßburg. 
(A. f. exp. Path. u. Pharm. 1907, Bd. 57, S. 285.) 

In der Methodik waren die Beobachter ausschließlich auf die Beobachtung 
des Einflusses der Nahrungszufuhr auf die Schweißsekretion beschränkt. Beim 
normalen Menschen beträgt die Differenz zwischen der im nüchternen Zustande 
und der nach einer wenig voluminösen aber sehr kalorienreichen Versuchskost 
produzierten Hautwassermenge 55 0 / o ; beim Fiebernden 44°/ 0 . Es läßt sich daher 
annehmen, daß im kontinuierlichen Fieber ebenso, wie beim Gesunden eine 
etwa gleiche Steigerung der Wärmebildung durch eine nahezu gleiche Er¬ 
höhung der Wärmeabgabe ausgeglichen w ird. — Die Vermehrung der Schw’eiß- 

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Referate. 


307 


Sekretion durch Nahrung ist beim Fiebernden prozentualisch nicht ganz so hoch, 
wie in der Norm. Schmid. 


776) Kreibich, K. Über die refraktometrischen Werte des Blutserums. 

(Folia haematol., Jahrg. IV, Nr. 6, S. 795—798.) 

Bei der Verwendung des vonZeiß hergestellten Eintauchrefraktometers zur 
prozentualen Eiweißbestimmung des Blutserums muß bedacht werden, daß eine 
im Blutserum liegende Fehlerquelle die tatsächlichen Prozentwerte verschleiert. 
Man ermittelt nach dem Vorgang von E. Re iss durch den Apparat den 
Brechungskoeffizienten des Blutserums, der als Indikator für den Gehalt an Ei¬ 
weiß angesehen wird. Durch vergleichende Versuche an Fingerblutserum und 
Aderlaßblutserum ergab sich, daß der Brechungskoeffizient kein sicherer Aus¬ 
druck für den Eiweißgehalt des Blutserums ist, daß in der Methode der Unter¬ 
suchung Fehler stecken, die vielleicht in der verschiedenen Art der Blutent¬ 
nahme zu suchen sind. »Da ein und dasselbe Aderlaßblut in verschiedenen 
Gläsern aufgefangen, verschiedene Werte geben kann, so ist ganz im allge¬ 
meinen zu vermuten, daß der Grund für den verschiedenen Eiweißgehalt — 
Refraktometerwert des Serums) — in einer verschiedenen Form der Gerinnung 
gelegen ist«, was sich mit den bei Nephritis gemachten Befunden in Einklang 
bringen läßt, wo tatsächlich eine verschiedene Gerinnung des Blutes aus den Finger¬ 
beeren und desjenigen aus der Aderlaßvene konstatiert werden konnte. Gg, Gruber. 


776) Feuereissen, W. Tyrosinablagerungen in und auf Fettlebem. (Ztschr. 
f. Fleisch- u. Milchhygiene 1908, Bd. 18, Nr. 5.) 

Bei in Lake konservierten Schweinelebem wurden sowohl auf der Oberfläche 
(und zwar hier in großer Menge) wie auch vereinzelt im Leberparenchym Ab¬ 
lagerungen von Tyrosin gefunden. Pincussohn . 

777) Abbo, Callisto. Influenza del massaggio delle regioni renali sopra il 
ricambio dei nefritici. (Einfluß der Massage der Nierengegend auf den Stoff¬ 
wechsel bei Nephritis.) (Gazz. degli osped. Sept. 1907, Nr. 117.) 

Die Massage der Nierengegend verschlechterte bei akuten Nephritiden Ei¬ 
weißausscheidung, Stickstoffausscheidung usw., während bei Schrumpfniere ein 
günstiger Einfluß auf alle diese Verhältnisse zu beobachten war. Möglicher¬ 
weise ließe sich letzteres therapeutisch verwenden. M, Kaufmann, 

778) Spadaro, G. Le piastrine e la loro derivazione dai globuli rossi. 
(Die Blutplättchen und ihre Herkunft von den Erythrozyten.) Aus dem Instit. 
di Pat. med. zu Neapel. (H Policlinico, Sez. med. 1908, Nr. 10—12.) 

Es gibt zwei verschiedene Arten Blutplättchen; bei der ersten findet sich 
eine mediane basophile und eine intermediäre amphophile Substanz, mit hypobaso¬ 
philen Granula und Schollen in der intermediären Substanz und an ihrer Peri¬ 
pherie; bei der zweiten Art gibt es amphophile und azidophile, mit und ohne 
Granulation. Alle diese verschiedenen Arten aber stammen von roten Blut¬ 
körperchen, wie man direkt beobachten kann; sie stellen nur verschiedene Ent¬ 
wicklungsstadien vor, wobei die Plättchen der zweiten Kategorie die jüngeren 
sind. Die einfachsten Formen — die azidophilen ohne Granulation — bestehen 
aus dem Globulin des Hämoglobins, ebenso die oben genannte amphophile 
Intermediärsubstanz, während die mediane basophile Substanz aus Nuklein, Nukleo- 
proteid und einer hämoglobinartigen Gruppe besteht, ebenso die hypobasophilen 
Granula. Es handelt sich dabei offenbar um sehr komplizierte Eiweißkörper 
(Globulin + Nuklein 4- hämoglobinartige Substanz). Es ist dies aber eine Zu¬ 
sammensetzung, wie sie nur Blutkörperchen mit einem Reste des embryonalen 
Kerns besitzen, und nur solche können also Blutplättchen bilden. Die Blutplätt¬ 
chen sind vollgültige Zellen, über deren Funktion wir aber nichts wissen; 
vielleicht unterstützen sie die Funktion der Erythrozyten, wofür ihr Hb-Gehalt 
spricht. M. Kaufmann . 


779) Fatta, G. u. Mundula, S. II decorso del1* inanizione assoluta nel 
Caratms morbillosus alla luce diffusa e nelToscuritä. (Der Ablauf der Inanition 
beim Car. morb. unter diffusem Licht und im Dunkel.) Aus dem physiol. Inst, 
zu Sassari. (Studi Sassaresi, 5. Jahrgang, 2. Abt., Supplement NrV2, 19(|^<||») 



308 


Referate. 


10 Käfer (mittleres Gewicht 0,71 g), im Finstern gehalten, lebten im Durch¬ 
schnitt bei völligem Hunger 338 Stunden, verloren im Durchschnitt 34,47, d. h. 
pro Stunde 0,104 °/ 0 ihres Gewichtes. Die Tiere leben länger und verlieren in 
der Stunde weniger an Gewicht als im Licht gehaltene Tiere. Bei beiden Ver¬ 
suchsbedingungen entspricht einem höheren Anfangsgewicht ein längeres Leben. 
Der stündliche Verlust geht in den ersten 4 / 6 der Inanitionsperiode langsam 
herab und geht im letzten x / 6 wieder herauf. M. Kaufmann . 

780) Torri, 0. Sülle alterazioni morfologiche e cromatiche dei leucociü 
e sul valore e sul signiflcato dei leucociti a contenuto adiposo nel sangue cir- 
colante. (Über die morphol. u. chromat. Leukozytenveränderungen, imd über die 
Bedeutung der fettführenden Leukozyten im strömenden Blut.) Aus dem Istit. 
di Pat. Med. zu Pisa. (11 Policlin., Sez. med., Jan. 1908, Nr. 1.) 

Übersichtsreferat mit Literaturangaben. Es genügt jetzt nicht mehr, die 
sogenannte Leukozytenformel festzustellen, sondern es ist nötig, auch die An¬ 
zahl der morphologisch und chromatisch veränderten Leukozyten zu bestimmen, 
da, wie aus den Untersuchungen Cesaris-Demels und vieler anderer hervorgeht, 
letztere wichtige Anhaltspunkte für Diagnose und Prognose geben. 

M. Kaufmann . 

781) Erben, Franz. Über den Lezithingehalt der Erythrozyten beim Dia¬ 
betes. (Prag. med. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 5—6.) 

Verfasser hat neuerdings wieder eine starke Verminderung des Lezithin¬ 
gehaltes der Erythrozyten bei Diabetes festgestellt. Diese besteht trotz eines 
normalen oder nur leicht verminderten, ja selbst erhöhten Lezithingehaltes im 
Plasma. Es handelt sich wohl um eine primäre Bildungsanomalie der Blutzellen. 
In seinen weiteren Ausführungen gibt Verfasser eine Reihe wertvoller Anreg¬ 
ungen. Fritz Loeb. 

782) Widal, Abrami et Brul6. Differenciation de plusieurs types d’ict&res 
hömolytiques par le procödö des hdmaties d6 plasmatisdes. (Die Resistenz der 
Blutkörperchen bei ikterischen Erkrankungen.) (Presse medicale 1907, Nr. 81.) 

Beim reinen hepatogenen Ikterus ist die Resistenz der roten Blutkörperchen 
erhöht, beim angeborenen (hämolytischen) Ikterus dagegen deutlich vermindert; 
die Resistenzprüfung erfolgt gegenüber hypotonischen Salzlösungen. 

Die Verfasser beobachteten nun 2 Fälle von erworbenem Ikterus ohne Bili- 
rubinurie, dagegen mit positivem Ausfall der Gmelin’schen Probe im Serum, bei 
welchem sie eine verminderte Blutkörperchenresistenz im plasmafreien Blut kon¬ 
statieren konnten. 

Im ersteren Falle handelte es sich um eine Septikämie, im anderen um eine 
schwere Anämie vom Typus der perniziösen. Beide Male bestand Urobilinurie 
und Milztumor. 

In beiden Fällen ergab die Resistenzprüfung durch Einfallenlassen eines 
Bluttropfens in Salzlösungen von bestimmter Dichte normale Werte. Im mensch¬ 
lichen Serum verschiedener Herkunft trat dagegen Hämolyse ein; ebenso er¬ 
wies sich der Blutstropfen gegenüber Blutegelextrakt und hämolytischem Kanin¬ 
chenserum als weniger resistent. Wurde das Plasma durch Auswaschen entfernt, 
so war auch gegenüber hypotonischen Salzlösungen eine Überempfindlichkeit der 
Blutkörperchen zu konstatieren, welche nach Wiederhinzufügung von Serum vom 
Menschen oder von Tieren schwand. 

Bei 2 Fällen von angeborenem Ikterus mit verminderter Resistenz der 
roten Blutkörperchen ließ sich ebenfalls ein Fallen derselben nach Entfernung 
des Plasmas nachweisen. 

Das Blutplasma erhöht demnach bei ikterischen Erkrankungen die Wider¬ 
standskraft der roten Blutzellen. Martin Cohn . 

788) Klemperer, Georg. Über Phosph&turie, ein Beitrag zur Prophylaxe 
der Nierensteine. Aus dem Krankenhaus Moabit zu Berlin. (Ther. d. Gegen¬ 
wart 1908, Jan. Nr. 1.) 

Klemperer stellt einer bakteritischen Form der Phosphaturie, die bei 
ammoniakalischer Hamgärung auftritt, und deren Therapie in der Behandlung 

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Referate. 


309 


des ursächlichen Leidens besteht, eine aseptische Phosphaturie entgegen. Bei 
letzterer hat man wieder 2 Formen zu unterscheiden: 1. solche, bei denen das 
Kalkphosphat durch Änderung der Hamreaktion ausiällt, und 2. solche bei denen 
ein Uberschuß von Kalksalzen das Ausfallen verschuldet. Letzteres ist stets 
pathologisch, ersteres kann physiologisch sein bei medikamentöser (Alkalizufuhr), 
alimentärer und physiologisch-gastrogener Phosphaturie (i—2 Stunden nach einer 
größeren Mahlzeit), und pathologisch als pathologisch-gastrogene Phosphaturie 
bei Hyperazidität und Hypersekretion. In letzterem Falle ist die Kalkmenge 
des Harns nicht vermehrt Die Behandlung richtet sich hier gegen die Magen¬ 
erkrankung und besonders die bestehende Neurasthenie (Sanatorium, Hydro¬ 
therapie, Elektrizität); die Diät ist gemischt, salz- und gewürzarm. frei von groben 
Bestandteilen, soll gilt durchgespeichelt werden; der Magen soll nicht überladen 
werden. Medikamentös sind Alkalien und Säuren verboten; sehr nützlich ist 
reines Wasser mit CO a , sowie Sauerbrunnen. Bei der Phosphaturie durch Über¬ 
schuß von Kalksalzen bestehen meist auch Magenbeschwerden und neurasthe- 
nische Symptome. Der Kalkgehalt steigt so, daß z. B. in 4 Fällen Klemperers 
das Verhältnis CaO: P a O ö am 1:3,4 stieg, während es in 3 Fällen der gastro- 
genen Form 1:8,3—1:20 betrug. Die Ursache dieser Kalkvermehrung ist ent¬ 
weder in einer mangelhaften Kalkexkretion des Darms zu suchen oder in einer 
Befähigung der Nieren, mehr Kalk aus dem Blut an sich zu reißen und abzu¬ 
scheiden. Für erstere Möglichkeit spricht nichts; die Ursache der vermehrten 
Kalkavidität der Niere ist irgend ein Reiz, der die Niere trifft (vgl. die Kalk* 
imbibition bei der Sublimatvergiftung, wo es sich also um einen toxischen Reiz 
handelt); vielleicht hängt dieser unbekannte Reiz mit dem Nervensystem zu¬ 
sammen. Therapeutisch kommt der eine mögliche Weg, durch möglichst kalk¬ 
arme Nahrung das Blut kalkarm zu machen, nicht in Betracht, da man dann 
auf Gemüse, Obst, Milch, Ei, Butter verzichten müßte, außerdem ein Herabgehen 
der Kalkeinfuhr unter 1,5 g schädlich wäre; ein anderer Weg wäre, zu ver¬ 
suchen, auf die Verteilung des Harns zwischen Niere und Darm Einfluß zu ge¬ 
winnen. Dies gelingt in der Tat durch Verabreichung von täglich 0,3 g Oxal¬ 
säure, die mit 3 g NaHCO a in 200 ccm Wasser genommen werden. Auf die 
Kalkausscheidung der Gesunden hat dies keinen Einfluß. Dagegen wird der 
Hamkalk des Pliosphaturikers wesentlich herabgesetzt, so daß der Quotient 
CaO:P a O ft sich der Norm nähert; gastrogene Phosphaturien reagieren ebenso¬ 
wenig wie Gesunde. Die Oxalsäuredosis von 0,3 g ist unschädlich in jeder Be¬ 
ziehung. Ähnliche Resultate erhält man mit Hg (Sublimat 0,1:20, dreimal 
täglich 1 Tropfen in ein Weinglas Wasser). Die Behandlung des Nervensystems 
ist dabei nicht zu vernachlässigen. M. Kaufmann . 

784) Nonne, M. und Apelt, F. Über fraktionierte Eiweiflausfällung in der 
SpinalflUssigkeit von Gesunden, Luetikern, funktionell und organisch Nerven¬ 
kranken und über ihre Verwertung zur Differentialdiagnose der Dementia 
paralytica, Tabes dorsalis, tertiären und abgelaufenen Syphilis. Aus dem 
allg. Krankenhause Hamburg-Eppendorf. (Arch. f. Psych. und Nervenkr. 1907, 
Bd. 18, H. 2, S. 433—460.) 

Reichhaltige und wertvolle Arbeit, auch die bisherigen Erfahrungen gründ¬ 
lich berücksichtigend. — Von den Verfassern adoptierte Technik: 2 ccm ge¬ 
sättigter neutral reagierender Ammoniumsulfatlösung werden in einem Reagenz¬ 
glas mit 2 ccm der auf ihre Reaktion geprüften Spezialflüssigkeit vermischt. 
Nach 3 Minuten wird neben das Reagenzglas ein zweites mit nicht behandeltem 
Liquor gehalten und festgestellt, ob die Probe negativ ausgefallen ist oder ob 
»Spur Opaleszenz« »Opaleszenz« oder »Trübung« besteht. Nunmehr Filtrieren 
des Gemischs, Zusatz von 1—2 Tropfen Essigsäure und Aufkochen. Dabei trat 
sämtlichen untersuchten Fällen (160 Liquorproben) Opaleszenz oder Trübung auf. 
Außer dieser fraktionierten Ausfällung wurde der Gesamteiweißgehalt nach 
Nissl-Essbach bestimmt und die zytologische Untersuchung vorgenommen. 

Aus den Ergebnissen sei hervorgehoben: Die Autoren haben (in Überein¬ 
stimmung mit Nissl, Henkel, Cimbal, Hoche) in den meisten Fällen von 
progressiver Paralyse den Gesamt-Eiweißgehalt der Cerebrospinalflüssigkejf ver- 

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310 


Referate. 


mehrt gefunden. Alle Fälle, auch die Frühfälle, gaben bei der 3 Minuten- 
Ammonsulfat-Probe positive Reaktion, auch dort, wo die Zytodiagnose versagte. 
Bei Nervengesunden und Neurasthenikern fällt die Probe stets negativ aus, selbst 
dann, wenn sie Syphilis überstanden haben und Lymphozytose aufweisen. Bei 
tertiärer Lues der Nervenzentren ergab sie dagegen in allen 11 untersuchten 
Fällen Opaleszenz. Die 3 Minuten-Ammoniumsulfatprobe soll deshalb eine weit 
feinere Untersuchungsmethode sein als die Zytodiagnostik, besonders in differential¬ 
diagnostischer Beziehung, wenn es zu entscheiden gilt, ob eine spezifische Kur 
vonnöten. 

Bei der Tabes ergibt die Zytodiagnose in 9ö°/ 0 der Fälle positiven Befund 
(Lymphozytose), die Vermehrung des Gesamteiweißes ist in 55°/ 0 der Fälle vor¬ 
handen, die 3-Minuten-Ammoniumsulfatprobe fällt in 90 °/ 0 deutlich positiv aus 
(Opaleszenz). 

Eine störende Ausnahme bildeten vier nicht metasyphilitische Fälle mit 
positivem Ausfall (3 Erkrankungen von Conus und Cauda equina, 1 Fall von 
Urämie.) Rob. Bing . 

785) Kellner, 0., Just, M., Eisenkolbe, P. u. Poppe, M. Untersuchungen 
über die Verdaulichkeit getrockneter Kartoffeln. Versuchsstation Möckern. 
(Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Heft 1 u. 2, S. 39—60.) 

Es handelt sich hier vor allem um die Frage, ob durch das Trocknen die 
Kartoffeln an Verdaulichkeit einbüßen. Dies ist nicht der Fall. Die geringe 
Depression in der Proteinverdaulichkeit kommt bei Kartoffeln nicht in Frage; 
die Kohlehydrate behalten ihren hohen Verdauungskoeffizienten unverändert bei. 
Somit sind die getrockneten Kartoffeln eins der höchst verdaulichsten Futter¬ 
mittel, die wir kennen. Justus Volhard. 

786) Dr. Katayama, T. Versuche über die Verdauung verschieden großer 
Futtermengen durch Schweine. Landwirtschaftliche Versuchsstation Möckern. 
(Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Heft 1 u. 2, S. 1—10.) 

Die Versuche wurden in der Weise angestellt, daß an zwei 5 Monate alten 
Schweinen zwei verschieden große Rationen in zwei zehntägigen Perioden ver¬ 
füttert wurden; die große Ration bestand aus 800 g Kartoffelflocken, 200 g 
Melasseschnitzeln, 250 g Weizenkleie, 200 g Roggenmehl, 5 g Kochsalz; die 
kleine Ration war genau halb so groß. Es stellte sich heraus, daß die Menge 
des Futters auf die Ausnutzung desselben keinen Einfluß gehabt hat; die Ver¬ 
dauungskoeffizienten blieben dieselben. Justus Volhard ’ 

787) Dr. Volhard, J. Untersuchungen über die Zusammensetzung und 
Verdaulichkeit des auf Rieselfeldern gewonnenen Grasheus. Versuchsstation 
Möckern. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Heft 1 u. 2, S. 11—18.) 

In dieser Arbeit, die im übrigen mehr von landwirtschaftlichem Interesse ist, 
wird unter anderm nachgewiesen, daß in dem Heu der Rieselwiesen ansehnliche 
Mengen von Salpeter enthalten sind. Nahezu ein. halbes Prozent Stickstoff ist 
in Form von Salpetersäure vorhanden. Dieser Gehalt ist zu berücksichtigen, 
wenn mit solchem Heu oder mit Heuextrakt wissenschaftliche Fütterungsversuche 
vorgenommen werden. Justus Volhard. 

788) Ehrenberg, P. Einige Mitteilungen über die Zusammensetzung des 
Heus von Spüljauchen-Rieselwiesen und die Frage der Fütterung von phos¬ 
phorsaurem Kalk. Agrikulturchemisches und bakteriologisches Institut der Uni¬ 
versität Breslau. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Heft 1 u. 2, S. 19 
bis 38.) 

Die Arbeit enthält zunächst ein umfängliches, literarisches Material über 
diesen Gegenstand. Verfasser macht dann vor allem auf die Kalkarmut dieser 
Heusorten aufmerksam und empfiehlt überall da, wo solches Heu verfüttert wird, 
kohlensauren Kalk als Beigabe zu reichen, um den Kalkbedarf der Tiere zu 
decken. Phosphorsauren Kalk hält er nicht für eine unbedingt nötige Zugabe, 
außer wenn der Boden, dem das Heu entstammt, sauren Charakter hat; dann 
ist die Phosphorsäurebeigabe unerläßlich, weil auf saurem Boden sehr phosphor¬ 
säurearmes Gras wächst. Justus Volhard . 

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Referate. 


311 


Klinisches. 

789) Choroschilow, W. A. Zur Frage der Pathogenese der paroxysmalen 
H&moglobinurie (e frigore). Med. Klinik. Kiew. (Zeitschr. f. klin. Med. 1907, 
Bd. 64, S. 431.) 

Verfasser gibt hier die Krankengeschichten zweier Fälle von typischer paroxys¬ 
maler Hämoglobinurie, bei denen sich regelmäßig durch Aufenthalt in kalter 
Luft Anfälle auslösen ließen. — An diesen Patienten stellte Verfasser verschieden¬ 
artige Untersuchungen an. Forzierte Körperbewegung löste keinen Anfall aus. Bei 
Abkühlung einer Hand in Eiswasser stellten sich Anfälle ein, deren Intensität in 
direktem Verhältnis zum Grad der Abkühlung stand. — Versuche über Resi¬ 
stenz der roten Blutkörperchen hypotonischen Lösungen gegenüber ergaben, daß 
diese von kranken Individuen sogar stabiler sind, als von gesunden Menschen. — Ver¬ 
suche, in welchen das Blut kranker Individuen der Kältewirkung ausgesetzt wurde 
ergaben, daß unter diesen Umständen in den roten Blutkörperchen gewisse Veränder¬ 
ungen hervorgerufen werden, welche bewirken, daß dieselben nach der Gerinnung 
des Blutes rasch ihr Hämoglobin dem Blutserum abgeben. — Eine hämolytische 
Wirkung des Serums, welches einem Anfall entstammt, besteht zwar dem ge¬ 
sunden Blut gegenüber, doch ist dieselbe so gering, daß sie bereits bei stärkerer 
Verdünnung als 1:1 schon inaktiv wird. — Aus den klinischen Untersuchungen 
ist besonders hervorzuheben, daß während der Hämoglobinurie-Paroxysmen keine 
Hämoglobinaemie besteht. Die letztere Tatsache läßt folgende Erklärung für das 
Zustandekommen der paroxysmalen Hämoglobinurie zu: die roten Blutkörperchen 
erleiden, wenn sie in die Kapillargebiete der Haut eines abgekühlten Körper¬ 
teiles gelangen und somit einer mehr weniger niedrigen Temperatur ausgesetzt 
werden, gewisse pathologische Veränderungen. Gelangen diese roten Blut¬ 
körperchen dann in den allgemeinen Kreislauf, so geben sie ihr Hämoglobin 
nicht an das Plasma ab, sondern sie werden erst in den Nieren zerstört, wo¬ 
durch es zur Hämoglobinurie kommt. Schmid. 

790) Adrian, C. und Hamm, A. (Straßburg i. E.). Beitrag zur Kenntnis der 
Pneumaturie. (Mitt. a. d. Gr. 1907, Bd. 17, H. 3 u. 4.) 

Auf Grund von 3 früher veröffentlichten und 4 eigenen Beobachtungen 
schildern Verfasser jene offenbar nicht so gar seltene Form der Pneumaturie, 
ohne Diabetes und ohne direkte Kommunikation von Harnblase mit Darm, welche 
auf die intravesikale Tätigkeit bestimmter Bakterien zurückzuführen ist. Diese 
intravesikale Gasbildung ist auf eine Stufe zu stellen mit derjenigen, welche im 
Verein mit gewissen phlegmonösen und gangränösen Prozessen im Zellgewebe 
der Haut und interstitiellen Gewebe innerer Organe unter Einwirkung von Bak¬ 
terien zu Stande kommt. Sämtliche bisher beschriebenen Erreger dieser Form 
der Pneumaturie gehören entweder in die Gruppe des Bakt lactis aerog. oder in die 
Koli-Gruppe. Als Herkunftsorte ftir die Bakterien scheinen sowohl Außenwelt 
als auch Darm in Betracht zu kommen. Als Quelle der Gasbildung muß 
der Eiweißgehalt des zystitischen Urins angesprochen werden: offenbar entsteht 
die Gasbildung durch bakterielle Zersetzung gewisser Eiweißkomponenten des 
Harns. Die genaue chemische Natur dieser Eiweißkörper konnte bisher nicht 
bestimmt werden. Die Prognose dieser Form der Pneumaturie erscheint zweifel¬ 
haft und ist abhängig von der Ursache der komplizierenden Zystitis und anderen 
Komplikationen. Eine wirksame Therapie kennen wir nicht. M . Kaufmann . 

791) Meyer, Hermann (Dresden). Die Regulin-Therapie der chronischen 
Obstipation. (Th. d. G. 1907, Nr. 5, Mai.) 

Meyer hat 71 Fälle von Obstipation jeder Art mit Regulin behandelt, da¬ 
von wurden 51 durch das Mittel allein wesentlich gebessert oder geheilt, 11 wei¬ 
tere unter Zuhilfhahme von Bauchmassage und Elektrizität; 9 Kranke hatten 
keinen bezw. nur vorübergehenden Erfolg. Die Dosierung schwankte in weiten 
Grenzen, von 1 Teelöffel bis 3 Eßlöffel täglich. Verfasser hält es für sehr wich¬ 
tig, das Regulin in kleinen Dosen möglichst zu allen Mahlzeiten zu reichen, da 
nur so alle Teile des Stuhls mit Agar-Agar durchsetzt werden. Über Wider¬ 
willen beim Einnehmen wurde nur selten geklagt; unangenehme Erscheinungen 

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312 


Referate. 


(Übelkeit, Völle) kamen dreimal vor. Was die Dauererfolge anlangt, so brachte 
in vielen Fällen der 8—14 tägige Gebrauch völlige Heilung, bei anderen nur 
Heilung auf Wochen oder Monate, so daß man das Mittel von neuem geben 
mußte; andere wieder können ohne Regulin nicht mehr leben. Die Zahl der 
Mißerfolge ist jedenfalls in allen Veröffentlichungen eine so geringe, daß man 
das Regulin wohl als das wertvollste innere Mittel zur Behandlung der Obstipa¬ 
tion bezeichnen darf. M. Kaufmann . 

792) Haliprö, A. Intoxication mercurielle. — Mort au XXVe jour. — 
Recherche positive du mercure dans les viscöres. — Intdröt m6dico-16gal. 
(Quecksilbervergiftung mit Tod am 25. Tag und positivem Quecksilberbefund in 
den Eingeweiden.) (A. gen. de med. 1907, Nr. 4, S. 338.) 

Aus der kurzen Abhandlung, deren Inhalt eigentlich schon der Titel an¬ 
zeigt, mag noch besonders hervorgehoben werden, daß der prolongierte Krank¬ 
heitsverlauf in drei Stadien zerfiel: 

1. Initialstadium (1.—9. Tag) charakterisiert durch schwere gastro - intesti¬ 
nale Störungen und fast vollständige Anurie mit Albuminurie. Die Erscheinun¬ 
gen klingen langsam ab bis zum: 

2. Stadium, das vier Tage dauert und scheinbar wieder zu besseren Hoff¬ 
nungen berechtigt (»phase de securite trompeuse«), 

3. Endstadium: Wiederauftreten der akuten gastro-intestinalen Symptome, 
Verminderung der Diurese, hochgradige Anämie, fortschreitende Kachexie; dazu 
gesellt sich in typischer Weise ein Zittern in den obem Extremitäten. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab in Leber und Nieren alte sklero¬ 
tische und frische epitheliale Veränderungen, die genauer geschildert werden. 
In der Leber konnte 6,8 mg, in beiden Nieren 1,6 mg Hg nachgewiesen werden; 
außerdem noch Spuren im Dickdarm und im Gehirn. Es ist möglich, daß in¬ 
folge der alten Nierenveränderungen das Quecksilber nur unvollständig zur Aus¬ 
scheidung gelangte und deshalb sein Nachweis nach so langer Zeit noch gelang. 

Dietschy . 

793) Oppel, W. A. Zur Frage über operative Behandlung der Colitis 
ulcerosa chronica. Aus der chirurgischen Klinik von Prof. S. P. Fedorow. 
(Verhandlungen der Gesellschaft russischer Ärzte zu St. Petersburg 1907/1908, 
September—Oktober.) 

Der Berichterstatter zeigte einen von ihm operierten Kranken; eine fünf¬ 
jährige Colitis ulcerosa, welche bei keiner Behandlung nachließ, hatte diesen ge¬ 
zwungen, sich um Hilfe an die Chirurgen zu wenden. Die Idee der Operation 
war erstens, den Dickdarm ganz aus der Zirkulation des Kots auszuschließen 
und zweitens die Möglichkeit zu haben» ihn durch Ausspülen und Reinigen von 
dem hineingelangenden Kot zu behandeln. Die Operation bestand darin, daß 
zwischen dem Ileum (in einer Entfernung von 30 cm von der Bauhinschen 
Klappe) und dem S. romanum eine Anastomose hergestellt wurde und auf dem 
ableitenden Ende des Ileum, zwecks eines vollkommenen Ausschließens des 
Dickdarms eine Klappe gebildet wurde (zum obigen Zwecke wurde diese zum 
ersten Male vom Berichterstatter vorgeschlagen). Für die Behandlung des Dick¬ 
darms wurde eine Fistel des Coecum angebracht, durch welche letzteres aus¬ 
gespült werden konnte. 2 l /a Monate nach der Operation verschwanden jegliche 
Schmerzen im Leib. Der Stuhlgang, welcher vor der Operation bis siebzehnmal 
täglich stattfand, sank bis auf ein-zweimal am Tage herab. Der Kranke erholte 
sich. Angesichts der Möglichkeit eines Rückfalles entschloß sich der Bericht¬ 
erstatter, den Kot nicht in seinen früheren Weg einzuleiten, was einen neuen 
Bauchschnitt und eine komplizierte Operation am Darm erfordert hätte. Er be¬ 
gnügte sichd amit, die Coecumfistel zu schließen, da er meinte, daß dadurch die 
schwere Lage des Patienten bedeutend erleichtert, und ihm die Arbeitsfähigkeit 
wiedergegeben werde. B. Babkin. 

794) Lommel, Felix. Über Polyzythaemie (Erythraemie). Aus der med. 
Klinik zu Jena. (Münch, med. Wschr., Febr. 1908, Nr. 6.) 

Unter Mitteilung eines neuen Falles faßt Lommel das bis jetzt über die 
Polyzythämie Bekannte zusammen. M. Kaufmann . 

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Referate. 


313 


795) Renvall, Gerhard. Appendicit och hafvandeskap. (Appendizitis und 
Schwangerschaft.) Aus d. Frauenklinik zu Helsingfors. (Finska läkaresällsk. handl., 
Jan. 1908, Nr. 1.) 

Die Arbeit sei hier des reichen Materials wegen, das sie enthält, wenigstens 
genannt: 21 eigene, 263 fremde, früher publizierte Fälle, Literaturverzeichnis 
von 163 Nummern. M. Kaufmann . 

796) Sonnenburg, £. Über einige Hilfsmittel zur Stellung der Frühdia¬ 
gnose der akuten Appendizitis. 

Körte, W. Zur Frage der Rizinusdarreichung im akuten Perityphlitis- 
anfalle. 

Rotter, J. Wie wirkt Rizinusöl bei der akuten Perityphlitis? 

K&rewski, F. Diskussionsbemerkung zur Rizinusbehandlung der Appen« 
dizitis. (Th. d. G. 1908, Nr. 2.) 

Sonnenburg empfiehlt, akute Appendizitisfälle, bei denen Puls, Temperatur 
und Leukozytenzahl nicht die sofortige Frühoperation indizieren, mit Rizinusöl 
zu behandeln, aber nur in der Klinik oder im Krankenhaus, wo jederzeit der 
chirurgische Eingriff möglich ist. Nimmt die Erkrankung nicht sofort nach Ent¬ 
leerung des Darmes eine günstige Wendung, so wird operiert. Im Ganzen 
wurden 51 Kranke, die innerhalb der ersten 48 Stunden eingeliefert wurden, 
mit Rizinus behandelt: 49 heilten glatt, die beiden anderen mußten am nächsten 
Tag operiert werden und heilten. Von später Eingelieferten erhielten 60 Rizi¬ 
nusöl: 58 heilten glatt, 2 nach Operation. Nachteile wurden nie beobachtet. 

Körte ist Gegner der Rizinusbehandlung, die schweren Schaden stiften 
kann. Wohl kann es Vorkommen, daß durch die entstehenden Darmkon¬ 
traktionen der im Wurm gestaute Inhalt ins Coecum durchgepreßt wird, aber 
eben so gut kann der Wurm platzen, und so eine Peritonitis entstehen. Wenn 
Sonnenburg nur die Fälle von »Appendicitis simplex« mit Rizinusöl behandeln 
will, so ist dagegen zu sagen, daß solche Fälle auch ohne Rizinusöl heilen. 
Diese Fälle mit geringen örtlichen und fehlenden allgemeinen Symptomen kann 
man abwartend unter sorgfältiger Überwachung behandeln; etwas Opium gegen 
die Schmerzen schadet mchts, wohl aber kann Rizinusöl schaden. Bei allen 
anderen Fällen ist die Frühoperation indiziert. 

Rotter hat bei leichten Appendizitisfällen von Rizinusöl wohl durch Ver¬ 
minderung des intraabdominalen Druckes Besserung gesehen; aber eine günstige 
Beeinflussung der Appendizitis selbst ist von dem Mittel nie zu erwarten. Rotter 
glaubt zwar nicht, daß Rizinusöldarreichung zur Perforation führen kann, wohl aber 
kann es durch die vermehrte Peristaltik auf das intraperitoneale Exsudat un¬ 
günstig wirken, indem die sich bildenden zarten Adhäsionen zersprengt werden. 
Da man aber die Fälle mit Exsudat von den Fällen einfacher Appendizitis oft 
nicht sicher unterscheiden kann, wird man Rizinusöl prinzipiell ablehnen. 

Auch Karewsky hält die Rizinusölbehandlung der Appendizitis für gefähr¬ 
lich, schon von dem Standpunkte aus, daß der Praktiker durch Sonnenburgs 
Autorität verleitet werden könnte, bei »leichten Fällen« auch ohne Sonnen¬ 
burgs Kautelen Rizinusöl zu geben. M. Kaufmann . 

797) Tuffier et Mautö. La ponction exploratrice des tumeurs solides. 

(Probepunktion bei soliden Geschwülsten.) (Presse medicale 1907, Nr. 86.) 

Bei Tumoren der Milz, der Leber usw. wird empfohlen mit einer Nadel vom 
Kaliber einer Lumbalpunktionsnadel einzugehen und leicht zu aspirieren; es 
findet sich dann im Lumen der Nadel ein Gewebsstückchen, das mikrotomiert 
und untersucht werden kann. Martin Cohn . 


798) Rönon et Delille. L’insuffisance hypophysaire et la myocardite. 

(Insuffizienz der Hypophyse und Herzstörungen.) (Congres de medicine, Paris 
14.—16. Okt. 1907.) 

Bei Infektionskrankheiten findet sich häufig nach den Verfassern das Sympto- 
menbild der Hypophysen-Insuffizienz, bestehend in Herabsetzung des Blutdrucks, 
Pulsbeschleunigung und Verminderung der Diurese; günstigen Einfluß erzielt 
man hier durch Darreichung von Hypophysensubstanz. 



314 


Referate. 


Die sogenannte »toxische Myokarditis« der meisten Autoren hat dieselben 
klinischen Symptome, und da hier oft ein anatomischer Befund nicht erhoben 
werden kann, andererseits gelegentliche Veränderungen der Hypophyse gefunden 
werden, erscheint es den Verfassern fraglich, ob bei dem als »toxische Myokar¬ 
ditis« beschriebenen Bilde nicht nur ebenfalls eine Insuffizienz der Hypophyse 
zu Grunde liegt. Martin Cohn . 

799) Wilamowski, B. J. Zur Frage über den Zustand der Schmerzhaftig¬ 
keit der Haut bei inneren Organerkrankungen. Vorläufige Mitteilung. Aus d. 
therapeutischen Fakultätsklinik von Prof. M. M. Wolkow an dem St. Peters¬ 
burger medizinischen Fraueninstitut. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 39, S. 1246—1247.) 

Die Untersuchungen werden vermittelst der Stiche einer einfachen, scharfen 
Stecknadel ausgeführt. Auf Grund der Erforschung seines Materials kommt 
Wilamowski zu der Schlußfolgerung, daß auf den Hautstellen, auf welchen 
man bei inneren Erkrankungen gewöhnlich eine Steigerung der Sensibilität beob¬ 
achtet, im Gegenteil auch eine Verminderung derselben wahrgenommen wird, 
offenbar als Äquivalent der Hyperalgesie, da sie auf derselben Stelle und bei 
gleichen Erkrankungen vorkommt, zuweilen bei denselben Patienten. Auch die 
Analgesien können also wie die Hyperalgesien reflektorischen Ursprungs sein; 
eine verschiedene Äußerung des Zustandes der inneren Organe oder eine Äuße¬ 
rung des verschiedenen Zustandes dieser Organe. Bomstein . 

800) Hasselbach, K. A. u. Jacob&us, H. Über die Behandlung von Angina 
pectoris mit starken Eohlenbogenlichtb&dem. Aus Finsens med. Lysinstitut, 
Kopenhagen (Laboratorium und Hospitalsabteilung). (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 
39, S. 1242—1252.) 

Zufriedenstellende Resultate, die nur auf die Behandlung bezogen werden 
können. Der therapeutische Effekt der Lichtbäder stimmt vollständig mit der 
Kenntnis über die physiologische Wirkung und den im Original nachzulesenden 
theoretischen Betrachtungen überein. Auch andere Formen organischer 
Herzaffektionen werden günstig beeinflußt. Das chemische Lichtbad wird selbst 
von sehr angegriffenen Patienten sehr gut vertragen. Bomstein. 

801) Beck, G. (New-York). Über Kombinationsbehandlung bei bösartigen 
Neubildungen. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 42, S. 1335—1338.) 

1. Möglichst ausgedehnte Exstirpation der malignen Neubildung mit An¬ 
strebung der prima intentio. Bei großen Defekten möglichste Deckung durch 
gleichzeitige sorgfältige Plastik. Nach Verlauf einer Woche intensive Röntgen¬ 
bestrahlung in zweitägigen Intervallen bis zur Reaktion. 2. Bei vorgeschrittenen 
Neubildungen, wie wir sie speziell öfter beim Karzinom der Brust finden, ist der 
geschaffene Defeckt offen zu belassen; tägliche Bestrahlung. Nach einer Woche 
sekundäre Seidennaht. Nach einer weiteren Woche von neuem Bestrahlung, 
Unterbrechung bei Reaktion. 3. Im Anfang ist die Bestrahlung stets in Verbin¬ 
dung mit Diaphragma vorzunehmen, da die Wirkung auf den ursprünglichen 
Herd viel intensiver ist. Später ist es vorzuziehen, einen möglichst großen 
Radius der Umgebung zu bestrahlen, ohne abzudecken. — 

Auch bei Basedow wird diese Methode empfohlen, versuchsweise auch 
sind die Unterleibsorgane durch temporäre Eventrierung der Röntgenbehandlung 
zugänglich zu machen. — Bornstein . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches, 

802) Meyer, E. Untersuchungen über die Agglutination des B&cterium 
coli. (II. med. Klinik, Berlin.) (Ztschr. f. klin. Med. 1907, Bd. C4. S. 486.) 

Auch das Serum anscheinend gesunder Menschen — ohne bestehenden und 
ohne abgelaufenen Defekt — kann Agglutinine für manche Bakterien enthalten. 
An 62 Patienten und Gesunden stellte Verfasser Untersuchungen mit einem 
Kolistamm an über die Höhe und Häufigkeit dieser sogenannten »Normalagglu¬ 
tination«. Dabei ergab sich, das das Blut Neugeborener selten und in geringer 
Stärke, nur bei mikroskopischer Betrachtung erkennbar, doch vereinzelt immer- 

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Referate. 


315 


hin noch in Verdünnung 1:100 den betr. Kolistamm agglutinierte. Die Agglu¬ 
tinationskraft war dabei in Übereinstimmung mit derjenigen des mütterlichen 
Serums. Dns Blutserum mancher Gesunder und nicht Darm- oder Tuberkulose¬ 
kranker agglutiniert auch deutlich bei 1:250 mikroskopisch und 1:100 makro¬ 
skopisch. Mit zunehmendem Alter pflegt die Koliagglutination regelmäßiger und 
stärker zu sein. Andere Kolistämme, welche sich von dem Benutzten durch 
nichts unterscheiden, zeigten viel geringere Agglutinabilität — Unter Besprechung 
eigener Untersuchungen befaßt sich dann Verfasser eingehend mit der Frage, 
ob beim Typhus abdom. Mitagglutination des Bact. coli eintritt oder ob die hier 
vorkommende Agglutination des Bact coli durch Sekundärinfektion verursacht 
ist Es ist danach zuzugeben, daß eine Agglutination existiert zwischen Typhus¬ 
serum und Kolibakterien. Entsprechend werden auch Typhusbazillen durch das 
Serum mancher Kolirassen agglutiniert, was für die Typhusdiagnose von nicht 
geringer Bedeutung ist. — Ferner berichtet Verfasser über systematische Unter¬ 
suchungen, die er über Koliagglutination bei Darmtuberkulose vorgenommen 
hat. Das Resultat war, daß unter 20 Phthisen vorgeschrittenen Stadiums mit 
zum Teil durch Obduktion bestätigter Darm tuberkulöse nicht in einem einzigen 
Fall erhöhte Agglutination des eigenen Kolistammes gefunden wurde. Da, wo 
doch bei Darmtuberkulose eine hohe Agglutination des eigenen Kolistammes 
vorkommt, muß man an eine Koliinfektion denken. Schmid . 

808) Neporoschnij, S. D. Zur Frage über die spezifische Serumheilmethode 
experimentell heryorgerufener Tuberkulose bei Meerschweinchen. Aus der 
Episootologischen Abteilung des Kaiserlichen Instituts für experimentelle Medizin. 
(Verhandlungen der Gesellschaft russischer Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908, 
September-Oktober.) 

Schon früher hatte sich der Berichterstatter davon überzeugt, daß beim 
heilen tuberkulösen Prozesse beim Menschen und in alten tuberkulösen Herden 
beim Rind eine schützende Phagozytosis vor sich geht, mit Hilfe der Mono¬ 
nukleare, welche die Tuberkelbazillen verschlingen und vernichten. Die weiteren 
Versuche zeigten, daß die tuberkulösen Endotoxine, welche nach Besredkas 
Methode erhalten sind, nicht nur Mononukleosis in einem von Tuberkulose in¬ 
fizierten Organismus hervorrufen, sondern auch die Verdauungskraft der Mono¬ 
nukleare hinsichtlich der Tuberkelbazillen vergrößern. Dabei wurde es klar, 
daß im Organismus der Tiere, die auf diese Art immunisiert sind, spezifische 
Antikörper ausgearbeitet werden und ins Blutplasma übergehen. Auf diese 
Weise beschränkte sich die experimentelle Aufgabe darauf, die am allermeist 
aktiven tuberkulösen Antigene bei irgend einer Tierart auszuarbeiten, deren 
Serum fähig sein sollte, die Mononukleare von Tuberkulose befallener Tiere zu 
aktivieren. Zu diesem Zweck wählte sich der Verfasser Hunde. Das Immuni¬ 
sieren begann mit dem Einführen tuberkulöser Endotoxine, welche nach 
Besredkas Methode erhalten waren und dauerte wenigstens 8 Monate. Wenn 
die Tiere anfingen, dieses Präparat gut zu vertragen, wurden ihnen in die Venen 
oder ins Bauchfell zuerst entfettete Körper der Tuberkelbazillen, dann nicht ent¬ 
fettete, aber durch Chloroform getötete Bazillen, und schließlich lebendige und 
virulente Tuberkelbazillen eingeführt. Der Berichterstatter veranstaltete Versuche 
Meerschweinchen mit Serum zu kurieren, welches er auf diese Art erhalten 
hatte. Diese waren auf subkutanem oder intraperitonealem Wege mit Kulturen 
von Tuberkelbazillen (wie wir sie beim Menschen finden) infiziert. Im ganzen 
sind 417 infizierte Tiere der Kur unterzogen worden. Der Zeitraum von der 
Infektion bis zum Beginn der Kur schwankte von einigen Tagen bis 5—6 Wochen; 
die ganze Menge und die Verteilung des zu diesem Zwecke gebrauchten Serums 
variierte; die Tiere lebten bis 2 Jahre. Der Versuch ergab folgendes Resultat: 
an der Tuberkulose gingen 20,5 °/ 0 der Versuchstiere zugrunde, die übrigen 
wurden getötet, 22,5 °/ 0 wiesen bei der Sektion tuberkulöse Veränderungen auf; 
bei 57,0 °/ 0 wurden keine tuberkulösen Veränderungen gefunden. 

Die mikroskopische Untersuchung des Lungengewebes der Meerschweinchen, 
welche mit Tuberkulose infiziert waren und mit Serum kuriert worden sind, 
wies sowohl in den früheren als auch in den späteren Perioden auf eine 

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316 


Referate. 


regressive Metamorphose der Tuberkelknötchen, bis zu völliger Destruktion der¬ 
selben, hin; diese kam durch den Zufluß einer großen Menge kleinzelliger 
Elemente mit nachfolgender Bildung von Bindegewebe zustande. B. Babkin. 

804) Teague, 0. u. Torrey, J. C. A study of gonococcus by the method 
of flxation of complement. (Versuch der Komplementfixation bei Gonokokkus.) 
(Journal of medical research 1907, Bd. 17, S. 223.) 

In Bezug auf Komplementverankerung zeigt der Gonokokkus die größten 
Rassenverschiedenheiten. Zu diagnostischen Zwecken sollte man also mit ver¬ 
schiedenen Gonokokkenarten versuchen, ehe man über einen negativen Ausfall 
des Versuchs berichtet. tiirschfelder. 

805) Ch&pin, W. 8. u. Cowie, D. M. The Separation of opsonic amboceptor 
and complement in the cold. (Trennung von Opsonin und Komplement in der 
Kälte.) (Journal of medical research 1907, Bd. 17, S. 213.) 

Nach Zusatz von großen Mengen Staphylococcus albus bei —3° bis + ö°C 
hatte normales Menschenserum seine opsonische Eigenschaften verloren; jedoch 
ist diese durch Zusatz von Serum, welches vorher durch Hitze unwirksam ge¬ 
macht wurde, wiederhergestellt. Hirschfelder . 

806) Landsteiner, Karl u. Baubitschek» Hugo. Beobachtungen über Hämolyse 
und Hämagglutination. (Wr. kl. R. 1907, Nr. 47, S. 748.) 

Die Verfasser fanden hämolytische Substanzen in Emulsionen von Trypano¬ 
somen. Ob diese Körper die Ursache des bei den Infektionskrankheiten, die 
durch Protozoen hervorgerufen werden, auftretenden Blutzerfalles sind, konnte 
noch nicht entschieden werden. Auch die Emulsionen einzelner Bakterienarten 
erwiesen sich als hämolytisch wirkend. 

Im Samen einzelner Papilionaceen fanden die Verfasser stark wirkende, 
durch physiologische Kochsalzlösung extrahierbare Hämagglutinine nicht toxi¬ 
schen Charakters (Eiweißkörper?). Fritz Loeb. 

807) Bredow, Fritz. Über die agglutinierende Wirkung des Serums Tuber¬ 
kulöser auf Typhusbakterien und Tuberkelbazillenemulsion. (Inaug.-Diss. Würz, 
bürg 1907. 29 S.) 

Als wichtigste Ergebnisse seiner Arbeit stellt Verfasser folgende zusammen: 

Bei der Miliartuberkulose findet man bisweilen eine ziemlich hohe Aggluti¬ 
nationskraft des Serums für Typhusbakterien, auch wenn eine gleichzeitige 
Typhusinfektion durch bakteriologische Untersuchung des Blutes und der Organe 
sicher auszuschließen ist. Verfasser konnte 2 solche Fälle mit einem Aggluti¬ 
nationstiter von über 1:100 mitteilen. 

Das Serum Tuberkulöser zeigt im allgemeinen eine höhere Agglutinations¬ 
kraft für Typhusbakterien als das Serum anderer Personen und zwar unabhängig 
von seiner agglutinierenden Wirkung für Tuberkelbazillenemulsion. 

Durch eine Tuberkulinkur scheinen die Typhusagglutinine im Blute Tuber¬ 
löser zuzunehmen. 

Irgendwelche Beziehungen zwischen Agglutininen und Schwere der Fälle, 
Fieber, Alter ließen sich nicht gewimien. 

Daß die Typhusagglutinine bei der Tuberkulose durch Mischinfektion und 
nicht durch die Infektion mit dem Tuberkelbazillus selbst entstehen, ist nicht 
wahrscheinlich. Fritz Loeb . 


808) Bohnstedt, G. Über die Serumbehandlung der puerperalen Sepsis. 

(Petrsb. med. Woch. 1907, Nr. 52, S. 491—495.) 

Verfasser hat mit bestem Erfolge das Serum von Gabritschewsky ange¬ 
wandt, formuliert aber seine Meinung dahin, daß ein jedes Serum eines beliebigen 
Produzenten wirksam sein muß, soweit es ein polyvalentes und ein Serum ist, 
das durch Immunisation mit Spaltpilzen von der puerperalen Flora gewonnen, 
also ein spezifisch-antipuerperales Serum ist. Fritz Loeb . 

809) Goebel. Pouvoir pröventif et pouvoir curatif du sdrum humain dans 
rinfection due au Trypanosome du Nagana. (Die schützende und heilsame 
Wirkungsfähigkeit des menschlichen Serums gegen Naganatrypanosomen. (Ann. 
Pasteur, Nov. 1907, Nr. 11.) 

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Referate. 


317 


Menschliches Serum besitzt präventive Schutzkraft gegen die Trypanosomen¬ 
infektion bei Mäusen und eine beschränkte kurative Wirkungsfähigkeit. Ähn¬ 
liche Verhältnisse liegen bei der Infektion von Meerschweinchen vor. Menschen¬ 
serum, das bei 37° mit Trypanosomen digeriert wird, verliert weder seine kura¬ 
tiven noch seine präventiven Eigenschaften. Durch Vorbehandeln mit Alkalien 
oder durch Erhitzen auf etwa &4° verliert das Serum erst diese Fähigkeiten. 
Das Gleiche tritt bei Zusatz von menschlichem Antiserum auf. Diese Wirkungs¬ 
kraft des menschlichen Serums kann weder zusammengesetzten Substanzen, wie 
Ambozeptor und Komplement, noch opsonischen Eigenschaften zugeschrieben 
werden. Lüdke . 

810) Cazalblon. Gontribution k l’ätude des Trypanosomiases de l’Afrique 
oocidentale. (Trypanosomiasis.) Ann. Pasteur, Nov. 1907, Nr. 11.) 

Enthält im ersten Abschnitt geographische Bemerkungen über die Verbreitung 
einiger Trypanosomenarten, dann Studien über die Veränderlichkeit der Virulenz 
der Trypanosomen. Lüdke . 

811) Va8saL Nonveile contribution h l’ätude de l’hämatozoaire de näcu- 
reuil. (Haemamoeba Vassali.) (Ann. Pasteur, Nov. 1907, Nr. 11.) 

Enthält Studien über den Bau, Lebensweise und die Infektion durch die 
Haemamoeba Vassali. Einzelheiten sind im Original nachzulesen. Lüdke . 

812) Calmette et Massol. Eelationa entre le venin de cobra et son anti- 
toxine. (Beziehungen zwischen Cobragift und Antitoxin.) (Ann. Pasteur, Dez. 
1907, Nr. 12.) 

Die toxische Substanz des Cobragifts ist in 50—80 °/ 0 Alkohol löslich, während 
das Antitoxin in Alkohol unlöslich ist und durch Alkohol leicht zerstört wird. 
Antitoxin gemischt mit dem Gift wird durch 80 °/ 0 Äthylalkohol nicht imwirksam. 
Durch Erhitzung auf 76—80° wird die toxische Substanz nicht koaguliert, während 
das Antitoxin bei 68° vernichtet wird. Wird letzteres mit dem Gift gemischt, so 
verträgt es Temperaturen von 75°. Diese Beobachtungen führten die Verfasser 
zu der Annahme, daß die atoxische Kombination von Serum und Gift Eigenschaften 
besitzt, die von denen der beiden Komponenten der Mischung ganz ver¬ 
schieden sind. Die Verbindung zwischen Toxin und Antitoxin sei danach 
dissoziabler Natur. Lüdke . 


818) Mesnil et Nicolle. Traitement des infections experimentales h Trypa¬ 
nosoma Gambiense. (Experimentelle Infektion mit Trypanosoma Gambiense.) 
(Ann. Pasteur, Dez. 1907, Nr. 12.) 

Von 12 Macacen, die mit Trypanosoma Gambiense infiziert wurden, gelang 
es 6 durch Atoxylinjektionen, 4 durch Atoxyl und Injektionen mit dem Benzidine- 
farbstoff Ph (Bayer) und 2 durch Ph-Injektionen zu retten. Die Kontrolliere 
starben nach Verlauf von 20 resp. 51 Tagen. Lüdke. 


814) Bexheft, A. A neurin äs lecithin hatäsa egyes bakteriumokra. (Ein¬ 
fluß des Neurins und Lezithins auf einige Bakterien.) Hyg. Inst, der Univ. 
Budapest. (Magyar orvosi Archivum N. F., Band 8, 1907, S. 287.) 

Von Neurinum hydrochloricum (Merck) ferner von diesem und äquivalenter 
Menge NaOH, ferner von Ovolezithin (Merck) wurden mit steriler Fleischbrühe 
verschieden konzentrierte Lösungen resp. Emulsionen bereitet und diese aus 
Agar-Reinkulturen von Typhusbazillen, Anthraxbazillen, Streptococcus pyogenes 
aureus, Bacterium prodigiosum geimpft. Durch das Neurin wird die Entwick¬ 
lung der Kulturen gehindert, es besitzt eine bakterientötende Wirkung. Diese 
Wirkung kommt betreffe der Anthraxbazillen bei einer Konzentration von 0,3 °/ 0 , 
betreffe des Bacterium prodigiosum und des Streptococcus bei 0,5 resp. 0,6 °/ 0 zur 
Geltung. Das Neurinum hydrochloricum gewinnt eine bakterientötende Wirkung 
erst durch die Zugabe von NaOH. 

Recht geringe Mengen Lezithins reichen hin, um diese Wirkung des Neu¬ 
rins einzuschränken oder sogar aufzuhalten. Keinbold. 


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318 


Referate. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

815) Gerlach, V. Die Ausnutzung der Nahrung bei Kakaogenuß. Aus dem 

Institut für Chemie und Hygiene von Professor Dr. Meineke und Gen. in Wies¬ 
baden. (Ztschr. f. diät. phys. Th. 1907/1908, Bd. 11, Heft 5, S. 264—275.) 

Die Versuche von R. O. Neumann, der in einer langen Versuchsreihe an 
sich selbst gefunden hatte, daß fettreicher Kakao eine bessere Ausnutzung des 
Fettes und des Eiweißes der Gesamtnahrung verursache, waren von verschiedenen 
Seiten scharf kritisiert worden. Neumann hatte gesetzliche Festlegung eines 
Mindestgehaltes von 30°/ 0 verlangt. Versuche mit 35—100 g Kakao pro die 
wurden als nicht gültig angesehen, da kein Mensch täglich derartige Mengen 
nehme. Gerlach unterstützt seine ablehnende Kritik gegenüber Neumanns 
Versuchen durch eigene Versuche, die sich mehr dem Normalen nähern. Ver¬ 
such besteht aus 5 Perioden ä 6 Tage. 1., 3. und 5. sind Normalperioden, 2. und 
4. Kakaoperioden. (25 g Kakao »Monarch« von der Kakao-Kompannie Theo¬ 
dor Reichardt) Minderausnutzung des Nahrungseiweißes in der Kakaoperiode 
l,6°/ 0 ; von 21 g Nahrungsstickstoff wurden 0,3 g täglich weniger ausgenutzt. 
Fettausnutzung dagegen um 0,5°/ 0 gebessert. Gerlach schließt: 

Bei täglicher Einnahme von 25 g Kakao zu gemischter, relativ abwechs¬ 
lungsreicher Nahrung habe ich: 

1. Den Nahrungsstickstoff sehr gut ausgenutzt Die geringe Differenz von 
ca. 0,3 g N zugunsten der Nahrung ohne Kakao gründet sich auf eine Ver¬ 
mehrung des Trockenkotes in den Kakaoperioden. Praktisch fällt sie, wie gezeigt, 
nicht ins Gewicht. 

2. Während in der Vorperiode annähernd Stickstoffgleichgewicht bestand 
(+1,95), kamen in der Kakaoperiode 3,43, in der 2. Kakaoperiode 5,37 g Stick¬ 
stoff zum Ansatz. Letztere Zahl ist die höchste der in den 5 Versuchsperioden 
gewonnenen. 

3. Das Fett der Nahrung habe ich in allen Perioden sehr gut, in der Kakao¬ 
periode etwas besser als in den Normalperioden ausgenutzt. 

4. Eine Vermehrung der Hammenge konnte bei Kakaogenuß nicht beobachtet 

werden. Bomstein. 

816) Bomstein, K. (Leipzig). Zwei Ausnutzungsversuche mit Odda M. B. 
(Fortschritte d. Med. 1908, Nr. 2.) 

N. Zuntz hatte in einem Stoffwechselversuche gefunden, daß das von 
v. Me ring angegebene Kindernährpräparat Odda, von der er in 3 Tagen ca. 1650g 
nahm, um z. T. mehr als. den Gesamtkalorienbedarf zu decken, ausgezeichnet 
vertragen wurde. Er fand, daß sie der gewöhnlichen gemischten Kost des Er¬ 
wachsenen wenigstens ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen sei. Odda M. R., 
mit dem ich experimentierte, ist nach gleichen Prinzipien hergestellt mit einigen 
Modifikationen quantitativer Natur und Zusatz von Kakao »Prometheus: er ist 
etwas eiweiß- und fettreicher. Zu einer Nahrung, qualitativ und quantitativ 
gleich, die mich in Körper- und N-Gleichgewicht hält, lege ich in 2 Perioden 
täglich 50 g Odda M. R. zu. Der Versuch besteht aus einer Stägigen Vor¬ 
periode, 5 tägigen Hauptperiode, 3 tägigen Nachperiode und 3 tägigen Haupt¬ 
periode. — Die Trockenkotmenge betrat in den beiden Normalperioden 27,3 
resp. 27,9 g, in der Hauptperiode bei Zulage von 50 g Odda M. R. nur 26,2 
resp. 25,6 g, also trotz erhöhter Nahrungsmenge verringerte Kotmenge. Die N- 
Ausnutzung in der Normalperiode 85,08 resp. 84,78 °/o in der Hauptperiode, wo 
die N-Einnahme 13,52 g beträgt gegenüber der N-Einnahme in der Vorperiode 
von 12,2 g wird N zu 87,06 resp. 87,28 °/ 0 ausgenutzt Fett 94,21 und 93,48 
gegenüber 94,4 und 95,15 0 / 0 . — Ich konnte das interessante Faktum konstatieren, 
das jedenfalls der Nachprüfung bedarf, daß eine Zulage zur Nahrung eine bessere 
Ausnutzung der Gesamtnahrung zur Folge hatte. Worauf das beruht, ob auf 
der eigenartigen Zusammensetzung der Oddapräparate, lasse ich einstweilen 
dahingestellt. Praktische Versuche zeigten mir, daß Odda sehr gut vertragen 
wird. Autoreferat . 

817) Behre, A. Die Verwendung von Bindemitteln bei der Wurstfabri¬ 
kation. (Zeitschr. f. Unters. Nahrungs- und Genußmittel 1907, Heft 13, S. 525—583.) 

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Referate. 


319 


Der Zusatz von Mehl bei der Herstellung von Brüh- und Rostbratwürstchen 
wird im Fleischergewerbe zur Erhöhung der Bindekraft als unbedingt notwendig 
angesehen und ist in verschiedenen Orten bis zu 2 °/ 0 zugelassen. Ein Zusatz 
zur Dauerwurst ist dagegen als Verfälschung zu betrachten, da derselbe unnötig 
ist und nur die Zersetzbarkeit der Wurstmasse erhöht. Da die Bindemittel 
(Mehl und Eiweiß) bewirken sollen den Wassergehalt zu erhöhen, hat Verfasser 
bei der Nachprüfung früherer Versuche von v. Raumer (Ztschr. f. Unters. 
Nahrungs- und Genußmittel, Heft 11, S. 335) durch eigene Versuche im Gegen¬ 
satz zu diesem Autor feststellen können, daß die Bindemittel auf die Wasser¬ 
aufnahmefähigkeit von Wurst ohne besonderen Einfluß sind. Letzterer wird 
bedingt durch die Art und den Wassergehalt des Fleisches, die Fabrikation usw. 
Vorteilhaft ist ein Zusatz von Bindemitteln zur Wiedergewinnung der Binde¬ 
kraft bei Benutzung minderwertigen Fleisches von geringer Bindekraft und 
ebenso bei Benutzung von Fleischabfällen. Aus diesem Grunde verwirft Ver¬ 
fasser wie v. Raumer den Zusatz von Bindemitteln zu Wurst. Brahm . 

818) Kickton, A. Über die Wirkung einiger Konservierungsmittel auf 
Hackfleisch. (Zeitschr. f. Unters. Nahrungs- und Genußmittel 1907, Heft 13, 
S. 534—542.) 

Zur Vermeidung der Verfärbung von Hackfleisch beim Liegen werden dem 
Fleische Hacksalze zugesetzt. Eine konservierende Wirkung dürfte hierdurch 
erst in zweiter Linie beabsichtigt sein. Da zufolge des Fleischbeschaugesetzes 
vom 2. Juni 1900 ein Zusatz von SO 2 oder deren Salze sowie von einigen 
anderen Konservierungsmitteln verboten ist, werden sogenannte Hacksalze be¬ 
nutzt. Letztere sind wechselnde Mischungen von Natriumphosphat und Natrium¬ 
benzoat, Aluminiumazetat und Alaun, neben Kochsalz, Salpeter, Natriumazetat 
und Natriumsulfat. Zusätze von freier Benzoesäure und Borsäure sowie von 
Natriumsulfit sind selten. Verfasser studierte die Einwirkung dieser nicht ver¬ 
botenen Hacksalze auf Hackfleisch. Die Versuche wurden mit wechselnden 
Mengen dieser Salze ausgeftlhrt und ergaben, daß Benzoesäure und Salizylsäure 
die Färbung schnell herbeiführen, jedoch die Zersetzung aufhalten. Borsäure, 
Alaun, Kalisalpeter und Kochsalz hindern die Verfärbung nicht, wirken aber 
konservierend. Natriumsulfat erhält und verstärkt die rote Farbe des Fleisches 
am ersten Tage und konserviert schwach, ähnlich verhalten sich Borax und 
Soda, jedoch fehlt letzterer die konservierende Wirkung. Natriumbenzoat-, 
Salizylat-, Azetat-, Phosphat-, Aluminiumazetat- und die beiden Hacksalzgemische 
erhalten und verstärken die rote Farbe des Fleisches außen und innen und 
zeigen auch zum Teil nur geringe konservierende Wirkung. Am stärksten 
rötet Natriumsulfit. Letztere Beobachtung ist schon von Rubener (Hygien. 
Rundschau, Heft 13, S. 329); Gärtner (Zeitschr. f. Unters. Nahrungs- und Ge¬ 
nußmittel, Heft 4, S. 241); Lange (Arch. f. Hygiene, Heft 40, S. 143); Stroscher 
Arch.f. Hygiene, Heft 40, S. 291); Janke (Chem. Ztg., Nr. 26, S. 794); Polenske 
(Arbb. Kais. Gesundh.-Amt Nr. 17, S. 568); Behre und Segin (Ztschr. f. Unters. 
Nahrungs- u. Genußmittel, Heft 12, S. 461) festgestellt worden. 

Durch Zusatz von 1 °/ 0 Natriumsulfit zu Fleisch von fadem Geschmack, das 
sich zu zersetzen beginnt, verschwindet der Geruch und die ursprüngliche rote 
Farbe wird wiederhergestellt. Ebenso verhalten sich die übrigen Hacksalze. 
Es ist hieraus ersichtlich, daß es gelingt, mehr oder weniger verdorbenes Hack¬ 
fleisch durch Zusatz solcher Salze an Stelle frischen Fleisches oder vermengt 
mit solchem in den Handel zu bringen. Verfasser hält jeden Zusatz von Hack¬ 
salz für eine Verfälschung des Hackfleisches, da eine schon eingetretene Ver¬ 
schlechterung verdeckt wird und diesem der Anschein einer besseren Beschaffen¬ 
heit gegeben wird. Brahm . 

819) Pellet« H. Über die Gegenwart von Salizylsäure in den Tomaten. 

(Ann. Chim. anal. appl. 1907, Heft 12, S. 10—12.) 

Verfasser schlägt vor 0,010 als gewöhnliche Grenze für den Salizylsäuregehalt 
pro kg auszusehen, jedoch 0,015—0,020 zuzulassen, da zu einer wirksamen Kon¬ 
servierung mindestens 0,030 benötigt werden. Brahm . 

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320 


Referate. 


820) von Borek (Sternberg). Citarin als Gichtmittel. (Klinisch-therap. 
Wschr. 1907, Nr. 38.) 

Das Citarin hat nach Verfasser vor manchen anderen Gichtmitteln (z. B. 
den giftigen Colchicumpräparaten) den großen Vorteil, daß es vollkommen un¬ 
schädlich ist. Man kann daher ohne weiteres einen Versuch mit ihm machen, 
denn man ist sicher, den Patienten nicht zu schaden. Nach des Verfassers Er¬ 
fahrung ist Citarin sowohl im akuten Gichtanfall als auch bei den Exacerbationen 
der chronischen Gicht recht brauchbar. Jedenfalls kann er einen Versuch mit 
ihm in allen derartigen Fällen anraten. Schittenhelm . 

821) Kuttelwascher, W. Erfahrungen mit Sajodin. Aus d. med. Univ.- 
Klinik O.-S.-R. Prof. R. v. Jaksch, Prag. (Prager med. Wschr. 1907, Nr. 42.) 

Verfasser bringt die Erfahrungen der von Jakschschen Klinik: »Wir ver- 
ordneten das Präparat bisher in 66 Fällen und zwar bei chronischer Bronchitis, 
Lungenemphysem, Brochialasthma, Aortenaneurysma, Aortenerkrankung auf 
luetischer Basis, Myodegeneratio cordis, Himlues, Apoplexie, chronischen Er¬ 
krankungen des Zentralnervensystems und chronischer Bleitoxikose. Es wurden 
1 bis 4 g, gewöhnlich 3 g (3X1 g eine halbe bis ganze Stunde nach dem 
Essen) in Pulvern oder Tabletten verabfolgt. Auch von unseren Patienten wurde 
es durchwegs gerne genommen. Darin und in der bequemen Dosierung liegt 
ein unbestreitbarer Vorteil des Sajodins. Nebenerscheinungen beobachteten wir 
sechsmal. In fünf derselben, meist Jodakne, wurden wir nicht zum Aussetzen 
des Präparates veranlaßt. Diese Fälle bestätigen die Erfahrung der früheren 
Autoren, daß das Sajodin in gleichen und auch größeren Dosen wie Jodnatrium 
geringere Nebenerscheinungen hervorruft als dieses, so daß es uns die Möglich¬ 
keit bietet, auch in Fällen von Jodidiosynkrasie die Jodmedikation durch längere 
Zeit fortzusetzen. In therapeutischer Hinsicht war der Effekt, soweit überhaupt 
ein deutlich konstatierbarer Erfolg zu erwarten war, der gleiche wie bei Jod¬ 
natrium. Wir sahen bei chronischer Bronchitis Erleichterung der Expektoration, 
bei Lungenemphysem außerdem Rückgang der Zyanose und besonders auf¬ 
fallende Besserung der Dyspnoe. Letzteres auch bei Herzfehlern und einem 
Fall von Lungentumor. Bei Myodegeneratio cordis einigemal günstige Beein¬ 
flussung der Pulsbeschaffenheit. Bei zwei Fällen chronischer Bleitoxikose konnten 
wir unter der auf der hiesigen Klinik üblichen Therapie (laue Bäder, Thermophor, 
Jod, hier Sajodin) rasches Schwinden der Intoxikationserscheinungen und Aus¬ 
gang in Heilung beobachten. Bei einem Fall von Himlues gingen die Läh¬ 
mungserscheinungen von seiten der Himnerven während der kurzen Beobach¬ 
tungszeit bedeutend zurück. Was die Resorption und Ausscheidung des Jods 
anlangt, so konnten wir in den darauf untersuchten Fällen nach 2 1 / a —4 Stunden 
Jod im Urin nachweisen, es war nach Aussetzen des Präparates nach zwei bis 
drei Tagen daraus geschwunden.« Schittenhelm . 

822) Apostolidös jun., Apost. (Smyrna). Klinische Beobachtungen über die 
diuretische Wirksamkeit des Theocin-Natrium aceticum. (Allg. med. Zentral- 
Ztg. 1907, Nr. 44.) 

Verfasser faßt seine Resultate dahin zusammen, daß das Theocin-Natrium 
aceticum ein schätzbares, stark wirkendes Diureticum ist, welches alle bekannten 
Diuretica erheblich übertrifft und zu weiteren therapeutischen Versuchen wohl 
empfohlen werden kann. Schittenhelm . 

828) Seifert, Otto (Würzburg). Über Novaspirin. (Wr. klin. Rdsch. 1907, 
Nr. 23.) 

Verfasser rühmt die ausgezeichneten Erfolge mit Novaspirin bei Influenza; 
auch bei juckenden Dermatosen leistet es gute Dienste, keinerlei üble Neben¬ 
wirkungen. Wirkt weniger schweißtreibend wie Aspirin. Schittenhelm. 

824) Kropil, Johann. Novaspirin, ein neues Salizylpr&parat. (Wr. med. 
Presse 1907, Nr. 17.) 

Novaspirin ist ein ausgezeichnetes Antineuralgikum und Antirheumaticum. 
Es ist weit besser als salizylsaures Natrium und auch besser wie Aspirin. 

Schittenhelm . 

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Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Bohlenplat* 7. 

Eigentümer nnd Verleger Urban^& Sehwarisnbsrg in Berlin and Wien. 



ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?. 1. Maiheft 1908 Nr. 9 

Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

(Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie in Lemberg.) 

»Saure Reaktion« und Sfiuren (Milchsäure) 
in ihren Beziehungen zur Nahrungsausnutzung im Magendarmkanal 
und zum Chlorstoffweehsel. 

Von 

Prof. Dr. £• Biernacki 

Im Jahre 1891 habe ich 1 ) in der Riegelschen Klinik in Bestätigung und 
weiterer Bearbeitung einer Beobachtung von Sticker auf Grund zahlreicher Ver¬ 
suche die Tatsache endgültig festgestellt, daß zwischen der Mund- und Magen¬ 
verdauung ein inniger Zusammenhang besteht, beziehungsweise daß die motorische 
und sekretorische Leistungsfähigkeit des Magens beim Einnehmen der Nahrung 
durch den Mund viel besser ist, als bei Einführung durch die Sonde. Entgegen den 
älteren Ansichten und der Überzeugung Stickers konnte ich weiter nach weisen, 
daß dabei der Speichel selbst eigentlich von geringer wenn keiner Bedeutung 
ist, sondern der Durchgang der Nahrung durch die Mundhöhle die entschei¬ 
dende Rolle spielt. 2 ) Indem ich einerseits die Beobachtung machte, daß die 
Mundhöhle der durchzukauenden Nahrung (wie in meinen Versuchen dem Stärke- 
Eierweißfrühstück) eine schwach saure Reaktion zu verleihen versucht — anderer¬ 
seits — daß sogar schwach alkalische Reaktion der Nahrung für den Magen 
durchaus nicht geeignet erscheint, im Gegenteil — die Magenverdauung bei 
neutraler oder schwach saurer Reaktion am besten vor sich geht, führte ich eben 
den Zusammenhang der Magenverdauung mit der Mundverdauung auf die für den 
Magen günstigen Veränderungen der Reaktion zurück, welche die Nahrung beim 
Verweilen in der Mundhöhle erfährt. 

Meine Grundversuche über die Abhängigkeit der Magen- von der Mundver¬ 
dauung sind seitdem einige Male bestätigt worden (z. B. von A. Schuld) 8 ), die 
Deutung dieser Abhängigkeit bildete sich aber mit der Zeit im Geiste der 
Pa w low sehen Thesen (die aus der Mundhöhle ausgehenden Reflex Wirkungen) 
vielleicht gänzlich aus: vom letzteren Standpunkte aus konnte dann eine Reihe 


l ) Die Bedeutung der Mundverdauung und des Mundspeichels für die Tätigkeit des ge¬ 
sunden und kranken Magens. Ztschr. f. klin. Med., Bd. XXI, H. i u. 2. 

*) Ich muß dies speziell betonen, als in dem neuesten »Handbuch der Physiologie« 
Nagels O. Cohnheim behauptet — die Abhängigkeit der Magen- von der Mundverdauung, die 
schon vor Pawlow bekannt war, von Riegel und mir »irrtümlich auf die Speichelwirkung be¬ 
zogen wurde.« (S. 524, Bd. II, 1907.) 

*) Schuld, Inaugural-Dissertation. Leiden 1892. 

N. F. IIL Jahr*. 


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21 


oogle 






322 


Original-Artikel. 


von Autoren (Schüle, Troller, Riegel und Scheuer usw.) 1 ) die reflektorische 
Erregung der Magendrüsen auch für den Menschen nachweisen. Andererseits 
sah Pawlöw, zum Teil auch andere (Bickel) 2 ) in Versuchen an Hunden bei 
direkter Beeinflussung der Magenschleimhaut keinen Unterschied in der saft¬ 
treibenden Wirkung des Wassers und verdünnter Salzlösungen. 

So sind meine Beobachtungen und Vermutungen über die Bedeutung der 
sauren Reaktion für die Beziehungen zwischen Mund und Magen ohne Wieder¬ 
hall geblieben. Und doch dürfte eben in letzterer Zeit die Frage wieder auf¬ 
tauchen. ob sich diese Beziehungen mit der »Reflexwirkung« erschöpfen, speziell 
ob dies beim Menschen der Fall ist, bei welchem die Mundverdauung im Ver¬ 
dauungsprozesse entschieden mehr »Platz« als beim Hunde einnimmt. Tatsächlich 
wird z. B. die spezifische Reizwirkung des sauren Mageninhalts, beziehungsweise 
der Säuren auf die Pankreassekretion, was von Pawlow auch als ein von der 
Darmschleimhaut ausgehender »Reflex« aufgefaßt wurde, von Starling und 
Bayliss 8 ) im Sinne chemischer (»humoraler«) Begriffe gedeutet — mit der 
Aktivierung durch die Säure eines in der Darmwand befindlichen Stoffes — 
Prosekretins, der dann als Sekretin von der Blutbahn aus die Pankreassekretion 
erregt. 

Abgesehen von der ganzen obigen Reflexfrage, zugleich auch von der von 
mir beobachteten Säuerung, resp. Regulierung der Nahrungsreaktion in der 
Mundhöhle, was seinerseits einer eingehenden Analyse harrt, beansprucht an sich 
ein spezielles Interesse das, was über die Beziehungen zwischen der sauren Re¬ 
aktion und den Magenfunktionen in meinen Versuchen zum Vorschein kam. 
Denn gegenüber den negativen Resultaten Pawlows betreffs der Bedeutung 
von Salzsäurelösungen für die Magensekretion beim Hunde, waren in meinen 
Versuchen an gesunden und kranken Menschen die Unterschiede der Magenver¬ 
dauung (als eines Gesamtvorgangs) bei der schwach sauren und schwach alkali¬ 
schen Reaktion des Probefrühstücks zu konstant und zu stark ausgesprochen 
um als eine »quantite negligeable« gelten zu dürfen. 

Es kommt noch die interessante Tatsache hinzu, daß die zubereitete 
Menschennahrung eine durchweg saure (auf Lakmuspapier) Reaktion 
zeigt. Bei der Rolle, welche der Essig in der Küche spielt, war das so zu 
sagen von vornherein zu erwarten: übrigens habe ich mich davon durch zahl¬ 
reiche direkte Prüfungen mit Lakmuspapier verschiedenartiger Gerichte mid 
Speisen, Getränke usw. überzeugt. Der Grad dieser sauren Reaktion ist freilich 
verschieden: während z. B. viele Suppen, Saucen, Kompotts usw. ausgesprochen 
sauer sind, erweisen sich Kartoffeln, Brot, Semmel und Anderes nur sehr 
schwach sauer. Ausnahmen bildeten in dieser Beziehung vielleicht nur recht 
fette Fleischsorten (Gänse-, Schweinebraten) oder fette Natursaucen, wobei 
kein deutlicher Reaktionswechsel, mitunter vielleicht leicht alkalische Reaktion 
auftiel. Bekanntlich werden solche fetten Fleischgerichte gemäß den gastrono¬ 
mischen Regeln mit sauren Beilagen (Schweinscarre, Gänsebraten mit Sauerkraut, 
Rotkraut usw.) am liebsten serviert — entschieden existiert auch bei den meisten 
Leuten ein Drang zu sauren Beilagen in solchen Fällen — und wird dadurch 
die im Munde zu kauende Nahrung schließlich auch sauer. 

*) Die diesbezügliche Literatur siehe bei Leo, Die Salzsäuretherapie. Berlin, 1908, S. IO —12* 

*1 Bickel, Berlin, klin. Wochcnschr., 1905. 

*) Nagels Handbuch der Physiologie des Menschen, 1907, Bd. II, S. 571—572. 

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Original-Artikel. 


323 


Es entsteht nun die Frage ob diese »saure Reaktion« — abgesehen von 
den einzelnen Phasen des Verdauungsprozesses, d. h. der Magenverdauung, der 
Pankreassekretion u. a., auch für dessen Endresultat — für die Nahrungsaus¬ 
nutzung im Verdauungskanale einen Sinn und Bedeutung hat, bezw. ob Sinn 
und Bedeutung solcher Nahrungsreaktion durch die Forschung in letzterer 
Richtung erwiesen werden kann. So unternahm ich zur Klärung dieses Problems 
eine Reihe von Versuchen an Hunden, in welchen die Nahrungsausnutzung im 
Darmkanale bei Veränderungen der Reaktion einer und derselben Nahrung, bezieh¬ 
ungsweise bei deutlich saurer Reaktion im Gegensatz zu minimal sauren und alkali¬ 
schen untersucht wurde. Die Beobachtungen wurden eben vom Standpunkte 
der Nahrungsreaktion aus, und nicht der Wirkung der Säure oder des Alkali 
auf die Assimilationen im Darme begriffen und angestellt, weil es noch durch 
nichts bewiesen ist, daß das Endergebnis für den Organismus identisch sich ge¬ 
stalten wird ungeachtet, ob man die Säure oder das Alkali von der Nahrung 
zeitlich getrennt in den Organismus einführt, oder die Nahrung selbst ansäuert, 
bezüglich alkalisiert. Eben das letztere — unmittelbar vor der Fütterung der 
Tiere — war in meinen Untersuchungen der Fall; es kamen zugleich nur ganz 
mäßige Säure- und Alkalimengen zur Anwendung, damit keine toxischen Wir¬ 
kungen der Säure selbst auf die Magendarmschleimhaut zu Stande kommen. 
Weiter — angesichts des Umstandes, daß die saure Reaktion unserer Nahrung 
in der Regel durch die organischen Säuren, und unter derselben so häufig durch 
die Milchsäure bedingt wird, bediente ich mich in den Ansäuerungsversuchen 
eben dieser Säure in Dosen von 1,0 bis 2,5 g täglich, d. h. zur einmaligen An¬ 
säuerung: unter Verwendung meines Milchsäurepräparates bildeten diese Dosen 
in der Nahrung eine Azidität von etwa 10—20 J /io Normalnatronlauge aus. Ein 
Versuch wurde auch mit Salzsäure (0,5—0,75 g) angestellt. Zur Alkalisierung 
der Nahrung bediente ich mich einer 1 j 6 N-Natronlaugelösung: 10—15 ccm 
für einmal, was 0,08—0,12 g reiner NHO entspricht. 1 ) (Außerdem wurden noch 
einige Versuche mit saurer Metschnikoffscher Milch und dem Laktobazillin 
angestellt, die an anderem Orte speziell besprochen werden.) 

Das Gegenüberstellen von verschiedenen Reaktionen konnte sehr leicht ge¬ 
schehen, als die in unseren Versuchen gebrauchte Nahrung: Pferdefleisch nebst 
Reis für den einen Hund, Pferdefleisch nebst Maismehl und Reis für den anderen 
— eine minimal saure Reaktion zeigte: nach Zusatz von Milchsäure oder 
Natronlauge wurde die saure und alkalische Reaktion ganz ausgesprochen. Es 
sei noch hinzugefügt, daß die so präparierte Nahrung von den Hunden ohne 
jeden merklichen Unterschied des Appetits verzehrt wurde. 

Die Versuche wurden unter allen Kautelen der genauen Stoffwechselversuche, 
speziell in der Art und Weise ausgeführt, wie ich das in meiner Fettarbeit be¬ 
schrieb.*) Der auf Chloroform gesammelte Ham wurde alle Tage auf seinen 
Gesamt-N und Ammoniakgehalt (Schlösing), und in viertägigen Sammel- 


*) Von der Alkalisierung mittels NaHCO f oder Na t CO t habe ich Abstand genommen, nach¬ 
dem in meinen Versuchen vom Jahre 1891 das mit NaHCO f leicht alkalisch gemachte Probe¬ 
frühstück ähnliche (günstige) Wirkung, wie das leicht angesäuerte erwies, augenscheinlich durch 
die erregende Wirkung der beim Zusammentreffen von NaHCO t mit der Magensalzsäure frei 
werdenden Kohlensäure. 

*) Zentralblatt für die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels 1907, Nr. II. 
Ausführlicher: Poln. Archiv f. die biolog. und medizin. Wissenschaften. Lemberg, 1907, Bd. III. 

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324 


Original-Artikel. 


portionen auf die Menge der Gesamtschwefelsäure, Ätherschwefelsäuren, KC1 + 
NaCl (Alkalimetallen) — Alles nach den Wägungsmethoden und des Chlors 
(Volhard-Salkowski unter Zusatz von Kalihypermanganat) untersucht Im 
Kote — auch viertägige Sammelportionen — Abgrenzung mit Holzkohle im 
Beginn einer jeden 4 tägigen Periode 1 ) Bestimmung von Trockensubstanz, Stick¬ 
stoff, Fett (Ätherextrakt). Außer einigen Portionen habe ich auf die Bestimmung 
von Alkalimetallen und Chlor im Kot gänzlich verzichtet, indem nach eigenen 
zahlreichen Erfahrungen (in der Fettarbeit) die im Hundekote vorhandenen Mengen 
von diesen Stoffen zu gering sind, um die aus diesbezüglichen Hamwerten ge¬ 
machten Schußfolgerungen im mindesten beeinflussen zu können. 

I. Versuchsreihe. 

Der Hund, der im Beginn der Untersuchung 7740 g wog, bekam alle Tage 
100 g Pferdefleisch nebst 200 g Reis und 8 g Kochsalz (= 7,846 wasserfreies 
Natriumchlorid) in 800 ccm Wasser gekocht. Nach eigenen Analysen enthielt 
diese Nahrung: 34 g Eiweiß oder 5,8276 g N, 6 g Fett, 162 g Kohlehydrate, 
8,781 g KCl + NaCl; 7,973 g Chlor (als NaCl berechnet); Kalorienwert = 860 Kal. 
Gekochte Nahrung wog 960—1050 g, darin 775—835 g Wasser: diesbezügliche 
genaue Bestimmungen seit dem 4. Dezember. Außerdem bekam der Hund 
kein Wasser zum Trinken und brauchte auch keins. 

Am 31. Dezember wurde die Kost gewechselt: vom 31. Dezember bis 3. Januar 
je 300 g süße Milch (sterilisierte) nebst 150 g Reis, der letztere in 400 ccm 
nebst 8 g NaCl (wasserfrei = 7,846 g) gekocht. Vom 4. bis 7. Januar statt der 
süßen saure Metschnikoffsche Milch (beide Sorten Milch von der Anstalt 
»Le Ferment« in Lemberg) von der Azidität 80—90Vio Normalnatronlauge. Beim 
Gebrauch von saurer Milch setzte man der Nahrung an Stelle des vergorenen 
Zuckers je 7,5 g Milchzucker täglich zu. Nach eigenen Analysen-Zusammensetzung 
der obigen Kost: 21,5 g Eiweiß, oder 3,5049 g N, 11,1 g Fett, 133,5 g Kohle¬ 
hydrate; 9.012 g KCl + NaCl; 8,56 g CI (auf NaCl berechnet). Kalorienwert 
zirka 740 Kal. Gewicht der Nahrung 818—820 g, darin etwa 640 g Wasser. 

Von den Einzelheiten sei es hervorgehoben, daß das Tier fast die ganze 
Zeit hindurch am Holzkäfig sehr gerne nagte, so daß die Trockensubstanz des 
Kotes Holzsplitter enthaltend stets sich zeigte. 

Der Ham und Kot wurden in dieser wie in der zweiten Versuchsreihe erst 
dann zur Analyse genommen, nachdem die Hunde über eine Woche im Käfig 
bei der verzeichneten Kost verblieben. 

n. Versuchsreihe. 

Ein anderer Hund, Gewicht im Beginn 7320 g, bekam durch die ganze Be¬ 
obachtungszeit 100 g Pferdefleisch, nebst 50 g Maisgrütze und 125 g Reis, alles 
in 800 ccm Wasser nebst 8 g NaCl (wasserfrei 7,846 g) gekocht Die Dauer der 
Kochzeit war streng gleich behalten, so daß in diesem Falle die Gewichts¬ 
schwankungen der Nahrung und des darin enthaltenen Wassers nur recht un- 


l ) Auf den Zusatz von Holzkohle zu der Nahrung an gleichen Zeiten, dazu in gleichen 
Dosen mufl ein Gewicht, besonders bei kürzeren Untersuchungsperioden, gelegt werden, als die 
von Abgrenzungstagen stammenden (d. h. die Holzkohle enthaltenden) Kotmengen immer reich¬ 
licher sich erwiesen, zugleich war ihre Konsistenz viel weicher (wasserreicher) als an folgenden 
Tagen. Durch zweimalige Abgrenzung in einer Periode und keine in der darauffolgenden könnte 
also ein nicht geringer Fehler bei der Trockensubstanzbestimmung im Kote verursacht werden. 

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Original-Artikel. 


325 


Tabelle I. 

Harnanalysen der I. Versuchsreihe. 


Anmerkung: Das Ammoniak ist sowohl auf dieser Tabelle als auf den folgenden in N-Werten 
ausgedrttckt. W.E. = Wassereinfuhr in der Nahrung, durchschnittlich pro die in 
der diesbezäglichen 4 tägigen Periode. 


Datum 

Harnmenge 
in ccm 

spex. 

Gewicht 

Gesamt- N 

Ammoniak 

Bemerkungen 

26. Nov. 

450 

1015 

2.3661 

02456 

Kontrollperiode. Gewicht des Hundes 7740 g 

*7- 


540 

1014 

2.9995 

0.2832 


28. 

» 

580 

1013 

3<>*94 

02943 


29. 

if 

370 

1020 

2.6966 

0 1926 

Milchsäure 3 g täglich 

3°. 

h 

550 

1015 

».7487 

0.2577 

Milchsäure 2,5 g 

1. 

Dez. 

730 

1013 

30022 

02744 

tt 2,5 „ 

2. 

tt 

690 

1014 

3458» 

0.25x4 

tt *l5 » 

3- 

»» 

550 

1016 

34072 

0.2362 

Kontrollperiode. Wassereinfuhr mit der Nah- 

4- 

•1 

650 

660 

1015 

33838 

03638 

rang täglich = 775 g (Harnmenge durch¬ 
schnittlich täglich 635 ccm) 

5. 

» 

1014 

34358 

0.2748 

Gewicht des Hundes 8000 g 

6. 


680 

1015 

3-75*4 

0.3540 

W.E. = 796 g (H == 635 ccm) 

7- 

tt 

600 

1015 

2.9049 

02577 


8. 

9- 

tt 

1 ) 

630 

680 

1016 j 
1015 1 

69561 

0.5456 


10. 

l> 

630 

1016 

3 2797 

0.2666 


11. 

tt 

610 

10x5 

3 3026 

0.2381 

NaHO — 10 ccm Vs N. W -E- = 831 g(H = 







672) Gewicht = 8200 g 

12. 

tt 

620 

10x4 

*9694 

0.2098 

NaHO 15 ccm »/, N 

13. 

tt 

780 

1012 

3*5*3 

0.3538 

tt *5 tt Vs » 

14. 

tt 

680 

IOX3 

31651 

0 2478 

tt *0 tt Vft tt 

15* 

»» 

760 

XOX2 

3.3630 

0.2671 

Milchsäure 1 g. W.E. = 825 g (H = 725) 

16. 

tt 

690 

1012 

3*3*8 

0.2604 

»» *»5 »i 

17 

tt 

760 

IOX3 

3*838 

0.2769 

tt *,5 tt 

18 

J» 

770 

1014 

36077 

O.3208 

!> * tt 

19 

tt 

720 

1013 

3 748a 

0.3186 

Kontrollperiode. W.E. = 827 g (H = 753) 

20. 

1» 

720 

IOX4 

3748a 

0.2904 


21. 

tt 

740 

IOX3 

3-35*5 

0.3485 


22. 

tt 

830 

IOX3 

3-8455 

0.3565 

Gewicht des Hundes 8350 g 

*3- 

tt 

670 

IOX5 

3*740 

0.2005 

Laktobazillin 0,5 g täglich. W.E. = 829 g 

24. 

tt 

650 

1012 

*7747 

0 2876 

Idem [(H = 707) 

*5- 

tt 

720 

10X3 

36358 

0.27x7 

Idem 

26. 

tt 

730 

1013 

4.oa83 

0.3040 

Idem 

27- 

tt 

690 

1014 

3.59** 

0.2784 

Kontrollperiode. W.E. 5= 835 g (H = 725) 

28. 

tt 

740 

1013 

3-7753 

0.4237 


29. 

tt 

680 

1015 

3 6108 

0 2657 

1 

30. 

tt 

790 

1012 

38347 

0 2981 

Siifle Milch 300 g + Reis 150 g. W.E. = 

3*- 

tt 

510 

1019 

*■9736 

0.2323 

z. 

Jan. 

540 

1017 

2.6425 

0.1897 

Idem [640 g (H = 525) Gew. d. Hund. 8550 g 

2. 

j» 

550 

1014 

2.5482 

0 2008 

Idem 

3. 

tt 

500 

10X9 

2.2645 

0.1691 

Idem 

4. 

tt 

570 

XOX7 

20474 

0 2099 

Saure Milch 300 g + Reis 150 g -f- Milch- 

5- 

tt 

520 

1020 

2 2468 

0.2x79 

Idem [zucker 7,5 g. W.E=638g (H = 54°) 

6. 

tt 

500 

1020 

2.1341 

0.2350 

Idem 

7* 

tt 

570 

1015 

1.9x16 

0 2027 

Idem Gewicht des Hundes 8500 g 


bedeutend sich erwiesen: 880—900 g, darin 680—690 g Wasser. Zusammen¬ 
setzung der Kost: 34,8 g Eiweiß oder 5,9352 g N, 11,25 g Fett, 134 g Kohle¬ 
hydrate, 8,722 g KCl+NaCl, 7,985 g CI (als NaCl berechnet); Kalorienwert etwa 
800 Kal. Der Kot enthielt in der HCl-Periode und der darauffolgenden Nach¬ 
periode etwas Schleim und stets ziemlich reichlich Haare. 

Beide anscheinend junge Hunde nahmen während der Versuchszeit an Ge¬ 
wicht zu: der erste im Laufe von 43 Tagen von 7740 bis 85Wig^w||T>e- 













326 


Original-Artikel. 


Tabelle TL Mittelwerte von Harnanalysen 
Anmerkung: Schwefelsäure ist hier, als auf der Tabelle IV in BaS0 4 -Werten ausgedrückt 


Allsgeschieden 
im Durchschnitt 
täglich 

I 

Kontroll- 

periode 

II 

Milchsäure 

III 

Kontroll- 

periode 

IV 

Kontroll- 

periode 

V 

NaHO 

g 

26. XI.-28. XI. 

29. XI.-2. XII. 

3.XII.-6. XII. 

7.XII.-10.XII. 

II.XII-.j4.XII. 

Harn (ccm) .... 

557 

585 

635 

635 

673 

Gesamt-N . . . 

3.7950 

3.9764 

34948 

3.3853 

3 1723 

Ammoniak .... 

0 3744 (9-8*/.) 

0 3443(8.3*/,) 

0.307a (8.8-/,) 

0.3675 (8.1-/,) 

0 3374 (7-4*/.) 

Ges&mt-H Ä S0 4 . . . 

0 5347 

O6388 

0.6655 

O4826 

0 5353 

Äther-H,S0 4 . . . 

00856 

0.08X9 

0.1930 

O III7 

0.0726 

KCl-f-NaCl . . . 

67866 

7 2961 

7-437* 

7.0307 

6.3X07 

CI (als Na-CI . . . 

7.0182 

7.1370 

7-239 

7.Z12 

6.8595 

Kot (in g). 

39 

323 

38 

41-5 

37 5 

Trockensubstanz . . 

12.57 

12.4 

*4-23 

16.24 

15.6 

•/o Trockensubstanz . 

32.48 

38.48 

37-44 

39 12 

4i 59 

Stickstoff. 

0 7105 

0 6618 

0.7322 

0.8215 

0.7996 

Fett. 

16329 

1.3306 

I.34I5 

1.2005 

1.2506 

KCl -j- NaCl . . . 

0.0545 

0.0339 

00387 

- 

— 

N-Retention . . . 

2.3221(39.87») 

3 .i 894(37-5 ’!•) 

1.6006(27.47») 

I 7209(29.57») 

* 8557(31.8'/«) 


sonders der zweite im Laufe von 40 Tagen von 7320 bis auf 8620 g. Die Hand 
in Hand gehende Retention von N war in den ersten Beobachtungsperioden 
besonders stark und betrug bis 40 °/ 0 , später 26—30 °/ 0 . Mit der N-Retention 
ging auch in ziemlich guter Parallele Retention von Alkalien (KCl+NaCl) und 
mehr abweichende, dazu geringeren Grades, Retention von Chlor einher. Daß 
alle diese Retentionserscheinungen Ausdruck des Wuchses und der echten 
»Fleischmast« größtenteils waren, daran dürfte man angesichts des immer mehr 
robusten Aussehens der Tiere und der hohen Gewichtszunahme zum Schluß der 
Beobachtung kaum zweifeln. 

Mit dem zunehmenden Gewicht und der abnehmenden N-Retention erwies sich 
die Nahrungsausnutzung im Darme vielleicht auch etwas schwächer: so sehen 
wir, besonders beim zweiten Hunde, in den späteren Beobachtungsperioden durch¬ 
schnittlich größere Kotwerte, als in den früheren — andererseits waren beim 
ersten Hunde die täglichen Trockensubstanz werte gegen Ende öfters höher als 
im Beginn; ja, es nahmen auch bei beiden Tieren die Stickstoffwerte im Kote 
allmählich zu. Merkwürdigerweise und im Gegensatz zum Stickstoff erwies sich 
die Fettassimilation mit der Zeit nicht beeinträchtigt, eher gebessert. 

Es gibt keinen Grund zur Annahme, daß die in Rede stehende Erscheinung 
eine Endfolge des Experimentierens selber war, d. h. der angewandten Säuren, 
Alkalien usw., die, wie gesagt, in ganz mäßigen, durchaus nicht toxischen Dosen 
zur Anwendung kamen. Die Erscheinung ist eigentlich selbstverständlich: der 
Darm assimiliert weniger, weil der Organismus, nachdem sich sein Ernährungs¬ 
zustand genügend gehoben hat, von den Nahrungsstoffen weniger braucht Des¬ 
wegen war ja auch die N-Retention in späteren Perioden geringer als in den 
ersten. 

Allerdings folgte aus der konstatierten Erscheinung die praktische Regel, 
daß bei der Verwertung der Vergleichsdaten Zeichen einer gesteigerten Nahrungs¬ 
ausnutzung (Abnahme der Kotmenge, der Trockensubstanz, im 
















Original-Artikel. 


327 


und Kotanalysen der L Versuchsreihe. 


Prozcntzahlen in Klammern bei Ammoniakwerten = Ammoniakkoeffizient, bei den N-Reten¬ 
tionswerten = Prozentverhältnis zum eingeführten Stickstoff. 


VI 

vn 

VIII 

IX 

X 

XI 


Kontroll- 


Kontroll- 



Milchsäure 

periode 

Laktobazillin 

periode 

Süße Milch 

Saure Milch 

15.XII.-18. XII 

i9.XU.-22. XII. 

23. XII.-26. XII. 

27. XII.-30. XII. 

31. XII.-3.1. 

4.1-7-1. 

7*5 

753 

707 

7*5 

5*5 

540 

33718 

36733 

3.403* 

3-7007 

2.6072 

2.0849 

0*813 (8.3*/.) 

03285(8.9«/.) 

0.2659(7.8*/,) 

0.3165(86*/.) 

0.1979(7.6./,) 

0.2164 (10.9V«) 

0.6525 

0.8669 

07239 

0.8613 

0.5565 

0 475* 

0.1914 

0.0753 

0.0537 

0.1798 

0.0924 

0.2074 

5 9914 

6.5858 

6.4818 

7.3834 

7.4466 

69336 

7-395 

7-3745 

7 *“4 

7.2500 

74550 

7.776 

43 

49.8 

46.3 

4i 

4**5 

5*-5 

17.2 

18.71 

15-35 

14 59 

16.01 

19.98 

39-93 

3760 

33-19 

35.58 

3767 

38.06 

0.8654 

0.9570 

0 8109 

0.8632 

0.6128 

0.6509 

1.2467 

I.744I 

11414 

1.0089 

0.9802 

i.i*47 

1.5904(27.27«) 

i-1973 (20.5*/*) 

1.6135(27.77«) 

1.2637 (21.6V«) 

0.2849 (8 !*/•) 

0.7691(21 9*/») 


Kote usw.) als beweiskräftiger gelten mußten, als die entgegengesetzten (Zu¬ 
nahme der Kottrockensubstanz, Stickstoff im Kote usw. 1 ) — mit anderen 
Worten — daß die Beweiskraft der auf die Assimilationssteigerung hinweisen¬ 
den Daten durch die konstatierte Tatsache noch vergrößert wurde. 

Nun haben wir auf den Tabellen in den Perioden mit der »sauren Reaktion« 
eben das beweiskräftige Verhalten der Daten vor uns. In zwei Milchsäure¬ 
versuchen (Tabelle II, Perioden I, II, DI und Tabelle IV, Perioden VH, VIII, IX) 
waren sowohl die durchschnittlichen täglichen Kotmengen, als der Gehalt des 
Kotes an Trockensubstanz, Stickstoff und Ätherextrakt bei der sauren Kost ent¬ 
schieden geringer, als in der Kontrollvorperiode: bei der Rückkehr zur ur¬ 
sprünglichen Kost (Nachperiode) stiegen hier die Mengen des Kotes, der Trocken¬ 
substanz usw. wieder an. Letzteres kommt auch im II. Milchsäureversuche zum 
Vorschein (Tabelle II, Perioden VI und VII), in dessen Vorperiode ein »alka¬ 
lischer« Versuch angestellt war. 

Auch bei der Ansäuerung der Nahrung mittels HCl (Tabelle IV, Perioden 
HI, IV, V) fielen auf die saure Periode die niedrigsten Werte von Trockensub¬ 
stanz und Stickstoff 3 ), was desto bemerkenswerter war, als dies vielleicht der 
einzige »toxische« Versuch war, wie man nach dem Erscheinen von etwas 
Schleim im Kote vermuten konnte. Zugleich erwies sich der Kot bei der HC1- 
Kost wasserreicher (um 9 °/ 0 ) als in der Vorperiode, während in allen Milch¬ 
säureversuchen bei der Ansäuerung deutliche Koteindickung der Fall war: so im 


l ) Bei Untersuchung der Wirkung von großen Fettmengen (loc. cit.) batten wir eben das weniger 
günstige Verhalten von Daten vor uns: indem aber nach Einstellung der Fettzufubr die Assimi¬ 
lationsverhältnisse im Darm besser sich erwiesen, dürfte die vorangegangene Beeinträchtigung der 
Nahrungsausnutzung auf die Fettwirkung bezogen werden. 

*) Im Einklang damit steht die Tatsache, daß v. Tabora (Ztschr. f. klin. Medizin, 1904, 
Bd. 53) eine Besserung der Eiweißausnutzung im Darm bei achylischen Kranken — zwar durch 
die groflen Salaäuremengen - beobachtete. 












328 


Original-Artikel. 


Tabelle HL 

Harnanalysen der II. Versuchsreihe. 


Datum 

Harnmenge 
in ccm 

spez. 

Gewicht 

Gesamt-N 

Ammoniak 

Bemerkungen 

6. 

Febr. 

620 

1015 

2.8984 

0.1497 

Kontrollperiode. Gewicht des Hundes 7320 g 

7- 

» 

550 

1015 

2.6550 

0.1816 

Wassereinfuhr in der Nahrung pro die = 

8. 

n 

650 

1014 

2 6423 

0.1569 

695 g (Harnmenge durchschnittlich pro die 

9- 

n 

480 

1016 

2.8537 

0.1646 

575 «an) 


IO. 

n 

550 

1015 

3-0183 

0.1886 

Laktobasillin 0.5 g täglich. W.E. = 

= 695 8 

ii. 

n 

660 

1013 

2.8502 

0.1844 

Idem [(H = 593 ccm) 

12. 

ii 

600 

1014 

2.8349 

0.1449 

Idem 


13- 

n 

560 

1015 

2.8451 

0.1565 

Idem 


14- 

n 

650 

1013 

3 0334 

0.2073 

Kontrollperiode. W.E. = 690 g (H 

= 645) 

*5- 

» 

680 

1014 

335” 

0,1468 



16. 

11 

640 

1013 

31865 

0 2113 



17- 

11 

610 

1014 

3.2851 

0.2169 



iS. 

w 

620 

1015 

2.9609 

0.2205 

HCl 0.5 g täglich. W.E. - 690 g (H = 

= 600) 

19. 

11 

600 

1013 

2.9569 

0.2286 

n 0.75 8 


20. 

11 

650 

1014 

3.0381 

0.2807 

«1 0.75 tt Gewicht des Hundes 7850 g 

21. 

ii 

530 

1015 

2.8004 

0.2356 

n 0-5 n 


22. 

11 

520 

1017 

3.2231 

0.2509 

Kontrollperiode. W.E. = 690 g (H 

= 510) 

«3- 

n 

480 

1016 

2.6338 

0.2134 



24. 

n 

570 

1015 

2.8669 

0.2027 



*5- 

n 

470 

1017 

2.6266 

0.1916 



26. 

n 

530 

1016 

30697 

0.2356 

NaHO 10 ccm •/, N. W.E. = 690 g (H 

= 558) 

27. 

11 

500 

1017 

3.2769 

0.1778 

Idem 


28. 

n 

620 

1014 

3*444 

0.1889 

Idem 


29. 

n 

580 

1016 

3 447« 

0 1989 

Idem 


1. 

März 

580 

1017 

38307 

01915 

Kontrollperiode. W.E. = 690 g (H = 

= 5*o) 

2. 

11 

550 

1015 

3*973 

0.2096 



3- 

11 

480 

1019 

3.6581 

02073 

Gewicht des Hundes 8300 g 


4. 

11 

470 

1019 

34381 

0 2507 



5- 

11 

540 

1017 

3-3*96 

0.2195 

Milchsäure 2 g täglich. W.E. = 

690 g 

6. 

11 

520 

1019 

3.1702 

0 1849 

Idem (H = 

= S°8) 

7- 

11 

560 

1017 

3.6986 

0.2489 

Idem 


8. 

ii 

410 

1020 

3.2912 

01302 

Idem 


9. 

w 

430 

1020 

3 3862 

0.1857 

Kontrollperiode. W.E. = 690 g (H = 

= 508) 

IO. 

11 

520 

1018 

3-4344 

0.1736 



11. 

11 

560 

1017 

33003 

0.2489 



12. 

ii 

520 

1018 

3.6194 

0.2773 



13- 

11 

360 

1019 

2.8532 

0.1463 

Laktobasillin 0.5 g täglich (getötet) W.E. 

*4. 

11 

640 

1018 

44252 

02344 

Idem [= 690 g (H = 

= 485) 

*5- 

fi 

500 

1020 j 



Idem 


16. 

11 

440 

1021 t 

7.0203 

0.4417 

Idem Gewicht des Hundes 8620 

g 


ersten diesbezüglichen Versuche von 32,48°/ 0 auf 38,48°/ 0 , im dritten von 
22,37 °/ 0 auf 26,98 °/ 0 Trockensubstanz. 

Nur kam im Versuch mit saurer (Metschnikoff’scher) Milch keine Ab¬ 
nahme sowohl der Trockensubstanz wie des Stickstoff- und Fettgehaltes im Kote 
zum Vorschein, im Gegenteil fielen hierbei die Werte im Vergleich mit süßer 
Milch höher aus (Zunahme der Trockensubstanz von 16,01 °/ 0 auf 19,98 °/ 0 ), so 
daß sogar eine Beeinträchtigung der Assimilation möglicherweise da war. Der Kot 
erwies sich bei der sauren Milch wasserärmer als bei der süßen — also die¬ 
selbe Erscheinung, wie bei der Milchsäure. Es muß hervorgehoben werden, 
daß auch die süße Milch eine Azidität von 18—20 1 / 10 Normalnatronlauge zeigte 
(die saure — 80—90) 1 ): die Gegenüberstellung der Reaktionen war also in den 


*) Nach eigenen Kontrollbestimmungen entsprach den obigen Aziditätswerten der Gehalt 
von etwa o,6 g bei der süflen und 2,6 g bei der sauren Milch des von mir verwendeten Milch¬ 


säurepräparates (pro die). 


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Original-Artikel. 


329 


Milchversuchen nicht so scharf wie bei der Pferdefleisch-Reis-Kost; möglicher¬ 
weise war auch die Ansäuerung bei der Verwendung der Metschnikoff’schen 
Milch verhältnismäßig zu stark, um in Zusammenstellung mit der leichter 
sauren süßen Milch einen die Assimilation fördernden Einfluß erweisen zu können. 

Wie verhält es sich nun mit der alkalischen Reaktion? 

Gegen alle Erwartung zeigte sich in beiden diesbezüglichen Versuchen 
(Tabelle II, Perioden IV, V, VI und Tabelle IV, Perioden V, VI, VII) sowohl die 
Kotmenge, wie der Trockensubstanzgehalt des Kotes bei der alkalisierten Kost 
geringer (die Trockensubstanz zwar unbedeutend), als bei der normalen; das 
Ergebnis war im ersten Versuche desto frappanter, als im gleich darauffolgen¬ 
den Versuche mit saurer Reaktion die Verhältnisse — vielleicht die eine Fett¬ 
ausnutzung ausgenommen — eben zu Ungunsten der Milchsäure sich vorstellten: 
mehr Kot, mehr Trockensubstanz und Stickstoff im Kote, als beim Alkali. Die 
Beweiskraft dieser vergleichenden Beobachtung wird aber recht zweifelhaft ange¬ 
sichts der Ergebnisse des zweiten Alkaliversuches, in welchem trotz einer (geringen) 
Abnahme von Trockensubstanz weder der Stickstoff noch der Fettgehalt im Kote 
abgenommen (eher zugenommen) hatten. Im großen und ganzen erscheint also 
die Besserung der Nahrungsausnutzung durch die alkalische Reaktion weder 
konstant noch sichergestellt; es drängt sich zugleich die Frage auf, ob die An¬ 
stellung der in Rede stehenden vergleichenden Beobachtung (unmittelbare Zu¬ 
sammenstellung von Säure und Alkali) als ganz zweckmäßig angesehen werden 
kann, und ob die günstigen Wirkungen der Kostansäuerung (am schwächsten 
eben in diesem Versuche) durch die Nachwirkungen der Alkalisierung nicht ver¬ 
eitelt wurden. 

Der Wassergehalt des Kotes nahm bei der alkalischen Kost ebenso wie bei 
der sauren ab, — nach dem Versuche auf der Tabelle II zu beurteilen — 
im ersten Falle vielleicht noch stärker als im letzteren. Im Gegensatz zu dem, 
was während der übrigen Perioden beobachtet wurde, fiel aber der Alkalikot 
durch seine abnorme Trockenheit und Kompaktheit, durch welche die Defäkation 
sichtbar erschwert wurde, schon »makroskopisch« auf: für zweckmäßig und nütz¬ 
lich konnte so sein Verhalten durchaus nicht gelten. 

Die Gesamtwirkung der Nahrungsalkalisierung zeigte also in Bezug auf die 
Nahrungsausnutzung durchaus keine Vorteile gegen die saure Reaktion; so¬ 
mit kann auch durch unsere Versuche nur die Tatsache für bewiesen gelten, 
daß durch die mäßige Ansäuerung der Nahrung die Assimilation im 
Darme ganz deutlich gesteigert wird. 1 ) Diese Tatsache scheint mir desto 
sicherer zu sein, als sie — um es zu betonen — durch Versuche an Hunden 
nachgewiesen wurde, d. h. durch Versuche an Tieren, welche der gewöhnlichen 
Erfahrung nach für die Säuren weniger »geeignet« erscheinen (bekanntlich 
sträuben sich die Hunde vor einem ausgesprochen sauren Menschenessen nicht 
selten), als der Mensch. Möglicherweise würden auch analoge Versuche am 
Menschen noch präziser ausfallen, als die unsrigen. 


1 ) Die Besserung der Nabrungsausnutzung war allerdings bei saurer Reaktion nicht so be¬ 
deutend, wie beim Laktobazillin (s. die Tabellen); indem dazu bei gesteigerter Stickstoff- und 
Fettassimilation die Abnahme der Gesamttrockensubstanz (Eiweiß-f-Fett+Kohlehydrate bez. Zellu¬ 
lose-]-Asche) nur ganz mäßig war (z. B. im I. Milchsäureversuche von 12,27 auf 12,4 g pro die 
usw.), scheint die »saure Reaktion« auch im Gegensatz zum Laktobazillin — die Assimilation von 
Kohlehydraten nur recht wenig zu steigern. 

N. F. III. J&hzg. Digitized by CäOOQIc 



330 


Original-Artikel. 


Tabelle IV. Mittelwerte von Harnanalysen 


Ausgeschieden im Durch- 

I 

II 

ra 

IV 

schnitt täglich 

Kontrollperiode 

Laktobazillin 

Kontrollperiode 

HCl 

g 

6. II.-9. II. 

10. II.-13. II. 

14. H.—17. II. 

18. n.— 21.11. 

Harn (ccm). 

575 

593 

645 

600 

Gesamt-N. 

2.7623 

2.8871 

3-2140 

2.9391 

Ammoniak. 

0.163a (5.8*/,) 

0.1688 (5.7./,) 

0.1956 (6.1*/,) 

0.3414 (8.3*/,) 

Gesamt-H s S0 4 . 

0 5704 

0.5806 

0.7121 

0 5380 

Äther HjS0 4 . 

0.1035 

0.1221 

0.1754 

0.1224 

KCl + NaCl. 

6.2698 

6.9298 

6 8473 

6.9408 

CI (als NaCl). 

7.13 

7 2285 

7.6110 

7.8000 

Kot, g. 

45-8 

32.8 

41-5 

53.3 

Trockensubstanz .... 

1704 

1405 

15.36 

14.75 

Trockensubstanz °/ 0 . . . 

37.24 

42.88 

3678 

27.70 

Stickstoff . 

0.6979 

0-6335 

0.7333 

0.7201 

Fett. 

1.778 

1.5868 

1.3790 

1.281 

KCl + NaCl . 

— 

— 

— 

— 

N-Retention . . . . 

34750 (4»-7 «/.) 

3.4146 140.6 »/„) 

1 9889 (31.8 "/.! 

3.3760 (38 3 •/,) 


Mag nun die besprochene Erscheinung ganz sicher sein, so entsteht noch 
die Frage, ob dadurch der ganze Sinn und die ganze Bedeutung der sauren Reaktion 
unserer Nahrung erschöpft wird? In der Tat dürfte nur der Umstand, daß eine 
mäßig saure Kost besser assimiliert wird als eine neutral reagierende — die 
letztere war doch in unseren Versuchen auch »gut« ausgenutzt! — kaum als 
zwingender Grund dafür gelten, daß unsere Nahrung — um nach der Konstanz 
der sauren Reaktion zu beurteilen — auch sauer sein muß? 

Durch die obige Frage treten wir eigentlich in ein anderes Gebiet hinüber 
— denn es kann sich hierbei nur um Allgemeinwirkungen der sauren 
Nahrungsreaktion beziehungsweise der Säuren in der Nahrung handeln — um 
die Wirkungen der Säuren auf den Stoffwechsel. 

Das Thema ist schon mehrfach berührt und bearbeitet worden 1 ), ohne in 
Bezug auf den N-Wechsel viel sicheres und bestimmtes zu liefern. In unseren 
Versuchen trat bei saurer Reaktion meistens eine Steigerung der 
existierenden N-Retention ein, so in dem Versuche mit HCl, im dritten 
Versuche mit der Milchsäure (Tab. IV — Steigerung der N-Retention von 25,8 °/ 0 
auf 29,6 °/ 0 , um in der Nachperiode auf 26,9 °/ 0 herabzusinken) und sehr ausge¬ 
sprochen bei saurer Milch (N-Retention 21,9 °/ 0 im Gegensatz zu 8,1 °/ 0 bei der 
süßen). Wahrscheinlich war dasselbe auch im zweiten Milchsäureversuche der Fall 
(Tab. II, Perioden VI und VII), wo in der Nachperiode die N-Retention auf 25,5 °/ 0 
gegen 27,2°/ 0 bei der Milchsäure sank. Gegenüber diesen Ergebnissen bedingte 
die alkalische Reaktion in einem Falle (Tab. II) vielleicht eine Steigerung, im 
anderen vielleicht eine Schwächung der N-Retention. Wechselnd war auch das 
Verhalten beim Laktobazillin. 

In Bezug auf die Gesamtschwefelsäureausscheidung läßt sich sowohl bei 
saurer wie alkalischer Reaktion eigentlich nichts Positives sagen. Die Aus¬ 
scheidung von Ätherschwefelsäuren war bei HCl, im dritten Milchsäurever¬ 
such (Tab. IV), vielleicht auch im ersten (Tab. II) vermindert, wodurch schon 


') S. die Literatur bei Otto Loewi in C. v. Noordens Handbuch der Pathologie des 
Stoffwechsels. Berlin 1907, Bd. II, S. 669—689. 


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Original-Artikel. 


331 


und Kotanalysen der II. Versuchsreihe. 


V 

VI 



IX 

X 

Koutrollperiode 

NaHO 



Kon troll periode 

Laktobazillin 

22. II.—25. II 

26. IL—29. II. 

1. III.-4. III. 

5. III.—8. III. 

9. III.—12. III. 

13.IIL—16 III. 

510 

558 

520 

508 

508 

485 

2.8376 

3.2596 

3.5560 

33699 

3»435* 

3*5747 

0.2145 (7-6°/ 0 ) 

0.2003 tö.i d /o) 

0.2148 (6.0 •/,) 

0.1959 (5.8»/,) 

0.2214 (6.4 •/,) 

0.2181 (6.1 %) 

0.5834 

06578 

0 -5699 

0.7308 

0.8039 

0.8749 

0.0959 

0.1093 

0.2250 

O.I665 

0.0873 

0.1455 

6.2301 

7.1672 

6.9763 

6.6543 

6.3742 

7-0344 

6.8340 

7-*475 

6.968 

70035 

7.2065 

6.984 

63 

SS* 

70 

57*3 

64.3 

55-5 

X 7 .II 

16.87 

15-9* 

15*44 

»7.5 

15.41 

27.16 

3027 

11.37 

26.98 

27.25 

17-77 

0.8276 

0.8579 

0.8738 

0.8032 

0.9191 

0.7521 

1.7669 

1.8641 

1.4501 

1.0949 

1.3716 

*•3054 

— 

- 

0.1X04 

0.1916 

o .*757 

— 

2.2700 (38.2 •/,) 

1.8177(30.6»/,) 

»•5054 (*5-3 »/*) 

1.7621 (29.6 °/ 0 ) 

1.5810 (26.6 •/,) 

16084(27.1°/,) 


ziemlich zahlreiche Angaben über die hemmende Wirkung von HCl, auch der 
Milchsäure auf die Darmfaulnis weiter bestätigt werden. 

Viel ausgiebiger erweisen sich dagegen andere Richtungen und vor allem 
das Verhalten des Ammoniaks. Während nun im HCl-Versuche sowohl die 
absoluten Ammoniakmengen wie der Ammoniakkoeffizient gemäß der geltenden 
Regel deutlich anstiegen (Vorperiode 0,1956 g und Koeff. 6,1 °/ 0 , HCl-Periode — 
0,2414 g und 8,2 °/ 0 , Nachperiode 0,2145 g und 7,6 °/ 0 ), war dies bei der Milch¬ 
säure durchaus nicht der Fall. Freilich gilt der moderne Satz vom Ammoniak 
als Neutralisator der Säure im Organismus eigentlich für anorganische und un¬ 
verbrennliche organische Säuren; daß es aber bei den verbrennlichen orga¬ 
nischen Säuren wie die Milchsäure auch zu Ammoniaksteigerung im Harne 
kommen kann — scheinbar kommt hierbei alles auf die genügende Dose der 
verbrennlichen Säure an — ging schon aus dem eingehenden Versuche von 
Limbeck 1 ) hervor. Auch stieg in meinem Versuche mit saurer Milch der 
Ammoniakkoeffizient von 7,6 °/ 0 (süße Milch) auf 10,4 °/ 0 — wenn auch gleich¬ 
zeitig die absoluten NH S -Werte fast unverändert blieben (0,1979 und 0,2164 g 
pro die). 

So war es aber in meinen eigentlichen Milchsäurebeobachtungen nicht. Ja 
noch mehr — denn in allen drei Milchsäureversuchen nahmen sowohl 
die absoluten Ammoniakmengen im Harne wie deren Koeffizienten 
sogar ab, ganz ähnlich wie in NaHO-Versuchen, die, nebenbei bemerkt, mit 
ihrer Abnahme des Ammoniaks dasselbe wiederholten, was bisher in Bezug auf 
die Wirkung von kohlensauren Alkalien in dieser Richtung bekannt war. Die 
Unterschiede der Koeffizienten und der absol. NH S -Werte gegenüber den Vor¬ 
perioden waren gewiß sowohl bei der Milchsäure, wie der Natronlauge nicht 
bedeutend, doch waren sie stets da, und stiegen in den Nachperioden beide 
Daten wieder an. 

Mag die obige Tatsache auf den ersten Blick recht befremdlich erscheinen, 


*) R. v. Limbeck, Beiträge zur Lehre von der Säurevergiftung. Zeitschr. f. klin. Medizin, 
Bd. 34, Nr. 5 und 6. 

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giti;:r, 22 * 














332 


Original-Artikel. 


so paart sie sich doch konsequenterweise mit den gegenwärtigen Begriffen, 
daß die organischen Säuren zu Karbonaten oxydiert werden; es sind also unter 
Umständen von oxydierbaren Säuren dieselben Folgen in Bezug auf NH S zu er¬ 
warten, wie von Natriumkarbonat. Es sei andererseits noch einmal betont, daß 
die Abnahme des Ammoniaks in unseren Beobachtungen nur bei ganz mäßigen 
Mengen von Milchsäure zu Stande kam, so wie sie in täglicher Nahrung des 
Menschen vorhanden sind, bzg. leicht Vorkommen können. 

Die Lehre vom Ammoniak, als einem Neutralisator von Säuren im Orga¬ 
nismus, verlor viel an ihrer Exklusivität, nachdem nicht nur für Mineralsäuren 
(Gaethgens ), l ) sondern zuerst von mir 2 ) eben für die Milchsäure in Versuchen 
am Menschen der Beweis erbracht worden ist, daß dabei eine Steigerung der 
Alkaliausfuhr im Harne zu Stande kommt: augenscheinlich werden nicht nur 
die anorganischen, sondern auch die (verbrennlichen) organischen Säuren ebenso 
gut durch das vorhandene fixe Alkali wie durch das Ammoniak neutralisiert. 
Ja, es kommt sogar Li mb eck 8 ) auf Grund seines (einzigen) ausführlichen Ver¬ 
suches mit Milchsäure zur Überzeugung, daß das Ammoniak erst als Neutrali¬ 
sationskörper zweiter Ordnung angesehen werden muß, d. h., daß die Neutrali¬ 
sierung der (organischen) Milchsäure im Organismus eigentlich mit Alkali 
beginnt. 

Zur Bestätigung der Limb eck sehen Ansicht möchte mein erster Milch¬ 
säureversuch dienen (2.5 g Milchsäure pro die), wo keine Ammoniaksteigerung, 
und doch eine deutliche Mehrausfuhr von KCl + NaCl im Harne wahrnehmbar 
ist — in einigem Gegensatz zu der HCl-Wirkung, wobei sowohl das Ammoniak 
wie das fixe Alkali zugenommen hatten. Abgesehen von einer leichten Steigerung 
der Alkaliausfuhr im Kote in der dritten Milchsäurebeobachtung (Tab. IV, Perioden 
VII, VIII, IX), was übrigens auf die Alkalibilanz keinen Einfluß »ausübte — ist 
aber der erste Milchsäureversuch zugleich auch der einzige, wo eine Steigerung 
der Alkaliausfuhr bei der »sauren Reaktion« zum Vorschein kommt. In allen 
übrigen (den Versuch mit saurer Milch mitgerechnet) weisen dagegen die 
Daten nicht nur eine Mehrausfuhr, sondern — wieder gegen alle Er¬ 
wartung! — eine Abnahme von KCl + NaCl im Harn in den sauren 
Perioden nach. 

Ich besitze keine Materialien zur näheren Analyse der Frage, in wie viel 
diese merkwürdige Erscheinung mit der bei meinen Hunden existierenden 
starken Neigung zur Alkaliretention, oder auch mit natürlichen regulatorischen 
Schwankungen der Alkaliausfuhr im Zusammenhang stand, beziehungsweise in wie 
viel meine Beobachtung einen allgemeineren Wert in Bezug auf kleinere Dosen 
von organischen Säuren (Milchsäure) hat. Vorläufig ist für uns die Konsta¬ 
tierung selber der Tatsache wichtig, die vor allem unmittelbar darauf hinweist, 
daß die Erscheinungen des Säurewechsels sich mit dem bisher bekannten nicht 
decken. Es sei noch hinzugefügt, daß die Alkalien in den in Rede stehenden 
Milchsäureversuchen sich in derselben Weise verhielten wie im ersten NaHO- 
Versuch, wo auch eine Minderausfuhr von KCl + NaCl gegenüber der Vor¬ 
periode stattgefunden hatte. In Übereinstimmung mit den Untersuchungen der 


*) Gaethgens, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, Bd. 14. 

*) Münchener medizin. Wochenschrift, 1896, Nr. 28 und 29. 

*) Loc. cit. 

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Original-Artikel. 


333 


Stadelmann’schen Schule 1 ) über die pflanzensauren und kohlensauren Alkalien 
sehen wir dagegen im zweiten NaHO-Versuch eine bedeutende Mehrausfuhr von 
KCl + NaCl, die der Nahrung zugesetzte Alkalimenge (0,08 — 0,12 g NaHO) 
weit überragend. 

Gesteigerte Alkaliausscheidung haben wir auch, wie gesagt, in einem Milch¬ 
säureversuch gesehen, so daß bis jetzt die Wirkungen von saurer und alkalischer 
Reaktion viele Ähnlichkeit, ja sogar Identität zeigen. Eis gibt aber einen 
Punkt, wo die Wege scharf auseinander gehen — und dies ist die Chloraus¬ 
scheidung. 

Die Chlorausscheidung, die unter der Chloreinfuhr durchweg stand, ge¬ 
staltete sich in beiden Versuchsreihen und besonders in der zweiten in der Weise, 
daß die Chlorwerte, auf NaCl berechnet, nur mit Ausnahme einiger Perioden, 
höher als die KCl + NaCl-Werte waren: augenscheinlich war die Chlorretention 
geringer, als die Alkaliretention. Abgesehen von den eben erwähnten Aus¬ 
nahmeperioden gab es auch ohnehin keine Parallele zwischen der CI- und 
KCl + NaCl-Ausscheidung; es fielen dagegen in dieser Beziehung starke Diver¬ 
genzen zwischen einzelnen Perioden auf. Höchst interessant und wichtig ist es 
nun, daß die stärksten und charakteristischsten Divergenzen eben auf die Milchr 
säureperioden fallen in der Weise, daß — wenn auch in drei unter vier Milch¬ 
säureversuchen der Alkaligehalt des Harnes eine Abnahme erfuhr, 
so war dies mit der Chlorausscheidung nicht einmal der Fall — ja 
— im Gegenteil nahm die Chlorausscheidung bei der mit Milchsäure 
angesäuerten Kost — wenn auch mitunter um ein Geringes — doch 
immer zu. So bestimmten wir im vergleichenden Versuche (Tab. II, Perioden 
V, VI, VH) bei der Natronlauge 6,3107 g KCl + NaCl und 6,8595 g CI (als 
NaCl), bei der gleich darauffolgenden Milchsäure, weniger Alkali — 5,9914 g 
und doch mehr CI — 7,395 g; bei der süßen Milch — 7,4466 g KCl + NaCl 
und 7,4550 g CI, und bei der sauren — 6,9336 g Alkali und 7,776 g Chlor; im 
dritten Milchsäureversuche — 6,9753 g KCl + NaCl und 6,968 g CI in der Kontroll- 
periode; 6,6543 g Alkali und 7,0035 g CI — bei der Milchsäure. So ein Ver¬ 
halten sehen wir anderswo auf unseren Tabellen nicht: nimmt einmal bei HCl, 
NaHO oder Laktobazillin der Chlorgehalt im Ham entweder ab oder zu, so 
machen gleichnamige Schwankungen — freilich ohne strenge Parallele — auch 
die Alkalien durch; ja es kommt auch ein ganz entgegengesetztes Verhalten 
vor — Zunahme der Alkalien und Abnahme der Chlorausscheidung, wie dies 
im letzten Laktobazillinversuche (Tab. IV) der Fall war. 2 ) 

Steigerung der Chlorausfuhr neben Steigerung der Alkaliausfuhr hat Stadel- 
mann 8 ) nebst seinen Schülern für die kohlensauren und pflanzensauren Alkalien 


l ) Stadel mann, Über den Einfluß der Alkalien auf den menschlichen Stoffwechsel. 
Stuttgart 1890. 

*) Im zweiten Laktobazillinversuche (Tab. IV) ganz ähnlich wie im zweiten NaHO-Versuche 
war bei Zunahme des Chlors im Harn die Steigerung der KCl + NaCl-Ausfuhr viel bedeutender, 
als die des Chlors, im ersten (Tab. II) verminderte sich bei Chlorabnahme im Harn auch die 
Alkaliausscheidung — also stets — um es speziell in Bezug auf das Laktobacillin hervorzuheben 
— ein entgegengesetztes Verhalten als bei der Milchsäure. Diese Tatsache kann als entscheidender 
Beitrag zu der von mir am anderen Orte verfochtenen These dienen, daß die Laktobazillinwirkung 
entgegen den aprioristischen Behauptungen von Metschnikoff durchaus nicht die der Milch¬ 
säure ist. 


Stadelmann, loc. cit. 


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334 


Original-Artikel. 


konstatiert; wenn auch Harnack 1 ) die Mehrausfuhr von Chlor in Bezug auf 
die pflanzensauren Alkalien (Natriumzitrat) bestreitet, gilt die Tatsache einer 
solchen Mehrausgabe unter dem Einfluß von Alkalien als allgemein bekannt und 
anerkannt Aus Kozerski’schen Zahlen berechnet aber O. Loewi*), daß in 
den Versuchen dieses Verfassers mit Natriumzitrat die Chlormehrausscheidung 
nur soviel betrug, als zur Neutralisierung des überschüssig ausgeschiedenen 
Natrons und Kalis notwendig war; im Einklang damit war auch in unserem 
zweiten NaHO-Versuche (Tab. IV) die Mehrausscheidung von KCl+NaCl aus¬ 
gesprochen bedeutender als die des Chlors. Demnach ist es den Alkalien eigen, 
nicht soviel die Mehrausfuhr von Chlor wie von Alkalien zu bewirken; im Gegen¬ 
satz dazu entziehen die Säuren (Milchsäure), die eine Mehrausscheidung von 
KCl+NaCl unter näher noch nicht bekannten Umständen zweifellos auch bedingen 
können, eben vor allem das Chlor. In dieser Beziehung erscheint sogar die Wirkung 
der »sauren Reaktion« im Lichte unserer Ergebnisse geradezu als »spezifisch«. 

Die ganze biologische und praktische Bedeutung dieser Beziehungen erhellt 
aus der Tatsache, daß Störungen der Chlorausscheidung sich als ein häufiges 
und wichtiges Vorkommnis in der Pathologie immer heraussteilen. Ja, solche 
Störungen können schon durch die Emährungsfehler herbeigeführt werden; vor 
kurzem konnte ich unter anderem nachweisen, von welcher Bedeutung die Über¬ 
fettung der Nahrung in dieser Beziehung ist — indem die großen Fettmengen — 
eben ganz im Gegensatz zur Milchsäure — eine ausgesprochene Chlorretention 
leicht mit sich bringen. 8 ) So klärt sich auch die Rolle der »sauren Reaktion« 
unserer Nahrung, bezw. der mit der täglichen Nahrung einzuführenden organischen 
Säuren (Milchsäure) als die eines Regulators der Chlorausscheidung aufc 
dazu in der Norm eines auschließlichen Regulators, der nur unter näher zu be¬ 
stimmenden Bedingungen durch die kohlensauren oder pflanzensauren Alkalien 
ersetzt werden kann oder muß. Nur unter Umständen — denn die Rolle der¬ 
selben (kohlensaure Alkalien) als normaler Chlorwechselregulatoren erweist sich 
mit normalem Ablauf des Verdauungsprozesses doch unvereinbar. Freilich habe 
ich in meinen kurzdauernden Magenversuchen (siehe oben) ähnliche Wirkung des 
mit Soda leicht alkalisierten Probefrühstücks als eines angesäuerten auf die Magen¬ 
verdauung gesehen: das chronische Alkalisieren führt doch zum Versiegen der Magen¬ 
sekretion im Endresultat. Die hemmende Wirkung der Sodalösung auf die Pankreas¬ 
sekretion hat bekanntlich — im Gegensatz zu den Säuren — Pawlow festgestellt 

So bleibt auch die »saure Nahrungsreaktion«, durch welche sowohl die 
Sekretion der Verdauungssäfte, wie die Nahrungsausnutzung im Darmkanale so 
deutlich begünstigt wird, tatsächlich — wie ich eben gesagt habe — als »spezi¬ 
fischer« Regulator des Chlorstoffwechsels übrig 4 ); von diesem Standpunkte aus 

*) Harnack, cit. nach A. Magnus-Levy in C. v. Noordens Handbuch der Pathologie 
des Stoffwechsels. Berlin 1906, Bd. I, S. 454—457. 

*) O. Loewi, loc. cit., S. 684. 

*) Loc. cit., Zentralbl. f. d. Stoffwechsel, Nr. II, 1907. 

4 ) Natürlich vom Wasser abgesehen, welches die erste Bedingung der chemischen Lebens¬ 
prozesse ist. In unseren Versuchen, wo die Wasserzufuhr, besonders in der zweiten Versuchsreihe, 
recht gleichmäflig war, läßt sich vor allem zwischen Alkali- und Wasserausscheidung fast kein 
Zusammenhang nachweisen. Bestimmter lagen die Verhältnisse in Bezug auf die Chlorausscheidung, 
wobei in der Tat mit größeren Chlorwerten auch größere Harnmengen und umgekehrt meistens 
einhergingen. Ausgesprochene Ausnahmen gab es aber in dieser Beziehung auch: (vgl. z. B. 
Tab. II, Perioden IX und X); andererseits war die Zunahme der Harnmenge in drei unter vier 
Milchsäureversuchen nur recht unbedeutend oder fehlte gänzlich (Vers. IV). 

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Referate. 


335 


erscheint auch die saure Reaktion unserer Nahrung, bezw. die Zufuhr von 
organischen oxydierbaren Säuren (Milchsäure) als eine biologische Notwendigkeit. 
Es gewinnen zugleich manche gastronomischen Gepflogenheiten einen tieferen 
Sinn und stellen sich eben als teleologische Äußerungen des instinktiven Triebes 
vor — dem Organismus einen »Chlorregulator« zuzuführen: als solche meine 
ich z. B. das erwähnte Kombinieren von fetten Fleischspeisen mit Milchsäure 
oder Pflanzensäuren enthaltenen Gemüsen und Kompotten, wodurch eben die 
drohenden Störungen des Chlorwechsels (angesichts der großen Fettmengen) 
vorgebeugt und ausgeglichen werden können. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und p&thologisehe Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

825) Kasai, K. Über die Wirkung des Kreosots auf den Darm. Pharmak. 
Inst München. (Arch. intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. Vol. XVIL Fase. 
1—2, p. 29—39, 1908. März.) 

Während des russisch-japanischen Krieges erhielt jeder japanische Soldat 
nach jeder Mahlzeit 0,1 g Kreosot in Pillenform als prophylaktisches Mittel gegen 
eine Infektion mit Typhus, Cholera und Dysenterie. Die täglich aufgenommene 
Menge Kreosot betrug 0,3 g. (Diese Maßnahme gründet sich auf dem Ergeb¬ 
nis von Untersuchungen Totsukas, aus denen hervorging, daß nach einwöchi¬ 
ger innerlicher Verabreichung von täglich 0,3 g Kreosot der aus dem Menschen¬ 
darm isolierte und kultivierte Bac. coli gleichzeitig mit Typhus- und Cholerabazillen 
auf Nährböden ausgesät die pathogenen Bakterien überwuchert und in ihrem 
Wachstum zurückdrängt, während er sonst ohne Einfluß auf diese Organismen 
ist) Das Kreosot wurde im allgemeinen gut vertragen; nur einige Prozente der 
Soldaten klagten über Erbrechen, Kolikschmerzen und Diarrhoen, so daß bei 
ihnen das Kreosot zeitweise ausgesetzt werden mußte. Allgemein zeigte sich 
aber als Folge dieser Medikation eine gute Regelung des Stuhlganges. — Daß 
nach Kreosot Durchfälle auftreten, ist bekannt und wird einer direkten Reiz¬ 
wirkung des Kreosots zugeschrieben (Lewin, Nebenwirk. d. Arzneim., 2. Aufl., 
S. 1022). Kasai hat nun experimentelle Untersuchungen über diese Wirkungen 
auf den Darmkanal angestellt, da solche bisher nicht vorliegen. Als Versuchs¬ 
tiere dienten Kaninchen, denen nach 2 tägigem Hungern in der Narkose in einem 
Bade von 38° C. warmer physiologischer Kochsalzlösung die Bauchhöhle ge¬ 
öffnet wurde, sodaß Bewegungen und Aussehen des Darmtraktus beobachtet 
werden konnten. Das Kreosot wurde in 0,6 proz. mit phys. Kochsalzlösung her¬ 
gestellten Lösungen in den Darm und in die Vena jugularis eingespritzt. Das 
Resultat der Versuche war folgendes: 

1. Das Kreosot ruft am Darme, vor allem am oberen Teile des Jejunums, 
peristaltische Bewegungen hervor. 

2. Diese Wirkung tritt bei intravenöser Injektion viel deutlicher zu Tage 
als bei lokaler Applikation, so daß es sich vor allem um eine Wirkung vom 
Blute aus handeln dürfte. 

8. Die Tiere verhalten sich nicht vollkommen gleich; bei manchen wirkten 
schon kleinste Mengen von intravenös gegebenem Kreosot, bei anderen waren 
größere nötig, Peristaltik auszulösen. Es erinnert dies an das verschiedene Ver¬ 
halten der Soldaten gegen Kreosot. 

4. Die Wirkung: läßt sich weder durch Atropin noch durch Morphin auf- 
heben. 

5. Der Kreosotinjektion folgt ein Ansteigen des Blutdrucks: in diesem An¬ 
steigen kann aber ebenfalls nicht die Ursache der Darmerscheinung erblickt 

° Digr VjUr/VIv 




336 


Referate. 


werden, weil nach Morphininjektion der Blutdruck abfällt, ohne daß die Darm¬ 
erscheinungen sich ändern. 

6. Diese peristaltischen Bewegungen treten auch am kurarisierten Tier mit 
künstlich unterhaltener Atmung auf, so daß eine Kohlensäurewirkung nicht vor¬ 
liegen kann. 

7. Die zugleich mit der Darmperistaltik auftretende Uteruskontraktion dürfte 
gleiche Ursachen haben und es ist wahrscheinlich, daß eine direkte Wirkung 
auf die Muskulatur vorliegt 

8. Wie Kreosot wirken auch die beiden Hauptbestandteile des Kreosots, 

das Guajakol und das Kreosol. Fr. Franz . 

826) Kochmann, M. u. Daeis, Fr. Wirkung des Kokains auf das Warm¬ 
blüterherz unter besonderer Berücksichtigung der Extrasystole. Pharmak. 
Inst. Gent. (Arch. intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. Vol. XVIII. Fase. 1 
bis 2, p. 41—63. 1908. März.) 

Kochmann und Daeis haben sich die Aufgabe gestellt, durch Beobach¬ 
tung des Verhaltens der Extrasystole unter dem Einfluß einer chemischen Sub¬ 
stanz eine feinere Analyse der Herzwirkung pharmakodynamischer Agentien zu 
ermöglichen. Eine Extrasystole kommt zustande, wenn man nach Ablauf des 
refraktären Stadiums das Herz des Warm- oder Kaltblüters in irgend einer 
Weise reizt; es folgt ihr eine kompensatorische Pause. Als Substanz wählten die 
Verfasser das Kokain, dessen Wirkungen auf Herz und Blutkreislauf verhältnis¬ 
mäßig wenig bearbeitet worden sind. Die Versuche wurden am Langendorff- 
schen Herzpräparat nach der Gottlieb-Magnus’schen Methode angestellt, 
wobei bei aer Einrichtung der Reizvorrichtung verschiedene Schwierigkeiten 
zu überwinden waren. Aus den Untersuchungen ergaben sich folgende Tatsachen: 

1. Kokain in geringen Mengen zu der Blut-Ringerlösung zugesetzt, welche 
zur Durchspülung des Koronargefäßsystems des nach Langendorff isolierten 
Herzens dient, bewirkt, daß das Herz sich stärker aber langsamer kontrahiert 
als in der Norm. Dabei ist die Extrasystole vom Perikard schwerer auszulösen, 
während die Erregbarkeit vom Myokard nicht sinkt, sondern manchmal sogar 
eine erhöhte Anspruchsfähigkeit gegenüber dem inudzierten Strom nachweisbar 
sein kann. Anfangsstadium der Kokainwirkung. 

2. In etwas größeren Gaben (2:100000) tritt nach einer Zeit der kräftigeren 
Herztätigkeit bei verlangsamtem Herzschlage eine Abnahme der Systolenhöhe 
und der Pulsfrequenz ein. Übergangsstadium. 

3. Weitere Steigerung der zugesetzten Kokainmenge ruft von Anfang an 
eine Verlangsamung des Herzschlages und Kleinerwerden der Pulshöhe hervor. 
Dabei ist sowohl die Erregbarkeit des Epikards als auch die in der Tiefe des 
Myokards stark herabgesetzt. Die Anspruchsfähigkeit, welche sich gegenüber 
dem applizierten Reiz im Auftreten einer Extrasystole äußert, sinkt im Epikard 
wesentlich schneller als im Myokard, so daß bei einer bestimmten Stromstärke 
hiernach Extrasystolen auslösbar sind, bei Reizung des Epikards aber dies Phä¬ 
nomen nicht mehr auftritt. Stadium der beginnenden Lähmung. 

4. Noch höhere Kokaindosen, wie etwa 30 bis 50:100000, bedingen unter 
Kleinerwerden und Verlangsamung des Herzschlages schließlich den diastolischen 
Herzstillstand. Endstadium. 

5. Bei nachfolgender Durchspülung des Koronargefäßsystems mit kokain- 
freier Blut-Ringerlösung tritt in allen Stadien der Kokainwirkung eine Erholung 
ein, die je nach dem Grade der Vergiftung mehr oder weniger vollständig ist 
und sich sowohl auf die Kontraktionshöhe und die Frequenz als auch auf die 
Erregbarkeit (Extrasystole) des Epikards bezw. der tiefer gelegenen Elemente 
des Myokards erstreckt. — Dabei führt nach kleinen Kokaindosen die Durch¬ 
spülung mit »Normallösung« eine kleinere Amplitudenhöhe und Pulsbeschleuni¬ 
gung herbei, und die elektrische Erregbarkeit des Epikards nimmt wieder erheblich 
zu; nach größeren Kokaingaben, welche schon das dritte oder sogar das vierte 
Stadium der Wirkung im Gefolge haben, bemerkt man zunächst ein Ansteigen 
der Pulshöhe über die Norm; Pulsfrequenz und Erregbarkeit erreichen nicht 
mehr vollständig das normale Niveau, zeigen immer aber die Tendenz dazp. 

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Beferate. 


337 


6. Beim langsam absterbenden Herzen (ohne Einwirkung des Kokains) wird 
die Erregbarkeit zunächst größer (Ritter-Valli’sches Gesetz). — Eine Stellung¬ 
nahme zur Frage des neurogenen Ursprungs des Herzschlages wurde absichtlich 
vermieden. Fr. Franz. 

827) Krchichkowsky. Sur l’action de la Delphocurarine de Heyl. Phys. 
Inst. Odessa. (Arch. intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. Vol. XVIII. Fase. 
1—2, p. 66—75. 1908. März.) 

Das von Heyl 1902 aus Dephinium scopulorum dargestellte neue Alkaloid, 
dessen chlorsaures Salz von Merck als Delphocurarin in den Handel gebracht 
wird, soll nach den Untersuchungen Lohmanns an Fröschen (Pflügers Arch., 
Bd. 92, 1902, S. 473) lähmend auf die Endapparate der motorischen Nerven 
wirken und daher das Kurare zu ersetzen vermögen. Nach den Versuchen 
Krchichkowskys, der diese angebliche Möglichkeit einer genaueren Nach¬ 
prüfung in Hinsicht auf den Gefäßapparat unterzieht, kommt dem Delphocurarin, 
das er Kaninchen und Hunden in die V. jug. sinistr. einspritzte, eine ausge¬ 
sprochene Herzwirkung zu, die sich in Pulsverlangsamung und Herzstillstand 
äußert bei gleichzeitigem Absinken des Blutdrucks. Außerdem zeigte sich eine 
erhebliche Schwächung der Atmung, die sich bisweilen zum Atemstillstand 
steigerte. Auch beim Kaltblüter (Frosch) ließ sich eine Herzverlangsamung nach 
subkutaner Injektion erzielen. Krchichkowsky glaubt, daß die Herzwirkung 
in gleicher Weise wie beim Veratrin an den Muskelfasern zustande kommt. Auch 
bei vollständiger Lähmung konnte noch durch Reizung vom Nerven aus Muskel¬ 
kontraktion erzielt werden. Die Ergebnisse der Versuche stimmen im unwesent¬ 
lichen mit denen überein, die man bei Verwendung von Delphinin erhält; das 
Kurare durch das Delphocurarin in der physiologischen Technik zu ersetzen, ist 
damit ausgeschlossen. Fr. Franz. 

828) Lutzkaja. Über den Wirkungswert der folia digitalis, seine Be¬ 
stimmung und Veränderung. Pharmak. Inst. Zürich. (Arch. intemat. de Phar¬ 
macodyn. et de Ther. Vol. XVffl. Fase. 1—2, p. 77—87. 1908. März.) 

Da in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten die Aufnahme physiologisch 
eingestellter Digitalisblätter und Digitalispräparate in die Arzneibücher gefordert 
wurde, hat Lutzkaja in Zürich mit Rücksicht auf die Neubearbeitung der 
schweizerischen Pharmakopoe diese wichtige Frage nochmals experimentell ge¬ 
prüft. Bei seinen Untersuchungen hat er sich hinsichtlich der Feststellung des 
Wirkungswertes streng an die von Focke, der sich um die Ausbildung der 
physiologischen Prüfungsmethode der Digitalis am meisten verdient gemacht hat, 
aufgestellten Forderungen gehalten. Bekanntlich hat Focke (Arch. d. Pharma¬ 
zie 1904; Vierteljahresschr. f. ger. Med. 3. Folge XXXII; Berl. klin. Wschr. 1906) 
für die Dosierung den durch Digitalis beim Frosch erzeugten Herzstillstand zum 
Kriterium gewäflt, indem er Gaben verwendet, die innerhalb 7—15 Minuten 
zum Herzstillstand führen. Er geht bei einer Wertbestimmung so vor, daß er 
einem Frosch 1 / 60 seines Gewichtes von einem lOproz. Blätterinfus in «den 
Schenkellymphsack spritzt und aus dem Zeitpunkt des Eintrittes des Herzstill¬ 
standes nach der Formel V = wobei V den Giftwert, p das Froschgewicht, t die 

Zeit bis zum Herzstillstand, d die Dosis bedeutet, den Wirkungswert der be¬ 
treffenden Lösung berechnet. Das für diese Untersuchungen erforderliche Frosch¬ 
material soll in den Monaten Juli, August und September gesammelt werden. 
Für Schweizerische Verhältnisse war die Beschaffung einer hinreichenden An¬ 
zahl Tiere erst im September und Oktober möglich. Lutzkaja legte sich nun 
die Beantwortung folgender Fragen vor: 

1. Reagieren tatsächlich verschiedene Frösche auf dasselbe Präparat so ge¬ 
nau, daß aus der Reaktionszeit der Wirkungswert erschlossen werden kann? — 

2. Wie verhält sich der physiologische Wirkungswert der Blätter verschie¬ 
dener Provenienz zu ihrem Digitoxingehalt? 

3. Was für Momente sind maßgebend für Veränderung des Wirkungswertes 
in den Blättern? 

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N. F. UI. J&bfj?« 



338 


Referate. 


ad 1. Zur Lösung dieser Frage verwendete Lutzkaja ein genau dosiertes 
kristallisiertes Digitoxin, das er in 50 proz. Alkohol gelöst injizierte. Die Zahlen, 
die bei den einzelnen Fröschen innerhalb der Versuchsreihen für den Giftwert 
erhalten wurden, zeigen Differenzen bis 60 und 80°/ 0 ; trotz der starken Schwan¬ 
kungen der einzelnen Werte wurden aber bei den verschiedenen Versuchsreihen 
im Durchschnitt doch identische Resultate erhalten und bei Änderungen im Ge¬ 
halt der Lösungen an Digitoxin konnten ungefähr entsprechende Veränderungen 
des Wirkungswertes festgestellt werden. Den Grund für die besseren Resultate 
Fockes erblickt Lutzkaja in den besonderen Verhältnissen seines Tiermateri¬ 
ales. Um das Verhalten der Werte bei Prüfung der Droge beurteilen zu können, 
prüfte er die Folia titrata C. u. L. Giftwert V = 5 (Caesar u. Loretz-Halle 
a. S.) und erhielt statt des von der Firma ermittelten Giftwertes 5 V = 3,2. Da 
nach dem Ausfall der Versuche Frösche verschiedener Länder so erhebliche 
Differenzen gegenüber denselben Blättern aufweisen, so erscheint es Lutzkaja 
dringend geboten, Blätter stets nur von der gleichen Firma zu beziehen, die 
immer mit demselben Tiermaterial arbeitet. 

ad 2. Für die Beziehung Wirkungswert: Digitoxingehalt wurden bei 
Blättern verschiedener Herkunft ziemlich konstante Werte erhalten. Der Schluß, 
daß nun auch der Wirkungswert allein durch den Digitoxingehalt bedingt ist, 
ist jedoch nicht gerechtfertigt, da bei den kleinen Zeiträumen nicht die ganze 
Giftmenge resorbiert sein kann. Der Wirkungswert ist vielmehr stark ab¬ 
hängig von der Schnelligkeit der Resorption, und es zeigt daher ein schwächeres 
Präparat, das leichter resorbiert wird, im Frosch versuch einen größeren relativen 
Wirkungswert als ein stärkeres mit erschwerter Resorption, wie am Digalen 
nachgewiesen werden konnte. Da beim Infus gleichzeitig mit dem Digitoxin 
auch eine Reihe kolloidaler Substanzen und anderer Körper zugeführt wird, so 
prüfte Lutzkaja den Einfluß dieser Stoffe, indem er einem Infus die wirksamen 
Substanzen entzog und dann Digitoxin darin auflöste. Es stellte sich dabei eine 
Verminderung des Wirkungswertes um zirka 38 °/ 0 heraus. Unter der Voraus¬ 
setzung der Zuverlässigkeit des quantitativen Froschversuches müßte also ein 
Infus, bei dem als wirksame Substanz nur Digitoxin vorhanden wäre, eine etwas 
schwächere Wirkung beim Frosch ergeben als die reine Digitoxinwirkung. Da 
aber in den vorangehenden Versuchen der Quotient aus Wirkungswert: Digi¬ 
toxingehalt bei den Infusen derselbe war wie bei den reinen Lösungen von 
Digitoxin, so kann diese scheinbare Übereinstimmung nur dadurch zustande 
kommen, daß eine bei der Digitoxinbestimmung nicht in Rechnung gesetzte Sub¬ 
stanz bei der Wirkung am Froschherzen mitbeteiligt ist, die den verzögernden 
Einfluß des Infuses kompensiert hat; auf Rechnung des Digitoxins wären dem¬ 
nach beim Frosch nur 62 °/ 0 der Wirkung des Infuses zu setzen. Um einen Ein¬ 
blick zu gewinnen, ob auch beim Menschen von der Wirkung des Infuses etwa 
38°/ 0 auf andere Substanzen als das Digitoxin zu beziehen sind, stellt Lutzkaja 
folgende rechnerische Überlegung an. Beim Froschherzen ergibt sich für Diga¬ 
len, den nach dem Digitoxin wirksamsten Digitaliskörper, eine etwa dreimal 
schwächere Wirkung als für Digitoxin, während beim Menschen der Wirkungs¬ 
wert des Digalens mindestens zehnmal geringer gegenüber dem des Digitoxins 
anzuschlagen ist. Der Unterschied in der Wirkung zwischen Digitoxin und 
Digalen ist also beim Menschenherzen drei- bis viermal größer als beim Frosch¬ 
herzen, und es, müßten somit andere Substanzen in sehr großer Menge vor¬ 
handen sein, bis sie die Digitoxinwirkung beim Menschen beeinflussen könnten. 
Nach Analogie des Digalens würde man entgegen den 38 °/ 0 beim Frosch beim 
Menschen höchstens 10 °/ 0 der Gesamtwirkung des Infuses als nicht durch Digi¬ 
toxin bedingt anzunehmen haben. Da nun bei einer Blättersorte zufällig diese 
anderen Substanzen wie Digalen, Digitalein, auf deren Rechnung der Rest der 
Wirkung zu setzen wäre, reichlicher vorhanden sein können und weniger Digi¬ 
toxin, so würde man am Froschherzen gemessen, einen genau gleichen Wirkungs¬ 
wert erhalten können wie bei reichlichem Digitoxingehalt und Fehlen der anderen 
Substanzen. Beide Sorten Blätter würden sich aber bei derWirkung am Menschen ganz 
verschieden verhalten, und aus diesen Erwägungen hält Lutzka j a den Froschversuch 
als Mittel den therapeutischen Wirkungswert der Blätter festzustellen für ungeeignet 

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Referate. 


339 


ad 3. Das Digitoxin ist in den Blättern Veränderungen ausgesetzt, die neben 
seiner Wirkungsweise namentlich auch seine Löslichkeitsverhältnisse beeinflussen. 
Bei Säureeinwirkung findet eine Spaltung des Digitoxins statt (Loewi, Wiener 
klin. Wochenschr. 1904, Nr. 84), die das Infus unwirksam macht Dasselbe Resul¬ 
tat erhielt Lutzkaja auch bei Digitoxinum cristall. und bei Digalen und nimmt 
an, daß es sich um eine Spaltung des Digitoxins in Toxiresin-Digitoxigenin 
einerseits und Digitoxose andererseits handelt Alle diese Veränderungen würden 
mit dem Froschversuch nicht mehr zu fassen sein, sondern könnten höchstens 
durch eine chemische Prüfung erkannt werden. Fr. Franz . 

829) Ouxm. The action of Yohimbine on the respiration. Pharmakol. 
Inst. Edinburg. (Arch. intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. März 1908. 
Vol. XVDI, Fase. I—II, S. 95—103.) 

Aus früheren Versuchen über cue allgemeine pharmakologische Wirkung des 
Yohimbins glaubt Gunn seine therapeutische Verwendung als Reizmittel fiir die 
Atmung ableiten zu können. Er hat daher mit dem milchsauren Salz des 
Yohimbins Versuche an Fröschen und Kaninchen angestellt, die diese Wirkung 
erweisen sollen. Nach kleinen Gaben von Yohimbin (zirka 0,004 g pro kg Frosch 
und 0,0005—0,0015 g intravenös pro kg Kaninchen) trat in der Tat eine Be¬ 
schleunigung und Vertiefung der Atemzüge ein, die auch dann nicht ausblieb, wenn 
Wirkungen auf andere Organsysteme noch nicht zu beobachten waren. Bei 
solchen kleinen Dosen folgte auf die Reizwirkung keine Depression. 

Fr. Franz. 

830) Dreser. Pharmakologische Studien über Silberwirkungen. (Arch. 
intemat de Pharmacodyn. et de Ther. März 1908. Vol. XVIII, Fase. I—n, 
S. 105—106.) 

Dreser hat an der durchsichtigen Schwanzflosse von Fischen mittels einer 
geistreichen Versuchsanordnung die Tiefenwirkung verdünnter Höllensteinlösungen 
studiert und feststellen können, daß diese selbst in der therapeutisch meist be¬ 
nutzten Konzentration von 1 / 2 °/ 0 bei zwei Minuten Einwirkung erstaunlich gering 
ist; ebenso verhalten sich die neueren Silbersalze. Da diese ebenso wie das 
Argentum nitricum nach den Beobachtungen des Ätzvorganges am Fischschwanz 
das Epithel zerstören und Wundflächen schaffen, erscheint für manche Fälle 
z. B. nir die prophylaktische Augenausspülung der Neugeborenen eine nicht 
ätzende Silberverbindung von großem Vorteil. Ein derartiges Silberpräparat, 
das unnötige Ätzung und Reizung vermeiden soll, haben die Elberfelder Farb¬ 
werke neuerdings unter dem Namen »Sophol« in den Handel gebracht. Es 
entsteht beim Ausfällen der Formaldehydverbindung der Hefe-Nukleinsäure mit 
Silbemitrat unter Zusatz gesättigter Kochsalzlösung und weiterer Ausfällung mit 
Alkohol. Es zeigte sich, daß Sophol die Schwanzflosse nicht ätzte und daß ihm 
auch eine adstringierende Wirkung, die Dreser für Höllensteinlösungen mittels 
eines einfachen aber sinnreichen Verfahrens an der herausgeschnittenen Frosch¬ 
lunge messend nachweisen konnte, nicht zukam. Diese nunmehr experimentell 
sicher gestellten Eigenschaften des klinisch bereits geprüften Sophols führen zu 
folgenden Indikationen: Die fehlende Ätzwirkung ist ein entschiedener Vorzug 
vor dem Höllenstein, der auch in 1 / 2 proz. Lösung die Epitheldecke, den physio¬ 
logischen Schutz der darunterliegenden Schleimhaut wegrasiert Solange es sich 
um noch auf der Oberfläche haftende Infektionskeime handelt, muß die anti¬ 
septische Ausspülung mit dem schonenden Sophol bevorzugt werden, dessen 
Desinfektionskraft im Kontakt mit den kochsalzhaltigen Gewebsflüssigkeiten 
nicht geringer als die des Höllensteins zu bewerten ist; haben die Infektions¬ 
erreger aber bereits das Epithel durchwandert, so vermag dieses auch keinen 
Schutz mehr zu leisten und seine chemische Abtragung durch die Ätzwirkung 
des Höllensteins ist der notwendige therapeutische Eingriff; die Adstringierung 
der bloßliegenden Gewebe setzt dem weiteren Eindringen infektiösen Materials 
von der Oberfläche her einen antiseptischen Wall entgegen. Die wesentliche 
Indikation des Sophols ist daher die von O. v. Herff (Münch med. Wschr. 1906, 
Nr. 20 und Gynäk. Rdsch. 1907 Nr. 19) klinisch bereits bewährt gefundene, zur 
prophylaktischen Ausspülung der Augen Neugeborener. , Fr. Franz. 

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340 


Referate. 


831) Nestor. Sur le mdcanisme de l’infoxication digitalique. Labor, de 
Therapeutique Louvain. (Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. März 1908, 
Vol. XVIII, Fase. I—II, S. 117—178.) 

Die umfangreichen Untersuchungen werden eingeleitet mit einer historischen 
Schilderung der Digitalisforschung. Die Versuche wurden an Kaninchen mit 
Digitalisinfus und verschiedenen Digitalispräparaten (Digitalin, Digalen, Digitoxin 
Merck) sowie mit Helleborein ausgefiihrt. Die hauptsächlichsten Ergebnisse sind 
folgende: Die Herzverlangsamung im ersten Stadium der Digitalisvergiftung wird 
durch die Nervi vagi hervorgerufen. — Künstliche Atmung unterdrückt den 
hemmenden Einfluß der Nervi vagi, so daß das Herz seine ursprüngliche Fre¬ 
quenz behält, ausgenommen im letzten Stadium, und verhindert gleichzeitig 
Unruhe und Hypertension infolge peripherer Gefäß Verengerung. Außerdem be¬ 
wirkt die künstliche Atmung ein längeres Überleben des vergifteten Tieres; bei 
Authören der künstlichen Atmung erfolgt schnell der Tod durch Erstickung. 
Vagusdurchschneidung ruft bei künstlicher Atmung keine Herzbeschleunigung 
hervor, wodurch die Beobachtungen Böhms und Cushnys an kurarisierten 
Digitalistieren erklärt werden. — Das Herz eines an Digitalis gestorbenen 
Kaninchens ist vollkommen lebenskräftig und reagiert energisch auf Reize. Fast 
die ganze Muskulatur stirbt vor dem Herzen und wird unerregbar. Berieselung 
des Herzens mit einer Blutlösung, die eine tötliche Dosis enthält, ruft keine 
Unregelmäßigkeit hervor. — Wenn die ersten Vergiftungserscheinungen auf- 
treten, enthält das Blut schon keine erkennbaren Mengen von Digitalis mehr, 
selbst wenn sie intravenös eingespritzt wurde. Fr. Franz . 

832) Brunner. Snr le rapport de la toxine k l’antitoxine, (Über die Be¬ 
ziehung zwischen Toxin und Antitoxin.) Allg. pathol. Inst. Warschau. (Arch. 
intemat. de Pharmacodyn. et de Ther. März 1908, Vol. XVIII, Fase. I—II, S. 15—28.) 

Aus Brunners Versuchen am Kaninchen geht hervor, daß Tetanustoxin 
nach der Injektion aus dem Blut verschwindet, während das Antitoxin im Blute 
kreist und daraus durch Aderlaß und Ersetzung durch physiologische Kochsalz¬ 
lösung und defibriniertes Blut eines anderen Kaninchens ausgespült werden 
kann. Ließ Brunner Tetanustoxin und -antitoxin bei Zimmertemperatur in 
vitro 15—30 Minuten aufeinander ein wirken, so bildete sich eine so feste Ver¬ 
bindung, daß eine Trennung im Tierkörper nicht mehr erfolgte. Das Tetanus¬ 
toxin geht mit den Körperzellen eine so feste Bindung ein, daß 5 Minuten später 
eingespritztes Antitoxin innerhalb 5 und 15 Minuten sie nicht zu spalten vermag. 

Fr. Franz . 

833) Goldzieher, Miksa. A phagoeytak szerepe a senilis agysorvad&sn&l. 

(Über die Rolle der Phagozyten bei der senilen Degeneration des Gehirns.) 
(II. pathologisch-anatomisches Institut der Universität Budapest. Magyar Orvosi 
Archivum N. F. 1907, Bd. VIII, S. 434.) 

Auf Grund der histologischen Prüfung der Lobi frontales, occipitales und 
temporales ferner des Kleinhirns und Corpus Striatum von 10, im Alter von 
63—87 Jahren verstorbenen Menschen und zwei alten Hunden kommt Verfasser 
zu den nachstehenden Folgerungen: Die Nervenzellen des Gehirns obliegen im 
hohen Alter regelmäßig einer Phagozytose, die Rolle der Phagozyten wird aber 
mit großer Wahrscheinlichkeit nicht durch Leukozyten, sondern durch Gliazellen 
erfüllt. Die Neuronophagie ist nicht als Ursache des Absterbens der Nerven¬ 
zellen, sondern nur als Weg der Wegschaffung der schon verstorbenen Zellen 
aufzufassen. Reinbold. 

834) Sachs, Hans. Über die Beziehungen des Kobragiftes zu den roten 
Blutzellen. Aus dem Inst. f. exp. Ther. zu Frankfurt a. M. (Münch, med. Wschr. 
März 1908, Nr. 9.) 

Verfasser stellt gegenüber der in Nr. 8 des Zentralblatts referierten Arbeit 
von v. Düngern und Coca fest, daß ihre Auffassung, das Kobragift enthalte 
einen besonderen, durch Serumkomplement aktivierbaren Bestandteil, der von 
den roten Blutkörperchen gebunden wird, in seinen Versuchen sich nicht be¬ 
stätigen ließ. M. Kaufmann. 

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Referat«. 


341 


835) Preti, Luigi. Hämolytische Wirkungen von Anchylostoma duodenale. 
Aus dem Inst. f. spez. Pathologie zu Pavia. (Münch, med. Wschr. März 1908, 
Nr. 9.) 

Das Anchylostoma duodenale enthält eine auf die Blutkörperchen der ver¬ 
schiedensten Tierarten wirksame hämolytische Substanz; sie ist in physiologischer 
NaCl-Lösung unlöslich, in Alkohol und Äther leicht löslich, koktostabil, auch 
bei 0°, wenn auch langsamer, wirksam. Lezithinzusatz steigert ihre Wirkung, 
ohne daß eine echte Lezithidbildung stattfindet; Cholesterinzusatz neutralisiert 
dieselbe nicht. Trypsin Verdauung setzt das Hämolysin in Freiheit und macht es 
wasserlöslich. Das alkoholische Extrakt von Anchylostoma besitzt weder tryp- 
tische noch antitryptische Eigenschaften. Zur Lösung von 1 ccm Blutkörperchen¬ 
suspension sind 2 l / a mg feuchter Ankylostomen erforderlich. M. Kaufmann . 

836) Bashford, E. F., Murray, J. A. u. Haaland, M. Ergebnisse der experi¬ 
mentellen Krebsforschung. Aus dem Laboratorium des Imperial Cancer Research 
in London, Direktor: E. F. Bashford. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 38, S. 1194 
bis 1197.) 

Eine in der linken Achselgegend einer alten weiblichen Maus sitzende ab¬ 
geplattete, elliptische Geschwulst wird exstirpiert und auf 201 Mäuse geimpft, 
indem kleine Stückchen des Tumors, zirka 0,01—0,02 g, unter die Rückenhaut 
gebracht werden. In den ersten fünf Tagen werden täglich 5—6 Mäuse getötet 
und die Impfstelle vorsichtig herausgeschnitten und fixiert. Bei den 156 nach 
drei Wochen überlebenden Mäusen wurde in vier Fällen eine beginnende Tumor¬ 
entwicklung als schrotkomgroßes Knötchen konstatiert. Drei Mäuse starben. 
Bei der einzig überlebenden Wachsen und Zurückgehen des Tumors, schließlich 
erneutes Wachsen. Exstirpation und weitere Verimpfung. Die transplantierten 
Tumoren dieses Stammes boten viele Impfgenerationen hindurch das typische 
Bild eines Carcinoma solidum alveolare. Von der 8. Generation an auffallend 
schnelles Wachstum. In der 8. Generation Auftreten typischer Verhornung in 
den Impftumoren. Die gesteigerte Wachstumsfähigkeit der Zellen ist keine kon¬ 
stante Größe, sondern zeigt ähnliche Schwankungen, wie die früher als Schwan¬ 
kungen der Assimilationsenergie der Zellen autgefaßten. Abnahme der Impf¬ 
ausbeute geht oft mit Steigerung der Verhornung Hand in Hand. Bindegewebe 
und Gefäße werden seitens der Geschwulstzellen stark beeinflußt. Die Stroma¬ 
reaktion ist ganz spezifisch, verschieden für verschiedene Tumoren, aber in dem¬ 
selben Tumor durch zahlreiche Impfgenerationen konstant. Spontane Resorption 
gut angegangener Tumoren kommt ebenso häufig vor, wie in den anderen 
transplantabien Carcinomen. Solche Tiere sind gegen spätere Impfungen des 
gleichen Tumors in hohem Maße geschützt. Bornstein. 

837) Morgenroth, J. u. Reicher, K. Zur Kenntnis der durch Toxolezithide 
erzeugten Anämie und deren medikamentöser Behandlung. Aus dem pathol. 
Institut der Universität Berlin. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 38, S. 1200—1203.) 

Nachdem durch Talquist zum ersten Male auf experimentellem Wege 
die aetiologische Bedeutung eines Lipoids für das Zustandekommen einer 
Anämie nachgewiesen worden war, zogen die Autoren auch die verwandte 
Gruppe der Toxolezithide in den Bereich entsprechender Untersuchungen, 
um zwei Fragen zu beantworten: 1. Kommt die Fähigkeit, Anämien zu 
erzeugen, den in vitro hämolytisch wirkenden Toxolezithiden zu? 2. Sind 
Substanzen, welche in vitro diese Hämolyse hemmen, auch imstande, im Tier¬ 
versuch die Anämie zu verhüten? Aus Versuchen geht hervor, daß die intra¬ 
venöse Einspritzung sowohl des isolierten Toxolezithids, wie eines entsprechend 
präparierten Gemisches von Kobragift mit Lezithin zu einer rasch einsetzenden 
Anämie führt, die in einem Versuche auffallend lange andauernde Stomachal- 
Einverleibung reichlicher Cholesterinmengen erzeugten einen vollkommenen 
Schutz, der ein annähernd quantitativer ist. — Zur Erzielung einer Anämie 
kommt als wichtiger Faktor in Betracht, daß die wirksamen Toxolezithide und 
Toxolipoide komplexer Natur sein dürften. Es liegt im Gebiete der Wahr¬ 
scheinlichkeit, daß Prolezithide, sei es parasitären, sei es endogenen Ursprungs, 
als solche produziert und resorbiert werden und daß die Quantität des jeweils 

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342 


Referate. 


gebildeten wirksamen hämolysierenden Agens abhängt von der Menge des dis¬ 
poniblen Aktivators, der sich etwa in der Blutbahn befindet. Bornstein. 


838) Franz u. Bonntag. Die Ausscheidung der schwefligen Säure beim 
Menschen in Versuchen mit schwefligsaurem Natrium und mit den Natrium¬ 
salzen gebundener schwefliger Säuren. (Arb. a. d. Kais. Ges.-Amte März 1908, 
Bd. 28, H. 1, S. 225—260.) 

In einem 12 tägigen Stoffwechselselbstversuch F. wurde die Ausschei¬ 
dung von neutralem schwefligsauren Natrium und von aldehydschwefligsaurem 
Natrium mit dem Ham verfolgt und zwar wurden an zwei Tagen je 5,8 g 
schwefligsaures und an zwei anderen Tagen je 3,15 g aldehydschwefligsaures 
Natrium (beide mit 1,3 g SO a ) eingenommen. Die Untersuchung des Tages- 
Hames geschah in einer Sammelportion von 5 und 19 Stunden. Es zeigte sich, 
daß bei dieser Versuchsanordnung schweflige Säure im Ham quantitativ nicht 
nachgewiesen werden konnte. Die mit den Sulfitpräparaten eingeführten Mengen 
schwefliger Säure wurden als Sulfat wiedergefunden. (Auch der Kot wurde 
untersucht.) Man ging nun daran in Einzelversuchen, bei denen im allgemeinen 
4 g Natriumsulfit genommen wurden, den Ham nach der Sulfiteinnahme in 
kürzeren Zwischenräumen (10 und 15 Minuten) qualitativ und quantitativ auf 
schweflige Säure zu untersuchen und konnte dabei feststellen, daß in der Tat 
schweflige Säure in den Ham übergeht, daß es sich aber immer nur um sehr 
geringe Mengen handelt. In keinem Falle betrug die wiedergefundene Menge 
mehr als l°/o der zugeführten schwefligen Säure. Auch bei Einhaltung ver¬ 
schiedener Versuchsbedingungen (Enthaltung von Flüssigkeitsaufnahme, sehr ge¬ 
steigerte Wasserzufuhr, gleichzeitige Aufnahme eines die Wasserresorption im 
Darm verzögernden Mucüaginosums usw.) blieben diese Werte unverändert und 
gleich niedrig. 

Die Bestimmung der schwefligen Säure im Ham bereitet insofern gewisse 
Schwierigkeiten, als aus dem Auftreten flüchtiger Schwefelverbindungen im 
Hamdestillat nach Einnahme von Sulfiten nicht ohne weiteres auf das Vorhanden¬ 


sein von schwefliger Säure geschlossen werden darf, da auch unter normalen 
Verhältnissen bei der Destillation von angesäuertem menschlichen Ham solche 
Verbindungen noch zum Teil unbekannter Natur, die durch fortdauernde Zer¬ 
setzung von nichtflüchtigen Schwefelverbindungen entstehen, in das Destillat 
übergehen. Da sich für diese Schwefelverbindungen ein normaler Wert auch 
nicht annähernd feststellen läßt, so muß man sich bei der Bestimmung von 
schwefliger Säure im Ham darauf beschränken, die flüchtigen Schwefelver¬ 
bindungen insgesamt durch Destillation zu bestimmen und gleichzeitig nach¬ 
zuweisen, daß der betreffende Ham die Reaktion auf schweflige Säure gibt 
In gleicher Weise angestellte Versuche über die Ausscheidung der schwef¬ 
ligen Säure bei Einnahme von Salzen der gebundenen schwefligen Säure (acet- 
aldehyd-, formaldehyd- und glukoseschwefligsaures Natrium) führten zu dem 
Ergebnis, daß die Ausscheidung nicht oxydierten Sulfits im Einklang steht 
mit der Größe ihres Komplexzerfalles. Je größer der Komplexzerfall des be¬ 
treffenden Salzes in wässeriger Lösung ist, desto früher tritt schweflige Säure 
im Ham auf. Ebenso scheint auch die Dauer der SO a -Ausscheidung durch 
den Komplexzerfall der untersuchten Salze in wässeriger Lösung beeinflußt 
zu werden. Bei gleichzeitiger Zufuhr von Salzsäure verlief die Sulfitausscheidung 
in Übereinstimmung mit dem physikalisch-chemischen Verhalten des betreffenden 
Salzes (glukoseschwefligsaures Natrium) in saurer Lösung. — Während in den 
Selbstversuchen Mengen von 4 g Natriumsulfit anstandslos vertragen wurden und 
Vergiftungserscheinungen erst eintraten, als gelegentlich des Stoffwechselver¬ 
suches an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je 5,8 g genommen worden waren, 
und zwar nach der zweiten Dosis, wurden bei einer anderen Versuchsperson 


nach 4 g bereits bedrohliche Erscheinungen (insbesondere von seiten des Herzens) 
beobachtet — Aus den zur Bestimmung der SO a ausgeführten Versuchen ist zu 
erwähnen, daß man als Oxydationsmittel statt der gebräuchlichen Jodlösung 
vorteilhaft auch reines Wasserstoffsuperoxyd benutzen kann, dessen Verwendung 
außerdem den Vorzug bietet, daß man die schweflige Säure durch einfache 

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Referate. 


343 


alkalimetrische Bestimmung der in der Vorlage gebildeten Schwefelsäure be¬ 
stimmen kann, wenn andere flüchtige Säuren oder organische Stoffe nicht zu¬ 
gegen waren. Fr. Franz. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

889) Strohmer, Friedrich. Über Aufspeicherung und Wanderung des Rohr¬ 
zuckers (Saccharose) in der Zuckerrübe (Beta vulgaris L.). Mitteilungen der 
chemisch-technischen Versuchsstation des Zentralvereins für Rübenzuckerindustrie 
in der Österreich-Ungarischen Monarchie Nr. 196. (Österreich-Ungarische Zeit¬ 
schrift für Zuckerindustrie und Landwirtschaft 1908, H. 1, S. 1—11.) 

Der Rohrzucker der Rübenblätter ist nicht als ein intermediäres Produkt, 
sondern als der fertige Reservestoff anzusehen, welcher als solcher in die Rüben¬ 
wurzel transportiert wird. Der Saccharose kommt demnach die Wanderfähigkeit 
durch die Plasmahaut zu, was früher bestritten wurde. Verfasser konnte diese 
Tatsachen experimentell nachweisen. Der Arbeit ist ein ganz ausführliches lite¬ 
rarisches Material beigegeben. Justus Volhard. 

840) Weigmann, EL Über die Entstehung des Steckrübengeschmacks der 
Butter. Versuchsstation für Molkereiwesen in Kiel. (Landw. Jahrb. 1908, Bd. 37, 
H. 2, S. 261—309.) 

Aus dieser Arbeit entnehmen wir folgendes: Milch, welche nach vorherigem 
Waschen des Euters gewonnen, sofort entrahmt und unter Benutzung von Müch- 
säure zur Ansäurung des Rahms direkt zu Butter verarbeitet wird, gibt Butter 
ohne oder mit nur schwachem, zweifelhaften Rtibengeschmack. Milch, auf ge¬ 
wöhnliche Art gemolken, und vor der Verarbeitung sich selbst überlassen, gibt 
selbst bei genügend kühler Aufbewahrung Butter mit Rübengeschmack. Dieser 
hervortretende Rübengeschmack ist demnach bakteriologischen Ursprungs; er 
entwickelt sich erst nachdem die Milch den Tierkörper verlassen hat. Bei der 
Fütterung mit Runkel- oder Steckrüben enthält der Kot der Kühe fast aus¬ 
schließlich Koli-Bakterien. Obwohl die Flora der Milch mit der des Kotes bei 
reinlicher Stallhaltung wenig gemein hat, so enthält die Milch doch fast immer 
Koli-Bakterien. Unter diesen, auch unter denen aus Milch, die bei Steckrüben¬ 
fütterung gewonnen ist, befinden sich Abarten, welche einen kohlartigen und 
selbst direkt steckrübenartigen charakteristischen Geruch sowohl auf den künst¬ 
lichen Nährböden, wie auch in Milch entwickeln; auf diese Bakterien ist der 
eigentümliche Rübengeschmack zurückzuführen. Dieser Geschmack kann durch 
andere Bakterien noch verstärkt werden. Kolibakterien mit Steckrübengeschmack 
finden sich auch auf Hafer, Mais, Gerste, Spörgel. Die Kolivarietäten der 
Pseudomonasklasse sowie viele Aörogenesvarietäten haben mehr oder weniger die 
Eigenschaft, die Milch unter Entwicklung von Kohlensäure und Wasserstoff zuerst 
mit süßlich-saurem Geschmack und stallähnlichem Geruch, dann mit salzig 
bitterem, ekelhaften Geschmack und an faulenden Urin und Kuhkot erinnernden 
Geruch zu zersetzen und aufzulösen. Es finden sich aber auch Varietäten, bei 
denen diese Eigenschaft stark in den Hintergrund tritt und welche in Milch 
einen nicht unangenehmen, manchmal, namentlich anfangs, sogar einen aromatischen 
Geschmack hervorbringen. Die eigentümliche Entwicklung der Kolibakterien 
ist also in erster Linie für zahlreiche Milch- und Butterfehler verantwortlich zu 
machen. Justus Volhard. 

841) Ostertag u. Zuntz. Untersuchungen über die Milchsekretion des 
Schweines und die Ernährung der Ferkel. Unter Mitwirkung von Dr. Strigel 
und Tierarzt H. Hempel. Aus der Kgl. tierärztlichen Hochschule und Kgl. 
landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. (Landw. Jahrb. 1908, Bd. 37, H. 2. 
S. 201—260.) 

Bei den landwirtschaftlichen Nutztieren tritt unmittelbar nach dem Absetzen 
nicht nur ein Rückgang im Ernährungszustand, sondern auch größere Empfäng¬ 
lichkeit für Krankheiten ein, was sich besonders bei Ferkeln beim Herrschen der 
Schweineseuche gezeigt hat. Es liegt nahe, diese Erscheinung auf den plötz¬ 
lichen Ersatz der in der Muttermilch reichlich vertretenen Fette durch Kohle- 

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Referate. 


344 


hydrate beim plötzlichen Übergang von natürlicher zu künstlicher Ernährung 
zurückzuführen. Auch der Ersatz des arteigenen Eiweißes durch fremdartiges 
könnte dabei eine Rolle spielen. Zur Prüfung der ersten Frage lag es nahe, den 
Ferkeln eine künstlich fettreich gemachte und dann homogenisierte Milch zu 
verabreichen. Außer diesen vergleichenden Ernährungsversuchen wurde dann 
die Resistenz der Versuchsferkel gegen Infektionen und deren Abhängigkeit von 
den Ernährungsverhältnissen untersucht Die normale Schweinemilch hatte eine 
durchschnittliche Zusammensetzung von 15,84 °/ 0 Trockensubstanz, 5,01 °/ 0 Fett 
0,87 °/ 0 Gesamt-Stickstoff, 2,68 °/ 0 Kasein, 1,01 °/ 0 Globulin + Albumin, 0,63 °/ 0 
Asche, 4,59 °/ 0 Milchzucker. Doch sind diese Zahlen nicht so ohne weiteres all¬ 
gemein gültig, da es beim Schwein außerordentlich schwierig ist ein Durch- 
schnittsgemelk herzustellen; doch kann man wohl behaupten, daß die Milch der 
Schweine viel reicher an Fett und an Eiweiß ist als man bisher angenommen 
hatte. Die Größe der Michsekretion ist gleichfalls erheblicher, als bisher geglaubt 
wurde; Mutterschweine von 150 kg Gewicht liefern zwischen 4 und 8 Liter 
Milch mit 45—90 g N und 7000—14 000 Kalorien täglich. Der Nährstoffbedarf 
der Mutterschweine übertrifft nicht diesen Aufwand für die Milch unter Zuziehung 
des von Meisl gefundenen Erhaltungsbedarfs nüchterner Schweine und des Au? 
wands für die Verdauungsarbeit. Die Arbeit der Milchdrüsen scheint daher 
keinen erheblichen Energieaufwand zu erfordern. Das Saugferkel verwendet 
60—80°/ 0 der mit der Muttermilch aufgenommenen Energie und bis 70°/o des 
aufgenommenen Stickstoffs zum Ansatz. Der relative Stickstofiansatz nimmt 
mehr noch als der Fettansatz im Laufe der Laktationsperiode ab. Wenn es ge¬ 
lingt, nach der Entwöhnung dieselbe Nährstoffmenge wie mit der Muttermilch 
zuzuführen, so wird auch derselbe Zuwachs erzielt. Der Ansatz von Eiweiß ist 
sogar größer als in der letzten Laktationsperiode. Zur Erzielung eines möglichst 
großen Zuwachses nach der Entwöhnung ist ein enges Nährstoffverhältnis, nicht 
weiter als 1:4, und ein Überwiegen leicht verdaulicher Kohlehydrate über die 
Fette notwendig. Diastasieren eines Teils der Kohlehydrate erweist sich nur 
während der ersten 14 Tage nach dem Entwöhnen vorteilhaft, weil es die Nah¬ 
rungsaufnahme erhöht. Homogenisierte Milch, aus Erdnußöl und Magermilch be¬ 
reitet, welche wesentlich billiger ist als Vollmilch, erwies sich ebenso bekömmlich 
als Vollmilch; doch sollte im Hinblick auf den großen Eiweißbedarf der Tiere 
ihr Fettgehalt nicht über 3 °/ 0 gebracht werden. Ein Einfluß der verschiedenen 
Fütterungsweisen auf die Resistenz der Ferkel gegen Infektion ließ sich nicht 
nach weisen; die Ferkel erkrankten ausnahmslos unter ganz gleichen Erscheinungen, 
als sie nach Beendigung des Emährungsversuchs mit verseuchten Ferkeln 
(Schweinepest) in Berührung kamen. Justus Volhard . 

842) Levene, P. A. u. Rouillier, C. A. Über die Tryptophangruppe im 
ProteimnoleküL (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 322.) 

Aus ihren Versuchen leiten Verfasser folgende Schlüsse her: 

1. Die violetten Körper, die bei der Zugabe von Bromwasser zu Verdauungs¬ 
produkten entstehen, sind ein Gemisch von Mono- und Dibromid des Tryptophans. 

2. Bei der Zugabe eines Überschusses von Bromwasser bildet sich ein 
Dibromid. 

3. Bei der Spaltung des Proteinmoleküls bildet sich zuerst scheinbar ein 

komplizierteres Produkt als das Tryptophan. Pincussohn . 

843) Levene, P. A. Notiz über die Prikrolonate einiger Nucleinbasen. 

(Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 320.) 

Adeninpikrolonat C ß H ß N ß —C 10 H 8 N 4 O ß wurde erhalten durch vollständiges 
Fällen einer Lösung von Adeninsulfat mit konzentrierter alkoholischer Pikrolon- 
säurelösung Schmelzpunkt 265°. Guanin in n-NaOH aufgelöst, mit Pikrolon- 
säure behandelt gab einen aus Wasser umkristallisierbaren voluminösen Nieder¬ 
schlag des Pikrolonates von der Formel C ß H ß N ß O—2C 10 H 8 N 4 O ß . Aus Cytosin¬ 
sulfat konnte ebenfalls durch Behandlung mit Pikrolonsäure ein aus Wasser 
umkristallisierbares Salz C 4 H 8 N 3 —C 10 H 8 N 4 Ö ß gewonnen werden. 

Pincussohn . 

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Referate. 


346 


844) Levene, P. A. Über die diuretische Wirkung des Thymins. (Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 316.) 

Bei Hunden mit Eckscher Fistel zeigte das Thymin (5-Methyl-2-6-di-oxypiri- 
midin), das unter dieser Bedingung nicht die von Steudel an normalen Hunden 
beobachtete schnelle Zersetzung erfuhr, stark diuretische Wirkung. Pincussohn. 

845) Rozenblat, Henry ka. Wirkung von Kochsalz und Natriumbicarbonat 
auf die Magensaftsekretion. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 500.) 

Bei Versuchen an Pawlowschen Hunden ergab sich, daß Kochsalz als starker 
Erreger der Magensaftsekretion zu betrachten ist, dessen Wirkung freilich von 
der Konzentration abhängig ist. Doppelkohlensaures Natrium erwies sich dagegen 
als stark sekretionshemmendes Agens. Der Effekt von Mischungen beider Salze 
entspricht den Resultaten aus der Wirkung der Komponenten. Pincussohn. 

846) Lavesson, Hilding. Beiträge zur Bestimmung der reduzierenden Stoffe 
im normalen Ham. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 40.) 

Aus der totalen Reduktion kann man nicht auf die Quantität des Trauben¬ 
zuckers schließen, insofern es den normalen Ham betrifft Will man bei ge¬ 
ringem Traubenzuckergehalt diesen bestimmen, so muß man ihn aus der 
Differenz der totalen Reduktion vor und nach der Vergärung finden. Bei 
Männern beträgt der Traubenzucker im Durchschnitt 17,8 °/ 0 der reduzierenden 
Substanz, Kreatinin 26,3 °/ 0 , Harnsäure 7,8 °/ 0 , zirka 50 °/ 0 der reduzierenden Stoffe 
sind unbekannt Pincussohn . 

847) Levene, P. A. u. Beatty, W. A. Über die tryptische Verdauung des 
Eialbumins. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 299.) 

Unter den kristallinischen Produkten des tryptisch verdauten Eieralbumins 
fanden Verfasser nie Leucin, Isoleucin, Trytophan. In der Phosphorwolfram- 
säure-Fällung wurde nur ein S-freier nicht biuretfreier Körper und ein ganz 
abiureter Körper gefunden, der bei der Säurespaltung nur Lysin und Glycocoll 
lieferte und den Verfasser als ein reines Dipeptid ansprechen. Pincussohn . 

848) Levene, P. A. u. Beatty, W. A. Über die Analyse der Spaltungs¬ 
produkte des Eialbumins. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 305.) 

Nach dem von Verfassern ausgearbeiteten Verfahren ohne Anwendung der 
Fisch ersehen Estermethode wurden in 100 g gefunden: 

Glycocoll \ Q n Asparaginsäure .... verunglückt 

Alanin .j & Glutaminsäure.8,75 g 

Aminovaleriansäure i 7rvv r-a-Prolin.0,5 g 

Leucin j 17,ÜU S Tyrosin.1,25 g 

Die von den Zahlen von Abderhalden und Pregl abweichenden Ergeb¬ 
nisse erklären Verfasser dadurch, daß sie nicht von der kristallinischen Substanz 
ausgingen. Pincussohn . 

849) Levene, P. A. u. Alsberg, C. L. Über die Hydrolyse der Proteine 
mittels verdünnter Schwefelsäure. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. IV, S. 312.) 

Verfasser haben verschiedene Eiweißkörper mit Wasser und verdünnter 
H 2 S0 4 von steigender Konzentration im Autoklaven bei 140—170° bis zur 
Biuretfreiheit hydrolysiert. Sie bestimmten dann den N-Gehalt im Filtrat nach 
Halbsättigung, Ganzsättigung mit ZnS0 4 und Fällung mit lOproz. Phosphor¬ 
wolframsäure. Es zeigte sich eine geringere Resistenz der Gelatine gegen die 
hydrolysierende Wirkung der Mineralsäure, gegenüber den anderen untersuchten 
Proteinen, Edestin und Casein. Pincussohn . 

850) 68. Bericht des dänischen Versuchslaboratoriums. 1 ) (Kopenhagen 1907, 
110 S. und 44 S. Tabellen.) Fortgesetzte Versuche in Bezug auf das Eiwei߬ 
minimum im Futter der Milchkühe. (Deutsche Bearbeitung siehe Milchwirt- 
schaffliches Zentralblatt 1908, H. 3, S. 129.) 

Über die Ergebnisse der im vorliegenden Bericht erörterten, höchst wichtigen 
Versuche gibt das Laboratorium folgenden kurzen Überblick. 


*) Diese Berichte sind anonym erschienen. 


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346 


Referate. 


Solange man bei Versuchen mit Kühen zur Bestimmung des Bedarfs der 
Tiere an stickstoffhaltiger Nahrung nur die Gesamtstickstoffmenge im Futter 
und in den Entleerungen in Rechnung zog und nicht den Stickstoff, der den 
Eiweißstoffen angehörte, als Eiweißstickstoff und den Stickstoff, der den nicht 
eiweißartigen Stickstoffverbindungen angehörte, als Amidstickstoff streng von 
einander getrennt hielt, war es nicht möglich, zu bestimmen, welche Rolle jeder 
dieser beiden Arten von Stickstoff spielte; infolgedessen ergaben sich dann 
die widerspruchsvollsten Resultate. Bei den Versuchen, die im 60. Bericht des 
Laboratoriums und im gegenwärtigen Bericht dargelegt sind, ist Eiweißstickstoff 
und Amidstickstoff jeder für sich in Rechnung gezogen; die Resultate des 
gegenwärtigen Berichtes lassen sich kurz unter folgenden Hauptpunkten zum 
Ausdruck bringen: 

1. Wenn im Futter der Kühe weniger Eiweißstickstoff vorhanden ist als zu 
Kot und Milch verwandt werden soll, so schießen die Kühe den fehlenden Ei¬ 
weißstickstoff aus ihrem Körper zu; sie befinden sich dann unter einem wirk¬ 
lichen Eiweißminimum, wofern das Futter im übrigen so groß ist, und so viel 
an nichtstickstoffhaltiger Nahrung enthält, daß die Funktionen, die keinen Eiwei߬ 
stickstoff erfordern, Sie davon gedeckt werden können. Eiweißminimum im 
Futter der Milchkühe läßt sich dann ausdrücken durch: Gramm Eiweißstickstoff 
im Futter = Gramm Eiweißstickstoff im Kot + in der Milch. 

2. Der Amidstickstoff kann nicht zu den Faktoren verwendet werden, welche 
Eiweißstickstoff erfordern, da die Kühe nicht die Fähigkeit besitzen, die Amide 
des Futters in Eiweiß umzubilden, bezw. zu Eiweiß aufzubauen. Indem die 
Amidstickstoffmenge, durch den Kot und den Ham ausgeschieden wird, so kann 
selbst ein großer Ueberschuß an Amidstickstoff im Futter nicht verhindern, daß 
die Kühe unter den in Punkt 1 genannten Bedingungen unter das Eiwei߬ 
minimum gelangen und Stickstoff aus ihrem Körper zuschießen, wenn im Futter 
ein Mindergehalt an Eiweißstickstoff vorhanden ist. Für das Eiweißminimum 
gilt daher auch: Gramm Amidstickstoff im Futter = Gramm Amidstickstoff im 
Kot 4* Stickstoff im Ham. 

3. Die Menge Salpetersäurestickstoff, welchen die Kühe z. B. durch die 
Rüben aufnehmen, geht unter der Einwirkung von Bakterien im Darmkanal als 
elementarer Stickstoff fort. 

4. Der Begriff Stickstoff (Eiweiß) zur »Erhaltung« muß in anderer Weise 
als in der bisher geltenden aufgefaßt werden. Zur Erhaltung in der allgemeinen 
bisherigen Bedeutung des Wortes, also zum Ersatz für zerstörtes »Fleisch« im 
Körper brauchen die Kühe nur ganz wenig Stickstoff, wieviel, läßt sich aus den 
Versuchen des Laboratoriums nicht herleiten, jedoch geht aus denselben hervor, 
daß der Bedarf sich höchstens auf einige Gramm täglich belaufen kann. Da¬ 
gegen brauchen die Kühe »Darmstickstoff« und »Nierenstickstoff«. 

5. Der »Darmstickstoff« rührt von Verdauungssäften, Schleim, von den 
Wänden des Darmkanals usw. her, und wird durch den Kot ausgeschieden. 
Die Menge desselben richtet sich teils nach der Größe des Futters, teils nach 
dem Stickstoffgehalt des Futters und kann zu 2 1 / 2 g täglich in der Futtereinheit 
veranschlagt werden. Der Darmstickstoff ist in Bezug auf Punkt 1 unter den 
Eiweißstickstoff des Kotes zu rechnen, welcher teils aus Darmstickstoff, teils aus 
unverdaulichen Futterresten besteht Der Darmstickstoff ist Eiweißstickstoff. 
Derjenige Amidstickstoff, der sich im Kot vorfindet, wird durch Futterreste dar¬ 
gestellt. 

6. Der »Nierenstickstoff« läßt sich auffassen als diejenige Menge Stickstoff, 
die zur Nierenfunktion erforderlich ist. Diese kann durch Amidstickstoff gedeckt 
werden; ist dieser nicht in hinreichender Menge vorhanden, so muß zum Decken 
Eiweißstickstoff verwandt werden. Wenn diese letztgenannte Erscheinung statt¬ 
findet, so kann der Amidstickstoff zum Ersparen des Eiweißstickstoffes dienen, 
nämlich dadurch, daß er die Deckung des Nierenstickstoffes übernimmt; dies 
wird aber immer geschehen können, wenn in der Futtermischung eine reichliche 
Menge Rüben vorhanden ist. Bei solchen Futtermischungen kann man es daher 
gänzlich unterlassen, auf den Stickstoffgehalt des Harnes Rücksicht zu nehmen, 
insofern es sich darum handelt, den Stickstoffbedarf der Kühe zu ermitteln. 

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Referate. 


347 


7. Dadurch, daß man die Futterstoffe mit Pepsinsalzsäure nach der im 60. Be¬ 
richt 1 ) näher angegebenen Methode behandelt, lassen sich derartige Aufschlüsse 
über den Gehalt der Futterstoffe an löslichen (verdaulichen) eiweißhaltigen Be¬ 
standteilen erlangen, daß dieselben in der Praxis den »Verdaulichkeitszahlen«, 
die bei Versuchen mit Tieren gefunden werden, vorzuziehen sind. Es ist daher 
anzuempfehlen, diese analytische Bestimmung den übrigen analytischen Be¬ 
stimmungen dieser Art, die bisher bei Futterstoffen vorgenommen worden sind 
hinzuzufügen. 

8. Bei Behandlung des Kots mit Pepsinsalzsäure wurde gefunden, daß der 
Eiweißstickstoff und der Amidstickstoff des Futters ziemlich in gleicher Weise 
verdaut worden waren, wenn im Futter eine verhältnismäßig große Menge 
Stickstoff vorhanden war. War hingegen der Stickstoffgehalt des Futters gering, 
so wurde der Amidstickstoff besser verdaut als der Eiweißstickstoff. 

9. Bei kalorimetrischen Untersuchungen von Futter, Ham, Kot, Milch wurde 
gefunden, daß bei Milchkühen zirka 33°/ 0 des ganzen Energiegehaltes im Futter 
m den Kot übergingen und 67 °/ 0 desselben »anscheinend« verdaut wurden. Da 
indessen zirka des Energiegehaltes im Kot den Stoffwechselprodukten an¬ 
gehörte und nur s / 4 etwa sich als unverdauliche Futterreste darstellten, so 
wurden im ganzen zirka 75 °/ 0 des Energiegehaltes des ganzen Futters »wirklich« 
verdaut. Der Energiegehalt des Harnes war immer sehr gering, nur etwa 2 °/ 0 
des Energiegehalts vom ganzen Futter. Derjenige Teil des Futters, welcher in 
die Milch überging, schwankte nach der Menge der Milch; wenn die Kühe bei 
voller Milchleistung kurz nach dem Kalben waren, so gingen 20—25 °/ 0 vom ge¬ 
samten Energiegehalt des Futters in die Milch über. 

10. Es läßt sich keine allgemein gültige Regel dafür geben, wie die öko¬ 
nomischste Futtermischung zusammengesetzt sem soll, da diese sich in jedem 
gegebenen Fall danach richten muß, was man an heimischen Futterstoffen zur 
Verfügung hat und was die jeweiligen Preise für die Futtermittel sind. Eben¬ 
falls läßt sich keine allgemein gültige Regel dafür geben, wie groß das Futter 
sein muß, da dies u. a. sich danach richten muß, wie hoch der Preis des 
Futters im Verhältnis zum Preise der Milch ist. Das »Futterrezept« von allge¬ 
meiner Gültigkeit, nach dem so viele verlangen, läßt sich daher nicht aufstellen. 
Hingegen können auf Grund des unter Punkt 1 entwickelten Satzes vom Eiwei߬ 
minimum Minimum-Futtermischungen berechnet werden, welche eine Grenze 
bezeichnen, unter die man in der Praxis nicht herabgehen darf. Diese Minimum¬ 
mischungen sind nicht als »Futterrezepte« aufzufassen. Sie können benutzt 
werden, wenn es der Anbau und die Konjunkturen zweckmäßig erscheinen 
lassen; aber im allgemeinen bilden sie nur Ausgangspunkte, von welchen aus 
man unter Benutzung der Fjord’schen Ersatzzahlen leicht auf Futtermischungen 
kommen kann, die unter gegebenen Verhältnissen als die ökonomischsten an¬ 
zusehen sind. 

11. Axis Versuchen mit Anwendung von Sesamkuchen an Milchkühe ging 
hervor, daß hierbei das Butterfett wohl in einigen Fällen die Farbreaktion des 
Sesamöls lieferte, jedoch nur in weit geringerem Grade, als eine solche bei dem 
gesetzlich vorgeschriebenen Zusatz von Sesamöl zu Margarine erreicht wird. 

Justus Volhard. 

851) Mellanby, E. Creatin and Creatinin. (Kreatin und Kreatinin.) Aus 
dem Physiologischen Laboratorium, Cambridge. (Joum. of Physiol. 1908, 
Bd. 36, H. 6, S. 447.) 

Nach einer historisch-kritischen Besprechung der das Kreatin und das Krea¬ 
tinin betreffenden Fragen teilt Mellanby zunächst seine Untersuchungen über 
den Wert der vonFolin eingeführten kolorimetrischen Methode zur Bestimmung 
dieser Substanzen mit. Er kommt zu dem Resultate, daß bei genauer Einhal¬ 
tung gewisser Vorschriften die Ergebnisse verläßlich sind. Die Untersuchungen 
zeigen auch einige Umstände, welche die Brauchbarkeit der Methode beeinflus¬ 
sen; dadurch werden die Resultate mancher früherer Autoren zweifelhaft und 


*) Deutsches Referat siehe Biedermanns Zentralblatt für Agrikulturchemie, 1907, Heft j. 

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348 


Referate. 


einige Widersprüche erklärlich. So z. B. findet Mellanby, daß das Kochen 
mit Tierkohle den Kreatiningehalt einer Flüssigkeit verringert. 

Die Anwendung der Methodik auf physiologische Fragen durch Mellanby 
ergibt als erstes Resultat, daß Kreatinin im Muskel nicht in nachweisbarer Menge 
vorhanden ist, und daß Muskelkontraktion nicht, wie mehrfach behauptet wurde, 
seine Bildung aus Kreatin zur Folge hat. Arbeit läßt vielmehr den Kreatin¬ 
gehalt des Muskels völlig unverändert, dasselbe gilt von der Autolyse, die als 
aseptische und antiseptische versucht wurde. Nur wenn (unbeabsichtigt) Fäul¬ 
nis eintrat, wurde Kreatin zerstört. Auch die Behauptung, daß bei der Autolyse 
Kreatin gebildet wird, bestreitet Mellanby. 

Nicht ganz eindeutig sind die Ergebnisse jener Versuche, die die Wirkung 
von Glykozyamin-Verfütterung auf die Kreatinbildung zum Gegenstand haben, 
doch scheint es, daß der Organismus nicht die Fähigkeit besitzt, das Glyko¬ 
zyamin zu Kreatin zu methylieren. Durch Verabreichung von Kreatin und 
vielleicht auch von Kreatinin kann man den Kreatingehalt der Muskeln inner¬ 
halb enger Grenzen steigern. Zu einer Kreatininablagerung im Muskel kommt 
es auch dabei nicht. 

Das Vorkommen der beiden Substanzen im Tierreich ist auf die Wirbeltiere 
beschränkt; hier ist der Gehalt für verschiedene Spezies ein verschiedener. Von 
den untersuchten Tierarten zeigte das Kaninchen am meisten (0,44 °/ 0 der Mus¬ 
kelsubstanz), am wenigsten der Igel (0,2 °/ 0 ), ob man ihn nun während des 
Winterschlafes untersuchte oder unter anderen Umständen. Ausgewachsene 
Tiere haben einen ziemlich konstanten Kreatingehalt in ihren Muskeln, während 
beim wachsenden Tiere die prozentische Kreatinmenge anfangs rasch, später 
langsamer wächst. Die Untersuchung von bebrüteten Hühnereiern zeigt, daß 
zwischen der Entwicklung des Muskelsystems und dem Auftreten von Kreatin 
kein Parallelismus existiert, wohl aber besteht eine Beziehung zur Entwicklung 
der Leber und zum Wachsen des gesamten Körpers. Schon dies deutet auf 
den wahren Entstehungsort des Kreatins. Mellanby erinnert außerdem daran, 
daß zwischen den quergestreiften Muskeln der Wirbeltiere und mancher AVerte¬ 
braten (z. B. der Crustaceen) histologisch kein Unterschied besteht und sieht es 
als unwahrscheinlich an, daß die ganz gleichartigen Muskeln bei der einen Tier¬ 
gruppe Kreatin bilden, bei der anderen nicht. Hingegen haben die Avertebraten 
kein Organ, das der Wirbeltierleber in gleicher Weise entspräche; dies alles 
spricht dafür, daß die Bildungsstätte des Kreatins nicht, wie meist angenommen, 
die Muskulatur sondern vielmehr die Leber ist. 

Diese Hypothese führt zur Untersuchung der Kreatinin- und Kreatinaus¬ 
scheidung bei Leberkranken. Es ergab sich nun, daß Menschen mit Leber¬ 
zirrhose und mit Stauungsleber eine herabgesetzte Kreatininausscheidung, solche 
mit Leberkarzinom eine hochgradig gesteigerte Kreatin-Ausscheidung haben. 

Die herabgesetzte Kreatinausscheidung wird durch die Störung der Leber¬ 
funktion erklärt; zur Deutung der gesteigerten Kreatinausscheidung bei den 
Karzinomatösen nimmt Mellanby nach Diskussion verschiedener Möglichkeiten 
an, daß sie auf vermehrter Muskelzerstörung beruhe. Dabei sollen andere Bruch¬ 
stücke des Muskeleiweißes zur Ernährung der Neubildung dienen, weshalb die 
N-Ausscheidung nicht dem Umfange der Muskelzersetzung entsprechend vermehrt 
ist. Das Kreatin wird als solches ausgeschieden; wie es auch im normalen 
Organismus keineswegs vor der Ausscheidung stets in Kreatinin umgewandelt 
wird. 

Kreatin und Kreatinin haben in den Mengen, in denen sie vorzukommen 
pflegen, keinen Einfluß auf die Muskelkontraktion. 

Die dankenswerte Arbeit ist unter der Leitung von Hopkins ausgeführt. 

Keach. 


852) Morgen, A., C. Beyer u. Westhaußer, F. Untersuchungen über 
den Einfluß des Proteins auf Milchproduktion, sowie über die Beziehungen 
zwischen St&rkewert und Milchertrag. Aus der kgl. württembergischen land¬ 
wirtschaftlichen Versuchsstation Hohenheim. (Versuchsstationen 1907, Bd. 66, 
S. 63—167.) 

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Referate. 


349 


Die bisherigen Versuche mit Schafen und Zielen hatten ergeben, daß diese 
Tiere noch auf recht hohe Proteingaben durch Steigerung des Ertrags reagierten, 
daß aber durch diese proteinreichen Rationen die Fettproduktion weniger ge¬ 
steigert wurde als die der anderen Milchbestandteile; dies äußerte sich durch 
Verminderung des prozentischen Fettgehalts der Milchtrockensubstanz. Weitere 
Versuche über die Rolle des Proteins bei der Milchbildung bilden den Inhalt 
der vorliegenden Arbeit; die Versuche wurden so eingerichtet, daß die verab¬ 
folgten Rationen gleichen Stärkewert hatten, so daß Gelegenheit gegeben wurde, 
gleich hohe, aber ganz verschieden zusammengesetzte Stärkewerte in ihrer 
Wirkung zu vergleichen. Benutzt wurden wieder Schafe und Ziegen. Die Ver¬ 
suche lieferten folgende Ergebnisse: 

Eine Erhöhung des Proteins im Futter bewirkte eine Steigerung des Ertrags 
an Milch und Milchbestandteilen. Eine Erhöhung des Proteins bewirkte eine 
prozentische Erniedrigung des Fettgehalts der Milchtrockensubstanz, mit welcher 
eine Zunahme im Gehalt an stickstoffhaltigen Stoffen und fast immer auch an 
Milchzucker parallel ging. Auch der prozentische Fettgehalt der Milch und 
ebenso der prozentische Trockensubstanzgehalt der Milch wurde erniedrigt, doch 
ist es zweifelhaft, wie weit bei dieser Wirkung das Protein beteiligt ist, da auch 
der Wasserkonsum dabei eine Rolle spielt. Im einzelnen wird diese Wirkung 
der verschieden hohen Proteingaben noch näher ausgeführt; die Proteinzulagen 
waren folgendermaßen verteilt: von 3 auf 5 kg, von 5 auf 7 kg, von 7 auf 
8 kg, von 4 auf 6, von 6 auf 8 kg, berechnet auf 1000 kg Lebendgewicht. 

Zieht man den Fettgehalt der Rationen in Betracht, so scheint die ertrags¬ 
steigernde Wirkung des Proteins bei dem für Schafe und Ziegen normalen Fett¬ 
gehalt von 1,0 kg pro 1000 kg Lebendgewicht am sichersten hervorgetreten zu 
sein. Bei der extrem hohen Fettmenge von 1,5 kg trat sie nur bei 2 von 4 Ver¬ 
suchen ein. Die bei denselben Tieren verabreichten fettreichen Rationen haben 
meistens etwas höhere Erträge an Milch und Milchbestandteilen geliefert, doch 
sind die Unterschiede nur beim Milchfett erheblicher, bei den anderen Bestand¬ 
teilen gering. Die fettreichen Rationen haben die bekannte günstige Wirkung 
des Fettes auf die Qualität der Milch durch Steigerung des prozentischen Fett¬ 
gehalts der Milch und der Milchtrockensubstanz wiederum gezeigt, zum Teil 
wurde auch der ganze Trockensubstanzgehalt der Milch erhöht. Auf das Lebend¬ 
gewicht wirkte das Protein günstig. Auf die Beschaffenheit des Milchfetts war 
aas Protein, wie auch schon frühere Versuche des Verfassers gezeigt haben, 
ohne Einfluß. Dagegen übte der Fettgehalt der Rationen einen deutlichen Ein¬ 
fluß auf die Beschaffenheit des Milchfetts aus; die Tiere reagierten bei Rationen 
mit verschiedenem Fettgehalt prompt durch Veränderung der Refraktometerzahl. 
Die Ausnutzung des Proteins war nur bei den niedrigen Rationen, 3 und 4 kg 
normal. Bei höheren Gaben wurde die Ausnutzung geringer. Rationen von 
gleichem Stärkewert lieferten nur dann gleiche Erträge, wenn in ihnen die zur 
höchstmöglichen Produktion erforderlichen Mengen von Protein und Fett vor¬ 
handen waren. Unterhalb dieser Grenze war der Ertrag um so höher, je höher 
der Gehalt des Futters an diesen Nährstoffen war. Diese Nährstoffe nehmen 
also bei der Milchproduktion den Kohlehydraten gegenüber eine Ausnahme¬ 
stellung ein und müssen daher, wie schon Kellner 1 ) in seinem Werke hervor¬ 
hebt, im Stärke wert des Futters der milchproduzierenden Tiere in ausreichender 
Menge enthalten sein. Justus Volhard. 

853) Bürker, K. (Tübingen). Blutplättchenzerfall, Blutgerinnung und 
Muskelgerinnung. (Münch. Med. Wchschr. März 1908, Nr. 11.) 

Bürker verglich die Blutgerinnung und Muskelgerinnung. Bekanntlich 
übt die Temperatur einen ebenso großen Einfluß auf <Ee Muskelgerinnung wie 
auf den Zerfall der Blutplättchen und die Blutgerinnung; am aussichtsreichsten 
erschien jedoch der Vergleich mit Hilfe der chemischen Stoffe. Bezüglich der Blut¬ 
gerinnung ergibt sich dabei ohne Ausnahme, daß für ihr Zustandekommen der 
Zerfall der Blutplättchen maßgebend ist. Für die Muskelgerinnung ergaben die 


Berlin. 


*) O. Kellner, Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere, III. Auflage 1906. P. Parey 


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350 


Referate. 


Versuche, daß diejenigen Stoffe, welche den Zerfall der Blutplättchen und die Blut¬ 
gerinnung hemmten oder wenigstens verzögerten, schon bei 20° C. reizend auf 
die Muskeln wirkten und zwar um so stärker, je intensiver sie den Zerfall der 
Blutplättchen und die Blutgerinnung hinderten. Dieselben Stoffe beeinflußten in 
gleicher Abstufung die Muskelstarre bei 40° insofern, als die Muskeln sich viel 
miher und viel energischer zusammenzogen als die (in phys. CINa befindlichen) 
Kontrollmuskeln. Das auffallendste aber war, daß die Muskeln, obwohl sie 
schließlich alle sonstigen Anzeichen der Starre aufwiesen, durchscheinend blieben, 
während die Kontrollmuskeln stets weißlich getrübt und damit völlig undurch¬ 
sichtig wurden. Alle Lösungen, welche den Muskel durchscheinend erhielten, 
blieben ferner bei der Starre klar, während die Kontrollösung immer leicht ge¬ 
trübt wurde. Schließlich blieben die nach der Starre durchscheinenden Muskeln 
durchscheinend, als sie in Alkohol oder Formalin eingelegt wurden. Die einzige 
Ausnahme bildete Blutegelextrakt, das wohl die Blutgerinnung energisch hemmt, 
nicht aber die Muskelgerinnung. Alle die geprüften chemischen Stoffe fällten 
mehr oder minder Kalzium (so NaPO a , K 2 HP0 4 , MgS0 4 usw). Die Versuche 
lassen jedenfalls die Schlüsse zu: 1. Daß die Kalksalze nicht nur für den Zerfall 
der Blutplättchen und die Blutgerinnung, sondern auch für den normalen Ablauf 
der Muskelgerinnung von Bedeutung sind; 2. daß Trübung des Muskels ein not¬ 
wendiges Kriterium der Muskelstarre nicht ist. M. Kaufmann . 

854) Armsby, Henry Prentiss u. Fries, J. August. Die nutzbare Energie 
des roten Kleeheues. U. S. Department of Agriculture. Bureau of Animal 
Industrie 1908. Bulletin 101. 

Diese Versuche sind die genaue Wiederholung schon früher gemachter Ver¬ 
suche, bei denen gefunden wurde, daß die nutzbare Energie bei rotem Kleeheu 
als Erhaltungsfutter 36,42°/ 0 betrug. Auf eine Mitteilung Kellners, daß diese 
Zahl entschieden zu niedrig sei, fand dann Wiederholung statt. 

Ein etwa 5 Jahr alter Jungstier wurde in drei Perioden mit verschiedenen 
Rationen roten Kleeheus von genau festgestellter Zusammensetzung gefüttert 
Jede Periode dauerte 21 Tage, wovon die letzten 10 als eigentliche Verdauungs¬ 
periode galten; durch genaue Bestimmung des Energiewertes der festen Exkrete, 
Kot, Ham, ausgebürstete Haare usw., sowie der gasförmigen Produkte und der 
abgegebenen Wärmemenge im Respirations-Kalorimeter, gelang es, den Energie¬ 
wert des Kleeheus festzustellen. Die vollständige Verbrennung des Kleeheus in 
der Atwater-Rosaschen Bombe lieferte etwa 4,9 Kalorien. Für die aufge¬ 
nommene und abgegebene Energie ließ sich folgende Tabelle berechnen: 

Energiebilanz. 



Periode I 

Periode II 

Periode III 


Futter 

Exkrete 

Futter 

Exkrete 

Futter 

Exkrete 


Kal. 

Kal. 

Kal. 

Kal. 

Kal. 

Kal. 

Heu 

Kot 

Harn 

Methan 

Umwandelbar 

13170-7 

5403.3 

956-4 

888.9 

$9*3.1 

«557-7 

9133.0 
l514.5 

I 221.0 
IO690 2 

18535.1 

7 666.1 

1201.6 

1653.0 

8614.4 


13170 7 

13170.7 

aa 557-7 

3*557-7 

185351 

18535.1 


Bei einem gewissen Punkte zwischen Periode I und III betrug die Nutzbar¬ 
keit des Kleeheus anscheinend 100 °/ 0 ; jedoch ist zu bedenken, daß dieses bei 
Hungerzustand der Fall war, daß also die Ration nicht ausreichend war, und das 
Tier eigene Körpermasse zusetzte. Das eigentliche Resultat des Versuches war, 
daß, wenn rotes Kleeheu als Erhaltungsfutter gegeben wurde, etwa 73°/ 0 der 
Gesamtenergie nutzbar war. Heinr. Meyer. 

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Referate. 


351 


855) Friedmann, E. Zur Kenntnis des Abbaues der Karbonsäuren im Tier- 
körper. Erste Mitteilung. Das Verhalten der normalen d-l-a-Aminosäuren 
der Fettreihe im Organismus des Hundes. Aus d. physiol-chem. Inst zu Stra߬ 
burg. (B. z. Physiol. 1907, Bd. 11, H. 5—6, S. 151—157.) 

»Welche chemischen Bedingungen muß eine Fettsäure erfüllen, um im Tier¬ 
körper abgebaut zu werden«? Zur Lösimg dieser Frage wird das Verhalten der 
normalen, razemischen Aminosäuren, sowie ihrer Methylierungsprodukte untersucht. 

Da im Ham der Quotient C/N ein recht konstanter, so verschiebt sich nach 
Verfütterung einer Substanz dieser Quotient im Vergleich zu Vor- und Nach¬ 
periode und liefert Angriffspunkte zur Berechnung, wieviel von der verfütterten 
Substanz im Ham wieder ausgeschieden wird. 

Nach dieser Methode ergibt sich, daß die normalen a-Aminosäuren vom 
Glykokoll aufwärts bis zur d-l-Amino-n-valeriansäure vom Hund vollständig aus¬ 
genutzt , d. h. verbrannt werden, während der Kohlenstoff der d-l-Amino-n- 
capronsäure nach Applikation von 5 g Substanz zu 13,52 °/ 0 im Ham ausge¬ 
schieden werden. Dohm . 

856) Friedmann, E. Das Verhalten der normalen methylierten d-l-a-Amino- 
säuren im Organismus des Hundes. Zweite Mitteilung. Aus d. physiol.-chem. 
Inst zu Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, Bd. 11, H. 5—6, S. 158—176.) 

Die ersten 5 Glieder der normalen, methylierten Aminosäuren vom Sarkosin 
(CH 2 . NH. CH 8 . COOH) bis zur d-l-aMethylamino-n-capronsäure (CH 3 . CH a . CH 2 . 
CH 2 . CH[NH. CH 8 ]. COOH) werden verfüttert. 

Es ergibt sich, daß der Ersatz eines H-Atoms der NH a -Gruppe durch die 
CH 3 -Gruppe für die Glieder C 2 , C 8 , C 4 eine erhebliche Erschwerung des Abbaues 
(durchschnittlich 33 °/ 0 ) und für die Glieder C 6 und C 6 nahezu eine Aufhebung 
des Abbaues bedeutet. Dohm. 


857) Friedmann, E. Das Verhalten der verzweigten, methylierten d-l-a- 
Aminos&uren der Fettreihe im Organismus des Hundes. Dritte Mitteilung. Aus d. 
physioL-chem. Inst, zu Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, Bd. 11, H. 5—6, S. 178—193.) 

Das Verhalten verzweigter Aminosäuren weist darauf hin, daß für sie ein 
tertiäres H-Atom in 0-Stellung zur Karboxylgruppe die günstigste Anordnung für 
ihre oxydative Angreifbarkeit im Tierkörper bedeutet und der physiologische 
Abbau normaler und verzweigter Säuren verschiedenen Gesetzmäßigkeiten unter¬ 
worfen ist. 

Der Ersatz des tertiären H-Atoms durch die CH S -Gruppe ist unverkennbar: 

.NH.CH 8 

a-Methylamino-n-buttersäure CH 8 . CH a .CH<^ wird nur zu 29,97 °/ 0 

\cOOH 

.. . Mai CH 8v /NH.CH 8 

ausgeschieden, gegenüber 97 °/ 0 

der a-Methyl-aminoisobuttersäure / \ pnAU 

Ori 8 ' N C(JUH. 

Die anderen geprüften Säuren enthalten noch ein 2. tertiäres C-Atom, dessen 
Anwesenheit ihre Angreifbarkeit für den Organismus erhöht. Während die 
. yNH.CH 8 zu 97°/ 0 und die n-a-Methylamino- 

n-Methylammo- ch 8 .CH 2 .CH/ capronsäure zu 77°/ 0 ausgeschieden 

valerian-Säure \^COOH werc ^ en » wird die verzweigte Methyl¬ 


aminovalerinsäure 


CH 8 v yNH. CH 8 vollständig ausgenutzt und die 

\ CH CH / beiden verzweigten a-Methylamino- 

CH,/ ' \cOOH ca P ronsäuren 
CH »\ ß « /NH.CH, CH,. a .NH.CH, 

/ CH. CH \ und \ CH . CH a . CH <T 

C,H 6 / \COOH CH,/ ''COOH 

zu 9 bezw. 32°/ 0 ausgeschieden. Der Unterschied dieser beiden verzweigten 
Säuren zeigt die größte Möglichkeit der Angreifbarkeit bei Anwesenheit eines 
tertiären H-Atoms in ß-Stellung. Dohm. 

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362 


Referate. 


868) Friedmann, £. Das Verhalten der normalen dimethylierten d-l-a- 
Aminosäuren im Tierkörper. Vierte Mitteilung. Aus dem physiol.-chem. In¬ 
stitut zu Straßburg. (B. z. Physiol. 1907, Bd. 11, H. 5—6, S. 194—201.) 

Daß der Ersatz emes H-Atoms der NH a -Gruppe durch die CH r Gruppe für 
die normalen Aminosäuren eine Erscheinung des Abbaues im Tierkörper hervor¬ 
ruft, war bewiesen. Verfasser stellt auch für die dimethylierten n-Aminosäuren 

_ /N(CH 8 ) a e j ne durchschnittliche Wiederausscheidung von50°/ 0 

vom Typus CH a ' f est 

\COOH Dohm . 


859) Friedmann, £• Über eine Synthese der Azetessigsäure bei der Leber¬ 
durchblutung. Fünfte Mitteilung. Aus d. physiol.-chem. Inst, zu Straßburg. 
(B. z. Physiol. 1907, Bd. 11, H. 5—6, S. 202—213.) 

Um die Möglichkeit einer Synthese der ß-Oxybuttersäure experimentell zu 
prüfen, benutzt Verfasser eine Methode von E mb den, der gezeigt hatte, daß 
überlebende Leber bei Durchblutung normalerweise Azeton- und Azetessigsäure 
bilden kann, und daß die Bildung dieser Substanzen durch Zusatz bestimmter 
Körper erheblich erhöht wird. Hierbei zeigt sich weder Äthylalkohol, Essig¬ 
säure und Äthylenglykol wirksam. Wohl aber findet Verfasser, daß Aldehyd- 
Ammoniak als Zusatz in Azeton- und Azetessigsäure übergeht. Ganz besonders 
wirksam ist Aldol, das bei der leichten Kondensierbarkeit des Azetaldehyds ent¬ 
steht und auf der Bildung dieser Zwischenstufe wird die Synthese der Azetessig¬ 
säure bei der Durchblutung aus Azetaldehyd beruhen. Dohm . 

860) Pavy, F. W. u. Bywaters, H. W. On glycogen formation by yeast. 

(Über Glykogenbildung durch Hefe.) (J. of physiol. 1907, Bd. XXXVI, H. 2 u. 3, 
S. 149.) 

Die käufliche Hefe enthält etwas Glykogen. Mit Wasser in den Brutschrank 
gesetzt, verliert die Hefe an Glykogengehalt, durch Glykose wächst dieser; 
höhere Konzentration der Glykose fördert die Glykogenbildung, von etwa 16 °/ 0 
an wirkt sie hemmend. Weinsäure wirkt hemmend, Natriumphosphat gar nicht 
auf die Glykogenbildung. Durch Kochen gewonnene Hefeextrakte fördern die 
Glykogenbildung. Es handelt sich bei dieser Bildung um vermehrtes Zellen¬ 
wachstum, nicht um stärkere Anhäufung von Glykogen in den Hefezellen. 

Die Methode der Glykogenbestimmung bestand darin, daß die Hefe¬ 
massen mit Alkohol gekocht und auf dem Goochtiegel ausgewaschen wurde. 
Der zuckerfreie Rückstand wurde hydrolisiert und schließlich wurde der Zucker 
nach der Methode von Pavy (ammoniakalische Kupferlösung) bestimmt 

Reach, Wien . 


861) Boycott, A. £. u. Diamant, G. C. C. A note on the quantities of 
marsh-gas, hydrgen and carbon dioxide produced in the alimentary c&nal 
of goats. (Eine Bemerkung über die Mengen von Sumpfgas, Wasserstoff und 
Kohlendioxyd im Verdauungskanal von Ziegen.) Aus dem Lister-Institut für 
Prophylaxis. (J. of Physiol. 1907, Bd. 36, H. 4—5, S. 288.) 

Bei Respirationsversuchen an Pflanzenfressern wirken die Darmgase sehr 
störend, weil neben SH 4 und H a auch nicht unwesentliche Mengen von CO a im Darm¬ 
kanal gebildet werden. Eine Untersuchungsreihe an Ziegen in der Respirations¬ 
kammerzeigt, daß die verbrennbaren Gase(CH 4 und H a ) ungefähr 5°/ 0 des gebildeten 
CO a entsprechen. Die Untersuchung der Kontenta des Verdauungskanals zeigt, 
CO 

daß das Verhältnis Qg-qig" in den Darmgasen zw r ar in weiten Grenzen schwankt, 

aber doch im Durchschnitte gleich 2 gesetzt werden kann. Im allgemeinen ist 
es daher zu empfehlen, bei Stoffwechselversuchen an solchen Tieren 10 °/ 0 des 
gefundenen Kohlendioxyds nicht auf den Gewebsstoffwechsel, sondern auf die 
bakterielle Zersetzung der Nahrungsmittel zu beziehen. Hat man die verbrenn- 

CO a 

baren Gase besimmt, so kann man unter der Voraussetzung -fH ~ = ^ e “ ie 

etwas genauere Korrektur anbringen. Wenn die Verfasser diese Korrektur bei 
ihren erstgenannten Respirationsversuchen vornehmen, so fällt der mittlere respi- 

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Referate. 


353 


ratorische Quotient von 0,95 auf 0,85. Sämtliche R. Q. die größer waren als 1, 
sind durch die Korrektur unter diese Größe gebracht worden. Reach. 

862) Raubitschek, Else. Erfahrungen über das Erepsin. (Ztschr. f. exp. 
Path. u. Ther. 1907, Bd. 4, S. 675—680.) 

Verfasserin kommt durch Verdauungsversuche an Peptonen und verschiedenen 
Eiweißarten unter Zugabe von getrockneter, pulverisierter Darmschleimhaut zur 
Überzeugung, daß ein spezifisches Darmferment existiert, welches aus Albumosen 
Aminosäuren abspaltet, natives Eiweiß hingegen nicht angreift. Das Ferment ist 
bereits in geringen Mengen wirksam und braucht zur maximalen Leistung zirka 
6 Stunden, schwach alkalischer Reaktion und Körpertemperatur. Zusatz ver¬ 
schiedener, die Darmwand in vivo passierender Substanzen (Blut, Galle, CaCl s , 
NajSO*) bewirken weder Hemmung, noch Förderung der fermentativen Wirk¬ 
samkeit. Abderhalden . 

863) Hunter, Andrew. Über die Verbindungen der Protamine mit anderen 
Eiwei&körpera. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 58, S. 526—537.) 

Verfasser stellte eine Reihe von Versuchen an zur Feststellung der Mengen¬ 
verhältnisse, in denen sich Protamin und andere Eiweißkörper vereinigen. 
Kristallisiertes Eieralbumin, Kasein, Hemielastin, Leim, Edestin, Heteroalbumose, 
Protalbumose, ferner Alkalialbuminat aus Ochsenfleisch gaben in schwach ammo- 
niakalischer Lösung eine Fällung mit Clupein; keine Fällung ergaben Elastin¬ 
pepton, Deuteroalbumose, Histopepton, ferner Glycylalanin, Leucylglycin, Phenyl- 
alanin-leucin, Glycyl-l-tyrosin, Diglycylglycin, Alanylglycylglycin, Triglycylglycin. 
Die Methode der Untersuchung beruhte auf der Eigenschaft der Protamine, durch 
pikrinsaures Natrium in schwach alkalischer Lösung quantitativ gefällt zu werden, 
während Albumosen unter diesen Bedingungen in Lösung bleiben. Ferner auf 
der Tatsache, daß die Verbindung Protamin-Eiweiß durch Pepsinverdauung in 
ihre Komponenten gespalten wird. Es erscheint somit erwiesen, daß Eiwei߬ 
körper durchaus verschiedener Zusammensetzung mit Protamin reagieren; jedoch 
zeigen die entstandenen Verbindungen je nach der Natur des mit Clupein ver¬ 
bundenen Eiweißstoffes verschiedene Eigenschaften. Besonders das Leimprotamin 
weicht von den übrigen Produkten in seinen Lösungsverhältnissen ab. Auch die 
Mengenverhältnisse in denen sich die beiden Komponenten verbinden, sind ver¬ 
schiedene. Brahm . 

864) Nias, B. J. Further observations on salts of the alcalinc earths 
which affect the coagulability of the blood. (Neue Beobachtungen über die 
Salze der Alkaloiden, die die Koagulation des Blutes beeinflussen.) From the 
Laboratory of the Inoculation Department, St. Marys Hospital, London. (Lancet 
1908 I, S. 96—97.) 

Magnesiumlaktat hat sich in den Fällen von Hämophilie bewährt, wo das 
Kalziumsalz versagte. Es ist auch ein guter Ausgangspunkt zur Prüfung anderer 
Salze, indem es bei einer Dosis von 0,2 g die Koagulationszeit des Blutes ge¬ 
wöhnlich um 30°/ 0 herabsetzt. 

Das Magnesiumborozitrat ist weniger wirksam als das milchsaure Salz. 

Magnesiumkarbonat wirkt ziemlich schwach, aber hinreichend bei Urticaria, 
wenn man durch Beifügung geeigneter Mittel für die Lösung im Darmtraktus sorgt. 

Magnesiumsulfat ist wirkungslos. 

Strontiumbromid wirkt schwach. 

Kalziumlaktophosphat und Kalziumglyzerophosphat sind in den üblichen 
Dosen fast wirkungslos. H. Ziesche. 

865) Ransome, Arthur. On ferments and their mode of aotion. (Fermente 
und ihre Wirkungsweise.) (Lancet 19081, S. 90—94.) 

Zusammenfassung. H. Ziesche . 

866) Roger et Simon. Action du suc gastric sur les föculents. (Wirkung 
des Magensaftes auf Amylazeen.) (Presse medicale 1907, Nr. 87.) 

Der Magensaft verändert Stärkelösungen derart, daß danach eine energischere 
Pankreatin-Wirkung stattfinden kann; er tut dies, indem er erstens eine Auf¬ 
quellung der Stärkekömer bewirkt, und ferner die chemische Veränderung der 



364 


Referate. 


Stärke in Dextrin einleitet Wenn man Magensaft auf eine Stärkelösung wirken 
läßt, so zeigt, nach Alkoholpräzipitation der Stärke, das Filtrat bei Jodzusatz 
rotviolette Farbe, während eine Kontrollösung farblos bleibt 

Ptyalin verstärkt die Aktion des Pankreatins im Darmkanal. Martin Cohn. 

867) Otolski, S. W. Das Lezithin des Knochenmarks. (Biochem. Ztschr. 
1907, Bd. 4, S. 124.) 

Im Knochenmark wurde vom Verfasser 0,12—0,14 °/ 0 Lezithin gefunden. 
In diesem wurde nachgewiesen und identifiziert Cholin, Glyzerinphosphorsäure 
und ungesättigte Fettsäuren. Nach den ausgeführten Elementaranalysen hat das 
Lezithin die Formel CigHgßNPOia. Es ist wahrscheinlich ein DipalmithyUezithin 
vom Molekular-Gewicht 920. 

Die Darstellung aus Knochenmark nach den früher angegebenen Methoden, 
besonders nach der von Bergeil gelang nicht Überhaupt ist die Bergei 1- 
sche Methode nicht anwendbar, wenn neben dem Lezithin ähnliche phosphor¬ 
haltige Verbindungen oder solche, die sich auch mit Chlorkadmium abscheiden, 
vorhanden sind. Als bestes Verfahren erwies sich Extraktion des Knochen¬ 
markes mit 90°/ 0 Alkohol bei Erwärmen, Behandlung des Extraktes mit Äther 
und Entfernung der abgeschiedenen Substanzen, Eindampfen der äther-alkoho¬ 
lischen Lösung bis zur Trockne, Lösen des Rückstandes in Äther, aus dem <ias 
Lezithin durch Azeton gefällt wird. — Im Cadmiumlezithinat läßt das Cadmium 
am schnellsten und genauesten elektrolytisch bestimmen. Pincussohn. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

868) Spadaro, G. Mononucleosi, Endoteliosi, Linfocitosi. Aus dem Istit 
di Pat. Med. Dimostr. zu Neapel. (La Clin. Med. Ital., Aug. 1907, Nr. 8.) 

Klinische, histologische und histochemische Untersuchungen führen den Ver¬ 
fasser zu einer entschiedenen Ablehnung der Anschauung Patelias, daß die 
Mononukleären wie ein Teil der Lymphozyten einer Desquamation der Gefäß- 
endothelien ihren Ursprung verdanken. M. Kaufmann. 

869) Schelble. Untersuchungen über die Fettresorption des Säuglings. 
Aus der Kinderklinik zu Freiburg i. B. (Münch, med. Wschr., März 1908, Nr. 10.) 

Zur Untersuchung der Fettresorption benutzte Verfasser die von Neisser 
und Braeuning (Ztschr. f. exp. Path. u. Ther., Bd. IV, Nr. 3) angegebene 
Methode, die er modifizierte, um die bei Säuglingen nicht angängige Entnahme 

f rößerer Blutmengen zu vermeiden: Die Trübungsintensität des fibrinfreien 
erums durch die Hämatokonien dient bei der Methode als Maßstab für die 
Fettresorption. Es ergab sich kein Unterschied in der Resorptionsgeschwindig¬ 
keit beim gesunden Brustkind gegenüber kranken Kuhmilchkindem. Der Höhe¬ 
punkt der Resorption bei Säuglingen liegt zwischen der 2.—3. Stunde. Fast 
alle Säuglinge wurden gleichmäßig schnell fertig mit dem Herausschaffen ihrer 
Hämatokonien. Der ganzen Methode haftet immerhin noch ein Rest von Sub¬ 
jektivität an, und das Bestreben muß dahin gehen, einen objektiven Maßstab 
für die Trübimgsintensität zu finden. — Über die Geschwindigkeit der Fett¬ 
resorption orientiert uns die Methode ebensowenig wie über die Beendigung 
der Fettablagerung in die Gewebe. — Da, wie bemerkt, das Optimum der Fett¬ 
resorption in die 2.—3. Stunde fällt, so ist es möglich, durch Betrachtung der 
in dieser Zeit gewonnenen Trübungsintensität des Serums einen Gradmesser für 
die Fettresorptionskraft eines Kindes zu bekommen; zu berücksichtigen ist aber 
dabei, daß der Grad der Trübung abhängig ist: 1. Von Alter und Zustand des 
Kindes, 2. von der getrunkenen Fettmenge, 3. von der seit der Mahlzeit ver¬ 
flossenen Zeit Ob mehr Fett aus roher oder gekochter Milch resorbiert wird, 
ist nicht zu ersehen; nach sehr geringer Fettzufuhr bleibt das Serum klar. Ferner 
weiß man nicht, ob alles resorbierte Fett ins Blut kommt, da ein kleiner Teil 
direkt in die Pfortader geht und möglicherweise in der Leber zurückgehalten 
wird. Daß das Fett sich im Blut nicht gleichmäßig verteilt, ist aus mehreren 

Gründen unwahrscheinlich. Die Untersuchungen des Verfassers (15 Kinder, 1 

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Referate. 


355 


Erwachsener) zeigen, daß die Fettresorptionskraft bei Kindern mit Fett- 
insuftizienz sehr damiederiiegt. M. Kaufmann. 

870) Schneider, Rudolf. Über die bakterizide und hämolytische Wirk¬ 
samkeit der Leukozyten- und Plättchenstoffe sowie der ödem- und Gefäßlymphe. 
Aus dem hygienischen Institut zu München. (Münch, med. Wschr., März 1907, 
Nr. 10.) 

Verfasser zieht aus seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: Die polymorph¬ 
kernigen Leukozyten enthalten bakterizide Stoffe, die sie auf gewisse Reize in 
vitro und in vivo ausscheiden können. Diese »Leukine« sind nicht identisch 
mit dem im Blute zirkulierenden Alexin. Sie gehören vielmehr als Stoffe sui 
generis neben dem Blutalexin, der Phagozytose und den Anthrakozidinen zu 
dem natürlichen antibakteriellen Schutzapparat des tierischen Organismus. Die 
bakterizide Wirkung der entzündlichen Ödemlymphe beruht zum großen Teile auf 
extrazellulären Leukozytenstoffen, während die Gefäßlymphe als alexinhaltig zu 
bezeichnen ist. Die hämolytische Wirkung der Extrakte aus Lymphdrüsen ist 
auf andere Stoffe als die hämolytische Wirkung des Blutes zurückzuführen. 
Die Blutplättchen kommen als Spender des Alexins nicht in Betracht. 

M. Kaufmann. 

871) Bacmeister. Der Ausfall des Cholesterins in der Galle und seine Be¬ 
deutung für die Pathogenese der Gallensteine. Aus dem pathol. Inst zu Frei¬ 
burg i. Br. (Münch, med. Wschr., Febr. 1908, Nr. 5—7.) 

Verfasser wiederholte zuerst die Versuche von Kramer Qoum. of exper. 
Medecine 9. 3. 1907), indem er Galle in Röhrchen mit Bouillon mischte, filtrierte, 
im Dampf sterilisierte und dann mit Bakterien beschickte. Es zeigte sich, daß 
in der Tat das Bacterium coli und typhi den Ausfall von Cholesterin aus der 
filtrierten Galle herbeizuführen vermögen. Der Zeitpunkt des ersten Ausfalls 
variiert, jedenfalls aber geht eine längere Zeit darüber hin. Eine Nachprüfung 
der Resultate mit größeren Gallenmengen zeigte einmal, daß auch andere 
Bakterien (Pyozyaneus, Proteus) die Ausfällung bewirken, dann aber ergab sich 
auch in einer Probe, die steril gelassen war, ein ziemlich starker Ausfall kristalli¬ 
nischen Cholesterins. Ein Versuch mit fraktionierter Sterilisation anstatt des 
Kochens ergab, daß die Art der Sterilisation auf die Ausscheidung des Chole¬ 
sterins keinen Einfluß hat. Wiederholung der Versuche mit reiner Galle statt 
Gallenbouillon zeitigte die gleichen Resultate Ein besonders starker Ausfall zeigte 
sich bei nicht filtrierter Galle, und es lag nahe, die Ursache darin zu suchen, 
daß von Seite der sich noch darin befindlichen abgestoßenen Epithelien eine 
Einwirkung auf den Ausfall des Cholesterins ausgeübt wird. Die Cholesterin- 
ausfällung beruht nicht auf einer Wirkung von Säuren, weder solchen, die durch 
Umsetzung von Eiweiß entstehen (denn es fällt auch in eiweißbefreiten Lösun¬ 
gen), noch solchen, die von Bakterien geliefert werden (denn nicht nur säure- 
bildende Bakterien fällen das Cholesterin); direkter Zusatz von Ameisensäure 
bewirkt auch keine Cholesterinfällung. Verfasser schildert nun die Art und 
Weise, wie das Cholesterin in den Reagenzglasversuchen auskristallisiert; 
irgend ein Anhalt dafür, daß das Cholesterin aus den Epithelien stammen könnte, 
fand sich dabei nicht. Verfasser schließt aus seinen Versuchen also zu¬ 
nächst, daß das zum Aufbau der Gallensteine gelieferte Cholesterin aus der 
Galle stammt und weder direkt noch indirekt von den Epithelien der Gallen¬ 
blasenschleimhaut geliefert wird; auch die von Asch off angenommene Spaltung 
des Cholesterin-Fettsäuregemisches durch die Epithelien mit Rücksekretion des 
freigewordenen Cholesterins in die Galle ist nicht unbedingt nötig. Der Ausfall 
des Cholesterins erfolgt vielmehr, wie die sterilen Proben zeigen, auf Grund 
inneren chemischen Umsatzes in der länger aufbewahrten Galle. Der Ausfall 
des Cholesterins wird aber beschleunigt und intensiver gestaltet durch Anwesen¬ 
heit protoplasmatischer Substanzen, besonders durch die Epithelien der Gallen¬ 
blasenschleimhaut; in der nicht filtrierten, und noch mehr in der künstlich mit 
Epithelien versetzten Galle fällt mehr Cholesterin aus. Ähnlich wie die Epithelien, 
nur in geringerem Grad, üben die verschiedensten Bakterien einen fördernden Ein¬ 
fluß auf den Ausfall des Cholesterins in der Galle aus. Dagegen istcd^jkblloide 



366 


Referate. 


Eiweiß oder eine der Galle zugesetzte organische Säure ohne Belang für den 
Cholesterinausfall. 

Die Untersuchungen sprechen für die Befunde Aschoffs am Materiale 
Kehrs, daß sich der reine Cholesterinstein bei einfacher Stauung der Galle 
bilden könne, ohne daß Infektion und Entzündung hinzutritt. Bei der später 
hinzutretenden Entzündung bilden sich zahlreiche neue Schleimdrüsen in der 
Gallenblasenschleimhaut, die ihrerseits wieder das Material für die Kalksteine 
liefern; denn die Galle selbst enthält nur wenig Kalk. Zur Entstehung der ge¬ 
mischten Cholesterinkalksteine ist also nicht nur eine Infektion der Galle, sondern 
eine chronische Entzündung der Gallenblasenwand erforderlich. Da es auf der 
Basis der Stauung sehr leicht zur Infektion kommt, ist es erklärlich, daß die 
gemischten Steine häufiger sind als die reinen Cholesterinsteine. Alle die ver¬ 
schiedenen Kombinationen lassen sich nach der hier aufgestellten Theorie er¬ 
klären. M. Kaufmann . 

872) Rosenbaum, B. (Dresden.) Blutserologische Untersuchung beim 
Karzinom des Magens und Darms. (Münch, med. Wschr. März 1908, Nr. 9.) 

Verfasser hat genau nach den Angaben Kellings 70 Patienten, davon acht 
doppelt, untersucht; in 26 Fällen handelte es sich sicher um Krebs. Es ergab 
sich, daß die eine Versuchsanordnung, die von den Immunkörpern und dem 
Ferment abhängt, sehr schwankende Resultate gab, anders verhält es sich mit 
der Versuchsanordnung, die nur die Immunkörper in Betracht zieht und die 
Fermente ausschaltet: hier zeigte es sich, daß, wenn ein Karzinom auf eine be¬ 
stimmte Tierblutart ausschlägt, es bei Wiederholung des Versuches stets dasselbe 
Blut verstärkt löst. In 54 °/ 0 der Karzinomfalle zeigte sich eine Verstärkung des 
Lösungsvermögens um 30 und mehr °/ 0 , meist gegen Huhn, selten gegen Schwein, 
nie gegen Schaf und Rind; in 35°/ 0 der Krebsfalle betrug die Verstärkung des 
Lösungsvermögens über 50 °/ 0 . In zwei Fällen ohne Karzinom (chronische 
Perityphlitis und Rektalgonorrhoe) betrug die Verstärkung ebenfalls 40 bezw. 30 °/ 0 . 
In drei Fällen, wo Karzinom angenommen wurde, fehlte die Verstärkung und 
alle drei stellten sich schließlich nicht als Karzinom heraus. Bei Nachprüfung 
der Methode kann man sie vereinfachen, indem man die nicht beweisende erste 
Versuchsanordnung ebenso wegläßt wie die nicht in Betracht kommenden Blut¬ 
arten (Rind und Schaf). Jedenfalls verdient die Methode Nachprüfung und 
läßt sich schon jetzt als Hilfsmittel für die Krebsdiagnose verwerten. 

M. Kaufmann, 

878) Erben, Franz. Uber den Lezithingehalt der Erythrozyten bei 
Diabetes mellitus. Klinik von Jaksch in Prag. (Zbl. f. i. Med. 1907, Nr. 44, 
S. 1090—1093.) 

Bestätigt auf Grund seiner Untersuchungen an einem neuen Fall die in 
seiner Arbeit in der Ztschr. f. Heilkunde 1905, Bd. 26, S. 245 ff., 303 ff., 449ff., 
mitgeteilten Befunde. Fritz Loeb. 

874) Rosenberger, F. Über neue Hamzucker. (Zbl. f. i. Med. 1907, Nr. 39, 
S. 969—973.) 

Die kurze Mitteilung betrifft Fälle mit gärfahigem, nichtdrehendem Zucker. 

Fritz Loeb. 

875) Wiens u. Müller, Eduard. Über die Beeinflussung des proteolytischen 
Leukozytenfermentes durch das Blutserum verschiedener Wirbeltierklassen. 
Aus der v. Strümpellschen Klinik in Breslau. (Zbl. f. i. Med. 1907, Nr. 39, 
S. 945-948.) 

Die Verfasser haben die Beeinflussung des im menschlichen Eiter enthaltenen 
proteolytischen Fermentes durch das Blutserum verschiedener Wirbeltierklassen 
(Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische) untersucht und teilen ihre Be¬ 
funde mit. Fritz Loeb. 

876) David, Oskar. Über den Farbstoff- und Eisengehalt des Blutes. 
Experimentelle und klinische Untersuchungen. Aus d. Labor, der med. Univ. 
Klinik Bonn. (Inang.- Diss. Bonn 1908. 52 S.) 

Schlußfolgerungen: Die Annahme, daß der Eisengehalt des Blutes in kon- 

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Referate. 


367 


stantem Verhältnis zum Farbstoffgehalt stehe, ist ftir pathologische Zustände nicht 
mehr haltbar. Durch den Eisengehalt der Nahrung scheint experimentell dieses 
Verhältnis beeinflußbar zu sein. 

Zwischen den Chlorosen und den sonstigen Anämien scheint der Gegensatz 
zu bestehen, daß der Eisengehalt des Blutes bei ersteren öfters erhöht, bei 
letzteren machmal verringert ist. 

Der bei myelogener Leukämie auftretende herabgesetzte Eisengehalt besteht 
anscheinend bei lymphatischer nicht. Diabetes mellitus liefert schwankende Werte. 

Fritz Loeb . 

877) Fichtenmeyer, Georg. Über künstliche Ernährung mit Kohlehydraten. 
(Diss. Würzburg 1908. 25 S.) 

Versuche am Kaninchen mit subkutaner Einspritzung von Glykogen, zum 
Zwecke der Prüfung der Ausnützung im Stoffwechsel. Ferner Versuche mit 
Traubenzucker bei bukkaler und subkutaner Einverleibung. Das Hauptgewicht 
ist auf die Eruierung gelegt, inwieweit die Stickstoffausscheidung bei sonst voll¬ 
ständiger Abstinenz (Tiere bekamen nur Wasser) durch die einzelnen Zucker¬ 
lösungen beeinflußt werde. — Beschreibung der Technik und Anführung zahl¬ 
reicher Protokolle. Zucker erweist sich auch bei subkutaner Einverleibung als 
eiweißsparende Substanz. Bei Verwendung von Glykogen war eine direkte 
Eiweißerspamis nicht nachzuweisen. Fritz Loeb . 


878) Kentzler, J. Weitere Untersuchungen über die Arteigenheitsverluste 
der körperfremden Eiweihstoffe. Aus dem Laboratorium der I. medizinischen 
Klinik in Budapest. Direktor: Prof. Fr. v. Koranyi. Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 38, 
S. 1199-1200.) 

Die Wirkung der Salzsäure ist ftir den Körper von großer Bedeutung, denn 
die artfremden Eiweißstoffe können in gewissen Verhältnissen als Zellgifte wirken, 
was für artfremdes Blut Kentzler bewiesen hat. Die entgiftende Wirkung der 
Salzsäure zeigt sich derart, daß die Arteigenheit der in der Nahrung aufge¬ 
nommenen Eiweißstoffe auch durch die sehr empfindliche spezifische Präzipitin- 
reaktion nicht mehr nachgewiesen werden kann. — 

Kentzler läßt seine Versuchspersonen mehrere Tage hindurch neben 
anderen Nahrungsmitteln Milch nehmen. Zum Nachweise des Milcheiweißes wird 
ein sehr stark wirkendes, spezifisches, Kuhmilch präzipitierendes Kaninchenserum 
angewandt. Es ergibt sich, daß der Organismus die fremden Eiweißstoffe nicht 
in ihrer arteigenen Form aufhimmt, sondern in einer verminderten. Bornstein . 


879) Löpine. Glycogönie sans glycogöne (Glykogenie ohne Glykogen.) 
(R. de med., 1908, Nr. 2, S. 176.) 

Wenn man bei einem Hunde nach 15-stündigem Fasten gleichzeitig Blut 
aus dem rechten Ventrikel (durch die V. jugularis) und der Karotis entnimmt, so 
ist das Serum der letzteren viel zuckerreicher als das des ersteren, und zwar 
beträgt der Überschuß oft mehr als 0,2°/ 0 o, eine Menge, die viel größer ist als 
diejenige, welche das darin enthaltene Glykogen liefern könnte. Es ist also in 
den Lungen Zucker gebildet worden, und zwar scheint dazu die Mithilfe der 
geformten Elemente des Blutes, besonders der Leukozyten notwendig zu sein; 
denn beim Zentrifugieren des Blutes ist die Schicht des Serums zuckerreicher, 
weiche direkt über den Leukozyten steht. Die geringe Durchflußzeit des Blutes 
durch die Lungen läßt nun denken, daß es sich nicht um eine Bildung von 
Zucker, sondern eher um eine Abspaltung von Glykose aus einer lockeren Ver¬ 
bindung handelt, wahrscheinlich unter dem Einfluß einer Diastase, ähnlich dem 
Emulsin oder Invertin, welche Zucker aus den Glykosiden freizumachen ver¬ 
mögen. Die Bindung der Glykose im Blut geschieht auf verschiedene Arten: 
1. die spontan sich abspaltende, 2. die erst auf Zusatz von Wasser freiwerdende, 
3. eine andere, welche einen Zusatz von Invertin benötigt, 4. ein oder mehrere, 
welche erst nach Erhitzung nachweisbar werden. Dietschy . 


880) Perrin. 
cirrhoses du foie. 
Leberzirrhosen.) 


Etüde critique des modifications du sang au cours des 
(Kritisches Studium der Blutveränderungen im Gefolge der 
(Arch. gen. de med. 1908, Nr. 3, S. 145.) 

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358 


Heferate. 


Der Grundgedanke der ausführlichen Darlegungen scheint mir darin zu be¬ 
stehen, daß die bei Leberzirrhosen vorkommende Hypoglobulie eine Folge der 
Leberinsuffizienz sei, die das Pendant bildet zur Hyperglobulie, wie man sie durch 
Injektion von Leberextrakt hervorrufen kann oder wie man sie bei verschiedenen 
Arten von Ikterus, dem Ausdruck für eine Hyperfunktion der Leber, beobachtet 
Die Leberzelle sezemiert also offenbar Stoffe, welche einen Reiz auf die häma- 
topoietischen Organe, insonderheit aufs Knochenmark ausüben. Als wesentliche 
Stütze für seine Ansichten sieht der Verfasser seine guten Erfolge an, die er 
häufig mit der Opotherapie bei Leberzirrhose erzielt hat, indem er dabei den 
Stoff, den die Leberzelle nicht mehr zu bilden vermochte, künstlich dem Orga¬ 
nismus zugeführt hat. Dietschy. 

881) Teissier, Morel et Duclaux. Contribution k l'ötude des combin&isons 
chloruro-protäiques du sang. (Beitrag zum Studium der Chlor-Eiweißverbin¬ 
dungen des Blutes.) (Soc. med, des hop. de Lyon, seance du 14 janv. 1908; 
ref. Lyon med. 1908, Nr. 6, S. 323.) 

Der Zweck der Arbeit bestand darin, das Bestehen von mehr oder weniger 
festen Verbindungen zwischen dem Kochsalz und den Eiweißsubstanzen des 
Blutserums zu beweisen, und zwar durch den Nachweis, daß das NaCl des 
Serums weniger rasch dialysiert, als eine gleich titrierte wässerige Lösung. 
Diese Differenz in der Geschwindigkeit der Dialyse hat ihren Grund nicht bloß 
in der Anwesenheit von Eiweiß; denn: 1. Wenn man nicht mit frischem, sondern 
mit altem Serum operiert (auf Eis aufbewahrt), so dialysiert das NaCl des 
Serums um so geschwinder, je älter das Serum ist. 2. Durch Zusatz einer 
lOproz. Lösung von Ovalbumin zur wässerigen NaCl-Lösung wird die Dialyse 
des genannten Salzes nicht merklich verlangsamt. 3. Das Serum des Nieren¬ 
kranken, in welchem nach dem Urteil verschiedener Autoren das Eiweiß fester 
als sonst an NaCl gebunden sein soll, ist dasjenige, in welchem NaCl am lang¬ 
samsten dialysiert Dietschy\ 

882) Noböcort et Merklen. Etnde sur rälimin&tion des chlorures et Tal- 
buminurie au cours de la scarlatine. (Studien über die Chlorausscheidung und 
die Albuminurie im Verlaufe des Scharlachs.) (Arch. de med. des enfants 1908, 
Nr. 2, p. 81.) 

Die ausgedehnten Untersuchungen an 19 Scharlachkindem haben ungefähr 
folgendes Resultat zu Tage gefördert: Eine Chlorretention konnte bei keinem 
der angewendeten Regime (Milchdiät, NaCl-arme Kost, NaCl-haltige Kost) be¬ 
obachtet werden. Immerhin aber vollzieht sich die Chlorausscheidung am 
gleichmäßigsten bei reiner Milchnahrung, indem hier chlorurische Krisen am 
seltensten Vorkommen, letztere sind bei den beiden anderen Kostarten häufiger. 
Dementsprechend wurde auch eine leichte Albuminurie bei allen Kindern be¬ 
obachtet, welche nicht auf Milchdiät gehalten wurden; ein Vorkommnis, das bei 
den letzteren viel seltener zu verzeichnen war. So halten die Verfasser dafür, 
daß die Milchdiät bei Scarlatina mindestens für die ersten 15—20 Tage den 
andern Regimen vorgezogen werden muß, und daß man sich später bei der 
Kostverordnung immer durch den Ausfall der Eiweißprobe im Urin soll leiten 
lassen. Dietschy . 

888) Junge-Muguruma. Über eine neue Methode der Isolierung des reinen 
Magensaftes aus dem Mageninhalt. (Boas Archiv 1908, XIV, Heft 1.) 

Um reinen Magensaft aus dem Mageninhalt zu isolieren, fügt man aer Probe¬ 
mahlzeit eine Substanz hinzu, die sich im Magen nicht verändert, nicht resorbiert 
wird, gleichmäßig beigemischt bleibt und sich leicht quantitativ bestimmen läßt 
Bei der Sahlischen butyrometrischen Methode sind diese Forderungen nur zum 
Teil erfüllt Die Autoren fügten deshalb der Probemahlzeit Jodkali zu, welches 
nach Fresenius leicht quantitativ nachweisbar ist Sie bestimmten dann nach 
der MathieuschenRestbestimmungsmethode den totalen Mageninhalt (To). Dann 
wird aus der Differenz der prozentualen Jodkaliwerte der ursprünglich einge¬ 
führten Flüssigkeit (JKa) und des ausgeheberten Mageninhaltes (iKa) die Menge 

To. ika. 

der im Magen zurückgebliebenen Suppe berechnet (Su) == —jW— 1 To—Su er- 

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Referate. 


369 


gibt die Magensaftmenge (Ma.) Deren Azidität (A) bestimmt man nach der Formel 

To. a 

A = “jkp wobei a die Azidität des ausgeheberten Mageninhaltes bedeutet Die 

Autoren haben ihre Methode bei 9 Hunden und 26 Menschen erprobt. Die 
durchschnittliche Azidität des reinen Magensaftes betrug bei ersteren 0,234, 
bei letzteren 0,3209°/ 0 o (bei der Sahlischen Methode entsprechend 0,29 resp. 
0,36442 °/oo. P. Schlippe . 

884) Liwschitz. Zur Frage über die Funktionen und Lage des Magens bei 
Chlorose. (Boas Archiv 1908, XIX, Heft 1.) 

Die in der Literatur noch sehr widerspruchsvoll beantworteten Fragen suchte 
Liwschitz an der Hand des 1897—1906 an der Züricher Klinik beobachteten 
Materials zu entscheiden. Die Ergebnisse an 39 Fällen ergaben, daß bei Chlorose 
eine große Neigung zu Hypochlorhydrie des Magensaftes besteht. Häufig finden 
sich normale Verhältnisse, Hyperchlorhydrie jedoch nur in 7,9 °/ 0 . Die Magen¬ 
beschwerden Chlorotischer können nicht auf Veränderungen der HCl-Sekretion 
zurückgeftlhrt werden. Die an 32 Fällen vorgenommene Prüfung der Aus¬ 
treibungszeit des Magens (Penzoldtsche Jodprobe) ergab, daß in der Mehrzahl 
der Fälle eine Verlangsamung besteht, die um so stärker, je schwerer die Chlorose 
ist. Die Untersuchung der Magenlage bei 24 Patienten ergab, daß Gastroptose 
bei Chlorose nur in 20,8°/ 0 vorkommt; dieses Resultat spricht gegen jede Theorie, 
die aus der Gastroptose das ganze Krankheitsbild der Chlorose erklären will. 

P. Schlippe . 

886) Bheinboldt. Was lehrt ein Vergleich der Wirkungen verschiedener 
Kochsalzwässer auf die Magensaftabsonderung mit Hilfe der Pawlowschen 
Methoden? (Boas Archiv 1908, XIV, Heft 1.) 

Rheinboldts Experimente beziehen sich auf Scheinfiitterungsversuche an einem 
im Sinne dieser Versuche nach Pawlow operierten Hund und einem magenge¬ 
sunden Mädchen, bei dem wegen kompletter Oesophagusstriktur in derselben Weise 
operiert worden war. Beim Hund fielen die Maxima von Saftmenge und Säure¬ 
wert in die Versuche mit Rakoczywasser. Die geringen Unterschiede zwischen 
Rakoczy und Karlsbader müssen wohl so erklärt werden, daß der digestive Reiz der 
Scheinfiitterung physiologisch so stark überwiegt auf die Sekretion, daß im 
Vergleich zu ihm die spezifische Mineralwasserwirkung nur schwach in Er¬ 
scheinung tritt. Auch beim Menschen fällt die höchste Sekretionsleistung auf 
Rakoczy (gegenüber Karlsbader, Vichy und Leitungswasser). R. wendet sich 
zum Schluß gegen Baumstark, der die Überlegenheit der Homburger Quellen 
gegenüber anderen Kochsalzquellen zeigen wollte, indem er sagt, daß es bisher 
nicht möglich sei, mit Hilfe der Pawlowschen Methode feinere physiologische 
Unterschiede einzelner Wässer derselben Gruppe festzustellen. P. Schlippe . 


Klinisches. 


886) Russow, K. E. (Dorpat) Ein Fall von tötlicher Phenazetinvergiftung. 
(St Petersb. med. Wschr. 1908, Nr. 4, S. 33—35.) 

Die klinische Untersuchung dieses Falles, in dem nach der Verabreichung 
von je 1 Gramm Phenazetin morgens und abends (nur an einem Tag) der 
Exitus unter Vergiftungserscheinungen eintrat ergab alle Zeichen einer schweren 
Hämoglobinurie und gleichzeitige parenchymatöse Nephritis. Der Tod war durch 
Vasomotorenlähmung eingetreten. Fritz Loeb . 

887) Braun, Karl. Über 60 Fälle von Leberzirrhose, welche während der 
letzten 8 Jahre in der medizinischen Universitätsklinik zu Halle a. S. zur Be¬ 
obachtung gelangten. (Inaug.-Dissert. Halle-Wittenberg 1908, 70 S.) 

Die gründliche Arbeit muß im Original studiert werden. Fritz Loeb . 


888) Deutschmann, Franz. Über Subazidität des Magensaftes. Dissertation. 
(München 1908, 23 S.) 

Die Resultate der von Prof. Friedrich Müller angeregten Arbeit werden 
wie folgt zusammengefaßt: 


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360 


Heferate. 


1. Die Bestimmung von Gesamtazidität und freier Salzsäure gibt nur Auf¬ 
schluß über die physiologisch wirksame Salzsäure. Erst die Chlorbestimmung 
und die Fermentprobe, die beim Verfasser stets gleichlautend ausgefallen sind, 
zeigen bei herabgesetzten Aziditäten, ob die Sekretion normal oder ver¬ 
mindert ist. 

2. Der normale Magen liefert neben den Fermenten uud der Salzsäure am 
Ende der Verdauung ein alkalisches Sekret, durch das die Azidität des Magen¬ 
saftes abgestumpft wird. 

3. In pathologischen Fällen kann diese Sekretion vermehrt sein und zur 
alkalischen Hypersekretion führen. 

Die Verschiedenheit der Häufigkeit von Subaziditäten und Hyperaziditäten 
im Norden und Süden Deutschlands regte den Verfasser zu vergleichenden 
Untersuchungen an, denen das Material der Münchner zweiten medizinischen 
Klinik (Friedrich Müller) und des Eppendorfer Krankenhauses (Hamburg) zu 
Grunde liegt. So häufig wie in München alkalische Hypersekretion ist, kommt 
in Hamburg Hyperazidität vor. Verfasser hat fast den Eindruck gewonnen, als 
ob eine und dieselbe Schädlichkeit sich dort in einer Steigerung der Salzsäure, 
hier der alkalischen Sekretion bemerkbar mache. Ätiologisch kommen wohl 
folgende Faktoren in Betracht: Ernährung, besonders Zubereitung des Fleisches, 
Bierkonsum, Härtegrad des Wassers. Fritz Loeb. 

889) Tumminia, Pietro. Contributo allo studio delTalbuminuria alimentäre. 
(Beitrag zum Studium der alimentären Albuminurie.) Aus dem Osped. civico 
zu Palermo. (Gazz. degli osped. Juni 1908, Nr. 10.) 

Bei Individuen mit gesunden Nieren folgt der Verfütterung rohen Eiereiweißes 
(10 Eier) bisweilen eine leichte, vorübergehende Albuminurie. Sind vorher schon 
Eiweißspuren vorhanden, so werden sie durch die Eierdarreichung vermehrt 
unter langsamer Rückkehr zur Norm. Bei wirklicher Nephritis wirkt die Eiwei߬ 
darreichung schädlich auf anatomische Beschaffenheit und Funktion der Niere 
ein (6 Fälle mit genauen Tabellen des Verlaufs). M. Kaufmann . 

890) Wiesner, B. (Aschaffenburg). Kasuistischer Beitrag zur Bedeutung 
der radiologischen Untersuchung des Kolons. (Münch, med. Wschr. März 1908, 
Nr. 9.) 

Mitteilung eines Falles, in dem Darmverwachsungen nach Blinddarmoperation 
sich mittels der Röntgenphotographie diagnostizieren ließen. Zwecks Unter¬ 
suchung gibt man nach Entleerung des Darms ein Klysma von Bism. subnitr. 
40—100 g, in Wasser oder besser öl (400—1000 ccm), suspendiert. Zuerst 
linke Seitenlage, dann Rückenlage; einige Minuten nach der Einführung beginnt 
man mit der Durchleuchtung. M. Kaufmann . 

891) von Renvers, R. (Berlin). Zur Therapie der Gallensteinkrankheit. 

(Ther. der Gegenwart, März 1908, Nr. 3.) 

Der Arzt soll Gallensteinkranke mit bakteriell infizierten Gallenwegen und 
solche ohne jede Infektion unterscheiden. Letztere Möglichkeit ist trotz derNaunyn- 
schen Lehre auch heute noch anzunehmen; wodurch die Ausfüllungen von Chole- 
stearin in aseptischen Gallenwegen entstehen, ist nicht aufgeklärt; man kann an 
toxische Fermente in der Leber denken, die derGalle das im Übermaß gebildete Chole- 
stearin nicht mehr in Lösung zu halten gestatten; dazu braucht dann nur noch 
eine durch irgendwelche Ursache (Unregelmäßigkeit der Nahrungsaufnahme, 
Nerveneinfluß, mechanische Momente) bedingte Trägheit des Gallenabflusses 
zu kommen, um eine Konkrementbildung zu veranlassen. Meist handelt es sich 
dabei um solitäre Steine; treten hier Einklemmungskoliken auf, so verlaufen sie 
trotz Schmerzen und eventuell Ikterus ohne Fieber. Erfolglose Amälle können 
dann zu einem aseptischen Katarrh der Gallenwege mit Bildung von Kalk¬ 
niederschlägen und Kalksteinen führen oder zu einer sekundären Infektion der 
Gallenwege, eventuell mit Schüttelfrösten, wochenlangem Fieber, chronischen 
Schleimhautentzündungen, Bildung neuer Konkremente; jede zufällige Infektions¬ 
krankheit kann hier von Bedeutung werden. — In Fällen primärer bakterieller 
Infektion gelangen Bazillen (namentlich bei Infektionskrankheiten) in die Gallen- 

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Referate. 


361 


wege, bedingen dort eine Schleimhautreizung und fuhren zur Steinbildung; so¬ 
bald es zu einer Verminderung der Gallenabsonderung kommt, hört die Latenz 
auf und es kommt zu Anfällen, die von vornherein mit Fieber verlaufen. Auch 
vor dem Anfall dokumentiert sich die Infektion durch mehr oder minder schwer 
und akut verlaufende Cholezystitis, während ein aseptischer, den Zystikus ob¬ 
turierender Stein nur mit Schmerzen oder höchstens mit Hydrops der Blase ver¬ 
läuft Besonders typisch ist das Bild des Choledochussteins mit intermittierendem 
Ikterus und Fieber. 

Die Therapie des Kolikanfalls bei einem aseptisch entstandenen Stein soll 
die Beförderung der Ausstoßung zum Ziel haben. Man gebe daher bei fieber¬ 
losem Verlauf nicht gleich das lähmende Morphium, sondern suche den Schmerz 
durch heiße Kataplasmen, Bäder und Getränke zu lindern. Erst später (bei 
lange dauerndem Schmerz, beginnendem Ikterus) greift man zum Morphium. Nach 
dem Anfall verordnet man einige Tage absolute Ruhe und häufige kleine 
Mahlzeiten. Im Intervall zur Anregung des Gallenflusses methodische Gymnastik 
mit Hydrotherapie, sowie öftere Darreichung von Speise und Trank. Die Ver¬ 
mehrung der Cholestearinabscheidung durch animalische Kost ist noch nicht so 
sichergestellt, daß man daraus therapeutische Folgerungen ziehen könnte. 
Wichtig sind Regelung der Darmtätigkeit, das Fernhalten von Darmstörungen, 
das Vermeiden von Diätfehlern. In diesem Sinne wirkten auch Karlsbader Wasser 
und ähnliche Quellen günstig. — Schwieriger ist die Behandlung Gallenstein- 
kranker mit primär oder sekundär infizierten Gallenwegen. Das einzige Mittel, 
die Gallenwege zu desinfizieren, ist die Unterhaltung des Gallenflusses. Vielleicht 
nutzbringend sind Salizyl und länger fortgebrauchte kleine Kalomeldosen. Jede 
Wanderung eines Steines bringt Gefahren und ist daher hintanzuhalten; daher 
man bei beginnendem Schmerz gleich Morphium gibt. Im wesentlichen ist aber 
die Behandlung der infizierten Gallenwege die Domäne des Chirurgen. 

M. Kaufmann . 

892) Gaujouz. Les polyuries. (Die Polyurien.) (Arch. gen. de med. 1907, 
Nr. 12, S. 815.) 

Es handelt sich um eine allgemeine Übersicht über alle die Krankheiten, 
bei denen das Symptom der Polyurie Vorkommen kann. Denn darauf legt der 
Verfasser das Hauptgewicht, daß Polyurie in den meisten Fällen kein morbus 
sui generis sei und daß die kleine Gruppe der sogenannten essentiellen Poly- 
urieen mit dem Fortschreiten unserer pathogenetischen Erkenntnis immer mehr 
dezimiert werde. Er schlägt folgende Einteilung der symptomatischen Poly- 
urieen vor: 

B. Klassifikation nach der klin. 
A. Klassifikation nach einer flüchtigen chem. Untersuchung und nach der 
Harnanalyse Anamnese. 


f Glykosurische P. ohne Diabetes 
I r nervös. Diab. 

' Diabet. Polyurie < Pankr. - Diab. 

larthrit. Diab. 
Pol. bei Nephritis interstitialis 
Polyurie in f praetubercul. Al¬ 
gewissen < buminurie 
Fällen von l physiolog. Album. 

( Polyurie als Begleiterscheinung 
von eitrigen Affektionen der 


1. Glykosurische Polyurieen. 


2. Albuminurische Polyurieen 


4. Sogenannte 
Polyuria 
insipida 


Wahre Polyuria insipida 

P. phosphaturica 
P. oxalurica 
P. azoturica 
P. inosurica 


Falsche 

Polyuria 

insipida 


Urogenitalwege 

inf. Nierenlaesion (?) 
Sympto- infolge anatom. oder 
mat. funkt. Laesion des 
Polyurie Nervensystems 


Essentielle Polyurie 

Um die Pathogenie dieser verschiedenen Formen zu erklären, muß man sich 
bewußt sein, daß die Urinabsonderung um so reichlicher sein m@Qj^^nehr 






362 


Referat«. 


Blut in der Zeiteinheit die Nieren durchströmt und je höher der Druck in der 
Art. renalis ist. Die erste Bedingung ist erfüllt nicht nur bei der durch Poly¬ 
dipsie erzeugten Polyurie, sondern auch bei der ganzen Gruppe der glykosu- 
rischen Polyurieen, insofern der im Blut befindliche Zucker Wasser aus der 
Nahrung oder aus den Geweben anzieht und dadurch die Menge des Blutes 
vermehrt. Bei allen übrigen Polyurieen handelt es sich indessen in erster Linie 
um Erhöhung des intrarenalen Blutdrucks, hervorgebracht durch aktive oder 
reflektorische Hyperaemie des Organs. Dieischy. 

893) Coijne, P. et Auchl, B. Recherches sur le slrum polyvalent de la 
dysenterie bacillaire. (Untersuchungen über ein polyvalentes Serum gegen die 
Baziliendysenterie.) (Rev. de med. 1907, Dez., S. 1129.) 

Da zwischen den zur Zeit festgestellten beiden Gruppen der Bazillendysen¬ 
terie (Typus Shiga-Kruse und Typus Flexner) gewisse Verschiedenheiten be¬ 
stehen, so haben die Verfasser versucht, ein gegen beide Bazillen wirksames 
polyvalentes Serum herzustellen, indem sie sich sagten, daß ein solches Serum 
nichts an-Wirksamkeit gegenüber dem Bazillus Shiga verlieren, und daß seine 
Wirkung gegenüber dem Bazillus Flexner nur gewinnen könne, wenn überhaupt 
bereits das betreffende monovalente Serum immunisatorische Eigenschaften 
besitzt. 

Nachdem sie ihr Serum, dessen Herstellung nicht näher erörtert wird, an 
Tieren erprobt hatten und zwar mit stets gutem Erfolg in Bezug auf dessen 
praeventiven, kurativen und antitoxischen Effekt, wandten sie es an 18 Fällen 
von Bazillendysenterie bei Kindern an (2 vom Typus Shiga, 11 vom Typus 
Flexner) und konnten auch hier stets einen vollen Erfolg konstatieren. Sie 
unterscheiden, ob die Anwendung des Serums gleich im Beginn oder erst im 
späteren Verlauf geschah, konnten aber in den Fällen letzterer Art genau die 
gleichgute Wirkung beobachten. 

Was die Dosierung anbelangt, so raten die Autoren bei Kindern unter 
4 Jahren mit 10 ccm ihres Serums zu beginnen, aber event noch 1—2 weitere 
Injektionen (subkutan) folgen zu lassen; in ganz schweren Fällen und ebenso 
bei älteren Kindern gibt man gleich 20 ccm. Über Erwachsene haben die Ver¬ 
fasser keine Erfahrung. 

Zweckmäßig ist die praeventive Injektion von 10 ccm bei Infektionsgefahr. 

Dietschy. 

894) Labbl, M. L'hömophilie, pathogenie et traitement. (Pathogenese 
und Behandlung der Hämophilie.) (Rev. de med. 1908, Nr. 2, S. 108.) 

Es handelt sich um eine Übersicht über die verschiedenen Theorien zur 
Pathogenese der Hämophilie unter Berücksichtigung der neueren Kenntnisse über 
die Chemie der Blutgerinnung (P. E. Weil und Morawitz). Weil unterschei¬ 
det eine sporadische und eine familiäre Hämophilie, und zwar deshalb, weil bei 
der letzteren, außer der bei beiden Formen zu beobachtenden Insuffizienz der 
Plasmase, auch ein Vorwiegen von anticoagierenden Substanzen konstatiert 
werden konnte; jedenfalls besteht bei beiden eine verlangsamte Gerinnung. 

Labbe stellt vom pathogenetischen Gesichtspunkt zwei Klassen auf: 1. san- 
guine, 2. vaskuläre Form. Die erstere ist klar; die zweite glaubt Verfasser im 
Hinblick auf jene Fälle annehmen zu müssen, wo Adrenalininjektionen eine Wir¬ 
kung erzielen oder wo aus einer Wunde unter dem sie bedeckenden Gerinnsel 
das Blut immer weiter hervorfließt, obschon es sich beim Kontakt mit dem Ge¬ 
rinnsel mit Plasmase beladet. Er selbst hat in dieser Hinsicht 2 Fälle beobachtet, 
wo auch die Gerinnungszeit eine vollkommen normale war. 

Vom klinischen Standpunkt aus sollte man zwischen einer reinen und einer 
konkommittierenden Hämophilie unterscheiden, letztere assoziiert mit andern 
Blutkrankheiten wie Purpura, perniziöse Anaemie, Cholaemie und spezifischen 
Infektionen sowie Intoxikationen. 

Im zweiten Abschnitt läßt der Autor alle bisher schon vorgeschlagenen, und 
meist wieder verlassenen Behandlungsmethoden Revue passieren. Von den Kal¬ 
ziumsalzen speziell betont er, daß er bei hierauf gerichteten Versuchen nie eine 

Beschleunigung der Blutgerinnung habe erzielen können. Am wirksamsten scheint 
& 6 & & 



Referate. 


363 


noch die intravenöse Injektion von 10—20 ccm frischem Menschen-, Pferde- oder 
Kaninchenserum zu sein; im Notfall kann man auch Antidiphtherieserum ver¬ 
wenden. Dietschy. 

895) P&rmentier, E. et Chabrol, E. Infarctus hdmorragique de l’anse 
sigmoide par athdrome artdriel et thrombose veineuse. (Hämarrhogischer In¬ 
farkt der ansa sigmoidea durch arterielles Atherom und venöse Thrombose.) 
(Arch. de malad, de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 61—87.) 

Krankengeschichte und Sektionsbefund unter eingehender Würdigung des 
klinischen und pathologisch-anatomischen Verhaltens, zu kurzem Referat nicht 
geeignet Fr. Schmidt. 

896) Lobeaupin, A. Lavage de l'estomac et tubage k sec contre la consti- 
pation. (Die Magenspülung und einfache Sondierung gegen Verstopfung.) (Arch. 
de malad, de Tapp. dig. et de la nujr. 1908, Bd. 2, S. —94.) 

Verfasser beschreibt einen Fall von hartnäckiger Obstipation, in dem es 
gelang, dieselbe durch einige Magenspülungen zu beseitigen; ein bald sich ein¬ 
stellendes Rezidiv wurde durch häufig wiederholte einfache Sondierung auf 
längere Zeit hinaus behoben. Es wird die Frage aufgeworfen, ob nicht die 
Sondierung, die ja nach Mathieu und Roux Kontraktionen des Magens auslöst, 
auch entferntere motorische Effekte habe, so daß es sich nicht um Suggestiv¬ 
wirkung handele. Fr. Schmidt. 

897) Pauchet, Victor. Ulcöre du duodenum. (Das Duodenalgeschwür.) 
(Arch. des malad, de l’app. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 95—103.) 

Mitteilung mehrerer Fälle und Besprechung des allgemeinen Symptomen- 
bildes. Die einzige zweckmäßige Behandlungsart besteht nach Verfasser in Vor¬ 
nahme der Gastroenterostomie. Fr. Schmidt. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

898) Levy und Gaethgens. Über die Verbreitung der Typhusbazillen in 
den Lymphdrüsen bei Typhusleichen. Bakter. Anst. Straßburg. (Arb. a. d. 
Kais. Gesundheitsamte, März 1908, Bd. 28, H. 1, S. 168—171.) 

Levy und Gaethgens haben bei einer Reihe von Typhusleichen die Ver¬ 
teilung der TyphusbaziUen in den Lymphdrüsen erforscht. Hervorzuheben ist, 
daß die Typhusbazillen in den Mesenterialdrüsen niemals vermißt wurden, und 
daß sie in ihnen stets in viel größerer Menge nachzuweisen waren als in den 
übrigen Lymphdrüsen. Außerdem wurden die Mesenterialdrüsen stets makro¬ 
skopisch verändert gefunden. Diese Tatsachen sprechen zu Gunsten der An¬ 
nahme, daß die primäre Lokalisation der Typhuserkrankung in den Darmpartien 
zu suchen ist, welche diesen Mesenterialdrüsen angehören. Für die starke Be¬ 
teiligung des gesamten Lymphsystems spricht die geradezu als pathognomonisch 
zu betrachtende Leukopenie. (Bei Koliinfektionen umgekehrt Hyperleukozytose.) 
Die Lymphapparate des erkrankten Darmes stellen die wichtigste Ablagerungs¬ 
stätte für die Typhusbazillen dar und speisen gewissermaßen das Blut. Bei 
günstigem Ausgang verschwinden die Mikroorganismen aus den zur Heilung 
sich anschickenden Drüsen, so daß man in den späteren Wochen der Erkrankung 
die Keime verhältnismäßig selten im Blute findet, während man in den schweren 
Formen die TyphusbaziUen noch während des Lebens auch in den letzten 
Krankheitswochen aus dem Blut züchten kann, da in solchen Fällen eben, wie 
die Typhusautopsien ergaben, die Mesenterialdrüsen ständig verändert sind und 
die Erreger enthalten. Fr. Franz. 

899) Manteufel. Untersuchungen über spezifische Agglomeration und 
Komplementbindung bei Trypanosomen und Spirochäten. (Arb. a. d. Kais. 
Gesundheitsamte, März 1908, Bd. 28, H. 1, S. 142—197.) 

Als Material standen dem Verfasser 2 Trypanosomen- und 4 Spirochäten¬ 
stämme zur Verfügung. Aus den angestellten Versuchen ergaben sich ganz 
auffällig nahe Beziehungen zwischen der Agglomeration der Trypanosomen und 
Spirochäten, die um so interessanter sind, als sie von dem Bilde der Verklumpung 



364 


Referate. 


beweglicher bakterieller Lebewesen durch Immunserum in manchen Punkten 
abweichen und dem Begriff Agglutination in seiner jetzigen Fassung nicht gerecht 
werden. Die Untersuchungen über die Komplementbindungsreaktion an dem 
benutzten Spirochätenmaterial, die wegen der Beziehungen zur Syphilis ein 
praktisches Interesse haben, haben Anhaltspunkte zu einer weiteren Klärung der 
Frage nicht recht ergeben. Die zahlreichen Einzelheiten der Arbeit lassen sich 
im Rahmen eines Referats nicht wiedergeben. Fr. Franz. 

900) Neufeld und H&ndel. Über Komplementbindung und Komplementab¬ 
lenkung bei 0° und bei 37°. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte, März 1908, 
Bd. 28, H. 1, S. 198—212.) 

Die mit Cholerabazillen angestellten Untersuchungen führten zu nachfolgenden 
Schlußfolgerungen: 

1. Die Annahme der Verschiedenheit des komplementablenkenden (»Bordet- 
schen«) Antikörpers von den bakteriolytischen Ambozeptoren wurde bestätigt 

2. Während Bordet in seinen Versuchen über die Ablenkung des Komple¬ 
ments durch sensibilisierte Cholerabazillen einen Beweis für die Einheit des 
Komplements sah, hat die weitere Ausdehnung dieser Versuche im Gegenteil 
die Ehrlich’sche Annahme für Vielheit der Komplemente bestätigt 

3. Bei der gewählten Versuchsanordnung zeigen die beiden Antikörper 
folgendes Verhalten zum Komplement: der bakteriolytische Choleraambozeptor 
bindet in der Kälte (0—3°) kein Komplement, bei 37° nur das zugehörige 
(bakterizide), aber nicht fremdes (hämolytisches) Komplement. — Der Bordet- 
sche Cholera-Antikörper bindet in der Kälte (zunächst) nur das hämolytische, 
aber nicht das bakterizide Komplement, bei 37° dagegen beide Komplemente. 

4. Das Ergebnis der Versuche spricht gegen die Annahme, daß der Bordet- 

sche Antikörper Ambozeptorcharakter besitzt. Fr. Franz. 

901) Neufeld. Beitrag zur Kenntnis der Phagozytose und der Herkunft 
des Komplements. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte, Bd. 28, H. 1, S. 125—137.) 

Die von Neufeld und seinen Mitarbeitern in den letzten Jahren ausge¬ 
führten Untersuchungen haben ergeben, daß der durch spezifische thermostabile 
Serumstoffe bedingten Phagozytose bei der erworbenen Immunität gegenüber 
gewissen Krankheitserregern die ausschlaggebende Rolle, gegenüber emer Reihe 
von anderen Bakterien dagegen eine wichtige Rolle neben der bakteriziden 
Wirkung der Körpersäfte zukommt. Diese Tatssache hat Neufeld zu der An¬ 
sicht geführt, daß in diesen letzteren Fällen die Phagozytose, obwohl sie gleich¬ 
zeitig mit der Bakteriolyse vorkommt, dennoch nicht durch die bakteriolytischen 
Ambozeptoren, sondern durch spezifische Antikörper eigener Art, die er als 
Bakteriotropine bezeichnet hat, bedingt wird. Auch bei den gegen Blutkörperchen 
fremder Spezies gerichteten Antikörpern konnte die Verschiedenheit der zyto- 
tropen von den zytolytischen Antistoffen nachgewiesen werden. In den vor- 

S enden Versuchen soll diese Anschauung durch den Nachweis ergänzt werden, 
die Auflösung der aufgenommenen Zellen oder Bakterien innerhalb der 
Phagozyten ohne Mitwirkung von Komplement vor sich geht, so daß also bei 
den gesamten, von dem zytotropen oder bakteriotropen Immunserum ausge¬ 
lösten Phänomenen weder Ambozeptoren noch Komplemente beteiligt sind. Die 
Untersuchungen sind in vitro mit Hammelblutkörperchen und Leukozytenauf¬ 
schwemmungen (gewaschene Leukozyten in Kochsalzlösung oder im inaktivierten 
Serum des Entnahmetieres) angestellt und haben zu dem Schluß geführt, daß 
die Leukozyten Komplement weder sezemieren noch bei der Gerinnung an 
das Serum abgeben, und daß sie überhaupt kein wirksames Komplement ent¬ 
halten. Fr. Franz. 

902) Friedberger, £. Über Haltbarmachung der Komplemente. Aus dem 
hygienischen Institut der Universität Königsberg i. P.: Geheimrat Prof. Dr. R. 
Pfeiffer. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 41, S. 1299—1300.) 

Zu den Schädlichkeiten, die die Komplemente zerstören, gehören: das ein¬ 
fache Lagern, auch im Dunkeln, bei Zimmertemperatur, Sonnen- und Tageslicht, 
höhere Temperaturen, Chemikalien, wie Phenol, und destilliertes Wasser. >Nach 




Referate. 


365 


Friedbergers Untersuchungen konserviert gut einZusatz von4°/ 0 Kochsalz, dessen 
Wirkung bei 37° außerordentlich eklatant zu Tage tritt Höhere Temperatur 
vernichten das Komplement in gesalzenen und ungesalzenen Seris. Durch das 
Kochsalz werden die Komplemente entweder in stabilere Form übergeführt oder 
es werden komplementvemichtende Substanzen des Normalserums an ihrer 
Wirkung gehindert. — 

Durch Eintrocknen der Sera bei Zimmertemperatur — nicht aber bei Körper¬ 
temperatur — und namentlich im Exsikkator läßt sich gleichfalls eine Komplement¬ 
konservierung erzielen, doch besteht hier zwischen gesalzenen und ungesalzenen 
Seris kein wesentlicher Unterschied. In dieser Weise getrocknete Sera sind 
gegen höhere Temperaturen außerordentlich resistent. Bornstein . 

903) Kutscher, K. (Berlin). Paratyphus und Nahrrmgsmittelinfektion. 
Praktische Ergebnisse aus dem Gebiete der Bakteriologie. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 40, S. 1283—1286.) 

Es herrscht eine weitgehende Übereinstimmung sowohl in ätiologischer, als 
auch besonders klinisch- und pathologisch-anatomischer Beziehung zwischen ge¬ 
wissen Fleischvergiftungen und dem gewöhnlichen Paratyphus. Man muß daher 
die durch Paratyphusbazillen hervorgerufenen Fleisch- und Nahrungsmittelver¬ 
giftungen als Paratyphusinfektionen mit besonderem Infektionsmodus auffassen. 
Dieser Modus, der Weg über das mit Paratyphusbazillen infizierte Tier, zeigt 
die Mittel der Prophylaxe. Kontrolle der Schlachttiere, eventuell bei Verdacht 
bakteriologischer Untersuchung. Ausschluß irgendwie verdächtigen Fleisches 
vor dem Gebrauche. Warnung vor den Genüsse rohen Fleisches. Möglichst 
Temperaturmessung bei Schlachttieren. Milch solcher Tiere desgleichen vom 
Genuß auszuschließen. Schwer ist die Kontrolle der Wurstwaren, bei denen 
Gewissenhaftigkeit der Fleischer vorausgesetzt werden muß. Bomstein . 

904) Lemierre et Abrami. Fiövre typholde et infection descend&nte des 
voies biliaires. (Absteigende Infektion der Gallenwege beim Typhus.) (Presse 
medicale, 1907, Nr. 88.) 

Die Infektion des Gallensystems beim Typhus verläuft meist unbemerkt; 
selten tritt Icterus und Cholecystitis suppurativa auf. 

Nach intravenöser Einspritzung von Typhusbazillen bei 26 Tieren fanden 
die Verfasser 18 mal Bazillen in der Gallenblase; allmählich verschwanden die 
letzteren. Auch entzündliche Veränderungen der Gallenblasen wand wurden be¬ 
obachtet, einmal selbst Pericholecystitis. 

Der Darm wird beim Typhus offenbar von den Gallengängen aus mit Ba¬ 
zillen infiziert; die Darmgeschwüre würden alsdann nicht als Sitz der Er¬ 
krankung, sondern als metastatische Lokalisation des Typhus, der stets eine all¬ 
gemeine Blutinfektion darstellt, anzusprechen sein. Martin Cohn . 

905) Dopter, M. Sdrothdrapie de la dysentdrie bacillaire. (Serumbehand¬ 
lung bei Ruhr.) (Congres de medecine, Paris, 14.—16. Okt. 1907.) 

Dopter verfügt jetzt über 512 mit Dysenterie-Serum behandelte Fälle; es 
gelang ihm die Mortalität um mehr als 75 °/ 0 herabzumindem. Nötig ist früh¬ 
zeitige Injektion; die Dosis schwankt je nach der Schwere der Erscheinungen 
zwischen 20—100 ccm täglich. Martin Cohn . 

906) Letulle. Fiövre typhoide et »Ulcdration de Duguet «. (Typhus und 
Ulceration Duguet.) (Presse medicale 1907, Nr. 83.) 

Bei Typhus tritt in vielen Fällen, besonders bei gutartigem Verlauf, eine 
von Duguet beschriebene Ulzeration der Gaumenbögen, mitunter auch der 
Uvula, auf; die betreffenden Patienten klagen nicht über Schluckbeschwerden, 
weshalb diese Affektion, die ihres frühzeitigen Erscheinens wegen diagnostische 
Bedeutung erlangen kann, oft übersehen wird. Typhusbazillen konnten in diesen 
Ulzerationen nicht nachgewiesen werden. Martin Cohn. 

907) Siegel, J. Impfsyphilis der Affen. Zoolog. Inst. d. Universität Berlin. 
(ZbL f. Bakt 1907, Bd. 43, S. 456—467 und 569—584.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Die Übertragungsmöglichkeit 
der Syphilis auf Kaninchen ist zuerst von mir und Schulze bewiesen und zwar 

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366 


Referate. 


durch Weiterverimpfung auf Affen. Dieses Faktum wurde später bestätigt durch 
Scherber und Neisser. 2. Es ist zuerst von mir nachgewiesen, daß mit den 
inneren Organen der mit Syphilis geimpften Affen weitergeimpft werden kann. 
Später von Neisser bestätigt. 3. Subkutane Impfung kann ebehso wie kutane 
eine Infektion hervorrufen. Diese vielfach bekämpfte Tatsache ist neuerdings 
von Neisser bestätigt. 4. Es gelingt bei cynomorphen Affen, besonders bei 
Pavianen, sekundäre Hauterscheinungen zu erzielen, ebenso deutlich, wenn auch 
nicht in demselben Prozentsatz wie bei Schimpansen. 6. Es kommen bei cyno¬ 
morphen Affen Erkrankungen innerer Organe, besonders der Leber, vor, die viel¬ 
leicht auf die Impfung zurückzuftihren sind. U. Friedemann. 

908) Bail, Oskar n. Rubritius, Hans. Veränderungen von Bakterien im 
Tierkörper. I. Versuche mit Typhusbazillen. Hygien. Instit. d. deutsch. Univ. 
Prag. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 43, S. 640—647.) 

Typhusbazillen, welche durch Zentrifugieren des Peritonealexsudates infizierter 
Tiere gewonnen werden, sind inagglutinabel und unempfindlich gegen die bak¬ 
terizide Serum Wirkung. Sie sind auch nicht imstande, Agglutinin zu binden. 
Verfasser zieht daraus den Schluß, daß beim Ablauf der natürlichen Infektion die 
Bakteriolyse keine Rolle spielen könne. U. Friedemann. 

909) Dreyer, Albert (Köln). Über Spirochätenbefunde in spitzen Kondy¬ 
lomen. (D. med. Woch. 1907, Nr. 18, S. 720—722.) 

Verfasser hat bei drei weiteren Fällen von spitzen Kondylomen in Gewebs- 
schnitten die Spirochaete refringens nachgewiesen. Er hält für die Sicherstel¬ 
lung der ätiologischen Rolle dieses Parasiten zunächst noch weitere Unter¬ 
suchungen an größerem Material für erforderlich. Reiß. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

910) Rözsönyi, Ivän. Die Bestimmung der Kartoffel im Brot. (Chem. Ztg. 
1907, Bd. 31, S. 559—61.). 

Der Nachweis von Kartoffeln im Brot war bisher immer sehr schwierig, 
da durch den Backprozeß die mikroskopisch erkennbaren Unterschiede der ein¬ 
zelnen Bestandteile verwischt werden. Verfasser hat in der Alkalität der Kar¬ 
toffelasche ein brauchbares Mittel zum Nachweise gefunden Zu den Versuchen 
diente ein Kartoffel walzmehl, dessen Aschenalkalität 30,11 ccm Normalsäure auf 
100 g Trockensubstanz bezogen betrug. Da Weizenmehlasche neutrale Reaktion 
zeigt, mußte durch Zusatz von Kartoffelmehl zu Brotteig in verschiedenen Ver¬ 
hältnissen Brot erbacken werden, dessen Asche, je nach der Höhe des Zusatzes des 
Kartoffelmehles eine mehr oder minder starke alkalische Reaktion zeigte. Die 
Höhe dieses Zusatzes mußte sich aus der gefundenen Alkalität der Brotasche 
und der des verwendeten Kartoffelmehles berechnen lassen. Da Weizenmehl 
aber beim Versuche bei Gegenwart von NaCl, welches im Brot immer vor¬ 
handen ist, eine alkalische Asche gibt, wahrscheinlich durch Einwirkung der 
Dialkaliphosphate der Weizenmehlasche auf NaCl unter Bildung von Trialkali¬ 
phosphat und Entwicklung von HCl, so veraschte Verfasser die Brotpulver unter 
Zusatz gewogener Mengen MgO (1 °/ 0 der zur Veraschung abgewogenen Sub¬ 
stanzmenge) oder Magnesiumazetat, deren Verbrauch an Säure bei der Aschen¬ 
titration in Abzug zu bringen ist. Hierdurch wird der störende Einfluß des 
NaCl aufgehoben. Backpulver sind dieser Bestimmung hinderlich. Verfasser 
beabsichtigt sämtliche in größerem Maßstabe angepflanzten Kartoffelsorten auf 
ihre Alkalität zu prüfen, um die Metode quantitativ zu gestalten. Brahm. 

911) Lutz, 0. Über eine neue Eisenreaktion. (Chem. Ztg. 1907, Bd. 31, 
S. 570.) 

Nicht zu saure Ferrisalzlösungen liefern mit Protokatechusäure bläulichgelbe, 
schwach alkalische Ferrisalzlösungen liefern rote Färbung, die bei Überschuß 
von H oder OH-Jonen verblassen. Ferroionen liefern nur in schwach alkalischen 
Lösungen die gleiche rote Färbungen von Ferriionen. Diese Reaktion ist sehr 
empfindlich. In einer Verdünnung von 1:4200000 tritt noch in neutraler oder 

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Referate. 


367 


schwachsaurer Lösung eine schwachgrünliche Färbung ein und in alkalischer 
Lösung bei einer Verdünnung von 1:10000000 noch eine schwachrosa Färbung 
ein. In alkalischer Lösung kann man mit diesem Reagens den Nachweis von 
2 und 3 wertigen Eisenionen gleichzeitig ausführen. Man benutzt am besten 
einen Zusatz von Na a C0 8 , das auch bei größerem Überschuß nicht störend auf 
die Reaktion einwirkt. Zur Ausführung der Reaktion setzt man zur sauren 
Eisenlösung einige Tropfen Protokatechiüösung und dann Normal-Na a CO a -lösung 
im Überschuß. Schwermetalle werden nicht ausgefällt und stören auch nicht, 
wenn die Niederschläge nicht oder nur wenig gefärbt sind. Gefärbte Nieder¬ 
schläge sind abzufiltrieren und die Rotfärbung im Filtrat zu beobachten. HgCl a , 
H 3 PO 4 , NH 4 CI ferner organische Säuren hindern meistens den Eintritt der Reak¬ 
tion in saurer Lösung, nicht dagegen in alkalischer Lösung. Brahm . 

912) Rodolico, L. Le patate ed il pane ai diabetici. (Kartoffeln und Brot 
bei Diabetes.) Aus der Clm. med. gen. zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. 

1907, Nr. 20 / 21 , Mai.) 

Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung der Zulage äquivalenter 
Mengen Kartoffeln und Brot (500 bezw. 170 g) bei 4 Fällen von schwerem 
Diabetes. M. Kaufmann . 

913) Apostolidös, A. Klinische Beobachtungen über die diuretische Wirk¬ 
samkeit des Theocin-Natrium aceticum. (A. M. C.-Ztg. 1907, Nr. 44, S. 663—664.) 

Verfasser bezeichnet das Theocin-Natrium aceticum als ein schätzbares, stark 
wirkendes Diuretikum, welches alle bekannten Diuretika erheblich übertreffe und 
zu weiteren Versuchen wohl empfohlen werden könne. Fritz Loeb . 

914) Ehrmann (Wien). Über die interne Behandlung der Syphilis mit 
Mergal. (Derm. Ztschr. 1907.) 

Das Präparat wirkt meist genügend und empfiehlt sich zu milderen Neben¬ 
kuren, bei parasyphilitischen Erscheinungen und bei durch äußere Verhältnisse 
unmöglichen Inunktions- und Injektionskuren. Linser. 

915) Umber, F. Über ein neues wirksames Darmadstringens, das Tannyl. 

Aus der inneren Abteilung d. Krankenhauses zu Altona. (Th. d. G., März 1908, 
Nr. 3.) 

Tannyl ist ein wasserunlösliches, graubraunes Pulver; in Fällen, wo an seiner 
Trockenheit Anstoß genommen wird, gibt man es in einem schleimigen Vehikel. 
Umber hat bei 11 Fällen von Darmtuberkulose mehrfach erlebt, daß das Tannyl 
noch wirkte, wo alle anderen Präparate versagten; es wirkt seiner schwereren 
Löslichkeit wegen offenbar intensiver auf die unteren Darmabschnitte als das 
Tannalbin. Gute Erfolge wurden ferner erzielt bei akuten und chronischen 
Darmkatarrhen, gastrogenen Durchfällen, ulzeröser Kolitis (im Ganzen 32 Fälle). 
Das Tannyl ist auch für Kinder unschädlich. Man gibt davon dreimal täglich 
1 —3 g vor den Mahlzeiten, eventuell in Haferschleim oder Mucilago Salep, bis 
normale Darmentleerungen erreicht sind. M. Kaufmann . 

916) Much, Hans. Über Bak'teriozidine in Perhydrasemilch. Aus d. Abt. 
f. exp. Therapie d. Eppendorfer Krankenhauses. (Münch, med. Wschr., Febr. 

1908, Nr. 8 .) 

Die 4 Stunden alte Perhydrasemilch hat gegenüber Typhusbazillen, Staphylo- 
coccus aureus und KolibaziUen bakterizide Wirkung. Damit ist der Beweis für 
das Vorhandensein bakterizider Stoffe in der Kuhmilch überhaupt einwandfrei 
erbracht Auch die erst nach 24 Stunden vom H a O a befreite Perhydrasemilch ist 
gegenüber Typhusbazillen und Staphylokokken noch bakterizid. Das H 2 O a 
schadet also nicht der bakteriziden Kraft, sondern konserviert sie. Auch die 
vorher auf 50° erwärmte Perhydrasemilch hat bakterizide Eigenschaften gegen¬ 
über beiden Bakterienarten, ebenso die Perhydrasemagermilch, also auch die 
Kuhmagermilch überhaupt. Bei der Herstellung der Perhydrasemilch ist es 
nötig, sich genau an die Vorschriften zu halten. »Durch das Perhydrasever¬ 
fahren ist es möglich, die Bakteriozidine durch 24 Stunden in der Milch zu 
erhalten, was bei gewöhnlicher roher Kuhmilch nicht möglich ist.« M. Kaufmann . 

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368 


Referate. 


Bücherbesprechungen. 

917) Kellner, 0. (Vorsteher der königl. Versuchsstation Möckern.) Die 
Em&hrung der landwirtschaftlichen Nutztiere. Lehrbuch auf der Grundlage 
physiologischer Forschung und praktischer Erfahrung. (Vierte vermehrte und ver¬ 
besserte Auflage. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1907.) 

Kellners Lehrbuch ist ein klassisches Werk das keiner Empfehlung be¬ 
darf. Auch in der vorliegenden vierten Auflage ist in glanzvoller Weise der 
gegenwärtige Stand der Fütterungslehre behandelt Gerade der Umstand, daß 
der Autor durch seine grundlegenden Untersuchungen einen hohen Anteil an 
der Entwicklung der Ernährungslehre hat, erhöht den Wert des Kellnerschen 
Werkes. Wie in den früheren Auflagen werden wieder die Verhältnisse des Energie¬ 
umsatzes zur Erklärung der Vorgänge im Tierkörper herangezogen. Die Zu¬ 
sammensetzung, Verwertung und Verdauung der Futterstoffe, Einfluß der Muskel¬ 
arbeit auf den Stoff- und Energieverbrauch sind ausführlich abgehandelt Des 
weiteren die Futtermittel, ihre Eigenschaften, Konservierung, Zubereitung und 
Verwendbarkeit. In glänzender Weise ist das Kapitel über die Fütterung der 
Nutztiere unter den Verhältnissen der landwirtschaftlichen Praxis geschrieben. 
Ausführlich bespricht der Autor die Frage, wie man die produktive Wirkung 
eines Futtermittels oder einer Futterration am zweckmäßigsten ausdrückt, nämlich 
durch Angabe in Stärkewerten. Die Versuchsanstellung in der Praxis, das Er¬ 
haltungsfutter für Ochsen bei Stallruhe, das Erhaltungsfutter für Schafe, die 
Wollproduktion, ferner die Mästung ausgewachsener Tiere, die Fütterung der 
Arbeitstiere sind erschöpfend behandelt Besonders bei den Kapiteln Fütterung 
wachsender Tiere und die Fütterung des Milchviehes sind die neuesten Er¬ 
fahrungen und Forschungen berücksichtigt. Als Anhang finden sich wieder die 
Berechnungen des Geldwertes der Futtermittel und ausgezeichnete Tabellen 
über die Zusammensetzung, Verdaulichkeit und Stärkewert der Futtermittel, die 
Verdauungskoeffizienten nach Ergebnissen der an den Tieren angestellten Ver¬ 
suche und Fütterungsnormen. Sowohl für den praktischen Landwirt als auch 
den wissenschaftlichen Forscher wird das vorliegende Kellner sehe Werk immer 
eine unschätzbare Fundgrube bleiben. Br ahm, 

918) Diels f 0. (Privatdozent an der Universität Berlin.) Einführung in die 
organische Chemie. Mit 34 in den Text gedruckten Abbildungen. (Verlagsbuch¬ 
handlung von J. J. Weber, Leipzig 1907.) 

In gleichmäßiger Ausführlichkeit behandelt der Autor die verschiedenen 
Gebiete der organischen Chemie. In kurzer prägnanter Form wird die all¬ 
gemeine Chemie behandelt und die allgemeinen Eigenschaften der Körperklassen 
und die speziellen Eigenschaften der Repräsentanten beschrieben. Sehr ein¬ 
gehend und kritisch sind die Konstitutionsfragen dargestellt Die wenigen 
technologischen Abbildungen sind nicht ganz auf der Höhe stehend zu be¬ 
zeichnen. — Das vorliegende Werk dürfte sich als leicht zu benutzendes zu¬ 
verlässiges Lehrbuch recht zahlreiche Freunde erwerben. Brahm, 


Wir werden gebeten, folgende Notiz zu veröffentlichen: 

Ärztliches Lesezimmer in Karlsbad. 


Seit dem Jahre 1907 besteht in Karlsbad ein von der Stadtvertretung sub¬ 
ventioniertes Lesezimmer. Dasselbe befindet sich im Hause »Nizza« alte Wiese, 
somit im Zentrum der Stadt und liegen daselbst 60 medizinische Fachzeit¬ 
schriften auf. 

Der Besuch ist für ortsfremde Ärzte unentgeltlich und machen wir die zur 
Kur nach Karlsbad reisenden Kollegen auf diese Institution aufmerksam, da sie 
dort Gelegenheit finden, sich auf dem Laufenden der Fachliteratur zu erhalten. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, ErlangemBohlenpIats 7. 
Eigentümer and Verleger Urban Je Schwarzenberr in Berlin nnd Wien. 

Drnok von R. Wagner 8ohn in Weimar. 

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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr*. 2. Malheft 


1908 Nr. 10 


N&oh druck rer boten. 


Original-Artikel. 


(Aus der Poliklinik von Prof. Dr. H. Strauß in Berlin.) 

Die Eisenehlorldprobe auf Azetessigs&ure als Ringprobe. 


Kurze Notiz von Dr. Wasserthal, Karlsbad. 


Seitdem die alte Legalsche Azetonprobe als Ringprobe modifiziert wurde, 
hat Herr Prof. Strauß auch die Eisenchloridprobe in Form einer Ringprobe 
angestellt. Sie ist in dieser Form schärfer und ich möchte deshalb hier einige 
vergleichende Versuche über die Schärfe der Eisenchlorid-Ringprobe im Vergleich 
zu der früher üblichen Ausführung mitteilen. 

Wenn man die Probe in der Weise anstellt, daß man eine offizinelle Liquor 
Ferri-Lösung unter einen auf Azetessigsäure zu prüfenden Urin unterschichtet 
und progressive Verdünnungen desselben Urins in derselben Weise behandelt, 
so kann man stets die Erfahrung machen, daß die Ringprobe noch ein positives 
Ergebnis zeigt, wenn der gleichgroße Zusatz von Eisenchlorid und Umschütteln 
keinen deutlichen Farbenumschlag mehr erkennen läßt. Ich führe zum Be¬ 
weise dessen folgende Beispiele aus einer größeren Untersuchungsreihe an. 


Schichtungsprobe: 

14. Febr. 1908. Fr. H. 

a) Wasserverdünnung: 

1 : 200 (Grenzwert), 

b) Verdünnung mit indifferentem Ham: 
1 : 10 — positiv 

1 : 20 — positiv 
1 :40 — positiv 
1 : 80 — positiv (Grenzwert). 

18. Febr. 1908. Fr. H. 

a) Wasserverdünnung: 

1 : 200 (Grenzwert), 

b) Verdünnung mit indifferentem Ham: 
1 : 10 — positiv 

1 : 20 — positiv 
1 :40 — positiv 
1 : 80 — positiv (Grenzwert). 

21 . Febr. 1908. Fr. H. 

a) Wasserverdünnung: 

1 : 50 (+) 1 : 100 (Grenzwert), 

b) Verdünnung mit indifferentem Ham: 

1:5 — positiv 

1 : 10 — positiv 
1 : 20 — positiv (?) 

1 :40 — negativ 



Gewöhnliche Probe: 
Wasserverdünnung: 

positiv (Grenzwert) 
negativ 


positiv 

positiv (Grenzwert) 
negativ 


positiv 
positiv (?) 


I Grenzwert. 


adgf 


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N. F. III. J&hrf. 






370 


Original-Artikel. 


Wie diese Beispiele zeigen, können wir eine vergleichende schätzungs¬ 
weise Taxation des Azet-Essigsäuregehaltes eines Urins durch Anlegen pro¬ 
gressiver Verdünnungen mit Wasser und Benutzung der Ringprobe ausfiihren, 
in Fällen, in welchen die Urinmengen gleich bleiben. So fanden wir beispiels¬ 
weise bei einer Diabetica, deren Urinmenge dauernd zirka 3 Liter mit einem 
Zuckergehalt von 4 °/ 0 betrug, zu Anfang der Behandlung einen Grenzwert bei 
einer Verdünnung von 1 : 400, während nach mehrwöchentlicher Behandlung 
der Grenzwert 1 :50 betragen hat. 

Bei nichtverdünntem Urin (oder bei Verdünnungen mit irgendwelchem Urin, 
der von Azetonkörperchen frei ist) macht sich bei Anstellung der Schichtungs¬ 
probe allerdings der Übelstand bemerkbar, daß eine an Breite wechselnde Schichte 
von graugelben Phosphaten ausfallt, welche die Klarheit der Reaktion mehr 
oder weniger trüben und so ihre Erkennung bei geringem Azet-Essigsäuregehalt 
erschweren kann. 

Es wäre Aufgabe eines besonderen Vorgehens, diesen Faktor noch zu eli¬ 
minieren. 

Für Verdünnungsversuche, die mit Wasser angestellt sind, fällt er jedoch 
umso weniger in die Wagschale, je stärker der Grad der Verdünnung ist. 

Es dürfte sich verlohnen, die Eisenchloridprobe auch als Ringprobe zum 
Nachweis solcher Arzneimittel zu prüfen, die mit Eisenchlorid positive Reaktion 
geben. 


(Aus dem kaiserlichen Institut für experimentelle Medizin, St Petersburg.) 

Ober die Verdauung der Fette im tierischen Organismus. 

Von 

S. Levites. 1 ) 

Seitdem von Claude Bernard festgestellt war, daß das Fett im tierischen 
Organismus durch ein spezifisches Ferment der Pankreasdrüse in seine Kompo¬ 
nenten, d. h. in freie Fettsäure und Glyzerin gespalten und bei weiterer Passierung 
im Darme zum Teil oder ganz verseift, — d. h. in die entsprechenden Natron¬ 
salze verwandelt wird, — galt die Annahme, daß die Fette in Form ihrer Natron¬ 
salze zur Resorption gelangen. 

I. Munk versuchte diese Annahme zu widerlegen, indem er behauptete, daß 
im tierischen Organismus niemals soviel freies Alkali vorhanden ist, um alles 
mit der Nahrung aufgenommene Fett in die entsprechenden Salze zu verwandeln, 
und glaubte, daß ein Teil des Fettes, und zwar der beträchtlichste Teil, in Form 
des Neutralfettes oder freier Fettsäuren zur Resorption gelangt. 

Es entstand eine streitige Frage, die zwar noch bis jetzt nicht gelöst ist, 
in welcher Form das Fett resorbiert wird. 

Als ich zum Studium über die Verdauung der Fette gelangte, versuchte ich 
folgende Fragen zu lösen: 

1 . Die Art und den quantitativen Verlauf der Veränderung des Fettes im 
Magen-Darmtrakte zu verfolgen. 

2 . Wie viel Fett in verschiedenen Teilen des Darmtraktes resorbiert wird. 

*) Zusammenfassender Bericht über eigene Untersuchungen des Verfassers. 

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Original-Artikel. 


371 


3. Wie sich die einzelnen Bausteine des Fettes — die Fettsäuren — im Ver¬ 
gleich zu dem entsprechenden Natronsalze verhalten. 

Die Versuche wurden an Fistelhunden, die mir mein Kollege E. S. London 
liebenswürdigerweise zur Verfügung stellte, ausgeführt 

Hier seien nur die Hauptergebnisse 1 ) angegeben. Die Fette werden im 
Magen im Vergleich zu den Eiweißstoffen und Kohlehydraten äußerst lange 
aufgehalten. Verschiedene Fette verbleiben im Magen jedoch annähernd gleiche 
Zeit Von 100 g verfütterter Kuhbutter verbleiben nach 12 Stunden noch 13 % g. 
Von 100 g Schweinefett nach 10 Stunden —17,82 g. 

Das Fett erleidet hier eine ganz geringe Veränderung: Man beobachtet nur 
ein ganz geringes Anwachsen der Säurezahl. Im Duodenum wird das Fett kaum 
resorbiert Die Fettspaltung steigt hier bis auf einige Prozent an. Eine bemerk- 
liche Resorption wird von den oberen Teilen des Dünndarmes beobachtet. Im 
Jejunum wurde eine Resorption von 9 bis 12 °/ 0 ermittelt. Die Säurespaltung ist 
hier beträchtlich und beträgt im Durchschnitt ca. 25 °/ 0 . In der Mitte des Dünn¬ 
darmes ist die Resorption schon sehr beträchtlich — bis 35—37 °/ 0 . Das Fett 
aus den Entleerungen enthält 38—40 °/ 0 freier Fettsäuren, ca. 2 1 / 2 0 / 0 sind gebunden 
an Alkali. Je näher zum Coecum, desto mehr steigt die Resorption: Bei 1 Meter 
vor dem Coecum ist sie schon bis auf 60°/ 0 gestiegen und beim Ileocoecum be¬ 
trägt dieselbe ca. 95—97%. Von drei untersuchten Fetten (Rinderfett, Kuhbutter 
und Schweinefett) waren im allgemeinen die ersten zwei beinahe gleich gut 
resorbiert — im Durchschnitt bis auf 95—97%; schlechter wird das Schweine¬ 
fett resorbiert: Im Durchschnitt aus zwei Versuchen — 75%. 

Die eben beschriebenen Untersuchungen über Neutralfette führten jedoch 
zu keinem endgültigen Schlüsse, in welcher Form das Fett zur Resorption ge¬ 
langt. Nur eine Tatsache wurde sichergestellt, daß die Resorption parallel der 
Fettspaltung verläuft und daß eine vorherige Spaltung der Fette für deren 
Resorption unbedingt nötig zu sein scheint Die obige Frage suchte ich durch 
vergleichende Versuche der Verdauung der drei wichtigsten Fettsäuren: Stearin, 
Palmitin und Ölsäure und deren Natronsalze aufzuklären. a ) 

Die Versuche waren an zwei Versuchstieren ausgeführt: ein Hund mit einer 
Fistel 1 Meter vor dem Coecum und ein zweiter Hund — 1 bis 2 Cm. vor dem 
Coecum. An diesen Versuchstieren wurde zuerst festgestellt, daß die Ausnutzung 
der Fettsäuren im Darme mit beigemengter anderer Nahrung bei weitem voll¬ 
ständiger ist, als ohne Beimengung. Je feiner die Fettsäuren zwischen fremder 
Nahrung verteilt sind, um so vollständiger ist ihre Resorption. Diese Regel gilt 
besonders für die hochschmelzende Stearin- und Palmitinsäure. Die Darreichung 
der Nahrung geschah derart, daß die verflüssigten Fettsäuren mit Weizenmehl 
innig gemengt und zu einem Kuchen gebacken dem Tiere dargeboten wurden. 
Die Ergebnisse waren folgende: 

Beim Hunde A. (Fistel 1 Meter vor d. Coecum) war resorbiert (rundenZahlen): 

Stearinsäure.19 °/o, Palmitinsaures Natrium . . 67 °/o, 


Stearinsaures Natrium . . .53%, Ölsäure.83 %, 

Palmitinsäure.63%, Ölsaures Natrium.90 %. 


*) Zisch, f. physiol. Chem. 1906/7, Bd. 49/50. 

*) Zisch, f. physiol. Chem. 1907, Bd. 53, H. 3/5. 

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372 


Referate. 


Beim Ileocoecalfistelhunde wurde folgende unresorbierte Menge aufgefunden 
(und daraus resorbiert): 


Stearinsäure.35 °/ 0 , Palmitinsaures Natrium . . 89 °/ 0 , 

Palmitinsäure.78 °/ 0 , Stearinsaures Natrium . . .86 °/ 0 . 

Ölsäure.98 °/ 0 . 


Aus diesen Versuchen ist zu ersehen, daß die Fettsäuren-Salze besser aus¬ 
genutzt werden, als die entsprechenden Säuren. Jedoch ist die Differenz zwischen 
Salz und Säure bei der Palmitin- und Ölsäure nicht so groß, so daß die geeig¬ 
netste Form fiir die Resorption die Salze darbieten; aber für die hochschmelzende 
Stearinsäure ist die Differenz zwischen resorbierter Säure und Natronsalzen er¬ 
heblich größer und daraus ist zu schließen, daß die Säure nur in Form ihrer 
Salze im Darme ausgenutzt werden kann. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

919) C&rlson, A. J. and Mc. Lean, F. G. Further Studios on the Relation of 
the Oxygen Supply of the Salivary Gianda to the Gomposition of the Saliva. 

(Weiterer Beitrag über das Verhältnis zwischen Sauerstoffversorgung der Speichel¬ 
drüsen zur Komposition des Speichels.) From the Hüll Physiol. Lab. of the 
Univ. Chicago. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 20, Nr. 4, S. 457—469.) 

Verfasser bringen weitere Beweise gegen die Heidenhain 1 sehe Theorie 
der trophisch-sekretorischen Nervenfasern. Für Details muß auf das Original ver¬ 
wiesen werden. J. Auer. 

920) Carlson, A. J. and Meek, M. J. On the Mechanism of the Embryonic 
Heart Rhythm in Limulus. (Mechanismus des embryonalen Herzrhythmus in 
Limulus.) From the Marine Biolog. Lab., Woods Hole, and the Hüll PhysioL 
Lab. Univ. of Chicago. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 1, S. 1—10.) 

Das embryonale Limulusherz fängt zu einer Zeit an zu schlagen, wo sich 
histologisch noch keine Nervenfasern oder Ganglienzellen nachweisen lassen. 

Da der Herzschlag vom ausgewachsenen Limulus neurogenen Ursprungs 
ist, so muß die Überlieferung des Automatismus und der Reizleitung vom Myo¬ 
kard auf das nervöse Gewebe während der Embryonalzeit stattfinden. 

J. Auer . 

921) Carlson, A. J. The Conductivity Produced in the Non-Conducting 
Myocardium of Limulus by Sodium Chloride in Isotonic Solutions. (Über die 
durch isotonische Kochsalzlösung bedingte Reizleitung des normal nichtleitenden 
Herzmuskels von Limulus.) From the Marine Biolog. Lab. and the Hüll Phy¬ 
siol. Lab. of the Univ. of Chicago. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, 
Nr. 1, S. 11—18.) 

Wie Verfasser schon früher nachwies, besitzt der Herzmuskel von Limulus 
die Fähigkeit der Reizleitung nicht; die Kontraktion beibt lokal, wenn der Reiz 
nur das Muskelgewebe trifft. 

Wird aber ein ganglionloses Herz in eine isotonische Kochsalzlösung versenkt, 
so zeigt sich eine Reizleitung, und das Herz fängt an, nach einer Latenzzeit von 
35—45 Minuten, automatisch zu schlagen. Unter diesen Umständen ist also 
der Herzschlag myogen. 

Der cardiale Nervenplexus (Ganglion extirpiert) nimmt keinen Anteil an 
diesem Salz-Rhythmus: wird dieser Plexus teilweise isoliert und in die Salz¬ 
lösung versenkt, so verharrt der Herzmuskel in vollständiger Ruhe. Diese 

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Heferate. 


373 


motorischen Herznerven verhalten sich also anders als der Frosch-Ischiadicus, der 
unter den gleichen Bedingungen den Gastrocnemius reizt 

Eine Diskussion der Ergebnisse verschiebt Carlson einstweilen. J. Auer. 

922) Carlson, A. J. A Note on the Refractory State of the Non-Auto¬ 
matic Heart Muscle of Limulus. (Mitteilung über das refraktäre Stadium im 
nichtautomatischen Herzmuskel von Limulus.) From the Hüll Physiol. Lab. of 
the Univ. of Chicago. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 1, S. 19—22.) 

Da das ganglionlose Limulusherz in Salzlösung automatisch schlägt (s. voriges 
Referat), untersuchte Carlson, ob jetzt ein refraktäres Stadium, im Sinne 
herabgesetzter Reizbarkeit, nachzuweisen wäre. Durch Reizung mittels Induk¬ 
tionsschlägen ließ sich ein refraktäres Stadium nach weisen; wurde jedoch der 
Reiz verstärkt, so war immer eine Extrasystole zu erzielen, gleichgültig, ob der 
Stimulus während der Systole oder der Diastole auf das Herz einwirkte. 

In manchen Untersuchungen zeigte sich die Reizbarkeit dieser Herzpräparate 
am ausgesprochensten am Anfang der Systole; z. B. wirkte ein Reiz nur am 
Anfang der Systole, und blieb während der späteren Systole und am Anfang dfer 
Diastole wirkungslos. J. Auer. 

923) Sollmann, J. and H&tcher, B. A. Perfusion Experiments on Exci- 

sed Kidneys. IX. Effect of Various Poisons. (Durchblutungsexperimente an exci- 
dierten Nieren. IX. Die Wirkung verschiedener Gifte.) From the Pharmacol. 
Lab. of the Med. Dept. of Western Reserve Univ., Cleveland, Ohio, and of Cor- 
nell Univ., New York, N. Y. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 1, 
S. 37-50.) J.Auer. 

924) Howell, W. H. and Duke, W. W. The Effect of Vagus Inhibition on 
the Autpnt of the Potassium from the Heart. (Der Einfluß von Vagus- 
Hemmung auf Kaliumausfuhr vom Herzen.) From the Physiol. Lab. Johns 
Hopkins Univ., Baltimore U. S. A. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, 
Nr. 1, S. 51—63.) 

Wird ein isoliertes, durch den Koronarkreislauf mit Lockescher Lösung ge¬ 
speistes Warmblüterherz (Hund, Katze, Kaninchen) in Hemmung durch Vagus¬ 
reizung versetzt, so läßt sich in der wieder gesammelten Flüssigkeit ein erhöhter 
Kaliumgehalt kolorimetrisch nachweisen. (Für die Untersuchungsmethode, ab¬ 
gesehen von folgendem, siehe Schreiner und Failyer, Bulletin 31, U. S. 
Department of Agriculture. — Papier- oder Asbestfilter dürfen nicht gebraucht 
werden; die Alkohol-Chlorplatinmischungen werden zentrifugiert. Platingefäße 
müßen zum Veraschen gebraucht werden.) 

Z. B. zeigte die Lösung, jedesmal nach einer Reizung von einer Minuten¬ 
dauer durch den Koronarkreislauf getrieben (im ganzen acht mal): 

ohne Reizung: 0,129 mg K per ccm Flüssigkeit 
nach Hemmung: 0,169 „ „ „ „ „ 

das Totalquantum (80 ccm) enthielt 3,04 mg mehr Kalium nach der Hemmung 
als vorher, ein Gewinn von 29°/ 0 . 

Verfasser kommen zu dem Schluß, die Vagushemmung käme dadurch zu 
Stande, daß der durch den Vagusimpuls erhöhte Kaliumgehalt auf den Herz¬ 
muskel hemmend wirkt. 

Eine Veränderung des Kalziumgehalts nach Vagusreizung war nicht nach¬ 
weisbar. Reizung der Acceleratoren war ohne Einfluß auf den Kaliumgehalt 
der Lösung. J. Auer. 

926) Henderson, Yandell. Acapnia and Shock. I. Garbon-Dioxide as a 
Factor in the Regulation of the Heart-Bate. (Akapnie und Shock. I. Wir¬ 
kung der Kohlensäure auf die Regulation der Schlagzahl des Herzens.) From 
the Physiol. Lab. of the Yale Medical School. (Americ. Joum. of Physiology 
1908, Bd. 21, Nr. 1, S. 12C—156.) 

Plötzliche Verminderung des Kohlensäuregehaltes im arteriellen Blut bedingt 
nachHenderson Erhöhung der Schlagzahl des Herzens bis zum Herztetanus und Tod. 

Übermäßige künstliche Atmung bedingt nach ungefähr einer Stunde einen 
typischen chirurgischen Shockzustand. J. Auer. 

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374 


Referate. 


926) Carlson, A. J. and Luckh&rdt, A. B. The Increase in Osmotic Gon¬ 
centration of the Blood Daring Ether and Chloroform Anaesthesia. (Die Er¬ 
höhung der osmotischen Blutkonzentration während Äther und Chloroform¬ 
narkose.) From the Hüll Physiol. Lab. the Univ. of Chicago. (Americ. Joum. 
of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 11, S. 162—168.) 

Während Äther- und Chloroformnarkose zeigt das Blut von Hunden und 
Katzen eine gesteigerte osmotische Konzentration. Diese Erhöhung scheint direkt 
proportional zu der Anästhesietiefe und unabhängig von der Anästhesiedauer 
zu sein. 

Der Hauptfaktor ist das im Serum gelöste Anästhetikum. J. Auer . 

927) Hadley, P. B. The Reaction of Blinded Lobsters to Light. (Wirkung 
von Lichtreizen auf geblendete Hummer.) From the Biolog. Lab. of Brown 
Univ., and the Stickford Experimental Station of the Rhode Island Commission 
of Inland Fisheries. (Americ. Joum. of Phys. 1908, Bd. 21, Nr. 11, S. 180—199.) 

J. Auer . 

9 928) Lillie, B. S. The Relation of Jon8 to Contractile Processes. IL The 
Role of Calcium Salta in the mechanical Inhibition of the Ctenophore Swim- 
ming Plate. (Verhältnis der Jonen zur Kontraktion. II. Die Rolle der Ca-Salze 
in der mechanischen Hemmung der Schwimmplättchen von Ctenophora.) From 
the Marine Biolog. Lab. Woods Hole and the Lab. of Physiol. Zool., Univ. of 
Pennsylvania. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 2, S. 200—220.) 

Mit Eucharis multicomis und Mulopsis leidyi erhielt Lillie folgende ex¬ 
perimentelle Ergebnisse: 

Mechanische Reizung der Schwimmplättchen im Meerwasser, oder dem 
Meerwasser ähnlichen Lösungen (Van’t Hoff’sche Lösung, NaCl- und MgCl a - 
Mischungen) durch Erschütterung, Berühren usw. hemmt deren Aktivität. 

Verstärkung des Ca-Gehalts der Lösungen fördert die Hemmung und setzt 
die automatische Aktivität herab. Verminderung des Ca-Quantums, vermindert 
die Neigung zur mechanischen Hemmung, erhöht aber die automatische Aktivität 

/. Auer . 

929) Brande, B. and Carlson, A. J. The Influence of various Lympha- 
gogues on the Relative Concentration of Bacterio-Agglutinins in Serum 
and Lymph. (Wirkung verschiedener Lymphagoga auf die relative Konzen¬ 
tration von Agglutininen in Serum und Lymphe.) From the Hüll Physiol. Lab. 
Univ. of Chicago. (Americ. Joum. of Physiol 1908, Bd. 21, Nr. 2, S. 221—229.) 

J. Auer . 

930) Hughes, T. and Carlson, A. J. The Relative Hemolytic Power of 

Serum and Lymph under varying Conditions of Lymph Formation. (Relative 
hämolytische Kraft des Serums und der Lymphe nach Beeinflussung der Lymph- 
produktion.) From the Hüll Physiol. Lab. of the Univ. of Chicago. (Americ. 
Joum. of Physiol. Lab. 1908, Bd. 21, Nr. 2, S. 236—247.) J.Auer. 


931) Jackson, D. E. and Matthews, S. A. The Sensory Nerves of the 
Heart and Blood Vessels as a Factor in Determining the Action of Drugs. 

(Der Einfluß sensibler Nerven des Herzens und der Blutgefäße auf die Wir¬ 
kung von Pharmaka.) From the Lab. of Biochemistry, Pharmacology and experi- 
ment. Therapeutics of the Univ. of Chicago. (Americ. Joum. of Physiol. 1908, 
Bd. 21, Nr. 11, S. 255—258.) 

Das experimentelle Ergebnis ist wie folgt: Eine durch intravenöse Zufuhr 
von 1 / 40 °/o Akonitinlösung bedingte Blutdruckwirkung wird durch Sektion der 
Depressomerven (Kaninchen) von einer Drucksteigerung gefolgt. Es scheint 
also der Druckabfall nach Akonitin reflektorisch durch Depressorreizung zu¬ 
stande zu kommen. J. Auer. 

932) Meek, W. J. The Relative Resistance of the Heart Ganglia, the In- 
trinsic Nerve Plexus, and the Heart Muscle to the Action of Drugs. (Die 
relative Widerstandskraft der Herzganglia, des intermuskulären Nervennetzes und 
des Herzmuskels gegen die Wirkung von Pharmaka.) From the Hüll Physiol. 
Lab. of the Univ. of Chicago and the Marine Biolog. Lab. Woods Hole. (Americ. 
Joum. of Physiol. 1908, Bd. 21, Nr. 2, p. 230—235.) 

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Referate. 


375 


Verfasser studierte die Wirkung vieler Alkaloide, Anaesthetica und anderer 
Substanzen auf die verschiedenen Teile des Herzapparates von Limulus und 
kommt zu den folgenden Schlüssen: 

Die untersuchten Substanzen lähmen die Herzgewebe vom Limulus in der 
Reihenfolge: Ganglion, Nervenplexus, Muskel. 

Die selektive Wirkung ist nicht eine ausgesprochene. J. Auer. 

933) Policard, A. Action des Solutions salines de concentration variable 
sur rdpithelium rdnal. (Wirkung von Salzlösungen verschiedener Konzentration 
auf das Nierenepithel.) Travail du laboratoire de la Faculte de medicine de 
Lyon. (J. de physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 249—255.) 

Es gibt keine inoffensive Salzlösung. Jede schädigt mehr oder minder die 
Zellen der gewundenen Kanälchen. Die Salzlösungen wirken einmal durch die 
Veränderung der osmotischen Spannung (Osmonocivität), die besonders bei stark 
anisotonischen Lösungen hervortritt, dann besteht auch noch ein bisher nicht 
ganz bekannter toxischer Faktor der NaCl-Lösung. Besonders das Protoplasma 
wird dadurch geschädigt. Man kann den schaumigen, vakuolären Zustand des 
Zelleibes auf die Wirkung der Salzlösung zurückführen. H. Ziesche. 


934) Fiessinger, NoeL Les altärations pröcoces de la cellule höpatique au 
cours de certaines intoxications et infections experimentales. (Frühzeitige 
Veränderungen der Leberzelle bei gewissen Intoxikationen und Infektionen.) 
Travail des laboratoires des docteurs Chauffard et Oettinger. (J. de physiol. 
et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 111—126;) 

Ausgezeichnete histologische Arbeit, zum Referate nicht geeignet. H. Ziesche. 

985) Camus, Lucien et Nicloux, Maurice. La chlorure d’öthyle dans le sang 
au cours de l’anesthäsie, sa pänätration, sa röpartätion, so dlinunation. (Chlor¬ 
äthyl im Blute während der Anästhesie, sein Eindringen, seine Verteilung und 
seine Elimination.) (j. de. physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, 
S. 76—88.) 

Das Eindringen des Chloräthyls in das Blut erfolgt unter dem Einfluß der 
Atmung sehr rasch, unter entsprechenden Bedingungen geht auch die Elimination 
schnell vor sich. Die kleinste Menge von Chloräthyl im Blute beträgt im Augen¬ 
blicke, wo der Lidreflex aufhört, etwa 25 mg auf 100 ccm Blut. Während 
tiefer Anästhesie kann das Blut verschiedene Mengen enthalten, 80—150 mg 
und selbst mehr. Die Elimination des Chloräthyls ist eine Wirkung der Atmung, 
ist diese normal, so geht sie schnell von statten, sie ist kaum merkbar, wenn man 
das Versuchstier in den Zustand der Asphyxie versetzt. 

Während der Anästhesie enthält das arterielle Blut mehr Chloräthyl als das 
venöse, im Augenblicke der Ausscheidung ändert sich dies Verhältnis; die Eli¬ 
minationskurven kreuzen sich. 

Die Verteilung des Chloräthyls zwischen Plasma und Blutkörperchen ist 
eine ungleichmäßige, die letzteren enthalten stets mehr davon ab das Plasma, 
in der Zeit der festen Anästhesie etwa dreimal soviel. H . Ziesche. 


986) Beco, Lucien et Plumier, L6on. Action de la pilocarpine et de l’atro- 
pine sur la circulation et sur la diuröse. (Wirkung des Pilokarpins und Atro¬ 
pins auf Zirkulation und Diurese.) Travail du laboratoire de la clinique medicale 
de TUniversite de Liege. (J. de physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, 
S. 32—43.) 

Das Pilokarpin setzt bei intravenöser oder subkutaner Injektion die Diurese 
herab, und hebt sie ganz auf, wenn die Dosis groß genug ist, um den Blutdruck 
zu erniedrigen und das Volum der Nieren zu verringern. Es bestehen keine 
Beziehungen zwischen der Speichel- und Harnabsonderung. 

Die Diurese erreicht ihren normalen Wert oder übersteigt ihn, wenn man 
dem Versuchstiere eine Dosis Atropin injiziert, groß genug, die Herzwirkung 
des Pilokarpins zu neutralisieren, wenn sie auch die Salivation nicht authebt. 

Das Atropin erhöht bei subkutaner wie intravenöser Verabreichung die 
Diurese, weil es die Herztätigkeit beschleunigt und so den Blutdruck und die 
Durchblutung der Nieren steigert. 

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376 


Referate. 


Bei dem atropinisierten Tiere vermindert das Pilokarpin die Diurese nicht, 
wenn die Atropinmenge groß genug war, die Herzwirkung des Pilokarpins zu 
verhindern, auch wenn dieses noch starke und andauernde Salivation zur 
Folge hat 

Intravenöse Injektionen von Chlornatrium und Natriumsulfat heben die her¬ 
abgesetzte Diurese durch Erhöhung der Nierendurchspülung. 

Pilokarpin und Atropin wirken auf die Nieren anders als auf die Speichel¬ 
drüsen. Sie verändern die Drüsen nur durch Veränderung der Nierendurch¬ 
blutung. H, Ziese he 

937) Cristina, Giovanni. Sur l'action du sulfate de sparteine et de la 
digitaline sur les coeurs de grenouilles sains et d6g6n6r6s. (Über die Wirkung 
von Sparteinsulfat und Digitalin auf das gesunde und fettig entartete Frosch¬ 
herz.) Institut de pathologie generale de l’Universite de Naples, Professeur 
Gino Galeotti. (J. de physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, 
S. 44—59.) 

Sparteinsulfat und Digitalin in erhöhten Dosen wirken auf die Arbeit des 
Froschherzens durch Verlängerung der systolischen Phase. Die verschiedenen 
Phasen der Herzrevolution verlängern sich, nicht infolge von Störung der spon¬ 
tanen Reizleitung, sondern weil sich die Kontraktion der Muskelzelle langsam 
vollzieht Unter dem Einfluß von Spartein und Digitalin wird das Myokard 
schwerer reizbar und es bedarf immer größerer Reize, um eine Extrasystole zu 
erzeugen. Man kann sagen, daß die nicht stark toxischen Dosen von Spartein 
und Digitalin negative inotrope und bathmotrope Wirkungen auf das Herz haben. 

Das degenerierte Herz reagiert auf die gebrauchten Herzmittel absolut nicht, 
sie behalten die Anomalien, die durch die Phosphorvergiftung hervorgebracht 
sind. Diese Tatsache läßt sich wohl nur durch die Annahme erklären, daß 
Spartein und Digitalin direkt auf die Muskelzelle des Herzens einwirkten. 

H. Ziese he . 

938) Mouriquand, G. et Policard, A. L’alternance fonctionnelle des tubes 
urinaires, son role en pathologie rdnale. Les donnds expdrimentales d'ordre 
histo-physiologiques. I. Mdmoire. (Die abwechselnde Tätigkeit der Ham- 
röhrchen.) (J. de physiol. et de path. gener. 1908, Nr. 2, S. 267—274.) 

In der Niere funktionieren die verschiedenen Hamröhrchen nicht gleich¬ 
mäßig; sie befinden sich nicht stets im gleichen Stadium der Sekretion. Sie 
wechseln unter einander ab. Aber im gleichen Teile eines Hamröhrchens funk¬ 
tionieren alle Epithelzellen synchron. Dies kann man beweisen durch die 
Bilder, die man bei der Ausscheidung von Neutralrot durch die Niere bekommt 
Bei der Vergiftung mit Sublimat zeigen verschiedene Harnkanälchen verschiedene 
Vulnerabilität. H. Ziesche. 


939) Di Cristina^ Giovanni. Sur la fonction du cceur en dtat de ddgdndres- 
cence graisseuse. (Über die Funktion des fettig entarteten Herzens.) Institut 
de pathologie generale de l’Universite de Naples, Professeur Gino Galeotti. 
(J. de physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 17—31.) 

Die Versuche wurden an Fröschen angestellt, die durch kleine Dosen von 
Phosphor chronisch vergiftet waren. 

Zunächst fiel in allen Versuchen eine erhebliche Erniedrigung der systolischen 
Linie auf, die ihre Erklärung in der durch den Untergang von Muskelfasern be¬ 
dingten herabgesetzten Kontraktilität des Herzens findet. Ferner findet man 
eine außerordentliche Reduktion der Pulsschläge. Herztetanus läßt sich nicht 
auslösen. H. Ziesche . 


940) Stemberg, C. Über experimentelle Erzeugung von Magengeschwüren 
bei Meerschweinchen. (Ein Beitrag zur Pathogenese des Ulcus rotundum ventri- 
culi.) Aus der Prosektur der mährischen Landeskrankenanstalt in Brünn. 
(Ztschr. f. Heilk. 1907, 28. Bd., N. F. 8. Bd., Supplementheft [März 1908], S. 280.) 

Durch Eingießung konzentrierten Alkohols in den leeren Meerschweinchen¬ 
magen lassen sich Geschwüre hervorbringen, die dem Ulcus rotundum ventriculi 
ähneln. Reach . 


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Referate. 


377 


941) Laubenheimer, K. Zur Ätiologie der Cholecystitis. Aus dem hygien. 
Institut der Universität Gießen. (Ztschr. f. Hyg. 1. Nov. 1907, Bd. 68, S. 64—78.) 

Bakteriologische Befunde bei 86 Fällen von Empyem der Gallenblase mit 
besonderer Berücksichtigung einiger seltener Erreger. Es fanden sich: Bacterium 
coli comm. 18 mal in Reinkultur, 1 mal zusammen mit Bacillus pyocyaneus und 
4 mal mit Streptokokken. Streptokokken 3 mal allein, 1 mal mit Staphylokokken 
zusammen. Typhusbazillen lmal, Kapselbazillen und Pseudodiphtheriebazillen 
je 2 mal, Influenzabazillen 8 mal. Die Bedeutung der Kolibazillen für die Ätio¬ 
logie der Cholecystitis ist seit Naunyn unbestritten. Bemerkenswerterscheinen 
die Befunde von Kapselbazillen, welche gramnegativ, auf allen Nährböden wachsen, 
die charakteristischen schleimigen Qualitäten zeigen und bei Mäusen und Meer¬ 
schweinchen eine rasch tötende Septikämie verursachen. Dieser Kapselbacillus 
weicht (Milchgerinnung, Kartoffelwachstum) von den beiden Hauptvertretern der 
Gruppe Bac. pneumoniae (Friedländer) und Bac. lactis aörogenes ab. Ebenso 
sind die drei Influenzainfektionen der Gallenblase eine Seltenheit. Influenza¬ 
bazillen waren bisher nur 1 mal als Erreger einer Cholecystitis gefunden worden. 
Für die Pathogenität der morphologisch und kulturell als Influenzaerreger anzu¬ 
sprechenden Mikroben sprach die Agglutination der Bazillen durch das Blut¬ 
serum der zwei daraufhin untersuchten Kranken, bei denen ungewöhnlich hohe 
Agglutinationswerte (1:150 und 1:40) gefunden wurden. Die sonst bei der¬ 
artigen Kranken gefundenen (Cantani u. a.) sind erheblich geringer. 

K. Sick . 

942) Parisot, J. et Harter, A. L Nephrites experimentales. — II. Lesions 
des capsules surränales consdcutives ä des altärations experimentales da rein 
et du foie. (L Experimentelle Nephritis. TL Veränderungen der Nierenrinde als 
Folge experimenteller Nieren- und Leberschädigungen.) (Cpt. r. de Biol. 1907, 
Bd. 63, S. 819—822.) 

Durch Injektion von Kantharidinpräparaten, Fluomatrium, Essigsäure in das 
Nierenparenchym wurden typische parenchymatöse Nierenerkrankungen erzeugt; 
die Kaninchen zeigten Albuminurie und Cylindrurie. Das gleiche Bild der 
Nephritis mit Eiweiß- und Zylinderausscheidung kann man nun auch durch 
experimentelle Schädigungen der Leber erzeugen, und zwar sowohl durch Chole- 
dochusunterbindung wie durch Injektion der genannten Substanzen in den Ductus 
choledochus. 

Solche Nierenveränderungen gingen regelmäßig mit einer Vergrößerung der 
Nebennieren einher. Histologisch findet man Hyperämie und Bindegewebsneu¬ 
bildung sowie Parenchymwucherungen der Nebennierenrinde, die als hyper¬ 
plastische Veränderungen angesehen werden. Im Gegensatz dazu fanden sich 
bei Kaninchen, die rasch nach der Injektion der oben genannten Substanzen zu 
Grunde gegangen waren, Degenerationserscheinungen der Nebennieren, wie sie 
von Darre bei Urämie beschrieben worden sind. L. BorchardL 


943) Chevrel et Roger. Isolement des hämatoblastes. Production d’un 
sdrum antihämatoblastique. (Isolierung der Hämatoblasten. Herstellung eines 
antihämatoblastischen Serums.) Lab. de Bacteriol. de rUniversite de Rennes. (Cpt. 
r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 501—502.) 

Kaninchenblut wurde in hypertonischer Lösung aufgefangen, die im Liter 
8 g Kochsalz und 20 g zitronensaures Natrium enthält; auf 4—5 ccm Blut sollen 
10 ccm der Flüssigkeit kommen. Nach Umrühren wird zentrifugiert (5 Min. lang). 
Dabei schichtet sich die Flüssigkeit in eine schwerere Schicht, die rote und 
w r eiße Blutkörperchen enthält, und eine leichtere, die fast ausschließlich die 
Hämatoblasten in sich schließt. — Durch wiederholte Injektionen dieses Hämato- 
blastenserums in die Bauchhöhle von Meerschweinchen (6 mal mit 6tägigem 
Intervall) gewinnt das Meerschweinchenserum antihämatoblastische Eigenschaften. 

L. Borßhardt . 


944) Parisot et Lucien. iStude physiologique et anatomique des capsules 
surrönales chez les tuberculeux. (Physiologisch-anatomische Untersuchungen 
der Nebennieren bei Tuberkulösen.) Reun. biol. de Nancy, 11. Nov. 1907. (Cpt. 
r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 525—527.) 

K. F. m. Jihrg. Digitized by gjOOgle 



378 


Referate. 


Bernard und Bigard hatten anatomische Veränderungen der Nebennieren 
bei der Tuberkulose der Lungen gefunden, die bestätigt werden. Entsprechend 
diesen anatomischen Veränderungen ist der Einfluß von Nebennierenextrakten 
Tuberkulöser auf den Blutdruck umso geringer, je hochgradiger die anatomischen 
Veränderungen sind, und entsprechen der Norm, wenn Veränderungen fehlen. 
Tuberkulöse Veränderungen der Marksubstanz sind nur von geringem Einfluß 
hinsichtlich der Wirkung der Nebennierenpräparate auf den Blutdruck. In 
Fällen von Tuberkulose, bei denen Erscheinungen von Addison scher Krankheit 
sich zeigen, wird die Anwendung von Nebenmerenpräparaten befürwortet 

L. Borchardt. 

946) Gaillard, J. L’hyperplasie surrönale dans ses rapports avec l'hyper- 
tension arterielle permanente, la nöphrite chronique et l’athörome. (Die 
Nebennierenhyperplasie in ihren Beziehungen zur dauernden Blutdrucksteige¬ 
rung, chronischer Nephritis und Arteriosklerose.) (Cpt. r. de. Biol. 1907, Bd. 63, 
S. 669—-571.) 

Nach pathologisch-anatomischen Untersuchungen an 36 Fällen mit ge¬ 
steigertem Blutdruck oder Arteriosklerose kommt Gaillard zu dem Schluß, daß 
mit diesen Befunden am besten die Annahme übereinstimmt, daß die Neben¬ 
nieren normalerweise die Funktion haben, den Blutdruck zu regeln. Hyperplasie 
der Nebenniere (die in physiologischer Hinsicht auch als Hyperfunktion anzu¬ 
sehen ist) komme zustande 1. primär als Ursache der Blutdrucksteigerung 
(Theorie von Vaquez); 2. neben Nierenveränderungen, ohne daß sich sagen läßt, 
ob die Veränderung der Nebenniere primär oder sekundär eintritt; 3. sekundär 
infolge von Arteriosklerose. L. Borchardt. 

946) lfrouin, A. et Mante. Sclörose rönale, cirrhose höpatique et ascite 
experimentale par les sels de potasse. (Nierensklerose, Leberzirrhose und Ascites 
durch Kaliumsalze.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 474—475.) 

Kaliumchlorid und Kaliumsulfat in kleiner Dosis verursacht keine Leberver¬ 
änderungen; die Nieren sind hyperämisch, Kapillaren erweitert, Hypertrophie 
des interstitiellen Bindegewebes, Verdickung der Bowmannschen Kapsel, Tubuli 
mit hyalinen Zylindern angefüllt. Neben diesen Veränderungen findet sich bei 
Intoxikation mit größeren Dosen von Kaliumsulfat auch Leberzirrhose und Ascites. 

L. Borchardt . 

947) Babes, V. Lösions des capsules surrönales dans la tuberculose. 

(Veränderungen der Nebennieren bei der Tuberkulose.) (Cpt. r. de Biol. 1908, 
Bd. 64, S. 194—196.) 

Die bei M. Addisonii auftretenden tuberkulösen Veränderungen der Neben¬ 
nieren zeigen keine Tendenz zu allgemeiner Ausbreitung. Tuberkulöse Er¬ 
krankungen der Nebennieren finden sich auch sonst nicht selten; es existieren 
Fälle mit Nebennierentuberkulose ohne Addisonsche Krankheit. Bei allgemeiner 
Miliartuberkulose sind die Nebennieren regelmäßig mit afliziert. L. Borchardt. 

948) Lesieur, Ch. Sur la toxicite experimentale de -quelques tabacs 
(tabacs complets, tabacs plus ou moins dönicotinisös.) (Über die Giftigkeit 
verschiedener mehr oder weniger vollständig nikotinfrei gemachter Tabaksorten.) 
Lab. d’hygiene de Lyon. (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 9—11.) 

Bei intravenöser Injektion der Mazeration verschiedener Tabaksorten war 
die für Kaninchen tötliche Dosis stets proportional dem Gehalt des Tabaks an 
Nikotin; dasselbe war bei subkutaner sowie pulmonärer Applikation der Fall 
sowie bei Mazerationen, die mit physiologischer Kochsalzlösung hergestellt waren. 
Zur Herstellung wirklich unschädlichen Tabaks ist das Nikotin so gut wie irgend 
möglich vorher zu entfernen. L. Borchardt* 

949) Babes, V. Les rapports entre la graisse, le pigment et les formations 
cristallines dans les capsules surrönales. (Die Beziehungen zwischen Fett, 
Pigment und kristallinischen Bildungen in der Nebenniere.) (Cpt. r. de Biol. 
* 1908, Bd. 64, S. 83—84.) 

Die menschliche Nebenniere enthält regelmäßig Fett und Lezithin, die von 
der Drüse selbst sezerniert werden. Das Fett wird durch ein System von sehr 

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Referate. 


379 


dünnwandigen Venen resorbiert, die sich in der Mitte der Substantia corticalis 
finden. Das Fett ist durch ein Lipochrom gelb bis gelborange gefärbt und färbt 
sich mit Scharlach rotbraun. Zwischen dem Lipochrom und dem rotbraunen 
Farbstoff der Nebenniere finden sich alle Übergänge, mitunter in derselben Zelle. 
— Die Zellen der Marksubstanz sind sehr arm an Fett sowie an Pigment 

In der Mehrzahl der Fälle, in denen die Rinde reich an Fett ist, fanden sich 
auch längliche, doppeltbrechende Kristalle, die sich mit Scharlach gelb oder 
orange färben. Die Kristalle verschwinden beim Erwärmen und sind in abs. 
Alkohol, Xylol, Kanadabalsam, Terpentinöl und Äther löslich, unlöslich in Wasser, 
Glyzerin, Essigsäure, Ameisensäure und verdünnten Alkalien. Die chemische 
Natur dieser Kristalle, die Beziehungen zum Fett haben sollen, wurde nicht genau 
festgestellt L. Borchardi . 

960) Castaigne, J. et Rathery, F. Ldsions du tube contournd du rein 
dans l’intoxication aigue expdrimentale par le sublimd. (Veränderungen der 
Tubuli contorti der Niere bei der akuten experimentellen Sublimatvergiftung.) 
(Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 58—60.1 

Im ersten Stadium der akuten Sublimatvergiftung zeigten sich keine Ver¬ 
änderungen am Kern, im Protoplasma der Epithelzellen der Tubuli contorti 
treten zahlreiche große Körnchen auf, die sich mit Fuchsin rot färben. Die 
weiteren Veränderungen äußern sich einerseits in einer Zytolyse, wobei die 
fuchsinophilen Körnchen ausgestoßen werden, andererseits in Fragmentation des 
Zellprotoplasmas, das eine gleichmäßige rote Masse bildet, aus der die Kerne 
nur undeutlich hervortreten und schließlich in einzelne Fragmente zerfällt In 
den so veränderten Tubuli finden sich hyaline Zylinder, die sich vermutlich aus 
den oben geschilderten Körnchen bilden, nicht (wie andere glauben) aus Leuko¬ 
zyten. L. Borchardt. 

961) Andrd, Ch. Sur les ldsions du rein apr&s ablation du foie chez la 
grenouille (Über die Nierenveränderungen nach Extirpation der Leber beim 
Frosch.) Lab. du prof. J. Courmont. (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 60—61.) 

Die nach der Leberextirpation beim Frosche beobachteten Nieren Verände¬ 
rungen sind auf die Tubuli contorti beschränkt, in deren Zellen Vakuolen auf- 
treten. Die Funktion der erkrankten Zellen ist nicht beeinträchtigt. — Die anderen 
Bauchorgane zeigen keine analogen Veränderungen nach der Leberextirpation. 

L. Borchardi. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

962) Ascoli, M. und Izar, Gh Beeinflussung der Autolyse durch anorga¬ 
nische Kolloide. 33, Mitteilung. Wirkung von einigen positiv geladenen 
Kolloiden sowie von kolloidalem Palladium, Axsentrisulfid und Mangandioxyd 
auf die Leberautolyse. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 192—209.) 

Kolloidales Eisenhydroxyd, koll. Aluminiumhydroxyd, Arsentrisulfia, Mangan¬ 
dioxyd wirken in geringen Mengen anfachend auf die Leberautolyse, bei größeren 
Mengen geht die Begünstigung in eine Hemmung über. Durch elektrisch dar¬ 
gestelltes kolloid. Palladium wurde stets Anfachung bewirkt; die Stammlösung 
war aber nicht sehr konzentriert Verfasser lassen es daher dahingestellt, ob 
nicht vielleicht bei Verwendung konzentrierterer Lösungen auch hier Hemmung 
eintritt. Pincussohn. 

963) Neuberg, C. und Ascher, £. Notiz über Desaminocystin und Amino- 
athandisulfld. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. V, S. 451—455.1 

Durch Behandlung mit der äquivalenten Menge HNÖ a kann man Cystin 
desamidieren unter Bildung von 0-Thioglyzerinsäure, die als Ba-Salz erhalten wird. 
Durch genaues Ausfallen mit H a S0 4 wird dies freie Disulfid der /J-Thio-a-Oxypro- 
pionsäure gewonnen ([alp = ca. —10,6). Durch Behandlung mit Zinn und Salz¬ 
säure erhält man daraus aie a-Oxy-0-Thiopropionsäure. Bei vorsichtigem Arbeiten 
gelingt es, aus Cystin durch CO a -Abspaltung kleine Mengen von Aminoäthan- 
disulfid zu erhalten. Pincussohn. 

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380 


Referate. 


964) Jolles, Adolf. Notiz über die stickstoffhaltigen Hambestandteile. 
(Biochem. Ztschr. 1907, Bd. V, S. 419—21.) 

Bestimmt man im Azotometer den durch Behandlung mit Bromlauge frei¬ 
gemachten Stickstoff, so bezieht sich dieser auf Ammoniak und Harnstoff, zu 
einem geringen Teile tritt auch der N der Harnsäure in die Erscheinung. 
Andererseits wird nach vorheriger Oxydation mit Permanganat nach Jolles 
durch die genannte Methode der sämtliche N erhalten. Die Differenz zwischen 
beiden Stickstoffzahlen müßte der N der Harnsäure, Allantoin, Hippursäure, 
Oxalursäure, Eiweißkörper Purinbasen darstellen. Nach den Analysen reicht aber 
der N dieser Körper zur Deckung der Differenz bei weitem nicht aus, so daß 
noch unbekannte N-haltige Substanzen vorhanden sein müssen. Pincussohn . 

955) Buglia, Gh Über die physikalisch-chemischen Änderungen der Muskeln 
während der Ermüdung. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 158—171.) 

Die Gefrierpunktswerte des Saftes der normalen Muskeln nach der Fre d ericq- 
schen Methode des Abkochens erhalten, liegen stets ca. 0,15° höher als die des 
Blutserums, die elektrische Leitfähigkeit zeigt dagegen keine konstanten Unter¬ 
schiede. Die individuellen Schwankungen sind ziemlich beträchtlich. 

Bei ermüdeten Tieren findet sich konstante, nicht immer erhebliche Steigerung 
des osmotischen Druckes. Die elektrische Leitfähigkeit des Serums ist wenig 
verändert Bei genügend lange fortgesetzter Ermüdung zeigt die elektrische 
Leitfähigkeit und der osmotische Druck der ermüdeten Muskeln (in situ) kon¬ 
stante Verminderung. Pincussohn . 

956) Ascoli, M. und Izar, Gh Physiopathologische Wirkung kolloidaler 
Metalle auf den Menschen. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. V, S. 394—409.) 

Durch intravenöse und subkutane Einverleibung geringer Dosen durch Ge¬ 
latine haltbar gemachter kolloidaler Silber- und Platinlösungen wird eine erheb¬ 
liche Steigerung der N-Ausfuhr hervorgerufen, wobei besonders die Harnsäure 
erheblich vermehrt ist. Einfuhr größerer Mengen ändert wenig, nur die Ham- 
säureausfuhr wächst. Erhitzen der Kolloide im Autoklav auf 120° hob die 
Wirkung auf. Diese trat auch bei Anwendung kolloidaler Lösungen ohne Ge¬ 
latinezusatz nicht hervor. An den Injektionsstellen trat keine wesentliche Re¬ 
aktion auf, bezügl. des Allgemeinzustandes machte sich z. B. Steigerung der 
Körpertemperatur, sowie Mattigkeit in der ersten Zeit nach der Injektion be¬ 
merkbar. Pincussohn. 


957) Neuberg, C. und Rosenberg, E. Über die a-Naphtylisocyanatver- 
bindungen einiger Aminosäuren. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. V, S. 456—60.) 

Die a-Naphtylisocyanatverbindungen der Aminosäuren eignen sich gut zur 
Charakterisierung derselben. Es wurden die Verbindungen der folgenden dar¬ 
gestellt und genau beschrieben: 1-Alanin (Schmp. 202°), d-Isoleucin (178°), 
1-Asparaginsäure (115°), 1-Asparagin (199°), d-Phenylalanin (155°), Tryptophan 
(159—160°), d-l-Serin (192°), d-Aminovaleriansäure (195—196°), d-l-Leucylglycin 
(186°). Sehr charakteristisch sind die Schwermetallsalze dieser c-Naphtylisocyanat- 
verbindungen. Sie wurden erhalten durch Lösen in heißem Ammoniak, Weg¬ 
kochen des Überschusses und Fällen des Filtrates mit Cu-Azetat oder AgNO$. 

Durch Erhitzen mit Barytwasser können die Aminosäuren aus ihren Naphtyl- 
isocyanatverbindungen regeneriert werden. Pincussohn . 


958) Neuberg, C. und Brahn, B. Über die Inosinsäure. (Biochem. Ztschr. 
1907, Bd. V, S. 438—450.) 

Man nahm bisher an, daß die Inosinsäure (nach Haiser C 1 oH 18 N 4 P08) durch 
Hydrolyse in Phosphorsäure, Trioxyvaleriansäure und Sarkin zerfallt. 

Die Inosinsäure gibt starke Pentosenreaktion, sie dreht stark ([«]d =— 18,5°). 
Bei der Hydrolyse liefert sie keine Trioxyvaleriansäure, sondern eine Pentose 
(1-Xylose), deren Bruttoformel freilich mit der genannten Säure gleich ist. 
Außerdem entsteht Hypoxanthin und Phosphorsäure nach der Formel: 

C 10 H 13 N 4 O 8 P + 2 H 2 0 = H 8 P0 4 + C 6 H 10 O ß + C 6 H 4 NO. 


Der Inosinsäure liegt ein 1-Xylosephosphorsäureester zu Grunde, der erste 

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Referate. 


381 


in der Natur aufgefundene Vertreter des Pentosephosphorsäureesters, der mit 
den so verbreiteten Glyzerinphosphorsäureestem in Parallele zu stellen ist. 

Pincussohn . 

959) Neuberg, G. und Ascher, £. Bildung von Isoserin aus a-0-Dibrom- 
propionsäure. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 559—562.) 

Bei Darstellung größerer Mengen von a-0-Diaminopropionsäure aus a-0-Di- 
brompropionsäure mit NH 3 und (NH 4 ) 3 C0 3 fand sich Isoserin als Nebenprodukt. 
Verfasser erklären sich diese Erscheinung ähnlich wie das von Neuberg und 
Fe der er beobachtete Auftreten von Methylisoserin bei der Verarbeitung von 
a-0-Brombuttersäure aus der intermediär entstehenden Imidobuttersäure. Es 
dürfte in dem vorliegenden Fall sich intermediär wahrscheinlich Imidopropion- 
säure gebildet haben. Denkbar wäre auch ein intermediäres Auftreten von 
Epiglyzidsäure. Pincussohn. 

960) Magnus-Levy, A. Über die Neubildung von Glykokoll. (Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 523—540.) 

Nach Eingabe von Benzoesäure beim Hammel und Kaninchen können bis 
28 °/ 0 des Gesamt-N als Hippursäurestickstoff ausgeschieden werden. Es ist nötig, 
daß ein Teil der hierfür erforderlichen Glykokollmenge neu gebildet worden ist, 
da so große Mengen im Eiweiß nicht präformiert sind. 

Auf Grund des starken Wachstums säugender Tiere, die nur wenig im Ei¬ 
weiß präformiertes Glykokoll zu sich nehmen, hält Verfasser es für wahrschein¬ 
lich, daß im normalen Organismus auch ohne Eingreifen durch Benzoäsäure 
oder ähnliche Substanzen aus höheren Stickstoffverbindungen Glykokoll ent¬ 
steht Er steht aber durchaus nicht auf dem Standpunkt von Wiechowsky, 
daß beim normalen Kaninchen fast das ganze Eiweiß über die »Glykokollstufe« 
abgebaut wird. Pincussohn. 

961) Magnus-Levy, A. Über das Verhalten benzoylierter Aminosäuren im 
Organismus. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 541—554.) 

Versuche mit BenzoylVerbindungen von 10 verschiedenen Aminosäuren er¬ 
gaben, daß diese nach subkutaner Injektion beim Kaninchen nicht zu Hippur¬ 
säure oxydiert, sondern unverändert ausgeschieden wurde. Auch Benzoylleucin 
wird nicht angegriffen, entgegen einer früheren Mitteilung des Verfassers. Es 
war damals eine nicht definierte aus einer Leucinfraktion stammende Aminosäure 
irrtümlich als Leucin angesprochen worden. Pincussohn . 

962) Magnus-Levy, A. Über das Verhalten formylierter Aminosäuren im 
Organismus. (Biochem. Ztschr. 1907, Bd. VI, S. 555—558.) 

Im Gegensatz zu den benzoylierten Aminosäuren wird Formylglycocoll und 
Formyl-l-Leucin im Kaninchenorganismus fast vollständig gespalten und zum 
größten Teil oxydiert. Im Ham findet sich kein Leucin, dagegen Glycocoll und 
freie Ameisensäure. Formyl-d-Leucin geht ungespalten quantitativ in den Harn 
über. Pincussohn . 


963) Magnus-Levy, A. Über das Auftreten einer Benzoösäure-Glukuron- 
säureverbindung im Hammelham nach Benzoösäurefiltterung. (Biochem. Ztschr. 
1907, Bd. VI, S. 502—522.) 


Die Verbindung C 13 H 14 0 8 bildet sich aus je einem Molekül Benzoösäure und 
Glukuronsäure. Sie dreht in alkalischer Lösung stark rechts ([c]d Natronsalz = 
+ 43,6), reduziert Kupferoxyd sofort beim Erwärmen, nach 30 Minuten in der 
Kälte. Sie ist sehr leicht spaltbar. Von Salzen wurde das Strychnin- und das 
Natriumsalz hergestellt 

Die Säure trat erst bei Verftitterung von 30 g Benzoösäure beim Hammel 
auf. Bei Steigerung der zugeführten Benzoösäure steigt die Menge der Doppel¬ 
verbindung. Nach 50 g wurde einmal 38,5 g Benzoesäure-Glukuronsäurever- 
bindung ausgeschieden. Pincussohn. 

964) Neuberg, Carl. Verschiedenes über Tryptophan. (Biochem. Ztschr. 
1907, Bd. VI, S. 276.) 

Jodtryptophan erhalten aus alkalischer Tryptophanlösung mit Jod-Jod¬ 
kalium. Es bildet sich hellbrauner amorpher Niederschlag von Jodtryptophan. 

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382 


Referate. 


Dieser gibt keine typische Tryptophanreaktion mehr, ist unlöslich in Wasser, 
wenig löslich in Alkohol und Aether, leicht löslich in Alkali. Tryptophan¬ 
silber durch Fällung einer Tryptophanlösung mit Silbemitrat, Waschen der 
Fällung mit Wasser, Alkohol und Äther. Durch Ausfällen des Silbers mit HCl 
oder besser mit H a S kann man das Tryptophan wieder gewinnen. r-Trypto- 
phan. Die Differenzen des Dehnungsvermögens, die verschiedene Autoren für 
Tryptophan fanden, führt Verfasser auf die leichte Razemisierung des Trypto¬ 
phans zurück. Schon beim Kochen mit PbC0 3 und NH S (Trennung von Cystin) 
kann Razemisierung eintreten. Die Reaktionen des r-Tryptophans sind denen der 
aktiven Form gleich. Pincussohn. 

965) Allere, Rudolf. Über razemisches Tryptophan. (Biochem. Ztschr. 
1907, Bd. VI, S. 272.) 

Die Untersuchung eines aus pankreatinverdautem Casein isolierten Trypto¬ 
phans ergab keine Drehung. Der Schmelzpunkt war 268°, also niedriger als 
bei den bisher gefundenen Tryptophanpräparaten (Hopkins und Cole, Abder¬ 
halden u. Kempe, Neuberg). Woher die Razemisierung des Tryptophans 
stammt, ist unbekannt. Das dargestellte Produkt stimmt mit der von Ellinger- 
F1 a m a n d synthetisch dargestellten r-Indolaminopropionsäure überein. Pincussohn . 

966) Ghiillemont, Hyal. Effects des rayons X et des rayons du raditun 
sur la cellule vdgdtale. (Wirkung der X-Strahlen und Radiumstrahlen auf die 
Pflanzenzelle.) Travail du laboratoire de Mr. le Professeur Bouchard. (J. de 
physiol. et de gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 1—16.) 

Zahlreiche Versuche haben folgende Ergebnisse gehabt: 

Die X- und Radiumstrahlen haben auf das Korn im Stadium des latenten 
Lebens eine zweifellos schädliche Wirkung. Wenn man als Vergleichspunkt die 
bräunende Wirkung auf Bariumplatinzyamn nimmt, so ist zur Verhinderung der 
Keimung von den X-Strahlen eine mehr als viermal höhere Dosis notwendig, 
als von den Radiumstrahlen. 

Die zur Schädigung nötige Bestrahlungsdauer scheint je nach dem Samen 
zu differieren, doch kann man im allgemeinen sagen, daß von 8,000 M an das 
Radium seine verzögernde Wirkung geltend macht. 

Es scheint, daß die Wachstums Verzögerung, die der Same zur Zeit seines 
latenten Lebens erlitten hat, sich über das ganze Leben fortsetzt, wenigstens 
werden die Zellen der erwachsenen Pflanze mehr und mehr refraktär gegen 
die schädigende Wirkung desselben Agens. 

Kleine Bestrahlungsdosen mit X- oder Radiumstrahlen scheinen nicht konstant 
eine Beschleunigung der Auskeimung zu bewirken. Doch ist diese Frage noch 
nicht sicher zu beantworten. 

Die X-Strahlen bewirken vielleicht während der Keimung hin und wieder 
angewandt eine Beschleunigung des Wachstums. Mit dem Alter der Sprößlinge 
nimmt diese Wirkung mehr und mehr ab. Diese Strahlen können jedoch die 
Sonnenbestrahlung nicht ersetzen und bedingen auch keinen Radiotropismus. 

Die das Wachstum verlangsamende Wirkung der Radiumstrahlen ist deutlich, 
sie wird mit dem fortschreitenden Alter der Pflanze immer geringer. Die be¬ 
schleunigende Wirkung sehr schwacher Dosen erscheint sehr zweifelhaft. 

H. Ziesche. 

967) Nattan-Larier, L. et Fical. Recherches sur la lipase, l'amylase et le 
ferment protdolytique de la placenta. (Untersuchungen über das lipolytische, 
amylolytische und proteolytische Ferment der Plazenta.) (J. de physiol. et de 
pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 60—65.) 

Nach der von Charrin 1906 angegebenen Methode arbeitend haben die 
Autoren die Ergebnisse ihres Vorgängers nachgeprüft und konnten die genannten 
Fermente in der Plazenta nach weisen. H. Ziesche . 

968) Alessandro, Giovanni et Bonaventura, Guiseppe. Le pouvoir sdcrdteur 
du pancrdas le contenu en sdcreteur et en entdrocinase de rintestine gröle et 
l’activitd protdolytique du suc pancrdatique dans l’andmie aigue experimentale. 
(Gehalt des Pankreasgehalts des Dünndarms an Sekretin und Enterokinase 

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Referate. 


383 


und die proteolytische Kraft des Pankreassaftes bei akuter, experimenteller Anämie.) 
Travail de Tlnstitut de Physiologie de l’Universite de Messine, Directeur 
Professeur A. G. Barbera. (J. de physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, 
Nr. 2, S. 219—230.) 

Bei akuter Anämie selbst hohen Grades ist das Sekretionsvermögen des 
Pankreas gewöhnlich abgeschwächt. Der Sekretingehalt des Dünndarmes ist 
gegenüber der Norm nicht vermindert. Die proteolytische Wirksamkeit des 
Pankreassaftes und der Gehalt des Dünndarmes an Enterokynase sind nicht ver¬ 
mindert sondern eher vermehrt H. Ziesche. 

969) Leffevre, Jules. Eecherches de calomdtrie respiratoire sur le besoin 
physiologique minimum. Troisiäme m&noire. (J. de physiol. et de path. gener. 
1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 193—202.) 

Es handelt sich um die Feststellung der geringsten zur Unterhaltung des 
Lebens ohne alle Reaktion auf die Außenwelt notwendige Kalorienmenge. Sie 
beträgt nach respiratorischer Kalometrie festgestellt 1500 cal in 24 Stunden und 
0,986 für kg und Stunde bei einem Menschen von 64—65 kg. H. Ziesche. 

970) Maignon, F. Etüde sur la röpartition du glycogöne musculaire; 
influence de l’inanition. (Die Verteilung des Muskelglykogens. Einfluß der 
Inanition.) Laboratoire de physiologie de l’Ecole vetennaire de Lyon. (J. de 
physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 203—211.) 

Das Muskelglykogen ist sehr unregelmäßig verteilt, nicht nur in den ent- * 
sprechenden Muskeln rechts und links, sondern auch in verschiedenen Teilen 
desselben Muskels. Es ist unmöglich, in einem Muskel zwei benachbarte Stücke 
von gleichem Glykogengehalt zu finden. Andauernde Inanition führt zu einer 
gleichmäßigen Verteilung des Glykogens in den symmetrischen Muskeln so¬ 
wohl, als auch in den verschiedenen Partien eines und desselben Muskels. 

H. Ziesche . 


971) Bienenfeld, B. Das Verhalten der Frauenmilch zu Lab und Säure. 

(Wr. med. Woch. 1908, S. 136.) 

Verfasserin konnte zeigen, daß native und zentrifugierte Frauenmilch auf Lab¬ 
zusatz nicht gerinnt. Erst nach Versetzen mit n/i 0 Müchsäure trat Labgerinnung 
ein. Kontrollversuche, bei welchen lediglich Milchsäure hinzugefügt wurde, 
zeigten, daß in der nativen als auch in der gekochten Milch bei 40° Säure¬ 
fällung des Kaseins auftritt. Es handelt sich bei Säure-Labfällung nicht um Lab¬ 
gerinnung, sondern um Säurefällung des Kaseins. Das durch Säure gefällte Kasein 
läßt sich nicht durch Lab zur Gerinnung bringen. Das Frauenkasein unter¬ 
scheidet sich vom Kuhkasein durch seinen geringeren N-Gehalt, ferner durch 
das Vorhandensein eines Kohlehydratkomplexes (Molisch positiv). Auch Säug¬ 
lingslab war auf Frauenmilch unwirksam, auf Kuhmilch wirkte es koagulierend. 
Es ist also eine spezifische Labwirkung ebenfalls auszuschließen. K. Gläßner. 

972) Loeper et Esmonet, Ch. Resorption comparde des ferments peptiques 
et pancrdatiques dans le tube digestiv. (Vergleich der Resorption der peptischen 
und pankreatischen Fermente im Verdauungskanal.) (Cpt. r. de. Biol. 1908, Bd. 64, 
S. 310—311.) 

Nach intestinaler Pepsininjektion findet man stets eine erhebliche Menge 
Pepsin im Urin wieder. Die Resorption geschieht in erster Linie im Dünndarm, 
in geringerem Grade auch im Diikdarm und im Duodenum. Die Fermente des 
Pankreas werden nach intestinaler Pankreatininjektion an verschiedenen Darmab¬ 
schnitten resorbiert: Die Lipase kommt nur schwierig und nur im Dünndarm 
zur Resorption; das Trypsin wird nur schlecht im Duodenum, sehr wenig im 
Dickdarm, aber sehr leicht im Ileum resorbiert. Die Amylase wird im ganzen 
Verdauungskanal gut resorbiert, am besten im Dünndarm. L. Borchardt . 


973) Pozerski, E. Sur le calcium du suc intestinal. (Über das Kalzium 
des Darmsaftes.) Lab. de physiol. de l’Institut Pasteur. (Cpt. r. de Biol. 1908, 
Bd. 64, S. 328—329.) 

Der flüssige Teil des Darmsaftes enthält nur Spuren von Kalzium, während 
die Zellen, die die Enterokinase sezemieren, reich an Kalksalzen sind. Die 

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Referate. 


Elimination von Kalzium durch die Darmwand geschieht ausschließlich durch die 
abgestoßenen Darmepithelien, nicht durch das Drüsensekret. L, Borchardt, 

974) Gerber, G. Action des phosphates neutres de potassium et de 
sodium sur la coagulation du lait de vache par le lab-ferment, (Wirkung des 
Kalium- und Natriumphosphats auf die Gerinnung der Kuhmilch durch das Lab¬ 
ferment) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 738—740.) 

Während Lörcher behauptet hatte, daß K a HPÖ 4 die Labgerinnung be¬ 
schleunigt, während NaaHP0 4 dieselbe herabsetzt, zeigt Gerber, daß auch 
K a HP0 4 in jeder Konzentration die Labgerinnung der Kuhmilch herabsetzt, wenn 
auch nicht ganz so energisch wie Na a HP0 4 . Dabei ist es gleichgültig, ob man 
bei Zimmer- oder Brutschranktemperatur arbeitet L. Borchardt, 

975) Seilliöre, Gaston. Remarques sur la recherche des pentoses par la 
rdaction & la phloroglucine. (Bemerkungen über den Nachweis der Pentosen 
durch die Phlorogluzinreaktion.) Lab. de physiol. de la Sorbonne. (Cpt. r. de 
Biol. 1907, Bd. 63, S. 743—744.) 

Bei der Tollensschen Phlorogluzinprobe aufPentose erhält man nach Seilliere 
fast augenblicklich einen schwarzen Niederschlag, der die Erkennung der Farben¬ 
reaktion beeinträchtigt. Seilliere schlägt deshalb folgende Modifikation vor: 
2 Teile einer Mischung, die durch Destillation von 50 ccm Eisessig, 10 ccm conc. 
HCl und 0,25 g Phlorogluzin gewonnen ist, werden mit einem Teil der zu prüfen¬ 
den Flüssigkeit und etwas Phlorogluzin gekocht. Es entsteht — etwas lang¬ 
samer als bei der Tollensschen Probe — eine intensiv rote Färbung, die einen 
Absorptionsstreifen zwischen D und E zeigt und sich stundenlang hält Aldehyd- 
hexosen geben eine schmutzigbraune, Lävulose eine intensiv braune Färbung, 
die die rote Farbe der Pentosen verdecken kann. L . Borchardt, 

976) Porcher, Ch. Sur le passage possible des cluromogönes indoxyliques 
et mdthylkdtoliques dans le lait chez la chövre. (Über die Möglichkeit des 
tjlbertritts von Indol- und Skatolfarbstoff in die Ziegenmilch.) Lab. de chimie, 
Ecole veterinaire de Lyon. (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 469—471.) 

Ein Übergang von Indol und Skatol, die sich bei Ziegen sehr reichlich im 
Urin finden, in die Ziegenmilch findet nicht statt. Nur wenn man Ziegen abun¬ 
dante Mengen von Indol und Skatol in den Magen einführt, gehen Spuren 
davon auch in die Milch über. L. Borchardt, 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 


977) Cruveilhier, L. Resultats expdrimentaux concemant l’emploi du 
Sulfate de m&gnösie dans le traitement du tdtanos. (Experimentelle Erfahrungen 
über die Anwendung von Magnesiumsulfat bei der Behandlung des Tetanus.) 
Lab. de M. Roux. (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 111—113.) 

Die Anwendung von Magnesiumsulfat bei Tetanus ist von Greeley zuerst 
empfohlen worden. Cruveilhier hat drei Reihen von Tierexperimenten zur 
Prüfung der Brauchbarkeit dieser Medikation bei Tetanus angestellt. Subkutane 
Injektion einer 2proz. Magnesiumsulfatlösung gleich nach der Infektion mit Te¬ 
tanus hatte bei Mäusen keinerlei Effekt. Auch die intrakranielle Einverleibung 
des Magnesiumsulfats bei Meerschweinchen schützte in keiner Weise vor den 
tetanischen Krämpfen. Schließlich wurde Kaninchen das Magnesiumsulfat in den 
Wirbelkanal appliziert; aber auch diese zeigten keine größere Resistenz als die 
Kontrolliere, bekamen nach derselben Zeit wie diese die Krämpfe und starben 
ebenso rasch. 

Wegen des negativen Ausfalls dieser Versuche warnt Cruveilhier vor 
allzugroßem Vertrauen zu der Heilwirkung des Magnesiumsulfats beim Tetanus 
des Menschen. L, Borchardt, 


978) Daguin, A. Action de la phönolphthalöine sur la contractilitö et la 
s6cr6tion intestinales. (Wirkung des Phenolphthaleins auf die Kontraktion und 
Sekretion des Darmes.) (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 153—155.) 

Phenolphthalein wirkt direkt auf die Darmwand, indem es vermehrte Peri- 


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Referate. 


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staltik und Wasserabsonderung hervorruft; intravenöse Injektion von Phenol¬ 
phthalein in physiol. Kochsalzlösung ist beim Kaninchen ohne jeden Effekt. 

L. Borchardt . 

979) v. Willebrand, E. A. Über den Stoffwechsel fettsüchtiger Menschen. 

(Skandin. Archiv f. Physiol. 1908, Bd. 20, S. 152—161.) 

Die spärlichen bisher vorliegenden Angaben über den respiratorischen Stoff¬ 
wechsel nach reichlicher Nahrungsaufnahme bei Fettsüchtigen hat zu der An¬ 
nahme Anlaß gegeben, als ob bei diesen die Steigerung der Verbrennungsprozesse 
während der Verdauung erheblich kleiner und von kürzerer Dauer sei als bei 
gesunden Personen. Während diese Versuche mit dem Zuntz-Geppertschen 
Respirationsapparate angestellt wurden, haben Untersuchungen, die v. Willebrand 
unter Anwendung des Sonden-Tigerstedt sehen großen Respirationsapparates an 
drei Fettleibigen ausführte, keinen Unterschied gegenüber der Norm ergeben. 
Bei diesen Kranken war die Steigerung der Verbrennungswärme im Körper nach 
Nahrungsaufnahme ebenso intensiv wie beim Gesunden. L. Borchardt. 

980) Morel, A. et Monod, 0. Technique trös sensible pour rechercher 
rurobiline applicable ä tout liquide, möme au sdrum. (Sehr empfindliche Me¬ 
thode zum Nachweis des Urobilins, die man für jede Flüssigkeit, selbst für das 
Blutserum anwenden kann.) Faculte de Medecine de Lyon. (Cpt. r. de Biol. 
1908, Bd. 64, S. 205—206.) 

2—3 ccm der zu untersuchenden Flüssigkeit werden mit der zehnfachen 
Menge 95proz. Alkohols */a Stunde am Rückflußkühler auf dem Wasserbad ge¬ 
kocht. Die im Scheidetrichter abgetrennte alkohol. Flüssigkeit wird im Wasser¬ 
bad auf 3 ccm eingeengt, mit einem Tropfen einer 1 proz. Lösung von Ober¬ 
mayer schem Reagens in Wasser, dann mit 2 ccm Zinkazetatlösung (Zinc. acetic. 
1,0; Alkohol 95 °/ 0 100,0; Acid. acetic. q. s. bis zur Aufklärung der Flüssigkeit) 
versetzt und 24 Stunden stehen gelassen. Die Flüssigkeit wird dann in ein 
Reagenzglas filtriert und in konzentriertem Bogenlicht beobachtet. Das Vor¬ 
handensein sehr geringer Spuren von Urobilin wird durch eine sehr deutliche 
grüne Fluoreszenz angezeigt. L. Borchardt. 

981) Widal et Bostaine. Troubles de l’dlimination urinaire au cours de 
la crise d'hdmoglobinurie paroxystique. (Veränderungen in der Urinausscheidung 
im Verlauf der Krise bei der paroxysmalen Hämoglobinurie.) (Cpt. r. de Biol. 
1908, Bd. 64, S. 225—228.) 

Während der Krise vermindert sich bei der paroxysmalen Hämoglobinurie 
der Gehalt an Chloriden, die Gefrierpunktsemiedrigung wird geringer. Dahin¬ 
gegen war das spezifische Gewicht entsprechend dem Hämoglobingehalt erhöht. 
Die Harnstoffausscheidung verhält sich umgekehrt wie die Ausscheidung der 
Chloride. L. Borchardt. 


982) Petit, L6on et Minet, Jean. Sur r&bsorption des albumines en na- 
ture par le gros intestin. (Über die Absorption der Eiweißkörper durch den 
Dickdarm.) Inst. Pasteur de Lille. (Cpt r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 22—24.) 

Rektale Injektion von Eiereiweiß, die jede Woche einmal wiederholt wurde, 
wurde von Kaninchen zunächst gut vertragen; dann magerten die Tiere rapide 
ab und gingen nach der 8. Injektion zu Grunde. Das Serum zeigte präzipitierende 
Eigenschaften gegenüber einer 10proz. Eiereiweißlösung in einer Verdünnung 
von 1 zu 10000. 

Die Vermutung, daß durch ähnliche Verhältnisse die Anwendung von Nähr- 
klystieren beim Menschen Schädlichkeiten zur Folge haben könne, konnte durch 
das Experiment nicht bestätigt werden. Nach rektaler Zuführung von Eiereiweiß 
nahm der Urin präzipitierende Eigenschaften an, die aber nach 7 Stunden wieder 
verschwunden waren; Eiweiß war im Urin nicht nachzuweisen. Das Serum 
zeigte keine präzipitierenden Eigenschaften. L. Borchardt. 


988) Ldpine, B. et Boulud. Sur le Sucre du ventricule droit et de la 
carotide. (Ueber den Blutzucker im rechten Ventrikel und in der Carotis.) (Cpt. 
r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 31—32.) 

Während nach CI. Bernard die Menge des Blutzuckers im rechten Ventrikel 

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Referate. 


regelmäßig größer ist als im linken, haben Lepine und Boulud oft das umge¬ 
kehrte Verhalten feststellen können. Beim hungernden Hunde war unter folgenden 
Bedingungen regelmäßig der Blutzuckergehalt des linken Ventrikels höher: nach 
Injektion von Phloridzin und Invertin, nach Chloroforminhalation und nach intra- 
stomachaler Alkoholapplikation. L, Bore har dt . 

984) Gascard, A. Sur un cas d'albumosurie de Bence-Jones. (Über einen 
Fall von Bence-Jones scher Albumosurie.) 

Grimbert, L. Albumine thermosoluble dite de Bence-Jones. (In der Hitze 
löslicher, sogenannter Bence-Jones scher Eiweißkörper.) (Cpt. r. de Biol. 1908, 
Bd. 64, S. 13—16.) 

Die chemische Untersuchung der beiden Fälle von Bence-Jones scher Albu¬ 
mosurie weist keine Besonderheiten auf. Im ersten Fall handelte es sich um 
eine Frau mit Osteomalacie; der zweite stammt von einer Kranken mit Cystoma 
ovarii. L. Borchardt, 

985) Gilbert et Herscher. Recherches sur la stercobiline (urobiline fdcale). 
Pigments biliaires, stercobiline et stercobilinogöne dans les ffeces physiologiques. 
(Untersuchungen über Sterkobilin [Urobilin in den Fäzes]. Gallenpigmente, Urobilin 
und Urobilinogen in den normalen Fäzes.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 452 
bis 455.) 

Beim Erwachsenen fehlten die Gallenfarbstoffe in den normalen Fäzes, es 
findet sich darin mitunter Urobilin, stets Urobilinogen. Dagegen enthielt der 
Stuhl von Neugeborenen reichlich Gallenfarbstoffe, aber keine Spur von Urobilin 
oder Urobilinogen. Im Mekonium und den ersten Stuhlabgängen nach der Ge¬ 
burt schien das Biliverdin vorzuherrschen. Vom zweiten Tage post partum ab 
überwiegt das Bilirubin. Das Blut enthält normalerweise eine geringe Menge 
Gallenfarbstoff, den die Niere in Urobilinogen und Urobilin umzuwandeln vermag; 
diese Fähigkeit fehlte dem Neugeborenen. L. Borchardt . 

986) Labbd et Vitry. L’indicanurie du lapin. (Indikanurie beim Kaninchen.) 
Clinique medicale Laönnec. (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 586—588.) 

Das Kaninchen unterscheidet sich hinsichtlich der Indikanausscheidung nicht 
von anderen Tieren. Das Indikan fehlt im Ham bei ausreichender vegetabilischer 
Nahrung, findet sich aber bei Fleischnahrung und unzureichender Kohlehydrat¬ 
nahrung, bei der die Kaninchen ihre eigenen Fäzes fressen, vor. L . Borchardt 

987) Gilbert et Herscher. Recherches sur la stercobiline (urobiline fdcale) 
pigments biliaires, stercobiline, stercobilogöne dans les fbces pathologiques. 
(Über das pathologische Vorkommen von Urobilin, Urobilinogen und Gallen¬ 
farbstoff in den Fäzes.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 597—600.) 

Bei Choledochussteinen, Pankreaskarzinom, Ikterus catarrhalis fehlen Urobilin 
und Urobilinogen in den Fäzes; das gesamte gebildete Bilirubin geht in den 
Kreislauf über, die Fäzes sind frei davon. In anderen Fällen von Gallensteinen 
oder Ikterus catarrhalis auf dem Wege der Besserung findet man geringere Mengen 
Urobilin und Urobilinogen als in der Norm. Bei Ikterus gravis und Bleikolik 
besteht Polycholie ohne Behinderung des Gallenabflusses. Dann finden sich 
reichlich Urobilin, Urobilinogen und Gallenfarbstoff im Urin. L, Borchardt, 

988) Bierry, H. et Rane. Sur une röaetion de la bilirubine. (Über eine 
Bilirubinreaktion.) Lab. de physiol. de la Sarbonne. (Cpt r. de Biol. 1907, 
Bd. 63, S. 608—609.) 

Wenn man die Lösungen von Brom und Bilirubin in wasser- und alkohol¬ 
freiem Chloroform zusammenbringt, entsteht ein grüner Farbstoff, eine Brom¬ 
verbindung des Bilirubins. Der Farbstoff ist in Alkohol mit blauer, in kon¬ 
zentrierter Schwefelsäure mit grüner, in verdünnten Alkalien mit violetter Farbe 
löslich. Die grüne Lösung des Farbstoffs in Chloroform wird durch Zufügung 
eines Tropfens Alkohol blau gefärbt. Durch Ammoniakdämpfe tritt Entfärbung 
ein. — Die Reaktion ist sehr empfindlich und eignet sich zum Nachweis des 
Bilirubins in Körperflüssigkeiten. L. Borchardt 

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Referate. 


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989) AuchE, A. Sur une nouvelle mEthode pour rechercher et sEparer 
l’urobiline et son chromogEne. (Neue Methode, Urobilin und Urobilinogen nach¬ 
zuweisen und zu isolieren.) Reun. biol. de Bordeaux. (Cpt r. de Biol. 1908, 
Bd. 63, S. 713—715.) 

2—3 ccm löproz. Thymollösung in Chloroform werden im Reagenzglas mit 
dem sauren (eventl. vorher angesäuerten Urin aufgefüllt, 2—3 Min. vorsichtig 
umgeschüttelt unter möglichster Vermeidung von Emulsionsbildung. Nach Ab¬ 
gießen des Urins wird in möglichst wenig abs. Alkohol gelöst und nach Zusatz 
einiger Tropfen alkoholischer Zinkazetatlösung filtriert. Bei Vorhandensein von 
Urobilin tritt Fluoreszenz ein. Extrahiert man mit Chloroform allein, so nimmt 
dieses nur das Urobilinogen auf, das durch Zufügung einiger Tropfen lproz. 
Jodtinktur zu Urobilin oxydiert und als solches dann nachgewiesen wird. — Bei 
gleichzeitigemVorhandensein von Gallenfarbstoff versagt die Methode. L. Borchardt. 

990) Javal, A. De la teneur en albuxninoldes du sErum sanguin dans 
oertßias Etats pathologiques. (Gehalt des Blutserums an Eiweiß bei gewissen 
Krankheiten.) Lab. de l’hopital de Rothschild. (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, 
S. 670—672.) 

Vermehrung des Eiweißgehaltes des Blutserums findet sich nicht selten bei 
Nephritis und Herzkrankheiten, ohne daß diesem Befund eine diagnostische oder 
prognostische Bedeutung zukommt. Auch bei Leberzirrhose, die nach Gilbert 
und Chiray mit Verminderung des Eiweißgehaltes des Blutserums einhergeht, 
kommt Vermehrung desselben vor. L. Borchardt. 

991) Regand, Gl. et Dubreuil. Action des rayons de Röntgen sur le 
testicnle du lapin. L Conservation de la puissance virile et Sterilisation. 
(Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Testikel des Kaninchens. L Erhaltensein 
der Potenz und Sterilität.) Lab. d’histol. de la Faculte de med. de Lyon. (Cpt. 
r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 647—649.) 

Nach der Bestrahlung der Hoden von Kaninchen mit Röntgenstrahlen war 
die Potenz noch erhöht, das ejakulierte Sperma enthielt bewegliche Spermatozoen, 
Befruchtung trat aber in keinem Falle ein. L. Borchardt. 

992) Mestrezat, W, Origine physiologique du pouvoir saccharifiant de 
la salive. (Physiologischer Ursprung der Speicheldiastase.) Lab. de chimie 
de la Faculte de medecine de Montpellier. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, 
S. 736—738.) 

Die Speicheldiastase rührt nicht von Mundbakterien her, da auch der sterile 
Parotis- und Submaxillarisspeichel, der durch Katheterisierung der betr. Aus- 
führungsgänge gewonnen ist, saccharifizierend wirkt. L. Borchardt . 

993) Lesieurs, Monod et Morel, A. Recherches experimentales et cliniques 
sur la signification de rurobilinurie. (Experimentelle und klinische Unter¬ 
suchungen über die Bedeutung der Urobilinurie.) Lab. du prof. Cazeneuve. 
(Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 343-344.) 

Versuche an Winterfröschen, die den Zweck haben, die Bedeutung der Leber 
für die Urobilinausscheidung zu illustrieren. Fröschen, denen die Leber exstirpiert 
war, wurde 1 ccm wässeriger Urobilinlösung durch eine Sonde in den Magen 
eingeführt; der während der nächsten vier Tage gesammelte Urin enthielt reich¬ 
lich Urobilin, während Kontrollfrösche mit intakter Leber auch nicht Spuren 
von Urobilin ausschieden. Die Leber vermittelt also die Retention des aufge¬ 
nommenen Urobilins. L. Borchardt . 

994) LabbE et Vitry, G. Ingestion d’indol et Elimination d’indoxyle. 
(Indolaufnahme und Indoxylausscheidung.) Vorläufige Mitteilung. (Cpt. r. de 
Biol. 1908, Bd. 64, S. 351.) 

Bestätigung der bekannten Tatsache, daß nach Indolaufnahme Indikan aus¬ 
geschieden wird. Versuche am Kaninchen. L. Borchardt. 


995) A. Landau. Experimentelle Untersuchungen über Blutalkaleszenz 
und Azidose, n. Mitteilung. Über den Einfluß von Alkalien auf die Alka- 
leszenz des normalen Blutes und demjenigen bei endogener Azidose. (A. f. exp. 
Path. u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 289.) 

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Referate. 


Es steht dies jetzt noch keineswegs fest — trotz der regelmäßigen klinischen 
Anwendung — daß die Alkalien imstande sind, endogene Azidose zu unter¬ 
drücken und die Blutalkaleszenz zu heben. Verfasser stellte nun Versuche an 
Kaninchen an, bei denen er durch Phosphorvergiftung oder durch Hungern in 
einem Fall rasche, im anderen langsame Azidose erzeugte. Die Methode der 
Blutuntersuchung war die von Zuntz-Loewy, Kraus für die Alkaleszenzbe- 
stimmung, außerdem wurden noch andere Faktoren bestimmt. — Als erster 
Versuch wurden 16 g Nat-Karbonat innerhalb von vier Tagen (per os und sub¬ 
kutan) bei gesunden Tieren eingeführt. Die Alkalien heben hauptsächlich die 
Alkaleszenz des Plasmas, sowohl die mineralische wie die organische. Trotzdem 
kann das Blut vollständig normal bleiben, wenn in den Blutkörperchen aus¬ 
gleichende Veränderungen auftreten. Von den Hungertieren bekam der eine 
Teil (per os) je 100 ccm 0,5 Kochsalzlösung, der andere 100 ccm 2proz. Soda¬ 
lösung. Erstere bekamen ausgesprochene Azidose; die Verminderung der Blut¬ 
alkaleszenz bezieht sich hauptsächlich auf den mineralischen Teil und betrifft 
ebenso das Plasma wie die roten Blutkörperchen. Bei den anderen Tieren 
zeigte sich, daß 2 g Natriumkarbonat p. d. die Zeichen der Azidose bei hun¬ 
gernden Tieren vollständig aulheben. Bei Kaninchen, welche im Laufe von 
4 Tagen je 4 g Natriumkarbonat, am 3. und 4. Tag Phosphoröl injiziert be¬ 
kamen, zeigte sich eine nur unbedeutende Alkaleszenzveränderung gegenüber 
den nicht mit Alkali behandelten Phosphortieren. Die Alkaleszenz des gesunden 
Blutes blieb fast unverändert, der Unterschied betrifft fast nur das Plasma und 
die Blutkörperchen. Die Veränderungen der Plasmaalkaleszenz hängen ledig¬ 
lich von der Steigerung der organischen Alkaleszenz ab. Obwohl die Tiere, 
welche mit Phosphor vergiftet wurden, eine Alkalimenge bekamen, welche der 
l 1 / 2 fachen der Säureproduktion entsprechenden Menge gleichkommt, hat sich 
doch die Azidose fast nicht vermindert. Dabei war die Reaktion des Harns 
dieser Tiere alkalisch. Verfasser erklärt sich diesen Widerspruch so, daß der 
Überschuß an eingeführtem Alkali wieder aus dem Blut ausgeschieden wird, 
bevor er die in den Zellen enthaltenen Säuren neutralisieren kann. Die vom 
Verfasser gegebene Erklärung, warum bei der Hungerazidose die Alkalizufuhr 
die Blutalkaleszenz zu erhalten im Stande ist, und warum dies bei der Phosphor¬ 
vergiftung nicht der Fall ist, ist nicht ganz verständlich. Schmidt\ 

996) Bock, Joh. Untersuchungen über die Nierenfunktion. EL Über die 
Ausscheidung der Phosphate bei gesteigerter Hamflut. Pharmak. Inst. Kopen¬ 
hagen. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 227.) 

Während beim Kaninchen die Zuckerdiurese, die Salz- und Purindiurese 
konstant eine bedeutende Vermehrung der Phosphorsäureausscheidung im Ham 
bewirken, übt die Wasserdiurese gewöhnlich keine Wirkung auf die Phosphor¬ 
säureausscheidung aus. Die Resultate stehen im Gegensatz zu der von O. Loewi 
beim Hund gefundenen Unbeeinflußbarkeit der Phosphorsäureausscheidung durch 
die Diurese, wonach dieser Autor für die Ausscheidung der Phosphorsäure in 
der Diurese eine echte Sekretion annimmt. — Bezüglich der daran anschließenden 
theoretischen Ausführungen verweise ich auf die Originalarbeit. Schmid. 

997) G. B. Gruber. Über die Beziehung von Milz und Knochenmark zu 
einander, ein Beitrag zur Bedeutung der Milz bei der Leuk&xnie. II. med. 
Klinik München. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 289.) 

Die Arbeit wendet sich auf Grund von eingehenden experimentellen Unter¬ 
suchungen gegen die Arbeit von K. Ziegler (Fischer-Jena 1906). Dieser hatte 
durch isolierte Röntgenbestrahlung der Milz unter vollständiger Bleiabdichtung 
des übrigen Körpers bei größeren und kleineren Tieren ein Blutbild erhalten, 
welches ihm dem der Leukämie identisch erschien. Er nimmt daher an, daß 
der Entstehung der angeblichen Leukämie primär eine Schädigung der Milz vor¬ 
ausgehe und daß die Degeneration der Milzfollikel die primäre Ursache auch der 
menschlichen Leukämie sei. Verfasser bestreitet nun, daß das Blutbild bei diesen 
Tieren, welches auf den oben beschriebenen Eingriff auftritt, dem der mensch¬ 
lichen Leukämie vergleichbar ist. Die Stütze für die Diagnose der myeloiden 
Blutbefunde liegt für Ziegler in dem Auftreten zahlreicher großer basophiler 

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Referate. 


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ungranulierter Zellen, die er für Vorstufen der echten Myelozyten ansieht. Dies 
ist jedoch nach Grub er ein nicht bewiesener Schluß, insofern Übergänge 
zwischen dieser Zellform und den Myelozyten nirgends zu finden sind und 
andererseits gerade diese großen basophilen ungranulierten Zellen regelmäßig 
aus den Abstrichen von Lymphdrüsen zu erhalten sind. Diese Zellen tragen also 
nicht den Charakter der Myeloiden und deshalb entspricht das betreffende Blut¬ 
bild nicht dem der myeloiden Leukämie. 

Ob der Milz für die Entstehung dieses Blutbildes die ihr von Ziegler zu¬ 
geschriebene Rolle zukommt, entscheidet Verfasser durch Versuche, bei welchen 
er Kaninchen, denen einige Tage zuvor die Milz exstirpiert worden war, die 
Hinterläufe in ähnlicher Weise (unter Abdichtung des übrigen Körpers) be¬ 
strahlte. Dabei erhielt nun Verfasser denselben Blutbefund wie Ziegler: es 
traten Myelozyten in spärlicher Zahl auf und in einer gwissen Periode eine erheb¬ 
liche Vermehrung jener einkernig basophilen ungranulierten Zellen. Übergänge 
dieser Zellen zu granulierten Zellen fehlten vollständig, für ihren myeloiden 
Charakter sprach nicht, vielmehr ist ihre Abstammung aus den zu gewissen 
Zeiten hyperplasierten Lymphdrüsen das wahrscheinlichste. Es erschient daher 
auch nicht richtig, von der Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Tiere einen 
Schluß auf die Histogenese der menschlichen Leukämie zu ziehen. Schmidt 

998) Gellhora, Walter. Über den Nachweis eines absättigbaren Toxins 
im Harn und Stuhl von Säuglingen. Aus dem Säuglingsheim Haan. (Münch, 
med. Wschr., April 1908, Nr. 16.) 

Die Methode des Nachweises war auf Weichardts Rat folgende: Zerreiben 
des urinfreien Stuhles im Mörser mit Wasser, fällen mit Bleiazetat, entfernen 
des überschüssigen Bleies im Filtrat mit konzentriertem Natriumphosphat, noch¬ 
mals filtrieren, einengen im hohen Vakuum bei guter Kühlung, 12 Stunden im 
Eisschrank gegen destilliertes Wasser dialysieren, auf 2 ccm einengen und noch¬ 
mals 12 Stunden dialysieren. Der im Dialysator verbliebene Rest wurde zu den 
Versuchen benutzt. Beim Ham genügt sorgfältiges Dialysieren nach leichter 
Ansäuerung. Als Antitoxin diente ein Antikenotoxin von Kalle & Co. Die 
Giftwirkung des erhaltenen Körpers entsprach dem von Weicliardt be¬ 
schriebenen. Es muß sich um einen Körper handeln, der nur aus Eiweiß ent¬ 
standen sein kann, dessen Anwesenheit, besonders im Ham, beweist, daß Eiwei߬ 
gifte im Körper eine Rolle gespielt haben müssen. 

Im ganzen wurden bei 20 Säuglingen 47 Urin- und 14 Kotuntersuchungen 
ausgeführt; 12 Kinder waren magendarmkrank. Das Kenotoxin wurde nur bei 
7 Kindern gefunden: ob seine Auffindung einen pathognomonischen Wert hat, 
läßt sich noch nicht sagen. Mit Sicherheit läßt sich nur folgern: 1. Es ist nicht in 
jedem Säuglingsurin und -Stuhl in einer im Mäuseversuch zu demonstrierenden 
Menge vorhanden; 2. Zufütterung auch geringer Mengen Brustmilch entzieht das 
Gift dem Nachweis; 3. mit großer Wahrscheinlichkeit ist zu behaupten, daß 
das Kenotoxin wohl stets bei Kindern mit stärkeren Magendarmsymptomen auf- 
tritt. Das Kenotoxin ist nicht artspezifisch, sondern aus jedem Eiweiß darstell¬ 
bar. Seine Wirkung ist in geringer Dosis günstig, in größerer zellschädigend; 
es hat sicherlich einen großen Anteil bei der Summation der Schädlichkeiten 
beim kranken Säugling. In 2 Fällen ließ sich eine günstige Beeinflussung des 
Allgemeinbefindens durch Antitoxinfütterung erzielen. Möglicherweise entstehen 
zugleich mit Kenotoxin noch andere Eiweißgifte, für die dann der Kenotoxin- 
nachweis als Indikator dienen könnte. 

Als Entstehungsort des Giftes kommen Darm (durch Bakterienwirkung 
oder beim Eiweißabbau) und intermediärer Stoffwechsel in Betracht. In 
letzterem Falle wäre eventuell die Pfaundler’sche Anschauung bezüglich 
des tropholytischen Komplements in Betracht zu ziehen. M. Kaufmann . 

999) Schlecht, Heinrich. Über eine einfache Methode zur Prüfung der 
Pankreasfunktion beim gesunden und kranken Menschen. Aus der medizin. 
Klinik zu Breslau. (Münch. Med. Wschr., April 1908, Nr. 14.) 

Die Methode beruht auf der von Ed. Müller festgestellten Tatsache, daß 
man mit Hilfe der Serumplatte in den Fäzes tryptisches Ferment nachweisen 

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Referate. 


kann; gegen Pepsin und Galle ist das Löfflerserum bei 50—60° unempfindlich. 
Von der Wirkung des proteolytischen Leukozytenferments läßt sich die des 
Trypsins dadurch unterscheiden, daß sie durch Kaltblüterserum sehr intensiv 
gehemmt wird. Verfasser bestätigte durch Versuche an 100 Stühlen, daß es fast 
ausnahmslos möglich ist, in den Fäzes Pankreastrypsin, meist allerdings nur in 
geringen Mengen, nachzuweisen, wenn man den Stuhl mit Glyzerin gut zerreibt 
und auf der Serumplatte bei 50—60° mindestens 24 Stunden bebrütet Ferment¬ 
reicher macht man sich den Stuhl durch Abführmittel; am meisten Ferment 
findet sich nämlich im Dünndarm, und an Tierversuchen war das völlige Ver¬ 
schwinden des Ferments hinter der Ileocoecalklappe gegenüber dem Ferment¬ 
reichtum vor derselben sehr auffallend. Die Patienten erhielten zunächst zur 
Reinigung des Rektums eine Klystierspritze, dann 0,3 g Kalomel, eventuell mit 
0,5 g Purgen. Dünnflüssige Stühle kann man ohne Verrühren mit Wasser aus¬ 
säen, dickere verrührt man mit Glyzerin, fettreiche Stühle extrahiert man vor¬ 
her. Die Verdauung geht sowohl bei schwach alkalischen wie schwach sauren 
Stühlen gut vor sich, stark saure muß man durch schwache Sodalösung leicht 
alkalisieren. Meist fanden sich nach 24 Stunden tiefe Löcher in der Serumplatte. 
In einem Fall von Lebertumor fand sich nur einmal schwache Dellenbildung, 
später keine mehr. In einer Reihe von Fällen zeigte sich eine Verminderung 
des Trypsingehaltes, indem erst nach 24—36 Stunden leichte Dellenbildung aut 
trat (Fälle von Cholelithiasis, Ikterus catarrhalis, chronische Obstipation, Magen¬ 
krebs). Tiere, bei denen durch operativen Eingriff der Übertritt von Pankreas¬ 
ferment in den Darm verhindert wurde, zeigten in den Fäzes kein Trypsin. 
Die Methode läßt also bis jetzt jedenfalls erkennen, ob in den Fäzes überhaupt 
Trypsin vorhanden ist, oder ob es ganz fehlt. Versuche, die Methode zu einer 
quantitativen zu gestalten (durch ein Verdünnungsverfahren oder durch Titrierung 
mit einem im Blutserum enthaltenen Antiferment) sind im Gange. 

M. Kaufmann. 

1000) Bergei, S. Über hämolytische Wirkungen des Fibrins. Aus d. Lab. 
d. Chir. Universitätsklinik in Berlin (Direktor: Bier). (D. med. Woch., 1908, 
Nr. 9, S. 369—372.) 

Verfasser ging von der Anschauung aus, daß die fibrinöse Entzündung ana¬ 
log anderen Formen der Entzündung eine Heilbestrebung des Organismus dar¬ 
stelle. Bei der Fibrinbildung zerfällt ein großer Teil der Leukozyten und gibt 
seine Fermente zum Teil an das Serum, zum Teil aber auch an das gebildete 
Fibrin ab. Das Fibrin muß also antitoxische und hämolytische Eigenschaften 
haben. Verfasser studierte zunächst die hämolytischen mit Hilfe eines aus ge¬ 
schnittenem und gut ausgewaschenem Fibrin mit physiologischer Kochsalzlösung 
oder Glyzerin hergestellten Extrakts. Es zeigte sich, daw in diesen Extrakten 
Hämolysine und zwar sowohl Ambozeptoren als Komplemente enthalten waren. 
Die Injektionen von Fibrinemulsionen bei Meerschweinchen, die unter absicht¬ 
licher Außerachtlassung aseptischer Kautelen gemacht wurden, riefen seröse, 
serös-fibrinöse und hämorrhagische Entzündungen, aber nie Eiterung hervor. 

Reiß. 

1001) Citron, H. Technische und diagnostische Beiträge zur Blutan&lyse 
der Fäzes. (D. med. Woch. 1908, Nr. 5, S. 190—192.) 

Verfasser macht die Reaktion mit Benzidin (von Kahlbaum und von Schering) 
im Eisessigätherextrakt des Stuhles. In einer großen Reihe von Untersuchungen 
hat sich ihm die Reaktion stets in dem Sinne bewährt, daß sie bei allen Er¬ 
krankungen, bei denen auch klinisch das Auftreten von Blutungen im Magen¬ 
darmkanal anzunehmen war, positiv, in allen anderen Fällen negativ ausfiel. 
So schließt nach Citron wiederholter negativer Ausfall mit fast absoluter 
Sicherheit Karzinom aus. Reiß. 

1002) Bauer, J. Über biologische Milchdifferenzierung. Aus der akad. 
Kinderklinik zu Düsseldorf. (Münch, med. Wschr., April 1908, Nr. 16.) 

Verfasser benutzte das Komplementablenkungsverfahren, um Verfälschung 
von Frauenmilch mit Kuhmilch nachzuweisen. Daß die Milch an sich schon 
hämolysebehindemd wirkt (Pfaundler und Moro), kann er nicht bestätigen*, 

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Referate. 


391 


auf der anderen Seite konnte er aber nach weisen, daß die Hemmung der Hämo¬ 
lyse durch Milch, besonders durch Frauenmilch, soweit sie nicht durch das 
Medium bedingt ist, auf einer komplementhemmenden Eigenschaft derselben be¬ 
ruht Praktisch kommt bei der Milchdifferenzierung die hemmende Eigenschaft 
gar nicht in Frage. Es läßt sich vielmehr mit der Komplementablenkungs¬ 
methode nicht allein die Milchverfälschung an sich nachweisen, sondern sogar 
mit Hilfe eines titrierten Serums die Menge der zugesetzten Milch bestimmen. 

M, Kaufmann . 


Klinisches. 

1003) Claude, BL et Gougerot, JEL Sur rinsuffisance simultande de plusieurs 
glandes k sdcrdtion interne (insuffisance pluriglandulaire). (Über gleichzeitige 
Insuffizienz mehrerer Drüsen mit innerer Sela-etion.) (Cpt r. de Biol. 1907, 
Bd. 63, S. 786—787.) 

47jähriger Mann 1904 in Beobachtung mit Verlust sämtlicher Sexual¬ 
charaktere: Atrophie der Hoden und der äußeren Genitalien, Fehlen der 
Schamhaare und der Haare in der Achselhöhle, geringer Bartwuchs. Bis 
1898 gesund, sexuelle Potenz normal. 1898 tetanischer Anfall, dann Nephritis, 
Albuminurie, Ödeme; von da ab zunehmende Schwäche, Abnahme der Potenz, 
Verschwinden der Sexualcharaktere. Tod Juli 1907. Im Laufe der Krankheit 
dauernd Gefühl von Kälte, mangelnde Schweißabsonderung, Trockenheit der Haut, 
Apathie, Veränderung der Stimme, Pigmentation der Haut und Schleimhäute, 
Sinken des Blutdrucks. Atrophie der Schilddrüse. — Sektion: Kleine Schilddrüse 
von 12 g Gewicht, atrophiert. Nebenschilddrüsen wurden nicht gefunden. Hoden 
klein und weich, wogen 22 g. Atrophie der Prostata und Samenblasen. Neben¬ 
nieren wogen zusammen 6 g, mit hochgradigen Veränderungen. Hypophyse 
sehr klein, sklerotisch, atrophiert Milz verkleinert. — Die Verfasser sondern 
das Krankheitsbild, das ziemlich selten auftritt, mit Recht vom Myxödem ab und 
sehen es als degenerative Erkrankung der gesamten Drüsen mit innerer Se¬ 
kretion an. L. Borchardt . 

1004) Netter, A. Sela de calcium dans l’eczäma. Leur mode d’action. 
Efficacitd des sels de calcium dans la tätanie experimentale. (Kalziumsalze bei 
Ekzem. Ihre Wirkungsweise. Wirkung der Kalziumsalze bei experimenteller 
Tetanie.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 465—466.) 

Netter kann die guten Heilerfolge, die Parhon und Urechie mit Kalzium¬ 
chlorid bei Ekzem erzielten, bestätigen; als Ursache der Heilwirkung sieht er 
den Antagonismus des Kalziums gegenüber dem Natrium an, dessen schädlicher 
Einfluß auf Hautkrankheiten bekannt ist. Dieser Antagonismus zwischen Natrium- 
und Kalziumsalzen zeigte sich auch in Versuchen von Parhon und Papinian 
bei der durch Exstirpation von Schilddrüse und Nebenschilddrüsen hervorgerufenen 
Tetanie, die durch Kochsalzinjektion gesteigert, durch Chlorkalziuminjektion ge¬ 
bessert wurde. L . Borchardt . 

1006) Hart, Karl. Über Thymus persistens und apoplektiformen Thymus¬ 
tod nebst Bemerkungen über die Beziehungen der Thymuspersistenz zur Ba¬ 
sedowschen Krankheit. Aus der Prosektur des Augusta-Viktoria-Krankenhauses 
zu Schöneberg-Berlin. (Münch, med. Wschr. April 1908, Nr. 13—14.) 

Die rein mechanische Erklärung des Thymustodes kann für viele Fälle nicht 
befriedigen; ebensowenig die Erklärung Palt aufs, der die allgemeine lymphatische 
Konstitution für den Thymustod verantwortlich macht. Hart knüpft an einen 
Erklärungsversuch Svehlas an, welcher den plötzlichen Tod auf eine Art Selbst¬ 
vergiftung zurückführte infolge gesteigerter und pathologisch veränderter Se¬ 
kretionsvorgänge in der vergrößerten Thymus. Er hat selbst einen der sehr 
seltenen Fälle von apoplektiformem Thymustod bei einem Erwachsenen (29 Jahre) 
zu sezieren Gelegenheit gehabt, bei dem zu Lebzeiten allmählich zunehmende 
Herzbeschwerden bestanden, die sich als nervöse charakterisierten und eine auf¬ 
fallende Ähnlichkeit mit den Herzbeschwerden bei Basedow zeigten. Bei der 
Autopsie fand sich eine persistierende Thymus im Zustande starker kongestiver 

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392 


Befer&te. 


Hyperämie mit Hämorrhagien, die er ab toxische auffaßt. Er nimmt an, daß 
die im Leben bestehenden Herzbeschwerden einer Autointoxikation durch die 
persistierende Thymus ihre Entstehung verdankten. Ein weiterer Anhaltspunkt 
für diese Annahme wurde durch Tierexperiment gewonnen: während Meer¬ 
schweinchen, denen steril eine Aufreibung von Kalbsthymus intraperitoneal in¬ 
jiziert, oder Thymussubstanz implantiert wurde, gesund blieben, zeigten Tiere, 
denen die Thymus des sezierten Patienten injiziert wurde, Parese der hinteren 
Extremitäten, beschleunigte Herzaktion, Herzangst und raschen Tod; es fanden 
sich bei ihnen Vergrößerung, Hyperämie nebst Hämorrhagien der Nebennieren. 
Dieser Befund wäre etwa so zu deuten, daß mit dem Gewebssaft der persistierenden 
Thymus toxische (blutdrucksenkende und pulsbeschleunigende) Produkte injiziert 
wurden, welche das chromaffine System zu lebhafter Tätigkeit anregten. — 
Über die Beziehungen zwischen Schilddrüse und Thymus haben wir zur Zeit 
noch keine genaue Kenntnis. Möglicherwebe bt bei Badesow die persbtierende 
Thymus das primäre; ihr wäre vieleicht die Störung der Herzaktion zuzuschreiben. 
Man könnte sich vorstellen, daß die Schilddrüse befähigt ist, die von der per¬ 
sistierenden Thymus gelieferten Stoffwechselprodukte zu paralysieren; sie muß 
dann ab ohnehin notwendiges Organ vermehrte Arbeit leisten, wodurch sie 
hypertrophiert; sie könnte dabei über das notwendige Maß hinausgehen, krank¬ 
haft funktionieren und so den Organismus schädigen. Ein umgekehrtes Ver- 
hältnb in den Beziehungen zwischen Thymus und Schilddrüse ist wenig wahr¬ 
scheinlich. Diese Theorie erklärt auch leicht, daß Thymuspersbtenz besonders 
in jenen Basedowfällen besteht, die sehr schwer verlaufen, oder der Operation 
rasch erliegen. Daß Thymuspersistenz bei Basedow so oft fehlt, mag zum Teil 
daran liegen, daß oft nicht darnach gesucht wurde. M. Kaufmann . 

1006) Dreyer, Lothar. Zur Prüfung des Eiters mit Milions Reagens. Aus 
der Chirurg. Klinik zu Breslau. (Münch, med. Wschr. April 1908, Nr. 14.) 

Verfasser hat die Angabe Eduard Müllers (Ztbl. t. Inn. Medizin Nr. 12), daß 
sich tuberkulöser und andersartiger Eiter beim Eintropfen in Milions Reagens in 
typischer Weise unterscheiden, an 73 Eiterproben (32 tuberkulöse und 41 anders¬ 
artige) unter bakteriologischer Kontrolle nachgeprüft und bestätigt sie im wesent¬ 
lichen; nur vermißt er die von Müller angegebene Rotfärbung des nicht tuber¬ 
kulösen Eiters. Mischinfizierter Eiter verhält sich wie nichttuberkulöser. Die 
Methode hat zur Voraussetzung einen nicht zu zähen, gut austropfbaren Eiter; 
der Blutgehalt darf nicht zu stark sein. Bildet unter dieser Voraussetzung der 
Tropfen in der Millon sehen Lösung ein festes zusammenhängendes Häutchen von 
zäher Konsistenz, so handelt es sich sicher um tuberkulösen Eiter. Bildet er 
dagegen eine zerfließliche, flache, leicht zerfallende Scheibe, so handelt es sich 
mindestens um eine Mischinfektion mit gewöhnlichen Eitererregern. 

M. Kaufmann . 

1007) Brandts, G. E. Über die Wechselbeziehungen von Lymphosarkomatose 
und Tuberkulose; gleichzeitig ein Beitrag zur experimentellen Leberzirrhose. 
Aus der Prosektur des Krankenh. r. d. Isar in München. (Münch, med. Wschr. 
April 1908, Nr. 14.) 

Brandts hatte Gelegenheit, eine 38jährige Frau mit Lymphosarkomatose 
(primär im Dünndarm), hochgradiger Leberzirrhose und Tuberkulose der L-Lunge 
zu sezieren. In Versuchen an Meerschweinchen konnte er nun aus dem festen 
Tumorgewebe des Lymphosarkoms, das mikroskopisch keinen Anhaltspunkt für 
Tuberkulose bot, und in dem keine Tuberkelbazillen zu finden waren, nach ein¬ 
maliger Passage im Tierkörper eine Tuberkulose aus doch anscheinend sehr wenig 
virulenten Bazillen erzeugen. Auffallend war, daß sämtliche geimpfte Tiere 
zirrhotische Prozesse in der Leber bis zu hochgradig granulierten Formen auf¬ 
wiesen (wie sie bisher nur Störk [Wiener klin. Wschr. 1907, Nr. 34—35] durch 
Injektion vollvirulenter Tuberkelbazillen erzielt hatte). M . Kaufmann . 

1008) Kauffmann, Max. Über Diabetes und Psychose. Aus der Universitäts- 
Nervenklinik zu Halle a. S. (Münch, med. Wschr. März 1908, Nr. 12.) 

Verfasser beschreibt einen Fall von schwerem Diabetes (aber ohne Azidose) 
mit einer Angstpsychose, welch letztere mit der Verminderung der Glykosurie 

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Referate. 


393 


sich wesentlich besserte und bei geringen Zuckermengen schließlich ausheilte. Man 
könnte sich denken, daß die hochgradige Hyperglykaemie eine wasserentziehende 
Wirkung auf das Nervensystem ausübt Verfasser exemplifiziert auf die Er¬ 
fahrung, daß man bei gewissen Psychosen (Paralyse und Hebephrenie) Perioden 
von Stickstoffretention findet, der dann Fieber und starke Stickstoffausscheidung 
folgt; daß er selbst bei zwei derartigen Kranken durch tägliche Zufuhr von 
30 g N Fieber erzeugen konnte, wobei bei dem einen das Blut 3,98 Gew.-Proz. 
N und A = 0,75, bei dem anderen 4,13 °/ 0 und A = 0,815 enthielt; daß schlie߬ 
lich Magnus-Levy bei Hunden nach reichlicher Eiweißemährung beschleunigte 
Respiration fand: offenbar können an sich unschädliche Stoffe, wie Eiweiß und 
Glykose, wenn sie im Übermaß im Blute kreisen, Schädigungen verursuchen, 
sei es nun als unnützer Ballast oder durch Steigerung der molekularen Kon¬ 
zentration des Blutes. — Auch in einem zweiten Falle von Diabetes besserte 
sich eine Psychose beim Herabgehen der Glykosurie von 8 °/ 0 auf 2 °/ 0 . 

M. Kaufmann. 

1009) Parhon et Urechie (Bukarest). Note sur l’emploi du chlorure de 
calcium dans le traitement de l’eczdma. (Über die Anwendung von Kalzium¬ 
chlorid bei der Behandlung des Ekzems.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 457 
bis 459.) 

Wie bei der Urticaria erwies sich den Verfassern auch beim'Ekzem das 
Chlorkalzium als gutes Heilmittel. Zur Theorie der Arzneiwirkung erinnern die 
Verfasser an einen Fall von chronischem Ekzem des Gesichts mit Symptomen 
von Hypothyreoidie, der durch Anwendung von Schilddrüsenpräparaten ausheilte. 
Parhon und Urechie glauben, daß der Schilddrüse ein hervorragender Einfluß 
auf den Kalkstoffwechsel zukomme und sehen den durch Schilddrüsenerkrankung 
bedingten Kalkmangel als Ursache des Ekzems an, das abheilt, sobald man dem 
Körper genügend Kalk zuführt L. Borchardt. 

1010) Krön, Nikolaus (Riga). Die Basedowsche Krankheit und das Ge¬ 
schlechtsleben des Weibes. (Inaug.-Diss. Berlin 1907, 35 S.) 

Da die Basedowsche Krankheit verschiedene und tiefgreifende Veränderungen 
im Geschlechtsleben des Weibes hervorrufen kann, das Geschlechtsleben des 
Weibes aber in enger Beziehung zur Schilddrüse steht, so ist es sehr wahr¬ 
scheinlich, daß die Basedowsche Krankheit eine bei dem geschlechtsreifen Weibe 
vorkommende Stoffwechselkrankheit ist. Besteht vor oder am Anfang der Gra¬ 
vidität die Basedowsche Krankheit, so kann eine Verschlimmerung der Krank¬ 
heit eintreten und auf die Entwicklung des Embryo von Nachteil sein. Nach 
der Geburt kann sich bei der Patientin der normale Zustand wieder einstellen, 
wenn die pathologisch veränderte Schilddrüse genügend normalen Saft sezemiert. 
In der zweiten Hälfte der Gravidität übt die Krankheit keinen Einfluß auf den 
Embryo aus; die Frau dagegen ist gefährdet, wenn die Basedow-Struma nicht 
normale Schilddrüsensubstanz besitzt. Fritz Loeb . 


1011) Wegele, G. (Bad Königsbom). Über die Wirkungsweise von Yoghurt¬ 
kuren und ihre Indikationen bei Magendarmerkrankungen. (D. med. Wschr. 
1908, Nr. 1, S. 11—13.) 

Der Verfasser bespricht die Herstellung und Zusammensetzung der Yoghurt- 
Präparate. Als Indikationen nennt er alle mit Zersetzungsvorgängen einher¬ 
gehenden Darmstörungen, so die tropische Dysenterie, vielleicht auch den Typhus, 
ferner chronische Dünn- und Dickdarmkatarrhe, Darmtuberkulose usw. Reiß. 


1012) Baiäs, Desiderius. Beiträge zur Lehre von der Hyperazidität. Aus 
der DL Chirurg. Abt. des St Stephan-Spitals in Budapest (Chefarzt: Janny). (D. 
med. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 15—16.) 

Baiäs empfiehlt in Fällen von bloßer Hyperazidität ohne Pylorusstenose 
oder Ulcus, wenn jede interne Therapie erfolglos war, die Gastroenterostomie 
zu machen. Durch die Gastroenterostomie-Öffnung regurgitiert Galle und Pan- 
kreassaft und bewirkt sowohl eine direkte Neutralisierung der Magensäure als 
eine reflektorische Verminderung der Magensaftabscheidung. Verfasser berichtet 
über drei in dieser Weise günstig beeinflußte Fälle. Reiß . 

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394 


Referate. 


1013) Braun, W. Zur Behandlung der akut lebensgefährlichen Blutungen 
bei Ulcus ventriculi. Aus der Chirurg. Abt d. städt Krankenh. im Friedrichs¬ 
hain in Berlin (Direktor: Neumann). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 8, S. 326—329.) 

Verfasser empfiehlt die Unterbindung der zuführenden Gefäße und gibt die 
Krankengeschichte eines auf diese Weise geretteten Falles. Reiß. 

1014) Katz, W. Alexander (Hamburg). Magengeschwür und Magenkrebs. 

(D. med. Wschr. 1908, Nr. 9, S. 365—366.) 

Beschreibung eines Falles, in dem alle klassischen Symptome von Magen¬ 
karzinom vorhanden waren wie: fühlbarer Tumor, Fehlen der freien Salzsäure, 
Vorhandensein von Milchsäure, kleine Blutungen nach der Sondierung usw., und 
der trotzdem nur ein einfaches Ulcus war, wie aus dem günstigen Verlauf und 
der Unveränderlichkeit der Symptome seit etwa 8 Jahren hervorging. Reiß. 

1015) Schultz, Werner. Biologische Versuche zur Kenntnis des Liquor 
ferri albuminati. Aus der Inn. Abt d. städt. Krankenh. Charlottenburg-Westend 
(Dir. Arzt: Grawitz). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 7, S. 276—277.) 

Durch Immunisierung von Kaninchen sowohl mit Hühnereierklar als mit 
Liquor ferri albuminati wurde ein Serum erhalten, das, mit Hilfe der Komplement¬ 
bindungsmethode untersucht, sowohl Hühnereierklar als Liquor ferri albuminati 
ablenkte. Das Eisenalbuminat erzeugte somit im tierischen Organismus Anti¬ 
körper. Es fragt sich daher, ob die eisenhaltigen Eiweißverbindungen für die 
Behandlung z. B. einer Chlorose zweckmäßig sind oder ob nicht, wie manche 
Kliniker behaupten, die anorganischen Eisenpräparate den Vorzug verdienen. 

Reiß. 

1016) Rosenheim, Th. Über Colitis chronica gravis. (D. med. Wschr. 
1908, Nr. 7, S. 265—269 u. Nr. 8, S. 322—326.) 

Verfasser beschreibt vier Fälle von schwerer Colitis, die sich von Dysenterie 
durch das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung abgrenzen ließen. Die 
wesentlichen Erscheinungen bestanden in mäßig häufigen Stühlen (2—4 durch¬ 
schnittlich) von schleimiger Beschaffenheit, stark mit Leukozyten, bisweilen auch 
mit Blut untermischt. Gleichzeitig war meist Fieber vorhanden, das zuweilen 
hohe Grade erreichte. Erscheinungen vonseiten des Magens waren nur in einem 
Teil der Fälle vorhanden, stärkere Leibschmerzen oder sonstige Erscheinungen 
einer Dünndarmerkrankung fehlten vollständig. Diese Symptome traten meistens 
in einzelnen Schüben auf. Die gewöhnliche Therapie blieb völlig ohnmächtig. 
Erfolg hatte nur einigemale eine Kalomelkur mit anschließender Wismutdar¬ 
reichung, ferner die Behandlung der Hyperazidität mit Magenspülungen und 
Salzsäuregaben. Eine völlige Heilung wurde indessen nie erreicht. Der Kräfte¬ 
verfall war bei einzelnen Attacken ein außerordentlicher, sodaß der Zustand der 
Patienten gefahrdrohend wurde. In zwei Fällen konnte das Leben nur durch 
Ausschaltung des Dickdarms mit Hilfe eines Anus praeternaturalis erhalten werden. 

1017) Wieting (Konstantinopel). Die Leukozytenzählung zur Unterscheidung 
von Bluterguß und Eiterung. (D. med. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 23—24.) 

Verfasser bespricht die Bedeutung der Leukozytenzählung zur Unterscheidung 
von Bluterguß und Eiterung und gibt einige Fälle wieder, bei denen mit Hilfe 
der Leukozytenzählung die richtige Diagnose gestellt wurde. Reiß. 

1018) Witte, Joh. Über den Wert der Methode H. Salomens für die 
Differentialdiagnose des Magenkarzinoms. Innere Abt. d. Augusta-Hosp., Berlin. 
(Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 30.) 

Die Untersuchungen, welche sich auf 20 gutartige und 8 karzinomkranke 
Magen beziehen, haben die Ergebnisse von anderen Untersuchem bestätigt. 
Im großen und ganzen findet man bei gutartigen Erkrankungen des Magens in 
der Salomonschen Spülflüssigkeit nach Esbach und durch die N-bestimmung 
niedrigere Eiweißwerte, als bei malignen Neubildungen. Die obere Grenze der 
Werte bei gutartigen Magenkrankheiten wird für N mit 26,6 mg N und für 
Esbach mit 1 / 0 °/oo erreicht. Die karzinomatösen Erkrankungen weisen dagegen 
im allgemeinen Stickstoffwerte von 25 mg und darüber auf (und nur in zwei 

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Referate. 


395 


Fällen etwas weniger). Das Esbachsche Reagens schwankt zwischen opales¬ 
zierender Trübung und 3 °l 00 . Mit nur vereinzelten Ausnahmen gehen — aller¬ 
dings innerhalb der Grenzen gewisser Schwankungen, Esbach und N-werte 
parallel mit einander. Es mag dies an der imgleichmäßigen Verteilung des 
eiweißhaltigen Materials — infolge des Lithiumgehalts der Flüssigkeit — liegen. 
Die Werte bei Gastrosukkorrhoe bezw. -myxorrhoe liegen an der Grenze der 
Eindeutigkeit — Die bei der Salomonschen Probe in Frage kommenden Eiwei߬ 
körper betreffen nicht isoliert Muzin, Serumalbumin oder Nukleoprodukte, sondern 
die Menge der einzelnen Stoffe wechselt bei jedem Fall — wir bestimmen bei 
der Methode ihre Gesamtmenge. Schmid\ 

1019) Wagner, A. Über Ochronose. Innere Abt. u. patholog. Inst. Chemnitz. 
(Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 119.) 

Beschreibung eines Falles von Ochronose, kompliziert mit Alkaptonurie und 
Besprechung der Pathologie ersterer Erkrankung. Zusammenfassend gibt Ver¬ 
fasser am Schluß folgenden Überblick: 1. Die Ochronose ist eine bestimmte 
Form melanotischer Pigmentierung, welche äußere Teile (Ohren, Wangen, 
Skleren usw.) befallen kann und dadurch diagnostizierbar wird. Der Farbstoff 
wird durch die Nieren ausgeschieden. Das Pigment steht chemisch den Melaninen 
nahe, ist mikrochemisch eisenfrei. Der Farbstoff kreist gelöst im Blute, im- 
bibiert diffus in erster Linie Knorpel und knorpelähnliche Teile. 2. Es ist mög¬ 
lich, daß das ochronotische Melanin aus der aromatischen Gruppe des Eiweiß- 
molektils entsteht. 3. Die Ochronose kann kombiniert sein mit Alkaptonurie. 
Beide haben vielleicht dieselbe Stoffwechselanomalie als Ursache, es ist jedoch 
nicht eines jeweils die Voraussetzung des anderen. Schmid\ 

1020) Kretz, R. Über Appendizitis (Hämatogene Genese der Wurmfortsatz- 
Infektion). Aus der Prosektur des Kaiser Franz Joseph-Spitals in Wien. (Ztschr. 
f. Heilk., Bd. 28, N. F., Bd. 8, Jahrg. 1907 Suppl. [März 1908] S. 151.) 

Entstehung von Appendizitis als Metastase bei Angina. Bericht über 
40 Fälle von Appendizitis, namentlich über den histologischen Befund. Reach . 

1021) Preleitner, K. Zustandekommen, Pathologie und Therapie der 
Laugenätzungen und ein Vorschlag zu deren Verhütung. (Ztschr. f. Heilk., 
Bd. 28, N. F., Bd. 8, Jahrg. 1907 Suppl. [März 1908] S. 27.) 

Verfasser erklärt in der Einleitung, daß er nichts Neues bringen will. 
Sein Vorschlag geht dahin, den Verkauf von ätzenden Laugen im Kleinen zu 
verbieten. Reach . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1022) Schereschewsky, J. Serumreaktion bei Scharlach und Masern. Aus 
dem hygienischen Institut und der Kinderklinik zu Straßburg i. E. (Münch, 
med. Wschr. April 1908, Nr. 15.) 

Verfasser suchte die Ergebnisse seiner Serumforschungen bei Lues auch auf 
Scharlach und Masern zu übertragen. Das Antigen suchte er in den allerfrühesten 
Stadien des Scharlach; er brachte in den verschiedensten Kombinationen Scharlach¬ 
sera mit einander in Verbindung und fand in der Tat Ausschläge. Die zirka 
30 untersuchten Scharlachfälle (neben 25 Nichtskarlatinösen) erlauben den Schluß, 
daß es sich hier um eine für Scharlach spezifische Reaktion handelt Die In¬ 
tensität der Ausschläge schwankt sehr, und man erhielt besonders deswegen 
häufig keine positiven Resultate, weil die präzipitogenhaltigen Sera sehr selten 
sind (die Patienten kommen oft erst zur Untersuchung, wenn sie dieses Stadium 
schon hinter sich haben). Bei Ersetzung je eines der Komponenten der Reaktion 
durch ein Streptokokkenfiltrat trat die Reaktion nicht ein. Ähnliche Resultate 
wurden bei Masern (zirka 10 Fälle) erzielt; nur enthielt hier das Serum schon 
in der zweiten Woche nach dem Verschwinden des Exanthems keine nachweis¬ 
baren Antistoffe mehr. M. Kaufmann. 

1028) Lüdke, H. Tuberkulin und Antituberkulin. Aus der medizinischen 
Klinik zu Würzburg. (Münch, med. Wschn April 1908, Nr. 15.) 

Es gelingt mittels der Komplementbindung, in tuberkulösen Organen Anti- 

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396 


Referate. 


tuberkulin nachzuweisen (in sechs Einzeluntersuchungen viermal); einmal fand 
Lildke Antituberkulin im Blutserum einer Miliartuberkulose; er untersuchte 
ferner das Blutserum von 31 mit Tuberkulin behandelten Tuberkulosefällen und 
fand 17mal den Antikörper. Der Ansicht von Weil und Nakajama, daß es 
sich bei dem Nachweis von Antituberkulin nur um Summationsprozesse handelt, 
kann sich Verfasser nicht anschließen. Gegenüber Morgenroth und Rabino- 
witsch, die die Antikörper nach Tuberkulminjektion für eine Reaktion auf Al- 
bumosen halten, stellte Verfasser in Fortsetzung früherer Versuche fest, daß wohl 
durch Albumoseninjektion ein mit Tuberkulin reagierender Antikörper erzeugt 
wird, daß es jedoch gelingt, die durch Tuberkulminjektionen erhaltenen Anti¬ 
körper von den echten Antialbumosen wohl zu differenzieren. Dafür spricht 
auch, daß gegen die verschiedenen peptischen Verdauungsprodukte differente Anti¬ 
körper produziert werden. M. Kaufmann. 

1024) Saathoff. Die praktische Verwendbarkeit des opsonischen Index. 
Aus der II. medizinischen Klinik zu München. (Münch, med. Wschr. April 1908, 
Nr. 15.) 

Saathoff hat zahlreiche Untersuchungen über die Fehlerquellen der 
Wrightschen Methode angestellt. Seine Schlußfolgerungen, deren Unterlagen 
allgemeines Interesse verdienen und nachgelesen werden sollten, sind folgende: 
Wegen der Kompliziertheit und äußerst schwierigen Technik kommt die Methode 
nur für einzelne Institute in Betracht, die womöglich in der Lage sind, einen 
eigenen Untersucher dafür zu halten. Dadurch büßt sie schon viel von ihrem 
Werte ein. Wegen der großen und unberechenbaren Fehlerquellen, die der 
Aufstellung des opsonischen Index anhaften, ist die Methode nur in den seltenen 
Fällen von Wert, bei denen die Ausschläge sehr groß sind. Für die thera¬ 
peutische Anwendung ist der opsonische Index aus den eben genannten 
Gründen eine unzuverlässige Richtschnur. Der Wert und die weitere Aus¬ 
bildung der aktiven Immunisierung bleibt dadurch unberührt. M. Kaufmann. 

1025) Loeffier, F. u. Rühs f K. Die Heilung der experimentellen Nagana 
(Tsetsekrankheit). Zweite Mitteilung. Aus dem hygienischen Institut der Uni¬ 
versität in Greifswald. (D. med. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 6—8.) 

In ihrer ersten Mitteilung hatten die Autoren besonders das Acidum arseni- 
cosum empfohlen. La v er an und Thiroux konnten dagegen in eigenen Ver¬ 
suchen die günstige Wirkung des Acidum arsenicosum nicht bestätigen. Loeffier 
und Rühs halten demgegenüber ihre damaligen Ergebnisse aufrecht, veröffent¬ 
lichen aber gleichzeitig einige neue Verfahren, die ihnen bei der Heilung der 
experimentellen Nagana noch bessere Dienste geleistet haben als das reine 
Acidum arsenicosum, nämlich die Kombination von Acidum arsenicosum per os 
und Atoxyl subkutan, und die Kombination von Acidum arsenicosum in Salben¬ 
form und per os und Atoxyl subkutan. Reiß. 

1026) Bassenge, R. Über eine bakteriologische interessante Eigenschaft 
des Lezithins. Vorläufige Mitteilung. Aus dem Laboratorium der hydrother. 
Anstalt der Universität in Berlin (Leiter: Brieger). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 4, 
S. 139.) 

Lezithinemulsionen zeigen bis zu einer Verdünnung von 1:1000 bakteriolytische 
Eigenschaften gegen Typhusbazillen. Versuche, diese Eigenschaft zur Immuni¬ 
sierung von Meerschweinchen bei gleichzeitiger oder nachheriger Infektion mit 
Typhus zu verwenden, mißlangen. Dagegen gelang es durch Abschwemmen 
24stündiger Typhus-Agar-Kulturen mit Lezithinemulsionen, ein zur Immunisierung 
brauchbares Toxin herzustellen. Reiß. 

1027) Levy, E. Erfahrungen mit Solle-Wassermannschem Meningokokken- 
heilserum. Aus den städt. Baracken in Essen a. d. Ruhr. (D. med. Wschr. 1908, 
Nr. 4, S. 139—142.) 

Der Verfasser publiziert seine Erfahrungen an 40 Fällen von epidemischer 
Genickstarre. Von diesen wurden 23 mit Kolle-Wassermannschem Serum be¬ 
handelt. Es stellte sich bald heraus, daß die subkutane Einverleibung keinen 
äußerlich erkennbaren Einfluß auf den Krankheitsverlauf ausübte. Anders ver- 

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Referate. 


397 


hielt es sich mit der intralumbalen Einverleibung. Während von 6 subkutan 
behandelten Fällen 3 starben, sind von 17 systematisch intralumbal mit großen 
Dosen behandelten Fällen nur 2 gestorben. Von diesen beiden war der eine 
moribund eingeliefert Die Mortalität der intralumbal behandelten Fälle betrug 
also ll,76°/o (resp. 6,25°/ 0 ) gegen 60% Mortalität der subkutan und 78,57°/ 0 
Mortalität der ohne Serum behandelten Fälle. Der günstige Einfluß der intra- 
lumbalen Injektion dokumentierte sich häufig in einem kritischen Temperatur¬ 
abfall und prompter Besserung des Allgemeinbefindens. Auch sind bei den so 
behandelten Patienten Komplikationen von Seiten der Sinnesorgane und des 
Nervensystems sehr viel seltener und leichter gewesen. Reiß . 

1028) Rossel, H. (Gießen). Die Tuberkulosefrage und die Arbeiten der 
englischen Tuberkulosekommission. (D. med. Wschr. 1908, Nr. 5, S. 177—180.) 

Kossel erörtert »inwiefern der englische Bericht die Anschauungen über 
die Säugetiertuberkelbazillen und über die Beziehungen zwischen tierischer und 
menschlicher Tuberkulose zu beeinflussen geeignet ist». 

Als Ausgangsmaterial haben die englischen Forscher einerseits Reinkulturen 
aus tuberkulösen Organen von Rindern benutzt. Sowohl die subkutane Ein¬ 
verleibung als die Verfütterung an Rinder hatte fast ausnahmslos die Erkrankung 
der Rinder an allgemeiner Tuberkulose zufolge. Andererseits wurde von 
menschlicher Tuberkulose ausgegangen. Dabei ließen sich zwei Gruppen unter¬ 
scheiden: I. (23,8 °/ 0 der Fälle), Reinkulturen aus primärer Abdominaltuberkulose 
bei Rindern und aus tuberkulösen Halsdrüsen verhielten sich bei der Einver¬ 
leibung an Rinder genau wie die Bazillen der bovinen Tuberkulose. II. Rein¬ 
kulturen aus menschlicher Tuberkulose der Mesenterialdrüsen, Lungen, Bronchial¬ 
drüsen, Nieren, Hoden, Knochen, Gelenke usw. riefen nach subkutaner Injektion 
bei Kälbern niemals generalisierte fortschreitende Tuberkulose hervor, sondern 
höchstens kleine Herde an der Impfstelle oder in deren Umgebung. Ähnlich 
waren die Resultate der Verfütterung mit Gruppe II. Auch in morphologischer 
und biologischer Hinsicht waren Unterschiede zwischen den Tuberkelbazillen 
aus boviner Tuberkulose und den menschlichen Fällen der Gruppe I einerseits 
und den Tuberkelbazillen der Gruppe II andererseits vorhanden. 

Bezüglich der Frage der Umwandlung der beiden Typen des Säugetier¬ 
tuberkelbazillus ineinander bezeichnen die englischen Forscher selbst ihre Schlüsse 
als noch nicht bindend. Sie haben zwar in drei Fällen die Umwandlung des 
einen Typus in den andern gesehen, allein das gelang immer nur, wenn der 
Organbrei aus tuberkulösem Material als Ausgangspunkt benutzt wurde, niemals 
bei Benutzung von Reinkulturen. 

Kossel kommt aus dem Studium des englischen Berichts zu dem Schlüsse, 
daß die englischen Ergebnisse die Annahme, daß die große Verbreitung der 
Schwindsucht in der weit überwiegenden Mehrzahl auf Ansteckung aus mensch¬ 
licher Quelle zurückzuführen ist, nicht nur nicht erschüttern, sondern im Gegen¬ 
teil hierfür noch neue Beweise liefern. Reiß . 

1029) Schenck, Eduard. Über die diagnostische Bedeutung der Konjunktival- 
reaktion bei Tuberkulose (Ophthalmoreaktion). Aus der med. Abt. des Hosp. 
zum Heiligen Geist in Frankfurt a. M. (Chefarzt: Treupel). (D. med. Wschr. 1908, 
Nr. 2, S. 52—66.) 

Von 8 Tuberkulösen reagierten 8, von 29 Tuberkuloseverdächtigen 14, von 
63 unverdächtigen 9. Bei 30 zur Kontrolle mit Tuberkulininjektionen be¬ 
handelten Fällen stimmte in 25 Fällen das Resultat mit dem der Tuberkulinein¬ 
träufelung überein. Bei Allgemeinreaktion nach Tuberkulininfektion tritt die 
abgelaufene Koniunktivalreaktion von neuem in Erscheinung. Reiß. 

1080) Levy, Fritz. Über die konjunktivale Tuberkulinreaktion. Aus dem 
städt. Krankenhause, Gitschinerstr., in Berlin (Stellvertreter dirig. Arzt: Bleich- 
roeder). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 3, S. 94—97.) 

Das Resultat der Reaktion war bei 41 klinisch sicheren Tuberkulösen 35mal 
positiv, 6 mal negativ, bei 54 tuberkulöse verdächtigen Fällen 32 mal positiv, 
22 mal negativ und bei 235 tuberkuloseffeien Patienten 6 mal positiv und 29 mal 
negativ. ^ Reiß. 

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398 


Referate. 


1081) Citron, Julius. Die wissenschaftliche und praktische Bedeutung der 
Ophthalmodiagnostik der Tuberkulose. Aus der II. medizinischen Klinik der 
Universität in Berlin (Direktor: Kraus). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 8, S. 316—321.) 

Die Schlüsse des Verfassers lauten: »1. Die Ophthalmoreaktion spricht bei 
der Verwendung von l°/ 0 igem Kochschen Alttuberkulin bei positivem Ausfall 
nahezu sicher für Tuberkulose, bei der Verwendung von 2°/ 0 igem bietet sie 
mindestens 80°/ 0 Wahrscheinlichkeit. Der negative Ausfall der 4°/ 0 igen Lösung 
spricht beim Fehlen sicherer klinischer Erscheinungen entschieden gegen Tuber¬ 
kulose. 2. Daraus ergibt sich für die Praxis folgende Regel: Man träufele einem 
Tuberkuloseverdächtigen 1 Tropfen 2 °/ 0 Tuberkulin ins linke Auge. Reagiert 
er positiv, so bekommt er, wenn man größere Sicherheit haben will, ins rechte 
Auge 1 Tropfen 1 °/ 0 Tuberkulin. Reagiert er negativ, so bekommt er ins rechte 
Auge 1 Tropfen 4 °/ 0 Tuberkulin. 3. Es ist absolut kontraindiziert, die Ophthalmo¬ 
reaktion bei Augenkranken oder solchen, die es früher waren, auszuführen. 
4. Skrofulöse sind oft überempfindlich, daher nur mit ganz schwachen Lösungen 
zu untersuchen ( 1 / 4 °/ 0 ). 5. Man vermeide die Wiederholung von Einträufelungen 
in dasselbe Auge. 6. Die subkutane und konjunktivale Tuberkulinreaktion 
können einander so beeinflussen, daß die eine die andere verstärkt. 7. Man 
vermeide alle in den Handel gelangenden fertigen Verdünnungen und benutze 
nur frisch hergestellte Alttuberkulinlösungen. Als sehr praktisch empfehle ich 
hierzu das »Ophthalmodiagnostikum für Tuberkulose« der Firma P. Altmann, 
Berlin NW. 6. 8. Man beschränke die Ophthalmoreaktion in praxi soweit als 
möglich. Nur wo die andern diagnostischen Hilfsmittel versagen oder unaus¬ 
führbar sind, ist ihre Anwendung indiziert«. Reiß. 

1082) Plehn, A. Die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulin als diagnostisches 
Hilfsmittel. Aus der II. inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses am 
Urban in Berlin. (D. med. Wschr. 1908, Nr. 8, S. 315—316.) 

Plehn hat die Reaktion zunächst bei einer großen Zahl klinisch nicht tuber¬ 
kuloseverdächtiger Fälle geprüft. Es fanden sich dabei auch positive Reaktionen, 
deren Anzahl augenscheinlich mit der Konzentration der Tuberkulinlösung zu¬ 
nahm. Andererseits fanden sich unter den klinisch sicheren Tuberkulosen 1. und 
2. Grades 18,4°/ 0 , die selbst auf die stärkste (10°/ 0 ige Lösung nach Calmette) 
nicht reagierten. Auch wurden mehrere unangenehme Nebenwirkungen (Keratitis, 
Blennorrhoe) beobachtet. Plehn kommt daher zum Schluß, daß die Ophthalmo¬ 
reaktion wahrscheinlich nicht im strengen Sine spezifisch, daß sie' der Subkutan¬ 
reaktion nicht ebenbürtig und daß sie endlich nicht ungefährlich und daher für 
die Praxis nicht empfehlenswert ist Reiß. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1088) Gaucher, Louis. Räaction tr&s simple permett&nt de distinguer le 
lait cuit du lait cru. (Einfache Reaktion zur Unterscheidung gekochter und 
roher Milch.) (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 275—276.) 

Man versetzt 20 ccm der zu untersuchenden Milch mit 20 Tropfen 1 proz. 
Hämateinlösung (Grübler); gekochte Milch entfärbt sich, rohe Milch bleibt rot 
gefärbt. Die Hämateinlösung muß frisch hergestellt sein, da sie sich an der 
Luft zersetzt. L. Borchardt . 

1084) Schmidt, Herbert. Über die chemische Zusammensetzung minder¬ 
wertigen Schlachtfleisches. (Inaug.-Diss., Berlin 1908. 29 S.) 

Minderwertiges, insbesondere makroskopisch nicht verändertes Fleisch tuber- 
löser Tiere unterscheidet sich in chemischer Beziehung nicht wesentlich von 
normalem Fleisch.) Fritz Loeb . 

1085) Stanowsky, Theodor. Über die Verwendung der Dr. Bumpelschen 
Geloduratkapseln für schlecht schmeckende oder den Magen reizende Arznei¬ 
mittel in der Allgemein- und Kassenpraxis. (Diss., Breslau 1907.) 

In einer Arbeit aus der v. Strümpellschen Klinik in Breslau hat Schlecht 
über die Darreichung von Arzneimitteln in Rumpel sehen Kapseln Mitteilung 
gemacht (Münch, med. Wsch. 1907, Nr. 34). Stanowsky berichtet in vor- 

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Referate. 


399 


liegender Arbeit aus derselben Klinik über weitere Erfahrungen und sagt zu¬ 
sammenfassend folgendes über die Vorzüge der Geloduratkapseln: Die Kapseln 
sind verhältnismäßig handlich, weich und lassen sich gut schlucken. Sie lösen 
sich im Magensaft, gleichviel ob dieser normale oder abnorme Beschaffenheit 
hat, sicher nicht auf und lassen auch nur eine verhältnismäßig geringe und 
praktisch nicht zu berücksichtigende Menge des Arzneistoffes durch ihre Wan¬ 
dungen in den Magensaft austreten. Sie lösen sich dagegen im Darm rasch, 
wahrscheinlich in den oberen Teilen des Dünndarmes auf, sodaß das Medikament 
zur raschen, völligen und wirksamen Aufsaugung kommt. Sie sind auch speziell 
für solche Mittel am geeignetsten, die eine besondere Wirkung auf den Darm 
(zur Desinfektion bei Geschwüren, Katarrhen usw.) ausüben, wie Isoform, Bismut., 
Acid. tannic. usw. Sie können in der Operkulatenform zur Verabreichung der 
verschiedenen Medikamente benutzt werden, im Gegensatz zu den früheren nur 
für die unlöslichen Stoffe brauchbaren, harten Gelatinekapseln. Die fertig be¬ 
zogene Kapseln sind trotz ihrer Vorzüge zum Teil billiger die als alten Kapseln. 

Fritz Loeb, 

1036) Scheibe, A. Die Zusammensetzung der Walfischmilch. Aus dem 
agrik-chem. Labor, der Techn. Hochschule in München. (Münch, med. Wsch., 
April 1908, Nr. 15.) 

Scheibe hatte Gelegenheit, 200 ccm Walfischmilch zur Untersuchung zu 
erhalten. Sie enthielt: Wasser 69,8°/ 0 , Trockensubstanz 30,2°/ 0 , Fett 19,4°/ 0 , Ei¬ 
weiß 9,43 °/ 0 , Asche 0,99 °/ 0 . Das Serum enthielt nur Spuren von Kupferoxyd 
reduzierenden Stoffen; danach ist die Milch frei von Milchzucker und andern 
Zuckerarten. Die Asche enthält: Phosphorsäure 20,08°/ 0 , Chlor 26,5°/ 0 , Kalk 
14,95 °/ 0 , Magnesia 4,7 °/ 0 , Kali 10,56 °/ 0 , Nartron 20,95 °/ 0 . Das gelbe Fett der 
Walfischmilch riecht nach Thran, hat etwa die Konsistenz des Kuhmilchfettes 
und folgende Merkmale: Schmelzpunkt 32°C. Erstarrungspunkt 21 °C, Gehalt 
an flüchtigen Fettsäuren (Reichert-Meißlzahl) 1,6, Verseifungszahl 195, Jodzahl 
95,9. Die 3 letzten Zahlen betragen beim Walfischkörperfett: 7,2—25.0; 188 
224; 80,9 —130. Obwohl das Körperfett flüssig, das Milchfett schmalzartig 
halbfett ist, zeigen die hohe Jodzahl und der gleichartige Geruch, daß Be¬ 
ziehungen zwischen beiden bestehen. An flüchtigen Fettsäuren ist das Körper¬ 
fett sehr reich, das Milchfett sehr arm. M. Kaufmann . 

1037) Salacz, Siegmund (Kurarzt in Marienbad). Weitere Beiträge über das 
Gichtmittel Citarin. (Allg. Wr. med. Ztg. 1907, Nr. 29.) 

Verfasser kann auf Grund seiner nun dreijährigen Erfahrungen anraten, in 
jedem Falle von Gicht, ob es sich nun um die echte typische oder die mehr 
chronische, rheumatismusartige Form handelt oder um Mischformen, stets das 
Citarin zu versuchen. Schittenhelm, 

1038) Siebold, W. (St. Petersburg.) Weitere Mitteilungen über Erfahrungen 
mit Tannigen. (Allg. med. Central-Ztg. 1907, Nr. 29.) 

Auf Grund seiner Beobachtungen kommt Verfasser zu dem Schluß, daß das 
Tannigen bei Sommerdiarrhöen der Kinder ein geradezu spezifisches Mittel ist, 
desgleichen von sehr großem Nutzen bei akuten und chronischen Diarrhöen. 
Es steht sicher keinem der übrigen Darmadstringentien nach und verdient die 
weiteste Anwendung. Schittenhelm, 

1039) Gruss (Wien). Sajodin. (Ärztl. Reform-Ztg. 1907, Nr. 15.) 

Verfasser will nicht behaupten, daß die Sajodintherapie das Jodkali ver¬ 
drängen, die Jodkalitherapie unter allen Umständen ersetzen kann; aber eines 
scheint ihm festzustehen, daß das Sajodin bei dem häufigen Widerwillen gegen 
Jodkali bei leicht auftretendem Jodismus oder bei der gar nicht so seltenen 
Idiosynkrasie gegen Jodkali ein vorzügliches Ersatz- oder Ergänzungsmittel ist. 
Das Sajodin wird sich ferner insbesondere zur Anwendung empfehlen, wenn eine 
langdauemde Jodkur indiziert ist, nach eigener Erfahrung insbesondere bei 
sekundärer und tertiärer Lues, Arteriosklerose, nach Gehirnblutungen. 

Schittenhelm . 

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400 


Referate. 


Bücherbesprechungen. 

1040) H. Boruttau. Lehrbuch der medizinischen Physik für Studierende 
und Ärzte zur Ergänzung jedes Lehrbuchs der Experimentalphysik. 127 Ab¬ 
bildungen im Text Verlag von J.A. Barth, Leipzig 1908. 282 S. Preis ungeb. 8 Mk. 

Mit dem vorliegenden Werk hat sich der Verfasser eine sehr schwierige 
Aufgabe gestellt, diese aber in ausgezeichneter Weise gelöst. In der Tat lag 
vor allem für den Mediziner, der sich mit experimenteller Physiologie beschäftigt, 
daß Bedürfnis nach einem Buche vor, das ihm den Wegweiser in theoretischen, 
physikalischen Vorfragen bildet. Er wird gerade in diesem Lehrbuch der Physik 
die Erklärung für viele Tatsachen, auf die er bei physiologischen Studien ge¬ 
stoßen ist, nach welcher er in den Lehrbüchern der allgemeinen Experimental¬ 
physik vergeblich gesucht hat, in anschaulicher Weise beschrieben finden. Es 
bildet so auch das Werk eine wertvolle Ergänzung oder Erweiterung für unsere 
Lehrbücher der Physiologie. Schmidt\ 

1041) Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Herausgegeben 
vonF. Kraus-Berlin, O. Minkowski-Greifewald, Fr. Müll er-München, H. Sahli- 
Bern, A. Czerny-Breslau, O.Heubner-Berlin. Redigiert von Th. Brugsch, 
L. Langstein, E. Meyer, A. Schittenhelm. I. Bd. Mit 28 Textabbildungen 
und einer mehrfarbigen Tafel, sind soeben aus dem Verlag von Julius Springer- 
Berlin erschienen. Preis geh. Mk. 18.—; in Halbleder gebunden Mk. 20.50. 

»Dieselben sind, wie es im Vorwort heißt, aus dem Bestreben hervorge¬ 
gangen, ein Werk zu schaffen, in welchem die Fortschritte auf dem Gebiete 
der inneren Medizin und ihrer Grenzgebiete in Einzeldarstellungen niedergelegt 
werden. Diese Aufgabe soll dadurch erreicht werden, daß in periodischer Folge 
Aufsätze gebracht werden, welche Fragen, die eine zusammenhängende Dar¬ 
stellung zulassen, in kritischer Weise auf Grund möglichst vollständiger Literatur¬ 
beherrschung von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus behandeln. Die Arbeiten 
werden Themen aus dem Gesamtgebiet der inneren Medizin und Kinderheilkunde 
und deren Grenzgebieteu behandeln, und es wird dafür Sorge getragen werden, 
Einseitigkeit in den einzelnen Bänden zu vermeiden, und stets möglichst reich¬ 
haltigen Inhalt zu bieten. Es sollen so die Ergebnisse im Laufe der Jahre ein 
getreues Bild von den Fortschritten der medizinischen Wissenschaften bedeuten.» 

Der erste Band ist vielversprechend und bringt 17 ausgezeichnete Arbeiten 
aus der Feder bekannter Autoren. 

Dieselben sind die folgenden: I. Kraus, Geheimrat Professor Dr. F., Die 
Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Seele und Körper in Fragen der inneren 
Medizin. II. Pletnew, Privatdozent Dr. D., Der Morgagni-Adams-Stokessche 
Symptomenkomplex. IIL Fraenkel, Dr. Albert, Über Digitalistherapie. IV. 
Eppinger, Privatdozent Dr. Hans, Ikterus. (Mit 3 Abbildungen.) V. Lewin, 
Dr. Carl, Die Ergebnisse der experimentellen Erforschung der bösartigen Ge¬ 
schwülste. VI. Ibrahim, Privatdozent Dr. J., Die Pylorusstenose der Säuglinge. 
VII. Heubner, Privatdozent Dr. Wolfgang, Experimentelle Arteriosklerose. VIII. 
Cimbal, Oberarzt Dr. Walter, Die Arteriosklerose des Zentralnervensystems. 
IX. Meyer, Dr. Ludwig F., Ernährungsstörungen und Salzstoffwechsel beim 
Säugling. (Mit 7 Abbildungen.) X. Magnus-Levy, Professor Dr. A., Die Azeton¬ 
körper, XI. v. Pirquet, Dr. C., Allergie. (Mit 8 Abbildungen.) XII. Bergeil, 
Professor Dr. Peter, Ältere und neuere Fermentforschungen. XIII. Salge, Pro¬ 
fessor Dr. B., Die biologische Forschung in den Fragen der natürlichen und 
künstlichen Säuglingsemährung. XIV. Tobler, Privatdozent Dr. Ludwig, Über 
die Verdauung der Milch im Magen. (Mit 1 Tafel.) XV. Frenkel-Heiden, 
Dr., Die Therapie der Tabes dorsalis mit besonderer Berücksichtigung der Übungs¬ 
therapie. (Mit 10 Abb.) XVI. de la Camp, Prof. Dr. O., Die klinische Diagnose der 
Bronchialarüsentuberkulose. XVII. Peritz, Dr. Georg, Die Pseudobulbärparalyse. 

Es kann nicht geleugnet werden, daß in unserer publikationsfreudigen Zeit 
der Wunsch nach zusammenfassender Darstellung aktueller Fragen groß ist, so 
daß die Gründung der Ergebnisse voll berechtigt und mit Freuden zu begrüßen ist 
Das gute Fundament, welches dem Werk durch die Namen seiner Herausgeber und 
der Redakteure gegeben ist, sichert ihm seine Aufnahme in der Ärztewelt. Schmidt „ 

Für di« Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlen gen.Bohlenpletx 7. 

Eigentümer nnd Verleger Urbajn _k 8ehwarsenbjsrg in Berlin nnd Wien. 








ZENTRALBLATT 

fttr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahrg. 1. Juniheft 


1908 Nr. 11 


Nach druck verboten. 


Original-Artikel. 

(Aus dem Chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses 
zu Hamburg-Eppendorf.) 

Ober den Nachweis von Blut und Blutfarbstoff 
in Sekreten und Exkreten. 

Von 

0. Schümm. 

Zu den praktisch wichtigen Untersuchungen darf die Prüfung der Sekrete 
und Exkrete auf Anwesenheit von Blut bezw. Blutfarbstoff gerechnet werden. 

Wo eine Beimengung von Blut schnell und sicher durch den mikroskopischen 
Nachweis der roten Blutkörperchen festgestellt werden kann, bedarf man im 
allgemeinen keiner anderen Untersuchungsmethoden. Die mikroskopische Methode 
ist aber keineswegs allgemein mit Erfolg anwendbar; z. B. versagt sie sehr oft 
bei Mageninhalt und bei zersetztem Ham, kurz bei solchem Material, in dem die 
Blutkörperchen leicht der Zerstörung anheimfallen. Da dies bekanntlich im 
sauren Mageninhalt sehr schnell geschieht, so findet man nach einem Blutaustritt 
aus der Magenwand bei der mikroskopischen Untersuchungen des Magen¬ 
inhalts oder der nächsten Stühle sehr oft keine roten Blutkörperchen. Bei 
Fäzes ist außerdem, selbst wenn geringe Mengen intakter roter Blutkörperchen 
vorhanden sind, deren Auffindung durch das Mikroskop schwierig und oft un¬ 
möglich. 

Daß bei der nur makroskopischen Besichtigung von Magensaft und Urin 
kleinere Blutbeimengungen unbemerkt bleiben, darf als allgemein bekannt gelten. 
Weniger bekannt ist, daß durch die makroskopische Besichtigung bei Fäzes 
selbst ganz erhebliche Beimengungen von Blutfarbstoff oder dessen Zersetzungs¬ 
produkt Hämatin oft nicht erkennbar sind ( 1 ). 

Unter diesen Umständen sind andere Methoden, die den sicheren Nachweis 
größerer und kleinerer Beimengungen intakten wie auch zersetzten Blutes und 
Blutfarbstoffs ermöglichen, dringend notwendig. Mit der Bearbeitung derartiger 
Methoden habe ich mich seit Jahren eingehend beschäftigt. Die Hauptergebnisse 
meiner Untersuchungen sollen hier kurz zusammengefaßt werden. 

I. Ham. 

Ist unzersetztes Blut in einigermaßen erheblicher Menge beigemischt, so 
kommt man am schnellsten zum Ziele, wenn man den Ham spektroskopisch 
untersucht. Man benutzt dazu zweckmäßig ein Spektroskop mit nicht zu starker 
Dispersion, z. B. das geradsichtige Handspektroskop oder das von mir be¬ 
schriebene Spektroskop. Steht nur ein Spektroskop B u n s e n - Ki^^|i 0 ffächer 
N. F. UL Jfthrg. 26 








403 


Original-Artikel. 


Konstruktion zur Verfügung, so läßt sich auch dieses benutzen, man verwende 
aber ein möglichst schwaches Okular, da man dann die zwischen den Fraun- 
hofersehen Linien D und E gelegenen beiden Absorptionsstreifen des Oxy¬ 
hämoglobins am schärfsten sieht Um die spektroskopische Probe möglichst 
empfindlich zu gestalten, fülle man die zu untersuchende Hamprobe in Glas¬ 
gefäße von größerem Durchmesser. Harne mit nicht zu starker Eigenfarbe lassen 
sich sehr wohl in einer Schicht von 10—20 cm Durchmesser spektroskopieren, 
sodaß man sie vorteilhaft in Polarisationsröhren von 10 bezw. 20 ccm Länge 
(wie sie zu polarimetrischen Zuckerbestimmungen gebraucht werden) einfüllt und 
in Längsrichtung vor den Spalt des Spektroskops hält. Für die Untersuchung 
von Hamen mit starker Eigenfarbe in dickerer Schicht eignet sich wegen seiner 
bedeutenden Lichtstärke sehr gut das von mir kürzlich beschriebene Blut- 
spektroskrop (2). Untersucht man Ham in einer Schichtdicke von 20 cm, so 
läßt sich nach meinen Versuchen (3) noch ein Gehalt an unzersetztem Blut von 
nur 0,005 °/ 0 nachweisen, das sind etwa zwei Tropfen Blut auf die Tages¬ 
menge Ham. 

Für Harne, die den Blutfarbstoff nicht als Oxyhämoglobin enthalten, sondern 
in Form von Methämoglobin, eignet sich die spektroskopische Probe ebenfalls. 
Da die Absorptionserscheinung des Methämoglobins aber weniger intensiv ist 
als die des Oxyhämoglobins, so empfiehlt es sich in solchen Fällen, dem Ham 
etwas Schwefelammonium zuzusetzen, ihn stark zu schütteln und dann nochmals 
zu spektroskopieren. War vordem z. B. nur ein schwacher schlecht begrenzter 
Methämoglobinstreifen im Rot sichtbar gewesen, so sieht man nunmehr nach der 
vollzogenen Umwandlung in Oxyhämoglobin dessen beide Absorptionsstreifen, 
und zwar in größerer Schärfe. 1 ) — 

Weniger geeignet ist die direkte spektroskopische Beobachtung bei solchen 
Hamen, bei denen der Blutfarbstoff infolge vorgeschrittener Zersetzung schon in 
Hämatin übergegangen ist; denn die Absorptionserscheinung des Hämatins ist 
wenig intensiv. Um in solchen Fällen die spektroskopische Probe mit Erfolg 
anwenden zu können, ist es das Nächstliegende, die Überführung des vorhandenen 
Hämatins in das durch eine sehr intensive Absorptionserscheinung ausgezeichnete 
Hämochromogen zu bewerkstelligen. Das gelingt leicht durch Zusatz von Kali¬ 
lauge und Schwefelammonium. Leider bewirkt aber der Zusatz von Kalilauge 
eine oft sehr starke Färbung durch die sich ausscheidenden Phosphate des Kalks 
und der Magnesia, sodaß man solche Mischungen dann nur in dünneren Schichten 
spektroskopieren kann (4). War genügend Hämatin vorhanden, so sieht man 
jetzt die beiden Absorptionsstreifen des Hämochromogens. Je größer dabei der 
Gehalt des betreffenden Harns an anderen Farbstoffen ist, um so geringer ist 
die Schichtdicke, bei der die spektroskopische Probe noch ausführbar ist. — 
Da nun die sich ausscheidenden Phosphate das Hämatin zum Teil mit nieder- 
schlagen, so ist eine Klärung durch Filtration auch nicht immer vorteilhaft, denn 
dadurch würde man einen erheblichen Teil des Hämatins verlieren. — Unter 
solchen Umständen kann die spektroskopische Probe in dieser Ausführungsform 
durchweg nur bei größerem Blutgehalt gute Resultate geben. 

Wenig befriedigend waren die Ergebnisse, die ich bei Anwendung der 
von Lecanu vorgeschlagenen Methode erhielt (5). Diese kurz als »Koagulations- 


*) Über die Einzelheiten und Technizismen der spektroskopischen Blutproben soll demnächst 
an anderer Stelle ausführlicher berichtet werden. 

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Original-Artikel. 


403 


verfahren« zu bezeichnende Probe beruht auf der bekannten Tatsache, daß eine 
wässerige Blutlösung beim Erhitzen zersetzt wird und das dabei aus dem Oxy¬ 
hämoglobin abgespaltene Globin Koagula bildet, die das andere Spaltungsprodukt 
des Oxyhämoglobins, nämlich das Hämatin, festhalten. Filtriert man diese 
Koagula ab und entzieht ihnen unter Benutzung geeigneter Lösungsmittel das 
Hämatin, so erhält man eine Lösung, in der letzteres spektroskopisch nachge¬ 
wiesen werden kann. Nach meinen Erfahrungen lassen sich durch dieses 
Koagulationsfahren kleinere Mengen Blut im Ham nicht mit der erforderlichen 
Sicherheit auffinden. 

Erheblich bessere Resultate erzielte ich mit einem Verfahren, das sich an 
ein von Struve zur Darstellung von Häminkristallen aus Ham empfohlenes Ver¬ 
fahren anlehnt. Nach der von mir ausgearbeiteten Vorschrift wird ein 
Quantum Ham mit bestimmten Mengen von Ammoniak, Tanninlösung und Essig¬ 
säure gefällt, der Niederschlag abfiltriert, in Ammoniak gelöst und diese Lösung 
nach Zusatz von Schwefelammonium spektroskopiert. Bei Anwesenheit von 
Blutfarbstoff beobachtet man dann das Absorptionspektrum des Hämochromogens. 
Die Empfindlichkeitsgrenze des Verfahrens liegt bei etwa 1:6000, wenn man 
etwa 100 ccm Ham verarbeitet (6). 

Noch empfindlicher ist nach meinen Versuchen ein anderes von Wolff 
empfohlenes spektroskopisch-chemisches Verfahren, das ich kurz als Zinkazetat- 
methode bezeichnet habe. Ihm liegt die schon von Gruening und van Geuns 
stammende Beobachtung zugrunde, daß Oxyhämoglobin durch Zinkazetat aus 
seinen Lösungen gefällt wird. Mit dem, etwas abgeänderten, Verfahren habe 
ich recht gute Ergebnisse erzielt. Zu seiner Ausführung setzt man dem Ham 
Vio Vol. Zinkazetatlösung hinzu, erhitzt ihn bis nahe zum Sieden, filtriert den 
Niederschlag ab, löst ihn in Ammoniak, setzt einige Tropfen Stokes* Flüssigkeit 
hinzu und spektroskopiert sie. Bei Anwesenheit von Blutfarbstoff erscheint das 
Absorptionsspektrum des Hämochromogens. Die Empfindlichkeitsgrenze dieses 
Verfahrens fand ich (7) zu 1:20000. Es ermöglicht also, eine Beimengung von 
etwa zwei Tropfen Blut zur Tagesmenge Ham festzustellen. 

Ganz besonders hat sich mir auch die folgende spektroskopisch - chemische 
Probe bewährt. Man mischt etwa 60 ccm Ham mit etwa 10 ccm Eisessig und 
extrahiert die Mischung unter starkem Schütteln mit etwa 40—60 ccm Äther, 
wäscht den abgetrennten Äther durch ein- oder zweimaliges Schütteln mit 
Wasser, schüttelt den wiederum abgetrennten Ätherauszug unter Kühlung mit 
Salmiakgeist im Überschuß, läßt die ammoniakalische (untere) Schicht nebst einem 
Teil der Ätherschicht in ein Glas fließen, setzt etwa 6 Tropfen gesättigtes 
Schwefelammonium hinzu und beobachtet jetzt spektroskopisch. Enthielt der 
Ham Oxyhämoglobin, Methämoglobin oder Hämatin, so tritt gleich oder inner¬ 
halb einiger Minuten das Hämochromogenspektrum auf. Die Empfindlichkeits¬ 
grenze dieses recht zuverlässigen Verfahrens fand ich (8) zu 1:20000, wenn 
60 ccm Ham verarbeitet wurdfcn. Auf die speziellen Vorzüge dieser von mir 
als »Extraktionsverfahren« bezeichneten Blutprobe komme ich später noch 
zurück. 

Trotzdem die einfache spektroskopische Probe und ebenfalls die spektro¬ 
skopisch-chemische Probe in verschiedenen Ausführungsformen große Vorzüge 
hat und namentlich die letztgenannten sich allgemein als recht empfindlich er¬ 
weist, so wird doch von Zeit zu Zeit der Wunsch nach anderen und zwar nach 

Digmzea oy Lv^ 

26* 


404 


Original-Artikel. 


einfacheren Blutproben rege, und man ist vielfach nur zu sehr geneigt, den 
etwas umständlicheren, aber dafür zuverlässigeren Methoden weniger eindeutige 
und unsicheren »Schnellverfahren« vorzuziehen. — 

Zu den nicht ganz exakten Blutproben für Ham müssen die Hellersche 
Probe, die einfache Guajakprobe, die einfache Aloinprobe und die ein¬ 
fache Benzidinprobe gerechnet werden. — 

Mit der durch ihre Einfachheit ausgezeichneten Heller sehen Blutprobe er¬ 
hält man ziemlich häufig auch bei solchen Hamen einen positiven Ausfall, die 
nicht Blutfarbstoff, sondern einen oder mehrere andere Farbstoffe enthalten. 
Außerdem kann ihre Empfindlichkeit nicht als allgemein ausreichend bezeichnet 
werden. Ihr negativer Ausfall schließt keineswegs die Gegenwart einer solchen 
Blutbeimengung aus, deren Kenntnis für den Kliniker von Bedeutung sein kann. 
Sie darf daher nur als Vorprobe gelten. 

Wesentlich empfindlicher als die Hellersche Probe ist die bekannte ein¬ 
fache Guajakprobe. Nach der ursprünglichen Vorschrift benutzt man dazu 
Guajaktinktur und verharztes Terpentinöl. Später wurde als Ersatzmittel für das 
Terpentinöl Wasserstoffsuperoxyd vorgeschlagen. Wie ich an anderer Stelle (9) 
mitgeteilt habe, konnte ich eine etwas größere Empfindlichkeit erzielen, wenn 
ich die Probe mit verharztem Terpentinöl ausführte. Doch läßt sich auch sehr 
gut Wasserstoffsuperoxyd benutzen. Man achte aber auch bei dem Wasserstoff¬ 
superoxyd auf die Qualität Das käufliche Wasserstoffsuperoxyd ist keineswegs so 
haltbar, wie manchmal angenommen wird. Bei Anwendung frisch bezogenen 
Wasserstoffsuperoxyds von 3 Gew. °/ 0 = 10 Vol. °/ 0 aus den Fabriken von Kahl¬ 
baum und Merck habe ich gute Resultate erhalten. Die Einzelheiten der Aus¬ 
führung sind bei der Guajakprobe von besonderer Wichtigkeit. Es dürfen nicht 
beliebige Mengen von Guajaktinktur und Terpentinöl genommen werden. Die früher 
vielfach beliebte Ausführungsform: »mehrere ccm der käuflichen (meist 20proz.) 
Guajaktinktur und ebensoviel Terpentinöl, darauf den Ham schichten« ist wohl 
schon jetzt als unzweckmäßig im allgemeinen aufgegeben worden. Ein derartiger 
Überschuß an Guajakharz setzt die sonst erreichbare hohe Empfindlichkeit der 
Guajakprobe bedeutend herab. Die Guajaktinktur soll viel schwächer sein. 
Außerdem ist die in den Apotheken oft schon lange aufbewahrte Guajaktinktur 
deswegen meist ungeeignet, weil sie zersetzt ist Man bereite sich daher die 
Guajaktinktur stets frisch, indem man eine kleine Messerspitze voll gepulverten 
Guajakharzes (vor Licht geschützt aufbewahren!) im Reagenzglas mit mehreren 
(etwa 3—6 ccm) Alkohol übergießt, umschüttelt und nach etwa 1 Minute die 
erforderliche Menge klar abgießt oder abfiltriert Das verharzte Terpentinöl 
(spez. Gew. etwa 0,95) muß genügende Oxydierkraft besitzen, darf aber anderer¬ 
seits mit Guajaktinktur allein innerhalb etwa 5 bis 10 Minuten keine nennens¬ 
werte Färbung liefern. Über Herstellung und Prüfung eines geeigneten Terpen¬ 
tinöls habe ich seinerzeit eingehend berichtet (10). Auch vom Terpentinöl soll 
nur eine kleine Menge zugesetzt werden, etwa 1 ccm. Statt der Guajakharz- 
tinktur läßt sich ebensogut eine 1 proz. Lösung von Guajakonsäure in Alkohol 
benutzen. Eine solche Lösung soll sich länger halten als die Guajakharztinktur. 
Von der Guajakharztinktur verwendet man im allgemeinen am besten etwa zehn 
Tropfen auf etwa 6—8 ccm Ham, schüttelt um, ohne aber das Glas mit dem 
Finger zu verschließen, setzt etwa 20 Tropfen verharztes Terpentinöl hinzu 
und schüttelt mehrmals kräftig durch. Man beobachtet zwei fi&r#ejji^iuten 



Original-Artikel. 


405 


lang. Bei Anwesenheit von Blut entsteht je nach dessen Menge eine mehr oder 
weniger starke Blaufärbung. Sind nur sehr geringe Mengen Blut vorhanden } 
sodaß es zu keiner ausgesprochenen Färbung kommt, so gibt man nach Ablauf 
der drei Minuten wenige ccm Alkohol (11) hinzu und schüttelt einmal sanft um. Da¬ 
durch entzieht man der emulsionsartig trüben Flüssigkeit den gebildeten Farb¬ 
stoff, der jetzt in der oben sich sammelnden Alkohol-Terpentinölschicht eine 
deutliche Blaufärbung liefert Bei der großen Neigung dieser Reagenzge¬ 
mische zu Selbstzersetzung (spontane Farbbildung) versäume man nicht, einen 
Kontrollversuch mit Wasser, Guajaktinktur und Terpentinöl gleichzeitig mit anzu¬ 
setzen. — Um geringste Mengen von Blut zu finden, nehme man nur 5 bis 8 
Tropfen Guajakharztinktur. Diese Menge stellt das Optimum für kleinste Blut¬ 
spuren dar. — Vor Anstellung der Probe soll der Ham auf seine Reaktion ge¬ 
prüft werden. Sie muß neutral oder schwach sauer sein. Alkalische Harne 
müssen mit Essigsäure schwach angesäuert werden, da der blaue Guajakfarbstoff 
gegen Alkali sehr empfindlich ist. 

Die Empfindlichkeit der Probe kann durch sehr starke Eigenfarbe des Harns 
etwas herabgesetzt werden. Bei normal gefärbtem Ham erreicht die Empfindlich¬ 
keit der Probe etwa das Verhältnis 1:40000, d. h. Harne mit einem derartigen Blut¬ 
gehalt geben bei der Probe eine sehr geringe bläuliche Färbung, die von der Färbung 
der Kontrollprobe (»Blindversuch«) deutlich ab weicht — Will man die Guajak- 
probe mit Wasserstoffsuperoxyd ausführen, so empfiehlt es sich nach der sehr 
zweckmäßigen Angabe Carlsons (12) das Gemisch aus Ham und Tinktur mit 
dem Wasserstoffsuperoxyd zu Unterschichten. Die Blaufärbung entsteht dann in 
dem unteren Teil der Flüssigkeit. 

Fehlerquellen der Guajakprobe sind erstens ein Gehalt an Eiterkörperchen 
sowie analog wirkenden Zellen, zweitens ein Gehalt an anorganischen, das 
Reagenzgemisch katalysierenden Stoffen. Gegen die erste Fehlerquelle kann 
man sich in einfacher Weise dadurch schützen, daß man den Ham vor An¬ 
stellung der Probe aufkocht und wieder abkühlt. Will man auch die zweite 
Fehlerquelle ausschalten, dann empfiehlt es sich, die Probe nicht am Ham selbst 
auszuführen, sondern an dem daraus hergestellten Essigsäureätherextrakt, das 
durch zweimaliges Waschen mit kleinen Mengen Wasser weiter gereinigt ist 
Etwa 6—8 ccm des Ätherextrakts versetzt man mit 10 bis 3 Tropfen der Guajak¬ 
tinktur und etwa 20 Tropfen Terpentinöl. Je weniger das Ätherextrakt gefärbt 
ist, je geringer also der Hämatingehalt ist, um so weniger Guajaktinktur nimmt 
man. — In dieser Ausführungsform ist die Empfindlichkeit der Probe geringer, 
als wenn man direkt am Ham die Guajakreaktion in der von mir angegebenen 
Weise ausführt, und zwar liegt die Empfindlichkeitsgrenze bei etwa 1:16000 (13), 
ist also nicht größer als die der besten spektroskopisch-chemischen Verfahren, 
deren Empfindlichkeitsgrenze bei etwa 1:20000 liegt. 

Es erscheint nicht überflüssig nochmals hervorzuheben, daß bei der An¬ 
stellung der Guajakprobe wie auch der ähnlichen später zu besprechenden Farb¬ 
reaktionen, nur peinlich saubere (am besten mit Eisessig-Alkohol) ausgespülte 
Gefäße benutzt werden dürfen, wenn man Irrtümer vermeiden will. 

K. Schröder (14) hat kürzlich über Untersuchungen berichtet, in denen er 
festzustellen suchte, mit welchen Mengen Guajakharz man bei bestimmten Blut¬ 
verdünnungen die intensivste Farbenreaktion erhält. Da er namentlich bei den 
starken Verdünnungen nur dann deutliche Reaktionen erzielte^ wefm ^ fp^ge- 




406 


Original-Artikel. 


ringe, von ihm genauer angegebene Mengen Guajakharz anwandte, kam er zu 
der Forderung, man müsse die Guajakprobe mit drei verschieden starken 
Guajakharzlösungen ausführen. 

Der betreffende Ausspruch Schröders ist viel zu weitgehend und daher 
unberechtigt. Schröder widerspricht sich übrigens selbst, indem er zunächst 
sagt »um die Probe zuverlässig zu machen, sind drei verschieden starke Lö¬ 
sungen erforderlich«, aber am Schlüsse seiner Arbeit schreibt »Will man die 
Probe nicht mit drei Gläsern 1 ) machen, sondern sich auf ein Glas beschränken, 
so ist Glas zwei anzuraten, also eine bedeutend schwächere Guajaklösung als 
die nun allgemein angewendete.« Also ist doch nur eine Guajakharzlösung er¬ 
forderlich ! 

Analoge Beobachtungen, wie sie in der Abhandlung Schröders mitgeteilt 
werden, sind schon von früheren Autoren gemacht worden. Ich selbst habe 
schon vor mehreren Jahren dahingehende Untersuchungen ausgeführt, die mich 
veranlaßten, für die Guajakprobe bei Fäzes eine bestimmte Menge einer nur 
schwachen, frisch bereiteten Tinktur zu empfehlen. Die dort angegebene Menge 
Tinktur ist nach meinen Erfahrungen durchschnittlich am geeignetsten; sie ent¬ 
hält einerseits wirksame Substanz genug, um auch mit stark bluthaltigen Ex¬ 
trakten gute Reaktionen zu geben, andererseits nicht zuviel, so daß auch mit 
sehr schwach blutfarbstoffhaltigen Extrakten noch Reaktionen erzielt werden. — 
Da mir aber aus meinen Versuchen sehr wohl bekannt war, daß stärkere Blut¬ 
lösungen zur maximalen Farbstoffbildung (Blaufärbung) größere, schwache Blut¬ 
lösungen kleinere Mengen Guajakharz erfordern, so schrieb ich (15): »Handelt 
es sich um den Nachweis kleinster Blutmengen, so nimmt man zweckmäßig 
noch weniger, drei bis fünf Tropfen, da gerade bei sehr kleinen Blutmengen 
ein Überschuß von Guajaktinktur die Reaktion stört« usw. 

Kürzlich hat J. Rothschild (16) auf meine Veranlassung nochmals eine 
sorgfältige Untersuchung darüber ausgeführt, ob man bei klinischen Unter¬ 
suchungen zu Fehlresultaten kommen kann, wenn man die von mir angegebene 
Vorschrift befolgt und von der schwachen Guajaktinktur im allgemeinen 
10 Tropfen verwendet. Rothschild hat nun in voller Übereinstimmung mit 
meinen älteren Beobachtungen gefunden, daß die von mir angegebene einfache 
Vorschrift bei klinischen Untersuchungen keine Fehlresultate liefern kann, so¬ 
dann, daß die von mir angegebene Menge Tinktur gerade am geeignetsten ist. 
Da somit kein Grund vorliegt, eine andere Vorschrift aufzustellen, so muß die 
oben besprochene Forderung Schröders als mindestens unnötig bezeichnet 
werden, zumal sie geeignet ist, Verwirrung anzustiften, und die gut erforschte 
und sehr wertvolle Guajakprobe unbegründeter Weise in Mißkredit zu bringen. 
Die namentlich von Schaer (17) und Rossel (18) erforschte Aloinprobe nimmt 
im großen und ganzen eine der Guajakprobe analoge Stellung ein. An sich ist 
sie weniger empfindlich als die Guajakprobe. Es kommt jedoch vor, daß der 
bei positivem Ausfall der Aloinprobe sich bildende rote Farbstoff die ursprüng¬ 
liche Farbe der zu prüfenden Flüssigkeit leichter übertönt als es der bei posi¬ 
tivem Ausfall der Guajakprobe entstehende blaue Farbstoff vermöchte. Solche 
Fälle beobachtet man öfters, wenn man die Aloinreaktion bei der alten Web er¬ 
sehen Methode für Fäzes anwendet, auf die ich noch zurückkomme. Die Be- 


l ) Gemeint ist »drei verschieden starke Lösungen von Guajakharz«. 

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Original-Artikel. 


407 


urteilung, ob in der gleichen Probeflüssigkeit die Aloinreaktion oder die Guajak- 
reaktion einen leichter erkennbaren Farbwechsel erzeugt, ist vielfach sehr subjektiv. 
Nach den im hiesigen Laboratorium gesammelten Erfahrungen verdient aber im 
allgemeinen die Guajakreaktion den Vorzug. 

Die von Boas (19) empfohlene Paraphenylendiaminreaktion habe ich 
auch auf ihre Verwendbarkeit für Harn geprüft Bei dieser bislang weniger bekannt 
gewordenen Reaktion müssen die einzelnen Reagentien in bestimmter Reihen¬ 
folge zugesetzt werden (20), und zwar setzt man erst 2 Tropfen einer J /aP roz « 

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wässerigen Paraphenylendiaminchlorhydratlösung, danach 1 ccm einer etwa-^- alko¬ 
holischen Kalilauge, weiter 1 ccm 3proz. Wasserstoffsuperoxyd und erst dann 
tropfenweise (etwa 5 Tropfen) verdünnte Essigsäure hinzu. — Prüft man in dieser 
Weise stark verdünnte wässerige Blutlösungen, so beobachtet man eine momentan 
entstehende Olivgrünfärbung, die allmählich in braunrot übergeht. Auf wässerige 
Blutlösungen angewandt, erweist sich die Reaktion mindestens als ebenso em¬ 
pfindlich (21) wie die Guajakreaktion. Dagegen erhielt ich bei Ham ungünstigere 
Resultate, weil dessen Eigenfarbe die Empfindlichkeit der Reaktion mehr oder 
weniger stark herabsetzt. 

Einen gewissen Vorzug hat die Paraphenylendiaminprobe insofern, als sie, 
im Gegensätze zu der Guajakprobe und Benzidinprobe durch geringe Mengen 
freier Salzsäure nicht gestört wird (22) und auf Oxydationsfermente nur wenig 
oder gamicht reagiert Sie gibt daher mit blutfreiem eiterhaltigen Ham keine 
oder nur eine sehr undeutliche Reaktion (23). Diesem Vorzug steht aber die 
geringere Empfindlichkeit der Probe als Nachteil gegenüber, sodaß sie ent¬ 
behrlich ist 

O. und R. Adler (24) haben eine größere Anzahl organischer Farbstoffe 
auf ihre Verwendbarkeit zum Blutnachweis geprüft und herausgefunden, daß das 
Leukomalachitgrün und Benzidin dafür besonders geeignet sind. Beide Reaktionen 
sind hochempfindlich. Auf Grund meiner Versuche mit beiden Präparaten habe 
ich mich seinerzeit für das Benzidin entschieden. Als Blutreagens ist es der 
empfindlichste der in neuerer Zeit empfohlenen Stoffe. Seine Empfindlichkeit 
ist aber völlig abhängig von der Qualität des betreffenden Handelspräparates, 
wie ich das an anderer Stelle näher ausgeführt habe (25). Unter den vielen, 
von mir geprüften Sorten Benzidin waren solche, die selbst mit konzentrierten 
Blutlösungen nicht die charakteristische Färbung gaben, andererseits solche, die 
noch mit einer Blutlösung reagierten, deren Gehalt an Blut Vioooooo und noch 
weniger betrug. Die besten Marken Benzidin haben mir Dr. Orth, Hamburg 
und Kahlbaum, Berlin, geliefert. Nächstdem erwies sich ein Präparat von 
Merck am geeignetsten. Auch das beste Benzidin verändert sich leicht, man 
bewahre es daher vor Licht geschützt auf. 

Mischt man eine gesättigte Lösung von Benzidin in Alkohol oder Eisessig 
mit gleichviel 8 proz. Wasserstoffsuperoxyd und setzt dann einige ccm schwacher 
Blutlösung und etwas verdünnte Essigsäure hinzu, so tritt die charakteristische 
Reaktion, Grünfärbung oder Blaugrünfärbung ein. Eiue schwache Grünfärbung 
tritt nun oftmals schon ein, wenn man die Benzidinlösung nur mit Wasserstoff¬ 
superoxyd und Essigsäure mischt und kurze Zeit stehen läßt (26). Die dabei 
eintretende Färbung soll möglichst gering sein. Einen solchen Kontrollversuch 
muß man stets ansetzen, um Irrtümer zu vermeiden. Überhau^t^| wegen der 



408 


Original-Artikel. 


außerordentlichen Empfindlichkeit der Reaktion große Vorsicht notwendig. 
Namentlich müssen die zur Herstellung der Lösung und zur Ausführung der 
Reaktion bestimmten Reagenzgläser peinlichst sauber gehalten werden. Am 
sichersten ist es, sie kurz zuvor mit starker Essigsäure oder Eisessig und Alkohol 
auszuspülen. 

Die praktische Ausführung nimmt man zweckmäßig an dem aus dem Ham 
hergestellten Extrakt vor. Mischt man nämlich den Ham ohne weiteres mit den 
Reagentien, so erhält man eine stark getrübte Flüssigkeit, in der eine schwache 
Grünfärbung schwer zu erkennen ist. Dazu kommt, daß ein positiver Ausfall 
aus den bei Besprechung der Guajakprobe angegebenen Gründen nicht ganz 
eindeutig ist. Man stellt daher, genau wie es bei der Guajakprobe beschrieben 
wurde, zunächst einen Essigsäure-Ätherextrakt her, reinigt ihn durch Ausschütteln 
mit Wasser, setzt der so erhaltenen Ätherlösung die Reagentien hinzu und 
schüttelt das Gemisch mehrfach kräftig, jedoch ohne das Glas mit dem Finger 
zu verschließen. — Man beachte, daß sich das Wasserstoffsuperoxyd, namentlich 
in warmen Zimmern, leicht verändert und an Wirksamkeit verliert 

Die Empfindlichkeit der Benzidinreaktion ist bei Ham weit geringer als bei 
reinen wässerigen Blutlösungen. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, daß die 
Benzidinreaktion die Guajakterpentinreaktion nicht verdrängt. Aus meinen Er¬ 
fahrungen heraus habe ich auch den Eindruck, daß im allgemeinen auf der 
Klinik mit der Guajakterpentinprobe sicherer gearbeitet wird. 

Diejenigen Verfahren zum Nachweis von Blut im Ham, die auf der Dar¬ 
stellung von Häminkristallen aus dem zuvor aus dem Ham isolierten Blutfarb¬ 
stoff oder Hämatin beruhen, sind im allgemeinen nicht so leicht zu handhaben, 
daß man sie für den täglichen Gebrauch empfehlen könnte. 

Auf Grund vorstehender Erörterungen müssen für Ham folgende Blutproben 
als die praktisch wichtigsten bezeichnet werden: die einfache spektroskopische 
Probe, die spektroskopisch-chemische Probe, die Guajakprobe und die Benzidin¬ 
probe. Wo die Verhältnisse es erlauben, führe man zunächst bei genügender 
Schichtdicke (eventuell in Polarisationsröhren) die einfache spektroskopische 
Probe aus, deren positiver Ausfall weitere Untersuchungen überflüssig macht 

Bei negativem Ausfall führe man am besten eine der empfindlichsten 
spektroskopisch-chemischen Proben aus. Unter ihnen bietet das oben beschrie¬ 
bene »Extraktionsverfahren« den Vorteil, daß man damit ein gereinigtes Äther¬ 
extrakt erhält, mit dem sich außer der spektroskopischen Probe in exakter Weise 
auch die Guajak- oder Benzidinprobe anstellen läßt. Dieses Verfahren möchte 
ich als eine exakte klinische Blutprobe für Ham sehr empfehlen. Der Gang ist 
kurz folgender: Man stellt in der bei Besprechung der spektroskopisch-chemischen 
Proben beschriebenen Weise aus dem Ham (möglichst 60 ccm oder mehr) einen 
durch nachträgliches Ausschütteln mit Wasser gereinigten sauren Atherextrakt 
her. Einige ccm davon prüft man mit der Guajak- oder Benzidinreaktion. Die 
Hauptmenge der Ätherlösung schüttelt man dagegen mit Salmiakgeist im 
Überschuß unter Kühlung tüchtig durch und prüft die ammoniakalische Flüssig¬ 
keit in der oben beschriebenen Weise nach Zusatz von Schwefelammonium 
spektroskopisch. 

Mit Hilfe dieses kombinierten Verfahrens lassen sich noch wesentlich kleinere 
Blutungen als mit der Hellerschen Probe sicher nachweisen. Wünscht man 
in ganz besonderen Fällen eine noch größere Empfindlichkeit zu erzielen, so 

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Original-Artikel. 


409 


sind kompliziertere Verfahren zu versuchen, deren Schilderung unterbleiben 
kann. 

Wo es aus irgend welchen Gründen nicht möglich ist, das eben beschriebene 
exakte Verfahren anzuwenden, sondern nur eine leicht und schnell ausführbare 
Probe, da ist in erster Linie die Guajakprobe in nachstehender Ausführungsform 
am Platze: Man kocht eine Portion Ham im Reagenzglas auf, kühlt auf Zimmer¬ 
temperatur ab, setzt ihm etwa 10—3 Tropfen (siehe oben) frischer Guajaktinktur 
(oder 1 proz. alkoholischer Guajakonsäurelösung) und etwa 20 Tropfen verharztes 
Terpentinöl hinzu, schüttelt einige Male und läßt 2—3 Minuten stehen. Danach 
gibt man eventuell einige ccm Alkohol zu und schüttelt einmal um. Notwendig 
ist ein Kontrollversuch mit Wasser und den Reagentien. Alkalisch reagierender 
Ham ist zuvor mit Essigsäure anzusäuera. 

JL Seröse Flüssigkeiten, Cystenflüssigkeiten. 

Für den Blutnachweis in den genannten und ähnlichen Flüssigkeiten lassen 
sich allgemein gültige Regeln nicht gut aufstellen. Wegen des oft reichlichen 
Gehaltes an Leukozyten und anderen geformten Elementen sind Blutproben, die 
auch auf Oxydationsfermente reagieren, z. B. die einfache Guajakprobe, nur nach 
vorherigem Kochen der Flüssigkeit und darauf folgendem Abkühlen anwendbar. 
Bei sehr hohem Gehalt an Eiweiß oder Farbstoffen, wie z. B. Gallenfarbstoff, ist 
dies Verfahren allerdings weniger zweckmäßig. In diesen Fällen kommen neben 
der exakten Ausführungsform der Guajakprobe und Benzidinprobe die spektro¬ 
skopische und spektroskopisch-chemische Probe (Extraktionsverfahren, siehe bei 
Ham) in Betracht Die spektroskopische Probe gibt dabei gleichzeitig Aufschluß 
über die eventuelle Anwesenheit von Methämoglobin. 

Braune Partikel, kleinste, aus Hämatin bestehende »Konkremente«, wie sie 
in Cystenflüssigkeiten bisweilen Vorkommen, lassen sich schnell identifizieren, 
indem man sie in einem Uhrglase entweder durch Verreiben mit wenigen 
Tropfen konzentrierter Schwefelsäure in Hämatoporphyrin oder durch Verreiben 
mit Natronlauge und Zusatz von Schwefelammonium in Hämochromogen über¬ 
führt und in beiden Fällen spektroskopisch prüft 

UL Sputum. 

Für den Nachweis von Blut im Sputum sind, abgesehen von der mikro¬ 
skopischen Probe, nur die exakte Ausführungsform der Guajakprobe und Benzidin¬ 
probe und die spektroskopische oder spektroskopisch-chemische Probe zu 
empfehlen. Zur augenblicklichen Identifizierung einer Blutbeimengung ist die 
Anwendung des kürzlich von mir beschriebenen Blutspektroskops (27) sehr 
bequem. Man bringt das Sputum in ein Uhrglas oder Glasschälchen und stellt 
es auf das Objekttischchen des Spektroskops (siehe Abbildung). Bei einiger¬ 
maßen beträchtlichem Blutgehalt des Sputums ist dessen Identifizierung auch 
durch die Teichmannsche Häminprobe ausführbar. 

IV. Galle. 

Will man Galle auf eine Beimengung von Blutfarbstoff prüfen, so untersucht 
man sie zunächst spektroskopisch. Wegen der sehr starken Eigenfarbe läßt 
sich die Galle meist nur in dünner Schicht oder nach vorherigem Verdünnen 
mit Wasser spektroskopieren. Um auch geringe Beimengungen von Blut auf¬ 
finden zu können, bedient man sich zweckmäßig des folgenden Verfahrens (28). 

H. F. UI. Jahne. Di9i,iZed by Sft 00 g le 





410 


Original-Artikel. 



Man mischt die Galle unter ganz allmäh¬ 
lichem Zusatze mit der öfachen Meng eAlkohol 
und setzt dann ebensoviel Äther hinzu. Es 
entsteht eine mehr oder weniger starke 
Fällung, wobei sich ein Teil des Nieder¬ 
schlags oft an der Wandung des Gefäßes 
festsetzt. Die Flüssigkeit filtriert man durch 
ein glattes Filter. Das Filtrat wird nicht 
gebraucht. Man gießt jetzt etwas Eisessig 
in das Becherglas, weicht damit die Reste 
des Niederschlags auf, gießt die Flüssigkeit 
auf den im Filter befindlichen Rückstand und 
zerteilt diesen mit dem Glasstabe, damit er 
gut extrahiert wird. 

Dadurch geht der etwa im Niederschlag 
vorhandene Blutfarbstoff in Lösung. Das 
Filtrat filtriert man nochmals durch das¬ 
selbe Filter. Das jetzt erzielte zweite Filtrat 
das den in der Galle etwa vorhandenen 
Blutfarbstoff als saures Hämatin enthält, ver¬ 
dünnt man mit dem doppelten Volumen 
Äther und reinigt diese Mischung, indem man 
sie zunächst mit dem halben, dann nochmals 
mit l /s Volumen Wasser auschüttelt Von 
der abgetrennten Ätherlösung verwendet man 
einige ccm zu der Guajak- oder Benzidin¬ 
probe. Die Hauptmenge überführt man mit 
Ammoniak und Schwefelammonium in der 
im I. Teil beschriebenen Weise in Hämo- 
chromogen und spektroskopiert sie. In dieser 
Weise konnte ich in menschlicher, hämatin- 
freier Fistelgalle trotz ihrer starken Eigen¬ 
farbe einen Zusatz von 0,2 °/ 0 Blut durch die 
Guajakprobe nachweisen (29). 


V. Mageninhalt» Erbrochenes, Magenspülwasser. 

Daß die richtige Deutung des Nachweises namentlich geringer Mengen von 
Blut oder Blutfarbstoff im Mageninhalt der bekannten Fehlerquellen wegen 
(blutendes Zahnfleisch, eingeführtes Blut aus der Nahrung, kleine artefizielle 
Blutungen usw.) oft sehr schwierig ist, darf nicht außer Acht gelassen werden. 
Trotzdem ist die Untersuchung des Mageninhalts auf Blut oder Blutfarbstoff in 
vielen Fällen von Bedeutung. 

Unter gewöhnlichen Verhältnissen wird das Blut im Mageninhalt namentlich 
durch die Einwirkung der Salzsäure schnell verändert, indem aus dem Oxyhä¬ 
moglobin Hämatin entsteht. Infolgedessen sieht man bei der direkten spektro¬ 
skopischen Untersuchung des Mageninhalts trotz Anwesenheit beträchtlicher 
Mengen von zersetztem Blut oft keine charakteristische Absorptionserscheinung. 

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Original-Artikel. 


411 


Der Nachweis des Hämatins läßt sich in solchen Fällen aber leicht erbringen, 
indem man es durch Zusatz von Kalilauge und Schwefelammonium oder Hydrazin¬ 
hydrat in Hämochromogen überführt und spektroskopisch identifiziert. — Wenn 
das Blut dem Magensaft gegenüber im Überschuß vorhanden oder seiner Ein¬ 
wirkung nur kurze Zeit ausgesetzt war, ebenso, wenn der Magensaft frei von 
Salzsäure ist, so läßt es sich auch als Oxyhämoglobin spektroskopisch identi¬ 
fizieren. 

Die einfache Guajakprobe ist für Mageninhalt ungeeignet, schon deshalb, 
weil die Reaktion durch freie Salzsäure gestört wird. Das gleiche gilt, wenn 
auch in geringerem Maße, für die einfache Benzidinreaktion. 

Einigermaßen zuverlässige Resultate gibt folgende Ausführungsform der 
Guajakreaktion. Eine Portion des Mageninhalts wird mit Soda alkalisch gemacht, 
mit Essigsäure schwach angesäuert, aufgekocht und abgekühlt. Mehrere ccm 
werden in der für Ham angegebenen Weise mit Guajaktinktur oder Terpentinöl 
gemischt und nachträglich eventuell noch etwas Alkohol zugesetzt 

In einer von der ursprünglichen Adler sehen Vorschrift etwas abweichenden 
Ausführungsform ist die Benzidinprobe von Schlesinger und Holst (30) auch 
für Mageninhalt angewandt und empfohlen worden. Nach ihrer Vorschrift setzt 
man zu einer Mischung aus etwa 12 Tropfen Benzidineisessiglösung und 2 ccm 
Wasserstoffsuperoxyd wenige Tropfen des gekochten Magensaftes. — Auch für 
diese Probe sollte der Mageninhalt zunächst alkalisch und dann mit Essigsäure 
angesäuert werden. Die Probe erweist sich im allgemeinen als sehr empfindlich. 
In manchen Fällen ist ihre richtige Beurteilung indessen schwierig. 

Ganz eindeutig sind die beiden zuletzt beschriebenen Ausführungsformen 
der Guajakprobe und Benzidinprobe aber nicht Will man Mageninhalt in ganz 
exakter Weise auf die Anwesenheit geringer Blutbeimengungen prüfen, dann 
ist das schon mehrfach besprochene Extraktionsverfahren zu empfehlen. Man 
muß jedoch, um die störende Wirkung (31) der Mineralsäuren (Salzsäure) aus¬ 
zuschalten, den Mageninhalt zuvor mit wenig Lauge oder Sodalösung alkali- 
sieren, dann wieder mit verdünnter Essigsäure ansäuem. An dem gereinigten 
Essigsäureätherextrakt führt man dann am besten die Guajak-, Terpentinöl- oder 
die spektroskopische Hämochromogenprobe, eventuell beide nebeneinander aus. 
Die Empfindlichkeit der letzteren wird naturgemäß geringer, wenn man, wie 
bei Mageninhalt häufiger, nur kleine Mengen Flüssigkeit zur Verfügung hat. 
Für Mageninhalt ist daher die in der zuletzt angegebenen Weise ausgeführte 
Guajak-Terpentinölprobe besonders zu empfehlen. — 

Die schon oben erörterte Paraphenylendiaminprobe ist bei Magensaft auch 
anwendbar, zumal sie durch die Anwesenheit der im Magensaft vorkommenden 
Mengen freier Salzsäure nicht gestört wird. Da die in der angegebenen Weise 
ausgeführte Guajakprobe aber vollständig ausreicht, so kann man ohne die Para¬ 
phenylendiaminprobe auskommen. — 

Zur Entscheidung der Frage, ob die Gegenwart von Gallenfarbstoff oder 
Galle als eine Fehlerquelle für die Guajak- und Benzidinprobe zu betrachten 
sind, habe ich eingehende Untersuchungen ausgeführt (32). Dabei hat sich er¬ 
geben, daß die Anwesenheit von Gallenfarbstoff die Zuverlässigkeit der Proben 
nicht beeinträchtigt, sondern höchstens ihre Empfindlichkeit etwas herabsetzt. — 
Ferner konnte ich feststellen, daß blutfreie Galle, offenbar infolge eines 
Gehaltes an oxydierendem Ferment, zwar einen schwach positiven Ausfall der 

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412 


Referate. 


einfachen Guajakreaktion bewirken kann, daß sich diese Fehlerquelle aber 
schon durch vorheriges Aufkochen des Magensaftes ausschalten läßt und bei 
der Anwendung des »Extraktionsverfahrens« überhaupt nicht in Betracht kommt 
Daß an sich bluthaltige Galle einen positiven Ausfall aller Proben bewirken 
muß, ist selbstverständlich. 

Auf Grund meiner Versuche an menschlicher Fistelgalle läßt sich annehmen, 
daß Blutfarbstoff oder diejenigen seiner Zersetzungsprodukte, die einen positiven 
Ausfall der exakten Blutproben verursachen könnten, in normaler Galle nicht 
enthalten sind. — Darüber, ob die dem Mageninhalt oder Erbrochenem beige¬ 
mengte Galle in besonderen Fällen blutfarbstoffhaltig sein kann, läßt sich nichts 
Bestimmtes aussagen. — (Fortsetzung in Heft ia.) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1042) Doyon, Gautier et Policard. Modiffcations du foie apr&B la döfibri- 
nation totale du sang. (Veränderungen der Leber nach Entfernung des ge¬ 
samten Blutfibrins.) 

Doyon et Gautier. Modifications de la coagulabilitd du Bang conadcutive 
k l’andmie arterielle du foie. Action du sdrum. (Veränderungen in der Gerinn¬ 
barkeit des Bluts infolge arterieller Anämie der Leber. Wirkung des Serums.) 
(Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 724—725.) 

Da der Leber die Hauptrolle bei der Neubildung des Fibrins zukommt, lag 
es nahe, nach Veränderungen der Leber infolge Entfernung des gesamten Blut¬ 
fibrins zu suchen. Es fand sich reichliche Vakuolenbildung im Protoplasma der 
dem Zentrum der Lobuü zugekehrten Leberzellen. Zirka 5 Stunden nach Ent¬ 
fernung des Fibrins zeigten sich in einigen Vakuolen homogene, eosinophile 
Kugeln. In der Peripherie der Leberläppchen, in der die Leberzellen intakt 
geblieben sind, fanden sich nach 3 Stunden zahlreiche polynukleäre, neutrophile 
Leukozyten. 

Die zweite Arbeit beschreibt die Störungen der Gerinnungsfähigkeit des 
Blutes nach Unterbindung der Leberarterien beim Hunde. Entnimmt man das 
Blut 4—6 Stunden nach der Operation, so bleibt es flüssig, nur am Rande des 
Gefäßes setzen sich einige Fibrinflocken ab. Fügt man diesem Blut etwas nor¬ 
males Serum zu, so bildet sich nach einigen Minuten ein Blutkuchen. Das nor- 
. male Serum muß also eine Substanz enthalten, die die Bildung des Blutkuchens 
vermittelt L . Borchardt . 

1048) Frouin, Albert Ablation des c&psules surrönales et di&böte pancrd- 
atique. (Exstirpation der Nebenniere und Pankreasdiabetes.) (Cpt r. de Biol. 
1908, Bd. 64, S. 216—217.) 

Zwei Hunden wurde erst die eine, dann nach 20 Tagen zwei Drittel der 
anderen Nebenniere exstirpiert. Nach einem Monat wurde die Pankreasexstirpation 
begonnen, die wieder zweizeitig mit einem Intervall von 2 Monaten ausgeführt 
wurde. Die Hunde überlebten die Totalexstirpation des Pankreas 16 bezw. 26 Tage. 
In beiden Fällen trat Glykosurie ein, die aber weniger hochgradig war als 
sonst zumeist bei Pankreasdiabetes (maximal 31 g Zucker im Liter und 10,22 g 
in 24 Stunden, während die Zuckerausscheidung im Pankreasdiabetes bis zu 
100 g pro Liter und 20 bis 30 g in 24 Stunden beträgt.) L . Borchardt . 

1044) Mayer, AndrA Ablation des surrdnales et diaböte pancröatique. 
(Nebennierenexstirpation und Pankreasdiabetes.) Lab. du prof. Fran 9 ois-Franck. 
(Cpt r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 219—221.) 

Die gleichzeitige Exstirpation der Nebennieren und des Pankreas war von 

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Referate. 


413 


sofortigem Tode der Tiere gefolgt; auch wenn zwischen der Exstirpation der 
Nebennieren und des Pankreas 1 Stunde gewartet wurde, starben die Tiere so 
bald, daß die Versuche keinerlei Schlüsse hinsichtlich des Pankreasdiabetes ge¬ 
statteten. Die Nebennierenexstirpation 2 Stunden nach der Abtragung des Pan¬ 
kreas gab hinsichtlich der Hyperglykämie keine einheitlichen Resultate. In 
drei Fällen schien die Glykosurie nach Pankreasexstirpation bei der Katze durch 
Abtragung der Nebennieren geringer geworden zu sein. L . Borchardt. 

1046) Jeandelize, P. et Perrin, X. Moindre rdsistance des lapinB thyroldec- 
tomisds ä Fintosdcation par l’arsdniate de Boude. (Verminderte Widerstands¬ 
fähigkeit der thyreoidektomierten Kaninchen gegenüber der Vergiftung mit arsen¬ 
saurem Natrium.) Lab. d. M. le prof. J. Schmitt (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, 
S. 233—236.) 

Die thyreoidektomierten Kaninchen zeigten nach der Vergiftung mit Natr. 
arsenicic. ein schnelleres Absinken der Temperatur und starben schneller als die 
Kontrolltiere. 

Die Anwendung von Arsenpräparaten bei Affektionen der Thyreoidea ist 
deshalb zu widerraten. L. borchardt. 

1046) Parisot, J. Appiition des symptömes urdmiques, sous rinfluence du 
chlorure du Bodium, chm les animauz atteints de ndphrite. (Auftreten urämi¬ 
scher Symptome bei nephritischen Tieren unter dem Einfluß des Chlomatriums.) 
(Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 246—247.) 

Durch intrarenale Injektion verschiedener Gifte (Cantharidin, Ac. acetic. usw.) 
wurde bei Kaninchen eine Nephritis erzeugt. Diese Tiere bekamen nach großen 
Kochsalzgaben beschleunigte, etwas unregelmäßige Atmung, Dyspnoe, be¬ 
schleunigte Herzaktion, Erhöhung des Blutdrucks, große Unruhe, unkoordinierte 
Bewegungen, schließlich (in drei Fällen) eklamptische Krämpfe, die in kurzer 
Zeit zum Tode führten. — Bei der Autopsie fanden sich Hyperämie sämtlicher 
Organe und Lungenödem mit blutig gefärbtem Auswurf. In sechs Fällen war 
Ascites vorhanden. L. Borchardt. 

1047) Bierry et Feuillid, E. Ldsions des reins aprds ligature de courte 
durde d’une artdre ou d’une veine rdnale. (Nierenerkrankungen nach kurz¬ 
dauernder Ligatur einer Nierenarterie oder Nierenvene.) Lab. du prof. Bouchard. 
(Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 311—313.) 

Schon nach 20—30 Minuten dauernder Unterbindung einer Nierenarterie finden 
sich an der entsprechenden Niere Zellveränderungen, während die andere Niere 
noch keine ausgesprochenen Veränderungen zeigt. Nach einer Unterbindung von 
50 Minuten und mehr sind die Veränderungen an beiden Nieren sehr ausgeprägt, 
aber stets intensiver auf der Seite der Unterbindung. Nach Unterbindung einer 
Nierenvene treten noch schneller Zellveränderungen an den Nieren ein, schon 
eine Unterbindung von 15 Minuten verursacht auf der Seite der Unterbindung 
schwere, auf der entgegengesetzten Seite leichtere Veränderungen. Kaninchen 
zeigen nach 50 Minuten dauernder Unterbindung an den Nierenzellen Koagulations¬ 
nekrose, Verschwinden der Zellgranulationen und Vakuolenbildung im Proto¬ 
plasma. Mitunter kommt es zur Bildung granulierter Zylinder. Daneben finden 
sich Veränderungen am Zellkern. L. Borchardt . 

1048) Aubertin, Ch. et Clunet. Hypertrophie cardiaque et hyperplasie 
xnödullaire des surrdnales. (Herzhypertrophie und Hyperplasie der Marksubstanz 
der Nebennieren.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 595—597.) 

Hyperplasie der Marksubstanz der Nebenniere wird weit seltener beobachtet 
als Hyperplasie der Nebennierenrinde; sie begleitet oft, aber nicht immer die 
Hyperplasie der Rindensubstanz. In sehr seltenen Fällen ist die Hyperplasie 
der Marksubstanz weit ausgesprochener als die der Rinde. Gleichzeitiges Vor¬ 
kommen von Arteriosklerose ist häufig, aber nicht die Regel. Häufiger beobachtet 
man sie zugleich mit chronischer Nephritis. Ein regelmäßiges Vorkommen ist 
bei Hyperplasie der Marksubstanz die Hypertrophie des linken Ventrikels; in 
18 Fällen war sie 16 mal vorhanden, zumeist hochgradig. L. Borchardt. 

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414 


Referate. 


1049) Turck, F. B. Experimental studies on round ulcer of the stomaoh 
and dnodennm. (Experimentelle Studien über Magen- und Duodenumgeschwüre.) 
(J. of medical research 1908, Bd. 17, S. 355.) 

Nach einigen vergeblichen Versuchen, typische peptische Magengeschwüre 
bei gesunden Hunden durch Eingabe von Senföl usw. hervorzurufen, ist es 
Verfasser endlich bei einigen Tieren gelungen, welche in dunklen schlecht be¬ 
leuchteten Käfigen verweilten. Viel besser gelang es ihm bei Hunden, welchen 
Bouillonkulturen von B. Coli in steigenden Mengen über zwei bis drei Monate 
gefüttert wurden; danach wurde die Bazillenfütterung einige (Überempfindlich¬ 
keit) Tage aufgehoben, und dann wieder begonnen, worauf Symptome von 
Anaphylaxie gewöhnlich eintraten. Es bildeten sich schöne runde peptische 
Magen- oder Darmgeschwüre bei 100 °/ 0 der 12 Versuchstiere, welche in guten 
Abbildungen gezeigt werden. 

Dabei gibt es auch eine Verminderung der Immunsubstanzen des Blutes. 

Hirschfelder. 

1060) Wells, H. GL The fats and lipoids of malignant renal hyperaephromas. 
(Fette und Lipoide in Hypemephromen.) (J. of medical research 1908, Bd. 17, 
S. 461.) 

Karzinome und Sarkome enthalten viel weniger Fett und Lipoide als Hyper¬ 
nephrome, welche in dieser Beziehung den normalen Nebennieren sehr nahe 
stehen. Die Fettsubstanzen sind also normale? Komponenten und nicht Degene¬ 
rationsprodukte der Geschwulstzellen. Hirschfelder . 

1061) Exner, A. u. Heyrovsky, H. Zur Pathogenese der GholeUthiasis. 
(Wr. kl. Woch. 1908, Nr. 7, S. 213.) 

Cholestearin ist in gallensauren Salzen löslich und wird in der Galle wahr¬ 
scheinlich durch diese Salze in Lösung gehalten. Die Verfasser haben nun 
taurocholsaures Natron und glykocholsaures Natron in Lösung mit den ver¬ 
schiedensten Mikroorganismen beimpft und fanden, daß diese Salze durch die 
Bakterien zersetzt werden, mithin das Lösungsmittel für das Cholestearin verloren 
geht Cholestearin fällt dann als Niederschlag aus. Typhusbazillen z. B. sind 
imstande innerhalb 3 Tagen die Menge des taurocholsauren Natrons auf l h 9 zu 
reduzieren. Streptokokken zersetzen am wenigsten, stärker Staphylokokken, 
Bact Friedländer, Bact coli, Pyocyaneus, Proteus, am stärksten Typhusbazillen. 

K. Gläßner. 

1062) Goldzieher, M. u. Molnar, B. Beiträge zur Frage der Adrenalinämie. 
(Wr. kl. Woch. 1908, Nr. 7, S. 215.) 

Es wurden Kaninchen mit subkutanen Injektionen von Nierenextrakten be¬ 
handelt, die Untersuchung des Serums zeigte schon innerhalb 24 Stunden nach 
der Injektion das Auftreten von mydriatischen Substanzen in Bezug auf das 
Froschauge. Tiere, die längere Zeit mit Injektionen behandelt wurden, zeigten 
p. m. eine auffallende Hypertrophie der Nebenniere. Sie gingen unter Erschei¬ 
nungen von Nephritis zugrunde. Tiere, die mit Injektionen von pathologischen 
Nierenextrakten behandelt worden waren, zeigten noch intensivere Adrenali¬ 
nämie. — Wurden die Tiere gleichzeitig mit Niereninjektionen und Sesamöl be¬ 
handelt, so trat die Wirkung der Niereninjektionen zurück. K. Gläßner . 

1068) Schur, H. u. Wiesl, J. Über das Verhalten des chromaffinen Ge¬ 
webes bei der Narkose. (Wiener klin. Wschr. 1908, Nr. 8, S. 247.) 

Kaninchen wurden 1 /*—ö Stunden mit Äther, Chloroform und Billroth-Misch- 
ung narkotisiert. Es wurden sowohl die Nebennieren der noch in Narkose getöteten 
Tiere untersucht, als auch die Tiere 1, 3, 6, 12 Stunden nach der Narkose getötet 
und dann die Nebennieren untersucht Es kam zur Untersuchung die Chromierbarkeit 
des Nebennierenmarks, ferner die Wirkung der Nebennierenextrakte aufs Frosch¬ 
auge und die Eisenchloridreaktion. Schon geringe Dauer der Narkose zeigte 
Abnahme der Chromierbarkeit der Marksubstanz. Nach 5stündiger Narkose ist 
überhaupt keine Chromierbarkeit mehr vorhanden. Gleichzeitig schwindet die 
blutdrucksteigernde Wirkung und die Eisenchloridreaktion, sowie die mydria- 
tische Wirkung aufe Froschauge, die an Extrakten der Nebenniere geprüft 
wurden. Nach einigen Stunden erholten sich die chromaffinen Zellen wieder 

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Referate. 


418 


/Von der Erschöpfung, die offenbar durch Ausschwemmung ihres Sekrets in die 
Blutbahn bedingt ist K. Giaeßner . 

1054) Ehrlich, P. u. Apolant, H. Über spontane Misohtumoren der HauB. 
Aus dem Kgl. Instit f. experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. Direktor: 
Prof. Dr. P. Ehrlich. (Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 47, S. 1399—1401.) 

Bei einer Sarkomentwicklung bei Karzinomtransplantationen konnten die 
Autoren zwei prägnante Stadien unterscheiden: 1. das eines nach dem Typus 
der Carcinoma sarccmatodes gebauten Mischtumors, und 2. das eines Reinsar¬ 
koms, welches sich teils als Rund- und als Spindelzellensarkom präsentiert Aus 
diesen Beobachtungen geht hervor, daß die chemisch reizbare Beschaffenheit, 
die wir als auslösende Ursache der Sarkomententwicklung ansehen, nicht nur, 
wie aus den bisherigen Transplantationsversuchen geschlossen werden konnte, 
unter artefiziell erzeugten Bedingungen, sondern auch spontan bei einem Primär¬ 
tumor auftreten kann. Bomstem. 


1055) Hirschfeld, Hans. Über experimentelle Erzeugung von Knochenmarks- 
atrophie. Aus dem städt. Krankenhaus Moabit-Berlin. (D. A. f. klin. Med. 1908, 
S. 482.) 

Dem Verfasser gelang es in einer Reihe von Fällen bei Kaninchen durch 
wiederholte Injektion von Typhusbouillonkulturen eine hochgradige Atrophie 
des Knochenmarks, verbunden mit schwerer Anämie, hervorzurufen. M. Leuoe. 

1056) Schleifer. Über den Einfluh des Militärdienstes auf die Herzgrö&e. 
Aus der med. Klinik zu Gießen. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 3112.) 

Die orthodiagraphischen Aufnahmen ergaben eine Zunahme der Herzgröße 
während des ersten Jahres des Militärdienstes in 80°/ 0 der untersuchten Fälle. 

M. Leube. 

1057) Schleifer. Über den Einfluh der Berufsarbeit auf die Herzgröhe. 

Aus der med. Klinik in Gießen. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 92, S. 383.) 

Vergleichende Untersuchungen und Berechnungen ergaben, daß man den 
Normalwert der Herzoberfläche des Orthodiagramms in Quadratzentimeterp er¬ 
hält, wenn man von der Zentimeterzahl der Körpergröße die Zahl 50 abzieht. — 
Die Tabellen zeigen, daß bei den schweren Berufen die Herzgröße im Durch¬ 
schnitt 8 qcm über der Norm lag, bei leichten Berufen 0,9 qcm unter der Norm. 
Die Größenzunahme bei den schweren Berufen ist als physiologisch im Sinne 
einer Erstarkung des Herzens aufzufassen. M. Ltube. 

1058) Bernhard, L. Du röle des glandes surrdnales dans les 6tats patho- 
logiques. (Die Rolle der Nebennieren bei pathologischen Zuständen*) (Rev. de 
med., Okt. 1907, S. 977.) 

Es handelt sich um ein außerordentlich klar geschriebenes Sammelreferat, 
das der Verfasser am 36. Kongreß der französischen Gesellschaft für den Fort¬ 
schritt der Wissenschaften in Reims, im August 1907 vorgetragen hat. Auf 
Grund einer reichhaltigen Literatur (mit Verzeichnis am Schluß) behandelt er 
folgende drei Abschnitte: 

1. Die Rolle der Nebennieren in pathologischen Zuständen, welche die 
anderen Organe mit innerer Sekretion betroffen haben, sowie die Erörterung der 
Frage über den Nebennierendiabetes. 

2. Die Rolle der Nebennieren bei Infektionen und Intoxikationen. 

3. Die Rolle der Nebennieren bei der Entstehung des Arterienatheroms und 
den Affektionen der Nieren. 


Es ist hier nicht der Ort, näher auf dieses lesenswerte Referat einzugehen; 
es seien nur kurz die beiden Schlußsätze für den dritten Abschnitt angeführt: 

a) Wenn auch die Eigenschaft des Adrenalins, Aortenatherom hervorzurufen, 
bewiesen ist, so ist der Mechanismus dieses Vorgangs noch nicht klar; es ist 
überhaupt nicht sichergestellt, daß das menschliche Atherom in seiner Genese 
mit den Nebennieren zusammenhängt, immerhin deuten einige Tatsachen darauf 
hin, daß diese Pathogenie nicht vollständig verneint, und daß für eine gewisse 
Zahl von Fällen vielleicht eine Hyperfunktion der Nebennieren zur Erklärung 
herangezogen werden darf, 

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416 


Heferate. 


b). Bei bestimmten Affektionen der Niere besteht eine gesteigerte Funktion 
der Corticalis der Nebennieren, und *war ist sie bedingt durch die Undurch¬ 
lässigkeit der Nierenepithelien; sie ist jedoch nicht die Ursache der bei diesen 
Zuständen beobachteten arteriellen Hypertension. Dieischy. 

1069) 0. Minkowski Die Totalexstirpation des Duodenums. Med. Klinik, 
Greifewald. (Arch. f. experim. Path. u. Pharmak. 1908, Bd. 68, S. 271.) 

Pflüger hat vor kurzem auf Grund von Versuchen am Frosch die Be¬ 
hauptung aufgestellt, daß die Exstirpation des Duodenum einen dauernden Dia¬ 
betes zur Folge habe und daran die Theorie geknüpft, daß die antidiabetische 
Kraft des Pankreas durch die gangliösen Plexus, welche sich in der Wand des 
Duodenum befinden, beherrscht sind. Im Duodenum sollte ein »antidiabetisches 
nervöses Zentraloigan« liegen, die Wirkung dieser Nervenplexus soll noch 
bestehen, wenn auch das Organ vom übrigen Nervensystem losgetrennt ist Die 
nunmehr vom Verfasser ausgefilhrten 2 Versuche am Hunde, denen er unter 
allen Kautelen das Duodenum exstirpierte — die Tiere blieben danach noch 
lange Zeit am Leben — ergaben, daß die Exstirpation des Duodenum am Hunde 
keinen Diabetes zur Folge hat. Verfasser glaubt, daß die Resultate Pflügers 
am Frosch mit der eingreifenden Operation, welche die Ernährung des Pankreas 
schädigen muß, zu erklären sind, und daß es sich nur um eine vorübergehende 
Glykosurie handle, deren Abklingen der operierte Frosch jedoch nicht erlebe. 

Schmid\ 

1060) Burkhardt, G. Über die Leistungen verlagerter Pankreasstücke für 
die Ausnutzung der Nahrung im Darme. Med. Klinik, Grei&wald. (Arch. f. 
experim. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 68, S. 261.) 

Bei einem Hunde wurde der Proz. uncinatus des Pankreas unter die Bauch¬ 
haut verlagert und am Darm reseziert. Das Schnittende des Pankreas wurde 
zur Schaffung einer Fistel durch einen Schlitz der Bauchhaut nach außen ge¬ 
führt. Die Untersuchung des Drüsensekretes, welches dieser Pankreasrest lieferte, 
ergab das Vorhandensein sämtlicher Verdauungsfermente. Stoffwechselversuche 
bei diesem Tier ergaben, daß die Resorption der Fette, wie der Eiweißstoffe 
sehr wenig beeinträchtigt ist, solange der Hund das Sekret der Fistel nach Be¬ 
lieben auflecken konnte. Dies ist jedoch erheblich gestört, wenn der Saft aus 
der Fistel aufgefangen und so dem Körper entzogen wird. Etwas besser ist die 
Resorption, wenn der Abfluß aus der Fistel durch einen komprimierenden Verband 
erschwert wird und dadurch zum Teil zur Resorption gelangt. Die Versuche 
sprechen vor allem dafür, daß die Leistungen des Pankreas tür die Resorption 
der Eiweißstoffe und Fette allein auf der Produktion des äußeren Sekretes be¬ 
ruhen. Schmid. 

1061) Adler, 0. Die Wirkung und das Schicksal des BenzidinB im Tier¬ 
körper. Pharmak. Inst., Prag. (Arch. f. experim. Path. u. Pharmak. 1908, Bd. 58, 
S. 167.) 

Das Benzidin, welches längst für die Farbstoffchemie von großer Bedeutung 
geworden war, ist vor kurzem durch die Entdeckung seiner außerordentlichen 
Reaktionsfähigkeit auf Blut in Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd dem prak¬ 
tischen Kliniker bekannt geworden. — Die Wirkung des Benzidins auf den 
Tierkörper ist bei den verschiedenen Tierarten eine verschiedene. Beim Hunde 
zeigt sich (1—8 g per os oder subkutan) Übelkeit, Erbrechen, motorische Unruhe 
mit eigenartigen stereotypen Bewegungen des Kopfes und der vorderen Extremität 
Kleine Gaben werden lange Zeit ohne Schaden vertragen. Für das Kaninchen 
bestehen bezüglich der giftigen Wirkung des Benzidins große individuelle Ver¬ 
schiedenheiten. Die Tiere gehen meist subakut, ohne besondere Krankheits¬ 
erscheinungen, zu Grunde. Auf den Frosch wirkt Benzidin zentrallähmend. 
Außerordentlich widerstandsfähig erwies sich das Huhn. 

Von dem Hambefund der Benzidintiere interessiert vor allem die beim 
Hund (und der Katze) regelmäßig auftretende Glykosurie (Dextrose). Diese er¬ 
reicht jedoch keinen hohen Grad und ist durch Kohlehydratzufuhr nicht zu be¬ 
einflussen. Im Kaninchenham tritt kein Zucker auf, dagegen eine linksdrehende 
Substanz, welche als Glukuronsäure erklärt wurde. Außerdem zeigt der Benzi- 

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Referats. 


41$ 


dinham der Kaninchen eine auffällige Braunfärbung, welche nicht von Methämo- 
globin. herrührt, sondern, wie die Verarbeitung von 1 Liter Ham • ergab, von* 
organisch gebundenem Eisen. Im Hundeham konnte ein analoger Farbstoff 
nachgewiesen werden. Aus beiden Hamen läßt sich außerdem noch ein roter 
Farbstoff darstellen. Der Hundeham enthält meist auch Bilirubin. Merkwürdiges 
bietet das Sediment des Kaninchenhams: dieses enthält reichlich braungefärbte, 
rote Blutkörperchen von veränderter Form, welche »gewissermaßen fixiert« ihren 
Farbstoff durchaus festhalten. — Das Blut zeigt eine Abnahme der roten Blut-, 
körperchen, eine Hämolyse, nur selten läßt sich Methämoglobin nach weisen. — 
Der Sektionsbefund bei Benzidinkaninchen ergibt vor allem ikterische Färbung 
der inneren Organe, anämische Degeneration des Knochenmarks. Parenchy¬ 
matöse Degeneration der Leber mit reichlicher Verlegung der kleinsten Zellen¬ 
wege. 

Benzidin konnte aus dem Ham nach der Vergiftung mit scharfer Nachweis¬ 
methodik nie isoliert werden, dagegen konnte ein nydroxyliertes Benzidinderivat,, 
das Diaminoxyphenyl dargestellt werden. — Anhangsweise wurden noch einige 
dem Benzidin in chemischer Hinsicht nahestehende Substanzen in ihrer Wirkung 
auf den Tierkörper untersucht. Schmid. 

1062) Lichtwitz, L. Über Wanderung des Adrenalins im Nerven. Med. 
Poliklinik, Freiburg. (Arch. f. exp. Path. u. Pharmak. 1908, Bd. 58, S. 221.1 

Verfasser konnte am Frosch den Nachweis erbringen, daß das subkutan 
injizierte Adrenalin auf dem Nervenweg weiterwandert Dem Tier wurde eine 
Extremität isoliert, nur durch den Nervus ischiadicus mit denl Kumpf in Ver¬ 
bindung belassen, es zeigten sich dann nach Injektion von Adrenalin unter der 
Haut der isolierten Extremität die bekannten Zeichen der Adrenalinvergiftung (Pu¬ 
pillenerweiterung, Steigerung der Hautsekretion). Der Versuch ist bei zentrifugaler 
und zentripetaler Anordnung von gleichem Resultat. Verfasser glaubt — unter 
experimentellem Ausschluß anderer Möglichkeiten, daß es sich bei dieser Nerven¬ 
leitung für Adrenalin um einen vitalen Vorgang im Nerven handele. Schmid. 

1068) Boehxn, B. Über Wirkungen von Ammoniumbasen und Alkaloiden 
auf den Skelettmuskel. Pharmak. Inst., Leipzig. (Arch. f. experim. Path. u. 
Pharmak. 1908, Bd. 58, S. 265.) 

Vergiftung mit Muskarin, Tetramethylammoniumchlorid, Valearin und" Niko¬ 
tin (andere Ammoniumbasen und Alkaloide wurden bis jetzt nicht untersucht) 
heben mit der indirekten häufig auch die direkte Erregbarkeit.ües Muskels mehr 
oder weniger vollständig auf. 

Die Lösung der Chloride verschiedener Ammoniumbasen (Cholin, Muskarin, 
Neurin usw.) in Ringer-Lösung rufen bei Einwirkung auf den frischen Gastro 
cnemius fast momentan eine tonische Kontraktur des Muskels hervor. Wird der 
Muskel zuvor in eine Curarin-Ringer-Lösung getaucht, so tritt jene Kontraktion 
durch die genannten Basen nicht auf. Eine entwickelte Kontraktion des Gastro- 
cnemius wird durch Eintauchen in ein Curarin-Ringer-Bad häufig rascher gelöst, 
als dies spontan der Fall ist. Vom Kreislauf aus mit Curarin vergiftete Muskel 
reagieren auf die Einwirkung der Basen mit Kontraktion. Schmid. 

1064) Kitamura. Über die Sklerose der Pulmonalarterie bei fortgesetztem, 

übermäßigem Biergenuß. Krankenhaus Schöneberg-Berlin. (Ztschr. f. klm. 
Med. 1908, Bd. 65, S. 14.) Schmid L 

1065) Bose, Karl. Das Verhalten des großen Netzes nach intraperitonealer 
Injektion körniger Stoffe. (Inaug.-Diss., Straßburg 1907, 58 S.) 

Steril in die Bauchhöhle injizierte körnige Substanzen werden von dem' 
Netz aufgenommen. Hier sind es Leukozyten und Endothelzellen, die die 
Phagozytose besorgen. In den ersten Stunden nach der Injektion sind es auch 
Leukozyten, die die korpuskulären Elemente aufnehmen, vor allem aber Endo¬ 
thelzellen. Nach einem Tage und länger überwiegen stark die phagozytären^ 
Endothelzellen. Diese lösen sich aus ihrem Zell verbände los und fallen in die: 
freie Bauchhöhle. Der größte Teil der Körnchen bleibt aber in den Endothel- 1 

H. F. Ul. Jahr*. Digitized by VflPOg IC 



418 


Rateate. 


zellen des Netzes deponiert, wie man nach Verlauf eines halben Jahres sehen 
kann. In Lymphgeiäßen des Netzes hat Verfasser nie Körnchen gesehen. 

Fräs Loeb . 

1066) Minz, A. Über Toxolezithide. (Inaug.-Diss., Berlin 1908, 81 S.) 

1. Durch eine geeignete Versuchsanordnung, bei welcher das Cholesterin 
jederzeit entfernt werden kann, läßt sich feststellen, daß das hämolytische Pro- 
lezithid des Kobragiftes, das entsprechende Toxolezithid und auch in geringerem 
Maße das Lezithin selbst durch das Cholesterin aus ihren Lösungen aufgenom¬ 
men werden. 

2. Diese Versuche bestätigen also die Anschauungen von Kyes, während sie 
die Behauptung von Noguchi, daß nur das Lezithin mit dem Cholesterin in 
Beziehung tritt, als irrig erweisen. 

8. Die Bindung des Prolezithids an Cholesterin erfolgt zum Teil schon nach 
kurzer Zeit, schreitet aber noch viele Stunden lang in erheblichem Maße fort 
Der zeitliche Verlauf derselben läßt keine einfache Gesetzmäßigkeit erkennen, 
weist vielmehr darauf hin, daß vielleicht kein einheitlicher Vorgang zu Grunde 
liegt 

4. Das Neurotoxin des Kobragiftes erfährt durch Cholesterin sicher keine 
nennenswerte Beeinflussung im Gegensatz zu älteren Angaben von Phisalix. 

6. Es bietet also die Behandlung der Giftlösungen mit Cholesterin die Mög¬ 
lichkeit einer Trennung von Hämolysin und Neurotoxin, wobei das Letztere er¬ 
halten bleibt. 

6. Bei den Viperidengiften wird gleichfalls das hämolytische Prolezithid von 
Cholesterin gebunden, dagegen bleibt das Hämorrhagin und (beim Botropsgift) 
das Agglutinin unbeeinflußt 

7. Durch Behandlung mit Salzsäure wird, wie schon von Morgenroth und 
Rosenthal festgestellt wurde, das Hämorrhagin der Viperidengifte unwirksam 
gemadrt, Neurotoxin bleibt erhalten und daa Hämolysin läßt sich quantitativ 
wieder nachweisen. 

8. Während also die Behandlung der Lösung von Viperidengiften mit Chole¬ 

sterin eine Entfernung des Hämolysins bei Erhaltenbleiben des Hämorrhagins 
ermöglicht, wird durch Salzsäure das Hämorrhagin unwirksam gemacht, während 
das Hämolysin vollständig erhalten bleibt Es ergibt sich hieraus, daß es sich 
um 2 voneinander unabhängige Giftkomponenten handelt Fräs Loeb . 


Physiologie und physiologische Chemie. 


1067) Mörner, C. Th. Zur Kenntnis der organischen Gerüsteubstanz des 
Anthozoftnskeletts. DL Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, 
S. 223—285.) 

Mörner hat die von Krukenberg in Anthozo&n (Gorgonia) gefundenen 
und als Cornikristallin bezeichneten Kristalle näher untersucht. Dabei zeigte 
sich, daß dieselben aus elementarem Jod bestehen, welches durch die Wirkung 
der Schwefelsäure hydrolytisch frei gemacht wird. Bei dem Prozeß geht ein 
großer Teil des Jods der jodhaltigen Substanz als freies Jod in Gasform weg, 
der Rest, welcher um so größer ist, je konzentrierter die Schwefelsäure, kristalli¬ 
siert aus. Schäienhelm . 


1068) Abderhalden, E. Die Monoaminosäuren des »Byssus« von Pinna 
nobilis L. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 236—240.) 

Byssus ist das Sekret einer Drüse mancher Muscheln, das an der Luft als¬ 
bald zu seidenartigen Fäden erstarrt. Mit diesem heftet sie sich auf der Unter¬ 
lage fest Der Byssus wird zu Geweben verarbeitet. Er ist bald zum Chitin, 
bald zu den Proteinen und zu den Albuminoiden in Beziehung gebracht worden. 
Abderhalden konnte nun zeigen, daß er zur Gruppe der Eiweißkörper gehört 
und zwar scheint er nach semem Aufbau dem Seidenfibroin nahe zu stehen. 
Der Byssus enthält viel Glykokoll und 1-Tyrosin, ferner d-Alanin, 1-Aspara- 
ginsäure und auffallend viel Prolin. Vorhanden sind höchst wahrscheinlich rolin, 
Leuzin und Phenylalanin. Tryptophan scheint zu fehlen. Nicht sicher fest- 

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Befarato. 


419 


gestellt ist Glutaminsäure. Auf Lysin, Axginin und Histidin ist nicht untersucht 
wegen Mangels an Material. Es waren nur 30 g zur Verfügung. Schittenhelm . 

1069) Garlaon» G. E. Zur Kflnnfa»« des Mechanismus der Ghugakreaktion 
nebst Bemerkungen zu den sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 260—294.) 

Auf Grund eingehender Versuche kommt Carlson zur Vermutung, daß bei 
der Bläuung der Guajakreaktion ein »Oxydationsprozeß« mit Wasserbruchteilen 
(OH + H + O) zu Peroxyd vor sich geht. Er beweist, daß bei der Beein¬ 
flussung des Guajakharzes durch die Umsetzung von Säuren und Basen unter¬ 
einander die dabei frei gewordenen Elemente des Wassers, Sauerstoff und 
Wasserstoff das maßgebende sind. Seine weiteren chemischen Folgerungen 
sind im Original nachzulesen. Schittenhelm. 

1070) Bergell» P. u. Feigl» J. Über Verbindungen von Aminosäuren und 
Ammoniak. III. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 173—176.) 

Alkalische Reagentien spalten Dklycylimid, wobei Ammoniak frei wird und 

.CH a .COOH 

eine zweibasische Säure NH^ entsteht Die Arbeit ist die Fort- 

\CH*.COOH 

setzung früherer Versuche (dieses Zentralblatt, Jahrg. 1907, S. 500, Ref. 1431). 

1071) Sieber» N. Die Fettspaltung durch Lungengewebe. (Ztschr. f. phy¬ 
siol. Chem. 1908, Bd. 65, S. 177—206.) 

Durch zahlreiche Versuche zeigt Sieber, daß im Lungengewebe eine Zer¬ 
setzung sowohl künstlicher, wie natürlicher Fette stattfindet Der Zuwachs an« 
Azidität im Lungengewebe ist sowohl bei verschiedenen Tieren, als auch beim 
Menschen ein verschiedener. Der Zuwachs an Azidität in Gegenwart von Fetten 
ist für Lungengewebe verschiedener Tiere ein verschiedener. Auf verschiedene 
Fette wirkt ein und dasselbe Lungengewebe nicht gleich intensiv, d. h. es zer¬ 
setzt verschiedene Fette mit verschiedener Intensität. Die Schweinelunge hat 
im Vergleich zur Lunge anderer Tiere und des Menschen die bedeutendste Fett¬ 
spaltungskraft. Auf die Schweinelunge folgt in bezug auf die Aktivität gegen 
natürliche Fette die Schafslunge und gegen künstliche Fette die Hundelunge. 
Die Menschenlunge nimmt eine mittlere Stellung ein. Die kindliche Lunge 
spaltet mehr wie die Erwachsener. Schittenhelm. 

1072) Moruzzi, G. Versuche zur quantitativen Gewinnung von Cholin aus 
Lezithin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 352—359.) 

Am zweckmäßigsten erwies sich eine Spaltung des Lezithins mit der 
50 fachen Menge lOproz. Schwefelsäure und 4stündiges Erhitzen; dabei wird 
das Cholin volÜkommen abgespalten. Zur Fällung aus diesem Reaktionsgemisch 
erwies sich Phosphorwolframsäure als ungeeignet. Dagegen wurden gute Resul¬ 
tate mit der Abscheidung durch Sublimat erzielt Zur Wägung kam das Cholin 
als Chlorplatinat. Es wurden so ca. 77,7 °/ 0 der aus dem Stickstoffgehalt be¬ 
rechneten Cholinmenge erhalten. Die Versuche sind unter Thierfelders Leitung 
angestellt. Schittenhelm. 

1078) Mac Lean Hugh» M. D. Weitere Versuche zur quantitativen Ge¬ 
winnung von Cholin aus Lezithin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, 
S. 360—370.) 

Die Versuche bilden eine Fortsetzung derjenigen von Moruzzi. Das Lezithin 
wurde mit methylalkoholischer und wässeriger Barytlösung gespalten. Es zeigte 
sich, daß bei beiden Spaltungsarten die gleiche Menge Cholin erhalten wurde, wie 
bei der Spaltung in saurer Lösung (77,7 °/ 0 ). Der Fehlbetrag von 20 °/ 0 ist, wie 
weitere Versuche ergaben, zum Teil darauf zurückzuführen, daß m dem benutzten 
Präparat neben dem Cholin noch ein weiterer stickstoffhaltiger Atomkomplex 
vorhanden war, der im Rückstand blieb, und zum Teil darauf, daß Cholin in 
geringen Mengen bei der Operation der Zersetzung anheim fiel. 

Schittenhelm. 

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420 


Referate. 


1074) Tichomirow, N. P. Zur Frage naoh der Wirkung der Alkalien auf 
das Eiweififarment des Magensaftes. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, 
S. 107—139.) 

Die Versuche, die mit reinem Magensaft von Fistelhunden, der durch Schein- 
fütterung gewonnen war, angestellt sind, ftlhrten zu folgenden Ergebnissen: 
1. die Alkalisation des Magensaftes wirkt auf dessen Eiweißerment zerstörend 
ein, was sowohl an der milchkoagulierenden als auch an der proteolytischen 
Wirkung zum Ausdruck kommt. 2. Um im alkalisierten Saft die Ferment¬ 
wirkung nach Möglichkeit wiederherzustellen, muß man 4 / 6 der Alkaleszenz be¬ 
seitigen, und nachdem man ihn 4—6 Stunden bei Zimmertemperatur im Zwischen¬ 
stadium gehalten hat, das entwickelte Ferment durch Ansäuerung fixieren. 
3. Die vollkommene Neutralisation des Alkalis ergibt bezüglich der Wieder¬ 
herstellung des Fermentes schlechtere Resultate als eine partielle Neutralisation 
im Umfange von 6 / 10 — 9 /i 0 der Alkaleszenz. 4. Die Ansäuerung des alkalischen 
Saftes auf einmal, ohne ihn durch das Zwischenstadium hindurchgeführt zu 
haben, führt bei genügender Alkaleszenz des Saftes und einer gewissen Dauer 
der alkalischen Periode zum Verschwinden der proteolytischen Wirkung des 
Fermentes, wobei die milchkoagulierende Wirkung, wenngleich im quantitativen 
Sinne geschwächt, erhalten bleibt. 5. Der Umfang der zerstörenden Wirkung 
des Alkalis auf dias Ferment läßt sich am leichtesten kontrollieren durch die 
Kraft der milchkoagulierenden Wirkung als einer Reaktion, die schnell und ohne 
Schwierigkeit eine Antwort gibt. 6. In allen Fällen, wo die Probe auf Milch¬ 
koagulierung ein positives Resultat ergibt, kann man unter Anwendung von 
Handgriffen zur Wiederherstellung des Fermentes die vollkommene Proportiona¬ 
lität aer beiden Funktionen des Fermentes nachweisen. Schittenhelm . 

• 

1075) Abderhalden, E. und Mc Lester, J. 8. Über das Verhalten einiger 
Polypeptide gegen das Plasma des Binderblutes. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 55, S. 371—376.) 

Es handelt sich um eine Fortsetzung früherer Versuche mit Oppler (Jahrg. 
1907, Ref. 2454 dieses Zentralbl.). Besondere Sorgfalt wurde auf die Gewinnung 
reinen Plasmas verwendet Es zeigte sich, daß das Plasma des untersuchten 
Rinderblutes Glyzyl-l-tyrosin zum Teil gar nicht gespalten hat, zum Teil in gering¬ 
fügiger Weise. Eine umfangreichere Spaltung fand in keinem Falle statt. Es ist 
dieses Resultat deshalb von Interesse, weil die roten Blutkörperchen derselben 
Blutportion Glyzyl-l-tyrosin rasch und in großem Umfang spalteten. Auch 
hämoglobinhaltiges Plasma zeigte keine deutliche Hydrolyse von Glyzyl-l-tyrosin. 
Glyzyl-dl-alanin und dl-Alanyl-glyzin wurden gespalten und ebenso Diglyzyl- 
glyzin. Das erstere Dipeptid wurde allerdings stets in nur geringer Menge 
hydrolisiert, während bei dl-Alanyl-glyzin und Diglyzyl-glyzin die Spaltung eine 
recht beträchtliche war. Dieses Resultat stimmt mit den beim Plasma des 
Pferdeblutes gemachten Beobachtungen gut überein. Nur wurde bei diesem 
Glyzyl-dl-alanin zum Teil überhaupt nicht in nachweisbarer Menge angegriffen. 

Schiitenhelm . 

1076) Abderhalden, E. und Manwaring, Wilfred H. Über den Abbau einiger 
Polypeptide durch die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen des Binder¬ 
blutes. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 377—383.) 

In Fortsetzung früherer Versuche (Ref. 1328 und 2453 dieses Zentralblattes, 
Jahrg. 1907), welche zeigten, daß die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen 
des Pferdeblutes unzweifelhaft Fermente enthalten, die manche Polypeptide und 
vor allem Glyzyl-l-tyrosin energisch spalten, während das Plasma unter den¬ 
selben Bedingungen keine Einwirkung auf Glyzyl-l-tyrosin und manche andere 
Dipeptide, wohl aber eine Hydrolyse bei Anwendung komplizierterer Polypeptide 
zeigte, unternahmen Verfasser weitere Versuche. Es zeigte sich, daß die ange¬ 
wandten Polypeptide durch die roten Blutkörperchen gespalten wurden und daß 
auch die Blutplättchen eine Hydrolyse bewirken, jedoch nicht in allen Fällen. 
Diese Ungleichheit ist aber wohl auf die große Empfindlichkeit des peptolytischen 
Fermentes dieser Elemente zurückzuführen, indem sie bei der notwendigen 
Isolierungsprozedur unter Umständen geschädigt werden. Schittenhelm. 

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Referate. 


421 


1077) Henze, M. Über Spongosterin, das Cholesterin aus Snberites domun- 
cula. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 427—482.) 

Die Untersuchungen, welche eine Reihe von neuen Derivaten erbringen, 
ergaben für das Spongosterin, ein Stoffwechselprodukt des Meerschwammes, die 
Formel C^H^O. Schittenhelm . 

1078) Henze, X. Chemische Untersuchungen an Oktopoden. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 438—444.) 

Untersuchungen über den Stoffhaushalt der Oktopoden ergaben, daß das 
.Glykogen bei diesen Tieren vollständig fehlt. Henze untersuchte nun, ob und 
inwieweit eventuell Pentosen von Bedeutung für den Stoffwechsel dieser Tiere 
sind. Es stellte sich heraus, daß der Pentosengehalt der Oktopusorgane kaum 
von dem bei Wirbeltieren gefundenen abweicht; nur der im Vergleich zum 
Wirbeltiermuskel auffallend hohe Pentosengehalt des Oktopodenmuskels (drei Mal 
so groß) ist bemerkenswert. Die Eier enthalten Chitosamin, welches wohl aus 
dem Glykoproteid der Eihüllen stammt. Die Muskelpentose ist 1-Xylose. Das 
wichtige Hepatopankreas enthält ein Nukleoproteid (Purinbasen, Pentose, Ei¬ 
weiß, Phosphorsäure, aber kein Eisen, dagegen Kupfer). Zusammensetzung des¬ 
selben: N = 14,23 °/ 0 , P = 0,92°/o, Ca = 0,96®/ 0 , Pentose = 5,6 °/ 0 ; die Pentose ist 
1-Xylose. Das Hepatopankreas enthält ferner Fette; es wurden an Fettsäuren 
nachgewiesen: Buttersäure und Capronsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Oxy- 
säure der ölsäurereihe (?) und Cholesterin. Schittenhelm. 

1079) Henze, X. Notiz über die chemische Zusammensetzung der Gerüst- 
Substanz von Velella spirans. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 445—446.) 

Nachweis von Glukosamin; keine Eiweißreaktion, wohl aber Braunfärbung 
mit Jod, die durch Kochsalzzusatz noch vermehrt wird. Stickstoffgehalt 6,80 °/ 0 . 
Henze hält daher Chitin für vorliegend. Schittenhelm. 


1080) Abderhalden, E., London, E. S. u. Oppler, B. Weitere Studien über 
die normale Verdauung der Eiweißkörper im Xagendarmkanal des Hundes. 

4. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chemie 1908, Bd. 55, S. 447—464.) 

Die wichtige Arbeit bringt eine Fortsetzung früherer Versuche, welche durch 
die Vereinigung der physiologischen Chemie mit der experimentellen Medizin 
schon eine bedeutende Klärung der Vorgänge bei der Eiweißverdauung brachten 
und darum von hohem Werte und besonderem Interesse sind. 

Die Verfasser beschäftigen sich mit der Frage, welche Zusammensetzung 
die in den einzelnen Darmabschnitten vorhandenen komplizierter gebauten Pro¬ 
dukte haben. A priori war es wohl denkbar, daß der Abbau des aus dem Py- 
lorus in den Darm übertretenden Chymus zunächst im Duodenum im wesent¬ 
lichen bis zu einer bestimmten Abbaustufe fortschreitet und die gebildeten 
Produkte zum Teil resorbiert und zum Teil in tiefer gelegene Darmabschnitte 
zur weiteren Verdauung geschoben werden. Die Versuche geben darauf eine 
eindeutige Antwort. Ohne Zweifel passiert ein Teil des Chymus, ehe er einen 
tiefgehenden Abbau erlitten hat, das Duodenum und gelangt in das Jejunum und 
Ileum, um offenbar hier weiter abgebaut zu werden. 

Eine zweite Fragestellung war die, ob im Magendarmkanal der Abbau der 
Proteine entsprechend stufenweise erfolgt, wie beim künstlichen Verdauungs¬ 
versuch. Nach früheren Versuchen Abderhaldens werden die verschiedenen 
Aminosäuren verschieden schnell und vollständig durch Pankreassaft und Darm¬ 
saft abgespalten. So ist z. B. nach wenigen Tagen das gesamte Tyrosin und 
Tryptophan des verdauten Proteins in der Verdauungsflüssigkeit im freien Zu¬ 
stande vorhanden, während von der Glutaminsäure nur ein relativ kleiner Teil 
abgespalten ist. Die Resultate der vorliegenden Versuche sprechen dafür, daß 
im Magendarm der vitale Abbau ganz gleichartig erfolgt; es fanden sich bei 
ganz geringem Tyrosingehalt noch große Mengen von Glutaminsäure in den 
noch komplizierter gebauten, durch Phosphorwolframsäure fällbaren Verdauungs¬ 
produkten, ja in dem aus dem Ileum gewonnenen Chymus war Tyrosin überhaupt 
nicht in gebundenem Zustande nachweisbar. Es ist wohl möglich, daß die Ab¬ 
spaltung des Tyrosins schon im Duodenum und Jejunum zu einer fast vollstän- 


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422 


Referate. 


digen wird und dann die an Glutaminsäure gewissermaßen angereicherten Bruch¬ 
stücke in die tieferen Darmabschnitte weiter befördert werden. 

Die Ergebnisse sprechen jedenfalls nicht gegen die Annahme, daß die 
Proteine normalerweise tief abgebaut werden. Sie erwecken den Eindruck, als 
ob fortlaufend stufenweise der Abbau vor sich geht und die Resorption erst bei 
einfacheren Produkten einsetzt 

Weitere Untersuchungen, die sicher weitere wichtige Resultate bringen werden, 
sind im Gange. Die Versuche sind an Fistelhunden angestellt. Schtttenhelm. 


1081) Abderhalden, E. u. Baumann, L. Notizen über 1-Tryptophan. (Ztschr. 
£ physiol. Chem. 1908, Bd. 66, S.^412—416.) 

Es handelt sich um Untersuchungen über die spezifische Drehung der Trypto¬ 
phane. Es zeigte sich, daß dasselbe überaus leicht razemisiert wird. So ge¬ 
nügt UmkristalTisation aus Pyridin, um das rechtsdrehende Tryptophan total 
zu razemisieren. Kurzes Kochen in 2 Teilen Pyridin und ein Teil Wasser läßt 
die Drehung ebenfalls zurückgehen, wenn auch wenig. Zu bemerken ist ferner, 
daß das Tryptophan in und '/i-normaler Natronlauge und '/l-normaler Salz¬ 
säure rechts dreht, in Wasser gelegt dagegen links. Diese Feststellung macht 
es sicher, daß das bei der Verdauung von Proteinen sich bildende Tryptophan 
1-Tryptophan ist. Daneben findet sich noch eine zweite Verbindung, welche in 
Vi-normaler Natronlauge nach links dreht (—11,19° und — 11,13° in zwei Be¬ 
stimmungen). 

Der Schmelzpunkt des Tryptophans ist 289° (korr.), nachdem es schon bei 
260° (korr.) angefangen hat, sich gelb zu färben. Dabei ist zu bemerken, daß 
der Schmelzpunkt beim Tryptophan ebenso wie bei allen sich zersetzenden und 
unscharf schmelzenden Substanzen durch rasches Erhitzen festgestellt werden 
muß. Langsames Erhitzen gibt je nach der Schnelligkeit verschiedene Resultate. 

Schtttenhelm. 

1082) Abderhalden, E. u. Kölker, A. H. Weiterer Beitrag zur Kenntnis 
des Verlaufs der fermentativen Polypeptidspaltung. 6. Mitteilung. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 66, S. 416—426.) 

Die Arbeit ist die Fortsetzung früherer Versuche (Ref. 1330 dieses Zentral¬ 
blatt, Jahrg. 1907) mit folgenden Polypeptiden: d-Alanyl-glyzin, d-Alanyl-glyzyl- 
glyzin und d-Alanyl-glyzyl-glyzyl-glyzin. Als Ferment wurde Hefepreßsaft 
und einmal Pankreas-Darmsaftgemisch angewandt. Bei Verwendung von Hefe¬ 
preßsaft zeigte es sich, daß zunächst d-Alanin abgespalten wird und zwar bei 
allen drei Polypeptiden. Dann ergab sich, daß aie Drehung der Lösung bei 
gleichen molekularen Polypeptidmengen und gleichen Fermentmengen beim Tri- 
peptid schneller als beim Dipeptid und beim Tetrapeptid rascher als beim Tri- 
peptid zurückgegangen ist. Eine Erklärung der Befunde ist erst nach weiteren 
Versuchen, welche in Aussicht stehen, möglich. Bei Verwendung von Pankreas- 
Darmsaft zur Spaltung des Tripeptides fällt das Drehungsvermögen zunächst, um 
dann wieder stark zuzunehmen und zuletzt wieder zu sinken. Bei Anwendung 
von Hefepreßsaft wurde also offenbar hauptsächlich d-Alanin abgespalten, bei 
Pankreas-Darmsaft jedoch zunächst Glykokoll; es entstand das stark nach rechts 
drehende d-Alanyl-glyzin. Verfasser bemerken, daß es vielleicht möglich wird, 
auf diesem Wege zur scharfen Unterscheidung der verschiedenen peptolytischen 
Fermente zu kommen. Vielleicht ist auch die Fermentmenge schuld. Darüber 
werden weitere Untersuchungen mit geaichten Fermentlösungen angestellt. Ver¬ 
fasser hoffen so zu einer Entscheidung zu kommen, ob die peptolytischen Fer¬ 
mente verschiedener Herkunft qualitativ und quantitativ gleiche Wirkung zeigen, 
wenn sie für ein bestimmtes Polypeptid eingestellt sind und erwarten von ihren 
weiteren Versuchen die Ausarbeitung einer ein wandsfreien quantitativen Methode 
der Fermentbestimmung. 

Verfasser untersuchten auch 1-Leuzyl-glyzyl-d-alanin; es fand sich, daß das¬ 
selbe von Pankreassaft-Darmsaft, so gespalten wird, daß zunächst d-Alanin frei 
wird. Hefepreßsaft dagegen spaltet zuerst Leuzin ab und es entsteht vorüber¬ 
gehend Glyzyl-d-alanin. Also auch hier ein Unterschied im Angriffspunkt bei 
den Fermenten verschiedener Herkunft. Schtttenhelm . 


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Rate»!«. 


423 


1068) Stendel, H. Über die Kohlenhydr&tgruppe der Nukleinsäure. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 407—411.) 

Steudel spaltet Nukleinsäure durch Nuklease und konnte darnach am Reak¬ 
tionsgemisch nach Entfernung der Purinbasen die Fähigkeit, zu reduzieren, nach- 
weisen. Den reduzierenden Körper zu isolieren gelang nicht Die Lösung war 
rechtsdrehend, sie konnte aber mit Hefe nicht vergoren werden und es gelang 
nicht mit Phenylhydrazin zu einem faßbaren Derivate zu kommen. 

Bei Spaltung der Nukleinsäure durch Salpetersäure erhält man ebenfalls 
reduzierende Lösungen und es gelingt der Nachweis, daß in diesem Falle noch 
der gesamte Phosphor am Kohlenhydrat hängt. Schittenhelm. 

1084) Basch, Georg. Über das Verhalten des Sqodins im Organismus. 

(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 397—406.) 

Verfasser kommt zu folgenden Ergebnissen: Ein kleiner Teil des Sajodins 
wird unverändert als Kalziumsalz der Monojodbetensäure im Kot wieder aus¬ 
geschieden, der Hauptteil wird resorbiert, im Körper und zwar besonders im 
Knochenmark, im Fettgewebe und in der Schilddrüse aufgespeichert, dem Blute 
allmählich wieder zugeftthrt und nach erfolgter Spaltung im Harn als Jodkali aus¬ 
geschieden. Ob auch im Darm bereits eine Spaltung im geringen Umfange 
stattfindet, muß unentschieden bleiben. 

Die Versuche sind an Pferden angestellt Schittenhelm. 

1085) Abderhalden, E. tl Rilliet, A. Über die Spaltung einiger Polypeptide 
durch den Preßsaft von Psalliota campestris (Champignon). (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 56, S. 395—396.) 

Der Preßsaft von Champignonpilzen enthält freie Aminosäure in geringer 
Menge; es konnten mit Sicherheit Glykokoll, Leuzin und Glutaminsäure, mit 
Wahrscheinlichkeit Pyrrohdinkarbonsäure nachgewiesen werden. Zur Verfolgung 
der Einwirkung des Preßsaftes auf Polypeptide wurden dl-Alanyl-glyzin, dt 
Leuzyl-glyzin, Glyzyl-l-tyrosin und Diglyzyl-glyzin angewandt Vom Glyzyl-1- 
tyrosin konnten keine Spaltprodukte isoliert werden, und ebensowenig vom 
Glyzyl-l-tyrosin. Sie waren offenbar durch ein tyrosinaseartiges Ferment zerstört 
worden. Alle anderen Polypeptide waren deutlich gespalten worden. 

Schittenhelm. 


1086) Abderhalden, E. u. Lussana, F. Weitere Versuche über den Abbau 
von Polypeptiden durch die Preßs&fte von Zellen und Organen. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 390—394.) 

Verfasser haben frühere Versuche Abderhaldens und seiner Mitarbeiter 
fortgesetzt Sie verwandten Preßsaft aus den Zellen der Linse von Schweins¬ 
augen und Gehirnsubstanz. Es ergab sich, daß durch Preßsaft der Linsenzellen 
dl-Alanyl-glyzin, Glyzyl-l-tyrosin und Diglyzyl-glyzin gespalten wurden. Glyzyl- 
d-Alanin wurde nicht deutlich angegriffen. Der Preßsaft von Gehimsubstanz 
griff nur dl-Alanyl-glyzin und Diglyzyl-glyzin an, jedoch nicht Glyzyl-l-tyrosin 
und Glyzyl-dl-alanin. Es muß noch weiter geprüft werden, ob dem Gehirn 
eine Sonderstellung zuzuweisen ist, indem bis jetzt alle Organpreßsäfte Glyzyl- 
l-tyrosin lebhaft spalteten. Nur das Plasma des Blutes machte eine Ausnahme. 
Es könnten bei den Versuchen mit Gehimpreßsaft auch besondere Versuchs¬ 
verhältnisse vorliegen. Schittenhelm. 

1087) Abderhalden, E. Über den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im 
Organismus des Kaninchens. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 384—389.) 

Abderhalden weist aut das verschiedene Verhalten verschiedener Tier¬ 
arten (Hund, Kaninchen) und die individuelle Verschiedenheit der einzelnen 
Menschen bei Eingabe razemischen Alanins hin, indem beim einen Ausfuhr von 
1-Alanin erfolgt, beim anderen unter ganz denselben Verhältnissen und bei Ein¬ 
fuhr ganz derselben Menge alles total abgebaut wird. Ähnliche Erfahrungen 
macht man mit den Diketopiperazinen. Der Hund scheidet auf Eingabe von 
10 g dl-Alaninanhydrid kein Alanin und von 10 g Glyzinanhydrid kein Glyko¬ 
koll aus. 

Beim Kaninchen gelang es nach Einfuhr von 12 g Glyzinanhydrid Glykokoll, 


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434 


Referate. 


von 10 g dl-Alaninanhydrid 1-Alanin und von 10 g dl-Serinanhydrid dl-Serin im 
Urin nachzuweisen. Ferner glückte es im ersten Fall neben Glykokoll Glyzyl- 
glyzin zu gewinnen und im zweiten neben 1-Alanin Alanyl-alanin wahrscheinlich 
zu machen. Verfasser diskutiert die Frage, ob man nun annehmen darf, daß die 
verfütterten Anhydride zunächst zu den entsprechenden Dipeptiden auf¬ 
gespalten und diese dann in die Aminosäure zerlegt werden, oder ob etwa eine 
sekundäre Spaltung von mit dem Urin ausgeschiedenen Anhydriden vorliegt Er 
ist der Ansicht, daß der Befund von Aminosäuren, welche noch dazu optisch 
aktiv waren und die in der Natur nicht vorkommende Komponente (1-Alanin und 
d-Serin) darstellten, mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hinweist, daß der 
Abbau der 2,5-Diketopiperazine über die entsprechenden Dipeptide erfolgt — 
Die Untersuchungen werden fortgesetzt Schittenhelm . 

1088) K&l&boukoff, M Ue L. et Terroine. Bur l’&otion de la läcithine sur 
les ferments. DI. Action de rovo-ldcithine sur l’amylase, la trypsine et le 
lab. (Einwirkung des Lezithins auf Fermente. III. Wirkung des Eierlezithins 
auf Amylase, Trypsin und Lab.) Lab. du prof. Fr. Franck, College de France. 
(Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 68, S. 664—666.) 

Lezithin übt auf die genannten Fermente keinen Einfluß aus; gallensaure 
Salze beschleunigen die Wirkung des aktivierten Pankreassafts auf die Koagulation 
der Milch. Auf die anderen Fermente hatten auch die gallensauren Salze keinen 
Einfluß. Übt Galle einen aktivierenden Einfluß auf Fermente aus, so beruht 
diese Wirkung im wesentlichen auf ihren Gehalt an gallensauren Salzen. 

L. Borchardt. 

1089) Guyenot, E. Influence de la dialyse et des sels mindrauz sur 
ractivitö du ferment amylolytique de la salive. (Einfluß der Dialyse und der 
Mineralsalze auf die Speicheldiastase.) Lab. de M. le prof. Charbonnel-Salle, 
ä Besan 9 on. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 768—770.) 

Dialysierter Speichel nimmt an diastatischer Wirkung ab, und zwar um so 
mehr, je länger man ihn der Dialyse unterwirft. Setzt man ihm dann Mineral¬ 
salze zu, so wird er verschieden stark aktiviert: am energischsten wirkt Ca, bes. 
als CaCl a und CaHP0 4 , weniger stark als Karbonat, gamicht als Sulfat. K und 
Na begünstigen als Chloride die Diastasewirkung, als Karbonate oder Dikarbonate 
hemmen sie dieselbe. Zufügung zweier Salze, die die saccharifizierende Wirkung 
des Speichels begünstigen, wirken energischer als eins von beiden. Die Wirkung 
ist auch abhängig von der Konzentration der Salzlösung, es gibt ein Optimum 
für jedes Salz und es kann Vorkommen, daß ein Salz, das in geringer Konzen¬ 
tration die diastatische Wirkung begünstigt, in konzentrierte!; Lösung entgegenge¬ 
setzt wirkt. L . Borchardt . 

1090) Labbd, H. et Vitry, G. Influence de ringestion d’indigotine et d’acide 
sulfo-indigotique sur rindoxylurie. (Einfluß der Aufnahme von Indigotin und 
Indigotinsulfosäure auf die Indikanurie.) Lab. de la Clinique medicale Laennec: 
prof. Landouzy. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 770—771.) 

Weder Indigotin, noch Indigotinsulfosäure und deren Salze vermehren — 
per os aufgenommen — den Indikangehalt des Harns. L. Borchardt. 

1091) Gerber, G. L Action du phosph&te neutre de sodium sur la coagu- 
lation du lait de vache p&r les prdsures vdgdtales. II. Action du phosphate 
neutre de potassium sur la coagulation du lait de vache p&r les prdsures 
vdgdtales. (Wirkung von NaaHP0 4 und K 2 HP0 4 auf die Milchgerinnung durch 
Pflanzenlab.) (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 640—644.) 

NaaHPÖ 4 wirkt in kleiner Dosis beschleunigend, in großer hemmend auf 
die Milchgerinnung durch Pflanzenlab. K 2 HP0 4 wirkt beschleunigend in jeder 
Dosis, und zwar um so mehr, je größer die Menge des zugesetzten Kalium¬ 
phosphats ist. L. Borchardt. 

1092) Mayer, Andrd. La coagulation du plasma sanguin. iStude ultra* 
microscopique. (Ultramikroskopische Studien über Blutgerinnung.) Lab. du 
prof. Fran^ois-Franck. College de France. (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 68, 
S. 658—660.) 


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Bdferata. 


485 


Versetzt man zentrifugiertes, in paraffinierten Gefäßen aufgefangenes Blut¬ 
plasma mit Kalziumchlorid, so beobachtet man nach 2 Minuten ultramikroskopisch 
das Auftreten kleinster Körnchen, die größer und größer werden und sich 
schießlich in Fäden anordnen, die sich dann wieder zu Netzen verschlingen. 
Ganz analoge Veränderungen beobachtet man bei Koagulation der Milch. 

L. Borchardt . 

1098) Gautier, CI. et Hervieux. Sur l’origme de l'indoxyle urinaire ohez 
le lapin soumis au jeune. (Über den Ursprung des Hamindikans beim hungernden 
Kaninchen.) Lab. des prof. Porcher et Morat. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, 
S. 610—611.) 

Bestätigung des Befundes Ellingers, daß der Kot hungernder Kaninchen 
Indol enthält, mit der Paradimethylaminobenzaldehydreaktion. L. Borchardt. 

1094) Kalaboukoff et Terroine. Sur l’activation des ferments par la 
löcithine. XL Aetion de la ldcithine sur Ies lipases gastrique et intestinale. 
(Aktivierung von Fermenten durch das Lezithin. II. Einwirkung des Lezithins 
auf die Lipase des Magens und Darms.) Lab. d. prof. Fransois-Franck, 
College de France. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 617—6190 

Die Lipasewirkung von Glyzerinauszügen der Magen- und Darmwand wird 
durch Lezithinzusatz nicht verändert Die Wirkung der Magenlipase wird durch 
gallensaure Salze deutlich herabgesetzt, die der Darmlipase dagegen wesentlich 
gesteigert, aber weniger stark als die der Pankreaslipase. L. Borchardt. 

1095) Gautrelet, Jean et Thu&u, Paul. Influence de la polypnöe sur la 
glycosurie adrdnalique. (Einfluß der Polypnoä auf die Adrenalmglykosurie.) 
Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Bordeaux. (Cpt r. de Biol. 1908, 
Bd. 64, SL 304—306.) . 

Kaninchen, die in einem Brutschrank von 40 bis 42° gehalten wurden und 
infolgedessen eine Polypnoe mit 250 Atemzügen in der Minute bekamen, wurden 
durcn Adrenalin nicht glykosurisch. Wurde aber nach der Adrenalininjektion 
die Polypnoe durch Vorlegen einer dichten Gummimaske unterbrochen, so trat 
Glykosurie ein. Die Glykosurie wird also nicht durch die Hyperthermie, sondern 
durch die Polypnoe inhibiert L. Borchardt. 

1096) Jgnatius, Lund u. Wärri. Über den Einfluß der Außentemperatur 
auf die Kohlensäureabgabe beim ruhenden nüchternen Menschen. Physiol. 
Institut der Universität Helsingfors. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1908, Bd. 20, 
S. 226—232.) 

Beim bekleideten Körper ist der durch die CO a -abgabe gemessene Stoff¬ 
wechsel innerhalb mäßiger Temperaturschwankungen unabhängig von der Außen¬ 
temperatur. Bei höherer Außentemperatur wird cne Kohlensäureabgabe geringer, 
die Verbrennungen im Körper zeigen dann offenbar eine gewisse Tendenz, herab¬ 
zusinken, die aber niemals sehr hochgradig wird. L. Borchardt. 

1097) Denigös, Georges. Nouveaux rdactifs de Findol. (Neue Indolreaktionen.) 
(Cpt r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 293—294.) 

Wie das Dimethylaminobenzaldehyd (Ehrlich), so geben auch eine ganze 
Reihe anderer Aldehyde der aromatischen Reihe in salzsaurer Lösung mit Indol 
charakteristische Farbenreaktionen, von denen die mit Vanillin wegen ihrer Em¬ 
pfindlichkeit empfohlen wird: Man fügt x ( a bis 1 ccm einer Lösung von 0,2 Va¬ 
nillin in 100,0 Alkohol zu 5 ccm alkohol. Indollösung, gibt 3 ccm Salzsäure hinzu 
und schüttelt durch. *Es entsteht eine eosinrote Färbung, die ein breites Ab¬ 
sorptionsband im grünen Teil des Spektrums zeigt. Die Reaktion soll ebenso 
empfindlich wie die Ehrlichsche sein. L. Borchardt. 

1098) Denig&s, Georges. Sur la prdsence de produits actifs sur Findol 
dans le benzöne commercial et ses homologues. (Über die Gegenwart von 
Substanzen im käuflichen Benzol und seinen Homologen, die mit Indol reagieren.) 
(Cpt r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 296—297.) 

Das käufliche Benzol und seine Homologen geben mit Indol bei Gegenwart 
reiner Salzsäure Farbenreaktionen, die auf Verunreinigungen beruhen und dem 
gereinigten Benzol nicht mehr zukommen. Die Reaktion beruht nicht auf 

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426 


Reimte. 


Thiophen, da dieses — reinem Benzol zugesetzt — mit Indol keine Farbenreaktion 
gibt. Z. Borchardt, 

1099) Ambard, L. et Binet, M. E. Quantitäs d’amylase contennes dann le 
tnbe digestif ans diffdrents moments de la digestion et an conrs d’alimen- 
tations diverses. (Über die Menge der in den verschiedenen Augenblicken der 
Verdauung und bei verschiedener Ernährung im Verdauungskanal enthaltenen 
Diastase.) Lab. de physiol. de la Faculte de med. (Cpt. r. de Biol. 1908, 
Bd. 64, S. 269—261.) 

Die Gesamtmenge der Diastase im Darm ist außerordentlich konstant und 
weder von der Nahrung noch von dem Stadium der Verdauung abhängig. Die 
Menge der Diastase in den Fäzes ist abhängig von der Zahl der Entleerungen 
und der Konsistenz; nach Ernährung mit Fleisch, das nur in geringem Grade 
kotbildend wirkt, ist die Diastasemenge gering, nach Milch sehr groß, nach 
Stärke und Reis größer als nach Fleisch. Z. Borchardt, 

1100) Lassabli&re, P. £tude sur le röle des poudres de viande. (Über die 
Rolle der Fleischpulver.) Lab. exper. de la Faculte de med. (Cpt. r. d. Biol. 
1908, Bd. 64, S. 180—182.) 

Ein Hund wurde nach einer längeren Hungerperiode ausschließlich mit soviel 
Fleischpulver gefüttert, daß die theoretische Menge an Kalorien und Stickstoff 
zugeführt wurde. Er starb nach 4 Tagen unter Gewichtsabnahme, während ein 
Kontrolltier, dem nach der gleichen Hungerperiode die entsprechende Menge 
rohes Fleisch gegeben wurde, sich bald wieder erholte und an Gewicht zunahm. 
Auch bei gleichzeitiger Ernährung mit rohem Fleisch und Fleischpulver war das 
Fleischpulver nicht imstande, den Kalorienwert anderer Nahrungsmittel zu er¬ 
setzen. Lassabliere sieht daher das Fleischpulver überhaupt nicht als Nahrungs¬ 
mittel, sondern als Genußmittel an; es bewirkt eine abundante Magensaftsekretion 
und begünstigt so die Verdauung. Vor der Mahlzeit kann es als Digestivum 
Anwendung finden. Z. Borchardt, 

1101) Gilbert, A. et Herscher, H. Recherches sur la stercobiline (urobiline 
föcale). Bur la formation de la stercobiline dans Tintestin. (Über die Urobilin¬ 
bildung im Darm.) (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 802—806.) 

Im Gegensatz zu der herrschenden Anschauung, daß die Reduktion des 
Gallenfarbstoffs zu Urobilin im Darm durch Bakterien erfolgt, glauben Gilbert 
und Herscher, daß eine vom Darm produzierte reduzierende Substanz die 
Gallenfarbstoffe zu Urobilin reduziere. Sie stützen sich dabei auf folgende Tat¬ 
sachen : 

1. Der Stuhl der Neugeborenen enthält kein Urobilin und Urobilinogen, 
sondern Gallenfarbstoffe zu einer Zeit, da der Darm bereits reich an Bakterien 
ist Urobilin trat frühestens am neunten Tage nach der Geburt auf, einmal erst 
im achten Monat 

2. Kulturen der Fäzesbakterien sind nicht imstande, Bilirubin zu Urobilin 
zu reduzieren. 

3. Wässrige Extrakte der Darmschleimhaut reduzieren Bilirubin zu Urobilin. 

4. Am intensivsten ist die reduzierende Wirkung des Duodenums, schwache 
bezw. gar keine Wirkung zeigen Ileum und Rektum. 

6. Die Fäzes des Erwachsenen enthalten eine Katalase, die dem Neu¬ 
geborenen fehlt. 

6. Nur wenn diese Katalase vorhanden ist, findet die Reduktion des Bilirubins 
zu Urobilin statt. Z. Borchardt . 


1102) Doyon, M. et Gautier, Gl. Action de l'atropine injectöe par le canai 
cholddoque sur la coagulabilitd du sang. (Wirkung von Atropininjektionen in 
den Choledochus auf die Gerinnbarkeit des Blutes.) Lab. de physiol. de la 
Faculte de med. de Lyon. (Cpt. r. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 127—128.) 

Injiziert man Atropin in eine Vena mesenterica, so ist es von unsicherer 
Wirkung. Es bewirkt regelmäßig Ungerinnbarkeit des Blutes, Erniedrigung des 
Blutdrucks und leichte Narkose, wenn es in einer Menge von 1—2 cg pro kg 
Körpergewicht in den Ductus choledochus injiziert wird. Die Art der Wirksam- 


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Referate. 


427 


keit deutet auf eine Beteiligung der Leber hin. Intravenöse Injektion derselben 
Dosis in die Jugularis ist ohne Effekt L. Borchardt. 

1108) Doyon, M. et Gautier, CI. Gontribution ä l'ätude de l'action de la 
peptone. Injection de la peptone dans le canal cholddoque. Effets sur le sang 
et la pression. (Beitrag zum Studium der Wirkung des Peptons. Injektion 
von Pepton in den Canans choledochus. Wirkung aufs Blut und den Blutdruck.) 
Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Lyon. (Cpt r. de Biol. 1908, Bd. 64, 
S. 149—160.) 

Injektion von Pepton in den Ductus choledochus bewirkt beim Hunde 
Ungerinnbarkeit des Blutes, Erniedrigung des Blutdrucks und Narkose. 

L. Borchardt . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1104) Schnütgen. Die Beschaffenheit der im Harn bei »Morbus Brightii« 
vorkommenden Leukozyten. Aus dem medizinisch-poliklinischen Institut zu 
Berlin (Geheimrat Senator). (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1443—1444.) 

Der Autor beschreibt 10 Fälle von »Morbus Brightii«, bei denen im Sedi¬ 
mente deutlich Lymphozyten nachweisbar waren. Der Befund ist in zweifacher 
Beziehung von Bedeutung: 1. indem er einen Widerspruch, welcher bei der 
alten Auffassung, daß bei »Brightscher Nierenkrankheit« Eiterkörperchen im Harn 
auftreten, beseitigt hat, da doch die Entzündung, wie vorher hervorgehoben, 
nicht eitrig ist und 2. in diagnostischer Beziehung — worauf Senator'schon 
hingewiesen hat — indem in gewissen Fällen bei der Entscheidung, ob »Bright- 
sche Nierenkrankheit* oder Nierenabszeß oder Pyelitis vorliegt, der Befund an 
Lymphozyten allein den Ausschlag geben würde. Bei Komplikationen der ver¬ 
schiedenen Zustände werden natürlich auch die verschiedenen Formen der 
meisten Blutkörperchen, nicht bloß Lymphozyten, sondern auch Eiterkörperchen 
im Ham zu finden sein. Bomstein. 

1106) Michael, C. Zur Frage der Magensaftsekretion bei Rektaleraährung. 
Aus der inneren Abteilung des Augusta-Hospitals (Geheimrat Ewald). (Berl. 
kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1446—1460.) 

Umber fand bei Rektalemährung Magensaftsekretion und meint, daß dieser 
»rektale Magensaft« durch Reflexbahnen erregt wird. Da im allgemeinen bei 
Rektalernährung, speziell bei Magenulkus eine Sekretion des Magensaftes hint¬ 
angehalten werden soll, erschien es wichtig, diese Versuche nachzuprüfen. Ver¬ 
fasser konnte sich von einer durch Rektalemährung auf reflektorischem Wege 
zustande kommenden Magensaftsekretion nicht überzeugen. Eine deutliche in 
die Erscheinung tretende Magensaftsekretion bezw. Vermehrung der Magensaft¬ 
sekretion konnte sowohl bei den als magengesund anzusprechenden als auch bei 
magenkranken Patienten weder ‘/a noch 1 Stunde nach Einverleibung des Nähr¬ 
klysmas festgestellt werden. Der Zweck der Rektalemährung, während mehrerer 
Tage den Magen zu entlasten und eine Sekretion möglichst zu verhindern, wird 
also erreicht Bomstein. 

1106) Forschbach, J. Kreatininausscheidung bei Krankheiten. Medizin. 
Klinik, Greifswald. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1907, Nr. 68, S. 113.) 

Ein Stoffwechselversuch mit Kreatin- und purinfreier Nahrung an einer 
Patientin mit juveniler progressiver Muskelatrophie ergab normale Kreatinin¬ 
ausscheidung. — Obwohl theoretisch die Annahme, daß Kreatin und Kreatinin 
Produkte des Nukleinstoffwechsels seien, möglich ist, haben Versuche mit Zu¬ 
fuhr von Thymus und von Pankreas (Guanin) keine Veränderung der Kreatinin¬ 
ausscheidung ergeben. Die exogenen Nukleine sind also jedenfalls ohne Einfluß 
auf die Kreatininausscheidung. Die Beziehung des endogenen Nukleinumsatzes 
zur Kreatininausscheidung prüfte Verfasser an 2 Pat. mit myelogener Leukämie 
unter fleischfreier Diät. Auch hierbei zeigte sich kein Parallelismus zwischen 
Harnsäure und Kreatinin. Auch bei großen Schwankungen der endogenen 
Harnsäure bleibt der »endogene« Kreatininwert konstant. Eine ausgedehnte 
Untersuchung hat Verfasser an einer Patientin mit Morb. Basedowii vorgenommen, 

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Reimte. 


und zwar periodenweise vor und nach 2 mal stattgehabter Operation. In allen 
Perioden war die Kreatininausscheidung vermindert — Bei den verschiedenen 
hier untersuchten Kranken hat Verfasser die Kreatininausscheidungsgröße nach 
Fleischextraktfütterung verfolgt. Dabei ergab sich bei der Patientin mit Muskel¬ 
atrophie und der mit Leukämie eine geringere Zunahme des Kreatinins im Ham 
als beim Gesunden, auffallend klein war die Vermehrung bei der Patientin mit 
Basedow: Am geringsten war diese während der ersten Beobachtungsperiode, 
sie wuchs nach der ersten und nochmals nach der zweiten Operation (Hypothy- 
reoisis). Schmid. 

1107) Obemdörffer, E. Über den Stoffwechsel bei Akromegalie. Physiol. 
Institut, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 6.) 

Der auf N, Pnosphorsäure und Kalkbilanz bei einem Akromegalen im statio¬ 
nären Zustand der Erkrankung sich beziehende Stoffwechselversuch hat keine 
charakteristischen Anomalien ergeben. Schmid. 

1108) Aronsohn, Ed. und Blumenthal, F. Fermente und Fieber. I. med. 
Klinik, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 1.) 

Die Versuche sollen ergeben, daß die bei Fieber vorkommende erhöhte 
Eiweißeinschmelzung nur mit Hilfe verstärkter Fermentwirkung entsteht. Unter¬ 
sucht wurde die Wirkung des autolytischen Ferments in Muskel und Leber 
beim Kaninchen nach Fieberstich (Bestimmung des N-Gehaltes der enteiweißten 
Lösung). Danach nimmt die proteolytische Fermentwirkung des Muskels während 
des Fieberprozesses bis fast um das 3 fache zu. Die proteolytische Ferment¬ 
wirkung der Leber wird im Fieber um ca. l /s verringert. Schmid. 

1109) v. Herwarden, H. Beiträge zum PurinstoffwechseL I. med. Klinik, 
Wien. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 19.) 

Bei einem Fall von Morb. Basedow wurde der endogene und exogene 
Purinstoffwechsel normal gefunden. Dasselbe war auch bei Icterus catarrhalis 
zu konstatieren. Bei Infektionskrankheiten ist das Verhalten des endogenen 
-Purinwertes verschieden: bei Meningitis cerebrospinalis, Polyserositis rheum. 
fanden sich normale Werte, dagegen waren diese erhöht bei Malaria, Polyarthr. 
rheum. acuta, Lues. Schmid. 


1110) Köhler, B. Zur Frage der quantitativen Eiweihbestimmung mit 
Hilfe der elektrischen Leitfähigkeit. Medizin. Poliklinik, Berlin. (Ztschr. f. kl. 
Med. 1908, Bd. 65, S. 135.) 

Die Methode, welche von Wassmuth herrührt, beruht darauf, daß Eiweiß 
als Nichtleiter eine Verminderung der Leitfähigkeit herbeiführt und zwar in be¬ 
stimmtem Verhältnis. Die Methode entspricht an Genauigkeit der Esbach'sehen, 
hat aber den Vorzug der rascheren Ausführbarkeit. Ihrer Einführung in die 
Praxis steht jedoch der hohe Preis des Kohlrausch’schen Apparates entgegen. 

Schmid. 


1111) Hendl, J. Beitrag zur Kenntnis des Stoffwechsels bei Tetanus trau- 
maticus. Klinik Jaksch, Prag. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 141.) 

Die ausgedehnten Stoffwechseluntersuchungen an einem von Tetanus trau- 
maticus befallenen Gärtnerslehrling haben im wesentlichen ergeben: die Menge 
des Gesamt-N ist im allgemeinen durch die Anfälle gegen die Norm gesteigert, 
jedoch ist diese Erhöhung anscheinend nicht abhängig von der Anzahl und In¬ 
tensität der Anfälle (Temperaturerhöhung während der Anfälle bestand nicht). 
Abklingen der Anfälle und Abfall der Vermehrung fallen nicht zusammen. In 
der Verteilung der N-haltigen Substanzen ergibt sich, daß der mit Phosphor¬ 
wolframsäure fällbare N eine deutliche und tägliche Steigerung bis zum Abfall 
des Gesamt-N aufweist, was vom Ammoniak, nicht von den während der Anfalls¬ 
tage auf gleicher Höhe sich haltenden Purinkörpern herrührt. Auch die U-Aus- 
scheidung steigt an, nimmt jedoch während der Anfallstage nicht zu. Ganz 
besonders nimmt der Aminosäuren-N zu und zwar auf Kosten des während der 


einzelnen Anfallstage 


gleichbleibenden 


S. 


Die stärkste Zunahme zeigt der 

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Referate. 


429 


Ammoniak. — Bezüglich der Kohlehydrate wurde eine Herabsetzung der Assi¬ 
milationsfähigkeit festgestellt (Dextrose, Laevulose, Pentosen). Schmid ’ 

1112) Sick, Konrad u. Tedesko, Fritz. Studien über Magenbewegung mit 
besonderer Berücksichtigung der Ausdehnungsfähigkeit des Hauptmagens. 
Aus der med. Klinik der Univ. Tübingen. (D. A. t klin. Med. 1908, Bd. 92, 
S. 416.) 

Die außerordentlich subtilen Untersuchungen, die mit Hilfe der Methode von 
Magnus am überlebenden Katzenmagen vorgenommen wurden, geben einen 
Einblick in die Bewegungsform der Muskulatur am Magen in toto und an ein¬ 
zelnen Muskelschichten, lassen die Formunterschiede der Peristaltik des Fundus- 
und Pylorusabschnittes im einzelnen verfolgen wie auch das Verhalten der 
Sphinkteren und erörtern besonders auch die Frage der mechanischen Aufgabe 
des Magenfundus. 

Die Bewegungen der Fundusmuskulatur sind am Magen in toto betrachtet 
wie beim Darm zusammengesetzt aus Tonusschwankungen mit aufgesetzten kleinen 
Pendelbewegungen. Die Bewegungen des Antrum pylori zeichnen sich dadurch aus, 
daß in kurzen Zeitintervallen (1—8 Minuten) Gruppen stärkerer Kontraktionen ein- 
setzen. Füllung des Magens regt seine Peristaltik an, ebenso künstliche Dehnung. 
Die Sphinkteren (Pylorus, Cardia) bleiben fast stets während der ganzen Versuchs¬ 
periode geschlossen, sowohl bei leerem als bei gefülltem Magen. Ein schlu߬ 
fähiger Sphinkter pylori an der Grenze zwischen Pylorus und Fundusteil kann 
nur in den seltensten Fällen konstatiert werden. Einbringung von dünnen Säuren 
oder Alkalien in den Duodenalabschnitt haben keinen Einfluß auf den Pylorus- 
verschluß am ausgeschnittenen Magen. Bei gleichzeitiger Betrachtung der 
Magenbewegung und des Mageninnendrucks zeigt sich eine erhöhte Tätigkeit 
aller Magenabschnitte, besonders aber periodische von der Norm abweichende 
Funduskontraktion. Zugleich stellte sich die Tatsache heraus, daß der isolierte 
überlebende Magen jede Volumenvermehrung mit einer spontanen weiteren Er¬ 
schlaffung der Muskulatur (aktive Diastole) und Erweiterung der Magenhöhle 
beantwortet. Sie ist von den automatischen Zentren der Magenwand abhängig. 

Diese Eigentümlichkeit kommt nur dem Fundus ventriciüi zu, der Pylorus- 
abschnitt ändert seine Kapazität nicht in nennenswertem Maße; so stellt die 
Arbeit »eine Ehrenrettung der mechanischen Leistungen des Fundusabschnittes« 
dar. M. Leute . 

1118) Plehn, A. Die Wasserbilanz des Blutes. Zu den Bemerkungen von 
E. Grawitz über meine gleichnamige Arbeit. (D. A. f. klin. Med., Bd. 91, S. 1; 
D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 370 ) 

Gegenüber den Einwänden von Grawitz resümiert Plehn als Ergebnis 
der von ihm gemachten Untersuchungen zusammenfassend: 

Der Wassergehalt des Gesamtblutes wie des Serums kann auch beim Ge¬ 
sunden ohne jeden Eingriff innerhalb kurzer Zeiträume in gewissen Grenzen 
schwanken (1,5—2,5 °/ 0 in 2 Stunden). Die Änderungen im Wassergehalt von Gesamt¬ 
blut und Serum durch Schwitzen und Dursten einerseits und durch forzierte Wasser¬ 
überschwemmung des Organismus andererseits sind kaum größer als seine Schwan¬ 
kungen ohne jeden Eingriff. Der Wassergehalt vom Gesamtblut und Serum 
ändert sich nicht immer unter der Wirkung von natürlichen physiologischen und 
pathologischen Blutdruckschwankungen, sondern verhält sich zuweilen den herr¬ 
schenden Anschauungen sogar gerade entgegengesetzt; seine Schwankungen 
können deshalb auf die physikalischen Gesetze der Filtration nicht zurückgeführt 
werden. Die Schwankungen des Blutwassergehaltes mit dem Zu- und Abnehmen 
von Hydropsien und Exsudaten halten sich selbst während Tagen und Wochen 
ungefähr in den Grenzen, in denen sie auch beim Gesunden ohne jeden Eingriff 
innerhalb weniger Stunden Vorkommen. Der Wassergehalt des Gesamtblutes 
und Serums kann auch beim Gesunden ohne nachweisbare Ursache gelegent¬ 
lich und vorübergehend viel größer sein als man gemeinhin annimmt. M. Leube . 


1114) Schwenkenbecher n. Siegel. Über die Verteilung der Leukozyten in 
der Etatbahn. Aus der med. Klinik zu Straßburg. (D. A. f. klin. Med. 1908, 
Bd. 92, S. 803.) 

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430 


Betörst*. 


Die von Goldscheider und Jakob angenommene eigentümliche Verteilung 
der Leukozyten im Organismus mit erhöhtem Zellengehalt in den peripherischen 
Gefäßen stellt nicht den physiologischen Zustand dar, sondern beruht auf Äther¬ 
wirkung. Es ist vielmehr normaler Weise in allen Gefäßbezirken eine annähernd 
gleiche Zahl von Leukozyten vorhanden. So fand sich im Lungenblut etwa die 
gleiche Zeilenzahl wie in der Peripherie, während sie im Blut der Leber, 
namentlich aber im Blut der Milz konstant etwas höher war, eine Erscheinung, 
die mit dem Verdauungsvorgang in einem nicht näher gekannnten Zusammen¬ 
hang steht. Bei der Verdauungsleukozytose ist die Zeilenzahl in der Haut des 
Ohrs, in den Halsvenen, Darmgefäßen, der Pfortader gleichmäßig erhöht, wo¬ 
gegen Milz und Leber auffallend viel reicher an Leukozyten sind. Auch bei 
der nach Streptokokkeninfektion eintretenden Leukozytose ist die Verteilung der 
Zellen eine recht gleichmäßige, nur der Leukozytengehalt des Milzblutes über¬ 
trifft konstant und bedeutend alle anderen Werte. M. Leute . 

lllß) Butterfield, E. E. Über die ungranulierten Vorstufen der Myelozyten 
und ihre Bildung in Milz, Leber und Lymphdrüsen. (Ein Beitrag zur Histoge- 
nese der myeloiaen Umwandlung bei Leukämie und Anämie.) Aus der zweiten 
med. Klinik München. (D. A. f. Min. Med. 1908, Bd. 92, S. 886.) 

Die mühevollen Untersuchungen akuter Leukämie, perniziöser Anämie, em¬ 
bryonaler Organe bezwecken eine Prüfung der als charakteristisch für Myelo¬ 
blasten und Lymphoblasten angegebenen Merkmale; sie geben einen Beweis 
dafür, daß ungranulierte Vorstufen der Granulozyten unter normalen und patho¬ 
logischen Verhältnissen bestehen, daß es aber bisher nicht möglich ist, diese 
Zellen von den als Vorstufe der Lymphozyten bezeichneten nach ihrem morpho¬ 
logischen Charakter zu trennen. Das myeloide Gewebe entwickelt sich nicht 
aus den Follikeln kleiner Lymphozyten heraus, sondern in der Milz aus dem 
Pulpagewebe, in den Lymphdrüsen aus dem Gewebe zwischen den Follikeln, in 
der Leber aus einem periportalen Gewebe. Zum Zustandekommen einer 
myeloiden Leukämie braucht die Knochenmarksveränderung nicht das primäre 
zu sein. 

Die histologischen Details müssen im Original nachgelesen werden. 

M. Leute. 

1116) Grek, J. u. Reichenstein, M. Über das Verhalten der weißen Blut¬ 
körperchen bei Anwesenheit von Taenia im Darmkanal des Menschen. (Wiener 
med. Wschr. 1908, Nr. 14, S. 746.) 

Es besteht bei Taeniakranken eine unbedeutende numerische Vermehrung 
der Leukozyten bei Erwachsenen 7200, bei Kindern 10700. Es tritt eine pro¬ 
zentuelle Verminderung der Neutrophilen auf, statt 70—75°/ 0 nur 68°/ 0 . 
Weiter eine prozentuelle und absolute Vermehrung der Zahl der Eosino¬ 
philen, wodurch das Blut bis zu einem gewissen Grade an das Blut bei Anchy- 
lostomiasis und Trichinosis erinnert. Endlich kommt es zur Vermehrung der 
Lymphozyten; eine unbedeutende Vermehrung der mononuMeären Leukozyten 
und Uebergangsformen tritt endlich auf, während die Mastzellen keine Verände¬ 
rung erleiden. K. Gldßner . 

1117) Rudinger, C. Zur Frage der vikariierenden Tätigkeit des Darmes 
bei der Nephritis. (Wiener klin. Wschr. 1908, Nr. 14, S. 484.) 

Verfasser untersuchte die Stickstoff- und Ammoniakausmhr im Stuhl von 
Nephritikem und wie dieselbe durch Abführmittel beeinflußt werden könne. Die 
Stickstoffwerte sind bei Nierenkranken nicht wesentlich erhöht, ebenso der prozen¬ 
tische Ammoniakgehalt. Unter Laxantien dagegen steigt sowohl der Stickstoff 
als auch namentlich der Ammoniakgehalt des Stuhles erheblich an. 

AT. Gldßner. 

1118) Gluzmski, A. Zur Frage der Ausscheidung der Chloride im Harne 
bei Nierenerkrankungen. (Wiener klin. Wschr. 1908, Nr. 14, S. 467.) 

Im Verlaufe der Arteriosklerosis renum u. Nephrit, chron. interstitialis kom¬ 
men Perioden der Retention von Chloriden vor, als deren Begleiterscheinungen 
ein schweres JCrankheitsbild: Erbrechen mit hohen Salzsäurewerten des Er¬ 
brochenen. Dieses Krankheitsbild kann entweder in wenigen Tagen einen 

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Referat«. 


4SI 


günstigen Ansgang nehmen oder ohne Konvulsionen bei steigender Schwäche 
und Uruhe unter Verlust des Bewußtseins zum Tode führen: Uraemia achlorica. 

Einige Tage vor dem Eintreten der gewöhnlichen klinischen Merkmale 
akuter Nierenentzündungen kann eine Reihe von Symptomen: Schwächegefühl, 
Erbrechen, Ödeme des Gesichts, Trübung und Verringerung des Harns, hyaline oder 
körnige Zylinder, rote Blutkörperchen, Retention der Chloride, aber kein Eiweiß 
zustande kommen, ehe die charakteristischen Symptome der Nephritis acuta 
auftreten, das ist das Stadium achloricum sine albumine. 

Systematische Harnuntersuchungen im Verlaufe der Scharlachrekonvaleszenz 
hätten somit den Zweck, einmal zu konstatieren, ob und wie oft ein solches Er- 
öffhungsstadium eintritt, zweitens könnte man eine Frühdiagnose der Nephritis 
machen. Dieses Eröftnungsstadium dürfte einer in den Nieren vor sich gehen¬ 
den akuten parenchymatösen Degeneration entsprechen. AT. Gläßner . 


1119) Zak, £. Glykosurie bei Verätzungen des Duodenums. (Wiener klin. 
Wschr. 1908, S. 82.) 

Pflüger hat beim Frosch das Duodenum exstirpiert und so Diabetes er¬ 
zeugt, der bis zum Tode anhält. Der Verfasser beobachtete bei einigen Ver¬ 
ätzungen des Verdauungskanals am Menschen das Auftreten von Glykosurie. 
Ein Fall von durch Autopsie festgestellter Verätzung des Magens und Duodenums 
inklusive des Ausführungsganges des Pankreas durch Lauge zeigte ante 
mortem 3,6°/ 0 Zucker; ein Fall von Korrosion derselben Abschnitte des Magen¬ 
darmtraktes mit Ausnahme des Ductus Wirsungianus durch Scheidewasser wies 
0,55 °/ 0 Zucker auf. Dagegen fehlte bei einem Fall, wo die Verätzung das Duo¬ 
denum nicht betraf, auch die Zuckerausscheidung. Es dürfte somit das Auf¬ 
treten von Glykosurie bei Verätzungen auf eine Läsion des Duodenums hin- 
weisen. K. Gläßner . 

1120) Müller, A. Methode zur Bestimmung der Azidität des Magensaftes. 

(Wiener klin. Wschr. 1908, Nr. 14, S. 488.) 

Zu 5 ccm Magensaft werden 2 Tropfen einer kaltgesättigten alkoholischen 
Tropaeolinlösung 00 hinzugefügt. Die entstehende Farbe wird mit einer Skala 
verglichen, deren Glieder Säurelösungen bekannter H-Jonenkonzentrationen sind. 
Als solche dienen am besten verdünnte Salzsäure (5 ccm Säurelösung 2 Tropfen 
00 Tropaeolin). K. Gläßner . 

1121) v. Haläsz, A. Die alimentäre Lftvulosurie bei Leberkranken. (Wiener 
klin. Wschr. 1908, S. 44.) 

Bei normalen Leberfunktionen verursachen 100 g Lävulose nur ausnahms¬ 
weise Lävulosurie. Das positive Resultat der Lävuloseprobe spricht für das 
Vorhandensein einer eher diffusen und dabei ernsteren Erkrankung der Leber, 
am ehesten aber für eine im vorgeschrittenen Stadium befindliche Zirrhose. 
Bei Ikterus erscheint gewöhnlich keine Lävulosurie. Ferner ist im Unrin Lävu¬ 
lose nicht nachweisbar bei sekundären metastatischen Tumoren der Leber, bei 
circumscripten und nur kleine Parenchymläsionen bewirkenden Erkrankungen 
(Echinococcus, Gallenblasenerkrankungen usw.). K. Gläßner . 

1122) v. Poehl, Alexander. Die therapeutische Beeinflussung der Ursachen 
gutartiger und bösartiger Leukozytosen, welche den Ausgang der Krankheiten 
bedingen. (St. Petersburger med. Wschr. 1908, Nr. 6, S. 57—61, Nr. 7, S.67—71.) 

Ergebnis: Verfasser zeigt, daß die Therapie mit Sperminum Poehl beson¬ 
ders in Kombination mit Heilseris, kolloiden Metallen usw. eine Erhöhung der 
Blutalkaleszenz und elektrisch negative Ladung der Leukozyten hervorruft. 
Dadurch wird die gutartige Leukozytose bedingt, denn die elektrisch positiv 
geladenen Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte werden in solchem Falle 
von den Leukozyten angezogen und es tritt sowohl Entgiftung als auch positive 
Chemotaxis resp. Phagozytose ein. Fritz Loch. 

1128) Lützow, Ernst. Über den Einfluß von diuretisch wirkenden Mitteln 
auf das Zustandekommen der alimentären Gykosurie. (Diss., Göttingen 1907, 


16 

Beim Menschen ist nach gleichzeitiger Darreichung von Traubenzucker und 

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Rsfer&U. 


m 


diuretisch wirkenden Mitteln eine nicht unbeträchtliche Glykosurie zu erzielen, 
welche nach Fortlassen der Diuretika, aber unter sonst völlig gleichen Beding¬ 
ungen nicht eintritt. Bei der Anstellung der Probe auf alimentäre Glykosurie 
ist daher der Traubenzucker in wässriger Lösung zu verabreichen. Gibt man 
den Traubenzucker in einem Kaffee- oder Tee-Infus, so kann eventuell schon 
hierdurch ein positiver Ausfall der Probe vorgetäuscht werden. Außer chemisch 
diuretisch wirkenden Mitteln ist das warme Vollbad ein physikalisch wirkendes 
diuretisches Agens. Es zeigt sich, daß nach Verabreichung gewisser Mengen 
Traubenzucker und gleichzeitiger Anwendung eines halbstündigen, 36° C. wannen 
Vollbades eine nicht unbeträchtliche Glykosurie auftritt, welche, ohne Anwen¬ 
dung des Vollbades, aber sonst unter völlig gleichen Bedingungen nicht zu er¬ 
zielen ist. Fritz Loeb. 

1124) Michaud, Louis. Über die Einwirkung von Formaldehyd auf dia¬ 
betischen Urin. Aus der med. Klinik der städt Krankenanstalten in Frank¬ 
furt a. M. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 228.) 

Aus den Versuchsreihen geht hervor, daß bei Formolzusatz nach 24 Stunden 
die Eisenchloridreaktion verschwindet. Parallel dazu erfahrt die Gesamtazeton¬ 
menge eine bedeutende Verminderung. Diese auffällige Abnahme des Azetons 
durch Formolzusatz ist auf eine Zerstörung der Azetessigsäure zurückzufvlhren. 
Dieselbe führt nicht zur Bildung von Azeton. Der chemische Prozeß beim Ver¬ 
schwinden der Azetessigsäure ist nicht klar. Es könnte durch Formaldehyd die 
gewöhnliche Ketonspaltung der Azetessigsäure gehindert und die Säurespaltung 
begünstigt sein, oder, was größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, es kann aus 
der Azetessigsäure und dem Formaldehyd ein Kondensationsprodukt entstehen, 
das gegen Eisenchlorid unwirksam ist. Phosphate, Karbonate, Oxalate wirken 
katalytisch. 

Als praktisches Ergebnis resultiert, daß diabetischen Urinen, bei denen es 
auf die Untersuchung der Azetonkörper ankommt, als Konservierungsmittel 
Formaldehyd nicht zugesetzt, werden darf. M. Leube . 

1126) Weiland, Walter. Ober den Einfluß ermüdender Muskelarbeit auf 
den Blutzuckergehalt. Aus der med. Klinik und dem chemisch-physiologischen 
Institut der städt. Krankenanstalten zu Frankfurt a. M. (D. A. f. klin. Med. 1908, 
Bd. 92, S. 223.) 

Kurzdauernde stark ermüdende Muskelarbeit setzt den Blutzuckergehalt 
herab und zwar waren die gewonnenen Werte nicht nur erheblich niedriger als 
die an denselben Versuchspersonen gefundenen Ruhe werte, sondern sie lagen 
in 4 von 5 Fällen auch merklich unterhalb der von Liefmann und Stern be¬ 
obachteten Minimalwerte. M. Leube . 

1126) Hollinger, Adolf. Ober Hyperglyk&mie bei Fieber. Aus der med. 
Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (D. A. £ klin. Med. 1908, 
Bd. 92, S. 217.) 

Verfasser konnte in 13 Fällen die von Liefmann und Stern gefundene Tat¬ 
sache, daß bei der Pneumonie der Blutzuckergehalt erhöht ist, bestätigen und 
dehnte die Untersuchung auf 12 andere fieberhafte Erkrankungeil der ver¬ 
schiedensten Art aus. Er fand durchweg die Hyperglykämie (über 0,10°/ 0 ) als 
regelmäßiges Symptom. M. Leube . 

1127) Müller, Eduard. Ober das Verhalten des proteolytischen Leuko¬ 
zytenfermentes und seines »Antifermentes« in den normalen und krankhaften 
Ausscheidungen des menschlichen Körpers. Zweite Mitteilung, mit Beiträgen 
zur Physiologie und Pathologie der Verdauung, insbesondere zur Pankreas¬ 
sekretion. Aus der med. Klinik zu Breslau. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, 
S. 199.) 

Der Antifermentgehalt des Blutes ist unabhängig von den Substanzen, die 
bei der Blutgerinnung und Fibrinbildung beteiligt sind. Die Hemmungskraft 
des Blutserums ist nicht an die Globulin-, sondern an die Albumingruppe ge¬ 
bunden; dabei ist aber der Antifermentgehalt nicht von den Albuminen im 
ganzen abhängig, sondern von einer spezifischen, albuminartigen Substanz. — 

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Referate. 


433 


Bei annähernd gleichem Eiweißgehalt hemmen reine Stauungsurine relativ stark, 

Proben von septischer Nephritis wenig oder gar nicht. Im Liquor cerebrospi¬ 
nalis fehlt das Antiferment beim Gesunden, auch die Fermentreaktion ist negativ. 

Bei reiner tuberkulöser Meningitis verdaut das Zentrifugat nicht, bei eitriger 
intensiv. Normale Galle zeigt keine Ferment Wirkung und keinen deutlichen 
Antifermentgehalt; schon bei leichter Cholangitis und Cholezystitis tritt dagegen 
die Dellenbildung ein. Karzinomen und anderen Geschwülsten kommt nur dann 
eine heterolytische Wirkung auf die Serumplatte zu, wenn entzündliche Ver¬ 
änderungen und damit Beimengungen von proteolytischem Leukozytenferment 
anzunehmen waren. 

Proteolytische Fermente tryptischer Art finden sich (bei 65—60°) in wech¬ 
selnder meist aber geringer Menge regelmäßig in den Fäzes gesunder Personen 
(Reste von Pankreastrypsin). Diarrhoischer Stuhl zeigt regelmäßig sehr lebhafte, 
ja deutlich gesteigerte Fermentwirkung infolge beschleunigter Peristaltik; bei 
schweren Entzündungen des Darmes beruht die gesteigerte Verdauungskraft des 
Stuhls nicht nur auf der einfachen Beschleunigung der Peristaltik, sondern auf 
größeren Beimengungen von proteolytischem Leukozytenferment. Eine Ab¬ 
schwächung bezw. ein Verschwinden der Fermentwirkung findet statt in allen 
Fällen stärkeren Fettgehaltes der Stühle. 

Die Tatsache, daß der durch Sekretineinspritzung und Sondierung des Ductus 
pancreaticus gewonnene Pankreassaft vom Hunde außer Stande ist, bei Körper¬ 
temperatur die Serumplatte anzugreifen, wohl aber bei 56—60°, führt den Verfasser 
zu der Annahme, daß der Pankreas neben Trypsin Antitrypsinsezemiert, dessen Hem¬ 
mungskraft sich bei höherer Temperatur abschwächt bezw. verliert Die Unter¬ 
scheidung des Pankreastrypsins vom proteolytischen Leukozytenferment gelingt * 

durch Zusatz von Kaltblüterserum, vor allem Schildkrötenserum, zu der Enzym¬ 
lösung. 

Die Versuche des Verfassers beweisen, daß auch beim Menschen die Zu¬ 
sammensetzung des Pankreassekretes vom Darm her geregelt wird, insofern bei 
Fleisch und gemischter Kost der Trypsingehalt des Dünndarminhaltes größer 
war als bei Kohlehydratzufuhr. So schroffe Unterschiede, wie sie Pawlow im 
Tierversuch beschrieben hat, bestehen aber beim Menschen nicht. 

Zum Schluß wird der Gedanke ventiliert, die Methode zum Ausbau einer 
klinisch brauchbaren Pankreasfunktionsprobe zu benutzen, sei es durch Unter¬ 
suchung von Stuhlproben, sei es durch Untersuchung des ausgeheberten Magen¬ 
inhaltes nach einem Volhard’schen ölfftihstück. M. Leube. 

1128) Janowski, W. (Warschau.) Über die Unterscheidung der Transsudate 
von Exsudaten mittels einer Probe mit stark verdünnter Essigsäure (Probe von 
Rivalta). (Berliner klin. Wschr. 1907, Nr. 44, S. 1412/1413.) 

Man läßt Tropfen der zu untersuchenden Flüssigkeit in eine Lösung von 
2 Tropfen Ac. acet. glaciale in 100 ccm Wasser fallen. Statt Eisessig kann man 
auch 20 Tropfen Essig nehmen. Bei Exsudat läßt der vorsichtig eingeträufelte 
Tropfen auf seinem Wege gegen den Boden des Gefäßes einen deutlich weißen, 
manchmal weiß-bläulichen, an Zigarettenrauch erinnernden Zug hinter sich, bei 
Transsudaten negativer. Die Nachprüfung dieser Rivalta’sehen Probe hat sich 
Janowski sehr bewährt und er empfiehlt die Methode wegen ihrer Sicherheit 
und Einfachheit. Bornstein. 

1129) Schweder, K. Untersuchungen über die Guajakprobe (van Deen's 
und Weber’s Probe). Aus der med. Abt. des Frederiksberg-Hospitals in Kopen¬ 
hagen. Dirig. Arzt: Dr. F. Vermehren. (Berliner klin. Wschr. 1907, Nr. 43, 

S. 1379/1383.) 

Starke Blutlösungen erfordern zum optimalen Eintreten der Reaktion starke 
Guajaklösungen, und schwache Blutlösungen schwache Guajakmengen; bei 
schwachen Blutlösungen können starke Guajakmengen die Reaktion gänzlich 
hindern. Zu empfehlen sind Untersuchungen mit 3 verschieden starken Lösungen. 

Auf gewöhnliche Weise angestellt ist die Aloinprobe weit zuverlässiger, als die 
Guajakprobe. Benzidinprobe ist umständlicher, weil stets eine frische, umständ¬ 
lich zuzubereitende Lösung erforderlich ist. f Bornstein. 

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434 


Referate. 


1130) Fleig, C. et Jeanbrau, E. La säcretion urinaire globale et la s6- 
crötion comparäe des deux reins dans de diaböte nerveux insipide traumatique. 
Essai de traitement. (Die Gesamturinausscheidung und die Sekretion der bei¬ 
den einzelnen Nieren im Diabetes insipidus nervosus traumatischer Herkunft. Ver¬ 
such der Behandlung.) Travail du laboratoire de physiologie et du labaratoire 
des cliniques de la Faculte de medecine de Montpellier. (Journal de physiol. 
et de pathol. gener. 10. 1908. Nr. 1, S. 89—97.) 

Beim traumatischen Diabetes insipidus betrifft die Polyurie beide Nieren. 
Die chemische und kryoskopische Untersuchung des Gesamturins beider Nieren 
ergibt eine deutliche Hypoazoturie, eine starke Hyperchlorurie (absolut und 
relativ), eine Erhöhung der Glomeruluszirkulation also. Die Probe mit Methylen¬ 
blau und mit Phloridzin ergeben eine stark erhöhte Nierendurchgängigkeit 

Die gleichen Proben und Untersuchungen am Urin einer jeden Niere an¬ 
gewandt, zeigen, daß zwischen der Arbeit der beiden Nieren ein Parallelismus 
nicht besteht. Das Verhältnis in der Wasserausscheidung beider Nieren und in 
der Ausscheidung fester Substanzen kann für aufeinander folgende gleiche Zeit¬ 
abschnitte nicht nur verschieden sein, sondern völlig umkehren. 

Bei der Behandlung muß man versuchen, in den Nieren den Zustand einer 
Vasokonstriktion herbeizuführen. Gute Wirkungen hat hierin das Urotropin er¬ 
zielt. H. Ziesche, 


Klinisches. 

1131) Löw, J. u. Popper, H. Beitrag zur Klinik der Polyzythämie. (Wr. 
kl. Woch. 1908, Nr. 11, S. 357.) 

Verfasser konnten 2 Fälle von Polyzythaemia rubra beobachten, von denen der 
eine 9800000 rote Blutkörperchen, 1500 weiße Blutkörperchen bei 100 °/ 0 Hämo¬ 
globin, der andere 9300000 rote Blutkörperchen, 23000 weiße Blutkörperchen 
über t00°/ 0 Hämoglobin aufwiesen. Gegen die Ansicht, daß es sich häufig um 
Milztuberkulose bei solchen Fällen handelt, spricht das negative Verhalten der 
Tuberkulinprobe. Die Funktionsprüfung der Leber nach Gläßner ergab den 
Befund der Stauung. Die histologischen Präparate zeigten namentlich im 
Knochenmark charakteristische Befunde: Myeloblasten, Megakaryozyten, rotes 
Knochenmark und Blutungen. K. Gläßner . 

1132) Schlesinger, H. u. Neumann, A. Funktionsprüfung des Darmes bei 
alten Leuten. (Wr. kl. Woch. 1908, Nr. 10, S. 310.) 

Die Bindegewebsverdauurig ist normalerweise beim Greise gestört, alle 
anderen Ergebnisse der Stuhluntersuchung stimmen mit denen der jüngeren 
Individuen überein, die Stärkerverdauung ist auffallend gut. Die daraus zu 
ziehenden Konsequenzen wären die Vermeidung rohen, halbrohen oder ge¬ 
räucherten Fleisches, während Fett und Kohlehydratdarreichung keine Einschrän¬ 
kung notwendig erscheinen lassen. * K ’. Gläßner . 

1133) v. Stejskal, K. Über orthostatische Albuminurie. (Wr. kl. Woch. 
1908, Nr. 14, S. 498.) 

Die orthostatische Albuminurie ist sicher manchmal mit Nephritis verbunden, 
ob sie auch bei jahrelangem Bestehen die erste Manifestation einer schleichenden 
Nephritis darstellt, läßt sich bis jetzt nicht entscheiden. 

Eine weitere Gruppe von orthostatischer Albuminurie hängt mit dem Wachs¬ 
tum zusammen: Pubertätsalbuminurie und klingt nach 2—2 1 / a Jahren ab. Sie 
dürfte in vielen Fällen durch die Begleiterscheinung des Cor juvenum zu 
differenzieren sein. Ihre Prognose ist günstig. Diagnostisch wäre gleiches 
funktionelles Verhalten beider Nieren zu verwerten. 

Endlich gibt es eine Form von orthostatischer Albuminurie die jahrelang 
besteht, bei welcher es zu Nierenveränderungen, allerdings nicht progressiver 
Art gekommen ist. Die anatomische Läsion zeigt sich hier durch die Ver¬ 
schiedenheit der Sekrete in der Funktion der beiden Nieren. Durch die ge¬ 
sonderte Untersuchung der Sekrete, durch den Uretherenkatheterismus dürfte die 
Scheidung der mit Nierenläsionen einhergehenden Formen möglich sein. Eine 

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Referate. 


435 


beim Uretherenkatheterismus gefundene Ungleichmäßigkeit der Funktion beider 
Nieren spricht für Parenchymläsion der Niere. K. Gläßner, 

1134) Müller, A. u. Saxl, P. Über den Vorgang der Magenfüllung. Zu¬ 
gleich ein Beitrag zur Kenntnis vom Wesen der Atonie. (Wr. kl. Woch. 1908, 
Nr. 14, S. 483.) 

Der Magen setzt seiner Erweiterung, die vorwiegend durch Umschichtung 
der Muskulatur erfolgt, einen ziemlich bedeutenden Widerstand entgegen. Da¬ 
durch wird eine Überdehnung des Organs verhindert. Dieser Widerstand fehlt 
nach Vagusdurchschneidung und in der Narkose und wird temporär durch den 
Schluckauct herabgesetzt, eine Einrichtung, die die Füllung des Magens unter 
niedrigem Druck ermöglicht. Für eine aktive Diastole der Muskulatur fehlen 
alle Anhaltspunkte. In der Atonie scheint eine Störung des Umschichtungs¬ 
vorganges zu bestehen, die für den Magen auf Vagusbahnen verläuft. 

K, Gläßner, 

1135) Eppinger, H. Zur Pathogenese des Icterus catarrhalis. (Wr. kl. Woch. 
1908, Nr. 14, S. 480.) 

Auf Grund der Beobachtung und Sektion eines Falles von typischem Icterus 
catarrhalis, sowie von histologischen Untersuchungen des Choledochus bezw. 
der Eintrittsstelle des Ganges in dem Darm konnte Verfasser folgende interessante 
anatomische Veränderungen studieren: Im Bereiche jenes (Jnoledochusanteils, 
der sich noch innerhalb der Darmwandung befindet, lagert sich um die Aus¬ 
mündungsstelle des Ganges bis an das Lumen desselben hinan ein entzündlich 
verändertes lymphadenoides Gewebe. Die engen Hohlräume des Ganges und 
der Drüsenschläuche sind außerdem so mit Detritusmassen angefüllt, daß man 
daran denken muß, daß diese Entzündung im Ende des Ausführungsganges als 
Passagehindemis für die Galle aufzufassen und damit die Entstehung des 
Ikterus dieses Falles in Zusammenhang zu bringen ist K', Gläßner, 

1186) Russow, K. E. Eine Form der Lymphozytose. (St. Petersb. med. 
Woch. 1908, Nr. 1, S. 1—2.) 

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Lymphozytose und Migräne, 

Fritz Loeb, 

1137) Gentzsch, Walter. Über pathogene Spro&pilze bei Diabetes. Aus 
der medizinischen Klinik und der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten 
in Jena. (Diss. Jena 1908.) 

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in folgenden Sätzen zusammen¬ 
gefaßt: 

1. Im Urin von Diabetikern finden sich in einem Teil der Fälle schon in 
der Blase Hefen, ohne daß sie irgend welche Symptome (Pneumaturie) für ihren 
Träger zu machen brauchen. 

2. Ihr Vorhandensein ist an einen gewissen Zuckergehalt gebunden, 
wenigstens verschwanden sie bei dem Tierversuch sofort nach dem Aufhören 
der Glykosurie. 

3. Die beiden vom Verfasser aus dem unter aseptischen Kautelen ent¬ 
nommenen Urin gezüchteten Hefen gehören den Oidien an. 

4. Diese Oidien sind tierpathogen. Fritz Loeb, 

1138) Schraube, Conrad. Die Beziehungen der Thymusdrüse zum Morbus 
Basedowii. (Inaug.-Diss. München 1908. 30 S.) 

Die Beziehungen der Thymusdrüse zur Basedowschen Krankheit sind noch 
nicht geklärt. Verfasser bespricht die in der Literatur niedergelegten Fälle und 
Anschauungen und führt 4 neue Fälle aus dem Münchener pathologischen In¬ 
stitut an. Fritz Loeb . 

1189) Joachimsthal, G. Eine ungewöhnliche Form von Knochenerweichung. 

Aus Prof. G. Joachimsthals orthopädisch-chirurgischer Anstalt in Berlin. (Berl. 
kl. Woch. 1907, Nr. 44, S. 1494—1497.) 

Ein Fall von Spätrachitis — 18 Jahr alter Kranker — bedeutende Besserung 
durch Phosphorleberthran. r Bornstein. 

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436 


Referate. 


1140) Ewald, G. A. (Berlin.) Über ein wenig beachtetes Frühsymptom des 
Ileus. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 44, S. 1416.) 

Der Autor weist auf seine »Klinik der Darmkrankheiten« 1902, S. 380 hin, 
wo er ein wichtiges Frühsymptom des Ileus beschreibt: die Magenausspülung 
zeigt bereits fäkmenten Inhalt, wenn die anderen Symptome noch nicht deutlich 
ausgeprägt sind. Mehrere Ausspülungen entfernen diese beim mechanischen und. 
paralytischen Darmverschluß vorhandenen Massen, so daß eine Resorption und 
Schädigung des Organismus nicht sobald eintreten kann. Bomstein . 

1141) Einhorn, M. (New-York.) Diagnose und medizinische Behandlung des 
Ileus. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 43, S. 1373—1377.) 

Röntgendurchleuchtung nach Wismuteinnahme. Therapie: falls nicht chirur¬ 
gisch, eine sedative und expektative. Bornstein . 

1142) Kersten (Potsdam.) Ein Fall von angeborenem Verschluß im unteren 
Teil des Ileum. Aus dem städt. Krankenhause; Direktor: Geheimrat Dr. La 
Pierre. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 41, S. 1377—1379.) 

Sektion ergab Atresie. Bomstein, 

1143) Lewin, L. (Berlin.) Über eine Sp&twirkung und Nachwirkung des im 
Betriebe eingeatmeten Kohlenoxyds. Ein dem Reichsversicherungsamt er¬ 
stattetes Obergutachten. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 43, S. 1361—1370.) 

Eine Plätterin beantragt nach einer Kohlenoxydgasvergiftung Unfallrente; 
wird abgewiesen. Lewin bejaht in seinem Obergutachten die Frage des Reichs¬ 
versicherungsamtes, »ob anzunehmen ist, daß die Klägerin über die 13. Woche 
hinaus erwerbsunfähig gewesen ist«, verneint aber aus anamnestischen und 
anderen Gründen, »ob die Verschlimmerung eines etwa vorhanden gewesenen 
Leidens (Hysterie) infolge des Unfalls angenommen werden muß.« Die Erwerbs- 
fähigkeits-Beeinträchtigung wird auf 20 °/ 0 geschätzt, welcher Schätzung sich das 
Versicherungsamt anschließt. Bornstein . 

1144) Letulle, Maurice. La botryomycose, son histogänfese — sa nature 
parasit&ixe. (Die Botryomykose, Histogenese und parasitäre Natur.) (J. de physiol. 
et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 256—266.) 

Das Botryomykom ist eine entzündliche und parasitäre Schädigung der 
Cutis und der tieferen Hautschichten. Der Parasit besteht aus einem großen, 
besonderen zelligen Elemente, der botryomykogenen Zelle. Ihr Protoplasma, 
das phagozytäre Eigenschaften besitzt, hat auch gewöhnlich die Eigenschaften 
der hyalinen Substanz und verschmilzt mit anderen gleichartigen Zellen. Das 
methodische Studium der mikroskopischen Eigenschaften des Parasiten läßt ihn 
als eine in unserem Darme gewöhnliche Amoebe erkennen, die für das konjunktivo- 
vaskuläre Gewebe pathogen geworden ist. Die häufige Vereiterung des Botryo- 
mykoms wird durch andere pathogene Mikroben, besonders Staphylokokken 
hervorgerufen. H. Ziesche. 

1145) Tissiä, Philippe et Blumenthal, Alfred. Contribution ä l’dtude de la 
fatigue dans la course en montague. (Uber die Ermüdung im Gebirge.) (J. de 
physiol. et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 238—248.) 

Jeder Mensch, der andauernd angestrengte allgemeine Muskelarbeit leistet, 
kommt in einen Zustand der Autointoxikation, daher ist wegen etwa bestehender 
Organerkrankungen Vorsicht geboten. Die Atmungskapazität sinkt andauernd 
ab, was für den Bergsteiger vorhergehende Übung der Atmungsmuskulatur not¬ 
wendig macht. Jeder Mensch, der sich nicht in gutem Ernährungszustand be¬ 
findet, bringt sich bei angestrengter Betätigung in den Zustand von Autophagie. 

Bei sportlicher Anstrengung ist der Gewichtsverlust groß, die Temperatur 
steigt um 1—3°. Die Verminderung der Atmungskapazität ist konstant und be¬ 
deutend. Auch die Verminderung des Blutdrucks ist konstant. Die nervöse 
Hypertension (?) zeigt sich durch Dynamometrie. Die gewonnenen Zahlen sind 
erhöht im Verhältnis von 7:4. Die Kniescheibenreflexe sind fast stets auf- 

f ehoben, es besteht fibrilläres Muskelzucken. Die Autophagie kennzeichnet sich 
urch Zerstörung einer großen Anzahl von roten Blutkörperchen und Verminde- 

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Reimte. 


437 


rung des Hämoglobingehaltes. Die hervorgerafene Intoxikation zeigt sich durch 
die entstehende polynukleäre Hyperleukozytose. //. Ziesche. 

1146) Lacomme et Vanlonde. Trichocöph&le et flövre typhoide. (Tricho- 
cephalus und Typhus.) Travail du laboratoire du prof. Courmont. (J. de physiol. 
et de path. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 127—132.) 

Die von anderen Autoren behauptete Rolle des Trichocephalus in der 
Verbreitung des Typhus ist unbewiesen und unwahrscheinlich. H. Ziesche '. 

1147) Rubow, V. Untersuchungen über die Atmung bei Herzkrankheiten. 
Ein Beitrag zum Studium der Pathologie dos kleinen Kreislaufes. Aus der 
med. Universitätsklinik in Kopenhagen. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 92, S. 256.) 

Die Respirationsbeschwerden erklären sich aus dem Bestreben, die größt¬ 
mögliche Mittelkapazität der Lungen zu erreichen und damit Zirkulations¬ 
erleichterung in den Lungen. In gewissen Fällen kann bei Herzkranken eine 
Dyspnoe auftreten, die nicht zu einer vermehrten Lungenventilation hinstrebt 
und hinführt, wohl aber zu einer starken Entfaltung oder Ausdehnung der Lungen, 
der eine kompensatorische Bedeutung zukommen kann, wenn der kleine Kreis¬ 
lauf erschwert ist. M. Leute. 


1148) Ebstein, Wilhelm. Einige Erfahrungen über die chronischen Er¬ 
krankungsformen der Leber bei der erworbenen Syphilis. (D. A. f. kl. Med. 
1908, Bd. 92, S. 236.) 

Sechs außerordentlich interessante und wertvolle Beobachtungen von chroni¬ 
scher Lebersyphilis, die die Mahnung nahe legen, bei chronischen Leberaffektionen, 
deren Diagnose Schwierigkeit macht, in erster Linie an Syphilis zu denken, 
auch wenn Anamnese und Untersuchung keinen sicheren Anhaltspunkt in dieser 
Richtung geben, und eventuell eine antisyphilitische Behandlung einzuleiten. 

M. Leute. 

1149) Gabriel. Über Ringkörper im Blute Anämischer. Aus der inneren 
Abteilung des städtischen Krankenhauses zu Stettin. (D. A. f. kl. Med. 1908, 
Bd. 92, S. 602.) 

Verfasser beobachtete die von Schl eip beschriebenen Ringkörper in dem 
Blut zweier Fälle von schwerer genuiner Anämie. Nach Einleitung der HC1- 
und Arsentherapie verschwanden die Ringkörper, die sich übrigens nur in poly¬ 
chromatophilen Erythrozyten fanden. Befriedigende Anhaltspunkte für eine Er¬ 
klärung der Ringkörper können nicht beigebracht werden. M. Leute. 

1150) Ziegler, Kurt u. Schlecht, Heinrich. Untersuchungen über die leuko- 
zytotischen Blutverftnderungen bei Infektionskrankheiten und deren physio¬ 
logische Bedeutung. Aus der med. Universitätsklinik zu Breslau. (D. A. f. kl. 
Med. 1908, Bd. 92, S. 564.) 

Blutuntersuchungsbefunde bei Diphtherie, Scharlach, Typhus, Erysipel, Pneu¬ 
monie und einigen anderen Infektionskrankheiten mit instruktiven Kurven der 
einzelnen Leukozytenklassen. 

Die Leukozytose ist aufzufassen als die Folge toxischer Reizwirkung auf 
die typischen granulierten Zellen, deren Höhe durch den Grad der Reizwirkung 
einerseits und durch den funktionellen Zustand der Blutbildungsorgane anderer¬ 


seits bestimmt wird: Unter dem Einfluß der Reizwirkung wird die zurZeit ver¬ 
fügbare Menge polymorphkerniger Leukozyten vom Knochenmark an die Blut¬ 
bahn abgegeben. Gesellt sich kein neuer toxischer Einfluß hinzu oder klingt 
der vorhandene ab, so nehmen die Neutrophilen rasch an Zahl ab. Bei den 
zellulären Verlusten an Neutrophilen hilft sich das Knochenmark nicht nur da¬ 
durch, daß ihre granulierten einkernigen Vorstufen vermehrt gebildet werden, 
sondern auch ihre am wenigsten differenzierten ungranulierten Vorstufen. Auch 
der der Vermehrung der Mononukleären folgende Anstieg der Lymphozyten muß 
im Sinne einer regeneratorischen Tätigkeit gedeutet werden. — Die großen Mono¬ 
nukleären und die Übergangsformen stehen zweifellos in nächster Beziehung zu 
den Neutrophilen, sie stellen gewissermaßen die Ersatzzellen des myeloiden 
Apparates dar, die bei allen schweren Schädigungen der Neutrophilen in Aktion 
treten. M. Leute. 

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438 


Baiente. 


1151) Weitz, W. Tnberkulinbehandlang bei Leukämie. Aus d. med. Klinik 
zu Kiel. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 92, S. 551.) 

Die günstige Beeinflussung der Leukämie durch Miliartuberkulose, die wie 
in früher beobachteten Fällen auch in einem weiteren, vom Verfasser mitgeteilten 
Fall zu tage trat, wonach durch den Infektionsreiz vielleicht ein umstimmender 
Einfluß ausgeübt wurde auf die erkrankten Organe und sie zur Bildung normalen 
Blutes zwang (eine Annahme, für die die Tatsache spricht, daß mit der Besse¬ 
rung des leukämischen Blutbildes ein Ansteigen der roten Blutkörperchen Hand 
in Hand ging) führte zu der therapeutischen Verwendung des Tuberkulins gegen 
die Leukämie. In den mitgeteilten 3 Fällen, die übrigens zeitweise auch mit 
Arsen und Röntgenbestrahlung behandelt wurden, wurde eine deutliche Beein¬ 
flussung der Leukozyten werte nicht oder nur ganz vorübergehend erzielt; auch 
die Zahl der Erythrozyten wurde nicht beeinflußt. 

Die Tuberkulinkur kann nur als vorübergehende Behandlungsmethode, d. h. 
bis eine Gewöhnung des Körpers an die zugefügten Giftstoffe eingetreten ist, 
empfohlen werden. M. Leube . 

1152) Wynhausen, 0. J. Beitrag zur morphologischen Blutuntersuchung 
am Krankenbette. Aus der med. Klinik von Prof. Dr. Pel zu Amsterdam. (D. 
A. f. kl. Med. 1908, Bd. 92, S. 497.) 

Analyse des Blutbildes bei Morbus Barlowi, Anaemia pseudoleucaemica in¬ 
fantum, atypischer Leukaemie und Leukanaemie. Af. Leube . 

1158) Schmidt, Adolf. Über Kotgärungen und über den Gebrauch von 
Probediäten zur Untersuchung der Darmfunktionen. (D. A. f. kl. Med. 1908, 
Bd. 92, S. 471.) 

Um aus dem Ergebnis der Brutschrankprobe auf Stärkegärung des Kotes 
schließen zu können, muß man alle Merkmale in ausgesprochener Weise haben: 
reichliche Gasbildung innerhalb 24 Stunden, hellere Farbe, deutliche Säuerung 
und ausgesprochenen Geruch nach Buttersäure. Im allgemeinen kann man sagen, 
daß ausgesprochene Frühgärung der Fäzes bei normaler Verdauung, nach der 
Probekost nicht oder nur ausnahmsweise und vorübergehend beobachtet wird. 
Krankhaft ist die Kotgärung aber erst, wenn sie dauernd besteht, Beschwerden 
macht, und durch Einschränkung der Kohlehydrate in der Probekost nicht sofort 
beseitigt wird. 

Da es dabei, wie aus der Arbeit von H. Meyer hervorgeht, nicht auf 
eine genaue quantitative Abmessung der einzelnen Speisen, speziell der 
kohlehydrathaltigen, ankommt, gibt Schmidt jetzt eine »allgemeine Probekost« 
an, deren Spielraum viel weiter ist als die seitherige Vorschrift und die sich für 
Poliklinik und Praxis empfiehlt. 

Versuche anderer Autoren (Zweig und Strauß, Einhorn) die Probekost 
zu vereinfachen und zu verbessern, weist Schmidt zurück, weil sie z. T. 
prinzipiell falsch seien, z. T. den physiologischen Verhältnissen (Perlenverdauungs¬ 
probe von Einhorn) nicht Rechnung tragen. M. Leube . 

1154) Meyer, Hermann (Dresden.) Über die intestinale Gärungsdyspepsie. 

(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 92, S. 452.) 

16 Fälle von intestinaler Gärungsdyspepsie mit fast vollständiger Überein¬ 
stimmung der Symptomatologie mit dem Schmidt-Straßburgerschen Krank¬ 
heitsbild. 

Die Ursache des Leidens besteht in einer sekretorischen Insuffizienz der 


Dünndarmdrüsen, vermutlich größtenteils funktioneller Natur. Dieselbe kann als 
selbständige Störung besonders bei Neurasthenikern und Anämischen Vorkommen. 
Sie kann aber auch die Folge einer primären Magenerkrankung darstellen. 
Durch den Stärkereichtum des Chymus kommt es zur dauernden Ansiedelung 
und zur Wucherung von Gärungserregem, unter denen besonders die granulose- 
haltigen Sproß- und Fadenbazillen und die Hefe zu nennen sind. Die reichliche 
Bildung von Gasen und organischen Säuren reizt die Dünndarmschleimhaut 
zunächst zu gesteigerter motorischer Tätigkeit (mäßige Diarrhöen), in länger 
dauernden Fällen aber auch zu Entzündungszuständen, wodurch dann das Krank¬ 


heitsbild verwischt werden kann. 


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Referate. 


439 


Die Therapie besteht in Beschränkung bezw. Entziehung der Kohlehydrate 
der Nahrung. Die verschiedenen kohlehydrathaltigen Nahrungsmittel sind ver¬ 
schieden verträglich, am besten werden die eigentlichen Zucker, am wenigsten 
Kartoffeln und Gemüse vertragen. Neben dieser Diätotherapie ist gegebenen¬ 
falls die Magenbehandlung (HCl, Spülungen usw.) nicht außer Acht zu Tassen. 

M. Leute , 

1166) Salge, B. (Göttingen.) Die bisherigen Ergebnisse der Säuglings- 
milchkftchen. Praktische Ergebnisse aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. (Berl. 
kl. Woch.. 1907, Nr. 44.) 

Die Aufgabe der Milchküche ist es nicht, daß sie für alle Fälle trinkfertige 
Milch herstellt. Das Haus selber kann einen großen Teil dieser Aufgabe über¬ 
nehmen, wenn der mit der künstlichen Ernährung des Säuglings selbst gut ver¬ 
traute Arzt die Mutter und Pflegerin eingehend unterweist, vorausgesetzt, daß 
eine vernünftigen Ansprüchen genügende Milch als Ausgangsmaterial zur Ver¬ 
fügung steht. Für diese muß die öffentliche Gesundheitspflege eintreten. Milch¬ 
küchen, in denen für billiges Geld »trinkfertige« Säuglingsnahrung zu haben ist, 
begünstigen geradezu die künstliche Ernährung, die im besten Falle nur ein 
minderwertiger Ersatz für die beste Milch, die Muttermilch, ist. Milchküche und 
ärztlich geleitete Beratungsstelle sind zu verbinden. Die für die absoluten Milch¬ 
küchen ausgegebenen Gelder sind besser für Belehrung der Mütter und zur 
Stillpropaganda zu verwenden. In Wien erhält im Gegensatz zu Berlin, wo diese 
Methode zur Anwendung kommt, jede Arbeiterfrau die künstliche Säuglings¬ 
nahrung umsonst, als Stiliprämie aber nur 70 Heller pro Woche. Bomstein. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1166) Stadeimann u. Wolff-Eisner. Über kutane und konjunktivale Tuber¬ 
kulinreaktion. Aus dem städtischen Krankenhause im Friedrichshain in Berlin. 
(D. med Wschr. 1908, Nr. 5, S. 180-186; Nr. 6, S. 227—231 und Nr. 7, 
S. 271—274.) 

Wolff-Eisner kommt in seiner Besprechung der diagnostischen, pro¬ 
gnostischen und theoretischen Bedeutung der Reaktion zu folgenden Ergebnissen: 

»Die von mir gefundene Tatsache, daß Tuberkulin, ins Auge eines Tuber¬ 
kulösen gebracht, die von mir so benannte Konjunktivalreaktion (eine im wesent¬ 
lichen lokale Reaktion) erzeugt, ist unbestreitbar. Es kommt ihr eine diagnostische 
und prognostische Bedeutung zu. 

Bei Leuten, die man klinisch für gesund hält, tritt die konjunktivale Reaktion 
relativ selten auf. Sie hat eine größere klinische Bedeutung als die Kutan¬ 
reaktion. 

Die Kutanreaktion tritt bei Gesunden relativ häufig in Form der Spätreaktion 
auf, es läßt diese Form darauf schließen, daß ein aktiver tuberkulöser Herd im 
Körper nicht vorhanden ist. 

Die prognostische Bedeutung der Reaktion, speziell der konjunktivalen 
Form, beruht darauf, daß das Ausbleiben der Reaktion beim Tuberkulösen die 
Prognose desselben als ungünstig erscheinen läßt. 

Wir empfehlen, nach Möglichkeit in jedem Falle beide Reaktionen neben¬ 
einander auszuführen. 

Die Tuberkulinempfänglichkeit schützt nicht gegen tuberkulöse Infektion: 
das Ausbleiben, resp. Aulhören der Überempfindlichkeit nach erfolgter Infektion 
läßt die Infektion weitergehen und bis zum Tode führen. Dem progredient 
Kranken und dem Miliartuberkulösen fehlt die Überempfindlichkeit, er verhält 
sich in Bezug auf Tuberkulinempfindlichkeit ähnlich wie ein Meerschweinchen.« 

In dem klinischen Teil gelangt Stadelmann zu folgender Zusammen¬ 
fassung: 

»1. Die kutane Impfreaktion von v. Pirquet und die konjunktivale von 
Wolff-Eisner haben bei bestehender, nachgewiesener und suspekter Tuber¬ 
kulose eine große Bedeutung. Welche von beiden Reaktionen wichtiger ist, 
läßt sich zur Zeit noch nicht sagen. Wahrscheinlich deutet der positive Ausfall 
der konjunktivalen Reaktion aktive tuberkulöse Prozesse im Organismus an, die 

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440 


Referate. 


kutane auch inaktive. Am besten sind zur Zeit noch beide Reaktionen in praxi 
nebeneinander zu verwenden. 

2. Die beiden Reaktionen haben nicht nur eine diagnostische, sondern auch 
eine wichtige prognostische Bedeutung, indem bei rasch progressen tuberkulösen 
Prozessen fast stets die Reaktionen nur spurweise auftreten, resp. ausbleiben. 

3. Man kann augenscheinlich die bisher bei suspekten Fällen von Tuber¬ 
kulose zur Feststellung der Diagnose angewandten probatorischen Injektionen 
von Kochschem Tuberkulin durch die kutane Impfung mit 26 0 / 0 igem Alttuber¬ 
kulin und die konjunktivale Einträufelung von 1 °/ 0 iger Alttuberkulinlösung er¬ 
setzen, was für die Kranken von Wesentlichem Vorteil Ist. 

4. Die bei der kutanen Impfung auftretende Spätreaktion ist in ihrer Be¬ 
deutung noch nicht geklärt, aber für die Diagnosenstellung nicht zu verwenden. 

5. Es kommt bei der koniunktivalen Einträufelung gelegentlich zu einer 
konkomitierenden Reaktion auf dem andern Auge. 

6. Nach probatorischer Injektion Koch sehen Alttuberkulins kommt es gar 

nicht selten zu einem Aufflammen der selbst wochenlang zurückliegenden Kutan- 
und Konjunktivalreaktion.« Reiß, 

1167) Fermi, Claudio. Kann die anürabische Pasteursche Impfmethode ge¬ 
sunde Tiere durch Lyssa töten? (Vorläufige Mitteilung.) Aus dem hygienischen 
Institut der Universität in Sassari. (D. med. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 21—23.) 

Der Verfasser bejaht die in der Ueberschrift gestellte Frage, sogar in einzelnen 
Fällen auch für den Menschen. Verfasser empfiehlt dagegen ein von ihm her¬ 
gestelltes Vaccin, bestehend aus einer mit Zusatz von Karbolsäure sterilisierten 
Emulsion von frischem fixen Virus zu 5°/ 0 . Reiß . 


1168) v. Düngern und Coca. Spezifische H&molyse der durch Osmium 
fixierten Blutkörperchen. Aus dem Institut für experimentelle Krebsforschung 
(Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Czerny). (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1471—1472.) 

Prüfung, ob ein Kaninchen hämolytische Immunkörper bilden kann gegen 
sein eigenes durch Osmiumsäure modifiziertes Blut. Das Serum gewann zu 
keiner Zeit die Fähigkeit; die Modifikation durch Osmiumsäure verleiht dem 
Kaninchenblut nicht cue Eigenschaft, im zugehörigen Organismus hämolytische 
Antikörper hervorzurufen. Desgleichen ist die Frage zu verneinen, ob bei der 
Kombination von Rinderblut und Osmiumsäure ein neues Antigen entsteht. 

Bomstein, 

1169) Joannovics, G. und Kapsammer, G. Untersuchungen über die Ver¬ 
wertbarkeit neuerer Methoden zur Diagnose der Tuberkulose im Tierversuch. 
Aus dem Institut für allgem. und experimentelle Pathologie (Vorstand: Prof. Dr. 
Richard Paltauf) und der Abteilung für Krankheiten der Hamorgane der 
allgem. Poliklimk in Wien (Vorstand: Regierungsrat Prof. Dr. A. Ritter v. Frisch). 
(Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1439—1443.) 

Die Methode von A. Bloch (Ein rascher Nachweis des Tuberkelbazillus im 
Urin durch den Tierversuch, Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 17, referiert in diesem 
Zentralblatt, 1. Augustheft 1907, S. 697) bedeutet einen wesentlichen Fortschritt 
und setzt in den Stand, schon innerhalb 14 Tagen in zweifelhaften Fällen von 
Tuberkulose die sichere Entscheidung durch den Tierversuch treffen zu können. 
Da eine Abkürzung der Zeitdauer erwünscht ist, untersuchten die Autoren auch 
die Leistungsfähigkeit anderer Methoden, kommen aber zu dem Resultat, daß 
sowohl die v. Pirquetsche Hautreaktion als auch die Ophthalmoreaktion mit 
Tuberkulin (Wolff-Eisner) und mit alkoholischen Tuberkulinfällungen (Chante- 
messe) nicht geeignet sind, eine vorhandene tuberkulöse Erkrankung des 
Meerschweinchens festzustellen. Bei tuberkulösen Rindern fand Vallee positiven 
Ausfall der Augenreaktion. Die Hautreaktion ist beim Tiere nicht deutlich. 

Bomstein. 

1160) Kentzler, J. und Kiralyfl. Ober den Wert des Komplementbindungs- 
verfahrens in der Diagnose des Typhus abdominalis. Klinik A. v. Koränyi, 
Budapest. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 94.) 

Verfasser beschreiben zunächst die Methodik genau und weisen auf ihre Fehler¬ 
quellen hin. Bei exakter Anwendung ist sie so umständlich, daß sie klinisch 

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Referate. 


441 


nur selten verwertet werden kann. Sie liefert aber jedenfalls für die Diagnose 
des Typhus abdominalis verwertbare Resultate. Im allgemeinen kommen die 
Verfasser bezüglich der Methode zu dem Schluß: der positive Ausfall der Re¬ 
aktion bei Komplementbindung beweist, daß die untersuchten Antigen- und 
Antikörper vorhanden sind. Ein negatives Resultat ist jedoch kein Beweis da¬ 
für, daß Antigen- und Antikörper nicht zusammengehörig sind. Schmidt 

1161) Wiens. Klinische und bakteriologische Untersuchung bei croupöser 
Pneumonie mit besonderer Berücksichtigung der Bakteriftmie. Medizin. Klinik, 
Breslau. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 53.) 

Verfasser kommt zu dem Schluß, daß die Bakteriämie bei der croupösen 
Pneumonie bei geeignetem Nährboden (am besten ein flüssiger Nährboden, 
Peptondextrosewasser) in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle vorliegt Eine 
diagnostische Bedeutung hat die Feststellung der Bakteriämie nur dann, wenn 
der Lungenbefimd fehlt (zentral. Pneum.) oder unsicher ist. Eine prognostische 
Bedeutung hat der Nachweis der Bakteriämie nicht. Mit der Entfieberung ver¬ 
schwinden die Pneumokokken nicht aus dem Blut, sie sind bisweilen noch bis 
24 Stunden lang hinterher nachweisbar. Schnttd. 

1162) Kruse, Bitterhaus, Kemp und Metz. Dysenterie und Pseudodysen¬ 
terie. Aus dem hygien. Institut Bonn. (Ztschr. f. Hyg. Sept 1907, Bd. 57, 
S. 417—487.) 

Die zusammenfassende Arbeit erstreckt sich auf eine ausführliche Darstellung 
der Morphologie und Biologie der genannten Bakterien mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der unterscheidenden Merkmale. Für die Differentialdiagnose 
sind die Mannitnährböden besonders wertvoll (2 °/ 0 Mannit und Lakmuslösung), 
da die echten Dysenteriestämme diesen 6 wertigen Alkohol nie angreifen. Milch 
wird nur von wenigen Pseudodysenteriestämmen zur Koagulation gebracht und 
zwar erst nach längerer Zeit. Dieselben Stämme greifen auch Milchzucker an. 
Die Züchtung auf Maltose-Lakmusnährböden halten die Verfasser nicht für ge¬ 
eignet, eine Untereinteilung der Pseudodysenteriestämme zu begründen. Rohr¬ 
zucker, Dextrin und andere Zuckerarten, die für Züchtungsversuche benutzt 
worden sind, kommen zur Unterscheidung nicht wesentlich in Frage. Die Indol¬ 
probe spricht gegen echte Dysenterie und findet sich nur ganz selten und in¬ 
konstant bei Pseudodysenterie. 

Was die Pathogenität anlangt, so verhalten sich die einzelnen Säuge¬ 
tiere sehr verschieden: bei Meerschweinchen erfolgt auf intraperitoneale Infektion 
von 1 / 10 —Vao Schrägagarkultur Wachstum der Bazillen und rascher Tod des 
Versuchstieres. Die Kulturflüssigkeit übt nach Entfernung der Bazillen starke 
Aggressinwirkung aus. Sehr viel intensiver wirken die Bazillen (ebenso die Gift¬ 
lösungen) beim Kaninchen, wo erhebliche diphtheritische Darmveränderungen 
und (myelitische) Lähmungserscheinungen beobachtet werden. Die Pseudo¬ 
dysenteriestämme sind im allgemeinen weniger giftig. Hunde und die für 
Dysenterieamöben so empfänglichen Katzen erkranken wohl, aber zeigen keine 
ruhrartigen Veränderungen. Die Giftwirkungen beim Menschen sind noch wenig 
bekannt, speziell ob das durch Hitze zerstörbare Kaninchengift oder das thermo¬ 
stabile Meerschweinchengift zur Wirkung kommt, ist unsicher. 

Die Agglutinationsverhältnisse erlaubten an sich schon die Abtrennung 
von Dysenterie und Pseudodysenterie, ehe das Verhalten gegen Mannit bekannt 
war. Es können bei der Immunisierung gegen Pseudodysenterie auch Neben- 
agglutinine gegen Dysenterie entstehen und umgekehrt. Stets werden aber die 
Nebenagglutinine mit den Hauptagglutininen von den zugehörigen homologen 
Bakterien mitgerissen, während die heterologen Bakterien bei der Absättigung 
die Hauptagglutinine unberührt lassen und nur die auf sie eingestellten Neben¬ 
agglutinine binden. Die Nebenagglutinine treten besonders stark bei den Pseudo¬ 
dysenteriebazillen auf. Maßgebend für die Stammeszugehörigkeit ist daher das 
Absättigungsvermögen (tabellar. Übersicht über die Agglutinationstiter). Bakterio- 
lyse zeigten alle agglutinierenden Sera. Die Pseudodysenteriesera der verschie¬ 
denen Gruppen verhielten sich wechselnd gegenüber den Sera der echten 
Dysenterie hinsichtlich ihrer bakteriziden Kraft. 



442 


Referate. 


Mit wenig Ausnahmen bewahren die Dysenteriebazillen ihre Art- und 
Rassenmerkmale. Bei einzelnen Individuen (auch Bazillenträgern) wurde 
bisher nur je eine Art gefunden und, was das wichtigste ist, bei derselben Epi¬ 
demie finden sich in allen Fällen nur Stämme derselben Art Die Pseudo¬ 
dysenteriefälle stammten meist aus der Stadt Bonn selbst, die Dysenterieepidemieen 
brachen gewöhnlich in ländlichen Bezirken aus. Die Frage der Bazillenträger 
ist bei dieser Erkrankung sehr schwierig, da ein zuverlässiges Anreicherungs¬ 
verfahren bis jetzt fehlt. Stärkere Schwankungen, die als Mutation bezeichnet 
werden können, zeigen bezüglich Gärung und Agglutination vereinzelte Pseudo¬ 
dysenteriestämme. 

Zu diagnostischen Zwecken empfehlen die Verfasser entweder Gelatine¬ 
platten oder Lakmusmilchzuckeragar. Aber auch ohne Reinzüchtung der Bakterien 
gelingt meist der Nachweis der echten Dysenterie 4—8 Tage nach der Er¬ 
krankung durch die Agglutination (Verdünnung 1:50). Viel schwieriger ist 
Züchtung und Beurteilung der Agglutination bei Pseudodysenterie (Absättigungs¬ 
probe). 

Wichtig sind diese Fragen für die Prognose (Pseudodysenterie, leichte 
Erkrankung) und für die Therapie (für Dysenterie wirksames Heilserum vor¬ 
handen, für Pseudodysenterie nicht). K. Sick. 

1168) Über Paradysenterie. Aus dem hygien. Institut Bonn. (Ztschr. f. Hyg. 
Sept. 1907, Bd. 57, S. 489—499.) 

Der von Deycke und Reschad in Konstantinopel als Ruhrerreger be¬ 
schriebene Bazillus, für den Kruse wegen seines analogen Verhaltens zuTyphus 
und Paratyphus den Namen Paradysenterie gebraucht wissen will, und der sich 
von der echten Dysenterie nur durch Gärung in Traubenzuckeragar unterscheiden 
soll, wird vom Verfasser als den Paracolibazillen nahestehend bezeichnet, da 
schwache Beweglichkeit beobachtet wurde. Auf Grund der Thierpathogenität, 
der Agglutination und nach Beobachtungen bei einer Bonner Ruhrepidemie wird 
die Möglichkeit angeregt, daß es sich hier um einen Begleiter von Pseudodysen¬ 
teriebazillen im Darm der Kranken handeln könne. K. Sick . 

1164) Chvostek, F. Zur Frage der Immunisierung per os. (Wr. kl. Woch. 
1908, Nr. 14, S. 453.) 

Verfasser versuchte, Kaninchen per os gegen Dysenteriebazillen (Shiga- 
Kruse zu immunisieren. Er ging so vor, daß Agarkulturaufschwemmungen 
sowohl virulenter als abgetöteter Bazillen den Tieren verfüttert wurden. Tat¬ 
sächlich gelang es, die Tiere gegen die Dysenteriebazillen zu immunisieren. Im 
Serum der Tiere waren Antitoxine, dagegen keine Agglutinine nachweisbar. 
Die Resultate waren aber nicht so konstant, wie bei subkutaner oder intravenöser 
Einverleibung; das hängt offenbar mit den verschiedenartigen Bedingungen der 
Magendarmresorptiqn und Sekretion zusammen. Die Immunisierung gelang so¬ 
wohl für virulente als auch für abgetötete Kulturen. Da die Möglichkeit der 
Dosierung auch fehlt, so ist die Methode nicht sehr verläßlich. Weiter wurde 
versucht, auch Diphtherietoxine den Tieren — Meerschweinchen — per os bei¬ 
zubringen, um die Bildung von Antitoxinen zu erzeugen. Von 10 Tieren gingen 
indes 5 ein, von den übrigen 5 zeigte nur 1 eine Immunität. Es stehen also 
die Resultate der peroralen Immunisierung der subkutanen bezw. intravenösen 
entschieden nach. K. Gläßner. 

1165) Tallquist, T. W. Untersuchungen über aktive und passive Immuni¬ 
sierung mit Vibriolysin. Aus dem Statens Seruminstitut in Kopenhagen. (Ztschr. 
f. Hyg. Dez. 1907, Bd. 58, S. 165-193.) 

Verfasser bezweckt auf Anregung von Madsen ein genaues Studium der 
Antikörperbildung innerhalb des Organismus bei Verwendung von Vibriolysin 
(Vibrio Nasik) da durch ältere Untersuchungen (hauptsächlich Madsen) erwiesen 
ist, daß die Wechselwirkung zwischen Toxin und Antitoxin im Körper in sehr 
verschiedener Weise vor sich geht und daß die Antikörper des extravasalen 
Serums mit dem im Blute kreisenden nicht identisch sind. (Methodik: Hemmung 
der normalen Hämolyse des Vibriolysins durch das Immunserum.) Bei der 
aktiven Immunisierung reagiert der tierische Körper ganz verschieden, je nach* 

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Referate. 


443 


dem das Gift auf subkutanem, intraperitonealem und intravenösem Weg einge¬ 
führt wird. Der Hauptkontrast besteht zwischen der extravasalen und intra¬ 
vasalen Applikation. Bei der letzteren Anwendungsweise trat die Antikörper¬ 
produktion sehr spät (9.—10. Tag) und sehr stark auf. Weiterhin wird das von 
Jörgensen und Madsen festgestellte veränderte Verhalten des aktiv und passiv 
immunisierten Organismus bei Typhus- und Choleraagglutininen hinsichtlich seiner 
Reaktionsfähigkeit gegen erneute Einfuhr von Toxinen auch für das Vibrio¬ 
lysin nachgewiesen: der passiv immunisierte Organismus verhindert das Hervor¬ 
treten der Antikörperproduktion nach der Injektion von Bakterien kulturen, es 
sei denn, daß die Einverleibung des Giftes intravenös geschieht. Verfasser 
glaubt dies in Anlehnung an Forsmann dadurch erklären zu müssen, daß bei 
der intravasalen Einführung des Giftes andere Zellgruppen in immunisatorischer 
Richtung reagieren. Die hemmende Wirkung der passiven Immunisierung 
auf die Toxinreaktion ist nicht dauerhaft. Bei passiver Immunisierung nach 
vorhergehender Produktion von endogenen Antikörpern (aktive Immunisierung) 
addieren beide sich nur bis zu einem gewissen Grade. Hervorgehoben mag 
werden, daß nach Injektion von neutralen Toxin- und Antitoxinmischungen 
deutliche Ausschläge im Sinn der Antikörperproduktion sich ergaben (Dissoziation 
der Verbindung). Bei der Zufuhr exogener Antikörper (Immunserum) trat bei 
intravenöser Applikation die bekannte fast momentane, bei subkutaner und in¬ 
traperitonealer Einverleibung die über 2—8 Tage hinziehende maximale Immuni¬ 
sierung ein. K. Sick. 

1166) Walker, E. L. The parasitic amoebae of the intestinal tract of man 
and other animal». (Über parasitische Darmamoeben des Menschen und der 
Tiere.) (J. of medical research 1908, Bd. XVII, S. 379.) 

Eingehender Bericht über Kulturversuche und systematische Zoologie der 
verschiedenen Amoebenrassen. Zum Referat nicht geeignet. Hirschfelder . 

1167) Floyd, C. und Hawes, J. B. The ophthalmo-tuberculinreaction; some 

Observation». (Ophthalmoreaktion.) (J. of medical research 1908, Bd. XVII, 
S. 495.) . < 

Die Reaktion ist meistens positiv bei Tuberkulösen, negativ bei nicht Tuber¬ 
kulösen, es gibt aber beiderlei Ausnahmen. Hirschfelder\ 

1168) Heiberg. Über die Dauer der letalen Scharlachfieberfälle in der 
dänischen Stadtbevölkerung, Kopenhagen ausgenommen, in den Jahren 1885 
bis 1900. (Ztschr. f. Hyg. Nov. 1907, Bd. 58, S. 79—84.) 

Abgesehen von der im Titel erwähnten Statistik von Interesse für die 
möglichen Komplikationen des Scharlach. Die Hälfte der Komplikationen er¬ 
folgt in den ersten 10 Tagen, die übrigen meist nach 3—4 Wochen. K. Sick. 

1169) Klieneberger, Karl. Klinische und kritische Beiträge zur Differen¬ 
zierung pathogener »Proteusarten« und Beiträge zur Wertung der »Proteus¬ 
agglutination«. (Ztschr. f. Hyg. Nov. 1907, Bd. 58, S. 85—120.) 

Die Anzahl der unterscheidbaren Proteusstämme nimmt allmählich wieder ab, 
doch herrschtin der Identifizierung dieser Bakterien und in ihrer klinischen Beur¬ 
teilung bezüglich Pathogenität erhebliche Verwirrung. Besonders die Agglutinations¬ 
frage ist wenig geklärt. Als Charakteristikum zur Differenzierung der verschiedenen 
Proteusgruppen schlägt Klieneberger die gesteigerte Wachstumsenergie, die 
Fähigkeit zur Bildung von Schwärmkolonien, vor. Zu weiteren Unterscheidungen 
innerhalb der Proteusgruppen ist die Eigenschaft der stinkenden Fäulnis, Peptoni¬ 
sierung, Verhalten gegen Gram maßgebend. 5 gut charakterisierbare Proteus- 
arten erregen Tierseuchen (Kälberruhr). Proteusallgemeininfektion beim Menschen 
ist sehr selten, es sind nur wenig sichere Fälle bekannt. Die Beziehung zu 
Weil’scher Krankheit ist unsicher, die Krankheit ist jedenfalls keine ätiologische 
Einheit. Häufiger gibt es lokale Proteusinfektionen, die wohl meist auf Proteus 
vulgaris und mirabilis zurückzuführen sind. Diese letzteren Arten werden von 
menschlichem Normalserum höchstens bis l:kO agglutiniert. Bei den lokalen 
Proteusinfektionen entsteht keine Agglutinationskraft des Blutserums, hohe Agglu¬ 
tinationswerte liefern die Allgemeininfektionen (z. B. bis dlgjtk-56Q)kjI©inunsera 


444 


Referate. 


von Proteus vulgaris und mirabilis agglutinieren nur diese Arten, besonders 
wirksam in der Antikörperbildung sind die pathogenen Stämme. Vielleicht 
nimmt der pathogene Proteus vulgaris klinisch und biologisch eine Sonderstellung 
ein. Die Stämme von Proteus vulgaris und mirabilis auseinanderzuhalten, ist 
nicht nur aus historischen, sondern auch aus Gründen, die auf die Agglutinations- 
fahigkeit und Art des Wachstums zurückgehen, berechtigt. K. Sick. 

1170) Landsteiner, Earl und Reich, Matthias. Über den Immunisierungs¬ 
prozess. Aus dem pathol. anat. Institut in Wien. (Ztschr. f. Hyg. Dez. 1907, 
Bd. 68, S. 218—232.) 

Fußend auf früheren Untersuchungen über prinzipielle Verschiedenheiten 
von normal vorhandenen und immunisatorisch erzeugten Antikörper setzen Ver¬ 
fasser diese vergleichenden Studien fort und zwar auf dem Gebiet der Häm- 
agglutinine. Zunächst konnte eine stärkere Absorption der Normalagglutinine 
durch Eiweißkörper (Kasein) nachgewiesen werden. Durch Kase'mbehandlung 
läßt sich die Spezifität der Immunsera steigern, was eventuell zu einer Trennung 
der homologen und heterologen Hämagglutinine des Immunserums benutzt 
werden könnte. Neue Versuche ergaben wie früher, daß die Agglutinine des 
normalen Serums wesentlich weniger hitzebeständiger sind als die des Immun¬ 
serums. Die Ehrlich’sche Annahme des Vorhandenseins hochgradig spezifischer 
Antikörper im normalen Blut ist nach den Absorptionsversuchen der Verfasser 
nicht haltbar, da bei stärkerer Konzentration der Agglutinine des normalen 
Serums schließlich die allermeisten Blutarten angegriffen werden. »Die Agglu¬ 
tinine eines normalen Serums stellen ein Gemenge von Substanzen dar, die auf 
verschiedene Blutarten ungleich stark wirken, deren jede einzelne aber im allge¬ 
meinen nicht auf irgend eine Blutart besonders stark wirkt«. Bei den Absorp¬ 
tionsversuchen werden jedoch nicht reine Körper gebunden, sondern wieder 
Substanzgemenge; daher die unscharfen Wirkungsgrenzen. Ähnlich ist es mit 
den ImmunaggTutininen, bei denen man sich ebenfalls die Affinitäten zu den 
agglutinablen Substanzen quantitativ abgestuft vorstellen muß. K. Sick . 

1171) Eiemens, P. und Mahler, Ph. Über die Agglutinationskraft mensch¬ 
licher Blutsera für Arten der Typhusgattung und der Koligattung. Aus der 
I. deutschen medizinischen Klinik in Prag. (Ztschr. f. Hyg. Dez. 1907, Bd. 58, 
S. 203—213.) 

Die Verfasser erbringen den Nachweis, daß, abweichend von dem Verhalten 
des Typhusbazillus, die Sera von Ikterischen keine höhere Agglutinationskraft 
gegen Kolibazillen haben als die Sera von nicht Ikterischen. Im übrigen ver¬ 
treten sie den Standpunkt von Zupnik, daß »jegliche einer Infektionskrankheit 
* sui generis spezifische Erscheinung der Gattung entspringt. Spezifische Erreger 
von Infektionskrankheiten — von eigenartigen klinischen Krankheitsbildem von 
eigentümlichen pathologischen Veränderungen — sind nur Mikrobengattungen 
und nicht Mikroben«. Nach ihren Untersuchungen ist die Spezifitätsbreite der 
Agglutination innerhalb der beiden Gattungen (Coli und Typhus) so umgrenzt, 
daß der Gattungsbegriff für sie festgehalten werden kann. K. Sick. 

1172) Luerssen, A. Ein Fall von Fluhverunreinigung durch die Abwässer 
einer ZeUstofffabrik. Aus dem hygien. Inst, der Univ. Königsberg i. Pr. (Ztschr. 
f. Hyg. 1. Nov. 1907, Bd. 58, S. 121—130.) 

Konstatiert wird die (übrigens auch sonst in Erfahrung gebrachte, Refer.) 
Schädlichkeit der Abwässer genannter Fabriken für Flüsse. Es handelt sich um 
organische Abfallstoffe, die durch faulige Zersetzung höchst üble Gerüche her- 
vorrufen. Die in Betracht kommenden Lignosulfitsubstanzen entwickeln Schwefel¬ 
wasserstoff. K. Sick. 

1173) Laitinen, T. Über die Einwirkung kleinster Alkoholmengen auf die 
Widerstandsfähigkeit des tierischen Organismus mit besonderer Berücksichti¬ 
gung der Nachkommenschaft. Aus d. hygien. Inst, der Univ. zu Helsingfors. 
(Ztschr. f. Hyg. 1. Nov. 1907, Bd. 58, S. 139—164.) 

In früheren Arbeiten wurde die Schädigung der Widerstandsfähigkeit von 
Tieren und ihrer Nachkommenschaft durch Gaben von 0,5 ccm Alkohol pro kg 

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Referate. 


445 


Tier und darüber dargetan. Jetzt berichtet Verfasser über Versuche, bei denen 
0,3—0,1 ccm, am häufigsten diese kleine Dosis, pro Tag und kg Lebendgewicht 
zur Verwendung kamen. Die Beobachtungsdauer betrug bis zu acht Monaten. 
Versuchstiere waren Kaninchen und Meerschweinchen, von denen einige den 
Alkohol (lOproz. Lösung) gern getrunken haben sollen. Es wurden untersucht 
die Einwirkungen der Alkoholgaben auf die Hämolysierbarkeit der Erythrozyten, 
auf die bakteriolytische Fähigkeit des Blutes, auf seine Alkaleszenz, auf die 
Widerstandsfähigkeit gegen Infektionskrankheiten (durch Einspritzung von Diph¬ 
therietoxin, also gegen Bakteriengifte, Ref.), auf die Gewichtskurve der nach der 
Intoxikation geworfenen Tiere. Für die Alkaleszenzbestimmung des Blutes (Be¬ 
stimmung der Hydroxyljonenkonzentration) ist ein neues Verfahren angegeben. 

Während die Hämolysierbarkeit des Blutes der Alkoholtiere um ein geringes 
stärker war als bei den Kontrollen, wurde die Bakterizidie und die OH-Jonen- 
Konzentration des Blutes nicht wesentlich alteriert Einen deutlichen Unter¬ 
schied zu Ungunsten der Alkoholtiere findet Verfasser in der vermehrten Em¬ 
pfindlichkeit der Tiere gegen Diphtheriegift und in einer merklich schlechteren 
Entwicklung der Nachkommenschaft. K. Sick. 

1174) Kitamura, S. Die Stellung der Bronchiallyxnphdrüsen im lymphatischen 
System und ihre Beziehung zum Gang der tuberkulösen Infektion. Aus dem 
pathoL anat. Inst. d. Augusta-Viktoria-Krankenh. Schöneberg-Berlin. (Ztschr. f. 
Hygien. 24. Dez. 1907, Bd. 58, S. 194—202.) 

Die Arbeit wendet sich gegen die bekannten Anschauungen von Weleminsky, 
der annimmt, daß die Bronchiallymphdrüsen eine besondere Stellung im Lymph¬ 
system einnehmen, wonach alle Infektionen zuerst diese Endreservoire (Lymphherz) 
passieren mußten, ehe die Keime ins Blut gelangen. Die Experimente des Verfassers, 
teils sehr wenig virulente Tuberkuloseinfektion, teils Tuscheinjektionen in das Unter¬ 
hautzellgewebe von jungen Katzen, scheinen die Ein wände Beitzkes zu recht- 
fertigen, der diese besondere Stellung der Bronchiallymphdrüsen bestreitet und 
eine Blutinfektion ohne Erkrankung der Bronchiallymphdrüsen oft beobachtete. 

1175) Rabinowitsch, M. Über die Rückfalltyphus-Epidemie in Kiew. Aus 
dem Alexander-Krankenhaus zu Kiew. Vorläufige Mitteilung. (Berl. klin. Wschr. 
1907, Nr. 44, S. 1408—1412 u. Nr. 45, S. 1458—1460.) 

Diese für den Arzt und Soziologen gleich interessante Arbeit ist wert, im 
Original nachgelesen zu werden. Schreck voll enährt man von neuem: »Die 
öffentlichen Kalamitäten der letzten Jahre in Rußland bedürfen wohl keiner 
weiteren Schilderung. Jedermann weiß, welchem Elend und welcher Not das 
ganze Riesen^md während der letzten Jahre verfallen ist und welchen Räubereien 
und Schrecken es ausgesetzt wurde, ganze Gouvernements mußten einfach ver¬ 
hungern.« Die Nahrungsmittel in Kiew stiegen um das Vierfache. In zwei 
Nachtasylen schliefen in 18 Monaten 440100 Individuen, die früh 5 Uhr, auch 
bei strengster Kälte, wieder heraus mußten. 

Auch heute besteht zu Recht, was v. Pettenkofer vor 36 Jahren sagte, 
daß das Proletariat zu jeder Epidemie das größte Kontingent liefert Die Arbeit 
lehrt von neuem, wie bitter not die soziale Arbeit des Arzes tut, daß er immer¬ 
während ratend und laut mahnend an die Regierungen und die Gesellschaft 
herantreten muß. Es wird und muß gehört werden. — Ich verweise nochmals 
dringend auf das Original in der Berl. klin. Wschr. Bornstein . 

1176) Diesing (Baden-Baden). Die Bedeutung der Farbstoffe bei den Malaria¬ 
krankheiten. (Berl. klin. Wsch. 1907, Nr. 43, S. 1388—1391.) 

Der Autor warnt vor der kritiklosen Anwendung des Chinins, die oft un¬ 
angenehme Folgeerscheinungen zeitigt Die tropischen Malariaparasiten entziehen 
dem erkrankten Organismus Farbstoffmengen, die gamicht unbedeutend sind, da 
alle Lebens- und Generationserscheinungen auf Verbrauch und Umwandlung von 
Farbstoffen, dem Pigment und Chromatin, beruhen: ohne Hämoglobin keine 
Parasiten. Zu den das Hämoglobin beeinflussenden Substanzen gehört auch der 
Schwefel. Diesing hat gute Erfahrungen mit der innerlichen Darreichung von 



446 


Referate. 


Kaliumsulfat (0,03:30 dreimal täglich einen Teelöffel in einem Glase Wasser) 
und mit Schwefelbädern (Thiopinolbädem) bei chronischer Malaria gemacht. 

Bomstein. 

1177) Citron, J. (Berlin). Die Serodiagnostik der Syphilis. Aus d. II. med. 
Klinik der Kgl. Charite: Geheimrat Kraus. (Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 43, 
S. 1370-1373.) 

Nach den Untersuchungen Citrons u. a. kann es im allgemeinen wohl als 
richtig gelten, daß das Vorhandensein von Antikörpern das Vorhandensein von 
aktiver Syphilis und umgekehrt das Verschwinden der Antikörper das Eintreten 
einer vollkommenen Latenz, vielleicht sogar der Heilung der Lues beweist. 
Kommt diese Heilung nur bei Lues oder auch bei anderen Krankheiten vor 
und wie oft? Ist die Serodiagnostik zur Erkennung zweifelhafter Fälle zu ver¬ 
werten? Läßt sich ein therapeutischer Fortschritt auf Grund der Serodiagnostik 
erwarten? — Die klinische Spezifizität ist sicher zu bejahen, die Frage nach der 
biologischen Spezifizität d. h. die Frage, ob die komplementbindenden Substanzen 
Antikörper gegen den Lueserreger selbst sind, zur Zeit noch nicht. Die Be¬ 
einflussung des Antikörpergehaltes durch Quecksilber wird so aufzufassen sein, 
daß Hg das Luesvirus derart verändert, daß die antigene Substanz im Orga¬ 
nismus nicht mehr auftritt, so daß eine Neuproduktion von Antistoffen nicht 
erfolgen kann. Je länger das Syphilisvirus auf den Körper eingewirkt hat, und 
je häufiger es Rezidive gemacht hat, desto regelmäßiger und stärker ist der 
Antikörpergehalt des Serums. Je früher die Quecksilbertherapie eingesetzt hat, 
je länger sie fortgesetzt wurde, je häufiger sie wiederholt ist, je zweckmäßiger 
die Applikationsform war und je kürzer die Frist seit der letzten Kur ist, desto 
geringer wird der Antikörpergehalt, desto häutiger ist er = 0. — Serodiagnostik 
wichtig bei zweifelhaften Fällen für die Wiederholung der Kur bei Fehlen eines 
sichtbaren Rezidivs. Obligatorische Untersuchung des Blutes von Ammen. 
Sehr wichtig bei Ehekonsens, wenn es auch refraktäre Organismen gibt, die 
selbst bei manifesten Symptomen keine Antikörper zu bilden vermögen. Die 
Citronsche Methode hat vor der Neißer-Bruck sehen den Vorzug, daß man das 
Serum von verdächtigen Kranken auch zur Untersuchung verschicken kann. 

Bomstein. 

1178) Arloing, Fernand et Debombourg. Etüde sur l'ophth&lmordaction k 
la tuberculine et la s6ror6action agglutinante bacillaire. (Untersuchungen über 
die Ophthalmoreaktion mit Tuberkulin und die Agglutinationsprobe.) (J. de 
physiol. et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 1, S. 98—110.) 

Die Ophthalmoreaktion ist ein bequemes diagnostisches Hilfsmittel, aber von 
beschränktem Wert, da sie auch bei anderen, nicht tuberkulösen Erkrankungen 
positiv ausfällt, wie dem Typhus, der Syphilis usw. Sie ist unkoqstant, da sie 
häufig auch in sicheren Fällen von Tuberkulose versagt; sie erlaubt nicht die 
sichere Trennung Tuberkulöser und Nichttuberkulöser. Sie ist nicht immer un¬ 
schädlich; die Allgemeinreaktion ist bedeutungslos, aber die Lokalreaktion kann 
zu schweren, manchmal unheilbaren Störungen des Gesichts Anlaß geben. 

Im Vergleiche mit der Agglutinationsprobe erweist sie sich ihr nicht über¬ 
legen. Letztere ist sicher unschädlich und zeigt feinere Unterschiede an. Die 
Augenreaktion scheint mehr die Vergiftung des Körpers durch verschiedene 
Mikrobengifte anzuzeigen, während die Agglutinationsprobe die Abwehrkräfte 
gegenüber der Infektion mißt. H. Ziese he. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1179) Läufer, H. Einige Indikationen der internen Alypindarreichung. 

(Reichsmedizinalanzeiger 1907, Nr. 17.) 

Läufer hat Alypin als internes Anaesthetikum und Sedativum mit demselben 
Erfolge wie Kokain angewandt, ohne jedoch je unangenehme Nebenwirkungen 
zu sehen. Er rühmt besonders den Erfolg bei urämischem Erbrechen, sowie in 
Kombination mit Heroin [Heroin, hydrochlor. 0,0026 — 0,005, Alypin 0,0005 
( 1 / a mg)] in einmaliger Dosis oder mehrere Male am Tage /verabreicht; die 

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Referate. 


447 


Wirkung tritt schon nach wenigen Minuten auf, daher vorzüglich für nächtlichen 
Reizhusten der Phthisiker. Schittenhelm. 


1180) Schünheim, L. Eumydrin. (Budapest Orvosi Ujsag 1907, Nr. 27.) 
Schönheim rühmt die gute Wirkung des Eumydrins bei Ulcus ventriculi, 
Dyspepsia nervosa und Hyperchlorhydrie zur Linderung der starken Gastralgie 
und sogar Aufhören derselben, sowie zur Herabsetzung der Salzsäureproduktion. 
Es wird nach der Vorschrift von Prof. Hirschler in abgeteilten Pulvern 
mit Alkalien zusammen verabreicht: 


Rp. Natr. citric. 

Magn. amm. phosph. aa gm. 3,0 
Eumydrini cgm. 0,02 

M. f. pulv. div. in dos. aeq. N. XII. 
S. 3 X tgl. 1 P. 

Eumydrin wird gut vertragen, 
für Belladonna. 


oder als Schachtelpulver: 

Rp. Natr. citrici 

Magn. amm. phosph. aa gm. 20,0 
Eumydrini * cgm. 0,02 

N. f. P. det. ad. scat. 

S. 1 Messersp. voll 1 Std. n. d. Essen zu nehmen. 
Nebenerscheinungen. Gutes Ersatzmittel 

Schittenhelm . 


1181) Lust, F. Klinische Erfahrungen mit der intravenösen Strophantin¬ 
therapie. Aus der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses in Wies¬ 
baden. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 282.) 

Die Wirkung der intravenösen Strophantininjektion macht sich durch Wachsen 
der Pulsamplitude, durch Abnahme der Pulsfrequenz, subjektive Erleichterung, 
Einsetzen einer stärkeren Diurese geltend. Die wirksame Dosis beträgt l / a —1 mg. 
Zur Vermeidung von Kumulation dürfen Injektionen von 1 mg nur in Abständen 
von mindestens 24 Stunden aufeinander folgen. Bei der Behandlung der Herz¬ 
schwäche im Verlaufe der fibrinösen Pneumonie hat sich das Strophantin nicht 
bewährt Af. Leube. 

1182) Hoepffner, Oh. Beiträge zur intravenösen Strophantintherapie. Aus 

der medizinischen Klinik in Straßburg. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 486.) 

Bericht über günstige Wirkung des Strophantins in Fällen akuter Herz¬ 
schwäche in der Rekonvaleszenz von akuten Infektionskrankheiten, bei chronischen 
Herzerkrankungen, bei chronischen Nephritiden. Nur vorübergehend günstig 
beeinflußt wurde der Puls bei der Pneumonie und bei Tuberculosis pulmonum. 
Von den zwei beobachteten Todesfällen ist der eine mit Wahrscheinlichkeit un¬ 
abhängig von der Injektion, der andere ist auf bakterielle Verunreinigung des 
Präparates zurückzuführen. M . Leube . 


Btteherbespreehungen. 

1188) Physikal. Therapie in Einzeldarstellungen (Markuse u. Strasser). 
Krankheiten der Niere und Harnwege, bearbeitet von A. Strasser, Dir. in 
Wien. Verlag von F. Enke, Stuttgart 1908. Preis 2 Mk. 

Die bereits in einrr reichlichen Anzahl von Heften vorliegende Sammlung 
hat in der Bearbeitung der physikal. Therapie der Nieren- und Hamwege-Er- 
krankungen eine schätzenswerte Erweiterung erfahren. Verfasser beginnt mit einer 
Einleitung, welche die Beeinflussung der Nierentätigkeit durch physikalische Ein¬ 
griffe am Tierexperiment darlegt und zeigt, in wie mannigfaltiger Weise diese 
Eingriffe die Blutzirkulation und die Funktion der Niere im günstigen Sinne zu 
beeinflussen vermag. Daran schließen sich zahlreiche Untersuchungen, welche 
Verfasser selbst an Nierenkranken in diesem Sinne vorgenommen hat. In ebenso 
eingehender Beschreibung ist die Behandlung der Wanderniere, der Pyelitis, der 
Steinkrankheit, der verschiedenen Erkrankungen der Blase und der Prostata ge¬ 
geben. — Die Abhandlung ist sowohl dem praktischen Arzt, wie dem Spezialisten 
sehr zu empfehlen. Schmid. 

1184) Oswald, Adolf. Lehrbuch der chemischen Pathologie. Leipzig, Ver¬ 
lag von Veit & Comp. 1907, S. 614. Preis 14.— Mk. 

Es läßt sich nicht leugnen, daß eigentlich ein Mangel an »zusammenfassen¬ 
den Darstellungen« auf chemisch-physiologischem und pathologischem Gebiet 
nicht besteht. Das vorliegende Werk verdient aber trotzdem besondere Beach- 



448 


Referate. 


tung wegen seiner von besonderen, (speziell auch für den pathologischen Anatomen) 
Gesichtspunkten ausgehenden Einteilung des Stoffes und deshalb, weil das Stu¬ 
dium desselben namentlich auch denen, welche sich mangels rein chemischer 
Kenntnisse nicht gerne mit Fragen der chemischen Pathologie beschäftigen, 
nicht schwer fallen dürfte. Verfasser beschränkt sich absichtlich auf das Not¬ 
wendigste im Anführen von Strukturformeln und sieht ganz ab von der Be¬ 
schreibung chemischer Körper. Damit erleidet aber das Verständnis der Dar¬ 
stellung aer einzelnen Kapitel des Stoffwechsels in ihren wesentlichen Zügen 
keine Einbuße. Mit Geschick hat dabei der Verfasser doch den größten Teil 
der einschlägigen Literatur verwendet. Eine im Ganzen, sowie in Detailfragen 
durchaus erschöpfende Abhandlung zu geben, lag nicht in der Absicht des Ver¬ 
fassers. — Es mag noch die Haupteinteilung des Stoffes, welche in 18 Kapitel 
zerfallt, interessieren: 1. Die intrazellulären Enzyme. 2. Die fettige Degeneration. 
3. Die Verdauung. 4. Indikanurie. 5. Phosphaturie. 6. Die Pathologie der 
Leberfunktionen. 7. Das Blut 8. Ergüsse. 9. Sputum. 10. Pathologie der 
Nierenfunktionen. 11. Pathologie des Energie- und Stoffverbrauchs. 12. Ab¬ 
änderung des Eiweißauf- und -abbaus. 13. Die pathologischen Pigmente. 14. Die 
Abänderungen des PurinstoflFwechsels. 15. Die Abänderungen des Kohlehydrat¬ 
abbaus. 16. Das pathologisch veränderte Muskelgewebe. 17. Das Knochengerüst. 
18. Die Störungen der interorganischen Beziehungen. Schtmd. 

1185) Ebstein, W. Leitfaden der ärztlichen Untersuchung mittels der 
Inspection, Palpation, der Schall-, der Tastpercussion, sowie der Auscultation. 
Mit 22 Abbildungen. Stuttgart 1907. Verlag von F. Enke. 

Der bekannte Kliniker W. Ebstein hat im vorliegenden Buch die Fülle 
seiner Erfahrungen auf dem Gebiete der Inspection, Palpation, Percussion, der 
Auscultation zusammengefaßt und uns darin eine vorzügliche Richtschnur für 
die ärztliche Untersuchung geschaffen. »Dieser Leitfaden«, sagt Ebstein in 
seiner Vorrede, »welcher eine Zusammenstellung meiner die ärztliche Unter¬ 
suchung betreffenden Leitsätze enthält, soll lediglich der Praxis dienen. Die 
Theorie ist auf ein Minimum beschränkt, nicht etwa, weil ich sie nicht gebührend 
würdige, sondern weil an dieser Stelle das zu seinem Rechte kommen soll, was 
ich in erster Reihe bei der Ausbildung des Arztes als der Berücksichtigung 
wert erachte, nämlich die Schulung seiner Sinne d. h. seines Beobachtungs¬ 
vermögens«. 

Was Ebstein wollte, hat er voll erreicht Es ist ganz sicher, daß bei der 
großen Menge der neuen diagnostischen Methoden in der modernen Medizin sehr 
leicht die bewährten alten Hütemittel, die Inspection und Palpation, die Percussion 
und Auscultation, eine Vernachlässigung erfahren können und das ist zweifellos 
sehr zu Ungunsten der exakten Diagnostik. Die älteren Methoden müssen immer 
die sicheren Grundlagen abgeben für die Untersuchung und werden stets un¬ 
entbehrlich bleiben vornehmlich für den Praktiker, dem zumeist kein anderes Hilfs¬ 
mittel für die Untersuchung zugänglich ist. Darum muß er in erster Linie, wenn 
ihm auch ein Kennen- und Verwertenlernen der neueren Methoden (Serum-. 
Röntgen- usw. Diagnostik) sehr von Nutzen sein wird, die Grundlagen der ärzt¬ 
lichen Untersuchung gänzlich beherrschen und sein Beobachtungsvermögen nach 
jeder Richtung zur äußersten Vollkommenheit auszubüden suchen. Dazu gibt 
Ebsteins Buch eine treffliche Anleitung, die durch die allen Werken Ebsteins 
eigene lebendige, klare und umfassende Darstellung ganz besonders wertvoll ist 

Im einzelnen wollen wir nur darauf hinweisen, daß Ebstein sich ausführlich 
mit der von ihm eingeführten Tastpercussion beschäftigt. Jeder, der diese 
Methode betreibt, weiß, daß sie bei einiger Übung leicht zu handhaben ist und 
völlig exakte Resultate gibt. Sie ersetzt und ergänzt in vielen Fällen die Schall¬ 
percussion. 

Alles in allem können wir Ebstein für das, was er uns hier gibt, dankbar sein! 

Schittenhelm. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, Bohlenplats 7. 
Eigentümer und Verleger Urban & Sch warsenberg in Berlin and Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 

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460 


Original-Artikel. 


Fällen irrtümlicher Weise bluthaltige Stühle für blutfrei erklärt, weil es nicht 
gelang, daraus Häminkristalle darzustellen. 

Es sind hauptsächlich zwei Gründe, weshalb die Häminprobe gerade bei 
Fäzes so leicht versagt. Einmal trifft man auch bei ziemlich stark blut- oder 
hämatinhaltigen Stühlen bei Entnahme der für die Teichmannsche Häminprobe 
erforderlichen minimalen Menge Substanz leicht eine blutfreie Stelle. Zweitens 
gelingt die Darstellung der Häminkristalle, selbst wenn die kleine entnommene 
Menge der Fäzes Blutfarbstoff ziemlich reichlich enthält, oft nicht, weil gleich¬ 
zeitig anwesende andere Stoffe die Entstehung der Häminkristalle hindern, oder, 
falls sie doch entstanden sind, deren Auffindung außerordentlich erschweren. 
Sehr störend wirkt in dieser Weise der oft starke Gehalt der auf Blut zu 
prüfenden Stühle an Bismuthkristallen. — 

Auch verschiedene andere, zur Darstellung von Häminkristallen angegebene 
Verfahren erwiesen sich für Fäzes als nicht zuverlässig genug (40). 

Für die an sich vorzügliche spektroskopische Methode fehlte es an einer 
für den speziellen Zweck der Fäzesuntersuchung geeigneten Vorschrift, nach der 
sich auch kleinere Blutbeimengungen nachweisen lassen würden. — 

Die Webersche Probe bedeutete namentlich aus dem Grunde einen wesent¬ 
lichen Fortschritt, weil sie es ermöglichte, einigermaßen erhebliche Blutbei¬ 
mengungen zu Fäzes auf ziemlich leichte und sichere Weise festzustellen. 

Wenn sich trotzdem in neuerer Zeit das Bestreben bemerkbar machte, ein 
noch geeigneteres Verfahren zum Blutnachweis in Fäzes auszuarbeiten, so er¬ 
klärt sich das dadurch, daß der Weberschen Probe gewisse Mängel anhaften. — 
Es stellte sich nämlich heraus, daß sie bei kleineren Mengen Blut nicht 
selten je nach der Beschaffenheit der Fäzes mehr oder weniger zweifelhaft aus¬ 
fallt und bei farbstoffreichen Fäzes auch nicht den Grad von Empfindlichkeit 
zeigt, der notwendig ist, um auch Minimalblutungen sicher zu erkennen. 
Weber hatte für seine Probe die folgende Vorschrift gegeben: 

»Man zerreibt eine möglichst reichliche Portion der Fäzes mit Wasser, dem 
man etwa 1 / s Volumen Eisessig zugesetzt hat, und schüttelt mit Äther aus. Von 
diesem sauren Ätherextrakt werden nach der Klärung einige Kubikzentimeter 
abgegossen und mit etwa 10 Tropfen Guajaktinktur und 20—30 Tropfen 
Terpentin versetzt. Bei Anwesenheit von Blut wird das Gemisch blauviolett, 
fehlt Blut, so wird es rotbraun, oft mit einem Stich ins Grün. Prägnanter wird 
die Reaktion, wenn man nach dem Zusatz von Wasser den blauen Farbstoff mit 
Chloroform ansschüttelt.« 

Bei dieser Behandlung der Fäzes bekommt man außer dem Fett und dem 
etwa vorhandenen Blutfarbstoff namentlich eine große Menge der Fäzesfarbstoffe 
in das Ätherextrakt hinein. Die Empfindlichkeit der an ihm angestellten Farb¬ 
reaktion ist nun im Einzelfalle abhängig von der Art und Menge der anwesenden 
Farbstoffe. Gerade die durchweg in den Fäzes vorhandenen Farbstoffe haben 
aber das Vermögen, eine beträchtliche Menge des blauen Guajakfarbstoffes aus¬ 
zulöschen, wovon man sich leicht überzeugen kann. Ferner besteht die Möglich¬ 
keit, daß auch andere die Sicherheit der Guajakreaktion beeinträchtigende Stoffe 
mit in das Ätherextrakt übergehen (41). — 

Als erster versuchte Rossel (41) die Webersche Probe zu verbessern. Er 
empfahl, ein größeres Quantum der Fäzes auf dem Wasserbad zu trocknen, zu 
pulverisieren, das Pulver im Soxhlet-Apparat mit Äther zu entfetten und danach 

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Original-Artikel. 


451 


mit Eisessig und Äther zu extrahieren. Dies Verfahren ist für die klinische Ver¬ 
wendung zu umständlich. Ein anderer Vorschlag Rossels, den feuchten Stuhl 
mit Äther zu extrahieren, ist schlecht ausführbar und ermöglicht auch nur eine 
recht unvollkommene Reinigung des Stuhls. Von Koczykowsky hat diese 
Extraktion des feuchten Stuhls vielfach angewandt Er benutzte übrigens statt 
Guajakharz Aloin für die Farbreaktion. Stark braun gefärbte Stühle extrahierte 
von Koczykowsky erst mit der mindestens 10fachen Menge Alkohol, »ent¬ 
fettete« den Rückstand mit Äther und extrahierte erst dann den Blutfarbstoff. — 
Letzteres Vorgehen ist sehr zweckmäßig. In anderer Richtung versuchte 
Siegel (43) die Webersche Probe zu verbessern. Ihm kam es darauf an, den 
Fehler auszuschalten, der unter Umständen dadurch entstehen kann, daß in das 
saure Ätherextrakt der Fäzes Stoffe übergehen, die in derselben Weise wie Blut¬ 
farbstoff einen positiven Ausfall der Guajakreaktion bewirken. 

Darauf, daß letzteres Vorkommen kann, lassen die von mir ausgeführten 
Versuche mit solchen Nahrungsmitteln schließen, die oxydierende Fermente 
enthalten. 

Siegel wies nun auf verschiedene Mittel hin, durch deren Anwendung der 
störende Einfluß derartig wirkender Stoffe ausgeschaltet werden könne. 

Meine eigenen Versuche, die Webersche Probe zu verbessern, führten mich 
schließlich zu einer Vorschrift, die unter der Bezeichnung »verbesserte Webersche 
Probe« weiter unten besprochen werden soll. 

Zuvor mögen jedoch neuere spektroskopisch-chemische Blutproben für Fäzes 
Erörterung finden. — 

1. Spektroskopisch-chemische Pjrobe nach Weber (44). Man bereitet in der 
für die »Webersche Probe« angegebenen Weise einen sauren Ätherauszug, ver¬ 
setzt ihn mit alkoholischer Kalilauge, überführt das (eventuell) vorhandene 
Hämatin in wässerige Lösung und setzt dieser Schwefelammonium zu. 

Empfindlichkeit nach Weber. 

»Als der Blutgehalt zirka 1 j 6Q der Fäkalmassen dem Gewichte nach erreicht 
hatte, trat bei sorgfältiger Arbeit der Hämatinstreif bei Untersuchung dickerer 
Schichten hervor. 

2. Siegel (45) arbeitete ebenfalls nach dieser Vorschrift Webers, wandte 
jedoch als Reduktionsmittel neben dem Schwefelammonium das von Laidlaw 
empfohlene Hydrazinhydrat und zum Alkalisieren Ammoniak an. 

Empfindlichkeit nach Siegels Angabe: 

»Die unterste Grenze, an der das Spektrum noch eben zu sehen ist, beträgt 
7—7 1 / a ccm Blut bei einer untersuchten Stuhlmenge von 200 g. Anzuraten 
ist, den ganzen verfügbaren Stuhl zu verwenden und das Ätherextrakt möglichst 
einzuengen. In Versuchen an mir selbst ist es mir gelungen, noch 5 ccm Blut 
in 200 g untersuchten Stuhls spektroskopisch nachzuweisen.« 

8. Spektroskopisch-chemische Probe nach Schmilinsky (46): 

Man stellt aus dem im Stuhl vorhandenen Blutfarbstoff eine saure Hämato- 
porphyrinlösung her, indem man eine kleine Probe des Stuhls mit konzentrierter 
Schwefelsäure verreibt. Über die Empfindlichkeit macht Schmilinsky keine 
genauen Angaben; er hebt nur hervor, daß sie geringer ist als bei der Weber- 
schen Probe mit Guajak und Terpentinöl. — 

Hauptmängel der unter »i.« und »2.« angegebenen Ausführungsformen der 

spektroskopisch-chemischen Probe sind die nicht große Empfindlichkeit und der 

ßigitized^OOglL 



452 


Original-Artikel 


unter Umständen starke Gehalt der zur spektroskopischen Beobachtung bestimmten 
Lösung an Verunreinigungen. 

Die unter »3.« angegebene Probe hat den Vorzug großer Einfachheit, ist 
aber leider nicht empfindlich genug, um allgemein angewandt werden zu können. 
Beim Mischen der meisten Stühle mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht 
nämlich, auch wenn man die Mischung unter sorgfältiger Kühlung vomimmt, 
infolge eintretender Verkohlung von Nahrungsresten eine so dunkle Färbung, 
daß die Flüssigkeit zu undurchsichtig wird. Durch die erforderliche starke Ver¬ 
dünnung wird die Empfindlichkeit so gering, daß man nur bei blutreicheren 
Stühlen positive Resultate erhält. — Vorzüglich geeignet ist die Probe aber, 
um fast augenblicklich festzustellen, ob die Schwarzfärbung eines Stuhls durch 
Blut bedingt ist oder nicht. — 

Mit Rücksicht auf die große Einfachheit der Probe habe ich wiederholt 
Versuche angestellt, ihr mit geringfügigen Änderungen eine größere Empfindlich¬ 
keit zu verschaffen. Dies ist mir auch bis zu einem gewissen Grade gelungen, 
indem ich durch Behandlung des Reaktionsgemisches mit Wasserstoffsuperoxyd 
bezw. analog wirkenden Stoffen eine Bleichung der stark gefärbten Flüssigkeit 
bewirkte. Da die Versuche noch nicht abgeschlossen sind, möchte ich mir die 
weitere Durchführung unter Verwertung des angeführten Prinzips einstweilen 
Vorbehalten. — 

4. Der naheliegende Versuch, die Fäzes mit Wasser zu verdünnen und die 
Flüssigkeit direkt oder nach dem Filtrieren spektroskopisch zu beobachten, führt 
meist nur in den Fällen zu einem Ergebnis, wo den Stühlen beträchtliche 
Mengen unveränderten Blutfarbstoffs beigemengt sind. — Auch der Versuch, 
durch Behandeln der Stühle mit wässeriger oder alkoholischer Lauge oder 
Ammoniak geeignete Extrakte herzustellen, die bei Anwesenheit von Blutfarb¬ 
stoff nach Zusatz von Schwefelammonium oder Hydrazinhydrat das Hämochromo- 
genspektrum zeigen müßten, schlägt oft fehl. Es liegt zum Teil daran, daß 
solche Extrakte meist zu imdurchsichtig sind. Eine Filtration ist aber kaum 
durchführbar, weil die Extrakte zu langsam filtrieren. Nur bei hämatinreichen 
Stühlen ist das Verfahren empfehlenswert. Praktisch führt man in letzteren 
Fällen die Probe am bequemsten derart aus, daß man in einem kleinen halb¬ 
kugeligen Glasschälchen eine kleine Menge des Stuhls mit einigen Tropfen 
Kalilauge verreibt, das Schälchen auf den Objekttisch des lichtstarken (oben ab¬ 
gebildeten) Blutspektroskops stellt, etwas Äther und einige Tropfen Schwefel¬ 
ammonium, oder, noch besser, Hydrazinhydrat zusetzt und spektroskopiert. Vor¬ 
züge und Mängel sind etwa die gleichen wie bei der Probe von Schmilinsky, 
die freilich weniger empfindlich ist. — 

5. Verhältnismäßig empfindlich ist nachstehende von mir angegebene Probe (47). 
Man reinigt den Stuhl durch Extraktion mit Alkoholäther (siehe unten bei »ver¬ 
besserte Webersche Probe«), extrahiert ihn mit Essigsäure, macht das Filtrat 
mit Ammoniak alkalisch und sammelt die sich dabei abscheidende, aus Seifen 
und dem eventuell vorhandenen Hämatin bestehende flockige Fällung auf einem 
Filter. Den Filterrückstand hebt man vorsichtig vom Filter ab, verreibt ihn in 
einem halbkugeligen Glasschälchen oder einem kleinen Zeißschen Absorptions¬ 
gefäß mit konzentrierter Schwefelsäure und beobachtet die auf den Objekttisch 
des Blutspektroskops gestellte Flüssigkeit. Bei Anwesenheit von Blutfarbstoff 

zeigt sich das Spektrum des sauren Hämatoporphyrins. Leider gelingt diese 

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Original-Artikel 


453 


Probe nicht immer glatt. Ihr positiver Ausfall ist absolut beweisend, nicht jedoch 
der negative. 

6. Etwas einfacher und ziemlich empfindlich ist folgende von mir angegebene 
Probe (48). Man reinigt den Stuhl mit Alkoholäther, extrahiert den Rückstand 
mit Eisessig und setzt dem Eisessigextrakt unter sorgfältiger Kühlung Ammoniak 
in mäßigem Überschuß hinzu. Die Mischung überschichtet man mit etwas Äther, 
setzt einige Tropfen Schwefelammonium oder Hydrazinhydrat hinzu und spek- 
troskopiert. Die sich ausscheidenden Flocken darf man nicht abfiltrieren. Am 
besten eignet sich zum Beobachten der oft wenig durchsichtigen Mischung das 
Blutspektroskop. — 

7. Allgemein anwendbar und bei positivem Ausfall absolut eindeutig ist 
nachstehende von mir angegebene Probe (49). Man reinigt den Stuhl mit 
Alkoholäther, extrahiert den Rückstand mit Eisessig, verdünnt das filtrierte 
Extrakt mit der 2—3fachen Menge Äther, setzt dem Gemisch sein halbes 
Volumen Wasser zu und schüttelt tüchtig durch, trennt die Ätherlösung ab, 
schüttelt sie nochmals mit wenigen ccm Wasser aus, macht sie unter Kühlung 
durch Schütteln mit Ammoniak alkalisch, läßt die ammoniakalische Lösung nebst 
ein wenig des Äthers in ein Glasgefäß fließen, setzt Schwefelammonium oder 
Hydrazinhydrat hinzu und spektroskopiert. Diese Methode hat vor der unter 
»6.« beschriebenen den Vorzug, daß die zur spektroskopischen Beobachtung 
kommende Lösung gar nicht oder nur unbedeutend getrübt und dadurch die 
spektroskopische Beobachtung in dickerer Schicht möglich ist Nach diesem 
Verfahren konnte ich noch positive Proben erhalten, wenn ich etwa 20 g eines 
hämatinfreien, mit 1 °/ 0 Blut versetzten Stuhls verarbeitete. — Der positive Aus¬ 
fall ist beweisend, der negative schließt die Anwesenheit geringer Blutbei¬ 
mengungen jedoch nicht aus. Da es mir trotz vielfacher Bemühungen bislang 
nicht gelungen ist, eine einfache Form der spektroskopisch-chemischen Probe 
auszuarbeiten, die noch empfindlicher ist, so sind wir ftlr den Nachweis 
geringster Blutbeimengungen in klinischen Fällen auf die noch zu be¬ 
sprechenden Farbreaktionen angewiesen. 

8. Die kürzlich von Grünwald (50) empfohlene spektroskopisch-chemische 
Probe, nach der man den Blutfarbstoff aus den Fäzes mit einer konzentrierten 
Zyankalilösung extrahieren soll, ist keineswegs allgemein mit Erfolg anwendbar. 
Eine Nachprüfung der Methode, die M. Fraenkel (51) in meinem Laboratorium 
ausgeführt hat, ergab, daß sie für die klinische Benutzung schon deswegen kaum 
in Betracht kommen kann, weil Stunden vergehen, ehe die Probe beendigt ist. 
Meine eigenen Erfahrungen mit der Probe Grünwalds sind ebenfalls nicht be¬ 
friedigend. Die Zyankaliumextrakte der Stühle filtrieren ebenso wie die stark 
alkalischen Extrakte (vgl. oben) äußerst langsam und sind meist so wenig 
durchsichtig, daß sie erst in stärkerer Verdünnung spektroskopisch beobachtet 
werden können. Dadurch verliert die Probe aber an Empfindlichkeit. Bei blut¬ 
reichen Stühlen lassen sich mit ihr natürlich brauchbare Resultate erzielen. In 
letzteren Fällen kann man die Probe in analoger Weise ausführen, wie es unter 
»4.« beschrieben worden ist. Was dort gesagt ist, gilt im großen und ganzen 
auch für die Probe Grünwalds. — 


Daß sie mit den noch zu besprechenden Farbreaktionen nicht in Konkurrenz 
treten kann, ist daher selbstverständlich. — 

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454 


Original-Artikel. 


Die »verbesserte Webersche Probe« wird folgendermaßen ausgeführt: 

a) bei »dickeren« Stühlen. 

Etwa 4. g Stuhl (wallnußgroße Durchschnittsprobe) werden mit 80 ccm 
Alkoholäther (ää.) fein verrieben, durch offenes Filter filtriert, der Filterrückstand 
einmal mit Alkoholäther, danach ein oder mehrere Male mit Äther unter Auf¬ 
rühren des Filterrückstandes nachgewaschen. Das zuletzt Abfließende sei nahe¬ 
zu ungefärbt. Die Waschflüssigkeit wird nicht gebraucht. Der Rückstand wird 
im Filter mit 4 ccm Eisessig vorsichtig gemischt; nachdem ein Teil durch¬ 
filtriert ist, werden nochmals 4 ccm Eisessig aufgegossen. Ist der größere Teil 
filtriert, dann gießt man das Filtrat nochmals auf das Filter zurück und lockert 
gleichzeitig den Filterinhalt mit einem Glasstabe auf. [Von dem jetzt erzielten 
Filtrat kann man wenige ccm zur Vorprobe verwenden, indem man sie mit der 
doppelten Menge Alkohol oder Äther verdünnt und mit Guajak und Terpentin 
prüft. Der Ausfall ist aber nicht ganz zuverlässig.] Die Hauptmenge des Filtrats 
(-Eisessigextrakt) verdünnt man in einem Scheidetrichter von etwa 100 ccm 
Inhalt mit der zwei- bis dreifachen Menge Äther, setzt der Mischung ihr halbes 
Volumen destillierten Wassers zu und schüttelt gut durch. Tritt bald nach 
Beendigung des Schütteins keine Scheidung (Schichtenbildung) ein, so gibt 
man etwas Alkohol (auch wohl noch etwas Wasser oder Äther) hinzu. Ist die 
Scheidung erfolgt, so läßt man die wässerige Schicht abfließen, die ätherische 
Schicht schüttelt man nochmals mit einer kleinen Menge Wasser aus. Die ab¬ 
gehobene ätherische Lösung benutzt man nun zu der endgültigen Probe. Da 
man für die Guajakreaktion mit wenigen ccm auskommen kann, hebt man einen 
größeren Teil für die eventuell anzuschließende spektroskopische Probe au£ 
Den Rest der Ätherlösung versetzt man mit etwa 5—10 Tropfen frisch bereiteter 
schwacher Guajaktinktur oder 1 proz. Guajakonsäurelösung und etwa 20 Tropfen 
guten verharzten Terpentinöls (s. oben bei Ham). Bei Anwesenheit von Blut¬ 
farbstoff tritt innerhalb 2—8 Minuten ein starker Farbenwechsel ein, indem die 
Flüssigkeit mehr oder weniger reine und kräftige Blau-, Violett-, auch wohl 
Grünblau- oder Purpurfärbung annimmt. Bei reichlichem Blutgehalt kann die 
Ätherlösung so dunkel und die Farbreaktion so intensiv sein, daß eine Ver¬ 
dünnung erforderlich ist, um den Farbwechsel gut beobachten zu können. — Will 
man die spektroskopische Probe anschließen, so prüft man den aufgehobenen 
Teil des Ätherextrakts zunächst direkt. Ist reichlich Hämatin vorhanden, so 
zeigt sich der bekannte Absorptionsstreifen im Rot; ist er nicht vorhanden, dann 
behandelt man die Ätherlösung nach »7.« mit Ammoniak und Schwefelammonium. 
Es zeigt sich dann eventuell das Spektrum des Hämochromogens. 

b) bei dünneren Stühlen. 

Soweit es sich nicht um sauere Stühle handelt, ist das Verfahren das gleiche, 
nur nimmt man etwas mehr Stuhl und verreibt ihn mit der vierfachem"Menge 
Alkoholäther (ääT p.). Bei sauer gärenden Stühlen verreibt man die Probe im 
Mörser mit mehreren Tropfen konzentrierter Sodalösung und dann erst mit 
Alkoholäther. 


Gegenüber der ursprünglichen Weberschen Probe hat das von mir an¬ 
gegebene Verfahren folgende Vorzüge: 

Die Handhabung ist sauberer, die Beurteilung der entstehenden Farbreaktion 
leichter, die Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit größer. Es läßt sich mit 


geringer Mühe eine empfindliche Form des spektroskopischen Nachweises an- 

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Original-Artikel. 


455 


schließen. — Die Ausführung der einzelnen Manipulationen ist nicht schwieriger 
als bei der alten Weberschen Probe. Letztere erfordert zwar etwas weniger 
Zeit zu ihrer Ausführung, ist aber auch weniger exakt. 

Die Empfindlichkeitsgrenze der verbesserten Weberschen Probe liegt nach 
meinen Versuchen bei etwa 0,1 °/ 0 (52) Blutgehalt, d. h. ich erhielt bei voll¬ 
kommen hämatinfreien Stühlen, denen ich 0,1 °/ 0 menschliches Blut zusetzte, eine 
eben noch positive Reaktion. In Selbstversuchen, bei völlig hämatinfreier Kost, 
erhielt ich nach Genuß von 2 ccm gekochtem Blute eine eben positive Reaktion. 

Das scheint mir zu beweisen, daß die Empfindlichkeit der verbesserten 
Weberschen Probe für die klinische Verwendung nicht zu hoch ist. 

Wie alle bislang verwandten klinischen Blutproben ist auch die verbesserte 
Webersche Probe keine für menschliches Blut spezifische Reaktion, sondern 
sie zeigt ebensowohl mit der Nahrung eingeführten tierischen Blutfarbstoff und 
deren Zusetzungsprodukt Hämatin an. Ferner reagiert die verbesserte Webersche 
Probe auf Blutpräparate, wie Hämogallol, Hämatogen u. a. in intensivster Weise. 
Da der mit der gemischten Kost in Form von Fleisch, Wurst, Bratensauce usw. 
eingeführte Blutfarbstoff seiner Menge nach genügt, um einen mehr oder weniger 
stark positiven Ausfall der verbesserten Weberschen Probe zu bewirken, so zeigt 
ihr positiver Ausfall nur dann eine Blutung an, wenn die obige Fehlerquelle 
ausgeschaltet worden ist. — 

Von anderen Nahrungsmitteln kommt als störendes Moment praktisch nur 
noch der Spinat in Betracht, da er einen so starken Gehalt der Fäzes an 
Pflanzenfarbstoff bewirkt, daß dadurch die Empfindlichkeit der verbesserten 
Weberschen Probe herabgesetzt wird. — 

Vielfach wird angenommen, daß bei der alten Ausführungsform der Weber¬ 
schen Probe ein positiver Ausfall durch den Blutfarbstoffgehalt der gewöhnlichen 
Kost nicht verursacht werden könne. Das trifft indes nicht zu. Kann doch 
durch den Hämatingehalt der gemischten Kost gelegentlich sogar ein positiver 
Ausfall der spektroskopisch-chemischen Probe hervorgerufen werden, ohne daß 
der Gehalt der zuvor genossenen Nahrung an Hämatin außergewöhnlich groß 
gewesen zu sein braucht. — 

Die Frage, ob ein Gehalt der Fäzes an Galle oder Bestandteilen der Galle 
einen positiven Ausfall der verbesserten Weberschen Probe verursachen kann, 
läßt sich dahin beantworten, daß es nur dann der Fall sein kann, wenn 
die Galle selbst hämatinhaltig ist. Auf Grund meiner Untersuchungen (53) halte 
ich mich für berechtigt anzunehmen, daß normale Galle Hämatin höchstens in 
solchen Spuren enthält, die einen positiven Ausfall der verbesserten Weberschen 
Probe nicht bewirken können. Denn ich konnte selbst bei Verarbeitung von 
70 g menschlicher Fistelgalle keine positive Blutprobe erhalten. 

Boas (54) hat in neuerer Zeit darauf hingewiesen, das sich die sog. Para¬ 
phenylendiaminreaktion auch zum Nachweis von Blut in Fäzes eigne. Wie eine 
von mir in Gemeinschaft mit H. Remstedt (55) ausgeführte Nachprüfung ergab, 
läßt sich diese Reaktion, namentlich wenn man sie nach Analogie der ver¬ 
besserten Weberschen Probe ausführt, sehr wohl bei Fäzes anwenden. Da aber 
die Empfindlichkeit der verbesserten Weberschen Probe, wenn man sie mit der 
Paraphenyldiaminreaktion ausführt, etwas geringer und der Farbenumschlag, 
namentlich bei schwachem Blutgehalt der Stühle, weniger auffallend ist, als 
wenn man sie mit der Guajak-Terpentinreaktion ausführt, so halte ich letztere 

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456 


Original-Ar tikeL 


doch für geeigneter. Es sei aber hervorgehoben, daß man bei der nötigen 
Übung auch mit der Paraphenylendiaminreaktion brauchbare Resultate erzielt Die 
einzelnen dabei erforderlichen Reagentien sind genau in der Reihenfolge zuzu¬ 
setzen, die ich bei Besprechung der Blutproben für Mageninhalt angegeben habe. 
Tadellose Beschaffenheit der Reagentien ist Bedingung. — . 

Die Benzidinprobe. 

Für den Blutnachweis in Fäzes haben O. und R. Adler folgende Aus¬ 
führungsform der Benzidinprobe angegeben (56). 

»Eine kleine Quantität der zu untersuchenden Fäzes wird mit etwas Wasser 
aufgeschwemmt Man versetzt 3 ccm der unfiltrierten Aufschwemmung mit 
2 ccm der früher erwähnten (gesättigte alkoholische; Verf.) Benzidinlösung 
und mit 2 ccm Wasserstoffsuperoxyd (3 °/ 0 ) und fügt einige Tropfen Essigsäure 
hinzu. Bei Gegenwart von Blut tritt intensive Grünfärbung ein«. — 

Diese einfache Probe ist leider nicht zuverlässig, da die Vorschrift keine 
Rücksicht auf die Anwesenheit anderer Stoffe nimmt, die ebenfalls einen positiven 
Ausfall verursachen können. Ich habe versucht, die Probe dadurch brauchbarer 
zu gestalten, daß ich durch vorheriges Aufkochen der Fäzesaufschwemmung 
etwa vorhandene Oxydationsfermente zerstörte. Aber auch so habe ich keine 
ganz befriedigenden Resultate erzielt. Daher prüfte ich, ob die Benzidinreaktion 
sich mit Vorteil auf das nach Art der Weberschen Probe hergestellte Äther¬ 
extrakt anwenden lasse. In dieser Form erwies sich die Benzidinreaktion aber 
als so empfindlich (57), daß sie für die klinische Verwendung nicht empfohlen 
werden konnte. 

E. Schlesinger und F.Holst (58) sind deshalb wieder zu der ursprünglichen 
Adlerschen Vorschrift zurückgekehrt, d. h. sie führen die Reaktion an der wässerigen 
Fäzesaufschwemmung aus, kochen sie aber zur Zerstörung etwa vorhandener Oxy¬ 
dationsfermente zuvor auf. Dadurch, daß sie nur eine erbsengroße Menge 
Fäzes verarbeiten, erreichen sie die notwendige Beschränkung der Empfindlich¬ 
keit und die Vermeidung bezw. ziemlich sichere Ausschaltung des störenden 
Einflusses anderer Fäzesbestandteile. Statt der von O. und R. Adler benutzten 
alkoholischen Benzidinlösung verwenden sie eine Auflösung in Eisessig. — Diese 
Probe hat verschiedene Mängel. 

Erstens besteht die Möglichkeit, daß man, da nur eine sehr kleine Menge 
der Fäzes verarbeitet wird, bei an sich bluthaltigen Stühlen zufällig eine blut¬ 
freie Stelle, bei fast blutfreien Stühlen gerade die kleine Stelle trifft, an der die 
vielleicht einzige vorhandene Blutspur haftet Zweitens ist die Möglichkeit, daß 
auch die kleine zur Reaktion verwandte Menge des Stuhls Stoffe enthält, die 
die Reaktion stören, z. B. Eisensalze, oder sie zweideutig machen, nicht ganz 
ausgeschlossen, wenn auch die Wahrscheinlichkeit, daß dies praktisch häufiger 
vorkommt, gering ist Drittens kommen bei häufiger Anwendung der Probe 
gamicht so selten Fälle vor, in denen man im Zweifel sein kann, ob die Probe 
als positiv oder negativ zu bezeichnen ist, weil nämlich nur die in der Flüssig¬ 
keit suspendierten festen Partikel grün oder grünblau gefärbt sind, nicht aber 
die Zwischenflüssigkeit. Den vermutlichen Grund dieser Erscheinung habe ich 
schon früher angegeben (59). — Viertens ist die Empfindlichkeit der Probe je 
nach der allgemeinen Beschaffenheit der verschiedenen Stühle eine ziemlich 
schwankende, so daß man häufig eine geringere, meistens allerdings eine er¬ 


heblich größere Empfindlichkeit als mit der verbesserten Weberschen Probe be- 

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Original-Artikel. 


457 


obachtet. Daß dieser Schluß aus Beobachtungen gezogen ist, die mit tadel¬ 
losem, in seiner Empfindlichkeit unveränderten Benzidin ausgefilhrt worden sind, 
sei ausdrücklich hervorgehoben. — 

Etwas erschwert wird die praktische Handhabung der Benzidinprobe ferner 
noch durch den Umstand, daß die außerordentliche Empfindlichkeit der Benzidin¬ 
präparate 1 ) äußerste Akkuratesse im Arbeiten erfordert. 

Von den zuerst angeführten Fehlerquellen läßt sich die eine mit annähernder 
Sicherheit dadurch ausschalten, daß man den kanzen Stuhl durch Verreiben im 
Mörser, eventuell unter Zusatz von etwas Wasser, gut mischt — 

Den angeführten Nachteilen steht namentlich der Vorteil gegenüber, daß 
die Probe ziemlich schnell ausführbar ist und wenig Material erfordert. Sie ist 
deshalb auch recht geeignet, wenn man sich über die Art der Verteilung des 
im Stuhl enthaltenen Blutfarbstoffs unterrichten will, indem man an verschiedenen 
Stellen kleinste Proben entnimmt 

Daß die richtige Beurteilung einer positiven Blutprobe dem Kliniker 
Schwierigkeiten bereitet, wenn die benutzte Methode einen zu hohen Grad von 
Empfindlichkeit hat, bedarf keiner weiteren Erörterung. Da nun die besprochene 
Form der Benzidinprobe in der größeren Zahl der Fälle die verbesserte Weber- 
sche Probe an Empfindlichkeit um das mehrfache übertrifft, so erfordert ihr 
positiver Ausfall schon eine recht vorsichtige Beurteilung. 

Es erschien mir notwendig, die Eigenschaften der zuletzt besprochenen 
Ausführungsform der Benzidinblutprobe deshalb ausführlich zu besprechen, weil 
sie trotz der ihr anhaftenden Mängel recht brauchbar ist. Sie kann zwar mit 
der verbesserten Weberschen Methode in Bezug auf Exaktheit nicht kon¬ 
kurrieren, ist aber als Vorprobe und bei Massenuntersuchungen am Platze. 

Es sei hervorgehoben, daß man einen Unterschied machen muß zwischen 
den für die allgemeinere Anwendung bestimmten und den ganz speziellen 
Zwecken dienenden Methoden. Dem erstgenannten Zwecke entspricht meines 
Erachtens am besten diejenige Methode, die möglichst in allen vorkommenden 
Fällen anwendbar, möglichst frei von wesentlichen Fehlerquellen und nicht allzu 
empfindlich ist Diesen Anforderungen ist die für die verbesserte Webersche 
Probe gegebene Vorschrift angepaßt — Will man aber mehr wissenschaftliche 
Fragen studieren, z. B. feststellen, wie lange ein in der Heilung begriffenes Ulcus 
ventriculi noch Spuren Blut absorbiert, dann sind die allerempfindlichsten 
Methoden am Platze, also besonders die nach Art der verbesserten Weberschen 
Probe ausgeführte Benzidinreaktion. In der Ausführung mit Guajak-Terpen- 
tinöl genügt die verbesserte Webersche Probe in solchen Fällen nicht, denn 
sie fällt erst nach Einführung von etwa 2 ccm Blut (per os) positiv aus, kann 
demnach eine im Laufe eines Tages erfolgende Ausscheidung von insgesamt wenigen 
Tropfen Blut kaum anzeigen. Das Arbeiten mit der nach Art der verbesserten 
Weberschen Probe ausgeführten Benzidinblutprobe erfordert aber andererseits 
neben reichlicher Erfahrung so weitgehende Vorsichtsmaßregeln, daß sie nur 
in ausgesuchten Fällen anwendbar erscheint. — 

Endlich möge noch darauf hingewiesen werden, daß der Untersuchung mit 
einer der besprochenen Blutproben selbstverständlich eine sorgfältige makro- 
kopische Besichtigung der Fäzes vorangehen muß, damit außen anhaftende 
Blutstreifen, von tief sitzenden Blutquellen herrührend, nicht unbemerkt bleiben. — 

1 ) Bei guten Präparaten für wässerige Blutlösung I : */* Million und darüber. 

H. P. UI. Jthrg. Di9i,iZed by Sa 00 g lC 



468 


Original-Artikel. 


Literatur. 


1) O. Schümm, Die Untersuchung der Fäzes auf Blut, 1906. Jena, bei G. Fischer; daselbst aus¬ 

führliches Literaturverzeichnis über die ältere Literatur. 

2) — Ein neues Spektroskop. Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 47. 

3) — Über einige spektroskopische und spektroskopisch-chemische Methoden zum Nachweis 

von Blut im Harn. Münch, med. Wschr. 1908. Erscheint demnächst. 

4) — 1. c. 3. 

5 ) — 1 . c. 3. 

6) - 1. c. 3 . 

7 ) — 1 . c. 3 - 

8) - 1. c. 3 . 

9) — Zur Kenntnis der Guajakblutprobe und einiger ähnlicher Reaktionen. Ztschr. f. Physiol. 

Chemie 1907, Bd. 50, H. 4 u. 5, S. 374f. 

10) — 1. c. 9. 

11) — 1. c. 9. 

12) G. E. Carlson, Die Guajakblutprobe und die Ursachen der Blaufärbung der Guajaktinktur. 

Ztschr. f. physiol. Chemie 1906, Bd. 48, H. I, S. 69 f. 

13) J. Rothschild, Untersuchungen über die Guajakblutprobe. Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 18. 

14) K. Schröder, Untersuchungen über die Guajakprobe für Blut. Berl. klin. Wschr. 1907, Nr. 43. 

15) O. Schümm, 1 . c. 9. 

16) J. Rothschild, 1 . c. 13. 

17) Schaer, Forschungsberichte über Lebensmittel und ihre Beziehungen zur Hygiene. III. 1896, 

S. I. Ferner A. der Pharm. 1898, Bd. 236, H. 8 u. 1900, Bd. 238, H. 1. 

18) Rossel, Beitrag zum Nachweis von Blut bei Anwesenheit anderer anorganischer und organischer 

Substanzen in klinischen und gerichtlichen Fällen. D. A. f. klin. Medizin 1903, Bd. 76. 

19) J. Boas, Ein neues Reagens für den Nachweis okkulter Blutanwesenheit im Mageninhalt und 

in den Fäzes. Ztbl. f. innere Medizin 1906, Nr. 24, S. 601 f. 

20) O. Schümm u. H. Remstedt, Über den Nachweis von Blut mit Hilfe der Paraphenylendiamin¬ 

reaktion. Ztbl. f. innere Medizin 1906, Nr. 40. 


21) 1. c. 20. 

22) O. Schümm, 1 . c. 9. 

23) — 1. c. 9. 

24) O. u. R. Adler, Über das Verhalten gewisser organischer Verbindungen gegenüber Blut mit 

besonderer Berücksichtigung des Nachweises von Blut. Ztschr. f. physiol. Chemie 1904, 
Bd. 41, S. 59 f. 

25) O. Schümm, Zur Kenntnis der Benzidinblutprobe. D. med. Wschr. 1907, Nr. 42. 

26) O. Schümm u. C. Westphal, Über den Nachweis von Blutfarbstoff mit Hilfe der Adlerschen 

Benzidinprobe. Ztschr. f. physiol. Chemie 1908, Bd. 46, H. 5 u. 6. 

27) O. Schümm, 1 . c. 2. 

28) — Zur Frage nach dem Vorkommen von Blutfarbstoff oder Hämatin in menschlicher Galle. 

Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 32. 


29) — 1. c. 28. 

30) E. Schlesinger u. F. Holst, Vergleichende Untersuchungen über den Nachweis von Minimal¬ 

blutungen in den Fäces nebst einer neuen Modifikation der Benzidinprobe. D. med. 
Wschr. 1906, Nr. 36. Ferner: Über den Wert der Benzidinprobe für den Nachweis 
von Minimalblutungen aus den Verdauungs- und Hamorganen. Münch, med. Wschr. 
1907, Nr. 10. 

31) O. Schümm, 1 . c. 9. 

32) — 1. c. 28 (s. a. 1. c. 9). 

33) H. Weber, Über den Nachweis des Blutes in dem Magen- und dem Darminhalt Berl. klin. 

Wschr. 1893, Nr. 19, S. 441. 

34) H. Nothnagel, Die Erkrankungen des Darmes und Peritoneums, Wien 1898. 

35) J. Boas, Über okkulte Magenblutungen. D. med. Wschr. 1901, Nr. 20. 

36) J. Boas u. A. Kochmann, Weitere Beiträge zur Lehre von den okkulten Magenblutungen. 

A. f. Verdauungskrankheiten 1902, Bd. 8, S. 45. 

37) Schmilinsky, Bemerkungen zum Nachweis und der Bedeutung makroskopisch nicht erkenn¬ 

barer Blutbeimengungen zum Inhalt von Magen und Darm. Münch, med. Wschr. 1903, 
Nr. 49. Ferner Hartmann, Über die Anwendung und diagnostische Verwertung der 


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Referate. 


459 


Weber sehen Blutprobe bei okkulten Magen- und Darmblutungen. A. f. Verdauungs¬ 
krankheiten 1904, Bd. X. 

38) C. A. Ewald, Blut und Blutungen bei Verdauungskrankheiten. Berl. klin. Wschr. 1906, 

Nr. 9. 

39) O. Schümm, 1 . c. I. 

40) — 1 . c. I, S. 10. 

41) — 1 . c. 1, S. ?x. 

42) Rossel, 1 . c. 18. 

43 ) Siegel, Über den Nachweis von Blutfarbstoff in den Fäzes. Münch, med. Wschr. 1905, Nr. 33. 

44) Weber, 1 . c. 33. 

45 ) Siegel, 1 . c. 43. 

46) Schmilinsky, 1 . c. 37. 

47) O. Schümm, 1 . c. 1, S. 17. 

48) — 1 . c. 1, S. 28. 

49) — Die Bedeutung der Fäzesuntersuchungen, mit besonderer Berücksichtigung des Nachweises 

von Blutungen. Pharmaz. Zeitung 1906. 

50) Grünwald, Zur Frage des Blutnachweises in den Fäzes. Ztbl. f. innere Medizin 1907, Nr. 4. 
$1) M. Fränkel, Vergleichende Untersuchungen über den Nachweis von Blut in den Fäzes mittelst 

des Spektroskops und der modifizierten Weber sehen Probe. Münch, med. Wschr. 1907, 
Nr. 33. 

52) O. Schümm, 1. c. 1, S. 26f. 

53) — 1. c. 28. 

54) J. Boas, 1 . c. 19. 

55) O. Schümm u. H. Remstedt, 1 . c. 20. 

56) O. u. R. Adler, 1 . c. 24. 

57) O. Schümm, 1. c. I, S. I3f. 

58) Schlesinger u. Holst, 1 . c. 30. 

59) O. Schümm, Über den Nachweis von Blut in Fäzes. Münch, med. Wschr. 1907, Nr. 6. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1186) Buglia et Simon. Variations physico-chimiques du s&rum durant 
l’action del'alcool et des anesthdsiques. (Die physikalisch-chemischen Verände¬ 
rungen des Serums unter der Einwirkung des Alkohols und der Anaesthetica.) 
(Arch. ital. de Biol. 1907, Bd. 48, Heft 1, S. 1.) 

Die wichtigsten Schlußfolgerungen aus den vielseitigen Experimenten über 
die verschiedenen physikalisch-chemischen Eigenschaften des Blutserums unter 
der Einwirkung der genannten‘Substanzen in vitro und am Hunde, sind unge¬ 
fähr folgende: 

Unter der Einwirkung des Alkohols beobachtet man im Blutserum des 
Hundes eine Verminderung der Dichtigkeit (Pyknometer von Sprengel, modi¬ 
fiziert durch Ostwald), eine beträchtliche Vermehrung der molekularen Konzen¬ 
tration (Beckmann’scher Apparat) und eine bedeutende Verminderung der 
elektrischen Leitfähigkeit (Methode von Kohlrausch). Diese paradoxe Ver¬ 
änderung der letztgenannten Faktoren muß im Organismus «ine schwere Gleich¬ 
gewichtsstörung hervorrufen, und zwar wohl nicht nur in den zirkulierenden 
Flüssigkeiten, sondern auch im Protoplasma der Gewebe. Jedenfalls darf man 
fortan nicht mehr die Folgen des Alkoholismus beim Menschen einfach auf eine 
chemische Wirkung des Moleküls C 2 H 6 OH beziehen. 

Außerdem wäre vielleicht für die gerichtliche Medizin die kryoskopische 
Untersuchung des Blutes in Fällen von fraglicher Alkoholvergiftung von Nutzen. 

Im Gegensatz zum Alkohol verursachen Äther und Chloroform nur geringe 
physikalisch-chemische Veränderungen im Blutserum der anaesthesierten Tiere, 

die namentlich beim Chloroform fast vernachlässigt werden können. Interessant 

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30 * 



460 


Referate. 


ist freilich, daß bei diesem letzteren Mittel nach Abklingen der Maximalwirkung 
die molekuläre Konzentration etwas steigt; d. h. während der Intoxikation kreisen 
sehr wenig Moleküle im Blut; aber möglicherweise bleiben noch die Abbau¬ 
produkte (3 Chloratome!) kurze Zeit in der Zirkulation und werden dann durch 
die Nieren ausgeschieden. Dietschy . 

1187) Foä et Viterbi. Sur la cataracte diabätdque experimentale. (Über 
experimentelle diabetische Katarakt.) (Arch ital. de Biol. 1907, Bd. 48, Heft 1, 
S. 15.) 

Nach den Untersuchungen der Autoren ist es allerdings wahrscheinlich, daß 
Glukose in die Augenilüssigkeiten eindringt, aber die Konzentration des Zuckers 
im Auge ist allein nicht stark genug, um Katarakt hervorzurufen. Es ist eben 
nicht möglich, die diabetische Katarakt bloß durch ein osmotisches Phänomen 
zu erklären, und wenn es einerseits wahrscheinlich ist, daß eine Veränderung 
der Epithelien des Ziliarkörpers und der Gefäßendothehen den Übergang von 
Zucker in die optischen Medien erleichtert, so muß man andererseits notwendiger 
Weise eine Veränderung der Linse annehmen, welche imabhängig vom osmo¬ 
tischen Druck der sie umspülenden Flüssigkeiten ist, und welche vielleicht be¬ 
dingt ist durch eine langedauemde chemische Einwirkung der Glukose. 

Dietschy. 

1188) Lussana. Action des Cathions mdtalliques sur la respiration des 
tissus. (Wirkung der metallischen Kathionen auf die Gewebeatmung.) (Arch. 
ital. de Biol. 1907, Bd. 48, Heft 1, S. 27.) 

Der Autor gibt eine kurze Übersicht über seine bereits an anderem Orte 
(Archivio di Fisiologia, vol. II, S. 445, (1905), vol. III, S. 113 (1905) publizierten 
Untersuchungen. Das Material dazu bildeten Froschmuskeln, die er der Ein¬ 
wirkung von Lösungen von Metallchloriden überließ, in Konzentrationen, die 
einer 7°/ 0 oigen NaCl-Lösung entsprachen* Über die Resultate gibt am besten 
folgende Tabelle Aufschluß: 



Die Gewebeatmung 

Die Gewebeatmung 

Die Gewebeatmung 


wird vermindert 

wird nicht alteriert 

wird erhöht 

Die Kontraktilität 
auf elektr. Strom 
wird vernichtet 

Ca 

Hg, Cu, Ni, Co 

K 

nh 4 

Ba 

Die Kontraktilität 
auf elektr. Strom 

Li 

Mg 

Na 

Sr 


wird nicht vernichtet 



Irgendwelche Schlußfolgerungen werden aus den Ergebnissen nicht gezogen. 

Dietschy . 

1189) Pepere. Les glandes parathvrdoldes. (Die Parathyreoiddrüsen.) 
(Arch. ital. de Biol. 1907, Bd. 48, Heft 1, S. 67.) 

Der Autor gibt ein Übersichtsreferat über anatomische und experimentelle 
Untersuchungen auf diesem Gebiet. Die Resultate sind im Großen und Ganzen 
dieselben, wie sie die neuere Forschung zu Tage gefördert hat und wie sie von 
Bing in einem Übersichtsreferat in diesem Zentralblatt 1908, Nr. 1 u. 2 eingehend 
dargelegt worden sind. Ein Referat kann deshalb unterbleiben. Hingegen 
bilden einen neuen interessanten Beitrag die Experimente von: 

1190) Massaglia u. Sparapani. Eclampsia experimentale et äclampsie 
spontanöe des animaux. (Experimentelle und spontane Eklampsie bei Tieren.) 
(Dasselbe Arch., S. 109.) 

Es handelt sich einmal um 3 Experimente an Hündinnen; die erste wurde 
J /a Jahr nach Entfernung der beiden äußeren und der rechten inneren Parathy- 
reoiddrüse belegt, die beiden anderen wurden erst während der Gravidität in 
entsprechender Weise operiert. Alle 3 bekamen in der Folgezeit eklamptische 
Anfälle, denen meist Albuminurie vorausging, und die gefolgt waren von einer 

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Heferate. 


461 


Verminderung der Milchsekretion. Bei zweien von ihnen wurde jeweilen ein 
prompter Erfolg von mehreren Gaben Parathyreoidins (10—20 ccm pro dosi) 
konstatiert; nur eine Hündin starb in einer Nacht unbemerkt, dem nachherigen 
Aussehen nach zu schließen, während eines Anfalls. 

Diesen Experimenten gesellt sich eine analoge klinische Beobachtung an 
einer nicht operierten Hündin bei, welche kurz nach dem Wurf von 4 Jungen 
einen Anfall erlitt und nach Administration von 40 ccm Parathyreoidin in 2 Dosen 
vollkommen gesund blieb, allerdings mit verminderter Laktation. 

In den Schlußbetrachtungen weist nun der Verfasser auf die Übereinstimmung 
der experimentellen und spontanen Eklampsie bei Tieren hin; aber was beson¬ 
ders wichtig ist, das klinische Bild der Eklampsie bei Tieren ist absolut iden¬ 
tisch mit demjenigen bei Frauen. Die Theorie von Vassale besteht eben zu 
Recht, nach welcher der eklamptische Anfall auf einer Autointoxikation infolge 
Insuffizienz der Epithelkörper beruht. Die Funktion der letzteren besteht in der 
Sekretion eines Antitoxikums gegen toxische Reste des Stoffwechsels, die zu 
Zeiten erhöhter Inanspruchnahme des Organismus (Gravidität, Geburt, Laktation) 
nicht vollständig zerstört oder rasch genug ausgeschieden werden. Dietschy. 

1191) Zeri. La pflocarpine est-elle un cholagogue? (Ist Pilokarpin ein 
Cholagogum?) (Arch. ital. de Biol. 1907, Bd. 48, Heft 1, S. 94.) 

Durch mannigfache Versuche an 2 Patienten mit Gallenfisteln kommt der 
Autor zur Verneinung der im Titel ausgesprochenen Frage. Der Unterschied 
der Wirkung des Pilocarpins auf die Schweiß- und Speicheldrüsen usw. und im 
Gegensatz dazu auf die Leber kann nicht auf der besonders komplizierten Art 
der Lebersekretion beruhen, da auch die Nieren, deren Funktion bei weitem 
einfacher als die der Leber ist, vom genannten Mittel ebenfalls nicht beeinflußt 
werden. Da man bis jetzt keine anatomischen Unterschiede in der Nervenver¬ 
sorgung, speziell den Nervenendapparaten der verschiedenen menschlichen Drüsen 
kennt, so muß man sich vorderhand mit der imbefriedigenden Hypothese einer 
elektiven Wirkung des Pilokarpins auf bestimmte Drüsenarten des Organismus 
begnügen. Dtetschy . 

1192) Polimanti. Comment se oomportent la pression sanguine et la res- 
piration dans rempoisonnement aigu par le chloroforme. (Verhalten von Blut¬ 
druck und Atmung bei der akuten Chloroformvergiftung.) (Arch. ital. de Biol. 
1907, Bd. 48, Heft 1, S. 115.) 

Bei einem Versuch mit Reizung des rechten Frontallappens an einem Hunde, 
wobei Blutdruck und Atmung graphisch registriert wurde, beobachtete Ver¬ 
fasser eine akute Chloroformintoxikation. Seine Kurven zeigen nun, daß ent¬ 
gegen den Anschauungen zahlreicher anderer Autoren der Tod durch gleich¬ 
zeitigen Stillstand von Herz und Respiration eintrat, nicht daß das Herz noch 
etwa 2 Minuten länger lebte. Das im Überfluß in den Zirkulationsstrom einge- 
fiihrte Blut tötete die Herzmuskelfasem und die kardialen Ganglien rasch ab 
und damit hören auch sofort die Atembewegungen auf. Dietschy . 

1193) D'Amato, L. Neue Untersuchungen über die experimentelle Patho¬ 
logie der Blutgefäße. 2. mediz. Klinik zu Neapel. (Virch. A. 1908, Bd. 192, 
Heft 1, S. 86—112.) 

Füttert man längere Zeit Hunde mit Produkten der Fleischfäulnis, so kann 
man dadurch in der Aorta 'Herde erzeugen, welche makroskopisch an die der 
menschlichen Atheromatose erinnern; histologisch bestehen sie aber aus Ent- 
zündungs- und Degenerationsbezirken der Aortenwand besonders der Adventitia 
und Media (Hyperaemie, Blutungen, kleinzellige Infiltrationen, hyaline Nekrose, 
Zerstörung der Muskel- und elastischen Fasern, Kalkablagerungen, Intimahyper¬ 
plasie). In der Arteria pulmonalis, Carotis, Vena cava superior und im Myokard 
dieser Tiere fanden sich mehr oder weniger ausgedehnte Stellen von Nekrose 
und hyaliner Degeneration. 

Spritzt man einem Kaninchen hamsaures Natron unter die Haut etwa einige 
Monate lang, so gelingt es damit nicht jene verkalkten Herde in der Aorta zu 
erzeugen; die histologische Untersuchung läßt jedoch konstant Nekrosen an den 

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462 


Referate. 


Muskel- und elastischen Fasern der Aorta, der Arteria pulmonalis, der Vena cava 
inferior und der Herzmuskelfasem erkennen. 

Secale erzeugt auch nach langer Zeit (bis zu 10 Monaten) bei Kaninchen 
per os verabreicht, keine makroskopisch sichtbaren Kalkherde, aber auch hier 
hat die histologische Untersuchung nekrotische und degenerierte Stellen aufge¬ 
deckt, welche die Muskel- und elastischen Fasern der Aorta, der Arteria femo¬ 
ralis, der Vena cava inferior und der Herzmuskelfasem betrafen. 

Die intravenös angewandte Sphazelinsäure hat bei Kaninchen nach einigen 
Wochen Veränderungen hervorgerufen, die mit den vorhergehenden überein¬ 
stimmen, aber viel weniger stark sind. 

Die an allen diesen Versuchstieren gefundenen Aortenveränderungen sind 
nicht ganz mit denen der menschlichen Atheromatose übereinstimmend. 

Die experimentellen Ergebnisse stimmen mit einigen klinischen Befunden 
überein. Die chronische Dyspepsie und die hamsaure Diathese gewinnen dadurch 
viel an Wichtigkeit für die Ätiologie der Arteriosklerose. Auch werden einige 
Erscheinungen chronischer Ergotinvergiftung durch die erwähnten Versuche 
deutlicher werden. 

Die toxischen Stoffe, die im Blute zirkulieren und mit der gesamten Gefä߬ 
wand in Berührung treten können dennoch in der Aorta zirkumskripte Ver¬ 
änderungen hervorrufen, welche genau wie bei der Atheromatose aussehen. 

Schließlich zeigen die Versuche, daß die Gifte nicht nur die Aortenwand 
schädigen, sondern auch auf andere Abschnitte des Gefäßapparates und auch 
auf andere Organe ihre Wirkung erstrecken. Diese experimentellen Ergebnisse 
stimmen mit klinischen und pathologisch-anatomischen Erfahrungen überein. 

H. Ziesche. 

1194) Hart, Karl. Die Färbung der elastischen Fasern mit den von 
Weigert angegebenen Farbstoffen. (Zbl. f. allgem. Pathol. u. pathol. Anat. 1908, 
Bd. 19, Nr. 1, S. 1.) 

Kombination der Karmindifferenzierung mit der Weigert’sehen Färbung, 
die sehr bequem dadurch erreicht wird, daß man zu 100 ccm des Salzsäurealko¬ 
hols 5 ccm Fuchsilin zusetzt und die Mischung 12 Stunden ein wirken läßt. 

H. Ziesche . 

1196) Fabian, Erich. Über Leukämie, besonders ihre großzellige lympha¬ 
tische Form. (Zbl. f. allgem. Pathol. u. pathol. Anat. 1908, Bd. 19, Nr. 2, S. 46.) 

Ausgezeichnetes, gerade die so wichtigen Arbeiten der neueren Zeit (seit 
1901) berücksichtigendes Sammelreferat. H. Ziesche . 

1196) Babes, V. Über das Auftreten von Fett im interstituellen Gewebe 
der Niere und im Innern der Nierengefäße. (Zbl. f. allgem. Pathol. u. pathol. 
Anat. 1908, Bd. 19, Nr. 7, S. 275.) 

Es gelingt mittels der Scharlach- und Osmiummethode häufig, Fett im inter¬ 
stitiellen Gewebe und in den Nierengefäßen nachzuweisen, das einen ver¬ 
schiedenen Ursprung hat Es kann 1. von anderen Orten, namentlich aus ent¬ 
arteten Arterien stammen und in die Nieren eingeschwemmt werden, 2. handelt 
es sich um fettige Umwandlung der inneren Anteile der Arterien, welche in das 
Gefäßlumen gelangen, 3. um fettig umgewandelte Thromben, 4. um Anhäufung 
von fetthaltigen Leukozyten im Lumen von Venen und Kapillaren nekrotischer 
oder entarteter Gebiete der Nieren, welche oft nicht fettig entartet sind. 

Besonders interessant ist die fettige Umwandlung des ödematösen und 
hyalinen interstitiellen Gewebes sowie das zugleich Fett- und Amyloidreaktion 
gebende Balkenwerk des interstitiellen Gewebes der Pyramiden. H . Ziesche . 

1197) Axhausen. Über das Wesen und die diagnostische Bedeutung der 
v. Recklinghausen'schen Gitterfiguren. Pathol. anatom. Anstalt Friedrichshain, 
Berlin. Privatdozent Dr. L. Pick. (Zbl. f. allgem. Pathol. u. pathol. Anat 1908, 
Bd. 19, Nr. 3, S. 97.) 

Bei geeigneter Art der Untersuchung lassen sich in dem gesamten osteo¬ 
iden Gewebe (bei Osteomalazie, osteoplastischer Karzinose usw.) lückenlos luft- 
füllbare dichtgedrängte Fibrillärräume darstellen, die sich bis in die »Grenzzone« 

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Referate. 


463 


(gegen das kalkhaltige Knochengewebe) erstrecken. Diese Interfibrillärräume 
präsentieren sich bei Luftfüllung aus lamellös geordneten Knochen als Gitter¬ 
figuren, am geflechtartig geordneten als Rasenfiguren. 

Die Luftfiillung schwindet sehr rasch von den freien Rändern her (Gefä߬ 
kanäle, Markräume usw.) unter dem Bilde einer »Einschmelzung«. Hierbei 
werden die vorderen verdeckten luftgefüllten Knochenhöhlen und Ausläufer für 
kurze Zeit deutlich sichtbar. Die Luftfüllung hält sich relativ lange an der 
partiell verkalkten »Grenzzone«. 

Die Annahme v. Recklinghausens und anderer Autoren, daß in den 
kalklosen Randsäumen osteomalazischer Knochen die Interfibrillärräume und 
Knochenkanäle durch Zusammenbacken der Fibrillen schwinden, kann darnach 
nicht aufrecht gehalten werden. 

Die von Recklinghausen und Apolant beschriebenen Gitterfiguren der 
Grenzzone stellen nur Rudimente der ursprünglichen totalen Luftfüllung des 
kalklosen Gewebes dar; sie kommen leichter zur Beobachtung, weil sich in 
diesem Gebiete der defekten Verkalkung die Luftfüllung relativ lange erhält. 
Dies ist am lamellös geordneten und am geflechtartig geordneten (sicher neu 
gebildeten) kalklosen Gewebe in gleicher Weise der Fall. 

Wie am ursprünglichen kalklosen Knochengewebe lassen sich bei geeigneter 
Form der Entkalkung auch im künstlich hergestellten kalklosen Knochengewebe 
die dichtgedrängten Interfibrillarräume durch Luftfüllung darstellen. 

Die Anwesenheit der v. Recklinghausen sehen Gitterfiguren an der Grenz¬ 
zone beweist einzig und allein die Anwesenheit kalklosen Knochengewebes nach 
dem Markraum zu: sie vermag über die Art der Genese (ob unverkalkt oder 
entkalkt) einen Aufschluß nicht zu geben. 

Mit der Aufgabe der diagnostischen Bedeutung der Gitterfiguren (im Sinne 
der Halisterese) wird das wichtigste Moment für die Annahme halisteretischer 
Prozesse beim Knochenumbau unter normalen und pathologischen Verhältnissen 
beseitigt. Dadurch gewinnen die zahlreichen, gegen die Halisterese sprechen¬ 
den Momente eine erhöhte Bedeutung. H. Ziesche. 

1198) Howard, Travis, William. A detailed study of the changes occuring 
in the physiological degeneration of Actinosphaerium Eichhomi. (Ausführliche 
Schilderung der Veränderungen, die bei der physiologischen Degeneration des 
Actinosphaerium Eichhomi zur Beobachtung gelangen). From the Zoological 
Institute, Munich. (The Joum. of experim. med. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 207—231.) 

H. Ziesche 

1199) Bons, Peyton F. An inquiry into some mechanical factors in the 
production of lymphocytosis. (Mechanische Faktoren bei der Entstehung der 
Lymphozytose.) University of Michigan. (The Joum. of experim. med. 1908, 
Bd. 10, H. 2, S. 268—270.) 

Die Lymphe des Ductus thoracicus bringt dem Blute eine größere Menge 
von Lymphozyten, als man gewöhnlich annimmt. Das Blutbild wird durch Ver¬ 
änderungen des Abflusses deutlich beeinflußt. 

Die Menge der vom Ductus thoracicus in der Zeiteinheit gelieferten Lympho¬ 
zyten bleibt beim gesunden Hunde gleich, wenn die physiologischen Umstände 
sich nicht wesentlich ändern. Vorübergehende Veränderungen können auch die 
Zahl der Lymphozyten beeinflussen, doch tritt wieder das alte Verhältnis ein, 
wenn die Veränderung vorbeigeht. Dadurch wird bewiesen, daß die Lympho¬ 
zyten erzeugenden Organe auf eine bestimmte individuelle Leistungsfähigkeit 
eingestellt sind. 

Muskeltätigkeit erhöht die Zahl der durch den Brustgang eintretenden 
Leukozyten, sie kann drei- bis vierfachen Wert erreichen. 

Lymphagoge II. Klasse (Glukose) vermehrt die Zahl der durch den Ductus 
thoracicus kommenden Lymphozyten. Die Vermehrung der Lymphozyten bei 
Muskelarbeit wird nicht nur durch die beschleunigte Lymphströmung, sondern 
auch noch durch andere wenig bekannte Faktoren bewirkt. Ziesche . 

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464 


Beferate. 


1200) Brooks, Hurlow and Crowell, S. B. Concerning the relation of 
Coagulation time of the blood to thrombrosis in phlebitis. (Die Beziehung 
der Koagulationszeit des Blutes zur Thrombose bei der Phlebitis.) From the 
pathological laboratory of the University and Bellevue Hospital Medical College. 
(The Joum. of experim. med. 1908, Bd. 10, Nr. 2, S. 271—275.) 

Thrombose kann leicht zu Stande kommen, wenn aktive entzündliche Ver¬ 
änderungen der Gefäße zu sekundären Degenerationsvorgängen sich vereinigen. 
Rein mechanische Veränderungen sind weit weniger geeignet, eine Thrombose 
als Folge von Phlebitis hervorzurufen. 

Merkliche Steigerung oder Verminderung der Koagulationszeit des Blutes 
durch Anwendung von Kalziumlaktat oder Zitronensäure macht die Versuchs¬ 
tiere nicht besonders zu Thrombosen geneigt, die durch andere als entzündliche 
Reize hervorgerufen werden. 

Bei bestehender Phlebitis ist die Thrombose ausgedehnter und schwerer zu 
lösen, wenn der Koagulationspunkt des Blutes durch Kalziumlaktat verkürzt ist, 
weniger ausgedehnt und leichter löslich, wenn er durch Zitronensäure erhöht ist. 

Die Schnelligkeit der Blutströmung hat auf die Entstehung der Thrombose 
gleichfalls sehr wenig Einfluß. H. Ziese he. 


1201) Garrel, Alexis. Calcification of the arterial System in a cat with 
transplanted Kidneys. (Verkalkung des Arteriensystems bei einer Katze mit 
transplantierten Nieren.) From the Rockefeiler Institute for medical Research. 

H. Ziesche. 


1202) Hunter, William. Delayed chloroforme poisoning: its nature and 
prevention. (Chronische Chloroform Vergiftung; Natur und Prophylaxe.) (Lancet 
1908, Bd. 1, S. 993—995.) 

Das Erbrechen, das im Laufe der Anästhesie auftritt, ist nicht nervösen 
Ursprungs, sondern toxämisch, infolge des Damiederliegens der Leberfunktion 
zur Zeit der Narkose. Diese Leberschädigung wird um so schwerer, wenn die 
Leber durch vorhergehende Krankheit geschwächt ist oder durch ungenügende 
Ernährung vor der Operation. Gerade die längere Nüchternheit vor Operationen 
ist deshalb gefährlich. H. Ziesche. 

1203) Bainbridge, A. F. The pathology of acid intoxication. (Die Patho¬ 
logie der Azidosis.) (Lancet 1908, H. 1, S. 912—915.) 

Zusammenfassende, gut orientierende Übersicht H. Ziesche. 


Physiologie und physiologische Chemie. 


1204) Freund, E. Zur Frage des Albumosengehaltes des Blutes. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. IX, S. 463—488.) 

Es handelt sich hier um eine breitgeschlagene, wortreiche Polemik Freunds 
gegen Abderhalden, deren Anfänge in dies. Zentralbl. 1908, Bd. DI, S. 237 
referiert sind. 25 Seiten lang, wobei noch manches »Petit« gedruckt ist, quält 
Freund den Leser, der noch dazu als Abonnent der Zeitschrift teures Geld 
dafür bezahlen soll, mit seinen Ausführungen, welche nach unserer Ansicht von 
einer kritischen Redaktion mindestens hätten beschnitten werden müssen. Der 
Ton, wie ihn hier Freund als »wissenschaftlichen« anschlägt, und der auch 
ohne weiteres abgedruckt wird, kann nur beweisen, wie wenig in der Tat ge¬ 
wisse Leute im Stande sind, das Niveau einer agitatorisch wirkenden Tageszeit¬ 
schrift von dem Niveau vornehmer wissenschaftlicher Blätter zu unterscheiden. 
Wir verkennen nicht den Wert einer gesunden Kritik, die wir selbst üben, 
und geben auch zu, daß polemische Mitteilungen nie völlig umgangen werden 
können. Alles hat aber seine Grenzen! 


Ich will nur einige Curiosa aus der Freund sehen Auslassung anführen. 
Sein dritter Satz lautet: »Wer nämlich Tatsachen zur Verfügung hat, die gegen 
die Annahme des Gegners sprechen, hat ein solches Gefühl ruhiger (! ! ! Der 
Ref.) Überlegenheit, daß er gar nicht die Veranlassung hat, persönlich dem 
Gegner nahezutreten.« Und nun gehts sofort unter großem Wortschwall los, 
mit einer kaum gesehenen Fülle von persönlichen Bemerkungen und mit oft 

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Referate. 


466 


wenig gewählten Ausdrücken, ohne aber auch nur den kleinsten neuen Gesichts¬ 
punkt herbeizubringen! Freund wirft sich dann für die Ehre anderer ins Feld 
und erklärt Kossel und Hofmeister für beleidigt, er will damit den Lesern 
Sand in die Augen streuen, sie abziehen von einer wissenschaftlichen Betrachtung 
ohne Ansehung der Person und unter Benutzung etwaigen Parteisinnes sie auf 
hetzen zu einer Stellungnahme für anerkannte Persönlichkeiten, die mit dem 
gegenwärtigen Streit gar nichts zu schaffen haben und wenn sie es hätten, 
doch wirklich nicht Herrn Freunds bedürften, um sie zu retten. Freund er¬ 
örtert auch die Wiener Schulverhältnisse und der Leser erfährt zu seinem Staunen, 
daß die Einzelheiten der Enteiweißung »auf der Schulbank in ausführlicher Weise 
gelernt und praktisch geübt wurden.« Dann erzählt er aus seiner Studienzeit, 
aaß ihm schon damals bekannt gewesen sei, daß hämolytisches Plasma Albu- 
mosen vortäusche u. a. m. Ich breche hier ab und betone, daß ich es für un¬ 
nötig halte ein langatmiges Referat über die Freundsche Auslassung zu geben, 
welche natürlich darin gipfelt, daß seine Arbeiten tadellose, die der anderen, 
soweit sie zu entgegengesetzten Resultaten kamen, miserable sind; ich halte es 
aber nicht für unnötig, die Art der Polemik zu charakterisieren, und dem 
Wunsche Raum zu geben, daß solche Artikel, wenigstens in der vorliegenden 
Form und Ausführung vermieden werden und wenn sie doch durch redaktionelle 
Nachsichten erscheinen dürfen, mit vereinten Kräften eine Zurückweisung er¬ 
fahren. Die vorliegenden Auslassungen beweisen nur, auf wie schwachen Füßen 
die wütend verfochtenen Freund sehen Auschauungen tatsächlich stehen. 

Schittenhelm . 

1205) Abderhalden, E. Zur Frage des Albumosengehaltes des Gesamt¬ 
blutes, des Plasmas und des Serums. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X.) 

Nach den Freundschen Auslassungen ist es ein Genuß, die Abderhalden- 
sche Entgegnung zu lesen. Sie faßt in kurzem das wichtige nochmals zusammen, 
ohne sich an der Detailkunst Freunds zu beteiligen. Sie bringt auch einige 
neue Gesichtspunkte und verheißt weitere eingehende Untersuchungen. Nach¬ 
dem noch die mangelnde Logik in Freunds Auslassungen durch ein Beispiel 
charakterisiert wird, erklärt er, daß er nunmehr die Auseinandersetzungen mit 
Freund in dieser Sache abbricht Schittenhelm . 

1206) Abderhalden, Emil u. Guggenheim, Markus. Versuche über die 
Wirkung der Tyrosinase aus Russula delica auf Tyrosin, tyrosinhaltige Poly¬ 
peptide und ejpige andere Verbindungen unter verschiedenen Bedingungen. 

(Zeitschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 331—353.) 

Verfasser verfolgten die Bildung gefärbter Substanzen aus Tyrosin unter 
der Einwirkung der Tyrosinase und anderer Oxydationsmittel, ferner die Ein¬ 
wirkung der Tyrosinase auf 1-Tyrosin unter Zusatz verschiedener Aminosäuren. 
Die benutzte Tyrosinase wurde aus Russula delica durch Extraktion des ge 
trockneten Pilzes bei 37° mit Wasser dargestellt. Aus den mit 1-Tyrosin ange- 
stellten Versuchen ergab sich, daß die Farbstoffbildung durch Zusatz geringer 
Mengen ( 1 / 100 N) verschiedener einbasischer Aminosäuren nicht beeinflußt wird. 
Dagegen zeigten die beiden zweibasischen Säuren (1-Asparaginsäure und d- 
Glutaminsäure) in Vioo N-Lösung eine deutliche Hemmung der Oxydationswirkung, 
die anscheinend mit dem stark sauren Charakter der Dikarbonsäuren zusammen¬ 
hängt. Die benutzten einbasischen Aminosäuren waren, Glykokoll, Sarkosin, Alanin, 
Valin, Leuzin, Prolin, Serin, Isoserin und Phenylalanin. Bei Anwendung höherer 
Konzentrationen (N-Lösung) wurde auch bei den einbasischen Monoaminosäuren 
eine Hemmung beobachtet. Das in der Natur bis jetzt nicht mit Sicherheit be¬ 
obachtete d-Tyrosin wird viel später angegriffen als das 1-Tyrosin. Auffallend er¬ 
scheint die Beobachtung, daß d-Tryptophan und ebenso Oxytryptophan ange¬ 
griffen wird, ebenso Homogentisinsäure, während 1-Phenylalanin und Dijodtyrosin 
unverändert bleiben. Die Lösungen von tyrosinhaltigen Polypeptiden werden 
alle durch Tyrosinase gefärbt. Von den Lösungen der Halogenazylverbindungen 
wurde keine gefärbt, ebensowenig die Lösung von Glyzyldijod-l-tyrosin. 

Die Färbung bedingt keine Spaltung und Änderung des optischen Drehungs¬ 
vermögens. Durch Zusatz verschiedener Aminosäuren, besonders durch 1-Prolin 

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466 


Referate. 


wird die Färbung stark beeinträchtigt. Die grüne und blaue Oxydationsfärbung 
ist beim Glyzyl-l-tyrosin beständig, dagegen unbeständig in alkalischer Lösung. 
Kochen mit Mineralsäuren beeinträchtigt nicht. Ähnliche Färbungen treten auf 
bei der Oxydation von Phenol durch Tyrosinaselösung. Ganz analoge Färbungen 
gelingen durch Oxydation mit Kaliumbichromat. Durch Oxydation von Tyrosin- 
und Glyzyl-l-Tyrosinlösungen mit Ozon trat keine Färbung ein. Mineralsäuren 
und Alkalien wirken auch sehr stark verdünnt (Vioo N) stark hemmend ein. 
Alkohole bedingten keinerlei Hemmung auf Tyrosinase. Durch langandauemdes 
Schütteln der Tyrosinaselösung ließ sich eine starke Einbuße an Wirksamkeit 
feststellen. Die gleiche Beobachtung konnte bei Pankreassaft und Hefepreßsaft 
gemacht werden. Brahm. 

1207) Abderhalden, Emil u. Koelker, A. H. Weiterer Beitrag zur Kenntnis 
des Verlaufs der fermentativen Polypeptfdspaltung unter verschiedenen Be¬ 
dingungen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 54, S. 368—389.) 

Die Verwendung optisch-aktiver Polypeptide läßt eine quantitative Unter¬ 
suchung der Fermenthydrolyse zu, da die Wirkung der Fermente durch ihren 
Einfluß auf das Drehungsvermögen der optisch-aktiven Polypeptide gemessen 
werden kann. Unter Zuhilfenahme dieser Methode studierte Verfasser den Ein¬ 
fluß von Pankreas-, Hefe- und Darmsaft auf das Dipeptid d-Alanyl-d-Alanin und 
auf die Tripeptide, 1-Leuzyl-Glyzyl-d-Alanin und Glyzyl-d-Alanyl-d-Glyzin. Bei 
Verwendung der gleichen Fermentmenge wächst die zur Hydrolyse nötige Zeit 
mit der Konzentration der Dipeptidlösung. Im Anfang der Hydrolyse tritt eine 
Beschleunigung ein. 

Bei Benutzung von 1-Leuzyl-Glyzyl-d-Alanin erfolgt die Spaltung zwischen 
Glyzyl und d-Alanin derart, daß neben Alanin intermediär 1-Leuzyl-Glyzin ent¬ 
steht, unter Zunahme der Drehung, welches durch Pankreas- und Darmsaft unter 
Abnahme der Drehung in Leuzin und Glykokoll gespalten wird. Bei der Hydrolyse 
scheint das Glyzyl-d-Alanin, welches durch das Ferment schwerer angreifbar 
ist, nicht zu entstehen. Auch bei dem Glyzyl-d-Alanyl-Glyzin findet die Spaltung 
primär zwischen Glyzyl und d-Alanyl statt unter Abnahme der Drehung, wo¬ 
durch die Bildung des schwieriger hydrolysierbaren Glyzyl-d-Alanins fast völlig 
vermieden wird. Das dabei entstehende d-Alanyl-Glyzin wird sekundär gespalten, 
wodurch eine Zunahme der Drehung nach der entgegengesetzten Richtung be¬ 
dingt wird. Bei Alkali- und noch mehr bei Säurezusatz nimmt die Wirksamkeit der 
Fermentlösungen ab. Verfasser konnten weiterhin feststellen, daß Pankreassaft, 
Darmsaft und Hefepreßsaft sehr lange ihre Wirksamkeit behalten. Die Abnahme 
tritt nur ganz allmählich auf. Brahm . 

1208) Willcock, E. G. Crystalline egg-albumin. (Kristallisiertes Eiereiweiß.) 
Aus dem physiologischen Laboratorium Cambridge. (J. of physiol. 1908, Bd. 37, 
H. 1, S. 27.) 

Das Drehungsvermögen des kristallisierten Eieralbumins bestimmt Verfasserin 
etwas anders als Hopkins, dessen Vorgehen sie im ganzen bei der Kristalli¬ 
sation folgt. Diese Differenz beruht jedoch nur auf einer kleinen Abweichung 
in der Bestimmung des Eiweißgehaltes der Lösungen. 

Beim ersten Auskristallisieren des Eiweißes kann (NH^SO* nicht durch 
MgS0 4 ersetzt werden, wohl aber beim Umkristallisieren. Man kommt zu der 
gleichen Substanz, woraus hervorgeht, daß das auskristallisierte Eiweiß nicht mit 
dem verwendeten Salz in Verbindung ist. 

Lösungen von kristallisiertem Eiweiß reagieren sauer gegen Lakmus, er¬ 
weisen sich aber bei Untersuchung durch den elektrischen Strom als elektro- 
positiv, wenn sie aus saurer Lösung, als elektronegativ, wenn sie aus neutraler 
oder alkalischer Lösung auskristallisiert sind. Reach. 

1209) Siegfried, M. u. Liebermann, H. Über die Bindung der Kohlensäure 

durch amphotere Aminokörper. IV. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 54, S. 432—447.) y H 

Anschließend an frühere Arbeiten (vgl. vorstehen- — N 
des Referat) suchten Verfasser den Quotienten an ^C=0 

synthetischen Peptiden festzustellen, und nachzuweisen | 

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Beferate. 


467 


ob auch die N. Atome dieser Peptidbindungen imstande sind, Co, zu addieren. 
Bei Indifferenz der Peptidgruppen gegen CO, wird sich pro Peptidbindung eine 

CO 

um 1 größere Zahl für x des Quotienten ergeben und bei reinen Pep¬ 
tiden aus der Zahl x die Anzahl der Peptidbindungen erkennbar sein. Auf 
Grund ihrer Versuche konnten Verfasser feststellen, daß die Mittel der bei den 
Dipeptiden gewonnenen Werte für x (zwischen 1,63 und 1,79 liegen, wodurch 
bewiesen ist, daß die Peptidgruppe bis zu einem gewissen Grade reagiert. Bei 
den Tripeptiden beträgt x im Mittel = 2,57. Auch hier reagieren die beiden 
NH Gruppen bis zu einem gewissen Grade. Bei dem Tetrapeptid wurde 
x = 3,29 gefunden. Auch Trypsinfibrinpepton a und ß wurden untersucht und 
mit Hille der Carbaminoreaktion fraktioniert. Die aus den einzelnen Fraktionen 
gewonnenen Peptone gaben dieselben Barytsalze und hatten dasselbe optische 
Drehungsvermögen. Unreine Trypsinfibrinpeptone lieferten bei gleicher Frak¬ 
tionierung im Drehungsvermögen und Barytgehalt der Barytsalze abweichende 
Produkte. Die für x gefundenen Werte liegen zwischen den für Di- und Tri¬ 
peptiden erhaltenen Werten. Es scheinen in diesen Peptonen noch andere 
Bindungen als Peptidbindungen vorhanden zu sein, die bei der Hydrolyse gesprengt 
werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in den genannten Peptonen Hydroxyl¬ 
gruppen vorhanden sind, welche den Wert fürx unverhältnismäßig herabdrücken. 

Brahm . 

1210) Inouye, Eatsuji u. Kondo, K. Über die Bildung von Rechtsmilchsäure 
bei der Autolyse der tierischen Organe. III. Mitteilung. Die Milchsäurebildung 
bei der Autolyse des Muskels. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 491—500.) 

Bei der Autolyse der Muskeln verschiedener Tierarten (Kaninchen, Huhn, 
Karpfen) konnten Verfasser nachweisen, daß die Bildung von Rechtsmilchsäure 
dabei stattfindet, die vom 1. bis 4. Tage fortbesteht, um vom 7. Tage ab, wahr¬ 
scheinlich noch früher wieder absinkt. Verfasser konnten des weiteren nach¬ 
weisen, daß die Rechtsmilchsäure auch bei der Autolyse des zellfreien Extraktes 
aus Kaninchenmuskeln zunimmt. Diese Zunahme unterbleibt, wenn das Extrakt 
vor der Digestion einmal zum Sieden erhitzt worden ist. Die Entstehung der 
Rechtsmilchsäure in den autolysierten Muskeln steht nicht mit dem Zellleben in 
direktem Zusammenhang, sondern ist als rein chemischer Vorgang zu betrachten. 
Der rechtsmilchsäurezerstörende Prozeß, der im Verlauf der Autolyse eintritt, 
scheint ebenfalls fermentativer Art zu sein, da die Fähigkeit des Muskelextraktes, 
Rechtsmilchsäure zu zerstören, durch Kochhitze völlig aufgehoben wird. Zum 
Schluß finden sich noch Angaben über die Herkunft der Rechtsmilchsäure, wo¬ 
bei neben den Kohlehydraten die Eiweißkörper in Betracht zu ziehen sind. 

Brahm . 

1211) Cohnheim, Otto. Die Arbeit der Darmmuskeln. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 54, S. 461—480.) 

Verfasser versuchte die Kohlesäureproduktion bei der Tätigkeit der Dünn¬ 
darmmuskulatur zu messen. Als Versuchstiere dienten Katzen. Es ließ sich 
feststellen, daß die Darmmuskulatur der Katze bei normaler Bewegung und 
ziemlich starkem Füllungszustande nur 20—40 mg CO, in . der Stunde produziert, 
etwa 25—36 mg pro 100 g schleimhautlosen Darm. Die CO,-Produktion der 
glatten Muskulatur ist nicht nur um ein vielfaches kleiner (20—70 mal) als die 
aller untersuchten Drüsen, sondern sie ist auch mindestens 10 fach kleiner als 
die der quergestreiften Muskeln. Bei der Dauerkontraktion der glatten Muskeln 
wird ebensoviel CO, produziert, wie bei ihrer Bewegung. Methodik und Einzel¬ 
heiten sind im Original einzusehen. Brahm. 

1212) Wohlgemuth, J. Über eine neue Methode zur quantitativen Be¬ 
stimmung des diastatischen Ferments. Aus d. experim.-biolog. Abt. d. Pathol. 
Univ.-Institut zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9.) 

Man beschickt eine Reihe Reagenzgläser mit absteigenden Mengen der zu 
untersuchenden Fermentlösung und 5 ccm einer 1 proz. Stärkelösung, läßt l j i bis 
1 Stunde das Ferment bei 40° einwirken (vorher und nachher Eiskühlung und 
schüttelt nach Zusatz von Wasser und 1 gtt einer n / 10 -Jodlösung um. Als unterste 

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468 


Referate. 


Grenze gilt das erste Gläschen mit Beimischung von blauer Farbe, also auch 
schon ein violettes. 

Bauen z. B. 0,0125 ccm Fermentlösung noch 5 ccm lproz. Stärkelösung ab, 
so baut 1,0 ccm Fermentlösung noch 400 ccm lproz. Stärkelösung ab, mithin 
D (diastatische Kraft) = 400. A. Reicher\ 

1213) Dombrowski, St. Über die Ausscheidung von Urochrom im Ham 
von gesunden Menschen sowie in einigen Krankheitsfällen. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1907, Bd. 54, S. 390—397.) 

Verfasser benutzt zur Bestimmung des Urochroms im Ham die von Krüger 
und Wulff (Ztschr. f. physiol. Chem., Bd. 20, S. 176) beschriebene Fällungs¬ 
methode für Purinkörper durch Kupferoxydulverbindungen. Ip derselben Menge 
Ham werden die Purinkörper durch Fällung mit Silbemitrat bestimmt. Aus der 
Differenz berechnet sich der Urochromgehalt. Auch durch Behandeln des rohen 
mit Kupferazetat erzeugten Niederschlages mit NH S und Fällen einer solchen 
Lösung mit einer ammoniakalischen Lösung von AgNO s lassen sich die Purin¬ 
körper von Urochrom trennen. Es zeigte sich nämlich, daß frisch gefälltes 
reines Urochromkupfersalz in NH 8 löslich ist und aus einer solchen Lösung mit 
einer ammoniakalischen AgNO s lösung nicht gefällt wird. 

Es empfiehlt sich Kupferazetat als Fällungsmittel des Urochroms zu be¬ 
nutzen. Der wird direkt nach dem Filtrieren von Barytniederschlag mit Kupfer¬ 
azetat gefällt. Bei Typhus abdominalis ist die ausgeschiedene Urochrommenge 
bedeutend, nicht nur absolut, sondern auch im Verhältnis zum Gesamt-N ge¬ 
steigert. Der Urochrom-N beträgt in normalem Ham etwa 0,5 °/ 0 des Gesamt-N. 

Brahm ,. 

1214) Salkowski, E. Über Zuckerbildung und andere Fermentationen in 
der Hefe. II. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1907, Bd. 64, S. 398—405.) 

Durch vorliegende Versuche konnte Verfasser nachweisen, daß die früher 
von ihm beobachtete Linksdrehung der Filtrate autolysierter Hefe (vgl. Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1889, Bd. 13, S. 506) nicht durch linksdrehenden Zucker bedingt 
wird, sondern durch das Vorhandensein von Leuzin. Fruktose ließ sich in der 
Autolysenflüssigkeit nicht nachweisen, dagegen wurden d-Glukose, Hefegummi, 
ein dextrinartiger Körper, Pentosen, Purinbasen, Tyrosin, Lysin, Leuzin, Pepton 
und Bemsteinsäure, aufgefunden. Die Bildung der Bemsteinsäure erklärt sich 
Verfasser durch autolytische Vorgänge aus Eiweiß, etwa aus Arginin durch 
Oxydation. Der in der Autolj T senflüssigkeit vorhandene Zucker wurde durch 
die Diphenylhydrazonverbindung als d-Glukose identifiziert. Brahnu 

1215) Müller, Johannes. Untersuchungen über den Scyllit. (Ber. Deutsch. 
Chem. Ges. 1908, Bd. 40, S. 1821—1826.) 

Verfasser konnte durch Analyse, Bestimmung des Molekulargewichts und 
Identitätsbestimmungen, ferner durch Azetylierung und polarimetrische Messung 
die Identität des Scyllits mit einem bisher unbekaimten, optisch inaktiven Inosit 
von der Formel eines Zyklohexanhexols nachweisen. Schon der Entdecker des 
Scyllits (Staedeler 1856) hielt den in den Organen von Plagiostomen aufge¬ 
fundenen Körper für eine Substanz, die dem im Tiermuskel vorkommenden Ino¬ 
sit nahe verwandt ist Brahm. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1216) Mohr. Untersuchungen über den Diabetes mellitus. (Ztschr. f. exp. 
Path. 1908, Bd. 3, H. 3, S. 910—948.) 

Mohr hat in ausgedehnten Versuchsreihen an normalen wie pankreas- 
exstirpierten Hunden, im Hunger und bei Ernährung mit Fleisch und Fett durch 
Respirationsversuche in einem von Zuntz nach dem Prinzip Regnault-Reiset 
konstruierten Respirationsapparate ermittelt, daß die starke Abmagerung des 
pankreaslosen Hundes nicht nur auf einer geringeren Ausnutzung der Nahrung 
infolge mangelhafter Fett- und Eiweißverdauung, sondern auch auf einer durch 
den Ausfall des Pankreas im Körper gesetzten Störung im gesamten Stoffwechsel 
beruht. Es schmilzt also der pankreasdiabetische Hund infolge des Ausfalles des 
Pankreas Eiweiß und Fett in beträchtlicherer Menge ein. 

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Referate. 


469 


Ebenso fand Mohr bei einem Fall von schwerem Diabetes (Ujähriger Knabe) 
einen erhöhten Gaswechsel gegenüber einem Fall von mittelschwerem Diabetes 
mit normalem Gaswechsel. Es scheint ihm deshalb gerechtfertigt, die erhöhte 
Sauerstoffzehrung als ein für die schweren Formen des Diabetes charakteristisches 
Symptom zu betrachten, das seinen Grund in veränderten Bedingungen der 
Wärmebildung und der Wärmeregulation hat. Ob dabei das Pankreas allein in 
Frage kommt, läßt sich nach Mohr nicht ohne weiteres entscheiden. 

Es scheint also aus diesen Versuchen hervorzugehen, daß der Unterschied 
zwischen leichtem, mittelschwerem und schwerem Diabetes nicht allein durch 
die Stärke der Glykosurie bedingt ist, sondern daß hier Verschiedenheiten vor¬ 
liegen, die viel tiefer gehen und das Wesen der Dinge treffen. — Die Erhöhung 
der Wärmebildung, die zur Abmagerung führt — analog wie beim Morbus 
Basedow —, ist daher ein wichtiges Moment, welches vielleicht noch mehr als 
Stärke und Hartnäckigkeit der Glykosurie, Azidosis und andere klinische Er¬ 
scheinungen im Verlaufe der Zuckerkrankheit die schwere Form der Zucker¬ 
krankheit von der leichten unterscheidet. Es könnte daher der Nachweis des 
erhöhten Gaswechsels geradezu ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal in 
pathogenetischer Beziehung werden. 

Hinsichtlich der Glykosurie hat sodann Mohr die Beobachtung gemacht, 
daß auch der pankreaslose Hund Erhöhung seines Blutzuckers bis auf das Drei¬ 
fache der Norm haben kann ohne Glykosurie. Darin gleicht er den pankreaslosen 
Vögeln, bei welchen Kausch bekanntlich gefunden hat, daß sie zwar eine 
Hyperglykämie, aber keine Glykosurie aufweisen. Andererseits ist damit gezeigt, 
daß im allgemeinen die Ausscheidung des Zuckers im Ham nicht immer ein 
Maßstab für die Größe der Störung des Zuckerstoffwechsels ist. Es braucht 
also trotz starker Erhöhung des Blutzuckers Zuckerausscheidung nicht vorhanden 
zu sein. 

Dadurch erklären sich vielleicht auch eine Reihe widersprechender Befunde, 
so z. B. der Einfluß der Außentemperatur auf die Zuckerausscheidung beim 
Diabetes. Mohr findet nämlich nicht einen gesetzmäßigen Einfluß der Außen¬ 
temperatur auf die Zuckerausscheidung wie seiner Zeit Lüthje. 

Weiter hat Mohr den respiratorischen Gas Wechsel nach Eiweißfütterung 
und den zeitlichen Ablauf der Eiweißzersetzung an Hunden und Menschen, Ge¬ 
sunden und Pankreasdiabetischen bezw. Diabetischen studiert und gefunden, daß 
in den ersten 7—8 Stunden nach Einführung größerer Mengen Fleisch der 
respiratorische Quotient sehr niedrig ist und daß diese starke Erniedrigung des 
respiratorischen Quotienten in den ersten 7—8 Stunden nach der Füttenmg ihre 
Erklärung in der starken Zuckerausscheidung findet, welche sich bereits in dieser 
Zeit einstellt. 

Mohr nimmt daher an, daß die Abspaltung der Kohlehydrate aus Eiweiß 
sehr schnell nach Aufnahme desselben in die Zirkulation vor sich geht und 
daß die Ausscheidung des kohlehydratfreien Eiweißrestes viel langsamer nachfolgt. 

Während nun weiter beim gesunden Menschen und Hunde die höchsten 
Werte für den respiratorischen Quotienten und die CO a -Ausscheidung nach 
Genuß von Fleisch in die ersten 4 Stunden fallen, zeigt sich beim Diabetes ein 
bedeutungsvoller Unterschied. Denn der in der ersten Stunde nach der Fleisch¬ 
mahlzeit in großer Menge aufgenommene Sauerstoff erscheint erst viel später, 
als es in der Regel der Fall ist, als Kohlensäure in der Ausatmungsluft wieder. 
Daraus läßt sich ohne weiteres schließen, daß auch der an der schwersten Form 
des Diabetes leidende Kranke noch (Eiweiß-)Zucker oxydiert, daß aber die Ver¬ 
brennung später, das heißt langsamer in Gang kommt, als beim Gesunden. Die 
Verbrennung des Kohlehydratmoleküls ist also verlangsamt. 

Weitere Versuche Mohrs an diabetischen, vorher glykogenfrei gemachten 
Hunden (die getötet wurden und deren Glykogengehalt der Leber bestimmt 
wurde) zeigen sodann, daß zwischen 8 und 12 Stunden nach Fütterung mit 
Fleisch ein beträchtlicher Gehalt der Leber an Glykogen sich nachweisen läßt. 
(Auch der Muskel enthält in dieser Periode und auch schon früher Glykogen.) 
16 Stunden nach der Fütterung lassen sich nur noch Spuren Glykogen finden. 
Hält man die Ergebnisse dieser Versuche zusammen mit den Resultaten der 

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470 


Referate. 


Respirationsversuche am pankreaslosen Hund, am diabetischen und gesunden 
Menschen nach Eiweißfütterung, so bleibt keine andere Deutung als die, daß in 
der Tat bei dem Abbau des Eiweißes Zucker entsteht. Th, Brugsch . 

1217) Nerz, Arthur. Etudes sur les mouvements de rintestiii humain. 

(Untersuchungen über die Bewegungen des menschlichen Darmes.) (Arch. des 
malad, de l’appar. dig. et de la nutr. 1908, Bd. II, S. 132—141.) 

Durchleuchtungsversuche nach Verabfolgung eines Speisebreies aus Milch 
und Brod, dem große Bismutkarbonatdosen (bis zu 60 g) beigemischt waren. 
Aus den interessanten Details, die im Originalartikel nachgelesen werden müssen, 
sei hervorgehoben, daß Nerz die von Cannon an Katzendärmen beobachtete 
Segmentierung auch am menschlichen Darm fand und ferner, daß die Ankunft 
der Speisereste am Coecum sich regelmäßig durch Auftreten von Darmgeräuschen 
in der Fossa il. dext. dokumentierte, ein Umstand, der nach Verfasser eine 
exakte Methode (auch ohne Durchleuchtung) liefert, um den Zeitpunkt des 
Übertrittes des Darminhaltes in den Dickdarm zu bestimmen (in der Regel 
4—4 1 / a Stunden nach dem Frühstück). Fr. Schmidt, 

1218) Zand, Gustava. Klinische Untersuchungen über das Verhalten des 
Blutes bei Meningitis cerebrospinalis epidemica, Meningitis tuberculosa und 
Meningitis purulenta non epidemica. Medizin. Klinik Zürich. (Virch. A. 1908, 
Bd. 192, H. 1, S. 1—49.) 

Die epidemische wie die nicht epidemische purulente Meningitis verlaufen 
mit einer Leukozytose auf der Höhe der Erkrankung, mit einer Leukopenie im 
Stadium des Abklingens. Der Grad der Leukozytose scheint kein sicheres Zeichen 
für die Schwere der Erkrankung zu sein. 

Die Leukozytose ist durchweg eine neutrophile, beruht also auf der Ver¬ 
mehrung der polymorphkernigen neutrophilen Zellen. 

Die Lymphozyten zeigen m absoluter Zahl keine wesentlichen Abweichungen 
von der Norm. Die eosinophilen Zellen zeigen ein gerade umgekehrtes Ver¬ 
halten wie die neutrophilen. Die uninukleären großen Zellen und Übergangs¬ 
formen zeigen keine wesentlichen Abweichungen von der Norm. Die Mark¬ 
zellen zeigen kein konstantes Verhältnis. In einigen Fällen findet man ein 
Übertreten von Myelozyten ins Blut. Fast konstant ist das Auftreten von baso¬ 
philen ungranulierten Zellen, die einige Kernfragmente besitzen, also multi¬ 
nukleär sind. 

Die roten Blutkörperchen sind öfters vermindert wie auch der Hämoglobin¬ 
gehalt. 

Bei der tuberkulösen Meningitis ist das Verhalten der Leukozyten schwankend. 
Die Lymphozyten zeigen eine absolute Verminderung ihrer Zahl. H, Ziesche. 

1219) Hildebrandt, Wilhelm. Zur Urobilinfrage. Aus d. Medizin. Klinik d. 
Uinversität in Freiburg i. Br., Direktor Bä um ler. (D. med. Woch. 1908, Nr. 12, 
S. 489—491.) 

Verfasser beschreibt einen Fall von vollständigem Verschluß des Ductus 
clioledochus, der durch die Operation und Obduktion sichergestellt war. Es 
waren in diesem Falle ausgedehnte Blutungen in Muskeln, Haut usw. vorhanden. 
Es wäre also reichliche Gelegenheit zur Urobilinbildung vorhanden gewesen. 
Harn, perikardiale und Ascitesflüssigkeit enthielten Bilirubin, aber keine Spur 
von Urobilin. Im Stuhl waren Spuren von Urobilin vorhanden, die nach Hilde- 
brandt wohl aus dem mit dem Darmsaft abgeschiedenen Bilirubin gebildet 
waren. Der Verfasser hält diesen Befund für einen strikten Beweis für seine 
Anschauung, daß es weder eine hepatogene noch eine hämatogene Urobilin¬ 
bildung gibt, sondern daß das Urobilin im Darm entsteht als Reduktionsprodukt 
des Bilirubins der Galle. An einem anderen Fall konnte Verfasser den Über¬ 
gang des Bilirubins von der kranken Mutter auf den Fötus nachweisen. Reiß . 

1220) Schlesinger, Wilhelm. Über den Ursprung des diastatischen Fer¬ 
mentes im Blute und über seine Beziehungen zum Diabetes mellitus. (D. med. 
Woch. 1908, Nr. 14, S. 593—595.) 

Verfasser bestimmte das diastatische Vermögen des Blutserums, indem er 

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Referate. 


471 


dieses im Brutschrank mit einer Stärkelösung von bekannter Konzentration in 
verschiedenen Verhältnissen versetzte und diejenige Verdünnung bestimmte, in 
der die Jod-Stärke-Reaktion eben zum Verschwinden gebracht wurde. Auf diese 
Weise konnte er die Tatsache bestätigen, daß das diastatische Vermögen des 
Blutserums bei verschiedenen Tierarten verschieden ist Ein Einfluß von 
Nahrungsaufnahme und nüchternem Zustande war nicht nachweisbar. Bei ver¬ 
schiedenen Krankheiten des Menschen schwankten die Werte, ohne daß sich 
sichere Beziehungen zu bestimmten Krankheiten erkennen ließen. Nach der 
Unterbindung des Ductus Wirsungianus beim Tier stieg am dritten Tage das 
diastatische Vermögen des Blutes auf das 5- bis 10 fache, um dann schnell wieder 
abzufallen. Die Zuckerausscheidung erfolgte bei dieser Operation erst nach 
1—2 Wochen. Zu dieser Zeit hatte die Blutdiastase wieaer ihren normalen 
Wert erreicht. Bei entpankreasten Tieren fand sich eine bedeutende Herab¬ 
setzung der Blutdiastase, sodaß es sichergestellt erscheint, daß sie zum größten 
Teil aus dem Pankreas herrührt Zuckerausscheidung und diastatische Kraft des 
Blutserums laufen einander aber auch nach dieser Operation durchaus nicht 
parallel. Einfache Beziehungen zwischen diesen beiden Größen sind also nicht 
nachweisbar. Reiß . 

1221) Bönniger, M. Beitrag zur Frage des Nierendiabetes. Aus der inn. 
Abt. des Gemeindekrankenhauses in Pankow. (D. med. Woch. 1908, Nr. 18, 
S. 780—782.) 

Unter Nierendiabetes versteht Verfasser eine Glykosurie, die dadurch her¬ 
vorgerufen ist daß das Nierenfilter für den normalen Blutzucker durchlässig ist. 
Er stellt für die Beurteilung eines Falles als Nierendiabetes die Forderung auf, 
daß der Blutzuckergehalt normal ist und daß eine Unabhängigkeit der Glyko¬ 
surie von der Kohlehydratzufuhr besteht. Er beschreibt nun einen Fall, der 
diesen Anforderungen genügt Es handelt sich um einen Patienten, der dauernd 
(die Beobachtung währte bisher */ 4 Jahr) geringe Mengen Zucker ausschied (bis 
24 g pro Tag) völlig unabhängig von Kohlehydratentziehung und Kohlehydrat¬ 
fütterung und bei dem der Blutzuckergehalt innerhalb der normalen Grenzen 
schwankte. Reiß . 

1222) Benjamin, E. u. von Reuß, A. Über den Stoffwechsel bei Myxödem. 
Aus der Univers. Kinderklinik zu Wien. (Jahrb. f. Kind. 1908, Bd. 67, H. 3, 
S. 261.) 

Es wurde bei drei Kindern im Alter von Vj 2t 3 1 / a und 16 Jahren, die an 
Myxödem litten, der Stickstoff-, Chlor-, Phosphor- und Kalkstoffwechsel in mehr¬ 
tägigen Perioden untersucht. 

Die Retentionswerte für den N-Stoffwechsel waren sämtlich positiv, im Ver¬ 
gleich zu der verhältnismäßig geringen Eiweißzufuhr sogar recht hoch, also ent¬ 
sprechend der dem Myxödem eigentümlichen Neigung zur Stickstoffretention. 
Phosphor und Kalk wurden gut retiniert, dagegen wies der Chlorstoffwechsel 
in allen Fällen eine negative Bilanz auf, was nach der Meinung der Verfasser 
um so merkwürdiger ist, als man in dem myxödematösen Gewebe eher eine 
Tendenz für die Chlorretention erwarten sollte. 

Bei dem ältesten Kind wurde auch der Einfluß der Behandlung mit Thyre¬ 
oideatabletten studiert. Es zeigte sich, daß dadurch eine beträchtliche, die Zu¬ 
fuhr um ein Erhebliches übertreffende Steigerung der N-Abgabe veranlaßt 
wurde. Weniger stark, aber immerhin doch deutlich zu sehen, war die gleiche 
Wirkung auf die Ausscheidung von Phosphor und Kalk, während der Chlor¬ 
stoffwechsel im wesentlichen unbeeinflußt blieb. Birk. 

1223) v. Torday, F. u. v. Torday, A. Über die Katalyse der Frauenmilch. 
Aus dem staatl. Kinderasyl u. der II. intern. Klinik zu Budapest. (Jahrb. f. Kind. 
1908, Bd. 67, H. 3, S. 277.) 

Die Frauenmilch besitzt im frischen Zustande einen gewissen Grad von 
Katalysierfähigkeit. Träger des Ferments ist wahrscheinlich das Fett der Milch. 
Der Gehalt an Katalase schwankt bei den verschiedenen Frauen in ziemlich 
weiten Grenzen, ohne daß sich jedoch irgend eine Abhängigkeit, etwa vom Alter 
der Stillenden, von der Anzahl der vorhergegangenen Geburten oder dgl. fest- 

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472 


Betonte. 


stellen ließe. Auch mit den sonstigen Eigenschaften der Milch besteht keinerlei 
Zusammenhang, sodaß es sich um individuelle Verschiedenheiten zu handeln 
scheint Sicher ist — und das ist wohl das wichtigste — daß zwischen der 
Entwicklung des Säuglings und der Katalysierfähigkeit der ihn nährenden Milch 
kein Zusammenhang besteht. Birk. 

1224) Bahrdt, EL und Längstem, L. Das Verhalten des Stickstoffs im 
Magendarmkanal des neugeborenen Kalbes bei artgleicher Ernährung. 

Langstein, L. und Soldin, M. Über die Anwesenheit von Erepsin im Darm¬ 
kanal des Neugeborenen resp. Fötus. Aus der Kinderklinik in Berlin. (Jahrb. 
f. Kind. 1907, Bd. 67, H. I, S. 1—12.) 

Frühere Untersuchungen Langsteins hatten gezeigt, daß beim jungen 
Tier nicht nur artfremdes EiweiS bis zu den tiefen Bruchstücken gespalten 
werden muß, ehe es zur Assimilation kommt, sondern auch arteigenes. In Er¬ 
gänzung dieser früheren Ergebnisse berichten die Verfasser über neue Experi¬ 
mente, die diesmal bei neugeborenen Tieren angestellt wurden und die zu 
dem gleichen Resultat führten: in der ersten Lebenswoche, ja schon am ersten 
Lebenstage findet ein tiefer Abbau der artgleichen gelösten Eiweißstoffe statt, 
der im Magen bis zur Bildung von Albumosen, im Dünndarm bis zu den ein¬ 
fachsten Bausteinen der Eiweißkörper, den Aminosäuren, geht Es bestehen 
demnach keine Differenzen, weder zwischen neugeborenem und ausgewachsenem 
Tier noch zwischen artfremdem und arteigenem Eiweiß. Die Vorstellung von 
der schwereren Aufsprengung und Bewältigung des artfremden Eiweißes der 
Kuhmilch gegenüber dem der Frauenmilch für den Säugling ist damit nach der 
Meinung der Verfasser unhaltbar geworden. 

Die zweite Arbeit behandelt dieselbe Frage von der Schwerverdaulichkeit 
der Eiweißkörper der Kuhmilch, speziell des Kuhmilchkaseins, dem man von 
jeher die Rolle eines besonders widerstandsfähigen Körpers zuerteilt hat Nach 
den Untersuchungen Cohnheims besitzt das Erepsin die Fähigkeit das Kasein 
ohne vorherige Andauung zu zerlegen. Die Feststellung der Existenz des 
Erepsins in der Darmschleimhaut der Neugeborenen würde also den Beweis 
liefern, daß im Darmkanal derselben die gleichen Bedingungen für den Abbau 
des Kaseins vorhanden sind wie beim Erwachsenen. 

Dieser Nachweis gelang in der Tat sowohl beim neugeborenen Tier wie 
auch beim neugeborenen, lebensfähigen Kind. Birk . 

1225) Mayzel, W. Methode einer schnellen Orientierung über den Ham- 
säuregehalt des Urins. (Gazeta lekarska 1907, Nr. 28.) 

Man gießt in ein großes Spitzglas 60 ccm Urin, dazu in Überschuß 
wenigstens 10 ccm rauchende Salzsäure (welche schweflige Säure enthält), hier¬ 
auf rührt man das Gemisch stark und rasch mittels eines Holzstabes um. Die 
Harnsäure kristallisiert bald aus, was sich durch eine staubförmige Trübung 
kundgibt. Die Kristalle setzen sich alsbald an der Wand des Gefäßes an. Tritt 
nach Verlauf von 1 j i — 1 / 2 Stunde keine Trübung auf, auch nach nochmals vor¬ 
genommener Durchrührung, dann kann man sicher sein, daß der Ham nicht 
reich an Harnsäure ist. Bei eiweißhaltigem Urin tritt natürlich auch eine 
Trübung auf. Die Trübung, welche nach Einnahme von balsamischen Mitteln 
entsteht, ist nicht so gleichmäßig und staubförmig wie bei starkem Hamsäure- 
gehalt des Urins. Jedenfalls muß in zweifelhaften Fällen die mikroskopische 
Untersuchung des Sedimentes zur Entscheidung herangezogen werden. 

R . Quesi. 

1226) Tobler u. Bogen, H. Über die Dauer der Magenverdauung der Milch 
und ihre Beeinflussung durch verschiedene Faktoren. Aus der Univ.-Kinder- 
klinik zu Heidelberg. (Monatsschr. f. Kinderheilkunde, April 1908, Bd. 7, Nr. 1, 
S. 12.) 

Beobachtungen über den Ablauf der Magenverdauung beim Säugling unter 
Benutzung des Röntgenbildes. 

Beim gesunden Kind sieht man gleich bei Beginn der Verdauung eine 
schnelle Volumabnahme des Mageninhaltes. Es folgt ein längeres Stadium, 
während dessen die Abgabe an den Darm weniger stark ist. Die letzten Reste 

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Referate. 


473 


der Mahlzeit verlassen den Magen dann wiederum sehr rasch. Dies ist der nor¬ 
male Gang der Magenverdauung, der gewöhnlich aber durch mancherlei Mo¬ 
mente beeinflußt und modifiziert wird: durch gewisse äußere Umstände, durch 
individuelle Eigentümlichkeiten, durch die Quantität des Aufgenommenen, durch 
die Konzentration der Nahrung, durch Abkochen derselben und namentlich auch 
durch die Zusammensetzung. Insbesondere ist es der Fettgehalt der Nahrung, 
der die Magenentleerung ungünstig beeinflußt. Birk. 


Klinisches. 


1227) Linossier, M. G. La diarrhäe prandiale des biliaires. (Die Durch¬ 
falle der Leberleidenden nach dem Frühstück.) (Arch. des malad, de Tapp. dig. 
et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 125—131.) 

Die hier beschriebenen Durchfälle sind eng mit der Nahrungsaufnahme ver¬ 
bunden; deshalb hat sie Linossier als Diarrhee prandiale bezeichnet Sie treten 
während oder unmittelbar nach der Mahlzeit auf, namentlich nach dem zweiten 
Frühstück. Die Kranken empfinden einen äußerst lebhaften Schmerz in der 
Magengrube oder mehr nach rechts in der Gallenblasengegend. Fast alle klagen 
über em Gefühl heftiger Drehung (Torsion), das von qualvoller Beklemmung be¬ 
gleitet ist Der epigastrische Schmerz ist gewöhnlich kurz und macht dann 
kolikartigen Schmerzen und dem plötzlichen Bedürfnis der Entleerung Platz. 
Der Stuhl besteht aus reiner Galle, die hin und wieder einige feste Bestandteile 
mit sich führt. Bei allen derartigen Kranken beobachtete Linossier Nervosi¬ 
tät und Cholämie, ferner mehr oder weniger ausgesprochen chron. Cholangitis 
und Cholecystitis. 

Zwei Momente hält er für das Zustandekommen des Krankheitsbildes für 
notwendig: 1. Plötzliche Entleerung der überfüllten Gallenblase und 2. erhöhte 
Reflexerregbarkeit der gastro-intestinalen Schleimhaut bei Berührung mit Nahrungs¬ 
mitteln und Galle. Zur Herabsetzung dieser Reizbarkeit empfiehlt er vor dem 
Frühstück kleine Opium- und Belladonnagaben. Fr. Schmidt. 


1228) Duval, Pierre et Kahn, Pierre. Un cas de Perforation de cölon 
au cours de la Dysenterie bacillaire aigud. (Ein Fall von Perforation des Ko¬ 
lons im Verlauf akuter bazillärer Dysenterie.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et 
de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 142—149.) 

Ausführliche Besprechung des betr. Falles unter Berücksichtigung der ein¬ 
schlägigen Literatur. Bestätigung früherer Beobachtungen, wonach Perforation 
infolge von Dysenterie im Gegensatz zur Perforation bei Typhus zu lokali¬ 
sierter Peritonitis, Abkapselung usw. zuführen pflegt. Fr. Schmidt. 

1229) Schalg, F. A. De la ddtermination de Taciditd chlorhydrique du suc 
gastrique. (Über die Bestimmung der Salzsäure im Magensaft.) (Arch. de malad, 
de Tapp. digj. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 150—158.) 

Die übliche Bestimmungsart der HCl gibt keine richtigen Werte, denn: ist 
die Motilität nicht sehr gut, so findet sich 1 Stunde nach der Probemahlzeit eine 
große Flüssigkeitsmenge im Magen, ein Gemisch von Speisebrei und Magensaft; 
die gefundene Zahl ist also zu klein; ist dagegen die Motilität gut, so erhält 
man nach 1 Stunde einen Mageninhalt, der fast aus reinem Magensaft besteht. 
Niemals aber ist die Azidität des Ausgeheberten die wahre. Außerdem ist die 
während einer Stunde sezemierte Menge von großen Einfluß auf den Säure¬ 
grad des Magensaftes. 

Um diese Irrtümer auszuschalten und die wahre Azidität zu ermitteln, schlägt 
Schalg folgendes Verfahren vor: Eine Lösung von 10 g Liebigs Fleischextrakt 
in 1000 ccm Wasser wird mit einigen Gramm verdünnter HCl versetzt und durch 
die Sonde in den Magen gebracht. Nachdem die Flüssigkeit sich mit dem 
Mageninhalt vermengt hat, was durch Schütteln der Versuchsperson unterstützt 
wird, hebert man einen kleinen Teil aus und bestimmt in ihm die Azidität und 
wiederholt dieses nach 1 / 4 , x / a und 1 Stunde. Wenn der Säuregrad vermehrt 
gefunden wird, übertrifft die Azidität des Magensaftes jene der eingeführten 
Bouillon. Am Tage darauf Einführung einer Bouillon mit höherem Säuregrad 

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474 


Referate» 


usf. bis die Azidität bei den Ausheberungen keine Steigerung mehr zeigt. Um¬ 
gekehrt wird verfahren, wenn die Säure in den Proben vermindert ist 

Versuche mit dieser Methodik haben ergeben, daß die Konzentration der 
Säure nie stärker ist, als sie im reinen Magensaft Gastrostomierter gefunden wurde. 
Eine Hyperchlorhydrie im Sinne stärkerer Konzentration existiert nach Verfasser 
nicht. — Die Magensäure wechselt nach den Versuchen Schalgs oft von einem 
Tag auf den anderen. Fr. Schmidt. 

1230) Duckworth, Dyce. The diathesis: the personal factor in disease. 
(Die Diathese, der persönliche Krankheitsfaktor.) (Lancet 1908, Bd. 1, S. 699 
bis 702.) 

In Form einer Vorlesung werden die wichtigsten Formen der Diathese: 
Diathese arthritique, lymphatique, scrofuleux und nerveux besprochen. Neues 
enthält der Artikel, der in manchem der Humeralpathologie der Vergangenheit 
sich nähert, nicht. H. Ziesche. 

1231) Macnab, J. T. Renal haemorrhage in chronic interstitial nephritis. 
(Nierenblutung bei chronischer interstitieller Nephritis.) (Lancet 1908, Bd. 1, 
S. 1066—1068.) 

Nierenblutungen sind im Verlaufe der chronischen Nephritis nicht zu selten. 
Dies kann die Diagnose erschweren, kann sie aber auch schon zu einer Zeit er¬ 
leichtern, wo sie sonst nicht möglich wäre. Durch interne Behandlung bringt 
man die Blutung gewöhnlich bald zum Stehen, doch kehrt sie gern wieder. 
Chirurgische Behandlung ist nur in seltenen Fällen nötig. H. Ziesche. 

1232) Bill, John. A case of poisoning by Gelsemium. (Ein Fall von Gel- 
semiumvergiftung.) (Lancet 1908, Bd. 1, S. 717.) 

Kasuistik. H. Ziesche. 

1233) Schofield, P. Alfred. A case of egg poisoning. (Ein Fall von Eiver¬ 
giftung.) (Lancet 1908, Bd. 1, S. 716.) 

Ein 11 jähriger Knabe wurde von seiner ausgesprochenen Idionsynkrasie 
gegen Ei, auf welches er mit heftiger Urticaria reagierte, geheilt. Die Be¬ 
handlung bestand in der konstanten Darreichung von kleinsten Dosen Ei mit 
Kalziumlaktat, um die Transsudationen hintanzuhalten. H. Ziesche. 


1234) Groedel m, Franz M. (Bad Nauheim). Gibt es eine Ptose des Magens? 
(Med. Klin. 1908, Nr. 9, S. 290—291.) 

Von den beiden Fixationspunkten des Magens kann zweifellos der Pylorus 
in pathologischen Fällen eine Senkung erfahren, nicht aber die Cardia. Letztere 
könnte nur tiefer treten, wenn sich das Zwerchfell unter dem Gewichte des 
Magens senkte, wenn es eine Zwerchfellptose gäbe. Holzknecht hat dies be¬ 
hauptet, es fehlt aber der Beweis dafür. Daß bei Lagewechsel, bei Bauch¬ 
deckenkontraktion und bei Kompression des Abdomens eines Individuums mit 
Enteroptose das Zwerchfell sich »unter den Erscheinungen der Exspiration« 
hebt, beweist nicht, daß die dabei hergestellte höhere Zwerchfellstellung der¬ 
jenigen bei intaktem Bauchdeckentonus entspricht; durch dieselben Mittel, die 
diese angebliche Reposition der Enteroptose herbeifiihren, wird auch das Zwerch¬ 
fell des Magengesunden in gleicher Weise beeinflußt. Wir müßten dann auch 
annehmen, daß das Zwerchfell des Enteroptotikers ständig in Inspirationssteilung 
steht und daß demnächst stets die Erscheinungen des Emphysems da sein müssen. 
Diese fehlen aber. Die Verengerung der unteren Thoraxapertur bei der Entero¬ 
ptose und die dadurch erzeugte Wiederherstellung der Wölbung der Zwerchfell¬ 
kuppe genügt nicht, das Fehlen der für das Röntgenbild charakteristischen Er¬ 
scheinungen des Emphysems zu erklären; denn es fehlt auch stets die Emphysem¬ 
stellung des Herzens. Im übrigen ist die Verengerung der unteren Thorax¬ 
apertur nicht als sekundär anzusehen, sondern als primär; sie disponiert mit zur 
Enteroptose. 

Die von Holzknecht angenommene Reposition der Enteroptose beim ak¬ 
tiven Baucheinziehen kommt in Wirklichkeit nur beim »Pressen« zustande, d. h. 
bei Kontraktion der Bauchmuskeln unter Stillstellung des Zwerchfells, also ohne 
Exspiration. Hierbei wird der Innenraum des Abdomens verkleinert, der intra- 

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Referate. 


475 


abdominale Druck erhöht, die Eingeweide werden nach oben gedrängt, und die 
untere Thoraxapertur wird infolge dessen erweitert. Der Höhenstand des Zwerch¬ 
fells wird dabei aber fast gar nicht verändert. Sonach fehlt auch jeder Be¬ 
weis einer wirklichen Senkung des Zwerchfells bei der Gastroptose. 

Endlich finden wir durchaus keine Verminderung des Abstandes der linken 
Zwerchfellkuppe von der Symphyse beim Enteroptotiker; im Gegenteil ist bei 
Personen mit enteroptotischen Habitus die Bauchhöhle besonders hoch und schmal. 
Auch das spricht gegen die Möglichkeit einer Zwerchfellptose. 

Es besteht also die von Holzknecht angezweifelte Anschauung zu Recht: 
es gibt nur eine Pyloroptose, aber keine Kardioptose, und daher auch keine 
eigentliche Gastroptose. Meinertz . 

1235) Sato. (Japan.) Ein praktischer Stuhlentnehmer. (Med. Klin. 1908, 
Nr. 9, S. 293.) 

Ein Glasstab von 20 cm Länge und 1 cm Dicke, an dessen einem abgerun¬ 
detem Ende sich zwei übereinander liegende, den Glasstab durchbohrende Löcher 
mit glatten Rändern befinden. Mit dem durchbohrten mit Glyzerin angefeuch¬ 
teten Ende geht man in das Rectum ein und kann durch vielfaches Drehen und 
Hin- und Herziehen des Instruments auch bei leeren Darm soviel Kot in den 
Löchern abstreifen, wie man zur mikroskopischen Untersuchung braucht. 

Meinertz . 

1236) Brandenburg-Stemberg. Beitrag zur Wurmkrankheit der Bergleute. 

(Med. Klin. 1908, Nr. 10, S. 328—331.) 

Beobachtungen an 1300 auf der Wurmstation des Allgemeinen Knappschafts¬ 
vereins in Bochum behandelten Anchylostomum-Kranken. Nicht ein einziger 
von ihnen hatte Beschwerden. Schwere sekundäre Anämien fehlten ganz. Ge¬ 
ringe anämische Erscheinungen wurden häufig beobachtet, und zwar um so 
weniger, je öfter die Betreffenden wurmbehaftet wurden. Unterhalb 75°/ 0 wurde 
kein Hämoglobingehalt beobachtet. Die Anzahl der Würmer war für die 
schädigende Wirkung nicht maßgebend. Verfasser nimmt an, daß es sich nicht 
um eine Wirkung des Blutverlustes durch das Blutsaugen der Würmer handelt, 
sondern um eine Giftwirkung. 

Von größter Bedeutung für das Verschwinden der Anchylostomiasis sind 
die Wurmkuren gewesen. Als Abtreibungsmittel hält Verfasser nur das Extrac- 
tum Filicis für geeignet. Er gibt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im ganzen 
20 g, an jedem Tage 10 g auf einmal nüchtern, am Abend vor der Abtreibungs¬ 
kur 0,2—0,3 g Calomel. Zuweilen traten Vergiftungserscheinungen auf: plötzliche 
Ohnmachtsanfälle, vorübergehende Pupillenstarre, Erbrechen und Temperatur¬ 
steigerungen bis 39 °. Sehschädigungen wurden nie beobachtet. Allerdings wurden 
bei jedem Wurmkranken vor der Kur die Augen untersucht, in zweifelhaften 
Fällen vom Augenspezialisten. Bei ausgeprägter Myopie, Hypermetropie oder 
Blässe des Sehnerven wurde nie Extractum Filicis gegeben. Meinertz . 

Immunität» Toxine» Bakteriologisches. 

1237) Fermi, Claudio. Über die Immunisierung gegen Wutkrankheit. Aus 
dem hygien. Institut der Universität Sassari. (Ztschr. f. Hyg. Dez. 1907, Bd. 58, 
S. 233—276.) 

Aus dem Überblick über die diesbezüglichen bisherigen Beobachtungen er¬ 
gibt sich, daß entgegen der Annahme Pasteurs die Möglichkeit einer Immuni¬ 
sierung gegen subdurale Infektion mit fixem oder mit Straßenvirus noch nicht 
sicher erwiesen ist. Auch Verfasser konnte keines seiner subdural mit fixem Virus 
infizierten Tiere nach Pasteurscher Vorschrift retten, dagegen schützt Immuni¬ 
sierung mit abgeschwächtem fixem Virus gegen eine spätere subkutane Infektion 
durch fixes Virus. Dieselbe Art von Immunisierung genügt bei genügend hoher 
Dosis gegenüber der Infektion durch Straßenvirus. Verfasser empfiehlt ein 
neues Behandlungsverfahren mit lOproz. Emulsionen von frischem Virus unter 
Abschwächung durch Zusatz von 1 proz. Karbolsäure. Zusatz von Antiseptika 
ist der Austrocknung des Virus überlegen. Die bei der Impfung mit getrock- 

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476 


Referate. 


netem Material beobachteten Sekundärinfektionen fallen fort Dieser Impfstoff, 
der in zureichender Menge appliziert, zuverlässig schützt, kann versandt werden; 
daher ist seine Anwendung viel ökonomischer. Die Unterhaltung zahlreicher 
Pasteur-Institute und die Kosten der Reise an diese Orte fallen weg. 

K. Sick. 

1288) Möllers, B. Experimentelle Stadien über die Übertragung des Rück¬ 
fallfiebers durch Zecken. Aus dem kgl. Inst. f. Infektionskrankheiten zu Berlin. 
(Ztschr. f. Hyg. 1908, Bd. 58, S. 277—286.) 

Es ist eine feststehende Tatsache, daß die Übertragmig des Rückfallfiebers 
in Afrika durch eine dort einheimische Zeckenart (Omithodorus moubata) ge¬ 
schieht und zwar sind nicht nur die an kranken Menschen oder Tieren ge¬ 
fütterten Zecken infektiös, sondern auch deren Nachkommenschaft Verfasser 
weist nach, daß die Spirillen des ostafrikanischen Zeckenfiebers sich bis in die 
3. Zeckengeneration vererben, nachdem nur die 1; Generation am rekturrens- 
kranken Tiere gefüttert wurde. K. Sick . 

1239) Koch, J. Über das Vorkommen pathogener Staphylokokken auf der 
Körperoberfl&che des Menschen und seiner Umgebung. Aus dem kgl. Institut 
f. Infektionskrankheiten in Berlin. (Ztschr. f. Hyg. 1908, Bd. 58, S. 387—326.) 

Auf Grund der neuerdings gegebenen Kriterien, durch die pathogene von 
nicht pathogenen Staphylokokken differenziert werden können (Agglutination, 
Hämolysin - Leukozidinbüdung), prüft Verfasser das bisher bestehende Axiom 
von der Ubiquität der pyogenen Kokken mit besonderer Berücksichtigung der 
Körperoberfläche. Er legt sich die Frage vor, ob überhaupt hämolysinbilaende 
Staphylokokken beim Menschen und in seiner Umgebung unter normalen Ver¬ 
hältnissen Vorkommen und in welchem Umfange, ferner in welchem Zustande 
der Pathogenität sich diese Kokken befinden, ob sie imstande sind, patho¬ 
logische Prozesse hervorzurufen. Für die Entscheidung der Frage nach der 
Hämolyse ist die Benutzung von Blutagarplatten am vorteilhaftesten. Fast 90°/ 0 
aller Hautkeime sind weiße Staphylokokken, die nach ihrem kulturellen Ver¬ 
halten mit den Eitererregern nichts zu tun haben. Die übrigen sind Hämolysin¬ 
bildner (Gram-positiv und Gelatine verflüssigend), deren Giftwirkung jedoch er¬ 
heblich geringer ist, als der von eitrigen Prozessen beim Menschen gewonnenen 
Staphylokokken. Die Dosis, die erforderlich ist, um 1 Kaninchen intravenös in 
1—2X24 Stunden zu töten, ist bei den von der Haut stammenden Hämolysin- 
bildnem 20—30 mal so groß als bei Staphylokokken von akuten Eiterungen 
beim Menschen (von letzteren 1 j i Öse Agarkultur genügend). Die Virulenz der 
saprophytisch-pyogenen Kokken wird durch Tierpassagen leicht auf die Patho¬ 
genität der eigentlichen Eiterkokken gesteigert, eine Tatsache, die für die Chirurgie 
höchst bedeutsam ist Es läßt sich die ganze Skala der septisch-pyämischen 
Organerkrankungen erzeugen. Beachtenswert ist ferner, daß Verfasser, der 
hauptsächlich an jüngeren Kaninchen experimentierte, mit seinen wenig viru¬ 
lenten (aber hämolysinbildenden) Traubenkokken von der Körperoberfläche im 
Gegensatz zu anderen Untersuchem, die mit voll virulentem Material arbeiteten, 
sehr häufig Osteomyelitis und Endokarditis hervorrufen konnte. Die Annahme 
vieler Autoren, daß an und in der Umgebung des Menschen echte pyogene 
Staphylokokken nicht Vorkommen, ist demnach nicht ganz richtig. Verfasser 
berührt auch die Frage, ob die Annahme von Kokkenträgem, d. h. von mäßig 
virulenten Kokken in Analogie zu den Bazillenträgern bei anderen Krankheiten 
zulässig sei. Bei manchen Individuen, wie bei den zu chronischer Furunkulose 
neigenden, hat diese Annahme viel für sich. K. Sick. 

1240) Marzinowsky, E. J. Die Orientbettlen und ihre Ätiologie. (Ztschr. 
f. Hyg. 1907, Bd. 68, S. 327—344.) 

Der Erreger der Orientbeule (gutartige, meist sehr chronisch verlaufende, 
ulzerierende Hauterkrankung der unbedeckten Körperstellen), der bisher unbe¬ 
kannt war, wird vom Verfasser beschrieben als ein kleinstes ovales Körperchen, 
das in großer Menge in mononukleären Leukozyten des Beulensekretes nach¬ 
weisbar ist. Dieses Gebilde »Ovoplasma orientale« ist nach Giemsa darstellbar 
mit 2 Chromatinanhäufungen, die bei der Teilung der Parasiten bestimmte Ver- 

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Referate. 


477 


änderungen eingehen. Diese Körperchen wurden in 13 von 16 Fällen nachge¬ 
wiesen. Eine Infektion der Haut des Verfassers gelang insofern, als ein kleines 
Knötchen mit Granulationsgewebe an der Impfstelle entstand, da$ massenhaft 
charakteristische Parasiten enthielt. Letztere scheinen zu der Klasse der Piro- 
plasmen zu gehören. K. Sick. 

1241) Klieneberger, Karl. Die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulose, eine 
zurzeit klinisch und praktisch nicht brauchbare Methode (nebst Bemerkungen 
über die Pirquetsche Kutanreaktion). Aus d. med. Klinik der Univ. in Königs¬ 
berg, Direktor Lichtheim. (D. med. Woch. 1908, Nr. 18, S. 777—780.) 

Die Ophthalmoreaktion ist nach den Untersuchungen des Verfassers nicht 
zuverlässig, weil sie sowohl bei Tuberkulose aller Stadien negativ wie bei 
fehlender Tuberkulose (3 autoptisch kontrollierte Fälle) positiv ausfallen kann. 
Sie ist ferner nicht ungefährlich. Reiß . 

1242) Simmonds, M. Über Gallenblasentuberkulose. Allgem. Krankenhaus 
Hamburg, St. Georg. (Zbl. f. allg. Path. 1908, ßd. 19, S. 225.) 

Es gibt zwei Formen der Gallenblasentuberkulose, einmal die chronische 
ulzeröse Cholezystitis und zweitens die bei akuter Tuberkulose auftretenden 
zirkumskripten Nekrosen der Schleimhaut. H. Ziesche. 

1243) Courmont, Jules et Lesieur, Ch. L’inoculation transcutande de la 
tuberculose; passage des bacilles tuberculeux ä travers la peau du cobaye, 
du veau, du lapin. (Kutane Tuberkuloseimpfung; Durchtritt von Tuberkelbazillen 
durch die Haut des Meerschweinchens, des Kalbes und des Kaninchens. (}. de 
phys. et de path. gener. 1907, Bd. 9, H. 6, S. 999—1013.) 

Die Versuche ergaben folgende Tatsachen. Die augenscheinlich imverletzte 
Haut des Meerschweinchens, Kaninchens und Kalbes läßt (rasiert oder epiliert) 
unter bestimmten Bedingungen leicht den Tuberkelbazillus eindringen. Der 
Tuberkelbazillus muß hinreichend verändert sein, er darf nicht eingehüllt sein 
(Sputum, Fäzes usw.); möglich ist allerdings auch die Infektion mit Sputum. 
Bei geschehener Einimpfung kann sich die Haut in dreierlei Weise verhalten. 
Ungefähr in einem Drittel der Fälle zeigt sie keine Spur des Bazillendurchtrittes, 
im anderen Drittel zeigt sie leichte Verhärtung mit geringer Borckenbildung; 
die Veränderung erweist sich histologisch als tuberkulös. Im letzten Drittel 
endlich findet man disseminierte Tuberkulide. Beim Meerschweinchen und 
Kalbe werden die regionären Lymphdrüsen selbst ohne sichtbare Hautver¬ 
änderung tuberkulös. Beim Kaninchen bleibt das Lymphgefaßsystem unverletzt. 
Wenn der Bazillus stark virulent ist, kommt es bei Kaninchen und Meer¬ 
schweinchen auch zu allgemeiner Tuberkulose; sie ist aber langsamer ver¬ 
laufend und milder als bei subkutaner Infektion. Beim Kaninchen haben die 
örtlichen oder verschleppten Veränderungen deutlichen Hang zur Vernarbung. 

Die Prophylaxe wird auf diese mögliche (aber in hohem Grade unwahr¬ 
scheinliche, a. R.) Art der Tuberkuloseverbreitung Rücksicht nehmen müssen. 

H. Ziesche. 

1244) Parkinson, Porter J. On the rectal administration of antitoxic 
sera. (Über die rektale Anwendung von antitoxischen Seris.) (Lancet 1908, 
Bd. I, S. 1273.) 

Empfiehlt die rektale Applikation der Heilsera. Die Aufnahme soll schneller 
erfolgen als auf subkutanem Wege. Der Patient kommt in linke Seitenlage 
und ein weicher Katheter wird soweit als möglich in das Rektum eingeftihrt. 
Durch ihn wird das Serum aus einer Spritze hineinlaufen lassen. Nachher noch 
J / 4 Stunde Seitenlage. H. Ziesche. 

1245) Cantacuz&ne. Recherches sur l’origine des prdcipitines. (Unter¬ 
suchungen über den Ursprung der Präzipitine.) (Ann. Pasteur, 1. Januar 1908, 
Nr. 1.) 

Im normalen Kaninchenorganismus finden sich nur kleine Mengen von 
Präzipitinen vor. Durch eine Infektion, eine Aleuronatinjektion können erheblichere 
Präzipitinmengen sezemiert werden, die keinerlei spezifische Wirksamkeit be¬ 
sitzen. Cantacuzene sieht die Milz, die Mesenterialdrüsen und das Knochen- 

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478 


Eeferate. 


mark als die hauptsächlichsten Bildungsstätten der Präzipitine an, und in diesen 
Organen sind es vornehmlich die mononukleären Leukozyten, die an der Präzipitin¬ 
bildung besonders beteiligt sind. 

Durch Injektion von den verschiedensten Serumarten erlangen die Präzipitine 
spezifische Wirksamkeit; sie treten nach einer Inkubationsperiode im Blut auf 
und ihre Quantität ist sehr beträchtlich. Lüdke . 

1246) Salxnon. L’arsenic dans la Syphilis. (Die Verwertung des Arsen in 
der Behandlung der Lues.) (Ann. Pasteur, Jan. 1908, Nr. 1.) 

Nach einer geschichtlichen Einleitung über die ersten Versuche der thera¬ 
peutischen Anwendung des Arsens bei der Syphilis bespricht Salmon die 
chemische Zusammensetzung und die Wirkungen des Atoxyls in den einzelnen 
Stadien der Lues. Außerdem werden die Anwendungsweise, die Nebenwirkungen 
des Atoxyls genauer besprochen. Neues enthält der Artikel nicht Lüdke . 

1247) Laveran u. Thiroux. Eecherches sur le traitement des trypanoso- 
miases. (Untersuchungen über die Behandlung der Trypanosomenerkrankung.) 
(Ann. Pasteur, Febr. 1908, Nr. 2.) 

Die Behandlung von mit Trypanosomen infizierten Meerschweinchen mit 
Atoxyl und Quecksilber ergab nur mäßige Resultate. (3 Heilungen auf 12 Tiere.) 
Die Behandlung mit acid. arsenic. ergab Resultate, die verschieden ausfielen 
nach der Anwendungsweise; die intraperitonealen Injektionen hatten nur schlechte 
Ergebnisse zur Folge. Die therapeutische Verwendung von Atoxyl in subkutanen 
Injektionen abwechselnd mit Gaben von acid. trisulfur. hatte die besten Resultate. 
7 derart behandelte Meerschweinchen blieben am Leben. Lüdke. 

1248) Tissier. Eecherches sur la flore intestinale normale des enfants 
ägds d’un an h cinq ans. (Untersuchungen über die normale Darmflora bei 
Kindern von einem bis zu fünf Jahren.) (Ann. Pasteur, Febr. 1908, Nr. 2.) 

Die Bakterienflora im Darm bei Kindern von einem bis zu fünf Jahren paßt 
sich der Nahrung im allgemeinen an. Im 5. Jahre ähnelt die Darmbakterienflora 
der des Erwachsenen. Verfasser zählt dann die einzelnen Bakterienarten, ihre 
Kolonienzahl und ihre prozentualen Verhältnisse auf. Er unterscheidet zwischen 
den unschädlichen Bakterienarten, die sich schon beim Säugling nachweisen 
lassen, und den Arten, die zuweilen sich durch pathogene Wirkungsäußerungen 
schädlich erweisen. Lüdke . 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1249) Mouneyrat, A. Eisen im pflanzlichen und tierischen Gewebe. (C. r. 

d. l’Acad. des Sciences 1907, Bd. 144, S. 1067—1068.) 

Mit Hilfe der vom Verfasser ausgearbeiteten Methode zum Nachweis und 
Bestimmung des Eisens (vgl. C. r. d. l’Acad. des Sciences 1906, Bd. 142, 
S. 1049—1052) bestimmte derselbe den Eisengehalt einer Reihe von Körpern. 
Es enthielten 100 g Trockensubstanz der nachstehend bezeichneten pflanzlichen 
oder tierischen Geweben nachstehende Eisenzahlen: 


Weißes Brot.1,4—1,7 mg Erbsen.6,8 mg 

Schwarzbrot.2,3—2,5 „ Weiße Bohnen .... 8,5 „ 

Saure Äpfel.2,4 „ Karotten.8,9 „ 

Süße Äpfel.1,7 „ Linsen.9,3 „ 

Birnen . /.2,2 „ Spargel.20,5 ., 

Kuhmilch.2,3 „ Eigelb.18,30 „ 

Ziegenmilch.2,5 „ Grüner Kohl. 24—37 „ 

Johannisbeeren .... 3,6 „ Grüner Cichorien . . . 20—25 „ 

Reis.4,5 „ Spinat. 35—45 „ 

Gerste.4,7 „ Weißes Seesalz. . . . 1—20 „ 

Schwarze Trauben . . 5,8 „ Schwarzes. 25—100 „ 

Kartoffeln.6,2 „ 


In Eiweiß, in der Eihaut, in reinem Kasein, in Serumglobulin und Serum- 

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Referate. 


479 


albumin, in Leukozyten und in der Lymphe wurde Eisen nachgewiesen. Es 
scheint ein konstituierender Bestandteil jeder lebenden Zelle zu sein. Brahm . 

1260) Williams, Katharine J. Die chemische Zusammensetzung gekochter 
vegetabilischer NahrungsmitteL (Journal of Americ. Chem. Soc. 1907, Bd. 29, 
S. 574—582.) 

Verfasserin teilt die Zusammensetzung zerealischer Nahrungsmittel mit, die 
in der Weise zubereitet waren, wie sie genossen werden. 


Name des Präparates 

Wasser 

Asche 

Protein 
N x 1 
6,25 

Fett 

Roh¬ 

faser 

Roh¬ 

stärke 

In u / 0 der wasserfreien 
Substanz 


•/. 

•/. 

•/. 

% 

•/. 

•/. 

N 

S 

P 

Griefi 

90,17 

0,13 

1 »93 

0,08 

0,04 

7,25 

3,i6 

0,27 

_ 

Sago 

89 00 

0,08 

1,38 

0,04 

0,01 

937 

2,08 

0,48 

0.18 

Oswego (i) 

87.3a 

0,14 

2,88 

0 02 

0,01 

8,68 

3,64 

o,39 

0.30 

Fadennudeln 

87,14 

0,13 

2,44 

0,01 

0,07 

10.82 

3,04 

0,19 

0,38 

Hominy (i) 

86,63 

0,08 

2,81 

0,09 

0,16 

9,87 

3,38 

0,36 

033 

Arrowroot 

93,41 

0,02 

0.30 

Spur 

0,01 

6,10 

0,75 

0,18 

0,40 

Bengers Food (Mit 

Milch gekocht (2) 

88,30 

o,57 

2,15 

2,57 

0.23 

8,17 

2,95 

0,41 

o,37 

Quaker Oats 

9»,48 

0,24 

1,65 

0.32 

0.09 

8,*4 

3,53 

0.42 

0,50 

Provost Oats 

88,44 

0.24 

2,00 

0.36 

0,16 

9,00 

2,78 

0,42 

0.47 

Mother Oats 

89.7 a 

0,18 

1,92 

0.45 

0,15 

8,70 

2,01 

o,33 

0,07 

Farola fein (2) 

90,*4 

0,06 

1,84 

0,02 

0,06 

7,83 

3,02 

o,35 

0,07 

Farola mittel 

89, «5 

0,14 

1.91 

0.01 

0,06 

8,89 

2,83 

0,51 

0,26 

Farola grob 

86,08 

0,07 

239 

0.01 

0,15 

0,08 

11,06 

2.75 

1,04 

0,25 

Florador grob 

89.45 

0,10 

0,18 

1,80 

0,01 

8,67 

2,74 

0,44 

0,26 

Granola (2) 

67,40 

2.52 

0,03 

0.10 

9.4* 

3,21 

0,25 

0,05 

Perlgraupen 

85,01 

0,24 

2.91 

0,07 

0,10 

«2,98 

a,59 

o,35 

0,69 

Grape Nuts (2) 

7,53 

2,07 

17,26 

0,60 

2,20 

73 08 

2,99 

0,30 

0,12 


(i) = Maispräparate, (2) = Weizenpräparate. Bengers Food ist aus dem Weizen- 
endosperm hergestellt und enthält Pankreasextrakt. Grape Nuts ist angekeimter, 
vorverdauter Weizen, der roh genossen wird. Verfasserin hat auch noch die 
Nährwertverhältnisse berechnet, d. h. das Verhältnis des Proteingehaltes zu den 
Gehalte an anderen Nahrungsmitteln. Brahm. 

Bfleherbesprechungen. 

1251) Kor&nyi, A. v. u. Richter, P. F. Physikalische Chemie und Medizin. 
Unter Mitwirkung vonj. Bence, H. Boruttau, F. Botazzi,F. Frankenhäuser, 
R. Höber, A. Löwy, L. Michaelis, Oker-Blom, N. Roloff, C. Spiro, 
H. Strauß Ein Handbuch. I. Band. (Leipzig 1907, Verlag von Thieme. 
Preis M. 16.—.) 

Die physikalische Chemie ist durch enge Bande mit der Medizin verknüpft 
und hat viele wichtige Aufklärungen gegeben. Die wichtigsten Lebensvor¬ 
gänge beruhen auf physikalisch-chemischer Grundlage, ich erinnere nur an die 
Resorption und Sekretion, an die Lymphströmung, an die Diffusionsvorgänge in 
den Zellen überhaupt, an die Wirkung der Narkotika und vieles andere. 
Angesichts der großen Wichtigkeit dieser Disziplin ist es entschieden zu be¬ 
grüßen, daß in dem vorliegenden Handbuch eine Zusammenstellung der zer¬ 
streuten Literatur und eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ge¬ 
liefert wird. Freilich werden dabei zahlreiche Lücken unseres Wissens zum 
Vorschein kommen und es wird sich zeigen, daß die physiologische Chemie noch 
keineswegs im stände ist, eine volle und exakte Antwort auf zahlreiche Fragen 
zu geben, welche eigentlich in ihr eigenes Gebiet fallen. Wir sind eben hier 
noch im Anfangsstadium und, was die physikalische Chemie für die exakte 
Chemie, wo sie es zumeist mit reinen Körpern und übersichtlicher Versuchs¬ 
anordnung zu tun hat, geleistet hat, ist keineswegs ohne weiteres zu übertragen 
auf die komplizierten Lebensvorgänge, wo es sich um chemisch noch höchst 

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480 


Referate. 


ungenau erkannte Gemische handelt Schon mancher Mißgriff wurde durch die 
begeisterte Anwendung physikalisch-chemischer Methoden zur Ergründung medi¬ 
zinischer Fragen begangen dadurch, daß man die Kompliziertheit der Versuchs¬ 
objekte außer Acht ließ. Viele Mühe und Arbeit zahlreiche Publikationen hätten 
ruhig unterbleiben können, wäre man mit mehr Überlegung ans Werk gegangen. 
Der große Wert des vorliegenden Handbuches, welches uns hoffentlich eine 
streng kritische Sichtung nach jeder Richtung bringen wird, wird darin liegen, 
das Erreichte festzustellen, die Lücken offen zu zeigen, die Fehler rücksichtslos 
aufzudecken. 

Der vorliegende erste Band bringt uns eine Fülle interessanter Einzeldar¬ 
stellungen. Er enthält eine ausführliche Einführung in die physikalische Chemie 
und ihre Methodik von MaxRoloff, sowie die Beziehungen der physikalischen 
Chemie zur Physiologie und zwar die Respiration von A. Löwy, das Blut von 
Max Oker-Blom, Resorption, Lymphbildung und Sekretion von Rudolf Höber, 
Muskel- und Nervenphysiologie von H.Boruttau, die Regulation des osmotischen 
Druckes im tierischen Organismus von Fil. Botazzi. 

Es kann hier nicht auf die einzelnen Kapitel näher eingegangen werden. 
Es sei jedoch gesagt, daß die vorliegenden Darstellungen die gehegten Er¬ 
wartungen durchaus erfüllen. Überall spürt man die sachkundige Hand. Dabei 
ist zu bemerken, daß zumeist überflüssige theoretische Erörterungen mit schwer 
verständlichen mathematischen Formeln vermieden sind und die Darstellung so 
gehalten ist, daß auch der weniger Sachkundige mit Genuß das schwierige 
Studium des Werkes durchzuführen vermag. Wir hoffen, daß der folgende 
Band dem ersten würdig zur Seite stehen möge. Wir wünschen dem müh¬ 
samen Werke vollen Erfolg, den es reichlich verdient. Schiitenhelm . 

1252) Dr. med. W. Sternberg, Spezialarzt in Berlin. Die Küche im Kranken¬ 
haus, deren Anlage, Einrichtung und Betrieb. Mit 49 Textabbildungen und 
2 Tafeln. 237 Seiten. (Stuttgart 1908. Verlag von Ferdinand Enke.) 

Sternberg ist in den letzten Jahren in Wort und Schrift für eine ärztliche 
Wissenschaft der Kochkunst eingetreten, indem er vornehmlich seine Aufgabe 
darin sah, »dem Geschmack, der Schmackhaftigkeit und dem Wohlgeschmack, 
demjenigen Moment, das bisher von sämtlichen Wissenschaften gleichermaßen 
bei der Ernährung völlig übersehen worden ist, zu seinem Recht zu verhelfen.« 
In diesem Sinne hat der Verfasser auch an der Krankenhauskost schon früher 
Kritik geübt. In vorliegendem Buche bemängelt Sternberg die Art des Be¬ 
köstigungsbetriebes und der Küchenverwaltung in den Krankenanstalten im 
Gegensatz zu den Einrichtungen und der Handhabung in den modernen großen 
Hotelbetrieben, die er ebenso wie die Küchen einiger großen Krankenhäuser 
besucht und studiert hat Die Klagen über die Beköstigung in den Kranken¬ 
häusern führt er zurück auf unzweckmäßige Anlage und Einrichtung der Küchen, 
geringe Zahl der Küchenangestellten und mangelnde Fachkenntnisse des Küchen¬ 
personals. Zur Abhilfe fordert er Ausbildimg der Ärzte in der Kochkunst 
(Schaffung eines diätetischen Universitätsinstitutes), Verwendung der modernen 
technischen Hilfsmittel zur Bereitung der Speisen und Ersatz des bisher fast aus¬ 
schließlich weiblichen Küchenpersonals durch gelernte Köche. 

Dem Verfasser gebührt sicherlich das Verdienst, das er sich am Schlüsse 
des Vorwortes selbst bescheinigt, die ersten Anregungen für eine größere Be¬ 
achtung der Schmackhaftigkeit der Krankenkost gegeben zu haben; wenn er 
sich jedoch in dem polemisch gehaltenen langen Vorwort zu der Behauptung 
versteigt, daß das wichtigste Gebiet für die ärztliche Praxis die Küche ist und 
bleibt, so kann ihm der Vorwurf einer Überschätzung der von ihm vertretenen 
Ideen nicht erspart werden. Auch sonst werden manche Bemerkungen und Be¬ 
hauptungen im Vorwort und im eigentlichen Thema nicht ohne eine gewisse 
Verwunderung hingenommen werden können. (Was ist übrigens ein »Spezialarzt?«) 

Fr. Franz. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen,BohlenplaU 7. 
Eigentümer nnd Verleger Urban k Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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482 


Original-Artikel. 


Patient zeigt in einem Glase ca. 120 ccm schleimiger Flüssigkeit von graugelbem Farbenton, 
in der zahlreiche Speisetrümmer schwimmen, er hat das diese Nacht wieder „ausgehustet 11 . 

Speiseröhre: Bei Einführung der Schlundsonde wird neben derselben, ehe sie in den Magen 
eingedrungen ist, gelblich-grau-gehackt aussehender Speisebrei ausgebrochen, der keine Congo- 
reaktion zeigt. 

12. April nüchtern: Bei Einführen der Sonde quillt unter derselben ein schleimiger Speise¬ 
brei hervor; die dicke halbweiche Sonde bleibt in einer Tiefe von 40—42 cm scheinbar stecken; 
ein Weiterführen derselben wird nicht forziert. Die Speiseröhre wird dann rein gespült, wobei 
sich zeigt, daß sie 250 ccm Flüssigkeit fallt. 

22., 23. April nüchtern: Immer Speisereste in der Speiseröhre. Abends 10 Uhr: Aus¬ 
spülung derselben. 

24. April nüchtern: Weicher Schlauch bleibt wieder bei 40—42 cm stecken, Speiseröhre 
enthält keine Speisen, Spülwasser trüb. Eine dickste ziemlich steife Sonde gleitet plötzlich nach 
Überwinden eines mäßigen Widerstandes — 57 cm tief — in den Magen. 

Das ösophagoskop einzuführen, ist bei dem starken Gebifi und dem kurzen Hals des 
Patienten unmöglich. 

25. April nüchtern durch Schlauch, der zweifellos nicht in den Magen reicht, werden große 
Mengen Speisereste entleert, dickste Sonde entriert unter plötzlichem Ruck wieder dem Magen. 

26. April dasselbe. 

27. April nüchtern: Nach Ausspülung der Speiseröhre und des Magens werden in letzteren 
ca. 1000 ccm (mit HCl) blaue dünne Congofarbstofflösung eingeführt, dann der Schlauch bis auf 
35 cm zurückgezogen und durch ihn 300 ccm verdünnte Congorotfarbstofflösung in die Speise¬ 
röhre laufen gelassen. Der Schlauch wird entfernt und nach ca. 5 Minuten wieder eingeführt in 
die Speiseröhre: es entleeren sich dabei aus der Speiseröhre zirka 150 ccm rote Farbstofflösung. 
Dann wird der Schlauch in demselben Zuge bis 55 ccm Tiefe weitergeführt und danach ca. 
1000 ccm blaue Farbstofflösung heraufgedrückt. 

28. —30. April. Abends vor dem Schlafengehen Ausspülung der Speiseröhre. 

29. April bis 1. Mai. Nüchtern enthält die Speiseröhre ca. 80—110 ccm trübe Flüssig¬ 
keit mit alkalischer Reaktion. 

Probefrtthstück 50 Min. p. Mageninhalt (Matthieu modifiziert): 110 ccm flüssig, fein ver¬ 
teilt, freie HCl 47, Ges. Acid. 55, Weber o. 

Abends Speiseröhrenspülung. 

2. Mai. Nüchtern enthält die Speiseröhre 130 ccm trüber Flüssigkeit (1041 spez. Gew ), 
alcal. Reaktion, J = —0,58. 

Probefrühstück bestehend aus 250 ccm warmem Krodowasser und 1 Semmel. 45 Min. danach 
werden exprimiert: 

a) Aus der Speiseröhre ca. 100 ccm Speisebrei von alkal. Reakt. J = —0,60, 

b) Aus dem Magen ca. ? ccm Speisebrei, freie HCl 46, Ges. Acid. 52. J = —0,69. 

Patient wird aus der Klinik in die Heimat entlassen mit der Anweisung, vor dem Schlafen¬ 
gehen regelmäßig die Speiseröhre sauber zu spülen. 

25. Mai. 9 Uhr früh enthält die Speiseröhre noch Milchreste (um 7 Uhr genossen). Aus¬ 
spülung der Speiseröhre. Danach werden um 9,20 Min. eingegossen durch Schlauch in den 
Magen: 300 ccm warmen Krodowassers, nach Zurückziehen des Schlauches in die Speiseröhre: 
100 ccm warmen Krodowassers. 

Dies Krodowasser hat einen Gefrierpunkt von J = —0,92. Um 9,50 Min. wird durch 
Schlauch exprimiert aus der Speiseröhre 70 ccm trüber mit etwas zähem Schleim vermischter 
Flüssigkeit; Reaktion schwach alkalisch, J = —0,65. Der Magen ist scheinbar leer. 

Um 10 Uhr wird eingegossen durch den Schlauch von einem Krodoprobefrühstück, bestehend 
aus warmem Krodowasser und gestoßenem Zwieback (370 : 37) in den Magen (55 cm tief; 300 ccm 
Krodoprobefrühstück; nach Zurückziehen des Schlauches auf 33 ccm in die Speiseröhre: 70 ccm 
Krodoprobefrühstück, welch letzteres durch Zusatz von 3 Tropf. 1 proz. Congorotlösung ge¬ 
färbt ist. 

Dies Krodoprobefrühstück hat einen Gefrierpunkt von J = —1,08. 

Um 10,30 Min. werden durch Schlauch hervorgeholt: 

a) Aus der Speiseröhre 70 ccm flüssiger Speisebrei, J = —0,82. 

b) Aus dem Magen ca. 80 ccm flüssiger Speisebrei, J = —0,5. 

Der Speisenröhreninhalt a) ist in seinen flüssigen Bestandteilen leicht rötlich gefärbt, während 
die Zwiebackkrumen knallrot leuchten; der Mageninhalt zeigt in seinem Filtrat einen etwas ins 

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Original-Artikel. 


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violette spielenden schwachen Farbenton, das Sediment ist schwach rosa gefärbt. Wie dieses 
gering getönte Sediment angibt, ist während der 30 Minuten Wartezeit ein Teil des mit Congo- 
rot gefärbten Inhalts der Speiseröhre in den Magen abgeschoben. 

Von a) sowohl wie von b) sind mit dem Beckmannschen Apparate je drei Bestimmungen 
mit demselben Resultat gemacht worden; ferner ergab sich, dafl der Gefrierpunkt von b) —0,5 

nicht verändert wurde durch Zusatz von einem Tropfen I proz. Congorotlösung (auf 10 ccm Flüssig¬ 
keit) in das Gefrierrohr. Auch das nachträglich noch besonders mit Congorot versetzte Magen¬ 
inhaltsfiltrat hatte einen Gefrierpunkt von J = —0,5. 

Diese planmäßig in Beziehung auf die Frage der Straußschen Verdünnungs¬ 
sekretion unternommenen Versuche geben mir Anlaß zu folgenden Aus¬ 
führungen: 

Der (allgemein ausgedrückt) mit einer Dilatation und Insuffizienz der Speise¬ 
röhre behaftete Patient erhält am 2. Mai ein Probefrühstück, aus Krodowasser 
und Semmel bestehend, und hypertonischen Charakters. Er genießt das auf dem 
gewöhnlichen Wege: er kaut es, speichelt es dabei ein und schluckt es hinunter. 
Ein Teil bleibt dabei in der Speiseröhre liegen. Die nach 30 Minuten getrennt 
aus der Speiseröhre und aus dem Magen wieder herausgepreßten Speisereste 
zeigen beide eine deutliche Herabsetzung der osmotischen Konzentration. Der 
osmotischen Spannung des Speiseröhreninhaltes entspricht A = —0,60; die 
osmotische Spannung des Mageninhaltes ist A = —0,69. Es hat demnach der 
Speiseröhreninhalt eine (wenn auch nur in geringer Breite) stärkere Verdünnung 
erfahren wie der Mageninhalt. Diese Verdünnung wird zum Teil bereits erfolgt 
sein während des Aktes des Kauens und Einspeichelns der Speisen. Bei der 
Annahme, daß die Einspeichelung während des ganzen Probefrühstückes gleich¬ 
mäßig vor sich gegangen sei, wäre die stärkere Verdünnung des Speiseröhren¬ 
inhaltes gegenüber dem Mageninhalt mühelos durch noch nachträgliches Ver¬ 
schlucken von Mundspeichel nach der Nahrungsaufnahme zu erklären; letzterer 
wäre eben nur in die Speiseröhre hinabgelangt und hätte noch nachträglich auf 
den Inhalt derselben verdünnend eingewirkt. Daher 

A des Mageninhaltes = —0,69. 

A des Speiseröhreninhaltes = —0,60. 

Dieser Gedankengang sprach so sehr für die Annahme, daß — entgegen 
Strauß — die Herabsetzung der Gefrierpunktsemiedrigung hypertonischer 
Lösungen im Magen nur durch Speichelbeimengung erfolge, daß diese Frage bei 
den günstigen Versuchsbedingungen unseres Patienten vielleicht ganz sicher 
gegen Strauß entschieden werden könnte: 

Läßt man dem Patienten durch einen Schlauch ein hypertonisches Frühstück 
in den Magen einlaufen, das also dem Akt des Einspeichelns nicht unterzogen 
ist, so muß sich das angenommenerweise bei Abschuß der Speiseröhre, wie er 
in unserem Falle laut Feststellung vom 27. April in gewisser Stärke besteht, 
durch ein Stehenbleiben des Gefrierpunktes im Mageninhalt geltend machen. 
Dasselbe hypertonische Frühstück durch einen Schlauch in die Speiseröhre ge¬ 
führt, kann allerdings durch verschluckten Speichel nachträglich verdünnt und 
so in seinem Gefrierpunkt herabgesetzt werden; es müßte demnach Speise¬ 
röhren A <[ Magen- A sein. 

Das wirkliche Resultat ist nun in unserem Fall gerade das entgegengesetzte: 
wir haben ein Speiseröhen- A = —0,82 und ein Magen- A = —0,6. Da der ur¬ 
sprüngliche Gefrierpunkt des Krodoprobefrühstückes A *=* —1,08 ist, können 
wir nicht umhin, festzustellen, daß der Speiseröhreninhalt mit A = —0,82 bereits 

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484 


Referate. 


eine erhebliche Herabminderung seiner osmotischen Spannung erlitten hat. Diese 
Herabminderung um 0,26° ist zweifellos dem nachträglich verschluckten Speichel 
gut zu schreiben. Nun zeigt aber der Mageninhalt einen Gefrierpunkt von 
A = —0,6; eine Herabminderung gegenüber dem Original um 0,68°; also um 
das doppelte der Speiseröhrenverdünnung. Es erscheint ganz ausgeschlossen, 
daß diese Verdünnung durch Speichelbeimischung erfolgt sei. Die Speiseröhre 
hat allerdings, wie die Rosaverfärbung des ursprünglich ungefärbten Magen¬ 
frühstückes anzeigt, nicht ganz dicht gehalten, es wird mithin von dem in die 
Speiseröhre nachgesickerten Speichel schließlich auch etwas in den Magen ge¬ 
langt sein. Aber eine dadurch herbeigeführte Verdünnung könnte doch nur 
relativ gering sein; denn vor allen Dingen wird vorerst der Speiseröhreninhalt 
verdünnt, und diese Verdünnung müßte immer dünner bleiben wie sie im Magen 
durch Abfluß in denselben eintreten könnte. Bei der Ansicht, daß die sog. 
Verdünnungssekretion nur durch Speichelbeimischung vorgetäuscht sei, müßte 
in unserem Falle der Speiseröhreninhalt, durch den doch auf jeden Fall der 
verschluckte Speichel immer erst hindurchfließen müßte, einen geringeren Ge¬ 
frierpunkt haben, als der Mageninhalt, der doch immer nur Bruchstücke von dem 
mit Speichel verdünnten Speiseröhreninhalt zugeschoben bekommt Der Umstand, 
daß in unserem Falle der Speiseröhreninhalt einen Gefrierpunkt von A = —0,82, 
der Mageninhalt aber einen Gefrierpunkt von A = —0,6 zeigt (bei relativem 
Abschluß des Magens gegen den aus der Speiseröhre herabfließenden Speichel) 
spricht durchaus gegen die Annahme, daß die Straußsche Verdünnungssekretion 
nur durch Speichelzufluß bedingt, ergo vorgetäuscht sei. Bei relativem Abschluß 
gegen den Speichel ist die osmotische Konzentration des hypertonischen Magen¬ 
inhaltes um das doppelte gesunken, gegenüber der Konzentrationsverminderung 
des dem Speichel durchaus zugängigen Speiseröhreninhaltes. Es ist demnach an 
dem von Strauß aufgedeckten Phänomen der spezifischen Verdünnungssekretion 
im Straußschen Sinne festzuhalten. Ich selbst bin davon umso mehr überzeugt, 
als ich bei weiteren Studien über das Krodowasser, die in Kürze anderweit ver¬ 
öffentlicht werden, die Feststellung habe machen können, daß es vor allen 
Dingen der sekretorisch auch sonst vollwertige Magen ist, der z. B. das stark 
hypertonische Krodowasser in seiner osmotischen Spannung bedeutend herab¬ 
setzt, während der sekretorisch insuffiziente Magen (z. B. bei der einfachen 
Achylia, wie beim Karzinom) die osmotische Konzentration des hypertonischen 
Krodowassers oft nur andeutungsweise beeinflußt. 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 


1263) Peyton Bous, F. The effect of Pilocarpine on the output of lympho- 
cytes through the thoracie duct. (Die Wirkung des Pilokarpins auf die Durch¬ 
wanderung der Lymphozyten durch den Ductus thoracicus.) From the patho- 
logical laboratory of the University of Michigan. (The Joum. of experim. med. 
1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 329—342.) 

Die intravenöse Injektion von Pilokarpinnitrat verursacht beim Hunde eine 
schnelle und bedeutende Steigerung in dem Durchtreten von Lymphozyten 
durch den Brustlymphgang. Die entsprechende Lymphozytose des Blutes ist 


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Referate. 


48fr 


nicht bedeutend und läßt sich allein durch diese Veränderungen im Ductus thora- 
cicus erklären. Beschleunigte Lymphströmung und dyspnöische Atmung gehen 
mit diesen Veränderungen Hand in Hand. Sie stehen wahrscheinlich mit 
mechanischen Einflüssen in Zusammenhang, möglicherweise Druck durch Kon¬ 
traktion der glatten Muskulatur. Diese Tatsachen stehen in Übereinstimmung 
mit der Theorie, die mechanische Einflüsse für eine schnell eintretende Lympho¬ 
zytose verantwortlich macht. //. Ziesche . 

1254) Buerger, Leo and Oppenheimer, Adele. Bone formation in aclerotio 

arteries. (Knochenbildung in arteriosklerotischen Gefäßen.) From the patho- 
logical laboratory of Mt. Sinai Hospital. (The Joum. experim. med. 1908, 
Bd. 10, S. 354—367.) H. Ziesche. 

1255) Nichols, L. Joseph. Angeiomata in valves of heart of a newly bom 

child. (Angiome der Herzklappen eines Neugeborenen.) From the pathological 
laboratory of the John Hopkins University and HospitaL (The Joum. of experim. 
med. 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 368—370.) H. Ziesche ’. 

1256) Pike, F. BL, Guthrie, C. C. and Stewart, N. G. Studios in resus- 
citaüon. L The general conditions affecting resuscitation, and the resus- 
citation of the blood and of the heart. (Studien zur Wiederbelebung. I. Die 
allgemeinen Bedingungen der Wiederbelebung und die Wiederbelebung von 
Blut und Herz.) From the physiological laboratories of Western Reserve Uni¬ 
versity and the University of Chicago. (The Joum. of experim. med. 1908, 
Bd. 10, Nr. 3, S. 371—418.) 

Defibriniertes Blut verliert bald die Fähigkeit, die Tätigkeit der höheren 
Nervenzentren zu unterhalten, und die Emährungsfähigkeit für alle Organe wird 
schnell herabgesetzt. 

Künstliche Flüssigkeiten genügen nicht, das Blut zu ersetzen. 

Die Eigenoxydation des Blutes ist ein absolut notwendiger Faktor zur 
Wiederbelebung eines Tieres. 

Das Herz hört gewöhnlich zu schlagen auf einige Minuten, nachdem es ein 
Quecksilbermanometer nicht mehr angreift. In dieser Periode ist die Wieder¬ 
belebung durch extrathorakale Massage und künstliche Atmung manchmal von 
Erfolg begleitet Die Wiederbelebung durch direkte Herzmassage ist in den 
meisten Fällen die sicherste Methode. Der entsprechende Blutdruck ist not¬ 
wendige Bedingung für die andauernde normale Herztätigkeit. Anästhetica, 
Hämorrhagica und am Herzen angewandte Induktionsströme machen die Wieder¬ 
belebung schwieriger als Asphyxie allein. H. Ziesche . 

1257) Campbell Stark, A. A case of poisoning by bromide of potassium. 
(Vergiftung durch Natriumbromid.) (Lancet 1908, H. 1, S. 1274.) 

Eine 35jährige im 9. Monat schwangere Frau nahm wegen Nervenschmerzen 
in 12 Stunden etwa 16 g Natriumbromid. Am nächsten Morgen halbkomatöser 
Zustand, lautes Reden unverständlicher Worte. Auf Befragen keine entsprechende 
Antwort. Puls 76, regelmäßig und gut gespannt Fötale Herztöne gut. Knie¬ 
reflexe gesteigert. Dieser Zustand dauerte zwei Tage an, spontane Geburt. Die 
Behandlung bestand in der Darreichung von Strychnin. H. Ziesche . 

1258) Ehrmann, Rudolf. Beiträge zur Physiologie der Nebennieren und 
über im Blut vorhandene und andere pupillenerweitemde Substanzen. (D. med. 
Woch. 1908, Nr. 18, S. 783—784.) 

Die Arbeit bringt neben einer Beschreibung der Versuchstechnik des Ver¬ 
fassers in gedrängter Kürze die Besprechung seiner zahlreichen Untersuchungen 
über Vorkommen, Wirkungsweise, physiologische und therapeutische Bedeutung 
des Adrenalins. Sie muß im Original nachgelesen werden. Reiß . 

1259) Calkins, Gary N. The so called Rhytms of growth-energy in mouse 
cancer. (Der Wechsel der Wachstumsenergie beim Mäusekrebse.) Consulting 
Biologist State Cancer Laboratory, Professor of Protozoology, Columbia University. 
(The Joum. of experim. med. 1908, Bd. 10, Nr. 3, 1, 5, 8, S. 283—317.) 

Die Krebszellen unterscheiden sich von anderen Epithelzellen 1. durch 
die Größenverhältnisse von Kern und Zellkörper; 2. durch die Fähigkeit unbe- 

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Referate. 


f renzter Teilung. Sie unterscheiden sich von Embryonalzellen durch das 
ehlen von 1. Differenzierungsfähigkeit, 2. der Koordination der Teile zu einem 
Ganzen, 3. die Fähigkeit der Selbstregulierung und Wachstumsbegrenzung. 

Die fortdauernde Entwicklung der Krebszellen ist die Folge einiger Faktoren: 
1. die angeborene Teilungsfähigkeit der Krebszelle, 2. die natürliche Widerstands¬ 
fähigkeit der inokulierten Tiere. Der letztere gilt gewöhnlich als Maß für die 
Malignität eines Tumors, indem man den Prozentsatz der positiven Verimpfungen 
und die Zeit in Betracht zieht, die notwendig ist, die Mäuse zu töten. Es 
besteht aber noch ein anderer Faktor, das Potential der Infektionsfähigkeit 
Dieses zeigt mehr oder minder regelmäßigen Wechsel. Diese Rhythmen 
müssen unterschieden werden von denen in der Wachstumsenergie der Krebs¬ 
zellen, die sich in der einzelnen Maus abspielen. Ohne die Teilungskraft der 
Krebszellen ist die Infektionsfähigkeit wirkungslos, da die Ursache der Infektion 
in der Krebszelle liegt oder eng mit ihr verbunden ist. 

Die Krebszellen unterscheiden sich von den Epithelzellen durch das Potential 
der Infektionsfähigkeit, verbunden mit dem der Teilungsfähigkeit. Letztere ist 
die Folge von Reizen, nicht des Freiwerdens der Wachstum^ähigkeit des alten 
embryonalen Gewebes. Man kann kaum annehmen, daß ein einmaliger anfänglicher 
Reiz das Wachstum hervorbringt. Das mag der Fall sein bei einzelnen pflanz¬ 
lichen Zellen, bei denen die Infektionsfähigkeit keine Rolle spielt 

Die Infektionsfähigkeit unterscheidet alle krebsigen Gebilde von normalem 
Epithel, gutartigen Tumoren und Teratomen. H. Ziesche. 

1260) Mandelbaum, F. S. and Celler, H. L. A contribution to the patho* 
logy of myastenia gravis. Report of a case with unusual form of thymic 
tumor. (Beitrag zur Pathologie der Myasthenia gravis.) From the pathological 
department of Mt Sinai Hospital, New York. (The Joum. of experim. med. 1908, 
Bd. 10, Nr. 3, S. 308—328.) 

Bei Myasthenia gravis sind schon zu häufig Neubildungen thymischen Ur¬ 
sprungs gefunden worden, als daß man sie nicht für die Ätiologie in einer 
Reihe von Fällen in Betracht ziehen sollte. In dem beschriebenen Falle handelte 
es sich um einen ungewöhnlichen, bei der Krankheit bisher nicht beschriebenen 
Tumor. 

Obwohl Beweise dafür noch fehlen, scheint es am wahrscheinlichsten, 
daß Myasthenia die Folge einer Toxämie unbekannten Ursprunges ist. Die 
Wirkung des toxischen Agens beschränkt sich nicht auf das Muskelsystem, 
sondern der Organismus ist im ganzen angegriffen wie die weitverbreiteten 
Lymphozyteninfiltrationen im Körper beweisen. Obgleich degenerative Ver¬ 
änderungen weder im Gehirn noch im Rückenmark nachgewiesen sind, zeigen 
die hier zum ersten Male im Rückenmark gefundenen Lymphozyteninfiltrate, 
daß auch das Zentralnervensystem von der allgemeinen Toxämie in Mitleiden¬ 
schaft gezogen wird. Die Veränderungen in den Muskelfasern sind lediglich 
degenerativer Natur, die Folge der Toxämie und nicht von einer primären 
Myositis abhängig. Die degenerativen Veränderungen stehen in keinem Zu¬ 
sammenhänge mit den Lymphozyteninfiltrationen. Die Lymphozyten scheinen 
von den perivaskulären Lymphräumen herzustammen. H. Ziesche . 

1261) Visentino, Arrigo. Osservaziom sul comportamento delle iaole del 
Langerhans nel diabete e in altri stati patologici. (Verhalten der Langer- 
hans sehen Inseln bei Diabetes und anderen pathologischen Zuständen.) Aus 
dem Labor, di Patol. generale, Prof. Golgi, zu Pa via. (II Morgagni, 1908, Nr. 3). 

Histologische Untersuchungen des Pankreas in 75 Fällen der verschieden¬ 
sten Art, darunter 3 von Diabetes. Bis auf 8 Fälle waren Azini wie Inseln 
normal; Veränderungen der Azini bei intakten Inseln fanden sich in einem Fall 
von Pankreaskarzinom und 4 von Leberzirrhose, umgekehrt fanden sich ver¬ 
änderte Inseln bei intaktem Parenchym in 2 Diabetesfällen, beide Elemente waren 
zusammen alteriert bei einem Fall von Diabetes. M. Kaufmann. 


1262) Jochmann, Georg u. Kantorowicz, Alfred. Zur Kenntnis der Antifennente 
im menschlichen Blutserum. Aus der Infektionsabteilung des Rudolf Virchow- 
Krankenhauses zu Berlin. (Münch, med. Wschr., April 1908, Nj^ 14 .) 

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Referate. 


487 


Den Verfassern gelang es, aus Leukozyten durch Fällen mit Alkohol, Aus¬ 
ziehen mit Glyzerinwasser und nochmaliger Alkoholtällung ein Präparat darzu¬ 
stellen, das starke proteolytische Wirksamkeit entfaltet; es konnte aus leu¬ 
kämischem Blut, normaler Milz und Knochenmark, sowie aus Kokkeneiter ge¬ 
wonnen werden; auch das Antiferment ließ sich aus Blutserum und Ödemflüssig¬ 
keiten auf ähnliche Weise leicht darstellen. Es wurde mm Kaninchen teils 
subkutan, teils intravenös Leukozytenferment eingespritzt, während andere Pan¬ 
kreatin erhielten, und es ergab sich folgendes: Bei Überschwemmung des Körpers 
mit Ferment findet eine Absättigung des Antifermentgehaltes statt, diese weicht 
bald einer Steigerung des Antifermentgehalts; eine Immunisierung tritt ein. 
Klinische Beobachtungen über die Schwankungen des Antifermentgehaltes sind 
also nicht eindeutig: geringer Antifermentgehalt kann sowohl vorübergehende 
Überschwemmung mit Ferment infolge gesteigerter leukozytärer Zerfallsvorgänge 
als auch dauernd geringe Fermentproauktion, hoher Antifermentgehalt sowohl 
vorübergehend geringe als dauernd starke Fermentproduktion bedeuten. Weiter 
ging aus den Versuchen hervor, daß das Antiferment gegen das proteolytische 
Ferment des Pankreas und das Leukozytenantiferment offenbar identisch sind. 
Feststellen ließ sich ferner, daß die Bindung zwischen Leukozytenferment und 
Antiferment nicht dissoziabel ist Erhitzen auf die Vernichtungstemperatur des 
Antiferments (60°) macht das Ferment nicht frei. Man kann die Erhitzung bis 
zur Vemichtungstemperatur des Ferments steigern, ohne die Bindung zu zer¬ 
sprengen. — Im menschlichen Blutserum ist auch ein Antipepsin vorhanden; es 
läßt sich auch in Ödemflüssigkeit und Exsudaten nachweisen. Das früher schon 
aus Magenschleimhaut dargestellte Antipepin wurde stets als kochbeständig be¬ 
schrieben. Es kreisen aber im Blut mindestens 2 Antipepsine, eins, das die 
Serumeiweißverdauung hemmt und bei 80—86° zerstört wird, und eins, das die 
Eiereiweißverdauung hemmt und 100° ohne Schädigung erträgt. M. Kaufmann. 


1263) Holzinger, F. Eine Theorie der natürlichen Immunität des lebenden 
Gewebes. Aus dem Inst, des Kaiserl. klinisch-gynäk. Inst, in St. Petersburg. 
(Münch, med. Wschr., März 1908, Nr. 12.) 

»Ein gewisser (schwacher) Grad von osmotischer Bewegung in einer Nähr¬ 
lösung verlangsamt das Wachstum von Mikroorganismen, welche in derselben 
Lösung bei Ruhe üppig gedeihen, und setzt die Zersetzungsprozesse in der 
Lösung herab. Bei einer größeren Intensität der osmotischen Bewegung in 
einer Nährlösung, welche im Ruhezustand einen guten Boden für Pilzwucherung 
abgibt und leicht zersetzlich ist, kann die Pilzwucherung und die Zersetzung 
vollständig verhindert werden«. Verfasser glaubt, *»daß aas lebende Gewebe 
immun ist, weil die osmotischen Vorgänge im Gewebe die Entwicklung einge¬ 
drungener Mikroorganismen verhindern. Erst eine bedeutende Abschwächung 
dieser Vorgänge und der Eintritt relativer Ruhe in der Gewebsflüssigkeit macht 
sie zu einem günstigen Nährboden und schafft Infektionsmöglichkeit.« 

M, Kaufmann . 

1264) Zebrowski, B. Über die Beziehungen zu der hämolytischen Sub- 
stance sensibilatrice und dem Präzipitinogen. (Gazeta lekarska 1907, Nr. 38.) 

Verfasser verfolgt weiter die von Wassermann und Bruck berührte 
Frage, ob wirklich Antiimmunkörper existieren oder ob die Wirkung bestimmter 
Sera auf bestimmte Präzipitine zurückzuführen sei. Wassermann und Bruck 
benutzten dazu bekanntlich normales Blutserum, welches ausgesprochene hämo¬ 
lytische Eigenschaften gegenüber Kaninchenblut zeigte; sie immunisierten 
Kaninchen mit Hühnereiweiß — welches weder Alexine noch Immunkörper 
für Kaninchenblut besaß — und erhielten ein Serum, das Hühnereiweiß und 
Hühnerserum präzipitierte. Obgleich stark präzipitierend, vertrug jedoch dieses 
Serum nicht die hämolytische Wirkung normalen Hühnerserums auf Kaninchen¬ 
blut. Die Präzipitationsreaktion allein für sich genügt also nicht zur Erklärung 
der Wirkung von Antiimmunkörper-Sera, man muß hier das Bestehen von 
Substanzen anderer Art — von Antiimmunkörpem — annehmen. Nach der 
Ansicht vom Verfasser wären die Versuche von Wassermann und Bruck ganz 
überzeugend, — wenn nicht der Umstand, daß das von ihnen gewählte hämo- 


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488 


Referate. 


lytische Serum normales Serum wäre, wogegen alle Untersuchungen über Anti¬ 
immunkörper spezifische hämolytische Sera betreffen, welche auf dem Wege 
der Immunisierung erhalten wurden. Wassermann und Bruck konnten das 
normale Serum nicht stark verdünnen, in stark verdünntem, Präzipitinogen ent¬ 
haltendem Serum kann präzipitierendes Serum ganz wirkungslos bleiben, sowohl 
in Bezug auf Bildimg von Präzipitat als auch auf die Abspaltung von Alexin; 
wie auch bezüglich der Immobilisierung der spezifischen Substanzen mit 
Präzipitinogen (Kraus, Pfibram). Zebrowski beschloß daher, die von 
Wassermann und Bruck gestellte Frage auf spezifische hämolytische Sera zu 
prüfen mit Anwendung von möglichst starken Verdünnungen. Das hämolytische 
Serum stammte von emer Ziege, welcher subkutan (vorher mit der Zentrifuge 

f ereinigte) Blutkörperchen der Kuh eingespritzt wurden. Als präzipitierendes 
erum benutzte er das Serum vom Kaninchen, welches durch eine Reihe von 
Injektionen vom Serum der Kuh vorbehandelt war. Dieses Kaninchenserum 
präzipitierte sowohl Kuh- als Ziegenserum. Da Kuhserum keine Immunkörper 
für rote Blutkörperchen der Kuh besitzen kann, konnte das Kaninchenserum 
keine Antiimmunkörper besitzen, also keine Substanzen, welche die Wirkung 
des spezifischen Hämolysins »Ziege-Kuh« zu neutralisieren vermochten. Das 
spezifische »Kuh-Ziege-Serum«, welches gleichzeitig Präzipitinogen und Immun¬ 
körper enthielt, wurde der Präzipitation in Verdünnung 1:100 unterzogen. In 
dieser Verdünnung ist die hämolytische Wirkung verhältnismäßig gering; 
0,01 Serum enthält ungefähr 1 Immunitätseinheit. Gleichzeitig bildete sich m 
derselben Verdünnung ein reichlicher Niederschlag unter Wirkung von 0,01 »Kuh- 
Ziege«-Serum. Trotz der günstigen Umstände trat die Immobilisierung des 
Immunkörpers im »Ziege-Kuh«-Serum nicht auf. Präzipitinogen und Immun¬ 
körper des Ziegenserums sind von einander unabhängig. Zebrowski schließt 
daraus: 1. Immunkörper und Präzipitinogen sind zwei von einander unabhängige 
Substanzen; 2. die antiimmunisierende Eigenschaft gewisser Sera kann nicht 
durch Präzipitinwirkung erklärt werden. /?. Quest. 

1265) Pappenheim, A. Über lymphoide, basophile Vorstufen der Erythro- 
blasten. (Nachtrag zu der Mitteilung von Pappenheim und Hirschfeld über 
akute, haemorrhag., myeloide Leukämie, Folia hämat V, Heft 5.) Folia hämat. 
Bd. V, Jahrg. 1908, Heft 6, S. 511—613.) 

Bei Anwendung einer modifizierten Romanowskyfärbung war es möglich, 
in diesem Falle zwischen eigentlichen Großlymphozyten und den erythroblastisch 
begabten, aber noch absolut haemoglobinfreien »Großlymphozyten« einen Unter¬ 
schied zu finden und zwar auf Grund der Kemfarbung und -Struktur. Darnach 
scheint zwischen diesen wenigst ausgebildeten Erythroblasten oder »Haemo¬ 
blasten« und den lymphozytären Vorstufen der Myelozyten kein genetischer 
Unterschied zu bestehen. Schließlich rechtfertigt Pappenheim seinen durch 
diese neue Erkenntnis nötig werdenden Schritt, sich der Schar der Dualisten 
zu nähern, noch einmal und geht auf die verschiedenen Ansichten über Bildung 
von Erythroblasten und Myelozyten näher ein. Georg B. Gruber. 

1266) Nägeli. Über basophile Granulation der Erythrozyten bei Embryonen. 

(Folia hämat Bd. V, Jahrg. 1908, Heft 6, S. 525—534.) 

Während noch in allerletzter Zeit die Vermutung ausgesprochen werden 
mußte, daß außer bei Mäusen sich nirgends im Embryonalblute basophile Ery¬ 
throzytengranulierung finde, gelang es Nägeli bei Kaninchen, Meerschweinchen, 
Schafen, Schweinen und auch beim Menschen diese granulierten Erythrozyten 
nachzuweisen. Eine bindende Erklärung, ob die Punktierung vom Kern oder 
vom Protoplasma stamme, vermag Autor noch nicht abzugeben; doch scheint 
ihm die Herleitung der Pünktchen vom basophilen Protoplasma der Berück¬ 
sichtigung wohl wert. — Außer der Punktierung fand Nägeli noch andere 
basophil reagierende Substanzteile, Bröckel in embryonalen roten Blutzellen, die 
er als Kemreste deutet, und die zur basophilen Granulation anscheinend keine 
Beziehung haben. Georg B. Gruber\ 

1267) Laudan, H. Zur Lehre von der sogenannten körnigen Degeneration 
der Erythrozyten. (Folia hämat, Bd. V, Jahrg. 1908, Heft 6, S. 530—534.) 


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Referate. 


489 


Autor referiert zunächst verschiedene Erklärungsversuche der »körnigen De¬ 
generation« (Ehrlich) der Blutzellen, wie sie nach Bleivergiftung typisch in 
Erscheinung tritt. Er hält diese Kömelung nur für eine Modifikation der Poly- 
chromatophilie und sucht denselben Grund, der die Affinität der Erythrozyten 
für saure Farbstoffe stört, dafür namhaft zu machen, daß geradezu einzelne 
Partikelchen in der flüssig gedachten, hämoglobinhaltigen Zytoplasmasubstanz 
(Weidenreich) ausgeschieden werden, die sich stark basophil färben. Körnchen¬ 
bildung und Polychromatophilie könnten ein Ausdruck sowohl der Jugend und 
der Regeneration, als auch der Degeneration und des Absterbens sein. Dabei 
ist wohl die Körachenbildung als fortgeschrittenerer Prozeß der Polychromatophilie 
zu betrachten. Georg B. Gruber . 

1268) Weber, Parkes F. Die Zunahme der gesamten Blutmenge bei myelo- 
pathischer oder splenomegalischer Polyzythämie (Erythrämie) und bei sekun¬ 
därer Polyzythämie (Erythrozytosis) infolge kongenitaler Herzerkrankungen 

nsw. (Folia haemat. Bd. V, Jahrg. 1908, H. 8, S. 701—707.) 

Durch die Haldane-Lorrain-Smithsche Kohlenstoff- Monoxid- Probe, die, wie 
Tierversuche ergaben, mit der Welckerschen Blutmengenbestimmung überein¬ 
stimmende Resultate erreichen läßt, wurde die klinische Feststellung einer wahren 
Plethora ermöglicht. Auch in Fällen von zytologisch und hämoglobinometrisch 
festgestellter Polyzythämie ergab sie Vermehrung des Gesamtblut-Volumens. Die 
Ursache für solche Blutvermehrung liege in unvollkommener «Oxygenation» des 
Blutes infolge von Herz- und Lungen-Erkrankungen, wodurch sekundär das 
Knochenmark zu vermehrter Erythropoöse veranlaßt werde. Aus ganz analogem 
Grunde trete beim Aufenthalt an Höhenpunkten eine Polyzythämie ein, um die 
verringerte Sauerstoff-Tension der Inspirationsluft zu kompensieren. Alle Poly¬ 
zythämien seien myelogener Abkunft; während man für die Blutvermehrung bei 
Herz-Lungenerkrankungen und beim Höhenaufenthalt den Grund kenne, wisse 
man für die sogenannte «megalosplenische» Polyzythämie keinen anzugeben; 
man müsse sie vielmehr als eine »myelopathische» Krankheitserscheinung auf¬ 
fassen und sollte sie auch so benennen. Georg B. Gruber . 

1269) Sabrazäs, J. Macrophagie de lymphocytes dans les g&nglions et 
dans les tdguments d’un lymphocytämique non traitd par les rayons X. 
(Makrophagie der Lymphozyten innerhalb der Lymphknoten und der Haut bei 
einem nicht mit Röntgenstrahlen behandelten lymphatischen Leukämiker.) (Folia 
haemat. Bd. V, Jahrg. 1908, H. 8, S. 708—709.) 

Man weiß, daß außer der Zytolyse bei Leukämie durch die Radiotherapie 
auch eine Makrophagentätigkeit erzeugt wird. Sabrazes beobachtete und be¬ 
schreibt nun einen Fall, wo sich, obgleich Röntgenbehandlung nicht angewendet 
wurde, in den Lymphfollikeln ausgesprochene und gehäufte Makrophagen-Nester 
fanden. Im Leib der phagozytierenden Zellen komite er bis zu 15 teils mehr, 
teils weniger veränderte Lymphozyten zählen. Auch im Unterhautzellgewebe 
waren diese Makrophagen herdenweise anzutreffen. Georg B. Gruber . 

1270) Sabrazäs u. Leuret, Hömaties granuleuses et polychromatophilie 
dans Hetäre des nouveau -näs. (Granulierte Erythrozyten und Polychromato¬ 
philie beim Ikterus der Neugeborenen.) (Folia haemat Bd. V, Jahrg. 1908, H. 8, 
S. 710—711/) 

Der Befund getüpfelter Erythrozyten in einem Falle von chronischem Ikterus 
bewog die Verfasser, an ikterischen Neugeborenen nach dem gleichen Phänomen 
zu suchen, was ihnen auch teilweise gelang; zugleich fanden sie, daß die ge- 
kömelten roten Blutzellen der ikterischen Kinder eine größere Widerstandskraft 
gegen Hämolyse besitzen, als die normalen Erythrozyten. Die getüpfelten Zellen 
seien nichts anderes, als polychromatophile Erythrozyten, die, in Alkohol fixiert, 
sich in derartiger Form mit basischem Farbstoff beladen. Mit dem Stadium des 
Ikterus variiere das Vorkommen dieser Zellen. Während sie im Anfänge reich¬ 
lich vorhanden seien, mache sich während der Akme, namentlich aber beim 
Schwinden des Ikterus eine Abnahme ihrer Zahl deutlich bemerkbar. 

Georg B. Gruber . 

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N. F. in. Jahr*. 



490 


Referate. 


1271) Biffi u. Galli, Bemerkungen zu dem Artikel von E. Leuret, betitelt 
„Sur l'ictöre hömolytique des nouveau -nös“. (Siehe Fol. haem. Bd. V, S. 86.) 
(Folia haemat. Bd. V, Jahrg. 1908, H. 8, S. 712—718.) 

Die Verfasser wenden sich gegen die Kritik Leurets über ihren Aufsatz 
«Recherches sur le sang et sur les urines des nouveau-nes et des nourissons» und 
rechtfertigen ihre Untersuchungsweise. Georg B. Gruber. 

1272) Levi della Vida. La flltrabilitd du virus varioleux. (Die Filtrier¬ 
barkeit des Keimes der Variola.) (Fol. haemat. Bd. V, Jahrg. 1908, H. 8, 
S. 714—715.) 

Verfasser hat zur selben Zeit wie Casagrandi, aber unabhängig von ihm 
und mit etwas anderen Methoden, über das gleiche Thema Versuche angestellt. 
Er ist in der Lage, Casagrandis Beobachtung, daß der Variolakeim zu den 
filtrierbaren Keimen gehört, zu bestätigen. Georg B. Gruber . 

1278) Pappenheim, A. Bemerkungen zur Kenntnis und Bedeutung der 
basophilen Punktierung der roten Blutkörperchen. (Folia haemat. Bd. V, Jahrg. 
1908, H. 6, S. 535—541.) 

1. Die basophile Kömelung ist vital färbbar und im Gegensatz zu der 
Reaktionsgeschwindigkeit bei der Färbung der Erythroblastenkeme äußerst avide. 
Dauernd kernhaltige Erythroblasten haben keine Kömelung. (E. Meyer- 
Speroni.) 

ü. Polychromatophilie ist plasmatischer, nicht karyogener Abkunft, ist aber 
von progressiver Bedeutung. Sie ist der Ausdruck des noch vorhandenen baso¬ 
philen, unreifen Spongioplasmas, ein Rest der Basophilie der lymphoiden Vor¬ 
stufen, aus denen sich die Erythroblasten entwickeln. 

in. Aus Gründen des färberischen Verhaltens bei Anwendung von Methyl¬ 
grün-Pyronin (chromophobes Verhalten der Punktierung gegen die Kemfarbe: 
Methylgrün) muß man gegen die karyogene, d. h. nuclemogene Herkunft der 
Kömelung Stellung nehmen. Nun müssen in der Zelle an sich zweierlei basische 
Substanzen unterschieden werden, das Chromatin und das Basiplastin (= Spongio- 
plastin) des Protoplasmas, abgesehen davon, daß der Kern neben dem Chro¬ 
matin noch das basophile Parachromatin (= Basikaryoplastin) aufweist Wenn 
schon einer karyogenen Abstammung der Kömelung das Wort zu reden ist, so 
kann nur eine Abstammung vom Basiparachromation, d. h. von basophilen, un¬ 
reifen polychromatischen Zellen in Frage kommen. Es ist aber doch eine plas- 
mogene Abkunft denkbar, wobei es sich um ein Produkt des basophilen Spongio¬ 
plasmas jugendlicher Blutzellen handeln müßte, also um einen regenerativen 
Prozeß. 

IV. Gegen die karyogene Natur der Tüpfelung spricht auch die Auffindung 
von vielleicht ausgelaugten Blutkörperchen-Schatten oder -Membranen, die den¬ 
noch basophil punktiert erschienen, so daß die Kömelung als integrierender 
Bestandteil dem diskoplasmatischen Oikoid anzugehören scheint. 

Georg B. Gruber . 

1274) Ferrata, A. Über die Klassifizierung der Leukozyten des Blutes. 

(Folia haemat. Bd. V, Jahrg. 1908, H. 7, S. 655—675.) 

I. Die Stellung der uninukleären Leukozyten in der Hämatologie. 

Verfasser beabsichtigt mit seiner Arbeit zu einem synthetischen Zweck bei¬ 
zutragen, der die Vereinfachung der haematol. Terminologie verfolgt. Als uni- 
nucleär bezeichnet Ferrata alle jene basophilen, mit den gewöhäichen Blut- 
Tinktions-Methoden ungranuliert erscheinenden, mononukleären Formen, die unter 
dem Namen «Lymphozyten», «lymphoide Zellen» usw. bekannt sind. Auf Grund 
gleicher tinktorieller Verhältnisse bei all diesen Zellen, sowohl bei gewöhnlicher, 
als bei vitaler Färbetechnik, kam Autor zu der Anschauung von einer Einheit 
dieser uninukleären Elemente. Namentlich bewog ihn hierzu der so ziemlich 
regelmäßige Befund vital färbbarer Körperchen im Protoplasma, die er «plasmo- 
somische Körperchen» nennt. Die Unterschiede in der Erscheinungsform der 
Uninukleären sei wesentlich bedingt durch die Verschiedenheit des Alters und 
der physiologischen Leistung. Den Namen «Lymphozyten» soll man deshalb 
nicht für diese Zellen benützen, weil man damit unwillkürlich eine Erinnerung 

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Referate. 


491 


an die Entstehungsstätten gewisser Uninukleärer wachrufe. Da die Uninukleären 
aber verschiedene Entstehungsstätten haben, sei es besser rein morphologisch 
einzuteilen in: kleine, mittlere und große Uninukleäre. — In breiter Ausführung 
geht mm Ferrata an eine nicht immer glückliche Kritik seiner «plasmosomischen 
Körperchen», die er, wie auch gewisse paranukleäre, nicht bei allen Tieren gleich 
schön und leicht zu beobachtende azurophile Einschlüsse und wie das Vorkommen 
von Fetttröpfchen, in allen Uninukleären als vorhanden bezeichnet In den 
folgenden Bemerkungen über die Verschiedenheit der Kernstruktur und Kem- 
form gibt Ferrata die Ansicht kund, daß hauptsächlich durch die verschieden¬ 
artigen technischen Methoden so viele verwirrende Unterschiede zu Tage ge¬ 
fördert worden seien und daß man diesen Befunden zu viel Gewicht beigelegt 
habe. Wollte man Zellen eines Organverbandes daraufhin ansehen, so bekäme 
man bei derselben Zellart noch mehr Unterschiede, als hier bei den Uninukleären. 
Schließlich macht Autor den Vorschlag, die farblosen Blutzellen in zwei Arten 
zu trennen: 1. Granulierte Leukozyten, 2. uninukleäre, plasmosomische Leuko¬ 
zyten. Die Mutterzelle beider Reihen soll «Plasmogonie» heißen. — Die Arbeit 
ist von Pappenheim mit einer Reihe von Anmerkungen, teils ergänzender, 
teils kritischer Natur versehen. Georg B. Gruber. 

Physiologie und physiologische Chemie» 

1276) Herlitzka. Sur 1’Ontogenese des ferments. (Über die Ontogenese 
der Fermente.) (A. ital. de Biol. 1907, Bd. 48, H. 1, S. 119.) 

Aus dem großen Kapitel hat sich der Autor die eine Frage zur Beant¬ 
wortung gestellt, ob die Fermente im befruchteten Ei präformiert seien oder 
erst nachträglich entständen. Zu seinen ausgedehnten Versuchen hat er bloß 
Ovipare benutzt, da bei den Mammiferen immer ein Übergang von Plazentar¬ 
fermenten in den Fötus möglich ist. Er verarbeitete die Eier von Hühnern, in¬ 
dem er im ganz frisch gelegten Ei sofort eine sorgfältige Trennung von Weiß 
und Gelb vomahm, sowie Froscheier, bei denen die störende Schleimhülle 
(übrigens selbst ein Ferment enthaltend) außerordentlich schwer zu entfernen 
war; denn wenn er nach gutem Verreiben des in Azeton gehärteten Frosch¬ 
laichs das Pulver in Wasser aufhahm, so quoll regelmäßig der Schleim auf und 
hüllte die Eibestandteile ein. Schließlich gelangte er so zum Ziele, daß er die 
Eier in dünner Schicht auf ein feines Drahtnetz aufstrich, dasselbe dann in 
Azeton tauchte, häufig dieses Härtungsmittel wechselnd, um alles Wasser zu 
entziehen; dann Trocknen an der Luft und darauf Verreiben in einem Mörser: 
auf diese Weise werden die Eier in ein feines Pulver verwandelt, während der 
Schleim größere Bröckel bildet Das Gemisch wird nun abermals in Azeton 
aufgenommen und durch ein feines Drahtgeflecht filtriert wonach das Filtrat 
vollkommen frei von Schleimbeimengungen ist. Beim Trocknenlassen desselben 
entsteht wieder ein Pulver, das schließlich mit destilliertem Wasser aufge- 
nommen zu den Versuchen benutzt wird. Die Methode derselben bestand da¬ 
rin, daß von diesen Aufschwemmungen von Eisubstanz bestimmte Mengen im 
Reagenzglas zu oxydablen Substanzen oder Kohlehydraten zugesetzt und nach 
24 ständigem Verweilen im Brutschrank die Gemische genau untersucht wurden. 

Die Schlußfolgerungen mögen hier nur kurz wiedergegeben werden: 

1. Die endozellulären Fermente sind nicht insgesamt im befruchteten Ei 
präformiert, sondern bilden sich zum Teil allmählich im Verlauf der Embryonal¬ 
entwicklung. 

2. Diese »Epigenese« der Fermente muß wahrscheinlich in Zusammenhang 
gebracht werden mit einer Änderung in der chemischen Konstitution des Nukleins. 
(Nach Kossel fehlt dem unbebrüteten Ei Guanin und Hypoxanthin, während 
sich diese Körper vom 15. Tag der Bebrütung an nachweisen lassen). 

3. Die Fermente entstehen im Körper des Embryos und nicht in den fötalen 
Adnexen. 

4. Die in der ersten Periode der Entwicklung fehlenden Fermente sind 
hauptsächlich diejenigen, welche oxydierend wirken oder tiefe Spaltungen her- 

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Referate. 


/ 


vorrufen. Immerhin sind bereits solche Fermente vorhanden, welche oxydativen 
Synthesen dienen. 

ö. Im Verlaufe der Embryonalentwicklung erscheinen zuerst Oxydasen 
(Oxygenasen mit Peroxydasen). Die reine Peroxydase bildet sich später, wahr¬ 
scheinlich aus einer Oxydase, dadurch daß die Oxygenase der letzteren ver¬ 
schwindet. 

6. Diese Bildung der reinen Peroxydase (d. h. derjenigen, welche frei von 
Oxygenase ist), fällt zusammen mit dem Auftreten des Hämoglobins; dieser 
Farbstoff ist beim Frosch erst sehr spät, ungefähr 10 Tage nach Beginn des 
Kreislaufs, nachweisbar. Deshalb darf man an die Identität des Hämoglobins 
und der ersten Peroxydase denken. 

7. Es existiert indessen eine reine Peroxydase in dem die Froscheier um¬ 
hüllenden Schleim; sie hat jedoch keinen genetischen Zusammenhang mit der 
im Embryo nachweisbaren Peroxydase. 

8. Die Katalase, welche die Oxydationen mäßigt, findet sich schon in den 
allerersten Stadien der Embryonalentwicklung. 

9. Die Ontogenese der Fermente ist verschieden bei den verschiedenen 
Embryonenarten in Bezug auf die Zeit ihres Auftretens und ihre Natur. 

Dietschy . 

1276) Foderä. Quelques observations sur des chiens opdrds de fistule 
gastrique k la Pawlow. (Einige Bemerkungen über Pawlowsche Magenfisteln 
an Hunden.) (A. ital. de Biol. 1907, Bd. 48, H. I, S. 146.) 

Die Hauptneuerung besteht darin, daß zur Vermeidung der Reizung und 
des geschwürigen Zerfalls an der Fistelumgebung eine Dauerkanüle mit Rezeptor 
eingenäht wird; dadurch fällt denn auch der unberechenbare Einfluß des An- 
bindens bei der Gewinnung des Magensaftes weg. Foderä gibt eine ausführ¬ 
liche Schilderung seiner etwas modifizierten Operationsmethode und bestreitet 
zum Schluß die von Pawlow vertretene Meinung, wonach durch mechanische 
Reizung der Schleimhaut keine Saftsekretion einsetze. Dietschy . 

1277) Stutzer, A. u. Merres, E. Untersuchungen über die Wirkung der 
Enzyme der Magenschleimhaut und des Bauchspeichels auf vegetabilische Ei- 
weißstoffe. Aus d. agrikulturchem. Institut d. Univ. Königsberg. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 127—162.) 

Durch reichliche Mengen von alkalischer Trypsinlösung wird eine geringere 
Menge von Stickstoff gelöst als durch kleinere, was bei Verdauung mit saurem 
Magensaft nie zu beobachten ist. Außerdem hat man es störenderweise bei 
der Trypsin Wirkung nicht mit einer scharf abgegrenzten Lösung N-haltiger Be¬ 
standteile zu tun, sondern die weiter fortschreitenden Umsetzungen geben unter 
Umständen wieder zur Bildung schwerlöslicher Substanzen Anlaß. Es empfiehlt 
sich daher nicht, die Behandlung mit alkalischer Trypsinlösung bei der Prüfung 
von Futtermitteln vorzunehmen, sondern man suche durch eine zweckmäßig zu¬ 
sammengesetzte Pepsinlösung das Optimum der Verdauung zu erreichen. 

K. Reicher . 

1278) Stutzer, A. u. Merres, E. Untersuchungen über die Wirkung der 
Enzyme der Magenschleimhaut und des Bauchspeichels auf vegetabilische Ei¬ 
weißstoffe. II. Mitteilung. Aus dem agrikulturchem. Institut d. Univ. Königs¬ 
berg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 244—254.) 

Die alleinige Behandlung des Futters mit saurem Magensaft ist die beste 
Methode, um in Nahrungs- und Futtermitteln den Gehalt an verdauungsfähigen 
stickstoffhaltigen Substanzen festzustellen. K . Reicher . 

1279) Frouin, A. Sur l’activabilitd des sucs pancrdatiques de fistulös 
permanentes chez des animauz soumis k des rdgimes diffdrents. (Über die 
Aktivierbarkeit des Pankreassafts aus permanenten Pankreasfisteln bei verschiedener 
Ernährung. (Cpt. r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 473—474.) 

Bei verschiedener Nahrung ist die Menge des Darmsafts, die notwendig ist, 
um eine bestimmte Menge reinen Pankreasfistelsafts zu aktivieren, sehr ver¬ 
schieden. Während man den Saft bei Fleischnahrung nur oder selbst 

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Referate. 


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seines Volumens aktivierenden Darmsaftes zuzusetzen braucht, sind bei Brot- 
1 1 

nahrung ^ bis ^ des Volumens nötig, um das Maximum der digestiven Tätig¬ 
keit des Pankreassekrets zu erhalten. L. Borchardt. 

1280) Frouin, A. Influence des produits de la digestion des albuminoldes 
et des Sucres sur l action söcrötoire de THCl sur la Böcrötion pancröatique. 

? Einfluß der Eiweißspaltprodukte und der Zucker auf die Salzsäure- und 
ankreassekretion.) (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 519—621.) 

Führt man in den Magen eines Hundes 200 ccm 0,36 proz. HCl ein, so erhält 
man aus der Pankreasfistel 120 ccm Pankreassaft in den nächsten 2 Stunden. Führt 
man dem Hunde 600 g Fleisch ein, die eine Sekretion von 400—600 ccm 0,35 
bis 0,4 proz. HCl enthaltenden Magensaft hervorrufen, so läßt sich aus der Pankreas- 
tistel in den nächsten 8 Stunden nur 60—70 ccm Saft sammeln. Diese Differenzen 
beruhen nach Frouin auf der hemmenden Wirkung der gebildeten Albumosen, 
da durch Einführung von 200 ccm 0,36 proz. HCl mit Eiweißverdauungsprodukten 
zusammen die Pankreassekretion nur mäßig, bei Einfährung von Albumosen allein 
(in Form von Witte-Pepton) abnorm gering ist. L . Borchardt. 

1281) Nolf, P. Eöle de l’6pith61ium intestinal dans rassimilation de l’azote 
alimentaire. (Rolle des Darmepithels bei der Assimilation des Nahrungs-N.) 
(Joum. de physiol. et de pathol. gener. 1907, Bd. 9, Nr. 6, S. 967—968.) 

Ein großer Teil des Nahrungseiweißes, alles was im Darm oder im Darm¬ 
epithel der tiefgehenden Einwirkung der proteolytischen Fermente unterworfen 
wird und Kristalloid wird, wird von Stufe zu Stufe bis zum Harnstoff abgebaut 
und ist für die Synthese der Plasmaalbumine endgültig verloren. Der Gesamt¬ 
stickstoffverbrauch des Körpers ist nur in geringem Maße ein solcher seiner Al¬ 
bumine; ihre Synthese erscheint nur unter Zuhilfenahme schon komplexer Mole¬ 
kel möglich, als deren einfachste die Polypeptide zu gelten hätten. So erklärt 
sich der vollkommene Mißerfolg einer Ernährung mit den Produkten der totalen 
Proteolyse und die Tatsache, daß ein Nährstoff um so schlechter wird, je mehr 
die Krystalloide über die Kolloide darin die Überhand gewinnen. H. Ziesche. 

1282) Garrelon, L. et Langlois, J. P. Etüde sur la polypnöe thermique. 
III. mem. (Über die Wärmepolypnoe.) (Joum. de physiol. et de pathol. gener. 
1907, Bd. 9, Heft 6, S. 948—956.) 

Abkühlung des Carotidenblutes, durch sehr kaltes, um die Carotis zirkulierendes 
Wasser, ruft beim Hunde im Zustande zentraler Wärmepolypnoe eine Beschleu¬ 
nigung des Rhythmus hervor, der eine sehr kurze Verlangsamung vorangeht. 
Diese Veränderung kommt nach Vagusdurchschneidung nicht mehr zustande. 
Die physiologische Trennung durch Elektrotonus beider Vagi hat dieselbe Wir¬ 
kung wie einfache Durchschneidung: Beschleunigung im anelektrotonischen 
Stadium. H. Ziesche. 

1283) Lefövre, Jules. Sur le besoin physiologique minim um d'önergie, 
liznite vers laquelle tend la production calorique quand la tempdrature du 
milieu s’approche de celle du corps de l’homöotherme. (Über das physiologische 
Energieminimum.) (Joum, de pysioL et de pathol. gener. 1907, Bd. 9, Heft 6, 
S. 939-947.) 

Die Grenze, um die die Energieausgabe beim mittleren erwachsenen 
Menschen schwankt, wenn die Temperatur der Umgebung der des Körpers nahe 
ist, beträgt 1 cal. für die Minute. Diese Menge stellt das notwendige Energie¬ 
minimum dar. In 24 Stunden beträgt dieses Bedürfnis 1460 cal. oder 0,94 cal. 
für Kilogrammstunde bei einem Durchschnittsmenschen von 64 kg Gewicht. 

H. Ziesche. 

1284) Nolf, P. Las albumoses et peptones sont-elles absorbäes par l’dpi- 
thdlium intestinal? (Werden die Albumosen und Peptone vom Darmepithel 
resorbiert?) Travail de l’Institut de physiologie de Liege. (Joum. de physiol. et 
de pathol. gener. 1907, Bd. 9, Nr. 6, S. 925—938.) 

Fütterungs- und Stoffwechselversuche an Hunden haben ergeben, daß das 
Darmepithel ebenso die ersten Produkte der Eiweißzersetzung (Albumosen und 

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Referate. 


Peptone) resorbiert, wie die letzten. Bei gleichem Stickstoftgehalt geht die Re¬ 
sorption der ersteren viel schneller vor sich als die der letzten. Im Laufe der 
Verdauung sind Albumosen und Peptone stets im oberen Abschnitte des Dünn¬ 
darmes nachzuweisen, daraus folgt, daß im normalen Zustand ein mehr oder 
minder beträchtlicher Teil des Nahrungs-N als solche resorbiert werden. Bei 
der fortschreitenden Proteolyse und der schlechteren Resorption der Kri- 
stalloide stellen diese allmählich fast den ganzen N des Darmkanals dar. 

H. Ziesche. 

1285) Comus, L. et Gley, E. Becherches sur la sdcretion pancröatique. 
Variations de l’activitd prot&olytique du suc p&ncrdatique. (Veränderungen in 
der proteolytischen Wirksamkeit des Pankreassaftes.) (Journal de physioL et de 
pathol. gener. 1907, Bd. 9, Heft 6, S. 987—998.) 

Der unter Einfluß von Sekretin sezemierte Pankreassaft, ist nicht stets in¬ 
aktiv. Wenn die durch Sekretin bewirkte Sekretion zustehen gekommen ist, und 
sofort folgt eine neue Sekretininjektion, so sind die ersten Portionen des neu 
sezemierten Saftes schwach aktiv (verdaut Hühnereiweiß in 36—48 Stunden). 
Der Saft, der unter dem Einfluß von Albumosen (Pepton Witte) oder Pilocarpin 
sezemiert wird, ist stets aktiv; es besteht aber eine gewisse Periodizität in der 
proteolytischen Sekretion. Je mehr man beim Pilokarpinpankreassaft die Kalk¬ 
salze durch Natriumoxalat ausfällt, um so geringer wird die proteolytische Wirk¬ 
samkeit; sie wird aber nur verlangsamt, mcht aufgehoben. H. Ziesche . 

1286) Grlhant, Nestor. Chimie physiologique. Becherches sur l’alcool 
dthylique injectd dans le sang ou dans l’estomac et sur ce qu'il devient dans 
Torganisme. (Über die Umwandlung des Äthylalkohols im Organismus.) (Joum. 
de physiol. et de pathol. gener. 1907, Bd. 9, Heft 6, S. 978—986.) 

Der per os aufgenommene oder in Dämpfen in die Lunge gekommene Al¬ 
kohol verteilt sich in allen Geweben und bleibt lange im Organismus. Wenn 
man nach einiger Zeit die Menge des Alkohols im Organismus prüft, so fehlt 
ein großer Teil, der durch die Nieren ausgeschieden worden ist Die Mengen, 
die von Lungen und Haut ausgeschieden werden, sind sehr gering. Der Alko¬ 
hol wird im Körper um so besser verbrannt, in je kleineren Mengen er aufge¬ 
nommen wird. Die Verbrennung geht langsam vor sich und bedarf einer 
größeren Anzahl von Stunden. H. Ziesche . 


1287) Danilewsky, Basile. De rinfluence de la ldcithine sur l'activitö du 
coeur. (Einfluß des Lezithins auf die Herztätigkeit.) Universite de KharkofL 
(Journ. de physiol. et de pathol. gener. 1907, Heft 6, S. 909—924.) 

Schwache Lösungen (1—2:100000) der Ringer’schen Lösung zugesetzt 
vermehren merklich die Amplitude der Systole beim isolierten Froschherzen 
z. B. in einem Cardiogramm von 7,5 mm auf 10,5 mm. Die Wirkung der Lezi¬ 
thinlösung erschöpft sich bald, wenn man die gleiche Lösung im Herzen läßt 
hält aber sehr lange an, wenn man immer neue Lösung durch das Herz zirku¬ 
lieren läßt. Auf die Frequenz der Herzschläge hat das Lezithin nur sehr wenig 
Einfluß, reguliert aber die Herztätigkeit und beseitigt Arythmien des Pulses. 

Konzentriertere Lösungen (0,05 °/ 0 ) vermehren gleichfalls die Amplitude der 
Herzkontraktionen in 2 Minuten von 10,5 auf 32 mm). Auf die Pulsfrequenz 
haben auch sie keinen Einfluß, bis auf die Regulierung unregelmäßiger Kon¬ 
traktionen. 

Bei stärkerer Konzentration der Lezithinlösung (0,01 °/ 0 und höher) ist die 
Wirkung eine gerade umgekehrte. 

Auch auf das exzidierte Warmblüterherz wirkt das Lezithin in gleicher 
Weise. Die Energie der systolischen Kontraktion wird mehr oder minder be¬ 
deutend gesteigert. Die Pulsfrequenz bleibt fast ungeändert. Die regulierende 
Wirkung des Lezithins zeigte sich sehr deutlich durch Beseitigung des Pulsus 
altemans. 

Das Lezithin wirkt auf den Herzmuskel selbst; es ist ein cardiomuskuläres 
Stimulans. 

Die einzelnen Komponenten des Lezithins, Cholin, Glyzerinphosphorsäure und 
Glyzerin zeigten eine wesentlich andere Wirkung auf das Herz. H. Ziesche '. 


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Referate. 


495 


1288) Barker, J. Bertha. The Enzymes of flbrin. (Die Enzyme des Fi¬ 
brins.) From the Rockefeiler Institute for Medical Researches, New York.) 
(Joum. of experimental medicine 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 343—353.) 

Im Fibrin ist ein Enzym vorhanden, das in neutralem und etwas besser in 
alkalischem Medium zur Wirkung kommt und an welches das erinnert, das aus den 
polynukleären Leukozyten entzündlicher Exsudate .gewonnen wird. Es wirkt nicht 
nur auf Fibrin, indem es Autolyse hervorruft, sondern auch auf fremdes Eiweiß 
(koaguliertes Blutserum). Die Wirkung hört auf, wenn man die Alkalinität des 
Mediums auf über 0,2 °/ 0 Na a C0 3 erhöht. 

Fibrin enthält ein Ferment, das bei schwach saurer Reaktion wirkt. Es wirkt 
ebensogut auf fremdes Eiweiß wie auf das Fibrin selbst und ist wahrscheinlich 
mit dem Ferment identisch, welches in den großen mononukleären Zellen ent¬ 
zündlicher Exsudate vorkommt. H. Ziesche\ 

1289) Minz, A. Über Toxolezithide. Aus d. bakteriolog. Abteilung d. Pathol. 
Institut d. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 357—381.) 

Das hämolytische Prolezithid des Cobragiftes, das entsprechende Toxo- 
lezithid und auch in geringerem Maße das Lezithin selbst werden durch das 
Cholesterin aus ihren Lösungen aulgenommen. Dadurch ist die Behauptung von 
Noguchi, daß nur das Lezithin mit dem Cholesterin in Beziehung tritt, als irrig 
erwiesen. 

Da das Neurotoxin des Cobragiftes durch Cholesterin keine nennenswerte 
Beeinflussung erfährt, kann man das Cholesterin als Trennungsmittel für Hämo¬ 
lysin und Neurotoxin anwenden. Bei den Viperidengiften wird gleichfalls bloß 
das hämolytische Prolezithid vom Cholesterin gebunden, das Hämorrhagin da¬ 
gegen bloß durch Salzzäure unwirksam gemacht, das Neurotoxin bleibt in beiden. 
Fällen erhalten. Da sich das Hämolysin bei Salzsäure-, das Hämorrhagin bei 
Cholesterinbehandlung quantitativ wieder nachweisen läßt, sind es 2 voneinander 
unabhängige Giftkomponenten. K. Reicher, 

1290) v. Stenitzer, B. Zur Kenntnis des Papayotins. Aus d. serotherap. 
Institut in Wien. Vorstand: Professor Paltauf. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, 
S. 382—391.) 

Es gelingt durch intraperitoneale Injektion steriler Lösungen an Mäusen die 
einfache letale Dosis für Papayotin festzustellen. Eine aktive Immunisierung ist 
undurchführbar. Das Serum vorbehandelter Tiere enthält ein gegen einen 
Eiweißkörper des Papayotin gerichtetes Präzipitin und zeigt eine Hem¬ 
mung der vorhandenen Wirkung des Papayotins. Die Präzipitation hat nichts 
mit dem giftigen oder dem fermentativen Prinzip zu tun. Läßt man eine 
Papayotinlösung auf eine Aufschwemmung von Agarbakterien einwirken, so tritt 
eine spontane Agglutination ein. K. Reicher. 

1291) Besenschneck, F. Einwirkung des elektrischen Stromes auf den 
Hefepreßsaft. Aus d. ehern. Labor, d. landwirtsch. Hochschule zu Berlin. (Bio¬ 
chem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 255—263.) 

Es zeigt sich bei 4stündiger Dauer der Elektrolyse eine Zunahme der Gär¬ 
kraft in der dem negativen Pol zunächst gelegenen Flüssigkeitssäule, während 
im Preßsaft an der positiven Seite eine Schädigung festzustellen ist. Schon 
früher hat E. Büchner den günstigen Einfluß von Alkalizusätzen nachgewiesen. 
Der Kathodenteil des Kochsaftes ruft eine größere Gärkraftsteigerung hervor als 
der Anodenteil. K. Reicher. 

1292) de Waele, H. u. Vandevelde, A. J. J. (Gent). Läßt sich das Bestehen 
einer Antikatalase nachweisen? (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 264—274.) 

Die Autoren verneinen auf Grund ihrer Untersuchungen das Bestehen einer 
Antikatalase, ein Begriff, den Batelli und Stern in die Literatur eingeführt 
haben. K. Reicher. 

1298) Wohlgemuth, J. Untersuchungen über die Diastasen. Aus d. ex- 
perim.-biolog. Abt. d. Pathol. Univ.-Institut zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. 9, S. 10—43.) 

Im menschlichen Speichel schwanken die Mengen des diastatischen Ferments 


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496 


Heferate. 


in mäßigen Grenzen, sind jedoch nach der Nahrungsaufnahme gewöhnlich größer 
als vorher, ohne daß die Art der Nahrung einen besonderen Einfluß zeigt Der 
speichelfreie Magensaft von Mensch und Hund enthält kein diastatisches Ferment. 
Neutralisierter Magensaft fördert infolge der Anwesenheit von NaCl die Speichel- 
diastase. NaCl steigert nämlich die diastatische Kraft des Speichels bei 24stän¬ 
diger Digestion durchschnittlich um das lOfache. 

Das begünstigende Prinzip des NaCl beruht auf der Anwesenheit des Cl- 
Jons, weswegen auch alle chlorionenhaltigen Salze fördernd auf die Diastase 
wirken. 

Alkalien außer Na 2 C0 8 hemmen die Wirkling der Diastase. 

Darmpreßsaft wirkt auf Speicheldiastase fördernd, kolloidale Metalle hemmend. 

Pankreasdiastase und Blutserumdiastase gleichen in allen wesentlichen Eigen¬ 
schaften der Speicheldiastase und sind mit ihr daher wahrscheinlich identisch. 

K. Reicher . 

1294) Fr&nkel, S. Über Lipoide. L Mitteilung: Bolaffio, C. Über das 
Neottin, ein Tri&minomonophosphatid. Aus d. Laborat der Spiegler-Stiftung in 
Wien. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 44—53.) 

Das Gemenge der Gehimlezithine enthält unter anderem eine gesättigte 
Substanz von auffällig hohem Schmelzpunkt. Auf 1 Phosphor kommen 3 Stick¬ 
stoffe. 3 Methyle sind direkt an N gebunden, ein N ist wahrscheinlich als 
Cholin vorhanden. Bei der Hydrolyse resultieren Stearin-, Palmitin- und Cere- 
bronsäure. Fränkel benennt die Substanz Neottin. K. Reicher. 

1295) Bayer, G. Untersuchungen über die Gallenh&xnolyse. EL Mitteilung: 
Über d. Angriffspunkt der Galle bei der H&molyse. Aus d. Univ.-lnstitut f. 
allg. u. experim. Pathol. zu Innsbruck. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 58—71.) 

Lezithinemulsionen werden durch Lösungen gallensaurer Salze aufgehellt. 
Der Parallelismus im Verhalten von wässrigen Lezithinsuspensionen und Blut¬ 
körperchen-Aufschwemmungen gegenüber gallensauren Salzen spricht dafür, daß 
die Gallenhämolyse durch Auflösung des in der Erythrozytenhülle befindlichen 
Lezithins hervorgerufen wird. K. Reicher . 

1296) Collis, W. C. Further experiments upon the secretion of urine in 
the frog. (Weitere Versuche über die Hamsekretion beim Frosch.) Vorläufige 
Mitteilung. (J. of physiol., Bd. 37, Nr. 1 [Physiolog. soc. 21. März 1908.]). 

Die Hamsekretion ist von der Sauerstoffversorgung abhängig; sie beruht 
also auf echter sekretorischer Tätigkeit, nicht auf Filtration. Reach . 

1297) Hunter, A. The reaction with protamine as a means of distin- 
guishing primary from secondary proteoses. (Die Reaktion mit Protamin als 
Unterscheidungsmittel zwischen primären und sekundären Proteosen. (J. of 
Physiol., Bd. 37, Nr. 1 [Physiol. soc. 22. Februar 1908.]) 

Ammoniakalische Protaminlösungen (Clupein) geben mit genuinem Eiweiß 
und primären Albumosen einen Niederschlag, nicht aber mit sekundären Albu- 
mosen. Reach . 

1298) Boycott, A. E. and Diamant, G. C. C. A note on the total fat of 
rats, guinea-pigs and mice. (Mitteilung über den Fettgehalt von Ratten, Meer¬ 
schweinchen und Mäusen.) Aus dem Gordon-Laboratorium, Guy’s Hospital. 
(J. of physiol. 1908, Bd. XXXVIII, H. 1, S. 25.) 

Gelegentlich gewonnenes Zahlenmaterial. Die Bestimmungen sind mit der 
von Leathes modifizierten Liebermannschen Methode ausgefilhrt. Diese kleinen 
Säugetiere sind fettärmer als größere. Mit dem Lebensalter steigt die Neigung 
zur Fettablagerung. Die Weibchen pflegen fetter zu sein als die Männchen. 

Reach . 


1299) Barcroft, J. Differential Method of Blood-gas analysis. (Differential¬ 
methode zur Blutgasanalyse.) Aus dem physiologischen Laboratorium Cambridge. 
(J. of physiol. 1908, Bd. XXXVII, Nr. 1, S. 12.) 

In vielen Fällen der Blutgasanalyse kommt es nur auf die Differenz im 
0 2 - und CO a -Gehalt eines arteriellen Blutes einerseits und eines venösen anderer¬ 
seits an. Da man meist voraussetzen kann, daß beide Blutarten denselben 


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Referate. 


497 


Hb-Gehalt haben, so genügt es für die O a -Bestimmung festzustellen, um wieviel 
Sauerstoff das venöse Blut mehr braucht als das artenelle, um gesättigt zu sein. 

Darauf hat Barer oft eine Methode gegründet, die nur kleine Mengen Bluts 
beansprucht und rasch ausführbar ist. Der nötige Apparat besteht im wesent¬ 
lichen aus einem Manometer, mit dessen beiden Schenkeln zwei gleich große 
Gefäße für die beiden Blutproben und ein bestimmtes Luftquantum verbunden 
sind. Als Manometerflüssigkeit dient eine Lösung gallensaurer Salze. Eine ein¬ 
fache Vorrichtung ermöglicht es, die Blutproben zum Zwecke der Kohlensäure- 
bestimmung anzusäuern, ohne die Gefäße zu öffnen. Das Manometer zeigt nach 
der Sättigung mit Sauerstoff sowie nach Freimachen der Kohlensäure Druck¬ 
differenzen an, aus denen unter Berücksichtigung der Apparat-Konstanten auf 
die Verschiedenheiten der Zusammensetzung der beiden Blutproben geschlossen 
werden kann. Reach. 

1800) Plimmer, E. H. Aders. Natriumantimonyltartrat. (Proc. Royal Soc. 
London 1908, 80. Serie, Bd. 11—12.') 

Verfasser beschreibt die Darstellung des Natriumantimonyltartrats, das 1842 
zuerst von Dumas und Piria (Liebigs Ann., Bd. 44, S. 89) dargestellt wurde. 
18 g saures Natriumtartrat werden mit 10 g Antimontrioxyd bis zur Lösung ge¬ 
kocht, filtriert und auf ein kleines Volumen eingedampft. Auf Zusatz von 
Alkohol erstarrt die Masse. Letztere wird in dem doppelten Volumen heißen 
Wasser gelöst und Alkohol bis zu beginnenden Trübung zugesetzt. Das Salz 
wird über H a S0 4 im Vakuum getrocknet und verliert dabei 2 l j% Mol. Kristall¬ 
wasser. Die Verbindung ist leicht löslich in Wasser. Die Lösung reagiert sauer. 

Brahm. 

1801) Rosenthaler, L. Notiz über Amygdalin. (A. d. Pharmacie 1908, 
246, Bd. S. 684—686.) 

Im Gegensatz zu E. Fischer, der aus dem Amygdalin durch Hefe das Mandel- 
CeHft. CH. CN dargestellt hatte, wird die Ansicht ausgesprochen, 
nitrilglukosid | daß das Amygdalin ein Derivat der Maltose oder 

O.C ö H n 0 4 einer ganz ähnlich konstruierten Diglukose sei, 
konnte Verfasser nachweisen, daß eine maltoseartige Bindung für die beiden 
Zuckerreste des Amygdalins ausgeschlossen sei und kein Maltosid darstellt. 

Brahm. 

1802) Hamburger, H. J. u. Hekma, E. Quantitative Studien über Phago¬ 
zytose HL (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 276—306.) 

1. Im Gegensatz zu J. Loeb stellen die Autoren die Ungiftigkeit der 0,9°/ 0 
NaCl-Lösung Sir die Phagozyten hat. 

2. Zusatz von B / 600 *Säure, also eine 5proz. Herabsetzung des Alkaligehalts 
des Serums, läßt schon eine deutliche Abnahme des phagozytischen Vermögens 
erkennen. Dasselbe gilt für 16 proz. Steigerung aes ursprünglichen Alkali¬ 
gehalts des Serums. 

3. Fluor, Kalium, Zitronensäure (Wrightü) und Schwefligsäureionen schä¬ 
digen ebenfalls die Phagozytose. 

4. Hinzufügung geringer CaCl a -Mengen zum Serum steigert das phagozytäre 

Vermögen erheblich. Bei Zusatz von 0,005 °/ 0 CaCl a nimmt es um ungefähr 
22 °/ 0 zu. K. Reicher. 

1808) Oesterberg, E. u. Wolf, Ch. O. L. Die quantitative Bestimmung des 
Gesamtschwefels im Ham. Comell. Univ. Medic. College, New-York. (Biochem, 
Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 307—309.) 

Das von Schulz für die Gesamtschwefelbestimmung im Ham vorgeschlagene 
Verfahren ist für genaue Bestimmungen ungeeignet. K. Reicher. 

1804) Stutzer, A., Merres, E. u. Seidler, L. Die Untersuchung des Kotes 
auf den Gehalt an Stickstoff, der in Form von Stoffwechselprodukten darin 
enthalten ist. Aus d. agrikulturchem. Institut d. Univ. zu Königsberg. (Bio¬ 
chem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 310—317.) 

Zur Ermittelung dieses N ist der Kot mit Schwefelkohlenstoff (1 ccm auf 

100 g Kot) in einem luftdicht schließenden Geiäße zu konservieren. 2 g Trocken- 

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H. F. Ol. 33 




498 


Referate. 


Substanz werden mit 250 ccm Magensaft übergossen, auf 37° erwärmt, und bis 
zu 1 °/ 0 HCl zugefiigt. Nach 12 Stunden wird das Unlösliche abfiltriert und N 
darin bestimmt. Außerdem ermittle man die gesamte Menge des N im Kot. 
Die Differenz beider Bestimmungen ergibt den in Form von Stoffwechselpro¬ 
dukten vorhandenen N. K. Reicher . 

1305) Pincussohn, L. u. Fuld, E. Über Fermentverteilung und Ferment» 
verlost. Aus d. experim. biol. Abteilung d. pathol. Univ.-Institut zu Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 318—329.) 

Die bei der Gerinnung stattfindende scheinbare Einbuße an Fermentgehalt 
läßt sich durch Arbeiten bei niederer Temperatur vermeiden, bei welcher die 
Fermentwirkung ohne Ausscheidung von Käse zustande kommt Der Labgehalt 
der Molke beträgt dabei etwa die Hälfte des aus der Verdünnung berechneten 
Wertes. Die andere Hälfte läßt sich in dem Käse durch Extraktion desselben 
mittels labarmer Molke nachweisen. 

Das Phänomen ist den Adsorptionen, spez. den Einhüllungsvorgängen anzu- 
gliedem. A. Reicher . 

1306) Forssman, J. (Lund, Schweden). Sind das Antigen und die ambo- 
zeptorfizierende Substanz der Blutkörperchen identisch oder verschieden? 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 330—351.) 

Löst man durch Injektion von Blutkörperchen oder Stromata Hämolysin¬ 
bildung aus, so rührt diese nicht von der injizierten ambozeptorfixierenden Sub¬ 
stanz, sondern von dem nicht damit identischen Antigen her. 

Man kann nämlich Tiere durch Einlegen von Kollodiumkapseln ins Perito¬ 
neum ebenso wie durch Injektionen immunisieren und findet dann im Kapsel¬ 
inhalt wohl die ambozeptorfixierende Substanz, dagegen nicht mehr das Antigen, 
das die Hämolysinbildung nach seinem Austritt aus der Kapsel veranlaßt hat 
Die beiden Substanzen sind also verschiedene Körper und damit will Forssman 
die Unrichtigkeit der Ehrlichschen Seitenkettentheorie bewiesen haben. 

K. Reicher . 

1307) Chodat, B. Neue Untersuchungen über die oxydierenden Enzyme. 
(Archiv des Sciences physiques et naturelles Geneve [4] 1907, Bd. 23, S. 265— 
277 u. 386—400.) 

1. Über die Wirkungsweise der Tyrosinase. (Mitbearbeitet von Staub.) 
Aus Solanum tuberosum oder noch besser aus Russula delica konnten Verfasser 
sehr wirksame Tyrosinaselösungen gewinnen. Mehrere Kilo Kartoffelschalen 
werden bei niederer Temperatur rasch zerkleinert und ausgepreßt, der entstehende 
Saft wird mit starkem Alkohol gefällt, der Niederschlag in Wasser gelöst, noch¬ 
mals durch Alkohol gefallt und dann im Vakuum getrocknet. Graues oder 
gelbliches Pulver in Wasser klar zu einer gelblichen, bei Anwesenheit von 
Toluol haltbaren Flüssigkeit löslich. Mit einer aus Russula delica gewonnenen 
Tyrosinaselösung gelingt es im Witte-Pepton Tyrosin nachzuweisen. Ob die 
starke Reaktion, die dieses Präparat mit der Tyrosinase liefert, nur auf der 
Gegenwart von freiem Tyrosin beruht, ist noch unentschieden. Es geben näm¬ 
lich auch Peptide z. B. das Glyzyltyrosin dieselbe Rotfärbung, während bei 
Albumosen diese Reaktion versagt. Mit Hilfe dieser Reaktion läßt sich der Ab¬ 
bau von Eiweißkörpem verfolgen, da diese Reaktion schon eintritt, bevor die 
Lösungen die Tryptophanreaktion geben. Durch frühere Untersuchungen (Ber. 
der D. Chem. Gesellschaft 1906, Heft 39, S. 2126) konnte Bach nachweisen, daß 
sich aus jungen Kartoffelknollen eine Peroxydase extrahieren läßt, die durch 
Zusatz von H a O a aktiviert werden kann, obgleich sie inaktiv gegenüber dem 
Tyrosin ist. In Gegensatz hierzu stellt Verfasser fest, daß selbst die kleinsten 
Mengen H a O a die Wirkung der Tyrosinase vernichten oder doch sehr erheblich 
schwächen. Da Gonnermann (Pflügers Arch. d. Physiol. 1900, Heft 82, S. 289) 
annimmt, daß die Tyrosinase gar kein oxydierendes Ferment ist, sondern nur in 
der Richtung wirksam ist, daß sie Tyrosin zu einem durch Luft leicht oxydablen 
Körper verseift, haben Verfasser eine Reihe von Versuchen angestellt, um die 
Richtigkeit dieser Ansicht zu prüfen. Man ließ Tyrosinaselösungen bei Luftab¬ 
schluß auf Tyrosin einwirken, erhitzte die eine Hälfte zum Sieden, und leitete 

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Referate. 


499 


dann in beide Lösungen Luft ein. Während die aufgekochte Lösung farblos 
blieb f färbte sich die andere Flüssigkeit rasch rot, em Beweis dafür, daß die 
gleichzeitige Wirkung von Sauerstoff und Ferment nötig sind und die Tyrosinase 
ein typisch oxydierendes Ferment ist. Manche Lakkasen (aus Russula nigricans, 
Psalliota campestris) oxydieren nicht nur mehrwertige Phenole, sondern auch das 
gewöhnliche Phenol zu Hydrochinon und Chinon. Bei Zusatz von Leuzin zu 
einer Tyrosinlösung tritt eine starke Hemmung der Tyrosinasewirkung auf das 
Tyrosin ein, vielleicht durch die Mitoxydation des Leuzins bedingt Temperaturen 
über 61 0 schädigen die Russulatyrosinase erheblich, bei 66 0 wird dieselbe zer¬ 
stört. Die Wirksamkeit der Tyrosinase wächst mit steigender Temperatur 
(0—50°). Zur Bestimmung dient ein kolorimetrisches Verfahren, wobei die In¬ 
tensität der auftretenden Rotfärbung verglichen werden mußte. 

2. Über die Wirkung der Peroxydase bei Gegenwart der Katalase. (Mit¬ 
bearbeitet von J. Pasmanik.) Es gelang F. Neuhaus nachzuweisen, daß bei 
gleichzeitiger Einwirkung von Peroxydase, Katalase und HaO a auf Pyrogallol 
stets Purpurogallin, selbst bei großem Überschuß von Katalase sich bildet. Durch 
vergleichende Versuche konnten die Verfasser nachweisen, daß geringe Mengen 
Katalasen besonders im Anfänge der Reaktion eine starke Herabsetzung der 
Peroxydasewirkung bedingen. Größere Zusätze sind weniger schädlich. Über 
0,1 °/ 0 Zusatz ist kaum noch eine Steigerung der Schädlichkeit zu beobachten. 
Die Versuche wurden in der Art ausgenihrt, daß man beobachtet, wie stark die 
Wirkung von Peroxydase und H a O a auf die angesäuerte KI-Lösung durch Kata¬ 
lasezusätze beeinträchtigt wird. 

Verfasser folgern aus dem Versuche, daß auch große Katalasemengen die 
Peroxydasentätigkeit nicht aufzuheben im stände sind. Dieselbe wird nur be¬ 
einträchtigt, so daß gewissermaßen eine Teilung zwischen den beiden Reaktionen 
stattfindet. 

3. Eine Hypothese über die Wirkung der Enzyme. (In Gemeinschaft mit 

J. Pasmanik.) Da frisch bereitete Lösungen von Peroxydase, Katalase und 
Pepsin (0,10 proz.) gegenüber den aufgekochten Lösungen die doppelte bis zehn¬ 
fache Leitfähigkeit besitzen und ferner den elektrischen Strom auch besser leiten 
als reines Wasser, glauben Verfasser zu der Annahme berechtigt zu sein, daß 
die Enzyme die Fähigkeit besitzen, die Jonisation des Wassers zu erhöhen, wo¬ 
rin neben anderem die Tätigkeit der Enzyme beruht Das Enzym würde sich 
mit den Wasserionen vereinigen, dieselben auf das Substrat übertragen, wodurch 
z. B. die Spaltung eines Disaccharids in 2 Monosaccharide unter Wasseraufhahme 
veranlaßt würde. Sind nun in derselben Zelle zahlreiche Enzyme vorhanden, 
so handelt es sich wahrscheinlich nur um die Wirksamkeit eines einzigen hoch¬ 
molekularen Körpers von der Fähigkeit unter dem Einfluß des dargebotenen 
Substrates oder auch anderer Ursachen H- oder OH-Jonen und diese noch an 
verschiedenen Stellen seines Moleküls anzulagem, wodurch die Spezifität des 
Enzyms hervorgerufen würde. Brahm. 

1308) Sundvik, Ernst Edw. Über das Psyllawachs. IV. Mitteilung. Die 
Psylla8&ure und einige ihrer Salze. (Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 54, 
S. 255—257.) 

Verfasser beschreibt einige Salze der Psyllasäure. Letztere ist eine sehrschwache 
Säure fast unlöslich in kalten Wasser und Alkohol, leichter löslich in Äther. Heißer Al- 
hohol, Äther, Chloroform und Benzol lösen die Säure leicht Die Alkalisalze werden 
durch Zusammenbringung der alkoholischen Alkalilösung und Abscheidung durch 
Wasser dargestellt Das Baryum bezw. Silbersalz wird durch Zusatz der heißen abso¬ 
lut alkoholischen Säurelösung zu einer mit wenig Wasser und möglichst viel heißem 
Alkohol bereiteten BaCl a oder AgN0 3 -Lösung gewonnen. Das Ag-Salz ist mikro¬ 
kristallinisch. Psyllawachs wird entgegen der früheren Angaben des Verfassers 
durch alkoholisches KOH verseift, wenn auch weniger vollständig und langsamer 
als durch HBr. Brahm . 

1309) Bergell, Peter u. Feigel, Johannes. Über neue Verbindungen von 
Aminosäuren und Amm oniak. II. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem., Bd. 54, 
S. 258—287.) 

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600 


Referate. 


Das von Berge 11 früher beschriebene Diglyzinimid (Ztschr. £ phys. Chem., 
Bd. 61, S. 207) erwies sich gegen Säuren sehr widerstandsfähig, gegen Alkalien 
ungemein empfindlich. NaOH spaltet in der Wärme */ 8 des gesamten N als 
NH S ab, ebenso wirken Ba(OH) a und Ca(OH) 9 . NaOH wirkt schon in der Kälte. 
Gegen MgO und NaHCÖ 8 ist das Diglyzinimid in der Kälte relativ be¬ 
ständig. Das Benzoylglyzinimid konnte durch ganz verdünnte Natronlauge 
in Hippursäure, Glykokoll und Ammoniak zerlegt werden. Diglyzinimid und 
Benzoyldiglyzinimid werden durch Magensaft und Pankreassaft nicht gespalten. 
Aus Chlorpropionitril und Chloressigsäure wurde zwecks Darstellung des Ala- 
ninglyzinimids das Methyldichlordiacetimid dargestellt, von der Zusammen¬ 
setzung CI. CH . CO—NH —OC.CHaCl. Die Umwandlung in den zuge¬ 



hörigen amiden Körper ist dagegen wesentlich schwieriger als beim Di¬ 
glyzinimid. Die Einwirkung von NH a führt zu einer Spaltung des Moleküls an 
der Imidogruppe. Bei guter Kühlung entsteht in geringer Menge das Hydro- 
chlorat des Alaninglyzimmids. Die Darstellung des Chlorazetonitrils geschieht 
mit Vorteil, indem man das Reaktionsgemisch (100 g Chlorazetamid und 200 g 
P 8 0 6 ) nach gutem Durchschütteln unter einem Drucke von 120—150 mm Hg 
erhitzt Bei 12—15 mm Druck findet lebhafte Destillation des Nitrils statt Aus¬ 
beute ca. 80 °/ 0 . Für die Anlagerung der Chloressigsäure an das Chlorazetoni- 
tril empfiehlt sich am besten ein 40 ständiges Erhitzen auf 105°. (Ausbeute an 
Dichlordiazetimid 69°/ 0 .) Die Amidierung kann mit Vorteil derart ausgeführt 
werden, daß man gepulvertes Dichlordiazetimid in die doppelte Menge von 25- 
proz. NH 8 bei gewöhnlicher Temperatur langsam einträgt Das reine, durch 
Alkohol ausgefällte Diglyzinimidchlorhydrat stellt verfilzte feine Nüdelchen dar. 
Aus Wasser derbe prismatische Tafeln von rein saurem Geschmack. Diglyzini¬ 
mid Platinchlorid (NH a CH a CO.NH.CO.CHäNH^PtCl*. Prismatische Blätt¬ 
chen aus heißem Wasser. Mit Quecksilberchlorid und Kadmiumchlorid entstehen 
gleichfalls Doppelsalze. Phosphormolybdänsäure gibt mit mäßig verdünnten 
Lösungen gelbe kristallinische Fällung, Phosphorwolfrsunsäure bewirkt weiße Nieder¬ 
schläge. Diglyzinimidpikrat NHa.CHa.CO.NH.CO.C^NHj.CeHa (NO a ) 8 
OH. Lange Nadeln aus heißem verdünnten Alkohol. F. = 231°. Diglyzini- 
midprikrolonat. NHaCHaCO.NH.CO.CH a .NH a .Cj 0 H8N 4 O 8 . Spitze Blättchen 
aus 50proz. Alkohol Zersetzungspunkt 212°. Benzoyldiglyzinimid C 8 H*CO. 
NH.CH a .CO.NH.OC.CH a NH a . Aus Alkohol weiße kristallinische Aggregate 
F.281®. Carbäthoxydiglyzinimid. C a H 1 O.CO.NH.CN a CO.NH.CO£:H a NH a . 
Blättchen. F. 172°. Chlorazetyldiglyzinimid. Cl.CH a CO.NH a CH a CO.NH. 
CO.CH t NH a . Dünne Prismen aus heißem Alkohol F. 174°. 

Chlorpropionitril C1=CH=C=N. Dargestellt nach der Methode von 

I 

CH 8 

Henry aus Aldehydzyanhydrin und PC1 6 . Kp. 122,6—123°. Methyldichlor- 
diazetimid. CH 8 .CHCl.CO.CH.CO.CH a Cl. Aus Chlorpropionitril und Chlor¬ 
essigsäure. Nädelchen F. 108°. Alaninglyzinimid HCl.)CH 8 .CH.(NH a ).CO.NH. 
CO.CH a NH a .HCl. Nädelchen. Sintert bei 230°, schmilzt bei 236°. Einzelheiten 
sind im Original einzusehen. Brahm. 

1310) Aron, H. u. Klempin, P. Studien über die proteolytischen Enzyme 
in einigen pflanzlichen Nahrungsmitteln. Aus d. physiol. Institut d. Kgl. Tier- 
ärztl. Hochschule zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 163—183.) 

Verfasser konnten in Bestätigung von Ellenbergers Versuchen in Hafer, 
Gerste und Wicken ein in Form eines Glyzerinextraktes isolierbares proteo¬ 
lytisches Ferment nach weisen, das bei saurer Reaktion am wirksamsten ist und 
außer Pflanzeneiweiß auch Milcheiweiß sehr leicht, andere tierische Eiweißkörper 
dagegen nur sehr schwer angreift. Der Endpunkt der Verdauung ist schon nach 
6 Stunden erreicht, wobei trotz Zurückbleiben erheblicher Mengen wirkungs¬ 
fähigen Fermentes stets nur ein Teil des vorhandenen N in lösliche Verbindungen 
tibergeführt wird. Das Haferenzym vermag nämlich nur die auch durch Kochen 

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Referate. 


601 


mit verdünnten Säuren leicht abspaltbaren N-haltigen Gruppen des Eiweißmole¬ 
küls abzuspalten. Bei der Verdauung der meist gekocht genossenen Cerealien 
kommen die erwähnten Enzyme, weil die Hitze sie zerstört, wohl kaum in Be¬ 
tracht, dagegen ist die verdauungsfördernde Wirkung frischer Früchte und der 
gute Erfolg des Hafermehlzusatzes zur Säuglingsmilch vielleicht auf derartige 
proteolytische Nahrungsmittelenzyme zurückzuführen. K. Reicher . 

1811) Aron, H. u. Frese, E. Die Verwertbarkeit verschiedener Formen 
des Nahnrngskalkes zum Ansatz beim wachsenden Tier. Aus d. Physiol. In- 
titut d. Kgl. Tierärztl. Hochschule zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, 
S. 185—207.) 

1. Der Organismus des wachsenden Hundes vermag seinen Kalkbedarf 
ebensogut aus dem schwer löslichen anorganischen tertiären Kalziumphosphat 
zu decken wie aus dem Milchkalk. 2. Sterilisation der Milch ist auf diese Aus¬ 
nutzbarkeit des Kalkes ohne Einfluß. 8. Die Resorption der Kalksalze ist eine 
sehr weitgehende (bis über 80 °/ 0 für organischen Kalk). K. Reicher . 

1812) Einoshitaweg, Tösaka. Vergleichende Untersuchung einiger Zuckerbe- 
Stimmungsmethoden, welche auf dem Reduktionsvermögen des Traubenzuckers 
beruhen. Aus d. physiol Institut d. med. Akademie zu Oesaka, Japan. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 208—230.) 

Der mittlere Fehler beträgt bei der Knappschen Methode 1,73°/ 0 , bei der 
Allihnschen nur 0,04°/ 0 und bei der Pavy-Kumagava-Sutoschen sogar nur 
0,02 °/ 0 . Bei allen drei Methoden ist 0,2 °/ 0 die richtigste Konzentration. Bei 
geringem Zuckergehalte des Urins hat man überhaupt keine einwandsfreie Me¬ 
thode, da der Wert der reduzierenden Verbindungen des Harns abgesehen vom 
Traubenzucker nicht konstant ist, sondern zwischen 0,16—0,45°/ 0 vom Werte 
des Traubenzuckers schwankt Knapp empfiehlt die Pavy-Kumagava-Suto- 
sche Methode besonders warm. K. Reicher . 


1818) Hervieux. De la caractörisation de l’acide glycuronique d&ns les 
urines. (Über die Charakterisierung der Glykuronsäure im Urin.) Ecole veteri- 
naire de Lyon. (Cpt r. de Biol. 1907, Bd. 63, S. 479—48L) 

Her vieux empfiehlt die Neubergsche Probe zum Nachweis der Glykuron¬ 
säure in folgender Ausführung: Der Urin wird im Autoklaven mit lproz. H 2 S0 4 
1 Stunde auf 130° erhitzt, nach dem Abkühlen mit Baryumkarbonat neutralisiert, 
filtriert, mit 40 °/ 0 Quecksilbemitrat geklärt, die klare Flüssigkeit im Wasserbad 
eingeengt. Man fügt zu je 1 ccm 1 Tropfen Parabromphenylhydrazin und 
1 Tropfen Essigsäure, erhitzt kurze Zeit auf dem Wasserbad unter Umrühren, 
filtriert sofort heiß, erhitzt weiter auf dem Wasserbad, bis ein gelber Niederschlag 
ausfällt, den man in absolutem Alkohol wäscht, bis er nicht mehr gelb gefärbt 
ist. Der Niederschlag, dessen chemische Natur noch nicht sichergestellt ist, ist 
in absolutem Alkohol völlig unlöslich, in Pyridin leicht löslich. Schmp. 234—236°. 

Z» Borchardt, 


1814) Winterstein, E. u. Hiestand, O. Beiträge zur Kenntnis der pflanz¬ 
lichen Phosphatide. 2. Mitteil. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 288—330.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Ztschr. f. physiolog. Chem. 1906, 
Bd. 47, S. 406) teilen Verfasser mit, daß auf Grund ihrer Untersuchungen nach¬ 
gewiesen werden konnte, daß die aus Triticum vulgare, Avena sativa, Lupinus 
albus und luteus, Vicia sativa, Pinus cembra, Picea excelsa, Kartoffelknollen, 
Pollen der Grünerle und Bergföhre, aus Pilzen und aus Kastanienblättem her- 
gestellten Phosphatide bei der Spaltung mit Säuren mit Ausnahme des aus Pinus 
cembra gewonnenen Präparates Kohlehydrate liefern. Die Darstellung der Phos¬ 
phatide geschah im allgemeinen nach den von E. Schulze und seinen Mit¬ 
arbeitern gemachten Angaben. Die durch Säuren abspaltbaren Mengen redu¬ 
zierender Substanzen schwanken innerhalb weiter Grenzen. Ein aus Triticum 
vulgare dargestelltes und näher untersuchtes Präparat enthielt über 16°/ 0 , ein 
aus Lupinus albus gewonnenes Präparat enthielt über 13 °/ 0 Kohlehydrate, während 
ein aus Lupinus luteus gewonnenes Präparat nur wenig mehr als l°/p redu¬ 
zierender Substanz enthält Auch die aus demselben Ausgangsmaterial ge- 

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509 


Referate. 


wonnenen Präparate wiesen Unterschiede im Gehalt an Kohlehydrat auf. Es 
konnte bei der Untersuchung der Samen von Pinus cembra festgestellt werden, 
daß neben kohlehydrathaltigen Phosphatiden auch eigentliches Lezithin vor¬ 
kommt Auf Grund der Untersuchungen muß angenommen werden, daß die 
untersuchten Phosphatide neben eigentlichem Lezithin auch Verbindungen des¬ 
selben mit Kohlehydratkomplexen enthielten. Künstlich hergestellte »Verbin¬ 
dungen« von Lezithin mit Kohlehydrat erwiesen sich viel weniger widerstands¬ 
fähiger gegen Säuren als die Phosphatide. Es ist daher anzunehmen, daß die¬ 
jenigen Phosphatide, die nur einen geringen Gehalt an Kohlehydraten aufweisen, 
letztere nur in lockerer Bindung enthalten. Verfasser konnten aus dem Cerealien- 
phosphatid reine Galaktose abscheiden und das Vorhandensein von d-Glukose 
nachweisen. Es bleibt noch imentschieden, ob diese Hexosen als solche oder 
als Di- bezw. Polysaccharide vorhanden sind. Die aus Weizen gewonnenen Phos¬ 
phatide enthalten neben Cholin noch andere stickstoffhaltige Komponenten, auch 
ist es nicht ausgeschlossen, daß noch stickstofffreie Stoffe unbekannter Natur 
vorhanden sind. Es konnte auf Grund der vorliegenden Resultate noch nicht 
mit Sicherheit entschieden werden, ob in den aus anderen Samen dargestellten 
Phosphatidpräparaten der mit dem Kohlehydrat verbundene phosphorhaltige und 
stickstoffhaltige Komplex nur Lezithin ist Die Tatsache, daß in diesen Präpa¬ 
raten Stickstoff und Phosphor in demjenigen Verhältnis vorhanden sind wie im 
eigentlichen Lezithin, sprechen dafür, ferner der Umstand, daß in den an Kohle¬ 
hydrat sehr armen Präparaten aus Lupinus luteus und Vicia sativa der Phosphor¬ 
gehalt ungefähr mit denjenigen übereinstimmt, die sich als Mittelwerte für ein 
Gemisch von Distearyl-Dipalmityl und Dioleyllezithin berechnen lassen. Wegen 
der ausführlichen Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. Brahnu 

1815) Fingerling, Gustav. Beiträge zur Physiologie der Ernährung wach¬ 
sender Tiere. 1. Ersatz von Vollmilch durch Magermilch mit und ohne Surro¬ 
gate bei Saugkälbern. Fütterungsversuche, ausgeführt im Jahre 1906 an der 
kgl. Württ. Versuchsstation Hohenheim. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen 
1908, Bd. 68, H. 3 und 4, S. 141—188.) 

Die bisher in dieser Richtung vorliegenden Versuche begnügen sich zum 
größten Teile bei der Bewertung der erzielten Wirkung mit der Ermittelung 
der Lebendgewicht-Zunahme. In der vorliegenden Arbeit wurde durch die 
Untersuchung von Milch, Kot und Ham einmal die Verdaulichkeit der Nahrung, 
und dann vor allem der Umsatz und Ansatz des Stickstoffes ermittelt Da die 
Kälber in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich Fleisch ansetzen, so ließ 
sich auf diesem Wege eine sichere Basis gewinnen, um den Nähreffekt der ver¬ 
schiedenen Fütterungsarten festzustellen. Lückenhaft bleiben die Versuche nur 
dadurch, daß in Ermangelung eines Respirationsapparates die gasförmigen Aus¬ 
scheidungen nicht berücksichtigt werden konnten. Die Versuche lieferten folgendes 
Ergebnis: 

Die Verfütterung von Magermilch bewirkte bei dem Versuchskalb dieselbe 
Lebendgewichtzunahme und denselben Stickstoffansatz wie Vollmilch; Mager¬ 
milch teilte jedoch nicht mit der Vollmilch die günstigen diätetischen Eigen¬ 
schaften. Das fehlende Fett wird in diesem Falle einfach dadurch ersetzt, daß 
bei dem großen Überschuß an Eiweiß ein Teil derselben verbrennt Dem 
Milchfett kommt aber nicht nur die Bedeutung eines wertvollen Nährstoffes zu, 
sondern es birgt auch noch in sich günstige diätetische Wirkungen, die wir bei 
der Magermilch vermissen. Von den geprüften Surrogaten kam Leinsamen in 
seiner Wirkung den Anforderungen, die man an ein Ersatzmittel für Vollmilch 
stellt, am nächsten, sowohl hinsichtlich des erreichten Ansatzes, als seines diä¬ 
tetischen Einflusses wegen. Auch Erdnußöl in Emulsionsform wirkte günstig, 
wenn es in nicht zu großen Gaben verabfolgt wird; in dieser Form wurden nur 
105 g Fett pro Tag aufgenommen, gegen 367 g in der Vollmilchperiode. Ver¬ 
kleisterte Stärke vermochte die ungünstige diätetische Wirkung der Magermilch 
nicht aufzuheben. Aus der Beschaffenheit des Kotes mußte man den Schluß 
ziehen, daß die Reizung der Magen- und Darmschleimhaut durch die Beifügung 
dieses Surrogates eine ebenso intensive ist, wie bei Verfütterung von Magermilch 

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Referate. 


503 


allein. Der Einfluß von Magermilch mit und ohne die oben angeführten Futter¬ 
stoffe auf die Qualität des Fleisches konnte bei diesen Versuchen nicht festge¬ 
stellt werden; es sind zur Beantwortung dieser Frage besondere Versuche nötig. 

Justus Volhard. 

1316) HaaelholF, £. Untersuchungen über die bei der Zersetzung des 
Ealkstickstoffes entstehenden gasförmigen Verbindungen und ihre Einwirkung 
auf das Pflanzenwachstum. Mitteilung der landwirtschaftlichen Versuchsstation 
Marburg. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Bd. 68, H. 3 und 4 f 
S. 189—228.) 

Bekanntlich zeigt der Kalkstickstoff hin und wieder schädliche Eigenschaften 
auf das Pflanzenleben, hauptsächlich durch die Entstehung gewisser Cyanver¬ 
bindungen (Dicyanamid). Die Versuche des Verfassers zeigen, daß außer diesen 
Umsetzungen im Boden bei der Zersetzung von Kalkstickstoff mit Wasser 
Ammoniak, Phosphorwasserstoff, Azetylen und Schwefelwasserstoff entstehen. 
Diese Gase, vor allem Phosphorwasserstoff und freies Ammoniak, wirken nach¬ 
teilig auf die Entwicklung der Pflanzen, trotz ihrer geringen Menge, und zwar 
schädlicher auf das Keimvermögen, weniger schädlich auf bereits entwickelte 
Pflanzen. Justus Volhard . 

1317) Andolik, K. u. Velich, K. Über die Bedeutung der Glutamin- und 
Asparaginsäure als Nährstoffe. Berichte aus der Versuchsstation für Zucker¬ 
industrie in Prag. (Ztschr. für Zuckerindustrie in Böhmen 1908, H. 7, S. 313—342.) 

Es wurden zunächst Informationsversuche mit einem Hunde angestellt. 
Diese Versuche sollten feststellen, ob bei einem Hunde nach einer Gabe 
von 2—4 g Glutaminsäure in seinem Ham diese Säure in unverändertem Zu¬ 
stande nachgewiesen werden könnte. Als Reagens auf die Glutaminsäure wurde 
ihr optisches Verhalten in polarisiertem Lichte und in einem sauren Medium 
benützt. Normaler Hundeham, 100 ccm mit 10 ccm 38proz. Salzsäure ange¬ 
säuert, polarisierte nach der Filtration im 200 mm Rohr — 0,0ö. Eine Lösung 
von 1 g Glutaminsäure, dargestellt aus Melasseabfallaugen, gelöst in 10 ccm 
38proz. Salzsäure und mit 100 ccm Hundeham versetzt, polarisierte + 1,57. 
Es läßt sich somit die Gegenwart von 0,1 g Glutaminsäure im Urin durch 
Polarisation nachweisen; das genügte für diesen Vorversuch. Es zeigte sich, 
daß bei einer Gabe von 2, 4, 2 g Glutaminsäure pro Tag keine optisch nach¬ 
weisbare Menge dieser Säure in den Ham überging, wodurch eine gewisse Ver¬ 
daulichkeit dieser Substanz bewiesen ist Nach diesem Informationsversuch 
wurde zu einem regulären Fütterungsversuch an einem Hammel geschritten, 
derselbe lieferte folgendes Resultat: die Grundration, bei welcher sich das Tier 
annähernd im Stickstoffgleichgewicht befand, bestand für einen 29 kg schweren 
Hammel aus 500 g Heu, 100 g Mehl und 5 g Kochsalz. (Diese Ration ist 
übrigens für dieses Körpergewicht nicht ganz ausreichend, Anm. d. Ref.). Bei 
einer Zulage von 20 g Glutaminsäure, bezw. 20 g Asparaginsäure, beides in 
Form von neutral auf Phenolphtalein reagierendem Natriumsalz gegeben, wurde 
festgestellt, daß 96 bezw. 98 °/ 0 dieser Säuren resorbiert wurden. Die genannten 
Säuren wurden nicht in merklichem Grade auch beim Hammel durch den Urin 
ausgeschieden, auch zeigte sich keine erhebliche Ausscheidung anderer einfacher 
Aminosäuren im Ham. Beide Säuren wurden im Organismus des Tieres zum 
Teil zurückgehalten, mehr die Asparaginsäure, weniger die Glutaminsäure; sie 
dienten somit nach Bedarf zur Eiweißbildung, zum anderen Teil wurden sie im 
Körper zersetzt, gaben an denselben ihre Energie ab und verließen den Körper 
in Form von Harnstoff. In dieser Beziehung verhielten sie sich wie Eiwei߬ 
körper. Bei Verfütterung der Glutaminsäure wurden im Futter weniger Eiwei߬ 
substanzen resorbiert, nämlich nur etwa 43°/ 0 , bei Verwendung der Asparagin¬ 
säure 54°/ 0 gegen 49°/ 0 in der Grundfutter-Ration. Die fetten Exkremente ent¬ 
hielten Stickstoff in Form von Eiweißstoffen, die bei Pepsinverdauung zu 92—94°/ 0 
unlöslich waren, also wahrscheinlich in Nukleinform. Zum Schluß wurden auch 
noch Verdauungskoeffizienten für Zucker, Stärke, Pentosane und Fett ermittelt, 
auch der Verbleib der mit dem Futter aufgenommenen anorganischen Bestand- 


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604 


Referat*. 


teile wurde, soweit angängig, festgestellt Weitere Untersuchungen über die Ver¬ 
daulichkeit der stickstoffhaltigen Melassebestandteile sind in Aussicht genommen. 

Justus Volhard. 

1818) Armsby, Henry Prentiss. Relative Werte von Futtermitteln. The 
Pennsylvania State College. (Agricultural Experiment Station. Bulletin Nr. 71, 
Mai 1907.) 

Verfasser zeigt in seiner Arbeit, daß die gebräuchlichen Methoden, den 
Wert eines Futtermittels aus seinem Gehalt an verdaulichen Nährstoffen zu be¬ 
rechnen, unrichtige Resultate liefern; mit Hilfe des Respirationskalorimeters be¬ 
stimmte er die Wärmewerte, Erhaltungs- und Produktionswerte von Timothy-Heu, 
Klee-Heu und Maismehl und führt zum Vergleich die Zahlen an, die Kellner 
bei seinen Versuchen mit deutschem Wiesenheu erhalten hat 

Tabelle der Wärmewerte, Erhaltungs- und Produktionswerte pro Pfund: 




Berechnet aus dem 

Gehalt an ver¬ 
daulicher Substanz 

Tatsächlicher 
Wärmewert *) 

Erhaltungs- 

Wert 

Produktions- 

Wert 


Timothy-Heu 

875 Kal. 

777 KJ. 

489 Kal. 

259 Kal. 

4 S 

Klee-Heu 

948 „ 

802 „ 

585 

— 

1 * 

Wiesenheu 

925 » 

79 * .. 

— 

3*9 .. 


Maismehl 

1525 „ 

1308 „ 

1016 „ 

697 „ 

1» 

Timothy-Heu 

1.00 

1.00 

1.00 

1.00 

► V 

'S s 

Klee-Heu 

1.08 

1-03 

1.20 

— 

1 * 

Wiesenheu 

1.06 

1.02 

— 

1.27 


Maismehl 

i .74 

1.68 

2.11 

2.73 


Sodann gibt Verfasser in einer größeren Tabelle die Zusammensetzung sowie 
die Produktionswerte einiger gebräuchlicher amerikanischer Futtermittel. Diese 
letzteren wurden nach der von Kellner angegebenen Methode berechnet 

Meyer . 

1819) Stein, EL H. Über die Giftigkeit indischer Rübkuchen. Aus dem 
Tierphysiologischen Institut der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. 
Bonn 1907, Verlag von Paul Parey, Berlin. 

Auf Anregung und mit Unterstützung des kgl. Preuß. Landwirtschafts¬ 
ministeriums hat Verfasser folgende Fragen bearbeitet: 

Entwickelt sich aus den verschiedenen, als »Raps« und »Rübsen« bezeich- 
neten Kruziferen dasselbe flüchtige öl? Hat die fabrikmäßige Gewinnung des 
Rüböls einen Einfluß auf das Glykosid, mit anderen Worten: entwickeln die 
Preßkuchen dasselbe flüchtige öl wie die Samen, aus welchen sie stammen? 
Ist das flüchtige öl ein einheitlicher Körper? Welches ist die chemische Natur 
dieses flüchtigen Körpers? Welche Wirkungen hat dasselbe auf den tierischen 
Organismus? In wie weit sind die bisherigen Untersuchungsmethoden von 
Rapskuchen geeignet, Anhaltspunkte für deren praktische Verwendbarkeit zu 
geben? Frage 1—8 beantwortet sich folgendermaßen: aus den verschiedenen, 
als Raps und Rübsen bezeichneten Kruziferen, gleichviel ob einheimischen oder 
ausländischen Ursprungs, entwickelt sich dasselbe flüchtige öl. Die Kuchen 
entwickeln dasselbe flüchtige öl, wie die Samen, aus denen sie stammen. Das 
flüchtige öl ist ein einheitlicher Körper, und zwar der elementaren Zusammen¬ 
setzung nach Crotonylsenföl. Durch eingehende chemische Untersuchung wurde 
4. festgestellt, daß es sich hierbei höchstwahrscheinlich um einen isomeren lso- 
crotylalkohol handelt. Experimente an Kaninchen zeigen ferner, daß reines 


i 


*) Unter Wärmewert ist die Gesamt-Energie (in Kal. ausgedrückt) verstanden, die eine gewisse 
Menge des Futtermittels im Tierkörper entwickeln kann. 

*) Kellner. Die Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere, S. *53—163. 


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Befmte. 


605 


Crotonylsenföl toxisch wirkt, schwächer wie Allylsenföl; die tötüche Dosis kann 
man auf 0,5 pro Kilo Körpergewicht schätzen, gegen 0,1 beim Allylsenföl. Da¬ 
gegen wurde gezeigt, daß z. B. bei Verfütterung von 2 kg Rapskuchen pro Tag 
an Rinder, bereits eine abnorm große Menge, keinesfalls schädliche Wirkungen 
durch Senfölvergiftung auftreten können. Auf die letzte Frage, ob sich auf 
Grund eines analytisch festgestellten Senfölgehaltes schädliche Wirkungen des 
Rapskuchens mit Sicherheit Voraussagen lassen, läßt sich zur Zeit eine bestimmte 
Antwort nicht geben. Verfasser läßt diese Frage noch offen, vielleicht sind auch 
Ptomaine mit im Spiele. Justus Volhard . 

1880) Affidi, V. Über die Verteilung des Eisens in der Leber. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 448—460.) 

Verfasser schließt aus seinem Versuche, daß sich beim normalen Kaninchen in 
der Leber im Durchschnitt 9,01 mg Fe pro 100 g Leber finden. Die Gesamt¬ 
menge des Eisens in der Leber erreicht bei den mit paranukleinsaurem Eisen 
behandelten Tieren pro 100 g Leber 19 mg. Im Nukleoproteid der Leber findet 
sich konstant Eisen und zwar bei normalen Tieren von 0,18—0,44 °/ 0 schwankend, 
bei mit paranukleinsauren Eisen behandelten Tieren im Maximum 1,10 °/ 0 . Die 
Menge des im Nukleoproteid der Kaninchenleber enthaltenen Eisens ist nicht 
genau der Gesamtmenge des in der Leber enthaltenen Fe. proportional. Auch 
bei Zunahme des Eisens im Nukleoproteid der Lebern von Kaninchen, die mit 
paranukleinsaurem Fe. behandelt waren, ist nicht genau proportional der Zu¬ 
nahme des gesamten Eisengehaltes der Leber. Während P immer konstanten 
Wert als Komponente des Nukleoproteids aufweist, ist der Wert des Fe als 
Komponente dieses Körpers ein inkonstanter. Brahm. 


1381) Küster, William. Beiträge zur Kenntnis des Hämatins. Über einige 
Salze, Ester und Anilininderivate der Hämatinsäuren, sowie über Kondensations¬ 
produkte ihrer Ester. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 501—547.) 

Verfasser beschreibt ausführlich die Esterifizierungsverhältnisse bei den 
Hämatinsäuren. Die Versuche betrafen die Einführung von Methyl- und Äthyl¬ 
gruppen, die nicht mit gleicher Leichtigkeit erfolgt. So bildet das neutrale 
Silbersalz CgHyAggO« durch Behandeln mit Jodmethyl glatt den Trimethylester, 
mit Jodäthyl ein unscharf siedendes Gemenge von Estern, aus denen der Triäthyl- 
ester allerdings herausfraktioniert werden konnte. Ähnlich liegen die Verhält¬ 
nisse bei der Esterifizierung mittels Säure und Alkohol. Der neutrale Trimethyl¬ 
ester wurde, wenn auch in geringerer Ausbeute, immer erhalten, Triäthylester 
wurde nie beobachtet, dagegen ein Diäthylester, der sich wie ein neutraler 
Körper verhielt Von sauren Estern wurde bei den Methylderivaten kein Dimethyl- 
ester beobachtet, auch entstand bei der Einwirkung von Methylalkohol aus Salz¬ 
säure nach dem Siedepunkt zu urteilen, nur ein einziges Individuum der Formel 
C 9 H ia 0 6 , während das entsprechende Äthylderivat unter Austritt von Wasser 
ein Doppelmolekül C 20 H 2 6 O u gebildet hatte. Die Hämatinsäure C 8 H 10 O 6 kann 
nur in Form ihres Anhydrids erhalten werden, während durch Methylierung des 
einen Karboxyls die Neigung zur Wasserabsp^ltung zwischen den anderen 
Karboxylen vermindert ist. Nach der Äthylierung dagegen treten 2 Moleküle 
Ester unter Austritt von Wasser zusammen. Neben diesen mit einer Na a C0 8 - 


lösung wasserlösliche Salze gebenden Estern, waren jedesmal scheinbar neutrale 
Produkte, der Methyl- und Äthylester des Anhydrids C 9 H 10 O 6 und C 10 H ia O 6 ent¬ 
standen. Was nun die Konstitution dieser Anhydridester resp. der sauren Ester 
angeht, so ist wohl die nächstliegende bei Zugrundelegung der bisher üblichen 

^ Schreibweise für CsH 0 O ß , die Veresterung am 

pi p r rn Karboxyl 3 anzunehmen, wobei zunächst die 

3 8 .. «wq Anhydridgruppe erhalten bleibt. Diese wird 

— __ __ _ U _-r opA«nr#»nort nnt^r RilHiinor Hp.r 


rnnH ur ur ii allmählich gesprengt unter Bildung der sauren 

K, n ri a G h 2 L C tu Monoalkylester, während die beiden Karboxyle 

^ i und 2 verhältnismäßig schwer alkyliert werden, 
bei der Methylierung dann zugleich getroffen werden, so daß nun der neutrale 
Trimethylester entsteht, während bei der Äthylierung die eine Karboxylgruppe 
schwerer als die andere verestert wird. Alle Ester ließen sich leicht verseifen. 


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506 


Referate. 


Die Ammoniakanlagerungsprodukte der Monoester des Anhydrids bieten die 
Möglichkeit von der Säure C 8 H 8 0 6 glatt zur Säure zu gelangen (Des¬ 

tillation unter vermindertem Druck). Auch. die Überführung des Imids CsHgOiN 
in das Anhydrid läßt sich mit Hilfe der Ester vorteilhafter zustande bringen. 
Durch Salzsäure und Alkohol läßt sich das Imid der dreibasischen Hämatin¬ 
säure leicht verestem. Beim Schütteln mit wässerigem NH S bis zur Lösung ent¬ 
steht das Diammoniumsalz von C 8 H 9 R0 6 , so daß nach Ansäuern mit Schwefel¬ 
säure Äther den Ester von CaH 10 O 8 extrahiert, der sich leicht zur Säure ver¬ 
seifen läßt. Die gleichen Ester entstehen beim Behandeln des Silbersalzes mit 
Jodmethyl oder Bromäthyl. Ein Monomethylester wurde kristallisiert erhalten, 
dagegen nicht ein Dialkylderivat von CsH^OiN. Es wird dies vielleicht bedingt 

^CONH, 

durch die Bildung eines zweiten Silbersalzes, H 7 C 6 —COOAg das sich durch 

\x)O.Ag 

Bromäthyl schwerer als das wasserwärmere Salz verestem läßt und auch kein 
Diäthylderivat gibt Die Kondensationsversuche mit Natriumäthylat haben nur 
ergeben, daß eine Kondensation möglich ist; wie dieselbe verläuft, konnte nicht 
nachgewiesen werden. Die Anlagerung von Anilin an das Anhydrid der drei- 
basischen Hämatinsäure CsH 8 0 6 vollzieht sich in ätherischer Lösung wahr¬ 
scheinlich in der Weise, daß zunächst 3 Moleküle der Base gebunden werden; 
dieses primäre Produkt verwandelt sich bei wenig höherer Temperatur zum Teil 
unter Austritt von einem Molekül Anilin in das Monoanilinsalz eines Hämatin- 
^CONH.QHß 

säureanilids. H 7 C 6 —CO f NH 3 . C Ö H Ö (CioH^OjN*) zum Teil in das Hämatinsäure- 

^COOH 

^CONH.QHe 

anihd. H 7 C 6 —COOH (CuHujOßN.) Beide Körper geben beim Erhitzen 

\C00H 

auf 100° Wasser ab und es ensteht das ätherlösliche Hämatinsäureanil. 



Ganz ähnlich verhält sich der saure Mono¬ 
methylester der Hämatinsäure gegen Anilin. 
Der Ester läßt sich durch lOproz. H 8 S0 4 zu 
dem Hämatinsäureanilin verseifen. Im ex¬ 


perimentellen Teil werden die Salze des Imids der dreibasischen Hämatinsäure, 
die Methylester der dreibasischen Hämatinsäure, die Äthylester, ferner der 
Methylester des Imids der Hämatinsäure, der Äthylester des Imids, die intra¬ 
molekulare Kondensation der Hämatinsäureester und die Anlegung von Anilin 
an die Hämatinsäure genau beschrieben und sind die Einzelheiten im Original 
einzusehen. Brahm. 


1322) Browinski, J. Über die Gegenwart von Proteinsäure im Blute. Vor¬ 
läufige Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 548—549.) 

Verfasser untersuchte Pferdeharn auf die Gegenwart von Proteinsäuren und 
konnte feststellen, daß die Stickstoff- und schwefelhaltigen Säuren dieser Gruppe 
vorhanden waren und zwar sowohl solche, welche mit Quecksilberazetat, dagegen 
nicht durch Bleiessig, gefällt wurden und in Wasser leicht, in Alkohol dagegen 
unlösliche Baryumsalze von der Eigenschaft des oxyproteinsauren und antoxy- 
proteinsauren Baryums geben, als auch solche, die sich wie die Säure der Alloxy- 
proteinsäuregruppe verhielten. Unter diesen fehlte auch das Urochrom nicht. 
Im enteiweißten Pferdeblutserum wurden ebenfalls die Stickstoff- und schwefel¬ 


haltigen Säuren der beiden Gruppen aufgefunden. Analysiert wurde nur die 
mit Kupferazetat fällbare, die identisch mit Urochrom sich erwies. 

Die Menge der im Blutserum der Pferde enthaltenen Proteinsäure beträgt 
jedenfalls nicht weniger als 2,5 g pro Liter. Brahm . 

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Referate. 


607 


Experimentell-klinische Untersuchungen» 

1328) Orgler, A. Beiträge zur Lehre vom Stickstoffwechsel im Säuglings- 
alter. Aus der Universitäts - Kinderklinik zu Breslau, (Mon. f. Kind. 1908, Juni, 
S. 135.) 

Bei richtiger, künstlicher Ernährung kann die absolute Stickstoffretention 
beim Säugling ebenso gut und besser sein, als bei natürlicher. Ebenso kann 
das Verhältnis des angesetzten Stickstoffe zum eingeftihrten dieselben hohen 
Werte erreichen, wie beim Brustkind. 

Die Resorption des Stickstoffe war in den Versuchen des Verfassers bei 
natürlicher Ernährung auffallend schlecht gegenüber den Resorptionswerten bei 
künstlicher Ernährung. 

Von den übrigen Nahrungskomponenten übten die Kohlehydrate den be¬ 
kannten günstigen Einfluß auf den Stickstoffansatz aus, während Fettzulage zur 
Nahrung ohne wesentliche Bedeutung für den Eiweißansatz blieb. Birk . 

1324) Kassowitz f Max. Die Ursachen des größeren Stoffverbrauches im 
Kindesalter. (Jahrbuch für Kinderheilkunde 1908, Bd. 67, Heft 5, S. 551.) 

Die Ursachen des größeren Stoffverbrauches im Kindesalter hat Camerer 
darin gesehen, daß die Kinder, je kleiner sie sind, eine umso größere Oberfläche 
im Verhältnis zu ihrer Masse besitzen und dadurch einer entsprechend größeren 
Abkühlung ausgesetzt sind. Diese Definition ist nun nach den Überlegungen 
des Verfassers nicht zutreffend. Es kommen vielmehr dreierlei Ursachen in 
Betracht: 

Zuerst die mit der Kürze der Reflexbahnen zusammenhängende größere 
Frequenz der Herz- und Atembewegungen, die zu einer gesteigerten Produktion 
von Wärme und damit zu einem größeren Stoffverbrauch führt 

Die zweite Ursache ist von geringerer Bedeutung: die relativ größere Haut¬ 
oberfläche des kindlichen Körpers reagiert auf die Außentemperatur und deren 
Schwankungen mit der Verengerung entsprechend zahlreicherer Hautgefäße. 
Es kommen infolgedessen mehr Hautmuskelfasern zur Kontraktion als m der 
im Verhältnis zum Körpergewicht weniger ausgedehnten Hautfläche des Er¬ 
wachsenen. Diese Muskelspannungen bilden die zweite Quelle der Wärme¬ 
produktion. 

Die dritte Ursache schließlich liegt in dem Verhältnis zwischen dem Proto¬ 
plasma und dem übrigen Gewebe. Der Verfasser versteht dabei unter Protoplasma 
die lebende Substanz, in der sich Stoffwechsel- und Oxydationsprozesse vollziehen. 
Ihm gegenüber steht das Metaplasma, das die toten Formbestandteile und die 
Reservestoffe des Körpers umfaßt. Je älter der Organismus wird, desto größer 
ist die Zunahme an Metaplasma, und desto geringer sind die Stoffwechselgrößen. 
Beim jungen Kind überwiegt noch das Protoplasma, die assimilierende Substanz, 
und dementsprechend ist auch der Stoffwechsel und damit der Stoffverbrauch 
ein weit größerer als beim Erwachsenen. Birk . 

1326) Slowtzow, B. L u. Krawtschenko, S. S. Über den Einfluß der Fisch- 
nahrung auf den Stoffwechsel. Aus der Gesellschaft der russischen Ärzte zu 
St. Petersburg. Sitzung vom 9. März. (Russki Wratsch 1908, Nr. 15.) 

Die Autoren bezweckten die spärlichen Kenntnisse des Einflusses der Fisch¬ 
nahrung auf den Organismus zu erweitern, wenigstens die Metamorphose des 
Stickstoffes der Fischnahrung im Vergleich zu derjenigen des Stickstoffes der 
üblichen Fleischnahrung zu bestimmen. Die Versuche wurden mit gewöhnlichen 
Fischsorten an gesunden Personen angestellt, wobei Fischperiode und Fleisch¬ 
periode miteinander abwechselten. Das Resultat des Stickstoffwechsels des Harns 
bei Fischdiät geht darauf hinaus, daß die Stickstoffmenge des Harnstoffes, der 
Harnsäure und des Kreatinins im Vergleich zur Fleischnahrung sich verringert. 
Der Ammoniakstickstoff bleibt unverändert Man muß sogar annehmen, daß 
sich bei Fischdiät die Quantität des sogenannten Residualstickstoffes vergrößert, 
dessen chemische Natur näher noch nicht erforscht ist Beachtung verdient auch 
die Verringerung der Indolmenge beim Genuß von gesalzenem Fisch, was auf 
eine Verringerung der bakteriellen Prozesse im Darm hinweist. Die von den 

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Referate, 


SOS 


Autoren gemachten kryoskopischen Erhebungen geben vom Standpunkte der 
Theorie von Koranyi eine gewisse Vorstellung von der Funktion der Niere bei 
Fischdiät. Es stellt sich heraus, daß die Funktion der Tubuli contorti dabei 
eine Steigerung erfährt, und bekanntlich wird die Ausscheidung der nicht ganz 
oxydierten Hamprodukte auf die Tubuli contorti zurückgeführt M. Lubowski. 

1326) Wesselkin, N. W. Über den Einfluß der 5—10 Proz. Kohlensäure ent« 
haltenden Luft auf die Temperatur des normalen und fiebernden Organismus. 

(Russki Wratsch 1907, Nr.‘14.) 

Verfasser hat bezügliche Experimente an Kaninchen und Hunden angestellt 
und ist zu folgenden Resultaten gelangt: Einen bemerkbaren toxischen Einfluß 
hatte die Kohlensäure in den angewendeten Quantitäten nicht. Die Kohlensäure 
kann zu den antiphlogistischen Mitteln gerechnet werden. Wenn man die von 
den Autoren wahrgenommene Tatsache der Verringerung des Kohlensäuregehalts 
im Blute bei fiebernden Personen in Betracht zieht, so kann man annehmen, 
daß dieselbe an dem Mechanismus hervorragend beteiligt ist, mittels dessen 
die fieberhafte Durststeigerung zustande kommt Vielleicht sind auch diejenigen 
Schwankungen des Kohlensäuregehalts des arteriellen Blutes, die unter normalen 
Verhältnissen beobachtet werden, keine zufälligen und zwecklosen Erscheinungen, 
sondern für die Wärmeregulierung und für die Schwankungen der normalen 
Temperatur von Bedeutung. M. Lubowski . 

1827) Licharew, 0. 0. Über einen Fall von Kalkablagerungen in der Haut, 
im Fettpolster und in den Sehnenscheiden. (Medizinskoe Öbosrenie 1907, Nr. 17.) 

Die Krankheit ist eine außerordentlich seltene und besteht darin, daß sich 
an den verschiedenen Stellen der Haut, des Fettpolsters und der Sehnenscheiden 
Kalkkörper von verschiedener Größe und Form ablagem. Die Pathogenese der 
Krankheit ist unbekannt. Verfasser ist der Meinung, daß die Krankheit die Folge 
einer besonderen Störung des Stoffwechsels ist, die an Gicht erinnert So wie 
sich bei der Gicht Harnsäure ablagert, so lagern sich bei der in Rede stehenden 
Erkrankung Kalksalze ab. M. Lubowski . 

1828) Aron, H. u. Lebauer, R. Bedeutung der Kalksalze für den wachsen¬ 
den Organismus. Aus d. physiol. Institut d. Kgl. Tierärztl. Hochschule. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. VIII, S. 1—28.) 

Beim wachsenden Säugetier beträgt der Kalkbedarf mindestens 1,2 °/ 0 der 
Körpergewichtszunahme. Decken ihn die Kalkmengen der Nahrung nicht, so 
ist sie kalkarm. Je größer die Nahrungszufuhr, desto stärker das Wachstum. 
Daher kann dieselbe Nahrung bei reichlicher VerfÜtterung kalkarm, bei kleineren 
Rationen dagegen genügend kalkhaltig sein. 

Gesamtkörper und Gesamtwachstum junger Tiere werden durch nicht zu 
weitgehende Kalkarmut abgesehen von gelegentlichen nervösen und Verdauungs¬ 
störungen nicht nennenswert geschädigt, bloß das Knochensystem zeigt ganz 
ähnlich wie bei Rachitis größeren Wasserreichtum und ungenügende Verkalkung 
der organischen Grundsubstanz. K. Reicher . 

1829) Cronheim, W. u. Müller, E. Stoffwechselversuche an gesunden und 
rhachitischen Kindern. Aus d. tierphysiol. Laborat. d. Landwirtsch. Hochschule 
zu Berlin und dem Waisenhause zu Rummelsburg. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. 9, S. 76—126.) 

Die Ergebnisse des N- und Fettstoffwechsels sprechen eher zu gunsten, die 
des Kalkstonwechsels nur unter ganz besonderen Bedingungen zu ungunsten der 
sterilisierten Milch. 

Der gesamte Stoffwechsel der rhachitischen Kinder zeigt keine auffälligen 
Unterschiede gegenüber der Norm. K. Reicher . 

1330) Landau u. Holpern. Beitrag zur Chemie der Cerebrospinalflüssigkeit. 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, S. 72—75.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. K. Reicher . 


1381) van den Velden, R. Zur Jodverteilung unter pathologischen Ver¬ 
hältnissen. Aus d. med. Klinik zu Marburg a. L. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 9, 
S. 54-57.) 

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Referate. 


509 


Bei einem Falle von Gallengangskarzinom fand Verfasser in den Karzinom¬ 
metastasen der Leber und des Pankreaskopfes, eine Speicherung von Jod, das aus 
einer subkutan injizierten, lOproz. Jodnatriumlösung (30 ccm) stammte, während 
das entsprechende normale Gewebe kein Jod enthielt K. Reicher. 

1832) Terrien» EL De l’obstacle apportl par la paroi intestinale et le foi 
du nonrrisson an passaffe de oertains poisons de provenance intestinale. 

(Bullet de la soc. pediat. de Paris 1908, S. 51.) 

Nach Ernährungsstörungen finden sich beim Säugling sehr häufig anato¬ 
mische Veränderungen des Leberparenchyms, sodaß man annehmen muß, daß 
auch in vivo irgendwelche Störungen der Leberfunktion nachweisbar sind. 

Der Verfasser prüfte zunächst die entgiftende Funktion der Leber: er inji¬ 
zierte Tieren kohlensaures Ammoniak, einmal in die Ohrvene und dann in die 
Pfortader, und es ergab sich, daß bei Injektion in die Pfortader es einer größeren 
Dosis bedurfte, um das Tier zu töten, als wenn er das Gift in die Ohrvene 
brachte. Es schien auch, als ob die schützende Kraft der Leber beim jungen 
Tier größer war, als beim erwachsenen. 

Ferner führte er vom rectum aus Schwefelwasserstoff in den Intestinaltraktus 
ein und untersuchte danach die Atemluft. Da sich in dieser niemals eine Aus¬ 
scheidung des Giftes konstatieren ließ, so schließt er auch hieraus, daß Gifte, 
die aus dem Magendarmkanal stammen, von der Leber absorbiert werden. 

Schließlich studierte er noch die Frage der alimentären Glykosurie des 
Säuglings. Er konnte feststellen, daß das gedeihende Kind eine große Toleranz 
gegenüber Zucker besitzt und Dosen von 8—7 g pro Kilo Körpergewicht ver¬ 
trägt. Beim magendarmkranken Kind trat schon bei 8,5-4 g alimentäre Gly¬ 
kosurie ein. Birk . 

1888) Bruck, A. W. Über den Mineralstoffwechsel beim künstlich genähr¬ 
ten Säugling. Aus der Univ.-Kinderklinik zu Breslau. (Monatsschr. f. Kinder- 
heilk., Februar 1908, Bd. 6, S. 570.) 

Die Untersuchungen wurden an 2 künstlich genährten, gesunden Säuglingen 
angestellt und berücksichtigten außer dem N-Stoffwechsel den Umsatz der Asche, 
des Kalium, Natrium, Kalk, Magnesia und Phosphor. In beiden Fällen waren 
Resorption und Retention durchweg gut, nur Kalium wies bei dem einen Kind 
eine negative Bilanz auf. Der künstlich ernährte und gedeihende Säugling nützt 
demnach die Salze der Kuhmilch im Verhältnis ebenso gut aus wie der natür¬ 
lich ernährte die der Frauenmilch. 

Im speziellen faßt der Verfasser das Resultat seiner Untersuchungen in 
folgendem Resümee zusammen: 

1. Stickstoff und Gesamtaschenbilanz verlaufen gleichsinnig. 

2. Aschenzufuhr und -Umsatz sind ungleich größer als beim natürlich er¬ 
nährten Kinde. 

3. Der Einfluß der Nahrungsart scheint bei sonst gleichen Bedingungen für 
Resorption und Retention von größter Bedeutung. 

4. Im einzelnen wird ein großer Teil, oft der größte der zugeführten Salze 
resorbiert und etwa 1 / 4 bis 1 / a retiniert. 

5. Die Alkalien können restlos resorbiert werden. Bei der Retention scheint 
der Körper bestrebt, das Natrium besonders zurückzuhalten. 

6. Die alkalischen Erden werden in beträchtlicher Menge im Stuhl ausge¬ 
schieden, stets mehr als im Harn. Birk. 

1384) Allaria, S. B. Untersuchungen über Wasserstoff-Ionen-Konzentration 
im Säuglingsmagen. Medizinische Klinik Turin. (Jahrbuch für Kinderheilk. 
1908, 67. Bd. Ergänzungsheft. S. 123.) 

Zweck der Untersuchungen war, festzustellen, wie sich die Wasserstoff- 
Ionenkonzentration im Säuglingsmagensaft während der Verdauung verhielt, um 
in ihr einen Maßstab für die Azidität des Milieus, in dem die Enzyme wirken, 
zu erhalten. 

Das Ergebnis war, daß in den Verdauungsfunktionen des Säuglings gegen¬ 
über denen des Erwachsenen wichtige Unterschiede bestehen* und zwar in fol- 

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510 


Beferate. 


genden Beziehungen: Die Azidität ist 50—100 mal kleiner als beim Erwachsenen. 
Diese Differenz beruht auf dem Mangel an freier Salzsäure, und wird durch die 
Fähigkeit der Milch, große Quantitäten von HCl zu binden, bedingt Die geringe 
Azidität des Magensaftes beeinflußt wieder die Pepsinverdauung m ungünstigem 
Sinne. Die Peptonisation der Eiweißstoffe geschieht sehr langsam und sehr 
unvollkommen, so daß dieselben zum großen Teile nicht peptonisiert in den Darm 
gelangen. Da mm feststeht, daß das Pepsin im Magensaft des Säuglings überhaupt 
nur in schwacher und wenig aktiver Quantität vorhanden ist, läßt sich daraus 
erschließen, daß die Aufgabe des Säuglingsmagens sich darauf beschränkt, die 
Verdauung der Eiweißstoffe vorzubereiten und einzuleiten. Die eigentliche 
Verdauung spielt sich fast ganz im Darm ab. 

Die zweite sehr wichtige Funktion des Magensaftes, antiseptisch zu wirken, 
ist beim Säugling ebenfalls nur in ganz geringem Grade vorhanden. Birk. 

1835) Feigl, J. Einfluß von Arzneimitteln auf die Magensaftsekretion. 
m. Mitteilung. Aus d. experim.-biol. Abtlg. d. Pathol. Univers.-Instit zu Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. VIII, S. 467—519.) 

Jod wirkt in allen Fällen, wo es in Jon (J a ) übergehen kann, ungemein 
sekretionsbefördemd. K. Reicher . 

1386) Steensma, F. A. Zum Nachweis der freien Salzsäure im Mageninhalt. 

Aus dem Pathol. Laborat. der Universität zu Amsterdam. (Biochem. Ztschr. 1908, 

Bd. Vm, S. 210—211.) 

Verfasser schlägt folgende Modifikation der Günzbergschen Reaktion vor: 
Der umgekehrte Deckel emes Porzellantiegels wird auf einem kochenden Wasser¬ 
bade erhitzt, auf ihn ein Tropfen des folgenden Reagens (Phloridzin 2 g, Vanillin 
1 g, abs. Alkohol 30 ccm) gebracht, sodaß ein schwachgelber Ring zurückbleibt. 
Ein in dem Zentrum dieses Ringes abgesetzter, säurehaltiger Tropfen bildet an 
der inneren Seite des Ringes einen schönen hellroten Saum. Empfindlichkeit 
der Reaktion sehr groß, Lösung aber nur kurze Zeit haltbar. K. Reicher . 

1837) Kumagava, M. u. Suto, K. Ein neues Verfahren zur quantitativen 
Bestimmung des Fettes und der unverseifbaren Substanzen in tierischem 
Material nebst der Kritik einiger gebräuchlichen Methoden. Aus dem medi¬ 
zinisch-chemischen Institut der Universität zu Tokio. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. Vin, S. 212-347.) 

In Anlehnung an die Verseifungsmethode von v. Liebermann-Szekely 
haben die Verfasser eine neue Fettsäure-Bestimmung für Organpulver ausge¬ 
arbeitet, deren Prinzip direkte Verseifung mittelst Natronlauge bildet. Die Tren¬ 
nung der unverseifbaren Substanzen erfolgt durch Zusatz von Petroläther. Vor¬ 
züge der neuen Methode gegenüber den bisher gebräuchlichen sind Kürze und 
bedeutend größere Genauigkeit. Soll doch der nach Dormeyers Verdauungs¬ 
methode dargestellte Ätherextrakt 28—31 °/ 0 Verunreinigungen bei einem Ver¬ 
luste von 10—13°/ 0 wahrer Fettsäuren enthalten und sogar die durch große 
Extraktionsenergie ausgezeichnete Alkoholmethode 20—46,2 °/ 0 Verunreinigungen 
aufweisen! Auch Glikins Petrolätherextraktion ergibt Verluste von zirka 11 °/ 0 
Fettsäuren, die etwas umständliche Verseifungsmethode von v. Liebermann- 
Szekely Verluste von 9—10 °/ 0 . K. Reicher . 

1888) Inaba, Ryotaro. Über die Fettbestimmung der Fäzes und einiger 
Nahrungsmittel nach der neuen Methode von Kumagava-Suta. Aus dem med.- 
chem. Institut an der Universität zu Tokio. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. VIII, 
S. 348—355.) 

Die direkte Verseifungsmethode nach Kumagava-Suto erwies sich dem 
Verfasser auch für die pflanzlichen Nahrungsmittel sowie für die Fäzes als eine 
vortreffliche. K. Reicher . 

1339) Pincussohn, L. Beeinflussung von Fermenten durch Kolloide I. Aus 
der experim.-biol. Abteilung d. Pathol. Univers.-Inst. zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. Vffl, S. 387-398.) 

Die Pepsinverdauung wird durch die untersuchten Kolloide nicht gefördert, 
sondern bei hohen Konzentrationen derselben gehemmt und unterhalb eines be- 

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Referate. 


611 


stimmten Grenzwertes überhaupt nicht beeinflußt. Die Hemmung ist unabhängig 
von der Dauer der Verdauung. K, Reicher. 

1340) Friedmann, Phosphatometer und einiges über Fhosphors&ure im 
Harn und Phosphaturie. (Münch, med. Wschr., April 1908, Nr. lö.) 

Friedmann gibt einen einfachen Apparat zur Phosphorsäurebestimmung 
an, beruhend auf der Fällung mit Magnesiamischung, erhältlich bei Paul Alt¬ 
mann, Berlin NW. 0, Luisenstr. 47. Der normale P 2 0 6 -Gehalt betrug in 100 
Fällen zwischen 1,5—3,6 g, im Mittel 2,6 g. Verfasser sah die Grenzwerte von 
1,5—4,0 g weder bei ausschließlicher Fleischnahrung noch bei halb vegetarischer 
Kost überschreiten. Bezüglich der Bezeichnung Phosphaturie hält er für zweck¬ 
mäßig, ein Ph. vera, die absolute Vermehrung der P a Öß- Ausscheidung, von einer 
Ph. spuria, der auffallenden Ausscheidung eines Phosphatsedimentes zu trennen. 
Einen Fall von Ph. vera bei Diabetes (täglich 4,2—4,8 g P a 0 6 ) hat Verfasser 
selbst gesehen; die angebliche Ph. bei Fieberkranken ist wohl meist nur durch 
den konzentrierten Ham vorgetäuscht Wahre Ph. kommt vor bei Knochen¬ 
erkrankungen, Chlorose, Oxalurie, hamsaurer Diathese, Psychosen (so in einem 
Fall 0,3 g), vielleicht auch bei Vergiftungen. Verminderung der Hamphosphate 
findet sich bei Gravidität, schweren Blut- und Lebererkrankungen. Bei paren¬ 
chymatösen Formen der Nephritis fand Verfasser nie eine Verminderung, wohl 
aber bei Schrumpfnieren (sogar ohne Eiweiß, aber mit Zylindern) sinkend 
bis 0,8 g. M. Kaufmann. 

1341) Linser, Pani. Zar Pathogenese der Gicht. Aus der med. Klinik zu 
Tübingen. (Th. d. G., April 1*908, Nr. 4.) 

Linser hatte Gelegenheit, bei einem Gichtiker, bei dem wegen eines hart¬ 
näckigen Ekzems die Röntgenbehandlung indiziert war, die angebliche Schwer¬ 
durchlässigkeit der Niere für Harnsäure (welch letztere bei der Röntgenbehand¬ 
lung infolge des Zerfalls nukleinreicher Organe in vermehrter Menge entsteht) 
experimentell zu untersuchen. In zwei Bestrahlungsperioden ergab sich überein¬ 
stimmend eine Vermehrung der Hamsäurebildung; von einer Retention durch 
die Nieren war jedoch nichts zu verspüren, und die Bluthamsäure wies nur 
eine mäßige Steigerung durch die Bestrahlung auf. »Sehr lehrreich ist auch 
die Erfahrung, daß zweimal in ganz kurzer Zeit unmittelbar nach den Bestrahlungs¬ 
perioden trotz fortgesetzter purinfireier Diät akute Gichtanfälle aufgetreten sind, 
die man ohne Zweifel auf die Röntgeneinwirkung bezw. die dadurch veran- 
laßte Vermehrung der Harnsäure im Blut zurückführen muß.« M. Kaufmann . 

1342) Eichler, F. Über die adrenalin&hnliche Wirkung des Serums Nephrek- 
tomierter und Nierenkranker. Aus dem medizinisch-polikinischen Institut der 
Universität Berlin. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1472—1474.) 

Bei gesunden Kaninchen beiderseitige Nierenexstiipation. 1—2 Tage nach¬ 
her wird das Blutserum dieser Tiere auf mydriatische Wirkung bei enukleierten 
Bulbi an Wasserfröschen geprüft. Resultat: positive Versuche mit Blutserum 
und Aszitesflüssigkeit am Kaninchen mit Urannephritis ergaben gleichfalls quoad 
Mydriasis positives Resultat, quoad Gefäßverengerung und Blutdrucksteigerung 
ließ sich nicht konstatieren. Wenn die Voraussetzung richtig ist, daß die chrom¬ 
affine Substanz bezw. deren physiologische Wirkung mit dem Adrenalin und 
dessen Wirkung identisch ist, so wäre aus den obigen Versuchen zu schließen, 
daß bei schweren Nierenstörungen jene Substanz bezw. Adrenalin in den Säften 
vorhanden ist, allerdings in emer Menge, welche nur die Pupillen erweitert, 
aber nicht die anderen Wirkungen des Adrenalins besitzt. Bornstein. 

1343) Orgler, Arnold. Über Hams&ureausscheidung im S&uglingsalter. 
Aus der Univ.-Kinderklinik zu Breslau. (Jahrb. f. Kinderheilkunde, Apnl 1908, 
Bd. 67, H. 4, S. 383.) 

Die Harnsäureausscheidung gibt beim Säugling ein Bild vom intermediären 
Stoffwechsel der Nukleoproteiae. Harnsäure entsteht aus dem Abbau der Purin¬ 
basen. Da nun die Milch eine fast purinfireie Nahrung ist, so bleiben für die 
Hamsäurebildung ausschließlich die aus den Nukleoproteiden stammenden Purin¬ 
körper übrig. — Die dritte Möglichkeit, daß der Säugling analog dem Eisen auch 

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612 


Referate. 


einen gewissen Vorrat von Purinkörpern mit auf die Welt bekommt, lehnt der 
Verfasser ab. 

Natürliche und künstliche Ernährung zeigen zunächst den Unterschied, daß 
bei der natürlichen weniger Harnsäure und weniger Purinkörper ausgeschieden 
werden als bei der künstlichen. Daraus läßt sich also auch eine Differenz im 
Stoffwechsel der Nukleoproteide erschließen. 

Bei künstlicher Ernährung ist ein deutlicher Einfluß der Zufuhr von Kohle¬ 
hydraten zu bemerken. Eine vermehrte Zufuhr von Kohlehydraten hat eine 
Verminderung der Hamsäureausscheidung im Gefolge, eine Beobachtung, die 
auch beim Erwachsenen gemacht worden ist. Dagegen erweist sich — wiederum 
wie beim Erwachsenen — die Vermehrung des Nahrungsstickstoffs als bedeu¬ 
tungslos für die Hamsäureausscheidung. In anderer Weise aber bestehen Be¬ 
ziehungen zwischen Stickstoff und Harnsäure. In allen Fällen nämlich, wo die 
Stickstoffretention hoch ist, wird weniger Harnsäure ausgeschieden als da, wo 
die Stickstofiiretention niedriger ist Dieser Parallelismus gibt die Erklärung für 
den Einfluß der Kohlehydrate. Denn durch Kohlehydrate ist es möglich, beim 
Säugling die Stickstofiiretention zu steigern. In Fällen, wo die Kohlehydrate nicht 
zum Stickstoffansatz führen, bleibt auch die Wirkung auf die Hamsäureaus¬ 
scheidung aus. 

Aus diesem gleichsinnigen Verhalten glaubt der Verfasser den Schluß ziehen 
zu dürfen, daß in den Fällen, wo bei verminderter Hamsäureausscheidung eine 
erhöhte Stickstoffretention sich findet, namentlich also bei natürlicher Ernährung, 
ein vermehrter Ansatz von Nukleoproteiden statt hat. Birk . 

1344) Büchner, E. u. Klette, F. Über das Ko-Enzym des Hefepreftsaftes. 
Aus d. ehern. Laboratorium der Landwirtsch. Hochschule zu Berlin. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. Vffl, S. 520—657.) 

Beim Verschwinden des Ko-Enzyms im Hefepreßsafte handelt es sich um 
die Wirkung von Lipasen. Vielleicht besteht das Ko-Enzym aus einem organi¬ 
schen Phosphorsäureester, der durch die Lipasen unter Abspaltung von Phosphor¬ 
säure verseift wird. Jedenfalls spielt gerade die Phosphorsäure bei der Zymase- 
vergärung eine wichtige Rolle, da Zusatz von sekundärem Natriumphosphat, 
von glyzerinphosphorsaurem Natron und von Lezithin in gleicher Weise eine 
Steigerung der Preßsaftgärung bedingt K. Reicher . 

1345) Hotobut, T. Über die neue Arnoldsche Nitxoprussidnatriumreaktion 
im Urin. (Lwoski Tyg. lek. 1907.) 

Wenn man zu 10—20 ccm Urin von Individuen, welche vor kurzem Fleisch 
oder Fleischbrühe genossen haben, 1 Tropfen einer 4proz. Nitroprussidnatrium- 
lösung und dann einige ccm einer 5proz. Natron- oder Kalilauge hinzufügt, so 
erhalten wir eine schöne violette Verfärbung, welche schnell in eine purpurrote 
und dann gelbe Farbe übergeht Setzt man zu der violettgefärbten Lösung 
Essigsäure m Überschuß hinzu, so erhalten wir eine dunkelblaue, rasch ins 
Gelbe übergehende Verfärbung. Diese Reaktion kann auch mit Ammoniak aus¬ 
geführt werden, nur muß man dann mehrere Tropfen der Nitroprussidnatrium- 
lösung hinzusetzen und darauf einige ccm Ammoniak; wir erhalten dann eine 
violette Verfärbung, welche aber viel länger als bei Gebrauch von Natronlauge 
andauert und erst nach einiger Zeit in Kot-Gelb und Gelb übergeht Damit 
die Farben deutlicher hervortreten, empfiehlt es sich bei letzterer Methode, den 
Urin durch Knochenkohle zu entfärben. Diese von Arnold angegebene Reaktion 
hat mit der Probe auf Kreatinin nichts gemeinsames. Die Reaktion soll nach 
Arnold nur nach Aufnahme von Fleisch (nicht in rohem Zustande) oder Fleisch¬ 
brühe bezw. Bouillon im Urin zum Vorschein kommen. 

Diese Angaben hat nun Hotobut in einer Reihe von Versuchen einer ge¬ 
nauen Nachprüfung unterzogen. Die Emährungsversuche am Hunde zeigten, 
daß die Reaktion in der Tat nur nach gekochtem Fleisch deutlich auftritt, 
spurenweise war sie jedoch auch nach Aufnahme von Käse, Eiern und Milch 
nachweisbar. Die Versuche am Menschen erwiesen aber, daß die Reaktion 
deutlich zu Tage tritt nach Aufnahme von Käse, Eiern, Milch, Heidegrütze und 
Roborat, ebenso nach stärkerem Biergenuß, dagegen konnte sie nach Einnahme 

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Referate. 


613 


von größeren Mengen von Zucker oder Fett nicht nachgewiesen werden. Die 
Reaktion tritt also nach stark eiweißhaltiger Nahrung auf. Da der die Reaktion 
gebende Körper in der Rindsbrühe selbst nicht nachweisbar ist, sondern erst 
im Urin nach Aufnahme derselben, so könnte man annehmen, daß er beim Durch¬ 
passieren durch den Organismus gewisse Veränderungen erleiden muß, um im 
Urin zu erscheinen. Die Reaktion tritt im Urin auf sowohl bei Aufnahme der 
Brühe per os, als auch nach subkutaner Injektion derselben. Mit Hilfe dieser 
Reaktion kann man sich leicht über die Art der Ernährung des betreffenden 
Individuums orientieren. R. Quest 


Klinisches. 


1346) B. Quest. Über die Bedeutung der Nebenniere in der Pathologie 
und Therapie der Rachitis. (Gazeta lekarska 1907, Nr. 44 und 45.) 

Die nach Adrenalininjektionen auftretenden pathologisch-anatomischen Ver¬ 
änderungen ließen vermuten, daß zwischen der Funktion der Nebennieren und 
dem Kalkstoffwechsel gewisse Beziehungen bestehen müssen. 

Für eine vermehrte Kalkretention bei Anwendung von Nebennierentabletten 
schienen auch die Versuche von Stöltzner zu sprechen, welcher einen außer¬ 
ordentlich günstigen Einfluß dieser Therapie auf den Verlauf der Rachitis sah. 
Auf Grund der klinischen Beobachtungen stellte Stöltzner eine Theorie, nach 
welcher die Rachitis als Folge einer Insuffizienz der Nebenniere anzusehen sei. 
Erhärtet wurden diese Beobachtungen durch histologische Untersuchungen von 
Knochen rachitischer Kinder, welche mit Nebennierentabletten behandelt waren 
und an anderen Krankheiten starben. Der günstige Erfolg dieser Therapie bei 
Rachitis konnte jedoch von anderen Klinikern wie Kinner, Netter, Lang¬ 
stein u. a. nicht festgestellt werden, und Stöltzner sucht diese Mißerfolge 
durch die ungleichmäßige Wirkung der angewandten Präparate zu erklären. 
In Anbetracht dieser verschiedenen Meinungen über die Wirksamkeit der Neben¬ 
nierenpräparate bei Rachitis unternahm nun der Verfasser eine Reihe von Stoff¬ 
wechselversuchen am Hund, um den Einfluß von Adrenalin auf den Kalkstoff¬ 
wechsel zu studieren. Dabei stellte es sich heraus, daß nach subkutaner Ein¬ 
spritzung von Adrenalin stets weniger Kalk vom Organismus retiniert wird, als 
unter normalen Verhältnissen, und die vermehrte Kalkausscheidung hält in der 
Nachperiode noch an, ja steigt sogar an. Die N-Ausscheidung steigt in der 
Adrenalinperiode, kehrt aber in der Nachperiode (nach dem Aussetzen der In¬ 
jektionen) rasch zur Norm zurück. Die angeführten Stoffwechselversuche können 
also nicht die Annahme einer günstigen Beeinflussung der Kalkretention stützen. 

R . Quest 

1847) Heim, P. u. John, K. Über die interne Anwendung von Salz¬ 
lösungen bei Behandlung der akuten Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. 

Aus dem Barmherzigenspital in Budapest. (Mon. f. Kind. Febr. 1908, Bd. VI, 
S. 561.) 

Die Verfasser verwandten bei den akuten Ernährungsstörungen der Säug¬ 
linge statt des sonst üblichen Tees eine Lösung von 5,0 Natr. chlorat. und 5,0 
Natr. bicarbon. auf 1000 Aqu. dest. Diese Lösung bezeichnen sie als physiolo¬ 
gische Lösung. 

Der Vorteil ihrer Verwendung besteht in der Vermeidung brüsker Gewichts¬ 
abnahmen. Sie erzielten sogar durchweg Zunahmen, die aber offenbar durch 
Wasserretention bedingt waren und in einzelnen Fällen sich als sichere Ödeme 
darstellten. In der Praxis soll sich diese ausschließlich aus theoretischen Über- 
legungen abgeleitete Emährungstherapie gut bewährt haben. Birk . 


1348) Elfer, Aladar. Erfahrungen über mit Röntgenstrahlen behandelte 
Leukämien. (Folia hämat. Bd. V, Heft 4, S. 265—331.) 

Nach Wiedergabe der Krankengeschichten von 9 Fällen myelogener und 
3 Fällen lymphozytärer Leukämie und unter Beifügung tabellarisch angeordneter, 
hochinteressanter Blutuntersuchungsbefunde, die vor und während der Röntgen¬ 
behandlung aufgenommen wurden, kommt Elfer zu dem Schlüsse, daß man 

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514 


Referate. 


zwischen leicht und schwer durch Röntgentherapie zu beeinflussenden Leukä¬ 
mien unterscheiden müsse, und zwar sowohl auf Grund der dabei auftretenden 
allgemein klinischen, als auch der haemozytologischen Erscheinungen. Im all¬ 
gemeinen machte er bei den myeloischen Leukämien bessere Erfahrungen, als 
bei den lymphatischen, wo die langdauemde Röntgenbehandlung sogar als kon¬ 
traindiziert erscheine, wenn unter der Behandlung sich eine Verminderung der 
Erythropoüse bemerkbar mache. Eine bei der Röntgenbestrahlung der lympha¬ 
tischen Leukämien neben der Verkleinerung der Lymphdrüsentumoren einher¬ 
gehende und eventuell zunehmende Schwäche, ist Elfer geneigt, als eine Art 
von Vergiftungserscheinung, bedingt durch den enormen Zellenzerfall anzusehen. 
— Trete bei der Röntgenbehandlung einmal die Regression ein, so schreite sie 
schnell fort bis zum Höhepunkt, wobei die für die Krankheit wichtigen Sym¬ 
ptome, wenn auch nur für kurze Zeit verschwinden, um nach etwa 1 Monat bis 
zu einem halben Jahr wiederzukehren. Schonungstherapie sei als imbedingte 
Unterstützung der Röntgenbehandlung zu fordern; dabei ließen sich dann wieder¬ 
holte Rezidive selbst günstig beeinflussen; jedoch könne nach wiederholter und 
länger andauernder Anwendung der Röntgenstrahlen nicht mehr die Wirkung 
bemerkt werden, wie am Anfang, ja es könne sich der Nutzen direkt zum 
Schaden verkehren. 

Endlich geht Autor noch kurz auf die theoretische Seite der Röntgenwirkung 
ein, er glaubt, daß eine Absorption des Röntgenlichtes durch das peripherische 
Blut näher liege, als die direkte Absorption durch das tieferliegende, geschützte 
Knochenmark. Eine wesentliche aktive Rolle für das Zustandekommen der 
myelogenen Leukämie schreibt er der Milz zu und hält die in ihr auftretenden 
Gewebsveränderungen den im peripherischen Blut auftretenden Zerstörungs¬ 
erscheinungen adaequat, meint demnach auch, daß sich der leukämische Prozeß 
durch Beeinflussung der Milz mittels Röntgenlicht eher bekämpfen lasse, als durch 
Knochenmarkbestrahlung. öeorg B. Gruber. 


1349) Pappenheim, A. und Hirschfeld, H. Über akute myeloide und lymph- 
adenoide makrolymphozytäre Leukämie an der Hand von zwei verschiedenen 
Fällen. (Folia hämat. Ba. V, Jahrg. 1908, Heft 5, S. 347—425.) 

Der erste, von Pappenheim besprochene Fall bietet einen hochinteressanten 
qualitativen Blutbefund, sowohl was Erythrozyten als Leukozyten anlangt. Bei 
der Betrachtung des Befundes gibt Autor eine Kritik der verschiedenen neueren 
Ansichten über die großen lymphoiden Leukozyten und stellt demgemäß eine 
Reihe von Leukämieformen auf, analog seinen in Folia hämat. Bd. IV, Heft 1—4 
niedergelegten Anschauungen. — Äußerst merkwürdig ist eine an den großen 
lymphoiden Zellen gemachte Beobachtung, welche durch eine etwas modifizierte 
Azurfärbetechnik ermöglicht wurde. Es wiesen nämlich die großen, leicht 
buchtkemigen Leukämiezellen in einer mehr oder minder ansgesprochenen 
sphärenähnlichen Vakuole des Protoplasmas ein zentral gelegenes, leuchtend rot 
gefärbtes Gebilde auf von der Form eines Kornes bis zu der eines Stäbchens. 
Diese Einschlüsse erinnern an die ähnliche Erscheinung der paranukleären Ein¬ 
schlußkörper im Zytoplasma der großen mononukleären, lymphoiden Leukozyten 
und Übergangsformen des normalen Meerschweinchenblutes, zumal auch sie vital 
färbbar sind. Es wirft sich die Frage nach der Natur dieser Einschlüsse auf, 
die als Sekretprodukte, aber auch als parasitäre Körper aufgefaßt werden und 
eventuell zur Ätiologie der Leukämie klärend beitragen könnten. Pappe n- 
heim entscheidet die Frage über die Natur der entdeckten Einschlüsse nicht, 
sondern geht zur Besprechung der Ätiologie der Leukämien im allgemeinen 
über. Er sieht die Ätiologie in einem extrazellulären Reize liegen, im Gegen¬ 
satz zu einem intrazellulären Reiz bei Lymphosarkomatose. Die leukämische 
Wucherung entstehe auf einer »Wachstumshemmungsschwäche« des Organis- 
mus, gegenüber der jeder beliebige unspezifische, variable, entzündliche oder 
infektiöse Reiz als auslösendes Moment wirke. — Im speziellen Fall handelte 


es sich nach dem Blutbefunde um eine überwiegend makrolymphozytäre Lym- 
phozythämie unter Auftreten spärlicher Myelozyten und Übergangsphasen von 
Mikrolymphozyten zu Mikromyelozyten in Begleitung einer schweren megalo- 

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Referate. 


516 


blastischen Anämie. Auf Grund des Sektionsbefundes und der mikroskopischen 
Gewebsuntersuchung (— Angabe einer Reihe beachtenswerter mikrotechnischer 
Einzelheiten —) lautet die Diagnose auf: Akute haemorrhagische, makrolym- 
phozytäre, myeloplastische Leukämie auf haemophthisischer Basis. Der Fall 
belege Pappenheims schon früher niedergelegte Ansicht, daß Leukämie nicht 
bloß eine reine Hyperplasie einzelner, genetisch und funktionell streng ge¬ 
schiedener, spezifisch differenzierter hämatopoötischer Gewebe sei, sondern Hyper¬ 
plasie, gemischt mit echter Metaplasie — also wie hier Untersuchungen unreifer 
Zellen vor allem im Knochenmark unter Mitbeteiligung zahlreicher ausgedehnter 
Partien des sonstigen haematopoötischen Systems. 

Darauf teilt H. Hirschfeld einen zweiten Fall mit, der sich als lymphade- 
noide Leukämie dartat und im Gegensatz zu der diffusen Hyperplasie des 
makrolymphoiden Gewebes im ersten Falle durch parenchymatöse Hyperplasie 
ausgezeichnet war, die bei überwiegend kleinzelliger Natur fast zu diffuser Ver¬ 
mischung der follikulären Struktur führte. 

In einem Nachworte führt Pappenheim noch aus, daß in gewissen Fällen 
die Entscheidung, ob die lymphoplastische oder myeloplastische Form der akuten 
Leukämie vorliege, ob eine myeloide oder lymphadenoide Form vorhanden sei, 
an Hand des haemozytologischen Befundes beinahe unmöglich getroffen werden 
könne; unter Zuhilfenahme des gesamten übrigen Blutbefundes selbst könne 
sie nur approximativ gegeben werden. Georg B. Gruber. 

1360) Fink. (Karlsbad.) 400 Gallensteinkranke des Jahres 1906. (Med. Klin. 
1908, Nr. 12, S. 410—413.) 

Statistische Übersicht über die im Jahre 1906 zur Behandlung gekommenen 
Gallensteinkranken mit zahlreichen Angaben über das Vorkommen der einzelnen 
klinischen Symptome, den Verlauf der Kur usw., zu kurzem Referat nicht ge¬ 
eignet Verfasser ist der Ansicht, daß durch die Kur in Karlsbad in einer 
größeren Zahl als vermutungsweise angenommen wurde, bei Cholelithiasis ein 
Rückgang der Veränderungen bewirkt und in einer noch größeren Anzahl, bei 
nahezu allen Fällen, die Cholelithiasis durch die Kur günstig beeinflußt wird. 

Meinertz . 

1361) v. Schrötter, L. Morbus Basedowii. (Med. Klin. 1908, Nr. 14, S. 477 
bis 479.) 

In einem Falle von Morbus Basedowii war eine auffallende Abmagerung 
der oberen Körperhälfte mit starker Fettanhäufung an den unteren Körperpar¬ 
tien verbunden. Die chemische Untersuchung des Fettgewebes ergab keine 
wesentlichen Unterschiede von den sonstigen für das Unterhautfettgewebe des 
Menschen geltenden Werten, ebensowenig zwischen dem Fett der oberen und 
der unteren Körperregion. Die Lipomatose war also durch Anhäufung eines 
ihrer Individualität entsprechenden, nicht vom Fette anderer Hautstellen ab¬ 
weichenden Materials bedingt Bei der Verteilung wird man an Einflüsse, die 
vom Sympathicus ausgehen, denken müssen. 

Wenn wir die typische Form des Basedow durch Hyper-, die des Myxoedems 
durch Athyreoidismus erklären, so muß es noch eine dritte Form, den Dys- 
thyreoidismus geben, der die ganz atypisch verlaufenden Fälle verursachen würde. 
Berücksichtigt man die Fälle mit abnormer Pigmentbildung und mit abnormer 
Fettbildung, so kann man den Gedanken nicht abweisen, daß es sich auch 
gleichzeitig um Störungen in mehreren der Organe, die der inneren Sekretion 
dienen, handle. Auf interessante derartige Beziehungen ist in letzter Zeit auf¬ 
merksam gemacht worden (Löwi: Pupillenphänomen). Hier ist an die Neben¬ 
niere zu denken, die Epithelkörperchen aber haben mit dem Basedow nichts zu 
tun. Meinertz. 

1362) Georgopulos, M. Die Anregung der Diaphorese bei Kiereninsuffizienz. 
Aus d. Med. Poliklin. d. städt. Krankenh. »Die Hoffnung« in Athen. (D. Med. 
Wschr. 1908, Nr. 9, S. 372—376.) 

Für die Frage der Opportunität von Schwitzprozeduren bei Niereninsuffi¬ 
zienz ist es von Wichtigkeit zu wissen, ob das Blut dadurch eingedickt wird 
oder nicht Die bisherigen Untersuchungen wie Kövesi und Roth-Schulz, 

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516 


Referate. 


die eine Herabsetzung des osmotischen Druckes des Blutes nach Schwitzproze¬ 
duren konstatiert haben, haben nach Georgopulos die Wasserzufuhr während 
des Schwitzens unberücksichtigt gelassen. Georgopulos hat nun am (uranne- 
phritischen) Kaninchen sowie am nierenkranken Menschen Gefrierpunktsbestim¬ 
mungen des Blutes gemacht und hat gefunden, daß im allgemeinen die osmo¬ 
tische Konzentration des Blutes nach Schwitzprozeduren ohne Wasserzufuhr steigt 
Dagegen wird bei nephritischen Kaninchen der osmotische Druck des Blutes 
kleiner, wenn sie vor der Schwitzprozedur 150 ccm Wasser erhalten. Für die 
Praxis schließt Verfasser daraus, daß man Nierenkranken, bei denen die Ver¬ 
giftungserscheinungen im Vordergrund stehen (Urämie), bei Schwitzprozeduren 
Flüssigkeit zuführen soll, daß man dagegen, wenn die hydropischen Erschein¬ 
ungen überwiegen, diese Flüssigkeitszufuhr verringern oder weglassen soll. 

Reiß. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches» 

1858) Stern, N. E. Über das Verhalten des Choleravibrio dem Magensaft 
gegenüber. Aus der bakteriologischen Station der Landschaftsverwaltung des 
Gouvernements Saratow. Dir. A. A. Winogradow. (Russki Wratsch 1908, Nr. 15.) 

Schlüsse: 1. Im normalen Mageninhalt büßen bei der Azidität von 0,2°/ 0 
und bei Fehlen von Schleim die Cholera Vibrionen ihre Lebensfähigkeit 40—60 
Minuten lang nicht ein. Dabei muß man im Auge behalten, daß der Übergang 
von flüssigem Inhalt aus dem Magen in das Duodenum bald nach dem Eintritt 
der Nahrung in den Magen beginnt. Somit stellt auch hier der normale Magen¬ 
saft keine sichere Schutzbarriere für die Cholera Vibrionen, wie man früher an¬ 
nahm, dar. 

2. Die Schleimmenge im Magen ist für die Entwicklung und Vermehrung 
der Choleravibrionen von gewisser Bedeutung. Infolgedessen sind Personen, die 
mit Magenkatarrh behaftet sind, namentlich Alkoholiker, welche an intensiverer 
Gastritis zu leiden pflegen, der Gefahr einer Erkrankung an Cholera am meisten 
ausgesetzt. 

3. Besser gestellt sind in dieser Beziehung Personen, welche an Salzsäure¬ 
überschuß laborieren. Man muß jedoch im Auge behalten, daß Salzsäureüber¬ 
schuß meistenteils auf der Höhe der Verdauung, d. h. 1—1 1 / 2 Stunden nach der 
Nahrungsaufnahme vorhanden ist, daß somit die Choleravibrionen den Magen 
lebend noch vor dem Eintritt dieser hochgradigen Azidität bereits passiert haben 
können. 

4. Der Genuß von Wasser auf nüchternen Magen ruft in der Mehrzahl der 
Fälle Fermentabsonderung nicht hervor; es wird nur Salzsäure in geringerer 
Quantität abgesondert. Infolgedessen gehen Choleravibrionen, wenn sie in den 
Magen mit Wasser gelangen, selbst bei geringfügiger Azidität (0,04°/ 0 ) rasch 
zugrunde. 

5. Die Wirkung der Salzsäure wird durch Vorhandensein von Pepsin gesteigert 

6. Peptone setzen die bakterizide Wirkung der Salzsäure auf die Cholera¬ 
vibrionen bedeutend herab; so vermag Salzsäure im Beisein von Peptonen selbst 
in der Konzentration von 0,28—0,3°/ 0 Choleravibrionen innerhalb 15—12 Minuten 
Minuten nicht zu töten. 

7. Galle setzt augenscheinlich die bakterizide Wirkung der Salzsäure auf 
die Choleravibrionen gleichfalls herab. 

8. Das Vorhandensein von Eiweiß im Mageninhalt beeinflußt gleichfalls die 
bakterizide Wirkung der Salzsäure, und zwar bleiben die Cholera Vibrionen in 
der Eiweißflüssigkeit bei einer Azidität von 0,09 °/ 0 längere Zeit am Leben. 

M. Lubowski . 

1854) S&limbeni. Nouveiles recherches sur la toxine e l’antitoxine chol£- 
riques. (Neuere Untersuchungen über das Toxin und Antitoxin der Cholera¬ 
vibrionen.) (Ann. Pasteur, Febr. 1908, Nr. 2.) 

Nach einer historischen Einleitung über die früheren Gewinnungsmethoden 
und die Anschauungen über die Möglichkeit einer Toxindarstellung des Cholera¬ 
vibrio beschreibt Verfasser seine Gewinnungstechnik, die im wesentlichen darin 

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Heferate. 


B17 


besteht, daß er dem gut alkalisch gemachten Gelatine-Peptonnährboden Pferde¬ 
serum zu 10—25°/ 0 zusetzt und den Vibrio auf diesem Substrat in Rouxschen flachen 
Schalen züchtet Das Giftigkeitsmaximum wurde nach siebentägiger Züchtungs¬ 
dauer erhalten. Durch intravenöse Injektion des Toxins bei Pferden erhielten 
sie ein Serum, das bemerkenswerte antitoxische Eigenschaften besaß. Beim 
Menschen wurde das Serum bisher nicht geprüft. Lüdke. 

1366) Sergent, Gillot u. Lem&ire. Etudes sur la fiövre Mdditerrandenne 
chez les chövres algdroises en 1907. (Studien über das Maltafieber bei algeri¬ 
schen Ziegen im Jahr 1907.) (Ann. Pasteur, März 1908, Nr. 3.) 

Unter 609 Ziegen, die Milch für die Stadt Algier lieferten, wurden 26 
gefunden, deren Milch das Bakterium des Maltafiebers, das aus dem Blut eines 
an dieser Krankheit leidenden isoliert war, agglutinierten. Bakterien, die denen 
das Maltafiebers identisch waren, wurden in dieser Milch nicht konstatiert. Die 
Infektion unter den Ziegen in Algier hat geringere Verbreitung wie die der in 
Malta gehaltenen Tiere. Die Verfasser führen dies auf den Einschlag der algeri¬ 
schen Ziegen an spanischer Rasse zurück. Lüdke. 

1366) Sergent u. Bories. Etudes sur la fiövre M6diterran6enne dans le 
village de K16ber (Oran) en 1907. (Studien über das Maltafieber im Dorf Kleber 
im Jahr 1907.) (Ann. Pasteur, März 1908, Nr. 3.) 

Während einer Infektion durch das Maltafieber in der Gemeinde Kleber in 
Oran zeigten 8 Kranke eine positive Serumreaktion. Von 303 angesteckten 
Ziegen gaben 10, von 41 anderen Haustieren 6 eine agglutinierende Wirkung ihres 
Serums zu erkennen. Die Verfasser nehmen an, daß die Infektion dadurch ent¬ 
standen ist, daß zwei Personen durch infizierte Maulesel angesteckt wurden, daß 
also das Trinken von infizierter Ziegenmilch dabei keine wesentliche Rolle spielt. 

Lüdke. 

1367) Sergent. Etudes sur la fiövre M6diterran6enne. Becherches experi¬ 
mentales en 1907. (Studien über das Maltafieber im Jahre 1907.) (Ann. Pasteur, 
März 1908, Nr. 3.) 

Die Infektion mit dem Bazillus des Maltafiebers geschieht durch einfachen 
Kontakt, wofür Laboratoriumsinfektionen deutlich sprechen. Genuß von gekochter 
Milch ließ kein Maltafieber aufkommen. Die. ungünstigen Nahrungsverhältnisse 
einzelner algerischer Ortschaften begünstigen die Infektion außerordentlich. Die 
Ansteckung erfolgt durch die Milch infizierter Ziegen oder durch Kontakt¬ 
infektion mit dem von Keimen wimmelnden Urin der angesteckten Tiere. Lüdke. 

1368) Much, Hans. Opsoninuntersuchungen. Aus der Direktorialabteilung 
des Eppendorfer Krankenhauses. (Münch, med. Wschr., März 1908, Nr. 10.) 

Kasuistische Mitteilungen, die den praktisch-diagnostischen Wert der Opsonin¬ 
bestimmung illustrieren. ~ M. Kaufmann . 

1369) Ruhemann, J. (Berlin.) Zur epidemiologischen Bedeutung der In¬ 
fluenzabazillen. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 37, S. 1173—1176.) 

Ruhemann verteidigt seinen Standpunkt gegenüber Jochmann, der die 
Grippe des Winters 1904/05 als Material verwendet, während er den Zeitraum 
von August 1900 bis Dezember 1903 der Untersuchung zugrunde legt, wo noch 
keine Infiuenzabazillenimmunität vorhanden war. Bomstein. 

1860) Babes, V. (Bukarest) u. Vasiliu, A. (Roman). Die Atoxylbehandlung 
der Pellagra. Zweite Mitteilung. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 38, S. 1189/1194.) 

Den in Nr. 28 der Berl. kl. Woch. berichteten Fällen werden zahlreiche 
ändere angereiht, die zur Ervidenz ergaben, daß auch Symptome der Krank¬ 
heit durch das Mittel günstig beeinflußt werden. Die schnelle Besserung und 
Heilung ist besonders auffallend bei Kindern. Vorher ohne Erfolg behandelte 
Fälle bessern sich auffallend nach Atoxyl. — 

Fälle mittleren Alters mit schweren Geistesstörungen und Komplikationen 
reagieren verschieden; bei mäßigen akuten Geistesstörungen auffallende Besse¬ 
rung. Die mit Atoxyl behandelten Fälle heilten im Durchschnitt in 34 Tagen, 
die andern in 63 Tagen der Spitalbehandlung. Bomstein . 

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518 


Referate. 


1361) Fermi, CI. u. Repetto, R. Über die Filtrierbarkeit des Trachom- 
Erregers and über den pathogenetischen Wert der kultivierbaren Flora der 
trachomatösen Conjunctiva. Aus d. hygenischen Inst. d. Kgl. Univ. in Sassari. 
(Berl. kl. Woch. 1907, N. 88, S. 1197—1199.) 

Keiner der verschiedenen auf Agar- oder in Glyzerin-Bouillon kultivierbaren 
Mikroorganismen hat die Kraft besessen, das Trachom beim Menschen wieder 
hervorzurufen. Das einerseits nicht zu dem filtrierbaren Mikroorganismus und 
andererseits zu den kultivierbaren Mikroorganismen gehörige trachomatöse Virus 
könnte a) ein sichtbarer, von den kultivierbaren aber noch nicht zu unter¬ 
scheidender Mikroorganismus, b) eine sichtbare und kultivierbare Form sein, die 
aber in den Kulturen fast sofort ihre Virulenz verliert; in diesem Falle müßte 
außerdem diese Form immer konstant sein. Bomstein . 

1362) Krompecher, Ödön, Goldzieher, Miksa u. Angyän, Jänos. A typhus 
exanthematicus körokozöja. (Der pathogene Mikroorganismus bei Typhus 
exanthematicus.) Vorläufige Mitteilung. II. patholog.-anatom. Inst. d. Universität 
Budapest. (Orvosi Hetilap 1908, S. 17.) 

In Fällen von Typhus exanthematicus wiesen Verfasser sowohl im Blute der 
Kranken, wie auch in der Milz und Knochenmark der Verstorbenen durch 
Giemsas und Mansons Färbungsverfahren Protozoa nach. Diese wurden durch 
ihre morphologischen Eigenschaften, durch ihr Verhalten gegen Färbungsmittel 
und durch ihr Vorkommen in den roten Blutkörperchen imzweifelhaft als solche 
erkannt Sie sind mit den Pirosomen einerseits und mit den Malariaplasmodien 
andererseits zu vergleichen, mit diesen jedoch nicht identisch. Diese Protozoa 
stehen mit dem Verlauf der Krankheit höchstwahrscheinlich in ätiologischem 
Zusammenhang, es waren jedoch in den meisten Fällen auch andere pathogene 
Mikroorganismen (Streptokokken, Staphylokken, Bacillus Friedländeri) aufge¬ 
funden, welche bei der Krankheit vielleicht sekundär auftreten. Retnbold. 


1363) Preisich, Kornöl. A kiütöses hagym&z körokozöja. (Der pathogene 
Mikroorganismus bei Typhus exanthematicus.) Vorläufige Mitteilung. 

Durch die ultramikroskopische Prüfung des Blutes wurden in Fällen von Typhus 
exanthematicus eigentümliche Gebilde gefunden, welche sich bei der späteren 
Untersuchung als Protozoen entpuppten. Diese Protozoa sind den Pirosomen sehr 
ähnlich und werden in irgend welcher Form in sämtlichen Fällen aufgefunden. 

Reinbold. 

1364) Bordet u. Gengon. Note complömentaire sur le microbe de la coque- 
luche. (Ergänzende Mitteilungen über den Erreger des Keuchhustens.) (Ann. 
de Tinst. Past. 07, Nr. 9, September.) 

Bereits im Septemberheft 1906 hatten beide Forscher den von ihnen im 
Schleim der Nasenrachenhöhle isolierten Bazillus bei Keuchhusten beschrieben. 
Auch die weiteren Nachuntersuchungen bestärkten Bordet und Gengon in 
der Überzeugung, den echten Erreger des Keuchhustens gefunden zu haben. 
Auf einem mit Kaninchenblut versetzten Gelatinenährboden erhielten sie lang¬ 
sam wachsende Bazillen, die in manchen Entleerungen der Nasenrachenhöhle 
fast in Reinkultur anzutreffen waren. Von den Influenzabazillen unterscheidet 
er sich dadurch, daß das spezifische Serum, das mit ihm erhalten wird, Influenza¬ 
bazillen nicht agglutiniert, während Keuchhustenbazillen prompt agglutiniert 
werden. Das Krankenserum agglutinierte den neuen Bazillus öfter, bisweilen 
wurde jedoch auch jede Agglutinationsfähigkeit vermißt. Die Methode der Kom¬ 
plementbindung dagegen ergab positivere Resultate. Die morphologischen und 
kulturellen Merkmale des Bazillus waren nur wenig von denen des Influenza¬ 
bazillus unterschiedlich. Ludke . 


1365) Reyher. Le microbe de la coqueluche. (Über den Bazillus des Keuch¬ 
hustens.) (Ann. de Tinst. Past., Nr. 9, September 1907.) 

Bemerkungen zu der Entdeckung Bordets und Gengons über den Er¬ 
reger des Keuchhustens. Schon 1893 will Reyher einen Keuchhustenbazillus, 
der gewisse Ähnlichkeit mit dem Pfeiferschen Influenzabazillus aufwies gefunden 
haben. Ludke. 

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Referate. 


519 


1366) Bordet et Gengon. Le microbe de la coqueluche. (Ann. de l’inst. 
Past, Nr. 9, September 1907.) 

Polemik gegen Reyher, der seine Priorität gegenüber der Bordet-Gen- 
gonschen Entdeckung des Keuchhustenbazillus betonte. Lüdke . 

1367) Schein. Contribution ä l’dtude du Surra dlndo-Chine. (Beiträge zum 
Studium der Surra.) (Ann. de l’inst. Past, Nr. 9, September 1907.) 

Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß alle Trypanosomenerkrankungen 
in Indo-China durch denselben Parasiten veranlaßt werden, daß dieser jedoch 
bezgl. seiner Virulenz variabel sein könne. Die Infektion kann durch von Trypano- 
somiasis befallenen Büffeln am ehesten auf Pferde übertragen werden. Als pro¬ 
phylaktische Maßnahmen bewährten sich: Drainierung des sumpfigen Geländes; 
sorgfältige Auswahl des Weidelandes, Isolierung der infizierten Tiere und exakte 
Diagnosenstellung zwecks frühzeitiger Erkenntnis der Infektion. Lüdke . 

1868) Wiens. Über die »Antifermentreaktion« des Blutes und ihre Be¬ 
ziehung zur opsonischen Kraft bei akuten Infektionskrankheiten. Aus d. med. 
Klinik zu Breslau. (Münch, med. Wschr., Dez. 1907, Nr. 53.) 

Bei denjenigen akuten Infektionskrankheiten, welche mit einer erheblichen 
Vermehrung der gelapptkemigen Leukozyten einhergehen, tritt zu Beginn der 
Erkrankung eine Steigerung der Hemmungskraft des Blutserums ein (als Reak¬ 
tion auf das Eindringen der Erreger); im weiteren Verlauf (Entwicklung der 
Schutzkräfte des Organismus) sinkt sie bis unter die Norm. Nach längerer oder 
kürzerer Zeit beobachtet man bei günstigem Verlaufe ein langsames Wieder¬ 
ansteigen zur Norm. Bei ungünstigem Verlauf dagegen steigt die geringer als 
normale Hemmungskraft plötzlich rapid an (Erlahmung der Schutzkräfte) und bleibt 
bis zum Exitus hoch. Beim Typhus findet sich auf der Höhe eine der Schwere 
der Erkrankung parallel gehende beträchtliche Vermehrung der Hemmungskraft; 
bei günstigem Verlauf folgt ihr etwa zur Zeit der Entfieberung eine Abnahme 
bis unter die Norm, während der Rekonvaleszenz ein allmähliches Wieder¬ 
zunehmen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei nicht nur um Schwankungen 
des Ferments selbst, sondern es ist auch das Antiferment nicht unerheblichen pri¬ 
mären Schwankungen unterworfen. Ein Vergleich dieser Schwankungen der 
Hemmungskraft mit denen der opsonischen Kraft erlaubt den Schluß, daß beide 
in einem reziproken Verhältnis zu einander stehen; wie weit die Stoffe, welche 
beide Reaktionen hervorrufen, mit einander verwandt oder gar identisch sind, 
läßt sich zur Zeit noch nicht entscheiden; möglicherweise weist das beschriebene 
Verhalten auf die Fermentnatur der Opsonine hin. Gelingt es, die Methode der 
Antifermentreaktion zu verfeinern, so könnte sie vielleicht in der Praxis die viel 
kompliziertere Bestimmung des opsonischen Index ersetzen. M. Kaufmann . 

1369) Plimmer, H. G. u. Thomson, J. D. Weitere Resultate über die 
experimentelle Behandlung von Trypanosomiasis bei Ratten. Fortlaufender 
Bericht des Ausschusses der Royal Society. (Proc. Royal Soc. London 1907/08, 
80. Serie, Bd. 1—10.) 

Von einer Anzahl Präparate (Atoxyl in Verbindung mit Kalomel, Quecksilber- 
succinimid, Thiodin-, Thiosinaminäthyljodid, C 6 H 13 SN 2 J, einer Antimonylverbindung 
des Glyzins, Kaliumantimonyltartrat, Natriumantimonyltartrat, Natriumarsenyl- 
tartrat) erwies sich nach Versuchen der Verfasser mit Ratten das Natriumanti¬ 
monyltartrat am wirksamsten gegen Trypanosome. Auch blieben Gewebsent- 
zündungen und Störungen in den Nieren und Leber aus. 1 proz. Lösungen mit 
einem geringen Zusatz von Thymol oder Formalin versetzt, wurden benutzt. 
Die Wirkung konnte schon nach einer halben Stunde nachgewiesen werden. Brahnu 

1370) Flexner, Simon and Jobling, J. W. Serum treatment of epidemio 
cerebrospinal meningitis. (Serumbehandlung der Zerebrospinalmeningitis.) From 
the Rockefeller Institute for Medical Research, New York. (The Journal of Experi¬ 
mental Medicine, Bd. 10 (H. 1, 1908, Jan. 1.) S. 141—203.) 

Das von Flexner hergestellte, durch Immunisierung von Pferden gewonnene 
Antimeningokokkenserum, wurde in den Jahren 1904—1907 bei den zahlreichen 
in Nordamerika wütenden Epidemien angewandt. Die Autoren berichten über 

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520 


Referate. 


In Acron, Ohio wurden von 20 Fällen 11 mit dem Serum behandelt; 8 
heilten, 3 starben. Von 9 nicht behandelten Fällen starben 8. 

Die Epidemie in Castalia, Ohio umfaßte 18 Eälle, von denen 12 starben 
und 6 genasen, 3 davon heilten durch Lumbarpunktionen ohne Antiserum, die 
anderen drei wurden mit dem Serum behandelt. 

Von den 16 Fällen in Cleveland wurden 11 mit Serum behandelt und 
gesund. 

In Philadelphia wurden 5 Fälle mit dem Serum behandelt, es starb einer, 
4 wurden gesund. Bei dem fatalen Falle wurde die erste Injektion am elften 
Krankheitstage gemacht. 

Ähnliche «günstige Erfolge wurden in einigen kleineren Epidemien erzielt. 

Das Serum wird intradural injiziert, die Maximaldosis beträgt 30 ccm. Die 
Behandlung soll möglichst früh begonnen werden. 

Anaphylaxis konnte bei wiederholten Seruminjektionen nicht beobachtet 
werden. 

Das Serum wird aus Pferden gewonnen durch die subkutane Injektion von 
abwechselnd lebenden und autilysierten Diplokokken in 7 tägigen Intervallen. 

Zusammenfassend mag noch bemerkt werden, daß von 47 mit dem Serum 
behandelten Fällen 34 = 72,3 °/ 0 zur Heilung kamen. H. Ziese he. 

1371) Petersson, A. Bakterizide Leukozytenstoffe (Endolysine) und Milz- 
brandimmunität. Bakter. Laborat des karol. Inst in Stockholm. (Ztschr. f. kl. 
Md. 1907, Bd. 63, S. 79.) 

Verfasser hatte in einer früheren Arbeit nachgewiesen, daß Tiere, welche 
gegen gewisse Krankheitserreger (b. proteus und anthracis) mehr oder weniger 
widerstandsfähig sind, bakterizide Substanzen im Serum gänzlich entbehren, 
während die Leukozyten keimtötende Substanzen in erheblicher Menge ent¬ 
halten. Anderen Keimen gegenüber (b. typhi und v. Cholera) finden sich bei 
diesen Tieren umgekehrte Verhältnisse. Die vorliegende Arbeit zeigt nun, daß 
nicht bloß die Leukozyten Milzbrandimmuner Tiere, sondern auch die der em¬ 
pfänglichen Tiere auf milzbrandbazillen wirkende Stoffe enthalten. Die letzteren 
sind aber bedeutend ärmer an demselben, als die erste ren. Bei der Immunisie¬ 
rung nimmt die bakterizide Wirkung der Leukozyten empfänglicher Tiere zu, 
wenn auch nicht in sehr hohem Grade. Die auf die Milzbrandbazillen wirken¬ 
den Serumalexine und Leukozytenendolysine unterscheiden sich von einander 
sowohl durch ungleiche Hitzebeständigkeit, als durch verschiedene Wirkungs¬ 
weise. Die Körpersäfte immunisierter Tiere enthalten immunisierende Substanzen. 

Schmid. 

1372) Elsaesser, Max (Mannheim). Über die Behandlung der Tuberkulose 
mit Marmorekserum und Neutuberkulin (Bazillenemulsion) nebst einigen Aus¬ 
blicken in die Zukunft der Tuberkulosebekämpfung. (D. med. Woch. 1907, 
Nr. 51, S. 2125—2128.) 

Der Verfasser gibt folgendes Resümee: 

1. Auf Grund von Heilversuchen an 25 Patienten mit Lungentuberkulose 
komme ich zu dem Schlüsse, daß der Behandlung mit Neutuberkulin der Vor¬ 
zug zu geben ist. 2. Glaube ich annehmen zu können, daß manche bisher be¬ 
kannt gegebenen Erfolge des Marmorekserums, besonders bei eiternden Fisteln, 
dem Gehalt des »Serum double« an Streptokokkenantitoxinen zuzuschreiben 
sind, nicht aber dem Gehalt an Heilstoffen gegen die Tuberkulose. 3. Die 
Tuberkulinbehandlung der Lungentuberkulose, sowie der Drüsen und Knochen¬ 
tuberkulose im Kindesalter eröffnet günstige Ausblicke durch: a) Häusliche Be¬ 
handlung mit Ausgang in Heilung vieler Patienten im latenten und ersten 
Stadium unter Zuhilfenahme von guter Pflege, Liegekuren im Freien und Land¬ 
aufenthalt; b) Spitalbehandlung der noch besserungsfähigen zweiten und dritten 
Stadien in guten Tuberkulosekrankenhäusern der Städte; c) Entlastung der Volks¬ 
heilstätten, welche durch obige Maßnahmen in den Stand gesetzt werden, eine 
größere Anzahl von Leichtkranken aufzunehmen und die bisher so ungünstige 
Wartezeit zu verkürzen; eine weitere Platz Vermehrung in den Heilstätten wird 
dadurch entstehen, daß in Zukunft dann eine kürzere Behandlungsdauer von 

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Referate. 


621 


etwa 8 bis 10 Wochen genügen wird, wenn die Patienten schon während der 
Wartezeit zu Hause oder im Krankenhaus mit Tuberkulin vorbehandelt sind; 
endlich wird eine in allen Heilstätten eingeführte Tuberkulmbehandlung die 
Rückfälle vermindern und damit durch Wegfall vieler Wiederholungskuren wieder 
neuen Patienten leichter und rascher eine erste Kur ermöglichen; d) Angliede¬ 
rung von Kinderstationen an die bestehenden Volksheilstätten, wo durch die 
kombinierte Behandlung in vielen Fällen dem Ausbruch der späteren Lungen¬ 
tuberkulose vorgebeugt werden kann. Reiß. 

1878) Hölker. Über sporadische Meningitis cerebrospinalis epidemica und 
ihre diagnostische Abgrenzung von anderen meningealen Erkrankungen. Aus 
der 11. med. Klinik der Kgl. Charite zu Berlin: Geheimrat Kraus. (Berl. kl. 
Woch. 1907, Nr. 34, S. 1063—1066.) 

Bei 15 Fällen war nur 6 Mal auf Grund des bakteriologischen Befundes im 
Laufe des ersten Behandlungstages eine bestimmte Diagnose möglich, zwei Mal 
epidemische Genickstarre. Der Komplementbindungsversuch scheint bei 
positivem Ausfall zur Abgrenzung und Differenzierung zweifelhafter Fälle von 
Wert zu sein. Bei sporadischen Fällen ist der spezifische Kokkus erst spät auffind¬ 
bar. Darum bei Verdacht Absonderung, aucd wenn direkte Übertragung selten 
nachgewiesen werden kann. Hornstein . 

1874) Shattok, S. G., Seligmann, G. C., Dudgeon, L. S. and Panton, P. S. 
A contribution to the study of the relationship between avian and human 
tuberculosis. (Beitrag zum Studium der Verwandtschaft zwischen Vögel- und 
Menschentuberkulose.) From the pathological laboratories of St Thomas’s Ho¬ 
spital. (Lancet 1907, Bd. II, Nov. 23., S. 1443—1446.) 

Der menschliche Tuberkelbazillus ist für die Taube nur sehr wenig pathogen. 
Wird er als Sputum auch durch lange Perioden (6 Monate) verfüttert, gleich¬ 
gültig ob in kleinen oder großen Mengen, so kommt es doch nicht zur Tuber¬ 
kulose des Darmes und der anderen Bauchorgane. Bei der Injektion des Sputums 
in die Muskulatur und das subkutane Gewebe kommt es zu lokaler und benach¬ 
barter Drüsenerkrankung. Die menschliche Tuberkulose kann also bei der Ver¬ 
breitung der Krankheit unter den Vögeln keine wesentliche Rolle spielen* Der 
Vogeltuberkelbazillus, wie er bei verschiedenen Vögelarten herausgezüchtet wurde, 
ist für das Meerschweinchen nur sehr wenig pathogen. Durch Überimpfungen 
kann der menschliche Bazillus nicht zum Vogeltuberkelbazillus gemacht werden, 
d. h. die Bazillen sind nicht identisch. H. Ziesche. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1876) Birk, W. Über Ern&hruxigsversuche mit homogenisierter Milch. 
Aus der Universitäts- Kinderklinik zu Breslau. (Mon. f. Kind. 1908, Juni, Nr. 3, 
S. 129.) 

Bei gesunden Kindern leistet homogenisierte Milch im besten Falle nicht 
mehr als gewöhnliche Milch. Auch bei kranken Kindern genügt sie den Indi¬ 
kationen, die zu ihrer Verwendung Veranlassung geben könnten, nicht. Für 
die Säuglingsemährung bietet sie also in keiner Weise irgendwelche Vorteile. Birk. 

1876) Kramsztyk, St. Die Buttermilch als Nahrung für Säuglinge und 
ihre Indikationen. (Gazeta lekarska 1907, Nr. 47—52.) 

Verfasser teilt die Resultate der Ernährung mit Buttermilch an der Bagins- 
ky’schen Kinderklinik in Berlin mit Es wurden damit 11 Säuglinge im Alter 
von 1 Woche bis 4 Monaten (nur ein 6 monatliches Kind) ernährt. 7 davon 
litten an akutem Magendarmkatarrh, 2 Fälle betrafen Frühgeburten, 1 Fall, 
welcher an der Brust nicht gedieh und 1 Fall, welcher auf Buttermilch stets 
mit Fieber reagierte. Auf Grund seiner Beobachtungen hält Verfasser die 
Buttermilch als ausgezeichnetes Nahrungsmittel bei akutem Enterokatarrh auch 
in sehr schweren Fällen. Auch bei Frühgeburten kann sie angewandt werden, 
falls die Ernährung mit Frauenmilch undurchführbar ist. Bei Allaitement mixte 
leistet Buttermilch sehr gute Dienste. Besonders empfiehlt Verfasser die Butter¬ 
milch (als fettarme Nahrung) in Übereinstimmung mit den Lehren der Breslauer 

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522 


Referate. 


Schule in Fällen, wo Fett nur in geringen Mengen zuträglich ist, also bei Kindern 
mit exsudativer Diathese. Die Buttermilch soll durch 6—8 Wochen dargereicht 
werden und ihre Menge soll im 1. Lebensjahr nicht 1 Liter pro Trag über¬ 
steigen. Die Zubereitung der Buttermilch geschah nach den bekannten An¬ 
gaben von Baginsky, also mit Zugabe von 25 g Weizenmehl und 35 g Rohr¬ 
zucker auf 1 Liter Buttermilch. Es fehlen nur genauere Angaben über die Art 
des Überganges von der Buttermilchernährung zur normalen Ernährung, was 
bekanntlich gewöhnlich mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist Das weitere 
Schicksal der Kinder ist ebenfalls zu wenig berücksichtigt worden. R. QuesL 

1377) Klotz, M. Über Yoghurtmilch als Säuglingsnahrung (Krankenhaus 
Altstadt-Magdeburg), (Jahrb. f. Kind. 1908, Bd. 67, Ergänzungsh. S. 1.) 

Ausführliche Übersicht über die Geschichte des Yoghurt, seine Zusammen¬ 
setzung und seine Bakteriologie, sowie klinische Beobachtungen über seine Ver¬ 
wendbarkeit als Säuglingsnahrung. Die Versuche wurden durch 10 Monate hin¬ 
durch fortgeführt und an ca. 100 Säuglingen angestellt, gestatten also ein ein¬ 
wandfreies Urteil über seinen Wert oder Unwert. 

Zu seiner Herstellung wurde das MetschnikofFsche Laktobazillin benutzt, das 
sich als zuverlässigstes Präparat erwies. Die therapeutischen Effekte waren im 
allgemeinen keine glänzenden: «von 50 schweren Brechdurchfällen starben 31. 
Von einem Erfolg kann man da wohl nicht gut sprechen. Das Gleiche, viel¬ 
leicht noch besseres, läßt sich mit gewöhnlicher Milch ebenso gut erreichen, 
ganz abgesehen von der Mühe der Herstellung und den Kosten des Yoghurt» 
— Außerdem zeigten die Kinder meistens einen ausgesprochenen Widerwillen 
gegen die Sauermilch. Eine Bestätigung der namentlich von französischen 
Autoren bei alimentären Toxikosen beobachteten günstigen Erfolge blieb also aus. 

Besser waren die Erfahrungen bei chronischen Ernährungsstörungen, wo 
sich unter 23 Fällen aber immerhin noch 14 Mißerfolge fanden. Interessant ist 
die Feststellung, daß bei allen mit Yoghurt ernährten Kindern der Hämoglobin¬ 
gehalt abnahm, bei rachitischen Kindern sich sogar Verluste bis zu 50°/ 0 Hb. 
fanden. 

Somit ist das Gesamtergebnis für die Verwendung des Yoghurt ein nicht 
besonders ermutigendes. Birk. 

1378) Burr, Anton. Die Ziegenmilch, ihre Eigenschaften und Verwertung. 
(Milch-Ztg. 1907, Bd. 36, S. 219—220, 229—230, 241—242.) 

Im allgemeinen wird die Zusammensetzung der Ziegenmilch durch die gleichen 
Ursachen beeinflußt wie die der Kuhmilch. Der Protein- und Fettgehalt 
erscheint etwas fyöher, der Milchzuckergehalt und Asche dagegen etwas 
niedriger zu sein als bei der Kuhmilch. Die Zusammensetzung der Kolos¬ 
tralmilch scheint nach den Beobachtungen des Verfassers bald in diejenige 
normaler Milch überzugehen. Durch das verschiedene Verhalten von kon¬ 
zentriertem Ammoniak auf das Kasein der Kuh- und Ziegenmilch bei 50° gelingt 
der Nachweis der Ziegenmilch in der Kuhmilch (vergl. Molkerei-Ztg. 1903, 
Nr. 34, 35 und 1904 Nr. 24). Das Kuhmilchkasein wird bei der Prüfung völlig 
gelöst, das Ziegenmilchkasein bildet eine gequollene unlösliche Masse. Ziegen¬ 
milch wird in der Hauptsache unmittelbar genossen, die Herstellung von Ziegen¬ 
butter und Ziegenkäse tritt hiergegen zurück. Das weiße Ziegenbutterfett zeigt 
fast dieselbe Zusammensetzung wie das Kuhbutterfett und unterliegt wie dieses 
einer Beeinflussung durch die Art des Futterfettes. Ziegenmolke wird in den 
Alpen und in Norwegen auf Molkenkäse (Ziger) verarbeitet oder dient rein zu 
Kurzwecken. Brahnu 

1379) Biltz, Wilhelm. Eine neue Reaktion zum Nachweis von Feuchtigkeit»* 
spuren. (Bericht der Deutschen Chem. Gesellschaft 1907, Bd. 40, S. 2182—2184). 

Ausgehend von der Reaktion, daß farbloses Kaliumbleijodid durch Berührung 
mit Wasser zum Teil unter Abscheidung von gelbem Bleijodid zerfällt und da 
sich dieser Zerfall durch den Farbenumschlag sehr deutlich markiert, benutzte 
Verfasser diese Umsetzung als sehr scharfe Probe auf Wasserdampf oder ge¬ 
löstes Wasser. Die Ausführung geschieht in nachstehender Weise: Eine warme 
filtrierte Lösung von 4 g Bleinitrat in 15 ccm Wasser wild mit einer warmen 

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Referate. 


523 


Lösung von 15 g Jodkalium in 15 ccm Wasser vermischt. Der zunächst 
ausfallende Niederschlag von PbJ a löst sich beim Erkalten wieder und die ganze 
Masse gestaltet sich zu einem Brei weißer Nädelchen der Doppelverbindung. 
Durch Absaugen wird der Niederschlag gewonnen, in Azeton gelöst (15—20 ccm) 
filtriert, und entweder in Lösung benutzt, oder als feste Verbindung durch Aus¬ 
fallen mit Äther gewonnen. Zur Prüfung organischer Flüssigkeit auf Wasser 
stellt man sich ein Reagenzpapier her, in den man ein getrocknetes Filter in einem 
getrockneten verschlossenen und mit Tropftrichter versehenen Erlenmeyerkolben 
durch Eintropfen der Lösung tränkt, in einen durch konzentrierte H s S0 4 ge¬ 
waschenen Luftstrom vom Azeton befreit und dann die zu untersuchende Lösung 
aus einem zweiten, im Stopfen des Kolbens angebrachten Tropftrichter einfüllt. 
Weniger exakt wird die Prüfung bei Benutzung des festen Salzes. Brahm . 

1380) Fischer, K. u. Gruenert, 0. Über Zwiebacksüfipr&parate. (Ztschr. 
f. Untersuchung von Nahrungs- u. Genußmittel 1907, Bd. 13, 692—971.) 

In Holland wird Seife nicht selten dem Gebäck zugesetzt, auch wird dort 
»Seife für Bäcker« eine reine Natronseife öffentlich verkauft. Der Zweck des Seifen¬ 
zusatzes scheint der zu sein, ein lockeres Gebäck zu erzielen und eine bessere 
Bindung des Fettes und des Sirups zu bewirken. In Deutschland gelang es 
Verfassern nicht, direkt den Seifenzusatz nachzuweisen. Dagegen konnte eine 
Reihe von Süßpräparaten, die als Zusatz zu Zwiebäcken benutzt werden, zu 
untersuchen. Dieselben bestehen zum Teil aus gelbem Stärkesirup, Fett und 
Alkalikarbonat, auch Weinsäure und weinsaure Salze konnten in einzelnen Fällen 
nachgewiesen werden. In 9 Präparaten konnte Seife in Mengen von 0,148—2.241 % 
nachgewiesen werden. Die quantitative Zusammensetzung der einzelnen Süß- 
mittel ist im Original einzusehen. Zur Bestimmung der Seife verrieben Ver¬ 
fasser 10 g des Präparats mit 50 g Wasser und schüttelten die Mischung 6 mal 
mit Äther aus, 2mal mit je 50 ccm und 4 mal mit je 30 ccm. 6mal wurden die 
ätherischen Auszüge mit.Wasser gewaschen, filtriert, der Äther abdestilliert, der 
Rückstand in neutralem Ätheralkohol aufgenommen und mit ‘/io N-Lauge titriert 
Die mit Äther ausgezogene wässerige Lösung des Extraktes wird mit HCl ver¬ 
setzt, wie oben mit Äther ausgezogen und der Rückstand titriert Aus dem 
Fettsäuregehalt der sauren Ausschüttelung kann man die Seife berechnen. Ver¬ 
fasser legten das mittlere Molekulargewicht einer Natronseife mit 296 zu Grunde. 
In der ersten Ausschüttelung finden sich die aus der zerlegten Seife stammenden 
Fettsäuren, ferner die kleinen oder größeren Mengen der in der Seife vorhandenen 
freien Fettsäuren. Brahm . 

1381) Lobeck, Oskar. Wermutweine. (Ztschr. f. öffentliche Chemie 1907, 
Bd. 13, S. 184—189.) 

Nach § 3 Absatz 5 des Weingesetzes vom 24. Mai 1901 ist die Verwendung 
von Essenzen, Weinstein, Weinsäure, künstlichen Moststoffen und Bouquets bei 
der Herstellung von Wermutwein verboten: Es können mithin nur Kräuter oder 
Kräuterextrakte verwendet werden. Die Grundlage muß reiner Naturwein sein. 
Das gleiche bestimmt übrigens das neue italienische Weingesetz vom 11. Juli 1904. 
Für die Darstellung der Wermutweine kommen dreierlei Darstellungsweisen 
in Frage: 

1. Zusatz der Tinkturen der benutzten Drogen zu Naturwein. 

2. Extraktion der Drogen mit Kognak oder Spiritus und Zusatz dieses Aus¬ 
zuges zu dem Wein. 

3. Mazeration der zerkleinerten Drogen mit dem Wein. 

Es kommen zur Verwendung außer Wermutkraut Alant- und Angelikawurzel, 
Benediktinerkraut, Kalmus, Enzian, Galgant, Nelken, Ingwer, Muskatnuß. Manch¬ 
mal werden auch nur die darin enthaltenen ätherischen Öle verwandt, auch 
wird der Wein mit Zuckerlösung versetzt und gespritet. Auf Grund der Unter¬ 
suchung von 26 selbst eingekauften Wermutweinen war es Verfasser nicht 
möglich, Grenzzahlen für die Zusammensetzung des Wermutweines festzusetzen, 
da die letztere zu großen Schwankungen unterworfen ist. Einen Anhalt für die 
Beantwortung der Frage, ob die Grundlage ein Naturwein ist oder nicht, findet 
man darin, daßr Wermutweine, die Süd weine als Grundlage haben, die nicht zu 

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524 


Referate. 


stark gespritet sind oder gezuckert und verdünnt sind, immer als besser zu be¬ 
zeichnen sind, als Wermutweine aus anderen Naturweinen. Einzelheiten sind im 
Original einzusehen. Brahm . 

1382) Noböcourt, F. Duröe comp&röe de 1& vie de quelques microbes dans 
l'eau de viande, l'eau de riz, l'eau de haricots. (Lebensdauer einiger Mikroben 
in Fleischwasser, Reiswasser und Bohnenwasser.) Travail du laboratoire de 
l’Hospice de Enfants - Assistes. (Journal de physiol. et de pathol. gener. 1907, 
Bd. 9, H. 6, S. 1023—1028.) 

Zur Untersuchung kamen Bact typhi coli, dysenteriae (Flexner u. Shiga), 
pyocyaneum, Staphylococcus aureus Streptococcus. 

Die studierten Nährmedien haben einen verschiedenen Einfluß auf die 
Lebensdauer der gebrauchten Bakterien. Bohnenwasser ist ihrer Entwicklung 
sehr günstig und erhält ihre Vitalität in hohem Grade, mit Ausnahme des Strep¬ 
tokokkus. Fleischwasser mit geringem Stickstoffgehalt ist für die Keime mit 
Ausnahme des B. pyocyaneus nicht geeignet, wohl aber, wenn es reich an N ist 
Auch hier ist der Streptokokkus auszunehmen. Reiswasser ist für alle Keime, 
mit Ausnahme des Pyocyaneus ein schlechter Nährboden. Außer beim Fleisch¬ 
wasser hat der N-Gehalt keinen Einfluß auf das Wachstum des Keimes. Ziesche. 


1383) Thoms, H. (Berlin.) Über die modernen Schlafmittel im Hinblick 
auf die Beziehungen zwischen ihrem chemischen Aufbau und ihrer Wirkung. 

(D. med. Woch. 1908, Nr. 14, S. 577—580.) 

Verfasser akzeptiert die von S. Fraenkel aufgestellten 3 großen Gruppen, 
denen er die einzelnen Schlafmittel in folgender Weise zuteilt: 

I. Substanzen, deren Wirkung auf dem Gehalt an Halogen beruht: 

A. Gruppe des Chloralhydrats: Chloralformid, Chloralose, Dormiol, Hypnal, 
Isopral. B. Halogenhaltige Säureamide: Neuronal (Diaethylbromazetamid), Bro¬ 
mural -(aMonobromisovalerianylhamstoff). 

II. Substanzen, deren Wirkung auf den Gehalt an Alkylgruppen zurück¬ 
zuführen ist: 

A. Alkohole: Äthylalkohol, Amylenhydrat. B. Methanderivate der Sulfone: 
Sulfonal, Trional, Tetronal. C. Substituierte Kohlensäureamide: Derivate der 
Karbaminsäue: Urethan, Hedonal. Derivate des Harnstoffs: Veronal, Proponal. 

III. Substanzen, deren Wirkung in der Gegenwart einer Aldehyd- oder 
Ketongruppe zu suchen ist: Azetaldehyd, Azeton, Paraldehyd, Propion, H^pnon. 


Bacherbespreehungen. 


1384) Bang, Ivar. Methode der Zuckerbestimmung. (Berlin 1908, Verlag 
von J. Springer. Preis bei portofreier Zusendung für 1 Exemplar M. 0,50, für 
10 Exemplare M. 4.—.) 

Die Methode ist eine Reduktionsmethode, bei der das überschüssige Kupfer mit 
Hydroxylamin titriert wird. Eine beigegebene Tabelle erlaubt das sofortige Ab¬ 
lesen der Zuckermenge aus den verbrauchten ccm Hydroxylaminlösung. 

Diese Zuckerbestimmung ist wegen ihrer Genauigkeit und schnellen Aus¬ 
führbarkeit sehr zu empfehlen und dürfte wohl zurzeit die beste sein, die wir 
haben. Schütenhelm. 


1385) Skutetzky, A. Die neueren Arzneimittel in der ärztlichen Praxis. 
Wirkungen und Nebenwirkungen, Indikationen und Dosierung. Vom k. u. k. 
Militär-Sanitäts-Comite in Wien, preisgekrönte Arbeit. Mit einem Geleitwort von 
J. Nevinny. (Berlin 1908, Verlag von J. Springer. Preis M. 7.—.) 

Das vorliegende Buch entspricht einem wirklichen Bedürfnis. Mit großer 
Exaktheit und lobenswerter Vollkommenheit stellt es die große Menge der 
neueren Arzneimittel, Nährpräparate, Blut- und Eisenpräparate, organothera- 
peutischen Präparate, Sera und Bakterienpräparate zusammen. Man findet bei 
jedem einzelnen die chemische Charakterisierung, die Wirkung, die Neben¬ 
wirkung, die Indikationen und Kontraindikationen, die Dosierung und endlich 
ein vollständiges Verzeichnis der Literatur des Präparates, alles in gedrängter 
Kürze, aber doch lückenlos und übersichtlich. Das Buch stellt daher einen vor- 

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Referate. 


526 


züglichen Wegweiser durch die modernen Arzneimittel dar und eignet sich be¬ 
sonders als Nachschlagewerk zur schnellen Orientierung für den praktizierenden 
Arzt, dem es warm empfohlen werden kann. Schittenhelm. 

1886) Riegel, R. Die Erkrankungen des Magens. II. Teil. Spezielle Dia¬ 
gnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Mit 7 Tafeln und 14 Abbildungen 
im Text. Bearbeitet und neu herausgegeben von D. v. Tabora. (Wien und 
Leipzig 1908. Preis M. 18.—.) 

Die Riegelsche Monographie von den Erkrankungen des Magens liegt uns 
in 2. Auflage vor, welche nach Riegels Tod von seinem Schüler v. Tabora, 
der selbst bekanntlich viel auf dem Gebiete der Magenpathologie gearbeitet hat, 
durchgeführt worden ist. Die Neubearbeitung des Werkes, welches sich im 
wesentlichen auf eigene Erfahrungen und Untersuchungen Riegels und seiner 
Schule aufbaut, hat die Fortschritte der Wissenschaft in weitem Maße berück¬ 
sichtigt und gibt uns ein modernes, genaues und umfassendes Bild der Magen¬ 
pathologie. Es erscheint uns nicht zweifelhaft, daß das Werk in seinem neuen 
Gewände allen im höchsten Grade vollkommen ist, welche sich mit dem Spezial¬ 
gebiet besonders beschäftigen. Schittenhelm. 

1387) Jankei. Taschenbuch für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten. 

L Teil. (Leipzig, 1907, Verlag von Max Gelsdorf. Preis M. 6.—.) 

Auf einem Raum von 328 Seiten sind eine Unmenge von wichtigen Angaben 
zusammengetragen. Dieselben umfassen die Anatomie, die Physiologie, die Unter¬ 
suchungsmethoden, die allgemeine Ernährungsphysiologie und -Therapie, die 
Klinik, die Therapie, die Statistik der Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten. 
Man findet also darin zahlreiche Daten teils in Form von tabellarischer Über¬ 
sicht, teils im Telegrammstil, stets aber übersichtlich. Ein genaues Inhalts¬ 
verzeichnis erleichtert die Handhabung. Leider fehlt ein alphabetisches Register. 
Auch durfte die Korrektur etwas sorgfältiger durchgeführt sein. Im allgemeinen 
aber ist das in Taschenformat herausgegebene Werkchen sicher für Viele, 
namentlich für Spezialärzte, eine willkommene Gabe. Schittenhelm. 

1388) Bittorf, A. Die Pathologie der Nebennieren und der Morbus Addisonii. 

Klinische und anatomische Untersuchungen. (Jena 1908, Verlag von Gustav Fischer. 
Preis M. 4.—.) 

Die vorliegende Monographie ist vornehmlich der Klinik und Pathogenese 
der Erkrankungen der Nebennieren gewidmet, welche an der Hand eines reichen, 
der Breslauer medizinischen Klinik entstammenden Materials eine gründliche, an 
interessanten Daten reiche Darstellung erfahren. Eine Einleitung, welche die 
Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Physiologie der Nebenniere und die Er¬ 
gebnisse der experimentellen Untersuchungen über die Nebennierenfunktion um¬ 
faßt, sowie ein weiterer Abschnitt über die Veränderungen der Nebennieren bei 
Intoxikationen und bei Erkrankungen anderer Organe vervollkomnen die Dar¬ 
stellung. So erhält man einen vollkommenen überblick über den jetzigen 
Stand der Nebennierenpathologie. Eine reiche Literaturzusammenstellung er¬ 
höht noch den Wert der Monographie. Schittenhelm. 

1389) Robin, A. Los ferments mät&lliques et leur emploi en thärapeutique. 
(Die metallischen Fermente und ihre therapeutische Verwendung.) 252 Seiten. 
Paris 1907. Verlag von J. Rueff. Preis 4 francs. 

In dem vorliegenden Band hat der Verfasser die bisher von ihm in ein¬ 
zelnen Abhandlungen niedergelegten therapeutischen Versuche mit kolloidalen 
Lösungen von Gold, Platin, Palladium, Silber und Mangan, die er in Hinsicht 
auf eine Wirkungsähnlichkeit mit den organischen Fermenten als metallische 
Fermente bezeichnet, im Zusammenhänge dargestellt. Aus zahlreichen Versuchen, 
deren analytische Belege in mehreren Tabellen aufgeführt sind, folgert Robin 
eine Beeinflussung des gesamten Stoffwechsels einschließlich des respiratorischen 
Gaswechsels durch subkutane Einspritzungen der Kolloide. Therapeutisch gün¬ 
stige Erfolge erzielte er bei der Behandlung der Pneumonie, Bronchopneumonie, 
der nicht tuberkulösen Meningitis und des Gelenkrheumatismus, während eine 
Reihe anderer Erkrankungen, die ziemlich wahllos zur Prüfung herangezogen 

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526 


Bericht von der Hauptversammlung der Deutschen Bansengesellschaft. 


wurden, unbeeinflußt blieb. Von gewissem Interesse sind die Betrachtungen, in 
denen Robin Parallelen zwischen der Wirksamkeit der Kolloide und der Heil¬ 
sera zieht. Fr. Franz. 


Bericht 

von der Hauptversammlung der Deutschen Bunsengesellschaft für angewandte 

physikalische Chemie. 

Wien, vom 28.—31. Mai 1908. 

Im Folgenden seien einige Vorträge referiert, die auch für die medizinischen 
Wissenschaften von Interesse sind. Als Hauptverhandlungsthema war die Photo¬ 
chemie gewählt 

Luther (Leipzig). Die photochemischen Prozesse. 

Die Photochemie hat als Wissenschaft darunter gelitten, daß sie zuerst als 
ein Teil der nur zu praktischen Zwecken erfundenen Photographie betrachtet 
wurde. Die technische Anwendung der photochemischen Prozesse hat bisher 
noch keinen großen Umfang angenommen. Die Steinkohle, die wir einem photo¬ 
chemischen Prozeß verdanken, haben wir bisher durch Raubbau ausgebeutet, 
nie haben wir versucht den Prozeß nachzuahmen oder auch nur zu studieren, 
der zu ihrer Entstehung führt Noch haben wir große Kohlenvorräte, noch 
haben wir riesige Wassermengen zur Verfügung, aber wir müssen rechtzeitig 
die Entwicklung der Photochemie zu fördern suchen, um unsem späten Nach¬ 
kommen die Waffen in die Hand zu geben, mit denen sie den Untergang des 
Menschengeschlechts für weitere Millionen von Jahren abwenden können. 

Was wir bisher von der Photochemie wissen, läßt sich ungefähr in folgenden 
Tatsachen und Gesichtspunkten zusammenfassen. 

Der Einfluß des Lichts auf die chemische Reaktion besteht in den aller¬ 
meisten Fällen darin, daß das Licht den chemischen Vorgang rascher ablaufen 
läßt, als das ohne seine Anwesenheit geschehen würde. Es gibt Vorgänge, die 
im Dunkeln nicht möglich sind und die durch das Licht erst hervorgerufen 
werden und ferner solche, die durch das Licht nur beschleunigt werden. Nur 
das von einer Substanz absorbierte Licht kann chemisch wirksam sein. Eine 
einfache Beziehung zwischen der verschluckten Lichtmenge und der chemischen 
Wirkung besteht im allgemeinen nicht 

Der erste und hauptsächlichste Unterschied zwischen Reaktionen mit und 
ohne Licht besteht darin, daß bei Reaktionen im Dunkeln jedes Teilchen gleich¬ 
wertig ist. Nicht so bei photochemischen Reaktionen. Da ist die Lage zum 
Licht, die Zwischenschaltung anderer Substanzen, die Lage und Art der Wand 
von großem Einfluß. Unter vergleichbaren Umständen ist die Wirkung des 
Lichts proportional der Lichtstärke. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß 
die Dunkelreaktionen außerordentlich viel stärker von der Temperatur abhängig 
sind als die Lichtreaktionen. Ferner ist das Verhalten gegen Katalysatoren ein 
unterschiedliches. Es kann unter Umständen von einem und demselben Kataly¬ 
sator die Lichtreaktion beschleunigt, die Dunkelreaktion verlangsamt werden. 
Selbst bei den gleichen Ausgangs- und Endprodukten und bei gleichzeitigem 
Verlauf haben Licht- und Dunkelreaktion nichts miteinander zu tun, sondern sie 
superponieren sich einfach additiv. Die Gleichgewichte bei Lichtreaktionen 
sind keine stationären, sondern sie bedürfen zu ihrer Erhaltung der fortwährenden 
Energiezufuhr. Zwischen der Lichtbrechung und der Konstitution der Ver¬ 
bindungen bestehen zahlreiche Beziehungen und auch deren weiteres 
Studium wird einen integrierenden Bestandteil der künftigen Photochemie 
bilden müssen. 


In der Diskussion machte Nernst (Berlin) darauf aufmerksam, daß man 
Licht- und Dunkelreaktionen vielleicht nicht so schroff einander gegenüber¬ 
zustellen brauche, sondern sagen könne, daß es eben verschiedene Wege gibt* 
auf denen eine Reaktion zustande kommen kann und daß der eine oder der 
andere durch das Licht begünstigt wird. 

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A _ L 




Bericht von der Hauptversammlung der Deutschen Bansengesellschaft. 


627 


Trautz (Freiburg i. B.). Chemiluminiszenz. 

Wenn ein Körper unterhalb 360° glüht, so entsteht Licht aus chemischer 
Energie, während oberhalb 860° ein Körper glühen kann, ohne sich chemisch 
zu verändern. Nur das erstere bezeichnen wir als Chemiluminiszenz. Ob es 
eine Chemiluminiszenz oberhalb 360° überhaupt gibt, ist fraglich. Anfangs sah man 
die Chemiluminiszenz als Eigentümlichkeit einiger weniger Stoffe an, jetzt hat 
sich gezeigt, daß sie etwas außerordentlich häufiges ist, z. B. bei Einwirkung 
zweier Stoffe aufeinander unter plötzlicher Gasentwicklung. Die Chemiluminiszenz 
ist immer mit erheblicher Wärmetönung verbunden; wo die Wärmetönung klein 
ist, konnte eine Chemiluminiszenz nie beobachtet werden. Die Chemiluminiszenz 
wächst ungefähr proportional der Reaktionsgeschwindigkeit und enorm mit der 
Temperatur. Die Farbe des bei chemischen Vorgängen auftretenden Lichts 
hängt von der auslösenden Reaktion ab und wird von beigemischten Substanzen 
nur verstärkt oder vermindert, aber nicht verändert, sie ist auch von der Tem¬ 
peratur unabhängig. 

Stobbe (Leipzig.) Photochemie organischer Verbindungen. 

Der Vortragende teilt die durch Licht beeinflußbaren Vorgänge ein in: 

1. Reaktionen, bei denen das Licht nur die Geschwindigkeit beschleunigt, 

2. solche, die ohne Licht gar nicht oder nur unter Zusatz eines Kataly¬ 
sators möglich sind, aber zu dem gleichen Endergebnis führen wie mit Licht, 

3. solche die mit Licht anders verlaufen als ohne Licht 

Von den zahlreichen Beispielen, die der Vortragende gibt, seien folgende 
angeführt: Bei der Addition von Chlor zu Benzol können folgende zwei 
Reaktionen stattfinden: 

I. C 6 H« + Cl a = C e H ß Cl + HCl und 

II. CeHe-f 3Cl a = CeH^CU 

Welche von diesen beiden Reaktionen im Einzelfall stattfindet, ist abhängig 
vom Licht Unter der Einwirkung des Lichts findet nur die Reaktion II statt, 
ohne Licht nur Reaktion I. Diese Verhältnisse können nun in der verschiedensten 
Weise »beeinflußt werden durch Katalysatoren der einen oder der andern 
Reaktion. Von der Nichtbeachtung dieser Verhältnisse rühren die völlig ver¬ 
schiedenen Angaben über die Prozentanteile der bei diesen Reaktionen er¬ 
haltenen Endprodukte in den verschiedenen Laboratorien her. 

Azeton wird im Licht zersetzt zu Essig und Methan. — 

Die Veränderungen, welche verschiedene Substanzen wie Kohlehydrate, 
Eiweißstoffe usw. unter der Einwirkung des Lichts erfahren, können durch Zu¬ 
fügen hoher Oxydationsstufen von Metallen hintangehalten werden. — Die Leuko- 
basen werden mit Licht viel schneller oxydiert als in der Dunkelheit. — l°/ 0 
Alkohol genügt, um das Chloroform lichtbeständig zu machen und so die Bildung 
des giftigen Phosgem zu verhindern. Der Alkohol wirkt dabei einfach als nega¬ 
tiver Katalysator. 

Wiesner (Wien). Anwendung photochemischer Lichtmessungen auf physio¬ 
logische Vorgänge. 

Wiesner hat den Lichtgenuß der Pflanzen berechnet mit Hilfe der Schwärzung 
eines bestimmten Chlorsilberpapiers. Die chemisch wirksamen Strahlen befördern 
zwar das Wachstum der Pflanzen, aber sie haben nur einen sehr geringen Ein¬ 
fluß auf die Bildung und Veränderung des Chlorophylls. Der Lichtgenuß einer 
bestimmten Pflanzenart ist keine konstante Größe, sondern ändert sich mit dem 
Standort, der geographischen Breite, der Seehöhe usw. Der absolute und relative 
Lichtgenuß einer und derselben Pflanze nimmt mit der geographischen Breite 
zu, ferner nimmt er bis zur subalpinen Region mit der Seehöhe zu. In größerer 
Seehöhe aber trifft dieses Verhältnis nicht mehr zu. 

Nernst (Berlin). Zur Theorie der elektrischen Nervenreizung. 

Nernst geht von der Grundanschauung aus, daß nach modernen Begriffen 
der elektrische Strom im organisierten Gewebe nichts anderes hervorrufen kann 
als Konzentrationsänderungen. Diese Konzentrationsänderungen müssen sich an 
der Grenze voh Flüssigkeit und Membranen usw. etablieren. Man muß also 
schließen, daß solche Konzentrationsänderungen in letzter Linie die Ursachen 

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628 


Bericht von der Hauptversammlung* der Deutschen Bansengesellschaft 


für den elektrischen Reiz abgeben. Die Konzentrationsändenmg, die an einer 
Membran hervorgerufen wird, resultiert aus den entgegenwirkenden Effekten 
des Stroms und der Diffusion. Betrachtet man die Verhältnisse des Wechsel¬ 
stroms, so ergibt sich aus der Ableitung der Formeln für Strom und Diffusion, 
daß die Konzentrationsänderungen mit zunehmender Frequenz des Wechselstroms 
immer kleiner werden, daß man also, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, 
bei hohen Wechselfrequenzen die Stromstärke beträchtlich steigern muß. Des 
Genaueren ergab die mathematische Ableitung, daß die Stromstärke, die den 
gleichen physiologischen Reiz hervornift, proportional der Quadratwurzel aus 
der Wechselfrequenz steigt. Die Richtigkeit dieser Formel hat Nernst in zahl¬ 
reichen Untersuchungen mit seinen Schülern am motorischen Froschnerven und 
am kuraresierten Froschmuskel, ferner am sensiblen Nerven des Menschen be¬ 
stätigt gefunden. Neuerdings hat Nernst nun auch für andere Stromarten, 
z. B. Stromstöße und Kondensatorentladungen, die entsprechenden Formeln ab¬ 
geleitet und danach die zahlreichen in der Literatur vorliegenden Versuche be¬ 
rechnet Auch in diesen Fällen stimmen die experimentell erhaltenen Zahlen 
aufs Beste mit den theoretisch postulierten überein. Somit kann die Nernstsche 
Theorie der Nervenreizung als bewiesen gelten auch für andere Stromarten als 
für Wechselströme. Indessen erheben die aus der Theorie abgeleiteten Formeln 
nicht den Anspruch, für alle bei der elektrischen Reizung möglichen Verhältnisse 
Gültigkeit zu besitzen. Vielmehr hat Nernst schon von Anfang an sehr lang¬ 
same Wechselfrequenzen ausgenommen und hält es jetzt für wahrscheinlich, daß 
auch auf außerordentlich schnelle Wechselfrequenzen die allgemeine Formel 
für Wechselströme nicht mehr paßt. 

In der Diskussion versuchte Reiß (Frankfurt) auf Grund der Nernstschen 
Theorie eine Erklärung der Entartungsreaktion bei gewissen Nervenkrankheiten 
des Menschen zu geben. 

Reift (Frankfurt a. M.). Anwendungen der Refraktometrie in der Physiologie 
und Pathologie des Menschen. 

Die Anwendung der Refraktometrie in den medizinischen Wissenschaften 
erstreckt sich hauptsächlich auf die Untersuchung des Blutserums. Das normale 
Blutserum hat eine sehr konstante Zusammensetzung, daher auch einen in engen 
Grenzen schwankenden Wert der Lichtbrechung. Die Bestimmung der Licht¬ 
brechung eignet sich also zur Feststellung von Verdünnungen und Eindickungen 
des Blutserums. Die Methode hat den meisten anderen gegenüber den Vorzug, 
mit einer so geringen Blutmenge ausführbar zu sein, daß me Untersuchung am 
Menschen beliebig oft angestellt werden kann. Es haben sich daher mit dieser 
Methode die Konzentrationsverhältnisse des menschlichen Blutserums unter den 
verschiedensten Bedingungen verfolgen lassen. Die Verdünnung des Blutes 
nach dem Aderlaß, seine Eindickung nach Schwitzprozeduren, sein Verhalten 
nach reichlicher Getränkezufuhr sowie nach Durstkuren kommt im Brechungs¬ 
koeffizienten zum Ausdruck. In Krankheitsfällen entsteht außerordentlich oft 
eine Verdünnung des Blutserums, die sich nicht immer in einer Herabsetzung 
des osmotischen Drucks kundgibt, weil die Salze des Blutserums entweder 
gleichzeitig mit dem Wasser im Körper zurückgehalten oder sehr schnell durch 
Zufuhr von anderen Orten ersetzt werden. Dagegen bewirkt diese »Hydraemie« 
stets eine Erniedrigung des Brechungsindex, der hauptsächlich vom Eiwei߬ 
gehalt des Blutserums abhängig ist So fand sich eine Verdünnung des Bluts 
bei schnellen Gewichtszunahmen in verschiedenen Krankheitszuständen, ins¬ 
besondere bei Herz- und Nierenkrankheiten mit Wassersucht, ferner bei lang- 
dauerndem Siechtum usw. 

Nächst dem Blutserum hat man auch Magensaft (Strauß), pathologische 
Ergüsse, Cerebrospinalflüssigkeit usw. mit Hilfe der Lichtbrechung untersucht 
Ferner konnte man auf die gleiche Weise gewisse Rückschlüsse auf die fermen¬ 
tative und Säurespaltung der Eiweißkörper machen (Obermayer u. Pick). 
Endlich ließen sich auch Differenzen zwischen einzelnen Eiweißkörpem durch 
die Lichtbrechung feststellen u. a. m. Reiß . 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sch itt*« heim » Erlangen, Bohlenplat* 7. 
Eigentümer und Verleger Urban k Sehwaraenberg in Berlin and Wien. 

Druck von R, Wagner Sohn in Weimar. 












630 


Original-Artikel. 


lieferten Daten, welche höchstens einen relativen, nie aber absoluten Wert hatten. 
Wollen wir als Beispiel den Magensaft nehmen. Es unterliegt keinem Zweifel, 
daß der von Heidenhain zuerst ausgeführte und von J. P. Pawlow geistreich 
modifizierte sogenannte Nebenmagen immer das einzige Mittel zur Erlangung 
des ganz reinen Magensaftes, der von üblichen Beimengungen frei ist, dienen 
wird. Aber die Zahlen, welche wir beim Gebrauch des oben genannten Neben¬ 
magens bekommen, geben uns keine Vorstellung von der Menge und der Zu¬ 
sammensetzung der Körpersäfte, welche sich mit dem Mageninhalt normaler¬ 
weise vermischen. Bei der Polyfistelmethode bietet dagegen die direkte Be¬ 
stimmung der cispylorischen Beimengungen keine Schwierigkeiten dar. Das 
alles, was im Brei, welchen man vom pylorischen Hund bekommt, den Über¬ 
schuß an dem, was verfüttert war, bildet, ist eben der Inhalt der cispylorischen 
Säfte. 

Wenn wir uns auf den Standpunkt der herrschenden Anschauungen stellen, 
nach welchen der Magen als normaliter resorbierendes Organ angenommen wird, 
so bleibt die eben angestellte Behauptung unzureichend, da man nicht im Stande 
wäre, das festzustellen, was im Magen resorbiert wurde. Die Experimente aber, 
die von mir und meinen Mitarbeitern mit Hilfe der Polyfistelmethode angestellt 
wurden, zwingen mich anzunehmen, daß bei normalen Bedingungen der 
Magen kein Wasser, keine Eiweißverdauungsprodukte, weder Fett noch Kohlen¬ 
hydrate resorbiert. Nach dieser Behauptung, welche hoffentlich die Kontroll- 
versuche anderer Autoren bestätigen werden, muß der Überschuß des seitens 
des initialen Teiles des Duodenums aufgenommenen Magenbreies gänzlich den 
cispylorischen Säften zugeschrieben Werden. Wie die Sache bei anormalen 
Bedingungen, und überhaupt im pylorischen Teile des Magens steht, werde 
ich noch erforschen. 

Was die übrigen Säfte anbetrifft (wie Galle, Pankreassaft und Darmsaft), so 
kann ich ebenfalls darauf hinweisen, daß die Polyfistelmethode betreffs ihrer 
Menge und Zusammensetzung nicht vermutliche wie bei anderen Methoden, 
sondern direkte und unmittelbare Ergebnisse liefert. 

Selbstverständlich wird noch sehr viel Mühe erforderlich sein, um den un¬ 
mittelbaren Anteil der Verdauungssäfte am Stoffwechsel gänzlich aufzuklären. 
Jetzt kann die Rede bloß vom Verallgemeinern der einzelnen Untersuchungen 
sein, welche uns eine Vorstellung von dem geben, wie groß der unmittelbare 
Anteil der Säfte am Stoffwechsel sein kann. 

Die in den Magen des Hundes eingefilhrte, rein eiweißhaltige Nahrung (3—12gN) 
passiert den Pylorus mit einer Zunahme von 300—700 g und mehr am Gesamt¬ 
gewichte, am Stickstoffgehalt — bis 0,2—0,4 und mehr, an Säuregehalt — bis 
300 ccm °/ 10 HCl. Von der Menge der eiweißhaltigen Nahrung hängen der Ge¬ 
samtzuwachs als auch der Säuregrad beträchtlich, dagegen in geringem oder 
sogar keinem Maße der Zuwachs des Stickstoffs ab. 

Bei den reinen Kohlehydraten und Fetten ist die Vergrößerung des Ge¬ 
wichtes der cispylorischen Säfte und des Stickstoffs nicht viel geringer. 

Nachdem der Nahrungsbrei den oberen Teil des Duodenums erreicht hat, 
begegnet er den Säften, welche sich aus der ersten Papille ergießen, d. h. der 
Galle und auch dem Pankreassaft des ersten Zuflusses. 

Im Durchschnitt vergrößert sich hier die rein stickstoffhaltige Speise weiter 
um 100—160 ccm der Saftmischung mit einem Stickstoffgehalt von 0,2—0,3 g. 


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Original-Artikel. 


631 


Dann kommt der Pankreassaft aus der zweiten Papille in einer Menge von 100 bis 
150 ccm mit einem Stickstoflgehalt von 0,2—0,3 g. Alle Verdauungssäfte zusammen 
fügen also bis ca. 1 g N der Speise hinzu. Bei der Fettspeise vergrößern sich 
alle transpylorischen Säfteausscheidungen, hauptsächlich der Darmsaft und bei der 
Kohlehydratspeise — hauptsächlich die Pankreassaftexkretion. 

Übrigens, was die genauen Daten dieser Seite der Frage anbetrifft, so harren 
sie noch der Erkennung. 

Jetzt bleiben noch einige Worte vom Darmsafte hinzuzufügen. Die bis¬ 
herigen Methoden (die Thiry-Vella’sche Fistel) der Bestimmung der Exkretions¬ 
menge des letzteren und seiner Zusammensetzung geben keinen Aufschluß darüber. 
Die Polyfistelmethode dagegen entdeckt seinen beträchtlichen Anteil am Stickstoff- 
stoffwechsel. Es genügt zu sagen, daß beim Passieren durch das Jejunum von 
200 ccm einer gesättigten Glykoselösung eine Exkretion von ca. 800 ccm mit 
einem Stickstoftgehalt von ca. 1 g in diesem Darmabschnitt vorkommt. 

Die N-haltigen Substanzen der Verdauungssäfte werden, wie wir bei unseren 
Studien gefunden haben, teilweise schon im Jejunum resorbiert und auf diese 
Weise in den allgemeinen Stoffwechsel herangezogen. Höchstwahrscheinlich 
betrifft das auch die N-freien Bestandteile der Säfte. Wollen wir hoffen, daß 
die weiteren Untersuchungen alles Dunkle auf diesem Gebiete der physiolo¬ 
gischen Chemie erläutern werden. Es ist auch leicht möglich, daß einige Seiten 
des Stoffwechsels, insbesondere bei stickstoffarmer Ernährung, im Lichte der 
neuen Untersuchungen auch eine erweiterte Erklärung bekommen werden. 1 ) 


Zur Frage der sog. »Ringproben«. 

Von 

Dr. W. Bauermeister, Braunschweig-Harzburg. 

Die Notiz Wasserthals (aus Prof. H. Strauß Poliklinik) über die Eisen¬ 
chloridprobe auf Azetessigsäure als Ringprobe in Nr. 10 d. Jahrg. d. Ctbl. gibt mir zu 
folgenden kurzen Bemerkungen Anlaß: Ich halte die sog. Ringproben, wo immer 
sie sich an wenden lassen, als die zuverlässigsten Reagenzmethoden. Insbesondere, 
darauf möchte ich hier hinweisen, ist sie mir seit langer Zeit wertvoll zum Nach¬ 
weis der Milchsäure im Magensaft. Während ich früher (von Gießen her, wo 
ja auch ihre Wiege stand) die Ätherextraktionsmethode vermittelst des Straußschen 
Schütteltrichters anwandte und die Eisenchloridkarbolsäure-Milchsäurereaktion 
im Äther aufsuchte, hat mich vor ca. 1 ‘/ a Jahren die Nichtbestätigung einer 
Diagnose und die Ursache dieser Fehldiagnose von dieser Methode abgebracht. 
Nicht weil ich sie an und für sich nicht für gut hielte, als vielmehr weil ich 
selten einen Äther in die Hand bekomme, der nicht schon allein mit Eisen¬ 
chloridkarbollösung geschüttelt, die letztere nicht nur entfärbt, sondern sogar 
eine ausgesprochene, allerdings durch andere chemische Stoffe vorgetäuschte, 
»Milchsäurereaktion« ergibt. Ich habe mir derzeit aus verschiedensten hiesigen 
Apotheken Äther holen lassen — alle ergaben mit Eisenchloridkarbolsäure¬ 
lösung durchschüttelt »Milchsäurereaktion«; ja selbst »Äther pro Narcosi«, 
von dem man doch die absoluteste Reinheit voraussetzen konnte, ist nicht 

1 ) Die ausführlichen Versuche, denen die in vorliegendem Aufsatz angegebenen Daten ent¬ 
nommen sind, erscheinen nächstens in „Zeitschrift f. physiol. Chemie.“ 

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582 


Referate. 


immer von chemischen Stoffen frei, welche eine Eisenchloridkarbol-Milchsäure¬ 
reaktion geben. Seit dieser Feststellung wende ich auch für den Milch¬ 
säurenachweis im Mageninhalt die Schichtungsprobe an: das Mageninhalts¬ 
filtrat wird im Reagenzglase vorsichtig mit einer Eisenchlorid - Karbolsäure¬ 
lösung überschichtet, und nun bildet sich an der Grenze dieser beiden Schichten 
bei positivem Ausfall ein ausgesprochener zeisig-olivgrüner Ring von geringerer 
oder größerer Breite, der aber, weil er sowohl gegen die blaue Eisenchlorid- 
Karbolsäureschicht wie gegen die fahle Mageninhaltsfiltratschicht deutlich ab¬ 
sticht, nicht zu verkennen ist. Ich empfehle diese »Ringprobe« auf das an¬ 
gelegentlichste und warne davor, die Ätherextraktionsprobe zur Grundlage 
seines Urteils zu machen, wenn nicht eine vorherige »Blindprobe« die absolute 
Reinheit des Äthers erwiesen hat 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie* 
Pharmakologie und Toxikologie. 


1890) Ciuffo, Giuseppe. Süll* importanza dell* ossigeno nei fenomeni emo- 
liticL (Über die Wichtigkeit des Sauerstoffs bei der Hämolyse). Aus dem Ist. 
di Patol. generale zu Cagliari. (Arch. per le scienze med. Bd. 32, H. I, 1908.) 

Im luftverdünnten Raum geht die Hämolyse schwächer vor sich, und zwar 
kommt dies daher, daß das Serum einen Teil des in ihm gelösten Sauerstoffs 
verliert. Der Teil des Serums, dessen Wirksamkeit dadurch abgeschwächt wird, 
ist das Komplement. M . Kaufmann. 

1891) Tr&ina, E. Sülle modificazioni delle paratiroidi del cane in diversi stati 
morbosi sperimentali. (Veränderungen der Nebenschilddrüsen des Hundes bei 
experimentell erzeugten pathologischen Veränderungen.) Aus dem Ist. di Anat. 
patol. zu Pisa. (Lo Sperimentale, Bd. 62, H. 1—2, 1908.) 

Die Arbeit schildert die pathologisch-anatomischen Veränderungen der Neben¬ 
schilddrüsen bei Entfernung der Nebennieren, Urämie, Ikterus nach Unterbin¬ 
dung des Choledochus, Pankreasexstirpation, Entfernung der Hoden bezw. Ova¬ 
rien, Tetanus, Streptokokken-, Staphylokokkeninfektion, Diphtherie, Lyssa, Ver¬ 
giftung mit Phosphor, Phenylhydrazin, Toluendiamin, Pilokarpin. 

M Kaufmann. 

1392) Meyer, Erich. Weitere Untersuchungen über extrauterine Blutbildung. 
Aus der II. med. Klinik zu München. (Münch, med. Wschr., Juni 1908, Nr. 22.) 

Zusammenfassender Vortrag über eine Reihe aus der Fr. Müller’schen 
Klinik stammender Arbeiten. M . Kaufmann . 

1393) Tiberti, N. u. Franchetti, A. Sugli effetti della estirpazione parziale 
e totale del pancreas nei cani. (Die Wirkung der partiellen und totalen Pan¬ 
kreasexstirpation beim Hund.) Aus dem Ist di Patol. generale zu Florenz. (Lo 
Sperimentale, Bd. 62, H. 1—2, 1908.) 

Die Arbeiten der beiden Autoren basiert auf 20 Pankreasexstirpationen. 
Bei partieller Exstirpation kann die Glykosurie völlig fehlen, sie kann leicht und 
vorübergehend, aber auch schwer und beständig sein, je nach der Größe des 
entfernten Stückes. Die völlige Entfernung ist in der Regel von schwerer und 
dauernder Glykosurie gefolgt, die nur dann fehlt, wenn die Tiere rasch der 
Operation erliegen. Die Behandlung derartiger glykosurischer Tiere mit Pan- 
kreasnukleoproteid oder Pankreasextrakt übt keinen wesentlichen Einfluß auf die 
Glykosurie aus. Was die Ursache dieser anlangt, so ist immer noch jene 
Theorie am besten gestützt, welche den Ausfall einer speziellen, für den Zucker¬ 
stoffwechsel notwendigen Pankreasfunktion annimmt; immerhin läßt sich bei 


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Refemte. 


533 


dem heutigen Stande unserer Kenntnisse nicht sicher ausschließen, daß die bei 
der Operation unvermeidlichen Nervenläsionen dabei beteiligt sind. 

M. Kaufmann, 

1394) Schatiloff, P. (Charkow.) Über die histologischen Veränderungen 
der blutbildenden Organe bei perniziöser Anämie. (Münch, med. Wschr., Juni 
1908, Nr. 22.) 

Schatiloff hat vier Fälle von perniziöser Anämie histologisch untersucht 
und bestätigt die bisher (von E. Meyer u. Heineke, Helly, Nägeli) erhobenen 
Befunde. Konstant fanden sich myeloische Metaplasien in der Milz, einmal in 
den Lymphdrüsen, nie in der Leber. In zwei Fällen, die früh zur Sektion kamen, 
waren im Schnitte schöne neutrophile Myelozyten nachzuweisen. Die myeloiden 
Metaplasien müssen als autochthon betrachtet werden. Niemals fand sich eine 
Hyperplasie des lymphatischen Gewebes, im Gegenteile eine Reduktion des¬ 
selben. Dadurch erscheint der Übergang einer perniziösen Anämie in lympha¬ 
tische Leukämie, wie er in der Literatur beschrieben ist, als unwahrscheinlich. 
Im Knochenmark fand Verfasser, übereinstimmend mit den anderen Autoren, 
vielfach, zum Teil dominierend, ungranulierte Zellen (Myeloblasten); diese können 
nach obigem keine Lymphozyten, sondern müssen myeloide Elemente sein. 

M. Kaufmann . 

1395) B&zzicalupo. Eosinofllia e taiuni noti anticorpi del siero. (Eosino¬ 
philie und Antikörper des Blutserums.) Aus dem Labor, di Chim. clinica zu 
Neapel. (Gazz. degli osped., März 1908. Nr. 35.) 

Verfasser bestimmte bei Hunden (3) und Kaninchen (3) vor und nach 
Kohlenoxydinhalation die Leukozytenformel, ferner die bakterizide, agglutinierende 
und opsonische Kraft des Blutserums. Die Intoxikation bewirkte stets eine 
starke Vermehrung der eosinophilen Leukozyten (von 0,5 bis 2 °/ 0 auf 8 bis 
12°/ 0 ), sowie ein Herabgehen der Antikörper im Blutserum. Dies scheint Ver¬ 
fasser dafür zu sprechen, daß die Eosinophilen als in dem Verteidigungskampf 
des Organismus abgebrauchte Zellen zu betrachten sind, daß also die Eosino¬ 
philie nicht der Ausdruck eines energischen Kampfes, sondern als Residuum 
eines solchen aufzufassen ist. M. Kaufmann. 

1396) Köppe, H. Hypertrophische Leberzirrhose bei einem viereinhallgährigen 
Kinde. Aus der Kinderpoliklinik Gießen. (Monatsschr. f. Kinderh. Mai 1908. 
Band VII. S. 75.) 

Mitteilung eines der seltenen Fälle von hypertrophischer Leberzirrhose im 
Kindesalter. 

Die Ätiologie war ganz unklar, es ging weder eine Infektionskrankheit 
voraus, noch bestand Alkoholabusus. Die Erkrankung begann nach Art eines 
Ikterus catarrhalis; im weiteren Verlaufe bestanden außer der Gelbfärbung der 
Haut noch Milztumor und Lebertumor. Nach eineinhalbjährigem Bestehen er¬ 
folgte der Exitus. Die Sektion bestätigte die Diagnose. Birk. 


1397) Rott, Fritz. Die Farbreaktion des Gewebes bei der Säuglingsazidose. 
Kinderklinik Berlin. (Monatsschr. f. Kinderh. Mai 1908. Bd. VII. S. 73.) 

Bei der Azidose des Säuglings findet sich analog den Befunden, die Mosse 
und Heiberg an säurevergifteten bezw. hungernden Tieren erheben konnten 
eine Veränderung der Leberzellen, die als Basophilie aufzufassen ist. Sie entsteht 
durch eine Säuerung des Gewebes und kennzeichnet sich dadurch, daß bei der 
Färbung mit neutralem Methylenblau-Eosin das Protoplasma der Leberzellen nicht 
die saure Eosinfarbe annimmt, sondern eine starke Affinität zum basischen Me¬ 
thylenblau zeigt. Birk. 

1398) Berkholz, A. (Riga.) Kasuistische Mitteilung zur Appendicitisfrage 
im Säuglingsalter. (Mon. f. Kind. 1908, Juni, S. 133.) 

Appenciditis beim Säugling wurde bis jetzt nur ein einziges Mal beobachtet. 
Verfasser teilt einen zweiten Fall davon mit. Nach der vierten Attacke wurde 
bei dem Kinde die Operation vorgenommen. Der Wurmfortsatz war mit 
schleimig-blutigem Sekret gefüllt und wies vier linsengroße Geschwüre auf, die 
teilweise schon zur Strikturierung des Lumens geführt hatten. Birk . 

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534 


Referate. 


1399) A. Bogomolez. Über die Rolle der sensibilisierenden Substanzen 
der normalen und spezifischen Sera in den Erscheinungen der Phagozytose. 

(Charkowski medizinski Journal. Wratschebnaja Gazeta 1908, Nr. 2.) 

Die sensibilisierenden Substanzen der normalen und spezifischen Sera besitzen 
die Fähigkeit, sich auf den roten Blutkörperchen desjenigen Tieres zu fixieren, 
ftir welche das betreffende Serum hämolytisch ist, wobei die roten Blutkörperchen 
der Phagozytose zugängig werden. In diesem Sinne sind die sensibilisierenden 
Substanzen Faktoren, welche die Phagozytose stimulieren. Die sensibilisierenden 
Substanzen der Sera können auch von den Phagozyten aufgenommen werden, 
jedoch werden die mit spezifischem Serum bearbeiteten Leukozyten für den 
Gegenstand der Phagozytose nicht empfindlicher als normale. Es liegt kein 
genügender Grund vor, die Fähigkeit der Sera, die Phagozytose zu stimulieren, 
auf den Gehalt von besonderen Substanzen zurückzuführen, welche von den 
Agglutininen und den hämolytischen Fixatoren verschieden sind. Infolgedessen 
ist die Bezeichnung dieser Substanzen mit neuen Namen, wie Opsonine, Hämo- 
trope usw. nur eine überflüssige Komplikation der schon an und für sich ziemlich 
komplizierten Terminologie, ohne das Wesen der Erscheinung dem Verständnis 
näher zu bringen. M. Lubowski 


1400) Alder, Maria. Ein Fall von angeborener, fraktioneller (?) Pylorus- 
hyperplasie, kombiniert mit angeborener Vergrößerung des Magens und Hyper¬ 
plasie seiner Wandung. Aus dem Kinderspital in Basel (Prof. Hagenbach). 
(Jahrb. f. Kind. Bd. 67, Ergänzungsh. S. 197.) 

Kasuistische Mitteilung, deren Inhalt der Titel angibt Birk. 


1401) v. Liebermann, L. Über H&magglutination und Haematolyse. Hygien. 
Instil. d. Univ. Budapest. (Arch. f. Hygiene 1907, Bd. 62, S. 277.) 

I. Über Hftmagglutination durch Rizin. 

Das Rizin ist nach Ansicht des Verfassers eine Säure, die mit dem Stroma 
das Blutkörperchen eine unlösliche Verbindung bildet. Dabei wird das Hämo¬ 
globin, welches ebenfalls chemisch an das Stroma gebunden ist, in Freiheit ge¬ 
setzt. Säuren verhindern die Rizinagglutination, indem sie sich an Stelle des 
Rizins mit dem Stroma verbinden. Der Angriffspunkt des Rizins und des Hämo¬ 
globins ist möglicherweise das Lezithin. 

JL Beziehungen zwischen H&magglutination und H&matolyse. 

Aus obiger Annahme erklärt Verfasser die Hämolyse durch größere Rizin¬ 
mengen, Säuren und Laugen. Die Hämolyse in destiliertem Wasser erfolgt durch 
hydrolytische Spaltung der Hämoglobin-Stromaverbindung. 

HI. Über die Wirkung von Kieselsäure auf rote Blutkörperchen. 

Kieselsäure vermag in größeren Mengen auch ohne Lezithin Erythrozyten 
aufzulösen. 

IV. Über die h&molytische Wirkung des Guajaksaponins. 

Auch das Saponin wirkt nach Ansicht des Verfassers dadurch hämolytisch, 
daß es sich mit aem Stroma verbindet und das Hämoglobin austreibt. 

V. Über h&molytische Sera-Wirkung von S&ure und Alkali. 

Der hämolytische Immunkörper wird als Säure betrachtet, welche infolge 
dieser Eigenschaft das Hämoglobin austreibt Durch Säure kann man den Im¬ 
munkörper absprengen, durch Alkali wird die Hämolyse aufgehoben und tritt 
nach dem Neutralisieren wieder ein. 

VI. Über die Änderung der Hydroxyl-Jonen-Konzentration beim Inaktivieren 
der Sera. Einfluß derselben auf die Hämolyse. 

Beim Inaktivieren läßt sich eine Vermehrung der OH-Jonen (durch Gas¬ 
kettenmessung) nachweisen. Dieselbe ist jedoch zu gering, um die Inaktivierung 
zu erklären. 


VH. Über Nachweis und Isolierung des hämolytischen Immunkörpers. 

Aus den mit Säure behandelten sensibilisierten Blutkörperchen läßt sich der 
Immunkörper durch Extraktion mit Alkohol gewinnen. 


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Referat#. 


535 


Vm. Über hämolytische Komplemente und über den Mechanismus der 
Wirkung hämolytischer Sera. 

Blutserum enthält Seifen in Mengen, welche hämolytisch wirken. Deren 
Wirkung wird durch das Serumalbumin aufgehoben. Durch Kalksalze, Alkali, 
Säuren läßt sich die Hämolyse durch Seifen ebenso wie die durch Serum auf- 
heben. Der Immunkörper soll die Seifeneiweißverbindung spalten und dadurch 
Hämolyse herbeiführen. Das Seifeneiweißgemisch wird durch Zusatz von Öl¬ 
säure, die ähnlich wie der Immunkörper wirken soll, hämolytisch. U. Friedentann . 

1402) Bayer, Gustav. Zur Technik der Zytotoxinuntersuchung. Aus dem 
Institut f. allgem. u. experim. Pathologie der k. k. Universität Innsbruck. (Zbl. f. 
Bakt., Bd. 45, H. 1, S. 1—4.) 

Verfasser empfiehlt die funktionelle Prüfung der Organfunktion für das 
Studium der zytotoxischen Sera. Die Experimente zeigen, daß che Erregbarkeit 
des Muskels durch Saponin aufgehoben wird und daß hier wie bei der Hämo¬ 
lyse das Cholesterin antagonistisch wirkt. U. Friedemann . 

1403) Borastein, Arthur u. Müller, Franz. Untersuchungen über den ge¬ 
nuinen Blutfarbstoff normaler und mit chlorsauren Salzen vergifteter Katzen. 
(Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann.] Physiol. Abt 1907. S. 470—499, 
81. Dez, 1907. Berlin. Kgl. Landw. Hochschule, Tierphysiol. Inst.) 

Der normale Blutfarbäoff der Katze besitzt weder in seinem optischen Ver¬ 
halten, noch im Gasbindungsvermögen konstante Werte. Worauf diese individu¬ 
ellen Schwankungen beruhen, ist noch unentschieden. Im Blute von mit Mag- 
nesiumchlorat vergifteten Katzen ließ sich feststellen, daß nur das eine bekannte 
Methämoglobin vorhanden ist, und der Rest aus Hämochrom besteht Bei 70 °/ 0 
Methämoglobin tritt Tod ein, während bei nur wenig geringerer Menge Wieder¬ 
herstellung durch Rückverwandlung von Methämoglobin in Hämochrom inner¬ 
halb der Erythrozyten stattfindet, ohne daß die Erythrozyten zerfallen. Es er¬ 
scheint unwahrscheinlich, daß Erhöhungen der Sauerstoffspannung im Blute die 
Vergiftung anders als symptomatisch bekämpft, da der Wiederherstellungsweg 
(Methämoglobin —► Oxyhämoglobin) über das reduzierte Hämochrom führt. 
Verfasser empfehlen im Gegenteil, zugleich O- und CO r reiche Gasgemenge 
atmen zu lassen, da Zunahme der CO a -Spannung das Atemzentrum reizt und die 
O-Abgabe an die Gewebe fördert. Bei Zerfall der Erythrozyten ist die Nieren¬ 
schädigung eine unausbleibliche Folge. Die ausführlich beschriebene Methodik 
und die Tabellen sind im Original einzusehen. Brahm . 


1404) Wetzel, G. Die Entwicklung des Ovarialeies und des Embryos, 
chemisch untersucht, mit Berücksichtigung der gleichzeitigen morphologischen 
Veränderungen. II. Die chemische Zusammensetzung der Eier des Seeigels, 
der Seespinne, des Tintenfisches und des Hundehaies. (Arch. f. Anat u. Phys. 
[Waldeyer-Engelmann.l Physiol. Abt. 1907. S. 507—541, 31. Dez. 1907.) 

In reifen Eiern oder den reifen Ovarien von Seeigel Strongylocentrotus livi- 
dus, Seespinne Maja squinado, Tintenfisch Sepia officinalis u. Hundehai Scyllium 
canicula bestimmte Verfasser im Anschluß an eine frühere Arbeit (Arch f. Anat 
u. Phys. [Waldeyer-Engelmannl. Physiol. Abt. 1904, S. 889—409). Wetzel, 
Fett. Eisen, Asche, Stickstoff, Pnosphor und Kalk. Alle Bestimmungen wurden 
nach den früher beschriebenen Methoden ausgeführt. Die Zusammensetzung der 
Eier der untersuchten Arten ist in einer Tabelle zusammengestellt. Anschließend 
finden sich noch ausführliche Ausführungen über die Eizusammensetzung und 
morphologisches System, das Verhältnis der Zusammensetzung des Eies zur Zu¬ 
sammensetzung des ausgebildeten Tieres, und über die qualitative und quanti¬ 
tative Zusammensetzung tierischer Eier. Brahm . 

1405) Bomstein, A. Über die Wirkung des Chloroforms und des Chloral- 
hydrats auf den Herzmuskel. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldemeyer-Engelmann.] 
Physiol. Abt. 1907, S. 383—897, 31. Dez. 1907. Genf. Medizin. Klinik. Lab.) 

In einer Reihe von Versuchen über das Verhältnis der inotropen und rhyth- 
minotropen Wirkungen des Chloroforms und Chloralhydrats konnte Verfasser 
feststellen, daß der rhythmobathmotropen Wirkung der beiden Gifte ein irre- 

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536 


Referate. 


versibler, der bathmotropen ein reversibler chemischer Prozeß zugrunde liegen. 
Methodik und Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm . 

1406) Buokmaster, A. G. u. Gardner, J. A. Die Funktion der roten Blut¬ 
körperchen bei der Chloroforman&sthesie. (Proc. Royal Soc. London 79, Serie B. 
S. 566—579, 18. Nov. [18. April] 1907. London. Univ. Physiol. Lab.) 

Zur Klärung der Frage, ob die Erythrozyten bei der Chloroform-Anästhesie 
den Transport des Chloroforms von und zur Lunge bewerkstelligen, stellten Ver¬ 
fasser eine große Reihe von Versuchen an. Variiert wurden das Volumen des 
zirkulierenden Blutes und der Prozentgehalt an Chloroform. Verfasser glauben 
aus chemischen Versuchen schließen zu dürfen, daß die roten Blutkörperchen 
für den Transport des Chloroforms im Blute die Hauptträger sind. Einzelheiten, 
Methodik und Respirationskurven sind im Original einzusehen. Brahm. 


Physiologie und physiologische Chemie. 


1407) Osbome, Thomas B. u. Clapp, S. H. Die Hydrolyse des Phaseolms. 

(Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 295—308, 1. April 1907. Connecticut Lab. d. 
Agricultural Experiment Station.) 

Zwecks Herstellung des Ausgangsmaterials für die Hydrolyse wurde Bohnen¬ 
mehl von Phaseolus vulgaris mit 4 Teilen einer 2proz. 8° warmen NaCl-Lösung 
3 Stunden lang digeriert. Die erhaltene Lösung wurde abgepreßt, filtriert, mit 
Toluol versetzt und 4 Tage lang in fließendem Wasser dialysiert. Nach dieser 
Zeit hatte die größte Menge des Phaseolins sich sedimiert. Durch Lösen in 
5proz. NaCl-Lösungen und weiteres Dialysieren wurde das Produkt gereinigt. 
Bei der Hydrolyse wurden nachstehende Zahlen gewonnen. 


Glykokoll.0,55« 

Alanin.1,80 

Valin.1,04 

Leucin.9,65 

Prohn ....... 2,77 

Phenylalanin.3,25 

Asparaginsäure .... 5,24 

Glutaminsäure .... 14,54 


Serin.0,38 °/ 0 

Tyrosin.2,18 „ 

Oxypyrolin. . . nicht bestimmt 

Arginin.4,89 °/ 0 

Histin.1,97 „ 

Lysin.3,92 „ 

Ammoniak.2,06 „ 

Tryptophan .... vorhanden 

54,27% 


Die erhaltenen Resultate stimmen 
und Babkin (Ztschr. f. physiol, 


recht gut mit den von Abderhalden 
Ch., Nr. 47, S. 354—357) gefundenen überein. 

Brahm. 


1408) Osbome, Thomas B. n. Clapp, S. H. Die Hydrolyse des AmanHin« 
der Mandeln. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 20, S. 470—476, 1. Jan. Connecticut. 
Lab. d. Agricultural Experiment Station.) 

Als Ausgangsmaterial dienten Mandeln, die durch Pressen und Extrahieren 
mit Benzin entfettet waren. Durch Extraktion des fettfreien Mandelmehls mit 
Vio-gesättigter (NH^SCVLösung und Ausfallen durch einen Zusatz von (NH^aSOi 
bis eine 4 / 10 -gesättigte Lösung erhalten war, wurde das Amandin gewonnen. 
Durch Lösen m verdünnter NaCl-Lösung und Dialysieren wurde der Körper ge¬ 
reinigt. Über H a S0 4 getrocknet, stellte das Amandin ein weißes Pulver dar. 
Bei der Hydrolyse wurden nachstehende Zahlen erhalten. 


Glykokoll . . . 

. . . 0,51 % 

Alanin .... 

... 1,40 „ 

Valin. 

. . . 0,16 „ 

Leucin .... 

. . . 4,45 „ 

Prolin .... 

... 2,44 „ 

Phenylalanin . . 

. . . 2,53 „ 

Asparaginsäure . 

. . . 5,42 „ 

Glutaminsäure 

. . . 23,14 „ 


Serin .... 

. . . . ? •>/. 

Tyrosin . . . 

. . . . 1,12 „ 

Arginin . . . 

. . . . 11,85 „ 

Hystidin . . 

• • • • 1,58 „ 

' Lysin .... 

. . . . 0,70 „ 

Ammoniak . . 

. . . . 3,70 „ 

Tryptophan . 

. . nachgewiesen 


59,00 # / 0 


Brahm . 


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Referate. 


637 


1409) Osborne, Thomas B. n. Clapp, S. H. Die Hydrolyse der Proteine 
des Mais, Zea Mays. (Amer. Journ. Physiol., Nr. 20, S. 477—493, l.Jan. Connec¬ 
ticut Lab. d. Agricultural Experiment Station.) 

Zur Hydrolyse benutzten Verfasser von den im Mais, Zea Mays, vorkommen¬ 
den Proteinen nur das Zein und das alkalilösliche Protein, da der Globulin- 
bezw. Albumingehalt zu gering war. Zwecks Gewinnung'des Zeins wurde der 
getrocknete und gemahlene Mais mit 85 (Vol.) prozentig. Alkohol erschöpfend 
extrahiert, das klare Filtrat im Vakuum zum Sirup eingedampft und daraus 
durch Eingießen in eiskaltes, destilliertes Wasser, dem eine Spur NaCl beige- 
fügt war, das Rohzein gewonnen. Durch Auflösen in wenig 95proz. Alkohol 
wurde durch Extrahieren mit Benzin das Fett und die Farbstoffe entfernt. Durch 
Eingießen der fettfreien Lösung in kaltes, NaCl-haltiges Wasser wurde das Zein 
rein gewonnen. In trockenem Zustand stellt dasselbe ein feines, farbloses Pulver 
dar. Der Rückstand der Alkoholextraktion wurde zwecks Gewinnung des alkli- 
löslichen Proteins mit großen Quantitäten einer 0,20 proz. NaOH-Lösung behan¬ 
delt, und aus deren filtrierten Lösung durch Ausfällen mit HCl das Protein ge¬ 
wonnen. Dieser Körper scheint nicht einheitlich zu sein. Außer aus Mais, 
wurde das Zein noch aus einem Abfallprodukt der Glucosefabrikation, dem Gluten 
meal gewonnen: 




Alkalilösl. 



Alkalilösl. 


Zein 

Protein 


Zein 

Protein 

Glykokoll. . . 

0,00 # /o 

0,26®/, 

Serin . . . 

. 0,57 ®/ ( 

nicht isoliert 

Alanin .... 

2,28 „ 

nicht isoliert 

Tyrosin . . 

8,55 ,, 

3,78 0 /. 

Valin .... 

0,29 „ 

nicht isoliert 

Arginin . . 

• 1,16 „ 

7,06 „ 

Leucin ... 

18,60 ,. 

6,22®/, 

Histidin . . 

• 0,48 „ 

3,00 „ 

Prolin .... 

6,58 ,, 

4,99 „ 

Lysin . . . 

0,00 „ 

2,98 „ 

Phenylalanin . 

4,87 „ 

1,74 „ 

Ammoniak 

• 3,61 „ 

2,12 „ 

Asparaginsäure. 

1,41 ,. 

0,68 „ 

Tryptophan . 

. 0,00 „ 

nachgewiesen 

Glutaminsäure . 

18,28 „ 

12,72 „ 


61,53 °/ 0 

46,44«/, 


Brahm . 


1410) Osborae, Thomas B. u. Clapp, S. H. Die Hydrolyse des Roggen* 
gliadins. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 20, S. 494—499, l.Jan. Connecticut. Lab. 
d. Agricultural Experiment Station.) 

Durch Extraktion von Roggenmehl mit 75°/ 0 (Volumen)ig. Alkohol wurde das 
zu den Versuchen benutzte Roggengliadin erhalten. Das klare Filtrat wurde im 
Vakuum zum Sirup konzentriert und durch Eingießen in eiskaltes Wasser das 
Gliadin gewonnen. Durch Auflösen in 85 proz. Alkohol und Ausfallen durch 
absoluten Alkohol wurde das Produkt gereinigt. Das Roggengliadin hat dieselbe 
Zusammensetzung und Eigenschaften wie Weizengliadin. Bei der Hydrolyse 
wurden nachstehende Zahlen erhalten: 


Glykokoll . . 
Alanin . . . 
Valin . . . . 
Leucin . . . 
Prolin. . . . 
Phenylalanin . 
Asparaginsäure 
Glutaminsäure. 
Serin . . . . 


0,13 % 
1,33 „ 

nicht isoliert 
6,30 °/ 0 
9,82 „ 

2,70 „ 
0,25 „ 
33,81 „ 
0,06 „ 


Tyrosin . 
Arginin . 
Lysin . . 
Histidin 
Ammoniak 
] Tryptophan 
i Cystin . . 


l,190/o 
2,32 „ 

0,00 „ 

0,39 „ 

6,11 „ 
vorhanden 
. nicht bestimmt 
6473lo/o 


Durch die Hydrolyse konnte nachgewiesen werden, daß Gliadin, Hordein 
und Zein verschiedene Eiweißkörper darstellen; doch scheinen alle Alkohol¬ 
löslichen Eiweißkörper der Cerealien eine Gruppe zu bilden, die sich scharf 
von den übrigen Eiweißkörpem unterscheidet. Die Unterschiede liegen beson¬ 
ders in dem hohen Gehalt an Prolin, Glutaminsäure und Ammoniak, und 
dem geringen Gehalt an Arginin, Hystidin und an dem Fehlen von Lysin. 

Brahm . 


36 


oogle 


N. F. UI. Jahxg. 


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538 


Heferate. 


1411) Benedict» Francis G. n. Diefendorf, A. B. Analysen des Harnes einer 
hungernden Frau. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 362—376, 1. Mai 1907, 
Wesleyan Univ. Chem. Lab.) 

Verfasser hatten Gelegenheit, den Ham einer hungernden Frau zu unter¬ 
suchen und konnten feststellen, daß das Volumen innerhalb 24 Stunden ohne 
Genuß von Wasser auf 237 ccm fallen kann. D. betrug 1,035. Die N-Aus- 
scheidung stieg in den drei ersten Fasttagen und nahm dann ab. Am Schluß 
der Fastperiode wurde an einem Tage 3,17 g N ausgeschieden. Die Gesamt¬ 
potentialenergie des Harnes war geringer, als beim hungernden Manne, nur an 
einem Tage wurden 100 Cal. ausgeschieden. Das Verhältnis von Energie zum 
N steigt mit dem Fortschreiten der Hungerperiode. An einem Tage betrug 
dasselbe 1:19,76. Pro Kilogramm Körpergewicht wurden 11 mg Kreatinin aus¬ 
geschieden. Die Kreatinausscheidung wurde vermehrt und verschwand am 
Schlüsse der Fastperiode. Die Fäzes zeigten einen abnorm hohen Gehalt an 
Asche und Fettsäuren. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Br ahm. 

1412) Benedict» Francis G. n. Myers» Victor Caryl. Die Ausscheidung von 
Kreatinin bei einer Frau. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 377—396, 1. Mai 
1907, Wesleyan Univ. Chem. Lab.) 

Durch zahlreiche Untersuchungen konnten Verfasser nachweisen, daß die 
Frau bedeutend weniger Kreatinin ausscheidet als der Mann. Die Ausscheidung 
ist nicht proportional dem Körpergewicht. Das Alter spielt eine ziemlich große 
Rolle, junge Patienten scheiden größere Mengen aus als ältere Personen. Die 
Kreatininbestimmungen wurden nach Fol in ausgeführt. Einzelheiten und 
Tabellen sind im Original einzusehen. Brahm. 

1418) Benedict» Francis G. u. Myers» Caryl Victor. 9. Die Ausscheidung 
von Kreatin. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 406—412, 1. Mai 1907. Wesleyan 
Univ. Chem. Lab.) 

Verfasser konnten durch eine Reihe von Untersuchungen nachweisen, daß 
Kreatin unabhängig vom Kreatinin im Urin auftreten kann, und daß die An¬ 
wesenheit von Kreatin im Ham pathologisch ist, während Kreatinin einen nor¬ 
malen Bestandteil des Harnes bildet. Brahm. 

1414) Morgen» A. (Ref.), Beger» C. und Westhaußer, F. Weitere Unter¬ 
suchungen über den Einfluß der nicht eiweißartigen Stickstoffverbindungen 
der Futtermittel auf die Milchproduktion. (Ausgeführt im Jahre 1907 an der 
Kgl. Württ. Landwirtschaftlichen Versuchsstation Hohenheim. Landwirtschaft¬ 
liche Versuchsstationen 1908, Bd. 68, H. 5 u. 6, S. 333—432.) 

Die vorliegenden Versuche wurden unter folgenden Gesichtspunkten an¬ 
gestellt. Schon die Versuche des Vorjahrs verfolgten den Zweck, nachzuweisen, 
ob auch eine direkte Wirkung der Amide stattfinde; noch mehr war dies die 
Aufgabe der diesjährigen Versuche, nachdem die indirekte Wirkung der Amide 
auf die Milchproduktion durch Kellners Ammonversuche außer Zweifel gestellt 
war. Beabsichtigt war, die Ration so zu gestalten, daß pro 1000 kg Lebend¬ 
gewicht 2,5 kg Eiweiß verabreicht wurden; von dieser Eiweißmenge sollten dann 
9 kg durch Amid bez. durch eine isodyname Menge Kohlehydrate ersetzt werden. 
Es galt vor allem, dadurch die Frage zu lösen, ob die Amide als solche resor¬ 
biert und für die Milchbildung verwandt werden, oder ob sie erst dann eine 
Wirkung ausüben können, nachdem sie im Chymus durch Bakterien in Eiweiß 
umgewandelt worden sind. Als Amidgemisch wurde für einen Versuch ein aus 
grünen Pflanzenteilen hergestelltes Extrakt benutzt; für die andern Versuche 
diente ein aus Malzkeimen hergestelltes Extrakt, das den Vorzug hatte, noch 
reicher an Amiden zu sein. Außer diesen Amiden wurden Trockenschnitzel, 
Stroh, etwas Strohstoff und wenig Heu gereicht, dazu Kleber, Stärkemehl, Erd¬ 
nußöl und Zucker. Es war schwer, die Tiere an diese wenig schmackhafte 
Ration zu gewöhnen, zum Teil mußte deshalb bei einigen Tieren die Ration 
auf 8 / 4 reduziert werden. Auch in vielen anderen Punkten machte die Durch¬ 
führung der Versuche große Schwierigkeiten; vor allem konnten sich einige 
Tiere nur sehr schwer an Zwangsstall und Hamtrichter gewöhnen. Unter 


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Referate. 


539 

Berücksichtigung aller dieser, den Versuch erschwerender Verhältnisse gelangte 
Verfasser zu folgendem Resultat: 

A. Setzt man die bei Eiweißfütterung erzielten Erträge — 100, so ergibt sich 
als Durchschnittswert für die in den andern Perioden erzielten Milcherträge 
folgender Durchschnittswert: 

Ertrag bei Eiweißfutter = 100, 

Milch Trockensubstanz Fett Zucker Stickstoff 

Amide 81.9 79.4 79.0 81.8 77.9 

Kohlehydrate 78.0 75.4 76.2 78.3 73.2 

Asparagin 86.3 80.8 70.5 83.9 86.2 

Ammonazetat 93.7 98.9 — 90.4 96.7 

Aus diesen Zahlen leitet der Verfasser folgende Schlußfolgerungen ab: 

1. Wirkung auf den Ertrag. Das Eiweiß gab die höchsten Erträge an 
Milch und an allen Milchbestandteilen; ein teil weiser Ersatz des Eiweißes durch 
Amide hatte eine Verminderung der Erträge zur Folge. Durch einen teilweisen 
Ersatz des Eiweißes durch Kohlehydrate wurden die Erträge noch etwas mehr 
vermindert als bei dem Ersatz durch Amide. Asparagin als teilweiser Ersatz 
für Eiweiß verminderte die Erträge auch, aber nicht ganz so bedeutend, wie 
die Malzkeimamide. Ammonazetat als teilweiser Ersatz für Eiweiß lieferte fast 
dieselben Erträge wie Eiweiß. Das aus Gras gewonnene Extrakt schien wirk¬ 
samer zu sein wie das aus Malzkeimen dargestellte. 

2. Wirkung auf die Qualität der Milch. Beim Eiweißfutter war die Milch 
etwas reicher an Trockensubstanz und wohl auch an Fett als bei den Rationen, 
die außer Eiweiß Amide oder Kohlehydrate enthielten. Bei Ammonazetat war 
die Milch von gleicher, jedenfalls nicht von geringerer Beschaffenheit als bei 
Eiweiß. Das Asparagin dagegen erzeugte eine geringwertigere, mehr wässrige 
und besonders fettärmere Milch. 

3. Ein Einfluß der verschiedenen Fütterungen auf das Lebendgewicht war 
nicht zu erkennen, wenigstens nicht mit Sicherheit; im allgemeinen schien das 
Eiweiß günstiger zu wirken als die Amide und Kohlehydrate. Auf die Be¬ 
schaffenheit des Milchfetts, soweit dasselbe durch die Refraktometerzahl zum 
Ausdruck kommt, waren die verfütterten stickstoffhaltigen Stoffe ohne Einfluß. 

B. Die Ausnutzungsversuche lieferten folgendes Resultat: 

1. In den Eiweißrationen wurde das Rohprotein und auch das Reineiweiß 
in größerer Menge verdaut als in denjenigen Rationen, in denen ein Teil des 
Eiweißes durch Amide oder durch Kohlehydrate ersetzt war, oder in denen ein 
sehr eiweißarmes Grundfutter gegeben wurde. Diese Rationen, bei denen auch 
ein Verlust von Körpersubstanz beobachtet wurde, enthielten offenbar zu wenig 
Eiweiß, sodaß eine Depression in der Verdauung eintrat. 

2. Bei den Eiweißrationen war die Menge der stickstoffhaltigen Stoffwechsel¬ 
produkte geringer als bei den andern Rationen. 

3. Bei dem Amidfutter enthielt der Kot erheblich größere Mengen von 
Eiweiß als bei den andern Rationen. Dies scheint aber nicht durch schlechtere 
Verdauung des Futtereiweißes, sondern dadurch bedingt zu sein, daß Amide 
in unverdauliche Eiweißstoffe umgewandelt worden sind. 

Diese Resultate werden dann vom Verfasser noch des weiteren in einer 
Schlußbetrachtung diskutiert. Justus Volhard . 

1415) Kellner, 0. Zur Untersuchung der Futtermittel auf ihren Gehalt an 
verdaulichem Eiweiß. (Mitteilung der landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern. 
Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Bd. 68, H. 5 u. 6, S. 463.) 

Die Bestimmung des verdaulichen Eiweißes in Futtermitteln geschieht all¬ 
gemein durch Behandeln des Futters und Kots mit saurem Magensaft. Es ist 
nun in letzter Zeit von verschiedenen Seiten auf die außerordentlich große 
Menge von Bakterien aufmerksam gemacht worden, die sich namentlich im Kot 
der Wiederkäuer finden. Dieses »Bakterieneiweiß« löst sich nicht ganz in saurem 
Magensaft. Darauf ist wohl zurückzuführen, wenn in einzelnen Fällen mehr 
pepsinunlöslicher Stickstoff im Kot gefunden wurde, als im Futter verzehrt 
wurde. Diese Tatsache verdient besondere Berücksichtigung, wenn es gilt, 

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540 


Referate. 


die Verdaulichkeit und den Nährwert nicht eiweißartiger Verbindungen fest¬ 
zustellen. Ein lehrreiches Beispiel für die Verschiedenheit, welche in den Ver¬ 
dauungskoeffizienten amidreicher Futterstoffe auftreten können, zeigen Kellners 
Untersuchungen über die Verdaulichkeit des Rohproteins von Kartoffeln am 
Hammel und am Schwein; der Verdauungskoeffizient für das Rohprotein von 6 
Kartoffelsorten betrug im Durchschnitt beim Schwein 68,8 °/ 0 , beim Hammel 
31,9 °/ 0 . Dies läßt sich nur dadurch erklären, daß beim Hammel als Wieder¬ 
käuer das Bakterieneiweiß eine viel größere Rolle spielt als beim Schwein. 
Sicher wird durch die enorme Menge von Bakterien im Verdauungskanal der 
Wiederkäuer die Stickstoffbilanz oft ganz verschleiert, ein Umstand, der bei 
Schlußfolgerungen, namentlich über den Nährwert der Amide viel mehr berück¬ 
sichtigt werden muß. Justus Volhard . 


1416) Vasiliu, Haralamb. Über das Schicksal des in den Eiweißstoffen 
enthaltenen nichthydrozylierten Benzolrings im Tierkörper. Ein neuer wichtiger 
Bestandteil des Pflanzenfresserharns. (Mitteilungen der Landwirtschaftlichen 
Institute der Königlichen Universität Breslau 1908, Bd. 4, H. III, S. 366—374.) 

In einer früheren Arbeit (diese Mitteilungen Bd. III, S. 829) hatte Verfasser 
gefunden, daß die Benzoesäure, welche aus einem Futtermittel durch Oxydation 
mit Permanganat in alkalischer Lösung erhalten und bestimmt wird, nur aus 
den Eiweißstoffen stammt. Der in (fieser Benzoesäure enthaltene Benzolring 
befindet sich an der Phenylalaningruppe des Eiweißmoleküls, also in nicht- 
hydroxylierter Form, während der hyaroxylierte Ring, wie er in der Tyrosin¬ 
gruppe vorkommt, bei der Oxydation angegriffen und zerstört wird. Die bisherigen 
Arbeiten des Verfassers über das Schicksal des nichthydroxylierten Benzolrings 
im Tierkörper haben nun folgendes ergeben: Nur ein geringer Teil des im 
Phenylalanin enthaltenen, nichthydroxylierten Benzolrings wird im Körper der 
Pflanzenfresser aufgespalten und verbrannt; der größte Teil erscheint im Harn, 
teils als Hippursäure, teils als Phenylalanin. Der größte Teil des im Phenyl¬ 
alanin enthaltenen nichthydroxylierten Benzolrings wird dagegen im menschlichen 
Körper und höchstwahrscheinlich auch in dem der Fleischfresser aufgespalten 
und verbrannt, und nur ein kleiner wird als Phenylalanin im Harn ausgeschieden. 
Das Phenylalanin übt in diesem Falle einen sehr geringen Einfluß auf die 
Hippursäurebildung aus. Ebenso verhält sich der größte Teil des in den Eiwei߬ 
stoffen enthaltenen, nichthydroxylierten Benzolrings. Diese Fragen hat Verfasser 
nun weiter bearbeitet, namentlich um über das Schicksal des in den Eiwei߬ 
stoffen enthaltenen nichthydroxylierten Benzolrings im Körper der Pflanzen¬ 
fresser vollständig klar zu werden. Die Versuche wurden zunächst an zwei 
Hammeln vorgenommen. Es ergab sich, daß von dem nichthydroxylierten Benzol¬ 
ring, welcher in dem im Körper des Pflanzenfressers zerfallenen Eiweiß enthalten 
war, 42 °/ 0 im Harn als Hippursäure erschienen, die fehlenden 58 °/ 0 werden in 
anderer Form ausgeschieden. Verfasser vermutet, daß dies in Form von Phenyl¬ 
alanin oder einem seiner Polypeptide geschehe; wenn es ihm auch nicht 
gelungen ist, diesen Körper zum Auskristallisieren zu bringen, so sprechen doch 
die andern Reaktionen zugunsten dieser Auffassung. Wenn sich die Beobach¬ 
tungen des Verfassers durch weitere Versuche bestätigen lassen, so wäre diese 
Erscheinung allerdings ftlr den ganzen Stoffwechsel von großer Bedeutung. 
Nach Berechnungen des Autors würden sich z. B. beim Rind je nach dem Ei¬ 
weißgehalt der Ration im täglichen Ham 7—40 gr Hippursäure und 14—60 gr 
Phenylalanin befinden. Für die Tatsache, daß der Benzolkem im Körper der 
Fleischfresser zerstört wird, in dem der Pflanzenfresser aber nicht, gibt Verfasser 
folgende Erklärung: Benzolsäure wird durch Permanganat in saurer Lösung 
vollkommen zerstört, in alkalischer nicht; da beim Fleischfresser infolge der 
animalischen Nahrung während der Verbrennung die sauren Produkte überwiegen, 
beim Pflanzenfresser die alkalischen, so würde sich hieraus erklären lassen, 
warum beim Fleischfresser der Benzolring zerstört wird, beim Pflanzenfresser 
nicht. Wenn diese Erklärung richtig ist, so muß sich auch beim jungen Pflanzen¬ 
fresser, welcher sich mit Milch, also animalisch ernährt, der Benzolring zerstören 
lassen; Verfasser glaubt dies bei einem diesbezüglichen Versuch am Kalb nach- 


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Referate. 


541 


gewiesen zu haben. Versuche, beim Hammel durch alkalireiche und alkaliarme 
Fütterung beide Reaktionen willkürlich eintreten zu lassen, versagten; es scheint 
demnach, als ob tatsächlich die Verbrennung im Tierkörper nach zwei Richtungen 
vor sich geht, die man bloß durch Änderung in der Alkaleszenz des Futters 
nicht beeinflussen kann. Justus VolhareL 

1417) Vasiliu, Har&lamb. Weiteres über die Hippurs&uremuttersubstanzen. 
(Mitteilungen der Landwirtschaftlichen Institute der Kgl. Universität Breslau 1908, 
Bd. 4, H. 8, S. 374—878.) Schon in früheren, von Pfeiffer und seinen Mit¬ 
arbeitern, sowie von Vasiliu veröffentlichten Abhandlungen (diese Mitteilungen 
Bd. II, S. 695, Bd. III, S. 829) wurde der Meinung Ausdruck gegeben, daß sich 
außer dem Eiweiß noch eine stickstofffreie Substanz an der Hippursäurebildung 
beteiligen müsse. In der vorliegenden Arbeit versucht nun Verfasser festzustellen, 
wie groß die Hippursäuremenge ist, welche auf jede dieser Substanzen entfällt; 
sodann teilt er auch noch einiges über die stickstofffreie Muttersubstanz, sowie 
über die Hippursäurebildung mit Die Versuche ergaben zunächst für Kleeheu: 
S / B der Hippursäuremenge stammt aus dem Eiweiß, a / 5 aus der stickstofffreien 
Muttersubstanz. Ein ähnliches Verhältnis wurde für Weizenschalen festgestellt. 
Ganz anders lag der Fall beim Wiesenheu: dort stellte sich der Anteil der stick¬ 
stofffreien Muttersubstanz an der Hippursäurebildung als etwa 15 mal größer 
heraus wie der des Eiweißes. Würde man ähnliche Fütterungsversuche und 
Berechnungen auch mit andern Futtermitteln durchführen, so würde man höchst¬ 
wahrscheinlich zu folgendem Schluß gelangen: Bei denjenigen Futtermitteln, 
welche nur verhältnismäßig kleine Mengen von Hippursäure zu erzeugen ver¬ 
mögen, wie Leguminosen, die verschiedenen ölkuchenarten, usw., überwiegt der 
Anteil des Rohproteins an der Bildung dieser Säure. Diejenigen Futtermittel, 
welche große Mengen Hippursäure liefern, z. B. Gräser, bilden den weitaus 
größten Teil der Hippursäure aus der stickstofffreien Muttersubstanz, der Anteil 
des Rohproteins ist dann nur verschwindend klein. Nach den Beobachtungen 
des Verfassers ist in der N-freien Muttersubstanz ein hydroxylierter Benzolnng 
enthalten. Vielleicht ist es Chinasäure, die ja immer im Wiesenheu gefunden 
wird, und aus der sich nach Versuchen des Verfassers im Gegensatz zur Gallus¬ 
säure im Tierkörper wirklich Hippursäure bildet, 36 °/ 0 der theoretisch berech¬ 
neten Menge. Abgeschlossen ist die Frage noch nicht Was zum Schluß die 
Bildungsweise der Hippursäure anlangt, so glaubt Verfasser nicht, daß sie beim 
Pflanzenfresser durch Fäulnis von Eiweiß entsteht, wie andere behaupten. Er 
glaubt, daß die Hippursäurebildung aus dem Eiweiß beim Pflanzenfresser haupt¬ 
sächlich im Körper selbst vor sich geht, indem bei weniger energischer Ver¬ 
brennung bloß ein Teil des Phenylalanins angegriffen und dieser nur bis zur 
Benzoesäure oxydiert wird. Auch die Entstehung der Hippursäure aus der stick¬ 
stofffreien Muttersubstanz verlegt Verfasser in die Blutbahn, nicht in den Ver¬ 
dauungskanal. Justus Volhard . 


1418) Strohmer, F. (Ref.), Briem, H. und Fallada, 0. Untersuchungen über 
das Abblatten der Zuckerrüben. (Mitteilungen der ehern, technischen Versuchs¬ 
station des Zentral Vereins für Rübenzuckerindustrie.) (österreichisch-Ungarische 
Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirtschaft 1908, 2. H., S. 175—185.) 

Die Wirkung des Abblattens auf die Zuckerbildung in der Rübe ist ver¬ 
schieden groß, je nach dem Zeitpunkt, in welchem diese Operation vorgenommen 
wird; am meisten wird die Zuckerproduktion beeinträchtigt, wenn das Ent¬ 
blättern Ende Juli bis August geschieht, weil zu dieser Zeit in der Pflanze die 
intensivste Zuckerbildung vor sich geht. Durch ein frühzeitiges vollständiges 
Entblättern wird ferner der Aschengehalt und der Rohfasergehalt in der Rübe 
erhöht, desgleichen die Qualität der Rübe wesentlich beeinträchtigt. Entblätterte 
Rüben zeigen so ziemlich dieselben Eigenschaften, wie bei Lichtmangel gezogene, 
sog. Schattenrüben. Frühere Versuche des Verfassers hatten ergeben, daß bei 
Schattenrüben eine Oxalsäureanhäufung in den Blättern stattfindet. Diese Oxal- 
säureanhäufung ließ sich auch bei den entblätterten Rüben in den nachgewach¬ 


senen, neugebildeten Blättern nachweisen; die Zunahme betraf sowohl lösliche, 
wie unlösliche Oxalate. Auch aus diesem Grund ist vorzeitiges Entblättern der 

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549 


Referate. 


Rüben nicht zu empfehlen, weil hoher Oxalsäuregehalt bei der VerfÜtterung 
schädlich wirken kann. Die Versuche werden fortgesetzt, namentlich über die 
Einwirkung des teilweisen Entblättems. Justus Volhard . 

1419) Jager, L. de. Über die Reaktion des Harns. (Joum. f. physiol. Chem. 
1908, Bd. 55, S. 481.) 

Die Arbeit nimmt frühere Untersuchungen desselben Verfassers (Ztschr. f. 
phys. Chem., Bd. 24, H. 4) wieder auf und erweitert sie. 

Zu kurzem Referat mcht geeignet. (Erscheint demnächst unter den Origi¬ 
nalien dieses Blattes.) Schiitenhelm. 


1420) Gafimann, Th. Chemische Untersuchungen der Zfthne. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 46, S. 456.) 


•/. 

Milchzähne 

Eckzäbne 

Weisheits¬ 

zähne 

Zähne 

60 jähriger 

Hundezähne 

H.O 

8,76 

8,09 

6,75 

8,27 

10,97 

Glühverlust 

22,84 

29,78 

»8,33 

21,42 

25.99 

Ca 

29.S 8 

29,78 

3»,65 

30,25 

27,23 

Mg 

0,78 

0,87 

0,80 

0,82 

0,73 

P 0 4 

40,64 

40,98 

41,48 

41,10 

39.21 

CO g 

4,12 

4,18 

5,29 

4,32 

4.50 

CI 

0,37 

0,41 

o,4 

0,24 

0,19 

K 

0,35 

o,34 

1 0,33 

0,27 

0,15 

Na 

o,54 

o,6i 

0,67 

0,61 

o,94 

N 

3,oi 

3.H 

2,71 

3." 

; 3.24 

C 


I, Qual. 8,47; 

II. Qual. 8,07 


| I. Qual. 10,05 
i II. Qual. 10,24 

H 


I. Qual. 1,71; 

II. Qual. 1,94 


| 1 . Qual. 2,74 

1 II. Qual. 2,72 


Verfasser weist vor allem auf die auffallendsten Differenzen zwischen Menschen- 
und Tierzähnen in ihrem Gehalt an Glühverlust und Kalk hin. Während die 
Menschenzähne am Kalkgehalt die Tierzähne bedeutend überragen, so zeigt 
sich gerade bei den kalkärmeren ein um so größerer Gehalt an Glühverlust 
und mit dem Fallen und Heben der letzteren geht Hand in Hand die Menge 
des Wassers. Er bemerkt, daß die zu Caries geneigten Zähne einen größeren 
Kalkgehalt aufweisen, während die widerstandsfähigeren mit größerem Gehalt 
an organischer Substanz partizipieren. Darin liegt auch die Ursache dafür, daß 
Tierzähne pathologischen Einflüssen viel länger widerstehen als Menschenzähne. 

Schittenhelm. 


1421) Palladin, W. Die Atmungspigmente der Pflanzen. (Ztschr. f. phy¬ 
siol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 207—222.) 

Paladin kommt zum Schluß, daß die Funktion der Atmungsoxydasen sich 
folgendermaßen präparieren lassen. Die Oxydasen absorbieren molekularen 
Sauerstoff und übertragen ihn alsdann aut die Atmungschromogene. Einige 
Oxydasen machen es selbständig (Laccase), andere dagegen (Peroxydase) be¬ 
dürfen der Anwesenheit eines Superoxyds (Oxygenase). 

Die Atmungspigmente wirken in Atmungsprozessen mit den Oxydasen zu¬ 
sammen; sie sind in den lebenden Pflanzen als farblose Chromogene enthalten 
und es bedarf zu ihrem Nachweis einer Steigerung der Oxydationen oder Hemmung 
der Reduktionsprozesse. Als Objekte können benutzt werden: weiße Zucker¬ 
rübe, Kartoffelknollen, Keimlinge von Vicia faba, Agaricus campestris. Der 
Saft dieser Pflanzen färbt sich erst rot, dann schwarz. Da das fragliche Pigment 
ein Abbauprodukt der Eiweißkörper ist, so muß eine weitgehende Eiwei߬ 
spaltung stattfinden. Man führt diese durch antiseptische Selbstverdauung 
herbei; gute Objekte sind Weizenkeimlinge. Zu den Atmungspigmenten ge¬ 
hören eine Reihe pflanzlicher Farbstoffe. Dieselben sind alle als Sauerstoffspeicher 
anzusehen und Verfasser schlägt vor, sie Phytohämatine zu nennen, indem er 
die Identität ihrer physiologischen Bedeutung mit derjenigen des Bluthämatins 


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Referate. 


543 


hervorhebt Verfasser spricht die Ansicht aus, daß der Zellsaft der Pflanzen als 
Pflanzenblut betrachtet werden kann. Schittenhelm . 

1422) Strangassinger, R. Über das Verhalten des Kreatins bei der Auto- 
lyse. II. Mitt (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, S. 296—321.) 

Strangassinger und Gottlieb (Ztschr. f. physiol. Chem. 1904, Bd. 42, 
S. 1) haben früher gezeigt, daß bei der Autolyse von Organextrakten und Organ- 
preßsäfteo Umwandlung zugesetzten Kreatins in Kreatinin, sowie eine Zerstörung 
beider Körper stattfindet und daß sich diese größtenteils auf Fermentwirkung 
beruhenden Vorgänge ganz allgemein in autolysierten Organen wie Leber, 
Niere, Muskel, Milz usw. abspielten. Verfasser zeigt nun, daß auch dem Lungen¬ 
gewebe die Fähigkeit zukommt, Kreatinin zu zerstören, wenn auch in weit ge¬ 
ringerem Grade als z. B. der Leber. Es zeigte sich ferner, daß unter Um¬ 
ständen der Gesamtgehalt des Blutes an Kreatin und Kreatinin bei der Autolyse 
zunimmt, so daß Verfasser vermutet, daß in demselben Vorstufen enthalten sind, 
aus denen bei der Autolyse Kreatin und Kreatinin entsteht; gibt man Gewebs- 
extrakt zum autolysierenden Blute, so ist die Zunahme des Gesamtkreatinins 
geringer. Die weiteren Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen: 
1. an hydrierendes Ferment, Kreatase und Kreatinase entfalten ihre größte 
Wirkung bei schwach saurer Reaktion. Alkalizusatz schädigt die Abbaufermente. 
Ruhiges Stehen der Reaktionslösung begünstigt die fermentativen Vorgänge. 
Toluol als Antiseptikum schädigt sie am wenigsten. Durch Protoplasmagifte, 
ferner durch Harnstoff und Kochsalz in größerer Konzentration werden die 
Fermente in ihrer Wirkung gehemmt. 2. Bei der Autolyse der Leber und des 
Blutes vom Hunde wird im Beginn Kreatin gebildet. Das Blut und die Leber 
gefütterter Hunde enthalten zur Kreatinbildung geeignetes Material in größerer 
Menge als Blut und Leber von Hungertieren. 3. Leberextrakte zerstören zu¬ 
gesetztes Kreatinin in ausgiebiger Weise. Dabei wird auch Kreatin in an¬ 
sehnlicher Weise nachweisbar. Schittenhelm. 


1428) Gottlieb, R. u. Strangassinger, R. Über die Bildung und Zersetzung 
des Kreatins bei der Durchblutung überlebender Organe. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 56, S. 322.) 

Verfasser ergänzten die Autolyseversuche durch Durchblutungsversuche an 
isolierten Organen. Diese zeigten, daß sich bei der Durchblutung mit körper¬ 
warmem dehbriniertem Blute die gleichen Veränderungen in dem Gehalte an 
Kreatin und Kreatinin innerhalb weniger Stunden abspielen, die sich bei der 
Autolyse nach tagelanger Dauer zeigen. Mit Sicherheit nehmen Verfasser als 
festgestellt an, daß Leber und Niere Orte der Kreatinzerstöruug resp. -Um¬ 
wandlung sind. Als Stätte der Kreatinbildung bezeichnen sie die Leber, die 
vielleicht intra vitam die Hauptbildungsstätte des Kreatinins darstellen. Weitere 
Versuche stehen noch aus. 

(Diese wie die vorstehenden Versuche von Strangassinger sind mit der 
indirekten kolorimetrischen Methode von Folin, welche etwas modifiziert ist, 
angestellt. Es wäre sicher zu wünschen, daß derartige Versuche durch direkte 
Isolierung und Identifizierung der Produkte kontrolliert würden. Dazu bedarf 
es allerdings der Ausarbeitung eines geeigneten und exakten Verfahrens, welches 
noch aussteht Der Ref.) Schittenhelm. 


1424) Siegfried, M. u. Reumann, G. Über die Bindung von Kohlensäure 
durch amphotere Aminokörper. III. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 54, S. 423—436.) 

In zwei früheren Mitteilungen (vgl. Ztschr. f. physiol. Chem. Bd. 44, S. 85 und 
Bd. 46, S. 402) ist der Beweis erbracht worden, daß Aminosäure und andere am¬ 
photere Aminokörper Kohlensäure bei Gegenwart von Erdalkalien oder Alkalien 
unter Bildung von Salzen der Carbaminosäuren entionisieren. Zur Beantwortung 
der Frage, ob aus einer einfachen Aminosäure bei Gegenwart von Kalkhydrat 
durch Kohlensäure quantitativ das Kalksalz der Carbaminosäure entsteht, wurde 
in der Lösung des Kalksalzes erstens die Menge der gebundenen Kohlensäure 
durch Ermittelung des beim Kochen der filtrierten Lösung abgespaltenen CaCO B 


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544 


Referate. 


und zweitens der N. Gehalt nach Kjeldahl bestimmt Das Verhältnis der auf- 
benommenen Moleküle CO a zu den Atomen N der Verbindung, der Quotient 

-jjr 5 wurde für eine Reihe von Verbindungen festgestellt Setzt man den für 

CO, erhaltenen Wert = 1, so erhält irian durch Division den Quotienten 
CO 1 

-^j- = —. Hierbei gibt x an, wieviel Atome N auf ein Molekül aufgenommene 

CO, kommen. Dies ist bei x= 1 gleich 1, wie z. B. beim Glvkokoll, das 
quantitativ in das Salz der Glykokollkarbonsäure Übergeführt wird. Beim Ar- 
ginin hingegen, bei dem nur die Aminogruppe der Seitenkette (diese quantitativ) 

reagiert, ist x = 4 und der Quotient —. Die Bestimmung des Quotienten ist 


nicht allein für Konstitutionsbestimmungen, sondern auch zur Feststellung, ob 
ein Gemenge von Eiweißspaltungsprodukten oder eine Verbindung derselben 
vorliegt, denn durch die Spaltung wird der Quotient vergrößert. Auch der 
Verlauf von proteolytischen Spaltungen läßt sich mit Hilfe der Bestimmung des 
Quotienten, der mit fortschreitender Verdauung wächst, kontrollieren. Zur Be- 

CO 

Stimmung des Quotienten werden von der zu prüfenden Substanz 0,1 —q, 5 g 


in ca. 50 ccm Wasser gelöst Zu der in Eiswasser gekühlten Lösung gibt man 
einige Tropfen einer frisch bereiteten Lösung von Phenolphthalein in Kalkwasser 
und ca. 10 ccm ebenfalls abgekühlte Kalkmilch (200 g Ätzkalk aus Marmor in 
1 Liter Wasser). Man leitet unter stetigem Ümrühren CO* ein, bis die rote Farbe 
des Indikators fast verschwunden ist gibt wieder 10 ccm Kalkmilch zu, leitet 
wieder CO, ein und schüttelt nach weiterem Zusatz von ca. 20 ccm Kalkmilch 
kräftig durch. Während des ganzen Versuches ist gut zu kühlen. Darauf wird 
abgesaugt und das klare Filtrat wird mit 150 ccm ausgekochtem Wasser ver¬ 
mischt Darauf wird zum Sieden erhitzt, nach dem Erkalten auf gewogenem 
Goochtiegel abgesaugt und bei 120° getrocknet. Die Gewichtszunahme gibt 
das gesuchte Gewicht CaCO, an. Im Filtrat wird der N nach Kjeldahl be¬ 
stimmt Bei Ausführung der Bestimmung ist Alkohol zu vermeiden, da letzterer 
bei großer Verdünnung nach Einleiten von CO, bei Gegenwart von Kalkhydrat 
und nachhengem Aufkochen CaCO, liefert, infolge Bildung von Verbindungen, 
bei denen die CO« organisch gebunden ist. Schon bei Gegenwart von 0,05 g 
Methylalkohol in 100 ccm wässeriger Lösung wird fast quantitativ */* Molekül 
CO, von 1 Molekül Methylalkohol aufgenommen und beim späteren Kochen 
abgespalten. Dieser Parallelismus hört bei der Konzentration 0,3 °/ 0 Methyl¬ 
alkohol auf, so daß bei allmählich weiteren Konzentrationen weniger als 1 /, Mole¬ 
kül CO, auf 1 Molekül Methylalkohol erhalten werden. Ähnlich wie einwertige 
Alkohole verhalten sich mehrwertige, auch verschiedene Zucker und Oxysäuren. 
Milchsäure z. B. nimmt bei Gegenwart von Ca(OH), relativ viel CO, auf. Bei 
der Prüfung verschiedener Aminosäuren zeigte es sich, daß die Aminogruppe 
der aliphatischen Aminosäuren, wie auch die methylierte Aminogruppe des 
Sarkosins quantitativ in die Carbaminogruppe übergeführt wird. Im Histidin 
reagiert nur die N-Gruppe der Seitenkette, die N-atome des Imidazolringes 
nicht Ebenso verhalten sich die Phenylaminoessigsäure und das Phenylalanin 
wie aliphatische Aminosäuren. Hingegen reagieren aromatische Aminosäuren, 
d. h. solche, welche den N mit dem Kern C verbunden haben, wie die Amino¬ 
benzoesäuren, Phenylglykokoll nur unvollkommen. Hippursäure, Guanidin, Kreatin, 
Kreatinin, die Säureaminogruppe im Asparagin, Harnstoff und Biuret reagieren 
nicht, das Arginin nur mit der Aminogruppe der Seitenkette. Einzelheiten sind 
im Original einzusehen. Brahm. 


1425) Kyes, Preston. Bemerkungen über die Lezithidbildung. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. VÜI, S. 42—46.) 

I. Die Bildung von Mastix-Lab und Kobralezithid lassen sich nicht, wie 
Michaelis und Rona behaupten, in Parallele stellen, da Mastix-Lab offenbar 
ein Gemisch von Mastix mit wieder entziehbarem und in allen seinen Haupt- 


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Referate. 


545 


eigenschaften unverändertem Lab darstellt, während Kobralezithid verschiedene 
ganz neue Eigenschaften besitzt, die dem Ausgangsmaterial nicht zukommen. 

II. Die von Morgenroth und Carpi im Gegensätze zu Kyes beobachteten 
neurotoxischen Wirkungen der Kobralezithidlösung erklärt Kyes mit wesent¬ 
lich durch den Wassergehalt der Extraktionsmittel bedingten Verunreinigungen (?). 

K. Reicher . 

1426) Kurzmann, Locher u. Tappeiner. Über die sensibilisierende Wirkung 
fluoreszierender Stoffe auf Hefe und Hefepreßsaft. Pharmak. Inst. d. Univ. 
München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. VIII, S. 47—60.) 

1. Fluoreszierende Stoffe vermögen in zerstreutem Tageslicht das Gärungs¬ 
vermögen der Hefe aufzuheben und bei stärkerer Einwirkung die Hefe zu töten. 
Auffallend ist hierbei das selektive Verhalten der lebenden Hefe einzelnen 
fluoreszierenden Stoffen z. B. Dichloranthrazendisulfonat gegenüber, welches 
offenbar infolge seiner minimalen Penetrationsfähigkeit durch die äußere Zellwand 
bei lebender Hefe ohne nennenswerte Wirkung bleibt. 

2. Bei Azetondauerhefe und noch mehr bei Hefepreßsaft rufen hingegen 

alle fluoreszierenden Stoffe starke Abnahme bis zu vollständiger Aufhebung des 
Gärungsvermögens hervor. K. Reicher . 

1427) Jantada, K. u. Jodlbauer, A. Wirkung des Lichts auf Peroxydase 
und ihre Sensibilisierung durch fluoreszierende Stoffe. 

Zeller, M. u. Jodlbauer, A. Sensibilisierung der Katalase. Aus dem 
pharmak. Institut der Universität zu München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. VIII, 
S. 61—97.) 

Die Ergebnisse beider Arbeiten lauten zusammengefaßt: 

1. Peroxydase und Katalase sind ähnlich wie andere Fermente lichtempfind¬ 
lich, und zwar sowohl gegen die sichtbaren wie gegen die ultravioletten 
Strahlen. 

2. Die sichtbaren Strahlen schädigen nur bei Gegenwart von Sauerstoff, 
die ultravioletten auch ohne ihn. 

8. Die Gegenwart von Hydroxylionen steigert die Lichtempfindlichkeit der 
Katalase. 

4. Sämtliche untersuchten fluoreszierenden Stoffe wirkten auf die Katalase 
sensibilisierend, auf die Peroxydase nur Eosin und Rose bengale, und zwar bloß 
bei möglichster Femhaltung der ultravioletten Strahlen. 

5. Bei den erwähnten Fermenten ist aber die Sensibilisierung viel geringer 

als bei Invertase und Diastase. Ä. Reicher . 


1428) Henriques, V. Die Eiweißsynthese im tierischen Organismus. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1907, Bd. 54, S. 398—422.) 

Zur Bestimmung des Grades der Hydrolyse eignet sich die bequeme und 
schnelle Methode von S. P. L. Sörensen durch Formoltitration. (Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. 7, S. 407.) Verfasser konnte durch seine Versuche nachweisen, 
daß die Einwirkung von 20proz. H 2 S0 4 auf Witte-Pepton 10 Sekunden hindurch 
bei 100° nicht imstande ist, das Pepton völlig zu spalten, da noch 10,7 °/ 0 peptid- 

f ebundener Stickstoff Zurückbleiben. Auch war noch deutliche Biuret- und 
'ryptophanreaktion vorhanden. Die 6stündige Einwirkung von 30proz. H 2 S0 4 
im siedenden Wasserbade wirkte etwas stärker, da nur 8,97 °/o peptid. N zurtick- 
blieb. Biuret- und Tryptophanreaktion fanden sich auch hier. Fenier zeigte 
es sich, daß die Trypsin Wirkung in keinem Falle weniger als 13,96°/ 0 vom Ge- 
samt-N ungespalten ließ. 

Auch die Erepsinwirkung geht sehr langsam vor sich und ist bei weiten nicht 
in 24 Stunden beendigt. Nach kombinierter Einwirkung von Pankreatin und 
Erepsin auf Fleisch während 33 Tagen bezw. 2 Monaten waren noch 6,55 °/ 0 
bezw. 4 °/ 0 des Stickstoffs an Peptid gebunden. Durch 5 monatlange Einwirkung im 
Thermostaten werden die Eiweißkörper völlig gespalten. Die mit mehreren 
dieser Verdauungsprodukte an Ratten angestellten Fütterungsversuche ergaben, 
daß völlig gespaltene Eiweißstoffe als einzige Stickstoffquelle nicht allein im¬ 
stande sind, das Stickstoffgleichgewicht im Körper herzustellen, sondern sogar 

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646 


Beferste. 


eine reichliche Stickstoffablagerung bewirken können. Diese Fähigkeit behalten 
auch diejenigen Spaltungsprodukte, die durch intensive Trypsin-+ Erepsinwirkung 
gebildet werden, selbst wenn dieselben 6 Stunden lang im siedenden Wasser¬ 
bade mit 20proz. H a S0 4 erhitzt werden. Eine I7stündige Erhitzung entzieht 
den Spaltprodukten die Fähigkeit, den Körper im Stickstoffgleichgewicht zu 
halten, wobei gleichzeitig das Ausbleiben der Tryptophanrektion bemerkbar ist. 
Spaltungsprodukte, die imstande sind, das Stickstofigleichgewicht herzustellen, 
zeigen alle eine ausgesprochene Reaktion auf Tryptophan, die dagegen in allen 
Fällen unterbleibt, wo das N-Gleichgewicht sich nicht zu Wege bringen ließ. 
Die schonendste Weise, völlige Hydrolyse von Proteinstoffen hervorzurufen, be¬ 
steht deshalb gewiß darin, erst mit Trypsin, darauf mit Erepsin zu verdauen 
und dann schließlich die gebildeten Spaltungsprodukte zirka 6 Stunden lang im 
Wasserbad mit 20proz. H a S0 4 zu erwärmen. Brahm. 


1429) Lewin, L., Miethe, A. u. Stenger, E. Über die durch Photographie 
nachweisbaren, spektralen Eigenschaften der Blutfarbstoffe und anderer Farb¬ 
stoffe des tierischen Körpers. (Pflügers Archiv der Physiolog. 1907, Bd. 118, 
S. 80—128.) 

Da die photographische Aufnahme spektraler Absorption durch Ausmessung 
nicht nur deren exakte Lagebestimmung gestattet, sondern auch die Fixierung 
der violetten und ultravioletten Teile des Spektrums gestattet, haben Verfasser 
eine große Anzahl solcher Aufnahmen gemacht. Die Spektren des normalen 
Blutfarbstoffes und seiner Zersetzungsprodukte wurde an Blut von Menschen, 
Pferden, Schweinen, Kaninchen, Fröschen und Regenwürmern, ferner reinem 
Oxyhämoglobin, dessen Umwandlungsprodukten und an reinen Blutfarbstoffderi¬ 
vaten festgestellt. Nachstehende Tabelle enthält die Werte von L 


Blut 


Hämoglobin 


Methämoglobin, neutral. 626 575 

„ alkalisch. 608 579 

Hämatin, sauer, aus Blut .659 

„ „ in Azeton.630 

„ alkalisch, aus Blut in H a O.616 

„ „ in Azeton.580 


„ Hämatin 


Sulfhämoglobin.623 

Hämatoporphyrin, sauer, aus Blut.598 

„ „ rein ... 593 571 550 540 520 

„ alkalisch, aus Blut. 624 574 

„ „ rein. 614 663 535 

Mesoporphyrin, sauer. 608 589 

„ alkalisch in NH S . . 633 615 583 560 535 


677 

637 

415 

679 

542 

415 

559 

— 

429 

570 

542 

416 

533 

499 

410 

540 

493 

415 

578 

536 

390 

540 

502 

402 

568 

540 

428 

560 

524 

380 

556 

630 

411 

558 

526 

385 

612 

567 

390 

679 

542 

423 

575 

553 

404 

510 

403 

380 

544 

509 

404 

501 

461 

388 

567 

546 

399 

501 

463 

402 


Die Untersuchungen wurden unter Benutzung der empfindlichsten, durch 
Isokol sensibilierten Perutz-Trockenplatten unter Benutzung von brennendem 
Mg-band, Nemstlampe, Zirkonlicht als Lichtquelle ausgeführt. Ein Gitterspektro- 
graph diente als Aufnahmeapparat, der die Thorpesche Abformung eines Row- 
landschen Gitters mit 15000 Linien auf den englischen Zoll enthielt Die Dis¬ 
persion verteilte 100 ßß auf der Platte in einer Breite von 1,3 cm. Auf der 
Grenze des Violetts und Ultravioletts bei A = 440 beginnend, zeigt sich trotz 
der wechselnden Lage der Absorptionsstreifen eine Konstanz, sodaß diese 
Absorption als integrierende Eigenschaft des Blutfarbstoffes anzusehen ist. Um 
den Ursprung und die Eigenschaften des Violettstreifens festzustellen, wurde der 
Nachweis versucht, ob er den Blutfarbstoffen, dem Serum oder anderen Stoffen 
zukommt. Verfasser konnte nachweisen, daß durch Amylalkohol isolierter Serum- 


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Referate. 


B47 


farbstoff ebenso wenig wie Blutserum einen Absorptionsstreifen in Violett be¬ 
sitzen. Auch bei Eiereiweiß, Eiseneiweißlösungen, ferner bei Liquor cerebro¬ 
spinalis, Humor aqueus, Liquor folliculi, Ham (schwache Absorption bei X = 508) 
wurde kein Absorptionsstreifen aufgefunden. Natürliche Melanine, Chorioideal- 
pigment, Corpora lutea (Absorption in Blau >1 = 436, 462,6, 497 vorhanden), 
Phymatorhusin (aus melanotischen Geschwüren), Pferdehaarpigment, Rinder¬ 
knochenmark (in Chloroform gelöst A = 488,8, 469,6, 438,4) zeigen die Violett¬ 
streifen nicht. 

GallenfarbstofF aus Gallensteinen zeigte keinen Violettstreifen, dagegen aus 
der Gallenblase (X = 423). Bei reinem Bilirubin fehlte der Streifen, sodaß die 
Möglichkeit der Anwesenheit von Blut nicht ausgeschlossen ist. 

Violettstreifen wurden auch bei den nachstehenden krankhaften Ergüssen 
nicht aufgefunden, ödemfltissigkeit, seröses Exsudat aus dem Herzbeutel, pleu- 
ritisches Exsudat, Hydrothorax bei Myokarditis, Ascitesflüssigkeit (bei Cirrhose 
und Lebersyphilis), Hydroceleflüssigkeit Verfasser schließen hieraus, daß Blut¬ 
semm keine Absorptionsstreifen aufweist. Der Violettstreifen scheint an den 
färbenden Bestandteil des echten Kalt- und Warmblüterblutes, an das Hämo¬ 
globin gebunden zu sein. Einzelheiten und besonders die Methodik sind im 
Original einzusehen. Brahm . 


Experimentell-klinische Untersuchungen, 


1480) Stanek, Vladimir. Bemerkung zu A. Kiesels Arbeit und Versuche 
mit dem StanSkschen Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Cholins. 

(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 64, S. 354.) 

Verfasser weist in Erwiderung auf die Bemerkung von A. Kiesel darauf 
hin, daß durch Zusatz von fein verteiltem Jod zu der Kaliumtrijodidfällung sich 
der Niederschlag pulverfbrmig abscheidet. Das Jod verwandelt die ausge¬ 
schiedenen ölförmigen Peijodide in offenbar noch jodreichere feste Substanzen 
und die Filtration verläuft anstandslos. Verfasser ist der Ansicht, daß sich seine 
Methode der Bestimmung und Isolierung des Cholins und anderen Substanzen 
auch in kleinen Mengen von Pflanzenmaterial als gut bewähren wird. Das 
pulverförmige Jod wird am besten durch Fällung emer angesäuerten Lösung 
von Jod in Jodkalien mittels Natriumnitrit gewonnen. Brahm . 


1481) Bardach, Bruno. Eine neue Reaktion des Eiweißes. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 64, S. 355—358.) 

Läßt man Jod auf Albuminlösungen bei Gegenwart geringer Mengen Azeton 
wirken, so wird durch das Albumin die Bildung von Jodoform verhindert. Da¬ 
gegen treten nach kurzer oder längerer Zeit gelbe Nädelchen auf. Auf 5 ccm 
der nicht zu konzentrierten Flüssigkeit setzt man 2—3 Tropfen einer 0,5proz. 
Azetonlösung, dann soviel Lugolsche Lösung (4 g Jod, 6 g Jodkalium. 100 ccm 
Wasser), daß eben rotbraune Färbung eintritt, dann Ammoniak im Überschuß 
(zirka 3 ccm) zu und mischt gut durch. Ein zu großer Jodüberschuß ist wegen 
der Bildung von Jodstickstonverbindungen zu vermeiden, ebenso zu geringe 
Jodmengen. Die Beobachtung erfolgt mikroskopisch nach 3 / 4 —1 ständiger Ein¬ 
wirkung. Die Empfindlichkeit der Reaktion zeigt bei den verschiedenen Eiweiß- 
körpem verschiedene Grenzen. 

Es reagierten: 


Azidalbuminat noch 

in 0,01 proz. schwachalkal. Lösung 

Protalbumose. „ 

„ 0,007 proz. „ 

»> 

Pepton . . . „ 

„ 0,03 proz. „ 

?> 

Vitellin . . * „ 

„ 0,01 proz. „ 

n 

Kasein . . . „ 

,. 0,005 proz. „ 

ti 

Leim . . . „ 

„ 0,003 proz. wässriger 

„ Brahm. 


1482) Bang, Ivar. Pepsin und Chymosin. Erwiderung an Herrn J. W. 
A. Gewin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 54, S. 359—362.) 

Verfasser weist die Einwände Gew ins zurück und kann sich den Folge- 


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548 


Referate. 


rungen, daß Parachymosin nicht ein vom Chymosin verschiedenes Enzym ist, 
nicht anschließen. Brahm. 

1438) Borchardt, L. Über die diabetische L&vulosurie and den qualitativen 
Nachweis der Lävulose im Ham. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 55, 
S. 241—259. 

Borchardt beschäftigt sich zuerst in kritischer Weise mit derSeliwannofschen 
Probe und ihrer Modifikation, besonders der Rosinschen und zeigt, daß dieselben 
sehr zweideutig und daher nicht brauchbar zum exakten Nachweis sind, weil 
sie auch ohne Gegenwart von Lävulose positiv ausfallen können. Verfasser 
hat selbst eine Modifikation ausgearbeitet, welche er für geeignet hält Die¬ 
selbe ist folgende: Einige Kubikzentimeter Ham werden im Reagenzglase mit 
derselben Menge 25 proz. (offizineller) Salzsäure und einigen Körnchen Resorzin 
einmal kurz aufgekocht; tritt Rotfärbung ein, so kühlt man unter der Wasser¬ 
leitung, gießt die Flüssigkeit in eine Schale oder ein Becherglas, macht mit 
Soda in Subsanz alkalisch, gießt in das Reagenzglas zurück und schüttelt mit 
Essigäther aus. Bei Anwesenheit von Lävulose färbt sich der Essigäther gelb. — 
Die Probe ist nur beweisend, wenn nicht gleichzeitig Indikan und Nitrite, welche 
beide eine positive Reaktion geben, vorhanden sind. Nitrit entfernt man, indem 
man den mit Essigsäure angesäuerten Urin eine Minute kocht, bevor man die 
Probe anstellt Indikan, wenn reichlich vorhanden, entfernt man, indem man 
gleiche Teile Urin und Öbermeyersches Reagens vereinigt und mehrere Male mit 
Chloroform ausschüttelt Nach Abgießen des Chloroforms wird auf 1 / a des 
Volums mit Wasset verdünnt, einige Körnchen Resorzin dazugegeben, gekocht 
und wie oben weiterverfahren. Borchardt führt Beweise für die Güte seiner 
Probe an. 

Verfasser hat dann eine Reihe Diabetikerurine (41 Fälle) auf Lävulose unter¬ 
sucht und gefunden, daß in keinem einzigen Lävulose vorhanden war. Er be¬ 
trachtet als das wesentlichste Resultat seiner Untersuchungen, nachgewiesen zu 
haben, daß für die Annahme einer Ausscheidung von Lävulose in Diabeti¬ 
kerurin kein Grund vorliegt Alle seither mitgeteilten Befunde sind einer 
Revision bedürftig und keinesfalls als Beweis für das Vorkommen von Lävulose 
im Diabetikerurin anzusehen. Schittenhelm . 


1434) Schulze, E. Über die zur Darstellung von Lezithin und anderen 
Phosphatiden aus Pflanzensamen verwendbaren Methoden. (Ztschr. f. physiol 
Chem., 1908, Bd. 65, S. 338—351.) 

Beschreibung verschiedener Methoden für Samen usw. Schittenhelm . 

1435) Grosser, P. Über das Verhalten des Chinins im Organismus. Aus 

der II. inneren Abteilung des Krankenhauses am Urban. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. VIII, S. 98-118.) 

Sowohl bei intramuskulärer Injektion als auch bei Eingabe per os schieden 
die Versuchspersonen annähernd 8—46°/ 0 des verwendeten Chinins im Urine 
aus, bloß Spuren bis 1 °/ 0 im Kote. Quantitativ war die Dauer der Ausscheidung 
bis 48 Stunden, qualitativ bis längstens 72 Stunden nach der Einverleibung fest¬ 
zustellen. Die Magenfüllung hat keinen Einfluß auf die Resorption des Chinins. 
Die Ausscheidung erfolgt teils gleichmäßig innerhalb der ersten 24 Stunden, 
teils relativ am meisten in den zweiten 6 Stunden. Das nicht wiedergefundene 
Chinin wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht im Körper zurückgehalten, 
sondern wie Durchblutungsversuche an überlebender Leber unter Chininzusatz 
zeigen, wesentlich von dieser zerstört. Der hohe Prozentsatz des eliminierten 
Chinins bei Malariakranken hängt daher vielleicht mit einer intensiveren Schädi¬ 
gung des Leberparenchyms zusammen. K. Reicher . 


1436) Pringsheim, H. Der Einfluß der chemischen Konstitution der Stick* 
Stoffnahrung auf die Gärfähigkeit und die Wachstumsenergie verschiedener 
Pilze. II. Mitteilung. Aus dem Landwirtsch.-Bakteriolog. Institut d. Universität 
Göttinnen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. VIII, S, 128—131.) 

Wie bei der Hefe hängt bei manchen Pilzen die Gärfähigkeit von der An- 


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Referate. 


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Wesenheit der Aminosäurerestgruppe im Molekül der Stickstoffnahrung ab, ebenso 
wirken solche Stickstoffquellen auf das Wachstum besonders günstig, a. Reicher . 


1487) Loewy, A. (Berlin) u. Wolf, Ch. G. L. (New-York) in Verbindung mit 
Osterberg, E. (New-York.) Weitere Untersuchungen über die Wirkung der 
Blausäure auf den Eiweißzerfall. Aus dem Tierphysiol. Inst d. Landwirtsch. 
Hochsch. zu Berlin und Comell Univ. College New-York City. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. VIII, S. 132—144.) 

Hungernden Tieren wurden mehrmals täglich frisch bereitete Zyankalilösungen 
injiziert. Daraufhin zeigte sich Steigerung des Eiweißumsatzes und des Harn¬ 
stoffs. Das Verhältnis von Harnstoff: Gesamt-N weist kein Sinken auf. Je 
schwerer die Vergiftung, desto erheblicher nimmt der Ammoniak-N ab. Der 
Amidstickstoff sinkt nur bei der schweren Intoxikation. Hamkreatinin nimmt ab, 
Kreatin tritt auf. Der nach Abzug der genannten Komponenten übrigbleibende 
Reststickstoff, der auch die Aminosäuren enthält, ist nur beim stärksten Ver¬ 
giftungsversuch gesteigert. Im Verhältnis zum Gesamtschwefel erscheint der 
Sulfatschwefel vermindert, der Neutralschwefel vermehrt. Bei der Blausäure 
stimmen also die Symptome der verminderten Oxydationsenergie mit denen 
des Sauerstoffmangels aus äußeren Ursachen nicht in allen Stücken überein. 

K. Reicher . 


1438) Feigl, J. u. Rollett, A. Zur Biochemie der Kolloide. Aus der 
experim.-biol. Abteilung des Pathol. Institut zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. VIII, S. 145-179.) 

Kolloidlösungen erhöhen ausnahmslos die Magensaftsekretion, gleichgültig, ob 
der entsprechende Körper in Jonen- resp. Metallform hemmend, indifferent oder 
steigernd wirkt. K. Reicher . 


1489) La Franca, S. Gasstoffwechsel bei urämischen Hunden. Institut 
für allgemeine Pathologie der Universität zu Neapel. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. Vm, S. 180—198.) 

Nach Unterbindung beider Ureteren wächst zunächst der respiratorische 
Quotient, fällt dann noch einmal zur normalen Höhe ab und steigt endlich vor 
der Agonie wieder bedeutend an. Die Mengen des ausgeschiedenen CO a und 
die des absorbierten O nehmen nach der Operation zu und vor dem Tode be¬ 
deutend ab. 

Nach zweiseitig ausgeftihrter beiderseitiger Nephrektomie ändert sich der 
respiratorische Quotient erst nach der zweiten Exstirpation in gleicher Kurve 
wie nach der Ureterenunterbindung. Nach Beginn der Urämie gehen also 
kompensatorisch die Oxydationsprozesse in größerem Maße und vollständiger 
vor sich und nehmen erst bei sehr schwerer urämischer Intoxikation wieder ab. 

K. Reicher . 


Klinisches. 


1440) Schütz, E. Klinische Erfahrungen über Magen-Karzinom. (Wr. med. 
Woch. 1908, Nr. 6, S. 281.) 

Was das Alter betrifft, so befanden sich von 165 Fällen 1 unter 30, 16 im 
Alter von 30—40, 51 Fälle im Alter zwischen 40—50 Jahren, 45 Fälle zwischen 
50 und 60 Jahren, 45 Fälle zwischen 60—70, 7 Fälle über 70 Jahre. Auffällig 
war die kurze Dauer der Beschwerden vor Aufnahme in den Krankenstand 
(14 Tage bis 3 Monate) bei einer großen Zahl von Karzinomatösen. Bei vielen 
Fällen waren jahrelange Attacken von Dyspepsie vorausgegangen, konstant war 
Abmagerung. 67 mal motorische Insuffizienz freie HCl fehlte in 86 Fällen, nur 
in 47 Fällen war Milchsäure nachweisbar. In 36 Fällen konnte Blut im Magen¬ 
inhalt nachgewiesen werden, Fadenbazillen waren in 48 Fällen vorhanden, 42 
mal konnte der Befund von Hefe und Sarzine angetroffen werden. Der Sitz der 
Karzinome war in 57 Fällen die Regio pylorica. Die Probelaparotomie empfiehlt 
Schütz 1. wenn die Stenosenerscheinungen andauem. 2. Bei Individuen, die 
über 40 Jahre alt sind und unter Abmagerung an dauernden jeder Behandlung 


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550 


Referate. 


trotzenden Magenbeschwerden leiden, während HCl-Schwund und Milchsäure 
vorhanden ist. 8. Beim Vorhandensein wiederholter blutiger Beimengungen im 
Magensaft oder von okkulten Blutungen. K. Gläßner . 

1441) Lipschütz, B. (Wien). Untersuchungen über Molluscum contagiosum. 
(Derm. Ztschr. 1907.) 

Histologische Untersuchungen. Unser . 

1442) Bettmann, S. (Heidelberg). Zur Frage der reflektorisch bedingten 
Hauterkrankungen. (Ebenda). 

Verfasser beobachtete mehrfach Hyperalgesien in der Unterbauchgegend nach 
urethralem Reizen, Koitus, Blennorrhoe, Pollutionen. Der Herpes genitalis recid. 
führt sich oft auf solche urethrale Reize zurück. Unser . 

1443) Pinkus, F. (Berlin). Zwei Fälle von Skierödem. (Denn. Ztschr. 1907.) 

Dermatologisch interessante kasuistische Beiträge zu diesem seltenen Krank¬ 
heitsbild. 

1444) Geyer (Zwickau). Beitrag zur Lehre von den Hauterkrankungen bei 
Neurosen. (Ebenda.) 

Einige kasuistische Mitteilungen und Sammelreferat über die hierhergehörige 
Literatur. Unser . 

1445) Herxheimer, K. u. Hübner, H, (Frankfurt). Zehn Fälle von Mykosis 
fungoides mit Bemerkungen über die Histologie und Röntgentherapie dieser 
Krankheit. (Ebenda.) 

Die Röntgentherapie stellt ein spezifisches Heilmittel gegen die Mykosis dar. 
Zweckmäßig ist eine Kombination derselben mit Arsengaben. Unser . 

1446) Jakobi, E. (Freiburg). Eine besondere Form der Trichophytie als 
Folgeerscheinung des permanenten Bades. (Ebenda.} 

Die normalerweise im Badewasser vorkommenaen Keime finden in der 
mazerierten Haut, namentlich heruntergekommener Geisteskranker ihre Wachs¬ 
tumsbedingungen. Austrocknung bringt die Erkrankung zur raschen Heilung. 

Unser . 

1447) Linser, P. (Tübingen). Ober die Epidermolysis bullosa hereditaria und 
ihren Zusammenhang mit der Raynaudschen Krankheit. (Ebenda.) 

Kasuistische Mitteilungen. Unser . 

1448) Busscher, L. Neue Versuche mit Purgen. Aus dem Bürgerhospital 
in Gand. (Wr. med. Rdsch. 1907, Nr. 50, S. 805—807.) 

Kommt zur Bestätigung der günstigen Urteile, die von anderer Seite über 
Purgen als mild wirkendes Abführmittel gefällt wurden. Der stuhlgangbe¬ 
fördernde Einfluß des Purgens (Dihydroxyphthalophenon) beruht auf der Er¬ 
zeugung einer Hypersekretion durch Reizung oder Kongestion der Darmschleim¬ 
haut. Fritz Loeb. 

1449) von Gresic, F. (Görz). Über die Behandlung des Asthma bronohiale 
mit Salizylpräparaten. (Klin.-therap. Woch. 1908, Nr. 4, S. 96—97.) 

Hat von Aspirin und Novaspirin sehr gute Erfolge bei der Bekämpfung der 
asthmatischen Anfälle gesehen. (Referent hat bei dieser Indikation das Pyrenol, 
das auch zirka 40 °/ 0 Salizyl enthält, sehr schätzen gelernt.) Fritz Loeb . 

1450) Möller, S. Beobachtungen bei der Behandlung mit Atoxyl. Aus der 
inneren Abteilung des israelitischen Krankenhauses zu Berlin. (Wr. med. Pr. 1907, 
Nr. 48, S. 1745—1749.) 

Es läßt sich mit einer ein- oder mehrmaligen Atoxyldosis eine viel längere 
Arsenwirkung im Tierkörper erzielen, als wenn man die gleiche Menge in Form 
von arseniger Säure gibt. Als ein Vorteil der Atoxyldarreichung wird weiter 
hervorgehoben (Blumenthal), daß bei Anwendung von Atoxyl das Arsen in 
statu nascendi, also intensiver, wirken kann. Bei Infektionskrankheiten dürfte 
eine direkte Einwirkung der Arsenkomponente des Atoxyls auf die Mikroben 
wohl nicht allein in Betracht kommen. Verfasser hat in einigen Fällen den 


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Referate. 


551 


Einfluß größerer Atoxylgaben auf das Blutbild bei Anämischen nachgeprüft und 
im allgemeinen eine starke Zunahme der roten Blutkörperchen nachgewiesen. 
Er bezeichnet es als beachtenswert, daß auch durch größere Atoxylgaben das 
Blut im Sinne einer ausgesprochenen Besserung beeinflußt wird, ohne daß eine 
toxische Wirkung dieser Gaben zu konstatieren ist Es wurden in einigen 
20 Fällen größere Dosen, zeitweise 0,4 g — jeden zweiten Tag subkutan — an¬ 
steigend bis 4,5 g (in einem Fall sogar noch weiter) gegeben, ohne irgend eine 
toxische Wirkung. Augenstörungen und Albuminurie, wie sie von anderer Seite 
gefunden wurden, konnte Verfasser nicht beobachten. Wichtig ist dabei, daß 
eine möglichst frische Lösung zur Verwendung gelangt. Bei einiger Aufmerksam¬ 
keit lassen sich Vergiftungserscheinungen vermeiden; es ist vollkommen über¬ 
flüssig, über eine Einzeldosis von 0,5 g pro dosi und die hinauszugehen. Ferner 
soll man über 4 g innerhalb von 14 Tagen nicht hinausgehen. Fritz Loeb. 

1451) Peters (Eisenach). Über einige praktische Erfahrungen mit »Phytin« 
speziell bei sexueller Schwäche. (A. med. C.-Ztg. 1908, Nr. 9, S. 121—123.) 

Bericht über sehr günstige Erfahrungen mit diesem auch von vielen anderen 
Autoren gelobten phosphorreichsten Kräftigungsmittel. Fritz Loeb . 

1452) Gmeiner (Gießen). Klinische Untersuchungen über die Wirkung 
modifizierter Salizylsäuren auf die Hamorgane. Folia urologica 1908, Bd. 1, 
Nr. 7.) 

Verfasser kommt auf Grund von Versuchen an Hunden und Pferden zu 
folgenden Schlußfolgerungen: 

Die Salizylsäure und ihre Abkömmlinge rufen sowohl beim Menschen als 
bei den Haustieren ständig in den Nieren und den ausscheidenden Hamwegen 
Reizungserscheinungen hervor, die einen desquamativen Charakter tragen. Der 
chronische Gebrauch der Salizylsäurepräparate bedeutet für den tierischen Orga¬ 
nismus eine ernste Gefahr. Unter den therapeutisch gebrauchten Salizylsäure¬ 
präparaten setzt das Novaspirm im tierischen Organismus die geringsten Schädi¬ 
gungen. Pincussohn. 

1453) Müller, Paul. (Leopoldshall-Staßfurt.) Ein einfaches Verfahren der 
Hamsonderung. (Folia urologica 1908, Bd. 1, Nr. 7.) 

Um den Harn einer Niere gesondert zu erhalten komprimiert man den Harn¬ 
leiter der anderen Niere an einer Stelle, wo er seitlich vom letzten Lenden¬ 
wirbel dem M. psoas major aufliegt, von den Blauchdecken aus durch eine fest¬ 
gerollte elastische Binde oder ein elastisches Gummistück (näheres im Original). 
Vorauszugehen hat gründliche Entleerung des Darmes und Blasenspülung, die 
noch einige Minuten über den Anfang der Kompression hinaus fortgesetzt wird. 
Narkose ist meist nicht nötig. Pincussohn. 

1454) Pförringer (Regensburg). Zur Röntgendiagnostik der Magenerkran¬ 
kungen. (Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen 1908, Bd. 12, Heft 1.) 

An einer Anzahl von z. T. illustrierten Fällen (Senkungen, benignen und 
malignen Tumoren, Stenosen) zeigt Verfasser die Brauchbarkeit der Röntgenunter¬ 
suchung für die Diagnose der Magenkrankheiten. Pincussohn . 

1455) Hirschfeld, H. Erythrämie und Erythrocytose. Aus dem städt. 
Krankenhause Moabit-Berlin. (Berl. Jdin. Wschr. 1907, Nr. 41, S. 1302/1305.) 

Es sind eigentümliche Krankheitsfälle beschrieben worden, die sich durch 
den Symptomenkomplex und Polyzythämie (d.h. Vermehrung der Zahl der roten 
Blutkörperchen), Milzschwellung und Zyanose auszeichneten. In allen bisher 
zur Obduktion gekommenen Fällen hat eine Plethora vera Vorgelegen. Da das 
Mark der langen Röhrenknochen durchweg in rotes Vollmark umgewandelt war, 
stand fest, daß das Knochenmark aktiv bei diesem Krankheitsprozeß beteiligt 
ist. Der Trockenrückstand im Serum war erniedrigt, das Blut war abnorm 
wasserreich, so daß die hohe Erythrozytenzahl nicht auf Eindickung des Blutes 
zurückgeführt werden kann. Das Wesentliche des ganzen Krankheitsprozesses 
scheint jedenfalls die Hyperproduktion von roten Blutzellen zu sein, eine krank¬ 
hafte Wachstumssteigerung des erythroblastischen Apparates, ein Analogon 


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562 


Referate. 


der Leukämie, die eine Hyperplasie des leukoblastischen Apparates ist Des¬ 
wegen wünscht der Autor die Bezeichnung Erythrämie. Die Polyzythämie der 
ersten Lebenstage und des hohen Klimas, die durch Stauungen bei gewissen 
Herzfehlern hervorgerufenen, die bei Vergiftung beobachteten, die neuerdings 
unter Anwendung der Kuhn’sehen Lungensaugmaske festgestellten Ver¬ 
mehrungen der roten Blutkörperchen und die Polyzythämie in allen den zahl¬ 
reichen Fällen, in welchen die Obduktion andere Ursachen als eine Hyperplasie 
des Knochenmarkes ergibt, rechnet er zu den Erythrozytosen. — Oft wird erst 
die Sektion die Differentialdiagnose stellen lassen. Bornstein . 

1466) Percival, A. L. Su di alcuni casi di ittero da maretina. (Über 
einige Fälle von Ikterus nach Maretingebrauch.) Aus dem Osp. Maggiore di 
S. Giovanni zu Turin. (Riv. crit. di Clin. med. 1907, Nr. 46, Nov.) 

Mitteilung von drei Fällen. M . Kaufmann . 

1467) Bulkley, Dunean L. (New York). Der Einfluft der Menstruation auf 
gewisse Hautkrankheiten. (Rebman Company New York und London 1906.) 

Die Menstruation beeinflußt vorhandene Hautkrankheiten meist in ver¬ 
schlechterndem Sinne. Verfasser führt eine große Anzahl klinischer Beobach¬ 
tungen dafür an. Bei der Behandlung wird auch vor Polypragmasia gynaecologica 
gewarnt Unser. 

1466) Bulkley, Dunean L. (New York). Über die Beziehungen von Haut- 
und inneren Erkrankungen. (Rebman Company New York und London 1906.) 

Verfasser weist schon seit langem darauf hin, daß Hauterkrankungen häufig 
oder meist nur Folgen und Ausdruck von Allgemeinerkrankungen, Stoffwechsel¬ 
anomalien usw. seien. Seine ausgedehnten klinischen Erfahrungen legt er in 
diesem Buche nieder. Zweifellos hat er Recht, diesen Zusammenhang zu be¬ 
tonen. Seine therapeutischen Winke in dieser Hinsicht sind sehr verständig. 
Abgesehen von klinischen Erfahrungen sucht man aher auch hier vergebens nach 
positiven Resultaten auf diesem schwierigen Gebiete. Unser. 

1469) Glückamann, G. (Berlin). Kongestive Zustande in der weiblichen Sexual- 
Sphäre und Appendizitis. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 84, S. 1080—1082.) 

Zwei Krankengeschichten, Appendizitisfälle. Der Beginn fällt mit dem ersten 
Tage der Menstruation zusammen. Eine Latenzzeit vorausgesetzt, muß diese Koin¬ 
zidenz sehr häufig sein, da die menstruelle Kongestion den Wurmfortsatz mitbetrifft, 
ihn turgeszent und rigide macht, also sehr wohl geeignet ist, eine bis dahin latente 
Appendizitis manifest werden zu lassen. Deswegen empfiehlt der Autor genaueste 
Untersuchung. Bomstein. 

1460) Almkvist, J. (Stockholm). Über die Pathogenese der merkuriellen 
Kolitis und Stomatitis. (Derm. Ztschr. 1907, Bd. 12.) 

Die durch die Fäulnisprozesse in Mundhöhle und Dickdarm aufgelockerte 
Schleimhaut läßt H a S diffundieren, da von dem im Blut kreisenden Hg gebunden 
wird. Das entstehende HgS schädigt in erster Linie die Gefäße, daher die 
Blutungen und Nekrosen. Unser . 

1461) Stern, C. (Düsseldorf). Über Neuinfektion Hereditär-Syphilitischer und 
über Reinfektion im Allgemeinen. (Derm. Ztschr. 1907.) 

Neuinfektion Hereditär-Syphilitischer ist selten beobachtet wegen der hohen 
Sterblichkeit derselben. Stern teilt einen Fall mit, der sich in den Erscheinungen 
nicht anders verhielt als ein anderer frischinfizierter. Neumfektion von Leuten, 
die in jüngerem Alter schon syphilitisch gewesen, ist häufiger als man gemeinig¬ 
lich annimmt. ' Unser . 

1462) Wolters, M. (Rostock). Hydroa vaccimformis (Bacin). (Derm. 
Ztschr. 1907.) 

Kasuistischer Beitrag, auf Grund dessen Verfasser für die Einheitlichkeit der 
durch Licht hervorgerufenen Hauterkrankungen (H. vaccinif., vesico-bullös., 
Sommerprurigo) eintritt. Unser . 


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Referate. 


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1463) Fischei tu Blaschko (Berlin). Ein weiterer Beitrag eu den strich- 
förmigen Hauterkrankungen. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 82.) 

Verfasser beschreiben eine erythematöse Hauterkrankung, die streng halb¬ 
seitig sich ausbreitend vor dem Erscheinen sich durch Jucken und Brennen an¬ 
kündigte, spontan wieder verschwand und deutliche Atrophie der Haut hinter¬ 
ließ. Die Ursache dieser Dermatitis linearis trophoneurotica wird auf eine 
Entzündung der hinteren Nervenwurzeln der betreffenden Seite zurückgeführt. 

Lxnser . 

1464) K&nitz, H. (Klausenburg). Über die Behandlung des Hautkrebses mit 
Röntgenstrahlen. (A. f. Derm. u. Syph. 1907, Bd. 82.) 

Bericht über 45 Fälle von Karzinomen der Haut, Mamma, Wangen, Lippen, 
Zunge aus der Marschalkoschen Klinik, die mit Röntgenstrahlen behandelt 
wurden. Unser. 


Immunität» Toxine» Bakteriologisches. 


1465) Eisenberg, Philipp. Über neue Wege und neue Probleme in der 
Immunit&tslehre. L Teil. Über die Anpassung der Bakterien an die Abwehr- 
krftfte des infizierten Organes. Aus dem k. k. hygien. bakteriolog. Institut der 
Universität Krakau. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 45, S. 44—49, 134—157.) 

Bei der Behandlung des Infektionsproblems wurde nach Ansicht des Ver¬ 
fassers bisher zu wenig die Rolle, welche die Anpassung der Infektionserreger 
an die Abwehrkräfte des Organismus spielt, beachtet. Durch diese Anpassung 
werden die häufig beobachteten Fälle erklärt, in denen die Erreger im immuni¬ 
sierten Organismus ein saprophytisches Dasein führen. Die neuen Eigenschaften, 
welche die Krankheitserreger im Tierkörper gewinnen können, sind Resistenz 
gegen Agglutination, Serumbakterizidie, Phagozytose, erhöhte Giftbildung (Leuko- 
toxine), stärkere Wirkung der Endotoxine, die nach Ansicht des Verfassers mit 
den Aggressinen identisch sind, Kapselbildung. Für alle diese Vorkommnisse 
werden zahlreiche Beispiele aus der Literatur herbeigezogen. U. Friedemann. 


1466) Mühsam, Richard. Über Pycoyanasebehandlung der Diphtherie. Aus 
der II. Chirurg. Abt. d. städt. Krankenh. Moabit in Berlin. (D. med. Wschr. 1908, 
Nr. 6, S. 231—234.) 

Die Pyocyanase, ein bakteriolytisches Enzym, wurde von Emmerich und 
Löw aus abgelaufenen, etwa drei Wochen alten Kulturen des B. pyocyaneus 
gewonnen, die durch Berkefeld-Filter filtriert und im Vakuum auf ein Zehntel 
des Volumens reduziert wurden. Die Pyocyanase soll nach den genannten 
Autoren die an der Infektionsstelle befindlichen Diphtheriebazillen töten, ohne wie 
starke Antiseptica die Gewebe zu schädigen. 

Mühsam hat diese Angaben zunächst in vitro nachgeprüft. Es zeigte sich, 
daß durch Zusatz von Pyocyanase zu Diphtheriekulturen eine Abtötung resp. 
Wachstumshemmung (je nach der Menge des Zusatzes) der Diphtheriebazillen 
erzielt wurde. Derartige mit Pyocyanase versetzte Diphtheriekulturen hatten 
auch im Tierversuch ihre pathogene Bedeutung eingebüßt. Alsdann hat Müh¬ 
sam die Pyocyanase am Menschen geprüft und zwar an 23 Fällen von Diph¬ 
therie; Fünf davon wurden nur mit Pyocyanase behandelt, die übrigen außerdem 
mit Serum. Die Pyocyanase wird dreimal täglich mit dem Zerstäuber auf die 
erkrankten Stellen aufgeblasen. Die Mortalität in den so behandelten Fällen 
blieb ungefähr die gleiche wie in den während desselben Zeitabschnittes ohne 
Pyocyanase behandelten Fällen. Den Hauptunterschied gegenüber der reinen 
Serumtherapie bietet das Verhalten der Beläge. Diese schmelzen vom Rande 
her zusammen und es bleibt auf den erkrankten Stellen nur noch einige Tage 
ein grau-weißer Schleier zurück. Die Temperatur zeigte kein durchaus charak- 
terisches Verhalten. Subjektiv verspürten die Patienten durch die Bestäubung 
bald Erleichterung. Starke Atemnot war bei vier Kranken, die auch mit Serum 


behandelt waren, vorhanden. Bei zweien ging sie zurück, die beiden anderen 
mußten tracheotomiert werden. Der Verfasser empfiehlt weitere Nachprüfung. 

Reiß. 

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664 


Referate. 


1467) Lucksch, Franz. Über aktive Immunifrierung des Menschen gegen 
bazilläre Dysenterie. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 46, S. 366—373.) 

Durch Injektion abgetöteter Bazillen nach der Methode von Pfeiffer und 
Ko Ile läßt sich beim Flexner-Bazillus eine Erhöhung des bakteriziden Titers im 
menschlichen Serum herbeiführen, während die Methode beim Dysenteriebazillus 
versagt. U . Friedentann. 

1468) Levy, E. u. Frau Dr. Granström-Woskoboinikow. Über die Infektion 
begünstigende, aggressinartige Wirkung der Filtrate junger Bouillonkulturen. 
Hygien. Inst der Univ. Straßburg. (Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 46, S. 360—366.) 

24stündige Bouillonfiltrate von B. pyocyaneus und Proteus wirken aggressiv. 
Die Aggressine sind hitzebeständig und nicht spezifisch. Die Verfasser lassen 
es unentschieden, ob die aggressive Wirkung durch die toxische zu erklären ist 

U. Friedemann. 

1469) Dieterlen, F. Über das Aufw&rtswandem der Bakterien im Ver¬ 
dauungskanal und seine Bedeutung für die Infektion des Respirationstraktus. 

Kaiser!. Gesundheitsamt. (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 46, S. 386—387.) 

Im Anschluß an Beobachtungen von Uffenheimer stellt Verfasser fest, daß 
verschiedene Bakterienarten (B. prodigiosus, Hühnercholera B., Tuberkelbazillus) 
bei rektaler Zufuhr den Darm hinaufwandem und in die Lungen durch Aspiration 
gelangen können. Der Versuch gelingt nur bei Pflanzenfressern. 

U. Friedentann . 

1470) Yakimoff, W. L. Zur Behandlung der Dourine. Kaiserl. Inst f. ex¬ 
perimentelle Medizin zu St. Petersburg. (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 46, S. 437—460.) 

Das Trypanrot vermag bei öfterer Injektion kranke Mäuse zu retten. Die 
prophylaktische Wirkung ist gering. Geheilte Mäuse sind nicht immun. 

U. Friedemann. 


1471) v. Loghein, J. J. Agglutinations- und Komplementablenkungsversuche 
mit Typhusimmunsera. Ein Beitrag zur Frage der Agglutinationshemmungen 
und zur Kenntnis des Typhusdiagnostikums nach Ficker. Hygien.-bakt Inst, 
d. Univ. Amsterdam. (Zbl. f. Bakt 1907, Bd. 46, S. 539.) 

Die Arbeit beschäftigt sich mit den Hemmungszonen, die häufig in normalen 
agglutinierenden Seris oder in erhitzten Immunseris beobachtet werden. Die 
Hemmungszonen in frischen Seris sind auf eine komplementartige Substanz zu- 
rückzufilhren. Bei der Erhitzung von Immunseris kann es sich nicht um eine 
partielle Zerstörung des Agglutinins, sondern um das neue Auftreten einer 
hemmenden Substanz handeln, da bei Anwendung des Fickerschen Diagnostikums 
die Hemmung nicht beobachtet wird. U. Friedemann. 

1472) Petterson, Alfred. Weitere Untersuchungen über die Bedeutung der 
Leukozyten für die Immunität. Bakteriol. Laborat. d. Karolin. Instit in Stock¬ 
holm. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 46, S. 160—166, S. 235—247.) 

Die Leukozyten mancher Tiere enthalten bakterizide Stoffe für Milzbrand¬ 
bazillen, Pneumokokken und Streptokokken. Diese Substanzen lassen sich durch 
den Plattenversuch oder durch kombinierte Injektion von Leukozyten und Bak¬ 
terien in der Meerschweinchenbauchhöhle nachweisen. Bei der Immunisierung 
erfahren sie keine wesentliche Steigerung. Das Immunserum wirkt entweder 
direkt bakteriologisch oder bakteriotrop. Im letzteren Falle tritt ein Schutz nur 
ein, wenn die Leukozyten bakterizide Stoffe enthalten. U. Friedemann. 

1473) Bächer, St. Bakteriolytisches Serum gegen Vibrionen ohne bak- 
teriotrope Wirkung. Staad, sero-therapeut. Instit. in Wien. (Zbl. f. Bakteriol. 
1907, Bd. 45, S. 166—174.) 

Ein mit dem Vibrio El-Tor hergestelltes Serum enthielt bakterizide, aber 
keine bakteriotropen Stoffe für Choleravibrionen. U. Friedemann . 

1474) Markl. Über die Antikörper des Meningococcus. (Zbl. f. Bakteriol. 
1907, Bd. 45, S. 175—178.) 

Mittels der Bordet-Gengou’schen Methode lassen sich im Meningokokken¬ 
serum Antikörper nachweisen. Der Versuch gelingt nur, wenn man mindestens 
24 Stunden alte Kulturen verwendet. U. Friedemann . 


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Reftrate. 


556 


1475) Friedberger, E. u. Moreschi, C. Über Hämolyse beschleunigende Im¬ 
munsubstanzen. Hygien. Instit. d. Univ. Königsberg i. P. und Instit. f. med. 
Pathol. d. Univ. Pavia. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 346—352.) 

Während man im allgemeinen durch Injektion eines hämolytischen Immun¬ 
serums bei einer fremden Tierart ein Antiambozeptorserum erhält, erzeugt ein 
für Kaninchenblut hämolytisches Serum von der Ziege beim Kaninchen ein 
Serum, welches die Hämolyse sehr bedeutend beschleunigt. Die beschleunigende 
Substanz wird von den sensibilisierten Blutkörperchen gebunden. Verfasser 
bringen das Phänomen mit der Überempfindlichkeit in Zusammenhang. 

U. Friedemann . 

1476) Donath, Julias u. Landsteiner, Karl. Weitere Beobachtimgen über 
paroxysmale Hämoglobinurie. Pathol.-anatom. Instit und I. Med. Klinik in Wien. 
(Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 205—213.) 

Für die Ansicht von Rostaine und Widal, daß die paroxysmale Hämo¬ 
globinurie nicht durch die Existenz eines besonderen Autolysins, sondern durch 
das Fehlen eines Antilysins zu erklären sei, ließen sich experimentelle Beweise 
nicht erbringen. Weder wirkt inaktiviertes normales menschliches Serum stärker 
hemmend auf die Hämolyse als das von Hämoglobinurikem, noch hat frisches 
menschliches Serum überhaupt hemmende Eigenschaften. U. Friedemann . 

1477) Landsteiner, Karl u. Ehrlich, Hans. Über bakterizide Wirkungen 
von Lipoiden und ihre Beziehungen zur Komplementwirkung. PathoL-Anatom. 
Instit. in Wien. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 247—257.) 

Die Extrakte tierischer Organe enthalten alkohol- und ätherlösliche bakteri¬ 
zide Substanzen, die in Gegenwart von Eiweiß in der Wärme inaktiviert wer¬ 
den. Die komplettierenden Eigenschaften des Hühnerknochenmarks für Hühner¬ 
serum gegenüber dem Milzbrandbazillus (Bail und Petterson) sind ebenfalls 
auf lipoide Stoffe zurückzuführen. Die Verfasser halten es für wahrscheinlich, 
daß auch die Komplemente Lipoide sind. U. Friedemann . 


1478) Manwaring, Wilfred H. Ghanges in the third serum component due 
to exposure to corpuscules. Pathological Laboratory of Indiana University. 
(Zbl. f. Bakteriol., Bd. 45, H. 1, 1907, S. 55—62.) 

Die hemmenden Eigenschaften, welche ein inaktives hämolytisches Immun¬ 
serum nach Digestion mit Blutkörperchen gewinnt, sind nicht durch die An¬ 
nahme praeeseistierender xister Antihämolysine zu erklären, sondern durch 
hemmende Stoffe,die aus den Blutkörperchen in Lösung gehen. Auch wässe¬ 
rige Extrakte aus Blutkörperchen haben hemmende Eigenschaften, wenn sie 
mit inaktivem Immunserum gemischt werden. U. Friedemann . 


1479) Bertarelli, E. Können die Stoffe des Tuberkels von den Antikörpern 
des Tuberkelbazillus unabhängige Antikörper erzeugen? Aus dem Instit. f. 
Hygiene d. Univ. Turin. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, B. 45, S. 62—67.) 

Werden Kaninchen mit den Milzen tuberkulöser Meerschweinchen immuni¬ 
siert, so erhält man ein Serum, das nach Entfernen der Präzipitine für Tuberkel¬ 
bazillen und normale Milz durch Beimischung von Tuberkelbazillen und Milz¬ 
emulsionen, mit Aufschwemmungen von tuberkulösen Milzen nach einem Nieder¬ 
schlag gibt. U. Friedemann . 


1480) Almquist, E. Neue Tatsachen zur Biologie der Typhusbakterie. 
(Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 491—494.) 

Läßt man Typhus-Bazillen bei Zimmertemperatur auf sterilisierter Erde 
wachsen und bringt sie dann in Kochsalzlösung, so bilden sie Kugeln (Konidien), 
die wieder zu Bazillen auskeimen. Gleichzeitig werden sie inagglutinabel und 
resistent gegen die bakterizide Wirkung des frischen Serums. Verfasser hält es 
für möglich, daß auf diesem Wege besonders virulente Rassen entstehen. Nicht 
alle Typhusstämme eignen sich zu diesen Versuchen. U. Friedemann . 

1481) Canfora, Michele. Über die Latenz der Tetanussporen im tierischen 
Organismus. Chirurgisch-patholog. Instit. d. kgl. Univ. zu Rom. (Zbl. f. Bak¬ 
teriol. 1907, Bd. 45, S. 495-501.) 

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566 


Referat#. 


Bei Tieren, die an Tetanus gestorben sind, lassen sich regelmäßig aus dem 
Blut und den Organen Tetanusbazillen züchten. Infiziert man subkutan mit giftfreien 
Sporen, so gehen dieselben ebenfalls ins Blut über und sind daselbst schon nach 
7 Stunden und bis zu 13 Tagen nachweisbar. Später lassen sich Tetanuskulturen 
noch aus den Organen gewinnen. Verletzungen, welche einige Tage nach der 
Infektion gesetzt werden, führen zum Ausbruch der Erkrankung. 

U. Friedemann. 

1482) v. Deckenbach, Konstantin. Zur Frage über die Ätiologie der Pel¬ 
lagra. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 507—512.) 

Die Pellagraerkrankung wird nach Ansicht des Verfassers durch Mais hervor¬ 
gerufen, der durch einen Pilz (Oospora verticilloides) infiziert ist 

U. Friedemann . 

1488) Fellmer, T. Veränderungen an Kagana-Trypanosomen durch Igel¬ 
passage; Instit. f. experim. Therapie an d. allgem. Krankenanstalten in Düssel¬ 
dorf. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 512—515.) 

Igel sind sehr empfindlich gegen die Infektion mit Naganatrypanosomen. 
Nach Igelpassage schwächt sich die Virulenz für Igel und für Ratten ab und 
kann auch durch weitere Rattenpassagen nicht wieder gesteigert werden. Ratten, 
die mit abgeschwächten Stämmen geimpft wurden, sind nicht immun gegen 
virulente Trypanosomen. U. Friedemann. 


1484) Eisenberg, Philipp. Über neue Wege und neue Probleme in der 
Immunitätslehre. EL Versuch einer Infektionstheorie. K. k. hygienisch-bak¬ 
teriol. Inst. d. Jag. Univ. in Krakau. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 638—659.) 

Die Arbeit enthält eine kritische Übersicht über das Tatsachenmaterial und 
die bisher vorliegenden Erklärungsversuche. Die Virulenz wird als die Fähig¬ 
keit, sich schnell dem Organismus anzupassen, aufgefaßt. Diese Anpassung wird 
in erster Linie durch morphologische Veränderungen (Kapselbildung, Verdickung 
des Ektoplasma), in zweiter Linie durch lösliche AngrifFsstoffe, zu denen Ver¬ 
fasser auch die Toxine zählt, herbeigeführt. £/. Friedemaun. 

1485) Landsteiner, Karl u. Eaubitschek, Hugo. Beobachtungen über Hämo¬ 
lyse und Hämagglutination. Pathol.-anatom. Instit. in Wien. (Zbl. f. Bakteriol. 
1907, Bd. 45, S. 660-667.) 

Trypanosomen und Bakterien enthalten alkohollösliche, koktostabile Hämo¬ 
lysine. Extrakte aus Bohnen, Linsen, Erbsen, Wicken wirken wie Rizin stark 
agglutinierend, sind aber nicht giftig. U. Friedemann. 

1486) Kraus, B. u. Euss, V. K. Über Toxine und Antitoxine des Cholera¬ 
vibrio. Experimentelle Grundlage einer antitoxischen Choleratherapie. Staatl.- 
serotherapeut. Instit. in Wien. (Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 258—269, 
S. 332—345, S. 417-436.) 

Viele Cholerastämme bilden in gewöhnlicher Fleischwasserbouillon lösliche 
Toxine. Am empfindlichsten für das Gift ist das Meerschwein, weit geringer 
empfindlich das Kaninchen, fast unempfindlich Maus, Huhn, Taube. Der Tod 
erfolgt nach 5—20 Stunden beim Meerschwein. Intravenöse und peritoneale In¬ 
fektion sind gleich wirksam, die subkutane viel schwächer. Die Gifte sind sehr 
labil. 

Die Toxine der El-Tor-Vibrionen besitzen abweichende Eigenschaften. Sie 
sind hämotoxisch. Sie töten bei intravenöser Zufuhr akut, peritoneale Injektion 
ist weit unwirksamer, am unschädlichsten die subkutane. Meerschweinchen, 
Kaninchen, Huhn, Taube sind bei intravenöser Zufuhr gleich empfindlich. Von 
der Wirkung wird in erster Linie das Herz betroffen. [Versuch am überleben¬ 
den Herzen (Rothberger)]. Die Gifte sind weniger labil. 

Bei beiden Vibrionenarten lassen sich Gifte der gleichen Wirkung auch 
mit Aqua destillata aus Agarkulturen gewinnen. 

Sowohl gegen Cholera- wie gegen die El-Tor-Toxine können immunisatorisch 
Antitoxine erzeugt werden. Die Cholerantitoxine wirken nur auf Choleratoxine, 
die El-Tor-Antitoxine hingegen auch auf die Toxine der Cholera Vibrionen und 
aller verwandten Vibrionen. 


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Referate. 


557 


Das Choleraantitoxin vermag eine ausgesprochene Infektion beim Meer¬ 
schwein nicht zu heilen, hingegen bei der weniger giftempfindlichen Maus. 
Dieser letztere Befund beweist, daß die Choleraerkrankung eine Intoxikation ist. 
Höher- und niederwertige Sera unterscheiden sich weniger durch die Verdün¬ 
nung, in der sie wirken, als durch die kurative Wirkung (Avidität!). 

Die antitoxischen Sera neutralisieren auch die Endotoxine. Die Pfeiffer¬ 
sche Unterscheidung von Endo- und Exotoxinen ist daher nach Ansicht der Ver¬ 
fasser unrichtig. U. Friedemann . 

1487) Friedberger, E. u. Pinczower, E. Über die Thermoresistenz der an 
die Antigene gebundenen Antikörper. Hygien. Instit. der Univ. Königsberg i. P. 
(Zbl. f. Bakteriol. 1907, Bd. 45, S. 352—354.) 

Typhusbakterien, die mit agglutinierendem Serum versetzt werden, sind 
nach dem Kochen nicht mehr im Stande, Agglutinin zu binden. Im Gegensatz 
zu dem freien Agglutinin ist also nach der Bindung an das Antigen die bin¬ 
dende Gruppe koktostabil. U. Friedemann . 

1488) Zebrowski, Boleslas. Sur les rapports entre la sensibilatrice hömo- 
lytique et le pröcipitogöne. Instit. bacteriologique de Liege. (Cbl. f. Bacteriol. 
1907, Bd. 45, S. 49—55.) 

Die Antiambozeptorwirkung kann durch den begleitenden Präzipitationsvorgang 
nicht erklärt werden. Verfasser fand Fälle, in denen Präzitation beobachte wurde, 
ohne daß durch das präzipitierende Serum die Ambozeptorwirkung verhindert 
wurde. U, Friedmann . 

1489) Gaupp, 0. Über die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulose. Aus der 

medizinischen Klinik der Akademie für praktische Medizin in Düsseldorf (Direk¬ 
tor: Hoffmann). (D. med. Wschr. 1908, Nr. 7, S. 275—276.) 

Von 61 sicheren Tuberkulosen reagierten 44 positiv, 17 nicht. Unter den 
letzteren waren 6 moribunde Fälle. Von den 23 verdächtigen Fällen gaben 
10 positive und 11 negative Reaktion. Von den klinisch unverdächtigen Fällen 
reagierte nicht ein einziger. Reiß. 

1490) Axamit, Oskar. Überempfindlichkeitserscheinungen nach Hefeinjek¬ 
tion. Hygien. Instit. d. deutsch. Univ. in Prag. (Arch. f. Hygiene 1907, B. 62, 
S. 15.) 

Mit einer Torulaart ließ sich leicht Überempfindlichkeit erzeugen. Dieselbe 
setzt schon nach 6 Tagen ein und dauert etwa 3—4 Wochen. Wird die Hefe 
mit Azeton abgetötet, so ist sie nicht mehr im Stande, Überempfindlichkeit 
hervorzurufen. U. Friedemann . 

1491) Rubner, Max. Elementaranalytische Bestimmung des Stickstoffs im 
Wasser. (Arch. f. Hygiene 1907, Bd. 62, S. 88J 

Die Bestimmung des organischen Stickstoffs im Wasser bildet ein wichtiges 
Kriterium zur Beurteilung des Reinheitsgrades, da sie ein Maß für die Nähr¬ 
stoffe abgibt, die dem Bakterium zur Verfügung stehen. Um auch ganz geringe 
Stickstoffmengen bestimmen zu können, hat Verfasser eine kolorimetrische Me¬ 
thode ausgearbeitet. U. Friedemann. 

1492) Korschun, S. Über eine Methode zur Bestimmung geringer Stick¬ 
stoffmengen und die Verwendung dieser Methode für die Untersuchung der 
Verunreinigung des Wassers durch organische Substanzen. Hygien. Instit. d. 
Univ. Berlin. (Arch. f. Hygiene 1907, Bd. 62, S. 92.) 

Die Einzelheiten der Methode müssen im Original nachgesehen werden. 
Das Prinzip besteht darin, daß die zu untersuchende Substanz nach Kjeldahl 
verbrannt und der Stickstoff nach Zusatz von Alkali mittels des Neßler’sehen 
Reagens kolorimetrisch bestimmt wird. Der Inhalt von Senkgruben läßt sich 
noch in 35000facher, Ham in 50000facher Verdünnung nachweisen. Etwa 0,2 mg 
lassen sich noch genau bestimmen. U. Friedemann . 

1498) Pies, W. Untersuchungen über die Wachstumsgeschwindigkeit der 
Typhusbazillen in Galle. Hygien.-bakteriol. Instit. zu Straßburg. (Arch. f. 
Hygiene 1907, Bd. 62, S. 107.) 


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558 


Referate. 


Galle ist ein ausgezeichneter Nährboden für Typhusbazillen, doch wachsen 
Coli B. darin noch besser, sodaß die Galle als Anreicherungsmittel nicht brauch¬ 
bar ist Wenn Typhus B. allein in der Gallenblase gefunden werden, so müssen 
sie also auf dem Wege der Blutbahn dorthin gelangt sein. U. Friedemann . 

1494) Grafe, E. Die Wärmetönung bei der fermentativen Spaltung der 
Eiweißkörper und des Leims. Hygien. Instit. d. Univ. Berlin. (Arch. f. Hygiene 
1907, Bd. 62, S. 216.) 

Bei der direkten kalorimetrischen Messung mit dem Rubner*sehen Kalori¬ 
meter ließ sich eine Wärmetönung nicht feststellen. U. Friedemann . 

1495) Bürgi, Emil. Über Bakterienagglutination durch normale Sera. 

Hygien. Instit. d. Univ. Berlin. (Arch. f. Hygiene 1907, Bd. 62, S. 239.) 

Während man nach der Lehre von der Vielheit der normalen Antikörper 
eine vollkommene Regellosigkeit im quantitativen Verhalten der normalen 
Agglutinine erwarten sollte, fand Verfasser eine sehr auffallende Gesetzmäßigkeit. 
Bei jeder Bakterienart ordnen sich die Tiersera nach der Stärke ihrer aggluti¬ 
nierenden Kraft in die gleiche Reihe. Bedingung ist, daß alle Versuche mit 
denselben Seris und Bakterien angestellt werden, weil andernfalls individuelle 
Differenzen störend eingreifen. U. Friedemann. 

1496) Miller, James. Kote upon the tuberculo-opsonic index of the urine 
and sweat in health and in tuberculous disease. (Opsonischer Index von 
Urin und Schweiß bei Gesunden und Tuberkulösen.) (Lancet 1908, H. 1, 
S. 998—1000.) 

Die Exkrete — Urin und Schweiß — enthalten bakterizide oder bakterio- 
trope Substanzen. Warum die so wichtigen Stoffe ausgeschieden werden, ist 
eine unbeantwortete Frage. H. Ziesche . 

1497) Mc Campbell, F. Eugene and White, David S. The ophthalmo tuber- 
culin reaction in cattle. (Die Augentuberkulinreaktion bei Kälbern.) (The Joum. 
of experim. med. 1908, Ba. 10, Nr. 2, S. 232—237.) 

Die Ophthalmoreaktion ist für die Diagnose der Tuberkulose beim Rinde 
von einiger Bedeutung. Bei tuberkulösen Tieren entsteht eine fibrinöse Kon¬ 
junktivitis innerhalb 6—8 Stunden, erreicht das Maximum in der Zeit von 
16—24 Stunden und verschwindet innerhalb 48 Stunden. 

Die Reaktion ist bei den Tieren ausgesprochener, die noch nicht auf Tuber¬ 
kulose reagiert haben; bei Kälbern, die subkutan geimpft worden waren, ist sie 
in ihrer Intensität nur wenig herabgesetzt. 

Bei weiter vorgeschrittenen Tuberkulosen war die Reaktion geringer. 

Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Verlust des Appetites und Gewichts¬ 
abnahme traten nicht ein. H . Ziesche\ 

1498) Besredka. Toxicitö des sörums thörapeutiques. (Über die toxische 
Wirkung der therapeutischen Sera.) (Ann. de l’inst. Past., Nr. 10, Oktober 1907.) 

Die toxische Wirkung therapeutischer Sera vermag durch intrazerebrale In¬ 
jektionen bei sensibilisierten Meerschweinchen gut dosiert zu werden. Am 
stärksten toxisch ist das Serum direkt nach dem Aderlaß, um dann allmählich 
weniger giftig zu werden. Lüdke . 

1499) Laveran u. Thiroux. Sur le röle de la rate dans les trypanosomim- 
ses. (Über die Rolle der Milz in den Trypanosomenerkrankungen.) (Ann. de 
l’inst. Past., Nr. 8, August 1907.) 

Die aus der Milz mtra vitam oder kurz nach dem Tode erhaltenen Trypano¬ 
somen verhalten sich in ihrem Aussehen den aus der Zirkulation gewonnenen 
gleich. In vitro besitzt der Milzextrakt keine lytischen Eigenschaften für die 
Trypanosomen. Bei entmilzten Tieren geht die Entwicklung der Trypanosomen 
ohne Störung von statten. Lüdke . 

1600) Sehleißner, Felix. Die allergische Reaktion als Hilfsmittel zur Dia¬ 
gnose der Tuberkulose im Kindesalter. Kinderklinik Franz-Joseph-Hospital, Prag. 
(Prag. med. Woch. 1908, Nr. 4, S. 41—43.) Fritz Loeb. 


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Referat«. 


559 


1501) Bouffard. La Baldri. Trypanosomiase animale des territoires de la 
boucle du Niger. (Baleri, eine Trypanosomenerkrankung bei den Tieren am Niger.) 
(Ann. Pasteur, Jan. 1908, Nr. 1.) 

Unter Baleri ist eine Trypanosomenerkrankung in der Gegend des Niger 
zu verstehen, die zuerst von Cazalbou bei Pferden und Rindern beobachtet 
wurde. Die Krankheit wird den Flußufem des Bani, des Volta noire und ihrer 
zahlreichen Nebenflüsse entlang gefunden. Die Infektion bei Pferden zeigt die¬ 
selben Krankheitssymptome wie andere Trypanosomenerkrankungsformen: 
Intermittierende Temperatur, schleimig-eitriger Nasenkatarrh, Konjunktividen, 
Keratitiden, Augentränen. Die Krankheitsdauer betrug 2—5 Monate. Bei Eseln 
bricht die Krankheit ohne prägnante Symptome aus; bei Hunden sind Ödeme 
besonders ausgeprägt und ist die Krankheitsdauer erheblich kürzer, fünf bis 
vierzehn Tage. In allen Fällen wurden die Erreger im Blut nachgewiesen. Bei 
der künstlichen Infektion erwiesen sich Hund und Katze am empfänglichsten. 
Als Erreger wurde das Trypan. Pecaudi gefunden, als Infektionsträger besonders 
die Glossina palpalis und Gl. tachinoi'des erkannt Lüdke. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 


1502) Zange, Johannes. Die Bedeutung des Atoxyls für die Behandlung 
der Syphilis. (Diss. Halle-Wittenberg. 1908, 34 S.) 

Das Gesamtergebnis der Untersuchungen ist folgendes: 

Das Atoxyl hat sich nicht als so harmlos erwiesen, als man anfangs glaubte. 
Es besitzt vielmehr recht erhebliche toxische Nebenwirkungen, die seiner Ver¬ 
wendung gewisse Grenzen setzten. Es kann zwar unzweifelhaft alle syphi¬ 
litischen Erkrankungsformen günstig beeinflussen, die primären, sekundären, 
tertiären und auch die malignen. Hierbei scheint es sich nicht allein um eine 
tonisierende und roborierenae Wirkung zu handeln, sondern außerdem auch um 
eine spezifische Beeinflussung des syphilitischen Krankheitsprozesses, ähnlich wie 
beim Quecksilber. Trotzdem ist das Atoxyl dem Quecksilber auch nicht im 
entferntesten an die Seite zu stellen. Denn seine Wirkung auf Primäreffekte 
und sekundäre Syphilide ist unregelmäßig, unsicher und selbst im günstigsten 
Falle eine unvollkommene. Außerdem scheinen Rezidive häufig und sehr früh¬ 
zeitig aufzutreten. Wesentlich günstiger ist die Wirkung des Atoxyls auf die 
maligne Lues, dürfte aber von einer Kalomelinjektionskur wohl übertroffen 
werden. Was endlich die tertiäre Lues anlangt, so bedeutet hier das Atoxyl 
entschieden einen Fortschritt in der Behandlung. Denn unter seiner Wirkung 
ist Heilung in Fällen beobachtet worden, die sich Hg und JK gegenüber 
refraktär verhalten haben. Immerhin ist es auch hier nicht das Mittel der Wahl, 
sondern es ist erst dann anzuwenden, wenn die üblichen Behandlungsmethoden 
im Stich gelassen haben. Die Ergebnisse der Tierversuche ließen eine Präventiv¬ 
wirkung erhoffen. Die Resultate der klinischen Beobachtungen am Menschen 
haben das aber in keiner Weise bestätigt und geben auch für die Zukunft 
keinerlei Aussicht auf Erfolg. Fritz Loeb. 

1508) Steinsberg, Leopold (Franzensbad.) Über Jodglidine und praktische 
Erfahrungen mit demselben. (Allg. med. Central-Ztg. 1908, Nr. 12, S. 167—168.) 

Bericht über sehr günstige Erfahrungen bei Arteriosklerose, Myokarditis, 
Nikotinherz, Angina pectoris, Asthma cardiale. Bei beginnender Arterioklerose 
hat sich Jodglidine als Prophylaktikum vorzüglich bewährt. Fritz Loeb . 


1504) Lungwitz, Hans (Berlin.) Ein Ersatzmittel des Phosphorlebertrans in 
der Therapie der Rhachitis. (Th. d. G., März 1908, Nr. 3.) 

Lungwitz empfiehlt unter dem Namen »Rhachisan« ein Ersatzmittel des 
Lebertrans folgender Zusammensetzung: Lebertran 30,0, freie Fettsäuren, durch 
Verseifung aus Lebertran hergestellt 1,0, Jod, an freie Fettsäuren gebunden 0,1, 
Lezithin 0,8, Nukleine 1,75, Eisen, organisch an Ovovitellin gebunden 0,3, 
Mannit, der die Verbindung des Eisens mit dem Vitellin vermittelt 12,0, Glyzerin 
und Alkohol ää 5,0, destilliertes Wasser ad 100,0. Der Phosphorgehalt beträgt 


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560 


Referate. 


0,05 °/ 0 ; das Ganze ist eine dauernd haltbare Emulsion; die Tagesdosis beträgt 
3 X täglich 10 g. Die bisherigen klinischen Ergebnisse lauten dahin, daß das 
Präparat ohne Widerstreben genommen wird und sich anscheinend am Kranken¬ 
bett bewährt. M. Kaufmann. 


Bücherbesprechungen. 

1505) Abhandlungen aus dem Gebiete der Tierhaltung. Von Dr. W. Müller, 
Administrator am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig, und 
Dr. G. v. Wendt, Laborator am Physiologischen Institut der Universität Helsing- 
fors. 1. Heft. Wie füttert der Landwirt zweckmäßig Rübenblätter? Ein 
Beitrag zur Kenntnis der Ursachen der durch Rübenblattfütterung hervorgerufenen 
Übelstände. (Berlin 1908, P. Parey.) 

Nach einer Einleitung über die wirtschaftliche Bedeutung der Rübenblätter 
für die Landwirtschaft bespricht Verfasser die bei der Verfütterung von Rüben- 
blättem beobachteten Nachteile, und die Ansichten über ihre Ursachen und 
Bekämpfung. Die Nachteile äußern sich erstens am Gesundheitszustand der 
Tiere. Frische, sowie eingesäuerte Blätter erzeugen leicht Durchfall; hin und 
wieder wird sogar ein Vergiftungsfall durch Rübenblätter erwähnt. (111. Landw. 
Zeitung 1899, Nr. 7, Milchzeitung 1905, Nr. 9.) Auch Knochenbrüchigkeit und 
Verkamen ist beobachtet worden. Auch die Milch und deren Produkte scheinen 
durch Rübenblattfütterung in der Qualität ungünstig beeinflußt zu werden. 
Man hat die in den Rübenblättem enthaltene Oxalsäure für diese ungünstige 
Wirkung verantwortlich gemacht, und Kalkzusatz, als Carbonat oder Phosphat 
empfohlen. Verfasser gelangt nun zu der Ansicht, daß die Oxalsäure zwar 
Durchfall und Vergiftungserscheinungen bewirken kann, in den meisten Fällen 
aber bei normaler Rübenblattfütterung an der Entstehung des Durchfalls wenig 
oder gar nicht mitwirkt. Er verfütterte an Rindvieh Gaben von 160 gr Oxalsäure 
pro Tag, entsprechend einer täglichen Ration von 75 kg Rübenblättem, in Form von 
Kaliumoxalat, ohne Durchfall zu erzeugen; der oft schon bei kleinen Rübenblatlgaben 
beobachtete Durchfall wird also mcht von Oxalsäure, sondern von andern 
Stoffen verursacht. Verfasser glaubt, daß sich hin und wieder auf den Blättern 
durch Vermittlung von Bakterien giftige Toxine bilden, welche als Erreger der 
Durchfälle zu bezeichnen sind. Er begründet diese Auflassung damit, daß 
Rübenblattwaschwasser, welches ursprünglich virulent war, durch Salzsäure, 
bis 0,03 °/o, nichts an Virulenz einbüßte, wohl aber durch Kochen ganz un¬ 
schädlich wurde. Damit würde sich auch erklären, daß die giftige Wirkung 
durch Kalkzusatz nicht aufgehoben wird. Wie weit diese Auffassung begründet 
ist, werden weitere Versuche erst bestätigen müssen; vorläufig dürfte es sich 
empfehlen, die Rübenblätter bei mindestens 100 0 zu trocknen und dann erst zu 
verfüttern, ein Verfahren, das jetzt schon häufig da angewandt wird, wo es sich 
mit geringen Kosten durchführen läßt. Justus Volhard. 

1506) Die Therapie der Wiener Spezial&rzte. Bearbeitet von den Fachärzten 
Wiens. Herausgegeben von O. O. Fellner. Berlin 1908. Verlag von Urban 
und Schwarzenberg. Preis 6,40 Mk. 

Der Inhalt des Buches umfaßt die medikamentöse und chirurgische Therapie, 
die internen und chirurgischen Komplikationen der Schwangerschaft, das Hei¬ 
ratsverbot vom internen geburtshilflichen Standpunkt und die Physikalische 
Therapie. Der erste Teil, welcher natürlich der überwiegende ist und 340 Seiten 
umfaßt, ist sehr übersichtlich alphabetisch nach Krankheiten eingeteilt; die übr¬ 
igen Teile bilden gewissermaßen den Anhang (110 Seiten), der aber infolge 
seiner sorgfältigen Durchführung nicht weniger wertvoll ist. Es ist überaus 
dankenswert, daß an dem Buche so zahlreiche Kenner von Spezialgebieten Teil 
genommen und in ihm ihre erprobten Rezepte und Heilmethoden dem weiteren 
ärztlichen Interessentenkreise zugänglich machen. Dadurch ist es besonders für 
den Praktiker eine Fundgrube zweckmäßiger Therapie, welche infolge der 
ausgezeichneten Anordnung des Stoffes zu einer allgemeinen Benutzung ganz 
besonders geeignet erscheint. Schittennelm. 

Für die Redaktion verantwortlich: Proieeeor ür. A. Sehittenhelm, £rlangen,Bohlenplate 7. 

Eigentflmer and Vorleser Urban k 8eh waraen berg in Berlin and Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn fn Weimar. 



ZENTRALBLATT 

fttr di« 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 

N. F. III. Jahrg. 1. Augustheft 1908 Nr. 15 

HAohdruok verboten. 


Original-Artikel. 

Ober die Bedeutung der Harnazldlmetrie. 

Von 

Dr. L. de Jager, prakt Arzt zu Stiens (Niederland). 

Der Haraazidimetrie kann bis jetzt eine praktische Bedeutung kaum bei¬ 
gelegt werden. Wir wissen, daß der Ham sauer reagiert, daß diese Reaktion 
vor allem verursacht wird durch zweifach saure Phosphate, daß die Ausscheidung 
eines sauren Harnes der Beweis ist, daß im Organismus Säuren gebildet werden, 
zu deren Sättigung nicht eine ausreichende Menge Alkali anwesend ist, es gibt 
Methoden, um die Azidität des Harnes zu bestimmen, aber was man eigentlich 
an diesen Methoden hat, ist schwer zu sagen. Wenn man eine vermehrte 
Säurebildung im Körper vermutet, so wird nicht die Hamazidität, sondern der 
Gehalt an Ammoniak im Ham bestimmt. 

Daraus geht schon hervor, daß den bis jetzt bekannten Methoden zur Be¬ 
stimmung der Hamazidität keine große Bedeutung beigelegt werden kann. 
Es liegen einige systematische Untersuchungen über die Hamazidität vor, welchen 
ein gewisser Wert nicht abgesprochen werden kann: von Kalantarianz (1), 
Folin (2), Vozarik (3); aber die Ergebnisse geben keinen Einblick in die Säure¬ 
produktion im Körper, was doch aus der Azidität des Harns hervorgehen muß. 

Man muß sich zuerst klar machen, was man eigentlich mit dieser Be¬ 
stimmung vorhat 

Die Nieren sind die Organe, welche die Zersetzungsprodukte aus dem 
Körper entfernen. Doch scheint mir diese Umschreibung der Nierenfunktion 
nicht genau. Die Nieren sollen die Zusammensetzung des Blutes und dadurch 
auch dieselbe des ganzen Organismus konstant erhalten. Es werden im Organismus 
fortwährend saure Körper gebildet Dadurch wird die Blutalkaleszenz und damit 
das kohlensäurebindende Vermögen des Blutes abnehmen. Es ist die Aufgabe 
der Nieren, diese Verbindungen aus dem Körper zu entfernen, so daß dadurch 
die Blutalkaleszenz wieder hergestellt werden soll. Wenn mit der Nahrung 
eine ausreichende Menge Alkalien eingeführt wird, um die gebildete Säure zu 
sättigen, so brauchen die Nieren nicht dafür zu sorgen, und es verschwinden 
aus dem Ham die Körper, welche bei saurer Nahrung darin enthalten sind. 

Diese Körper sind neben anderen Verbindungen mit saurem Charakter die 
zweifach sauren Phosphate und das Ammoniak. Es wäre am einfachsten, wenn 
die im Organismus gebildeten Säuren sofort von den Nieren entfernt würden. 
Selbstverständlich ist das nicht möglich, weil im Blute keine freien Säuren an¬ 
wesend sein können, weil sie sofort von dem Karbonat gesättigt werden. Dieses 
zu sagen scheint etwas überflüssig. Doch ist der Ausdruck: »im Blute kreisende 

V. F. UL Uktg. 36 

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Original-Artikel. 


Säuren« noch ziemlich geläufig und es ist noch nicht lange her, daß bei der 
Rhachitis und Osteomalazie die Anwesenheit freier Milchsäure angenommen 
wurde. Und noch jetzt soll bei der Azidose aus komplizierteren Verbindungen 
von den gebildeten Säuren Ammoniak abgespalten werden. Quod absurdum! 
Ebensowenig wie die Knochen von freier Milchsäure entkalkt werden können, 
ebensowenig können freie Säuren Ammoniak abspalten aus Eiweißkörpern oder 
Aminosäuren. Die freien Säuren sind, bevor sie diese Wirkung ausüben können, 
schon lange vom fixen Alkali des Blutes oder der Gewebe gesättigt 

Fortwährend werden im Körper Säuren gebildet. Die dadurch verursachte 
Abnahme der Blutalkaleszenz wird von den Nieren wieder aufgehoben. 

Wenn wir vorläufig die Verbindungen mit saurem Charakter bei Seite 
lassen, so haben wir folgendes: Das Blut enthält fixes Alkali, welches sich 
abwechselnd verbindet mit Kohlensäure, Phosphorsäure und Eiweißkörpem. Im 
von Kohlensäure gänzlich befreiten Blute (durch Evakuieren) ist das Alkali an 
Eiweißkörper gebunden und als Na 2 HP0 4 anwesend. Es bleibt immer noch 
etwas Karbonat anwesend. Wird das Blut von Kohlensäure gänzlich gesättigt, 
so enthält es NaHCO a und NaH 2 P0 4 , während kein Alkali mehr an Eiweiß ge¬ 
bunden ist. Im lebenden Blut hat man es mit einer mittleren Stellung zu tun. 
Es scheint noch zweifelhaft zu sein, ob das Natriumphosphat bei der Kohlen¬ 
säurebindung eine Rolle spielt. Wenn kein Phosphat anwesend wäre, so kann 
man sich die Sache so vorstellen, daß das fixe Alkaliatom abwechselnd auf- 
genqmmen wird von Kohlensäure und von Eiweißkörpern. Es hängt nur ab 
von der Kohlensäurespannung, ob die eine oder die andere Verbindung anwesend 
ist. In den Lungen bindet sich das Alkali an das Eiweiß, um beim weiteren 
Kreislauf wieder zu Karbonat zu werden. Ob nun das Natriumphosphat sich 
direkt an der Kohlensäurebindung beteiligt, ist schwer zu sagen. Es sind neben¬ 
einander anwesend bei einem gewissen Gehalt an Kohlensäure: Na*HP0 4 , 
Na 2 CO a und eine Natriumeiweißverbindung. Kommt mehr Kohlensäure dazu, 
so muß diese gebunden werden von einer dieser drei Verbindungen. Welche 
dieses ist, ist davon abhängig, ob sich das Eiweiß, NaH 2 P0 4 oder NaHCO s , als 
die stärkere Säure erweist. Wenn alles Alkali als Karbonat anwesend ist neben 
Na 2 HP0 4 , so ist es immerhin noch möglich, daß vom Eiweiß ein Atom Na 
dem Phosphat entzogen wird. Wo nun der Kohlensäuregehalt des Blutes so groß 
ist, daß neben dem gebundenen immer noch absorbierte Kohlensäure anwesend 
ist, da ist es höchst unwahrscheinlich, daß kein NaH 2 P0 4 entstehen sollte. Von 
schwach sauren Körpern wie Harnsäure, Casein wird dem Na 2 HP0 4 Alkali entzogen. 
Es entsteht ein Gleichgewichtszustand, wobei nebeneinander saure und neutrale 
Körper anwesend sind. Ebenso werden auch im Blute nebeneinander neutrale 
und saure Karbonate und Phosphate anwesend sein. Es braucht selbst das 
strömende Blut kein NaH 2 P0 4 zu enthalten. Ebenso wie in den Lungen von 
den sauren Körpern C0 2 in Freiheit versetzt und sofort eliminiert wird, ebenso 
kann in den Nieren NaH 2 P0 4 , ausgetrieben werden. Wo das Blut normaliter 
Na 2 HP0 4 enthält, da wird durch die Ausscheidung von NaH 2 P0 4 fixes Alkali 
im Blute Zurückbleiben, wodurch die abgenommene Blutalkaleszenz wieder her¬ 
gestellt wird. 

Nach dieser Anschauung wird also von den Nieren nicht die überschüssige 
Phosphorsäure ausgeschieden, sondern der saure Teil des Phosphats und die Phos¬ 
phatausscheidung ist ein Mittel des Organismus, die Blutalkaleszenz zu erhöhen. 


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Original-Artikel. 


563 


In zweiter Linie wird eine Abnahme der Blutalkaleszenz ausgeglichen von 
der Ammoniakausscheidung. Daß das Ammoniak von sauren Körpern abgespalten 
werden würde, erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Es ist eben nicht denkbar, 
daß bei Anwesenheit von fixem Alkali in der Form von Karbonat und Phos¬ 
phat, selbst starke Säuren Eiweiß destruieren sollten. 

Man braucht diese hypothetische Zersetzung nicht, wo die Sache sehr ein¬ 
fach zu erklären ist. Es entsteht bei dem Eiweißumsatz immer Ammoniak, das 
zu Ammoniumkarbonat und späterhin zu Harnstoff wird. Wenn man zu einer 
Lösung von NaClAmmoniumbikarbonat hinzusetzt, so entstehen NaHC0 8 und 
NH 4 CL Der Versuch ist leicht anzustellen. Zu einer konzentrierteren Lösung 
von NaCl (NaHCO s ist in 11 Teilen Wasser löslich) setzt man Ammonia liquida 
und führt CO a hindurch; sobald das NH 8 von CO a gesättigt ist, fällt NaHCOs 
aus. Viel leichter gelingt der Versuch mit CaCl* oder BaCl 9 weil diese Karbo¬ 
nate fast unlöslich sind. Während bei einfachem Karbonat folgende Umsetzung 
stattfindet: 

Na,C0 3 + 2NH 4 C1 = (NH 4 ), CO s + 2 NaCl 
was schon Rumpf und Kleine (4) angegeben haben, hat, wenn mehr Kohlen¬ 
säure hinzukommt, das Umgekehrte statt: 

(NH 4 )*C0 3 + CO a + 11*0 = 2 nh 4 hco 8 
NH 4 HC0 8 + NaCl = NaHC0 3 + NH 4 C1. 

Dasselbe wird im Blute stattfinden. Eingeführtes Salmiak wird, wenn es 
im Blute aufgenommen ist, zu Ammoniumkarbonat, während bei zunehmendem 
Kohlensäuregehalt umgekehrt wieder Salmiak entsteht durch Umsetzung des 
NH 4 HCO s und NaCl. Daraus ergibt sich, daß Ammoniaksalze ebenso wirken 
wie die freien Säuren, was seit Walters Zeit bekannt ist. Es ist aber auch 
klar, daß der Säureanteil früher im Ham erscheint als das zugleich eingeführte 
Ammoniak. Durch die Zersetzung des NfLCl mit dem Blutkarbonat, hat die 
Blutalkaleszenz abgenommen, dadurch nimmt der relative Kohlensäuregehalt zu 
und die umgekehrte Umsetzung zu NILCl und NaHCO a findet statt. Das Sal¬ 
miak wird von der Niere ausgeschieden. Das bei Einfuhr von Salmiak später¬ 
hin ausgeschiedene NH S ist nicht das eingeführte, sondern ist nur der Beweis, 
daß durch die Salmiakaufnahme die Blutalkaleszenz abgenommen hat. Ganz 
dasselbe ist der Fall bei Einfuhr nichtoxydationsfähiger Säure und bei Säure¬ 
bildung im Körper. Durch die dadurch verursachte Verarmung des Blutes an 
fixem Alkali, nimmt die Kohlensäurespannung zu; das Ammoniumkarbonat, 
das sonst zu Harnstoff weiter umgesetzt wird, zersetzt das NaCl und durch die 
Ausscheidung des NILCl nimmt die Blutalkaleszenz wieder zu. Die Ammoniak¬ 
ausscheidung überdauert daher die Säurewirkung. Aus dieser Betrachtung 
geht ohne weiteres hervor, daß es bei Säurebildung im Körper nicht möglich 
sein wird, durch Zunahme des Ammoniaks die fixen Alkalien gänzlich zu 
schützen. Eppinger (5), der den Beweis geliefert hat, daß der vermeintliche 
Unterschied der Säurewirkung gegenüber zwischen Herbi- und Camivoren nur 
der Ernährung zuzuschreiben ist, was schon früher von Winterberg (6) gezeigt 
worden war, gelang es Herbivoren gegen Säure zu immunisieren durch Ein¬ 
spritzung von Aminosäuren, aus welchen Verbindungen im Blute NH 3 abgespalten 
wird. Es gelang ihm aber selbstverständlich, nicht die fixen Alkalien gänzlich 
zu schützen. Es wird nicht von den Säuren selbst NH 3 aus diesen Verbindungen 
abgespalten, sondern durch das aus den Aminosäuren entstandene Ammoniak 

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564 


Original-Artikel. 


wird durch Zersetzung des NaCl dem Blute aufs neue fixes Alkali zugeführt 
Die Ammoniakausscheidung ist nicht der Ausdruck einer bestehenden Azidose, 
sondern es wird durch die Ammoniakausscheidung das Blut an fixem Alkali 
angereichert Ich kann Moritz (7) nicht beistimmen, wenn er annimmt, das 
Ammoniak könne im Ham an organische Säure gebunden sein. Es verbindet 
sich das NH S immer mit jener Säure, mit welcher es das am leichtesten ver¬ 
flüchtigende Salz bildet, es entsteht also bei Anwesenheit von CO,: (NH 4 ) a COj, 
bei Anwesenheit von HCl Salmiak. Dieses erklärt die der freien Säure gleiche 
Wirkung der Ammoniaksalze. Nur wo eine Basis anwesend ist, welche mit der 
flüchtigeren Säure eine weniger lösliche Verbindung bildet, kehrt sich dieses 
Verhältnis um. Es ist NaHCO s weniger löslich als NH 4 HCO 8 , welche erstere 
Verbindung sich denn auch bei Kohlensäureüberschuß im Blute bildet, wie 
oben gesagt. 

Ich werde unten weiter darauf zurückkommen. 

Außerdem werden von dem Ham noch Körper mit saurem Charakter ent¬ 
fernt, welche im Körper entstanden sind und nicht von Alkali gesättigt werden. 

Die Hamazidität ist der Ausdruck der im Körper gebildeten Säuren. Anstatt 
diese Säuren selbst zu bestimmen, kann man versuchen eine Methode zu finden, 
welche den Gehalt an fixem Alkali, welche durch die im Ham ausgeschie¬ 
denen Verbindungen im Blute zurückgelassen worden ist, ergibt, denn es ist dem 
Blute ebensoviel Säure zugeführt worden, als die Anreicherung an fixem 
Alkali durch die Harnausscheidung beträgt. Durch je ein Äquivalent PO4 und 
NH a des Harns wird je ein Atom Na im Blute Zurückbleiben. 

Die Hamazidität setzt sich zusammen aus drei Komponenten: 

1 . dem Gehalt an zweifach sauren Phosphat, 

2 . dem Gehalt an Ammoniak, 

8 . dem Säurewert der anderen sauren Körper. 

Bei gleichbleibendem Gehalt an Ammoniak würden 1 . und 8 . genügen. 
Bei der von mir angegebenen Methode zur Aziditätsbestimmung des Harnes ( 8 ) 
habe ich schon darauf hingewiesen, daß bei genauen Bestimmungen dem 
Ammoniakgehalt Rechnung getragen werden muß. Spätere Versuche und Über¬ 
legungen haben mich gelehrt, daß die Bestimmung des Ammoniakgehalts nicht 
unterlassen werden darf. 

Obige theoretische Betrachtungen, zu welchen ich nach und nach auf Grund 
längerer Versuche gekommen bin, werde ich mit Beweisen zu stützen versuchen. 
Ich habe es vorgezogen, meine Schlußfolgerungen zuerst mitzuteilen, weise 
aber darauf hin, daß die Theorie aufgebaut ist auf Versuchen und daß nicht um¬ 
gekehrt die Versuche nur angestellt sind, die Theorie zu stützen. 

Die Methoden zur Bestimmung der Hamazidität gehen sämtlich darauf hin, 
die Menge Alkali zu erforschen, welche erforderlich ist, um alles Phosphat in 
einfach saures Phosphat Überzuführen. Es wäre leicht, die dazu erforderliche 
Menge Alkali titrimetrisch zu bestimmen, wenn der Ham nur Alkaliphosphate 
enthielte. Es enthält der Ham aber auch Kalk und Magnesia, welche die Be¬ 
stimmung ungemein erschweren. 

Bevor ich zur Kritik der bekanntgemachten Methoden übergehe, scheint es 
mir angebracht, etwas näher auf das Verhalten der Phosphate in Flüssigkeiten 
einzugehen. 

Wenn man zu einer Phosphorsäurelösung eine Base hinzufließen läßt, so 


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Original-Artikel. 


565 


entstehen nacheinander MH*P0 4 , M,HP0 4 und M 8 P0 4 , während außerdem 
noch basische Phosphate von der allgemeinen Formel M 8 P0 4 (MO)n gebildet 
werden können. So ganz einfach ist die Sache aber nicht (9). Mit Alkalien 
werden die drei Phosphate in der genannten Reihenfolge gebildet Wenn man 
aber Phosphorsäure titriert mittelst Ca(OH) a so entsteht nicht, nachdem alle 
Phosphorsäure zu Ca(H 9 P0 4 ) a geworden ist, wie es sein sollte CaHP0 4 , aber 
es entsteht sofort Ca 8 (P0 4 ) 9 . Vielleicht dissoziiert das entstandene CaHPCh 
sofort zu Ca 8 (P0 4 )* und Ca(H s P0 4 )a. Das Resultat ist aber dasselbe. Zugleich 
entsteht zwar auch CaHP0 4 , aber nur in konzentrierteren Lösungen. Je ver¬ 
dünnter die Lösung ist, je vollständiger wird alles Phosphat sofort zu Ca 8 (P04) 1 . 
Man kann sich leicht davon überzeugen. Setzt man zu einer Suspension von 
CaHPC >4 Kalkwasser hinzu, so kommt keine Verbindung zu Ca 8 (P04) 8 zustande, 
das Filtrat enthält Ca(OH), und erst nach längerer Einwirkung ensteht Ca 8 (P0 4 )*. 
Titriert man aber Phosphorsäure mit Kalkwasser, so bleibt die Flüssigkeit sauer 
bis alles Phosphat zu Ca 8 (P0 4 ) 9 geworden ist 

Um dieses Verhalten zu zeigen, eignet sich am besten das Phenolphthalein. 
Dieser Indikator wird gerötet von normalen Phosphaten. Titriert man mit NaOH, 
so wird die Probe rot, sobald die ersten Spuren Na 8 PC >4 auftreten. Weil nun 
die Kalkphosphate außer dem zweifach sauren Phosphat unlöslich sind, so tritt, 
wenn man Phosphorsäure mittels Kalkwasser titriert, erst Roträrbung auf, 
wenn freie Ca(OH)* anwesend ist Weil in diesem Fall nicht CaHPCh aber 
Ca 8 (P04) t gefällt wird, so braucht man beim Titrieren von Phosphorsäure mit 
Kalkwasser l 1 / 9 mal soviel Lauge bis zur Rotfärbung, als wenn NaOH benutzt wird. 

Noch verwickelter sind die Verhältnisse, wenn Alkaliphosphate mit Kalk¬ 
wasser oder Kalkphosphate mit Natronlauge titriert werden. Es entstehen dann 
immer nebeneinander Na*HP04 und Ca 8 (P04)t. Welche Umsetzungen dabei 
platzgreifen, möge dahingestellt bleiben, die Gesamtreaktionen sind folgende: 

NaHjPO. + NaOH = Na,ÖP0 4 + H s O 

4 NaH,P0 4 + 3 Ca(OH), = Ca„(P0 4 ), + 2 Na*HP0 4 + 6 H s O 

8 Ca(H*P0 4 )* + 8 NaOH = Ca,(P0 4 )i + 4 Na*HP0 4 + 8 H*0 

Ca(H*P0 4 )» + 2 Ca(OH), = Ca s (P0 4 )» + 4 H,0. 

Es verhält sich also die verbrauchte Menge Lauge in obiger Reihenfolge wie 

Die von Huppert ( 10 ) angegebene Reaktionen 

Ca(H»P0 4 ) 1 + 4 NaOH = Ca(Na,P0 4 ) t + 2H.O 

3 Ca(NatP0 4 ) 9 = Ca 8 (P0 4 )t + 4 Na 8 P0 4 

und 

NaH f PO i + Ca(OH) t = CaNaP0 4 + 2 H t O 

3 CaNaPO* = Ca 8 (P0 4 ), + NajPO* 


kommen zwar bei einem überschüssigen Zusatz von Lauge vielleicht zu stände, 
aber es entstehen immer zuerst Ca 8 (P0 4 ) t und Na t HP0 4 . 

Ich habe eine ganze Reihe Bestimmungen gemacht und zu derselben 
Phosphorsäurelösung abwechselnd NaOH und Ca(OH)* hinzugesetzt Wenn 
Huppert recht hatte, so müßte Rotfärbung immer mit derselben Menge Lauge 
erreicht werden. Die Azidität wird aber höher gefunden, als wenn nur mit 
NaOH titriert wird und niedriger als beim Titrieren mit Ca(OH) t . Nicht nur 
durch NaOH, aber auch durch Zusatz von Natriumkarbonat wird aus Ca(H 9 P0 4 )* 


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566 


Origin&i-ArtikeL 


neben Na*HP0 4 Ca 3 (P0 4 ) a gebildet. Es ist bekannt, daß durch Natriumkarbo¬ 
natzusatz aus Phosphorsäure kein Na 8 P0 4 gebildet wird, sondern daß dazu 
NaOH erforderlich ist Aus zweifach saurem Kalziumphosphat wird aber 
Ca 8 (P0 4 )* gebildet Ich löste CaHP0 4 in Salzsäure und setzte Natriumbikarbonat 
hinzu. Das Filtrat enthält Na*HP0 4 , es ist kein Kalk gelöst, während der 
Niederschlag aus Ca 3 (P0 4 ) a besteht. Es konnte kein Na s HPO entstanden sein, 
wenn nicht ein kalziumreicheres Phosphat sich gebildet hatte, aber die Analyse 
bestätigte überhaupt die Bildung von Ca 3 (P0 4 )*. Es kann dieses nur auf einer 
Dissoziation des CaHP0 4 beruhen, weil durch Bikarbonat kein Trikalziumphos- 
phat gebildet werden kann. Man hat also folgende Umsetzungen: 

2CaHP0 4 + 2 HCl = Ca(H.,P0 4 )* + CaCl* 

Ca^PO,)* + 2 NaHCOs = CaHPO, + Na t HPO* 

4 CaHP0 4 = Ca a (P0 4 )* + Ca(H*P04) 4 
Na*HP0 4 + CaCl 9 == CaHP0 4 + 2NaCl 


usw. 


Wie Kalziumphosphate verhalten sich im allgemeinen Barium- und Magnesium¬ 
phosphate. Nur entsteht, wenn man zu Natriumphosphatlösungen Ba CI« hinzusetzt 
und mit NaOH titriert, mehr BaHP0 4 , sodaß Rötung von Phenolphthalein auf- 
tritt lange bevor alles Phosphat zu Ba 3 (P0 4 ) a geworden ist Zwar entfärbt 
sich die Flüssigkeit bei einigem Zuwarten, aber es ist die Menge der erforder¬ 
lichen Lauge nicht zu bestimmen, weil sich neben Ba s (P0 4 )2 hei weiterem Zusatz 
noch Bariumreichere Verbindungen zu bilden scheinen (11). 

Auf diesem Grund sind die Methoden von Maly (12) und von Hoffmann(13) 
zur Bestimmung der Harnazidität wertlos. Maly setzt eine überschüssige Menge 
NaOH hinzu, fällt mit BaCl* und titriert mit HCl bis zur neutralen Reaktion 
zurück. Je mehr Lauge hinzugesetzt wird, je größer die Azidität gefunden 
wird, weil je nachdem BaHP0 4 oder Ba 8 (P0 4 ), + Ba (OH)* gebildet wird. 
Hoffmann setzt BaCl t hinzu und titriert mit Barytwasser. Für diese Methode 
gilt dasselbe, nur wird die Azidität immer zu niedrig ausfallen. 

Auch Magnesiumphosphat gibt weniger genau die Endreaktion an als 
Kalziumphosphat und es tritt Rotfärbung auf, bevor noch alles zu Mg 3 (P0 4 )s ge¬ 
worden ist. Daß hier nur MgHP0 4 gebildet wird wie beim Bariumphosphat, 
glaube ich nicht Es ist Mg 3 (P0 4 )a löslicher als das Ca 8 (P0 4 )*, sodaß Phenol¬ 
phthalein bei Anwesenheit von Magnesiumphosphat von dem gelösten Tri- 
magnesiumphosphat gerötet wird, ohne daß freies Alkali zugegen ist. 

Folin (14) behauptet, daß gar kein Mg 3 (P0 4 )* gebildet werde und auch 
nach Moritz (15) ist der Einfluß der Magnesia gering. Dasselbe geht aus 
seinen Versuchen auch deutlich hervor. Doch möchte ich einige Versuche mit- 
teilen, aus welchen hervorgeht, daß die Magnesiaphosphate nicht so ganz un¬ 
schuldig sind. 

Von Magnesiumsalzen wird wenig Einfluß geübt 

Eine verdünnte Phosphorsäure erforderte 15,75 N/10 NaOH; nach Zusatz von 
100mg MgSOj, welche 16mg MO enthalten, 16,4 ccm; mit MgCl* 17ccm. Obwohl 
der Einfluß nicht geleugnet werden kann, ist derselbe. aber nicht sehr groß. 
Eine Lösung von Mg(H*P0 4 ),, welche in lOccm 79,5 mg P,0 5 enthält, erforderte 
11,2 ccm N/10 NaOH, d. h. die berechnete Menge zur Bildung von MgHP0 4 . 

Im Ham aber liegen die Verhältnisse anders. 

20 ccm Ham erfordern 5,1 ccm N/10 NaOH. Nach Zusatz von 500 mg MgS0 4 


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Original-Artikel. 


667 


sind 6,6 ccm, mit MgCl a aber 8,4 ccm N/10 NaOH erforderlich. Noch auffallender 
ist das Verhalten von Mg (H,P0 4 ), im Ham. 

Folgende Versuche sind angestellt mit 10 ccm der obengenannten Lösung 
von Mg(H a P0 4 ) a und 20 ccm Ham, welche zur Neutralisation 6,1 ccm N/10 
NaOH erforderte. Wenn man beide mischt, so mußte die Azidität dieselbe 
bleiben, d. h. 5,1 ccm +11,2 = 16,3 ccm N/10 NaOH. Das Gemisch ergab aber eine 
Azidität von 19,7 ccm N/10 NaOH. Ganz dasselbe war der Fall, wenn ich zu 
der Magnesialösung 16,3 ccm Lauge hinzusetzte und jetzt den Ham dabeifugte, 
oder umgekehrt zum Ham dieselbe Menge NaOH zugab, und Mg(H a P0 4 ) a hin¬ 
zusetzte. In beiden Fällen war noch 3,4 ccm N/10 zur weiteren Neutralisation 
nötig. Aus der, bei der Besprechung der Kalziumphosphate gegebenen Gleichung 
läßt sich berechnen, daß diese 3,4 ccm einem Gehalt von 3 x 0,34 x 2,0 (Aeq. 
Gew. des MgO) = 20,4 mg MgO entsprechen. Die Magnesiumphosphatlösung 
enthält 22,4 mg MgO. Dieser Unterschied zwischen reinen Lösungen und das 
Gemisch von Phosphat und Ham wird verursacht durch den Ammoniakgehalt 

Eine andere Lösung von Magnesiumphosphat, welche in 10 ccm 88 mg 
P a O ß enthielt, erforderte bis zur Rotfärbung von Phenolhpthalen 12,3 ccm N/10 
NaOH. Wenn ich 100 mg NH4CI hinzusetzte, war 18,8 ccm Lauge erforderlich. 

Dieselbe Phosphatlösung zu 20 ccm Ham, welche 5,9 ccm Lauge erforderten, 
zugesetzt, ergab eine Azidität von 22,4 ccm anstatt der berechneten 5,9 +12,3 = 

18.2 ccm Lauge. Dieser Zunahme entspricht ein Zusatz von 0,42 x 3 x 20 = 

25.2 MgO, während 24,8 mg zugesetzt war. 

Es wird in diesem Fall nicht Mg 8 (P0 4 ) a , sondern Tripelphosphat gebildet. 
Die dazu erforderliche Menge Lauge ist etwas größer, weil in dem Salmiak 
die NH 8 von Na eingenommen wird. Anstatt: 

3 Mg(H a P0 4 )a + 8 NaOH = Mg 8 (P0 4 ) a + 4Na a HP0 4 
Mg (H 2 P0 4 ) 2 + NILC1 + 3 NaOH = MgNH4P0 4 + Na*HP0 4 + NaCL 

Es würde also noch mehr Lauge zur Neutralisation von Magnesiumphosphat 
erforderlich sein als zu Kalziumphosphat, wenn die Umsetzung vollkommen 
wäre. Es besteht nun zwar ein Unterschied. Während das Ca 8 (P0 4 ), sofort 
entsteht, muß man, wenn Magnesiumphosphat bei Anwesenheit von NHUCl 
titriert wird, einige (bis 15) Sekunden warten, bis sich die Flüssigkeit plötz- 
ich wieder entfärbt und zur Endreaktion bei weiterem Titrieren farblos bleibt. 1 ) 

Wie groß der im Ham durch Magnesium verursachte Fehler sein wird, ist 
nicht im voraus zu bestimmen, weil der Gehalt an NH 3 dabei auch eine Rolle spielt. 

Es wird wohl niemand Nägeli (16) beipflichten, der jeden Einfluß der Erd¬ 
phosphate leugnet. 

Nach Vozarik (17) würde nur Kalziumphosphat die Azidität erhöhen, und es 
würde der dadurch verursachte Fehler etwa 4 °/ 0 betragen. Nach meiner Berechnung 
wird dieser Fehler durch die gleichzeitige Anwesenheit von MgO auf 11,6 °/ 0 er¬ 
höht. In meinen Versuchen habe ich aber diesen Fehler auf das Phosphat be¬ 
rechnet, auf 16,2 °/ 0 . Diese Berechnung lasse ich hier beiseite. Nun läßt sich 
aber dieselbe Erhöhung der Azidität aus den weiteren Versuchen Vozariks (19) 
berechnen. Zur Berechnung des Phosphorsäuregehalts aus der gefundenen 
Azidität mittels Phenolphthalein, gibt er für 50 ccm Ham die Gleichung y = 

l ) Es läflt sich in reinen Lösungen von Ammoniumsalzen durch Zusatz von Mg(H a P0 4 ) 1 
titrimetrisch der Gehalt an NH t genau bestimmen. Mit Harn bekam ich keine genauen Resultate. 

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668 


Original-Artikel. 


166 z + 0,6, in welcher y die Azidität in ccm Zehntelnormalsäure, z den Ge¬ 
halt an P*0 6 in Grammen bedeuten soll. Aus der Gleichung geht hervor 


_ _ 1 _ _ Ofl 

X — 166 y 166 

oder 

_3_ _ 13 

X — 600 y 600 


oder in Milligrammen z = 6 y — 3,6 oder besser z = 6 (y — 0,6). Für 100 ccm 
Ham würde die Gleichung lauten: z = 6 (y —1,2). Ich werde weiter unten 
die Unzulässigkeit dieser Gleichung zeigen, möchte aber jetzt darauf hinweisen, 
daß nach Vo zarik die Azidität zerfällt in eine Konstante (für 50 ccm Ham 0,6) 
und einen Anteil für die Phosphate. Zur Umbildung von zweifach zu einfach 
saurem Phosphat müßte man mit 7,1 multiplizieren. Es würde dann die Glei¬ 
chung nicht (y = 166 z + 0,6, sondern y == 141 z + 0,6 lauten müssen. Die 
Konstante bleibt dieselbe. Der Anteil des Phosphats an der Azidität ist also 
18,3 °/ 0 größer, als wenn nur Alkaliphosphat anwesend wäre. 

Durch die Anwesenheit der Erdphosphate wird die Azidität des Harns zu 
hoch gefunden und zwar um so mehr, je höher der Gehalt an Erdphosphaten ist 

Daß letzteres in der Tat der Fall ist, geht aus einer früheren Versuchsreihe 
hervor (20). Ich berechnete täglich, um wie viel die bei einfacher Titrierung ge¬ 
fundene Hamazidität zu hoch war und konnte daraus den Gehalt am Erdphos¬ 
phaten berechnen. Nach dem oben gesagten wird auf diese Weise zu wenig 
Erdphosphat berechnet, weil das Magnesiumphosphat nicht ganz zu tertiärem 
wird. In demselben Ham fällte ich die Erdphosphate durch Zusatz von Am¬ 
moniak. Es ist dieser "Bestimmung zwar wenig Wert beizulegen, weil man 
nicht weiß, in welcher Form die Erdalkalien gefällt werden, aber zur Verglei¬ 
chung sind die gefundenen Zahlen brauchbar. Die Magnesia ist jedenfalls an¬ 
wesend als Tripelphosphat, das Kalkphosphat z. T. als Doppelsalz, sodaß dieser 
Niederschlag mehr P*0 5 enthält, als wenn die Erdalkalien als tertiäre Phosphate 
gefällt worden wären. Ein mit NaOH erhaltener Niederschlag enthält weniger 
P,Oft, als mit NH*. Nach meiner Berechnung wird also zu wenig, bei der Am¬ 
moniakfällung zu viel Erdphosphat gefunden, aber die nach beiden Methoden 
gefundenen Zahlen werden eine gewisse Übereinstimmung zeigen müssen. Daß 
die Zahlen sich ganz decken, ist abgesehen von Titrierfehlem nicht zu er¬ 
warten, weil, wenn relativ viel MgO anwesend ist, der Unterschied zwischen 
beiden Zahlen höher sein wird, als bei relativ hohem Kalkgehalt 

Die Übereinstimmung der berechneten und bestimmten Zahlen, ist genügend, 
um zu beweisen, daß die Azidität bei einfacher Titrierung relativ hoch sein 
wird bei hohem Gehalt an Erdalkalien. Es verhalten sich die Zahlen ungefähr 
wie 2:8. 

Ich teile nicht alle Zahlen mit, einige mögen genügen: 


bestimmt 

1,056 

0,987 

0,855 

0,729 


berechnet 

0,639 

0,640 

0,583 

0,461 


bestimmt 

0,669 

0,750 

0,792 

0,712 


berechnet 

0,449 

0,497 

0,552 

0,473 


Einige Male war der Unterschied größer, aber im allgemeinen sind die 

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Originäl-ArtikeL 


6S9 


Zahlen, welche ich an 24 Tagen bekam, wie die mitgeteilten, welche ich will¬ 
kürlich herausgenommen habe. 

Es sind mehrere Methoden angegeben, um den Einfluß der Erdalkalien zu 
eliminieren. 

VonMaly und Hoffmann ist versucht, nun alles Phosphat in Bariumphos¬ 
phate überzuführen, aber obwohl theoretisch richtig, haben diese Methoden 
sich, wie oben gesagt, als unrichtig herausgestellt 

Ebenfalls theoretisch vollkommen richtig ist die Methode von Freund (21), 
welche lange Zeit für brauchbar gegolten hat. Durch Zusatz von BaCl, wird 
aus einem Gemisch von einfach und zweifach sauren Phosphaten das einfach 
saure als Ba HPO4 gefällt Es wird filtriert und in dem Filtrat das zweifach 
saure Phosphat bestimmt 

In einer früheren Arbeit (22) habe ich den Beweis beigebracht, daß die Me¬ 
thode nicht, wie man bis dahin annahm (23), einen etwas zu großen Gehalt 
an einfach saurem Phosphat angibt, sondern daß im Ham, auch wenn gar kein 
einfach saures Phosphat anwesend ist, dennoch durch BaCl»zusatz BaHPO* 
gefällt wird. Meine Versuche, welche von Arnstein (24) bestätigt wurden, ergaben, 
daß ein Teil des Phosphats (vermutlich mechanisch) von dem Bariumsulfat nieder¬ 
gerissen wird, ein anderer Teil aber als BaHPO« ausfällt durch eine Umsetzung 
mit Urat Setzt man zu einer Mischung von NaHjPO« und Natriumbiurat- 
BaCl, hinzu, so entstehen Ba(H*P 04 )a und Bariumbiurat, welche sich gegenseitig 
zersetzen, sodaß freie Harnsäure und BaHPO« entstehen. Diese Zersetzung 
kann unter dem Mikroskop leicht verfolgt werden. Ganz so verhalten sich 
Ca(H 1 PÜ 4 )a und CaUrat. Es wird deshalb nach der Freund-Lieblein’schen 
Methode im Ham mehr einfach saures Phosphat gefunden werden, als anwesend 
war. Dasselbe ist einige Jahre später nochmals von Folin (26) entdeckt 
worden. Ich versuchte eine andere Methode. Wenn man zu einer Lösung von 
Phosphaten Salzsäure hinzusetzt, bis alles Phosphat zu zweifach saurem geworden 
ist, und darauf BaCl 2 hinzusetzt, so ist das Phosphat anwesend als Ba(H a P04)a. 
Wird jetzt Natriumlauge zugesetzt, so wird sich die Bildung von BaHP 04 
durch eine Trübung kundgeben. Die Differenz der zugesetzten Menge HCl und 
die bis zum Auftreten der ersten Trübung erforderlichen Menge NaOH ergibt, wie¬ 
viel HCl verbraucht worden war, um alles Phosphat in zweifach saures zu ver¬ 
wandeln. Mit reinen Phosphatlösungen gab mir die Methode ziemlich gute 
Resultate. Es ist zwar der Zeitpunkt, wo die erste Trübung auftritt, nicht ganz 
leicht zu bestimmen, wie A r nstein (26) angibt; auch entsteht nach diesem Autor die 
Trübung oft nicht sogleich. Wenn aber die Lösung einfach saures Phosphat 
enthält, so wird die Flüssigkeit sicher getrübt werden, wenn die anfangs zuge¬ 
setzte Salzsäure durch die äquivalente Menge NaOH neutralisiert worden ist. 
Als ich denselben Versuch mit Ham anstellte, wobei es erforderlich ist, den 
nach dem BaCl^zusatz entstandenen Niederschlag von BaSO« abzufiltrieren, 
so blieb das Filtrat noch ganz klar, wenn ebenso viel NaOH zugesetzt worden 
war, als der Salzsäure entsprach. 

Wenn der Ham einfach saures Phosphat enthält, so ist es unbegreiflich, 
wie dieses durch BaCl s nicht mehr gefällt wird, wenn nach einander Säure 
und Lauge zugesetzt worden sind. 

Auf demselben Prinzip beruht eine von Joulie angegebene Methode (27) 
dessen Arbeit mir nicht im Original zum Gebote stand. Derselbe setzt dem 

H. F. IIL JakrR. Digitized by 37 >gk 




570 


OrigiaaliArtikeL 


Harne eine Lösung von Zuckerkalk hinzu, bis eine Fällung auftritt Dieses wird 
der Fall sein, wenn die eventuell anwesende freie Säure gesättigt worden ist 
und sich CaHPO« gebildet hat Es wird nach dieser Methode nur die an¬ 
wesende freie Säure bestimmt, aber außerdem ist die Methode nicht anzuem¬ 
pfehlen. Die nämliche Entgegnung, als gegen meine Methode, daß das Auf¬ 
treten der ersten Trübung schwer wahrzunehmen ist, ist auch gegen diese 
Methode beizubringen, aber während BaHPO« fast unlöslich ist, ist dieses bei 
CaHPO« nicht der FalL Es kommt nicht die Trübung zu Stande, wenn CaHP0 4 
gebildet ist, aber wenn soviel anwesend ist, daß die Hambestandteile es 
nicht mehr zu lösen vermögen. Dieser Methode gegenüber würde ich die 
meinige aufrecht erhalten, aber als Methode empfehle ich auch letztere nicht, 
weil sie überflüssig ist Doch möchte ich einige Versuche mitteilen, welche 
ich im Anschluß an diese Methode angestellt habe. 

Ein Ham mit einem Gehalt von 61,5 mg P*0 6 in 20 ccm ergab nach der 
Methode von Freund 48,5 mg, d. h. 70,0 °/ 0 als zweifach saures Phosphat 

(Ich setzte zu 20 ccm dieses Harnes 10 ccm einer 10 proz. BaCl t lösung 
und titrierte das Filtrat) 

Zu 20 ccm Ham wird 10 ccm N /10 HCl und 10 ccm 10 proz. BaCl s zugesetzt 
und zum Filtrat 10 ccm N /10 NaOH. Das Filtrat bleibt klar und enthält 54 mg 
P a O# d. h. 87,8 °/ 0 . 

Zu 20 ccm Ham werden nach einander zugesetzt 10 ccm N /10 HQ, 10 ccm 
10 proz. BaClt und ohne zu filtrieren 10 ccm N /10 NaOH. Das Filtrat enthält 
56 mg P f O ft , d. h. 91 °/ 0 . 

Dieser Versuch unterscheidet sich nur insoweit von der Freund’schen Methode 
daß HCl und NaOH hinzugesetzt worden sind. Und doch ist das einfache saure 
Phosphat verschwunden. Es wird zwar nicht alles P a 0 6 im Filtrat gefunden, 
aber dieses erklärt sich schon aus dem nach Nägeli (28) imumgänglichen Verlust 
beim Filtrieren und aus dem Sulfatniederschlag. Es wäre nun immerhin mög¬ 
lich, daß die Zunahme des NaCl das BaHPO« gelöst halte. Ich wiederholte den 
Versuch und benutzte anstatt NaOH Baryt wasser. Das Resultat war dasselbe. 

20 ccm Ham, enthaltend P,06, ergaben nach Freund 60,5 P f 0 6 als zwei¬ 
fach saures Phosphat, d. h, 72 °/ 0 . 

20 ccm Ham +12,4 N /10 HCl+ 10 ccm 10 proz. BaCl s werden filtriert, zum 
Filtrat 12,4 N /10 Ba(OH)t hinzugegeben. Das klarbleibende Filtrat enthält 77,5 mg 
P t O ft , d. h. 92,8 °/ 0 . 

Wenn vor dem Zusatz von Barytwasser nicht filtriert wurde, fand ich 78 mg 
P,0 5 oder 92,2 °/ 0 . 

Ich habe in meiner ersten Arbeit die Sache ganz zu erklären geglaubt 
und der Hauptsache nach sind meine Versuche von Arnstein bestätigt worden. 
Doch scheinen mir die Verhältnisse noch verwickelter zu sein. Denn als ich zu 
Ham 12,6 ccmN'lO HCl hinzusetzte und bevor BaCl a hinzugegeben wurde, die 
Säure wieder neutralisierte mit 12,6 ccm N /10 Ba(OH)„ fand ich im Filtrat in 
20 ccm Ham 40 g P 9 0 6 , d. h. 89,9 °/ 0 der anwesenden 44,5 g P 9 O* während 
nach Freund im Filtrat 33 g P*0 5 = 74,1 °/ 0 gefunden wurde. 

Ich habe, wenn ich nach Freund untersuchte, immer ungefähr 30 °/ 0 zwei¬ 
fach saures Phosphat gefunden. Wird aber dem Ham eine äquivalente Menge 
Säure und Alkali hinzugesetzt, so ändert sich das Verhältnis. Ich teile noch 
einen weiteren Versuch mit, der so angestellt wurde, daß abwechselnd zuerst 


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Original-Artikel. 


B71 


BaCl a , HCl oderNaOH zugesetzt wurde. Wenn die HCl nicht zuerst zugesetzt war, 
so wurde erst nach einer halben Stunde NaOH zugesetzt oder filtriert, um der 
Säure Gelegenheit zu geben, das schon gefällte Bariumphosphat wieder zu lösen. 
Das Resultat war folgendes: 

20 ccm Ham enthalten 75 mg P a O fi . Im Filtrat wird gefunden nach 
Freund 49,6 mg = 66°/ 0 P a O a ; wenn zugesetzt waren in der angegebenen 
Reihenfolge: 

NaOH, BaCl s . HCl: 45 mg = 60°/o P a O ft 
Bad,, HCl, NaOH 55,5 „ =74% „ 

HCl, BaCl*. NaOH. 66 „ = 88 % „ 

Ich unterlasse es, dieses sonderbare Verhältnis zu erklären. Daß im Ham 
ohne jeden Zusatz BaHP0 4 entsteht durch Umsetzung von Ba(H,P0 4 )* und Barium- 
urat ist gewiß. Der Vorgang läßt sich mikroskopisch verfolgen, aber doch zeigen 
obige Versuche, daß der Ham auch im übrigen nicht einer Phosphatlösung gleich¬ 
zustellen ist und daß zur Aziditätsbestimmung des Harnes die Methode von 
Freund imbrauchbar ist. 

Eine andere Methode, um den Einfluß der Erdphosphate auf die Hamazi- 
dität auszuschließen, ist von Folin (29) angegeben. Er stützt sich dabei auf 
die von mir angegebene Methode zur Besti mmung des Kalzium und Magnesia 
im Ham und setzt vor der Titrierung Kaliumoxalat zum Ham hinzu. Der Kalk 
wird dadurch gefällt, und man kann ohne dessen Einfluß zu fürchten, ohne 
zu filtrieren, die Azidität bestimmen. Der Einfluß der Magnesia bleibt dabei 
aber bestehen. Es ist übrigens ein Zusatz von Oxalat schon früher von 
Lepinois (SO) angegeben worden, dessen Methode aber nach Vozarik nicht 
anzuempfehlen ist 

Eine große Verbesserung ist die Methode von Moritz (31), der zum Ham 
Natriumoxalat und eine konzentrierte Lösung von NaCl hinzusetzt. Von dem 
Oxalate wird der Einfluß des Kalks ausgeschlossen. Den Zusatz von NaCl hat 
Moritz angegeben, weil dadurch die Endreaktion mit Phenolphthalein genauer 
angeben wird. Es scheint mir nicht bewiesen zu sein, daß dieses ganz richtig 
ist Von Moritz wird angenommen, daß das Methylorange ganz richtige Zahlen 
ergibt. Weil nun, wenn dies der Fall ist mittels Phenolphthalein in einer ver¬ 
dünnten Phosphorsäure genau die doppelte Menge Lauge verbraucht werden 
muß als mit Methylorange und dieses nicht der Fall ist, wohl aber nach Zusatz 
von NaCl, wird nach Moritz die Bestimmung unter Zusatz von NaCl als die 
richtige angenommen. Es wird durch diesen Zusatz die Azidität erhöht Ob 
dieselbe nun ohne NaCl zu niedrig oder mit NaCl zu hoch gefunden wird, 
scheint mir nicht ausgemacht. Nach meinen Bestimmungen, wobei ich P a 0 6 
mittels Uranlösung bestimmte, scheint mir die Azidität zu hoch gefunden zu 
werden durch NaClzusatz. Die Weise, wie Moritz den Phosphorsäuregehalt 
aus der Differenz der Orange- und Phenolphthaleintitration berechnet, scheint 
mir jedenfalls keine Verbesserung zu sein, der Urantitration gegenüber. Wenn 
es nur die Alkaliphosphate galt, so würde ich den Zusatz von NaCl nicht so¬ 
gleich als eine Verbesserung betrachten, aber durch diesen Zusatz wird der 
Einfluß der Magnesia fast vollständig eliminiert. 

Ich titrierte eine verdünnte Phosphorsäure und fand folgende Werte. Es 
erforderten 

37* 

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579 


Original-Artikel. 


10 ccm 15,76 ccm N/10 NaOH 

10 ccm+ 10 ccm 85proz. NaCl 16,1 ccm „ 

10 ccm+ 100 MgSÜ 4 16,4 ccm „ 

10 ccm +100 MgSÜ 4 + 10 ccm NaCl 16,5. ccm „ 

In diesem Versuch ist die Erhöhung des Zusatzes von MgSC >4 von (16,4 — 
16,75) = 0,65 ccm auf (16,4 — 16,1) = 0,3 ccm N/10 NaOH zurückgegangen. 

10 ccm einer Lösung von Mg(H a P0 4 ) a enthalten 79,5 mg P a O ß . 

Die Azidität mittels Phenolphthalein beträgt für 10 ccm 11,2 ccm N/10 NaOH. 

Durch Zusatz von 10 ccm konzentrierte NaCl-Lösung wird die Azidität erhöht 
auf 11,5 ccm N/10 NaOH. 

20 ccm Ham erfordern 5,1 ccm, mit NaCl 5,4 ccm N/10 NaOH. 

Während ein Gemisch von 10 ccm Magnesiumphosphatlösung und 20 ccm Ham 
eine Azidität von 19,7 ccm N/10 NaOH, d. h. einen Zuwachs von 3,4 ccm ergab, 
trat nach Zusatz von 30 ccm NaCl-Lösung mit 17,1 ccm bleibende Rotfärbung 
auf, also einen Zuwachs von nur 0,2 ccm. 

In einem anderen Versuch ergab das Gemisch von Phosphat und Ham an¬ 
statt 18,2 ccm eine Azidität von 22,4 ccm N/10 NaOH; wenn NaCl zugesetzt wurde 
aber 19,2 ccm. Doch erscheint mir die Methode nicht ganz richtig, weil ich 
bisweilen größere Abweichungen fand. Während ich im ersteren Versuch, wie 
ich denselben auch anstellte, eine Azidität fand von 16,9 bis 17,2 ccm, gab ein¬ 
mal das Gemisch eine Azidität von 17,8 ccm N/10 NaOH. 

Bei dem Ham, welchen ich im zweiten Versuch benutzte, verbrauchte ich 
einmal viel weniger NaOH, als nötig sein sollte, während die Azidität nach 
Zusatz des Oxalats ganz anders ausfällt, wenn man sogleich oder nach kurzer 
Zeit die Bestimmung macht. 

20 ccm Ham ergaben eine Azidität von 5,9 ccm N/10 NaOH. Nach Zusatz 
von neutralisiertem Natriumoxalat und 20 ccm NaCllösung sofort titriert 6,2, 
nach kurzem Abwarten 6,3 ccm N/10 NaOH. Als ich 10 ccm einer MgPhosphat- 
lösung, welche ohne NaCl eine Azidität von 12,3 ccm zeigte, zusetzte, fand ich 
im Gemisch eine Azidität von 17,1 ccm N/10 NaOH, also viel zu wenig. 

Derselbe Ham erforderte, wenn ich nur Oxalat hinzusetzte 5,5 ccm, und als 
jetzt NaCl hinzugegeben wurde, noch 0,4 ccm Lauge, also eine Azidität von 6,9 
anstatt wie wenn beide zugleich zugesetzt waren, von 5,3 ccm N/10 NaOH. 

Wenn die Methode ganz richtig wäre, so konnte nicht die Azidität in 
beiden Fällen so ungleich ausfallen und es muß noch nachgeprüft werden, 
ob in der Tat die Bestimmung im Harne den Wert angibt, wo alles Phosphat 
zu einfach Saurem geworden ist. 

Die Ursache der geringeren Azidität für Magnesiumphosphat nach Zusatz 
von NaCl wird wohl zu suchen sein in der Löslichkeit des Tripelphosphats in 
konzentrierten Lösungen. Weil nun aber, wo Ammoniak jedenfalls anwesend 
ist, sich Tripelphosphat bilden kann, ohne daß noch alles Phosphat zu einfach 
saurem geworden ist, so kann die Endreaktion zu früh erreicht werden. 

Obwohl ich die Methode von Moritz als eine Verbesserung ansehe, so 
scheint es mir bis jetzt noch nicht bewiesen zu sein, daß durch die Methode 
nicht andere Fehler hervortreten. Ich selbst fand nicht immer dieselbe Azidität 
bei demselben Harn. 

Im Anschluß an die Aziditätsbestimmung möchte ich sogleich die ganze 
Methode von Moritz (32) besprechen. — Obwohl die Auseinandersetzungen 


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Original-Artikels 


573- 


deutlicher sind, so ist die Methode doch im Grund dieselbe, wie sie Folin (83) 
angegeben hat Die Methode, welche benutzt wird zur Bestimmung von an- 
Organen Säuren im Essig, beruht auf dem Prinzip, daß organische Säuren beim 
Glühen zu Kohlensäure verbrennen. Es wird, nachdem die Azidität des Harnes 
bestimmt worden ist, eine bekannte Menge NaOH hinzugesetzt, zur Trockne 
verdampft, geglüht und der Säurewert der Asche bestimmt Sind anorganische 
Säuren anwesend, so wird die Azidität des zugegebenen Alkalis abgenommen 
haben, organischeSäuren lassen dieselbe unverändert^Ammoniakverbindungen wirken 
wie anorganische Säuren, weil das NH S ausgetrieben und fixes Alkali von dem 
Säureanteil gebunden wird. Durch geeignete Manipulationen wird der Einfluß 
des neutralen Schwefels eliminiert Die Methode ist außer der Schwefel- 
bestimmung ganz titrimetrisch und zwar werden alle Verbindungen nach ihrem 
Säurewert bestimmt Folin setzt Natriumkarbonat hinzu in geringerer Menge, 
sodaß eine saure Asche resultiert, und berechnet nur die Differenz dieser Azi¬ 
dität und der Hamazidität und nennt diese Differenz organische Azidität, wäh¬ 
rend Moritz Rücksicht nimmt auf die Karbonate und berechnet, wie die ge-* 
fundene organische Säure im Ham anwesend sein kann: in freiem Zustand oder 
gesättigt von Ammoniak und fixem Alkali. 

Die Methoden sind sehr umständlich und erfordern eine große Genauigkeit 
Außerdem ergeben die Methoden nicht die Säurebildung im Körper, sondern 
nur die organischen Säuren, die der Ham enthält Es werden aber außerdem 
noch anorganische Säuren im Körper gebildet und andererseits saure Phosphate 
eliminiert. Nun ist es möglich, daß sich nach dieser Methode eine Bilanz auf¬ 
stellen lasse, an der einen Seite die Alkalien, an der anderen Seite die Säuren; 
es scheint mir aber genügend, wenn man entweder die Säuren oder die Alkalien 
bestimmt Nur die organische Säure zu bestimmen, hat keinen Wert Es gilt 
dieses aber nicht der Methode, sondern den Schlußfolgerungen. 

Von Dreser (34) ist eine Methode zur Aziditätsbestimmung des Harnes ver¬ 
sucht worden, welche auf dem Prinzip beruht, daß von zweifach saurem Phosphat 
aus Salizyl und Anisölsaures Natrium die Säure abgespalten wird, welche nunmehr 
mit Äther ausgeschüttelt werden kann. Die dadurch verursachte Abnahme der 
Azidität sollte den Gehalt an zweifachsaurem Phosphat angeben. Die Methode scheint 
mir nicht recht brauchbar, wie schon aus der Abhandlung hervorgeht Die Ver¬ 
suche führten Dreser aber zu der schon einige Jahre früher von mir gemachten 
Entdeckung (s. u.), daß der normale Ham kein zweifach saures Phosphat ent¬ 
hält. Warum auch Dreser die von mir ausgesprochene Ansicht nicht mitteilt, 
wo ihm doch meine Arbeit bekannt war, weiß ich nicht. 

Die Methode von Freund und Töpfer (35) zur Aziditätsbestimmung des 
Harns könnte ich übergehen, wenn nicht einer der von ihnen benutzten Indi¬ 
katoren das Phenolphthalein wäre. Es wird die Titrierung mit diesem Indikator 
angedeutet mit den Namen Lieblein oder Nägeli, während doch Freund 
und Töpfer die Methode eingeführt haben. Daß diese daneben noch andere sich 
als unbrauchbar erwiesene Indikatoren angegeben haben, tut an dieser Sache 
nichts. Die auch von ihnen angegebene Methode, um den Zeitpunkt zu be¬ 
stimmen, wo nach Säurezusatz die erste Spur freier Säure auftritt, wozu sie 
Alizarin anwendeten, kann nicht gut sein, weil dieses erst der Fall ist, wenn 
die Salze der organischen Säuren, welche wie die Harnsäure usw. diesen Indi¬ 
kator unbeeinträchtigt lassen, gesprengt worden sind. 

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674 


Original-ArtikeL 


Nach einer von mir angegebenen Methode zur Bestimmung freier Säure (86), 
welche darauf beruht, daß das Milchkasein von freier Säure, nicht, aber von 
saurem Salze und schwächeren Säuren gefällt wird, fand ich, daß von der von 
mir untersuchten Hamprobe für 10 ccm Ham 1,8 ccm N/10 HCl chemisch ge¬ 
bunden wurde. 

Während nun, als die Freundsche Methode noch als richtig galt, die An¬ 
wesenheit von zweifach sauren Phosphaten im Ham eine bewiesene Sache er¬ 
schien, liegt jetzt eine ganze Reihe von Untersuchungen vor, aus welchen her¬ 
vorgeht, daß der normale Ham, wie ich (87) zuerst angegeben habe, nur zwei¬ 
fach saure Phosphate enthält und außerdem noch andere saure Verbindungen. 

Der einzige Beweis für die Anwesenheit der zweifach sauren Phosphate 
ist der Niederschlag, welcher durch BaCl a hervorgerufen wird. Als ich nun sah, 
daß angesäuerter und mit BaCl a versetzter Ham keinen Niederschlag gab, wenn 
die zugesetzte Säure neutralisiert wurde, da war es klar, daß keine einfach sauren 
Phosphate anwesend sein konnten. Es lagen damals schon einige Beweise vor, 
daß der Ham einen Überschuß an Säure aufweise, und daß demnach die An¬ 
wesenheit von einfach sauren Phosphaten recht imwahrscheinlich war. 

Die bekannten Analysen Stadelmanns (88) hatten ergeben, daß die von 
ihm untersuchten Harne einen Überschuß an Säure enthielten. 

ln einer Arbeit über den Einfluß der Milchsäure auf die Zusammensetzung 
der Excreta teilt v. Limbeck (89) in einem Versuch den Gehalt des Harnes an 
anorganischen Stoffen mit An den drei Tagen, bevor Salzsäure gegeben war, 
lassen sich die Äquivalentwerte der gesamten Säuren und Alkalien berechnen. 
Diese sind: 

Alkalien Säuren 

1. Tag . . . 0,42096 0,52088, 

2. „ ... 0,42742 0,42628, 

8. „ ... 0,40362 0,44648. 

Außerdem sind noch organische Salze (Urate u. au) anwesend. Außer am zweiten 
Tag, wo der Gehalt an P a O ö und NH 8 besonders niedrig erscheinen, ist der 
Säureäquivalentwert beträchtlich höher, als jener der Basen. 

Während die Beweiskraft meiner Versuche gänzlich ignoriert worden ist 
geht aus den Untersuchungen der letzten Jahre hervor, daß ich vollkommen 
Recht hatte. Auf anderem Wege sind Folin, Moritz und Dreser zu den¬ 
selben Schlußfolgerungen gelangt 1 ) 

Nur wenn größere Mengen Alkali eingeflihrt werden oder auf andere Weise 
die Hamazidität abgenommen hat, sind einfach saure Phosphate anwesend. In 
diesem Fall werden sie nach meiner ersten Methode auch immer gefunden. 
Daß Arnstein diese Methode als unrichtig bezeichnet hat (39), liegt wohl daran, 
daß er Ham unter Händen gehabt hat welcher einfach saures Phosphat enthielt. 

Als ich entdeckt hatte, daß der Ham nur zweifach saures Phosphat enthält 
3a versuchte ich ebenso wie Maly, die Phosphate in Triphosphat überzuführen, 


. l ) Dieselbe Schlußfolgerung, welche Dreser aus den Analysen-Ergebnisse Rostikis sieht, 
daß daraus schon hervorgeht, daß der Harn kein einfach saures Phosphat enthalt, läßt sieh 
aus mehreren Arbeiten über dieses Thema ziehen. Ich bin noch nicht überzeugt, daß ein Mi߬ 
lingen mit der Malyschen Methode nur durch die Bildung von Ba s (P0 4 )BaOH) 1 verursacht wird 
und möchte annehmen, daß gerade umgekehrt bei zu geringem Zusatz von Lauge nur BaHP0 4 
entsteht anstatt Ba^POJj. 


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Orfginal-ArtiksL 


575 


nicht als Ba 8 (PO)„ aber als Trikalziumphosphat Diese Methode habe ich zu 
weiteren Untersuchungen angewandt und sie scheint mir praktischen Anforderungen 
zu entsprechen. 

Wenn man zu Alkaliphosphaten CaCl* hinzusetzt, so gehen die Phosphate 
in Kalziumphosphate über. Titriert man eine solche Lösung mit NaOH oder 
auch mit Ca(OH)*, so wird alles Phosphat als Ca 8 (PO f ) 4 , gefällt und es wird 
Phenolphthalein erst gerötet, wenn freies Alkali auftritt 

Ich mache im Ham die Bestimmung immer so, daß ich da erst einfach die 
Azidität mittels Phenolphthalein bestimme, dann überschüssiges CaCl* hinzufüge, 
wodurch die Flüssigkeit entfärbt wird und weiter titriere bis aufs neue Rötung 
aufgetreten ist Letztere Bestimmung gibt die Menge Alkali an, welche erforderlich 
ist, um alles Phosphat in tertiäres überzuführen, und um etwaige andere saure Körper 
für Phenolphthalein zu neutralisieren. Die Differenz dieser beiden Bestimmungen, 
welche relativ um so kleiner ist, je mehr Erdphosphate anwesend sind, kann man be¬ 
nutzen, um ungefähr den Gehalt an P,O a zu berechnen, und zwar ist dieser 
ungefähr 8,6 mal so groß, wie die gefundene Differenz in ccm N/10 NaOH. Es 
hat dieses nur insoweit praktische Bedeutung, daß es die Phosphorsäure¬ 
bestimmung erleichtert Wenn diese Differenz z. B. 6 ccm ist, so kann man zu 
einer gleichen Portion Ham sofort 10 ccm Uranlösung zufließen lassen und jetzt 
weiter titrieren. Bisweilen ist weniger Uranlösung erforderlich. In der Regel 
aber gibt es Zeitersparnis. 

Ich möchte jetzt darauf hinweisen, daß dieser Koeffizient, welchen ich seit 
Jahren bei meinen Bestimmungen gebrauche, fast genau derselbe ist, wie der 
von Vozarik, aus dem die einfache Titration berechnet werden kann (48). 

Es seien zur Überführung von zweifach saurem Phosphat bis zur Rötung 
von Phenolphtalein a ccm Lauge erforderlich, zur Bildung von tertiärem Phos¬ 
phat abermals b ccm. Zur Neutralisation anderer Säuren sei erforderlich C, von 
Vozarik für 60 ccm Ham zu 0,6 angegeben. Die Menge P t O ft ist 1 j% X 7,1 (a + b). 
Nach Vozarik ist dieselbe 6a, nach mir 8,6 b. Daraus geht hervor 


6a = 8,55 a +3,55b 
2,45a = 3,55b 
3,66 

a = PS b = 1.46b 
6 a = 8,70 b. 


Obwohl beide Koeffizienten ohne praktische Bedeutung sind, ist die von mir 
angegebene zur vorläufigen Orientierung mehr anzuempfehlen, als dieVo zariksche, 
weil sie für jede beliebige Hammenge dieselbe bleibt. Die für 50 ccm von 
Vozarik aufgestellte Konstante hat gar keinen Wert. Sie gilt für 60 ccm Harn 
und es braucht nicht gesagt zu werden, daß schon das Hamwasser die Kon¬ 
stante zu einer illusorischen macht. Außerdem ist dieser Wert sehr schwankend, 
weil er abhängig ist von dem Gehalt an freier Säure. 

Durch die Titrierung nach Zusatz von CaCl, zum Ham wird die Menge 
Lauge bestimmt, welche erforderlich ist, um alles Phosphat in tertiäres zu ver¬ 
wandeln und andere Säuren zu sättigen. 

Dann bestimme ich den Phosphorsäuregehalt mittels Uranlösung. Aus dieser 
gefundenen Zahl läßt sich berechnen, wie viel Lauge erforderlich sein würde, 
um dieses Phosphat, wenn es als zweifach saures anwesend war, zu einfach 

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A 




576 


Origin&I-ArtikeL 


saurem und dieses zu tertiärem umzubilden. Den Gehalt an P,0 6 in mg durch 
71 geteilt, gibt diese Mengen in ccm Normalsäure an. 

Wenn man von der nach CaCl* Zusatz gefundenen Azidität (a) diesen Aequi- 
valentwert des P,06 subtrahiert, so findet man die Menge Lauge, welche er¬ 
forderlich gewesen ist, um das Phosphat in einfach saures aberzuführen und 
außerdem eventuell anwesende organische Säuren zu sättigen. 


Diesen Wert: a 


PfQfl 

71 


möchte ich als die Azidität des Harns annehmen. 


Es wird dabei angenommen, daß die organischen Säuren im Blute anwesend 
sind als für Phenolphtalen neutrale Verbindungen, wie es auch Moritz tut und 
wie es für die Phosphate zutrifft. 

Die anderen Körper mit saurem Charakter, von Moritz als organische 


Säuren betrachtet, haben erfordert a— 


2P,05 

71 


P O 

oder a—ccm Normallauge. 


In meiner zweiten Abhandlung habe ich vorgeschlagen, als Azidität des 


TJ PjOj 

Harnes a- 


anzunehmen. 


Es ist aber unumgänglich nötig, auch den Am¬ 


moniakgehalt zu bestimmen. 

Wenn ich mm noch kurz resümieren möchte, was auf diese Weise eigent¬ 
lich gefunden wird, so ergibt sich folgendes: 

Es wird mit der Nahrung und durch die Umsetzungen im Organismus dem 
Blute fortwährend Säure zugeführt Durch die Nieren werden diese sauren Körper 
zum Teil als solche oder vielleicht als saure Salze ausgeführt. Daß diese sauer 
reagierenden Verbindungen stärkere Säuren, etwa Phosphorsäure sein würde, scheint 
nicht recht wahrscheinlich, weil neben stärkeren Säuren Urate und andere Salze 
nicht anwesend sein könnten. Es sind wahrscheinlich organische Säuren oder 
saure Salze. Durch zwei Umsetzungen 


Na*HP0 4 + C0* = NaHJP0 4 + NaHC0 8 
und NH.HCOs + NaCl = NH^l + NaHCO* 


wird der Gehalt des Blutes an fixem Alkali erhöht 

Es verlassen dem Körper die im Organismus gebildeten Säuren wie H t S0 4 , 
P t 0 6 , Harnsäure und andere organische Säuren an fixem Alkali gebunden. Das 
durch die Ausscheidung von NaHfPO« und NH4CI im Blute zurückgelassene 
Alkali muß gerade ausreichen, diese Säuren zu sättigen. Wenn man mm die 
letztere Menge Alkali bestimmt so ist auch die im Organismus gebildete Menge 
Säure bekannt Nimmt man noch dazu die als freie organische Säure resp. 
Körper mit saurem Charakter ausgeschiedenen Verbindungen, so weiß man, wie¬ 
viel Säure dem Blute zugeführt worden ist Der gesamte Säurewert des Harnes 
wäre also 


Az = a 


p.o 6 

71 


NH a 

17 


oder 


Az « org. S. ■ 


PfOft NH 8 
71 17 


Enthält die Nahrung, wie es bei Herbivoren die Regel ist, mehr fixes Alkali 
als die Säurebildung im Körper beträgt, so verschwinden diese drei Regulatoren 
bis auf Spuren aus dem Ham und es wird dafür die überschüssige Menge fixen 
Alkalis als Karbonat entfernt 


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Referate. 


677 


Daraus würde hervorgehen f daß die Nieren nur entweder P,0 6 und NH f 
oder Karbonat ausscheiden können. Im allgemeinen scheint mir dieses auch zu¬ 
zutreffen. Es sind die Nieren eine so zusammengesetzte Drüse, daß wir außer 
den grundlegenden Untersuchungen Heidenhains noch sehr wenig davon 
wissen. Daß der Ham aber ebenso wie der Speichel, der Magensaft und andere 
Sekrete ein zusammengesetztes Sekret darstellt und nicht von den Nierenzellen 
ausgeschieden worden ist, wie er aus der Blase entleert wird, geht wohl her¬ 
vor aus den Harasedimente. Es ist doch wohl nicht anzunehmen, daß von den 
Nieren Kristalle ausgeschieden werden. Es bilden sich im Nierenbecken schon 
Harnsteine, welche nur entstehen können durch Einwirkung unterschiedener 
Hambestandteile aufeinander. Wo es nun feststeht, daß von den Glomerulis 
und Tubulis contortis nicht dieselben Verbindungen aus dem Blute ausgeschieden 
werden, wo es andererseits feststeht, daß die Zusammensetzung des arteriellen 
und venösen Blutes betreffs des Verhaltens der Phosphate und Ammonium¬ 
verbindungen nicht dieselbe sein kann und die Glomeruli nur von arteriellem, 
die Tubuli contorti zum Teil auch von venösem Blute umspült werden, da ist die 
Anwesenheit einfach saurer Phosphate im Ham noch nicht der Beweis, daß diese 
Verbindungen in dieser Form von den Nieren ausgeschieden worden sind. Um so 
weniger trifft dieses zu, wo der von uns untersuchte Ham immer das Produkt 
einer mehrstündigen Nierensekretion darstellt, so daß sich nicht nur das Sekret 
der unterschiedenen Nierenzellen, sondern auch die Sekrete unterschiedener 
Zeiten gemischt haben. Im Organismus ist die Säureproduktion außerordentlich 
wechselnd, fortwährend kommen geringe Abweichungen der Blutalkaleszenz zu¬ 
stande, welche sehr schnell von den Nieren ausgeglichen werden. Da kann 
innerhalb sehr kurzer Zeit nacheinander ein karbonathaltiger und ein phosphor¬ 
säurehaltiger Ham abgeschieden werden, welchen wir, miteinander gemischt, zur 
Ansicht bekommen. 

Es ist selbstverständlich möglich, daß, wenn dem Blute z. B. sehr viel einfach 
saures Phosphat oder Salmiak zugeführt wird, diese Körper ebenso wie andere 
Gifte durch die Nieren entfernt werden, aber für gewöhnlich wird der Ham ent¬ 
weder nur zweifach saure Phosphate und NH a oder nur Karbonat enthalten; 
selbstverständlich werden durch Diffusion geringere Mengen der Verbindungen, 
welche eigentlich nicht anwesend sein sollten, ausgeschieden werden können. 

(Schluß folgt) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1507) EUinger, A. Weitere Studien über Gantharidin und Cantharidin- 
Immunität. Nebst einigen Bemerkungen zur Wirkung des Mutterkorns auf den 
Hahnenkamm. Pharm. Inst. Königsberg. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1908, 
Bd. 68, S. 424.) 

Verfasser hatte bereits früher nachgewiesen, daß sich der Igel gegenüber dem 
sicher resorbierten Cantharidin hochgradig resistent verhält, daß aber auch dieser bei 
ausreichend hoher Dosis ebenso erkrankt, wie andere empfindliche Tiere. Eine 
charakteristische Wirkung ruft das Cantharidin auf die Niere des Igels hervor. 
Nach Einverleibung von 2—8 Dosen an auf einander folgenden Tagen entwickelt 
sich allmählich eine chronische Nephritis und zwar liegt zunächst nur paren- 

N. F. m. Jahr*. 88 

f loogle 


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578 


Referate. 


chytfiatöse Entzündung vor, welche aber dann in ein chronisch induratives 
Stadium übergeht. Experimentell konnte bisher nie bei einem Tiere diese 
Nierenveränderung erzeugt werden. — Weiterhin wird die bereits bekannte 
Resistenz des Huhnes gegen Cantharidin bestätigt Bezüglich der Nierenempfind¬ 
lichkeit und der Art ihrer Erkrankung finden wir beim Huhn dieselben Verhält¬ 
nisse, wie beim Igel. Charakteristisch für die Cantharidinvergiftung des Huhnes sind 
die im Herzen und namentlich in den Lungengefäßen sich häufig findende 
Thrombenbildung. Eigenartige Veränderungen zeigen sich bereits während des 
Lebens am Kamm des Tieres. Die Kammspitzen nehmen eine abnorme Verfär¬ 
bung an und trocknen ein. Mikroskopisch zeigte sich außerordentlich starke 
Blutfüllung in den kleinsten Arterien und Thrombenbildung in diesen Gefäßen. 
Diese Veränderungen sind als Folge einer Entzündung aufzufassen. — Eine 
Wirkung auf das Zentralnervensystem scheint dem Cantharidin nicht zuzu¬ 
kommen. Die bei den Tieren zuweilen beobachteten Lähmungen einzelner Extre¬ 
mitäten sind auf lokale Ursachen, Nekrosen oder Abscesse zurückzuführen. 

Schntid L 

1608) Huldschinsky, K. Über die herzhemmende Digitalmwirkung. Labor. 
£ experim. Pharmakologie, Straßburg. (A. f. exp. Path. und Pharm. 1908, 
Bd. 58, S. 413.) 

Jacobj hatte festgestellt, daß das isolierte Froschherz, in eine Lösung von 
Helleborem getaucht, nicht, wie zu erwarten, in Systole, sondern in Diastole 
still steht: Dies wurde dann als von einer Erregung der nervösen Hemmungs¬ 
vorrichtung herrührend erkannt. Verfasser hat diese Vermutung durch Experi¬ 
mente verifiziert. Addiert man nämlich zu einem nicht bis zum vollständigen 
herzdiastolischen Stillstand gehenden Vagusreiz noch die Wirkung einer ebenfalls 
unter der absoluten Giftschwelle stehende Dosis Helleborem in den Herzbeutel 
injiziert, so tritt derselbe Effekt ein, wie wenn einer der beiden Eingriffe in 
stärkerer Dosierung angewandt wird. Dasselbe zeigt sich bei der Kombination 
von Helleborein und Muscarin, welch letzteres ebenso wie eine Vagusreizung 
wirke. Schntid. 

1509) Davidsohn, G. Untersuchungen über die Ätiologie des Amyloids. 
Hai. Schrift Breslau 1908. 

Verfasser konnte bei Mäusen und Kaninchen durch Injektion (jeden 2. bis 
3. Tag durch 2 1 / a bis mehr Wochen) von Staphylococcus aureus-Kulturen häufig, 
aber nicht regelmäßig typische Amyloiderkrankung erzeugen. Nie war dies 
bei Verwendung von Staphylococens albus möglich, wohl aber gelang es 
wieder einige Male mit Gonokokkenkulturen. Versuche mit den in der Nähr¬ 
bouillon löslichen Toxinen fielen sämtliche negativ aus, dagegen waren Versuche 
mit Bakterienextrakten, welche nach Büchners Angabe hergestellt waren, er¬ 
folgreich. Interessant ist die Entdeckung, daß diese experimentelle Amyloidose 
nicht zu stände kommt wenn dem Tier zuvor die Milz exstirpiert worden war. 
— Wenn diese experimentellen Erfahrungen auf unsere Kenntnisse bezüglich der 
Ätiologie der Amyloidose beim Menschen übertragen worden, so decken sie sich 
bezüglich Staphylococcus aureus- und Gonokokkeninfektion. Die negativen Toxin¬ 
versuchen lassen zwar einen Vergleich mit beim Menschen beobachteten Ver- 
giftunge nicht zu — es ist jedoch bei Menschen keine chronische Vergiftung 
bekannt, welche zur Amyloidose führt. Schmid. 

1510) Thaon, Paul. Ckmtribution k l’ätude des glandes k söcrötion interne. 

L’Hypophyse k l’6tat normal et dans les maladies. (Beitrag zur inneren Sekre¬ 
tion der Hypophyse in gesundem und krankem Zustand.) (These de Paris 1907. 
181 S. u. 14 färb. Tafeln, 6 S. Literaturangaben. Fritz Loeb . 

1511) R. Shima. Zur Frage der nach Adrenalinwirkung auftretenden Ver¬ 
änderungen des Zentralnervensystems. Aus d. Wiener Neurol. Inst Neur. 
Zbl., Bd. 27, Nr. 4, 15. Februar 1908, S. 159.) 

Junge Kaninchen erhielten täglich oder alle zwei Tage 0,1—0,5 ccm Adre¬ 
nalin injiziert. Die Untersuchung des Zentralnervensystems nach verschieden 
langem Überleben (einigen Tagen bis mehreren Monaten) ergab folgende Be- 


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Referate. 


679 


funde: 1. Schrumpfung der Nervenzellen unter korkzieherartiger Windung der 
Dendriten. — 2. Wandverdickung und -degeneration an den Gefäßen, inkL 
Kapillaren, Perivasculitis, Plasmazellen, Hämorrhagien. — 3. Wucherung der 
Ventrikelependyme. — 4. Produktive Entzündung aer Pia mit subpialer Gliose. 
Die Eigenart dieser Befunde, die als chronische Entzündung zu bezeichnen sind, 
erinnert in vielen Punkten an die Veränderungen der Nervenzentren bei experi¬ 
menteller Trypanosomiasis. Rob. Bing . 

1512) Cagnetto, Giovanni. Sul comportamento della sostanza granulo- 
filamentosa degli eritrociti nel corso delT emolisL (Über das Verhalten der 
basophilen Erythrozytengranulation bei der Hämolyse.) Aus dem path.-anat 
Inst zu Padua. (Arch. p. 1. scienze med., Bd. 32, H. 1, 1908.) 

Injektion hämolytischen Serums bewirkt bei Hund, Huhn und Frosch eine 
Vermehrung der schon in der Norm vorhandenen basophil-granulierten Erythro¬ 
zyten. Bei alten Tieren geht ihre Zahl hie und da wieder zurück als Ausdruck 
eines Versagens des Knochenmarks. Die basophil-granulierten Erythrozyten 
sind nicht etwa als Degenerationsformen aufzufassen, sondern als Reservematerial 
aus dem Knochenmark. Die Milz setzt auch bei der pathologischen experimen¬ 
tellen Hämolyse ihre normale hämolytische Tätigkeit fort, die sich jetzt be¬ 
sonders auf die labilen, weil sehr jugendlichen basophil-granulierten Erythro¬ 
zyten erstreckt; erst allmählich erwacht in ihr wieder die ursprüngliche erythro- 
poietische Funktion. AL Kaufmann . 

1513) Carraro, Arturo. Studio comparativo sugli effetti delle iniezioni 
di estratto d'ipoflsi e di ghiandola surrenale. (Vergleichende Betrachtung über 
die Wirkung von Hypophysen- und Nebennierenextrakt) Aus dem path-anat. 
Inst, zu Padua. (Arch. p. 1. scienze med., Bd. 32, H. 1, 1908.) 

Die Wirkung von Hypophysenextrakt auf Leber, Niere, Lunge ist dieselbe, 
wie die des Adrenalins, nur weniger intensiv; dagegen bewirkt Hypophysen¬ 
extrakt weder Veränderungen der Erythrozyten noch transitorische Glykosurie, 
noch ruft es besonders Atheromatose der Aorta hervor. Da die blutdruck- 
steigemde Wirkung des Hypophysenextrakts nur wenig hinter der des Adrena¬ 
lins zurücksteht, so folgt daraus, daß neben dieser Eigenschaft auch noch toxische 
Eigenschaften an den Folgen der Einverleibung der Extrakte beteiligt sein 
müssen. M. Kaufmann. 

1514) Zuccöla, P. F. Ricerohe anatomo-patologiohe in un caso di leuce- 
mia mielogena acuta. (Path.-anat Untersuchungen in einem Falle von akuter 
myelogener Leukämie.) Aus dem Ist. di Pat. spec. med. dimostr. zu Turin. 
(La Cun. med. Ital., Oktober 1907.) 

Bemerkenswert war einmal der fast völlige Mangel von basophilen und eosino¬ 
philen Elementen im zirkulierenden Blut im Gegensatz zu ihrem reichlichen 
Vorhandensein in allen Organen, und dann die starke myeloide Infiltration, wie 
man sie sonst nur in chronischen Fällen sieht M. Kaufmann . 

1515) Buschke, A. u. Mulzer, P. Weitere Beobachtungen über Lichtpig¬ 
mente. Aus der dermatologischen Abteil, des Rudolf Virchow-Krankenhauses 
zu Berlin: Privatdozent Dr. Buschke. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 49, S. 1576 
bis 1576.) 

Normales Hauptpigment und Lichtpigment sind nicht ohne weiteres voll¬ 
ständig zu identifizieren. Bomstein. 

1516) Chajes, B. (Berlin-Schöneberg.) Zur Kenntnis traumatischer Epithel- 
cyBten. Aus dem Laboratorium der Dr. Blaschko’schen Klinik für Hautkrank¬ 
heiten. fBerl. kl. Woch. 1907, Nr. 49, S. 1676—1578.) 

Beschreibung eines kleinen Tumors, der sich nach einem Trauma durch 
herabfallende Teile auf dem Kopfe entwickelt hatte und exstirpiert wurde. 
Vollständig solider, rein epidermoidaler Tumor, dessen Zellen im wesentlichen 
die normalen Verhomungsvorgänge durchmachen, ohne daß irgendwie fettige, 
schleimige oder seröse Entartungsvorgänge vorliegen. Bomstein . 

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680 


Referate. 


1517) Kehrer, E. Der überlebende Uterus als Testobjekt für die Wertig¬ 
keit der Mutterkompr&parate. (Pharmakol. Institut, Heidelberg.) (Arch. f. exp. 
Path. u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 366.) 

Zur Wertbestimmung des Mutterkorns hat schon seit langem der Uterus als 
Testobjekt gedient, daneben bedienten sich zu diesem Zweck andere der Gan¬ 
grän erzeugenden Wirkung am Hahnenkamm. Von besonderem praktischem 
Wert ist die vorliegende physiologische Methode der Kurvenzeichnung des dem Gift 
ausgesetzten suspendierten Uterushoms der Katze. ZumMaßstab für die Wirksamkeit 
der verschiedenen Secalepräparate nimmt Verfasser als Einheit die Wirkung von 
0,01 gr Secale cornutum auf 200 ccm Ringerlösung. Die Droge nimmt bei Auf¬ 
bewahrung innerhalb von zwei Jahren auf ein Fünfzehntel an Wirksamkeit ab. 
Während die verschiedenen Ergotine des Handels ebenso intensiv auf den über¬ 
lebenden Uterus wirken wie die frischen Secaleextrakte, zeigte Clavin weder 
am lebenden noch am überlebenden Uterus keinerlei Einfluß. Schntid. 


Physiologie und physiologische Chemie. 


1518) Krimberg, R. Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. 
10. Mitteilung. Über die Identität des Novains mit dem Carnitin. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1904, Bd. 55, S. 466.) 

Verfasser weist durch eingehende Untersuchungen nach, daß das von 
Kutscher im Fleischextrakt gefundene Novain identisch istmit demvonGule- 
witsch und Krimberg gefundenen Kamitin. 

Verfasser fand eine neue Base als Goldsalz von der Zusammensetzung 
CsHuNaOaAuCl*, welche also die Zusammensetzung des Lysins hat 

Verfasser wendet sich gegen die von Kutscher für Isolierung seiner Fleisch¬ 
basen angewandte Methodik und meint, daß namentlich die damit verbundene 
Behandlung mit heißer starker Salzsäure veränderte Produkte entstehen lassen 
könne, welche im frischen Fleisch und tadellosem Fleischextrakt nicht vorhanden 
sind. So bezweifelt er das Vorhandensein von Neosin als primäre Substanz. 

Schütenhelm. 


1519) Küster, W. Beiträge zur Kenntnis des (Ztschr. f. physiol. 

Chem. 1908, Bd. 55, S. 505.) 

Äußerst interessante Untersuchungen zur Frage der Konstitution des Hämatins, 
welche sich in drei Abschnitte gliedern: A. Über die Reduktion des Methyläthyl- 
und Methylpropylmaleinsäureanhydrids. B. Über das Xeronsäureimid und einige 
Imide hydrierter Phthalsäuren. C. Über das Hämopyrrol. 

Die sehr bemerkenswerte Arbeit ist zu kurzem Referate nicht geeignet 

Schütenhelm. 


1520) v. Siewert, A. Untersuchungen über das Haemin. Lab. f. experim. 
Pathol., Straßburg. (Arch. f. experim. Path. u. Pharmak. 1908, Bd. 58, S. 386). 

Die Arbeit enthält wesentlich Methodisches, ist zum kurzen Referat nicht 
geeignet Schntid'. 


1521) Stoklasa, Julius. Beiträge zur Kenntnis der physiologischen Funk¬ 
tion des Kalis im Pflanzenorganismus. (Ztschr. f. landw. Vers.-Wesen Österr. 
11. 52—61. Jan. Prag. K. K. Böhmische Techn. Hochsch. Chem.-physiol. Vers.- 
Stat.) (Vorläufige Mitteilung.) 

Durch eine Reihe eingehender Versuche über die physiologische Funktion 
des Kalis im Organismus der Zuckerrübe und der Gerste konnte Verfasser nach- 
weisen, daß Kali im Chlorophyll enthalten ist Der K^O-Gehalt betrug 0,43 °/ 0 , 
bezw. 0,57 °/ 0 . Die Funktion des in komplexen organischen Verbb. im Chloro¬ 
phyll vertretenen Kaliums ist noch ungewiß, doch ist anzunehmen, daß das 
Kalium bei dem Auf- und Abbau der Kohlehydrate durch katalytische Wirkung 
beteiligt ist Es gelang Verfasser bekanntlich durch frühere Untersuchungen 
nachzuweisen, daß der Abbau der Kohlehydrate bei Vorhandensein von Kalium¬ 
phosphat viel rascher verläuft, wobei Kalium sich durch Natrium nicht ersetzen 
ließ. Die größten Mengen von Kali sind immer in den Chlorophyllorganen vor¬ 
handen. Auch über die Aufgabe des Kalis bei der Bildung der Stärke in der 


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Referate 


581 


Gerstenpflanze finden sich wertvolle Angaben, desgleichen bei der Zuckerrübe. 
Bei Gerste produziert 1 g assimilierten Kalis 28—25 g Stärke bei ungedüngten 
und gedüngten Pflanzen. Im Organismus der Rübe produziert 1 g K a O 25—27 g 
Saccharose. Brahm. 

1522) Blickmaster, A. G. u. Gardner, J. A. Die Hohe der Chloroformaus- 
scheidnng ans dem Blute nach der Anästhesie. (Proc. Royal Soc. London 79, 
Serie B, S. 579—589, 18. Nov. f 19. Juli] 1907. London. Univ. Physiol. Lab.) 

Verfasser fanden die Ausscheidung des Chloroforms von dem physiologischen 
Zustand des einzelnen Versuchstieres abhängig. Die Ausscheidung erfolgt an¬ 
fänglich rasch, um dann langsam abzunehmen, jedoch ist die anfängliche Steige¬ 
rung nicht so rapide, wie bei der Chloroformaufhahme im Blute, wodurch der 
ganze Ausscheidungsprozeß sich etwas langsamer gestaltet Mit dieser Er¬ 
scheinung hängt das Verschwinden und Wiedererscheinen der verschiedenen 
Reflexe zusammen. Hunde und Katzen verhalten sich verschieden. Bei den 
Versuchen der Verfasser mit Katzen war in dem arteriellen Blute nach 15—20 
Minuten der Chloroformgehalt um 50 °/ 0 gesunken. Künstliche Atmung steigert 
die Ausscheidung. Weiter finden sich Angaben über den Gehalt des venösen 
und arteriellen Blutes an Chloroform. Derselbe wechselt und hängt von be¬ 
stimmten Momenten während der Ausscheidung in der Lunge ab. Brahm. 

1523) Burvill-Holines, E. Die Opsonintheorie in Beziehung zur Tuberkulose. 
(Amer. Joum. Pharm. 79, S. 563—669, Dez. 1907. Philadelphia. Phipps Inst) 

Auf Grund der Opsonintheorie teilt Verfasser ein Verfahren mit, welches zur 
Diagnose von Tuberkulose benutzt wird. Es finden sich Angaben über die Her¬ 
stellung des Opsonininde* und Färbemethoden. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahm. 


1524) Bredig, G. u. Balcom, B. W. Kinetik der Kohlendioxydabspaltung 
aus Camphokarbons&ure. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 42, S. 740.) 

Die Camphokarbonsäure zerfällt in wässriger Lösung bei konstanten Tem¬ 
peraturen von 78—98° nach der Formel C ia H 16 O.COOH=C 10 Hi 8 O+CO a . Das 
Zeitgesetz dieser Reaktion erwies sich unter den Versuchsbedingungen (siehe 
Original) als ein solches erster Ordnung. 

Wasserstofiionen, z. B. durch Zusatz von Säure als Lösungsmittel, zeigen 
keinen katalytischen Einfluß. Die Zersetzungsgeschwindigkeit des Natronsalzes 
in wässriger Lösung ist eine langsamere, als die der freien Säure. 

Ein Uberschuß von OH-Jonen setzt diese Geschwindigkeit des Salzes nur 
wenig herab. 

In nicht wässrigen, aber optisch inaktiven Lösungsmitteln, z. B. in Benzol 
bleibt das Zeitgesetz streng erster Ordnung, und der Temperaturkoeffizient der 
Geschwindigkeit der Reaktion ist gleich jenem in wässriger Lösung. Ähnlich 
liegen die Dinge bei Verwendung von Anilin, Alkohol, Äther, Anilin, Phenetol 
als Lösungsmittel. Etwas abweichend verhielten sich Heptan und Azeton. 

In Alkohol verläuft neben der CO s -Abspaltung eine gleichzeitige Esteri- 
fizierung der Camphersäure. Beide Reaktionen verlaufen gleichzeitig nach Ge¬ 
setzen erster Ordnung. 

Verfasser prüfen dann die Kinetik der Zersetzung optischer Antipoden, d. h. 
die Zersetzung von d- bez. 1-Camphocarbonsäure in optisch aktiven Lösungs¬ 
mitteln, z. B. d-und 1-Lim onen, denn es war denkbar, daß die CO a -Abspaltung aus d- 
Camphocarbonsäure von einem optisch aktiven Lösungsmittel katalytisch anders 
beeinflußt wurde, als wie bei ihrem optischen Antipoden, der 1-Camphokarbon- 
säure. Die Versuche ergaben zwar, daß die CÖ a -Abspaltung aus d- und 1- 
Camphokarbonsäure in d- oder 1-Limonen als Lösungsmittel nicht nach einem 
Zeitgesetz erster oder zweiter Ordnung verläuft, sie lassen aber nicht den sicheren 
Schluß zu, daß in den 4 stereochemisch verschiedenen aber strukturidentischen 


Lösungen die Reaktionsgeschwindigkeit der CO a -Abspaltung aus 2 optisch ak¬ 
tiven Säureantipoden in 2 optisch aktiven Lösungsmitteln Verschiedenheit auf¬ 
weist F. Samuefy. 


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582 


Referate. 


1525) Bredig, G. u. Fajans, K. Zur Stereochemie der Katalyse. (Ber. d. 
d. chem. Ges. 1908, Bd. 4, S. 752.) 

Im Gegensatz zu den vorgenannten Versuchen, ist den Verfassern unter 
neuen Bedingungen der Nachweis gelungen, daß in der katalytischen Wirkung 
eines optisch aktiven, indifferenten Lösungsmittels auf den Zerfall gelöster stereo¬ 
chemischer Antipoden stereochemische Unterschiede existieren. Diese Unter¬ 
schiede sind nur dann manifest, wenn zwischen dem optisch-aktiven Substrat 
und dem optisch-aktiven Lösungsmittel, d. h. Katalysator eine stärkere chemische 
Affinität besteht. 


Wird anstatt des indifferenten d- oder 1-Limonen eine ausgeprägte Base 
entweder allein als katalysierendes Lösungsmittel, oder in einem indifferenten 
Lösungsmittel als asymmetrischer Katalysatorzusatz, z. B. das Nikotin angewendet, 
so sind Unterschiede in der Zersetzungsgeschwindigkeit von d- und 1-Kampho- 
carbonsäure nachweisbar. 

Aus den Versuchen sei folgendes hervorgehoben. Die Geschwindigkeits¬ 
konstante der Kohlensäureabspaltung aus 1- und d-Säure in einem optisch-inak¬ 
tiven, symmetrischen, basischen Lösungsmittel, z. B. Anilin ist für beide 
Antipoden gleich. Bei Anwendung des optisch-aktiven Nikotins als einziges 
Lösungsmittel zersetzt sich die d-Säure um ca. 13 °/ 0 schneller, als die 1-Säure. 
Wird Nikotin nur als Katalysator, unter Anwendung eines optisch-inaktiven- 
symmetrischen Lösungsmittels, z. B. Nitrobenzol, verwendet, so wird die 
d-Säure im Mittel um 8 °/ 0 schneller angegriffen, als die 1-Säure (in Acetophenon 
4- Nikotin beträgt der Unterschied der Zersetzungsgeschwindigkeit sogar 17°/ 0 ). 

In diesen bedeutungsvollen Versuchen sind zum ersten Mal auch für che 
Katalyse stereochemische Verhältnisse festgestellt, die jenen der Enzym Wirkung 
ähnlich sind. Analoge Beobachtungen hatte Dakin für die Spaltung der Anti¬ 
poden des asymmetrischen Mandelsäuresters durch Lipase gemacht; beide Ester¬ 
antipoden werden zwar total verseift, sodaß die aus dem Razemgemisch der 
Ester entstehenden Säuregemische nach beendeter Spaltung wieder inaktiv sind. 
Bei rechtzeitiger oder vorzeitiger Unterbrechung des Verseifungsprozesses aber 
werden optisch-aktive Gemische der Säureantipoden mit erheblichem Überschuß 
eines Antipoden erhalten, welcher davon herrührt, daß die d- und 1-Form der 
Ester mit verschiedener Geschwindigkeit gespalten wird. (J. of. phys. 1904, 
Bd. 80, S. 258; 1905, Bd. 82, S. 199!) Die Befunde Bredigs für Katalyse 
stehen mit denen Dakins auf gleicher Stufe. 

Zugleich ist die Erscheinung, daß der Katalysator nur dann einen sichtbaren 
Einfluß ausübt, wenn er eine chemische Verwandtschaft zu dem Substrat besitzt, 
eine neue Stütze für die Anschauung, daß jede Katalyse das Entstehen einer 
intermediären Verbindung von Katalysator und Substrat zur Bedingung hat Der 
spezifische Einfluß in der Wirkung eines Katalysators wird sich um so mehr 
geltend machen, je mehr dieser auch für die Natur der Zwischenbindung von 
Katalysator an Substrat von Bedeutung ist. F. Samuely . 


1526) Lutz, 0. Über die Synthese der optisch-aktiven Dibenzyl-asparagin- 
s&ure und der Dibenzyl-Malaninsäure. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 
H. 6, S. 841.) 

Bei der Einwirkung von alkoholischem oder wässerigem Ammoniak auf die 
optisch-isomeren Halogenbemsteinsäuren entstehen nicht Asparaginsäuren, sondern 
0-Malaninsäuren. (Chem. Ber. 1902, Bd. 35, S. 2460; 1902, Bd. 35, S. 4869.) Nur 
in kleinen Mengen erhielten Fischer und Raske aus 1-Brombernsteinsäure 
d-Asparaginsäure. (Chem. Ber. 1907, Bd. 40, S. 1051.) 

Mit Anwendung von schwächeren Basen als NH 8 , z. B. Tribenzylamin, Anilin, 
Toluidinen und Naphthylaminen nimmt die Ausbeute der optisch-aktiven, substi¬ 
tuierten Asparaginsäuren zu. 

Aus 1-Chlor und 1-Brombemsteinsäure erhielt Verfasser die Dibenzylasparagin- 
säure (Ausbeute 65—70°/ 0 der Theorie) neben 1-Dibenzylmalaninsäure (Ausbeute 
nur 8—15°/ 0 der Theorie). 

Die Säuren entstehen bei Einwirkung des Amins auf 1-Brombemsteinsäure 
in Methyl- oder Aethylalkohol. Aus der konzentrierten, vom zuerst ausfallenden 

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Referate. 


683 


Dibenzylaminbromhydrat abfiltrierten Lösung werden die Säuren mit der äqui¬ 
valenten 2/n HCl-Menge gefällt. Durch fraktionierte Kristallisation aus Alkohol 
oder Alkohol-Wasser werden eie von Dibenzylamiuchlorhydrat befreit. 

Zur Trennung beider Säuren teilt Verfasser eine besondere Methode mit 
Die Dibenzylasparaginsäure schmilzt bei 152—158°. Die Säure ist dextrogyr, 
sie ist in wässerigen Alkalien, Methylalkohol, Aethylalkohol, Aceton, Eisessig und 
Pyridin löslich und kristallisiert in Nadeln aus heißem Wasser. 

Ein Silbersalz mit zwei Atomen Silber wurde dargestellt Salzbildung mit 
Säuren wurde nicht beobachtet 

Die Konstitution der Säure ist nicht endgültig erwiesen. Aus dem Ver¬ 
halten der Beständigkeit gegen Barythydrat, der Bildung eines Silbersalzes mit 
zwei Atomen Ag, der Veränderung des optischen Drehungsvermögens bei Zusatz 
einer Base, z. B. Benzylamin, und der basischen Natur der Säure (letztere ist 
aber kaum bewiesen) wird die Konstitution einer d-Säure oder das Derivat einer 
d-Äpfelsäure gefolgert 

Die Dibenzylmalaninsäure kristallisiert bei 169—170° und ist in Wasser und 
organischen Solvenzen kaum, wohl aber in wässerigem Alkali löslich (a )d = — 61,6 
in Aethylalkohol. 

Bei 169—170° wird ein Mol Wasser abgespalten unter Bildung einer unge¬ 
sättigten Verbindung. Die restierende Verbindung ist optisch inalräv, da sich 
die ÖH-Gruppe des asymmetrischen C-Atoms mit dem H-Atom des benachbarten 
C-Atoms zu Wasseraustritt verbunden hatte. 

Die Säure ist im Gegensatz zu der Dibenzylasparaginsäure durch Baryt 
leichter spaltbar. F. Samuely . 


1527) Marchlewski« L. Uber eine einfache Methode zur Darstellung des 
Phylloporphyrins. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 5, S. 847.) 

Das Doppelextrakt von getrockneten Blättern wird mit gesättigter Baryt* 
hydratlösung versetzt; der entstehende Bariumlack wird abfiltnert, mit Alkohol 
gewaschen und getrocknet und nach Suspendieren in 96proz. Alkohol vorsichtig 
mit konz. H a S0 4 tropfenweise versetzt. Die den Farbstoff enthaltende Lösung 
wird bei ganz schwach saurer Lösung konzentriert, mit 10pro£ KOH-Lösungin 
Alkohol versetzt, und im Autoklaven auf 200° während vier Stunden erhitzt 
Die Masse wird nun mit Essigsäure neutralisiert, mit Alkohol verdünnt und auf 
dem Wasserbad erwärmt 

Dabei geht das gebildete Phylloporphyrin in Lösung, während braune 
Körper ungelöst bleiben. Die filtrierte Lösung wird konzentriert, mit Wasser 
versetzt und mit Aether ausgeschüttelt 

Durch Schütteln des Aetherextrakts mit 5proz. Salzsäure geht das Phyllopor- 
phyrin in wässerige Säure über, und wird aus dieser mit Natriumacetat ais rotbrauner 
Schlamm abgeschieden. Wieder in Aether aufgenommen, wird die Säure erneut 
mit lproz. HCl ausgeschüttelt, wobei der Farbstoff ohne Verunreinigung in Lösung 
geht Nach Wiederholung der Aussalzung mit Natriumacetat und Aufnehmen 
m Aether wird der letzte Aether-Rückstand aus Alkohol als schimmernde, beider¬ 
seits zugespitzte schmale Plättchen kristallisiert erhalten. 

Das Phylloporphyrin zeigt in neutraler Lösung (Aether) 7, in saurer 8 (ver¬ 
dünnte Lösimg) bez. 5 (konzentrierte Lösung) ÄbsorptioiBstreifen, abgesehen 
von Absorptionsstreifen im Ultraviolett, ganz wie das Meso- und Hämoporphyrin. 

Fi Samuely . 


1528) Fischer, Emil. Synthese von Polypeptiden, XXIII. Mitteilung. (Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 6, S. 850.) 

Fischer und Abderhalden haben durch gelinde Hydrolyse von Seiden¬ 
fibroin u. a. ein Tetrapeptid gewonnen, das in Wasser löslich ist, durch Ammon¬ 
sulfat ausgesalzen wird und aus zwei Mol Glycocoll, ein Mol d-Alanin und ein 
Mol 1-Tyrosin besteht 

Zum Vergleich hat Verfasser jetzt Tetrapeptide dargestellt, die aus den ge¬ 
nannten Komponenten von Aminosäuren bestehen. 

Durch Kuppelung von Tyrosinester mit Chloracetyl-d-Alanylglycin über den 
Weg des Chlorids dieses Peptids, entsteht ein Peptidester, der durch Verseifen 


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584 


Referate. 


und Austausch des Halogens mit NH a in das Tetrapeptid: Glycyl-d-alanyl-glycin- 
J-Tyrosin 

NH a • CH a • CO • NH • CH (CH 8 ) • CO • NH • CH a • CO • NH • CH (CH a • C^ • OH) 
COOH übergeht 

d-Brompropionylglycin: (a) g = + 38,3° (± 0,2°) ist löslich in Wasser, 

Alkohol und warmem Essigäther. Lange Nadeln aus Toluol, dünne Prismen 
aus Wasser und Essigäther. Sp. 122—123 (korr.). Durch Austausch des Halogens 
gegen NH a in der üblichen Weise entsteht: 

d-Alanyl-glycin. Die Eigenschaften entsprechen dem auf anderem Wege 

dargestellten d-Alanyl-glydn. (Chem. Ber. 1905, Bd. 38, S. 2921.) (a) g =-f60,3° 
(“T 0,1°). 

An dieses Dipeptid wird in der üblichen Weise Chloracetylchlorid gekuppelt 
Es entsteht Chloracetyl-d-Alanyl-glycin. Dünne Prismen aus heißem Wasser, 
kleine feine Nüdelchen in kugeligen Konglomeraten aus heißem Alkohol 

(Sp. 178° (korr.) (a) g = — 53,4° (± 0,2°). Hieraus entsteht mit NH a das 
Glycyl-d-Alanyl-glydn. 

Dieses Tripeptid ist relativ schwer löslich in Wasser. Aus Wasser und 
verdünntem Alkohol in feinen Nüdelchen ohne Kristallwasser, bei 220° sich 


bräunend, bei 245° unter Zersetzung schmelzend, (a) p = — 63,5° (± 0,2°). Es 

ist leicht löslich in verdünnten Säuren und Alkalien, unlöslich in den meisten 
organischen Lösungsmitteln, und in verdünnter schwefelsaurer Lösung durch 
Phosphorwolframsäure nicht fällbar. 

Es gibt eine ins Violette spielende Blaufärbung mit Cu S0 4 und Alkali. Das 
Tripeptid ist leicht in das Tripeptid-Chlorid durch Behandeln mit Acetylchlorid 
und Phosphorpentachlorid zu verwandeln. Dieses Chlorid wird mit Tyrosin¬ 
methylester gekuppelt. 

Chloracetyl- a-Alanyl-Glycyl-1 -Tyrosinmethylester kristallisiert aus heißem 
Wasser in lanzettförmigen Blättchen, aus absolutem Alkohol in kompakten 
rhombenähnlichen Formen. Sp. 163—164,5° (korr.). 

Der Ester reagiert auf Lakmus neutral, ist schwer löslich in Alkalikarbonaten, 
leicht löslich in NaOH mit heller Farbe. Die Millonsche Reaktion ist in der 
Kälte positiv und wird durch Erwärmen beschleunigt Durch Verseifen und 
Halogenaustausch entsteht das Tetrapeptid: Gly eil - d - alany 1 - gly ein -1 -Tyrosin. 


( a )f) = + 40. 

Die Kristallisation ist bis jetzt nicht gelungen. Der unkonstante Sp. liegt 
zwischen 200—229°, unter Gasentwicklung und Schwärzung. 

Biuretreaktion und Millonsche Reaktion sind positiv. 

Phosphorwolframsäure fällt aus verdünnten sauren (HCl, HsiSC^) Lösungen, 
löst aber im Überschuß wieder. 

Die Fällimg mit Tannin aus nicht zu verdünnter Lösung ist in der Wärme 
und im Tanninüberschuß löslich und kehrt beim Abkühlen auf 0° wieder. 

Das Tetrapeptid ist nur durch Ganzsättigung mit festem Ammonsulfat, 
oder durch Versetzen mit gesättigter Ammonsulfatlösung bei Eiswassertemperatur 
fällbar, ln dieser Beziehung verhält es sich also anders, als das natürliche Tetra¬ 
peptid des Seidenfibroins. 

Das Peptid ist durch Trypsin spaltbar. Mit Bromwasser entsteht in einer 
kalten, wässerigen Lösung, die Natriumbicarbonat enthält, ein farbloses Brom¬ 
substitutionsprodukt, das in heißem Wasser löslich ist und beim Erkalten 
wieder ausfällt. 

Ein zweites Tetrapeptid hat Fischer durch Kuppelung von a-Brompropionyl- 
glycyl-glycin mit Glycocoll dargestellt: d-l-Alanyl-diglycyl-glycin. Eine Ver¬ 
einigung mit Tyrosinester ist bis jetzt nicht gelungen. 

Auch das aktive a-Brompropionyl-glycyl-glycm war bis jetzt zur Kuppe¬ 
lung nicht geeignet 


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Referate. 


585 


Es bleibt daher die Identifikation des natürlichen Tetrapeptides, für das 
mindestens zwölf strukturisomere Möglichkeiten feststehen, noch unerfüllt 

E. Samuely. 

1529) Fischer, Emil u. Scheibler, Helmuth. Zur Kenntnis der Waldeneehen 
Umkehrung IL (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 5, S. 889.) 

Durch Einwirkung von Nitrosylbromid auf aktive Aminosäuren entstehen die 
entsprechenden Bromfettsäuren, höchstwahrscheinlich unter Umkehrung der 
optischen Konfiguration. Diese Umkehrung bleibt aber aus bei Anwendung der 
Aminosäurenester. fChem. Ber. 1907, Bd. 40, S. 489.) Dies Verhalten konnte am 
a-Alanin, 1-Leucin, 1-rhenylalanin und der 1-Asparaginsäure dargetan werden. 

Anders verhält sich das 1-Valin, das in aktive Bromvaleriansäure mit NOBr 
übergeht Diese Bromfettsäure geht aber mit NH S nicht in den optischen Valin- 
Antipoden über, sondern liefert wieder a-Valin. 

Diese Ausnahmestellung des 1-Valins, d. h. der a-Aminoisovaleriansäure 
scheint durch die Wirkung der Isopropylgruppe bedingt zu sein. 

In dem Valin ist das asymmetrische Kohlenstoffatom CH.NH a der Isopropyl¬ 
gruppe direkt benachbart, in dem Leucin ist zwischen beide noch eine Methylen¬ 
gruppe eingeschaltet 

Ob die a-Aminovaleriansäure sich auch bei der zweiten möglichen Walden- 
schen Umlagerung, nämlich der Verwandlung der Halogenfettsäuren mit Silber¬ 
oxyd in Oxydsäuren unter Änderung der optischen Drehung — atypisch verhält, 
steht noch nicht fest. 

Das Methodische der Abhandlung hat rein chemisches Interesse. 

F. Samuely . 

1580) Fischer, Emil tu Baske, KarL Verwandlung von 1-Serin in aktives, 
natürliches Cystin. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 5, S. 898.) 

Aus dem Ester des Serins entsteht durch Phosphorpentachlorid die a-Amino- 
0-Chlorpropionsäure. Diese Säure geht durch Behandeln mit Bariumhydrosulfid 
in wässeriger Lösung bei 100° während l 1 /* Stunden, unter Ablösung des Halo¬ 
gens, und nach Entfernen des überschüssigen Bariumsulfids und Zusatz von NH S 
durch Oxydation mit Luft in Cystin über. Unter Anwendung yon aktivem Serin 
entsteht aktives 1-Cystin. Die Reaktion verläuft nach dem Formelbild 
2. COH. CH (NH a ). CH a . CI + Ba(SH) a 

= BaCl a + 2 COOH.CH.(NH a ) CH a .SH 
Diese Säure + O = H a + (COOH. CH(NH a )CH a . S) a . 

Aus dieser Umwandlung folgt, daß natürliches Cystin in sterischer Beziehung 
dem Serin und Alanin entspricht, sodaß die Konfiguration, die früher dem 1-Serin 
und d-Alanin vorläufig gegeben war, fallen gelassen werden muß. 

Das dargestellte aktive synthetische Cystin entspricht dem natürlichen 
Proteincystin. Es wurde in sechsseitigen Täfelchen erhalten, wenn man das 
salzsaure Salz in wenig kaltem Wasser löst Nach einiger Zeit scheidet sich 
dann freies Cystin in dieser Kristallform ab. 

Aus mit Essigsäure versetzter, ammoniakalischer Lösung scheiden sich kurze, 
scheinbar rechteckige Prismen, oder auch flächenreine Kristalle ab. 

Die Methodik dieser Darstellung von Cystin siehe im Original. 

F. Samuely . 

1581) Kiliani, H. Ober die Zucker der C 6 -Zucker aus Meta- und Para¬ 
saccharin. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908. Bd. 41, H. I, S. 120.) 

Verfasser konnte durch die Identität von Oximen der C 6 -Zucker aus der 
Meta- und Parasaccharinsäure und durch die Überführung dieser beiden Säuren 
mit H a O a in einen einheitlichen C 8 -Zucker, und zwar die Aldose, beweisen, daß 
eine früher beschriebene Para - Saccharopentose, vermeintlich Pentan 1*4*5- 
triol-8-on nicht existiert Es existiert nur ein Zucker aus Meta-Saccharinsäure, 
und zwar eine Aldose, die durch Reduktion in normales Valerolakton, durch 
Oxydation in Dioxyglutarsäure übergeht, und in eine Pentantriolsäure umge¬ 
wandelt werden kann. Trotz der Identität dieser C* -Zucker haben die Meta- 
und Parasaccharinsäuren selbst eine verschiedenartige Konstitution, wie aus den 
sehr verschiedenen Produkten der Oxydation beider Säuren hervorgeht 

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686 


Hefen te. 


. Verfasser glaubt daher, daß die bei der Oxydation von Parasaccharinsäure 
entstehende ß -Ketose CH a OH• CHOH• CO• CH*• CH a OH intermediär entsteht, 
und wegen ihrer Labilität durch das deutlich alkalisch reagierende Oxydations¬ 
gemisch in die Aldose CHjOH • CH(OH) • CH(OH)CH a • CHO umgewandelt wird. 

F. Samuely. 

1682) Kiliani, H. Über Saccharins&ure. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, 
Bd. 41, S. 2.) 

Im wesentlichen eine Entgegnung gegen Arbeiten vonNef. Hervorzuheben 
ist, daß aus Milchzucker und Glukose neben Isosaccharinat und Metasaccharmat 
nicht kristallisierende »Restprodukte« entstehen. 

Aus Milchzucker (1 Teil Zucker + 9 Teile Wasser + 0,2 Kalkoxyd) ent¬ 
stehen bei Zimmertemperatur nach etwa 4 Wochen die Kalksalze der Saccnarin- 
säuren. Der überschüssige Kalk wird mit Oxalsäure bis zu neutraler Reaktion 
der Lösung gefällt und die Lösung der Ca-Salze eingedampft. Es scheidet sich 
das Ca-Salz der Isosaccharinsäure ab. 

Eine Abscheidung von Kalzium-Metasaccharinat erzielt man durch Sättigen 
der Mutterlaugen des Isosaccharinates mit Alkohol (25 Proz. vom Gewichte der 
Mutterlauge} und Impfen mit Metasaccharmat. Die nach Monaten ausgeschiedene 
Kristallfraktion gibt das Salz der Metasäure an kochendes Wasser ab. 

Das Filtrat dieser »Mutterlaugenkristalle«, das mit Oxalsäure von Kalzium 
befreit ist, scheidet direkt, mit Bariumkarbonat erhitzt, nach der Methode von 
Loeffler Bariumparasaccharinat ab. 

Die Ausbeute der gesamten Saccharinate, berechnet als Laktone CeH 10 O t 
auf die Menge angewandten Milchzuckers = 28,8 Proz. der Theorie. 

Nach Nef sollten (Ann. d. Ch. Bd. 357, S.801) die verbleibenden Substanzen 
ein Gemenge von Raumisomeren der Saccharinsäuren sein. 

Verfasser lehnt diese Anschauung ab, da sich diese Restprodukte gegen 
Salzsäure und Schwefelsäure, im Gegensatz zu den Saccharinen, empfindlich 
erweisen. 

Dieselben werden leicht zersetzt unter starker Huminbildung auch in solchen 
Lösungen, die sicher keinen imveränderten Zucker mehr beigemengt enthielten. 
Eine Aufklärung dieser Körper ist bis jetzt nicht gelungen. Die Restsäuren 
ließen sich auch nicht als Salze der Alkaloide (Brudn, Strychnin) isolieren, da 
dieselben sich beim Eindampfen wieder in freie Alkaloide und Säure spalten. 

Ähnlich wie Milchzucker verhält sich «-Glukose, aus der unter gleichen Be¬ 
dingungen Isosaccharinsäure in kleinster Menge entsteht Das Ca-Salz dieser 
Säure ist als Lakton kristallisierbar, ein erheblicher Teil der Ca-Salz-Laktone 
kristallisiert aber nicht. Die Ca-Salze dieser Restprodukte sind in heißem Wasser 
beträchtlich löslich und scheiden sich nach Alkoholzusatz nur sehr langsam 
wieder ab. Es scheint danach kein Metasaccharmat zu sein. F. Samuely . 

1688) Matthes, H. u. Rohdich, 0. Über Kakaofett, insbesondere über die 
unverseifbaren Bestandteile desselben. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 
H. I, S. 19.) 

Aus der Kakaobutter konnte durch Wasserdampfdestillation oder Alkohol¬ 
extraktion kein nach Kakao schmeckender oder riechender Stoff gewonnen 
werden. Durch Verseifen des Fettes mit stark alkoholischer Kalilauge und Ex¬ 
traktion der Seife mit Äther wird eine gelbgefärbte Masse gewonnen, die in 
ein angenehm riechendes, an Hyazinthenduft erinnerndes öl und eine »Roh¬ 
phytosterinfraktion« zerlegt wird. 

Aus der letzteren wurden ein Kohlenwasserstoff: C^H«* wohl identisch mit 
Amyrilen, und 2 Phytosterine isoliert. Von diesen addiert das eine 2 Moleküle 
Brom, das andere 1 Molekül. Das letztere scheint daher mit dem Sitosterin, 
das erstere mit dem Stigmasterin aus Kalabarbohnen von Windaus identisch 
zu sein. 

Die Phytosterine sind durch Derivate: Acetat, Acetattetrabromid, Acetatdi- 
bromid, und durch eine Reihe von Cholesterin-Farbenreaktionen identifiziert 

F. Samuely . 

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Referate. 


687 


1684) Einhorn, Alfred u. Hamburger, Alexander. Die Methylolverbindungen 
des Harnstoffes. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 1, S. 24.) 

Läßt man Formaldehyd auf Harnstoff in Gegenwart von alkalisch reagie¬ 
renden Kondensationsmitteln, z. B. Kohlensäuren oder ätzenden Alkalien, alka¬ 
lischen Erden usw. einwirken, so entstehen Methyloie, z. B. Dimethylolharnstoff 
oder Monomethylolharnstoff. Diese Körper lassen sich isolieren, wenn man das 
Kondensationsmittel im richtigen Augenblick entfernt. Geschieht dies nicht, so 
geht der Kondensationsvorgang zur Bildung amorpher Produkte weiter. Das 
Erkennen des richtigen Momentes der beendeten Methylolverbindung wird durch 
die Tollenssche Silberlösung ermöglicht Zu einer Lösung von 0,4 Ba(OH) a in 
26,7 ccm Formaldehyd von 37,4 Proz. (= 2 Mol. CH a O) fügt man bei 26 —30° 
10 g Harnstoff. 

Der vollständige Verbrauch des Aldehyds wird durch das Verschwinden der 
Metallreduktion in Tollensscher Silberlösung angezeigt. Der entstandene Di- 
methylol-Hamstofi reduziert diese Lösung erst nach einiger Zeit Wird nun so¬ 
fort mit CO a neutralisiert, so kann man nach Eindunsten die Verbindung 

CO _CH a OH ^ Proz. Alkohol heiß extrahieren und daraus kristal¬ 

lisieren. Sp. 136° zu klarer Flüssigkeit, die bei 137—138° wieder fest wird. Der 
sich abscheidende Körper zersetzt sich bei ca. 260°. 

Im Reagenzglas erhitzt, wird Formaldehyd, neben basischen Zersetzungs¬ 
produkten, abgespalten. 

Wässerige, nicht zu verdünnte Lösungen von Dimethylolharnstoff scheiden 
auf Zusatz von Alkalien allmählich, mit Mineralsäuren schon nach einigen Stunden 
weiße, amorphe Niederschläge ab. 

Monomethylolharnstoff entsteht, wenn man unter Eiskühlung 6,5 cm Formal¬ 
dehyd von 37,4 Proz. in 6 g Harnstoff und 0,1 Bo(OH) a in 6 ccm Wasser tropfen 
läßt, und sofort mit CO a neutralisiert, wenn kein freier Aldehyd mehr nach¬ 
weisbar ist 

Sp. bei 111°. Mit Mineralsäuren und auch Essigsäure entsteht in seiner 
wässerigen Lösung fast momentan eine amorphe Färbung. 

Wird der Kondensationsvorgang zwischen Aldehyd und Methylolverbindung 
nicht unterbrochen, so entstehen Produkte, die vielleicht Anhydride zweier Di- 
methylolhamstoffe sind. F. Samuefy. 

1686) Paal, C. u. Kühn, G. Über kolloidales Chloraatriuxn. (Ber. d. d. 
Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. I, S. 61.) 

Bei der Einwirkung chlorsubstituierter, organischer Verbindungen (Chlor¬ 
essigester und Azetylcmorid) auf in Benzol erzeugten Natriummalonester ent¬ 
stehen Benzolsolen des Chlornatriums neben den normalen organischen Reak¬ 
tionsprodukten. Diese Sole kann in fester Form aus der kolloidalen Benzollösung mit 
Petroläther abgeschieden werden. Sie enthält meist geringe Mengen organischer 
Natriumsalze adsorbiert und erfährt durch diese eine relativ große Beständigkeit. 

Je glatter die Umsetzung zwischen Natriummalonester und organischer 
Halogenverbindung erfolgt, desto höherprozentige Chlomatriumorganosolen 
werden mit Petroläther gefällt. 

Beim Trocknen gehen die NaCl-Organosole rasch in das Gel über und 
werden in wasserfreien organischen Solventien unslöslich. Sie bewahren aber 
ihre Löslichkeit, wenn sie im Fällungsmittel suspendiert bleiben. Die feste Sole 
als feine Suspension kann daher direkt gewonnen werden, wenn man die Re¬ 
aktion der Umsetzung statt in Benzol in Petroläther vor sich gehen läßt. 

Verfasser haben nun solche Solen mit neuen Köipem dargestellt: 

Am günstigsten liegen die Bedingungen bei Einwirkung. von Chloressig¬ 
ester, Chlorazeton und co-Chlorazetophenon, in Benzol oder Äther gelöst, auf 
Natriumäthylmalonester. 

Bei Umsetzung dieses Malonesters mit Chloressigsäureester entsteht eine 
gelbe, schwach opalisierende Flüssigkeit, aus der durch Petroleumäther das weiße 
Chlomatriumsol fällbar ist Es ist wieder leicht in Benzol, schwer in Äther 
löslich und mit Petroläther wieder fällbar. 


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588 


Referate. 


Durch Trocknen entsteht ein Benzol unlösliches Gel. Das Sol enthält etwa 
64 Proz. kolloides NaCl, neben 7 Proz. Na in Gestalt organischer Natriumsalze. 

Wird diese Umsetzung 6 Stunden bei Wasserbadtemperatur belassen, so 
entsteht eine homogene, etwas konsistentere Flüssigkeit, aus der sich aber schon 
beim Umgießen in ein Becherglas, oder bei der Filtration durch Papier, gal¬ 
lertiges Gel abscheidet Verfasser nennt daher die Lösung dieses Körpers ein 
flüssiges Gel. Natürlich ist das flüssige Gel auch durch Petroläther als weißes, 
flockiges Organogel abscheidbar, das nun in Benzol und Äther nicht sicher 
kolloidal löslich ist 

Sehr beständig ist die Chlomatriumorgansole, welche durch Einwirkung von 
Chlorazeton und © - Chlorazetophenon auf Natriumäthylmalonester entsteht. 
Beim Arbeiten in ätherischer Lösung fällt das Sol zum größten Teil in fester 
Form und orangegelber Farbe aus. Dieses ätherfeuchte Sol ist in Benzol mit 
gelber Farbe löslich. 

Auch mit Sulfiirylchlorid und dem genannten Ester entsteht eine kolloidale 
Lösung von NaCl, die aber sofort alle Eigenschaften des »flüssigen Gels« aufweist 

F. Samuely. 

1586) Paal, G. u. Kühn, Gustav. Über kolloidales Brom und Jodnatrium. 
(Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. I, S. 58.) 

Analog den vorgenannten Organsolen werden Bromnatriumsolen durch Ein¬ 
wirkung von Bromessigester, Azetylbromid, Phenacylbromid auf Natriummalon- 
ester in Benzollösung gewonnen. Auch hier geht die Umsetzung günstiger mit 
Natriumäthylmalonester vor sich. Die Bromnatriumsolen zeigen prinzipiell keine 
Unterschiede von den analogen Chlomatriumsolen, nur zeigen sie eine geringere 
Stabilität. Das Jodnatriumsol, das durch Umsetzung von 0-Jodpropionsäureester 
mit Natriumäthylmalonsäureester entsteht, ist außerordentlich labil und geht sehr 
schnell, auch in Benzol, in unlösliches Gel über. F. Samuely . 


1587) Bach, A. Zur Kenntnis der in der Tyrosinase tätigen Peroxydase. 
(Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. II, S. 216.) 

Verfasser hatte schon früher den Gedanken geäußert, daß die Tyrosinase, 
wie gewöhnliche Oxydasen, aus einer Oxygenase, d. h. einem Körper der Per¬ 
oxyde unter Sauerstoffaufnahme bildet und durch Hydroperoxyd ersetzbar ist, 
und einer Peroxydase, welche diese Peroxyde oder zugesetztes H a O a aktiviert, 
zusammengesetzt sei. (Chem. Ber. 1906, Bd. 89, S. 2126.) 

Die exakte Trennung der Tyrosinase in beide Fermentprinzipien ist Ver¬ 
fasser jetzt gelungen. Er verglich die tyrosinfärbende Kraft von Extrakten 
frischer (D, älterer, geschädigter (II) und in Fäulnis begriffener (III) Pilzarten 

g ussula aelica). Die oxydierende Kraft wird gemessen mit deijenigen Menge 
diumpermanganatlösung (0,002 normal), welche bei HgSOiSaurer Reaktion die 
gebildeten schwarzen Substanzen entfärbt. So geben die relativen Me l a n i nm engen 
ein Maß der Oxydationskraft der Tyrosinase. 

Es zeigte sich, daß die Intensität der Melaninbildung von I—HI abnimmt 
In den Säften II und m, welche geringere Melaninbildung aufwiesen, konnte 
Zusatz von Wasserstoftoxyd die Wirkung auf das Zwei- und Dreifache steigern. 
Dieser Befund läßt sich so erklären, daß in dem älteren oder teilweise geschä¬ 
digten Saft der Fraktionen II und III die Abschwächung durch Verlust wirk¬ 
samer Oxygenase, d. h. Peroxyde bildender Substanz, bedingt war. 

Beim Behandeln von Saft I, d. h. wirksamer Tyrosinase mit Magnesium¬ 
karbonat entsteht eine schwer lösliche Verbindung, welche beträchtlich mehr 
Peroxydase als Oxygenase enthält; durch Ausschütteln des Saftes mit MgCO s 
wird in der Tat ein Schlamm gewonnen, der mit Wasser extrahiert wird. Dieser 

g ibt mit Tyrosin + H a O a alsbald Braunfärbung, ohne H a O a aber keine Färbung. 

och wird die Mischung ohne zugesetztes Hydroperoxyd nach 3—7 Tagen all¬ 
mählich auch schwarz. 

Eine teilweise Trennung beider Fermente gelang mit Methylalkohol Mit 
diesem entsteht im wässerigen Pilzsaft eine Fällung. Das Filtrat derselben, ver¬ 
eint mit den methylalkoholschen Waschflüssigkeiten des Niederschlages, wird 
eingedunstet und der Rückstand mit Wasser extrahiert Diese Lösung gibt mit 


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Beferate. l 


589 


Tyrosin + H a O a nach 12 Stunden Braunfärbung, mit Tyrosin ohne H a O a erst 
nach 2 Tagen Bräunung, sie ist also sehr arm an Oxygenase und enthält die 
gesamte Peroxydase. Auch spontan kann die in der Tyrosinase enthaltene Oxy¬ 
genase zu Grunde gehen, während die Peroxydase nicht leidet. 

Der Zusatz von Hydroperoxyd zu normaler Tyrosinase übt in passender 
Verdünnung keinen Einfluß. Die Wirkung der Beschleunigung durch H a O a ist 
immer bedingt durch einen Ersatz der Oxygenase in vorher geschädigter 
Tyrosinase. F Samuely . 

1588) Bach« A. Über die Wirkungsweise der Tyrosinase. (Ber. d. d. Chem. 
Ges. 1908, Bd. 41, H. II, S. 221.) 

Verfasser verfolgte die Tyrosinasewirkung messend durch Titration der aus 
Tyrosin durch wechselnde Mengen Tyrosinase oder in bestimmten Zeiten bei 
konstanter Fermentmenge entstehenden Melanine mit Kaliumpermanganat in 
schwefelsaurer Lösung. 

Die Tyrosinase wurde aus jungen Pilzen (Russula delica) mit Wasser extra¬ 
hiert. Das Extrakt wird in 96 Proz. Alkohol gegossen. (800 cm auf 1,5 Liter 
Alkohol.) 

Der entstehende Niederschlag wird gewaschen, im Vakuum getrocknet und 
mit 300 ccm Wasser verrieben. Die filtrierte Fermentlösung ist nahezu farblos. 

Für die Abhängigkeit der Melaninbildung von der Tyrosinkonzentration er¬ 
gab sich, daß die Melaninmengen mit der Fermentkonzentration zunehmen, und 
daß die Reaktion um so früher zum Stillstand kommt, je größer die Ferment¬ 
konzentration ist 

Für die Beziehung der Reaktionsgeschwindigkeit zu der Fermentkonzen¬ 
tration und der Substratkonzentration ließ sich ermitteln, daß eine gesetzmäßige 
Proportionalität zwischen Wirkung und Fermentmenge nicht besteht Dieselbe 
wächst in den Anfangsstadien schneller, als die Fermentkonzentration, nach 
6 Stunden ist sie dieser proportional, nach dieser Zeit bleibt sie hinter dem Zu¬ 
wachs der Fermentkonzentration zurück. Vergleicht man aber die gleichen Um¬ 
stände, nicht die gleichen Reaktionszeiten, so wird die umgekehrte Proportio¬ 
nalität zwischen Fermentmenge und Reaktionszeit manifest Das Produkt beider 
Größen ist dann eine Konstante. 

Was die Beziehung der Wirkung zur Substratkonzentration betrifft, so sind 
die Reaktionszeiten bei steigenden Tyrosinmengen und konstanter Tyrosinase- 
konzentration den Substratkonzentrationen umgekehrt proportional. Diese Gesetz¬ 
mäßigkeit gilt aber nur für die Anfangs- und Mittelstadien der Reaktion. Im 
Endstadium wird die Fermenttätigkeit um so rascher erschöpft, je größer die 
Substratkonzentration ist 

Ähnliche Resultate hatten auf anderem methodischen Weg bereits v. Türth 
und Jerusalem verzeichnet (Hofin. Beiträge 1907, Bd. 10, H. 4—6, S. 181.) 

F. Samuely . 

1589) Bach, A. Über das Verhalten der Peroxydase gegen Licht. (Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 2, S. 226.) 

Die Peroxydase verliert unter Lichteinfluß und vereinigtem Einfluß von 
Licht und Sauerstoff nicht an Aktivität. F. Samuely . 


1540) Lifschitz, J. Eine Farbenreaktion auf Cholesterin durch Oxydation. 
(Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, [H. 2], S. 252.) 

Durch Oxydation von Cholesterin mit Superoxyden der organischen Säure- 
radikale entstehen neutrale Produkte, die in Eisessig auf Zusatz von konzentrierter 
Schwefelsäure sehr typische Farbenreaktionen liefern. 

Verfasser empfiehlt folgende Reaktion: Einige Milligramme Cholesterin 
werden in 2—8 cm Eisessig gelöst, hierzu werden einige Körnchen Benzoyl- 
superoxyd gesetzt, das Ganze wird 1—2 mal aufgekocht. Läßt man in die ab¬ 
gekühlte Lösung 4 Tropfen konzentrierte Schwefelsäure tropfen, so färben sich 
diese sofort am Boden des Reagenzglases blauviolett bis blaugrün. Das durch¬ 
geschüttelte Gemisch wird sehr bald violettrot, dann schön blau, schließlich nach 
längerem Stehen rein grün. Bei sofortigem Durchschütteln des Oxydations¬ 
gemisches mit H a S0 4 entsteht sofort grüne Farbe. 

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Referate. 


Den genannten Reaktionsfarben entsprechen sehr scharfe, charakteristische 
Absorptionsstreifen im Spektrum. (Ztschr. f. physiol Chem. Bd. 60, S. 436, 
Bd. 63, S. 140.} 

Die Empfindlichkeit der Probe beträgt in einer Schicht von 12—16 mm 
1:10000. 

Die Probe beruht auf der Bildung von Oxycholesterinäther (CmHuO^O oder 
Oxycholesterin C^H^Os, je nach den Mengen Peroxyd, während die Lieber- 
mannsche Probe auf der Umsetzung mit Cholestöl beruht Die Probe hat vor 
der letzteren gewisse Vorzüge, da sie ohne Selbsterwärmung verläuft und da 
die Absorptionsstreifen der Farben in der Mitte der roten Spektralfelder liegen, 
also durch Verunreinigungen nicht leicht verdunkelt werden. 

Die Probe hat ferner Bedeutung angesichts des physiologischen Vorkommens 
von Oxycholesterinen in tierischen Organen. Auch gestattet die Probe die 
Identifizierung synthetischer Oxycholesterine und den Nachweis von Cholesterin 
neben Oxycholesterin, durch Verfolgung der Spektralstreifen, unter dem Einfluß 
von Oxydationsmitteln. F. Samuely . 

1641) Diels, Otto u. Linn, Earl. Zur Kenntnis des Cholesterins. (Ber. d. 
d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. II, S. 41.) 

Die Arbeit hat rein chemisches Interesse zur Aufklärung der Cholesterin¬ 
konstitution. Folgendes sei daraus hervorgehoben: 

Cholesterin, ein ungesättigter, sekundärer Alkohol von der Formel C^H^O 
(oder C 27 H 44 O) geht durch geeignete Oxydation in Cholestenon C 27 H 44 O (oder 
CtfHuO), in das zugehörige Keton über. Das Cholestenon kann durch Erhitzen 
des Cholesterins mit CuO auf 300°, oder durch Oxydation des Dibromcholesterins 
und nachfolgende Reduktion mit Wasserstoff (Windaus) dargestellt werden. 

Cholesterin und Cholestenon schienen wegen ihres verschiedenen Verhaltens 
gegen Oxydationsmittel oder Reduktionsmittel nicht dem gleichen Grundtypus 
anzugehören. Verfasser weisen nun nach, daß, trotz dieser Verschiedenheiten 
beider Substanzen, das gleiche Ringsystem zu Grunde liegt. 

Cholesterin erleidet durch Erhitzen auf 300—320° ohne Oxydationsmittel 
eine Metamorphose, indem unter lebhafter Gasentwicklung (Wasserstoffentbindung) 
eine Selbstzersetzung erfolgt, die durch die Anwesenheit einer Katalysators 
(Spuren Fe oder Zink im unreinen Cholesterin) vermittelt wird. 

Unter den Produkten dieser Zersetzung findet sich Cholestenon und ein 
Isomeres Cholesterin, das 0 -Cholesterin, das dem Cholesterin sehr ähnlich ist, 
und sich über das Cholesteryblenzoat und Verseifung desselben wieder in Cho¬ 
lesterin zurückverwandeln läßt. Es ist wahrscheinlich, daß dieses Raumisomere 
/9-Cholesterin durch sekundäre Reduktion mit Hilfe des gebildeten H von bereits 
gebildetem Cholestenon entsteht. Denn Cholestenon läßt sich durch gelinde 
Reduktion mit Natrium in äthylalkoholischer Lösung zwar nicht in Cholesterin, 
wohl aber in 0 -Cholesterin überführen. (Wird die Reduktion mit Natrium in 
Amylalkohol vollzogen, so entsteht 0 -Cholestanol.) F. Samuely . 


1642) Wacker, Leonhard. Eine kolorimetrische Methode zur Bestimmung 
der Molekulargröße von Kohlehydraten. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 
H. II, S. 207.) 

Aldehyde und Alkohole der aliphatischen Reihe färben sich mit p-Phenyl- 
hydrazinsulfonsäure in wässriger Lösung oder Suspension bei Luftzutritt und in 
Gegenwart eines Alkaliüberschusses intensiv rot. 

Wird eine wässrige Suspension dieser Sulfonsäure mit Zucker in starker 
Lauge versetzt und sich selbst überlassen, so tritt die Rotfärbung von oben her 
langsam ein. Bei dieser Reaktion, deren Farbennuance bei Verwendung ver¬ 
schiedener Zuckerarten wenig variiert, nimmt aber die Farbenintensität mit stei¬ 
gendem Molekulargewicht des Zuckers ab. Ferner ist die Reaktionsgeschwin¬ 
digkeit der Größe des Molekulargewichts umgekehrt proportional, sodaß die 
höher molekularen Verbindungen langsamer reagieren. Schließlich ist die Reak¬ 
tionsgeschwindigkeit bei ein und derselben Substanz deren Konzentration pro¬ 
portional 

Sofortiger Eintritt der Rotfärbung zeigt also Aldehyde mit kleinem Mole- 


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Referate. 


591 


kulargewicht an, etwa Form- oder Acetaldehyde. Solche Körper lassen sich 
noch in einer Vaoooo—Vsoooo norm. Lösung nachweisen. 

Mehrwertige Alkohole und Kohlehydrate sind bis zu einer n/aooo Konzentra¬ 
tion gleichfalls empfindlich, nur tritt die Färbung später ein. 

Die Empfindlichkeitsgrenze einwertiger, primärer Alkohole liegt bei n/ 2(K) . 
Auch Aceton, Milchsäure, Zitronensäure, Ham- und Eiweißkörper geben die 
Reaktion, in stärkerer Konzentration. 

Durch Vergleich der Empfindlichkeiten verschiedener Substanzen ungleicher 
Konstitution, für die Verfasser eine tabellarische Zusammenstellung gibt, versucht 
er die Molekulargröße zu bestimmen. Mit dem Abbau von Kohlehydraten oder 
Pentosanen, die ja Multipla von Hexosen oder Pentosen oder Multipla von 
Dissacchariden sind, verändert sich natürlich die Empfindlichkeit der Reaktion. 
Bestimmt man nun kolorimetrisch unter gleichen Bedingungen die Farbstärke 
etwa einer abgebauten Substanz (z. B. zweier Hexosenmoleküle) und vergleicht 
diese mit der Farbstärke der imveränderten Substanz (z. B. Disaccharid), so wird 
man eine Zahl finden, mit der das Hexonsemolekül multipliziert werden muß, 
um das gesuchte Disaccharid zu finden. Diese Zahl nennt Verfasser Inver sions- 
quotient. 

Auf diesem Weg versuchte Verfasser die Molekulargewichte von Erythro¬ 
dextrin und Amylodextrin festzustellen. Für verschiedene Zuckerarten sind vor 
und nach der Inversion die Farbenintensitäten und Empfindlichkeitsgrößen kolo¬ 
rimetrisch festgestellt, und die Inversionsquotienten durch Vergleich der Farben¬ 
intensität mitgeteilt F. Samuely. 


1548) Langheld, K« Über die Bestandteile der Bindergalle L (Ber. d. d. 
Chem. Ges. 1908, Bd. 41, S. 879.) 

Verfasser teilt eine neue Methode der Aufarbeitung der Gallensäuren mit. Die 
auf dem Wasserbad getrockneten Rohsäuren der Galle werden ohne vorherige 
Fällung mit dem doppelten Gewicht Alkohol angerührt Ein Teil Cholsäure 
bleibt ungelöst, und wird sofort aus Alkohol umkristallisiert 

Zu den vereinigten Mutterlaugen und der ursprtinglichen Lösung wird über¬ 
schüssige NaOH in wenig Wasser gegeben, und die Massen zwei Stunden auf 
dem Wasserbad erwärmt Es scheidet sich das cholsäure-Natron nahezu quan¬ 
titativ ab. Das Salz wird filtriert und in die freie Säure umgesetzt Die Aus¬ 
beute von reiner Cholsäure beträgt 45°/ 0 der Rohsäure. 

Die vereinigten Mutterlaugen werden dann im Vacuum eingeengt und stark 
abgekühlt. Es scheiden sich kristallisiert die Na-Salze von Fettsäuren ab. Aus 
ihnen werden die Fettsäuren in Freiheit gesetzt und in Äther aufgenommen. 
Sie bestehen aus einem Gemisch von Palmitin- und Stearinsäure. Die Säuren 
der vereinigten Mutterlaugen, nach Abtrennung der Fettsäuren, werden mit 
2 °/ 0 Alkohol HCl in ihre Ester übergeführt und diese mit viel Ligroin ausge¬ 
kocht Aus dem in Ligroin löslichen Teil der Ester werden wieder die freien 
Säuren dargestellt, nachdem der Petroläther entfernt ist. Die Säuren werden 
in Äther aufgenommen. Eine in ihnen enthaltene Säure ist noch nicht identifiziert. 
Jedenfalls bleibt eine geringe Menge Desoxycholsäure (Va °/o) in Äther ungelöst. 

Die in Ligroin unlöslichen Ester werden mit NaOH verseift, wobei sich 
abermals cholsaures Natron abscheidet (5°/ 0 ). Die regenerierten Säuren geben 
13 °/ 0 noch nicht identifizierter Säuren an warmes Benzol und Äther ab. Der in 
Benzol unlösliche Rest wird in Alkohol gelöst, im Vacuum eingetrocknet und 
mit Essigäther ausgenommen. Aus diesem kristallisieren zwei isomere Desoxy- 
cholsäuren, die durch Kristallisation aus Eisessig getrennt wurde. Aus diesem 
kristallisierte Desoxycholsäure (Sp. 145° aus Eisessig, wasserfrei bei 172—178°) 
mit den Eigenschaften der von Pregl dargestellten Säure. Durch sechsfache 
Wiederholung der Kristallisierung der Eisessigmutterlaugen bis zu beendeter Kristall¬ 
abscheidung, bleibt schließlich ein Rest, der aus der sechsfachen, bezw. dreifacher 
Menge Eisessig nicht mehr kristallisiert. Der in Lösung gebliebene Teil kristal¬ 
lisiert aber aus absolutem Alkohol. Er hat den Sp. 187—188° nach vorherigem 
Sintern bei 150°. Verfasser bestätigt damit die schon von Mylius festgestellte 
Existenzeiner zweitenDesoxycholsäure, die bisher denNamen Chol einsäure führte. 


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592 


Referate. 


Beide Säuren sind keine optischen Antipoden, da sie beide dextrogyr sind. 

Desoxycholsäure (a) g = + 68,28. Choleinsäure (a) ß = + 37,97. 

Die Ausbeute beider Säurenbeträgt etwa 20 °/ 0 der Rohsäuren. 

Die an Choleinsäure 2 °/ 0 in Sommergalle. F. Samuely. 


1644) Marchlewski, L. Studien in der Chlorophyllgruppe. (Ber. d. d. Chem. 
Ges. 1908, B. 41, H. 8 , S. 463.) 

Durch Behandeln von Chlorophyll in 80 proz. Alkohol mit gasförmiger Salz¬ 
säure entsteht ein schwarzer Niederschlag. Dieser Körper wurde durch Lösen 
in Chloroform und Fällen mit Alkohol gereinigt Nach den Resultaten der Ama- 
lyse und den physikalischen Eigenschaften (Fluoreszenz, Spektrumabsoiption, Lös¬ 
lichkeit) scheint dieser Körper mit Phäophytin von Willstätter identisch. Wie 
dieses, liefert auch der besagte Niederschlag mit konzentrierter Salzsäure Phyl- 
locyanin und Phylloxanthin. Auch sonst sind die Analogien auffallend. Beide 
Körper liefern beim Behandeln ihrer alkoholischen Lösung mit Zinkhydroxyd 
und Kohlensäure eine Zinkverbindnng. Auch die Absorptionsspektra der ge¬ 
meinsamen Phylloxanthine aus dem Niederschlag und aus Phäophytin sind identisch. 

F. Samuely . 

1546) Kiliani, H. Über Saccharins&uren. (Ber. d. d, Chem. Ges. 1908, 
Bd. 41, H. II, S. 469.) 

Auch Fruchtzucker liefert in kleiner Menge Isosaccharinsäure. 

F. Samuely . 

1646) Diels, Otto u. Linn, Karl. Zur Kenntnis der Cholosterins. (Ber. d. 
d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, S. 644.) 

Rein chemische Mitteilungen zur Aufklärung der Verschiedenheiten der aus 
Cholesterin bezw. Cholestenon| darstellbaren a- und 0 -Cholestanole. F. Samuely . 

1647) Kiliani, H. Über Digitoxons&ure. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, 
Bd. 41, S. 066.) 

Verfasser nat das Phenylhydrazid der Digitoxonsäure in schön kristallisieren¬ 
der Form dargestellt, das sich zur Identifizierung der Säure eignet, die selbst, 
weder in freier Form, noch als Lakton oder als Salz zur Kristallisation gebracht 
werden konnte. F. Samuely . 


1648) Windaus, A. Über Cholesterin. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 
H. 4, S. 611.) 

Aus den rein chemischen Daten dieser und früherer Arbeiten sei folgendes 
hervorgehoben. 

Das Cholesterin von der Formel C^H^O ließ sich bisher in folgendes 
Strukturbild auflösen: (CH 8 ) a . CaoHgi. CH: CH a . Bis jetzt steht eine sekundäre 

CH,.CH(OH).CH, 

Alkoholgruppe zwischen zwei benachbarten Methylengruppen in einem hydrierten 
Ring, eine Doppelbindung in ö,e (oder ^-Stellung zur Hydroxylgruppe und die 
Endständigkeit einer Vinylgruppe fest. 

Durch Aufspaltung des Rings an der sekundären Alkoholgruppe entsteht 
eine Dikarbonsäure C 27 H 44 O 4 (Diels und Abderhalden, Chem. Ber., Bd. 36, 
S. 3177; Bd. 37, S. 3092). Verfasser hat diese Säure in eine 2 basische Säure von 
der Formel C^H iQ 0 6 und weiter eine Tricarbonsäure C^H^Os oxydiert Die 
erstere enthält eine Ketogruppe und ist vermutlich eine ungesättigte a-ß- Keto- 
karbonsäure. 

Diese Säure hat die Formel (CH 8 ) 2 .CaoH 8 i-CO mit einer vermutlichen 

/ \ I 

COOH COOH.C=CH 

Zwischenstufe (CH 8 ) 2 .C 2 qH 81 -CO, nachdem der Säure C 27 H 40 O die Formel 

/ \ 


COOH COOH. CH, OCH 


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Referate. 


693 


(CH 8 )j . CjoH 81 -CH zukommt 

COOHCOOH.CH a <Üh* 

Die Wahrscheinlichkeit dieses Chemismus erfährt eine Stütze durch die 
analoge direkte Oxydation von Cholesterin in das Oxycholestenon, das ein un¬ 
gesättigtes y-Diketon ist 

(CH 3 ) 2 C 2 oH sl -CH (CHs) a .C ao H 81 —CO 

/ \ : / \ I 

CHj.CHOH.CH, CH, CH,—CO—C=CH 

Die Richtigkeit der obigen Formel wird um so wahrscheinlicher, als die 
ungesättigte Ketosäure zu einer Trikarbonsäure weiter oxydiert werden kann, 
vermutlich von dem Formelbild 

(CHsV-CaoHa!-CO. 

/ \ \ 

COOH COOH.CO COOH 

Diese Säure enthält in der Tat die Ketongruppen in a bez. a x Stellung zur 
Carboxylgruppe, da sie mit Chromsäure unter CÖ-Verlust in 

(CH s ) a . CaoHsi—COOH 

l \ 

COOH COOH übergeht 

Dadurch wird natürlich das obige Formelbild der Cholesterine sehr gestützt. 

F. Samuely. 

1549) Stoklasa, J., unter Mitwirkung von E. Emest u. K. Chocensky. Über 
die aerobe und anaerobe Atmung erfrorener Zuckerrübenpflanzen. (Ztschr. f. 
Zuckerind. Böhmen 32. S. 273—80. Febr. Prag. Versuchsstation für Zuckerind.) 

Verfasser stellte eine größere Reihe von Versuchen an Zuckerrüben und 
Kartoffeln an, welche die Intensität der aeroben und anaeroben Atmung erfrorener 
Pflanzenorgane nachweisen sollten. Es konnte nachgewiesen werden, daß der 
Atmungsprozeß sich nach dem Erfrieren nur auf einige Tage erstreckt Das 
Blattwerk der Zuckerrübe atmet in aerobem Zustande viel energischer als in 
anaerobem Zustande. Das gefrorene Blattwerk der Zuckerrübe atmet viel ener¬ 
gischer als die Wurzeln. Die anaerobe Atmung der gefrorenen Pflanzenorgane 
steht zu der aeroben Atmung fast in demselben Verhältnis, wie bei den mcht- 
gefrorenen Pflanzenorganen. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen konnten 
Verfasser die Resultate von Palladin und Kostytschew (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 48, S. 214—39) über die Bildung von Alkohol bei der anaeroben Atmung 
der Samenpflanzen bestätigen. Zymase und Lactacidase werden durch das Ge¬ 
frieren nicht zerstört. Verfasser folgern aus ihren Versuchen, daß die anaerobe 
Atmung der erfrorenen Organe der Samenpflanzen der Zuckerrübe, sowohl des 
Blattwerkes als auch der Wurzel, sowie der Knollen der Kartoffeln eine alko¬ 
holische Gärung ist. Zwecks Abtötung der Pflanzenorgane durch niedrige Tem¬ 
peraturen benutzten Verfasser die Methodik von Palladin und Kostytschew(l.c.). 

Brahtn. 

1550) Saski, St. Über anaerobe Mikroben in normalen Körpergeweben. 
(Anzeiger Akad. Wiss. Krakau 1907. S. 255—258. April 1907. Krakau. Jagellonische 
Univ. Inst. f. allgem. u. exper. Path.) 

Zur Kultivierung der in den Geweben enthaltenen Anaeroben hat sich Ver¬ 
fasser hauptsächlich der sich aus den Untersuchungen von Tarozzi und 
Wrzosek ergebenden Methoden bedient Es gelang Verfasser, aus Leber, Milz, 
Nieren, Mesenterialdrüsen, Lunge, Bronchialdrüsen, Knochen und Muskeln 
39 Bakterienstämme und 2 Schimmelpilze zu züchten. Davon waren fakultative 
Anaeroben 21 Stämme = 53,8 °/ 0 , strenge Anaeroben 10 Stämme = 25,6 °/ 0 und 
strenge Aerobien 8 Stämme = 20,5 °/ 0 . In einem Falle waren es außerordentlich 
kleine Streptokokken, in allen übrigen Fällen verschiedenartige Stäbchen. 
Sämtliche Keime erwiesen sich als nichtpathogen für Mäuse. Die Untersuchungen 
des Verfassers, die an gesunden Meerschweinchen und Mäusen vorgenommen 
wurden, um zu ermitteln, ob normale Körpergewebe auch lebensfähige, streng 

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694 


Referate. 


anaerobe Mikroben beherbergen können, stützen die Behauptung, daß die Ge¬ 
webe eines normalen Organismus nicht immer keimfrei sind. Brahm . 

1561) Dunh&m, Eduard K. Die Isolierung der Camaubas&uren aus Ochsen- 
nieren. rjoum.ofBiol.Chem. 4. S. 297—99. ApriL [12/2].) 

Bei aer Isolierung des Lipoids der Ochsenniere, welches ähnliche Lösungs¬ 
verhältnisse wie das Liebreichsche Protagon aufwies, gelang es Verfasser, die 
Camaubasäure nachzuweisen. Die Darstellung gelang durch Spaltung mit abso¬ 
lutem Alkohol, der 2—ö°/ 0 alkoholische HCl oder den gleichen Gehalt an 
H a S0 4 enthielt Beim Abkühlen schied sich eine Mischung der Säure und ihres 
Äthylesters aus. Durch Verseifung mit Natriumäthylat ließ sich daraus die freie 
Säure gewinnen, F. = 72,4°. Die Säure sowohl wie der Äthylester sind beide 
sehr leicht löslich in Äther, Chloroform, in heißem Alkohol, Benzol, Aceton, 
Äthylacetat und Essigsäure. Das Silbersalz AgC a4 H 4 7 O a hat einen Silbergehalt 
von 22,700°/ 0 , gefunden wurden 22,833 °/ 0 Ag. Der Äthylester der Camauba¬ 
säure C^Hß • C a4 H 47 O a wurde durch fünfstündiges Erhitzen der freien Säure mit 
absolutem Alkohol am Rückflußkühler erhalten und durch Umkristallisieren aus 
Aceton gereinigt Derselbe stellt eine seidenartig glänzende, weiße Masse von 
weicher, paraffinähnlicher Konsistenz dar. F. 50° (unk.). Brahm. 

1552) Kastle, J. H. u. Porch, Madison B. Die Peroxydasereaktion der 
Milch. (J. of Biol. Chem. 4. S. 801—20. ApriL Washington. U. S. Public Health 
and Manne Hospital Hygienic Lab. Division of Chemistry.) 

Das Verhalten der rohen Milch, die Oxydationsfähigkeit leicht oxydabeler 
Körper durch H a O a zu beeinträchtigen, ist ein ziemlich wechselndes. Verfasser 
konnten nachweisen, daß die gewöhnlich als Peroxydasereaktion bezeichnete 
Reaktion ein sehr unsicheres Kriterium dafür ist, ob eine Probe Milch roh oder 
abgekocht ist. Im allgemeinen zeigt gekochte oder bei 80° sterilisierte Milch 
im Gegensatz zu roher Milch keine Peroxydasereaktion. Immerhin ist die Tat¬ 
sache, daß eine Milchprobe diese Reaktion nicht gibt, noch keinerlei Anhalt 
dafür, daß dieselbe durch Hitze sterilisiert ist Ein Zusatz von Phenol, Kresol 
(o- m- p-) und ^-Naphthol steigert erheblich das Vermögen der Milch, die Oxy¬ 
dation von Leukoverbindungen durch H a O a einzuleiten. Bei Benutzung dieser 
Acceleratoren lassen sich Phenolphthalin, Guajacum u. p-Phenylendiamin mit 
ziemlicher Gewißheit als Peroxydasereagenzien bei Milch benutzen und kann 
man mit Hilfe dieser Reaktion schnell zwischen roher und gekochter Milch 
unterscheiden. Die Mischung Peroydase, H a O a und ein Phenol zeigt viel Ähn- 
keit mit den Oxydasen. Wenn Milch eine Stunde auf 70° oder 20 Minuten auf 
75° erhitzt wird, gibt sie keine Peroxydasereaktion mehr. Erhitzen auf 60° wirkt 
nicht störend. Die Milch verschiedener Kühe derselben Herde zeigte verschie¬ 
denes Verhalten. Frauenmilch zeigte die Peroxydasereaktion viel schwächer 
als Kuhmilch. Einzelheiten, besonders die zahlreichen Tabellen, sind im Original 
einzusehen. Brahm. 


1558) Kostytschew, S. Zweite Mitteilung über anaerobe Atmung ohne 
Alkoholbildung. (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 26a. S. 167—77. 26/3. [21/2.] St Peters¬ 
burg, Univ. Botan. Institut) (I. Mitt Ber. Dtsch. Botan. Ges. 25, 188.) 

Durch eingehende Versuche konnte Verfasser nachweisen, daß die anaerobe 
Atmung von Agaricus campestris nicht auf einer Zymasegärung beruht, da 
Zymase sich in den Fruchtkörpem dieses Pilzes nicht vorfindet Auch hält es 
Verfasser für wahrscheinlich, daß die anaerobe CO a - Produktion von Agaricus 
campestris nicht auf einer Verarbeitung von Zucker beruht Brahm . 

1554) Andrlfk, K. u. Velich, K. Über die Bedeutung der Glutaminsäure 
und Asparaginsäure als Nährstoffe. (Ztschr. f. Zuckerind. Böhmen 82. S.813—42. 
März. Prag, Versuchsstation f. Zuckerind.) 

Verfasser geben zunächst eine genaue Zusammenfassung der vorhandenen 
Literatur und teilen dann die Resultate von Fütterungsversuchen an Hunden 
und Hammeln mit, aus denen hervorgeht, daß die Glutaminsäure und Asparagin¬ 
säure von dem Tiere verzehrt, zu 96—98 Proz. resorbiert wurden, indem sie 
nicht als solche durch den Ham ausgeschieden wurden und auch keine merk- 


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Beferste. 


69S 


liehe Ausscheidung anderer Aminosäuren verursachten. Beide Säuren werden 
zum Teil im Organismus zurückgehalten, weniger die Glutaminsäure, mehr die 
Asparaginsäure, und dienen, je nach Bedarf, zur Eiweißbildung, zum andern Teil 
zenallen sie im Organismus und verlassen denselben als Harnstoff, nachdem sie 
ihre Energie an ersteren abgegeben haben. Verfasser halten es für verfrüht, 
aus den Versuchen den Schluß zu ziehen, daß der Nährwert der Melasse nicht 
bloß nach dem Zuckergehalte, sondern auch nach der Menge des N beurteilt 
werden soll, immerhin besitzen die darin vorhandenen N-Substanzen einen ge¬ 
wissen Nährwert, der nicht zu übergehen ist Eine eiweißsparende Wirkung 
konnte nicht abgeleitet werden. Verfasser empfehlen, auch den Eiweißkörpern 
des Futters etwas mehr Beachtung zu schenken, denn dieselben sind darin 
größtenteils in einer für den Organismus unausnutzbaren Form vertreten. Der 
N der festen Exkremente bestand zu mehr als 92 Proz. aus Eiweiß-N. Nicht 
allein der N der Nichteiweißsubstanzen ist nach Ansicht der Verfasser ein wich¬ 
tiger Faktor für die Wertschätzung des Futters, sondern auch der nach den 
gebräuchlichen analytischen Methoden bestimmte Eiweiß-N an sich ist hierzu 
nicht ausreichend, und bedarf es der Unterscheidung in verdauliche und imver¬ 
dauliche Eiweißstoffe. Auf Grund eingehender Analysen von Durchschnitts¬ 
proben konnten Verfasser die Verdauungsverhältnisse des Zuckers, der Stärke, 
der Pentosane und der Fette während der Versuchsfütterung ermitteln, ferner 
auch noch die Bewegung der mit dem Futter aufgenommenen anorganischen 
Bestandteile. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm. 

1666) Steel, Matthew tu Gies, William J. Die Verwendung von Knochen- 
asche mit dem Futter bei Stoffweehaelversuchen an Hunden. (Amer. Journ. 
Physiol. 20. 848—67. 1/11. 1907. New-York. College of Physicians and Surgeons 
Columbia Univ. Biol. Chem. Lab.) 

Bei Stoffwechselversuchen mit Hunden empfehlen Verfasser dem Futter 1 g 
Knochenasche pro kg Körpergewicht zuzusetzen, da hierdurch festere Fäzes er¬ 
halten werden, die sich leichter von dem Ham separieren lassen. Erahnt ,. 

1666) Rettger, Leo F. Neue Studien über Fäulnis. (Journ. of Biol. Chem. 
4. S. 45 — 65. Jan. 1908. [25/10. 1907.] Yale Univ. Sheffield. Lab. of BacterioL 
Hygiene.) 

Auf Grund eingehender Versuche stellte Verfasser fest, daß echte Fäulnis 
nur durch die Tätigkeit streng anaerober Bakterien bewirkt wird. Bacillus 
tetani entwickelt sehr geringe oder gar keine fäulniserregende Wirkungen auf 
natives Eiweiß. Der Bacillus des malignen Ödems und der Milzbrandbacillus 
zeigen verwandte morphologische und biochemische Eigenschaften. Bacillus 
aerogenes capsulatus ist ursprünglich ein fermentativer Organismus, öfters ver¬ 
ändert er natives Eiweiß, jedoch gleicht dieser Abbau keiner echten Fäulnis. 
In normalen Fäzes kommen Bacillus putrificus und Bacillus maligni oedematis 
vor, wahrscheinlich aber nur in Form von Sporen, wodurch dieselben die un¬ 
günstigen Bedingungen des menschlichen Darmes aushalten. Brahm ,. 


ExperlmenteU-kllnlsohe Untersuchungen. 

1667) Schümm, 0. Untersuchungen über den Nachweis von Blut im Ham 
mit Hilfe des spektroskopischen und einiger spektroskopisch-chemischer Ver¬ 
fahren. (Aus dem chemischen Laboratorium des Krankenhauses Hamburg- 
Eppendorf.) (Münch, med. Wschr. Juli 1908, Nr. 28.) 

Schümm faßt seine Ergebnisse etwa wie folgt zusammen: 

1. Zu den spektroskopischen Proben auf Blut im Ham eignen sich besonders: 
a) die Bunsen-Kirchhoffschen Apparate mit geringer Dispersion und schwachem 
Vergrößerungssystem, b) die mit einem dreifachen Amiciprisma ausgestatteten 
geradsichtigen Standspeztrosköpe, c) das vom Verfasser beschriebene Stand¬ 
spektroskop. 

2 . Unverändertes Oxyhb läßt sich im Ham noch in einer Konzentration von 
0,004 Proz. (— 1 Tropfen auf die Tagesmenge Ham) direkt spektroskopisch 

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596 


Beferota. 


nachweisen, wenn man den Harn in einer Schichtdicke von 20 cm in einer 
Polarisationsröhre untersucht 

3. Die »Tanninmethode« eignet sich für die Fälle mit geringen Labora¬ 
toriumshilfsmitteln. Ihre Empfindlichkeitsgrenze ist bei - 0,02 Proz. 

4. Die »Koagulationsmethode« ist umständlich und bei geringem Blut¬ 
gehalt unsicher. 

5. Die »Zinkazetatmethode« läßt sich vereinfachen, wenn man das erforder¬ 
liche Erhitzen über freier Flamme ausführt. Ihre Handhabung ist einfach; ihre 
Empfindlichkeitsgrenze liegt bei Verarbeitung von 50—100 ccm Harn bei 
0,005 Proz. 

6 . Ist der Blutfarbstoff schon in Methb oder Hämatin verwandelt und ist 
seine Menge gering, so muß man ihn mittels der »Extraktionsmethode« dem 
Ham entziehen. Bei Verwendung von 60 —100 ccm Ham liegt ihre Empfind¬ 
lichkeitsgrenze bei 0,005 Proz.; bei Verwendung von mehr Ham ist sie noch 
empfindlicher. Der Extrakt eignet sich auch für die Guajak- und Benzidinprobe. 

7. Bei allen spektroskopisch-chemischen Methoden beachte man, daß die 
Absorptionserscheinung des (durch Reduktion mit S(NH 4 ) 2 ) aus dem Hämatin 
gebildeten Hämochromogens nicht beständig ist. Die Absorptionsstreifeu ent¬ 
stehen schneller oder langsamer innerhalb einiger Minuten nach Zusatz des 
Reduktionsmittels. Die über der wässerigen ammoniakalischen Flüssigkeit 
stehende Ätherschicht ist notwendig, um eine zu schnelle Reoxydation des ge¬ 
bildeten Hämochromogens durch den Sauerstoff der Luft zu verhindern. Zur 
Identifizierung des Hämächromogenspektrums genügt der Hauptstreifen. 

M. Kaufmann. 

1558) Lüdke, Hermann. Über die Chylurie. (Aus der medizinischen Klinik 
zu Würzburg.) (Münch, med. Wschr. Juni 1908, Nr. 26.) 

Lüdke beschreibt einen Fall nichtparasitärer Chylurie, die sich an eine 
vorausgegangene Kolizystitis angeschlossen hatte; der Zusammenhang zwischen 
beiden Erkrankungen ist möglicherweise darin zu suchen, daß die Blasenent¬ 
zündung zu Lymphorrhagien geführt hat Die genau mitgeteilte Harnunter¬ 
suchung ergab einen Eiweißgehalt von 1 — 3 °/ 00 (maximale Tagesausscheidung 
13,2 g), die Anwesenheit von Dextrose (0,1—0,5 Proz.), eine tägliche Fettaus¬ 
scheidung von 6—8 g. (Einzelheiten sind im Original nachzulesen.) 

M. Kaufmann. 

1559) Hoffmarfn, F. A. Eine Erleichterung bei der Urinuntersuchung. 
(Aus der medizinischen Poliklinik zu Leipzig.) (Münch, med. Wschr. Juni 1908, 
Nr. 26.) 

Beschreibung von Sedimentierröhrchen zur raschen und sicheren Gewin¬ 
nung von Sediment (erhältlich bei F. Hugershoff, Leipzig). M. Kaufmann. 

1560) Massaglia, Aldo. L’albuminuria nell 9 insufficienza paratiroidea. 

? )ie Albuminurie bei der Insuffizienz der Parathyreoidea.) Aus dem Ist di 
at gen. zu Modena. (Gazz. degli osped. Juni 1908, Nr. 74.) 

Die Nebenschilddrüsen sezernieren eine Substanz, die gewisse Stoflwechsel- 
produkte neutralisiert Eine Insuffizienz derselben muß also eine Autointoxikation 
herbeiführen und führt damit zu Albuminurie. Die Insuffizienz der Schilddrüse 
hat nicht diese Wirkung. M. Kaufmann. 


1561) Guerra • Coppioli, Luigi. La funzionalitä del fegato nei vecchi pro- 
vata col levulosio. (Prüfung der Leberfunktion im Greisenalter mittels der 
Lävuloseprobe.) Aus dem Arcispedale di S. Maria Nuova zu Florenz. (Riv. 
crit di Clin. med. 1908, Nr. 25.) 

Während 10 gesunde Soldaten auf die Darreichung von 100 g Lävulose zum 
zweiten Frühstück nicht reagierten, zeigten von 10 sonst gesunden Greisen (73 
bis 88 Jahre alt) 9 danach Lävulosurie. Die Groccosche Phenylhydrazinprobe 
erwies sich dabei als die feinste Untersuchungsmethode. M. Kaufmann. 

1562) Ferrai, Carlo. Ricerche viscosimetriche sul sangue in putrefaaone. 
(Viskosimetrische Untersuchungen am faulenden Blute.) Aus dem Ist di Med. 
legale zu Modena. (H Policlin., Sez. med. Juni 1908, Nr. 6.) 

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Befente* 


697 


Defibriniertes. Blut zeigt sehr rasch (schon nach 7—8stündigem Aufenthalt 
bei 37°) einen enormen Anstieg der Viskosität bis zum 6fachen Wert* dann 
aber em ebenso rasches Fallen zur Norm; elektrische Leitfähigkeit und osmo¬ 
tischer Druck bleiben zunächst unverändert, um bei voller Fäulnis enorm zu 
steigen» Die Veränderungen der Viskosität sind also schon abgelaufen, wenn 
die anderen Qualitäten erst sich zu ändern beginnen; sie fanden nicht statt bei 
Fäulnis von Blutserum oder von lackfarben gemachtem Blut M. Kaufmann . 

1668) Hecker (München). Über periodische Azetonftmie bei größeren Kin¬ 
dern. (Münch, mea. Wschr. Juli 1908, Nr. 28.) 

Hecker teilt 5 Fälle mit, bei denen es gleichzeitig zu Magenerscheinungen 
und Azetonkörperausscheidung (durch Ham- und Atemluft) kam; Fieber bestand 
nur in einem Teile der Fälle. Verfasser scheint es keinem Zweifel zu unter¬ 
liegen, daß das Primäre in dem Zustand nicht das Erbrechen, sondern die Bil¬ 
dung der Azetonkörper ist Das Erbrechen muß als ein Folgezustand dieser 
Störung im Chemismus, wahrscheinlich als ein Ausscheidungssymptom betrachtet 
werden. Ein weiterer Fall des Verfassers beweist, daß es auch eine solche 
Azetonkörperausscheidung ohne Erbrechen gibt. Das Wesentliche ist eine 
Störung im intermediären Stoffwechsel, welche nur durch übermäßige Bildung 
von Azetonkörpem nachweisbar zu Tage tritt Jedenfalls liegt eine Insuffizienz 
gegenüber dem Fettabbau vor; vielleicht ist der primäre Sitz der Erkrankung 
die Leber, und beruht der Prozeß auf einer temporär verminderten Oxydations¬ 
kraft dieses Organes (im Sinne Pfaundlers). Vielleicht ist aber die Aetiologie 
auch nicht so lokalisiert, und spielen ganz andere Organsysteme mit herein. 
Verfasser fand nämlich in einem seiner Fälle eine ausgesprochene Leukopenie 
(2700 Leukozyten), dabei 78 Proz. einkernige Leukozyten), was bei einem 6jäh- 
rigen Kinde nicht mehr physiologisch ist Vielleicht handelt es sich um eine 
Entwicklungshemmung im Lymphkörpersystem. (Nach Poulain haben die 
Lymphdrüsen große Bedeutung für die Fettresorption!) — Therapeutisch mag 
man (da Fisch 1 an Hysterie denkt), immerhin zunächst eine Suggestionstherapie 
versuchen. Nach 2 Tagen Nahrungsentziehung gibt man vorsichtig eine kom- 
pendiöse, fett- und eiweißarme Kost (kleine Stücke Schokolade, gebähtes, 
trocken gekautes Weißbrot). Dabei Alkalien und Karlsbader Wasser. In der 
anfallfreien Zeit systematische Kräftigung; im Hinblick auf den Blutbefund heiße 
Wickel, heiße Abreibungen. Ferner fleischarme Kost, Ausschluß blähender und 
voluminöser Speisen. Zeitweilig Salzsäurepepsin. M. Kaufmann . 


1564) Coronedi, Giusto. Studio intomo alla flsiologia della glandola tiroide 
e delle glandole paratiroidi. (Über die Physiologie der Schilddrüse und Neben¬ 
schilddrüsen.) Aus dem pharmakologischen Institut zu Sassari. (Studi Sassaresi, 
1907/8, Sez. H, H. 1 u. 2.) 

Die umfangreiche (121 Seiten lange) Experimentalarbeit basiert auf 42 Tier¬ 
versuchen (150 Literaturaiigaben). Zunächst führt Verfasser den Nachweis, daß 
man durch vorhergehende langdauemde Fütterung mit Halogenfetten bei Tieren 
den Ausbruch des thyreo-parathyreopriven Symptomenkomplexes auf Wochen 
hinausschieben kann. Schließlich gehen die Tiere zu Grunde, welche Tatsache 
allein schon beweist, daß weder akzessorische Drüsen, noch etwa eine vika¬ 
riierende Hypertrophie der Hypophyse oder Milz den Ausfall der weggenom¬ 
menen Drüsen ersetzen; in exakten Versuchen ließen sich derartige Dinge auch 
nicht nach weisen. Histologische Veränderungen, die man im Thyreoparathreoid- 
apparat von mit Halogenfett gefütterten Tieren findet, könnten vermuten lassen, 
daß eine vermehrte Sekretion des Drüsenapparates gewissermaßen ein Depot 
der spezifischen Drüsenprodukte im Körper aufhäuft, das dann nach dem Ent¬ 
fernen der Drüsen noch eine Zeitlang vorhält; dagegen sprechen jedoch eine 
Reihe gewichtiger Gründe. Um zu beweisen, daß nicht etwa derartige Stoffe 
im Blute vorher mit Halogenfetten gefütterter und dann thyreoparathreoidekto- 
mierter Tiere kreisen, injizierte Vf. mit ihrem Blutserum andere thyreoparathreoid- 


ektomierte Tiere, ohne bei diesen den thyreoparathreopriven Symptom enkomplex 
beeinflussen zu können. Offenbar deponieren die verfütterten Halogenfette im 
Unterhautzellgewebe ein besonderes Fett, das den Träger der Schutzwirkung 

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Referate. 


gegen die Folgen der später vorgenommenen Exstirpation der Drüsen vorstellt 

Der zweite Teil der Arbeit sucht den Nachweis zu führen, daß funktionelle 
Beziehungen zwischen Niere und dem Schilddrüsenapparat bestehen. (Man findet 
bei den operierten Tieren schwere, besonders parenchymatöse Nierenläsionen, 
klinisch Albuminurie.) Normale Nieren sind auch erforderlich, um die oben er¬ 
wähnte Immunisierung der Tiere mit Halogenfetten mit Erfolg durchzuführen; 
wo letztere fehlschlug, fand man stets wohl die Halogendepots im Unterhaut¬ 
zellgewebe, aber kranke Nieren. Das Produkt der inneren Sekretion des Schild¬ 
drüsenapparates hat einen stimulierenden Einfluß auf die Diurese; umgekehrt 
scheint es, als ob die hamfähigen Stoffe die innere Sekretion des Schilddrüsen¬ 
apparates anregen. 

Die Erfolge der Fütterung mit Halogenfetten sprechen dafür, daß die spe¬ 
zifische Schilddrüsenwirkung nicht an das Jod speziell, sondern an irgend ein 
Halogen (sicher Brom, wahrscheinlich auch CI) gebunden ist 

Was die Theorie der Schilddrüsenfunktion anlangt, so genügen weder die 
trophische noch die entgiftende Theorie für sich allein. Mindestens kommt beim 
Wegfall des Schilddrüsenapparates noch die Wirkung einer Retentionsintoxi¬ 
kation in Betracht (u. a. spricht dafür der vermehrte N-Zerfall, das Auftreten von 
freiem NH S im Harn). M. Kaufmann. 

1565) Barbara. La temperatura della feile in rapporto all* ingestione dei 
▼ari principii alimentari. (Die Temperatur der Galle bei Zufuhr der verschie¬ 
denen Nahrungsmittel.) (Arch. di Farmac. e Terap. 1908, Nr. 1, Ref.: Riv. crit 
di Clin. med. April 1908, Nr. 14.) 

Die Messungen an Gallenfistelhunden ergaben, daß die Zufuhr von 300 g 
mageren Fleisches die Temperatur der Galle gegenüber dem Nüchternzustand 
um 0,7° C., die von 100 g Butter oder 60 g Glykose um 0,4° C. steigerte, unter 
entsprechender Steigerung der Gallenmenge; doch wird die Steigerung nicht 
durch die vermehrte Gallensekretion bedingt; denn die durch Vermtterung der 
eigenen Galle (50 ccm) bedingte Gallenvermehrung geht ohne Temperatur¬ 
steigerung einher; letztere ist eine Folge der Arbeit, welche die Leber bei der 
Verarbeitung der einzelnen Nahrungsstoffe aufwenden muß. M. Kaufmann. 


1566) Paderi, Cesare. Como vengono assorbite le sostanze proteiche. 
(Über die Resorption der EiweißkörperJ Aus dem Ist di Farmac. speriment zu 
Pisa. (Lo Sperimentale 1908, Bd. 62, H. 1—2.) 

Verdauungsversuche von Peptonen mit Extrakt von Darmschleimhaut er¬ 
geben, daß erstere dabei in einfachere Körper (Leuzin, Tyrosin, Arginin usw.) 
abgebaut werden, und zwar durch ein Enzym, dessen Wirksamkeit durch das 
Trypsin noch unterstützt wird. Die Spaltprodukte sind auch bei direkter Ein¬ 
führung in die Blutbahn ungiftig. Wahrscheinlich baut der Organismus aus 
ihnen sein zirkulierendes Eiweiß auf; wo dies geschieht, ist unbekannt; wahr¬ 
scheinlich werden sie unverändert resorbiert und dann vom Organismus zu 
einem Polypeptid polymerisiert. M. Kaufmann. 

1567) Dilg, P. Über die Bangsche Methode der Zuckertitration. Aus der 
medizinischen Klinik zu Heidelberg. (Münch, med. Wschr., Juni 1908, Nr. 24.) 

Die Nachprüfung der von Bang (Bioch. Zschr. Bd. H, S. 270) angegebenen 
Methode der Zuckertitration erweist dieselbe als für Lösungen, die außer Zucker 
keine anderen reduzierenden Substanzen enthalten, in vorzüglicher Weise ge¬ 
eignet. Auch für die Untersuchung des Urins scheint sie einen für den Prak¬ 
tiker erwünschten Fortschritt zu bedeuten*, da sie bequem auszuführen, und die 
Endreaktion scharf ist; nur sind die Werte stets um 0,2—0,3 Proz. zu hoch, ein 
Fehler, der sich genau nur durch Untersuchung vor und nach Vergärung fest¬ 
stellen läßt. M. Kaufmann. 

1568) Magi, Ägide. Jodofilia e leucocitosi nella scarlattina. (Jodophilie 
und Leukozytose bei Scharlach.) Aus dem Istit. di Clin. Med. zu Pisa. (Gazz. 
degli osped. April 1908, Nr. 41.) 

Wiederholte Blutuntersuchungen in 11 Fällen von Scharlach. Gewöhnlich 
besteht eine in der Eruptionsperiode am stärksten hervortretende, dann ab- 


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Referate. 


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nehmende Leukozytose; die Abnahme fehlt bei eitrigen Komplikationen« Die 
Leukozytose ist ausgesprochen polynukleär; die Eosinophilen sind dabei nur 
wenig vermehrt Die jodophile Reaktion ist stets vorhanden, besonders stark 
im exanthematischen und desquamativen Stadium. M. Kaufmann . 

1569) Carletti, M. V. Sülle granttl&zioni albuminose e grasse dei leucociti 
nel sangue degli ammalati di tubercolosi polxnonare. (Über Eiweiß- und Fett¬ 
granula in den Leukozyten bei Lungentuberkulose.) Aus dem Ist di Pat Med. 
Dimostr. zu Padua. (Gazz. degli osped. April 1908, Nr. 4.) 

Die genannten Granulationen finden sich bei Tuberkulose häufiger nur in 
den letzten Stadien; sind sie sonst häufiger, so deuten sie auf Komplikationen 
hin. Sie verdanken ihren Ursprung hauptsächlich phagozytären Prozessen. 

M, Kaufmann . 

1570) Ciuffini, Publio. Di un xnetodo per lo studio della coagulazione del 
sangue nei vari statt morbosL (Eine Methode zum Studium der Blutgerinnung 
unter pathologischen Bedingungen.) Aus dem Istit di Clin. med. zu Rom. 
(II Policlin., Sez. med. 1908, Nr. 1—2.) 

Nach Besprechung der verschiedenen bisher angegebenen Methoden, sowie 
der damit erzielten Resultate beschreibt Verfasser seine eigene Methode: Das 
Blut wird mittels einer Spritze direkt aus einer Armvene entnommen. Vorher 
werden sorgfältig gereinigte Glasröhrchen (8 cm lang, 8 mm innerer Durch¬ 
messer, 1 / 2 mm Glasdicke) bereitgestellt, deren jede 1 ccm 0,9 Proz. CINa- Lösung 
enthält Man bringt in sie sehr rasch das Blut: 1 Tropfen ins erste usw., in 
das 10. 10 Tropfen. Ein Gummipfropfen verschließt dann das Röhrchen herme¬ 
tisch; man mischt dann das Blut mit der Salzlösung und beobachtet, durch 
leichtes Bewegen des Gläschens, wann die Gerinnung eintritt. — Eine Reihe 
von Versuchen zeigte, daß bei dieser Versuchsanordnung bei Anwendung von 
7—10 Tropfen Blut die Gerinnungszeit 7—10 Minuten, bei 3—6 Tropfen 12 bis 
25 Minuten beträgt. Normale Zeiten fanden sich in Fällen von Leberzirrhose (1\ 
chronischem Ikterus (1), Tertiana (1), verkürzte bei Anaemien (4), Addison (1), 
Leberzrrihose (1), tuberkulöser Meningitis (1), Pneumonie (2), Typhus (2), Para¬ 
lyse (1), verlängerte bei Werlhorscher Krankheit (1), Lebersarkom (1), Malaria 
(1). Die auch von Fleig verwendete Salzmischung beschleunigte beim Hund 
die Gerinnung. Zu Versuchen über Beeinflussung der Gerinnung durch intra¬ 
venöse Injektion von Peptonlösungen eignet sich die Methode weniger, da das 
Kochsalz die Peptonwirkung beeinträchtigt; jedoch bestätigten die angestellten 
Versuche die Beobachtungen früherer Autoren. Ein Hundeversuch zeigte, daß 
eine mäßige Blutentziehung die Gerinnung verlangsamt, während große Blut¬ 
verluste sie beschleunigen, aber nur bis zu einer gewissen Grenze; dann bleibt 
sie auch bei immer größeren Verlusten sich immer gleich. M. Kaufmann . 


1571) Piccinini, Guido. J1 metabolismo e la v&lutazione dell' ammoniaca. 
(Stoffwechsel und Bestimmung des Ammopiak.) Aus dem Pharmakol. Inst, zu 
Bologna. (Riv. crit di Clin, med., Februar 1908, Nr. 5—7.) 

m Selbstversuchen fand Verfasser an sich selbst bei rein vegetarischer 
Diät 0,69—0,862 g, bei Fleischdiät 1,418—1,605, bei gemischter Kost 0,992—1,175 g 
NH 8 im Ham; der NH 3 -Koeffizient betrug dabei 4,15 bezw. 5,03 und 4,98 Proz. 
Die größten NH 8 -Mengen wurden auch in diesen Versuchen in den frühen 
Morgenstunden, die geringsten während der Verdauung ausgeschieden. Es 
folgen Bestimmungen über den NH 8 -Gehalt der Organe von Hund und Kaninchen. 
Die Frage nach der Herkunft des NH 8 wird auf Grund der Literatur beant¬ 
wortet mit 1. aus dem Abbau des Nahrungs- und Organeiweißes, 2. aus der 
Arbeit der Verdauungsdrüsen, 3. aus dem präformierten NH 8 der Nahrung. Es 
folgen Betrachtungen über die physiologische Funktion des NH 8 , über seine 
Bedeutung im kranken Organismus (akute Fieberaffektionen, Diabetes, Phosphor¬ 
vergiftung, Herz- und Lungenkrankheiten usw.), und ganz besonders bei Leber¬ 
krankheiten. Bei einer Besprechung der Ammoniakvergiftungstheorie der Urämie 
bringt Verfasser eigene Beobachtungen über den NH 8 -Gehalt der Organe bei 
NH 8 -Vergiftung und bei Urämie, in denen speziell der NH 8 -Gehalt von Blut und 
Gehirn beim urämischen Tier sich als niedriger erwies denn normal. Den 

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Referate. 


Schluß bildet eine Kritik der Methoden der NH 8 -Bestimmung: für die Bestimmung 
im Ham empfiehlt Verfasser die Schlössing-Neubauer’sche (ev. die von Beccari 
und von Shaffer), für die Bestimmung im Blut die von Beccari, für die Be- 
Stimmung in den Geweben eine eigene (beschrieben Arch. ital. de biol XLIV). 
Auf das der Arbeit beigegebene genaue Literaturverzeichnis sei noch hingewiesen 
(81 Nummern). 

1672) Fischler. Über die Wichtigkeit der Urobilinurie fllr die Diagnose 
von Leberaffektionen. Aus der Med. Klinik Heidelberg. (Münch, med. Wschr. 
Nr. 27, Juli 1908.) 

Das Urobilin wird im Darm aus dem Bilirubin der Galle gebildet, gelangt 
via Blutbahn, Leber wieder in die Galle und wird mit dieser wieder in den 
Darm ausgeschieden. Ableitung der Galle nach außen läßt daher nach einigen 
Tagen das Urobilin aus ihr verschwinden. Der normale Urin enthält höchstens 
Spuren Urobilin und Urobilinogen. Daß das unter pathologischen Umständen 
im Ham auftretende Urobilin auch enterogenen Ursprungs ist, hat Fr. Müller 
nachgewiesen, und man kann bei vollständigem Choledochusverschluß Uro¬ 
bilinurie erzeugen, wenn man Galle in den Magen bringt Alle diese Tatsachen 
sprechen dafür, daß die Leber normalerweise den vom Darm herziehenden 
Urobilinstrom reguliert Störungen der Leber werden sich also in einer Störung 
des Urobilinkreislaufes zeigen. Beim katarrhalischen Ikterus kann man den 
Moment des völligen Gallenabschlusses an dem völligen Verschwinden des Uro¬ 
bilins aus dem Ham erkennen. Warum man zu Beginn und am Schlüsse eines 
Ikterus oft nur Urobilin ohne Bilirubin im Ham findet, ist noch nicht sicher zu 
erklären. Manchmal besteht jedoch trotz ausgesprochenen Ikterus dauernd nur 
Urobilinurie (Mitteilung eines Falles); hier muß man annehmen, daß die ge¬ 
schädigte Leber nicht mehr die Fähigkeit hatte, dem Urobilinkreislauf vorzustehen. 
Bei einer großen Gruppe von Krankheiten bestehen nun derartige Verhältnisse 
dauernd; es sind dies die Laennec’sche Zirrhose, schwere Herzfehler, Lungen¬ 
phthise, perniziöse Anämie und fieberhafte Zustände. In allen diesen Zuständen 
findet man Urobilinurie, deren gemeinsame Ursache eben eine Schädigung der 
Leberfunktion ist. Die Urobilinurie ist ein diagnostisches Hilfsmittel zur Er¬ 
kennung von Leberstörungen. M, Kaufmann. 

1578) Schridde, Hermann. Über die Histogenese der myeloischen Leukämie. 
Aus dem path. Inst, zu Freiburg i. Br. (Münch, med. Wschr., Mai 1908, Nr. 20.) 

Verfasser schließt seine Betrachtung ab wie folgt: »Wir haben also die 
myeloische Leukämie als eine Systemerkrankung zu betrachten, die in das große 
Gebiet der Metaplasie zu rechnen ist Die leukämischen Zellwucherungen nehmen 
ihren Ausgang von Kapillarzellen, aus denen sie sich durch Heteroplasie oder 
indirekte Metaplasie bilden. Wir können also in der Tat hei den myeloisch¬ 
leukämischen Wucherungen in den verschiedenen Organen von wirklichen mye¬ 
loischen Metaplasien reden.« M. Kaufmann. 


1574) Bereut Samuele. Azione del radium sul pus vaccinico. (Wirkung 
des Radiums auf Vaccineeiter). Aus dem Labor, di Istolog. e fisiolog. gen. zu 
Rom. (D Policlin., Sez. med. April 1908, Nr. 4.) 

Das Radium beeinflußt auch unter den günstigsten Versuchsbedingungen 
nicht die Virulenz der Lymphe. M. Kaufmann. 

1575) Hecht» Adolf F. Über die Bedeutung der Seifenstühle im Säuglings* 
alter. Aus der Kinderklinik zu Wien. (Münch, med. Wschr. Mai 1906, Nr. 19.) 

Die Untersuchung eines Falles von »Seifenstuhl» ergab, daß die Stühle von 
typischer Seifenbeschaffenheit doppelt soviel Seifen im Trockenkot enthalten als 
die fettdyspeptischen (»gehackten«). Ein übergroßer Fettreichtum des Stuhles 
scheint das Auftreten derselben* nicht zu begünstigen; ebenso führt hoher Gehalt 
an Fettsäuren nicht zu dieser Erscheinung. Schleimgehalt verhindert die Ver¬ 
seifung; daher sind schleimige Stühle keine Seifenstühle, während die fettdys¬ 
peptischen Stühle reichlich Schleim enthalten. Die Seifenstühle bedeuten eine 
geringgradige, aber wohl immer chronische Störung der Fettresorption. 

M. Kaufmann. 


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Referate. 


601 


1676) Jona» Ettore. La tensione superficiale delle orine in varie condi- 
zioni morbose. (Oberflächenspannung des Urins unter pathologischen Bedingungen.) 
Aus dem Istit de Patol. spec. med. dimostr. und der Clin. med. propedeut zu 
Turin. (La Clinica med. Ital. Dez. 1907, Nr. 12.) 

146 Einzeluntersuchungen an 47 Fällen. Bei Infektions- und Nierenkrank¬ 
heiten ist die Oberflächenspannung vermindert und kehrt mit der Heilung der 
Krankheit zur Norm zurück; umgekehrt ist die Spannung bei Anämien und 
Diabetes erhöht und verringert sich mit der Besserung des Zustandes. 

M. Kaufmann. 

1577) Hertas» Richard. Beitrag zur proteolytischen Wirkung des sterilen 
Eiters. Aus der HI. B-Abteilung f. innere Krankh. des Kindlein-Jesu-Hospitals 
zu Warschau. (Münch, med. Wschr. Mai 1908, Nr. 28.) 

Steriler Eiter wirkt proteolytisch, wenn er durch Kreolin-, Silbemitrat- oder 
Quecksilberinjektion, nicht proteolytisch, wenn er durch Terpentininjektion er¬ 
zeugt ist Da nach Janowski letzterer fast nur Lymphozyten, ersterer haupt¬ 
sächlich polynukleäre Elemente enthält, so bestätigen diese Befunde die Angaben 
von Müller und Jochmann. Die proteolytische Wirkung des sterilen Eiters 
ist geringer als die des bakteriellen; er wird durch Serum viel intensiverer ge¬ 
hemmt Als Verfasser zwei Hunden gleichzeitig an verschiedenen Stellen Terpentin 
und Quecksilber injizierte, erwies sich der Quecksilbereiter umgekehrt als aus 
Lymphozyten bestehend und entbehrte der proteolytischen Wirkung, während 
der Terpentineiter fast nur aus polynukleären Elementen bestand und verdauende 
Wirkung besaß. M. Kaufmann . 

1578) Horiuchi» T. Diätetische Nährpräparate vor dem Forum der spezi¬ 
fischen Präzipitation. Aus dem hygien. Inst zu München. (Münch, med. Wschr. 
April 1908, Nr. 17.) 

Vorversuche ergaben, daß ein Unterschied in der Wirkungsweise der Anti¬ 
serumsera und der Antiorgansaftsera besteht, daß also die Eiweißkörper des 
Blutserums von jenen der Organe in ihrer chemischen Konstitution sehr erheb¬ 
lich differieren. Dagegen reagieren die Antiorgansera nicht nur mit dem eigenen 
Antigen, sondern auch mit den Preßsäften der anderen Organe. Dies gilt vom 
Rind wie vom Pferd, also wohl allgemein. Die Präzipitation geht am besten 
vor sich bei 0,85—1 Proz. Kochsalz; die Endergebnisse zeigen keine berück- 
sichtigenswerten Unterschiede, ob bei 37 0 oder 6—6 0 gearbeitet wurde. 

Im ganzen wurden 19 Präparate untersucht. Die Einzelheiten der Ergeb¬ 
nisse sind in dem Original nachzulesen. Besonders eingehende Untersuchungen 
waren betreff der Präparate »Puro« und »Robur« nötig: Die Versuche bewiesen, 
daß die beiden Präparate keine Spur von unverändertem Rindfleischeiweiß, also 
auch keine Spur von anderem Rinderorganeiweiß enthielten. Ein dargestelltes 
Antipuroserum präzipierte sowohl Robur- als Purolösungen, und umgekehrt: 
beide Präparate enthalten somit dasselbe native Eiweiß. Weder Puro noch 
Robur enthalten auch nur eine spektroskopisch nachweisbare Spur von Hb 
oder dessen Derivaten. Es ergab sich aus der Prüfung der Kongulationstem- 
peratur, sowie dem Verhalten der Antisera gegen Hühnereiweißlösungen, daß 
das native Eiweiß von Puro und Robur Hühnereiweiß ist M. Kaufmann. 

1579) BoIognesL Giuseppe. Modificazioni chimiche del siero di sangue 
nelle infezioni da comuni piogeni. (Chemische Veränderungen des Blutserums 
bei Infektion mit gewöhnlichen Eitererregern.) Aus dem Istit. di Anatom, patol. 
zu Bologna. (La Clin. med. Ital. Novbr. 1907, Nr. 11.) 

Die Versuche Bolognesis betreffen die interessante Frage der Veränderung 
des Substrats durch die Bakterien, und zwar wurde sowohl im Reagenzglas 
geimpftes Blutserum untersucht, als auch Serum von infizierten Tieren. Zunächst 
ergab sich, daß es nicht richtig ist, wenn man in jedem. Falle die Bildung einer 
Albumose in dem als Bakteriensubstrat dienenden Blutserum annimmt; zur 
Albumosenbildung kommt es offenbar nur in einzelnen Fällen. Verfasser wendete 
nun sein Augenmerk auf die quantitativen Verhältnisse des Albumins und Glo¬ 
bulins. Aber diese wechseln schon in den verschiedenen Schichten eines Gefäßes, 


und dann verändert sich die Mischung auch im nicht infizierten Blute um so 

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Referate. 


mehr zu Gunsten des Globulins, je länger der Aufenthalt im Brütschrank dauert 
Nichsdestoweniger ließ sich deutlich eine Einwirkung der Kokken erkennen, 
und zwar in einer Vermehrung des Globulins auf Kosten des Albumins, wobei 
die Streptokokken intensiver wirken als die Staphylokokken. Verfasser bewirkte 
die Globulinfällung durch Zusatz von 50 ccm einer 0,12 Proz. Salizylsäure zu 
10 ccm Serum. M. Kaufmann. 

1580) Comessatti, Giuseppe. I leucociti sudanofili del sangue nel decorso 
delle malattie infettive. (Die sudanophilen Leukozyten des Blutes im Verlauf 
von Infektionskrankheiten.) Aus der Clin. med. del Istit. Super, degli Studi zu 
Florenz. (La Clin. med. ItaL Dez. 1907, Nr. 12.) 

Einer ersten Arbeit (ref. dieses Zentralblatt 1907, S. 581) läßt Verfasser hier 
eine zweite ausführlichere folgen. Seine Beobachtungen erstrecken sich auf 28 
Fälle von Pneumonie und Bronchopneumonie nebst 4 von rheumatischen Affek¬ 
tionen (ca 30 Proz. Sudanophile, während der Krise und im Anfang der Lösung 
bis zu 80 Proz. steigend), 9 Fälle von Meningitis (35—75 Proz. Sudanophile, in 
einem Fall von tuberkulöser Meningitis aber nur 5—10 Proz.), 4 Fälle eitriger 
Affektionen der Leber und Niere (40—65 Proz.) und 3 Fälle von Typhus. In 
unkomplizierten Typhusfällen übersteigt die Zahl der Sudanophilen nicht 25 Proz., 
eine komplizierende Otitis hob in einem Falle die Zahl sofort auf 37 Proz. 
Verfasser spricht noch über Befunde bei einer Reihe weiterer Fälle, die hier 
nicht einzeln aufgeführt werden können, ebensowenig wie seine Erörterungen 
über die Bedeutung und die Herkunft der Sudanophilen. M. Kaufmann . 

1581) Pfaundler, M. u. Moro, E. Über haemolytisches Komplement in der 
Frauenmilch. Aus der Kinderklinik zu München. (Münch, med. Wschr. Mai 1908, 
Nr. 20.) 

Nachdem früher der Nachweis von hämolytischem Komplement in der 
Frauenmilch nicht gelungen war, wurden die hämolytischen Versuche neuerdings 
unter Bedingungen aufgenommen, die auch geringe Komplementmengen nacn- 
zuweisen gestatten. (Einwirkung der Komplemente der zu prüfenden Flüssig¬ 
keit auf die Erythrozyten unter Vermittlung überschüssiger Immunkörper.) So 
gelang es, in fast allen Frauenmilchproben hämolytisches Komplement nachzu¬ 
weisen, und es besteht hierin im Gegensatz zu der früheren Annahme kein 
prinzipieller Gegensatz zwischen Kuhmilch und Frauenmilch. M. Kaufmann. 


1582) Klieneherger, Karl u. Scholz, Harry. Über die Beeinflussung des 
proteolytischen Leukocytenferments durch menschliche Blutsera und über die 
diagnostische Bedeutung solcher »Antiferment« -Wirkungen. Aus d. med. 
Klinik zu Königsberg. (D. A. f. kL Med., 1908, Bd. 93, S. 318.) 

Die Untersuchungen bestätigen die Ansicht von Müller und Jochmann über 
die Hemmung der Eiterverdauung bei entsprechender Vermischung mit Blut¬ 
serum oder Trans- und Exsudatflüssigkeit. Die Methode der Fermentproteolyse 
eignet sich zur Demonstration der verschiedenen Wirkungen von Leukocyten- 
oder Lymphocytensedimenten auf Löfflerplatten. 

Zur Diagnose und Prognose der Infektionskrankheiten dagegen ist die 
Müller-Jochmann’sche Methode ungeeignet; da sie an sich nicht quantitativ ist, 
kann sie auch zur Untersuchung quantitativer Veränderungen des Blutserums 
nicht zum Ziele führen. 

Die mit veränderter Methodik (10 fache Verdünnung des Testeiters mit 
physiologischer Kochsalzlösung) vorgenommenen Untersuchungen führen die 
Verfasser zu dem Standpunkt, daß gewisse Differenzen im Hemmungsvermögen 
bei Gesunden und Kranken zwar vorzukommen scheinen, daß aber diese 
Differenzen inkonstant sind und gesetzmäßige Beziehungen zwischen Krankheit 
und »Antiferment«gehalt des Blutserums sich einstweilen nicht ableiten lassen. 
Quantitative Bestimmungen von Ferment- und Antifermentgehalt des Blutes sind 
erst zulässig, wenn es gelingt, absolut konstante Löfflerplatten und eine sterile 
konstante Fermentlösung von ähnlicher Viscosität wie Blutserumverdünnungen 
herzustellen. M. Laube. 


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Referate. 


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1583) Brodzki, Johannes. Experimentelle Untersuchungen über das Ver¬ 
halten des Blutdrucks und über den Einfluß der Nahrung auf denselben bei 
chronischer Nephritis. Aus d. Laboratorium des med.- poliklinischen Instituts 
der Univ. Berlin. (D. A. f. kl. Med., 1908, Bd. 93, S. 310.) 

Die Versuche sind an Hunden angestellt, denen jeden zweiten Tag die 
nephritiserzeugende toxische Substanz (Urannitrat, Aloin) eingespritzt wurde. 
Die so erzeugte Nephritis ging mit einer unerheblichen Blutdrucksteigerung 
einher (Beobachtungszeit bis zu 64 Tagen). Eine merkliche Beeinflussung durch 
gesteigerte Kochsalzzufuhr ließ sich nicht feststellen. Die »Kochsalztheorie« 
findet demnach durch das Tierexperiment keine Stütze. Dabei ist aber zu be¬ 
merken, daß die erzeugte Nephritis nicht mit der Schrumpfniere des Menschen 
zu vergleichen ist, zu deren Ausbildung Jahre gehören, während die Tiere des 
Verfassers höchstens zwei Monate beobachtet wurden. M. Leute . 

1584) Pisarski, Taddftus. Über den Einfluß der Phosphorvergiftung auf 
die morphologischen Elemente des Blutes bei Menschen und Tieren. Aus der 
med. Klinik der Jagiellonischen Universität in Krakau. (D. A. £ kl. Med., 1908, 
Bd. 93, S. 287.) 

Die Untersuchungen an phosphorvergifteten Menschen ergeben folgendes 
Verhalten des Blutes: 

Nach der Vergiftung tritt eine transitorische Polycythämie auf; in schweren 
Fällen erscheint unmittelbar nach der Phosphoreinnahme eine Leukopenie, die 
eine gewisse Zeit dauert; in den Fällen mit günstigem Ausgang geht diese 
Leukopenie in eine Leukocytose über; in den ganz leichten Fällen kommt es 
zu kemer quantitativen Veränderung der Leukocyten. Die Leukopenie betrifft 
nur die granulierten Leukocyten, während die Lymphocyten, großen Mononucleären 
und Übergangsformen nicht betroffen werden. 

Der Phosphor reizt des Knochenmark, worauf das Erscheinen von Normo- 
blasten und von neutrophilen Myelocyten, sowie die Schmerzhaftigkeit der kurzen 
und flachen Knochen hinweist. M ’. Leute. 


Klinisches. 


1585) Grossman, L. Sur l’äpigastralgie d f origine arterielle. (Über 
epigastrischen Schmerz arterieller Herkunft.) (Arch. des maL de l’app. dig. et 
de la nutr. 1908, Bd. H, S. 206—219.) 

Schilderung zweier Fälle und Besprechung der Pathogenese. Diese erblickt 
Verfasser in Anlehnung an Buch in einer Arteriitis und Periarteriitis der Vasa 
nervorum mit daraus folgender Neuritis des Sympathie, abdom., seiner Plexus und 
seiner Ganglien. »Jede etwas heftige Bewegung, jede gemütliche Aufregung, 
alle Umstände, die die Schläge des Herzens beschleunigen, veranlassen eine 
stärkere Strömung in die sklerotischen viszeralen Arterien. 

Die unmittelbaren Folgen dieses arteriellen Widerstandes bestehen in An¬ 
schwellung (turgescence), stärkerer Pulsation und in Erweiterung der Aorta; 
wenn aber die verminderte Elastizitätsgrenze erreicht ist, entledigt sie sich durch 
ihre Seitenäste teilweise ihres Überschusses an Blut in die Vasa nervorum; 
dieser Zudrang, diese gewaltsame Dilatation der Vasa nervorum reizt und er¬ 
regt die schon vorher entzündeten Ganglien des Baüchsympathikus und macht 
sich als Hyperästhesise bemerklich. 

In den sehr häufigen Fällen von Arteriosclerose, die ohne Periarteriitis einher¬ 
gehen, fehlen die pathogenetischen Bedingungen zur Entwicklung des epigastri¬ 
schen Schmerzes; so erklärt sich die Seltenheit dieses Leidens.« Fr. Schmidt. 


1586) Pariset. Le diaböte arthritique son mäc&nisme physiologique par 
excös du pouvoir amylolytique. (Der »arthritische« Diabetes, sein physiolo¬ 
gischer Mechanismus infolge übermäßiger Amylolyse.) Arch. des mal. de Tapp, 
dig. et de la nutr. 1908, Bd. II, S. 219—226.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlußsätzen: 

1. Aus den experimentellen Untersuchungen, die im obigen Artikel dar- 
gelegt sind, ergibt sich die Kenntnis eines spontanen, natürlichen Mechanismus, 


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Referate. 


welcher durch Steigerung der amylolytischen Fähigkeit des Blutes eine dem 
arthritischen Diabetes entsprechende Diabetesform erzeugt (den »fetten Diabetes«. 

2. In diesem natürlichen Mechanismus scheint das Pankreas eine hervor¬ 
ragende Rolle zu spielen, sowohl durch den Überschuß an Amylase, den es dem 
Blute zuführt, als auch durch die schlechte Regulierung (enteto-pankreatischer 
Kreislauf), die dadurch bedingt ist 

8. Diese hervorragende Rolle des Pankreas ist durch andere Elemente be¬ 
stimmt: Durch die Resorption der sezemierten Amylase im Darm, und durch die 
Beschaffenheit der Leber, je nachdem diese der Glykogenbildung günstig ist 
oder nicht. 

4. Bei der genannten Diabetesform vermindert eine Vichykur die amy¬ 
lolytische Fähigkeit des Urins und also auch jene des Blutes. Diese Wirkung 
dürfte die obige Hypothese festigen; durch Änderung im Mechanismus wird ein 
anderes Resultat erreicht. Fr, Schmidt, 


1687) Roemheld, L. Milchtage hei Entfettungskuren. Aus dem Sana¬ 
torium Schloß Homegg a. N. (Münch, med. Wschr. Juli 1908, Nr. 28.) 

Im Anschluß an die Mitteilung von Jacob über die Karellkur (Münch, med. 
Wschr. 1908, Nr. 16/17) berichtet Roemheld, daß er, ohne die Karellkur dem 
Namen nach zu kennen, bereits seit 8 Jahren ein ähnliches Verfahren bei Ent¬ 
fettungskuren anwendet Er gibt in refraktären Fällen jede Woche 1—2 Milch¬ 
tage: 1 1 Milch, ev. mit Kalkwasser, dazu höchstens etwas Obst, bei völliger 
Ruhe, meist Bettruhe. Besonders bewährt hat sich diese Methode: 1. bei Fett¬ 
leibigkeit mit Zirkulationsstörungen, 2. wenn die Entfettung nach anfänglichem 
Erfolg nicht mehr vorwärts geht, 8. wenn es sich darum handelt, das erzielte 
Resultat zu erhalten.« M, Kaufmann, 

1688) Hesse, Oeorg (Dresden). Der Kropf und seine Behandlung. (Münch, 
med. Wschr. Juni 1908, Nr. 28.) 

Hesse hat in den letzten 10 Jahren 79 Kropfoperationen vorgenommen, 
darunter 59 bei Frauen. Die Indikation zur Operation hält er schon für ge¬ 
geben, wenn laryngoskopisch eine Nachgiebigkeit der Trachealwand nachzu¬ 
weisen, oder wenn eine Dilatation des rechten Ventrikels eingetreten ist Will 
man vorher Jod innerlich versuchen, so soll man den Versuch nicht zu lange 
fortsetzen; denn wenn es wirkt, so wirkt es rasch; außerdem erschwert Jod die 
Operation, indem es Verwachsungen zwischen Kropf und Kapsel anregt, und 
nicht selten bewirkt es nachträglich thyreoprive Symptome. Von den ver¬ 
schiedenen möglichen Verfahren (Enukleation, Resektion, halbseitige Exzision) 
ist bei freier Wahl die halbseitige Exzision das beste. Bei difluser Struma 
muß J /i des vergrößerten Organs Zurückbleiben. Wichtig ist, die Initialsymp¬ 
tome des thyreopriven Symptomenkomplexes zu kennen, da sie durch Schild¬ 
drüsenpräparate noch gänzlich zu beseitigen sind: Müdigkeit ohne Grund, Apathie, 
Langsamkeit des Denkens mit Bewußtsein dieses Zustandes, Schmerzen auf dem 
Kopf, im Nacken, Brust, Herzgegend, Kreuz, Gliedern. Schwerste Basedow¬ 
fälle bieten bei Operationen keine sehr günstigen Chancen. M, Kaufmann. 


1689) Stemberg, Wilhelm (Berlin). Über die Behandlung des Ulcus ven- 
triculi mittels rationeller Küche. (Th. d. G. Juni 1908, Nr. 6.) 

Sternberg legt in der diätetischen Behandlung des Ulkus den Hauptwert 
auf die mechanische Zerkleinerung der Speisen. Hierfür kommen in Betracht 
Fleischmaschine, Reibstein, Haarsieb (bei aem aber Pistill und Pilz, nicht Quirl 
oder Löffel zu benutzen sind), ferner eventuell das Passiertuch. Auch feste 
Speisen können so behandelt werden; ob die Speisen roh oder gekocht sind, 
macht dabei keinen Unterschied. Umgekehrt wird, da Pürees auf die Dauer 
nicht den Geschmack befriedigen, eine gute Küche es verstehen, die Pürees zu 
festen Speisen herzurichten, ohne daß sie dadurch ihre Zartheit verlieren. 

M, Kaufmann 

1690) Fränkel, L. (Breslau). Ovarialantikörper und Osteomalazie. (Münch, 
med. Wschr. Juni 1908, Nr. 26.) 

Ausgehend von den Erfolgen der Kastration bei Osteomalazie schlägt 

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Referate. 


605 


Fränkel vor, eine Behandlung der Krankheit mit Overialantikörpem zu ver¬ 
suchen. Versuche, durch Fütterung oder Injektion von Tieren mit Eierstock¬ 
substanz ein wirksames Antiserum zu erhalten, schlugen fehl; der erfolgreiche 
Gebrauch von Milch thyreoidektomierter Ziegen bei Basedow führte den Ver¬ 
fasser auf den Gedanken, der bei der Osteomalazie vermuteten Hyperfunktion 
der Ovarien durch die Milch kastrierter Ziegen entgegenzutreten. Ein von 
Primärarzt Dr. Schiller in der Breslauer Gynäkologischen Gesellschaft vor¬ 
gestellter Fall scheint für die Wirksamkeit dieser Therapie zu sprechen. Da¬ 
gegen konnte durch Komplementablenkungsversuche (im Neisserschen Institut) 
aas Vorhandensein größerer Mengen von Antikörpern sowohl in der Milch der 
kastrierten Ziege wie in deren Blut, wie in dem Blute einer vor längerer Zeit 
kastrierten Frau ausgeschlossen werden. M. Kaufmann. 

1591) Horwitz, Ludwig (Nürnberg). Ein Fall von Idiosynkrasie gegen 
Hühnereiweiß. (Münch, med. Wschr. Juni 1908, Nr. 22.) 

Der Patient von Horowitz bekam auf Genuß von Eiereiweiß heftigste Kolik¬ 
anfälle mit Abgeschlagenheit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, am heftigsten 
nach rohen Eiern, am wenigsten nach Rühreiern und hartgesottenen Eiern. 
Darreichung von Puro löste emen typischen Anfall aus. M. Kaufmann. 


1592) Sebastiani, V. Contributo allo Studio del potere tossico ed emoli- 
tico del siero di sangue nei basedowiani e nuove vedute a proposito della siero- 
terapia di questi Ultimi. (Beitrag zum Studium der toxischen und hämolyti¬ 
schen Kraft des Serums Basedowkranker und neue Gesichtspunkte bezüglich 
der Serotherapie des Basedow.) Aus dem Ist di Pat Med. zu Siena. (Riv. 
crit. di Clin. med. Mai 1908, Nr. 22.) 

Das Blutserum einer Basedowkranken erwies sich im Gegensatz zu dem 
einer Normalperson als deutlich hämolytisch gegenüber den roten Blutkörperchen 
eines Gesunden, dagegen erwies es sich Kaninchen gegenüber — intravenös — 
nicht als giftig. Verfasser meint, daß man das Blutserum Basedowkranker zur 
Immunisierung von Tieren behuts Gewinnung eines Heilserums verwenden könnte. 

M. Kaufmann . 

1598) Becker (Salzschlirf). Zur Kasuistik gichtischer Affektionen von 
Hoden und Prostata. (Th. d. G. Juni 1908, Nr. 6.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, einen Fall von gichtischer Affektion von Pro¬ 
stata und Hoden zu sehen. Bei einem 64jährigen Gichtiker mit leichter Pro¬ 
statahypertrophie trat zweimal innerhalb 2 Jahren im Anschluß an eine üppige 
Mahlzeit eine akute Vermehrung der Prostataanschwellung, ferner im Anschluß 
an einen akuten Gichtanfall eine langsam verschwindende Hodenentzündung auf. 
(Bei der Seltenheit der Orchitis infolge uratischer Diathese sei es Referenten 
gestattet, eine eigene Beobachtung hier niederzulegen: Bei einem fettleibigen, 
38jährigen Arbeiter trat im Verlaufe schwerer nephrolithiastischer Anfälle mit 
Abgang von Hamsäuresteinen ein typischer akuter Gichtanfall auf. Kurze Zeit 
darauf kam der Patient zu mir mit einer starken, sehr schmerzhaften Schwellung 
eines Hodens, die im Laufe von Wochen allmählich abklang. Eine andere 
Ursache für die Affektion war nicht zu finden; frühere Gonorrhoe wird durchaus 
in Abrede gestellt) M. Kaufmann. 

1594) Sandberg, Georg. Über den Nachweis der langen Bazillen in den 
Fäzes und dessen klinische Bedeutung. Aus der medizinischen Klinik zu 
Breslau. (Münch, med. Wschr. Juni 1908, Nr. 22.) 

Versetzt man Stuhl (2 Platinösen) mit durch Ausschüttelung mit Chloroform 
sterilisiertem milchsaurem Magensaft (4—6 ccm), läßt das Gemisch bei Zimmer¬ 
temperatur (24—36—48 Stunden) stehen und bestreicht dann damit eine Trauben¬ 
zuckeragarplatte, so hindert die Milchsäure die anderen Kotbakterien an der 
Entwicklung und es entwickeln sich nur die langen Bazillen; nach 48 Stunden 
tritt allerdings die Hefe in den Vordergrund; Bruttemperatur ist nicht zu ver¬ 
werten, da dabei die Hefe zu üppig wächst. Diese Methode ermöglicht also in 
exakter Form den Nachweis der langen Bazillen im Stuhl und differenziert diese 
gleichzeitig gegenüber anderen Arten von ähnlichem Wachstum. — Der Nach- 


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606 


Referate. 


weis der langen Bazillen im Stuhl wird in den Fällen, wo eine Magenaus¬ 
heberung kontraindiziert ist, unter den Kautelen, unter denen die Anwesenheit 
von Milchsäure für das Bestehen einer malignen Erkrankung des Magens spricht, 
ebenfalls seinen diagnostischen Wert beanspruchen dürfen. M. Kaufmann . 

1595) Röthlisberger (Baden-Schweiz.) Über das Wesen der Gicht. Eine 
Replik an Dr. Brugsch. (Th. d. G. Juni 1908, Nr. 6.) 

In einer Polemik gegen Brugsch hält Röthlisberger seine im A. f. Verdkr. 
1906, Bd. XII) aufgestellte Lehre, die Gicht sei keine Stoffwechsel-, sondern eine 
Infektionskrankheit, aufrecht. M. Kaufmann . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 


1596) Weil, E. u. Braun, H. (Prag). Über Antikörperbefunde bei Lues, 
Tabes und Paralyse. Aus dem hygienischen Institut der deutschen Universität: 
Prof. Dr. Hueppe. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 49, S. 1570—1574.) 

Zusammenfassende Schlußsätze: 1. der Wassermann-Bruckschen Reaktion 
bei Lues, Tabes und Paralyse fehlt in Bezug auf das Antigen und dement¬ 
sprechend auch in Bezug auf den Antikörper jede Spezifizität 2. Die mit dieser 
Methode nachgewiesenen Antikörper stellen Autoantiköiper gegen eigene Zell¬ 
stoffe dar. 3. Der Antikörpernachweis in der Cerebrospinalflüssigkeit bei Tubes 
und Paralyse beweist weder direkt noch indirekt den Zusammenhang dieser 
Erkrankungen mit Lues, weil der Beweis, daß die Antikörper im Gehirn resp. 
Rückenmark gebildet sind, fehlt, vielmehr die Wahrscheinlichkeit, daß dieselben 
aus dem Blute stammen, eine sehr große ist 4. Der Gehalt an Autoanti- 
körpem in den Stätten dieser Erkrankungen ist ein Beweis dafür, daß es zu 
degenerativen Veränderungen an Zellen und Gewebsresorption gekommen ist 
5. Ob diese Autoantikörper eine diagnostische Bedeutung erlangen werden, 
müssen erst weitere Untersuchungen entscheiden. Bornstein . 

1597) Hymans, H. M. u. Polak-Daniels, L. (Den Haag, Holland.) Über 
die Behandlung der Tuberkulose mit Marmorek’schem Serum. (Berl. kl. Woch. 
1907, Nr. 48, S. 1554—1566, Nr. 49, S. 1584—1588.) 

Bei Lungentuberkulose sind die Resultate bei weitem nicht überall befrie¬ 
digende. In vereinzelten Fällen gute Resultate, die auf andere Weise höchst¬ 
wahrscheinlich nicht erreicht worden wären. Bei der chirurgischen Tuberkulose 
konstatierten die Autoren in fast allen Teilen die heilende Wirkung des Serums, 
so daß eine spezifische Wirkung nicht mehr angezweifelt werden kann. Es 
wird per anum in Klysmen von 5 ccm mittels einer Glycerinspritze mit langer 
Kanüle, nach vorheriger Darmentleerung, gegeben. Trotz monatelanger Anwen¬ 
dung nie unangenehme Nebenwirkungen. Je früher es angewendet wird, desto 
besser ist die Wirkung. Die Autoren betonen die bequeme und gefahrlose 
Anwendung und raten dringend zur Anwendung in geeigneten Fällen. 

Bomstein . 


1598) Rheindorf (Berlin). Ciliatendysenterie. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 49, 
S. 1578—1580.) 

Rheindorf demonstriert in einer Sitzung der Chariteärzte Därme, die aus 
dem russisch-japanischen Kriege stammten. Die Schleimhaut des Dickdarmes 
ist von zahllosen Geschwüren durchsetzt, rundlich bis länglich, stellenweis ganz 
unregelmäßig mit unterminierten Rändern. Unterm Mikroskop sieht man Ciliaten 
50—80 ß groß. Bomstein . 


1599) Wassermann, A. (Berlin). Über die Entwicklung und den gegen¬ 
wärtigen Stand der Serodiagnostik gegenüber Syphilis. Aus dem Institut für 
Infektionskrankheiten, Geheimer Medizinalrat Galfky. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 50, S. 1599-1602.) 

Gegenüber der aus dem Prager hygienischen Institut (E. Weil u. H. Braun) 
hervorgegangenen zum Teil negativen Kritik an der Wassermann-Bruckschen 
Serodiagnostik bei Lues hält der Autor an seinem Standpunkt fest, nicht nur 
auf Grund eigener und fremder Forschungen, sondern auch auf Grund der 
praktischen Ergebnisse. Man findet die Reaktion in allen Stadien der syphili- 


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Referate. 


607 


tischen Erkrankungen, angefangen vom Primäraffekt, sich steigernd an Häufig¬ 
keit mit dem Aelterwerden des syphilitischen Prozesses, am ausgesprochensten 
bei der Syphilis maligna. Nie beobachtet wird sie bei gesunden und an ander¬ 
weitig chronisch infektionskranken Menschen. »Wohin auch die späteren Studien 
über das Wesen der Seroreaktion auf Syphilis führen werden, für die Praxis be¬ 
deutet sie einen ungeahnten Gewinn.« (L. Michaelis.) Bomstein. 

1600) Cohn, S. Über die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulin. Aus der 
inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses von Urban, Berlin. Prof. 
Dr. A. Fränkel. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 47, S. 1507—1510.) 

1. Bei Anwendung einer lproz. Tuberkulinlösung spricht positiver Ausfall 
der Ophthalmoreaktion mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für Tuberkulose. 

2. Negativer Ausfall der Reaktion spricht nicht absolut gegen Tuberkulose, 
da 50°/ 0 der schweren Phthisiker nicht reagieren. Leichte und mittelschwere 
Fälle reagieren nur ausnahmsweise negativ. 

3. Typhuskranke zeigen auffallend häufig positive Ophthalmoreaktion auf 
Tuberkulin, besonders in der Rekonvaleszenz. 

4. Eine längere Zeit nach der Einträufelung gemachte subkutane Tuber- 
kulininjektion ist imstande, die lokale Reaktion am Auge wieder hervorzurufen 
oder, falls sie vorher nicht erfolgt war, zu erzeugen. 

5. Die einmalige Einträufelung erzeugt bei nichttuberkulösen Erwachsenen 

— nicht bei Säuglingen — nach genügend langer Zeit im allgemeinen eine 
Überempfindlichkeit des eingeträufelten Auges; bei Tuberkulösen erstreckt sich 
die Wirkung meist auch auf das andere Auge. Bornstein . 

1601) Bahrdt, Hans. Experimentelle Untersuchungen über die Tuberkulin¬ 
reaktion. Aus d. med. Klinik in Leipzig u. d. kgl. Kinderklinik in Berlin. 
(D. A. f. kl. Med., 1908, Bd. 93, S. 232.) 

Entfernt man bei tuberkulösen Meerschweinchen einen Teil des tuberkulösen 
Gewebes, speziell den Primäraffekt und prüft die Tuberkulinempfindlichkeit 
durch Bestimmung der tötlichen Dosis an Serien von gleichmäßig infizierten 
Tieren, so zeigt sich, daß die Tuberkulinempfindlichkeit geringer ist als bei nicht 
operierten Tieren. Die Abnahme der Tuberkulinempfindlichkeit steht in umge¬ 
kehrtem Verhältnis zur Menge des übrigbleibenden tuberkulösen Gewebes. Der 
tuberkulöse Herd ist somit wesentlich beteiligt beim Zustandekommen der letalen 
Tuberkulinreaktion. M . Leube. 

1602) Schöne, Christian. Spezifische komplementbindende Stoffe im Blut¬ 
serum von Typhusbazillenträgem. Aus der Infektionsabteilung des Rudolf 
Virchow-Krankenhauses zu Berlin. (Münch, med. Wschr. Mai 1908, Nr. 20.) 

Komplementbindungsversuche bei 3 chronischen Typhusbazillenträgem er¬ 
gaben in einem Falle keine (Widal 1:10 negativ), in einem Falle schwache 
(Widal wie vorher) und in einem Falle starke (Widal 1:60+^ Komplementbindung. 
In dem Serum solcher Menschen, die früher Typhus durcngemacht hatten, und 
teils gesund, teils andersartig erkrankt waren, fehlte das Komplementbindungs¬ 
vermögen (5 Fälle, in denen allerdings die Erkrankung lange f2 1 / a —22 Jahre) 
zurücklag). M. Kaufmann . 

Bflcherbesprechungen. 

1603) Brugsch, Th. u. Schittenhelm, A. Lehrbuch klinischer Unter¬ 
suchungsmethoden für Studierende und Ärzte. (Mit einem Beitrag: Klinische 
Bakteriologie, Protozoologie und Immuno-Diagnostik von J. Citron.) Mit 341 Text¬ 
abbildungen, 5 schwarzen und 4 farbigen Tafeln, 939 Seiten stark. Verlag von 
Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien. Preis geb. M. 23.—. 

Unsere bisherigen Lehrbücher der klinischen Untersuchungsmethoden haben 
fast ohne Ausnahme durch eine mehr oder weniger schematische Aneinander¬ 
reihung der Methoden eine trockene Darstellung erhalten — sie unterscheiden 
sich unter einander eigentlich nur in quantitativer Hinsicht. Sie bilden daher 
im allgemeinen eher Nachschlagewerke, als daß sie sich zum fortlaufenden 
Studium eignen. In dem vorliegenden Werke ist dieser Mangel, soweit dies 
möglich ist, behoben durch die Aufnahme und den zweckmäßigen Ausbau 


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608 


Referate. 


bestimmter größerer KapiteL Als Schüler von Fr. Kraus haben die Verfasser 
im Sinne ihres Lehrmeisters ihren Darstellungen durchweg eine physiologische 
Grundlage geschaffen, wodurch diese sehr an Interesse gewinnen müssen. 
Unter diesem Gesichtspunkt stechen einzelne Kapitel ganz besonders hervor, 
so die Untersuchungsmethoden des Zirkulationsapparats, die Untersuchung des 
Magens, der Fermente des Magendarmkanals usw. Eine eingehende Besprechung 
findet die Röntgendiagnostik. Zahlreiche gute Reproduktionen von Röntgeno¬ 
grammen der Klinik, sowie schematische Zeichnungen sind diesem Kapitel 
beigegeben. Neu aufgenommen, als sehr zweckmäßig zu bezeichnen ist eine 
kurze Anleitung zu Stoffwechseluntersuchungen am Menschen, nebst anschaulichen 
tabellarischen Beispielen, welche zum Teil eigenen Versuchen der Verfasser ent¬ 
nommen sind. Dementsprechend haben die Verfasser auch das Kapitel der 
Harnuntersuchung wesentlich weiter gefaßt Hier sind auch die wichtigsten 
quantitativen Untersuchungen von Hambestandteilen so beschrieben, daß ihre 
Ausführung auch dem weniger Geübten möglich ist Gut gelungen ist auch 
das Kapitel der klinischen Bakteriologie, anscheinend etwas zu umfangreich, 
tatsächlich jedoch, namentlich rücksichtuch der mitbehandelten Serumlehre, gut in 
den Rahmen des modernen Lehrbuches passend. — Selbstverständlich sind auch 
die übrigen Kapitel des Lehrbuches mit derselben Sorgfalt und unter denselben 
Prinzipien angelegt. 

Wir wünschen, daß das Werk den ihm gebührenden Eingang bei den 
Studierenden und der Ärztewelt findet Schmid . 

1604) Meyer, E. tu Rieder, H. (München), unter Mitwirkung von Dr. G. Maurer 
(München). Atlas der klinischen Mikroskopie des Blutes. (Zweite Auflage. 
Leipzig, Verlag von F. C. W. Vogel.) 

Der Atlas ist in erster Linie zum Selbststudium für den Praktiker »und zu 
Unterrichtszwecken bestimmt; er verfolgt also eine andere Tendenz als ein alle 
einzelnen Typen von Blutzellen wiedergebendes Nachschlagewerk der Häma¬ 
tologie«. Die Bearbeitung der Malaria ist von Herrn Dr. G. Maurer über¬ 
nommen worden. 

Der sich auf 44 Seiten beschränkende Text enthält eine sehr präzise Be¬ 
schreibung der Bluttechnik, wie sie für die Praxis völlig ausreicht, ferner die 
Beschreibung der Bluttafeln, deren der Atlas 16 enthält Wir finden natürliche 
Blutbilder und an Färbungen die Eosin Methylenblaufärbung (Jenner-May-Grün- 
wald-Färbung), Triacidfärbung und Hämotoxy lin-Eosin-Färbung der Blutzellen. 

Die Ausführung der Tafeln ist sehr gut, die Wiedergabe der Blutzellen 
sehr naturgetreu. Auch die Blutparasitentafeln sind prächtig geworden. Der 
Atlas kann nur aufs beste empfohlen werden. lh. Brugsch . 

1605) Hayem, Georges. Verlauf der Magenverdauung im pathologischen 
Zustande. (Autorisierte deutsche Ausgabe von Sanitätsrat Dr. W. Lew in; mit 
41 Textfiguren. Berlin 1907. Verlag von August Hirschwald.) 

Den Inhalt der Hayemschen Forschungen in kurzen Worten zu referieren, 
ist nicht möglich; nur so viel sei gesagt, daß Hayem funktionell-diagnostische 
Gesichtspunkte in der Pathologie der Verdauung zu gewinnen sucht, indem er 
seinen Mageninhaltsuntersuchungen die chlorometrische Analyse Winters zu 
Grunde legt Dabei wird einmal die gesamte in der filtrierten Magenfiüssigkeit 
enthaltene Chlormenge (die er als T bezeichnet), bestimmt, dann die freie HCl 
(die er mit H bezeichnet), und schließlich das festgebundene Chlor (F). 

Eine Summe von neuen Namen, Formeln, Begriffen tritt uns entgegen und 
wenn man sich durch das 195 Seiten starke Werkchen hindurchgearbeitet hat, 
dann — nun dann möchte man die Worte unterschreiben, die Hayem im Jahre 
1894 am Kongreß in Lyon auf den Bericht, den er »über den klinischen Wert 
des Magenmechanismus« abstattete, von den Kollegen zu hören bekam. Sie 
hielten die Einführung eines Untersuchungsverfahrens in die Wissenschaft für 
ungeeignet, das ihnen ebenso ungenau wie zwecklos erscheint. 

Die Übersetzung ist nicht einwandsfrei. So heißt calciner nicht verkalken, 
sondern veraschen, Tableau übersetzt man im entsprechenden Sinne mit Tabelle 
und dergl. mehr. Th . Brugsch . 

Für die Bedektion verantwortlich: Profeaeor Dr. A. Sohittenhelm, £rlia|ea, Boblaopkti 7. 

Eigentümer und Verleger Urben k Sehwersenberg in Bef^fi und Wien. 

Draek von E. Wegner Sohn in Weimer. 









610 


Original-Artikel. 


Die Hauptsache der vermehrten Azidität fällt demnach auf die Phosphor¬ 
säure, während ungefähr die Hälfte des Überschusses von Ammoniak gedeckt 
zu werden scheint Dieses letztere kann vidieicht eine allgemeine Regel sein, 
obwohl es nicht immer zutrifft. Doch möchte ich folgende Tabelle, aus welchen 
auch oben genannte Zahlen stammen, mitteilen, aus welchen doch ein gewisses 
fliegeinrö hervorzugehen scheint Es 6 ind zwei Reihen Versuchstage, eine von 
6 , die andere yon 6 Tagen. Ich teile nur die Aequivalentzahlen des NH« und 
der inirm sauren Körper mit Um die Übereinstimmung besser zu Tage 
treten zu lassen, habe ich die Zahlen filr NH S in den ersten 5 Tagen mit 35, 
in den zweiten mit 88 vermindert 


Tabelle IL 



NH # 

andere Säure 


NH a 

andere Säure 

1. 

Tag 

35+ 7.00 

7.7« 

6. Ta* 

3S+864 

8,71 

a. 

w 

» n 4.00 

3,oa 

7- » 

« » 5 <»6 

5.7* 

3- 

n 

n n 9»88 

*0,30 

»■ » 

71 11 *.4I 

6 02 

4 

n 

ti n 9»47 

11,60 

9- 13 

n n 6,17 

1099 

S- 

m 1 

• w «7.*9 

«7.9* 

*0. „ 

n « St*» 

604 





11. „ 

n iiia.oo 

12,08 


Ee sind die Zahlen 85 und 88 selbstverständlich willkürlich. Auch stimmen 


die Zahlen nicht immer. Aber doch ist ein gewisses Regelmaß anwesend, ob¬ 
wohl ich selbst nicht allzn großen Weit darauf legen möchte. 

Aus der ersten Tabelle geht hervor, daß die Hauptsache der vermehrten 
Azidität auf die Phosphorsäure entfällt. Wollte man auch bezweifeln, ob dieses 
als ein Ausdruck einer geringen Azidose zu betrachten sei, so wird doch die 
jedenfalls vermehrte NH r Ausscheidung gewiß darauf hinweisen. 

Geringe Abnahme der Blutalkaleszenz wird von der Phosphatausscheidung aus¬ 
geglichen. Es ist nun die Phosphorsäureausscheidimg begrenzt, weil der Gehalt 
des Blutes an Phosphat begrenzt ist Es kaim nun zwar, bei einer stärkeren 
Abnahme der Blutalkaleszenz, das Blut anderen Geweben und den Knochen 
Phosphat entnehmen und in der Tat ist dieses der Fall, wie die PtO B Aus¬ 
scheidung im Hungerzustand beweist es ist aber nicht anzunehmen, daß dieses 
schon unter physiologischen Verhältnissen Platz greifen würde. Wenn dieser 
Brunnen erschöpft ist so nimmt die Ammoniakausscheidung und ebenso die 
Ausscheidung anderer Alkalien zu. Es ist dieses nicht eine Funktion der Nieren, 
sondern einfach die Folge davon, dass, weil kein Phosphat mehr in ausreichen¬ 
der Menge da ist das fixe Alkali des Blutes zu ersetzen, die Kohlensäure- 
spannung zurammt und zur Salmiakbildung führt Von Moritz wird ange¬ 
nommen, daß das NH S als Phosphat anwesend sein konnte. Dieses «st nickt 
wahrscheinlich, weil sich NH S , wenn NaQ anwesend ist zu Salmiak und im 
Blute NH 4 H 1 PO 4 mit dem Na«C0 8 sofort zu (NH^COg und NaH*P0 4 um- 
setzen würde. 


Es scheint mir aus meinen Versuchsreihen hervorzugehen, daß, wenn wäh¬ 
rend einiger Tage die Phosphorsäureausscheidung höher war als normal, an den 
darauf folgenden Tagen die Amntoniakausscheidung zunimmt. Es ist mir aber 
bis jetzt nicht möglich, dafür den Beweis beizubringen. Es würde dafür eine 
längere Beobachtungszeit nötig sein, ohne daß fremde Stoffe im Magen einge¬ 
führt würden. Meine längste Beobachtur^gszeit betrifft eine Vorperiode von 
6 Tagen. Nur will ich auf Tabelle II hinweisen, wo der P*0 6 Gehalt am 2. bis 


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Original-Artikel. 


611 


4. Tag angenommen halte und am 5. niedriger geworden war. In der zweiten 
sechstägigen Reihe war der P f O ß Gehalt am 9. Tage am höchsten und an den 
zwei folgenden niedriger, aber noch höher als normal 

Auch Vozarik ist zu dem Schlüsse gekommen, daß durch Muskelarbeit 
die Hamazidität erhöht wird (44). Ich möchte gegen die Weise, wie er die 
Resultate mitteilt, einige Einwendungen machen. Er gibt die Azidität für den 
ganzen Tag ganz richtig im ganzen an. Für den gesonderten Tag- und Nacht- 
hara teilt er aber die Azidität pro 100 ccm Ham mit Es braucht nicht gesagt 
zu werden, daß diesen Zahlen wenig Bedeutung beigel^t werden kann. Nun 
ist auch die Hammenge angegeben, sodaß man die Azidität selbst berechnen 
kann. Es wäre übersichtlicher, wenn der Autor selbst diese Berechnung auqge- 
führt hätte, aber wo man selbst die Tabelle zurecht stellen kann, würde ich 
nicht darauf aufmerksam machen, wenn nicht Vozarik diese Zahlen benutzt 
hätte zur Berechnung seiner Mittelzahlen. Im ersten Versuch z. BL findet er 
bei gemischter Kost eine mittlere Menge Tagesham von 1062 ccm, mit einer 
mittleren Azidität von 28,6 ccm N/10 NaOH für 100 ccm Ham. Für den Nacht- 
harn sind diese Zahlen 912 ccm Ham und 84,1 ccm N/10 NaOH. Daraus läßt 
sich berechnen, eine mittlere Azidität für den Tag von 10,62 X 28,6 = 308,73, 
für die Nacht von 9,12 X 34,1 = 810,99, für den ganzen Tag also 614*72 ccm, 
während er als Mittel ganz richtig 533*5 ccm angibt. Es sind seine Ergeb¬ 
nisse nicht mit den meinigen zu vergleichen, weil er nur die einfache Azidität 
bestimmt; doch kann eine Zunahme dieser Azidität von 533,5 ccm N/10 NaOH 
auf 737,6 ccm bei größeren Radtouren nur auf eine Zunahme des Phosphor¬ 
säuregehalts neben einer Zunahme der freien Säure beruhen. 

Obwohl nun bei außergewöhnlicher Säurebildung im Körper die Phosphat¬ 
ausscheidung im Tag zunehmen kann, sehe ich doch in der Phosphorsäureaus¬ 
scheidung der Hauptsache nach ein Mittel, die Blutalkaleszenz in kürzeren 
Perioden aufrecht zu erhalten, während die beiden anderen Faktoren größere 
Abweichungen der Blutalkaleszenz wieder herstellen können. Schilling (45) 
bestimmte die Ammoniakausscheidung im Laufe eines Tages. Die stündliche 
Ausscheidung ist am größten am Abend und variiert den übrigen Tag nicht 
viel. Die Phosphorsäureausscheidung aber ist im Laufe des Tages sehr 
schwankend (s. o.) 

Es ist wiederholt gezeigt worden, daß der Gehalt des Harns an P a O* und 
NH S sehr abhängig ist von der Beschaffenheit der Nahrung und zwar nehmen 
beide zu bei einer sauren, und ab bei einer alkalischen Nahrung. Versuche in 
dieser Richtung, in denen beide bestimmt worden sind, liegen, so viel ich weiß, 
nicht vor. Ich habe Versuche angestellt, um Auskunft darüber zu erlangen, ob 
es mit meiner Methode möglich ist, praktische Resultate zu erzielen. Ich habe 
früher Versuche mit Salmiak veröffentlicht, welche ich hier in anderer Form mit- 
teilen werde. Zuerst will ich aber einen Versuch mitteilen, welchen ich an¬ 
stellte, um die Hamazidität zu verringern. Nach einer Vorperiode, an welcher 
leider, weil ich diesen Versuch im Anschluß an einen anderen anstellte, die Ham¬ 
azidität ungewöhnlich niedrig erschien, nahm ich an 5 Tagen je 6,7 g Natrium¬ 
zitrat, welches ich selbst herstellte aus 5 g Natriumbikarbonat und 4*25 g 
Zitronensäure. Es entspricht diese Menge fast 60 ccm NNaOH und es muß, 
wenn alles resorbiert wird, die Hamazidität um diesen Aequivalentwert ab¬ 
nehmen. Folgende Tabelle zeigt das Ergebnis: 


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618 


Original-Artikel. 


Ich gebe das Resultat auf den Aequivalentwert umgerechnet und zwar: 
1. Die Azidität nach Freund und Töpfer mit Phenolphthalein. 2. Den Aequi¬ 
valentwert der Phosphorsäure. 8. Die Azidität nach meiner Berechnung. 4. Den 
Aequivalentwert des NH S . 6. Die freien Säuren. 6. Die Gesamtazidität = s + 
P»0 6 /7l + NHj/17 wie oben angegeben. 

Der Gehalt an P»0 6 wurde bestimmt mit Uranlösung mit Cochenilletinktur 
als Indikator. Den Ammoniak bestimmte ich nach der Methode von Schlösing 
und zwar in einem eigens konstruierten Apparat Dieser besteht aus einem 
zylindrischen Glasgefäß mit oben abgeschliffenem Rand, 10 cm hoch, mit einem 
Diameter von 10 cm, das durch eine flache Glasscheibe mittels Vaseline ge¬ 
schlossen werden kann. In demselben steht ein Dreifuß aus Glas, welcher sich 
über einer gewöhnlichen Spiritusflamme leicht aus dünnem, leicht schmelzendem 
Glas hersteilen läßt Auf den Dreifuß stelle ich eine kleine Glasschale, soge¬ 
nannte Kristallisierschale. Diameter 5 cm, Höhe 2,5 cm. In das zylinderische 
Gefäß wird eine ausreichende Menge Kalkmilch gegossen, den Dreifuß darin 
gestellt, darauf die Glasschale, in welche 20 ccm N/4 USO* hinein getan wird. 
Darauf lasse ich zu der Kalkmilch 20 ccm Harn aus einer Pipette hineinfließen 
und schiebe die Glasplatte auf das Gefäß. Nach 8 Tagen wird die Schwefel¬ 
säure mit Alizarin titriert. Versuche mit Salmiak gaben die berechnete Menge 
NH S . Der Apparat ist sehr wohlfeil, leicht zu handhaben und beansprucht 
wenig Platz. Man kann mehrere aufeinander türmen. 

Tabelle £CL 
Versuch mit Natriomxitrst. 




Aeq. 
des P,O ft 

berechnete 

Azidität 

Aeq. 

des NH S 

freie 

Säuren 

Gesamt- 

Azidität 


I. 

T«e 

57,«* 

36 ,*o 

49,48 

38.74 

13,*8 

88,22 



s. 

n 

57»95 

39,7« 

49.40 

37,*5 

9,64 

86,55 



3* 

99 

35,«* 

36,5* 

*«,97 

so ,66 

-*7,55 

39,63 

6)7 K Natriumzitrat 

4- 

n 

*8,15 

3«,57 

* 1 , 3 * 

14,69 

—*5>*5 

36,01 

«,7» 

*1 

5- 

n 

*5.50 

30,99 

**,5» 

13,00 

— 8,48 

35,5* 

6,7 99 

9, 

6 . 

n 

*5,8o 

37,6o 

26,00 

11,30 

— 11,60 

37,30 

6,7» 

n 

7- 

n 

3*,36 

43,9* 

31,05 

*5,75 

—ia ,87 

46,80 

«,7» 

9 , 

8 . 

n 

54,*« 

4M6 

46,86 

29,90 

5,4° 

76,76 



9* 

n 

6*,64 

44,» 

61,97 

35,*« 

17,86 

97>*5 




Es hat zwar die Harnazidität an den Versuchstagen abgenommen, nur nicht 
ganz soviel, wie die eingeführte Menge Alkali entspricht. Nun war, wie ich 
angeführt habe, die Azidität in diesem Versuch an den dem Versuche voran¬ 
gehenden Tagen ungewöhnlich niedrig. Es folgte dieser Versuch auf einem 
unten mitgeteilten Versuch mit Ca 8 (PO*),, in welchem eine längere Nach¬ 
wirkung bestehen blieb. Es ist nicht auszumachen, ob während dieses Versuchs 
diese Nachwirkung noch bestand, oder daß die gefundene Azidität mit der 
normalen, d. h. ± 93 ccm N.NaOH verglichen werden darf. Die Azidität be¬ 
trug an den zwei Tagen vor dem Versuch im Mittel 87,44 ccm N.NaOH, und 
hatte an den Versuchstagen abgenommen, resp. 47,81, 51,43, 51,98, 50,14 und 
40,64 ccm N.NaOH, an dem folgenden Tage 10,68 ccm, im ganzen also 
252,63 ccm, während 300 ccm Alkali eingeführt worden ist Nimmt man die 
normale Hamazidität als 93 ccm an, so stimmen die Zahlen fast genau. Die 
Abnahme fällt im ersteren Platz auf den Ammoniak, der am vierten Tag um 70% 
abgenommen hat, und auf die freien Säuren, welche gänzlich verschwunden 

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Original-Artikel. 


618 


sind. Der Gehalt an zweifach saurem Phosphat, das in dem Vorversuch im 
Mittel 37,98 ccm. N.NaOH betrug, hat an den 5 Versuchstagen im ganzen 
70,05 ccm N NaOH abgenommen. Daneben ist aber einfach saurer Phosphat 
anwesend, was eigentlich der Fall nicht sein sollte. In einem anderen Versuch 
war dasselbe der Fall; ich komme darauf zurück. 

Aus diesem Versuch geht hervor, daß die angegebene Methode zur Be¬ 
rechnung der Säurebildung, die durch Einfuhr von Alkalien verursachte Zunahme 
der Blutalkaleszenz ziemlich genau angibt Es bleibt ja die Frage, ob das ein¬ 
geführte Salz ganz resorbiert und oxydiert worden ist Daß dieses nicht sogleich 
geschieht, werde ich an einem weiteren Versuch zeigen. 

Versuche mit eingenommener Säure habe ich nicht angestellt Es ist aber 
bekannt, daß dadurch der Gehalt an NH 8 und P»0 6 im Ham zunimmt 

Ein Versuch, die Hamazidität zu steigern durch Salmiak, ist in dieser 
Hinsicht gleichwertig. Diesen Versuch habe ich schon vor einigen Jahren an¬ 
gestellt und da ist es auffallend, daß die Gesamtazidität dieselbe ist, wie ich sie 
jetzt bestimmte. Der Vorversuch betrug 6 Tage, an den 4 folgenden Tagen 
nahm ich je 3 g N.H4CL 


Tabelle ZV. 

Versuch mit NH 4 G. 



Azidität 
n. F. u. T. 

Aeq. 
des H t O B 

berechnete 

Azidität 

Aeq. 
des NH, 

freie 

Säure 

Gesamt- 

Azidität 


I. Tag 

60.48 

43.31 

52,02 

46.64 

8 , 7 « 

98,66 


s. 

n 

55 V65 

41,77 

47.48 

43-06 

5*71 

90,54 


3. 

» 

53 ,*8 

40,65 

46,67 

4 t 41 

6,02 

88,o8 


4. 

n 

^ 5,55 

48.18 

59.17 

44*17 

10,99 

103,34 


5. 

n 

60,00 

46,48 

5*,5* 

43 >oo 

6,04 

95,5* 


6. 

»1 

64 39 

4 S -33 

57,4a 

50.00 

12,08 

«07,4* 


7 - 

w 

72,16 

47 - 7 » 

6317 

«*,47 

«5,46 

«25,64 

3,0 g NH.C 1 . 

8. 

i> 

70.95 

45 - 3 « 

61,94 

73 , 4 « 

16.63 

*35,35 

3,0 „ nh 4 cl 

9 . 

9» 

68,62 

43,18 

59,02 

78,82 

«5,84 

«37-84 

3,0 „ NH4CL 

10. 

9» 

68,40 

4 i ,54 

60,20 

81,25 

18,66 

» 4*,45 

3,0 „ NH 4 C 1 . 

11 . 

9» 

69.7a 

43,83 

6a, 41 

73 ,o 6 

18,58 

» 35-47 


IS. 

99 

55 ,08 

35.64 

48,60 

49 , 4 « 

12,96 

98,01 



Wenn man den 4. und 6. Tag des Vorversuchs ausschließt, ist die Azidität 
ungefähr dieselbe. Am vierten Tag machte ich eine große Radtour. Die hohe 
Azidität am 6. und auch am 1. Tag glaube ich einem größeren Biergenuß zu¬ 
schreiben zu müssen, als ich gewohnt bin. Ich trinke täglich eine halbe Flasche 
leichtes Bier. An diesen Tagen trank ich 1—l 1 /* Flasche. Denselben Einfluß 
habe ich öfters wahrgenommen. Im Mittel wird an diesen 6 Tagen eine Ge¬ 
samtazidität von 97,26 ccm N/10 NaOH gefunden. An den Versuchstagen und 
am folgenden Tage war die Azidität im ganzen 189,45 ccm N/10 NaOH erhöht 
Eingeführt war 12 g Salmiak, mit einem Aequivalentwert von 224,29N.NaOH. Es 
hat also die Azidität 35 ccm N. NaOH weniger zugenommen als die eingeführte 
Säure entspricht Nun ist die als normal angenommene Azidität in diesem 
Falle wahrscheinlich zu groß, weil auf die Vorperiode einige Tage fallen, wo 
diese gewiß erhöht war. Die Differenz, welche immerhin nur 7 ccm N.NaOH 
für den Tag beträgt würde wahrscheinlich verschwinden, wenn ich meine Ver¬ 
suche unter volkommen gleichen Verhältnissen anstellen konnte. Doch scheint 
mir auch so der Versuch ziemlich gelungen. Von dem eingeführten Ammoniak 
ist nur ein Teil im Ham ausgeschieden. 12 g Salmiak enthalten 3,813 g NH S , 

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614 


Ortehml-AiffteK 


im Han» war nur 2,669 g. Von der Zunahme der Harnazidität 
entfallen 146,77 ccm auf den Ammoniak. 

Munk (47} hat bewiesen, daß bei Hunden, wenn gleichzeitig Salmiak und 
Natriumazetat emgeAtfurt wurde, der Hamammoniak keine Zunahme erfuhr. 

In einem weiteren Versuch habe ich dieses bestätigt gefunden und außer¬ 
dem, daß auch die Harnazidität unter diesen Verhältnissen nicht zunimmt Ich nahm 
neben Salmiak Natriumlaktat Nun habe ich leider durch ein Versehen zu wenig 
Laktat zu mir genommen. Ich nahm während 3 Tagen je S g Salmiak und 
6 g Laktat (am dritten Tag nur 2,5 NH 4 CL) 

Tabelle V. 

Versuch mit NH 4 C 1 and NatriamlakUt. 




3,0 g NH 4 C 1 + 5 g Laktot 
3.0 „ NH 4 C 1 - - 5 n >1 
2,5„NH 4 a + 5 n „ 


Die mittlere Azidität war im Vorversuch im Mittel 97,93 ccm N.NaOH. 
Die Zunahme betrug an den Versuchstagen und am nächstfolgenden im ganzen 
47,07 ccm N.NaOH, im Tag also ± 12 ccm, anstatt 88 ccm, wie im vorigen 
Versuch. 


Eingeführt war 8,5 g Salmiak, mit einem Aequivalentwert von 168,88 ccm 
Säure und 15 g Natriumlaktat mit einem Aequivalentwert von 133,93 ccm Alkali. 
Die Azidität der Harne hätte also mit 24,95 ccm N.NaOH zunehmen müssen. 
Es hat also die Harnazidität 22 ccm N.NaOH zu viel zugenommen als es sein 
sollte, was für den Tag nur 4,5 ccm beträgt. Die Zunahme fällt für 26,23 ccm 
atrf den Ammoniak, für den Rest auf die freie Säure. In diesem Versuch ist 
der eingeführte Ammoniak also fast vollkommen im Körper zersetzt Auch 
dieser Versuch scheint mir beweisend. Man kann nicht annehmen, daß im 
Magen eingeführte Salze im ganzen resorbiert und umgesetzt werden. 

Ich habe diese beiden Versuche noch einmal angestellt. Ich werde die 
dabei erhaltenen Zahlen nicht mitteilen, weil der Ammoniak in diesen Versuchen 
zu erst mit Lakmtxs titriert wurde, sodaß die dabei erhaltenen Zahlen nicht zur 
Vergleichung herangezogen werden können. Es tut mir dieses leid, weil bei 
diesen Versuchen keine störenden Einflüsse eingewirkt hatten. Nur im Nach¬ 
versuche kommt ein Tag vor mit einer größeren Körperarbeit. In diesem Ver¬ 
suche ist die Zunahme der Phosphorsäureausscheidung recht ersichtlich. Ich 
teile mit Anschluß des zweiten Tages des Nachversuchs die mittleren Zahlen 
für die Aequivalentwerte der P a 0 6 Ausscheidung, die berechnete Azidität und 
die freie Säure mit in Tabelle VI. 


Nun gibt es in meiner Theorie eine schwache Stelle. Bei Einfuhr von Alkali¬ 
phosphaten im Magen nimmt der Gehalt des Harns an P»O fi zu. Wenn dieses 
der Fäll* ist, so taugt entweder meine Theorie nicht, oder aber es muß zugleich 

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OriginahArtiksL 


• 1 * 


Tabelle YX. 



P.O. 

Azidität 

freie Säure 

Vorvemch . . 5 Tage 

38.87 

44,80 

5,3» 

NH 4 C 1 . . . . 5 

44,86 

59,97 

15,11 

Zwischenperiode. 3 „ 

36.00 

45> 3 7 

9,27 

NH 4 Cl-fLaktat+6 

40,45 

50.90 

10,45 

Nacheersuch . . 3 ,. 

4048 

50,67 

90,19 


der Hamammoniak und die Menge der anderen sauren Verbindungen abge¬ 
nommen haben. 

Der Versuch hat ergeben, daß letzteres der Fall ist Ich nahm nach einer 
Vorperiode von drei Tagen, während drei weiteren Tagen täglich 10 g käuf¬ 
liches Natriumphosphat enthaltend im ganzen 7 g P»O ß und bestimmte an 
diesen und an zwei folgenden Tagen die Hamazidität und den Gehalt an P*O ft 
und NH S . Ich hätte gern die Nachperiode etwas länger gewählt aber Umstände 
haben, ebenso wie im folgenden Versuch, dieses verhindert 

Tabelle Y2X. 

Versuch mit Nh,HP 0 4 . 



Azidität 
n. F. u. T. 

Aeq. 

de» P a ©u 

berechnete 

Azidität 

Aeq. 
des NH, 

freie 

Säten 

Gesamt- 


1 . Ta« 

53.61 

37 «a 

48,44 

46,06 

10,81 

94,50 


s. „ 

56.94 

37*79 

5 °i 3 S 

40,94 

«,56 

91,99 


3 99 

60,3» 

40,34 

5*.«7 

40,60 

11,»3 

9«,77 


4 99 

; 63 , 5 S 

55,64 

56,74 

3«,00 

1,10 

87,74 

10 g Na*ÜP 0 4 

5 - »> 

64,07 

71.15 

56 ,a 4 

» 6 . 8 a 

-14,91 

83,06 

IO „ Na*HP 0 4 

6. „ 

65,60 

61,46 

56 , 4 » 

28,70 

5»°4 

« 5 ,ia 

IO „ Na 4 HP 0 4 

7 - 9» 

55 38 

40.24 

'41.66 

3198 

M* 

7 *.*a 


8 - 

56.50 

40,60 

44,90 

4 i, 5 o 

4,30 

86,40 



Aus dieser Tabelle geht folgendes hervor: Die Gesamtazidität betrag m 
der Vorperiode im Mittel 92,85 ccm N. NaOH und hat an den fönf folgenden 
Tagen abgenommen um 5,12, 9,79, 7,73, 19,21 und 6,45 ccm, im ganzen 
48,31 ccm N. NaOH. Der P t 0 6 Gehalt war an den drei Versuchstagen erhöht 
im ganzen 72,49 Aeq. An dem zweiten und dritten Versuchstag war neben 
zweifach saurem noch einfach saures Phosphat anwesend und zwar 14,91 + 
5,04 = 19,95 Aeq. Es ist also 72,49 — 19,95 = 52,54 Aeq., zweifach saures 
Phosphat mehr ausgeschieden als normal. Dieses Phosphat ist als einfach saures 
eingefiihrt und weil es als zweifach saures ausgeschieden worden ist so hat 
das fixe Alkali des Blutes dadurch um denselben Aequivalentwert zugenommen. 
Dieses entspricht fast vollkommen der Abnahme der Hamazidität: 48,9f gegen 
52,54. Es verhält sich demnach Na^HPO« dem Organismus gegenüber wie 
eine alkalische Verbindung. Wenn man die bei einfacher Titrierung erhaltenen 
Zahlen vergleicht, so würde man zu der Annahme kommen, daß die Säurezufohr 
erhöht worden ist. Sogleich nach den Versuchstagen ist die Azidität nach F. 
und T. wieder zur Norm zurückgekehrt Letzteres ist nicht der Fall bei den 
nach meiner Berechnung erhaltenen Aziditätswerten. Dieser Unterschied ist Folge 
eines vermehrten Erdphosphatgehalts in der Nachperiode. 

Aus der großen Abnahme des Ammoniakgehalts und das Verschwinden 
der freien Säure geht deutlich hervor, daß das Natriumphosphat sich wie ein 
Alkali verhält Es bleibt beim gesunden Menschen die Blutalkaleazena dieselbe. 

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616 


Original-Artikel. 


Bei übermäßiger Säurebildung im Körper* wird dieses Phosphat vielleicht nütz¬ 
lich wirken können. Ob aber die starke Phosphorsäureausscheidung von den 
Nieren ohne Schaden ertragen werden wird, erscheint mir zweifelhaft. 

Ich habe angenommen, daß die Phosphorsäure der Hauptsache nach als 
zweifach saures anwesend ist, und nur, resp. 14,91 und 5,04 Aeq., als einfach 
saures. Es ist selbstverständlich möglich, daß mehr einfach saures Phosphat 
anwesend war neben freien Säuren. Die Azidität bleibt dabei aber dieselbe 
und es ist nicht auszumachen, wie es der Fall ist, auch nicht nach der Methode 
von Moritz. Es enthält aber der Ham gewiß einfach saures Phosphat Ob nun 
dieses ausgeschieden ist in dieser Form, oder als zweifach saures und als Kar¬ 
bonat, lasse ich dahingestellt In diesem Fall enthielt das Blut ein Übermaß 
von Phosphat und daß da die Nieren einfach saures durchlassen, liefert keinen 
Beweis gegen meine Annahme, daß für gewöhnlich diese Verbindung nicht 
durchgelassen wird. Ganz dasselbe gilt für Zucker und auch für Karbonate. 

Ich möchte hier darauf hinweisen, daß dieser Ham sich beim Kochen und 
ebenso durch Zusatz von CaCl a trübte. Auch entstand nach Zusatz von HCl 
und BaCl a im Filtrat durch NaOH ein Niederschlag, bevor die zugesetzte 
Säure neutralisiert worden war. 

Die Trübung, welche beim Kochen auftritt, entsteht, wie ich in meiner 
zweiten Abhandlung (47) gezeigt habe, nur wenn der Ham CaHPO« enthält. 
Die Erklärung Malfattis (48), dessen Arbeit mir damals nicht bekannt war, 
daß dieser Körper selbst gefällt werden sollte durch die Zunahme der Alkales- 
zenz der Na*HPO« beim Kochen, scheint mir nicht den Verhältnissen zu ent¬ 
sprechen. Man mußte dann annehmen, daß neben CaHPO* noch Na a HPO« an¬ 
wesend ist Weil sich bei Anwesenheit von einfach und zweifach saurem 
Phosphate immer das am wenigsten lösliche Phosphat bildet, so kann kein 
Na^HPO« anwesend sein neben Ca(HsPO«) a . Wenn Malfatti recht hätte, so 
könnte sich ein Ham beim Kochen nur trüben, wenn aller CaO und MgO als 
einfach saures Phosphat anwesend ist und daneben noch Na a HPO«. In diesem 
Fall, wäre der Ham schon bei Zimmertemperatur trübe. Die Voraussetzung, 
auf welche Malfatti seine Meinung stützt, daß nämlich, wenn der Niederschlag 
aus Cas (PO«) a bestände, die Hamazidität zugenommen haben müsse, ist nicht 
richtig. Im Gegenteil, wenn CaHPO« ausfällt, muß die Hamazidität abge¬ 
nommen haben in demselben Verhältnis. 

Wenn CaHPO« sich in Lösung befindet, so erleidet es zur Neutralisation 
gegenüber Phenolphthalein folgende Umsetzung: 

SCaHPO* + 2NaOH = Ca a (PO«) a + NaaHPO«. 

Wenn es beim Kochen, wie Stokvis angegeben hat, dissoziiert nach der 
Gleichung 

4 CaHPO« = Ca a (P0 4 ) a + Ca(HtPO«)„ 

so erfordert das gebildete zweifach saure Phosphat dieselbe Menge NaOH zur 
Neutralisation, als das CaHPO« erheischte. 

8 Ca(H a PO«) a + 8NaOH = Ca 8 (PO«) a + 4 NaJiPO«. In beiden Fähen sind 
die Endprodukte dieselben. Außerdem entsteht der Niederschlag auch, wenn 
durch Zusatz von CaCl a kein Na a HPO« mehr anwesend ist. 

Ein unerwartetes Resultat gab mir der Versuch mit CaHPO«. Ich glaube, 
iigendwie Angaben gefunden zu haben, daß Alkaliphosphate den Harnphosphat¬ 
gehalt erhöhen, Erdphosphate hingegen dieses nicht tun. Ich kann die Angabe 

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Original-Artikel. 


«17 


nicht wieder auffinden, aber sie ist jedenfalls nicht wahr. Ich nahm nach einer 
Vorperiode von zwei Tagen während drei aufeinander folgenden Tagen je 
6 Gramm käufliches Kalziumphosphat, cL h. CaHP0 4l enthaltend im ganzen 
ungefähr 8,2 Gramm PtOs. 

Über das Resultat gibt folgende Tabelle Aufschluß: 


Tabelia VUL 

Versuch mit CaHPQ 4 . 



Azidität 
n. F. n. T. 

Aeq. 

des P t O B 



freie 

Säuren 

Gesamt- 

Adizität 


1 . 

T«g 

6a,79 

40,93 

50.98 

44,59 

10,05 

95.57 


2 . 

n 

60,78 

39.41 

46.87 

4*,5 ° 

7,06 

89.37 


3- 

n 

84,00 

59,96 

65,04 

49,oo 

5,08 

114,04 

6 g Ca*HP0 4 

4- 

n 

81,56 

«1,77 

68,95 

51.60 

7,18 

»*0,55 

6 „ C&bHP0 4 

5- 

n 

84,08 

6a,15 

73,59 

53,69 

11,44 

117,28 

6 „ Ca t HP0 4 

6. 

» 

72,00 

44.13 

S5,oo 

44,55 

10,77 

9955 


7 * 

n 

57.*® 

41,17 

49.13 

37.60 

7,86 

86,73 



Es ist an den Versuchstagen der Gehalt an P a 0 6 , NH S und an freien Säuren 
sämtlich beträchtlich erhöht und zwar hat an den drei Versuchstagen und am 
erstfolgenden die Gesamtazidität im ganzen zugenommen um 91,64 ccm N.NaOH. 

Es verhält sich also CaHP0 4 wie eine Säure, obwohl es im chemischen 
Sinn denselben Wert hat wie Na,HP0 4 . Die Erklärung dieser paradoxen Erschei¬ 
nung ist, wie ich meine, die folgende: 

Es wird durch die Magensalzsäure das CaHP0 4 in zweifach saures über¬ 
geführt 

2 CaHPO, + 2 HCl = Ca(H,P0 4 ) t + CaCl*. 

Das Ca(HjP0 4 )i wird entweder im Darmkanal, oder, nachdem es resorbiert 
worden ist, im Körper ttbergeführt in tertiäres Phosphat 

3 Ca(H a P0 4 ), + 4 Na,CO, = CasCPO*), + 4 Na^O*. 

Weiter wird das gebildete Na,HP0 4 durch das zugleich entstandene CaCl a 
zu CaHP0 4 , welche Verbindung ebenso eine Umbildung zu Ca 8 (P0 4 ), erleidet. 

Wenn man die Umbildung zu zweifach saurem Phosphat durch HCl aus¬ 
schaltet, so bekommt man die Gleichung 

3 CaHP0 4 + Na*C0 8 = Ca s (P0 4 ) 1 + Na,HP0 4 . 

Das Blut verliert also durch Einfuhr von 3 Aequivalenten P0 4 2 Aequivalente 
Na. Es ist eingeführt 8,2 P«O ft . Die Säurewirkung entspricht (8,200:71 =) 115,5 
X a / 8 = 77ccm N.NaOH, d.h. etwas weniger als die Hamazidität aufweist. 

Wo das entstandene Ca s (P04)< geblieben ist, ist schwer zu sagen. Daß 
es beim Erwachsenen im Körper retiniert worden sei, ist schwer anzunehmen. 
Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Darmkanal zurückgeblieben sein oder, 
nachdem es resorbiert worden ist (d. h. als zweifach saures Phosphat), von der 
Leber festgehalten und wieder in den Darmkanal zurückbefördert sein. 

Es ist auch in diesem Versuch auffallend, wie es immer der Fall ist, daß 
die vermehrte Ammoniak- und Säureausscheidung die Phosphorsäureausscheidung 
überdauert und daß die Vermehrung später anfängt. 

Ich beschloß, weil ich diese Resultate nicht erwartet hatte, einen dritten 
Versuch mit Ca s (P04) lf welches sich wie eine neutrale Verbindung verhalten soll. 

Ohne den vorigen Versuch mit CaHP0 4 würde ich eine alkalische Wirkung 
erwartet haben. Weil aber Ca 8 (P04)*, nachdem es durch HCl zu saurem 

■.».IlLJ**. DigitizedbfGOOgle 








618 


Original-Artikel. 


Phosphat geworden ist, durch Natrium-Karbonat sich wieder zu Ca 8 (PO«)i ge¬ 
staltet, so wird dieses Phosphat wahrscheinlich die Blutalkaleszenz unbeein¬ 
trächtigt lassen oder höchstens einen vorübergehenden Einfluß ausüben. Der 
Versuch bestätigte diese Voraussetzung vollkommen, es tritt während der Ver¬ 
suchstage eine deutliche geringe Säurewirkung zum Vorschein, welche in der 
Nachperiode durch eine Abnahme der Hamazidität gefolgt wird. 

Ich gebe das Resultat in folgender Tabelle: 


T&beUft XX. 

Versuch mit Ca,(P 0 4 )|. 



Azidität 
n. F. u. T. 

Aeq 

des P t O t . 

berechnete 

Axiditit 

Aeq. 
des NH t 

freie 

Säuren 

Gesamt- 

Axiditit 


1. 

T«g 

« 7 .*« 

4«,93 

54,*5 

36,80 

7,9* 

91,«5 


s. 

n 

6a,90 

39» 5° 

53*15 

44,20 

13.65 

97,35 


3* 

n 

66,5° 

43,*7 

54,13 

44,«0 

10,26 

9®,93 

6 g C.,(OP 4 ^ 

4- 

n 

73 9« 

46,«3 

65,17 

395« 

*1.54 

104,73 

6 „ WOP 4 ), 

6. 

n 

73,37 

5*i*9 

««,75 

4«,55 

9,46 

103,30 

6 „ Ca^OPji 

S 

n 

54-5« 

3«,44 

4«,3« 

34,84 

9,9* 

81,20 


7 

» 

57,«4 

4»,9«> 

49,4« 

37,33 

6.56 

86,79 


8. 

n 

, 57,«* 

36, ao 

49,48 

3«,74 

13,*8 

88,22 


9- 

n 

57.95 

39.7« 

49,40 

37,15 

9,64 

««,55 



Die Gesamtazidität hat in der Vorperiode 94,5 ccm betragen, steigt während 
der Versuchstage auf 102,32 ccm an, um an den zwei folgenden Tagen auf 
84,0 ccm abzufallen. Die fünf Tage des Versuchs und der Nachperiode zu¬ 
sammengenommen geben im Mittel eine Azidität von 94,95 ccm, also genau 
dieselbe Zahl wie in der Vorperiode. Wie die zwar geringe, aber doch deut¬ 
liche Steigerung der Azidität zu erklären sei, ist schwer zu sagen. Die einzige 
Erklärung wäre, daß relativ mehr CaCl, resorbiert worden ist, welche aus dem 
NagHPO« des Blutes CaHPO« bildet Letzterer Körper übt, wie aus dem vori¬ 
gen Versuch hervorgeht, eine Säurewirkung aus. Weil aber das aus dem¬ 
selben gebildete tertiäre Phosphat im Körper zurückgehalten worden ist, wird, 
nachdem die Zufuhr von CaCl* aufgehört hat, dasselbe wieder im Blute auf¬ 
genommen und übt eine Alkaliwirkung aus. Wenn dieses der Fall ist, so muß 
CaClf denselben Einfluß ausüben als Ca 8 (PC> 4) 9 Quod demonstrandum esset 1 ) 
Es würde mich aber zu weit führen, dieses jetzt erklären zu wollen, weil der 
Einfluß von neutralen Kalksalzen noch ein ganz anderer sein konnte. Ich be¬ 
absichtige weitere Versuche in dieser Richtung und lasse vorläufig dahingestellt, 
wie es kommt, daß das tertiäre Kalziumphosphat anfangs eine deutliche 
Erhöhung der Hamazidität bewirkt, welche gefolgt wird von einer noch am 
vierten Tag wahrnehmbaren Abnahme. Nur möchte ich schon jetzt darauf hin- 
weisen, ob nicht diese Versuche zur Erklärung des Wesens der Rhachitis heran¬ 
gezogen werden könnten. Ich halte diese Krankheit für eine chronische Azidose, 
wie ich früher auseinandergesetzt habe (49). Die Kalkphosphate sind nur löslich, 
wenn sie in zweifach saures übergeführt worden sind. Die Säurebildung im 
Magen des Säuglings reicht aus, um das an Kasein gebundene Alkali zu sättigen 
und das einfach saure Phosphat in zweifach saures überzuführen bei Brust- 


*) Noch nicht abgeschlossene Versuche haben die Richtigkeit dieser Voraussetzung bestätigt. 
Unter Einflufi vom Kalsiumsulfat nimmt der Gehalt an P t O B ab, während die sauren Verbindungen 
und der Ammoniak vermehrt sind. Die Gesamtasidität hat eugenommen, um in der Nachperiode 
wieder unter die Norm herabzusinken. 


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619 


emährung. Die Kuhmilch erfordert eine viel größere Menge Säure, so daß das 
CaHPO«, weil es im Überschuß anwesend ist, ebenso wie in meinem Versuch, 
eine Säurewirkung ausüben kann. Es entsteht aus dem CaHPO« neben 
Na*HP04 tertiäres Kalziumphosphat Geschieht dieses im Darmkanal, so wird 
kein Kalk resorbiert, hat die Umsetzung statt, nachdem das (^(HJPO*), resor¬ 
biert worden ist, so kann aus dem Ca 8 (P04)t Knochensubstanz gebildet werden. 
Je höhere Ansprüche an die Magensäure gestellt werden, d. h. je mehr Säure 
die Nahrung nötig hat, bevor freie Säure anwesend ist, je weniger Kalk resor¬ 
biert werden wird. Dadurch wäre zu erklären, wie die Rhachitis gerade auftritt, 
wenn die Nahrung viel Kalk enthält. Nur Versuche bei Kindern könnten 
darüber Aufschluß geben. Und auch bei anderen Krankheiten, welche durch 
eine übermäßige Säurebildung oder erschwerte Ausscheidung verursacht werden, 
deren Anzahl meiner Ansicht nach wahrscheinlich größer ist, als jetzt ange¬ 
nommen wird, unter anderem die Urämie und die Eklampsie. Ich glaube, daß 
es mit der oben angegebenen Methode, wenn nur erst durch ausgebreitetere 
Untersuchungen die normale Harnazidität festgestellt worden ist, möglich ist, in 
kurzer Zeit Material zu sammeln. 

Ob sich dabei meine Methode oder die Methode von Moritz zur Bestim¬ 
mung der Azidität mit Phenolphthalein als die bessere erweisen wird, muß erst 
noch ausgemacht werden. Es liegen die Verhältnisse im Harn so, daß es nicht 
angeht, aus künstlichen Gemischen Schlußfolgerungen aufzubauen. Wahrschein¬ 
lich wird nach meiner Methode die Azidität etwas zu niedrig ausfallen, mit der 
Methode von Moritz wird sie gewiß zu hoch gefunden. Wo es sich um ver¬ 
gleichende Untersuchungen handelt, da werden beide Methoden sich wahr¬ 
scheinlich als brauchbar erweisen. 

Ob meine Meinung über die Rolle, welche die Phosphate im Ham spielen, 
sofort allgemein anerkannt werden soll, möchte ich bezweifeln. Es ist immerhin 
etwas spekulativ, anzunehmen, daß die Nieren, außer wenn der Gehalt an 
Phosphorsäure zu groß ist, kein einfach saures Phosphat ausscheiden sollten, 
auch wo es im Ham gefunden wird. Doch ist dieses nicht so spekulativ wie 
es scheint. Der Ham enthält, wenn einfach saure Phosphate anwesend sind, 
CaHPO«; oft wird der Ham in diesem Fall sehr trübe gelöst Weil nicht an¬ 
zunehmen ist, daß dieses Phosphat in Kristallform ausgeschieden ist und auch 
nicht anzunehmen ist, daß sofort nach der Ausscheidung aus den Glomerulis sich 
diese Fällung vollzogen haben wird, weil dann leicht ein Infarkt entstehen 
könnte, so wird man zu der Annahme gezwungen, daß die Nieren Na«HP04 
und ein lösliches Kalksalz sezemiert haben und zwar nicht zugleich, weil sich 
dann in den Glomeruli schon der Niederschlag gebildet haben muß. 

Wenn man annimmt, daß die überschüssige Phosphorsäure ausgeschieden 
wird, dann ist nicht zu erklären, warum der Ham bei Herbivoren kein P«0 6 
enthält, auch nicht, wenn Phosphate ins Blut eingespritzt werden, wohl aber 
bei Milcheraährung. Und zweitens ist nicht zu erklären, warum der normale Ham 
nur zweifach saures Phosphat enthält. Man konnte nun annehmen, daß die Nieren 
einfach saures Phosphat ausscheiden und außerdem freie organische Säuren. 
Da hat man eigentlich dasselbe, nur sind die Komponenten andere. Es ist aber 
nicht recht zu verstehen, warum sich im Ham aus der Säure und dem einfach 
sauren Phosphat zweifach saures Phosphat und Salze bilden würden und dieses 
im Blute nicht stattfinden sollte. Die Erklärung Bunges, daß die Nierenzellen 

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680 


Original-Artikel 


die Moleküle in einen sauren und einen alkalischen Teil trennen und nur den 
sauren in die Harnkanälchen hineinbefördem sollten, erklärt nicht, wie es kommt, 
daß dieses nicht immer zutrifft, oder auch er ist gezwungen anzunehmen, daß 
bei erhöhter Blutalkaleszenz auch Alkali ausgeschieden wird. 

Immerhin wird die Ursache der Beschaffenheit der sauren Hambestandteile 
in dem Gehalt des Blutes an Kohlensäure zu suchen sein und ob man nun sagt, 
die Phosphate des Harns sind zweifach saure, weil das Blut Kohlensäure ent¬ 
hält, oder das Blut entledigt sich des zweifach sauren Phosphats, um fixes 
Alkali zur Kohlensäurebildung zur Verfügung zu haben, ist im Grunde nicht 
sehr verschieden. Wenn aber der Gehalt des Harns an P t O ft nur von dem 
Gehalt des Blutes an dieser Verbindung abhängig ist, da scheint es mir unbe¬ 
greiflich, wie dieser Gehalt abhängig sein kann von Säure- und Alkalizufuhr. 
Daß Muskelarbeit den Gehalt zunehmend macht, kann erklärt werden aus der 
vermehrten Phosphorsäurebildung, aber dieses gilt nicht, wenn Säure oder 
Alkali verfüttert werden. 

In meinem Versuch mit Natriumzitrat hatte ich eine größere Abnahme des 
P,0 6 -Gehalts erwartet; (der letzte Tag gibt selbst eine Zunahme, was eine 
Folge der Nahrung ist), aber ich glaube, dieses unerwartete Resultat erklären 
zu können. Die Menge Alkali konnte nicht die Harnazidität decken, sodaß 
der Versuch nicht mit dem Befund bei Herbivoren zu vergleichen ist Um 
diesem näher zu kommen, stellte ich noch einen Versuch an mit einer 
größeren Menge Zitrat auf einmal und untersuchte stündlich den Ham. Ich 
nahm um 12 Uhr a. M. dieselbe Menge Natriumzitrat als an den Versuchstagen 
d. h. ± 6,7 g mit einem Äquivalenzwert von ± 60. Am Vormittag von 8—12 
Uhr hatte die stündliche Azidität ohne die NH S betragen: 1,728 ccm, der Gehalt 
an PfO# 0,079 g. Wo auf einmal eine Menge Alkali eingeführt wird, ent¬ 
sprechend einem Alkaliwert von 60 ccm N.NaOH, da erwartete ich in den 
ersten Stunden eine starke Abnahme der Azidität und der Phosphorsäure. Es 
hatten beide abgenommen, aber nur wenig. Ich habe den Ammoniakgehalt 
nicht bestimmt, nimmt man aber an, daß dieser ganz verschwunden ist, so 
würde dazu in einer Stunde doch höchstens 2 ccm erforderlich gewesen sein. 
Die Azidität und der Gehalt an P,0 6 nehmen normaliter beide in den Nach¬ 
mittagsstunden zu. Diese Zunahme blieb aus, eine Abnahme gegenüber dem 
Vormittag ist unverkennbar, aber diese Abnahme ist verschwindend klein bei 
der beträchtlichen Einfuhr. Ich fand: 



p.o 5 

berechnete Azidität 

12—1 Uhr 

0,112 

1,191 

1—2 » 

0,148 

1,288 

2—8 * 

0,108 

1,062 

8—4 » 

0,182 

0,780 

4—6 * 

0,104 

1,204 

6—6 » 

0,146 

2,241 


während der Rest des Tages noch einen Gehalt an P t 0 6 von 1,426 und eine 
Azidität von 20 ccm N.NaOH ergab, clh. pro Stunde 0,102 P»O fi und 1,444 ccm 
Azidität Für den ganzen Tag ergibt dieses eine Azidität von 86,38 ccm N. NaOH 
und 2,486 g P,0 6 , also mehr als in dem Zitratversuch (Tabelle III). Von einer 
exzessiven Abnahme ist außer von 3—4 Uhr nichts zu sehen und es hat sich 
der Einfluß des Alkalis fast regelmäßig über den ganzen Tag verteilt auch 

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Original-Artikel 


621 


noch am folgenden Tag, als ich am Vormittag von 8 1 /*—ll 1 /* Uhr 0,069 P»0* 
und 0,844 ccm Azidität pro Stunde fand. 

Es wäre denkbar, daß das Zitrat erst nach und nach oxydiert wird; daher 
schien mir ein Versuch mit Natriumbikarbonat besser geeignet, die Blutalkales- 
zenz plötzlich zu erhöhen. Wie im vorigen Versuch nahm ich nun auf einmal 
5 g NaHCOs, d. h. die äquivalente Menge wie das Zitrat Der Einfluß war 
etwas größer als im vorigen Versuch, aber ebenfalls sehr gering. 



p.o 6 

berechnete Azidität 

1. Stunde 

0,096 

1,557 

2. » 

0,101 

1,422 

8. » 

0,109 

1,585 

6 folgende Stunden per Stunde 

0,152 

2,141 

12 » » » » 

0,098 

1,422 

im Tag im ganzen 

2J566 

81,202 


In diesem Versuch ist der Einfluß im Anfang größer, was die Phosphat¬ 
ausscheidung als was die Azidität anbelangt, als im vorigen Versuch, aber es 
offenbart sich der Einfluß nicht der Hauptsache nach in den ersten Stunden, 
sondern erstreckt sich über den ganzen Tag. 

Ich hatte keine Lust mit außerordentlich großen Mengen Alkali den Ver¬ 
such zu wiederholen. Ich habe einmal den Ham eines Apoplektikers unter¬ 
sucht, wo ich Diabetes vermutete, was nicht der Fall war, und dem ich sehr 
große Gaben Natriumbikarbonat verordnet hatte. Damals fand ich in 100 ccm 
Ham nur 52 mg P t Ofi. 

Diese Versuche beweisen nicht, was sie tun sollten, aber sie geben zu einer 
anderen Schlußfolgerung Anleitung. Der Einfluß von kohlensauren und pflanzen¬ 
sauren Alkalien ist nicht derselbe. Letztere werden resorbiert und erhöhen, 
wenn sie zu Karbonat geworden sind, die Blutalkaleszenz. Erstere werden z.T. 
von der Salzsäure des Magens neutralisiert und erhöhen dadurch indirekt, oder, 
wenn sie resorbiert werden, direkt die Blutalkaleszenz. Aus den letzt mitge¬ 
teilten Versuchen geht nun hervor, daß das eingefährte Alkali nicht sofort, 
sondern erst nach und nach ins Blut Übertritt Weil es wahrscheinlich früher 
resorbiert worden ist, so muß es irgendwo festgehalten werden, wahrscheinlich 
in der Leber. Es würde dann dieses Organ der Blutalkaleszenz gegenüber 
dieselbe Rolle spielen, wie für andere Stoffe, welche, nachdem sie resorbiert 
worden sind, von der Leber festgehalten und nach und nach dem Blute* zuge¬ 
führt werden. Dadurch werden zu großen Schwankungen der Blutalkaleszenz 
vorgebeugt und sind die Nieren imstande, diese geringeren Abweichungen wieder 
auszugleichen. Nur wenn außerordentlich große Mengen Säure oder Alkali 
eingeführt werden, nimmt die Blutalkaleszenz stark ab, wie in den Versuchen 
von Walter (50), der an seine Kaninchen pro Kilo Körpergewicht 0,800 g HCl 
verfütterte, was für einen Menschen 50 g bedeuten sollte oder eine halbe 
Flasche Acidum hydrochloricum dilutum im Tag. Bei Herbivoren hat sich ein 
Gfeichgewichtszustand eingestellt und wird aus dem Leberdepot ebensoviel 
Alkali in das Blut übertreten, wie im Darmkanal resorbiert worden ist Dadurch 
wird die Nachwirkung, welche immer sichtbar ist, nach Einfuhr von Säuren 
oder Alkalien und bei Übergang zu einer anderen Diät (s. u. A. Vozarik, 
2. Mitteilung) erklärt Daß die Leber und nicht die anderen Gewebe das 
Alkali festhalten, wird dadurch wahrscheinlich, daß das Blut die Nieren erreicht, 

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699 


Original-Artikel. 


bevor es die Gewebe passiert hat In diesem Fall würde zwar die Nachwir¬ 
kung erklärt werden, aber es sollte die Hamazidität im Anfang doch am 
meisten abgenommen haben. Tatsächlich ist von Keller (51) bei der Azidose 
der Säuglinge Ammoniak in der Leber gefunden (54). Ich denke mir die Sache 
nun folgendermaßen. Wenn dem Blute mehr Alkali zugeführt wird, und 
dieses ist nur der Fall bei Einfuhr von Alkalien im Magen, so wird durch 
die Leberfunktion die Blutalkaleszenz nur wenig zugenommen haben. In den 
Glomerulis wird von dem arteriellen Blut das überschüssige Alkali ausgeschieden. 
Das Blut ist jetzt wieder normal geworden. Bei dem weiteren Verlauf durch 
die Nieren nimmt es CO* auf, dadurch entsteht NaHaPO«, das nunmehr in 
den Tubulis ausgeschieden wird. Hat aber die Blutalkaleszenz durch exzessive 
oder fortwährende Einfuhr von Alkali so viel zugenommen, daß es, nachdem 
es die Glomeruli verlassen hat, noch überschüssiges Alkali enthält, so wird kein 
Phosphat oder auch nur Spuren desselben ausgeschieden. Weil das Blut eine 
ausreichende Menge Alkali enthält, um die gebildeten Säuren zu sättigen, so 
bildet sich im Blute kein Salmiak und es verschwindet dasselbe aus dem Harn. 

Bei übermäßiger Säureeinfuhr wird zweifach saures Phosphat, soweit es 
zur Verfügung steht, ausgeschieden und der Rest wird von NH S und freien 
Säuren ausgeglichen. Wenn die Säure im Körper gebildet wird, wie beim 
Diabetes, so verschwindet die schützende Wirkung der Leber und wird es er¬ 
klärlich, warum, während die Azidose durch Alkalien günstig beeinflußt wird, 
dieser Einfluß aufhört, wenn die stets abgenommene Blutalkaleszenz plötzlich 
zu einem akuten Anfall, dem Coma geführt hat Wenn da das Alkali günstig 
einwirken soll, so muß es auf einmal dem Blute zugeführt werden und dasselbe 
wird, was in diesem Falle fatal ist, von der Leber verhindert Nur bei einer 
chronischen Azidose oder da, wo die vermehrte Säurebildung nur kurz dauert 
kann die Einfuhr von Alkalien im Magen günstig einwirken, in letzterem Fall 
nur, wenn die Blutalkaleszenz nicht allzusehr abgenommen hat Man muß 
dabei im Auge behalten, daß es wenigstens eine Stunde dauert bevor das 
Körperblut die Nieren passiert und daß die dem Blute im Darmkanal zugeführte 
Menge Alkali sich über eine viel größere Menge Blut verteilt 

Ich bin mir vollkommen bewußt, daß obige Anschauungen in vieler Hinsicht 
etwas (?) hypothetisch sind, doch bin ich überzeugt daß, wenn nach meiner 
Methode weitere Uhtersuchungen angestellt werden, diese Methode brauchbare 
Ergebnisse liefern wird inbetreff der Säurebildung im Körper unter verschie¬ 
denen Umständen. 

Den Herren, welche mir durch Zusendung von Separatabdrucken ihrer 
Abhandlungen die Verfassung dieses Aufsatzes erleichtert haben, meinen 
herzlichsten Dank! 

2. Juli 1908. 


Zu den Belegtabellen. 

Persönliches: Alter 44 Jahre. Beschäftigter Landarzt. Praxis wird getan 
auf dem Fahrrad, seit einem Jahr von einem Hund gezogen. Ausgezeichnete 
Gesundheit Lebensweise sehr regelmäßig. Frühstück 8*/* Uhr. Ein Butterbrot 
mit Butter, Roggenbrot und Käse, */* Liter Milch, ein Ei, 2 kleine Tassen Tee 
mit Zucker und Milch. 12 Uhr. Ein Butterbrot wie am Morgen ohne Getränk. 
5 Uhr. Mittagsmahl (vorher Morgentrunk), bestehend aus Fleisch, Kartoffeln, 

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Original-Artikel. 


Gemüse, Milchspeise, kein Getränk. 6—10 Uhr. 4 kleine Tassen Tee mit Zucker 
und Milch. 10 Uhr. */, Flasche leichtes Bier. 11 Uhr. Ein Zwieback mit 
Butter. Die Versuche sind angestellt im Sommer, weil nur dann die Praxis Zeit 
dazu übrig laßt 

Belegtebelle HL 



Axidität Acidität 
n. F. U.T. mitCeCl* 





CETI 


6.7 g Natriumritrat 

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684 


Referate. 


Belegtabelle IX. 



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menge 

S. G. 

Azidität 
n. F. u. T. 

Azidität 
mit CaCl* 

P.O, 

NH, 


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of Physiologie, Vol. IX. — 15) D. Arch. f. klin. Med., Bd. 80. — 16) Ztschr. f.‘ physiol. Chemie, 
Bd. XXX. — 17) Z. Methodik d. Harnacidimetrie, Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 111, S. 476. — 
18) Ztschr. f. physiol. Chemie, Bd. 55, S. 503. — 19) a. a. O. S. 514, 2. Mitteilung. — 
20) Ned. Tydschr. voor Geneeskunde 1900, Bd. 1. — 21) Zentralbl. f. d. med. Wissenschaft 1892. 
22) Ztschr. f. physiol. Chemie, Bd. XXIV. — 23) Lieb lein a. o. O. — 24) Ztschr. f. physiol. 
Chemie, Bd. XXXIV. — 25) a. a. O. Vol. XIII, S. 102. — 26) a. a O. — 27) Bulletin gdodral 
de thdrapeutique April 1900. — 28) a. o. Ö. — 29) a. o. O. Vol. IX. — 30) Zit. n. Vozärik 
a. a. O. Bd. III, S. 419. — 31) a. a. O. Bd. 80. — 32) a. a. O. Bd. 84. — 33) a. a. O. 
Vol. IX. — 34) Beitr. z. ehern. Phys. u. Path. 6. — 35) Ztschr. f. physiol. Chemie, Bd. 19. — 
36) Zentralbl. f. d. med. Wochenschr. 1898. — 37) Ztschr. f. physiol. Chemie, Bd. XXIV 1898. 
Die Verdauung und Assimilation des ges. u. krank. Säuglings 1898 S. 18. Zentralbl. f. d. med. 
Wochenschr. 1902. Ned. Tydschr. v. Geneeskunde 1900, Dl. 1. — 38) Nach Neubauer- 
Vogel, Harnanalyse, 3. Aufl. — 39) Wiener med. Wochenschr. 1898. — 40) a. a. O. S. 22. — 
41) S. O. — 42) Zit n. Neubauer-Vogel, Harnanalyse. — 43) Ztschr. f. phys. Chemie, Bd. 
XXIV. — 44) a. a. O. S. 514 u. 521. — 45) Deutsch. Arch. f. klin. Medizin., Bd. 84. — 
46) Virchows Arch. 71. — 47) Ztschr. f. phys. Chemie, Bd. 55. — 48) Zeitschr. f. d. gesamte 
Biochemie VHL — 49) U. d. Verd. u. Ass. d. ges. u. kr. Säuglings. Oscar Coblenz 1898. — 
50) Arch. f. exp. Pathologie, Bd. 7. — 51) Zentralbl. f. d. innere Medizin 1896. — $2) Siehe 
auch Kott, Die Farbreaktion der Gewebe bei der Säuglingsa idose, Monatschr. f. Kinderheil¬ 
kunde, Bd. VII und Tugendreich, Berliner klin. Wochenschr. 1908, Nr. 18. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1606) Sollmann, Torald u. Brown, E. D. Pharmakologische Untersuch¬ 
ungen Aber Thorium. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 426—456, 1. Mai 1907. 
Cleveland. Ohio. Western Reserve Univ. Pharmakol. Lab.) 

Verfasser geben eine umfangreiche Zusammenstellung der chemischen Eigen¬ 
schaften des Thoriums, die denen des Aluminiums ähneln auch in pharmako¬ 
logischer Hinsicht. Ausführlich finden sich Angaben über Fällungsreaktionen, 
Löslichkeitsverhältnisse der Präzipitate und die Bedingungen, welche die Fällung 
verhindern. Des weiteren sind Doppelsalze mit verschiedenen organischen Salzen, 
z. B. mit Zitraten und Tartraten und Eiweißkörpem beschrieben, die nicht aus- 

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Referate. 


625 


fallen. Auch werden Versuche über eine quantitative Bestimmungsmethode ftlr 
reine Thoriumlösung mitgeteilt. Dieselbe beruht auf der Fällung des Thoriums 
in starker HCl-Lösung durch Oxalsäure und der leichten Löslichkeit des Nieder¬ 
schlags in heißer, konzentrierter Ammoniumoxalatlösung. Durch starkes An¬ 
säuern mit HCl fällt Thoriumoxalat aus, das nach dem Glühen als Thoriumoxyd 
gewogen wird. Zum Nachweis des Thoriums in Harn ist die Methode nicht an¬ 
wendbar, da zu ungenau. Nach Thoriumgaben per os findet sich dasselbe nicht 
im Ham, nur in den Fäzes. Die übrigen umfangreichen Angaben betreffen die 
pharmakologischen Eigenschaften des Thoriums. Brahm . 

1607) Ch&ce, Arthur F. u. Gies, William J. Vorläufige Beobachtungen 
über die Giftwirkung des Thoriums. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 18, S. 457 bis 
485, 1. Mai 1907. New York. College of Physicians and Surgeons Columbia 
Univ. Biolog. Chem. Lab.) 

Unabhängig von den Untersuchungen Sollmanns und Browns (vgl. 
vorstehendes Referat) hatten Verfasser sich mit der Untersuchung der Gift¬ 
wirkung des Thoriums beschäftigt und fanden bei Benutzung des Thorium¬ 
chlorids, daß es heftig adstringierende Wirkungen hat. Proteinlösungen 
werden gefällt, ebenso Blut unter Schwarzfärbung. Muskelfasern werden ge¬ 
bleicht und gehärtet: die meisten Gewebe werden gehärtet und zusammenge¬ 
zogen. Weiterhin finden sich Angaben über ausgedehnte Versuche an Hunden 
und Fröschen, jedoch sind die pharmakologischen Einzelheiten im Original ein¬ 
zusehen. Brahm . 

1608) Mandel, Arthur R. Xanthin als Ursache von Fieber und dessen 
Neutralisation durch Salicylate. (Amer. Joum. Physiol., Nr. 20, S. 489—448, 
2. Dez. 1907. Univ. and Bellevue Hospital Medical College. Physiolog. Lab.) 

Durch subkutane Injektion von Xanthin konnte Verfasser beim Affen Fieber¬ 
erscheinungen hervorrufen, woraus er folgert, daß zwischen dem Ansteigen der 
Temperatur und dem Auftreten der Purinbasen im Ham enge Beziehungen be¬ 
stehen. Coffein ruft dieselben Erscheinungen hervor. Durch Natriumsalicylat 
wird das durch Xanthin erzeugte Ansteigen der Temperatur herabgesetzt. 

Brahm . 

1609) Buckmaster, G. A. u. Gardner, J. A. Die Höhe der Chloroformauf¬ 
nahme durch das Blut während der Anästhesie. (Proc. Royal Soc. London 79. 
Serie B, S. 555—566, 18. Nov., 18. April 1907. London. Univ. Physiol. Lab.) 

Verfasser konnten durch eine Reihe weiterer Versuche über den Gehalt des 
Blutes an Chloroform die Resultate der früheren Untersuchungen (Proc. Royal 
Soc. London 79. Serie B, S. 809) bestätigen. Der Chloroformgehalt des Blutes 
steigt im Anfang der Anästhesie ziemlich rasch bis zu einem Werte, der sich 
dem Maximum nähert. Während dieser Periode wird das Respirationszentrum 
stark beeinflußt, die. Atmung wird infolge dessen schwächer und muß häufig 
künstliche Atmung angewendet werden. Nach Überrwindung dieses Stadiums 
steigt der Chloroformgehalt rasch zum Maximum an. Ein Aussetzen der Herz¬ 
tätigkeit wurde bei den von den Verfassern angewandten Mengen (bis 6°/ 0 der 
Atmungsluft) beobachtet, das gefährliche Moment ist nur das Aussetzen der 
Atmung. Die Versuche sind durch ausführliche Kurven und Tabellen illustriert, 
die im Original einzusehen sind. Brahm . 

1610) Girgolaw, 8. S. Zur Frage über die Verbesserung der Blutversor- 
gung der Nieren. Aus dem Laboratorium der propädeutischen chirurgischen 
Klinik von Professor M. S. Subbotin. (Verh. d. Ges. Russ. Ärzte zu St. Peters¬ 
burg, 1907—1908, November bis Dezember.) 

Der Berichterstatter hat sich zur Aufgabe gestellt, an Tieren experimentell 
die Wirkung der Dekapsulation der Nieren (die von Edebohls vorgeschlagene 
Methode, chronische Nephritis zu kurieren) mit darauffolgendem Einhüllen ins 
Omentum (Modifikation von Tuffier, Gelpke und anderen) zu prüfen. Die 
Versuche wurden an 22 Katzen angestellt; sie können in folgende drei Gruppen 

S eteilt werden: 1) eine Niere wurde dekapsuliert und ins Omentum einge- 
:, 2) und 3) beide Nieren wurden dekapsuliert, aber nur eine von ihnen ins 

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Referate. 


Omentum eingehüllt. Die auf die erste Art angestellten Versuche wurden nach 
einem bestimmten Zeitraum (nicht länger als 116 Tage) auf folgende Weise zu 
Ende geführt. Beim narkotisierten Tier spülte man zuerst alle Gefäße durch 
die Brustaorta mit physiologischer Kochsalzlösung aus und injizierte sie alsdann 
mit Gallerte, welche durch Berlinerblau dunkel gefärbt war. In der zweiten 
Reihe der Versuche wurde dasselbe vorgenommen, nachdem man aber die Aorta 
unter dem Diaphragma, aber vor der Abzweigestelle der Aa. renales unterbunden 
hatte. In der dritten Serie wurde der Stilus unterbunden und durchschnitten 
und alle übrigen Verbindungen der Nieren außer denjenigen des Omentum zer¬ 
stört, so daß die Nieren mit dem Aortalsystem nur durch das Omentum ver¬ 
bunden waren. Danach wurde die übliche Injektion vorgenommen. Auf Grund 
seines experimentellen Materials gelangt der Berichterstatter zu folgenden 
Schlüssen: 1) dank dem Umstand, daß die Nieren ins Netz eingehüllt werden, 
entsteht eine große Anzahl standhafter Anastomosen, welche die Blutzirkulation 
des Netzes mit derjenigen der Nieren verbinden; 2) die Kapsel, welche sich 
nach dieser Operation büdet, ist kleiner, weicher, kern- und gefäßreicher, als die¬ 
jenige Kapsel, die sich nach einfacher Dekapsulation bildete. Babkitu 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1611) Dakin, H. D. Die Oxydation der Ammoniumsalze der Oxyfettsäuren 
durch Wasserstoffperoxyd. (Joum. of. Biol. Chem. Bd.4, S. 91—100. Januar 1908. 
[7./12. 1907.] New-York. Lab. d. Dr. C. A. Herter.) 

Verfasser prüfte das Verhalten nachstehender Oxysäuren gegen H,O a : 
Glykolsäure, Milchsäure, g-Oxybuttersäure, 0-Oxybuttersäure, g-Oxyisobuttersäure, 
g-Oxyisovaleriansäure und Leucinsäure. Die Oxydation wurde mit den Ammo¬ 
niumsalzen ausgeführt. Es zeigte sich, daß mit Ausnahme der Glykolsäure und 
0-Oxybuttersäure als Reaktionsprodukt ein Aldehyd unter Freiwerden von CO s 
sich bildete. g-Oxyisobuttersäure lieferte Azeton. Die Umsetzung verlief [im 
Sinne der Gleichung R CHOH COOH RCHO + CO, + H,0. Der ent¬ 
standene Aldehyd wurde je nach den eingehaltenen Bedingungen zu der zu¬ 
gehörigen Säure oxydiert Ein Teil der Säure unterliegt weiterer Oxydation. 
So bildet Milchsäure Azetaldehyd, Essigsäure und CO,. Die Essigsäure wird 
zum Teil zu Ameisensäure bei Überschuß von H,0, weiteroxydiert Glykolsäure 
liefert zuerst Glyoxylsäure und Formaldehyd, die Oxydation geht weiter zu 
Ameisensäure CO, und H,0. 0-Oxybuttersäure wird zu Azetessigsäure, Azeton, 
Azetaldehyd, Essigsäure, Ameisensäure und CO, oxydiert. Vgl. vorstehendes 
Referat Diese Oxydationen zeigen Analogien mit biochemischen Umsetzungen. 
Die Oxydation geschah wieder durch Umsetzung von x /ioo g-Molekül der be¬ 
treffenden Säure. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brakuu 


1612) Dakin, BL D. Die Oxydation von Leucin, g-Aminoisovaleriansäure, g-Amino- 
n-valerians&ure durch Wasserstoffperoxyd. (Joum. of Biol. Chem. Bd. 4, S. 63 
bis 76. Januar 1908. [7./12. 1907.] New-York. Lab. Dr. C. A. Herter.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen stellte Verfasser fest, daß durch 
Oxydation von Leucin mit H,0, zuerst Isovalerianaldehyd, dann Isovaleriansäure, 
NH, und CO, entsteht. Aus der Isovaleriansäure bildet sich bei weiterer Oxy¬ 
dation Azeton. Diese Umsetzungen ähneln sehr einigen biochemischen Ver¬ 
änderungen, an denen das Leucin teilnimmt. Die Angaben von Breinl und 
Baudisch (Ztschr. f. physiol Ch. 62, S. 169—169) über cfie Bildung von Isobutyl- 
aldehyd bei der Oxydation von Leucin sind ungenau. Das von Liebig durch 
Oxydation von Leucin mit Bleisuperoxyd erhaltene Produkt ist Isovalerian¬ 
aldehyd und nicht Butylaldehyd. Durch Oxydation von g-Aminoisovaleriansäure 
mit H,0, entsteht Isobutylaldehyd, Isobuttersäure und CO,. Ein Teil der 
Isobuttersäure wird zu Azeton und CO, oxydiert. Durch Oxydation von g-Ami- 
noisovaleriansäure mit Bleisuperoxyd entsteht Isobutylaldehyd. g-Amino-n-valerian- 
säure wird bei der Oxydation erst in n-Butylaldehyd, Buttersäure, NH, und CO, 


umgewandelt Bei weiterer Oxydation zersetzt sich ein Teil der Buttersäure 
unter Bildung von Azeton, Aldehyd, niederen Fettsäuren und CO,. Bei der 

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Reimte. 


627 


Oxydation der untersuchten Aminosäuren tritt als erstes Produkt ein Aldehyd 
auf. Die Reaktion verläuft im Sinne der Gleichungen: 

R # CH* NHjCOOH + O = RCHO + NH 8 + CO a , 

R • CH • NH a COOH + O a = RCOOH + NH 8 + CO a . 

Die Aldehyde wurden durch den Schmelzpunkt der p-Nitrophenylhydrazone 
identifiziert Die Oxydation der Aminosäuren wurde durch Destillation mit H a O a 
ausgefülut, wobei wegen der hohen Temperatur der Zusatz von Ferrosulfat 
unterbleiben konnte. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm. 

1618) Glikin, W. Über den Eisengehalt der Fette, Lipoide und Waohsarten. 
(Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 5, S. 910.) 

Verfasser gibtein größeres Zahlenmaterial seiner Analysen, aus dem hervor¬ 
geht, daß in Lipoiden und Fetten des Knochenmarks Eisen in organischer 
Bindung enthalten ist Die eisenhaltige Substanz ist in Alkohol, Äther und 
Chloroform löslich, d. h. von Nucleoalbuminaten oder Eisenalbuminaten verschieden. 

Das Knochenmark junger Tiere hat einen höheren Fe-Gehalt als das älterer. 
Die Menge wächst mit der Jugend. Sie sinkt von 1,15 Proz. beim neugeborenen 
Ferkel auf 0,8 Proz. (6 Wochen alt) und 0,15 Proz. (8 Wochen alt) 0,08 Proz. 
(ausgewachsenes altes Tier). 

Beim Hund sinken die Werte von 4,85 Proz. auf 0,44 Proz. (5 Wochen alt), 
0,82 Proz. (10 Wochen alt), 0,05 Proz. (ausgewachsen). 

Der Eisengehalt im Knochenmark nimmt proportional mit dem Lezithin¬ 
gehalt mit dem Alter ab. 

Genau so verhält sich der Fe-Gehalt der Leber. 

Auch alle tierischen Fetten (in Äther aufgenommen, und wiederholt 
mit salzsäurehaltigem Wasser ausgeschüttelt), sowie pflanzliche Fette, öle und 
Wachsarten enthalten Fe. 

Auch in gereinigtem Lezithin verschiedener Herkunft, in den Gehimlipoiden, 
Protagon usw. und m umkristallisiertem Cholestearin konnte das Vorkommen von 
Eisen festgestellt werden. F. Samuely. 

1614) Neuberg, C. Reduktion von Aminosäuren zu Aminoaldehyden. (Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 6, S. 956.) 

Die freien Aminosäuren sind durch Natriumamalgam nicht reduzierbar. Die 
Ester der Aminosäuren hingegen, bez. deren Hydrochlorate, sind durch dieses 
Reduktionsmittel angreifbar, und gehen dabei in Aminoaldehyde über. Die 
Reaktion wird durch das Formelbild ausgedrückt: 

NHj CHs COOCÄ + 2H = 2 CAOH + NH a .CH a • CHO. 

Die Reduktion, die in wässriger oder alkoholischer Lösung gelingt, muß 
bei niederer Temperatur und bei dauernd saurer Reaktion vor sich gehen. 
Als Ester können sowohl Methyl- wie Äthylester verwendet werden. Die ent¬ 
stehenden Aminoaldehyde, die sich durch das Auftreten der Reduktion von 
Fehlingscher Lösung manifestieren, sind sehr instabile Substanzen. Ihr quali¬ 
tativer Nachweis — nur ein solcher ist bis jetzt gelungen — gelang Verfasser 
durch Überführung der Aldehyde in die p-Nitrophenylosazone, die gut kristalli¬ 
sieren, oder durch die Oxydation mit Alkali und einem schwachen Oxydans, 
z. B. Mercurichlorid zu Pyrazinen. 

Der Verfasser hat im Wesentlichen die bekannten Aminosäuren des Eiweiß 
durchgeprüft, und für alle die Reduzierbarkeit qualitativ festgestellt, die 0-Amino- 
säuren werden auch reduziert, doch reduzieren die gebildeten Aldehyde nur 
ammoniakalische Silbemitratlösung, nicht aber Fehlingsche Lösung. 

Verfasser schließt an diese Befunde einige Spekulationen und Ausblicke, 
über die Bedeutung dieser Reaktion unter physiologischen Bedingungen, die 
geeignet ist, u. a. auch auf die Übergangsmöglichkeit von Eiweiß in Zucker 
neues Licht zu werfen. F. Samuely . 

1615) Meisenheimer, J. Über das Verhalten der Glukose, Fruktose und 
Galaktose gegen verdünnte Natronlauge. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908. Bd. 41, 
H. 6, S. 1009.) 

Verfasser prüft quantitativ die Produkte, die aus den genannten Zuckern 

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628 


Referate. 


unter dem andauernden Einfluß von verdünnter kalter Natronlauge ohne Zusatz 
eines Oxydans (Luft) entstehen. Es zeigte sich, daß sich Glukose und Fruktose 
gleich verhielten, in Prozenten des Ausgangsmaterials wurden gefunden: 50 
bis 60 Proz. Milchsäure, 0,5—2 Proz. Ameisensäure, 1 Proz. Alkohol und Kohlen¬ 
säure und 30—50 Proz. eines Gemisches mehrwertiger Oxysäuren. Vermißt 
wurden Glykolsäure, Oxalsäure, Glykol, Glyzerin. 

Bei analoger Verarbeitung von Galaktose fanden sich andere Ausbeuten: 
20 Proz. Milchsäure, geringe Mengen Ameisensäure, bis 70 Proz. Polyoxycarbon- 
säuren. Auch hier fehlten Glykol und Glyzerin. 

Verfasser entwickelt einige Überlegungen, die das Auftreten der Oxysäuren 
erklären können. Er stellt sich nicht auf die Seite von Nef, der diese Produkte 
als isomere Saccharine auffaßt, sondern glaubt, daß neben einer geringen 
Menge derselben Substanzen mit 4—5-gliedrigen Kohlenstoffketten entstehen, 
wie z. B. die Erythronsäure, die leicht in a-y -Dioxybuttersäure übergehen kann. 

F. Samuefy. 

1616) Fischer, Emil. Reduktion des Glykokollesters. (Ber. d. d. Chem. 
Ges. 1908, Bd. 41, H. 6, S. 1019.) 

Im Gegensatz zu Oxalester werden aliphatische und aromatische Ester 
durch Natnumamalgam nicht reduziert. Diese Sonderstellung wird bedingt 
durch die stark negative Stellung der Karbaethoxylgruppen. Ähnlich wirken 

f ehäufte OH in den zweibasischen Säuren der Zuckerreihe, oder die NH a -Gruppen 
er «-Aminosäuren. Hingegen hört diese Hemmung auf, sobald die Ester der 
«-Aminosäuren verwendet werden, in denen die Karbaethoxylgruppe durch 
Wasserstoff angreitbar ist 

Die Versuche einer solchen Reduktion hat Verfasser bis jetzt am Glycocol 
esterchlorhydrat durchgeftihrt. Beim Schütteln seiner Lösung bei niederer Tem 
peratur mit Natriumamalgam entsteht eine Lösung eines Aminoaczetaldehyds, 

CC«Hr 

vielleicht intermediär eines Halbazetals NH a ■ CH* • CH oH[ ’ ^ er < * urc * 1 

das Auftreten einer Reduktion von Fehlingscher Lösung dokumentiert Der 
Aldehyd ist in freiem Zustand bisher wegen seiner Labilität nicht isoliert Der 
reduzierende Körper läßt sich aber durch salzsauren Alkohol leicht azetalisieren. 
Es entsteht Aminoazetal, das alkalibeständig ist und so von dem durch Alkali 
verseil baren, nicht angegriffenen Glykokollester getrennt werden kann. Das 
Azetal kann dann direkt aus wässriger oder alkoholischer Lösung isoliert werden. 
Aus ihm ist danach das Hydrochiorat des Aminoaldehyds wieder regenerierbar. 

Die Kenntnis dieser Aldehyde ist natürlich zur Aufklärung zahlreicher phy¬ 
siologischer Prozesse von größter Bedeutung. F. Sanmely. 


_1617) Abderhalden, E. und Guggenheim, M. Synthese von Polypeptiden 

XXIV. Derivate des 3.5-Düod.l-tyrosins. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 
S. 1237.) 

In dem Albumoid der Gorgonia-Arten (Anthozoen), dem Gorgonin, ist ein 
jodsubstituiertes Tyrosin als Baustein enthalten.. Es ist das 3.5-Dijodtyrosin, 
die früher als Jodgorgosäure bezeichnete Substanz. 

Unter den Spaltprodukten eines anderen natürlichen Halogeneiweißes des 
jodhaltigen Spongins, ist ein solcher jodsubstituierter aromatischer Kern bisher 
nicht isoliert worden. Dafür wurde auch das Tyrosin und Phenylalanin vermißt 
(Abderhalden und Strauß). Es ist denkbar, daß in den natürlichen Halogen¬ 
eiweißen, wie z. B. dem Spongin oder Jodothyrin halogensubstituiertes Tyrosin 
in peptidartiger, komplexer Bindung enthalten ist und sich daher dem Nachweis 
bislang entzieht Die Kenntnis synthetischer Polypeptide dieses jodierten Tyro¬ 
sins ist daher für die Forschung von größter Bedeutung. 

Verfasser haben das natürliche 1-Tyrosin zu Dijodtyrosin jodiert, und den 
Methylester desselben mit Glykokoll über den Chlorazetyl-dijodtyrosinmethyl- 
ester gepaart und sind so zu dem neuen Peptid, bzw. dessen Ester, dem 


COOH 


Das 


Glyzyldijodtyrosin gelangt: NH a • CH a •CO•NH•CH • cH a . C*H a • (J»)OHL 

Peptid kristallisiert in rhombischen Nadeln, und ist außer in Eisessig, verdünnten 

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Referate. 


629 


Alkalien und Säuren, sonst fast unlöslich. (Sp. 282° korr.) («d ) 80 + 61,20°. 
Zu dem identischen Peptid gelangten sie, indem sie das bereits bekannte Glycyl- 
1-Tyrosin direkt jodierten. Die chemischen Daten der dargestellten neuen Körper: 
Dijodtyrosinmethylester (Chlorhydrat und Nitrat), Chlorazetyl-dijodt- 
yrosinmethylester, Chlorazetyl-Dijodtyrosin, Glyzyl- dijodtyrosin¬ 
methylester, Glyzyl-dijodtyrosin siehe im Original. F. Samuely. 

1618) Büchner, E. und Meisenheiner, J. Über Butters&ureg&rung. (Ber. d. 
d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 7, S. 1410.) 

Verfasser haben quantitativ die Produkte bestimmt, die bei der Gärung 
von Glukose und Glyzerin mit Bacillus butylicus und anderen streng anaeroben 
Bazillen der Buttersäurebildung entstehen. Als Produkte wurden qualitativ 
dieselben Substanzen gefunden, quantitativ war deren Ausbeute eme sehr 
differente. 


Aus 100 g Glyzerin 

Aethyl- 

alkohol 

CO, 

H. 

HCOOH 

n-Butter- 

säure 

Essig¬ 

säure 

Milchsäure 

in g 19,6 

10,4 

42,1 

1,9 

4,0 

0,7 

1,0 

3,4 

Aus 100 g Glukose 0,7 

2,8 

48,1 

1.6 

3,4 

26,0 

7,6 

10,0 


Wurden diese Ausbeuten, nach Abzug der durch Säurewirkung aus CaCO s 
der Nährlösung freigemachten CO a , auf das Ausgangsmaterial umgerechnet, so 
^ergibt sich, daß von der Glukose 86 Proz., von dem Glyzerin 88 Proz. in den 
Spaltprodukten wiedergefunden wurden. 

Unter diesen sind vorwiegend Substanzen mit 4 Kohlenstoffatomen enthalten. 
Die Verfasser versuchen für diesen Befund die folgende Erklärung zu geben: 
Die Gärsubstanzen, z. B. Glukose, zerfallen zuerst durch Abbau in Körper mit 
8 Kohlenstoffatomen, und zwar ähnlich, wie dies für die Hefgärung des Zuckers 
erwiesen gilt, über das intermediäre Produkt der Milchsäure, aus welcher nach 
Schade und den Verfassern Azetaldehyd und Ameisensäure entstehen. 

Dieser Azetaldehyd geht nun eine Kondensation zu Aldol ein. Dieses Aldol 
kann sich dann zu Buttersäure umlagern, oder durch Wasserverlust in Krotonal- 
dehyd übergehen. Dieser Aldehyd wird durch Reduktion zu Butyraldehyd, 
bez. zu n-Butylalkohol. Der gefundene Äthylalkohol entsteht aus Milchsäure 
nach dem der Hefegärung analogen Chemismus. Auch Ameisensäure ist ein 
direktes Gärprodukt, und liefert ihrerseits CO a und Wasserstoff Durch diesen 
wird der intermediär entstehende Azetaldehyd zu Äthylalkohol reduziert 

Für diesen vorläufig hypothetischen Chemismus werden die Verfasser experi¬ 
mentelle Beläge bringen. F. Samuely. 

1619) Tswett, M. Über die nächsten Säurederivate des Chlorophylls. 
(Ber. d. d. ,Chem. Ges. 1908, Bd. 41 (7), S. 1362.) 

Verfasser verteidigt seine früher geäußerte Auffassung, nach welcher das 
vermeintlich einheitliche Chlorophyll aus 2 verschiedenen Substanzen, einem a- 
und ß -Chlorophyll besteht Mit Säure sollen aus diesen ein a- und ß-Cbloro- 
phyllan entstehen. Er vergleicht das gleichfalls als einheitlich geltende Phaeo- 
phytin von Willstätter mit den von ihm dargestellten Chlorophyllanen, und 
konstatiert, dsß auch der Körper Willstätters ein Gemisch beider Chloro- 
phyllane ist. 

Die Methode der Identifikation ist die der chromatographischen Zerlegung 
des Spektrums, die Verfasser früher ausgearbeitet hat. (Gegen die Behauptungen 
des Verfassers hat sich energisch L. Marchlewski — Ber. d. d. Cem. Ges. 1908, 
Bd. 41 (9), S. 1868 — gewendet) F. Samuely. 


1620) Ehrlich, F. Über eine Synthese des natürlichen Isoleucins. (Ber. d. 
d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41. H. 7, S. 1463.) 

Verfasser teilt eine einfache präparative Synthese des Isoleucins mit, die 
eine Darstellung dieses interessanten Spaltproduktes der Proteine in größerer 
Menge gestattet. Sie erreicht ihr Ziel analog der Fisch er’ chen Phenylalanin¬ 
synthese über den Weg der Bromfettsäure. Malonester, resp. dessen Na-Salz, 
wird mit sekundärem Butyljodid verbunden. 


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630 


Referate. 


C^CHJCHs + CHNa. (COjCA)*. Es entsteht der Körperi^CH(CH a ) 
CH(CO a CsH 6 ) gl der durch Bromieren in die zugehörige Bromfettsäure C*H$.CH 
(CH 8 )CHBr. (COOH) a übergeht: Durch Abspaltung von CO* analog den Malo- 
nestersynthesen, entsteht CaH 6 CH(CH 8 )CHBr . COOH. Durch Austausch des 
Halogens gegen NH a mit Ammoniak entsteht das racemische Isoleucin, die a- 
Amino-0-Methyl-0-Äthyl«-Propionsäure. (Die ehern. Daten und methodischen 
Details siehe im Original) F. Samuely . 

1631) Minovici, Stefan. Beiträge zur Kenntnis der Gholestoarüuu (Ber. 
d. d. Chem. Ges. Bd., 41, Nr. 8, S. 1661.) 

Verfasser hat Cholestearin in alkoholischer Lösung 16 Stunden lang am 
Rückflußkühler erhitzt und nach je 1—2 Stunden 2 ccm konz. Salzsäure bis zu 
einem Verbrauch von (3) ccm HCl zugegeben. Eine ölige Abscheidung wird in 
Äther aufgenommen, gewaschen, der Ätherrückstand kristallisiert aus 80 proz. 
AlkohoL Sp. 74,6°. 

Die Substanz ist ein Cholesteryläther, die in heißem Alkohol, Aether, Benzol 
und Chloroform löslich ist. Der Äther unterscheidet sich von einem Cholesteryl¬ 
äther von Mauthner und Suida (M. f. Ch. Bd. 17 S38) und scheint ein Isomeres 
desselben zu sein. 

Durch Behandeln von Cholestearin mit H* SO* (4 g mit 60 g eines Ge¬ 
misches gleicher Teile H a O und H^O*) in der Wärme entsteht eine Paste. Die 
der in Chloroform lösliche Anteil derselben fällt mit Alkohol kristallinisch. Die 
gereinigten Kristalle schmelzen bei 201°, erweichen bei 195°. 

Die Substanz, gleichfalls ein Cholesteryläther ist löslich in warmem Äther, 
Chloroform, Benzol, unlöslich in Alkohol. In H^O« entsteht eine orangerote 
Lösung. 

Der Äther addiert in Chloroform Br zu einem Tetrabromid. Sp. 174,6*. 
Aus der durch Behandeln mit H a S0 4 erhaltenen Paste geht ein Teil in Alkohol 
über, und ist mit dem ersten Äther identisch. Ein zweiter Körper ist noch nicht 
identifiziert. 

Beide reinen Äther zeigen in konz. H a S0 4 Fluoreszenzerscheinung. 

F. Samuely . 

1622) Bertheim, A. Eine isomere Ammophenylarsensäure. (Ber. d. <L 
Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 8, S. 1666.) 

Durch Einwirkung von Arsensäure auf Anilin in der Hitze entsteht eine p- 
Aminophenyl-arsensäure NH a C 4 H 4 . AsO. (OH) a . 

Eine dieser isomere Säure, vielleicht m-Ammophenylarsensäure entsteht 
durch geeignete Reduktion der Nitrophenylarsensäure (Chem. Ber. 1908, Bd. 41, 
S. 1616, 1994, Bd. 27, S. 263) mit Natriumamalgam oder durch Reduktion mit HfS 
und nachfolgender Entschwefelung des Arsensäurerestes mit Kupfersulfat Die me¬ 
thodischen Details im Original F. Samuely . 

1628) Leuchs, Hermann. Zur Kenntnis der Strychnoaalkaloide. 1. Mittei¬ 
lung. Oxydation des Brucins und Strychnins nach einer neuen Methode. (Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 8, S. 1711.) 

Bisherige Oxydationen dieser Alkaloide haben nicht zu faßbaren Produkten 
geführt Die gelmde Oxydation der freien Alkaloide mit Kalium-Permanganat 
in Acetonlösung führte zur Isolierung zweier Säuren. 

Aus Brucin (20 g in 600 ccm Aceton bei 0° allmählich mit 37 g Kalium¬ 
permanganat versetzt) entsteht eine Brucinonsäure C^H^OgNg, die nach Ent¬ 
fernen des unveränderten Brucins mit Chloroform, aus dem Waschwasser des 
Manganschlammes mit der dem Permanganat äquivalenten Menge Säure in Frei¬ 
heit gesetzt wird, und in Chloroform übergeht Die Säure kristallisiert rein aus 
einem Gemisch von heißem Wasser und Essigester, wobei braune, die Kristalli¬ 
sation sonst hemmende Substanzen in Essigäther übergehen. Die wasserhaltige 


Säure schmilzt bei 176 °—180° (a) ß = 47,6—48,6. Die wasserfreie Säure (aus 
Alkohol) bei 260°. 

Lösungsmittel sind Aceton, Chloroform, Eisessig, heißer Alkohol (1 : 100). 
Die Lösung der Säure in 1 / 10 n NaOH gibt mit Kupfersulfat, Eisenchlorid, Silber- 


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Referate. 


631 


. nitrat, Bleiacetat Das Bleisalz kristallisiert aus heißem Wasser in farblosen 
kleinen Prismen. Die Brucinonsäure ist ungiftig, und schmeckt bitter. 

Eine Strychinonsäure von der Formel C ai N a entsteht unter bestimmten 
Bedingungen aus Strychnin. Sp. 269—261° unter Zersetzung (wasserfrei). Beide 
Säuren enthalten ein Plus von Ö 4 und ein Minus von H a im Vergleich zum Aus¬ 
gangsmaterial. Sie enthalten zwei Karboxylgruppen, entstanden durch eine 

Sprengung von _*? _ Gruppen. Mit beiden Carboxylen sind diese 

Säuren zur Esterbildung berähigt. 

Der Verlust des H a erklärt sich wohl durch eine Umwandlung einer 
H 

-Gruppe in eine Ketogruppe. Für die Brucinonsäure ist auch der 
OH 

Charakter einer Ketosäure durch ihre Reaktionen erwiesen, sodaß im Alkaloid 
eine sekundäre Alkoholgruppe wahrscheinlich ist 

Zwei weitere, niedere Oxydätionsprodukte Dihydrobrucinonsäure C as H M 
und Dihydrostrychinonsäure C ai H aa Ö 6 N a entstehen nur bei gemäßigter Oxy- 
O a N a dation durch geringere Permanganatmengen. Das Derivat des Brucins geht 
aus der Säurelösung mit blauvioletten Farben in Chloroform über, aus der sie 
sich alsbald abschied. Der Farbstoff geht beim Umkristallisieren aus heißem 
Wasser plus Essigester in letzteren über. 

Sp. der Säuren gegen 816° (korr). (a)g = etwa —14,8. Die Säure kristal¬ 
lisiert sich aus Eisessig in Nadeln. 

Die analoge Dihydrostrychinonsäure = (a)g = + 4,3. Sp. 316° korr., bei 

800 beginnendes Sintern — kristallisiert beim Ansäuern ihrer Alkalilösung. 

Beide Säuren enthalten zwei Karboxylgruppen, aber vermutlich noch eine 
Alkoholgruppe an Stelle der Ketogruppe jener höher oxydierten Produkte. 

F. Samuely. 



Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1624) Fischer, EL Zur Kenntnis des carcinomatösen Mageninhaltes. Aus 
der II. med. Klinik zu München. (D. A. f. kl. Med., 1908, Bd. 93, S. 98.) 

Der carcinomatöse Mageninhalt enthält im Gegensatz zum Inhalt des nor¬ 
malen Magens Endprodukte der hydrolytischen Eiweißspaltung in reichlicher 
Menge: Tyrosin, Leucin, Arginin, Lysin. Mit dieser Feststellung erklärt sich 
das Wesen des Salzsäuredefizits beim Magencarcinom: 

Das Pepsin löst im Magen die Eiweißkörper auf und verwandelt sie in 
Peptide, in Ketten vom Typus CHaNH a CO (NHCH a CO) x NHC^COOH. Eine 
solche Kette reagiert gegen Lackmus alkalisch. Sie ist imstande, ein Molekül 
Salzsäure zu binden und reagiert dann gegen Lackmus sauer. Hier bleibt die 
normale peptische Verdauung stehen. Im carcinomatösen Magen wird diese 
Kette, wahrscheinlich infolge Gegenwart eines besonderen Ferments unter 
Wasseraufnahme in ihre Bestandteile gesprengt. Es entstehen 2.CH a NH a COOH 
+ CH a NH a COOH. Es können also jetzt 2.HCl + x HCl gebunden werden, 
gleichzeitig werden 1 + x Carboxylgruppen frei.' Der Erfolg wird also der 
sein, daß die Gesamtacidität steigt, die freie Salzsäure dagegen verschwindet, 
ja es wird sogar ein Punkt eintreten, wo die vorhandene Salzsäure nicht mehr 
ausreicht, die Amidogruppen abzusättigen, d. h. wo Salzsäure zugesetzt werden 
muß, um nach Sättigung aller frei gewordenen Amidogruppen Reaktion auf 
freie Salzsäure zu erzielen. Salzsäuredefizit bei lackmussaurer Reaktion und 
normalem Chlorgehalt des Mageninhalts, eine Folge der Wirkung des proteo¬ 
lytischen Ferments. M. Leute. 


1626) Haeselbach, K. A. Über die Totalcapacit&t der Lungen. Aus dem 
Laboratorium des Finsen’schen med. Lichtinstituts Kopenhagen. (D. A. f. kl. 
Med., 1908, Bd. 98, S. 64.) 

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Referate. 


632 


Die Totalcapacität (Vitalcapacität + Residualluft) ist keine unveränderliche 
Größe; sie nimmt bei liegender Stellung ab und nimmt vorübergehend nach 
anstrengendem Laufe, andauernd bei Übung, zu. M. Leute . 

1626) Hasselbach, K. A. Über die Einwirkung der Temperatur auf die 
vitale Mittellage der Lungen. Aus dem Laboratorium des Finsen’schen med. 
Lichtinstituts Kopenhagen. (D. A. f. kl. Med., 1908, Bd. 93, S. 53.) 

Die nach der Bohr’schen Methodik angestellten Versuche zeigten, daß bei 
Personen, die nicht gegen Temperatureinwirkung abgehärtet sind, eine niedrige 
äußere Temperatur eine hohe Mittelkapacität bewirkt und und umgekehrt Art 
und Zweckmäßigkeit des reflektorischen Zusammenhangs sind nicht aufgeklärt 

M. Leute. 

1627) Eppinger, Falta, Eudinger. Über den Antagonismus sympathischer 
und autonomer Nerven in der inneren Sekretion. (Wr. kl. Woch. 1908, S. 752.) 

Pilocarpin regt die innere Sekretion des Pankreas an, während das Adre¬ 
nalin dieselbe hemmt. Tatsächlich gelingt es bei normalen Hunden, durch 
gleichzeitige Injektion von 3 mg Adrenalin + 3 mg Pilocarpin an verschiedenen 
Körperstellen, die Glycosurie, die auf Adrenalin allein auftrat, zu unterdrücken. 
Andererseits gelingt es bei schilddrüsenlosen Hunden, bei welchen weder 3 mg 
Adrenalin allein, noch 3 mg Adrenalin + 3 mg Pilocarpin eine Glycosurie ent¬ 
stehen ließen durch Injektion von 3 mg Adrenalin + 3 mg Atropin eine deutliche 
Zuckerausscheidung zu erzielen. K. Glaeßner . 

1628) Wiczkowski, Beker, Wilenko. Versuch zur Anwendung der bioche¬ 
mischen Reaktionen für klinische Zwecke. (Wr. kl. Woch. 1908, S. 828.) 

Die Versuchspersonen erhielten 1 / a —1 Liter Milch oder Eiereiweiß aus sechs 
Eiern oder auch eine Mischung dieser Bestandteile per os resp. per rectum. Im 
Blute wurde die Präzipitinreaktion so nachgeprüft, daß klares Blutserum von 
Kaninchen, die mehrere Wochen mittels Subkutaninjektionen von Milch bezw. 
Eiereiweiß vorbehandelt waren, mit dem zu prüfenden Menschenserum zu 
gleichen Teilen gemengt und bei 30° eine Stunde gehalten wurde. Ein in 
dieser Zeit auftretender Trübungsring wurde als positive Reaktion gedeutet 

Weder Magen-Darmkranke, noch Fälle von Cirrhosis hepatis, Neoplasma peri- 
tonei, Nephritis (Urämie) wiesen eine positive Reaktion nach Aufnahme des 
Eiweißes per os auf. Ebenso blieben die Versuche, mittels rektaler Einverlei¬ 
bung einen Übertritt des artfremden Eiweißes zu erzielen, negativ. Der Orga¬ 
nismus scheint also im ganzen Darmtraktus über Mittel zu verfügen, welche 
das Eindringen artfremden Eiweißes ins Blut verhindern. K. Glaeßner . 

1629) v. SabatowsM, A. Über alimentäre Lävulosurie. (Wr. kl. Woch. 
1908, S. 794.) 

Die Probe auf alimentäre Lävulosurie ist für manche Leberaffektionen 
wichtig. Die Lebercirrhosen (mittlere und schwere Formen) geben regelmäßig 
alimentäre Lävulosurie. Die Stauungsleber gibt die Probe nicht Infektions¬ 
krankheiten geben in der Regel im Höhestadium positive Reaktion. Gelbsucht 
infektiösen und toxischen Ursprungs gibt deutliche positive Probe; Icterus e 
obturatione gibt die Probe nicht, solange keine gröbere Schädigung des Leber¬ 
parenchyms statt hat. K. Glaeßner . 


1630) Holländer, H. Ein Verfahren zur quantitativen Bestimmung der 
Harnsäure. (Wr. kl. Woch. 1908, S. 1017.) 

Die Harnsäure wird aus dem Ham mittels des Folinschen Gemenges (zu 
200 ccm Ham werden 50 ccm einer Lösung, die im Liter 50 g Ammonsulfat 
und 60 ccm lOproz. Essigsäure enthält) isoliert. Nach Abfiltrieren der sofort 
ausfallenden Proteinsubstanzen werden von dem Filtrate 125 ccm mit 5 ccm 
konz. NH 8 versetzt Der Niederschlag nach 24 Stunden abfiltriert und mit 
Ammonsulfat chlorfrei gewaschen. Dann wird der Niederschlag in einen Kolben 
gespült und in warmem Wasser gelöst. Die Titrierflüssigkeit besteht aus 
gleichen Volumteilen einer 5proz. wässerigen Ferricyankaliumlauge und einer 
5 proz. Eisenchloridlösung. 

Der Zusatz der Titrierlösung zur Harnsäure-Ammoniaklösung geschieht 


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Beferate. 


633 


solange, bis die tiefblaue Farbe des Niederschlags sich vollständig in grün um¬ 
gewandelt hat Es bildet sich nämlich Ferro-Ferricyankali (Pariserblau) in ge¬ 
radem Verhältnis zur Menge der vorhandenen Harnsäure. K. Glaeßner. 

1681) Barcroft» J. u. Morawitz, P. Über die Ferricyanidmethode zur Blut- 
gaabeetammung für klinisehe Zwecke. Aus d. physiol. Laboratorium zu Cam¬ 
bridge. (D. A. f. kl. Med., 1908, Bd. 93, S. 228.) 

Die Ferricyanidmethode stellt ein einfaches, rasch zum Ziele führendes Ver¬ 
fahren dar, das schon mit sehr geringen Blutmengen (1 ccm) die Blutgas¬ 
bestimmung auszuführen gestattet. Die Technik ist genau beschrieben. Ver¬ 
gleichende Untersuchungen am menschlichen Blut, sowie Kontrollbestimmungen 
mit der Blutgaspumpe und Berechnungen aus dem Hämoglobingehalt (nach 
Haldane) zeigen überraschend genau übereinstimmende Werte. M. Leute . 

1688) Grafe, E. u. Böhmer, W. Über das Vorkommen hämolytisch wirken¬ 
der Substanzen im Mageninhalt und ihre Bedeutung für die Diagnose des 
Magencarcinoms. Aus d. med. Klinik zu Heidelberg. (D. A. f. kl. Med., 1908, 
Bd. 93, S. 161.) 

Der Ätherextrakt des deutlich alkalisch gemachten Mageninhalts nach Probe¬ 
frühstück enthält unter gewissen Bedingungen hämolytisch wirksame Substanzen. 
Sie fanden sich in allen untersuchten sicheren Fällen von Magencarcinom (36), 
bei anderen Magenleiden sehr selten. Diese Substanzen smd alkohol- und 
ätherlöslich, sowie koktostabil und hämolysieren in kleinsten Mengen Menschen- 
und Tierblut Der Stoff ist ein Lipoid und die wirksame Substanz darin wahr¬ 
scheinlich die Ölsäure, die vermutlich aus der carcinomatös veränderten, ulcerierten 
Magenwand stammt M. Leute. 

1688) Stäubli, KarL Beiträge zur Pathologie und Therapie des Diabetes 
mellitus. Aus d. II. med. Klinik zu München u. der med. Klinik zu Basel. 
(D. A. f. kl Med., 1908, Bd. 93, S. 107.) 

Eingehende klinische Untersuchungen und Beobachtungen über Toleranz¬ 
schwankungen, über Tagesschwankungen in der Zuckerausscheidung, über die 
Beziehung der Eiweißzufiihr zur Zuckerausscheidung, über den Einfluß der 
Kohlehydratentziehung auf die Acidose, den Einfluß des Alkohols auf die 
Acetonurie, über die Beeinflussung der Acidosekörper-, Ammoniak- und Gesamt¬ 
stickstoflausscheidung durch AlkaSzufuhr und über den Wasserstoffwechsel bei 
Diabetes. Aus der Fülle der wertvollen Ergebnisse kann im Referat nur weniges 
hervorgehoben werden. 

Lävulose kann, ohne momentan die Glykosurie zu steigern, eine nach- 
dauemde Schädigung der Toleranz bewirken. — Abgesehen von den durch die 
Nahrungsaufnahme bedingten Schwankungen in der Zuckerausscheidung können 
solche periodischer und gesetzmäßiger Natur dem diabetischen Organismus an 
sich zukommen. 

Zwischen Eiweiß- und Kohlehydratstoffwechsel kann in Fällen schweren 
Diabetes insofern eine Beziehung bestehen, als bei hoher Eiweißzufuhr und ein¬ 
seitiger Kohlehydratentziehung mehr auf Eiweiß beziehbarer Zucker ausge¬ 
schieden wird, In solchen Fällen kann die Einschränkung der Eiweißzufuhr 
von günstigerem Einfluß auf die Glykosurie sein als die Kohlehydratentziehung. 
Es kann die energische Kohlehydratentziehung auch in Fällen schweren Diabetes 
mit starker Acidose von außerordentlich günstigem Einfluß sein. Dies dürfte 
so zu erklären sein, daß unter der Schonung, die die Kohlehydratentziehung 
bedeutet, das Zuckerumsetzungsvermögen erstarkt und die Besserung der Zucker¬ 
verbrennung einen günstigen Einfluß auf die Acidose ausübt. Während im all- 

f emeinen bei Fettzufuhr eine praktisch in Betracht kommende Vermehrung der 
.cidosekörper im Urin nicht auftritt, zeigte ein Fall eine auffallende Abhängigkeit 
der Größe der Acetonurie von der Menge des eingeführten Fettes. Große Alkohol¬ 
gaben hatten in diesem Fall eine einschränkende Wirkung auf die Acetonurie, sie 
schienen aber auf die Toleranz einen schädlichen Einfluß auszuüben. 

Bei schwerem Diabetes ließen sich auffallende Schwankungen des Körper¬ 
gewichts konstatieren, die nicht durch Stoffansatz oder Stoffverlust zu erklären 
waren, vielmehr auf eine Wasserretention zurückzuführen sind. M. Leute. 

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634 


Referate. 


1684) Mendel, Lafayette B% u. Gibson, Robert Ranke. Beobachtungen über 
den Stickstoff - Stoffwechsel beim Menschen nach Entfernung der Milz. (Amer. 
Joum. 18. S. 201—12. 1/4. 1907. Yale Univ. Sheffield Lab. of Phys. Chem.) 

Verfasser teilen Versuche über den Einfluß der Splenektomie auf den N- 
Stoffwechsel mit Der Ham war sauer und zeigte Urobilin- und Indikanreaktion. 
Abweichungen gegen die Norm in Bezug auf die Hambestandteile konnten nicht 
festgestellt werden. Brakm. 

1686) Fitz. B., Alsberg, C. L. u. Henderson, L. J. Die Phosphorsftnreai» 
Scheidung bei Kaninchen wahrend der experimentellen Acidose. (Amer. Joum. 
PhysioL 18. S. 118 bis 122. 1. März 1907. Harvard Medical School. Bioiog. 
Chem. Lab.) 

Durch Versuche an Kaninchen konnten Verfasser den experimentellen Nach¬ 
weis erbringen, daß Säuregaben eine erhöhte P 2 Oft-Ausscheiätmg bewirken, der 
dann ein Fallen der P a (VAusscheidung folgt. Die Tiere erhielten steigende 
Dosen 0,9 proz. HCl. Die erhaltenen Resultate scheinen die Theorie zu stützen, 
daß die Phosphate im Organismus vorerst die Säuren neutralisieren und deren 
Ausscheidung aus dem Körper bewirken. Brakm. 

1686) Benedict, Francis Gano u. Myers, Victor CaryL Die Be stimmun g von 
Kreatin und Kreatinin. (Amer. Joum. PhysioL, Nr. 18, S. 897—405, 1 . Mai 1907, 
Wesleyan-Univ. Chem. Lab.) 

Zur Beschleunigung der Umwandlimg von Kreatin in Kreatinin empfehlen 
Verfasser, die mit HCl versetzte Kreatinlösung bei 117° im Autoklaven 15 Mi¬ 
nuten lang zu erhitzen. Diese Methode ist auch zur Darstellung von größeren 
Mengen Kreatinin geeignet. Zur Konservierung des Harns empfiehlt sich eine 
Chloroformthymollösung 1:10, und zwar 5 ccm auf 1000 ccm Harn, jedoch raten 
Verfasser zur Vermeidung von Verlusten die Kreatininbestimmungen sofort aus¬ 
zuführen. Brakm. 


Klinisches. 

1687) Fiachl, Leopold. Kurzer Beitrag zum Kapitel der Motilität des 
Magens. (Prag. med. Woch. 1908, Bd. 22, S. 288—289.) 

Koritschan (Wr. kl. Woch. 1907, Bd. 52) kam zu dem Schluß, daß der 
Wert der gebräuchlichen Aziditätsbestimmung nach P. F. für die Beurteilung 
der Aziditätsverhältnisse des Magensaftes durch die neuen Erfahrungen, welche 
eine schichtweise Ablagerung der Nahrung auch für den menschlichen Magen 
annehmen lassen, imberührt bleibt. Fischl teilt hier zwei Beobachtungen mit, 
aus denen hervorgeht, daß diese Ansicht nicht für alle Fälle zu Recht besteht 

Fall 2. Die nach Probefrühstück bei vorheriger Spülung vorgenommene 
Expression ergibt einen Liter Rückstand, der entsprechend dem Austritt aus 
dem Schlauch unter immer tieferem Einführen des Instrumentes in vier Gefäßen 
ä 250 g gesondert aufgefangen wird. Bei der Titrierung dieser Flüssigkeit 
zeigten nun jede 250 g eine andere Azidität und zwar vom ersten Gefäß ab¬ 
nehmend zum vierten folgende Zahlen: 

Totalazidität freie HCl 

1. 70 60 

2. 60 50 

3. 50 40 

4. 55 35 

Die Bestimmung wurde bei allen mit der gleichen Methode vorgenommen, 
die Totalazidität mit Phenolphthalein, die freie HCl mit der Kongopapiertupfei¬ 
methode bestimmt Fritz Loeb. 


1638) Furrer, Walther (Zürich). Beiträge zur Kenntnis der Anaemia pseudo- 
leucaemica infantum (Jaksch-Hayem). (Prag. med. Woch. 1908, Bd. 17, S. 
211-213, Bd. 18, S. 224—226, Bd. 19, S. 240—243.) 

Im Anschluß an die Mitteilung von zwei einschlägigen Fällen erörtert Ver¬ 
fasser das klinische Blutbild bei diesen und ventiliert eingehender die Differen¬ 
tialdiagnose. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis ist der Arbeit beigegeben. 

Fritz Leeb . 


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Referate. 


635 


1689) Löwy (Berlin) u. (Raser, Bob. (Muri-Aargau.) Sind Gallensteine in 
der Galle löslich und l&ftt sich die LösnngsfUiigfceit der Galle durch Medika¬ 
mente (Chologen) steigern? (Schweizer Korresp.-Bl. 1908, Bd. 12, S. 377—886.) 

Verfasser schließen: Bei Gallensteinkranken kann die Menge der abge¬ 
schiedenen Galle und zugleich ihr Lösungsvermögen für Gallensteinsubstanz 
durch Chologen Nr. 1 plus 2 in hohem Maße gesteigert werden. Das kann zu 
einer Besserung bezw. Heilung unkomplizierter Fälle in dem Sinne führen, daß 
keine Weiter- bezw. Neubildung von Steinen, vielmehr eine allmähliche Verklei¬ 
nerung durch öfters wiederholte Darreichung der Präparate zustande kommt 

Fritz Loeb. 

1640) Köhler, Arnold. Zur Therapie des Ulcus ventriculi und der Hyper- 
azidit&t des Magensaftes mittels der CapsuL oL olivar. asept. (Prag. med. 
(Woch. 1908, Bd, 26, S. 356.) 

Die Öltherapie des Magengeschwürs in Form der Capsulae olei olivar. asept. 
hat neben Erleichterungen subjektiver Art den Vorteil, zwei Heilfaktoren in sich 
zu vereinigen. Einerseits die hämostatische Wirkung der Gelatine und die 
doppelt eiweißsparende Wirkung der Leimsubstanz, mdem Körpereiweiß ge¬ 
spart und gleichzeitig die Nahrungsaufnahme reduziert werden kann, andererseits 
che geradezu narkotische Wirkung des Öles. Es sind auch Beimengungen zum 
öl möglich, so nach dem Vorschläge Walkos, der zu 100 g Olivenöl 5 g 
Wismut und 3 g Magn. ust empfiehlt, so daß mit 10 Ölkapseln 0,5 g Wismut 
und 0,3 g Magn. ust in den Magen gebracht werden können. Fritz Loeb . 

1641) Blanche, Ren6. Contribution & l’ötude des affections de Testomac. 
Cyto-diagnostic du cancer de Testomac. (Zytodiagnostik des Magenkrebses.) 
(These de Paris 1906, Nr. 83. 77 S.) 

Bei einer Magenspülung mit physiologischer Kochsalzlösung am Gesunden 
findet man im Zentrifugat in geringer Anzahl leukozytäre Elemente, vorwiegend 
polynukleären Charakters. Bei geschwürigen und krebsigen Magenaffektionen 
ist die Zahl der Leukozyten bedeutend vermehrt und zwar ist beim Krebs die 
zytologische Formel rem mononukleär, bei Magengeschwür findet man vor¬ 
wiegend polynukleäre Elemente; diese Polynukleose hat aber nicht den diagno¬ 
stischen Wert wie die Mononukleose. Fritz Loeb . 

1648) Rabinovici, Löon. l&tude rar la gaatro-Electrothdrapie au point de 
vue physiologique, ezpörrmental et thörapeuüfue. (Elektrotherapie des Magens.) 
(These de Paris 1907. 160 S.) Fritz Loeb. 

1648) Brevet» Louis. Effets thörapeutiques du corps jaune de l’ovaire en 
paiüculier dans Phypofonction de la glande ovarienne, la mdnopause naturelle, 
la mdnopause post-opöratoire. (Therapeutischer Effekt des Corpus luteum, be¬ 
sonders für die Hypofunktion des Ovariums, die natürliche und postoperative 
Menopause.) (These de Paris 1907, Nr. 426, S. 116.) 

Das Corpus luteum ist der Träger der organotherapeutisch wirksamsten 
Substanz des Ovariums. Fritz Loeb. 


1644) Warschauer, E. (Berlin). Zur Thyreoideaerkrankung durch Jodin- 
toadkation. (BerL kL Woch. 1907, Nr. 49, S. 1580—1582.) 

Junge, kräftige Person, nie krank gewesen, kein Kropf sichtbar. Nach 
reichlicherem Jodkaliumgenuß akut einsetzende Erkrankung, rapid fortschreitend 
trotz sofortigen Aussetzens des Mittels; zweimaliges, kurze Zeit andauerndes 
Anschwellen der Thyreoidea. 

An Myxoedem erinnert die eigentümliche Schwellung des Gesichts, die 
völlige Trockenheit der Haut, die starke Abschuppung, der völlige Haarschwund 
am ganzen Körper. Au Basedow die rapide Abmagerung, Herzerscheinungen, 
andauernde Schlaflosigkeit auf der Höhe des Prozesses, Zittern der Hände, 
Pigmentierung von Rumpf und Schleimhaut des Rachens, Anschwellung von 
Lymphdrüsen, die starken Durchfälle, zeitweise Delirium. Nach Thyreoideata¬ 


bletten schnelle Besserung, Schlaf, Regulierung der Herztätigkeit, nach Natrium 
phosphoricun: völlige Heüung. Bomstein . 

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636 


Referate. 


1646) Mosse, H. (Berlin). Chronische myeloide Leukanämie. Aus dem 
med. polikl. Institut der Univ. Berlin: Geheimrat Senator. (Berl. kl. Woch. 
1908, Nr. 44, S. 1674—1676.) 

Seltenes Blutbild bei einer blassen, 60jährigen Patientin. Absolute und 
relative Vermehrung der eosinophilen Zellen und Mastzellen, hohe Myelocyten- 
werte, reichliches Vorkommen der Vorstufen der Myelocyten, der Myeloblasten, 
lassen zunächst an eine chronische myeloide Leukämie oder Pseudoleukämie 
denken. Die bedeutenden Veränderungen der roten Blutkörperchen, das Vor¬ 
handensein von Megalocyten und Megaloblasten neben zahlreichen Normoblasten 
weisen auf pemiciöse Anämie, so daß hier die von Leube zuerst beschriebene 
Leukanämie vorhanden ist. Interessant ist die Tatsache, daß hier relative Ver¬ 
änderungen in den Leukocytenwerten vollkommen entsprechend dem Zustande 
der chronischen myeloiden Leukämie vorhanden sind. Bomstein . 

1646) Skl&rek, B. (Berlin). Über die Ätiologie der Stomatitis mercurialis 
und deren Therapie mittels Formamint. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 49, S. 1682 
bis 1684.) 

In der Entstehung der Stomatitis mercurialis haben die Bakterien neben 
lokalen Ursachen einen großen Anteil. Möglichste Ausschaltung der Mund¬ 
parasiten nötig: gutes Mittel das Formamint, Verbindung von Milchzucker und 
Formaldehyd, fast ungiftig. Sklarek hat bei 60 Fällen von Lues nur 2 X nach 
Hg-applikation geringfügige Stomatitiden gesehen. Bomstein. 

1647) Einhorn, M. (New-York). Über Flatulenz und ihre Behandlung. 
(Ztschr. für physikal. und diät. Therapie 1907—1908, Bd. XI, H. 8, S. 484 
bis 486.) 

Die vermehrte Gasansammlung findet entweder im Magen oder im Darme 
statt. Die primäre oder idiopathische Flatulenz ist eine funktionelle und nervöse 
Magen- una Darmaffektion oder beides, in welcher speziell die Sphinkteren be¬ 
troffen sind. Vielfach wird unbewußterweise Luft verschluckt und dann ausge¬ 
stoßen. Vermehrung der Gasformation mit verminderter Resorptionsfähigkeit 
findet sich bei akuten und chronischen Magenkatarrhen, bei chronischer Enteritis, 
der intestinalen Gärungsdyspepsie. Der Verdauungskanal kann erzogen werden, 
die Gase durch schnelle Resorption zu bemeistem. Bei Ablenkung unserer 
Aufmerksamkeit und im Schlafe entweichen die Gase nicht. Sekundäre Flatu¬ 
lenz findet sich bei verschiedenen Affektionen des Verdauungstraktus, bei Herz, 
Zirkulations- und Respirationsstörungen. — Die primäre Flatulenz kann durch 
Selbstbeherrschung, bei Darmflatulenz auch durch Vermeidung kohlensäure¬ 
haltiger Getränke und der meisten gasbildenden Substanzen (Kohl, Bohnen, 
Zwiebel usw.) bekämpft werden; für kurze Zeit sind auch Sedativa von Nutzen. 
Bei sekundärer Flatulenz ist das primäre Leiden zu behandeln. Bomstein. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 


1648) v. Baumgarten (Tübingen). Über Hämolysine, Bakteriolysine und 
Opsonine. (Münch, med. Wschr., Juli 1908, Nr. 28.) 

In einem Vortrag legt Verfasser nochmals seine chemisch-osmologische Auf¬ 
fassung der Serumhämolyse dar; ebenso ist die Serumbakteriolyse keine eigent¬ 
liche »Auflösung« der Bakterienzelle, sondern nur eine Trennung des Zellsaftes 
von dem festen Zellgehäuse, auf Grund osmotischer Vorgänge. In Bezug auf 
die Opsoninlehre berichtet er vorläufig über noch im Gang befindliche Versuche, 
in denen sich keine keimtötende Wirkung der Phagozyten erkennen ließ; hie und 
da wurde sogar die bakterizide Serumwirkung durch das Hinzukommen der 
Phagozyten erheblich abgeschwächt. Verfasser faßt die Erscheinung der Opso¬ 
nine lediglich als eine Nebenwirkung der bekannten Bakteriolysine auf. 

M. Kaufmann . 


1649) Böhme, A. Untersuchungen über Opsonine. Aus der medizinischen 
Klinik des städtischen Krankenhauses zu Frankfiirt a. M. (Münch, med. Wschr. 
Juli 1908, Nr. 28.) 

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Referate. 


637 


Der Opsoningehalt des Serums gegenüber Typhusbazillen läßt sich gut 
prüfen bei Benutzung verdünnten aktiven Serums. Doch sind nur große Aus¬ 
schläge zu Schlüssen verwendbar. In einem Falle von Typhusrekonvaleszenz 
fand sich eine starke Vermehrung der Opsonine; trotzdem trat ein Rezidiv ein, 
wobei der Opsoningehalt zuerst sank, dann wieder stieg; mehrere Wochen 
später war er normal. Auch das inaktivierte Serum von drei Typhusrekon¬ 
valeszenten zeigte eine zwar erheblich gesteigerte, aber hinter der des aktiven 
Serums weit zurückbleibende opsonische Wirkung; durch Zusatz von normalem 
aktivem Serum ließ sie sich etwa zur Höhe der des aktiven Patientenserums 
steigern. Die Steigerung beruht also in den beobachteten Fällen auf einer 
Zunahme thermostabiler Substanzen. Eine erhebliche Steigerung der opso¬ 
nischen Wirkung durch Zusatz von verdünntem aktivem Serum ließ sich zeigen 
für inaktiviertes Typhuspatientenserum und die durch aktive Immunisierung er¬ 
zeugten Sera gegen Typhusbazillen, Kolibazillen und Meningokokken. Die 
Reaktivierbarkeit des inaktiven Serums, sowie eine Reihe anderer Eigenschaften 
lassen sich am besten durch die Annahme eines ambozeptor-komplementartigen 
Baues der Opsonine aktiver Sera erklären. — Durch beständiges Schütteln wird 
die unter dem Einfluß von Serum zustande kommende Phagozytose bedeutend 
gesteigert. Eine rasche Auflösung der Typhusbazillen innerhalb der Phagozyten 
findet nur bei Anwesenheit aktiven Serums statt. — Die normale Zerebrospinal¬ 
flüssigkeit enthält nur Spuren von Komplement und Opsonin. M. Kaufmann. 


1660) Hamburger, Franz. Über die Wirkung des Alttuberkulins auf den 
tuberkulosefreien Menschen. Aus der Kinderklinik zu Wien. (Münch, med. 
Wschr., Juni 1908, Nr. 23.) 

Es wurden im ganzen 43 Kindern von 0—14 Jahren große Tuberkulindosen 
injiziert, ohne daß jemals Allgemeinerscheinungen oder Temperatursteigerungen 
beobachtet worden wären. Bei Erwachsenen findet man ein solches Verhalten 
nur deshalb so selten, weil fast jeder Erwachsene einen alten tuberkulösen Herd 
in sich trägt; beim wirklich tuberkulosefreien Menschen bewirkt Kochsches 
Alttuberkulm selbst in großen Dosen keine Allgemeinreaktion. M. Kaufmann. 

1661) Mioheli, F. u. Borelli, L. Osservazioni e ricerche sulla siero-diagnosi 
della sifUide. (Untersuchungen über die Serumreaktion der Syphilis.) Aus der 
Clin. med. gen. zu Turin. (Riv. crit. di Clin. med. Mai 1908, Nr. 19—20.) 

Untersuchungen an ca. 120 Syphilitischen und ca. 80 Nichtsyphilitischen 
unter Benutzung alkoholischer Extrakte von Lymphosarkom, Ochsengalle und 
Leber eines Foetus als Antigenträger. Die Resultate bestätigen die von Porges- 
Meyer und von Landsteiner-Müller-PötzL (66 Literaturangaben.) 

M. Kaufmann. 


1662) Marie u. Tiffeneau. Etüde de quelques modes de neutralisation des 
toxines bactdriennes. (Studien über die Neutralisationsvorgänge bakterieller 
Toxine.) (Annal. de l’inst. Pasteur, April 1908, Nr. 4.) 

Die Untersuchungen führten zu dem Resultat, daß die Neutralisation des 
Tetanotoxins durch die cerebrale Substanz sowohl in vitro wie in vivo von den 
Eiweißstoffen abhängt. Lüdke. 

1668) Vincent. lätude experimentale sur le sort de la toxine tdtanique 
dann le tube digestif. (Experimentelle Untersuchungen über das Schicksal des 
Tetanustoxins im Verdauungstraktus.) (Annal. de l’instit. Pasteur, April 1908, Nr. 4.) 

Das Tetanustoxin verliert seine Aktivität, sobald es mit aen Säften des 
Magens, der Leber, des Darms und des Pankreas in Kontakt kommt. Lüdke. 

1664) Fomario. Sur la vacdnation contre la peste par le tube digestif. 
(Impfung gegen die Pest auf oralem Weg.) (Annal. de l’instit. Pasteur, April 
1908, Nr. 4.) 

Meerschweinchen und Kaninchen konnten gegen die Pest mittels oraler 
Einverleibung virulenter oder durch Hitze abgetöteter Bakterien wirksam 
immunisiert werden. Ebenso gelang es, durch rektale Injektion abgetöteter und 
lebender Pestbazillen die Tiere zu immunisieren. Zwischen den Immunisations- 
terminen lagen Intervalle von 10—14 Tagen. Die spezifischen Antikörper traten 

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638 


iBefenete. 


sehr schnell im Serum der immunisierten Tiere au£ Bei einer nachträglichen 
subkutanen Injektion von Pestbazillen wiesen die Tiere kongestive Erscheinungen 
ihres Darms auf. Lüdke. 

1655) Levaditi u. Rosenbaum. Actione des substances hdmolytiqnes sur 
les protozoaires, les spiroeh&tos et tos vibriona. (Über die Wirkung der hämo* 
lytischen Substanzen auf die Protozoen, Spirochaeten und Vibrionen.) (Annal. 
de Tinst Pasteur, April 1908, Nr. 4.) 

Während die Autolysate der Mononucleären hämolytische Substanzen, die 
thermostabilen Charakter haben, und ebenso Spirillen lösende Stoffe in sich 
enthalten, zeigen die Extrakte der Polynudeären keine Wirkung auf animalische 
Zellen, auf Protozoen und Spirochäten. Daraus ist zu schließen, daß die Makro¬ 
phagen besonders Zellen, Protozoen und Spirochaeten zu zerstören imstande 
sind, während die Polynudeären Bakterien vernichten. Lüdke . 

1656) Sergent, Edmond u. Sergent, lStienne. Etudes öpiddmiologiques et 
prophylactiques de paludisme. (Epidemiologische und prophylactische Studien 
über aas Sumpffieber.) (Annal. de Tinstit Pasteur, Mai 1908, Nr. 4.) 

Die mit Bildern, Karten, Plänen und Tabellen reichlich versehene Arbeit 
enthält die Resultate der Blut- und Milzuntersuchungen, Milzmessungen beim 
Sumpffieber in Algerien. Prophylaktisch wird die Drainierung des sumpfigen 
Geländes, therapeutisch ausgiebige Chininbehandlung empfohlen. Lüdke . 


1657) Jordansky u. Kladnitzky. Conservation du bacille pesteux dans le 
corps des punaises. (Die Übertragbarkeit des Pestbazillus durch Wanzen.) 
(Annal. de l’instit. Pasteur, Mai 1908, Nr. ö.) 

Yersin konstatierte 1894, daß eine Übertragbarkeit der Pest durch Mücken, 
die sich in Pestlaboratorien aufhielten, möglich war. Die Verfasser infizierten 
Mäuse mit Pestbazillen und brachten diese Mäuse mit Wanzen zusammen, die 
sich mit dem Mäuseblut infizierten. Im Körper der Wanzen, die das infizierte 
Mäuseblut gesogen hatten, waren virulente Pestbazillen nachzuweisen. Die 
Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß die Wanzen gelegentlich zur 
Übertragbarkeit der Pest beitragen können. Lüdke . 

1658) Bruck» C. (Batavia.) Zur forensischen Verwertbarkeit und KAimtan« 
des Wesens der Komplementhindung. Von der deutschen Javaexpedition des 
Herrn Geheimrats Prof. Dr. A. Neisser. (BerL kl. Woch. 1907, Nr. 47, S. 1510 
bis 1513.) 

1. a) Die Präzipitinreaktion behält ihre alte Bedeutung zur Unterscheidung 
von Tier- und Menscheneiweiß in der forensischen Praxis oei. 


b) Die Komplementbindungsmethode ist der Präzipitinreaktion nicht nur 
völlig gleichwertig, sondern was Feinheit und Augenfälligkeit der Ausschläge 
anlangt, ihr um vieles überlegen. Sie sollte daher in jedem forensischen Falle 
als Ergänzung der Präzipitinreaktion angewandt werden. Die große Schärfe der 
Reaktion verbietet die Verwertung allzu starker Immunseren. Auch erfordert 
dieselbe einen völlig mit der Fehlerquelle der Reaktion vertrauten Untersucher. 

c) Bei Verwendung schwacher Immunseren erlaubt die Komplementbindungs¬ 
methode nicht nur die absolut spezifische Diagnose auf Menscheneiweiß (bis 
zur Verdünnung 1:1000), indem solche Seren selbst mit Affeneiweiß gar keine 
oder nur ganz geringe Ausschläge geben, sondern sie ermöglicht auch eine Diffe¬ 
renzierung der die verdächtigen Flecke bedingenden eiweißhaltigen Körper¬ 
flüssigkeiten. (Biologische Unterscheidung von Blut, Eiter, Samen usw.) Diese 
Differenzen sind groß genug, daß eine praktische Verwertung derartiger 
schwacher Immunseren in Frage kommen kann. 

d) Es sollte daher in jedem forensischen Fall mit ausreichendem Unter¬ 


suchungsmaterial nicht nur eine Feststellung der betreffenden Eiweißart durch 
Präzipitinreaktion und Komplementbindung, sondern auch eine biologische Dia¬ 
gnose der vorliegenden eiweißhaltigen Körperflüssigkeit (Komplementbindung 
mit schwachen, zellspezifischen Immunseren) erstrebt werden. 

2) Frische, normale Affenseren zeigen relativ häufig, Meerschweinchen- und 
Kaninchenseren seltener nach selbständiger Erhitzung auf 60° ein starkes Korn- 

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Referats. 


639 


plementbimlungsvennägen. Letzteres macht sich nur fremden, nicht aber dem 
eigenen Komplement gegenüber geltend und äußert sich auch bei Versuchen 
im Tierkörper. */ 4 ständiges Erhitzen auf 65 0 zerstört das Komplementbindungs¬ 
vermögen derartiger Seren wieder vollkommen. Die thermisch erzielte Ände¬ 
rung des molekularen Zustandes der Serumeiweißkörper und dadurch bewirkte 
Komplementbindung dürfte analog den Erscheinungen sein, wie sie beim Zu¬ 
sammentritt von nicht präzipitablen Bakterienstoffen mit ihren Antikörpern und 
von kolloidalen Lösungen mit Elektrolyten beobachtet werden. Bomstein . 

1659) Michaelis, L. (Berlin.) Pr&zipitinreaktion bei Syphilis. Aus dem 
bakteriologischen Laboratorium aes städt Krankenhauses am Urban. (Berl. kl. 
Woch. 1907, Nr. 46, S. 1477—1478.) 

Moreschi zeigte, daß ein Überschuß von Präzipitin das Komplementbin¬ 
dungsvermögen vernichtet, daß es bestimmte präzipiüerende Systeme gibt, die 
kein Komplement binden. Wassermann beobachtete, daß Bakterienextrakte, 
die mit ihrem Antikörper keine Präzipitation mehr ergeben, doch noch die Kom¬ 
plementbindungsreaktion aufwiesen. Die Seroreaktion des Syphilis schien auf 
solchen Antikörpern zu beruhen, die keine Präzipitation mit dem Antigen er¬ 
zeugen. Der Mangel der direkten Präzipitinreaktion bei der Syphilisprobe konnte 
möglicherweise nur darin begründet sein, daß die reagierenden Körper in zu 
geringer Konzentration auf einander einwirkten. Michaelis wollte die indirekte 
Methode Wassermanns durch die direkte Präzipitation mit Leberextrakt er¬ 
setzen. Versetzte er ein Syphilisserum mit syphilitischem Leberextrakt in physio¬ 
logischer Kochsalzlösung, dann erhielt er einen Niederschlag, der bei Normal¬ 
serum ausblieb. Und er folgert aus den Versuchen weiter, daß der Leberextrakt 
das Antigen, das Serum der Antikörper darstellt Bomstein. 

1660) Wohlberg, Über Versuche mit dem AnMtuberkuloseserum Marino- 
reks. Seehospiz Kaiserin Friedrich. (BerL kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1480 bis 
1487.) 

Das Serum hat sich dem Autor als ein recht brauchbares in der Bekämpfung 
der Skrophulose bezw. Tuberkulose bewährt. Er empfiehlt es speziell für die 
schweren Formen der Skrophulose. Bomstein. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmlttel. 

1661) Fuhrmann, Franz. Über Yoghurt. (Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u. 
Gemäßen. Bd. 18, S. 598—604.) 

Nach den Angaben von P. van der Wielen (Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u. 
Genußm. 1905, Ba. 11, S. 609) wird die als »Yoghurt« oder »Yaoert« in Bul¬ 
garien und der Türkei viel genossene Sauermilch derart bereitet, daß man kurz 
aibgekochte Milch auf Handwärme abkühlt und mit dem Ferment, das den 
Namen »Maia« trägt, impft. Letzteres wird durch Aufschwemmen von etwas 
Yaoert vom Tage vorher in Milch gewonnen. Die Milch ist nach 4—5 Stunden 
geronnen und genießbar. Verfasser fand in der Maia verschiedene Erreger, 
jedoch smd die zu Streptobazillen gehörigen diejenigen, welche dem Yoghurt 
die eigentümlichen Veränderungen verleihen. Das Ferment des Yoghurt kommt 
als weiße körnige Masse aus Paris und Berlin unter dem Namen »Bulgarische 
Maia» bezw. »Maya (Ferment) Mühlradt« in den Handel. Verfasser hatte nur 
ersteres zur Hand. Beide Präparate scheinen aber einander gleichwertig zu sein. 
Die zu den Versuchen benutzte Milch war entweder bis zur Hälfte eingedampft 
und dann sterilisiert oder fünfmal je 20 Minuten in strömendem Dampf bei 100° 
fraktioniert sterilisiert, aber nicht eingedampft. Das Impfen geschah teils mit 
Paris«: Maia, teils mit einer Reinkultur der daraus isolierten Streptobazillen. 
Größere Veränderungen wurden nur im Kasein-, Albumin- und Laktosegehalt 
konstatiert Dem Verlust an Milchsäure entspricht ungefähr die Menge der ge¬ 
bildeten Milchsäure und des Alkohols. Die Bildung des letzteren konnte nur 
bei Benutzung von Maia selbst, nicht dagegen bei Benutzung der Streptobazillen- 

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640 


Referate. 


reinkultur beobachtet werden. Die verhältnismäßig unbedeutenden Verände¬ 
rungen sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich. 

Sterilisierte Yoghurt mit Yoghurt mit 



Kuhmilch 

Streptobazillen 

Maia 

Kasein und Albumin. 

8,7290°/, 

3,6864 °/ 0 

3,8880°/, 

Fett .. 

3,1320 » 

3,1210 » 

3,0890 » 

Milchzucker. 

4,8310 » 

4,2210 » 

3,8200 » 

Nicht flüchtige Säuren als Milchsäure 
berechnet. 

0,0937 » 

0,6580 » 

0,6201 » 
0,0890 » 

Alkohol. 

— 

— 


Die Streptobazillen lassen sich leicht in Form eines körnigen Pulvers mit 
CaCO s und Kasein als Träger gewinnen, welches noch nach 2 Monaten die 
Yoghurtgärung hervorruft. Zur Darstellung eines möglichst gleichmäßigen Yog¬ 
hurts empfiehlt Verfasser die Benutzung von Trockenmilch. Brahm. 


1662) Jensen, Orla. Über den Ursprung der Oxydasen und Reduktasen 
der Kuhmilch. (Zbl. f. Bakt. II. Abt, Bd. 18, S. 211—218.) 

Verfasser folgerte aus seinen Versuchen, daß die Peroxydase der Kuhmilch 
ausschließlich vom Muttertier herrührt, in der Hauptsache wohl von Futter, wäh¬ 
rend die Katalase meistens zu einem geringen Teile (die Katalase der frischen 
Milch) von den Leukozyten des Muttertieres und zum größten Teil von den 
Mikroorganismen herrührt. Die Reduktase und Hydrogenase rühren ausschließlich 
von den Mikroorganismen her, während die Aldehydkatalase (Reduktase der 
frischen Milch) von den Milchkügelchen herrührt Brahm . 


Bücherbesprechungen. 

1663) Strauß, H. Vorlesungen über Di&tbehandlung innerer Krankheiten 
vor reiferen Studierenden und Ärzten. Mit einem Anhang »Winke für die 
diätetische Küche« von Elise Hannemann. (Verlag von S. Karger, Berlin, 1908.) 

Strauß hat sich mit dem vorliegenden Buche entschlossen, die Vorlesungen, 
die er über Diät in den Fortbildungskursen vor Aerzten gehalten hat, der All¬ 
gemeinheit zu gute kommen zu lassen; und damit hat er, man kann es wirklich 
sagen, eine Lücke in der Literatur ausgefüllt, da ein nicht zu teures Diätbuch, 
das auf gründlicher Kenntnis der Materie beruht, bislang nicht existiert hat 
Es ist dem Verfasser der Wurf gelungen; die ganze Anlage des Buches ist 
sehr geschickt, die Darstellung ist flüssig und gut getroffen, sodaß der Arzt, 
selbst wenn ihm nur geringe Kenntnisse über die Stoffwechselvorgänge des 
normalen und kranken Organismus zur Verfügung stehen, durch die Strauß- 
schen Vorlesungen mühelos in medias res eingeführt wird und zwar so, daß er 
ohne in ein Schema eingeengt zu werden, die diätetischen Verordnungen sicher 
treffen kann. Das ist ein großer Vorzug des Buches. Nahrungsmitteltabellen 
dienen als Anhaltspunkte zur quantitativen Bestimmung (die Auswahl ist sehr 
geschickt getroffen 1) und in einem Anhang finden sich durchaus praktische 
Winke für die diätetische Küche. Sehr bequem ist dabei bei der jedesmaligen 
Rezeptangabe die Calorienberechnung. 

Kurzum, das Buch erfüllt in jeder Weise seinen Zweck und kann nur aufs 
wärmste den Aerzten empfohlen werden. 

Dann noch eins: vieUeicht streicht der Verfasser bei der zweiten Auflage 
die Empfehlung des Fleischsaftes Puro. Th. Brugsch . 

1664) v. Tappeiner, H. Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arzneiver¬ 
ordnungslehre. 6. neu bearbeitete Auflage. 378 S. (Leipzig, Verlag von 
F. C. W. Vogel.) 

Der »Tappeiner« ist ein so eingeführtes Lehrbuch, daß die Mitteilung einer 
neuen Auflage völlig genügt, und jede weitere Empfehlung unnötig ist; daß die 
neue Auflage dem heutigen Stand der Wissenschaft entspricht, versteht sich 
von selbst. M. Kaufmann. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Pt. A. Sohittenhelm, Erlangen-Bohlenplat* 7. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwanenberg in Berlin and Wien. 

Y#B * W *'" ,r 8,h " W,ta, “- 3 i g i,ized by GOOQle 



















642 


Original-Artikel. 


Nur Zellulose widersteht in höherem Grade der Verdauungskraft der Er¬ 
nährungssäfte. Schon oft suchte man die Möglichkeit, solche Nahrungssubstanzen 
zu verwenden, welche Kohlehydrate bilden, die in unserer eben gegebenen Liste 
nicht angeführt sind. Die Liste solcher Nahrungsmittel ist im Laufe der Jahre 
durch wissenschaftliche, sowie kommerzielle Bestrebungen beträchtlich ver¬ 
größert worden. Pentosane, Galaktosane, Lävulosane, Pektinsubstanzen, Gummi¬ 
arten und ihre Derivate, die verschiedensten Polysaccharide, welche in großer 
Menge in Pflanzen enthalten sind, wurden als geeignete künstliche Nahrungs¬ 
mittel unter verschiedenen Einflüssen der Wahl oder Notwendigkeit ausposaunt. 
Es gab eine Zeit, die gar nicht so fern liegt, wo eine einfache chemische Ana¬ 
lyse, die das Vorhandensein von Protein, Fett oder Kohlehydraten bestätigte, 
genügend war, diese Dinge enthaltende Substanzen in die Liste der Nahrungs¬ 
mittel einzureihen. Die Erkenntnis, die Notwendigkeit der Verdauung höher 
zu würdigen als die Verwertung, und das Verständnis für die Funktion der hydro¬ 
lytischen Spaltung der Polysaccharide mit Bezug auf ihre Beteiligung im Stoff¬ 
wechsel muß der rückhaltlosen Aufnahme, welche Kohlehydrate enthalten 
könnten, in die Liste der Nahrungsmittel ein» gebieterisches Halt zurufen. Die 
verdauenden Enzyme der Nahrungsmittel sind in ihrer Tätigkeit spezifisch, z. B. 
Extrakte von Vogeleingeweiden können wohl Rohrzucker, aber nicht Laktose 
invertieren, während die Eingeweide erwachsener Säugetiere ein Enzym bilden, 
durch welches diese beiden Disaccharide in C 6 Zucker verwandelt werden 
können. 1 ) Einige der niederen Tierformen sind sogar imstande, mit Hilfe ihrer 
Cytase aller derjenigen Stoffe Zellulose zu verdauen. Es scheint daher ge¬ 
boten, die neueren für unsere Ernährung suggerierten Zusätze einer strengen 
experimentellen Untersuchung zu unterwerfen, entweder mit den spezifischen 
Enzymen oder in dem Verdauungskanal selbst oder beides. Denn selbst, wenn 
es einem fremden Kohlehydrat gelingt, in den Organismus einzutreten, sei es 
durch sofortige Absorption in verdautem Zustand oder durch parenterale Ein¬ 
führung, so gibt dieses noch keine Garantie dafür, ob er für die ernährende 
Funktion verwendet wird. Gykogen, Dextrin, lösliche Stärke, Inulin, Saccha¬ 
rose, Laktose werden alle wieder unter solchen Bedingungen ausgeschieden. 9 ) 
Im allgemeinen ist der direkte Beweis der Verwertung der für den Organis¬ 
mus befriedigenste. Denn hier kann jeder mitwirkende Faktor inklusive der 
noch möglichen Wirkung der Mikroorganismen auf die Kohlehydrate in den 
beobachteten Resultaten Ausdruck finden. Die Rolle, welche Inulin in der mo¬ 
dernen Diät gespielt hat, ist typisch zur Erkenntnis der Notwendigkeit der 
Untersuchung in den bezeichneten Richtungen. Dieses Polysaccharid kommt 
sehr viel in den Kompositen vor, in den Knollen der Dahlien, in den ver¬ 
schiedenen Arten des Helianthus, in den Wurzeln der Inula hellenium, der 
Jerusalem-Artischocke usw. und bildet sofort Lävulose. (Bei Hydrolyse mit 
verdünnter Säure.) Lävulose wird in dem tierischen Organismus mit Leichtig¬ 
keit ausgenutzt und man kann erwarten, daß man mit Inulin dieselben Er¬ 
fahrungen machen wird. Inulin wird demgemäß schon lange besonders für die 
Diät der Diabetiker empfohlen, von denen man häufig behauptet, daß sie eine 
ganz spezielle Toleranz für Lävulose zeigen. Ein sehr bekannter Schriftsteller 


*) Vgl. Mendel and Mitchell, American journal of physiology 1907, Bd. 20, S. 81. 

*) Vgl. Mendel and Mitchell, American journal of physiology 1905, Bd. 14, S. 239; 
Verfasser besitzt mehrere nicht veröffentlichte Daten hierüber. 


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Original-ArtikeL 


648 


der Diätlehre gibt folgenden vorsichtigen Rat: »Das Inulin wird, wie Bou- 
chardat zuerst angab, erheblich besser als Stärkemehl vom Diabetiker aus¬ 
genützt. Külz bestätigte dies. Immerhin sind die bisherigen Untersuchungen 
spärlich. Nur für leichte Fälle scheint mir festzustehen, daß Inulin in größeren 
Mengen vertragen wird als Stärkemehl. Man kann von dieser Erfahrung Ge¬ 
brauch machen nnd die Patienten aui die obengenannten Gemüse (Jerusalem- 
Artischocke) hinweisen. Bei schweren Formen von Diabetes ist nach meiner Er¬ 
fahrung aber doch Vorsicht geboten, obwohl die Versuche von Külz auch in 
schweren Fällen ein günstiges Resultat gaben.“ 1 ) Eine Prüfung der Literatur 
über das physiologische Verhalten des Inulin gibt jedoch wenig Veranlassung zu 
einem besonders günstigen Urteil betreffs seines Nährwertes. Die Experimente 
mit Verdauungsenzymen und Sekreten wie Speichel, Magensaft und Eingeweide¬ 
extrakten haben, fast ohne Ausnahme, gezeigt, daß Inulin von ihnen nicht in 
Zucker verwandelt wird. 3 ) Ein spezifisches Enzym, Inulase, welches fähig ist, 
die Verwandlung des Inulins in Zucker zu erleichtern, wurde identifiziert und 
untersucht von Green, Bourquelot und von Dean 8 ) im Laboratorium des 
Verfassers. Es wird von verschiedenen Pilzen gewonnen, wie Penicillium und 
Aspergillus und versagt, Stärke zu verdauen, wodurch es sich bedeutend von 
der Amylase unterscheidet. Saiki 4 ) ist es gelungen, im Kaninchenserum einen 
spezifischen Antikörper für Inulase zu finden. Das Enzym hat man niemals in 
den Sekreten oder Säften der höheren Tiere gefunden. Nicht alle Bakterien sind 
im Stande, Inulin zu zersetzen, aber es kann durch die freie Mineralsäure des 
Magensaftes anscheinend hydrolysiert werden. Hierin liegt deutlich die wirk¬ 
samste Ursache für seine Verwandlung in Zucker im Verdauungstrakt. Vor¬ 
stehende Betrachtungen erklären zahlreiche charakteristische, auf Experimenten 
begründete Beobachtungen. So fand Sandmeyer 6 ) in den Fäzes über die 
Hälfte des Inulins wieder, mit dem diabetische Hunde gefüttert worden waren. 
Miura 6 ) und Nakaseko, sowie der Verfasser 7 ) konnten keine nennenswerte 
Bildung von Glykogen bei Kaninchen finden, die mit Inulin gefüttert worden 
waren, obwohl Lävulose sofort wirkungsvoll in dieser Beziehung eintritt. Die 
günstigen Berichte über die Verwertung des Inulins stammen fast immer von 
Beobachtungen bei Diabetikern, bei welchen die Verdauung des Inulins keine 
korrespondierenden Zuckerausscheidungen in dem Urin veranlaßt hat 

Dies begründete die Annahme, daß der Stoff genügend assimiliert wurde. 8 ) 
Mitchell und ich 9 ) haben gefunden, daß wenn Inulin parenteral in den tieri¬ 
schen Organismus eingeführt wird, es wieder ausgeschieden wird, und den wei¬ 
teren Beweis liefert, daß es nicht die nötigen chemischen Eigenschaften besitzt, 


*) von Noorden, v. Leydens Handbuch der Ernährungstherapie 1904, Bd. 2, S. 227. 

*) Vgl. Komanos, Dissertation, Strafiburg 1875; Chittenden, American journal of 
physiology 1898, Bd. I, S. 17; Richard, Comptes rendus de la soci£t6 de biologie 1900, Bd. 52, 
S. 154, Bieri and Portier, ibid. 423; Bierry, ibid., 1905, Bd. 59, S. 256. 

*) Dean, Botanical Gazette 1903, Bd. 35, S. 24. 

*) Saiki, Journal of biological chemistry, 1907, Bd. 3, S. 395. 

*) Sandmeyer, Ztschr. f. Biol., 1894, Bd. 31, S. 12. 

•) Miura, Ztschr. f. Biol., 1895, Bd. 32, S. 255. 

7 ) Mendel and Nakaseko, American journal of physiology, 1900, Bd. 4, S. 245. 

8 ) Vgl. Külz, Jahresbericht für Tierchemie, 1874,1V, 455; Teyxeira, ibid., 1905, Bd. 35, 
S. 822; Persia, ibid., 1905, Bd. 4, S. 822. 

•) Mendel and Mitchell, American journal of physiology 1905, Bd. 14, S. 245. 

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644 


Original-ArtikeL 


sich direkt in ernährenden Zucker zu verwandeln. Es ist daher nicht anzu- 
nehmen, daß Inulin in irgend einem Maße verwertet werden kann, selbst wenn 
es unverändert absorbiert wird. Es ist wahrscheinlicher, daß in den Fällen der 
wenigen klinischen Berichte, welche vorliegen, die Kohlehydratnahrung nicht 
absorbiert wurde. Die Untersuchung der Fäzes ist gewöhnlich vernachlässigt 
worden und ohne diese kann die Frage betreffe der Verwertung eines Poly¬ 
saccharides, zu dessen Verdauung der Körper nicht die wirksamen Mittel besitzt, 
durch keinen indirekten Beweis beantwortet werden. Infolgedessen scheint es 
ratsam, die diätetisch-therapeutischen Empfehlungen betreffe Inulin zurückzuhalten, 
bis dieselben durch vollkommenere experimentelle Beweise gerechtfertigt sind. 
Eine beträchtliche Menge verschiedener Kohlehydrate findet sich in den Algen 
und Pilzen und den von der Symbiose dieser Formen gebildeten Flechten. Letztere 
haben sich Toi lens 1 ) und seine Schüler zum speziellen Gegenstand ihrer For¬ 
schungen gewählt Gewisse Arten der Flechten, z. B. Cetraria, Evernia prunastris, 
Usnea barbata liefern charakteristische Kohlehydrate, welche durch Extraktion 
mit heißem Wasser gewonnen werden und beim Abkühlen gelatinieren. Andere, 
wie Cladonia rangiferina, Stereocaulon pascale, Peltigera actosa und Comicu- 
laria aculeata liefern solche Polysaccharide nicht, dagegen kommen Mannan, Ga- 
lactosan, Pentosan und Methylpentosane in verschiedenen Mengenverhältnissen 
unter diesen Flechten vor. Es wird gewöhnlich angenommen, daß diese Pflanzen¬ 
formen Nahrung für Tiere bilden. (Daher solche Ausdrücke wie Renntiermoos.) Und 
es gibt nicht wenige Hinweise betreffe der Verwendung der Flechtenpräparate für 
die menschliche Nahrung. Schneider gibt in seinem Textbuch über Licheno- 
logie folgenden vorsichtigen Bericht: »Im allgemeinen darf man Flechten wohl 
als einen Nahrungsstoff ansehen, doch nur in Fällen von Hungersnot oder in 
solchen Ländern, wo die Zerealien spärlich Vorkommen aus dem Grunde, weil 
alle Flechtenarten einen bitteren Bestandteil enthalten, der dem Geschmack 
sehr unangenehm ist und schwer zu entfernen bleibt, auch auf den Ver¬ 
dauungstrakt eine schädliche Wirkung ausübt, die eine Art Eingeweide¬ 
entzündung hervorruft Von anderen Seiten werden ermutigende Berichte 
gegeben. So soll ein norwegischer Landwirt kürzlich erklärt haben, daß das 
Moos dazu bestimmt sei, eine wichtige, volkstümliche Nahrung zu werden wegen 
seiner Billigkeit und wegen seines Nährgehalts. Das gewöhnliche, grünlich¬ 
weiße Moos, das man fast überall findet, wird einem chemischen Prozeß unter¬ 
worfen, gepreßt und gekocht Es liefert dann selbst dem blasiertesten Epiku- 
räer ein köstliches Gericht und ist vielleicht nahrhafter als die von uns ver¬ 
wendeten Gemüsearten. Es kann auch, gemahlen, als Mehl zum Brotmachen 
benutzt werden.« Die diätetischen Möglichkeiten dieser Pflanzennährstoffe sind 
schon lange von den nördlichen Völkern erkannt worden wegen der besonderen 
agrikulturellen Bedingungen, unter denen sie leben. Obgleich geeignete Ge¬ 
treidearten in diesen Klimaten gedeihen, ist es nicht selten vorgekommen, 
daß eine besonders strenge Jahreszeit das Reifen.der Ernte verhinderte. Die 
Einwohner waren daher gezwungen, besonders da der Transport von Ge¬ 
treidenahrungsstoffen von außerhalb mit großen Schwierigkeiten verknüpft war, 


*) Vgl. Ul ander, Untersuchungen über die Kohlehydrate der Flechten, Dissertation, Göttingen 
1905; Ul and er und Toi lens: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1906, Bd. 39, 
S. 401, wo Hinweise auf die Literatur über Algen zu finden sind. cf. auch König und Bettels, 
Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genuflmittel, 1905, S. 487. 


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Originsl-ArtikeL 


645 


sich auf die Hilfe ihrer nächsten Umgebung zu verlassen und jeden möglichen 
Ersatz für Brpt zu suchen. Man erzählt, daß in solchen Zeiten oft die innere 
Rinde der Bäume, z. B. des Ahorns, der Birke und der Fichte, nachdem sie von 
den äußeren harten Ansätzen und dem inneren Saft befreit war, gemahlen und 
dann mit ein wenig Mehl gemischt zu dem sogenannten »Rindenbrot« verar¬ 
beitet wurde. Die Flechten und Moose sind auch in diese Hilfsmittel einge¬ 
schlossen. 

Tonnen von Algen werden jährlich unter dem Namen Seegras gesammelt 
und in vielen Teilen der Welt als Nahrung verwertet. Einige dieser Substanzen 
sind bekannt unter dem Namen Carragen oder Irländisches Moos, Dulse, Laver, 
Pflanzenleim, das Limu der Hawaibewohner und das Nori, Ranten, Wombu und 
Wakame der Japaner. Das Fischerei-Bureau der Vereinigten Staaten hat Berichte 
veröffentlicht, daß die große Anzahl der Algen, welche zu einer »schmackhaften 
und gesunden Kost hergerichtet werden können« einer gründlichen Untersuchung 
unterworfen werden sollen. Viele dieser Arten, welche diesem Zweck in Hawai 
und Japan dienen, befinden sich in unseren Gewässern. Der Seelattich oder 
grüne Laver (Ulva latissima), der häufig an allen unsem Küsten vorkommt, soll 
in Schottland wie purple-laver gegessen werden und wird von den indianischen 
Stämmen der Nordwestküste gegessen. Die »badderlocks« »murlins« oder 
»henware« (Alaria esculenta), häufig an den Küsten von Neu-England und Kali¬ 
fornien wird in Schottland gegessen. Dilsea edulis, welches an der Oregonküste 
vorkommt, wie auch in Europa und Japan, ist ein Nahrungsmittel in Europa; 
wo es wie Dulse gegessen wird und unter diesem Namen in Großbritanien be¬ 
kannt ist. 1 ) ln seiner Abhandlung über die Arten der Seealgen, die in Japan 
als Nahrungsmittel gebraucht werden, schreibt Oshima 8 ) in etwas zurückhal¬ 
tendem Sinne. »Obgleich die Algen einen gewissen Nährwert haben, werden 
sie besonders wegen ihres Geschmackes geschätzt Ihr wirklicher Nutzen be¬ 
ruht zweifellos in der beträchtlichen Menge von mineralischen Salzen, die sie 
enthalten.« 

Wenn man die Ansprüche dieser Produkte »als nährende Substanzen« be¬ 
trachtet, deren annähernde Analyse ein relativ großes Vorherrschen von Kohle¬ 
hydraten zeigt, so muß man beachten, daß die letzteren von den gewöhnlich 
Vorgefundenen Zuckern und Stärken abweichen, indem sie durch solche Kohle¬ 
hydrate ersetzt werden, wie Mannit und Substanzen, die bei der Hydrolyse 
Galaktose, Mannose, Dextrose, Pentose, Methylpentose usw. geben. Die An¬ 
sprüche einer jeden dieser Substanzen als wirklicher Nährstoff müssen geprüft 
werden. Zuerst müssen wir jedoch wissen, ob der tierische Organismus wirk¬ 
lich im Stande ist, die komplexen Polysaccharide, welche diese einfacheren 
hydrolytischen Produkte bilden, zu verdauen. Diese Frage hat der Ver¬ 
fasser in seinem Laboratorium zum Gegenstand mehrfacher Beobachtungen ge¬ 
macht. Unter den Flechten hat vielleicht isländisches Moos (Cetraria islandica) 


*) Spezieller Hinweis auf die Literatur Über diese Produkte findet sich in H. M. Smith: 
»The seaweed industries of Japan« und »the utilization of seaweed, in the United States.« 
Bulletin of the Bureau of fisheries, 1904, Bd. 24, S. 133. Setchell: University of California Publica- 
tions, Botany, 1905, Bd.2, S. 91 (edible algae and lichens used bys Hawayans). K. Yendo, »Uses df 
marine algae in Japan« Postelsia 1901; Minnie Reed, The economic seaweeds of Hawaii and 
their food Value«, Report of the Hawaii Agricultural Experiment Station 1906. 

*) Oshima, Office of Experiment Stations, Bulletin Clix, Bd. 34 (1905). 

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646 


Original-Artikel. 


die meiste Aufmerksamkeit auf experimentellem Wege gefunden. Es liefert 
leicht zwei in heißem Wasser lösliche Kohlehydrate, wovon das wichtige 
Lichenin in kaltem Wasser eine opalisierende Lösung, in heißem Wasser eine 
schwer lösliche Gallerte gibt. Durch Hydrolyse mit Säuren gewinnt man Dex¬ 
trose, wodurch seine »Dextrosennatur« bewiesen ist Das zweite lösliche Kohle¬ 
hydrat wird Licheninstärke oder Isolichenin genannt Es gibt mit Jod die be¬ 
kannte blaue Färbung. Dieses Verhalten der zwei Substanzen zusammen läßt 
ihre nahe Verwandtschaft mit der gewöhnlichen Stärke erraten und die Dextrin- 
natur der beiden ist. damit klar erwiesen. 1 ) Die unlöslichen Rückstände der 
Cetrariaarten geben bei der Hydrolyse mit Säuren Mannose, Pentose und 
Methylpentose, wodurch das Vorhandensein der sogenannten Hemicellulosen 
bewiesen wird, zum Unterschiede von den eigentlichen Zellulosen, welche nicht 
so schnell hydrolysiert werden kann. Diejenigen, welche das Verlangen des 
Diabetikers nach dem verbotenen Brotstoff kennen und die häufige Azidosis 
als Resultat der vollkommenen Entziehung der Kohlehydratnahrung bemerkt 
haben, verstehen die Wichtigkeit der Bemühungen, einen passenden Ersatz zu 
finden. Die gelegentliche Annahme, die der kritischen Untersuchung nicht 
Stand hält, daß einige ungebräuchliche Kohlehydrate wie Lävulose, Mannose, 
Galaktose oder Pentose eine teilweise Verwertung in dem Diabetikerorganismus 
finden, hat zu vielen unerfüllt gebliebenen Erwartungen in der diätotherapeu- 
tischen Lehre des Diabetes geführt und selbst der Erfolg des so viel gepriesenen 
Hafermehles, der Kartoffel-, Reis- usw. -Diäten beruht noch immer auf einer ziem¬ 
lich imgewissen Grundlage des direkten Beweises. Unsere Bemühungen nach 
dieser Seite müssen jedoch energisch durch genaue experimentelle Beobach¬ 
tungen festgesetzt werden. Külz, der schon lange seine Aufmerksamkeit auf 
die Möglichkeiten der Verwendung anderer Kohlehydrate als Stärke für die 
Ernährung der diabetischen Kranken richtete, empfahl den Versuch mit Flechten¬ 
brot, das aus Cetraria islandica 2 ) hergestellt werden sollte. Poulsson erwähnt 
Cantani, daß er therapeutischen Gebrauch von Flechtenbrot bei Diabetes ge¬ 
macht habe, mit folgenden Worten: »Meine Versuche sind zwar noch nicht ab¬ 
geschlossen, um mir schon ein Urteil zu erlauben, aber ich glaube doch unter 
angegebenen Verhältnissen, daß Brot aus Lichenin für die Diabetiker nützlich 
sein kann.« 8 ) 

Übereinen ähnlichen Versuch wird auch von einem norwegischen Arzt, Bugge 4 ), 
berichtet, mit Resultaten, die durchaus nicht überzeugen. Im Jahre 1881 bemerkt 
Voit 6 ) anläßlich einer Beschreibung der Eigenschaften von Moosstärke, daß 
sie wahrscheinlich durch die Verdauungssäfte in Zucker verwandelt wird, wenn 
das Lichenin als Nahrungsstoff dient. Die Hartnäckigkeit dieser Behauptung wird 


*) Vgl. Brown, American journal of physiology, 1898, Bd. I, S. 455; Ul ander, Untersu¬ 
chungen über die Kohlenhydrate der Flechten. Dissertation, Göttingen, 1905. Ulander und 
Toi lens: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1906, Bd. 39, S. 401; Müller, Zeit¬ 
schrift für physiologische Chemie, 1905, Bd. 14, S. 278. 

*) Külz: Beiträge zur Pathologie und Therapie des Diabetes mellitus. Marburg 1874, S. 
145 ; vgl. Munk und Ewald, Die Ernährung des gesunden und kranken Menschen, 1895, S. 552. 

*) von Cantani zitiert: Der Diabetes mellitus. Aus dem Italienischen übersetzt von Dr. 
Siegfried Hahn. Berlin 1877, S. 388. 

*) Bugge, Forhandlinger i det medicinske selskab. Kristiania, 1879, p. 179 cit. v. Poulsson. 
# ) Voit, Hermanns Handbuch der Physiologie, 1881, Bd. 6, S. 413. 


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Original-Artikel. 


647 


in einer kürzlich erschienenen Schrift von Poulsson 1 ) wiedergegeben: »Es darf 
schon im voraus als wahrscheinlich angesehen werden«, schreibt er, »daß 
Kohlehydrate der angegebenen Natur im Organismus des Menschen zerlegt 
und ausgenutzt werden. In welchem Umfang dies geschieht, d. h. ob die 
Enzyme des Darmkanals den Hexosen- und Pentosenanhydriden der Flechten 
gegenüber ebenso wirksam sind wie heiße. Mineralsäuren und in welchem Ma߬ 
stab Resorption und Verbrennung stattfinden, sind Fragen, die der experimentellen 
Prüfung bedürfen.« 

Die Versuche, Lichenin und Isolichenin mit Hilfe von Verdauungsenzymen 
in Zucker zu verwandeln, sind allgemein erfolglos gewesen. Die ausführlichsten 
Studien sind von Nilson 2 ) gemacht worden, der gepulverte Flechten und iso¬ 
liertes Lichenin der Einwirkung von amylolytisch wirksamen Speichel, Magensaft, 
Bauchspeichelextrakt und verdünntem Alkali unterwarf, ohne erfolgreich die 
Umwandlung in Zucker beweisen zu können. Brown 8 ) bestätigte diese Beob¬ 
achtungen sowohl bei Lichenin als Isolichenin in des Verfassers Laboratorium, 
wo eine beginnende Verdauung nur bei dem Isolichenin beobachtet wurde. Er 
konnte auch keine Glykogenbildung bei Kaninchen nach vorhergegangener 
Licheninfütterung finden. 

Saiki 4 ) erreichte positive Resultate nur mit zwei Enzymen vegetabi¬ 
lischen Ursprungs, nämlich Takadiastase von Eurotium oryzae und Inulase von 
Aspergillus niger. König und Schubert 8 ) sollen eine Umbildung von Iso¬ 
lichenin (nicht Lichenin) mit Malzdiastase beobachtet haben. 

Die interessante Frage der möglichen Spezifität von Enzymen vegetabilen 
Ursprungs, die hier angeregt ist, verdient weiteres Studium. Die Rolle der 
Eingeweidebakterien ist noch kaum untersucht worden. 6 ) Die Widerstands¬ 
fähigkeit der Lichenkohlehydrate gegenüber den verdauenden amylolytischen 
Enzymen ist überraschend in Anbetracht des angenommenen Wertes der Pro¬ 
dukte als menschliche Nahrung. Wie das Renntier dasselbe verwerten kann, 
bleibt noch immer ein ungelöstes Rätsel. Diese ungünstigen Verdauungsberichte 
werden durch die direkten Studien über die Verwertung der Flechtenkohle¬ 
hydrate im tierischen Organismus bestätigt Das folgende Protokoll soll als 
Erläuterung dienen: 

DI. »Ein kleiner Hund wurde mit Fleisch gefüttert An zwei Tagen wurde 
ein Extrakt von Cetraria islandica, 2 °/ 0 feste Substanz enthaltend in Mengen von 
292 ccm und 300 ccm hinzugefügt. Der Kohlehydratinhalt wurde gleich 6,3 g 
Dextrose geschätzt Die Exkremente der Flechtenernährungsperiode waren durch 
Beigabe von feinem Quarz im Anfang der Ernährung und durch Kork vom Anfang 
der Nachperiode an kenntlich gemacht. In dem Urin wurde kein reduzierender 
Bestandteil gefunden. Die Zusammensetzung der Fäzes ist nachstehende: 


*) Poulsson, Untersuchungen über das Verhalten einiger Flechtenkohlenhydrate im mensch¬ 
lichen Organismus und über die Anwendung derselben bei Diabetes mellitus. Festschrift für Olof 
Hammarsten, XIV., Upsala, läkareförenings förhandlingar, 1905, XI. Supplement. 

Ä ) Nilson, Jahresbericht für Tierchemie 1893, Bd. 23, S. 53; vgl. auch Berg, Jahresbericht 
für Chemie, 1873, S. 848. 

*) Brown, American journal of physiology, 1898, Bd. 1, S. 455. 

4 ) Saiki, Journal of biological Chemistry, 1905, Bd« 2, S. 258. 

*) König und Schubert, Monatshefte für Chemie, 1887, Bd. 8, S. 452. 

•) Vgl. Saiki, 100, cit. 


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648 


Ovigmal-ArtftkflL 


Zusammensetzung der Fäzes: 




Gewicht 

Kohlehydrate 



lufttrocken 

wie Dextrose 

Diät 


Gramm 


Gramm 

Fleisch 

2 Tage 

10 

6,8 

0,68 

Fleisch. 4- Cetraria-Extrakt 

I» 

15») 

25,8») 

8,90*) 

Fleisch 

H 

6») 

24,6 *) 

1,20*) 

Fleisch 

II 

6 

8.2 

0.19 

»Diese Fäzes gehören zu 

der CetrariarEmährungsperiode.« 


Bei Experimenten, die 

man beim Menschen anstellte, wurde 

Cetraria 


islandica sorgfältig gereinigt, mit einer verdünnten Lösung von doppelkohlen¬ 
saurem Kalium extrahiert, um die bitteren Bestandteile zu entfernen, gewaschen, 
getrocknet und zerkleinert. Es wurde in dieser Form mit einer unverdauliche 
Kohlehydrate enthaltenden, grünen Vegetabüienmischung vermischt, eingegeben. 
Die Diät enthielt ihre Kohlehydrate in der Form von feinem weißen Brot und 
Zwiebäcken. Diese Diät wurde 8 Tage vor der Cetraria-Ernährung begonnen. 
Das benutzte Präparat enthielt 72,6 °/ 0 Kohlehydrate als Dextrose. Die Resultate 
dieses Versuchs und ein zweiter ähnlicher, bei welchem die Nahrung gewogen 
wurde und jeden Tag gleich war, sind die nachstehenden. Es ist fraglich, ob 
irgend eine Nutzbarmachung der Cetraria-Kohlehydrate stattgefunden hat 
Cetraria-Ernährung beim Menschen. 1 ) 

Fäzes Bei Cetrariagabe 

Gewicht Kohlehydrate 
lufttrocken als Dextrose 


L Vorperiode 
Cetraria-Periode 

8 Tage 

8 Tage 

g 

35 

146 

o 

o~~ cf 00 
CO 

g 

i 

66 

80 g = 68 g 

als Dextrose 

JL Vorperiode 

2 Tage 

68 

6 

4 


H 

täglich 

34 

6 

2 


Cetraria-Periode 

1 Tag 

63 

24 

13 

20 g = 14 1 /, g 

Nachperiode 

2 Tage 

29 

6 

2 

als Dextrose 


Andere Experimente in unserem Laboratorium haben ähnliche Resultate er¬ 
geben. Die Frage, ob vorherige Behandlung der Flechtenkohlehydrate durch 
Kochverfahren ihre Nutzbarkeit wesentlich verändern würde, soll von meinen 
Mitarbeitern weiter erforscht werden. 

In den vorhergegangenen Protokollen unseres Laboratoriums, deren Details 
übrigens an anderer Stelle veröffentlicht werden, ist der Ein- und Ausgang der 
Kohlehydrate direkt durch Hydrolyse der Cetraria-Kohlehydrate und Fäzes 
und die Bestimmung des entstandenen Zuckers gewichtsanalytisch nach Allihn 
festgestellt worden. Die Vergleiche beruhen auf als Dextrose berechnetem Zucker. 
Poulsson 3 ) hat zwei Experimente beim Menschen mitgeteilt, wobei die Ver¬ 
wertung des mit Cetraria islandica bereiteten Brotes bestimmt wurde. Ein 
Verschwinden von 46—49°/ 0 , auf die aufgenommenen Kohlehydrate bezogen, 
wurde konstatiert. So in einem Falle, der als Illustration dienen mag, wo nach 


l ) Daten aus den unveröffentlichten Experimenten von Mr. V. C. My ers. 
l ) Poulsson, Hammarsten Festschrift, loc. cit. 


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OtigiMtArtUNL 


649 


EmÄhrung mit 800 g Flechtenbrot, das 218 g Kohlehydrate enthalten sollte, 
die korrespondierenden Fäees folgende Daten lieferten: 


Gewicht der Fäzes 790 g 

Wasser 508 g 

Protein 42 g 

Ätherextrakt 11 g 

Rohfaser 10 g 

Asche 14 g 

N- freie Extraktstoffe 111 g 


Ausnutzung «* 49% 

Der Wert der Beobachtung I hängt von den analytischen Daten ab. Hierbei 
ist zu berücksichtigen, daß die Kohlehydrate (stickstofffreie Extraktsubstanz) in 
beiden, Flechtenbrot und Exkremente, durch Differenz berechnet und nicht 
direkt bestimmt wurden. 

Ebenso sollten die Fäzes 42 g Protein enthalten (NX6.25) auf Grund 
der ganz unwahrscheinlichen Annahme, daß der Stickstoff derselben in dieser 
Form ganz vorhanden ist. Solch ein Beweis, auf indirekter und ungewisser 
Kalkulation basierend, erfordert eine genaue Nachprüfung, ehe wir mit dem Autor 
folgern können: »daß wir in der Isländischen Flechte einen Kohlehydratnährstoff 
besitzen, der in nördlichen, getreidearmen Ländern die größte Aufmerksamkeit 
verdient.« Unsere eigene Erfahrung führt zu einem entschieden ungünstigen 
Urteil. Zwei vorhergegangene Experimente vonPoulsson an Diabetikern, die 
mit Flechtenbrot ernährt wurden, zeigten gar keine Wirkung betreffs der Zucker¬ 
ausscheidung. Das war eben zu erwarten, wenn die Kohlehydrate unausgenützt 
blieben. Die Fäzes wurden nicht untersucht, so daß weitere Diskussion jetzt 
nutzlos ist Für zahlreiche andere, Kohlehydrate enthaltende Produkte von 
pflanzlichem Ursprung muß der Hinweis in allgemeinen Ausdrücken gemacht 
werden. Solche Präparate, wie Gummi arabicum, Holzgummi, Kirschgummi. 
Salep, Quittenschleim und Pektin, sind schon lange bekannt und nährende Eigen¬ 
schaften wurden ihnen nicht selten zugesprochen. Einige dieser Produkte haben 
eine ganz besondere Rolle als Diätmittel bei Kranken gespielt. Die wenigen Be¬ 
obachtungen, die man gemacht hat, indem man solche Gummis den verdauen¬ 
den Säften der höheren Tiere aussetzte, haben keine Verwandlung ihrer Poly* 
saccharide in Zucker gezeigt 1 ) Voit versuchte, sich zu vergewissern, wie einige 
seiner Vorgänger es getan hatten, ob irgendwelche dieser Gummis oder Schleime 
von dem Verdauungstraktus absorbiert werden können, ohne die vorherige Ver¬ 
dauungstransformation. In dieser Hinsicht wurden Experimente bei Hunden mit 
Salep, mit Quittenschleim und Gummi gemacht und die Fäzes auf ihre Kohle¬ 
hydrate hin untersucht. Des Autors Schlüsse entstanden zuerst in Anbetracht 
der Menge der Exkremente, die nach der Verftltterung beträchtlicher Mengen der 
Substanzen ausgeschieden wurden. Da die gewonnenen Fäzes von geringerem 
Gewicht waren, als das verzehrte Produkt, wurde ein gewisser Grad von Ver¬ 
wertung angenommen. Auf diesem Wege folgerte Voit, daß 50°/ 0 und mehr 
von dem Verdauungstrakt absorbiert wurden und daß diese Substanzen »ver- 

*) Eine inhaltsreiche Obersicht der früheren Literatur findet sich in der Zeitschrift ftlr Bio¬ 
logie, 1874, Bd. 10, S. 59; vgl. auch Voit: Hermann’s Handbuch der Physiologie, 1881, Bd. 6, S. 413. 

N. F. IIL Jabrg. Digitized OO^ IC 



650 


Original-Artikel. 


mutlich als Nährstoffe bezeichnet werden müssen.« Betreffs des Mechanismus, 
durch welchen sie nutzbar gemacht werden mochten, konnte in Anbetracht der 
großen Unverdaulichkeit des untersuchten Schleimes nichts anderes angenommen 
werden, als die Möglichkeit der Zersetzung durch Bakterien. Gibt man zu, daß 
ein Teil der Nahrung verschwindet, so ist keineswegs damit bewiesen, daß die 
unverdaulichen Kohlehydrate in dem fehlenden Teil eingeschlossen waren. Ein 
wertvolleres und überzeugenderes Verfahren wäre gewesen, diese Bestandteile 
quantitativ in den Verdauungsprozeß einzuführen und die Exkrete zu bestimmen. 
Diese Methode ist in des Verfassers Laboratorium angewendet worden und 
Dr. Saiki hat bereits von einigen Beobachtungen berichtet, betreffs der Ver¬ 
wertung der Kohlehydrate bei Algenpräparaten. Das größte Interesse unter diesen 
besitzt Agar-Agar, der einigen Ruf als Nahrungsmittel genießt, besonders in 
vegetarischen Kreisen unter dem Namen »vegetabilische Gelatine« und auch in 
Japan unter dem Namen »Kanten« 1 ) Anwendung findet als Nahrungsmittel in 
der Form von Gelee, als Zutat zu Suppen und Saucen. Es wird aus Algen der 
Gelidiumart hergestellt und der etwa 6O°/ 0 ige Gehalt an Kohlehydrat, den 
er besitzt, besteht hauptsächlich aus Galaktosanen und Pentosanen. a ) Ein 
weiteres Lieblingspräparat ist «Kombu», von einer Art der Laminaria herrührend, 
welches zu dem Nahrungsregime einer jeden japanischen Familie gehört Es 
dient als Gemüse und wird auch anderer Speise beigekocht, um dieser Geschmack 
zu geben. 10 bis 20 Gramm werden auf diese Weise täglich gebraucht. Hier¬ 
zu gehört auch »Amanori« oder Laver, welches von Porphyra hergestellt 
und vielfach in der Ernährung verwandt wird, aber in kleineren Quantitäten. 
Ebenso wird »Wakame« von Undaria prinnatifida hergestellt und ist den 
Produkten ähnlich, die von den Schotten und Iren gebraucht werden. Diese 
und viele andere Arten sind in den verschiedenen Limuarten enthalten, die man 
auf den Hawaiischen Märkten zur Bereitung der weißen Gelatine, Suppen, gekoch¬ 
tem Fleisch und Saucen verkauft und den Pickles, Konserven oder Süßigkeiten 
beifügt. Studien der Nutzbarmachung dieser Produkte, wie wir sie bereits 
in unserem Laboratorium ausgeführt haben, zeigen eine sehr imbefriedigende 
Verwertung der konstituierenden Kohlehydrate, die kaum von den gewöhnlichen 
Verdauungsenzymen angegriffen werden oder wesentlich von solchen bakte- 
rischen Einflüssen verändert werden, wie man sie im Verdauungstrakt des Menschen 
annehmen kann. Einige wenige dieser Protokolle über Experimente, die Saiki 
am Menschen machte und bei welchen die Fäkal-Kohlehydrate direkt durch die 
Analyse bestimmt wurden, mögen als Erläuterung dienen. Die tägliche Diät 
bestand aus: 


Beef-steak 

618 g 

Brot 

600—600 g 

Zucker 

40 g 

Butter 

81 g 

B Eiern 


2 Äpfeln 



In wechselnden Perioden wurden die Algenpräparate in gekochter Form 


*) Saiki, Journal of biological Chemistry, 1906, Bd. 2, S. 25 X. 

*) Vgl. König und Bettels, Zeitschrift für Untersuchung von Nahrungs- und Genuflmitteln, 
1905, S. 487, wo Analysen von verschiedenen vergleichbaren Produkten gegeben wesden. 


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Original-Artikel. 


651 


hinzugefügt, die Quantität auf die drei Mahlzeiten verteilt Stickstoff bestimmungen 
wurden nach der Kjeldahl-Gurning Methode ausgeführt 


Versuche über die Verwertung beim Menschen. 



Horn 

Faeces 






Gewicht 

Sückstoff 

Kohlehydrate 



Vo¬ 

lumen 

Spezi- 






(als Dextrose) 

Der Diät beigemischte 

fisches 

Stick¬ 

stoff 

feucht 

luft- 

lufttrocken 

lufttrocken 

Substanzen 


Ge- 



trocken 







ccm 

wicht 











Gramm 

Gramm 

Gramm 

Gramm 

*/. 

Gramm 

•/. 

Agar-Agar 

i» » 

19 g 

6g 

1275 

1460 

1,027 

1,026 

20 , 8 ' 

24,8' 


818 

62 

4,1 

6,6 

8,8 

14,4 

nichts 

11 

1816 

1980 

1,026 

1,017 

24,8 

26,7 


222 

46 

8,6 

7,7 

0,7 

1,6 

Wakame 

» 

20 g 
20 g 

1670 

1600 

1,026 

1,026 

24,8; 

26,6' 


821 

70 

4,9 

7,0 

8,4 

4,8 

nichts 

fi 

1600 

1440 

1,028 

1,026 

28,6 

25,8 


276 

66 

4,4 

8,0 

0,7 

1,4 

Asakusanori 

i» 

«g 

6 g 

1680 

1615 

1,024 

1,026 

23,7 

28,1 


207 

62 

4,8 

8,8 

Spur 

0,1 

nichts 

fi 

1400 

1255 

1,024 

1,026 

28,4] 

22,8] 

26,4 

26,7 


171 

48 

8,4 

8,0 

Spur 

0,1 

Kombu 

n 

26 g 
20 g 

1660 

1610 

1,024 

1,024 


284 

59 

4,7 

8,0 

2,6 

4,2 

nichts 

n 

1810 

1460 

1,028 

1,026 

23,4 

24,8] 


168 

41 

8,9 

9,6 

Spur 

0,1 

Italienische rohe 









Kastanien 

160 g 

1495 

1,024 

1,026 

24,8] 


288 

29 

2.0 

7,0 

4,9 

16,9 

ff 

68 g 

1420 

24,7) 


76 

21 

1,8 

8,6 

0,7 

8,2 


Der Versuch mit ungekochten Kastanien wurde angestellt, um die Wirkung 
roher Stärke auf die Zusammensetzung der Fäzes im Vergleich zu Algenkohle¬ 
hydraten zu bestimmen. Die Resultate zeigen die relative Unverdaulichkeit der 
in dieser Form gereichten Stärke. 

Diese Forschungen stimmen mit den Berechnungen von Oshima 1 )' überein 
betreffs der Nutzbarmachung der Nahrungsstoffe der japanischen Kost, die reich 
an Algenpräparaten ist Während die Kohlehydrate gewöhnlich bis zu 98°/ 0 
verwertet werden, findet man folgende Daten bei Mischung mit Algen. 

Verdaulichkeitskoeffizient 


See-Algen 

Kohlehydrate und Rohfaser 

Rohfaser 

Ecklonia bicyclis 

86,2 

17,8 

Laminaria sp. 

76,2 

66,8 

Laminaria so. 

Jr 

55,0 

66,4 

Ulopteryx pinnatifida 

72,8 

2,8 


Bei den Experimenten, in welchen Agar-Agar von uns angewendet wurde, 
konnte es mit Leichtigkeit in den Fäzes wiedergefunden werden. Die Wirkung 


*) Oshima: U. S. Department of Agriculture, Office of Experiment Station«, 1905 
Bulletin 159. 

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662 


Original-Artikel. 


auf die Gesamtmasse der Fäzes war bemerkenswert Agar hält leicht Wasser 
in den Ernährungsrückstäüden zurück und verhindert die Bildung von harten 
Fäkalmassen, (scybala) die so charakteristisch in den gewöhnlichen Formen der Ver¬ 
stopfung sind. Diese Eigenschaft, welche dem Rektalinhalt eine weiche Be¬ 
schaffenheit gibt, zusammen mit dem Widerstand gegen bakteri Zersetzung 
und der dadurch entstehenden Produktion von Gasen oder anderen schädlichen, 
unvollkommen zersetzten chronischer Produkten, läßt den Verfasser vermuten, 
daß Agar-Agar in der Diätotherapie von Nutzen ist bei geeigneten Fällen 
chronischer Verstopfung. Dieselbe Empfehlung gibt Ad. Schmidt. 2 ) Ge¬ 
trocknet, in geringem Maße genommen, wie die bekannte Getreide-Frühstücks- 
nahrung kann Agar-Agar in Quantitäten bis 25 g täglich, zwischen zwei Mahl¬ 
zeiten verteilt, genommen werden mit Sauce, Sahne usw. als schmackhafte, 
wohlschmeckende Zugabe. Diese Behandlung wird natürlich nicht angewandt, 
wenn die motorischen Funktionen des Verdauungstraktes gestört sind. Bei älteren 
Personen mit geschwächten Eingeweiden ist mir durch Ärzte, welche die oben 
erwähnte Vermutung geprüft haben, berichtet worden, daß die Agaremäh¬ 
rung unwirksam ist Bei kleinen Kindern ist die Anwendung von Agar-Agar 
ebenfalls nicht anzuraten. Aber bei den chronischen Fällen, die man so häufig 
findet, wo der wesentliche Faktor der Verstopfung in einer außergewöhn¬ 
lich vollkommenen Verdauung und vollkommenen Absorbierung des Wassers 
aus dem Darminhalt besteht, sind günstige Resultate bei fortgesetzten Gebrauch 
von Agar, in Fällen unter meiner Beobachtung erzielt worden und bei einigen, 
wo Gelegenheit gegeben war, die Fortsetzung der diätetischen Behandlung zu 
überwachen, konnte die tägliche Aufnahme beträchtlich vermindert werden, da 
die Entleerungen mit befriedigender Häufigkeit und Leichtigkeit erfolgten. In 
Anbetracht dieser Tatsachen ist es nicht unwahrscheinlich, daß viele der Algen¬ 
produkte, welche diätetisch verwendet wurden, so gelobt werden wegen ihrer 
milden laxativen Tätigkeit infolge ihrer Unverdaulichkeit und der Leichtigkeit, 
mit welcher sie Feuchtigkeit zurückhalten. Mannane, die Hemizellulosen, welche 
bei der Hydrolyse Mannose geben, werden von den Japanern aus den Knollen 
von Hydrosome rivieri (Conophallus Konjak) gewonnen, und gewöhnlich in 
gekochter Form unter dem Namen Konnyaku verzehrt. Das Präparat enthält 
keine Stärke. 2 ) 

Die Forschungen vonStorer undDillingham 8 ) haben gezeigt, daß Mannan 
sich in der inneren Rinde verschiedener Bäume findet, aber nicht in solcher 
Menge, um den Gebrauch der Borke (von Koniferen) als Nahrung in Form von 
Rindenbrot, wie im vorhergehenden erwähnt wurde, zu empfehlen. Dilling- 
ham hat interessante Details in seinem Beitrag zur Geschichte des Nutzens des 
Rindenbrotes gesammelt Er stellte fest, daß die Rinde des Staff-Baumes, Celasters 
(Celastrus scandens), auch Bittersüß genannt, kletternde Orangenwurzel und 


1 ) Schmidt, Münchener medizinische Wochenschrift, S. 1905, 1970. Auf diese Anregungen 
hin wurden Agarpräparate unter Handelsmarken eingeftihrt. »Regulin« ist Agar-Agar mit wmmerigem 
Extrakt von Cascara sagrada imprägniert. »Collax« und »Laxative biscuits« sind anscheinend eben¬ 
falls reich an Agar-Agar oder derartiger Substanz. 

Vgl. auch. Moll weide, Erfahrungen über Regulin; Therapeutische Monatsschrift, 1906, 
März, S. 126. 

•) Vgl. Tsuji, Bulletin of the College of Agriculture. Tokio, 1894 Bd. 2, No. I. 

*) Störer, Bulletin of the Bussey of the Institution, 1903, Bd. 3, S. 47; Dillingham, 
ibidem, 1906, Bd. 3, S. 120, American-Natural ist, 1907, Bd. 41, S. 391. 


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Ovigiaal-ArtikeL 


663 


Jakobsleiter eine Unmenge von Mannan enthalten. Die zarten Zweige und die 
Rinde dieses Kletterstrauches waren es, die von einigen Stämmen der nord- 
amerikanischen Indianer häufig gekocht und gegessen wurden in Zeiten der 
größten Not Der mögliche physiologische Wert solcher Rindenprodukte ist 
daher dem Vorhandensein von Mannan zuzuschreiben. Die einzige direkte 
Untersuchung, die dem Schreiber dieses bekannt ist, hat gezeigt, daß weder 
künstliche gastrische Extrakte, noch die Bauchspeichel- oder Eingeweide-Enzyme 
des Schweines fähig sind, die Mannane des Konnyaku 1 ) zu verdauen. Daher 
mutmaßt man, daß ihr wirklicher Wert in der Diät auf ihrer Wirkung hinsichtlich 
der Entleerung der Exkremente beruht. Die physiologische Rolle der Pentosane 
und des von demselben abgeleiteten Pentosezuckers ist noch, immer zum größten 
Teil em Gegenstand der Mutmaßung. 

Die Literatur ist von Neuberg 2 ) gründlich revidiert worden. Es ist klar, 
daß die Pentosane, wenn überhaupt, viel weniger schnell von den 
Eingeweiden des Menschen verwertet werden als von den Pflanzenfressern. 
Eben bei den letzteren bleibt der wahre Nahrungswert so schwer 
verdaulicher gärungsfähiger Produkte problematisch. 2 ) Ein hoher Grad der 
Assimilation besteht sicher nicht, und kürzliche Untersuchungen von Brasch 4 ) 
geben keinen Aufschluß über die Verdaulichkeit von Galaktose oder von Pentosen, 
(Arabinose, Xylose, Rhamnose) in der diätetischen Behandlung des Diabetes. Die 
Bedeutung der Zellulose muß mit der gleichen Vorsicht ausgelegt werden. Dies 
ist kürzlich von Lorisch 6 ) ausgesprochen worden. Dieser Forscher hat nach¬ 
gewiesen, daß die sogenannte Zellulose unserer gewöhnlichen vegetabilen 
Nahrung in beträchtlichen Mengen aus den Eingeweiden verschwindet. Er 
neigt zu der Ansicht, daß die Lösung von Polysacchariden nicht ausschließlich 
durch fermentative Wirkungen des Organismus bedingt wird. Schmidt und 
Lorisch 6 ) haben ein Verschwinden von speziell hergestellter Kohlzelhdose beim 
diabetischen Kranken ohne Elimination des Zuckers konstatiert. Sie glauben, daß 
der Hauptteil in irgend einer lösbaren Form absorbiert wird und nicht durch 
Gärung im Darm verloren wird. Es ist jedoch zu früh, die Erfüllung irgend einer 
befriedigenden, ernährenden Wirkung auf diese Weise (wie durch unkritische Autoren 
geschehen) vorherzusagen. Die Energie erzeugende Fähigkeit der nicht wieder ge¬ 
fundenen Zellulose in dem Organismus selbst muß noch nachgewiesen werden 
und Lorisch selbst hat die Daten unter gebührendem Vorbehalt gegeben. Hier 
seine eigenen Worte: »Die Mengen Zellulose, die der Mensch mit der gewöhn¬ 
lichen gemischten Kost einführt und die damit aufgenommenen Energiemengen 
sind allerdings so klein, daß die Zellulose als Nahrungsmittel für den gesunden 
Menschen kaum jemals in Betracht kommen wird.« (loc. cit. S. 816.) 

Das Resultat dieser Untersuchungen liegt in dem Hinweis auf genügende 
Verdauung als Vorbedingung für die physiologische Nutzbarmachung der Kohle¬ 
hydrate, und auf den hohen Wert einiger weniger spezifischer Kohlehydrate. 

*) Vgl. Gatin und Gatin, Biochemisches Centralblatt, 1907, Bd. 6, S 801; Chemical Ab¬ 
stracto, 1908, Bd. 2, S. 294. 

*) Neuberg, Ergebnisse der Physiologie, 1904, Bd. 3 (2), S. 412. 

a ) Ygl. Slowtzoff. Zeitschrift für physiologische Chemie 1901, Bd. 34, & i8r. 

4 ) Brasch, Zeitschrift flir Biologie, 1907, Bd. 1, S. 113. 

8 ) Lorisch, Zentralblatt ftlr die Physiologie des Stoffwechsels, 1907, Bd. 2, S. 801. 

•) Schmidt und Lorisch, Deutsche medizinische Wochenschrift, 1907, S. 1938. 

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654 


Original-Artikel. 


Die Lehren der Experimente warnen vor der eiligen Aufnahme jedes Kohle¬ 
hydratnahrungsproduktes in die Kategorie wahrer Nahrungsmittel. Wir müssen 
auf der Grundlage von exakten Stoffwechselversuchen bauen. Viele der mo¬ 
dernen Produkte haben zweifellos einen verdienten Platz in der Diätlehre bei 
Gesunden und Kranken als Nahrungshilfsmittel, ganz abgesehen von einer direkt 
ernährenden Funktion. Was von den Kohlehydratbestandteilen bekannt ist, 
gilt in Fällen auch für andere Komponenten. So wird behauptet, daß einige 
der Algen, die reich an Stickstoff sind (z. B. Porphyra) besonderen Wert be¬ 
sitzen wegen ihres Proteingehaltes. Das Letztere ist jedoch eine aus dem 
N-Gehalt gefolgerte Annahme. Des Verfassers Erfahrung mit Pilzen, bei wel¬ 
chen der Stickstoff sich in reichem Maße unter der Form von imverwertbaren 
Nichteiweißverbindungen fand 1 ), lehrt weitere Vorsicht, solche Pflanzenprodukte 
auf ihren ernährenden Wert zu taxieren. Vielleicht ist die Tatsache, daß so 
wenige der suggerierten Nahrungsmittel, die in dieser Zusammenstellung er¬ 
wähnt wurden, irgend eine allgemeine Anerkennung gefunden haben, obwohl 
sie in der Natur soviel verbreitet sind, beinahe als instinktiver Ausdruck ihrer 
Nichtnahrhaftigkeit anzusehen. Der aufmerksame Leser wird nicht versäumt 
haben, den Weg gewiesen zu sehen für zahllose ungelöste Probleme, welche 
noch der Aufklärung harren. Inmitten der Ungewißheit erlangt man etwas 
Mut durch die Worte von Donders: »Wer mit aller ihm innewohnenden 
Kraft an der Entwicklung dieser Kenntnisse arbeitet und mit Ausdauer den 
Resultaten seiner Untersuchung Eingang zu verschaffen bestrebt ist, der arbeitet 
auf breiter Basis an der Entwicklung der Menschheit.« 


Experimentelle Forschung in der Lehre der Arteriosklerose. 

Von 

Privatdozent Dr. Saltykow, 

Prosektor am Kantonsspital St. Gallen. 

Wie bei so vielen anderen Fragen der Pathologie bestand auch beim Studium 
der Arteriosklerose seit jeher die Bestrebung, diese Erkrankung künstlich bei 
Tieren hervorzurufen in der Hoffnung, auf diesem Wege über das Wesen des 
Prozesses eher klar zu werden. 

Bei diesen Bestrebungen schlugen die Untersucher verschiedene Wege ein, 
je nach ihrer theoretischen oder durch klinische Beobachtung gewonnenen Vor¬ 
stellung über die Entstehungsursachen der Arteriosklerose des Menschen. 

Manche versuchten es mit mehr oder weniger groben mechanischen Schädi- 
digungen der Gefäßwand oder mit Erhöhung des Blutdrucks; andere trachteten 
durch die Vermittlung von Nerven die Gefäße zu schädigen; wieder andere 
wandten verschiedene Gifte an, darunter speziell auch solche, welche in der 
menschlichen Pathologie für die Entstehung der Arteriosklerose verantwortlich 
gemacht werden: Alkohol, Blei, Nikotin; schließlich fehlt es nicht an Versuchen, 
durch Infektion experimentelle Arteriosklerose hervorzurufen. 

Bei der großen Zahl der bezüglichen Versuche werden wir sie nach den 
verschiedenen angewandten Methoden einteilen müssen. 


*) Mendel, American Journal of physiology 1898, Bd. 1, S. 225. 

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Orginal-Artikel. 


65» 


Gelegentlich erhielten die Experimentatoren Veränderungen, welche zwar von 
der menschlichen Arteriosklerose verschieden waren, doch eine Ähnlichkeit mit 
anderen Erkrankungen des menschlichen Arteriensystems boten; auch solche 
Resultate müssen wir im weiteren in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen. 

L Vergiftungen. 

Die größte Zahl Arbeiten befaßte sich mit den Arterienveränderungen unter 
Einwirkung verschiedener chemischer Substanzen. 

Diese Versuche gingen hauptsächlich von verschiedenen klinischen Erfah¬ 
rungen aus und dürften unser Interesse in erster Linie beanspruchen. 

1. Alkohol 

Die Tatsache, daß man seit geraumer Zeit Experimente über Alkoholismus 
und speziell über die Arterienveränderungen bei demselben anstellte, bedarf 
keiner weiteren Rechtfertigung. Doch waren, wie wir sehen werden, die er* 
haltenen Resultate meist sehr unbefriedigende. Ich werde hauptsächlich die* 
jenigen Versuche anführen, welche einigermaßen nennenswerte Arterienverände¬ 
rungen zum Ergebnis hatten. 

Die Versuche wurden meist an Kaninchen und Hunden, gelegentlich auch 
an Schweinen angestellt. Es wurde dabei nicht nur Äthyl- sondern auch 
Methyl- und Amyl- Alkohol angewandt Der Alkohol wurde gewöhnlich ent¬ 
weder mit der Nahrung oder durch den Magenschlauch eingeführt 

In den weitaus meisten Fällen wird aber nur über je 1 — 2 positive Fälle 
berichtet 

Was speziell die Aorta und die großen Arterien anbelangt, so sprechen die 
meisten Verfasser kurzweg von spärlichen atheromatösen und sehnigen Platten 
(Kremjansky, Dujardin-Beaumetz und Andige, Strassmann, Afanasjew, 
Bondarew), ohne auf das mikroskopische Bild näher einzugehen oder von 
bindegewebiger Verdickung der Intima bezw. überhaupt der Gefäßwand (Berk- 
ley, Bondarew, Lebensohn). 

Die weit meisten mikroskopischen Beschreibungen beziehen sich auf die 
Vorgänge an kleinen Organgefäßen und Kapillaren. Es ist vor allem von einer 
Schwellung, Vermehrung, Desquamation und gelegentlich einer leichten fettigen 
Degeneration der Endothelien die Rede; oder es wird eine fettige Degeneration 
der Adventitiazellen oder schließlich kurzweg fettige Degeneration der Gefäße 
erwähnt (Afanasjew, v. Kahlden, Kulbin, Berkley, Bondarew, Braun, 
Tepljaschin, Lebensohn). 

Manche Autoren berichten über Kemvermehrung der Gefäße überhaupt, 
oder über Infiltrate der Media und Adventitia (Berkley, Bondarew, Braun). 
Durch Leukozyteninfiltrate sah Berkley Gefäßrisse entstehen; die Muskelzellen 
der Media waren degeneriert. 

Ganz negative Resultate erhielten Finkelnburg und O. Loeb. 

Die ausführlichsten Untersuchungen stellte Petrow an 16 Kaninchen und 
8 Hunden an. Er fand an den großen Arterien hauptsächlich eine vakuoläre 
fettige und hyaline Degeneration der Muskelzellen und Degeneration und Risse 
der elastischen Elemente der Media mit Verkalkung der hyalinen Herde. Nur 
ausnahmsweise sah er Fett in den Endothelien. In den kleinen Gefäßen fand 
er die schon oben angeführten Endothelveränderungen. 


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656 


Oriftnal-Aitiket. 


Ver&aser kommt selbst uum Schluß, daß er keine Atheromatose erzielte, 
sondern im wesentlichen eine hyaline Degeneration der Media mit Verkalkung. 

Wir haben also bei sämtlichen Alkoholversuchen entweder Veränderungen* 
welche sicher von der menschlichen Arteriosklerose verschieden sind oder solche, 
deren Zugehörigkeit zu dieser Krankheit nicht bewiesen ist. 

2. Blei. 

Mit Blei worden hauptsächlich Kaninchen* dann Meerschweinchen und 
Hunde vergiftet. 

Auch hier sind die Angaben über die Aartaveränderung sehr spärlich und 
unvollständig. Es ist von Platten und Unebenheiten an der Innenfläche der 
Aorta die Rede (Boinet und Romary, Gouget, Boveri); ferner werden 
Aneurysmen erwähnt (Boveri). Über das Mikroskopische geben nur Boinet 
und Romary an* daß es sich um eine entzündliche Wucherung der Intima und 
der Adventitia handelte. 

Stieglitz sah eine Endarteriitia vorwiegend in der Arteria pulmonalis. 
Diese Veränderung kommt aber nach Jores auch normalerweise vor« 

Weitere Untersncher fanden nur Veränderungen an kleinen Gefäßen* und 
zwar: Endarteriitis obliterans (Annino), fettige Degeneration der Media (Maier, 
Gesenius, Annina). Gesenius sah dabei eine Aneurysmenbfldung und eine 
sekundäre Intimaverfettung und Maier eine aellige Infiltradboa der Adventitia 
und der Media. 

Die Experimente von jorea und Hoddick eigaben negative Resultate. 

Auch diese Versuchsreihen führen uns zu demselben Schluß wie die Experi¬ 
mente des vorausgegangenen Abschnittes; auch hier können wir keine Beziehung 
zu der meswchhchen Arteriosklerose erblicken. 

3. Nebennierenextrakte. 

Die weitaus meisten Versuche sind mit Adrenalin oder mit sonstigen Neben« 
merenextrakton angestellt worden. Wir besitzen zur Zeit über 80 einzelne 
Pubtihatkmen, welche sich entweder mh den Arterienveränderungen durch diese 
Substanzen beflissen oder wenigstens durch solche Versuche angeregt worden sind« 

Alle diese Arbeiten sind im Laufe der letzten 6 Jahre entstanden; sie wurden 
durch die Mitteilung von Jo&ue angeregt, welcher angab, es sei ihm gelungen, 
durch intravenöse AdrenalmiigektiQi^ Atheromatose bei Kaninchen hervor- 

Schon die allerersten Nachprüfungen (von Rzentkowsky, Erb jun.» 
Bl Fischer) haben gezeigt, daß zwar die tatsächliche Beschreibung von josue 
in groben Zügen zutrifft, daß aber die Veränderung von der Arteriosklerose 
sehr verschieden ist. Es hat sich heransgestellt, daß die hauptsächliche Ver¬ 
änderung in der Media lokalisiert ist. Nur wenige Autoren sahen das Wesent¬ 
liche des Prozesses in der IntimaerkranlruDg (Loeper, Papadia). 

Die Versuche sind fast ausschließlich an Kaninchen angestellt worden; die 
vereinzelten Versuche an Affen und Hunden sind entweder vollständig negativ 
ausgefallen oder haben zu unsicheren Resultaten geführt. 

Meist wurden die Injektionen in steigenden Dosen intravenös gemacht, sel¬ 
tener und mit geringerem Erfolg wurde subkutane, intratracheale, intraperito¬ 
neale, intramuskuläre und irxtrastomachale Einführung des Mittels angewandt. 

J osue und nach ihm mehrere spätere Autoren gaben an, daß junge Kanin¬ 
chen dem Adrenalin gegenüber unempfänglich seien. Dies, hat sich mit der Zeit 


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Original-Artikel. 657 

als unrichtig erwiesen, doch scheinen die jüngeren Tiere weniger leicht zu er¬ 
kranken, als die älteren. 

Der Prozentsatz der Versuche mit positivem Resultate ist bei verschiedenen 
Untersuchern ein ganz verschiedener. Während bei manchen sämtliche Ver¬ 
suche und bei den meisten Autoren mehr als die Hälfte derselben positiv aus¬ 
fielen, konnten andere Autoren nur in einem geringen Teil der Experimente 
positive Resultate verzeichnen; bei Kaiserling waren die Resultate sämtlicher 
Experimente negativ. 

Der letzte Autor nahm sogar an, daß die Erkrankung spontan auftritt und 
von der Behandlung unabhängig ist. Diese Annahme widerspricht aber dem 
eben Gesagten und der Seltenheit einer spontanen Erkrankung (Bennecke, 
O. Loeb). 

Am häufigsten kommt die uns beschäftigende Erkrankung in der Aorta, und 
zwar in der Aorta thoracica vor, bedeutend seltener in weiteren großen Arterien, 

Die Beschreibung des makroskopischen und des mikroskopischen Aussehens 
durch die verschiedenen Autoren deckt sich im großen und ganzen. 

Es treten an der Innenfläche der Aorta kleine, weißliche Herde auf, welche 
allmählich zu größeren Platten werden, in deren Bereiche die Wand verdünnt 
und nach außen ausgebuchtet erscheint In ausgesprochenen Fällen kommt es 
zur Bildung echter Aneurysmen. 

Mikroskopisch tritt Streckung und Zerfall der elastischen Fasern und Nekrose 
der Muskelzellen ein, welcher eine leichte, fettige Degeneration (Klotz, Saltykow) 
vorausgeht Das Ganze verkalkt schließlich; so entstehen die großen, brüchigen 
harten Platten, die man makroskopisch bei hochgradiger Erkrankung sieht 
Innerhalb der verkalkten Partien kann Knochen und Knorpel neugebildet werden. 
Um die Platten herum kommt es gelegentlich zu reaktiver Entzündung. 

Ziemlich häufig kommt eine bindegewebige Verdickung der Intima zustande, 
welche aber die meisten Autoren ftlr eine sekundäre, kompensatorische halten. 

Eine viel umstrittene Frage ist die nach der Entstehungsursache der Ver¬ 
änderung. 

Die verschiedenen Autoren entscheiden sich bald für die Bedeutung der 
blutdrucksteigemden Wirkung des Adrenalins, bald für diejenige einer spezifisch¬ 
toxischen Wirkung desselben auf die Mediaelemente, bald für den Einfluß eines 
Verschlusses der Vasa vasorum, oder schließlich für die Kombination einzelner 
dieser Momente. 

Es fehlt nicht an Tatsachen, welche für die eine oder für die andere Auf¬ 
fassung sprechen. Sehr einnehmend ist, wie dies auch Wat ermann erwähnt, 
die Theorie der Vasa vasorum, da ja durch dieselbe das herdweise Auftreten 
der Nekrose und ihre Lokalisation in den inneren Mediaschichten am besten 
erklärt werden könnte. Nun sind aber die tatsächlichen Wahrnehmungen einer 
Erkrankung der Vasa vasorum sehr spärlich (Orlowsky, Trachtenberg); 
deshalb machen andere Autoren einen Krampf der Vasa vasorum verantwortlich 
(Lissauer, Ziegler, Klotz). 

Um die Bedeutung der blutdruckerhöhenden Wirkung des Adrenalins für 
das Zustandekommen der Erkrankung zu beleuchten, hat man gleichzeitig mit 
Adrenalin verschiedene den Blutdruck herabsetzende chemische Stoffe injiziert 
(Amylnitrit, Nitroglyzerin, Opothyreoidin, Euphthalmin, Spermin). Die Resultate 
dieser Versuche waren aber sehr widersprechend. Andererseits konnten Falk 
n. f. m. jtiug. 43 

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m 




VUd $ t.ark ffuzob* subkutane, fwdäfton verschj^ner anderer Substanzen das 
Eintreten der Adrenalinerkrankung hindern. 

Atf Grwd <fer bekannt gewordenen Tatsachen kam* mau am ehesten zu 
<te* VotsteUwng gelangen, daß. sowohl die biiildruckerhöhende, als die tonische 
Adrenalinwirkuag für die Entstehung der Erkrankung von Bedeutung ist 

Ea wurde ferner die Einwirkung verschiedenartiger Zustände des Körpers 
und verschiedener Eingriffe auf die Entwicklung der Erkrankung geprüft; der 
Schwangerschaft, der Laktation, der Kachexie, der tuberkulösen Infektion» der 
Nephritifc, der Temperatursteigung^ der Kastration, der Thyreoidaktomfe^ Die 
Ergebnisse dieser Versuche standen aber entweder in einem Widerspruch unter* 
eiender oder die Erfahrungen waren au gering an Zahl« um einen bestimmten 
Schluß zuzulassen. 

Es. fehlte auch nicht an Bestrebungen, die Afterienerkrankung durch Jod- 
präparato in Nachahmung der Therapie der Arteriosklerose günstig au beein¬ 
flussen* Pie Resultate ließen sich aber so schlecht mH einander in Einklang 
bringen, daß, man aunehmen mußte, es komme weniger auf die Jodkomponeuxe 
des angewandten, Präparates, als auf die sonstige Zusammensetzung desselben 
an. He ding er und O. Loeb konnten sogar durch JqdkaU allein dieselben 
Veränderungen fiervorrufen wie durch Adrenalin. 

Ich habe schon eingangs erwähnt, daß Josue die Erkrankung mit Athe¬ 
rom für identisch hielt Indessen haben die allermeisten Autoren entweder 
auf mehr oder weniger weitgehende Abweichungen oder die völlige Yer- 
schiedenartigkeit der beiden Prozesse hingewiesen. Handelt es sich doch um 
eine Mediaerkrankung, während bei der Arteriosklerose im wesentlichen eine 
Intimaveränderung vorgefunden wird; die Verkalkung tritt beim Menschen erst 
hach vorausgegangener hochgradiger, vorwiegend fettiger Degeneration ein, beim 
Kaninchen kommt sie sehr frühzeitig zustande und die Fettmenge ist sehr gering. 

Eine Ähnlichkeit zeigt die Adrenalinveränderung mit den Verkalkungen 
der Extremitätenarterien bei alten, Individuen, welche in der Media lokalisiert sind 
und von Klinikern meist ohne weiteres mit der Arteriosklerose identifiziert werden* 

Ferner wurde die Adrenalin-» Arterionekrose« (Fischer) mit der luetischen 
Mesaortitis des Menschen verglichen,, was aber wenig gerechtfertigt erscheint, 
da ja nur die Lokalisation in der Media den beiden Veränderungen gemein¬ 
schaftlich ist. Bei der Mesaortitis ist das Wesentliche die Entzündung; Ver-. 
kalkung kommt überhaupt nicht vor, während bei der Adrenalinkrankheit die 
Verkalkung im Vordergrund stehlt und die Entzündung ganz nebensächlich 
und sekundärer Natur ist. 

Die Verhältnisse inbezug auf Verkalkung unterscheiden die experimentelle 
Erkrankung auch von der neurotischen Angiosklerose, mit welcher sie gelegent¬ 
lich verglichen wurde,. 

4. Nikotin und Tabak, 

Meist wurden intravenöse Injektionen gemacht; Tabak wurde auch subkutan 
oder als Rauch durch die Luftwege eingeführt. 

Nur eine Arbeit von Adler ist vor der Zeit der Adrenalinuntersuchungen 
entstanden, die übrigen sind nach den Erfahrungen mit Adrenalin ausgeführt 
worden, und zwar meist als Kontrollversuche zu den Adrenalinexperimenten. 
Pie Versuche galten der Klarlegung der Frage, ob Blutdruckerhöhung oder 
torische Wirkung die Adrenalin-Arterionekrose erzeugt 


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(Mgint-ArtUteL 


069 


Die Arbeit von Adler spricht nur von mikroskopischen Veränderungen der 
kleinen Arterien, welche an diejenige bei Alkoholvergiftung erinnern: End* 
arteriitis und zelüge Infiltration um die Arterien herum. 

Von den übrigen Autoren beschreiben Baylac und Amourottx gelbliche 
vorspringende Herde; auch erwähnen diese Autoren und Zebrowski eine 
Lokalisation an den Abgangsstellen der Hauptäste der Aorta, was bet den 
Adrenalinversuchen nur ganz ausnahmsweise angegeben wird. 

Im übrigen besteht in den Beschreibungen eine vollständige Analogie mit 
den bei Adrenalinversuchen gewonnenen Resultaten. 

Auch hier ist von blassen zentral eingesunkenen Herden der Brustaorta die 
Rede, welche verkalken und durch fortschreitende Ausbuchtung zu Aneurysmen 
werden. 

Mikroskopisch bestand auch hier eine Mediaveränderung mit Streckung und 
Zerfall der elastischen Elemente, Nekrose der Muskelzellen mit nachfolgender 
Verkalkung und reaktiver Entzündung um die Herde herum. 

Wie bei Adrenalin, so fehlen auch hier nicht Angaben, welchen zufolge 
die Herde an der Grenze zwischen Media und Intima (Boveri) oder gar teil¬ 
weise in der Intima (Gouget) liegen. 

Von den meisten Autoren wird von einer sekundären Intimaverdickung ge¬ 
sprochen 

Über die Kardinalfrage nach der Art der Einwirkung der Vergiftung auf die 
Arterien ist man auch hier zu keinem eindeutigen Schluß gekommen, es herrscht 
aber auch bei diesen Versuchen die Ansicht vor, daß sowohl der blutdruck¬ 
steigernden als der toxischen Wirkung eine Bedeutung zukommt. 

Von einer Anzahl Autoren wird eine Identität (Baylac und Amouroux, 
Gonget, Boveri) bezw. Ähnlichkeit (Adler und Hensel) mit der mensch¬ 
lichen Arteriosklerose angenommen. Dagegen läßt sich dasselbe erwidern, was 
schon inbezug auf die Adrenalinversuche gesagt wurde. 

ö. Verschiedene chemische Substanzen. 

Wie bei den Nikotinversuchen handelt es sich meist um Untersuchungen, 
die zur Klärung der Fragen unternommen wurden, welche durch die Adrenalin- 
forschung gestellt wurden. 

Es waren dies entweder Körper, welche chemisch dem Adrenalin mehr oder 
weniger nahe stehen (Methylamino-Acetobrenzkatechin, Brenzkatechin, mehrere? 
synthetisch gewonnene Substanzen), oder solche, die zwar chemisch dem Adrenalin 
fern stehen, aber dieselbe blutdrucksteigernde Fähigkeit besitzen (Digalen, Digitalin, 
Digitoxin, Strophantin, Koffein, Adonidin, Ergotinin, Theocin, Chlorbaryum, 
Hydrastin, Hydxastmin). 

Bei allen diesen Substanzen wurden bald positive, bald negative Resultate 
erzielt 


Es wurden noch verschiedene weitere chemische Stoffe angewandt. 

Positive Resultate wurden mit Salzsäure, Phosphorsäure, Milchsäure, phospor- 
saurem Kalk, Kaliumbichromat, Urannitrit, Chloralamid, Sublimat, Phloridzin, 
Trypsin, Pepsin, Thyreoidin, Mamma sicca, Kochsalzlösung (Fischer), ver¬ 
schiedenen aliphatischen Aldehyden (O. Loeb) und mit faulenden albuminoiden 
Substanzen (Boveri) erhalten. Negative Resultate ergaben: Salzsäurelösung 
(Josserand im Gegensatz zu Fischer), Chlorkali (Hedinger und O. Loeb), 
aromatische Aldehyde, Furforol, Aceton, Diaethylketon, Natriumacetat (O. Loeb). 

48 * 

^.ooQie 




660 


Original-Artikel« 


In allen Fällen mit positivem Resultate handelte es sich um Gefäßver¬ 
änderungen, welche mit denjenigen bei Adrenalin- und Nikotinbehandlung identisch 
waren, manchmal stärker, manchmal schwächer ausgesprochen als bei den Adrenalin¬ 
versuchen desselben Autors. Ich kann es hier also unterlassen, auf die Beschreibung 
der an sich so typischen Veränderungen nochmals einzugehen. 

Angesichts der großen Reihe der oben angeführten verschiedenartigen 
Substanzen, welche die Arterionekrose hervorrufen und der abweichenden Resultate 
der verschiedenen Autoren mit einer und derselben Substanz, ist es begreiflich, 
daß man sich auch hier inbezug auf die Wirkungsweise dieser Substanzen und 
mithin auch des Adrenalins nicht einigen konnte. 

Diese Versuche ergaben Tatsachen, welche sowohl für die druckerhöhende 
als die spezifisch-toxische Wirkung der angewandten Stoffe sprechen. 

Es seien hier noch einige Versuche erwähnt, welche unabhängig von den 
Adrenalinexperimenten unternommen wurden und von diesen abweichende Re¬ 
sultate lieferten. 

Durch VerfÜtterung von Harnsäure und von harnsaurem Natrium an Meer¬ 
schweinchen erzielten Boinet und Romary Aortaveränderungen, welche sie 
als Atherom bezeichnen. Nun war die Erkrankung hauptsächlich in der Media 
lokalisiert; die Intimaverdickungen, welche hyaline und fettige Degeneration auf¬ 
wiesen, sind zu wenig ausführlich beschrieben, um sich ein Urteil über ihre 
wirkliche Ähnlichkeit mit dem Atherom bilden zu können. Dasselbe gilt für 
die Angabe der beiden Autoren, daß sie durch Phloridzin und Quecksilber 
gelbliche Platten, bezw. Intimaverdickungen hervorriefen. 

Sumikawa bepinselte Kaninchenarterien mit Argentum nitricum und 
Terpentinöl. Er sah dabei Abszesse und Entzündung der Arterienwand eintreten; 
nur kann man sich seiner Meinung kaum anschließen, daß die daraus resultierenden 
Intimaverdickungen die Bedeutung der Arteriosklerose besitzen; es ist nämlich in 
dieser Arbeit überhaupt keine Rede von Degeneration. 


n. Infektion und Intoxikation. 

Die Untersuchungen sind vorwiegend an Kaninchen, dann an Meerschweinchen, 
Hunden und Tauben angestellt worden. 

Es wurden Kulturen von verschiedenen pathogenen Mikroorganismen (Paracoli- 
bakterium, Bact coli, Typhusbazillen, Diphtheriebazillen, Milzbrandbazillen, Rotz¬ 
bazillen, Tuberkelbazillen, Staphylokokken und Streptokokken) und ihre Toxine 
(Diphtherie-, Cholera-, Tuberkelbazillen, Streptokokken) angewandt. 

Es handelt sich meist um intravenöse Injektionen. 

Die weit meisten erzielten Veränderungen zeigen keine Ähnlichkeit mit der 
menschlichen Arteriosklerose. 

Wenn auch manchmal von endarteriitischen Platten die Rede ist, so fehlt 
der mikroskopische Nachweis (Crocq); manchmal hatte man es mit zelligen 
Infiltraten in den verschiedenen Gefäßhäuten zu tun (Therese, Pernice, Boinet 
und Romary, Sumikawa). 

Die von Gilbert und Lion gefundenen Platten entsprachen miskroskopisch 
einer Bindegewebswucherung und einer in den elastischen Elementen einsetzenden 
Verkalkung. 

Duval sah Veränderungen hauptsächlich in den kleineren Gefäßen, selten 
in der Aorta. Es handelte sich um eine primäre, manchmal obliterierende 


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Original-Artikel. 


661 


Endothelwucherung und eine fettige Degeneration der Media mit Verkalkung, 
ähnlich wie bei den Adrenalinversuchen. Die durch Bacillus mallei hervor¬ 
gerufenen Veränderungen waren dem Ver£ zufolge mit denjenigen beim Menschen 
bei entsprechender subakuter Infektion identisch. 

Der Adrenalin-Arterionekrose ähnliche Veränderungen sah Klotz bei einer 
Behandlung mit Diphtherietoxm auftreten. Bedeutend näher der menschlichen 
Arteriosklerose stehen die von Klotz durch Typhusbazillen und Streptokokken 
erzeugten Erkrankungen. Er fand eine fettige Degeneration und Wucherung 
der Intima mit Spaltung der inneren Lamelle. 

Noch größer ist die Übereinstimmung mit der menschlichen Arteriosklerose 
bei den von mir durch Staphylokokken erzeugten Veränderungen der Aorta und 
der ganzen Arterien. Es waren dies an den Abgangsstellen der Äste primär 
entstehende und sich allmählich vergrößernde gelbliche Intimaverdickungen. 
Sie bestanden mikroskopisch aus neugebildetem Bindegewebe mit großen Fett¬ 
massen, zahlreichen Cholestearmkristallen und ausgedehnter schleimiger Dege¬ 
neration. 

Die inneren Mediaschichten waren entweder ebenfalls fettig degeneriert, oder 
sie zeigten gelegentlich ähnliche entzündlich-kalkige Herde wie die von Gilbert 
und Lion beschriebenen. 


m. Mechanische Eingriffe. 

Indem man den Begriff der „Schädigung 44 der Gefäßwand in einem etwas 
zu sehr grob-mechanischen Sinn auffaßte, hat man bei Tieren entweder die ganze 
Gefäßwand gequetscht (D*Anna, Malkoff) oder die Intima mit einem Stilett 
verletzt (Crocq, Boinet und Romary). 

Durch Eingriffe erster Art erhielt man nur eine einfache Entzündung der 
Gefäßwand. Nur einmal sah Malkoff Verfettung und Verkalkung der Arterien, 
aber auch hier bestand keine Ähnlichkeit mit Arteriosklerose. 

Bei der zweiten Versuchsreihe waren die Resultate gänzlich negativ. 

Nun führten andere Autoren verschiedene Eingriffe aus, durch welche sie 
die Arterien mittels der Blutdruckerhöhung anzugreifen versuchten. Dies geschah 
entweder so, daß man eine Aorteninsufftzienz (Thoma), oder eine Stenose 
der Bauchaorta (Jores) hervorrief, oder indem man die Nierenarterien abklemmte 
und eine Nephritis erzeugte (Israel), oder schließlich indem man das periphere 
Ende einer Arterie gegen ein kleineres venöses Gefäßnetz hin transplantierte 
(Carrel und Guthrie). 

Nur die von Israel erzeugten Arterienveränderungen boten eine gewisse 
Ähnlichkeit mit der Arteriosklerose: er sah wenigstens eine Verdickung und hoch¬ 
gradige Verfettung der Intima, die hochgradigste Veränderung bestand aber in einer 
Mediaverkalkung. Sonst handelte es sich entweder um Bindegewebswucherung 
oder um einfache Verkalkungen der verschiedenen Gefäßhäute. Thoma spricht 
zwar von Arteriosklerose in seinen Fällen, doch mangels einer genauen Beschreibung 
der Veränderung, erscheint dies nicht als feststehend. 

Von einem besonderen Interesse sind die neulichen Experimente von Klotz; 
er erzeugte eine Blutdruckerhöhung in den Arterien der oberen Körperhälfte 
dadurch, daß er Kaninchen längere Zeit hindurch täglich an den Hinterbeinen 
aufhängte. Er konnte hierdurch eine recht ausgiebige fettige Degeneration und 
Verdickung der Intima hauptsächlich in den Carotiden erzeugen; eine Veränderung 

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662 


Ovigiaal-Aj’tünL 


welche einer gewiesen Ähnlichkeit mit der Arteriosklerose nicht entbehrt, ln 
der Aorta thoracica entstanden hauptsächlich Nekrosen und Verkalkungen der Media. 

IV, Nerrenl&aionen, 

Abgesehen von einigen zufälligen Beobachtungen, waren die Autoren bestrebt, 
durch die Vermittlung der Nerven vor allem eine Erweiterung der Arterien 
herbeizuführen. 

Zu diesem Zweck wurden die entsprechenden Nerven entweder durch¬ 
geschnitten bezw. reseziert, um die Wirkung der Vasomotoren auszuschalten 
(Vulpian, Giovanni, Bervoets, Fraenkel, Lapinsky, Czyhlarz und 
Helbing, Sternberg, Joes), oder gereizt, um durch die Vasodilatatoren einzu¬ 
wirken (Lewaschew, Gley und Mathieu). 

Die Experimente wurden an Kaninchen und Hunden angestellt; es wurden 
die Eingriffe an den Sympathici oder am Ischiadicus gemacht und die Carotis, 
Aorta und Arterien der unteren Extremitäten untersucht 

In den meisten Fällen war eine proliferierende Endarteriitis das Resultat des 
Eingriffe (Bervoets, Fraenkel, Lapinsky, Gley und Mathieu, Czyhlarz 
und Helbing); sonst kamen eine entzündliche Infiltration der Gefäßwand 
(Lewaschew) und hauptsächlich hypertrophische Veränderungen der Media vor 
(Bervoet, Fraenkel, Lapinsky, Czyhlarz und Helbing). 

Giovanni spricht zwar von atheromatösen Flecken, liefert aber keinen 
mikroskopischen Beweis dafür. 

Sternberg und Jores erhielten negative Resultate. 

Wir sehen also bei diesen Experimenten nichts, was der Arteriosklerose 
sicher ähnlich wäre. 

Die entzündlichen Veränderungen der Gefäße müssen als Folge entweder 
der Operation als solcher, oder der sich einstellenden Geschwürsbildung (Czy¬ 
hlarz und Kelbing, Jores) betrachtet werden. 

V. Sonstige Experimente. 

von Eiseisberg hat bei einem Schaf und bei einer Ziege nach Thyreoid- 
ektomie eine Aortaerkrankung gefunden, welche er mit Atherom vergleicht 
Doch scheint es sich hier um eine Verkalkung von ähnlicher Art wie bei den 
Adrenalinexperimenten zu handeln. 

Rudnitzki hält den von ihm bei Meerschweinchen durch Erfrieren der 
Extremitäten erzeugten Prozeß in den Arterien ebenfalls für Arteriosklerose. 
Es bestand hier zwar eine Intimawucherung, doch fehlten einigermaßen ausge¬ 
sprochene degenerative Vorgänge, so daß wir auch diese Arterienerkrankung 
nicht mit der Arteriosklerose identifizieren können. 


Zusammenfassung. 

Wir sehen, daß trotz der großen Anzahl verschiedener Experimente, welche 
das Erzeugen der Arteriosklerose beim Tiere bestrebten, nur wenige derselben 
der menschlichen Arteriosklerose tatsächlich ähnliche Arterienerkrankungen 
zeitigten. 

Vor allem sind es die Versuche mit Mikroorganismen (Saltykow, Klotz), 
welche eine weitgehende Übereinstimmung mit der Arteriosklerose aufweisen. 
Eine gewisse Verwandtschaft mit Arteriosklerose zeigen auch manche durch 

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wi 

BUrtdruckerhöhung Hof tfvftchitfiiseheift Wege etzftttgtefi ferkrttakiiAgön {Rlotk, 
Israel). 

Es ist ferner von Interesse, daß bei den von Josue inaugurierten Experimenten 
mit Adrenalin und verschiedenen anderen Substanzen Arterienveräfiderutigen 
erhaken werden, welche den VerkalkuAgeh der tnenschüehen fixtrvnhiWjek^ 
arterien Ähnlich sind. Nun besteht aber noch eine Meinungmtacliiedehlieit 
darüber, ob diese Erkrankung beim Menschen nicht vielleicht doch auch zu der 
Arteriosklerose gehört. 

Es ist noch ca bemerken, daß fest bei eäfntiichtfL ebfch «u%ezäklte6 fr 
perimenten mit Intimaerferankung, welche ja alteta der ArterioskteföSe Bhfteh, 
daneben auch eine Mediaerkränkung vorhanden ist. Sie kann so stärk ausge¬ 
sprochen sein, daß sie manchmal das Bild beherrscht (Klotz, Israel)* oder eie 
kommt nur gelegentlich, in geringer Entwicklung vor (SaltykoW)* Nur bei 
den InfektionsversUchen von Klotz ist die Mediaerkratikung nicht mit im Spiel, 
dafür war aber auch die Intima am wenigsten erkrankt. 

Was ergeben nun diese verschiedenen Resultate für die Ätiologie der mensch¬ 
lichen Arteriosklerose? 

Es wäre wohl zu weit gegriffcti, wenn wir annehmen wollten» daß diese 
mehr oder Weniger positiven Ergebnisse sämtlich Im Sinne der schädlichen 
Wirkung der Blütdruckerhöhüng zu erklären wären. Eine solche Wirkling wird 
ja den Bakterientoxinen auch zugeschrieben. Wir werden wohl die verschie¬ 
denen Methoden nur als spezielle Fälle einer Schädigung der Arterienwand be¬ 
trachten müssen, auf welche das Gewebe mit einer Neubildung und Degctteik* 
tion reagiert. Da aber bis jetzt die ausgiebigsten Resultate durch die Infektion 
erhalten worden sind, so können wir nicht umhin anzunehmen, daß auch beim 
Menschen die Infektion eines der wichtigsten und häufigsten ätiologischen Mo¬ 
mente der Arteriosklerose bedeutet. 

Für diese Anschauung spricht auch das Sö häufige Vörköttlftteh der Aftefiü* 
Sklerose bei ganz jungen Individuen, ja bei Kindern, die ah chronischen infek¬ 
tiösen Krankheiten litten* 


litmaturvercöiohAis. 

SiltyköW, 2 a&amihenfassebdes Reterät. Zbl. t Path. 1908. 

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Original-Artikel 


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Compt rend. soc. biol. 1903, T. 55; Arch. de m 6 d. explr. 1904. — Klotz, 1 . c. Brit. med. 


1 ) Eine getrennte Zusammenstellung 
Wiederholungen führen. 


der Literatur der beiden Abschnitte würde zu zahlreichen 


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Referate» 


665 


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Verhandl. d. XXI. Kongr. f. inn. Med. 1904; 1 . c. — Pernice, Atti della R. Accad. della 
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D'Anna, Polidinico 1897. —Boinet et Romary, 1 . c. — Carrel et Guthrie, Compt. 
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Thoma, Arch. f. Ophthalm. 1889, Bd. 35. 

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Bervoets, Over spontan gangraen etc. I.-D. Utrecht 1894; Nederlandsche tijdschrifl voor 

1894. — v. Czyhlarz und Helbing, Cbl. f. Path. 1899. — A. Fraenkel, Wien. klin. Woch. 
1896. — Giovanni, Ann. univers. di medic. 1877. — Gley et Mathieu, Arch. de physiol 
1888. — Jores, Ziegl. Beitr. 1902, Bd. 32; 1 . c. 1903. — Lapinsky, D. Zeitschr. f. Nervenh. 
1900, Bd. x6. — Lewaschew, Virch. Arch. 1883, Bd. 92. — Sternberg, Wien. klin. Woch. 

1895. — Vulpian, Arch. de physiol. 1871—72, T. 4. 

V. Sonstige Experimente. 

v. Eiseisberg, Arch. f. klin. Chirurgie 1894, Bd. 49; D. Chirurgie, Lief. 38, 1901. — 
Rudnitzki, Zur Frage der Gewebsveränd. nach Erfrieren usw. I-D. Dorpat 1899 (Russisch). 


t 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 


1665) H&läsz, Aladär. Toväbbi ad&tok a czukorbetegsdgben tal&lhatö pan- 
kreaselv&ltoz&sok ismeretdhez. (Weitere Beiträge zur Kenntnis der Verän¬ 
derungen des Pankreas bei Diabetes.) I. pathol. anatomisches Institut der Uni¬ 
versität Budapest. (Orvosi Hetilap 1908, S. 811.) 

Auf Grund der Klinischen und pathologisch anatomischen Untersuchung von 
weiteren 13 Fällen, wobei das Alter und Geschlecht der Patienten, die heredi¬ 
tären Verhältnisse, die Dauer und der Grad der Erkrankung, die eventuellen Kom¬ 
plikationen, das Gewicht des Pankreas, die Zahlen- und Größenverhältnisse der 
Insel, das Vorhandensein oder Abwesenheit dieser und die Art ihrer eventuellen 
Erkrankimg, der Zustand des Parenchyms, die Neubildung von Inseln, die even¬ 
tuelle Lipomatosis des Pankreas, und schließlich der Zustand der Blutgefäße 
und der Ausführungsgänge in Betracht gezogen wurde, kommt Verfasser zum 
folgenden Schlüsse: 

Die Veränderungen des Pankreas bei jugendlichem Diabetes geben für die 
Erkrankung keine Erklärung, das pathologisch anatomische und histologische 
Bild weist eher darauf hin, daß man einem angeborenen Mangel gegenübersteht. 

Bei alten Personen dagegen ist der Diabetes mit schweren anatomischen 
Veränderungen des Pankreas verbunden, deren Ursache und somit auch die 
des Diabetes oft in der Erkrankung der kleineren Blutgefäße liegt. Außer den 
Inseln ist zwar beinahe in jedem Falle auch das Parenchym erkrankt, die Er¬ 
krankung der Insel ist jedoch stets überwiegend. 

Unter pathologischen Verhältnissen ist eine Neubildung von Inseln aus 
Parenchym wahrscheinlich. Reinbold. 


1666) Goldzieher, M. n. Moln&r, B. Boncol&stani 6s kisdrleti adatok a 
mell6kves6k körtan&hoz. (Anatomische und experimentelle Beiträge zur Patho¬ 
logie der Nebennieren.) II. anatomisches Institut und diagnostisches Institut der 
Universität Budapest (Orvosi Hetilap 1908, S. 259.) 

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«M 


IUftflli 


Im Blutserum von Nephritikem ist stets Adrenalin in nachweisbarer Menge 
vorhanden. Bei chrönisctaa Nierenentzündungen sind die Nebennieren hyper¬ 
trophisch, die Marksubstanz wuchert in die Rindensubstanz« Die Resorption der 
Nierensubstanz verursacht Adrenalinaemie und Steigerung des Blusdruckes, sie 
führt schließlich zur Hypertrophie der Nebennieren. Durch das Verabreichen 
von Sesamöl kann man nicht nur gegen die Wirkung des von außen eingeführten 
Adrenalins, sondern auch gegen die des im Organismus selbst gebildeten Adre¬ 
nalins meistens erfolgreich kämpfen. Rembold. 

1667) Porter, N. L and Marke, H. R. The Effect of Haemorrhage upon the 
V&somotor Reflexes. (Wirkung von Blutverlusten auf Gefäßnervenrefiexe.) From 
the Lab. of Comparative Physiol. in the Harvard Med. School. (Amer. Joum. of 
Physiol. 1908 XXI Nr. IV, S. 460-464.) 

Verfasser studierten den Einfluß von fortschreitender Anämie, durch 
Verbluten erzielt, auf die Gefäßnervenzellen von kuraresierten Katzen und 
Kaninchen. Von afferenten Nerven wurden der Ischiadicus, Brachialnerven, 
Vagus und, wenn möglich, auch der N. depressor gereizt Beide Vagi wurden 
durchschnitten. 

Dem Tiere war wiederholt durch die Carotis Blut entzogen, bis der Druck 
abfiel. Auf den verschiedenen Niveaux des Blutdrucks bestimmten Verfasser 
die Drucksteigerung respektive -Senkung nach Reizung der afferenten Nerven 
und berechneten den prozentuellen Wert dieser Zahlen. Es zeigte sich, daß 
selbst bei einem Druck von nur 10 mm Hg die Vasomotorenzellen noch reizbar 
sind für afferente Stimuli. Wird jetzt der Blutdruck durch Infusion von 0.9°/ 0 
NaCl und defibriniertem Blut erhöht, so bildet sich eine teilweise Erholung des 
Tieres aus. /. Auer . 

1668) Wiggers, Carl J. Some V&somotor ch&nges in Cerebral Vesselo obtained 
by stimulating the Carotid Plexus. (Einige durch Gefäßnerven bedingte Ver¬ 
änderungen in den Hirogefäßen nach Reizung des Plexus caroticus») From the 
Physiolog. Lab. of the Univ. of Michigan, Ann Arbor, Mich. (Amer. Joum. of 
Physiol. 1908, XXI, Nr. IV, S. 454-489.) 

Reizung des Plexus caroticus (nervös.) internus am isolierten, durchspülten 
Hirn bedingte eine Herabsetzung des Ausnußquantums. Nach Betrachtung der 
Erklärungsmöglichkeiten kommt Verfasser zu dem Schluß, daß die Hirngefäße 
unter Nervenherrschaft stehen. J. Amer ; 

1669) Pike, F. HL Guthrie, C. C. and Stewart» 6h N* Studios in Resusci- 
tation. — IL The Reflex Exoitability of the Bram and Spinal Cord alter 
Cerebral Anaemia. Beiträge über Wiederbelebung. — IL Die Reflexerregbarkeit 
des Hirns und des Rückenmarks nach Himanämie. From the Hüll Lab. Univ. 
of Chicago. (Amer. Joum. of Physiol., XXI, Nr. HI, S. 859—671.) J. Auer . 

1670) Erster, J. A. E. and Hooker, D. R. Direct and Reflex Response of 
the Cardio- Inhibitory Centre to Increased Blood Pressure. (Unmittelbare und 
Reflexreizung des Herzhemmungszentrums durch Erhöhung des Blutdrucks.) From 
the Lab. of the Johns Hopkins Univ. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, 
Nr. IV, S. 878-899.) 

Die Hauptergebnisse der experimentellen Arbeit sind folgende: 

Die Verlangsamung des Herzens nach Erhöhung des Blutdrucks (Vagi un¬ 
versehrt) wird durch zwei gleichzeitig wirkende Faktoren hervorgerufen: 

a) Die unmittelbare Wirkung der Drucksteigerung auf das Herzhemmungs¬ 
zentrum. 

b) Reizung des Hemmungszentrums durch afferente Nerven, die ihren Ur¬ 

sprung. zum großen Teil wenigstens, in der Brustaorta haben. Diese Nerven 
bilden anscheinend einen Teil der Vagi. J. Auer . 

1671) Meitzer, S. J. and Auer, J. The Antagonistio Aotion of Calcium upon 
the Inhibitory Effect of Magnesium. Antagonistische Wirkung des Kalziums 
auf die Magnesiumhemmung. From the Dept. of Physiol. and Pharmacol. of the 
Rockefeller Institute. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, Nr. IV, S. 400—419.) 

Nach subkutaner Einspritzung von 1,6—1,75 g MgSO* + 2H a O per Kilo 

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667 


Kaninchen, versinkt das Tier, wie Verfasser früher nachwiesen, in einen voll¬ 
ständig erschlafften, anästhetischen Zustand. Diese Wirkung wird durch irgend 
ein lösliches Mg-Salz erzielt, doch schwankt die Dosis etwas für die verschie¬ 
denen Salze und für verschiedene Tierspezies. Wird die obige Dosis für Ka¬ 
ninchen etwas erhöht, so stirbt das Tier durch Lähmung des Atmungszentrums. 

In der vorliegenden Arbeit zeigen Verfasser, daß die löslichen Kalzium¬ 
salze im Stande sind, diese ausgesprochene Hemmungswirkung des Mgs voll¬ 
ständig zu neutralisieren: z. B. wird einem in der Mg-Anästhesie befindlichen 
Kaninchen 3—6 ccm m /8 CaCl a in die Ohren gespritzt, so zeigt sich vor Vollendung 
der Injektion eine starke Vergrößerung der Atmungsfrequenz und -tiefe, dann 
dreht sich das Tier um, nimmt eine normale Stellung ein, und hüpft oft davon. 
Nach einiger Zeit jedoch unterliegt das Tier wieder der Mg-Wirkung, doch 
droht jetzt dem Atmungszentrum keine Gefahr mehr, und das Tier erholt sich 
vollständig. 

Irgend ein lösliches Ca-Salz übt diese Wirkung aus. 

Weiter zeigen Verfasser, daß Tiere durch die Ca-Einspritzungen ungefähr 
eine zweifach tötliche Dosis von Mg ertragen können, doch muß die Einsprit¬ 
zung ui das Gefäßsystem stets wieaerholt werden. 

Die Versuche zeigen unzweideutig, daß Ca-Salze eine ausgesprochene Reiz¬ 
wirkung auszuüben im Stande sind. /. Auer. 

1672) Gtarrey, W. E. Some Effects of C&rdi&c Nerves upon Ventricular 
Fibrillation. Einfluß der Herznerven auf Flimmern der Herzkammer. From 
the Physiol. Lab. of Cooper Med. College, San Francisco. (Amer. Joum. of 
PhysioL 1908, XXI, Nr. ifi, S, 283—300.) 

In einem kleinen Prozentsatz der untersuchten Hunde fand Garrey, daß 
Reizung einer oder beider Vagi das Flimmern der Herzkammer verhindert; 
diese Wirkung ist auch im verbluteten Herzen zu erzielen. In allen Fällen je¬ 
doch, in dem der Vagus einen hemmenden Einfluß ausübte, stellte sich heute 
oder später ein Stadium ein, in dem Vagusstimulation keine Sistierung des 
Kammerfiimmems hervorriet Jetzt zeigte sich die Heringsche KCl-Behandlung 
erfolgreich. 

Reizung der Acceleratoren bewirkt manchmal Flimmern der Kammer; hier 
und da wird dieselbe Wirkung und Flimmern der Vorkammern durch Sektion 
der Vagi hervorgerufen. 

Während der Versuche wurde das Flimmern durch faradische Reizung der 
Kammern erzielt J. Auer . 


1678) Bence, Gyula. Adatok a szivhypertrophia keletkezdsdnek kdrddsdhez. 

(Beiträge zur Kenntnis der Entstehung der Herzhypertrophie.) Diagnostisches 
Institut der Universität Budapest. (Magyar orvosi Archivum 1908, N. F., Bd. IX, 
S. 107-124.) 

Verfasser bestimmte das Gewicht und den N-Gehalt der ganzen Herz¬ 
muskulatur, ferner der einzelnen Teile desselben; das Gewicht des Septums 
wurde nach der von V. Müller aufgestellten Regel, wonach die Kammer im 
Verhältnis der Gewichte ihrer Wände sich an der Bildung des Septums be¬ 
teiligen, dem Gewicht der beiden Kammermuskulaturen zugerechnet. Die auf 
die einzelnen Kammern fallenden Anteile des gesamten N-Gehaltes des Septums 
wurden ebenfalls nach dieser Regel berechnet und mit dem N-Gehalt der Wand¬ 
teile der Kammer verglichen. Als Versuchsmaterial dienten 6 Herzen, und 
zwar ein normales, zwei mit Klappenfehler behaftete, zwei infolge arterioskle¬ 
rotischer Nierenentzündung hypertrophierte und eins mit isolierter rechtsseitiger 
Hypertrophie infolge Brustfellentzündung und Lungenschrumpfung. 

Zwischen dem N-Gehalt der rechten und linken Kammerwand wurde stets 
ein Unterschied gefunden; die aus dem N-Gehalt des ganzen Septums für die 
rechte oder linke Kammer berechneten Werte stimmten sehr gut mit dem N- 
Gehalt der Wände der betreffenden Kammer überein. Beim normalen Herz 


wurden z. B. folgende Werte erhalten: 




668 


Referate. 


N-Gehalt der linken Kammerwand.2,44 °/°, 

„ der rechten Kammerwand.1,93 °/ 0 , 

„ des Septums.2,27 °/ 0 . 

„ des zur linken Kammer gehörenden Anteiles des Sep¬ 
tums (berechnet aus semem gesamten N-Gehalt und 
Gewicht, ferner aus den Gewichten der Wandteile 

beider Kammern).2,42 °/ 0 , 

„ des zur rechten Kammer gehörenden Anteiles des Sep¬ 
tums (berechnet wie oben).1,93 °/ 0 . 


Da die gleichmäßige Verteilung des Stickstoffes zwischen Septum und 
Wandteilen auch bei hypertrophischen Herzen beibehalten blieb, schließt Ver¬ 
fasser, daß die Veränderung der Herzmuskulatur bei der Hypertrophie und der 
darauffolgenden Erschöpfung zirkulär gleichmäßig erfolgt Eine solche gleich¬ 
mäßige Veränderung kann nur physikalisch erklärt werden, die Hypertrophie 
muß also eine kompensatorische Erscheinung sein. Die Veränderungen, welche 
die Erschöpfung begleiten, verteilen sich ebenfalls unter dem Einflüsse mecha¬ 
nischer Einwirkungen gleichmäßig, und zwar auch dann, wenn das patholo¬ 
gische Bild einer Entzündung entspricht. 

Im Umstande, daß die auf Grund der Müllerschen Hypothese für den N- 
Gehalt der linken resp. rechten Teil des Septums berechneten Werte so gut 
mit dem N-Gehalt der Wandteile der entsprechenden Kammer übereinstimmten, 
findet der Verfasser einen Beweis für die Richtigkeit der Müllerschen Hypo¬ 
these. Die Unterschiede im N-Gehalt beider Kammerwände weisen auf die 
Möglichkeit einer einseitigen isolierten Hypertrophie hin und beweisen die funk¬ 
tionelle Selbständigkeit der einzelnen Herzteile. ReinboUL 

Physiologie und physiologische Chemie. 

1674) Heilner. Über die Wirkung künstlich erzeugter physikalischer (os¬ 
motischer) Vorgänge im Tierkörper auf den Gesamtstoffumsatz mit Berück¬ 
sichtigung der Frage der Überempfindlichkeit. Aus dem physiologischen In¬ 
stitut in München. (Ztschr. f. Biol. 1907, Bd. 60, S. 476—487.) 

Verfasser bestimmte den Gesamtstoffwechsel bei Kaninchen, denen er große 
Mengen isotoner, hypotoner (dest Wasser) und hypertoner Flüssigkeit subkutan 
beibrachte. Es konnten enorme Mengen isotoner Lösung injiziert werden ohne 
den geringsten Einfluß auf die Gesamtstoffzersetzung. Hypotone Lösung da¬ 
gegen führte sofort eine außerordentliche Herabsetzung der Eiweißzersetzung 
herbei, während die Fettzersetzung eher etwas gesteigert war; das ganze Bild 
ähnelte sehr dem bei subkutanen Injektionen mit hochprozentigen Traubenzucker¬ 
lösungen festgestellten. 

Hypertone Lösungen hatten im Wesentlichen genau den gleichen Einfluß 
wie hypotone. 

Verfasser erklärt dieses Verhalten in folgender Weise: Eine blutisotone 
Lösung vermehrt nur die Masse der Körpersäfte; eine nennenswerte osmotische 
Reaktion findet nicht statt. Bei druckunterschiedener Lösung dagegen tritt als¬ 
bald ein auf den Ausgleich des Druckunterschiedes gerichteter Prozeß zwischen 
Zellen und Körpersäften einerseits und der Lösung andererseits auf. Die Energie 
dieser Ausgleichsbestrebungen hängt von der Konzentration der Lösung ab. 
Hierdurch wird offenbar das Zersetzungsgeschäft in der Zelle beeinträchtigt, und 
zwar wird auffallenderweise nur die Verbrennung stickstoffhaltigen Materials 
beschränkt; wahrscheinlich wird nur das Eiweißferment durch die osmotischen 
Vorgänge geschädigt, das Fettferment nicht. 

Verfasser hat endlich Kaninchen große Mengten artfremden Serums bei¬ 
gebracht; die Tiere vertrugen den Eingriff gut, gingen aber zugrunde, wenn 
dieselbe Injektion 1—3 Monate nachher noch einmal wiederholt wurde. In 
gleicher Weise aber gingen sie zugrunde, wenn statt der zweiten Serum¬ 
injektion eine solche mit hypertoner Kochsalzlösung gemacht wurde. Verfasser 
vermutet, daß das Zugrundegehen der »überempfindlich« gewordenen Tiere 

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Referate. 


669 


durch die Wirkung einer druckunterschiedenen Lösung auf den Eiweißferment¬ 
haushalt verursacht wird, ohne daß spezifische, nur im Serum enthaltene Prinzi- 1 
pien aufe neue zugeführt werden müßten. Meinertz. 

1675) Heilner. Zur Frage der Verdauungsarbeit Aus dem physiologischen 
Institut in München. (Ztschr. f. BioL 1907, Bd. 50, S. 488—503.) 

Verfasser hält Zuntz gegenüber durchaus an der Ansicht fest, daß es eine 
»Verdauungsarbeit« im Zuntz-Mering'schen Sinne nicht gibt. Alles was man 
unter Verdauungsarbeit, Darmarbeit, Drüsenarbeit, Kaumuskelarbeit, Arbeit der 
peristaltischen Bewegung, Leberarbeit usw. zusammenfaßt, ist eine im einzelnen 
in ihrer Größe nicht bestimmbare Teilerscheinung jenes großen stofflichen Vor¬ 
ganges der Mehrzersetzung, die wir nach Einfuhr von Nahrungsstoffen in 
den Darm beobachten. Insbesondere zeigt er durch neue Versuche bei er¬ 
höhter wie bei normaler Temperatur, daß die Verbrennung des zugeftihrten 
Traubenzuckers tatsächlich innerhalb 24 Std. eintrift, und beseitigt damit den 
Einwand von Zuntz, daß man eine derartige Annahme nicht der Berechnung 
zugrunde legen dürfe. 

Ferner geht diese Auffassung aus folgender Überlegung hervor. Wasser in 
abundanter Menge ruft beim Kaninchen eine Steigerung der Eiweiß- und Fett¬ 
zersetzung hervor. Maßgebend ist dabei der Zustand des Körpers: Dieselbe 
Wassermenge, die beim normal hungernden Tiere einen wesentlichen Einfluß 
auf die Eiweiß- und Fettzersetzung ausübt, ist am Tiere, das unter erhöhter 
Außentemperatur hungert, ohne jede Wirkung, obgleich sicher die Aufnahme 
in die Körpersäfte in beiden Fällen keine wesentlich verschiedene Arbeit ver¬ 
ursacht. Und ferner bleibt die Steigerung aus, wenn man in derselben Wasser¬ 
menge eine dem Hungerzustande entsprechende Traubenzuckermenge gelöst 
verabfolgt: in diesem Falle dient das Wasser als Lösungs- und Transportmittel, 
ist also nicht abundant. Auch das Wasser kann also eine »spezifisch-dynamische« 
Wirkung (Rubner) entfalten; wenn wir aber diese Steigerung des Stoffumsatzes 
als »Verdauungsarbeit« betrachten wollten, so müßten wir ja nach dem eben 
Mitgeteilten annehmen, daß das Wasser für sich allein eine größere Verdauungs¬ 
arbeit bedinge als Wasser plus Kohlehydrat! Ja diesen selben Versuch kann 
man umkehren, (sodaß also das Wasser allein keine Erhöhung des Gesamt¬ 
umsatzes hervorruft, wohl aber dieselbe Menge Traubenzuckerlösung), wenn 
man ihn bei erhöhter Temperatur unternimmt. Es ist also der Zustand des 
Körpers im Verhältnis zu den aufgenommenen Nahrungsstoffen, der die Steige¬ 
rung hervorruft; die »Verdaungsarbeit« kann es nicht sein. Meinertz . 

1676) B&ncken, D. u. Tigerstedt, E. Zur Kenntnis der Temperatur im 
menschlichen Magen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 36—46.) 

Die Temperatur wurde bei einem Knaben mit Magenfistel (angelegt wegen 
Osophagustriktur nach Laugenverätzung) im Magen und im Rektum bolometrisch, 
d. h. an einer Galvanometerskala gemessen. Nach Eingießen einer kälteren oder 
wärmeren Milchsuppe verändert sich die Temperatur des Mageninhaltes sehr 
regelmäßig. Der Temperaturausgleich erfolgt rein physikalisch in rund drei¬ 
viertel Stunden. Beim Genuß von durchschnittlich l 1 / a 1 Wasser von 15° und 
P/a kg Nahrung von ca. 25° wird daher die Temperatur des Magens bei einem 
Erwachsenen innerhalb 24 Stunden sehr erheblich durch längere Zeit von der 
der übrigen Organe differieren. Das Fehlen von dadurch bewirkten Störungen 
beweist die geringe Empfindlichkeit des Magens für solche Schwankungen. Bei 
Nahrung von gleicher Temperatur wie der ruhende Magen findet keine nach¬ 
weisbare Wärmetönung statt (An der Skala lassen sich noch 0,0215° C ab¬ 
lesen = 1 mm.) K. Reicher. 

1677) H&ri, P. Vizsgälatok a pepszin — emdsztäs reactio-hojäröl. (Unter¬ 
suchungen über die Reaktionswärme der Pepsin-Verdauung.) Allgem. pathol. 
Inst der Universität Budapest. (Magyar orvosi Archivum N. F. 1908, Bd. IX, S. 45. 

Verfasser prüfte die Aenderungen des Energiegehaltes von Ovalbumin beim 
einfachen Eindampfen mit einer verdünnten Kochsalzlösung, beim Stehen mit 
verdünnter Salzsäure und Eindampfen der neutralisierten Lösung und schließlich 
bei der Pepsin-Salzsäure-Verdauung. 


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670 


Batet*». 


Es geht schon bei dem. Eindampfen mit destilliertem Wasser eine gewisse 
Hydrolyse vor sich, was aas der Vermehrung des Trockenrüdestandes und des 
Energiegehaltes zu ersehen war. Die intramolekulare Wasseraufhahme schreitet 
bei Wiederholungen der Eindampfung immer weiter. Beim Eindampfen mit 
Kochsalzlösung war die Zunahme an Energie etwas bedeutender, und zwar 
ungefähr im gleichen Grade, wenn das Präparat mit Kochsalzlösung übergossen 
wurde, oder wenn es mit Salzsäure übergossen wurde und die Neutralisation 
dieser mit NaOH sofort vorgenommen wurde. Wenn aber die Salzsäure Gele¬ 
genheit hatte, 2—6 Tage auf das Eiweiß einzuwirken und erst nachher mit der 
äquivalenten Menge NaOH neutralisiert wurde, so war die Energiezunahme des 
Trockenrückstandes viel bedeutender, bis zu 1,45—3,66 Proz.. Die Reaktions¬ 
wärme der Salzsäurewirkung ist somit negativ. 

Bei der gleichen Einwirkung von Pepsin-Salzsäure auf das gleiche Präparat 
dagegen beobachtete Verfasser eine beträchtliche 1,61- bis 2,35-proz. Abnahme 
des Energiegehaltes, wodurch der Beweis für die positive Reaktionswärme bei 
der Pepsin-Salzsäurewirkung erbracht ist. Reinbold. 

1678) Hemmeter» J. C. Die Wirkung der Totalexstirpation sämtlicher 
Speicheldrüsen auf die sekretorische Funktion, des Magens beim Hunde. Aus 
d. physioL Inst d. Univ. Maryland, Baltimore. (Biochem. Ztschr. 1908, B<L XI, 
S. 238—259.) 

Bei Hunden mit einfacher Magenfistel bewirkt die Exstirpation sämtlicher 
Speicheldrüsen bei Verhinderung der psychischen Sekretion eine ausgesprochene 
Verminderung der Magensaftsekretion. 

Bei srcichfildrüsenlosen Hunden wird die Verminderung der Magensaft¬ 
sekretion durch eine von normalen Hunden gekaute und eingespeichelte Nahrung 
nicht bis zur Norm wieder hergestellt. Durch intravenöse oder intraperitoneale 
Injektion von Speicheldrüsenextrakten kann jedoch ein vorübergehender Anstieg 
bis zur normalen Magensaftsekretion wiedererzeugt werden. Dies findet auch 
trotz, vorhergehender Isolierung des Magens vom Zentralnervensysteme statt In 
den Magen eingeführte, frisch zermahlene Speicheldrüsen wirken nicht anregend 
auf die Sekretion. Die vorliegenden Experimente weisen auf das Vorhandensein 
eines die Magensaftsekretion erregenden, in den Speicheldrüsen gebildeten »Hor¬ 
mons« hin. K. Reicher . 

1679) Umber, F. (Altona). Magensaftsekretion bei Bectalern&hruiig. Aus 
der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 48, S. 1556—1557.) 

Michael hatte (Nr. 45 dieser Wochenschrift) bei Nachprüfung des Umber¬ 
schen Versuches, der bei Rectalernährung Magensaftsekretion ergab, negative 
Resultate. Umber hielt die gemachten Versuchsbedingungen für nicht ganz 
einwandsfrei. Diese Versuche lassen sich mit Sicherheit nur an solchen Personen 
feststellen, bei denen man den produzierten Magensaft fortlaufend quantitativ 
gewinnen kann wie bei Magenfisteln. Der per os eingeführte Magenschlauch 
gibt keine genauen Resultate. Umber hatte Gelegenheit, an einem zweiten 
Fall die Richtigkeit seiner Ergebnisse zu beweisen, die weniger praktisches als 
wissenschaftliches Interesse haben. 

In seiner Erwiderung auf diese Mitteilungen gibt Michael kleine Mißverständ¬ 
nisse zu,, ohne sich die Umberschen Anschauungen zu eigen zu machen. Zu¬ 
gegeben, daß die Ergebnisse unbestreitbar sein konnten, ist die Menge und 
Zeitdauer der Absonderung zu gering, um wesentlich in Betracht zu kommen. 

ßomstein. 

1680) Yukawa. Klinisch-experimentelle Untersuchung der Adrenalinwir¬ 
kung auf die Magendrüsen. (Boas’ Archiv 1908, Bd. XIV, H. 2, S. 166.) 

Nach klinischen Untersuchungen bewirkt das Adrenalin innerlich genommen 
eine Vermehrung des Gehaltes der Salzsäure im Magen; dagegen vermag es 
nicht, bei Anaciden die Salzsäurereaktion hervorzurufen. Sehr wahrscheinlich 
ist auch eine Erhöhung der Gesamtacidität — Bei den Tierversuchen tritt eine 
Vermehrung der gesamten Magensaftmenge regelmäßig ein, wahrscheinlich auch 
der HCl. Die intravenöse Anwendung des Adrenalins hatte dieselbe Wirkung 


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67) 


wie die ijanerbche. — Bei gleichzeitiger Anwendung vou Adrenalin einerseits 
und Atropin oder Pilocarpin andererseits ist der Effekt derselbe,, als ob Adre¬ 
nalin allein wirke*, die hemmende Wirkung des Atropins als auch die stimu¬ 
lierende. des Pilocarpins treten vollkommen wctek. P* Schlipp*. 

1081) Hattion, L. Les excftante de la sdcrdtion pancrdatique et le m£- 
oanisme duodfinal de leur action, fDie Mittel zur Erregung der Pankreassaft- 
absonderung und der duodenale Mechanismus ihrer Wirkung!) (Areh. des mal. 
de Papp. dig. et de la mrtr. 1908, Bd. II, S. 189—206.) 

Kritische Besprechung der von der Pawlowschen Schule, von Bayliss und 
Starling und anderen gefundenen Tatsachen und der daraus erwachsenen 
Theorien; zu kurzem Referat nicht geeignet. Fr. Schmidt. 

1682) Asooli» VL u» Izar» G* Beeinflussung der Autolyse durch anorga¬ 
nische Kolloide. IV. Mitteilung: Wirkung auf den Abbau der Nukleins. (Blo¬ 
chern. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 356—370.) 

Zwischen der Stoffwechselwirkung des kolloidalen Ag und der Beeinflussung 
der Autolyse durch dasselbe besteht eine prinzipielle Übereinstimmung. 

Minimale Mengen Ag begünstigen die Harnsäurebildung vorwiegend im Ver¬ 
hältnis zur Gesamtautolyse. Die bei der Hamsäurebildung beteiligten Fermente 
werden durch Zusatz, von Kolloiden (Ag, Fe[OH] a> AsaS#) aktiviert. Größere 
Mengen Fe(OH) a und As*O a bewirken umgekehrt Hemmung der Hamsäure¬ 
bildung. 

Die Urikolyse wird durch Ag verlangsamt. K. Reicher* 

1083) Qttkin, W. u. Loewy, A. Zur Frage» Aber den autolytischen und 
hydrolytischen Abhau des Eiweißes unter normalen, und pathologischst! Be¬ 
dingungen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 498—505.) 

Die autolytischen Vorgänge pflegen im Salzsäure- und blausäurevergifteten 
Muskel gegenüber der Norm gehemmt zu sein, während in der Leber diese 
Hemmung meist nicht ersichtlich ist Eine der Phosphorwolframsäurefällung sich 
bedienende Methode zur Bestimmung der verschiedenen Stickstofffraktionen des 
Eiweißmoleküls scheint den Autoren nicht sicher genug zu sein, um Aufschlüsse 
über pathologische »Eiweißabartung« zu liefern. Jedenfalls hat die Amidstick¬ 
stofffraktion, vom Coma diabeticum abgesehen, keine deutliche Beeinflussung 
durch die Vergiftung erfahren. K. Reicher. 

1684) Heß, L. u» BmL P. Einwirkung des. Arsens auf die. Antalyas. (Wr. 
med Woch. 1907, Bd. 52, S. 2528.) 

Wenn man Organe statt mit Toluolwasser mit arseniger Säure in der 
Wärme konserviert, so bleiben diese weit länger erhalten. Es legt den Ge¬ 
danken nahe, daß vielleicht eine Hemmung der Autolyse durch Arsenik statt¬ 
finden könne. Wurden nun Organe von Kaninchen mit Zusatz von Arsenik der 
Autolyse unterworfen, so zeigt sich eine Hemmung derselben nur in der ersten 
Phase der Autolyse; es scheint also nur das autolytische Ferment geschädigt zu 
werden, nicht Zelle oder deren Eiweiß; später läßt die fermenthemmende 
Wirkung nach und die Proteolyse kann weiterschreiten. 5 ccm einer gesättigten 
wässerigen Lösung von Arsenik (1:355) ruft in 20 ccm Leberbrei schon deut¬ 
liche Hemmung hervor.. Diese ist eine streng spezifische. Ein anderes Gift, 
das hemmend auf die Autolyse wirkt, ist das Chinin; Arsen und Chinin haben 
viele Ähnlichkeit in ihrer Wirkung und beide sind Eiweißsparer, beide Anti- 
protozoica. Dagegen läßt Phosphor und Arsen in der Beeinflussung der Auto¬ 
lyse einen gewissen Gegensatz erkennen. K. Glaeßner. 

1685) Zuntz, N. u. Plesch, J. Methode zur Bestmzxmmg dev zirkulierenden 
Bbsbnenge beim lebenden Tiere. (Biochem Ztschr. 1908, Bd. XI; S. 47—60*) 

Es wird eine gemessene Menge Kohlenoxyd, und zwar pro Körperkilo 2 */% 
bis. 3 ccm, bei Anämie entsprechend weniger eingeatmet, bei fortdauernder At¬ 
mung mit einer Spritze ca. 5 ccm Blut entnommen und das Kohlenoxyd durch 
Ferricyanid aus dem Blute entbunden. Den Abschluß der Bestimmung bildet 
die Verbrennungsanalyse des ausgetriebenen CO. Die Einzelheiten über die 
sinnreich zusammengestellten Apparate und die endgültige Berechnung der Blnt- 


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672 


Referate. 


menge müssen im Original nachgelesen werden. Zu den Nachfüllungen der 
Verbrennungsflasche benutzt man, um Fehler durch etwa in der ZimmerTuft vor¬ 
handenes Leuchtgas zu vermeiden, zweckmäßig CO s -freie Luft aus dem Freien. 
Auch soll sich aas Versuchsindividuum in den letzten Stunden vor dem Ver¬ 
suche nicht in einer durch Leuchtgas verunreinigten Luft aufhalten oder stark 
rauchen. Die schöne Methode, welche nahezu emer guten Blutgasanalyse mit 
Hüfe der Quecksilb^rpumpe in der Genauigkeit ihrer Kohlenoxydbestimmung 
gleichkommt, wird gewiß bisher unlösbare Probleme ihrer Klärung zuführen. 

K, Reicher . 

1686) Vandevelde, A. J. J. Über Milchzucker zerstörende Enzyme in der 
Milch. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 61—66.) 

Der Milchzucker wird in der rohen Milch zu Verbindungen umgesetzt, 
welche auf die Polarisation verändernd wirken; dabei werden weder flüchtige 
Substanzen gebildet noch die Säuremengen vermehrt K. Reicher . 

1687) Wilenko, G. G. (Karlsbad). Zur Kenntnis der Glutars&urewirkung 
auf den Fhloridzindiabetes. Aus dem Lab. d. Med.-Polikl. Inst in Berlin 
(Direktor: Senator.) (D. med. Woch. 1908, Nr. 82, S. 1886—1886.) 

Die Glutarsäure wirkt beim phloridzindiabetischen Hunde nur zuckerherab¬ 
setzend, wenn er durch Hunger entkräftet ist. In den Versuchen des Autors, in 
denen Hunde, die vorher gehungert hatten, gleichzeitig mit dem Phloridzin und 
der Glutarsäure eine eiweißreiche Kost erhielten, trat eine Wirkung der Glutar¬ 
säure nicht zu Tage. Andererseits trat bei phloridzindiabetischen Kaninchen, 
die Kohlehydratkost bekamen, eine deutliche Hemmung der Zuckerausscheidung 
auf. Der Verfasser schließt aus seinen Versuchen, daß eine spezifische Beziehung 
zwischen Glutarsäure und Zuckerbildung aus Eiweiß nicht besteht. Reiß, 

1688) Mo. Guigan, H. The direct utilizationof the Common Sugars by the Tiasue. 
(Die unmittelbare Verwertung des gewöhnlichen Zuckers durch die Gewebe.) 
From the Lab. of PhysioL and Pharmacol. Washington Univ. St Louis, Missouri. 
(Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, Nr. III, S. 834—350.) 

Verfasser kommt zu den folgenden Hauptergebnissen: 

Durchspülung der lebenden Muskeln mit einem Gemisch von defibriniertem 
Blut, Lockescher Lösung mit Zusatz von Dextrose, Lävulose oder Galaktose zeigt, 
daß dieses Gewebe diesen Zucker rasch verbrennt. 

Erhöhung des Zuckerquantums im perfundierten Blutgemisch oder Reizung 
der Muskeln während der Durchspülung erhöht die Oxydation. 

Durchspülung toter Muskeln bewirkt keinen nennenswerten Zuckerverlust 

Die durchspülte Leber verwertet die gewöhnlichen Zuckerarten. 

Die Glykolyse im Blut in vitro ist, während zwei Stunden wenigstens, sehr 
geringfügig. J. Auer. 

1689) Meitzer, S. J. and Auer, J. The Action of Strontium. Compared with 
that of Calcium and Magnesium. (Wirkung von Sr mit jener von Ca und Mg 
verglichen.) From the Dept of Physiol. and Pharmacol. of the Rockefeiler In¬ 
stitute. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, Nr. IV, S. 449—463.) 

Die Wirkung subkutaner Einspritzungen von SrCl a in Kaninchen (Dosis 
4 g pro kg) zei^ keinerlei Ähnlichkeit mit jener von mg in viel kleineren 
Gaben: Keine Anästhesie stellt sich ein; das Sensorium und die Reflexe sind kaum 
beeinflußt; eine Parese stellt sich nur spät nach großen Gaben von Sr ein. 

Ca intravenös kann nicht die Sr-Wirkung neutralisieren, im Gegenteil scheint 
sie verstärkt zu werden. 

Auch ist Sr nicht im Stande, die Mg-Hemmung zu beseitigen, wie es rasch 
und sicher durch Ca geschieht 

Es verhält sich also, unter den in Betracht gezogenen Bedingungen, grund¬ 
verschieden von Mg und Ca. /. Auer, 

1690) Neilson, C. H. and Terry, 0. P. The Effect of Potassium Jodide on 
the Activity of Ptyalin. (Die Wirkung von Jodkalium auf die Aktivität von 
Ptyalin.) From the Lab. of Physiol. in the St. Louis Univ. School of Medecine 
and the Snoagrass Lab. City of St Louis. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXII 
Nr. I, S. 48—47.) 




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Bateate* 


67B 


In vitro erhöhen kleine Mengen von KI die Spaltungskraft von Ptyalin, 

Nach Verabreichung von 3—10 g pro Tag, drei Tage lang, zeigte der 
Speichel von chirurgischen Patienten (Armbrüche usw.) ein erhöhtes amyloly¬ 
tisches Vermögen in vier von sechs Fällen. In den zwei Fällen war die Amy- 
lolyse verringert 

Verfasser erklären sich dies Verhalten durch die Annahme einer katalytischen 
Wirkung des KL J. Auer . 

1691) Cartoon, A. J. and Ryan, J. &. The Diaste in Cat'» Salira. (Diastase 
im Speichel von Katzen.) From the Hüll Physiol. Lab. univ of Chicago. (Amer. 
Joum. of Physiol. 1908, XXII No. I, S. 1—15.) 

Der normale und Chordaspeichel von Katzen enthalten ein Stärke spaltendes 
Ferment oder Fermente? die Hydrolyse schreitet wenigstens bis zum Achroodextrm- 
stadium vor. Die anwesende Menge dieses Ferments ist jedoch verschwindend 
klein, wenn mit jener im menschlichen Speichel verglichen. 

Wird der Speichel unter allgemeiner Anästhesie gewonnen (Reflex durch Äther 
und Essigsäuredämpfe, Chorda-Reizung, Pilocarpin) so enthält er immer mehr 
Diastase, als wenn der Speichel ohne Narkose gesammelt wird. 

Sympathikusspeichel enthält eine größere Menge Diastase als der Chorda¬ 
speichel vom selben Tiere. 

Das amylolytische Ferment oder Fermente ist viel konzentrierter im Blut¬ 
serum von der Katze als im Speichel. Auf Grund dieses Befundes sind Verf. 
geneigt, die Diastase des Katzenspeichels nicht als ein Produkt der Speichel¬ 
drüsen aufzufassen, sondern als einen Teil einer Ausschwemmung von Blut und 
Lymph-Komponenten. Um diese Hypothese zu prüfen, suchten Verfasser die 
diastatische Kraft des Serums (Katze) durch intravenöse Einspritzungen von 
menschlichem Speichel, Pankreatin und Malzdiastase zu erhöhen. Jetzt zeigte 
der Katzenspeichel (nach menschlichem Speichel und Pankreatin) eine erhöhte 
diastatische Kraft. Malzdiastase jedoch übte keinen Einfluß auf das diastatische 
Vermögen des Speichels aus. 

Die Versuchstiere wurden mit Fleisch und Brot gefüttert. J. Auer . 


1692) Teilens» B. u. Roaire, F. Über Farben- und Spectralreaküonen der 
Zuckerarten mit Naphthoresorcin und Salzsäure. (Ber. cL d. Chem. Ges. 
1908, ># Bd. 41, H. 9, S, 1783.) 

Ähnlich wie mit Phloroglucin, Orcin und Resorcin, d. h. mit in 1:3, oder 
1:3:5 hydroxylierten Benzolderivaten geben Zucker auch mit dem 1:3 Dioxy- 
naphthalin oder Naphthoresorcin in warmer, salzsaurer Lösung schöne Farben. 

Die Reaktion läßt man in alkoholischer, oder besser wässriger Lösung vor 
sich gehen (vgl. Chem. Ber. 1904, Bd. 37, S. 800), indem man einige Zucker- 
kömehen mit der gleichen Menge Naphthoresorcin in einem Gemenge von 
10 cm gleicher Mengen Wassers mit konz. H Q (s. = 1,19) langsam 1—9 Minuten 
lang kocht, dann die trübe, dunkle Lösung erkalten läßt; nach dieser Zeit 
filtriert man in einem Trichterchen mit angeschmolzenem Piccard’schem Rohr und 
wäscht den »Absatz» 3—4 mal bis zur Farblosigkeit des Filtrates mit Wasser. 

Danach wird der fast trockene Filterrückstand in Alkohol (95 °/ 0 ) gelöst 
und spektroskopisch geprüft. 

Verfasser haben eine große Zahl von Substanzen der Zuckerreihen (Pentosen, 
Methylpentosen, Hexosen, Di-tmd Polysaccharide, Glysoside, Glucuronsäurelacton 
usw.) aurchgeprüft. Die folgenden Resultate seien hervorgehoben: 

Mit Fructose und Sorbose entstehen schon purpurrote Färbungen. Mit 
Glucose» Mannose und Stoffen, welche hydrolytisch diese GLucosen liefern, ent¬ 
stehen Absatz-Alkohollösungen, die eine Bande im Grün zeigen. 

Mit Galactosen und Zuckerarten, welche sie enthalten, entsteht in der bes. 


alkoholischen Lösung außer der Bande im Grün eine solche auf der D-Linie. 
Ist Fructose gleichzeitig vorhanden, so erscheint die D-Linie erst nach Zer¬ 
störung der Fructose. Mit Pentosen und Methylpentosen entstehen stark grün 
fluoreszierende Absatzlösungen. 

Mit Glucuronsäure entstehen schön blaue Alkohol - Absatzlösungen, mit 
einer Bande auf der D-Linie. F, Samuefy. 

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674 


Heferate. 


1698) Tollens, B. Über einen einfachen Nachweis der Glucuronsäure 
mittels Naphthoresorcin, Salzsäure und Äther. (Ber. d. d. Chera. Ges. 1908, 
Bd. 41, H. 9, S. 1788.) 

Die blaue Farbe, welche bei der Reaktion zwischen Glucuronsäure mit 
Naphthoresorcin in heißer, salzsaurer Lösung entsteht, geht in Aether über, 
während die von Arabinose, Xylose und anderen Zuckerarten unter gleichen 
Bedingungen gelieferten gefärbten Stoffe, diese Eigenschaft nicht besitzen. Die 
äthrische Lösung färbt sich bei Anwesenheit von Glucuronsäure, ohne Rücksicht 
auf die gleichzeitige Anwesenheit anderer Zucker, blau, blauviolett oder 
rot violett und zeigt eine Spektralbande auf der D-Linie. 

Die Methode gestattet den leichten Nachweis von Glucuronsäure im Ham; 
für die Ausführung der Bestimmung gibt der Verfasser ausführliche technische 
Angaben. F. Samuely . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 


1694) Domarua, A. von. Über Blutbildung in Milz und Leber bei experi¬ 
mentellen Anämien. 1L Medizinische Klinik, München. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 
1908, Bd. 68, S. 819.) 

Es soll die Frage experimentell untersucht werden, ob bei gesteigertem 
Blutzerfall und Blutverlust das Knochenmark allein die Funktion der Neubildung 
oder ob noch andere Organe daran teilnehmen. Als Versuchstiere dienten Ka¬ 
ninchen, da bei diesen nachgewiesenermaßen kurz nach der Geburt keinerlei 
Blutbildung in der Milz mehr stattfindet Bei akutem Blutzerfall durch Einver¬ 
leibung großer Dosen eines hämolytischen Giftes läßt sich bei diesen Tieren 
eine schwere Anämie erzeugen. Milz und Leber zeigen keine Blutbildungs¬ 
herde. Dagegen lassen sich durch protrahierte Vergiftung (mit Phenylhydrazin, 
Pyrogallol usw.) bei Kaninchen Organveränderungen hervorrufen, die mit denen 
bei menschlicher perniziöser Anämie weitgehendste Ähnlichkeit haben. Diese 
bestehen in lymphoider Umwandlung des Knochenmarks, myeloider Umwand¬ 
lung der Milz und in dem Auftreten von Knochenmarkselementen in der Leber. 
Die Veränderungen sind am ausgeprägtesten vorhanden, wenn sich das Tier 
während der Vergiftung mehrmals erholt hatte. Schneid. 

1696) van Leersum, £• C. Über die Ausscheidung von Aminosäuren wäh¬ 
rend der Schwangerschaft und nach der Entbindung. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XI, S. 121—186.) 

Leersum verbessert die Pfaundlersche Methode der Aminosäurenbestim¬ 
mung, indem er sich vor dem Verlust an Aminosäuren durch Entfernung der im 
Filtrat zurückbleibenden überschüssigen Phosphorwolframsäure mittels 10 proz. 
KCl-Lösung schützt Die Aminosäuren-N-Fraktion schwankt nach Leersums 
Bestimmungen bei Gesunden zwischen 2,7—7,7 Proz. des Gesamt-N (Pfaundler: 
4—6 Proz.). Bei Schwangeren findet sich häufig eine Vermehrung bis zu 10 Proz. 
des Gesamt-N, und zwar kommen die größten Werte vor dem Partus vor; 
in anderen Fällen dagegen zeigen sich hohe Zahlen nach der Entbindung. 
Leersum glaubt aus (fiesen Befanden, sowie aus der deutlichen Abnahme der 
Aminosäurenfraktion im weiteren Verlaufe des Puerperiums auf eine Überbürdung 
der Lebertätigkeit schließen zu können. Auch konnte er in einigen Fällen bei 
Schwangeren eine Abnahme der Toleranz gegenüber von Aminosäuren konstatieren. 

K. Reicher . 


1696) Fischler. Zur Frage der Urobilinentstehung. Aus d. Med. Klinik 
der Univers. in Heidelberg (Direktor: Krehl). (D. mea Woch. 1908, Nr. 20, 
S. 869—871.) 

Die Ausführungen des Verfassers wenden sich in erster Linie gegen den in 
Nr. 12 der gleichen Wochenschrift von Hildebrandt mitgeteilten Fall Fischler 
bestreitet, daß dieser eine Fall die Möglichkeit der Urobilinentstehung in der 
Leber widerlege. Fischler teilt einen Fall von akuter gelber Leberatrophie 
mit völligem Choledochusverschluß mit, in dem die Leber ebenfalls kein Urobilin 
oder Urobilinogen gebildet hat. Dieser Fall würde zunächst also in gleichem 

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Referate. 


675 


Sinne beweisend sein wie der von Hildebrandt. Indessen haben aber die 
Tierversuche von Fischler gezeigt, daß zwar die akute Phosphorvergiftung bei 
bestehender völliger Gallenfistel ebenso wie der Fall von Hildebrandt und 
der von Fischler beim Menschen verläuft, daß aber das Bild sich völlig ändert, 
wenn die Intoxikation eine vorher chronisch geschädigte Leber trifft. Da gelingt 
es unter Umständen ganz enorme Urobilinwerte in der Galle von Tieren mit 
kompletter GaUenfisteT durch Intoxikationen zu erzielen. Die hepatogene Ent¬ 
stehung des Urobilin und seiner Vorstufen kann also vorderhand nicht als un¬ 
möglich angesehen werden. Reiß. 

1697) Würz. Eine vergleichende Studie über die Magensekretion nach 
Eiegelscher Probemahlzeit» Ewaldschem Probefrühstück und Sahlisoher Suppe. 
Aus d. Med. Klinik d. Univ. in Tübingen (Direktor: Romberg.) (D. med. Woch. 
1908, Nr. 24, S. 1055—1056.) 

Die 8 genannten Untersuchungen wurden an je 8 aufeinanderfolgenden 
Tagen in abwechselnder Reihenfolge an im ganzen 80 Personen vorgenommen. 
Bei der Riegelschen Probemahlzeit ergaben sich mit wenigen Ausnahmen die 
höchsten Werte der Gesamtazidität Die Sahlische Suppe und das Ewaldsche 
Probefrühstück ergaben keine regelmäßigen Unterschiede, nur waren bei Ana¬ 
zidität die Säurewerte nach Sahlischer Suppe wesentlich höher als nach dem 
Probefrühstück. Die Absonderung von Lab und Pepsin zeigte qualitativ nach 
den 8 Proben keinen erkennbaren Unterschied. Der Verfasser bezeichnet die 
Probemahlzeit zur Prüfung der Magensekretion als die Methode der Wahl. 

Reiß. 

1698) Haläsz, A. von. Alimentäre Laktosurie bei Krankheiten des M agens. 
Aus der VH. Abt. d. St Stefan-Spitals in Budapest (Primarius: Hoch halt). 
(D. med. Woch. 1908, Nr. 19, S. 818—820.) 

Bei 45 Personen, deren Magenfiinktion sich als einwandfrei erwies, verur¬ 
sachte 150 g Laktose, auf nüchternen Magen verabreicht, keine Laktosurie. 
Dagegen war bei 22 von 28 magenleidenden Individuen das Ergebnis der Milch¬ 
zuckerreaktion ein positives. Bei der Mehrzahl dieser Fälle handelt es sich um 
Magencarcinom mit Dilatation. Da aber auch unter den 45 Kontrollfällen sich 
mehrere Magencarcinome befanden, bezieht der Verfasser die alimentäre Galak- 
tosurie nicht auf das Carcinom, sondern auf die Magendilatation, d. h. auf die in 
ihrem Gefolge auftretenden Veränderungen der Motilität und Resorption. Eine 
diagnostische Bedeutung spricht er der Milchzuckerprobe nicht zu, sondern hält 
sie nur theoretisch für wertvoll als eine unter pathologischen Umständen auf¬ 
tretende, bisher noch unbekannte Art von Zuckerausscheidung im Urin. Reiß. 

1699) Jaquet» A. De Tinfluenoe d’un effort musoulaire sur les äohanges 
protöiques. (Über den Einfluß andauernder Muskelarbeit auf den Eiweißstoff¬ 
wechsel.) (Arch. des malad, de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. n, S. 291—298.) 

Selbstversuch, um die Reaktion des normalen Individuums bezw. die Grenzen, 
in denen sie schwankt, zu ermitteln. 

4 Vortage zur Herstellung des Ernährungsgleichgewichts. Am fünften Tage 
Marsch von 7 1 / s Std. in den Jura (1200 m Höhe, 25 km); keine Erscheinungen 
besonderer Anstrengung und Ermüdung. Der Arbeitstag zeichnete sich durch 
eine Vermehrung des Ham-N um 8 gr aus (19,28 gegen 15,98). Diese Ver¬ 
mehrung bestand noch am letzten (9.) Beobachtungstage. Gleichzeitig Anstieg 
der H a S0 4 Ausscheidung und Verminderung des Chlorgehaltes sowie (am 
Arbeitstage) der Phosphorsäure. Durch diese Zahlen wird nach J. bewiesen, 
daß andauernde aber keineswegs übertriebene Muskelarbeit trotz genügender 
Ernährung und günstigen äußeren Bedingungen bei einem gesunden und wohl¬ 
trainierten Menschen einen N-Verlust zur Folge haben kann, der recht beträchtlich 
ist und sich über mehrere Tage hinziehen kann. Nach der vorliegenden und 
den anderweitigen Untersuchungen wechselt die Reaktion von einem Individuum 
zum anderen. Fr. Schmidt. 

1700) Diöaazil&gyi, Samuel. A higany hatäsa a nitrogen kivälasztäara. 
(Einfluß des Quecksübers auf die N-Ausscheidung.) Pharmakol. Institut der Uni¬ 
versität Budapest (Magyar orvosi Archivum 1908, N. F., Bd. IX, S. 188 — 141.) 

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Betonte. 


676 

Zwei 8770—7700 g schweren Hunden verabreichte Verfasser 6proz. Sublimat 
täglich per os, oder injizierte ihnen 6—10 mg unter die Haut oder in die Venen. 
Er sah nach intravenösen Injektionen die Abnahme, nach subkutanen Injektionen 
dagegen die Zunahme der N-Ausscheidung. Das Allgemeinbefinden der Tiere 
blieb während der Versuche ungestört. Reinbold . 

1701) Bence, Gyula u. Engel, Käroly. Värelv&ltozäsok myxoedemänäL 
(Veränderungen des Blutes bei Myxoedem.) L medizinische Klinik der Univer¬ 
sität Budapest. (Magyar orvosi Archivum 1908, N. F., Bd. IX, S. 125—182.) 

Verfasser prüften das Blut in 6 Fällen von Myxoedem und fanden stets eine 
relative Lymphozytose und Hypereosinophilie. Da die absolute Zahl der viel- 
kernigen Lymphozyten abnimmt, so ist eme lymphoide Metaplasie des Knochen¬ 
markes anzunehmen. Die HypereosmophiKe wird wahrscheinlich durch positiv 
chemotaktische Substanzen verursacht, welche bei Myxoedem in den Blutkreis 
gelangen. Reinbold . 

1702) Benfey, A. Über eiweißspaltende Enzyme im S&nglingsham. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. X, S. 458—462.) 

Im Säuglingsham kommt ein dem Pepsin und ein dem Erypsin gleich¬ 
wirkendes Ferment vor. Das Uropepsin ist mit größerer Regelmäßigkeit nach¬ 
zuweisen als das Urotrypsin. K. Reicher* 

1702) Funaro, R. Über die quantitative Beetimmung einiger reduzierender 
Substanzen im Säuglingsheim. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 463—466.) 

Der Urin von Säuglingen enthält eine viel geringere Menge reduzierender 
Substanzen als der Urin von Männern, Frauen und älteren Kindern. K. Reicher . 

1704) Funaro, R. Über den Kreatiningehalt des Säuglingshams. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. X, S. 467—471.) 

Im Säuglingsham ist immer Kreatinin enthalten, wenn auch in viel geringerer 
Menge als bei Erwachsenen, daher auch das negative Ergebnis anderer Autoren 
mittels der Chlorzinkmethode. K. Reicher . 

1706) Vaa, Jakob. A geny proteolysises reactiojänak ärtäkfiröL (Über 
den diagnostischen Wert der proteolytischen Wirkung des Eiters.) Stefania 
Kinderkrankenhaus Budapest (Orvosi Hetilap 1908, S. 403.) 

Die Prüfung des Eiters auf seine proteolytische Wirkung läßt zwar nicht 
immer zwischen tuberkulösem und nichttuberkulösem Eiter unterscheiden; man 
kann jedoch unter Zuhilfenahme der klinischen Symptome oft gewisse Auf¬ 
schlüsse erhalten. Die von Müller empfohlene Prüfung des Eiters mittels 
Milions Reagens gibt der Prüfung der proteolytischen Wirkung entsprechende 
Resultate, indem sie bei negativer Proteolyse (also bei Tuberkulose) negativ, 
bei proteolytischen (also nicht tuberkulösen) Sekreten dagegen positiv ausfallt 
Eine absolute Spezinzität kommt der Reaktion nicht zu. Reinbold. 

1706) Takayasu, R. (Osaka.) Über die Linksdrehung des normalen Harns. 
Aus der med. Klinik zu Tübingen. (ZbL £ i. Med. 1906, Nr. 14, S. 937—339.) 

Eine Linksdrehung über 0,2° ist beim normalen Ham eine sehr seltene Er¬ 
scheinung. Noch höhere Werte sind kaum mehr als normal zu betrachten. In 
weitaus den häufigsten Fällen ist der Grad der Linksdrehung so gering, daß er 
für die Praxis, speziell die Berechnung von Zucker, vernachlässigt werden kann. 

Fritz Loeb . 

1707) Hüller, Eduard. Die Stärkekleisterplatte, ein einfaches Hilfsmittel 
zum Studium diastatiseher Fermentwirkungen. Aus der medizinischen Klinik 
zu Breslau. (Zbl. £ i. Med. 1908, Nr. 16, S. 385—389.) 

Die Methode, die Verfasser mit Jochmann anwendet, ist kurz folgende: Man 
rührt die Stärke (etwa 10 °/ 0 ) mit reichlich Wasser an und läßt sie bei höherer 
Temperatur (am besten etwa bei 55°) 1—2 Tage lang ordentlich quellen. Dann 
füllt man ziemlich hohe Petrischalen mit der fleißig angerührten, weißlich- 
milchigen Mischung. Die geschlossenen Petrischalen kommen darauf in einen 
auf 85—90° eingestellten Trockenschrank. Nach 1—2 Stunden hat sich unten 
in den Schalen eine ziemlich dicke und genügend feste Stärkekleisterplatte ge- 

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Batetta. 


677 


bildet Das überschüssige Wasser, das die Platte überschichtet, wird vorsichtig 
abgegossen. Die abgekühlten Stärkekleisterplatten sind darauf sofort gebrauchs¬ 
fähig. Will man sie längere Zeit aufbewahren oder »bebrüten«, so kommen 
sie in die feuchte Kammer. Bringt man nun auf diese Platten — z. B. mittels 
einer Platinöse — kleinste Speicheltröpfchen, so sieht man schon bei Zimmer¬ 
temperatur an Stelle jedes einzelnen Tröpfchens bald eine tiefe Dellen- oder 
Muldenbildung, Einsenkungen, die sich mehr und mehr vergrößern. Die Dellen¬ 
bildung ist eine Folge der Verflüssigung des Stärkekleisters, also der Entstehung 
sogenannter »löslicher Stärke«. Diese Stärkekleisterplatten sind auch zu quan¬ 
titativen Bestimmungen geeignet Annähernd gelingen dieselben schon dadurch, 
daß man das zeitliche Einsetzen, sowie die Größe und Tiefe der Dellenbildung 
bei ein und derselben Temperatur berücksichtigt. Spezifische Hemmungskörper 
sind weder in den Körpersäften noch in den Körperorganen aufzufinden, auch 
nicht in der Leber im Zustande möglichster Glykogenanreicherung und Gly- 
kogenverarmung. Mit Hilfe seiner Methode konnte Verfasser weder unter nor¬ 
malen noch unter krankhaften Bedingungen regelmäßige und gröbere Verände¬ 
rungen der diastatischen Fermentwirkung feststellen. In physiologischer Hin¬ 
sicht fehlten Tagesschwankungen im Enzymgehalt völlig. Lebensalter und Ge¬ 
schlecht, Hungerzustand und Nahrungsaufnahme, vorwiegende Eiweiß-, Kohle¬ 
hydrat- oder Fettnahrung waren ohne erkennbaren Einfluß. Bei leichten und 
schweren Formen des Ehabetes mellitus, bei Morbus Basedowii, bei Magenleiden, 
Nierenaffektionen, Nervenleiden usw. blieb qualitativ und quantitativ die Ptyalin¬ 
wirkung in der Regel unverändert. Die Tatsache, daß die diastatische Kraft 
des menschlichen Mundspeichels regelmäßigen und größeren Schwankungen 
nicht zu unterliegen scheint, beweist wohl, daß der absolute Ptyalingehalt unter 
normalen und krankhaften Bedingungen im wesentlichen von der Speichelmenge 
abhängig ist In derselben Weise wie beim Speichel eignet sich die Stärke¬ 
kleisterplatte auch zum Studium sonstiger diastatischer Fermentwirkungen. 
(Hierüber werden weitere Mitteilungen in Aussicht gestellt). Verfasser hebt nur 
hervor, daß die diastatische Kraft des Dünndarminhaltes erheblich größer ist 
als im Dickdarm. Fritz Loeb . 

1708) Lewinski, J. Über die Grenzen der Hippurs&urehildung beim Men¬ 
schen. Zugleich ein Beitrag zur Glykokollfrage. Medizinische Klinik, Greife¬ 
wald. (A. £ exp. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 397.) 

Verfasser fand eine wesentlich größere Fähigkeit des menschlichen Orga¬ 
nismus aus zugeftihrter Benzoesäure Hippursäure zu bilden, als die bisherigen 
Untersucher feststellen konnten. Er stellte als Maximum — bei einer allerdings 
an die Giftwirkung grenzenden Dosis Benzoesäure ein Prozentverhältnis von 34,9°/o 
von Glykokoll-N zu Gesamt-N. Dabei wurde von der Versuchsperson bei 
einer Dosis von 12 resp. 20 g Arid. benz. keine Spur von freier Säure im Tages- 
ham ausgeschieden. Dies war mit der fraktionzierten Darreichung von 
d-Benzoesäure zu erklären. — Die durch die Benzoesäure dem Organismus ent¬ 
zogenen Glykokollmengen übersteigen weit die Mengen, die aus dem Nahrungs¬ 
eiweiß und selbst unter Berücksichtigung des durch die Benzoesäure hervor¬ 
gerufenen vermehrten Eiweißzerfalles gebildet sein konnte. Durch gleichzeitig 
erhöhte Eiweißzufuhr ist die Grenze der Benzoesäure-Giftwirkung entsprechend 
höher. — Wenn dem Organismus die nötige Menge Glykokoll zur Paarung 
nicht zur Verfügung steht, so tritt — als Zeichen der Glykokollverarmung 
eine rechtsdrehende Substanz im Ham (eine Glykuronsäureverbindung der Benzoe¬ 
säure) auf. — Die Hippursäurebildung bei Nierenkranken ist noch eine recht 
erhebliche. Dabei versagt die Schrumpfhiere in ihrer synthetischen Fähigkeit 
früher als die »parenchymatös« veränderte Niere. Beiden Formen von Nieren¬ 
affektion ist gemeinsam die verlangsamte Ausscheidung von Hippursäure. 

Schtnid. 

1709) Seo, T. Über die Hippurs&urespaltung durch Bakterien und ihre 
Bedeutung für den Nachweis von Benzoesäure und Glykokoll im Harne. Med. 
Klinik, Greifswald. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 68, S. 440.) 

Im Ham gesunder Menschen findet man auch nach Darreichung großer 

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678 


Referate. 


Mengen von Benzoesäure in der Regel keine ungepaarte Benzoesäure, wenn 
der Harn vor Zersetzung geschützt wird. Bei 48stündigem Stehenlassen des 
Urins (ohne Antiseptica) ist ungefähr die Hälfte der Hippursäure gespalten, und 
zwar geschieht dies entweder nach Schmiedeberg durch ein mit dem Urin 
aus dem Körper ausgeschwemmtes Ferment oder durch Bakterien. Die erst¬ 
mögliche Ursache ist durch die Tatsache des Ausbleibens der Spaltung bei Zu¬ 
satz von Thymol oder Chloroform zurückzuweisen. Versuche mit verschieden¬ 
artig bakteriell geimpften Hamen ergaben, daß Staphylokoken und Streptokokken 
die Spaltung der Hippursäure zu stände bringen, dagegen ist dies dem Bacterium 
Coli, den Typhus- und Paratyphusbazillen, sowie dem Bacillus pyocyaneus nicht 
möglich. In dem bakteriell zersetzten Ham, welcher zuvor Hippursäure zu¬ 
gesetzt worden war, fahndete Verfasser auch nach dem zweiten Spaltungs¬ 
produkt der Hippursäure, nach Glykokoll. Es gelang ihm auch mittels der 
Naphthalinsulfochloridmethode ein Produkt zu gewinnen, das er — quantitativ — 
als Glykokoll anspricht. (Wenn es auch sehr möglich ist, daß dieses — quan¬ 
titativ? — Glykokoll war, so wäre doch eine Beweisführung durch Schmelz¬ 
punktbestimmung usw. durchaus nötig gewesen.) Schmid. 


Klinisches» 


1710) Lewin v. Zur Lehre von der Arteriosklerose des M agens. (Boas* 
Archiv 1908, Bd. XIV, H. 2, S. 114.) 

Auf Grund von Literaturstudien und von 2 eigenen Beobachtungen mit 
Sektionsbefund, kommt Lewin zu dem Resultat, daß eine starke Arteriosklerose 
des Magens auch ohne allgemeine Arteriosklerose Vorkommen kann. Sie führt 
zur Bildung von miliaren Aneurysmen und großen, manchmal multipel auftre¬ 
tenden Geschwüren, welche zu Blutungen neigen. Die übrigen klinischen Zeichen 
der Erkrankung sind noch wenig bekannt, weshalb die Diagnose schwierig ist 
Immerhin Schemen gewisse Gastralgien älterer Leute, sowie die pseudogastral- 
gische Form der Angina pectoris durch Sklerose der Magenarterien bedingt zu 
sein. Während im jüngeren Lebensalter die Differentialdiagnose gegenüber Ulcus 
rotundum unmöglich ist, muß man bei einer Magenblutung bei älteren Leuten, 
wenn Leberzirrhose und Magenkrebs auszuschließen sind, an Arteriosklerose des 
Magens denken. P, Schlippe . 

1711) Cook» Järome. Über die Eiweifl-Fettdiät bei der Behandlung der 
motorischen Insuffizienz des Magens. Aus d. Polikl. £ inn. Krankh. von Prof. 
Dr. H. Strauss in Berlin. (D. med. Woch. 1908, Nr. 19, S. 816—818.) 

Strauss hat für solche Fälle von motorischer Insuffizienz des Magens, bei 
welchen die Sekretion gut erhalten oder gesteigert ist, eine Eiwein-Fettdiät 
empfohlen und zwar einerseits, um durch aas Fett eine sekretionshemmende 
Wirkung auszuüben, andererseits um durch den Ausschluß der Kohlehydrate die 
Gärungserscheinungen herabzusetzen. Der Verfasser hat nun den Einfluß dieser 
Eiweiß-Fettdiät in vier entsprechenden Fällen mit Hilfe der Straußschen Fett¬ 
zwiebacke untersucht und eine Besserung, in günstigen Fällen sogar Heilung, 
der motorischen Insuffizienz feststellen können. Reiß, 

1712) Schmidt» Adolf. Über die neueren klinischen Untersuchungamethoden 
der Darmfünktionen und ihre Ergebnisse. Aus d. Med. Klinik d. Univ. in 
Halle a. S. (D. med. Woch. 1908, Nr. 28, S. 997—1001.) 

Verfasser resümiert seine bekannten Untersuchungen, und gibt eine Über¬ 
sicht über den Gang einer regelrechten Untersuchung der Darmfunktion. Es 
wird für 2—8 Tage eine bestimmte Probediät gegeben, die von gesunden Därmen 
spielend, von geschwächten dagegen in der einen oder andern Weise mangelhaft 
bewältigt wird. Der dritte Stuhlgang nach Beginn der Probekost wird unter¬ 
sucht Das Verreiben einer Kotprobe bis zur dickflüssigen Konsistenz ist der 
wichtigste Teil der gesamten Untersuchung. Sieht man darin in größerer 
Anzahl Bindegewebsreste, so beweist das eine Störung der Magenverdauung. 
Reste von Muskelgewebe in den verriebenen Faeces beweisen eine Störung der 
Dünndarmverdauung und zwar in den meisten Fällen der Pankreassekretion 


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Referate, 


679 


Den sicheren Schluß auf gestörte Pankreasverdauung erlaubt die »Kernprobe«. 
Zu dem Zweck werden Stückchen Ochsenfleisch, die in Alkohol aufbewahrt 
waren, in Gazebeutelchen mehrere Tage zur Probekost gegeben. Die Gaze¬ 
beutelchen sind im Stuhl leicht auffindbar. Sind in den darin enthaltenen 
Gewebsresten die Kerne größtenteils erhalten, so handelt es sich um eine 
Störung der Pankreassekretion. Kartoffelreste in den Faeces weisen auf eine 
Störung der amylolytischen Fähigkeit des Dünndarmsekrets hin. In diesem 
Fall treten gewöhnlich abnorme Gärungen im Darminhalt auf, die sich durch 
starke Gasbildung, saure Reaktion und intensiven Buttersäuregeruch des Kots 
bei der Brutschrankprobe dokumentieren. Die verschiedenen Arten von Mikro¬ 
organismen, die sich im Stuhl finden, unterhalten die Zersetzungen, aber sie 
sind in den meisten Fällen sekundär; der Nährboden macht die Flora, nicht 
umgekehrt Eine allzu gute Ausnutzung der Nahrung, besonders eine zu gute 
Zelluloseverdauung verschlechtert den Nährboden für die Mikroorganismen, ver¬ 
mindert daher die Zersetzungsprodukte, die natürlichen Reize der Peristaltik 
und bedingt auf diese Weise die chronische Obstipation. Reiß . 

1718) Weil, Alfred. Über die hereditäre Form des Diabetes insipidus. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 98, S. 180.) 

Mitteilung des Stammbaumes einer an Diabetes insipidus leidenden Familie. 
Die Vererbung ist mit Ausnahme eines Falls eine direkte, die Zahl der Diabetiker 
beträgt in der 220 Köpfe zählenden Familie 85. Schon in frühester Jugend, 
teils beim Säugling, teils im 1. oder 2. Lebensjahre treten die Erscheinungen 
zu Tage — großer Durst und gesteigerte Harnausscheidung — und begleiten 
den Befallenen das ganze Leben, ohne eine Disposition zu anderen Erkrankungen 
zu schaffen. 

Die Untersuchung eines Falles zeigte, daß bei der vorliegenden Form des 
Diabetes insipidus die Niere die Fähigkeit zu konzentrieren mcht verloren hat 

M. Leute ,. 

1714) Boas. Bemerkungen zur Methodik der Entfettungskuren. (Boas’ 

Archiv 1908, Bd. XIV, H. 2, S, 158.) 

Bei leichteren und unkomplizierten Fällen von Fettleibigkeit sucht Boas 
durch geringe aber andauernde Einschränkung der Nahrungsmenge bei regel¬ 
mäßiger Bewegung eine stetige Fettreduktion zu erzielen. Bei der ungleich 
schwieriger zu beeinflussenden konstitutionellen Fettsucht muß man sich oft 
damit begnügen, wenigstens eine weitere Fettansammlung durch planvolle Re¬ 
duktion der Kohlehydrate und Fette zu verhüten. Bei komplizierter Fettleibig¬ 
keit ist man oft gezwungen, eine schnelle Fettreduktion eintreten zu lassen, 
dieselbe hat nach denselben Grundsätzen zu erfolgen wie bei den früheren 
Formen. Oft aber läßt sich nach anfänglich schönem Erfolg keine weitere Ge¬ 
wichtsabnahme erzielen. Dann empfiehlt Boas das gelegentliche Einschalten 
von »Karenztagen« an denen er nur Thee mit Zusatz von Zitrone und Saccharin, 
mehnnals täglich ca. 100 g Schwarz- oder Grahambrot, einen Teller fettfreier 
Bouillon, 2—8 harte Weißeier, sowie mehrere nicht süße Aepfel, zusammen 
ca. 417 Kalorien gibt — Hiermit erzielte Boas in zahlreichen Fällen noch 
Erfolge, wo sie bisher nicht oder nur mit den größten Schwierigkeiten zu er¬ 
reichen waren. P. Schlippe . 


1715) Oppenheim, M. Weiterer Beitrag zur Frage der Phosphaturie bei 
Gonorrhoe. (Wr. med. Woch. 1907, Bd. 48, S. 2810.) 

Die Phosphaturie bei Gonorrhoe ist nichts anderes als die notwendige Folge 
einer alkalischen Urinreaktion. Der Ham wird durch die Nahrungsweise der 
Gonorrhoiker, die sich aller scharfen, gewürzten und sauren Speisen enthalten, 
die oft alkalische Mineralwässer zu sich nehmen, viel vegetarische Kost ge¬ 
nießen, in seiner Acidität vermindert oder alkalisch gemacht. Dieser Ham tnfft 
nun in der Blase und in der Harnröhre auf alkalisch reagirende Sekrete (Pro¬ 
dukte der Gonorrhoe) die sich bei Körpertemperatur mischen. Dadurch wird die 
Alkalinität weiter erhöht, wodurch eine Ausfüllung der Erdalkaliphosphate ent¬ 
sprechend dem Grade der Alkalinität des Harns, verursacht wird. K. Glaeßner . 


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Referate. 


1716) Ullmaan, K. Zur klinischen Bedeutung der Phosphaturie. (Wr. med. 
Woch. 1907, Bd. 49, S. 2869.) 

Obwohl weder Qualität noch Quantität der Sedimente in phosphaturischen 
Hamen von denen im normalen, klar gelassenen Ham derart abweichen, daß 
daraus derzeit irgend welche zwingende Schlüsse auf die Bedeutung derselben 
gezogen werden können, so ist deren kausal«* Konnex mit mehr oder weniger 
ausgesprochenen meist nervösen Krankheitssymptomen nicht von der Hand zu 
weisen. Die Phosphaturie, Kalkariurie oder Alkalinurie, mag man in Zukunft 
welche Bezeichnung immer für diese Art nativer Harntrabungen wählen, ist 
eine Sekretionsanomalie der Niere, zu deren Zustandekommen vielleicht gar 
nicht eine einheitliche, sondern bestimmte Kombinationen ursächlicher Bedin¬ 
gungen vorhanden sein müssen. Für deren Auffassung als Krankheitssymptom 
dürfen im speziellen Falle jedenfalls nicht nur das Endprodukt, sondern auch die 
Begleiterscheinungen maßgebend sein, deshalb ist es derzeit nicht immer mög¬ 
lich von vornherein zwischen der alimentären (physiologischen) und den echten 
spontanen chronischen Formen mit nötiger Schärfe zu unterscheiden. 

K. Glaeßner. 


1717) Pinkuss, A. (Berlin). Therapeutische Versuche mit Pankreasfennenten 
(Trypsin und Amylopsin). (D. med. Woch. 1908, Nr. 29, S. 1265—1267.) 

Die Versuche wurden mit den Fairchild’schen Trypsinpräparaten gemacht 
Es wurden subkutane Injektionen gemacht und zwar nicht nur im unmittelbaren 
Gebiet des Krankheitsherdes. Diese Art der Einverleibung hat nicht die geringste 
Schädigung des allgemeinen Organismus hervorgemfen. Andrerseits konnte bei 
Carcinomen in keinem Fall trotz vielmonatlicher Injektionen eine absolut sicher 
zu konstatierende objektive Besserung oder gar Heilung festgestellt werden. 
Dagegen gelang es in 2 Fällen von tuberkulösen Eiterungsprozessen am Halse, 
die vorher den verschiedensten lokalen Behandlungsversuchen getrotzt hatten, 
durch Injektionen der Fermentpräparate eine auffallende Besserung und Heilungs¬ 
tendenz zu erzielen. Reiß. 


1718) Ebstein, Wilhelm (Göttingen). Bemerkungen zur Pathogenese der 
Urolithiasis, (D. med. Woch. 1908, Nr. 32, S. 1377—1380.) 

Verfasser verteidigt seine von Moritz angegriffene Anschauung, wonach zur 
Entstehung und zum Wachstum der Harnsteine das Vorhandensein und die fort¬ 
währende Neubildung einer eiweißartigen Gerüstsubstanz notwendig sei. Reiß. 

1719) Kisch, Marienbad. Über spastische Obstipation. (Med. Kl. 1908 Nr. 
20, S. 746-749.) 

Die Therapie hat zunächst Rücksicht auf die gestörte Nervenfunktion zu 
nehmen, deren Teilerscheinung häufig die spastische Obstipation ist 

Die Diät hat man so einzurichten, daß eine möglichst einfache leicht ver¬ 
trägliche, aber kräftige Kost gereicht wird mit Vermeidung aller die Peristaltik 
steigernden und blähenden Nahrungsmittel. 

Ferner ist möglichst eingeschränkte Körperbewegung in Verbindung mit 
einer rationellen mehrstündigen Ruhekur zu empfehlen. Unbedingt zu ver¬ 
werfen ist jede Massage. Heiße Kompressen sind dienlich. Manchmal reicht 
ein Wasserklysma aus, besser wirkt ein Ölklysma. 

Das souveräne medikamentöse Mittel ist Atropin resp. Belladonnaextrakt, 
und zwar in größeren Dosen. (Atropin in Pillen zu */a rag 2—3 mal p. d., 
Extr. Belladonnae in Dosen von 5 Centigr. ebenfalls 2—3 mal p. d.) 

Als Wärmeeinwirkung sind vorzüglich zu verwenden Moorbäder (27—80° R) 
und Kohlensäurebäder (26—28° R.) 

Etwa zu Beginn der 2. Behandlungswoche wird außerdem eine Trinkkur 
mit Marienbader Rudolfsquelle begonnen, 200—250 g erwärmt morgens nüchtern, 
später 400—500 g. Mdnertz. 

1790) Bosenfeld, Breslau. Zur Behandlung der Uratdiathese. (Md. Kl. 
1908 Nr. 21, S. 785—787.) 

In der Diät sind die stark purinhaltigen Nahrungsmittel einzuschränken, also 
das Fleisch und besonders Leber, Lunge, Thymus. Bei purmfreier Kost ist die- 


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Boteita» 


681 


Harnsäureausscheidung am geringsten. Sie wird durch das purinbasenhaltige 
Fleisch erhöht, dabei muß man, wenn man statt des gewöhnlichen Fleisches 
Fischfleisch gibt, sich von dessen Hamsäurebildungsvermögen überzeugen; so ist 
z. B. das Fleisch des Seelachses mindestens ebenso purinbasenhaltig wie das 
des Rindfleisches. Zucker zur purinhaltigen Kost vermehrt die Harnsäuremenge, 
ebenso Alkohol. 

Sehr zu empfehlen ist die Darreichung von Harnstoff (10— 15 g tägl.), der 
erstens die Harnsäurebildung beschränkt und zweitens bewirkt, daß die Hanv 
säure im Urin ausgezeichnet gelöst bleibt Von der letzteren Tatsache kann 
man sich leicht überzeugen, wenn man den Steinkranken auf ein großes, 
schnellfiltrierendes Faltenfilter urinieren läßt man findet dann massenhaft unge¬ 
löste Harnsäure auf dem Filter (einmal 1 g ungelöst auf dem Filter bei l l /a g 
Gesamtausscheidung!). Eine Patientin hat unter Hamstoffbehandlung stets klaren 
Urin gehabt und keine Steine entleert, während sie nachher in 2 Monaten 7 g 
Sternchen gesammelt hat Auch sonst verschwinden unter Harnstoffbehand¬ 
lung die roten Körnchen sofort vom Filter. 

Die Harnstoffmedikation stört weder Magen noch Nieren; mit dem Aus¬ 
setzen ist allerdings die Wirkung zu Ende. 

Das von Hermann in Karlsbad empfohlene Glyzerin hat allerdings keine 
nierensteinaustreibende Kraft, dagegen schwemmt es die noch im Nierenbecken 
retinierte und noch nicht zum Stein geballte Harnsäure aus den Hamwegen 
heraus, und ferner ist es ein vortrefflidies Mittel gegen die durch die Konkre¬ 
mente hervorgerufenen Schmerzen. Man gibt es in Dosen von 2 g pro kg 
Körpergewicht. Meinertz, 

1721) Lefmann. Der Pepsmgehalt des nüchternen M agens. Aus der 
Medizinischen Universitätspoliklinik in Heidelberg. (Med. Kl. 1908 Nr. 22, 
S. 823—825.) 

Verfasser bestimmte bei verschiedenen Krankheiten den Pepsingehalt im 
Spülwasser des nüchternen Magens, indem er feststellte, bei welcher Verdünnung 
des Spülwassers Aufhellung einer bestimmten trüben Rizinlösung erfolgte. 

In den Fällen, in denen mehrfache Untersuchungen keine nachweisbaren 
Pepsinmengen ergaben, handelte es sich entweder um allgemeine Emährungs- 
oder um schwere gastrische Störungen verschiedenen Ursprungs. 

Genügte 0,1—1 ccm, um die Rizinlösung völlig aufzuhellen, so bestanden 
stets deutliche Reizerscheinungen des Magens, namentlich Erhöhung der Ge¬ 
samtazidität auf Grund katarrhalischer Prozesse; genügte weniger als 0,1 ccm, 
60 lagen entweder vor Ulcus ventriculi oder Sekretionsanomalien als Teil¬ 
erscheinung schwerer allgemeiner Neurosen. 

Für die Diagnose des Karzinoms scheint sich kein diagnostischer Anhalts¬ 
punkt aus dieser Untersuchung zu ergeben. 

Im allgemeinen ist die Untersuchung des Spülwassers auf seinen Pepsin¬ 
gehalt im stände, nahezu die gleichen Aufschlüsse zu geben, wie die Unter¬ 
suchung nach Probemahlzeiten; dabei gewährleistet die Untersuchung der Spül¬ 
flüssigkeit des nüchternen Magens aber viel genauere quantitative Werte als 
die des Magensaftes nach Probemahlzeiten. Metnertz . 


1722) Winter. Über Polyzythämie mit und ohne MUztomor. Aus der 
medizinischen Universitäts-Poliklinik und der ersten medizinischen Abteilung des 
Allerheiligen-Hospitals in Breslau. (Med. Kl. 1908 Nr. 27, S. 1017—1023.) 

Verfasser teilt mehrere derartige Fälle mit In einem Fall mit Milztumor 
wurden 8292000 Erythrozyten und ferner 23200 Leukozyten gezählt, und zwar 
waren unter letzteren so reichlich Myelozyten, daß man vidieicht berechtigt 
ist, eine Kombination von myelogener Leukämie mit Polyzythämie anzu¬ 
nehmen. 

In 3 Fällen von Polyzythämie bestand ein Zusammenhang mit Meniereschem 
Symptomenkomplex. 

In den beiden Fällen mit Milztumor und in vier ohne Milztumor wurden 
Normoblasten gefunden, außerdem fast in allen untersuchten Fällen basophile 
Einschlüsse in den Erythrozyten. 


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688 


Referate. 


Die Gerinnungszeit des Blutes war verringert, die Viscosität erhöht (bis aufs 
Vierfache), allerdings nicht immer streng proportional der Zahl der Erythro¬ 
zyten. Versuche in der pneumatischen Kammer ergaben kein sicheres Resultat 

Meineriz. 

1728) Schilling, Leipzig. Eingeweideprolaps infolge erhöhten Innendracks. 
(Med. Kl. 1908 Nr. 24, S. 903—905.) 

Ein Mann sprang in der Meinung, dadurch die Stuhlentleerung zu befördern, 
4 Stufen herunter und erlitt dadurch einen Mastdarmprolaps. Anschwellungen 
und Blutungen innerer und äußerer Hämorrhoidalknoten waren vorhergegangen, und 
der Sphincter war infolge gelegentlicher Überdehnung beim Ausstößen harter 
Fäces gelockert. Auch höher hinauf waren Knoten bemerkbar; sicherlich war 
auch dort die Mucosa gedehnt und relaxiert. Nur die gelockerte Schleimhaut 
vermochte unter der stark vermehrten Bauchpresse im Sprunge den erschlafften 
Sphincter zu überwinden. Nur bei bestimmter Disposition vermag also die ge¬ 
steigerte Bauchpresse eine Rektalhemie hervorzurufen. Meineriz . 

1724) Meyer, L. F. Über Idiosynkrasie der Säuglinge gegen Kuhmilch. 
Aus dem städt. Kinderasyl zu Berlin; Oberarzt: Prof. Dr. Finkeistein. (BerL kl. 
Woch. 1907, Nr. 46, S. 1480—1484.) 

Da eine Reaktion unter Umständen vorgetäuscht werden kann, sollte man 
nur dann eine Reaktion des Kindes annehmen, wenn unzweifelhaft Collaps- oder 
vergiftungsartige Erscheinungen von seiten des allgemeinen Nervensystems sich 
verbinden mit deutlicher Temperaturerhöhung oder Collapstemperatur, Erbrechen, 
diarrhöischen Stühlen, und darauf folgender, durch Tage hindurch anhaltender 
Appetitlosigkeit und Gewichtsabfall. Artfremdes Eiweiß, wie Schloßmann 
meint, ist nicht die Ursache, toxisch wirken können nur Fett und Zucker, sobald 
die Menge dieser Stoffe die vorhandene Toleranz übersteigt Der Angriffspunkt 
muß in das Darmepithel verlegt und als causa peccans die Kuhmilchmolke an¬ 
gesehen werden. Bomstein. 

1725) Langstein, L. (Berlin). Das Problem der künstlichen Ernährung des 
Säuglings. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 48, S. 1539—1642.) 

Das oft betonte Recht des Säuglings auf Mutterbrust und die Stillpflicht der 
Mutter darf nicht dazu füllen, das Studium des Problems der künstlichen Er¬ 
nährung zu vernachlässigen. Eine Zeitlang begnügte man sich, die Ersatzmilch 
der Muttermilch im Prozentgehalt an Eiweiß, Fett und Zucker möglichst gleich¬ 
zumachen, speziell den 3fach größeren Eiweißgehalt der Kuhmilch entsprechend 
herabzusetzen. Man bezog alle Schädigungen auf Eiweißnährschäden, bis speziell 
durch die Czemy’sche Schule die Lehre von den Fettnährschäden begründet und 
sicher bewiesen wurde. Verminderung der Fettgabe und Ersatz durch Kohle¬ 
hydrate, speziell Maltose, beseitigte oft die Schäden. Nun weist auch die Kuh¬ 
milch einen 4fach größeren Aschegehalt auf und es scheint fast sicher, daß 
auch hieraus Schäden resultieren. Der Stoffwechselforschung, die sich in erster 
Reihe auf den Salzstoffwechsel beziehen wird, gehört die Zukunft auf diesem 
Gebiete. Langstein mahnt zu kritischer Forschung und warnt vor Einseitig¬ 
keit Bomstein . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1726) Bauer, J. Über die bei der Wassermannschen Luesreaktion wirk¬ 
samen Körper und über die hämolytischen Eigenschaften der Organextrakte. 

(Biochem, Ztschr. 1908, Bd. X, S. 302—313.) 

Die bei der Wassermannschen Luesreaktion im Luesserum wirksamen 
Bestandteile fallen beim Dialysieren des Serums mit den Globulinen aus. Ebenso 
wie Seifen haben auch die Organextrakte der Wassermannschen Reaktion 
an sich blutlösende Wirkung, die sie durch Zusatz geringer Serummengen 
verlieren. 

Der NaCl-Zusatz spielt bei der Extrakthämolyse eine Rolle, insofern in Rohr¬ 
zuckerlösung die Hämolyse gehemmt wird. Eine Identifizierung der Wirkung 
von Organextrakten + Blutserum mit den Serumkomplementen (im Sinne 
Noguchis) konnte nicht konstatiert werden. K, Reicher . 


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Referate. 


683 


1727) Braun, H. Über den Nachweis der Antigene mittels der Komplement- 
fixationsmethode. Aus dem hygienischen Institut der deutschen Universität Prag: 
Professor Hueppe. (Berl. kL Woch. 1907, Nr. 48, S. 1536—1539.) 

Wassermann und Bruck haben hervorgehoben, daß man mit Hilfe der 
Komplementbindung bei menschlichen und tierischen Infektionskrankheiten in 
den Körpersäften nicht nur, wie bisher, die Reaktionsprodukte auf die Bakterien, 
sondern auch umgekehrt kleinste Mengen gelöster Bakteriensubstanz, die sich 
bisher der Auffindung entzogen hatten, nachweisen kann. Und Bruck soll es 
schon des öfteren gelungen sein, in pleuritischen Exsudaten zweifelhafter Natur 
den Nachweis gelöster Tuberkelbazillenstoffe zu erbringen. Braun wollte die 
Tauglichkeit des. Wassermann-Bruck’sehen Verfahrens zum Nachweise ge¬ 
ringer Mengen von Typhusantigenen prüfen und überzeugte sich, daß diese 
Methode für den Nachweis kleiner Mengen, wie sie in Körperflüssigkeiten Vor¬ 
kommen können, unbrauchbar ist Er glaubt auch auf Grund seiner Experimente 
ihr die Fähigkeit des Antigennachweises auch für andere Infektionen, wie Miliar¬ 
tuberkulose, Lues, Sepsis und chronische Exsudate absprechen zu müssen, da 
der Antigennachweis bei solchen Prozessen weit schwerer zu erbringen wäre, 
wegen der relativen Schwäche des betreffenden Immunserums im Vergleich zu 
der leichten Gewinnung eines hochwertigen Typhusimmunserums. Bomstein. 


1728) Merkel, Hermann. Kleine technische Winke für die Praxis der 
Uhlenhuth'schen Mutuntersuchung. Aus dem pathol. Inst zu Erlangen. (Münch, 
med. Wschr. 1908, Nr. 18, Mai) 

Merkel benützt als Injektionsmaterial defibriniertes Blut, das er haltbar 
macht durch Zusatz von Formalin; auch gegenüber den Einwänden von Marx 
hält er an deren Brauchbarkeit fest. Weitere Bemerkungen betreffen die Prü¬ 
fung des Antiserums (Antrocknen der verschiedenen Blutarten in möglichst 
gleichgroßen Tropfen auf Filtrierpapier, Lösung des Scheibchens im Be- 
aarfsfau in 60 ccm 0,9 °/ 0 CINa-Lösung), dessen Gewinnung (Entnahme von 
10 ccm Blut aus der Ohrvene ohne Tötung des Tieres und Aulbewahrung 
nach Zentrifugierung des geronnenen Blutes und Filtrieren durch ein Berke- 
feldfilter in Ziemke-Röhrchen.) Aulbewahrung unter völligem Luftabschluß in 
mitteltemperierten Räumen. M. Kaufmann . 


1729) Traube, J. Zur Komplementfrage. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, 
S. 380—3860 

Nach Erhitzung eines beliebigen Serums auf 56° bilden sich Stoffe von 
geringem Haftdruck, welche die Oberflächenspannung des Serums erniedrigen. 
Setzt man dem inaktivierten Serum aktives zu, so verschwinden sie wieder. Bringt 
man daher inaktiviertes Serum id est Komplement mit roten Blutkörperchen 
zusammen, so wird sofort eine energische Adsorption und mithin eine Verdickung 
der Lipoidenschicht der Erythrozyten eintreten müssen, welche die Wirksamkeit 
des spezifischen Ambozeptors ebenso erschweren wird, wie es andere Stoffe 
von geringem Haftdruck (Galle usw.) unterhalb eines gewissen Schwellenwertes 
tun. Versetzt man daher Blutkörperchen mit frischem bezw. mit inaktiviertem 
Serum und lOproz. Hämoglobinlösung als Hämolysin, so sind die mit frischem 
Serum behandelten Emulsionen nach l l /a—2 Tagen völlig klar, die mit inakti¬ 
viertem dagegen noch nach 4—5 Tagen vollkommen trüb. Die Aufgabe des 
Komplements wäre es demnach, einen Hüllkörper unter Schwächung des Blut¬ 
körperchens zu zerstören, so daß es dem Angriff des Ambozeptors nicht mehr 
zu trotzen vermag. K . Reicher\ 


1780) Traube, J. Über die Wirkung lipoidlöslicher Stoffe auf rote Blut¬ 
körperchen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 371—379.) 

Wenn zwei wässrige Lösungen durch eine Membran getrennt sind, so diosmiert 
die Lösung mit geringerer Oberflächenspannung in Richtung derjenigen mit 
größerer Oberflächenspannung. Je mehr ein Stoff die Oberflächenspannung des 
Lösungsmittels vermindert, umso geringer ist sein Haftdruck, d. h. die Kraft, 
init welcher der Stoff an das Lösungsmittel gekettet ist. Wo Lipoide vorhanden 
kann man den Teilungskoeffizienten nach Overton als Maß der osmotischen 


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684 


Bafente. 


Kraft ansehen. Diejenigen Stoffe nun, welche einen geringen Haftdruck im 
Wasser haben, besitzen i. a. einen großen in Lipoiden. Bringen wir Erythro¬ 
zyten in Lösungen indifferenter, lipoidlöslicher Stoffe (wie Alkohole, Ester usw.) 9 
so erfolgt für alle Fälle ein Eindringen jener Stoffe in die Lipoidhülle. Genügt 
die vorhandene Merge derselben, um allmählich die Konzentration in der wä߬ 
rigen Flüssigkeit zu übertreffen, so wird bei einem gewissen Schwellenwerte 
ein Hämoglobinaustritt in eine Hämolyse herbeigeführt. Wird andererseits obiger 
Schwellenwert nicht erreicht, so erfolgt bloß eine Verdickung der Lipoidschicht, 
welche die Resistenz der Erythrozyten erhöht. Tatsächlich üben lipoidlösliche 
Stoffe (wie Amylalkohol, Galle usw.), welche oberhalb eines gewissen Schwellen¬ 
wertes als Hämolysine wirken, unterhalb desselben eine antihämolytische Wirkung 
aus. K. Reicher . 

1781) Kämmerer, Hugo. Versuch einer neuen klinischen Methode der Op¬ 
soninbestimmung. Aus der L med. Klinik zu München. (Münch. mecL Wschr. 
Mai 1908, Nr. 20.) 

Ausgehend von den Ergebnissen Deans (Zbl. f. Bakt, 1908, Nr. 4—6), daß 
der phagozytäre Index durch Zusatz von frischem, normalem Serum zum aktiven 
Immunserum viel mehr erhöht wird als den beiden Komponenten entspricht 
kam Verfasser zu der Erwägung, daß vielleicht auch das nicht inaktivierte Im¬ 
munserum durch Zusatz von frischem Normalserum in seiner phagozytoseför- 
demden Wirkung verstärkt werden könnte. In der Technik folgt daraus die 
Modifikation, daß nicht gewaschene Leukozyten verwendet werden, sondern das 
Blut von ein und derselben Person in der gleichen Zeit direkt zu den anderen 
Substanzen aus dem Finger in die Kapillare aufgesogen wird; zur Verhinderung 
der Gerinnung wird die Bazillenemulsion in einer Kochsalzlösung mit 1,5 °/ 0 
Natriumzitrat hergestellt. Verfasser hat die Methode bei Typhusbazillen ge¬ 
prüft und war überrascht über die gewaltigen Unterschiede in der Phagozytose 
mit oder ohne Zusatz von Immunserum. Es ist wohl meist empfehlenswert, das 
Immun- resp. Normalserum zunächst unerhitzt zu verwenden; in einem Versuch 
war der Index bei Inaktivierung drei, bei unerhitztem Serum fünf. 

M. Kaufmann ,. 

1782) Bail, Oskar. Die Grundlagen der Aggressinimmuniaierung. (Prag 
med. Woch. 1906, Bd. 6.) 

Zu referierender Wiedergabe ist die Arbeit nicht geeignet. Fritz Loeb. 

1788) Marenholtz, Moritz Freiherr von. Über die konjunktivale Tuberku¬ 
linreaktion. Ein Beitrag aus dem Gamisonlazarett Q, Berlin. (Inaug.- Dissert 
Leipzig 1908, 34 S.) 

Zum Zustandekommen der Überempfindlichkeit ist das Zusammentreffen von 
Antigen und Antikörper im Gewebe erforderlich und es läßt sich die Konjunk- 
tivalreaktion durch eine lokale Antikörperbildung, bei der die Leukocyten eine 
hervorragende Rolle spielen, erklären. Die Hauptergebnisse vorliegender Arbeit 
sind folgende: 1. Der positive Ausfall der Reaktion bei Anwendung einer 1 proz. 
Tuberkulinlösung spricht mit ziemlicher Sicherheit für Tuberkulose. 2. Nega¬ 
tiver Ausfall spricht nicht absolut gegen Tuberkulose, besonders nicht bei kachek- 
tischen Fällen und bei Leuten, die unter Tuberkulinbehandlung stehen. Beide 
Arten bedürfen ja auch eines diagnostischen Hilfsmittels nicht mehr. 8. Eine 
längere Zeit nach der Einträufelung gemachte subkutane Tuberkulininjektion 
ist imstande, die lokale Reaktion zum Wiederauffiackem zu bringen. 4. Die ein¬ 
malige Einträufelung erzeugt bei Nichttuberkulösen eine Überempfindlichkeit 
des eingeträufelten Auges; es darf niemals dasselbe Auge zum zweiten Mal be¬ 
nutzt werden, ö. Die Konjunktivalreaktion kann an die Stelle der probato- 
rischen Impfung nach Koch treten, da sie einfacher, harmloser und auch bei 
Fiebernden anzuwenden ist. Fritz Loeb . 


1734) Traube, J. Zur Frage der Virulenz der Bakterien. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. X, S. 387—389.) 

Bakterien, welche sich auf einem Nährboden von bestimmter Oberflächen¬ 
spannung entwickelt haben, müssen vollständig zu gründe gehen, wenn dieselben 


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Referate. 


686 


auf Nährböden von veränderter Oberflächenspannung gesetzt .werden. Peptone 
erniedrigen z. B. die Oberflächenspannung sehr stark. Soll die Virulenz der 
ursprünglichen Art bewahrt werden, so muß die Oberflächenspannung des neuen 
Nährboaens derjenigen des alten gleichen. Die Bakterien ändern übrigens selbst 
durch Verbrauch von Pepton usw. bei ihrem Wachstum die Oberflächenspannung 
des Nährbodens, und vielleicht ist auch die Veränderung der Virulenz und der 
Wachstumstillstand darauf zurückzuführen. Da das inaktivierte Serum reich an 
Stoffen ist, welche die Oberflächenspannung vermindern, so wird verständlich, 
weshalb inaktiviertes Serum L a. den Bakterienwachstum weit weniger beein¬ 
trächtigt als normales Serum. K. Reicher . 

1786) Eijkmann, C. Die Überlebtmgskurve bei Abtötung von Bakterien 
durch Hitze. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 12—20.) 

Die Überlebtmgskurve des Bakterium coli nach Anwendung von Tempe¬ 
raturen zwischen 47°—52,2° C. läßt deutlich die £ -Gestalt erkennen, sofern aas 
Absterben nicht mit zu großer Geschwindigkeit erfolgt. Diese kann auch unter 
anscheinend gleichartigen Bedingungen stark wechseln. Ä. Reicher\ 

1786) v. Baumgarten, P. Die osmologische Auffassung der Hämo- und 
Bakterioiyse. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 20—86.) 

Verteidigung der von Baumgarten aufgestellten Theorie, daß der Austritt 
des Hämoglobins bei der Hämolyse nach den Gesetzen der Osmose erfolge, 
gegen die von verschiedenen Seiten erhobenen Einwände und Diversion zu¬ 
gunsten von Ehrlichs humoraler Theorie bezüglich der Bakterioiyse und zu 
ungunsten von Metschnikoffs Phagocyten-Theorie. K. Reicher. 

1787) Arrhenius, Sv. Hämolytische Versuche. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XI, S. 161—171.) 

Die Wirkung des Lezithins bei der Säurehämolyse beruht auf einer erhöhten 
Löslichkeit — beim Saponin ist die Wirkung umgekehrt Beim Entstehen der 
hypothetischen Verbindung Kobralezithid fand Arrhenius kein Verschwinden 
einer der beiden Komponenten. 

Die Kurve der Neutralisation des Kobralezithids durch sein Antitoxin ver¬ 
läuft ganz anders als die Kurve bei Neutralisation von Kobragift durch sein 
Antitoxin bei Anwesenheit von Lezithin. Chlorkalzium ist deshalb ein Anti¬ 
komplement, weil es mit dem »Komplement« Natriumoleat eine schwerlösliche 
Verbindung eingeht K. Reicher . 

1788) Ditthorn, Fritz u. Schultz, Werner. Über Kutanreaktionen mit Eisen- 
foüungsprodukten von Tuberkelbazillensubstanzen. Aus d. inn. Abt. d. städt. 
Krankenh. Charlottenburg-Westend (dirig. Arzt: Grawitz). (D. med. Woch. 1908, 
Nr. 28, S. 1221—1222.) 

Die Verfasser haben Alttuberkulin mit Eisenoxychloridlösung gefällt und den 
bräunlich-gelben gewaschenen Niederschlag mit Natronlauge gelöst In gleicher 
Weise haben sie eine Flüssigkeit behandelt, die durch Auslaugung der bei der Alt¬ 
tuberkulinherstellung zurückbleibenden Bakterienleiber erhalten wurde. Ein 
drittes Präparat erhielten sie in letztbeschriebener Weise nach vorheriger Äther¬ 
extraktion der Bakterien. Für diese drei Präparate konnten sie mit Hilfe der 
Kutanmethode das Vorhandensein einer spezifischen Reaktionsfähigkeit nach- 
weisen. Reiß . 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 


1789) Schnütgen. Über Ernährung mit eisenhaltiger Kuhmilch. Aus dem 
med.-polikl. Institut zu Berlin: Geheimrat Senator. (Bert. kl. Woch. 1907, Nr. 47, 
S. 1602—1505. 

Durch eine bestimmte Fütterungsart gewinnt Tierarzt Waldemar Bonatz 
in Berlin eine Milch, die je nach der Fütterung das 3—llfache an Eisen gegen¬ 
über der gewöhnlichen Milch enthält Die gemachten Emährungsversuche 
zeitigten ein sehr befriedigendes Resultat. Ein Liter Milch täglich genügt Der 
Vorzug dieser natürlichsten Bindung von Eisen an Eiweiß gegenüber der künst¬ 
lichen ist ein ganz bedeutender. Bomsiein. 


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686 


Referate. 


1740) Geret» L. Der Fleischsaft Puro. (Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 17, April.) 

Verfasser schließt aus seinen Analysen: 1. Fleischsaft Puro enthält nicht 
21,23 °/ 0 natürliches Eiweiß, sondern nur 11—14 °/ 0 , auch nicht 9,3 °/ 0 N, son¬ 
dern nur 6,43 °/ 0 . 2. Fleischsaft Puro war niemals Saft aus rohem Ochsenfleisch. 
3. Er ist nicht »durch hohen Druck aus fettfreiem Fleisch gewonnen«; er ent¬ 
hält nicht »die natürlichen Eiweißkörper des Fleisches in gänzlich unveränderter 
Form«. 4. Er stellt vielmehr eine Mischung aus käuflichem Albumin (wahr¬ 
scheinlich Eieralbumin) mit Fleischextrakt dar. Der Umstand, daß in dem Puro 
10—16°/ 0 Albumosen + Peptone sind, beweist, daß zu seiner Herstellung ein 
Fleischextrakt von ca. 36°/ 0 Albumosen, also ein minderwertiger verwendet 
wurde. Der Chlorgehalt beträgt 27 °/ 0 der Asche; die Präparate sind also mit 
Kochsalz versetzt. Der Salpetergehalt beträgt mindestens 1 °/ 0 , was den Puro 
auf billige aus Pökelbrühen erhaltene Extrakte verdächtig macht; der Phos¬ 
phorgehalt des albuminfreien Puroextraktes, der zu 9,88 °/ 0 aus organischem 
Phosphor besteht, schützt das Präparat vor dem Verdacht, daß ein direkt ver¬ 
dorbener Extrakt Verwendung fand. M, Kaufmann. 

1741) Landmann, P. (Nürnberg). Ein seltener Fall von Idiosynkrasie 
gegen Hühnereiweiß, nebst Beitrag zur Würdigung des »Fleischsaft« Puro. 
(Münch, raed. Wschr. 1908, Nr. 20, Mai.) 

Ein Mann von 35 Jahren besitzt von Geburt an eine Idiosynkrasie gegen 
Eiereiweiß und nur gegen dieses. Ein erbsengroßes Stück Puro, das ihm, ohne 
daß er eine Ahnung hatte, daß Eiereiweiß darin ist, gegeben wurde, löste bei 
ihm einen schweren Anfall von Schwellung der Schleimhäute, Speichelfluß, 
heftigste Durchfalle usw. aus. M. Kaufmann. 


1742) Schabad, D. A. Der Phosphorlebertran in der Therapie der Rachi¬ 
tis. Sein Einfluß auf den Kalkstoffwechsel. Aus der Kinderklinik des med. 
Inst, für Frauen in St. Petersburg. (Ther. d. Gegenwart 1908, Nr. 6, Juni.) 

An zwei rachitischen Kindern untersuchte Verfasser den Einfluß des Phos¬ 
phorlebertrans auf den Kalkstoffwechsel. Während bei einem gesunden Kon- 
trollkind der Kalkstoffwechsel imbeeinflußt blieb, wurde bei den beiden Rachi- 
tikem die Kalkretention wesentlich vermehrt. Diese Wirkung war schon nach 
3—5 Tagen deutlich ausgeprägt — sie tritt also bald nach Beginn der Dar¬ 
reichung des Phosphors auf und schwindet nach dem Fortlassen desselben sehr 
allmählich, so daß sie noch nach zwei Monaten nachweisbar ist. Ein weiterer 
Versuch galt der Frage, ob der Lebertran allein diese Wirkung zu entfalten 
im Stande ist; während vor der Lebertrandarreichung die Kalkbilanz bei dem 
Kinde negativ war (—0,02 g CaO), ergab sich nach Lebertrandarreichung eine 
Retention von 60,66 °/ 0 des Nahrungskalkes, die unter Darreichung von Phos¬ 
phorlebertran bis 85,79 °/ 0 anstieg. M. Kaufmann. 

1743) Hirschberg, A. Beitrag zur Behandlung mit Oophorin. Aus der 
Poliklinik f. Frauenkrankh. von Prof. Nagel in Berlin. (Münch, med. Wschr. 
1908, Nr. 26, Juni.) 

Hirschberg rühmt auf Grund klinischer Versuche den Erfolg von »Oopho¬ 
rin« (Freund u. Redlich) in der Behandlung klimakterischer und amenorrhoischer 
Beschwerden. Die Dosis beträgt 6—6 X tägl. 2 Tabletten ä 0,3 Ovarialsubstanz; 
die Tabletten sollen im Mund zerkleinert und mit Wasser hinuntergespült 
werden; saure Speisen sind dabei zu vermeiden; schädliche NebenWirkungen 
traten nie zu Tage. M. Kaufmann. 

1744) Briot, A. Über das Labferment des Feigenbaums. (Ficus Carica.) 
(C. r. d. lAcadem. des Sciences 144, S. 1161—66.) Zentralbl. f. Bakter. und 
Parasitenk., 16, II, Abt. 1.) 

Bei der Nachprüfung der Untersuchungen Chodat’s und Rouge’s, 
die gefunden hatten, daß das Labferment des Feigenbaumes besser auf ge¬ 
kochte als auf ungekochte Milch wirkt, fand der Verfasser, daß die Koagu¬ 
lierung der frischen Milch durch den Saft des Feigenbaumes verzögert oder gar 
verhindert wird und zwar durch die Gegenwart eines Antilabferments in der 
Milch. Durch Hitze wird dieses Antiferment zerstört Daher koaguliert gekochte 


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Referate. 


687 


Milch leichter als frische. Die kritische Temperatur für die Milch gegenüber 
dem Feigensaft ist 70° y bei welcher die Reaktionsfähigkeit der Milch gegen ge¬ 
wöhnliches Labferment noch nicht verändert ist. Das normale Pferdeserum 
enthält ein Antiferment, das sowohl die Wirkung des tierischen Labs verhindert, 
als auch die Koagulierung von gekochter Milch durch Feigensaft aufhebt. 
0,4 ccm dieses Pferdeserums genügen, um 1 ccm Feigensaft, der normal 10 ccm 
gekochte Milch in 6 Minuten koaguliert, imwirksam zu machen. Brahm . 

1745) Mesernizky v P. G. Zur Frage über die Radioaktivität einiger 
russischer Mineralwässer. Aus dem physikalischen Institut der St. Petersburger 
Universität Verhandl. d. Ges. russ. Aerzte zu St. Petersb. 1907/08 Nov.-Dez. 

Der Berichterstatter untersuchte die Radioaktivität der käuflichen Wässer: 
Narsau, Essenthukki Nr. 4, 6,17, 18 und 20; des Batalin- und BorschomWassers 
der Katharinenquelle. Um die Abhängigkeit der Radioaktivität vom Alter 
der Füllung zu bestimmen, untersuchte der Berichterstatter gasiertes und 
ungasiertes Borschomwasser. Die Radioaktivität wurde auf zweierlei Art 
gemessen. 1. Durch den Verlust der Ladung des Blättchens vom Wilson- 
schen Elektrometer und 2. nach dem Wachsen des Potentials, welches mittels 
des Dalesalekschen Elektrometers bestimmt wurde. Der Berichterstatter kam zu 
folgenden Folgerungen: Von allen untersuchten Wässern erwies sich nur eins, 
nämlich Essenthukki Nr. 4 als nicht radioaktiv. Wasser, welches radioaktiv ist, 
behält noch seine Radioaktivität, nachdem es 7 Monate in Flaschen gelegen 
hat; dabei war zwei Monate altes Wasser (Herbstfüllung) stärker radioaktiv als 
siebenmonatliches Wasser (Frühlingsfüllung). Ob diese Verminderung der Radio¬ 
aktivität von der Dauer des Liegens in Flaschen oder von der Füllungszeit ab¬ 
hängt, kann noch nicht gesagt werden. Die chemisch reine C0 2 , mit der einige 
Wässer gasiert werden, hat augenscheinlich keine Wirkung auf die Radioaktivität 
dieser Wässer. Babkin. 

1746) Jacob, L. Über die Bedeutung der Karellkur bei der Beseitigung 
schwerer Kreislaufstörungen und der Behandlung der Fettsucht. (Münch, med. 
Wschr. April 1908, Nr. 16—17.) 

Lenhartz benutzt die vor 40 Jahren von Kar eil angegebene diätetische 
Methode schon seit 15 Jahren bei Kreislaufstörungen und zur Einleitung einer 
Entfettungskur. Der Kranke erhält 4mal am Tage, um 8, 12, 4 und 8 Uhr, je 
200 ccm Milch, 5—7 Tage lang. In den nächsten 2—6 Tagen gibt man leichte 
Zusätze: zuerst um 10 Uhr 1 Ei, um 6 Uhr etwas Zwieback; dann 2 Eier und 
etwas Brot; dann gehacktes Fleisch, Gemüse, Reis, so daß etwa 12 Tage nach 
Beginn der Kur der Übergang zu gemischter Kost erfolgt, so jedoch, daß in 
den nächsten 2—4 Wochen nicht mehr als 800 ccm Flüssigkeit (meist Milch) zu¬ 
geführt werden. Dabei Regelung des Stuhls. Unbequem ist die Flüssigkeits¬ 
entziehung nur in den ersten 2—3 Tagen. Die Aussichten der Kur sind besser, 
wenn neben der Zyanose auch Hydrops vorhanden ist, besser, wenn es sich 
um rein myokarditische Veränderungen handelt; eine gewisse Kraft des Herzens 
muß noch zur Verfügung stehen. Die Km* bedeutet eine möglichst vollkommene 
Entlastung des Herzens und führt sehr rasch zur subjektiven, allmählich zur 
objektiven Besserung. Ev. gibt man neben der Kur noch Digitalis. Das Ver¬ 
halten des spez. Gewichtes nach eingetretener Hamflut zeigt in vielen Fällen, 
daß nicht nur Wasser, sondern auch reichlich feste Stoffe mit entfernt werden. 
19 mitgeteilte Fälle gestatten einen Einblick in die Einzelheiten des Verlaufs. 

M. Kaufmann. 


Büeherbespreehungen. 


1747) Graul, G. (Bad Neuenahr.) Über den Diabetes mellitus und seine 
Behandlung. Würzburger Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der praktischen 
Medizin, herausgegeben von Prof. Dr. Joh. Müller und Prof. Dr. Otto Seifert. 
(Würzburg 1907, A. Stuber’s Verlag (Kurt Kabitzsch), Bd. VII, H. 6, 30 S. 
Pr. 76 Pfg.) 

Eine klar geschriebene Abhandlung eines Autors, der nicht kritiklos auf 


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688 


Referat«. 


alles schwört, was Größere gedacht und gesagt haben. Auf Grund reicher 
eigener Erfahrung spricht er als Praktiker zum Praktiker, weiß er anzuregen 
und zu belehren. Ich empfehle die kleine Schrift mit dem großen und guten 
Drucke nicht nur dem allgemeine Praxis treibenden Arzte, sondern auch dem, 
der sich speziell mit den Stoffwechselkrankheiten beschäftigt. An zwei Stellen 
habe ich ernste Bedenken zu äußern. Zunächst stehe ich persönlich auf dem 
Standpunkte, daß der Alkohol — im Privatleben selbstverständlich — aber 
auch m Praxis möglichst zu meiden ist, ganz besonders aber bei Behandlung 
einer Krankheit, die so sehr vom Nervensystem beeinflußt ist wie der Diabetes 
mellitus. Hier finde ich keine einzige Indikation für das Zellgift und Nerven¬ 
gift xa t’ i£oxi]v t den Alkohol. Ich warte mit dem Verbot mcht erst, bis er 
sich, wie bei Nephritis usw., von selbst verbietet. Mit den Erfolgen des Gebotes 
strengster Abstinenz bin ich sehr zufrieden. Dann heißt es an einer Stelle: 
»Durch die Untersuchungen von Bise hoff und Voit wissen wir, daß bei ver¬ 
mehrter Zufuhr von Eiweiß fast die ganze zugeftlhrte Eiweißquantität im Körper 
zersetzt wird, nur ein geringer Teil bleibt zurück, als Ersatz des Defizits.« Diese 
Untersuchungen gelten nur für den Hund. Für den Menschen habe ich und 
nach mir andere gefunden, daß eine »Zellmast«, eine Anreicherung der Zelle 
an Eiweiß durch Eiweißüberweisung sehr wohl möglich ist (s. meinen Aufsatz 
»Die Zellmast«, Jahrg. 1906 dieses Zentralblattes). Ich wende diese Methode 
zum Zwecke der Zellmast auch bei Diabetes an, nehme natürlich nicht Fleisch, 
sondern vegetabiles oder Kaseineiweiß und bin sehr zufrieden. — Trotz dieser 
persönlichen Beanstandungen empfehle ich die Schrift aufs Wärmste. Bomstein . 

1748) Bourcurt, M. u. Cautru, F. Le ventre. iStude anatomique et cli- 
nique de la cavitd abdominale au point de vue du massage. IL Teil: 
L'estomac et l’intestm. (Genf, Verlag der Librairie Kündig, und Paris, Verlag 
von Felix Alcan, 336 S., 81 Abb.) 

Das Werk behandelt m denkbarster Ausführlichkeit die Massage des Magen¬ 
darmkanals. Die mit zahlreichen (meist dem Spalteholzschen Atlas ent¬ 
lehnten Abbildungen) versehene anatomische Einleitung umfaßt allein 51, die 
physiologische 28 Seiten. Ein großer, weiterer Abschnitt bespricht eingehend 
die Einwirkung der Massage auf den Magenchemismus, bei dessen Unter¬ 
suchung die Wintersche Methode der Trennung der freien und organisch¬ 
gebundenen HCl zu Grunde gelegt wird. Die Anwendung der Massage bei 
den Dyspepsien der Herzkranken, der Chlorotiker, der Phthisiker u. a. wird 
ausführlich beschrieben. Ganz prächtige und anschauliche Ori^inalillustrationen 
schmücken das nächste Kapitel, das auf 45 Seiten die allgemeine und spezielle 
Technik der Bauchmassage schildert; dies scheint mir der wertvollste Teil des 
Buches zu sein. Es folgt die Besprechung verschiedener Affektionen, wobei 
immer der Schilderung der Massageanwendung eine Analyse der Krankheits¬ 
bilder vorangeht: der Obstipation, der Diarrhoe, der Enteritis muco-membranacea, 
der Darmokklusion, der Enteroptose und der Appendizitis. Mag man den 
Autoren bei der Darmokklusion noch folgen, obwohl auch hier die Massage 
mir nicht ganz unbedenklich erscheint, so wird man ihnen doch unter allen Um¬ 
ständen die Gefolgschaft versagen müssen, wenn sie, selbst mit noch so großer 
Vorsicht, bei der Appendizitis die Massage, und sei es auch nur eine Vibrations¬ 
massage mit der Hand, vorschlagen; wer schon einmal einen zum Platzen ge¬ 
füllten Wurmfortsatz frei in der Bauchhöhle hat liegen sehen, wird jeden mecha¬ 
nischen Insult verwerfen. Einige kleinere Kapitel über Massage von Leber, 
Pankreas und Milz, über Massage bei Aerophagie, Magendilatation und Schwanger¬ 
schaftserbrechen schließen das Buch ab. 

Das Werk scheint mir eine dankenswerte Bereicherung der Massageliteratur 
zu sein, auch wenn man im einzelnen nicht immer mit ihm einig gehen kann. 
Besonders hervorgehoben sei noch die vornehme Ausstattung. 

M. Kaufmann . 


Fflr die Redaktion Yerantwortlich: Professor Dr. A. 8oh ittenhelm, Erlangen.Bohlenpiatx 7. 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner 8ohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie il Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahrg. 2. Septemberheft 1908 Nr. 18 


Nachdruck verboten. 

Original-Artikel. 

(Aus der inneren Abteilung des Augusta-Hospitals zu Berlin. 

Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. A. Ewald.) 

Untersuchungen Aber den Purinstotfweehsel bei Aehylia gastriea. 

Von 

Dr. Zdzislaw Tomaszewski und Dr. Alessandro Martinelli. 

Zahlreiche Stoffwechselversuche, — wir verweisen z. B. auf die von Straus (1) 
und von Noorden — ergeben, daß die Sekretionsanomalien des Magens, insbe¬ 
sondere die mit Herabsetzung oder Versiegen der Sekretion einhergehenden, so¬ 
weit sie nicht durch die Beeinträchtigung der Magenmotilität oder Darmstö¬ 
rungen (Diarrhöen) kompliziert sind, an sich selbst die Ausnutzung der Nah¬ 
rung 1 ) und den Gesamtstoffwechsel nicht schädlich beeinflussen. Wir sehen 
auch oft, daß die an sekretorischer Mageninsuffizienz leidenden Kranken bei 
ihrem Ernährungszustände bleiben und bei entsprechender Diät denselben sogar 
nach längerer Krankheitsdauer nicht einbüßen. 

Wenn wir uns in der vorliegenden Arbeit speziell nur mit dem Purinstoff¬ 
wechsel beschäftigen, und den Gesamtstoffwechsel unberücksichtigt lassen, so 
scheint uns diese Trennung auch darum berechtigt, als durch die neueren Unter¬ 
suchungen die Unabhängigkeit des Harnsäureumsatzes und Ausscheidung von 
dem allgemeinen Stickstoffhaushalt nachgewiesen worden ist Größere Zufuhr 
von nukleinfreiem Eiweiß, welche den Stickstoffumsatz erhöht, ist auf die Harn¬ 
säurewerte ohne Einfluß. In einem Versuche von Schittenhelm (2) wurde 
z. B. bei der Darreichung von purinfreier aber eiweißreicher Diät, nur 0,039 
pro Tag mehr Harnsäure ausgeschieden, als bei der purinfreien eiweißarmen Kost. 

Bei der Bearbeitung unseres Themas haben wir uns zwei Fragen gestellt 
und versucht, sie durch einige Untersuchungen zu beantworten. 

1. Wie verhält sich der Purinstoffwechsel bei einem an sekretorischer Insuf¬ 
fizienz des Magens leidenden Menschen, im Vergleich mit dem eines Gesunden? 

2. Gelingt es, durch günstige Beeinflussung und Unterstützung der 
Verdauung die Ausscheidung der Harnsäure zu beeinflußen? 

Wir erinnern hier, als mit unserer Arbeit in einem gewissen Zusammen¬ 
hänge stehend, an die Auseinandersetzungen von Falkenstein (3), welcher 
die Ursache der Gicht in dem mangelhaften Verdauungsafte des Magens, näm¬ 
lich in dem primären Salzsäuremangel sucht; dadurch werde die Nuklein- und 
Eiweißverarbeitung fehlerhaft und die Harnsäureoxydation zu Harnstoff und 
Oxalsäure gehemmt Um diesem Salzsäuremangel abzuhelfen, gibt Falkenstein 

l ) Mit Ausnahme von Bindegewebe. 

Hi l 1 . ilL Jihifi 


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690 


Original-Artikel. 


therapeutisch größere Mengen von Salzsäure, wodurch der Magensaft die Fähig¬ 
keit erreichen soll, in normaler Weise Fleisch- und Eiweißnahrung zu verdauen; 
der Harnsäureabbau werde begünstigt, ohne daß dabei die Harnsäure im Körper 
in unlöslichen Verbindungen zurückbehalten wird — und ihre Menge im Urin 
wird so vermindert 

Auf eine weitere kritische Besprechung der von anderen Autoren (Brugsch 
und Schittenhelm, von Noorden, Leo) mit guten Gründen bestrittenen 
Falkensteinschen Anschauungen, die allerdings nicht auf den Lehren der 
Physiologie aufgebaut sind, wollen wir nicht näher eingehen. Auch wir stehen 
keineswegs auf dem Boden dieser durchaus vagen Theorie. Schließlich zitieren 
wir noch die Ansicht von Noordens (4), welcher meint, »daß HCl sogar in den 
größten zulässigen Gaben an Personen verabfolgt, welche unter gleichmäßiger Kost 
stehen, die Hamsäureausscheidung nicht vermindert, oder höchstens auf 1—2 
Tage; es kommen sogar vorübergehende kleine Steigerungen vor (eigene Be¬ 
obachtung)«. 

Unsere Untersuchungen wurden nur an solchen Kranken angestellt 
bei denen keine anderweitige Komplikation vorlag, die motorische Funk¬ 
tion des Magens ungestört war und bei denen das Bestehen eines Carcinoms 
mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte. Bei allen Untersuchten ergab 
die genauste Untersuchung des Magens völlige Anazidität (wobei wir uns als 
Indikator außer Lakmus auch des Methylorange bedienten) und die Untersuchung 
auf Fermente wies in fast allen Fällen starke Herabsetzung der peptischen 
Kraft auf. 

Der Ernährungszustand und das Allgemeinbefinden der Kranken mußte als 
gut bezeichnet werden und nur in einem Falle (Fall 2) ergab die Blutunter¬ 
suchung einen auf eine Anämie hindeutenden Befund. 

Die Versuchsanordnung war folgende: Es wurde die Größe der Harnsäure¬ 
ausscheidung geprüft, zuerst während einer drei Tage langen Vorperiode, wobei 
die Kranken die übliche gemischte Spitalskost (mit ungefähr 125 g Fleisch, 
76 g Schinken und 26 g Schabefleisch, oder 1—2 Eier) erhielten. Um den 
endogenen Hamsäurewert zu ermitteln, wurde den Untersuchten 4—8 darauf 
folgende Tage lang, purinfreie Nahrung gereicht, bestehend pro Tag aus: 

1,5 1 Milch = Kal 1020 


100 g Butter = „ 

830 

400 g Weißbrot = „ 

1160 

160 g Reißbrei = „ 

300 

260 g Kartoffelpüree = „ 

226 

1 Ei = „ 

86 


zirka 3620 Kalorien 

Während weiterer aufeinander folgender 4—6 Tage wurden zu der obigen 
Diätform täglich 260 g Leber und drei Teelöffel Fleischsaft Puro zugelegt und 
der exogene, d. h. den Nukleinstoffen der Nahrung entstammende Teil der Harn¬ 
säure bestimmt. 

Der weitere Verlauf des Versuches richtete sich danach, welche von den 
beiden oben angeführten Fragen wir beantworten wollten. Bei den einen Unter¬ 
suchten haben wir der Periode, während welcher Nukleinstoffe verfüttert wurden, 
eine purinfreie Nachperiode angeschlossen (Tabelle 1 und 2); bei den anderen 
haben wir die Nukleine weitere 6—9 Tage hindurch dargereicht und durch 


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Original-Artikel. 


691 


größere Dosen von Salzsäure (60—75 Tropfen täglich des Ac. mur. dil. auf drei 
Einzelgaben verteilt) die Verdauung beeinflußt. (Tab. 3, 4, 6 und 6.) 

Um den Einfluß der Muskeltätigkeit auf die Ausscheidung der Harnsäure 
auszuschließen, und die Beobachtung der Kranken durch das entsprechend be¬ 
lehrte Wartepersonal zu erleichtern, mußten die Untersuchten während des 
ganzen Versuches dauernd das Bett hüten. 

Es erübrigt noch, mit einigen Worten auf die Technik der Bestimmungen einzu¬ 
gehen. Zur Bestimmung der Harnsäure bedienten wir uns meistens der einwands¬ 
freien, ganz genaue Werte liefernden Methode von Ludwig-Salkowski. Zwei 
Untersuchungsreihen (Tab. 1, 6) wurden mit der Methode von Kovarsky (6) ausge- 
führt, die den Vorteil einer großen Einfachheit besitzt, und beim sehr genauen Arbei¬ 
ten brauchbare Werte liefert Davon konnten wir uns durch einige vergleichende, 
mit den beiden oben genannten Methoden ausgeführte Bestimmungen überzeugen 
So fanden wir z. B. mit der Methode 

von L. Salkowski Kovarsky 

0,46 0,431 

0,946 0,921 

0,647 0,638 

Die in Tabelle 1, 2 und 3 angeführten Werte für Gesamtstickstof! wurden 
nach Kjeldahl und die Werte für Ammoniak (Tabelle 3) mit der Methode 
von Neubauer-Schlössing bestimmt 

Wir gehen jetzt zur Besprechung der Resultate unserer Untersuchungen 
über, die wir zunächst in Tabellen zusammengestellt folgen lassen. Von den 
Krankengeschichten entnehmen wir nur das Wesentlichste und wir glauben auf 
die genaue Wiedergabe der sonst nichts besonderes bietenden Einzelheiten ver¬ 
zichten zu können. 

Fall 1. Patient G., 46 J. alt, Achylia gastrica. Magenbeschwerden (Druck 
und Gefühl von Vollsein nach dem Essen) bestehen seit drei Jahren; Stuhl im 
vorigen Jahre von Zeit zu Zeit diarrhoiisch, gegenwärtig unregelmäßig, jedoch 
geformt Fleisch wird vom Kranken schlechter vertragen als andere Speisen. 
Kein Alkoholabusus. 

Allg. Befinden und Ernährung gut Beiderseitige Spitzenaffektion des 
II. Grades. Zirkulationsorgane o. B. Magengrenzen normal, Motilität ungestört. 
Funktionsprüfung: nüchtern leer, nach P. F. 130 ccm (nach # / 4 St.) grobe unver¬ 
daute Semmelbrocken, Schleim 0. Blutreaktion negat., Reaktion des Inhaltes 
neutral. Urin: frei von patholog. Bestandteilen. Stuhl: makroskopisch ziemlich 
viel Bindegewebsfasern, kein Schleim. Mikroskopisch: mäßige Mengen von 
schlecht erhaltenen Muskelfasern; spärliche Fettsäurenadeln, hie und da neutrale 
Fetttropfen. Keine Kartoffelzellen (Schmidtsche Probekost) 

Fall 2. Patient H., 48 J. alt, Achylia gastrica. Seit vier Jahren bestehen: 
Drücken im Magen und in der Lebergegend nach jeder Mahlzeit, Gefühl von 
Vollsein; dauernde Beeinträchtigung des Appetits. Defäkation unregelmäßig, 
Stuhl reichlich, geformt. Vor vier Wochen kurzdauernder Icterus und Durchfälle. 

Ernährungszustand leidlich, bessert sich jedoch in raschem Tempo; tägliche 
Gewichtszunahme. Haut blaß mit leichtem Stich ins gelbliche. 

Respirationsorgane O. B. An der Herzspitze und -Basis leichtes systolisches 
Blasen. 


Milz unbedeutend vergrößert, ziemlich hart. 


Magen: Grenzen normal, 

git 44* Google 



698 


Original-Artikel. 


Tabelle L 


DUtfonn 

Dat 

Urinmenge 

Spes.Gew. 

Gesamt-N. 

Harnsäure 
pro 24 St 
in g 


1. Gewöhnliche 
gemischte 

* 1*3 

iiMMi 

900 

1000 

880 

1022 
1024 

1023 

12,44 

11,82 

12,44 

m 

WEmM 


Im Durchschnitt 

12,20 

0,642 


3. purinfreie 

I. IV. 

*• «i 

3 * n 

4 . * 

5 * » 

6. „ 

900 

800 

600 

750 

550 

750 

1025 
1027 

1027 

1028 
1028 

1026 

9*95 

10,62 

9,53 

H *44 

6,77 

* 1,24 

o ,344 

0 , 3*3 

0,320 

0,401 

0,315 

0,302 


Im Durchschnitt 

10,26 

0,882 


3. purinreiche 

RB 

139 

Jjj 

M 

1022 

1027 

1020 

1020 

11,09 

11,27 

12.26 

12,41 

0,389 

0488 

0,672 

0,964 


Im Durchschn. 
▼om 

7. IV. - 12. IV. 
0,618 

Im Durchschn. 
▼om 

13.IV.. 16. IV. 

0,383- 

Im Durchschnitt 

11,76 

0,628 

4. purinfreie 

II.IV. 
ia. „ 

* 3 - „ 
* 4 - i, 
15 * ,, 
16. „ 

1150 

1000 

1080 

1200 

1150 

1200 

1020 
1023 

1021 
1017 

1022 

1022 

ii ,59 

»M 7 

11,56 

io ,33 

9 , 5 « 

9,94 


Im Durchschnitt 

10,74 

0,464 



o,618 

—0,33a endogen 
0,296 exogen 


Nüchtern leer. Nach P. F. 100 ccm, sehr schlecht verdauten Inhalts; Schleim in 
Spuren. Reaktion neutral. Blut 0. 

Salomonsche Probe: N = 0,017 °/ 0 ; Esbach: leichte, nicht meßbare Trü¬ 
bung; Schmidtsche Säckchenprobe: Kerne meistens erhalten. 

Stuhl (Probekost): Viel Bindegewebe, mikrosk.: viele ziemlich gut erhaltene 
Muskelfasern; wenig Neutralfetttropfen, ;yiele Fettsäurenadeln. Spärliche Kartoflel- 
zellen. 

Sublimatprobe: Positiv (braune Färbung) Blut im Stuhl 0. 

Im Blute: Erythrozyten 2,960,000; HämogL 66 (Sahli) in gefärbtem Prä¬ 
parate: Makrozyten, Poikylozyten, keine kernhaltigen roten Elemente. 

Tabelle 1: Die schwankenden Harnsäurewerte der Vorperiode, während 
welcher gemischte Nahrung verabfolgt wird, ergeben im Durchschnitt den Wert 
0,642, welcher mit der in der Periode mit purinreicher Nahrung erhaltenen 
Durchschnittszahl fast übereinstimmt. Während der darauf folgenden purin- 
freien Periode (Rubrik 2) stellt sich die Hamsäureausscheidung auf einen, in 
sehr kleinen Grenzen schwankenden endogenen Wert ein und die Durchschnitts¬ 
zahl 0,882 hält sich in den Grenzen der normalen endogenen Werte; wie 
Kaufmann und Mohr (6) nachgewiesen haben, bildet die endogene Harnsäure 

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Original-Artikel. 


693 


Tabelle U. 


Diätform 

Dat. 

Urinmenge 

Spez. Gew. 

Gesamt-N. 

Harnsäure 
pro 34 St 
in g 


1. Gewöhnliche 
Gemischte 

■ 

1000 

laoo 

laoo 

1019 

1018 

1018 

««,99 

* 3,34 

«1,85 

0,798 

0,7*9 

0,804 


Im Durchschnitt 

12,02 

0,797 


a. pnrinfreie 

31. m. 

I.IV. 
*• » 

3 - n 

4 - » 

5 - !> 

1000 

1150 

1170 

850 

1100 

1050 

1017 
1015 

1018 

1017 

1018 
1018 

*°,«5 

*0,14 

11,61 

*o ,93 

10,01 

* 0,43 

0,556 

0,507 

0,429 

0455 

0 , 43 * 

o, 43 * 

1 

1 

Im Durcbschn. 
rom 

a. IV.—5. IV. 

0,43* 

Im Durchschnitt 

10,64 

0,409 


3. porinreiche 

fvg 

HM 

1100 

1150 

nao 

1180 

n 

8,701 

13,63 

**,S 4 

*»,55 

0,54* 

0,71* 

0,964 

0,997 

1 

/ 

Im Durchschn. 
rom 

6. IV.—13. IV. 
o ,747 

Im Durchschn. 

, vom 14. IV. bis 
15. IV. 0,43a 

Im Durchschnitt 

EE23 

0,808 

4. pnrinfreie 

10. IV. 

11. „ 
1a. „ 

13. „ 

14 . „ 
* 5 - „ 

1050 

1370 

1180 

iaoo 

1150 

1170 

1017 

1015 

1015 

101a 

1015 

1017 

9,93 

*0,57 

9,56 

8,a6 

9 , 4 * 

94 « 

0,540 

0,826 

0,879 

o, 5 *a 

o, 43 * 

0,433 

Im Durchschnitt 

9,86 

0,006 



o,747 

— 0,438 end ogen 
0,309 exogen. 

keinen konstanten Wert, sondern schwankt in weiten Grenzen je nach der Indivi¬ 
dualität. Wir sehen jedoch, wenn wir die Ausscheidung der Harnsäure weiter ver¬ 
folgen, daß in der purinreichen Periode die Werte nicht wie normal prompt ansteigen, 
sondern, daß sie langsam wachsend erst am dritten Tage das Doppelte, am vierten 
das Dreifache erreichen, und daß sie in den zwei ersten Tagen der purinfreien 
Nachperiode noch ziemlich hoch sind, um erst allmählich sinkend sich auf den 
endogenen Wert einzustellen. Daraus resultiert, daß man in diesem Falle bei 
der Berechnung der exogenen Harnsäure nicht nur die Werte der purinreichen 
Periode, sondern auch die höheren Werte der ersten Tage der Nachperiode 
berücksichtigen muß und erst die Differenz der auf diese Weise erhaltenen 
Durchschnittszahl 0,618 und des endogenen Durchschnittswertes 0,882 ergibt 
uns 0,296 als exogene Harnsäure. Die Durchschnittszahl der vier letzten Tage 
der Nachperiode (0.388) steht sehr nahe dem vorher für die endogene Harn¬ 
säure berechneten Werte. 

Ein ganz ähnliches qualitatives Verhalten zeigt die zweite Tabelle. Der 
Unterschied liegt nur in den im allgemeinen höheren Werten jeder Periode, 
was besonders in dem ziemlich hohen Werte für die endogene Harnsäure zum 
Ausdruck kommt. Dieser Wert ist jedoch zu klein, um ihn in Zusammenhang 

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694 


Original-Artikel. 


mit der in diesem Falle bestehenden, allerdings nicht perniziösen Anämie za 
bringen. Die verzögerte Einstellung auf den endogenen Wert markiert sich 
in diesem Falle in kleinem Maße schon in der ersten purinfreien Periode und 
viel bedeutender ist diese Verzögerung in der Nachperiode. Darum muß auch 
die Art der Berechnung dieselbe wie im Fall 1 bleiben und wir erhalten die 
Zahlen 0,438 für die endogene und 0,309 für die exogene Harnsäure. Daß diese 
Art der Berechnung der Durchschnittswerte wirklich Berechtigung hat, zeigen 
sowohl in der ersten, wie auch in der zweiten Tabelle die ziemlich genau über¬ 
einstimmenden Werte der purinfreien Periode und Nachperiode, sowie auch der 
Vorperiode und purinreichen Periode. 

Ähnlich wie in dem ersten, sehen wir auch in diesem Falle das langsame 
Ansteigen der Hamsäurewerte in der purinreichen Periode. 

Wenn wir also die Resultate dieser zwei Versuche beurteilen wollen, so 
müssen wir sagen, daß der Purinstoffwechsel durchaus quantitativ mit dem 
eines gesunden Menschen übereinstimmt, indem die endogenen und exogenen 
Werte innerhalb normaler Grenzen sich bewegen. Dieser Befund entspricht 
auch den Resultaten von Straus (1) welcher feststellen konnte, daß nur in den¬ 
jenigen Fällen von Achylie, in welchen die komplizierende Anämie vorlag, die 
absoluten Hamsäurewerte, sowie der prozentuale Anteil des Hamsäurestickstoffs 
an Gesamt-N erhöht, im übrigen normal waren. Auch die von Stejskal und 
Erben (7) in einem Fall von Atrophie der Magenschleimhaut gefundenen höheren 
Werte für Harnsäure sind auf die hochgradige perniziöse Anämie zu beziehen, 
an der die Kranke schließlich zu Grunde ging. 

Auffallend ist in unseren beiden Fällen die qualitative Abweichung von der 
Norm, welche durch eine verlangsamte Ausscheidung der exogenen d. h. den 
verfütterten' Nukleinen der Nahrung entstammenden Harnsäure sich kenn¬ 
zeichnet, und zweitens das langsame verzögerte Steigen der Hamsäurewerte, 
wenn im Anschluß an purinfreie Ernährung Nukleinstoffe verfüttert werden. 
Indem wir im weiteren Verlaufe unserer Erörterungen noch einmal darauf zurück¬ 
kommen werden, behalten wir uns die Erklärung dieses Befundes an der ent¬ 
sprechenden Stelle vor. 

Wir kommen des weiteren zur zweiten Gruppe unserer Untersuchungen 
und wir lassen hier zunächst die Tabelle 3 folgen, aus der auch die oben genau 
beschriebene Versuchsanordnung gut ersichtlich ist 

Fall 3. Patient P., 67 J. alt, Achylia gastrica. Geringe Beschwerden von 
Seiten der Verdauungsorgane, Appetit gut, Stuhlgang regelmäßig, Stuhl geformt 
Körpergewicht etwas reduziert. Außer diffuser Bronchitis und Arteriosklerose 
kein objektiv physikalisch nachweisbarer Befund. Magenuntersuchung am 12. Mai 
nach P. F. 60 ccm, Semmelbrocken unverdaut Kein Schleim. Reaktion des In¬ 
halts neutral. Wiederholte Untersuchung am 9. April: derselbe Befund. 

Wir sehen hier, daß die infolge des noch nicht geregelten Emährungs- 
modus ziemlich schwankenden Werte der Vorperiode, in der purinfreien Periode 
auf eine konstante, sonst physiologisch normale Höhe sinken und auf dieser 
auch noch in den vier ersten Tagen, während welcher 260 g Leber täglich ver¬ 
füttert werden, verbleiben. Daraus ergibt sich die Berechnung des endogenen 
Wertes auf 0,315. Wir sehen also wiederum in diesem Falle in noch aus¬ 
geprägterer Weise das in den beiden ersten Fällen beobachtete langsame An¬ 
steigen der Hamsäurewerte. Aus der Durchschnittszahl der zwei letzten Tage 


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Original-Artikel 


695 


Tabelle m. 


Diätform 

Datum 

Urinmenge 

Spez. Gewicht 

Gesamt-N 

Harnsäure pro 
24 St. in g 

Harnsäure 

Durchschnitts¬ 

werte 

li 

.SÄ 

w 
«* 0 
d ’ö 

3 • 

25 85 

14 

a'O 

a 

<£ 

1 . Gewöhnliche 

«3 V. 

900 

1022 

*o ,34 

0,619 


0,6 

i *97 

4,7 

14. ,, 

1000 

1020 

10,4* 

o, 74 l 


o,S 9 

2,35 

4,6 

gemischte 

15 * ,, 

900 

1017 

9,18 

0,483 


OJI 

i ,75 

6,3 

Im Durchschnitt 

10,00 

0,014 


0,8 

2,02 

6,2 


16. V. 

900 

1017 

9,68 

8,98 

0,302 



0,38 

1,04 

3 ,* 


17. ,, 

900 

1017 

0,309 



0,46 

«,14 

4.2 


18. „ 

900 

1017 

9,63 

0,330 



0,42 

i,H 

3,6 

2. purinfreie 

19. „ 

1050 

1017 

9,21 

0,297 



0,63 

1,07 

5,6 


20. „ 

1000 

1017 

9,18 

0.309 



o ,53 

1,12 

4,7 


21 * 

1250 

IOl8 

8,05 

0,303 


Vom 16. V. — 

0,69 

i ,*5 

6,9 


22. „ 

1250 

1021 

9 . 7 * 

o, 3«5 


o ,5 

1,08 

4,2 

26. V. im D. 

Im Durchschnitt 

9,2 

0^109 


0,3*5 

0,51 

i,i* 

4,8 


23. V. 

1200 

1023 

9,*5 

0,3** 



o,53 

1,13 

«,4 


* 4 . „ 

1800 

1017 

io ,34 

0,314 



0,84 

«,01 

«,7 

3. pnrinreiche 

25 . ,, 

1150 

IOl8 

8,40 

0,340 



0,43 

1,34 

4 ,* 

26. „ 

1870 

XOI3 

9,63 

0,338 


kVom 27. V. — 

} a8. V. 0,7*5 
' i. D. 

o,55 

i ,*7 

4,6 


27 . ,, 

1680 

1013 

9,94 

0,693 


0,41 

2 , 3 * 

3 A 


28. „ 

1200 

1019 

XO,I2 

0,758 


o,39 

2,49 

3 ,* 

Im Durchschnitt 


9,50 

0,459 


Vom 27. V. — 

0,52 

1*7 

4,7 






1. VI. 0,705 












29. V. 

1200 

1024 

13,44 

0 , 9*3 


l D. 

o,73 

2,30 

4,6 

4. dieselbe purin- 

30 . „ 

IIOO 

IOl8 

12,25 

0,705 



o,77 

1,10 

5 ,* 

reiche und 75 

3 *. n 

1100 

1023 

12,08 

0,481 



0,6 

ii 33 

4,04 

I. VI. 

1400 

1017 

10,93 

0,690 



o,93 

2,10 

6,9 

Tropfen Salzsäure 

*. „ 

1200 

1019 

9,64 

o ,334 


0,92 

*»«5 

7,8 

täglich 

3* „ 

1450 

1013 

10,24 

o,353 


1,02 

1,14 

8,1 


4. „ 

1650 

1013 

9,63 

0,503 


0,92 

i,75 

8,1 

Im Durchschnitt 

11,17 

0,568 


0,84 

1,55 

•*6 


0,725 

—0,315 endogen 
0,410 exogen 

dieser purinreichen Peripde (0,725) und dem endogenen Werte, berechnen wir 
den exogenen Wert auf 0,41. 

Wenn wir in dem weiteren Verlaufe des Versuches dem Kranken unter 
Beibehaltung derselben nukleinstoffhaltigen Kost, ziemlich hohe, in drei tägliche 
Einzelgaben verteilte Dosen der Salzsäure gereicht haben, so sehen wir, daß die 
Harasäureausscheidung, welche am letzten Tage der vorhergehenden Periode 
einen ziemlich hohen Wert erreicht hat, am ersten Salzsäuretage noch mehr 
steigt und in den nächsten Tagen in ziemlich weiten Grenzen zu schwanken 
beginnt. Dementsprechend ist der exogene Wert dieser Periode kleiner 0,253 
differiert jedoch nicht bedeutend (um 0,157) mit dem aus der vorigen (3ten) 
Periode ermittelten exogenen Werte. 

Um die Wirkung der Salzsäure zu kontrollieren, haben wir in diesem Falle 
fortlaufend Bestimmungen des Ammoniaks ausgeführt. Es ergibt sich aus unserer 
Tabelle, daß die sowohl absolut, wie auch prozentual in normalen Grenzen 

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696 


Original-Artikel. 


schwankenden Ammoniakwerte vom Tage, wo Salzsäure gereicht wurde ab, ab¬ 
solut und prozentual zu steigen beginnen. Diese größeren Ammoniakmengen, 
die als Abwehr gegen Säuren von Seiten des Organismus auzufassen sind, 
welcher auf diese Weise seine festen Basen zu schützen scheint, müssen in 
unserem Falle nur auf die Wirkung der eingeführten Salzsäure bezogen werden, 
da sonst während dieser Periode der Eiweiß- und Fettgehalt der Nahrung der¬ 
selbe, wie in der dritten Periode geblieben ist (Schluß folgt) 


Referate. 


Physiologie und physiologische Chemie. 


1749) Hendexaon, L. J«, Leland, G. A., and Means, J. H. The Behavior of 
Musole alter Compression. (Das Verhalten von Muskeln nach Kompression.) 
From the Chemical Lab. of Harvard College. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, 
XXH No. I. S. 48—60.) 

Wird ein Gastrocnemiuspräparat in Salzlösung langsam unter einen Druck 
von 600 Atmosphären gesetzt und dann langsam dekomprimiert, so zeigt die 
elektrische Reizung des Muskels nur geringfügige Abweichungen von der Norm. 
Wird Drucksteigerung und -abfall rasch und ruckweise ausgeführt, so wird der 
Muskel schwer geschädigt /. Auer . 

1760) Pike, F. H., Guthrie, C. C. and Stewart, G. N. Studios in Besuscita- 
tion. — HL The Besuscitation of the Glands and Muscles after temporary 
Anaemia. (Beiträge zur Wiederbelebung — UL Die Wiederbelebung der Drüsen 
und Muskeln nach temporärer Anämie.) From the Hüll Physiol. Lab. Univ. 
of Chicago. (Amer. Joum. of Physiol 1908, XXII No. I, S. 61—60.) J. Auer . 


1761) Martin, £. G. A Quantitative Study of Faradic Stimulation — L 
The Variable Factors Involved. (Beitrag zur quantitativen faradischen Reizung — 
L Die schwankenden Größen des Problems.) (Amer. Joum. of PhysioL 1908, 
XXH No. I, S. 61-74.) 

TL The Calibration of the Inductorium for Break Shocks. (— EL Das Kali¬ 
brieren des Induktoriums für Öffnungsschläge.) Ibid. S. 116—182. (From the 
Lab. of Physiol. in the Harvard Medical School.) 

In diesen zwei Arbeiten über das wichtige Problem quantitativer faradischer 
Reizung bespricht Martin die in Betracht kommenden Faktoren und erörtert 
eingehend die Einheitenskala von Kronecker. In der zweiten Arbeit gibt 
Martin eine Methode an, mittels welcher Öffnungsschläge mit einander verglichen 
werden können. Für Details sei auf die Originalabhandlung verwiesen. 

J. Auer. 

1762) Lillie, B. S. The Belation of Jons to contractile Prooesses — 

IIL The Conditions of Fibrillär Contractility. Verhältnisse der Jonen zu 
kontraktilen Vorgängen — ÜL Die allgemeinen Bedingungen fibrillärer Kon¬ 
traktilität. From the Marine Biolog Lab. Woods Hole, and the Lab. of PhysioL 
Zoology Univ. of Pennsylvania. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXH No I, 
S‘ 76—90.) J. Auer . 


1768) Carlson, A. J., Green, J. B. and Luckhardt, A. B. Contribution 
to the Physiol. of Lymph. — V. The ezcess of Chlorides in the Lymph. 
Beiträge zur Physiologie der Lymphe — V. Der Chlorid-Überschuß in der Lymphe. 
From the Hüll Physiol. Lab. Univ. of Chicago. Amer. Joum. of Physiol. 1908, 
XXH No. I, S. 91—103.) 

Die Ergebnisse sind wie folgt: Die Halslymphe von Pferden zeigt einen 
höheren Prozentsatz Chlorid als das Serum; dieser Unterschied beträgt etwa 10% 
Bei Pferd und Hund. 

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Referate. 


697 


Leichte oder tiefe Äthernarkose bedingt keine Erhöhung des Chloridgehalts 
im Serum des Hundes. 

Beim Hunde ist die osmotische Konzentration des Serums vor der Anästhesie 
weniger als jene der Halslymphe, die während leichter Anästhesie gesammelt 
worden ist. Wird der Vergleich zwischen Serum und Lymphe gemacht, die zur 
gleichen Zeit gewonnen wurden, so wird obiges Resultat umgekehrt 

Dieser erhöhte Chloridgehalt der Lymphe ist mit der Filtration und Trans¬ 
sudationstheorie der Lymphproduktion nicht vereinbar, und die Theorie deshalb 
unhaltbar. J. Auer . 

1764) Carlson, A. J. 9 Green, J. R., and Becht, F. C. Gontribution to the 
Physiology of Lymph — VI. The Lymphagogue Action of Lymphe. (Beiträge 
zur Physiologie der Lymphe — VL Die lymphagoge Wirkung von Lymphe.) 
From the Hüll Physiol. Lab. Univ. of Chicago L (Amer. Joum. of PhysioL 1908, 
XXn Nr. I, S. 104—116.) 

Experimentelle Ergebnisse: Die intravenöse Injektion von defibrinierter 
Lymphe aus dem Ductus thoracicus oder dem Halsstamm in dasselbe oder in 
ein zweites Tier (Hund) bedingt einen erhöhten Fluß von Lymphe aus dem 
Ductus thorac. Diese Verstärkung der Ausflußgeschwindigkeit setzt nach 6—8 
Minuten ein und dauert ungefähr 30—90 Minuten. 

Die Halslymphe scheint ebenso wirksam zu sein wie jene aus dem Brustgang. 

Es scheint, als ob diese Einspritzungen auch den Ausfluß von Halssympathikus 
erhöhen. 

Auf den Blutdruck übt langsame Injektion von 80—40 ccm Lymphe keinen 
Einfluß aus. 

Alle Hunde befanden sich unter leichter Äthernarkose. J. Auer . 

1766) Schultz, N. H. Studios in Heart Musde. — The Rpfractory Period and 
the Period of Varying Irritability. (Studien am Herzmuskel. — Die refraktäre 
Periode und die Periode schwankender Reizbarkeit) From the Physiol. Lab. 
of Johns Hopkins Univ. Baltimore. (Amer. Joum. ot Physiol 1908, XXII Nr. I, 
S. 133—162.) J. Auer. 

1766) Graham, Lusk. The Influence of Gold and Meohanical Exertion on the 
Sugar Excretion in Phlorhisdn Glycosuria. Einfluß von Kälte und mechanischer 
Arbeit auf die Zuckerausscheidung während Phloridzin-Glycosurie. (Amer. Joum. 
of Physiol. 1908, XXII. Nr. I, S. 163—173.) 

1767) Graham, Lusk. The Production of Sugar from Glutamic Acid Ingestid 
in Phlorhizin-Glycosuria. (Die Bildung von Zucker aus gefütterter Glutaminsäure 
während Phloridzinglykosune.) From the Physiol. Lab. of the Univ. and Bellevue 
Hospital Medical College. (Amer. Joum. of Physiol. XXII Nr. I, S. 174—178.) 

J. Auer . 

1768) Snyder, G. F. The Temperature coefficient of the Velocity of Nerve 
Conduction (SecondCommunication). Der Temperaturkoeffizient der Fortpflanzungs- 

P eschwindigkeit der Erregung im Nerven. Zweite Mitteilung. From the Dept. of 
hysiol Johns Hopkins Univ. Baltimore. (Americ. Joum. of PhysioL 1908, XXII 
Nr. I, S. 179—201.) / Auer . 

1769) Abbott, J. F. and Life, A. C. Galvanotropism in Bacteria. (Galvano¬ 
tropismus der Bakterien.) Washington Univ. St. Louis. (Amer. Joum. of Physiol. 
1908, XXH Nr. 202—206.) 

Werden Fermo, Subtilis oder Typhusbazillen in einem neutralen Nährsubstrat 
gezüchtet und dann einem sehr schwachen galvanischen Strom ausgesetzt, so 
bilden sich ausgesprochene Anhäufungen um die Kathode. 

Nicht-mobile oder durch Hitze getötete mobile Bazillen werden durch den 
Strom nicht beeinflußt. 

Züchtung der obengenannten Bazillen in sauren Medien erhöht die normale 
Antwort auf den elektrischen Reiz. 

Züchtung in alkalischen Nährsubstraten bewirkt Anhäufung um den posi¬ 
tiven Pol. f h Auer . 

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N. F. in. Jahr* 




698 


Betonte. 




1760) Benedict» Stanley B. The Influenae of Salta and Non-Electrolytes 
upon the Heart. (Wirkung von Salzen und Nicht-Leitern auf das Herz.) (From 
the Biolog. Lab. of the Umv. of Cincinnati, and from the Sheffield Lab. of Physiol. 
chem. Yale Univ.) (Amer. Joum. of. Physiol. 1908, XXQ No. I, S. 16—31.) 

Ungeeignet für ein kurzes Referat J. Auer . 

1761) Haie, W. and Fischmann, G. The Excretion of Bromides by the Kidney. 
Die Bromausscheidung der Niere. From the Pharmacol. Lab. Univ. of Michigan, 
Ann Arbor, Mich. (Amer. Joum. of Physiol 1908, XXII No I, S. 16—31.) 

Nach einer einzigen Gabe per os von NaBr ist die Ausscheidung durch 
den Ham stark verzögert. Z. B. nach Verabreichung von 2 g Na Br zeigte 
der Ham nach 36 Tagen noch 0,0146 NaBr. 

Die Diurese scheint in keinem absoluten Verhältnis zur Br-Ausscheidung 
zu stehen. 

CaBr s wird ungefähr ebenso langsam wie NaBr ausgeschieden. 

Die Versuche wurden an Studenten ausgeführt Die Br-Bestimmung geschah 
nach Classen’s Methode. J. Auer . 


1768) Henderson, L. J. and Black, 0. F. A Study of the Equilibrium between 
Carbonic Acid, Sodimn-Dicarbonate, Mono-Sodimn Phosphate and Di-Sodium 
Phosphate at Body Temperature. Studie über die Gleichgewichtsverhältnisse 
zwischen Kohlensäure, Natriumbicarbonat, Mono - Natriumphosphat und Di- 
Natriumphosphat bei Körpertemperatur.) From the Lab. of Biolog. Chem. of the 
Harvard Med. School. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, Nr. IV, S. 420 bis 
426.) J. Auer. 

1764) Mc. Guigan, H. On Glycolysis. (Über Glykolyse.) From the Lab. of 
Physiol. and Pharmacol. Washington Univ. (Amer. Joum. of PhysioL, 1908, 
Nr. m, S. 361—369.) 

Nach Verfassers Experimenten üben Mischungen von Pankreas und Muskel¬ 
extrakten ebensowenig eine glykolytische Wirkung aus wie Muskelextrakt 
allein. J. Auer . 

1766) Carlson, A. J. and Ryan, J. G. Glukose in Saliva. (Glukose im 
Speichel.) From the Hüll Physiol. Lab. of the Univ. of Chicago. (Amer. Joum. 
of Physiol. 1908, XXI, Nr. ffl, S. 301—309.) 

Der normale Speichel der Katze enthält eine Spur Glukose, die Verfasser 
durch Saffranin, Gärung, Fehlingsche und Phenylhydrazinprobe nach wiesen. 
Dieser Zucker ist wahrscheinlich kein Stoffwechselgebilde der Speicheldrüsen, 
sondern ist ein durch die Zellen ausgeschiedener Blutzucker. 

Steigerung des Zuckergehalts des Blutes (Injektion von Glukose, Anästhesie) 
bewirkt Zunahme des Speichelzuckers. 

Der Submaxillarspeichel enthält immer mehr Zucker als der Parotisspeichel. 

Speichel der Submaxillardrüse nach Chordareizung enthält weniger Zucker 
als der Speichel derselben Drüse nach Sympathikusreizung. J. Auer . 


1766) Packard, W. H. Further Studios on Resistance to Lack of Oxygen. 

(Weitere Beiträge über Widerstandskraft gegen Sauerstoffinangel.) From. the 
Biolog. Lab. of Woods Hole, and the Biolog. Dept. of the Bradley Polytechn. 
Instituts, Peoria, 111. (Amer. Joum. of Physiol. 1908, XXI, Nr. III, S. 310—333.) 

Mannose in die Leibeshöhle von Fundulus heteroclitus eingespritzt erhöht 
die Resistenz der Tiere gegen O-Mangel. 

Äthylalkohol, Aceton, Pilocarpin erniedrigt die Widerstandskraft gegen 
O-Mangel. J. Auer . 


1767) Lebedew, AL Auftreten von Formaldehyd bei der zellfreien Gärung. 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 464—457.) 

Nach Beendigung der Gärung verläuft die Reaktion umgekehrt, d. h. es 
wird Kohlensäuregas absorbiert Dies hat seinen Grund darin, daß Kohlensäure 
teilweise zu Formaldehyd reduziert wird, welch* letzteres Lebedew einwand¬ 
frei nachweist. K. Reicher . 

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Referate. 


699 


1768) Tswett, M. Über das Phaeophytin und die Chlorophyllane nebst 
Schlußbemerkungen über das Phylloxanthin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, 
S. 404—414.) 

Der dunkelgefärbte Niederschlag, welcher in alkoholischen Chlorophyll¬ 
lösungen nach Zusatz von organischen Säuren entsteht, ist ein Gemisch der vom 
Verfasser früher untersuchten Chlorophyllane a und ß. K. Reicher . 

1769) Tswett, M. Über die Natur des sog. „kristallisierbaren Chlorophylls". 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 414—425.) 

Das sog. kristall. Chlor (a-Metachlorophyllin) ist keine natürliche Komponente 
des Chlorophylls, sondern ein Kunstprodukt ln seinem Spektrum vereinigt es 
die Absorptionsbänder der Chlorophylline a und ß. K, Reicher . 

1770) Marohlewski, L. Studien in der Chlorophyllgruppe II. Marohlewski, L. 
u. Tadd. KozniewskL Über die Umwandlung des Fhyllotaonins in Phytorho- 
dine. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 472—485.) 

Allophyllotaonin wird unter dem Einflüsse von Säuren bei Anwesenheit von 
Alkohol in Phytorhodine (Willstätter und Mieg) umgewandelt Während 
Phyllotaonin das beste Ausgangsmaterial fllr die Darstellung des Phylloporphyrins 
bildet, werden die Phytorhodine durch Behandlung mit alkoholischem Kali bei 
200° in jene prächtige Substanz nicht umgewanddt K. Reicher . 

1771) Pringaheim, BL Über die Unterdrückung der Fuselölbildung und 
die Mitwirkung von Bakterien an der Bildung höherer Alkohole bei der 
Garung. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 490—497.) 

Der Fuselölgehalt des Alkohols bei der Gärung läßt sich durch schwefel¬ 
sauren Ammoniak herabsetzen. Das Fuselöl verdankt seinen Ursprung zwei ver¬ 
schiedenen Vorgängen, erstens der Wirkung der Hefe auf die Eiweißspaltungs¬ 
produkte, wodurch normaler Propyl-, Isobutyl- und Amylalkohol entstehen, und 
zweitens der Wirkung des Buttersäurebakteriums auf das Gärmaterial, woraus 
Isopropyl- und normaler Butylalkohol resultieren. K. Reicher . 

1772) Butkewitsch, Wl. Zur Frage über die Umwandlung der Stärke in 
den Pflanzen und über den Nachweis des amylolytischen Enzyms. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. X, S. 314—344.) 

Unter der Einwirkung von Toluol und Chloroform kann ebenso wie durch 
Erhitzen auf 60°—70° die in der Rinde und auch im Holze gespeicherte Stärke 
gelöst werden. Diese Auflösung ist von einer Zuckeranhäufung begleitet und 
wird wahrscheinlich durch eine Abschwächung der synthetischen Tätigkeit der 
Plastiden bedingt. Durch Fällen mit Alkohol aus einem wässerigen Auszuge 
kann man ein sehr aktives diastatisches Enzym aus der Rinde erhalten. Die 
Auflösung der Stärke in Blättern und Rinde ist bei Verwendung dieses Enzyms 
eine so vollkommene, daß darauf eine quantitative Stärkebestimmung aufgebaut 
werden könnte. A. Reicher . 

1778) Batelli, F. u. Stern, L. Über das Vorkommen der Antikatalase im 
Tierorganismns. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 275—276.) 

Polemik gegen H. de Waele und A. J. J. Vandevelde, welche in dieser 
Zeitschrift, Bd vÖI, das Bestehen einer Antikatalase leugneten. K. Reicher . 


1774) Michaelis, L. n. Ehrenreich, M. Die Adsorptionsanalyse der Fer¬ 
mente. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 283—299.) 

Es gibt eine mechanische und eine elektrochemische Adsorption, durch 
erstere wird eine Verminderung der Oberflächenspannung, durch letztere eine 
Verminderung der elektrischen Potentialdifferenz erzielt Schalten wir durch 


lichkeit vollkommen aus, so 
asische Farbstoffe absorbiert 


geeignete Testobjekte die erstere 
finden wir, das Tonerde nur saure, Kaolin nur 
Demnach kommt dem Invertin, das nur von Tonerde adsorbiert wird, der 
Charakter einer Säure zu, ebenso dem Pepsin. Speicheldiastase und Trypsin 
werden von Kaolin und Tonerde adsorbiert, sind also amphotere Körper, Malz- 
diastase ist ein amphoterer Körper mit stärker sauren als basischen Eigenschaften. 

K. Reicher . 


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46 * 




700 


Befand». 


A 


1776) Ostwald, W. Über die Lichtempflndlichkeit tierischer Oxydaemi und 
über die Beziehungen dieser Eigenschaft zu den Erscheinungen dea tierischen 
Phototropismus. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 1—180.) 

Die interessante, groß angelegte Arbeit stellt einen Versuch dar, experi¬ 
mentelle Grundlagen für die Annahme zu finden, daß die phototropischen Reak¬ 
tionen der Tiere un engsten Zusammenhänge mit den Vorgängen der allgemeinen 
Gewebeatmung stehen, und zwar werden speziell die Katalase und die Per¬ 
oxydase zur Untersuchung herangezogen. Von den zahlreichen Ergebnissen, die 
im Original nachgelesen werden müssen, sei bloß hervorgehoben, daß die nor¬ 
male positiv phototropische Reaktion der Räupchen von Porthesia chrysorrhoea 
eine lebenserhaltende ist, indem die Räupchen mit dem höchsten Katalasen¬ 
gehalt am ehesten sterben. Direktes Sonnenlicht beschleunigt sofort die natür¬ 
liche Peroxydasenvermehrung tierischer Extrakte in Gegenwart von Sanerstofl. 
Bei 6—8 Tage langer Belichtung nimmt der Peroxydasengehalt wieder ab. Im 
gemischten Lichte, in welchem die Räupchen am längsten leben, konnte stets 
der höchste Peroxydasengehalt, im Gelb (in diesem die größte Sterblichkeit) 
der kleinste konstatiert werden. Positiv phototropische Tiere sind außerordent¬ 
lich katalasereich, aber sehr peroxydasearm, bei negativ phototropischen Tieren 
gestaltet sich das Verhältnis umgekehrt K. Reicher. 

1776) Nerking, J. Beiträge zur Kenntnis des Knochenmarks. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. X, S. 167—1910 

Dankenswerte quantitative Bestimmungen über die einzelnen Bestandteile 
des Knochenmarks, zum Referate ungeeignet K. Reicher. 


1777) Nerking, J. Die Verteilung des Lezithins im tierischen Organismus. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 193—208.) 

Aus der Chloroformlösung lassen sich durch Azetonfälhmg bloß ungefähr 
60 Proz. des Lezithins wiedergewinnen. Interessant ist, abgesehen von Gehirn 
und Rückenmark, der hohe Lezithingehalt von Nebennieren und Knochenmark. 

K. Reicher. 

1778) Klempin, P. Studien über das amylolytische Ferment im Hafer. 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 204—213.) 

Verfasser kommt an der Hand der Wohlgemuthschen Methode zu fol¬ 
genden Ergebnissen: 

Das Optimum des amylolytischen Haferferments liegt zwischen 40°—70®. 
Erst bei 90°—96° wird es vollständig wirkungslos. Das Ferment folgt der 
Schütz-Borissowschen Regel f-Vt^ konst K. Reicher. 

1779) Jacoby, M. Zur Kenntnis der Fermente und Antifermente. 7. Mit¬ 
teilung: Über den Nachweis des Trypsins. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, 
& 229—231.) 

Jacoby empfiehlt für den Nachweis von Trypsin und ebenso von Anti¬ 
trypsin die Aufhellung von Rizin durch Trypsinlösungen zu benutzen. Versuch: 
In eine Reihe von Röhrchen kommen zunächst 2 ccm einer Lösung von 1 g 
Rizin (Merck) in 100 ccm l^aproz. NaCl-Lösung, ferner 0—0,1—0,2—0,3—0,5 
—0,7—1,0 einer lproz. Lösung von Grüblers Trypsin. Mit Wasser wird auf 
3 ccm aufgefüllt und überall 0,5 ccm 1 proz. Sodalösung zugesetzt. Das Röhrchen 
ohne Trypsin bleibt dauernd trübe, die übrigen hellen sich allmählich auf, das 
mit 0,1 Trypsin ist nach 6 Stunden (Brutschrank) ganz klar. AT. Reicher. 

1780) Jacoby, M. 8. Mitteilung: Über die Einwirkung von Trypsin auf 
Serum. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 232—235.) 

Trypsin hellt ebenso, wie Jacoby es früher für Pepsin beschrieben hat, 
trübes Serum zunächst vollkommen auf. Nach einigen Stunden wird es wieder 
trübe und die sich absetzenden Niederschläge bleu>en auch beim Kochen be¬ 
stehen. Dieser Vorgang tritt um so rascher ein, je mehr Trypsin vorhanden ist 
Fügt man zu wirksamen Trypsinproben am Beginne des Versuchs antitryptisch 
wirksames, normales Pferdeserum, so verzögert sich, resp. unterbleibt die Auf 
hellung, und auch die nachträgliche Trübung findet nicht statt. Setzt man 

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TOI 


Normalserum erst nach eingeleiteter Verdauung zu, 90 läßt sich manchmal der 
Prozeß nicht mehr verhindern. K. Reicher. 


1781) Knoop, Franz. Eine Farbenreaktion des Histidins. Aus der med. 
Abt des ehern. Labor, der Univ. Freiburg L Br. (B. z. Physiol. 1908, XL Bd. 
7.—9. Heft, S. 366.) 

Wässerige Lösung von Histidin oder dessen Salzen entfärben Bromwasser 
schon in der Kälte. Erhitzt nimmt die anfangs farblose Lösung eine sich zu 
dunklem Weinrot vertiefende Färbung an, bis sich schwarze amorphe Teilchen 
abscheiden, welche die Lösung trüben. Bei freiem Alkali bleibt die Erscheinung 
aus. Die Empfindlichkeit der Reaktion ist bei 1 :100 sehr stark, bei 1:1000 
immerhin charakteristisch; sie fehlt bei anderen Imidazolderivaten gänzlich. 

Dohm. 


1782) Friedmann, E. Zur Kenntnis des Abbaues der Karbonatoren im Tier¬ 
körper. (VL Mitteilung.) Aus dem physiol.-chem. Institut der Univs. Straßburg. 
(B. z. PhysioL 1908, XL Bd. 7.-9. Heft, & 304—307.) 

In der Körperklasse der sogenannten Chinole sind Übergänge der Parareihe 
in die Metareihe eine regelmäßige Erscheinung. 

Verf. glaubt, daß bei der vonWolkow und Baumann bereits erwähnten 
Atomverschiebung während des Abbaues des Tyrosins zur Homogentisinsäure 
chinolähnliche Zwischenprodukte anzunehmen seien, im Sinne folgender Formeln: 
—CH,.CH.CNHt.COOH OH— A —CH,. COOH OH 


0 


CH 

Tyrosin 


V 

o 


0 


—CH,. COOH 


OH 

Homogentisinsäure. 


Versuche zur Aufklärung dieser Frage hat Verf. aufgenommen. 


Dohm. 


1788) Embden, Ghistav und Lattes, Leone (Turin). Über die Aoetoaaigatara- 
bildung in dar Leber deB diabetischen Hundes. Aus dem chem.-physioL Inst 
der städt K rank enansialten zu Frankfurt a. M. (B. z. PhysioL 1908, XL Bd. 
7.-9. Heft, S. 304—307.) 

Normal treten von Aceteasigsäure und Aceton nur Spuren in Blut und Harn 
über, im Gegensatz zu pathologischen Zuständen und da im normalen intermediären 
Stoffwechsel wahrscheinlich die Leber das einzige Acetessigsäure bildende Oigan 
ist, so untersuchen Verfasser, ob vermehrte Acetonkörperausscheidung ebenfalls 
von der Leber ausgehe. Bei pankreaslosen Hunden ist die gebildete Aceton¬ 
menge bei der Durchblutung der herausgenommenen Leber eine weit größere 
als <ne normale (12 und 27 mgr zu 139, 71, 122 mgr), bei phloridzinvergifteten 
Hunden ebenfalls (68 u. 131 mgr). Die Leber ist also der ausschließliche Sitz 
der normalen als auch pathologisch gesteigerten Acetessigsäurebildung. Ob 
eine primäre Steigerung der Acetessigsäurebildung oder aber eine Verminderung 
des Acetessigsäureabbaues in der Leber vorliegt, bleibt einstweilen unklar. Jedenfalls 
handelt es sich nicht um vermehrtes Auftreten von Aceton, sondern von Acetessig¬ 
säure, denn der Acetessigsäuregelialt beträgt in 4 Versuchen 76.7 bis 85.4 Proz. 
des Gesamtacetons. Der Hungerzustand, in dem sich die operierten Tiere befanden, 
ist, wie Versuche ergaben, ohne merklichen Einfluß. Dohm. 


1784) Embden, Gustav. Über das Verhalten der optisch-isomeren Leucine 
in der Leber. Aus dem chem.-physioL Institut der städt Krankenanstalten zu 
Frankfurt a. M. (B. z. Physiol. 1908, XL Bd. 7.-9. Heft, S. 348—356.) 

Bei Durchblutungsversuchen mit Leucin verschiedener Herkunft finden sich 
nicht übereinstimmende Resultate und Verfasser stellt fest, daß in der Leber das 
Casei'nieucin kein Aceton bildet, während synthetisches Leucin ein kräftiger 
Acetonbildner ist Durch einfache Racemisierung jedoch wird auch das Casefn- 
leucin ein solcher Acetonbildner. Da racemisches sich vom natürlichen 1-Leucm 
nur durch seinen Gehalt an d-Leucin unterscheidet, so prüft Verfasser reines 
d-Leucin und findet bedeutende Acetonmengen. Aus dem Ausbleiben vermehrter 

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70S 


Referate. 


Acetonbildung in Versuchen mit 1-Leucin schließt Verfasser, daß es nicht abgebaut 
wird, vielmehr synthetisch verwendet wird und daß die unnatürlichen d-Leucin 
und d-l-Leucin lediglich als Brennmaterial benutzt, unter intermediärer Acetessig- 
säurebildung abgebaut werden. 

Bietet Verfasser der Leber ein Übermaß von 1-Leucin, so wird auch dies 
z. T. über Acetessigsäure abgebaut. Dohm. 

1785) Embden, Gustav u. Engel, Hans. Über Acetessigs&urebildung in der 
Leber. Aus dem chem.-physioL Institut der städt Krankenanstalten. (B. z. 
PhysioL 1908, XL Bd. 7.-9. Heft, S. 828—826.) 

Nach Ausarbeitung einer Methode zur getrennten Bestimmung von Aceton 
und Acetessigsäure wird die Frage entschieden, ob acetonbildende Substanzen 
intermediär 0-Oxybuttersäure und Acetessigsäure bilden. In allen Versuchen, 
in denen die verschiedensten acetonbüdenden Substanzen dem Durchblutungsblut 
zugesetzt wurden, ist vorwiegend Acetessigsäure nach Beendigung des Versuches 
vorhanden. Für die Isovalenansäure und das Leucin war wegen der Isopropyl¬ 
gruppe früher ein intermediäres Auftreten von Acetessigsäure nicht angenommen 
worden. Auch das Aceton aus dem aromatischen Kern (Phenylalanin und Tyrosin) 
entsteht ebenso, was Baer imd Blum auf Grund von Versuchen an Diabetikern 
festgestellt hatten, wie bei ihren Versuchen mit Isovalenansäure und Leucin. 

Dohm. 

1786) Embden, Gustav u. Miohand, Louis. Über den Abbau der Acetessig- 
s&ure im Tierkörper. Aus dem chem.-physiol. Inst, der städt. Krankenanstalten 
zu Frankfurt a. M. (B. z. Physiol. 1908, XL Bd. 7.-9. Heft, S. 382—847.) 

Bei der künstlichen Durchblutung der Leber mit Blut entstammt das zur 
„Acetonbildung 41 nötige Material, im Destillat aus dem Durchblutungsblut, seiner 
Hauptmenge nach aus der am Ende des Versuches im Blut vorhandenen Acetessig¬ 
säure. Da diese Substanz als Abbauprodukt der verschiedenartigsten Köroer nach¬ 
gewiesen ist, so scheint sie ein richtiges normales intermediäres Stoffwechsel¬ 
produkt zu sein, das bei der Eiweiß- wie bei der Fettzersetzung in sehr großer 
Menge auftritt. 

Verfasser untersuchen den Einfluß verschiedener frischer Organe auf Acet¬ 
essigsäure und Aceton. In Leberbrei von Hunden, Rindern und Schweinen findet 
eine bedeutende Abnahme der Acetessigsäure statt (zwischen 13,6 und 64,0 Proz.). 
Durchleitung von Sauerstoff bleibt ohne Einfluß. 24-stündiges Stehen im Eisschrank 
vernichtet die zerstörende Kraft der Leber völlig. Bei dem stärksten Acetessig- 
säuregehalt ist die Abnahme in Prozenten am geringsten und umgekehrt Unter 
gleichen Versuchsbedingungen ist das Verschwinden von der Leber zugefügtem 
Aceton weit geringer, im höchsten Fall 26 Prozent. Die Fähigkeit der Acet- 
essigsäurezerstörung kommt auch dem Blut zu, indem erhebliche Acetonmengen 
gebildet werden; auf Aceton selbst ist es ohne Einfluß. Versuche an Niere, 
Muskulatur und Milz ergaben ferner, daß lebensfrischer Organbrei Acetessigsäure 
bedeutend, Aceton in geringerem Umfange zum Verschwinden zu bringen vermögen. 
Diese zerstörende Wirkung von Organbrei ist wohl als eine auch in lebenden 
Organen vorhandene Funktion anzusehen. Möglich erscheint nach biologischen 
Erfahrungen über Auftreten von Essigsäure im Ham unter normalen und patho¬ 
logischen Zuständen eine Säurespaltung analog dem Acetessigester. Wenn auch 
Essigsäure in bisherigen Versuchen noch nicht nachgewiesen ist, so dürfte ihre 
Entstehung im Organismus aus Acetessigsäure klare Beziehungen zum Fett- und 
Eiweißabbau bringen. Dohm. 

1787) Embden, Gustav u. Marz, Ernst. Über Acetonbildung in der Leber. 
(8. Mitteilung.) Aus der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses zu 
Frankfurt a. M. Damaliger Oberarzt: C. von Noorden. (B. z. Physiol. 1908, 
XL Bd. 7.-9. Heft, S. 818—522.) 

Die Anschauung, daß der Abbau normaler homologer Fettsäuren unter Ab¬ 
spaltung zweiter C-Atome vom Carboxylende her stattfindet, wird weiterer 
Prüfung unterzogen. Es mußten also aus Homologen mit gerader C-Atomzahl 
wiederum Stoffe (Säuren) mit gerader C-Atomzahl entstehen. Diese Gesetz¬ 
mäßigkeit besteht in der Tat; bei einer Leberdurchblutungszeit von ca. 75 Minuten. 

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Referate. 


703 


Aus der normalen Dekansäure entsteht über die Oktyl- und die C^pronsäure 
Buttersäure und demzufolge 0-Oxybuttersäure, Acetessigsäure und Aceton, während 
es bei den entsprechenden Säuren mit ungerader C-Atomzahl nicht der Fall ist 
Wenn auch der direkte Beweis für die Entstehungsart niederer Fettsäuren aus 
höheren durch Isolierung nicht erbracht ist, vielmehr nur an der Acetonbildung 
gemessen ist, so steht damit in bestem Einklang, daß im tierischen Organismus 
und in der Natur überhaupt sich von den normalen Fettsäuren solche mit gerader 
C-Atomzahl vorwiegend befinden. 

Bei der bereits erlangten Anschauung, daß die Aminosäuren unter Abspaltung 
des Carboxyl-C-Atoms in Fettsäuren mit einem C-Atom weniger umgewandelt 
worden, mußten auf Grund obiger Resultate auch Aminosäuren mit gerader 
C-Atomzahl in Fettsäuren mit ungerader C-Atomzahl und umgekehrt umge¬ 
wandelt werden. Dennoch mußten von den höheren normalen Homologen der 
Buttersäure entsprechenden Aminosäuren diejenigen mit ungerader C-Atomzahl 
Aceton bilden und umgekehrt nicht. Auch hier trifft die erwartete Gesetzmäßig¬ 
keit zu. Der Abbau normaler homologer Fettsäuren unter Abspaltung zweier 
C-Atome vom Carboxylende her darf daher als nahezu bewiesen gelten. Dohm. 

1788) Appel, Dr. 0. u. Koske, F. Versuche über die Wirkung einiger als 
schädlich verdächtiger Futtermittel. Arbeiten aus der Kaiserlichen Biologischen 
Anstalt für Land- und Forstwirtschaft 1907, Bd. 5. H. 7. 

Die vorliegenden Versuche sollen feststellen, wieweit Erreger von Pflanzen¬ 
krankheiten im Futter eine schädigende Wirkung ausüben können. Sie reprä¬ 
sentieren die erste Mitteilung einer Reihe in Aussicht genommener Versuche in 
dieser Richtung. Zunächst wurden Versuche mit Sporen von Steinbrand (Tilletia 
tritici) angestellt, sowohl an Schweinen, wie an Geflügel. Es ergab sich: Stein- 
branasporen, selbst wenn sie in einer unter gewöhnlichen Verhältnissen kaum 
vorkommende Menge einem sonst normalen Futter beigemischt sind, haben auf 
den Gesundheitszustand gesunder Schweine keinerlei ungünstigen Einfluß ge¬ 
habt Die Steinbrandsporen haben auch beim Feuchtwerden des Futters keme 
krankheitserregenden Eigenschaften für Schweine angenommen. Auch Hühner 
und Tauben haben große Mengen dieser Sporen ohne Schädigung vertragen. 
Daraus folgt, daß in Fällen einer ungünstigen Futterwirkung der Nachweis des 
Vorhandenseins von Brandsporen nicht als genügende Erklärung für die Schäd¬ 
lichkeit eines solchen Futters angesehen werden kann. Ähnliche Resultate hat 
Tubeuf für Rind und Pferd erhalten. 

Die weiteren Versuche wurden mit kranken bezw. faulen Kartoffeln ange- 
gestellt, und zwar an Schweinen und Rindern. Es wurden solche Kartoffeln be¬ 
nutzt, die mit Phytophthora infestans infiziert waren, als der verbreitetsten Kar¬ 
toffelkrankheit. Ferner wurden Reinkulturen des Bacillus phythophthorus dem 
Futter beigemengt, desgleichen künstlich geimpfte und dadurch zum Faulen ge¬ 
brachte Kartoffeln verwendet. Die kranken Kartoffeln wurden roh und gekocht 
verabieicht. Es ergab sich: Versuche mit trockenfaulen Kartoffeln haben 21 
Tage hindurch als Zusatz zu normalem Futter Krankheitserscheinungen beim 
Schwein nicht hervorgerufen, dagegen die Gewichtszunahme und die Fettbil¬ 
dung ungünstig beeinflußt; ähnlich fielen die Versuche beim Rind aus. Naßfaule 
Kartoffeln verhielten sich ebenso. Große Gaben der Reinkulturen des Bacillus 
phytophthorus erzeugten bei Schweinen vorübergehend Durchfall, dauernde 
Schädigung aber nicht. Somit ist auch hier bewiesen, daß Krankheiten irgend¬ 
wie bedenklicher Art nicht auf den Genuß kranker Kartoffeln zurückgeführt 
werden kann, ein Ergebnis, welches sich auch durch den Sektionsbefund be¬ 
stätigen ließ. 

In einem Anhang weist Verfasser nach, daß Steinbrandsporen nach ihrem 
Durchgang durch den Magendarmkanal nur noch in vereinzelten Fällen keim¬ 
fähig sind; eine größere Bedeutung für eine neue Infektion auf dem Felde haben 
sie daher nicht. Auch eine Verschleppung des Bacillus phytophthorus durch 
Kot von Tieren, die faule Kartoffeln gefressen haben, ist unwahrscheinlich, da der 
Pilz gegen die Gärungserscheinungen im Kot wenig widerstandsfähig ist. 

Justus Volhard. 

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17B0) König, J. und fidünokebier, J. Über den Einfluß des Futterfettes 
auf das Közperfett bei Bdbweinen mit besonderer Barückaichtigung des Ver- 
bUbi des Phytosterins. (Ztschr. £ CJntersuchg. d. Nahrgs.- u. Genußmittel 1908, 
Bd. 16, H. 11, S. 841—661.) 

Die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit lassen sich, wie folgt, zusammen- 
fassen. 

1) Das Futter wurde von den jungen Tieren im allgemeinen gut ausgenutzt. 
Besonders hoch wurde das Fett von Baumwollsaatmehl und Sesammehl ausge¬ 
nutzt, also diejenigen Fette, von denen auch unverseifbare Anteile mit in das 
Körperfett übergehen können. 

2. In letzterer Hinsicht verhalten sich Baumwollsaatmehl und Sesammehl 
bei Schweinen und Milchkühen verschieden. Während bei Schweinen nach 
VerfÜtterung dieser Futtermittel die färbenden Stoffe, die die Halphensche 
bezw. Bandoninsche Reaktion liefern, im Körperfett auftreten, konnte bei 
Milchkühen nach VerfÜtterung von Sesamöl bezw. Sesamkuchen der färbende 
Stoff dieses Öles im Milchfett nicht nachgewiesen werden. 

8. Die Körperfette richten sich ganz nach dem Futterfett sowohl in ihren all¬ 
gemeinen Eigenschaften (Konsistenz, Farbe) als auch in ihren physikalischen 
und chemischen Konstanten. Besonders deutlich ist die Wirkung des Futter- 
fettes bei Fütterung von Baumwollsaat- und Sesammehl, prägt sich aber auch 
bei allen andern Futtermitteln scharf aus. Die Werte für die Jodzahl zeigen 
bei den verschiedenen Fütterungsversuchen die größten Abweichungen, sodaß 
diese Konstante der schärfste Ausdruck für die Einwirkung des Futterfettes ist 

4. Bezüglich der Eigenschaften des Fettes junger Tiere gegenüber älteren 
hat sich eigeben, daß der Schmelzpunkt mit dem Alter steigt, dementsprechend 
die Jodzahl fällt Unter den Fetten der in Betracht gezogenen Körperteile 
nimmt das Flomenfett wegen seines hohen Schmelzpunkts und folglich seiner 
niedrigen Jodzahl eine besondere Stellung ein. 

5. Das Phytosterin wie das Cholesterin erscheinen im Kot zum größeren 
oder geringeren Teil als Koprosterin, gehen aber auch teilweise im verändert 
durch den Darm in den Kot über. 

6. Die Menge des Unverseifbarem im Kotfett ist fast immer größer als im 
Futterfett. Bei Baumwollsaatmehl und Sesammehl ist die Menge des Unver- 
seifbaren im Kot geringer als im Futterfett, von deren Unverseifbaren, wie fest¬ 
gestellt, Teile in aas Körperfett übergehen können. 

7. Es konnte in Körper- und Organfetten, sowie in der Galle nach längerer 

Fütterung mit pflanzlichen Fetten nur Cholesterin nachgewiesen werden. Diese 
Versuche bestätigen daher das Ergebnis verschiedener andrer Versuche; nämlich, 
daß die Phytosterin- und Phytosterinazetat-Probe von A. Bömer das sicherste 
Mittel ist, Verfälschungen von tierischen Fetten mit Pflanzenfetten nachzuweisen. 
Die Ergebnisse können dahin erweitert werden, daß sich auch in dem Fett 
sonstiger Körperorgane, wie Gehirn und Leber, die reich an Cholesterin sind, 
kein Phytosterin nachweisen läßt. Meyer . 


1790) Mathews, A. P. und Guigan, Hugh Mc. Untersuchungen über die 
oxydierende Kraft von Kupferazet&tlösungen. (Amer. Joum. Physiol. 19. S. 199 
bis 222. 1./7. 1907. Chicago. Univ. Lab. für Biochem. und Pharmakol.) 

Verfasser versuchten, eine Erklärung der oxydierenden Kraft von Kupri- 
azetatlösungen zu finden, besonders die Eigenschaft aufzuklären, daß durch 
Zusatz von Essigsäure die oxydierende Kraft geschwächt wird (vgl. vorstehen¬ 
des Referat). Verfasser bestimmten die Konzentration der Cu-Ionen, die Kon- 

-f" “f* — 

zentrationen der H-Ionen und berechneten die Zersetzungstension von CuO. 
Dabei zeigte sich bei einer großen Anzahl von Versuchen, daß bei Lösungen 
von Kupferazetat-Essigsäure von gleicher oxydierender Kraft die Zersetzungs¬ 
tension des dissoziierten Kupferoxyds in den Lösungen konstant ist Die Oxyda¬ 
tionsgeschwindigkeit von Zucker durch Kupferazetatlösungen ist proportional 
der Konzentration der O-Ionen, der Kupferionen und der Konzentration der 
dissoziierten Zuckerteilchen in der Lösung. Wegen der vielen Einzelheiten ist 
das Original einzusehen. Brahm . 

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Beiamte. 


706 


1791) Sollmaim, Torald. Pexfosionsversuche an aasgeschnittenen Bieren. 
7. Lösungen von Elektrolyten. (Amer. Joum. Physiol. 19. S. 238—251. 1./7. 1897. 
Cleveland, Ohio. Western Reserve Univ. Pharmakol. Lab.) 

Verfasser stellte im Anschluß an frühere Untersuchungen (Amer. Joum. 
Physiol. 13. S. 192) eingehende Untersuchungen an ausgeschnittenen Nieren an, 
wobei äquiosmotische Lösungen von Elektrolyten zur Anwendung kamen. Ver¬ 
fasser glaubt, aus denselben nur geringe Schlüsse über den diuretischen Effekt 
vQn Salzen im tierischen Körper ziehen zu dürfen. Erst wenn die Versuche 
am lebenden Tier ausgeführt werden, verspricht sich Verfasser von seinen Ver¬ 
suchen einen praktischen Wert Einzelheiten sind im Original nachzulesen. 

Brahm. 

1792) Osborae, Thomas B. und Clapp, S. H. Ein neues Zersetzungsprodukt 
des Gliadins. (Amer. Joum. Physiol. 18. S. 123—128. 1./8. 1907. Connecticut 
Agricultural Experiment Station Lab.) 

Bei ihren ausgedehnten Versuchen über die Hydrolyse von Gliadin 
konnten Verfasser einen Körper isolieren, der bei weiterer Spaltung Prolin 
und Phenylalanin gab. 1 kg Gliadin lieferte 4 g der reinen Substanz. Die Ver¬ 
bindung fand sich in der Hauptmenge der ersten Kristallisation der H a S0 4 -freien 
Spaltungsflüssigkeit. Weitere Mengen fanden sich neben Tyrosin und Leucin in 
der Mutterlauge und konnten daraus durch Fällung mit Phosphorwolframsäure 
isoliert werden. Die Verbindung ist sehr schwer löslich in kaltem Wasser, leichter 
in Wasser von 100°. Nach dem Umkristallisieren aus Wasser bildet der Körper 
flache rektanguläre Prismen. Die abgesaugten Kristalle zeigen häufig Perl¬ 
mutterglanz. Der Körper enthält 1 Mol. Kristallwasser. Die Zusammensetzung 
ist C 14 H 18 N a 0 8 • H a O. Beim raschen Erhitzen zersetzt sich die Substanz bei 249° 
(unkorr.) unter Gasentwicklung und Bildung eines roten Öles. Beim Kochen 
der wässrigen Lösung mit Kupferhydroxyd entsteht ein tiefblaues Cu-Salz, ortho- 
rhombische Kristalle, die beim Liegen an der Luft in ein grünes Pulver zerfallen. 
Das Cu-Salz enthält 3 1 / a Moleküle Kristallwasser und kann aus absolutem Alkohol 
umkristallisiert werden. Zusammensetzung C 14 H lfl N a 0 3 Cu # 3 1 / a H a 0. Die freie Ver¬ 
bindung ist löslich in verdünnten Alkalien und Säuren. Die wässrige Lösung 
ist geschmacklos; die Verbindung gibt die Xanthoproteinreaktion und die Pyrrol- 
reaktion und dreht in 20prozentiger HCl links. [a] o a0 = — 41,55°. Verfasser 
halten den Körper für einDipeptid und stellen weitere Untersuchungen in Aussicht. 

Brahm . 

1793) Lillie, R. S. Der Einfluß von Elektrolyten und anderer bestimmter 
Bedingungen auf den osmotischen Druck kolloidaler Lösungen. (Amer. Joum. 
Physiol. 20. S. 127—169. 1./10. 1907. Johns Hopkins Univ. Physiol. Lab.) 

Zur Bestimmung des osmotischen Druckes von Gelatinelösungen und Oval¬ 
buminlösung bediente sich Verfasser eines einfachen, aus Celloidinmembranen 
hergestellten Osmometers. Durch Zusatz von Nichtelektrolyten (Rohrzucker, 
Traubenzucker, Glyzerin, Harnstoff) wird der osmotische Druck nicht beeinflußt. 
Alle Elektrolyten dagegen verändern den Druck der ursprünglichen Lage. Salze 
und Alkalien steigern in ähnlicher Weise den osmotischen Druck von Gelatine¬ 
lösungen wie dieselben das Quellen der Gelatine in Wasser beeinflussen. Salze 
drücken den osmotischen Druck der beiden Kolloide herab. Die Stärke dieser 
Depression ist eine Funktion sowohl des Anions als auch des Kations des Salzes. 
Die Depression wächst für die Kationen in der Reihenfolge Alkalien, cAlkalische 
Erden, <Schwermetalle, und für die Anionen CNS<^<Br<N0 8 <Cl<F<S0 4 . 
<Weinsäure, cZitronensäure, cPhosphorsäure. Temporäres Ansteigen der 
Temperatur und mechanische Störungen (Schütteln) bewirken mehr oder weniger 
starke Veränderungen des osmotischen Druckes. Gleiche Änderungen werden 
dujch Vorgänge bedingt, welche den Aggregatzustand des Kolloids beeinflussen, 
wie Art der Herstellung, Alter, Art des Zustandes des Elektrolyten usw. Da die 
Absorptionsfähigkeit für Wasser durch die Zelle in gleicher Weise durch Alkali¬ 
metalle beeinflußt wird, wie der osmotische Druck, muß die Wasserabsorption 
als eine Funktion der Zellkolloide angesehen werden und hängt daher auch 
von dem Aggregatzustande derselben ab. Brakm t 

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706 


Referate. 


1794) Dakin, H. D. Die Oxydation von Bntters&nre mit Hilfe von Wasser- 
stoffperoxyd unter Bildung von Azeton, Aldehyde und anderer Produkte. 

ä oum. of Biol. Chem. 4. S. 77—89. Januar 1908 [7./12. 1907.] New-York. Lab. 
Dr. C. A. Herter.) 

Verfasser konnte durch eingehende Versuche nachweisen, daß bei der Be¬ 
handlung von Ammoniumbutyrat mit H a O a sehr leicht Oxydation eintritt. Die 
Reaktion beginnt bei 87° und wird durch Erwärmen beschleunigt Als Reak¬ 
tionsprodukte entstehen Azetessigsäure, Azeton, Propionaldehyd, Azetaldehyd, 
Essigsäure, Ameisensäure und CO a . Propionsäure entsteht wahrscheinlich auch. 
Zuerst dürften sich cr-Oxybuttersäure und 0-Oxybuttersäure bilden. Mit Aus¬ 
nahme von Azeton unterliegen sämtliche Produkte’ der weiteren Oxydation 
durch H a O a zu CO a und eventuell H a O. Der Verlauf der Reaktion wird durch 
folgendes Schema ausgedrückt: 

CH 8 • CH a • CH a COOH 


CHjCHOH • CH a COOH 

(/J-Oxybuttersäure) 


(Buttersäure) 


CH 8 CH a CHOH • COOH 

(a-Oxy buttersäure) 


CH s CO-CH a COOH 

(Azetessigsäure) 


ch 8 coh , 

(Azetaldehyd) ' 


CH 8 *CH a 'COH + CO a + H a 0 

(Propionaldehyd) . 


CH 8 CO.CH 8 + CO a 

(Azeton) 


ch 8 cooh 

(Essigsäure) 


CH 3 CH a .COOH 

(Propionsäure) 


CHjCOH + CO, + H,0 


H-COOH + CO, + H,0 

(Ameisenäure) 


CO a + H a O 


(Azetaldehyd) 

CH 8 COOH 

(Essigsäure) 


Azeton verhielt sich der Oxydation durch H a O a gegenüber als sehr wider¬ 
standsfähig. Die durch diese Oxydation der Buttersäure erhaltenen Zwischen¬ 
produkte wie der ganze Vorgang überhaupt ähneln deren Oxydation im 
Organismus. Wahrscheinlich wird 0-Oxy buttersäure zur Essigsäure und deren 
Oxydationsproduktion abgebaut. Weniger wahrscheinlich ist die Annahme, daß 
a-Oxybuttersäure das Ausgangsprodukt der Gewebeoxydation ist, welche über 
die Propionsäure und deren weitere Oxydationsprodukte abgebaut wird. 
Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm. 


1795) Guigan, Hugh Mc. Die Oxydation verschiedener Zucker und die 
oxydierende Kraft einiger Gewebe. (Amer. Joum. Physiol, 19. S. 175—98. 1./7. 
1907. Chicago. Univ. Lab. für Biochem. u. Pharmakol.) 

Verfasser stellte eingehende Versuche an über die Oxydationsmöglichkeit 
von Zuckern außerhalb des tierischen Organismus, über die oxydierende Kraft 
der einzelnen Organe und über Beziehungen, die zwischen der Fähigkeit des 
tierischen Organismus, die Zucker auszuntitzen, und der Oxydationsfähigkeit 
des Zuckers außerhalb des Organismus bestehen. Die Oxydationsgeschwindigkeit 
wurde durch Kupferazetatlösung bestimmt. Durch Zusatz von Essigsäure zu 
Kupferazetatlösung ließ sich die Reaktionsgeschwindigkeit herabmindern. Bei 
der Bestimmung der Essigsäuremenge, die bei Kupferazetatlösungen verschie¬ 
dener Konzentration benötigt werden, um die Reaktionsgeschwindigkeit herab¬ 
zusetzen, konnte Verfasser feststellen, daß dieselbe mit der Konzentration der 
Kupferazetatlösung wächst Diese Säuremengen wurden für verschiedene Kon¬ 
zentrationen genau bestimmt Der Säurezusatz wechselt bei den verschiedenen 
Zuckern; Lävulose benötigt am meisten, es folgen Galaktose, Glukose, Maltose 
und Laktose. Die Oxydation der Zucker erfolgte in vitro verschieden schnell, 
ziemlich analog der wechselnden Oxydationsfähigkeit im Organismus. 




Referate. 


707 


Verfasser stellte dann eingehende Versuche an zur Bestimmung der ver¬ 
schiedenen Oxydationsmöglichkeit einzelner Organe. Gleiche Mengen getrockneter, 
pulverförmiger verschiedenartiger tierischer Gewebe verbrauchten wechselnde 
Säuremengen, um eine Verzögerung der Zersetzung von H a O a -Lösung herbei¬ 
zuführen. Am meisten Säure verbrauchten Niere, dann folgten Leber, Milz, 
Pankreas und Muskeln. Die wirksamen Kräfte bei dieser Katalyse sind oxy¬ 
dierend wirkende + geladene Bestandteile der Gewebe von unbekannter Natur, 
fernerhin die Sauerstoffionen, das dissoziierte H a O a und auch die Katalase, die 
noch die Dissoziation des H a O a vermehrt. Anscheinend enthalten daher Gewebe, 
die am meisten Säure erfordern, Bestandteile, welche die Dissoziation vermehren, 
oder es erscheint darin die Anhäufung +geladener oxydierend wirkender Be¬ 
standteile vermehrt Ein Organismus kann daher imstande sein, Lävulose oder 
Galaktose zu verwerten, während Glucose nicht verarbeitet werden kann. Diese 
Verschiedenheit wird entweder bedingt durch eine Abnahme der Oxydations¬ 
möglichkeit oder durch eine verminderte Oxydationsgeschwindigkeit Der Oxy¬ 
dationsvorgang in den tierischen Zellen ähnelt dem des Kupferazetats, nur ist 
an Stelle des Kupfers Protoplasmahydrat oder Oxyd getreten. Die Versuche 
zeigen, daß die Art und Weise der Oxydation und die Möglichkeit derselben 
verschiedene Faktoren sind und nicht notwendig bei tierischen Oxydationen 
Parallelfaktoren zu sein brauchen. Brahm. 


1796) Leuchs, Hermann u. Geiger, Walter. Über die Anhydride von a- 
Amino-N-carbonsäuren und die von «-Aminosäuren. I. Chem. Labor. Berlin. 
(Ber. d. d. Chem. Ges. 19 18 , Bd. 41, H. 8 , S. 1721.) 

Innere Anhydride von Amino-N-carbonsäuren entstehen beim Erwärmen von 
Carbäthoxylaminosäurechloriden oder von Carbomethoxyl-derivaten unter Ab¬ 
spaltung von Chloräthyl. (Chem. Ber. 1906, Bd. 39, S. 887.) 

Die Reaktion ihres Entstehens gibt das Formelbild wieder: 

R. N. CH a . COC1 R. N. —CH a . CO 


ic 




CO- 


-A 


+ 0*0. 


.OOQH5 

Solche Anhydride der -Phenylaminoessigsäure, des Phenylalanins, und Leu¬ 
cins haben Verfasser dargestellt. 

Die Anhydride zersetzen sich beim Erhitzen und durch Spuren Wasser 
unter CO a entwicklung und Bildung eines festen Rückstandes. 

Aus dem Glycin-N-carbonsäureanhydrid entsteht ein Glycinanhydrid. 
HN.CH a .CO / NH. —CH.CO \ 

"j* x COjt 


co- 


I 

-o 


/ NH. —CH a CO \ 

= l I-1 ) 


Analoge Substanzen entstehen wohl aus obigen Anhydriden. Sie sind in 
Säuren und Alkalien unlöslich, enthalten also keine freien NH- oder COOH- 
Gruppeh, und keine polypeptidähnliche Konfiguration. 

Die Eigenschaften der einzelnen Körper: 

N-Carbomethoxyl-C-phenyl-aminoessigsäure, ist löslich in Aether, Aceton, Al¬ 
kohol, Essigester, Chloroform, unlöslich in Petroläther, löslich in heißem Wasser. 
Sp. 87—880. 

/NH—CO 

Das Anhydrid C fl H 6 .CHv |. Sp. 99— 100 ° löslich in Aether, Aceton, 

\CO O 

Essigester und kaltem Alkohol Geht beim Erwärmen der alkoholischen Lösung 
^(C e H ß CH<^ | j über. Beim Stehen mit Säuren oder Alkali tritt all¬ 
mählich Buiretreaktion auf. Sp. gegen 360°. 

Leucin-N-carbonsäureanhydrid. Sp. 48—50°, verliert bei 80° CO a , ist leicht 
löslich in Aether, Aceton, Essigester, Chloroform. 

Das entsprechende Leucinanhydrid ^(CH 3 ) a CH . HC a . CH^ | j vom Sp. 
370° verhält sich, wie das entsprechende Produkt der Phenylaminoessigsäure 


in 



708 


Referate. 


/NH. CO 

Phenylalanin-N-Carbonsäureanhydrid C*H#CH*.CH^ Sp. 127 bis 

\CO.O 

128 °, ist unlöslich in Petroläther, löslich in Chloroform und Benzol in der Hitze, 
kristallisiert gut in vierseitigen Tafeln aus Essigester. 

/ / NH \ 

Das entbrechende Anhydrid f C 6 H 6 . CH a . CB< | ] Sp. 350° ist den ge- 

\ \CO/x 

nannten analogen Substanzen ähnlich. F. Samueiy. 


1797) Leueha« Hermann u. Felser, Heinrich. Zur Kenntnis der Oxy-pro- 
line und über die Synthese von OxyOiygrins&ure. I. Chem. Lab. Berlin. (Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41. H. 8, S. 1727.) 

Leuchs hat aus d-Chlor-c-brom-y-valerolacton mit NH S synthetische Oxypyrro- 
lidincarbonsäure dargestellt (Chem. Ber. 1908, Bd. 38, S. 1937.) Die natürliche 
Oxypyrrolidin-c-carbonsäure geht durch Erhitzen mit Baryt auf 200 0 nicht ganz 
in den Razemkörper über. Daraus kann auf die Präexistenz von zwei asym¬ 
metrischen Kohlenstoffatomen gefolgert werden, so daß nur die Formeln eines 
y- oder 0-Oxprolins zur Diskussion stehen. Es gelang nicht umgekehrt das 
synthetische a-^-Oxyprolin in der üblichen Weise über die Salze seiner Naph- 
thalinsulfo- Phenylisocyanat- und Diformylverbindungen mit optisch aktiven Basen 
in die optisch aktiven Komponenten zu zerlegen. 

Die Frage ist daher noch unentschieden, ob natürliches Oxyprolin die aktive 
Form einer der beiden synthetischen Oxyproline ist Eingehend werden die 
Derivate der synthetischen Oxyproline beschrieben. Phenyhsocyanatverbindung 
von (a) ^-Oxyprolin ist löslich in Alkohol, unlöslich in Aether, Benzol, Chloroform, 
schwer löslich in Aceton. 

Vierseitige schiefe Tafeln aus heißem Wasser. Sp. 194—195° korr. 

Die analoge Verbindung des (b)-y-Oxyprolins hat Sp. 187®. Die Löslich¬ 
keitsverhältnisse sind jene der isomeren Säure. 

Die Phenylhydantoine der beiden Razemformen des ^-Oxyprolins haben ver¬ 
mutlich die Formel: 


Hydantoin des (a)-y-Oxyprolins: Nadeln aus 
Wasser. Sp. 164—165° korr. schwer löslich in 
kaltem Wasser, leicht löslich in Alkohol, Chlo¬ 
roform, Aceton, Essigester, schwer in Aether, 
unlöslich in Petroläther. 

Das Analyseprodukt des (b)-y-Oxyprolins, 
rechtwinklige Tafeln aus Wasser. Sp. 156—158° 
CO-N.C 6 H 6 (korr.). 

Das synthetische(a)(b)-^-Oxyprolin geht durch Reduktion mit Phosphor und 
Jodwasserstoff in Prolin über. 

Das natürliche Oxyprolin wird aus der von den Monoaminosäuren möglichst 
befreiten, durch alkoholische Salzsäure von anorganischen Salzen abgetrennten Lö¬ 
sung der Eiweißspaltprodukte dargestellt Nach Entfernen der HCl mit Blei¬ 
oxyd und Beseitigen des Bleis mit H 2 SO* aus den Filtraten, wird das Filtrat im 
Vacuum eingeengt und dann mit Methylalkohol versetzt. Dabei wird weißes 
kristallisiertes Oxyprolin neben Spuren anderer Aminosäuren gefällt Aus dem 
Gemenge geht die Oxysäure in Wasser über, durch Einengen im Exsiccator 
wird sie fraktioniert auskristallisiert cn = — 78 bis — 75°. 

N-Methyl-y-Oxyprolin = (Oxy-hygrinsäure) wurde synthetisch aus d-Chlor- 
c-bromvalerolacton und wässriger Methylaminlösung dargestellt. (Besondere 
Methode der Darstellung siehe im Original.) 

Über den Weg der Kupfersalze dieser Säure wurde ein (b)-N-Methyl-^-oxyprolin 
und ein (a)-N-Methyl-y-oxyprolin gewonnen. 

Das erstere, dessen Cu-Salz in Alkohol und Methylalkohol unlöslich ist, in 
Wasser schwer löslich ist, kristallisiert aus heißem Methylalkohol in kleinen 
rundlichen Polyedern. Sp. 226—227° (korr.) unter Zersetzung. Die Säure hat 

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H \c — CH g 
ho/ I I 

CHg CH 

X /\o 
I I 




Eefcnte. 


709 


OH . CH-CH a Die zweite Säure (a) deren Cu-Salz in 

| | Aethylalkohol ein wenig, in Methylalkohol 

die Formel HjC—N(CH S )—CH erheblich, in Wasser leicht löslich ist, bil- 

| det aus Methylalkohol breite Prismen oder 

COOH. Tafeln. Sp. 207—208° (korr.) unter Zer¬ 
setzung. Die (b)form reagiert schwach sauer und hat fast süßlichen Geschmack, 
die (apSäure reagiert neutral und schmeckt stark süß. 

Beide Säuren ergeben trocken erhitzt starke Pyrrolreaktion. Das (b)-y-Oxy- 
prolin kann durch Methylieren mit Jodmethyl direkt in entsprechendes Methyl- 
y-Oxyprolin verwandelt werden, das mit dem synthetischen identisch ist 

F. Samuely . 

1798) Steel, Mathew n. dies, William J. Die chemische Natur des Para- 
nucleoprotagons, einer neuen Gehimsubstanz. (Amer. Joum. PhysioL 20. S. 878 
bis S. 98. 1. Nov. 1907. New-York. College of Physicians and Surgeons Co¬ 
lumbia Univ. Biolog. Chem. Lab.) 

Bei der Nachprüfung der vonUlpiani und Lelli (Gaz. chim. ital. 32. 466) 
mitgeteilten Darstellung des Paranudeoprotagons konnten die Verfasser nach- 
weisen, daß letzteres kein chemisch einheitlicher Körper ist. Die aus dem so¬ 
genannten Paranucleoprotagen durch 85 proz. Alkohol bei 46 0 gewonnenen Pro¬ 
dukte sind nicht einfach Paranudein und Protagon. Es ist überhaupt schwer, 
nach den ungenauen Angaben von Ulpiani und Lelli zu arbeiten und die¬ 
selben Produkte zu erhalten, denn beim Behandeln mit Alkohol entstehen 
mehrere Körper. Die für das Nucleoprotagon mitgeteilten Daten geben keine 
Anhaltspunkte, daß Protagon ein chemisch einheitlicher Körper ist, sie bestätigen 
vielmehr, daß Protagon ein Gemenge darstellt Infolgedessen ist auch der von 
Ulpiani und Lelli gezogene Schluß, daß alles Protagon in Verbindung mit 
Paranudein als Paranudeoprotagon vorkommt, unrichtig. Brahm . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 


1799) Guigan, Hugh Mo u. Brooks, Clyde. Der Mechanismus der experi¬ 
mentellen Glucosurie. (Amer. Joum. PhysioL 18. S. 256—66. 1. April 1907. 
Washington. Univ. Physiolog. Lab. und Chicago. Univ. Hüll. Physiolog. Lab.) 

Experimentelle Glucosurie ist nicht die Ursache einer gesteigerten fermen¬ 
tativen Aktivität Unter dem Einfluß von Ptyalin beschleunigen alle Eiwei߬ 
körper die Bildung von Zucker. Freier Zucker im Blut tritt leicht in den Harn 
über; infolgedessen muß der normalerweise im Blute enthaltene Zucker mit 
einem großen Molekül gepaart sein, welches dessen Durchgang durch das 
Nierenepithel hindert, oder aber das Nierenepithel besitzt keinen selektiven Ein¬ 
fluß auf diese Veibindung. Bei Gegenwart von freiem Zucker im Blut schützt 
CaCl 9 denselben nicht vor dem Durchgang durch das Nierenepithel. Die Per¬ 
meabilität der Niere hat nur geringen Einfluß auf den Mechanismus der experi¬ 
mentellen Glucosurie. Die Pathologie derselben ist wahrscheinlich bedingt durch 
Änderungen der protoplasmatischen Aktivität der Zelle und ist unabhängig von 
der fermentativen Aktivität Der Mechanismus der experimentellen Glucosurie 
beruht wahrscheinlich auf einer anormalen Aufspaltung einer Glykogenprotein¬ 
verbindung. Alle Salze, welche diese Spaltung bewirken, führen Glucosurie 
herbei. Durch Bildung einer stabilen Veroindung, vielleicht im Sinne 

verhindert CaCl* das Auftreten der Glucosurie. Brahm . 


1800) Bumett» Theo G. Die Erzeugung von Glucosurie bei Kaninchen 
durch intravenöse Injektion von Seewasser, das dem Blute isotonisch gemacht 
wurde. (Joum. of Biol. Chem. 4. S. 57—62. Januar 1908. [11. Nov. 1907.] Cali¬ 
fornia. Univ. Rudolph Spreckels Physiolog. Lab.) 

Durch Versuche an Kaninchen konnte Verfasser nachweisen, daß die durch 


intravenöse Injektion von Seewasser herbeigefllhrte Glucosurie durch die darin 
enthaltenen Mg-Salze bewirkt wird. Brahm . 

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710 


Referate. 


1801) Welker, William H. Ein einfaches elektrisches Läutewerk zur Be¬ 
nutzung bei Stoffwechseluntersuchungen, in Verbindung mit Filtrationen, Des¬ 
tillationen und ähnlichen Operationen. (Amer. Joum. PhysioL 20. S. 358—61. 
1. Nov. 1907. New-York. College of Physicians and Surgeons Columbia Univ. 
Biolog. Lab.) 

Verfasser beschreibt eine kleine Läutevorrichtung, die dazu dient, bei Stoff¬ 
wechseluntersuchungen die Entnahme von Urin, Fäzes usw. anzuzeigen, um Ver¬ 
luste zu vermeiden. Zwei Hartgummiplatten sind an einer Seite durch Schar¬ 
niere verbunden und werden durch eine Feder auseinandergehalten. Sobald 
das der Kraft der Feder entsprechende Gegengewicht durch die Menge von 
Ham z. B. in der auf der Oberseite angebrachten Flasche erreicht ist, entsteht 
ein Kontakt, und die Klingel ertönt. Als Stromquelle dient ein kleines Trocken¬ 
element. Auch für Destillationen oder die Filtration bestimmter Flüssigkeits¬ 
mengen läßt sich der Apparat mit Vorteil verwenden. Brahm. 

1802) Blumenthal, F. u. Herschmann, F. Atoxyl- und Anilinvergiftung. 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 240—244.} 

Nach Einspritzung von 0,1—0,4 g Atoxyl gibt sowohl Menschen- als Kaninchen- 
ham in jedem Falle in den ersten 24 Stunden eine starke, in den zweiten 24 
Stunden noch eine deutliche a-Naphtholreaktion. Späterhin verschwindet sie oder 
wird zumindest undeutlich. Die Tatsache, daß Arsen sich länger im Harne 
nachweisen läßt, ist darauf zurückzuführen, daß der Nachweis des Arsens nach 
E. Salkowski ein feineres Reagens ist. K. Reicher . 

1808) Jessen-Hansen, H. Einige Bemerkungen über die Bangsche Methode 
der Zuckerbeatimmung. (Biochem. Zeitschr. 1908, Bd. X, S. 249—257.) 

Die Methode ist bequemer als alle anderen, und bei peinlich genauer Be¬ 
reitung der Lösungen und stets gleicher Ausführung der Analyse ist auch die 
Genauigkeit für die meisten und besonders für vergleichende Zwecke eine 
genügende. K. Reicher . 

1804) Kaoru Omi. Über das Verhalten des Salizins im normalen und 
diabetischen Organismus. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 258—263.) 

Die Leber und Niere des Pflanzenfressers enthalten ein Salizin (ein Gly¬ 
kosid) spaltendes Enzym, i. e. ein Emulsin, das in den betreffenden Organextrakten 
von Fleischfressern gar nicht oder nur schwach nachweisbar ist. Ähnlich 
dem Fleischfresser verhält sich der Mensch. Dagegen findet sich in der Leber 
von Hunden nach der Exstirpation des Pankreas eine Emulsinwirkung, die bei 
normalen Hunden nicht vorhanden ist Die Salizinspaltung läßt sich auch durch 
Fäulnis erzielen. K. Reicher . 

1805) Kusumoto Ghasaburo (Osaka). Die Aussoheidung der Ätherschwefel- 
s&uren im Ham nach Einführung von Salizin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, 
S. 264—274.) 

Von dem eingeführten Salizin wird sowohl nach subkutaner Injektion wie 
nach der Darreichung per os ein wesentlicher Bruchteil unverändert aus¬ 
geschieden. Sowohl beim Kaninchen wie beim Hunde wird eine Menge von 
mindestens 10 Proz. des Salizins durch das Emulsin der Gewebe zerlegt. Nach 
der Einführung des Salizins vom Darme aus ist die Ausscheidung der Äther¬ 
schwefelsäuren größer als nach der subkutanen Einspritzung. 

Die Zunahme der Ätherschwefelsäuren nach der subkutanen Salizininjektion 
zeigt bei den diabetischen Hunden bedeutende Schwankungen, lehrt aber, daß 
der Organismus auch nach der Pankreasexstirpation meist noch die Fähigkeit 
der Glykodsidspaltung besitzt. Eine Beeinträchtigung derselben findet allerdings 
nach Pankreasexstirpation im Gegensätze zu Kaoru Omis Befunden statt 

K. Reicher .. 

1806) Tsnchiya, J. (Tokio.) Eine neue volumetrische Eiweihbestimmung 
mittels der Phosphorwolframs&ure. Aus der medizinischen Klinik zu Halle. 
(Zbl. f. i. Med. 1908, Nr. 5, S. 105—115.) 

Das neue Reagens hat folgende Zusammensetzung: Acid. Phosphorwolfram. 
1,6, Acid. hydrochloric (concent.) 6,0, Alkohol (96 °/ 0 ) 100,0. Bei der Bereitung 

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Hflfonto. 


711 


muß stets frische kristallinische Phosphorwolframsäure genommen werden. Das 
Verfahren gestaltet sich wie das Esbachsche. Die Esbach-Röhrchen können 
benutzt werden. Nach 24 Stunden wird abgelesen. Der benutzte Urin wird 
stets auf ein spez. Gew. von 1006—1008 gebracht. Das neue Verfahren hat 
eine Reihe von Vorzügen vor dem Esbachschen. Fritz Loeb . 

1807) Engländer, Martin. (Wien.) Klinisch-kritische Bemerkungen zur 

Arbeit des Herrn Dr. J. Tsuchiya in Tokio: Eine neue volumetrische Eiweih¬ 
bestimmung mittels der Phosphorwolframsäure. (Zbl. f. i. Med. 1908, Nr. 11. 
S. 266—269.) Fritz Loeb . 

1808) Tsuchiya, J. (Tokio.) Die volumetrische Eiweifebestimmung mittels 
der Phosphorwolframsäure. (Zbl. f. i. Med. 1008, Nr. 24. S. 606—609. 

Verfasser empfiehlt, in der Praxis an Stelle des Esbachschen Reagens das 
Phosphorwolframsäurereagens und an Stelle des Esbachschen Albuminimeters 
sein neugeaichtes Albuminimeter zu benutzen. Fritz Loeb . 

1809) Forschbaoh, J. Parabiose und Pankreasdiabetes. Aus d. Med. Klinik 
d. Univ. in Greifswald (Direktor: Minkowski). (D. med. Woch. 1908, Nr. 21, 
S. 910—911.) 

In 2 Fällen gelang es 2 Hunde durch operative Kommunikation der Bauch¬ 
höhlen miteinander in dauernde organische Vereinigung zu bringen und nach 
erfolgter Verheilung jeweils dem einen Tier das Pankreas zu exstirpieren. Im 
ersten Versuch schied nur das noch im Besitze seines Pankreas befindliche Tier 
Spuren Zucker aus, starb aber nach 36 Stunden. Im zweiten Falle blieben beide 
Tiere 40 Stunden zuckerfrei. Dann schieden nach Fleischzufuhr beide Tiere 
konstant zwischen 0,2 und 0,4 Proz. Zucker aus. Nach 4^ Tagen wurden die 
Tiere von einander getrennt. Das pankreaslose Tier ging darauf nach 24 Std. 
zugrunde, schied aber in dieser Zeit im Hungerzustande mehr Zucker aus als in 
den vorangegangenen 4 1 / a Tagen. Es kann also der Diabetes eines pankreas¬ 
losen Hundes durch Parabiose mit einem gesunden andern verhindert oder doch 
in seiner Intensität auf einen geringen Grad herabgemindert werden. Reiß. 

1810) Waterman, N. u. Boddaert, B. J. Über den Nachweis von Neben¬ 
nierenprodukten im Blut und Ham. Aus d. Reichs-Seruminstitut in Rotterdam. 
(D. med. Woch. 1908, Nr. 26, S. 1102—1103.) 

Die Verfasser weisen darauf hin, daß sowohl die Eisenchloridreaktion, wie 
die mydriatische Wirkung auf das enukleierte Froschauge nicht für das Adrenalin 
spezifisch ist, sondern der gesamten Brenzkatechingruppe zukommt Demnach 
beweisen die bisherigen Untersuchungen am Menschen nur, daß bei Nephritikem 
in einem größeren Prozentsatz als sonst Brenzkatechinderivate Vorkommen. Reiß. 

1811) Schultz, Werner u. Chiarolanza, Raffaele. Untersuchungen über das 
proteolytische Antiferment. Aus der inn. Abt des städt. Krankenh. Charlotten¬ 
burg-Westend (dirig. Arzt: E. Grawitz). (D. med. Woch. 1908. Nr. 30, S. 1300.) 

Die Verfasser haben nach dem Vorgang von Müller-Jochmann auf Löffler¬ 
platten in bestimmter Weise einerseits Leukozyteneiter, andrerseits eine Mischung 
desselben mit dem Prüfungsmaterial (Serum, Zellbrei usw.) untersucht Die 
Sera verschiedener Kranker gaben starke Hemmung der Proteolyse, desgleichen 
Meerschweinchenserum. Bei entzündlichen und nicht entzündlichen Ergüssen 
der Menschen steigt die Hemmungskraft entsprechend dem Eiweißgehalt. Liquor 
cerebrospinalis und Ödemflüssigkeit hatten eine geringe Hemmungskraft. Unter¬ 
suchungen des Zellbreies der Mundspeicheldrüsen und Mundschleimhaut ergaben 
nicht nur keine Proteolyse, sondern sogar eine erhebliche Hemmung derselben. 
Milz, Knochenmark und Pankreas zeigten einen wechselnden Grad von Proteo¬ 
lyse. Leberzellenbrei und Galle gaben schwankende Resultate. Eine deutliche 
Hemmungskraft zeigten Zellbreie von Nieren, Schilddrüse, Lymphdrüsen, Muskeln, 
sowie von einigen Tumoren, insbesondere Carcinom. Dagegen zeigte ein Pan- 
kreascarcinom Proteolyse. Reiß. 


1812) Determann. Das Verhalten der Blutviskosität bei Joddarreichung. 
Aus d. med. Klinik d. Univ. in Freiburg i. B. (Direktor: Bäumler). (D. med. 
Woch. 1908, Nr. 20, S. 871.) 

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712 




Maller und Inada haben behauptet, daß nach Joddarreichung die Viskosität 
des Blutes sinke. Diese Angabe wurde vielfach zur Erklärung der günstig e n 
Wirkung des Jods herangezogen. Verfasser hat neuerdings wieder Kootroll- 
untersuchungen an Patienten vor und nach der Joddarrekhuug angestellt und 
bald Zu- bald Abnahme der Viskosität gefunden, aber immer innerhalb der 
physiologischen Schwankungen. Das Verhalten der Viskosität des Bluts gibt 
also keine Erklärung der günstigen Wirkung des Jods. Reiß. 

1813) Haushälter, P. et Lucien, M. Polyurie simple et Tubereule de Thy- 
pophyse. (Revue neurol. 15. Jan. 1908, Bd. Xvl, Nr. 1, S. 1—6.) 

Bei einem 6 1 / a jährigen Mädchen ging die Entwicklung einer tuberkulösen 
Geschwulst des Hypophysenteils mit intensiver Polyurie und Polydipsie einher. 
Keinerlei sonstige Läsion des Nervensystems war aufzufinden. Bemerkenswert 
ist, daß der Tod im Koma unter allgemeinen Krämpfen erfolgte. Nach 
Trousseau und Roger soll ja beim Kinde der Diabetes insipidus ein sehr 
ernstes Leiden sein, aas an und für sich tötliches Koma nach sich zu ziehen im 
stände sein soll; doch erwägen bei ihrem Falle die Autoren auch die Möglich¬ 
keit einer plötzlichen Störung der Blutzirkulation im Gehirne, da ja v. Cyon in 
der Hypophyse den Regulator der letzteren und denjenigen des intrakraniellen 
Druckes erblickt Rob. Bing, Basel L 

1814) Cathcart, E. P. u. Leathes, J. B. Die Beziehung zwischen der Aus¬ 
scheidung der Harnsäure aus der Größe der Wärmeproduktion im Organismus. 
(Proc. Royal Soc. London 77. Serie B. S. 541—45. 18. Nov., [27. Juni] 1907. 
Lister Inst, of Preventive Medicine.) 

Unter Einhaltung einer bestimmten Diät stellten Verfasser eine Reihe von 
Versuche an, um zu zeigen, wie die Rückwirkung beim Verlust von Wärme 
einerseits und die durch normale Muskelarbeit erzeugte Wärme andererseits den 
Hamsäuregehalt im Urin beeinflussen. Es gelang ihnen nachzuweisen, daß ein 
wichtiges Moment für die Bildung der Harnsäure und deren Auftreten im Ham 
die Reaktion des Organismus auf den Wärmeverlust ist. Der größte Teil der 
endogenen Harnsäure scheint ein chemischer Ausdruck der Intensität dieser 
Reaktion zu sein. Letztere scheint eine Aktivität in sich zu schließen, die durch 
freiwillige Muskelbewegungen bestimmt wird. Aus den Versuchen ist es nicht 
möglich, den Schluß zu ziehen, daß diese Aktivität, für welche die Harasäure- 
ausscheidung den chemischen Ausdruck darstellt, außer der Wärmeproduktion 
einen anderen physiologischen Ausdruck findet, bedingt durch den gesteigerten 
Wärmeverlust. Einzelheiten sind in den beigegebenen Tabellen enthalten und 
im Original einzusehen. Braknu 

1815) Seligmann, E. Zur Kenntnis der Serumaküvierung. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. X, S. 480—486.) 

Durch Hitzeinaktivierung und Lagern des Serums erfolgt eine Zunahme der 
Alkalität Durch Zusatz einer entsprechenden Menge Säure findet keine Reak¬ 
tivierung statt. Komplementhaltiges Meerschweinchenserum erlangt durch Inak¬ 
tivierung die Eigenschaft, die Hämolyse in gewissem Grade zu hemmen. Durch 
Neutralisation der Alkalizunahme kann man diese Hemmungswirkung nicht auf- 
heben. Der Hemmungskörper ist weder Antiambozeptor noch Antikomplement. 

K. Reicher . 


1816) Pletnew, D. Vergleichende Ausnutzungsversuche an normalen und 
habituell obstipierten Menschen. (Ztschr. f. exp. Path. u. Ther. 1908, BdL 5, 
S. 186—193.) 

Der Verfasser hat vergleichende Ausnutzungsversuche an 1. normalen. 
2. habituell obstipierten, 8. bei abgelaufenem Icterus catarrhalis, 4. an einem 
Arteriosklerotiker mit Dyspragia intestinalis arteriosclerotica angestellt 

Er kommt zum Schlüsse, daß die habituell Obstipierten weniger Trockenkot 
ausscheiden, als die Normalen. Ihr Kot ist ärmer an Bestandteilen (N, C, Fett, 
Kohlehydrate), als der der Normalen. Auf 100 aufgenommene Kalorien (in der 
Berthelotschen Bombe durch Verbrenmmg bestimmt) scheiden die Normalen 
4,4, die habituell Obstipierten 3,03 Kalorien aus. Der Kot des Kranken nach 

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Referate. 


713 


einem abgelaufenem Icterus — klinisch als gesund registriert — paßt seinen 
Bestandteilen nach zum Kote der chronisch Obstipierten, es wird nur ein höherer 
Gehalt des Kotes an Fett beobachtet. Der Verfasser erklärt diese Tatsache 
damit, daß nach der überstandenen Krankheit die Fettresorption nur allmählich 
zur Norm gelangt. Übrigens ist der Überschuß an Fettgehalt gering. 

Der Kot des Kranken mit Dyspragia intestinalis intermittens arteriosclero- 
ticea ist durch ziemlich reichlichen Gehalt an Wasser, Stickstoff usw. aus¬ 
gezeichnet. Der Verfasser erklärt die gefundenen Ergebnisse auf die Weise, 
daß der Darm solcher Kranken gut sezemiert, bringt aber seinen Inhalt langsam 
zur Ausscheidung. Letzteres ist die Folge der Abschwächung der muskulären 
Kraft des Darmes, was mit verschlechterten Verhältnissen der Darmzirkulation 
im Zusammenhänge steht. 

Was die Erklärung der bei habituell Obstipierten gefundenen Tatsachen an¬ 
belangt, so sieht der Verfasser die Bedingungen zum Entstehen dieser Besonder¬ 
heit in einer verminderten Sekretion mit gleichzeitiger funktioneller ungenü¬ 
gender Tätigkeit der Darmmuskularis auf anatomischer Basis (schwache Ent¬ 
wicklung der Muskularis des Dickdarms) oder auch ohne diese. Den Grund für 
verminderte Sekretion sieht er aus der Analogie mit Beobachtungen, die an 
hungernden Tieren und Menschen gemacht waren. Letztere scheiden individuell 
verschiedene Quantitäten des Kotes mit verschiedenem Gehalt an Bestandteilen 
aus. »Wenn hungernde Menschen verschiedene Mengen Kot mit verschiedenem 
Gehalt an Bestandteilen ausscheiden, so ist es gar nicht wunderbar, wenn Men¬ 
schen, die in ihrem Magendarmkanal Nahrung resp. physiologischen Reiz, der 
seine Sekretion hervorruft, einführen, verschiedene Mengen von Darmsekret auf 
die Nahrung ergießen.« Autoreferat. 


Klinisches. 

1817) Ehrmann, Rudolf. Über schweren Diabetes infolge syphilitischer 
Infektion. Aus der Poliklinik von Rosenheim und Kramm in Berlin. (D. med. 
Woch. 1908, Nr. 30, S. 1303—1306.) 

Bei einem sonst gesunden, 46 Jahre alten Mann trat gleichzeitig mit den 
ersten Sekundärerscheinungen der Lues ein schwerer Diabetes (bis zu 8,8 Proz. 
Zucker) auf, der zu starker Azidosis, Polyurie und Polydipsie, Hinfälligkeit und 
starker Abmagerung führte. Nach Aussetzen der Schmierkur, die gleich nach 
Ausbruch des Exanthems begonnen worden war, wurde er nach Einhaltung einer 
mäßig strengen Diabetikerkost und Natrongaben innerhalb einer Woche dauernd 
zuckerfrei und konnte immer größere Gaben von Brot, dann gemischte Kost 
ohne Zuckerausscheidung zu sich nehmen. Die Schmierkur würde wieder auf¬ 
genommen, ohne daß die Glykosurie wieder eintrat. Eine Assimilationsbe¬ 
stimmung mit 160 g Traubenzucker ergab keinen Zucker im Urin. Reiß. 

1818) Hausmann, Th. Zur Palpation des Wurmfortsatzes. (Wr. Kl. Woch, 
1908, S. 802.) 

Javorsky und Lapinsky haben behauptet, daß man in zirka 61 °/ 0 der 
Fälle den Appendix tasten könne. Hausmann kommt auf Grund eingehender 
Untersuchungen über die Palpation tiefer Eingeweideteile zur Erkenntnis, daß 
es höchstens in 22 °/ 0 der Fälle gelingt, den Appendix mit Sicherheit nachzu¬ 
weisen. Wichtig ist das Fehlen von Gurrgeräuschen am Appendix, ferner das 
Ausbleiben von Konsistenzänderungen an demselben, ebenso wie Volumsände¬ 
rungen gegen das Vorliegen des Appendix sprechen. Jede Wurmfortsatzunter¬ 
suchung ist wertlos, wenn sie nicht von der Palpation des Deum ascendens aus¬ 
geht. K. Glaeßner . 

1819) Aufschnaiter, 0. v. Über die mechanische, thermische und hydria- 
tische Behandlung der Obstipation. (Wr. med. Woch. 1908, S. 1073.) 

Bei atonischer und spastischer Form der Obstipation ist nach Berücksichti¬ 
gung einer eventuellen Grundkrankheit die zweckmäßige Regelung der Diät 
die wichtigste Frage. Bei atonischen Zuständen kommt dann nach eventuell 
zu verordnender Trinkkur zuerst Bauchmassage, Faradisation der Bauchdecken. 

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714 


Referate. 


eventuell Klysmata in Betracht Ist damit nichts zu erzielen, so können wir 
hydriatische Prozeduren einschalten und wenn damit kein Resultat erfolgt, kann 
man den Kältereiz nach Boas versuchen. Bei der spastischen Obstipation werden 
alle diese Prozeduren wenig nützen; hier sind warme Sitzbäder, Einläufe, Atz- 
berger- Singer’sche Bougiebehandlung, Vibrationsmassage, warme Kataplas- 
men, Galvanisation, faradische Behandlung zu empfehlen. K. Glaeßner. 

1820) Schümm. Blutspektroskop. Aus dem chemischen Laboratorium 
des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Eppendorf. (Med. Kl. 1908 Nr. 15, 
S. 687—538.) 

Das vom Verfasser anderwärts (Münch, med. Wschr.) beschriebene Spek¬ 
troskop zeichnet sich durch große Lichtstärke aus, ermöglicht infolgedessen die 
Untersuchung relativ dunkler und getrübter Flüssigkeiten. So konnte man 
2 Monate alte Blutflecken auf nicht zu grobem Leinen mit voller Sicherheit 
identifizieren, indem die Flecke mit 1—2 Tropfen Wasser befeuchtet, mit 
Schwefelammonium betupft und direkt vor das Spektroskop gehalten wurden. 
Die Dispersion ist so, daß die charakteristischen Banden als scharfe leicht wahr¬ 
nehmbare Streifen erscheinen. 

Der Apparat besitzt eine Wellenlängenskala, kann aber auch ohne sie ge¬ 
braucht werden. Meinertz. 

1821) Baisch. Radiologische Untersuchungen des gesunden und kranken 
Magens. Aus der chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg. (Med. KL 1908 
Nr. 17. S. 613—616.) 

Als zuverlässig zur Prüfung der Motilität des Magens erweist sich das 
Ried er'sehe Verfahren, das Verschwinden des Wismutbreies aus dem Magen 
radiologisch zu verfolgen: nach 3 Stunden war bei normaler Motilität der 
Magen leer. 

Auch Lageveränderung und Schrumpfung kann man nach Füllung des 
Magens mit Wismutbrei feststellen. 

Die Beobachtung der Peristaltik kann insofern manchmal difierentialdiagno- 
stisch wertvoll werden, als beim Carcinom schon frühzeitig eine starke Ver¬ 
minderung der Peristaltik eintritt 

Endlich teilt Verfasser einige Fälle mit, in denen bei großen palpabeln 
Tumoren aus der Lage und Form des Wismutschattens sich Aufschlüsse über 
die Lage, Ausdehnung und den Ausgangspunkt des betr. Tumors ergaben. Zur 
Frühdiagnose des Carcinoms kann allerdings die Methode in dieser Hinsicht nur 
wenig beitragen. Meinertz. 

1822) Stoeltzner. Nebennieren und Rachitis. Aus der Universitätspoliklinik 
für Kinderkrankheiten in Halle. (Med. Kl. 1908 Nr. 18, S. 655—657, Nr. 19, S. 
696—698, Nr. 20, S. 741—743, Nr. 22, S. 820—23.) 

Verfasser hat schon früher die Vermutung ausgesprochen, daß die nächste 
Ursache der Rachitis in einer -funktionellen Insuffizienz der Nebennieren liege. 
Diese Ansicht sucht Verfasser nun durch weitere Beobachtungen zu stützen; 
allerdings meint er nicht mehr, daß es nur die Nebennierenrinde sei, die in 
Betracht kommt, sondern vielmehr, daß Mark und Rinde zusammen ein Organ 
bilden, und daß das gesamte epithelioide Parenchym der Nebennieren histo¬ 
logisch dem Parenchym der Schilddrüse analog zu setzen ist 

Verfasser untersuchte die Nebennieren einer Reihe von rachitischen und nicht 
rachitischen Kindern. Es fanden sich zunächst auffallende Unterschiede im 
Gewicht der Organe. Das durchschnittliche Gewicht der Nebennieren war 
bei rachitischen Kindern bedeutend höher als bei normalen. Anscheinend sind 
also die Nebennieren der Rachitischen schon einfach an Gewicht nicht voll¬ 
wertig. 

Ferner zeigte das wäßrige Extrakt der Nebennieren Rachitischer besonders 
schwache oder ganz fehlende Suprarenin-Reaktion. 

Endlich ergab die histologische Untersuchung einen abnorm geringen Ge¬ 
halt der Nebennieren Rachitischer an chromaffiner Substanz. 

Verfasser versuchte nun, durch Nebennieren-Exstirpation bei gesunden 
Tieren Rachitis resp. Osteomalacie hervorzurufen. Totalexstirpation beider 

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Referate. 


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Nebennieren vertragen die Tiere nicht. Exstirpiert man die eine, so hyper- 
plasiert die andere. Ob damit ein ausreichender Ersatz geschaffen wird, ist in 
jedem einzelnen Falle zu prüfen. Jedenfalls aber zeigten 2 von 4 Tieren, die 
nach der Exstirpation der einen Nebenniere auch sonstige Krankheitserschei¬ 
nungen dargeboten hatten, in den Knochenkemen der Rippenknorpel osteoides 
Gewebe in einer Ausdehnung, die über das normale Maß entschieden hinaus¬ 
ging. Gröbere, makroskopisch nachweisbare Osteomalacie ist allerdings nicht 
erzielt worden. 

Diese Tatsachen sind eine Stütze für die Anschauung des Verfassers, daß 
für die Rachitis wie für die Osteomalacie eine funktionelle Insuffizienz der 
Nebennieren die nächste Ursache ist. Das Suprarenin hat bestimmte Beziehungen 
zur glatten Muskulatur; während der Gravidität werden an die suprarenin- 
bildende Funktion der Nebennieren erhöhte Anforderungen gestellt. Die funk¬ 
tionelle Insuffizienz wird also bei funktionsschwachen Nebennieren besonders 
leicht in der Gravidität zum Vorschein kommen. Der Einfluß der Gravidität 
auf die Osteomalacie ist eine alte Erfahrung. 

Daß bei der Addisonschen Krankheit die groben Erscheinungen der Osteo¬ 
malacie zu fehlen pflegen, dürfte daran liegen, daß hier die Steigerung des 
Knochenumbaues fehlt. 

Bei den Kulturvölkern muß eine funktionelle Schwäche der Nebennieren 
sehr verbreitet sein. Tiere werden leicht rachitisch, wenn sie in ihrer Be¬ 
wegungsfreiheit stark beschränkt werden. So mag es auch beim Kulturmenschen 
sein. Vielleicht werden die Nebennieren insuffizient, wenn die angestrengte 
Muskeltätigkeit wegfällt, sei es, daß die arbeitenden Muskeln direkt das Material 
für die Suprareninbildung liefern, sei es, daß sie den Nebennieren nur einen 
physiologischen Reiz zuführen. Meinertz. 

1828) Singer. Darmerkrankungen im Klimakterium. Aus der ersten medi¬ 
zinischen Abteilung der k. k. Krankenanstalt »Rudolfstiftung« in Wien. Nach 
einem auf dem 25. Kongreß für innere Medizin gehaltenen Vortrag. (Med. Kl. 
1908 Nr. 18, S. 658 u. 659.) 

Im Klimakterium treten oft charakteristische Darmstörungen auf, und zwar 
in selteneren Fällen Diarrhöen, meistens im unmittelbaren Anschluß an die 
Nahrungsaufnahme, häufiger hartnäckige Obstipation vom Charakter der spa¬ 
stischen Obstipation mit starkem Meteorismus, nicht selten auch mit kapillären 
Hämorrhagieen der Mastdarmschleimhaut; bei letzteren sieht man rektoskopisch 
die an ihrer Oberfläche glatte, spiegelnde Schleimhaut von einem dichten Netze 
feinster Gefäßverzweigungen durchzogen. Meinertz . 

1824) Stempelin, Olga. Zur Differentialdiagnose der perniziösen Anämie. 

Hämatologische Arbeit unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. Nägeli, Zürich. (Med. 
Kl. 1908, Nr. 18, S. 667—670, Nr. 19, S. 704—707, Nr. 20. S. 754—756, Nr. 21, 
S. 796—798.) 

Verfasserin stellt eine Anzahl von Fällen aus der Literatur sowie aus Dr. 
Nägelis Beobachtungsmaterial zusammen mit Würdigung des klinischen und 
hämatologischen Befundes. Nach ihrer Meinung kann man von Biermer-Ehr- 
lich’scher Anämie nur reden, wenn der Typus der Erythropoese geändert ist 
und sich durch die reichliche Bildung abnorm Hgl-reicher und abnorm großer 
Zellen dem embryonalen nähert. Allerdings zeigen auch andere Krankheiten 
dieselbe Art der Erythropoese. Manche Leukämien zeigen Megaloblasten und 
Megalozyten, unterscheiden sich aber durch die Art der Leukopoese, ebenso 
auch Knochenmarkskarzinome und Malariaanämieen; endlich erinnern gewisse 
ätiologisch unklare Fälle wie die Fälle von Morawitz vollkommen an die 
Bi er m er’sche Anämie, unterscheiden sich aber rasch durch Leukozytose und 
dauernd hohe Zahl von kernhaltigen roten. Der embryonale Typus der Ery¬ 
thropoese ist zwar conditio sine qua non, aber an sich allein nicht stets be¬ 
weisend. Außer feineren histologischen Befunden muß auch das klinische Bild 
und die Anamnese entscheiden. 

Die sog. atypischen Anämieen sind vielleicht doch ihrem Wesen nach per¬ 
niziöse Anämieen, aber mit ungewöhnlichen Verhältnissen der weißen Blut- 

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Referate. 


körperchen. Im übrigen aber ist daran festzuhalten, daß das Blutbild der 
Biermer’schen Anämie ein charakteristisches ist nnd in der großen Mehr¬ 
zahl der Fälle von allen anderen Anämieen abgetrennt werden kann. 

Meinertz 

1826) Schramm, Friedenau-Berlin. Über die intramuskuläre Anwendung 
eines neuen arsen- und phosphorhaltigen Eisenpräparates. (Med. KL 1908 
Nr. 18, S. 670 u. 671.) 

Verfasser erprobte „Nukleogen“, das aus Hefezellen gewonnen wird und 
16°/ 0 Eisen, 9°/ 0 Phosphor und 5°/ 0 Arsen enthält, indem er es 76 an Chlorose, 
Anämie, Skrophulose, Tuberkulose leichteren Grades leidenden Patienten intra¬ 
muskulär injizierte und die Erfolge mittels Hämoglobinometer und Wage kon¬ 
trollierte; Verfasser glaubt bei der Vorzüglichkeit und Raschheit der Erfolge, 
die er erzielte, daß das Präparat berufen erscheint, die Behandlung der Chlo¬ 
rose, Anämie und verwandter Krankheiten in neue Bahnen zu lenken. 

Meinertz . 

1826) Nakahara, Tokio. Über Rachitis und Osteomalacie in Toyama 
(Japan). (Med. KL 1908 Nr. 20, S. 748—746.) 

Rachitis und Osteomalacie ist bis jetzt in Japan sehr wenig beobachtet 
worden. Verfasser hatte Gelegenheit, eine Anzahl von Fällen, die in einem 
bestimmten Bezirk der Provinz Toyama endemisch aufgetreten waren, näher 
zu untersuchen. Es kommt zu folgenden Ergebnissen. 

1. Rachitis und Osteomalacie, die zusammen endemisch auftreten können, 
haben sehr innige Beziehungen zueinander. 

2. Es wurden Fälle im Alter von 60 Tagen bis 20 Jahren beobachtet. 
Hiervon waren Kinder unter 6 Jahren am meisten befallen. Einige Fälle 
konnte man sowohl als Rachitis tarda als auch als Rachitis congenita auf¬ 
fassen. 

3. Ätiologisch ist zu bemerken, daß die Art des Hausbaues in dem er¬ 
wähnten Bezirk wegen der kalten Winter anders ist als sonst in Japan: geringe 
Höhe, kleine Fenster, schlechte Ventilation. Die Nahrung ist unzulänglich, viel 
Kartoffeln, fast gar kein Fleisch und Fisch. Das Trinkwasser ist schlecht, die 
Leute trinken viel Essig. 

4. Körpergewicht, Körperlänge, Extremitäten und Brustumfang war im all¬ 
gemeinen beeinträchtigt 

Die in der Gegend von Toyama aufgetretene Rachitis und Osteomalacie ist 
völlig identisch mit den in Europa mit den gleichen Namen bezeichneten Krank¬ 
heiten. Obwohl die Rachitis endemisch auftrat, nimmt Verfasser nicht an, daß 
sie eine Infektionskrankheit ist. Die Körperentwicklung ist in dieser Gegend 
überhaupt beeinträchtigt im Vergleich mit anderen Gegenden Japans. Es ent¬ 
steht die Frage, ob solche Entwicklungsstörungen irgend einen Zusammenhang 
mit dem Auftreten der Rachitis haben. Meinertz. 

1827) Hartmann, M. Proctoscopie et Sigmoldoscopie. (Arch. des malad, 
de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. II. S. 263—268.) 

Besprechung der Methodik; zum Referat an dieser Stelle nicht geeignet. 

Fr. Schmidt 

1828) Beusande, R. et Rivet, L. Les dilatations dites idiopathiques de 
l'oesophage. (Die sogenannten idiopathischen Oesophaguserweiterungen.) Arch, 
des mades, de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. II, S. 288—291 und 344—376.) 

Sehr lesenswerte, auf ausgedehntem Literaturstudium ruhende, zusammen¬ 
fassende Arbeit; zur kurzen Wiedergabe nicht geeignet Fr. Schmidt. 

1829) Wintemitz, W. (Wien-Kaltenleutgeben.) Ein Beitrag zur physi¬ 
kalischen Behandlung der Arteriosklerose. (Ztschr. f. physik. und diät 
Therapie 1907-1908, Bd. XI, H. 9, S. 420—538.) 

Bei der Arteriosklerose liegen die Zirkulationswiderstände hauptsächlich 
in der Peripherie» dem akzessorischen Herzen«, dessen Tätigkeit durch mechanische 
und thermische Aktionen gekräftigt werden kann. Dann sind die physikalischen 
und diätetischen Heilmethoden, namentlich thermische, mechanische, gewisse 

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Referate. 


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elektrische und auch chemische Einwirkungen verständliche Besserungs- und 
Heilmittel gegen entstehende, aber auch gegen vorgeschrittenere Fälle sklero¬ 
tischer Gremferkrankungen. Hoher Blutdruck wird herab-, niedriger herauf¬ 
gesetzt; die Saugkraft der Zelle wird gesteigert Die zur Arteriosklerose gut 
disponierenden Infektionskrankheiten müssen hydriatisch bekämpft werden. Der, 
Organismus muß sich durch diätetische Wasserkuren vor dem Befallenwerden 
von Infektionen schützen. Winternitz empfiehlt bei der Behandlung im Be¬ 
ginne kalte oder heiße Teilwaschungen, event schottische, um dann zu kalten 
überzugehen. Bomstein. 

1880) Stemberg, W. (Berlin.) Geschmack und Appetit. (Ztschr. f. physik. 
und diät. Therapie 1907—1908, Bd. XI, H. 7, S. 389—398.) 

Nach Ansicht des um die Physiologie des Geschmackes wohlverdienten 
Verfassers bestehen physiologische Einwirkungen des Geschmackssinnes auf 
unsera Körper unzweifelhaft; ebenso sicher sind physische und phycho- 
reflektorische Einflüsse des Geschmackes auf unser Wohlbefinden. Die psychische 
Empfindimg des Appetits ist durch zwei physiologische Funktionen bedingt, 
durch die chemische sekretorische Tätigkeit der Speichel- und Magendrüsen 
und durch die mechanische der Muskulatur. Bornstein. 


1881) Heim, G. (Bonn.) Wüstentherapie. (Ztschr. f. physik. und diät. 
Therapie 1907—1908, Bd. XI, H. 7, S. 427—431.) 

Die Wüste hat vor dem Kulturland Aegypten die Vorzüge der geringeren 
nächtlichen Abkühlung; der geringeren relativen Feuchtigkeit, besonders nachts; 
des geringeren Staubgehaltes der Luft; des geringeren Keimgehaltes, der Frei¬ 
heit von tierpathogenen Pilzen, des größeren Ozongehaltes. Als Krankenkolonien 
würden sich sogenannte Lufthütten eignen, speziell in der Nähe ägyptischer 
Altertümer, wie der Königsgräber von Luxor. Bomstein. 

1882) Laauer, B. (Wiesbaden.) Bemerkungen über das Klima und die 
Heilanzeigen Ägyptens. (Ztschr. t. physik. und diät Therapie 1907—1908, 
Bd. XI, H. 7, S. 474-479.) 

Reisezeit: November nach Kairo und Heluan, Weihnachten nach Luxor 
und Assuan. Aussicht auf Heilung haben nur solche Nierenleidende, deren 
Krankheit noch nicht weit fortgeschritten ist. Die physiologischen Grundlagen 
der Wirkungen beruhen in erster Linie auf der Entlastung des Nieren- und 
Herzkreislaufe. Dort in Aegypten arbeitet ein Organ, welches wir in unserm 
Klima vernachlässigen, unterschätzen, sogar mißhandeln. Unsere Haut atmet 
dort, sie verbrennt und scheidet aus, sie liefert das Kondenswasser, während 
Herzpumpe und Nierenfilter feiern oder nur mit halber Kraft arbeiten. Bomstein. 

1888) Pauli, H. (Karlsruhe i. B.) Über therapeutische Seereisen, mit 
besonderer Berücksichtigung der Nordlandfahrten der Hamburg-Amerika-Linie. 
(Ztschr. f. physik. und diät. Therapie 1907—1908, Bd. XI, H. 9, S. 639—564.) 

Die spezifischen Eigenschaften der Meerluft sind: 1. Die Ozeanität der 
Meerluft. Die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen der Luft sind 
auf dem Meere viel geringer als auf dem Festlande. 2. Der höhere Gehalt an 
Sauerstoff. 8. Die Kohlensäurearmut. 4. Die Konstanz und Höhe der relativen 
Feuchtigkeit 6. Die Staub- und Keimfreiheit. 6. Der Gehalt an Kochsalz 
und Bromsalzen. 7. Die Bewegung. 8. Die größere Dichtigkeit — Die Wirkung 
ist 1. eine nervenberuhigende, 2. schlafmachende, 3. expektorierende, 4. stoff¬ 
wechselbeschleunigende, 5.tonisierende, 6. Blutkörperchen und hämoglobinbildende. 
— Die Meerluft muß möglichst rein, d. h. weit von der Küste genossen werden. 
Seereisen von längerer Dauer, die aus psychischen Gründen ein öfteres ans Land 
gehen gestatten, auf geeigneten großen Schiffen, sind in entsprechenden Fällen 
ohne Angst dringend als erfolgreich zu empfehlen. Bomstein. 


1884) Falkenstein (Gr.-Lichterfelde). Rückblick auf die 5 jährigen Beob¬ 
achtungen bei der Salzsäure-Therapie der Gicht. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 48, 
S. 1644—1649.) 

Der Autor steht auf seinem seit Jahren in der Therapie der Gicht ver¬ 
tretenen Standpunkte der Heilwirkung durch Salzsäure, die in Mengen bis 

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Referate. 


3 g täglich genommen anstandslos vertragen wird, wie. Falkenstein an sich 
selbst und Hunderten von Patienten erfahren hat. Er widerlegt die gegnerischen 
Anschauungen, die von falschen Voraussetzungen ausgehen. Alkalitherapie 
schädigt, S&uretherapie hilft. Nach Ansicht des Autors hat man bisher zu viel 
Wert auf die Menge der Harnsäure gelegt Sie schädigt mehr durch ihre Ver¬ 
bindung mit den Alkalien, die sie infolge Mangels von Chlor eingeht, das zur 
Paarung zur Verfügung steht Auch Vollbäder mit Zusatz von 200—400 g roher 
Salzsäure, in Pausen von 8—14 Tagen genommen, sind nützlicher als heiße Bäder. 

Bomstein . 

1835) Philippson, Paula (Frankfurt a. M.). Über die Beeinflussung der elek¬ 
trischen Erregbarkeit bei tetaniekranken Kindern durch den galvanischen 
Strom. Aus der Breslauer Universitäts-Kinderklinik. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. 47, S. 1505/1507.) 

Bei allen zur Untersuchung gelangten an Tetanie erkrankten Kindern ist 
die elektrische Überregbarkeit nach Durchleitung des galvanischen Stromes be¬ 
deutend herabgesunken. Es ergibt sich eine deutliche lokale Herabsetzung 
nach 8—10 Minuten. Dieser herabsetzenden Wirkung des Stromes scheint eine 
kurz andauernde Phase der Erregbarkeit mit Entartungsform der Kathoden¬ 
zuckungen voranzugehen. 

Es ist hier zum ersten Male beim Menschen eine zahlenmäßig feststellbare 
Einwirkung des galvanischen Stromes auf die Erregbarkeit der motorischen 
Nerven nachgewiesen. Bornsteift. 

1836) Ettinger (Warschau). Über den Wert der zytoskopischen Unter¬ 
suchung von Trans- und Exsudaten. Aus der inn. Abt. des Krankenhauses 
Kindlein Jesu. Privatdozent Dr. Janowski. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 46, S. 1484 
bis 1486.) 

103 Ergüsse von 89 Kranken werden zytologisch untersucht. Der Autor 
kommt zu dem Schlüsse, daß die zytologische Untersuchung allein nicht nur 
kein Urteil über die Aetiologie des Ergusses in konkreten Fällen ermöglicht, 
sondern uns zuweilen sogar bei der Unterscheidung von Exsudaten und Trans¬ 
sudaten im Stiche läßt. Nur das Vorkommen von lauter Lymphozyten spricht 
ernst, aber keineswegs ganz sicher zugunsten seiner tuberkulösen Aetiologie. 
Das Vorkommen selbst zahlreicher neutrophiler Zellen zeugt gamicht gegen die 
tuberkulöse Aetiologie eines Ergusses. Ein Transsudat kann bei wiederholter 
Untersuchung nach einer gewissen Zeit ganz andere Bilder in bezug auf die 
Zahl von Endothelien liefern. Bomstein. 

Immunität; Toxine, Bakteriologisches. 

1837) Flinger, Franz. A formalin kimutatäsa ölelmi szerekben. (Der Nach¬ 
weis von Formalin in Nahrungsmitteln.) Hygienisches Institut der Universität 
Budapest. (Magyar orvosi Archivum 1908, N. F., Bd. IX, S. 94—101.) 

Wenn man 100 cm* formaldehydhaltige wässerige Flüssigkeit mit 0.1—0,4 
Prozent Eiweiß oder Pepton und 10 Tropfen einer öproc. Eisenchloridlösung versetzt 
und einen Teil dieser Mischung mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet, so 
entsteht an der Berührungsfläche ein violetter Ring. Wenn man die Probe um¬ 
schüttelt, so färbt sich die ganze Flüssigkeit violett oder, wenn weniger Formal¬ 
dehyd vorhanden ist, rötlich. Die Reaktion ist keine allgemeine Aldehydreaktion, 
da sie mit Acetaldehyd, Paraldehyd, Propylaldehyd, Valeraldehyd, Benzaldehyd. 
Salicylaldehyd, Zimmtaldehyd oder Furfurol nicht gelingt Seitens des Eiweißes 
ist an der Reaktion dessen Indol- resp. Pyrrholgruppe beteiligt. Reinbold. 

1838) Liebermann, Leo» nach Versuchen von Davidovics, Josef. A gyors 
ös lassu dohänyz&sröl. Über das schnelle und langsame Rauchen. Hygienisches 
Institut der Universität Budapest (Magyar orvosi Archivum NF. 1908, Bd. IX, 
S. 102—106.) 

In einem Apparate, welcher das quantitative Auffangen und Wägen der 
teerartigen Verbrennungsprodukte gestattete, wurden in verschiedenem Grade 

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Referate. 


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getrocknete Zigarren derselben Sorte in verschiedenem Tempo, teils zugweise, 
teils in einem Zuge verraucht Beim schnellen Verbrennen (6 Minuten) konnten 
bedeutend mehr teerartige Produkte aufgefangen werden, als beim langsamen 
Verbrennen (15 Minuten). Reinbold . 

1889) Benczur, Gyula. Adatok a bakterium typhi 6s bakterium Coli 
azonoss&g&nak k£rd6s6hez. (Zur Frage der Identität der Typhus- und Coli- 
bakterien.) Bakteriologisches Institut der Universität Budapest. (Orvosi Hetilap 
1908, S. 404.) 

Beide Arten von Bakterien wurden einerseits unter günstigen, andererseits 
unter möglichst ungünstigen Verhältnissen (bei 43° C, unter Zusatz von zu viel 
Lauge, Chinin, Formalin zum Nährboden) durch 60—100 Generationen fortge¬ 
pflanzt. Der verschiedenartigst angestellte Vergleich beider Reihen zeigte, daß weder 
die Typhus-, noch die Colistämme ihre Eigenschaften wesentlich änderten. Ver¬ 
fasser äußert sich auf Grund dieses Befundes gegen die Möglichkeit einer »Auto- 
typhisation.«. Reinbold . 

1840) Traube, J. u. Goldenthal, C. Das rote Blutkörperchen und sein Inhalt. 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 390—395.) 

Die Hämolyse geht in hämoglobinhaltigen Lösungen weitaus schneller vor 
sich als die »Autolyse« in den Kontrollösungen. Je weniger resistent eine rote 
Blutzelle ist, umso größere hämolytische Kraft hat ihr Inhalt. K. Reicher. 

1841) Traube, J. Zur Speziflzitätsfrage. (Biochem. Ztsch. 1908, Bd. X, 
S. 396—403.) 

Traube stellt die Hypothese auf, daß Stoffe von geringem Haftdrucke und 
fremde Phasen, welche in Wasser suspendiert sind, unter gewöhnlichen Umständen 
auf Grund der an der Oberfläche wirksamen Kräfte nicht zur Berührung gebracht 
werden können, daß dies aber möglich ist unter dem Einflüsse von Katalysatoren 
(fremden Blutkörperchen, Toxinen), welche nun ihrerseits auch in spezifischer 
Weise befähigt werden, mit den gebildeten Komplexen in Reaktion zu treten (!!) 
Auf diese Weise soll Inkubationszeit usw. erklärt werden. K. Reicher. 


Bficherbesprechungen. 


1842) Metschnikoff, Elias. Beiträge zu einer optimistischen Weltanschauung. 

(Übersetzt ins Deutsche von Heinrich Michalski.) 

Das Buch befaßt sich mit dem »Altem«. Metschnikoff, der Vertreter der 
jetzt hoch in Ansehen stehenden Phagocytose, überträgt diese Theorie auch auf 
den physiologischen Altersprozeß. Wie das Haarpigment von den Phagocyten 
zerstört wird, so ist auch die Atrophie der anderen Organe des alternden 
Körpers zum großen Teil dem Auftreten gefräßiger Zellen, den Makrophagen, 
zuzuschreiben. Die Phagocyten vernichten die edelsten Elemente unseres Orga¬ 
nismus, wie Nerven-, Muskel-, Leber- und Nierenzellen. Zunächst verficht 
Metschnikoff diese Anschauung im vorliegenden Buche gegen seine Gegner, 
von denen er wegen seiner Lehre hart angegriffen wurde. Auf die Beweise, 
die Metschnikoff im Einzelnen dafür angibt, können wir leider nicht eingehen. 
— Dann folgt ein Kapitel über die Lebensdauer im Tierreich. Es ergibt sich 
hier für ihn eine Beziehung zwischen Lebensdauer und Ernährungsweise, weiter 
zwischen Lebensdauer und der Organisation des Verdauungsapparates. Der 
Dickdarm, »der unfähig ist, die Verdauungsfunktion auszuführen oder bedeutende 
Mengen von Nahrungsstoffen zu resorbieren«, hat bei den Säugetieren nur 
darum seine starke Entwicklung erlangt, um ihnen langes Laufen zu ermög¬ 
lichen, ohne daß sie genötigt sind, stül zu stehen, um die Fäkalien zu ent¬ 
leeren. Er dient als Ablagerungsort für die Nahrungsrückstände. Dadurch 
werden die im Dickdarm angesammelten Nahrungsrückstände ein Herd von 
Mikroben, die verschiedene Gärungen und unter anderem auch eine dem Orga¬ 
nismus schädliche Fäulnis hervorrufen. Es findet eine Auto-Intoxikation durch 


Mikrobengifte statt, unter Umständen sogar Einwanderung von Mikroben ins 
Blut. »Es ist unbestreitbar, daß die Darmmikroben und ihre Gifte sich in dem 


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Referate. 


Organismus verbreiten und geringere oder stärkere Störungen hervorrufec 
können«. So gelangt er zu dem Schluß, daß, je mehr Mikroben der Verdau¬ 
ungskanal enthält, desto leichter Störungen, die das Leben verkürzen können, 
verursacht werden. Da von allen Teilen des Verdauungskanals der Dickdarm 
am reichsten an Mikroben ist und da der Dickdarm bei den Säugetieren viel 
stärker entwickelt ist, als bei allen anderen Wirbeltieren, verursacht er, daß 
die Lebensdauer der ersteren durch die von der so stark entwickelten intestinalen 
Flora verursachten chronischen Vergiftung bedeutend verringert wird. 

Es folgt ein Ausblick über die Langlebigkeit der Tiere und des Menschen 
(Anschuldigung der Darmflora), ferner ein sehr hübsches Kapitel über den 
natürlichen Tod in der Pflanzenwelt Auch hier überträgt er die Hypothese des 
natürlichen Todes der Bakterien und Hefen durch die von ihren eigenen Pro¬ 
dukten herrührende Vergiftung auf die höheren Pflanzen, »wenn es auch Bei¬ 
spiele gibt, wo die höheren und niederen Pflanzen dem natürlichen Tode ent¬ 
gehen«. — Bei der Menschengattung kann nicht die Rede davon sein, daß die 
Ursache des natürlichen Todes Erschöpfung infolge der Fortpflanzung oder 
Entkräftigung ist, wie bei den Monstrillen. Es ist viel wahrscheinlicher, daß 
dieser Tod von einer Selbstvergiftung des Organismus herrührt. Diese Hypo¬ 
these stützt sich auf die große Analogie zwischen dem natürlichen Tod und dem 
Schlaf, sowie auf die Wahrscheinlichkeit, »daß letztere nur das Resultat einer 
Vergiftung durch die Abfallstoffe ist, die von unseren Organen bei ihrer Betä¬ 
tigung hervorgebracht werden«. Es folgt ein Kapitel: Soll man versuchen, das 
Leben des Menschen zu verlängern?, das natürlich mit ja beantwortet wird. 
Und als Mittel, das Leben zu verlängern, sieht er die Möglichkeit an, die Dick¬ 
darmfäulnis und damit den Vergiftungsprozeß herabzusetzen. Diese Möglichkeit 
ist gegeben in der »Michsäuregärung«. Es folgt die Empfehlung der sauren 
Yoghurt-Milch, deren Milchsäuregärung bekanntlich durch den voii Metsch- 
nikoff gezüchteten Mayabazillus hervorgerufen wird. Schließlich folgen 
Kapitel über psychische Rudimente der Menschen, ferner einige Punkte in der 
Entwickelungsgeschichte der tierischen Gesellschaften, dann über Pessimismus 
und Optimismus, ein Kapitel über Goethe und Faust, das zu den erfrischendsten 
und schönsten des ganzen Buches gehört Die Auflassung des Faust ist durch¬ 
aus originell. 

»Ganz entgegen dem öfters ausgedrückten Gedanken, daß die beiden Teile 
des Faust zwei völlig für sich bestehende Werke bilden, muß man sie als sich 
gegenseitig ergänzend ansehen. Im ersten Teil sehen wir den jungen Pessi¬ 
misten voll Leidenschaft und voller Wünsche, bereit, seinem Leben ein Ende 
zu machen, und vor nichts halt machend, um seinen Liebesdurst zu stillen. Im 
zweiten Teil fährt der reife alte Mann fort, die Frau zu lieben, wenn auch in 
ganz anderer Weise; ein ruhig und optimistisch gewordener Mann, weiht, nach¬ 
dem er den Ansprüchen seines individuellen Lebens genug getan hat, den Rest 
seiner Tage dem Wohl der Menschheit und stirbt nach einem hundertjährigen 
Leben mit dem Gefühl höchster Glückseligkeit, ja, fast möchte man sagen, 
indem er dem Instinkt des natürlichen Todes Ausdruckes gibt.« 

Das ganze beschließt ein Kapitel über »Wissenschaft und Moral«. Sehr 
wahr sind die letzten Worte des Buches: 

»Es ist uns unmöglich, das Unbekannte und seine Pläne und seine Absichten 
zu erkennen. Lassen wir also die Natur beiseite und beschäftigen wir uns mit 
dem, was unserer Intelligenz erreichbar ist. 

Diese lehrt uns, daß der Mensch fähig ist, große Dinge zu erreichen, und 
daß er deshalb wünschen muß, die menschliche Natur zu modifizieren und ihre 
Disharmonien zu verwandeln; nur der menschliche Wille kann dieses Ideal 
erreichen.« 

Man wird in vielen Punkten anderer Meinung wie Metschnikoff sein, 
trotzdem ist aber das Buch etwas herzerfreuendes und nützlich zu lesendes, 
weshalb wir es empfehlen möchten. Die Übersetzung ist gut Th. Brugsch . 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenheim. Erlangen, Hofmannstr. *1 
Eigentümer und Verleger Urban k Schwanenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Emaohlufi der experimentellen Therapie, 

N. F. III. Jahrg. 1. Oktoberheft 1908 Nr. 19 

Nachdruck Vorboten. 

Original-ArtikeL 

Aus dem Laboratorium der Erlanger medizinischen Klinik. 

Zur Frage des Nokleinstoffweehsels beim Menschen. 

(Vorläufige Mitteilung.) 

Von 

Werner Künzel und Alfred Schittenhelm. 

Nachdem die Physiologie der Hamsäurebildung und Zerstörung bei diversen 
Tierarten durch zahlreiche Versuche klargelegt ist, besteht natürlich die Notwendig¬ 
keit, diese Verhältnisse auch für den Menschen einer genauen Untersuchung zu unter¬ 
stellen. Stoffwechselversuche existieren ja bereits zahlreiche, welche beweisen, 
daß, wie bei den Säugern, auch beim Menschen die Harnsäure aus Purinbasen entsteht, 
und es steht wohl fest, daß nur diese die Vorstufe der Harnsäure bilden. Auch 
geht aus den Stoffwechselversuchen, in denen Purinkörper, seien es freie oder im 
Nukleinsäurecomplex gebundene, per os verabreicht wurden, klar hervor, daß es 
niemals zu einer quantitativen Ausscheidung der zu erwartenden Menge Harnsäure 
kommt, sondern daß stets nur Bruchteile als Harnsäure wiedergewonnen wurden. 
Nehmen wir z. B. Versuche, in welchen Nukleinsäure, deren Basengehalt auf 
analytischem Weg aufs genaueste festgestellt war, an Menschen verfüttert wurde, 
so fand sich, daß die aus diesen Purinbasen nach der Berechnung zu erhaltende 
Harnsäuremenge niemals im Urin gefunden wurde. Vielmehr wurde nur der 
kleinere Teil als Harnsäure im Urin erhalten, während der größere Teil zur 
Vermehrung des Stickstoffe, resp. der Harnstoffausscheidung Veranlassung gab, 
ein Zeichen dafür, daß der Stickstoff der verfütterten Purinbasen richtig und 
prompt ausgeschieden wurde, nicht aber als Harnsäure oder Purinbasen, sondern 
offenbar als niedere Abbauprodukte (Burian und Schur, Pollak, Brugsch 
und Schittenhelm). Zu einem ähnlichen Resultat führte die VerfÜtterung 
freier Purinbasen (Krüger und Schmid, Brugsch und Schittenhelm), in¬ 
dem auch hier nur ein Bruchteil der zu erwartenden Harnsäuremenge im Urin 
wiedergefunden wurde, obwohl aus der Stickstoffkurve hervorging, daß in der¬ 
selben Zeit die ganze Menge des in den Purinbasen verfütterten Stickstoffe 
ausgeschieden wurde. Man könnte nun annehmen, daß es Harnsäure im Urin 
gäbe, welche dort in einer Bindungsform wäre, welche sie für unzugänglich 
den gewöhnlichen Fällungsmitteln machte; dies ist aber sicher nicht der Fall, 
denn auch wenn man den Urin nach Fällung seines Puringehaltes z. B. mittels 
ammoniakalischer Silberlösung durch Säurehydrolyse aufschließt, so erhält man 
keine Purinkörper mehr. Es kann also aus den Ergebnissen dieser Experimente 
nur der eine Schluß gezogen werden, daß die im menschlichen Organismus 

H. F. UL Jahr,. Digitized b ^GOOgk 






782 


Original-Artikel. 


gebildete Harnsäure zum größeren Teil weiter zerlegt und ihr Stickstoff als 
Harnstoff ausgeschieden wird. Wir bemerken hier ausdrücklich» daß diejenigen 
Versuche, in welchen, um eine Zersetzung in Harnsäure zu erweisen, die Harn¬ 
säure in größeren Mengen per os verabreicht wurde und hernach nur relativ 
geringe Mengen derselben als solche im Urin wiedergefunden wurden, keines¬ 
wegs als Beweis für die stattfindende Zerstörung herangezogen werden dürfen; 
denn zweifellos liegen bei der VerfÜtterung von reiner Harnsäure erhebliche 
Fehlerquellen vor, weil die überaus schwer lösliche Harnsäre nur in kleinen 
Mengen resorbiert wird, der größere Teil aber unresorbiert mit den Fäzes wieder 
ausgeschieden wird. Es sind nun auch Versuche unternommen worden, Harn¬ 
säure subkutan zu verabreichen, und diese haben ergeben, daß die so 
einverleibte Harnsäure (Soetbeer und Ibrahim) zum allergrößten Teil als 
solche wieder ausgeschieden wird. Man darf aber nicht verkennen, daß einmal 
der Weg, den die subkutan einverleibte Harnsäure bis zur Niere zurückzulegen 
hat, ein anderer ist, wie der jener Harnsäure, welche aus verfütterten Purin¬ 
körpern stammt; sodann besteht vielleicht ein Unterschied in der Zerstörung 
der in statu nascendi befindlichen aus Nukleinsubstanzen entstehenden, und 
jener als fertiges Produkt einverleibten Harnsäure. Jedenfalls sind diese Ver¬ 
suche nicht im Stande, die durch VerfÜtterung von Purinbasen und Nuklein¬ 
säuren erhaltenen Resultate, welche eine Harasäurezerstörung beim Menschen 
beweisen, zu erschüttern. 

Um die Organe, in welchen die Umsetzungen statthaben und den Weg, 
welche dieselbe nimmt , genauer kennen zu lernen, ist es ohne Zweifel nötig, in 
eben derselben Weise detaillierte Versuche mit menschlichen Organen anzustellen, 
wie sie in großer Menge mit allerhand tierischen Organen bereits ausgeführt 
sind. Es existieren noch recht wenige derartige Versuche. Schittenhelm 1 ) 
hat mit der Milz eines an einem Herzleiden verstorbenen Mannes, welche ca« 
18 Stunden post mortem bei der Obduktion entnommen wurde, einen orientierenden 
Versuch angestellt und nach Zugabe von 0,8 g Guanin zu dem aus derselben 
gemachten wässerigen Extrakt, indem er die Mischung 8 Tage lang unter Luft- 
durchleitung bei 87° digerieren ließ, keine Harnsäure, dagegen 0,15 g Xanthin 
erhalten. Ferner haben Schittenhelm und Schmid*) mit dem Hinweis 
darauf, daß es ein dringendes Erfordernis sei, zu untersuchen, inwieweit die 
Feststellungen am Tier für den menschlichen Organismus zutreffen, Unter¬ 
suchungen in der Richtung unternommen. Da es ihnen aber nicht gelang, 
Organe Erwachsener frisch genug zu erhalten, um einwandfreie Resultate zu 
erzielen, mußten sie sich auf Versuche mit Organen von Kindern, welche 
während oder bald nach der Geburt gestorben waren, beschränken. Es stellte 
sich dabei heraus, daß die Regeln, welche für die tierischen Organe gelten, 
offenbar auch auf die menschlichen zu übertragen sind. Es gelang jedoch 
nicht, die Harnsäure als solche zu fassen, welche aus den zugesetzten Purin¬ 
basen entstanden sein mußte; vielmehr schien dieselbe sofort weiterzerstört 
worden zu sein. Bemerkenswert ist, daß die Versuche sofort nach Empfang 
der Organe, spätestens also 6—7 Stunden post mortem angesetzt worden waren. 


*) A. Schittenhelm. Der Nukleinstoffwechsel und seine Fermente bei Mensch und Tier. 
Ztschr. f. phys. Chemie 1905, Bd. 46, S. 369. 

*) A. Schittenhelm u. J. Schmid. Ablauf des Nukleinstoffwechsels in menschlichen 
Organen. Ztschr. f. exp. Path. u. Therapie 1907, Bd. 4, S. 424. 


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Original-Artikel. 


783 


Immerhin geben die kindlichen Organe so geringe Mengen Ausgangsmaterial, 
daß eine Nachprüfung mit den gewichtigeren Organen Erwachsener äußerst 
wünschenswert ist. Man kann ja auch, obwohl wahrscheinlich mit Unrecht, daran 
denken, daß die kindlichen Organe in mancher Beziehung sich vielleicht etwas 
anders verhalten, als die Organe Erwachsener. 

Wir haben daher die Versuche wieder aufgenommen. Infolge einer 
glücklichen Kombination sind wir im Stande, zuweilen Organe erwachsener 
Menschen schon 6—6 Stunden post mortem zu erhalten. Leider sind jedoch 
die Intervalle so groß, daß es nicht gelingt, diese Versuche so prompt ab¬ 
zuwickeln, wie diejenigen beim Tier, da es immerhin eine Seltenheit ist, die 
Organe so schnell zur Verfügung zu haben. Es ist jedoch nach unserer Ansicht 
nicht angängig, Organe zu verwenden, welche man erst viele Stunden post 
mortem erhält; denn es ist schon an und für sich klar, daß die Organe an irgend 
einer Krankheit gestorbener Menschen vielleicht an sich schon weniger wirksam 
sind, wie z. B. die Organe eines Rindes, welches mitten aus bestem Wohl¬ 
befinden geschlachtet wurde. Sodann kommt noch der Umstand hinzu, daß 
nach unseren Erfahrungen die Fermente an Wirksamkeit abnehmen, sobald sie 
nebeneinander in aktivem Zustand — und das ist doch wohl bei der post mortem 
einsetzenden Autolyse bald der Fall — sich vorfinden 1 ). Aus neueren Unter¬ 
suchungen, welche noch nicht veröffentlicht sind, haben wir den Eindruck ge¬ 
wonnen, daß gerade die oxydativen Fermente (Xanthinoxydase, urikolytisches 
Ferment) besonders leicht an Wirksamkeit abnehmen. Somit ist es nicht zu 
verwundern, wenn man mit menschlichen Organen unterschiedliche Resultate 
und wohl auch Mißerfolge erzielt 

Wir können nun mit absoluter Sicherheit feststellen, daß menschliche Leber 
in ausgiebigstem Maße Harnsäure zu bilden im Stande ist Diese harnsäure- 
bildende Funktion stellt sich bei den in üblicher Weise mit Extrakten angestellten 
Versuchen nahezu so intensiv und ebenso instruktiv dar, wie zum Beispiel die 
Versuche mit dem klassischsten Organ für den Nachweis der Hamsäurebildung 
aus Purinkörpern, der Rindermilz. Wir haben nach Zugabe von Purinkörpern 
reine daraus gebildete Harnsäure in großen Mengen zu isolieren vermocht Zum 
Teil erhielten wir nahezu quantitative Ausbeute, zum Teil jedoch ergaben die 
Versuche ein Defizit, welches sich allerdings in nur geringeren Grenzen bewegte, 
so etwa, wie bei Versuchen mit der Rinderleber. Wir glauben daher, schon 
jetzt annehmen zu können, daß in der Leber eine Harnsäurezersetzung in ge¬ 
wissen Grenzen vor sich geht, ohne daß dieselbe jedoch so demonstrierbar wird, 
wie zum Beispiel in den Versuchen mit Rindemiere. Wir hoffen durch Fort¬ 
setzung der Versuche, deren zeitliche Dauer durch die langsame Zufuhr von 
Ausgangsmaterial noch nicht abzusehen ist, weiteres Beweismaterial noch beibringen 
zu können. Wir bemerken ferner, daß wir mit menschlichen Nieren noch nicht 
zu einem einwandfreien Resultat gekommen sind. Mit menschlichem Darm 
konnten wir bis jetzt nur den Übergang von Guanin in Xanthin feststellen. 

Wie cho wski hat alleijüngst auf der Naturforscherversammlung über Versuche 
berichtet, welche er mit überlebenden menschlichen Organen zum Zweck des 
Studiums der Hamsäurezersetzung angestellt hat Dieselben ließen jedoch jede 


*) W. Künzel u. A. Schittenhclm, Gegenseitige Beeinflussung der Fermente des Nuklein- 
stoüwechsels. Ztschr. f. exp. Path. u. Therapie 1908, Bd. 5. 


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784 


Original-Artikel. 


merkliche Harnsäurezersetzung vermissen. Aus dem uns zur Verfügung stehen¬ 
den Referat ist es noch nicht ersichtlich, welche Organe er benutzt und wie 
lange post mortem er dieselben verarbeitet hat Wir können uns daher zu 
seinen Versuchen noch nicht äußern. Er hat dann weiter, wie Soetbeer und 
Ibrahim, die Ausscheidung subkutan injizierter Harnsäure im Urin verfolgt und 
konnte 60—80°/ 0 wiederfinden. Da sich nun kein Allantoin, welches doch bei 
den pflanzen- und fleischfressenden Säugetieren das Abbauprodukt der Harnsäure 
darstellt, im menschlichen Urin vorfindet und andererseits subkutan eingegebenes 
Allantoin beim Menschen vollständig als solches wieder ausgeschieden wird, so 
schließt Wiechowski aus allem zusammen, daß die Harnsäure vom Menschen 
unangreifbar sei. Daß wir mit diesen Schlüssen zunächst nicht einverstanden 
sein können, geht aus unseren Ausführungen hervor. Wir sehen auch gar nicht 
ein, warum nicht beim Menschen eventuell der Abbau der Harnsäure einen 
anderen Weg einschlagen sollte, wie beim Rind usw. Selbst wenn es nicht in 
dem Maße gelingen sollte, eine Harnsäurezersetzung in menschlichen Organen 
nachzuweisen, wie es zum Beispiel mit der Rindemiere der Fall ist, so würden 
wir ein derartiges Ergebnis keineswegs für geeignet halten, die im Stoffwechsel 
gefundene Tatsache umzustürzen, wonach die Harnsäure nur zum Teil als solche 
ausgeschieden wird. Es wird ja schließlich auch niemand leugnen, daß die 
Aminosäuren ihren Stickstoff in Form von Harnstoff im Urin ausscheiden, obwohl 
es abgesehen von der Arginase nicht gelingt, mit tierischen Organen oder deren 
Extrakten die Bildung von Harnstoff aus Aminosäuren zu erweisen. Wir ver¬ 
zichten darauf, weitere Beispiele anzuführen und überhaupt weiter auf die Frage 
einzugehen, da wir hier nicht eine Polemik gegen Wiechowski führen, sondern 
nur die Schwierigkeiten dartun wollen, welche derartigen Untersuchungen natur¬ 
gemäß anhaften. 


(Aus der inneren Abteilung des Augusta-Hospitals zu Berlin. 
Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. A. Ewald.) 

Untersuchungen Uber den Purinstoffweehsel bei Aohylia gastrlea. 

Von 

Dr. Zdzialaw Tomaszewski und Dr. Alessandro Martinelli. 


(Schluß.) 


’ Ehe wir aber zur Besprechung dieser Befunde übergehen, wollen wir noch 
drei Fälle anführen, bei denen die Untersuchung von einem merkwürdigen, nicht 
erwarteten Erfolge begleitet war. 

Fall 4. Patient A. H., 41 J. alt, Achylia gastrica (Alkoholismus). Vater an 
Magencarcinom gestorben; auch der Bruder des Kranken starb an einem Magen¬ 
leiden. Vor zwei Jahren Bronchialkatarrh; seitdem Beginn der gegenwärtigen Magen¬ 
beschwerden. Appetit beeinträchtigt Vor fünf Jahren andauernde Diarrhöe, 
die nach entsprechender Behandlung aufhörte. Ernährungszustand ganz gut 
Respiration und Zirkulationsorgane O. B. Magen: Motilität normal. Nüchtern 
leer. Nach P. F. 180 ccm, Semmelbrocken unverdaut Reaktion (Lakmus) 
neutral; kein Schleim, kein Blut Im Stuhl reichlich Bindegewebe, ziemlich 
viele, jedoch schlecht erhaltene Muskelfasern. 


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Original-Artikel. 


785 


Tabelle IV. 


Diätfarm 

Datum 

Urinmenge 

Spez.Gew. 

Harnsäure 
pro 24 St. 
in g 


I. Gewöhnliche 
Gemischte 

2. IV. 

3 * „ 

4 * „ 

1300 

1400 

1350 

1021 

1024 

1021 

0.43 

0,362 

0,414 


Im Durchschnitt 

0,402 


3 . purinfreie 

5. IV. 

6- „ 

7 - » 

*• „ 

9 - „ 

10. „ 

135 ° 

1380 

1400 

1150 

1250 

1100 

1022 

1021 

1021 

1021 

1022 

1021 

0,387 

0,370 

0,247 

0,273 

0,266 

o,»s8 


o,as6 

0,846 

Im Durchschnitt 

Oft 

3. purinreiche 

11. IV. 

12. „ 

13 - * 

« 4 . n 

* 5 * „ 

16. „ 

17 - 19 

18. „ 

1350 

1200 

1000 

1250 

1180 

1x50 

1200 

1350 

OOOOOOOO 

0,246 

0,249 

0,414 

0,637 

0,796 

1,081 

1,079 

1,074 

Im Durchschnitt 

0,097 


dtaelbe purin¬ 
reiche und 60 
Tropfen Salz¬ 
säure täglich 

19. IV. 

20. „ 

21. „ 

22. „ 

23 - 99 

« 4 - 99 

* 5 - 99 

26. „ 

* 7 « 99 

1230 

1250 

1150 

1000 

1300 

1330 

1180 

1200 

1200 

1023 

1023 

1022 

1024 

1021 

1023 

1021 

1024 

1023 

0,270 

0,276 

o,i 95 

0,305 

0,308 

0,321 

o ,394 

0-397 

0,448 


Im Durchschnitt 

0,824 



Fall 6. Fr. St, 69* Jahre. Krankengeschichte ohne Besonderheiten. 
Fall 0. A. W., 60 Jahre alt 
Anamnese des Kranken O. B. 


Starker, gut ernährter Mann. Respirations- und Zirkulationsorgane weisen 
nichts besonderes auf. 

Im nüchternen Magen 6 ccm eines wenig schleimigen Inhaltes. Reaktion 
neutral. Nach P. F. 80 ccm, schlecht chymifiziert Reaktion neutral. 

Wenn wir die drei folgenden Tabellen mit den zuvor angeführten vergleichen, 
so finden wir, daß die oben als charakteristisch hervorgehobene verzögerte Aus¬ 
scheidung der endogenen Harnsäure und das langsame Ansteigen der Ham- 
säurewerte beim Übergang von der purinarmen zu der purinreichen Diät, sich 
auch in diesen Fällen mit der merkwürdigsten Regelmäßigkeit wiederfindet 
Auch diese Fälle zeigen sonst keine quantitative Abnormität in Bezug auf die 
Größe der endo- und exogenen Ausscheidung. Was wir aber gar nicht erwartet 
haben, das ist in allen diesen Fällen zu beobachtendes starkes Sinken der Ham- 
säurewerte, sobald die Kranken bei weiter in derselben Quantität gereichten 


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726 


Original-Artikel. 


Tabelle V. 


Diätform 

Datum 

Urinmenge 

Spez. Gew. 

Harnsäure 
pro 24 St 
in g 


X. Gewöhnliche 
Gemischte 

9. XI. 

10. „ 

11. „ 

900 

IIOO 

950 

1018 

1020 

1020 

°i5°4 

0.537 

0,407 


Im Durchschnitt 

0,482 


9. parinfreie 


1 

1018 

1018 

1020 

1018 
X018 

1019 

0,401 

0,489 

0,381 

0,346 

0,364 

0.366 


Im Durchschn. 
vom 

’ 14.XI.—20.XI. 
0,360 

Im Durchschn. 
vom 

21.XI.—25.XI. 
o,681 

Im Durchschnitt 

0,891 

3. pnrinreiche 

18. XL 

19. „ 

20. „ 

21. „ 

22. „ 

*3- n 

24- » 

*5 * 

990 

1080 

IIOO 

1000 

900 

1050 

1090 

990 

1019 

1020 

1020 

1019 

1020 

1019 

1020 

1020 

0,371 

0.304 

0,396 

0,468 

0,789 

0,7*4 

0,648 

0,780 

Im Durchschnitt 

0,585 


4. Dieselbe parin- 
reiche and 75 
Tropfen Salz¬ 
säure täglich 

26. XI. 

*7- w 

28. „ 

*9- »1 

30. „ 

1. XII. 

1000 

1020 

1050 

980 

IOOO 

XOÖO 

1020 

1019 

1018 

1020 

1020 

1019 

0,279 

0,260 

0,301 

0,394 

0,406 

0,5*4 


Im Durchschnitt 

0,860 



purinreichen Diät Salzsäure erhalten haben. Am stärksten ausgeprägt ist dieses 
Sinken in der vierten Tabelle, wo der am letzten Tage der dritten Periode 
hohe Wert 1,074 am nächsten Tage um 0,8 g kleiner gefunden wird. Auch 
in beiden anderen Fällen ist dieser Abfall ziemlich hochgradig (0,6 und 0,6 Dif¬ 
ferenz). Wir sehen jedoch, daß die Durchschnittszahl dieser letzten Periode 
in allen Fällen größer ist, als der für die endogene Harnsäure ermittelte Wert, 
woraus hervorgeht, daß dieselbe durch HCl gar nicht beeinflußt worden ist 
und daß die niedrigen Werte dieser Periode, auf die verminderte Ausscheidung 
der den eingeführten Nukleinen entstammenden Harnsäure zu beziehen sind. Es 
ergibt sich auch aus den Tabellen, daß die verminderte Ausscheidung der 
Harnsäure nur kurze Zeit andauert und nach einigen Tagen sich wiederum ver¬ 
größert 


Die Erklärung der Resultate unserer Versuche stößt in mancher Hinsicht 
auf große Schwierigkeiten. Es ist bei Gichtikem nachgewiesen worden 
(Sootber, Vogt, Kaufmann und Mohr), daß sich bei ihnen die Erhöhung 
der Harnsäureausscheidung bei VerfÜtterung von Nukleinen viel langsamer ein¬ 
stellt, als beim gesunden Menschen. Bekanntlich handelt es sich aber bei Gich¬ 
tikem um eine tiefgreifende Schädigung des gesamten Nukleinstoffwechsels, dessen 

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Original-Artikel. 


787 


Tabelle VL 


Diätform 

Datum 

Urinmenge 

Spez.Gew. 

_ . 

Harnsäure 
pro 24 St 
in g 


i. Gewöhnliche 
gemischte 

10. XI. 

11. „ 

12. „ 

1000 

1200 

1150 

1012 

1012 

1014 

0,586 

0*98 

0,604 


Im Durchschnitt 

0,662 


2. parinfreie 

13. XL 
* 4 - » 
* 5 * n 

16. „ 

17 - » 
18. „ 

980 

1000 

1180 

1200 

1150 

1200 

1014 

1013 
1012 
1016 

1014 
1014 

0,401 

0,419 

0.348 

0,360 

0,304 

o, 3 *i 


Im Durchschnitt 

0,861 


3. parinreiche 

19. XI. 

20. „ 

21. „ 

22. „ 
* 3 - » 

24. „ 

1100 

1100 

1180 

1130 

1200 

1150 

1016 

1015 

1016 

1017 
1015 
1015 

0,360 

0,368 

0,407 

0,789 

0,9*9 

0,966 


Im Durchschnitt 

0,626 


4. parinrekhe 
und 3X täglich 
20 Tropfen 
Salzsäure 

25. XI. 

26. „ 

’ *7. n 
28. „ 

29 . n 

30 . „ 

1200 

1200 

1160 

1050 

1000 

1100 

1014 

1015 

1016 
1014 
1014 
1014 

0,389 

0,374 

0,381 

0,296 

0,316 

0,676 

• 

Im Durchschnitt 

0,405 



normaler Verlauf von vier Fermenten abhängig ist. Bei unseren Kranken, deren 
Anamnese in Bezug auf Gicht belanglos ist, die keine gichtischen Symptome zeigen 
und erblich nicht belastet sind, müssen wir die Möglichkeit des Bestehens einer 
ähnlichen Störung des Nukleinstoffwechsels mit Entschiedenheit abweisen und viel¬ 
mehr an eine andere Erklärung denken. Wir meinen nämlich, daß das bei 
den Achylikem festgestellte langsame Ansteigen der Harnsäurewerte seinen sehr 
wahrscheinlichen Grund in der mangelhaften Kemverdauung hat Wir wissen 
zwar, daß die mit der Nahrung aufgenommenen Nukleine zu einem Teile im 
Magensaft gelöst, in der Hauptsache aber durch den Pankreassaft und durch 
den Dannsaft im Darme gespalten werden. Andererseits ist, wie es die im 
Pawlowschen Institute von Dolinsky und Walter (9) ausgeführten Experimente 
beweisen, der salzsaure Magensaft der Haupterreger der Pankreassekretion. 
Dieser sekretorische Reflex auf das Pankreas wird wahrscheinlich nur durch 
die freie Salzsäure ausgelöst, und darum scheint die verschiedene Fähigkeit der 
Nahrungskomponenten, die Säure zu binden, von großer Wichtigkeit für den 
Verlauf und die Menge der Pankreasabsonderung zu sein. Man muß noch darauf 
hinweisen, daß die reflektorische Erregung des Pankreas nur dann erfolgt, wenn 
der stark saure Chymus in das Duodenum gelangt; vom Magen aus ist diese 
Erregung nicht möglich. 

Es wäre also wahrscheinlich, daß bei Achylikem, bei denen dieser mächtige 

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728 


Original-Artikel. 


Erreger der Pankreassekretion, nämlich die Salzsäure vollkommen fehlt, die Ver¬ 
dauung der Kerne beeinträchtigt ist. Daß diese Vermutung wirklich zutreffend 
sein kann, beweist die bei einem untersuchten Kranken (gelegentlich anderer 
Versuche) einige Male angestellte Schmidtsche Säckchenprobe; im gehärteten 
und gefärbten Präparate konnten wir jedes Mal nachweisen, daß die Muskel- 
kerne vorwiegend erhalten waren. So schlecht aber die Kerne der verfütterten 
Muskelfasern verdaut werden, so schlecht werden sicherlich auch die Kerne 
der mit der Nahrung verabreichten Leberzellen verdaut So sehen wir in der 
Tat nach der Verfiltterung von Lebersubstanz an unseren Achylikem nur ein 
ganz allmähliches langsames Ansteigen der exogenen Harnsäure-Werte, was selbst¬ 
verständlich nur als Ausdruck der mangelhaften Kernspaltung (Verminderung der 
Nuklease), nicht aber als Erscheinung eines verlangsamten Nukleinstoffwechsels 
anzusehen ist wie z. B. beim Gichtiker. Auch das Nachklingen der exogenen 
Harnsäure-Werte, nach Absetzen der Purinnahrung ist lediglich nur ein Ausdruck 
der verminderten und dadurch verlangsamten Nukleasewirkung im gesamten 
Dannkanal bei Achylie. 

Die Tatsache einer verminderten Nukleasewirkung bei Achylia gastrica er¬ 
scheint verständlich und andererseits auch wichtig für die Pathologie dieser 
Krankheit 

Schwieriger läßt sich hingegen das Schwanken der Harnsäurewerte er¬ 
klären, nach der Zufuhr von Salzsäure. Verabreicht man Achylikem mit purin- 
reicher Diät größere Mengen Salzsäure, so konstatiert man ein Sinken der Ham- 
säurewerte, sogar bis zu ganz erheblichen tiefen Grenzen. Für diese Tatsache 
können wir keine bindende Erklärung geben, möchten uns aber hüten, sie etwa 
im Falkensteinschen Sinne gedeutet zu wissen, als ob nunmehr durch die 
Salzsäure der Hamsäurestoffwechsel in normale Grenzen gebracht wurde. Der¬ 
artige Anschauungen halten wir für verfehlt Es bestehen aber zwei Möglich¬ 
keiten: entweder stört die Salzsäure in größeren Dosen verabreicht direkt die 
Nukleasewirkung des Pankreassaftes und Darmsaftes, oder aber die großen 
Mengen NH 4 CI, die nach Verfiltterung von Salzsäure ausgeschieden werden, 
stören wesentlich die Hamsäurebestimmung im Urin. 

Vorläufig haben wir hier unsere Untersuchungen abgebrochen, ohne uns 
filr eine der beiden Möglichkeiten, die einer experimentellen Prüfung zugänglich 
sind, zu entscheiden. 

Für das wesentlichste Ergebnis unserer Arbeit halten wir die von uns ermittelte 
Tatsache, daß der Achyliker eine verminderte Fähigkeit seiner Ver¬ 
dauungssäfte aufweist, Kerne aufzuspalten, wodurch der Verlauf 
der Harnsäureausscheidung beeinflußt wird. 

Unserm hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimen Medizinalrat Professor Dr. 
C. A. Ewald, und Herrn Dr. Brugsch, Oberarzt der Q. med. Klinik, sprechen 
wir an dieser Stelle filr das unserer Arbeit gewidmete gütige Interesse unseren 
verbindlichsten Dank aus. 


Literatur. 


l) Straus, Untersuchungen über die Resorption und Stoffwechsel bei Apepsia gastrica. 
Ztschr. f. klm. Med. 1900, Bd, 41, S. 1280. — 2) Zitiert nach Brugsch u. Schittenhelm, 
Zur Frage der Herkunft der endog. Harnsäure und ihrer Beziehung zur Verdauung. Ztschr. f. exp. 
Path. u. Ther., Bd. IV, Heft 3. — 3) Falkenstein, D. med. Woch. 1904, Nr. 57. BerL kl. W. 
1906, Nr. 8. Deutsche Ärxte-Ztschr. 1907, Nr. 19. Deutsche Ärzte-Ztschr. 1907, Nr. 48. Ther. 


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Referate. 


789 


der Geg. 1908, Heft 2. — 4) v. Noorden, Handbuch der Pathol. des Stoffwechsels II, S. 145 
(Anm. 1). — 5) A. Kovarsky, Eine vereinfachte Methode tut quantitativen Bestimmung der 
Harnsäure im Harn. D. med. Woch. 1906, Nr. 25. — 6) Kaufmann u. Mohr, Arch. f. kl. 
Med. 1902, Bd. 74. — 7) Stejska! u. Erben, Klinisch chemische Studien. Ztschr. f. kl. Med. 
Bd. 40. — 8) Sootber, Ztschr. f. pbys. Chemie 40. 25. 1904. — 9) Zitiert nach Boas, 
Diagnose u. Ther. der Magenkrankh. Bd. 1, S. 30, 1903. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale and p&thologlsehe Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1848) Parisot» J. Action de l’extrait de thymus sur la preasion arterielle. 
(Wirkung von Thymusextrakt auf den Blutdruck.) Lab. de physioL de la Fac. de 
med. de Nancy. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 749—750.) 

Nach intravenöser Injektion von Thymusextrakt sinkt der Blutdruck beim 
Kaninchen von 11 auf 2 cm Hg, während gleichzeitig Unregelmäßigkeiten der 
Atmung, Krämpfe und andere Erscheinungen aufitreten. Die Wirkung von Thymus¬ 
extrakt vom Rinde, Kaninchen, Kalb, Lamm sind nicht wesentlich von einander 
verschieden. Thymusextrakt wirkt also sehr ausgesprochen in entgegengesetztem 
Sinne wie Nebennierenextrakt, das den Blutdruck erhöht Injiziert man beide 
Substanzen gleichzeitig in einem Mengenverhältnis, das dem Gewichtsverhältnis 
beider Drüsen im Organismus entspricht, so wird der Blutdruck erhöht; injiziert 
man beide nacheinander, so ist die Erniedrigung des Blutdrucks durch Thymus¬ 
extrakt größer als die Erhöhung durch Nebennierenextrakt L. Borchardt . 

1844) Etienne, G. et Parisot» J. Athörome aortique et extrait d’hypophyse. 
(Atherom der Aorta und Hypophysenextrakt). (Soc. de biol. 1908, Bd.64, S. 760—762.) 

Von 7 Kaninchen eines Wurfes erhielten 3 täglich 2 ccm Hypophysenextrakt 
(entsprechend 1 Rinderhypophyse) intravenös, 3 andere erhielten dasselbe und außer¬ 
dem Chlorcalcium mit der Nahrung, das die Bildung atheromatöser Plaques be¬ 
schleunigen sollte, das 7. Tier erhielt nur Chlorcalcium und diente als Kontrolltier. 
Die mit Hypophysenextrakt behandelten Tiere zeigten folgende Erscheinungen: 
Somnolenz und Apathie nach der Injektion, Polyurie, Verlangsamung der Herz¬ 
aktion und Größerwerden des Pulses, unregelmäßige Atmung. Vier Tiere zeigten 
Krämpfe, Opisthotonus, vorübergehende Lähmungen, Dyspnoe, Erscheinungen, 
die auch nach Adrenalininjektion beschrieben worden sind. Der Blutdruck war 
erhöht, auch noch 8—14 Tage nach der letzten Injektion. Bei der Autopsie fand 
sich eine ausgesprochene Herzhypertrophie, aber keine arteriosklerotischen Ver¬ 
änderungen an der Aorta; nur in zwei Fällen bestand eine sehr geringe, aber 
auch mikroskopisch nachgewiesene Atheromatose der Aorta. L. Borchardt. 

1846) Babes, V. Sur une subst&nce p&rticuliöre trouvöe dans des reins 
axnyloldes oolorö en rouge par le Scharlach et donnant la röaction amylolde. 
Über eine eigentümliche Substanz in der Amyloidniere, die sich mit Scharlach rot 
färbt und die Amyloidreaktion gibt.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 759—761). 

In gewissen Amyloidnieren existiert eine homogene, leuchtende, durchsichtige 
Substanz, die im interstitiellen Gewebe ein Maschenwerk von breiten Fasern 
bildet; diese gibt eine sehr ausgesprochene Amyloidreaktion mit Methylviolet 
und färbt sich mit Scharlach rot. Auch mit Hämatoxylin-Eosin gibt es eine 
Rotfärbung. Über die Herkunft dieser Substanz, die in der Mitte zwischen Fett 
und Amyloid zu stehen scheint, konnte nichts festgestellt werden. L. Borchardt . 

1846) Hallion, L. & Alquier, L. Modifications histologiquea des glandes k 
secretion interne par ingestion prolongöe d’extrait d’hypophyse. (Histologische 
Veränderungen der Drüsen mit innerer Sekretion nach fortgesetzter Ernährung 
mit Hypophysenextrakt.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 6—7!) 

Vier Kaninchen erhielten fortgesetzt per os 6 bis 40 cg trocknen Hypo¬ 
physenextrakts täglich bis zum Tode. Von diesen starben drei nach 9 bis 13 Mon., 

N. P. m. Jahig. 47 \o 

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730 


Referate. 


das vierte wurde nach 13 Monaten getötet Es wurden folgende histologische 
Veränderungen konstatiert: Die Nieren waren gesund oder zeigten nur kadaveröse 
Veränderungen. Die Leber zeigte in zwei Fällen kleine intralobuläre Hämor- 
rhagien, in drei Fällen außerdem Hyperaemie in der Umgebung der Lebervenen. 
Am schwersten war die Schilddrüse betroffen. Die Drüsenläppchen waren ge¬ 
schrumpft, am Colloi'd verarmt, z. T. auch ganz leer, ohne Lumen. Die Drüsen¬ 
wand ist ausgekleidet mit einem einschichtigen Epithel mit großem blassen Kern, 
dessen Chromatin in Körnchen zerfallen ist. Einige Kerne sind gleichmäßig 
opale. Das Protoplasma ist homogen und in seinen peripheren Partieen von 
Vakuolen angefüllt nach Art der Schleimzellen. Die Blutgefäße sind wenig 
voluminös. — Die Nebenschilddrüsen zeigen nichts besonderes. Die Hypophyse 
ist in einem Fall reich an eosinophilen Elementen, die wohl intra- wie extra- 
zellulär angeordnet sind. Bei den drei anderen Tieren ist die Hypophyse an¬ 
nähernd normal, die basophilen Elemente sind etwas vermehrt, in einem Fall 
die chromophilen. 

Die Nebennieren sind hypertrophiert, vornehmlich die Rindensubstanz, wäh¬ 
rend die Markzellen Vakuolen haben und an Zahl vermindert scheinen. Die 
Genitalien wurden nur bei zwei Tieren untersucht und normal befunden. In 
zwei Fällen wurden auch die Langerhans’schen Inseln des Pankreas untersucht; 
einmal fand sich nur Hyperaemie, im anderen Fall waren sie geschwollen, mit 
klaren Zellen und bläschenförmigem Kern. Die Milz zeigte keine Veränderungen. 

L. Borcharat . 

1847) Patella» Vincenzo. A proposito delle eccezionali eonstatazioni isto- 
logiche del dott. Spadaro contrario alla genesi endoteliale dei mononucleati» 
(Bemerkungen zu den der endothelialen Genese der Mononukleären entgegen¬ 
stehenden histologischen Befunden Spadaros.) Aus der med. Klinik zu Siena. 
(La Clin. med. Ital. 1908, Nr. 1.) 

Antwort auf die Arbeit von Spadaro (ref. Zentralblatt 1908, S. 364), zu kurzem 
Referat ungeeignet. M. Kaufmann . 

1848) Baduel, A. Le alterazioni delle capsule surrenali nei cardio-nefro- 
patici. (Nebennierenveränderungen bei chronischer Nephritis.) Aus dem Istit 
di Pat e Clin. med. zu Perugia. (Riv. crit. di Clin. med. August 1908, Nr. 31—32.) 

Verfasser berichtet über 6 Fälle chronischer Nephritis mit histologischer 
Untersuchung der Nebennieren. Die Veränderungen der letzteren (Hyperplasie 
der Mark- und auch der Rindensubstanz, Befund größerer chromaffiner Zellen als 
normal, Bindegewebsproliferation usw.) sind derartige, daß die Ansicht franzö¬ 
sischer Forscher an Wahrscheinlichkeit gewinnt, die dahin geht, daß die Blut¬ 
drucksteigerung bei der Nephritis auf Nebennierenveränderungen beruht 

M. Kaufmann. 

1849) Paglieri» Leonardo. Su di un caso di tumore gastrico d’origine luetica. 
(Ein Magentumor luetischen Ursprungs.) Aus dem Osped. Maggiore zu Mailand. 
(Gazz. degli ospedali, Mai 1908, Nr. 66.) 

Magentumor, Kachexie und Salzsäuremangel veranlaßten die Diagnose eines 
Magenkarzinoms. Die vorgeschlagene Operation wurde von dem 68jährigen 
Pat. abgelehnt, und unter Jodkalibehandlung verschwanden Tumor und Kachexie; 
die darauf vorgenommene energische antiluetische Therapie beseitigte alle Sym¬ 
ptome. M. Kaufmann. 

1850) Stefanelli, P. u. Levi Ettore. Contributo alla conoscenza delT Osteo- 
malacia umana. (Beitrag zur Kenntnis der menschlichen Osteomalazie.) Aus 
der med. Klinik zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. Nr. 26—27, Juni/Juli 1908.) 

Die Verfasser hatten Gelegenheit, 2 Fälle von Osteomalazie genau klinisch 
zu beobachten und einen davon zu sezieren; anatomisch fand sich nichts Be¬ 
merkenswertes. Das Blut der 1. Patientin ergab in vivo bakteriologisch keinen 
Befund; wohl aber ließ sich post mortem aus den Organen ein Diplokokkus 
züchten, der in seinen Eigenschaften große Ähnlichkeit mit dem von Mopurgo 
beschriebenen aufwies, und, wenn auch nicht den Verfassern selbst, so doch 
Mopurgo in Tierversuchen positive Resultate (Erzeugung von Skelettverände¬ 
rungen) gab. Aus dem Blute der 2. Patientin war em ähnlicher Diplokokkus, 


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Referate. 


731 


der aber nur geringe Lebensfähigkeit zeigte, zu züchten; das Serum der 2. Pa¬ 
tientin agglutinierte den aus der Leiche der 1. gezüchteten Diplokokkus. Die 
Verfasser vertreten in ausführlichen Erörterungen die infektiöse Theorie der 
Osteomalazie; die Pathogenese der Krankheit bleibt aber auch, wenn man die 
infektiöse Ätiologie für gegeben ansieht, im Dunkeln. (Zahlreiche Literatur¬ 
angaben!) M. Kaufmann. 

1861) Guyot, G. Süll* agglutmabilitk dei globuli rossi fissati colla for- 
malina e degfi stromi globulari. (Über die Agglutinierbarkeit der mit Pormalin 
fixierten Erythrozyten und des Blutkörperchenstromes.) Aus dem Istit di Pat 
gen. zu Bologna. (Gazz. degli osped., Juni 1908, Nr. 76.) 

Die in Formalin fixierten roten Blutkörperchen bewahren unversehrt ihre 
Agglutinierbarkeit gegen alle hämoagglutinierenden Substanzen. Träger der 
agglutinablen Substanz ist das Stroma aer Erythrozyten. M. Kaufmann. 

1852) Minkiewitsch, M. Tetania parathyreopriva und Hyperparathyreosia. 
(Eine experimentelle Studie aus der chirurgischen Klinik zu Basel. Dissertation. 
Basel 1908^ 

Die »Ek« (Epithelkörperchen) sind konstante Organe von drüsenähnlichem 
Bau und charakteristischer Struktur. Ihre Selbständigkeit ist durch die entwick¬ 
lungsgeschichtliche Forschung festgelegt. Die Funktion der »Ek« derjenigen 
der Schilddrüse gegenüber, besteht in der Neutralisierung der giftigen Stoffe, 
die irgendwo im Körper gebildet sind. Tetanie stellt eine Intoxikation dar, die 
durch den Ausfall dieser Entgiftungsorgane verursacht ist Die Tetanie bei den 
Versuchstieren des Verfassers (Ratten) zeigte dem Erdheimschen Typus gegen¬ 
über einen von vornherein chronischen Verlauf. Die Schwangerschaft hat emen 
unbestrittenen Einfluß auf den Verlauf der Krankheit. Die trophischen Störungen 
traten bei Verfasser viel frühzeitiger ein, als das Erdheim angegeben hat Die 
Transplantation von überschüssigen »Ek« bewirkt fast keine klinischen Erschei¬ 
nungen. An den zurückgelassenen eigenen »Ek« sind unerklärliche konstante 
Veränderungen nachweisbar. Sämtliche eingepflanzte »Ek« gehen zugrunde und 
werden resorbiert. »Hyperparathyreosis« ist mcht zu erzeugen. Auch nach der 
Ausrottung der eigenen »Ek« scheinen die implantierten »Ek« zu dauernder 
Funktion (wenigstens im Magen) nicht fähig zu sein. Fritz Loeb. 

1858) Gastronuovo, G. e Spirito, F. Sul valore e snlla genesi delle pia- 
strine. (Wert und Genesis der Plättchen.) (Giora. Intern, delle Scienze Med. 
Anno XXX.) 

Die Blutplättchen, Thrombozyten oder Hämatoblasten sind keine selbstän¬ 
digen Zellen, enthalten keinen wirklichen Kern und sind nicht in der Lage 
Karyokinese zu bilden; sie haben keine eigene Bewegung, ihr Aussehen ist ver¬ 
schieden und imbeständig, wie verschieden auch ihre Zahl ist 

Sie stammen zum großen Teile von den roten oder weißen Blutkörperchen, 
als auch wahrscheinlich vom Endothelüberzug der Gefäße. Die Granulation und 
das kernige Aussehen sind gegeben durch die Basophylie der in den Plättchen 
eingebetteten Kerne. Während des Krankheitsverlaufes kann dem Aussehen 
und der Zahl dieser Elemente kein, weder diagnostischer noch prognostischer 
Wert beigemessen werden. Pliiek. 

1864) Yanase, J. (Japan). Über Epithelkörperbefunde bei galvanischer 
Übererregbarkeit der Kinder. Aus d. Univers.-Kinderklink und dem patholog. 
anatomischen Universitätsinstitut in Wien. (Jahrb. £ Kind. 1908, Bd. 67, Er¬ 
gänzungsheft, S. 57.) 

Die Arbeit bringt anatomische Untersuchungen über die Epithelkörperchen 
von 89 Kindern. Meist handelt es sich um eine Bestätigung bereits bekannter 
Tatsachen, teilweise aber auch um neue Ergebnisse. So konnte der Verfasser 
feststellen, daß alle 4 Epithelkörperchen des Menschen von Geburt an konti¬ 
nuierlich an Größe zunehmen, daß also, je älter die Kinder, desto größer die 
Nebenschilddrüsen sind. Ihre Farbe ist beim Kind etwas anderes als beim Er¬ 
wachsenen, viel heller und viel durchsichtiger. Histologisch betrachtet findet 
man beim Kinde meist die als solide oder kompakte bezeichnete Form. Das 

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732 


Referate. 


Gewebe setzt sich zusammen aus Epithelzellen; seltener sind die sogenannten 
oxyphilen Zellen. Fettzellen, die man bisher nur bei älteren Individuen be¬ 
obachtet hatte, sah der Verfasser schon bei einem 1jährigen Kind. Von sonstigen 
Befunden seien genannt: Glykogen, Colloidcysten, Venenklappen und — von 
pathologischen Veränderungen: Amyloid, Rundzelleninfiltrate, Bakterienembolien, 
Tuberkel und Blutungen. Diesen letzteren mißt der Autor die größte Bedeutung 
zu. Er fand sie in 37 °/ 0 aller überhaupt untersuchten Fälle, und zwar bei 
Kindern im Alter von 3 Tagen bis zu 6 Jahren. Ihre Herkunft bezieht er auf 
eine bei der Geburt vorhandene Asphyxie. 

Mit Hilfe dieser anatomischen Befunde versucht er die von Erd heim, 
Pineies u. a. verfochtene Ansicht von der Bedeutung der Epithelkörperchen für 
das Zustandekommen der Tetanie der Kinder zu stützen. Die tatsächlichen 
Befunde sind folgende: 

Bei 18 Kindern mit normaler elektrischer Erregbarkeit wurden die Epithel¬ 
körperchen ausnahmslos normal befunden. 

Bei 22 Kindern mit anodischer Übererregbarkeit wurden zwölfmal Blutungen 
oder deren Residuen gefunden. 

Bei 18 Kindern mit kathodischer Übererregbarkeit fanden sich 8 mal Blut¬ 
ungen, desgl bei 2 Kindern mit manifester Tetanie und bei 8 Kindern mit 
sonstigen »Krämpfen«. 

Die Blutungen erwiesen sich also durchaus nicht als ein durchweg kon¬ 
stanter Befund, sondern fehlten bei einer ganzen Reihe von Kindern. Möglicher¬ 
weise waren sie jedoch samt ihren Residuen bei diesen schon wieder geschwunden, 
denn es handelte sich stets um Kinder, die älter als ein Jahr waren. Daß diese 
Blutungen mit den tetanoiden Erscheinungen in Zusammenhang stehen, erscheint 
dem Verfasser als zweifellos. Doch meint auch er, daß der durch die Blutungen 
angerichtete Schaden gar zu gering sei, als daß man sie als alleinige Ursache 
der Tetanie auffassen könnte. Infolgedessen erteilt er ihnen nur die Rolle eines 
disponierenden Momentes. Das auslösende Moment ist ein »Toxin«. Die Neutrali¬ 
sierung dieses Toxins ist die normale Funktion der Epithelkörperchen. Kommt 
es bei Einwirkung irgendwelcher äußerer Umstände wie z. B. Ernährungs¬ 
störungen zur Erkrankung, so ist vermöge der durch die Blutungen gesetzten 
Schädigung der Entgiftungsprozeß des Tetaniegiftes gestört oder unmöglich 
geworden, und es kommt zur Tetanie. Das sogenannte Tetanietoxin ist zwar 
noch ganz imbekannt, gleichwohl hält der Verfasser es für möglich, daß die 
Menge derselben so groß sein kann, daß sogar normale Epithelkörperchen sich 
als insuffizient erweisen können. Birk. 

1866) Moll, L. Über das Verhalten des jugendlichen Organismus gegen art¬ 
fremdes Eiweiß und über seine Fähigkeit, Antikörper zu bilden. Aus der Kinder¬ 
klinik der deutschen Universität in der Landesfindelanstalt in Prag. Jahrb. f. 
Kind. 1908. Bd. 68. S. 1. 

Wenn schon der erwachsene Organismus auf Injektionen von artfremdem 
Eiweiß mit den bekannten biologischen Reaktionen antwortet, so wäre eigent¬ 
lich von vornherein anzunehmen, daß das junge Tier es in umso größerem Maße 
tun würde. Diese Voraussetzung trifft aber, wie der Verfasser zeigen konnte, 
durchaus nicht zu. Sondern im Verlaufe seiner Untersuchungen ergab sich, daß 
bezüglich der Bildung von Antikörpern gegen artfremdes Eiweiß ein wesent¬ 
licher Unterschied besteht zwischen jungem und ausgewachsenem Organismus. 
Das junge Tier besitzt eine viel größere Resistenz. Es reagiert weit schwächer, 
und zwar aus dem Grunde, weil es durch dieselbe Giftdosis weniger geschädigt 
wird als das erwachsene, also ungleich geringere Abwehrmaßregeln zu treffen 
braucht 

Auf die Säuglingsernährung übertragen folgt daraus, daß die Inferiorität 
der künstlichen Ernährung mit Kuhmilch gegenüber der natürlichen unmöglich 
in der »Artfremdheit des Eiweißes« liegen kann, dessen Entgiftung durch die 
Zellen eine fortgesetzte Mehrarbeit für den Organismus und ein schließliches 
Unterliegen derselben bedeuten soll, wie die sogenannte biologische Richtung 
der Pädiatrie annehmen möchte. 

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Referate. 


733 


Als Versuchstiere benutzte der Verfasser Kaninchen, die er in regelmäßigen 
Intervallen mit (2—5°/ 0 ) Nutroselösungen oder Milcheiweiß usw. injizierte, in 
Mengen, die 1 /ioo— a /ioo des Körpergewichts entsprachen. Die Reaktionen be¬ 
standen bei den älteren Tieren in ödem und Infiltrat an der Injektionsstelle, die 
schon nach der ersten oder zweiten Injektion auftraten, sowie in Gewichtsab¬ 
nahmen, Abmagerung u. Abszeßbildung. Junge Tiere vertrugen 6—8 Injektionen 
anstandslos, bis mit fortschreitendem Alter auch bei ihnen sich die genannten 
Symptome einstellten. 

Versuche, eine aktive Immunität herbeizuflihren, sei es vom Darm her oder 
parenteral, mißlangen ebenso wie der Versuch einer passiven Immunisierung. 

Im Anschluß an diese Untersuchungen studierte der Verfasser weiter noch 
die Frage der bakteriellen Antikörperbilaung bei jungen und erwachsenen Indi¬ 
viduen. Auch hier zeigte sich eine vollkommene Übereinstimmung mit den 
Eiweißversuchen. Der Organismus des jungen Tieres bildet auf den gleichen 
und sogar größeren Reiz hin nicht in demselben Maße Antikörper wie der Er¬ 
wachsene. Birk . 

1856) Meyer, Kurt. Über den Mechanismus der Saponinhämolyse. Aus d. 
Inst, für Hygiene u. Bakteriologie d. Univ. Straßburg. (B. z. Phys. 1908, XL Bd., 
10. Heft, S. 357—364.) 

Entgegen der Ransam’schen Theorie, daß eine Bindung des Saponins an 
Cholesterin stattfindet, weil dieses die Saponinhämolyse hemmt, im Gegensatz 
zum Lecithin findet Verf. auch eine Affinität des Lecithins zum Saponin auf 
Grund seiner Versuche an verschiedenen Blutarten, in denen der Quotient Lecithin- 
Cholesterin erheblich schwankt Es ergibt sich, daß mit steigendem Cholesterin¬ 
gehalt eine zunehmende Resistenz der Blutkörperchen statthat, also auch inner¬ 
halb der Erythrocepten das Cholesterin schützend wirkt und das Saponin im 
wesentlichen nur das Lecithin angreift. Die Saponinhämolyse ist daher als eine 
Auflösung des Lecithins im Saponin aufzufasen, indem ein Teil des Sap. an das 
Cholesterin gebunden wird. Dohm . 

1857) Takaki, Kenyi. Über Tetanusgift bindende Bestandteile des Gehirns. 
Aus d. phys.-chem. Institut zu Straßburg. (B. z. Phys. 1908, XI. Bd., 7.—9. Heft, 
S. 288—303.) 

Trockene Gehimsubstanz gibt durch Extraktion mit heißem Alkohol die 
Tetanusgift bindenden Substanzen ab und wird selbst unwirksam. Unter 
den abgegebenen Stoffen sind die Cerebroside, vor allem das Cerebron 
besonders wirksam; den Cerebrinaciden kommt schwächere Wirkung zu. Die 
giftbindende Wirkung der weißen, alkalisch reagierenden Himsubstanz ist 
größtenteils auf den Gehalt an Cerebrosiden zurückzuführen; die noch stärkere, 
giftbindend wirkende, graue Himsubstanz, die sehr arm an Cerebrosiden ist, 
muß noch unbekannte, im gleichen Sinne wirksame Stoffe enthalten. Von den 
Spaltungsprodukten des Cerebrons wirkt am stärksten giftbindend die Cerebron- 
säure (1 gr neutralisiert bis 12000 für Mäuse letale Dosen), schwächer wirkt ihr 
Methylester. Immunsera enthalten mehr chloroformlösliche Lipoide als normale 
Sera; dieser Mehrgehalt hängt jedoch nicht mit der antitoxischen Wirkung zu¬ 
sammen, wenigstens nicht für das Tetanusserum. Dohm . 


1858) Leftnann, G. Zur Kenntnis der Giftsubstanzen des artfremden 
Blutes. Aus d. pharmakol. Inst, zu Heidelberg. (B. z. Phys. 1908, XL Bd., 
7.-9. Heft, S. 256—273.) 

Die ätherlösliche, giftige Substanz der artfremden Blutkörperchen wird als 
Lipoidsubstanz bezeichnet; in Alkohol und Chloroform ist sie unlöslich. Ihre 


Giftigkeit wird durch Ausschütteln aus einer Kochsalzemulsion mit Olivenöl 
stark herabgesetzt; in einer Kochsalzlösung ist sie in hohem Grade thermostabil. 
Die intravenöse Injektion von Lipoidsubstanzen artfremder, roter Blutkörperchen 
rufen bei Hund, Katze und Kaninchen Vergiftungserscheinungen hervor, die sich 
durch Blutdrucksenkung, Atmungs- und Pulsbeschleunigung, Erscheinung von 
Lähmung und Narkose äußern. Die Lipoidsubstanzen artgleicher, roter Blut¬ 
körperchen sind für Hund und Kaninchen in der Regel ungiftig, für die Katze 
zwar giftig, aber erst in viel größerer Menge als die artfremden Lipoidsubstanzen. 

Dohrn . 

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734 


Referate. 


1869) Maurel, E. Influence de la voie d’administration sur la dose minima 
morteile de sulfocyannre de potassium. (Einfluß des Applikationsweges auf die 
kleinste tötliche Dosis des Rhodankaliums.) Lab. de med. exper. de la Faculte 
de med. de Toulouse. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 726—726.) 

Sowohl beim Frosch wie beim Kaninchen ist die kleinste tötliche Dosis des 
Rhodankaliums bei subkutaner Applikation nicht ganz zweimal größer als bei 
peroraler. L. Borchardt 

1860) Camot, Paul. Los greffes muqueuses; leur application au traite- 
ment des niedres gastriques. (Schleimhauttransplantationen und deren An¬ 
wendung zur Behandlung der Magenulcera.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 726—728.) 

Wenn man Hunden durch Ausschneiaen eines Stückes Magenschleimhaut 
ein Magenulcus beibringt, so kann man durch Auflegen frischer Schleimhaut¬ 
stückchen von anderen Tieren in ca. 14 Tagen das transplantierte Stück zur 
Anheilung bringen und dadurch die Heilungstendenz der verwundeten Schleim¬ 
hautfläche bedeutend beschleunigen. Diese Transplantation gelingt nun nach 
Carnot auch, wenn man durch eine Schlundsonde frische Magenschleimhaut 
eines anderen Tieres derselben Spezies in physiologischer Kochsalzlösung ein¬ 
gießt. Der Verfasser glaubt, daß sich diese Behandlung für die Therapie des 
Magengeschwürs realisieren lasse. L, Borchardt. 

1861) Aubertin, Oh. et Höbert» P. Hyperhöpatie et surcharge glycogöni- 
que du foie dans rintoxication alcoolique experimentale. (Lebervergrößerung 
und Überladung der Leber mit Glykogen bei der experimentellen alkoholischen 
Lebercirrhose.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 999—1001.) 

Nach sehr langsamer chronischer Vergiftung von Kaninchen und Meer¬ 
schweinchen mit Absinth fand sich als wesentlichster Befund eine Hypertrophie 
der Leber und Überladung der Leberzellen mit Glykogen. Dabei waren die 
Kerne intakt oder vergrößert, das Protoplasma intakt, che Zahl der Zellen ver¬ 
mehrt, das makroskopische Aussehen das einer gesunden Leber. — Der Befund 
wird im Sinne einer Hyperfunktion der Leber gedeutet. L. Borchardt . 

1862) Salomon, DL et Halbron, P. Lösions du pancröas dans les gastro- 
entörites infantiles. (Veränderungen des Pankreas bei den Magendarmerkrankungen 
der Kinder.) Lab. du prof. Landouzy (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 1018—1020). 

Die Veränderungen des Pankreas sind bei Magendarmkrankheiten der Kinder 
meist wenig bedeutend; sie betreffen vor allem die Langerhans’schen Inseln und 
das interstitielle Gewebe, weniger die Drüsenzellen und die Ausführungsgänge. 
Wahrscheinlich erfolgt die Infektion des Pankreas auf dem Blutwege, nicht vom 
Darm aus. L. Borchardt 


1868) Pozerski, E. Sur la prösence d’anticorps spöcifiques dans le sönsm 
de lapins pröparös contre la papaine. (Über die Anwesenheit spezifischer Anti¬ 
körper im Serum von mit Papain vorbehandelten Kaninchen.) Lab. de PhysioL 
de l’inst. Pasteur. (Soc. de biol 1908, Bd. 64, S. 896—898.) 

Nach wiederholter Injektion einer 1 proz. Papainlösung (Merck) in die Ohr¬ 
vene gelang es bei Kaninchen ein Serum zu gewinnen, das ein spezifisches 
Antiferment enthält, das auf Pankreatin nicht einwirkt Z,. Borchardt . 


1864) Perrin, Maurice. Variations de volume de la rate chez les cirrhoti« 
ques (vöriflcations nöcropsiques). (Autopsiebefunde über die Veränderungen 
des Volumens der Milz bei Cirrhotikem). Clinique medicale du prof. P. Spill¬ 
mann. Reunion biol. de Nancy. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 666—667.) 

Der früher veröffentlichte Befund an einer cirrhotischen Kranken, daß gleich¬ 
zeitig mit dem Auftreten von Hämaturie die Milz an Volumen abnahm, um nach 
dem Aufhören der Blutung sich wieder zu vergrößern, konnte durch die Autopsie 
bestätigt werden. Die Kranke starb an Gastrorrhagieen. Bei der Autopsie fand 
sich eme schlaffe, zusammengeschrumpfte Milz mit einer relativ weiten Kapsel. 
Durch vorsichsige Einführung von Wasser in die Milzarterie dehnte sich die 
Milz ziemlich stark aus. In zwei anderen Fällen von Lebercirrhose wurde der¬ 
selbe Autopsiebefund erhoben. L. Borchardt . 


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Betonte. 


735 


1866) Looper, M. et Eamonet» Oh. Le foie et les ferments digestifs (pep- 
sine, pancrä&tine). (Leber und Verdauungsfermente [Pepsin; Pankreatin].) (Soc. 
de biol 1908, Bd. 64, S. 585—587.) 

Die Resorption der Verdauungsfermente Pepsin und Trypsin bedingt gewisse 
Veränderungen in der Leber wie Verminderung des Glykogengehalts, Aktivation 
des amylolytischen Ferments, vermehrte Gallensekretion. Die normale Leber 
wirkt ihrerseits hemmend auf die Verdauungsfermente, sobald sie mit ihnen in 
Berührung kommt Diese Eigenschaft kommt der durch Phosphor-, Arsenvergiftung, 
Darmabbindung oder Ureterenligatur erkrankten Leber nicht zu. 

L. Borchardt. 

1866) Mironesco, Th. Sur quelques lösions des glandes parathyroldes chez 
les pellagreux. (Über einige Veränderungen der Gl. parathyroideae bei Pellagra¬ 
kranken.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 515—516.) 

In zwei Fällen von Pellagra, die zur Autopsie kamen, waren die Gl. parathy- 
reoldeae vollkommen atrophiert. Das Drüsengewebe war zum größten Teile 
geschwunden und durch Fett ersetzt. Das interstitielle Gewebe war gewuchert; 
die Kolloldsubstanz war gut entwickelt — Die Thyreoidea zeigte keine krank¬ 
haften Veränderungen. L. Borchardt. 

1867) Fleig, C. Influence de la fumde de tabac et de la nicotine sur la 
ddveloppement de l’organisme. (Einfluß des Tabakrauchs und des Nikotins auf 
die Entwicklung des Organismus.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 683—685.) 

Die Jungen von Meerschweinchen, die der intensiven Inhalation von Tabaks¬ 
rauch ausgesetzt waren, zeigten sich niemals normal Oft wurden sie totgeboren, 
oder ihr Anfangsgewicht blieb hinter der Norm zurück und diese Tiere starben 
dann nach wenigen Tagen bis 1 Monat und nahmen in dieser Zeit nur wenig 
an Gewicht zu. Sehr selten blieben die Jungen dauernd am Leben und zeigten 
auch dann zahlreiche Zeichen verminderter Widerstandsfähigkeit — Ähnliche 
Erscheinungen finden sich, wenn man die trächtigen Weibchen mit wiederholten 
Injektionen von Tabaksrauch behandelt Nach Injektion von Nikotin oder Nikotin¬ 
salzen ist es auch bei sehr kleinen Dosen schwierig, lebende Junge zu erzielen. 

Behandelt man ganz junge Tiere mit Inhalation oder Injektion von Tabaks¬ 
rauch, Nikotin oder Nikotinsalzen, so zeigen sich bei dauernder Behandlung mit 
kleinen Dosen dieselben schädlichen Wirkungen, die noch lange Zeit nach Aus¬ 
setzen dieser Behandlung nachwirken können. — Bei erwachsenen Tieren wird 
dadurch nur Anämie und Abmagerung bedingt die nach Aussetzen der Medi¬ 
kation wieder verschwinden. L. Borchardt. 


1868) Alquier, L. et Theuveny, L. Etat du testicule de chiens ayant subi 
diverses ezstirpations partielles de l’appareil thyro-parathyrolden. (Veränderungen 
an den Hoden bei Hunden nach partieller Exstirpation der Thyreoidea und Parathy¬ 
reoideae.) (Soc. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 663—664.) 

Nach halbseitiger Thyreoldektomie zeigen sich am Hoden keine pathologi¬ 
schen Veränderungen: Die Spermatogenese ist reichlich, die Samenkanälchen 
sind mit 5 bis 6 Reihen Epithelzellen ausgekleidet die reichliche Kariokynesen 
zeigen. Keine Vermehrung des interstitiellen Fetts. — Nach vollkommener 
Thyreoldektomie mit Schonung von 2 Parathyreoideae zeigte sich nur geringe 
Verminderung der Spermatogenese. Abtragung der beiden Nebenschilddrüsen 
derselben Seite hatte keine Veränderungen am Hoden zur Folge. Deutliche 
Veränderungen zeigten sich nur nach vollkommener Abtragung der Thyreoidea 
und Parathyreoideae. In diesem Falle war die Spermatogenese deutlich ver¬ 
mindert im Epithel der Samenkanälchen kam es zu hochgradiger Fettanhäufung; 
das interstitielle Gewebe blieb intakt L. Borchardt. 


1869) AbelouB, J, E. et Bardier, E. De l'action de l’extrait alooolique de 
rurine humaine normale sur la pression arterielle. (Über die Wirkung des 
alkoholischen Extrakts des normalen menschlichen Urins auf den arteriellen Blut¬ 
druck.) Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Toulouse. (Soc. de bioL 
1908, Bd. 64, S. 596-597). 

Der normale Urin enthält eine oder mehrere alkohollösliche organische Sub- 


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786 


Referate. 


stanzen, deren intravenöse Injektion beim Hunde eine langandauernde Erhöhung 
des Blutdrucks bewirkt Die fragliche Substanz ist nicht cfialysierbar, wird durch 
Tierkohle nicht zurückgehalten und weder von Bleiazetat noch von Quecksilber* 
chlorid gefällt L. Borchardt. 


1870) Parhon et Urechie, C. Note sur rinflnence ezercöe par le chlorare 
de calcium et l’iodure de sodium sur les phdnomönes convulsifSs consöcutifs & 
la thyro-parathyroldectomie totale, ainai que sur la survie des animaux ayant 
subi cette Operation seule avec les injections de ces substances. (Über den 
Einfluß des Chlorcalciums und des Jodnatriums auf die nach totaler Thyreo- 
Parathyreoldektomie auftretenden Erscheinungen, sowie über die Lebensdauer 
solcher Tiere nach der Injektion dieser Substanzen.) Reunion de Bukarest 
(Soc. de Biol. 1908, Bd. 64, S. 622—624.) 

20 Hunden wurden Thyreoideae una Parathyreoideae total extirpiert. Davon 
dienten 5 als Kontrolliere, 6 erhielten tägl. 0,5 Chlorcalcium in 100 Wasser in¬ 
jiziert, 5 erhielten tägl. 1 g Jodnatrium in 100 dest Wasser und die ö letzten 
erhielten zunächst dasselbe und nach 4 bis 5 Stdn. außerdem eine 0,5proz. 
Chlorcalciumlösung. Dabei zeigte sich, daß Chlorcalcium allein krampfmildemd 
wirkte. Die Tiere überlebten die Operation durchschnittlich 7 Tage 9 Stdn., 
während die Kontrolltiere im Durchschnitt in 5 Tagen 7 Stunden zugrunde gingen. 
Jodnatrium verschlimmerte in einigen Fällen die Krämpfe, in andern wirkte 
es günstig. Die Tiere überlebten die Operation durchschnittlich 6 Tage. Am 
schlechtesten wirkte die Kombination beider Mittel, indem die Tiere nach nicht 

S anz 5 Tagen bei dieser Behandlung zugrunde gingen. Nur ein Tier, das in 
er letztgenannten Weise behandelt war, überlebte und wurde nach 54 Tagen 
getötet; hier fand sich eine versprengte Nebenschilddrüse noch vor. 

L. Borchardt 


1871) Weidenreich, Franz. »Zur Kenntnis der granulierten Leukozyten«. 
(A. f. mikr. Anat. 1908. Bd. 72, 1. Heft, S. 209—326; 5 Tafeln.) 

Bei Anwendung einer durch ein Agar-Agar Vorverfahren komplizierten 
Färbemethode kommt Weidenreich zu dem Ergebnisse, daß die fein granu¬ 
lierten (= neutrophilen) Leukozyten morphologisch betrachtet aus 2 Gruppen 
bestehen, zwischen denen natürlich Übergänge existieren, 1. Zellen mit kom¬ 
paktem Kern. 2. Zellen mit gelapptem Kern. Man dürfe nicht einfach von Poly¬ 
morphismus sprechen, weil dadurch der Kern nicht erschöpfend charakterisiert 
werde. Die als »Myelozyten« bekannten Vorstufen seien m der Tat kompakt- 
kernig. Nach Beobachtung an Amphibien-Leukozyten glaubte man, es wäre die 
Kemform nichts konstantes, sondern abhängig von der amöboiden Fähigkeit der 
Zellen» Weidenreich meint, daß zwar die amöboide Bewegung auf die Kernge¬ 
staltung nicht ohne Einfluß ist, sich aber auf Umlagerung der Kemmasse innerhalb 
der Zelle beschränkt, womit der Übergang von der kompakten Form zur gelappten 
nichts zu tun haben soll. Dieser sei vielmehr auf gesetzmäßige Lebensvorgänge 
der Leukozyten zu schieben, wofür auch die runden, kompakten Kerne der großen 
u. kleinen Lymphozyten sprächen, die doch auch mit amöboider Beweglichkeit 
ausgestattet seien. Die leukozytäre Kern-Umformung bestehe in einer Dehnung 
der anfangs nierenförmigen Kemmasse um den Zentralkörper. — Dasselbe gilt 
auch von den grobgranulierten (= eosinophilen) Leukozyten, bei denen aber die 
Lappenbildung des Kerns nicht so weitgehend ist, die beim Menschen nur Zwei¬ 
zahl erreiche. Im wesentlichen seien die Kemformen auch massiver und plumper 
als bei den feingranjilierten (= neutrophilen Granula). — Die Mastzeuen der 

ließen sich überhaupt nicht zu*derM^iden anderen**Granulozyten des Blutes 
stellen; denn die Mastzellen hätten einen den Lymphozyten ähnlichen, kom¬ 
pakten Kern, der aber sehr oft Zerklüftungen aufweise. Das Zentralkörperchen 
fehle in der Regel. Hier sei die Kernumformung in der Tat so unregelmäßig, 
gesetzlos, daß man von Kern-Polymorphie sprechen könne. Die Mastzellen 
seien wohl Degenerationsformen von Lymphozyten. Der Mensch habe keine 
echten basophil granulierten Leukozyten — im Gegensatz zum Meerschweinchen. 
— Die weiteren Schicksale u. die Degeneration der Kemformen könne man am 


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Referate. 


737 


Leukämieblute studieren; es zerreißen die Verbindungsfäden zwischen den Kem- 
lappen, sodaß eine echte Polynuclearität eintrete. Auch im überlebenden Blut 
lasse sich in wandernden Leukozyten diese Fadenzerreißung konstatieren. 
Weiterhin könne man bei künstlicher Exsudatbildung die Kemdegeneration ver¬ 
folgen. Es entstünden dabei weiterhin durch Zerfall homogene Chromatinklümp¬ 
chen u. Pyknosen, die sich dann auflösen; die infolge von Entzündung ins Binde¬ 
gewebe emigrierten Leukozyten gehen sehr bald unter den gleichen Degenerations- 
Erscheinungen zugrunde. Auch die Leukozyten des normalen Blutes finden in 
den Blutvernichtungsstätten nach diesem Modus ihren Untergang. Flemmings 
tingible Körperchen in den Keimzentren der Lymphdrüsen seien die Überbleibsel 
der Kem-Degenerationsformen ehemaliger Leukozyten. 

Was die Kernteilung der Leukozyten betrifft, so ist anzunehmen, daß der 
Kern nie aus dem gelappten Zustande in den der Prophase übergehen kann. 
Es ist möglich, daß die Teilungsfähigkeit noch bei der Hufeisenform des ge¬ 
lappten Kerns besteht Dagegen komme direkte Teilung auch bei gelappt- 
kernigen Exemplaren vor. Jedoch sei dieser Teilungsvorgang ein Zeichen un¬ 
günstiger Lebensbedingungen und die resultierenden Mutter- und Tochterzellen 
mllen nur um so rascher der Degeneration anheim. Natürlich sei den an sich 
schon Degenerationsformen darstellenden Mastzellen die Fähigkeit der Mitosen¬ 
bildung auch aus kompaktem Kemzustand abzusprechen. 

Was die Kömelung anlangt, hegt Weidenreich die Ansicht, daß die Mast- 
Granulation Ausdruck einer besonderen, degenerativen Protoplasma-Umwandlung 
ist, unter ziemlicher Kembeteiligung. Ganz anders sei die Kömelung der eosino¬ 
philen Zellen zu beurteilen, die wesentlich phagozytärer Herkunft entspringe, 
während wieder die feine Granulation der Neutrophilen entweder Produkt oder 
Werkzeug eines spezifischen Protoplasma-Stoffwechsels darstelle, eine besondere 
Plasmadifferenzierung, deren färberischer Charakter noch der allgemein baso¬ 
phile des indifferenten Plasmas sei. Die Granulierung erhalte sich noch in stark 
degenerierten Zellen, ohne sich von der Granulierung der auf der Höhe ihrer 
physiolog. Leistung stehenden Zellen zu unterscheiden. Im Gegensatz hierzu fehle 
bei den Grobgranulierten (= Eosinophilen) ein Heraustreten, eine verfolgbare 
Differenzierung aus der Plasmabasophilie. Alle Granula seien in den eosino¬ 
philen Zellen stets nur als gleich voll ausgebildete Elemente wahrzunehmen. 
Entgegen Ehrlichs Angaben bleibe die Kömelung in ihrer charakteristischen 
Färbung auch bei der degenerierenden Zelle absolut nachweisbar. Aber neben 
ihrer eosinophilen, »exogenen« Granulation enthielten diese Zellen noch eine 
andere »endogene«, die bei über-osmierten Präparaten hervortrete und die wohl 
der Sitz der physiologischen Umsetzungen sei, welche den Eosinophilen zuge¬ 
schrieben würden. 

Bei feingranulierten, wie grobgranulierten Leukozyten lasse sich das Mikro¬ 
centrum (Heidenhains Nomenklatur) in Form eines Doppelkömchens nach- 
weisen; manchmal sei nur ein, vielleicht verklumptes Zentriolum zu sehen. Ein 
heller, durchaus homogener Hof umgebe das Mikrozentrum, der aber auch hie 
und da einer verschwommenen Strahlenbildung Platz gemacht habe. Der Hof sei 
frei von Körnchen und finde sich bei kompakt- und gelapptkemigen Leukozyten, 
nicht bei degeneriertkernigen. In Maslleuikozyten seien Zentriolen nie zu finden, 
vielleicht infolge mangelhafter Technik. Das Zentriolum habe die Tendenz, die 
Zellmitte einzunehmen, jedenfalls aber sich im Gebiet der größten Plasmamenge 
aufzuhalten, in der Nähe der Kem-Konkavität, wenn der Kemdurchmesser den 
Zellenhalbmesser übertreffe. Die Kemumformung scheine mit dieser Tendenz 
des Zentriolums nach der Mitte in gewisser Beziehung zu stehen, wobei sich 
noch nicht sagen lasse, ob im Zentriolum oder im Kerne selbst der Grund zur 
Kemumformung liege. 

Bei der amöboiden Bewegung, deren verschiedene Stadien auch im fixierten 
Präparate zu verfolgen seien, treten die Pseudopodien zunächst als homogene, 
hyaline Plasmamassen vor, während erst später die Granula nachfließen. Die 
Grobgranulierten, obschon plumper, haben vielleicht etwas größere Bewegungs¬ 
fähigkeit. 


Ri Fi 111. J&brg. 


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oogle 



738 


Referate. 


In Bezug auf die Spezifität der Leukocyten sei anzuführen, daß sie sich durch 
rein morphologische Charaktere unterscheiden, während ihr färberisches Ver¬ 
halten belanglos sei, ja sogar irreführend. Niemals werde aus dem feingranu¬ 
lierten Leukozyt ein grobgranulierter oder eine Mastzelle. Morphologische Art 
und Charakter der Zelle seien für die Granulation bestimmend, nicht umgekehrt, 
wie Ehrlich meinte. Die Lymphozyten aber seien noch undifferenzierte Zell¬ 
formen, ihre Entwicklungsfähigkeit nach der Richtung der granulierten Elemente 
sei unbestreitbar, wofür Autor an anderer Stelle nächstens den Beweis antreten 
wolle. Georg B. Gruber. 

Physiologie and physiologische Chemie. 

1872) J&pelli. Untersuchungen Ober die Speichelabsonderung. JL Speichel¬ 
varietäten und Einfluß des Reizungsortes auf die physiko-chemischen Eigen¬ 
schaften des Unterkieferspeichels. Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Neapel. (Ztschr. 
f. Biol. 1908, Bd. 51, S. 42—78.) 

Die physiko-chemischen Eigenschaften des Unterkieferspeichels sind ver¬ 
änderlich, je nach der Reizstelle, und von diesem Gesichtspunkt aus läßt sich 
folgende Ordnung aufstellen: 

1. zentraler Speichel infolge Reizung der Gehirnrinde, 

2. Speichel infolge direkter Reizung der Chorda, 

8. Speichel durch Reizung des Kleinhirns, 

4. Sympathicusspeichel, 

5. Reflexspeichel, 

6. sogenannter spontaner Speichel und Speichel infolge thermischer Polypnoe. 

Der osmotische Druck ist für jede dieser Varietäten sehr schwankend, nur 

der unter bestimmten und konstanten experimentellen Bedingungen gewonnene 
Chordaspeichel zeigt einen gleichmäßig konstanten Druck. Die physiko-chemischen 
Eigenschaften der verschiedenen Speichelarten variieren alle in dem gleichen 
Sinne: die konzentrierteren Speichel haben auch die größte elektrische Leit¬ 
fähigkeit und die größte Menge Trockenrückstand; es genügt also, den osmo¬ 
tischen Druck anzugeben, um auf die übrigen Eigenschaften zu schließen. 

Der Speichel aus Reizung der Hirnrinde ist immer sehr konzentriert, der 
Reflexspeichel verhältnismäßig verdünnt und der sogenannte spontane Speichel 
sehr wässerig. Die letzteren beiden können allein als physiologisch betrachtet 
werden, der Unterkieferspeichel ist also physiologisch viel weniger konzentriert, 
als man bis jetzt aus dem Ergebnis des künstlichen Eingriffs, der Chordareizung 
geschlossen hatte. 

Die direkte Reizung der Hirnrinde kann Speichelabsonderung sowohl hervor- 
rufen als hemmen, und ebenso verhält es sich mit der Reizung des Kleinhirns. 

Meinertz . 

1878) Gogitidse. Der Einfluß des erhöhten Gegendrucks im Ureter auf die 
Hamabsonderung. Aus d. Lab. f. allgem. Pathol. d. St. Wladimir Univ. in Kiew. 
(Ztschr. f. Biol. 1908, Bd. 61, p. 79—104.) • 

Der unter Gegendruck (Einführung einer Kanüle in den Ureter des Hundes 
und Überwindung des Drucks einer eingeschalteten Quecksilbersäule) sezemierte 
Ham zeigte eine deutliche Verminderung seiner Menge, aber keinerlei wesent¬ 
liche Änderung seiner Zusammensetzung, weder des Gehaltes an Chloriden noch 
des Harnstoffs noch eine Änderung des Gefrierpunktes, obgleich ja durch Ein¬ 
schaltung eines erhöhten Gegendrucks in den Ureter sich cue Bedingungen der 
Filtration und Osmose in den Hamwegen stark ändern. Diese physikalischen 
Faktoren können also bei der Hambildung keine große Rolle spielen; nur die 
Schwankungen der Hammenge bleiben offenbar in bedeutendem Maße abhängig 
vom Filtrationsprozeß. Meinertz . 

1874) Murlin, John R. Der Nährwert der Gelatine. II. Die Bedeutung 
des Glykokolls und der Kohlehydrate als Sparer von Körpereiweiß. (Amer. 
Joum. Physiol. 20. S. 234—68. 1/10.1907. New-York. Univ. and Bellevue Hospital 
Medical College. Physiol. Lab.) 


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Referate. 


739 


Im Verfolg früherer Arbeiten (Amer. Joum. Physiol. 19. S. 285—313) konnte 
Verfasser nachweisen, daß die körpereiweißschützende Wirkling der Gelatine 
nicht durch Dextrose, welche sich daraus im Laufe des Stoffwechsels bildet, 
bedingt wird. Der Wert der Gelatine als Eiweißsparer hängt mit dem Gehalt 
an N-haltigen Körpern zusammen. Beim Verfüttern von Glykokoll mit einem 
Überschuß an Kohlehydraten, entweder als alleiniger N-haltiger Körper oder 
mit einem anderen Proteinkörper zusammen, gelingt es, das Glykokoll im Körper 
festzulegen. Hierdurch erklärt sich der Umstand, daß große Mengen von Ei¬ 
weiß durch Gelatine ersetzbar sind, unter Erhaltung des Stickstoffgleichgewichtes. 
Daß Glykokoll nur mit Hilfe von sehr großen Mengen Kohlehydrate im Orga¬ 
nismus festgelegt werden kann, erklärt die Tatsache, daß Gelatine nicht als 
Stickstoffquelle dienen kann. Zwischen der Einnahme der Kohlehydrate und 
der N-Ausscheidung bestehen bestimmte Beziehungen. Kohlehydrate, die nicht 
zur Verbrennung gelangen, sind geeigneter, die N-Ausscheidung herabzusetzen, 
als Kohlehydrate, die für die Erhaltung der potentiellen Energie in Frage 
kommen. Dies erklärt auch die Wichtigkeit überschüssiger Kohlehydratmengen 
bei der Genesung und beim Wachstum. Brahm. 

1875) Grüß, J. Über den Nachweis mittelst Chromogrammethode, daß 
die Hydrogenase aktiv bei der alkoholischen Gärung beteiligt ist. (Ber. Dtsch. 
Botan. Ges. 26a. S. 191—96. 26/3. [25/2.].) 

Zur Untersuchung der Fermente empfiehlt Verfasser seine Chromogram¬ 
methode, die sich dadurch auszeichnet, daß man in frisch sezemierten Säften 
die einzelnen Enzyme in ihren Wirkungen nebeneinander erkennen und ver¬ 
gleichen kann. Die Methode beruht darauf, daß durch gleichzeitige Kapillari- 
täts- und Diffussionswirkung eine Trennung der einzelnen Körper aus einem 
Saftgemisch vor sich geht Mit Hilfe der Kapillaranalyse konnte Verfasser 
zeigen, daß die Hydrogenase bei der Aufspaltung des Zuckermoleküls aktiv be¬ 
teiligt ist. Im Zellsaft obergäriger Hefe ließen sich nachstehende Ferment¬ 
wirkungen nachweisen: Peroxydase, Hydrogynase, Invertase und Zymase. 
Einzelheiten sind im Original nachzulesen. Brahm. 

1876) Herzog, R. 0. n. Kasarnowski, H. Über die Diffusion von Kolloiden II. 
Aus dem Chem. Inst, der Techn. Hochsch. in Karlsruhe. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XI, S. 172—1760 

Mit Hilfe der Diffusionsbestimmung können Gemische ähnlicher Stoffe als 
solche erkannt werden. So ergibt sich, daß Trypsin ein Fermentgemisch 
darstellt. 

Der Diffiissionskoeffizient der Kolloide erweist sich als physikalische Kon¬ 
stante, solange die Lösung stabil ist 

Die mit Hilfe der Diffusionskoeffizienten berechneten Molekulargewichte 
stimmen der Größenordnung nach mit den auf anderen Wegen gewonnenen 
Resultaten überein. A. Reicher . 

1877) Hekind, E. Ein Beitrag zur Verwendung von zitronensaurem Natron 
im Dienste von Untersuchungen über Phagozytose. Aus dem physiol. Inst, der 
Univ. Groningen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 177—185.) 

Das Pferdeblut läßt sich während einer für die Leukozytensammlung ge¬ 
nügend langen Zeit flüssig erhalten, wenn das Blut in einer gleichen Menge 
einer 0,4proz. Lösung von zitronensaurem Natron in physiologischer Kochsalz¬ 
lösung aufgefangen wird. 

Das phagozytäre Vermögen der Pferdeblutleukozyten bleibt ganz intakt, 
wenn die Leukozyten nach kurzer Einwirkung einer 0,2proz. Zitratkochsalz¬ 
lösung in physiologischer NaCl-Lösung ausgewaschen und in letzterer verwendet 
werden. K. Reicher . 

1878) Bredig, G. n. Wilke, E. Erregung und Beeinflussung katalytischer 
Pulsationen durch elektrische Ströme. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 67 
bis 81.) 

Das zu pulsierenden katalytisch-chemischen Reaktionen fähige, aber noch in 
aperiodischem Stoffwechsel begriffene System kann durch die verschiedenartigste 

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Referate. 


elektrische Beeinflussung zu periodischen, katalytischen Pulsationen »gereizt« 
werden. 

Eine bereits spontan pulsierende Katalyse kann durch Gleichstrom und 
Wechselstrom in ihrer Schwingungsform usw. erheblich beeinflußt werden. 

Das Ziel derartiger Versuche ist, »reizbare« Chemismen zu konstruieren und 
so die Vorgänge und Funktionen des Organismus durch physikalisch-chemische 
Synthese wenigstens in Modellen nachzuahmen. K. Reicher. 

1879) v. Koränyi, A. Ähnlichkeiten and Unterschiede zwischen Seifen and 
Komplementen. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 82—88.) 

Die Ähnlichkeit zwischen Komplement und Seife reicht nur so weit, als es 
sich um nicht spezifische Adsorptionsversuche handelt Sobald spezifische Wir¬ 
kungen zwischen Antigenen una Immunkörpern im Spiele sind, tritt der Unter¬ 
schied zwischen beiden deutlich hervor. K. Reicher . 

1880) Grünhut, L. Die schweflige S&are in biochemischer Beziehung. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 89—104.) 

Für die Beurteilung der spezifischen Giftwirkungen wässeriger Lösungen 
von Schwefeldioxyd gibt der Gehalt an (H,SO a ) + (SÖ t ) einen Maßstab. 

Ein Teil der Versuche von Jacobj und Walbaum über die Giftigkeit der 
Schwefeldioxydlösungen ist in ihren quantitativen Ergebnissen mit Vorsicht zu 
deuten. Die Anschauung von Jacobj und Walbaum, daß infolge der sauren 
Reaktion von Körperflüssigkeiten die Komplexverbindungen der schwefligen 
Säure und die schweflig-sauren Salze mit der erhöhten Giftigkeit der Schwefel¬ 
dioxydlösung zur Wirkung gelangen müssen, ist nicht zutreffend. Auch muß 
die seitdem bekannt gewordene Eigenschaft der Wasserstoffionen, negative Kata¬ 
lysatoren des Komplexzerfalls zu sein, gerade das Gegenteil dessen bewirken, 
was die beiden Autoren voraussetzen. Af. Reicher : 


1881) Höher, E. u. Kempner, F. Beobachtungen über Farbausscheidung 
durch die Nieren. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 105—120.) 

Injiziert man Fröschen intravenös die Lösungen verschiedener lipoid¬ 
unlöslicher Farbstoffe, so werden sie zum Teil von bestimmten Zellen der Niere 
aufgenommen, zum anderen Teile nicht. Die Differenzen in der Ausscheidbar- 
keit hängen zum Teil davon ab, wie weit die Farbstoffe kolloidal gelöst sind. 
Alle diejenigen Farbstoffe, welche von den Nierenzellen nicht aufgenommen 
werden, sind hoch kolloidal. Eine Ausnahme bilden bloß Kongorot und Bayrisch- 
blau, welche trotz hoch kolloidaler Eigenschaften leicht aufgenommen werden. 

K . Reicher . 


1882) Polimanti, Osw. Physikalisch-chemische Veränderungen einiger nor¬ 
maler Flüssigkeiten während ihres Fäulnisprozesses. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XI, S. 260—271.) 

Sowohl in der menschlichen wie in der Ochsengalle tritt mit der Zeit in¬ 
folge Vermehrung der freien Jonen und der osmotisch-aktiven Moleküle eine 
Erhöhung des osmotischen Druckes und durch Vermehrung der schließlich in Rein¬ 
kultur sich darbietenden Saprophyten eine Erhöhung der Viskosität gleichzeitig 
mit den Fäulnisprozessen ein. K. Reicher. 

1888) Famulener, L. W. u. Madsen, Th. Die Abschwächung der Antigene 
durch Erwärmung. Aus Statens Seruminst, in Kopenhagen. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. XI, S. 186—209.) 

Die Abschwächung aes Vibriolysins, Tetanolysins und des hämolytischen 
Ziegenserums bei Temperaturerhöhung läßt sich durch die monomolekulare Formel 
ausarücken. 

Die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der Temperatur er- 

K a CT T ) 

folgt nach der Arrheniusschen Gleichung ^ = e — . ^—*!-, p war für Vi- 

jv a & (li. 

briolysin 128570, Tetanolysin 173800, Ziegenserum 198500. 

Die Reaktionsgeschwindigkeit wird von einer Reihe von »Katalysatoren« 
beeinflußt; z. B. von Säure und Alkali, die gewöhnlich beschleunigend wirken. 

K. Reicher . 

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Beferate. 


741 


1884) Samojloff, A. Über den Einfluß der Gerinnung des Blutes auf die 
Leitfähigkeit desselben. Aus dem physiol. Labor, der phys.-math. Fak. d. Univ. 
zu Kasan. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 210—225.) 

Das stetige Abnehmen der spezifischen Leitfähigkeit des Blutes vor und 
nach der Gerinnung rührt von der Sedimentierung der Blutkörperchen des 
flüssigen Blutes und ihrer gegenseitigen Anäherung in dem sich kontrahierenden 
Gerinnsel her. Bei Verwendung von Oxalatplasma läßt sich kein ausgespro¬ 
chener Einfluß der Gerinnung auf die Leitfähigkeit des Blutes konstatieren. 

K. Reicher. 

1886) Bayliss, W. M. Über die Permeabilität der Froschhaut usw. (Bio¬ 
chem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 226—237.) 

Bayliss’ Versuche stützen die Galeottische Theorie, bloß bezüglich der Wir¬ 
kungsweise der Kaliumionen weicht seine Ansicht ab. Die Eigenschaften der 
Froschhaut als einer halbdurchlässigen Membran sind nicht so klar definiert wie 
die der homogenen »Plasmahaut« der Erythrozyten. Die interessanteste Eigen¬ 
schaft der Froschhaut ist die der irreziproken Permeabilität gegenüber Natriumionen. 

K. Reicher. 

1886) Stahl, E. Über das Vergilben des Laubes. Vorläufige Mitteilung. 
(Ber. Dtsch. Bot. Ges. 26. S. 630—34. 24. Dezember, 18. November 1907.) 

Zur Erklärung der herbstlichen Verfärbung der Blätter, glaubt Verfasser 
annehmen zu dürfen, da eine Zunahme des grünen Farbstoffes in den aus¬ 
dauernden Teilen des Sprosses nicht wahrzunehmen ist, daß er in der sich ver¬ 
färbenden Spreite eine Zersetzung erleidet, wobei seine Zersetzungprodukte ent¬ 
weder in dem aus dem Verbände sich loslösenden Blatte Zurückbleiben, oder 
aber in die ausdauernden Teile behufs weiterer Verwendung auswandern. Der 
aus weniger kostbarem Material sich aufbauende Anteil entsteht, wenn auch in 
geringerer Menge auch bei Lichtabschluß. Die Bildung des zum Teil aus wert¬ 
volleren Elementen aufgebauten grünen Bestandteiles ist direkt an die Gegen¬ 
wart von Licht gebunden. Es lassen sich also die Zurückhaltung in der Bildung 
des Chlorophyllgrüns bei im Dunkeln entwickelten Organen, die Entfernung 
desselben aus den dem Absterben entgegengehenden Teilen unter dem gemein¬ 
samen Gesichtspunkte der Sparsamkeit betrachten. Brahm. 


1887) Packard, Wales H. Die Wirkung der Kohlehydrate auf die Resistenz 
gegen Sauerstoffmangel. (Amer. Joum. Physiol. 18. S. 164—80. 1. März 1907. 
Woods Holl. Marine Biological Lab. und Biolog. Dep. desBradley Polytechn. 
Inst Peoria. Illinois.) 

Im Verfolg früherer Versuche (Amer. Joum. Physiol. 16. S. 30—41) konnte 
Verfasser feststellen, daß nach Injektion von Maltose, Glucose und Lävulose in 
das Peritoneum von Fundulus heteroclitis eine erhöhte Resistenz gegen Sauer¬ 
stoffmangel erzielt wird. Diese einfachen Zucker scheinen als Depolarisatoren 
bei der protoplasmatischen Respiration zu wirken. Eine Abnahme der Resistenz, 
die bei Fundulusembryonen beobachtet wurde, scheint dadurch bedingt zu sein, 
daß die Kohlehydrate in den Eiern aufgespeichert werden. Brahm. 

1888) Hall, G. W. Über Glucolyse. (Amer. Joum. Physiol. 18. S. 283—94. 
1. April 1907. Harvard Medical School. Biolog.-chem Lab.) 

Durch Untersuchungen über den Mechanismus der Zerstörung von d-Glucose 
im tierischen Organismus konnte Verfasser feststellen, daß Pankreas allein keine 
bemerkenswerten Mengen von d-Glucose zerstört, Muskeln dagegen kleine 
Mengen. Eine Mischung von Pankreassaft und Muskelsaft zerstört erhebliche 
Mengen d-Glucose. Diese Mischung wirkt noch kräftiger, wenn an Stelle von 
Pankreassaft ein alkoholischer Extrakt von gekochtem Pankreas tritt. Das aktive 
Prinzip des Pankreas wird völlig durch Phosphorwolframsäure ausgefällt Ara- 
binose, Lactose und Lävulose, den gleichen Einflüssen ausgesetzt, werden nicht 
angegriffen. Trypsin oder andere Bestandteile des Pankreas besitzen einen 
schädigenden Einfluß auf die aktive Muskelsubstanz. Die Benutzung von Mono- 
und Dmatriumphosphat zur Erhaltung der Neutralität ist bei den vorliegenden 
Versuchen empfehlenswert. Bakterienwirkungen waren bei den vorliegenden 
Versuchen ausgeschlossen. Brahm. 

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J 




742 


Referate. 


1889) Fischer, Martin H. n. Moore, Gertrud©. Da8 Quellen des Fibrins. 
(Amer. Joum. Physiol. 20. S. 330—842. 1. Nov. 1907. Oakland School of Medi- 
cine. Frank B. Yoakum Lab.) 

Zu ihrem Versuche über den Einfluß von verschiedenen Säuren, Salzen und 
Nichtelektrolyten auf das Quellungsvermögen des Fibrins benutzten Verfasser ein 
Produkt, das mit 1 /i 0 -n. HCl behandelt und dann neutral ausgewaschen war. Es 
wurden immer 0,25 g Fibrin mit 20 ccm Flüssigkeit in gleichgroße Reagenz¬ 
gläser von 1,7 cm Durchmesser gebracht und die Höhe der gequollenen Fibrin¬ 
säule bestimmt. Das Maximum der Quellung trat meistens nach einer Stunde 
ein. In Säuren quoll das Fibrin stärker als in Wasser. Mit der Zunahme der 
Säurekonzentration stieg die Intensität der Quellung. Salze bewirken eine Ab¬ 
nahme der Quellbarkeit, die ebenfalls von der Salzkonzentration abhängig ist 
Der Einfluß der Salze scheint eine Wirkung der Ionen zu sein. Die Einwirkung 
der Säuren auf die Quellbarkeit des Fibrins zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit 
dem Einfluß der Säuren auf die Proteolyse bei Gegenwart von Pepsin. Ähnlich 
verhalten sich die Salze, denn diejenigen, die am stärksten die Fibrinquellung 
herabsetzen, haben die größte verzögernde Wirkung auf die Verdaulichkeit von 
Fibrin mit Pepsinsalzsäure. Die Wasserabsorption durch die Muskeln scheint 
denselben Gesetzen zu folgen, wie die Wasserabsorption der Kolloide überhaupt 

Brahtn . 

1890) Pekelharing, C. A. Ein paar Bemerkungen über Fibrinferment., 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 1—11.) 

Verfasser hält die An nahm e eines Profermentes, eines Thrombogens und 
einer Thrombokinase (Morawitz) für imbegründet. Die Möglichkeit, Blutserum 
mittels Alkali zu »aktivieren«, kann durch die Entfernung von gerinnungs¬ 
hemmenden Stoffen erklärt werden. Von allen Zellen des Tierkörpers werden 
an Wasser Nukleproteide abgegeben, welche, mit Kalk zusammengebracht, als 
Fibrinferment wirken können. Natürlich kommen daneben in den Organextrakten 
gerinnungshemmende Stoffe vor, so daß nicht immer die einfachen Verhältnisse 
einer gereinigten Fibrinogenlösung vorzuliegen brauchen. K. Reicher . 

1891) Strauss, H. Über einige Ergebnisse physikalisch-chemischer Studien 
über den Wasserstoffwechsel. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 137—143.) 

Es werden die Ergebnisse aer physikalisch-chemischen Forschung in Bezug 
auf den Wasserstoffwechsel dahin zusammengefaßt, daß sie neue Beweise für 
die ausgezeichnete Fähigkeit des Organismus geliefert, den Wassergehalt des 
Blutserums konstant zu erhalten, unsere Kenntnisse über die Störungen der 
wasserabscheidenden Funktion der Nieren erweitert und unseren Einblick in die 
feineren Vorgänge bei Wasserretentionen vertieft hat So zeigten refrakto- 
metrische und kryoskopische Bestimmungen, daß nur ausnahmsweise der Wasser¬ 
gehalt des Serums sich ändert, z, B. bei chronisch-parenchymatöser Nephritis, 
dagegen bei Diabetes insipidus, Schwitz-, Durst- und Trinkkuren fast durchweg 
normale Werte zutage treten. Die Polyurie bei Diabetes insipidus ist eine kom¬ 
pensatorische Polyhydrurie und dient den Zwecken der Blutreinigung (E. Meyer). 
Dadurch ist der Diab. insip. den Fällen von Schrumpfhiere mit Polyurie nahe¬ 
gerückt, und bei ihm den Schwerpunkt auf Beschränkung der Salz- und Eiwei߬ 
zufuhr zu legen. Refraktometrische Untersuchungen haben ferner ergeben, daß 
bei kardiogenen Wasserretentionen das Wasser in erster Linie in den Geweben 
bezw. in den Gewebsspalten, bei nephrogenen Wasserretentionen dagegen in 
den Säften selbst zurückgehalten wird. K. Reicher . 

1892) Loeb, J. Über den Unterschied zwischen isosmotischen und iso- 
tonischen Lösungen bei der künstlichen Parthogenese. From the Herzstein 
Res. Labor, of the Univ. of California. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 144 
bis 160.) 

Die hypertonische Lösung ist nicht als das entwicklungserregende, sondern 
nur als das korrigierende Agens zu betrachten. Das entwicldungserregende 
Mittel ist die auf einer Lösung von Lipoiden bez. Lezithin beruhende künstliche 
Membranbildung. Der Schwellenwert der Hypertonizität liegt bei der Konzen¬ 
trationserhöhung des äußeren Mediums, die eben die Entwicklung von mit Samen 

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Referate. 


743 


befruchteten Eiern einige Stunden zu hemmen vermag; das Optimum der Kon¬ 
zentrationserhöhung liegt nur wenig 1 höher. Isosmotische Lösungen sind für die 
Eizelle im allgemeinen nicht isotonisch. K. Reicher . 

1893) Niethammer, Eduard. Beiträge zur Kenntnis der Gallenfarbstoffe. 
(Dissertation. Tübingen 1907. 125 S.) 

A. 1. Trotz jeglicher Vermeidung von Salzsäure bei der Aufarbeitung von 
Gallensteinen läßt sich bei einer Extraktion mit Chloroform die Bildung des 
chlorhaltigen »ß Bilirubins«» welches ein kohlenstoff- und stickstoffärmeres Kunst¬ 
produkt darstellt, nicht völlig vermeiden. 

2. An Stelle der Extraktion mit Chloroform kann eine Behandlung mit 
siedendem Dimethyl-Anilin treten. Die Aasbeuten an reinem Material sind die¬ 
selben unter Berücksichtigung des Umstandes, daß bei einer Umkristallisation 
aus Dimethyl-Anilin, welche bei einem durch Chloroform extrahierten Bilirubin 
nicht umgangen werden kann, im günstigsten Fall 65 °/ 0 des Ausgangsmaterials 
kristallinisch wieder erhalten werden. 

3. Bei der Behandlung mit Dimethyl-Anilin wird ebenfalls ein Kunstprodukt 
erhalten, welches im Gegensatz zu ß Bilirubin kohlenstoff- und wasserstoffreicher 
und stickstoffärmer als Bilirubin ist und durch Methylierung aas dem Bilirubin 
entstanden sein dürfte. 

4. Bei der Umkristallisation von Bilirubin aus Dimethyl-Anilin sind die bei 
der erstmaligen Behandlung mit Dimethyl-Anilin ungelöst gebliebenen Anteile 
einer Weiterverarbeitung zu unterziehen, wodurch die Ausbeuten an reinem, 
kristallisierten Bilirubin auf über 65°/ 0 des angewandten Bilirubins gesteigert 
werden können. Ein Teil des Bilirubins wird hierbei ebenfalls verändert. Es 
konnten Farbstoffe der empirischen Formeln (C e H 9 04N)n, sowie (CyHgOsN)^ 
ferner ein dem Maly sehen Biliverdin (CieHisNgO^a entsprechender, grüner 
Farbstoff, und endlich eine stickstoffhaltige, wachsartige, bei 35—40° C schmelzende 
Masse, in bisweilen nicht unbedeutenden Mengen isoliert werden. Das Biliverdin 
dürfte allerdings wohl in dem zur Verwendung gelangten Bilirubin vorhanden 
gewesen sein. 

5. Die ausgeführten Löslichkeitsbestimmungen mit Bilirubin in Chloroform 
brachten eine Bestätigung der W. Küsterschen Annahme, daß das Bilirubin 
beim Aufbewahren sich verändert und in eine schwerer lösliche Modifikation 
übergeht, welche ein Polymeres der leichter löslichen darstellen dürfte und 
durch Umkristallisieren aus Dimethyl-Anilin in die leichter lösliche zurückver¬ 
wandelt werden kann. 

6. Der bei der Ausführung der Löslichkeitsbestimmungen schon von W. 
Küster beobachtete, grüne Farbstoff, der sich unter der Einwirkung von Chloro¬ 
form auf reines Bilirubin, sogar unter Lichtabschluß bildet und in Eisessig lös¬ 
lich ist, stellt ein reines Oxydationsprodukt dar u^d entspricht Malys Biliverdin. 

7. Bilirubin enthält auf 1 Molekül (QaHse^Oe) 1 NCH 8 Gruppe. 

B. 1. Es gelang dem Verfasser, die Bedingungen festzustellen, unter welchen 
sich Biliverdin (C lfl H 18 N 3 04)a in Lösungen von Alkali-Hydroxyden und Carbonaten 
infolge Oxydation durch den Luftsauerstoff bildet 

2. Bei völligem Abschluß von Luft bezw. Sauerstoff erfolgt keine Biüverdin- 
bildung. 

3. Biliverdin ist in den Gallensteinen ebenfalls schon enthalten und kann 
aus den durch kalten Alkohol daraus extrahierten Anteilen isoliert werden. 

4. Das sog. Biliprasin (CieH 2 aN a Oe), das Städeler aus den Gallensteinen 
isolierte, ist als ein durch Fette verunreinigtes Biliverdin zu betrachten. 

5. Bilifuscin Ci 6 HaoN s 04, das Städeler durch Extraktion von Bilirubin mit 
Alkohol gewann, stellt durch Fette verunreinigtes Biliverdin dar. 

6. Außerdem scheint Biliverdin bei der Einwirkung von Salzsäure und 
Alkohol auf Bilirubin zu entstehen. Es ist möglich, daß sich hierbei ein alkohol¬ 
löslicher Ester bildet, aus dem das Biliverdin durch Verseifung entsteht. 

7. Biliverdin enthält analog dem Bilirubin auf 1 Molekül C 8 aH M N 4 0 8 1 NCH S 

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744 


Heferate. 


C. 1. Durch Oxydation von Bilirubin mit Chromsäure in essigsaurer Lösung 
können bis zu 40 °/ 0 ätherlösliche Säuren erhalten werden» die in der Hauptsache 
aus Haematinsäureanhydrit (CgHeOß), ferner aus Bemsteinsäure und einer in 
Äther schwer löslichen Säure» die bei der Reinigung allmählich in Haematin¬ 
säureanhydrit und Bemsteinsäure zerfällt Ein Auftreten von CO a wurde eben¬ 
falls konstatiert 

D. Betrifft Darstellung und Reinigung des W. Küstersehen Choleprasins. 

Fritz Loeb. 

1894) Kleinschmitt, Albert. Hydrolyse des Hordelns. (Dissertation» Heidel¬ 
berg 1907. 33 S.) 

Ergebnis: Das Hordein ist ein für die Gerste charakteristischer Körper und 
mit keinem der bisher bekannten Proteine identisch. Gliadin» Hordem und Zein 
sind nahe Verwandte» bei denen Hordein das Übergangsglied vom Gliadin zum 
Zein darstellt Sie bilden gemeinsam eine scharf abgegrenzte Gruppe gegen¬ 
über den anderen Eiweißkörpem» von denen sie sich durch ihre Löslichkeit in 
Alkohol und durch das Fehlen von Glykokoll und Lysin unter ihren Spaltungs¬ 
produkten auszeichnen. In der neuesten Zeit wurden in der gekeimten Gerste 
an einfachen» gut charakterisierten Abbauprodukten neben Allantoln, Betain und 
Cholin» die wohl nicht aus dem Hordein stammen» nur Asparagin» Leucin und 
Tyrosin gefunden. Dies ist umso merkwürdiger» als sich bei der Säurespaltung 
Glutaminsäure in so überaus großer Menge» über a / 6 des Gesamtgewichtes, 
Asparaginsäure dagegen nur verschwindend wenig ergab. Es scheint, daß der 
Abbau des Proteins hiebei an einer anderen Stelle des Moleküls einsetzt oder 
auch, daß die Zerfallprodukte im Moment ihrer Entstehung sofort wieder syn¬ 
thetisch verwertet werden. Für letztere Annahme sprächen vielleicht die inter¬ 
essanten Beobachtungen, die H. T. Browne und J. H. Miliar machten, als sie 
Gerstenembryonen in verschiedenen, stickstoffhaltigen Nährlösungen kultivierten. 
Es zeigte sich dabei, daß von allen Aminosäuren Glutaminsäure und Asparagin- 
säure am günstigsten und raschesten auf die Entwicklung einwirkten, sodaß es 
wohl denkbar erscheint, daß die entstehende Glutaminsäure, vielleicht als 
Glutamin, sofort vom Keimling resorbiert wird. Fritz Loeb. 

1895) Munk, Fritz. Kommen doppeltbrechende Substanzen (Myelin) bei der 
fettigen Degeneration des Herzmuskels vor? (Inaug.-Dissert Berlin 1908. 30 S.) 

Da in allen untersuchten Fällen, die nicht nur den verschiedensten Krank¬ 
heiten, sondern auch den verschiedensten Veränderungen, entzündlicher und 
degenerativer Art des Herzmuskels angehören, anisotrope Körper nie gefunden 
wurden, kommt Verfasser zu dem Schlüsse, daß im Herzmuskel anisotrope Körper 
im Sinne der Lipoide nicht Vorkommen. Fritz Loeb. 


1896) Hitsohmann, Edmund. »Zur Kenntnis der Trypsinfibrinpeptone.« 

(Inaug.-Dissert. Leipzig 1907. 96 S.) 

Zusammenfassung: In vorliegender Arbeit wurde in großen Umrissen mit 
genauer Berücksichtigung der Literatur ein entwicklungshistorisches Bild der 
Untersuchungen über die Peptone, seitdem Kühne diese Stoffe als von be¬ 
sonderen Eigenschaften definiert hat, entworfen und hierauf zur Untersuchung 
einer speziellen Gruppe, der Trypsinfibrinpeptone, übergegangen. Diese waren 
seit der Reindarstellung nach der Eisenmethode von M. Siegfried als reine, 
homogene Stoffe charakterisiert. In vorliegender Arbeit wurden alle Kriterien 
der Reinheit sowie der Einheitlichkeit nochmals geprüft und einige sich neu 
ergebende Fakten diskutiert. So speziell die Bestimmung der Molekulargewichte 
nach der Gefrierpunktmethode mit dem Fazit, daß die Mitteilung M. Siegfrieds 
(Ztschr. f. physiol. Chem. Bd. 25. S. 164. 1902), daß die endgültige Lösung 
dieser Frage erst nach Untersuchung von Spaltungsprodukten gegeben werden 
könnte, vollauf bestätigt wurde. Bezüglich der Einheitlichkeit der vorliegenden 
Peptone konnten zwei neue Beweise dafür erbracht werden. Die Unveränder¬ 
lichkeit der charakteristischen physikalischen und chemischen Konstanten der 
aus einer Lösung in Phenol regenerierten Peptone und das unveränderte Her¬ 
vorgehen der reinen Präparate nach einer weitgehenden Fraktionierung mit 
Hilfe der Karbaminoreaktion. Durch Bestimmung des CO a -N-Verhältnisses bei 

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Referate. 


745 


den Karbaminosalzen der verschiedenen Peptone selbst als auch ihrer Spaltungs¬ 
produkte wurde ein Einblick in die Bindungsform des Stickstoffs angebahnt. 
Durch den Beweis der Konstanz dieses Verhältnisses bei reinen Produkten wurde 
ein neues Kriterium der Reinheit aufgestellt Im Anschluß an quantitative 
Spaltungen wurden die Spaltuiigsprodukte der Trypsinfibrinpeptone qualitativ 
untersucht und die Anwesenheit der a-Pyrrolidinkarbonsäure, des Alanins und 
der Amidobuttersäure wahrscheinlich gemacht Die quantitativen Ergebnisse 
setzen das Verhältnis Lysin: Arginin fest und bringen den Aufschluß über die 
Menge der entstandenen Glutaminsäure. Fritz Loeb. 

1897) Geide, Hubertus. Zur Kenntnis der Hydrolyse des Fibrins. (Inaug.- 
Dissert Leipzig 1907. 65 S.) 

Durch Einwirkung von Salzsäure auf Fibrin bei Körpertemperatur entsteht 
als Spaltungsprodukt ein Kyrin. Die Individualität des Kyrins wurde bewiesen 
a) durch die Konstanz in der Zusammensetzung des Sulfates der verschiedenen 
Umfällungen der bei verschiedenen Darstellungen erhaltenen Präparate, b) durch 
die Konstanz des Verhältnisses des nach vollständiger Zersetzung durch Schwefel¬ 
säure erhaltenen, durch Phosphorwolframsäure fällbaren und nichtfällbaren Stick¬ 
stoffs der verschiedenen Fraktionen und Darstellungen. Das aus Fibrin darge¬ 
stellte Kyrin gibt bei der Zersetzung mit Schwefelsäure als Spaltungsprodukte: 
Lysin, Arginin und Glutaminsäure. Von dem durch Zersetzung mit Schwefel¬ 
säure erhaltenen Basenstickstoff ist etwas mehr als 60 °/ 0 durch Silbemitrat und 
Barythydrat fällbar. Fritz Loeb . 

1898) Neilson, C. Hugh und Lewis, D. H. Der Einfluß der Nahrung auf 
die amylolytische Kraft des Speichels. (Joum. of Biol. Chem., 1908, 4. 601—6. 
Juni. [20/4J St. Louis. Univ. Physiolog. Dep.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen an Menschen, die zum Teil einer kohle- 
hydrat-, zum Teil einer eiweißreichen Kost ausgesetzt wurden, konnten Verfasser 
feststellen, daß in ersterem Falle der Speichel eine stärkere amylolytische Kraft 
besitzt, die länger vorherrscht, als bei eiweißreicher oder gemischter Kost. Underhill. 

1899) Hart, T. Stuart. Bemerkungen zu der Folin’schen Trennungsmethode 
des Acetons und der Acetessigsäure. (Joum. of Biol. Chem. 1908. 4. 478—76. 
Juni. [21/2.] New York City. Lab. von E. G. Janeway). 

Durch eine Reihe von Versuchen konnte Verfasser teststellen, daß in gewissen 
Fällen die Ausscheidung des Acetons konstanter ist, als die der Acetessigsäure. 
Ein konstantes Verhältnis zwischen der Aceton- und Acetessigsäureausschei- 
dung ist nicht vorhanden. Bei Zunahme der Gesamtausscheidung wird dieselbe 
durch eine Vermehrung der Acetessigsäure bedingt Die Folin’sche Methode 
erwies sich als sehr brauchbar. Underhill . 


1900) Dakin, H. D. Mitteilungen über den relativen Absorptionsgehalt 
optisch isomerer Körper durch die Därme. (Journal of Biol. Chem. 4. 487—38. 
Joum. of. Biol. Chem. 4. 437—88. Juni [13/4.] New York. Lab. von C.A.Herter.) 

Durch eine Reihe von Versuchen mit schwachen hypertonischen Lösungen 
von rechts- und linksdrehender Milchsäure, Weinsäure, a-Öxybuttersäure, 0-Oxy- 
buttersäure, Mandelsäure und Tyrosin an anästhetisierten Hunden konnte Ver¬ 
fasser nachweisen, daß die lebenden Zellen der Darmschleimhäute keine selek¬ 
tiven Absorptionswirkungen auf optisch-aktive Körper ausüben. Underhill . 

1901) Hart, T. Stuart, Quantitative Acetonbestimmung im Ham. (Joum. 
of Biol. Chem. 4.1908. 447—81. Juni. 121/2.] NewYorkCity. Lab.vonE.G.Janewey.) 

Zur Bestimmung des Acetons una der Acetessigsäure nebeneinander empfiehlt 
Verfasser nachstehendes Verfahren. Nach Folin wird zuerst Aceton bestimmt, 
dann wird der Ham ca. 5 Minuten mit einigen Tropfen Phosphorsäure zum 
Sieden erhitzt und das entstandene Aceton in der üblichen Weise bestimmt. 
Als Apparatur dient die von Folin empfohlene. Die Resultate sind gut, die 
Ausführung der Methode erfordert nur 1 / a Stunde. Underhill . 


1902) Tadasu SaikL Chemische Untersuchung der nichtgestreiften Säuge¬ 
tiermuskeln. (Joum. of Biol. Chem. 4. 488—95. Jum. [7/4.] Yale Univ. Sheffield. 
Lab. of Physiol. Chem.) 

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746 


Referate. 


Als Ausgangsmaterial diente der Magen und die Harnblase vom Schwein. 
Die Untersuchungen des Verfassers bestätigten den höheren Wassergehalt der 
nichtgestreiften Muskeln den gestreiften gegenüber. Glykogen konnte nur in 
Spuren nachgewiesen werden. In beiden Organen wurde Paramilchsäure auf¬ 
gefunden und als Zn-Salz isoliert Magenmuskeln enthielten 0,05 °/ 0 , Hamblasen¬ 
muskeln 0,07°/ 0 . Der Gehalt an Kreatin und Kreatinin war geringer als in 
gewöhnlichen Muskeln. Von Purinbasen wurden aufgefunden Hypoxanthin, und 
zwar frei vorkommend, ferner Spuren von Guanin und Adenin. Xanthin wurde 
nicht aufgefunden. Diese Beobachtungen stimmen mit den Untersuchungen 
Rössels überein, daß Adenin und Guanin in Fleischextrakt nur in Spuren Vor¬ 
kommen. Der Hämoglobingehalt wurde zu 0,03° L festgestellt der Gehalt an 
Konnektivgeweben betrug bei den Magenmuskeln des Schweines 1,5—2,9°/ 0 , bei 
den Blasenmuskeln 3,0—3,2°/ 0 und ist höher als bei den gestreiften Muskeln. 
Der Gehalt an Na, Fe, Ca, CI ist bei den trockenen, fettfreien, nichtgestreiften 
Muskeln höher als bei den gewöhnlichen Muskeln. Während bei den gestreiften 
Muskeln Kalium dem Natrium gegenüber vorherrscht und ebenso Magnesium 
dem Kalzium gegenüber, ist dies bei den nichtgestreiften Muskeln nicht der 
Fall. Auffallend ist der hohe Gehalt an Kalzium. Nichtgestreiftes Muskelgewebe 
hat die Eigenschaft Glykogen in Dextrose umzuwandeln. Auch über die Muskel¬ 
starre finden sich einige Angaben. UnderhiU . 

1903) Jones, Walter. Die Identität der Thymus-, Milz- und Pankreas- 
nukleinsäuren. (Labor. Physiol. Chem. Johns Hopkins Univ. Baltimore, Maryland. 
Joum. BioL Chem. 1908. 5, 1—27.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen über die spezifische Drehung und die 
Gelatinierfähigkeit schließt Verfasser, daß die aus Thymus, Milz und Pankreas 
dargestellten Nukleinsäuren identisch sind. Alle drei Säuren zeigen dieselbe 
spezifische Drehung, welche in jedem Falle mit denselben Gesetzen variiert die 
Natronsalze zeigen dieselbe Viskosität die unter denselben Bedingungen erscheint 
und verschwindet Nur die neutralen Na-salze gelatinieren. UnderkilL 

1904) Steel, Mathew und Gies, J. William. Mitteilung über die Anwendung 
der Folin'schen Methode der quantitativen Ammoniakbestimmung im Harn. 
(Labor. Biol. Chem. Columbia Univers. College Physicians and Surgeons. New 
York City. Joum. Biol. Chem. 1908. 5. 71—83.) 

Bei Gegenwart von Niederschlägen von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia 
läßt die Folin’sche Methode zur Bestimmung des Ammoniaks im Ham im Stich, 
da diese Phosphorverbindung selbst bei Zusatz der 50 fachen Menge Soda und 
bei zehnstündiger Durchlüftung noch nicht zersetzt ist UnderkilL 

1905) Steel, Mathew. Der Einfluh des M&gnesiumsulf&tes auf den Stoff- 
wechseL (Labor. Biol Chem. Columbia Univers. College of Physicians and Surgeons 
New York City. Joum. Biol. Chem. 1908. 5. 85—125.) 

Der hauptsächlichste Einfluß von Injektion des Magnesiumsulfat bei Hunden 
auf die Verteilung des Stickstoffs im Ham war die absolut und relativ gesteigerte 
Ausscheidung des Ammoniaks. Magnesiumsulfat scheint nur geringen Fmflnfi 
auf den Stickstoff-Stoffwechsel unter den Versuchsbedingungen des Verfassers aus¬ 
zuüben. Intravenöse und subkutane Einführung von Magnesiumsulfat bewirkt keine 
Diarrhoe. UnderhiU ,1 

1906) Weingarton, Fred S. und Crohn, Burrill B. Der Einfluß von inneren 
Hämorrhagien auf die chemischen Änderungen in den Organen mit besonderer 
Berücksichtigung des Eiweißabbaues. (Labor. Biol Chem. Columbia Univers. 
College of Physicians and Surgeons. New York City. Am. Joum. PhysioL 1901.22. 
207—244.) 

Nach inneren Hämorrhagien trat deutliche Gewichtsabnahme auf. In den 
Fäces wurde die N-, P- und S-Ausscheidung nicht beeinflußt Weder Zucker 
noch Eiweiß wurden im Ham aufgefunden. Digestion und Assimilat ion wurden 
nicht verändert UnderhiU. 

1907) McCollum und Hart, E. B. Über das Vorkommen eines phytin- 
spaltenden Fermentes in tierischen Geweben. (Agric. Chem. Labor. Wisconsin 
Ex per. Station, Madison Wisconsin. Joum. Biol Chem. 1908. 4. 497—500.) 

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Referate. 


747 


Kalbsleberextrakte und Kalbsblut haben die Eigenschaft, die Salze des Phytins 
(Anhydrooxymethylendiphosphorsäure) unter Bildung anorganischer Phosphorsäure 
zu spalten. Underhill. 

1908) Osbome, Thomas B. und Heyl, Frederick W. Die Hydrolyse des 
Vignins der Kuherbse (Vigna sinensis). (Labor. Conn. Agric. Exp. Station New 
Haven Conn.) 

Die Hydrolyse des Vignins, eines Globulins, der Samen von Vigna sinensis mit 
Salzsäure ergab folgende Zahlen: 


Glykokoll.0,00 °/ 0 Asparaginsäure.3,97 °/ 0 

Alanin.0,97 „ Glutaminsäure.16,89 „ 

Valin.0,34 „ Serin.nicht gefunden 

Leucin.7,82 „ Oxyprol ; n .... „ „ 

Prolin.5,25 „ Tyrosin.2,26 °/ 0 

Phenylalanin.5,27 „ Cystin.nicht bestimmt 

Arginin.7,20 „ Ammoniak.2,32 °/ 0 

Histidin.3, )8 „ Tryptophan.vorhanden 

Lysin.4,28 „ 59,65 # / 0 


In einer weiteren Tabelle berechnen Verfasser noch die Menge der einzelnen 
Aminosäuren, welche im Molekül des Proteins vorhanden sind. UnderhilL 

1909) Welsh, D. A. und Chapman, EL G. Über das Gewicht des durch Ein* 
Wirkung geringerer Mengen homologen Eiweibes bei Präzipitinreaktionen er¬ 
haltenen Niederschlages. (Proc. Royal Soc. London 80. Serie B. 161—64. 10/4. 
[6/2.1 Sydney. Univ. Physiolog. und Patholog. Lab.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (Proc. Royal Soc. London 78. Serie B. 
279—313, stellten Verfasser eine Reihe von Untersuchungen an, um die Präzipitin¬ 
reaktion quantitativ zu gestalten. Zu dem Zwecke ließen sie auf eine große 
Menge Antiserum eine kleine, bekannte Menge homologen Eiweißes einwirken. 
Die entstandenen Niederschläge wurden gesammelt und gewogen. In jedem 
Falle übertraf die Menge des getrockneten Niederschlags die Menge des ge¬ 
trockneten homologen Eiweißes. Minimal wog der Niederschlag zweimal, maxi¬ 
mal 25mal schwerer als das zur Reaktion benutzte homologe Eiweiß. Verfasser 
schließen aus ihren Versuchen, daß homologes Eiweiß im Stande ist, das Viel¬ 
fache seines eigenen Gewichtes zur Ausfällung zu bringen, und daß bei Ein¬ 
wirkung von ganz geringen Mengen homologen Eiweißes auf große Mengen 
Antiserum ersteres nicht vollständig aus der überstehenden Flüssigkeit ausgelallt 
ist, sondern daß darin immer noch genügend vorhanden ist, um noch eine 
zweite oder gar eine dritte Fällung in gleichgroßen Mengen Antiserum hervor¬ 
zurufen. Die Versuche bestätigen wieder, daß nicht das homologe Eiweiß, son¬ 
dern das Antiserum die Hauptquelle des Präzipitinniederschlages ist. Underhill, 

1910) Lym&n, John F. Mitteilung über die Chemie des Reptilienmuskels 
und der Reptilienleber. (Joum. Biol. Chem. 5. 1908. 125—127. Sheffield, Labor. 
Physiol. Chem. Yale Univ. New Haven Conn.) 

Aus frischen Muskeln von Python reticularis konnte Verfasser Kreatin aus 
Paramilchsäure isolieren. Von Purinbasen fand sich Hypoxanthin. In der Leber 
fand sich Harnsäure, Guanin und Adenin. Underhill . 


1911) Kastle, J. EL Über das nutzbare Alkali in der Asche der Frauen- 
und Kuhmilch und dessen Beziehung zur Ernährung des Kindes. (Am. Joum. 
Physiol. 22. 1908. 284—308. Washington U.S. Dir. Chem. Hygienic Lab. Public 
Health and Marine Hospital Service.) 

Frauenmilch hat emen relativ höheren Gehalt an ausnutzbaren Mineral¬ 
stoffen als Kuhmilch, obgleich letztere den 2,5—3,5 fachen Aschengehalt hat. 
Mithin führt die Frauenmilch dem Organismus des Kindes im Verhältnis zum 
Eiweiß einen viel höheren Prozentsatz an ausnutzbaren Salzen zu. Auch ent 


hält die Frauenmilch weniger Eiweiß und ein leichter resorbierbares Fett. Zum 
Schluß gibt Verfasser eine ausgezeichnete Schilderung der Beziehung der Milch 
zu den allgemeinen Emährungsverbältnissen des Kindes. underhill . 

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748 


Referate. 


1912) Snyder, Charles D. Vergleichende Stadien über die Temperatur¬ 
koeffizienten der Geschwindigkeiten verschiedener physiologischer Wirkungen. 
(Am. Joum. Phys. 22. 1908. 309—335. Berlin. Univers. Physiol. Inst) 

Temperaturgeschwindigkeiten physiologischer Wirkungen zeigen eine den 
chemischen und physikalischen Prozessen ähnliche Größe. Die Koeffizienten für 
physiologische Vorgänge des Stoffwechsels ähneln den für chemische Vorgänge 
auftretenden Koeffizienten. UnderkilL 


1918) Shafer, Georg D. Nierensekretion des Indigokarmins, Methylen* 
blaus und Natriumkarminat. (Am. Joum. Phys. 22. 1908. 336—352. Coraell 
Univ. Physiol. Labor.) 

Die Untersuchungen an Katzen und Kaninchen bestätigten die Heiden- 
hain’sche Anschauung (Pflügers Arch. d. Physiol. 1875. 9 1) der Nierensekretion. 

Underhill . 


1914) Friedmann, E. Zur Kenntnis des Abbaues der Karbonsauren im 
Tierkörper. 7. Mitteilung. Über die Bildung von AoetessigsAure aus Iso* 
valeriansäure bei der Leberdurchblutung. Aus der ersten med. Univ.-Klinik zu 
Berlin. (B. z. Physiol. 1908, Bd. XI, H. 10, S. 355—370.) 

Verfasser untersucht Derivate der Isovaleriansäure, die sich durch Ersatz 
von H durch OH oder von CH 8 — durch COOH ableiten, auf ihr Vermögen, 
bei Leberdurchblutung Acetessigsäure zu liefern. Nur die 0-Oxyisovaleriansäure 
CH a \ 

;C(OH). CH a . COOH kommt als Zwischenprodukt beim Übergänge von 
CH«/ 

Isovaleriansäure zu Acetessigsäure in Frage, denn sie wird zu Aceton abgebaut, 

CH 8 \ 

während die a-Oxyisovaleriansäure y CH. CH(OH). COOH, sowie die Brenz- 

CH a / 

CH 8 \ ch 8 \ 

Weinsäure /CH. CH a . COOH und die Citramalsäure )C(OH) . 

COOH/ COOH/ 

CH a . COOH kein Aceton liefern. Dohm. 


1915) Friedmann, E. Zur Kenntnis des Abbaues der Karbonsauren im 
Tierkörper. 8. Mitteilung. Über das Verhalten der a, /^-ungesättigten Sauren 
bei der Leberdurchblutung. Aus d. ersten med. Univ. Klinik zu Berlin. (B. z. 
Phys. 1908, XL Bd., 10. H., S. 371—375.) 

CHs\ 

Die Dimethylakrylsäure yC = CH. COOH hatte sich als guter Aceton- 
CH 8 / 

bildner bei Leberdurchblutung erwiesen. Möglicherweise war also der Tier¬ 
körper befähigt, eine CH 8 -Gruppe der Isopropylgruppe in der Isovalerian¬ 
säure als COOH-Gruppe von der Dimethylakrylsäure aus zu eliminieren. 

CH 8 \ 

Daher waren die isomeren Säuren )C = CH . COOH Citrakonsäure 

COOH/ 


und Mesakonsäure auf ihr Verhalten bei Leberdurchblutung zu untersuchen. 
Beide bildeten kein Aceton. Die andere Möglichkeit für das Verhalten 
der Dimethylakrylsäure war der Übergang in 0-Oxyisovaleriansäure durch 
Wasseranlagerung. Dann aber mußte auch analog die Crotonsäure CH 8 . CH 
— CH. COOH ein Acetonbildner sein resp. in Acetessigsäure übergeführt werden, 
was durch Versuche bestätigt wurde. Dieser Abbau ist wohl zu erklären durch 
intermediäre Bildung von 0-Oxybuttersäure: 

CH 8 . CH = CH. COOH -*-CH 8 . CH(OH). CH a . COOH -*-CH« * CO. CH a . COOH. 
Analog ist für die Entstehung der Acetessigsäure aus Dimethylakryilsäure ein 
Abbau über ß-Oxyisovaleriansäure anzunehmen: 

CH 8 \ CH 8 \ 

>CH = CH. COOH >C(OH) ,CH a . COOH-^CH s .CO.CH a .COOH. 

CH 8 / CH 8 / Dohm. 


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Referate. 


749 


1916) Tak&ki, Kenyi. Zur Kenntnis des Lysinogens der Blutsoheiben, Aus 
d. physioL-chem. Inst zu Straßburg. (B. z. Phys. 1908, XL Bd., 7.—9. H., S. 274 
bis 287.) 

Es werden verschiedene Benzolextrakte derselben trockenen Blutkörperchen 
intraperitoneal injiziert Die Tatsache, daß der erste Extrakt am stärksten hä¬ 
molysinbildend wirkt, führt Verfasser darauf zurück, daß die lysinogene Sub¬ 
stanz anfangs mit anderen Bestandteilen in Benzol übergeht, später, nach Ex¬ 
traktion dieser, nicht mehr. Durch Behandlung des Benzolextraktes mit Aceton, 
Äther und Alkohol gewinnt man als Rückstand das Rohlysinogen, ein braunes 
Pulver, dessen immunisierende Wirkung die des ursprünglichen Extraktes nicht 
übertrifft, da es durch die chemische Behandlung an Wirksamkeit verliert Das 
Rohlysinogen ist nur löslich in heißem Benzol und in Natronlauge. Das Lysinogen 
ist kein typischer Eiweißkörper, enthält aber vermutlich Phosphor und Kohle¬ 
hydrat Dohm. 

1917) Brasch» W. u. Friedmann, £. Eine neue Synthese des Isoleucins. 
Aus d. ersten med. Univ.-Klinik zu Berlin. (B. z. Phys. 1908, XL Bd., 10. H., 
S. 376—380.) 

Als Ausgangsmaterial diente die sec.-Butylmalonsäure (I), die durch Brom 
in die a-Brom-sec.-buthylmalonsäure (ID und sodann durch CO a -Abspaltung in 
die a-Brom-0-methyläthylpropionsäure (III) übergeführt wurde. Ammoniak liefert 
hieraus beim Stehen das Isoleucin oder a-Amino-0-methyläthylpropionsäure (IV). 

i n . 

CH 8 \ 

>CH.OP 
CjH*/ 

UI 

CH,\ /COOH CH»\ /COOH 

)CH.CH(BrX >CH.CH(NH S )< 

C ä H*/ \COOH C 6 H a / \COOH 

Dohm. 

1918) Schüpbach. Über den Einfluß der Oalle auf die Bewegung des Dünn¬ 
darms. Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Bern. (Ztschr. f. Biologie 1908, Bd. 51, 
S. 1—41.) 

Bei den Versuchen wurde der Grad der Peristaltik dadurch gemessen, daß 
ein Siegellackstück in den Darm eingeführt wurde, das mit einem mit Meßein¬ 
teilung versehenen Faden verbunden war: die Raschheit des Fortschreitens des 
Fadens, der aus der Darmfistel heraushing, war ein Maß für die Stärke der 
Peristaltik. Es ergab sich, daß Galle, die in die Dünndarmschlinge gebracht 
wurde, eine geringfügige, aber deutliche Hemmung der Peristaltik (beim Hunde) 
hervorrief. Die eigene Galle des Hundes, die durch Implantation der Gallenblase 
in die Dünndarmfistel in den Darm geleitet wurde, hatte ebenfalls keinen anderen 
Effekt. Dasselbe galt für den Zustand des Hungers wie für die verschiedenen 
Zeiten nach der Nahrungsaufnahme. Ferner wirkt auch die von außen auf den 
sich in situ befindenden sich bewegenden Kaninchendarm gebrachte Galle sofort 
hemmend, ebenso auf den überlebenden Katzendarm. 

Dagegen wird der in situ befindliche Dickdarm des Kaninchens durch Galle 
zu vermehrter Peristaltik erregt, und in das Rectum des Hundes injiziert bewirkt 
Galle stets Defäkation. Wenn durch Galleninjektion sich der Dickdarm in starker 
Peristaltik befindet, bleibt der Dünndarm ruhig. 

Es besteht also ein eigentümlicher Gegensatz in der Wirkung der Galle 
auf den Dünndarm und den Dickdarm. Meineriz. 


/COOH 

\C00H 


CH, 


'COOH 


NcH.CBr^ 
CoH«/ \COOH 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 


1919) Latzei, R. W achatumf&higkeit von Boas-Kaufmann sehen Bazillen im 
Mageninhalt. Aus der U. med. Klinik zu Wien. (Münch, med. Wschr. Juli 1908, 
Nr. 30.) 

Versuche der Züchtung von Milchsäurebazillen in Karzinommagensaft ergaben, 


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750 


Referate. 


daß die Züchtung gelingt, wenn der Magensaft kein Pepsin und HCl, dagegen 
spontan Milchsäurebazillen enthält, sei es, daß Milchsäure nachweisbar ist oder 
nicht. Dagegen gelang der Versuch nicht bei noch positiverer Reaktion auf 
HCl und Pepsin. Was die Milchsäure anbelangt, so scheint eine gewisse Menge 
dem Wachstum der Bazillen förderlich zu sein, während eine größere Menge 
schädlich wirkt Zimmertemperatur verwendet man besser zur Erzielung von 
Reinkulturen, Bruttemperatur dagegen zu Anreicherungszwecken. Versuche mit 
Magensaft von Kranken mit Ulkus, Hypochlorhydrie, Dyspepsie bei Tuberkulose 
waren stets negativ, dagegen in drei von vier Fällen agonalen Erbrechens 
positiv. Verfasser wendet sich schließlich noch auf Grund seiner Erfahrungen 
gegen die Behauptung Sandbergs (Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 22), daß die 
Anwesenheit der langen Bazillen im Stuhl ein Beweis für deren Anwesenheit 
im Mageninhalt sei. M. Kaufmann. 


1920) Engeland, Die Di&zore&ktion des normalen Harns. Aus dem physioL 
Institut zu Marburg. (Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 31.) 

Verfasser bestätigt die Angaben früherer Autoren, daß jeder mit Soda alkalisch 
gemachte normale Ham mit einer sodaalkalischen Lösung von Diazobenzolsulfo- 
säure versetzt, sich sofort mehr oder minder intensiv rot färbt. Der Umstand, 
daß, wie wir aus Versuchen Penzoldts wissen, die bei der Diazoreaktion des 
normalen Harns in Wirksamkeit tretenden Stoffe nicht flüchtig und gegen das 
Kochen mit Säure widerstandsfähig sind, weist auf zyklische Verbindungen hin. 
Verfasser stellte fest, daß Purinbasen an der Reaktion nicht, die Paraoxyphenyl- 
propion- und -essigsäure nur zum kleineren Teil schuldig sind. Die Haupt¬ 
komponente wird gebildet durch eine Gruppe von Körpern, die ausgezeichnet 
sind durch den Besitz des Imidazolkems, Körper, die sich vom Histidin ableiten. 
Auf ihrem basischen Charakter und ihrer Fällbarkeit durch Silberoxyd beruht 
das Verfahren zu ihrer Gewinnung aus dem Ham; ein großer Teil der¬ 
selben läßt sich selbst aus unverdünntem Ham mit heißer gesättigter Queck¬ 
silberchlorid- und Natriuraazetatlösung niederschlagen. Es folgt im Original 
eine ausführliche Darstellung des Gewinnungsverfahrens. Verfasser fand einmal 
in 40 1 Ham 0,4 g Histidin, die völlig genügen, eine deutliche Rotfärbung des 
Harns mit Diazobenzolsulfosäure zu erklären. Im normalen Ham tritt die Reak¬ 
tion trotzdem gewöhnlich deshalb nicht auf, weil offenbar Körper vorhanden 
sind, die sich mit den Diazokörpem rascher kuppeln, so daß diese nicht mehr 
auf die Imidazolkörper wirken können, u. a. gehört hierher das Kreatinin. Auch 
ein geringes Plus von Natriumnitrit kann für den Ausfall der Reaktion von Be¬ 
deutung sein. Die Frage, ob eine gesteigerte Ausscheidung von Imidazol- und 
Benzolderivaten zu einer Diazoreaktion im klinischen Sinne führen kann, ist zu 
bejahen; setzt man einem Ham reichlich Tyrosin oder Histidin zu, so wird die 
Reaktion positiv. Eine Vermehrung der Tyrosinderivate im Ham kommt klinisch 
vor bei vermehrter Darmfäulnis, Phosphorvergiftung, Tyrosinfütterung; wie es 
mit den Imidazolderivaten steht, muß die klinische Untersuchung noch lehren. 

M. Kaufmann. 

1921) Moraczewski. Über den Mangel von Relation zwischen Harnindikan 
und Kotindol. (Boas* A. 1908, Bd. XIV., H. 4, S. 375.) 

Moraczewski hat eine neue Methode der Indolbestimmung in den Fäzes 
ausgearbeitet. 30—40 g festen, entsprechend mehr flüssigen Kotes werden in 
einem 1500 ccm Kolben mit 700 H a O versetzt; davon werden 500 ccm abdestilliert 
(Dephlegmator!) Von dem Destillat werden nach Umschütteln 150 ccm genommen, 
mit 10 gtt konzentrierter Schwefelsäure und 1 g Kieselgur versetzt, geschüttelt 
und klar filtriert. In dem Filtrat erzeugen 2—8 Tropfen einer 2°/oo Na-nitrit- 
lösung eine nach 2—3 Stunden maximale Rosafärbung. Diese Lösung wird im 
Kolorimeter von Wolf mit folgender Stammlösung verglichen: 1 ccm l°/ 0 Indol¬ 
lösung werden in 500 H a O gelöst, davon 5 ccm in einem Meßkolben mit 10 gtt 
Schwefelsäure, 2—5 gtt. Na-nitritlösung versetzt und auf 100 aufgefüllt. Jeaer 
ccm enthält 0,000002 Indol. — Gegen die Annahme, daß hoher Indikangehalt 
ein Zeichen vermehrter Darmfäulnis sei, sprechen verschiedene klinische Be¬ 
obachtungen. Genaue Untersuchungen fehlen. Moraczewski hat drei Reihen 


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Beferate. 


751 


von Kotuntersuchungen: die erste bestimmt das Hydrobilirubin und Urobilinogen, 
letzteres als Indol ausgedrückt, die zweite enthält Hydrobilirubin- und Indol¬ 
bestimmungen, die dritte enthält nur Indolbestimmungen (eigene Methode). Er¬ 
gebnisse: Die Ehrlichsche Reaktion im Kot wurde mit der Menge des Indols 
und dem Hydrobilirubin in Parallele gebracht und der Fäulnisintensität annähernd 
parallel gehend gefunden. Der Indikangehalt des Harnes steht bei normalen 
Menschen unter verschiedenen Ernährungsweisen in keinem einfachen Verhältnis 
zum Kotindol. Die Resultate der sehr interessanten Untersuchungen über den 
Einfluß der verschiedenen Nahrungsstoffe, von Schilddrüsensubstanz, Urotropin, 
von einer größeren Reihe von Erkrankungen auf den Indikangehalt des Urins 
und den Indolgehalt der Fäzes müssen im Original nachgelesen werden. 

P. Schlippe . 

1922) Palier. Experimentelle Untersuchungen zur Bestimmung der Toxizit&t 
des Mageninhaltes, der Milchsäure und einiger Speisen. (Boas’ A. 1908, Bd. XIV, 
H. 3, S. 312.) 

Palier hat den Mageninhalt Mäusen intraperitoneal injiziert (ca. 1,5 ccm). 
Resultate: Azider Magensaft ist durch seine Säure giftig; normaler Magensaft ist 
nicht toxisch (wenn neutralisiert), Fleisch enthält immer etwas, Eier keine oder 
hur wenig hitzebeständige Toxine. Bei normaler Azidität bei Hyperchlorhydrie 
sind nur Hefe und ein kleiner Bacillus »chlorhydrizi«, jedoch keine pathogenen 
Keime im Magen enthalten. Der Magen ist also ein guter Sterilisator. Die 
Methode, Darmgärungen mit Milchsäurebazillen oder Milchsäure zu behandeln, 
ist also irrationell. P. Schlippe . 

1923) Ury. Zur Lehre von den Abführmitteln. I. Über die Trennung von 
Sekreten und Nahrungsresten in den normalen Faeces. (Boas 1 A. 1908, Bd. 
XIV, H. 4, S. 411.) 

Ury suchte durch Feststellung der gelösten Substanzen in den Stuhlent¬ 
leerungen Aufschluß zu erlangen über die Leistung des Darmtraktus. Der Darm 
resorbiert alle in Lösung gebrachten Nahrungsmittel; wasserlösliche Verdauungs¬ 
produkte sind im normalen Stuhlgang nicht wahrnehmbar. In einem wässrigen 
Faecesextrakt findet man also die von der Darmwand gelieferten wasserlöslichen 
Sekrete, während die Nahrungsreste auf dem Filter Zurückbleiben. Unter 
Würdigung der Fehlerquellen, die dieser Methode anhaften, bat Ury Standard- 
Werte festgestellt (berechnet auf 100 g absolute Trockensubstanz). 


Wässriges Filtrat 


Trocken¬ 

substanz 

Stickstoff- 

gehalt 

Asche¬ 

substanz 

Kalk 

CaO 

Chlor 

Schwefel¬ 
säure SO t 

Kd + NaCl 

14,784 

1,0483 

4 ,SS* 

0.3944 

0,10249 

0,0293 

3,3586 


Mit diesen Zahlen können pathologische Abweichungen verglichen werden; 
besonders gilt das für den Chlorgehalt Daß die Werte fiir die Gesamtfaeces bei 
den einzelnen Versuchen nicht so gut übereinstimmen, ist durch die Verschieden¬ 
artigkeit der Kost erklärt. Ury hat von Versuchen mit Probediät abgesehen, 
da die darin enthaltenen großen Milchquantitäten ihm keinen adäquaten Reiz 
für gesunde Darmkanäle zu bilden scheinen. P. Schlippe . 


1924) Borai. Über die Giftigkeit der Probemahlzeiten und der Spülwässer 
des Magens. (Boas’ A. 1908, Bd. XIV, H. 3, S. 299.) 

Borsi ließ unter konstantem Druck und mit gleichförmiger Geschwindigkeit 
die Flüssigkeiten: die auf die doppelte Menge verdünnten Probemahlzeiten und 
die Spülwässer — in die Schenkelvene von Kaninchen einfließen. Als »toxischen 
Coöffizienten« bezeichnet er dann die Menge Flüssigkeit, die beim Übertritt ins 
Blut den Tod von 1 kg Kaninchen innerhalb einer bestimmten Zeit herbeiführt. 
Der normale toxische Koeffizient der Probemahlzeiten beträgt ca. 72,2. Hyper- 
acide haben im allgemeinen eine höhere Giftigkeit, ebenso solche mit Herab- 


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762 


Referate, 


Setzung der Magenmotilität Das Spülwasser hat einen durchschnittlichen toxischen 
Koeffizienten von 114,5. Auch hier wächst die Giftigkeit im allgemeinen bei 
hyperaciden Gastritiden, aber nicht wegen der vermehrten Säuremenge. Carcinom- 
fiüle haben keine hohe Giftigkeit Die auch noch bei anderen Krankheiten fest¬ 
gestellten Relationen zwischen hohem toxischen Koeffizienten und bestehenden 
Allgemeinsymptomen lassen vermuten, daß es sich hier um Autointoxikations¬ 
erscheinungen handelt, und wir finden eine Erklärung für den oft günstigen 
Erfolg einer Magenspülung. Das gilt vor allem für gewisse periodische gastrische 
Krisen hysterischer Natur und die Gastroxynsis. P. Schlippe . 

1926) Herlitzka. Recherches sur l’indice de räfraction de Solutions de 
protdines en presenoe d'dlectrolytes. (Untersuchungen über den Refraktionsindex 
von Eiweißlösungen bei Gegenwart von Elektrolyten.) (A. ital. de Biol. 1908, 
Bd. 48, H. II, S. 169. 

Die hübschen Resultate, die in praktischer Hinsicht namentlich Reiß, Pick 
und Obermayer mit der quantitativen Analyse von Eiweißsubstanzen durch 
das refraktometrische Verfahren erzielt haben, legten dem Verfasser den Ge¬ 
danken nahe, einmal systematisch den Brechungsindex von Gemischen aus 
Eiweißlösungen bestimmter Konzentration und Salzlösungen bestimmter Kon¬ 
zentration zu bestimmen und zu sehen, ob der Index dieses Gemisches resultiere 
aus der Addition der beiden Einzelindices oder nicht; gleichzeitig wollte er auch 
untersuchen, wie sich der Index verhalte bei Konzentrationen der einzelnen 
Lösungen, wo durch ihre Vereinigung fast oder ganz die Präzipitation eintritt 
Da zum Verständnis der Resultate etwas speziellere physikalische Kenntnisse 
nötig sind, so sei aufs Original verwiesen. Dietscky, 

1926) Leaieur, Monod et MoreL Mise au point d'une technique tr&s sen¬ 
sible pour rechercher rurobiline dans le serum et dans tout autre liquide non 
colorö en vert. (Eine empfindliche Urobilinprobe für das Serum und andere 
nicht grün gefärbte Flüssigkeiten.) Soc. med. des hop. de Lyon, seance du 
4. fevr. 1908. (Ref. Lyon. med. 1908, Nr. 12, S. 680.) 

Die Autoren verwenden die Fluoreszenz bei Gegenwart von Zinksalzen, und 
bringen sie besonders deutlich zur Anschauung durch eine intensive Durch¬ 
leuchtung mit konvergenten Lichtstrahlen; sie geben an, daß die spektroskopische 
Untersuchung weniger empfindlich sei. 

In den Details gestaltet sich die Methode folgendermaßen: 2—3 ccm Serum 
oder wässrigen Organ- oder Fäzesextrakts werden mit der lOfachen Menge 
95proz. Alkohols versetzt und */a Stunde am Rückflußkühler auf dem Wasser¬ 
bad siedend erhalten. Das Filtrat wird auf dem Wasserbad bis zu 3 ccm ein¬ 
geengt und mit 1 Tropfen Obermayer schem Reagens (1:100) sowie mit 2 ccm 
einer alkoholischen Zinkazetatlösung versetzt (1:100 mit Zusatz von Essigsäure 
bis zur Klärung). Diese Mischung wird 24 Stunden mit einer Uhrschale bedeckt 
am Licht stehen gelassen und dann das Zentrifugat in den Brennpunkt eines 
vor einer Bogenlampe befindlichen starken Kondensors gebracht Dietschy . 


1927) Bedd&rd, A. P., Pembrey, M. S. and Spriggs, E. J. Further obser» 
vations of the quantity and pressure of carbondioxide in venous blood and 
in alveolar air in cases of diabetes and diabetic coma. (Weitere Beobachtungen 
über Menge und Tension des Kohlendioxyds im Venenblut und in der Alveolenluft 
in Fällen von Diabetes und Coma diabeticum.) (J. of PhysioL Bd. 37, Nr. 2. 
Proceedings of the Physiol. Society 20. Juni 1908.) 

Im Coma diabeticum ist der CO a -Gehalt des Blutes unter der Norm, dabei 
ist aber die Aufnahmefähigkeit des Blutes für CO a nicht herabgesetzt Auf Grund 
von Untersuchungen, die sich auf Diabetiker mit und ohne Coma und in zwei 
Fällen auch auf den Zustand von Erholung nach dem Coma erstrecken, kommen 
die Verfasser zu folgenden Annahmen: Die dauernde Azidosis macht die Zellen 
des Atemzentrums empfindlicher für den Reiz irgendwelcher Säuren (mit Einschluß 
der Kohlensäure). Daher das große Atmen, aas seinerseits den geringen CO a - 
Gehalt des Blutes bewirkt. Reack. 


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Referate. 


753 


1928) Bosenthal, Felix. Über den Einfluß des Eiweißstoffwechsels auf die 
Azetonurie im normalen Organismus. Aus d. Lab. von Prof Dr. Rosenfeld in 
Breslau. (Ztbl. f. innere Med. 1908, Nr. 8, S. 185—204.) 

Der Grad der Azetonurie bei kohlehydratfreier, stark eiweißreicher Kost 
ist anscheinend abhängig; von dem Kohlehydratbildungsvermögen der betreffenden 
Eiweißkörper. Die gediegene Arbeit verdient ein Studium im Original. 

Fritz Loeb. 

1929) Axisa, Edgar (Alexandrien). Die Salzs&uresekretion bei Nephritis. 
(Ztbl. f. innere Med. 1908, Nr. 9, S. 217—227.) 

Es besteht ein Parallelismus zwischen Magen- und Nierenfunktion, insofern 
wir nach der Intensität der urämischen Symptome mehr oder weniger ausge¬ 
sprochene Subazidität vorfinden, und normale oder nahezu normale HCl-Werte im 
Augenblick, wo eine Störung der Nierentätigkeit sich durch die bekannten 
Symptome nicht kundgibt. Fritz Loeb . 

1930) Silbergleit, H. (Kissingen). Über den Einfluß radiumemanations¬ 
haltiger Bäder auf den Gaswechsel des Menschen. Aus d. Kgl. polikl. Institut 
d. Univ. Berlin (Geh.-Rat Senator). (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 13—15.) 

Versuche an zwei Personen in einer Sitzbadewanne bei 34° C; Zusatz von 
2—4 radioaktiv gemachten Radiosalpulvem verursacht keine Erhöhung oder 
Herabminderung des Stoffwechsels. Der therapeutische Effekt, der anderweit 
konstatiert ist, muß durch andere Wirkung erklärt werden. Gearbeitet wurde 
mit dem Zuntz-Geppertschen Apparate. Bomstein. 

1981) Fromherz, Konrad. Über Alkaptonurie. (Inaug.-Diss. Freiburg i. Br. 
1908, 71 S.) 

In einer Familie sind unter 12 Kindern, von denen 10 noch leben, zwei lebende 
männliche Alkaptonuriker, ein als Kind gestorbener Knabe zeigte nach der 
Anamnese dieselbe Störung. Die übrigen 9 Kinder sind frei. Die beiden Al¬ 
kaptonuriker sind gesund, aber in der Entwicklung zurückgeblieben und in 
schlechtem Ernährungszustand. Bei beiden wurde der Alkaptongehalt des Harns 
innerhalb l 1 / 8 Jahren nie vermißt. Bei beiden ist die Hauptmenge der ausge¬ 
schiedenen Alkaptonsäuren Homogentisinsäure. Uroleucinsäure konnte nicht nach¬ 
gewiesen werden. Der Ham des jüngeren der beiden Patienten zersetzt sich 
rasch unter Verfärbung, gibt mit ammoniakalischer Silberlösung momentan einen 
schwarzen Niederschlag und läßt auf der Wäsche dunkle, kaum abwaschbare 
Flecken zurück. Die Alkpatonurie läßt sich deshalb bis ins früheste Säuglings¬ 
alter verfolgen. Der Ham des anderen Falles verfärbt sich viel langsamer, gibt 
nur langsam einen Niederschlag mit ammoniakalischer Silberlösung und läßt 
keine Flecken auf der Wäsche zurück. Der Patient und seine Mutter wußten 
deshalb von seiner Anomalie bis zur Untersuchung des Verfassers nichts. Das 
Verhalten dieser Urine zeigt, daß aus dem Fehlen von Verfärbungen keine 
Schlüsse auf das Fehlen von Alkaptonurie gezogen werden dürfen. Aus quan¬ 
titativen Bestimmungen, die bei einem der Fälle ausgeführt wurden, geht hervor, 
daß das Verhältnis Homogentisinsäure zu Stickstoff dasselbe ist, wie bei der 
Mehrzahl der bisher beobachteten, z. B. den Fällen von Langstein und Meyer, 
von Garrod und von Schümm. Die Stoffwechselstörung erreicht also bei 
diesem Fall denselben Grad wie bei den erwähnten. Ob sie aber, wie Falta 
meint, in einem totalen Unvermögen, die aromatischen Gruppen zu verbrennen 
besteht, erscheint zweifelhaft. Tyrosin und Phenylalanin gehen auch in dem 
neuen Fall in Homogentisinsäure über. Phenyl-a-amino-n-Buttersäure geht nicht 
in eine Alkaptonsäure über. Die Mutter der beschriebenen Alkaptonunkerfamilie 
zeigt anscheinend intermittierend die Erscheinungen der Alkaptonurie. Die Be¬ 
lege dafür sind jedoch nicht vollständig einwandsfrei. Sollte sich dieser Befund 
bestätigen, dann wäre die beschriebene Familie die zweite, bei der die Alkapton¬ 
urie in zwei verschiedenen Generationen beobachtet ist. Fritz Loeb . 


1932) Nasmith, G. G. and Fidlar, E. A criticism of the nitromolybdate 
method for the detection of phoephorus in tdssues. (Kritische Untersuchung 
über die Salpetersäure-Molybdatmethode zum Nachweis von Phosphor in Ge¬ 
weben.) (y. of physiol. 1908, Bd. 37, Nr. 3, S. 278.) 

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764 


Referate. 


Zum mikrochemischen Nachweis von Phosphor wurde eine Methode ange¬ 
geben, die auf dem Überführen des P in anorganische Form, Ausfällen mit Am¬ 
monium molybdat und Reduktion des Niederschlags beruht. Die Autoren finden, 
daß diese Methode unbrauchbar ist Auch Gewebe, die frei von P sind, nehmen 
die als charakteristisch angesehene Färbung an. Reach. 


1988) Pringsheim, J. Chemische Untersuchungen über das Wesen der Al¬ 
koholtoleranz. Aus d. Lab. d. Herrn Prof. Rosenfeld in Breslau. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. XU, S. 143—192.) 

Gewöhnte und nicht gewöhnte Tiere scheiden die gleiche Menge Alkohol 
durch die Nieren, die Lunge und die Haut aus. Der Kot ist bei beiden alkohol¬ 
frei. Beide entleeren gleichviel an Glykuronsäure gebundenen Alkohol mit dem 
Harne. Die an Schwefelsäure gebundene Alkoholmenge im Harn scheint dagegen 
mit der Gewöhnung zu steigen. Die Menge des so entfernten Alkohols ist je¬ 
doch sehr gering. An Alkohol gewöhnte Tiere verbrennen den Alkohol in etwa 
2 /s der von nicht gewöhnten Tieren benötigten Zeit Der Alkoholprozentgehalt 
des Körpers bei der akuten Alkoholvergiftung erreicht bei den nicht gewöhnten 
Tieren etwa 66 °/ 0 mehr als bei den gewöhnten. Die Verbrennung des Alkohols 
findet bei ersteren im wesentlichen in der Leber, bei letzteren außerdem fast 
ebenso stark im Herzmuskel, weniger intensiv im Gehirne statt. Die Gewöhnung 
an Alkohol beruht also wenigstens z. T. auf einer schnelleren Oxydation des 
Giftes durch den Organismus. K. Reicher . 

1984) Andersoon, Nils. Über das Verhalten des Blutzuckers beim Aderlaß. 
Aus d. med.-chem. Inst. d. Univ. Lund. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 1—7.) 

Unmittelbar nach einem Aderlaß bleibt der Blutzuckergehalt unverändert, 
schon 5 Minuten später beginnt die Steigerung der Blutzuckerkonzentration und 
kann nach 1 / a h bereits über 190 °/ 0 Vermehrung zeigen. Während ferner im 
normalen Blut der Zuckergehalt (12—14 °/ 0 ) und der »Restzucker« (0,03 °/ 0 ) i. e. 
nicht vergärungsfähige Kohlehydrate ziemlich konstant sind, steigt der Restzucker 
(wahrscheinlich eine Pentose), bei der Hyperglykämie in derselben Proportion 
wie der Traubenzucker empor. Der Blutzucker wurde mit der äußerst genauen 
Bangschen Methode bestimmt K. Reicher . 

1986) Forges, 0. u. Pribram. Zur Kenntnis der chemischen Vorgänge bei 
der Phosphorvergiftung. Aus d. pharmakol. Institut, Wien. (A. f. experim. 
Pathol. u. Pharm. 1908, Bd. 69, S. 20.) 

Der Symptomenkomplex der Phosphorvergiftung hat Analogieen mit dem 
des Sauerstoffmangels. Bei ersterem wird es sich allerdings um eine mangelhafte 
Fähigkeit der Sauerstoffverwertung handeln. Diese Annahme soll durch Unter¬ 
suchung des Eiweißstoffwechsels gestützt werden und zwar durch Beantwortung 
folgender Fragen: 1. Findet intravital eine eigenartige Eiweißspaltung in der 
Leber statt? 2. Ist die Eiweißspaltung in einer normalen asphyktischen und in 
einer Phosphorleber quantitativ verschieden? 3. Findet in der Phosphorleber 
eine gegenüber der normalen gesteigerte Desamidierung statt ? Die dem Phos¬ 
phortiere frisch entnommene Leber ist relativ eiweißärmer, als die normale Leber 
— infolge einer gesteigerten Eiweißspaltung. Die autolytische Eiweißspaltung 
beträgt m normalen Lebern (Autolyse bis l.jahr) 22 °/ 0 , in Phosphorlebern 46 °/ 0 . 
Der Gehalt der Phosphorleber an mit Säure abspaltbarem N beträgt ca. 10% 
(8 °L bei der gesunden Leber); durch die Autolyse nimmt derselbe bei der ge¬ 
sunden wie bei der Phosphorleber um ca. 30 °/ 0 zu. Schtnid. 


1986) Wolff, W. u. Martinelli, A. Über einige Beziehungen zwischen Nieren* 
und Magenkrankheiten. Aus d. Augusta-Hospital, Berlin. (A. f. experim. Path. 
u. Pharm. 1908, Bd. 58, S. 460.) 

Die Untersuchungen wurden an klinischem und poliklinischem Kranken¬ 
material ausgeführt und erstrecken sich auf die Bestimmung des Chlorgehaltes 
im Mageninhalt, Urin und im Stuhl. Während beim Nierengesunden vermehrter 
Chlorgehalt der Nahrung den Chlorgehalt des Mageninhaltes nicht beeinflußt, 
steigert er denselben beim Nierenkranken. Die gesteigerte Chlorsecretion be¬ 
zieht sich auf den Saft des nüchternen Magens, wie nach Probefrühstück, uud 


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Referate. 


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betrifft beidemal hauptsächlich die freie Salzsäure. Während bei Nephritis die 
Salzäuresekretion im allgemeinen herabgesetzt ist, tritt bei Chlorretention eine 
vikariierende Vermehrung der Salzsäuresekretion ein. Die Hyposekretion erklären 
die Verfasser mit einer deprimierenden Wirkung der Stoffwechselprodukte auf 
die Drüsentätigkeit. Schmid\ 

1987) Loewi, 0. Über eine neue Funktion des Pankreas und ihre Beziehung 
zum Diabetes mellitus. Aus d. pharm. Institut Wien. (A. f. experim. Path. u. 
Pharm. 1908, Bd. 59, S. 83.) 

Es sollte zur Erklärung der Glykogenstörung beim Pankreasdiabetes ex¬ 
perimentell die Hypothese geprüft werden, ob durch den Wegfall der inneren 
Sekretion des Pankreas eine normalerweise vorhandene Regulierung der Glykogen¬ 
umwandlung partiell oder total gehemmt ist. Unter der Annahme, daß eine 
derartige Wirkung nicht bloß die sympathischen Nerven der Glykogenlager, 
sondern auch andere Organe betrifft, hat Verfasser als Prüfungsobjekt den Dila¬ 
tator pupillae gewählt, welcher nachgewiesenermaßen aus dem Gangl. cervicale 
super, hemmende Fasern erhält. Es ist bekannt, daß Adrenalin, in den Kon- 
junktivalsack eingeftthrt, nur dann eine Mydriasis hervorruft, wenn das Ganglion 
cervicale sup. exstirpiert, wenn also die von diesem ausgehenden Hemmnngen in 
^Wegfall kommen. Verfasser konnte nun zeigen, daß bei Katzen und Hunden 
nach der Exstirpation des Pankreas Instillation von Adrenalin ebenfalls Mydriasis 
erzeugt. Eine quantitative Differenz besteht zwar bei den Tieren mit Exstir¬ 
pation des Ganglion und denen mit Exstirpation des Pankreas — zu Ungunsten 
der letzteren —. Versuche mit partieller Resektion des Pankreas und nach außen 
abgeleitetem Pankreassekret ergaben ein negatives Adrenalin-Mydriasisresultat Der 
Ausfall der äußeren Sekretion des Pankreas ist also nicht die Ursache für das 
besprochene Phänomen. Die monatelange Beobachtung zweier solcher Fistel¬ 
hunde, bei deren einem schließlich ein pankreatogener Diabetes entstand, hat 
die wichtige Frage negativ entschieden, ob Diabetes und Augenreaktion Aus¬ 
drücke des Ausfalls der gleichen Funktion des Pankreas sei. Bei dem einen 
Hund blieb nämlich die Adrenalinreaktion während der ganzen Dauer des schließ- 
lichen Diabetes aus und bei dem anderen Hund trat sie auf, obwohl nur ein 
geringer Grad von Toleranzabnahme für Glykogen eingetreten war. — Bei ge¬ 
sunden und einer großen Reihe von kranken Menschen ergab Adrenalininstillation 
keine Mydriasis. Bei einem Basedowkranken trat diese ein (bei zwei weiteren 
nicht). Von 18 Diabetikern zeigten 10 eine beträchtliche Mydriasis. Nach den 
experimentellen Untersuchungen dürfen wir diese Fälle als pankreatogene auf¬ 
fassen. Das Ausbleiben der Reaktion spricht allerdings nicht gegen den pan- 
kreatogenen Ursprung. Schmid . 

1988) Fauvel, Pierre. Action de l’acide chlorhydrique sur l’excrätion urique. 
(Einfluß der Salzsäure auf die Hamsäureausscheidung.) (Soc. de biol. 1908, 
Bd. 64, S. 786—738.) 

Beim Gesunden vermindert die Aufnahme von 1 g Acid. muriatic. tägl. deut¬ 
lich die Purinkörperausscheidung, in geringem Maße auch die Harnsäure¬ 
ausscheidung sowohl bei purinhaltiger wie purinfreier Kost L. Borchardt. 


1989) Labb6, Henri et Hancu, V. Troubles dans le mdtabolisme purique 
au cours des 6tats goutteux. (Unregelmäßigkeiten im Purinstoffwechsel im 
Verlaufe der Gicht.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 740—742.) 

Bei einem Patienten mit Bleigicht wurde zunächst bei purinfreier Kost 
(2 1 / a 1 Milch), dann nach Zugabe von Purinen der Purinstoffwechsel festgestellt. 
Auffallend war besonders ehe geringe Menge endogener Purine bei purinfreier 
Kost gegenüber dem Gesunden, die auf eine Retention endogen gebildeter Purin¬ 
substanzen schließen lassen. Besonders gering war die Hamsäureausscheidung 
bei purinfreier Kost Während beim Gesunden bei purinfreier Kost die Menge 
der Harnsäure die der Purine bei weitem übertrifft, ist es in dem untersuchten 


Falle gerade umgekehrt Bei Fleischkost wurden Purine in 
rückgehalten. Die Befunde stimmen mit der Hypothese von 
Brugsch über die Ätiologie der Gicht gut überein. 


roßer Menge zu- 
chittenhelm u. 
L. Borchardt. 


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Referate. 


1940) Briss&nd et Bauer. Recherches experimentales snr les relations 
entre reiimination des pigments biliaires, de rnrobiline et de rurobilinog&ne 
chez le lapin. (Experimentelle Untersuchungen über die Beziehungen zwischen 
der Ausscheidung der Gallenfarbstoffe, des Urobilins und des Urobihnogens beim 
Kaninchen.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 809—811.) 

Zwölf Kaninchen wurde der Choledochus unterbunden; während der nächsten 
7 Stunden fand sich im Urin weder Gallenfarbstoff noch Urobilin oder Urobilinogen. 
Zwischen der 8. bis 10. Stunde war der Urin auch noch frei davon, aber das 
Blutserum gab deutlich die Gmelin’sche Reaktion. Bis zur 16. Stunde findet 
man Gallenfarbstoff im Urin, aber weder Urobilin noch Urobilinogen. Im Serum 
nimmt die Gmelin’sche Reaktion von Stunde zu Stunde an Intensität zu. Bis 
zum Tode nach 4 bis 6 Tagen nahm der Ikterus an Intensität zu, ohne daß 
Urobilin oder Urobilinogen im Urin gefunden wurden. Nur bei einem Kaninchen, 
das infolge der Operation eine Hepatitis purulenta bekommen hatte, war Uro¬ 
bilinogen nachweisbar. L. Bore har dl. 

1941) Fauvel, Pierre. Action du bicarbonate de soude et de la pipdrazine 
sur l’excrdtion urique. (Regime avec purines.) (Wirkung des Natr. bicarbonic. 
und des Piperazins auf die Hamsäureausscheiaung bei purinhaltiger Kost.) 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 823—825.) 

5 g Natr. bicarbonic. tägl. haben beim Gesunden keinen Einfluß auf die 
Harnsäure- und Purinkörperausscheidung. Piperazin vermindert in einer Dosis 
von 1 bis 4 g deutlich die Harnsäure- und besonders die Purinbasenausscheidung; 
dieser Effekt wird bei purinhaltiger Kost noch deutlicher als bei purinfreier. 

L. Borchardt. 

1942) Nigay. Infiuence de la nature de 1'alimentation sur le pouvoir 
amylolytique des urines. (Einfluß der Art der Ernährung auf die diastatische 
Wirkung des Urins.) Lab. de clin. de l’hop. St-Antoine Dr. Marcel Labbe, 
agrege. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 793—795.) 

Die amylolytische Wirkung des Urins wird erhöht durch Kohlehydratkost, 
vermindert durch kohlehydratfreie Kost. JL Borchardt. 


1943) Gigon, A. und Rosenberg, T. Über die Einwirkung des Mangans 
und Eisensulfats auf diastatische Fermente. Physiol. Lab. des Carolinischen 
mediko-chirurgischen Instituts in Stockholm. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1908, 
Bd. 20, S. 423—431.) 

In sämtlichen Versuchen hatte der Zusatz von einigen Milligramm Mangan 
oder Eisen eine stark begünstigende bezw. beschleunigende Wirkung auf den 
Stärkeabbau ausgeübt sowohl bei Blut- wie bei Pankreasdiastase. Dieser Ein¬ 
fluß darf aber nicht ohne weiteres mit der Rolle des Mangans in gewissen pflanz¬ 
lichen Oxydasen verglichen werden. Im letzteren Falle wirkt das Mangan selbst 
als Katalysator, der organische Teil des Fermentes hat nur die Rolle, das Metall 
in Lösung zu halten. Bei der tierischen Diastase, die auch allem zu wirken 
vermag, spielt das Mangan und Eisensulfat die Rolle eines „Hilfsstoffes 41 und ist 
als solcher vielleicht von prinzipieller Bedeutung für die Rolle der Mineralstoffe 
für fermentative Prozesse im Organismus. L. Borchardt. 

1944) Abelous, J.-E. u. B&rdier, E. Sur Taction hypertensive de 1’urine 
humaine normale. (Über die Blutdruck erhöhende Substanz im menschlichen 
Urin.) Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Toulouse. (Soc. de biol. 1908, 
Bd. 64, S. 848—849.) 

Das Ätherextrakt des normalen menschlichen Urins enthält außer einer 
durch Oxalsäure fällbaren Substanz, die den Blutdruck erhöht, eine durch Oxal¬ 
säure nicht fällbare Substanz, die ihn herabsetzt. L. Borchardt. 


1946) Doyon et Gautier. Action de l’adrdnalme sur le glycogöne du foie. 
Influenoe de Tatropine. (Wirkung des Adrenalins auf das Leberglykogen. Ein¬ 
fluß des Atropins.) Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Lyon. (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 64, S. 866—868.) 

Adrenalin wirkt in vitro auf die Umwandlung des Leberglykogens in Zucker 
nicht ein- Beim Hunde wirkt es durch Ausschüttung des Leberglykogens als 


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Referate. 


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Traubenzucker in die Blutbahn. Diese Wirkung wird durch gleichzeitige Injektion 
von Atropin in den Ductus choledochus aulgehoben. Da Atropin die sekretori¬ 
schen Nerven lähmt, glauben Doyon und Gautier, daß auch die Wirkung des 
Adrenalins auf das Leberglykogen durch Nerven vermittelt wird. 

L. Borchardt. 

1946) Fauvel, Pierre. Action du chocolat et du caf6 sur l'excrdtion urique. 

S iinfluß von Schokolade und Kaffee auf die Hamsäureausscheidung.) (Soc. 
e biol. 1908, Bd. 64, S. 864—866.) 

Schokolade und Kaffee vermehren bedeutend die Purinausscheidung, während 
die Hamsäureausscheidung vermindert wird. Diese Verminderung ist nicht durch 
eine Retention der Harnsäure im Organismus, sondern durch eine leichtere Lös¬ 
lichkeit bedingt Thee wirkt ähnlich wie Kaflee, aber weniger intensiv. 

L. Borchardt . 

1947) Bepiton, Fernand. Dosage du glycose urinaire. (Traubenzucker¬ 
bestimmung im Ham.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 861—863.) 

6 ccm F ehling’scher Lösung werden mit 10 ccm Ammoniak von 22° 
Beaume und 1 Tropfen neutralem Kaliumchromat versetzt. Zu der kochenden 
Lösung wird tropfenweise Traubenzuckerlösung bezw. Zuckerharn zugesetzt 
Eine intensiv goldgelbe Färbung zeigt die Endreaktion an. L. Borchardt. 

1948) Doyon. Action comparde de la choline et de la pilocarpine sur la 
teneur en glycog&ne du foie. (Vergleichende Wirkung des Cholins und Pilo¬ 
karpins auf den Glykogengehalt der Leber.) Lab. de physiol. de la Faculte de 
Med. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 1066.) 

Während das Pilokarpin nach Injektion in eine Mesenterialvene bereits 
im Verlaufe einer Stunde eine enorme Verminderung des Leberglykogens be¬ 
dingt, hat die Injektion des sonst so ähnlich wirkenden Cholins fast gar keinen 
Effekt. L. Borchardt. 

1949) Gautier, GL Sur la formation et Tölimination du chromogdne indo 
xylique. (Über die Bildung und Ausscheidung des Indikans.) Lab. du prof. 
Mo rat. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 1022—1024.) 

Spritzt man in die Pfortader Indol ein, so erscheint fast augenblicklich 
Indikan im Urin. Zur Hervorrufung dieser Wirkung genügt 1 mg Indol und 
weniger beim Kaninchen. Die nachfolgende Indikanune dauert mehrere Stunden 
an. L. Borchardt. 

1960) Gautier, CI. et Busso, Ph. L'excrötion normale des corps du groupe 
urobiline. Leur präsenoe dans Turme du lapin. (Die normale Ausscheidung 
der Körper der Urobüingruppe. Ihr Vorkommen im Kaninchenharn.) Lab. du 
prof. Morat. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 1026—1027.) 

Mit einer neuen, ausführlich beschriebenen Methode konnte Urobilin bezw. 
Urobilinogen im Ham gesunder Menschen und im Kaninchenham regelmäßig 
nachgewiesen werden. L. Borchardt. 

1961) Gorter, E. et de Graaf, W. G. Sur la möthode de Herter et Foster 
pour la ddtermination quantitative de Tindol. (Über die Methode von Herter 
und Foster zur quantitativen Bestimmung des Indols.) Lab. du prof. Nolens. 
(Soc. de biol. 1908, ßd. 64, S. 404.) 

Empfehlung der nicht ganz einfachen Methode der amerikanischen Autoren 
zur quantitativen Indolbestimmung in den Fäzes. L. Borchardt. 

1962) Aubertin, Ch. et Beaujard, E. Sur le möcanisme de la leucopdnie 
produite expdrimentalement par les rayons X. (Über den Mechanismus der 
durch Röntgenstrahlen experimentell hervorgerufenen Leukopenie.) (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 64, S. 410—412.) 

Bestrahlt man ein Meerschweinchen 8 / 4 Stunden lang mit Röntgenstrahlen, 
so beobachtet man zunächst eine Zunahme der Leukozyten, deren Zahl auf 
20000, 26000, 28000 anwächst. Zugleich tritt Vermehrung der polynukleären 
Zellen auf. Nach einigen Stunden, spätestens bis zum andern Tag, fällt die Zahl 
der Leukozyten unter die Norm auf 4—6000 (statt 12—14000), bleibt 14 Tage 

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Referate. 


subnormal und erreicht am 10. bis 20. Tag wieder den normalen Wert. Diese 
hochgradige Leukopenie ist nicht durch verminderte Bildung von Leukozyten, 
sondern durch vermehrten Zerfall bedingt, was aus der großen Zahl von 
Degenerationsformen, die man im Blutbilde findet, hervorgeht. Tötet man die 
Tiere im Stadium der Leukopenie, so zeigen sowohl Milz wie Knochenmark alle 
Zeichen der Hyperaktivität. 

Neben dieser Form erkennen die Verfasser das Vorkommen einer Leukopenie 
nach wiederholten, sehr intensiven Bestrahlungen an, die mit einer vollkommenen 
Degeneration des hämatopoötischen Apparates einhergeht Diese Form ist nach 
Aubertin und Beaujard sehr selten. L. Borchardt. 

1958) LabbA H., Vitry, Q. et Magrangeas. Influenae des antLaeptiques 
intestmaux nur les sulfoöthers et l’azote urinaire. L Action du calomeL 
(Einfluß der Darmantiseptika auf Ätherschwefelsäuren und Stickstoff im Urin. 
1. Wirkung des Kalomels.) Lab. de la clinique Laönnec, prof. Landouzy. (Soc. 
de biol. 1908, Bd. 64, S. 361—353.) 

Die Wirkung des Kalomels auf die Ätherschwefelsäureausscheidung ist fast 
gleich Null. Stickstoff- und Ätherschwefelsäureausscheidung gingen zumeist 
parallel. Z. Borchardt. 

1954) Loeper, M. et Esmonet, Ch. La rdsorption des ferments pancrfeti- 
ques dans rintestin sain et dans rintestin malade. (Die Resorption der Pankreas¬ 
fermente im gesunden und kranken Darm.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 445—447). 

Der erkrankte Darm ist für die Pankreasfermente durchlässiger als der ge¬ 
sunde, wie aus der Untersuchung von Blut und Urin auf den Gehalt an Fer¬ 
menten hervorgeht Die Menge des unter dem Einfluß der Pankreasfermente 
sezemierten Darmsafts ist im Duodenum beträchtlicher als im Dünndarm und 
relativ größer im erkrankten Darm. L. Borchardt 

1955) Massol, L. et Minet, J. Pouvoir absorbant du rectum vis-ä-vis de 
quelques substanoes mödicamenteuses. (Absorptionsvermögen des Rektum gegen¬ 
über einigen Medikamenten.) Inst. Pasteur de Lille. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, 
S. 447—449.) 

Methylenblau wurde leicht vom Rektum aus resorbiert; nach Injektion von 
Phlorizin ins Rektum trat geringe Glykosurie auf. Sehr leicht wurde Jodkalium, 
salizylsaures Natrium und Kaliumnitrat vom Rektum aus aufgenommen. Die 
Substanzen wurden zumeist 5 bis 6 Stunden nach der Aufnahme per rectum im 
Urin wieder ausgeschieden. L. Borchardt. 

1956) Teissier, J. et Thövenot, Lucien. Antagonisme de la choline et de 
Tadränaline. (Antagonismus zwischen Cholin und Adrenalin.) (Soc. de bioL 
1908, Bd. 64, S. 425—426.) 

Drei Kaninchen wurden nur mit Adrenalin, drei andere gleichzeitig mit 
Adrenalin und Cholin behandelt Die Annahme, daß das Cholin wegen seiner 
antagonistischen Wirkungen gegenüber dem Adrenalin das Zustandekommen 
arteriosklerotischer Veränderungen der Aorta verhindern würde, hat sich durch 
diese Versuche nicht bestätigen lassen. 

Die mit Cholin behandelten Tiere zeigten starken Speichelfluß. 

L. Borchardt. 

1957) Maignon, ?., Du röle des graisses dans la glycogönie, chez les 
sujets sains et chez les diabätiques. (Über die Bedeutung des Fettes für die 
Zuckerbildung bei Gesunden und Diabetischen.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, 
S. 671—072.) 

In einem Fall von spontanem Diabetes mit hochgradiger Abmagerung bei 
einer Hündin erwies sich die Eingießung von öl in den Aragen als günstig auf 
den Verlauf des Diabetes; das Körpergewicht, das vorher rasch gesunken war, 
blieb stationär, Zucker- und Azetonausscheidung wurden geringer, das Allgemein¬ 
befinden hob sich. Da Einzelheiten über die Menge des verabreichten Öles 
sowie über die Zahl der »öltage« nicht zu ersehen sind, und da die Ernährung 
mit öl auf einen Hungertag folgte, läßt sich die Bedeutung dieses einen Ver¬ 
suches nicht überblicken. L. Borchardt. 


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Referate. 


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1958) Maillard, L.-C. Inexistenoe de rurooarmine en tant qu'espöce chimique 
nouvelle. (Nichtvorkommen von Urokarmin als neue chemische Verbindung.) 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 530—532.) 

Florence hatte im Urin zwei neue Farbstoffe gefunden, deren erster, das 
Urokarmin, sicherlich nach Maillard in der Hauptsache aus Indirubin besteht, 
dem Indigotin, Indigobraun und eine oder mehrere Substanzen von sauren Eigen¬ 
schaften m kleinen Mengen beigemengt sind. Der andere neue Farbstoff, das 
Uronigrin, ist wahrscheinlich mit dem noch wenig bekannten Indigobraun identisch. 

L. Borchardt, 

1959) Fauvel, P. Action du bicarbonate de soude sur l’dfcoretion urique. 
Regime sang purines. (Wirkung des Natr. bicarbonic. auf die Harnsäureausscheidung 
bei purinfreier Kost.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 557—558.) 

Beim Gesunden hat die Aufnahme von Natr. bicarbonic. bei purinfreier Kost 
keinen Einfluß auf Harnsäure- und Purinkörperausscheidung. Das Natr. bicarbonic. 
unterscheidet sich dann durchaus vom salicylsauren Natnum. L . Borchardt\ 

1960) Fauvel« P. Action de la pipörazine sur l’excrätion urique. (Rdgime 
sans purines.) Einfluß des Piperazins auf die Hamsäureausscheidung bei purin¬ 
freier Kost. (Soc. de bioL 1908, Bd. 64, S. 591—593.) 

Bei purimreier Kost vermehrt das Piperazin die Hamsäureausscheidung nicht, 
vermindert sie vielmehr bei kleiner Dosis. L. Borchardt . 


Klinisches. 

1961) Escherich, A. (Wien). Zur Organisation der S&uglingsftLrsorge mit 
spezieller Berücksichtigung der Wiener Schutzstelle. (Berl. kl. Woch. 1908, 
Nr. 48, S. 1542—1544.) 

Gegenüber einer Bemerkung von Salge (BerL kl. Woch. 1907, Nr. 44) weist 
Escherich den Vorwurf, als ob die Wiener Einrichtungen die künstliche Er¬ 
nährung gegenüber der natürlichen bevorzugen, mit Entschiedenheit zurück und 
schildert, wie und warum sie anders gehandhabt werden, als anderwärts. 

Bomstein. 

1962) Schlesinger, H. Magenblutungen im Verlauf des Typhus abdominalis. 

(Boas* Archiv 1908, Bd. XIV, H. 2, S. 107.) 

Mitteilung zweier Fälle. Im ersteren handelte es sich um eine initiale 
Blutung bei einem Patienten, der früher ein Magenulcus hatte. Da aber das 
Überstehen dieses anscheinend ausgeheilten Ulcus zur Erklärung der Magen¬ 
blutung im Beginn der jetzigen Typhuserkrankung nicht ausreicht, müssen noch 
andere uns unbekannte prädisponierende Momente dazukommen. Im zweiten 
Fall handelte es sich um eine terminale Magenblutung, die nach dem Verlauf der 
Erkrankung und dem Autopsiebefund als Blutung aufzufassen ist, wie wir sie 
im Verlauf von septischen Erkrankungen beobachten. P, Schlippe . 

1968) Esser. Zur Symptomatologie und Aetiologie der B&rlow'sehen 
Krankheit. Aus der med. Klinik zu Bonn. (Münch, med. Woch. April 1908, 
Nr. 17.) 

Esser sah 13 Fälle von Barlow’scher Krankheit bei Kindern, die ihre 
Nahrung aus der Bonner Säuglingsmilchküche erhielten, und hörte von 10 weiteren 
Fällen gleicher Herkunft Von Interesse war der Blutbefund, der sonst als nicht 
charakteristisch angegeben wird: Es fand sich stärkere Herabsetzung des Hb 
als der Erythrozyten, neben den gewöhnlichen Degenerationsformen der letzteren 
spärliche Normoblasten, Polychromatophilie und basophile Kömelung. Letztere 
beide sind auf der Höhe der Krankheit nur gering, nehmen erheblich zu in 
der Rekonvaleszenz; dies spricht dafür, daß die Basophilie der Ausdruck einer 
im Knochenmark vor sich gehenden Regeneration ist. An den Leukozyten ist 
nichts Abnormes nachzuweisen, auch nicht bez. der Ameth’schen Kemfragmen- 
tation; dies spricht dafür, daß die Barlow’sche Krankheit mit Rachitis nichts zu 
tun hat; denn bei letzterer prävalieren die einfachen fragmentierten Leukozyten. 
— Was die Aetiologie anlangt, so müssen außer der Emährungsart noch prä- 

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Referate. 


disponierende Momente vorhanden sein, zu denen auch, die Rachitis gehört; es 
müßten sonst viel mehr Kinder erkrankt sein, die aus der gleichen Quelle er- 
nährt wurden. Da Herkunft der Milch und die in der Milchküche hergestellten 
Mischungen keine ätiologische Bedeutung haben konnten, kam nur die Art der 
Sterilisation in Frage. Verfasser versuchte festzustellen, ob sich zwischen einer 
8 Std. lang gekochten resp. mit durchströmendem Dampf auf 98—100° erhizten und 
einer nach der früher in der Bonner Milchküche geübten Methode unter höherem 
Dampfdruck 10 Std. lang auf 102 0 überhitzten Much deutliche Unterschiede nach- 
weisen ließen, und benutzte hierzu die Gefrierpunktsbestimmung. Ein Unter¬ 
schied zeigte sich erst, wenn man beiden Milchproben Lab und Trypsin (und Thymol) 
zugesetzt und sie im Brutschrank bei 37 0 gehalten hatte. Nach 6 Stunden be¬ 
trug der Gefrierpunkt der bei 98° erhitzten Probe 0,69, der überhitzten 0,73; 
nach 24 Stunden waren die Werte 0,85 und 0,90. Es entstehen also in der 
überhitzten Milch unter Einfluß von Trypsin und Lab aus den der Gefrierpunkt¬ 
bestimmung nicht zugänglichen hochmolekularen Verbindungen mehr den Ge¬ 
frierpunkt beeinflussende Produkte niedrigeren Molekulargewichts als in einer unter 
100 0 erhitzten. Jedenfalls sprechen diese Befunde dafür, daß für die Entstehung 
der Krankheit die Bildung von schädlichen Stoffen infolge der zu starken Steri¬ 
lisation verantwortlich zu machen ist. Dafür spricht auch, daß 3 Kinder im 
Beginne der Krankheit sich nicht besserten, als die Hälfte des Bedarfs durch 
rohe Milch mit Gemüse und Zitronenwasser ersetzt wurde, sondern erst, als 
auch die andere Hälfte sterilisierte Milch weggelassen wurde. M. Kaufmann. 

1964) Reichmann. Zur Aetiologie, Anatomie und Diagnose der akuten 
Leberatrophie. Aus der med. Klinik zu Jena. (Münch, med. Woch. Mai 1908, Nr. 18.) 

Verfasser berichtet über einen Fall von akuter Leberatrophie, bei dem im 
Leben des Patienten Bakterien im Blut nachgewiesen worden sind, mit üppigem 
Wachstum auf Agar mit Sporenbildung, Gram-positiv; 2 injizierte Mäuse er¬ 
krankten, ohne aber einzugehen. Aetiologisch dürften sie kaum in Betracht 
kommen; als aetiologische Momente kommen in Frage Lues und Berufsschäd¬ 
lichkeiten (der 17-jähr. Mann war Dekorationsmaler). Therapeutisch ist es 
wichtig, das Herannahen des 2. Stadiums der Krankheit rechtzeitig zu erkennen; 
man sollte zu diesem Zwecke in jedem Falle von langdauemdem Ikterus auf 
Leuzin und Tyrosin fanden; bemerkenswert ist auch, daß nicht selten psychische 
Abnormitäten den furibunden Delirien des 2. Stadiums vorangehen. Wenn man 
nicht aetiologisch behandeln kann, sind Abführmittel und ev. Analeptica am 
Platz. M. Kaufmann. 

1965) Greco, G. M. Contributo allo studio delle cirrosi ep&tiche infantili. 
(Beitrag zum Studium der infantilen Leberzirrhose.) Aus dem Ist. di Clin. 
Pediatr. zu Palermo. (La Clin. med. Ital. Nov. 1908, Nr. 11.) 

Mitteilung von 3 Fällen. M. Kaufmann. 

1966) Ricci, Romeo. Sülle glicosurie transitorie da trauma psichico. 
(Vorübergehende Glykosurien infolge psychischen Traumas.) Aus dem Istit di 
Clin med. zu Rom. (II Policlin., Sez. med. April 1908, Nr. 4.) 

Spontane Glykosurie fand sich unter 30 Verunglückten bei 8, unter 17 
Examenskandidaten bei 4; alimentäre unter 15 vor einer Operation stehenden 
Individuen bei 6. M. Kaufmann . 

1967) Mayerle. Zur Behandlung des Magengeschwürs. Aus dem städt 
Krankenhaus zu Karlsruhe (Prof. Starck). Ärztl. Mitt aus und für Baden 1908, Nr. 7.) 

Verfasser berichtet über günstige Erfahrungen mit der Lenhartzschen Diät 
bei 15 Fällen von Ulkus (10 frisch blutende Geschwüre). M. Kaufmann. 

1968) Kohis (Straßburg i. E.). Über einige Fälle von Hirschsprungscher 
Krankheit im Kindesalter. (Therapie der Gegenwart, Mai 1908, Nr. 5.) 

Bericht über 2 Fälle (1 Autopsie). M. Kaufmann. 


1969) Schottelius, Alfred. Diabetes mellitus in graviditate als Indikation 
zur Unterbrechung der Schwangerschaft. Aus der Frauenklinik zu Leipzig. 
(Münch, med. Woch. Mai 1908, Nr. 18.) 


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Referate. 


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Bericht über den Fall einer 29-jähr. IVpara, die im angeblichen Coma 
eclampticum der Klinik überwiesen wurde; Exitus 30 Minuten nach beschleu¬ 
nigter Entbindung. Harnuntersuchung ergab Glykosurie und Diazeturie, die 
Autopsie Pankreasatrophie. Es scheint sich um einen erst während der Schwanger¬ 
schaft aufgetretenen Diabetes zu handeln. — Die absolute Unsicherheit der 
Prognose und die stets vorhandene Möglichkeit eines Koma machen den durch 
Schwangerschaft komplizierten Diabetes stets zu einer so schweren Erkrankung, 
daß man wohl berechtigt ist, das in vielen Fällen den Diabetes auslösende 
Moment auszuschalten. M. Kaufmann. 

1970) Witthauer, KarL Gelatine- und Salzwassereinspritzungen gegen die 
Darmblutungen beim Typhus. (Münch, med. Wschr. Mai 1908, Nr. 18.) 

Verfasser berichtet über 4 Fälle von schweren Darmblutungen bei Typhus, 
in denen eine Stillung der Blutung durch Gelatineinjektionen erzielt worden ist; 
sehr empfehlenswert ist ihre Kombination mit subkutanen Kochsalzinfusionen. 
Die Gelatineeinspritzungen werden täglich oder jeden 2. Tag, die Kochsalzinfu¬ 
sionen nach Bedarf auch häufiger gemacht, bis die Blutung sicher ein paar 
Tage steht Am bequemsten ist die Anwendung der Merck’schen sterilisierten 
Gelatine in Glastuben. M. Kaufmann. 

. 1971) Müller, Eduard u. Peiser, Alfred. Neue Gesichtspunkte bei der Be¬ 
handlung eitriger Prozesse. Aus der med. und Chirurg. Klinik zu Breslau. 
(Münch, med. Wsch. April 1908, Nr. 17.} 

Die gelapptkemigen Leukozyten führen als Fermentträger zum Eiweißabbau 
im Eiterherd; der Eiweißabbau ist demgemäß bei rein tuberkulösen Prozessen 
mit ihrem Mangel an gelapptkemigen Leukozyten gering, bei rein entzündlichen 
groß. Der Eiweißabbau im Eiterherd ist aber die wichtigste Vorbedingung für 
die Resorption. Es muß deshalb gelingen, durch Zusatz von Ferment tuber¬ 
kulöse Exsudate resorptionsfähig zu machen und durch Zusatz von Antiferment 
Resorption und proteolytische Gewebseinschmekiing beim heißen Eiter zu ver¬ 
hindern. Erstere Methode wird bereits geübt (Jodoformglyzerininjektionen!), 
neu und aussichtsreich erscheint dagegen eile Bekämpfung enzymreicher Eiter¬ 
herde durch künstliche Antifermentzumhr, durch Bespülung der Eiterhöhle mit 
Flüssigkeiten von hohem Antifermentgehalt, Blutserum oder runktionsflüssigkeiten. 
In der Praxis wird dies zunächst am besten bewerkstelligt durch Verwen¬ 
dung von dem eigenen Blutserum des Kranken (Aderlaß von höchstens 200 ccm). 
Das Blutserum wirkt aber nicht allein durch semen Antifermentgehalt, sondern 
seine Zufuhr bedingt eine Massenwirkung fast aller Schutzkräfte. Die praktische 
Erfahrung erstreckt sich auf ca. 100 Fälle eitriger Prozesse. Die Behandlung 
bringt nie Schaden; wesentlicher Nutzen bezüglich Verringerung der Eiterung, 
rascher Demarkation bezw. Reinigung, Sinken erhöhter Temperatur, war vor 
allem bei den akuten Abszeßbildungen zu erkennen, welche glattwandige Höhlen 
aufwiesen; denn das Antiferment wirkt nur bei direkter Berührung. Ganz un¬ 
geeignet für die Behandlung sind bis jetzt Knocheneiterungen. M. Kaufmann. 

1972) Fedorow, 8. P. Über die Wanderniere. Verhandl. d. Gesellsch. russ. 
Ärzte zu St. Petersb. 1907/08 Nov.-Dez. 

In den letzten Jahren hat sich die Meinung über die operative Behandlung 
von Wandernieren bedeutend geändert Der Berichterstatter ist weit davon 
entfernt, sich von dieser Methode übermäßig hinreißen zu lassen und ist im 
Prinzip damit einverstanden, daß vorläufig nicht alle Kranken mit Wandernieren 
einer operativen Behandlung unterliegen. Dennoch muß bei weitem die Mehr¬ 
zahl solcher Kranken, welche Schmerzanfälle aufweisen, durch chirurgisches 
Eingreifen — durch’s Annähen der Niere — kuriert werden. Unter den Beweg¬ 
gründen zur Operation muß das Klarlegen der Rolle den Schwerpunkt bilden, 
welche die Wanderniere in dem klinischen Bilde der Anfälle spielt, die den 
Kranken veranlassen, sich an den Arzt zu wenden. Auf Grund seiner klinischen 
Erfahrung stellt der Berichterstatter fest, daß diese Bedeutung der Wanderniere 
bei sog. Harnleiterkoliken bestimmt werden kann, welche vom Einklemmen der 
Niere, oder von einer rasch nach dem Einknicken oder Umdrehen der Harnleiter 

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762 


Referate, 


eintretenden Uronephrosis abhängen. Oft wird die Wanderniere von Erkrankungen 
des Blinddarms und seines wurmförmigen Fortsatzes (typhlo-colitis, catarrhalische 
Appendicitis) begleitet und bietet dabei ein Bild kolikartiger Schmerzanfälle. 
In einigen Fällen, wo die Schmerzen einen »konstanten Charakter tragen« erwies 
sich auch eine Wanderniere. Der Schmerz hängt hier von einer Vergrößerung 
des Organs selbst ab (diese ist entweder ein Resultat passiver Hyperämie oder 
des Ausdehnens des Nierenbeckens infolge von Uro- oder Hydronephrosb) und 
ebenso von einer chronischen Pyelitis, welche die deplazierten Nieren oft be¬ 
gleitet Besondere Beachtung verdient das Festnähen der Niere bei Cystennieren. 
Schließlich ist das Festnähen der Niere unbedingt vorgeschrieben in allen den 
Fällen von Wanderniere und Enteroptose, welche hauptsächlich durch nervöse 
Erscheinungen und Klagen des Kranken auf Schmerzen unbestimmter Art 
charakterisiert werden, und wenn es durch Beobachtung des Kranken klargelegt 
werden kann, daß diese Beschwerden zum größten Teil auf eine Wanderniere 
zurückzuftlhren sind. Aus den Untersuchungen des Berichterstatters und seiner 
Mitarbeiter ist es zu ersehen, daß man sowohl vom pathologisch-anatomischen, 
als auch vom funktionellen Standpunkt aus die Wanderniere nicht als ein voll¬ 
kommen gesundes Organ betrachten kann, welches nur seine Lage verändert 
hatte. Babkin. 

1973) Colli&re, Henri. Le vdgötarisme et la Physiologie alimentaire. (DerVege- 
tarianismus in der Ernährungsphysiologie.) (These de Paris 1907, Nr. 228, S. 169.) 

Die umfangreiche Monographie läßt sich nicht kurz besprechen. 

Fritz Loeb. 

1974) Orgler, A. Bemerkungen zu den Arbeiten von Aron und Leb&uer 
und von Aron und Frese. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. X, S. 236—239.) 

So wertvoll auch die tatsächlichen Ergebnisse der Arbeiten von Aron und 
seinen Mitarbeitern sind, so geht aus ihnen absolut nicht hervor, daß die von 
Aron eingeführte Berechnung des Kalkbedarfes berechtigt ist; vielmehr muß 
vorläufig an der bisher üblichen Berechnungsweise festgehalten werden. 

K. Reicher. 

1975) Arnold, V. Über die Therapie der übertragbaren Genickstarre. (Zbl. 
f. i. Med. 1908, Nr. 19, S. 456—467. 

1. Durch Verabreichung von Salzsäure ließ sich in einer Reihe von Fällen 
das im Gefolge der Meningitis auftretende Erbrechen, welches jede Nahrungs¬ 
aufnahme aufs äußerste erschwerte oder vereitelte, sowie in leichteren Fällen 
die Appetitlosigkeit erfolgreich bekämpfen, während durch Morphium, welches 
die Entleerung des Magens verzögert und daher der Stagnation des Magen¬ 
inhalts Vorschub leistet, dieses bedenkliche Symptom eher eine Verschlimmerung 
erfuhr. 

2. In mehreren Fällen von übertragbarer Genickstarre wurde durch epider- 

matische Anwendung von Guajakol binnen einigen Tagen Rückgang des Fiebers 
und der meningitischen Krankheitserscheinungen und binnen kurzer Zeit die 
definitive Ausheilung der Krankheit erzielt. Fritz Loeb . 

Immunität; Toxine, Bakteriologisches. 


1976) Gonradi, H. Ein einfaches klinisches' Verfahren zur Züchtung der 
Meningokokken. Aus d. Kgl. bakteriol. Untersuchungsanstalt in Neunkirchen. 
(D. med. Woch. 1908, Nr. 28, S. 1222.) 

Die bei der Lumbalpunktion unter aseptischen Kautelen erhaltene Spinal¬ 
flüssigkeit des Genickstarrekranken wird zentrifugiert, die vom Sediment ge¬ 
trennte Flüssigkeit 1 — 2 Stunden bei 60 0 erhitzt und zu lackmusneutralem 
Nähragar auf Petrischalen ausgegossen. Der Bodensatz der Punktionsflüssigkeit 
wird dann auf 2—3 solche Petrischalen ausgestrichen. Reiß. 


1977) Woithe. Eine Prftzisionssaugvorrichtung für Meßpipetten. (Ar¬ 
beit aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte 1908, Mai, Bd. 28, H. 2. S. 401 
bis 404. 

Die recht praktische Saugvorrichtung (bei P. Alt mann, Berlin NW.) be- 

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Referate. 


763 


steht aus einer kleinen etwa 6—7 ccm fassenden Spritze, die durch ein U-för- 
miges Ansatzrohr und seitlich an der Fassung der Spritze angebrachte Haken 
so mit der Pipette verbunden ist, daß die Verbindung fest und doch leicht aus¬ 
lösbar und ohne Verlängerung des Ganzen hergestellt ist Der Apparat läßt 
sich mit Vorteil in folgenden Fällen verwenden: 1. Beim Arbeiten mit besonders 
giftigem, infektiösem oder ekelerregenden Material. — 2. Wenn man geringe und 
geringste Mengen (einzelne Teilstriche) genau dosiert aufsaugen und dann aus¬ 
fließen lassen will. — 3. Zum restlosen Abhebem von Flüssigkeiten, die über 
Bodensätzen stehen. — 4. Zum genauen Bestimmen der Tropfengröße. — 
6. Durch Aufsetzen von Kanülen auf die Ausflußöfinung besonders angeschlossener 
Pipetten ist es möglich, kleinste Mengen genau dosiert direkt aus der Pipette 
Tieren einzuspritzen. Fr. Franz. 

1978) Haendel. Zur Differenzierung der Ruhrbakterien mittels der Agglu¬ 
tination, der Komplementablenkung und bakteriotropen Immunserumwirkung. 

(Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte 1908, Mai, Bd. 28, H. 2. S. 
368—376.) 

Als.Ruhrerreger wurden von Martini und Lentz mittels der Agglutination 
zwei Gruppen von Bakterien 1. vom Typus Shiga-Kruse und 2. vom Typus 
Flexner unterschieden. Trotzdem die Agglutinationsreaktion sich in diesen und 
einer Reihe anderer Untersuchungen als spezifisch erwiesen hatte, wurden aber 
auch Ruhrimmunsera beobachtet, welche mit einer Shiga-Kruse-Kultur herge¬ 
stellt waren, aber dennoch auch Flexnerstämme annähernd gleich agglutinierten, 
und umgekehrt wurde über Flexner-Immunsera berichtet, die auch Shigakulturen 
hoch mitagglutinierten. Diese Mitagglutination soll von der verwendeten Tier¬ 
art abhängig sein und z. B. bei Pferden Vorkommen und bei Ziegen fehlen. 
Außerdem sollen auch schon normale Pferdesera häufig für Flexnerbazillen Ag¬ 
glutinin in erheblichen Mengen, für Shigabakterien dagegen nur spärlich ent¬ 
halten. — Das im Kaiserlichen Gesundheitsamte vorrätig gehaltene aggluti¬ 
nierende Ruhrserum, das vor drei Jahren durch Immunisierung eines Esels mit 
einem Shiga-Kruse-Stamm gewonnen war, agglutinierte die zu seiner Herstellung 
benutzte Shigakultur nur bis zu einer Verdünnung von 1:600, dagegen Flexner¬ 
bazillen bis 1:1000. Es wurde nun die Immunisierung des Esels wieder aufge¬ 
nommen, wobei die jeweiligen Serumwerte für die beiden Typen genau syste¬ 
matisch kontrollliert wurden, und weiterhin das Verhalten normaler Eselsera 
den beiden Gruppen gegenüber geprüft. Außer der genannten Shigakultur und 
einer Flexnerkultur wurden drei südwestafrikanische Ruhrstämme und eine Y- 
Ruhrkultur zu den Untersuchungen herangezogen. Es zeigte sich zunächst auf¬ 
fallenderweise, daß das Serum des seit drei Jahren nicht mehr behandelten 
Esels den ursprünglich zur Immunisierung benutzten Shigastamm und die drei 
afrikanischen Kulturen noch bei 1:300, den Flexner- und den Y-Ruhrstamm so¬ 
gar noch bei 1:600 agglutinierte. Bei Untersuchung der Sera von sieben nor¬ 
malen bezw. mit anderen Bakterien (Cholera, Typhus, Paratyph-B, Recurrens) 
vorbehandeltan Eseln fand sich, wie bei Pferden, eine recht hohe Agglutinations¬ 
kraft für Flexnerstämme, eine geringere für Shigakulturen. Bei Immunisierung 
mit Shiga-Kruse-Stämmen kann eine solch beträchtliche Mitagglutination von 
Flexner- und Y-Kulturen eintreten, daß der Titer des Serums für diese Gruppe den für 
Shiga um das Mehrfache übersteigt Da nach ihrem verschiedenen Verhalten 
gegenüber dem Castellanischen Absorptionsversuch die Normalagglutinine und die 
Agglutinine der Immunsera für Flexner nicht als identisch anzusehen sind, so ist 
das Auftreten der Flexner-Agglutinine im Immunserum nicht als eine Vermeh¬ 
rung des im Normalserum enthaltenen Agglutinins, sondern als eine direkte Agglu- 
tininneubildung auch für den heterologen Stamm im Immunserum aufzufassen, 
während die Normalagglutinine selbst verschwinden. Eselimmunsera eignen sich 
also zu einer Differenzierung der beiden Ruhrtypen nicht, dagegen erwiesen 
sich für diesen Zweck Sera von Kaninchen als gut brauchbar. Bei Prüfung mit 
der Bordetschen Komplementablenkungsmethode zeigte sich bei dem Esel¬ 
serum ein starkes, bei den Kaninchenseris ein schwächeres Übergreifen der 
Bordetschen Reaktion auch auf die heterologen Stämme jedoch löst das 

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Referate. 


Eselserum nicht wie bei der Agglutination mit dem heterologen Stamm, sondern 
mit dem homologen die stärkere Reaktion aus. Was schließlich die Phago- 
cytose der Ruhrbazillen anlangt, so kommen sowohl dem Esel- wie den Kaninchen- 
Ruhr-Seris eine deutliche bakteriotrope Wirkung zu. Dabei beeinflußt auch 
hier das Shiga-Eselserum nicht nur Shiga-Kruse-, sondern auch Flexner- und Y- 
Bazillen. Anscheinend ist aber die bakteriotrope Serumwirkung spezifischer als die 
Agglutination. Fr. Franz. 

1979) Tsurus&ki, H. Zur Kenntnis der komplexen Hämolysine. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. X, S. 346—366.) 

1. Harnstoff und einige diesem verwandte Substanzen vermögen die spe¬ 
zifische Hämolyse durch Beeinträchtigung der Komplementwirkung zu hemmen. 

2. In Übereinstimmung mit Sachs und Terunchi wird die Annahme eines 
starkwirkenden komplementzerstörenden Fermentes zur Erklärung des Hämo¬ 
lysenverlustes bei der Dialyse und bei der Verdünnung herangezogen. 

A. Reicher. 

1980) Kentzler, Gyula u. Bencziir, Gyula. Agglutinatiö vegyes fertOzösnäL 
(Agglutination bei gemischten Infektionen.) I. medizinische Klinik der Univer¬ 
sität Budapest (Magyar orvosi Archivum 1908, N. F., Bd. IX, S. 73—93.) 

Verfasser beobachteten einen Fall von Puerperalfieber und Typhus, in 
welchem das Blutserum Typhusbazillen gut agglutinierte. An der Hand dieser 
Beobachtung stellten sie Versuche an Kaninchen an, welche sie zum Teil gleich¬ 
zeitig, zum Teil abwechselnd mit abgetöteten Typhus- und Dysenteriebazillen 
und Staphylokokken behandelten. Die agglutinierende Wirkung des Blutserums 
gegen Typhusbazillen wurde nach dem Behandeln der Tiere nicht nur nicht 
vermindert, sondern von 6000 auf 9000 resp. von 2000 auf 8000 gesteigert Die 
viel geringere agglutinierende Wirkung des Serums der mit Staphylokokken 
behandelten Tiere gegen Staphylokokken wurde durch das nachträgliche Be¬ 
handeln der Tiere mit Typhusbazillen ebenfalls nicht beeinflußt Ganz gleiche 
Resultate gaben die mit Typhus- und Dysenteriebazillen angestellten Versuche. 

Wenn die Tiere gleichzeitig mit zwei Bakteriumarten behandelt wurden, 
so erhielt ihr Serum beiden gegenüber dieselbe agglutinierende Wirkung, als 
bei der isolierten Behandlung mit nur einer Art 

Bei der Behandlung der Tiere mit nicht abgetöteten Bazillen konnten die¬ 
selben Erscheinungen beobachtet werden, nur die erreichte agglutinierende Wir- 
kung war weniger intensiv. Infektion und Immunisierung sind also in dieser 
Hinsicht qualitativ gleichwertig. Die Bildung eines Agglutinins wird also durch 
die Bildung eines anderen nicht gestört. In einem Falle traten nach der Be¬ 
handlung mit Blut im Serum eines Tieres, welches bereits Typhus- und Dysen- 
terie-Agglutinine enthält, auch Hämolysene gegen Rinderblutkörperchen auf. 
Bei einer mehrfachen Infektion kann der Organismus mehrere Antikörper gleich¬ 
zeitig bilden. Reinbold. 


Arznei-, Nahrungs- und GenussmitteL 


1981) Sternberg, W. (Berlin). Kost und Küche im Krankenhang. (Ztschr. 
für physik. und diätet Therapie 1907—1908, Bd. XI, Heft X, S. 603—608.) 

Sternberg schließt seinen lesenswerten Vortrag, den er auf dem inter¬ 
nationalen Kongreß für Hygiene und Demographie in Berlin gehalten hat, folgender¬ 
maßen: Bedemrt man dagegen, welche erstaunlichen Mittel die äußere Medizin 
aufbietet, um das höchste Maß der Vervollkommnung ihrer Technik, ihrer In¬ 
strumente und Apparate zu erreichen, so muß man sich doch wundem, daß die 
innere Medizin die Ernährung und die Technik der Ernährung, die Kranken¬ 
küche verhältnismäßig wenig berücksichtigt Dabei ist doch noch wichtiger als 
das Messer der Chirurgen und auch noch wichtiger als die Medizin der Apotheke 
die Küche, denn sie wendet sich doch an alle Kranke gleichmäßig. Der Magen 
ist sogar der beste Hilfsapparat zur Heilung aller Krankheiten, aller Organe. 
Schon deshalb verdient eine größere Berücksichtigung als bisher.das aller- 


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Referate. 


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mächtigste, das aüemötigste und das allgemeinste Heilinstrument im Kranken¬ 
haus. Und das ist die Kost und Küche im Krankenhaus. K. Bomstein. 


1982) Rosenthal* 0. (Berlin). Die Behandlung der Syphilis mit Arsenik. 

(Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 3, S. 101—108.) 

Der Autor rät dringend von der Anwendung des Atoxyls bei Syphilis ab, 
da das Mittel keineswegs atoxisch ist und empfiehlt Einspritzungen von arseniger 
Säure (Acid. arsenic. 0,8, Acoin. 0,12, Aq. aestill. 40 , Thymol 9,6 zur Steril¬ 
erhaltung) als geeignet in Fällen von Idiosynkrasie und Intoleranz gegen Queck¬ 
silber oder bei Wirkungslosigkeit von Jod. Ferner in Fällen, in denen dem 
Organismus Ruhe gegönnt werden und er sich von einer erst unlängst über¬ 
standenen Quecksilberkur erholen soll, in denen also kurz nach beendigter Kur 
ein Rezidiv auftritt oder die Erscheinungen nicht vollständig geschwunden sind. 
Ferner bei hartnäckigen lichenartigen, tuberösen und ulcerösen, der Behandlung 
längere Zeit Widerstand leistenden schweren Hautformen, wie sie besonders bei 
der Lues maligna im Früh- und Spätstadium häufiger Vorkommen — hier Ar¬ 
senik mit Jod —, bei Lues mit spezifischen Dermatosen oder Tuberkulose, bei 
anämischen, abgemagerten und neurasthenischen Individuen, als Zwischenkur 
oder in Fällen, wo man die Diagnose, wie bei verheirateten Frauen, gern für 
sich behält und eine Blutemeuerungskur macht Arsenik ist ein Roborans und 
verdient nach Quecksilber und Jod den ersten Platz in der Luestherapie. 

AT. Bomstein. 

1988) Pielicke, O. Tuberkulin gegen Nierentuberkulose. (BerL kl. Woch. 
1908, Nr. 3, S. 109—112.) 

„1. Die Behandlung der isolierten Nierentuberkulose mit Tuberkulin führt 
anscheinend zuweilen zur Heilung. 2. Bei doppelseitiger Nierentuberkulose und 
Komplikation mit Lungentuberkulose ist die Tuberkulinbehandlung indiziert. 
3. Es wird von Fall zu Fall entschieden werden müssen, ob man die Exstirpation 
einer Niere oder die Tuberkulinbehandlung wählen will. Bei weit vorgeschrittener 
Nierentuberkulose der einen Seite wird die Exstirpation sicher die beste Methode 
bleiben. 4. ’ Stellt sich nach einer Nephrektomie heraus, daß auch die zweite 
Niere tuberkulös ist, so empfehle ich die Behandlung mit Tuberkulin. 6. Bei 
Blasentuberkulose scheint das Tuberkulin besonders günstige Resultate zu zeitigen.“ 
— So schlußfolgert der Autor auf Grund seiner Erfahrungen. Er hatte die günstige 
Wirkung des Tuberkulins vor 14 Jahren bei eigener Lungentuberkulose kennen 
gelernt und war dadurch zu weiterer Anwendung hoffnungsvoll und mit Erfolg 
geschritten. — K. Bomstein . 


1984) Salkowski, E. Über eine neue Arsen und Phosphor enthaltende 
Eisenverbindung. Aus der chemischen Abteil, des patholog. Instituts der Uni¬ 
versität zu Berlin. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 4, S. 142—144.) 

Aus anderweitigen Versuchen mit arseniger Säure, von der nur ca. 30 °/ 0 
wieder ausgeschieden wurden, hielt es Salkowski für wahrscheinlich, daß das 
Arsen im Körper in Form von Verbindungen abgelagert werden konnte, welche 
den phosphorhaltigen Nukleoproteiden ähnlich sind, oder daß das Arsen vielleicht 
in den Nukleoproteiden selbst einen Teil des Phosphors substituiert. Salkowski 
versucht es, ähnliche Verbindungen außerhalb des Körpers darzustellen, denen 
vielleichte besondere therapeutisch verwertbare Eigenschaften zukamen. Er 
wählte die bei Verdauung des Kaseins entstehende Paranukleinsäure, und es 
gelang ihm, eine Phosphor und Arsen enthaltende Eisenverbindung zu erhalten, 
in welcher das Arsen locker gebunden ist Nach Versuchen an Kaninchen wird 
die Verbindung, in alkalischer Lösung in den Magen gebracht, leicht resorbiert. 
Die Ausscheidung, innerhalb der ersten 24 Stunden beginnend, dauert etwa 
12 Tage; der Kot enthält äußerst wenig Arsen. Die Prüfung einer Mischung 
dieser Verbindung mit Triferrin (paranukleinsaures Eisen) in einer durch aroma¬ 
tische Zusätze vor dem Verderben geschützten Lösung durch M. Mosse im 
poliklinischen Universitätsinstitut (Senator) ergab, daß das Mittel gern genommen 
und gut vertragen wurde. Nach längerem Gebrauch des „Arsentriferrol“ zeigte 
sich Besserung des Allgemeinbefindens und des objektiven Befundes. 

K. Bomstein . 


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Referate. 


1986) Delon (Saint-Die). La citarine dans le traitement de la goutte. (Gaz. 
hebdomadaire des Sciences medicales, 1907, Nr. 42.) 

Die Citarin-Behandlung wurde vom Verfasser in einer Anzahl Fälle von 
akuter Gelenkgicht, bei denen vorher verschiedene Behandlungsmethoden ohne 
Erfolg gewesen waren, angewandt Vom 2. bezgL 3. Tage an wurde ein Nach¬ 
lassen der subjektiven Beschwerden konstatiert, die schmerzhafte Geschwulst 
der Gelenke nahm beträchtlich ab, das Gehen wurde ermöglicht und der Schlaf 
ein ruhiger. Selbst wenn einmal die Gelenkschwellung weniger beeinflußt wurde, 
war doch immer die Dauer des schmerzhaften Anfalles bedeutend abgekürzt 
Stets war die Diurese deutlich vermehrt Unangenehme Nebenwirkungen wurden 
nie beobachtet, nur in zwei Fällen, wo das Citarin sehr lange genommen wurde, 
trat eine leichte, vorübergehende Diarrhoe aut Ein von Delon ausführlich be¬ 
schriebener Fall ist besonders interessant 

Bei chronischer Gicht, wenn Citarin nicht schnell genug wirkt, wäre es 
vielleicht angebracht, dasselbe mit Aspirin abwechselnd zu geben. 

Jedenfalls kann man stets mit Zuversicht zum Citarin greifen und es als 
ein wertvolles Hilfsmittel bei Gicht betrachten. Schittenhelm . 


1986) Maaaini. Di un Alc&loide del gruppo delle Tropeine e sua axione 
flsiologica e medicamentosa. Aus der med. Universitätsklinik (Prof. E. Marag- 
liano) in Genua 1907. (D Tommasi, Nr. 20.) 

Auf Veranlassung von Prof. Tedeschi verwandte Massini das Eumydrin 
verschiedentlich bei Stenosis spastica, Gastralgie, nervösem Vomitus, Cardia- 
krämpfen usw. und kommt auf Grund seiner Erfahrungen zu dem Resultat, daß 
das Eumydrin bei diesen Magenerkrankungen ein ausgezeichnetes Ersatzmittel 
für Atropin ist infolge seiner sekretions- und krampfetillenden Wirkung; daß es 
gut vertragen wird und auch noch insofern den Vorzug vor Atropinsulfat ver¬ 
dient, weil es erheblich weniger toxisch ist als das letztere und auch die un¬ 
angenehmen Nachwirkungen des letzteren nicht besitzt Schittenhelm. 


1987) Giovanni, G. Süll* uso del nuovo preparato di idio; la saiodina. 
Aus der med. Universitätsklinik in Rom. (Gazzetta degli ospedali e delle 
cliniche 1907, Nr. 63.) 

Verfasser hat vor allem in zweierlei Richtung die Eigenschaften des Sajodins 

S Hilft: 1. Ob das Sajodin, welches nur 25°/ 0 Jod gegenüber dem 76°/ 0 jod- 
tenden Jodkali besitzt, von gleich intensiver Wirkung ist — 2. Ob in Fällen 
von Intoleranz das Sajodin besser vertragen wird. Aus einer Anzahl von Ver¬ 
suchen hat er die Gewißheit erlangt, daß das Präparat der ersteren Bedingung 
entspricht Seine Untersuchungen ergaben, daß nach Einnahme von Jodsalzen 
das Jod schon nach wenigen Minuten im Ham und im Speichel auflritt, während 
es bei Sajodinmedikation erst nach einigen Stunden nachzuweisen ist (Die Unter¬ 
suchungen der meisten anderen Autoren haben eine ebenso schnelle Jod¬ 
ausscheidung konstatiert. Ref.) Verfasser meint, daß entweder die Absorption 
eine langsamere sei oder die Ausscheidung sich verzögere. Wahrscheinlich sei 
das erstere der Fall, da das Präparat ja erst im Darm gespalten würde und daher 
die Magenreizung mit ihren bekannten Folgeerscheinungen ausbliebe. Dieses 
gegenseitige Verhalten läßt sich vergleichen mit dem von Aspirin zu den übrigen 
Sauzylaten. Schittenhelm. 


1988) Alberto del Monte. II nuovo midriatico Eumidrina. Nota pratica 
di terapia oculare. Aus der Universitäts-Augenklinik in Neapel. (Archivio di 
Ottalmologia 1905, Vol. XII, Fase. 9—10.) 

Resume: 1. Die mydriatische Wirkung des Eumydrins ist im allgemeinen 
direkt proportional der Dosis in Bezug auf Energie, Dauer und Schnelligkeit 

2. Eumydrin ist 50 mal weniger toxisch als Atropin und scheint keinen 
Einfluß auf den intraokularen Druck auszuüben. 

3. Im Vergleich mit Atropin hat Eumydrin eine weniger schnelle, weniger 
energische und kürzere Wirkung. 

Der Hauptwert des Eumydrins besteht in seiner geringen Toxizität und in 
der Möglichkeit, die Wirksamkeit mit der Dosis zu regulieren. Es ist das beste 


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Referate« 


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unter den Ersatzpräparaten des Atropins, das es besonders in Fällen, wo Atropin 
schlecht vertragen wird, ferner bei Kindern und Greisen ersetzen muß. 

Für opMhalmoskopische Zwecke genügt eine 1 j% proz. Lösung; die Dauer der 
Mydriasis kann durch ein entsprechendes Myoticum (1 °/ 0 Pilokarpin) bedeutend 
verkürzt werden. 

Um 1 / J - und lproz. Atropinlösungen zu ersetzen, verwende man 2- bezgl. 
5 proz. Eumydrinlösungen. Wenn erforderlich, kann man sogar eine lOproz. 
ohne jegliche Gefahr einträufeln. SchiUenhelm. 

1989) Teschemacher (Neuenahr). Die Neuenahrer Kur bei Di&bes mellitus. 

(Petersb. med. Wschr. 1908, Nr. 18, S. 127—131, Nr. 15, S. 136—141, Nr. 15, 
S. 149—152.) Fritz Loeb. 

1990) v. Bunge. Die Kochsalzsurrogate der Negerstämme. (Ztschr. £ Biol. 
1908, Bd. 61, S. 105—114.) 

v. Bunge hatte die Vermutung ausgesprochen, daß das Verlangen nach 
Kochsalz bei Völkern, die von vegetabilischer oder gemischter Kost leben, mit 
der Tatsache Zusammenhänge, daß die vegetabilische Nahrung reicher an Kali¬ 
salzen und ärmer an Natronsalzen ist als die animalische. Da die Kalisalze dem 
Körper Natron entziehen, entsteht das Bedürfnis nach Ersatz. 

Dem hatte Lapicque mit dem Hinweise widersprochen, daß gewisse Neger¬ 
stämme zu ihrer Nahrung Pflanzenasche fügen, die arm an Natron und reich an 
Kali ist 

v. Bunge hat sich nun eine Reihe derartiger Pflanzenaschen, die von ver¬ 
schiedenen Negerstämmen benutzt werden, kommen lassen und fand, daß von 
8 Kochsalzsurrogaten 6 im Verhältnis zum Kali weit größere Natronmengen 
enthalten wie unsere natronreichsten Nahrungsmittel, und nur drei nur so kali¬ 
reich und natronarm sind, wie unsere kalireichsten vegetabilischen Nahrungs¬ 
mittel. Das letztere scheint die Ausnahme zu sein; und sobald die Negerstämme 
sich Kochsalz verschaffen können, ziehen sie es ihrer Asche vor. Afetnertz. 

1991) Michael, E. (Berlin). Zur Fibrolysinbehandluxw perigastritischer Ver¬ 
wachsungen. Aus d. inneren Abt. d. Augusta-Hospitals: Geh.-Rat Ewald. (Berl. 
klin. Wschr. 1907, Nr. 60, S. 1606—1610.) 

Günstige Einwirkung des Fibrolysins bei Speiseröhrenstriktliren, bei peri- 
tonitischen, speziell perigastritischen Adhäsionen. Bei der Schwierigkeit, letztere 
medikamentös hydrotherapeutisch oder mechanisch zu beeinflussen, ist ein Ver¬ 
such mit Fibrolysin wohl gerechtfertigt Bomstein . 

1992) Longe et Clöret. De l’emploi de la morphine en thörapeutique in* 
fantile. (Die Anwendung des Morphins in der Kinderheilkunde.) (A. gen. de 
med. 1908, Nr. 5, S. 273.) 

Da alle die bekannten Antispasmodica bei den spastischen Zuständen des 
Larynx häufig im Stich lassen, so wagten sich die Autoren trotz der allgemein 
geltenden Schulmeinung von der Schädlichkeit der Opiate für Kinder wieder 
an die Anwendung des Morphins als einen reinen wohl dosierbaren Körper und 
erzielten damit sehr gute Erfolge. Das Morphin (als Injektion) wurde selbst von 
Säuglingen stets sehr gut ertragen und oft waren sogar ziemlich hohe Dosen 
nötig. Im allgemeinen nahmen die Autoren als Minimaldosen an (bei Verwendung 
einer lproz. Lösung): fürs erste Lebensjahr x / s ccm, fürs zweite x / a ccm und fürs 
dritte */ 8 ccm; bei «dien anderen Kindern 1 ccm. 

Die Verfasser glauben, daß sie speziell bei Croup viel geleistet und etwa 
in der Hälfte der Fälle die Intubation umgangeri haben. Die Kinder schlafen 
ruhig ein und beim Wiederaufwachen sei dann inzwischen das Serum zur Wirkung 
gelangt Auch in den Fällen von erschwerter Extubierung helfe Morphin häufig 
mit, daß das Kind früher ohne Tube wieder zu atmen lernt Dteischy. 


Büchepbesppechungen. 

1993) Lungwitz, Hans. Stoffwechselversuche über den Eiweißbedarf des 
Kindes. (C. Marhold, Verlagsbuchhdlg., Halle a. S. 1908.) 

Nach stark theoretisierender, viele imwahrscheinliche Hypothesen enthalten- 


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Referate. 


der Einleitung bringt der Autor Stoffwechselversuche, aus denen abgeleitet werden 
kann, daß beim Kinde schon mit geringer Eiweißzufuhr Stickstofiretention erzielt 
werden kann. Daß aber damit bewiesen sein soll, daß der Eiweißbedarf des 
Kindes wirklich ein so geringer ist, ist ebenso ein Fehlschluß des Verfassers, 
wie seine Ansichten unrichtig sind, daß der Begriff der Eiweißvergiftung mehr 
und mehr die festen Umrisse eines eigenartigen Krankheitsbildes gewinnt. Kurz¬ 
fristige Versuche wie die vorliegenden können in so wichtigen Frage niemals 
eine Entscheidung bringen — die umso mehr in die Ferne gerückt wird, wenn 
nicht nur absolut gesunde Kinder f(lr die Versuche herangezogen werden, sondern 
auch rekonvaleszente, deren Zellen sich in Bezug auf die Stickstoffazidität anders 
verhalten, wie in der Literatur vorliegende gründliche Versuche lehren. Wer sich 
über das Eiweißminimum orientieren will, greife nicht zu vorliegender Broschüre, 
sondern zu Rubners klassischem Vortrag auf dem Hygiene-Kongreß. LangsUin. 

1994) Steraberg, W, (Berlin). Kochkunst und ärztliche Kunst. Der Geschmack 
in der Wissenschaft und Kunst. (Stuttgart 1907, Verlag von Ferdinand Enke, 
280 S. Preis geh. 6 Mk.) 

Geschmack und Kochkunst sind von den medizinischen Disziplinen bisher 
am wenigsten berücksichtigt worden, meint der Autor in seinem Vorwort Ein 
schwerer Vorwurf trifft die Aerzte, die leider immer noch viel zu wenig Wert 
auf die genaue Kenntnis der in den letzten Jahren wissenschaftlich und praktisch 
weit fortgeschrittenen Diätotherapie, der Lehre von Nahrung, Emähning und 
Stoffwechsel legen. Es ist ein großes Verdienst Ernst von Leydens, daß 
er diesen wichtigen Zweig ärztlichen Handelns besonders gefördert, wenn auch 
nicht begründet hat, wie der Autor hervorhebt Mit Recht betont der Verfasser, 
daß andere Heilfaktoren längst selbständig geworden sind: die Kunst des 
Kochens und des Geschmackes würde noch sehr stiefmütterlich behandelt 
Sternberg hat sich große Verdienste um die Physiologie des Geschmackes 
erworben. Da er auch seit Jahren der Kochkunst spezielle Studien gewidmet 
hat, war er wohl in erster Reihe berufen, sich in emer Monographie über die 
ängeregten Fragen zu äußern. Das Werk zeugt von Sach-, Fach- und reicher 
Literaturkenntnis. Es regt an, belehrt, fordert aber auch an manchen Stellen 
zum Widerspruch auf. Besonders energisch muß ich mich gegen die Stelle 
wenden, wo es heißt: das schmackhafteste Heilmittel und das angenehmste 
Nahrungsmittel ist und bleibt der Wein. Hat denn der Autor unterlassen, die 
ernste Alkoholfrage zu studieren? Wein ist weder ein Heilmittel, noch viel 
weniger ein Nahrungsmittel, weil ein Gift nicht nähren kann. Auch gegen die 
Bedeutung der Frau in der Kochkunst und die Kritik der modernen Frauen¬ 
bewegung muß ich mich ablehnend verhalten. Ich fürchte, der Autor hat sich 
sehr einseitig informiert, wenn er glaubt, daß das zielbewußte Hinausstreben 
der modernen Frau sich mit der intimen Häuslichkeit, ihrem Wert und ihrem 
Nutzen für die Familie, nicht verträgt Ich kämpfe selbst für die Frauen¬ 
emanzipation, für die Gleichberechtigung der Geschlechter, habe aber nach ge¬ 
nauer Kenntnis der Führerinnen der Bewegung und der Frauenfrage selbst 
eine wesentlich andere und — bessere Meinung von der strebenden Frau. — 
Und wer, wie Sternberg, der Diätetik und der Kochkunst den weitesten Raum 
in der Therapie einräumen will, wird der Chemie und Industrie für ihre weit¬ 
reichende Unterstützung dankbar sein müssen: sie vereinfacht und vermehrt 
diese Kunst und gestattet, sie auch in der Hütte des Aermsten anzuwenden, 
in gesunden wie in kranken Tagen. — Meines Erachtens unterschätzt der Autor 
den Wert der Chemie und der Industrie. »Künstliche« Nährpräparate gibt es 
nicht, das möchte ich auch an dieser Stelle wiederholen. 

Das ernste Verlangen des Autors, der diätetischen Therapie und ihrem 
wesentlichen Teilen, der Kochkunst, eine ihrer Bedeutung würdige Stelle zu 
schaffen, verdient volle Anerkennung und Unterstützung. Das Studium des 
fließend geschriebenen, in dem bekannten Verlage erschienenen Buches ist jedem 
zu empfehlen, der für diesen wichtigen Zweig ärztlichen Handelns Interesse hat 
Und ein Jeder muß das Interesse und das Verlangen haben, sich aufklären und 
belehren zu lassen. Auf die Einzelheiten des Werkes einzugehen, verbietet der 
Raum. Es mehrt des Arztes Wissen und weckt sein Gewissen. Bomstein. 

Fflr die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. JL 8 oh Uten he lm .Erlangen, Hofmannetr. tl. 

Eigentümer und Verleger Urban Jt 8ehwarnenberg ln Berlin und Wien. 

Dmak vah R. Warna* Satin In Wirf mar. 





ZENTRALBLATT 

Ar die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahrg. 2. Oktoberheft 1908 Nr. 20 


Naohdrnek verboten. 

Original-Artikel. 

Zur Kasuistik der Apoplexia panereatls mit multipler 
Fettgewebsnekrose. 

Von 

Igor Wokatsch u. I. Rachmaninow. 

Erkrankungen des Pankreas sind überhaupt sehr selten. Nach der Statistik 
von Oser entfallen auf 18509 Sektionen 16 Fälle. Was aber diejenige eigen¬ 
artige Krankheitsform betrifft, welche den Gegenstand unserer Mitteilung bildet, 
so stellt dieselbe eine exklusive Seltenheit dar. Auf die erwähnten 18509 Autopsien 
kommt nur ein Fall von hämorrhagischer Pankreatitis. Unter dieser letzteren 
verstehen wir denselben Zustand des Pankreas, der von manchen Autoren als 
Apoplexie desselben bezeichnet wird. Diese letztere wollen wir mm in ihrer 
gewöhnlichen und typischen Kombination mit der sogen. Fettgewebsnekrose 
betrachten. 

Schematisch kann das Krankheitsbild folgendermaßen gezeichnet werden. 
Ein mit Obesitas behafteter Alkoholiker mittleren Alters erkrankt plötzlich unter 
einem Symptomenkomplex, der in hohem Grade an akute Peritonitis, an Ileus 
oder Vergiftung mit Wurst- oder Fischgift erinnert. Nach einigen Tagen tritt 
der Tod an Kollaps ein. Bei der Sektion findet man das Pankreas mehr oder 
minder mit Blut durchtränkt, häufig in mehr oder minder bedeutendem Grade 
nekrotisch, während das Fett um das Pankreas herum und in den benachbarten 
Gegenden (Omentum, Mesenterium, subperitoneales Bindegewebe) eine Ver¬ 
änderung darbietet, welche man als Fettnekrose (Steatonecrosis) bezeichnet. 
Dieselbe ist eine eigenartige Zersetzung des Fettes, in deren Resultat die in der 
!Zelle enthaltenen Fetttropfen sich in Kristalle von freien Fettsäuren verwandeln, 
welche stellenweise Kalksalze bilden. 

Als Grundleger der Literatur der Fettnekrose muß man den deutschen Arzt 
Baiser betrachten, der auch den Terminus »Fettnekrose« eingeführt hat. Ein 
Jahr später hat Chiari eine Korrektur des Terminus vorgenommen und den in 
Rede stehenden Prozeß als »Fettgewebsnekrose« bezeichnet Diese Bezeichnung 
ist auch in der Literatur festgehalten worden. 

Als zufälligen Befund bei der Sektion findet man zirkumskripte Herde von 
Fettgewebsnekrose in 17,24 °/ 0 sämtlicher Fälle von Autopsie. Fälle von multipler 
Steatonekrose hat Truhart in der Weltliteratur 278mal gefunden. Von diesen 
278 Fällen wiesen 113 zugleich Apoplexie des Pankreas auf. Von ziemlich zahl¬ 
reichen Versuchen, die Pathogenese der Steatonekrose und deren Zusammenhang 
mit Hämorrhagien des Pankreas aufzuklären, sind zwei Theorien als wissenschaft¬ 
lich begründet zu betrachten, und zwar die Mikroben- und die Fermenttheorie. 

N. P. ULJihff. Digitized by^jOO^IC 







770 


Original-Artikel. 


Beide Theorien haben eine große Anzahl von Anhängern und genießen in der 
Literatur das gleiche Bürgerrecht. Die Mikrobentheorie beruht auf Tatsachen 
zweierlei Art: 1. man hat in den Herden der Fettgewebsnekrose Mikroorganismen 
gefunden (Baiser, Fitz, Dieckhoff, Ponfick); 2. man hat Fettgewebsnekrose 
experimentell durch Einführung von Mikroorganismen in den Ductus Wirsungianus 
zu erzielen vermocht. Fitz hat darauf aufmerksam gemacht, daß nicht jede 
Erkrankung des Pankreas zu Fettgewebsnekrose führt. Letztere findet man nur 
bei akuten, entzündlichen Prozessen in der Drüse, am häufigsten bei Hämor- 
rhagien und gangränösen Pankreatitiden, seltener bei suppurativen. Fitz betrachtet 
den gesamten Prozeß als einen infektiösen, entzündlichen, der sich von der Drüse 
auf die umgebenden Gewebe ausbreitet. In 4 Fällen ist es ihm tatsächlich ge¬ 
lungen, Mikroorganismen zu finden. Von den 278 Fällen von Fettgewebsnekrose, 
welche von Truhart gesammelt wurden, wurden 80 bakteriologisch untersucht, 
wobei nur in 22 Fällen Mikroorganismen gefunden wurden, und zwar: Staphy- 
lococcus pyogen, citreus, Streptococcus, Diplococcus Fraenkeli, Bacillus pyo- 
cyaneus und zahlreiche verschiedene Arten Mikroorganismen unbestimmter 
Natur. Am häufigsten findet man Bact. coli commune. Jedoch sind alle diese 
postmortalen Befunde nicht beweiskräftig, da Chvostek nachgewiesen hat, vrie 
rasch und wie leicht post mortem Bakterien in die Gewebe eindringen, nament¬ 
lich in der Nähe des an Bakterien so reichhaltigen Darmkanals. Hlava gebührt 
das Verdienst, die ersten Experimente über die Rolle der Bakterien bei der 
experimentellen hämorrhagischen Pankreatitis vorgenommen zu haben. Er hat 
Hunden, Katzen, Kaninchen in den Ductus Wirsungianus Staphylococcus pyogenes 
aureus, Pneumococcus, Bacterium coli commune, Bacillus lactis aörogenes, Ba¬ 
cillus pyogenes foetidus, Bacillus diphteriae Löffleri, Mucor corymbifer eingespritzt, 
aber imbestimmte Resultate erzielt. Hierauf folgten die Versuche von Ponfick, 
Körte, Martynow, Carnet und Williams. Das Endresultat war, daß es 
trotz der so großen Anzahl der Gesamtexperimente nur in 9 Fällen gelungen 
ist, auf diese Weise typische Fettgewebsnekrose zu erzielen. Die Einwendungen 
der Gegner der Mikrobentheorie resümiert Truhart folgendermaßen: 1. Gegen 
die Annahme, daß Fettgewebsnekrose die Folge einer Infektion sei, welche aus 
dem Darmkanal auf das Pankreas übergehe, spricht der Umstand, daß auf eine 
Kasuistik von 267 Fällen nur 18 Fälle entfallen, in denen Gastroduodenitis be¬ 
obachtet wurde, und daß auf 58 Fälle, in denen entzündliche Veränderungen im 
Pankreas nachgewiesen wurden, 82 Fälle entfallen, in denen solche Veränderungen 
nicht vorhanden waren. In 42 Fällen wird von den Autoren auf das Fehlen 
jeglicher Peritonitiserscheinungen hingewiesen. 2. Mikroorganismen finden sich 
bei weitem nicht immer, auch ist kein typischer Mikroorganismus gezüchtet, der 
einen ständigen Befund dargestellt hätte. 8. Die Annahme, daß nicht die Mikro¬ 
organismen selbst, sondern die Produkte ihrer Vitalität im Darmkanal, welche 
in die Bauchhöhle eindringen, das wirksame Agens seien, ist aus dem Grunde 
wenig wahrscheinlich, weil doch sonst auch schwere Formen von Fettgewebs¬ 
nekrose keine seltene, sondern im Gegenteil eine sehr häufige, wenn nicht sogar 
konstante Erscheinung gewesen wären. Dagegen spricht auch der Umstand, daß 
man bei perforativer Peritonitis niemals Steatonekrose beobachtet. 


Der Gründer der Fermenttheorie ist Hildebrand. Er unterband Katzen 
den Ductus Wirsungianus, legte hierauf eine Ligatur an den Schwanzteil des 
Pankreas an und unterband schließlich die Venen desselben, um eine Aufnahme 


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Original-Artikel. 


771 


des Saftes in das Blut zu verhindern. Dadurch wurden erreicht: Saftstauung in 
der Drüse und Durchsickerung des Saftes in die umgebenden Gewebe. Bei 
allen diesen Experimenten wurde Fettgewebsnekrose erreicht. Dasselbe Resultat 
wurde auch bei der Transplantation von frisch exstirpierten Pankreasstückchen eines 
anderen Tieres in das Omentum erzielt. Um weiter festzustellen, welches von den 
pankreatischen Fermenten Fettgewebsnekrose hervorruft, führte Hildebrand 4 Ver¬ 
suchstieren in die Bauchhöhle reines Trypsin, und zwar in Dosen von 1,0 ein. Die Tiere 
gingen rasch zugrunde. Bei der Sektion fand man ausgedehnte Blutergüsse unter 
dem Peritoneum, und zwar überall an denjenigen Stehen, welche mit dem Trypsin in 
Berührung waren. Spuren von Fettgewebsnekrose waren nirgends zu sehen. Daraus 
zog Hildebrand den Schluß, daß das Trypsin die Ursache der Hämorrhagie sei, 
während die Steatonekrose durch das Steapsin hervorgerufen werde. Dettmer 
und Milisch haben die Experimente H’s. wiederholt und sind zu demselben 
Schlüsse gelangt. Später hat auch Desjardins die Experimente H’s. wieder¬ 
holt und ergänzt. Er fand, daß die Maäsenunterbindung der Gefäße des Pankreas 
einfache Nekrose desselben erzeugt, und daß nur isolierte Unterbindung der 
Venen Fettgewebsnekrose zur Folge hat. Eine weitere Bestätigung fand die 
Fermenttheorie in den Experimenten von Katz und Winkler. Diese Autoren 
haben 61 Experimente an Hunden ausgefilhrt. Nach Unterbindung und Durch¬ 
schneidung des Ductus Wirsungianus legten sie mehr oder minder zahlreiche 
Ligaturen um das Pankreas, und zwar durch die ganze Dicke desselben unter 
möglichster Schonung der großen Blutgefäße an. Diese Experimente ergaben 
hämorrhagische Infiltration der Drüse in allen möglichen Graden: von kleinen 
Extravasaten bis zur gewaltigen Blutinfiltration des ganzen Pankreas. Daneben 
fand man auch Fettgewebsnekrose, und zwar sowohl in der Gegend der Blut- 
'ergüsse als auch in den benachbarten Teilen. Beide Prozesse fand man in 
manchen Fällen gleichzeitig, in anderen unabhängig von einander. Jedoch fand 
man auch dort, wo makroskopisch nur Nekrose zu sehen war, bei der mikro¬ 
skopischen Untersuchung in mehr oder minder großer Quantität Blut, welches 
aus den Gefäßen ausgetreten war. Das Steapsin wirkte am intensivsten in den¬ 
jenigen Fällen, wo infolge von reichlicher Imbibition mit Blut die Widerstands¬ 
fähigkeit des Gewebes herabgesetzt war. In allen Fällen, in denen die Tiere 
längere Zeit das Experiment überlebten, fand man interstitielle indurative 
Pankreatitis. 

Aus allen Experimenten mit künstlicher Erzeugung von Fettgewebsnekrose 
ergab es sich, daß eine Conditio sine qua non für den Erfolg irgend eine Ver- 
letzungdesPankreas ist. Martyno w erblickt darin einen sehr geistreichen indirekten 
Beweis dafür, daß das verletzte Pankreas der Selbstverdauung anheimfallen könne. 
Es ist bekannt, daß die Bildung von parapankreatischen Hämatomen bisweilen 
monatelang vor sich geht. Das weist auf eine Verletzung sehr kleiner Gefäße 
hin, welche an einer anderen Stelle schon längst thrombosiert worden wären, 
hier muß aber irgend ein Moment im Spiel sein, welches die Thrombosierung 
behindert. Per analogiam mit dem Magen und dem Duodenum drängt sich 
einem unwillkürlich der Gedanke an Selbstverdauung auf. Daß letztere möglich 
sei, hat Chiari bewiesen, der 76 Leichen in besagter Richtung untersucht und 
in 40 Autodigestion festgestellt hat. Blume führt sogar die Fettgewebsnekrose 
auf Autodigestion zurück. Flexner ist auf Grund seiner histologischen Unter¬ 
suchungen und experimentellen Studien der Nachweis gelungen, daß in frischen 

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772 


Original-Artikel 


Fällen in den Herden von Steatonekrose freies, überschüssiges Steapsin in reich¬ 
licher Quantität vorhanden sei. In den späteren Stadien verschwindet dieses 
Ferment, welches mit dem Fortschreiten des Genesungsprozesses immer mehr 
und mehr abnimmt. 

Nach der Fermenttheorie (Langerhans, Truhart) beginnt somit der Prozeß 
mit irgend einer Verletzung des Pankreas (Trauma, Ischämie). Diese Verletzung 
gewährt dem Pankreassaft die Möglichkeit, in die interlobulären Räume einzu- 
dringen. Das Steapsin bildet kleine Herde von Fettgewebsnekrose. Das Trypsin 
präpariert den Weg für die weitere Steapsinwirkung, indem es die Gewebs- 
elemente von einander trennt und die Gefäße zerstört (Hämorrhagien), mit einem 
Wort, die Ernährung in hohem Maße stört Die Blutergüsse geben neue Zer¬ 
störungsherde. Letztere bilden ihrerseits eine Quelle neuer Portionen von akti¬ 
vem Ferment, welches neue Hämorrhagien erzeugt. Es entsteht somit ein Cir¬ 
culus vitiosus. Der Saft dringt somit auch außerhalb der Drüse vor und erzeugt 
dieselbe Nekrose auch in der Nachbarschaft Dabei wird der Plexus coeliacus 
in heftiger Weise gereizt wodurch der an Peritonitis oder Deus erinnernde 
Symptomenkomplex hervorgerufen wird. Bisweilen usuriert das Trypsin das 
Zwerchfell, und das Steapsin ruft nekrotische Herde in der Gegend des Perikards 
und selbst der Pleura hervor. Manche geben die Möglichkeit zu, daß entfernte 
nekrotische Herde (im subkutanen Bindegewebe, im Rückenmark, in der Leber 
usw.) entstehen können. Man führt dies auf eigenartige Embolie durch die Lymph- 
wege mittels Leukozyten, welche das Steapsin in sich aufgenommen hat, zurück. 
Im weiteren Varlauf treten sekundäre Infektionen in Wirksamkeit, indem sie 
Eiterungen und umfangreiche Abszesse hervorrufen. Gegen die Steapsinembolie 
wendet sich Truhart, welcher die Möglichkeit von Steatonekrose bei unmittel¬ 
barer Berührung des Pankreassaftes mit Fettgewebe zugibt 

Jedoch nehmen nicht alle die Fermenttheorie in dieser Form an. Es gelang 
nämlich, hämorrhagische Pankreatitis durch Injektion von verschiedenen Sub¬ 
stanzen in den Ductus Wirsungianus ohne Verletzung des Drüsenparenchyms zu 
erzielen. Bereits Hlava und Wellner führten auf diese Weise Magensaft. Fett¬ 
säuren und verdünnte Salzsäure ein. Die Versuche mit der letzteren hatten 
Blutergüsse und Herde von Fettgewebsnekrose zur Folge, während verdünnte 
Salzsäure an und für sich auf Fette von geringem Einfluß ist Andere Forscher 
erzeugten hämorrhagische Pankreatitis durch die Injektion von Galle (Guleki 
und Opie) und Dannsaft (Heß). Die Rolle aller dieser Substanzen führt man 
auf deren Fähigkeit zurück, den pankreatischen Saft, der an und für sich als in¬ 
different gilt, in aktiven Zustand zu versetzen. Ein solches aktivierendes Agens, 
Kinase, kann beim Menschen aus verschiedenen Quellen stammen: es wird aus 
den Zellen der Drüse selbst bei ihrer Degeneration frei; es wird von der GaUe 
geliefert, wenn dieselbe bei Verstopfung der Papilla Vateri durch einen Stein 
in den Ductus Wirsungianus zurückfließt, sowie auch durch den Darmsaft. Als 
der Beginn des ganzen Prozesses gilt der Moment der Vereinigung der Kinase 
mit dem Pankreassaft 

Als ätiologisches Moment, d. h. als Primum movens dieses ganzen komplizierten 
Prozesses erscheint also alles, was eine Verletzung des Pankreas hervorruft. Diese 
letztere tritt desto eher ein, als starke Schwankungen der Blutfüllung (Stauungen 
und Ischämien) eine physiologische Eigentümlichkeit des Pankreas sind. Fügt 
man noch die pathologischen Störungen im allgemeinen und lokalen Blutkreis- 

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Original-Artikel. 


773 


lauf hinzu, so wird es klar, weshalb im Pankreas relativ so leicht Ernährungs¬ 
störungen eintreten, welche zu Herabsetzung der vitalen Widerstandsfähigkeit 
der Epithelzellen führen, welche letzteren dann das Drüsensekret in die umgebenr 
den Gewebe durchzulassen beginnen. In denjenigen Fällen von Fettgewebs- 
nekrose, wo das Pankreas vollkommen gesund erschien, ergab die sorgfältige 
mikroskopische Untersuchung fettige Degeneration, Atrophie, partielle Nekrose 
der Parenchymzellen, bisweilen auch Nekrose des interstitiellen Gewebes und 
Chromatinverlust seitens der Kerne der Kapillarwandungen. Unter diesen Um¬ 
ständen ist es leicht zu verstehen, daß die unmittelbarste Rohe der Ätiologie 
der Apoplexie des Pankreas mit Fettgewebsnekrose das Trauma spielt Letzteres 
ist jedoch nur in 12,31% sämtlicher Fälle der Truhartschen Statistik angegeben. 
Das läßt sich darauf zurückführen, daß nicht jedes Trauma einen Erguß von 
Pankreassaft in die das Pankreas umgebenden Gewebe nach sich zieht. Ferner 
ist die ätiologische Rolle der Arteriosklerose verständlich, welche die Entstehung 
von Ischämie begünstigt, die Rolle des Alkoholismus, welcher Erkr ank un g der 
Gefäße und fettige Veränderungen der parenchymatösen Organe nach sich zieht, 
die Rolle der Fettsucht, welche bekanntlich gleichfalls sowohl die allgemeine 
wie lokale Blutzirkulation infolge überschüssiger Fettablagerung im Pankreas 
selbst inmitten ihrer Lobuli (Ernährungsstörung infolge von Druck) stört So hat 
Truhart in einem Falle das Pankreas zu zwei Drittel seiner Gesamtmasse fettig 
degeneriert gefunden. Trotz der Erwiderungen der Gegner der Mikrobentheorie 
ist es schwer, den Gedanken fallen zu lassen, daß wenigstens in manchen Fällen 
die primäre Degeneration des Pankreas durch Infektion hervorgerufen wird, 
welche aus dem Darm durch den Ductus Wirsungianus ihren Weg nach der 
Drüse nimmt. 


Das Hauptkontingent der Erkrankung sind Männer (62,3:87,7). In der Mehr¬ 
zahl der Fälle handelt es sich um Personen im Alter von 40—60 Jahren, wenn 
auch der jüngste Patient 1 Tag, der älteste 87 Jahre alt war. 

Indem wir das Gebiet der allgemeinen Pathologie verlassen und uns auf den 
Boden der Klinik begeben, verlassen wir die Fettgewebsnekrose als solche und 
wenden uns einem anderen wichtigen Krankheitssymptom, der Hämorrhagie des 
Pankreas, zu. Die Fettgewebsnekrose verläuft als solche nicht nur in leichten, 
sondern selbst in den schwersten Fällen ohne jegliche klinische Symptome. 
Sehr selten, und das nur in stark verschleppten Fällen (Truhart), wo die statt¬ 
gehabte profuse Hämorrhagie zur Bildung einer parapankreatischen Höhle führt, 
und folglich eine konsekutive nekrotische Usurierung der Wandungen derselben 
und Durchbruch in den Darm zustande kommt, verrät sich der Prozeß dadurch, 
daß per anum Bruchstücke von nekrotisiertem Fettgewebe, bisweilen auch be¬ 
deutende Pankreasstücke abgehen. Gewöhnlich entwickelt sich das ganze Krank¬ 
heitsbild auf Kosten eines Blutergusses in das Pankreas. Bis jetzt sind die Autoren 
untereinander hinsichtlich der Beziehungen zwischen der Apoplexie des Pankreas 
zur hämorrhagischen Pankreatitis nicht in Übereinstimmung gekommen. Orth, 
Birch-Hirschfeld und Fitz betrachten die Apoplexie als Folge einer Ent¬ 
zündung. Dieckhoff glaubt, daß dieEntzündung eine Komplikation der Apoplexie 
sei, welche von sekundärer Infektion herbeigeführt wurde. Die Mehrzahl der 
französischen Autoren ist geneigt, die Begriffe der hämorrhagischen Pankreatitis 
und der Pankreasapoplexie auseinander zu halten, indem sie annehmen, daß 


erstere nur eine der Ursachen der letzteren sei. 


Es muß hervorgehoben werden, 

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Original-Artikel. 


daß das gewöhnliche histologische Bild der Pankreatitis dermaßen blaß ist, daß 
es zu neuen Streitigkeiten Veranlassung gibt So glauben Chauffart und 
Revaut, daß von denjenigen Fällen, welche als Pankreatitis beschrieben sind, nur 
wenige diese Bezeichnung tatsächlich ftlr sich in Anspruch nehmen können. Jeden¬ 
falls stimmen die Meinungen über die vollständige Identität des klinischen 
Bildes der hämorrhagischen Pankreatitis und der Apoplexie des Pankreas voll¬ 
ständig überein, und wir werden im Nachstehenden beide Termini als identische 
gebrauchen« 

Indem wir zur Symptomatologie der in Rede stehenden Erkrankung über¬ 
gehen, möchten wir die Krankengeschichte unseres Patienten mitteilen, welche 
einen reinen Fall mit so glücklicher Kombination der Symptome darstellt daß 
es schon zu Lebzeiten möglich gewesen ist, die Diagnose zu stellen, was bei 
Pankreasapoplexie nicht häufig der Fall ist. Auf 278 Fälle von multipler Ge- 
websnekrose nach der Kasuistik von Truhart wurde nur in 26 Fällen die 
Diagnose bei Lebzeiten des Patienten gestellt, wobei die Diagnose in der Mehr¬ 
zahl der Fälle eine ungefähre war und nur die Aufmerksamkeit auf das Pankreas 
richtete. 


Die Krankengeschichte unseres Patienten ist folgende: 

S., 28 Jahre alt, Koch, wurde in das Moskauer Marienkrankenhaua, und zwar in die 
Abteilung von I. Wokatsch am 29. Februar 1908 aufgenommen. Bei der Aufnahme klagte er über 
Schmerzen im Abdomen. Das Abdomen war aufgetrieben. Es bestanden Erbrechen, Obstipation 
und Kräfteverfall. Der Paüent ist sehr schwach. Er spricht mit leiser, abrupter Stimme und 
ermüdet rasch. Genaue anamnestische Angaben von dem Patienten zu erlangen, gelang nicht. Es 
konnte nur so viel festgestellt werden, dafl er infolge seines Berufes der Erkältung häufig ausge¬ 
setzt, jedoch niemals ernstlich krank gewesen ist. Früher hatte der Patient stark getrunken, im 
letzten Jahre weniger und seltener, da er an Dyspepsien zu leiden begonnen hatte. Häufig hatte 
er das Gefühl von Schwere, bisweilen auch Schmerzen im Magen; desgleichen bestand Aufstoflen, 
Sodbrennen, gewöhnlich Obstipation, von Zeit zu Zeit jedoch auch Diarrhöe, ln der Butterwoche 
(17.—-24. Februar) hat der Patient die ihm vom Arzt verordnete Diät überschritten und viel Bliny 
(russische Pfannkuchen) gegessen und Schnaps getrunken. Am 25. Februar stellten sich plötzlich 
Bauchschmerzen und Erbrechen ein. Die Schmerzen traten in der Gegend des Epigastriums ein 
und waren sehr heftig. Dann kam Erbrechen hinzu, welches sich dreimal hintereinander wieder¬ 
holte. An demselben Tage konsultierte er den Arzt. Er bekam ein Klystier verordnet, welches 
zwar eine genügende Entleerung des Darmes zur Folge hatte, die Schmerzen aber in keiner Weise 
linderte. Am folgenden Tage wurde das Klysma wiederholt, worauf etwas Stuhl und Winde ab¬ 
gingen, die Auftreibung des Abdomens sich jedoch vergrößerte und die Schmerzen nicht nach- 
liefien. Der Patient nahm drei Unzen Wiener Trank zu sich, den er aber bald erbrach. Noch 
an demselben Tage muflte sich der Kranke ins Bett begeben. Am 27., 28., 29. Februar Status 
idem. Der Paüent bekam täglich ein Klysma, welches stets geringen Stuhl zur Folge hatte. Die 
Auftreibung des Abdomens und die Schmerzen blieben unverändert. Bei jedem Versuch zu essen 
oder zu trinken stellte sich Erbrechen ein. Aufierdem wurde der Paüent von Singultus gequält. 
Seine Kräfte lieflen rasch nach. 


Status am 1. März. Der Paüent ist von kräftiger Statur und gut genährt. Am Abdomen 
mäflige Obesitas. Gesichtsausdruck leidend. Die nasolabialen Falten sind stark ausgeprägt. 
Augen üef eingefallen, von breiten dunklen Rändern umgeben. Atmung 24, Puls 108, Tempe¬ 
ratur am 29. Febr. abends 37,5°, am 1. März morgens 37°. 

Zunge trocken und mit bräunlicher Borke belegt. Appeüt nicht vorhanden. Starker Durst 
Singultus. Zeitweise Erbrechen mit gallig-schleimigen Massen. Am I. März früh einmaliger Stuhl¬ 
gang; Fäces ca. 309 gr, blaß zimmtfarben, übelriechend. Bei längerem Stehen bilden sich zwei 
Schichten, eine obere flüssige und eine untere krümelige. Abdomen stark und gleichmäßig aufge¬ 
trieben. Oberhalb des Nabels sieht man stark gefüllte Venen. Bei der Palpaüon erwiesen sich 
die Bauchdecken als gespannt Überall mäflige Empfindlichkeit gegen Druck, die oberhalb des 
Nabels und in der linken Hälfte des Abdomens etwas akuter ist. Regio ileo-coecalis vollständig 
frei. Oberhalb des Nabels gesteigerte Resistenz, ln der Gegend des S. romanum, sowie ober- 


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Original-Artikel. 


776 


halb desselben fühlt man eine harte Geschwulst von unbestimmten Konturen. Leber und Milz 
nicht palpabel. Die Perkussion ergibt folgendes: Leberdämpfung nimmt an der rechten Mammillar- 
linie einen Streifen von der V. Rippe bis zum Rande des Rippenbogens ein. Der obere Rand 
der Milzdämpfung liegt an der VIII. Rippe, der untere Rand läßt sich nicht bestimmen, da er mit 
der Dämpfung konfluiert, welche die oben erwähnte Geschwulst der Länge des ganzen linken 
Drittels des Abdomens entlang gibt. In allen übrigen Teilen des Abdomens ergibt die Perkussion 
etwas gedämpften tym panitischen Schall, wobei die Dämpfung oberhalb des Nabels stärker aus¬ 
geprägt ist. Harnquantität ca. 100 ccm. Ham trübe. Reaktion sauer. Spezifisches Gewicht 1020. 
Eiweiß und Zucker nicht vorhanden. Im Niederschlag einzelne Leukocyten, Urate und etwas 
Schleim. Von Seiten der Lungen konstatiert man beschränkte Beweglichkeit des unteren Randes. 
Reibegeräusch der Pleura an der linken Axillarlinie. Herzdämpfung nicht vergrößert. Herztöne 
rein, aber dumpf. Puls klein, weich, regelmäßig, 108. Gefühl von Schwere im Kopfe, Kopf¬ 
schwindel. Gemütsstimmung gedrückt. Schlaf mit Unterbrechungen, da der Patient bei der 
geringsten Veranlassung erwacht 

Verordnung: Kalomel 0,1, cerii oxalici 0,2 in Oblaten stündlich bis zur Wirkung zu nehmen; 
Alkoholumschläge auf das Abdomen. Subkutan zwei Spritzen Koffein (coffeinum natr.-salycil.) in 
einer Lösung von 2,0: io,o Wasser. Mundausspülungen mit 2proz. Kali-Chloricum-Lösung. 

Das Kalomel wurde beibehalten, es blieb aber doch ohne Wirkung. Nachdem der Patient 
5 Oblaten ohne Erfolg genommen hatte, bekam er zwei Stunden später Ricinusöl, nach weiteren 
zwei Stunden ein Klysma. Erst hierauf stellte sich flüssiger grünlicher Stuhl ein. Am Abend 
des 1. März einmal Erbrechen. 

2. März. Während der letzten 24 Stunden hatte der Patient fünfmal Stuhl, wobei sich 
jedesmal grünliche Flüssigkeit in spärlicher Quantität entleerte, desgleichen zweimal Erbrechen. 
Harn konnte nicht gesammelt werden. Schmerzen geringer. Puls voller, 98, Temperatur 36,5*. 
Allgemeinzustand unverändert. Das Reibegeräusch der Pleura verschwand. Abdomen weniger 
aufgetrieben und gespannt Oberhalb des Nabels verläuft in querer Richtung des Abdomens vom 
rechten zum linken Hypochondrium eine flache, längliche, unbewegliche Geschwulst, welche sich 
in der Tiefe verliert, von sehr fester, fast harter Konsistenz ist, stumpfe unebene Ränder aufweist, 
von denen der obere ungefähr in der Mitte zwischen Nabel und Scrobiculum cordis, der untere 
in der Nabelhöhe liegt. In der linken Seite des Abdomens fühlt man weit deutlicher als am Tage 
zuvor eine feste Geschwulst, welche von unten, von der Leistengegend, in der Richtung nach oben 
verläuft und sich m der Tiefe des Hypochondriums verliert. Der innere scharf konturierte stumpfe 
Rand derselben liegt an der linken Mammillarlinie, der äußere oder hintere Rand verliert sich in 
der hinteren Axillarlinie, wo die Geschwulst sich in der Tiefe verliert, ohne die Lumbalgegend zu 
erreichen. Das obere Ende der Geschwulst konfluiert in der Nähe des linken Hypochondriums 
mit der oben erwähnten oberen transversalen Geschwulst 

Verordnung: Zwei Spritzen Koffein und Alkoholumschlag, beim Erbrechen Eispillen. 

3. März. Zweimaliger Stuhl mit zimmtbrauner Flüssigkeit in geringer Quantität. Singultus. 
Einmaliges Erbrechen. Anurie. Schmerzen unverändert. Facies peritonitica stärker ausgeprägt. 
Stimme sehr schwach und heiser. Puls klein, schwach, 120. Temperatur 37,3—37°. Rasch fort¬ 
schreitender Kräfteverfall. Leichter Ikterus. Blutüberfüllung der Venen oberhalb des Nabels 
(Caput Medusae) stärker ausgeprägt. Die obere transversale Geschwulst hat an Umfang zuge¬ 
nommen, so daß der obere Rand etwas unterhalb des Nabels liegt. Die Geschwulst ist schärfer 
konturiert als am Tage zuvor. Die untere Geschwulst hat sich gleichfalls in der Richtung zur 
Mitte hin etwas erweitert. Die Empfindlichkeit des Abdomens gegen Druck ist sehr gering. 
Zeichen von Exsudatansammlung sind nicht vorhanden. 

Vier Spritzen Koffein. Beutel mit heißem Wasser auf das Abdomen. Eispillen. 

4. März. Fast ununterbrochener Singultus. Viermal Erbrechen, wobei die erbrochenen 
Massen Fäkalgeruch hatten. Dreimaliger spärlicher Stuhlgang. Vollständige Anurie. Der Ikterus 
hat zugenommen; die Schmerzen haben aufgehört. Puls fadenförmig; Temperatur 37—36,3®. 
Lokale Erscheinungen unverändert. 

Behandlung wie früher. 

In der Nacht zum.5. März starb der Patient. 

Am ersten Tage wurde eine bestimmte Diagnose nicht gestellt, sondern nur 
linksseitige Paranephritis angenommen, und zwar weil man in der linken Seite 
eine diffuse Geschwulst palpierte und andererseits einige Krankheiten ausschalten 
konnte, welche ein ähnliches Bild hätten geben können. — Die Schmerzen, der 

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776 


Original-Artikel. 



Meteorismus, das Erbrechen, der Singultus und der charakteristische Habitus 
des Patienten ließen zunächst an allgemeine, diffuse Peritonitis denken, jedoch 
mußte man in Anbetracht der so geringen Schmerzhaftigkeit selbst bei tiefem 
Druck auf das Abdomen, sowie in Anbetracht des Fehlens von Exsudat in der 
Bauchhöhle am sechsten Krankheitstage eine mutmaßliche Diagnose stellen. Die 
schmerzlose, von jedem Infiltrat freie Gegend des Blinddarmes sprach gegen 
Appendizitis, desgleichen hatten wir keinen Grund, an Nephro- oder Cholelithiasis 
zu denken: es fehlten Schmerzen und Schmerzhaftigkeit bei Druck in der Nieren- 
und Lebergegend. Es fehlte häufiger und schmerzhafter Harndrang. Der Harn 
enthielt weder Blut noch Eiter noch Salze. Andererseits bestand kein Ikterus. 
Ein zur Perforation gelangtes rundes Magengeschwür ließ sich durch die Anam¬ 
nese, hauptsächlich durch das Nichtvorhandensein von perforativer Peritonitis, 
ausschalten (es waren früher Anfälle von heftigen Schmerzen und Bluterbrechen 
nicht vorhanden). Da der Patient häufig an Obstipation gelitten hat und außer¬ 
dem gerade in der Butterwoche erkrankt ist, so mußte man auch mit der Even¬ 
tualität von Koprostase rechnen. Infolgedessen wurde auch die Behandlung mit 
der Darreichung eines Abführmittels begonnen. Da das Kalomel nicht erbrochen 
wurde, so gelangte es zur Wirkung und hatte die charakteristischen grünen 
Entleerungen zur Folge. Am folgenden Tage konnte man, schon auf diese Tat¬ 
sache allein gestützt, sämtliche Formen von vollständiger Undurchgängigkeit 
des Darmes, wie Inkarzeration, Torsion, Obstruktion, ausschalten. Relative Un¬ 
durchgängigkeit, nämlich Invagination, ließ sich durch das Fehlen von Tenesmen, 
von schleimig-blutigen Entleerungen und einer charakteristischen wurstförmigen 
Geschwulst gleichfalls ausschalten. Außerdem wurde am 2. März, nachdem das 
Kalomel gewirkt hatte, das Abdomen der Palpation zugängiger, so daß der 
Charakter der Geschwulst in der linken Hälfte des Abdomens ins Klare kam; 
die obere Geschwulst trat deutlich hervor, und es ließ sich ein Zusammenhang 
zwischen den beiden Geschwülsten nachweisen. Aus ihrer Unbeweglichkeit, der 
Konsistenz, sowie auch aus ihrer Form und der Richtung ihrer Ränder ging mit 
absoluter Sicherheit hervor, daß wir es hier mit einem Infiltrat des transperitonealen 
Bindegewebes zu tun hatten. Das Fehlen von Peritonitis sprach dafür, daß die 
Ursache des Infiltrats nicht in der Bauchhöhle, sondern hinter derselben lag. 
Die am ersten Tage vermutete Paranephritis ließ sich dadurch ausscheiden, daß 
die linke Geschwulst die Niere nicht erreichte, während die linke Lumbalgegend 
vollständig frei von Infiltrat war. So war es auch an den folgenden Tagen, als 
die Geschwulst sich nach vom in der Richtung zur Mittellinie des Körpers aus¬ 
gebreitet hatte. Außerdem wäre es nicht möglich, das Infiltrat im oberen Teile 
des Abdomens, welches sich in transversaler Richtung durch die Gegend des 
Epigastriums vom rechten zum linken Hypochondrium hinzog, zu erklären« Da 
die Schmerzen gerade in der Gegend des Epigastriums begonnen hatten und 
diese Gegend bei Druck sich empfindlicher zeigte, während das linke Infiltrat 
sehr wenig schmerzhaft war, waren wir in Berücksichtigung dieser Tatsache im 
Zusammenhang mit den vorstehenden Ausführungen genötigt, bei der Annahme 
zu verharren, daß das Infiltrat des Bindegewebes seine Entstehung einer Ursache 
verdankt, welche plötzlich in der Gegend des Epigastriums hinter dem Peritoneum 
entstanden ist. Hier liegt aber das Pankreas. Wir hatten es also mit einer 
akuten Erkrankung des Pankreas, d. h. mit einer Pankreatitis zu tun. 


Welcher Art war aber diese Pankreatitis? 


Um darauf zu antworten, müssen 

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Oiigiaal-AvtikaL 


777 


wir uns der Krankengeschichte zuwenden. Ein mit Obesitas behafteter Alkoho¬ 
liker, der schon seit längerer Zeit an verschiedenen dyspeptischen Erscheinungen 
litt, erkrankte vollkommen plötzlich, wobei das Krankheitsbild in vollem 
Maße an Peritonitis, während Peritonitis in Wirklichkeit nicht vor¬ 
handen ist, und an Ileus bei vollständiger Darmimpermeabilität er-? 
innert. Dabei wird in der Gegend des Epigastriums eine tiefliegende, 
schmerzhafte Geschwulst palpiert. Die Gesamtheit aller dieser Momente 
stellt das typische Bild von akuter hämorrhagischer Pankreatitis oder von 
Apoplexie des Pankreas dar. Am 8. März sind wir bei dieser Diagnose auch 
geblieben. 

Nun möchten wir die einzelnen Krankheitssymptome einer näheren Erörterung 
unterziehen. 

1. Die Schmerzen sind ein konstantes Symptom, welches aber hinsichtlich 
seiner Intensität Schwankungen unterliegt. Typisch sind vollkommen plötzlich 
einsetzende heftige kolikartige Schmerzen in der Gegend des Epigastriums, 
welche den Patienten sofort bettlägerig machen. Charakteristisch ist die Er¬ 
klärung mancher Patienten, daß sie die Schmerzen plötzlich verspürt hätten* 
als ob ihnen im Abdomen etwas gerissen wäre (Fall von Rachmaninow). 
Die Schmerzen können auch nicht nur im Epigastrium, sondern unter der linken 
oder rechten Brusthälfte, in der linken Lumbalgegend, im unteren Teile des 
Abdomens lokalisiert sein. Häufig beginnen die Schmerzen im Epigastrium* 
breiten sich dann in die Gegend des Nabels aus und strahlen nach dem Rücken ans. 

2. Erbrechen ist gleichfalls ein konstantes Symptom. Dasselbe hält ge¬ 
wöhnlich während der ganzen Krankheitsdauer an. Bisweilen hört das ursprüng¬ 
lich sich mehrfach wiederholende Erbrechen im mittleren Stadium des Krank¬ 
heitsverlaufs auf, um aber bald sich wieder einzustellen und gegen Ende der 
Krankheit immer häufiger und häufiger zu werden. Beim Erbrechen entleeren 
sich schleimig-gallige Massen; bisweilen besteht Bluterbrechen, manchmal, jedoch 
selten, Koterbrechen wie in unserem Falle. 

8. Singultus ist ein gewöhnliches, aber nicht konstantes Symptom. 

4. Meteorismus fehlt nur ausnahmsweise. Er tritt gleichmäßig über das 
gesamte Abdomen, wie in unserem Falle, auf, jedoch ist derselbe sehr charakte¬ 
ristisch nur in der Gegend des Epigastriums lokalisiert. 

6. Obstipation kann unüberwindlich sein und dann, wenn obige Symptome 
vorhanden sind, Ileus Vortäuschen. Jedoch hat im Falle von Gerhardi die 
hämorrhagische Pankreatitis echten Ileus hervorgerufen, eben weil das Duodenum, 
und Colon transversum durch das stark vergrößerte Pankreas, sowie durch das 
Hämatom, welches sie umgab, stark komprimiert waren. In einigen Fällen wurde 
Diarrhöe beobachtet. 

0. Die Geschwulst oberhalb des Nabels ist hinsichtlich ihrer Größe und 
ihrer Form'sehr verschieden. Bisweilen gelingt es, in der Gegend des Epigastriums 
eine besonders tiefe Resistenz wahrzunehmen. Bisweilen ftlhlt man hier das 
Pankreas in Form einer länglichen Geschwulst. Im Falle von Rachmaninow: 
fühlte man das große Netz in Form eines Stranges. In unserem Falle war das 
Epigastrium von einem Infiltrat des Bindegewebes ausgefiillt. Die Ausdehnung 
des letzteren nach der linken Seite des Abdomens war sehr charakteristisch, da 
gerade in dieser Richtung sich Blutergüsse und Eiterungen aus der Pankreas? 
gegend ausbreiteten. 

H. P. m. Jftbqr. Digitized byöO 



778 


Original-Artikel 


I 


7. Der Ham enthält in manchen Fällen Eiweiß oder Zucker, in anderen so¬ 
wohl das eine wie das andere. Häufig fehlt, wie in unserem Falle, sowohl Ei¬ 
weiß als Zucker. Cammidge hat im Jahre 1904 eine sehr komplizierte Reaktion 
entdeckt, welche ermöglicht, nach dem Ham eine bestehende Pankreaserkrankung 
und sogar die ungefähre Natur derselben festzustellen (Lancet, 1904, Vol. I, 
S. 782). Leider waren wir nicht in der Lage, diese Reaktion nachzuprüfen, 
da wir nur am ersten Krankheitstage den Ham gesammelt haben, als die Dia¬ 
gnose noch nicht gestellt war. Die Anurie, die in unserem Falle zwei Tage ge¬ 
dauert hatte, gehört zu den häufigen und charakteristischen Symptomen. In den 
Experimenten von Katz und Winkler wurde bei experimenteller hämorrhagischer 
Pankreatitis bei Tieren gleichfalls Anurie beobachtet 

8. Ikterus, der in unserem Falle festgestellt wurde, kommt nur ausnahms¬ 
weise vor. 


9. Auf starke Füllung der Venen oberhalb des Nabels, die wir in unserem 
Falle beobachtet haben, haben wir nirgends Hinweise gefunden. Augenschein¬ 
lich war dieselbe durch Erschwerung der intraabdominalen Blutzirkulation bedingt 
die durch unjfangreiches Infiltrat des Zellgewebes hervorgerufen war. 

10. Der Puls sank bei unserem Patienten allmählich, und zwar dem fort¬ 
schreitenden Kräfteverfall entsprechend. Häufig ist der Puls seit Beginn der 
Krankheit sehr schwach und frequent. In manchen Fällen wurde im Gegenteil 
ein verlangsamter und gespannter Puls (Rathery) beschrieben, der auf durch 
Reizung des Plexus solaris bedingte Hypertension der Getäße hinweist. 

11. Die Temperatur pflegt sowohl niedrig wie hoch zu sein. In unserem 
Falle zeigte die Temperatur während des ganzen Krankheitsverlaufs eine Höhe 
von 87° und erreichte nur einmal 88,6°. 

12. Kollaps ist ein konstantes und charakteristisches Symptom. Man er¬ 
klärt denselben durch starke Reizung oder Verletzung des Plexus solaris. 

Die Prognose ist sehr ungünstig, aber nicht hoflnungslos. Truhart hält es 
für erwiesen, daß die Zersetzung des Fettes ein Prozeß sei, der sich zurück¬ 
bilden kann, wobei in den einzelnen Krankheitsherden Heilung eintreten kann. 
Nach der Statistik von Truhart sind von 278 Fällen von multipler Fett- 
gewebsnekrose 25 in Genesung übergegangen, und zwar 8 spontan, 17 nach 
chirurgischer Intervention. Die Mehrzahl der Kranken geht in den ersten Krank¬ 
heitstagen oder sogar Stunden zugrunde. Bei plötzlichem Tod ist die Ursache 
desselben nicht ein Bluterguß, sondern Kompression des Plexus solaris. Zieht 
sich die Krankheit in die Länge, so können konsekutive Erscheinungen als Folge 
von sekundärer Infektion eintreten. So hat sich in zwei Fällen von Brentano 
ein linksseitiger subphrenischer Abszeß, im Falle von Israel ein gleichartiger 
rechtsseitiger Abszeß entwickelt. Komplikation mit eitriger Peritonitis tritt ziem¬ 
lich früh (Rachmaninow) ein. Unser Patient ging am 9. Krankheitstage an 
Kollaps zugrunde. 

Die Behandlung kann nur eine chirurgische sein. Bis 1908 griff man zur 
Operation erst dann, wenn das akute Krankheitsstadium vorüber war. Die 
Operation bestand in Entleerung der parapankreatischen Höhle und in nach¬ 
folgender Drainage. In manchen Fällen drang man durch eine sagittale Inzision 
des Abdomens direkt in die Abszeßhöhle, in anderen durch die Leber mittels 
Thermokauters (Rasumowski), in dritten von hinten durch die linke Lumbal¬ 


gegend. Im Jahre 1903 hat Hahn, ohne die Bildung einer Ansammlung um das 

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Original-Artikel. 


779 






Pankreas herum abzuwarten, die Tamponade der Bursa omentalis in der Gegend 
des Pankreas ausgeführt Willar (1906) empfiehlt, Inzision und Tamponade des 
Pankreas selbst vorzunehmen. Dabei wird in der Mehrzahl der Fälle eine eigent¬ 
liche Peripankreatitis-Inzision gemacht, da die Kapsel der Drüse vom Parenchym 
derselben durch das ausgetretene Blut leicht abgelöst wird. Nach Eloesser 
sollen die Resultate solcher Frühoperationen zugunsten der neueren Ansichten 
sprechen, welche auf eine Ablehnung der exspektativen Behandlungsmethode 
hinausgehen. 

In unserem Falle wurde 
der Patient am fünften Krank¬ 
heitstage in die Klinik auf¬ 
genommen, die Diagnose erst 
am 7. Tage festgestellt, als 
der Zustand des Kranken 
schon ein derartiger war, daß 
die Chirurgen sich nicht mehr 
entschließen konnten, zu ope¬ 
rieren, weil sie befürchten 
mußten, den Patienten in 
tabula zu verlieren. 

Die pathologisch-anato¬ 
mische und histologische 
Untersuchung wurde von 
Rachmaninow ausgeführt. 

Die Sektion fand am 5. März 
statt: Männliche Leiche von 
kräftiger Statur mit bedeu¬ 
tend entwickeltem Panniculus 
adiposus, der an den Bauch¬ 
wänden eine Dicke von 8 cm 
erreicht. Bauchhöhle leer. 

Am fettreichen Netz, das den 
Darm bedeckt, ist eine große 
Anzahl weißlicher und gelb¬ 
licher matter Fleckchen zer¬ 
streut, welche von rundlicher 
oder unregelmäßiger, häufig 
winkeliger Form und von 
verschiedener Größe sind, 
die 8—4 mm nicht übersteigt 

Gleiche Fleckchen sind auch am Mesenterium, am Dickdarm samt dessen 
Mesenterium und Appendices epiploicae zerstreut. Am geringsten ist deren 
Zahl an der inneren Oberfläche der Bauchwand, namentlich in der Gegend 
der unteren Bauchhälfte. Am Netz sind die Fleckchen gleichsam an der Ober¬ 
fläche zerstreut. An den übrigen Stellen treten sie nicht so prägnant hervor 
und schimmern nur durch das Peritoneum durch. Nach Ablösung des Omentum 
fand man die Bursa omentalis mit dunkelbrauner, trüber Flüssigkeit gefüllt Die 
vordere Oberfläche des Pankreas war mit ebensolchen weißlich-gelblichen 

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V 


Fettnekrose. Teil des Colon descendens. 




780 


Original-Artikel 


Fleckchen wie die eben beschriebenen, die jedoch etwas größer waren, bedeckt 
Die Drüse selbst war durchweg verdickt (ihre Länge betrug ca. 20, ihre Breite 4, 
ihre Dicke bis 8 cm), hart, auf dem Querschnitt dunkelrot und rotbraun, sowie 
mit geronnenem Blut infiltriert Nur stellenweise, und zwar mehr in den zen¬ 
tralen Teilen der Drüse bemerkt man weißliche, kleine, weichere Herde an¬ 
scheinend normal gebliebenen Gewebes. Das Bindegewebe ist in der Umgebung 
mit dunklem, geronnenem Blut infiltriert, und diese Infiltration breitet sich in 
die Dicke des Mesenteriums, in das Mesokolon, das Colon transversum und des- 
cendens, sowie in das transperitoneale Bindegewebe an der linken Seite der 
Wirbelsäule aus, welches teilweise mit geronnenem Blut, teilweise mit brauner 
trüber Flüssigkeit infiltriert ist Das transperitoneale Bindegewebe an der rechten 
Seite der Wirbelsäule ist mit trüber seröser Flüssigkeit infiltriert. Die Milz ist 
vergrößert, schlaffl Ihre Dimensionen betragen lß—9—8 cm. Leber sehr groß, 
blaß, gelblich, etwas weich. Nieren blaß. Im Magen und Duodenum Er¬ 
scheinungen von chronischem Katarrh. Lungen stellenweise mit der Brustwand 
verwachsen, jedoch ohne weitere Veränderungen. Herz verfettet Herzmuskel 
blaß, weich. An der Aorta sieht man Erscheinungen von beginnendem athero- 
matösem Prozeß. Bei der mikroskopischen Untersuchung von Pankreasstückchen, 
welche verschiedenen Stellen desselben entnommen wurden, sah man überall 
gleichartige Veränderungen. Nur sehr selten begegnet man Partien von an¬ 
scheinend vollkommen normalem Drüsengewebe. Etwas häufiger werden Stellen 
beobachtet, wo die Drüsenlobuli normales Aussehen haben, das interstitielle 
Bindegewebe aber gewuchert war und breitere Streifen zwischen den Lobuli 
bildete. Inmitten dieses Gewebes zeigten die arteriellen Gefäße eine verdickte 
Intima; die noch kleineren Gefäße waren bisweilen obliteriert Stellenweise 
wurden hier kleine Ansammlungen von roten Blutkörperchen in Form von Häuf¬ 
chen oder Reihen wahrgenommen, die namentlich auf den mit Karmin oder 
Eosin gefärbten Präparaten besonders gut zu sehen waren. Eine bedeutend 
größere Ausbreitung hatten Partien mit stark veränderten Lobuli; auf den mit 
Karmin gefärbten Präparaten erschienen solche Stellen makroskopisch fast voll¬ 
ständig farblos und nicht hellrot, bei Doppelfärbung mit Hämatoxylin und Eosin 
rosafarben, und nicht violett, bei doppelter Färbung mit Karmin und Pikrinsäure 
gelb. Unter dem Mikroskop waren die Drüsenzellen vollständig kernlos; dieselbe 
Kernlosigkeit wurde auch in interstitiellen Räumen innerhalb der Lobuli und 
zwischen denselben beobachtet. Außerdem waren die interstitiellen Räume der 
auf diese Weise veränderten Lobuli der Ort mehr oder minder bedeutender 
Blutergüsse: zwischen Lobuli und teilweise innerhalb derselben inmitten der Zell¬ 
röhrchen wurden Ansammlungen von zartfaseriger und körniger Masse mit inner¬ 
halb derselben eingelagerten und geschrumpften entfärbten roten Blutkörperchen 
und reichlicher Menge von körnigem, orangefarbenem oder gelb-braunem Pigment 
angetroffen. Die Drüsenlobuli, welche Ablagerungsstellen dieses Pigments waren, 
zeigten bisweilen diffuse Infiltration der Zellen selbst mit gleichem gelblichem 
Pigment Die Fettgewebe-Inselchen, welche an der Oberfläche des Pankreas 
und auch in der Tiefe desselben lagen, erschienen überall stark verändert. Die 
Zellen in denselben präsentierten sich meistenteils in Form einer matten Scheibe, 
welche sich mit den gewöhnlichen Kemfarben schwach färbten. Häufig be¬ 
merkte man im Zentrum einer solchen Scheibe rundliche Öffnungen, oder es 
lagen an der Peripherie derselben nadelförmige Kristalle, bisweilen bestand die 


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Original-Artikel 


781 


ganze Zelle aus einem Kreis solcher nadelförmiger Kristalle (Fettsäuren). Selten 
begegnet man Fettzellen, welche in glänzende Schollen verwandelt waren, die 
sich mit Hämatoxylin intensiv färbten (nach Langerhans Verbindungen von 
Kalk mit Fettsäuren). In der Nachbarschaft des veränderten Fettgewebes waren 
stets Blutergüsse mit Pigmentablagerung zu sehen. Sämtliche in oben ge¬ 
schilderter Weise veränderten Gewebe, sowohl das Drüsen- wie das Fettgewebe, 
waren stets von den benachbarten normalen Partien des Organs von einem 
Streifen frischer, rundzelliger Infiltration abgegrenzt. Hier fanden sich außerdem 
auch zahlreiche lange, dünne Bakterien. 

Behufs Untersuchung des veränderten Fettgewebes des Netzes und des 
subperitonealen Bindegewebes wurden Schnitte aus Stückchen angefertigt, welche 
nur in Formalinlösung konserviert waren. Auf solchen Präparaten präsentierten 
sich die veränderten Stellen in Form von matten, farblosen Inselchen, welche 
inmitten von durchsichtigem normalem Fettgewebe lagen. Bei der Färbung der 
Präparate mit Karmin und Hämatoxylin färbten sie sich schwach rosa und bläu¬ 
lich. Farben, welche speziell für Fettgewebe angewendet werden (Sudan, Fett- 
Ponceau) nahmen sie überhaupt nicht an, indem sie bei dieser Färbung matt, 
farblos, inmitten von durchsichtigem orangerotem Hintergrund erschienen. 

Von den Veränderungen der übrigen Organe sind leichte Sklerose der 
Kranzarterien und Obesitas des Herzens, sowie bedeutende fettige Infiltration der 
Leberzellen zu nennen. 

Aus dem Ergebnis der vorstehenden Untersuchungen kann man den Schluß 
ziehen, daß sich im vorliegenden Falle im Pankreas, welches früher mit chronischer 
interstitieller Entzündung (Zirrhose) behaftet war, zwei akute Prozesse, nämlich 
diffuse Blutergüsse und Nekrose des Drüsen- und Fettgewebes entwickelt haben. 
Als Komplikation traten Blutergüsse im transperitonealen Bindegewebe und 
Nekrose des Fettgewebes im subperitonealen Bindegewebe hinzu. Man kann 
positiv behaupten, daß die in Rede stehende Erkrankung im wesentlichen ein 
nekrobiotischer und nicht entzündlicher Prozeß ist, und daß somit für unseren 
Fall die Bezeichnung Apoplexie, Pankreasnekrose, aber keineswegs Pankreatitis 
haemorrhagica paßt. 

Literatur. 

i) Baiser, Über Fettnekrose. Virchows Archiv, 1882, Bd. 90. — 2) Brentano, Pankreas¬ 
nekrose. Deutsche Medizinische Wochenschrift, Vereinsbeilage, 1900, Nr. 16. — 3) Chvostek, 
Wiener klinische Wochenschrift, 1896, S. 1143. — 4^ Douglas-Stanley, Akute Pankreatitis. 
Lancet, 1898, Nr, 20, V. I. — 5) Ebstein, Krankheiten des Pankreas. Handbuch der prakti¬ 
schen Medizin. — 6) Eloesser, Pankreaserkrankungen. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der 
Medizin und Chirurgie 1907, Bd. XVIII, H. 2. — 7) Gerhardi, Pankreaskrankheiten und Ileus. 
Virchows Archiv, 1886, B. 106. — 8) Heinecke. Archiv für klinische Chirurgie, 1907, T. 84, 
Fase. 4, S. 1112—1135. — 9) Hildebrand. Zentralblatt für Chirurgie, 1895, S. 297. — 10) 
Hildebrand. Archiv für klinische Chirurgie 1898, Bd. 57. — 11) Katz und Winkler. Archiv 
für Verdauungskrankheiten, 1898, Bd. 4, H. 3. — 12) Lancereauz. Traitl des maladies du foie 
et du pancröas, 1899. — 13) Langerhans. Virchows Archiv, 1890, Bd. 122. — 14) Lazarus. 
Pathologie und Therapie der Pankreaserkrankungen, Berlin 1894. — i5)Martynow, Chirurgie des 
Pankreas, Russ. Dissertation 1897. *»’ 16) Os er, Die Erkrankungen des Pankreas, 1898.— 17) Pitt 
Lancet, 1897, Nr. 1. — 18) Ponfick. Berliuer klinische Wochenschrift 1896, Nr. 17. — 
19) Rasumowski. Annalen der russischen Chirurgie, 1899, H. 5. — 20) Rathery. Malad, 
du tube digestif de Dlbove. 1908, T. 11 . — 21) Rachmaninow. Medizinskoje Obosrenie, 
1895. — Virchows Jahresbericht, 1896. — 22) Truhart, Pankreaspathologie, 1902, T. X. 


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782 


Referate. 


Referate. 


Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1996) Bergoniö, J. et Tribondeau, L. Note relative k l'influenoe des rayona 
X but la fdconditd des lapines. (Bemerkung über den Einfluß der X-Strahlen 
auf die Fruchtbarkeit der weiblichen Kaninchen.) Reun. biol. de Bordeaux. (Sog. 
de biol. 1908, Bd. 64, S. 478—480.) 

Kaninchen, deren Ovarien 15, 80 und 45 Min. (je 15 Min. in Abstand von 
8 Tagen) bestrahlt worden waren, zeigten keine Abschwächung der Konzeptions¬ 
fähigkeit und gebaren 4 Wochen nach der Konzeption ausgewachsene normale 

Ä Nur em Kaninchen, das 60 Min. bestrahlt worden war, gebar 8 Tage 
drei tote, unvollständig entwickelte Früchte und hatte eine nur kleine, 
unvollkommen entwickelte Placenta. L. Borehardt 


1996) Wertheimer, E. De l’action snr le lait du suc panordatique adcrdtd 
boub l'influenoe de la pilocarpine. (Über die Wirkung des unter dem Einfluß 
des Pilokarpins sezemierten Pankreassafts auf die Milch.) (Soc. de bioL 1908, 
Bd. 64, S. 483—4860 

Aktiviert man Pankreassaft durch einige Tropfen einer Mazeration der Darm- 
schleimhaut, so ist er im Stande Milch rasch zu klären. So geklärte Milch 
koaguliert nicht nach dem Zusatz von Labferment Behandelt man in gleicher 
Weise Pankreassaft, der unter Pilokarpineinwirkung sezemiert ist, so tritt keine 
Aufklärung, sondern Koagulation der zugesetzten Milch ein. Nicht aktivierter, 
unter dem Einfluß von Pilokarpin sezemierter Pankreassaft verändert im Lauf 
von 1 bis l l /a Stunden die Milch gar nicht dann tritt plötzliche Gerinnung oder 
Aufklärung ein. Seltner bringt auch das nicht aktivierte Sekret die Much in 
wenigen Minuten zur Gerinnung und das Gerinnsel bleibt 1 Stunde und länger 
unverändert. Der nicht aktivierte Pankreassaft verflüssigte auch bei 24stündigem 
Verweilen nicht Gelatineplatten. Dieses Verhalten spricht gegen eine Identiät 
von Trypsin und Labferment. Einige ähnliche Experimente zeigen die Wirkung 
des Labferments im nicht aktivierten Pankreassaft, der keine Trypsinwirkung auf 
Gelatine zeigte. In sämtlichen Untersuchungen war der Pylorus vorher ab¬ 
gebunden worden, um das Eindringen von Magensaft in den Darm zu verhindern. 

L, Borchardt 

1997) Maurel, E. Influence de la voie d’&dministration sur la dose minime 
mortelle de Sulfate de stryohnine. (Einfluß des Applikationsweges auf die kleinste 
tötliche Dosis des Strychnin, sulfuric.) Lab. de med. exp. de la Faculte de mede- 
cine de Toulouse. (Soc. de BioL 1908, Bd. 64, S. 858—354.) 

Beim Frosch ist bei muskulärer Applikation die Dosis minima letalis des 
Strychnins ein klein wenig wirksamer als bei Anwendung per os. — Bei der 
Taube ist der musku l ä r e Applikationsweg 2 mal wirksamer als der per os, während 
beim Kaninchen die subkutane Anwendung die perorale um das dreifache über¬ 
trifft und von der intravenösen noch um das doppelte übertroffen wird. Von 
den genannten Tieren ist der Frosch am wenigsten, das Kaninchen am meisten 
empfindlich gegen die Infektion mit Strychninsulfat L. Borchardt. 


1998) Doyon et Gautier, CL Action comparäe de Tatropine sur la coagula- 
bilitä du sang et sur la pression arterielle. (Vergleich der Wirkung des 
Atropins auf die Gerinnbarkeit des Bluts und den arteriellen Druck.) Lab. de 
physiol. de la Faculte de med. de Lyon. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 861.) 

Injection von 1 cg Atropin pro kg Hund in den Ductus choledochus bewirkt 
Ungerinnbarkeit des Bluts und Sinken des arteriellen Drucks. Injiziert man das 
Atropin in die Jugularis, so bewirkt es nur Blutdrucksenkung. Beim Kaninchen 
bewirkt es auch bei Injektion in den Ductus choledochus nur Sinken des Blut¬ 
drucks, beim Meerschweinchen ist es ohne Wirkung auf Blutdruck und Gerinn¬ 
barkeit des Bluts. L. Borchardt 


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Referate. 


783 


1999) Javal, A. Augmentation progressive de la conoentration molöculaire 
des humeurs de Torganisme pendant la vie et apr&s la mort. (Zunehmende 
Vermehrung der molekularen Konzentration der Organsäfte im Leben und nach 
dem Tode.) Lab. de l’höpital de Rothschild. (Soc. de biol.l908,Bd.64,S. 1100—1101.) 

In einer Reihe von Fällen wurde die molekulare Konzentration des Blut¬ 
serums einige Tage vor dem Tode und nach dem Tode untersucht; sie nahm in 
all diesen Fällen ständig zu, besonders am 1. und 2. Tage post mortem. Die 
Zunahme ist nicht durch Wasserverarmung bedingt, da der Kochsalzgehalt der 
Gewebe post mortem unverändert bleibt L. Borchardt. 

2000) Bruckner, Jean. Sur l’absence de Tadränaline dans le sang des 
chiens thyroldectomisds. (Über die Abwesenheit von Adrenalin im Blut thyreoYd- 
ektomierter Hunde.) Inst, d’Anatomie du prof. Jonnesco. (Soc. de biol. 1908, Bd.64, 
S. 1123.) 

Bruckner, Jean et Jonnesco, Victor. Sur la rdsistance globulaire aprös 
thyroldectomie. (Über die Widerstandsfähigkeit der Blutkörperchen nach Thyreol’d- 
ektomie.) Inst, d’Anatomie du prof. Jonnesco. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S.1124—1126.) 

Während Hoffmann im Blut thyreoidektomierter Ziegen Adrenalin nach¬ 
wies, ist der Nachweis Bruckner bei 10 thyreoidektomierten Hunden nicht ein 
einziges Mal geglückt, obwohl er sich derselben Methoden bediente. Das Blut 
der operierten Hunde zeigte schon 24 Stunden nach der Operation eine ver¬ 
minderte Hämolyse; diese Resistenz nimmt aber nach einigen Tagen ab und 
schließlich tritt die Hämolyse leichter ein als in der Norm. Die erhöhte Wider¬ 
standsfähigkeit ist unabhängig von der Atmung, da sie bei normaler Atmung am 
deutlichsten ist L. Borchardt. 


2001) Bönon, Louis et Delille, Arthur. Sur les effets des extraits d’hypo- 
physe, de thyrolde, de surrönale, d'ovaire employös en imections mtrapöri- 
tonäales chez le lapin (injections simples et combinäes). (Über die Wirkungen 
der intraperitonealen Injektion von Hypophysen-, Thyreoidea-, Nebennieren und 
Ovarialextrakten beim Kaninchen [einfache und kombinierte Injektionen].) 1. Mitt 
(Soc. de biol. 1908. Bd. 64. S. 1037—1089.) 

Die Hypophysen-, Thyreoidea-, Nebennieren- und Ovarialextrakte wurden aus 
den entsprechenden Organpulvem vom Rind durch mehrstündiges Mazerieren 
mit der 35 fachen Menge Serum hergestellt Davon wurden 3 bis 40 ccm in 
Zwischenräumen von 2 bis 8 Tagen intraperitoneal injiziert 

Injektion von Nebennierenextrakt tötete ein mittelgroßes Kaninchen schon 
nach der 8. oder 2., selten schon nach der 1. Injektion. Bei der Autopsie fand 
sich Hyperämie sämtlicher Organe. Derselbe Effekt wird durch Ovarialextrakt 
erzeugt, das besonders bei Männchen sehr gütig wirkt Demgegenüber ist Hypo¬ 
physenextrakt relativ harmlos. Einige Kaninchen wurden ein Jahr lang damit 
behandelt und dann getötet Sie waren in gutem Ernährungszustand, sehr fett 
und zeigten eine ausgesprochene Hypertrophie der Nebennieren, die auch durch 
Injektion des Lobus posterior allein hervorgerufen wird. Fast ebenso gut wurde 
Schilddrüsenextrakt vertragen. Nach Injektion von Hypophysenextrakt wurde 
Somnolenz, Polyurie, Beschleunigung der Respiration, Kräftigerwerden und Ver¬ 
langsamung des Pulses beobachtet. Der Lobus posterior aer Hypophyse ruft 
die gleichen Veränderungen hervor, während die Veränderungen nach Injektion 
des Lobus anterior weit weniger ausgesprochen sind. Die Hypophyse von 
Tieren, die mit Nebennierenextnikt behandelt waren, war hypertrophisch. 

L. Borchardt. 


2002) Chiriö, J. L, Les capsules surrönales dans l’öclampsie puerperale et 
la näphrite gravidique. (Die Nebennieren bei der puerperalen Eklampsie und 
der Nephritis gravidarum.) Lab. deM.Porak. (Soc. de biol. 1908. Bd. 64 S. 799—801.) 

Bei der Eklampsie, der retroplazentaren Hämorrhagie, der Nephritis gravi¬ 
darum beobachtet man fast konstant Hyperplasie der Rinde und Marksubstanz 
der Nebennieren. Die Hyperplasie der Marksubstanz geht, wie es scheint, der 
Herzhypertrophie voraus und entwickelt sich infolge aer Nierenveränderungen. 
Diese Hyperplasie ist möglicherweise als die Ursache der bei der Eklampsie be- 


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obachteten erhöhten arteriellen Spannung anzusehen, die als Folge der Nieren- 
erkrankung eintritt TL BorchardL 

8008) Cenparu, Mlle. Du passage des hömolysmea k travers la paroi in¬ 
testinale. (Ober den Durchgang der Hämolysine durch die Darmwand.) Lab. 
de med. exp. de la Fac. de mea. de Bucarest (Soc. de bioL 1908 Bd. 64, S. 766—768.) 

Hunden wurden — je nach ihrem Körpergewicht — 25 bis 60 ccm, Kanin¬ 
chen 9—40 ccm hämolytisches Serum in den Magen eingeföhrt In der Mehr¬ 
zahl der Fälle zeigte das Blut der behandelten Tiere ausgesprochene Hämolyse: 
die Zahl der Erythrocyten nahm stark vom 2. Tage an ab, war am 4. bis 5. Tage 
am geringsten und nahm dann wieder zu, bis che ursprüngliche Zahl erreicht 
war. Der Hämoglobingehalt ging bis auf die Hälfte herab. In 20°/ 0 der Fälle 
blieb jede Wirkuug aus. Die Hälfte der behandelten Hunde, ein Drittel der 
Kaninchen zeigte Hämoglobinurie. — Vorherige subkutane Podophyllininjektion 
verhindert die Aufnahme des hämolytischen Serums durch die Darmwand. — ln 
keinem Falle trat der Tod ein. L. Borchardt . 


8004) HOL L* and Flack, K. The effect of excess of carbon duuride and 
of want of oxygen upon the respiration and the ciroulation. (Die Wirkung 
des Überschusses an Kohlendioxyd und des Sauerstoffmangels auf Atmung und 
Kreislauf) Aus dem physiologischen Laboratorium des London Hospital Medical 
College. (Joum. of Physiol. 1908, Bd. 87, S. 77.) 

Versuche an Menschen und Tieren. 

Bei Hunden und Katzen wurde die Wirkung der Einatmung verschiedener 
Luftgemische durch die graphische Aufnahme der Atmung und des Blutdrucks 
untersucht, wobei in einem Teile der Fälle die Vagi durchschnitten waren. 
Ferner wurde bei Tieren die Wirkung in die Blutbahn eingebrachten mit O t und 
CO* oder mit CO gesättigten Blutes untersucht Auch wurde die Zusammen¬ 
setzung der Alveolarluft bestimmt 

Bei Menschen war der Grundtypus der Versuchsanordnung der, daß der 
Atem angehalten wurde und die Zusammensetzung der Alveolenluit in dem 
Augenblicke bestimmt wurde, wo das Anhalten nicht mehr fortgesetzt werden 
konnte. Solche Versuche wurden teils in der Ruhe, teils nach der Arbeit 
ferner nach freier Einatmung atmosphärischer Luft oder sauerstoffreicherer Gas¬ 
gemenge oder nach Atmung in einem geschlossenen Raum angestellt; auch 
andere Modifikationen der Versuchsanordnung wurden vorgenommen. 

Es ergab sich, daß sowohl Überschuß an CO* als auch Mangel an O t zur 
Hyperpnoe und zur Blutdrucksteigerung führen. CO* regt das Atemzentrum 
dann am meisten an, wenn der CO r Gehalt der Luft etwa 16—30°/ 0 beträgt 
Bei höheren Konzentrationen macht sich mehr die narkotische Wirkung geltend. 
Os-Mangel wirkt in mehrfacher Hinsicht anders als CO*-Überschuß. So führte 
er in den Tierversuchen zu einem Krampfstadium, worauf Blutdrucksenkung 
folgt; bei Wiederholung steigt der Blutdruck über den Anfangswert 

Die Atemversuche an Menschen ergaben, daß die Grenze, bis zu der Atem¬ 
anhalten möglich ist, mehr durch den Sauerstoffgehalt als durch das Kohlendioxyd 
bestimmt wird. Nach Einatmung von O a -reichen Gemischen konnte der Atem 
länger angehalten werden, und der CO*-Gehalt stieg höher. 

In firmieren Versuchen hatten die Verfasser in Uebereinstimmung mit älteren 
Resultaten anderer Autoren gefunden, daß nach Muskelarbeit die Luft der Al¬ 
veolen COrärmer und 0*-reicher ist als sonst, und hatten daraus geschlossen, 
daß die Arbeitsdyspnoe nicht auf den CO*-Reichtum des Blutes zurückzuführen 
sei. Ihre neueren Versuchsergebnisse (insbesondere der Befund der Alveolen¬ 
luft nach Anhalten des Atems) führen sie jedoch zu dem Schlüsse, daß für jene 
Erscheinung mehr der unvollständige Gasaustausch zwischen Blut und Alveolen¬ 
luft verantwortlich zu machen sei. Sie sind nunmehr zu der Anschauung ge¬ 
kommen, daß das Kohlendioxyd bei der Verursachung der Arbeitsdyspnoe die 
Hauptrolle spielt (Der Beweis hierfür steht allerdings aus. Anm. des Referenten.) 

Aus ihren Tierversuchen ziehen die Verfasser auch den praktischen Schluß, 
daß man sich bei Wiederbelebungsversuchen die das Atemzentrum erregende 
Wirkung eines Sauerstoff und etwa 6 °/ 0 CO* enthaltenden Gasgemisches zunutze 


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Referate. 


786 


machen soll Sie schlagen vor, daß man dem Patienten während der künstlichen 
Atmung in den Mund blase. 

Zahlreiche Details der interessanten Arbeit müssen im Original nachge¬ 
lesen werden. Reach. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

2005) Asher, L. Beiträge zur Physiologie der Drüsen. IX. Mitteilung. 
Haas« £. Über die Beziehungen zwischen der stündlichen Stickstoffausscheidung 
und der Darmresorption in ihrer Abhängigkeit von Buhe« Arbeit und Diurese. 

(Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Bern.) (Biochem. Ztschr. 1908. Bd. XII, S. 203—247.) 

Nach einer einmaligen Eiweißzufuhr zeigt die zugehörige Kurve der stünd¬ 
lichen Stickstoffmengen im Harn während der ersten 8 Stunden eine sozusagen 
unveränderliche Form. Konstant erscheinen 2, oft auch 8 Maxima; die erste 
Erhebung in der zweiten Stunde ist größtenteils auf eine Anschwemmung N- 
haltiger Abbauprodukte aus den Geweben zurückzuführen, hervorgerufen durch 
die bei der Mahlzeit miteingeführte Flüssigkeit. Die zweite konstante Erhebung 
in der 6., sowie die inkonstantere in der 7. Stunde ist ein Ausdruck für die zu 
dieser Zeit intensivsten Resorptionsvorgänge im Darm und für den Übergang der 
resorbierten Stoffe ins Blut. 

Intensive Arbeit, sowie absolute Ruhe des Organismus während der ersten 
acht Stunden nach einer einmaligen Eiweißzufuhr haben keinen merkbaren Ein¬ 
fluß auf die Menge des während dieser Zeit ausgeschiedenen N. 

Mit gesteigerter Harnmenge infolge künstlich erzeugter Diurese geht auch 
beim nicht hungernden Menschen bis zu einem gewissen Grade eine gesteigerte 
N-Ausfuhr parallel, welche von einer gesteigerten Anschwemmung stickstoffhaltiger 
Zerfallsprodukte aus den Geweben herrührt Durch eine dem Versuche selbst 
vorgeschaltete Gewebsausspülung wird jedesmal im Versuch selbst das N-Quantum 
bedeutend herabgesetzt, und zwar beträgt es dann konstant 65 °/ 0 des aufgenommenen. 

A. Reicher . 


2006) Blumenthal, F. und Herschmann« F. Biochemische Untersuchungen 
über die p-Jodphenylarainsäure. Aus der Chem. Abtlg. des Pathol. Inst. d. Univ. 
Berlin. Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 248—261.) 

Für Kaninchen von 1,6—2 kg erweisen sich noch 0,1 g des Natriumsalzes 
der p-Jodphenylarsinsäure sowohl intravenös wie subkutan als unschädlich, 0,2 g 
töten dagegen bereits ein Kaninchen von 2,4 kg. Hunde sind für Jodatoxyl 
geradeso wie für Atoxyl empfindlicher als Kaninchen. Zum Nachweis des Jods 
im Ham der Versuchstiere bedarf es immer erst der Zerstörung der organischen 
Substanz durch Veraschung. Ferner läßt sich das Jod nach Jodatoxyleinspritzung 
in verschiedenen Organen nachweisen, die größte Menge aber im Blute. 

K. Reicher. 


2007) Leere« 0. Über Photomethämoglobin. (Aus d. Univ.-Unterr.-Anstalt 
f. Staatsarzneikunde.) (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 252—258.) 

PhotoMetHb entsteht nur in Cyanwassersäure enthaltenden Blutlösungen. 
Mit dem Fehlen dieser Säure in der MetHb-Lösung verschwindet auch die zur 
Umwandlung in PhotoMetHb führende Lichtwirkung auf das MetHb. Photo 
MetHb und Cyan(Met)Hb sind identische Modifikationen des Blutfarbstoffes. 

K. Reicher . 


2008) Pringsheim« H. Über Pilzdesamidase. Aus d. I. chem. Inst, der Univ. 
zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 16—25.) 

Verschiedene Pilze wie Hefe Und Apergillus niger können aus N-haltigen 
Substanzen, vor allem auch aus Aminosäuren, Ammoniak abspalten. Dieses des- 
amidierende Enzym geht bei der Darstellung der Acetondauerpräparate fast ganz 
und bei der der Pilzpreßsäfte völlig verloren. Die weitere Umwandlung in 
Alkohole ist die Wirkung eines an die Zuckervergärung gebundenen Enzyms, 
welches durch Aceton oder Äther seine Kraft verliert. Die Frage, ob der Auf¬ 
bau des Plasmas bei Pilzen vom Ammoniak ausgeht, läßt Pringsheim unent¬ 
schieden. Der zweite Teil der Arbeit ist vorwiegend polemischer Natur. K. Reicher. 


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786 




8009) Michaelis, L. Nachtrag zur Adsorpticnsanalyse der Fermente. Aus 
d. biol. Labor, d. städt Krankh. am Urban Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XU 
S. 26—27.) 

Bei Anwendung einer sehr schwachen Pepsinlösung zeigt auch das Pepsin 
sowohl Säure- als Basencharakter. K. Reicher . 


8010) Aron, H. Kalkbedarf und Kalkanfaahme beim Säugling und die 
Bedeutung des Kalkes für die Ätiologie der Rhachitis. Aus d. physiol. Inst der 
Kgl. Tierärztl. Hochsch. zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XU, S. 28—77.) 

Das normal an der Mutterbrust genährte Kind nimmt in den ersten 5—6 
Lebensmonaten nur eine eben seinen Kalkbedarf deckende Menge von Kalksalzen 
in der Milch zu sich. Die gleichen Bedingungen (reichliche Ernährung, starkes 
Wachstum), welche eine an Kalk knappe Nahrung zu einer kalkarmen machen, 
begünstigen auch beim Säugling das Entstehen von Rhachitis. Die Milch der 
Mütter von rhachitischen Kindern ist fast regelmäßig kalkärmer gefunden worden 
als die Milch von Müttern gesunder Kinder. Es scheint daher, daß rhachitisch 
x gewordenen Brustkindern eine ungenügende Menge Kalk in der Nahrung zu¬ 
geführt wird. Bei Tieren lassen sich wenigstens gleichartige Erkrankungen durch 
genügenden Kalkzusatz vermeiden. Beim Menschen kann man eine genügende 
Kalkzufuhr durch Vermeidung überreichlicher Ernährung und dadurch bewirkten 
zu schnellen Wachstums erzielen. Nach Arons Ansicht ist in der Muttermilch 
genügend Kalk für eine tägliche Gewichtszunahme von 16—20 g vorhanden. 
Ist ein älteres Kind bereits rhachitisch, so soll auch tertiäres Kalziumphosphat 
Ca 8 (P0 4 ) a beigegeben werden. K. Reicher . 

8011) Lob, W. Zur Kenntnis der Zuckerspaltungen. I. Mttlg. Die Ein¬ 
wirkung von Zinkkarbonat auf Formaldehydlösungen. Aus d. biochem. Abtlg. 
des Rud. Virchow-Krankh. in Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XD, S. 78—96.) 

Bei der Einwirkung starker Kalilauge auf konzentrierte Formaldehydlösungen 
bilden sich außer Methylalkohol und Ameisensäure Polyoxysäuren, wahrschein¬ 
lich vorwiegend Erythronsäure und Dioxybuttersäure. 

Bei der Einwirkung von Zinkkarbonat auf konzentrierte Formaldehydlösungen 
entstehen außer geringen Mengen Methylalkohol upd Ameisensäure als flüchtige 
Produkte Acetol und Methylketol, ferner die Polyoxysäuren, Zucker und vielleicht 
Spuren von Milchsäure. 

Der primäre Prozeß der Zinkkarbonatreaktion ist höchstwahrscheinlich die 
Zuckerbilduitg, denn der aus dem Reaktionsgemisch isolierte Zuckersirup gibt 
bei gleicher Behandlung dieselben Produkte wie Formaldehyd selbst. 

Auch Glukose liefert beim Kochen mit Zinkkarbonat Acetol und Methylketol. 

AT. Reicher 


2012) Gerhaxtz, H. Zur Physiologie des Wachstums. Aus d. tierphysiol. 
Inst, der Kgl. Landw. Hochsch. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 97—118.) 

Der Erhaltungsbedarf ist für den erwachsenen Hund nicht eine einfache und 
genaue Funktion der jeweiligen Größe der aus dem Körpergewicht in der üb¬ 
lichen Weise abgeleiteten Körperoberfiäche. Er liegt in den ersten Wochen 
nach dem Entwöhnen beträchtlich höher als in den späteren Perioden. Er ist 
unabhängig von der Zufuhrgröße. Ebensowenig bleibt der Energiewert, aus 
dem der Anwuchs bestritten wird, die Zeit der Entwicklung hindurch konstant. 
Den einzelnen Tieren kommt eine verschiedene spezifische Wachstumsart zu, 
d. h. der Zuwachs an Gewicht ist nur innerhalb gewisser Grenzen proportional 
den für den Anwuchs disponiblen Energiemengen. Der optimale Zuwachs ist 
spezifisch verschieden. Die Entwicklungskurve verläuft beim Menschen bis zum 
5. Lebensjahre in annähernd parabolischer Form, beim Schweine findet die 
gleiche geradlinig und steil aufsteigende Progression wie beim Hunde statt 

K. Reicher . 


8018 ) Stoeltzner, Helene. Über den Finflnft von Strontiumverfütterung 
auf die chemisohe Zusammensetzung des wachsenden Knochens. Aus d. Poliklin. 
f. Kinderkrankh. und aus d. ehern. Inst d. Univ. Halle a. S. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. XD, S. 119—187.) 


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Referate. 


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Sowohl die durch kalkarme Nahrung als auch die durch StrontiumverfÜtterung 
entstehende Knochenerkrankung ist von der Rachitis wesentlich verschieden. 

Strontium lagert sich in emer gewissen relativ bedeutenden Menge in den 
Knochen ab, vermag aber den im Futter fehlenden Kalk nicht in vollem Umfange 
zu ersetzen. K. Reicher. 

8014) Haeneel» E. Über den Glykogengehalt des Froschlaiches. Aus d. 
biochem. Abtlg. d. Inst f. exper. Ther. zu Düsseldorf. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XH, S. 188—142.) 

Der Froschlaich enthält im Mittel 0,6205 Q / 0 Glykogen, oder auf den Trocken¬ 
wert bezogen: 4,O86°/ 0 . Daraus geht hervor, daß das Glykogen im Frosch nicht 
erst durch die Nahrungsaufnahme gebildet wird, wohl aber mit fortschreitender 
Entwicklung sich vermehrt Durch aie Zuführung von Rohrzucker, Traubenzucker 
und Milchzucker findet eine ganz erhebliche Vermehrung des Glykogens im 
Froschlaiche statt K. Reicher. 


8016) Embden, Gustav und Marz» Alfred. Über das Glykokoll des normalen 
Harns. Aus d. inneren Abt des städt. Krankenhauses u. aus d. chem.-physiol. 
Institut der städt Krankenanstalten zu Frankfurt a. M. (B. z. Phys. 1908, XL Bd., 
7.-9. Heft, S. 808—317.) 

Verfasser halten fest an der Tatsache, daß sich aus jedem normalen Menschen¬ 
harn Glykokoll gewinnen läßt Die Einwände, daß Glykokoll aus Hippursäure 
oder Harnsäure stamme, widerlegen sie experimentell und weisen nach, daß dem 
Ham zugesetzte geringe Glykokollmengen mit 0-Naphtalinsulfochlorid erst bei 
demselben Alkaleszenzgrade zu reagieren beginnen, wie das von vornherein im 
Ham vorhandene Glykokoll. Die im Menschenham vorhandene Glykokollmenge 
scheint individuell nicht imerheblich zu schwanken, mindestens ihre Gewinnung 
bei allen Versuchspersonen nicht gleich leicht zu sein. Die von den Verfassern 
gewählte Alkalimenge überschreitet die zum Nachweis der Aminosäuren not¬ 
wendige nicht wesentlich. Es scheint kein Anlaß vorhanden zur Annahme, daß 
das mittels der /9-Naphtalinsulfochloridmethode aus normalem Ham gewonnene 
Glykokoll in irgend einer anderen Form als in der der freien Aminosäuren prä- 
formiert ist Dohm. 


8016) Bosenfeld, G. (Breslau). Die Ozydationswege des Zuckers. (Berl. kl. 
Woch. 1907, Nr. 62, S. 1668—1666.) 

Wenn man einem hungernden Hunde Phloridzin verabfolgt so entsteht 
neben der Glykosurie eine Verfettung der Leber, bei einem zuckergenährten 
Tiere tritt keine Leberverfettung aut Glykogenarmut ist die Bedingung der 
Leberverfettung, Glykogenreichtum verhindert sie. Die Leber ist ein entgiften¬ 
des Organ und um so besser, je glykogenreicher sie ist. Fette verbrennen nur 
dann, wenn sie an den leichtentzündlichen Kohlehydraten in Flammen gesetzt 
werden, aus eigener Kraft können sie nie verbrennen. (Häufung von Fett im 
Blute bei schweren Diabetikern in extremis, Lipämie.) Fehlen in der Leber 
nach Hungerversuchen Glykogene, dann fehlt das Zündmaterial für das inne¬ 
wohnende Fett, dann entsteht Leberverfettung. Glykogen und Glykose ver¬ 
hindern die Verfettung. Die Verbindung des Fettes erfolgt zwecks Verbrennung 
mit Glykosemolekülen. Orale Glykose bildet Glykogen, verhindert die Leber¬ 
verfettung und wird beim Diabetiker nicht oxydiert. Die intravenöse Glykose 
bildet nicht oder wenig Glykogen, verhütet die Leberverfettung nicht oder un¬ 
sicher und wird dagegen vom Diabetiker größtenteils toleriert. Der hepatische, 
orale Weg führt zur Polymerisierung der Glykose zu Glykogen, welches dann 
abgebaut wird und mit Fett eine Verbindung eingehen kann. Der anhepatische, 
intravenöse resp. rektale Weg führt zu direkter Oxydation ohne Synthese und 
ohne Verbindung. Der Weg, auf dem die Glykose aglykogen abgebaut wird, 
führt nicht allzuweit von den Glykonsäuren und Zuckersäuren vorbei. 

K. Bomstein . 


8617) Sauvd: Physiologie du panordas. (Physiologie des Pankreas.) (Arch. 
gen. de med. 1908, Nr. 1, S. 26.) 

Es handelt sich um ein klar geschriebenes Übersichtsreferat, in dessen 


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Referate. 


erstem Teil die Erfahrungen der Physiologen über die externe und interne 
Sekretion des Pankreas zusammengestellt werden, während der zweite Teil die 
neuen klinischen Untersuchungsmethoden zur Funktionsprüfung des Organs be¬ 
spricht. Neue Tatsachen werden indessen nicht beigebracht Dtetschy. 

2018) Camis. La chaleur de soluüon des gaz dans le sang. (Die Lösungs¬ 
wärme der Gase im Blut.) (Arch. ital. de Biol. 1908, Bd. 48» H. II, S. 261.) 

Der Verfasser hat in einem genau beschriebenen Apparat die Lösungswärme 
von Oa und CO a in Wasser bestimmt und seine Resultate dann auf die Verhält¬ 
nisse bei der Atmung des Menschen übertragen, unter Formulierung folgender 
Sätze: 

1. Das Eindringen von Gas ins Blut und sein Entweichen während der At¬ 
mung sind von Energieänderungen begleitet, welche sich durch äquivalente 
thermische Veränderungen manifestieren. 

2. Die Lösung von 1 Gr.-Mol. CO a im Blut geschieht mit einer Wärme¬ 
entwicklung von 5,4 Kal., welcher infolgedessen ein Wärmeverlust in genau 
gleicher Höhe für jedes das Blut verlassende Gr.-Mol. entspricht. 

8. Die Lösung von 1 Gr.-Mol. O a erzeugt eine Wärmeentwicklung von 
10,22 Kal. 

4. Wenn man einer Berechnung die von den Autoren gefundenen Werte 
für die Größe des täglichen respiratorischen Gaswechsels zugrunde legt, so be¬ 
trägt für einen 70 kg schweren Mann die Erhöhung der Wärmebilanz durch die 
Lösungswärme der Gase 280,66—103,51 Kal. = rund 127 Kal. p. d. 

6. Es gehen wahrscheinlich endothermische Reaktionen zwischen dem Blut¬ 
pigment und dem absorbierten Sauerstoff vor sich. Dtetschy. 

2019) Foderä. Sur un fait qui pourrait avoir de Timportance pour la 
dootrine de la circulation lymphatique et de Tabsorption. (Über eine Tatsache, 
welche Wichtigkeit haben könnte für die Lehre von der Lymphzirkulation und 
von der Absorption.) (Arch. ital. de Biol. 1908, Bd. 48, H. II, S. 289.) 

Es handelt sich um Versuche an Hunden mit Ductus thoracicus-Fisteln, die 
durch Durchschneiden der Oblongata getötet wurden. Durch rhythmische Thorax¬ 
kompression oder auch durch Einblasen von Luft durch eine Trachealkanüle 
konnte noch mehrere Stunden lang ein Lymphabfluß aus dem Ductus thoradcus 
konstatiert werden und zwar in einer Menge, die nicht bloß durch „Auspumpen“ 
der einzelnen Lymphstränge zusammengekommen sein konnte. Brachte man 
Natr. salicyl. in die Bauchhöhle (noch */ a St. p. m.), so konnte es ziemlich rasch 
in der ausströmenden Lymphe nachgewiesen werden; bei subkutaner Zufuhr 
durften nicht mehr als 6 Min. seit dem Tode verstrichen sein. Doch bemerkt 
der Verfasser, daß die Zahl der Experimente zu bindenden Schlüssen noch zu 
klein sei, und geht auch vorläufig über eine dritte beobachtete Erscheinung, daß 
die Lymphe mit der Zeit immer mehr einen rötlichen Farbenton annehme, ohne 
ein Wort der Erklärung hinweg. Dtetschy . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 


2020) Klemperer, G. u. Umber, H. Zur Kenntnis der diabetischen Lipämie. 
II. Mitt. Mit Bemerkungen über Lipolyse und Nierenverfettung. Krankenhaus 
Moabit, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 340/) 

ln der I. Mitteilung hatten die Verfasser berichtet, daß der Ätherextrakt des 
fettgetrübten Blutserums größtenteils aus Cholesterin und Lecithin besteht 
Diese „Lipoidämie“ konnten sie bei 4 acidotischen Diabetikern nachweisen. — 
Es folgt hier die von den Autoren angewandte Methodik der Gewinnung der 
ätherlöslichen Substanzen. — Die weitere Untersuchung von 9 acidotischen 
Diabetikern bestätigte das Erwähnte und ergab zunächst als Regel, daß bei 
Lipämie auch Acidosis vorhanden ist, dagegen kann Acidose ohne Lipämie be¬ 
stehen. Mit Aufhören der Acidose kann die Lipämie ebenfalls schwinden. — 
Die Frage, ob es sich um einfachen Fetttransport handelt, ist negativ zu ent¬ 
scheiden, da nämlich das subkutane, wie das mesenteriale Fett wenig Cholesterin 
enthält Es wird dann auf die durch Neisser entdeckte Lipoidämie nach Müch- 


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Referate. 


789 


und Sahnefütterung hingewiesen. Darauf wurde auch von dem Verfasser ge¬ 
achtet. — Weiter wird die Frage untersucht, ob es sich um herabgesetzte Lipolyse 
im Blut handelt. Dabei ergab sich, daß das von Cohnstein und Michaelis 
angenommene fettzersetzende Ferment der roten Blutkörperchen bei Ausschluß 
von Bakterien beim Versuch — nicht vorhanden ist. Die Fettzersetzung kam 
daher bei diesen Autoren durch Oxydation und bakterielle Einwirkung zu¬ 
stande. Da anzunehmen ist, daß die Lipoidsubstanzen aus dem Gewebe dem 
Blut zugeführt wird, haben die Verfasser Gehirn und Nieren beim nicht diabe¬ 
tischen und dem diabetischen Lichen auf ihren Cholesteringehalt untersucht 
Diese Organe können darnach nicht als Ausgangsort für die Lipoidüberschwemmung 
angesehen werden. Schmid. 

2081) Schütze, A. Zur Frage der Spezifizit&t der Organ-Antigene. Bakter. 
Labor., Krankenhaus Moabit, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. 388.) 

Versuche, durch immunisatorische Behandlung von Hund und Kaninchen 
mit den Zellelementen der verschiedensten Organe diese mittels der Methode 
der Komplementfixation biologisch zu differenzieren, sind bis jetzt negativ ver¬ 
laufen. Schmid. 

2022) Schütze, A. Tabes und Lues (auf Grund experimentell-biologisoher 
Untersuchungen.) Krankenhaus Moabit, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, 
S. 397.) 

Die Wassermann’sche Reaktion hat sich dem Verfasser bei der Unter¬ 
suchung von 100 an klinisch sichergestellter Tabes dors. leidenden Patienten 
außerordentlich bewährt. Auf die Resultate im einzelnen kann nicht eingegangen 
werden. Schmid. 


2028) Braeuner, M. Versuche über die täglichen Variationen der Nieren¬ 
leistung bei konstanter Kost. Medizin. Klinik, Göttingen. (Ztschr. f. kl. Med. 
1908, Bd. 66, S. 438.) 

Die Versuche sollen zeigen, wie sich bei konstanter Diät die Ausscheidung 
von N und CI und die molekulare Diurese verhält, wie groß die Differenzen zwischen 
den einzelnen Individuen und wie groß die Tagesschwankungen bei derselben 
Person sind. Die Schwankungen ergaben sich für N, CI und molekulare Diurese 
als ziemlich beträchtlich. 

1. Bei kochsalzarmer Diät: im Chlor um 46°/ 0 , im N um 32°/ 0f in der 
molekularen Diurese um 28°/ 0 . 

2. Bei kochsalznormaler Diät: im Chlor um 66°/ 0 , im N um 31 °/ 0 , in der 
molekularen Diurese um 87 °/ 0 . 

Eine Erklärung für diese erheblichen Schwankungen in den Ausscheidungen 
der Stoffwechselprodukte beim gesunden Menschen ist nicht zu geben. Eine 
Prüfung der Nierenleistung auf diesem Wege erscheint demnach aussichtslos. 

Schmid. 

2024) Beicher, K. Chemisch-experimentelle Studien zur Kenntnis der 
Narkose. Chem. Abt. des pathol. Inst, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, 
S. 236.) 

Verfasser hat Stoffwechselversuche an Hunden ausgeführt, welche zeitweilig 
einer protrahierten Narkose (Chloroform, Äther) ausgesetzt wurden. Die Be¬ 
stimmungen beziehen sich auf die Menge des Alkoholätherextraktes des Bluts, 
Acetonausscheidung, auf N und NH S . Hierbei ergab sich, daß durch die Nar¬ 
kose eine bedeutende Vermehrung des Alkohol-Ätherextraktes im Blut er¬ 
zielt wird, Aceton, N und NH 8 steigen beträchtlich an. Diese Lipämie erklärt 
Verfasser als Abwehrmaßregel des Organismus, insofern das Fett und die Lipoide 
des Blutes als Bindemittel für die Narkosegifte eintreten zum Schutz lebenswichtiger 
Organe, zu welchen diese Gifte ebenfalls eine Affinität haben. Ist das Deponett 
erschöpft, so werden auch die Gehirn- und Blutkörperchenlipoide angegriffen. 
Fett und Lipoide sammeln sich stetig steigend im Blut und in der Leber an. 
Damit erschöpft allmählich die lipolytische Fähigkeit des Körpers, woraus eine 
fehlerhafte Veränderung des Fettabbaus, die Bildung von Acetonkörpem resultiert. 
Dieser Verlauf des Stoffwechsels hat durchaus Ähnlichkeit mit den Verhältnissen, 
welche wir beim schweren Diabetiker antreffen. Schmid. 


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790 


Btfaratft. 


9026) Strauß, H. u. J. Leva. Untersuchungen über die Motilität des 
menschlichen Magens mittels des Fettzwiebackfrl^istücks. (Ztschr. £ kL Med. 
1908, Bd. 65, S. 161.) 

Die zwar etwas komplizierte* und zeitraubende neue Methode hat vor 
der üblichen Probefrühstücksmethode den Vorteil, daß mit der Prüfung auf 
Sekretion gleichzeitig die Untersuchung der Motilität verbunden ist Einerseits 
gibt der zum Probefrühstück verwandte Fettzwieback einen genügenden Reiz 
für die Sekretion ab, andererseits erhält man durch die Ermittlung des „Fett¬ 
restes“ ein genaues Urteil über die motorische Kraft des Magens. (Einzelheiten 
der Methodik siehe im Original.) Schmid. 

20$6) Falta, W. u. A. Qigon. Über die Gesetze der ZuckerauBscheidung 
beim Diabetes mellitus. Beiträge zum zeitlichen Ablauf der Zersetzungen. 
V. Mitteilung. Med. Klinik, Noorden, Wien. (Ztschr. f. kL Med. 1908, Bd. 65, 
S. 818.) 

Beim gesunden Menschen kann man durch Kohlehydratzulage zu einer 
Standardkost eine deutliche Einschränkung der Eiweißzersetzung erreichen. Beim 
schweren Diabetes mellitus bleibt diese jedoch aus — es tritt eine leichte Er¬ 
höhung des Eiweißumsatzes ein. Das Maximum der Eiweißzersetzung fällt beim 
Gesunden wie beim Diabetiker auf die Nacht Bei schweren Fällen von Diabetes 
verläuft die Eiweißzersetzung sicher nicht schneller, manchmal sogar langsamer, 
als beim Gesunden. Dies ist merkwürdig, da doch beim Diabetiker die die Eiwei߬ 
zersetzung hemmenden Kohlehydrate partiell oder total ausfallen. — Während 
beim Phlorizinhund und beim pankreaslosen Hund durch Eiweißfötterung eine 
Inkongruenz des Faktors D : N auftritt, laufen beim menschlichen Diabetes nach 
Superposition von Eiweiß die Stickstoff- und Zuckerausscheidung meist parallel. — 
Mehrere weitere Versuche an schweren Diabetesfällen befassen sich mit der 
Frage der Zuckerbildung aus superponiertem Fett. Das Resultat war ein 
negatives. Schmid. 

2027) Köhler, E. Über den Einfluh der Außentemperatur auf experimen¬ 
telle Glykosurie. Poliklinik, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, S. S53.) 

In Versuchen an Kaninchen und Hunden konnte Verfasser zeigen, daß bei 
der Glykosurie — ohne Schädigung der Zuckerzersetzung, wie sie bei Phlorizin- 
vergiftung vorliegt, ein spezifischer Einfluß der Temperatur auf die Zucker¬ 
ausscheidung nicht vorhanden ist. Schmid. 

2028) Falta. Über die Gesetze der Zuckerausseheidung beim Diabetes 
mellitus. IV. Mitteilung. Med. Klinik, Basel. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 65, 
S. 300.) 

Wiedergabe der Krankengeschichte einer jugendlichen Patientin mit Diabetes 
mellitus. Bei dieser bestand bei Zufuhr mittlerer Eiweißmengen eine dauernde 
erhebliche Retention von N. Eine Superposition von einer bedeutenden Menge 
von Eiweiß steigert die N-Ausscheidung nur um wenige Gramm, dagegen tritt 
daraufhin eine beträchtliche Steigerung der Zuckerausscheidung ein. Letztere 
ist größer, als die Vermehrung ausfällt bei einer Zufuhr größerer Mengen von 
Kohlehydrat. Es besteht also bei der Patientin gegen Eiweiß eine größere 
Empfindlichkeit, als gegen Kohlehydrate. Wurde die Eiweißzufuhr reduziert, 
so verschwand rasch die N-Retention. Schmid 1 


2029) Porges, 0. u. Pribram, E. Über den Einfluß des Calciums auf die 
Diurese. Pharmak. Inst, Wien. (A. £ experim. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 59, 
S. 80.) 

Calciumchlorid ist, in die Blutbahn gebracht, vermöge seiner Salzwirkung, 
ein Dureticum von einer dem Kochsalz annähernd gleichen Wirkung. Die 
diuretische Wirkung tritt immer in Erscheinung, sofern nicht Salze gereicht 
werden, welche infolge der allgemeinen Zirkulationswirkung des Calcium eine 
Blutdrucksenkung bewirken. Darauf ist ein eventuelles Ausbleiben der Diurese 
zurückzuführen (nicht wie Maccallum annahm, auf einen Antagonismus von 
Calcium- und Natriumionen). . Schmid. 


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8080) Loewi, 0. u. Neubauer, E. Über Phlorizindiurese und über die Be¬ 
einflussung der Phlorizrazuckerausscheidung durch die Diuretika. Pharm« Inst, 
Wien. (A. f. experim. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 69, S. 57.) 

Die Arbeit richtet sich gegen die Einwände, welche Biberfeld gegen die 
früheren, diese Frage betreffenden Versuche O. Loewis, auf Grund eigener 
Versuche gemacht hat Biberfeld nahm an, daß durch Ph}orizin eine Hemmung 
für die Chlorausscheidung in der Niere eintrete. Durch weitere Versuche werden 
die früheren Versuchsergebnisse Loewis durch die Verfasser bestätigt Das 
Phlorizin beeinflußt darnach, im Gegensatz zu anderen diuretisch wirkenden 
Mitteln, welche die Kochsalzausfuhr steigern, diese in keiner Weise, namentlich auch 
nicht im Sinne einer Hemmung. Durch aufgesetzte Diurese wird die Phlorizin- 
zuckerausscheidung nicht gesteigert. Schmtd. 

8081) Jonescu u. Loewi, 0. Über eine spezifische Nierenwirkung der 
Digitaliskörper. Pharm. Inst, Wien. (A. f. experim. Path. u. Pharm., 1908, 
Bd. 69, S. 71.) 

Die Digitaliskörper wirken auch dann, wenn der Blutdruck nicht oder nur 
unbedeutend steigt »diuretisch«. Diese Diurese ist bedingt durch Erweiterung 
der Nierengefäße, welche als Folge einer direkten peripheren Nierengefäßwirkung 
durch diese Körper aufzufassen ist. Schnüd. 

2082) Fröhlich, A. u. Loewi, 0. Über vasokonstriktorische Fasern in der 
Chorda Tympani. Pharm. Inst., Wien. (A. i. experim. Path. u. Pharm., 1908, 
Bd. 59, S. 64.) 

Die Ergebnisse der Versuche, welche an Katzen und Hunden angestellt 
wurden, sind folgende: 1. Die Chorda Tympani führt Vasokonstriktoren rar die 
Speicheldrüse. 2. Diese Vasokonstriktoren sind autonome Fasern. 3. Sie werden 
durch Pilocarpin gereizt, durch Atropin gelähmt. 4. Sie wirken nur, wenn der 
Tonus der vasodilatierenden Chordaendigungen vernichtet ist. 6. Letzteres ge¬ 
schieht bei Nitritvergiftung. Schmtd. 

2083) Mey, P. Blutdruck und Filtratstiokstoff bei chronischer interstitieller 
Nephritis. (Aus d. med. Klinik, Tübingen.) Dissertation, Tübingen 1908, 29. S.) 

Durch die Kost scheint der prozentuale Filtratstickstoff des Blutserums, 
wenigstens bei kurzen Änderungen derselben, beim normalen Menschen und bei 
gut kompensierten Nierenkranken nicht wesentlich beeinflußt zu werden. Ein 
nur einigermaßen entsprechender Parallelismus zwischen arteriellem Blutdruck 
und prozentualem Filtratstickstoff des Blutserums läßt sich nicht nachweisen. 
Der prozentuale Kochsalzgehalt, das spezifische Gewicht und der prozentuale 
Trockenrückstand des Blutserums hielten sich bei allen in dieser Richtung unter¬ 
suchten Fällen in normalen Grenzen. Die höchsten Werte für Filtratstickstoff 
fanden sich bei den vorwiegend renalen Fällen. Niedriger waren im allgemeinen 
die Werte bei den Fällen mit Beteiligung des Herzens. Aber auch bei autoptisch 
kontrollierter reiner Herzinsuffizienz kann der prozentuale Filtratstickstoff bis zu 
78 mg in 100 ccm Serum ansteigen. Am niedrigsten waren die Werte bei den 
Fällen ohne sichere Nephritis und ohne Herzinsuffizienz. Da die Werte für 
Filtratstickstoff bei den renalen und den vermutlich funktionellen Hypertensionen 
sehr stark divergieren, so wird vielleicht in Fällen, bei denen man im Zweifel 
ist, ob der hohe Druck mit einer Nierenaffektion vergesellschaftet ist, eine Be¬ 
stimmung des prozentualen Filtratstickstoffes im Blutserum von diagnostischem 
Werte sein können. Fritz Loeb . 


2084) Schümm, 0. Benzidin als Reagens auf Blutfarbstoff. (Pharm, Ztg. 1907, 
Bd. 62, S. 609.) 

Bei Gegenwart von Blut gibt alkoholische Benzidinlösung, mit Essigsäure 
und H 3 O s versetzt, eine blaugrüne Färbung in einer Empfindlichkeit von 1:200000. 
Die Empfindlichkeit, Farbennuance und die Geschwindigkeit des Eintritts der 
Reaktion hängen von der Reinheit und Beschaffenheit des Benzidins ab. Brahm. 


8086) Tagliavini, A. Eine charakteristische Reaktion der freien Weinsäure. 
(Boll. Chim. Farm. 1907, Bd. 46, S. 498—496.) 

Eine wässrige Lösung von Weinsäure gibt besonders in der Wärme mit Mennige 


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793 


Referate. 


einen kristallinischen Niederschlag von Bleitartrat, dessen Filtrat beim Kochen nach 
Zusatz von Rhodankalium schwarz wird und PbS. unter Entwicklung von H*S ab¬ 
scheidet. Ameisensäure, Essigsäure und Bemsteinsäure geben unter denselben Be¬ 
dingungen keine H 2 S Reaktion, wohl aber Oxalsäure, Zitronensäure und besonders 
Weinsäure. Die Bildung des PbS-Niederschlages ist z. T. der freien Weinsäure, 
z. T. Oxydationsprodukten derselben zuzuschreiben, die leichtoxydierbare Sub¬ 
stanzen darstellen. Braktn . 


2036) Mayer, 0. Nachweis und Bestimmung des Eiweißes im Ham. (Schweiz. 
Wschr. f. Chem. u. Pharm. 1907, Bd. 46, S. 446—449.) 

Der Ham wird klar filtriert, oder falls keine Klärung zu erzielen ist, mit 
wenig Kieselsäure oder Magnesia usta geschüttelt, und die durch letztere Ver¬ 
bindung erzielte alkalische Reaktion durch wenig Essigsäure beseitigt. Zum 
Nachweis von Eiweiß sind stets mehrere Proben anzustellen. 1. Kochprobe. 
10 ccm Ham werden mit 6 ccm NaCl-Lösung (1+3) aufgekocht und mit ver¬ 
dünnter Essigsäure angesäuert. Trübung oder flockiger Niederschlag zeigt Eiweiß 
an. Beim Kochen ausgeschiedene unlösliche Erdphosphate werden durch Essig¬ 
säure wieder gelöst. Mit ausgeschiedene Harzsäuren werden durch Schütteln 
mit Alkohol gelöst, Eiweiß bleibt ungelöst 2. Mucinprobe. 6 ccm Ham werden 
mit 6 ccm einer 6 proz. Essigsäure versetzt. Eine Trübung zeigt Mucin an. 
3. Eiweißprobe. Benötigte Lösung: 2 g Sublimat, 2 g Kochsalz, 4 g Zitronen¬ 
säure, 26 ccm einer 30 proz. Essigsäure in 100 ccm Wasser. Versetzt man 
5 ccm Ham mit 6 ccm dieser Lösung, so entsteht noch bei 0,001 °/ 0 Eiweiß 
eine Trübung. Mucin fällt gleichfalls aus. 4. Eiweißprobe. 6 ccm mit ver¬ 
dünnter Essigsäure schwach angesäuerten Harns werden in 26 Tropfen einer 
20 proz. Sulfosalizylsäure versetzt. Bei minimaler Menge Eiweiß (0,0016 °/ 0 ) 
entsteht Opaleszenz, bei größerer Menge deutliche Trübung bezw. Niederschlag. 
Mucin stört die Reaktion wenig. Bei eiweißarmen und mucinreichen Hamen 
versetzt man 20 ccm Harn unter Umschütteln mit 10—20 Tropfen verdünnter 
Essigsäure, filtriert und stellt mit dem klaren Filtrat die Reaktion an. In diesem 
Falle sind Klärungsmittel zu verwerfen, da dieselben Eiweiß absorbieren. Schnell¬ 
methode zur approximativen Eiweißbestimmung im Ham und anderen Flüssig¬ 
keiten. 5—10 ccm einer Lösung von 5 g Sublimat, 5 g Zitronensäure und 40 g 
Kochsalz in 600 g Wasser werden in konische Gläschen vorsichtig aus feinaus- 
gezogener Pipette mit 5 ccm Ham überschichtet. Bei einer Verdünnung von 
1:100000, entsprechend 0,001 °/ 0 Eiweiß, bildet sich an der Grenze beider Flüssig¬ 
keiten nach l 1 /* Minuten ein scharf begrenzter, weißlicher Ring. 

In eiweißreichem Ham zeigt sich der Ring früher. In diesem Falle ist der 
Ham mit einer abgemessenen Menge Wasser zu verdünnen (bei der Ver¬ 
dünnung lasse man sich von der Kochprobe leiten), bis die Reaktion in der ge¬ 
nannten Zeit eintritt, und berechnet aus dem Verdünnungsgrad den Gehalt an 
Eiweiß. In einer ausführlichen Tabelle gibt Verfasser den jeder Verdünnung 
entsprechenden Eiweißgehalt des unverdünnten Harnes an. Die Methode über¬ 
trifft die Elsbach sehe inbezug auf Genauigkeit und Schnelligkeit, erfordert aber 
größere Geschicklichkeit. Brahm . 


2037) Comessatti, Giuseppe. Beitrag zur Kenntnis der drucksteigemden 
Substanzen. Eine spezifische Reaktion des Adrenalins. Aus d. Inst. f. experim. 
Path. u. innere Med. zu Padua. (Münch, med. Wschr. Sept 1908, Nr. 37.) 

Verfasser gibt folgende für Adrenalin spezifische Reaktion an: Man verdünnt 
3—4 Tropfen einer frischen lproz. Adrenalinlösung mit 6—8 ccm destillierten 
Wassers, fügt einige Tropfen einer 1—2 proz. wässerigen Sublimatlösung hinzu 
und schüttelt etwas: nach 1—3 Minuten tritt eine diffuse rötliche Färbung auf, 
die mehrere Stunden, ja Tage andauert. Ohne Sublimat nehmen Adrenalin¬ 
lösungen erst nach ca. 2 Stunden eine schwächere rötliche Farbe an. Die Re¬ 
aktion ist noch in einer Verdünnung von 0,0025 g auf 1000 deutlich. — 
Legt man Nebennieren Gesunder in Sublimatlösung, so tritt nach einer Stunde 
eine rötliche Färbung der Flüssigkeit ein, die nach 2—3maliger Erneuerung der 
Flüssigkeit verschwindet, während bei Nebennieren von Nephritikem die noch 
viel intensivere Färbung erst nach 15—20maliger Erneuerung verschwindet. 


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Referate. 


793 


Letztere enthalten also viel mehr Adrenalin als die Gesunder (Beziehung zur 
Drucksteigerung!). Die Nebennierenrinde enthält eine chemische Substanz, die 
dem Adrenalin des Nebennierenmarks nahe verwandt ist und wahrscheinlich seine 
Vorstufe ist; Nebennierenrinde allein gibt die Adrenalinreaktion nicht. 

M. Kaufmann . 

2088) Hecker (München). Blutbefunde bei periodischer Azetonämie größerer 
Kinder. (Münch. med< Wschr. Sept 1908, Nr. 35.) 

Zweite Mitteilung (die erste Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 29, ref. dieses 
Zentralblatt, S. 597). ln drei Fällen von periodischer Azetonämie fand sich 
während bezw. kurz vor dem Anfall eine pathologische starke relative Lympho- 
zytosis, die bei zweien der Fälle in vermindertem Maße auch in der anfallsfreien 
Zeit nachweisbar war. Dafür, daß die Abnahme der relativen Lymphozytose 
nach dem Anfall nicht auf einer Verminderung der Lymphozyten, sondern einer 
Vermehrung der polymorphkernigen Formen beruht, spricht die Zunahme 
der Gesamtleukozytenzahl. Das Blutbild in der anfallsfreien Zeit entspricht dem 
normalen in frühester Säuglingsperiode, bedeutet also eine Entwicklungshemmung; 
die akute Steigerung währena des Anfalles beruht auf bisher unbekannten Gründen. 
Diese Befunde stützen die früher ausgesprochene Ansicht, daß die periodische 
Azetonämie größerer Kinder als eine Konstitutionsanomalie im Sinne einer Ent¬ 
wicklungshemmung und zwar der Fettabbaufunktion aufzufassen ist. 

M. Kaufmann, 

2089) Ganassini, Domenico. Una nuova reazione caratteristica delTacido 
urico. (Eine neue charakteristische Reaktion der Harnsäure.) Soc. Med.-Chir. 
zu Pavia 10. April 1908. (Gazz. degli osped. Mai 1908, Nr. .64.) 

Zu einer mit einem geringen Überschuß von Soda oder Kalilauge herge¬ 
stellten Lösung von Harnsäure oder harnsaurem Alkali fügt man langsam eine 
wässerige Lösung eines Zinksalzes (z. B. Zinksulfat); das entstehende gelatinöse 
Präzipitat löst sich zunächst wieder, um dann zu bleiben. Auf einem Filter ge¬ 
sammelt, zeigt dieses Präzipitat, wenn man gesorgt hat, daß die alkalische Re¬ 
aktion erhalten bleibt, plötzlich einen Farbenumschlag von Weiß zu Blaugrün. 
Diese Reaktion ist durchaus charakteristisch für Harnsäure. M. Kaufmann . 

2040) Martiri, Adolfo. L’elimmarione orinaria dei composti acetonici e 
delTamxnomaca in un caao di grave diabetes. (Azetonkörper- und NH S -Aus- 
scheidung in einem schweren Fall von Diabetes.) Aus d. med. Klinik zu Florenz. 
(Riv. crit di Clin. med. Aug. 1908, Nr. 33.) 

Bestimmungen der verschiedenen Azetonkörper und. des NH 3 bei Butter¬ 
zulage, in einer Abführperiode und bei reichlicher Alkalizufiihr in einem schweren 
Diabetesfall, der Vollständigkeit halber hier erwähnt M. Kaufmann . 

2041) Visentini, Arrigo. Sulla questione della glicosuria duodenale. (Zur 
Frage der duodenalen Glykosurie.) Aus d. exp. Abt. des path. Inst, zu Berlin. 
(D Morgagni, Aug. 1908, Nr. 8.) 

Beim Hund verursacht die Resektion des Duodenums, auch bei gleichzeitiger 
Wegnahme von Kopf und Körper des Pankreas nebst dem umgebenden Gewebe, 
keinen Diabetes und für gewöhnlich auch keine Glykosurie. Hie und da kommt 
es bei Wegnahme des Duodenums, und fast immer nach Verschorfung der 
Schleimhaut des Duodenums und auch des Ileums, zu einer gleich nach dem 
Eingriff auftretenden und meist rasch vorübergehenden Zuckerausscheidung. 

M, Kaufmann . 


Klinisches. 

2042) Hirschfeld, Felix. Die Karelische Milchkur und die Unterernährung 
bei Kompensationsstörungen. (Münch, med. Wschr. Juli 1908, Nr. 30.) 

Hirschfeld wirft die Frage auf, ob zur Erholung des inkompensierten 
Herzens die von Jacob (Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 16—17) vorgeschlagene 
modifizierte Karelische Kur (Kar eil gibt entsahnte Milch, Jacob Vollmilch) 
notwendig ist. Er bejaht die Frage höchstens für die Behandlung der Nephritis 
und akuten Endokarditis, zieht aber sonst als unter dem Bedarf zurückbleioenäe 

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Referate« 


Nahrung bei Kompensationsstörungen eine gemischte Nahrung der. reinen Milch¬ 
diät vor. Die von ihm verwendete Diät enthält 300 ccm Kaffee, 30 ccm Milch, 
40 g Weißbrot, 150 ccm Bouillon, 150 ccm Schleimsuppe, 300 g (Rohgewicht) 
mageres Fleisch, 100 g Spargel oder Blumenkohl, etwas Sauce, eventL Saccharin. 
Die Menge der Nahrung muß je nach dem einzelnen Fall verschieden sein; je 
schwerer die Kompensationsstörung ist, mit desto weniger Nahrung wird zumeist 
der Kranke auskommen. Die Diät, die nur ca. 700 Kalorien enthält, darf natür¬ 
lich nur bei andauernder Bettruhe gegeben werden; hie und da ist es notwendig, 
noch 200—400 ccm kohlensaures Wasser hinzuzufügen. Je rascher die Eßlust 
wächst, desto günstiger ist gewöhnlich die Prognose. Nach weniger als einer 
Woche beginnt man langsam mit Zulagen, unter Kontrolle von Pulsfrequenz 
und Urinmenge; aus dem Bette darf der Patient erst bei 1500—2000 Kalorien, 
und dann nur sehr langsam. Alle zwei Tage sorgt man für Stuhl. 

M . Kaufmann . 

2043) Moritz, F. Über Entfettung durch reine Milchkuren. Aus d. med. 
Klinik zu Straßburg. (Münch, med. Wschr. Juli 1908, Nr. 30.) 

Moritz verwendet seit 1 / a Jahre zur Entfettung ausschließlich Milchkuren, 
tätlich l x / a —2 1 / a 1 Milch, in der Regel in fünf Portionen verabreicht. Besteht 
bei kleineren Milchmengen Durst, so kann man noch etwas Wasser trinken 
lassen, so daß die Flüssigkeitszufiihr 2 1 beträgt Meist ist der Gewichtsverlust 
ein sehr beträchtlicher, ohne daß die Kranken besonderen Hunger leiden. Vor¬ 
teile der Milchkur sind ferner die Einfachheit der Verordnung, ihre vorzügliche 
Anwendbarkeit auf herz- und nierenleidende Individuen. Eine Unbequemlichkeit 
ist die meist auftretende Stuhlverstopfiing (und die Einförmigkeit des Regimes. 
D. Ref.). Was die zu verabreichende Milchmenge im Einzelfall angeht so ist 
davon auszugehen, daß für den voraussichtlichen Effekt der Entfettungskur das 
Kalorienangebot per kg Normalgewicht ausschlaggebend ist; als Normalgewicht 
kann man annähernd so viel kg annehmen, als aas Individuum Zentimeter über 
1 m Körperlänge hat; das Normalgewicht eines Menschen von 1.70 m wäre 
also 70 kg. Die Erfahrungen des Verfassers ergaben nun, daß ein kräftiger 
Entfettungseffekt durchgängig dann zu verzeichnen ist, wenn das Kalorienangebot 
pro kg Normalgewicht 16—17 Kalorien, d. h. etwa die in 25 ccm Milch ent¬ 
haltene Kalorienmenge beträgt. Man findet also die für den Beginn der Kur 
nötige Milchmenge, wenn man den Zentimeterüberschuß der Körperlänge mit 
25 multipliziert; ein Patient, der 1.80 m groß ist, würde also 80 X 25 = 2000 ccm 
Milch brauchen; bei schwächlichen Individuen fängt man mit 100—200 ccm 
mehr an. Man bleibt bei dieser Menge oder geht je nach Lage des Falles herauf 
oder herab. Der Gewichtsverlust ist im Anfang durch Wasserverlust sehr hoch; 
später beträgt er in den Fällen des Verfassers 140—260 g täglich. Stickstoff¬ 
verlust läßt sich bei der Kur nicht vermeiden, jedoch lehrt die Erfahrung, daß 
dadurch keine Schwächezustände entstehen. Die Milchkuren sind schließlich 
auch für eine eingehendere Feststellung der Stoffwechselvorgänge bei der Fett¬ 
sucht von hervorragender Übersichtlichkeit. M. Kaufmann. 

2044) Moro, Ernst. Karottensuppe bei Ernährungsstörungen der Säug¬ 
linge. Aus der Kinderklinik zu München. (Münch, med. Wschr. August 1908, 
Nr. 31.) 

Die Beobachtung, daß es gelingt, bei neugeborenen Meerschweinchen die 
bedrohlichen Symptome einer Kuhmilchkrankheit in kurzer Zeit zum Schwinden 
zu bringen, wenn man ihnen ausschließlich Vegetabilien (dünn geschnittene Karotten¬ 
scheiben) als Nahrung reicht, führte Verfasser dazu, auch bei an akuten Er¬ 
nährungsstörungen erkrankten Säuglingen vorübergehend ausschließlich vege¬ 
tabilische Ernährung in Form von Karottensuppe zu versuchen. Zubereitung: 
500 g Karotten werden geschält, der Rückstand (ca. 375 g) zerkleinert und mit 
Wasser auf 200 ccm (ca. x / a — a / 4 Stunde lang) eingekocht, das Eingekochte 
durch ein feinstes Drahtsieb in 1 1 Fleischbrühe (aus 50 g Rindfleisch, kalt an¬ 
gesetzt) gedrückt, und 6 g CINa zugefügt Die Suppe wird täglich frisch zu¬ 
bereitet und kühl aufbewahrt; ihr Preis ist relativ hoch. Die Diät wurde bis 
jetzt an 48 Kindern zur Verwendung gebracht Bei akut ernährungsgestörten 

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Referate. 


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Säuglingen wurde sie anfangs als Übergang zwischen Wasserdiät und Milchdiät, 
später aber von Anfang an gegeben, wobei rasch die schweren Kollapserschei¬ 
nungen, Erbrechen, Temperatursteigerungen schwanden und das Gewicht in die 
Höhe ging. Bei Atrophikem wurde fast ausnahmslos ein steiler Gewichtsanstieg, 
meist mit Besserung der Magendarmsymptome und des Allgemeinbefindens kon¬ 
statiert. Bei längerer Fütterung kam es zu Ödemen, die nach dem Aussetzen 
der Suppe rasch verschwanden; außerdem stieg dabei die Toleranz der Säug¬ 
linge gegen artfremde Milch. Klinisch ergibt sich also vor allem als Wirkung 
der Karottensuppe eine vorwiegend durch Wasserretention verursachte Gewichts¬ 
zunahme; daß uns die Karottensuppe ermöglicht, dem im Stadium akuten oder 
chronischen Wasser Verlustes befindlichen Kind große Mengen Wasser rasch und 
schonend zuzuführen, dürfte an dem Verfahren das Wertvollste sein. Ursache 
der Wasserretention ist der hohe Kochsalzgehalt; vor andern kochsalzhaltigen 
Lösungen hat aber die Suppe den Vorteil, daß sie gern genommen wird und 
gut sättigt, daß während ihrer Darreichung die Nährstofftoleranz ansteigt, und 
daß sie die Darmflora radikal umstimmt Als Indikation für die Karottensuppe 
haben zu gelten der toxische, von Exsikkation begleitete Symptomenkomplex 
bei akuten Ernährungsstörungen und die auf Nährstoffintoleranz beruhende 
Flaschenkinderdyspepsie, wo zweckmäßige Milchverdünnungen versagen. Kontra¬ 
indikationen sind die Mehlnährschäden, sowie die Fälle, wo bereits Oedembildung 
eingetreten ist M. Kaufmann . 

2046) Götz, Max (Leipzig-Plagwitz). Zur Behandlung der Sommerdurch- 
fÄlle der Kinder. (Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 82.) 

Verfasser legt großen Wert auf die Entfernung der Kinaer aus der Hitze. 
Er rät daher, das Kind von früh 7 bis abends 10 Uhr in den Keller stellen zu 
lassen, ein- oder mehrmals zu baden, und ihm 1—2 Tage lang nur Tee mit 
Saccharin und etwas gutem Rum, bei eintretender Besserung Grützenschleim, 
dem später kondensierte Milch beigefügt wird, zu geben. — Als sommerliches 
Nahrungsmittel für kleine Kinder empfiehlt er eingedampfte Milch. 

M. Kaufmann. 

2046) Borgbjärg. Die Bedeutung der Magenfonktionsuntersuchung für 
die Diagnose des Ulcus ventriculi. (Boas* A. 1908, Bd. XIV, H. 8, S. 251, H. 4, 
S. 424.) 

Borgbjärg beschäftigt sich vor allem mit der Frage des kontinuierlichen 
Magensaftflusses, der ein nervöses Symptom sein kann, meist aber einer organischen 
Erkrankung, der motorischen Insuffizienz und dem Ulcus seine Entstehung ver¬ 
dankt. Borgbjärg hat 102 Patienten auf diese Punkte hm untersucht. Bei 
etwas über einem Drittel fand er nüchtern Magensaft; alle hatten Magensymptome, 
die meisten litten an Ulcus. Der Autor vertritt die Anschauung, daß die kon¬ 
tinuierliche Hypersekretion nur eine digestive länger anhaltende Sekretion dar¬ 
stelle. Stagnation (mikroskopische) fand Borgbiärg bei 72 von den 102 Pa¬ 
tienten; nur fünf von diesen hatten nüchtern keinen Magensaft, fast alle waren 
magenkrank, die meisten litten an Ulcus. Kleine makroskopische Stagnation 
hatten 16 Patienten, deren genaue Untersuchung erlaubte sie als ein wertvolles 
Diagnosticum für Ulcus und Carcinom zu betrachten. Borgbjärg schließt aus 
seinen Untersuchungen, daß mikroskopische Stagnation für ein organisches Magen¬ 
leiden meist Ulcus spreche, besonders wenn nüchtern noch ein salzsaures Sekret 
im Magen ist. Sicher ist die Ulcusdiagnose, wenn neben der Hypersekretion 
und mikroskopischen Stagnation auch eine makroskopische oder motorische In¬ 
suffizienz ersten Grades vorhanden ist. P. Schlippe . 

2047) Guiaez. Du Diagnostic p&r Toesophagoscopie des stenoses et en 
particulier du cancer de l’oesophage. (Über die Diagnose der Speiseröhren¬ 
verengerungen und insbesondere des Speiseröhrenkrebses mit Hilfe der Oeso- 
phagoskopie.) Arch. d. mal. de l’app. dig. et de la nutr. 1908, Bd. II, S. 317—829.) 

Verfasser kommt zu folgendem Schlüsse: Die oesophagoskopischen Bilder 
liefern in den verschiedenen Fällen uns je nach den verschiedenen Formen der 
Stenosen ausgeprägte, sehr bestimmte Kennzeichen. Das Oesophagoskop ist 
also, durch das neue Element, welches es liefert, beim gegenwärtigen Stand 

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796 


Referate. 


unserer Kenntnisse das zuverlässigste Hilfsmittel der Diagnostik. Es gestattet 
eine rationelle, auf exakten Daten beruhende Behandlung. Fr. Schmidt. 

2048) Matthieu, M. Albert. Le clapotage et la matitd deolive dans Poe- 
clusion incompl&te de rintestin. (Das Plätschern imd die Dämpfung der ab¬ 
hängigen Partien beim unvollständigen Darmverschluß.) (Ai ch. d. mal. de Tapp, 
dig. et de la nutr. 1908, Bd. II, S. 329—343.) 

Sehr lesenswerte Besprechung des schon Nothnagel bekannten, aber wenig 
gewürdigten Symptomenkomplexes an der Hand mehrerer Fälle. 

Differentialdiagnostisch kommt besonders die Magenerweiterung in Betracht 
Mathieu betont, die Möglichkeit, den Sitz der Stenose des öfteren ziemlich 
sicher bestimmen zu können, durch die Verteilung des Plätschems und der 
pseudoaszitischen Dämpfung. Fr. Schmidt. 

2049) Ewald, C. A. u. Witte, J. (Berlin). Über eine bisher unbekannte 
Komplikation schwerer Magendarmerkrankung unter dem Bilde akut ver¬ 
laufender Chorea. Aus d. inneren Abt des Augusta-Hospitals: Geh.-Rat Ewald. 
(Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 2, S. 46—61.) 

Krankengeschichte einer 20jährigen Patientin. Typische choreatische Er¬ 
krankung bei schwerem Magendarmleiden — hochgradige Gastrektasie infolge 
Striktur nach Ulcus —, welches zu extremer Inamtion des Gesamtorganismus 
geführt und in dessen Verlauf sich eine hochgradige Stagnation der dem Magen 
zugeführten Speisen mit schließlich fauliger Zersetzung derselben entwickelt 
hatte. Die differentialdiagnostischen Anhaltspunkte und die Analogie mit dem 
Krankheitsbild der Chorea einerseits und demjenigen der Tetanie gastrointestinalen 
Ursprungs andererseits machen es durchaus wahrscheinlich, daß Resorption 
toxischer Zersetzungsprodukte und deren Reizwirkung auf das Nervensystem 
die nervöse Komplikation hervorrief und so auch einen ursächlichen Zusammen¬ 
hang beider Krankheitsvorgänge zu erklären vermag, daß also eine Autoin- 
toxikation in optima forma vorlag. Laparotomie mit Gastroenterostomia re- 
trocolica posterior erzielt Heilung. Ob es die gleichen Giftstoffe sind, die bald 
zur Tetanie, bald zur Chorea ähren, muß späteren Forschungen Vorbehalten 
werden. Bomstein. 

2060) Falta, W. Über den Eiweißumsatz beim Diabetes mellitus. Aus d. 
ersten med. Univ.-Klinik in Wien: Prof. Dr. C. v. Noorden. (Berl. klin. Wschr. 
1908, Nr. 2, S. 61/63.) 

Am Schlüsse seines zu kurzem Referate nicht geeigneten Vortrages, gehalten 
im Verein für innere Medizin in Wien — auf dessen ausführlichere Wiedergabe 
an anderer Stelle vom Autor hingewiesen wird, sagt Falta: »Ich bin mir wohl 
bewußt, daß es nicht angeht, Erfehmagen, die an Untersuchungen bei Hunden 
gewonnen werden, ohne weiteres auf den Menschen zu übertragen.« Jeder 
Forscher auf Stoffwechselgebieten dürfte diesen Satz Wort für Wort unterschreiben. 
Wenn aber der Autor weiter bemerkt: »Wir müssen aber doch andererseits be¬ 
merken, daß fast alle unsere großen Stoffwechselgesetze am Hunde gewonnen 
und später für den Menschen bestätigt worden sind«, dürfte er doch auf manchen 
Widerspruch zu rechnen haben. — 

Falta neigt auf Grund von Überlegungen und in Anbetracht des bisherigen 
Fehlens eines pathologisch-anatomischen Korrelates zu der Ansicht jener Autoren, 
die die Stellung des Pankreas in der Ätiologie des gemeinen menschlichen 
Diabetes als unsicher erscheinen lassen und mehrere diabetogene Organe an¬ 
nehmen. »Die Annahme einer Störung mehrerer in ihren Wechselbeziehungen 
den Stoffwechsel regulierender drüsiger Organe oder einer Erkrankung des sie 
alle beherrschenden Nervensystems scheint mir heute noch ebenso berechtigt, 
wie die Annahme einer Erkrankung des Pankreas allein.« Bomstein. 

2051) Peritz, G. (Berlin). Lues, Tabes und Paralyse in ihren ätiologischen 
und therapeutischen Beziehungen zum Lecithin. Aus der zweiten med. Klinik 
der Charitee: Geheimrat Kraus. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 2, S. 63/66.) 

Stoffwechseluntersuchungen des Autors ergaben, daß bei einem Tabiker 
und Taboparalytiker die Lecithinausscheidung im Kot über die Norm erhöht 

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Referate. 


797 


gewesen ist Bei einem Tabiker und einer Tabischen wurde durch intramusku¬ 
läre Lecithininjektionen eine erhebliche Verminderung der Lecithinausscheidung 
herbeigeführt Lecithininjektionen führten wenigstens bisher bei einem Tabiker 
das Schwinden der vermeintlichen »Antitoxine« herbei. Diese Tatsachen in Ver¬ 
bindung mit der Beobachtung Wassermanns, daß im Reagenzglase eine Bindung 
von Lecithin mit »Luesantitoxin« stattfindet, sprechen dafür, daß auch im Körper 
eine solche Synthese sich vollzieht. Aber nicht diese Verbindung kann als aas 
Gift für das Nervensystem betrachtet werden, welches die Tabes oder Paralyse 
hervorrufL Dagegen sprechen die therapeutischen Erfolge des Autors mittels 
Lecithininjektionen. Wahrscheinlicher ist es, daß die Verarmung an Lecithin 
die Schädigung des Zentralnervensystems herbeiffcthrt, die wir Tabes oder Para¬ 
lyse nennen. Bomstein. 


Immunität» Toxine, Bakteriologisches. 


2052) Jochmann n. Töpfer. Zur Frage der Spezifizit&t der Komplement¬ 
bindungsmethode bei Syphilis. Aus der Infektions- und der bakteriol. Abtlg. 
des Rud. Virch. Krankenh. zu Berlin. (Münch, med. Wschr. Aug. 1908, Nr. 32.) 

Gegenüber der Behauptung von Much u. Eichelberg (Med. Klinik Nr. 18, 
1908) daß auch Scharlachserum in vielen Fällen mit wässerigem Luesextrakt 
die typische Komplementablenkung geben, haben die Verfasser unter 33 unter¬ 
suchten Fällen von Skarlatina nur einmal vorübergehend eine Ablenkung erhalten. 

M, Kaufmann, 

2058) Hamburger, F. u. Montd, R. Über Antitoxinresorption vom Rektum aus. 
Aus der Kinderklinik zu Wien. (Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 81.) 

Unter 24 untersuchten Fällen war nur ein einzigesmal ein Antitoxinübergang 
nach rektaler Serumapplikation nachweisbar. Es ist daraus zu schließen, 
daß beim Menschen rektal einverleibtes Tetanusantitoxin und wahrscheinlich auch 
andere Antitoxine gewöhnlich nicht zur Resorption gelangen; weiter ist es nach 
dem Ergebnis der Versuche wahrscheinlich, wenn auch nicht direkt zu beweisen, 
daß auch bei der rektalen Einverleibung des Marmorek’schen Tuberkuloseserums 
die supponierten, spezifischen Schutzstoffe nicht resorbiert werden. 

M, Kaufmann . 

2054) Gilbert, W. Über Behandlung der Blennorrhoea neonatorum mit 
Rinderserum. Aus der Augenklinik zu München. (Münch, med. Wschr. Juli 1908, 
Nr. 30.) 

Übertragung der von Müller u. Peiser (Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 17) 
und Moro u. Mandelbaum (ib. Nr. 18) angegebenen serotherapeutischen Ver¬ 
suche auf die Behandlung eitriger Augenaffektionen, mit günstigem Erfolg. 

M, Kaufmann, 

2055) Viala. Los vaccinations antirabiques & rinstitut Pasteur en 1907. 
(Die Impfungen gegen die Rabies im Pasteurschen Institut im Jahre 1907.) 
(Annal. de 1’mst Pasteur Juni 1908, Nr. 6.) 

1907 wurden im ganzen 786 Personen geimpft, davon kamen 3 ad exitum 
(gleich 0,88 °/ 0 ). Lüdke, 


2056) Martin u. Leboeuf. Diagnostic microscopique de la trypanosomiase 
humaine. (Mikroskopische Diagnostik der Trypanosomenkrankheit beim Menschen.) 
(Annal. de PInst Pasteur, Juni 1908, Nr. 6.) 

Trypanosoma gambiense wurde in 96 °/ 0 im Blut nachgewiesen. Im Lympli- 
extrakt der oberflächlich gelegenen Drüsen gelang nur selten der Nachweis von 
Trypanosomen, häufiger noch in der CerebrospinaMüssigkeit. Im Blut wurde 
zudem eine Lymphocytenvermehrung diagnostiziert Lüdke . 

2057) Besredka. Du möcanisme de l’anaphylaxie vis ä vis du sörum de 
ohevaL (Uber das Zustandekommen der Überempfindlichkeit gegen Pferdeserum.) 
(Annal. de l’Inst. Pasteur, Juni 1908, Nr. 6.) 

Besredka nimmt in jedem Normalserum die Anwesenheit von zwei Sub¬ 
stanzen an, von denen die eine Antigencharakter (— sensibilisierende Substanz), 
die andere die Eigenschaft des Antilysins hat (~ antisensibilisierende Substanz). 

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798 


Referate. 


Die Substanz mit Antigencharakter ist thermostabil und bewirkt bei Meer¬ 
schweinchen etwa 12 Tage nach der Injektion den Zustand der Überempfindlich¬ 
keit. Die antilytisch wirkende Substanz ist hingegen thermolabil und sucht sich 
mit der ersteren zu verbinden. 

Die Chokwirkung bei dem Phänomen der Überempfindlichkeit kann ab¬ 
geschwächt oder vollkommen dadurch beseitigt werden, daß die nervösen Ele¬ 
mente des Organismus bei der Injektion unempfindlich gemacht werden (vacd- 
nation par anesthesiques). Das Serum von Meerschweinchen, das zusammen mit 
Pferdeserum injiziert wird, vermag weder die antisensibilisierende noch die sen¬ 
sibilisierende Substanz zu neutralisieren. Lüdke. 

2058) Eichet. De l’anaphyl&xie et des toxogdnines. (Über die Über¬ 
empfindlichkeit und die toxogenen Substanzen.) (Annal. de l*Inst Pasteur, 
Juni 1908, Nr. 6.) 

Unter den toxogenen Substanzen sind die Antikörper zu verstehen, die den 
Zustand der Überempfindlichkeit bei einem mit Normalserum oder mit Aktinien- 
gift behandelten Tier bewirken. Die klinischen Erscheinungen der Anaphylaxie, 
die in Dyspnoe, Coma, Paraplegieen vornehmlich bestehen, werden durch das 
Zusammentreffen der toxogenen Substanzen mit dem frisch injizierten Serum oder 
Aktiniengift veranlaßt. Die toxogene Substanz bildet sich etwa am 6. Tage 
nach der Injektion, erreicht am 26. Tage ihre stärkste Wirksamkeit und beginnt 
erst nach 76 Tagen abzunelimen. — Durch anästhesierende Mittel können die 
Symptome der Überempfindlichkeit wesentlich abgeschwächt werden. Der Ver¬ 
fasser nimmt an, daß ein Teil der toxogenen Substanz auf die Nervenzellen 
fixiert ist. Lüdke. 


2059) Wolff-Eisner, A. u. Teichmann, Fr. (Berlin.) Die promostische Be¬ 
deutung der konjunktivalen und kutanen Tuberkulinreaktion. Aus der L inn. 
Abt. (Prof. Dr. Stadelmann) und dem bakteriolog. Laboratorium des Kranken¬ 
hauses im Friedrichshain. (Berl. kl. Wschr. 1908, H. 2, S. 66—70.) 

Die schnell vorübergehende Reaktion mit geringer Intensität läßt einen 
wenig günstigen Verlauf erwarten, während die intensivere und anhaltendere 
Reaktion die prognostisch günstigere ist, die ein zur Lokalisation führendes End¬ 
ergebnis herbeiführt. Die Spät- und Dauerreaktion kommt bei Individuen vor, 
die einen latenten Herd besitzen. — 

Die wertvollen Kutan- und Konjunktivalreaktionen sind ein neuer Beweis 
dafür, daß rein theoretische Studien praktisch reiche Ergebnisse zeitigen können. 
Das Ergebnis der Studien ist die Verwertbarkeit der Lokalreaktionen für die 
Prognose, und hoffentlich führt das Studium, das die Wirkung der Tuberkel¬ 
bazillen einer Analyse unterzieht, zu Erfolgen in der Bekämpfung der Tuberkulose. 
Die Autoren fassen ihre Ergebnisse in folgenden Sätzen zusammen: 

»Unter der Einwirkung von Tuberkelbazillen und ihrer Produkte bildet der 
Körper Stoffe, welche aus Tuberkulin Gifte in Freiheit setzen. Wir identifizieren 
diese Stoffe mit Bakteriolysinen. Es ist bei der Tuberkulinreaktion zu trennen 
die Lyse und die Wirkung der freigewordenen Gifte (hierbei wieder verschiedene 
Formen der Überempfindlichkeit). Die Wirkung der Tuberkelbazillen und die 
Tuberkuline sehen wir als eine endotoxische an. Aus der kurvenmäßigen Be¬ 
obachtung des Reaktionsverlaufs lassen sich wichtige Schlußfolgerungen für die 
Prognose der tuberkulösen Erkrankungen entnehmen.« Bomstein. 


2060) Wassermann, A. Über die Entwicklung und den gegenwärtigen 
Stand der Serodiagnostik gegenüber Syphilis. Aus dem Institut für Infektions¬ 
krankheiten, Berlin. Geh. Ober-Med.-Rat Dr. Gaffky. II. Mitteilung. (Berl. kl. 
Wschr. 1907, Nr. 61, S. 1634—1636.) 

Bei der Syphilis handelt es sich im Organismus um Substanzen, welche 
Avidität zu den lipoiden Stoffen besitzen, besonders zum Lecithin, also imstande 
sind, das Lecithin anzugreifen. Das Wesen der Serumreaktion bei Syphilis kann 
dahin präzisiert werden, »daß wir dabei die Eigenschaft der Körpersäfte des 
Syphilitikers mit gewissen Lipoiden Bindung einzugehen diagnostisch nachweisen.« 
Ein neues, bisher vollkommen unbekanntes diagnostisches Prinzip, welches eine 


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Referate. 


799 


Bestätigung der durch Ehrlich seit vielen Jahren vertretenen Lehre von der 
elektiven Organ- bezw. Stoffwirkung differenter Substanzen darstellt. Die mittels 
der Serumreaktion nachgewiesenen Stoffe dürften mit Sicherheit als ein Toxin auf¬ 
zufassen sein. — Die krankhafte Avidität des Liquor cerebrospinalis zu den 
Lipoiden könnte vielleicht durch intralumbale Einführung von Lecithin und ge¬ 
eigneten Lipoiden wenigstens zeitweise abgesättigt werden, um dadurch vielleicht 
den Verlauf der Paralyse zu einem weniger stürmischen zu machen. Bornstein . 


2061) Meier, G. Die Technik, Zuverlässigkeit und klinische Bedeutung 
der Wassermann sehen Reaktion auf Syphilis. Aus d. kgl. Inst, für Infektions¬ 
krankheiten, Berlin. Direktor Gaffky. Abteil ungsvorsteher Wassermann. (Berl. 
kl. Wschr. 1907, Nr. 61, S. 1636—1642.) 

1. Die Wassermannsche Reaktion ist eine für Syphilis spezifische Reaktion; 

2. Wegen ihrer großen Zuverlässigkeit bildet sie eine wesentliche Be¬ 
reicherung der diagnostischen Hilfemittel. 

8. Die komplizierte Technik der Reaktion erfordert zur Erzielung einwands¬ 
freier Resultate einen durchaus geübten und erfahrenen Untersucher. Bomstein. 

2062) Mühsam, H. (Berlin). Die klinische Leistungsfähigkeit der Serodia¬ 
gnostik bei Lues. Aus der II. med. Klinik: Geheimrat Kraus. (Berl. kl. Wschr. 
1908, Nr. 1, S. 14—16.) 

1. Die Reaktion ist klinisch spezifisch. 2. Positive Reaktion weist auf das 
Vorhandensein von aktiver Syphilis im Körper hin. 3. Negativer Ausfall beweist 
nicht immer, daß der Körper frei von Lues ist. 4. Trotz luetischer Infektion 
findet sich negative Seroreaktion a) im Fall der Heilung; b) wenn sich noch 
keine komplementbindenden Substanzen gebildet haben; c) vielleicht in refrak¬ 
tären Fällen; d) vielleicht in der negativen Phase der Reaktion des Körpers. 

Bomstein . 


2068) Schuetz, W. (Charlottenburg). Erfahrungen mit dem Meningokokken¬ 
heilserum bei Genickstarrekranken. Aus der inn. Abt. des Stadtkrankenhauses 
in Posen. (Berl. kl. Wschr. 1907, Nr. 62.) 

Wir sind heute noch nicht in der Lage, die epidemische Genickstarre mit 
KoUe-Wassermannschem Serum genügend nachhaltig zu bekämpfen. Auch bei 
nicht serotherapeutisch behandelten Fällen verschlechtert sich vom Standpunkt 
des Krankenhausstatistikers die Prognose des Einzelfalles mit der Zunahme der 
vorhergegangenen Krankheitsdauer. Bomstein. 

2064) Karewski, F. Über die Bedeutung der Wassermannschen Syphilis¬ 
reaktion für die chirurgische Differentialdiagnose. Aus d. Chirurg. Abt. des 
jüd. Krankenh. in Berlin: Prof. Israel. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 1, S. 161.) 

1. Der negative Ausfall der Serodiagnostik hat zwar an sich keine Beweis¬ 
kraft, kann aber in differentiell diagnostischem Sinne unter Berücksichtigung der 
übrigen klinischen Erhebungen insofern wertvoll sein, als er zweifelhafte, der 
Syphilis verdächtige Produkte in anderer Weise erklärt. 

2. Der positive Ausfall zeigt schneller und sicherer, als alle anderen Unter¬ 
suchungsmethoden, an, ob Syphilis vorhanden oder überstanden ist. 

8. Für den Chirurgen haben diese Tatsachen eine schwerwiegende Be¬ 
deutung, weil er trotz Anwesenheit aller sonstigen Zeichen von Syphilis und 
trotz Versagens anamnestischer Daten bei vielerlei Affektionen im Zweifelfall 
ein bemerkenswertes Merkmal für sein Handeln gewinnt. Deshalb sollte unter 
diesen Umständen nie die Prüfung mit Wassermanns Serodiagnostik unterlassen 
werden. 

4. Die Anwendung der Methode erübrigt sich aber in allen Fällen, wodurch 
die Krankengeschichte oder durch Residuen früherer Affektionen die Tatsache, 
daß der Patient Lues gehabt hat, feststeht. Denn für die Beschaffenheit des 
jeweiligen Produktes, welcher Gegenstand der Behandlung werden soll, beweist 
die Komplementbindung nicht mehr als unsere alten Methoden der diagnostischen 
Feststellung; sie zeigt nicht etwa an, daß zurzeit floride Syphilis vorhanden ist, 
weil sie auch bei solchen Menschen auftritt, die zurzeit frei von Erscheinungen 
sind, sofern sie nur früher infiziert worden sind. 


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/ 



800 


Betonte. 


6. Da das Verfahren nur in Instituten, die mit allen Hilfsmitteln der bio¬ 
logischen Technik ausgestattet sind, ausgeführt werden kann, da ferner das 
Antigen schwer zu beschaffen ist, so erscheint es wünschenswert, gerade im 
Interesse der zweifelhaften Fälle, es nur dort anzuwenden, wo die anderen 
diagnostischen Merkmale versagen. Zu diesen darf aber in Zukunft die pro- 
batorische antisyphilitische Kur nicht mehr gerechnet werden. Bonstein . 

2066) Fischer, W. Klinische Betrachtungen über die Wassermann sehe 
Reaktion bei Syphilis. Aus d. dermatol. Abt. des Rudolf Virchow-Krankenh. 
zu Berlin. (Berl. klin. Wsclir. 1908, Nr. 4, S. 161—168^ 

Die Reaktion ist für Syphilis klinisch spezifisch. Bei positivem Ausfall in 
allen Fällen Übereinstimmung mit der klinischen Diagnose oder der Anamnese. 
Die Reaktion erlaubt nur eine konstitutionelle aber keine Organdiagnose. Ver¬ 
wertbar ist nur der positive Ausfall. Aus negativen Befunden ist keinerlei Schluß 
zu ziehen, weder auf eine bestehende Lues, noch viel weniger in bezug auf 
deren endgültige Heilung» — Ein Einfluß der Therapie auf die Reaktion hat 
sich nicht ergeben. Fischer hält es nach dem zeitigen Wissen für verfehlt, 
allein nach dem positiven Ausfall der Reaktion die Ehe zu verweigern. »Abso¬ 
lut unzulässig und sehr gefährlich wäre es aber auch bei negativem Austoll, 
nur darauf fußend, einen Ehekonsens zu erteilen. Die Reaktion kann wohl 
diagnostisch wertvoll werden; für die Therapeutik einer Krankheit, die in oft 
jahrzehntelangem Turnus die wechselndsten klinischen Bilder bietet, kommt sie 
zurzeit kaum in Betracht Bonstein* 

2066) Rosenberg, A. (Berlin). Zur Ophthalmoreaktion. (Berl klin. Wschr. 
1908, Nr. 4, S. 168/164.) 

Die konjunktivale Reaktion hat für den Laryngologen keinen allzugroßen 
Wert, da er auch mit den bisherigen Hilfsmitteln auskommt und ein positiver 
Ausfall noch kein untrügliches Zeichen dafür ist, daß das in Frage stehende 
Leiden tuberkulöser Art ist: er kann sich auch auf eine Erkrankung eines anderen 
Organes beziehen. Durch die Prüfung von Patienten, die eine ausgesprochene 
Tuberkulose des Kehlkopfes haben, während die Lunge frei oder doch nicht so 
ergriffen ist, daß mit absoluter Sicherheit von gleichsinnigen Affektionen ge¬ 
sprochen werden kann, kann man zur weiteren Aufklärung über die Bedeutung 
der Konjunktivalreaktion beitragen. Bonstein . 

2067) Kroner, K. (Berlin). Über den diiferentiell-diagno8ti8chen Wert der 
Wassermannsohen Serodiagnostik bei Lues für innere MAflfom und die Neuro¬ 
logie. Aus d. ersten inneren Abt. (Geheimrat Goldscheider) u. d. bakteriol. 
Institut (Dr. Töpfer) d. Rudolf Virchow-Krankenh. (Berl. klm. Wschr. 1908, 
Nr. 4, S. 146—161.) 

Der negative Ausfall der Seroreaktion der Lues ist nur mit großer Vorsicht 
zu verwerten. Der positive Ausfall beweist — wenigstens nach den jetzt bereits 
vorliegenden, schon recht zahlreichen Untersuchungen —, daß der Untersuchte 
Lues hat oder gehabt hat Weitere Schlüsse, besonders für Prognose und Therapie, 
lassen sich aus dem Ausfall der Reaktion an sich noch nicht ziehen, hier hat 
vielmehr nach wie vor die klinische Erfahrung zu entscheiden. Bonstein* 

2068) Schneider, Rudolf. Über die Pr&existenz des Alexius im zirkulierenden 
Blut. Gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Blutgerinnung und des Alexin¬ 
gehaltes des Humor aqueus. Aus d. hygien. Inst. d. Univ. München. (A. f. Hyg. 
1908, Bd. 65, S. 305.) 

Nach Ansicht des Verfassers ist das Komplement bereits im strömenden 
Blut vorhanden, da Fluorid- und Citratplasmen ebenso viel Komplement enthalten 
wie Blutserum, Leukocyten bei dieser Manipulation aber kaum zugrunde gehen. 
Dies geht daraus hervor, daß die viel empfindlicheren Blutplättchen bei diesem 
Verfahren kein Anthracocidin abgeben. Da die Plasmen fibrinfermenthaltig sind, 
so entsteht auch dies nach Ansicht des Verfassers nicht durch Leukocytenzerfall, 
ist mithin auch kein Kriterium desselben. 

Im normalen Humor aqueus sind weder Alexine noch Opsonine vorhanden, 
sie treten jedoch bei der Regeneration in das Kammerwasser über. U* Friedenumn, 

Für die Badaktion verantwortlich: Profeaaor Ut. A. Öoh ittenhelm, Erlangen, Hofmannetr. 11 
Eigentümer and Vorleser Urban k 8eh warnen borg in Berlin and Wien. 

Drau von B. Wagner 8ohn In Wüntt. 















803 


Original-ArtüfeL 


wurde der Kalk-, Magnesia- und Phosphorumsatz untersucht, und es ergab sich, 
daß die Abgabe von Kalk und Magnesium seitens des Körpers die R innahm e 
erheblich überstieg: 

Kalkbilanz — —0,42 g 
Magnesiabil. = —0,14 „ 

Phosphorsäure dagegen wurde retiniert 

In 2 anderen Fällen war die Kalk- und Magnesiabilanz positiv. 

Die sonstigen Untersuchungen, die den Mineralumsatz bei Arthritis deformans 
zum Gegenstände haben, leiden sämtlich unter dem Mangel, daß ihnen eine voll¬ 
ständige Bilanz der Einnahmen und Ausgaben fehlt Meist ist nur der Hamkalk, 
seltener noch der Kalk in der Nahrung, dagegen fast nie der Kalk im Kot be¬ 
stimmt 

Alle älteren Untersucher nämlich gingen von der Erfahrung aus, daß der 
Kalk (und die Magnesia) im Ham des Erwachsenen eine im allgemeinen kon¬ 
stante Größe sei, die durch die Nahrung kaum erheblich zu beeinflussen sei und 
daher als ein genügend sicherer Maßstab gelten könne. Wenn irgendwelche 
Verschiebungen der Kalkausscheidung im Ham sich fanden, so glaubte man sich 
berechtigt, sie auf eine durch den jeweiligen Krankheitsprozeß bedingte Stoff¬ 
wechselstörung beziehen zu dürfen. Auf diese Art und Weise fand man denn 
bei den verschiedensten Erkrankungen, bei Phthise, bei Anämie, bei Karzinom, 
überhaupt bei konsumierenden Erkrankungen eine Steigerung der Kalkabgabe 
des Organismus. 

Die Deutung dieser gesteigerten Kalkausfuhr im Ham ergab sich aus Unter¬ 
suchungen von Hoppe-Seyler. 1 ) Danach hat die körperliche Bewegung einen 
großen Einfluß auf die Kalkausscheidung. Bei Leuten, die, soweit der Stoff¬ 
wechsel in Frage kam, gesund waren, war die Kalkausscheidung im Urin be¬ 
deutend höher, wenn sie im Bett lagen, als wenn sie herumgingen. Von diesem 
Gesichtspunkt aus müssen wahrscheinlich auch die ebengenannten Befunde (bei 
Lungenphthise usw.) betrachtet werden. In dem gleichen Sinne deutet auch 
Joh. Müller seine Befunde gesteigerter Kalk- und Magnesiaausscheidung im Urin 
bei Dystrophia musculorum progressiva. 1 ) 

Die Beeinflussung des Kalkumsatzes durch Erkrankungen der Muskulatur, 
überhaupt durch den Gebrauch oder Nichtgebrauch der Muskeln, führte dazu, 
enge Beziehungen im Stoffwechsel zwischen Muskulatur und Knochensystem an¬ 
zunehmen. Schon unter normalen Verhältnissen geht der Aufbau der Knochen¬ 
substanz parallel der Muskelentwickelung. Starker, kräftiger Knochen entwickelt 
sich unverkennbar nur bei kräftiger Muskeltätigkeit. Umgekehrt, wo die Muskeln 
schwinden, atrophieren auch die Knochen. Das tritt schon ein bei mangelhaftem 
Gebrauch der Muskulatur, und macht sich naturgemäß am meisten bemerkbar 
bei pathologischen Erscheinungen der Muskulatur. Es kommt zu einem Ein¬ 
schmelzen von Knochensubstanz und damit zu einem Freiwerden von Knochen¬ 
salzen. 

Daß der unter diesen Umständen frei werdende Kalk auch tatsächlich der 
Knochensubstanz entstammt, wird durch die Untersuchung des Hungerstoff- 


x ) Hoppe-Seyler. Ober die Ausscheidung der K&lksalze im Urin, mit besonderer Berick- 
sichtigung ihrer Beziehungen zu Ruhe u. Bewegung. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. XV. S. x6x. 

*) Joh. Müller. Stoffwechseluntersuchungen bei einem Falle von progressiver Muskel - 
atrophie, Habilit.* Schrift Würxburg 1896. 

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Mgfad-AitiM. 


80* 


wechsele sehr wahrscheinlich gemacht Im Hanger findet sich eine starke 
Kalkausscheidiing. Das Verhältnis des Kalks zu den übrigen mitausgeschiedenen 
Salzen ändert sich dabei in charakteristischer Weise. Unter normalen Zuständen 
nämlich wird relativ mehr Magnesium als Kalk ansgeschieden. Im Hunger 
kehrt sich das Verhältnis um: es erscheint mehr Kalk im Urin als Magnesia« und 
zwar in demselben Mengenverhältnis, wie es sich im Knochen findet Diese 
Tatsache macht es wahrscheinlich, daß der im Urin in erhöhter Menge sich 
findende Kalk eingeschmolzener Knochensubstanz entstammt 

Derselben Meinung ist auch v. Noorden in betreff der Arthritis deformans. 
Er meint, daß bei diesen Patienten, wenn sie Wochen und Monate lang im Bett 
liegen, eine Inaktivitätsatrophie der Bewegungsorgane zustande komme. Infolge¬ 
dessen werde von den nicht gebrauchten Knochen Substanz abgeschmolzen und 
erscheine in den Sekreten. 

Gegenüber diesen Untersuchungen aber, die eine gesteigerte Ausfuhr von 
Kalk feststellten, existieren auch solche, die das Gegenteil, nämlich eine ver¬ 
ringerte Ausfuhr bei Arthritis deformans ergaben. So hat Schüller 1 ) gefunden, 
daß bei Arthritis deformans der Kalk im Ham verringert ist, und daß eine Ver¬ 
mehrung des Kalks in den Gelenkenden der Knochen sich nachweisen läßt. 

Es stehen sich also ganz entgegengesetzte Resultate gegenüber. 

Neben dem Kalk hat man bei Arthritis deformans besonders noch die 
Phosphorsäure bestimmt. Teilweise fand man auch hier eine Verminderung 
der Ausscheidung (Drachmann, Stockvis*), andemteils ließ sich aber auch in 
ausgeprägten Pillen keine wesentliche Abweichung vom normalen feststellen 
(Pribram*). Bei der von v. Noorden untersuchten Patientin war die Phos¬ 
phorbilanz positiv bei gleichzeitig negativer Kalk- und Magnesiabilanz. Die 
Herkunft des im Urin ausgeschiedenen Phosphors ist nicht so leicht zu verfolgen 
wie die des Kalks und der Magnesia. Für letztere beide kommt im Wesentlichen 
nur die Knochensubstanz in Frage. Die Phosphorsäure dagegen kann sowohl 
aus den Knochen, wie aus den Muskeln, Drüsen und auch aus der Nahrung 
stammen. Es ist also leicht erklärlich, wenn sich einmal keine Übereinstimmung 
zwischen Kalk- und Magnesiabilanz einerseits und Phosphorbilanz andererseits 
findet Man darf trotzdem in solchem Falle auf eine Einschmelzung von Knochen¬ 
substanz schließen. 

Auch das von mir untersuchte Kind zeigte im Röntgenbilde eine starke 
Atrophie der Knochen. Dieselbe war hauptsächlich an den Füßen, den Ober¬ 
und Unterschenkeln zu erkennen. Die Kortikalis war verdünnt, die Epiphysen- 
linien unregelmäßig. Die Epiphysen selbst erschienen verbreitert, die Diaphysen 
dagegen, besonders an der Fibula, außerordentlich gracil. — Die Muskulatur 
war entsprechend der langen Ruhelage sehr dürftig. 

Dieser Zustand ließ erwarten, daß das Resultat der Untersuchung des 
Mineralumsatzes eher im Sinne v. Noordens ausfallen würde, als in dem von 
Schüller, vorausgesetzt, daß überhaupt eine Abweichung von der Norm bestand. 

Der Stoffwechselversuch dauerte 6 Tage. Die Untersuchung erstreckte 
sich auf die Bestimmung des Stickstoffe, des Kalk-, Magnesia- und Phosphor- 

*) dt. nach Pribram. 

■) dt nach Pritrta. 

# ) Pribram. Chronischer Gelenkrheumatismus u. Osteoarthritis deformans (in Nothnagels 
Pathologie). Wien 1903. 




804 


Original-ArtikeL 


gehalts der Nahrung, des Urins und des Kotes. Die Nahrung, welche verab¬ 
reicht wurde, war in ihrer Menge wie in ihrer Zusammensetzung der in der 
Klinik üblichen angepaßt, nur entsprechend vereinfacht Der Appetit des Kindes 
blieb während der ganzen Versuchszeit unverändert gut Die Stuhlentleerung 
erfolgte regelmäßig alle 2 Tage. Als Beispiel der täglichen Nahrungsaufnahme 
sei ein beliebiger Tag angeführt: 

Morgens: 164,69 g Milch; 16,60 g Zwieback. 

Vormittags: 12,66 „ Zwieback; 71,86 g Schabefleisch, roh. 

Mittags: 68,2 „ Schabefleisch, gebraten; 117,9 g Kartoffelbrei; 

201,9 „ Apfelmus. 

Nachmittags: 178,7 „ Milch; 11,2 g Zwieback. 

Abends: 168,7 „ Milchgries; 100,6 g Apfelmus; 

Außerdem wurde zum Braten des Fleisches und zum Bestreichen der Zwie¬ 
bäcke Butter benutzt, im ganzen 44,4 g. 

An Kalorien enthielt die Nahrung etwa 1800 pro Tag, was pro Kilogramm 
Körpergewicht etwa 86 Kalorien bedeutet Wenn man bedenkt, daß E. Müller 1 ) 
bei etwa gleichaltrigen Kindern, aber gesund und nicht an das Bett gefesselt 
96—97 Kalorien als zum guten Gedeihen genügend fand, so muß die während 
des Versuchs zugeführte Kalorienmenge von c. 86 Kal. pro Tag und Kilogramm 
bei einem ständig im Bett befindlichen und in seinen Bewegungen stark be¬ 
einträchtigten, nicht fiebernden Kranken als ziemlich reichlich angesehen werden. 

Das Körpergewicht nahm während des Versuchs um 100 g zu (von 14900 
auf 16000). 

Während des ganzen Versuchs nahm das Kind nun durchschnittlich pro 
Tag folgende Nahrungsmengen auf: 

Milch: 440,87 g Apfelmus: 204,69 g 

Zwieback: 66,08 „ Milchgries: 186,62 „ 

Fleisch: 122,20 „ Butter: 60,10 „ 

Kartoffelbrei: 114,10 „ 

Hiervon wurde das Fleisch alle 2 Tage frisch geliefert und zum FrühstQck roh, zum Mittag¬ 
essen gebraten gegeben. Von jeder Lieferung wurden entsprechende Mengen aufgehoben und zur 
Analyse benutzt Die Zwiebäcke wurden fllr den ganzen Versuch auf einmal gebacken, ebenso 
wurde die Butter auf einmal besorgt und die täglich verbrauchten Mengen zurtickgewogen. Vom 
Apfelmus, Kartoffelbrei, Milchgries und von der Milch wurden aliquote Mengen gesammelt und 
zu den Mineralanalysen verwendet 

Die Stickstoffbestimmungen in der Nahrung geschahen täglich aus der frischen Substanz. 
Ebenso wurden täglich bestimmt N u. P t O Ä im Urin. Alle übrigen Analysen wurden aus dem 
Mischurin gemacht. 

Die Abgrenzung des Kotes geschah durch Holzkohle.*) Der Stuhl erfolgte nur alle 2 Tage; 
er war ziemlich fest und leicht von der Kohle zu trennen. Er wurde sofort auf dem Wasserbade 
getrocknet Die Bestimmungen geschahen sämtlich aus dem Trockenkot. 

Stickstoff wurde nach Kjeldahl bestimmt Zur Kalk- und Magnesiabestimmung wurde die 
betr. Substanz in der Platinschale verascht, die Asche in verdünnter Salzsäure gelöst der Kalk als 
oxalsaurer Kalk gefällt, dann im Gebläse geglüht und als CaO gewogen. Magnesia wurde im 
Filtrat des Kalks als phosphorsaure Ammonmagnesia gefällt und als pyrophosphorsaure Magnesia 
gewogen (berechnet auf 2 MgO). Phosphorsäure wurde im Urin durch Titrieren mit Urannitrat 
bestimmt; sonst wurde die betr. Substanz in Schwefelsäure-Salpetersäuregemisch verascht, die 


*) E. Müller. Stoffwechselversuche an 32 Kindern usw. Biochemische Zeitschrift Juni 1907- 
S. 143. 

’) Cf. Noorden. Grundrifl einer Methodik der Stoffwedueluntenuchungen. Berlin 1892. S. 28. 


Original-Artikel. 


805 


Phosphorsaure mit molybdinsauren Ammon gefällt usw., schließlich aus Mg t P t 0 7 geglüht (nach 
Fresenius). Die Angaben beziehen sich alle auf PgO». 

Die zu den Analysen erforderlichen Mengen waren z. T. recht hoch. Zu den Phosphorbe¬ 
stimmungen im Apfelmus waren z. B. je 200—300 g frischer Substanz notwendig. 

Der Gehalt der Nahrung an Mineralbestandteilen war folgender (in °/ 0 ): 



P.O. 

CaO 

2 MgO 

Milch ..... 

0,192 

0,146 

0,018 

Zwieback.... 

0,301 

0,072 

0,079 

Fleisch .... 

0,384 

0,277 

0,023 

Kartoffeln . . . 

0,132 

0,034 

0,023 

Apfelmus.... 

0,022 

0,006 

0,008 

Milchgries . . . 

0,240 

0,141 

0,034 

Butter. 

0,706 

0,368 

0,105 


Der während des ganzen Versuchs eingeführte Stickstoff war = 61,499 g; 

durchschnittlich also pro die = 10,248 g. 
Das Gewicht des Trockenkots war = 48,1 g. 

Der Stickstoffgehalt desselben war = 3,401 g pro die = 0,566 g 
„ Kalkgehalt „ „ = 2,817 „ „ „ = 0,469 „ 

„ Magnesiagehalt „ „ = 0,529 „ „ „ = 0,088 „ 

„ Phosphorgehalt ,. „ = 3,401 „ „ „ = 0,666 „ 

Die Menge des an den einzelnen Tagen ausgeschiedenen Urins (sowie der 
Stickstoff- und Phosphorgehalt) desselben war: 



Menge 

N 

p,o 8 

1. 

680 cm 

7,082 g 

1,666 g 

2. 

400 „ 

6,862 „ 

0,862 „ 

3. 

270 „ 

8,188 „ 

0,660 „ 

4. 

480 „ 

8,962 „ 

0,964 „ 

5. 

410 „ 

6,182 „ 

1,088 „ 

6. 

860 „ 

6,872 „ 

1,184 „ 

in 6 Tagen = 

2490 cm 

30,438 g 

6,204 g 

pro die = 

416 „ 

5,073 „ 

1.036 „ 


Somit ist folgendes das Resultat: 

I. N-Stoffwechsel: Die Einfuhr betrug durchschnittlich pro Tag: 10,248 g 

Die Ausfuhr im Kot: 0,667 
im Urin : 5,073 

5,740 = 5,740 g 
Der Körper retinierte also pro Tag = 4,608 g 

II. Kalk-Umsatz: Einfuhr = 1,4527 g 

Ausfuhr im Kot: 0,469 
im Urin : 0,128 

0,597= 0,5970 g 
Retention pro Tag = 0,8557 g 


»igitizecTby 








806 


Orfgteti-ArtihtL 


KL Magnesia-Umsatz: Einfuhr =* 0,8006 g 

Ansfuhr im Kot: 0,0880 
im Urin: 0,0987 

0,1867 = 0,1867 g 
Retention pro Tag = 0,1188 g 

IV. Phosphor-Umsatz: Einfuhr = 2,381 g 

Ausfuhr im Kot: 0,346 
im Urin : 1,084 

1,879 = 1,879 g 
_ Retention pro Tag = 1,002 g 

Die Vermutung, es könnte sich eine gesteigerte Ausfuhr von Salzen finden, 
hat sich also nicht bestätigt Die Bilanzen des Mineralumsatzes sind sämtlich 
positiv, ebenso wie auch der Stickstoffwechsel eine Retention erkennen läßt 
Damit ist noch nicht gesagt, daß nicht doch zu irgendeiner Zeit eine ge¬ 
steigerte Ausfuhr von Salzen bestanden hat Die Atrophie der Knochen im 
Röntgenbilde läßt das als ziemlich sicher erscheinen. Aber es ist ohne weiteres 
einzusehen, daß man nicht in jeder Periode der Krankheit eine negative Salz¬ 
bilanz erwarten kann. Sondern offenbar spielt auch das Stadium, in dem man 
untersucht, eine Rolle. Selbst wenn sich eine gesteigerte Abgabe z. B. von 
Kalk findet, so ist klar, daß das nicht ins ungemessene fortgehen kann. Sondern 
schließlich muß einmal ein Moment kommen, wo sich der Körper den ge¬ 
änderten Lebensbedingungen angepaßt hat, und sich auf ein gewisses Gleich¬ 
gewicht einstellt v. Noorden untersuchte seine Patientin in den ersten Monaten 
nach Beginn der Erkrankung — bei meinem Patienten waren 2 Jahre seitdem 
verflossen. Es ist anzunehmen, daß das Stadium des Ärmerwerdens der Knochen 
an Kalk usw. hier schon wieder vorüber war. Allerdings ist das nur Vermutung. 
Ob diese richtig ist, darüber könnten nur wiederholte Stoffwechselversuche an 
ein und demselben Kranken und vom Beginn der Erkrankung an Aufschluß geben. 


Ober Gastros&n (Bismutum bisalieylieum). 

Von 

Dr. Martin Kaufmann, Mannheim. 

Von der Firma Heyden in Radebeul wurden mir im Laufe der letzten zwei 
Jahre größere Mengen des von ihr hergestellten Bismutum bisalieylieum (unter 
dem nicht gerade sehr geschmackvollen Namen Gastrosan gesetzlich geschützt) 
zu Versuchszwecken zur Verfügung gestellt 

Den Mitteilungen der Fabrik entnehme ich bezüglich der Eigenschaften des 
Präparats, daß das (schwach süß schmeckende, weiße) Pulver in Wasser und 
Alkohol unlöslich ist und von kaltem Wasser nicht verändert, dagegen durch 
heißes Wasser gespalten wird in Salizylsäure und das gewöhnliche Bismutum 
subsalicylicum; es enthält 48—60 °/ 0 Wismutoxyd und 50—52 °/ 0 Salizylsäure. 
»Die Hälfte der Salizylsäure kommt, wie aus obigem hervorgeht schnell zur 
Wirkung, da sie, ebenso wie durch heißes Wasser, auch durch FermentWirkung 
und bei Vorhandensein von Fäulnis- oder Gärungsvorgängen abgespalten wird, 

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Original-Artikel. 


807 


und zwar solange, bis diese Gärungs- und Fäulnisvorgänge durch die abge¬ 
spaltene Salizylsäure inhibiert worden sind, wobei die abgespaltene Salizylsäure 
verbraucht wird. Das gleichzeitig entstehende Bismutum subsalicylicum enthält 
die andere Hälfte der Salizylsäure und zwar in festerer Bindung, und gelangt 
in der Hauptsache im Darm zur Wirkung.« 

Da das lose Pulver wegen seiner Leichtigkeit und lockeren Beschaffenheit 
sehr schwer zu nehmen ist, kommt das Gastrosan nur in Form von Zeltchen m 
den Handel Es ist in den Apotheken nur in Originalpackung zu haben, und 
zwar in Schächtelchen zu 10 Zeltchen ä 0,75 g (Preis M. 1.—-) und zu 20 
Zeltchen (Preis M. 1.75). 

Ich habe das Präparat in mehr als 50 Fällen von Magendarmerkrankungen 
in Anwendung gebracht, meist in der Menge von 8 Zeltchen, auf den Tag ver¬ 
teilt Ich beobachtete dabei niemals Intoleranzerscheinungen von Seiten des 
Magendarmkanals, (einmal klagte ein Patient über Magendruck nach Einnahme 
der Zeltchen), ebensowenig, auch bei lange fortgesetztem Gebrauch, Sym¬ 
ptome einer Nierenreizung. Einmal sah ich bei einer Patientin mit Magengeschwür 
nach kurzem Gebrauch des Gastrosans Zeichen einer leichten Wismutvergif¬ 
tung (geringe Stomatitis und Andeutung von Tenesmen), Erscheinungen, die nach 
Aussetzen des Mittels rasch schwanden. 

Ich versuchte das Gastrosan zuerst in einigen Fällen von Darmkatarrhen an 
Stelle des Bismutum subnitricum, konnte mich jedoch nicht davon überzeugen, 
daß es diesem in seiner Wirkung überlegen sei. Gemäß seiner Zusammen¬ 
setzung schien mir weiter das Präparat besonders geeignet zur Bekämpfung der 
oft so lästigen und schwer zu beseitigenden abnormen Gärungen im Darmkanal: 
bei der praktischen Anwendung zu diesem Zwecke sah ich jedoch nie die er¬ 
warteten Erfolge. Groß sind meine Erfahrungen über die Wirkung des Präpa¬ 
rates bei Darmkrankheiten überhaupt nicht, da meine Aufmerksamkeit bald auf 
ein anderes Gebiet gelenkt wurde, auf die Anwendung des Gastrosans bei Hyper¬ 
sekretionsbeschwerden und Hyperaesthesie der Magenschleimhaut 

Der Fall, der mich zu einer ausgedehnten Verwendung des Präparats bei 
diesen Zuständen anregte, betraf einen älteren Mann mit heftigen Magen¬ 
schmerzen, einige Zeit nach dem Essen, mit hohen Säurewerten, der eine vor¬ 
geschlagene Ulkuskur abgelehnt hatte, und der nun seit etwa 4 Monaten neben 
geeigneter Diät alle möglichen Mittel (Alkalien, Bismutum subnitricum, Atropin, 
Skopolamin, Olivenöl) genommen hatte, ohne jeden Erfolg: die Verordnung von 
Gastrosan ließ die Beschwerden sofort verschwinden. Daraufhin habe ich nun 
seit etwa i l j % Jahren das Mittel in einer großen Anzahl von Fällen in Anwen¬ 
dung gebracht, in denen man sonst Alkali mit oder ohne Wismut und Bella¬ 
donna zu geben pflegt, also in Fällen von alimentärer Hypersekretion, bei Atomen, 
einfacher Hyperaesthesie der Magenschleimhaut usw., und habe fast ausnahmslos 
ein promptes Verschwinden der Beschwerden feststellen können. Ich habe den 
Eindruck, daß die Wirkung eine sicherere und nachhaltigere ist als die der ge¬ 
wöhnlichen Pulvermischungen; aber auch bei nur gleich guter Wirkung würde 
das Präparat zu begrüßen sein, einmal da schon sehr geringe Dosen zur Er¬ 
zielung der Wirkung genügen, dann aber auch, weil bei der Hartnäckigkeit der 
in Frage kommenden Beschwerden jede Möglichkeit einer Abwechslung in 
der medikamentösen Verordnung willkommen ist Zu einer streng wissen¬ 
schaftlichen Beurteilung der Wirksamkeit eines Heilmittels ist natürlich mein 

9 Digiti; y VjUUVlt 



808 


Referate. 


ambulantes Krankenmaterial nicht sehr geeignet; vor allem ist ein großer 
Teil der Resultate deshalb nicht eindeutig, weil die Notwendigkeit, die Be¬ 
schwerden rasch zu beseitigen, es erforderte, neben der Darreichung des Präpa¬ 
rats die Diät entsprechend zu ändern. Ferner würde eine exakte Prüfung des 
Medikaments die Kontrolle der Magensaftsekretion erfordern; aber in der Privat¬ 
praxis läßt sich der Magenschlauch nicht beliebig oft einführen. Haftet so meinem 
Urteil in der Mehrzahl der Fälle der Mangel des Subjektiven an, so verfüge ich 
doch über einige, in denen die Versuchsbedingungen exaktere sein konnten; ich 
denke dabei — abgesehen von dem oben beschriebenen — hauptsächlich an 
2 Fälle: Der eine hatte nach einer langdauemden Ulkuskur immer noch ge¬ 
legentlich lebhafte Säurebeschwerden bei hohen Säurewerten: durch Gastrosan 
— ohne Diätänderung — wurden sie prompt und für lange beseitigt; eine Ver¬ 
minderung der Säurewerte war nicht zu konstatieren. Noch beweisender ist 
folgender Fall: Ein Patient, der lange Jahre an Ulkusblutungen gelitten hatte, 
hat seit einigen Jahren nur noch lebhafte Säurebeschwerden, wegen deren er 
regelmäßig große Mengen Natron zu nehmen gewohnt war. Ein Versuch mit 
Gastrosan (zuerst 3, dann 2, schließlich nur noch ein Zeltchen täglich) brachte 
für Monate die Beschwerden zum Schwinden, so daß der Patient — unter 
gelegentlichem Einnehmen eines Zeltchen — auf Natron lange Zeit vollständig 
verzichten konnte. 

Soweit meine Erfahrungen, die mir das Gastrosan als Bereicherung unseres 
Arzneischutzes erscheinen lassen. Ihre Mitteilung bezweckt weniger das Mittel 
heute schon zu empfehlen als vielmehr zunächst nur eine Nachprüfung meiner 
Ergebnisse anzuregen. Ich habe sie deshalb auch nicht dem größeren Leser¬ 
kreis einer Wochenschrift vorgeführt, sondern benutze das Zentralblatt zur Publi¬ 
kation, um sie dem engeren Kreis der Kliniken und Fachkollegen mitzuteilen. 

Der Vollständigkeit halber sei hier noch mitgeteilt, daß (laut Bericht der 
Firma) von anderer Seite auch günstige Beobachtungen bei chronischen anaziden 
Magenkatarrhen gemacht worden sind; eigene Erfahrungen hierüber besitze 
ich nicht 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

2069) Lewin, C. Experimentelle Beiträge zur Morphologie und Biologie 
bösartiger Tumoren. Aus dem Instistut für Krebsforschung in Berlin: Exzellenz 
von Leyden. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 50, S. 1602—1606.) 

Die echte Krebsnatur der Mäusetumoren ist eine Zeit lang angezweifelt 
worden. Apolant hat gezeigt, daß es echte epitheliale Geschwülste smd. Vor¬ 
sicht in der Übertragung der Ergebnisse auf die menschliche Pathologie ist 
dringend geboten. Lewin und seinen Mitarbeitern ist es gelungen, einen Tumor 
zu transplantieren, der mehr als alle bisher beschriebenen Tiergeschwülste in 
seinem klinischen Verhalten sich dem menschlichen Karzinom ähnlich erweist: 
ein Mammakarzinom der Ratte, das sich jetzt durch 13 Generationen hat weiter¬ 
impfen lassen und das sich durch seine ungemeine Fähigkeit zu metastasieren 
auszeichnet. Von besonderer Bedeutung ist sein mikroskopisches Verhalten bei 
der Überimpfung. Der primäre Tumor ist ein reines Adenokarzinom der Mamma, 
in der dritten Generation wird nach subkutaner Impfung plötzlich das Auftreten 

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Referate. 


809 


eines typischen Cancroids beobachtet Es wechseln dann Mischtumoren mit 
einem Adenokarzinom resp. Cancroid. Gegen den Einwand, daß von vornherein 
ein Mischtumor vorhanden gewesen sei, spricht sein Sitz an der Mamma und 
das Verhalten bei der Überimpfung. Von der zweiten Generation kamen fünf 
Tumoren zur Überimpfung und Untersuchung: nirgends eine Andeutung von 
Cancroid, dessen Auftreten also als ein während der Impfung entstandener Vor¬ 
gang aufzufassen ist, entweder als metaplastischer Prozeß oder als ein in den 
Zellen des DrOsenkrebses auf die Epidermiszellen ausgeübter Reizvorgang. — 
Auch das Stroma des Tumors erleidet sehr weitgehende Veränderungen. Die 
Virulenz des Tumors konnte durch eine künstliche Auslese der zu verimpfenden 
Tumoren erheblich gesteigert werden. Rasseneigentümlichkeiten kann der Autor 
eine weitgehende Beeinflussung des Tumorenwachstums nicht in besonderem 
Grade zuerkennen. Jugend schützt nicht vor Krebsentwicklung. Aktiv kann 
man auf verschiedensten Wegen gegen bösartige Tumoren immunisieren. Weiteren 
Untersuchungen muß es Vorbehalten werden, ob man auch passiv durch ein 
Heilserum solche Effekte erzielen kann. Bomstein. 


2070) Posner, C. (Berlin.) Beobachtungen am menschlichen Sperma bei 
Dunkelfeldbeleuöhtung. (Berl. klin. Woch. 1907, Nr. 50, S. 1617—1619.) 

Die Dunkelfeldbeleuchtung führt vielleicht dazu, mit größerer Sicherheit als 
bisher die praktisch so überaus wichtige Frage nach aer Vitalität bzw. Be¬ 
fruchtungsfähigkeit des Spermas im Einzelfall zu beantworten. Bomstein* 

2071) Gieske, E. (Berlin). Was hat uns die experimentelle Forschung über 
den M&usekrebs gelehrt? Aus dem patholog. Institut der Universität Berlin. 
(Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 2, S. 57—60.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet K. Bomstein. 

2072) FrOhlioh, A. u. Loeuri, 0. Untersuchungen zur Physiologie und 
Pharmakologie des autonomen Nervensystems. Aus d. pharmak. Inst., Wien. 
(A. f. experim. Path. und Pharm. 1908, Bd. 59, S. 34.) 

Innerhalb des vegetativen Nervensystems hat man aus anatomischen, ent¬ 
wicklungsgeschichtlichen und physiologischen Gründen zwei Systeme zu trennen: 
Das autonome System im engeren Sinn, welches sich aus einem cranialen (Mittel- 
hira, verlängertes Mark) Teil und aus dem Sacralteil des Rückenmarkes zusammen¬ 
setzt Das sympathische System im engeren Sinn (dessen Fasern zwischen 1. 
Thoracal- bis 4. Lumbalsegment aus dem Rückenmark entspringen). Fast alle 
vegetativen Organe erhalten von beiden Systemen Fasern. Dabei hat sich heraus¬ 
gestellt, daß beide Systeme scheinbar der gleichen Funktion dienende Fasern 
zum gleichen Organe entsenden. So erhalten die Gefäße der Speicheldrüse 
eine vierfache Innervation: autonome und sympathische, hemmende und fördernde 
Fasern. Vierfache Innervation hat sich ausschließlich an komplizierten Organen, 
wie Gefäße, Hohlorgane nachweisen lassen, während einfach gebaute Organe 
(Muse, retract penis) nur eine doppelte Innervation zeigen. — Verfasser prüften 
den Einfluß von Salzen und Giften auf die vier genannten Faserungen. Es 
zeigte sich, daß die Nitrite dauernd oder vorübergehend die Erregbarkeit ledig¬ 
lich autonomer, nicht sympathischer Nerven und zwar nur derjenigen, deren 
Funktion »Hemmung« ist, vernichten. Für Atropin gilt dasselbe, doch trifft es 
die Fasern autonomer Nerven, deren Funktion »Förderung« ist (Ausnahme sind 
die schweißtreibenden Nerven.) Diesen Giften schließt sich das Nikotin an, 
welches sämtliche, sowohl autonome wie sympathische Ganglien erst reizt, dann 
lähmt. Schtnid. 


2078) Zuelzer, G., in Gemeinschaft mit Max Dohm und Anton Marxer in 
Berlin. Neuere Untersuchungen über den experimentellen Diabetes. (Deutsche 
Med. Woch. 1908, Nr. 32, S. 1380— 1385.) 

Um den hypothetischen Körper zu Anden, der vom Pankreas sezemiert 
wird und dessen Fehlen die Zuckerausscheidung nach Pankreasexstirpation her¬ 
vorruft, ging Verfasser von dem Adrenalindiabetes aus. Bei der Durchblutung 
der Leber eines adrenalin-diabetischen Hundes tritt ebenso wie bei der des 
pankreaslosen Hundes eine beträchtliche Steigerung des Zuckergehalts auf. 

M. F. m. Ata* Digitized^ jOOgl^j 




810 


Referate. 


Verfasser macht nun die Annahme, daß in der Leber die Vereinigung des 
Adrenalins und des hypothetischen Sekrets des Pankreas stattfindet und daß 
normalerweise deren Zusammenwirken die Zuckerausscheidung verhindert. In 
der Tat entsteht kein Diabetes, wenn man einem Tier Pankreasextrakt und 
Adrenalin injiziert. Desgleichen entsteht kein Diabetes, wenn man einem Tier 
das Pankreas exstirpiert und die Nebennierenvenen unterbindet Der Pankreas¬ 
diabetes ist also gewissermaßen ein negativer Pankreasdiabetes und ein positiver 
Nebennierendiabetes. Dafür spricht auch die Tatsache, daß ein Diabetes auftritt, 
wenn man die Ductuslymphe ableitet, die wahrscheinlich einen großen Teil des 
inneren Sekrets des Pankreas enthält, daß aber Adrenalintiere, denen man diese 
Duktuslymphe injiziert, keinen Diabetes bekommen. Alle diese Tatsachen 
sprechen dafür, daß das Adrenalin schon physiologischerweise die Aufgabe hat, 
den Zucker aus der Leber und wahrscheinlich auch aus den übrigen Geweben 
zu mobilisieren. Tatsächlich kann man einen »genuinen Nebennierendiabetes« 
(i. e. Hyperglykaemie) erzeugen, wenn man die Vena cava unterhalb der Ein¬ 
mündung der Nebennieren unterbindet, während die Unterbindung oberhalb 
keine Hyperglykaemie macht. Die zuckermobilisierende Wirkung des chromaffinen 
Systems koinzidiert mit seiner blutdruckregulierenden Funktion. Verfasser ging 
auf Grund seiner theoretischen Vorstellungen an die Herstellung eines Pankreas¬ 
präparats, dessen Wirksamkeit er auf Grund seiner die Adrenalinwirkung para¬ 
lysierenden Eigenschaft am Tier erprobt. Das Präparat wurde vom lebenden 
Tier auf der Höhe der Verdauung aus gestautem Pankreas gewonnen. Bei zwei 
pankreas-diabetischen Hunden konnte die Wirkung des Präparats mit Erfolg er¬ 
probt werden. Beim diabetischen Menschen, bei dem die Injektion des »Pan¬ 
kreas-Hormons« regelmäßig Schüttelfröste und einen schweren Kollapszustand 
herbeiführt, konnte in mehreren Fällen die Schwere eines Koma behoben, die 
Zuckerausscheidung herabgesetzt und in einem Fall sogar Azidose und Glykos- 
urie zum Verschwinden gebracht werden. Reiß. 

2074) Eppinger, H., Falta, W. u. Rudinger, C. Über die Wechselwirkungen 
der Drüsen mit innerer Sekretion. (Ztschr. f. kl. Med., 1908. 66. Bd. f H. 1 u. 2.) 

Die in der Klinik v. Noorden (Wien) angestellten Untersuchungen beziehen 
sich auf Thyreoidea, Pankreas u. Chromaffmes System des Hundes. Studiert 
wurden: 

1. Die Größe der Hungereiweißzersetzung schilddrüsenloser Hunde. Der 
Einfluß der Kohlehydrat- resp. Fetternährung auf dieselbe; die Wirkung von 
Schilddrüsensaft resp. Schilddrüsenpräparaten auf den Eiweißstoffwechsel thyreo- 
priver Hunde; die Wirkung des Adrenalins auf den Stoffwechsel und Blutdruck 
des schilddrüsenlosen Hundes bei subkutaner (intraperitonialer) bezw. intravenöser 
Einverleibung. 

2. Der Einfluß des Adrenalins auf den Zucker- und Eiweißumsatz pankreas- 
loser Hunde. 

8. Der Diabetes nach Exstirpation von Pankreas und Schilddrüse. 

Die Untersuchungen führten zu folgenden Einzelergebnissen: ad 1. bei 
schilddrüsenlosen Hunden beträgt der Hungereiweißumsatz nur wenig mehr als 
die Hälfte gleichschwerer normaler Hunde. Fett und Kohlehydrat drücken den 
Hungereiweißumsatz dieser Hunde nicht oder nur sehr wenig herab. Durch 
Schilddrüsenzufuhr läßt sich der Schilddrüsenmangel überkompensieren, d. h. die 
Eiweißbilanz genügend gefütterter Tiere wird negativ, die Hungereiweißzer¬ 
setzung kann stärker werden als bei normalen Tieren. Die Steigerung kann 
durch Kohlehydratzufuhr sofort wieder aufgehoben werden. Subkutane resp. 
intraperitoneale Injektion von Adrenalin führt selbst nach vorheriger Fütterung 
mit Rohrzucker nicht zu Glykosurie. Unter normalen Verhältnissen ist die 
Adrenalin-Glykosurie von einer Steigerung der Hungereiweißzersetzung be¬ 
gleitet; bei schilddrüsenlosen Hunden wird durch Adrenalin hingegen die 
Hungereiweißzersetzung noch weiter eingeschränkt. Nach VerfÜtterung von 
Schilddrüsenpräparaten resp. Injektion von Jodothyrin tritt die glykosurische 
Wirkung des Adrenalins wieder auf, gleichzeitig tritt wieder Erhöhung des 

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Referate. 


811 


Hungereiweißumsatzes auf. Phlorhizin wirkt bei schilddrüsenlosen Hunden quali¬ 
tativ und quantitativ wie bei normalen Hunden. 

ad 2. Bei pankreaslosen Hunden ruft das auf der Höhe der Stoffwechsel¬ 
störung subkutan oder intraperitoneal applizierte Adrenalin eine enorme Steige¬ 
rung der Zucker- und Stickstoffausscheidung hervor. D:N bis 7. Durch fort¬ 
gesetzte Gaben läßt sich die Steigerung des Quotienten durch längere Zeit 
erhalten« 

ad 8. Der Diabetes pankreas- und schilddrüsenloser Hunde zeichnet sich 
aus durch eine viel geringere Steigerung des Hungereiweißumsatzes als bei 
Exstirpation des Pankreas allem und durch höhere Werte für das D:N-Verhältnis 
(im Durchschnitt 8,6 y höchster Wert 4,76). Diese Verhältnisse beziehen sich auf 
Hunde, bei denen die Schilddrüsenentfemung der Pankreasexstirpation längere 
Zeit vorausging. 

Auf Grund dieser Ergebnisse stellen die Autoren folgende Gesetze der 
Wechselwirkung der untersuchten Blutdrüsen auf: Schilddrüse und chromaffines 
System stehen im Verhältnis gegenseitiger Förderung zu einander und im Ver¬ 
hältnis wechselseitiger Hemmung zum Pankreas. Ausfall bezw. Überfunktion der 
einen Drüse führt zu relativer Überfunktion resp. Insufficienz der anderen. Zu 
unterscheiden ist also die direkte Wirkung, die auf das innere Sekret der be¬ 
treffenden Drüse zurückzuführen ist, und indirekte Wirkungen, welche aus der 
Störung der Korrelation mit den anderen Drüsen sich ergeben. Beim Apankreatis- 
mus bedingt der Ausfall des inneren Sekretes des Pankreas eine Störung der 
Zucker-Verbrennung. Durch Wegfall der Hemmung nach dem chromaffinen 
System kommt es zu gesteigerter Mobilisierung von Kohlehydraten durch das 
Adrenalin und zu gesteigertem Eiweißumsatz und Fettverbrennung durch das 
Sekret der ungehemmten Schilddrüse. 

Die Wirkung des injizierten Adrenalins (als Hyperfunktion des chromaffinen 
Systems aufgefaßt) wäre folgendermaßen zu erklären: direkte Wirkung: über¬ 
stürzte Kohlehydiatmobüisierung; indirekte Wirkungen: a) Förderung nach 
Thyreoidea, gesteigerte Eiweißzersetzung, b) Hemmung nach Pankreas, gestörte 
Zuckerverbrennung (Glykosurie). 

Der Ausfall der Schilddrüse bedingt als direkte Wirkung: Einschränkung 
der Eiweißzersetzung und des Gaswechsels; indirekte Wirkungen sind: Wegfall 
der Förderung nach dem chromaffinen System (träge Kohlehydratmobilisierung) 
und Wegfall der Hemmung nach dem Pankreas — Überfunktion desselben. 
Diese läßt sich aus dem Ausfälle der künstlichen Adrenalinwirkung beim schild¬ 
drüsenlosen Hunde erschließen. Es tritt Glykosurie nicht auf, dagegen geht 
als Zeichen der Verbrennung von mobilisiertem Kohlehydrat die Eiweißzer¬ 
setzung noch herunter. 

Sehr wichtig sind die Beziehungen der Drüsen mit innerer Sekretion zum 
Nervensystem. Nach O. Löwi besteht im Zustand des Apankreatismus ein ge¬ 
steigerter Erregungszustand des Sympathikus (AdrenaUnmydriasis). Ein gleicher 
Zustand ist beim Hyperthyreoidismus zu erwarten. Tatsächlich läßt sich nach 
den Untersuchungen von Eppinger, Falta und Rudinger bei normalen wie 
bei schilddrüsenlosen Hunden mit Schilddrüsensaft resp. Präparaten Adrenalin- 
mydriasis erzeugen. Jodothyrin besitzt diese Eigenschaft nicht (von Fürth- 
Schwarz). Im Athyreoidismus besteht hingegen ein verminderter Erregungs¬ 
zustand des Sympathicus, erkennbar an der hochgradigen Herabsetzung der 
blutdrucksteigemden Wirkung des Adrenalins (vorausgesetzt, daß keine Tetanie¬ 
symptome bestehen). Bei Schilddrüsen- und pankreaslosen Hunden ist Adrenalin- 
mydriasis nicht immer zu erzeugen, oder sie tritt verspätet auf. Intravenöse 
Adrenalininjektion wirkt hier wieder stark blutdrucksteigemd. 

Beim normalen Tiere ist der Zuckerstich von einer Glykosurie und einer 
gleichzeitigen Steigerung der Eiweißzersetzung gefolgt. Es besteht also eine 
Üebereinstimmung mit den Erscheinungen nach Adrenalmapplikation. Bei schild¬ 
drüsenlosen Tieren führt der unter Kontrolle des Auges ausgeführte Zuckerstich 
nicht zu Glykosurie. Auch hier kommt es zu Kohlehydratmobilisierung resp. 
Verbrennung des Zuckers, da der Hungereiweißumsatz genau so wie nach 
Adrenalinapplikation herabgedrückt wird. Die Autoren kommen zu der Vor- 

no* 




81S 


Baiente. 


Stellung, daß die Piqure durch eine Entladung des chromaffinen Systems wirkt, 
wie schon Blum vermutete. 

Nach Langley besteht ein Antagonismus zwischen sympathischem und 
autonomem Nervensystem sowohl in Bezug auf ihre Wirkung auf die Erfolgs¬ 
organe als in der Reaktion auf pharmakologische Mittel. Die Autoren ver¬ 
treten die Ansicht, daß dieser Antagonismus auch in der inneren Sekretion be¬ 
steht Das chromaffine System ist sympathisch innerviert und wirkt tonisierend 
auf den Sympathicus. Auch die Schilddrüse ist vorwiegend sympathisch; daher 
Förderung zwischen chromaffinem System und Thyreoidea. Aus der gegen¬ 
seitigen Hemmung dieser beiden Drüsen einerseits und dem Pankreas anderer¬ 
seits ist zu erwarten, daß das Pankreas autonom innerviert ist, und daß das 
innere Sekret desselben tonisierend auf das autonome System wirkt. Diese An¬ 
sicht wird gestützt durch folgende Versuchsergebnisse: 

Pilocarpin hebt die glykosurische Wirkung des Adrenalins bei normalen 
Tieren auf, Atropin bringt bei schilddrüsenlosen Hunden die glykosurische 
Wirkung des Adrenalins wieder zum Vorschein. Exstirpation des Pankreas 
führt daher zur Untererregung des autonomen Systems und so (durch Ausfall 
des Gregengewichtes) zur Übererregung des Sympathicus (Adrenalinmydriasis 
Löwi). Autoreferat 


2076) Patta: Contribution critique et experimentale ä l v 6tude de l’aotion 
des extraits d’organes sur la fonction circulatoire. (Kritischer und experimen¬ 
teller Beitrag zum Studium der Wirkung von Organextrakten auf den Kreislauf.) 
(Arch. ital. de BioL 1908, Bd. 48, H. U, S. 190.) 

In dieser interessanten Arbeit, einem Bericht über seine ausführlich in einer 
italienischen Zeitschrift publizierten Befunde, bespricht der Verfasser einzig seine 
Untersuchungen über Adrenalin eingehender und gibt die Resultate mit Extrakt 
von Thyreoidea, Parathyreoidea, Hoden, Ovarien, Thymus und Hypophyse bloß 
in einer kurzen Zusammenstellung. Deshalb seien auch bloß die Adrenalin¬ 
versuche etwas eingehender referiert: 

Die zahlreichen Arbeiten, die sich mit dem Einflüsse der Nebennierenextrakte 
auf die Zirkulation befaßt haben, haben ungefähr folgende 4 Gesichtspunkte 
berücksichtigt: 

1. Die Wirkung auf arteriellen Druck und Puls, je nach den verschiedenen 
Arten der Verabreichung. 

2. Den intimeren Mechanismus dieser Wirktmg und den Anteil, welchen 
daran die vasomotorischen Zentren, die Herztätigkeit, die peripheren Gefäße 
nehmen. 

8. Den Anteil, welchen die Muskulatur des Herzens, und denjenigen, welchen 
sein Nervensystem hat 

4. Ob die Adrenalinwirkung, was die peripheren Gefäße anbelangt, hervor¬ 
gerufen werde durch Beeinflussung der glatten Gefäßmuskeln oder der nervösen 
Elemente. 


Zu einigen von diesen Fragen möchte nun der Verfasser auf Grund seiner 
Untersuchungen Stellung nehmen. 

Es gilt als erwiesen, daß die Blutdrucksteigerung durch intravenöse Adrenalin¬ 
injektion vollständig unabhängig von ihrer direkten Wirkung auf die bulbären 
Vasokonstriktorenzentren ist, was durch Versuche bei durchschnittenem Zervikal¬ 
mark und während einer Chloral- oder Chloroformnarkose bewiesen wurde. 


Trotzdem beobachtete Patta, daß bei lange fortgesetzter tiefer Narkose die 
Drucksteigerung sehr gering ausfällt oder vollkommen ausbleibt, während man 
immer noch eine merkliche Verlangsamung der Pulsschläge feststellen kann. 
Zur Erklärung dieser Tatsachen stellt Patta die Hypothese auf, daß durch die 
lange und tiefe Narkose eine gewaltige Depression auf Herz- und Gefäßfunktion, 
penpherer Natur, ausgeübt werde, daß aber offenbar trotzdem das Herz auf 
einen Vaguseinfluß noch reagiere. Dadurch wird es klar, daß die Pulsverlang- 
samung un Gefolge einer Adrenalininjektion eine primäre Erscheinung ist und 
nicht abhängt von Erregungen der Vasomotorenzentren durch den gesteigerten 
Blutdruck. Digitized by Google 




Referat*. 


813 


Zu den Studien über die Beeinflussung der Schlagfrequenz hat Patta zu¬ 
erst Hunde benützt Es tritt im Beginn die Verzögerung der Schlagfolge ein, 
die ausbleibt durch Vagusdurchschneidung oder -atropinisierung. Schickt 
man der ersten Injektion eine zweite nach, nachdem die Pulsfrequenz wieder 
annähernd normal geworden war, so trat eine rasche Steigerung des Blutdrucks 
und eine Pulsverlangsamung ein, der indessen nach 80 Sekunden eine merkliche 
Pulsbeschleunigung verbunden mit Drucksenkung bis gegen die Norm hin folgte; 
nach abermals 80 Sekunden wurde die Schlagfolge wieder langsamer und etwas 
unregelmäßig. Dieses Verhalten führt Patta auf eine vorübergehende Reizung 
des N. accelerans zurück. 

Bei Kaninchen sind die Versuchsergebnisse sehr widersprechend, indem ein¬ 
mal allerdings Pulsverlangsamung, in zahlreicheren Fällen indessen -be- 
schleunigung eintrat Diese Tatsache hängt nach Patta zweifellos mit dem ge¬ 
ringen Vagustonus bei diesem Tier zusammen. 

Bezüglich des Rinden- und Markextrakts hat Patta keine Unterschiede in 
der Wirkung konstatieren können, wohl deshalb, weil immer noch Spuren der 
außerordentlich stark wirkenden Substanz aus dem Mark in die Rinde gelangen 
(wenn bei der Verarbeitung die Drüse einige Zeit liegt) und weil überhaupt die 
vollständige Trennung der Drüse in ihre beiden Schichten außerordentlich 
schwierig ist 

Endlich hat Patta zahlreiche Versuche unternommen zur Entscheidung der 
Frage, ob die Wirkung des Adrenalins auf die peripheren Geiäße eine nervöse 
oder muskuläre sei, ohne indessen zu einem sicheren Schluß zu gelangen. Das 
Apocodein lähmt wahrscheinlich die Endigungen der Vasomotoren. Durch gleich¬ 
zeitige Darreichung von Adrenalin konnte Patta nun trotzdem eine beträchtliche 
Blutarucksteigerung erzielen, also wahrscheinlich durch direkte Reizung der 
glatten Gefäßmuskeln. Diesem Befund widersprechen indessen die Resultate bei 
tiefer langer Chloroformnarkose, wo die Drucksteigerung durch Adrenalin aus¬ 
bleibt; das Chloroform gilt vorzugsweise als Nervengift. Da diese Versuche mit 
anscheinend antagonistisch wirkenden Substanzen also am lebenden Tier nicht 
zum Ziele führten, versuchte es Patta mit einem künstlichen Kreislauf und ver¬ 
wendete dabei Chloral zusammen mit Adrenalin. Das eine Mal blieb die Vaso¬ 
konstriktion aus, andere Male konstatierte er in Übereinstimmung mit Gottlieb, 
daß das Chloral die durch Adrenalin erzeugte Gefäßverengerung nicht aufheben 
konnte. Diese Differenzen scheinen nicht allein von den angewandten Mengen, 
sondern auch von der verschiedenen Reaktionsfähigkeit der einzelnen Tiere ab¬ 
hängig zu sein. 

In den letzten Versuchen endlich suchte Patta festzustellen, bis zu wieviel 
Stunden nach dem Tode man einerseits die Adrenalinvasokonstriktion und 
andererseits die Chloralvasodilatation hervorrufen könne. Das Resultat war, daß 
nach 36 Stunden Chloral vollkommen unwirksam war, daß dagegen zu dieser 
Zeit noch eine kräftige Gefäßkontraktion durch Adrenalin hervorgerufen werden 
konnte; die nervösen Elemente waren eben vor den Gefäßmuskeln abgestorben, 
das Adrenalin erwies sich in diesen Versuchen wieder als Muskelgift. 

Bei diesen widersprechenden Resultaten begnügt sich Patta mit dem Schluß, 
daß die durch Adrenalin erzeugte Gefäßverengerung ebensogut von der Wirkung 
dieser Substanz auf die Muskelfibrillen als auf die nervösen Elemente in den 
Gefäßwänden abhängig sei. Dietschy . 

2076) Pappenheim, A. (Berlin). Über eigenartige Zelleinschlüsse bei 
Leukämie. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 2, S. 60—62.) 

Ein Fall von akuter hämorrhagischer myeloider Großlymphozyten-Leukämie 
mit hämatologisch und theoretisch interessanten Eigenheiten. Der Nebenbefund 
im Blute, der erst zur Beobachtung kam, nachdem sämtliche zur Verfügung 
stehenden Trockenpräparate mit den üblichen hämatologischen Methoden gefärbt 
waren, zeigte sich nur in den nach Romanowski-Giemsa gefärbten Präparaten, 
während die fraglichen Gebilde in den Hämatoxylin-, Triazid-, Methylgrün-Pyronin- 
und May-Grünwald-Präparaten überhaupt nicht sichtbar waren. — Die großen 
myeloblastischen Lymphozyten, wie die Lymphozyten djjg^ normalen Blutes, 


A 



814 


Referate. 


zeigten in ihrem Zytoplasma eine außerordentlich reiche, ziemlich grobe und 
unregelmäßige, rote azurophile Körnung. In einzelnen dieser unreifen, ungekömten 
Leukämiezellen waren im schmalen Plasmarand neben dem Kern größere vakuolen¬ 
artige helle Stellen. Ein Teil dieser Vakuolen war nur durch die erheblich ver¬ 
größerte Sphäre gebildet, ein anderer Teil schien den Wert echter zytoplas- 
matischer Vakuolen zu besitzen und war angefüllt mit azurophilen körnigen 
Massen. Die fraglichen Gebilde und Einschlüsse haben eine gewisse auffallende 
Ähnlichkeit mit protozoischen Zellparasiten. Möglich ist es auch, daß sie bisher 
unbekannte kaiyogene usw. Sekretionsprodukte sind und bloß eine Folge des 
leukämischen Prozesses. K. Bonstein. 

2077) Fuerstenberg, A. (Berlin). Über spezifische Pr&zipitinbildung nach 
Menschenkotinjektionen. Aus dem Laboratorium des Hydrotherap. Universitäts- 
Instituts: Geheimrat Brieger. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 2, S. 56—57.) 

Durch Injektion von Menschenkotextrakten — es müssen vollkommen klare 
Sera und vollkommen klare Kotextrakte verwendet werden — kann man spezi¬ 
fisch präzipitierende Sera erzeugen. K. Bonstein. 

2078) Neuberg, C. Lipolyse, Agglutination und Hämolyse. Aus d. chem. 
Abtlg. d. Path. Inst. Berlin. (Biochem. Ztschr. 19808, Bd. XI, S. 400—403.) 

Neuberg berichtet über das Nichtgelingen verschiedener Trennungsver¬ 
suche bezüglich lipolytischer Fähigkeit einerseits und hämolytischer bezw. agglu¬ 
tinierender andererseits. K. Reicher. 

2079) Liebermann von, L. Können Antigene Ambozeptoren binden? 

(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 405—417.) 

Die Abhandlung enthält im Wesentlichen eine Polemik gegen die Arbeit von 
Bang und Forssmann, in der die Verschiedenheit der Antigene und der ambo- 
ceptorfixierenden Substanz behauptet wird. K. Reicher. 

2080) Pick, E. P. und Pribram, E. Beitrag zur Kenntnis ätherempfind- 
licher und ätherlöslicher Substanzen des Blutserums und ihr Einfluß auf einige 
Immunitätsreaktionen. Aus dem serotherap. Institut zu Wien. (Biochem. Ztschr. 
1908, Bd. XI, S. 418—442.) 

Die spezifische Präzipitinreaktion und die damit zusammenhängende Kom¬ 
plementreaktion kann durch Ätherextraktion des Serums gesteigert (Rinderserum), 
abgeschwächt werden (Hundeserum, Menschenserum) oder unbeeinflußt bleiben 
(Pferdeserum). Durch Zusatz von Ätherextrakt kann der Zustand des nativen 
Rinderserums wiederhergestellt werden. 

Kolloidfällende Sera (Luesserum, Rinderserum) verlieren diese Eigenschaft 
durch Ätherextraktion. Luesserum behält nach Ätherextraktion nicht bloß die 
Fähigkeit die Wassermann’sche Reaktion zu geben, sondern wird sogar befähigt 
an sich zu hemmen. 

Der komplementbindende Serumbestandteil ist verschieden von dem lecithin¬ 
fällenden. K. Reicher. 

2081) Bang, Jvar. Kobragift und Hämolyse I. Mittig. Aus d. med. chem. 
Inst. d. Univ. Lund. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 521—537.) 

Das Kobralecithid ist unmöglich ein reines Präparat, es ist eine offene Frage, 
ob es eine Mischung oder chemische Verbindung darstellt Das Monophosphatid 
Lezithin hat unmöglich etwas mit der Aktivierung des Kobragiftes zu tun. Ein 
Kobragiftlecithid im Sinne Kyes kann demgemäß überhaupt nicht existieren, und 
dieser Begriff ist daher fallen zu lassen. Als Aktivatoren kommen höchstens 
Fette, bezw. Seifen, zersetzte Phosphatide oder Kephalin in Betracht K. Reicher. 

2082) Friedemann, M. und Sachs, F. Untersuchungen über die Seifen- 
hämolyse unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zwischen den 
Seifen und komplexen Hämolysinen des Blutserums. Aus d. bakt Abtlg. d. 
Path. Inst. d. Univ. zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XE, S. 259—277.) 

Die Hemmung der Seifenhämolyse (Noguchi, v. Liebermann) durch Blut¬ 
serum und Albuminpräparate (Merk) wird bestätigt Ein an sich noch sehr stark 
hämolytisch wirksames Seifeserumgemisch erleidet durch Erhitzen auf 70° eine 
bedeutende Einbuße seiner hämolytischen Wirksamkeit, was auf eine ^ffestigong 



Referat* 


815 


der Bindung zwischen Seife und Serum bei dieser Temperatur schließen läßt 
Die von Noguchi beschriebene Aktivierung des Ambozeptors durch Serum¬ 
seifengemische ist in Übereinstimmung mit v. Dunglose und Coca auf unge¬ 
nügende Erhitzung (61°) und dadurch unvollkommene Zertörung des Serum- 
Komplementes zurückzuführen. Bei direktem Zusatz von Natronlauge zur Seife — 
aber nicht bei Säurezusatz — wird die Seifenhämolyse gehemmt Seifenlösungen 
werden ebenso wie hämolytische Sera durch Kalziumchlorid inaktiviert. Olein¬ 
saures Natron wird bei 0° von den Blutkörperchen verankert, was gegen seine 
Komplementnatur entschieden spricht. Die Verankerung unterbleibt bei Eiwei߬ 
zusatz sogar bei Ambozeptorgegenwart; durch Eiweißzusatz wird also der Seife 
überhaupt der Zutritt zu den Blutkörperchen verwehrt. In Bestätigung der Ver¬ 
suche von v. Liebermann gelingt eine Aktivierung nicht hämolytisch wirkender 
ölsäuredosen durch ein an sich unwirksames Serumseifengemisch, doch ist dies 
als einfache Summation der hämolytischen Funktion der Seife mit desjenigen 
der Ölsäure aufzufassen. Ebenso handelt es sich beim Zusammenwirken der 
Ölsäure mit Serumkomplement um Seifenhämolyse, welche allerdings durch 
irgendeinen Bestandteil desselben in ganz erstaunlicher Weise beschleunigt wird. 

K. Reicher . 

2088) Sachs, F. Weitere Beiträge zur Kenntnis der Seifenhämolyse. Aus 
d. bakt Abtlg. d. path. Inst. d. Univ. zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, 
S. 278—289.) 

Geradeso wie mit nachträglichem Serumzusatz läßt sich mit Natronlauge 
eine beschleunigende Wirkung auf die Seifenhämolyse erzielen, wobei die OH- 
Ionen als Katalysatoren fungieren. Die gleiche Wirksamkeit entfaltet Serum 
nach Säurezusatz bis zur amphoteren Reaktion, eine noch stärkere nach Ent¬ 
fernung der Lipoide durch Ätherextraktion. Nach vollkommener Enteiweißung 
mittels Kaolin büßt dagegen das Serum seine beschleunigende Wirkung völlig ein. 

K. Reicher . 

2084) Berti, Antonio. Sull’&zione locale della Ule e del glicocolato di 
soda sui vasi sanguigni. (Über die lokale Wirkung der Galle und des Natrium- 
glykocholats auf die Blutgefäße.) Aus d. physiol. Institut zu Padua. (Gazz. 
degli osped. April 1908, Nr. 50.) 

Galle und glykocholsaures Natron haben eine im wesentlichen gleiche direkte 
Einwirkung auf die Blutgetäße. In geringen Dosen bewirken , sie eine mäßige 
Vasodilatation, auf die schließlich bisweilen eine Vasokonstriktion folgt; in größeren 
Dosen bewirken sie eine fortschreitende starke Konstriktion, der hie und da eine 
kurzdauernde Dilatation vorangeht. Um diese Konstriktion zu erzeugen, bedarf 
es einer Konzentration der Galle von 20—25°/oo, des Salzes von 0,76 °/oo* Ist 
die Konstriktion einmal da, so läßt sich durch Wegwaschen des Agens nur mehr 
eine geringe Dilatation erzeugen. In die Zirkulation gebracht, erzeugen beide 
Substanzen starke Ödeme. M, Kaufmann. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

2086) Freund, E. Zur Frage des Albumosengehaltes des Blutes. (Biochem. 
Zeitschr. 1908, Bd. 11, S. 541.) 

Fortsetzung der Polemik gegen Abderhalden. Er geht darin auf Ab¬ 
derhaldens Äußerung ein, daß die Kontroverse davon herrührt, daß er an 
Plasma und Freund an Gesamtblut gearbeitet habe. Er konstatiert, daß Ab¬ 
derhalden in seinen zitierten Arbeiten über Biuretreaktion am enteiweißtem 
Blutes resp. über den Gehalt des Blutes an biuretgebenden Abbauprodukten 
berichtet und dennoch später angibt: »Wir haben nur mit Plasma und Serum 
gearbeitet und kommen also bei der Frage nach dem Albumosengehalte des 
Gesamtblutes gar nicht in Betracht.« 

Wir bemerken hierzu, daß man stets von Zucker im Blut, Harnsäure im 
Blut usw. zu sprechen pflegt und doch die Bestimmung am Plasma vomimmt. 
Tatsächlich hat Abderhalden, wie aus seinen Arbeiten für den unvoreinge- 

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816 


Referate. 


nommenen Leser ganz klar hervorgeht, ausschließlich mit Plasma (resp. Serum) 
gearbeitet. Man muß eben nicht nur die Titel, sondern auch die Arbeit genau 
lesen! Sckätenheinu 

2086) Levene, P. A. n. Mandel, J. A. Über die Konstitution der Thymo- 
nucleinsäure. (Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, H. 9, S. 1905.) 

Die Thymonucleinsäure, die sich nach den Ergebnissen der totalen Hydrolyse 
aus Purinbasen, Pyrimidinbasen, Kohlehydraten und Phosphorsäure aufbaut, 
kann durch gelinde Hydrolyse in intermediäre, noch komplexe Substanzen zer¬ 
legt werden (Am. J. phys. 1904, Bd. 12, S. 218.) Es entstehen dabei Körper, die aus 
einfacheren Komponenten, und zwar aus je einer Phosphorsäure, einem 
Kohlehydrat und einer Base bestehen. Die Base ist wahrscheinlich mit der 
Zuckergruppe glycosidartig gebunden und die ganzen Komplexe sind zu einer 
Polyphosphorsäure aufgebaut, etwa nach dem Schema: 

O.CH a (CHOHU CH:(C 6 H 6 N 6 ) 

/ 

O = P.OH 


O 

/ 

O = P.O CH, (CHOH), CH:(C 6 H 6 N 6 ) 



Diese Komplexe, sogenannte Nucleotide, enthalten eine nur geringe Menge 
Phosphorsäure und ein Kohlehydrat, das, im Molekül gebunden, Fehlingsche Lösung 
nicht reduziert. 

Auch entstehen Produkte, welche Phosphorsäure, Kohlehydrat und Thymin, 
aber keine Purinbasen enthalten. 

Verfasser haben jetzt ein solches »Mononucleotid« gewonnen, dessen Ana¬ 
lyse und dessen Spaltprodukte auf eine Glycophosphothyminsäure stimmen (die 
Methode der Darstellung siehe im Original). Der Körper wurde als Ba-Salz 
isoliert und scheint identisch mit einer früher beschriebenen Heminuclexnsäure 
von Schmiedeberg und Alsberg (Arch. exp. Pharm, und Path. 1899, Bd. 43, S. 65; 
ibid. 1904, Bd. 51, S. 240). 

Die Nucleinsäuren selbst können Polynucleotide, etwa Tetra- oder Penta- 
nucleotide sein. 

Weitere Untersuchungen sind abzuwarten. Die isolierte Substanz ist als 
ein chemisches Individuum noch nicht hinreichend gekennzeichnet F. Samuely . 

2087) Tappeiner, H. v., nach Versuchen von F. Osthelder und E. Erhard! 
Untersuchungen über den Angriffsort der photodynamischen Stoffe beiParamecien. 
Aus d. pharm. Inst. d. Univ. München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 290—305). 

Da Paramecien weder durch Eosinzusatz im Dunkeln noch nach Entfernung 
der Eosinlösung durch Filtration sich merkbar sensibilisiert zeigen d. h. bei Be¬ 
lichtung nicht früher sterben als die imbehandelt belichteten Exemplare, ist an¬ 
zunehmen, daß das Eosin kaum im Dunkeln in das Zellinnere aufgenommen 
wird, es sich also im wesentlichen um eine Außenwirkung handelt 

Dichloranthracensulfonsäure und Methylenblau hingegen werden in wirk¬ 
samer Form im Dunkeln von der Zelle aufgenommen, der primäre Angriffspunkt 
ist daher bei ihnen wenigstens z. T. intrazellulär. Das Wesen der Außenwirkung 
besteht vermutlich in einer photochemischen Veränderung der Zellplasmahaut 
im Sinne einer erhöhten Permeabilität für fluoreszierende Stoffe. K. Reicher . 

2088) Harzbecker, 0. und Jodlbauer, A. Über den zeitlichen Ablauf der 
Hämolyse bei der Belichtung sensibilisierter roter Blutkörperchen. Aus d. 
pharmak. Instit d. Univ. München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 806—BIS.) 

Für den zeitlichen Ablauf der Hämolyse ist es gleichgültig, ob der fluores¬ 
zierende Stoff nur innerhalb oder außerhalb und innerhalb der Zelle wirkt hi 
beiden Fällen vollzieht sich der Austritt des Hämoglobins allmählich. K. Reicher . 

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Referate. 


817 


8089) Butkewitsch, WL Die Umwandlung der Eiwei&stoffe in verdunkelten 
grünen Pflanzen. Aus d. pflanz, phys. Inst, Nowo-Alexandria, Rußland. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. XH, S. 314—830.) 

In erwachsenen grünen Pflanzen entsteht das Asparagin beim Eiweißzerfall 
ebenso wie in keimenden Pflanzen jedenfalls zum Teil durch sekundäre Um¬ 
wandlung der primären Produkte dieses Zerfalls; unter den letzteren befinden 
sich Aminosäuren (Leuzin, Tyrosin). K. Reicher, 

2090) Han «mann, W. Über die photodynamische Wirkung chlorophyll- 
haltiger Pflanzenextrakte. Aus d. physiol. Inst d. Hochschule f. Bodenkult, in Wien. 
(Biochem. Ztschr. 1908. Bd. XII, S. 331—334.) 

Methylalkoholische Extrakte grüner Pflanzen wirken intensiv photodynamisch 
auf rote Blutkörperchen. Es ist anzunehmen, daß diese Wirkung mit dem photo¬ 
synthetischen Assimilationsprozesse grüner Pflanzen im engsten Zusammenhänge 
steht K. Reicher . 

2091) Neuberg, C. Depolymerisation der Zuckerarten. Aus d. ehern. Abtlg. 
d. Path. Inst. d. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908 Bd. XH, S. 337—341.) 

Es gelang Neuberg aus der Bariumkarbonatverbindung des Glykolaldehyds 
in methylalkoholischer Lösung nach Umschütteln und wochenlangem Stehen der 
Flüssigkeit Pentosen zu gewinnen. AT. Reicher . 

2092) Gatin, C. L. Isomdrisation du mannose en glvoose sous l’aotion 
d’un ferment soluble. (Umlagerung von Mannose zu Traubeuzucker unter der 
Einwirkung eines löslichen Ferments.) Lab. de Botanique de la Sorbonne. (Soc. 
de biol. 1908, Bd. 64, S. 903.) 

Gewisse Samen haben die Fähigkeit unter dem Einfluß eines löslichen Fer¬ 
mentes Mannane in Mannose zu verwandeln. Bei der Keimung findet man aber 
nicht Mannose, sondern Traubenzucker. Dieser Traubenzucker entsteht aus der 
Mannose unter dem Einfluß eines wasserlöslichen Fermentes, dessen Wirkung im 
Reagenzglasversuch gezeigt werden konnte. L. Borckardt '. 

2098) Pozerski, E. Sur le calcium du suc panerdatique. (Über das Calcium 
im Pankreassaft.) Lab. de physiol. de l’Inst Pasteur. (Soc. de biol 1908, Bd. 64, 
S. 606—607.) 

Der unter dem Einfluß des Sekretins sezemierte Pankreassaft, der keine 
verdauende Wirkung auf koaguliertes Eieralbumin ausübt, enthält kein Calcium 
in nachweisbarer Menge. Der nach Pilokarpininjektion sezemierte Pankreassaft 
hingegen ist verschieden reich an Calcium und seine proteolytische Kraft wächst 
entsprechend seinem Gehalt an Calciumsalzen. L, Borchardt . 

2094) Gautier, GL et Hervieux, Ch. Sur l’origine de l’indoxyle urin&ire du 
lapin soumis an jeune. (Über den Ursprung des Hamindikans beim hungernden 
Kaninchen.) Lab. des pro£ Porcher et Morat (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, 
S. 713—714.) 

In einem Fall war der Urin sowie der Darminhalt frei von Indikan bei 
einem Kaninchen, das nur mit roten Rüben ad libidum gefüttert wurde. Ein 
Teil des Dickdarminhalts wurde steril entnommen und zeigte nach 2 1 /* Tagen 
deutliche Indolreaktion. Eine Erklärung dieses Befundes, den sie nicht zu ver¬ 
allgemeinern anstehen, vermögen die Verfasser nicht zu geben. L. Borchardt. 

2096) Gaultier, E. Glycosurie experimentale par destruction ötendue de 
la muqueuae duodenale ä Faid© d’un caustique. (Experimentelle Glykosurie durch 
ausgedehnte Zerstörung der Duodenalschleimhaut mit einem Causticum.) Lab. 
de 1a clinique medicale de l*H6tel-Dieu. (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 826—827.) 

Durch ausgedehnte Zerstörung der Duodenalschleimhaut mit Argentum nitri- 
cum gelang es, bei zwei Hunden Glykosurie hervorzurufen. Beim ersten Hunde 
hielt die Glykosurie bis zum Tode 4 Tage nach der Operation an. Der zweite 
Hund wurde 11 Tage nach der Operation getötet, er schied täglich 3—4 g 
Zucker aus. DigitizedZ.. Borchardt . 



818 


Referate. 



8096) Le Board, L. et P&gniez, Ph. KonvoiIm recherches sur le röle des 
hömatoblastes, oa plaquettes sanguines, dans la coagulation. (Neue Unter¬ 
suchungen über die Rolle der Haematoblasten oder der Blutplättchen bei der 
Gerinnung.) Lab. des travaux pratiques de physiologie de la Faculte de medecine. 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 931—932.) 

Blutplättchen, die aus Oxalatblut oder mit Natriumcitrat, Fluornatrium usw. 
versetztem Blut dargestellt waren, brachten Hydrocelenflüssigkeit zur Gerinnung. 
Durch Erhitzen auf 58,5° wird diese Eigenschaft zerstört L. Borckardt. 

8097) Hunter, A. The occurrenee in a pancreatic digeat of a subatanoe 
having the compoaition of the urocanio acid of Jaffö (Preliminaiy Communication). 
(Das Vorkommen einer Substanz von der Zusammensetzung von Jaffe’s Urocanin- 
säure in einem pankreatischen Verdauungsprodukt. Vorläufige Mitteilung.) 
(Journal of Physiologe Bd. 37, Nr. 2. Proceecungs of the Physiological Society 
20. VL 19080 

Die im Titel genannte Substanz wurde durch Verdauung von Casein (Plasmon) 
mit Pankreatin Rhenania erhalten. Auffallend war die prächtige Diazo-Keaktion, 
die die Substanz gab. Reach. 

8098) Pringle, H. and Gramer, W. On the asaixnilation of protein intro- 
duced enterally. (Über die Assimilation von durch den Verdauungskanal ein¬ 
geführtem Eiweiß.) Aus dem Physiologischen Institut der Universität Edinburgh. 
(Joum. of Physiology 1908, Bd. 37. Nr. 2. S. 168.) 

Bei hungernden und bei verdauenden Katzen wurde der koagulable und der 
nicht-koagulable Stickstoff in Gesamtblut, Serum, Blutkörperchen, Dünndarm¬ 
schleimhaut und Peyer’schen Plaques bestimmt Die Methode, die sich an die 
von Schry ver eng anschließt, wird von den Verfassern ausführlich beschrieben. 

Die Darmschleimhaut und insbesondere die Peyer’schen Plaques waren 
bei den verdauenden Tieren reicher an inkoagulablem N als bei den hungern¬ 
den. Gleichsinnige aber viel weniger ausgesprochene Differenzen fanden sich 
im Blute. 

Die Verfasser erkennen den Leukozyten eine große Rolle bei der Eiwei߬ 
verdauung zu und vertreten die Ansicht, daß die Assimilation des eingeführten 
Eiweißes auf verschiedene Arten vor sich geht. Reach. 

8099) Gramer, W. On the aaaimilation of protein introduced parentermlly. 
(Über die Assimilation von parenteral eingeführtem Eiweiß.) Aus dem Physio¬ 
logischen Institut der Universität Edinburgh. (Joum. of Physiology 1908, Bd. 37, 
S. 146.) 

Rinderserum und Eiereiweiß wurde Kaninchen in die Bauchhöhle gespritzt 
Rinderserum führte nur zu sehr geringer Albuminurie, vom Eiereiweiß erschienen 
wechselnde Mengen im Harne wieder. Wenn die Injektion auf der Höhe der 
Verdauung stattfand, war die Albuminurie wesentlich geringer als nach 24 ständigem 
Hunger; auch zeigte sich nur bei verdauenden Tieren die Wirkung vorher¬ 
gehender Immunisierung durch die besonders geringe Intensität der Albuminurie. 
Aehnlich wie die Verdauung beeinflußten intraperitoneale Salzinfusionen die Aus¬ 
scheidung des parenteral verabreichten Eiweißes, was Verfasser auf die in beiden 
Fällen emtretende Leukozytose zurückführt Er schließt weiter aus seinen und 
anderen Versuchen, daß auch normalerweise nicht alles Eiweiß im Dannkanal 
bis zu seinen Endprodukten aufgespalten wird. Reach. 

8100) Pembrey, H. 8. and Cook, F. The influence of oxygen upon reepiration. 
(Der Einfluß des Sauerstoffs auf die Atmung.) (Joum. of Physiology, Bd. 37, 
Nr. 2. Proceedings of the Physiological Society 20. VL 1908.) 

Versuchspersonen atmeten aus einem Spirometer und in denselben. Seine 
ursprüngliche Füllung bestand in einem Teil der Versuche aus atmosphärischer 
Luft, in einem anderen Teile aus reinem Sauerstoff. Die Versuche sind teils 
im Ruhezustand, teils unmittelbar nach Muskelarbeit angestellt Die geschilderte 
Art der Atmung wurde so lange als möglich fortgesetzt. Nachher wurde die 
Spirometerluft analysiert 

Im Ruhezustand scheint der Eintritt der Dyspnoe nur dürdh den CO r Über- 



Referate. 


819 


schuß bestimmt zu werden; nach der Arbeit hingegen stieg der CO a -Gehalt 
nach Einatmung reinen Sauerstoffs höher an als nach Einatmung atmosphärischer 
Luft. Diese Beobachtung stützt die Lehre, daß die Arbeitsdyspnoe nicht durch 
CO a , sondern durch andere Stoffwechselprodukte verursacht wird. Reach. 

2101) Hendel, L. B. Der Einfluß der Nahrung auf die chejpische Zu- 
immensetznng des Tierkörpers. Aus d. Sheffield Labor, of Phys. Chem., Yale 
Univ. in New Haven. fBiochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 281—293.) 

Es ist angesichts aer Konstanz der Zusammensetzung des Organismus 
nicht möglich, den Körper, abgesehen von Fett, irgend eines für seine Funktion 
wichtigen Bestandteiles auf rein alimentärem Wege zu berauben. Zu geringe Zu¬ 
fuhr emer Nahrungskomponente beantwortet er nicht mit Verarmung an dieser, 
sondern seine Zusammensetzung bleibt unverändert. Einen Verlust erleidet der 
Körper nur durch gleichmäßiges Einschmelzen von Gewebe, während seine 
relative Zusammensetzung unverändert bleibt. K. Reicher . 

2102) Sabb&tani, L. Physikalisch-chemische Betrachtungen über die 
pharmakologische und toxische Wirkung von Quecksilber. Aus d. pharm. Inst 
d. Univ. Parma. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 294—310.) 

Zwischen antiseptischer, präzipitierender, lokaler und allgemeiner Wirkung 
des Quecksilbers einerseits und der Konzentration der Quecksilberionen anderer¬ 
seits bestehen enge Beziehungen in dem Sinne, daß sämtliche Wirkungsarten 
mit der Jonenkonzentration ansteigen. Durch vorhergehende Injektion von 
Chlor-, Brom- oder Jodnatrium und dadurch hervorgerufene Verringerung der 
Hg-Jonenkonzentration wird die minimalste tötliche Dosis von intravenös in¬ 
jiziertem Ätzsublimat bedeutend größer. Auch die elektiven anatomischen 
Lokalisationen bei Quecksilbervergiftung (Stomatitis, Colitis, Nephritis) sind durch 
hohe Jonenkonzentrationen an eben diesen Orten zu erklären. So enthält der 
Speichel kein Eiweiß und ist die an Chloriden ärmste Körperflüssigkeit. Eben¬ 
so sind im Colon Chloride, Albumosen usw. bereits resorbiert. An beiden Orten 
kann daher das Hg eine höhere Jonenkonzentration erlangen als irgend wo 
anders. Im Magen wird durch die hohe Konzentration von Chloriden und die 
Salzsäure die Quecksilberionenkonzentration bedeutend herabgesetzt, daher da¬ 
selbst keine Störung. In der Niere werden von der Hg-Vergiftung fast aus¬ 
schließlich die gewundenen Kanälchen ergriffen, in denen der Harn ursprünglich 
in sehr verdünntem Zustande abgesondert wird und infolge der schwachen Kon¬ 
zentration der Chloride die Dissoziation des Hg vollständiger sein kann. 

K. Reicher . 

2108) Buglia, 0. Veränderung der Oberflächenspannung des Blutserums 
unter dem Einfluß von verschiedenen Elektrolyten. Physiol. Inst. d. Kgl. Univ. 
Neapel. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 311—330.) 

Zu kurzem Referate ungeeignet. K. Reicher . 

2104) Botazzi, Fil. und Japelli, A. Physiko-chemische Eigenschaften des 
Blutes und der Lymphe nach Transfusion homogenen Blutes. Aus d. physiol. 
Inst. d. Univ. Neapel. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 331—34Ö.) 

. Nach direkter Transfusion von homogenem, nicht defibriniertem Blut nimmt 
in den ersten Stunden nach der Transfision sowohl die Zahl der roten Blut¬ 
körperchen als auch die Lymphbildung zu. Die relative Zunahme der Viskosi¬ 
tät der Lymphe ist größer als die der Viskosität des Blutserums, die Maxima 
ihrer Viskosität fallen aber zusammen. Ersteres spricht für eine reichliche Trans¬ 
sudation von Serumproteinen durch die Kapillaren und erklärt die Erhöhung 
des osmotischen Druckes der Lymphe nach der Transfusion. Die Lymphe trans¬ 
portiert die Proteine in erhöhter Menge zu den Organen (Leber usw.), daher 
die Zunahme des Harnstoffs in den Geweben; die elektrische Leitfähigkeit der 
Lymphe nimmt ab infolge ihres relativ größeren Gehaltes an Kolloiden und an 
nicht elektrolytischen Körpern (Harnstoff). Die größte Konzentration des Blutes 
und der Kolloide des Blutserums werden gleichzeitig nach und nach erreicht, 
nehmen dann i. a. ab, ohne jedoch zu den Ausgangswerten während des Ex¬ 
perimentes zurückzukehren. K. Reicher. 


KO* 



820 


Referate. 


2106) Dekhuyzen, M. C. Ein Kryoskop. Utrecht. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. XI, S. 846-381.) 

Gin konstantes Kühlbad beruht auf dem Prinzip, daß Eis und Salzlösung 
sich mit überraschend geringer Geschwindigkeit in Temperaturgleichgewicht 
setzen, wenn die Oberfläche des Eises möglichst reduziert und das Rühren auf 
das Notwendigste eingeschränkt wird. Beschreibung und Gebrauchsanweisung 
müssen im Original nachgelesen werden. K. Reicher . 

2106) Foä, C. Eine Methode graphischer Registrierung einiger Q&rungs- 
Vorgänge. Kgl. physiol. Inst, zu Turin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 382—399.) 

Der Apparat eignet sich nicht nur zur Registrierung von Reaktionen, welche 
unter Entwicklung eines Gases stattfinden, sondern auch — und darin besteht 
der Fortschritt — zum Studium von Reaktionen, welche mit Absorption von 
Gas einhergehen. Details s. Original! K. Reicher . 

2107) Hamburger, H J. Permeabilität von Membranen in zwei entgegen¬ 
gesetzten Richtungen. Aus d. physiol. Instit. d. Univ. Groningen. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 443—480.) 

Die Magen- und Darmmukosa eines 3 Tage toten Tieres läßt Wasser, Pepsin, 
Trypsin und Trypsinogen in größerem Maße in der Richtung Bindegewebe 
Epithel durchgehen als umgekehrt. Diese Eigenschaft bleibt auch nach Ein¬ 
wirkung kochender NaCl-Lösung oder lOproz. Formalinlösung erhalten. Ähnliche 
Erscheinungen zeigen Magenmuscularis, Pleura pulmonalis und Fruchthüllen von 
Embryonen. Da künstliche Doppelmembranen von Pergamentpapier und Chromat¬ 
eiweiß oder Collodium dasselbe Phänomen aufweisen, so läßt sich O. Cohnheims 
Ansicht, daß es sich dabei um eine vitale Funktion handle, nicht mehr aufrecht 
erhalten. K. Reicher . 

2108) Herlitzka, Am. Kalorimetrische Untersuchungen über die Eiweiß- 
fällung. Turin, Physiol. Inst (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 481—492.) 

Bei der Aussalzung von Eiweiß durch Ammoniumsulfat, also bei einem 
reversibeln Prozeß, ist keine Wärmetönung nachweisbar, wohl aber bei der 
Fällung von Eiweiß durch Silbemitrat. Diese Wärmetönung kann positiv oder 
negativ sein. Positive Tönung ist der Eiweißfällung, negative der Adsorption 
des Silbers durch das Eiweiß zuzuschreiben. Die Fällungswärme des Eiweißes 
bei Silbemitratfällung beträgt 4,1794 Kal. pro Gramm Eiweiß, die Adsorptions¬ 
wärme des Silbers — 16,6727 pro Kal. Gramm Silbemitrat und — 3000 Kal. pro Mol. 

AT. Reicher . 

2109) Brissaud et Bauer. Recherches experimentales sur les relaüons entre 
relimination des pigments biliaires, de rurobiline et de rurobilinogäne eh m le 
lapin. (Experimentelle Untersuchungen über die Ausscheidung der Gallenpigmente, 
des Urobilins und des Urobilinogens.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 909—911.) 

Früher war gezeigt worden, daß nach vollständiger Gallengangsunterbindung 
keine Urobilinurie eintritt. In den hier mitgeteilten Versuchen wurde der Ductus 
choledochus zunächst durch einen lose umgelegten Faden unvollkommen unter¬ 
bunden. Danach trat bei einigen Tieren gar keine Wirkung ein. Andere schieden 
nach 6—8 Tagen vorübergehend (2—3 Tage lang) Urobilin und öfter noch Uro- 
bilinogen aus. Mitunter kehrten dann drei- bis viertägige Perioden von Urobi¬ 
linurie mehrmals wieder. Schließlich blieb bei einigen Tieren die Urobilinurie, 
die in diesen Fällen schon 3—4 Tage nach der Ligatur aufbrat, 6—8 Tage be¬ 
stehen und ging dann in Bilirubinurie über. Diese ikterisch gewordenen Tiere 
starben nach 15—18 Tagen. Das Blutsemm sämtlicher Tiere, die Urobilin und 
Urobilinogen im Urin ausschieden, enthielt regelmäßig Gallenfarbstoff, allerdings 
mitunter nur in Spuren, aber niemals Urobilin oder Urobilinogen. 

In einer weiteren Versuchsreihe wurde Kaninchen der Ductus choledochus 
komplett unterbunden, nach 3 Stunden die Ligatur wieder gelöst. Diese Tiere 
schieden etwa 15 Stunden nach Lösen der Ligatur Gallenfarbstoff aus, ohne daß 
vorher Urobilin oder Urobilinogen im Urin aufgetreten wäre. Nach 48 Stunden 
enthielt das Serum und der Urin nur noch Spuren von Gallenfarbstoff, und es 
trat dann Urobilin und Urobilinogen auf, das nach weiteren 2 Tagen verschwunden 
war - Digitized by &$orc/ianiL 




Referate. 


821 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

2110) Fleigj, C. Lee sucs digestifs normaux et les mm dliyperrforätions 
provoqu6es artiflciellement. Propri6t6s physiologiques et toxicitd da suc pan- 
crdatiqae normal et des sacs de sdcrdtine. (Normale und durch ärtefizielle 
Hypersekretion hervorgerufene Verdauungssäfte. Physiologische Eigenschaften 
und Giftigkeit des normalen und des unter dem Einfluß von Sekretin sezemierten 
Pankreassaftes.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 718—720.) 

Fleig bezeichnet als physiologischen Pankreassaft den unter dem Einfluß 
der Magensekretion sezemierten Saft, der wesentlich andere Eigenschaften hat 
als der nach Sekretin sezemierte. Der Sturtz des Blutdrucks ist hier nach In¬ 
jektion von normalem Pankreassaft weit intensiver als nach Sekretinsaft. Ebenso 
wirkt der unter dem Reiz des Sekretins sezemierte Saft weniger verlangsamend 
auf die Atmung. Normaler Pankreassaft macht das Blut ungerinnbar, Sekretin¬ 
saft hat fast gar keinen Einfluß auf die Gerinnbarkeit des Blutes. Die tötliche 
Dosis ist beim Sekretinsaft weit höher als beim normalen Pankreassaft. 

L. Borchardt . 

2111) Leem6, E. et Dreyfus, L. Influence des injections de glucose sur 
l’infection et l’intoxication chez les animauz rendus hyperthermiques. (Einfluß 
von Traubenzuckerinjektionen auf Infektion und Intoxikation hyperthermisch ge¬ 
machter Tiere.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 1133—1134.) 

Kaninchen, die im Brutschrank gehalten waren, schieden nach intraperitone¬ 
aler Traubenzuckerinjektion in den nächsten 24 Stunden weniger Harnstoff und 
Gesamt-N aus als Kontrolliere bei Zimmertemperatur. Meerschweinchen, die 
mit Hühnercholera infiziert waren, gingen bei Ueberhitzung und nach Trauben¬ 
zuckerinjektion regelmäßig zu Grunde, während Kontrolliere bei gewöhnlicher 
Temperatur oder ohne Traubenzuckerinjektion am Leben blieben, oder wenigstens 
später zu Grunde gingen. Für die Verminderung der Widerstandsfähigkeit über¬ 
hitzter Tiere nach Traubenzuckerinjektionen werden zwei Erklärungen gegeben: 
entweder wirkt der Traubenzucker der Bildung von Antikörpern entgegen, oder 
die injizierten Toxine werden nicht oder weniger vollständig verbrannt, weil in 
erster Linie der injizierte Traubenzucker verbrannt wird. L . Borchardt 

2112) Camus, J. et Pagniez, Ph. Action immödiate da la saignöe sur le 
nombre des leucocytes. La rdtention leucocytaire. (Unmittelbare Wirkung 
des Aderlasses auf die Zahl der Leukocyten. Die Zurückhaltung von Leukozyten.) 
Lab. des travaux pratiques de physiol. de la Faculte de medecine. (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 64, S. 1149—1161.) 

Im Verlaufe eines Aderlasses nimmt die Zahl der Leukozyten, die dabei im 
Aderlaßblute enthalten sind, ständig ab. Während z. B. bei Beginn des Ader¬ 
lasses ein weißes auf 720 rote Blutkörperchen kam, war das Verhältnis am Ende 
1:2900; in einem andern Falle anfangs 1:363, am Ende des Aderlasses 1:3216. 
Während also unzweifelhaft während des Aderlasses eine Zurückhaltung von 
Leukozyten stattfand, ist die Zahl der roten Blutkörperchen am Anfang und 
Ende des Aderlasses unverändert Z.. Borchardt . 

2118) Reeve-Ramsey, W. Ober das Vorhandensein von Pepsin im Magen 
des Säuglings und die Abhängigkeit seiner verdauenden Kraft von der An¬ 
wesenheit von Salzsäure. (Univers. Kinderklinik zu Berlin.) (Jahrb. f. Kind. 1908, 
Bd. 68, S. 191.) 

Zu den Untersuchungen wurde die Methode von Fuld-Levison benutzt. Das 
Ergebnis war folgendes: Beim normalen Brustkind enthielt der Magensaft Pepsin 
Auch bei nicht normalen künstlich genährten Kindern fand er sich meistens 
Dagegen war das Ergebnis bei atrophischen Kindern negativ, ebenso bei drei 
luetischen. Sobald jedoch atrophische Säuglinge anfingen zu gedeihen, trat auch 
Pepsin im Magen wieder auf. Bei akuten, mit Erbrechen und Durchfall einher¬ 
gehenden Ernährungsstörungen war sowohl Salzsäure wie Pepsin vorhanden. 
Bei Pylorospasmus fand sich beides in relativ größerem Maße als bei entsprechen¬ 
den normalen Kindern. 

Der Magensaft normaler Kinder vermag Proteide in D |>eptone umzugestalten 




822 


Referate. 


und zwar bedarf es dazu keiner größeren Menge von Säure als der normalerweise 
im Magen befindlichen. Pepsin vermag im Magensaft energisch zu verdauen, 
auch wenn Milchsäure und keine Salzsäure vorhanden ist. Salzsäure und Milch¬ 
säure finden sich auch bei Abwesenheit von Pepsin und umgekehrt kann Pepsin 
vorhanden sein, wenn die zwei andern fehlen. Birk . 

2114) Nerking, J. Narkose und Lezithin. Aus der biochem. Abt. des Inst, 
f. experim. Ther. zu Düsseldorf. (Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 88.) 

In einer vorläufigen Mitteilung berichtet Verfasser, daß es gelingt, die Nar¬ 
kose abzukürzen oder gar aufzuheben, weim man nach nicht allzu langem Ein¬ 
tritt der Narkose den narkotisierten Tieren intravenös eine Lezithinaufechwemmung 
beibringt: es wird offenbar dadurch das Narkotikum aus seiner Verankerung mit 
den Lipoiden des Zentralnervensystems losgerissen. M. Kaufmann. 

2115) Stäubli, Carl. Untersuchungen über die Azetonurie bei Diabetes 
mellitus. Aus d. med. Klinik zu Basel. (Corresp.-Bl. f. Schweizer Ärzte März 
1908, Nr. 5.) 

Trotz aer Theorie der Entstehung der Azetonkörper aus Fett hat es sich 
in der Praxis gezeigt, daß selbst große Fettmengen von vielen schweren Dia¬ 
betikern gut ertragen werden, und daß die Vermehrung und Verminderung von 
Fett auf die Azetonurie gewöhnlich keinen großen Einfluß ausübt Verfasser 
belegt dies an zwei Beispielen, führt aber dann auch einen Fall an, wo schon 
relativ geringe Fettzulagen einen großen Einfluß auf die Azetonurie ansübten; 
durch starke Einschränkung der Fettzufuhr ließ sich hier die Azidose, bei der 
allerdings viel weniger Oxybuttersäure als Azeton ausgeschieden wurde, sogar 
ganz unterdrücken. Bei dem gleichen Falle wurde auch die Wirkung großer 
Alkoholmengen auf die Azidose geprüft (zwei Tage 1 # / 4 1 Rotwein mit 10 °/ 0 
Alkohol): an den betreffenden Tagen bewirkte er wohl eine deutliche Ver¬ 
minderung der Azetonurie, andererseits aber hatte er als nachteilige Folge eine 
vorübergehende Schädigung des Zuckerzersetzungsvermögens im Gefolge. Al¬ 
kohol in größen Dosen erscheint also zur Bekämpfung der Azetonurie nicht 
empfehlenswert. Die Kohlehydratentziehung zum Zwecke der Behandlung der 
Glykosurie ist bei vorhandener Azidose natürlich nur unter allen Kautelen, vor 
allem auch quantitativer Bestimmung der Azetonkörper statthaft; aber die durch 
sie herbeigefilhrte Besserung der Zuckerverwertung führt ihrerseits wieder zur 
Verminderung der Azidose (als Beleg drei Fälle). Alle Fälle des Verfassers 
erhielten Natr. bicarb. bis zu 60 g täglich; das Natron wirkt langsam, weshalb 
bei ausgebrochenem Koma Natron nutzlos ist. Bei Diabetikern wirkt im Gegen¬ 
satz zu Gesunden Alkali im Sinne einer N-Retention. M. Kaufmann . 

2116) Morawitz, P. u. Pratt, J. Einige Beobachtungen bei experimentellen 
Anämien. Aus d. med. Klinik zu Heidelberg. (Münch, med. Wsch. Sept 1908, 
Nr. 35.) 

Die Verfasser bestätigen die Angaben von Tallqvist, daß durch Injektion 
von Phenylhydrazin (oder Pyrodin) anämisch gemachte Tiere sehr bald eine 
gewisse Immunität gegen das Gift erwerben. Die Hauptursache dieser Er¬ 
scheinung liegt in einer Steigerung der Resistenz der Erythrozyten gegen alle 
hämolytisch wirkenden Momente, so daß es selbst mit NH 8 nicht mehr gelingt, 
das Blut lackfarben zu machen. Die Resistenzvermehrung ist bisweilen so stark, 
wie es bisher noch nicht beobachtet worden ist, und zwar ist sowohl die maxi¬ 
male wie die minimale Resistenz vermehrt. Der Umstand, daß bei Anämien durch Blut- 
enu:iehung die Resistenzvermehrung fehlt oder gering ist, aber durch intra¬ 
peritoneale Injektion lackfarbenen Blutes herbeigeführt wird, spricht dafür, daß sie 
auf der Einwirkung von Substanzen beruht, die beim Zerfall der Erythrozyten 
frei werden. Schon 4 —6 Tage nach Aussetzen der Injektionen ist die Resistenz¬ 
vermehrung verschwunden; dies erklärt auch die wechselnden Befunde bei 
menschlicher perniziöser Anämie, die in der Regel in Schüben verläuft (Verfasser 
fanden in 20 Fällen menschlicher perniziöser Anämie ein wechselndes Verhalten). 
Jakuschewsky fand die Resistenzvermehrung besonders bei Verschlimmerungen 
der Anämie; sie ist offenbar als Schutzvorrichtung des Organismus zu betrachten. 

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BaftraU. 


893 


Das rasche Verschwinden der Resistenz bei Weglassen der Injektionen spricht 
dafür, daß es sich um wirkliche Änderung der zirkulierenden Elemente, nicht 
um die Neubildung mehr oder minder resistenter Elemente im Knochenmark 
handelt 

Weiter fanden die Verfasser, daß sich aus dem in einer Spritze entnommenen 
Karotisblut ihrer anämischen Kaninchen schon nach 1—2 Stunden kein Sauer¬ 
stoff mehr entwickeln ließ; das Blut sah schon nach */i Stunde aus wie venöses. 
Dieselbe Erscheinung zeigte sich bei venösem Blut. Im normalen Blute war 
diese Erscheinung nie vorhanden. Die reduzierenden Körper gehören dem Serum 
an; in gewaschenen Blutkörperchen fehlen sie. 1 / 4 st Erwärmen auf 68—60° 
schädigt sie nicht. Mit dem Phenylhydrazin hat die Erscheinung nichts zu tun. 
Es finden also bei anämischen Tieren zweifellos ganz bedeutende Oxydationen 
im Blute statt Man muß annehmen, daß bei diesen Zuständen, die zu einer 
länger dauernden Erschwerung der Sauerstoffversorgung führen, imvollkommen 
oxydierte Produkte des Stoffwechsels in die Blutbahn gelangen. Die Oxydation 
wird zum Teil im Blut oder in andern Organen (Lunge?) zu Ende geführt 

M. Kaufmann . 

2117) Sacerdotti, C. Potere emolitico naturale e sottrazioni aanguigne. 
(Hämolytische Kraft und Blutentziehungen.) Aus d. Istit. di Patol. gen. zu Cag- 
liari. (A. p. 1. scienze med. 1908, Bd. 32, H. 2.) 

Starke Aderlässe vermehren die hämolytische Kraft des Blutes beträchtlich; 
möglicherweise ist die durch die Blutentziehung eintretende Leukozytose damit 
in Verbindung zu bringen. M. Kaufmann . 

2118) Rosenberger, Franz. Die Beziehungen der Zyklosen zum tierischen 
Organismus. Aus d. physiol. Inst, in Heidelberg. (Münch, med. Wschr. Aug. 
1908, Nr. 34.) 

Mit der alten Methode (Extraktion der feinverteilten Organe mit Wasser) 
fand Verfasser in drei Kaninchen geringe Mengen Inosit; mit einer neuen Me¬ 
thode, die sich auf der Widerstandsfähigkeit des Inosits gegen Säuren wie Al¬ 
kalien aufbaut, fand sich bei zwei Kaninchen kein Inosit. Die Ursache des 
negativen Befundes ist die, daß diese beiden Tiere sofort nach dem Tode unter¬ 
sucht wurden; das Inosit bildet sich aber erst nach dem Tode, seine Menge in 
Rindermuskeln, die gleich nach dem Tode inositfirei waren, nahm im Laufe der Tage 
zu, je länger man sie unter Chloroformzusatz der Autolyse im Brutschrank über¬ 
ließ. Die Organe erwachsener Kaninchen und wahrscheinlich auch Rinder ent¬ 
halten ein Inositogen, aus dem sich Inosit nach dem Tode bei Ausschluß der 
Fäulnis bildet. Ebenso verhält sich die Milch, auch fand Verfasser Ino¬ 
sitogen in tuberkulösem Abszeßeiter. Keimgewebe dagegen, z. B. menschliche 
Nachgeburt und Nabelschnur, enthalten schon im 6. Fötalmonat fertigen Inosit, 
ebenso Kaninchenföten in der Mitte der Schwangerschaft und unbefruchtete 
Hühnereier. Blut ist frei von Inosit, zerstört aber im Brutschrank zugesetzen 
Inosit nicht. — Dies die eigenen Beobachtungen des Verfassers; der Vortrag 
bespricht aber auch die bisher in der Literatur niedergelegten Kenntnisse über 
Inosit und gibt bemerkenswerte Fingerzeige über die biologische und klinische 
Bedeutung des Körpers. M. Kaufmann . 

2119) Bechhold, H. Phagozytosestudien. Aus d. k. Institut f. experim. 
Therapie zu Frankfurt a. M. (Münch, med. Wschr. Aug. 1908, Nr. 34.) 

Verfasser suchte zu prüfen, welchen Einfluß einfache chemische Eingriffe, 
besonders solcher Körper, die auch normalerweise im Organismus Vorkommen, 
auf die Phagozytose haben: Natronlauge hebt die Phagozytose auf, aber erst 
dann, wenn die Leukozyten sichtbar verändert sind; Serum und noch mehr Voll¬ 
blut hemmen diese Wirkung der NaOH. Relativ große Mengen Milchsäure 
beeinflussen die Phagozytose nicht erheblich; selbst eine sichtbare Veränderung 
der Leukozyten durch die Milchsäure hindert die Phagozytose nicht. Die Sauer- 
stoffzufuhr, sei es ohne, sei es in Gegenwart von Erythrozyten spielt für die 
Phagozytose keine Rolle; ebensowenig hat Sättigung mit CO* irgend einen Ein¬ 
fluß, ja selbst Leuchtgas (CO) behindert die Phagozytose nicht 

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894 


Referate. 


Weitere Versuche sollten prüfen, inwiefern die allgemeinen kolloiden Eigen¬ 
schaften des Serums eine Rolle bei der Phagozytose spielen, ob sich das Serum 
durch andere Kolloide ersetzen läßt (Gelatine, Wittepepton, Dextrin, Hb, frisches 
Eiweiß usw.). Die letztere Frage ist zu bejahen, aber keiner der Stoffe erreicht 
das Serum. Die kolloide Natur allein spielt dabei keine Rolle, so wirkt Witte¬ 
pepton stärker als Eiweiß. Ein wesentlicher Unterschied zwischen toten und 
lebenden Bakterien war nicht zu konstatieren. Milchsäure war dabei von großem 
Einfluß im Sinne einer Hervorrufung bezw. Förderung der Phagozytose; diese 
stimulierende Wirkung der Milchsäure regt naturgemäß zu Betrachtungen über 
ihre Rolle im normalen und infizierten Organismus an. M. Kaufmann. 

Klinisches. 

8190) Poisot Polyurie essentielle amälioräe par la deohloraration. 
(Essentielle Polyurie, gebessert durch chlorarme Nahrung.) Rev. de med. 1908, 

Nr. 4, S. S87.) 

Es handelt sich um einen akut entstandenen (unklarer Nerveneinfluß?) Fall 
von Polydipsie mit quantitativ entsprechender Polyurie; die aufgenommene und 
ausgeschiedene Flüssigkeit schwankte zwischen 12 und 181 in 24 Stunden. 
Durch möglichst chlorarme Nahrufig konnte nun der Chlorgehalt des Urins auf 
1,8 g pro 24 Stunden herabgedrückt werden und Flüssigkeitsaufixahme und -Aus¬ 
scheidung sanken auf 4—6 1. Dabei vollständiges Wohlbefinden. Auch nach 
dem Spitalaustritt blieb der Zustand gleich gut; nur einmal trat auf Genuß eines 
Dutzends Austern vorübergehend ein hochgradiges Durstgefühl mit reichlicher 
Hamflut und stark gestörtem Allgemeinbefinden auf. Dietschy. 

8181) Hustin. Exploration clinique et Symptomatologie des affections 
panoröatiques. (Klinische Untersuchung und Symptomatologie der Pankreas¬ 
erkrankungen.) (J. med. de Brux. 1908, Nr, 28, S. 361.) 

Der Autor schildert die Angaben der Pankreaspatienten, den Palpations¬ 
befund, die Untersuchung der verschiedenen Körpersekretionen usw. und kommt 
teilweise zu ähnlichen Schlüssen wie Sauve. Dietschy . 

8182) Krön, N. (Berlin). Die Basedowsche Krankheit und das Geschlechts¬ 
leben des Weibes. Aus dem medizinischen poliklinischen Universitätsinstitut: 
Geheimrat Senator.) (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 60, S. 1611—1616, Nr. 61, 

S. 1660—1667.) 

Beobachtungen bei zwei Patientinnen, bei denen die Symptome der Base¬ 
dowschen Krankheit sich während der Gravidität verschlimmerten und nach¬ 
her wieder besserten. Auf Grund dieser Studien und des Studiums der Literatur 
haben wir es nach des Autors Ansichten in erster Linie beim Basedow mit 
einer Stoffwechselstörung zu tun. »Durch das chemisch veränderte Blut 
werden Menstruationsstörungen verursacht, ganz so wie bei den allgemeinen 
Ernährungsstörungen, die an erster Stelle die Menstruationsstörungen hervor- 
rufen, wie beim Morphinismus, Alkoholismus usw.; und mit Recht wollen viele 
Autoren dieses Zeichen als Symptom der Basedowschen Krankheit aufnehmen.“ 
„Besteht vor oder im Anfänge der Gravidität Basedow, so kann eine Ver- r 
schlimmerung der Krankheit eintreten und auf die Entwickelung des Embryo von | 
Nachteil sein, ev. zur Frühgeburt oder zum Abort führen, da die Funktion der 
Schilddrüse nicht ausreichend ist, um für den in der ersten Hälfte der Gravidität 
die Schilddrüse sehr in Anspruch nehmenden Embryo die nötigen Stoffe zu 
liefern. Nach der Geburt kann sich bei der Patientin der normale Zustand 
wieder einstellen, wenn die pathologisch veränderte Drüse genügend normalen 
Schilddrüsensaft sezemiert. Entsteht aber bei den dazu prädisponierenden 
Individuen Basedow in der zweiten Hälfte der Gravidität, so übt dieselbe keinen 
Einfluß auf den Embryo aus, da dieser seine eigene sclion entwickelte Schild¬ 
drüse besitzt. Die Frau ist dagegen noch gefährdet, wenn die Basedow- 
Struma nicht normale Schilddrüsensubstanz besitzt Da die Basedow’sche 
Krankheit verschiedene und tiefgreifende Veränderungen im Geschlechtsleben des 
Weibes hervorrufen kann, das Geschlechtsleben des Weibes aber in enger Be- 

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Referate. 


825 


Ziehung zur Schilddrüse steht, so ist es sehr wahrscheinlich, daß Basedow 
eine bei dem geschlechtsreifen Weibe vorkommende Stoffwechselkrankheit ist« 

K. Bernstein . 

8128) Albu, A. (Berlin). Über Mastdarmneuralgie. (Berl. kl. Woch. 1907, 
Nr. öl, S. 1648—1660.) 

Albu hat fünf Fälle von Mastdarmneuralgie beobachtet: unbestimmte Schmerzen 
im Mastdarm, im After und dessen Umgebung, ausstrahlend in das Gesäß beider¬ 
seits, nach dem Steiß und nach dem Darm hin. Diagnose darf nur per ex- 
clusionem gestellt werden. Fissuren und Ulzerationen am After, Fisteln, Narben, 
Strikturen, Hämorrhoiden, schwerere Formen der Proktitis, Tumoren des Rektums 
und der Beckenorgane, Coccygodynie, Crises anales Tabicorum usw. Therapie: 
Belladonna und Dehnungen durch Einführung dicker Mastdarmbougies. 

K. Bernstein . 

2124) Ledermann, R. (Berlin). Kritische und therapeutische Beiträge zur 
Kenntnis der Quarzlampe. (Berl. kl. Woch. 1907, Nr. 51, S. 1642—1644.) 

Es ist zweifellos, daß die Hg-Lampe, wenn man die stark nekrotisierende 
Wirkung bei oberflächlichen Prozessen zu vermeiden sucht besonders in Ver¬ 
bindung mit den kleineren Ansätzen ein äußerst wertvolles Unterstützungsmittel 
in der Behandlung zahlreicher Dermatosen werden wird, wenn auch nicht alle 
Erwartungen erfüllt werden. K. Bernstein . 

2125) S&ito, S. (Hirsawa-Japan). Über einen seltsamen Fall von nervösem 
Aufstoßern (Berl kl. Woch. 1907, Nr. 51, S. 1650—1651.) 

Große Mengen von Gasen, die jeden Abend durch Aufstoßen entleert werden. 
Der mit Luft gefüllte Magen ist ptotisch und kann als Luftkissen gefühlt werden. 
Luft wird gewohnheitsmäßig geschluckt Beim Aufstoßen kontrahiert sich der 
Pylorus, schließt sich, dadurch allmähliche Hypertrophie desselben und Dilatatio 
ventriculi. Behandlung: psychisch. K. Bernstein . 

2126) Wagner, K. E. (Kiew). Zur Frage der eosinophilen Leukozytose bei 
Echinokokkus der inneren Organe. (Zbl. f. innere Med. 1908, Nr. 6, S. 129—144.) 

Fritz Loeb. 

2127) Jürgensohn, A. Über das Wesen und die Entstehung der Rachitis. 

(St Petersb. med. Woch. 1908, Nr. 25, S. 261—265.) 

Verfasser kommt zu dem Schluß, daß die Racnitis eine Erkrankung ist, die 
durch die Nahrung, d. h. die Gesamtheit aller in flüssiger oder gasförmiger Form 
zugeführten Stoffe bedingt wird. Und zwar dadurch, daß bei einer Nahrung, 
deren chemische Zusammensetzung nicht derjenigen des zu ernährenden Körpers 
entspricht, in letzterem eine Verschiebung der osmotischen Druckverteilung und 
der elektrischen Leitfähigkeit eintritt, als deren Folge wir die stärkere Vaskulari¬ 
sation und überhaupt Veränderungen der Absorptions- und Transsudationsverhält¬ 
nisse, wie z. B. in den Knochen und im Gehirn und die galvanische Übererreg- 
barkeit der Nerven vor uns haben. Fritz Loeb . 

2128) Wehrarig, Georg. Über akute Leukämie. (Inaug.-Dissert., Halle 1908, 
45 S.) 

Verfasser hält die akute Leukämie für eine hyperplastische Wucherung be¬ 
stimmter Knochenmarkszellen, hervorgerufen durch verschiedene Schädlichkeiten, 
als deren wichtigste zu betrachten sind: 1. abgelaufene Infektionen, 2. Blutverlust 
und 8. Traumen. Fritz Loeb . 

2129) Senator, H. (Berlin). Die Zuckerkrankheit bei Eheleuten (Diabetes 
conjugalis) und ihre Übertragbarkeit. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 4, S. 133—186.) 

Im Verhältnis zur Gesamtheit aller Zuckerkranken beträgt die Häufigkeit 
des Diabetes conjugalis nach dem Durchschnitt genauer Statistiken 1—1,6 °/ 0 , im 
Verhältnis zur Gesamtheit aller nachweisbar verheirateten Diabetes ca. 8,7°/ 0 . 
Fälle von Erkrankungen bei Personen, die in mittelbare (Wäscherinnen usw.) oder 
unmittelbare Berührung mit Diabetikern getreten waren, sind beschrieben und 
auch von Senator beobachtet worden. Es fragt sich nur, ob nicht eigene Ver¬ 
anlassung und nervöse Einflüsse hier von größerer B$deutunjg[ jj^)^e^>sind. 





Referat». 


Tierexperimente lassen eine Übertragung möglich erscheinen. „Die klinischen 
Beobachtungen sprechen, wenn man nur die nackten Zahlen berücksichtigt, nicht 
gerade für eine Übertragbarkeit der Zuckerkrankheit; wenn man aber die Fälle 
nicht nur zählt, sondern wägt, so legen manche doch den Gedanken einer Über¬ 
tragung recht nahe.“ „Es können in Betracht kommen die Übertragung durch 
den eigentlichen Geschlechtsakt, durch Küssen, sowie durch Hantierung mit 
Wäsche, welche mit Ham, Kot, Speichel, Nasen-, Luftröhrensekret u. dgL ver¬ 
unreinigt ist.“ K. Bonstein . 

2180) Mayo Robson, A. W. (London). Beziehungen der Anatomie zu den 
Krankheiten des Pankreas. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 4, S. 186—142.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet K. Bonstein. 

8181) Siegert, P. Nervosität und Ernährung im Kindesalter. Aus der 
akad. Kinderklinik zu Köln. (Münch, med. Wschr. Sept. 1908, Nr. 38.) 

Verfasser bringt Krankengeschichten von Kindern, bei denen im Verlaut 
unzweckmäßiger Ernährung (Fehlen von Gemüse und Obst, dagegen Eiweiß und 
oft auch Fett stark vermehrt, 8—6 g pro kg) neben schlechtem Aussehen, oft gelber 
Hautfarbe und Anämie, meist hartnäckiger Obstipation, ein Mißverhältnis 
zwischen Nahrungseinfuhr und körperlichem und geistigem Kräftezustand Platz 
greift Trotz fehlender lymphatischer Diathese kommt es zu Hautaffektionen, 
Anginen usw., und es zeigt sich eine zunehmende Nervosität: rastlose Un¬ 
ruhe bei Tag, schwere Erziehbarkeit, mangelnde Leistungen in der Schule, un¬ 
regelmäßiger Schlaf und Ängstlichkeit in der Nacht rasche Ermüdbarkeit des 
Geistes und Körpers. Während jede Medikation versagt bringt Regelung der 
Diät, und zwar Einschränkung des Eiweißkonsums und öfter des Fettverbrauchs, 
Steigerung der Kohlehydrate bei ungenügender Gesamtnahrung, in jedem Falle 
aber eine sehr starke Vermehrung der Einfuhr von Alkalien und Zellulose durch 
Verordnung reichlicher Mengen von Gemüse, Salat und Obst in kürzester Zeit 
eine Beseitigung des Zustandes zustande. Der Arzt soll mit der Verordnung 
»roborierender Kost« sehr vorsichtig sein, da daraus leicht diese Eiweiß- (und 
Fett-) Überernährung resultiert. Auch ist darauf Bedacht zu nehmen, daß die 
Ernährung des Kindes nicht zu kochsalzarm sei. M. Kaufmann. 

8182) Galli, Paolo. Sindrome da accrescimento e disriroidismo. (Wachs¬ 
tumsstörungen und Dysthyreoidismus.) (Gazz. degli osped. Juni 1908, Nr. 77.) 

Verfasser hält die sogenannten Wachstumsstörungen junger Leute (in erster 
Linie Herzstörungen, aber auch Magen-, Nerven- usw. Störungen bei sehr 
starkem Wachstum, die mit Störungen bei Hyper- und Dysthyreoidismus 
Analogien aufweisen) für Folgen einer gestörten Schilddrüsenfunktion. Und 
zwar bestehen gerade in dem Alter von 10—16 Jahren zahlreiche physiologische 
Ursachen, besonders in der Entwickelung der Geschlechtssphäre, die in Ver¬ 
bindung mit pathologischen Einflüssen (Infektionen, Adenoide) die Schilddrüse 
schädigen können. Therapeutisch hat Verfasser von der fortgesetzten Dar¬ 
reichung von täglich 10—30 g gebratener Kalbsthymus in drei Fällen Gutes 
gesehen. M. Kaufmann. 

2188) Silvestri, Torindo. Contributo allo studio della patogeneai della 
gotta. (Zur Pathogenese der Gicht.) Aus dem Ist. di Pat spec. med. zu Mo¬ 
dena. (Gazz. degli osped. Mai 1908, Nr. 66.) 

Die Arbeit ist nur der Auszug einer demnächst erscheinenden größeren 
Experimentalarbeit über die Pathogenese der Gicht. Verfasser kommt zum 
Schluß, daß die Gicht an funktionelle oder anatomische Veränderungen der 
lymphopoietischen, besonders des Knochenmarkes, gebunden ist. Meist handelt 
es sich um kongenitale Anomalien; ihnen treten später in mehr oder weniger 
hohem Grade die Folgen toxischer und toxisch-infektiöser Prozesse hinzu, die 
das Auftreten akuter und chronischer Gichtmanifestationen herbeifilhren. Letztere 


brauchen jedoch bisweilen, besonders in hereditären Fällen, gar nicht dieser 
Hilfsfaktoren zu ihrer Entwickelung. Der Gichtanfall ist durchaus nicht an die 
Gicht in der Gestalt von Ursache und Wirkung gebunden, sondern bildet ge¬ 
wissermaßen eine recht oft vorkommende Episode m der uratischen Diathese (?). 

M. Kaufmann. 

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Referate. 


887 


8184) v. Tabora, D. Die Atropinbehandlung des Ulcus ventriculi. Aus 
der med. Klinik zu Straßburg i. E. (Münch, med. Wschr. Sept 1908, Nr. 38.) 

Tabora wendet bei schweren Ulkusfällen mit Hypersekretion und Pyloro- 
spasmus systematisch das Atropin subkutan 2 mal tgl. 1 mg, ev. auch 8 mal tgl. 
1 mg an, und zwar 4—10 Wochen lang, dabei eine sehr strenge Diät Zunächst 
mehrere Tage Abstinenz, dann Milch in ganz langsam steigenden Dosen mit 
Sahnezusatz, so daß erst in 14 Tagen Kaloriengleichgewicht erreicht wird; 
dies 4 Wochen lang, dann erst Zulagen; Fleisch erst nach 2 Monaten. Er er¬ 
zielte damit günstige Erfolge sogar in Fällen, die sonst dem Messer des Chirurgen 
anheimgefallen wären, objektiv eine bleibende Verminderung, ev. auch Be¬ 
seitigung der Hypersekretion. Das Atropin wird gut ertragen (hie und da etwas 
Trockenheit im Hals, auch Akkommodationsstörungen). M. Kaufmann. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches* 

8185) Grigoriew-Manoilow, Olga. Zur Frage der bioohemischen Eigen¬ 
schaften des Bacillus osteomyelitidis. Aus d. ehern. Lab. d. kais. Inst f. exper. 
Med. zu Petersburg. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. XI, S. 493—620.) 

Auf rein anorganischen Substraten wächst B. osteomyelitidis auch bei Zucker¬ 
zusatz nicht, in Knochenauskochung unter Zusatz von Knochenmehl nicht üppig; 
gutes Wachstum bei Zugabe von Zucker zu vorigem, besonders unter Lim- 
abschluß. Überhaupt wächst B. ost anaörob besser als aörob, die Zuckerspaltung ist 
unter beiden Verhältnissen gleich, bei Luftabschluß jedoch die Fähigkeit des B. 
ost das Calciumphosphat des Knochenmehls aufzulösen intensiver. Reicher. 

8186) Tsuda, Kyuzo. Veränderungen von Bakterien im Tierkörper. UL Ge- 
staltsveränderungen des Typhusbacillus in Serumkulturen. Aus d. hygien. Inst, 
d. Univ. Prag. (Ztbl. f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, S. 602.) 

Verfasser teilt analoge Versuche mit, wie sie Bail beim Milzbrandbacillus 
angestellt hat. Die Veränderungen der Typhusbazillen beim Wachstum im Serum 
sind aber nicht so deutlich wie die der Milzbrandbazillen. U. Friedemann. 

8187) Sleeswijk, J. G. Über den Bau der Opsonine. Aus d. Inst. Pasteur 
Brüssel. (Ztbl. f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, H. 6, S. 613.) 

Durch Absorptionsversuche an normalem Froschserum glaubt Verfasser zu 
erweisen, daß Alexin und Opsonin identisch sind. Auch die Opsonine der Im¬ 
munsera sind nach Ansicht des Verfassers nicht verschieden von den spezifischen 
Sensibilisatoren. Die Komplemente sind an der opsonischen Wirkung beteiligt 

U. Frtedemann. 

8188) Babinowitsch, Marcus. Impfversuche mit spirillenhaltigem Blut. 
(Ztbl. f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, S. 681.) 

Junge Tiere sind empfindlicher für die Infektion mit Recurrensspirillen als 
ältere. Bei den erfolgreich infizierten Tieren tritt nach 6—8 Tagen ein leukämie¬ 
ähnlicher Blutbefund auf. U. Friedemann. 

8189) Miller, John Willoughby. Über Komplementbindung bei Immuni¬ 
sierung mit Corpus luteum. Aus d. kgl. Inst. f. Infektionskrankheiten in Berlin. 
(Ztbl, f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, S. 639.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Das nach Immuni¬ 
sierung mit Corpus luteum-Substanz gewonnene Serum hemmt die Hämolyse 
a) in Verbindung mit dem homologen Luteinextrakt, b) mit den Extrakten anderer 
Organe derselben Tierart. 2. Es hemmt nicht in Verbindung mit dem Serum 
der gleichen Tierspezies. 8. Es hemmt nicht a) in Verbindung mit dem Lutein¬ 
extrakt einer anderen Tiergattung, b) mit den Extrakten anderer Organe. 

U. Frtedemann. 

8140) Ellermann, V. u. Bang, 0. Experimentelle Leukämie bei Hühnern. 
Aus d. bakteriol. Labor, d. kgl. tierärztl. Hochschule u. d. kgl. Frederiks-Hosp. 
zu Kopenhagen. (Ztbl. f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, S. 696.) 

Bei Hühnern kommen spontan Krankheitsbilder vor, die der Leukämie und 
Pseudoleukämie des Menschen sehr ähnlich sind. Beide lassen sich durch mehrere 



828 


Referate. 


Generationen auf gesunde Hühner übertragen. Die Übertragung gelingt auch 
mit filtrierten Gewebssäften. Krankheitserreger wurden nicht nachgewiesen. 

U. Friedemann . 

2141) Carapelle, Eduardo, unter Mitwirkung von Gueli, Antonio. Über die 
Anpassung der Bakterien an die bakteriologische Eigenschaft des Blutserums. 

Aus d. hygien. Inst. d. Univ. Palermo. (Ztbl. f. Bakteriol. 1908, Bd. 46, S. 632.) 

Bakterien können sich an die bakteriolytischen Eigenschaften des Blutserums 
gewöhnen. Auf diese Weise können auch Saprophyten pathogen werden. Die 
Gewöhnung dem Serum gegenüber ist nicht spezifisch. U. Friedemann . 

2142) Tedeschi, Ettore. Weiteres über die sogenannten nichtbakteriellen 
Aggressine. (Institut f. kl. Med. d. Kgl. Universität zu Genua.) (Zbl. f. Bakt. 
1908, Bd. 46, S. 863.) 

Verfasser glaubt, daß es ihm gelungen sei, auch bei Tieren, welche mit 
Abrin oder Alkaloiden vergiftet wurden, Stoffe nachzuweisen, welche den Ag¬ 
gression analog sind. U. Friedemann . 

2148) Pettersson, Alfred. Studien über Endolysine. (Bakteriol. Laborator, 
d. Karolin. Institutes in Stockholm.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Ba. 46, S. 405.) 

Die bakteriziden Endolysine der Leukozyten sind alkoholunlöslich und kom¬ 
plexe Körper. Von den Serumlysinen unterscheiden sie sich durch größere 
Thermoresistenz und dadurch, daß sie durch Pukall'sehe Filter zurückgehalten 
werden. U. Friedemann . 

2144) Friedberger, E. und Bezzola, C. Über Cytolyse verstärkende Wirkung 
präzipitierender Sera. (Kgl. hygien. Institut d. Universität Königsberg L Pr.) 
(Zbl. f. Bakt 1908, Bd. 46, S. 412.) 

Werden Blutkörperchen mit einem von der Spezies A stammenden Ambo¬ 
zeptor beladen, gut gewaschen, und dann mit dem Serum der Spezies B versetzt, 
welches ein Präzipitin für A enthält, so wird nach Komplementzusatz die Hämolyse 
beschleunigt und verstärkt, indem unterlösende Ambozeptordosen zu lösenden 
werden. Umgekehrt tritt Hemmung der Hämolyse ein, wenn Serum A durch 
Waschen nicht gründlich entfernt wird. Nach Ansicht der Verfasser ist die Er¬ 
scheinung auf das Gengon-Moreschische Phänomen der Komplementbindung 
zurückzuführen, indem die am Blutkörperchen entstehende Präzipitineiweiß- 
verbindung das Komplement zulenkt. Das Phänomen ist nur bei bestimmten 
Kombinationen zu beobachten. U. Friedemann . 

2145) Friedberger, E. und Seelig, A. Zur Hämolyse bei den Kaltblütern. 
1. Ein echtes Hämotoxin im Serum des Frosches und der Einfluß der Leber¬ 
exstirpation auf den Giftgehalt des Serums. (Kgl. Hygien. Institut d. Universität 
Königsberg.) (Zbl. f. Bakt 1908, Bd. 46, S. 421.) 

Das Froschserum enthält ein Hämotoxin für fremde Blutarten, welches nicht 
komplex gebaut ist Aus den Resultaten der Absorptionsmethode schließen die 
Verfasser, daß für die verschiedenen Blutarten differente Toxine existieren. Es 
gelang die Darstellung eines spezifischen Antitoxins. Nach Leberexstirpation 
verschwindet das Toxin aus dem Blut U. Friedemann. 

2146) Bezzola, Carlo. Über die Beziehungen zwischen Lecithin und Serum¬ 
komplement bei der Hämolyse durch Choleragift. (Kgl. Hygien. Institut d. 
Universität Königsberg i. Pr.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 438.) 

Die komplettierenden Stoffe des Meerschweinserums wie des Lecithins für 
Cobragift werden von spezifischen Präzipitaten gebunden. Präzipitate, welche 
mit Serumkomplement gesättigt sind, binden aber noch Lecithin und umgekehrt. 
Die komplettierenden Eigenschaften des Serums beruhen daher nicht auf dessen 
Lecithingehalt. U. Friedemann. 

2147) Friedberger, E. und Doepner, H. Beeinflußt die Darreichung von Alkohol 
die Resistenz der Erythrozyten des Kaninchens gegenüber hämolytischen Serisf 
(Hygien. Institut d. Universität Königsberg i. Pr.) (Zbl. f. Bakt 1908, Bd. 46, 

S. 438.) Digitized by Google 






899 


Im Gegensatz zu Angaben von Laitinen (Ztschr. f. Hygien. Bd. 68, H. 1) 
finden die Verfasser, daß Alkohol, innerlich gegeben, die Resistenz der Kaninchen¬ 
erythrozyten nicht herabsetzt. U. Friedemann . 

9148) Friedberger, E. Über das Verhalten der Komplemente in hyper¬ 
tonischen Salzlösungen. (Kgl. hygienisch. Institut d. Universität Königsberg i. Pr.) 
(Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 441.) 

Kochsalzzusatz konserviert den Komplementgehalt des Meerschweinserums 
sehr lange. Die optimale Konzentration hegt bei etwa 8 °/ 0 . Die einzelnen Salze 
wirken sehr verschieden. U . Friedemann . 

2149) Moreschi, C. Beschleunigung und Verstärkung der Bakterien¬ 
agglutination durch Antieiweißserum. (Kgl. Institut f. experim. Therapie zu 
Frankfurt a. M.) (Zbl f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 466.) 

Bakterien, welche mit einem spezifisch agglutinierenden Serum in sehr ge¬ 
ringen Mengen beladen sind, werden prompt ausgeflockt, sobald ihnen ein Serum 
zugesetzt wird, welches das agglutinierende Serum präzipitiert. 

U. Friedemann . 


80. Versammlung 

der Deutsehen N&turforseher und Arzte zu Köln, 20.—26. September 1908. 

Abteilung für innere Medizin, Pharmakologie, Balneologie und Hydrotherapie. 

(Referent: Dr. K. Reicher-Berlin.) 

Sitzung vom 20. September, nachmittags 2 Uhr. 

Vorsitzender: Herr Kraus-Berlin. 

Külbs (Kiel): Experimentelle Untersuchungen über Herz und Trauma mit 
Demonstrationen. 

Vortragender spricht über die Folgen stumpfer Erschütterungen der Thorax¬ 
wand bei Tieren (Hunden und Kaninchen) und vergleicht die anatomisch-histo¬ 
logischen und Pulsveränderungen mit den Beobachtungen aus der menschlichen 
Pathologie. Külbs findet auffällig oft Klappenblutungen, daneben Muskel- und 
Perikardblutungen, sehr selten Klappenrisse, in den späteren Stadien bindegewebige 
Schwielen im Myokard. 

Diskussion. 

H ering (Prag) hat zwei Fälle von traumatischer Myokarditis gesehen. Aschoff 
fand in solchen Fällen Fettansammlungen auf dem His’sehen Bündel, die event. 
einen Druck auf dasselbe ausüben konnten. Hering frägt den Vortragenden, 
welcher Art die Arhythmien waren. 

Külbs (Schlußwort) hat nicht immer makroskopisch nachweisbare Ver¬ 
änderungen an dem Herzmuskel oder am Klappensystem gefunden. Die Arhythmien 
hat er nicht näher analysiert. 

Riehl, J. (Prag): Experimentelle Untersuchungen über den Venenpuls. 

Bei alleinigem Schlagen des Vorhofe und Kammerstillstand (Vagusreizung) 
ist bloß die erste der drei Wellen, die man sonst am Venenpuls erhält, schön aus¬ 
geprägt. Schlagen umgekehrt bloß die Kammern bei Vorhofetillstand. so sind 
bloß die letzten zwei Erhebungen des Venenpulses vorhanden, die Vorhofwelle 
fehlt. Wegen ihrer größeren Empfindlichkeit wendet Riehl die Trichtermethode 
an, denn bei den Manometeraufhahmen kommt die zweite Welle sehr häufig gar 
nicht zum Ausdruck. Trotzdem ist diese zweite Welle keine Karotiswelle, sondern 
eine echte venöse Welle, dafür sprechen u. a. folgende Gründe: Die Welle bleibt 
auch nach Abbindung der Karotis bestehen, sie ändert sich ferner unter patho¬ 
logischen Verhältnissen, ganz unabhängig von dem Arterienpulse; so z. B. wird 
bei Vagusreizung der Arterienpuls sehr klein, die zweite Vi^elle $ber sogar ver- 




830 


Vanimmfangg-Barioht 


größert, ähnlich bei Abklemmung der Pulmonalarterie, beim Herzalternans usw. 
Bei hochgradiger Trikuspidalklappeninsuffizienz sieht man in Form einer steilen 
Erhebung vor, gleichzeitig mit oder nach dem Karotispuls eine Welle auftreten, 
welche der Kammerstauungs welle vorangeht, es ist eine rückläufige, durch mangel¬ 
haften Trikuspidalverschluß entstehende Ventrikelpulswelle. 

Diskussion. 

Hering (Prag)* Mit dem positiven kammersystolischen Venenpulse darf man 
nicht immer die Diagnose „Tnkuspidalinsuffizienz“ verbinden, denn es gibt trotz 
der herrschenden Lehrmeinuiig sichere Fälle, wo es ohne jene bei fehlender Vor¬ 
hofswelle zu einem dem positiven gleichenden Venenpulse kommt Ein unter¬ 
stützendes Moment bei dieser äußerst schwierigen Diagnose dürfte das Fehlen 
eines Geräusches abgeben. 

Rumpf (Bonn): Die Wirkung der oszillierenden Ströme bei Herzkrankheiten. 

Vortragender hat 66 Fälle mit den von ihm in die Therapie der Herzkrank¬ 
heiten eingeführten oszillierenden Strömen behandelt Frische Fälle entzündlicher 
Herzaffektion und letztere mit Nephritis eignen sich nicht für diese Behandlung; 
dagegen wurden wesentliche Erfolge bei Herzdilatation mit und ohne Arterio¬ 
sklerose erzielt. Auf dem Röntgenschirme läßt sich während der Stromwirkung 
eine Abnahme der Schlagfrequenz und eine Verkleinerung des Herzschattens 
nachweisen. 

Diskussion. 

Strubell (Dresden) erinnert an den von Bach’schen Versuch der Ischiadicus- 
reizung und stellt diesen, sowie die günstige Wirkung des Wechselstrombades 
in Parallele zu der der oszillierenden Ströme. 

Rumpf (Bonn): Faradischer Strom läßt sich mit dem oszillierenden nicht ver¬ 
gleichen ; letzterer hat eine Unterbrechungszahl von vielen Millionen in der Sekunde. 
Bei bestehender Agrypnie stellt sich schon nach der ersten Applikation Schlaf ein. 

Volhard (Dortmund): Über die Beziehungen von Herzblock zur Adams- 
Stokes'sehen Krankheit. 

Vortragender bespricht 9 Fälle von Herzblock. Mit Ausnahme eines einzigen 
haben alle Dissoziation, d. h. die Kontraktionsreize gehen nicht mehr durch das 
seiner Leistungsfähigkeit beraubte His’sche Bündel auf die Kammern über, 
sondern Kammern und Vorhöfe schlagen unabhängig voneinander in verschiedenem 
Rhythmus. Das Morgagni- Adams-Stokes’scheSyndrom besteht aus Schwindel¬ 
und Ohnmachtsanfällen mit Pulsverlangsamung und ist nicht identisch mit Herz¬ 
block. 4 von den 9 Fällen haben gar keine Anfälle gehabt. Bei 3 Fällen sind 
die Ohnmachtsaniälle immer nur in der Zeit des Überganges von der gestörten 
Reizleitung zur Dissoziation aufgetreten. Bei einem Patienten besserten Vagusdruck 
und Digitalis, welche sonst zu Leitungsstönmgen führen, die Überleitungen, 
während das sonst wirksame Atropin Dissoziation hervorrief, ebenso 10 gtt. 
Strophantustinktur. 

Als Ursachen für die Adams-Stokes’schen Anfälle kommen in Betracht: 
Übergang von unvollständigem zu vollständigem Block, Steigerung der Vorhof¬ 
frequenz bei Störung der Reizleitung, Vagusreizung, Sauerstoffmangel im Gehirn 
und endlich Block im Blocke, d. h. Reifleitungsstörung für die automatischen 
Kammerreize. Volhard bespricht auch die Möglichkeit eines angeborenen Bündel¬ 
defektes. Sehr gute Erfolge der Karell-Kur. 

Huysmanz (Köln): Über Bradykardie und Adaxns-Stokes’zohe Krankheit. 

Huysmans bespricht 8 ähnliche Fälle. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab in einem Falle von Adams-Stokes starke Veränderungen am Herzen, 
aber auch am Gyrus supramarginalis sin. und am dorsalen gemischten Vaguskeme. 
Huysmans ist daher geneigt, den Ursprung der Krankheit in die Hirnrinde zu 
verlegen. 

Diskussion. 

His (Berlin) freut sich, daß neben der bisherigen einseitigen ätiologischen 
Wertung des Bündels auch zerebrale Momente von beiden Rednern in Betracht 




Vergammlimfg-Bericht 


831 


gezogen werden. Auch ihm haben sich Karellkuren ausgezeichnet bewährt. 
His führt einen eigenen Fall an, bei dem nach gehäuften Anfällen unmittelbar 
nach seinem Eintreten ins Zimmer die Attacken dauernd sistierten. Die be¬ 
schriebenen bulbären Fälle stammen aus der Zeit vor der Entdeckung des His- 
sehen Bündels, sind daher nicht verwertbar. 

Hering (Prag) sieht einen Fortschritt darin, daß wir jetzt nicht nur von 
Ad am s-St okes’scner Krankheit, sondern auch von einem Adams-Stockes’schen 
Symptomenkomplex sprechen können, welch letzterer sicher durch die Erkrankung 
des Bündels entsteht 

Huysmans: Schlußwort. 

Hochhaus (Köln): Über Myoflbrose. 

Stadler fand neben Hypertrophie in jedem längere Zeit diktierten Herz¬ 
abschnitte Myofibrosis. An zwei Fehlerquellen ist zu denken: daß bei älteren 
Leuten das Bindegewebe überhaupt stets etwas vermehrt ist und daß bei dik¬ 
tiertem Herzen das Bindegewebe mehr hervortritt. Hochhaus findet die Myo- 
fibrose häufiger, als man bisher angenommen, sie verbreitet sich oft von einer 
lokalen Bindegewebswucherung aus, doch konnte er sie nicht in allen diktierten 
Abschnitten des Herzens und andererseits wieder in nicht diktierten Herz¬ 
abschnitten finden. Außer Infektionskrankheiten kann er die übrigen ätiologischen 
Momente Dehio’s nicht bestätigen. 

1. Sitzung vom 21. September nachmittags 8 Uhr. 

Vorsitzender: Herr Kraus-Berlin. 

Meyer, E., u. Emmerich, E. (München): Über paroxysmale Hämoglobinurie. 

Bei monatelanger Beobachtung dreier Fälle von paroxysmaler Hämoglobin¬ 
urie werden ähnliche Verhältnisse beobachtet wie seinerzeit von Donath und 
Landsteiner. Das Mißlingen des Hämolysinnachweises früherer Untersucher ist 
auf die großen Schwankungen im Gehalte an Komplement und hämolytischem 
Ambozeptor zurückzuführen, dessen Bindung übrigens zu Zeiten maximaler 
hämolytischer Wirkung in Übereinstimmung mit allgemeinen Erfahrungen über 
Ambozeptorbindung nicht bloß in der Kälte erfolgt. Bei sehr niedrigem 
Komplementgehalt unmittelbar nach dem Anfalle gelingt der Nachweis des 
Hämolysins bloß bei Zusatz von normalem Serum mit normalem Komplement¬ 
gehalt. Die gefundene Resistenzverminderung der Erythrozyten sowie die nach¬ 
weisbare abnorme Erregbarkeit der Vasomotoren spielt nach Auffassung der 
Autoren eine wichtige Rolle in der Ätiologie der Krankheit. Das Hämolysin 
betrachten sie nicht als Ursache, sondern als eine Folge des Blutzerfalles in der 
Gefäßbahn. Es treten ferner im Anfalle den bakteriotropen analoge Stoffe auf, 
welche das Auffressen mit derartigem Serum vorbehandelter Erythrozyten durch 
Makrophagen bewirken. Anhangsweise wird noch kurz über den Ablauf der 
Blutdruckveränderung im Schüttelfrost, über Lymphozytenverminderung im An¬ 
falle (7—10°/ 0 ) und kompensatorische Steigerung derselben nach dem Anfalle 
(über 3O°/ 0 ) sowie Verschwinden der Eosinophilen im Paroxysmus hingewiesen. 
Nach dem Anfalle findet man auch große Mengen Urobilinogen im Urin, hoch¬ 
gradigen Ikterus und Milzvergrößerung, kurz vielfach innige Anklänge an Zu¬ 
stände, die sonst bei Infektionskrankheiten wahrgenommen werden. 

Diskussion. 

Mohr (Halle) machte die interessante Beobachtung, daß eine paroxysmale 
Hämoglobinurie durch Zufuhr von Na-Cl per os verschwand. Eine Erklärung 
hierfür weiß man nicht. In einem anderen Falle konnte er ein Hämolysin dar¬ 
stellen, aber nicht ein komplexes wie Donath und Landsteiner, sondern ein 
thermostabiles Seifenhämolysin im Sinne der Tallquist’schen Wurmlipoide. Da 
ferner Mohr bei Fällen von Hämoglobinämie der Schwangeren ein solches Seifen¬ 
hämolysin nachweisen konnte, glaubt er, daß auch bei aer paroxysmalen Hämo¬ 
globinurie ein solches Gift vorkommt. ^oo<?le 



VereiMBinliiDgs-Berkht 


Biiigel und Strauß (Frankfurt a. M.): Über Beziehungen zwischen Niere und 
Kreislauf. 

Die Autoren spritzten Tieren die Preßsäfte verschiedener Organe in die 
Vena jugularis und erhielten bei fast allen Preßsäften eine Blutdrucksenkung oder 
überhaupt keine Beeinflussung, bloß Milzpreßsaft ruft eine geringe Blutdruck¬ 
steigerung hervor. Nierenpreßsaft dagegen steigert stets 1 lt—*U Stunde hindurch 
den Blutdruck um 20—30 mm. Der wirksame Körper wird durch Autolyse nicht 
zerstört, ist nicht dialysierbar, bleibt auch nach Entfernung von 96 °L des 
ursprünglichen N zurück, ist durch Ammoniumsulfat nicht fällbar, und wird durch 
Säuren zerstört. Gegenüber der Adrenalinwirkung bestehen erhebliche Unter¬ 
schiede, indem vor allem der Anstieg viel langsamer und nicht so hoch erfolgt. 
Vagus und Sympathicus am Halse sind ohne Einfluß auf Höhe und Ablauf der 
Reaktion, ebensowenig Zerstörung des Rückenmarkes. Entfernung von Niere 
und Nebenniere können die Reaktion nicht hintanhalten. Die Pupille verändert 
nicht ihre Weite, bei Wiederholung der Injektion wird die Reaktion allmählich 
schwächer. Der Angriffspunkt der Substanz liegt wahrscheinlich peripher. Viel¬ 
leicht erklärt sie uns den Zusammenhang zwischen Nephritis und Hypertonie. 

Fisch, Maurus (Franzensbad): Mechanische Herzregulation als Übungstherapie 
bei Herzkrankheiten (mit Demonstration des Herzregulators). 

Vortragender behauptet, daß sein Apparat die Brust- und die Bauchatmung 
unterstützt und lokale Herzmassage ausübt 

Engel, EL (Helouan-Nauheim): Über den Wert der Blutdruckmessung bei 
chronischer Nephritis. 

Er will die Blutdruckschwankungen bei Nephritis prognostisch in folgender 
Weise verwerten. Nur die leichtesten Formen der chronischen Nephritis bleiben 
parenchymatös und ohne Blutdrucksteigerungen. Bei schweren chronischen 
Nephritiden gestaltet Ausbleiben der BlutaruckSeigerung die Prognose ungünstig, 
stetiges, nicht sprunghaftes Steigen des Blutdrucks hingegen bei fortschreitender 
Beteiligung des interstitiellen Gewebes durchaus nicht ungünstig. Ausgesprochene 
genuine Schrumpfniere hat stets hohen, sekundäre arteriosklerotische Schrumpf¬ 
niere mäßig erhöhten Druck. Plötzlicher Abfall des bei interstitieller Nephritis 
erhöhten Blutdrucks ist als ein signum mali ominis anzusehen. 

Schminke (Bad Elster): Einfluß hydrotherapeutischer Prozeduren auf das Herz. 

Vortragender verwendet zur Vermeidung von Verzerrungen und Vergröße¬ 
rungen die Teleröntgenographie und findet mittels derselben eine Verkleinerung 
des Herzens nach Muskelanstrengung, ferner nach heißen und lauwarmen bezw. 
Kohlensäure-Bädern. Bei der Beobachtung mit dem Phonendoskiaskop, welches 
die gleichzeitige Wahrnehmung von Herztönen und Herzbewegungen gestattet, 
fällt ihm besonders die starke Herzaktion bei Kohlensäure-Bädern auf. Er hält 
sie daher bei Kranken mit ohnehin erhöhter Herzaktion wie bei Herzneurosen, 
Basedowscher Krankheit und Arteriosklerose für kontraindiziert und verabreicht 
ihnen lieber kalte Moorbäder. Als Domäne für die Kohlensäure-Bäder bezeichnet 
er die Fettleibigen und die Vitien mit schwacher Herzaktion. 

2. Sitzung vom 22. September, vormittags, gemeinschaftlich mit der Abteilung 
für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. 

Vorsitzender: Herr Heller-Kiel. 

Sohridde (Freiburg): Über Regeneration des Blutes unter normalen und 
krankhaften Verhältnissen (I. [patholog.-anatomisches] Referat). 

Intrauterine Blutbildung: 3 Perioden: 1. Bildung von spindeligen 
Blutgefäßwandzellen, die sich in primäre hämoglobinhaltige Erythroblasten (den 
späteren Megaloblasten entsprechend) umwandeln — intravaskuläre Bildung. 
2. Bei Embryonen von ii—12 mm Länge extravaskuläre Entstehung von 
Myeloblasten, Erythroblasten und Riesenzellen, kurz von Zellen des Typus: post¬ 
fötales Knochenmark, vorerst in der Leber, im 3. Fötalmonat auch im Knochen¬ 
mark und schließlich in der Milz. Niemals sieht man in df^i myeloischen Ge- 


Yernmmlings-Berieht. 


833 


bieten Lymphozyten. Die Thymus produziert weder erythrozytäre noch leukozytäre 
Zellen. Je mehr das Knochenmark sich weiter ausbildet, desto mehr fällt die 
blutbildende Fähigkeit der anderen Organe ab. 3. Die Lymphozyten entstehen 
völlig getrennt von dem myeloischen Gewebe um Lymphgefäße herum. Die 
zuerst auftretenden sind kleine Lymphozyten. Lymphatisches und myeloi¬ 
sches Gewebe sind somit zwei vollständig zu trennende Gebiete. Damit 
ist auch die Frage nach der gemeinsamen Mutterzelle für beide Blutzellen erledigt 

Extrauterine Blutbildung: Das hauptsächlichste Blutbildungsorgan 
ist das Knochenmark, aus dem das Individuum Erythrozyten und Leukozyten 
bezieht Im früheren Kindesalter machen die Myeloblasten unter den Leukozyten 
einen großen Prozentsatz aus. Die Erythroblasten des Knochenmarks wandeln 
sich in hämoglobinhaltige Erythroblasten um, beide Elemente sind teilungsfähig. 
Der Kern wird pyknotisch, tällt der Karyorhexis anheim und wird intrazellulär 
aufgelöst Kernausstoßung ist niemals zu beobachten. Die roten Blut¬ 
körperchen haben Napf-, nicht Bisquitform. Entstehung der Leukozyten: 
Die Mutterzelle ist der Myeloblast mit hellem Kern und basophilem Proto¬ 
plasma. Nach und nach gibt das Protoplasma die basophile Eigenschaft auf, wird 
schwach azidophil, es bilden sich die verschiedenen Körnelungen, wir haben dann 
die neutrophilen, eosinophilen und basophilen Myelozyten vor uns, die sich dann 
in die entsprechenden Leukozyten umwandeln. Das Knochenmark zieht sich all¬ 
mählich aus den Röhrenknochen zurück und beschränkt sich auf die platten 
Knochen, wie Rippen und Wirbel. Im Greisenalter scheint auch das Stemum- 
mark zu atrophieren. 

Die Bildung der Lymphozyten erfolgt in den Follikeln der Lymphdrüsen, 
inMüz und Darm. Die Altmann-Granula unterscheiden die Lymphozyten 
von allen myeloischen Zellen, von denen keine Klasse Altmann’sche 
Granula aufweist Die myeloischen und die lymphatischen Elemente haben 
keinen Übergang ineinander, aber auch die einzelnen Zellarten des myeloischen 
Systems sind scharf differenziert und können nicht ineinander übergehen. 

Die einzelnen Blutgewebsbildungen entstehen autochthon an 
den betreffenden Orten, die Lehre von der Kolonisation oder 
Metastasierung ist irrig, sie ist eine rein gedankliche Hypothese, die nie¬ 
mals in einer einzigen histologischen Beobachtung hat gestützt werden können. 
In den Tumoren des exauterinen Lebens kommt myeloisches Gewebe vor; hier 
soll gerade dieses eingewandert sein, Knochen, Knorpel usw. dagegen nicht! Es 
scheint, daß die myeloischen Zellen durch Metaplasie aus den Gefä߬ 
wandzellen entstehen. Blutbildung unter pathologischen Verhält¬ 
nissen: Ein genaues Studium der extramedullären Blutbüdung bei Infektions¬ 
krankheiten wäre erwünscht Anführung der bisherigen Befunde: Bei Schädigungen 
des Knochenmarks durch Geschwulstmetastasen sehen wir auch eine Neubildung 
von myeloischem Gewebe; bei sehr reichlichen Aussaaten treten auch in Leber, 
Milz, Lymphknoten und Niere vikariierende, physiologisch funktionierende Blut¬ 
bildungsherde aut Wie bei jeder Regeneration kommt es auch hier zu Über¬ 
produktion und Ausstoßung unreifer Elemente in die Blutbahn. Bei chronischen 
Anämien liegen die Verhältnisse etwas komplizierter. Hervorzuheben wäre bei 
solcher die Erythropoiese der Milz, bei einem Falle von Kinderanämie extra¬ 
vaskuläre Blutbildung in der Leber ganz wie beim Embryo, die spätere Fest¬ 
stellung bei anderen Fällen, daß man es mit echtem myeloischen Gewebe (Myelo-, 
Erythroblasten und Riesenzellen), zu tun habe. Bei den apiastischen Anämien 
ist das hämatopoietische System insgesamt atrophisch und regenerationsunfähig 
geworden. Die plasmazelluläre Leukämie vonFoä undMicheli hält Schridde 
rar eine myeloblastische Leukämie. Bei der lymphatischen Leukämie kommt es 
zu einer Erdrückung des myeloischen Systems. Bei den erfreulichen Versuchen, 
die beim Menschen gefundenen Blutbilder experimentell nachzuahmen, kann man 
zwar keine extravaskuläre Blutbildung durch langdauernde Blutentziehung provo¬ 
zieren, doch hat man bei toxischen Anämien Myelozyten in der Milz und bei 
Experimenten mit Pyrodin und Phenylhydrazin Blutbildungsstätten in Milz und 
Leber gefunden. Die Regeneration des myeloischen Gewebes nach mechanischer 
Zerstörung ist außer von Cornil noch nicht studiert. by VjOO^LC 




884 


Venammlangi-Berioht 


Bei Röntgenbestrahlung verschwinden als die ersten die Myeloblasten und 
treten zuerst wieder bei der Regeneration in Erscheinung (He in ecke). Die 
Behauptung Ziegler’s durch Milzbestrahlung ein Analogon der Leukämie erzielt 
zu haben, weist Schridde zurück. 

Türk, W. (Wien): Über Regeneration des Blutes unter normalen und krank¬ 
haften Verhältnissen. 11. (Klinisches Referat.) 

Alle Zellen des normalen Blutes sind morphologisch und funktionell als 
reife Zellen anzusehen und gehen demnach auch in keine andere Zellform über. 
Die Zellen der Blutgefäßanlagen und die Zellen des myeloiden Systems, die 
Erythro- und die Myeloblasten, hängen innigst miteinander zusammen- Den Aus¬ 
gangspunkt für diese Blutzellenbildung geben die „Blutgefäßwandzelle“ oder 
gewöhnlich im Ruhezustände befindliche Abkömmlinge derselben ab. Die Lymho- 
blasten entstehen sehr wahrscheinlich aus der „Lymphgefäßwandzelle. 14 Die 
Zellen des lymphatischen und des myeloiden Systems sind in ihrer 
ganzen Entwicklung strenge geschieden. Bei der Bildung der Erythro¬ 
zyten haben wir zunächst den basophilen hämoglobinfreien Erythroblast vor uns, 
bildet sich Hb in ihm, so entsteht ein polychromatophiler Megaloblast, nach 
seiner Entkernung der polychrom. Megalozyt. Ersterer kann sich aber auch 
mitotisch teilen, dann entstehen immer mehr orthochromatische Generationen 
von Myoblasten resp. Megalozyten. Diese Vorgänge spielen sich im Embryonal¬ 
leben ab, aber auch postfötal bei besonderen Giftwirkungen, insbesondere bei 
der perniziösen Anämie. Unter allen anderen Verhältnissen erfolgt die Hb-Bildung 
erst in den weiter differenzierten, kleineren basophilen Erythroblasten, die weiteren 
Entwicklungsstufen sind dann polychromatischer Normoblast, polychromatischer 
Normozyt, nach mehrfachen Teilungen auch orthochromatischer Normoblast und 
orthochromatischer Normozyt. Im extrauterinen Leben sind die basophilen Erythro¬ 
blasten auf die Rolle von Ersatzreserven beschränkt, wichtig bloß für die Re¬ 
generation der Hb-haltige Erythroblast. 

Die Stammzelle der granulierten Leukozyten ist der Myelo¬ 
blast, besser Leukoblast, aus ihm entstehen durch Granulationsbildung 
die verschiedenen Myelozyten. Diese können entweder ohne Teilung unmittel¬ 
bar altem („gelapptkemige Myelozyten 44 ) oder normalerweise nach wiederholter 
Teilung die polymorphkernigen Zellen der betreffenden Granulationsart bilden. 
Als Ersatzreserven bleiben auch Myelo-(Leuko-)blasten aktiv und vermehren sich 
ohne granuläre Differenzierung, so entstehen die „großen mononukleären 
Leukozyten (Splenozyten). Eine lebhafte Wucherung derselben sieht man 
nur bei myeloiden Leukämien (Myeloblasten-Leukämien). Einer abnormen Proto¬ 
plasmaentwicklung dürften die „Reizungsformen“ ihren Ursprung verdanken. 

Die Entwicklung der Lymphozytenreihe stellt sich Türk folgender¬ 
maßen vor: Der große blaßkemige Lymphoblast reift ohne Teilung zum Makro¬ 
lymphozyten. Dieser kann unter Kernkerbung altem, normalerweise aber gehen 
durch mitotische Teilung aus ihm allmählich die Mikrolymphozyten hervor. Durch 
krankhafte Wucherung der Lymphoblasten erhalten wir akute großzellige 
Lymphomatösen, durch solche der großen und der kleinen Lymphozyten die 
gewöhnlich mehr chronischen Lymphomatösen. 

Orth (Berlin): Über experimentelle enterogene Tuberkulose (gemeinsam mit 
Lydia Rabinowitsch). 

Weder die Einführung von Tuberkel-Bazillen mittels Magensonde noch die 
direkte Einbringung derselben in den Darm durch den Pylorus des eröffneten Magens 
führt zu verwertbaren Resultaten. Bei letzterer Methode insbesondere können 
Tuberkel-Bazillen auch durch die Wunde ins Blut gelangen. Daher werden die 
Tuberkel-Bazillen in 1—2ccm Kochsalzlösung oder Milch (dasMenstrum ist nicht von 
wesentlicher Bedeutung) suspendiert und mit einem 10—12 cm tief in den Mast¬ 
darm eingeführten weichen Katheter eingespritzt. Zur Vermeidung von Kot- 
infektion werden die Tiere in einen impermeablen Sack gesteckt und der Kopf 
in eine durchlöcherte Konservenbüchse. Nach 5 Tagen ist der Kot frei von 
Tuberkel-Bazillen, das Blut der Tiere, bei denen eine Wunde gesetzt wurde, gibt nach 
12 Stunden, nach Einspritzungen in den Mastdarm das JBJlüJ ^d)^ie Lungen 


Vercammlmifs-Berioht. 


835 


einiger Tiere nach 8—6 Tagen positive Resultate. Von vier Meerschweinchen, 
die über einen Monat nach stattgefundener Infektion gelebt haben, sind drei 
tuberkulös geworden, von 16 Kaninchen 12. Die Menge der eingebrachten 
Bazillen wurde immer mehr verringert, schließlich mit 0,001 mg Bazillen noch 
positive Resultate erlangt In keinem Falle fehlt bei den tuberkulösen Tieren 
eine Tuberkulose der regionären Lymphdrüsen. Im übrigen sind die Befunde 
wechselnd, insbesondere in der Lunge nach baldigem Tode nichts oder nur 
wenig, bei längerer Dauer des Prozesses Miliartuberkulose mit größeren oder 
kleineren Knötchen zu finden. Wir können natürlich nicht sagen, daß die Tuber¬ 
kulose der Lunge von Bazillen herrührt, die schon nach den ersten Tagen in der 
Lunge waren. Daß diese Möglichkeit jedoch vorhanden ist, beweisen die an¬ 
geführten Impfversuche mit der Lunge. Es können also vom Darm aus 
Bazillen in kurzer Zeit in den Körper gelangen, es kann vom 
Darm aus eine tötliche Tuberkulose bei Meerschweinchen und 
Kaninchen entstehen. In dem Darme selbst ist in der Hälfte der Fälle 
überhaupt keine Veränderung zu sehen; es kann also die Resorption von 
Tuberkel-Bazillen vom Darme aus stattfinden wie Orth schon vor 20 
Jahren ausgesprochen, ohne daß Veränderungen im Darme sich zu 
zeigen brauchen. 

Barthel und Reumann (Wien): Über Immunisierungsversuohe gegen Tuber¬ 
kulose. 

Die Autoren immunisieren Tiere mit Lymphdrüsenextrakten 
und finden dabei folgendes: Entweder erweisen sich die Tiere als überempfind¬ 
lich gegen die Impfungen, oder sie erlangen eine größere Resistenz (Mehrzahl 
der Tiere), die vorbehandelten Tiere bleiben dann länger am Leben als die Kon- 
trolltiere. Mit zunehmender Resistenzerhöhung überwiegen die Veränderungen 
in der Lunge gegenüber denen an den übrigen Körperregionen. Bei einer ge¬ 
wissen Resistenzhöhe ist nach erfolgter Infektion ausschließlich die Lunge erkrankt, 
der übrige Körper frei, endlich in mehreren Fällen gelingt es, die vor¬ 
behandelten Tiere gegen abgeschwächte Tuberkel-Bazillen, 
welche anKontrollen noch chronische Tuberkulose hervorrufen, 
absolut zu schützen. 

Wichtig ist auch das Resultat, daß eine gegebene Infektion sich verschieden 
äußern kann, je nachdem das Individuum im Stadium der Überempfindlichkeit 
oder der erhöhten Resistenz von ihr ereilt wird. Der Infektionsweg wird dadurch 
zu sekundärer Bedeutung herabgedrückt. 

Jezierski, P. J. (Breslau): Übertragbarkeit der Tuberkulose von Mutter auf Kind. 

Die Frage, ob Tuberkulose vererbbar ist oder nicht, ist bisher eine offene. 
Jezierski injiziert hochschwangeren Tieren Tuberkel-Bazillen und kann sie durch 
den Impfverbrauch in den Föten in der Hälfte der Fälle nachweisen. Jezierski 
schließt daraus, daß die Tuberkulose von der Mutter auf das Kind 
übertragbar ist 

Nourney (Mettmann): Tuberkulinanwendung behufs aktiver Immunisierung. 

Sorgsam ausgesuchte Fälle sind einer Behandlung mit ganz vereinzelten und 
vorsichtig ansteigenden Tuberkulininjektionen zugänglich, es handelt sich hierbei 
im wesentlichen um eine Autoimmunisierung. 

Schenker (Aarau) berichtet über günstige Erfolge mit Marmorekserum bei 
der Tuberkulosetherapie. 

8. Sitzung vom 22. September, nachmittags. 

1. Teil: Fortsetzung der gemeinsamen Sitzung mit der Abteilung für allgemeine 
Pathologie und pathologische Anatomie. 

Vorsitzender: Herr Heller-Kiel. 

Liebermeister (Köln): Über Tuberkelbazillen im Blute der Phthisiker. 

Liebermeister weist nach, daß man in einem verhältnismäßig hohen 
Prozentsatz von Fällen mit Lungentuberkulose Tuberkel-Bazillen im Blut durch die 



886 


Verwunml gay-Bericht. 


Überimpfung auf Meerschweinchen nachweisen kann, so innerhalb der letzten 
20 Lebenstage in */«> 21—80 Tage vor dem Tode in der Hälfte der Fälle, mehr 
als 80 Tage ante exitum in 35 °/ 0 . Im dritten Stadium überhaupt fällt der 
Impfversuch in 60 °/ 0 der Fälle positiv aus. Die noch vielfach geltende Auf¬ 
fassung der Lungentuberkulose als einer lokalen Erkrankung scheint dadurch 
widerlegt 

Diskussion. 

Orth (Berlin) bemerkt gegenüber Jezierski, daß man bei dessen Ver¬ 
suchen nicht von ererbter, sondern bloß von kongenitaler Tuberkulose sprechen 
kann. Ererbt ist nur das, was durch die Keimstoffe dem Kinde zugeführt wird. 

Plönnies (Dresden) betont die große Bedeutung der Behandlung von 
Magen- und Darmerkrankungen in den Anfangsstadien der Tuberkulose. 

Lubarsch (Düsseldorf) hat ähnliche Versuche wie Orth, aber mit tuberkel¬ 
bazillenhaltigem Sputum ausgeführt, das er auch in den Mastdarm einbringt 
Fünf Meerschweinchen haben keine, drei allgemeine Tuberkulose. Die Schleim¬ 
haut des Darmes ist bei seinen Versuchen intakt, die retroperitonealen Lymph- 
drüsen jedoch sind vom Prozesse eigriffen. Ferner hat Lubarsch bei Meer¬ 
schweinchen und Kaninchen eine Magenfistel angelegt und nach totaler Aus¬ 
heilung Tuberkel-Bazillen in den Magen eingeführt £ den 1—18 Stunden her¬ 
nach getöteten Tiere kann er durch den Impfversuch auf Meerschweinchen 
keine Tuberkel-Bazillen nachweisen. 

Die Versuche von Liebermeister sind eine Bestätigung dafür, daß bei 
jeder ulzerösen Phtise Tuberkel-Bazillen in die Blutbahn übergehen. So sind 
auch die Fälle zu erklären, bei denen nach Trauma Tuberkulose entsteht 

B. Graetz (Marburg) hat in einem Falle von Anaemia splenica vorwiegend 
in Leber, Milz und Nierenrinde myeloisches Gewebe (Myeloblasten, Erythro- 
blasten und Riesenzellen) nachweisen können. Die Blutbildungsherde zeigen 
sich vorwiegend innerhalb der Kapillarektasien und außerdem im periportalen 
Bindegewebe. Graetz nimmt auch eine lokale Entstehung, keine Metasta¬ 
sierung an. Schridde’s Färbung gibt nach anfänglichen mißlungenen Ver¬ 
suchen vorzügliche Bilder. 

Nägeli ist ebenfalls für die unbedingte Trennung der beiden Zellstaaten 
und würdigt die Verdienste Schridde’s um den Ausbau des Ehrlich 1 sehen 
Systems. Die Verhältnisse bei Leukämie möchte er mit den normalen nicht in 
Parallele setzen und daher auch nicht für die Ableitung des Stammbaumes der 
Leukozyten verwerten. 

Sternberg (Brünn) ist nicht geneigt, die Untersuchungen von Schridde 
als vollkommen abgeschlossen anzusehen, unter anderem stehe die autochthone 
Entstehung der Blutbildungsherde bei pathologischen Verhältnissen noch nicht 
fest. Man sieht eine Reihe von Entwicklungstadien, aber wir können sie 
nach eigenem Ermessen zusammenfügen. Ebenso kann man noch nicht mit 
Sicherheit die Mitosen der Gefäßendothelien mit der Blutbildung in Beziehung 
bringen. 

Hel ly (Prag) schließt sich der Anschauung Sternberg’s an. Man kann 
bei Embryonen zweifellos die Einschwemmung von Herden von einer Stelle des Em¬ 
bryos an andere wahmehmen. Riesenzellen können jedenfalls aus dem Knochen¬ 
mark ausgeschwemmt werden, warum sollte man das für die übrigen Zellarten 
ausschließen? Im übrigen schließt er sich den Ansschauungen Schridde’s 
an, auch Hel ly zählt die Thymus nicht zu den hämatopoetischen Organen. 

Schridde (Schlußwort): Die »Reizungszelle« ist ein pathologischer Mye¬ 
loblast. Plasmazellen sind lymphozytäre Elemente und dürfen niemals in das 
myeloische System verlegt werden. Die Erythroblasten entwickeln sich nach 
seiner Ansicht niemals aus Megaloblasten. Der Beweis für die Entstehung der 
Blutkörperchen aus den mitotischen »Blutgefäßwandzellen« ist von Loben¬ 
hoff er erbracht worden. Die Bedeutung der Einschwemmung von Riesenzellen 
scheint Schridde dadurch widerlegt zu sein, daß sie in dem Falle von H e 11 y 
zugrunde gehen. (In Helly’s Präparaten finden sich tatsächlich mehrere Mi- 
tosen. D. Re£) 




Vsraanüangs-lteidit. 


837 


Schluß der gemeinsamen Sitzung. Herr Hochhaus (Köln) übernimmt den 
Vorsitz. 


Hüller, Otf. (Tübingen): Über die Kreislaufwirkung kohlensäurehaltiger 
Soolbäder. 

Müller hat mit E. Veiel und anderen Mitarbeitern an mehreren 
hundert Fällen mit den Methoden der Sphygmomanometrie, Plethysmogräphie 
und Tachographie Untersuchungen über die Einwirkung kühler, kohlensäure¬ 
haltiger Bäder mit folgenden Ergebnissen gemacht: Das Herz wird im CO a - 
Bad zu verstärkter Tätigkeit angeregt. Es wirft unter mäßiger Verlangsamung 
der Schlagiolge bei jedem einzelnen Schlage vermehrte Bluimengen aus. Die 
vom Herzen gelieferte größere Blutmenge findet hauptsächlich in den Schlag¬ 
adern der Körperperipherie durch hochgradige Kontraktion derselben einen ver¬ 
mehrten Widerstand. Die inneren Stromgebiete erweitern sich dagegen in 
mäßigem Grade. So findet im CO a -Bade eme Umschaltung der Blutverteilung 
statt, auf welche wohl in erster Linie der subjektive wie objektive Nutzen der¬ 
artiger Bäder, bei geeigneten Fällen schon im Bade selbst, zurückzuftlhren ist 
Die kühlen CO a -Bäder stellen mithin infolge der gesteigerten 
Herzarbeit und des Anwachsens der peripheren Gefäßwider¬ 
stände keine Schonung, sondern eine Mehrforderung und damit 
eine Übung für das Herz vor. Es sind daher die Krankheitsfälle für eine 
derartige Badebehandlung sorgfältig auszuwählen und stärker geschwächte 
Herzen unbedingt auszuschließen. Der Gradmesser der Wirkung COj-haltiger 
Soolbäder ist in allererster Linie die Temperatur: Je kükler die Bäder, 
desto stärker, je wärmer, desto schwächer wirken sie ein. Die Badekuren 
sollen daher mit indifferent temperierten Bädern begonnen und erst allmählich 
zu tieferen Temperaturen übergangen werden. 

Diskussion: 

Fisch, M. (Franzensbad) frägt den Vortragenden, welche CO a -Bäder 
und welche Abstumng er verwendet hat In den Badeorten wird mit indiffe¬ 
renten Temperaturen begonnen und erst nach einiger Zeit die Temperatur er¬ 
niedrigt. 

Fellner jun. (Franzensbad) stellt auf Grund von über 1000 Bäderver¬ 
suchen fest, daß im natürlichen CO*-Bad, wie es bei Herzkranken ange¬ 
wendet wird, stets eine periphere Gefäßerweiterung stattfindet. Der 
Pulsdruck steigt immer, der Blutdruck wird reguliert Das Schlagvolumen ist 
wechselnd, die Stromgeschwindigkeit nimmt manchmal von 200 auf 400 mm 
pro Sekunde (Fellner*s Pulsometer) zu. Vielleicht ist der Unterschied 
zwischen künstlichen und natürlichen CO a -Bädem zur Erklärung der Divergenz 
in den Untersuchungsergebnissen heranzuziehen. Solche kühle Bäder wie 
Müller wendet Fellner bloß bei Gefäß- und Herzneurosen sowie bei Neu¬ 
rasthenie, aber bloß in abgestufter Form an. 

Wiechowski (Prag) findet bei anderweitigen Versuchen mittels der 
Hürthie*sehen Methode, welcher er gegenüber allen anderen den Vorzug gibt, 
daß sich die Gehirngetäße bei Erwärmung des gesamten Tieres bei steigen¬ 
dem Blutdruck erweitern und gerade umgekehrt bei der Abkühlung sich ver¬ 
engern. 


Straßburger (Bonn) hat in seinen Versuchen an CO s -haltigen Soolbädem 
gefunden, daß bei indifferenten Temperaturen trotz ansteigender Puls¬ 
amplitude der systolische Blutdruck sinkt Das läßt sich nur durch Ver¬ 
ringerung der Widerstände in der Peripherie erklären. Ferner lassen 
sich bei den vom Vortragenden demonstrierten Kurven das Plethysmogramm 
einer Extremität und die Volumkurven der Darmgeläße nicht quantitativ 
mit einander vergleichen, da sie doch keineswegs im Verhältnis gleich große 
Teile des betreffenden Gesamtgefäßgebietes (der Körperoberfläche auf der einen, 
der inneren Organe auf der anderen Seite) aarstellen. Es wäre also möglich, 
daß trotz des geringen Ansteigens der Kurven der Darmgefäße der Gesamtaus¬ 
schlag für die inneren Organe ein erheblicher sein könnte. 




838 


Yarammliuigv-Bericht. 


Müller, Alfr. (Schlußwort): Die Versuche wurden bei Gesunden, nicht bei 
Kranken ausgeführt. Die mittlere Stromgeschwindigkeit ist wohl nicht bestimm¬ 
bar. Die verwendeten CO a -Bäder waren künstliche. 

Esser (Bonn): Blut- und Knoohenmarkver&nderungen bei Era&hrung»- 
seh&den. 

An der Hand von Abbildungen berichtet Vortragender über pathologisch- 
anatomische, experimentell bei jungen Ziegen durch Darreichung einer hoch 
und lange sterilisierten Milch erzielte Veränderungen, die den bei der 
Barlow’schen Krankheit resp. der Osteotabes infantum gefundenen 
gleichen: Schwund des Zellmarks und Ersatz desselben durch gallertig de¬ 
generiertes Fasermark, Verschmälerung der Knorpelwucherungszone und mangel¬ 
hafte Bildung schmaler Knochenbälkchen vornehmlich durch Verminderung der 
Apposition infolge kümmerlicher Anlage von Osteoblasten. Ferner Blutungen 
in das ^Knochenmark und schließlich im Blute Zeichen der Anämie mit rast 
völligem Verschwinden der polynukleären Zellen und Auftreten von Myeloblasten. 
Die mit derselben, nur leicht aufgekochten Milch ernährten Kontrolltiere zeigen 
keine nachweisbaren Veränderungen. 

Weiterhin gelingt es Esser, zur Stütze seiner Theorie über die Ätiologie der 
Rachitis durch quantitativ fehlerhafte Ernährung bei jungen Ziegen 
nach Zulagen von 60 g Plasmon pro die eine Verbreiterung der Knorpel¬ 
wucherungszone (Rosenkranz) und die übrigen für Rachitis charakte¬ 
ristischen Veränderungen hervorzurufen. Im Blut geringe Verminderung der 
roten Blutkörperchen bei Hyperleucocytose. 

Hess, W. (Zürich): Demonstration eines Apparates zur Bestimmung der 
Blutviskosit&t und graphische Aufzeichnung von Untersuchungsresultaten. 

Der Apparat läßt den gesuchten Viskositätswert direkt ablesen. Bei Be¬ 
obachtung von Reinlichkeit und etwas Übung arbeitet er außerordentlich rasch 
und sicher. Eine Untersuchung dauert dann bis zur beendigten Reinigung mit 
Amm. conc. 2 Minuten. Als besondere Vorteile werden hervorgehoben: Eine 
relativ geringe Temperatur-Abhängigkeit, Wegfall der Fehlenpiellen, die bei Ap¬ 
paraten mit vertikaler Aufstellung in Betracht kommen. Die bereits gewonne¬ 
nen Resultate erscheinen demnächst im Arch. f. klin. Med. 

Diskussion: 

Determann schlägt nach Prüfung des Hess’schen Viskosimeters vor, 
beide Röhrchen mit einem Wassermantel zu umfassen, um Temperaturdifferenzen 
derselben (durch Anhauchen, Berühren usw.) zu vermeiden. Das korrekte An¬ 
bringen des Blutröhrchens, das Ansaugen und Reinigen findet er nicht ganz so 
einfach. Ferner vermißt Determann die Anwendung von Hirudin. 

Hess (Schlußbemerkung): Die von Determann erhobenen Einwände 
sind durch die Tatsache widerlegt, daß bei Flüssigkeiten mit bekannter Viskosi¬ 
tät vollständig richtige Werte erhalten werden, auch Temperatureinflüsse und 
Ammoniakreinigung machen sich auf Grund von Kontrollversuchen nicht störend 
geltend. Dagegen haften angesichts der rasch eintretenden Sedimentierung bei 
Hirudinverwendung sowie der Vernachlässigung des spezifischen Gewichtes dem 
Determann’sehen Viskosimeter große Fehlerquellen an. 

Beicher, K. (Berlin): Neue Therapieversuohe bei perniziöser Anämie. 

Reicher faßt unter dem klinischen Begriff der perniziösen Anämie sämt¬ 
liche Anämien mit dem klassischen Symptomenkomplex zusammen, gleichgültig, 
ob man eine Wurm-, Karzinom- oder eine sog. kryptogenetische perniziöse 
Anämie vor sich hat Aus dem Botriocephalus latus, Anchylostomum duod., 
aus Krebsmassen, aus Organen, besonders aber aus normaler Magen- und Dann¬ 
schleimhaut sind bereits koktostabile, ätheralkohollösliche Hämolysine vom Cha¬ 
rakter der Toxolecithide bezw. Toxolipoide von verschiedenen Forschern dar¬ 
gestellt und damit als gemeinsame einheitliche Ursache aller Formen der perni¬ 
ziösen Anämie wohl charakterisierte Hämolysine erkannt werden, zumal bei der 
kryptogenetischen Form in angeblich 90 °/ 0 der Fälle Gastritis atrophicans be¬ 
steht. Diesen Hämolysinen ganz analog konstituiert ist das Kobraledthid. Es 

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Vewarnnfiungp-Bericht 


839 


läßt sich ferner mit diesem wie mit Tallquist’s Wurmlipoiden eine Anämie 
experimentell hervorrufen und selbe nicht nur durch Cholesterin verhüten, 
sondern, wenn ausgebildet, mit Cholesterin auch rückgängig machen (Morgen- 
roth u. Reicher). Daher schlägt Reicher vor, bei perniziöser Anämie und 
ev. bei paroxysmaler Hämoglobinurie Cholesterin therapeutisch zu versuchen. 
Von vier behandelten Fällen ist einer andauernd polycythämisch (6 Millionen 
Erythrozyten), einer wesentlich, einer vorübergehend gebessert, ein Fall verhält 
sich vollkommen refraktär. Cholesterin-Ri edel wird in 3proz. Öllösung ver¬ 
ordnet, davon täglich eßlöffelweise 100 g. Bei Wassersuspensionen des Choles¬ 
terins gehen zwei Drittel desselben im Stuhle verloren. Das Cholesterin bei per¬ 
niziös Anämischen scheint im Stuhle primär vermehrt zu sein. Vorläufig ist bei 
der neuen Therapie noch große Skepsis geboten. 

Quincke (Kiel): Über Laryngoptose. 

Quincke berichtet über zwei interessante Fälle von Laryngoptose, bei 
denen, begünstigt durch Kyphose, infolge Erschlaffung der Schlundmuskulatur im 
höheren Alter der Kehlkopf herabgestiegen war, sich in der oberen Brustapertur 
einkeilte und dadurch das Schlucken mechanisch behinderte. Auf ähnlicher 
Ursache beruht auch das Herabsinken des Unterkiefers und Offenstehen des 
Mundes im Greisenalter. Beim Übergange von der horizontalen in die vertikale 
Stellung senkt sich der Kehlkopf bei verschiedenen Menschen um 3—12, ja 15 cm, 
im Alter scheinen die Exkursionen noch erheblicher zu sein. 

Königer (Erlangen). Über die sterilen serösen Pleuraergüsse in der Um¬ 
gebung schwerer, akut-infektiöser Prozesse. 

Köninger weist auf das häufige Vorkommen von sterilen serösen Pleura¬ 
ergüssen in der Umgebung von umschriebenen Pleura-Empyemen und anderen 
schweren Infektionsherden und auf die große praktische Bedeutung dieser Er¬ 
scheinung hin. Die Ergüsse sind, wie die zoologische Untersuchung lehrt, in¬ 
fektiös-toxischen Ursprungs, und mit Hilfe derselben lassen sie sich auch mit 
einiger Sicherheit von tuberkulösen und anderen differential-diagnostisch in Be¬ 
tracht kommenden serösen Pleura-Exsudaten unterscheiden. 

Diskussion: 

Strubell (Dresden) macht darauf aufmerksam, daß auch durch Bestim¬ 
mung des opsonischen Index sich die Natur eines Exsudates fesstellen läßt. 

Köninger (Schlußwort): Die zytologische Untersuchung hat den Vorteil 
der Einfachheit und der leichteren Erlernbarkeit. 

v. d. Velden (Düsseldorf): Intravenöse Behandlung der Hftmoptoö. 

Velden spritzt 3—5 ccm einer 10-proz. NaCl-Lösung bei Hämoptoö intra¬ 
venös ein und erzielt damit innerhalb 2—4 Minuten eine starke, meßbare Er¬ 
höhung der Blutgerinnungsfähigkeit. Denselben Effekt kann man bei stomacher 
Einverleibung von 5,0 NaCl oder 2,0—4,0 NaBr oder KBr in ca. 8—12 Min. er¬ 
reichen. Velden hat mit dieser einfachen Therapie, die wahrscheinlich auf 
einer Mobilisierung von Thrombokinose aus dem Gewebe beruht, sehr gute Er¬ 
fahrungen gemacht. 

Diskussion: 

Wiechowski (Prag): Versuche mit Jodiden bei Kaninchen, welche mit 
nicht allzu großen Dosen von Jodnatrium behandelt wurden, ergaben intravitale, 
rasch zum Tode führende Gerinnungen in den Venen. 

v. d. Velden (Schlußwort) hat niemals derartige Beobachtungen nach JNa- 
Gaben bei Kaninchen gemacht, die Gerinnungsfähigkeit werde durch JNa nie 
verändert 

Schröder, G. (Schömberg): Über das Vorkommen von Perlsuchtbazillen 
im Sputum der Phthisiker und ihre Bedeutung für die Therapie der Lungen¬ 
tuberkulose. 

Perlsuchtinfektionen der Lungen Erwachsener werden nur selten gefunden, 
nach den differenzierenden Färbemethoden C. Spengler*s sollte eine Erken¬ 
nung des Typus bovinus oder humanus schon im Sputum möglich sein. Von 
100 Fällen zeigen 11 Perlsuchtbazillen nach Spengler*s Färbung. Mit diesen 



840 


▼amaamdugs-fieKiakt 


Sputen geimpfte Kaninchen, welche dem Typus bovinus gegenüber ganz wider¬ 
standslos sina, blieben bis auf eines gesund. Spengler’s Färbemethode ge¬ 
nügt daher nicht zur Differenzierung und seine darauf aufgebaute antagonistische 
Tuberkulintherapie ist unrichtig. 

Salecker (Köln): Untersuchungen über den Harnsfturegehalt des arteriellen 
Blutes. 

Bekanntlich sehen Brugsch u. Schittenhelm das Wesen der Gicht in 
einer Störung des gesamten Nucleinstoffwechsels. Die Begründung ihrer Theorie 
liegt in folgendem: Das Venenblut des Gichtikers enthält konstant Harnsäure, 
das des Gesunden nicht Ferner: Der endogene Hamsäurewert des Urins ist 
im Vergleich zu dem des Gesunden niedrig. Indem die Autoren diesen Wert 
als ein relatives Maß für den Hamsäuregehalt des Arterienblutes — bei 
Anschluß einer renalen Hamsäureretention — betrachten, ergibt sich, daß beim 
Gichtiker der relativ hohe Hamsäuregehalt des Venenblutes dem (angenomme¬ 
nen) niedrigen Hamsäurewert des Arterienblutes gegenübersteht Diesen Befund 
erklären sich Brugsch u. Schittenhelm durch eine Störung der Uricolyse. 
Der angenommene niedrige Hamsäuregehalt des Arterienblutes ist ferner für 
sie der Ausdruck (allerdings nicht der einzige) einer Störung der Harasäure- 
bildung. 

Diese Schlußfolgerungen haben die Schwäche, daß der Hamsäuregehalt 
des arteriellen Blutes nicht direkt bestimmt wurde: Diese Lücke füllen die 
Untersuchungen des Vortragenden aus. 

Es wurde mit der Krüger-Schmid’schen Methode in möglichst großen 
Quantitäten und meist in mehreren Analysen untersucht: Das arterielle Blut 
des Rindes, des Hundes, der Gans und des Menschen. Wenn angängig, wurde 
auch der Hamsäuregehalt des Urins und des Venenblutes untersucht. Die Re¬ 
sultate waren folgende: Im arteriellen Blute des Rindes und des Hundes läßt 
sich fällbare Harnsäure nicht nachweisen, wohl aber in dem der Gans, und 
zwar in relativ geringen Blutmengen. Bei einem mit gemischter Kost genährten 
Menschen fand sich m 300 ccm Arterienblut keine fällbare Harnsäure, dagegen 
ließen sich bei einem proxinfrei ernährten Gichtiker in 280 ccm venösen Blutes 
7 mg, in 325 ccm arteriellen Blutes 15 mg Harnsäure nachweisen. 

Vortragender schließt mit folgenden Erwägungen. Wahrscheinlich kreist 
die Harnsäure im Blute — ganz oder teilweise — in einer Form, die sich mit 
unseren jetzigen Methoden nicht nachweisen läßt. — Es ist nicht erlaubt — 
auch bei Ausschluß renaler Hamsäureretention — aus dem endogenen Harnsäure- 
wert des Urins auf den Hamsäuregehalt des arteriellen Blutes zu schließen. 
Daraus folgt, wie mißlich es überhaupt ist, aus den Ausscheidungsverhältnissen 
der Harnsäure auf die Gesamtvorgänge des Purinstoffwechsels zu schließen. — 
Eine ersprießliche Diskussion über die Fragen des Purinstoffwechsels wird eben erst 
möglich sein, wenn wir die Bindungsform der Bluthamsäure kennen. (Autoreferat.) 

Zucker (Dresden): Die Fortschritte der Chemie auf dem Gebiete der Hy¬ 
drotherapie und Balneologie. 

Zucker bespricht die Entwicklung unserer heutigen Kenntnisse über die 
Radiumemanation und die therapeutische Verwertung von Radiogen und CO t - 
Bädem, welch letztere er künstlich unter Verwendung von Na-Bilmrbonat-Kissen 
und Ameisensäure in einer den natürlichen CO r Bädem fast gleichkommenden 
Form darstellt 

Rosenberg (Berlin) demonstriert die Anwendungsweise der Emanatoren 
der Charlottenburger Radiogengesellschaft sowie die Messung der Emanations¬ 
mengen und weist bezüglich der guten Erfolge von Radiogen auf die Arbeiten 
von Strasser (Wien) und Sommer (Zürich) hin. 

4. Sitzung vom 28. September vormittags. Gemeinsame Sitzung der Sektion 
für Chirurgie, innere Medizin und Hautkrankheiten. 

1. Referent: Kienböck (Wien): Die Erfolge der Radiotherapie. 

Die Röntgenstrahlen wirken auf die Zelltätigkeit und vor allem auf die 
Proliferation hemmend ein, besonders radiosensibelist daher in reger Proliferation 

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Vmamariuigft-Berioht. 


841 


befindliches Gewebe. Die radiotherapeutische Einwirkung geht ohne Sensation 
und ohne Schmerz vor sich, selbst die bei rascher Einschmelzung großer 
Tumoren auftretenden Störungen im Allgemeinbefinden sind bloß vorübergehen¬ 
der Natur. Stärkere Entzündungen der Haut lassen sich durch dem Alter und der 
Körperregion angepaßte »Normaldosen« vermeiden. 

Was die Lichtmengen betrifft, so erhalten oberflächliche Objekte leicht 
große Dosen, tiefgelegene meist sehr abgeschwächtes Licht Um möglichst 
große Dosen in die Tiefe zu bringen und doch die darüberliegende Haut nicht 
zu verbrennen, verwendet man hartes Röntgenlicht, Strahlenfilter, größere Fokus¬ 
hautdistanz und Bestrahlung von mehreren Seiten her. Ein konstantes Funktio¬ 
nieren gelingt leichter bei Wasserkühlröhren. 

Die wichtigsten der Radiotherapie zugänglichen Erkrankungen sind: 

1. Hautaffektionen: Hypertrichosis faciei beim Weibe. Bei 
richtiger Wahl der Dosis überschreiten die Reaktionen nicht das Stadium des 
Erythems, die Haare fallen 2—3 Wochen nach der Sitzung aus. Bis zum defini¬ 
tiven Effekt ist die Behandlung durch 1 % Jahre fortzusetzen, Alopecia areata. 
Die meisten Fälle bleiben unbeeinflußt, nur in einem geringen Prozentsatz tritt 
einige Monate nach der Exposition Regeneration ein. Bei Favus gibt es kein 
besseres Mittel als die Radiotherapie, desgleichen bei Herpes tonsurans. 

Folliculitis, Sykosis und Aknekeloid gewähren gute Chancen, bei 
Prurigo und Pruritus wird der Juckreiz behoben. 

Bei Psoriasis wird trotz vorübergehender Heilung Rezidiven nicht vor¬ 
gebeugt. Lupus vulgaris und Lepraknoten geben schlechte Prognose. 

2. Tumoren. Das Hautepitheliom wird in 60—80°/ 0 der Fälle geheilt. 
Stets sind große Dosen notwendig, Rezidive mit größerer Tiefenausdehnung 
geben schlechte Prognose. 

Die Röntgenstrahlen wirken zerstörend auf karzinomatöses Gewebe, 
aber meist nur auf die oberflächlichen Schichten. Operable Fälle feind dem 
Chirurgen zu überlassen, bei inoperablen, die Oberfläche erreichenden Tumoren, 
ist Radiotherapie indiziert. 

Sarkome verhalten sich den Röntgenstrahlen gegenüber sehr verschieden. 
Schließung der Ulzerationen, Beseitigung der Schmerzen werden häufig, Ver¬ 
kleinerung der Geschwulst oft beobachtet, letzteres namentlich von Haut- und 
Lymphdrüsen ausgehendensowie bei rasch wachsenden, oft rezidivierenden Tumoren. 

Syringomyelie erfährt eine wesentliche Besserung des Zustandes. 

In 70—90% der Leukämiefälle sieht man einen auffälligen Rückgang der 
Erkrankung, die akute Form nimmt aber trotz Behandlung ihren rapid letalen Verlauf. 

Milztumor und Lymphome verkleinern sich ziemlich rasch, die Leuko¬ 
zytose geht unter Besserung des übrigen Blutbildes zurück, eine Gefahr droht 
bloß von toxämischen Erscheinungen, die von dem Tumorenzerfall her¬ 
rühren. Die Behandlung schiebt zwar das Ende manchmal um Jahre hinaus, 
bringt aber die Krankheit nicht zur Heilung. 

Chronische Milztumoren verhalten sich meist refraktär. 

Strumen können durch energische Bestrahlung verkleinert werden, bei 
Morbus Basedowii gehen die Störungen nicht selten zurück, namentlich hebt 
sich das Körpergewicht. 

2. Referent: Gocht, H. (Halle a. S.): Die Schädigungen, welche durch die 
Röntgenstrahlen hervorgerufen werden, die Vermeidung und Behandlung, 
schließlich die forensische Bedeutung derselben. 

Schlußsätze: 

1. Nur unter Verantwortung des Arztes darf die Röntgenuntersuchung und 
Röntgenbehandlung ausgeführt werden. 

2. Der Arzt, welcher mit Röntgenstrahlen arbeitet, muß die dem heutigen 
Stande dieser Spezialwissenschaft entsprechenden prophylaktischen Maßnahmen 
kennen, er muß die Dosierungsfrage genau studieren und stets die unumgäng¬ 
liche Vorsicht nach allen Richtungen hm anwenden. 

3. Der Arzt soll seine Patienten darüber aufklären, daß trotz aller Vorsicht 
gelegentlich Überdosierungen Vorkommen, zumal wenn er eine gewisse Reaktion 
L oder II. Grades absichtlich hervorrufen und unterhalten muß. 




841 


TmunBhuf»-Beriekt 


4. Da cs gelegentlich dem Arzt als gravierend ausgelegt worden ist, wenn 
er während der Behandlung das Röntgenzimmer verläßt, so muß ausdrücklich 
konstatiert werden, daß hieraus ein besonderes Verschulden nicht hergeleitet werden 
darf. Unsere heutigen Apparate und Röhren arbeiten bei den kurzen Expo¬ 
sitionszeiten, die wir im allgemeinen auch für die Röntgentherapie brauchen, 
genügend gleichmäßig. 

5. Bei Anklagen, vermeintliche oder wirkliche Röntgenschädigungen betreffend, 
ist es dringend zu befürworten, daß zur Begutachtung Aerzte herangezogen werden, 
die selbst anerkannte Röntgenfachleute sind. Jedenfalls müssen die betreffenden 
Gutachter mit der Wirkungsweise der Röntgenstrahlen und mit den biologischen 
Eigenschaften derselben aufs genaueste, möglichst aus eigener Erfahrung ver¬ 
traut sein. 

6. Und zum Schlüsse soll noch besonders betont werden, daß bei dem 
heutigen Stande der Röntgentechnik Röntgenschädigungen bei Patienten zu den 
Seltenheiten gehören und immer mehr gehören werden. Die Hauptleidtragenden, 
die zum großen Teil dauernd und schwer durch Röntgenstrahlen geschädigten 
sind nicht die Patienten, sondern die um den Ausbau der Röntgenkunde hoch¬ 
verdienten Ingenieure und Ärzte. 

Diskussion. 

Luxembourg (Köln) berichtet über einen infaust verlaufenden Fall von 
Röntgendermatitis, die Ulcera und schließlich Karzinom im Gefolge hatte. 

B lasch ko (Berlin) betont, daß, wenn auch die exakte Dosierung der appli¬ 
zierten Strahlenmenge unerläßliche Vorbedingung aller Röntgentherapie 
sei, doch verschiedene Individuen gegen Röntgenstrahlen verschiedene Empfind¬ 
lichkeit und gelegentlich eines eine Idiosynkrasie besäße. Den besten Beweis 
bilde der eben vorgestellte Fall. Gewiß kann man für die Röntgenstrahlen auch 
eine Normaldosis annehmen, aber es geht zu weit zu behaupten, ohne Über¬ 
schreitung derselben trete nie eine Dermatitis auf. Übrigens ist diese Auf¬ 
fassung auch für die forensische Beurteilung bedenklich und führt zu der Kon¬ 
sequenz, bei Röntgenerkrankungen stets einen Kunstfehler des Arztes 
annehmen zu müssen. Das ist falsch und muß auch im Interesse der Ärzte 
bekämpft werden. 

Müller, Jul. (Wiesbaden) hat 374 dermatologische Fälle behandelt und u. a. 
gute Erfolge bei oberflächlichen Krankheiten, Sykosis, Lupus, schwerer Akne 
und Furunkulose gesehen. 

Bade (Hannover) hat ein Chlorom mit Röntgenstrahlen erfolgreich behandelt. 

Loewenberg (Düsseldorf) betont die Seltenheit der Idiosynkrasie gegen 
Röntgenstrahlen. 

Schultze (Bonn). Weder Herr Kienböck (Schlußwort), noch Herr 
Gocht (Schlußwort) lassen das Bestehen einer Idiosynkrasie gegenüber Röntgen¬ 
strahlen gelten. 

Brauer (Marburg): 1. Referat über die chirurgische Behandlung der 
Lungenkrankheiten. 

Brauer gibt von seinem Standpunkte als innerer Mediziner auf Grund 
eines großen, ihm zur Verfügung stehenden Krankenmaterials einen eingehenden 
Überblick über die prinzipiellen Grundlagen chirurgischen Vorgehens bei Lungen¬ 
krankheiten, über die Indikation za den einzelnen Eingriffen, sowie über die zu 
erwartenden Heilerfolge. 

Die Lungenkrankheiten stellen in ihrer überwiegenden Mehrzahl Prozesse 
dar, welche ausschließlich durch innere Mittel, sowie durch physikalisch-diäte¬ 
tische Maßnahmen zu behandeln sind. Nur wo diese Mittel versagen, ist der 
chirurgische Eingriff berechtigt Nur eine beschränkte Anzahl bestimmter Er¬ 
krankungen erfordern den chirurgischen Eingriff. Hier die richtige Auswahl zu 
treffen, wird wohl zunächst stets die Aufgabe des inneren Mediziners bleiben. 

Gelegentlich der Betrachtung über die häufig großen diagnostischen 
Schwierigkeiten demonstriert Brauer eine veränderte Lungensektionsmethode. 
Die operativen Maßnahmen an den Lungen sind einzuteilen in Eingriffe, deren 
Zweck es ist, Eiter- und Jauchungshöhlen zu eröffnen und nach außen abzu- 

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leiten, oder Ma ß n a h men, die den Zweck verfolgen, ganze Lungenabschnitte zu 
entfernen und sonstige eingreifendere Operationen an der Lunge selbst vor- 
sunehmen. 

Derartige Eingriffe bedürfen vielfach der Anwendung des Druckdifferer^z- 
verfahrens, wie dasselbe auf Grundlage Sauerbruch’scher Ideen von Sauer, 
bruch und Brauer ausgearbeitet ist (Unterdruckverfahren Sauerbruch- 
Überdruckverfehren Brauer.) 

Neueren Datums sind Maßnahmen, welche unter folgende zwei Gruppen zu¬ 
sammenzufassen sind: 

Kleinere oder größere Operationen an der Brustwand, welche den Zweck 
haben, die ausgedehnt und schwer erkrankte Lunge auf der einen Seite zum 
Zusammenfall zu bringen und ihr damit günstigere Heilungsaussichten zu schaffen. 
Dieses Ziel läßt sich erreichen durch Anwendung eines künstlichen Pneumothorax, 
wie dieses von Brauer nach dem Vorgang von Forlanini häufig mit 
großem Nutzen praktisch ausgeführt ist. Ein kleinerer Schnitt, der ohne Narkose 
schmerzlos geführt werden Kann, legt das Rippenfell frei. Es wird eine ab¬ 
gemessene Menge Stickstoff zwischen die Rippenfellblätter gebracht, auf diese 
Weise unter exakter Dosierung der emgebrachten Stickstonmenge die Lunge 
mehr oder weniger zusammengedrückt und durch StickstofihachfiiÜungen, die in 
größeren Intervallen vorzunehmen sind, in diesem Zustande erhalten. Dieser 
Umgriff kommt hauptsächlich in Frage bei einseitiger, auf andere Weise nicht 
heilbarer Lungentuberkulose. Voraussetzung des Eingriffes ist, daß die Lungen 
noch nicht mit der Brustwand verwachsen sind. Bei richtigem Vorgehen und 
noch nicht allzu verfallenen Patienten tritt zumeist Fieberfreiheit, Nachlaß des 
Auswurfes, Verschwinden der Bazillen und anderes mehr ein. Aber selbst auch 
bei diesen ganz Elenden hat sich mehrfach ein überraschend günstiger Erfolg 
erzielen lassen, ein Erfolg, der praktisch auf Heilung hinauskommt. 

Pathologisch-anatomische Erfahrungen haben mit Sicherheit erwiesen, daß 
unter der Wirkung des Lungenkollapses eine Reinigung der zusammengefallenen 
Lunge und eine bindegewebige Umkapselung der tuberkulösen Herde auftritt, 
somit ein Heilungsvorgang, wie er erstrebt wird. Zahlreiche Präparate erläutern 
diese Erfahrung. 

Dort, wo ausgedehnte Pleuraverwachsungen ein Zusammenfallen der Lunge 
verhinderten, hat Brauer nach vorangehenden Studien und Beobachtung ent¬ 
sprechender Patienten, gestützt auf die Erfahrungen und Vorschläge von Q u i n k e, 
Karl Spengler und Turban, den Entschluß gefaßt, durch ganz ausgedehnte 
Entfernung zahlreicher Rippen die mit der Brustwand verwachsene Lunge zum 
Zusammenfellen zu bringen. Auf Grund dieser von ihm erweiterten Indikation 
ist dann die Operation von Friedrich in einer größeren Anzahl von Fällen 
zumeist mit Erfolg ausgeführt worden. Diese sogenannte extrapleurale Thorako- 
plastik kommt aber erst dort in Frage, wo der Lungenkollaps durch Pneumo¬ 
thorax nicht möglich ist. Denn der Eingriff ist ein stark entstellender, er ist 
gefährlicher und bringt außerdem die Lunge nicht so vollkommen zum Zusam¬ 
menfallen, wie ein gut gelungener Pneumothorax, bedingt auch gewisse Atem¬ 
störungen, die der Patient allerdings, um sein Leben zu gewinnen, mit in den 
Kauf nehmen muß. 

Eine letzte Gruppe von Operationen greift an der Brustwand an mit der 
Absicht, durch kleinere Rippeiidurchtrennungen den gestörten Atemmechanismus 
bei bestimmten Lungenkrankheiten zu bessern. Hierher gehören zwei Operationen, 
die Freund empfohlen hat (Durchtrennung des ersten Kippenknorpels zur Beein¬ 
flussung beginnender Lungentuberkulose, sowie Durchtrennung mehrerer Rippen- 
knorpel zur Bekämpfung der starren Erweiterung des Brustkorbes bei Lungen¬ 
blähung). Erstere Operation lehnt Brauer als überflüssig ab, die zweite Operation 
erscheint ernst begründet und hat gute Resultate gezeitigt. 

Neu ist dann die Empfehlung Brauer’s, auch bei Brustwandstarre durch 
Pleuraschwarten eine die Atmung wieder fördernde Rippendurchtrennung vor- 
zttnehmen. Zu dieser Empfehlung kommt Brauer auf Grund seiner Erfahrungen 
bei der sogenannten Kardiolysis, d. h. einer bei bestimmten Herzkrankheiten 
vorzunehmenden Operation. 




844 


VammmlnngB-Berieht 


Den Schluß des Vortrages bilden Mitteilungen über neue Ideen zum chirur¬ 
gischen Vorgehen bei Lungenkrankheiten, Ideen, die aber noch ausgesprochen 
im Stadium des Tierexperimentes sich befinden und nach Ansicht des Vor¬ 
tragenden zunächst eines weiteren Studiums und auch einer Nachprüfung durch 
andere bedürfen. 

Nochmals betont der Vortragende dann, daß operatives Vorgehen an den 
Lungen bei den mannigfachen Schwierigkeiten, die hier vorliegen, einer ganz 
besonders strengen Indikationsstellung bedarf. Nur unter dieser Voraussetzung 
lassen sich günstige Resultate erwarten. (Autoreferat.) 

Friedrich (Marburg): 2 . Referat über Lungenchirurgie. 

Friedrich erörtert die wichtigsten chirurgischen Eingriffe und ihre Ergeb¬ 
nisse an der Lunge selbst (Abszeß und Gangrän), die von der Pleura aus die 
Lunge treffenden therapeutischen Versuche und die am knöchernen Brustkorb 
auszuführenden Lungenaffektionen beeinflussenden Operationen. Er bespricht die 
verschiedenen operativen Kompressionsverfahren bei Bronchiektasien, beleuchtet 
die im Ganzen noch schlechten Resultate bei der Behandlung dieser. Für Druck¬ 
differenz-Operationseinrichtungen empfiehlt er womöglich ein Zimmer für Druck¬ 
vorrichtungen umzugestalten, was leicht ausführbar und mit nicht zu großen Un¬ 
kosten verbunden sei. Denn, wie er bereits früher gezeigt, kommt es beim 
Operieren unter Druckdifferenz auf Schwankungen des Druckes innerhalb 

G ewisser aber doch ziemlich weiter Grenzen gar nicht an. Betreffe der 
reund’schen Emphysemoperation empfiehlt er dringend auf Grund seiner an 
mehreren Kranken gewonnenen Erfahrungen nicht bei der Auskneifung kleiner 
Knorpelstücke Halt zu machen, da schon die Weichteilnarbenbildung ausreicht, 
um nach Monaten den Effekt des Eingriffe illusorisch zu machen. Man müsse 
vielmehr 4—6 cm lange Knorpelknochenstücke nehmen und peinlichst, das ist das 
technisch Wichtigste, das Retrochondrium oder Periost entfernen in der ganzen 
Ausdehnung der Resektion. Nur so seien Dauererfolge zu erzielen. Die Berück¬ 
sichtigung des Muse, triangularis stemi, der ohnehin beim Emphysematiker 
hypertrophisch sei, dürfe nicht den notwendigen Umfang des Knorpelknochen¬ 
defektes beschränken. Die in geeigneten Fällen ausgesprochene Thoraxstarre 
mit entsprechenden Beschwerden, sowie befürwortet ausgeftthrte Operation be¬ 
stätigen die Berechtigung des Freundfechen Vorschlages; Sache der Chirurgen 
sei es, eine garantievolle Technik dabei zu üben. Die Technik als eine Bagatelle 
hinzustellen, sei hier ganz und gar nicht am Platze, es komme wie bei so 
vielen operativen Ideen auch hier für den wirklich zu erzielenden Erfolg alles 
auf die Richtigkeit und Exaktheit der Technik an. Diese Operation in unge¬ 
übter Hand, unvollständig ausgeführt, brächte im besten Falle nur vorübergehenden 
Nutzen, könne aber auch großen Schaden anrichten. Gegenüber dem Vorschläge 
Freund’s, bei Beginnen der Spitzentuberkulose die erste Rippe zu durchtrennen, 
verhält sich Friedrich zunächst zurückhaltend, vorwiegend aus allgemein 
pathologischen Gründen, und weil er sich vom sehr geringen Einfluß der Durch¬ 
trennung gerade der ersten Rippe auf den Atmungsmechanismus bei verschiedent- 
lichen Operationen überzeugt habe. Eingehend verbreitet sich Friedrich über 
die von ihm ausgeführte Operation der einseitigen Brustwandmobilisierung durch 
totale Entknochung (s. seine Ausführungen am Chirurgenkongreß 1908) bei ein¬ 
seitiger kavernöser Phthise. In sechs von bisher acht Fällen hat sich die so 
komplette Volumeinengung der kranken Lunge sehr nützlich erwiesen. Alle 
haben raschen Temperaturrückgang, Sputumnachlaß, Zunahme des Körpergewichts 
und Besserung des subjektiven Befindens aufzuweisen. Zur Illustrierung der 
nachmaligen Lagerungsverhältnisse im Thorax, der Ausbildung eines kompen¬ 
satorischen Emphysems der anderen Lunge, führt Friedrich eme Reihe Demon¬ 
strationen vor, unter gleichzeitigen Hinweis auf experimentelle Studien, deren 
Ergebnisse beim letzten Chirurgenkongreß vorgeführt wurden. Die bereits 
gesammelten Erfahrungen bestätigen, daß für gewisse Fälle fibrös-schrumpfender. 
doch kavernöser Phthise die Lösung der Lunge von der knöchernen Brustwand 
(durch Abtragung dieser) und Einengung ihres Volumens, weitgehende Funktions¬ 
ausschaltung den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann. Friedrich engt 



YenMmmliuigfl-Berieht. 


845 


die Indikationsstellung für solche Fälle nach mehreren Richtungen ein (Ernährungs¬ 
zustand, Verhalten der anderen Lunge, Miterkrankung anderer Organe usw.) ist 
weit entfernt, von Heilungen zu sprechen, hält aber die Unterstützung heilender 
Vorgänge (Hochtreten des Zwerchfelles auf der kranken Seite und Heranziehung 
des Mecuastismus und der anderen Lunge, Einziehen des Fossae supra- und infra- 
clavicularis) durch einen solchen operativen Eingriff in den charakterisierten 
Fällen auf Grund der gemachten Erfahrungen für angezeigt und nutzbringend. 
(Autoreferat.) 

Gar re (Bonn) stellt eine Kranke vor, bei der er wegen Bronchiektasie 
des linken Unterlappens den ganzen Lappen mit Hilfe seiner 
Verlagerungsmethode ausgeschaltet hat; durch die dauernde Atelectase 
und Schrumpfung hat sich der Zustand der Kranken wesentlich gebessert. Nach 
Resektion von vier Rippen in ganzer Länge und 20 cm langer Inzision der 
Pleura ist der adhärente Lappen von Zwerchfell und Herzbeutel losgelöst, und 
der Lungenrand auf der Höhe der sechsten Rippe längs derselben angenäht 
worden, m den zunächst durch Tamponade ausgefüllten Defekt rückte das Herz 
von der Seite her, und das Zwerchfell von unten her ein. Der Unterlappen ist 
geschrumpft, das putride Sputum ist verschwunden. Leider ist die Prognose des 
Falles durch eine erst jetzt aufgetretene Erkrankung der anderen Seite etwas getrübt. 

5. Sitzung vom 88. September, nachmittags. 

Vorsitzender Herr Quincke: (Kiel). 

v. d. Velden (Düsseldorf): Zur Emphysemoperation. 

v. d. Velden berichtet über fünf nach F r e u n d ’s Angaben mobilisierte 
Fälle. Er betont besonders, daß weder das Emphysem, noch das Asthma bron¬ 
chiale die Indikation bilden, sondern die starre Dilatation des Thorax, 
van de V elden bedient sich in den von ihm selbst operierten Fällen kleiner 
Schnitte auf den Rippenknorpeln im Gegensätze zu den bisher angewandten 
großen Lappenschnitten, die Erfolge sind gute. 

Schmidt (Halle) freut sich, daß Brauer in Übereinstimmung mit seiner 
Erfahrung bei Bronchiektasien mit der Kompression keine Erfolge erzielt hat. 
Bei der Behandlung der Lungentuberkulose kann man nicht skeptisch genug sein. 
In der Tat besteht nach der Kompression eine Heilungstendenz in der Lunge, 
welche Schmidt mit Brauer auf die Ausschaltung der Funktion, auf die Ver¬ 
minderung der Ausbreitung des Luftstroms und auf das Aufhören der Toxin¬ 
resorption zurückführt. Selbstverständlich ist damit die Ausheilung des tuber¬ 
kulösen Prozesses noch nicht in die Wege geleitet. Der Anwendungsbereich 
des künstlichen Pneumothorax ist natürlich immer nur ein beschränkter, nament¬ 
lich wegen ausgedehnter Verwachsungen und wegen Beteiligung der anderen 
Seite. Bei den Resultaten müssen wir zwischen Augenblickserfolg und end¬ 
gültiger Heilung unterscheiden. Auswurf und Fieber hören allerdings oft momen¬ 
tan auf. Ferner sieht man auf der Tabelle von Brauer auch Besserungen auf 
der anderen Seite. Diesbezüglich kann man Täuschungen verfallen; denn einer¬ 
seits ist das Verschwinden der Tuberkel-Bazillen bloß darauf zurückzuführen, daß 
der Auswurf überhaupt in manchen Fällen aufhört. Ferner werden die Geräusche 
auf der anderen Seite leiser, weil die der behandelten Seite ausgeschaltet wurden. 
Es ist endlich trotz Abnahme des Körpergewichts in manchen Fällen Brauers 
Besserung des Allgemeinbefindens verzeichnet. Die günstigsten Erfolge hat 
Schmidt bei Aspirationsbronchitiden und -Pneumonien gesehen. 

Bruhns (Marburg): Die Ausschaltung einer ganzen Lunge bedeutet nach 
seinen experimentellen Untersuchungen für den Kreislauf gar nichts. Es tritt 
keine mit M ü 11 e r ’s Wägemethode nachweisbare Herzhypertrophie auf. Die kol¬ 
labierte Lunge ist hochgradig anämisch, der früher angenommene Blutreichtum, auf 
den man die günstigen Erfolge der Kompression zurückführen wollte, besteht nicht. 

v. Mur alt (Davos) hat in sechs Fällen die Pneumothoraxtherapie nach 
Brauer versucht. In einem Falle konnten die Pleurablätter wegen ausgedehnter 
Verwachsungen gar nicht, in einem zweiten nur ungenügend voneinander ab¬ 
gehoben werden. Letzterer Patient wurde nachher mit Erfolg durch Thorako- 
plastik behandelt. In vier weiteren Fällen traten nach Anlegung eines} (Jus- 




gedehnten künstlichen Pneumothorax die akuten Erscheinungen zurück. Die 
Patienten wurden fieberfrei, nahmen an Gewicht zu und ihr Allgemeinbefinden 
besserte sich zusehends. 

Kausch (Berlin) sah nach Mobilisierung der Lungenspitzen entsprechend 
dem Freund’schen Vorschläge in zwei Fällen Besserung, auch der Friedrich« 
sehen Methode der extrapleuralen Lungenmobilisierung kann er gute Erfolge 
nachsagen. 

Philippi (Davos) befürwortet das Brauer’sehe Schnitt-, gegenüber dem 
Forlanini’schen Stichverfahren. Bei vier Fällen gelang es einen vollständigen, 
bei einem einen unvollständigen Pneumothorax anzulegen. Bei ersteren wurden 
trotz vorwiegend einseitiger schwerer Erkrankung gute Erfolge erzielt. Was die 
Frage des Dauererfolges anbelangt, so konnte Philippi zwei Patienten bei 
Forlanini sehen, welche 6 bezw. 8 Jahre ihren Pneumothorax hatten und dabei 
volle Erwerbsfähigkeit besaßen. Mikroskopische Präparate einer mehrere Jahre 
komprimierten Lunge zeigten an Stelle des verschwundenen tuberkulösen Ge¬ 
webes Narbengewebe. 

Graetz (Marburg): Die anatomische Untersuchung dreier Fälle von künst¬ 
lichem Pneumothorax eigibt folgendes: Die Ruhigstellung der tuberkulösen Lunge 
bedingt einen Stillstand des tuberkulösen Prozesses mit anschließender Aus¬ 
heilung. Die Ausheilung tritt in der Abkapselung käsiger Herde und Organi¬ 
sation pneumonischer Prozesse durch Bindegewebe zutage. Das Resultat der 
Kompressionsbehandlung ist abhängig von der Vollständigkeit des Pneumothorax 
und von einem genügend starken Druck. Perforation käsiger Herde und aus¬ 
gedehnte Pleuritiden stellen gefährliche Komplikationen des Pneumothorax dar. 

Quincke (Kiel): Wenn man bei beginnender Phthise die oberste Rippe 
durchschneidet, so ist das nicht Freund’s Absicht gewesen; denn er wollte zur 
Verhinderung der Entstehung einer Phthise diesen Eingriff machen. Die An¬ 
legung eines künstlichen Pneumothorax befindet sich noch im Stadium inter¬ 
essanter Versuche. Bei einer großen Zahl von Bronchiektasien wird sein Erfolg 
gewiß kein großer sein, gelingt es uns dagegen, eine vereinzelte größere Ektasie 
zu eröffnen, so wird, selbst wenn eine als Mißerfolg angesehene dauernde Lungen¬ 
fistel angelegt wird, der Mensch doch besser daran sein, wenn er sein Sekret 
nach außen entleert, als wenn er seine andere Lunge damit infiziert 

Stieda (Halle) berichtet über Besserungen bei einem Falle von 
Emphysem nach der Freund’schen Operation. Die Vitalkapazität der 
Lungen hat sich von 1660 auf 2970 ccm gesteigert Bei der Knorpelexstirpation 
soll man vorne bleiben und zwar (außer an der zweiten Rippe) ohne Weg¬ 
nahme des knöchernen angrenzenden Teiles der Rippen, um die Ansatzstellen 
des Exspirationsmuskels Tnangularis sterai nicht zu schädigen. Von seitlicher 
Durchschneidung der Rippien rät Stieda ab. 

Mohr (Halle) kennt einen zweizeitig operierten Fall von Emphysem mit 
starrem Thorax. Zuerst wurden auf der einen Seite zwei Rippen durch¬ 
schnitten, welche später wieder zusammenwuchsen, so daß der Thorax so starr 
war wie zuvor. Nach Vornahme größerer Resektionen auf der anderen Seite 
aber zeigt der Mann eine außerordentlich gute Funktion seines Thorax. Die 
Freund’sche Operation bringt also unzweifelhaft Hilfe. Mohr 
hält es für verkehrt, die Rippen in der Seite zu durchschneiden. Das Volumen 
des Thorax ist ohnehin zu groß. Es kommt vielmehr darauf an, dem Thorax 
das Spiel seiner Rippen zurückzugeben, denn dieses ist infolge ihrer Fixierung 
in Inspirationsstellung verloren gegangen. Durchschneidet man nur den Rippen¬ 
knorpel, so erfüllt man den Zweck; beim Durchschneiden in der Seite hingegen 
ersetzt man das Spiel nicht. 

Brauer (Schlußwort): Bezüglich der Bronchiektasien muß die Zukunft ent¬ 
scheiden, ob Lungenkollaps oder Fistel vorzuziehen ist Dauererfolge sind ganz 
sicher von Momentanerfolgen zu unterscheiden und B ran er hat sichere Dauer¬ 
erfolge auch bei Bronchiektasien zu verzeichnen. Abnahme des Körpergewichts 
ist sehr häufig vereinbar mit gutem Allgemeinbefinden. Die Skepsis von Quincke 
wünscht Brauer als Leitmotiv bei der Nachprüfung seiner Methode. 

Friedrich (Schlußwort) hat schon am 10.Tage nach d&l ersten Operationen 






847 


ein Aneinanderrücken der Rippenteile bemerkt Eine vollständige Vereinigung 
findet jedoch nicht mehr statt, vielmehr lassen sich die Teile gegeneinander ver¬ 
schieben. Bei der nun geübten ausgedehnten Abschabung des Perichondhums 
kommt ein Verwachsen nicht mehr vor. 

(Schluß der gemeinsamen Sitzung.) 

Vorsitzender: Herr His (Berlin). 

Wandel (Kiel): Beiträge zur Glykuronsäure- and Sohwefelsüuresynthess. 

Der Hund hält nach Verfütterung von 2 g Kresol an dem Verhältnis der 
Paarung nach der Schwefelsäure- und nach der Glykuronsäure-Seite hin fest 

Erst durch einseitige Fütterung mit Kohlehydraten und Eiweißentziehung 
läßt sich die G ly kur onsäur epaarung in die Höhe treiben und die Schwefelsäure¬ 
paarung herabdrücken. Die Fleiscnperiode treibt die Ätherschwefelsäure wieder 
in die Höhe. Bei Cystinzufuhr steigt die letztere außerordentlich stark an. 
Interessant sind die Rückschlüsse auf die Lysol- und Kresolvergiftung. Eiwei߬ 
zufuhr in leicht resorbierbarer Form ist das geeignetste Mittel. 

Diskussion. 

Weintraud (Wiesbaden): Versuche über Glykuronsäurepaarung bei 
schweren Diabetikern zeigten, daß sie in demselbem Maße Glykuronsäure bilden 
wie ein Gesunder. Jedenfalls sprechen diese Resultate dagegen, daß die Mutter¬ 
substanz der Glykuronsäure in den Kohlehydraten zu suchen ist. 

Embden (Frankfurt): Auf Embdens Veranlassung angestellte Versuche, 
bei Lysolvergiftung Cystin per os und Traubenzucker in großen Mengen subkutan 
zu verabreichen, haben nach dem Zeugnis von Reiß einen günstigen Erfolg 
gehabt. Vielleicht wären beide Körper weiter zu versuchen. 

Wandel (Schlußwort): In der Kieler Klinik angestellte Versuche, durch 
Traubenzucker-Zufuhr per os die Glykuronsäurepaaning in die Höhe zu treiben, 
sind selbst dann fehlgeschlagen, wenn die Zufuhr bis jenseits der Toleranzgrenze 
getrieben wurde. Dies ist auch ein Beweis dafür, daß, wie schon Weintraud 
angeführt, die Glykuronsäure nicht aus dem Traubenzucker stammen kann. 

Schmidt, Ad. u. Lohrisch, EL (Halle): Weitere Beobachtungen über die 
Verwertung der Zellulose bei Diabetes. 

Diabetiker mit konstanter Zuckerausscheidung erhielten Agar-Hemi- 
z eil ul ose; von 60 g derselben kommen 40,7 g Galaktose zur Resorption. Bei 
146 und 148,6 g Hemizellulose tritt keine Zuckervermehrung im Urine 
auf, bloß eine ganz minimale Azetonsteigerung ist zu verzeichnen. Diese Ver¬ 
suche stimmen mit denen eines dänischen Forschers überein, daß ein aus is¬ 
ländischem Moos hergestelltes Brod auch nicht die Zuckerausscheidung beim 
Diabetiker vermehrt Im Gegensätze dazu steht der Befund Voit’s, daß Ga¬ 
laktose die Menge des Hamzuckers steigert. Es erhebt sich nun die Frage, 
wird die Zellulose in Form von Kohlehydraten im Darme resorbiert oder in 
flüchtige Fettsäuren übergeführt (Zuntz und Tappeiner)? Im ersteren Falle 
mußte der respiratorische Quotient nach Hemizellulosezufuhr steigen, im letzteren 
sinken. In der Tat sieht man in der dritten und vierten Stunde ganz 
konstant ein Ansteigen des respir. Quotienten auf annähernd 0,8—0,86, 
dann ein Absinken und in den späteren Stadien ein Absinken unter die früheren 
Werte. Damit ist einwandfrei erwiesen, daß wenigstens ein Teil 
der Hemizellulose als Galaktose (Kohlehydrat) in den Stoffwechsel 
ein tritt Das auffallende Absinken in den späteren Stadien spricht dafür, daß 
dann die Wirkung des essigsauren und buttersauren Natrons sich geltend macht. 

Matthen (Köln): Versuche cor Immunisierung gegen Typhus nach Proto¬ 
kollen des verstorbenen Dr. Gottstein. 

Matth es il Gottstein versuchten durch Pepsinverdauung von Typhus¬ 
kulturen die Endotoxine derselben in Freiheit zu setzen und erhielten so einen 
außerordentlich giftigen, thermolabilen Körper, der nur sehr schwach die Biu- 
retreaktion gibt und sehr wahrscheinlich nicht eiweißartiger Natur ist Immu¬ 
nisiert man Tiere mit diesem Gifte und infiziert sie nachträglich mit Typhus¬ 
bakterien, so scheinen sie trotz drei Wochen nach der Infektion gelungenen 



848 


Yenammlaogs-Berieht 


Züchtung von vollvirulenten Bazillen aus der Bauchhöhle ganz gesund zu sein. 
Außerdem tritt Leukopenie ein. Mit demselben Körper passiv immunisierte 
Ziegen liefern ein Serum, das Meerschweinchen gegen die 8 fach tödliche Dosis 
schützt. Mischt man das Serum mit Typhuskulturen, so tritt keine Agglutination 
ein. Unter Verwendung von stärkeren Dosen von Typhusbazillen läßt sich eine 
exquisit chronisch verlaufende Infektion mit Ausgang in Typhussepsis hervor- 
rufen. Auch geigen das ursprüngliche Gift schützt das Serum, aber nur gegen 
die doppelt tödliche Dosis. Merck hat bisher noch nicht genügend hochwertige 
Sera hersteilen können. Immunisiert man mit den bei der Pepsinverdauung unlös- § 
liehen Restkörpem oder mit Produkten einer Trypsinverdauung der Typhus- J 
bazillen, so bekommt man einen bakteriolytischen Immunkörper. 

Blum (Frankfurt) : I. Über Leberver&ndemngen nach Einwirkung von Neben- 
nierensubstanzen (mit Demonstration). 

Blum hat im Anschluß an seine Entdeckung des Nebennierendiabetes schon 
1902 darauf aufmerksam gemacht, daß die Leber durch länger dauernde Appli¬ 
kation von Nebennierensaft oftmals geschädigt wird. Seit 1904 sind eine Reihe 
von Arbeiten erschienen, die diese Beobachtung bestätigen. Bei Blum’s 
Untersuchungen sind Zellschädigungen des Leberparenchyms und Getäßschädi- 
gungen in der Leber, entweder nebeneinander vorhanden oder es wiegt stellen¬ 
weise das eine oder das andere Moment vor. Bei subkutaner Applikation 
herrschen in der Leber die Zellschädigungen vor, bei der intravenösen Injektionen 
das gefäßtoxische Moment Es ist von besonderem Interesse, daß den klinisch 
beobachteten Eigenschaften des wirksamen Nebennierenprinzips — Blutdruck¬ 
steigerung und Glykosurie — pathologisch-anatomisch Gefäß- und Leberzellen¬ 
schädigung gegenübersteht. 

Derselbe. IL Über Leberver&nderungen nach experimenteller Unterbindung 
der Milzvenen (mit Demonstration). 

Ganz ähnlich schwere Leberveränderungen demonstriert Blum bei Unter¬ 
bindung der Milzvenen bei Hunden und verweist bezüglich der Genese derselben 
auf seine Arbeiten. 

Diskussion. 

Citron, J. (Berlin) hat vor einigen Jahren ähnliche Versuche mit intra¬ 
venösen Einspritzungen vorgenommen. Er konnte zweierlei Typen von Leber¬ 
veränderungen unterscheiden; einmal solche, welche vorwiegend aas interstitielle, 
dann andere, welche wesentlich das Parenchym betrafen. Die interstitielle 
Hepatitis trat weit häufiger und früher auf, beide Veränderungen zugleich sehr 
selten. Ursächlich kommen wahrscheinlich toxische Einflüsse, aber auch anä- 
misierende in Betracht. 

Zülzer (Berlin) faßt angesichts dieser Befunde kurz die Momente zusammen, die 
für seine Theorie der Kohlehydratmobilisierung durch den Nebennierensaft sprechen. 

Wiechowski (Prag): Über das Verhalten der Harnsäure im mensch¬ 
lichen Organismus. Pflanzen- und fleischfressende Säugetiere oxydieren in 
ihrem Organismus zirkulierende Harnsäure zu Allantoin, welches als unangreif¬ 
bares Endprodukt des Purinstoffwechsels vollständig ausgeschieden wird. Im 
Menschenham findet sich praktisch kein Allantoin, suokutan gereichtes Allantoin 
wird aber quantitativ ausgeschieden. Der Mensch bildet somit intramediär 
kein Allantom, eine Urikolyse müßte daher auf anderen Wegen erfolgen. 
Mehrere Versuche mit überlebenden menschlichen Organen jedoch ließen jede 
merkliche Hamsäurezersetzung vermissen, sodaß auf diesem Wege nichts ermittelt 
werden konnte. In zwei Versuchen wurde subkutan injizierte Harnsäure zu 
60—80°/ 0 langsam unverändert ausgeschieden. Die Ergebnisse der Versuche 
sprechen dafür, daß der nicht wiedergefundene Rest nicht zerstört, sondern 
wahrscheinlich abgelagert und weiter immerklich abgeschieden worden ist Ist 
somit die Harnsäure für den Menschen unangreifbar, so hat man beim Studium 
der Pathogenese und Therapie der Gicht mcht mehr mit einer gestörten oder 
wiederherzustellenden Urikolyse zu rechnen. Es ist vielmehr die Frage zu be¬ 
antworten, welche Störungen dazu führen, daß die unangreifbare Harnsäure in 
der Norm völlig ausgeschieden, bei der Gicht aber teilweise zurückgehalten wird. 

____ (Schlot folft) 




ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. III. Jahr?. 2. Novemberheft 1908 Nr. 22 


Nachdruck verboten. 

Original-Artikel. 

Selbstvergiftung: bei akuten Geistesstörungen. 

Experimental-Studie l ) 
von 

Victor C. Myers und Jessie W. Fischer 

(vom Laboratorium der Connecticut Irrenanstalt Middletown Conn. U. S. A.). 

Die Umstände, unter denen eine Selbstvergiftung als der Grundfaktor bei 
akuter seelischer Depression betrachtet werden kann, können wie folgt ange¬ 
geben werden: von den schon bekannten, bei Darmfäulnis gefundenen aromatischen 
Körpern, nämlich Indol, Skatol und Phenol, kann angenommen werden, daß Ver¬ 
giftung in erster Reihe durch die Unfähigkeit der Körperzellen, diese Substanzen 
in geeigneter Weise zu oxydieren, zweitens durch individuelle Idiosynkrasie, oder 
ein entartetes und empfindliches Nervensystem, oder beides, herbeigeftihrt werden 
kann. Außerdem kann diese Vergiftung durch Bildung von giftigen Körpern 
verursacht sein, von denen wir noch keine Kenntnis haben. 

Bei Infektionspsychosen, welche gelegentlich als Folge von bakteriellen 
Krankheiten wie Typhus, Lungenentzündung und Influenza beobachtet werden, 
deuten die Symptome stark auf eine Vergiftung des Nervensystems durch bak¬ 
terielle Einwirkung hin. Psychosen, welche ihren Ursprung der Darmfäulnis 
verdanken, sind auf dieselben Ursachen zurückzufitihren, wie die Infektionspsychosen, 
und obwohl wir die Gifte, welche bei den als Infektionspsychosen bezeichneten 
Erkrankungen wirken, nicht kennen, so deuten doch die nervösen Symptome, 
die direkt auf obenerwähnte Infektionskrankheiten folgen, sehr überzeugend auf 
ihre Gegenwart hin. 

Während langer Zeit herrschten entgegengesetzte Ansichten über die Giftig¬ 
keit des Indols. Herter 2 ) konstatierte 1898, daß tägliche Gaben von 0,025 bis 
2,0 g bei gesunden Menschen Stimkopfweh, Gereiztheit, Schlaflosigkeit und 
Gedächtnisschwäche hervorbringt. Nesbitt, wie auch Porcher und Hervieux 8 ) 
kamen durch Tierversuche zu dem Schluß, daß die Körper der Indolgruppe, selbst 
wenn sie in verhältnismäßig hoher Dosis verabreicht werden, nicht giftig sind. 


*) Auszug. Eine eingehendere Mitteilung von diesen Versuchen wird später veröffentlicht werden. 
Die Verfasser richten ihren Dank an Prof. Herter für seine Beratung; an Dr. A R. 
Diefendorf, früher im Laboratorium wirkend, für seine fortwährende Teilnahme; an die Doktoren 
vom Krankenhaus W. E. Fischer, J. M. Keniston und A. C. Thomas für klinisches Material 
und an Prof. Mendel für seine schätzenswerte Kritik. 

*) Herter: New-York Med. Jonrn. LXVIII, p. 89, 116, 1898. 

*) Nesbitt: Jour. Exp- Med. IV, p. 1, 1899. Porcher et Hervieux: I. Physiol. Path. gen. 
VIII, p. 481, 1906 und Hervieux: Comptes Rendus. Soc. Biol. LX 1 I. p. 895, 1907. 

N. F. III. Jahre* Digitized by^jOO^IC 







850 


Original-Artikel. 


Lee 1 ) fand, daß, wenn abgetrennte Muskeln mit einer Lösung Indol, selbst in einer 
Verdünnung von 1:25,000, getränkt werden, ihre Arbeitsfähigkeit um das Dreifache 
abnimmt. Durch seine Versuche mit Lysolvergiftung kam Blumenthal*) zu dem 
Schluß, daß Kresole eine besonders irritierende Wirkung auf das zentrale Nerven¬ 
system und die Nervenzellen haben, und daß, wenn das Nervensystem angegriffen 
ist, der Organismus weniger fähig scheint, um sich gegen das Gift zu schützen. 

Noch wichtiger sind die Versuche von Howland und Richards*), welche 
fanden, daß, wenn Tiere mit Cyankalium vergiftet werden dergestalt, daß das 
Oxydationsvermögen bedeutend verringert wird, die Giftigkeit von Karbolsäure 
und Indol sehr erhöht wurde. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß 
die von ihnen verabreichten Mengen Indol (0,26—0,6 g) auf Hunde ohne Wir¬ 
kung blieben, wurden die Tiere durch wiederholte kleine Gaben von Cyankalium, 
die gerade genügten, um deutliche, aber nicht tötliche Symptome von Cyan¬ 
vergiftung hervorzurufen, vergiftet. 

»Nach zehn bis achtzehn Stunden erschienen Wirkungen, welche nicht nur 
dem Cyanür zu verdanken waren, und die wir der Tätigkeit des Indols zuschrieben: 
ein Zustand von Betäubung, halber Bewußtlosigkeit, unterbrochen durch wildes 
Delirium mit wütenden ungeordneten Bewegungen und schrillem Geheul. 

Dieser Zustand hielt bis zum Tod der Tiere drei bis sieben Tage nach 
Verabreichung von Indol an. 

Die Symptome sind besonders frappant, weil sie in solcher Weise die 
Symptome gewisser Formen von Geistesstörung wiederbringen. Es würde sehr 
begreiflich scheinen, daß bei Psychosen, wie die akute Psychose mit Depression, 
die von einer allgemeinen Untätigkeit des ganzen Systems begleitet ist, die 
Oxydationskraft des Individuums verringert wird; wenn diese Individuen das Un¬ 
glück hatten, ein mangelhaftes Nervensystem zu erben, so können sie leicht 
durch die Produkte erhöhter Darmfäulnis beeinflußt werden und Opfer geistiger 
Mangelhaftigkeit werden, wodurch wieder eine allmähliche Zerrüttung des Zentral¬ 
nervensystems hervorgerufen wird. 

Die Theorie, daß gewisse Formen von Geisteskrankheit ihren Ursprung in 
der Selbstvergiftung haben, ist lange Zeit von manchen bedeutenden Klinikern 
aufrecht gehalten worden, und gerade seit die therapeutische Behandlung in 
diesem Sinne zufriedenstellende Resultate ergeben hat 4 ) Obgleich empirischer 
Art, dürfen solche Tatsachen nicht unbemerkt bleiben. 

Große Bedeutung ist der Indikanreaktion des Urins Geisteskranker beige¬ 
messen worden. Aus unseren Erfahrungen mit den gebräuchlichen Harnanalysen 
geht hervor, daß von einer Reihe von Kranken ein großer Teil einen Überschuß 
an Indikan aufweist. 

Hamilton 6 ) war, infolge seiner klinischen Versuche und der Gegenwart von 
Indikan, der Meinung, daß gewisse Formen von Schwermut durch Absorption 
von Fäulnisprodukten im Darme entstehen. Die Resultate zahlreicher Be¬ 
obachtungen Coriats 6 ) zeigten eine viel höhere Ausscheidung von Indikan in der 


1 ) Lee: Joum. Amer. Med. Assoc. XLVI, p. 1499, 1906. 

*) Blumenthal: Biochem. Zeitschrift. I, p. 135, 1906. 

•) Howland und Richards: Arch. of Pediatrics, XXIV, p. 401, 1907. 

4 ) Briggs: Bost. Med. and Swy. Journ. CIII, pp. i, 36, 1905; CLIV, pp. 431, 464, 493, 1906. 
*) Hamilton: New-York Med. Journ. LX 1 V, pp. 576, 643, 1896. 

•) Coriat: Amer. Joum. Insanity, LVHI, p. 635, 1902. 


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Original-Artikel. 


851 


depressive phase of manie-depressive insanity als bei irgend einer anderen Form 
von Geistesstörung, obwohl er keinen bestimmten Schluß hieraus zog. Folin 1 ) 
kam nach den mühsamsten Versuchen zu der Folgerung, daß keine »charakte¬ 
ristische« »Vermehrung« oder »Abnahme« irgend eines Urinbestandteiles ins¬ 
besondere im Zusammenhang mit einer der gewöhnlichen Geistesstörungen 
existierte. Townsend 8 ) schloß aus seinen Beobachtungen, daß in Depressions- 
Zuständen Indikan stets in Überschuß ausgeschieden wird, und daß diese Kranken 
Symptome von Vergiftung zeigen. Borden 8 ) kam durch quantitative Bestimmung 
des Indikans im Urin Geisteskranker bei gewisser Diät und unter Ausdehnung 
auf eine beträchtliche Periode zu gänzlich negativen Schlüssen. Es muß jedoch 
bemerkt werden, daß Bordens Beobachtungen großenteils an anderen als akut 
depressiven Psychosen gemacht wurden. 

Da Indikan seinen Ursprung im Indol des Darminhaltes hat, so ist die Be¬ 
ziehung zwischen beiden wichtig. 

Herter 4 ) stellt fest, daß man in 100 g frischem Stuhl mit der Naphta-chinon- 
Methode mehr als 60—60 mg Indol finden kann, wahrscheinlich die Maximal¬ 
menge, da solche Indolproduktion unverkennbar pathologisch ist 

Herter sagt ferner: Bei Personen mit wirklichen Geistes- oder Nerven¬ 
störungen 6 ) habe ich gelegentlich in den Fäkalien mehr als 8—10 mg Skatol 
auf 100 g Fäkalien vorgefunden. Phenol ist, obwohl gewöhnlich in den Fäkalien 
vorhanden, unter normalen Bedingungen nur durch wenige Milligramm in 100 g 
feuchten Stuhls vertreten. Unsere eigenen auf Anregung seitens Prof. Herter 
unternommenen Untersuchungen bezogen sich auf 9 Fälle, wovon einige in 
mehreren Zwischenräumen. Nach dem Kraepelinsystem waren davon 7 Manisch- 
Depressive in der Depressions-Periode zur Zeit des Versuches. 8 ) 

Ein Fall war manisch-depressiv, gemischte Phase und ein anderer mit Melan¬ 
cholie kompliziert. Dem Urin von Geisteskranken und insbesondere der Gegen¬ 
wart von Indikan ist von anderen soviel Aufmerksamkeit gewidmet worden, daß 
wir beschlossen, die Prüfung der Fäkalien als das Wichtigste zu betrachten. 
Die Schmidt sehe Reaktion und Wasserstofisulfid werden nachgewiesen und Indol 
quantitativ bestimmt, wie auch Skatol und Phenol da, wo sie in genügender 
Menge auftraten. 

Von den frischen Fäkalien wurden Kulturen angelegt zur Bestimmung der 
Fäulnis und Gärungsfähigkeit der Fäkalorganismen. Gleiche Analysen fanden 
hier statt wie bei den Fäkalien und hierzu wurden die flüchtigen Fettsäuren 
und Ammoniak quantitativ bestimmt und der Nachweis von Merkaptan geliefert. 

In den Fäkalien, sowohl wie in den Kulturen wurden die morpholo¬ 
gischen Kennzeichen der Bakterien mittels Grams Färbung beobachtet. Obwohl 
mehrere Urinbestandteile quantitativ bestimmt wurden, waren nur die Nach¬ 
stehenden beachtenswert: die vorgeformten und ätherischen Sulfate, ihre Ver¬ 
hältnisse, Indikan, Phenol und Ehrlichs Aldehyd-Reaktion. 

Die angewandten quantitativen Methoden waren Herters und Fosters 


*) Folin: Ibid. LX, p. 699, 1904, LXI, p. 299, 1904. 

*) Townsend: Journ. Ment. Sei. LI, p. 51, 1905. 

*) Borden: Journ. Biol. Chem. II, p. 575, 1907. 

4 ) Herter: Bacterial Infections of the Digestive Tract, New-York, 1907, p. 245. 

•) Herter: Journ Amer. Med. Assoc. XLVIII, p. 985, 1907. 

•) Siehe Herter: Journ. Biol. Chem., I, p. 251, 1905; auch IV, p. 403, 1908. 

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852 


Original-Artikel. 


Methoden für Indol und Skatol undKosslers und Pennys Methode für Phenol, 
Folins Methode für Sulfate und eine Verbindung von Ellingers und Wangs 
Methoden für Indikanbestimmungen. 

Individuen, wie depressive Geisteskranke, bieten mancherlei Schwierigkeiten 
für den Gang des Umwandlungsstudiums. Um die Kranken unter ihren gewöhn¬ 
lichen Bedingungen zu beobachten, wurde ihnen erlaubt, an der gebräuchlichen 
Diät teilzunehmen, wobei Menge und Beschaffenheit notiert wurden. Bei einer 
Untersuchung dieser Art ist natürlich der Proteingehalt der Diät von höchster 
Wichtigkeit, es wurde jedoch angenommen, daß Abnormitäten, falls vorhanden, 
sich ebenso bei ihrer gewöhnlichen Diät, wie bei einer anderen, zeigen würden. 

Im Nachstehenden geben wir eine kurze Zusammenstellung mit den analy¬ 
tischen Daten, soweit sie von Interesse gefunden wurden: 

Fall I. Fräulein A. W., 20 Jahre alt. Manie depressive, depressive phase, 
ohne Besserung entlassen. Es wurde nichts besonders abnormes beobachtet 
In den Fäkalien war eine Spur von Skatol und der entsprechende Urin gab 
Ehrlichs Aldehydreaktion. 1 ) 

Fall II. Frau S. G., 58 Jahre. Manie depressive, depressive phase. Gegen¬ 
wärtiger Zustand stationär. Dieser Fall bietet wenig zum Kommentieren. In 
100 g feuchten Stuhls wurden 2,6 mg Skatol gefunden und im entsprechenden 
Urin winde wieder eine positive Ehrlichsche Aldehydreaktion beobachtet. Bei 
einer vorherigen Prüfung der Kreatin-Ausscheidung dieser Kranken wurde eine 
beträchtliche Menge ausgeschiedenen Kreatins gefunden, wahrscheinlich infolge 
von Unterernährung. 

Fall DI. Fräulein T. K., 37 Jahre. Manie depressive, gemischte Phase. 
Gegenwärtiger Zustand: vollkommen wieder hergestellt. Im Urin waren die 
Verhältnisse der Sulfate vielfach hoch (1—6) und bei den ersten Beobachtungen 
zeigte die Kultur eine hohe Produktion von Indol, 69,4 mg für 100 ccm. Bei 
der fünften Beobachtung zeigten die Fäkalien einen wesentlichen hohen Gehalt 
an Phenol, 60 mg auf 100 g feuchten Stuhls. 

Fall IV. Herr T. O’B., Alter 65. Melancholie. Der Kranke starb kurz nach 
der Untersuchung und nur eine Beobachtung fand statt. Das anorganische Sulfat 
des Urins stieg bis zu 2,124 g; die ätherischen Sulfate bis zu 311 mg, ein Ver¬ 
hältnis von 1—7. Dem entsprachen die Indikan- und Phenolschätzungen von 
4,4 mg bezw. 72,3 mg. 

Fall V. Fräulein M. P., Alter 28. Manie depressive, depressive phase. 
Gegenwärtiger Zustand: vollständig geheilt. Dieser Fall zeigte deutliche Darm¬ 
fäulnis. Die Fäkalien enthielten viel Phenol, durchschnittlich ca. 30 mg auf 
100 g feuchten Stuhls. Die durchschnittliche Ausscheidung von ätherischem 
Sulfat bei fünf in verschiedenen Zwischenräumen gemachten Bestimmungen war 
197 g, mit dem sehr hohen Verhältnis von 1—3. Indikan durchschnittlich 4 mg 
und Phenol 54 mg. Diese Fäulnis ist besonders bemerkenswert, weil die Diät 
fast ganz auf Milch beschränkt war. 

Fall VI. Frau M. C., Alter 46. Manie depressive, depressiver Zustand. Gegen¬ 
wärtiger Zustand: vollkommen geheilt. Es war dies vielleicht der frappanteste 
Fall. Phenol fand sich in den Fäkalien, im Urin und im Kulturmedium viel 
vor. Von Indol und Skatol wurden in den Fäkalien nur Spuren gefunden, aber 


4 ) 


Benedict Myers: Amer. Journ. Physiol. XVIII, p. 406, 1907. 

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Original-Artikel. 


853 


Phenol war stets viel, bis zu 36,2 mg in 100 g Fäkalien, von einem Versuch. 
Die ätherischen Sulfate des Urins hatten durchschnittlich 806 mg auf 8 Be¬ 
obachtungen in stets hohem Verhältnis, manchmal 1—2 oder 1—3. Indikan 
variierte zwischen 8—7,6 mg. 

Die 8 Phenolschätzungen ergaben durchschnittlich 112 mg und in einem 
Falle bis 197,4 mg. Kulturen wurden in 6 verschiedenen Versuchen inokuliert 
und zeigten stets eine starke Fäulnisflora. 

Bei der ersten Beobachtung wurden in der reinen Flüssigkeit 217,6 mg Indol 
und 93,3 mg Phenol in 100 ccm vorgefunden. Die 3 folgenden Inokulationen er¬ 
gaben ebenfalls hohe Resultate, nur in der 6. Beobachtung wurde kein Indol 
gefunden, während die reine Kulturflüssigkeit und die mit kohlensaurem Kalzium 
die Gegenwart von 3 mg Skatol auf 100 ccm anzeigte. In der Dextroselösung 
dieser Inokulation war Phenol stark vorhanden, 70 mg. Diese Patientin, ebenso 
wie die vorigen, lebten wesentlich bei Milchdiät, was die Beobachtung besonders 
frappant gestattet In diesem Falle folgte auf die letzte Untersuchung eine 
schnelle geistige Besserung, kurz darauf wurde sie als geheilt entlassen. Leider 
fand eine spätere Beobachtung nicht mehr statt. 

Fall VH. Fräulein L. K., Alter 63. Manisch-Depressive, depressive Periode. 
Gegenwärtiger Zustand: stationär. Bei diesem Fall ist wenig zu bemerken. 
Die Sulfatverhältnisse an den letzten 2 Tagen der Versuche waren eher hoch, 
indessen war weder der Indikan- noch der Phenolwert besonders abnorm. Der 
Urin reagierte bei Legals Azetonnachweis positiv und der Auswurf wurde 
einige Male mikroskopisch untersucht. 

Fall VHI. Frau A. S., Alter 68. Manisch-Depressive, depressive Periode. 
Die Patientin wurde 2 Monate nach dem Versuch als geheilt entlassen. Es wurde 
nichts abnormes bemerkt. 

Fall IX. Fräulein T. B., Alter 29. Manisch-Depressive, depressive Periode. 
Gegenwärtiger Zustand: stationär. Hier haben wir wieder ein starkes Symptom 
von Fäulnis. Die Phenole der Fäkalien waren verhältnismäßig hoch, 35 mg 
auf 100 g feuchten Stuhls. Im Urin waren durchschnittlich 266 g ätherische 
Sulfate bei einem Verhältnis von 1—5. 

Die tägliche Ausscheidung enthielt durchschnittlich 8,4 mg und 132,6 mg 
Phenol. In dem Kulturmedium finden wir eine Indolproduktion von 138 mg in 
der reinen Flüssigkeit und der mit kohlensaurem Kalk. 

In allen vorstehenden Fällen wurde die Bakterienflora der Fäkalien so¬ 
wohl als das Kulturmedium mittels Grams Methode gefärbt Obwohl in einer 
Anzahl von Fällen eine eher größere Menge von langen dicken Gram-positiven 
Bazillen ähnlich B. aerogenes capsulatus in den Fäkalien gefunden wurden, so 
konnten dennoch definitive Schlüsse aus den Beobachtungen wegen deren geringer 
Übereinstimmung nicht gezogen werden. 


Zusammenfassung der Ergebnisse. 

Durch die chemische Untersuchung der Fäkalien wurde nichts deutlich 
Pathologisches gefunden, obwohl Skatol einmal in geringer Menge erhalten wurde 
und in einer Anzahl von Beispielen die Phenolwerte verhältnismäßig hoch waren. 

Mittels kulturellem Nachweis wurden starke Zeichen von Fäulnis in den 
Fällen VI und IX erhalten. 

In den Urinuntersuchungen der Fälle V, VI und IX waren die ätherischen Sul- 

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854 


Referate. 


fate stets hoch, in hohem Verhältnis. Dementsprechend war Phenol immer in'Über- 
schuß ausgeschieden. Ehenso wurde Indikan häufig über normal gefunden. 

Drei der 9 Untersuchungen, nämlich V, VI und IX, insbesondere V und VI 
ergaben beträchtliche Anzeichen von Darmfäulnis, letztere beiden bei Milchdiät 
zur Zeit des Versuchs. Bei den Fällen V und VI geschah Entlassung als geheilt, 
während der Zustand bei Fall IX stationär blieb. 

Obwohl definitive Schlüsse aus dem sich ergebenen Nachweis nicht gezogen 
werden können, scheint es doch, daß in den beobachteten Psychosen die Frage 
der Selbstvergiftung oder, besser gesagt, der Selbstinfizierung der größten Be¬ 
achtung wert ist, zum mindestens als beeinflussender Faktor. 

Wenngleich zur Zeit die analytischen Daten unzureichend sind, um gewisse 
nervöse oder andere Störungen einer Selbstvergiftung definitiv zuzuschreiben, 
so kann doch nicht behauptet werden, daß sie einen solchen Ursprung nicht 
haben. 


Referate. 

Klinisches. 

MM) Pari, A. (Padua). L’avena nella cura del diabete mellito. (Haferkur 
bei Diabetes.) Aus der I. medizinischen Klinik in Wien. (Gazz. degli ospedaL 
Mai 1908, Nr. 66.) 

Mitteilung eines für den Nutzen der Haferkur sehr beweisenden Diabetes¬ 
falles mit allen Einzelheiten. M. Kaufmann. 

2151) Dünger, Reinhold. Über akute nichteitrige Thyreoiditis. Aus der 
inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Johannstadt zu Dresden. (Münch, 
med. Wschr. Sept. 1908, Nr. 36.) 

Dünger beschreibt 7 Fälle von akuter, nicht eitriger Thyreoiditis; 1 nach 
Pleuritis sicca, 1 bei Bronchopneumonie, 1 bei Ulcus ventriculi, 2 bei Spitzen¬ 
katarrh, 2 nach Influenza. Alle Fälle betrafen Frauen von 17—80 Jahren. Der 
Ausbruch der Krankheit erfolgte meist ganz akut mit hohem Fieber; subjektiv 
waren in erster Linie Halsschmerzen, bes. beim Schlucken, dann ausstrahlende 
Schmerzen nach Ohr und Hinterhaupt, sowie Atembeschwerden vorhanden. 
Die Prognose ist fast stets günstig. Vielleicht vermittelt die akute Thyreoiditis 
hie und da die Entstehung eines Basedow nach einer akuten Infektionskrankheit 

M. Kaufmann. 

2152) Kaestle, G. Über Magenmotilit&tsprüfangen mit Hilfe der Röntgen* 
strahlen. Aus dem Röntgenlaborator, des Krankenhauses 1. d. Isar zu München. 
(Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 33.) 

Kaestle hat an 80 magengesunden Versuchspersonen in über 200 Einzel¬ 
untersuchungen das Verhalten des Magens während der Entleerung und gegen¬ 
über verschiedenartigen Wismutgemischen untersucht. Probefrühstück und Probe¬ 
mahlzeit erwiesen sich dabei als gleichwertig; ersteres führt rascher zum Ziel. 
Die nötige Wismutmenge beträgt 30 g Bism. subnitr.; Intoxikationsgefahr ist 
damit bei Erwachsenen ausgeschlossen. Um die Gefahr einer Nitritvergiftung 
auszuschalten, kann man auch Bism. carbon. benutzen, statt 80 g Bism. subnitr. 
28 g (BiO) a CÖ 8 . Versuche mit Wismutsulfid Bi 9 S a sind im Gange. Als Normal¬ 
methode ist die Verabreichung des Wismutsalzes mit 200 g Mehlbrei oder Milch¬ 
gries zu betrachten. 

Mit Ablauf der zweiten Stunde nach Verabreichung der Probemischung 
hatten von 80 Versuchspersonen 2 einen leeren Magen; ein größerer Teil, dar¬ 
unter von 30 Männern 25, hatten dieses Resultat nach 8 Stunden erreicht 55 °/ 0 
der Versuchspersonen (darunter nur 3 Männer!) wiesen erst nach 3 l /t Stunden 

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Referat«. 


865 


einen leeren Magen auf, 30 g Wismut allein, mit Wasser angerührt, verließ den 
Magen stets 20—60 Minuten früher als die Breimischung; eine Mischung von 
30 g Wismut mit 60—66 g Bolus alba und Wasser bis zur trinkbaren Konsistenz 
verläßt den Magen auch etwas rascher als die Breimischung; es hat den Vorteil, 
das Bi weniger ausfallen zu lassen als letztere. — Im Original folgen nun die 
Beobachtungen über die Peristaltik des Magens, über pathologische Abweichungen 
derselben, über ihre Beeinflussung durch therapeutische Eingriffe; sie sind als 
hier zu weitführend im Original nachzulesen. — Als normale Form des Magens 
ist die Angelhakenform anzusehen, nur 2 Individuen boten die Rinderhornform 
(bei normaler Funktion). M. Kaufmann. 

2163) Capelle. Ein neuer Beitrag zur Basedowthymus. Aus der Chirurg. 
Klinik zu Bonn. (Münch, med. Wschr. September 1908, Nr. 36.) 

Im Anschluß an 3 Fälle von Exitus bei Basedow-Operierten, hat Capelle 
bereits an anderer Stelle (Bruns Beiträge 1908, Bd. 68) 60 derartige Fälle aus 
der Literatur zusammengestellt, von denen 79°/ 0 eine hypertrophische Thymus 
hatten. Dabei ergab sich, daß, während die an interkurrenten Krankheiten ge¬ 
storbenen Basedowpatienten nur in 44°/ 0 eine Thymus persistens s. hypertrophica 
hatten, diese Zahl bei den rein an der Schwere ihres Basedow Eingegangenen auf 
82°/o stieg und bei den operativen und postoperativen Herztodesfällen schließlich 
96—100°/ 0 erreichte. Die Thymus ist also nichts Zufälliges im Bilde des Basedow, 
sie stellt vielmehr einen Indikator für die Schwere eines Falles dar, und die 
Herzkatastrophen nach Basedowoperationen sind als reguläre Thymustode auf¬ 
zufassen. Verfasser teilt hier einen neuen Fall von plötzlichem Exitus 12 Stunden 
nach der Operation mit, bei dem die Autopsie eine Thymus von 10:6 1 / a : 2 1 / a cm 
aufdeckte, und schließt mit der Aufforderung, in jedem Falle vor der Basedow¬ 
operation festzustellen, ob der Kranke eine vergrößerte Thymus besitzt. Läßt 
sich eine Dämpfung über dem oberen Sternum einwandfrei heraüsperkutieren 
mit begleitender blaßroter Hypertrophie der Tonsillen, fühlt man bei der Inspiration 
im Jugulum eine Geschwulst aus der Tiefe des Mediastinum anschlagen, haben 
wir im Röntgenbild den von Hotz (Bruns Beiträge, Bd.66) beschriebenen Schatten, 
oder bestehen Zeichen einer follikulären Hyperplasie am Körper (Tonsillen, 
Zungenbalgdrüsen, Milz), so ist die vergrößerte Thymus mehr als wahrscheinlich, 
und die Operation zu unterlassen. M. Kaufmann. 


2164) Schlaepfer. Eine neue Methode zur Funktionsprüfung des Magens. 

Aus der med. Klinik zu Marburg. (Münch, med. Wschr. Septr. 1908, Nr. 36.) 

»Durch Einführen einer mit Neutralrot gefärbten Suppe in den Magen gelingt 
es, einmal an der Urinfärbung die erste Entleerung des Pylorus und die Gesamt- 
motilität des Magens zu bestimmen und auf einfache Weise die Mengenverhält¬ 
nisse von Suppe und Magensaft im Ausgeheberten und damit die motorische und 
sekretorische Funktion festzustellen. Durch ihre Zusammensetzung aus Eiweiß, 
Kohlehydrat und Fett bildet die Suppe einen physiologisch adäquaten Reiz. 
Aus der Färbung des filtrierten Magensaftes läßt sich ungefähr die peptische 
Kraft desselben erkennen und aus dem Farbenumschlag im Ausgeheberten von 
Rot in Gelb und umgekehrt auf die Säuremenge und die Intensität und An¬ 
wesenheit von Gärungsvorgängen schließen.« 

Die Einzelheiten des Verfahrens sind in dem Original nachzusehen. Der 
für das Verfahren nötige Apparat ist von Wilhelm Holzhauer, Fabrik mediz. 
Bedarfsartikel in Marburg zu 3 M. zu erhalten; ebenso bringt diese Firma das 
zur Zubereitung der Suppe nötige Material als Pulver in den Handel. 

M. Kaufmann. 

2166) Ohlem&nn, M. (Wiesbaden). Zur Basedowschen Krankheit. (Münch, 
med. Wschr. Septbr. 1908, Nr. 36.) 

Verfasser beschreibt seine eigene Krankengeschichte. Bemerkenswert ist 
dabei das sonst seltene Vorkommnis von Augenmuskellähmungen sowie der 
therapeutische Nutzen des Jod. Während Möbiussches Antithyreoidin die 
Tachykardie in wiederholten Versuchen verschlechterte, setzte sowohl Jodkali 
(10,0:30,0 Aq. 2maltgl. 10—20 Tropfen) als auch Jodtinktur (2 mal tgl. 1—2 Tropf.) 

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856 


Referate. 


dieselbe prompt herab. Auch auf die Struma wirkte das Jod, auf den Exophthal¬ 
mus war seine Wirkung gering. M. Kaufmann. 

2156) Pacinotti, G. Di un caso di cisti d’echinococco della capsula 
surrenale. (Ein Fall von Nebennierenechinokokkus.) Aus dem path. anat. Inst 
der Universität Camerino. (Gazz. degli osped. Juli 1908, Nr. 80.) 

Kasuistische Mitteilung. M. Kaufmann. 

2157) Hirschfeld, H. (Berlin). Die neueren Anschauungen über normale 
und pathologische Blutregeneration und ihre Bedeutung für die Therapie der 
Blutkrankheiten. (Therapie d. Gegenwart, August 1908, Nr. 8.) 

Verfasser bespricht die neueren Arbeiten über normale und pathologische 
Blutregeneration. Wenn unter pathologischen Verhältnissen die Leber zu einer 
Stätte der Blutbildung wird, so ist dies ein Rückschlag in embryonale Verhält¬ 
nisse; wenn, wie bei der Leukaemie, auch andere Organe (Nieren, Haut) Blut¬ 
bildungsherde aufweisen, so müssen hierfür Reste des embryonalen blutbildenden 
Mesenchyms im perivaskulären Gewebe verantwortlich gemacht werden. Ein 
erheblicher Nutzen von der heterotopen Blutbildung erwächst dem Organismus 
nicht, da sie zu gering ist. Einfluß können evtl, die großen leukaemischen 
Tumoren haben, und es ist sogar die Ansicht ausgesprochen worden, daß die 
in großer Menge neugebildeten Leukozyten ein Schutzmittel des Organismus 
gegen die leukaemische Noxe sind. Daraus wäre die Folgerung zu ziehen, daß 
die Röntgenbestrahlung schädlich wirken müsse. Wenn man aber auch aus ihr 
viel seltener einen wirklichen Nutzen zieht, als man ursprünglich annahm, so 
erzielt man doch recht oft erhebliche Remissionen, die obige Folgerung wider¬ 
legen. In einigen Fällen hat man allerdings nach Röntgenstrahlung Ver¬ 
schlimmerung gesehen, die Verfasser so erklärt, daß bisweilen durch Wucherung 
des leukozytären Gewebematerials die erythropoetische Funktion des Knochen¬ 
markes lahmgelegt wird; hier tritt die Milz vikariierend ein, und die Bestrahlung 
der Milz muß in solchen Fällen deletär wirken. Die Fälle sind selten, im Leben 
kaum erkennbar, und sie können so keine allgemeine Kontraindikation gegen 
die Bestrahlung abgeben. — Über Milzexstirpation bei Leukaemie haben die An¬ 
sichten vielfach gewechselt; der neuerdings von Kurt Ziegler geäußerten 
Ansicht, die Leukaemie beruhe auf einer Schädigung der Milzfollikel, und die 
Milz sei daher zu entfernen, tritt Verfasser entgegen; er selbst sah einen Todes¬ 
fall 24 Stunden nach der Exstirpation einer nur sehr mäßig vergrößerten Milz, 
ohne daß Blutung, Peritonitis oder Infektion bestand. Bei Lymphozytenleukaemie 
kann man größere Drüsentumoren ungestraft entfernen. — Bei perniziöser 
Anaemie haben wir die bestehenden Knochenmarkveränderungen als reparatorische 
zu betrachten, und haben von einer Röntgenbestrahlung der Knochen auch dann 
abzusehen, wenn wir annehmen, daß der Hauptangriffspunkt der Noxe das 
Knochenmark ist; ebenso sind Bestrahlungen etwaiger — reparatorischer — 
Leber- und Milztumoren zu unterlassen. M. Kaufmann. 

2158) Pfeiffer, W. (Kiel). Untersuchungsergebnisse an Wettgehern und 
Wettradfahrem. Aus der med. Klinik. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 3, S. 93.) 

Untersucht wurden Zirkulationsorgane, Nieren und Körperwärme einiger 
Teilnehmer an dem internationalen 100-Kilometer-Wettmarsch »durch Holstein« 
und einer 187-Kilometer-Dauerfahrt »Rund um Holstein«. Die Fahrer schnitten 
besser ab, als die Geher. Bei ersteren wurde in keinem Falle Eiweiß gefunden, 
die Temperatur erreichte nicht die Höhe, wie bei den Gehern, die Untersuchung 
von Herz und Puls ergab, abgesehen von einer geringen Pulsbeschleunigung, 
nichts abweichendes. Nur der Blutdruck war wie bei den Gehern niedriger als 
normal. Die Fahrer waren durchweg trainiert, die Geher nicht »Bei den 
Wettgehem war ein wesentlicher Unterschied, ob es sich um einen Vegetarianer 
oder Nichtvegetarianer, um einen Trainierten oder Nichttrainierten, um einen 
Abstinenten oder einen, der an Alkohol gewöhnt ist, handelt, nicht zu erkennen«. 
Wenn auch eine bleibende ernstere Schädigung in keinem Fall zurückgeblieben 
ist, so ist doch allen denen, die Sport treiben, zu empfehlen, Maß und Ziel und 
Ruhepausen nicht außer Acht zu lassen. Geringe, imbemerkte pathologische 

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Heferate. 


857 


Veränderungen können sich verschlimmern. Wettkämpfe in körperlicher Ent¬ 
wicklung Begriffener sind möglichst einzuschränken oder wenigstens sachgemäß 
zu überwachen. Der Arzt soll warnen! K. Bomstein. 

2169) Jacoby, M. u. Schütze, A. Über den Wirkungsmechanismus von 
Arsenpräparaten auf Trypanosomen im tierischen Organismus. Aus d. Labor, 
d. Krankh. Moabit, Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 12, S. 193—202.) 

Eine Vernichtung der Trypanosomen durch Phagozyten ist trotz mannig¬ 
fach variierter Versuchsanordnung nicht zu beobachten. Die Arsenpräparate 
wirken daher nicht durch Auslösung von Phagozytose, sondern möglicherweise 
durch direkte Vernichtung der Trypanosomen. K. Reicher . 

2160) Piazza, Angelo. Morbo di Raynaud e malattia di Basedow. 

(Raynaud’sche und Basedowsche Krankheit) Aus der Scuola di Neuropatol. 
zu Rom. (D Policlin., Sez. med. Mai 1908, Nr. 6.) 

Ein Fall der seltenen Kombination beider Affektionen bei einem 22 jährigen 
Mädchen. Die Symptome der Raynaud’schen Krankheit hatten im 6., die des 
Basedow im 12. Lebensjahr begonnen. M '. Kaufmann. 

2161) Hasselbach, K. A. u. Heyerdahl, S. A. Über einige physische Ur¬ 
sachen zu Schwankungen der Menge der Blutkörperchen. Lab. des Finsenschen 
Medizin. Lichtinstitutes, Kopenhagen. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1902, Bd. 20, 
S. 289—329.) 

Durch eine Stellungsänderung können Schwankungen der Anzahl der Leuko¬ 
zyten im Kapillarblute auftreten, die bis gegen 100 °/ 0 betragen. Der Übergang 
von der liegenden in die stehende Stellung disponiert zu einer vorübergehenden 
Hypoleukozytose, die geschwind zur normalen oder hypemormalen Leukozyten- 
zähl übergeht, der Übergang in die liegende Stellung ist von einer mehr oder 
minder rasch abklingenden Hyperleukozytose begleitet; an dieser Steigening 
der Leukozytenzahl sind in erster Linie die mononukleären Zellen beteiligt. 
Diese bei Gesunden festgestellten Variationen findet man auch bei Herzkranken, 
die hinsichtlich der Piusfrequenz auf Stellungsänderungen normal reagieren. 
Mitunter tritt aber auch bei Herzkranken gerade die entgegengesetzte Reaktion 
der Leukozytenzahl auf. Weder eine lokale noch eine ausgebreitete Erweiterung 
der Hautgefäße wirkt auf die Zahl der Leukozyten ein, solange die Herzaktion 
unverändert bleibt. Nach einem angestrengten Lauf tritt eine Hyperleukozytose 
von kurzer Dauer (10 Min.) auf, die nicht durch die heftige Herzaktion an sich, 
sondern durch den Übergang aus relativer Ruhe in kräftige Herzaktion ver¬ 
ursacht ist L. Borchardt. 


2162) Danielopolu, D. Pools lent par compression du pneumogastrique 
droit. (Pulsverlangsamung durch Kompression des rechten Vagus.) (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 64, S. 969.) 

Es handelt sich um einen 61jährigen Patienten mit Ma^enkarzinom, dessen 
Puls 36 bis 40 betrug und nach Anstrengungen auf 60 bis 60 stieg. Im An¬ 
schluß an eine Gastroenterostomie diffuse Peritonitis, 80 bis 90 Pulse; nach 
einigen Tagen Exitus. Bei der Autopsie zeigte es sich, daß der rechte Vagus 
unterhalb des Ursprungs des Rekurrens von einem Paket karzinomatös ent¬ 
arteter Lymphdrüsen umgeben war, die ihn vermutlich komprimiert hatten. 
Der linke Vagus war frei. L. Borchardt . 


2163) Boxmier, Pierre. L’entörite et la muqueose nasale. (Enteritis und 
Nasenschleimhaut.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 384—387.) 

In 16 Fällen von Enteritis chronica wurden die beiden unteren Nasen¬ 
muscheln kauterisiert. In 12 Fällen trat baldige definitive Heilung ein, in 2 
weiteren Fällen heilte die Enteritis erst nach mehrmaliger Kauterisation der 
Nasenmuscheln; einmal blieb der Erfolg aus und in einem Fall trat schließlich 
bei jeder Kauterisation eine plötzliche Verschlimmerung des Darmkatarrhs ein. 
— Verfasser versucht für diesen überraschenden Erfolg eine theoretische Grund¬ 
lage zu schaffen. L. Borchardt. 


V. P. m. Jabrg. 


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868 


Referate. 


2184) Gilbert, A. et Lerebouillet, P. Des cirrhoses alcooliqaes avec ictöre. 
(Alkoholcirrhosen mit Ikterus.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 992—994.) 

Während früher das Vorkommen von ausgesprochenem Ikterus bei alko¬ 
holischer Lebercirrhose als große Seltenheit angesehen wurde, ist diese Form 
in letzter Zeit mehr beachtet worden. Gilbert und Lerebouillet haben eine 
große Reihe solcher Fälle gesehen, darunter 6 mit Sektionsbefund. Die Be¬ 
obachtungen beziehen sich ausschließlich auf Fälle, in denen der Ikterus dauernd 
bestand und Gallenfarbstoff im Urin nachweisbar war. Hinsichtlich der Aero¬ 
logie zeigen diese Fälle nichts besonderes gegenüber der gewöhnlichen Form 
der alkoholischen Lebercirrhose. Bemerkenswert ist, daß das weibliche Ge¬ 
schlecht weit häufiger von der ikterischen Lebercirrhose befallen wird als das 
männliche. Der Verlauf zeigt die typischen Erscheinungen der Lebercirrhose. 
Daneben besteht Ikterus, Cholurie, oft kombiniert mit Urobilinurie. Mitunter 
ist der Stuhl farblos, nicht selten aber auch etwas gefärbt. Der Ikterus tritt 
mit als eins der Symptome auf und bleibt bis zum Exitus bestehen. Der Leber¬ 
stoffwechsel ist meist stark herabgesetzt. Nur in zwei Fällen war die Hara- 
stoffausscheidung normal, meist sehr gering (bis unter 10 g pro die). Mitunter 
bestand geringe Glykosurie. — Die Prognose ist schlechter als bei der nicht 
ikterischen Form. 

Der pathologisch-anatomische Befund stimmt mit dem der gewöhnlichen 
Cirrhose nicht völlig überein. Das interlobuläre Bindegewebe dringt mehr oder 
weniger in die benachbarten Teile der Läppchen ein. Wie bei der biliären 
Cirrhose findet man zahlreiche neugebildete Gallengänge. — Die Ursache des 
Auftretens von Ikterus bei der Lebercirrhose ist noch nicht genügend bekannt. 

L. Borchardi . 

2165) Loeper, M. u. Esmonet, Ch. La räsorption digestive des ferments 
peptique et pancröatiques et son action sur le sang. (Die Resorption der 
peptischen und pankreatischen Fermente und ihre Einwirkung auf das Blut.) 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 939—941.) 

Um einen Einblick in die physiologische Wirkungsweise der Verdauungs¬ 
fermente nach der Resorption zu erlangen, haben Loeper und Esmonet 8 
Kaninchen und 2 Hunde mit größeren Mengen Pepsin und Pankreatin gefüttert 
und danach folgendes beobachtet: Die Zahl der Leukozyten sinkt anfangs, er¬ 
hebt sich aber dann über die Norm bis zu 30000. Die Zahl der Erythrozyten 
vermindert sich um 700000 bis 1000000 von der 3. bis 4. Applikation an (die 
Fermente wurden in Zwischenräumen von 24 Std. verabfolgt). Die Gerinnbar¬ 
keit des Blutes wurde nur imbedeutend herabgesetzt. — Alle diese Verände¬ 
rungen sind weit ausgesprochener, wenn die Intestinalschleimhaut des mit Ver¬ 
dauungsfermenten gefütterten Tieres vorher lädiert worden ist. In diesen Fällen 
fand sich auch ausgesprochene Peptonaemie. L. Borchardi. 

2166) Loeper, M. et Esmonet, Ch. La rösorption intestinale des ferments 
peptique et pancröatique et son action sur la nutrition gänörale. (Die Resorp¬ 
tion der peptischen und pankreatischen Fermente und ihr Einfluß auf die all¬ 
gemeine Ernährung.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 64, S. 996—997.) 

Die nach innerlicher Verabreichung von Verdauungsfermenten beobachteten 
Erscheinungen sind von den Erscheinungen nach intravenöser Applikation durch¬ 
aus verschieden. Doch war auch hier besonders beachtenswert eine hochgradige 
Abmagerung, die der Abmagerung nach intravenöser Applikation der Verdauungs¬ 
fermente nahe kommt. Dieselbe wurde bei wiederholter innerlicher Aufnahme 
geringer, ist aber auch nach dem zehnten Mal noch deutlich. Albuminurie war 
selten. Peptonurie trat in 4 von 10 Fällen auf. Glykosurie fand sich nie nach 
Pepsinaufnahme, dagegen nach Einverleibung von Pankreasferment in 3 von 
5 Fällen. Die N-ausscheidung ist vermehrt. Urobilinurie und Indikanurie sind 
häufig und hängen möglicherweise mit dem regelmäßigen Auftreten von Durch¬ 
fällen zusammen. Borchardi . 


2167) Klose, H. Über den Sanduhrmagen der Kinder. Aus der Chirurg 
Klinik von Prof. Rehn in Frankfurt a. M. (Jahrb. f. Kind. 1908, Bd. 68, S. 318.) 


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Referate. 


859 


Mitteilung eines Falles von Sanduhrmagen bei einem 12jährigen Mädchen, 
der sich wahrscheinlich infolge eines tuberkulösen Magengeschwürs entwickelt 
hatte und durch Gastroenterostomie geheilt wurde. 

Außerdem enthält der Aufsatz Literaturangaben in größter Breite, doch von 
ausschließlich historischem oder chirurgischem Interesse. Birk . 

2168) Urbino, G. Contributo allo studio della peritonite tubercol&re 
cronica, con speciale rign&rdo all* ematologia di quest* affezione ed alla sua 
cura a mezzo dei raggi Röntgen. (Beitrag zur Kenntnis der chronischen tuber¬ 
kulösen Peritonitis mit Rücksicht namentlich auf die Haematologie und Be¬ 
handlung mit Röntgenstrahlen.) (Riv. critica di Clin. Med. 1908, Nr. 10/11.) 

Die Schlußfolgerungen, zu denen Urbino in seiner die Behandlung der 
chronischen tuberkulösen Peritonitis mit Röntgenstrahlen erörternde Arbeit ge¬ 
langt, sind folgende: 

Die Röntgenstrahlen üben zweifelsohne eine günstige therapeutische Wirkung 
auf den chronischen tuberkulösen peritonitischen Prozeß aus; namentlich die 
Fälle mit Aszites werden davon günstiger beeinflußt als die adhäsise fibröse 
Form (eingesacktes Exsudat usw.). 

Der Einfluß der X-Strahlen macht sich sowohl auf die lokalen Erscheinungen 
als auf den allgemeinen Organismus geltend: Lokal durch Milderung der 
Schmerzen, Herabminderung der abdominellen Spannung, und Reduktion des 
Meteorismus, ferner durch Begünstigung der fibrösen Umwandlung der peri¬ 
tonealen Läsionen durch Resorption und Verschwinden des Exsudates. — 

Das allgemeine Befinden wird durch die Temperaturabnahme, durch das 
Zurückgehen der Erscheinungen der tuberkulösen Anämie, durch das Wieder¬ 
erwachen der Kräfte des Patienten günstig beeinflußt. 

Der anatomisch-pathologische Befund erklärt uns diese Wirkung dadurch, 
daß die X-Strahlen die fibröse Involution des Tuberkels bis zu dessen voll¬ 
ständiger Sklerose begünstigen — 

Wenn nicht immer, so doch in einzelnen Fällen vermögen sie die Heilung des 
tuberkulösen Prozesses herbeizuführen; in jedem Falle sind sie als mächtige 
Stütze der chirurgischen Behandlung anzusehen, indem sie durch Besserung des 
Allgemeinbefindens die Kranken in eine solche Lage versetzen, die es ermöglicht, 
den chirurgischen Eingriff besser zu ertragen. — 

Während die chirurgische Behandlung in jenen Fällen eine Gegenanzeige 
findet, wo ein florider Prozeß besteht, vermag hier die Anwendung der X-Strahlen 
gefahrlos eine Besserung herbeizuftlhren. — Und diese Besserung ist nicht temporär, 
wie bei anderen Krankheitsprozessen, sondern anhaltend, wie es gewisse vom 
Verfasser beobachtete Fälle dartun. 

Unter dem Einflüsse dieser Behandlungsmethode hat man konstante Zu¬ 
nahme der myelogenen Leukozyten beobachtet, die man innerhalb gewisser 
Grenzen auch im Blute von Patienten findet, die wegen tuberkulöser Peritonitis 
laparotomisiert wurden. — Schwankungen im numerischen Verhältnisse in der 
Menge der Leukozyten hat man nur vorübergehend beobachtet; sie schwanken 
in fast normalen Grenzen. — Steht hingegen der Prozeß in voller Blüte, sieht 
man einer beträchtlichen Zunahme des leukozytären Quantums, fast einer 
reichlichen Leukozytosis entgegen. Plitek, Triest 

2169) De Renzi, E. Nuove applicazioni cnrative. Cisticerco cerebrale ed 
echinococco del fegato. (Neue therapeutische Anwendung. Cysticercus cere- 
bralis und Echinococcus der Leber.) (La Nuova Rivista Cunico-Terapeutica. — 
Juniheft 1908.) 

Vor Verabreichung von Ol. aether. fil. Maris bot ein Kranker ganz das 
Bild eines endocranialen Cysticercus, mit zahlreichen cutanen Cysticercen und 
ausgesprochener Eosinophylie; in einem zweiten Falle war der Symptomen- 
complex der Echinococcuscyste der Leber, auch durch die Radioskopie erhärtet, 
vollständig vorhanden, wie auch wieder ausgesprochene Eosinophylie. 

Nach Verabreichung des Bandwurmmittels vollständiger Nachlaß aller Him¬ 
erscheinungen, Verschwinden aller kutanen Cysticercen, keine Eosinophylie; 

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860 


Referate. 


beim zweiten Kranken Nachlaß aller subjektiven Erscheinungen, Verschwinden 
der Leberdämpfung, auch durch die Radioskopie nachgewiesen und Verschwinden 
der Eosinophilie. 

Verfasser teilt diese Tatsachen mit, in der Hoffnung, den Beginn anderer 
Untersuchungen damit anzuregen, die die Wichtigkeit dieser neuen Heilmethode 
zu kräftigen hätten. — Plitek, Triest . 

2170) Henderson, L. J. The Theory of Neutrality Regulation in the animal 

Organismen. (Die Theorie der Neutralitätsregulation im tierischen Organismus. 
From the Lab. of Biolog. Chem. of the Harvard Med. School. (Amer. Joum. of 
Physiol. 1908, XXI, Nr. IV, S. 427—448.) J. Auer.. 

2171) Weichardt, W. Leistungsgrenzen, deren Messung und Erweiterung. 
Aus d. hyg.-bakt. Institut der Universität Erlangen. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, 
Bd. 69, S. 887—360, Festschr. f. Flügge.) 

Die Untersuchungen des Verfassers über sein durch chemische Erschütterung 
aus Eiweiß hergestelltes Antigen von Ermüdungstoxincharakter und den dazu 
gehörigen Antikörper sind bisher auf Grund von Zuckungskurven des Gastroknemius 
von Mäusen durchgeführt worden. Der Antikörper, der sich als genügend stabil 
erwiesen hat, wird der Messung der Leistung zu Grunde gelegt und eine ge¬ 
wisse Menge desselben als Einheit bestimmt Versuche an Menschen ergaben, 
daß bei genügendem Training am Ergographen hinreichend gleichmäßige 
Leistungen erzielt werden, welche die Beurteilung einer auf immunisatorischem 
Wege gesteigerten Arbeit möglich machen. Durch Einnehmen des Antikörpers 
per os konnte nach den Beobachtungen Weichardts die muskuläre Leistungs¬ 
fähigkeit des Menschen sicher gesteigert werden, indem die neu produzierten 
Ermüdungstoxine abgesättigt wurden. Colloidales Palladium kann, in den Tier¬ 
körper eingeführt, zur Abspaltung des Antigens und dadurch zu allmählicher 
Bildung des Antikörpers Anlaß geben, vielleicht auch Alkohol, Phosphor, Arsen 
in kleinen Dosen. Auch gegen chemische Gifte (Versuche mit Cyankali an 
Mäusen) kann durch Einführung des Antikörpers die Widerstandsfähigkeit des 
Körpers erhöht werden. K. Sick . 


2172) Nenninger. Gelenkrheumatismus und Herzerkrankungen aus dem 
Marinelazarett Kiel. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 69, S. 278—296, Festschr. 
für Flügge.) 

Von 1900—1907 hatte das Marinelazarett 606 Zugänge an Gelenkrheumatis¬ 
mus, in 61,8°/ 0 der Fälle traten Herzkomplikationen ein. Diese hohe Zahl (Pribram 
34,2 °/ 0 ) gewinnt dadurch an Bedeutung, daß es sich hier um ein Krankenmaterial 
handelt, welches das Latentbleiben eines Herzfehlers späterhin fast ausschließt. 
Außerdem ist Täuschung durch schon früher bestehende Herzfehler infolge der 
Untersuchung bei der Einstellung weniger zu befürchten. In der Hälfte der 
Fälle findet man das Herz schon am ersten Tage miterkrankt, besonders gefähr¬ 
lich sind weiterhin die ersten Rezidive. Das Maximum der Erkrankungen fällt in die 
Frühjahrmonate März, April. In 24 °/ 0 der Fälle von Gelenkrheumatismus ging 
eine Angina voraus, ohne daß bei so eingeleiteten Fällen Herzkomplikationen 
häufiger gewesen wären. K. Sick . 


2178) Stern, R. (Breslau). Über antiseptische Beeinflussung von Galle und 
Ham durch innere Anwendung von Desinflzientien. (Ztschr. f. Hygiene März 
1908, Bd. 69, S. 129—163, Festschr. f. Flügge.) 

Nach früheren negativen Versuchen des Verfassers mit Salicylsäure und 
Salol an Patienten mit Gallenfisteln konnte Kuhn nachweisen, daß im Reagenz¬ 
glasversuch die Gasgärung von mit Traubenzucker und mit einer Spur Fäces 
versetzter Galle durch Menthol, Thymol, Salicylsäure stark, durch Aspirin weniger 
beeinträchtigt ist. Bei innerlicher Darreichung der genannten Mittel fand Ver¬ 
fasser, daß Menthol (3—6 mal 0,6 in Kapseln innerlich gegeben) eine sehr er¬ 
hebliche bakterizide Kraft der Galle, auch gegenüber Typhusbazillen, bewirkte. 
Bei der Prüfung der antiseptischen Beeinflussung des Harns durch innere Mittel 
stützt sich Verfasser auf eigene frühere Untersuchungen und solche seiner Schaler. 

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Referate. 


661 


Er weist darauf hin, daß die Versuche nach Entleerung des Urins nicht zu lange 
ausgedehnt werden dürfen, am besten nicht über sechs Stunden. Bekanntlich 
hatte sich das Hexamethylentetramin als hervorragend bakterizid erwiesen. Ver¬ 
fasser bemerkt, daß die Voraussetzung einer günstigen Wirkung des genannten 
Körpers saure Reaktion des Urins ist, daß man also nebenher keine alkalischen 
Mineralwässer geben darf, daß dagegen die Methylenhippursäure (Hippol) bei 
alkalischer Reaktion intensiver wirkt. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß 
gleichzeitige Anwendung von Hamantiseptica und reichlicher Durchspülung un¬ 
zweckmäßig ist. Die längere Zeit in den Harnwegen vegetierenden Infektions¬ 
keime Schemen resistenter gegen Hamantiseptica zu sein als beliebige Kulturen. 
Verfasser will prophylaktisch Urotropin angewendet wissen (6—8 mal 0,5) bei 
allen Infektionsmöglichkeiten für die Blase. Die therapeutische Indikation besteht 
für alle Urininfektionen, nur bei den akuten ist Vorsicht angezeigt, da der Tenes- 
mus vermehrt werden kann. »Phosphaturie« wird nur dann günstig beeinflußt, 
wenn ammoniakalische Gärung im ausgeschiedenen Urin vorliegt, dagegen nicht 
die alimentäre Phosphaturie. Die Dosierung muß je nach Resistenz der Keime 
variiert werden, zu dem Ende ist eine bakteriologische Kontrolle der Behandlungs¬ 
resultate empfehlenswert. K. Sick . 

Immunität, Toxine» Bakteriologisches. 

2174) Hirschbruch. Die experimentelle Herabsetzung der Agglutmierbar- 
keit beim Typhusbazillus durch die Stoffwechselprodukte des Pyocyaneus- 
bazillus. (Bakt. Landesanst. Metz.) (Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesund¬ 
heitsamte 1908, Mai, Bd. 28, H. 2, S. 383—400.) 

In Laboratorien, die viel mit Typhusuntersuchungen beschäftigt sind, wer¬ 
den häufig Typhusstämme, insbesondere bei »Bazillenträgern« und hier wieder 
im Urin gefunden, deren Identität zwar zweifellos ist, die sich aber einem ag¬ 
glutinierenden Immunserum gegenüber in verschieden hohem Grade passiv ver¬ 
halten. Hirschbruch hat nun Untersuchungen darüber angestellt, in welcher 
Weise die Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen die Agglutinierbarkeit des 
Typhusbazillus beeinflussen und hat dazu von den klassischen Produzenten von Bak- 
tenenstoffwechselprodukten den Pyocyaneus gewählt Die Ergebnisse sind fol¬ 
gende: 1. Die Stoffwechselprodukte von Pyocyanesbazillen aus Bouillen- oder 
von Agarkulturen sind imstande, bei Zusatz zu Agar die auf dem Mischnähr¬ 
boden wachsenden Typhusbazillen schlechter agglutinabel zu machen, als es 
der Normalstamm ist. — 2. Je größer der Zusatz von sterilisierter Pyocyaneus- 
kultur zum Agar ist, desto geringer wird auch die Agglutinierbarkeit der auf 
diesem Mischagar wachsenden Typhusbazillen. — 3. Die schlechtere Agglutinier¬ 
barkeit der Typhusbazillen, die auf mit Pyocyaneusstoffwechselprodukten ver¬ 
setztem Agar gewachsen sind, ist bedingt durch ihre geringere Rezeptorenzahl 
für Agglutinine. — 4. Diese ist dadurch verursacht, daß der Typhusbazillus auf 
dem verschlechterten Nährboden weniger Rezeptoren bildet. — 6. Die Stoff¬ 
wechselprodukte des Pyocyaneusbazillus sind imstande, bei längerer Einwir¬ 
kungszeit in ganz geringem Maße Agglutinine unwirksam zu machen; aber nur 
in den starken Verdünnungen des Serums. — 6. Die Stoffwechselprodukte des 
Pyocyaneus, welche die Agglutinierbarkeit der auf ihnen wachsenden Typhus¬ 
bazillen herabsetzen, sind in hohem Maße hitzebeständig. Fr. Franz. 

2175) Bail, Oskar. Veränderungen der Bakterien im Tierkörper. H. Die 
Kapselbildung von Milzbrandbazillen. (Hygien. Institut d. deutsch. Universität 
Prag.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 488.) 

Der Milzbrandbazillus bildet in Serumnährböden Kapseln. Die wirksame 
Substanz des Serums hat mit Ambozeptor und Komplement nichts zu tun. Sie 
ist durch tote Bazillen nicht zu entfernen, sondern nur durch wachsende. Diese 
Absorption ist unspezifisch. Auch durch Organzellen kann die kapselerregende 
Wirkung entfernt werden. U. Friedemann. 

2176) Bail, Oskar und Hoke, Edmund. „Theorie der Serumaktivität“. (Hyg. 
Inst. d. Univ. Prag.) (Arch. f. Hyg. 1908, Bd. 64, S. 313—426.) 

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862 


Referate. 


Nach Ansicht der Verfasser sind Agglutination, Präzipitation und Bakteriolyse 
auf ein und denselben Stoff zurückzuähren. Die Versuche wurden mit nor¬ 
malem Rinderserum, Choleravibrionen und einem Extrakt aus diesen angestellt 
Die drei genannten Wirkungen lassen sich sowohl durch Vibrionen wie durch 
den Extrakt, der durch das Serum präzipitiert wird, entfernen. Ferner soll bei 
der Präzipitation des Extraktes das Komplement eine Rolle spielen. Dies wird 
daraus geschlossen, daß das Serum nach dem Erhitzen nicht mehr fällend wirkt 
und daß ein Überschuß des Serums, ebenso wie des Immunkörpers bei der 
Bakteriolyse, die Fällung authebt (Dies Phänomen wird auch bei der Fällung 
der sicher nicht komplexen unorganischen Kolloide beobachtet Ref.) Das Kom¬ 
plement beteiligt sich jedoch mcht am Niederschlag, es soll nur katalytisch 
wirken. U. Friedemann. 

2177) Weil, Edmund. Das Hühnercholeraaggressin und seine Wirkungs¬ 
weise. (Hyg. Instit d. deutsch. Univers. in Prag.) Ta. f. Hyg. 1908, Bd. 66, S. 81.) 

Das Hühnercholeraaggressin wirkt nicht durcn Bindung bakterizider Stoffe, 
da diese gegenüber den Hühnercholerabazillen gar nicht existieren. Auch um 
antiopsonische Wirkung kann es sich nach des Verfassers Versuchen nicht handeln. 
Es stellt also nach Ansicht des Verfassers den reinsten Typus eines Aggressins 
dar. U. Friedemann. 

2178) Weichardt, Wolfgang. Über Ausatemluft. (Hyg.-bakterioL Institut 
d. Universität Erlangen.) (A. f. Hyg. 1908, Bd. 66, S. 262.) 

In der Ausatemluft ist nach Ansicht des Verfassers Ermüdungstoxin ent¬ 
halten. Dies wird daraus erschlossen, daß mit Antikenotoxin vorbehandelte Mäuse 
an den Wirkungen der Ausatemluft nicht erkranken. Ebenso wie beim Menschen 
hat auch beim Tier die Ausatemluft einen vermindernden Einfluß auf die CO r 
Ausscheidung. U. Friedemann. 

2179) Meyer, Kurt. Über den Einfluß einiger Eiweißkörper und anderer 
Kolloide auf die Hämolyse. (Inst f. Hyg. u. Bakt. d. Univ. Straßburg i E.) 
(A. f. Hyg. 1908, Bd. 65, S. 292.) 

Die Hemmung der Seifenhämolyse durch Serum haftet an dessen Eiweiß- 
körpem. Doch kann weder der kolloidale Zustand, noch die chemische Natur 
der Eiweißkörper im allgemeinen für diese Hemmung verantwortlich gemacht 
werden, da Eiereiweiß, Casein, Edestin, Dextrin, Gummi arabicum und Gelatine 
die Reaktion nicht geben. Nach Ansicht des Verfassers wirken Seife und gallen- 
I saure Salze möglicherweise nicht auf die Lipoide, sondern auf die Eiweißkörper 

; der Erythrozyten. U. Friedemann. 

\ 2180) Ellermann, V. u. Bang, 0. Experimentelle Leukämie bei Hühnern. 

Vorläufige Mitteilung. (Bakteriol. Laborator, d. kgl. Hochschule f. Veterinär¬ 
wesen u. Landwirtschaft zu Kopenhagen.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 4.) 

Bei Hühnern kommt eine der menschlichen Leukämie sehr ähnliche Er¬ 
krankung vor. Durch Injektion von Organemulsionen derartig erkrankter Hühner 
gelingt es, die Krankheit auf gesunde Tiere zu übertragen. U. Friedemann . 

2181) Moreschi, C. Neue Tatsachen über die Blutkörperchenagglutination. 

! (Institut f. med. Pathologie d. kgl. Universität Pavia.) (Zbl. f. Bakt 1908, 

; Bd. 46, S. 49.) 

Werden Blutkörperchen, die mit einer an sich unzureichenden Menge eines 
agglutinierenden Serums behandelt wurden, mit einem Serum versetzt welches 
das agglutinierende Serum zu präzipitieren vermag, so tritt eine augenblickliche 
f Agglutination ein. U. Friedemann. 

2182) Bertarelli, E. Über die Immunisierung des Kaninchens gegen Horn- 

! hautsyphilis. (Institut f. Hygiene d. kgl. Universität Turin u. Institut £ Hygiene 

d. Universität Parma.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 61.) 

» Kaninchen, welche eine Hornhautsyphilis haben, widerstehen bisweilen einer er¬ 

neuten Infektion. In einem Falle erwies sich auch ein Kaninchen, welches sub- 
kutan mit syphilitischer Hornhaut war, reflektär, doch hatten andere Fälle ein 
f negatives Ergebnis. Es gelang nicht, im Serum syphilitischer Kaninchen anti- 

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Referate. 


863 


körper nachzuweisen, welche mit syphilitischer Hornhaut im Sinne der Komplement¬ 
ablenkung reagierten. U. Friedemann. 

2188) Konradi, Daniel. Ist die erworbene Immunität vererbbar? (Institut 
f. allgemeine Pathologie und Therapie d. Universität Koloszvär.) (Zbl. f. Bakt. 
1908, Bd. 46, S. 41—48 u. 139—148.) 

Bei Hunden ist die Immunität der Mutter gegen Lyssa auf die Jungen ver¬ 
erbbar, auch wenn sich die Immunisierung vor der Konzeption vollzogen hat. 
Der immune Vater vererbt die Immunität nicht. Eine Übertragung durch die 
Milch liegt nach Ansicht der Verfasser hier nicht vor. U. Friedemann . 

2184) Fermi, Claudio. Über die immunisierende Kraft der normalen Nerven- 
Substanz, verglichen mit der Wutnervensubstanz, der Wut gegenüber. (Hygien. 
Institut d. kgl. Universität Sassari.) (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 68, 168, 259.) 

Die Nervensubstanz normaler Tiere besitzt die gleiche immunisierende Kraft 
gegen Lyssa wie die wutkranker Tiere. Auch schädigenden Einflüssen gegen¬ 
über verhalten sich beide gleich. Nur bei Austrocknungsversuchen schemt die 
normale Nervensubstanz labiler zu sein. Die Austrocknung schädigt aber auch 
das Wutvirus so stark, daß frische normale Nervensubstanz dem Pasteur'schen 
Vaccin vorzuziehen ist Das Serum immunisierter Hunde besitzt schützende 
Eigenschaft Auch in dieser Hinsicht verhalten sich normale und Wutnerven¬ 
substanz gleich. U. Friedemann. 

2186) Aacoli, Alberto. Über den Wirkungsmechanismus des Milzbrand¬ 
serums: Antiblastische Immunität. (Serotherapeut Institut Mailand.) (Zbl. f. 
Bakt 1908, Bd. 46, S. 178.) 

Das Milzbrandserum besitzt weder in vivo noch in vitro bakterizide Eigen¬ 
schaften. Es wirkt dadurch, daß es die Kapselbildung im Tierkörper verhindert: 
Antiblastische Immunität. U. Friedemann . 

2186) Ronzani, Enrico. Über das Verhalten des bakteriziden Vermögens 
der Lungen gegenüber einigen Ursachen, die dasselbe zu modifizieren ver¬ 
mögen. (Hygien. Institut d. Universität Padua.) (A. f. Hyg. 1907, Bd. 63, S. 339.) 

Die Lungen besitzen die Eigenschaft, eingedrungene Keime schnell zu 
eliminieren. Diese Fähigkeit wird vermindert durch Kälte, Temperaturwechsel, 
Bäder, Staubinhalation (besonders Schmirgelstaub), vermehrt durch Wärme. 
Alkohol hat bei Tieren, die nicht daran gewöhnt sind, einen günstigen Einfluß; 
dagegen wirkt die Entziehung bei alkoholisierten Tieren ungünstig. 

U. Friedemann . 

2187) Eberle, Julius. Über Agglutination der Meningokokken (Diplococcus 
intracellularis meningitidis, Weichselbaum). (Hygien. Institut d. Universität 
Zürich.) (A. f. Hyg. 1908, Bd. 64, S. 171.) 

Die Agglutinationsreaktion ist nicht geeignet zur Differenzierung der Meningo¬ 
kokken von ähnlichen Kokken. Viele Meningokokkenstämme sind fast inaggluti- 
nabel, und andererseits werden auch manche nicht pathogene Kokken in hohen 
Verdünnungen vom Meningokokkenserum mitagglutiniert. LJ. Friedemann. 

2188) Berghaus. Uber die Ammoniakbildung bei einigen Bakterienarten. 
Aus dem Hygien. Institut der Universität Berlin. (Arch. f. Hygiene 1908, 
Bd. 64, S. 1.) 

Die NH 3 -Bildung in Bakterienkulturen überdauert bedeutend die Wachstums¬ 
periode. Die NH S -Verluste durch Verdunstung sind anfangs groß, nehmen 
später aber ab, indem das NH S sich mit Spaltprodukten zu nicht flüchtigen 
Verbindungen vereinigt. An der NH 8 -Produktion beteiligen sich auch rein 
fermentative Prozesse, doch ist deren Einfluß gering. LJ. Friedemann. 

2189) Nawiasky. Über die Ernährung einiger Spaltpilze in peptonhaltigen 
Nährböden. Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin. (Arch. f. 
Hygiene 1908, Bd. 64, S. 33. 

V. Finkler - Prior vermag während der Wachstumsperiode fast den ge¬ 
samten umgesetzten N für den Ansatz zu verwerten. Erst wenn eine Auflösung 

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Referate. 


der abgestorbenen Bakterien eintritt, erscheinen N-haltige Spaltprodukte in 
größerer Menge. Der Energiestoffwechsel wird also im wesentlichen auf Kosten 
N-freier Verbindungen bestritten. B. faecalis alkaligenes vermag nur etwa x / 4 
des umgesetzten N für den Ansatz zu verwerten; damit steht wahrscheinlich 
im Zusammenhang, daß im Gegensatz zum V. Finkler-Brior die Peptone viel 
stärker als die Albumosen angegriffen werden. Abgetötete B. faecalis alkaligenes 
führen durch ein tryptisches Ferment Albumosen in Peptone über. Bei B. mesen- 
tericus wird nur ein kleiner Teil des umgesetzten N für den Ansatz verwertet, 
aber auch hier werden vorwiegend die Albumosen angegriffen. Bei B. proteus 
vulgaris überwiegt ebenfalls der N-Umsatz bedeutend den Ansatz. Albumosen 
und Kreatin werden in großen Mengen verbraucht U. Friedemann. 

2190) Müller, Paul Th. Aviditätostudien an Haemolysinen und Agglutmmen. 
Aus dem hygienischen Institut der Universität Graz. (Arch. f. Hygiene 1908, 
Bd. 64, S. 62.) 

Im Verlauf der Immunisierung werden immer avidere Antikörper gebildet 
Dies äußert sich vor allem im Steigen des Absorptionskoeffizienten. Im Immun¬ 
serum sind stets gleichzeitig Antikörper von sehr verschiedener Avidität, aus 
verschiedenen Perioden der Immunisierung stammend, vorhanden. Bei der Ab¬ 
sorption werden zunächst nur die avidesten gebunden und bei Wiederholung 
der Absorption fällt daher der Absorptionskoeffizient. U. Friedemann. 

2191) Ballner, F. u. Reibmayr, H. Über die Verwertbarkeit der Komple¬ 
mentablenkungsmethode für die Differenzierung von Mikroorganismen, nebst 
Bemerkungen über den Zusammenhang dieses Phänomens mit der Agglutma- 
tions- bezw. Präzipitationsreaktion. Aus d. hygien. Institut der k. k. Universität 
Innsbruck. (A. f. Hyg. 1908, Bd. 64, S. 113.) 

Die Komplementablenkungsmethode gibt gute differential-diagnostische Re¬ 
sultate in der Cholera- und Typhusgruppe, dagegen erweist sie sich nicht brauch¬ 
bar bei den Kapselbakterien. Überhaupt geht die Komplementablenkung im 
allgemeinen mit der Agglutination parallel und weist auch die gleiche Spezifität 
wie diese auf. Die Verfasser glauben, daß das Phänomen der Komplement¬ 
ablenkung mit der Agglutination bezw. Präzipitation vergesellschaftet ist. 

U. Friedemann. 

2192) Waßmuth, A. Enthalten Leukozyten antihaemolytische Stoffe? Aus 
d. hygien. Inst d. k. k. Universität Innsbruck. (A. f. Hyg. 1907, Bd. 63, S. 23.) 

Leukozyten besitzen die Fähigkeit, die Haemolyse durch artfremdes Serum 
und durch Staphylolysin aufzuheben. U. Friedemann. 

2198) Salto, K. Über die Bedeutung des Bacillus coli communis als Indi¬ 
kator für Verunreinigungen von Wasser mit Fäkalien. Aus d. hygien. Institut 
der Universität Kyoto. (A. f. Hyg. 1907, Bd. 63, S. 214.) 

Verfasser kommt zu folgenden Schlußsätzen: 1. Der Bacillus coli communie 
ist in allen Brunnenwässern nachweisbar. 2. Aus der Anwesenheit des Bacillus 
coli communis in Brunnenwässern kann man nicht ohne weiteres auf die Ver¬ 
unreinigung des Brunnens mit Fäkalien schließen. U. Friedemann. 


2194) Hirschfeld, L. Untersuchungen über die Haemagglutination und 
ihre physikalischen Grundlagen. Aus d. hygien. Institut der Universität Berlin. 
(A. f. Hyg. 1907, Bd. 63, S. 237.) 

Läßt man normale Sera auf fremdes Blut einwirken, so zeigen alle Blut¬ 
arten mit geringen Abweichungen die gleiche Skala der Agglutinabilität. Um¬ 
gekehrt ordnen sich auch die Sera inbezug auf die Stärke ihres Agglutinations- 
vermögens bei allen Blutarten im wesentlichen in dieselbe Reihenfolge. Der 
Agglutinationsaffekt setzt sich also fast additiv aus den Eigenschaften der Blut¬ 
körperchen und der Sera zusammen. Ausgehend von der Ansicht, daß hier in 
erster Linie die physikalisch-chemischen Eigenschaften in Betracht kommen, hat 
Verfasser die Fällbarkeit der Erythrocyten durch Salze geprüft Hierzu eignen 
sich am besten die Schwermetallsalze und zwar Rillen sie um so stärker, je 
niedriger die Entladungsspannung der Kationen ist Den starkfällenden Salzen 

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Referate. 


865 


gegenüber verhalten sich alle Blutarten gleichempfindlich, je höher die Ent¬ 
ladungsspannung des Kations ist, um so größer werden aber die Differenzen. 
Die Empfindlichkeitsskala der Blutarten stimmt außer beim Zink nicht mit der 
gegenüber Serum überein. 

Die experimentellen Befunde werden unter der Annahme erklärt, daß bei 
Fällung eine Neutralisation der elektrischen Ladungen der Colloide des Blut¬ 
serums und der Blutkörperchen stattfindet. Die Agglutination tritt umso leichter 
ein, je größer die freie Bildungsenergie der Verbindung, je geringer die Haft¬ 
intensität der Elektrizitäten an den Colloidteilchen und den Blutkörperchen ist. 
Das additive Verhalten beweist, daß für die Agglutination die elektrischen Haft¬ 
intensitäten maßgebend sind, während spezifische chemische Affinitäten ganz in 
den Hintergrund treten. Unter diesen Voraussetzungen läßt sich auf den Agglu¬ 
tinationsvorgang die Theorie von Abegg und Bodländer anwenden, welche 
den Zusammeiüiang zwischen Elektroaffinität der Jonen und Löslichkeit der 
Salze behandelt. U. Friedemann . 

2195) Lissauer, M. Untersuchungen über die haemolytischen Eigenschaften 
des Blutserums abgekühlter und erwärmter Tiere. Patholog. Inst des Rudolf 
Virchow-Krankenhauses in Berlin. (A. f. Hyg. 1907, Bd. 63, S. 331.) 

Abkühlung vermindert den Haemolysingehalt immunisierter Kaninchen, Er¬ 
wärmung vermehrt ihn. Die Änderungen sind beträchtlich. U. Friedemann . 

2196) Manicatide, M. Sur la recherche du bacille typhique dans le pharynx 
des malades de la flövre typhoide. Clinique infantile a Jassy. (Zbl. f. Bakt. 1908, 
Bd. 46, S. 221.) 

Bei 51 Typhusfällcn konnte 36 mal der Typhus B. aus dem Pharynx ge¬ 
züchtet werden. U. Friedemann. 

2197) Madsen, Th. Tetanusgift im Serum eines diphtherieimmunisierten 
Pferdes, fünf Tage vor dem Ausbruch des Tetanus. Statens Seruminstitut in 
Kopenhagen. (Zbl. f. Bakt 1908, Bd. 46, S. 276.) 

In dem Serum eines zur Diphtherieantitoxinproduktion benutzten Tieres 
konnte fünf Tage vor dem Ausbruch des Tetanus Tetanusgift nachgewiesen 
werden, und zwar berechnete sich die Menge desselben auf etwa drei tötliche 
Dosen. U. Friedemann. 

2198) Meyer, K. Ober die Säurenatur der hämolytischen Immunkörper. 

Inst. f. Hyg. u. Bakt d. Universität Straßburg. (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 337.) 

Mittels Säure läßt sich der hämolytische Immunkörper von den Blutkörperchen 
nicht abspalten, wie dies v. Liebermann behauptet hat Damit entfällt auch 
der Beweis für die Säurenatur des Immunkörpers. U. Friedemann. 

2199) Müller, P. Th. Weitere Affinitätsstudien an Agglutininen. Hygien. 
Inst, der Universität Graz. (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 248 u. 341.) 

Die zu verschiedenen Zeiten des Immunisierungsprozesses produzierten 
Agglutinine besitzen eine sehr verschiedene Avidität zu den Zellen, welche sie 
erzeugt haben, und zwar scheinen in der Periode der lebhaftesten Antikörper¬ 
bildung auch die avidesten Agglutinine gebildet zu werden. In jedem Immun¬ 
serum befinden sich daher Scharen von Antikörpern mit verschiedener Avidität, 
die aus den einzelnen Immunisierungsperioden stammen. Kompliziert werden 
diese Verhältnisse noch dadurch, daß die Agglutinine im Blut allmählich eine 
Abschwächung ihrer Avidität erfahren. Alle diese Schlüsse werden aus einem 
sehr umfangreichen experimentellen Material abgeleitet. {/. Friedemann. 

2200) v. Eisler, M. Ist die Haemagglutination und Haemolyse, durch 
Rizin und Haemolysin hervorgerufen, eine Säurewirkung? Staatl. serotherapeut. 
Inst, in Wien. (Zbl. f. Bakt. 1908, Bd. 46, S. 353.) 

Der geringe Säuregehalt des Rizins ist wahrscheinlich nicht auf das Gift 
selbst, sondern auf Verunreinigungen zu beziehen. Jedenfalls ist es für die 
Agglutination ohne Bedeutung, da erst die 500fache Säuremenge Agglutination 
bewirkt Damit entfallen die Beweise v. Liebermanns für die Säurenatm 
des Rizins. Auch der Hemmung der Haemolyse durch Alkali kommt nicht die 

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866 


Referate. 


ihr von v. Lieb ermann zugeschriebene Deutung zu, denn sie richtet sich im 
wesentlichen gegen das Komplement und nicht gegen den Ambozeptor. 

{/. Friedentann, 

2201) Wyssokowicz. W. (Kiew). Über die Passierbarkeit der kranken liieren 
für die Bakterien. (Ztschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. März 1908, Bd. 59, 

S. 51—66, Festschr. f. Flügge.) 

Ausgehend von der Tatsache, daß ins Blut eingeführte Bakterien durch ge¬ 
sunde unverletzte Nieren nicht in den Ham eindringen können, wurde die Durch¬ 
lässigkeit der durch Ammoniumbichromat, Cantharidin, Uranacetat, Aloin ver¬ 
gifteten Nieren für Bakterien geprüft. Trotz (nicht hämorrhagischer) Nephritis 
trat eine solche nicht ein. K. Sick. 

2202) Nevinny, J. Die Bauschbeere (Vaccinium uliginosum L.), ihre Ver¬ 
wechslung mit der Heidelbeere (Vaccinium myrtdllus L.) und ihr Nachweis in 
den Fftces. Aus d. pharm. Institut der Univ. Innsbruck. (Ztschr. f. Hygiene 
März 1908, Bd. 59, S. 95—122, Festschr. f. Flügge.) 

Vorwiegend pharmakognostisch-botanische Beschreibung der Rauschbeere. 
Eine eigentlich toxikologische Bedeutung der Frucht scheint nicht vorzuliegen, 
da keine schwereren Gesundheitsstörungen beim Menschen durch deren Genuß 
bekannt sind. K. Sick . 

2208) Kruse. Beiträge zur Hygiene des Wassers. Aus d. hygien. Institut 
d. Univ. Bonn. (Ztschr. f. Hyg. u. Inf.-Krankh. März 1908, Bd. 59, S. 6—94, 
Festschr. f. Flügge.) 

Die Arbeit umfaßt eine Reihe von Untersuchungen und Erfahrungen auf 
dem genannten Gebiete, die Verfasser in den letzten 15 Jahren gesammelt hat 
Sie sind in der Mehrzahl zu einem kurzen Referat nicht geeignet. Es wird mit- 
geteilt: 

1. Ein einfacher »Taucher« zur Entnahme des Wassers. 

2. Beobachtungen bei Keimprüfung von Grundwässem. 

3. Bedeutung des Colibefundes im Wasser. 

4. Eine seltene Verunreinigung des Grundwassers (durch freie Schwefelsäure 
und Salpetersäure aus der Bleikammer einer über 1 km entfernten Schwefel¬ 
säurefabrik, die vor 20 Jahren geplatzt war und deren Inhalt in den Boden ver¬ 
sickerte). 

5. Die Beinflussung von Grundwasserwerken durch Hochwässer. 

6. Die künstliche Beschaffuung von Grundwasser. 

7. Selbstreinigung des Wassers, insbesondere in Flüssen und Talsperren. 

8. Filtrierversuche im kleinen und großen. 

Hervorgehoben seien hier die Ausführungen über den Colibefund im Wasser. 
Die Coliprobe will Kruse nicht qualitativ, sondern quantitativ verwendet wissen. 
Fast in jedem und zwar in einem nach sonstigen Kriterien reinen Wasser finden 
sich Cohbazillen, wenn man bis zu 1 1 verarbeitet. Die Coliprobe ist jedenfalls 
nicht wertvoller als die Keimzählung. Die Züchtung bei 46° verbessert die 
Coliprobe nicht, da manche echte Cohbazillen und jedenfalls Typhus und Ruhr¬ 
bazillen nicht mehr bei dieser Temperatur wachsen. Überhaupt ist der Colititer 
kein zuverlässiger Maßstab für die Beurteilung des Wassers. K. Sick. 

2204) Praußnitz, W. (Graz). Über »natürliche Filtration« des Bodens. 
(Ztschr. f. Hyg. u. Inf. März 1908, Bd. 59, S. 161—224, Festschr. f. Flügge.) 

Ein Hochwasser, das die Wasserwerke der Stadt Graz sehr ungünstig be¬ 
einflußte und eine bisher nie beobachtete Bakterienmenge dem Trinkwasser bei¬ 
mischte, gibt Verfasser Veranlassung, an der Hand dieser Beobachtung die 
natürliche Filtration des Bodens zu untersuchen. Die Arbeit, die eine Reihe 
technischer Neuerungen beschreibt, muß im Original nachgelesen werden. Die 
Verunreinigung des Wassers hatte zur Folge, daß eine ganz erhebliche Ver¬ 
mehrung der Magendarmerkrankungen bei Erwachsenen (besonders beim Militär 
eintrat. K. Sick. 

2205) Neißer, M. (Frankfurt a. M.) Einiges über angewandte Bakteriologie. 
(Ztschr. f. Hyg. u. Inf. März 1908, Bd. 59, S. 223—240, Festschr. f. Flügge.) 

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Referate. 


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Winke für Einrichtung, Betrieb und Hauptaufgaben der bakteriologischen 
Untersuchungsstationen. K. Sick . 

2806) Lübbert, A. (Hamburg). Biologische Abwasserreinigung. Zur Charak¬ 
teristik des Oxydationsverfahrens. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 241—272.) 

Die natürlichen biologischen Verfahren der Abwasserreinigung: Berieselung 
und intermittierende Bodenfiltration beanspruchen große Flächen und sind an 
manchen Lokalitäten überhaupt nicht anzubringen. Daher sind die künstlichen 
biologischen Verfahren (1892 in England von Dibdin erstmals angewandt) zur 
Zeit Gegenstand eifriger Studien, die am meisten durch die Versuche Dunbar’s 
und seiner Schule gefördert wurden. Von solchen künstlichen Verfahren kommen 
in Betracht: 

1. Oxydationsverfahren. 

a) Kontakt- oder intermittierendes Verfahren, 

b) Tropfverfahren mit oder ohne apparative Wasserverteilung (im letzteren 
Fall Schalentropfkörper nach Dunbar). 

2. Faulverfahren, Faulkammern oder offene Faulbecken. 

Verfasser beschreibt die einzelnen bei den Anlagen zu beachtenden Punkte 
des Dunbarschen Verfahrens und die theoretischen Grundlagen desselben. 
Für die Ausscheidung bezw. Zerstörung der fäulnisfähigen Substanzen kommen 
im wesentlichen fünf Faktoren in Betracht: 1. Adsorption, 2. chemische Bindung, 
8. Sauerstoff, 4. Enzyme, 5. Mikroorganismen. Die immer neu sich regenerierende 
Adsorptionskraft der Oxydationskörper wird durch neue Benetzungshäutchen 
garantiert Sehr wichtig ist der gallertige Rasen, der sich über den Kies- oder 
Koksstücken der Oxydationskörper bildet. Er stellt einen quellbaren Körper 
von außerordentlich großer innerer benetzbarer Oberfläche dar. Da durch 
Kröhnke und Biltz festgestellt wurde, daß ein großer Teil der Schmutzstofie 
kolloidalen Charakter besitzt, so kann man eine starke Neigung dieser Fäulnis¬ 
stoffe, sich mit dem schleimig-gelatinösen Überzug zu verbinden, annehmen. 
Die Notwendigkeit ausgiebiger Sauerstoffzufuhr, die Wirksamkeit eiweiß- und 
kohlehydratlösender Fermente ist durch Dun bar erwiesen. Neben den massen¬ 
haften Mikroben, Algen, nehmen auch höhere Glieder der Flora und Fauna, so 
massenhafte Insektenlarven, die verschiedensten Würmer (in einem Oxydations¬ 
körper von 100 cbm Inhalt fänden sich über 100 kg Regenwürmer) die organi¬ 
schen Verunreinigungen des Wassers in sich auf. K. Sick . 


2207) Reichenbach, H. Die desinfizierenden Bestandteile der Seifen. (Ztschr. 
f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 296—316, Festschr. f. Flügge.) 

Die Untersuchung der Seifen auf ihren desinfizierenden Wert hat bisher zu 
sehr widersprechenden Angaben geführt. Im Gegensatz zu den bisherigen Unter¬ 
suchen! prüft Verfasser daher die einzelnen Bestandteile der Seifen auf ihre 
Desinfektionskraft: die fettsauren Salze, das überschüssige Alkali und die Zusätze. 
Die neutralen Kalisalze der gesättigten Fettsäuren entfalteten eine bedeutende 
desinfizierende Wirkung (am meisten palmitinsaures Kalium). Da die Salze der 
ungesättigten Fettsäuren eine ungleich geringere Desinfektionskraft entfalten, so 
erklären sich die Widersprüche der Autoren und die geringe Desinfektionskraft 
der käuflichen Seifen, die viel mehr ungesättigte Fettsäure enthalten. Die des¬ 
infizierende Kraft ist erheblich größer als die der entsprechenden Alkalimenge, 
so daß man daran denken muß, daß die hydrolytische Spaltung die Desinfektions¬ 
wirkung erhöht. Dieselbe nimmt nämlich nicht proportional der Verdünnung, 
sondern viel langsamer ab. Gegen die Annahme einer reinen Alkaliwirkung 
spricht die desinfizierende Kraft der Salze der ungesättigten Fettsäuren. 
»Alkali und fettsaure Salze bewirken bei gemeinsamer Einwirkung eine gegen¬ 
seitige Erhöhung ihrer Desinfektionskraft, und zwar eine stärkere Erhöhung, als 
sie durch dieselben Mengen in einer gleichstarken Lösung desselben Mittels her¬ 
vorgebracht worden wären.« 

Die Zusätze zu den Seifen sind von keiner erheblichen desinfizierenden 


Wirkung. 


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K, Sick . 

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Referate. 


Arznei-, Nahrung*- und Genussmittel. 

2208) Rietschel, Hans (Dresden). Über Mehle und MehlfÜtterungen bei 
Säuglingen und ihre Beziehungen zum Stoffwechsel. (D. med. Woch. 1908, 
Nr. 19, S. 826—830.) 

Der Autor gibt folgende Zusammenfassung: Bei der künstlichen Ernährung 
ist der Zusatz eines Schleims oder Mehls zur Milch vom zweiten Monat an von 
Nutzen (1—3proz. Abkochungen). Vom sechsten Monat an können Kohlehydrate 
in Form von Amylum reichlicher gegeben werden. Die Mehle sind absolut 
indiziert beim Milchnährschaden Czernys (Milchatrophiker!) (Darreichung der 
Kohlehydrate in zwei Formen.) Darreichung reiner Mehlabkochungen (mit oder 
ohne Zucker) nach einer akuten Verdauungsstörung (Dyspepsie Widerhofers) 
ist nur für kurze Zeit gestattet (3—5 Tage). Durch längere Mehlfütterung (mit 
und ohne Zucker) kann dem Säugling erheblicher Schaden zugefügt werden 
(Mehlnährschäden). Es ist wahrscheinlich, daß durch zulange, einseitige Fütterung 
von Mehl und Zucker »spezifische« Stoffwechselstörungen entstehen (Störungen 
im Wasser- und Salzhaushalt), daß also der Mehlnährschaden nicht allein aus 
dem Fehlen anderer wichtiger Stoffe erklärt werden darf Die Krankheitstypen 
des »Mehlnährschadens« sind am besten zu bezeichnen als 1. rein atrophische, 
2. atrophisch-hydrämische und 3. hypertonische Form. Diese Typen sind indes 
nicht etwa allein für den Mehlnährschaden charakteristisch, sondern finden sich 
auch bei andern schweren Ernährungsstörungen (Zuckerrübenfütterung?) die 
Hypertonien sind aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zentral bedingt, sondern 
stellen eigentümliche Quellungszustände der Muskeln dar. Reiß . 

2209) Bischoff, H. (Berlin). Betrachtungen über das Soldatenbrot. (Ztschr. 
f. Hygiene März 1908, Bd. 69, S. 164—160, Festschr. f. Flügge.) 

Der Reichtum des »Kommisbrotes« an Kleie ist nicht nur ungünstig für die 
Verdauung (Vermehrung von intestinalen Gärungen), sondern vermindert auch 
seine Ausnutzungsfähigkeit. Bei Verwendung eines kleieärmeren Mehles (25°/ 0 
Kleieauszug gegen 16°/ 0 Kleieauszug des Soldatenbrotes) erhält man ein Brot, 
das bei gleichen Anschaffungskosten einen höheren Gehalt an N-freien und N- 
haltigen ausnützbaren Nährstoffen enthält. Die Brotration könnte bei Verwendung 
des kleiearmen Mehles von 760 auf 690 g vermindert werden. Eine Ersetzung des 
heutigen minderwertigen Soldatenbrotes durch kleieärmeres wäre daher hygienisch 
ratsam und ökonomisch begründet. (Es besteht wohl auch kein zwingender Grund, 
in allen Armeekorpsbezirken überall dasselbe Brot herzustellen. Ret.) üf. Sick. 


2210) Schwarz, E. (Prag.) Das neue Jodpr&parat Sajodin. (Prag. med. 
Wschr. 1908, Nr. 13.) 

Bestätigt die zahlreichen günstigen Urteile über das Sajodin. Fritz Loeb . 

2211) Raoult, Paul. Les pansements au Bismuth dans les maladiea de 

l’estomac. (Wismut bei Magenkrankheiten.) (These de Paris 1907, Nr. 362, 
227 S., 6 S. Literaturangaben.) Fritz Loeb . 


2212) Goebel, G. (Breslau). Über Monotal. Aus dem Augusta-Hospital in 
Breslau. (Die Heilkunde, 1908, Nr. 7.) 

Göbel hat das Monotal an einem kleinen klinischen und poliklinischen 
Material angewandt. Die Dosierung geschah in der Weise, daß etwa 6 g des 
Mittels durch die Hand einer Schwester oder des Kranken selbst in den betreffen¬ 
den Körperteil zweimal des Tages während einer Viertelstunde eingerieben 
wurde. Die gesamte Verbrauchsmenge schwankte bei den einzelnen Patienten 
und betrug 20—50, g auch mehr, je nachdem sich eine Wirkung zeigte. Trat 
eine solche ein, so wurde meist bald mit dem Mittel ausgesetzt. Üble Neben¬ 
erscheinungen, Fiebersteigerungen, Nierenreizungen (Albumen) usw. wurden 
niemals bemerkt. Auf Grund der gewonnenen Erfahrungen erscheint das Monotal 
auf jeden Fall bei rheumatischen Beschwerden nutzbringend und empfehlenswert, 
seien die rheumatischen Beschwerden nun ohne anatomisches Substrat, wie der 
vulgäre »Rheumatismus« ja meist, oder mit Schwellungen der Gelenke ver¬ 
bunden, also echter Gelenkrheumatismus. Verfasser empfiehlt das Monotal als 
ein Mittel, gerade für chronische Fälle, wo sonst wenig zu helfen ist. Sckittenkelm. 


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Referate. 


869 


BQcherbesprechungen. 

2218) Krehl, L. u. Marchand, F. Handbuch der Allgemeinen Pathologie. 
I. Bd. Leipzig 1908. Verlag von S. Hirzel. 

Das vorliegende Handbuch will eine zusammenfassende Darstellung der ge¬ 
samten Pathologie geben, aber nicht vom einseitigen anatomischen Standpunkt 
aus, sondern von den großen Gesichtspunkten der modernen Biologie. Mit Recht 
weist Marchand in der Einleitung darauf hin, daß die anatomische und die phy¬ 
siologische (physikalisch-chemische) Betrachtungsweise der Lebensvorgänge ihre 
gleiche Berechtigung haben und nicht als Gegensätze zu betrachten sind; die¬ 
selben dürfen daher nicht getrennte Wege gehen. Ein vollkommenes Verständ¬ 
nis der Lebensvorgänge wird nicht erreicht, wenn man dieselben einseitig ana¬ 
tomisch, einseitig physikalisch oder einseitig chemisch enträtseln will; vielmehr 
müssen alle Richtungen Zusammengehen. Eine befriedigende Lösung ist nur von 
einer alle Richtungen vereinigenden, nicht von einer getrennten Betrachtungs¬ 
weise zu erreichen. 

Es ist keine Frage, daß ein Handbuch der allgemeinen Pathologie, das auf 
diesen modernen Grundsätzen basiert, ein Bedürfnis ist, daß es ein dankenswertes 
Werk ist, die zersplitterte Forschung zusammenzufassen, um eine Darstellung der 
Lebensvorgänge, die allen Seiten gerecht wird und die Errungenschaften aller 
Disziplinen vereinigt, zu haben. Man darf aber auch nicht verkennen, daß das 
ein schweres Problem ist, daß zu einer idealen Lösung Forscher nötig sind mit 
einem weiten wissenschaftlichen Horizont, mit einer enorm vielseitigen Kenntnis 
und der Gabe, ihr Detailwissen zu einer vollkommenen Darstellung zu vereinen. 
Die Herausgeber haben das Handbuch in zahlreiche Kapitel zerlegt und deren 
Bearbeitung unter eine Reihe namhafter Autoren verteilt. Wie diese ihren Auf¬ 
trägen gerecht wurden und ob das Ganze ein lückenloses harmonisches Gebilde 
gibt, kann erst nach Erscheinen des ganzen Werkes beurteilt werden. 

Der erste Band hat einen reichen Inhalt. Er behandelt die allgemeine Ätio¬ 
logie in zwei Abteilungen: Die äußeren und die inneren Krankheitsursachen. 
Folgende speziellen Kapitel finden sich darin behandelt: Die mechanischen Krank¬ 
heitsursachen von F. Henke, Die thermischen Krankheitsursachen von F. Mar¬ 
chand, Die strahlende Energie als Krankheitsursache von L. Aschoff, Der Luft¬ 
druck als Krankheitsursache von L. Aschoff, Die chemischen Krankheitsursachen 
(allgemeine Toxikologie) von R. Boehm, Die belebten Krankheitsursachen von 
C. Fraenkel und F. Marchand, Die Lehre der Krankheitsanlagen (angeborene 
und erworbene Dispositionen, Erblichkeit) von P. v. Baumgarten, Die Lehre 
von der Immunität und von den natürlichen Schutzvorrichtungen des Organismus 
von G. Sobernheim. Der Band schließt mit einem Namen- und Sachregister. 

Die Einteilung ist, wie ersichtlich, neu und originell. Die Darstellung der 
einzelnen Kapitel läßt nichts zu wünschen übrig. Wir werden auf das Werk 
später noch zurückkommen. Schittenhelm . 

2214) Knorr, Richard. Die Cystoskopie und Urethroskopie beim Weibe. 
Mit 146 zum Teil farbigen Abbildungen im Text, 1 schwarzen und 2 farbigen 
Tafeln. Verlag von Urban & Schwarzenberg. Berlin-Wien 1908. 

Das vorliegende Buch teilt sich in mehrere Teile: Technik der Cystoskopie, 
worin die nötigen Details klar und umfassend zur Darstellung kommen, Uretheren- 
katheterismus mit genauer Beschreibung der Technik, der diagnostischen und 
therapeutischen Verwendung (nebst einer funktionellen Nierendiagnostik), die 
Urethroskopie, die direkte Cystoskopie und die endovesikalen Operationen, end¬ 
lich die Cystoskopie bei Erkrankungen der Blase des Ureters und der Niere. — 
Die Übersicht zeigt, wie umfassend der Autor sein Thema behandelt hat. Man 
findet darin alles Wissenswerte für Diagnose und Therapie und eine vorzügliche 
Anleitung zur Technik der Ausführung. Das Buch, dessen Wert durch zahlreiche 
Textillustrationen, farbige und photographische Tafelbilder in ausgezeichneter 
Ausführung erhöht wird, kann jedem angelegentlichst empfohlen werden, der das 
vorliegende Gebiet betreibt oder betreiben möchte. Schittenhelm . 


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870 


Versammlungs-Bericht. 


80. Versammlung 

der Deutsehen Naturförseher und Ärzte zu Köln, 20.—26. September1008. 

Abteilung für innere Medizin, Pharmakologie, Balneologie und Hydrotherapie. 
(Referent: Dr. K. Reicher-Berlin.) 


(Schluß.) 

Sitzung vom 24. September 1908. 


I. Gesamtsitzung beider Hauptgruppen. 

1. Prof. Dr. Wiener (Leipzig): Über Farbenphotographie. 


2. Prof. Dr. Franz Doflein (München): Die krankheitserregenden Trypanosomen« 
ihre Bedeutung für Zoologie, Medizin und Kolonialpolitik. 

In der Einleitung wird ein Überblick über die zahlreichen durch Trypano¬ 
somen bedingten Seuchen, ihre Gefährlichkeit und wirtschaftliche Bedeutung 
gegeben. Besonders die Nagana- oder Tsetsefliegenseuche und die Schlafkrank¬ 
heit werden gewürdigt und auf die grundlegenden Forschungen Bruces über 
die Trypanosomen der Tsetsekrankheit hingewiesen. 

Sodann wird eine Darstellung des Baues dieser zu den Flagellaten oder 
Geißelinfusorien gehörigen Protozoen gegeben; und zwar weraen zunächst 
die Formen geschildert, welche im Blut der Wirbeltiere durch ihr massenhaftes 
Auftreten die Seuche verursachen; dabei wird die Wirkungsweise auf das be¬ 
fallene Tier erörtert. 

Da diese Trypanosomen im Blutgefäßsystem in einem allseitig geschlossenen 
Raum leben, so müssen besondere Einrichtungen ihre Übertragung auf andere 
Organismen und auf andere »Wirte« sichern. Unter den verschiedenen Mög¬ 
lichkeiten erweisen unsere bisherigen Erfahrungen zwei als verwirklicht. Es 
sind dies die direkte Übertragung bei der Begattung (ähnlich wie bei der 
Syphilis) und die indirekte Übertragung durch Vermittlung eines blutsaugen¬ 
den Insektes (oder sonstigen Wirbellosen, z. B. Blutegel, Zecke usw.). 

Letztere hat eine besonders große praktische Bedeutung infolge des Nach¬ 
weises, daß Schlafkrankheit, Tsetseseuche, Surra, Galziekte, (Südafrikanisches 
Gallenfieber der Pferde) durch blutsaugende Fliegen übertragen werden, unter 
denen die Tsetsefliegen die wichtigsten sind. 

Nicht minder groß ist die theoretische Bedeutung dieses Übertragungs - 
modus. Zwei Auffassungen sind bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kennt¬ 
nisse möglich. 

1. Die Auffassung, daß die Trypanosomen zu den Stechfliegen in einem 
ähnlichen Verhältnis stehen, wie die Malariaparasiten. Diese nahehegende Auf¬ 
fassung ist gegenwärtig die herrschende. Besonders Schaudinn und seine 
Schule haben viele Tatsachen beigebracht, welche diese Auffassung sehr zu 
stützen scheinen. Danach wären die Trypanosomen mit ihren Überträgern eng 
verkettet, indem in ihnen der geschlechtliche Teil ihrer Entwicklung verliefe, 
während im Wirbeltierblut die ungeschlechtliche Vermehrung vor sich ginge. 
Die Tatsachen, welche für diese Auffassung sprechen, werden angeführt und 
kritisiert. Der Vortragende ist der Ansicht, daß sie nicht beweisend sind und 
neigt vielmehr einer 

2. Hypothese, welche sich auf Erfahrungen von R. Koch, Novy, 
Brumpt u. A. stützt und welche von dem Vortragenden weiter ausgebaut 
wird. Sie stützt sich auf die Tatsache, daß die Trypanosomen als tierische 
Arten außerordentlich labile Eigenschaften besitzen. Es wird gezeigt, bis zu 
welchem Grade bei ihnen physiologische und morphologische Umzüchtbar¬ 
keit möglich ist. Diese Umzüchtbarkeit erweist aber nicht nur die von uns 
aufgestellten Grenzen der »Arten« als überschreitbar, sie vermischt auch die 
Grenzen zwischen scheinbar sehr differenten »Gattungen«. In Kulturen wan¬ 
deln sich die Trypanosomen in Organismen um, welche vollkommen überein- 


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Versammlungs-Bericht. 


871 


stimmen mit Flagellaten, welche als harmlose Parasiten im Darm zahlreicher 
Organismen, vor allem von Insekten Vorkommen. Die Versuche haben gezeigt, 
daß es gelingt, solche Herpetomonaden ebenso durch künstliche Kultur in 
Trypanosomen umzuwandeln, wie umgekehrt die Trypanosomen in Herpeto¬ 
monaden. 

Darauf baut sich nun die Annahme auf, daß die Trypanosomen durch all¬ 
mähliche Anpassung an das Blut der Wirbeltiere, welches ihnen beim Sauge¬ 
akt der Insekten dargeboten wird, zu Blutschmarotzern der Wirbeltiere ge¬ 
worden sind und jederzeit noch werden können. Aus welchem Wirt 
sie ursprünglich kommen, ist wohl jetzt nicht mehr nachzuweisen, aber sehr 
wahrscheinlich ist es, daß sie in ihren gegenwärtigen Überträgern keine ge¬ 
schlechtlichen Vorgänge regelmäßig durchmachen. Ihre Verkettung mit den 
Tsetsefliegen z. B. ist also eine viel weniger enge, als die der Malariaparasiten 
mit den Stechfliegen. Daher erklärt sich auch, daß nicht nur die Tsetsen, 
sondern auch zahlreiche andere blutsaugende Tiere die Trypanosomen über¬ 
tragen. 

Die große Bedeutung der Trypanosomenseuchen fordert von den Kolonial- 
politikem ihre ernsthafte Berücksichtigung; unsere gegenwärtigen Kenntnisse 
führen zunächst zu prophylaktischen Maßregeln, von denen zu erwähnen sind: 

1. Sanitäre Kontrolle bei Viehtransporten, 

2. Verhinderung der Wanderung und Übersiedlung schlafkranker Menschen, 

3. ist von Koch Ausrottung des großen Wilds vorgeschlagen. 

Gegen diesen Vorschlag muß aber Stellung genommen werden. 

Für die Medizin und Zoologie gemeinsam sind von besonderer Wichtigkeit 
die Ergebnisse, welche auf die Entstehung neuer Trypanosomenrassen und damit 
neuer Krankheiten unter unseren Augen hinweisen. Alle Ergebnisse zeigen von 
neuen, was in den letzten Jahren immer wieder hervortrat, wie eng verknüpft 
auf dem Gebiet der Forschung Zoologie und Medizin sind. Da das zu behan¬ 
delnde Thema eine so glänzende Bestätigung dieser praktischen Wahrheit ent¬ 
hält, ist es dem Vortragenden eine ganz besondere Freude, es gerade bei der 
Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu behandeln. 


II. Sitzung der medizinischen Hauptgruppe. 

Donnerstag Nachmittag. 

Vorsitzender: Kern. 

Wright (London): Über Vakzinetherapie und die Kontrolle der Behand¬ 
lung mittels des opsonischen Index. 

Für den Schutz des Organismus gegen eindringende Mikroorganismen kom¬ 
men zwei Momente in Betracht: die Leukozyten mit ihren digestiven Fermen¬ 
ten und die antibakteriellen Substanzen der Blutflüssigkeiten. Bei den Leuko¬ 
zyten können wir eine spontane und eine künstlich erzeugte oder induzierte 
Phagozytose unterscheiden. Erstere stellt einen relativ langsamen Prozeß 
mit spärlicher Aufnahme von Bakterien vor. Die induzierte Phagozytose hin¬ 
gegen zeichnet sich durch ihren auffallend schnellen Verlauf, die ausnahmslose 
Beteiligung sämtlicher ausgebildeten Leukozyten und durch deren Sättigung 
mit Bakterien bis zur Übemille aus. Die physikalisch-chemischen Wir¬ 
kungen der Blutflüssigkeiten lassen sich in bakterizide, bakteriolytische, 
bakteriope und agglutinierende differenzieren. 

Die zur Messung der immunisatorischen Wirkung eines Vakzins zu ver¬ 
schiedenen Zeiten vorgeschlagenen Methoden sind folgende: 

1. Testinokulationen mit lebenden Kulturen an vorher vakzinierten Menschen 
oder Tieren. 

2. Testinokulationen mit lebenden Kulturen an Tieren, die mit dem Blute 
vakzinierter Menschen oder Tiere vorbehandelt sind. 

3. Berücksichtigung der durch die Inokulation hervorgerufenen toxischen 
Wirkung. 


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Versammlungs-Bericht 


4. Berücksichtigung der nach der Inokulation eintretenden Besserung oder 
Verschlimmerung der klinischen Symptome. 

5. Messung der antibakteriellen Kraft des Blutes. 

Keine dieser Methoden hat sich als verläßlicher Maßstab erwiesen, im 
Gegenteil, die Resultate stehen oft im strikten Gegensätze zum klinischen Ver¬ 
halten. Demgegenüber setzt nun Wright die Vorteile auseinander, die wir 
gewinnen, wenn wir uns bei der Immunisierung von dem opsonischen Index 
leiten lassen. Es sind folgende: Der opson. Index weist durchwegs bei allen 
Immunisierungsprozessen Veränderungen auf, welche uns einen äußerst sensiblen 
Maßstab der Immunitätsreaktion geben. Es steht uns ferner zur Messung dieser 
Vorgänge eine zuverläßliche Technik zur Verfügung und endlich besitzen wir 
ein überwältigendes Beweismaterial dafür, daß zwischen dem Steigen und Fallen 
des opsonischen Index und den Besserungen oder Verschlimmerungen im Zu¬ 
stande des Patienten Beziehungen bestehen. 

Was die einzelnen Vorgänge nach der Vakzination betrifft, so schließt sich 
an die Inokulation eine negative Phase unmittelbar an, der bald eine posi¬ 
tive Phase folgt. Hierauf sinkt der bakteriotrope Druck entweder wieder auf 
die ursprüngliche Stufe oder er hält sich noch eine Zeit lang oberhalb der 
Grundlinie. Bei zu kleinen Vakzinedosen bleibt die negative Phase aus, aber 
auch die positive steht dann hinter der gewöhnlichen an Höhe und Ausdehnung 
zurück. Eine progressive Verstärkung der Vakzindosen ohne Kontrollunter- 
suchungen des opsonischen Index ist von Nachteil. W right geht nach folgendem 
Schema vor: Ergibt die Blutuntersuchung eines Kranken 24 Stunden vor der 
Inokulation einen subnormalen Index und 24 Stunden nach der Inokulation eine be¬ 
deutende Reduzierung desselben, so beweist ihm dies, daß eine kleinere Vakzin- 
dösis geeigneter wäre. Ist aber der Index 24 Stunden nach der Inokulation 
gestiegen und nach weiteren 8—10 Tagen auf seinen früheren Stand vor der 
Inokulation zurückgegangen, ohne daß der Patient Störungen irgendwelcher Art 
zeigt, so hätte eine größere Dosis angewendet werden sollen. Ist endlich nach 
der Inokulation einer kleiner Rückgang des Index zu verzeichnen, und steht 
dieser nach 8—10 Tagen höher als vor der Inokulation, so ist die geeignete 
Dosis zur Verwendung gekommen. 

Die gleichen Immunitätsreaktionen wie nach Vakzinationen müssen bei 
Resorptionen von Bakterien oder ihren Produkten von Infektions¬ 
herden aus stattfinden. Diese Autoinokulationen setzen den Immunisierungs¬ 
mechanismus in Tätigkeit und sind die Ursache von Spontanheilungen. Solche 
Autoinokulationen können wir auch künstlich durch verschiedene Prozeduren 


her vorrufen, wie Massage, aktive und passive Bewegungen, die den Infektions¬ 
herd in Mitleidenschaft ziehen, bei Auskratzungen, tiefen Atemzügen, schlie߬ 
lich auch bei Bier’scher aktiver und passiver Hyperämie. Die künstlichen 
Autoinokulationen lassen sich auch zu diagnostischen Schlüssen verwerten. Da 
Aszites-Flüssigkeit stets einen bedeutend niedrigeren opsonischen Index wie das 
fließende Blut besitzt und durch Punktion an Stelle der stagnierenden Flüssig¬ 
keit opsonisch viel wirksamere Lymphe ..tritt, ist darauf die günstige Wirkung 
eines solchen Eingriffs zurückzuführen. Ähnliche Verhältnisse gelten für Leuko¬ 
zyten in Eiterherden usw. 

Als allgemeine Regeln bei Bakterieninfektionen haben zu gelten: 
Die therapeutische Immunisierung ist in allen Fällen angezeigt, wo die antibak¬ 
terielle Kraft des Blutes unter dem Standard zurückbleibt, der bei erfolgreicher 
Reaktion des Organismus auf eine Infektion erreicht wird. Wo die Blutwirkung 
kräftig ist, soll ein stärkerer Lymphstrom zur erkrankten Stelle geleitet werden. 
Die scheinbaren Vorteile der Auto- gegenüber der exogenen Inokulation werden 
reichlich dadurch aufgewogen, daß wir bei ersterer mit ungemessenen Dosen 
von lebenden Bakterien und ihren Produkten arbeiten. Bei Allgemeininfektion 
mit spontanen Autoinokulationen und kräftiger Immunitätsreaktion ist exspek- 
tative Behandlung angezeigt. Um dem Lymphstrom zu den Infektions¬ 
herden genügenden Zutritt zu verschaffen, stehen uns verschiedene 
Mittel zu Gebote wie Hitze, Bier’sches Verfahren, Inzisionen event. gefolgt von 


Schröpfungen, 0,6 °/ 0 Natriumzitrat, 6,0 Chlomatrium usw. 

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Versammlungs-Bericht 


873 


Man dürfe nicht unbillige Anforderungen inbezug auf die Betätigung der 
Opsintheorie stellen, so daß eine vollkommene Heilung als Erfolg für die Vak¬ 
zinetheorie angesehen werden dürfe usw. Wright schließt mit der Besprechung 
zahlreicher Kurven, die ein getreues Bild des vorherrschenden Parallelismus 
zwischen opsonischem Index und Schwankungen im Befinden der Patienten geben. 
Wright hofft, daß eine vorurteilslose Nachprüfung seiner Ergebnisse die Rich¬ 
tigkeit seiner Theorie bestätigen werde. 

Einthoven, W. (Leiden): Über das Elektrokardiogramm. 

Das in unserem Körper klopfende Herz entwickelt bei jeder Zusammen¬ 
ziehung einen elektrischen Strom, der nach allen Teilen unseres Organismus, 
z. B. nach unseren Händen und Füßen, hingeleitet wird. Man braucht nur ein 
geeignetes elektrisches Meßinstrument mit den beiden Händen oder mit einer 
Hand und einem Fuße einer Person zu verbinden, um bei jedem Schlag ihres 
Herzens einen Ausschlag des Instrumentes zu beobachten. 

Registriert man die Ausschläge des Meßinstrumentes, so bekommt man den 
Aktionsstrom des Herzens in der Form einer Kurve, die Elektrokardiogramm 
genannt wird. In dieser Kurve unterscheidet man eine Spitze der Vorkammer- 
und vier Spitzen der Kammerkontraktion. Aus der Form, der Größe und den 
zeitlichen Verhältnissen dieser Spitzen kann man viele Einzelheiten erkennen 
über die Weise, wie das Herz seine Aufgabe vollbringt. 

Dies wird vom Vortragenden mittels einer Anzahl an die Wand projizierter 
Diapositivbilder näher erläutert. 

Das Elektrokardiogramm des Hundes, obgleich in der Form nicht ganz mit 
dem des Menschen übereinstimmend, weist doch keine prinzipiellen Unterschiede 
mit demselben auf. Es ist namentlich geeignet, verschiedene Fragen zu beleuch¬ 
ten, deren Lösung bis jetzt mittels der bekannten mechanischen Untersuchungs¬ 
methoden Schwierigkeiten dargeboten hat. So zeigt die Kurve des Aktions¬ 
stromes unzweideutig, daß Vagusreizung die Vorkammersystole direkt, die 
Kammersystole jedoch nur indirekt beeinflußt. Blutentziehung und Chloro¬ 
formnarkose haben ganz bestimmte Veränderungen in der Form des Elektro¬ 
kardiogramms zur Folge, die leicht und deutlich konstatiert werden können. 
Man darf sogar die Hoffnung hegen, daß vielleicht später, wenn die Registrie¬ 
rung des Elektrokardiogramms allgemeiner angewandt werden sollte, dieselbe 
auch eine praktische Bedeutung für den Chirurgen bekommen wird, der vor 
oder auch während der Narkose seiner Patienten sich über ihre Herztätigkeit 
zu unterrichten wünscht. 

Im normalen menschlichen Elektrokardiogramm ist der Einfluß der Atem¬ 
bewegungen auf die Form der Kurve ersichtlich und macht sich namentlich 
die durch Körperanstrengung gesteigerte Herzfrequenz recht deutlich geltend. 
Nach Körperanstrengung ist die Vorkammerspitze bedeutend vergrößert, was 
auf eine Zunahme der Kraft der Vorkammerkontraktionen hinweist, während 
man aus der eigentümlichen Veränderung, die das Kammerelektrogramm 
zu gleicher Zeit erfährt, den Schluß ziehen darf, daß die Tätigkeit der linken 
Kammer dabei mehr zugenommen hat als die der rechten. 

Unter verschiedenen pathologischen Verhältnissen treten ganz spezielle 
Formveränderungen des Elektrokardiogramms auf, so daß man oft aus der Form 
der Kurve die Natur des Herzleidens erkennen kann. In gleicher Weise kann 
der Grad des Leidens beurteilt werden, wodurch man also in den Stand ge¬ 
setzt wird, den durch Heilmittel ausgeübten Einfluß Schritt für Schritt zu stu¬ 
dieren. 

Das physiologische Laboratorium in Leyden ist mittels elektrischer Leitungs¬ 
drähte mit dem dortigen Universitäts-Krankenhause verbunden, wodurch es 
möglich ist, die Kranken in dem 1,5 Kilometer entfernten Spitale mit dem im 
Laboratorium fest aufgestellten elektrischen Meßinstrument zu untersuchen. 

Der Vortragende zeigt eine große Anzahl von Kurven, die man auf diese 
Weise von den Aktionsströmen des menschlichen Herzens erhält, und die man 
mit Recht »Telekardiogramme« nennen darf. Es zeigen sich typische Formen 
vom Elektrokardiogramm bei Hypertrophie des rechten Herzens durch Mitral- 

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Versammlungs-Bericht. 


Insuffizienz! Hypertrophie des linken Herzens durch Aorten-Insuffizienz, Hyper¬ 
trophie der linken Vorkammer durch Mitralstenose und ferner noch bei vielen 
anderen Abweichungen, von denen wir nur noch die My odegeneratio cordis und 
die kongenitalen Herzfehler nennen. 

Da der Aktionsstrom der Vorkammern im Elektrokardiogramm fast immer 
sehr deutlich von dem Aktionsstrom der Kammern unterschieden werden kann, 
lassen die Kurven das Verhältnis zwischen Vorkammer- und Kammerkontraktion 
in einer Weise erkennen, welche an Bestimmtheit und Genauigkeit die ge¬ 
wöhnlichen mechanischen Registriermethoden weit übertrifft. Herzblock- und 
Allorhythmiezustände werden im Telekardiogramm mit sehr befriegender Schärfe 
nnd Entschiedenheit wiedergegeben. 

Sehr merkwürdig sind auch die elektrischen Erscheinungen, die bei einer 
sogenannten Extrasystole eintreten. Der Aktionsstrom bekommt dabei eine Form, 
die stark von dem gewöhnlichen Elektrokardiogramm abweicht, was darauf 
hinweist, daß der Ursprung und die Fortpflanzung der Kontraktionswelle in den 
Kammern während einer Extrasystole nicht mit denen einer normalen Herzkon¬ 
traktion übereinstimmen. Ferner hat der Augenblick, in welchem die Extra¬ 
systole sich entwickelt, im Zusammenhang mit der Form und der Größe des 
arteriellen Pulses auf die Bedeutung dieser unzeitigen Herzwirkung neues Licht 
geworfen. 

Die Untersuchung des mechanischen Kardiogramms ist nicht selten mit un¬ 
überwindlichen Schwierigkeiten verbunden, während die Ausmessung und Ana¬ 
lyse dieser Kurve oft eine reiche Quelle fehlerhafter Erklärungen darstellt. Da¬ 
gegen geht die Registrierung des Elektrokardiogramms — wenn die erforder¬ 
lichen Apparate einmal richtig aufgestellt sind — leicht und schnell. Die 
Methode erfordert keine besondere Geschicklichkeit des Beobachters, ergibt 
ein vollkommen sicheres und zuverlässiges Resultat und knüpft an eine Genauig¬ 
keit, die wenig zu wünschen übrig läßt, den großen Vorteil, daß man durch 
dieselbe in den Stand gesetzt wird, absolute Maße zu benutzen. Überhaupt ist 
der Schluß gerechtfertigt, daß die elektrische Untersuchungsmethode des 
Herzens mit Vorteil angewandt werden kann, die jetzt in der Klinik üblichen 
mechanischen Untersuchungsmethoden zu ergänzen. (Autoreferat) 

Kraus» F. (Berlin): Zur Lehre vom Elektrokardiogramm. 

Kraus bespricht nach experimentellen Untersuchungen und nach Aufnahmen 
an kranken Menschen die Analyse von Herzarythmien mit Hilfe des Elektro¬ 
kardiogramms. 

Er demonstriert zunächst die Elektrogramme von Herzschlägen, die, hervor¬ 
gerufen durch normalen oder pathologischen Reiz am richtigen Ort (rechten 
Vorhof) zu falscher Zeit, wegen des hier normalen Ablaufs der Erregung 
und Erregungsleitung als dem gewöhnlichen Typ gleichgestaltet erscheinen: die 
Vorhofschwankung fehlt nie, die Initialschwankung der Ventrikelschwankung tritt 
immer prägrant, deren Finalschwankung ganz gewöhnlich an den Kurven hervor. 
Das unterscheidende von völlig normalen Elektrokardiogrammen liegt dann im 
Verhalten der Pause. 

In dieser Gruppe kann man einzelne prämature Herzschläge bei im 
übrigen erhaltenen Rhythmus und aufgehobenen Rhythmus mit verkürzten aber 
auch mit verlängerten Pausen zwischen den Einzelschlägen Anden. Bei per- 
petuierlicher Arhythmie sehen wir öfter Gruppenbildung mit fallendem oder 
steigendem Rhythmus; manchmal auch Kombinationen mit atypischen Herz¬ 
schlägen durch Reiz am Unrechten Ort (selten ventrikuläre Extrasystolen), 
häufiger Schläge von der Übergangsstelle des His’schen Bündels: Pulsus irre- 
gularis perpetuus eine Sammelgnippe. 

Zweitens gibt es (ganz gewöhnlich außerdem auch noch vorzeitige) Herz¬ 
schläge infolge Angriffs (pathologischer) Reize am falschenOrt. Die oetreffen- 
den Elektrokardiogramme sind in Größe und Gestalt atypisch. Es existieren 
zwei Formen der Ventrikelschwankung. Die der normalen, bloß durch den vom 
Atrium kommenden Leitungsreiz, außerdem nur noch durch Reizung des Über- 

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Vemmmlnngg-Bericht. 


875 


gangsbündels (Tawara’scher Knoten) hervorgerufenen Ventrikelsystole ent¬ 
sprechenden Elektrogramme zeigen kleinere Ausschläge: ganz bestimmte vor¬ 
geschriebene Bahnen leiten hier in einem Hin und Her die Erregung, sodaß es zu 
einer Subtraktion verschiedener, teilweise in entgegengesetzter Richtimg verlaufen¬ 
der Partialströme kommt. Die Elektrogramme der atypischen durch Reiz am falschen 
Ort resultierenden Ventrikelkontraktionen sind größer als die normalen Herz¬ 
kurven, weil sich hier die Erregung gleichmäßig fortschreitend in der Masse des 
Myokards ausbreitet, was eine Summation der Teilströme zur Folge hat. Weiter¬ 
hin bildet die elektrische Kurve dieser atypischen Ventrikelsystoien ausgeprägte 
Form Verschiedenheiten, je nachdem der Reiz angreift am Übergangsbündel, an 
linker und rechter Kammer, bezw. in der Mitte. 

Anschließend bespricht der Vortragende das Verhalten des Vorhofausschlages 
in diesen Fällen (Vorhandensein, event Superponiertsein, Fehlen bei auf¬ 
einander gerückter mechanischer Kurve des Atrium und der Ventrikel). 

Drittens gibt eine gestörte Kontraktionsfolge der Vorhöfe und der beiden 
Kammern, zeitweiliges Ausfallen von Ventrikelsystolen oder vollständige atrioven¬ 
trikuläre Dyssynergie. Vortragender demonstriert an Elektrokardiogrammen die 
oft »superponierte« Vorhofzacke; öfter erkennt man ein für sich rhythmisches 
Schlagen der Atrien, den ausschließlichen chromotropen Effekt auf die Vorhöfe 
(Muskelaktion) usw. (Autoreferat) 


Hoffmann, Äug. (Düsseldorf): Über das menschliche Elektrokardiogramm. 


Die von Einthoven und Kraus mitgeteilten Untersuchungsergebnisse 
werden durch die Untersuchungen des Vortragenden in vielen Punkten be¬ 
stätigt. Er hatte Gelegenheit, Versuche an einem Menschen mit freiliegendem 
Herzen zu machen und sich davon zu überzeugen, daß bei jedem Menschen Unter¬ 
suchungen mit verschiedenen Polrichtungen gemacht werden müssen. Er wählte 
als oberen Ableitungspunkt stets den rechten Arm und dann als unteren ver¬ 
gleichsweise 1. den Unken Arm, 2. das linke Bein, 3. die Vorderfläche des Thorax 
in der Höhe der sechsten linken Rippe und 4. die hintere Axillarlinie in derselben 
Höhe. Von diesen Punkten erhält man Kurven verschiedenen Charakters. Bei 
dem Menschen mit freiliegendem Herzen konnten die Kurven drei und vier 
direkt von der nur mit dünner Haut- und Muskelschicht bedeckten Herzwand 
abgeleitet werden. Die so erhaltenen Kurven stimmten sehr wohl mit den am 
unversehrten Menschen in derselben Weise erhaltenen überein, sie zeigten von 
der Vorderfläche ein Vorwiegen des Gipfels S, von der Hinterfläche ein Vor¬ 
wiegen des Gipfels R. Es ist dieses merkwürdig, da nach den Angaben der 
Vorredner man gerade das Umgekehrte erwarten sollte. 

Tierversuche am Katzenherzen ließen daran zweifeln, daß die Auflassung 
richtig sei, da die Welle R vorwiegend dem rechten und die Welle S dem 
linken Ventrikel angehören; es scheint sich eher umgekehrt zu verhalten. Diese 
Unsicherheit beweist uns, daß das Kammerelektrokardiogramm in seiner Gestalt 
noch nicht eindeutig aufzufassen ist und Veränderungen der Gestalt keine unbe¬ 
dingten Rückschlüsse zulassen, jedenfalls ist die Insuffizienz des Herzens aus dem 
Elektrokardiogramm nicht einfach zu erkennen, da bei Fällen von Insuffizienz 
des Herzens ganz normale Elektrokardiogramme gefunden werden können. Es 
bedarf noch grundlegender Studien, um die Methode für die Klinik nach dieser 
Richtung brauchbar zu machen, andererseits ist aber zu bemerken, daß dem 
Studium der Irregularität des Herzens schon jetzt reiche Förde¬ 
rungen aus der Methode erwachsen. 


An Hand der vorgezeigten und projizierten Elektrokardiogramme zeigt sich, 
daß in scheinbar regelmäßigem Rhythmus ganz abnorme Systolen nahezu an 
normaler Stelle eingeschaltet sind. Auf keine andere Weise war die Abnormität 
dieser Systolen festzustellen, außer durch das Elektrokardiogramm. Es handelt 
sich um Extrasystolen, die um wenige Hundertstelsekunden zu früh eintraten. 
Auch die am freiliegenden Herzen und bei einigen anderen Fällen aufgenom¬ 
menen Elektrokardiogramme werden demonstriert. 

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876 


V enammlnngs-Berioht. 


Hering (Prag): Das Elektrokardiogramm des Irregalaris perpetuus. 

Über das Verhalten der Vorhöfe beimP.irregul.perpetuus gibt das Elektrokardio¬ 
gramm folgende Aufschlüsse: Von einer Aktion der Vorhöfe, d. h. überhaupt der 
supraventrikulären Abschnitte des Herzens ist nichts zu sehen. Die Spitze P, 
welche durch die Aktion der Vorhöhe entsteht, fehlt. Würden Vorhof und 
Kammer fast gleichmäßig schlagen, so müßte sich dies im Elektrokardiogramm 
auch noch ausprägen. 

Die Vorhöfe scheinen also beim P. irregul. perp., felis sie nicht immer 
absolut gleichzeitig mit den Kammern schlagen, nicht in Tätigkeit zu sein. Die 
Herzreize nehmen unter diesen Umständen wahrscheinlich von der Atrioventri¬ 
kulargrenze ihren Ausgang. Das Elektrokardiogramm bestätigt endlich, daß es 
sich beim P. irregul. perp. um ein durch Extrasystolen komplizierte Störung in 
der Bildung der Ursprungsreize handelt. 

Nicolai (Berlin): Über die Art und den Verlauf der Erregungsleitung im 
Herzen. 

Aus der Form des Elektrokardiogramms kann man besser als mit jedem 
anderen Registrierungsverfahren den Weg der Erregungswelle im Herzen be¬ 
stimmen. Während früher alle Untersucher infolge der falschen Fragestellung, ob 
die Erregung von der Basis zur Spitze resp. umgekehrt verlaufe, zu wider¬ 
sprechenden Resultaten gelangten, habe Nicolai vor einem Jahre gezeigt, daß 
die Erregungswelle normalerweise auf ganz bestimmten verhältnismäßig recht 
komplizierten Bahnen im Herzen hin und her laufe (inzwischen von Einthoven 
im wesentlichen bestätigt). 

Jene gleichmäßig nach allen Richtungen sich ausbreitende Erregung kommt 
nur bei künstlicher Reizung des Ventrikels und als pathologische Form in der 
sogenannten spontanen Extrasystole vor. Hierbei ist der Kontraktionsmodus ein 
viel ungünstigerer als in der Norm. Es ist daher beim Auftreten von Extra¬ 
systolen zuzusehen, ob es sich dabei nur um verfrühte normale Systolen 
mit Verschiebung des Reizmoments oder um wirklich abnorme Ven¬ 
trikelschläge mit Reizung am falschen Orte handelt. Letzterer kann 
im His’schen Bündel resp. in dessen Nähe sowie an allen Stellen beider Ven¬ 
trikel liegen. Das Elektrokardiogramm erlaubt in allen Fällen die Spezialdiagnose, 
ob die Reizung in der Nähe der Basis oder in der Nähe der Spitze stattgefunden 
hat. Die abnormen Schwankungen sind eine Bestätigung aes seinerzeit von 
Engelmann und Marchand publizierten Elektrokardiogramms, doch müssen 
die Schlüsse dieser Autoren revidiert werden. Es handelte sich bei ihren Be¬ 
obachtungen nur um Verhältnisse, wie sie bei künstlichen Reizen und patho¬ 
logischen Fällen vorliegen, und die gleichmäßige Reizausbreitung in ihren Fällen 
läßt sich für die myogene Theorie nur in dem Sinne verwerten, daß zwar bei 
abnormen Ventrikelschlägen die Leitung myogen im Sinne 
Engelmanns sein kann, bei der normalen Systole es aber sicher¬ 
lich nicht ist. 


Wandel (Kiel): Untersuchungen über die Aktionsströme des Herzens. 

Wandel berichtet über zwei Fälle von atypischen Elektrokardiogrammen, 
bei denen aus dem Ausfälle der Kurve auf die Veränderung der Herzmechanik 
geschlossen werden kann. In einem Falle von Persistenz des Ductus 
Botalli zeigte die erste Ventrikelzacke mehrere Gipfel, gelegentlich Ver¬ 
doppelung der ersten Zacke. Wandel bezieht dies auf Dissoziation der Ven¬ 
trikel: Das in den Ductus Botalli durch den linken Ventrikel eingetriebene Blut 
veranlaßt den rechten Ventrikel zu einer zweiten Kontraktion, weldier im Elektro¬ 
kardiogramm die zweite Zacke entspricht. Ähnliche abnorme Kontraktionsreize 
für den rechten Ventrikel kann eine hochgradige Mitralstenose liefern, wofür als 
Beispiel eine atypische Kurve demonstriert wird. 


Fellner, Bruno jr. (Franzensbad): Das Pulsometer, ein praktisches Instru¬ 
ment zur Bestimmung der Stromgeschwindigkeit des Blutes am lebenden 
Menschen. (Demonstration im Nebensaale.) 


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Versammlungs-Bericht. 


877 


Die Stromgeschwindigkeit des Blutes, eine der wichtigsten Kreislaufgrößen 
an gesunden und kranken Menschen zu bestimmen, dafür gab es bisher keine 
brauchbare Methode. 

Am Arm oder Fuß wird durch eine Stauungsbinde der venöse Abfluß 
und durch eine unter Überdruck gesetzte Riva-Rocci-Manchette der arterielle 
Zufluß gehemmt, und dadurch der Arm blaß, blut- und pulslos gemacht. 

Man beobachtet nun eine Fingerbeere und bestimmt mittels einer Stoppuhr in 
a /io Sekunden genau die Zeit, welche das Blut braucht, um bei plötzlich frei¬ 
gegebener Passage eine Rötung der Fingerbeere — eine wieder hergestellte 
Zirkulation zu erzeugen. 

Der Quotient aus Weg und Zeit gibt die mittlere Stromgeschwindigkeit des 
Blutes in dem betreffenden Gliede. 

Die auf diese Weise gefundenen Zahlen für die arterielle Stromgeschwindig¬ 
keit bewegen sich zwischen 200—400 mm pro Sekunde im Arm, und stimmen 
mit dem geläufigen, bei Tieren gefundenen Zahlen überein. 

Das einfache Instrumentarium, Pulsometer genannt, wird von der Firma B. B. 
Cassel in Frankfurt a. M. in den Handel gebracht. 

In Verbindung mit einem, gleichfalls von Fellner verbesserten Sphygmo- 
bolometer kann man mittels eines einfachen Instrumentariums folgende Kreis¬ 
laufgrößen bestimmen. 

Blut- und Pulsdruck, Schlagvolumen, Arbeit der Pulswelle, Stromgeschwindig¬ 
keit, Querschnitt und Elastizität des Arterienrohres. (Autoreferat.) 


Sitzung vom 26. September 1908, vormittags. 
Allgemeine Sitzung. 


Bubner (Berlin): Kraft und Stoff im Haushalt des Lebens. 

Vortragender nimmt in seinen geistvollen Ausführungen theoretische Fragen 
von höchster Bedeutung in Angriff und ergeht sich in vergleichend physio¬ 
logischen Betrachtungen über Energieumsatz, Wachstum und Lebensdauer der 
ganzen Tierreihe bis zu den einzelligen Lebewesen hinab. Vor allem müsse 
man mit der bisherigen Vertiefung unseres Wissens durch die Naturwissenschaften 
zufrieden sein und dürfe nicht alles zur Zeit Unerklärliche als unerklärbar hin¬ 
stellen. Neben den erkannten natürlichen Gründen des Geschehens brauchen 
wir nicht mystische Kräfte anzuerkennen. 

Die lebende Substanz geht ohne Ernährung rasch zugrunde; nur Nahrung 
erhält sie intakt. Die lebende Substanz verändert die Nahrungsstoffe, weil sie 
aus diesen Veränderungen etwas zu ihrem Bestände gewinnt Die aus den 
Nahrungsstoffen durch Zerlegung frei werdende Energie ist etwas selbständig 
Wirksames im Organismus. Zu etwa 96°/ 0 werden die Nahrungsstoffe als ein¬ 
fache Energieträger verwendet und können einander nach dem Gesetze der 
isodynamischen Vertretung ersetzen. Kaum des ganzen Aufwandes 
muß aber als Eiweiß vorhanden sein, d. h. es ist materieller Aufwand, 
aus dem die einzelnen spezifischen Leistungen bestritten werden. 

Der Energieverbrauch ist ein Maß der Lebensintensität bei einem Individuum. 
Die verschiedenen Tiere zeigen trotz anscheinend gleicher Lebensfunktionen die 
allergrößten Unterschiede des Energieverbrauchs, welche jedoch nur auf un¬ 
gleiche funktionelle Leistung einer ganz gleichartig gebauten Lebenssubstanz 
zurückzuführen sind. Größeren oder geringeren energetischen Leistungen ent¬ 
sprechen auch Änderungen im Eiweißverbrauch innerhalb der oben ange¬ 
gebenen Quantitätsverhältnisse. 


Ein zweiter wichtiger Ernährungszustand ist das Wachstum. Es gibt kein 
Wachstum für sich, sondern nur Wachstum mit gleichzeitigem Energieverbrauch. 
In der ersten Zeit der Säugetierentwicklung treffen etwa 4 /io der ganzen Energie¬ 
menge der Nahrung auf den Anwuchs, Ä /i 0 auf den Energieverbrauch (für Wärme¬ 
bildung usw.). Der Wachstumsquotient d. h. die Relation zwischen Nahrungs- 


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878 


Vertemmhorogs-Berieht. 


aufhahme und Substanzgewinn, ist am größten nach der Geburt (bezw. intrauterin). 
Die maßgebenden Faktoren der ganzen Entwicklungsreihe der tierischen Zellen 
sind 1. die lebende Substanz und deren Energiebedarf, 2. die funktionellen 
Anforderungen, und 8. der Wachstumstrieb. 

Warum ist die Dauer der Fötalperiode bei verschiedenen Säugern verschieden? 
Warum steht nach bestimmter Zeit das Wachstum still? Zu Ende der Fötal¬ 
periode, wie zu Ende der Jugendzeit findet man, daß lkgLeb end¬ 
gewicht in diesen Lebensabschnitten je eine bestimmte, aber 
bei den verschiedenen Spezies untereinander verglichen, gleichgroße 
Energie umgesetzt hat, ob es sich um das Pferd oder die Maus 
handelt Die Lebensintensität der Säuger und ihr Wachstum ist 

f ;erade umgekehrt proportional den Zeiten der Fötalperiode und der 
ugendzeit. Nur der Mensch durchwandert seine Lebensstadien viel 
langsamer. Im ausgewachsenen Körper bestehen die ganzen Leistlingen im 
Kraftwechsel und im Wiederansatz der in Verlust gehenden Substanzen. 

Die verschiedenen Säugetiere sterben in sehr verschiedenem Alter; zur 
Zeit ihres Todes haben sie aber eine Eigenschaft gemein, sie 
haben etwa die gleiche Summe von Energie (pro kg) umgesetzt 
Der Mensch macht eine Ausnahme, er zeichnet sich durch einelebende 
Substanz von außerordentlich großer Widerstandskraft aus. Er 
lebt viel länger als die ihm sonst nahestehenden Säuger. 

Heim (Zürich): Über den Deckenbau der Alpen. 

Klaatsch Breslau): Der primitive Mensch in Vergangenheit und Gegenwart 


Sitzung vom 25. September, nachmittags. 
Vorsitzender: Herr Matth es (Köln). 


Reiß, E. (Frankfurt a. M.): Gewichtsschwankungen und Blutkonsentration 
bei Diabetes und anderen Krankheiten. 

Vortragender erbringt durch Refraktionsbestimmungen des Blutserums und 
nebenbei durch Aufstellung der Kochsalzbilanz zum erstenmale den exakten Be¬ 
weis, daß die starken Gewichtsschwankungen bei Diabetes auf Schwankungen 
im Wassergehalt des Organismus zurückzuführen sind. Mit erstaunlicher Regel¬ 
mäßigkeit nimmt die Konzentration des Blutes ab, wenn das Körpergewicht 
zunimmt, und umgekehrt. Kochsalzverlust und Kochsalzretention entsprechen 
ganz der Gewichtsabnahme, resp. -Zunahme. Mit besonderer Deutlichkeit tritt 
dies bei Einschaltung von Hafertagen hervor. Es liegt die Annahme nahe, daß 
es sich bei der Polyurie um eine pathologisch-gesteigerte Wassersekretion der 
Nieren, bei der Wasserretention um eine Ermüdung der wassersezemierenden 
Teile derselben handelt. Ganz entsprechende Erscheinungen haben sich auch 
bei anderen Krankheiten, insbesondere bei schweren Nierenerkrankungen, nach- 
weisen lassen. 


Lüdke (Würzburg): Antikörper und Fieber. 

Vortragender beweist durch seine Versuche, daß durch Wärmezufuhr von 
außen, und durch solche Prozesse, die durch Erregung des Wärmezentrums wie 
durch Einverleibung gewisser chemischer Substanzen eine erhöhte Tempe¬ 
ratur bewirken, die Antikörper bildungange regt, beschleunigt,gesteigert, 
und wenn die Produktion von Salzstoffen abgeklungen, wieder hervor¬ 
gerufen werden kann. Man ist daher, trotzdem Bakterien nach Erwärmung 
von Tieren aus ihren Organdepots wieder in das vorher keimfreie strömende 
Blut einbrechen, berechtigt, das Fieber als eine salutäre Einrichtung 
anzusehen, zumal angesichts der erhöhten Immuneigenschaften des Blutes nach 
der Erwärmung die frisch eingedrungenen Keime bald vernichtet werden können 


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V ergammlongs-Berich t 


879 


L. Michand (Frankfurt a. M.): Beitrag zur Kenntnis des Eiweißstoffes. 

Bisher war es nicht möglich gewesen, ein Tier mit der Menge Eiweiß im 
N-Gleichgewicht zu erhalten, die es im Hunger zersetzt, sondern nur mit einer 
erheblich größeren. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, daß die Eiweißkörper 
der Nahrung sich in ihrer quantitativen Zusammensetzung anders verhalten, als 
das Körpereiweiß des betreffenden Organismus, sodaß dieses aus dem Nahrungs¬ 
eiweiß einzelne Bausteine auschalten, andere in konzentrierter Form auswählen muß. 

Aus den Versuchen des Vortragenden geht hervor, daß beiVerfütterung 
eines Eiweißgemisches, in dem sämtliche Organeiweiße der be¬ 
treffenden Tierart, demnach auch sämtliche Bausteine in der entsprechenden 
Konzentration vertreten sind, N-Gleichgewicht mit einer dem 
Hungerminimum entsprechenden Menge doch erzielt werden kann. 

A. Böhme (Frankfurt a. M.): Über die antibakterielle Wirkung von Exsudaten. 

Der Opsoningehalt von Exsudatflüssigkeiten ist nicht nur gegenüber den 
bakteriellen Erregern des Exsudates herabgesetzt (Wright undKeid), sondern 
auch bei Eiweißarmut und bei Leukozytenreichtum, in letzterem Falle wahr¬ 
scheinlich infolge von Zerstörung durch das proteolytische Leukozytenferment. 

Die normale Lumbalflüssigkeit ist frei von Opsonin und Komplement. Bei 
entzündlichen Veränderungen der Meningen treten diese aber aus dem Blutserum 
in die Lumbalflüssigkeit über, da die Gefäße für Serumeiweißstoffe und damit 
auch für die Schutzstoffe des Serums durchlässig werden. 


Finkelnburg (Bonn): Zur Kenntnis des Kochsalzstoffwechsels bei Bradyurie. 

Untersuchungen über die Verteilung der NaCl-Ausscheidung auf die Tages¬ 
und Nachtstunden unter pathologischen Verhältnissen liegen so gut wie gar nicht 
vor. Während der normale Mensch bei einer durchschnittlichen Tages-NaCl- 
Aufnahme von 10—16 g NaCl die Hauptmenge in den Tagesstunden ausscheidet, 
hat Vortragender bei Kranken, die infolge von Bradyurie an einer Vermehrung 
der nächtlichen Hammenge leiden, ein umgekehrtes Verhalten durch längere 
Stoffwechseluntersuchungen feststellen können, ebenso bei Nieren-, Leber- und 
Stoffwechselkranken mit Bradyurie auch im Stadium vollständiger Kompensation 
eine erhebliche absolute und prozentuelle Vermehmng der nächtlichen NaCLAusfuhr. 
Finkelnburg führt dies auf eine Funktionsschwäche der Kreislauforgane 
zurück. Durch eine NaCl-arme Diät können wir die nächtliche Hammenge und 
damit die Störung in der Nachtruhe bei Badyurikern erheblich vermindern. 


v. d. Velden (Düsseldorf): Zur Ghemodiagnostik und Chemotherapie des Jod. 

Anknüpfend an das Studium der Verteilung der Arzneistoffe im Organismus 
(Ehrlich) berichtet v. d. Velden über die Ablenkung von Jod in karzinoma- 
töses Gewebe und in geschwollene Lymphdrüsen; ferner über einen Beitrag zur 
„Steuerungstherapie 41 , der Neurotropie des an die Valerianasäure geketteten Jods. 
Als chemo-diagnostisch wichtig führt er das Auftreten von Jod im Liquor cere¬ 
brospinalis bei Meningitiden an und das allmähliche Verschwinden in Pleura¬ 
exsudaten bei zunehmender Verdickung der Pleura. Eine Viskositätsverbesserung 
des Blutes nach Jodmedikation konnte v. d. Velden nicht konstatieren, und stellt 
die Ablenkung des Jods in das erkrankte Gewebe der Gefäßwand bei Arterio¬ 
sklerose nach seinen bisherigen Resultaten als sehr wahrscheinlich hin. 


J. Kernen (Kreuznach): Klinische Beobachtungen über die Wirkung der 
Kreuznacher Radium-Emanationsb&der. 


Kernen kann die guten Resultate anderer Autoren bestätigen, ebenso das 
Auftreten einer spezifischen Reaktion, bestehend in Exazerbation der Beschwerden 
in den ersten Tagen. Die Bäder wurden mittels eines von Direktor Neumann 
konstruierten Apparates, der aus dem Kreuznacher Quellsinter isolierte radioaktive 
Substanzen enthält, hergestellt. 

Matthes (Köln) bestätigt die überraschend gute Wirkung in einem ihm 
bekannten Falle. 


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Versammlungs-Bericht 


Lästig» A. (Meran): Diabetes und Arteriosklerose. 

Lustig will die Häufigkeit des Zusammentreffens dieser beiden Krankheiten 
damit erklären, daß die bei Diabetes unvermeidliche einseitige Ernährung zu 
Arteriosklerose führt. 

Ein Fall von Raynaud'scher Krankheit. 

Im Anschlüsse an einen schweren Nervenchok entwickelt sich das seltene 
Krankheitsbild. 

Holdheim (Berlin): Die Bedeutung von Seereisen für die Therapie der 
Lungentuberkulose. 

Plönies (Dresden): Toxische Einflüsse, wie Resorption von Fäulnisprodukten 
aus dem Darmkanal, können nicht allein Albuminurie hervorrufen, es gehört dazu 
noch eine Schwäche des Glomerulusepithels der Nieren, welch letztere daher 
in solchen Fällen von jeglicher Überanstrengung verschont bleiben müssen. 

Assinger (Wien): Die antirheumatische und antineuralgische Wirkung 
flüssiger Salizylester. 

Assinger bespricht die Wirkungen und Nebenwirkungen der verschiedenen 
flüssigen Salizylester und kommt zum Schlüsse, daß der Methylester der Salizyl¬ 
säure (Salimenthol) allen Anforderungen entspricht und von Nebenwirkungen 
frei ist. 

Goldberg (Köln): Die Form der Leukozyten im Ham bei der Tuberkulose 
der Hamwege. 

Im Ham von Patienten mit Tuberkulose der Hamwege, aber auch bei 
Gonorrhoe, finden sich eigentümlich deformierte Leukozyten, ihr Vorkommen ist 
daher bloß bei Ausschluß der letzteren diagnostisch verwertbar. 

Adamkiewicz (Wien): Über den gegenwärtigen Stand der Krebsforschung. 

Adamkiewicz reklamiert für sich die Priorität, die parasitäre Natur des 
Krebses erkannt zu haben. 

Alexander (Reichenhall): Meine Behandlungsmethode der Tuberkulose mit 
subkutanen Injektionen von 01. camphor. offlein. Ph. G. 

Rothschuh (Aachen): Langdauerade Bäder mit Unterwasse r massage bei 
gichtischen und rheumatischen Versteifungen. 

Waitz, J. (Paris): Anwendung von elektrischen Kolloidmetallen bei gewissen 
infektiösen Krankheiten. 

In Anlehnung an Credes Kollargol-Behandlung rät Vortragender bei Infektions¬ 
krankheiten die Injektion von Bredig’s Kolloidmetallen. Sie stellen angeblich 
starke Antiseptica vor und rufen 1—2 Stunden nach der Injektion eine Tempe¬ 
ratursteigerung und eine polynukleäre Leukozytose von 3—6 tägiger Dauer hervor. 

Schütze (Bad-Kösing): Über Trockeninhalation. 

Körting (Düsseldorf): Dasselbe Thema. 

Die Zerstäubung des Medikaments geschieht durch kräftige Luftdruckzer- 
stäuber, dabei wird durch einen warmen Luftstrom der Wassergehalt des Medi¬ 
kaments völlig aufgesogen, so daß der Inhalationsraum mit unendlich feinen 
trockenen Salzstäubchen erfüllt ist. 


Ffir die Reduktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, Hoftnannstr. 91. 
Eigentümer nnd Verleger Urban & Sehwarsenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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882 


Referate. 


11. Ebenso gleichen sich jetzt die Fältelungen der Membrana propria, wenn 
die Kanälchen infolge der Wiederzunahme der Samenzellen an Breite wieder 
zunehmen, aus. Fritz Loeb. 

2217) Oberwarth, E. u. Rabinowitsch, Lydia. Über die Resorptionsinfektion 
mit Tuberkelbazillen vom Magendarmkanal auB. (Aus dem Pathologischen 
Institut der Universität Berlin.) Berl. kl. Woch. 1908, No. 6, S. 298—301. 

Gelingt es beim jungen Tier durch Einbringung von Tuberkelbazillen in den 
Magen eine allgemeine spezielle Lungentuberkulose zu erzeugen unter sicherem 
Ausschluß einer primären Infektion der Lungen oder sonstiger innerhalb und ober¬ 
halb des Thorax gelegenen Organen? Die Autoren bejahen diese Frage auf 
Grund von Versuchen an Ferkeln. Direkt in den Magen eingefiihrte Tuberkel¬ 
bazillen vermögen bereits nach 22 Stunden in Blut und Lungen überzugehen. 
Die Tuberkelbazillen können immerhin in den Geweben geraume Zeit latent 
bleiben, indem in den invadierten Organen, wie Lunge und Mesenterialdrüsen, 
nach drei Wochen weder makroskopisch noch bei der histologischen Untersuchung 
mikroskopisch sichtbare Veränderungen nachweisbar waren, während der Tier¬ 
versuch das Vorhandensein von Tuberkelbazillen ergab. — Die Frage bleibt 
unentschieden, ob der Organismus nicht doch noch ihrer Herr geworden wäre. 
Die Operation, die künstliche Ernährung einerseits, die großen Dosen von Bazillen 
andererseits, lassen es ratsam erscheinen, nicht zu verallgemeinern. K. Bomstein. 

2218) Gasis, Demetrius (Athen). Über die Unterscheidung verschiedener 
Pflanzeneiweißarten mit Hilfe spezifischer Sera. Aus dem Laboratorium des 
medizinisch-poliklinischen Instituts der Universität Berlin. Direktor: Geheimrat 
Senator. (Berl. kl. Woch. 1908, H. 7, S. 358—360.) 

1. Die pflanzlichen Eiweißarten lassen sich unter Berücksichtigung bestimmter 
quantitativer Verhältnisse durch das biologische Verfahren differenzieren. 2. Ent¬ 
sprechend der näheren oder entfernteren Verwandtschaft der verschiedenen 
Pflanzeneiweißstoffe zeigten sich schwächere oder stärkere Reaktionen. 3. Die 
pflanzlichen Eiweißstoffe lassen sich (wenigstens durch das Präzipitationsverfahren) 
besser differenzieren als die tierischen.- K. Bomstein . 


2219) v. Düngern und Coca. Über Hämolyse durch Kombinationen von 
ölgaurem Natrium, Ölsäure, Kieselsäure und Serum. Aus dem Institut für 
experimentelle Krebsforschung in Heidelberg; Direktor: Wirkl. Geheimrat Prof. 
Dr. V. Czerny. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 7, S. 348—353.) 

Das Wesen der Hämolyse durch Immunkörper und Komplement, dieser für 
die Immunität so wichtigen Substanzen des Blutserums ist noch unbekannt. 
Es ist versucht worden (v. Liebermann und Noguchi), die im Serum ent¬ 
haltenen Seifen als Komplemente anzusehen, die sehr starke Hämolysine sind. 
Ihre blutlösende Wirkung wird jedoch schon durch geringe Mengen von Blut¬ 
serum aufgehoben. Versuche der Autoren ergaben, daß eine Identität von Seife 
und Komplement vollkommen ausgeschlossen ist. Bei der Hämolyse durch Kom¬ 
bination von ölsaurem Natrium oder Ölsäure mit normalem Serum handelt es 
sich um eine neue noch unbekannte Art der Serumhämolyse. Bei der Hämolyse 
des mit Kieselsäure vorbehandelten Blutes sind möglicherweise die gleichen 
labilen Substanzen des Blutes wirksam, wie bei der spezifischen Blutlösung durch 
Immunkörper und Komplement. K. Bornstein* 


2220) Kynzo, Tsuda. Über die hämolytische Wirkung des normalen Rinder* 
serums bei vermindertem Salzgehalt. Aus dem hygienischen Institut der deut¬ 
schen Universität in Prag. Professor Hüppe. (Berl. kl. Woch. 1908. Nr.8. S.899—401.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. K. Bomstein . 

2221) Robson, A. W. Mayo (London). Beziehungen der Anatomie zu den 
Krankheiten des Pankreas. H. (Berl. kl. Woch. 1908. Nr. 7, S. 360—365.) 

Eignet sich, wie Teil I, nicht zu kurzem Referate. AT. Bomstein . 

2222) Lippens, A. Contribution ä l'ätude de la päronine. (Beitrag zum 
Studium des Peronins.) Therapeutisches Institut Brüssel. (Arch. intemat. de 
Pharmacod. et de Ther. Juli 1908. Bd. 18. Heft 3—4, S. 203—215.) 

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Referate. 


883 


Zur Vervollständigung der Arbeit von Vinci (Wirkung des Morphins und 
einiger seiner Derivate auf das isolierte Säugetierherz, ebenda 1907, Bd. 17, 
S. 5—64, italienisch) führte Lippe ns Untersuchungen mit Peronin (Benzyl¬ 
morphin) an Kaltblütern, Schildkröten, aus und zwar am Herzen in situ, bei 
intravenöser Injektion und Befeuchten mit Peroninlösung, sowie am isolierten 
Herzen beim Eintauchen in die Lösung und bei Zusatz zur Emährungsflüssigkeit. 
In allen Fällen trat auch nach kleinen Dosen (z. B. bei intravenöser Injektion von 
1,3 ccm einer 1-proz. Lösung nach 1 Stunde) meist nach kurzer Zeit dauernder 
Herzstillstand in Systole ein. Im Vergleich mit den fast übereinstimmenden Er¬ 
gebnissen von Vinci erwies sich das Schildkrötenherz als etwas widerstands¬ 
fähiger als das des Kaninchens. — Wegen der festgestellten schweren Schä¬ 
digung des Herzens rät Lippe ns vom Gebrauch des Peronins als eines Ersatz¬ 
mittels für das Morphin dringend ab. Fr. Franz. 

2228) Senta, S. Action des antipyrätiques et des alcaloldes sur la respi- 
ration des tissns „in vitro". (Wirkung der Antipyretika und Alkaloide auf 
die Gewebsatmung „in vitro“.) Physiol. Inst. Genf. (Arch. intemat. de Pharmacod. 
et de Ther. Juli 1908. Bd. 18. Heft 3—4, S. 217—235.) 

Die Untersuchungen, die mit alkalisiertem Muskelbrei verschiedener Tier¬ 
arten angestellt wurden (in einem mit Sauerstoff gefüllten Behälter bei Blut¬ 
temperatur und beständigem Umrühren; Bestimmung von O und CO a ) erstreckten 
sich auf Chinin, salizylsaures Natrium, Antipyrin und Pyramidon, sowie auf die 
Alkaloide Morphin, Koffein, Kokain, Atropin, Pilokarpin und Nikotin. Das Er¬ 
gebnis war folgendes: 1. Chinin und salizylsaures Natrium setzen in verhältnis¬ 
mäßig schwachen Konzentrationen (1:4000 bzw. 2:1000) die Intensität des Gas¬ 
austausches der isolierten Muskelfasern herab. Diese Verminderung ist deut¬ 
licher bei den Muskeln von Säugetieren und weniger ausgesprochen bei den 
Muskeln der Taube. 2. Antipyrin und Pyramidon hemmen die respiratorischen 
Vorgänge in isolierten Muskeln erst in höheren Konzentrationen. 3. Man kann 
annehmen, daß die vom Chinin und besonders vom salizylsaurem Natrium be¬ 
wirkte Temperaturherabsetzung im Fieber teilweise auf einer direkten Einwirkung 
dieser Substanzen auf die Intensität der Oxydation in den Geweben beruht. 
Im Gegensatz dazu wird dem antipyretischen Einfluß des Antipyrins und Pyra- 
midons keine direkte Einwirkung auf den Mechanismus der Gewebsatmung zu¬ 
geschrieben werden können. — 4. Die genannten Alkaloide üben eine bemerkens¬ 
werte Wirkung auf die Atmung isolierter Muskeln nicht aus. Fr. Franz. 

2224) Lisin, F. De rinfluence des sels de mercure sur la leucocytoBe et 
sur la formule leucocytaire. (Über den Einfluß der Quecksilbersalze auf die 
Leukocytose und die Zusammensetzung der Leukocyten.) Pharmak. u. therap. 
Inst Lüttich. (Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. Juli 1908. Bd. 18. 
S. 273-253.) 

Die an Kaninchen ausgeführten Untersuchungen sollen die anscheinend bis¬ 
her noch nicht aufgeworfene Frage nach der Beeinflussung der Zusammen¬ 
setzung der Leukocyten durch Quecksilbersalze lösen. Die nach 24stündigem 
Fasten der Tiere aus der Ohrrandvene entnommenen Blutproben wurden mit 
Hilfe der Mischpipette des Thoma-Zeiß’schen Zählapparates verdünnt, bei 
112° C 1 Stunde lang fixiert und mit dem Ehrlich’schen Triacidgemisch ge¬ 
färbt, wobei folgende Zahlen als in den physiologischen Grenzen liegend erhalten 
wurden: Zahl der Leukocyten 6000—14000, davon Mastzellen 2—12°/ 0l eosino¬ 
phile Leukocyten 1,5—4 °/ 0 . Große mononukleäre 2—5 °/ 0 , Lymphocyten 37—60°/ 0 
und neutrophile Leukocyten 32—45°/ 0 . Die löslichen Quecksilbersalze (Subli¬ 
mat, benzoesaures und basisches schwefelsaures) wurden in physiologischer Koch¬ 
salzlösung intravenös, das unlösliche Kalomel subkutan injiziert. Die Mengen 
betrugen beim Sublimat (1 ccm Lösung = 0,1 mg) 0,15—1 mg, beim Queck¬ 
silberbenzoat 0,5 und 1,6 mg und beim basisch-schwefelsauren Salz 1 mg (in 
2,6 ccm Serum). Vom Kalomel wurden einem Kaninchen von 2,5 kg Gewicht 
Gaben von 0,02 g in 2 ccm Paraff. liquid, unter die Haut gespritzt. Bei den ver¬ 
schiedenen löslichen Salzen war der Erfolg annähernd der gleiche, indem wie 
bei Einspritzung jeder anderen körperfremden Substanz als Reaktion zunächst 

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884 


Referate. 


Hypoleukocytose, dann Hyperleukocytose mit Zunahme der polynukleären neu¬ 
trophilen Leukocyten und Eosinophilie eintrat. Kalomel rief nur eine geringe 
Vermehrung der großen mononukleären Leukocyten hervor, so daß den Queck¬ 
silbersalzen anscheinend eine spezifische Wirkung nach dieser Richtung nicht 
zukommt. Fr. Franz. 

2225) Uhlenhuth, Weidanz u. Angeloff. Über den biologischen Nachweis der 
Herkunft von Blut in blutsaugenden Insekten. (Arb. a. d. Kais. Ges.-Amte 1908, 
Bd.' 28, Heft 3, S. 595—599.) 

Die große Bedeutung, welche blutsaugende Insekten resp. Arthropoden als 
Überträger der verschiedenartigsten Menschen- und Tierseqchen besitzen, hat die 
Verfasser zu Versuchen veranlaßt, um auf biologischem Wege mit Hilfe der 
Präzipitinreaktion den Nachweis der Herkunft des Blutes in den blutsaugenden 
Zwischenwirten zu erbringen. Als Resultat der zahlreichen Untersuchungen ergibt 
sich, daß man in der Tat bei Blutegeln, Wanzen, Flöhen, Läusen und Mücken 
die Herkunft des von ihnen gesogenen Blutes mittels der biologischen Reaktion 
bestimmen konnte. Es würde mit dieser Methode auf verhältnismäßig einfache 
Weise nach Meinung der Verfasser insbesondere die noch strittige Frage, welche 
Tierarten als Blutlieferanten für die Tsetsefliegen, die Überträger der Tsetse¬ 
krankheit, und die Glossina palpalis, den Überträger der Schlafkrankheit, zur 
Lösung gebracht werden können. Fr. Franz. 

2226) Wedemann,W. Toxikologische Versuche mit Atoxyl an zahmen Ratten. 

(Arb. a. d. Kais. Ges.-Amte 1908, Bd. 28, Heft 3, S. 585—594.) 

Wedemanns Versuche, die über den Verbleib des Atoxyls in den Organen 
und seine Ausscheidung mit dem Ham und Kot Aufschluß bringen sollen, haben 
zu folgendem Ergebnis geführt: In der Leber, der Niere und dem Blut ist Arsen 
nachweisbar, während das Gehirn und die Milz nur ausnahmsweise (und nach 
sehr großen Dosen = 0,3 g bei 250 g schwerer Ratte) Spuren von Arsen ent¬ 
halten. Der Ham ist schon nach etwa 6 Stunden, der Kot nach etwa 12 Stunden 
arsenhaltig. Die Ausscheidung dauert 5—8 Tage. Fr. Franz. 

2227) Heiberg, K. A. Über die Erklärung einer Verschiedenheit der Krebs¬ 
zellen von anderen Zellen. (Nordiskt Medicinskt Arkiv 1908, Abt. II, Heft 1, 
Nr. 4.) 

Eine durchweg erhöhte Größe oder die starke Variation des Krebszellen- 
kemes könnte höchst wahrscheinlich in einem Verhältnis dieser oder jener Art 
zu einer Sekretion stehen, selbst wenn dies nicht die ganze Erklärung dafür ge¬ 
währte. — Wir können die »embryonale Erklärung« oder die starke Zellteilung 
aber nicht als Parallelen gebrauchen, da weder embryonale Zellen noch Zellen 
unter starker Vermehrung eine mehr hervortretende oder bedeutende — isolierte 
oder durchgängige — Vergrößerung des Kerns, und ebensowenig »starkes Vari¬ 
ieren« zeigen. 

Soll man eine normal-anatomische Analogie aufstellen, so wird nicht der 
entsprechende wachsende Kem, sondern eher ein fungierender Kern in Frage 
kommen. 

Die Einzelheiten der Abhandlung sind im Original einzusehen. 

K. A . Heiberg. 

2228) Zehl, Bernhard. Die Beeinflussung der üiftwirkung durch die Tem¬ 
peratur, sowie durch das ZuBammengreifen von zwei Giften. (Inaug.-Dissert 
Leipzig 1908, 63 S.) 

1. Bei den zur Untersuchung gelangten anorganisch-chemischen Substanzen 
wird in allen Fällen die Giftwirkung durch Erhöhung der Temperatur erheblich 
gesteigert. Die Toxizität erhöht sich — abgesehen von wenigen Ausnahmen, die 
sich vielleicht nur zufällig einstellten — mit Zunahme der Temperatur mit ziem¬ 
licher Regelmäßigkeit, doch scheint zwischen 30 und 40 Grad die Giftwirkung 
schneller zuzunehmen. — Der größte Teil der organisch-chemischen Substanzen 
schließt sich in seinem Verhalten dem anorganischen an; nur bei einzelnen 
Stoffen zeigt sich ein umgekehrtes Verhalten. So wird die Toxizität bei Chloro- 

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Referate. 


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form, Äther, Benzamid und Äthylurethan durch Temperaturzunahme vermindert, 
bei den ersteren drei wesentlich, bei Äthylurethan nur in geringem Maßstabe. 

2. Die Versuche mit Kombination zweier Gifte haben zu folgenden Resul¬ 
taten geführt: Bei den Kombinationen zweier verschiedener anorganischer Sub¬ 
stanzen erfolgt stets eine Verminderung der Giftigkeit; also ist die Wirkung etwas 
geringer als wenn einfache Summierung einträte. Die Kombinationen anorgani¬ 
scher mit organischen Substanzen summieren sich entweder, oder die Giftwirkung 
wird vermindert oder verstärkt. Die Kombinationen zweier verschiedener 
organischer Substanzen lassen ebenfalls Summierung, Verminderung oder Ver¬ 
stärkung der Toxizität erkennen. 

3. Durch Zusatz minimaler Mengen von Metallsalzen oder organischer Sub¬ 
stanzen zu Grenzgiftlösungen anorganischer Stoffe erfolgt in allen untersuchten 
Fällen eine Herabsetzung der Toxizität. Auch bei einem Teil der organischen 
Gifte ist eine Reduktion der Giftwirkung bemerkbar. Jedoch wird in keinem 
Falle die Toxizität von Chloralhydrat-Chloroform und Phenollösungen reduziert. 

Fritz Loeb. 

2229) Oes, Adolf. Über die Autolyse der Mitosen. (Inaug.-Dissert., Basel 
1908, 32 S., I. T.) 

1. Die Wachstums- und leistungsfähigen Zellen enthalten ein chromatinlösen- 
des Enzym (Nuklease), welches bei Zusatz von Toluol, Chloroform, Karbolsäure, 
Kochsalz usw. die angefangenen Mitosen löst. 

2. Die Nuklease greift am schnellsten die Meta-, Ana- und Telophasen, lang¬ 
samer die Prophasen und sehr langsam die ruhenden Kerne an. 

3. In autolysierten Objekten sind keine Spindelfasem mehr zu erkennen, 
während Kernmembran und Nukleolus des ruhenden Kernes erhalten bleiben. 

4. Temperaturen von 30—40° C fördern die Autolyse; höhere Hitzegrade 
(80—90°) heben sie vollständig auf. 

6. Geringe Mengen verschiedener Neutralsalze (NaCl, NaN0 3 , KNOg) be¬ 
günstigen die Autolyse, andere (MgS0 4 , CuS0 4 , A1 2 [SÖ 4 ] 3 ) wirken hemmend. 

6. Die Nuklease ist sehr empfindlich gegen freie Säuren, erträgt jedoch ohne 
Schaden schwach alkalische Reaktion. 

7. Die Nukleine werden wahrscheinlich nicht nur gelöst, sondern auch tief 
gespalten. 

8. Wie die Versuche mit Extrakten zeigen, wird das Chromatin auch nach 
der Fixierung durch Alkohol noch enzymatisch gelöst. 

9. Die von Strasburger und anderen Autoren beobachtete Abnahme der 
chromatischen Substanz in den Telophasen ist wahrscheinlich der Tätigkeit des 
genannten Enzyms zuzuschreiben. 

10. Die vorliegende Arbeit spricht gegen die Hypothese von der ausschlie߬ 
lichen Übertragung der erblichen Eigenschaften durch das Chromatin. 

Fritz Loeb . 

2230) Freytag, F. Zur Entstehung der Blutkörper. (Wr. kl. Rdsch., 1908, 
Nr. 28.) 

Verfasser hebt folgende Haupttatsachen, welche für die Würdigung der 
Bildung der Blutkörperchen in Betracht kommen, hervor: 

1. Die roten und weißen Blutkörper bilden sich in den Amphiblasten (Blut¬ 
körperchenbildnern), welche aus den Stromata der alten abgeblaßten Erythro¬ 
zyten sich entwickeln, im Knochenmark. 

2. Blutkörperbildung außerhalb des Knochenmarkes ist noch nie beobachtet 
worden. 

3. Die in der Milz nach Aderlässen beobachteten Erythrozyten in Teilung 
sind durch den Aderlaß ausgeschwemmt. Sie werden hier durch die eigentüm¬ 
lichen Gefäßverhältnisse der Milz, die alle über eine gewisse Grenze hinaus 
große Gebilde eliminiert, zurückgehalten. 

4. Die indirekte Teilung der roten Blutkörper geht normal nur in den Amphi¬ 
blasten vor sich. 

5. Die Bildung der Blutzellen geht aus dem in den Amphiblasten vorhandenen 
Material vor sich. Es entsteht zuerst ein Kern, der dann Hämoglobin annimmt. 

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Referate. 


6. Der Kern nimmt, sobald er sich gebildet hat, Hämoglobin an. Darum 
ist dieses kernlose hämoglobinlose Stadium selten zu beobachten. 

7. Die Amphiblasten zerfallen sehr bald, damit ihre Inhaltsprodukte, die 
Erythrozyten (in Teilung) durch den Blutstrom weggetragen werden können. 

8. Wenn die Leukozyten die zur eosinophilen Kömelung werdende Hämo¬ 
globinmenge lange an sich halten und nicht sofort an die Amphiblastenbildungs- 
stätte tragen, fehlt es dort an Material zur Erythrozytendifferenzierung. Es 
werden weniger rote Blutkörper gebildet (Leukämie). Dies tritt bei Vorhanden¬ 
sein von eosinophilen Zellen im Blute ein. 

9. Diese eosinophilen Zellen sind in der Norm in der Hauptsache im 
Knochenmark. 

10. Es gibt nur eine Art von Erythrozyten und Leukozyten. 

11. Die verschiedenen Arten dieser Elemente sind der Ausdruck verschie¬ 
dener Tätigkeiten und des verschiedenen Entwicklungszustandes. 

12. Die Teilung der Blutkörper geschieht einmal zur Vermehrung ihrer Zahl, 
dann aber auch bedingt sie eine Änderung der Zelle selbst (z. B. das homogene 
Hämoglobin der eosinophilen Zellen wird hierdurch gekörnt). 

18. Es besteht ein Unterschied in der direkten Teilung der Leukozyten und 
der indirekten der Erythrozyten. 

14. Bei der Auflösung des Erythrozytenkemes ist eine histologisch nicht 
mehr sichtbare «Kemeinheit» vorhanden, die sich auch in den Amphiblasten 
findet. 

15. Es liegt der Gedanke nahe, daß auch bei anderen Gebilden eine Kem¬ 
einheit vorkommt. 

16. Der eigenartige Verlauf der Blutkörperbildung bedingt es, daß wir Amphi¬ 
blasten nur sehr wenig sehen, öfters beobachten wir ihre Reste, die Riesenzelle. 

17. Schwindet das Plasma der »Riesenzelle«, so rücken die Kemteile mehr 
aneinander, es entsteht dann ein Riesenkem. 

18. Diese Riesenkeme zerfallen durch den Reiz des Blutstromes und bilden 
die freien Kerne (der Literatur). 

19. Die Amphiblasten (Teile der Knochenmarksstränge) sind ungefähr 20 p 
lang und 15 p breit. Es sind jedoch auch solche von 40 p Länge beobachtet 

These 20—25 sowie die Abbildungen sind im Original einzusehen. 

Fritz Loeb . 

2281) Zwintz, J. Physiologische Versuche mit der Zichorie. (Wr.kl.Woch. 
1908, S. 1443.) 

Die Wirkung von Zichorienextrakten auf den Blutdruck ist sehr unsicher 
und wechselnd. Die Hauptwirkung bezieht sich auf die starke Nervenerregung, 
auf den Darm wirkt sie verstärkend auf die Peristaltik. Auf die Ernährung 
wirkt die Zichorie jedenfalls schädigend, indem — wie aus Versuchen ersichtlich 
— eine Gewichtsabnahme der Versuchstiere eintrat. Als Nahrungsmittel kommt 
also die Zichorie nicht in Betracht, hingegen erweist sich die Wirkung auf die 
Nerven und die Darmvorgänge mehr als zweifelhaft. Ein längerer Gebrauch 
dürfte nur schädlich wirken. K. Glaeßner . 

2282) Bergell, Peter u. Falk, Edmund. Über die Funktion der Plazenta. 

(Münch, med. Wschr., Okt 1908, Nr. 43.) 

Die bisherigen Forschungen über die Funktion der Plazenta haben die Frage 
noch nicht gelöst, ob die Ferment Wirkung in ihr sich intrazellulär abspielt, oder 
ob das Ferment sezemiert wird und in diesem Falle entweder extrazellulär in 
der Plazenta den Abbau des Eiweißes vollzieht oder mit dem fötalen Blute in 
die betreffenden Organe des Kindes geführt wird. Die Verfasser haben nun 
untersucht, ob das in der Plazenta enthaltene aus Eiweiß Tyrosin abspaltende 
Ferment auswaschbar ist oder nicht. Dabei zeigte sich, daß auch die sorgfältig, 
aber ohne Zerstörung der Zelle zerkleinerten Organe durch vielfaches Waschen 
mit Wasser von 37—40° nicht von dem Ferment zu befreien sind, und zwar ist 
von dem nicht auswaschbaren Fermente eine Menge vorhanden, welche aus ge¬ 
eigneten Substraten mindestens 0,75 g Tyrosin abzuspalten vermag, dies entspricht 
etwa 15 g Kasein. Es ist also in der Plazenta soviel Ferment vorhanden, daß 

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Referate. 


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es für den Eiweißabbau des ausgetragenen Kindes ausreicht: Die Plazenta ist 
ein Stoffwechselorgan, da sie den Stoffumsatz des Fötus reguliert. 

M. Kaufmann. 

2233) Gros, Oscar (Pharm. Inst. Leipzig). Versuche über die Curarinwirkung 
bei Kaninchen mit besonderer Berücksichtifiimf des Entgiftungsverlaufes und 
des angeblichen Antagonismus zwischen Curarin und Physostigmin. (Inaug.- 
Dissert., Leipzig 1908, 40 S.) 

Die Entgiftung von Curarin erfolgt sehr schnell. Durch Physostigmin wird 
die Rückkehr der insuffizienten Atmung bei curarinisierten Kaninchen beschleunigt. 

Fritz Loeb. 

2234) Hoffmann, Carl Albin (Med. poliklin. Inst. Berlin). Experimentelle 
Untersuchungen über die Wirkung des Kollargols auf Leukocyten und Opsonine. 

(Inaug.-Dissert., Leipzig 1908, 21 S.) 

Das Kollargol, das intravenös appliziert beim Kaninchen eine deutliche Leuko- 
cytose hervorruft, wirkt nicht auf den opsonischen Index. Fritz Loeb . 

2236) Zeller, Martin. Uber die Wirkung des Lichtes auf das Ferment 
Katalase und die Sensibilisierung durch fluoreszierende (photodynamische) Stoffe. 

(Inaug.-Dissert., München 1907, 44 S.) 

1. Die im Blute vorhandene Katalase (Hämase) wird ähnlich wie Invertin, 
Diastase und ähnliche Fermente durch Licht geschädigt, und zwar sind es vor 
allem die ultravioletten Strahlen, welche diese Schädigung hervorrufen. 

2. Eosin, Methylenblau, dichloranthracendisulfonsaures Natrium sind bei Be¬ 
lichtung mit den sichtbaren Strahlen auf Hämaselösung photodynamisch wirksam, 
d. h. sie steigern die Lichtempfindlichkeit des Fermentes gegenüber den sicht¬ 
baren Strahlen. Es ist wohl anzunehmen, daß auch andere fluoreszierende Stoffe 
ebenso wirken. 

3. Anders verhalten sich diese Stoffe, wenn außer den sichtbaren Strahlen 
auch noch ultraviolettes Licht oder dieses allein wirkt. Dann tritt durch ihren 
Zusatz keine Verstärkung, bei Sonnenlicht sogar eine Abschwächung der Licht¬ 
wirkung ein. 

4. Die Wirkung der sichtbaren Strahlen beruht auf einem anderen chemischen 
Vorgänge wie die der ultravioletten. Erstere wirken nur bei Sauerst ffanwesen- 
heit, bei letzteren dagegen ist die Schädigung unabhängig vom Sauerstoff. Sie 
verläuft ebenso in Wasserstoffatmosphäre oder im luftleeren Raume. 

5. Die sensibilisierende Wirkung des Eosins auf Hämase ist viel geringer als 
die auf Invertin. Das fällt um so mehr auf, als die Hämase durch Licht viel 
angreifbarer ist als das Invertin. 

6. Sowohl Eosin wie das neutrale dichloranthracendisulfonsaure Natrium 
schädigten im Dunkeln selbst bei siebentägiger Einwirkung das Ferment nicht; 
somit ist eine Dunkelwirkung nicht vorhanden. 

7. Durch die Anwesenheit von Hydroxyl-Ionen wird die Lichtwirkung auf 
Hämase gesteigert. — 

Die Wirkung des Lichtes allein auf Lipase ist größer als auf Hämase; da¬ 
gegen wirkt Eosin auf Lipase viel weniger sensibilisierend als auf Hämase. 

Fritz Loeb . 


2236) Dobbertin, Friedrich. Ober das Verhalten der weißen Blutkörperchen 
beim Hunde unter besonderer Berücksichtigung der Bandwurm- und Trichinen¬ 
krankheit. (Inaug.-Dissert., Leipzig 1907, 70 S.) 

Der Gehalt eines ccm Blutes an Leukocyten beim Hund beträgt durchschnitt¬ 
lich 8902; hiervon entfallen auf die Lymphocyten 33,5 °/ 0 , auf die neutrophilen 
Leukocyten 64 °/ 0 und auf die eosinophilen Leukocyten 2,5 °/ 0 . In den verschie¬ 
denen Altersstufen des Hundes ist die Menge der Leukocyten verschieden, der- 


i 


gestalt, daß jüngere Tiere eine größere Zahl aufweisen als ältere. Im jugend¬ 
lichen Alter überwiegen an Zahl die Lymphocyten, während bei älteren Tieren 
die neutrophilen Zellen den Hauptanteil der Leukocytenmenge ausmachen. Nach 
der Fütterung tritt beim Hunde eine starke Verdauungsleukocytose auf, die im 
wesentlichen durch die Zunahme der neutrophilen Leukocyten bedingt ist. 

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Referate. 


Während des Hungems ist die Zahl der Leukocyten vermindert, dagegen sind 
die Prozentzahlen der Eosinophilen etwas vermehrt. Die Tageszeit ist ohne Ein¬ 
fluß auf die Leukocytenzahl des Hundes. Bei Anwesenheit von Bandwürmern 
im Darme des Hundes tritt eine Leukocytose ein (Taenia marginata). Das Toxin 
des Bandwurmes bedingt eine Vermehrung der Eosinophilen im Blute, während 
umgekehrt die Neutrophilen vermindert sind. Nach erfolgter Trichineninvasion 
tritt beim Hunde eine starke Leukocytose ein. Das prozentuale Verhalten der 
einzelnen Leukocytenarten entspricht nicht den normalen Verhältnissen; es erfolgt 
nämlich eine Leukocytenzunahme der Eosinophilen auf Kosten der Neutrophilen. 
Die absolute Zahl der Leukocytose erreicht bei der Trichinosis etwas früher 
ihren Höhepunkt als die Prozentzahl der eosinophilen Zellen. Die Vermehrung 
der Leukocyten tritt frühestens am 7. Tage auf, d. h. mit der beginnenden Wan¬ 
derung der jungen Trichinen. Es scheint, als ob von den Muskeltrichinen noch 
längere Zeit ein Reiz ausgeübt wird, da nach beendeter Wanderung der Trichinen 
noch eine Vermehrung der eosinophilen Zellen besteht. Fritz Loeb . 

2287) Achilles, Arthur (Veterinärinst. Leipzig). Untersuchungen über Darm¬ 
geschwülste beim Pferde und über die Beziehung derselben zur Darmfunktion 
und zum Gesamtorganismus. (Inaug.-Dissert., Leipzig 1907, 51 S.) 

Von den am Schlachthofe zu Leipzig getöteten Pferden meist höheren Alters 
waren 0,2 °/ 0 mit Geschwülsten im Darmkanal behaftet, die ihrem histologischen 
Aufbau nach sämtlich atypisch waren. Es herrschten bei weitem die Sarkome 
vor, die ihren Ursprung aus den Zellen der Submucosa, der Muscularis oder der 
Serosa genommen hatten; nur in einem Falle war neben der Submucosa nament¬ 
lich auch das atypisch gewucherte Epithel der Lieberkühn ’sch en Drüsen beteiligt. 
Die äußerst zellreichen Sarkome zeigten eine sehr gering entwickelte Stütz¬ 
substanz, in deren breiteren Zügen sich regelmäßig Lymphocyten vielfach in 
follikulärer Anordnung vorfanden, welcher Befund speziell als eine für Darmge¬ 
schwülste charakteristische Eigentümlichkeit aufgefaßt werden kann. Ferner 
konnten in dem lockeren Bindegewebe fast immer eosinophile Zellen, und zwar 
in einigen Geschwülsten in ganz erheblicher Menge, angetroffen werden. In den 
bekannt gewordenen Fällen von Darmkarzinomen (mit dem Falle desVerfassers 6) 
war ein gewisser Wachstumsstillstand durch starke Kalksalzinfiltration und Meta¬ 
plasie des Bindegewebes in Knorpel- und Knochengewebe eingetreten. Diese 
rückgängige Metamorphose steht demnach in wesentlichem Gegensatz zur rück¬ 
gängigen Metamorphose der Darmkarzinome beim Menschen, die mehr zum ge- 
schwürigen Zerfall neigen. Die Zahl der Eosinophilen stand in den Fällen des 
Verfassers immer in einem gewissen Verhältnis zur Größe bezw. zum Alter der 
Geschwülste insofern, als in Neubildungen von geringer räumlicher Ausdehnung 
die meisten Eosinophilen vorhanden waren, in den mittelgroßen nahm die Zahl 
wesentlich ab, in den größten und ältesten waren schließlich keine mehr vor¬ 
handen. Die atypischen Darmtumoren, namentlich die Sarkome, können zwar 
ähnlich wie beim Menschen einen kachektischen Zustand herbeiführen, in der 
Regel wirken sie aber, je nach ihrer Größe, dem Ort ihrer Entwicklung, der 
Natur und Verdaulichkeit der aufgenommenen Futtermittel als mechanische Hemm¬ 
nisse für die Fortbewegung des Darminhaltes und bedingen Krankheitszustände, 
die sich in den verschiedenen Symptomenkomplexen der Kolik äußern. 

Fritz Loeb . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

2238) Asher, L. Untersuchungen über die physiologische Permeabilität der 
Zellen. (Aus d. physiol. Instit zu Bern.) (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XIV, 
S. 1—124.) 

Die Drüsentätigkeit läßt sich in mehrere Akte zergliedern, deren jeder aus 
einem in der Zelle sich abspielenden Vorgänge besteht. Durch Vermehrung 
des NaCl-Gehalts des Blutes wird der NaCl-Gehalt des Speichels nur wenig, bei 
großer Vermehrung der Phosphate, Sulfate und Carbonate im Blute diese gar 
nicht im Speichel vermehrt. Das Gleiche gilt für Zucker, der im Blut frei ge¬ 
löst sein soll; der Speicheldrüse fehlt das „Scheidevermögen 1 * für ihn. 

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Referate. 


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Saponin, ein Lipoide lösendes Gift, vermehrt die Hamabsonderung, aber 
nicht die Speichel- oder die Gallensekretion. Für einen Komplex sehr wichti¬ 
ger Drüsen spielt also die Lipoidschicht der Zellen keine wesentliche Rolle. 
Im Anschluß an Eulers Fermenthypothese werden Sammler oder Kondensa¬ 
toren für die in den Sekreten ausgeschiedenen Jonen angenommen, deren Tä¬ 
tigkeit mit Energieverbrauch- verknüpft ist und Massenwirkungsgesetz sowie 
Phasenregel anzuwenden gestattet. Die Granula spielen eine wesentliche Rolle 
beim Absonderungsvorgang. Durch kurzdauernde Abklemmung der Nierenarterie 
bewirkte Hamretention kann durch spezifische Diuretica trotz ihrer gefäßer¬ 
weiternden Wirkung nicht wieder zum Schwinden gebracht werden, es gelingt 
somit Gefäßwirkung und spezifische Zelltätigkeit in der Niere voneinander gänz¬ 
lich zu trennen. 

Nach Blutentziehung findet eine vermehrte Resorption von Eiweiß aus der 
Bauchhöhle statt, wobei sich deren Zellen aktiv beteiligen. Wird nach Blut¬ 
entnahme isotonische Traubenzuckerlösung intravenös injiziert, so tritt weniger 
NaCl in eine NaClarme, in die Bauchhöhle eingebrachte Flüssigkeit aus, obwohl 
der NaCl-Gehalt des Blutes stets viel höher ist. Dies spricht für einen Regu¬ 
lationsvorgang auch in serösen Höhlen. 

Es folgt die Beschreibung einer neuen Methode zur Untersuchung der 
Gefäßpermeabilität. 

Während der Absonderung nimmt die Trockensubstanz im Blute und im 
Serum des aus der Speicheldrüse abfließenden Venen-Blutes zu, im Serum 
wesentlich auf Rechnung des Eiweiß. Hoher, mechanisch gesteigerter Kapillar- 
Druck bewirkt keine Filtration aus den Kapillaren; die Vasodilatatoren haben 
keinen Einfluß auf die Permeabilität der Getäße, nur Organtätigkeit vermag 
physiologischer Weise die Zusammensetzung des Blutes zu ändern. Würdigung 
der Bedeutung dieser neuen Erfahrungen für die Lehre von der Sekretion und 
Lymphbildung. K. Reicher\ 

2289) Coca, A. F. Beitrag zur Antikörperentstehung. (Aus d. Biolog. 
Abtlg. d. Krebsinstit. zu Heidelberg.) (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XIV, S. 
126—183.) 

SpezifischeAgglutinine werden durch osmierteRinderblutkörperchen quantitativ 
aufgenommen, ebenso sind stark osmierte Blutkörper noch bindungsfähig für 
spezifische Hämolysine. Andererseits wird auch die Bindungsfähigkeit der mit 
Ösmiumsäure vorbehandelten präzipitablen Substanz keinesfalls wesentlich ver¬ 
mindert. K. Reicher . 

2240) Halpera, M. Beitrag zum Hungerstoffwechsel. Aus d. inneren Abtlg. 
des Krankh. Kindlein Jesu in Warschau.) (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XIV, S. 
134—142.) 

An der Hand eines einzigen (!) Hungerhams werden sämtliche Bestandteile 
desselben besprochen. K. Reicher . 

2241) Much, H. Über eine Vorstufe des FibrinfermenteB in Kulturen von 
Staphylokokkus aureus. (Aus d. Abtlg. f. exper. Ther. d. Eppendorfer Krankh., 
Hamburg.) (Biochem. Ztschr. 1908, Ba. XIV, S. 143—155.) 

Sät man eine größere Menge Staphylokokken in Blut ein, so erhält man in 
viel kürzerer Zeit Gerinnung des Plasmas als sonst. Der Staphylokokkus ent¬ 
hält nämlich eine Thrombokinase (Staphylokinase), welche vielleicht die 
enorm gesteigerte Gerinnungsfähigkeit des Blutes bei Pneumonie, Coli-, Staphylo- 
und Streptokokkeninfektionen erklären kann. K. Reicher . 


2242) Carlson, A. J. u. Ryan, J. 0. Glukose im Speichel. Hüll Physiol. 
Labor. Univers. Chicago Jll. (Am. Joum. Physiol. 1908, Bd. 21,.S. 301—309.) 

Normaler Katzenspeichel enthält Spuren von Glukose, die aus dem Blut 
entstammen und nicht ein spezifisches Produkt der Speicheldrüsen sind. Mit 
dem Glukosegehalt des Blutes steigt auch der Glukosegehalt des Speichels. 
Nach Anästhesie gesammelter Speichel ist glukosereicher, anscheinend infolge 
von Hyperglykämie. Der Submaxillarspeichel ist immer zuckerreicher als der 
Parotisspeichel. Underhill. 


N. P. III. Jahr*. 


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Referate. 


2248) Scaffidi, V. Über die Veränderungen des Gasstoffwechsels nach Aus¬ 
schaltung des Leberkreislaufs. (Aus d. Instit. f. allg. Path. d. Univ. zu Ne¬ 
apel.) (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XIV, S. 156—179.) 

Nach Ausschaltung der Leberfunktion durch Unterbindung der Vena portae 
treten bei Enten folgende Veränderungen im Gasstoffwechsel auf: 

Zunahme des absorbierten O und des ausgeschiedenen CO a und Erhöhung 
des respiratorischen Quotienten. Die Veränderungen sind im wesentlichen durch 
Unterdrückung der Glykogenbildung aus den im Organismus aufgespeicherten 
und vielleicht auch aus den mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydraten be¬ 
dingt Die Kohlenhydrate zirkulieren infolge Verhinderung ihrer Aufspeicherung in 
der Leber in größerer Menge im Blute und werden auch reichlicher verbrannt Das 
häufige postoperative Steigen des respir. Quotienten über die Einheit führt S. 
auf die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fett zurück und ist geneigt nicht 
die Leber, sondern das Unterhautbindegewebe für den Ort dieser Umbildung 
anzusehen. (Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch Gier ke, vgl. 10. Tagung 
d. Deutsch. Pathol. Gesellsch. 1906 und Lubarsch und Ostertag, Ergebnisse 
Bd. XI, n. Abtg. d. Ref.) K. Reicher. 

2244) Hawk, P. B. Eine Beihe von Fütterung»- und Injektionsversuchen 
nach Anlegung der Eck’schen Fistel bei Hunden. Labor. Physiolog. Chem. 
Univers. Pennsylvania Phila. Pa. (Am. Joum. Physiol. 1908, Bd. 21, S. 259—281.) 

Hunde mit Eck’scher Fistel zeigen ausgesprochen toxische Symptome, 
wenn dieselben nur mit Fleisch gefüttert werden. Hunde, welche diese Erschei¬ 
nung nicht zeigten, wiesen sofort toxische Symptome auf, sobald dem Fleisch 
noch Liebigs Fleischextrakt zugesetzt war. Bei fleischfreier Kost blieben die 
Erscheinungen aus, selbst bei Zusatz von Liebigs Fleischextrakt Fütterung 
oder intravenöse Injektion von carbaminsaurem Natrium zeigten dieselben Er¬ 
scheinungen wie sie bei Fleischextrakt beobachtet waren. Glucosurie konnte 
bei Kohlehydratfütterung von Hunden mit Eck’scher Fistel nicht beobachtet 
werden. Underhill. 

2245) Bunzell, H. H. Die Oxydationsmöglichkeiten von Zucker in einem 
S&uremedium. Labor. Biochem. and Pharm. Univers. Chicago. Chicago Jll. 
(Am. Joum. Physiol. 1908, Bd. 21, S. 28—36.) 

Glucose, Lävulose, Mannose, Galaktose, Maltose and Laktose können in 

einer Säurelösung ^. Essigsäurej oxydiert werden und zwar mit verschiedener 

Initialgeschwindigkeit. Am langsamsten wird Laktose oxydiert. Dies = 1,00 an¬ 
genommen ist die Geschwindigkeit der Oxydationsfähigkeit der übrigen Zucker 
wie folgt: Maltose = 1,15, Glucose = 5,71, Galaktose = 8,72, Mannose = 8,72, 
Lävulose = 55,13. Nach Ansicht des Verfassers sind diese Verschiedenheiten 
durch das kinetische Verhalten bedingt im Sinne der Nef’schen Theorie, die 
annimmt, daß die Reaktionsfähigkeit der organischen Substanzen von dem Disso¬ 
ziationszustand abhängig ist. Wenn diese Theorie richtig ist, werden obige 
Zahlen den relativen Dissoziationszustand der verschiedenen Zucker zum Aus¬ 
druck bringen. Underhill 

2246) Peters, Arnos J. Chemische Studien an der Zelle und deren Umgebung. 
UL Die Funktion der anorganischen Salze auf die Protozoenzelle und deren 
Medium. Zool. Labor. Univers. Jllinois. Urbana JU. (Am. Joum. Physiol. 1908, 
Bd. 21, S. 105—125.) 

Verfasser stellte Versuche an über den Einfluß der Salze auf die Protozoen¬ 
zelle und die Erscheinungen bei Fehlen derselben. Die Tiere wurden in 
absolut reines destilliertes Wasser gebracht und es zeigte sich, daß in diesem 
Medium die Tiere nicht leben konnten. Die Lokomotion war behindert und 
hörte schließlich auf, wobei die Form der Tiere verändert wurde. Die Vakuolen 
vergrößerten sich und die ursprüngliche Form der Tiere schwoll an. Destil¬ 
liertes Wasser verändert nach und nach die Eigenschaften und die Permeabilität 
der Zellwände, sodaß dadurch eine Diffusion des Zellinhalts und der Salze er- 

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Referate. 


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möglicht wird. Milchzucker und schwache Salzlösungen heben diese schäd¬ 
lichen Wirkungen auf. UnderhilL 

2247) Saiki, Tadasu. Anti Inulase. (Joum. of Biol. Chem. 8. 895—402.18/7. 
New-York City Department of Health. Research Lab. Wm. H. Park, Direktor). 

Aus seinen Versuchen mit Inulase aus Aspergillus niger an Kaninchen fol¬ 
gert Verfasser, daß im normalen Kaninchenserum weder ein Inulin spaltendes Enzym, 
noch ein Inulaseantikörper vorkommt. Auch Sucrase und der zugehörige Anti¬ 
körper konnten nicht aufgefunden werden. Ein Zusatz von Serum verhindert 
die spaltende Wirkung von Inulase unabhängig von der Anwesenheit von 
Protein oder. Alkali. Die HCl-Hydrolyse wird durch Serum nicht gehemmt. 
Durch Injektion von Inulase bildet sich im Kaninchenserum ein Antikörper der 
Inulase. Das Antiserum weist verschieden stark hemmende Wirkungen auf die 
Inulin verdauende und die Rohrzucker spaltenden Eigenschaften bezw. auf Inu- 
lasepräparate aus. Es scheint, daß in dem Präparat Inulase aus Aspergillus 
niger die Inulin spaltende Kraft und die Aktivität der Sucrase unabhängig von¬ 
einander bestehen. Auf Intestinalsucrase übte das Antiserum keinen oder nur 
sehr geringen Einfluß aus. Brahm. 

2248) Manwaring, Wilfred H. Quantitative Methoden mit hämolytischem 
Serum. (Joum. of Biol. Chem. 8. 887—89. 13/6. Indiana. Univ. Pathol. Lab.) 

Auf Grund seiner Versuche kommt Verfasser zu dem Schluß, daß es zur 
Zeit eine quantitative Untersuchungsmethode mit hämolytischem Serum, die sich 
für die Praxis eignete, nicht gibt. Brahm . 

2249) Maxwell, S. S. Ist die Leitung eines Nervenimpulses ein chemi¬ 
scher oder physikalischer Prozeß? (Joum. of Biol. Chem. 3. 359—85. 12/6. Cali¬ 
fornia. Univ. Rudolph Spreckels Physiol. Lab.) 

Durch Versuche verschiedener Forscher schien der Nachweis erbracht, daß 
der Nervenreiz ein physikalischer und kein chemischer Prozeß ist. Man ver¬ 
suchte den Nachweis von chemischen Zersetzungsprodukten in gereizten Nerven, 
den Nachweis von Temperaturänderungen, ferner die Anwesenheit von O für 
den Nerv nachzuweisen. Verfasser gelang es, an den Fußnerven von Arioli- 
mex columbianus den Nachweis zu erbringen, daß der Temperaturkoeffizient der 
Geschwindigkeit des Nervenimpulses bestimmt darauf hindeutet, daß ein chemi¬ 
scher Prozeß vorliegt, wenn auch kein Oxydationsprozeß. Die genaue Ver¬ 
suchsanordnung und die ausführlichen Tabellen sind im Original einzusehen. 

Brahm. 

2250) Salant, William. Der Einfluß von Äthylalkohol auf den Stoffwechsel 
des Leberglykogens. (Joum. of Biol. Chem. 3. 403—18. 28/8. Columbia Univ. 
Lab. f. Biolog. Chem. und New-York. College of Physicians and Surgeons.) 

Verfasser führte seine Untersuchungen an Kaninchen unter verschiedenen Be¬ 
dingungen aus. Bei hungernden Tieren mit schwacher Glykogenanhäufung in 
der Leber zeigte sich, daß Alkohol die Anhäufung von Glykogen in der Ka¬ 
ninchenleber nicht begünstigt. Auch konnte keine fett- und kohlehydratsparende 
Wirkung festgestellt werden. Hungernde Kaninchen mit normaler Glykogen¬ 
vermehrung zeigten auf große Alkoholdosen eine beschleunigte Umwandlung 
des Leberglykogens. Das Glykogen wurde nach Pflüger bestimmt, Glukose 
nach Allihn. Brahm . 

2251) Seidell, Atherton. Eine neue Normallösung für kolorimetrische Jod¬ 
bestimmungen. (Joum. of Biol. Chem. 8. 391—93. 19/7. Washington. Hygien. 
Lab. Pharmak. Abt.) 

Bei kolorimetrischen Bestimmungen kleiner Jodmengen bestand bisher der 
Übelstand, daß die Kontrolllösungen, die durch Auflösen bekannter Jodmengen 
in Chloroform erhalten wurden, sehr bald verblaßten. Verfasser empfiehlt als Ersatz 
eine Lösung von FuchsinS (Dr. G. Grübler & Co., Leipzig) in angesäuertem Wasser, 
0,02 g Farbstoff werden in 200 ccm Wasser, das 8—5°/ 0 HCl enthält, aufgelöst. 
10 ccm dieser Lösung mit 3—5 °/ 0 HCl-haltigem Wasser auf 200 ccm aufgefüllt, 
geben eine Normallösung von der 10 ccm 0,00102 gj äquivalent sind. Verfasser 
empfiehlt in kleinen Reagensgläsem Lösungen herzustellen, die 0,01, 0,02, 0,03, 

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Beferate. 


0,4 mg J pro ccm entsprechen, auch noch höhere Konzentrationen bis 0,25 mg J 
in 6 ccm empfehlen sich. Durch vergleichende Untersuchungen mit den Chloro¬ 
formlösungen läßt sich sehr leicht der Gehalt an J feststellen. Auch zur Prüfung 
pharmazeutischer Präparate eignet sich diese Methode. Ferner kann die Lösung 
des Fuchsin S als Standardlösung für den Nachweis von Nitriten mit Hilfe 
der Grieß’schen Reaktion dienen. Brahm . 


2252) Herter, C. A. Die Indolessigsäure, das Chromogen des Uroroseins 
im Ham. (Joum. of Biol. Chem. 4. 253—57. April 1908.) 

Im Anschluß an frühere Versuche konnte Verfasser den sicheren Nachweis 
erbringen, daß die Indolessigsäure die Uroroseinreaktion bedingt.» Synthetisch 
dargestellte Indolessigsäure wurde mit der aus dem Ham eines an anormaler 
intestinaler Gärung leidenden Patienten verglichen. Beide Säuren gaben mit 
konz. HCl und Kaliumnitrit eine stark rosarote Färbung. Beide Farbstoffe, mit 
Amylalkohol extrahiert, zeigten dasselbe Absorptionsspektrum. Beide Körper 
geben mit p-Dimethylaminobenzaldehyd eine Rotfärbung, ebenso mit Milions 
Reagens. Mit Eisenchlorid und HCl, besonders bei Anwendung stark verd. Eisen¬ 
lösungen, geben beide Lösungen beim Erwärmen eine kirschrote Färbung. Beim 
Erhitzen über den Schmelzpunkt gehen beide Körper in Skatol über. Der 
Schmelzpunkt der aus dem Ham isolierten Säuren liegt bei 160—162 °, synthe¬ 
tische Indolessigsäure schmilzt bei 163—164°. Bei pathologischer Intestinalfäulnis 
fanden sich an Bakterien besonders Bacillus bifidus communis (Tissier). 

Br ahm. 

2258) Herter, C. A. Mitteilung über den Einfluß von Fleisch auf die 
Dimethylaminobenzaldehydreaktion (Ehrliche Aldehydreaktion) deB Harnes. 

(J. of Biol. Chem. 4. 403—5. April 1908.) 

Verfasser konnte bei Einhaltung einer Fleischdiät sowohl an Hunden als 
auch bei Menschen feststellen, daß eine starke Aldehydreaktion eintrat, die bei 
Milchdiät sehr zurückging. Mischungen von Milch und Blut bewirkten keine 
Verstärkung der Intensität der Aldehydreaktion, während eine Mischung von 
Milch + Liebigs Fleischextrakt diese Verstärkung zeigte. Auch blutfrei ge¬ 
waschenes Fleisch führte keine Steigerung der Aldehydreaktion herbei, ebenso¬ 
wenig Fischfleisch. Die Zunahme der Intensität der Ehrlichschen Aldehyd¬ 
reaktion des Harnes nach gesteigertem Fleischgenuß führte Verfasser infolge¬ 
dessen auf die Anwesenheit der färbenden Substanz des Fleisches zurück. Alle 
Hamproben wurden vorher auf D. 1,010 verdünnt. Brahm . 


2254) Hawk, P. B. Der Einfluß der Ätheranästhesie auf die Sticktsoffaus- 
Bcheidung. (Joum. of Biol. Chem. 4. 321—52. April 1908. Pennsylvania., Univ. 
Departm. of Medicine. Physiolog.-chem. Lab.) 

Durch ausgedehnte Versuche an Hunden konnte Verfasser nach weisen, daß 
Ätheranästhesie an Hunden, die sich im Stickstoffgleichgewicht befanden, 24 oder 
48 Stunden nach der Narkose eine Steigerung der N-Ausscheidung bedingt 
Nach 1 / 2 -stündiger Narkose betrug die Steigerung der N-Ausscheidung 6,5V 
Durch langandauemde Anästhesie erhöhte sich die Ausscheidung bis zu 43,5 V 
Die Steigerung ist individuell verschieden. In der Zusammensetzung der Fäces 
wurde eine Veränderung nicht beobachtet. Verfasser schlägt vor, bei allen Stoff¬ 
wechselversuchen mit Hunden, bei denen Äthemarkose angewandt wird, Kontroll- 
versuche auszuführen, um den Einfluß der Ätheranästhesie kennen zu lernen, 
und zwar vor und nach der Narkose. Die Methodik und Einzelheiten sind im 
Original einzusehen. Brahm . 


2255) Herter, C. A. Die Beziehungen von nitrifizierenden Bakterien zu 
der Uroroseinreaktion von Nencki und Sieber. (Joum. of Biol. Chem. 4.239—51. 
Febr. 1908 [7/1.].) 

Bei der Untersuchung des Harnes eines Kindes, welches an einer anormalen 
Intestinalgärung litt, fand Verfasser, daß derselbe sehr stark die Nencki und 
Sieb ersehe Uroroseinreaktion gab. Es gelang festzustellen, daß bei frischem 
Harn die Rotfärbung nicht eintrat. Erst wenn der Ham 12—24 Stunden ge¬ 
standen hatte, trat die Reaktion ein. Das Auftreten der Rotfärbung fiel immer 


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Referate. 


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mit einer durch Bakterien entstandenen Trübung zusammen. Durch Impfen des 
frischen Harnes mit diesen Bakterien ließ sich sofort die Rotfärbung erzielen. 
Die isolierten Bakterien zeigten deutliche Nitritbildung. Die Rotfärbung beruht 
somit auf dem Freiwerden von salpetriger Säure. Die Nitrite üben ihren Einfluß 
auf das Chromogen hauptsächlich als oxydierende Agenzien aus, nicht durch 
Bildung von Nitrosoverbindungen. Verfasser ist der Ansicht, daß durch Zusatz 
von Nitriten das Chromogen noch häufig da aufgefunden wird, wo dasselbe 
bisher übersehen wurde. Urorosein ist vom Skatolrot verschieden. Das Uro- 
roseinchromogen ist Indolessigsäure. Weitere Angaben betreffen den Einfluß von 
Bakterien auf das Verhalten von Ham. der Indoxylkaliumsulfat enthält. 

Underhill. 

2256) Peters, A. W. Chemische Studien über die Zelle und deren Medium. 
Zweiter Teil. Einige chemisch biologische Beziehungen in flüssigen Kultur¬ 
medien. (Amer. Joum. Physiol. 18. 321—46. 1/4. 1907. Illinois. Univ. Zoolog. Lab.) 

Als geeignetstes flüssiges Medium bezeichnet Verfasser ein wässeriges Heu¬ 
extrakt. Nach Impfung mit tierischen und pflanzlichen Organismen wurde der 
Säuregrad gegen Phenolphthalein, die Alkalität gegen Methylorange, die elek¬ 
trische Leitfähigkeit, der Sauerstoffgehalt und der Gehalt an organischem Stick¬ 
stoff in bestimmten Zeitintervallen bestimmt. Verfasser konnte feststellen, daß 
die Säurekonzentration von größtem Einfluß auf den Bakterienstoffwechsel und 
ein Hauptfaktor für das biologische Verhalten ist. Bei Vorherrschen der Azidität 
gedeihen besonders die Bakterien, bei Lichtzutritt und geeigneter Temperatur 
überwiegen beim Verschwinden der Azidität neben wenigen tierischen Organis¬ 
men die grünen Algen. Brahm . 

2257) Mendel, Lafayette B. u. Mitchell, Philip H. Chemische Studien 
über das Wachstum. I. Die invertierenden Fermente des Emfthrungsvorgangs, 
besonders beim Embryo. (Amer. Joum. Physiol. 20. 81—96. 1/10. 1907. Yale 
Univ. Sheffield Lab. ot Physiol. Chem.) 

Das frühzeitige Auftreten der invertierenden Fermente in den Därmen des 
Embryo hängt mit der relativ frühen histologischen Entwicklung zusammen. 
Die proteolytischen Enzyme und die dieselben sezemierenden Drüsen treten 
später auf. Am verbreitersten ist die Maltase. Im Schweineembryo findet sich 
Maltase und Lactase, dagegen keine Sucrase. Nach der Geburt sind alle 3 
Enzyme vorhanden. Lactase findet sich im erwachsenen Organismus nicht gleich¬ 
mäßig in allen Teilen des Darmes verteilt. Die von Plimmer, Weinland, 
Portier nachgewiesenen Differenzen werden dadurch erklärt, daß diese Forscher 
verschiedene Darmpartien untersuchten. Lactase fand sich bei Vögeln nie, 
Sucrase findet sich sowohl im erbrüteten Küken als auch in der erwachsenen 
Henne. Verfasser glauben, aut Grund ihrer Versuche zu dem Schlüsse berechtigt 
zu sein, daß die Säugetiere im jugendlichen Zustand mehr veranlagt sind, Milch¬ 
zucker zu verarbeiten, als im erwachsenen Zustand. Underhill\ 

2258) Mendel, Lafayette B. u. Mitchell, Philip H. Chemische Studien über 
das Wachstum. H. Die beim Purinstoffwechel des Embryos beteiligten Fermente. 
(Amer. Joum. Physiol. 20. 97—116. 1/10. 1907. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. 
Chem.) 

Die Nukleinsäure der Leber des Schweineembryos enthält von Purinbasen 
nur Adenin und Guanin. Die Leber ist im jugendlichen Zustande zu autolytischen 
Veränderungen befähigt. Nukleasen sind vorhanden und spalten die Purinbasen 
aus den zugehörigen Nukleinsäuren ab. Adenase ist in der embryonalen Schweine¬ 
leber vorhanden, dagegen keine Guanase. Ein Extrakt der embryonalen Ein¬ 
geweide mit Ausnahme der Leber enthält Guanase. Diese ungleiche Verteilung 
der beiden Enzymreaktionen scheint für die Anwesenheit von zwei spezifischen 
desamidierenden Enzymen zu sprechen. Die Entstehung von Harnsäure aus 
präformierten oder zugefügten Purinbasen (Adenin oder Hypoxanthin) durch 
Extrakte von embryonalen Geweben zu zeigen, war bisher unmöglich. Die vor¬ 
hergehende Oyydation von Hypoxanthin zu Xanthin ist zweifelhaft. Xantho- 
oxydase ist in den embryonalen Eingeweiden des Schweines nicht vorhanden. 
Dagegen konnte dieselbe in der Leber erwachsener und auch saugendpr % Tiere 

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Referate. 


nachgewiesen werden. Im embryonalen Gewebsextrakt des Schweines wurde kein 
uricolytisches Ferment aufgefunden. Erst kurz von oder nach der Geburt bildet 
sich dieses Enzym. Durch ihre Versuche glauben Verfasser das Vorkommen 
eines spezifisch uricolytischen Enzyms bestätigt zu haben. Die benutzte Methodik 
ist im Original einzusehen. UnderhilL 

2259) Mendel, Lafayette B. u. Leavenworth, Charles S. Chemische Studien 
über das Wachstum. HL Das Vorkommen des Glykogens im Schweineembryo. 

(Amer. Joum. Physiol. 20. 117—26. 1/10. 1907. Yale Univ. Sheffield Lab. of 
Physiol. Chem.) 

Aus ihren Versuchen über das Vorkommen des Glykogens in der Schweine¬ 
leber schließen Verfasser, daß ein hoher Glykogengehalt für embryonales Ge¬ 
webe nicht charakteristisch ist. In der Leber von Schweineembryonen von 
85—230 mm Größe ist kein Glykogen vorhanden. Der Glykogengehalt wurde 
nirgends außergewöhnlich hoch genmden. Die Verteilung ist im jugendlichen 
Organismus ähnlich wie bei erwachsenen Tieren, nur hat die Leber noch nicht 
die Glykogen aufspeichemde Funktion, wenigstens bei Schweinen. Der embryo¬ 
nale Glykogenstoffwechsel ist dem des erwachsenen Tieres ähnlich. Es erscheint 
unnötig, eine spezielle formative Kraft für das Glykogenvorkommen anzunehmen, 
vielmehr ist das Glykogen einfach als Reservestoff aufzufassen. UnderhilL 

2260) Mendel, L. B. u. Saiki, T. Chemische Studien über das Wachstum. 
IV. Die Umwandlung des Glykogens durch Fermente der embryonalen Gewebe. 

(Amer. Joum. Physiol. 21. 64—68. 1/2. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiolog. 
Chem.) 

Im Anschluß an frühere Versuche suchten Verfasser den Nachweis zu führen, 
ob ein glykogenspaltendes Enzym sich in der embryonalen Leber zu einer Zeit 
bildet, wenn die Glykogenfunktion noch nicht deutlich in die Erscheinung tritt 
Auch Muskeln und Blut wurden in ähnlicher Weise geprüft. Die amylolytische 
Kraft des embryonalen Blutes war immer geringer als die der Leber und des 
Muskelgewebes. Das sich entwickelnde Muskelgewebe, das während des embry¬ 
onalen Zustandes Glykogen enthielt, zeigte eine relativ größere glykogenspaltende 
Kraft als das glykogenfreie Lebergewebe. Embryonale Gewebe sind ungleich 
mit amylolytischen Fermenten ausgestattet, welche Unterschiede sich erst im 
Laufe der Entwicklung ausgleichen. Die embryonale Leber, die ganz im Anfang 
ihrer Entwicklung glykogenfrei ist, erlangt nur nach und nach ihre auflösende 
Wirkung, während die amylolytische Kraft mit dem Wachstum sich vermehrt. 

Brahm. 

2261) Mendel, L. B. u. Leavenworth, Ch. S. Chemische Stadien über das 
Wachstum. V. Die Autolyse embryonaler Gewebe. (Amer. Joum. of Physiol. 
21. 69—76. 1/2. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 

Die autolytischen Kräfte der embryonalen Leber bestimmten Verfasser durch 
Feststellung des Gehaltes an nicht koagulierten N-Produkten. 3 g Leberbrei 
wurden mit 30 ccm Wasser unter Zusatz von Toluol bei 38° in verschlossenen 


Flaschen digeriert unter öfterem Umschütteln. Zur Kontrolle wurde dieselbe 
Mischung mit Lebern, die 15 Minuten gekocht waren, angesetzt. Die Höhe der 
autolytischen Spaltung wurde nach dem Verfahren von Schryver (Biochem. J. 
1. 131) wie nachstehend ausgeführt. Die Digestionsmischung wird in einer tiefen 
glasierten Porzellanschale mit gleichen Gewichtsteilen entwässertem NajSO* 
versetzt. Die nach 3—4tägigem Stehen erhärtete Masse wird gepulvert und in 
einem Jenenser Kolben s / 4 Stunden mit absol. Alkohol am Rückflußkühler gekocht 
Der Alkohol wird abgegossen, der Flascheninhalt mit Wasser auf dem Wasser¬ 
bade zur Koagulation der Eiweißstoffe und Lösung der nicht koagulierten X- 
Verbindungen und des Na a S0 4 erwärmt. Die koagulierten Verbindungen wurden 
abfiltriert, gut ausgewaschen und der N-Gehalt nach Kjeldahl bestimmt. Gleich¬ 
zeitig wurde der Gesamt-N-Gehalt des frischen Lebergewebes bestimmt Alle 


Resultate finden in ccm 1 / B -n. Säure ihren Ausdruck. Gleichzeitig wurde der 
Säuregehalt durch 1 | 10 -n. NaOH-Lauge bestimmt. Die Menge des löslichen N in 
frischen Lebern von Embryonen und erwachsenen Tieren ist nahezu gleich und 
beträgt ungefähr 20°/ 0 des Gesamt-N. Nach 16 Stunden ist f 4ie Autolyse be- 

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Referate. 


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endet. Bei embryonalen Schweinelebem wurde bei verschiedenem Entwicklungs¬ 
zustand eine schwache Entwicklung der Autolyse festgestellt. Daß dies nicht 
durch einen Mangel an Fermenten bedingt wird, bewies ein geringer Zusatz von 
Essigsäure, wodurch die Autolyse sofort ganz erheblich anstieg. Verfasser er¬ 
klären sich dies durch durch ein Fehlen von Kohlehydraten, infolgedessen fehlt 
auch die Säurebildung. Mit Zunahme der sauren Reaktion steigt die Autolyse, 
das Alter der Embryonen übt keinerlei Einfluß aus. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahm, 


2262) Mendel,. L. B. u. Leavenworth, Ch. S. Chemische Studien über das 
Wachstum. VI. Änderungen im Purin-, Pentose- und Cholesteringehalt des 
sich entwickelnden Eies. (Amer. Joum. Physiol. 21. 77—84. 1/2. Yale Univ. Shef¬ 
field Lab. of Physiol. Chem.) 

Die Verfasser stellten an Hühner- und Enteneiern in verschiedenem Be¬ 
brütungsstadium über den Gehalt an Purinbasen und die Synthese derselben im 
tierischen Organismus Versuche an. Mit fortschreitender Bebrütung wächst der 
Gehalt an Purin-N. Auch in embryonalen Organen sind Guanin und Adenin 
vorherrschend, genau wie im erwachsenen Organismus. Bezüglich des Pentose- 
gehaltes konnte mit Hilfe der Tollensschen Methode festgestellt werden, daß der 
Pentosegehalt mit zunehmender Bebrütnng steigt, während frische Hühner- und 
Enteneier frei von Pentosen sind* Auch ließ sich mit dem Fortschreiten der 
Bebrütung eine Abnahme des Fett- und Cholesteringehaltes nach weisen. Brahm . 

2263) Mendel, L. B. u. Leavenworth, Ch. S. Chemische Studien über das 
Wachstum. VII. Die Katalase der tierischen embryonalen Gewebe. (Amer. 
Joum. Physiol. 21. 85—94. 1/2. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 

Zum Nachweis der Katalase im embryonalen Gewebe benutzten Verfasser 
die katalytische Zersetzung von H 2 O a durch Embryonen in verschiedenem Ent¬ 
wicklungsstadium. Säurezusatz zum H 2 0 2 hemmt die Zersetzung, welche in 
neutralen Lösungen stärker ist. Katalasen wurden in embryonalen Geweben 
überall nachgewiesen. Brahm, 

2264) M endel , L. B. u. Leavenworth, Ch. S. Chemische Studien über das 
Wachstum. VOLL Das Vorkommen von Lipase in embryonalen tierischen Ge¬ 
weben. (Amer. Joum. Physiol. 21. 96—98. 1/2. Yale Univ. Sheffield Lab. of 
Physiol. Chem.) 

An Schweineembryonen in verschiedenem Entwicklungsstadium konnten Ver¬ 
fasser nachweisen, daß in der Leber und den Därmen Lipase schon frühzeitig 
auftritt. Die Aktivität embryonaler Gewebsextrakte ist weniger deutlich aus¬ 
gesprochen, als bei den entsprechenden Organen erwachsener Tiere. Brahm, 

2265) Mendel, L. B. u. Leavenworth, Ch. S. Chemische Studien über das 
Wachstum. IX. Mitteilungen über die Zusammensetzung des embryonalen 
Muskel- und Nervengewebes. (Amer. Joum. Physiol. 21. 99—104. 1/2. Yale Univ. 
Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 

Durch ihre Untersuchungen wiesen Verfasser nach, daß der Wassergehalt 
der embryonalen Gewebe höher ist als bei erwachsenen Tieren. Kreatin wurde 
im embryonalen Muskelgewebe aufgefunden, jedoch in geringerer Menge als bei 
ausgewachsenen Tieren. Von den Purinbasen sind Adenin und Guanm in den 
Muskeln vorherrschend. Hypoxanthin fand sich darin ebenfalls frei vor. Milch¬ 
säure fand sich nur in geringen Mengen frei. Die Verteilung der Lipoide im 
embryonalen Hirn ähnelt der in der grauen Rinde. Cholesterin findet sich schon 
in einem frühen Entwicklungsstadium, dagegen kein Cerebrin. Brahm, 


2266) Robertson, T. Brailsford. Die Natur der Oberflächenschichten in 
Zellen, deren Beziehung zur Permeabilität und zur Färbung der Gewebe durch 
Farbstoffe. (Joum. of Biol. Chem. 4. 1—34. Januar 1908. Califomia-Univ. Rudolph 
Spreckels Physiolog. Lab.) 

Zur Erklärung des Verhaltens der Gewebe gegenüber Farbstoffen stellte 
Verfasser eine Reihe von Versuchen über die relative Löslichkeit von Farbstoffen 
in Lipoiden und in Wasser an. Als Lipoide wurden benutzt Äthylazetat, Äthyl- 


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Referate. 


butyrat und Äthylbenzoat, ferner Triolein und Olivenöl. Die Löslichkeit eines 
sauren Farbstoffs in den Lipoiden wurde durch Säurezusatz erhöht, die Löslich¬ 
keit eines basischen Farbstoffs durch Alkalizusatz. Die freien Farbstoffsäuren 
sind ungefähr ebenso löslich in Lipoiden wie die freien Farbstoffbasen. Die 
Salze der basischen Farbstoffe sind in der Regel in einem kleinem Überschuß 
des Lipoids löslich, die Salze der sauren Farbstoffe dagegen nicht Weitere 
Untersuchungen mit Geweben mit lipoidalem Charakter wurden mit Fettzellen 
im Omentum (Netz, Teil des Bauchfelles) und mit Erythrocyten ausgeftihrt Es 
zeigte sich, daß in allen den Fällen, in denen die Fettzellen sich völlig färbten, 
die Farbstoffe aus alkalischen Lösungen leichter aufgenommen wurden als aus 
sauren Lösungen. Zwischen der Tiefe der Färbung des Bindegewebes und der 
Fettzellen bestehen keinerlei Beziehungen. Rote Blutkörperchen, die in einer 
Lösung von 2,0 Sublimat, 10 ccm Formaldehyd und 100 ccm absolutem Alkohol 
fixiert waren, färbten sich in der Regel in sauren Farbstoffen, doch hängt dieses 
Färbevermögen nicht von der Lipoidlöslichkeit ab. Ein Zusatz von Kasein, 
Gelatine, Protamin zu wässerigen Farbstofflösungen stört die Verteilung des Farb¬ 
stoffs zwischen dem Wasser und dem Lipoid. Diese Änderung ist für jeden Eiwei߬ 
körper charakteristisch, auch bilden letztere mit einzelnen Farbstoffen chemische 
Verbindungen. Verfasser führt dann des weiteren aus, daß die Theorie einer 
lipoidhaltigen Membran an der Oberfläche lebender Zellen in Verbindung mit 
einer Theorie der Färbung als einer festen Lösung unhaltbar ist Nach Ansicht 
des Verfassers befindet sich an der Oberfläche einer jeden lebenden Zelle eine 
dünne, optisch homogene, schwach lösliche Proteinmembran, welcher in vielen 
Fällen eine diskontinuierliche Lipoidschicht untergelagert ist. Auch über das 
Verhalten des Lezithins gegenüber Farbstoffen finden sich Angaben. Einzel¬ 
heiten sind im Original einzusehen. UnderhilL 


2267) Nabokich, A. J. Über die Ausscheidung von Kohlensäure aus toten 
Pflanzenteilen. (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 26a. 824—32. 27/5. Odessa, Agri- 
kulturchem. Lab. der Neurussischen Univ.) 

Bei der intramolekularen Atmung verschiedener Planzenorganismen konnte 
Verfasser beim Studium des Verhältnisses der Bildung von C0 2 und C^HßOH 
in den meisten Fällen einen Überschuß von C0 2 feststellen. Besonders gelang 
dies bei einer alten Kultur von Penicillium glaucum, der im Vakuum sämtliche 
ungebundene C0 2 durch Auspumpen entzogen war durch Einwirkung irgend 
einer Säurelösung. Als Quelle dieser CO a konnte kohlensaures Ammonium nach¬ 
gewiesen werden. Dieselbe Beobachtung konnte bei der intramolekularen At¬ 
mung der Samen von Lupinus mutabilis gemacht werden, wahrscheinlich bedingt 
durch Abspaltung aus Eiweißzersetzungsprodukten. In abgetöteten Samen 
oder Keimlingen von Helianthus, Lupinus luteus, Vicia faba, Agaricus konnte 
beobachtet werden, daß der leblose Pflanzenstoff im Vakuum längere Zeit CO a 
ausscheidet. Die Art der Abtötungsmethode ist ohne Einfluß. Die größte COj- 
Menge wird gleich nach der Abtötung ausgeschieden. Durch Temperaturer¬ 
höhung kann die nach und nach erlöschende C0 2 -Abscheidung wieder angeregt 
werden. Verfasser hält es für wahrscheinlich, daß stickstoffhaltige Eiweißzer¬ 
setzungsprodukte bei diesem Vorgang eine große Rolle spielen. Brahtn. 


2268) Herter, C. A. Das Vorkommen von Sk&tol in menschlichen Ein- 
geweiden. (Joum. of Biol. Chem. 2. 267—71; Joum. of. Biol. Chem. 4. 101—9. 
Januar 1808.) 

Auf Grund seiner Untersuchung über das Verhalten von Skatol folgert 
Verfasser, daß dasselbe nicht immer im menschlichen Darminhalt vorhanden sei. 
Bei gesunden Kindern findet es sich nur selten und dann nur in Spuren. Bei 
gesunden Erwachsenen fehlt dasselbe häufig oder ist nur in Spuren vorhanden. 
Bei ungewöhnlicher Intestinalfäulnis beobachtet man manchmal eine Vermehrung 
des Skatols, die häufig von Indolvermehrung begleitet ist. Es können Fälle ein- 
treten, in welchen in den Faeces Skatol vorkommt, Indol dagegen fehlt, obwohl 
die Anwesenheit von Indikan im Ham auf eine Indolbildung in den Därmen 
schließen läßt. Eine vermehrte Skatolbildung konnte bei Personen festgestellt 
werden, die an einer intestinalen Gärungsdyspepsie litten, welche durch putrefi* 


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Heferate. 


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zierende anaörobe Bakterien hervorgerufen war. Bacillus putrificus und Bacillus 
maligni oedematis sind Skatolbildner. Bacillus coli communis erzeugt Indol 
und nur in Spuren Skatol. Die Bedingungen zur Bildung von Skatol sind grund¬ 
verschieden von denen für die Indolbildung. Eine wichtige Zwischenstufe füi 
die Skatolbildung bildet die Indolessigsäure. Zum praktischen Nachweis von 
Skatol in Faeces empfiehlt Verfasser, 20 g in einem Mörser mit wenig Wasser 
zu einem dünnen Brei zu verreiben, auf 300 ccm aufzufüllen, mit P a 0 6 anzu¬ 
säuern und der Destillation zu unterwerfen. Die Bestimmung des Skatols und 
die Trennung vom Indol geschah nach dem früher mitgeteilten Verfahren. 

UnderhilL 

2269) Auer, J. u. Meitzer, J. S. Über den Einfluß des Calciums auf die 
Pupille. (Zentralblatt f. Physiol. 22. 245. 11/7. [20/6.] New York. Rockefeiler 
Inst, for Medical Research. Dep. of Physiol. and Pharmacology.) 

Durch Injektion von Calciumchloridlösungen durch die Jugularvene von 
Kaninchen haben Verfasser stets eine Verengerung der Pupille konstatiert. Atropin, 
intravenös oder durch Instillation appliziert, war nicht im Stande, die Calcium- 
myosis zu beeinträchtigen, Kokain verhielt sich ebenso. Äther, besonders bei 
subkutaner Injektion, wirkt bis zu einem gewissen Grade antagonistisch. Auch 
Adrenalin kann bei Kaninchen, bei denen das obere Halsganglion entfernt war, 
die Calciummyosis nicht überwinden. Erst nach Sistierung der Calciuminfusion 
tritt deutlich die Adrenalinwirkung ein. Brahm. 

2270) Winkler, W. Die Milchbildung und die mikroskopische Milchprüfang. 
(Ztschr. f. landw. Vers.-Wesen Österr. 11. 662—630. Juni. Wien. K. K. Hoch¬ 
schule f. Bodenkultur, Lab. f. Molkereiwesen und landw. Bakteriologie.) 

Die Resultate seiner umfangreichen Arbeiten faßt Verfasser wie nachstehend 
zusammen. In den Alveolen findet sich neben oder unter dem Drüsenepithel 
eine Keimzellenschicht. Hierin findet eine lebhafte direkte Kernteilung und 
Zellvermehrung statt, aus welcher die eigentlichen Epithelzellen hervorgehen. 
Im Gegensatz zu der bisherigen Annahme läßt sich ein Durchwandern von 
Leukocyten durch die Alveolen nur vereinzelt konstatieren, auch erfolgt die 
Milchbildung ohne direkte Anteilnahme der Leukocyten. An den Alveolen lassen 
sich die Membrana propria, die mit ersterer zusammenhängende Muskelfaser¬ 
schicht, die Keimzellenschicht und die Schicht der sezemierenden Epithelzellen 
unterscheiden. In den fertigen Epithelzellen findet später häufig auch noch eine 
Kernteilung statt. Die Kolostrumkörperchen sind nicht eingewanderte Leuko¬ 
cyten, bezw. Phagocyten, sondern meist vergrößerte Epithelzellen, die durch 
Farbstoffeinlagerung und größere Fettanlagerung bei jeder Stauung oder Störung 
der Milchsekretion entstellen. Keimzellen, Epithelzellen und Kolostrumzellen 
besitzen die Fähigkeit der Knospenbildung, die besonders während des Kolostral- 
stadiums auftritt. Hierbei entstehen aus den Keim- oder hypertrophischen Epithel¬ 
zellen in großer Menge kleine, lebhaft geiärbte Plasmaknospen, die auch für 
Kerne oder Nissen sehe Kugeln gehalten werden. Durch aktive Fähigkeit der 
Epithelzellen, meistens mit längerer Persistenz der Zelle und des Kernes erfolgt 
die Milchsekretion, indem das m Tröpfchen in den Zellen gebildete Fett ebenso 
wie die Eiweißstoffe meist in Tropfenform ausgestoßen werden. Auch werden 
hierbei Kerne mitgerissen. Bei der Passage der Milch durch die Milchkanälchen 
werden diese Kerne zum Teil aufgelöst. Die durch die Sekretion erschöpften 
Epithelzellen werden abgestoßen, im Inneren der Drüse aufgelöst und aurch 
neue Zellen der Keimschicht ersetzt. Die bei der Entfernung der verbrauchten 
Zellen mitgerissenen jungen Epithelzellen werden nicht aufgelöst, finden sich im 
Sekret und werden häufig für Leukocyten gehalten. Die Fettkügelchen der 
Milch besitzen eine feste Membran, die aus schwerer schmelzbarem Fett und 
Eiweißsubstanzen besteht. Diese Hüllen, die in der Butter Zurückbleiben, er¬ 
möglichen das Erkennen einer Beimischung von Margarine oder Pflanzenfett zur 
Butter. Die anhängenden Eiweißpartien sind aus den Zellen mitgerissenes Plasma, 
Die mikroskopische Milchuntersuchung liefert wichtige Anhaltspunkte zur Be¬ 
urteilung der Milch vom hygienischen Standpunkt, sowie auch zur Entscheidung, 
ob ein Milchfehler schon im Euter vorhanden war oder erst durch nachträgliche 
N. T. III. Jahr«. Digitizedbigg >Ogl 




898 


Referate. 


Mikroorganismen-Wirkung entstanden ist. Das Auffinden einer größeren Anzahl 
von Kristallbildungen, Zellstücken, jungen Epithelzellen, größeren zarten Häuten 
und Hautbälgen, deformierten Fettkügelchen und Leukocyten ist für die Be¬ 
urteilung sehr wichtig. Auch die Beschaffenheit des Plasmas ist zu berück¬ 
sichtigen. Die Kr ei dl sehen Lactokonien sind Caseinkömehen. Bei ranziger 
Milch ist immer das Auftreten stark deformierter Fettkügelchen zu beobachten. 
Leukocyten und Lymphocyten treten selten in der Milch auf. Bei der Tromm s- 
do rffschen Leukocytenprobe ist daher immer zu unterscheiden zwischen Leuko¬ 
cyten und Epithelzellen. Vier Tafeln und ein ausführliches Literaturverzeichnis 
sind der Arbeit beigegeben. Brahm . 

2271) Loew, Oskar. Über die physiologische Wirkung des Dicyandiamids. 

(Chem. Ztg. 32. 676—77. 15/7.) 

Dycyandiamid, das sich bei alkalischer Reaktion einer Cyanamidlösung oder aus 
Calciumcyanamidlösung durch warmes Wasser bildet, zeigt sich nach eingehenderen 
Versuchen des Verfassers für viele Bodenbakterien als ungünstige N-Quelle. 
Junge Gerstenpflanzen von 14—16 cm Höhe in eine 0,5-proz. Dicyandiamid- 
lösung gebracht, zeigen nach zwei Tagen eine nach abwärts fortschreitende Ver- 
welkung. Eleodea canadensis wurde dagegen durch 0,2-proz. Lösung des Dicyan¬ 
diamids nicht geschädigt, sondern verwendete dasselbe als N-Quelle. Gegen 
niedere Organismen zeigt Dicyandiamid eine auffallende Indifferenz. Für Wirbel¬ 
tiere ist Dicyandiamid ebenfalls kein Gift. Eine Maus von 20 g Gewicht zeigte 
nach subkutaner Injektion von 40 mg Dicyandiamid (= 2 g pro kg Körper¬ 
gewicht) nicht einmal vorübergehende Erkrankung. Im Gegensatz hierzu ist 
aas Dicyandiamidin nicht ungiftig. Unter Berücksichtigung der giftigen Wir¬ 
kung des Cyanamids und der physiologischen Indifferenz des Dicyandiamids 
versucht Verfasser, die Frage der Konstitution des letzteren zu entscheiden, 
für welches fünf Strukturformeln aufgestellt sind. Verfasser glaubt sich zu 
der Annahme berechtigt, daß der schwach saure Charakter des Dyciandiamids 
durch die Imidringformel besser dargestellt wird. Auch scheint das Verhalten 
gegen Bakterien dafür zu sprechen. Brahm . 

2272) C&rlson, A. J., Greer, J. B. u. Luckhardt, A. B. Beiträge zur Physio¬ 
logie der Lymphe. V. Der Überschuh der Chloride in der Lymphe. (Amer. 
Joum. Physiol. 22. 91—103. 1/6. Chicago. Univ. Hüll. Physiol. Lab.) 

Durch ausgedehnte Versuche an Pferden konnten Verfasser nachweisen, daß 
die Lymphe einen höheren Chlorgehalt aufweist, als Serum. Der Chlorgehalt 
im Hundeserum wird durch leichte und schwere Anästhesie im Vergleich mit 
normalem Serum nicht gesteigert. Bei Hunden ist die osmotische Konzentration 
vor der Anästhesie niedriger als die der Nackenlymphe, die während leichter 
Anästhesie aufgefangen wurde. Der höhere Chlorgehalt der Lymphe scheint den 
Unterschied in der osmotischen Konzentration zu erklären. Der Überschuß von 
Chloriden in der Lymphe läßt nach Ansicht der Verfasser die Lymphfiltrations- 
und Transsudationstheorien unhaltbar erscheinen. Brahm . 

2273) C&rlson, A. J., Greer, J. B. u. Becht, C. F. Beiträge zur Physio¬ 
logie der Lymphe. VI. Die lymphtreibende Wirkung der Lymphe. (Amer. Joum. 
Physiol. 22. 104—15. 1/6. Chicago. Univ. Hüll. Physiolog. Lab.) 

Im Anschluß an die Arbeiten von A. J. Carlson, J. R. Greer und A. Luck- 
hardt (vgl. vorstehendes Referat) stellten Verfasser eine Reihe von Versuchen an 
über den Einfluß von intravenösen Injektionen tierischer Lymphe. Es wurde ein 
gesteigerter Lymphfluß konstatiert. Verfasser lassen aber die Frage offen, ob 
aus den Versuchen geschlossen werden kann, daß beim normalen Tier die Lymphe 
dem Blute Stoffe zuführt, die, wenn wieder den Geweben zugeführt, eine Steigerung 
der Ly mph Produktion bedingen, da ja die Versuchsbedingungen wesentlich von 
den natürlichen Vorgängen verschieden sind. Einzelheiten siehe im Original. 

Brahm . 

2274) Lusk, Graham. Die Bildung von Zucker bei Phlorhizinglukoaurie 
nach Eingabe von Glutaminsäure. (Amer. Joum. Physiol. 22. 174—178. 1/6. 
Physiol. Lab. of the Univ. and Bellevue Hospital, Medical College.) 

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Referate. 


899 


Verfasser konnte auf Grund seiner Versuche feststellen, daß durch intravenöse 
Injektion von Glutaminsäure an Hunden mit totaler Phlorhizinglukosurie dieselbe 
in Dextrose übergeführt wird. 5 g Säure (= 0,47 g N) ergaben eine Steigerung 
in der Zuckerausscheidung von wenigstens 3,38 g. UnderhilL 

2275) Lillie, R. S. Die Beziehungen der Ionen zu den kontraktilen Pro¬ 
zessen. HL Die Hauptbedingungen der Faserkontraktilität. (Amer. Joum. 
Physiol. 22. 75—90. Woods Hole Marine. Biological Lab. and Pennsylvania. 
Univ. Lab. of Physiolog. Zoology.) 

Im Verfolg früherer Arbeiten (Amer. Joum. Physiol. 21. 200—20) stellt Ver¬ 
fasser nachstehende Theorie auf: Die elektromotorischen Eigenschaften der kon¬ 
traktilen Elemente stehen mit der Ostwald-Bernsteinschen Membrantheorie 
im Einklang. Die Oberflächenschicht ist für die Kationen eines Elektrolyts 
permeabel, nicht dagegen für die Anionen. Hierdurch entsteht die typische, 
physiologische Polarisation der Superficialschicht, nach außen positiv, nach innen 
negativ. Durch Einflüsse, welche die Permeabilität erhöhen und den Durchgang 
der Anionen ermöglichen, wird der polare Zustand verringert oder aufgehoben. 
Hierdurch wird eine Schädigung oder der Tod bedingt. Reizungen wirken ähn¬ 
lich. Nach Verschwinden der Reize tritt wieder ein polarer Gleichgewichts¬ 
zustand ein. In diesem Zustand ist das Innere der Superficialschicht negativ 
geladen, bedingt durch einen Überschuß an Anionen. Dieser Zustand überträgt 
sich auch auf die benachbarten Kolloide. Auch wird hierdurch die normale, 
klare Durchsichtigkeit des lebenden Protoplasmas bedingt. Während der De¬ 
polarisation verschwindet der Anionenüberschuß, die Kationen vermehren sich 
stark und die Kolloide neigen zur Koagulation. Die Koagulation der interzellu¬ 
lären Kolloide nach dem Tode wird durch die permanente Depolarisation be¬ 
dingt Eine ähnliche, aber nur vorübergehende Wirkung in kontraktilen Geweben 
tritt bei der normalen Kontraktion ein, nur wird der polare Zustand nach Auf¬ 
hören des Reizes sofort wieder regeneriert. Einzelheiten sind im Original ein¬ 
zusehen. Erahnt . 

2276) Joseph, Dan. R. u. Meitzer, S. J. Eine Vergleichung der Giftigkeit 
der Chloride des Magnesiums, Calciums, Kaliums und Natriums. (Vorläufige 
Mitteilung.) New York. (Zentralbl. f. Physiol. 22. 244. 11/7. [20/6]. Rockefeiler 
Inst, for Medical Research. Dep. of Physiol. and Pharmacology.) 

Bei Einführung der Salzlösungen in die Vena jugularis, Vena femoralis, Vena 
splenica und intraarteriell durch die Carotis bei Hunden erfolgte der Tod, wenn 
das Tier pro kg von MgCl 2 2,2 ccm (inklusive Kristallwasser), von CaCl a 4 ccm, 
KCl 6,23 ccm, NaCl 63,24 ccm, oder auf wasserfreies Salz berechnet: MgCl a 
0,223, CaCl a 0,444, KCl 0,464 und NaCl 3,7 pro kg Körpergewicht erhielt Der 
Unterschied in der Giftigkeit beruht wesentlich in der spezifischen Wirksamkeit 
der Kationen. Brahnt. 

2277) Lusk, Graham. Der Einfluß von Kälte und mechanischer Bewegung 
auf die Zuckerausscheidung bei Phlorhizinglykosurie. (Amer. Joum. Physiol. 
22. 163—73. 1/6. Physiol. Lab. of the Univ. and Bellevue Hospital. Medical 
College.) 

Verfasser setzte mit Phlorhizin behandelte Hunde der Kälte aus und ließ 
dieselben mechanische Arbeit verrichten und konnte ein Ansteigen des Fett¬ 
stoffwechsels nach weisen. Das Verhältnis von Dextrose: N blieb das gleiche. 
Auch bei hungernden Hunden zeigte sich keine Änderung, ausgenommen die 
Möglichkeit, daß das Körperglykogen sich in Glukose umwandelt. Verfasser 
schließt aus seinen Versuchen, daß Zucker im Stoffwechsel sich nicht vom Fett 
ableitet. UnderhilL 

2278) Haie, Worth u. Fishman, Casriel. Die Ausscheidung von Bromiden 
durch die Nieren. (Amer. Joum. Physiol. 22. 32—42. 1/6. Michigan. Univ. 
Pharmacol. Lab.) 

Die Ausscheidung von Bromiden beim Menschen wird nach einer einmaligen 
Dose stark verlangsamt, immerhin weniger ausgedehnt, als nach fortgesetzten 

Gaben. Diese langsamere Ausscheidung erscheint in Anbetracht der nahen 

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900 


Referate. 


chemischen Verwandtschaft mit den Jodiden auffallend, da letztere bedeutend 
schneller ausgeschieden werden. Die Menge des ausgeschiedenen Bromids steht 
zu der Größe der Diurese in keiner Beziehung. Das Calciumbromid wird un¬ 
gefähr in derselben Zeit ausgeschieden wie das Natriumbromid. Zur Bestimmung 
der kleinen Brommengen neben viel CI diente die Classensche Methode, die 
darauf beruht, daß aus Gemengen von Chloriden und Bromiden durch Kalium¬ 
dichromat und HjSCh des Br früher in Freiheit gesetzt wird als das CI. 

UnderhiU. 

2279) Abbot, James Francis u. Greamore Life, Andrew. Galvanotropismus 
bei Bakterien. (Amer. Joum. Physiol. 22. 202—6. 1/6. Washington. Univ.) 

Wenn man Reinkulturen von Bacillus termo, Bacillus subtilis und Bacillus 
typhi in einem neutralen Medium einem äußerst schwachen galvanischen Strom 
aussetzt, bilden sich deutliche Ansammlungen an der Kathode. Bewegliche oder 
unbewegliche Bakterien, die durch Hitze sterilisiert sind, zeigen dieses Verhalten 
nicht Durch Änderung der Pole ändert sich die Ansammlung. In sauren Medien 
gezüchtete Bakterien wandern zur Kathode, in alkalischen Medien gezüchtete 
zur Anode. Brahm . 


2280) Neilson, C. H u. Terry, 0. P. Der Einfluß von Kaliumjodid auf die 
Aktivität des Ptyalins. (Amer. Journ. Physiol. 22. 43—47. 1/6. St. Louis. 
Univ. School of Medicine and the Snodgrass Lab. Physiolog. Lab.) 

Durch ausgedehnte Versuche konnten Verfasser nachweisen, daß Kalium¬ 
jodid eine deutlich erkennbare beschleunigende Wirkung auf das Ptyalin hat. 
Sowohl bei normalem Speichel ließ sich dies im Reagenzglas nach Zusatz von 
KJ feststellen, als auch in dem Speichel von Patienten, welche Kaliumjodid ein¬ 
genommen hatten. Kleine Kaliumjodidmmgen wirken stärker als größere Dosen. 
Die beschleunigende Wirkung scheint durch eine katalytische Reaktion bedingt 
zu sein. UnderhiU 

2281) Winogradow, A. P. Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung 

einiger Medikamente auf die Gallensekretion. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Wal- 
deyer-Engelmann]. Physiol. Abt. 1908. 813—61. 22/7. Odessa. Kaiserl. 

Neuruss. Univ. Therapeutische Fakultätsklinik. Lab. des Prof. S. W. Lewaschew.) 

An Hunden mit Dauerlisteln der Gallenblase stellte Verfasser eine Anzahl 
von Versuchen an über den Einfluß verschiedener gallenreibender Stoffe auf die 
Quantität und Beschaffenheit der Galle. Zum Vergleich wurde zuerst die nor¬ 
male Gallensekretion festgestellt. Die Versuche wurden mit Salizylsäure, Provenceöl, 
Eunatrol (Natrium oleimcum), Galle, Ovogal und Karlsbader Wasser angestellt 
Salizylsäure vermehrt die Quantität der abgesonderten Galle um 20—80°/ 0 , steigert 
die absolute Tagesquantität der festen Stoffe um 19—30 °/ 0 , vermindert den Ge¬ 
habt an festen Stoffen um 19—43°/ 0 und vermindert den Gehalt an in Alkohol 
löslichen Stoffen um 14—45°/ 0 . Provenceöl zeigt nur einen unbedeutenden, 
gallentreibenden Effekt und eine nicht beständige Wirkung. Nach Eunatrolgaben 
bleibt der absolute Gehalt an festen Stoffen normal und fällt um 15 °/ 0 . Der 
Prozentgehalt an festen Stoffen fällt um 8—21 °/ 0 . Der Prozentgehalt an Alkohol 
löslichen Stoffen wird manchmal etwas größer. Getrocknete Galle vermehrt die 
Quantität der abgesonderten Galle und deren feste Stoffe um 12—25 °/ 0 , ohne 
Aenderung der Zusammensetzung der Galle. Ovogal vermehrt die Quantität 
der festen und flüssigen Bestandteile um 19—40°/°, ohne auf die Zusammen¬ 
setzung der Galle einen Einfluß auszuüben. Karlsbader Wasser wirkt auf die 
Gallensekretion deprimierend ein. Die Quantität der Galle wird um 12—25% 
geringer, der absolute Gehalt an festen Stoffen wird um 13—18°/ 0 , die Alkohol 
löslichen Stoffe um 12—27 °/ 0 kleiner. Im Gegensatz zu den übrigen gallen- 
treibenden Mitteln verminderte Karlsbader Wasser die Quantität der sezemierten 
Galle. Die Anwendung des Karlsbader Wassers bei Lebererkrankungen wird 
durch die experimentellen Beobachtungen gestützt. Brahm. 


2282) Bendict, Stanley E. Der Einfluß von Salzen und Nichtelektrolyten 


auf das Herz. (Amer. Joum. Physiol. 22. 16—31. 1/6. 
Lab. and Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 


Cincinnati. Univ. Biolog. 


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Referate. 


901 


Verfasser teilen neue Erfahrungen mit über den Einfluß von Calcium- und 
Natriumsalzen auf die Herztätigkeit, besonders die Herzmuskeln. Einzelheiten 
sind im Original einzusehen. Brahm , 

2288) Wolf, Charles G. L. u. Shaffer, Philip A. Eiweißstoffwechsel bei 
Oystinuiie. (New-York-City. Comell University Medic. College Departement of 
Cnem. and of Exper. Pathology. (Journ. Biol. Chem. 1908, Bd. 4, S. 489—473.) 

Die Untersuchungen beschäftigen sich sehr eingehend mit zwei Cystinurie- 
fallen. Verfasser verfolgten genau die Verteilung des Stickstoffs und Schwefels 
im Ham, und konnten leststellen, daß der Gehalt an Ammoniak sinkt, während 
der nicht bestimmbare Stickstoff steigt. Der fseutralschwefelgehalt ist hoch. 
Wenn einem Cystinuriker Cystin subkutan injiziert wird, so wird ein Teil des¬ 
selben oxydiert. Glykokoll, Asparagin und Tyrosin per os einem Cystinuriker ge» 
geben, vermehren kaum die Ausscheidung von undefinierbarem Stickstoff, da 
der N dieser Substanzen zu Harnstoff abgebaut wird. Die durch die Nahrung 
beeinflußten Schwankungen im Neutralschwefelgehalt scheinen nur durch das 
Cystin bedingt zu sein. Über den Ursprung des letzteren im Harn folgern Ver¬ 
fasser aus ihren Versuchen, daß bei starker Eiweißemährung derselbe größten¬ 
teils exogenen Ursprungs ist. Nur ein Teil leitet sich nicht direkt vom Nah» 
rungseiweiß ab. Die Form, in der der Cystinschwefel während des Eiweißab¬ 
baues absorbiert wird, ist noch unaufgeklärt und muß durch exakte Bestimmungen 
im Ham aufgeklärt werden. Daß der Cystinschwefel des Eiweißmoleküls nicht 
in Gestalt von Cystin absorbiert werden kann, konnten Verfasser durch ihre 
Versuche bestätigen. Die Cystingruppe wird nicht als solche absorbiert, son¬ 
dern passiert die Darmwandungen zusammen mit anderen Aminosäuren als Poly¬ 
peptide oder Thioalbumosen. Eine Aufspaltung dieser Körper findet wahr¬ 
scheinlich in der Leber statt. Ob ein Teil der Oxydation in den Muskeln oder 
in anderen Organen stattfindet, ist noch nicht aufgeklärt. Auch der Einfluß von 
Kreatinin und Kreatin und Natriumcholat auf die Cystinurie wird behandelt, und 
die Resultate decken sich mit den bisherigen Beobachtungen. Einen Einfluß 
der Cystinurie auf die Zusammensetzung der Galle konnten Verfasser nicht fest¬ 
stellen. Das Verhältnis N:S in der Galle variierte im Vergleich mit normalen 
Verhältnissen innerhalb der Fehlergrenzen. Nur nach Cystingaben per os schien 
der Gehalt des aus der Galle ausgeschiedenen S zu steigen. UnderhilL 

2284) Schatilow, P. Die Nierensekretion im Lichte der Adrenalinwirkung, 

(Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. Physiol. Abt. 1908. 212—36. 
22/7. Zürich. Physiolog. Inst.) 

Auf Grund eingehender mit Kaninchen ausgeführter Versuche folgert Ver¬ 
fasser, daß die Urinmenge bei zunehmender Vergiftung mit Adrenalin zunimmt, 
ebenso die Ausscheidung der festen Stoffe, besonders der N-haltigen. Toxische 
Dosen bedingen eine Vermehrung des Urins, Verdünnung desselben, Glukosurie, 
Albuminurie und Abmagerung der Tiere. Subkutane Injektionen erfordern 
gegenüber intravenösen enorm große Dosen. Eine prinzipielle Verschiedenheit 
hinsichtlich der Harnausscheidung scheint nicht zu bestehen. Die nicht toxische 
Vergiftung mit Adrenalin wirkt auf die Hautausscheidung entweder vermehrend 
oder vermindernd. Trotz der Vermehrung der Harnausscheidung wirkt die 
toxische Vergiftung auf die Bestandteile des Harns und des Organismus ver¬ 
schieden. Die Verschiedenheit in der Wirkung des Adrenalins hängt mit Ver¬ 
schiedenheiten in der Ausscheidung des Harns zusammen, welche die Kaninchen 
ohne Differenz der äußeren Lebensbedingungen bloß durch innere Veränderun¬ 
gen zeigen. Alle Kaninchen hatten anfangs bei Grasfutter schwach sauren oder 
alkalischen Harn, bei Haferfütterung und längerem Aufenthalt im Käfig vermin¬ 
derte sich dessen Menge, während das spezifische Gewicht und Azidität Zu¬ 
nahmen. Bei dem einen Kaninchen wirkt Adrenalin auf die Glomeruli ver¬ 
größernd ein, bei anderen verkleinernd, bei einem erhält es die Farbstoffe der 
Kerne der Epithelien der gewundenen Kanälchen, bei dem anderen zerstört es 
dieselben. Das Adrenalin hat verschiedene Angriffspunkte, die direkt oder in¬ 
direkt auf die Bestandteile der Niere und daher auch auf die Harnabsonderung 
wirken. Brahm. 

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902 


Referate. 


2286) Dakin, H. D. Vergleichende Studien über die OxydationsmOglich- 
keiten der phenylierten Fetts&urederivate im tierischen Organismus und durch 
Wasserstoffsuperoxyd. (Labor. C. A. Herter, New-York-City. Joum. Biol. Chem. 
1908, Bd. 4, S. 419—437). 

Nach subkutaner Injektion von 0-phenylpropionsaurem Natrium (0,3—0,5 g 
pro kg Körpergewicht) konnte im Harn /S-Phenyl-ß-oxy^ ropionsäure QH*. CHOH. 
CH a .COOH neben Acetophenon und Benzoesäure nachgewiesen werden. Die 
Oxydation verläuft im Sinne des nachfolgenden Schemas: QHCHa. CH 2 . COOH 
(/3-Phenylpropionsäure) -*► C e H ß . CH(OH)CH 2 COOH (1. ß-Phenyl-/9-oxypropion- 
säure)C 8 H 6 . CO. CH 2 . COOH (Benzoylessigsäure) C 6 H 6 CO.CH 3 (Acetophe¬ 
non) —CeHöCOOH (Benzoesäure). Ähnliche Injektionen von ß-Phenyl-0-oxy- 
propionsaurem Natrium bewirken die Ausscheidung von Acetophenon, Benzoe¬ 
säure und wenig linksdrehende unveränderte ß-Phenyl-ß-oxypropionsäure. Die 
durch Oxydation der 0-Phenylpropionsäure mit Wasserstoffsuperoxyd erhaltenen 
Produkte sind dieselben wie sie in Tierkörper erhalten werden. Underhill. 

2286) Shattock, S. G. u. Dudgeon, Leonard S. Beobachtungen über die 
durch Melanin hervorgerufene Phagocytose zur Entscheidung der Identität des 
Opsoninindex mit dem H&mophagocytenindex. (Proc. Royal Soc. 80. Serie B. 
165—81. 10/4. London, St. Thomas Hospital. Pathol. Lab.) 

Bei bestimmten Infektionskrankheiten benutzten Verfasser in einer großen 
Reihe von Untersuchungen an Stelle von Bakterien im Blute einen unwirksamen 
Körper, das aus Ochsenaugen dargestellte Melanin. Neben anderen Beobach¬ 
tungen konnten Verfasser feststellen, daß ein großer Teil des Opsonins durch 
das Melanin entfernt und die Phagocytose auf 1 / 8 reduziert wird. Eine starke 
Herabsetzung der Phagocytose der normalen Zellen gegen Melanin wird durch 
ein Erhitzen des Immunserums auf 60° bewirkt. Einzelheiten und die in An¬ 
wendung gekommene Technik sind im Original einzusehen. Brahtn. 

2287) M&cleod, J. J. B. Experimentelle Glukosurie. II. Untersuchungen 
über die Natur der glykogenolytischen Fasern des Splanchnicus major. (Amer. 
Joum. Physiol. 22. 373—96. 1/8. Cleveland, O. Western Reserve Univ. Physiol. 
Lab.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Amer. Joum. Physiol. 19. 388 bis 
407) teilt Verfasser Versuche mit, die sich mit dem Einfluß der Reizung des 
linken Splanchnicus auf den Prozentgehalt des Blutes an reduzierender Substanz 
beschäftigen. Es konnten die Resultate der ersten Untersuchungen bestätigt 
werden, daß nämlich nach Verlauf einer halben Stunde eine mehr oder weniger 
ausgesprochene Hyperglukämie eintritt. Die Hammenge und die Menge an 
reduzierender Substanz wird gesteigert. Bei mehrstündigem Reiz erreicht die 
Hyperglukämie ein Maximum, um dann wieder zu fallen. Das gleiche Verhalten 
zeigen die Diurese und die Glukosurie. Der Einritt der maximalen Hyper¬ 
glukämie ist bei den einzelnen Tieren verschieden. Einzelheiten sind' im Origi¬ 
nal nachzulesen. Brahm . 


2288) Macleod, J. J. B. u. Ruh, H. 0. Experimentelle Glukosurie. ÜL 
Der Einfluß der Beizung des Splanchnicus major auf die Periode des Ver¬ 
schwindens des Glykogens in der Leber, die von den verschiedenen Blut¬ 
quellen befreit war. (Amer. Joum. Physiol. 22. 397—409. 1/8. Cleveland, Ohio. 
Western Reserve Univ. Physiolog. Lab.) 

Anschließend an frühere Versuche (s. vorsteh. Ref.) teilen Verfasser die Re¬ 
sultate vergleichender Untersuchungen mit über die Periode des Verschwindens 
des Glykogens in der Leber. Einmal wurde das Pfortaderblut nach der Vena 
cava inferior abgeleitet und dann entweder der Splanchnicus major gereizt oder 
nicht. Bei der Nervenreizung war die Menge Glykogen, welche in einer be¬ 
stimmten Zeiteinheit (1 Stunde) verschwand, größer. Die gleichen Versuche 
wurden ausgeführt, nachdem die Leber von der Pfortader und der Leberarterie 
befreit, während die Nervenstränge intakt waren. Auch hierbei war die Menge 
des verschwundenen Glykogens bei Reizung des Splanchnicus major größer. 
Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brdknt . 

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Referate. 


903 


2289) Jones, Walter u. Rowntree, L. G. Die Gnanyls&ure der Milz. Qoum. 
of Biol. Chem. 4. 289—295. April John Hopkins Univ. Physiolog. Chem. 
Lab.) 

Verfasser beschreiben eingehend ihre Versuche der Darstellung von Guanyl- 
säure aus Meerschweinchenmilz, wodurch bewiesen werden konnte, daß diese Säure 
weder allein aus Ochsenpankreas dargestellt werden kann, noch einer einzigen 
Tiergattung und einer bestimmten Drüse eigentümlich ist. Zwecks Darstellung 
des Nukleoproteids wurden 14 kg frische Milz fein zerkleinert, mit 21 Liter 
destilliertem kaltem Wasser gut durchgerührt, schnell zum Sieden erhitzt und 
dann filtriert. Es ist gleichgültig, ob warm oder kalt filtriert wird, da in beiden 
Fällen ein klares, gelbliches Filtrat erhalten wird, ganz im Gegensatz zu der Dar¬ 
stellungaus Ochsenpankreas, bei welchem Ausgangsmaterial Verfasser nur milchige 
Filtrate erzielen konnten. Das neutrale Filtrat wurde mit Essigsäure bis zu 
einem Gehalt von 5—10°/^ versetzt, wobei sich ein gelatinöser Niederschlag 
abschied. Durch öfteres Auflösen in verdünnter NaOH-lauge und Ausfällen durch 
Essigsäure wurde das Rohprodukt gereinigt. Das feuchte Nukleoproteid wurde 
durch Digerieren mit ÖOproz. Alkohol unter Steigern der Konzentration bis zum 
absoluten Alkohol entwässert Bei direkter Verwendung von absolutem Alkohol 
wurde nur eine braune schmierige Masse erhalten. Die Ausbeute an trockenem 
Nukleoproteid betrug aus 14 kg Milz 64 g. Zur Gewinnung der freien Guanyl- 
säure wurden 12 g des Proteids in 150 ccm 2proz. KOH-lauge im siedenden 
Wasserbade gelöst, mit Essigsäure neutralisiert und heiß filtriert. Nach tage¬ 
langem Stehen setzte sich kein Niederschlag ab. Erst nach weiterem Zusatz 
von einigen Tropfen Essigsäure schied sich aus der gelben Lösung ein reichlicher, 
voluminöser, weißer Niederschlag von Guanylsäure ab. Aus 52 g Nukleoproteid 
wurden 1,58 g reine Guanylsäure gewonnen. Letztere stellt ein weißes Pulver 
dar, löslich in heißem Wasser. Die Lösung reagiert sauer, und gibt weder die 
Biuret- noch die Millonsche Probe, dagegen zeigt sie alle von Bang be¬ 
schriebenen Eigenschaften. Durch Hydrolyse mit öproz. H a S0 4 im Wasserbade 
konnte Guanin, dagegen keine Spur von Adenin aufgefunden werden. Ver¬ 
fasser schließen aus ihren Versuchen, daß die Guanylsäuren weiter verbreitet 
sind, als man bisher annahm, und daß sie Bestandteile des Zellkernes sind. 

Brahnt. 


2290) Packard, Wales H. Weitere Studien über die Resistenz gegen 
Sauerstoffmangel. (Amer. Joum. Physiol. 21. 310—33. 1/4. Woods Hole. 
Marine Biological Lab. und Biological Department of the Bradley Polytechn. 
Inst. Peoria. Jll.) 

Im Anschluß an frühere Arbeiten konnte Verfasser nach weisen, daß Mannose 
in derselben Weise wie Maltose, Glukose und Lävulose eine erhöhte Resistenz 
gegen Sauerstoffmangel herbeiführt. Als Versuchstiere dienten wieder Fundulus 
heteroclitis, denen die Zuckerlösungen durch Injektion in das Peritoneum zu¬ 
geführt wurden. Da Galaktose nicht absorbiert wird, ließ sich die gleiche 
Wirkung nicht nach weisen. Leinöl und Olivenöl zeigen, in den Magen ein- 
geftihrt, keinerlei Wirkung auf die Resistenz. Intrapentoneal injiziert, bewirkt 
Leinöl ein Fallen der Resistenz gegen Sauerstoffmangel. Alkohol bewirkt in 
schwächeren Konzentrationen eine Abnahme der Resistenz, die durch die toxische 
Wirkung des Alkohol auf Protoplasma bedingt wird, während eine Konzentration 
von 40 °/ 0 und mehr letal wirkt. Azetonlösungen wirken in allen Konzentrationen 
von 0,5 °/ 0 an schwächend auf die Resistenz. Eine 5proz. Lösung wirkt giftig. 
Auch Pilokarpin setzt in Lösungen von 0,06—0,10 °/ 0 die Resistenz gegen Sauer¬ 
stoffmangel herab. Schwächere Lösungen sind wirkungslos, stärkere zeigen 
Giftwirkung. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahnt. 


2291) Carlson, A. J. u. Ryan, J. G. Glukose im Speichel. (Amer. Joum. 
Physiol. 21. 301—9. 1/4. Chicago. Univ. Hüll Physiolog. Lab.) 

Verfasser untersuchten den Speichel von anästhetisierten Katzen und 
fanden, daß der Speichel der Submaxillaris und der Parotis Glukose enthält. 
Letztere stellt nicht ein Produkt der Speicheldrüsen dar, sondern ist einfach 
der Zucker des Blutes, der in derselben Weise durch die Drüsen ausgeschieden 


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Referate. 


wird, wie bei Hyperglykämie durch die Nieren. Während der Dauer der 
Anästhesie steigt der Glukosegehalt des Speichels. Der Parotisspeichel enthält 
weniger Glukose als der Submaxillarisspeichel. Der durch Reizung des Hals- 
sympathicus ausgeschiedene Submaxillarisspeichel enthielt weniger Glukose als 
der durch Reizung der Chorda tympani sezemierte Submaxillansspeichel. Eine 
Erklärung für letztere Erscheinung konnten Verfasser nicht auffinden. Brahm . 


2292) Guigan, Hugh Mc. Die direkte Ausnutzung einfacher Zucker 
durch die Gewebe. (Amer. Joum. Physiol. 21. 234—50. 1/4. St Louis, Missouri. 
Washington Univ. Physiolog. u. Pharmakolog. Lab.) 

Verfasser konnte durch eine Reihe von Perfusionsversuchen nach weisen, daß 
lebende Muskeln eine rasche Oxydation von Glukose, Lävulose und Galaktose 
herbeiführen. Maltose wird durch den Muskel direkt fast gar nicht oxydiert. 
Eine Erhöhung des Zuckergehaltes im Blut bedingt eine erhöhte Oxydation. 
Reizung der Muskeln während der Durchströmungsversuche bedingt eine Ver¬ 
mehrung der Oxydation. Tote Muskeln zeigen keinerlei Einwirkung. Bei der 
Perfusion der Leber ließ sich ebenfalls eine Verwertung der einfachen Zucker 
feststellen. Die glykogenspeichernde Funktion der Leber verliert sich bei Per¬ 
fusionsversuchen leichter als die zuckerspaltende Funktion. Muskeln verhalten 
sich ähnlich. Brahm . 

2293) Guigan, Hugh Mc. Über Glukolyse. (Amer. Joum. Physiol. 21. 
351—58. 1/4. Washington Univ. Physiolog. u. Pharmakolog. Lab.) 

Bei der Nachprüfung der Versuche von Cohnheim (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 39, 336; 42, 401; 43, 547; 47, 253) und von W. Hall konnte Verfasser 
bei Mischungen von Pankreas- und Muskelextrakten und bei Muskelextrakten 
allein keinerlei glukolytische Wirkung feststellen. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Underhill. 

2294) Richards, A. N. u. Wallace, George B. Der Einfluh von Cyankalium 
auf den Eiweihstoffwechsel. (Joum. of Biol. Chem. 4. 179—95. Febr. New- 
York. Columbia Univ. Pharmakol. Lab. und New-York. Univ. und Bellevue- 
Hospital. Medical College.) 

Durch Versuche an Hunden konnten Verfasser nachweisen, daß nach In¬ 
toxikation mit KCN-Lösung eine Steigerung der Gesamt-N-Ausscheidung erfolgt, 
die nach 2 Tagen wieder abnahm. In der gleichen Weise steigert sich die 
Ausscheidung des Hamstoff-N und des Ammoniak-N. Kreatinin wurde bei 
schwerer Vergiftung weniger ausgeschieden, während unter denselben Be¬ 
dingungen die Kreatinausscheidung stieg. Die Gesamtsäureausscheidung wurde 
anfänglich gesteigert und nahm dann rasch ab. Die Sulfatausscheidung wurde 
bei schwacher Vergiftung gesteigert und fiel dann bei der schweren Intoxi¬ 
kation. Die P a O ß -Ausscheidung verlief ähnlich der Gesamtsäureausscheidung. 

UnderküL 


L 


2295) Osborae, Th. B. n. Heyl, F. W. Die Pyrimidinderivate in der Nuk¬ 
leinsäure. (Amer. Joum. Physiol. 21. 157—161. 2/3. New Haven Conn. Lab. 
of the Connecticut Agricultural Experiment Station.) 

Zur Klärung der Frage, ob im Molekül der Nukleinsäure Pyrimidinbasen vor¬ 
handen sind, versuchten Verfasser durch Hydrolyse mit schwacher Säure aus 
der Nukleinsäure die Purinbasen zu entfernen und dann durch tiefergehende 
Spaltung die Pyrimidinbasen zu isolieren. Aus der Triticonukleinsäure konnten 
durch 2-stündige Hydrolyse mit 2-proz. H a S0 4 64°/ 0 des Gesamt-N-Gehaltes ab¬ 
gespalten werden, während bei weiterem Erhitzen des Rückstandes mit 20-proz. 
H 2 S0 4 auf 150° im Autoklaren kein NH S mehr gebildet wurde. Uracil und 
Cytosin wurde nach Entfernung der Purinbasen in nachweisbaren Mengen auf¬ 
gefunden. Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß die Pyrimidine primäre 
Zersetzungsprodukte der Titriconukleinsäure sind. Guanin, Adenin, Cytosin und 
Uracil bilden lß / lfl des gesamten N-Gehaltes, während der Rest aus imbekannten 
Zersetzungsprodukten besteht. Uracil und Cytosin entstehen nicht durch Zer¬ 
setzung der Purinbasen. Je 1 Molekül dieser 4 Verbindungen ist mit 4 P-Atomen 
in der Nukleinsäure gebunden. UnderhüL 

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Referate. 


905 


2296) Schmorell, H. Über die W&nnewirkung auf Invertin bei Anwesen¬ 
heit und Abwesenheit verschiedener chemischer Körper. (Inaug.-Dissert. München, 
1907, 26 S.) 

Eine Reihe von chemischen Körpern verschiedenster Art, wie Neutralsalze, 
Körper aus der Fettreihe, Kohlehydrate bewirken durch ihre Anwesenheit eine 
Hemmung der Schädigung des Invertins durch die Wärme. Somit ist die von 
A. Mayer und C. J. Lintner ausgesprochene Vermutung hinfällig, daß die seit 
längerer Zeit bekannte Hemmung der Wärmeschädigung des Invertins bei Rohr¬ 
zuckergegenwart darauf zu beziehen sei, daß das Ferment durch die Rohr¬ 
zuckeranwesenheit in Tätigkeit begriffen ist und das tätige Ferment weniger 
angreifbar sei als das untätige. Eine Erklärung für diese Hemmung ist hingegen 
schwer zu geben. Mit der molekularen Konzentration hängt die Wirkung nicht 
zusammen; ebenso nicht mit der Viskosität. Der Nachweis, daß die Wasser¬ 
entziehung durch die zugesetzten Körper Ursache hierfür sei, läßt sich nur aus 
Analogien vermuten; so z. B. wirkt Natriumsulfat stärker als Kochsalz, ent¬ 
sprechend seinem stärkeren Ausfällungsvermögen für Serumglobulin, Hausen¬ 
blasenschleim usw., dessen Grund die stärkere Wasseranziehung ist. Auffallend 
aber ist, daß im Gegensatz zu Kochsalz äquivalente Lösungen von Bromkalium, 
Jodkalium, Kaliumnitrat keine Hemmung zeigen; im Gegenteil verstärken sie 
die Wärmeschädigung, obwohl sie bei Zimmertemperatur keine schädigende 
Wirkung auf das Ferment erkennen lassen. Ebenso wie die oben erwähnten 
drei Körper hat auch Harnstoff die Wärmeschädigung nicht zu hemmen vermocht. 

Fritz Loeb . 

2297) Götz, H. Über den Einfluß fluoreszierender Substanzen auf die 

Spaltung von Glukosen in alkalischer Lösung. (Inaug.-Dissert. München, 1907, 
22 S.) Frifz Loeb . 

2298) Lötsch, E. Zur Kenntnis der Verdauung von Fleisch im Magen 
und Dünndärme des Schweines. Aus dem Physiol. Inst. d. tierärztl. Hochsch. 
Dresden. Prof. Ellenberger. (Inaug.-Dissert. Leipzig, 1908, 54 S.) 

1. Bei der Fütterung von Fleisch ist 1 / a und 1 Stunde nach Beendigung der 
Mahlzeit die Reaktion der in der Nähe der Ösophaguseinmündung gelegenen 
Inhaltsteile noch alkalisch, während sonst der gesamte andere Mageninhalt sauer 
reagiert. Von der zweiten Verdauungsstunde an reagiert der gesamte Magen¬ 
inhalt sauer. 

2. Schon nach */2 ständiger Verdauung findet man in allen Abteilungen des 
Magens Abbauprodukte des Eiweißes, Syntonin, Albumosen und Restkörper vor. 
Wie das Anwachsen des inkoagulablen Stickstoffes im Magen zeigt, nimmt die 
Menge der Verdauungsprodukte im Magen mit fortschreitender Verdauung zu. 

3. Syntonin, dessen Menge zwischen 5 und 15°/ 0 schwankt, unter Umständen 
aber noch beträchtlicher sein kann, ist stets nachzuweisen. Bezüglich des Syn- 
tonins nimmt das Schwein als Omnivore gewissermaßen eine Mittelstellung 
zwischen Herbi- und Camivoren ein. Bei letzteren finden sich meist nur Spuren, 
seltener ganz geringe Syntoninmenge, bei ersteren stets sehr beträchtliche Mengen. 

4. Die Albumosen machen die Hauptmasse der Eiweißspaltprodukte im Ge¬ 
samtmageninhalt aus, nehmen aber mit zunehmender Verdauungszeit an Menge 
ab. Ein Überwiegen irgend einer Albumosenfraktion über die anderen ist nicht 
zu bemerken. 

5. Peptone und abiurete Körper bleiben an Menge konstant; sie betragen 
ca. 20—30°/o der Eiweiß Verdauungsprodukte. 

6. Stellt man Cardia- plus Fundusdrüsenportion der Pylorusportion gegenüber, 
so ergibt sich, daß in letzterer die Syntoninmenge stets bedeutender ist als in 
der ersten Portion, daß aber in beiden bezüglich der Syntoninmenge keine 
Regelmäßigkeiten herrschen. Auch die Albumosenmenge ist in Cardia- plus 
Fundusportion größer als im Pylorus, allerdings nur um wenige Prozente, und 
nimmt überall mit fortschreitender Verdauung ab. Peptone und Restkörper sind 
schon nach 1 / a Stunde in beiden Abteilungen beträchtlich und bleiben während 
der Verdauung annähernd konstant. Die Sonderstellung der Pylorusabteilung 
des Magens, die sie beim Hunde dem übrigen Magen gegenüber einnimmt, kann 

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Referate. 


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man beim Schweine nicht beobachten, da hier ebenfalls wie im übrigen Magen 
die Albumosen und nicht die niederen Spaltungsprodukte des Eiweißabbaues 
vorherrschen. Man muß aber zugeben, daß sich hier mehr Verdauungsprodukte 
als in der Fundus- und Cardiaportion finden, hier also eine ausgiebigere Proteolyse 
stattgefunden hat. 

7. In der Cardia- und Fundusabteilung steigt die Verdauung erst in der 
zweiten Stunde erheblich an, wenn auch schon nach 1 / a Stunde in der Cardiaportion 
Proteolyse stattgefunden hat; in allen drei Portionen ist die Syntonin- und Pepton¬ 
menge gering und ohne Regelmäßigkeiten. In allen drei Portionen läßt sich fest¬ 
stellen, daß bei fortschreitender Verdauung eine Abnahme der die Hauptmenge der 
Eiweißabbauprodukte darstellenden Albumosen wahrnehmbar ist. Dazu ist durch¬ 
schnittlich die Säurekonzentration im Pylorusteil eine bedeutend höhere, als im 
Fundusteil des Magens. (Pylorus 0,23°/ 0 HCl, abnehmend bis zu 0,09°/ 0 HCl; 
Fundus 0,03 °/ 0 HCl, ansteigend bis 0,08 °/ 0 HCl. In der 8. Verdauungsstunde 
herrscht also beinahe gleiche Säurekonzentration.) 

8. Im Dünndarme findet man nur 20—30 °/ 0 Albumosen, während die Haupt¬ 

menge der Eiweißabbauprodukte von den Peptonen und Restkörpem, die in 
wechselnden Mengen Vorkommen, gestellt werden. Unter den Albumosen herrscht 
anfangs Deuteroalbumose C vor und nimmt mit fortschreitender Verdauung all¬ 
mählich ab. Fritz Loeb . 


2299) Rosenfeld, E. Über die Eiweißverdauung im Magen des Pferdes. 

Aus dem Physiol. Inst, der tierärztl. Hochsch. Dresden. Prof. Ellenberger. 
(Inaug.-Dissert. Leipzig, 1908, 55 S.) 

Der Wassergehalt des Pferdemageninhaltes beträgt bei Haferfiitterung ca. 
70°/ 0 . Am wasserreichsten ist der Inhalt der Pylorusdrüsenregion, am wasser¬ 
ärmsten der der Vormagenabteilung, während der Wassergehalt des Fundus¬ 
inhaltes eine Mittelstellung einnimmt. Die Reaktion des Mageninhaltes war 
1 / 2 Stunde nach Beedigung der Mahlzeit noch im ganzen Magen alkalisch, eine 
Folge des Alkaligehaltes des in reichlichen Mengen abgeschluckten Speichels. 
Die Alkalinität erhält sich am längsten in der Pars oesophagea, deren Inhalt 
frühestens nach einer Stunde schwach saure Reaktion aufweist Die Gesamt¬ 
azidität des Mageninhaltes, bedingt durch Milchsäure plus Salzsäure, ist anfangs 
sehr gering und steigt mit zunehmender Verdauungszeit an; sie erreicht bei den 
Versuchspferden des Verfassers in der 4. Stunde den Höchstbetrag von 0,37% 
(auf HCl berechnet). In der Pylorusdrüsenregion scheint sie geringer zu sein 
wie im Fundus. 


Der mit der Mahlzeit aufgenommene N verschwindet mit fortschreitender 
Verdauungszeit in immer größeren Mengen aus dem Magen. Die Ausgiebigkeit 
der Eiweißverdauung erreicht erst in der 2. Stunde eine nennenswerte Größe, 
um dann in den späteren Stunden beträchtlich anzusteigen. 

Von den einzelnen Magenabteilungen enthält zu Anfang der Verdauung die 
Fundusdrüsenregion mehr Abbauprodukte des Eiweißes als die Vormagen- und 
Pylorusdrüsenregion; in den späteren Stunden ist jedoch ein Unterschied in dem 
Verhalten der einzelnen Abteilung nicht mehr zu konstatieren, vielmehr ist die 
Verdauung in allen Magenabschnitten ungelähr gleich mächtig. Mit zunehmender 
Verdauungszeit wachsen die Mengen der Albumosen, Peptone und Restkörper, 
letztere allerdings nur langsam an. Die dem Syntonin plus gelösten koagulablen 
Eiweiß entsprechende N-Menge, welche im Gegensatz zu den beim Hunde er¬ 


hobenen Befunden im Pferdemagen außerordentlich beträchtlich, sinkt rasch ab; 
während zu Beginn der Verdauung auf sie 1 / 3 des gesamten gelösten N entfallt, 
ist sie nach 6 Stunden nur noch sehr gering. Diese dem nativen Eiweiß nahe¬ 
stehenden Körper werden also rasch zu tieferen Spaltprodukten abgebaut. 

Die Menge der Albumosen überstieg bei keinem der Versuchspferde 50% 
der Gesamtmenge des gelösten Eiweißes. Die beim Hund gemachte Beobach¬ 
tung, daß der Magen bei weitem überwiegend Albumosen neben geringen 
Mengen der entfernteren Abbauprodukte enthält, trifft für das Pferd nicht zu. 
Es finden sich im Gegenteil recht beträchtliche Mengen Peptone und Restkörper 
im Pferdemagen. Von den einzelnen Albumosen-Fraktionen lassen Protalbumose 

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Referate. 


907 


und Deuteroalbumose A keine Regelmäßigkeit erkennen; Deuteroalbumose B 
fällt in den späteren Verdauungsstunden ab, während Deuteroalbumose C ansteigt 
Die von Grimmer beobachtete Gesetzmäßigkeit, nach der die Menge der Albu- 
mosen mit fortschreitender Verdauung bis zu einem Maximum ansteigt, um dann 
abzufallen, kann Verfasser nicht bestätigen. Bereits in der 1. Verdauungsstunde 
sind im Magen — bei alkalischer oder schwach milchsaurer Reaktion — sämt¬ 
liche Abbauprodukte des Eiweißes vorhanden. Die Frage, wie sich die funk¬ 
tionelle Bedeutung der einzelnen Magenabteilungen bei der Eiweißverdauung 
verhält, ist dahin zu beantworten, daß keine der 3 Abteilungen eine wesentliche 
Sonderstellung einnimmt. Namentlich nimmt die Pars oesophagea die ausgeprägte 
Sonderstellung, die man ihr vielleicht zu Beginn der Verdauung zusprechen 
könnte, in den späteren Verdauungsstunden nicht mehr ein, in ihr läuft vielmehr die 
Proteolyse ebenso lebhaft ab, wie in den übrigen Abteilungen. In der Pylorus- 
drüsenregion finden möglicherweise besonders tief gehende Spaltungsprozesse 
statt, jedoch ist diese Annahme noch weiter zu erhärten. Ein Ueberwiegen der 
Albumosen im Fundus und der Peptone im Pylorus, wie es im Magen des Hundes 
gefunden wird, ist nicht zu ersehen. Die Eiweißverdauung im Dünndarm ist 
außerordentlich ergiebig. Albumosen finden sich hier in weitaus geringerer 
Menge als die einfacheren Spaltungsprodukte; von diesen überwiegen die abiu- 
reten Körper. Fritz Loeb. 

2300) Laxl, P. Über Fett- und Esterspaltung in den Geweben. Aus dem 

physiol. Inst, der Wiener Univ. (Biochem. Ztschr. Bd. 12, S. 343—360.) 

In den Organen enthaltenes oder denselben hinzugefügtes Neutralfett unter¬ 
liegt während der postmortalen Autolyse unter Ausschluß von Bakterienwirkungen 
nur in sehr geringem Grade einer Spaltung. 

Monazetin, Monobutyrin und Äthylbutyrat werden von Organbrei bei ein- 
stündiger Einwirkung (37°) in meßbarem Grade gespalten. Die starke Aziditäts¬ 
zunahme nach 24—48 Stunden ist nicht allein durch Spaltung der genannten 
Ester, sondern auch durch Säurebildung bei der Autolyse bedingt. 

Salizylsaures Amylester wird von fast allen Organen mit Ausnahme der 
Muskeln gespalten, welche überhaupt ein geringeres Esterspaltungsvermögen 
besitzen* 

Bei der Phosphorvergiftung findet keine Aktivierung der Lipase statt. 

Keine der bisher empfohlenen Methoden gestattet ein quantitatives Studium 
der Esterspaltung. K. Reicher\ 

2301) Jerusalem, E. Über ein neues Verfahren zur quantitativen Be¬ 
stimmung der Milchsäure in Organen und tierischen Flüssigkeiten. 1. Bestimmung 
der Milchsäure in wässerigen Lösungen. Aus d. physiol. Inst. d. Wiener Univ. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 12, S. 361—377.) 

Es wird wie beim Verfahren nach Boas die Milchsäure zu Azetaldehyd oxy¬ 
diert, aber die Fehlerquellen jener Methode durch folgende Maßnahmen ver¬ 
mieden: 

Durch tropfenweises Zugießen des Oxydationsmittels wird ein Überschuß 
desselben sorgfältigst verhindert. Durch Siedehitze sowie Luftstrom wird der 
Aldehyd unmittelbar nach seiner Entstehung dem Bereich des Oxydationsmittels 
entzogen. Das Ende der Reaktion ist durch Ausbleiben der Kaliumpermanganat¬ 
entfärbung sehr scharf kenntlich. Aus der Menge des verbrauchten Kalium¬ 
permanganats läßt sich ein Rückschluß auf die maximal vorhandene Milchsäure¬ 
menge ziehen. Folgt eine genaue Beschreibung des Apparates und der Be¬ 
stimmung. K. Reicher . 

XL Bestimmung der Milchsäure in tierischen Flüssigkeiten. (Aus d. physiol. 
Inst. d. Wiener Univ. S. 378—SSO.') 

Jerusalem erläutert die quantitative Milchsäurebestimmung in Ham, Blut, 
Milch, Magensaft und Autolysengemischen. K. Reicher . 

2302) v. Düngern u. Coca. Über Hämolyse und Schlangengift. II. Aus 

d. Krebsinstitut der Univ. Heidelberg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S.407—421.) 

Die hämolytische Wirkung des Kobragiftes beruht einzig und allein auf 

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Referate. 


einem lipolytischen Ferment, durch dessen Funktion hämolytische Spaltungs¬ 
produkte, vor allem Desoleolezithin und Ölsäure entstehen. (Die Auffassung der 
Hämolyse als Lipolyse rührt von Neuberg, Rosenberg und Reicher her, 
welche bereits vor 1 8 / 4 Jahren diesbezügliche Versuche publizierten. [Biochem. 
Ztschr. 1907, Bd. IV, Nr. 88, Münchner Med. und Berliner Klin. Wochenschrift 
1907, Nr. 11.) 

Verbindungen zwischen Lezithin und Kobragift existieren nicht. 

Die von Kyes dargestellten Präparate sind Gemenge von Ferment und 
Desoleolezithin mit Verunreinigungen des käuflichen Lezithins. 

Das Kobragift enthält keinerlei Ambozeptoren. 

Die Hämolyse durch Kombination von Kobragift und frischem komplement¬ 
haltigen Serum beruht auf dem komplexen Serumhämolysin, dessen hämolytische 
Wirkung unter gewissen Bedingungen erst dann zur Geltung kommt, wenn die 
Blutkörper etwas Lipase aufgenommen haben. K. Reicher . 

2803) Meyer, L. F. Zur Kenntnis des Mineralstoffwechsels im S&uglings- 
alter. Aus dem städt. Kinderasyl zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 12, 
S. 422-—465.) 

Die Säuglinge geben unter weitgehender Anpassung an Unterernährung nur 
kurze Zeit hindurch nach Einführung derselben Eiweiß und Aschenbestandteile 
vom Körper ab. Danach aber tritt eher ein geringer Ansatz derselben ein. 
Auch die Körpergewichtskurve biegt nach 8—4tägigem Fallen zum annähernden 
Gewichtsstillstand um. 

Unter dem Einflüsse einer Kaseinzulage wird ein erhebliches Maß von N 
retiniert und die Resorption verschiedener Aschenbestandteile um ein geringes 
verschlechtert, dagegen die Retention bestimmter Aschenteile verbessert Be¬ 
sonders deutlich tritt letzteres bei Fettzulage zu Tage. K, Reicher . 


Experimentell-kllnisehe Untersuchungen. 

2304) Wolff, B. (Berlin). Vergleichende Untersuchungen über den Einfluft 
der Nierenexstirpation auf den osmotischen Druck des Fruchtwassers 4 und des 
Blutserums trächtiger Tiere. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 5, S. 223—227.) 

Bei trächtigen Kaninchen zeigt sich nach doppelseitiger Nephrektomie in 
der Amnioshöhle eine um so größere Menge Flüssigkeit, je mehr die Früchte 
sich der Reife genähert haben. Die harnfähigen Substanzen häufen sich zu¬ 
nächst im mütterlichen, sekundär aber auch im fötalen Blute an und üben ihren 
Reiz auf die fötalen Hamorgane aus. Die fötalen Nieren zeigen sich somit be¬ 
fähigt, vikariierend für die mütterlichen Nieren einzutreten und deren Funktion 
in einem gewissen Maße zu ersetzen. — Ist das Amnioswasser, wie vielfach be¬ 
hauptet wird, wirkfich ein direktes Transsudat aus dem mütterlichen Blute, so 
müßte eine im ganzen Organismus des Muttertieres künstlich erhöhte Disposition 
zu transsudativen Prozessen auch eine verstärkte Transsudation in die Aminos- 
höhle zur Folge haben und zu einer nach der Nephrektomie besonders starken 
Vermehrung des Amnioswassers führen. Wolff vergleicht deswegen die Frucht¬ 
wassermenge bei nephrektomierten Tieren ohne Flüssigkeitszufuhr und bei solchen, 
die Flüssigkeit erhalten haben, miteinander. Nach diesen Untersuchungen ist 
eine physiologische Transsudation in die Amnioshöhle nicht wahrzunehmen. — 

Die kryoskopischen Untersuchungen ergeben folgendes: 1. Bei normalen 
Kaninchen liegt der Gefrierpunkt des Fruchtwassers im allgemeinen etwas tiefer 
als der des mütterlichen Blutserums, also wesentlich anders, als beim Menschen. 
2. Durch experimentelle Eingriffe läßt sich nicht nur eine bedeutende Ver¬ 
änderung des osmotischen Druckes des mütterlichen Blutes, sondern auch eine 
gleich hochgradige und auch annähernd gleichgehende Veränderung des os¬ 
motischen Druckes des Fruchtwassers herbeiführen. 3. In den einzelnen Fällen 
sind, wie unter normalen, so auch unter pathologischen Verhältnissen fast immer 
Differenzen zwischen dem Gefrierpunkt des mütterlichen Blutes und dem des 
Fruchtwassers zu konstatieren gewesen. — 

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Referate« 


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Kryoskopische Fruchtwasseruntersuchungen beim Menschen in pathologischen 
klinischen Fällen müssen nach Ansicht des Autors unsere Kenntnisse auf dem 
interessanten Gebiete der Biologie der Schwangerschaft weiter bereichern. 

K. Bomstein. 

2805) Adler, Max (Karlsbad). Zur Frage über den Gehalt an Extraktions¬ 
stoffen des dunklen und weißen Fleisches. Aus dem Laboratorium des medi¬ 
zinisch-poliklinischen Institut der Universität Berlin: Geheimrat Senator. (Berl. 
kl. Woch. 1908, Nr. 8, S. 393—396.) 

Auf Grund der Untersuchungen von Offer und Rosenquist (Berl. Id. 
Woch. 1899, Nr. 43, 44, 49) glaubte man einen Unterschied im Extraktivstoff¬ 
gehalt verschiedener Fleischsorten und die damit begründete differentiell diätetische 
therapeutische Anwendung nicht mehr aufrecht erhalten zu können, auf die Senator 
bei verschiedenen Erkrankungen Wert gelegt hatte. Da eine Fortsetzung der 
obigen Veröffentlichungen, die versprochen war, bis jetzt nicht erfolgte, unter¬ 
nahm es der Autor, im Senator sehen Institut die Frage näher zu beleuchten, 
und fand beim Vergleiche gleicher Stücke: 1. Genußferliges Fleisch vom Kalb 
und Rind zeigt im Gehalte von Extraktivstoffen Differenzen, die eine Scheidung 
in weiße und dunkle Sorten rechtfertigen. 2. Das Kochen begünstigt beim 
weißen Fleische die Entziehung der stickstoffhaltigen Extraktivstoffe mehr als 
das Braten. 3. Durch die neugewonnene Erkenntnis erhält der Erfahrungssatz 
von der relativen Schädlichkeit des dunklen gegenüber dem weißen Fleische 
eine Stütze. 4. Die Anschauung des schädigenden Einflusses der Extraktiv¬ 
stoffe vorausgesetzt, ist in der Krankenemährung auf den Unterschied zwischen 
weißem und dunklem Fleisch wenigstens bei gewissen Krankheiten (Gicht, Neph¬ 
ritis) Rücksicht zu nehmen. K. Bomstein . 

2806) Brande, B. u. Carlson, A. J. Der Einfluß verschiedener lymph- 
treibender Mittel auf die relative Konzentration der Bakterioagglutinine im 
Serum und der Lymphe. Hüll Physiolog. Labor. Univers. Chicago. Chicago 
111. (Amer. Joum. Physiol. 1908, Bd. 21, 221—229.) 

Lymphtreibende Mittel (Erdbeerextrakt, Peptone, Rohrzucker und Kochsalz) 
besitzen keinen Einfluß auf die relative Konzentration der Agglutinine im Serum 
und der Lymphe von Hunden und Katzen. UnderhilL 

2807) Carlson, A. J. u. Luckhardt, A. B. Die Erhöhung der osmotischen 
Konzentration des Blutes bei Äther- und Chloroformnarkose. Hüll Physiol. 
Labor. Univers. Chicago. Chicago Jll. (Amer. Joum. Physiol. 1908, Bd. 21, 
S. 162—168.) 

Bei Hunden und Katzen läßt sich bei Äther- oder Chloroformnarkose eine 
Erhöhung der osmotischen Konzentration im Blute nachweisen. Diese Steigerung 
der osmotischen Konzentration ist direkt der Tiefe der Anästhesie proportional, 
und von der Zeitdauer der Anästhesie unabhängig. In der Hauptsache wird 
dieselbe bedingt durch das im Serum gelöste Chloroform oder den Äther. 

UnderhilL 

2808) Baldwin, Helen. Änderungen in der Galle bei einigen Infektions¬ 
krankheiten. Labor. C. N. Herter New York City. (Joum. Biolog. Chem. 1908, 
Bd. 4, S. 213-219.) 

Verfasser untersuchte menschliche Galle unter verschiedenen pathologischen 
Zuständen. In einem Falle von Cholecystitis, bei der noch Gallenfluß aus der 
Gallenblase stattfand und die Epithelzellen nur wenig verändert sind, konnte 
eine schwache Vermehrung des Cholesteringehaltes der Galle festgestellt werden. 
War der Gallenzufluß verstopft und die Galle mit degenerierten Epithelien an¬ 
gereichert, dann ließ sich eine deutliche Steigerung des Cholesteringehaltes 
nachweisen. Dieser Überschuß an Cholesterin in dem Gallenblaseninhalt befindet 
sich in Suspension und nicht in Lösung. Neben dieser Erhöhung des Choles¬ 
teringehaltes konnte festgestellt werden, daß Cholecystitis in schwach oder aus¬ 
gesprochener Form nicht nur eine häufige Komplikation bei Typhus ist, sondern 
auch bei Pneumonie und bei Vereiterungen im Organismus auftreten kann. 

UnderhilL 

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Referate. 


2309) Amberg, S. u. Loevenhart, A. S. Weitere Beobachtungen über den 
hemmenden Einfluß von Fluoriden auf Lipasewirkung nebst einer Methode zur 
Bestimmung von Fluoriden in Nahrungsmitteln. Pharmakol. Labor. Johns Hop¬ 
kins Univers. Baltimore, Maryland. (Joum. Biol. Chem. 1908, Bd. 4, S. 149—164.) 

Der durch Fluoride, sobald dieselben in genügender Konzentration vorhanden 
sind, bedingte hemmende Einfluß, wird durch die Natronsalze der Fettsäuren, 
die allein befähigt sind die Wirksamkeit der Fermente zu beschleunigen, auf¬ 
gehoben. Die Fluoride verursachen nicht 'eine Verschiebung des Gleich¬ 
gewichtspunktes, sondern verlangsamen hauptsächlich die Herbeiführung des 
Gleichgewichts. UnderhilL 

2310) Frank, P., Underhill u. Kleiner, Israel S. Der Einfluß des Hydra¬ 
zins auf den intermediären Stoffwechsel des Hundes. Sheffield Labor, of 
Physiolog. Chem. Yale Univers. (Joum. Biol. Chem. 1908, Bd. 4, 165—178.) 

Im Hungerstadium scheidet der Hund im Ham mehr Ammoniak aus, während 
die Harnstoffausscheidung im Verjgleich mit den unter normalen Bedingungen 
bestehenden Verhältnissen bei gemischter Kost fällt. Die Kreatininausscheidung ist 
variabel, Kreatin wird ziemlich viel ausgeschieden. Allantoin ist ein konstanter 
Bestandteil des Hundehames im Hungerstadium. Bei Hydrazinintoxikation ist 
die Verteilung des Hamstickstoffes und Schwefels nur ganz unwesentlich von 
dem im Hungerstadium vorherrschenden verschieden. Hydrazin hat eine spezi¬ 
fische Wirkung für die Ausscheidung von Allantoin. Dieselbe bedingt in der 
Leber eine fettige Degeneration. Underhill. 

2311) Underhill, Frank P. u. Kleiner, Israel S. Weitere Studien über den 
Mechanismus der Salzglukosurie. Sheffield Labor. Physiol. Chem. Yale Univers. 
New Häven. (Joum. Biol. Chem. 1908, Bd. 4, 395—401.) 

Vorliegende Versuche bieten keinen Anlaß, die bisherigen Ansichten über 
den Mechanismus der Salzglukosurie (vgl. Underhill und Closson, Amer. 
Joum. Physiol. Bd. 15, S. 32 und McGuigan und Brooks, Amer. Journ. Physiol. 
Bd. 18, S. 256) aufzugeben. Unter angemessenen Bedingungen kann bei der 
Glykosurie von Kaninchen, die durch Nierenpermeabilität infolge von Koch¬ 
salzinjektionen erzeugt ist, dieselbe durch Injektion von Chlorcalciumlösungen 
verhindert werden. Underhill 

2312) Doerr, Robert. Über den Chemismus der Azetonkörperbildung im 
Kindesaiter. Aus der k. Kinderklinik zu München. (Inaug.-Dissert., München 
1907, 17 S„ 14 Tabellen.) 

Eine selbst ziemlich forzierte Zuckerfütterung hat keinen deutlichen Einfluß 
aut die Azetonurie bei kindlichen Infektionskrankheiten oder bringt zum mindesten 
ein völliges Verschwinden der pathologischen Azetonurie nicht mit sich. 

Fritz Loeb . 

2313) Paucke, Martin. Beiträge zum Nachweis von Arsen. (Inaug.-Dissert. 
Leipzig 1908, 77 S.) 

1. Aluminiumhydroxyd ist als Adsorptionsmittel für Arsen aus Arsenit und 
Arseniatlösungen nur bedingt brauchbar, da die Adsorption nur bei sehr großem 
Überschüsse quantitativ verläuft und zwar in der Wärme besser als in der Kälte. 

2. Eiweißlösung ist als Adsorptionsmittel unbrauchbar. 

3. Eisenhydroxyd adsorbiert die kleinsten Arsenmengen aus ihren Lösungen 
bei entsprechenden Mengenverhältnissen quantitativ. 

4. Die Adsorption durch Eisenhydroxyd verläuft am besten in der Kälte und 
durch Fällen des Hydroxyds in den Arsenlösungen mit geringem Überschuß an 
Ammoniak. In der Wärme verläuft die Adsorption unregelmäßiger. 

5. Die Adsorptionsfähigkeit des Eisenhydroxyds nimmt mit steigender Kon¬ 
zentration des Arsengehaltes zu und zwar verläuft die Adsorption gemäß der 
Formel E = Ap . q. 

6. Wärme und Schütteln des Niederschlages setzen die Adsorptionsfähigkeit 
herab. 

7. Bei langsamer Arsenwasserstoffentwicklung, bei Zusatz von 0,015 mg 

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Referate. 


911 


Arsen in der Stunde, ist es möglich, das Arsenwasserstoffgas an einer Stelle 
quantitativ zu zersetzen. 

8. Das Gewicht der Arsenspiegel läßt sich mit der Nernstschen Wage be¬ 
stimmen. 

9. Bei Anwendung von verkupfertem Zink wirkt die Gegenwart von Eisen¬ 
salzen im Marshschen Apparat bei der Arsen Wasserstoffentwicklung nicht 
hindernd. 

10. Reine Salzsäure ist zur Gasentwicklung im Marshschen Apparat zum 
Nachweise kleinster Mengen Arsens bis zu 0,0005 mg Arsen geeignet. 

11. Die Empfindlichkeitsgrenze filr Antimon Wasserstoff im Marshschen 
Apparat liegt bei ca. 0,015 mg Antimon. 

12. Die Gutzeitsche Arsenprobe ist aus verschiedenen Gründen zum Nach¬ 
weis kleinster Arsenmengen ungeeignet. 

13. Reiner Wasserstoff reduziert neutrale und saure Silbemitratlösung. 
Ammoniakalische Silbemitratlösung wird erst nach Verdampfen des Ammoniaks 
zersetzt. 

14. Der Nachweis kleinster Arsenmengen durch Einleiten von Arsen Wasser¬ 
stoff in verdünnte Silberlösung ist nicht möglich, da jeder Wasserstoff mehr 
oder weniger große Beimengungen Silber reduzierender Gase mit sich führt. 
Bei Mengen über 3—5 mg Arsen läßt sich diese Methode jedoch anwenden. 

15. Zur Befreiung des Wasserstoffgases von seinem Arsengehalt sind Perman¬ 
ganat- und Silbemitratlösungen, sowie festes Jod am geeignetsten. 

16. Neutralsalze lassen sich in konzentrierten Lösungen durch Einwirkung 
von Eisenhydroxyd von den letzten Spuren Arsen befreien. 

17. Konzentrierte Schwefelsäure kann durch einen kontinuierlichen Chlor¬ 
wasserstoffstrom bei ca. 250° vollständig von Arsen befreit werden. 

18. Aus den gereinigten Neutralsalzen lassen sich mittels der reinen 
Schwefelsäure die zugehörigen Säuren vollständig arsenfrei gewinnen. 

19. Mit den gereinigten Chemikalien ist es möglich, einwandfreie Arsen¬ 
untersuchungen anzustellen. Fritz Loeb. 

2814) Hess, W. Der Einfluß warmer Bäder auf die Viskosität des Blutes. 

(Wr. kl. Rundsch. 1908, S. 501.) 

Bei Untersuchungen von 82 Kranken, die mit warmen Bädern behandelt 
und bei welchen die Blutviskosität vor und nach Verabreichung des Bades mit 
Hilfe des Hessschen Viskosimeters bestimmt wurde, konnte in 60 Fällen eine 
geringfügige Herabsetzung der Viskosität beobachtet werden. Es ist wahr¬ 
scheinlich, daß diese Herabsetzung der Viskosität eine sekundäre ist, indem die 
Zirkulation primäre Änderungen erleidet. Stauung erhöht die Viskosität, An¬ 
regung der Zirkulation setzt sie herab. Wahrscheinlich wird durch Erregung 
der Vasomotoren eine derartige Beschleunigung der Zirkulationsverhältnisse her¬ 
vorgerufen. K. Gläßner . 

2315) Lützow, E. Über den Einfluß von diuretisch wirkenden Mitteln auf 
das Zustandekommen der alimentären Glykosurie. (Wr. kl. Rundsch. 1908, 
S. 519.) 

Beim Menschen konnte durch gleichzeitige Darreichung von Traubenzucker 
und diuretisch wirkender Mittel eine nicht unbeträchtliche Glykosurie erzielt 
werden, welche nach Fortlassen der Diuretica, im übrigen unter völlig gleichen 
Bedingungen nicht eintrat. Dieses positive Ergebnis war indes nur bei ca. 1 / 8 
der Fälle vorhanden, in den übrigen Fällen fehlte es. Die Menge des dar¬ 
gereichten Zuckers schwankte zwischen 50—300 g. Als Diuretica wurden 0,25 
Coffein, schwarzer Kaffee, 1,0 Diuretin verwendet. Es scheint, daß beim 
Menschen, ebenso wie im Tierversuch, ein künstlicher Nierendiabetes — unter 
Einwirkung von Coffein auf die Nierenepithelien — zustande kommen kann. 
Für die Praxis folgt daraus, daß man beim Menschen die Probe auf alimentäre 
Glykosurie mit wässerigen Traubenzuckerlösungen (nicht Tee- oder Kaffeeinfusen) 
zur Vermeidung von Irrtümem vornehmen muß. r K> Gläßner . 

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912 


Referate. 


2316) Leopold, J. S. u v. Reusa, A. Über die Beziehungen der Epithel* 
körperchen zum Kalkbestand des Organismus. (Wr. kl. Woch. 1908, S. 1243.) 

Verfasser haben zunächst die Frage studiert, ob sich nach Exstirpation der 
Epithelkörperchen mit ihren Folgen (Tetania parathyreopriva) Änderungen im 
Kalkgehalt und Kalkstoffwechsel nachweisen lassen. Es zeigte sich, daß eine 
als abnorm zu bezeichnende Veränderung des Gesamt-Kalkbestandes überhaupt 
nicht, keinesfalls aber eine Verminderung zu konstatieren war. Es könnte sich 
immerhin um einen Mangel an freien Kalziumionen handeln, ohne daß die 
Analyse eine Kalk Verarmung nachzuweisen imstande wäre. Andererseits konnte man 
an wachsenden Tieren (Ratten), denen man die Epithelkörperchen entfernt hatte, 
eine mangelhafte Zuckerverkalkung nachweisen. Endlich zeigte der Vergleich 
von Weich teil- und Knochenkalkmenge bei operierten und gesunden Tieren, 
daß die Kalkvermehrung vorwiegend die Weichteile befällt im Gegensatz zu 
den normalen Tieren, bei denen das Verhältnis Knochenkalk: Weichteilkalk ein 
höheres ist. K. Gläßner . 

2317) Hess, L. u. S&xl, P. Zur Kenntnis der proteolytischen Zelltätigkeit 
maligner Tumoren. (Wr. kl. Woch. 1908, S. 1183.) 

Verfasser konnten feststellen, daß bei gemeinsamer Autolyse zweier Organe 
eine Hemmung des Eiweißabbaues, d. i. eine Verminderung des sich bildenden 
nicht koagulalben Stickstoffes stattfindet im Vergleich zu dem Verhalten bei 
Autolyse jedes der beiden Organe für sich. Dasselbe gilt für gemeinsame Auto¬ 
lyse von Organ und Karzinomgewebe, auch hier konnte im Gegensatz zu den 
Angaben von Neuberg, Blumenthal und Wolff eine Vermehnmg des 
postmortalen Eiweißabbaues nicht konstatiert werden. Ebensowenig zeigte das 
Studium der Autolyse des Karzinoms für sich allein einen gesteigerten Eiwei߬ 
zerfall gegenüber normalen Organen von gleichem Zellreichtum. K. Gläßner . 

2318) Czemecki, W. Hämoglobinurie und Hämolyse. (Wr. kl. Woch. 1908, 
S. 1435.) 

Bei an paroxysmaler Hämoglobinurie Leidenden trat die Hämolyse unter 
den von Donath und Landsteiner beschriebenen Bedingungen nicht konstant 
auf, dagegen fand Hämolyse statt, gleichviel ob konstante oder wechselnde Tem¬ 
peratur dabei angewendeL wurde. Ferner konnte Hämolyse auch bei anderen 
pathologischen Zuständen ohne Rücksicht auf die Temperatur festgestellt werden. 
Die Resistenz der roten Blutkörperchen scheint eine wechselnde zu sein, sowohl 
bei Fällen von paroxysmaler Hämoglobinurie, als auch bei anderen Erkrankungen. 
Im Widerspruch mit den Angaben Donaths und im Einklang mit Hayem 
konnte festgestellt werden, daß die Sera von an paroxysmaler Hämoglobinurie 
Erkrankten auch im anfallsfreien Stadium häufig deutliche Absorptionsstreifen 
des Oxyhämoglobins zeigen. K. Gläßner . 

2319) Schutz, J. (Wien-Marienbad). Über den Einfluß einiger Marienbader 
Quellwässer auf die Pepsinverdauung. A. d. städt. hyg.-baln. Inst. Marienbad. 
(Prag. Med. Woch. 1908, Nr. 32.) 

Der Kreuzbrunn und der Ferdinandsbrunn hemmen die Pepsinverdauung in 
beträchtlichem Maße, und zwar ist diese Hemmung größer, als dem bloßen 
Salzsäurebindungsvermögen der genannten beiden Quellen entspricht. Diese 
Erscheinung findet ihre Erklärung in dem Gehalt der beiden Quellen an solchen 
Salzjonen, welche die Pepsinverdauung zu hemmen imstande sind, nämlich CI 
und vor allem S0 4 -Jonen. Weniger stark als diese beiden Wässer, hemmt die 
Waldquelle. Die Rudolfsquelle und der Ambrosiusbrunnen hemmen nur in ge¬ 
ringem Grade. Fritz Loeb . 

2320) Lützow, E. Über den Einfluß von diuretisch wirkenden Mitteln auf 
das Zustandekommen der alimentären Glykosurie. (Wr. med. Rundsch. 1908, 
Nr. 32, S. 501—502. Nr. 33, S. 519—520.1 

Versuchsanordnung: Personen, bei denen die Anwendung von Diureticis 
therapeutisch indiziert war, und bei denen das Eintreten einer alimentären Glyko¬ 
surie geachtet werden sollte, wurden zu den Versuchen verwandt. Sie erhielten 
zunächst ein diuretisch wirkendes Mittel allein, wobei niemals eine Glykosurie 

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Referate. 


913 


beobachtet wurde. Dann bekamen sie Traubenzucker in bestimmten Mengen, 
welche ebenfalls allein keine Glykosurie bei den betreffenden zu erzielen ver¬ 
mochten. Endlich erhielten die Versuchspersonen gleichzeitig Traubenzucker 
in einem Viertelliter Wasser gelöst und diuretisch wirkende Mittel. Der Trauben¬ 
zucker wurde aber nicht in einem Kaffee- oder Teeinfus, sondern in Leitungs¬ 
wasser gegeben, weil durch das mitverabreichte Koffein ein positiver Ausfall 
der Probe vorgetäuscht werden kann. 

Resultat: Es ließ sich bei dieser Versuchsanordnung zeigen, daß beim 
Menschen nach gleichzeitiger Darreichung von Traubenzucker und diuretisch 
wirkenden Mitteln eine nicht unbeträchtliche Glykosurie zu erzielen war, welche 
nach Fortlassen der Diuretica, im Übrigen aber unter völlig gleichen Bedingungen 
nicht eintrat. Ein positives Resultat ergaben die Versuche in ein Drittel der 
Fälle. Fritz Loeb . 

2321) v. Wendt, G. Zur Variabilität der Milch. Über den Einfluß ver¬ 
schiedener Salzbeigaben auf die Zusammensetzung und Menge der Milch. 

(Inaug.-Dissert. Leipzig, 1908, 67 S.) 

1. Das Futter übt, bestimmte Verhältnisse vorausgesetzt, nur einen sehr be¬ 
schränkten Einfluß auf die Milchzusammensetzung aus. 

2. Von den geprüften Beigaben üben das Kochsalz, die Kreide, das Natrium¬ 
phosphat, das Magnesiumbromid und das glyzerinphosphorsaure Calcium keinen 
gesetzmäßigen Einfluß auf die Milchzusammensetzung aus. 

3. Das saure Calciumphosphat scheint, wenn auch nicht immer, doch oft 
die Fettmenge der Milch in günstigem Sinne zu beeinflussen. In den meisten 
Fällen ruft diese Beigabe eine kleine Steigerung der relativen Menge des Milch¬ 
calciums hervor. 

4. Die Variabilität in der Zusammensetzung der Milch von Kühen ver¬ 
schiedener Rassen und in verschiedener Laktationszeit ist in der Hauptsache 
gleich groß. 

5. Die Albuminmenge nimmt im Gegensatz zu den übrigen Bestandteilen 
der Milch während der fortschreitenden Laktation nicht zu; auch ist die pro¬ 
zentuale Menge des Albumins der Milch des Höhenviehes etwa dieselbe wie die 
der Milch des Niederungsviehes. 

6. Von den Milchbestandteilen sind in der aufgelührten Ordnung Phosphor, 
Stickstoff, Kasein am wenigsten, Calcium (Milchzucker?), Fett und Milchzucker 
mehr, Chlor, Alkalimetalle (Kalium) und Albumin am meisten variabel. Fritz Loeb . 

2322) Gudzent, F. Physikalisch-chemische Untersuchungen über das Ver¬ 
halten der hamsauren Salze in Lösungen. (Inaug.-Dissert. Leipzig, 1908, 30 S.) 

1. In den wässerigen Lösungen sind nur die primären hamsauren Salze be¬ 
ständig. Die Angaben in der Literatur über die Konzentration sekundärer harn- 
saurer Salze in wässerigen Lösungen beruhen auf einem grundsätzlichen Irrtum. 

2. Das primäre harnsaure Natrium hat auf 1 Mol Salz 1 Mol H a O-Kristall- 
wasser, das primäre hamsaure Kalium und Ammonium sind kristallwasserfrei. 

3. Alle Salze, am leichtesten das Ammoniumurat, zersetzen sich beim Er¬ 
wärmen über 60°, indem sie an der Oberfläche eine rötliche Färbung annehmen. 
Auch unterhalb 60° bei längerer Erwärmung und selbst bei Zimmertemperatur 
innerhalb einiger Monate tritt die Zersetzung ebenfalls auf. 

4. Es ergab sich die bemerkenswerte Tatsache, daß die Löslichkeit der 
Salze nach Erreichung des Sättigungspunktes allmählich wieder abnimmt und 
die Geschwindigkeit dieser Abnahme immer geringer wird, je länger man das 
Salz schüttelt. Es besteht also mit größter Wahrscheinlichkeit neben einem 
Lösungsmaximum unter den gleichen äußeren Bedingungen ein Lösungsminimum. 
Die Tendenz zur Löslichkeitsabnahme ist wohl bei 18° wie bei 37° beim Kalium- 
und Natriumurat annähernd gleich groß, beim Ammoniumurat aber 4—5mal 
größer. Die Änderung der Temperatur von 18 auf 37° hatte auf diese Tendenzen 
keinen Einfluß. Die Ursachen dieser Löslichkeitsabnahme konnten bisher nicht 
mit Sicherheit aufgefunden werden. 

Auf einer Tabelle werden die gefundene höchste Löslichkeit der drei Urate, 
deren Sättigungspunkt sowie ihr Hydrolysengrad angeführt. Frttz Loeb . 

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914 


Beferate. 


2323) Oertel, E. Über die Viskosit&t der MUch. (Inaug.-Dissert. Leipzig, 
1908, 47 S.) 

1. Der Grad der Viskosität der Milch entspricht ungeiähr ihrem Trocken¬ 
substanzgehalte. 

2. Von den einzelnen Bestandteilen der Trockensubstanz ist für die Visko¬ 
sität der Milch hauptsächlich das Kasein maßgebend, hinter dessen Einfluß der¬ 
jenige des Albumins ein wenig, der des Milchzuckers ganz bedeutend zurück¬ 
steht. Das Fett scheint je nach Größe und Beschaffenheit der Milchkügelchen 
den Grad der Zähflüssigkeit in verschiedener Weise zu beeinflussen. 

3. Für die Zwecke der Milchanalyse ist das Viskosimeter nicht verwendbar, 

weil die Zu- und Abnahme der inneren Reibung der Milch der Steigerung oder 
Verminderung ihres Gehaltes weder an Trockensubstanz noch an deren einzelnen 
Bestandteilen genau parallel geht. Fritz Loeb. 

2324) Staehelin, E. Der respiratorische Stoffwechsel eines Fettsüchtigen 
im nüchternen Zustand und nach Nahrungsaufnahme. Med. Klinik, Göttingen. 
(Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 6ö, S. 425.) 

Verfasser untersuchte bei einem im klinischen Sinne konstitutionell fett¬ 
süchtigen Patienten den Energieverbrauch nach einer dem Prinzip des Zuntz- 
G epp er t sehen Apparates folgenden Methode. Die Nüchtemwerte (12 Stunden 
nach der letzten Mahlzeit) ergaben bei dem Patienten durchaus dieselben Werte, 
wie sie bei anderwärts untersuchten Patienten gleichen Gewichts und gleicher 
Körpergröße gefunden worden waren. Ein weiterer Versuch ergab dann aber, 
daß der Nüchtemwert mit 12 Stunden noch nicht erreicht ist, daß dieser vielmehr 
bei ca. 17 Stunden liegt. Dieser Nüchternwert stimmt mm mit den meisten 
Werten bei anderen Fettsüchtigen von gleichem Gewicht und gleicher Größe 
nicht überein, dagegen mit den Nüchtemwerten von entsprechenden Individuen 
gesunder Konstitution. Mit dem von Rubner aufgestellten Gesetz der Beziehung 
zwischen Energieverbrauch und Körperoberfläche läßt sich der hier gefundene 
Nüchtemwert nicht in Einklang bringen, er ist zu niedrig. Verfasser glaubt 
daher einteilen zu müssen in 1. Fettleibige, deren Energieverbrauch dem Ober¬ 
flächengesetz folgt, 2. solche, deren Energieverbrauch tatsächlich herabgesetzt 
ist, bei welchen es sich also um konstitutionelle Fettsucht handelt. 

Der Einfluß der Nahrungszufuhr ergab bei dem Patienten bemerkenswerte 
Resultate: Nach Eiweißkost ist der O-mehrverbrauch bedeutend geringer und 
rascher abfallend als beim Gesunden. Dieses Resultat konnte Verfasser in Ein¬ 
klang bringen mit dejn Ablauf der Neurose bei einem anderen fettsüchtigen 
Patienten nach superponiertem Eiweiß. Hier verlief der Eiweißzusatz wesentlich 
langsamer, die Neurose verflachte, gegenüber dem Verhalten des Gesunden. Es 
ist also anzunehmen, daß bei Fettstichtigen eine Verlangsamung der Eiwei߬ 
zersetzung bestehen kann. 

Bei der Gemüsekost zeigte sich — als Ausdruck der erhöhten Verdauungs¬ 
tätigkeit — ein höherer und längerdauemder O-mehrverbrauch als bei wesent¬ 
licher Fettkost. 

Wie beim Eiweißverbrauch besteht auch im Kohlehydratverbrauch — zu 
schließen aus dem hohen respiratorischen Quotienten der Nüchtemwerte — eine 
entschiedene Verlangsamung. Schtmd. 

2325) Uskoff, L. Der Sphygmotonograph. I. med. Klinik, Odessa. (Ztschr. 
f. Kl. 1908, Bd. 66, S. 90.) 

Beschreibung und Abbildung eines Apparates, mittels welchem gleichzeitig 
der Blutdruck graphisch bestimmt und die Pulsdruckkurve aufgezeichnet werden 
kann. Der Apparat schreibt den maximalen und minimalen Blutdruck automatisch. 
Derselbe ist leicht zu handhaben und läßt sich auch bei der Untersuchung 
Schwerkranker verwenden. Schmid. 

2326) Weiss, P. Beiträge zur Wertbestmimung der Ausscheidung der 
endogenen und exogenen Harnsäure bei Gicht und anderen Erkrankungen. 

Augustakrankenh. Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 131.) 

Verfasser schlägt zur Diagnose einer versteckten Gicht und zur Differential- 

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Referate. 


915 


diagnose anderer (namentlich rheumatisch-arthritischer) Erkrankungen eine durch 
mehrere Tage bei bestimmter Diät auszuführende Nukleinstonwechsel-Unter¬ 
suchung vor. Er führt dieselbe folgendermaßen aus: 1. 2 Tage gemischte Kost 
(Vorperiode), 2. 6 Tage purinfreie Kost (endogener Hamsäurewert), 3. 2 Tage 
Nukleinzulage (Leber, Hühnerfleisch, Rindfleisch) zur purinfreien Kost, 4. 6 Tage 
purinfreie Kost (Nachperiode). Zur Bestimmung der Harnsäure empfiehlt Ver¬ 
fasser die Methode von Kowarski. Schntid. 

2827) Jochmann, G. u. Kantorowicz, A. Über Antitrypsine (Antipankreas¬ 
trypsin und Antileukocytenferment) und Antipepsine im menschlichen Blut¬ 
serum. Rudolf Virchow-Krankenh., Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 153.) 

Da sich durch Injektion von Pankreatin sowohl das Antipankreastrypsin, 
wie auch das Antileukocytenferment steigert und umgekehrt (Injektion von rein 
dargestelltem Leukocytenferment), ist anzunehmen, daß die beiden Antifermente 
identisch sind. — Die Verbindung von Ferment und Antiferment ist eine feste, 
denn durch Erhitzung auf 60° verliert das zugegebene Serum mit dem Anti¬ 
ferment seine hemmende Wirkung nicht, die Verdauungskraft des Gemisches 
bleibt also nach dem Erhitzen auf diesen Temperaturgrad dieselbe. — Einer 
Verwertung der Höhe des Antifermentgehaltes des Serums zu klinischen Zwecken 
stehen die Verfasser skeptisch gegenüber. Bei starker Überschwemmung des 
Organismus mit Ferment tritt eine Absättigung des vorher vorhandenen Anti- 
Fermentes ein so, daß der Antifermentgehalt plötzlich erheblich sinkt. Diesem 
Zustand wird mm aber bald eine reaktive Vermehrung des Antifermentes folgen, 
welche nach den Untersuchungen der Verfasser bis zum 60fachen Werte gehen 
kann. Absättigung und vermehrte reaktive Produktion lassen sich dabei nicht 
gegeneinander ab wägen. — Weiter ist es den Verfassern gelungen, das Vor¬ 
handensein von Antipepsin im Serum zu erweisen. Dieses Antiferment erträgt 
eine Erhitzung von über 100°, ohne seine Wirkung gegen Eiereiweiß zu ver¬ 
lieren, dagegen verliert es seine hemmende Kraft gegenüber dem Serumeiweiß 
bereits nach einer Erhitzung auf 80°. Es kommen somit mindestens zwei Anti¬ 
pepsine im Serum vor, von physiologischer Bedeutung ist nur das Serum-Anti- 
pepsin. Verfasser konnten aus Oedemflüssigkeit das Antipepsin darstellen, welches 
durch Alkohol fällbar ist. Eine Verbindung mit Pepsin geht das Antipepsin 
nicht ein. Schmid. 

2328) Schirokauer, H. Weitere Beiträge zum Salzstoffwechsel bei ex¬ 
perimenteller Nephritis. Poliklinik, Berlin. (Ztschr. f. kl. Med. 1908, Bd. 66, S. 169.) 

Die Untersuchungen knüpfen an frühere Untersuchungen des Verfassers an, 
welche zeigten, daß bei der experimentellen Nephritis mit Hydrops (Uran¬ 
nephritis) eme bedeutende Zunahme der Gesamtasche im Muskel und in der 
Leber statt hat, während dies bei der Nephritis ohne Wasserretention (Cantha- 
ridinnephritis) nicht der Fall ist. Die jetzt vorliegenden ergänzenden Unter¬ 
suchungen haben ergeben, daß bei der Urannephritis das Blut am Gesamtasche¬ 
gehalt einbüßt, im Gegensatz zu den übrigen Organen. Die Phosphate zeigen 
im Muskel keine Erhöhung, ebensowenig die Sulfate. Letztere werden im Blut 
retiniert. Schmid, 

2329) Salkowski, G. Über den Nachweis des Arsens im Ham. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 95—114.) 

Die Arbeit muß im Original gelesen werden. Schittenhelm, 

2330) Tollens, C. Der Nachweis von Glukuronsäure nach B. Tollens im 
menschlichen Urin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 115—116.) 

B. Tollens hat einen einfachen Nachweis der Glukuronsäure mittels Naph- 
thoresorzin, Salzsäure und Äther angegeben und bemerkt, daß damit auch 
Glukuronsäure im Ham leicht zu erkennen ist. (S. Ref. 1693, S. 674 dies.Jahrg.) 

C. Tollens hat diese Angaben weiter verfolgt. Er beschreibt zunächst genau 
die Methode des Glukuronsäurenachweises im Ham: Zu 5 ccm Urin fügt man 
0,5 ccm einer 1-proz. alkoholischen Naphtoresorzinlösung und 5 ccm konzen¬ 
trierter Salzsäure (spez. Gew. 1,19) hinzu. Dann erwärmt man über der Flamme 

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916 


Heferate. 


bis zum Kochen und setzt das Kochen über ganz kleiner Flamme noch eine 
Minute fort. 4 Minuten lang läßt man die Flüssigkeit nun ruhig stehen. Dann 
kühlt man das Probierrohr unter dem fließenden Wasser der Leitung gut ab. 
Darauf wird nach Zusatz vom gleichen Volum Äther energisch geschüttelt und 
wiederum gewartet, bis sich der Äther klar absetzt Die Klärung der Äther¬ 
schicht kann man durch Zusatz weniger Tropfen Alkohol beträchtlich be¬ 
schleunigen. Ist Glukuronsäure im Urin vorhanden, so ist die Ätherschicht je 
nach der Menge schön blau bis bei geringem Glukuronsäuregehalt violett und 
zeigt vor dem Spektralapparat ein deutliches Band in der Gegend der Natriumlinie. 

Toi lens hat die Methode bei Gesunden und Kranken mit und ohne Medi¬ 
kamenteinnahme ausgeübt. Er stellt noch weitere Untersuchungen in Aussicht 

Schittenhelm . 

2381) Hattori, T. Kann die Gelatinemethode zur Wertbestimmung des 
Trypsins angewendet werden? Pharmakol. Inst. Kyoto. (Arch. interaat de 
Pharmacod. et de Ther. Juli 1908. Bd. 18, H. 8—4, S. 265—263.) 

Für die Bestimmung der Trypsinverdauung ist von Kaufmann (Ztschr. f. 
physiol. Chemie 1893, Bd. 39, S. 446) das Mettsche Verfahren zur Messung der 
Geschwindigkeit der peptischen Verdauung in der Weise modifiziert worden, 
daß die Kapillaren statt mit Eiweiß, mit Gelatine gefüllt wurden. Hattori 
machte es sich nun zur Aufgabe, festzustellen, wie weit der Einfluß verschiedener 
Zusätze zur Trypsinlösung auf die Verdauung beider Testobjekte, Eiweiß und 
Gelatine, miteinander übereinstimmen, indem er die optimale Sodamenge be¬ 
stimmte und den Einfluß von Kochsalz, Kalium- und Ammoniumchlorid, Natrium- 
und Kaliumbromid, Natrium-, Kalium- und Ammoniumsulfat, Koffein, Theobromin 
und Theophyllin untersuchte. Für das verwendete Trypsinpräparat (von Grübler 
in 0,2-proz. Konzentration) betrug das Optimum des Sodagehaltes bei geronnenem 
Eiweiß 0,5 °/ 0 , bei der Gelatine 2 °/ 0 . Es zeigte sich, daß die Gelatine durch 
Trypsin im allgemeinen viel rascher verdaut wird als das geronnene Eiweiß und 
daß die Verdauungsgeschwindigkeit der beiden Testobjekte durch verschiedene 
Zusätze sehr verschieden beeinflußt wird, in den meisten Fällen sogar im ent¬ 
gegengesetzten Sinne: Es scheint somit die gelatine- und eiweißverdauende 
Wirkung auf zwei ganz verschiedenen Vorgängen, die das Trypsin in sich vereinigt, 
zu beruhen, ohne daß jedoch damit das Vorhandensein eines zweiten Fermentes 
im Trypsin, der Glutinase, erwiesen wäre. Zur Bestimmung der eiweißver¬ 
dauenden Kraft des Trypsins hat sich die Gelatinemethode nicht als einwands¬ 
frei bewährt. Fr. Franz. 

2382) Crowe, S. J., On the excretion of hexamethylenamin (Urotropin) in 
the bile and pancreatic juice. (Über die Ausscheidung des Hexamethylentetramins 
in der Galle und im Pankreassaft.) Pharmak. Inst. Johns Hopkins Univ. Baltimore. 
(Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. Juli 1908. Bd. 18, H. 3—4, S. 315—325.) 

Tierversuche an Hunden und Kaninchen ergaben, daß Hexamethylentetramin 
bei innerlicher Verabfolgung schnell resorbiert wird und 24 Stunden im zirku¬ 
lierenden Blut bleibt. Das Maximum der Konzentration wird in 5—8 Stunden 
nach der Einnahme erreicht. Die Ausscheidung findet statt mit der Galle (und 
zwar durch die Leber, sowie direkt durch die Wand der Gallenblase) und dem 
Pankreassaft. Nach intravenöser Einspritzung wurde es auch im Speichel und 
in der Milch von Hunden nachgewiesen. — Im Hinblick auf die antiseptische 
Wirkung des Hexamethylentetramins im Urogenitalapparat meint Crowe, daß 
die geschilderten Ausscheidungsverhältnisse seine Anwendung auch in folgenden 
Fällen geboten erscheinen lassen: 1. Bei akuten Infektionen der Gallenblase, 

2. bei Rekonvaleszenz nach Typhus, einerseits prophylaktisch gegen eine nach¬ 
folgende Bildung von Gallensteinen und andererseits wichtiger zum Sterilisieren 
der Gallenblase, um zu verhüten, daß der Patient Bazillenträger wird, und 

3. vor Gallenblasenoperationen als prophylaktische Maßnahme. Bakteriologische 
Versuche, die nach dieser Richtung hin mit der Galle von Patienten mit Gallen¬ 
fistel angestellt wurden, führten zu dem Resultat, daß das Hexamethylentetramin 
nach Einnehmen genügend großer Dosen (5 g) in solchen Mengen in der Galle 
erscheint, die hinreichen, um eine deutliche bakterizide Wirkung zu entfalten. 

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Referate. 


917 


Außerdem konnte beim Menschen Hexamethylentetramin, abgesehen von der 
Galle, auch in der Cerebrospinalflüssigkeit, im Pleuraexsudat, im Speichel und 
im Blut nachgewiesen werden. Fr. Franz . 

2333) Hertzeil, Carl. Über den Stand der Frage von der klinischen Be¬ 
deutung der Eosinophilie. Med. poliklin. Inst. Berlin. (Inaug.-Dissert. Leipzig 
1907. 38 S.) 

Es gibt keine Krankheit, der die Eosinophilie als ein konstantens Symptom 
in allen Fällen zukäme. Der Grund dafür ist, daß die Eosinophilie nicht unmittel¬ 
bar abhängig ist von den verschiedenen Krankheiten selbst, sondern von gewissen 
anderen Veränderungen, die mehr oder weniger häufig mit den betreffenden 
Krankheitszuständen zusammenfallen. Es handelt sich dabei um die chemotaktische 
Wirkung von im Verlaufe der Erkrankung erzeugten Krankheitsprodukten Nicht 
aus dem Fehlen von gesetzmäßigen Beziehungen ergeben sich die bisherigen 
widerspruchsvollen Resultate, sondern aus der falschen Fragestellung. Fast alle 
früheren Beobachtungen zielten ab auf die Feststellung von Krankheiten, die 
regelmäßig mit einer Vermehrung der eosinophilen Zellen einhergehen. Erst bei 
der Auflösung des Krankheitsbegriffes in die einzelnen ihm zu Grunde liegenden 
pathologischen Prozesse kann die bestehende Gesetzmäßigkeit zu Tage treten. 

Das eigentliche Wesen der Eosinophilie muß auch heute noch als dunkel 
bezeichnet werden. Doch scheint das auch neuerdings wieder so häufig beob¬ 
achtete Verschwinden der Eosinophilie kurz vor dem Tode, ihr Fehlen bei 
plötzlicher schwerer Erkrankung und die übrigen Beobachtungen über ihre Be¬ 
ziehungen zum Krankheitsverlauf den Schluß zu rechtfertigen, daß sie als eine 
Schutzvorrichtung des Körpers anzusehen ist, deren Vorkommen im allgemeinen 
von prognostisch günstiger Bedeutung ist. Fritz Loeb . 

2334) Fricker. Über das Vorkommen der sogenannten „langen Bazillen“ 
im Verdauungstraktus und ihre Beziehungen zu den Funktionsstörungen des 
Magens. (Boas’ Archiv 1908, Heft 5, S. 637.) 

Die zur Gattung Leptothrix gehörenden sogenannten »langen«, »Faden«-, 
»Milchsäure«-, »Boas«-Opplersehen Bazillen kommen außer in stagnierendem 
salzsäurearmen Mageninhalt auch in Mundhöhle, Speiseröhre und Darm vor und 
gelangen daselbst unter besonders günstigen Entwicklungsbedingungen zur An¬ 
reicherung. Sie sind nicht nur im stagnierenden salzsäurearmen Mageninhalt, 
sondern auch höchstwahrscheinlich im stagnierenden Ösophagusinhalt und unter 
außergewöhnlichen Verhältnissen auch im Darm die Erreger der Milch¬ 
säuregärung. Für die Agnoszierung der langen Bazillen ist wichtig, daß sie, 
wenn sie in amylumhaltigem Nährboden sich entwickelt haben, die »Granulose- 
reaktion« geben d. h. die schon bei der Färbung mit den gebräuchlichen Anilin¬ 
farbstoffen erkennbaren intensiver geiärbten Stellen im Bakterienleib imponieren 
bei der Färbung des frischen Präparates mit Lugolscher Lösung als tiefblaue 
oder blauviolette Körner, während der übrige Bakterienleib ungefärbt bleibt 
Vereinzelte lange Bazillen findet man in jedem Mageninhalt, eine Anreicherung 
kann aber nur eintreten, wenn nicht nur, wie das für andere Saprophyten 
reicht, die Motilität, sondern auch der Chemismus im Sinne einer Herabsetzung der 
Salzsäureproduktion gestört ist. Das ist allerdings am häufigsten bei Karzinom 
der Fall. Die langen Bazillen und die Milchsäure sind aber kein pathognomonisches 
Zeichen einer bestimmten Erkrankung, sondern nur des Symptomenkomplexes: 
Stagnation plus Hypochlorhydrie. P. Schlippe . 

2335) Petri. Über den Einfluß des Wasserstoffsuperoxyds auf die Sekretion 
des Magens. (Boas’ Archiv 1908, Bd. 14, H. 6, S. 479.) 

Petri ging so vor, daß er am ersten Tag nach einem Probefrühstück, am 
zweiten nachdem er an Stelle des Tees a / 2 - proz. Wasserstoffsuperoxydlösung 
gegeben hatte, die Gasamtazidität und die freie Salzsäure bestimmte. Dabei 
stellte sich heraus, daß regelmäßig eine starke Herabsetzung der Gesamtazidität 
und der Salzsäure, manchmal bis zum Verschwinden der letzteren, auftrat. Diese 
Wirkung ist intensiver als die des gebräuchlichsten Mittels, um die Säure des 
Magensaftes herabzusetzen, als die des Fettes. Auch der Pepsingehalt zeigte 

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918 


Beferate. 


eine der Säureherabsetzung entsprechende Verminderung. Unangenehme Neben¬ 
wirkungen wurden nie beobachtet, so daß der Versuch therapeutischer Anwen¬ 
dung in Gestalt von Trinkkuren, sowie als Magenspülwaser bei den verschiedenen 
Zuständen mit Hyperazidität nichts im Wege steht Petri verfügt bereits über 
günstige Erfolge mit einem von Merck dargestellten Magnesiumperhydrol. 

P. Schlippe . 

2886) Schoenheim. Über die Veränderung des Magenchemismus nach (Gastro¬ 
enterostomie. (Boas’ Archiv 1908, Bd. 14, H. 5, S. 496.) 

Das Ergebms der Untersuchungen an fünf Kranken ist: In den meisten Fällen 
von Gastroenterostomie regurgitiert Galle und Pankreassaft in den Magen. Bei 
fettfreier Kost sind dieselben nach längerer Zeit, bei fettreicher Kost schon nach 
1 / a Stunde nachweisbar. Die alkalischen Darmsäfte setzen durch chemische 
Reaktion die Azidität des Magensaftes herab; das Pepsin wird in vielen Fällen 
unwirksam, während das Trypsin auch in schwachsaurem Medium seine Wirkung 
zu entfalten vermag. Wir sind im Stande, durch fette Speisen, häufige Mahl¬ 
zeiten und reichliche Wasserzufuhr die Salzsäure gänzlich zu eliminieren und 
dadurch die Heilung des Magengeschwürs zu fördern. Wenn auch die Gastro- 
etnerostomie der kausalen Therapie des Magengeschwürs entsprechende günstige 
Umstände liefert, so sollen doch nur jene Fälle der operativen Behandlung zu- 
getührt werden, die trotz langer und sorgfältiger innerer Behandlung keine Ten¬ 
denz zur Heilung zeigen. P. Schlippe. 

2387) Frese, Karl. Untersuchungen über die Verwertbarkeit des Nahrungs¬ 
kalkes in verschiedenen Bindungsformen zum Ansatz beim wachsenden Hund. 

Physiol. Inst. d. tierärztl. Hochsch. Berlin. (Inaug.-Dissert. Gießen 1908. 43 S.) 

1. Der Organismus des wachsenden Hundes vermag seinen Kalkbedarf 
ebensogut aus dem schwerlöslichen anorganischen tertiären Calciumphosphat zu 
decken wie aus organischem Milchkalk. 

2. Sterilisation der Milch ist ohne Einfluß auf die Ausnutzbarkeit des Kalkes 
zum Ansatz beim wachsenden Hund. 

3. Die Resorption der Kalksalze sowohl des anorganischen wie des organi¬ 

schen Milchkalkes ist eine sehr weitgehende und kann für den anorganischen 
Kalk über 8O°/ 0 des Zugeführten betragen. Fritz Loeb. 


2388) Birk, W. Untersuchungen über den Einfluß des Phosphorlebertrans 
auf den Mineralumsatz gesunder und rachitischer Säuglinge. Aus der Univ.- 
Kinderklinik in Breslau. (Monatsschrift für Kinderheilk. 1908, H. 8, S. 450.) 

Die Untersuchungen wurden an zwei gesunden und zwei rachitischen Säug¬ 
lingen angestellt, einmal bei der gewöhnlichen Nahrung und dann bei Zugabe 
von Phosphorlebertran. Die Analysen berücksichtigten den Stickstoff- und Fett¬ 
stoffwechsel, sowie den Umsatz der Gesamtasche, des Kalks, Magnesiums und 
des Phosphors. 

Das Ergebnis war folgendes: 

I. Es wurde festgestellt, daß bei einzelnen rachitischen Kindern der Mineral¬ 
stoffwechsel mit einer die Zufuhr übersteigenden Abgabe von Salzen verlaufen 
kann — im Gegensatz zu den bisher darüber vorliegenden Untersuchungen. 

II. Daß in solchen Fällen durch Phosphorlebertran eine Besserung erzielt 
werden kann, insofern als eine erhöhte Retention von Asche, Kalk und Magnesia 
eintreten kann. 

Der Phosphorstoffwechsel wurde durch Phosphorlebertran nicht wesentlich 
beeinflußt. 


Die Einfuhr von Mineralien war in keinem Falle ungenügend, denn sobald 
Phosphorlebertran gegeben wurde, gestaltete sich — bei gleichbleibender Ein¬ 
fuhr — die Retention positiv. Somit kann ein primärer Kalkmangel in der 
Nahrung nicht schuld sein an dem Defizit, sondern viel wahrscheinlicher ist es, 
daß die negativen Bilanzen durch eine gesteigerte Ausfuhr zu Stande 
kommen. 

Die Erklärung für die durch Phosphorlebertran erzielte Besserung des 
Mineralumsatzes ist in einer Beeinflussung der Seifenbildung zu suchen. Diese 

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Referate. 


919 


Ansicht stützt sich auf die durch frühere Untersuchungen gewonnenen Tatsachen: 
Die Retention, z. B. des Kalkes, ist in erheblichem Maße abhängig von den Vor¬ 
gängen im Darmtraktus, insbesondere von der Seifenbildung, die im Stande ist, 
einen Teil des Kalkes (und der Magnesia) der Retention zu entziehen. 

Phosphorlebertran hat nun einen unverkennbaren Einfluß auf die Seifen¬ 
bildung im Darm. In allen Perioden, in denen er verabfolgt wurde, stieg der 
Gehalt des Kotes an Neutralfett und sank dementsprechend der Gehalt an Seifen. 
Parallel mit der Seifenbildung verläuft die Kalkretention: Niedrigeren Werten 
für die Seifen entsprechen höhere Werte für die Kalkretention. 

Somit bestätigen die Stoffwechseluntersuchungen die alte klinische Erfahrung, 
daß in vielen Fällen von Rachitis eine Besserung und Heilung derselben durch 
Phosphorlebertran erzielt wird. Birk . 

2839) Bergeil, P. u. Langstein, L. Beiträge zur Chemie der Frauenmilch. 
I. Mitteilung. Unterschiede zwischen dem Kasein der Frauen- und Kuhmilch. 
(Jahrb. für Kinderheilkunde, Bd. 68, H. V, S. 568.) 

Die Untersuchungen der beiden Autoren ergaben einen wesentlich niedrigeren 
Schwefel- und Phosphorgehalt, dagegen etwas höheren Kohlenstoffgehalt des 
Frauenmilchkaseins, als man nach den bisher darüber vorliegenden Untersuchungen 
annehmen konnte. 

Verglichen mit der Milch anderer Tierspezies ist das Kasein der Frauen¬ 
milch eine relativ phosphorarme Substanz: Frauenmilchkasein = 0,25 — 0,27 °/ 0 
gegenüber z. B. 0,87 °/ 0 des Kuhmilchkaseins. 

Betreffs der Technik muß auf die Originalarbeit verwiesen werden. Birk . 


Klinisches. 


2340) Schwerin, Hans (Berlin). Zwei Fälle akuter nichteitriger Thyreoi¬ 
ditis. (M. M. W. Okt. 1908, Nr. 41.) 

Kurze Notiz. M. Kaufmann . 

2841) Moro, Emst. Klinische Überempfindlichkeit. 1 . Mitteilung. Tuber¬ 
kulinreaktion und Nervensystem. Aus der Kinderklinik zu München. (M. M. 
W. Sept. 1908, Nr. 39.) 

Moro berichtet über Beobachtungen mit der perkutanen Tuberkulinreak¬ 
tion, die Beziehungen derselben zum Nervensystem erkennen lassen: Fälle von 
symmetrischer Reaktion, von disseminierter Femreaktion der Haut, von halb¬ 
seitiger, gürtelförmiger Mitreaktion der Haut, von Mitreaktion an der Lanolin- 
inunktionsstelle, von raschem Verschwinden eines Eichen scrophulosorum nach 
Einreibung mit Tuberkulinsalbe im Zentrum des Lichengebietes. »Der Charakter 
der Reaktion im Verein mit den vorgeführten Beobachtungen läßt uns die per¬ 
kutane Tuberkulinreaktion im wesentlichen als ein Vasomotorenpliänomen er¬ 
kennen, das durch eine starke Erregung vasodilatatorischer Bahnen zustande 
kommt. Ich fasse die Reaktion als angioneurotische Entzündung, und zwar als 
einen Spätreflex im Sinne Kreibichs auf«. »Es besteht bei tuberkulosein¬ 
fizierten Individuen eine spezifische (der Tuberkulose eigentümliche) Reizbarkeit 
des Nervensystems gegenüber dem Tuberkulin, sozusagen eine spezifische ner¬ 
vöse „Allergie“.« M. Kaufmann . 


Des cirrhoses alcoholiques avec ic* 
(Arch. des mal. de Tapp. dig. et de 


2342) Gilbert, A. et Lereboullet, P. 
t&re. (Alkoholische Cirrhosen mit Ikterus.) 
la nutr. 1908, Bd. 2, S. 445—453.) 

Während bei den gewöhnlichen alkoholischen Lebercirrhosen die ikterische 
Verfärbung der Haut und die Cholämie in mäßigen Grenzen bleiben, gibt es 
auch Formen mit starkem Ikterus der Haut und Schleimhäute, mit Cholurie und 
beträchtlich gesteigerter Cholämie. Urobilinurie kann vorhanden sein oder auch 
fehlen. 

Diesem Ikterus gessellen sich die gewöhnlichen Symptome der Lebercir- 
rhose mit Ascites hinzu. Die Ätiologie ist die gleiche, abgesehen von dem Über¬ 
wiegen des weiblichen Geschlechts. 

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920 


Referate. 


Diese Cirrhosen unterscheiden sich von den gewöhnlichen durch ihre rapide 
Entwicklung, den schnellen Verlauf; selten dauern sie über ljahr. Differential' 
diagnostisch kommen in Betracht: Adenokarzinom mit Cirrhose, hypertrophische 
Cirrhose und besonders fettige Cirrhose unter Umständen auch biliäre und Stein- 
cirrhosen. 

Pathologisch anatomisch handelt es sich um ähnliche Läsionen wie bei den 

t ewöhnlichen Cirrhosen (Cirrhose annulaire biveineuse), jedoch mit schnellerer 
iffuser Ausbreitung und Reichtum an embryonalen Elementen (viel neu ge¬ 
bildete Gallengänge, wenig oder keine zelluläre Veränderungen). 

Fr. Schmidt. 

2343) Dur&nt, H. Gaston. Gontribution ä l'ötude de la tötanie d’origine 
gastrique et intestinale. (Beitrag zum Studium der gastrogenen und intestinalen 
Tetanie.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 453—467.) 

Drei Fälle mit Pylorusstenose ex ulcer; ein Fall mit Dickdarmstenose. Ver¬ 
fasser sieht die Ursache der Tetanie in einer Autointoxikation zu ungunsten der 
nervösen Reflex- und der Kußmau Ischen Austrocknungstherorie. Therapeu¬ 
tisch haben sich Seruminjektionen, große Einläufe, Ausheberungen mit wässeriger 
Spülung bewährt. Fr. Schmidt. 

2344) Heineke jun., D. et v. Selms, M. De la sensibilitö de l’estomat. 
(Über die Sensibilität des Magens.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 
1908, Bd. 2, S. 468—482.) 

Die Verfasser schließen aus ihren Versuchen (Verabreichung von Nelkenöl, 
HCl-Lösung, Karmeliterwasser usw.), wobei sie auf Ausschluß der Suggestion be¬ 
dacht waren, daß der Magen sicher Empfindung besitzt. Unter 80 Fällen 
waren 67 positiv. Die von den Versuchsobjekten angegebene Empfindung 
wechselte ihre Lokalisation bei Lageveränderung. Die widersprechenden Be¬ 
funde Lennanders dürften sich durch Kokainwirkung erklären, da er unter 
Schleich scher Anästesie operierte. Fr. Schmidt 

2345) Roux, J. K. et Heitz, Jean. TJn cas des Scorbut de Tadulte par er- 
reurs prolongöes de rögime. Ein Skorbutfall bei einem Erwachsenen infolge 
fortgesetzen fehlerhaften Regims. (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la untr. 
1908, Bd. 2, S. 483-489.) 

Patient hatte monatelange fast alle frische Vegetabilien ausgeschaltet und 
nährte sich hauptsächlich von Eiern, Brotsuppe, getrockneten Gemüsen. 

Fr. Schmidt. 

2346) Strauß, Hermann. Über die Resistenz der roten Blutkörperchen 
beim Ikterus. (Inaug.-Dissert. Straßburg, 1908, 30 S.) 

Es ergibt sich, daß bei dem gewöhnlichen Ikterus mit klinisch wahrnehm¬ 
baren Leberveränderungen, einschließlich des infektinösen Ikterus und der Cho¬ 
lämie, die roten Blutkörperchen eine Resistenzerhöhung gegenüber der Norm 
zeigen, daß gelegentlich bei der Anämie eine Herabsetzung der Resistenz auf- 
tritt, daß es aber nicht gelungen ist, weder beim akquirierten noch beim kon¬ 
genitalen chronischen Ikterus eine einwandsfreie hämolytische Form festzustellen. 

Fritz Loch. 

2347) Hosemann. Eignet sich das Müllersche Verfahren zur Unterschei¬ 
dung von akutem und tuberkulösem Eiter mittels Milions Reagens? Aus der 

Chirurg. Klinik zu Rostock. (M. M. Wi Sept. 1908, Nr. 39.) 

Hosemann hat das Müllersche Verfahren in 100 Fällen von Eiterung ange¬ 
wendet und fand es durchaus brauchbar, aber mit gewissen Einschränkungen, 
nämlich: 1. der zu prüfende Eiter muß tropfbar flüssig sein; auch dürfen die 
Tropten keine Fibrinklumpen enhalten, 2. er darf weder Blut noch Exsu¬ 
datflüssigkeit in größerer Menge enthalten noch vor allem Synovia; 3. es muß 
eine genügende Menge von Eiter zur Verfügung stehen, um wenigstens in zwei 
bis drei ein wandsfreien Tropfen die Reaktion prüfen zu können; 4. in zweifel¬ 
haften Fällen tut man gut, das Reagens einige Minuten auf den Eitertropfen ein¬ 
wirken zu lassen; 5. bei Mischinfektionen tuberkulöser Eiterungen, sowie bei 

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Referate. 


921 


tuberkulösen Eiterungen nach Vorbehandlung mit Jodoformglyzerin kann die 
Reaktion der akuten Eiterung eintreten. M . Kaufmann . 

2348) Apelt, F. (Glotterbad). Ein Fall von Basedowscher Krankheit im 
Ans chluß an nichteitrige Thyreoiditis acuta. (M. M. W. Okt. 1908, Nr. 41.) 

In dem Falle hatte sich etwa drei Wochen nach einem im rechten Re- 
cessus pyriformis aufgetretenen Abszesse eine akute Thyreoiditis entwickelt. 
Kurze Zeit nach Abklingen des akuten Prozesses traten die ersten Basedow¬ 
symptome auf. M. Kaufmann . 

2349) Alexander, Alfred. Carcinoma ventriculi ex AchyUa. Ein Beitrag 
zur Ätiologie des Magenkarzinoms. Aus der Albuschen Poliklinik zu Berlin. 
(M. M. W. Okt. 1908, Nr. 40.) 

Bericht über den Fall eines 47jährigen Mannes mit einem großen Fundus¬ 
karzinom, der vor 5 Jahren mit dyspeptischen Beschwerden erkrankte, und bei 
dem in der Poliklinik vor drei Jahren eine Achylia gastrica festgestellt wurde. 
Er hatte sich dann Jahrelang relativ wohlgefühlt, und war erst vor wenigen 
Wochen plötzlich wieder erkrankt. Hier war also ein Karzinom auf dem Boden 
einer Achylie (infolge des Reizes der schlechtverdauten Nahrung?) entstanden. 

M. Kaufmann . 

2350) Engel, C. S. (Berlin). Blutuntersuchungen in der ärztlichen Praxis. 

(Therapie der Gegenwart Sept. 1908, Nr. 9.) 

Man gewinnt in der Praxis den notwendigen Blutstropfen am besten durch 
einen Stich in die Fingerbeere vermittels der Frank eschen Nadel. Als orien¬ 
tierende Methode sehr bequem ist die Hämoglobinbestimmung nach Tall- 
quist sowie die Bestimmung des spez. Gewichts nach Hammerschlag (nötig 
dazu nur ein Zylinderglas, ein Aräometer, etwas Chloroform und etwas Benzol.) 
Normal beträgt das spez. Gewicht 1058, mit Schwankungen von 1056—1061. 
Werte von 1045—1050 sprechen, wenn sekundäre Anämie ausgeschlossen ist, 
für primäre Blutkrankheit. Ob Anämie oder Chlorose vorhanden ist, entscheiden 
Hämoglobinbestimmung mit dem Gowers-Sahlischen Hämometer sowie die 
Erythrozytenzählung. Weitere Einblicke, besonders für die Diagnose von perni¬ 
ziöser Anämie und Leukämie, erlangt man durch mikroskopische Betrachtung 
eines frischen sowie eines nach May-Grünwald gefärbten Präparates. 

M. Kaufmann . 

2351) Hirschfeld, Hans (Berlin). Neuere Arbeiten zur Frage der Übertrag¬ 
barkeit von Blutkrankheiten. (Therapie der Gegenwart, Okt. 1908, Nr. 10.) 

Zusammenfassung neuerer Arbeiten. M. Kaufmann . 

2352) Burk, W. (Stuttgart). Über einen Fall von akuter rezidivierender 
Thyreoiditis. (M. M. W. Okt. 1908, Nr. 41.) 

Rezidivierende Anschwellungen des rechten Schilddrüsenlappens, entstanden 
durch Druck des Kleiderkragens im Verein mit durch die Berufsarbeit bedingten 
unzähligen Drehbewegungen des Kopfes nach links. M. Kaufmann . 

2353) Pfannenstiel, J. Über den habituellen Ikterus gravis der Neuge¬ 
borenen. Aus der Frauenklinik zu Kiel. (M. M. W. Okt. 1908, Nr. 42 u. 43.) 

Verfasser berichtet unter Mitteilung von Krankengeschichten und Sektions¬ 
befunden über den Fall einer Familie, in der drei Kinder an Ikterus gravis der 
Neugeborenen gestorben waren. In der Literatur sind bis neun Fälle der 
Krankheit in einer Familie beobachtet. Zwischendurch können gesund bleibende 
oder leicht an Ikterus erkrankende Kinder geboren werden. Ein Unterschied 
zwischen der leichten Form des habituellen und dem sogenannten »physiolo- 

E ‘sehen« Ikterus der Neugeborenen besteht nicht. Die Ätiologie des schweren 
terus ist bisher noch ebensowenig bekannt wie die des Ikterus neonatorum 
überhaupt. Lues war nie nachzuweisen, ebensowenig andere Infektionen. — 
Therapeutisch ist vor allem die Diurese anzuregen, indem man gleichzeitig oder 
alternierend mit den Mahlzeiten möglichst viel Wasser oder Fencheltee zuführt; 
alkalische Wässer, z. B. Karlsbader, sind vielleicht rationell. Vor einer subku¬ 
tanen Kochsalzinfusion (100—150 ccm, ev. wiederholt) sollte man nicht zurück- 

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922 


Referate. 


schrecken. Zur Anregung von Zirkulation imd Hauttätigkeit sind häufige 
warme Bäder mit kühlen Abspritzungen am Platze. Im Beginn dürften kleine 
Kalomeldosen zweckmäßig sein, später können nötigenfalls vorsichtige Kamillen¬ 
spülungen (mittels Nelatonkatheters) gemacht werden. Die Kinder sind warm 
zu halten, vor grellem Licht und stärkeren Geräuschen zu schützen. Die Er¬ 
nährung muß in guter Frauenmilch bestehen, am besten, wenn zwischendurch 
Wasser gegeben wird, in vierstündigem Turnus, damit die Gallensekretion nicht 
zu sehr angeregt wird. Bei hämorrhagischer Diathese (Nabelblutungen) kommen 
konsequente Gelatineinjektionen in Frage. M. Kaufmann, 

2364) Zweig, W. Die Rektoskopie und ihre Bedeutung für die Diagnose 
und Therapie der Colitis ulcerosa. (W. Klin. Rundschau 1908, S. 453.) 

Die Therapie der ulzerösen Colitis ist entweder eine chirurgische oder eine 
interne. Die chirurgische Therapie ist für die allerschwersten Fälle zu reser¬ 
vieren und besteht in Anlegung eines künstlichen Afters kombiniert mit Spü¬ 
lungen des Kolon mit Jod- und Argentum nitric.-Lösungen. Die Erfolge (von 
34 Patienten wurden 20 geheilt, 6 gebessert, 3 ungeheilt, 5 starben) sind nicht 
sehr ermutigend. Die interne Behandlung wird nach Zweig folgendermaßen 
vorgenommen. Nach Entleerung des Stuhls wird das Straußsche Rekto-Ro- 
manoskop möglichst hoch eingeführt, die Schleimhaut des Rektums mit Tupfern 
gereinigt und dann mit Hilfe des Insufflators ein Gemenge von Dermatol Acid. 
tannic. aa 10,0 und Natr. chlorat. 5,0 so eingeblasen, daß der ganze vom 
Rektoskop beherrschbare Teil des Rektums direkt bestreut ist Dem Patienten 
wird dreimal täglich 10 Tropfen Opiumtinktur verabreicht. Unter dieser jeden 
zweiten Tag vorzunehmender Therapie gelingt die Heilung der Geschwüre in 
leichten Fällen in 8—14 Tagen vollkommen. K. Gläßner. 

2366) Silberstein, L. Über Blinddarmentzündung und deren Behandlung. 

(W. Klin. Rundschau 1908, S. 42.) 

Verfasser bekennt sich als eifriger Anhänger der Opiumtherapie; er wendet 
dasselbe folgendermaßen an: in Zäpfchenform in geringen Dosen (0,03—0,04 
pro Suppos) eventuell mit Belladonna-Zusatz (0,01) dreimal täglich, vom 5.-8. 
Tage wird durch Eingießung von 1 / 4 Liter Milch, x / 4 Liter Seifenwasser, 1 
Messerspitze Salz, 2—3 Eßlöffel öl, Stuhlentleerung erzeugt, am ersten Tag 
soll gar keine Nahrung genommen werden, später eine vorsichtige genau be¬ 
schriebene Diät. A. Gläßner . 

2366) Szurek, St. Die Lehre von Alexander Poehl und die mit seinen 
Präparaten erzielten Erfolge in der Mediz. Klinik im Jahre 1906/7 (Krakau). 
(W. Klin. W. 1908, S. 1266.) 

Verfasser hat Spermin, Zerebrin, Adrenalin, Reniin und Hämoglobin (Poehl) 
bei verschiedenen Affektionen angewendet und berichtet über seine Resultate, 
Effekt hatten nur Spermin, Adrenalin und Hämoglobin, das erstere namentlich 
bei Neurasthenikern und Tabes dorsalis (Nachlaß der lanzinierenden Schmerzen), 
Adrenalin besserte in drei Fällen die Lungenblutung sehr rasch, Hämoglobin er¬ 
zeugte in wenigen Wochen Besserungen bei Chlorosen, weniger günstig wirkte 
es bei einem Fall von Anämie. A. Gläßner, 

2367) Pierre, F. La Stdnose hypertrophique du pylore chez le nouveau-nö. 

Die hypertrophische Pylorusstenose bei Neugeborenen. (Arch. d. mal. de Tapp, 
dig. et de la nutr., 1908, Bd. 2, S. 393—418.) 

Sehr lesenswerte, auf großem Literaturstudium ruhende Arbeit; zu kurzem 
Referat nicht geeignet. Fr. Schmidt. 

2368) Wasserthal. Sur le Valeur de la Rdaction de Molliöre pour döoeler 
l’acide chlorhydrique libre dans l’estomac. (Über den Wert der Molliereschen 
Reaktion zur Feststellung der freien Salzsäure im Magen.) (Arch. d. mal. de 
Tapp. dig. et de la nutr., 1908, Bd. 2, S. 418—422.) 

Nachprüfung der im 1. Jahrgang Nr. 2 dieses Archivs beschriebenen Methyl¬ 
violettprobe; dieser Farbstoff wird bei Berührung mit Mineralsäuren blau. Wasser¬ 
thal erzielte im allgemeinen gute Resultate; je länger der Aufenthalt der ge- 

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Referate. 


923 


färbten Massen im Darm, desto unsicherer die Probe, da leicht Entfärbung auf- 
tritt. Organische Säuren, wie Milch- und Essigsäure verursachen ebenfalls Farben¬ 
umschlag, doch ist hierzu eine Konzentration nötig, die praktisch nicht in Betracht 
kommt. Fr. Schmidt. 

2359) Le Gendre, Pani. Evolution de la Goutte chez les contempor- 
ains, seB modalitös pathogöniques et cliniques aus points de vue thörapeu- 
tique et prophylactique. (Die Entwicklung der Gicht bei unseren Zeitgenossen, 
ihre pathogenetischen und klinischen Formen von therapeutischen und prophy¬ 
laktischen Gesichtspunkten.) (Arch. d. mal. de Tapp. dig. et de la nutr., 1908, 
Bd. 2, S. 381—393.) 

Verfasser teilt die Gichtkranken in 3 Gruppen; dieser seiner Einteilung legt 
er weniger die Eigentümlichkeiten oder das Vor wiegen der Gelenkentzündungen 
zu Grunde, als vielmehr die funktionellen Störungen vor der ersten Gelenk¬ 
lokalisation und in den freien Zeiten. Die erste Gruppe umfaßt die Individuen 
mit funktionellen Störungen des Verdauungstraktus: »gastro-hepatische und pan- 
creatico-intestinale Form.« Bei der zweiten Gruppe überwiegen die Kreislauf¬ 
und Nierenerscheinungen: »angio-nephritische« Form; die dritte Gruppe ist ge¬ 
kennzeichnet durch nervöse Störungen; ihr gebührt der Name der »neurotro- 
phischen.« — Le Geudre kommt zu seiner Auffassung auf Grund des Studiums 
der Beobachtungen, die sein Lehrer Bouchard während 22 Jahren gesammelt 
hat. Er glaubt ferner den Krankengeschichten entnehmen zu dürfen, daß die 
klassische Gicht in unseren Tagen seltener geworden sei, durch das Überwiegen 
der viszeralen und nervösen Symptome. Therapie und Prophylaxe sollen die 
Form der Krankheit (vgl. obige Einteilung) berücksichtigen. Fr. Schmidt. 

2360) Lauritzen, Marius. Den tidlige Diagnose og Behandling af Sukker- 
sygen. (Die frühzeitige Diagnose und Behandlung der Zuckerkrankheit.) (Nord. 
Tidssekrift for Terapi. Aug. 1908, S. 321—326.) 

Der Verfasser empfiehlt, selbst wenn im Urin kein Zucker gefunden wird, 
doch bei jedem der Symptome oder der Krankheitszustände, oder nur der erb¬ 
lichen Disposition, welche die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit eines vor¬ 
handenen diabetischen Zustandes lenkt, nach stärkereicher Mittagsmahlzeit zu 
untersuchen, ob die Toleranz natürlich ist, oder ob Glykosuria ex amylo auftritt. 

Auf diese Weise wäre es möglich, die Krankheit bezüglich einer größeren 
Anzahl Patienten so frühzeitig zu erkennen, daß sie sich durch vernünftige Be¬ 
handlung auf ihrem niedrigsten Niveau halten ließ. Heioerg. 

2361) Biermer. Beiträge zur Frage der natürlichen Ernährung. (A. f. Kind. 
1908, Bd. 47, S. 68.) 

Mitteilung der getrunkenen Milchmengen zweier an der Mutterbrust genährter 
Kinder von der 3. Woche bezw. von der Geburt an mit Angaben über die körper¬ 
liche Entwicklung der Kinder. Orgler . 

2362) Jelski. Akute hämorrhagische Nephritis nach Parotitis epidemica 
bei einem 7 Monate alten Kinde. (A. f. Kind. 1908, Bd. 47, S. 164.) 

Nephritis im Anschluß an eine Parotitis; exitus. Orgler. 

2363) Pfaundler. Die Antikörperübertragung von Mutter auf Kind. (A. 

f. Kind. 1908, Bd. 47, S. 260.) 

Kritische Besprechung der einschlägigen Versuche und Literatur ohne eigene 
Experimente. Orgler. 

2364) Arkawin. Über das periodische Erbrechen. (A. f. Kind. 1908, Bd. 48, 
S. 98.) 

Mitteilung von vier eigenen Beobachtungen und Besprechung der Literatur. 

Orgler . 

2365) Boeder. Ein experimenteller Beitrag zur Pathogenese der Salivation 
bei Verdauungskrankheiten. (A. f. Kind. 1908, Bd. 47, S. 60.) 

Bei Reizungen der Magen- und Darmwand trat Speichelfluß aus den per¬ 
manenten Fisteln nur dann auf, wenn Schmerzen eintraten, vorausgesetzt, daß 
die Speiseröhre intakt war; der Speichelfluß sistierte, sobald die Ösophagotomie 

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924 


Heferate. 


ausgeführt wurde. Daraus ergibt sich, daß »von der Schleimhaut der inneren 
Oberfläche des Intestinaltraktus eine Absonderung der Speicheldrüsen reflektorisch 
überhaupt nicht angeregt werden kann; die Entstehung des Speichelflusses würde 
demnach durch die Heraufbeförderung geringer Spuren von Schleim- und Magen¬ 
inhalt mittels gewisser Bewegungen ausgelöst werden«. Die Versuche sprechen 
ferner dafür, daß in ihnen die Wandströmung vom Magen durch den Ösophagus 
zum Munde, die auch physiologisch vorhanden ist, gesteigert ist. Orgier, 

2366) Bisei. Spasmophilie und Calcium. (A. f. Kind. 1908, Bd. 48, S. 185.) 

Auf Grund von 22 Beobachtungen kommt Risel im Gegensatz zu Stöltzner 

zu der Anschauung, daß experimentelle Calciumzufuhr bei spasmophilen Kindern 
die galvanische Erregbarkeit der peripheren Nerven nicht steigert, und daß 
auch auf Grund der Beobachtung der übrigen Tetaniesymptome nicht anzu¬ 
nehmen ist, daß das Calcium auch nur annähernd denselben Einfluß auf das 
Entstehen der Spasmophilie hat wie die Kuhmilch. Orgier . 

2367) Erben, Franz. Notiz zur Therapie des Diabetes mellitus. Med. Klinik 
Prof. v. Jaksch. (Prag. med. Woch. 1908, Nr. 36, S. 525—526.) 

Auf Grund der Blutanalysen zweier Fälle von Diabetes mellitus, welche 
eine Lezithin Verarmung der Erythrocytensubstanz ergaben, hat Verfasser 5 Ver¬ 
suche mit der von französischen Autoren empfohlenen Lezithintherapie ausge¬ 
führt Er ist dabei zu einem vollkommen negativen Resultat gelangt In keinem 
einzigen der 5 Fälle (leichtere und schwere) war eine objektiv nachweisbare 
Besserung zu erzielen, obwohl tägliche Dosen von 6 g Lezithin gegeben wurden. 

In einem anderen Diabetesfall hat Erben eine Behandlung mit Antithyreoi- 
din Moebius versucht. Hammenge und Zuckerausscheidung sanken unter dieser 
(schon früher von Lorand mit günstigem Erfolg angewandten) Behandlungs¬ 
weise auf 1 / 8 . Auch sonst ließen sich objektive Zeichen von Besserung kon¬ 
statieren. Erben gab ca. 14 Tage lang täglich 2mal 5 gtt. Antithyreoidin 
Moebius, steigend bis 2mal tgl. 10 gtt., dann ca. 14 Tage lang 2mal tgl. 15 gtt 

Fritz Loeb. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 


2368) Hitchens, A. Parker. Die OpBonintheorie und Bakterienlymphen. 
(Amer. Joum. Pharm. 79. 556—63. Dez. 1907. Gienolden. Pa.) 

Verfasser gibt ein zusammenfassendes Bild der verschiedenen Immunitäts¬ 
theorien, besonders der Ehrlichschen Seitenkettentheorie und der Metchnikoff- 
schen Theorie. Das Verhalten und die Eigenschaften der Opsonine wird ein¬ 
gehend beschrieben, ebenso die Feststellung des sogenannten Opsoninindex. Unter 
Bakterienlymphen sind Suspensionen von abgetöteten Bakterien im Blutserum 
zu verstehen. Die Darstellung derselben wird ausführlich beschrieben, ferner 
die zwischen einem Antitoxin und einer Lymphe bestehenden Unterschiede. 
Auch über die Haltbarkeit und die Abnahme der Wirkung durch Licht- und 
Temperaturdifferenzen finden sich bemerkenswerte Angaben. Brahm . 


2369) Nei&er, Max u. Marks, L. Über die größere Lebensgefährdung des 
weiblichen Geschlechts durch den Keuchhusten. (Ztschr. f. Hygiene März 1908, 
Bd. 59, S. 123—128, Festschr. f. Flügge.) 

Konstatierung dieses interessanten Gesetzes (Keuchhustenmortalität der 
Knaben zu der der Mädchen in Deutschland wie 100 : 132), das ohne Unterschied 
der Rassen und Klimate auf der ganzen Erde, soweit statistische Angaben vor¬ 
liegen, gültig zu sein scheint. Nur für diese eine Infektionskrankheit ist eine 
gleichmäßig verbreitete angeborene Hinfälligkeit eines Geschlechts erwiesen. 

K, Sick, 


2370) Miyake, H. Morphologische und klinische Beiträge zur Filaria 
Bancrofti. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 351—361.) 

Schilderung eines Falles von Haematochylurie mit Beschreibung der in einer 
Inguinaldrüse gefundenen Parasiten. K. Sick . 

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Befer&te. 


925 


2871) Heym&nn, B. Über Atoxylbehandlung der Tollwut. Aus d. Hyg. 
Inst, der Universität Breslau. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 362—366, 
Festschr. f. Flügge.) 

Aus dem negativen Ergebnis der Behandlung infizierter Tiere mit Atoxyl 
schließt Verfasser, daß für die Ätiologie der Lyssa Spirillen und Trypanosomen 
nicht in Betracht kommen. Die Negrischen Körperchen dürften nur Reaktions¬ 
produkte der Zellen gegen das Virus sein. Die Forschung auf diesem Gebiete 
dürfte sich in der Richtung der von Halberstädter und Prowazek ange¬ 
nommenen »Chlamydozoen« bewegen. K. Sick. 


2872) Ficker, M. (Berlin.) Über die Resistenz von Bakterien gegenüber 
dem Trocknen. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 367—378, Festschrift 
f. Flügge.] 

Das Aufschwemmungsmedium, in dem Bakterien zur Trocknung kommen, 
ist von Bedeutung für die Tenazität der betreffenden Keime. Dies beweisen 
Versuche des Verfassers mit Choleravibrionen, die besagen, daß in Wasser, 
physiologischer Kochsalzlösung, Urin, aufgeschwemmte Keime viel rascher beim 
Trocknen zugrunde gehen, als die in Bouillon oder Milch suspendierten. Zwischen 
Züchtungstemperatur und der Fähigkeit, bei verschiedenen Temperaturen das 
Trocknen zu ertragen, besteht ein bestimmtes Verhältnis: In der Temperatur, 
in welcher die Bakterien gewachsen sind, halten sie auch das Eintrocknen am 
längsten aus. K. Sick . 

2878) Bitter, H. (Cairo) u. Gotschlich, £. (Alexandrien). Über Anwendung 
chemischer F&llungsmittel bei der Sandfiltration, mit besonderer Berücksichtigung 
der amerikanischen Schnellfilter. (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 379—456, 
Festschrift f. Flügge.) 

Zum kurzen Referate nicht geeignet K. Sick . 


2874) v. Lingelsheim, W. Beiträge zur Ätiologie der epidemischen Genick¬ 
starre nach den Ergebnissen der letzten Jahre. Aus dem Kgl. hygien. Institut 
in Beuthen (Oberschi.). (Ztschr. f. Hyg. März 1908, Bd. 59, S. 456—483, Fest¬ 
schrift f. Flügge.) 

Verfasser berichtet über das große Material des Beuthener Instituts, das 
unter besonders günstigen Bedingungen gewonnen werden konnte und vergleicht 
die Ergebnisse mit denen anderer Untersucher der jüngsten Epidemien. Es 
zeigt sich, daß um so häufiger Meningokokken gefunden werden, je frischer und 
bälaer nach Krankheitsbeginn die zu untersuchenden Substrate in die Hand des 
Bakteriologen gelangten. Man ist nicht mehr berechtigt, die Rolle der Meningo¬ 
kokken bei Genickstarre in Parallele zu der der Streptokokken bei Scharlach 
zu stellen. Als anderweitige Lokalisationen des Meningokokkus sind sicher 
beobachtet: Lunge, Pericard, Gelenke, Herpesbläschen. Über die Infektionswege 
des Coccus bis zu den Meningen herrscht immer noch Unsicherheit. Doch ist 
das Eindringen durch Nase und Rachenraum für viele Fälle die beste Erklärung. 
Sehr wichtig ist aber nach v. Lingelsheim der mehrfache Befund von Meningo¬ 
kokken im kreisenden Blut; die Mikroben sind offenbar nicht auf die Lymph- 
bahnen allein angewiesen. Die in wenigen Stunden tötlich verlaufenden foudroyanten 
Fälle faßt Verfasser als toxische Meningitiden unter Zugrundegehen zahlreicher 
Meningokokken auf. Mehrfach fand sich der Diplococcus crassus (= Jägerscher 
Meningococcus ?) als Begleiter des echten Meningococcus und bei nicht epide¬ 
mischer Meningitis. Wichtig ist für die Ätiologie der epidemischen Genickstarre 
offenbar der Streptococcus mucosus, in Betracht kommen in einzelnen Fällen 
auch gramnegative Diplococcen. Prophylaktisch sehr bedeutsam ist das fast 
regelmäßige Vorkommen der Kokken im Sekret der oberen Luftwege, sowie 
die Tatsache, daß in der Umgebung der Kranken zahlreiche Kokkenträ^er 
(Sekret der Luftwege) aufgefunden werden. Ist keine epidemische Meningitis 
in der Nähe, so ist das Nasenrachensekret Gesunder und an Anginen und dergleichen 
Affektionen Erkrankter meningokokkenfrei. Die Agglutination trägt zur Erkennung 
der Krankheit kaum je bei. Die Erklärung des sprungweisen Auftretens der 
Krankheit dürfte darin liegen, daß die Zahl der zur Aufnahme des Kontagiums 

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926 


Referate. 


befähigten Menschen sehr groß ist, daß aber nur ein kleiner Bruchteil von diesen 
wirklich infiziert wird. Maßgebend für die Infektion ist der direkte Kontakt von 
Mensch zu Mensch. Die Annahme von Jehle, daß die epidemische Meningitis 
eine Krankheit der Kohlengruben sei, ist eine unzutreffende Verallgemeinerung. 

K. Sick . 


2376) Tedeschi, E. Fenomeni di allergia nei sifilitici (Cutireazione sifilitica?) 
(Erscheinungen von Allergie bei Syphilis. Cutireaktion?) Aus dem med.-klin. Inst, 
zu Genua. (Gazz. degli ospedali Mai 1908, Nr. 69.) 

Tedeschi versuchte bei Luetischen die Ophthalmoreaktion und die Kuti- 
reaktion. Als Material wurde wässriger Extrakt von Primäraffekten benutzt; im 
ganzen wurden die Reaktionen an 18 Kranken angestellt. Die Ophthalmo¬ 
reaktion war fast stets schwaeh. Mit der Kutireaktion erhielt man Veränderungen, 
die Verfasser aber nicht ganz sicher als spezifisch hinzustellen wagt, da natur¬ 
gemäß die Kontrolle an Gesunden fehlt Sehr für die Spezifizität der Reaktion 
spricht, daß sie bei Quecksilberbehandelten mit dem Fortschreiten der Kur 
schwächer wird und schließlich ganz verschwinden kann. M. Kaufmann. 

2376) Heim, L. Zytoseroprophylaxe und Pneumonieinfektion. Aus dem 
hyg.-bakt. Inst, zu Erlangen. (Münch, med. Wschr. Sept. 1908, Nr. 38.) 

Injektion des Knochenmarkpreßsaftes vorbehandelter Kaninchen in Ver¬ 
bindung mit Injektion von spezifischem Serum schützt besser gegen Pneumo¬ 
kokkeninfektion als letzteres allein; doch sind die Ergebnisse noch recht un¬ 
gleichmäßige. M. Kaufmann. 

2377) v. Wasielewski, Th. u. Hirschfeld, L. Über den Einfluß der Fulgu- 
ration auf die Lebensfähigkeit von Zellen. Aus dem Inst. f. Krebsforschung 
in Heidelberg. (Münch, med. Wschr. Sept. 1908, Nr. 37.) 

Versuche an Bakterien, Amoeben, Tumorzellen. M. Kaufmann. 


2378) Tedeschi, Ettore. Ancora sulla presenza di anticorpi nel siero di 
sangue di carcinomatosi e di leucemici. (Weiteres über das Vorhandensein 
von Antikörpern im Blutserum von Karzinomatösen und Leukämischen.) (Gazz. 
degli ospedali Mai 1908, Nr. 63.) 

Bestätigung der in einer früheren Arbeit (Gazz. degli osped. Nr. 9, 1907) 
mitgeteilten Ergebnisse: im Blutserum von Karzinomatösen und Leukämikem 
lassen sich Substanzen nachweisen, die mit Extrakten maligner Tumoren im Sinne 
der Komplementablenkung reagieren. M. Kaufmann. 


2379) Taege, Karl (Freiburg). Zur Technik der Wassermann-Neisser-Bruck- 
schen Serodiagnostik der Syphilis. (Münch, med. Wschr. August 1908, Nr. 33.) 

Ausführliche Darstellung des Prinzips und der Technik der Reaktion, im 
Originale nachzulesen. M. Kaufmann . 


2380) Ravenna, Ferruccio. La deviazione del complemento e la diagnosi 
biologica di tumore maligno (Komplementablenkung und biologische Diagnose 
maligner Tumoren.) Aus dem pathol. Inst des Osped. civile zu Venedig. (Arch. 
p. 1. scienze med. 1908, Bd. 32, H. 2.) 

Es finden sich im Serum mancher Krebskranker Substafizen, die dem nor¬ 
malen Serum fremd sind und die imstande sind, das Komplement (für sich allein 
oder in Verbindung mit Krebsextrakt usw.) zu fixieren, die Reaktion ist aber 
ganz inkonstant. M. Kaufmann . 


2381) Korschun. Sur l'action bactdricide du Textrait leucocytaire des 
lapins et des cobayes. (Über die bakterizide Wirkung des Extrakts von Leu- 
kocyten der Kaninchen und Meerschweinchen.) (Annal. de l’inst Past. Juli 1908, 
Nr. 7.) 

Die Leukocytenextrakte von Kaninchen haben bakterizide Wirkungen aul 
Typhusbazillen, während die gleichen Extrakte von Meerschweinchen nur sehr 
schwache Wirkungen äußerten. Diese bakterizide Wirkung wird nicht durch 
halbstündiges Erhitzen bei 62—72° zerstört, erst Temperaturen von 80—85° 
äußern ihre zerstörende Wirkung. Komplementäre Wirkung entfalten diese 


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Referate. 


927 


Leukocytenextrakte nicht. Mit Normalserum gemischt wird die Wirkungskraft 
der Leukocytenextrakte durch Erhitzen auf 66° zerstört. 

Unter der Einwirkung des Leukocytenextrakts des Kaninchens zerfallen die 
Choleravibrionen in granula. Korscher identifiziert diese Wirkungsäußerungen 
der Leukocytenextrakte mit der Wirkung der früher von ihm im Verein mit 
Morgenroth dargestellten thermostabilen Hämolysine aus Organextrakten. 

Lüdke. 

2382) Sicre. Sensibilisatrice späcifique dans les särums des animaux 
traitäs par le «M. Melitensis» et dans le särum des malades atteints de fiövre 
mäditerranäenne. (Über spezifische Antikörper im Serum von Tieren, die mit 
dem Erreger des Maltafiebers behandelt wurden und im Serum von an Malta¬ 
fieber leidenden Kranken.) (Annal. d’inst. Past. Juli 1908, Nr. 7. 

Mittelst der Komplementbindung gelang es im Serum von Tieren, die mit 
dem Erreger des Maltafiebers behandelt waren, und im Serum von Kranken, die 
an Maltafieber litten, spezifische Reaktionskörper nächzuweisen. Beziehungen 
zwischen Agglutininen und diesen Antikörpern ergaben sich nicht. Lüdke . 

2383) Thiroux, Wurtz u. Teppaz. Rapport de la mission d’ätude de la 
maladie du sommeil et des txypanosomiases animales. (Bericht der Studien-, 
kommission über die Schlafkrankheit und die bei Tieren vorkommenden Try¬ 
panosomenerkrankungen.) (Annal. de l’inst. Past. Juli 1908, Nr. 7.) 

Die mit Karten versehene Abhandlung bringt genauere Berichte über die 
Trypanosomenerkrankung in Senegambien. Die Ortschaften, in denen Fälle von 
Schlafkrankheit Vorkommen, werden notiert, die Mückenarten, die die Krankheit 
übertragen, beschrieben und prophylaktische Vorschläge mitgeteilt. Näheres ist 
im. Original einzusehen. Lüdke. 

2384) Tiffeneau u. Marie, A. £ude de quelques modes de neutralisation 
des toxines bactäriennes. (Studien über den Neutralisationsmodus der bakteriellen 
Gifte.) (Annal. de l’inst. Past. August 1908, Nr. 8.) 

Die Substanz im Gehirn, die das Tetanustoxin isoliert, gehört zu den Albumi- 
noiden. Sie ist thermolabil und verliert bei der Erwärmung auf 56° ihre neu¬ 
tralisierende Fähigkeit. Die Substanz geht nicht in alkalische oder salzhaltige 
Lösungen über, sie verliert im Kontakt mit Äther oder Alkohol ihre neutrali¬ 
sierende Eigenschaft. Cholesterin und Lezithin üben keinerlei neutralisierende 
Wirkung aus, ebensowenig das Cholin und Neurin. Lüdke. 

2385) Billet. La peste dans le däpartement de Constantine en 1907. (Annale 
de Tinst. Past. August 1908, Nr. 8.) 

Die mit Abbildungen und geographischen Skizzen versehene Abhandlung 
enthält Untersuchungen über die Infektionswege der Pest, speziell über die In¬ 
fektionsmöglichkeit durch mit Pest infizierte Ratten und die Übertragung der 
Pest durch Parasiten. Lüdke . 

2386) Skrzynski. Nouveau microbe pathogöne pour les chats. (Über 
einen neuen für Katzen pathogenen Bacillus.) (Annal. de Tinst. Past August 1908 
Nr. 8.) 

Die Arbeit beschreibt einen für Katzen pathogenen Mikroorganismus, den 
bereits Croux genauer studiert hatte. Es handelt sich um einen zur Coligruppe 
gehörigen Coccobacillus, der durch seine Unbeweglichkeit, seine Unfähigkeit, 
Zucker zu vergären und seine spezifischen pathogenen Eigenschaften für Katzen 
vom Bact. coli zu differenzieren war. Lüdke. 


2387) Xylander u. Woithe. Über eine neue Vorrichtung zur Gewinnung 
keimfreier Sera in größeren Mengen. (Arbeit aus dem Kais. Ges.-Amte 1908, 
Bd. 28, Heft 8, S. 601—610.) 

Im Hinblick auf die erheblichen Schwierigkeiten bei der Gewinnung keim¬ 
freier Sera haben Xylander und Woithe eine Vorrichtung konstruiert, die 
mit verhältnismäßig einfachen Mitteln ein vollständig aseptisches Arbeiten ge¬ 
stattet und auch von weniger Geübten mit gutem Erfolg verwendet werden 
kann. Ihr Hauptvorteil besteht darin, daß Blut resp. Serum von der Vene des 

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928 


Referate. 


Tieres bis in das Vorratsglas in einem geschlossenen System fließen und mit 
der Außenwelt nicht in Berührung kommen. Das gewonnene Serum ist keim¬ 
frei und hält sich ohne Filtration und ohne Zusatz von Desinfizientien. (Der 
Apparat wird geliefert von der Firma E. Altmann, Berlin NW.) Fr. Franz. 

2888) Low, Wilson H. Der Nachweis von Formaldehyd in Milch mittels 
der Le&ch’schen Modifikation der Salzs&ure-Eisenchloridprobe. (Journ. Amer. 
Chem. Soc. 1907, 29, S. 786—787.) 

Wenn formaldehydhaltige Milch mit Salz versetzt wird und teilweise da¬ 
durch zum Gerinnen gebracht wird, so gibt dieselbe bei der Leach sehen Probe 
ein intensiv violett gefärbtes Gerinnsel, während die Flüssigkeit selbst bräunlich 
gefärbt bleibt Verfasser warnt auf Grund seiner Beobachtungen davor, die 
Anwesenheit von Formaldehyd als erwiesen anzusehen, wenn nicht die ganze 
Flüssigkeit violett gefärbt ist und kein Gerinnsel vorhanden ist. Brahm. 

Bacherbesprechungen. 

2889) Tigerstedt, Robert (Helsingfors). Handbuch der physiologischen 
Methodik. Unter Mitwirkung von L. Asher, Bern; A. Bethe, Straßburg; Chr. 
Bohr, Kopenhagen; K. Bürker, Tübingen; W. Caspari, Berlin; J. R. Ewald, Stra߬ 
burg; O. Fischer, Leipzig; O. Frank, Gießen; M. von Frey, Würzburg; S. Garten, 
Leipzig; A. Gullstrand, Upsala; F.B. Hofmann, Innsbruck; O. Langendorff, Rostock; 
R. Magnus, Heidelberg; L. Michaelis, Berlin; W. Nagel, Berlin; C. Oppenheimer, 
Berlin; I. P. Pawlow, St. Petersburg; J. Poirot, Helsingfors; A. Pütter, Göttingen; 
M. Rubner, Berlin; K. Schäfer, Berlin; F. Schenck, Marburg; J. Steiner, Köln; 
W. Trendelenburg, Freiburg in B.; W. Wirt, Leipzig; N. Zuntz, Berlin; und H. 
Zwaardemaker, Utrecht Verlag von S. Hirzel in Leipzig, 1908. 

In dem Handbuch soll eine Zusammenfassung der gesamten physiologischen 
Arbeitsmethoden gegeben werden und zwar sollen die einzelnen Abschnitte nur 
durch solche Forscher bearbeitet werden, die sich durch eigene wissenschaft¬ 
liche Arbeit mit den zu besprechenden Methoden vertraut gemacht haben und 
dadurch wirklich befähigt sind, sie darzustellen. Es war daher eine weitgehende 
Teilung des Arbeitsgebietes notwendig. In der Tat gibt es zur Zeit kein Werk, 
welches die Methoden zusammenfassend beschreibt, so, daß man darnach sicher 
und exakt arbeiten könnte. Man ist vielmehr gezwungen, aus der großen medi¬ 
zinischen Literatur sie herauszusuchen, ein Unternehmen, das oft genug mit den 
größten Schwierigkeiten verbunden ist. Das vorliegende Handbuch ist daher 
ein absolutes Bedürfnis und allen, welche experimentell arbeiten, seien es Phy¬ 
siologen oder Kliniker, wird es eine große Erleichterung für ihre wissenschaft¬ 
lichen Studien gewähren. 

Bis jetzt sind drei Teile erschienen: 

1. 1. Bd. 2. Abt. Protisten, wirbellose Tiere, physikalische Chemie: Pütter, A., 
Methoden zur Erforschung des Lebens der Protisten; mit 48 Figuren. Bethe, A., 
Wirbellose Tiere; mit 7 Figuren. Asher, L., Die Anwendung der physikalisch¬ 
chemischen Methoden in der Physiologie; mit 42 Figuren. 

2. II. Bd. 2. Abt. Atmung, Verdauung: Schenk, F., Atembewegungen; mit 
29 Figuren. Oppenheimer, C., Methodologie der Enzymforschungen. Magnus, 
R., Die Bewegungen des Verdauungsrohres; mit 3 Figuren. Pawlow, LP., Die 
operative Methode des Studiums der Verdauungsdrüsen; mit 4 Figuren. 

3. II. Bd. 3 Abt. Muskelphysiologie: Bürker, K., Methoden zur Thermodyna¬ 
mik des Muskels; mit 17 Figuren und 8 Tafeln, v. Frey, M.. Allgemeine Muskel¬ 
mechanik; mit 19 Figuren. Fischer, O., Methodik der speziellen Bewegungs¬ 
lehre; mit 39 Figuren. Garten, S. Elektrophysiologie; mit 104 Figuren und 
3 Tafeln. 

Es ist nicht möglich, jeden Abschnitt einzeln zu besprechen. Die Fülle 
des Gebotenen ist zu groß. Jedenfalls kann sicher behauptet werden, daß das 
Werk seinen Zweck voll erfüllen wird. Wir werden später noch weiter darauf 
zurückkommen. SchiUenhelm . 

Für die Redaktion verantwortlich: Profeaaor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannatr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & 8chwartenberg in Berlin und Wien. 

Druck von B. Wagner 8ohn in Weimar. 




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ruf. Zentralblatt für die gesaunte 
v.3 Physiologie und pathologia • 

1908 des Stoffwechsels. 46129