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Full text of "Zerkleinerungsvorrichtungen und Mahlanlagen"

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(  liirniSriiE    TECHNOLOGIE 


I:  INZELDARSTELLUNGEN 


i:;raukgeber:  PKOr.  DR.  FERDINAND   F)5CHER 

M.L.GP:/AEINE  CHFMISCHE  TEChNOLOGlE 


und  /Aahlaniaqen 


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Professor  J.VJ.Bain 


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CHEMISCHE  TECHNOLOGIE 

IN  EINZELDARSTELLUNGEN 
HERAUSGEBER:  PROF.  DR.  FERD.  FISCHER,  GÖTTINGEN 

ALLGEMEINE  CHEMISCHE  TECHNOLOGIE 


ZERKLEINERUNGS- 
VORRICHTUNGEN 


UND  MAHLANLAGEN 


VON 


CARL  NASKE 

ZIVILINGENIEUR 


MIT  257  FIGUREN  IM  TEXT 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  OTTO  SPAMER 

1911 


Copyright  1911  by  Otto  Spanier,  Leipzig. 

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137-5" 
64«445 


Druck  der  Spamerschen  Buchdruckerei  in  Leipzig. 


Vorwort. 

Die  Automatisierung  der  gewerblichen  Großbetriebe  —  der  Ersatz  der 
menschlichen  Handarbeit  durch  mechanische  Vorrichtungen  —  schreitet  un- 
aufhaltsam vor.  Fabriken,  die  vor  zehn,  fünfzehn  Jahren  noch  Hunderte  von 
Händen  nötig  hatten,  haben  inzwischen,  trotz  unverminderter  oder  gar  noch 
gesteigerter  Leistung,  die  Zahl  ihrer  Arbeiter  auf  einen  Bruchteil  der  da- 
maligen einzuschränken  vermocht.  Dabei  ist  die  Kontrolle  einfacher,  die 
Arbeit  für  den  einzelnen  leichter,  das  Erzeugnis  meist  vollwertiger  geworden. 

Diese  Erscheinung  tritt  —  nicht  in  letzter  Linie  —  bei  sämtlichen  In- 
dustrien auf,  die  die  Zerkleinerung  von  Natur-  oder  Kunstprodukten  als 
Selbstzweck  oder  als  Mittel  zum  Zweck  betreiben  und  zu  denen  fast  alle  Er- 
werbszweige gehören,  wo  dem  Chemiker  eine  führende  Rolle  zugeteilt  ist. 
Will  er  also  in  seinem  Reich  nicht  nur  herrschen,  sondern  auch  regieren,  so 
ist  dafür  eine  genaue  Kenntnis  der  maschinellen  Hilfsmittel,  die  die  Zer- 
kleinerungsarbeit verrichten,  unerläßHche  Bedingung.  Die  Hauptaufgabe,  die 
die  vorhegende  Arbeit  erfüllen  soll,  ist,  ihm  zu  dieser  Kenntnis  zu  verhelfen. 

Sodann  leitete  mich  aber  noch  die  Absicht,  auch  dem  Maschineningenieur, 
der  die  Herstellung  von  Zerkleinerungsanlagen  als  sein  Sondergebiet  be- 
arbeitet, die  Unterlagen  zur  kritischen  Vergleichung  der  das  gleiche  Ziel  ver- 
folgenden hauptsächhchsten  oder  durch  besondere  Eigentümlichkeiten  be- 
merkenswerten Ausführungsformen  ein  und  desselben  Gerätes  zu  geben. 

Somit  denke  ich,  daß  das  Buch  sowohl  dem  Chemiker  als  auch  dem 
Ligenieur  willkommen  sein  wird. 

Allen,  die  sich  durch  freund wiUige  Überlassung  von  Werkzeichnungen 
und  durch  Mitteilung  von  Betriebsergebnissen  um  die  Bereicherung  des  In- 
haltes verdient  gemacht  haben,  sei  hier  nochmals  bestens  gedankt. 

Berlin-Wilmersdorf,  im  Dezember  1910. 

Der  Verfasser. 


Inhalt. 

Seite 
Einleitung  und  Übersiclit 1 

Allgemeines.  Das  Rittinger  sehe  Zerkleinerungsgesetz.  Die  Formeln  von 
Hersam.    Die  Versuche  von  v.  Reytt.    Folgerungen. 

I.  Vorbrecher 12 

a)  Backenquetschen  (Steinbrecher,  Kauwerke)      12 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Klassifikation.  Anwendungsgebiet.  Stein- 
brecher der  Skodawerke^  der  A.-G.  Amme,  Giesecke  d:  Konegen,  der  Sturte- 
vant  Mill  Company.  Der  J^od^ie-Brecher.  Backenquetsche  der  Rheinischen 
Maschinenfabrik.  Der  «ScÄran^r  -  Brecher.  Walzenbackenbrecher  der 
Siurtevant  Mül  Company. 

b)  Kegelbrecher  (Kreiselbrecher) 23 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Klassifikation.  Anwendungsgebiet.  Gates- 
Brecher.  Kreiselbrecher  der  Cr.  Luther  A.-G.^  der  Hathaway  Rock  Crusher 
Company^  der  Maschinenbauanstalt  Humboldt.   Kegelbrecher  von  Symons. 

n.  Schroter     30 

a)  Walzwerke 30 

Wirkungsweise.  Formeln  für  die  Berechnung  des  Durchmessers,  der 
Breite,  der  Umfangsgeschwindigkeit  und  Leistung.  Diagramm  nach  Argall. 
Anwendungsgebiet.  Schleppwalzwerk  von  Nagel  dh  Kaemp.  Bandagierung 
der  Walzen.  Humphrey-Walzwerk.  Walzwerk  der  Sturtevant  Mill  Com- 
pany. Leichtes  Tonwalzwerk.  Walzwerk  der  A.-G.  Amme.,  Griesecke 
&  Konegen.    Walzenstuhl  für  Kalisalze.    Brechwerk  für  Koks. 

b)  Brechschnecken  (Schraubenmühlen) 45 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Anwendungsgebiet.  Schraubemnühle  der 
Fried.  Krupp  A.-G. 

c)  Kollergänge 46 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Klassifikation.  Anwendungsgebiet.  Be- 
rechnung des  Gleitwiderstandes.  Kollergänge  mit  umlaufender  Mahlbahn 
der  A.-G.  Amme.,  Giesecke  dk  Konegen  und  von  Nagel  <fe  Kaemp.  Koller- 
gänge mit  umlaufenden  Steinen,  Konstruktion  von  Villeroy  ds  Boch. 
Besondere  Ausführungsformen  für  die  keramische  Industrie. 

d)  Glockenmühlen 53 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Anwendungsgebiet.  Glockenmühle  der 
A.-G.  Amme,  Giesecke  &  Konegen. 

e)  Schlag-  und  Schleudermühlen 55 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Anwendungsgebiet.  Carrs  Desinte- 
grator. Einfacherund  doppelter Dismembrator  von .^a^ci<fcZ'aCTnp.  Die 
Perplexmühle  der  Alpinen  Maschinenfabrik -Ges.  und  die  Durania- 


VTTT  Inhalt. 

Seite 
mühle   von  Depiereux.     Dissipator  von  Sauerbrey.     Schlagkreuz- 
mühle  der  Alpinen  Maschinenfahriks-Ges.    Reformmühlen  von  Gebr. 
Sech  und  Krupp.    G-loriamühle  von  Nagel  dh  Kaemp.    Zyklopmühle 
von  Humboldt.    Vapart  sehe  Schleudermühle. 

in.  Mühlen 71 

a)  Stampfmühlen  (Pochwerke) 71 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Klassifikation.  Anwendungsgebiet.  Cali- 
f  ornische  (Schwerkraft-)  Pochwerke.  Berechnung  des  Kraftverbrauches. 
Dampfpochwerk  der  Nordberg  Man.  Comp.  Hydraulisches  Poch- 
werk von  Denny. 

b)  Mahlgänge  und  Fliehkraftmühlen 80 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Klassifikation.  Anwendungsgebiet.  Ober- 
läufer der  A.-G.  Amme.,  Giesecke  ds  Konegen  und  von  Nagel  &  Kaemp. 
Mühlsteine  und  Schärfungsarten.  Theorie  der  Schärfung.  Unterläufer 
von  G.  Polysius.  Transportable  Mahlgänge.  Mahlgänge  mit 
senkrecht  gestellten  Steinen.  Meteor-Mühle  der  Alpinen  Ma- 
schinenfabriks-Ges.  Pendelmühlen  mit  vier,  drei,  zwei  und  einer 
Walze.  Huntington-Mühle.  Vierrollenmühle  der  Raymond  Bs.  Co. 
Dreiwalzenmühle  der  Bradley  Pulv.  Co.  Mörsermühle  der  Rhei- 
nischen Maschinenfabrik.  Schwungwalzenmühle  von  Nagel  &  Kaemp. 
Die  Griffin-Mühle  und  die  Gigant-Mühle.  Theorie  der  Einpendel- 
mtihle.  Die  Pendelmühle  der  Maschinenfabrik  'Geislingen.  Flieh- 
kraft-Kugelmühlen. Roulette.  Fuller-Lehigh-Mühle.  Fliehkraft- 
Walzenmühlen.  Die  Frisbee-Lucop-Mühle.  Die  Kent-Mühle  und 
die  Maxecon-Mühle. 

c)  Kugelmühlen 114 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Ermittlung  der  zulässigen  Umdrehungs- 
zahl. Anwendungsgebiet.  Die  Kugelf  allmühle  von  Löhnert.  Mahl- 
plattenanordnung der  6r.  Zw^/ier  4.-6.  Die  Molitor-Kugelmühle.  Pan- 
zerung der  letzteren.  Der  Komin or  und  der  Cementor.  Die  Kominor- 
mühle  mit  Fastasieben.  Siebdiagramme.  Die  sieblosen  Kugel- 
mühlen von  Gebr.  Pfeiffer.,  der  Alpinen  Maschinen fabrik-G es.  und  der 
A.-G.  Amme,  Giesecke  S  Konegen.  Kugelmühlen  für  absatzweisen 
Betrieb.  Die  Rohrmühle  von  Smidth.  Deren  Wirkungsweise  nach 
Fischer.  Die  Molitor-Rohrmühle  von  Löhnert.  Die  Kugel-Rohr- 
mühle der  A.-G.  Amme,  Giesecke  db  Konegen.  Verbund-Kugelmühlen 
von  Krupp.,  Löhnert  und  der  A.-G.  Amme.,  Giesecke  dk  Konegen. 

d)  Naßmühlen 142 

Wirkungsweise  im  allgemeinen.  Anwendungsgebiet.  Naßmahlung  weicher 
und  harter  Rohstoffe.  Schlamm-Maschine  der  Gebr.  Pfeiffer.  C 1  a r k e - 
Mühle  von  Polysius.  Pfannenmühlen.  Kombinationspfanne  von 
Fräser  <fe  Chalmers. 

IV.  Sieb  Vorrichtungen  und  Windsichter 149 

Begriffserklärung. 

a)  Siebvorrichtungen 149 

Feste  Siebe:  Stangenroste,  gelochte  Platten,  Drahtgitter.  —  Beweg- 
liche Siebe:  Briarfscher  Rost.  Kaliberrost.  Sortiertrommeln. 
Zylindersiebe  von  Nagel  ds  Kaemp  und  der  A.-G.  Amme,  Giesecke  <fe 


Inhalt.  IX 

Seite 
Konegen.      Zentrifugalsichter.      Rätter.      Schurrsieb     von    Nagel  ds 
Kaemp.    Schaukelsiebe.    Vibrationssiebe.    Newaygo-Separator.    Vi- 
bracone-Separator. 

b)  Windsichter 161 

Allgemeines.  Separation  unter  Wasser  und  mit  Luft.  Der  erste  ge- 
schlossene Windsichter  von  Mumford  ds  Moodie.  Verbesserung  und  Ver- 
vollkommnung durch  Gebr.  Pfeiffer.  Der  Selektor.  Verbundwind- 
sichter  der  Alpinen  Maschin enfabrik-Ges.  Windsichter  der  A.-G.  Amme, 
Giesecke  <fe  Konegen. 

V.  Die  Entstäub ung  der  Arbeitsräume 168 

Allgemeine  Grundsätze.     Klassifikation. 

a)  Staubkammern      169 

b)  Trockene  Filtration 169 

a)  Schlauchfilter.  Saugschlauchfilter,  offene  und  geschlossene  Druck- 
schlauchfilter von  Beth.  Staubsammelanlage  einer  Zementmühle  mit 
Speicher. 

ß)  Sternfilter.  Staubfänger  von  Nagel  d;  Kaemp.  Staubsammler 
„Perfektion"  der  Prinz  di  Rau  Mfg.  Co. 

c)  Ausscheidung  durch  Fliehkraft 178 

Der  „Cyclon".  Fliehkraftausscheider  von  Danneberg  d;  Quandt.  Ver- 
suchsergebnisse.    Staubabscheider  nach  Winkelmüller. 

d)  Niederschlagung   mittels   fein   verteilter  Wasserstrahlen   und 

nasse  Filtration 181 

Anwendungsgebiet.  Einrichtung  nach  A.-G.  Amm^,  Giesecke  ds  Konegen. 
Kombinierte  Anlage  nach  Danneberg  ds  Quandt.  Allgemeine  Regeln  für 
die  Einrichtung  von  Entstaubungsanlagen. 

VI.  Lagerung  und  Verpackung 185 

Allgemeines  und  Klassifikation. 

a)  Kammerspeicher      185 

Kammerspeicher  einfachster  Bauart.  Kammerspeicher  mit  mechanischer 
Entleerung.  Bauweise  nach  Lathbury  db  Spackman.  Salzspeicher  der 
G.  Luther  A.-G.  mit  Elektro-Hängebahn. 

b)  Silospeicher 193 

Begrilfserklärung  und  allgemeine  Gesichtspunkte  für  die  Ausführung. 

c)  Bodenspeicher 194 

Begriffserklärung.  „Rieselspeicher".  Bodenspeicher  für  gepackte  Säcke 
und  Ballen. 
Verpackung  in  Fässer  und  Säcke.  Selbsttätige  Sackwagen 
der  G.  Luther  A.-G.  Faß-Rüttelwerke.  Faß-Packmaschine  der 
A.-G.  Amme,  Giesecke  ds  Konegen.  Verladeschnecken  für  lose  Massen- 
güter. Sackklopfmaschine  von  A'ag'ei  <fc  JE^aew^.  Schüttelwerk  für 
Säcke  der  A.-G.  Amme,  Giesecke  ds  Konegen. 

Vn.  Beschreibung  yoUständiger  Anlagen 200 

Phosphatmahlanlage 200 

Superphosphatfabrik 202 

Mahlanlage  für  Farben 202 

Mahl-  und  Packanlage  für  Erdfarben 202 

Mahlanlage  für  Ammoniaksalz 204 


X  Inhalt. 

Seite 

Mahl-  und  Mischanlage  für  Bisulfat 205 

Dolomit-Aufbereitungsanlage 207 

Mahlanlage  einer  Sprengstoff-Fabrik 209 

Salzmühle  Heiligenroda 209 

Salzmühlenanlage 215 

Fabrik  zur  Herstellung  feuerfester  Waren 216 

Kalkmühle      221 

Klinkermühle 223 

Anlage  zur  Vermahlung  von  Zementrohmaterial 224 

Dickschlamm-Aufbereitungsanlage  einer  Zementfabrik 224 

Portland-Zementfabrik 225 

Anlage  zur  Herstellung  von  Straßenschotter  und  Bahnbettungs- 
material      229 

Mahlanlage  für  Drogen 231 

Sachregister 233 


Einleitung  und  Übersicht. 

Die  Zahl  der  gewerblichen  Unternehmungen,  bei  denen  die  mehr  oder 
weniger  weitgehende  Zerkleinerung  harter  Körper  in  Form  von  Rohstoffen, 
Zwischenprodukten  oder  fertigen  Erzeugnissen  eine  wichtige,  nicht  selten 
sogar  eine  ausschlaggebende  Rolle  spielt,  ist  eine  ganz  hervorragend  große. 
Man  denke  nur  an  die  rein  chemische  Industrie  und  an  die  zahlreichen,  ihr 
verwandten,  auf  wissenschaftlich-chemischer  Grundlage  arbeitenden  In- 
dustrien der  nützlichen  Erden  und  Gresteine,  als  da  sind:  die  vielen  Zement-, 
Schamotte-,  Kah-,  Phosphat-  und  ähnhchen  Werke,  femer  an  die  Hütten- 
anlagen, Brikettfabriken,  an  die  gewaltige  Minenindustrie  usw.  usw.,  man 
vergegenwärtige  sich,  daß  in  allen  diesen  gewerblichen  Betrieben  Jahr  um 
Jahr  Milharden  von  Zentnern  an  Gesteinen,  Erden  und  Erzen  gebrochen, 
gepocht,  gewalzt  und  gemahlen  werden,  daß  stündlich  Hunderttausende  von 
Pferdestärken  aufgewendet  werden  müssen,  um  diese  ungeheure  Summe  von 
Zerkleinerungsarbeit  zu  leisten,  und  daß  viele  MiUionen  an  Werten  in  den 
dafür  erforderUchen  mechanischen  Hilfsmitteln  angelegt  sind  —  und  man 
wird  begreifen,  welches  außerordentliche  Interesse  nicht  nur  der  einzelne 
Unternehmer,  sondern  die  Volkswirtschaft  als  Ganzes  an  der  rationellen  Ent- 
wicklung der  Werkzeuge  nehmen  muß,  die  der  Zerkleinerung  harter  Stoffe  in 
irgendeiner  Form  dienen. 

Um  zu  veranschauhchen,  um  welche  Summen  es  sich  schon  bei  einem 
einzigen  der  genannten  Erwerbszweige  handeln  kann,  die  diesem  durch  eine 
Vervollkommnung  seiner  Hilfsmittel  zustatten  kommen,  sei  das  folgende 
Beispiel  angeführt: 

Bis  in  die  90  er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  waren  zum  Mahlen  des 
gebrannten  Zementes  in  Europa  —  dessen  gesamte  Jahreserzeugung  damals 
etwa  30  Millionen  Faß  betrug  und  heute  auf  etwa  90  Millionen  Faß  zu  schätzen 
ist  —  fast  ausschließhch  Mahlgänge  im  Gebrauch,  die  inzwischen  durch 
Rohr-,  Kugel-  und  Pendelmühlen  ersetzt  worden  sind.  Während  nun  der 
Mahlgang  einen  Arbeitsaufwand  von  etwa  10  PS  für  das  Faß  und  die  Stunde 
erforderte,  kommen  die  neueren  Mühlen  im  Durchschnitt  mit  der  Hälfte  aus, 
so  daß  bei  einem  Faß  —  die  PS-St.  nur  zu  2  Pf.  gerechnet  —  10  Pf.  an 
Betriebskosten  gespart  werden.  Die  gesamte  jährhche  Ersparnis,  die  die  Ein- 
führung der  verbesserten  Mühlensysteme  mit  sich  gebracht  hat,  beträgt  daher 
für  Europa  allein  9  Millionen,  für  die  Weltproduktion  eines  einzigen  Jahres 
aber  sicherhch  nicht  unter  16  Millionen  Mark,  und  diese  Zahlen  sind  noch  zu 
verdoppeln,  wenn  man  berücksichtigt,  daß  nicht  nur  der  Zementkhnker, 

Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  1 


2  Einleitung  und  Übersicht. 

sondern  auch  seine  Rohstoffe  heute  überwiegend  auf  kraftsparenden  Mühlen 
neuerer  Bauart  vermählen  werden. 

Diesem  einen  Beispiel  würden  sich  leicht  weitere  aus  anderen  Industrien 
anfügen  lasscji,  doch  dürfte  es  genügen,  um  zu  zeigen,  welche  Bedeutung  für 
die  Volkswirtschaft,  in  Geldeswert  ausgedrückt,  der  fortschreitenden  erfinde- 
rischen Tätigkeit  des  Maschineningenieurs  beigelegt  werden  muß.  — 

Fragt  man  nun  nach  den  Grundsätzen,  von  denen  sich  der  Konstrukteur 
beim  Entwerfen  und  beim  Bau  der  Maschinen,  die  der  Zerklemerung  harter 
Körper  dienen  sollen,  leiten  lassen  muß,  und  nach  den  Gesichtspunkten,  von 
denen  er  ausgeht,  um  für  jeden  besonderen  Fall  das  Zweckmäßige  zu  finden, 
so  ist  darauf  zu  erwidern,  daß  die  zu  konstruierende  oder  aus  der  Zahl  der 
bereits  bestehenden  Typen  zu  wählende  Maschine  in  allererster  Linie  den 
äußerlich  körperlichen  Eigenschaften  des  zu  zerkleinernden  Stoffes  angepaßt 
sein  muß.  Difs  ist  die  Hauptbedingung,  die  vor  allem  anderen  zu  erfüllen 
ist.  Sodann  muß  die  Maschine  die  gewünschte  quantitative  und  qualitative 
Leistungsfähigkeit  besitzen,  sie  muß  sparsam  im  Kraft  verbrauch,  in  den 
Unterhalt  ungs-  und  Erneuerungskosten  und  möglichst  billig  in  der  Her- 
stellung sein.  Zugleich  ist  auf  Einfachheit  der  Konstruktion,  leichte  Mon- 
tierung und  Demontierung,  bequeme  Auswechselbarkeit  der  abnützenden  Teile 
und  tunlichst  geringe  Anzahl  der  letzteren  Wert  zu  legen  und  bei  allen  Vor- 
nahmen der  oberste  Leitsatz:  Höchste  Nutzwirkung  durch  geringsten  Auf- 
wand —  stets  im  Auge  zu  behalten. 

Die  meisten  dieser  Fragen  sind  rein  praktischer  Natur;  ihnen  die  richtige 
Antwort  zu  finden,  ist  eine  Kunst,  die  nicht  aus  Büchern,  sondern  nur  in  der 
Schule  der  Erfahrung  gelernt  werden  kann.  Anders  dagegen  liegt  die  Sache, 
wenn  es  sich  darum  handelt,  zu  untersuchen,  ob  zwischen  dem  Zerkleinerungs- 
prinzip einer  Maschine  und  der  Form  seines  vom  Erbauer  gewählten  körper- 
lichen Ausdruckes  —  der  Konstruktion  —  diejenige  Übereinstimmung  be- 
steht, die  allein  als  Bedingung  und  Quelle  des  höchstmöglichen  Leistungs- 
erfolges angesehen  werden  muß.  Es  kann  vorkommen,  daß  eine  nach  einem 
neuen  Zerkleinerungsgrundsatz  arbeitende  Maschine  in  den  Ausdrucksformen 
des  ersteren  verfehlt  erscheint.  (Ich  erinnere  hier  nur  an  die  allerersten 
Kugelmühlen  mit  stetiger  Ein-  und  Austragung.)  Umgekehrt  sind  aber  auch 
Fälle  zu  verzeichnen,  wo  selbst  der  Erfinder  einer  einwandfrei  konstruierten 
Maschine  von  den  Grundsätzen  ihrer  Wirksamkeit  eine  schiefe  Auffassung 
hatte,  die  an  dem  von  ihm  nicht  im  vollen  Umfange  erkannten  Zusammen- 
hang zwischen  Ursache  und  Wirkung  ganz  oder  teilweise  vorbeiging.  (Als 
klassisches  Beispiel  sei  hierfür  der  Anspruch  des  ersten  Rohrmühlenpatentes 
genannt.)  Im  ersteren  Falle  war  der  Erfinder  ein  schlechter  Konstrukteur, 
im  anderen  Falle  der  gute  Konstrukteur  ein  —  sozusagen  —  nur  ,, unbewußter" 
Erfinder. 

Hier  ist  nun  der  Punkt,  wo  die  theoretische  Betrachtung  einzusetzen  hat, 
um  der  Praxis  den  richtigen  Weg  zu  weisen  und  den  halben  Mißerfolg  in  einen 
ganzen  Erfolg- umzuwandeln.  Allerdings  ist  der  Weg,  der  zur  theoretischen 
Erkenntnis  der  Zusammenhänge  führt,  die  bei  den  in  zahllosen  Varianten 


Einleitung  und  Übersicht.  3 

auftretenden  Zerkleinerungs Vorgängen  walten,  bisher  noch  nicht  zu  häufig 
beschritten  worden,  und  die  Ausbeute  an  fest  gegründeten  Regeln  und  eng- 
umschriebenen Gesetzen  ist,  verghchen  mit  der  Größe  und  Bedeutung  des 
Gegenstandes,  nur  als  eine  mäßige  anzusprechen.  Wichtiger  jedoch  als  die 
mathematische  Formel  erscheint  die  Form  der  Anschauung,  aus  der  die 
erstere  abgeleitet  wurde,  weil  sie  die  Art  und  Weise  zeigt,  in  der  die  Forscher, 
sei  es  durch  reine  Gedankenarbeit,  sei  es  durch  diese  in  Verbindung  mit  dem 
praktischen  Versuch,  das  dunkle  Gebiet  der  Zerkleinerungsvorgänge  und  ihrer 
Nebenerscheinungen  zu  erhellen  trachteten. 

Rittinger^  hat  zuerst  einen  mathematischen  Ausdruck  für  das  allgemeine 
Zerkleinerungsgesetz  gefunden.  Ist  A  in  mk  die  Arbeit,  die  bei  der  Zerteilung 
eines  homogenen  Würfels  von  1  cm  Kantenlänge  nach  einer  Fläche,  parallel 
zu  einer  seiner  Seitenflächen,  geleistet  wird,  so  erfordert  die  Zerteilung  in 
8  Würfel  von  V2  cm  Kantenlänge  (Fig.  1)  eine  Spaltung  nach  3  Flächen  oder 
3  ^  mk  Arbeitsaufwand;  in  27  V3  cm  Würfel  (Fig.  2)  6  Flächen  oder  6  ^  mk, 
in  64  V4  cm  Würfel  9  Flächen  oder  9  A  mk  usw.  Allgemein  erfordert  also 
die   Zerteilung  eines  Würfels  in  n^  Würfel 

von  —  cm  Kantenlänge  eine  Spaltung  nach 


y 


/=^^^=7^ 

' 
/ 

f 

y 

3  (n.  —  1)    Flächen    und    eine    Arbeit    von 
3  (n  —  1)  -4  mk,  die  Zerteilung  eines  Würfels 

in  wi3  Würfel  von  —  cm  Kantenlänge  eine         ^8- 1-  ^'^^-  ^ 

m 

Spaltung  nach  3  (m  —  1)  Flächen  und  eine  Arbeit  von  3{m  —  1)  -4  mk. 
Die  in  zwei  verschiedenen  Fällen  zu  leistenden  Zerkleinerungsarbeiten  ver- 
halten sich  daher  wie 

3(w— 1).4  :3(?n— 1)^ 
oder  wie 

(w-l):(m-l), 

worin  m  und  n  die  Reziproken  der  Kantenlängen  der  durch  die  Zerkleinerung 
erhaltenen  Würfel  bedeuten.  Sind  —  was  meist  zutreffen  wird  —  m  und  n  so 
groß,  daß  die  1  vernachlässigt  werden  kann,  so  ergibt  sich  als  Regel,  daß  die 
Arbeit  nahezu  proportional  ist  den  Reziproken  der  Kantenlängen,  auf  die  der 
Würfel  zerkleinert  werden  soU.  Verwandelt  man  z.  B.  einen  1  cm  Würfel  in 
lauter  solche  von  Vioo  cm  Kantenlänge,  so  ist  die  dabei  geleistete  Arbeit 
25mal  so  groß,  als  wenn  dieser  Würfel  in  solche  von  V4  cm  Kantenlänge  ver- 
wandelt worden  wäre. 

Hierin  liegt  die  Begründung  für  die  dem  Laien  unverständliche  Er- 
scheinung, daß  ein  Steinbrecher,  der  große  Gesteinsblöcke  bricht,  nur  einen 
kleinen  Bruchteil  des  Arbeitsaufwandes  erfordert,  der  nachher  zum  Mahlen 
des  vorgebrochenen  Gutes  nötig  ist. 

Weiter  geht  aber  aus  obigem  hervor,  daß  die  zu  leistende  Arbeit  direkt 
proportional  ist  der  Anzahl  der  Bruchflächen,  die  durch  sie  geschaffen  werden 


*  P.  R.  V.  Rittinger:  Aufbereitungskiinde.    1867,  S.  19. 


4  Einleitung  und  Übersicht. 

soll,  oder  kurz  gesagt:  die  Oberflächenzunahme  des  zerkleinerten 
Körpers  ist  ein  unmittelbares  Maß  für  die  geleistete  Zerkleine- 
rungsarbeit. 

In  Wirklichkeit  sind  die  bei  der  Zerkleinerung  geschaffenen  Partikel  aber 
keine  regelmäßigen  Würfel,  sondern  Körper  von  ganz  unregelmäßiger  Ge- 
stalt, deren  Oberflächen  zu  messen  nicht  leicht  ist.  Rittinger  schlug  daher, 
in  Würdigung  dieses  Umstandes,  vor,  das  Wasser  zu  wiegen,  das  zum  Be- 
feuchten der  Oberflächen  des  Körpers  vor  und  nach  der  Zerkleinerung  nötig 
ist,  und  aus  dem  gefundenen  Verhältnis  der  Wassergewichte  auf  die  statt- 
gehabte Oberflächenzunahme,  d.  i.  auf  die  geleistete  Zerkleinerungsarbeit  zu 
schließen. 

Von  demselben  Grundsatz  wie  Rittinger  ausgehend,  daß  die  Zerkleine- 
rungsarbeit der  Größe  der  Bruchfläche  proportional  ist,  stellte  E.  A.  Hersam 
eine  Formel  auf,  die  es,  wenn  man  die  Werte  gewisser  Konstanten  durch  den 
Versuch  festgestellt  hat,  ermöglichen  soll,  die  tatsächliche  Arbeit  in  PS  zum 
Zerkleinern  einer  Tonne  Erz  oder  Gestein  überhaupt  annähernd  genau  zu 
berechnen. 

Hersam  sagt^,  daß  der  allein  nützliche  Teil  der  Arbeit  darauf  verwendet 
wird,  die  Kohäsion  der  Moleküle  längs  der  Bruchlinien  aufzuheben,  und  daß 
das  Maß  dieser  Nutzarbeit  wohl  auch  von  dem  Prinzip  der  Maschine,  in  erster 
Reihe  aber  von  dem  Grade  der  beabsichtigten  Zerkleinerung  abhängt,  daß 
also  die  wirkliche  Zerkleinerungsarbeit  gemessen  werden  muß  durch  die  Zu- 
nahme an  Oberfläche,  die  der  zerkleinerte  Körper  erfahren  hat.  Diese  Zu- 
nahme wird  praktisch  so  gemessen,  daß  man  das  Zerkleinerte  siebt  und  seine 
Oberfläche  aus  der  Größe  der  Sieböffnungen  und  dem  mittleren  Durchmesser 
der  Partikel  abschätzt.  Da  man  es  nun  ausschließhch  mit  Partikeln  von  un- 
regelmäßiger Gestalt  zu  tun  hat,  so  muß  ein  theoretischer  Würfel  als  Grund- 
lage der  Messung  zu  Hilfe  genommen  werden  und  ferner  ein  konstanter 
Faktor  K ,  welcher  das  Verhältnis  darstellt  zwischen  der  Gesteinsmasse,  die 
aus  Partikeln  besteht,  die  durch  eine  gegebene  rechtwinklige  Öffnung  hin- 
durchgehen, im  übrigen  aber  unregelmäßig  sind,  und  jener  Gesteinsmasse,  die 
aus  theoretischen  Würfeln  zusammengesetzt  gedacht  ist,  die  durch  dieselbe 
rechtwinklige  Öffnung  hindurchgehen  würden.  Nach  Hersam,  ist  K  mit  1,2 
bis  1,7  anzunehmen. 

Wird  ein  1  Zoll- Würfel  (also  ein  Würfel  von  1  Zoll  Kantenlänge)  in 
8  Würfel  von  V2  Zoll  Kantenlänge  zerteilt  und  bezeichnet  Ä  die  Arbeit,  die 
nötig  ist,  um  I  Quadratzoll  Bruchfläche  hervorzubringen,  so  ist  für  ersteres 
ein  Arbeitsaufwand  von  3  A  erforderlich.  S  K  A  stellt  die  Zerkleinerungs- 
arbeit dar  für  jeden  Kubikzoll  des  Auf  Schüttgutes,  dessen  Stücke  von  1  Zoll 
Sieböffnung  auf  V2  Zoll  Sieböffnung  verkleinert  worden  sind.  Dann  kann  K  A 
überall  dort,  wo  K  konstant  und  bekannt  ist,  für  A  eingesetzt  werden. 
Wenn  n  die  Anzahl  der  Stücke  ist,  bezogen  auf  die  lineare  Ausdehnung  des 
zu  zerkleinernden  Stückes,  so  ist  {n  —  1)  die  Anzahl  der  parallelen  Bruch- 


The  Mining  and  Scientific  Press.    San  Francisco  1907,  S.  621. 


Einleitung  und  Übersicht.  5 

flächen  in  irgendeiner  Richtung  und  3  (n  —  1)  die  Gesamtzahl  der  Bruch- 
flächen. Demzufolge  ist  SA  {n  —  1)  die  Arbeit  für  das  Zerteilen  eines  1  Zoll- 
Würfels  in  irgendeine  Anzahl  kleinerer  Würfel.  Dieses  angewendet  auf  irgend- 
einen Würfel  von  der  Kantenlänge  D  und  die  Teilwürfel  von  der  Kanten- 
länge d ,  ergibt  n  =  -^  .  Die  Schnittfläche  des  ersteren  ist  D^  und  die  Arbeit, 

die  durch  das  Zerteilen  eines  Würfels  in  irgendeine  Anzahl  kleinerer  Würfel 
geleistet  wird,  ist 

In  einem  Kubikzoll  sind  ^3  Würfel  von  der  Kantenlänge  D  enthalten. 

Dann  ist  die  Arbeit  pro  Kubikzoll  für  das  Zerteilen  eines  Würfels  behebiger 
Größe  in  eine  behebige  Anzahl  kleiner  Würfel 


1.3.^(|-.)  =  3.(A 


oder  für  irreguläre  Partikel,  wo  K  bekannt  ist, 

Beispiel:  Eine  Maschine  zerkleinere  mit  einem  Kraftaufwand  von  20  PS  eine  ge- 
wisse Menge  eines  Gtesteins  von  2  Zoll  auf  Vs  ZoU  und  man  will  erfahren,  welcher  Auf- 
wand nötig  ist,  um  dieselbe  Menge  auf  V32  ^oll  zu  zerkleinem.  Wegen  der  Gleichartig- 
keit des  Gesteins  vind  der  Zerkleinerungsweise  in  beiden  Fällen  darf  3  ^  als  konstant 
angesehen  werden.    Dann  ist 

20:x=34(i-|):  3A(,\-^) 
a;  =  84  PS. 

SoU  die  Arbeit  berechnet  werden,  die  zur  Zerkleinerung  eines  gegebenen 

Gewichtes  an  Gestein  nötig  ist,  so  muß  dessen  spezifisches  Gewicht  S  bekannt 

sein  oder  die  Anzahl  der  Kubikzoll  des  dichten  Gesteins,  die  in  einer  Tonne 

enthalten   sind.     Die   Tonne   einer   Substanz    vom   spez.    Gew.  =  1    enthält 

55320 
55  320  Kubikzoll ,  die  Tonne  des  dichten  Gesteines  also  — ^ —  und  die  Zer- 

o 

kleinerungsarbeit  berechnet  sich  zu 
55320 


S 


3  ^  f  ^  —  —  j  Fußpfund  für  die  Tonne 


oder 

55320 


3^ 


d       DJ 


S  \d       D  ,    0,08382/1         1  ,  ^„  „     ,..     ,      ^ 

=  A  '  ^— —  hr  -  ^    PS-St.  für  die  Tonne. 


33000-60  8       \d       D 

Um  den  Wert  von  A  zu  finden,  ist  es  nötig,  eine  hinreichende  Menge 
des  Gesteins  zu  zerkleinem,  die  PS-Stunden  pro  Tonne  zu  messen  und  das 
erhaltene  Produkt  sorgfältig  zu  sichten.  Durch  Einsetzen  der  gefundenen 
Werte  ergibt  sich  ohne  weiteres  der  Faktor  A  als  feststehende  Unterlage 


Einleitung  und  Übersicht. 


Arbeit 

in  1  Sel(uade 

u 
o 

s 
s 

s 
1 

> 

Bezeichnung 

der 

Maschinen 

9 

a 

^ 

1 

Aufschütt- 
gut 

Größe 

'S 

s 

2 
'S 

•e 
< 

'S 

a 

2 

1 
;2i 

mm 

mk 

PS 

1 

Steinbrecher 

230 

64,  Erz 

177 

425 

248 

5,7 

3,3 

2 

Walzen,  657  mm  0,  eng  gestellt 

31 

64,    „ 

202 

501 

299 

6,7 

4,0 

3 

11              1 

1                       11 

31 

32,     „ 

202 

472 

270 

6,3 

3,6 

4 

11              1 

1                       11 

31 

22,     „ 

202 

398 

196 

5,3 

2,6 

5 

11              1 

1                       it 

31 

16,    „ 

202 

307 

105 

4il 

li4 

6 

11              1 

1                       11 

31 

8i    „ 

202 

257 

55 

3,4 

0,72 

7 

11              1 

1                       11 

31 

4i     „ 

202 

228 

26 

3,0 

0,33 

8 

11              1 

1                       11 

16 

16,     „ 

119 

167 

48 

2,2 

0,64 

9 

11              1 

1                       11 

19 

8,     „ 

119 

158 

39 

2,1 

0,52 

10 

11              1 

1                       11 

20 

4i     „ 

119 

158 

39 

2,1 

0,52 

11 

11              1 

,              mit  8  mm  Spalt 

33 

32,     „ 

111 

452 

341 

6,0 

4,6 

12 

11              1 

1                         11 

33 

16,     „ 

111 

318 

207 

4,2 

2,8 

13 

11              1 

1                         11 

33 

16,  Kalkst. 

111 

302 

191 

4,0 

2,5 

14 

11              1 

1                         11 

15 

16,  Erz 

49,5 

137 

87,5 

1,8 

1,2 

15 

11              1 

1                          11 

15 

16,  Kalkst. 

49,5 

117 

67,5 

li6 

0,90 

16 

11              1 

,              eng  gestellt 

33 

8,  Erz 

216 

367 

151 

4,9 

2,0 

17 

11              1 

1                       11 

33 

8,  Kalkst. 

216 

395 

179 

5,3 

2,4 

18 

11              1 

1                       11 

10 

8i         n 

64 

105 

41 

1,4 

0,54 

19 

11              1 

,       1  stark  zusammen-  j 
,       j        gepreßt          \ 

33 

8,  Erz 

308 

441 

133 

5,9 

1,8 

20 

11              1 

33 

16,  Kalkst. 

308 

505 

197 

6i7 

2,6 

21 

Schranz- Mühle 

12V. 

8,  Erz 

83 

202 

119 

2,7 

li6 

22 

11 

12V. 

4i     „ 

78 

163 

85 

2,2 

lil 

23 

11 

12V. 

8,  Kalkst. 

78 

206 

128 

2,7 

li7 

24 

11 

12V. 

4i       „ 

78 

204 

126 

2,7 

li7 

25 

Horizontal  -  Mahlgang 

162 

8,  Erz 

164—161 

337 

173 

4,5 

2,3 

26 

11                11 

162 

4i     „ 

164 

277 

113 

3,7 

li5 

27 

11                11 

162 

8,  Kalkst. 

164 

240 

76 

3,2 

1,0 

28 

„                „  1  stark  zusammen-  f 
,1  /        gepreßt         \ 

162 

8,     „ 

164 

304 

140 

4i0 

1,9 

29 

162 

4i     „ 

164 

262 

98 

3,5 

1,3 

30 

Pochwerk  mit  20  Stempeln 

50 

32,  Erz 

— 

789 

700 

10,5 

9,3 

31 

11           11              11 

50 

4i     „ 

— 

789 

700 

10,5 

9,3 

32 

11           11              11 

50 

32,     „ 

— 

789 

700 

10,5 

9,3 

33 

11           11              11 

50 

4,     1, 

— 

789 

700 

10,5 

9,3 

34 

Walzen,  520  mm  0 

37 

16i    „ 

109 

231 

122 

3,1 

1,6 

35 

11              11 

37 

12,     „ 

109 

222 

113 

2,9 

1,5 

36 

11              11 

37 

8i       n 

109 

203 

94 

2,7 

1,2 

37 

11              1 

1 

37 

4,     . 

109 

159 

50 

2,1 

0,66 

Einleitung  und  Übersicht. 


100  k 

1  PS 

Oberfläche 

■1» 

s 

'S 

1 

> 

1 

c 
§ 

0 

i 

1 

> 

a 
tt> 

'S 

s 

1 
m 

e 

1 

a 

(D 

Xi 

1 

a 

2 
1 

1 

h 

Zunahme  durch  die  Ver- 
arbeitung aus  Partikeln 
über  0,8  mm 

Zunahme  durch  die  Ver- 
arbeitung aus  Partikeln 
unter  0,8  mm 

S 

s 
a  m 

o2 

1  g 

a 

Zunahme  pro  Minute 

per  Netto  PS  aus  Oriesen 

über  0,8  mm 

■2  ri 

CO 

2  P^ 

»  o 

a  sS 

Ä 

verarbeitete 
per  Min. 

2  ^ 
a  (o 

per  Sekunde 

N 

k 

Sek. 

mk 

k 

qm 

92,31 

65 

460 

268  16,2 

27,9 

6,18 

29,22 

99,98 

22,6 

9,0 

39,0 

65,35 

92 

768 

458 

9,7 

16,3 

4,38 

42,14 

133,39 

26,2 

10,5 

43,9 

69,17 

87 

684 

391 

10,9 

19,2 

8,02 

42,50 

100,85 

22,7 

11,8 

39,9 

86,23 

70 

464 

228 

16,2 

33,0 

17,25 

49,45 

153,41 

38,1 

19,0 

77,7 

55,91 

107 

547 

187 

13,6 

39,9 

11,74 

35,33 

68,31 

25,2 

25,2 

74,0 

55,02 

109 

467 

99 

16,0 

75,3 

26,96 

28,57 

70,24 

28,9 

39,7 

137,2 

40,71 

147 

558 

63 

13,4 

117,4 

40,71 

9,86 

62,40 

23,8 

29,6 

218,9 

22,45 

267 

743 

213 

10,1 

35,0 

47,14 

15,06 

40,50 

25,9 

23,5 

86,8 

23,09 

260 

684 

169 

10,9 

44,4 

11,31 

11,92 

38,94 

24,2 

22,9 

97,8 

57,72 

104 

273 

67 

27,4 

111,0 

57,72 

6,20 

64,83 

33,8 

11,9 

136,6 

68,96 

87 

655 

494 

11,4 

15,2 

8,00 

41,42 

101,89 

23,7 

9,0 

31,5 

95,30 

63 

333 

217 

22,4 

34,5 

20,01 

44,17 

117,65 

38,1 

15,7 

58,5 

64,36 

93 

468 

296 

16,0 

25,1 

16,09 

53,37 

125,48 

44,4 

21,3 

70,4 

33,23 

181 

413 

263 

18,1 

28,4 

6,98 

16,59 

34,49 

27,9 

13,8 

43,7 

21,27 

282 

551 

317 

13,4 

23,6 

5,32 

21,45 

47.21 

44,0 

23,8 

76,2 

100,86 

59 

361 

149 

20,6 

50,1 

49,42 

50,47 

146,81 

40,3 

25,2 

98,1 

71,55 

84 

553 

250 

13,5 

29,9 

37,85 

70,65 

158,69 

43,6 

29,4 

96,3 

12,60 

476 

833 

325 

9,0 

22,9 

6,67 

17,43 

36,22 

38,3 

32,3 

97,5 

73,13 

82 

603 

181 

12,4 

41,3 

35,83 

42,55 

174,53 

36,9 

23,6 

122,5 

43,90 

136 

1144 

448 

6,5 

16,7 

10,98 

62,85 

173,22 

35,0 

24,2 

89,8 

12,09 

496 

1670 

984 

4,5 

7,6 

5,92 

16,54 

49,10 

24,3 

10,3 

41,2 

11,59 

518 

1407 

733 

5,3 

10,2 

11,59 

10,53 

29,75 

18,6 

9,6 

35,6 

12,69 

473 

1623 

1009 

4,6 

7,4 

6,73 

36,53 

85,50  • 

44,5 

21,5 

71,7 

9,78 

614 

2087 

1289 

3,6 

5,8 

12,23 

20,99 

60,25 

29,8 

12,3 

48,4 

10,91 

550 

3090 

1585 

2,4 

4,7 

5,35 

9,35 

44,74 

12,1 

4,1 

23,3 

17,84 

336 

1551 

633 

4,8 

11,7 

17,84 

3,40 

106,98 

29,8 

2,3 

72,6 

7,47 

803 

3212 

1017 

2,3 

7,3 

3,96 

13,27 

29,02 

13,1 

13,3 

41,4 

8,03 

747 

3785 

1742 

2,0 

4,3 

4,26 

14,74 

32,26 

11,6 

7,7 

25,1 

10,41 

576 

2515 

941 

3,0 

7,9 

13,01 

17,68 

21,51 

11,2 

13,6 

29,9 

8,63 

695 

9139 

8108 

0,82 

0,92 

1,00 

9,87 

182,87 

18,3 

1,1 

20,6 

11,09 

541 

7114 

6312 

1,05 

1,18 

11,09 

5,73 

194,07 

19,0 

0,6 

21,4 

12,27 

488 

6417 

5260 

1,1 

1,3 

1,42 

18,57 

194,16 

20,2 

2,0 

22,8 

18,09 

332 

4365 

3873 

1,7 

1,9 

18,09 

9,01 

290,87 

28,5 

0,9 

32,1 

51 

118 

454 

240 

16,6 

31,5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

63 

95 

351 

180 

21,3 

42,3 

— 

—    :    — 

— 

— 

— 

75 

80 

271 

125 

27,6 

60,0 

— 

-        - 

— 

— 

— 

92 

65 

172 

54 

43,4 

139,4 

— 

"    1 

— 

— 

— 

— 

8  Einleitung  und  Übersicht. 

zur  Vergleichung,  wenn  das  Gestein  auf  irgendeiner  anderen  Vorrichtung 
oder  auf  irgendeine  andere  Feinheit  zerkleinert  werden  soll.  — 

Um  zu  ermitteln,  wie  weit  die  Eittinger sehe  Theorie  sich  den  Zahlen 
der  Praxis  nähert,  machte  v.  Reytt^  in  Przibram  —  dem  bekannten  öster- 
reichischen Silberhüttenwerk  —  eine  große  Anzahl  Versuche  mit  einem  Stein- 
brecher, mit  unter  verschiedenen  Bedingungen  laufenden  Walzen,  mit  einem 
Horizontal-Mahlgang,  einer  Schranzmühle  und  mit  Pochwerken.  Die  Ergeb- 
nisse sind  aus  der  vorstehenden  Tabelle  (S.  6  u.  7)  ersichtlich. 

Das  Aufschüttgut  bestand  in  allen  Fällen  aus  Stücken  annähernd  gleicher 
Größe;  das  Erzeugnis  wurde  sorgfältig  nach  Größe  sortiert.  Die  Oberfläche 
der  gröberen  Stücke  wurde  direkt  gemessen  und  die  Oberfläche  eines  Durcli- 
schnittpartikels,  multiphziert  mit  der  Anzahl  dieser  Partikel  in  einem  Kilo- 
gramm, ergab  die  Oberfläche  eines  Kilogramms.  Hierbei  fand  v.  Beytt,  daß 
bei  Rundlochsieben  die  Oberfläche  eines  Durchschnittpartikels  3,4  bis  4, 12 mal 
so  groß  war  wie  die  Fläche  der  Sieböffnung,  bei  viereckig  (quadratisch)  ge- 
lochten Sieben  4,0  bis  4,2  mal.  Die  feinsten  Partikel,  nämlich  von  0,1  bis  0  mm, 
wurden  in  eine  einzige  Klasse  gebracht  und  ihre  Oberfläche  nach  dem  Durch- 
schnittpartikel mit  Hilfe  der  bei  den  gröberen  Stücken  gefundenen  Verhältnis- 
zahl zwischen  Sieböffnung  und  Oberfläche  berechnet. 

Diese  Art  der  Oberflächenbestimmung  ist  selbstverständlich  noch  recht 
weit  entfernt  davon,  Anspruch  auf  unbedingte  Genauigkeit  erheben  zu  dürfen ; 
immerhin  ist  sie  viel  genauer  als  die  obenerwähnte  Bittingersohe  Meßart,  die, 
wie  V.  Reytt  zeigte,  bei  Partikeln  unter  0,35  mm  überhaupt  nicht  mehr  an- 
wendbar ist. 

Die  verbrauchte  Leerlauf-  und  Nutzarbeit  wurde  bei  diesen  Versuchen 
durch  jemals  8  bis  15  Minuten  mittels  eines  >Sc2/s5-Dynamometers  gemessen. 
Aus  seinen  Versuchen  zog  v.  Reytt  den  Schluß,  daß  der  Kraftaufwand 
zur  Vergrößerung  der  Oberfläche  bei  gröberen  Partikeln  ziemlich  konstant 
ist,  daß  aber  bei  feineren  Partikeln  die  Zunahme  an  Oberfläche  rascher  steigt 
als  die  darauf  verwendete  Arbeit.  Danach  scheinen  diese  Versuche  auf  die 
Notwendigkeit  hinzuweisen,  das  Rittingersohe  Gesetz  in  einem  gewissen  Sinne 
zu  modifizieren.  Tatsächlich  dürfte  dazu  aber  keine  Veranlassung  vorliegen, 
wenn  man  die  Schwierigkeit  der  exakten  Oberflächenmessung  berücksichtigt, 
die  sich  mit  der  zunehmenden  Kleinheit  der  Partikel  steigert  und  bei  den 
allerfeinsten  Teilchen  zur  Unmöglichkeit,  gleichzeitig  aber  auch  zur  stärksten 
Fehlerquelle  wird.  Auf  jeden  Fall  besitzen  die  v.  Reyttsohen  Versuche  dauern- 
den Wert,  allein  schon  deshalb,  weil  sie  zeigen,  wie  solche  Versuche  im  all- 
gemeinen durchzuführen  sind,  und  weil  sie  die  Anregung  dazu  geben,  auf 
verbesserte  Methoden  der  Oberflächenmessung  zu  sinnen. 

Die  erlangten  Daten  ermöglichten  es  v.  Reytt  zu  berechnen,  welcher 
Arbeitsaufwand  erforderlich  ist,  um  ein  gegebenes  Gewicht  von  Przibram-Erz 
in  Stücken  gleicher  Größe  auf  irgendeine  Größe  zu  zerkleinern.  Die  Ergeb- 
nisse sind  in  der  nachstehenden  Tabelle  vereinigt: 


1  österr.  Zeitschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenwesen,  Wien  1888,  S.  229,  246,  255,  268,  283. 


Einleitung  und  Übersicht. 


Größe  des  Aufschüttgutes  in  mm 

Das  Erzeugnis 

64 

32  bis  16    16  bis  8     8  bis  4 

4  bis  1 

1  bis  0,3 

liegt  zwischen 

Arbeitsaufwand  pro  1  k  in  mk 

32  und  16  mm  .    .    . 

55 

16     „       8    „     .    .    . 

220 

165 

8     „       4    „     .    .    . 

320 

265 

100 

4     „       1    „     .    .    . 

780 

725 

560 

460 

1     „     0.3  „      .    .    . 

1020 

965 

800 

700 

240 

unter  0,3  mm     .    .    . 

2020 

1965 

1800 

1700 

1240 

1000 

Es  verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  daß  die  durch  die  obigen  Versuche 
ermittelten  Arbeitswerte  günstiger  erschienen,  als  die  tatsächlich  in  Przibram 
festgestellten  Jahresdurchschnitte.  Diese  Abweichung  erklärt  sich  un- 
gezwungen aus  der  Tatsache,  daß  die  Maschinen  nicht  ständig  bis  zur  Lei- 
stungsgrenze ausgenützt  wurden  und  daß  —  infolge  mangelhafter  Abeich- 
tung  —  genügend  feines  Gut  einer  wiederholten  Zerkleinerung  unterzogen 
Avurde.  — 

Die  Schlüsse,  die  nunmehr  aus  dem  Bittingerachen  Gresetz  und  den  ihm 
von  Hersam  und  v.  Reytt  gegebenen  Ergänzungen  gezogen  werden  können, 
lassen  sich  in  zwei  Sätze  zusammenfassen: 

1.  Um  den  Arbeitsaufwand  bei  der  Zerkleinerung  nicht  unnötig  zu 
steigern,  ist  es  geboten,  mit  der  Erzeugung  von  Oberfläche  nur  bis  zu  derjenigen 
Grenze  zu  gehen,  die  sich  aus  dem  gerade  vorliegenden  Zweck  ergibt,  was 
dadurch  erreicht  wird,  daß  diejenigen  Partikel,  welche  die  vorgeschriebene 
Größe  erreicht  haben,  sofort  die  Maschine  verlassen.  Diese  Forderung  der 
,, freien"  Zerkleinerung  wird  von  Walzwerken  ohne  Differenzialgesch windigkeit 
und  von  Schraubenmühlen  am  besten  erfüllt,  denen  in  dieser  Beziehung  Stein- 
brecher, die  die  größte  Bewegung  im  Spalt  ausüben,  und  Kollergänge  mit 
durchbrochener  Mahlbahn  am  nächsten  kommen. 

2.  Die  Aufhebung  der  Kohäsion  ist  derjenige  Teil  der  ganzen  auf  die 
Zerkleinerung  aufgewendeten  Arbeit,  der  allein  als  nützlich  angesehen  werden 
darf.  Diejenige  Maschine  also,  die  nur  eine  Trennung  der  Partikel  vonein- 
ander in  dem  jeweilig  vorgeschriebenen  Maße  und  mit  Ausschluß  jeder  un- 
erwünschten Nebenwirkung  vollbrächte,  wäre  als  eine  ideale  Zerkleinenmgs- 
vorrichtung  anzusehen. 

Es  ist  überflüssig  zu  sagen,  daß  es  solche  Vorrichtungen,  die  eine  rein 
spaltende  Wirkung  ausüben,  in  der  Hartzer kleinerungstechnik  nicht  gibt  und 
auch  nicht  geben  kann.  Der  Zerkleinerungsvorgang  in  unseren  Maschinen  ist 
vielmehr  ein  bedeutend  verwickelterer.  Dadurch,  daß  alle  unsere  Zerkleine- 
rungsvorrichtungen für  harte  Körper  die  Partikel  nicht  voneinanderreißen, 
sondern  sie  im  Gegenteil  zu  komprimieren  suchen,  treten  je  nach  der  Art  des 
Angriffes  neben  Druck-  und  Scherkräften  auch  noch  Biegungs-  und  Torsions- 
momente auf,  die,  zusammenwirkend,  zwar  die  Trennung  der  Partikel  von- 
einander als  Endzweck  herbeiführen,  andererseits  jedoch  auch  erhebliche 
Arbeits  Verluste  durch  die  Reibung  der  Partikel  aneinander  (äußere  Reibung) 


10  Einleitung  und  Übersicht. 

und  durch  die  plastische  oder  elastische  Deformation  derselben  (innere  Rei- 
bung) verursachen.  Zu  diesen  äußeren  und  inneren  Partikelreibungsverlusten, 
die  sich  in  Wärme-  und  Staubentwicklung  kundgeben,  gesellen  sich  außerdem 
noch  die  Arbeits  Verluste  des  Zerkleinerungsmechanismus  hinzu,  bestehend 
aus  der  Lagerreibung,  der  Reibung  der  Zähne  an  den  Zahnrädern,  dem  Luft- 
widerstand und  den  Erschütterungen  des  Fundamentes. 

Das  Bestreben  einer  rationellen  Zerkleinerungstechnik  muß  nun  dahin 
gehen,  die  genannten  Verluste,  die  sich  ja  niemals  gänzlich  werden  unter- 
drücken lassen,  auf  das  erreichbare  Mindestmaß  einzuschränken.  Bei  den 
Verlusten  des  Zerkleinerungsmechanismus  ist  das  Ziel  unschwer  zu  erreichen. 
Zweckmäßig  gebaute  und  sorgfältig  gewartete  Lager,  gut  geschmierte,  auf 
Präzisionsformmaschinen  hergestellte  Zahnräder,  dichte  Einkleidung  der  be- 
wegten äußeren  Teile  und  solide  Fundierung  sind  hierfür  die  besten  Mittel. 
Auch  der  Wärme-  und  Staubentwicklung,  hervorgerufen  durch  die  äußere 
Reibung  der  Partikel,  ist  durch  freie  Zerkleinerung,  d.  h.  —  wie  oben  gesagt  — 
sofortige  Beseitigung  des  genügend  Gefeinten,  gegebenenfalls  unter  Zusatz  von 
Wasser  (Naßmahlen),  beizukommen.  Dagegen  wird  man  mit  den  Arbeits- 
verlusten durch  innere  Reibung,  wobei  die  plastische  Deformation  immer,  die 
elastische  aber  überwiegend  effekt vermindernd  wirkt,  um  so  mehr  rechnen 
müssen,  je  mehr  sich  die  Arbeitsweise  der  Vorrichtung  von  der  oben  gekenn- 
zeichneten, idealen,  entfernt. 

Hiermit  sind  die  Richtlinien  für  die  Beurteilung  der  Konstruktion  und 
Arbeitsweise  von  Hartzerkleinerungs Vorrichtungen  gegeben,  und  es  erscheint 
naheliegend,  die  für  eine  ins  einzelne  gehende  Beschreibung  ihrer  Typen  un- 
entbehrliche Klassifikation  von  dem  Gesichtspunkte  aus  vorzunehmen,  in 
welcher  Art  und  Weise  der  Angriff  auf  das  zu  zerkleinernde  Gut  erfolgt,  ob 
durch  das  Zusammenwirken  von  Druck  und  Abscherung,  oder  von  Druck 
und  Biegung,  oder  von  Druck  und  Torsion,  oder  als  noch  mehrgliedrige 
Kombination  dieser  Kräfte;  ferner  ob  der  Druck  durch  die  lebendige 
Kraft  des  Werkzeuges  potenziert  oder  nur  durch  das  Eigengewicht  des- 
selben erzeugt  wird  usw.  usw.  Vom  praktischen,  für  den  Gebrauchszweck 
allein  maßgebenden  Standpunkte  aus  muß  jedoch  jene  Klassifikation  vor- 
gezogen werden ,  die  allein  nach  dem  Grade  der  erzielten  Zerkleinerung 
entscheidet. 

Es  werden  daher  im  folgenden  in  getrennten  Abschnitten  behandelt 
werden : 

I.  Die  Maschinen  zum  groben  Vorbrechen  (Vorbrecher). 
II.  Die  Maschinen  zum  groben  und  feinen  Schroten  (Schroter). 

III.  Die  Maschinen  zum  Feinmahlen  (Mühlen). 

Von  vornherein  sei  aber  bemerkt,  daß  die  Praxis  die  hier  gezogenen 
Unterscheidungsgrenzen  nicht  immer  genau  einhält,  worauf  bei  späteren  Ge- 
legenheiten noch  besonders  hingewiesen  werden  wird. 

Hieran  anschließend  werden  die  Vorrichtungen  zum  Sieben  der  zer- 
kleinerten Stoffe,  ferner  die  Vorkehrungen  zur  Staubloshaltung  der  Arbeits- 
räume und  die  Einrichtungen  zum  Lagern  und  Verpacken  der  fertigen  Ware 


Einleitung  und  Übersicht.  11 

einer  eingehenden  Besprechung  unterzogen  werden.    Den  Beschluß  wird  die 
Beschreibung  einer  Anzahl  verschiedenartiger  Zerkleinerungsanlagen  bilden, 
um  den  Zusammenhang  und  das  Zusammenwirken  der  in  den  vorhergegangenen 
Abschnitten  im  einzelnen  beschriebenen  Maschinen  zu  zeigen. 
Demnach  werden  auf  die  drei  vorgenannten  Kapitel  folgen: 
IV.  Sieb  Vorrichtungen. 
V.  Entstäubung  von  Arbeitsräumen. 
VI.  Lagerung  und  Verpackimg. 
VII.  Beschreibung  vollständiger,  ausgeführter  Anlagen. 


I.  Vorbrecher. 

Die  Vorbrechmaschinen  empfangen  das  Gut,  so  wie  es  der  Steinbruch 
oder  die  Lagerstätte  liefert,  in  Blöcken  und  Stücken  verschiedener  Größe 
und  zerkleinern  es  so  weit,  daß  es  die  darauf  folgenden  Schroter  mit  Sicher- 
heit einzuziehen  vermögen.  Die  maximale  Stückgröße,  in  der  das  Gut  den 
Vorbrechern  zugeführt  werden  darf,  ist  von  den  Abmessungen  der  Aufgabe- 
öffnung —  des  ,,Brechmaules"  —  abhängig.  Stücke,  deren  Größe  diese 
Abmessungen  überschreitet,  müssen  entweder  mit  dem  Hammer  zerschlagen 
oder  mit  Dynamit  u.  dgl.  gesprengt  werden.  Die  Stückgröße  des  Erzeug- 
nisses kann  in  gewissen,  gewöhnlich  nicht  allzuweiten  Grenzen,  durch  Weiter- 
oder Engerstellen  der  Ausfallöffnung  —  des  ,, Spaltes"  —  geändert  werden. 
Die  Beschickung  erfolgt  meist  von  Hand  oder  mit  der  Schaufel,  nur  bei  ganz 
großen  Leistungen  wird  eine  selbsttätige  Beschickung  mittels  rostartig  aus- 
gebildeter Zubringer  {Briartsche  Roste  im  Kahbergbau)  angewendet. 

Die  Kategorie  der  Vorbrecher  weist  zwei  hauptsächlichste  Typen  auf: 

a)  die  Backenquetschen   (auch  Kauwerke  oder  Steinbrecher  genannt); 

b)  die  Kegelbrecher. 

Beiden  gemeinsam  ist  die  Art  des  Werkzeugangriffes,  der  darin  besteht, 
daß  ein  beweglicher  Teil  sich  einem  unbeweglichen  Teil  des  Werkzeuges 
wechselweise  nähert  und  sich  von  ihm  entfernt.  Diese  Bewegung  wird  bei 
den  Backenquetschen  in  eine  intermittierende,  bei  den  Kegelbrechern  in 
eine  kontinuierliche  Zerkleinerungsarbeit  umgewandelt. 

Bei  beiden  Tjrpen  sind  ferner  dreierlei  Ausführungsformen  zu  unter- 
scheiden : 

L  Vorbrecher  mit  der  maximalen  Bewegung  in  der  Ausfallöffnung  (im 
Spalt); 

2.  Vorbrecher  mit  der  maximalen  Bewegung  in  der  Aufgabeöffnung 
(im  Maul); 

3.  Vorbrecher  mit  gleichmäßiger  Bewegung  im  Spalt  und  im  Maul. 

a)  Backenquetschen. 

Für  die  Backenquetschen  ist  der  von  Eli  Whitney  Blake  i.  J.  1858  er- 
fundene Steinbrecher  vorbildlich  gewesen,  sämtliche  späteren  Bauarten 
haben  sich  aus  dieser  Konstruktion  entwickelt.  Die  allereraten  Blake- 
Brecher  zeigten  die  größte  Bewegung  in  der  Aufgabeöffnung,  während  bei 
den  nachfolgenden  Ausführungen  der  größte  Ausschlag  der  schwingenden 


I,  Vorbrecher.  13 

Backe  in  den  Spalt  verlegt  erscheint.  Auf  die  Wirkungsunterschiede  dieser 
beiden  Ausführungsformen  wird  noch  zurückzukommen  sein. 

Die  Einrichtung  einer  Backenquetsche  moderner  Bauart  —  die  als 
normal  angesehen  werden  kann  —  sei  zunächst  an  den  Fig.  3,  4  und  5  er- 
läutert, die  eine  Konstruktion  der  „Skodawerke^^  in  Pilsen  darstellen.  Darin 
bedeutet  a  das  schwere  gußeiserne,  durch  warm  aufgezogene  schmiede- 
eiserne Schrumpfringe  gegen  Bruchgefahr  gesicherte  Gehäuse,  das  in  langen 
Olkammerlagem  die  mit  zwei  Schwungrädern  o  ausgerüstete  Exzenterwelle  b 
trägt.  Die  tTbertragung  der  Bewegung  der  mittels  Riemscheibe  n  ange- 
triebenen Welle  auf  die  bewegliche  Backe  e  wird  durch  die  oszilherende 
Hubstange  c  vermittelt,  die  mit  den  Druckplatten  d^  und  d^  ein  Kniehebel- 
system bildet,  unter  dessen  Wirkung  die  allmählich  fortschreitende  Zer- 
trümmerung des  Gesteins  in  dem  von  der  festen  Backe  g  und  dem  aus- 
wechselbaren Teil  /  der  schwingenden  Backe  e  gebildeten  Maul  erfolgt.  Der 
Brecher  verrichtet  nur  Arbeit,  wenn  die  Hubstange  c  sich  nach  aufwärts 
bewegt  imd  die  schwingende  Backe  der  festen  nähert;  bei  der  Abwärts- 
bewegung von  c  öffnet  sich  der  Spalt  und  ermöglicht  so  das  freie  Durchfallen 
des  genügend  zerkleinerten  Gutes. 

Um  die  Spaltweite,  die  für  die  Stückgröße  des  Erzeugnisses  maßgebend 

ist,  in  gewissen  Grenzen  verändern  zu  können,  ist  der  Gleitklotz  k,  gegen 

den  sich  die  Druckplatte  dg  stützt,  mittels  Stellkeiles  j  und  Schraube  m 

^  verschiebbar  angeordnet.  Das  sichere  Zurückziehen  der  schwingenden  Backe  e 

wird  mit  Hilfe  der  Zugstange  h  und  der  starken  Spiralfeder  i  bewirkt. 

Die  in  auswechselbaren  Gußstahlpfannen  gelagerten  Druckplatten  d^ 
und  rfg  sind  als  schwächster  Teil  der  Konstruktion  ausgebildet.  Im  Falle 
also,  daß  ein  Körper  von  ungewöhnlicher  Härte  (ein  Hammer,  Eisen- 
stück o.  dgl.)  in  das  Brechmaul  gelangt,  geben  die  Druckplatten  der  dann 
auftretenden  übermäßigen  Beanspruchung  nach  und  schützen  durch  ihren 
Bruch  die  Maschine  vor  weitergehender  Zerstörung. 

Die  Backen  e  und  /  müssen,  um  der  Abnutzung  wirksam  begegnen  zu 
können,  aus  dem  widerstandsfähigsten  Material,  über  das  die  Technik  ver- 
fügt, also  entweder  aus  Kokillenhartguß  oder  besser  noch  aus  Hartstahl 
hergestellt  sein,  und  auch  die  Teile  des  Gehäuses,  die  die  seitliche  Begrenzung 
des  Maules  bilden,  werden  durch  auswechselbare  Hartguß-  oder  Stahlkeile 
gegen  den  Angriff  des  harten  Aufschüttgutes  geschützt.  —  Von  Wichtigkeit 
ist  auch  noch  die  Form  der  Rifflung,  mit  der  die  Backen  versehen  sind  und 
die  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Aufschüttgutes  hoch-  oder  flachkantig, 
oder  wellenförmig  u.  ä.  zu  gestalten  ist. 

Von  der  Breite  und  Tiefe  des  Maules  ist  —  neben  der  Widerstands- 
fähigkeit des  Gesteins  und  dem  gewünschten  Grade  der  Zerkleinerung  — 
die  Leistungsfähigkeit  dieser  Maschine  abhängig.  Die  kleinsten  —  noch 
maschinell  zu  betreibenden  —  Modelle  besitzen  etwa  200  X  100,  die  größten 
1000  X  600  mm  Maulweite;  dementsprechend  bewegt  sich  die  Stunden- 
leistimg  in  den  Grenzen  von  etwa  500  bis  60  000  k  und  der  ELraftbedarf 
schwankt  zwischen  V^  und  40  PS.  — 


14 


I.  Vorbrecher. 


L.4.-.J 
Fig.  3  u.  4. 

Der  Kniehebel,  auf  dem,  wie  oben  dargelegt,  die  Konstruktion  des 
Steinbrechers  beruht,  ist  ein  Mittel  zur  Erzeugung  ganz  gewaltiger  Druck- 
kräfte, über  deren  Größe  man  sich  durch  die  nachstehende  kleine  Rechnung 
leicht  Aufklärung  verschaffen  kann^. 

1    Kirschner:  Grundriß  der  Erzaufbereitung  1,  40.    1898. 


I.  Vorbrecher. 


15 


m=--j 


In  Fig.  6  be- 
deutet e  die  Ex- 
zentrizität, h  die 
Pfeilhöhe  des  of- 
fenen Kniehebels, 
h — 2e  die  der  höch- 
sten Hubstellung 
der  letzteren  ent- 
sprechende Pfeil- 
höhe. Nimmt  man 
femer   die  Länge 

wobei  bei  höchster 
Hubstellung  der 
Punkt  «1  nach 
rechts  und  hinauf 

verschoben  er- 
scheint, dann  den 
'^  a^y^z  =  (X  und 
zerlegt  man  end- 
lich die  durch  die  Hubstange  ausgeübte  Zugkraft  p  nach  den  beiden  Knie- 
hebelarmen in  die  Komponenten  P  und  Pj ,  so  ergibt  sich  aus  der  Gleichung 

P  sina 

^  ^  sin  (180  — 2  a) 

der  größte  Seitendruck 

„  sin  a  p 

P  z=  p 

oder,  da 


Fig.  5. 


sin2a        2cosa 


cosa  = 


h  —  2e 


l 


auch 


P  = 


pl 


2(Ä-2e) 

Da  nun  bei  dieser  Rechnung  die 
in  dem  System  auftretenden  dyna- 
mischen Wirkungen  ganz  außer  Ansatz 
bleiben,  so  müssen  erhebliche  Sicher- 
heitskoeffizienten eingeführt  werden, 
die  aus  der  Erfahrung  heraus  zu  wählen  j.jg  q 

sind.    Außerdem  können  sich  jedoch 

Umstände  einstellen,  unter  deren  Einfluß  ganz  andere  als  die  berechneten 
Beanspruchungen  entstehen,  beispielsweise  das  bereits  erwähnte  Bünein- 
geraten   von   besonders   harten  Fremdkörpern  in  das  Maul,  was  besonders 


16 


I.  Vorbrecher. 


Fig.  7. 


1 

m 

1 

Fig.  8. 


dann  gefährlich  wird,  wenn  ein  solcher  Körper  sich  im  Maul  einseitig  ver- 
lagert hat  und  damit  höchst  ungleichmäßige  Spannungen  im  Gehäuse  her- 
vorruft.  Gußeisen,  das  Material,  aus  dem  das  Gehäuse  in  der  Regel  besteht, 


I.  Vorbrecher. 


17 


hat  bekanntlich  an  sich  schon  gegen  Zugbeanspruchung  nur  geringe  Wider- 
standsfähigkeit, die  überdies  durch  die  andauernden  Stöße  und  Vibrationen 
bei  der  Arbeit  noch  bedeutend  herabgesetzt  wird.  Diese  Erwägungen 
führten  manche  Konstrukteure  dazu,  für  das  Grehäuse  anstatt  des  un- 
zuverlässigen Gußeisens  Stahlguß  oder  Schmiedeeisen  zu  wählen. 

Noch  anders  verfahren  Amme,  Giesecke  dh  Konegen,  Braunschweig. 
Das  Grehäuse  /  ihres  Steinbrechers  (Fig.  7  und  8)  wird  durch  Kopf-  und 
Endstücke  gebildet,  die  miteinander  durch  kräftige  Zuganker  l  verbunden 
und  durch  gußeiserne  Seitenstücke  abgesteift  sind.  Diese  Anordnung  hat 
neben  dem  Vorteil  der  leichteren  Herstellung  und  exakten  Bearbeitung 
den  Hauptvorzug,  daß  das  Gehäuse  von  den  Zugspannungen  vollständig 
entlastet  wird  und  daß  diese  auf  die  Anker  übertragen  werden,  die  dafür 
ja,  weil   aus  Schmiedeeisen,  viel  besser  geeignet  sind.    Die  Anker  sind  so 


Kg.  9. 

bemessen,  daß  sie  als  schwächstes  Glied  der  Konstruktion  erscheinen.  Gre- 
gebenenfalls wird  also  nur  der  Bruch  eines  Ankers  eintreten,  dessen  Ersatz 
durch  einen  neuen  leicht  zu  bewerkstelhgen  ist.  —  Im  übrigen  ist  die  Bauart 
dieses  Brechers  die  normale,  mit  Exzenterwelle  a ,  Hubstange  b ,  den  Druck- 
platten c,  der  Schwinge  d,  den  auswechselbaren  Backen  e,  der  Zugstange  g 
mit  Feder  h,  dem  Gleitklotz  *  und  dem  Stellkeil  k. 

In  vielen  Teilen  von  den  vorbeschriebenen  Backenquetschen  abweichend 
erscheint  der  Brecher  der  Sturtevant  Mill  Ccnnpany^.  Der  Kniehebelmechanis- 
mus ist  hier  (Fig.  9)  durch  einen  Hubdaumen  h  der  WeUe  i  ersetzt,  auf  dem 
sich  die  Rolle  g  des  Schräghebels  e  abwälzt,  der  um  die  Achse  /  schwingt 
und  mittels  der  starken  Feder  k  gegen  den  Hubdaumen  angepreßt  wird. 
Das  kurze,  als  Sicherheitsghed  wirkende  Grelenkstück  d  überträgt  die  Be- 


1   Sturtevant  Mill  Company:  Katalog  50  und  Flugschriften. 

Naske,  Zerkleinerungsvomchtungen. 


18  I.  Vorbrecher. 

wegung  auf  die  in  c  aufgehängte  Schwinge  a,  wodurch  die  Zerkleinerung 
zwischen  dieser  und  der  festen  Backe  h  erfolgt.  Das  Gehäuse  (der  Rahmen) 
besteht  hier  aus  Schmiedeeisen.  —  Bemerkenswert  ist  die  geringe  Um- 
drehungszahl dieses  Brechers  (140  bis  170  gegen  i.  M.  250  U/Min.  der  Knie- 
hebelbrecher), die  im  Verein  mit  der  abgefederten  Bewegung  des  Schräg- 
hebels —  gegenüber  der  freien  Oszillation  der  schweren  Hubstange  bei  den 
Kniehebelbrechern  —  zweifellos  einen  ruhigeren,  von  Erschütterungen 
freieren  Gang  der  Maschine  bewirkt.  Ein  Nachteil  ist  dagegen  die  jeden- 
falls sehr  erhebliche  Abnutzung  des  Hubdaumens  h  und  der  Rolle  g. 

Die  drei  vorstehend  beschriebenen  Brecherkonstruktionen  gehörten  zu 
jenen,  bei  welchen  die  größte  Bewegung  in  der  Ausfallöffnung  —  im  Spalt  — 
erfolgt.  Diese  Bauart  wird  also  überall  dort  am  Platze  sein,  wo  es  sich 
darum  handelt,  groben  Bruch  mit  möglichst  wenig  Abfall  zu  liefern,  während 
im  anderen  Falle,  wo  der  Brecher  neben  wenig  groben  Brocken  ein  sehr 
mehl-  und  grießreiches  Erzeugnis  liefern  und  als  sog.  ,, Granulator"  wirken 


Fig.  10. 

soll,  die  nach  dem  entgegengesetzten  Prinzip:  größte  Bewegung  in  der  Auf- 
gabeöffnung (Maul)  arbeitenden  Backenquetschen  vorzuziehen  sein  werden. 

Als  ältester  Vertreter  dieses  Typs  ist  der  Dorfgre- Brecher^  zu  nennen, 
dessen  Einrichtung  und  Wirkungsweise  aus  Fig.  10  hervorgeht.  Die  Maschine 
besteht  aus  einem  starken  gußeisernen  Rahmen  mit  der  festen  Brechbacke  h 
sowie  den  Lagern  für  die  Exzenterwelle  e  und  die  Achse  d,  ferner  aus  der 
Schwinge  c  mit  der  Brechbacke  a  und  der  Hubstange  /,  die  die  Bewegungs- 
übertragung von  der  Exzenterwelle  auf  die  Schwinge  vermittelt,  wobei 
eine  kräftige  Spiralfeder  das  Zurückziehen  der  Schwinge  bewirkt.  Auf  der 
Exzenterwelle  sitzt  ein  schweres  Schwungrad  neben  einer  festen  und  einer 
losen  Riemscheibe.  Zur  Regelung  der  Spalt  weite  sind  die  Lager  der 
Achse  d  mit  auswechselbaren  Beilegeplatten  versehen;  ein  besonderes  Sicher- 
heitsbruchglied ist  nicht  vorhanden. 

Die  Wirkungsweise  dieses  Brechers,  die  wohl  ohne  weitere  Erklärungen 
verständhch  sein  dürfte,  wird  von  Richards^  nicht  günstig  beurteilt.   Richards 


1    R.  H.  Richards:  Ore  dressing  1,  28.    (Hill  Publishing  Co.)  New  York  1908. 


I.  Vorbrecher.  19 

kommt  auf  Grund  eines  rechnerisch  durchgeführten  Vergleiches  zwischen 
Blake-  und  Dodgebrecher  zu  dem  Schluß,  daß  letzterer  im  Maul  17, 64 mal 
so  viel  Arbeit  verrichtet  als  wie  im  Spalt,  der  Blakebrecher  aber  nur  2, 19 mal. 
Der  Dodgebrecher  ist  also  bedeutend  ungleichmäßiger  belastet  als  wie  der 
Blakebrecher  und  muß  daher  viel  unruhiger,  stoßender  und  geräuschvoller 
arbeiten  als  wie  der  letztere.  —  Dem  ist  in  der  Tat  so.  — 

Einige  neue  Einzelheiten  von  unbestreitbarer  Eigenart  weist  der  Brecher 
der  Rheinischen  Mdschinenfahrik  in  Neuß  a.  Rh.  auf,  den  die  Fig.  11  und  12 
veranschaulichen.  In  einem  starken  Rahmen  a  ist  die  mit  zwei  schweren 
Schwungrädern,  fester  und  loser  Riemscheibe  ausgerüstete  Exzenter- 
welle 6  gelagert,  die  ihrerseits,  in  ihrem  exzentrischen  Teil,  die  als  Lade 
ausgebildete  Schwinge  e  trägt.  Mit  letzterer  schwingt  eine  mit  ihr  ver- 
bundene Mulde  g,  die,  als  Schüttelrinne  wirkend,  das  Gut  selbsttätig  dem 
aus  der  beweghchen  Backe  /  und  der  festen  Backe  d  gebildeten  Brechmaul 
zuführt,  wodurch  das  Einschaufeln  gespart  und  die  unmittelbare  Beschickung 
aus  Kippwagen  ermögUcht  wird.  Die  Schwinge  ist  mit  dem  Rahmen  durch 
zwei  mittels  Drehbolzen  h  angreifende  Zugstangen  i  verbunden,  die  den 
im  unteren  Brechraum  auftretenden  Druck  als  Zugspannung  in  sich  auf- 
nehmen, während  der  Druck  im  oberen  Teil  des  Brechraumes  unmittelbar 
von  der  Exzenterwelle  aufgenommen  wird.  Die  Zugstangen,  die  gleich- 
zeitig zur  Regelung  der  Spalt  weite  dienen,  sind  mit  Muttern  k  aus  ge- 
schmiedeter Bronze  versehen,  femer  mit  Bruchbüchsen  und  Spiralfedern  l, 
die  die  Brechbacken  auseinanderhalten,  während  die  Bruchbüchsen  als 
Sicherheitsglieder  ausgebildet  sind. 

Die  Brechbacken  d  und  /  sind  unten  breiter  als  oben  und  werden  von 
je  einem  starken  Keil  im  Rahmen  bzw.  in  der  Schwinge  festgehalten.  Sie 
sind  ferner  horizontal  ein-  oder  mehrmals  durchgeteilt,  so  daß  bei  einge- 
tretener Abnutzung  eines  der  Teile  nur  dieser  allein  und  nicht  die  ganze 
Backe  erneuert  zu  werden  braucht.  Bemerkenswert  ist  die  stufenförmige 
Anordnung  der  Backen,  die  ein  Brechen  zwischen  zwei  fast  parallelen  Flächen 
und  ein  sicheres  Einziehen  selbst  schlüpfrigen  Gutes  bewirkt. 

Der  Arbeitsvorgang  geht  in  der  Weise  vor  sich,  daß  der  obere  Teil  der 
beweglichen  Brechbacke  sich  der  feststehenden  Backe  fast  um  den  ganzen 
Hub  der  Exzenterwelle  nähert,  während  der  untere  Teil  derselben  Backe 
sich  ledighch  um  diesen  Hub  auf  und  ab  bewegt  und  daher  die  Spaltweite 
kaum  verändert.  Die  Folge  ist  eine  kräftige  Schrot-  und  Mahlwirkung  im 
Spalt  und  die  Konstruktion  wird  daher  hauptsächlich  in  jenen  Fällen  anzu- 
wenden sein,  wo  auf  die  Erzeugung  eines  grießigen  und  mehligen  Produktes 
in  einem  einzigen  Arbeitsvorgang  Wert  gelegt  wird  und  wo  die  Ver- 
hältnisse aus  irgendwelchen  Gründen  die  —  grundsätzlich  richtigere  — 
Arbeitsteilung  nicht  zulassen.  Je  weiter  das  Feinschroten  getrieben  wird, 
desto  mehr  sinkt  naturgemäß  die  quantitative  Leistung  und  steigt  der 
relative  Kraft  verbrauch. 

Es  muß  jedoch  ausdrücklich  bemerkt  werden,  daß  bei  diesem  Brecher 
durch  Verlegung  der  Drehzapfen  in  der  Schwinge  die  zerreibende  Wirkung 

2* 

r 


I.  Vorbrecher. 


21 


fast  vollständig  aufgehoben  und  ein  möglichst  weites  öffnen  des  Spaltes 
erzielt  werden  kann,  so  daß  die  Maschine  dann  nicht  mehr  als  ,, Granula tor" 
sondern  als  normale  Backenquetsche  arbeitet.  — 

Gleichfalls  als  „Granulator"  ist  der  in  Fig.  13  dargestellte  Schranz- 
Brecher^  anzusehen,  bei  dem  die  schwingende  Backe  a  infolge  ihrer  eigen- 
artigen Aufhängimg  an  die  Achse  d  (durch  Lenker  c  imd  Bolzen  e)  eine 
kombinierte  Wälz-  und  Schleif bewegung  gegen  die  feste  Backe  h  vollführt. 
Das  Gut  wird  also  nicht  nur  gebrochen,  sondern  auch  einer  zerreibenden 
Wirkung  ausgesetzt.  —  Die  übrigen  Details  {g  =  Hubstange,  h  und  i  =  Keil- 


Fig.  13. 

steUung,'^/  =  Zugstange,  k,  k  =  zwei  Evolutfedern)  unterscheiden  sich  nicht 
von  jenen  der  normalen  Backenquetsche. 

In  dieselbe  Kategorie  wie  die  beiden  vorhergehenden  gehört  der  Walzen- 
backenbrecher  der  Sturtevant  Mill  Company  (s.  Fig.  14).  Er  besteht^ 
aus  dem  Rahmen  a  und  der  in  c  aufgehängten  Backe  h,  die  vermittels  des 
Gelenkes  e,  des  Zapfens  d,  der  Feder  g,  des  Keiles  h  mit  Stellschraube  k 
und  der  Beilagen  i  in  gewissen  Grenzen  beweglich  gemacht  ist,  um  zweierlei 
zu  ermöghchen:  1.  Das  nachgiebige  öffnen  der  Backen  im  Falle,  daß  ein 
zu  harter  Körper  hineingerät.    2.  Das  Engerstellen  des  Spaltes  bei  einge- 


1  School  of  Mines  Quarterly  1892,  S.  226.    Columbia  College,  New  York. 

2  R.  H.  Richards:  Ore  dressing  I,  32.    1908. 


r- 


22 


I.  Vorbrecher. 


tretener  Abnutzung  der  Backen.    Die  Bewegung  der  schwingenden  Backe  l 
geschieht  wie  folgt: 

Die  Kraft  wird  durch  die  mit  dem  Schwungrad  v  zusammengeschraubte 
Riemscheibe  u  eingeleitet  und  treibt  die  Hubstange  s  durch  das  Exzenter  t, 
was  ein  senkrechtes  Schwingen  des  Hebels  r  q  um  den  Zapfen  q  verursacht. 
Dieser  wieder  teilt  die  Bewegung  der  an  ihn  im  Zapfen  p  angeschlossenen 
Schwinge  l  mit,  die  auf  der  anderen  Seite  mittels  des  Gelenkes  n  an  dem 
Bolzen  o  aufgehängt  ist.  Beim  Aufsteigen  von  r  wälzt  sich  die  nach  dem 
Radius  p  x  gekrümmte  Fläche  der  Schwinge  gegen  die  nach  q  w  gekrümmte 
Fläche  ab,  wodurch  alle  zwischen  diesen  beiden  Flächen  liegenden  Stücke 
zermalmt  werden.  Bei  der  Abwärtsbewegung  von  r  dagegen  arbeiten  die 
beiden   Flächen   z   und  y  nach   dem   Dodge-Prinzip ,    brechen  das   Gut  vor 

und  lassen  das  Vor- 
gebrochene zwischen 
die  sich  nunmehr  von- 
einander entfernen- 
den Flächen  x  und 
w  fallen,  wo  die  wei- 
tere Zerkleinerung  — 
wie  beschrieben  — 
erfolgt. 

Bichards  teilt  an 
derselben  Stelle  mit, 
daß  ein  Granitstück 
im  Gewichte  von 
2,563  k  binnen  6  Sek. 
von    einem    solchen 

Walzenbacken- 
brecher von  5  X  10 
Zoll  Maulweite  oben 
und  V4  X  20  Zoll 
Weite  unten  auf  die  folgende  Feinheit  gebracht  wurde:  Auf  3  Maschen 
(per  Zoll  engl.)  0,2%,  durch  3  X  4  M.  2,2%,  durch  4  X  8  M.  32,1%, 
durch  8  X  16  M.  24,5%,  durch  16  X  30  M.  14,8%,  durch  30  X  60  M.  11,0%, 
durch  60  X  120  M.  7,5%,  durch  120  M.  7,7%;  zusammen  100%.  — 

Dieses  Ergebnis  erscheint  qualitativ  sehr  befriedigend,  doch  vermag 
es  nicht  darüber  hinwegzuheKen,  daß  die  Konstruktion  mit  ihren  vielen 
Bolzen  und  Hebeln  als  recht  kompliziert  bezeichnet  werden  muß.  Je  weniger 
bewegte  und  der  Abnutzung  unterworfene  Teile  solche  Maschinen  auf- 
weisen, die  einer  so  überaus  rohen  Behandlung  ausgesetzt  sind  wie  das  bei 
Vorbrechern  für  Gesteine,  Erz  u.  dgl.  meist  der  Fall  ist,  desto  besser  und 
zweckentsprechender  sind  sie.  Die  Einfachheit  ist  hier  alles.  Wenn  nun 
der  Sturtevant- Walzenbrecher  auch  quantitativ  Gutes  leistet,  so  hat  er  das 
in  erster  Linie  dem  Umstand  zu  verdanken,  daß  er  in  der  Kehle  doppelt 
so  breit  ist  wie  im  Maul  und  in  diesem  oder  einem  ähnlichen  Verhältnis 


I.  Vorbrecher.  23 

sollten  alle  Backenquetsehen  gebaut  werden,  die  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt 
haben,  zwei  Arbeiten :  das  Brechen  und  das  Schroten,  die,  wie  schon  früher 
bemerkt,  besser  getrennt  vorgenommen  werden  sollten,  gleichzeitig  zu  be- 
wältigen. — 

Die  dritte  Ausführungsart  der  Backen  quetschen,  welche  durch  eine 
gleichmäßige  Bewegung  im  Spalt  wie  im  Maul  gekennzeichnet  ist,  kommt 
nur  sehr  vereinzelt  vor  und  darf  daher  an  dieser  Stelle  füglich  übergangen 
werden. 

b)  Kegelbrecher. 

Die  Kegel-  oder  Kreiselbrecher  bestehen  in  der  Hauptsache  aus  einem, 
auf  einer  senkrechten  WeUe  befestigten,  an  seiner  Oberfläche  mit  Rippen 
versehenen  oder  auch  glatten  Kegel,  der  bei  seiner  exzentrisch  umlaufenden 
Bewegung  innerhalb  eines  zweiten,  gleichfalls  gerippten  oder  glatten  Hohl- 
kegels das  in  den  Zwischenraum  zwischen  Kegel  und  Hohlkegel  eingeführte 
Gut  erfaßt  und  zerkleinert.  Der  Kegel  wirkt,  wie  aus  der  schematischen 
Skizze  Fig.  15  hervorgeht,  auf  die  kleineren 
Stücke  durch  Druck,  auf  die  größeren  durch 
Druck  und  Biegung,  und  da  diese  Arbeitsweise 
mit  nur  geringer  Schrot-  und  Mehlbildung  ver- 
bunden ist,  so  ist  der  Kegelbrecher  hauptsächlich 
dort  anzuwenden,  wo  ein  in  der  Hauptsache 
stückiges  Erzeugnis  verlangt  wird. 

Die  Leistung  des  Kegelbrechers  ist,  abgesehen 
von  der  Umdrehungszahl  der  Spindel,  die  ein 
gewisses  durch  die  Erfahrung  bestimmtes  Maß 
nicht   über-   oder   unterschreiten   darf,    in   erster  pjg  15 

Reihe  von  den  Abmessungen  der  zerkleinernden 

Organe  abhängig,  zugleich  auch  von  der  verlangten  Stückgröße  des  Er- 
zeugnisses. Wird  letztere  mit  50  mm  angenommen,  so  beträgt  die  Stunden- 
leistung eines  Kegelbrechers  von  400  mm  Füllöffnungsdurchmesser  etwa 
3000  k,  von  800  mm  Durchmesser  etwa  24000  k  und  von  1250  mm  Durch- 
messer etwa  100  000  k  eines  harten  Gresteins.  Der  Kraftbedarf  beläuft  sich 
auf  5  bzw.  20  bzw.  90  PS. 

Wie  bei  den  Backenquetschen  sind  auch  bei  den  Kegelbrechern  drei 
Ausführungsarten  zu  unterscheiden: 

1.  Kegelbrecher,  die  die  größte  Wirkung  im  Spalt  ausüben; 

2.  Kegelbrecher,  die  die  größte  Wirkung  im  Maul  ausüben  und 

3.  Kegelbrecher,  die  die  gleiche  Wirkung  im  Spalt  und  im  Maul  ausüben. 

Die  vorbildliche  Konstruktion  für  die  unter  1.  gekennzeichnete  Aus- 
führungsart ist  der  Go/e«- Brecher,  Fig.  16  und  17.  In  letzteren  bedeutet  a 
die  Spindel  mit  dem  Brechkegel  b,  während  c  den  gleich  b  aus  Hartguß 
oder  Manganstahl  hergestellten  Hohlkegel  oder  Mahlrumpf  bezeichnet. 

Die  Spindel  ist  unten  in  eine  zu  dem  Zahnrad  d  exzentrische  Büchse 
eingesetzt   und   kann   zwecks   Ausgleichs  der  Spurabnutzung   mittels   einer 


24 


I.  Vorbrecher. 


Stellschraube  g  gehoben  werden.  Der  Antrieb  erfolgt  mittels  des  Kegel- 
räderpaares d  und  h,  der  Vorgelegewelle  i  und  der  auf  der  verlängerten 
Nabe  des  Sehwungrades  l  aufsitzenden  Riemscheibe  k.  Die  beiden  letzteren 
sind  auf  der  Welle  i  nicht  festgekeilt,  sondern  nehmen  sie  mit  HiKe  einer 
Bajonettkupplung  mit,  deren  als  Sicherheitsglieder  dienende  Bolzen  im  Falle 
eintretender  Überlastung  abgeschert  werden.  Das  Gehäuse  ist  dreiteilig;  der 
oberste  Teil  n^  enthält  das  Halslager  c  für  die  Spindel,  der  mittlere  Teil  Wg 


Fig.  17. 


dient  zur  Aufnahme  des  Hohlkegels  (Mahlrumpfes)  und  der  untere  Teil  n^ 
bildet  den  Auslauf  und  gleichzeitig  die  Verbindung  mit  der  Grundplatte. 
Die  den  Brechkegel  tragende  Spindel  ist,  wie  schon  erwähnt,  oben  in  einem 
Halslager,  unten  in  einer  zu  dem  Antriebsrad  d  exzentrisch  gebohrten  Büchse 
geführt  und  vermag  sowohl  eine  einfach  drehende  Bewegung  um  ihre  eigene 
Achse  als  auch  eine  kreispendelförmige  Bewegung  auszuführen.  Das  Drehen 
um  die  eigene  Achse  geht  nur  beim  Leerlauf  der  Maschine  vor  sich,  sobald 
der  Brecher  aber  beschickt  wird,  hört  diese  Drehung  auf,  und  es  tritt  die 
kreispendelförmige  Bewegung  ein,  die  zur  Folge  hat,  daß  der  Kegel  sich  dem 
Mahlrumpf  abwechselnd  nähert  und  sich  von  ihm  entfernt,  wodurch  die 


I.  Vorbrecher.  25 

zerkleinernde  Wirkung  hervorgerufen  wird.  Die  Spindel  wirkt  dann  als  ein- 
armiger Hebel,  dessen  Stützpunkt  sich  im  Halslager  befindet,  während  die 
Kraft  an  seinem  unteren  Ende  angreift.  Im  unten  liegenden  Spalt  ist  die 
Einwirkung  auf  das  Gut  also  eine  größere  als  in  der  EinfüUöffnung,  die 
dem  Stützpunkt  des  Hebels  ja  um  die  ganze  Höhe  des  Mahlrumpfes  näher 
liegt  als  die  Ausfallöffnung.  Selbstverständlich  darf  die  Führung  im  Hals- 
lager keine  starre  sein,  sondern  die  Spindel  muß  im  Halslager  etwas  Spiel- 
raum haben  (siehe  Fig.  16)  oder  das  Halslager  muß  als  Kugellager  aus- 
gebildet sein.  — 

Wie  aus  den  obigen  Darlegungen  hervorgeht,  ist  die  Arbeitsweise  des 
Kegelbrechers  —  weil  kontinuierlich  —  jener  der  Backenquetsche  —  weil 
intermittierend  —  zweifellos  überlegen.  Diese  Überlegenheit  zeigt  sich  aber 
mehr  in  einem  ruhigeren,  stoßfreieren  Lauf  des  ersteren  als  in  der  quan- 
titativen Mehrleistung,  die  —  gleiche  Abmessungen  vorausgesetzt  —  schon 
deswegen  nicht  sehr  groß  sein  kann,  weil  die  Backenquetsche  zwar  nur 
annähernd  die  halbe  Zeit,  aber  mit  der  ganzen  Arbeitsfläche,  der  Kegel- 
brecher dagegen  zwar  die  ganze  Zeit,  aber  mit  nur  annähernd  der  halben 
Arbeitsfläche  zerkleinernd  Avirkt.  Immerhin  ist  dort,  wo  es  sich  um  ganz 
große  Leistungen  handelt,  der  Kegelbrecher  wegen  seiner  ruhigeren  Gangart 
besser  am  Platze  als  die  Backenquetsche.  Für  letztere  dürfte  eine  Stunden- 
leistung von  60  t  die  oberste  Grenze  sein,  während  Stundenleistungen  von 
100  t  und  darüber  bei  Kegelbrechern  nicht  selten  sind.  Nachteilig  ist  bei 
letzteren  nur  ihre  größere  Empfindhchkeit  gegen  feuchtes,  schmierendes 
Aufschüttgut.  — 

Mit  einigen  recht  praktischen  Neuerungen  erscheint  der  Kreiselbrecher 
der  G.  Lmther-A.-G.  in  Braunschweig  ausgestattet,  wie  aus  dem  Längen- 
schnitt  Fig.  18  hervorgeht.  Der  Brechkegel  a  hat  hier,  ebenso  wie  der  Mahl- 
rumpf h,  eine  geschweifte  Querschnittsform,  die  ein  vollständiges  unstatt- 
haftes Durchrutschen  ganzer  Stücke  verhindert,  wie  solches  bei  Kegel- 
brechern mit  geradhniger  Querschnittsform  von  Kegel  und  Rumpf  häufiger 
vorkommt.  Außerdem  ist  der  Brechkegel  zweiteilig  gemacht,  so  daß  er 
bei  Bedarf  leicht  ausgewechselt  und  durch  einen  neuen  Mahlkörper  ersetzt 
werden  kann.  Vorteilhaft  ist  femer  die  Einrichtung,  daß  der  umwendbare 
Mahlrumpf  eine  vollständige  Ausnützimg  gestattet.  —  Die  übrige  Ein- 
richtung des  Brechers  ist  die  normale  (c  =  oberes  HalskugeUager,  d  =  Spindel 
mit  Mutter  und  Gegenmutter  e  zur  Regelung  der  Höhenlage  bzw.  der  Spalt- 
weite, /  =  untere  Führungsbüchse  mit  zwangsweisem  ölumlauf ,  g  =  An- 
triebsriemscheibe  und  h  =  Bajonettkupplung).  — 

Der  Kreiselbrecher  der  Maschinenbauanstalt  Humboldt,  Kalk  bei  Köln, 
weist  vollkommen  zylindrischen  Brecheinsatz,  der  in  der  Mitte  wagerecht 
durchgeteilt  ist  und  ebenso  geteilten  Brechkegel  auf,  was  die  Auswechslung 
der  abgenutzten  Teile  natürhch  sehr  erleichtert.  Eine  weitere  Eigentünüich- 
keit  dieser  Bauart  ist  es,  daß  die  Exzentrizität  der  Spindel  leicht  verändert 
werden  kann,  so  daß  man  es  in  der  Hand  hat,  die  Größe  des  Ausschlages  dei 
jeweilig  gewünschten  Korngröße  oder  der  Stückgröße  des  Gutes  anzupassen.  — 


26 


I.  Vorbrecher. 


Als  Vertreter  der  zweiten  Ausführungsart,  also  nach  dem  Grundsatz: 
größte  Wirkung  in  der  Einlauföffnung  (Maul)  —  arbeitend,  sei  hier  der 
Kegelbrecher  der  C.  L.  Hathaway  Rock  Grusher  Company^  angeführt  (siehe 
Fig.  19).  Die  Grundplatte  d^  dient  zum  Tragen  des  Gehäuses  und  der  An- 
triebvorrichtung und  ist  mit  der  aus  den  beiden  Schrauben  h^  h^  und  dem 
Bügel  g  bestehenden  Vorkehrung  zum  Heben  der  Spindel  b  versehen,  die 
mit  der  Spur  e  und  dem  Spurblock  /  auf  dem  erwähnten  Bügel  g  aufruht. 
Auf  die  Grundplatte  d^  setzt  sich  das  Gehäuse  dtg  ^uf,  das  den  Mahlrumpf  c 
umschließt.  Seine  Fortsetzung  nach  oben  bildet  der  Gehäuseteil  d^  und 
der  Teil  d^ ,  der  die  zweimal  gelagerte  Vorgelegewelle  l  mit  den  Riemen- 


Flg.  18. 


Scheiben  /»j  und  mg  nebst  der  bereits  bekannten  Bajonettkupplung  trägt. 
^4  dient  ferner  zur  Aufnahme  des  Halslagers  für  die  Spindel  b;  dieses  Hals- 
lager sitzt  exzentrisch  zu  dem  Kegelrad  i,  das,  im  Eingriff  mit  dem  Kegel- 
rad k,  den  Antrieb  der  Spindel  vermittelt. 

Das  untere  Führungslager  der  Spindel,  das  mit  einer  Kappe  zum  Schutz 
gegen  das  Eindringen  von  Staub  und  Grieß  versehen  ist,  bildet  hier  den 
Stützpunkt  für  den  einarmigen  Hebel,  d.  h.  für  die  Spindel  b,  die  infolge 
der  exzentrischen  Lage  ihrer  oberen  Führungsbüchse  zu  dem  Antriebs- 
rade i  genau  dieselbe  Bewegung  vollführt  wie  die  vorbeschriebenen  Brecher 
der  ersten  Ausführungsart.    Die  Wirkungsweise  dieser  Konstruktion  gleicht 


*   The  C.  L.  Hathaway  Rock  Criisher  Company,  Denver,  Colorado:  Katalog  Nr.  1. 


I.  Vorbrecher. 


27 


der  des  Dodge-Brechers  und  wie  dieser  wird  auch  der  Hathaway-Kegelbrecher 
eine  unruhigere  Gangart  zeigen  als  wie  jene  Brecher,  bei  welchen  die  größte 
Bewegung  in  den  Spalt  verlegt  ist.    Vorteilhaft  erscheint  bei  ihm  dagegen 


'«^'-''W'-'-^^Tt«^VW-'^^'^ 


die  leichte  Zugänglichkeit  des  oberen  Spindellagers,  nachteilig  aber  die 
große  Bauhöhe  und  der  hochliegende  Antrieb,  —  Bemerkenswert  ist  hier 
noch,  daß  der  auswechselbare  Brechkegel  nicht  immittelbar  auf  der  Spindel, 
sondern  auf  einem  gußeisernen  Brechkopf  sitzt;   beide  werden   von  einer 


28 


I.  Vorbrecher. 


gußeisernen  Hülse  und  zwei  Schraubenmuttern  in  ihrer  Lage  festgehalten. 
Die  Hülse  dient  gleichzeitig  als  Schutz  für  die  Spindel,  die,  nach  Entfernung 
des  Brechkopfes  und  des  Spurlagers  mit  Zubehör,  nach  unten  herausgezogen 
werden  kann.  — 

Die  Kegelbrecher  der  dritten  Ausführungsart,  also  jener  mit  gleicher 
Wirkung  im  Maul  und  im  Spalt,  haben  vor  den  beiden  anderen  Ausführungs- 
arten den  Vorteil  der  einfacheren  Bewegungsart  und  einer  sehr  geringen 
Bauhöhe  voraus.  Ein  solcher  Brecher  ist  in  Fig.  20  dargestellt^.  In  der 
Abbildung  bedeutet  a  das  Gehäuse  und  h  die  drei  kräftigen  Arme,  von 
deren  Treffpunkt  aus  die  feststehende,  senkrechte  Achse  c  nach  unten  geht, 
wo  sie  entsprechend  befestigt  ist.    So  dient  diese  Achse  auch  als  feste  Ver- 


Fig.  20. 

bindung  der  oberen  und  unteren  Teile  des  Brechers.  Um  die  Achse  c  be- 
wegt sich  die  Hülse  d,  deren  innerer  Umfang  einen  anderen  Mittelpunkt 
hat  als  der  äußere,  so  daß  der  letztere  bei  der  Umdrehung  eine  exzentrische 
Bewegung  ausführt.  Zwischen  der  Achse  c  und  der  Hülse  d  sind  senkrechte 
Reibungsrollen  vorgesehen.  Die  Hülse  d  ist  fest  mit  einem  Zahnrade  ver- 
bunden und  wird  durch  dieses  und  das  Gegenrad  k  von  einer  Riemscheibe 
aus  in  Umdrehung  versetzt.  Dabei  überträgt  sie  ihre  exzentrische  Be- 
wegung auf  den  Körper  e,  welcher  die  Form  eines  hohlen  abgestumpften 
Kegels  mit  gezahnter  Oberfläche  hat,  auf  kräftigen  Winkeleisen  lose  auf- 
ruht und  durch  den  Ring  /  und  die  diesen  mit  den  Speichen  h  fest  ver- 
bindenden Schrauben  g  an  einer  Aufwärtsbewegung  gehindert  wird.    Auch 

1   Engineering  News  51,  No.  16,  432. 


I.  Vorbrecher.  29 

zwischen  dem  Brechkegel  e  und  der  Exzenterhülse  d  sind  senkrechte  Reibungs- 
rollen »  angebracht.  Die  Hohlräume  zwischen  der  Achse  c ,  der  Hülse  d  und 
dem  Brechkegel  e  werden  selbsttätig  durch  die  Druckpumpe  l  und  die  Rohr- 
leitung m  mit  Schmieröl  versehen.  Dieses  gelangt  endhch  in  die  Kammer  o, 
in  welcher  sich  das  Rad  k  bewegt,  und  aus  dieser  nach  der  Pumpe  l  zurück. 
Durch  Anziehen  der  Schrauben  g  und  Nachstellung  der  Winkeleisen,  über 
welche  der  Brechkegel  e  hinweggleitet,  kann  die  Weite  des  ringförmigen 
Spaltes  zwischen  dem  ersteren  und  dem  Mahlrumpf  r  nach  Bedarf  verändert 
werden.  —  Die  Zerkleinerung  des  Gutes  erfolgt  durch  die  exzentrische  Be- 
wegung des  Brechkegels  gegen  den  aus  Hartstahlplatten  bestehenden  Mahl- 
rumpf. 

Dieser  Brecher,  dessen  Konstruktion  von  E.  B.  Symons  stammt,  wird 
von  der  Contractor  Swpply  and  Equipment  Co.  in  Chicago  und  neuerdings 
—  in  manchen  Einzelheiten  wesenthch  verbessert  —  auch  von  der  Fr.  Krupp- 
Grusonwerk-A.-G.  in  Magdeburg  gebaut. 


n.  Schroter. 

Die  Schroter  haben  die  Bestimmung,  aus  dem  von  den  Vorbrechem  bis 
auf  max.  60  mm  vorzerkleinerten  oder  in  dieser  und  auch  in  kleinerer  Stück- 
größe vorkommenden  Gute  ein  Erzeugnis  herzustellen,  das  man  —  je  nach 
seiner  Beschaffenheit  —  als  Grob-  oder  Feinschrot  bezeichnet.  Besteht  das 
Erzeugnis  aus  einem  Gemisch  von  gröberen  Brocken  mit  Grieß  und  nur  wenig 
Mehl,  so  hat  man  es  mit  Grobschrot  zu  tun,  ist  es  aber  überwiegend  aus  Grieß 
mit  etwas  Mehl  zusammengesetzt  und  fehlen  die  gröberen  Brocken  darin  ganz, 
so  ist  das  Produkt  als  Feinschrot  zu  bezeichnen.  Es  muß  jedoch  dazu  be- 
merkt werden,  daß  manche  Grobschroter  (wie  z.  B.  die  Walzwerke  und 
Kollergänge)  auch  zum  Feinschroten,  ja  unter  Umständen  sogar  zum  Mahlen 
Verwendung  finden,  und  daß  die  weiter  unten  als  Feinschroter  bezeichneten 
Maschinen  vielfach  Erzeugnisse  hefern,  die  man  unbedenkhch  als  Mehl  an- 
sprechen darf.  Die  Grenzen  sind  —  wie  bereits  im  einleitenden  Abschnitt 
hervorgehoben  wurde  —  gerade  bei  dieser  Kategorie  von  Maschinen  sehr 
schwer  zu  ziehen.  Läßt  man  sich  jedoch  von  dem  Grundsatz  leiten,  daß  die 
in  der  Praxis  vorherrschende  Verwendungsart  für  die  Klassifikation  einer 
Maschine  bestimmend  sein  muß,  so  ergibt  sich  die  folgende  Einteilung: 

a)  Walzwerke 

b)  Brechschnecken  (Schraubenmühlen 

c)  Kollergänge 

d)  Glockenmühlen 

e)  Schlag-  und  Schleudermühlen  =  Feinschroter. 

a)  Walzwerke. 

Brech  walz  werke  bestehen  aus  zwei  eisernen  oder  stählernen  Zylindern^ 
A^,  A^  —  Fig.  21  —  die,  in  der  angegebenen  Pfeilrichtung  gegeneinander 
laufend,  den  zu  zerkleinernden  Körper  B  erfassen  —  einziehen  —  und  ihn 
—  da  er  größer  ist  als  der  Spalt  zwischen  den  beiden  Walzen,  seine  Festig- 
keit aber  kleiner  als  der  von  den  Walzen  auf  ihn  ausgeübte  Druck  —  zer- 
trümmern. Die  bei  diesem  Vorgang  ausgeübte  reine  Druckwirkung  ist  ab- 
hängig von  der  Größe  des  Körpers  B  und  von  seiner  Festigkeit.  Denkt  man 
sich  die  Achsen  der  beiden  Walzen  starr  gelagert,  so  ist  klar,  daß,  wenn  die 
Druckwirkung  —  falls  B  zu  groß  oder  seine  Festigkeit  zu  bedeutend  oder 
falls  beide  Umstände  zusammentreffen  —  zu  übermächtig  wird,  ein  Achsen- 


=  Grobschroter. 


^  In  sehr  vereinzelten  Fällen  auch  aus  zwei  abgestumpften  Kegeln. 


II.  Schroter. 


31 


bruch  mit  Sicherheit  eintreten  muß.  Um  dieses  zu  vermeiden,  wird  bei  jedem 
Walzwerk  zur  Zerkleinerung  harter  Körper  nur  die  eine  Achse  unverrückbar, 
dagegen  die  andere  stets  so  gelagert,  daß  sie,  wenn  nötig,  nachgeben  und  den 
Spalt  um  so  viel  erweitem  kann,  wie  zum  freien  Durchfallen  des  gefährlichen 
Stückes  erforderlich  ist.  Das  wird  dadurch  erreicht,  daß  man  die  Lager  der 
einen  Achse  als  Gleitlager  ausbildet,  die  zur  Erzielung  der  notwendigen  Pres- 
sung unter  Feder-  oder  Gewichtsbelastung  stehen.  Man  zieht  indessen  für 
diesen  Zweck  der  Belastung  durch  Gewichte  aus  naheliegenden  Gründen  die 
Belastung  durch  Stahl  (Spiral-  oder  Evolut-,  seltener  Platten-)  federn  vor, 
die  so  zu  bemessen  ist,  daß  die  erreichbar  höchste  Federspannung  den  zur 
Zerkleinerung  erforderlichen  Druck  noch  um  ein  gewisses  Maß  übersteigt. 

Es  ist  weiter  oben  gesagt,  daß  die  Walzen  das  Gut  einziehen  müssen, 
um  es  zerkleinern  zu  kön- 
nen. Dieses  ist  offenbar 
die  Grundbedingung  für 
die  Arbeit  der  Walzen  über- 
haupt, und  es  soll  daher 
untersucht  werden,  welche 
Faktoren  hier  von  Einfluß 
sind  und  welche  Bedeutung 
ihnen  zukommt. 

Aus  Fig.  21  ist  zu  er- 
sehen, daß  es  zwei  Kräfte 
sind,  die  auf  den  Körper  B 
einwirken,  eine  radiale  r 
und  eine  Tangentialkraft  t , 
die,  von  ersterer  und  dem 
Reibungskoeffizienten  /x 
(Stein  auf  Eisen  0,3  bis  0,7) 
abhängig ,  gleich  ist  r  •  /a. 
Zerlegt  man  diese  beiden 

KLräfte  in  je  zwei  zueinander  senkrecht  stehende  Komponenten  und  bezeichnet 
man  den  Einzugwinkel  mit  2  a ,  so  ergeben  sich  folgende  Beziehungen : 

n  =  r  ■  cosÄ  ,         m  =  r  •  sina 

e  =  f  •  cosix  =  ju  •  r  '  cosa  ,        f  =  t-sina. 

Die  beiden  Horizontalkomponenten  wirken  auf  den  Körper  B  drückend 
während  von  den  beiden  Vertikalkomponenten  die  eine  —  e  —  ihn  einzu- 
ziehen, die  andere  —  m  —  ihn  dagegen  herauszuschieben  trachtet.  Die  Be- 
dingung für  das  Einziehen  ist  also: 

e  >  m  , 

/bi-r  •  cosa  >  r  '  sina  , 

sina 


^^ 


Fig.  21. 


i"> 


cosa 


oder    tgoc  <  ju 


32 


II.  Schroter. 


Die  Größe  des  Einzugwinkels  ist  daher  abhängig  vom  Reibungskoeffi- 
zienten. Körper  mit  glatter  Oberfläche,  wie  Kohle,  Graphit,  Talk,  erfordern 
einen  kleineren  Einzug winkel  als  wie  zähe,  harte,  bei  der  Zerkleinerung  wenig 
Grieß  gebende  Stoffe,  letztere  wieder  einen  kleineren  Einzugwinkel  als  wie 
spröde  Körper,  die  beim  Zerdrücken  in  größere  Stücke,  untermischt  mit 
Sand  und  Grieß,  zerfallen. 

Sodann  hängt  der  Einzugwinkel  —  wie  aus  Fig.  21  leicht  erkennbar  — 
aber  auch  noch  ab  vom  Durchmesser  der  Walzen,  von  der  Stückgröße  und 
der  Spaltweite;  er  wird  kleiner,  wenn  Durchmesser  und  Spaltweite  größer 
und  die  Stückgröße  kleiner  wird. 

Richards  hat  durch  die  Untersuchung  einer  großen  Anzahl  ausgeführter 
Walzwerke  als  guten  Mittelwert  2  a  =  32°  gefunden  und  unter  dessen  Zu- 
grundelegung die  folgende  Tabelle  aufgestellt^: 


Walzen 

Spaltweite 

0 

20 

16    13    10    6     3 

0 

Stückgröße  des  Aufschüttgutes 

915 

57 

53 

49 

47 

44 

39 

37 

760 

50 

47 

45 

40 

38 

35 

32 

660 

48 

44 

40 

37 

34 

30 

26 

610 

44 

40 

38 

34 

32 

28 

24 

510 

40 

37 

34 

31 

27 

24 

21 

410 

36 

33 

30 

26 

22 

19 

16 

230 

28 

25 

22 

19 

16 

13 

9 

Der  Müller  ersieht  aus  dieser  Tabelle  leicht,  welchen  Grad  der  Zerkleine- 
rung er  mit  seinen  Walzen  —  unter  Einhaltung  des  praktisch  erprobten  Ein- 
zugwinkels —  erreichen  kann.  Er  erkennt  z.  B.,  daß  seine  Walzen  von  610  mm 
Durchmesser  bei  einer  Spalt  weite  von  6  mm  ein  Auf  Schüttgut  erfordern, 
dessen  Stücke  in  keiner  Richtung  größer  sein  sollen  als  32  mm  und  muß 
danach  die  Art  seiner  Vorbrecherei  einrichten. 

Für  den  Walzendurchmesser  ist  in  erster  Linie  die  Stückgröße  des  Auf- 
schüttgutes  maßgebend,    Rittinger^  stellt  hierfür  die  Beziehung  auf: 

D>  18d(l— w) 

(in  Wiener  Zoll,   1  Zoll  =  26,34  mm),  worin  d  die  Stückgröße  und  u  =  ^ 

den  Verkleinerungskoeffizienten,  d.  i.  das  Verhältnis  der  Stückgrößen  nach 
und  vor  der  Zerkleinerung  bedeutet. 
Ist  z.  B.  ti  =  1 ,  5  =  Y4 ,  so  muß 

D  >  18  •  1  •  (1  —  |)  oder 

D  >  13,50  ZoU  oder  D  >  355  mm 


1    R.  H.  Richards:  Ore  dressing  1,  92.    1908. 
*    P.  R.  V.  Rittinger:  Aufbereitungskunde,  S.  28. 


IL  Schroter.  33 

sein.  —  Mit  der  vorhergehenden  Tabelle  verglichen,  ergibt  diese  Formel  aber 
etwas  zu  kleine  Werte  für  den  Walzendurchmesser. 

Die  Walzendurchmesser  wechseln  m  den  Grenzen  von  230  bis  etwa 
1000  mm.  Darüber  hinaus  geht  man  selten  und  die  2  m- Walzen,  die  Edison 
in  seiner  Portlandzementfabrik  in  Newvillage^  zum  Vorbrechen  der  Kalkstein- 
blöcke von  6  bis  7  t  Grewicht  verwendet,  dürften  ziemlich  vereinzelt  dastehen. 
Im  allgemeinen  arbeiten  größere  Walzen  vorteilhafter  als  kleinere,  weil  sie 
die  Aiifgabe  größerer  Stücke  gestatten,  weil  in  einem  Durchgang  eine  weiter- 
gehende Zerkleinerung  erzielt  werden  kann  und  weil  die  letztere  mehr  grad- 
weise und  nicht  so  plötzhch  und  unvermittelt  erfolgt  als  wie  bei  den  kleinen 
Walzendurchmessern. 

Auch  die  Frage  der  Walzenbreite  ist  mehrfach  vom  theoretischen  Stand- 
punkte aus  untersucht  worden.  So  soU  nach  Wertheim^  die  Breite  (oder 
Länge)  betragen: 

i  =  — +  0,25  (in  Metern). 
o 

Praktische  Ausführungen  bleiben  jedoch  vielfach  hinter  diesem  Wert  zurück. 
Die  Umfangsgeschwindigkeit  kann  theoretisch  bei  richtigem  Einzugs- 
winkel behebig  groß  sein.  Tatsächlich  sind  ihr  aber  ziemhch  enge  Grenzen 
gesetzt,  da  bei  zu  hoher  Geschwindigkeit  das  Gut  nicht  mehr  eingezogen  wird 
und  das  Walzwerk  sich  infolgedessen  verstopft.  Man  geht  in  dieser  Beziehung 
meist  nicht  über  2  bis  2,5  m  hinaus,  obzwar  die  oberste  noch  zulässige  Gre- 
schwindigkeit  4,5  bis  5  m  betragen  dürfte.  Ganz  allgemein  kann  indessen  als 
Regel  gelten,  daß  die  Umfangsgeschwindigkeit  im  umgekehrten  Verhältnis 
zur  Stückgröße  des  Aufschüttgutes  zu  stehen  hat,  daß  also  jeder  Stückgröße 
eine  bestimmte  Umfangsgeschwindigkeit  entspricht,  die  die  beste  Leistung 
bei  dem  geringsten  Kraftverbrauch  ergibt.  Von  diesem  Grundsatz  ausgehend 
und  ihn  noch  durch  eine  große  Reihe  von  Versuchen  sichernd,  hat  P.  Ärgall  ^ 
die  folgenden  Formeln  aufgestellt: 

,16  16 

P      ,on        ^         H      V      =*»2    '°«S 

worin  P  die  Umfangsgeschwindigkeit  der  Walzen  in  Fuß  (engl.)/Minute, 
D  den  Walzendurchmesser  in  Zoll  und  S  —  in  Zoll  —  die  maximale  Stück- 
größe des  Aufschüttgutes  bedeutet. 

Das  Diagramm,  Fig.  22,  zeigt  in  übersichthcher  Weise  die  Ergebnisse 
der  ^rgraZ^  sehen  Berechnungen  für  8  verschiedene  Walzendurchmesser  —  von 
18  bis  24  Zoll  —  rnid  für  20  verschiedene  Stückgrößen.  Zur  Erklärung  muß 
noch  hinzugefügt  werden,  daß  Argali  seinen  Versuchen  allgemein  den  Ver- 
kleinerungsquotienten 4  :  1  zugrunde  gelegt  hat  und  daß  die  Begrenzungs- 


1  Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.  1905,  S.  382. 

2  Zeitschr.  d.  Österr.  Ing. -Vereins  1862,  S.  17. 

3  Transactions  of  the  Institution  of  Mining  and  Metallurgy  10,  234.    1901. 

Tfaske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  3 


34 


II.  Schroter. 


linie  —  rechts  —  die  Kurve  des  zweckmäßigsten  Einzugwinkels  —  31°  — 
bedeutet. 

Der  Antrieb  der  Walzwerke  kann  in  sehr  verschiedener  Weise  erfolgen. 
Man  zählt  davon  etwa  11  Ausführungsformen,  die  alle  zu  beschreiben  hier 
nicht  der  Ort  ist.  Allgemein  sei  nur  bemerkt,  daß  man  schnellaufende,  fein- 
schrotende Walzen  unmittelbar  mit  Riemen,  langsam  laufende,  grobschrotende 
Walzen  mit  Riemen  und  Zahnrädern  antreibt.  Vielfach  erhalten  die  Walzen 
eines  Paares  Differentialgeschwindigkeit,  um  außer  der  reinen  Druck-  noch 

etwas  abscherende 
(Mahl-)  Wirkung 
hervorzubringen . 
Auch  trifft  man 
Walzwerke ,  wo 
nur  eine  der  beiden 
Walzen  angetrie- 
ben wird,  die  die 
andere  von  dem 
Augenblick  an  mit- 
nimmt —  schleppt 
— ,  wo  dem  Walz- 
werk Material  zu- 
geführt wird.  Diese 
Schleppwalz- 
werke eignen  sich 
aber  nur  für  fein- 
körniges Gut,  während  grobstückiges  Gut  unter  allen  Umständen  zwang- 
läufigen Antrieb  beider  Walzen  verlangt. 

Die  theoretische  Stundenleistung  eines  Walzwerkes  berechnet  sich  zu 

Ccbm  =  3600  •  V  •  w  •  s, 

worin  v  die  Umfangsgeschwindigkeit  per  Sekunde,  w  die  Walzenbreite  und 
s  die  Spaltweite  —  alles  in  Metern  —  bedeuten.  Die  wirkliche  Leistung  ist 
aber  viel  geringer  und  bei  grobschrotenden  Walzen  nur  mit  etwa  V4  t)is  Vsj 
bei  feinschrotenden  mit  etwa  V2  bis  %  der  theoretischen  zu  bewerten,  da  das 
Auf  Schüttgut  dem  Walzwerk  niemals  in  einem  vollkommen  gleichmäßigen 
Strome  zugeführt  wird  und  der  Müller  die  Aufgabevorrichtung  stets  etwas 
unterhalb  der  Grenze  ihrer  Beschickungsfähigkeit  hält,  um  der  Überfüllung 
und  Verstopfung  des  Walzwerkes  mit  Sicherheit  vorzubeugen. 

Der  Kraftverbrauch  eines  Walzwerkes  ist  von  der  Härte  und  Zähigkeit 
des  Auf  Schüttgutes,  ferner  von  der  Leistung  und  dem  Verkleinerungsgrad  ab- 
hängig.   Allgemeine  Angaben  lassen  sich  über  diesen  Punkt  nicht  machen; 
die  Praxis  rechnet  hier  durchweg  mit  Erfahrungssätzen,  wie  z.  B. : 
Mit  1  PS  werden  900  k-St.  Kalkstein  grob  geschrotet, 
,,     1    ,,          ,,        600     ,,      Zementklinker  grob  geschrotet, 
,,     1    ,,          ,,      1000     ,,      Sylvinit  fein  geschrotet  usw. 


a»    <?2     «j    q.t     et    o.t     Ö7     Qa     Q9     to  _  „ 

StücAfrö/se  in  Zo0 

Fig.  22. 


ft      /j      t4     (s      te     ?7      tt     t»     ifl 


n.  Schroter. 


35 


Einige  weitere  Angaben  über  den  Kraftverbrauch  von  Walzwerken  findet 
man  in  der  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  der  v.  BeyUschen  Versuche 

(siehe  Tabelle  S.  6  u.  7).  — 

Nach  dieser  allgemeinen 
Betrachtung  über  das  Wesen 
und  die  Wirkungsweise  der 
Walzwerke  soll  nunmehr  zur 
Beschreibung  einiger  typischer 
Konstruktionen  übergegangen 
S      werden. 

Das  durch  die  Fig.  23  bis  25 
dargestellte  Walzwerk,  Bauart 
des  Eisenwerkes  (vorm.  Nagel 
<fc  Kaemp)  Hamburg,  besteht 
aus  der  Festwalze  a  und  der 
Loswalze  h,  von  denen  die 
erstere,  mittels  Riemscheibe  p 


3* 


36  II-  Schroter. 

und  den  beiden  Zahnrädern  q  und  r  angetrieben,  die  letztere  mitnimmt, 
wenn  der  Apparat  beschickt  wird.  Bei  Leerlauf  steht  die  Walze  h  still.  Die 
Maschine  ist  also  ein  Schleppwalzwerk. 

Die  Achse  der  Loswalze  ist  in  zwei  Gleitlagern  c  gelagert  und  steht  unter 
dem  Druck  der  beiden  Spiralfedern  d  mit  regelbarer  Spannung  {2^/^  bis  6  t). 
Um  im  Falle  der  Gefahr  die  Loswalze  rasch  zurückziehen  zu  können,  sind  die 
Federspindeln  an  eine  kleine  Welle  angelenkt,  auf  der  die  beiden  unrunden 
Scheiben  o^  o^  und  die  beiden  Handhebel  n-^  n^  sitzen.  Durch  das  Umschlagen 
der  letzteren  stemmen  sich  die  Scheiben  o^  o^  gegen  den  Rahmen  g ,  wodurch 
das  Herausziehen  der  Federspindeln  und  damit  auch  der  Loswalze  nach 
außen  hin  bewirkt  wird.  Zwischen  die  Gleitlager  und  deren  Rahmen  sind 
die  Holzklötze  h  eingelegt,  die  als  elastische  Puffer  dienen  und  die  Stoß- 
erscheinungen mildern.  Die  Spaltweite  wird  durch  leicht  auswechselbare 
Beilagen  geregelt. 

Die  Beschickungsvorrichtung  besteht  aus  dem  Schuh  t,  der  auf  Holz- 
federn Wj  m^  ruht  und  durch  die  von  der  Vorgelegewelle  aus  getriebene 
Welle  i  mit  Riemscheibe  k  und  einem  Dreischlag  in  rüttelnde  Bewegung 
gesetzt  wird.  Der  Schuh  mündet  in  einen  Einlaufstutzen  auf  dem  Blech- 
gehäuse e ,  das  sich  nach  unten  zu  zu  dem  Auslauftrichter  /  zusammenzieht. 

i)as  Ganze  wird  von  einem  starken  gußeisernen  Bett  (Rahmen)  g  ge- 
tragen, der  sehr  gefällige  äußere  Formen  aufweist. 

Die  Walzen  selbst  sind  aus  einem  Stück  in  der  Kokille  gegossen  und  auf 
die  Achsen  hydraulisch  aufgepreßt.  Sie  sind,  je  nach  der  Verwendungsart, 
am  Umfange  entweder  beide  glatt  oder  beide  mit  Längsriffeln  zum  besseren 
Einziehen  des  Gutes  versehen,  oder  endlich  ist  die  eine  Walze  glatt  und 
die  andere  geriffelt. 

Das  Material,  aus  dem  die  Walzen  hergestellt  sind,  muß  natürlich  eine 
hohe  Festigkeit  und  noch  größere  Härte  besitzen,  um  der  Abnutzung  mög- 
lichst lange  widerstehen  zu  können.  Ist  diese  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
vorgeschritten,  so  wandern  die  Walzen  ins  alte  Eisen.  Um  nun  in  diesem 
Falle  nicht  den  ganzen  Walzenkörper  fortgeben  zu  müssen,  ist  es  notwendig, 
die  Walzen  nicht  aus  einem  Stück  anzufertigen,  sondern  sie  mit  leicht  aus- 
wechselbaren Bandagen  zu  versehen,  die  bei  Bedarf  durch  neue  ersetzt  wer- 
den können,  ohne  daß  man  es  nötig  hätte,  den  Walzenkörper  von  den  Achsen 
abzuziehen  —  was  ohnehin  eine  äußerst  schwierige  Aufgabe  ist. 

Eine  solche  verbesserte  Bauart  ist  durch  Fig.  26  veranschaulicht.  Die 
aus  gewöhnlichem  Grauguß  bestehenden  Walzenkörper  b  sind  wie  üblich  auf 
die  Achsen  c  hydraulisch  aufgepreßt  und  außen  schwach  konisch  abgedreht. 
Auf  diese  konischen  Flächen  werden  die  Bandagen  a  aufgezogen  und  durch 
je  4  starke  Hakenschrauben  gesichert. 

Als  Material  zu  den  Bandagen  verwendet  man  Hartguß  oder  Hartstahl 
(Mangan-  oder  Chrom-  oder  Nickelstahl),  der  dem  ersteren,  obzwar  teurer  in 
der  Anschaffung,  doch  deswegen  vorzuziehen  ist,  weil  er  auch  im  abgenutzten 
Zustande  noch  einen  gewissen  Materialwert  besitzt  und  von  den  Werken  zu 
einem  angemessenen  Preise  zurückgekauft  wird. 


II.  Schroter. 


37 


Eine  sehr  praktische  Lösung  der  Bandagenbefestigungsfrage  zeigt  das  in 
Fig.  27  und  28  dargestellte  Hum  phrey-Walzw  erk  der  Colorado  IronWorks^. 
Die  Walzen  bestehen  hier  aus  dem  gußeisernen  Walzenkörper  h,  der  auf  der 
Achse  fest  aufgekeilt  ist,  der  Hartguß-  oder  Stahlbandage  s  und  den  beiden 
Ringen  r,  deren  Auflageflächen  auf  der  Bandage  und  dem  Walzenkörper 
schwach  konisch  abgedreht  sind.  Durch  strammes  Anziehen  der  Bolzen  b 
wird  eine  sichere  Verbindung  der  vier  Teile  h,  r,  r  und  s  erreicht,  dabei 


Fig.  26. 

aber  doch  eine  leichte  Lösbarkeit  derselben  gewahrt,  die  im  Bedarfsfalle  das 
bequeme  Auswechseln  der  Bandagen  ermöglicht. 

Die  Achszapfen  der  Walzen  sind  in  langen,  auf  der  Außenseite  durch 
die  Büchsen  t  abgedichteten  Lagern  geführt.  Die  Lagerdeckel  c  sind  als 
Schellen  ausgebildet,  die  mittels  der  Keile  k  nachgezogen  werden  können. 
Eigenartig  ist  auch  die  Lagerung  der  losen  Walze  in  den  Blöcken  p,  die  um 
eine  gemeinschaftliche,  durch  Keil  und  Gegenkeil  in  ihrer  Höhenlage  ver- 
stellbare, in  den  Büchsen  n  gelagerte  Welle  m  schwingen  und  an  ihrem  oberen 

^   Colorado  Iron  Works,  Denver,  Col.:  Prospekt  über  Humphrey- Walzwerke. 


38 


II.  Schroter. 


Ende  durch  die  Spiralfedern  d  angepreßt  werden.  Die  Federspindel  ist  mit 
dem  Zapfen  h  durch  den  Bolzen  g  gelenkig  verbunden  und  kann  mittels  des 
bei  a  angreifenden  Handhebels  i — l  zurückgezogen  werden,  falls  die  Walzen 


Fig.  28. 


auseinandergerückt  werden  sollen,  wobei  die  Strebe  x  als  Ausschlagbegrenzung 
dient.  Die  mit  Differentialgeschwindigkeit  laufenden  Walzen  sind  in  einem 
starken  Eisenblechgehäuse  eingeschlossen,  das  mit  dem  schweren  gußeisernen 
Bett  /  fest  verbunden  ist.  — 


n.  Schroter. 


39 


Abweichend  von  der  als  normal  anzusehenden  Bauart,  wonach  die  eine 
Walze  starr,  die  andere  federnd  gelagert  ist,  erscheint  das  Walzwerk  der 
Sturlevant  Mill  Company^,  bei  dem  beide  Walzenachsen  unter  Federandruck 
gehalten  werden.  Diese  Anordnung  bezweckt  einesteils  ein  stoßfreies  Arbeiten 
des  Walzwerkes,  andernteils  eine  Vereinfachimg  der  ganzen  Konstruktion. 

Das  Bett  p  (siehe  Fig.  29)  dieser  Maschine  ist  in  einem  Stück  gegossen; 
in  den  entsprechenden  Aussparungen  seiner  Seitenwangen  sind  die  vier  Schub- 
lager b  untergebracht,  die  mit  ihren  Schalen  l  die  Achszapfen  s  der  beiden 
Walzen  nur  zur  Hälfte  umfassen  und  auf  den  auswechselbaren  Stahlplatten  r 
gleiten.  Jeder  Achszapfen  steht  unter  dem  Andruck  zweier  kräftiger  Spiral- 
federn, deren  Spannung  nicht  regelbar  ist.  Durch  Rückdrehen  der  Schrauben  t 
können  die  Schublager  entlastet  imd  von  den  Achszapfen  heruntergezogen 
werden.  Die  Walzenentfernung  läßt  sich  durch  die  Schraubenspindel  m  ein- 
stellen, die  mittels  Schneckenrad  w  und  Wurm  n  in  Umdrehung  versetzt 
wird.  —  Die  ganze  Anordnung  ist  äußerst  kompendiös.  — 


Fig.  29. 

Die  vorbeschriebenen  drei  Walzwerke  dienen  zum  Schroten  ausschließ- 
lich harter  Gresteine,  als  Erze,  Kalksteine,  Rohphosphate  u.  dgl.  Nicht 
selten  trifft  man  auch  2  bis  3  Walzenpaare  in  einem  gemeinschaftlichen 
Rahmen  übereinander  angeordnet,  wobei  die  obersten,  meist  gezahnten  oder 
grobgeriffelten  Walzen  als  Vorbrecher,  die  mittleren,  feiner  geriffelten  als 
Grobschroter  und  die  untersten,  glatten  Walzen  a's  Feinschroter  arbeiten. 
Dadurch  wird  nicht  wenig  an  Raum  gespart  und  die  Zwischenhebewerke,  die 
andernfalls  für  die  Beförderung  des  Gutes  vom  ersten  auf  das  zweite  und  von 
diesem  auf  das  dritte  Walzenpaar  erforderlich  wären,  entfallen  gänzlich.  Die 
Anlage  wird  also  übersichtlicher  und  billiger  als  wie  bei  Einzelaufstellung,  ist 
aber  nur  für  ganz  große  Leistungen  am  Platze. 

Handelt  es  sich  um  die  grobe  Schrotung  weicherer,  weniger  widerstands- 
fähiger St^offe,  als  wie  z.  B.  Ton,  Mergel,  Gips,  Kohle  u.  dgl.,  so  können  die 
Walzwerke  zufolge  der  niedrigeren  Beanspruchung  aller  ihrer  Teile  weit 
leichter  gebaut  werden.  Entsprechend  dem  schwächeren  Federandruck 
(5000  k  und  mehr  bei  schweren,  gegenüber  1500  k  und  darunter  —  bis  zu  0  k 

1    Sturtevant  Mill  Company,  Boston,  Mass.:  Katalog. 


40 


II.  Schröter. 


Fig.  30  u.  31. 


—  bei  leichten  Walzwerken)  sind  die  Achszapfen  im  Durchmesser  kleiner, 
die  Lagerschalen  kürzer,  die  Antrieb  teile  weniger  wuchtig  zu  bemessen. 
Auch  der  Rahmen  kann  leichter,  niedriger  und  unter  Umständen  auch  zwei- 
teilig, nur  mit  Distanzbolzen  zur  Querverbindung  der  seitlichen  Wangen  des 
Bettes  ausgeführt  werden. 


II.  Schroter. 


41 


Durch  die  Fig.  30  und  31  ist  die  vielfach  verwendete  Konstruktion  eines 
solchen  leichten  Tonwalzwerkes  veranschaulicht.  Es  bedeutet  dort:  a  und  6 
die  bandagierten  Walzen,  wovon  a  starr,  6  beweglich  imd  nachstellbar  ge- 
lagert ist,  c  die  Gummipuffer  zum  Abfangen  und  Mildem  der  auftretenden 
Stöße  und  d  die  um  die  Bolzen  e  schwingenden  Abstreicher,  die  den  auf  den 
Walzenflächen  anhaftenden  Ton  abschaben  und  so  das  Reinhalten  der  letz- 
teren besorgen.  Die  Walzen  arbeiten  ohne  jeglichen  Federandruck,  was  natür- 


Fig.  32. 


^^ 


Fig.  38. 

lieh  nur  bei  ganz  weichem  und  leicht  zerreiblichem  Aufschüttgut  zulässig  ist. 
Der  Antrieb  erfolgt  durch  ein  leichtes  Riemscheiben-  und  Zahnrädervorgelege. 
Das  Bett  besteht  aus  zwei  gußeisernen  Seiten wangen,  die  auf  einem  starken 
Holzrahmen  oder  auf  einem  gemauerten  Fundamentsockel  aufgesetzt  sind.  — 
Von  kräftigerer  Konstruktion  als  das  zuletzt  beschriebene  und  daher 
auch  zur  Verarbeitung  härterer,  aber  spröder  Stoffe  geeignet,  ist  das  Walz- 
werk Bauart  Amme,  Giesecke  dk  Konegen  A.-O.  in  Braunschweig  (siehe  Fig.  32 
und  33).    Bemerkenswert  ist  bei  diesem  vor  allem  seine  Bandagierung,  die 


42 


II.  Schroter. 


hier  aus  einzelnen  gezahnten  Stahl-  oder  Hartgußringen  b  besteht,  welche  auf 
den  gußeisernen  Walzenkörper  c  aufgeschoben  und  mit  diesem  durch  6  vier- 
kantige, an  den  beiden  Enden  mit  Gewinde  versehenen  Bolzen  fest  verbunden 
werden.  Diese  Anordnung  hat  den  Vorteil,  daß  bei  ungleichmäßiger  Ab- 
nutzung der  Ringe  nicht  die  ganze  Bandage,  sondern  nur  die  am  meisten 
schadhaft  gewordenen  Ringe  erneuert  zu  werden  brauchen.  —  Im  übrigen 
ist  die  Einrichtung  dieselbe  wie  bei  den  vorhergehenden  Ausführungsbeispielen : 
a  ist  der  Aufschüttrumpf,  d  bezeichnet  die  Walzenachse,  e — f  sind  die  Ab- 
streicher. Die  Loswalze  steht  unter  Federandruck  und  der  Antrieb  erfolgt 
durch  Zahnräder,  von  denen  das  erste  (in  Fig.  33  rechts)  auf  der  Walzenachse 
lose  aufsitzt  und  letztere  mittels  der  —  von  den  Kegelbrechern  her  be- 
kannten —  Bajonettkupplung  mitnimmt,  die  also  hier  wie  dort  als  Sicher- 
heitsglied gegen  Brüche  zu  dienen  hat.  — 


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Fig.  34. 

Wie  in  der  Einleitung  zu  diesem  Abschnitt  bereits  hervorgehoben  und 
begründet,  ist  die  Grenze  zwischen  grob-  und  feinschrotenden  Maschinen 
nicht  immer  genau  zu  ziehen.  Dieses  gilt  hauptsächlich  von  den  Walzwerken, 
die  eine  von  keiner  anderen  Zerkleinerungsvorrichtung  erreichbare  Anpas- 
sungsfähigkeit an  die  verschiedenartigsten  Anforderungen  des  Betriebes  be- 
sitzen. Man  kann  mit  Walzwerken  vorbrechen  —  was  jedoch  nur  selten  ge- 
schieht — ,  oder  grob  schroten  —  was  als  die  hauptsächlicliste  Verwendungs- 
art anzusehen  ist  — ,  oder  fein  schroten  oder  endlich  auch  fein  mahlen  — 
letzteres  allerdings  fast  ausschließlich  nur  in  der  Weich  (Getreide-)  müllerei, 
dort  aber  auch  in  ausgedehntestem  Maße.  Als  Feinschroter  hat  das  Walz- 
werk —  dann  Walzen  stuhl  genannt  —  besonders  auf  einem  großen  Gebiete 
der  Hartmüllerei:  der  Kaliindustrie,  eine  hervorragende  Bedeutung  erlangt. 

Ein  solcher  Walzenstuhl,  in  der  Bauart  Amme,  Giesecke  db  Konegen  A.-G., 
Braunschweig,  ist  in  den  Fig.  34  und  35  dargestellt.  Die  mit  feinen,  über  die 
Oberfläche  in  schraubenförmigen  Windungen  verlaufenden  Riffeln  versehenen 
Hartgußwalzen  c  sind  auf  je  zwei  Achsstummeln  d  fest  und  unverrückbar 


II.  Schroter. 


43 


aufgezogen  und  laufen  in  langen,  selbstschmierenden  ölkammerlagern  g.  Durch 
die  aus  Fig.  35  erkennbare  Übereinanderlagerung  der  Walzen  wird  bezweckt, 
an  Breite  zu  sparen,  ein  bequemeres  Abfühlen  des  Mahlproduktes  und  ein 
leichteres  Herausnehmen  der  Walzen  zu  ermöglichen,  sowie  endlich  eine 
größere  Sicherheit  gegen  Unfälle  beim  Probenehmen  zu  bieten.  Das  Gehäuse  » 
ist  aus  einem  Stück  gegossen  und  an  geeigneten  Stellen  mit  KJappen  und 
Türen  k  zur  Beobachtung  des  Zu-  und  Ablaufes  versehen.  Die  Zuführung 
des  Mahlgutes  wird  von  der  Speisewalze  a  besorgt,  die  mittels  der  Riem- 
scheibe  h  von  einer  der  Walzenachsen  angetrieben  \^ärd.  Zur  Regelung  der 
Zulauf  menge  dient  der  genau  einstellbare  Schieber  b.  Die  Loswalze  steht 
unter  regelbarem  Federandruck;  ihre  Achszapfen  laufen  in  Lagern,  deren 
Körper  als  Schwängbügel  ausgebildet  ist,  der  eine  bequeme  Einstellung  der 
Spalt  weite  mittels  Schraube  und  Handrad  —  auch  während  des  Betriebes  — 

gestattet.  Auf  dem  einen  Achs- 
zapfen der  Fest  walze  sitzt  die  Fest- 
und  Losscheibe  e ,  auf  dem  anderen 
ein  Zahnrad  /,  das  die  Bewegung 
auf  das  Zahnrad  der  Loswalze  über- 
trägt. — 

Bei  den  Feinschrotwalzwerken 
der  bescliriebenen  oder  einer  ähn- 
lichen Bauart  beträgt  die  Walzen- 
länge stets  ein  Mehrfaches  des  Wal- 
zendurchmessers. Letzterer  braucht, 
da  das  Aufschüttgut  höchstens 
Erbsengröße  besitzt,  nur  klein  (ge- 
wöhnhch  250  mm)  zu  sein,  wogegen 
man  mit  der  Umfangsgeschwindig- 
keit bis  zu  3  m/Sek.  und  darüber 
geht.  Diese  Faktoren  vereinigen  sich  zu  einer  sehr  beträchtlichen  Leistung 
(bis  zu  40  t/St.),  die  in  der  mit  gewaltigen  täglichen  Erzeugungsmengen 
rechnenden  Kahindustrie  nicht  nur  erwünscht,  sondern  im  Literesse  der 
Vereinfachung  der  Mahlanlagen  sogar  geboten  erscheint.  —  In  dem  weiter 
unten  folgenden  Abschnitt,  der  von  ausgeführten,  vollständigen  Anlagen 
handelt,  wird  auf  diesen  (Gegenstand  noch  näher  eingegangen  werden.  — 

Zum  Schlüsse  dieses  Kapitels  müssen  hier  noch  jene  Zerkleinerungs- 
vorrichtungen Erwähnung  finden,  die  aus  nur  einer  gezahnten  oder  mit 
Stacheln,  Domen,  Knaggen  u.  dgl.  bewehrten  Walze  bestehen,  welche  gegen 
eine  feststehende  geriffelte  Platte  arbeitet.  Letztere  darf  als  ein  kleines 
Segment  einer  Walze  von  unendhch  großem  Durchmesser  angesehen  werden, 
so  daß  die  Einreihung  dieser  Apparate,  die  ausschließlich  zum  groben  Schroten 
leicht  zerbrechlicher  Stoffe  wie:  Knochen,  Kohle,  Koks  u.  dgl.  verwendet 
werden,  unter  dem  Titel ,, Walzwerke"  als  gerechtfertigt  anzusehen  sein  dürfte. 
Der  durch  die  Fig.  36  und  37  veranschauhchte  Koks-  und  Kohlenbrecher, 
Bauart  der  Alpinen  Maschinenfahrik-Ges.  in  Augsburg,  ist  für  Handbetrieb 


Fig.  35. 


44 


II.  Schroter. 


eingerichtet,  kann  aber  auch  mechanischen  Antrieb  erhalten.  Der  im  Gestell  o 
gelagerte  Walzenkörper  a  ist  an  seinem  Umfange  mit  einer  großen  Anzahl  an 
der  Oberfläche  gehärteter  Stahldorne  b  besetzt,  die  das  dem  Einschüttrumpf  d 
entfallende  Gut  erfassen  und  durch  Druck  gegen  die  Platte  c  zerkleinern,  die 


n.  Schroter. 


45 


zwecks  Ausgleichs  der  Abnutzung  nachstellbar  gemacht  ist.  Der  Antrieb  er- 
folgt von  Hand  mittels  Kurbel  e ,  Schwungrad  /  und  den  beiden  Zahnrädern  g 
und  h.  Ein  auf  der  Vorgelegewelle  sitzender  Dreischlag  k  setzt  mittels  des 
Hebels  l  und  der  Spiralfeder  m  die  von  den  Gelenkstützen  n  getragene  Rinne  i 
in  schüttelnde  Bewegung,  zwecks  gleichmäßiger  Beschickung  eines  Becher- 
werkes oder  einer  sonstigen  Förder  Vorrichtung,  die  das  geschrotete  Gut  einem 
Silo  oder  Vorratskasten  zuzuführen  bestimmt  ist.  — 


b)  Brechschnecken. 

Die  Brechschnecke  oder  Scliraubenmühle  ist  eine  Erfindimg  des  ameri- 
kanischen Mühlenbauers  Olimer  Evans^,  welcher  sie  schon  Ende  des  acht- 
zehnten Jahrhunderts  zur  Zerkleinerung  von  Rohgips  gebrauchte,  der  damals 
noch  in  ausgedehntem  Maße  zu  Düngezwecken  benutzt  wurde.  Die  Erxmssche 
Maschine  bestand  aus  einer  gewöhnlichen,  flachkantigen  eisernen  Schraube 
von  sehr  großer  Steigung,  die  sich  mit  erheblicher  Geschwindigkeit  in  einem 


Fig.  38. 


Fig.  39. 


Trog  drehte,  dessen  Boden  aus  Roststäben  gebildet  war,  durch  deren  Spalten 
das  Aufschüttgut  hindurchgedrückt  wurde.  Baratt  und  Bouvet  haben  die 
Konstruktion  dahin  verändert,  daß  sie  anstatt  der  Evansschen  zweigängigen 
Schraube  mit  einsinnigem  Gewinde  eine  mehrgängige  Schraube  mit  rechtem 
und  linkem  Gewinde  anwendeten. 

Seitdem  ist  diese  Zerkleinerungsvorrichtung  grundsätzhch  unverändert 
gebheben,  dabei  aber  natürhch  in  allen  Details  —  namenthch  jedoch  in  bezug 
auf  das  Konstruktionsmaterial  —  wesentlich  verbessert  und  vervollkommnet 
worden.  Eine  zeitgemäße  Ausführungsform  derselben,  Bauart  Friedr.  Krupp- 
Griisonwerk,  Magdeburg,  zeigen  die  Fig.  38  und  39,  worin  b  die  auf  der  Welle  g 
warm  aufgezogene  Hartguß-Brechschnecke,  c  das  mit  Hartgußplatten  a  aus- 
gepanzerte Gehäuse  und  d  den  Rost  bedeutet,  dessen  einzelne  Stäbe  am  vor- 
teilhaftesten aus  Gußstahl  —  (Hartguß  ist  wegen  der  stets  vorhandenen  Bruch- 
gefahr an  dieser  Stelle  nicht  zu  empfehlen)  —  bestehen.  Der  Abnutzung  der 
Roststäbe  kann  durch  die  Nachstellvorrichtung  e — /  begegnet  werden.  Die 
Welle  g  läuft  in  langen,  gegen  das  Eindringen  von  Staub  abgedichteten  Lagern 


Heusinger  v.  Waldegg:  Der  Gipsbrenner.    Leipzig  1863. 


46  II.  Schroter. 

und  trägt  auf  der  einen  Seite  Fest-  und  Losscheibe  i ,  i- ,  auf  der  anderen 
Seite  das  Schwungrad  h ,  welches  die  vorkommenden  Schwankungen  im  Kraft- 
bedarf ausgleicht  und  einen  ruhigen  Gang  der  Maschine  herbeiführt. 

Die  Brechschnecke  wirkt  bei  der  Zerkleinerung  in  der  Hauptsache  ab- 
scherend, sie  ist  daher  mit  Vorteil  nur  für  weichere  und  mittelharte  Stoffe 
(Gips,  Kohle,  weichere  Mergel,  Schwerspat  u.  dgl.)  verwendbar,  da  andern- 
falls die  Abnutzung  der  arbeitenden  Teile  zu  groß  und  unwirtschaftlich  aus- 
fallen würde.  Zur  Zerkleinerung  feuchter,  schmierender  Materialien  ist  sie 
aus  naheliegenden  Gründen  überhaupt  untauglich. 

Die  Abmessungen  der  Brechschnecken  bewegen  sich  in  folgenden  Grenzen : 
für  den  Durchmesser  180  bis  300,  für  die  Länge  400  bis  900  mm.  Die  Um- 
drehungszahl beträgt  von  180  bis  600  in  der  Minute.  Die  Brechschnecke  zer- 
kleinert das  Auf  Schüttgut,  das  ihr  in  etwa  Faustgröße  aufgegeben  wird,  bis 
auf  etwa  Bohnengröße,  und  leistet  stündlich  —  bei  einem  Kraftbedarf  von 
3  bis  10  PS  —  je  nach  ihrer  Größe  und  Spaltweite  von  2000  bis  7500  kg. 

c)  Kollergänge. 

Kollergänge  sind  Zerkleinerungs Vorrichtungen,  bei  denen  senkrecht  auf 
eine  Bodenplatte  —  die  Mahlbahn  —  gestellte,  walzenförmige  Körper  —  die 
Läufer  —  sich  um  eine  wagerechte  Achse  drehen,  das  auf  die  Mahlbahn 
aufgegebene  Gut  erfassen  und  dieses  durch  die  Einwirkung  ihres  Gewichtes 
zertrümmern.  Das  genügend  zerkleinerte  Gut  fällt  durch  an  einer  oder  zwei 
Stellen  oder  auch  am  ganzen  Umfang  der  Mahlbahn  angebrachte  Siebroste 
hindurch,  während  das  noch  nicht  hinreichend  zerkleinerte  mittels  eines 
Scharrwerkes  nochmals  vor  die  Läufer  gebracht  und  erneuter  Bearbeitung 
unterzogen  wird. 

Man  unterscheidet  hierbei  zweierlei  Ausführungsformen: 
a)  Kollergänge,  bei  denen  die  Läufer  mit  der  senkrechten  Achse  —  oder 
Königs  welle  —  fest  oder  gelenkig  verbunden  sind  und  von  dieser  im 
Kreise  auf  der  feststehenden  Mahlbahn  herumgeführt  werden,  also 
eine  Doppelbewegung  ausführen,  und 
ß)  Kollergänge,  bei  denen  die  Läufer  sich  nur  um  eine  wagerechte  Achse, 
ohne  weitere  Ortsveränderung,  drehen,  während  die  mit  der  Königs- 
welle fest  verbundene  Mahlbahn  gleichzeitig  eine  kreisende  Bewegung 
vollführt. 
Im  einen  wie  im  anderen  Falle  findet  zwischen  Läufer  und  Mahlbahn 
außer  der  rein  rollenden  Bewegung  in  der  Mitte  eine  stark  gleitende  Bewegung 
an  den  Rändern  der  Läufer  statt,  wodurch  das  Gut  nicht  nur  unter  dem  be- 
deutenden Gewicht  der  Läufer  zerdrückt,  sondern  auch  zerrieben  und  —  bei 
faseriger  Beschaffenheit  —  zerrissen  wird.    Außerdem  tritt  eine  ganz  erheb- 
liche Mischwirkung  auf. 

Eine  rein  roUende  Bewegung  würde  nur  ein  kegelförmiger  Läufer  voll- 
führen können,  dessen  äußerer  Durchmesser  sich  zum  inneren  verhalten  müßte 
wie  der  große  Bahndurchmesser  zum  kleinen. 

Über  die  Größe  des  durch  die  zylindrische  Gestalt  des  Läufers  hervor- 


II.  Schroter. 


47 


gerufenen  Gleitwiderstandes  kann  man  sich  durch  folgende  Überlegung  ^  ein 
Bild  verschaffen. 

Bezeichnet  in  Fig.  40  Ta  den  Halbmesser  der  äußeren,  r»  jenen  der  inneren 
und  fm  jenen  der  mittleren  Kollerbahn,  n  die  Anzahl  der  Umläufe  in  der 
Minute,  so  sind  die  zugehörigen  Sekundengeschwnndigkeiten : 

2ra'  ^  '  n  2ri-  Ji  •  n  '2r^'  n  'U 


V«  =- 


Vi  - 


V 


>*—A-*\ 


i*-6-*i 


J 


Fig.  40. 


60        '         '  60  "  60 

Ist  z.  B.  die  Läuferbreite  h  =  0,38  m  und  steht  die  innere  Seitenkante  um 
0,32  m  vom  Drehachsenmittel  ab,  so  ergibt  sich 
für  Ta  =  0,7  m,  Tm  =  0,51  m  und  ri  =  0,32  m 

Vi  =  0,368  m ,     Va  =  0,806  m 

und  Vm  =  0,587  m  . 

Die    Geschwindigkeit    des    äußeren    Randes 
ist  also  gegen  die  Mitte  zu  groß  um 

v„  —  Vm  =  0,806  —  0,587  =  0,219  m  . 

Dagegen    ist    die    Geschwindigkeit    des    inneren 
Randes  gegen  die  Mitte  zu  klein  um 

v^  —  Vi  =  0,587  —  0,368  =  0,219  m  . 

Es  muß  daher  der  äußere  Läuferrand  gleitend  zurückbewegt  werden  um 
den  Weg 

Wa  =  2  7i-n-  {ra  —  rm), 
oder,  da 

b 

^a  =  »"»n  +  ^    ist,  um    Wa  =  :n  -n-b  . 

Um    ebensoviel   ist   aber,    während   derselben  Zeit,  der  innere  Läuferrand 

gleitend  vorwärts  zu  bringen,  so  daß  der  mittlere  Wert  dieser  Wege  — ^ — 

ist.  —  Bezeichnet  daher  K  die  Kraft,  welche  lediglich  zum  Überwinden 
des  Gleitens  eines  Läufers  vom  Gewichte  Q  aufzuwenden  ist,  und  denkt 
man  sich  diese  in  der  Entfernung  r^  von  der  Drehachse  wirksam,  so  er- 
gibt sich  —  wenn  }i  den  Koeffizienten  der  gleitenden  Reibung  bedeutet  — 
die  Gleichung: 


K '2ryn' ^'f*' ^  pt,'Q 


Ti'n 


oder     K  = 


4r™ 


d.  h.  der  besondere  Widerstand,  den  das  Gleiten  hervorruft,  wächst  mit  der 
Breite  des  Läufers  und  nimmt  mit  dem  Bahndurchmesser  ab. 
Für  den  obigen  besonderen  Fall  ist 

Jj;  =  ^.0,186-0, 


*   M.  Ruhlmann:  Allgemeine  Maschinenlehre  t,  375.    Leipzig  1876. 


48 


II.  Schroter. 


oder,  da  hier  Q  =  3750  k,  und  da  femer  fj,  mit  mindestens  0,34  anzunehmen  ist^, 

iT  =  206  k  . 

Die  zur  Überwindung  des  Gleit  Widerstandes  beider  Läufer  aufzuwendende 
Arbeit  berechnet  sich  somit  zu 

A  =  2-K-'^  =  3,22  PS. 

75 

Diese  Arbeit  ist  jedoch  keineswegs  immer  als  ein  unnützer  Aufwand  an- 
zusehen, im  Gegenteil!  Sie  dient  vielmehr  öfter  dazu,  das  Erzeugnis  des 
Kollerganges  zu  verbessern  und  in  allen  jenen  Fällen  hochwertiger  zu  ge- 


ß 


stalten,  wo  es  sich  um  die  Erzielung  eines  mehlhaltigen  Produktes  handelt, 
das  durch  diese  Eigenschaft  eine  gewisse  Entlastung  der  auf  den  Kollergang 
folgenden  Feinmahlvorrichtung  herbeiführt.  Andererseits  aber  läßt  sie  ihn, 
wenn  die  Erzeugung  eines  reinen,  möglichst  mehlfreien  Schrotes  gewünscht 
wird,  für  diesen  Zweck  als  gänzlich  ungeeignet  erscheinen  und  in  einem 
solchen  Falle  ist  dem  Kollergang  ein  Walzwerk  mit  gleicher  Umfangs- 
geschwindigkeit der  Walzen  unbedingt  vorzuziehen. 

Die  der  Kollergangarbeit  anhaftende  Eigenschaft  der  Mehlbildung  hat 
auch  dazu  geführt,  ihn  als  Feinmahlapparat  anzuwenden,  doch  ist  seine 
Leistungsfähigkeit  in  dieser  Richtung,  im  Vergleich  zu  anderen  Mühlen, 
recht  gering  und  sein  Hauptanwendungsgebiet,  auf  dem  er  aber  auch  Vor- 
zügliches leistet,  wird  stets  die  grobe  Schrotung  bleiben. 


1    Hütte  1902,  S.  203. 


II.  Schroter. 


49 


Der  Kraftbedarf  eines  Kollerganges  hängt  von  der  Menge,  Härte,  Zähig- 
keit und  Stückgröße  des  Aufschüttgutes  sowie  von  der  zu  erzielenden  Fein- 
heit des  Sehrotes  ab.  Er  schwankt  zwischen  Vf  PS  bei  den  kleinsten  Modellen 
(500  mm  Durchmesser,  125  mm  Breite  und  170  k  Grewicht  eines  Läufers)  bis 
zu  20  PS  und  darüber  bei  den  größten  Ausführungen  (2000  mm  Durchmesser, 
500  mm  Breite  und  6500  k  Gewicht  eines  Läufers),  Ebenso  verschieden  ist 
die  Leistung,  die  von  200  bis  12  000  k/St.  beträgt.  — 

Von  den  beiden  weiter  oben  unter  oc)  und  ß)  gekennzeichneten  Aus- 
führungsformen des  Kollerganges  bietet  die  letztere  gegenüber  der  ersteren 
einige  wesenthche,  grundsätzhche  Vorteile,  die  darin  bestehen,  daß  bei  ihr 
1.  keine  nachteiligen  Fhehkräfte  auftreten,  2.  die  Lagerung  der  Läufer  ein- 
fach und  sicher  ist  und  3.  die 
Abführung  des  Erzeugnisses  in 
bequemster  Weise  erfolgen  kann. 
An  den  folgenden  zwei  Bei- 
spielen soll  die  zeitgemäße  Bauart 
solcher  Kollergänge  mit  umlau- 
fender Mahlbahn  gezeigt  werden. 
Der  Kollergang ,  Bauart 
Amme,  Giesecke  dk  Konegen  A.-G., 
Braunschweig ,  besteht  (siehe 
Fig.  41  und  42)  aus  zwei  kräf- 
tigen Hohlgußständem  a,  die 
oben  und  unten  durch  je  eine, 
zur  Aufnahme  des  oberen  Hals- 
lagers sowie  des  imteren  Spur- 
lagers der  Königswelle  e  dienende 
Traverse  verbunden  sind.  Die 
Läufer  b ,  deren  Naben  mit  lan- 
gen Rotgußschalen  ausgebuchst 
und  gegen  das  Eindringen  von 
Staub  geschützt  sind,  drehen  sich 
auf  den  Achsen  c ,  zu  deren  Verbindung  die  zweiteilige  Muffe  d  angeordnet  ist. 
Letztere  ist  so  konstruiert,  daß  sie  die  Königswelle  e  frei  hindurchtreten  läßt. 
An  den  äußeren  Enden  der  Achsen  c  sitzen  gußeiserne  Schuhe,  die  in  senk- 
rechten, an  die  Ständer  angeschraubten  Führungen  gleiten.  Der  umlaufende, 
mit  einem  hohen  Rand  versehene  TeUer  /  ist  unten  mit  einem  Zahnkranz  ver- 
bunden; er  wird  durch  ein  Vorgelege,  bestehend  aus  der  dreifach  gelagerten 
Welle,  Fest-  und  Losscheibe  und  konischem  Getriebe  in  Umdrehung  versetzt. 
Die  eigentliche  Mahlbahn,  auf  der  die  abrollenden  Läufer  die  Zerkleinerungs- 
arbeit verrichten,  ist  aus  einer  Anzahl  auswechselbarer  Segmente  aus  Hart- 
guß oder  Hartstahl  zusammengesetzt;  sie  ist  von  einem  Siebkranz  umgeben, 
der  das  durch  die  Sieböffnungen  hindurchfallende  zerkleinerte  Gut  an  eine 
darunterUegende,  feststehende,  kreisförmige  Rinne  abgibt,  wo  es  gesammelt 
und  vermittels  eines  sich  mit  der  Mahlbahn  drehenden  Ausstreichers  (Schabers) 

Xaske,  Zerkleinerungsvorrichtangen.  4 


Fig.  42. 


50  II'  Schröter. 

der  an  passender  Stelle  angebrachten  Ausfallöffnung  zugeführt  wird.  Das 
Scharrwerk,  das  das  Auf  Schüttgut  unter  die  Läufer  sowie  das  vermahlene  Gut 
auf  den  Siebkranz  und  endlich  das  nicht  genügend  Greschrotete  wieder  zurück 
auf  die  Mahlbahn  leitet,  ist  an  dem  starken  schmiedeeisernen  Ring  g  auf- 
gehängt. Dieser  ist  sowohl  mit  den  Seitenständem,  als  auch  mit  der  oberen 
Traverse  fest  verbunden. 

Die  gußeisernen  Läufer  sind  bandagiert;  die  Hartguß-  oder  Hartstahl- 
bandagen  werden  durch  eine  Anzahl  Hakenschrauben  mit  dem  Läuferkörper 
fest  verbunden,  sind  dabei  aber  leicht  abzunehmen  und  im  Bedarfsfalle  be- 
quem auswechselbar.  — 

Eine  von  der  vorigen  in  manchen  Teilen  erheblich  abweichende  Kon- 
struktion zeigt  der  durch  die  Fig.  43  und  44  veranschaulichte  Kollergang  des 
Eisenwerks  {vorm.  Nagel  cfc  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg.  Das  Gerüst  dieser 
Maschine  erscheint  hier  aus  Walzeisenträgern  und  starken  Eisenblechplatten 
{i,  k  und  q)  zusammengesetzt;  es  besitzt  trotz  seiner  verhältnismäßigen 
Leichtigkeit  eine  außerordentliche  Steifigkeit  und  Standfestigkeit.  Der  An- 
trieb der  Königswelle  d,  bestehend  aus  der  Vorgelege  welle  h,  den  Riemen- 
scheiben (fest  und  los)  g ,  g  und  dem  Kegelräderpaar  e  und  /,  ist  nach  oben 
verlegt  und  dadurch  das  Spurlager  o  der  Königswelle  von  allen  Seiten  bequem 
zugänglich  gemacht. 

Die  Läufer  a  drehen  sich  auf  der  gemeinschaftlichen  Achse  b ,  die  zwecks 
Freigehens  der  Königswelle  in  der  Mitte  durchgekröpft  ist  und  die  sich  mit 
den  Schuhen  c  in  seitlichen  Gleitlagern  führt.  Die  Naben  der  Läuferkörper 
sind  wieder  —  wie  im  vorhergehenden  Beispiel  —  mit  staubdichten  Rotguß- 
lagerbuchsen versehen.  Eigenartig  ist  die  Befestigung  der  Bandagen.  Wie 
aus  Fig.  43  ersichtlich,  ist  der  Läuferkörper  am  Umfange  zweiseitig  konisch 
abgedreht;  der  dadurch  entstehende  ringförmige  Spalt  dient  zur  Aufnahme 
von  schmalen  Holzkeilen,  die  eine  ebenso  solide  als  elastische  Verbindung 
zwischen  Bandage  und  Läuferkörper  herstellen. 

Zu  erwähnen  bleibt  noch,  daß  der  umlaufende  Teller  l  sowohl  die  aus 
einzelnen  und  daher  bequem  auswechselbaren  Segmenten  zusammengesetzte 
Mahlbahn  als  auch  den  Siebkranz  und  den  Ausstreicher  m  trägt  und  daß  das 
Scharrwerk  r  an  dem  mittleren  Walzeisenrahmen  q  aufgehängt  ist.  — 

Kollergänge  mit  feststehender  Mahlbahn  und  um  die  Königswelle  kreisen- 
den, gleichzeitig  aber  auch  um  eine  wagerechte  Achse  sich  drehenden  Läufern, 
stellen  die  ältere  der  beiden  oben  gekennzeichneten  Bauarten  dar.  Bei  den 
frühesten  Ausführungen  dieser  Art  waren  die  Läufer  mit  der  Königswelle 
derart  verbunden,  daß  die  gemeinschaftliche  Achse  der  ersteren  durch  einen 
Schlitz  der  letzteren  hindurchtrat,  was  bei  ungleichmäßiger  Beschickung  ein 
Schiefstellen  der  Läufer,  ungleichmäßige  Abnützung  derselben  und  einen  un- 
ruhigen, stoßenden  Gang  der  Maschine  zur  Folge  hatte.  Einen  ganz  wesent- 
lichen Fortschritt  bedeutete  es  daher,  als  man  dazu  überging,  jeden  Läufer 
auf  eine  besondere  Achse  zu  setzen  und  diese  mit  der  Königswelle  gelenkig 
—  kurbelartig  —  zu  verbinden.  Dadurch  wurde  erreicht,  daß  jeder  Läufer 
sich  unabhängig  von  dem  anderen  heben  imd  senken  konnte,  wobei  er  stets 


II.  Schröter. 


51 


parallel  zur  Mahlbahn  blieb.  Das  Schiefstellen  war  dadurch  unmöghch  ge- 
macht, die  Abnützung  wurde  gleichmäßiger,  der  Gang  ruhiger  und  die  Lei- 
stung höher. 

4* 


52  II-  Schroter. 

Allerdings  erschien  dadurch  auch  jetzt  noch  nichts  daran  geändert,  daß 
der  schwere  Läufer  nur  auf  seiner  inneren  Seite  in  einer  Kurbelachse  hängt, 
welche  allein  die  durch  das  oft  in  großen  Stücken  aufgeworfene  Aufschüttgut 
verursachten  Stöße  und  die  bei  dem  großen  Gewicht  der  Läufer  als  sehr  er- 
heblich zu  bewertende  Fliehkraft  aufnehmen  muß.  Um  nun  diese  Kraft- 
äußerungen noch  auf  einen  zweiten  festen  Punkt  zu  übertragen,  ist  der 
Kollergang  von  Villeroy  d;  Boch^,  für  den  E.  Laeis  <fc  Co.,  Trier,  das  Aus- 
führungsrecht besitzen,  derart  eingerichtet,  daß  der  Läufer  auf  einer  Doppel- 
kurbel sitzt,  deren  innere  Achse  von  einer  auf  der  Königswelle  befestigten 
Muffe  umschlossen,  während  die  äußere  Achse  durch  ein  Lager  aufgenommen 
wird,  das  mit  einem,  um  die  beiden  Läufer  herumgreifenden,  mit  der  Königs- 
welle fest  verbundenen  Rahmen  verschraubt  ist.  Hierdurch  ist  eine  zweifache 
Lagerung  des  Läufers  erreicht  und  die  im  Falle  eines  Kurbelbiuches  eintretende 
Gefahr  des  Abrollens  des  Läufers  von  der  Bahn  vollkommen  beseitigt.  — 

Im  allgemeinen  besitzen  Kollergänge  eine  ungemein  vielseitige  Ver- 
wendungsfähigkeit. Man  benutzt  sie  zum  Schroten  natürlicher  und  künst- 
licher Gesteine  (Kalkstein,  Dolomit,  Erz,  Zementklinker),  zum  Schroten  und 
Mischen  von  Schamotte  und  feuerfesten  Tonen,  und  stellenweise  auch  zum 
Mahlen  von  Drogen,  Gewürzen,  Rinden,  Wurzeln  und  ähnlichen  Stoffen. 
Eine  besonders  große  Verbreitung  haben  sie  in  den  letzten  Jahren  in  der 
keramischen  Industrie  —  namentlich  in  der  Ziegelfabrikation  —  gefunden, 
für  deren  besoadere  Zwecke  eine  ganze  Reihe  eigenartiger  —  manchmal  aber 
auch  recht  gekünstelter  —  Konstruktionen  entstanden  sind,  von  denen  hier 
einige  in  kurzen  Worten  Erwähnung  finden  sollen. 

Der  Konoid-Kollergang  (Patent  Horn^)  hat  feststehende  Mahlbahn  und 
zwei  schwach  konische  Läufer,  die  in  gleichen  Abständen  von  der  Königs- 
weUe  umlaufen.  Eine  eigentümliche  Anordnung  des  Scharrwerkes  bewirkt, 
daß  das  Mahlgut,  unter  Verschiebung  nach  innen  und  wieder  nach  außen, 
absatzweise  zerkleinert  wird. 

Der  Vierläufer-Kollergang  des  Jacobiwerkes,  Meißen,  zeigt  an  jeder  Seite 
der  Königswelle  zwei  Läufer,  unter  denen  die  einmal  abgestufte  Mahlbahn 
sich  dreht.  Die  innere  Bahn,  auf  der  die  erste  Zerkleinerung  erfolgt,  ist  voll, 
die  äußere  mit  Rostplatten  ausgelegt.  Die  Läufer  sind  in  Armen  auf  einer 
gemeinsamen,  durchgehenden  Welle  pendelnd  gelagert. 

Der  Differential-Kollergang,  System  Erfurth,  des  Eisenwerkes  Concordia, 
Hameln,  hat  ganz  geschlossene  Mahlbahn,  die  ebenso  wie  die  Läufer  zwangs- 
weise angetiieben  werden,  so  daß  jede  gewünschte  oder  erforderUche  Differen- 
tialgeschwindigkeit erreicht  werden  kann.  Der  eine  der  beiden  Läufer  hat 
größeren  Durchmesser  bei  verhältnismäßig  geringer  Breite,  der  andere  kleinen 
Durchmesser  bei  großer  Breite. 

Der  Differential-Feinkollergang  der  Rixdorjer  Maschinenfabrik  weist 
zwangläufig    angetriebene    Läufer    und    ebenso    angetriebene,    auf    Kugeln 

^   Heusinger  v.  Waldegg:  Die  Ziegel-  und  Röhrenbrennerei,  S.  149.    Leipzig  1901. 
2    Pantzer  u.  Galke:  Leitfaden  für  den  Ziegeleimaschinenbetrieb,  S.  84  u.  ff.   Mün- 
chen 1910. 


II.  Schroter.  53 

laufende  und  nach  außen  konisch  abgeflachte  Mahlbahn  auf.  Die  an  sich 
ziemlich  leichten  Läufer  sind  stark  konisch  geformt  (Läuferbreite  =  Halb- 
messer der  Mahlbahn);  sie  werden  mittels  Hebelübertragung  durch  Zusatz- 
gewichte je  nach  Bedarf  beschwert.    Die  Zerkleinerung  erfolgt  stufenweise. 

Der  Kollergang,  Patent  Gielow,  von  Eich.  Raupach  in  Görhtz,  hat  feste 
oder  umlaufende  Mahlbahn  und  stufenförmig  gestaltete  Läufer. 

Beim  Kollergang  der  Zeitzer  Eisengießerei,  Köln,  werden  Bahn  und 
Läufer  für  sich  von  einer  gemeinschaftlichen  Vorgelege  welle  angetrieben, 
deren  konisches  Gre triebe  gleichzeitig  in  zwei  Räder  eingreift.  Das  obere  Rad 
ist  mit  der  Königswelle  fest  verbunden,  das  untere  sitzt  auf  einer  die  Königs- 
welle umgebenden  Hülse,  an  der  die  Schleppkurbeln  für  die  Läufer  befestigt 
sind.  Da  die  Bewegungen  von  Mahlbahn  und  Läufer  bei  dieser  Anordnung 
sich  summieren,  so  ergibt  sich  daraus  die  Möglichkeit  einer  Herabsetzung 
der  Umdrehungszahl  (für  gleichbleibende  Leistung),  die  mit  einer  entsprechen- 
den Krafterspamis  identisch  ist. 

Endlich  muß  noch  der  sog.  ,, Etagenkollergänge"  (von  Gebr.  Bühler, 
Uzwil,  Nienburger  Eisengießerei,  Nienburg  a/S.,  Bieter  db  Koller,  Konstanz  usw.) 
gedacht  werden,  die  aus  zwei  oder  drei  übereinander  gebauten  Kollergängen 
zusammengesetzt  sind  und  die  eine  stufenförmige  Zerkleinerung  des  Aufschütt- 
gutes bezwecken,  die  aber  im  einzelnen  zu  beschreiben  hier  zu  weit  führen  würde. 

d)  Glockenmühlen. 

Die  nach  Art  der  jedermann  bekannten  Kaffeemühlen  gebauten  Glocken- 
mühlen wirken  auf  das  Mahlgut  abscherend,  sie  dürfen  daher  nur  zum  Schroten 
weicher  bis  mittelharter  Stoffe  —  Steinsalz,  Düngesalz  (Kainit,  Camallit, 
Sylvinit),  Gips  u.  dgl.  —  dienen,  die  ihnen  in  Stücken  bis  zu  25  cm  auf- 
gegeben werden  und  die  sie  in  erbsen-  bis  haselnußgroße,  mit  Gries  und  Mehl 
vermischte  Brocken  verwandeln. 

Das  Mahlorgan  der  Glockenmühlen  ist  ein  abgestumpfter,  mit  der  Basis 
nach  unten  gestellter  Kegel,  dessen  Mantel  mit  scharfkantigen  Leisten  besetzt 
ist  und  der  sich  in  einem,  in  gleicher  Weise  armierten  Hohlkegel  dreht.  Die 
Höhe  der  Leisten  verringert  sich  nach  unten  —  dem  Spalt  —  zu  beständig, 
bis  die  letzteren  in  die  feingeriffelten  Mahlkränze  auslaufen,  die  mit  Rück- 
sicht auf  den  natürlichen  Verschleiß  leicht  abnehmbar  und  auswechselbar  an- 
geordnet sein  müssen. 

Zwecks  Regelung  der  Spaltweite  bzw.  der  Feinheit  des  Erzeugnisses  ist 
an  den  Glockenmühlen  eine  Stellvorrichtung  angebracht,  die  es  ermöglicht, 
die  Mahlkränze  einander  bis  zu  einem  gewissen  Graxie  zu  nähern  oder  deren 
Entfernung  zu  vergrößern. 

Um  die  Leistungsfähigkeit  dieser  Zerkleinerungsvorrichtungen  aufs 
höchste  auszunutzen,  ist  die  Anbringung  eines  Speiseapparates  geboten,  der 
meist  in  einer  Zuführungswalze  besteht,  die  von  der  Mühle  selbst  in  Um- 
drehung versetzt  wird. 

Der  Antrieb  der  stehenden  Welle  karm  entweder  mittels  konischen  Räder- 
vorgeleges oder  halbgeschränkten  Riemens,  sowohl  von  oben  als  auch  von 


54 


II.  Schroter. 


unten  erfolgen.  Mühlen  mit  Unterbetrieb  durch  konisches  Räder  Vorgelege  wer- 
den mit  letzterem  zusammen  auf  einer  gemeinsamen  Grundplatte  aufgebaut, 
solche  mit  Oberbetrieb  meist  an  die  Deckenträger  des  Gebäudes  angehängt. 
Bei  verhältnismäßig  kleinen  Abmessungen  und  geringem  Kraftverbrauch 
ist  die  Leistung  der  Glockenmühlen  doch  eine  große.    Mühlen  von  365  mm 


Fig.  46. 


Fig.  45. 

Durchmesser  des  äußeren  Mahlkranzes  Hefern  bei  IV2  PS  Kraft  verbrauch 
4500  k,  solche  von  1140  mm  Durchmesser  mit  etwa  14  PS  bis  50  000  k  Schrot 
in  der  Stunde.  In  der  Kaliindustrie,  die,  wie  schon  erwähnt,  mit  sehr  großen 
Mengen  rechnen  muß,  sind  sie  demzufolge  —  als  Zwischenglied  zwischen  den 
Vorbrechern  und  Feinmahlapparaten  —  schon  seit  Jahren  zu  einer  ständigen 
Einrichtung  geworden.  — 


II.  Schroter.  55 

In  den  Fig.  45  und  46  ist  eine  Glockenmühle,  Bauart  Amme,  Giesecke 
dk  Konegen  A.-G.,  Braunschweig,  mit  unterem  Antrieb  durch  halbgeschränkten 
Riemen  und  Aufhängung  an  den  eisernen  Deckenbalken  des  Gebäudes  dar- 
gestellt. In  den  Abbildungen  bedeutet:  o  die  Riemenscheibe,  die  die  Welle  b 
mittels  der  Bajonettkupplung  p  antreibt,  c  den  inneren,  d  den  äußeren  Mahl- 
kegoi,  e  den  inneren,  n  den  äußeren  Mahlkranz.  Die  Welle  ist  in  den  Bügeln  g 
und  i  gelagert,  von  denen  der  letztere  mit  der  Stellvorrichtung  k  k  verbunden 
ist,  die  auf  den  Spurtopf  l  wirkt.  /  ist  der  mit  einer  Blechplatte  m  abgeschlos- 
sene Einschüttrumpf;  an  eine  Öffnung  in  der  ersteren  schheßt  sich  der  —  nicht 
gezeichnete  —  Speiseapparat  an.  Das  zerkleinerte  Gut  fällt  durch  den  von 
den  Mahlkränzen  n  und  e  gebildeten  Spalt  in  den  darunterHegenden  Trog  h, 
aus  dem  es  von  einem  mit  der  Welle  b  umlaufenden  Ausräumer  7  entweder 
rechts  oder  links  bei  r  herausbefördert  und  weiterer  Verarbeitung  zugeführt 
wird. 

Die  oben  erwähnte  Bajonettkupplung  dient  auch  hier  wieder  als  Sicher- 
heitsglied gegen  zufälhge  Überlastungen  der  Maschine,  in  welchem  Falle 
einer  ihrer  Bolzen  abgeschert  und  die  Mühle  zum  Stillstand  gebracht  wird. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  die  arbeitenden  Teile  —  Mahlkegel  und 
Mahlkränze  —  aus  einem  besonders  widerstandsfähigen  Material  (Kokillen- 
Hartguß)  hergestellt  werden  müssen.  — 

e)  Die  Schlag-  und  Schleudermühlen. 

Die  Wirkungsweise  der  Schlag-  und  der  Schleudermühlen  ist  bereits 
durch  ihre  Bezeichnung  ausgedrückt.  Bei  den  Schlagmühlen  wird  das  Gut 
der  schlagenden  und  gleichzeitig  scherenden  Einwirkung  rasch  umlaufender 
Schlagorgane,  die  entweder  runde  Stifte  oder  flügelartige  Arme  oder  eigen- 
tümhch  geformte  Nasen  sein  können,  ausgesetzt,  bei  den  Schleudermühlen 
dagegen  auf  einen  Teller  mit  hoher  Umfangsgeschwindigkeit  geleitet,  der 
es  gegen  eine  feststehende  glatte  oder  gezackte  oder  gezahnte  Wand  schleudert, 
an  der  es  zerschellt.  Diese  Zerkleinerungsvorrichtungen  sind  überall  da 
am  Platze,  wo  aus  einem  spröden,  mittelharten  oder  weichen,  wenig  kleben- 
den oder  schmierenden  oder  aber  auch  aus  einem  zähen,  faserigen  Auf- 
schüttgut,  das  schon  recht  weitgehend  vorzerkleinert  sein  muß,  ein  fein- 
grießiges  bis  mehlartiges  Erzeugnis  hergestellt  werden  soll. 

Allen  Schlag-  und  Schleudermühlen  ist  eine  hohe  Umfangsgeschwindig- 
keit der  zerkleinernden  Organe  gemeinsam,  woraus  sich  von  selbst  kleine 
Abmessungen  der  ganzen  Konstruktion  ergeben.  Um  das  Auftreten  freier 
Fhehkräfte  zu  verhindern,  die  bei  der  großen  Geschwindigkeit  (bis  zu  40  m/Sek. 
und  darüber)  leicht  gefährhch  werden  könnten  und  die  zumindest  den 
ruhigen  Lauf  der  Maschine  empfindlich  beeinträchtigen  würden,  ist  ein 
sorgfältiges  Ausbalancieren  (Auswuchten)  der  umlaufenden  Teile  dringend 
geboten.  Nicht  minder  wichtig  ist  es,  zu  den  durch  die  Fhehkraft  oft  bis  an 
die  äußerste  Grenze  des  Zulässigen  beanspruchten  Scheiben,  Schlägern  u.  dgl. 
nur  allerbestes,  zähestes  Konstruktionsmaterial  von  höchster  Zug-(Zerreiß-) 
festigkeit  zu  wählen. 


56 


II,  Schroter. 


Mit  zunehmender  Umfangsgeschwindigkeit  wächst  die  Leistung  dieser 
Mühlen  zwar  quahtativ,  wogegen  sie  quantitativ  zurückgeht  —  und  um- 
gekehrt. Gleichzeitig  fängt  auch  der  Kraft  verbrauch  an  unangenehm  in 
die  Höhe  zu  gehen,  was  weniger  auf  Lager-  und  Zapfenreibung  als  haupt- 
sächMch  auf  den  großen  Luftwiderstand  zurückzuführen  ist,  den  die  rasch 
und  in  meist  engen  Gehäusen  umlaufenden  Teile  zu  überwinden  haben  und 
der  z.  B.  bei  einem  Desintegrator  bis  zu  43%  des  gesamten  Kraftaufwandes 
betragen  kann.  Aus  diesem  Grunde  sollte  den  Schlagmühlen  das  Aufschütt- 
gut unter  Luftabschluß  zugeführt  und  es  sollten  ferner  diese  Maschinen 
stets  an  eine  kräftig  wirkende  Aspirations  Vorrichtung  angeschlossen  werden, 
um  im  Gehäuse  eine  möglichst  hohe  Luftverdünnung  zu  erzielen.  Je  voll- 
ständiger die  letztere,  desto  geringer  wird  der  schädHche  und  überflüssige 
Kraftverbrauch  und  desto  wirtschaftlicher  die  Arbeit.  — 


Fig.  47. 

Von  den  Schlagmühlen,  die  als  Zerkleinerungsorgane  runde  Stifte  be- 
nutzen, ist  der  von  TJi.  Carr  erfundene  und  bereits  anfangs  der  60  er  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  in  der  Öffentlichkeit  bekannt  gewordene  Desintegrator 
wohl  die  älteste.  Er  besteht  (siehe  Fig.  47)  aus  zwei  Trommeln  a  und  6 , 
die  auf  die  Wellen  c  und  d  fliegend  aufgekeilt  sind  und  mittels  der  Riemen- 
scheiben e  und  /  in  einander  entgegengesetzter  Richtung  (mit  offenem  und 
gekreuztem  Riemen)  in  rasche  Umdrehung  versetzt  werden.  Jede  der  beiden 
Trommeln  trägt  in  konzentrischen  Ringen  eine  Anzahl  Schlagstifte  k^  die 
abwechselnd  von  der  einen  Trommelscheibe  zur  anderen  reichen,  ohne  die 
Ebene  der  einen  oder  anderen  Scheibe  zu  berühren. 

Die  Trommeln,  die  in  der  Abbildung  —  der  Deutlichkeit  wegen  —  aus- 
einandergerückt dargestellt  sind,  sind  bei  der  Arbeit  der  Maschine  ineinander- 
geschoben, so  daß  sich  jede  Stiftreihe  —  mit  Ausnahme  der  innersten  und 
der  äußersten  —  in  dem  ringförmigen  Zwischenraum  der  beiden  benach- 


II.  Schroter.  57 

harten  Stiftreihen  bewegt.  Die  Zahl  der  Stifte  in  einem  Ringe  nimmt  nach 
dem  Umfang  hin  zu  (z.  B.  im  ersten  30,  im  zweiten  50,  im  dritten  80  usw.), 
in  der  Weise,  daß  die  Zwischenräume,  die  die  Stifte  zwischeneinander  lassen, 
immer  enger  und  kleiner  werden. 

Das  Aiifschüttgut  wird  seitlich  durch  die  Mitte  —  über  der  Welle  d  — 
eingeführt,  von  der  ersten  Schlagstiftreihe  erfaßt,  gegen  die  zweite,  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  umlaufende  Reihe,  von  dieser  gegen  die  dritte 
und  so  fort  von  Stiftreihe  zu  Stiftreihe  geschleudert  und  einer  großen  Zahl 
von  rasch  aufeinanderfolgenden  Schlagwirkungen  ausgesetzt,  bis  es  an  der 
Innenwandung  des  (nicht  abgebildeten)  Gehäuses  genügend  zerkleinert 
herab-  und  aus  der  Ausfallöffnung  im  Rahmen  *  herausfällt. 

Um,  wenn  mit  dem  Desintegrator  etwas  schmierendes  Gut  (z.  B.  Super- 
phosphat)  verarbeitet  worden  ist,  den  Apparat  reinigen  zu  können,  ist  die 
Einrichtung  getroffen,  daß  der  Lagerbock  g,  der,  im  Gegensatz  zu  dem 
festen  Lagerbock  h,  in  der  Grundplatte  i  schhttenartig  geführt  ist,  sich 
mittels  Schraubenspindel  und  Handrad,  nach  Abnahme  des  Blechgehäuses, 
in  die  gezeichnete  Stellung  bringen  läßt,  wodurch  die  Trommel  a  aus  der 
Trommel  b  herausgezogen  und  deren  Inneres  bequem  zugänglich  gemacht 
wird. 

Der  Desintegrator  wird  —  entsprechend  seiner  großen  Verbreitung  — 
in  vielen  verschiedenen  Größen  von  400  bis  2000  mm  Durchmesser  der 
äußeren  Trommel  und  für  1200  bis  350  Umdrehungen  in  der  Minute  gebaut. 
Die  Stundenleistung  schwankt  natürhch  mit  der  Härte  und  Stückgröße 
des  Aufschüttgutes  und  der  Feinheit  des  Erzeugnisses;  sie  beträgt  von 
250  bis  30  000  k  bei  einem  Kraftverbrauche  von  IV2  bis  25  PS.  — 

Der  in  Fig.  48  und  49  abgebildete  Dismembrator  des  Eisenwerks 
(vorm.  Nagel  d:  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg,  ist  aus  dem  Desintegrator  hervor- 
gegangen. Der  Unterschied  zwischen  beiden  besteht  darin,  daß  beim  Dis- 
membrator von  den  beiden  Stiftscheiben  nur  die  eine  sich  dreht  und  die 
andere  im  Gehäuse  festsitzt,  während  beim  Desintegrator  beide  Stiftscheiben 
(Trommeln)  in  einander  entgegengesetzter  Richtung  kreisen.  Soll  also  unter 
sonst  gleichen  Verhältnissen  der  Dismembrator  dieselbe  Schlagwirkung  her- 
vorbringen wie  der  Desintegrator,  so  muß  seine  Stiftscheibe  mit  einer  Gre- 
sch windigkeit  umlaufen,  die  doppelt  so  groß  ist  wie  jene  der  Desintegrator- 
trommeln. Diesem  Umstände  ist  beim  Dismembrator  unter  anderem  auch 
durch  die  außerordentlich  sorgfältige  Lagerung  der  Welle  Rechnung  ge- 
tragen, so  daß  er  als  Nachteil  eigen thch  nicht  angesehen  werden  kann. 
Dagegen  ist  es  ein  entschiedener  Vorteil  des  Dismembrators,  daß  er  nur 
eine  Welle  mit  zwei  Lagern  und  nur  eine  Antriebsriemscheibe  besitzt, 
wogegen  die  entgegengesetzt  laufenden  beiden  Trommeln  des  Desintegrators 
zwei  getrennte  Wellen  mit  vier  Lagern  und  zwei  Riemscheiben  erfordern. 

In  Fig.  48  bedeutet  a  die  Welle,  h  die  umlaufende,  c  die  feste  Stift- 
scheibe, d  die  Riemscheibe  mit  der  Spannrolle  e ,  die  mittels  des  kreisrunden 
Supportes  /  nach  Bedarf  eingestellt  werden  kann.  Das  Gehäuse  l  trägt  den 
Bock  k  und  auf  der  anderen  Seite  eine  Konsole  zur  Aufnahme  der  Lager 


58 


II.  Schroter. 


n.  Schröter.  59 

sowie  den  Einlaufstutzen  m,  auf  den  sich  der  Speiseapparat  mit  der  Zu- 
führungswalze g  und  der  Regulierungsklappe  h  aufsetzt.  Der  Zulauf  des 
Gutes  aus  dem  Rumpf  i  kann  mittels  eines  Schiebers  geregelt  oder  auch  ganz 
abgestellt  werden. 

Die  Stücke  des  Aufschüttgutes  für  den  Dismembrator  sollen  Haselnuß- 
größe nicht  überschreiten;  kommen  größere  Stücke  vor,  so  muß  an  Stelle  der 
abgebildeten  Speise  Vorrichtung  ein  kleines  Vorbrechwerk  oder  ein  Schüttel- 
sieb gesetzt  werden. 

Wie  alle  Schlagstiftmaschinen  ist  natürlich  auch  der  Dismembrator 
sehr  empfindlich  gegen  etwa  mit  dem  Auf  Schüttgut  eingedrungene  harte 
Fremdkörper,  die  bei  der  gewaltigen  Umfangsgeschwindigkeit  der  Stift- 
scheibe ein  Verbiegen  und  Abbrechen  der  Stifte  und  in  weiterer  Folge  sehr 
fatale  Zerstörungen  hervorzurufen  vermögen.  Meist  sind  es  eiserne  Stiefel- 
nägel, Drahtstifte  u.  dgl.,  die  der  Maschine  verhängnisvoll  werden  können, 
und  um  diese  Gefahr  zu  beseitigen,  ist  es  unter  allen  Umständen  emp- 
fehlenswert, das  Aufschüttgut  vorher  in  einem  dünnen  Strome  über  Magnet- 
apparate (meist  Lamellenmagnete)  zu  leiten,  welche  die  eisernen  Stören- 
friede anziehen  und  festhalten.  Letztere  müssen  dann  von  Zeit  zu  Zeit 
entfernt  werden.  — 

Besetzt  man  die  einseitig  bestiftete  Scheibe  des  ,, einfachen"  Dismem- 
brators  auch  auf  der  anderen  Seite  mit  Stiften  und  läßt  diese  gegen  eine 
zweite  feste  Stiftscheibe  wirken,  so  erhält  man  den  sog.  ,,Doppel-Dismem- 
brator",  der  mit  seiner  doppelten  Leistungsfähigkeit  alle  Vorzüge  des  ein- 
fachen Dismembrators  vereinigt.  Denn  die  Bauart  ist  gleich  einfach  ge- 
blieben, es  ist  wie  beim  einfachen  Dismembrator  nur  eine  Welle  mit  zwei 
Lagern  und  nur  eine  Antriebsriemscheibe  vorhanden  und  überdies  ist  noch 
der  Vorteil  erreicht,  daß,  da  die  Schlagscheibe  auf  beiden  Seiten  Arbeit 
verrichtet,  die  axialen  Drücke  sich  gegenseitig  aufheben. 

Ein  solcher  Doppel-Dismembrator,  Bauart  des  Eisenwerks  {vorm. 
Nagel  ds  Kaemp),  ist  durch  die  Fig.  50  und  51  dargestellt,  worin  wieder  a 
die  Welle,  b  die  zweiseitig  bestiftete  sich  drehende  Schlagscheibe,  c  und  c^ 
die  festen  Stiftscheiben,  d  die  Antriebsriemscheibe,  e  die  Spannrolle  mit 
dem  Support  /  und  m  die  Einlaufstutzen  bezeichnet.  Die  Speisewalzen  g,  g^ 
werden  mittels  Schneckenrad  k  und  Wurm  l  von  der  Vorgelegewelle  aus 
angetrieben  und  die  Menge  des  aus  den  Rümpfen  t,  i  zulaufenden  Gutes 
wird  mittels  der  Klappen  h,  \  geregelt.  Das  Gehäuse  o  zieht  sich  nach 
unten  zu  den  durch  eine  Scheidewand  getrennten  Ausfallöffnungen  n  zu- 
sammen. 

Die  Leistung  des  Doppel-Dismembrators  hängt  natürlich  ganz  von  der 
Beschaffenheit  des  Aufschüttgutes  und  von  der  verlangten  Feinheit  des 
Erzeugnisses  ab.  Nachstehende  Tabelle  gibt  die  Zahlen  werte  an,  die  bei  der 
Vermahlung  von  Steinsalz  auf  Doppel-Dismembratoren  von  630  mm  Durch- 
messer der  äußersten  Stiftreihe  gewonnen  wurden  i. 


\  Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.   1890,  S.  993. 


GO 


II.  Schroter. 


II.  Schroter. 


61 


Salz- 

Korngröße  in  mm 

Umdr. 

Umf.- 
Geachw. 

Leistung 
k 

Nummer 

über  2 

lV4bis2  V4bislV4 

VsbislV* 

unter  V« 

Min. 

m/Sek. 

Stunde 

IV 

10 

21       1       40 

20 

9 

500 

leVs 

11250 

ni 

8 

12              40 

12 

28 

750 

25 

10000 

n 

1 

5               35 

26 

33 

1000 

33V3 

7500 

I 

2 

5              46 

13 

34 

1500 

50 

6000 

0 

— 

-                2V, 

5 

92Vs 

2000 

66*/3 

5000 

00 

— 

i 

— 

100 

3000 

100 

2500 

Die  Nummern  I  und  II  entsprechen  ungefähr  der  üblichen  Feinheit 
der  Düngesalze.  Nummer  00  ist  das  feinste  Speisesalz ;  auf  die  in  der  Zement- 
fabrikation gebräuchlichen  KontroUsiebe  mit  900  und  4900  Maschen/qcm 
bezogen,  betragen  seine  Rückstände  etwa  8  bzw.  51%. 

Der  Kraftverbrauch  des  Doppel-Dismembrators  wurde  für  Hartsalz 
mit  1,4  PS  für  1  t/St.  ermittelt,  er  sinkt  selbstverständlich  ganz  wesentlich, 
sobald  weichere  Salze  zur  Verarbeitung  gelangen.  Der  Stifteverbrauch  stellt 
sich  bei  Steinsalz  Vermahlung  auf  1  Pf.  für  die  vermahlene  Tonne  (1000  k).  — 

Die  zweite  Gruppe  der  Schlagmühlen  verwendet  anstatt  runder  Stifte 
oder  Bolzen  eigenartig  geformte  Nasen,  womit  die  rasch  umlaufende  Mahl- 
scheibe besetzt  wird  und  die  gegen  feststehende,  in  konzentrischen  Ringen 
angeordnete  Knaggen  arbeiten  und  zwar  so,  daß  die  Knaggenringe  zwischen 
die  durch  die  Schlagnasen  gebildeten  Reihen  hineingreifen.  Hierbei  ist  die 
Einrichtung  getroffen,  daß  die  von  den  einzelnen  Knaggen  gebildeten 
Schlitze,  durch  die  das  Gut  von  den  Schlagnasen  hindurchgetrieben  wird, 
von  Ring  zu  Ring  immer  enger  werden,  so  daß,  trotz  nur  einmaligen  Durch- 
ganges, doch  eine  stufenweise  Zerkleinerung  stattfindet,  die  ein  sehr  ratio- 
nelles Arbeiten  der  Maschine  zur  Folge  hat.  Das  durch  den  letzten  Knaggen- 
ring hindurchgeschleuderte  Gut  wird  von  den  am  äußersten  Umfang  der 
Schlagscheibe  sitzenden  Nasen,  die  als  Ausräumer  wirken,  erfaßt  und  ent- 
weder durch  die  Spalten  eines  Rostes  oder  die  Öffnungen  eines  Siebmantels 
gedrückt,  um  das  nach  unten  zu  einem  Auslauf  zusammengezogene  Ge- 
häuse als  fertiges  Erzeugnis  zu  verlassen. 

Die  schhtzartigen  Öffnungen  im  Knaggenring  haben  die  Form  eines  K, 
sie  sind  gleich  den  nach  vorn  stehenden  Kanten  der  Schlagnasen  als  Schneiden 
ausgebildet,  so  daß  außer  der  Wurf-  und  Schlag  Wirkung  noch  eine  scheren- 
artig schneidende  Arbeitsweise  erzielt  wird.  Dadurch  werden  diese  Mühlen 
ganz  besonders  für  die  Zerkleinerung  weicher,  zäher  und  faseriger  Stoffe 
befähigt,  wie  z.  B.  Papier,  Rinden,  Holz,  Knochen,  Kork  u.  dgl.  Aber  auch 
spröde  und  mürbe  Körper  wie  Borax,  Erdfarben,  Grewürze,  Soda,  Pottasche, 
Zucker  usw.  sind  darauf  gleich  vorteilhaft  mahlbar. 

Die  Einrichtung  einer  Schlagnasenmühle  ,, Perplex",  Bauart  der 
Alpinen  Maschinenfabrik-Gesellschaft,  Augsburg,  ist  durch  die  Fig.  52  und  53 
veranschaulicht.  Darin  ist  a  die  in  zwei  langen  selbstschmierenden  öl- 
kammerlagern  laufende  und  durch  die  Riemscheibe  b  angetriebene  WeUe, 
auf  deren  in  die  Mahlkammer  hineinreichendes  Ende  die  Schlagscheibe  c 


II.  Schroter. 


II.  Schroter.  63 

aufgekeilt  ist.  d  sind  die  Schlagnasen,  e  die  in  konzentrischen  Ringen  an- 
geordneten Knaggen  und  /  ist  der  die  Mahlkammer  abschließende  Sieb- 
mantel. Das  Gehäuse  k  ist  an  der  vorderen  Seite  mit  der  aufklappbaren 
Tür  l  verschlossen,  die  außer  den  Knaggenringen  noch  den  Zulauf  stutzen  g 
trägt,  auf  den  sich  die  Schurre  h  aufsetzt.  Zur  Aufnahme  des  Mahlgutes 
dient  der  Trichter  m,  an  den  sich  ein  mittels  des  Seiltriebes  r  q  betätigtes 
Rüttelwerk  o  anschließt.  Ein  durch  die  Schraube  p  einstellbarer  Schieber  n 
regelt  den  Zulauf  des  Gutes,  dessen  Verarbeitung  durch  die  Maschine  in 
der  oben  beschriebenen  Weise  vor  sich  geht. 

Die  ,, Perplex" -Mühle  vnxd  in  fünf  verschiedenen  Größen  gebaut,  für 
Leistungen  von  70  bis  3000  k/St.  und  mit  einem  Kraftverbrauch  von  1  bis 
18  PS.  Die  Umdrehungszahl  wird  durch  die  jeweihg  vorliegenden  Ver- 
hältnisse bestimmt. 

Eine  im  großen  und  ganzen  mit  der  ,, Perplex"  übereinstimmende  Bauart 
weist  die  ,,Durania" -Mühle  von  H.  Depiereux,  Düren,  auf,  bei  der  die 
Schlagscheibe  horizontal  gegen  die  Mahlringe  verstellbar  gemacht  und  die 
Schlagnasen  und  Knaggen  so  geformt  sind,  daß  sich  jeder  Spalt  zwischen 
diesen  beim  Vor-  oder  Zurückschieben  der  Schlagscheibe  gleichzeitig  mehr  ver- 
engt oder  erweitert,  als  der  ihm  zunächst  nach  der  Mitte  zu  liegende  Spalt. 
Hier  genügt  also  schon  die  Verschiebung  der  Schlagscheibe,  um  eine  größere 
oder  geringere  Feinheit  des  Erzeugnisses  zu  erzielen,  ohne  daß  die  Loch  weite 
des  Siebmantels  oder  die  Spaltweite  des  Rostes  geändert  zu  werden  braucht. 

Diese  Anordnung  erweist  sich  namentlich  bei  der  Verarbeitung  be- 
stimmter faseriger  Stoffe  wie  Farbhölzer,  Rinden,  Gerbstoffe  u.  dgl.  vor- 
teilhaft, die  zwar  fein  zerkleinert,  dabei  aber  immer  noch  faserig  sein  sollen. 

Der  Durchmesser  der  Schlagscheibe  der  ,,Durania" -Mühle  bewegt  sich 
in  sieben  Abstufungen,  von  160  bis  1000  mm,  wovon  das  kleinste  Modell 
auch  für  Handbetrieb  eingerichtet  werden  kann.  Umdrehungszahl  und 
Kraftbedarf  schwanken  zwischen  3000  bis  1000  in  der  Minnute  und  1  bis  30  PS. 

Eine  Schlagmühle,  bei  der  die  zerkleinernden  Organe  nicht  ineinander- 
greifen, sondern  mit  einem  gewissen  Spielraum  aneinander  vorbeigehen,  ist 
der  Dissipator  von  G.  Sauerbrey,  Staßfurt.  Er  besteht  (siehe  Fig.  54 
und  55)  aus  einer  senkrechten  Welle  e  mit  dem  Halslager  /  und  dem  mittels 
Schraube  h  nachstellbaren  Spurlager  g,  die  mittels  der  Riemscheibe  l  in 
rasche  Umdrehung  versetzt  wird  und  auf  der  der  Mahlkegel  a  befestigt  ist, 
dessen  Oberfläche  ebenso  wie  jene  des  kegelförmigen  Gehäuses  b  angegossene, 
radial  gestellte  Leisten  aufweist.  Die  Aufgabe  des  bis  auf  Erbsen-  oder 
Walnußgröße  vorgebrochenen  Gutes  erfolgt  bei  k;  es  wird  mittels  eines 
Streutellers  nach  allen  Seiten  gleichmäßig  verteilt  und  durch  die  besondere 
Anordnung  der  Leisten  gezwungen,  in  einer  archimedischen  Spirale  seinen 
Weg  nach  imten  zu  nehmen,  wobei  es  der  beständigen  Einwirkung  der 
Mahlscheibe  ausgesetzt  ist  und  fortschreitender  Zerkleinerung  so  lange 
unterliegt,  bis  es  fertig  vermählen  in  dem  ringförmigen  Raum  c  angekommen 
ist.  Von  hier  aus  wird  es  durch  den  Ausräumer  d  nach  der  Ausfallöffnung  i 
geschafft,  wo  es  die  Maschine  verläßt. 


64 


II.  Schroter. 


Die  nach  einer  gewissen  Zeit  um  1  bis  IV2  mm  abgenutzten  Leisten 
können  in  der  Weise  weiter  verwendungsfähig  gemacht  werden,  daß  man  die 
Drehrichtung  der  Maschine  umkehrt,  wodurch  die  bisher  hinten  hegenden 
Kanten  der  Leisten  zur  Wirkung  gelangen.  Sind  in  der  Folge  auch  diese  ab- 
genutzt, so  müssen  die  Mahl- 
körper abgedreht  und  frisch 
gehärtet  werden.  Die  Verklei- 
nerung der  Leisten  wird  dann 
durch  Nachstellen  des  Mahl- 
kegels ausgeglichen.  Da  sich 
das  Abdrehen  und  Härten  der 
Leisten  mehrmals  vornehmen 
läßt,  so  stellt  sich  der  Dissipator 
in  bezug  auf  Erneuerungskosten 
sehr  billig. 

Die  Dissipatoren  werden 
sowohl  mit  stehender  als  auch 
mit  liegender  Welle  gebaut, 
letztere  auch  als  Doppel-Dissi- 
patoren  mit  nach  beiden  Seiten 
kegelförmig  gestalteten  Mahl- 
scheiben. Die  Stundenleistung 
an  gemahlenem  Düngesalz  eines 
Doppel-Dissipators  von  700  mm 
Durchmesser  beträgt  bei  550 
Umdrehungen  in  der  Minute 
und  etwa  20  PS  Kraftverbrauch 
bis  zu  35  000  k.  Für  einen  ein* 
fachen  Dissipator  von  400  mm 
Durchmesser  wird  die  Stunden- 
leistung bei  1500  Umdrehungen 
in  der  Minute  und  3  PS  Kraft- 
verbrauch auf  2250  k  angegeben. 
In  der  dritten  Gruppe  der 
Schlagmühlen  besteht  das  zer- 
kleinernde Organ  aus  einer  be- 
schränkten Anzahl  (4  bis  6) 
von  Armen  (Flügeln) ,  die  zu 
einem  Schlägerkreuz  zusammengesetzt  und  auf  einer  rasch  umlaufenden 
Welle  befestigt  sind.  Die  Welle  mit  den  Schlägern  bewegt  sich  in  einer 
Mahlkammer,  deren  Boden  rostartig  ausgebildet  ist  und  deren  Seitenwände 
und  Oberteil  (Haube)  mit  Schlagleisten  armiert  sind.  Das  Gut  tritt  von 
der  Seite  in  die  Mahlkammer  ein,  wird  von  den  Schlägern  erfaßt  und  durch 
die  schleudernde  und  scherende  Wirkung  derselben  so  weit  zerkleinert, 
bis  es  die  Mahlkammer  durch  die  Spaltöffnungen  der  Roste  verlassen  kann. 


Fig.  54  u.  55. 


II.  Schroter.  65 

Schlagarme,  Schlagleisten  und  Roste  müssen,  um  der  Abnutzung  wirk- 
sam begegnen  zu  können,  aus  sehr  zähem  und  hartem  Material  hergestellt 
und  leicht  auswechselbar  sein. 

Das  Aufschüttgut  kann  den  größeren  Modellen  dieser  Maschine  in 
reichhch  Faustgröße  aufgegeben  werden;  wenn  es  nur  einigermaßen  gleich- 
mäßig beschaffen  ist,  sollte  man  zur  besten  Ausnutzung  der  Leistungsfähig- 
keit stets  eine  mechanische  Beschickung  anwenden. 

Die  Feinheit  des  Erzeugnisses  läßt  sich  bei  den  Schlägermühlen  in 
einfacher  Weise  durch  Einlegen  von  Siebrosten  mit  entsprechender  Spalt- 
weite dem  gerade  vorliegenden  Bedürfnis  anpassen.  Zur  Verarbeitung  auf 
diesen  Maschinen  eignen  sich  vorwiegend  mittelharte  und  zähe  Stoffe 
(Asphalt,  Salz,  Chemikalien,  Klauen,  Kömer,  Knochen  usw.).  Das  Er- 
zeugnis ist  sphttrig,  grießig  oder  mehUg. 

Aus  den  Fig.  56  und  57  läßt  sich  die  Konstruktion  einer  Schlag  kreuz- 
müh le  der  Alpinen  Maschinenfabrik-Gesellschaft,  Augsburg,  erkennen.  Die 
mit  a  bezeichnete  Welle  trägt  das  aus  der  Nabe  b  und  den  vier  Armen  c 
zusammengesetzte  Schlagkreuz,  ist  in  zwei  an  das  Grehäuse  h  angegossenen 
Ringschmierlagem  gelagert  und  wird  mittels  der  massiven  Riemscheibe  g 
angetrieben.  Der  Einlauf  stutzen  *  führt  das  Gut  seithch  in  die  Mahlkammer 
ein,  deren  Boden  aus  den  starken  Roststäben  /  gebildet  wird,  während  an 
ihren  Seitenwänden  die  Schlagleisten  d  mit  starken  Schrauben  befestigt 
sind.  Auch  die  Haube  m  ist  mit  einer  Anzahl  solcher  Leisten  —  e  —  besetzt. 
Die  Klapptüren  l  machen  den  Ausfallraum  k  unterhalb  des  Rostes  bequem 
zugänghch. 

Die  Schlagkreuzmühlen  werden  in  fünf  Modellgrößen  von  400  bis 
1200  mm  Durchmesser  der  Mahlkammer  gebaut;  die  zugehörigen  Um- 
drehungszahlen sind  2400  bis  1300  in  der  Minute,  der  Kraftbedarf  bewegt 
sich  in  den  Grenzen  von  3  bis  18  PS.  Über  die  stündhche  Leistungsfähig- 
keit einer  solchen  Mühle  von  1200  mm  Mahlkammerdurchmesser  bei  5  mm 
Rostweite  werden  folgende  Angaben  gemacht: 

Asphalt 2000  k            Knochen,  roh 500  k 

Binitrobenzol 1250  „  „          entleimt      .    .  1250  „ 

Bisulfat 1500  „            Kupfervitriol 3700  „ 

Eisenstein 2500  „             Leim 250  „ 

Eisenvitriol 3700  „  Superphosphat     ....  2500  „ 

Erdfarbe 1500  „            Sulfat 2500  „ 

Die  ,,Reform"-Mühle  der  Mühlenbauanstalt  Gebr.  Seck,  Dresden,  imd 
die  gleichnamige  Mühle  von  Fried.  Krupp-Grusonwerk,  Magdeburg,  be- 
ruhen auf  denselben  Grundsätzen  wie  die  vorbeschriebene  Schlagkreuz- 
mühle und  weichen  nur  in  einigen  unwesenthchen  Einzelheiten  von  dieser 
ab.  —  Dagegen  hat  die  Konstruktion  in  der  ,, Kaisermühle"  {Humboldt, 
Kalk  b.  Köln)  insofern  eine  Vervollkommnung  erfahren,  als  bei  dieser  der 
durch  die  rasche  Umdrehung  des  Schlägerkreuzes  entstehende  Staubluft- 
strom in  einem  vollständigen  Kreislauf  geführt  und  das  Austreten  des 
Staubes  aus  der  Maschine  verhindert  wird.    Das  geschieht  in  der  Weise, 

Kaske,  Zerkleinerungsvorrichtimgen.  5 


66 


II.  Schroter. 


Fig.  56. 


Fig.  57. 


daß  die  Luft  zentral  in  die  Mahlkammer  eintritt,  diese  infolge  der  ihr  er- 
teilten Fliehkraft  durch  die  Rostspalten  verläßt,  um  in  die  an  das  Gehäuse 
angebaute  Staubkammer  und  aus  dieser  wieder  in  die  Mahlkammer  zu 
gelangen. 


n.  Schroter. 


67 


Auch  die  vom  Eisenwerk  {vorm.  Nagel  <&  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg, 
gebaute  und  in  den  Fig.  58  und  59  dargestellte  ,, Gloriamühle",  Patent 
Geißler,  weist  manches  Eigenartige  auf,  das  sie,  obzwar  sie  grundsätzlich 
zu  den  Schlägermühlen  gezählt  werden  muß,  von  den  letzteren  doch  scharf 
unterscheidet. 

Die  Gloriamühle  besteht  aus  einer  in  dem  Gehäuse  /  rasch  umlaufenden 
Welle  a,  die  mit  dem  ersteren  und  den  Lagerböcken  c  zusammen  auf  einer 
gemeinschafthchen  Grundplatte  g  aufgebaut  ist.  Die  Welle  trägt  eine  An- 
zahl eigenartig  geformter  Schlagkreuze  /,  die  wechselweise  so  gegeneinander 
versetzt  sind,  daß  keine  durchgehende  Öffnung  vom  Einlauf  h  nach  dem 
Auslauf  *  zu  vorhanden  ist.  Diese  Schlagkreuze  wirken  nun  auf  das  bei  h 
einfallende  Gut  derart  ein,  daß  sie  ihm  verschiedenartige  Bewegungsimpulse 
erteilen,  teils  nach  dem  Umfang  der  Trommel  hin,  teils  parallel  zur  Welle, 
teils  senkrecht  zu  den  Seitenflächen  der  Flügel.  Das  Gut  wird  also  in  den 
verschiedensten  Richtungen  geschleudert,  zerschellt  und  zerschlagen,  wobei 


Fig.  59. 


die  Armkreuze  außerdem  noch  eine  zerreibende  und  scherende  Wirkung 
darauf  ausüben  und  es  aufs  innigste  durcheinandermischen.  Dabei  arbeitet 
die  Maschine  aber  —  zum  Unterschied  von  den  früher  beschriebenen  Schlag- 
kreuzmühlen —  ohne  Roste  und  Siebe  und  die  Feinheit  des  Erzeug- 
nisses ist  ausschheßlich  von  der  Größe  des  Spaltes  zwischen  den  Armkreuzen 
und  der  Trommel wandung,  von  der  Trommellänge  —  bzw.  von  der  Anzahl 
der  Schläger  —  und  von  der  Umfangsgeschwindigkeit  der  letzteren  ab- 
hängig. Unter  Belassung  alles  übrigen  kann  also  der  Feinheitsgrad  durch 
Vergrößerung  der  Umdrehungszahl  erhöht  oder  durch  Verminderung  der 
Schlägerzahl  erniedrigt  werden  und  umgekehrt.  Mit  Rücksicht  auf  den 
Kraftbedarf  hat  es  sich  in  den  meisten  Fällen  vorteilhaft  gezeigt,  mit  nur 
wenigen  Schlägern  zu  arbeiten,  diesen  aber  eine  hohe  Umfangsgeschwindig- 
keit zu  erteilen. 

Die  der  Abnutzung  ausgesetzten  Teile  der  Gloriamühle  sind  auswechsel- 
bar gemacht.  Zu  diesem  Behufe  erhält  die  Mahltrommel  einen  Einsatz  e 
und  die  Schläger  sind  mit  angenieteten  Leisten  armiert.  Zu  beiden  wird 
besonders  hartes  und  zähes  Material  verwendet. 


5* 


68  n.  Schroter. 

Ein  besonderer  Vorzug  dieser  Maschine  ist  es,  daß  sie  kleinere,  dem 
Mahlgut  beigemengte  Eisenteile,  ohne  Schaden  zu  nehmen,  vertragen  kann 
und  daß  sie  gegen  Feuchtigkeit  des  Aufschüttgutes  in  hohem  Maße  un- 
empfindlich ist.  Diese  Eigenschaften  lassen  sie  namentHch  für  die  Zwecke 
der  Düngesalzfabrikation  als  besonders  geeignet  erscheinen. 

Die  Gloriamühle  wird  in  sechs  verschiedenen  Größen  gebaut,  von  300  bis 
1000  mm  Trommeldurchmesser  und  350  bis  1850  mm  Trommellänge.  Die 
Stundenleistung  schwankt  —  je  nach  Umständen  —  zwischen  100  und 
25  000  k,  der  Kraftbedarf  zwischen  V4  und  40  PS.  — 

Aus  dem  Bestreben,  eine  Vorrichtung  zu  schaffen,  die  den  meist  üb- 
hchen  stufenweisen  Zerkleinerungsvorgang  derart  zu  vereinfachen  vermöchte, 
daß  das  Vorbrechen,  Grob-  und  Feinschroten  in  einem  einzigen  Apparat 
geschieht,  ist  die  in  mehr  als  einer  Hinsicht  als  originell  zu  bezeichnende 
Zyklopmühle  der  Maschinenbauanstalt  Humboldt  in  Kalk  b.  Köln  ent- 
standen, deren  Einrichtung  aus  den  Fig.  60  und  61  zu  ersehen  ist.  Es  ist 
dies  eine  Schlägermühle  gleich  den  vorstehend  beschriebenen  Maschinen 
dieser  Art,  aber  hauptsächlich  von  den  letzteren  darin  abweichend,  daß 
die  Schläger  s  mit  der  im  Gehäuse  o  rasch  umlaufenden  Welle  b  nicht  starr, 
sondern  gelenkig  verbunden  sind  und  gewissermaßen  als  Dreschflegel 
wirken.  Im  Ruhezustande  hängen  sie  lose  herunter  und  erst  beim  Anlauf 
der  Maschine  stellen  sie  sich  radial  ein.  Das  Gut  wird  ihnen  über  eine 
Rutsche  c,  d  zugeführt,  die  ebenso  wie  der  Rost  e  muldenförmige  Gestalt 
besitzt,  welcher  sich  die  Schläger,  wie  aus  Fig.  60  ersichtUch,  anschließen, 
indem  sie  nach  den  Seiten  hin  kürzer  werden.  Die  muldenförmige  Grestalt 
der  Rutsche  bewirkt,  daß  die  größeren  Stücke  der  Mitte  zugeführt  werden, 
wo  die  längsten  Schläger  das  Gut  spalten  und  nach  den  Seiten  drängen. 
Hier  wird  es  von  den  kürzeren  Schlägern  so  lange  bearbeitet,  bis  es  die  ge- 
nügende Feinheit  erreicht  hat,  um  durch  die  Rostspalten  hindurchfallen  zu 
können.  Die  Abnutzung  wird  sich  daher  in  erster  Linie  auf  die  langen 
Schläger  werfen,  die  nach  einer  gewissen  Zeit  erneuert  werden  müssen. 
Doch  gestatten  exzentrisch  angeordnete  Bolzenlöcher  /  in  der  Nabe  eine 
noch  zweimahge  Verstellung  der  Schläger. 

Der  Rost  ist  mit  seinem  hochliegenden  Teil  im  Gehäuse  aufgehängt, 
während  er  unten  an  der  Aufgabeplatte  nur  lose  auf  dem  Rosthalter  auf- 
liegt, der  mit  der  ersteren  durch  einen  Sicherheitsbolzen  verbunden  ist. 
Dieser  Bolzen  wird  in  dem  Augenblick  abgeschert,  wenn  größere  Eisen- 
stücke in  die  Maschine  gelangen,  die  durch  die  Rostspalten  nicht  durch- 
fallen können.  Dadurch  senkt  sich  der  hängende  Rost  so  weit,  daß  der 
Fremdkörper  leicht  aus  der  Mühle  entfernt  werden  kann.  Nach  dem  in 
mu"  kurzer  Frist  zu  bewerkstelligenden  Einziehen  eines  neuen  Sicherheits- 
bolzens ist  der  Apparat  wieder  gebrauchsfähig. 

Das  Haupt  Verwendungsgebiet  der  Zyklopmühle  ist  die  Salzmüllerei. 
Eine  Zyklopmühle  von  800  mm  Durchmesser,  als  alleinige  Brechmaschine 
und  Mahlapparat  verarbeitet  —  nach  Angabe  —  20  000  k  Düngesalz  in  der 
Stunde  zu  der  übhchen  Feinheit.    Für  größere  Leistungen,  z.  B.  80  000  k 


II.  Schroter. 


69 


Fig.  60. 


m^^,M.v  ^g^u^^Prom! 


Fig.  61. 


70  II-  Schroter. 

stündlich,  ist  es  allerdings  zweckmäßiger,  eine  große  Zyklopmühle  zum 
Vormahlen  und  zwei  kleinere  Modelle  zum  Fertigmahlen  anzuwenden. 
Immerhin  ist  die  auch  dann  noch  erzielte  Vereinfachung  der  Mühlenanlage 
ganz  bedeutend. 

Die  Zyklopmühle  wird  in  acht  verschiedenen  Modellgrößen,  von  600  bis 
1200  mm  mittlerem  Schlägerdurchmesser  und  von  250  bis  800  mm  Breite 
gebaut.  Bei  1200  bis  650  Umdrehungen  in  der  Minute  und  8  bis  70  PS 
Kraft  verbrauch  wird  die  Leistung  mit  4000  bis  65  000  k/Stunde  angegeben.  — 

Bei  den  eigenthchen  Schleudermühlen  wird,  wie  schon  weiter  oben 
ausgeführt,  das  Gut  durch  die  reine  Schleuderwirkung  einer  sehr  rasch 
umlaufenden,  wagerechten  Scheibe  gegen  eine  feststehende  Wand  zer- 
kleinert.  Schlagstifte,  Schlagnasen  oder  Schlagarme  fehlen  also  hier  gänzhch. 

Nach  diesem  Grundsatz  arbeitet  die  Vapartsche  Schleudermühle 
von  C.  Mehler  in  Aachen.  Sie  besteht  aus  meist  vier  wagerechten  Scheiben, 
die  mit  einer  Anzahl  radial  gestellter  Wurfleisten  besetzt  und  in  passenden 
Abständen  übereinander  auf  einer  senkrechten,  rasch  umlaufenden  Welle 
befestigt  sind.  Diese  dreht  sich  in  einem  Blechgehäuse,  dessen  Wandungen 
mit  geriffelten  Hartgußplatten  ausgelegt  sind.  Das  von  der  ersten  Scheibe 
abgeschleuderte  Gut  fällt  an  der  Wandung  des  Gehäuses  nieder,  wird  hier 
von  schrägen  Rutschen  aufgefangen  und  gegen  die  Mitte  der  darunter- 
liegenden zweiten  Scheibe  geleitet,  von  dieser  gegen  die  Wandung  geschleu- 
dert und  von  einer  zweiten  Reihe  von  Rutschen  auf  die  dritte  Scheibe  ge- 
führt usw.  —  bis  es  nach  Verlassen  der  letzten,  untersten  Scheibe  in  den 
im  Boden  des  Gehäuses  angeordneten  Auslauf  gelangt. 

Diese  Mühle  wird  zum  Zer kleinem  von  Schamotte,  Kohle  u.  dgl.  und 
zum  Mischen  der  Beschickung  für  Zinköfen  gebraucht.  — 


m.  Mühlen. 

Unter  Mühlen  sollen  hier  nur  diejenigen  mechanischen  Zerkleinerungs- 
einrichtungen verstanden  werden,  die  ein  Erzeugnis  von  überwiegend  mehl- 
artigem Charakter  liefern.  Zwar  ist  aus  dem  vorhergehenden  Abschnitt 
zu  ersehen,  daß  manche  der  dort  beschriebenen  und  als  Feinschroter  be- 
nannten Maschinen  die  Bezeichnung  ,, Mühlen"  tragen,  wie  z.  B.  die  Schlag- 
kreuzmühle und  ihre  Abarten,  doch  ist  das  Produkt,  das  sie  ihrer  schlagenden, 
klopfenden,  schleudernden  und  scherenden  —  immer  aber  nur  verhältnis- 
mäßig kurz  andauernden  —  Wirkungsweise  zufolge  hervorzubringen  ver- 
mögen, von  ausgesprochen  grießiger  Beschaffenheit  und  nicht  als  das  an- 
zusehen, was  man  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  als  Mehl  bezeichnet^. 
Um  dieses  zu  erzeugen,  bedarf  es  entweder  1.  einer  lange  fortgesetzten  Be- 
arbeitung des  Gutes  durch  Schlag  und  Stoß  in  mörserähnlichen  Gefäßen, 
oder  2.  einer  Bearbeitung  durch  die  reibende  Wirkung  an  sich  schwerer, 
oder  durch  Zuhilfenahme  mechanischer  Mittel  (Fliehkraft,  Schrauben- 
pressung, Federspannung)  schwer  gemachter  Mahlkörper,  oder  endlich 
3.  einer  Kombination  beider  Angriffs  weisen. 

Diesen  Unterscheidungsmerkmalen  zufolge  lassen  sich  die  in  der  Hart- 
zerkleinerung gebräuchlichen  Feinmahlmaschinen  einreihen  in 

a)  Stampf mühlen  (Pochwerke), 

b)  Mahlgänge  und  Fliehkraftmühlen, 

c)  Kugelmühlen, 

die  in  der  vorstehenden  Reihenfolge  besprochen  werden  soUen. 
Einer  gesonderten  Betrachtung  muß  im  Anschluß  daran 

d)  die  Naßmüllerei 
unterzogen  werden.  — 

a)  Stampf  mühlen  (Pochwerke). 

Stampfmühlen  oder  Pochwerke  üben  auf  das  zu  verarbeitende  Gut 
reine  Schlagwirkungen  aus;  sie  eignen  sich  daher  vorwiegend  zur  Zerkleine- 


1  Daß  selbst  die  unter  die  Vorschroter  eingereihten.  Kollergänge  und  Walzwerke 
unter  Umständen  zur  Mehlerzeugung  dienen  können,  wurde  schon  bei  einer  früheren 
Veranlassung  erwähnt.  Diese  Tatsache  kann  aber  hier  nicht  ins  Gewicht  fallen,  da  Koller- 
gänge zur  Feinmehlerzeugung  in  der  Hartmüllerei  —  und  mit  dieser  allein  haben  wir  es 
zu  tun  —  ihrer  geringen  Leistungsfähigkeit  wegen  nur  sehr  vereinzelt,  Walzwerke  über- 
haupt nicht  angewendet  werden.  Daß  dagegen  letztere  in  der  Weich-(Getreide-)MüIlerei 
eine  enorme  Verbreitung  gefunden  haben,  dürfte  wohl  allgemein  bekannt  sein. 


72  III-  Mühlen. 

rung  harter,  spröder  Stoffe,  die  durch  einen  heftigen  Stoß  sofort  den  Zu- 
sammenhang ihrer  Teile  verheren.  Für  Gesteine  von  zäher  Beschaffenheit 
sind  sie  weniger  gut  geeignet  und  in  solchen  Fällen  sind  ihnen  energisch 
wirkende  Fliehkraftmühlen  zum  Feinmahlen  unbedingt  vorzuziehen. 

Ihr  Hauptanwendungsgebiet  ist  die  Gold-,  Silber-  und  Kupfererzauf- 
bereitung. Doch  auch  hier  sind  sie  nicht  überall  am  Platze.  Sie  arbeiten  nur 
dann  einwandfrei,  wenn  das  Gold  oder  Silber  im  Erz  äußerst  fein  verteilt 
auftritt.  Kommt  es  dagegen  darin  in  größeren  Stücken  vor  oder  ist  es  selbst 
von  spröder  Beschaffenheit,  so  ist  die  Anwendung  von  Stampfmühlen  mit 
Rücksicht  auf  die  großen  Mengen  des  Metalls,  das  dann  mit  dem  Poch- 
schlamm in  die  Laugerei  abfließt  und  das  zur  Gänze  niemals  daraus  wieder- 
gewonnen werden  kann,  nicht  zu  empfehlen.  Immerhin  ist  die  absolute 
Zahl  der  gegenwärtig  für  die  genannten  Zwecke  arbeitenden  Pochwerke 
eine  sehr  große  und  nicht  minder  groß  die  Zahl  ihrer  Anhänger  und  Freunde, 
die  sie  trotz  der  ihnen  unleugbar  anhaftenden  Mängel  besitzen. 

Ein  Pochwerk  besteht  im  allgemeinen  aus  einem  senkrechten  Schaft, 
der  an  seinem  unteren  Ende  mit  einem  schweren  Stahlschuh  armiert  ist 
und  in  einer  sicheren  Führung  gleitet.  Dieser  Schaft  wird  in  kurzeh  regel- 
mäßigen Zwischenräumen  gehoben,  um  sodann  auf  einen  stählernen  Amboß 
niederzufallen  und  das  auf  dem  letzteren  aufgehäufte  Gut  zu  zerkleinern. 
Das  Gehäuse,  in  dem  die  Zerkleinerung  vor  sich  geht,  steht  auf  einer  Seite 
mit  einer  Vorrichtung  zur  gleichmäßigen  Zufuhr  des  auf  einem  Steinbrecher 
vorgebrochenen  Gutes  in  Verbindung,  auf  der  anderen  Seite  ist  ihm  ein 
mit  Metallgewebe  bespannter  Siebrahmen  eingefügt,  durch  dessen  Maschen 
das  genügend  Gefeinte  austreten  kann,  während  das  übrige  der  wieder- 
holten Schlagwirkung  des  Pochschuhes  so  lange  ausgesetzt  bleibt,  bis  es 
diejenige  Korngröße  erreicht  hat,  die  ihm  den  Austritt  durch  das  Ge- 
webe gestattet.  Um  die  Abführung  des  Feinen  zu  beschleunigen  und 
gleichzeitig  die  Staubentwicklung  zu  verhüten,  wird  in  das  Pochgehäuse 
in  einem  beständigen  Strome  reines  Wasser  zugeführt,  das  den  Mahlraum 
als  Pochschlamm  verläßt  und  der  weiteren  Verarbeitung  (Konzentration) 
zufließt. 

Die  Pochwerke  werden  je  nach  der  Art  und  Weise,  wie  dem  Pochstempel 
die  Schlagkraft  verliehen  wird,  in  verschiedene  Klassen  eingeteilt: 

oc)  Schwerkraft-Pochwerke,  die  nur  durch  die  lebendige  Kraft  des  frei 

herabfallenden   Stempels   wirken,    bei   denen   also    das    Fallmoment 

durch  das  Eigengewicht  des  ersteren  begrenzt  ist. 
ß)  Dampf -Pochwerke,  die  in  der  Art  der  bekannten  Dampf  hämmer  arbeiten. 
y)  Pneumatische,   hydraulische   und   Feder-Pochwerke,    bei   denen   der 

Stempel  durch  eine  Kurbel  gehoben  und  abwärts  getrieben  und  die 

Rückwirkung  des  Schlages  mittels  eines  Luft-  oder  Wasserkissens 

oder  einer  Feder  abgefangen  wird. 
d)  Hebel-Pochwerke,  wo  der  Stempel  durch  einen  Hebel  betätigt  wird, 

der  mittels  eines  Gleitschuhes  den  ersteren  auf  und  nieder  bewegt 

und  wobei  starke  Spiralfedern  als  Puffer  dienen. 


III.  Mühlen. 


73 


Fig.  62. 


Ansfühningsbeispiele  aus  den  drei  erstgenannten  Gruppen  werden  die 
Einrichtung  dieser  Stampf  mühlen  zeigen,  während  die  vierte  Gruppe,  weil  prak- 
tisch zu  keiner  großen  Bedeutung  gelangt,  hier  übergangen  werden  kann.  — 

Ein  Schwerkraft  -  Pochwerk  mit  10  Stempeln,  von  denen  je  5  eine 


74 


III.  Mühlen. 


„Batterie"  bilden,  ist  durch  die  Fig.  62  und  63  veranschaulicht^.  Die  ersten 
Zerkleinerungsvorrichtungen  dieser  Art  sind  in  den  Goldbergwerken  von 
Californien  zur  Anwendung  gekommen,  sie  sind  daher  allgemein  als  ,,Cali- 

fornische   Pochwerke"    bekannt. 
:;;    ||  i   1  J\  i   R?  1^  In  den  Abbildungen  bedeutet « 

den  schmiedeeisernen  Schaft  des 
Pochstempels,  6  den  stählernen 
Schuh  und  h  das  schwere  guß- 
eiserne Haupt,  das  Schaft  und 
Schuh  miteinander  fest,  aber  doch 
lösbar,  verbindet,  c  ist  die  stäh- 
lerne, runde  Pochsohle,  die  mit 
einer  viereckigen  Fußplatte  in 
das  Pochgehäuse  d  eingelassen 
ist.  Jeder  Pochschaft  trägt  eine 
gußeiserne  Muffe  /,  an  der  der 
,,HebHng"  e  derart  angreift,  daß 
der  ganze  Pochstempel  nicht  nur 
gehoben,  sondern  auch  gleich- 
zeitig gedreht  wird.  Dieses  ge- 
schieht zu  dem  Zwecke,  um  eine 
möglichst  gleichmäßige  Abnut- 
zung der  arbeitenden  Teile  herbei- 
zuführen. Die  Vorgelege  welle  g, 
auf  der  die  Heblinge  e  derart  sit- 
zen, daß  eine  taktmäßige  Reihen- 
folge der  Schläge  entsteht,  wird 
von  der  Haupttransmissionswelle 
i  aus  mit  Hilfe  der  Riemscheiben 
k  und  h  angetrieben.  Zum  Nach- 
spannen des  schlapp  gewordenen 
Riemens  dient  die  mittels  Hand- 
rad n  und  Kettenzug  m  stellbare 
Spannrolle  l  und  zum  Festhalten 
des  Stempels  für  den  Fall,  daß 
am  Pochgehäuse  Reparaturen 
vorgenommen  werden  müssen,  der 
drehbare  Hebel  r,  der  sich  beim 
Umlegen  unter  die  Muffe  /  legt  und  den  Stempel  am  Herabfallen  hindert. 
Die  gleichmäßige  Zuführung  des  vorgebrochenen  Erzes  vermittelt  die 
Speise  Vorrichtung  o,  die  in  verschiedener  Art  konstruiert  sein  kann.  Am 
besten  geeignet  hat  sich  für  diesen  Zweck  der  Apparat  von  Tulloch  {Tullochs 
ore  feeder)  gezeigt,  bei  dem  die  Schüttelbewegung  von  dem  mittleren  Batterie- 
stempel abgeleitet  und  in  ihrer  Intensität  von  der  Menge  des  auf  der  Poch- 

1    E.  H.  Richards:  Ore  dressing  I,  146  147.    1908. 


Fig.  63. 


III.  Mühlen.  75 

sohle  liegenden  Erzes  abhängig  gemacht  ist.  Ist  die  Pochsohle  hoch  mit 
Erz  bedeckt,  so  ist  die  Fallhöhe  des  Pochstempels  eine  geringe  und  infolge- 
dessen auch  die  schüttelnde  Bewegung  des  Speiseapparates  eine  schwache, 
so  daß  nur  wenig  Erz  in  den  Pochtrog  gelangt.  Ist  dagegen  wenig  Erz  im 
Pochtroge,  so  vergrößert  sich  die  Fallhöhe  des  Stempels;  der  Schütteltrog 
erhält  stärkere  Stöße  und  schüttet  eine  größere  Menge  Erz  in  den  Pochtrog  ^. 

Das  fertige  Erzeugnis  wird,  wie  einleitend  erwähnt,  mit  Hilfe  eines 
Wasserstromes  aus  dem  Pochgehäuse  ausgetragen  und  verläßt  dasselbe  in 
Form  des  Pochschlammes  oder  der  ,, Pochtrübe"  durch  die  Austragöffnungen  p, 
um  in  der  Holzrinne  q  weiterer  Verarbeitung  zugeführt  zu  werden.  Die 
Austragöffnungen  sind  mit  Sieben  aus  gelochtem  Blech  oder  Stahldraht 
verschlossen,  deren  Holzrahmen  durch  Keile  im  Gehäuse  festgehalten  werden. 
Wird,  um  die  Leistungsfähigkeit  zu  erhöhen,  an  beiden  Langseiten  aus- 
getragen, so  befindet  sich  die  Eintragöffnung  über  der  Austragöffnung  an 
der  hinteren  Seite  des  Pochtroges. 

Die  Eisenteile  der  Pochwerksbatterie  werden  von  einem  schweren 
Rahmenwerk  aus  starken  Holzbalken  getragen,  die  untereinander  durch 
zahlreiche  Schrauben  (in  der  Abbildung  durch  mit  Index  versehene  Buch- 
staben bezeichnet)  zusammengehalten  werden  und  ihrerseits  wieder,  teils 
mit  der  Gebäudekonstruktion,  teils  mit  dem  Beton-  oder  Steinfundament 
in  solider  Verbindung  stehen. 

Das  Ge^\'icht  eines  vollständigen  Pochstempels  beträgt  von  300  bis  600, 
neuerdings  sogar  bis  750  k,  die  Zahl  der  Schläge  90  bis  100  in  der  Minute, 
die  Hubhöhe  von  180  bis  260  mm,  die  Leistung  von  3,5  bis  5  t  tägUch,  der 
Wasserverbrauch  von  7,2  bis  15  cbm/t. 

Die  Zahl  der  Pochstempel  in  einer  Mühlenanlage  richtet  sich  natürlich 
ganz  nach  dem  Umfang  des  Minenbetriebes,  der  stellenweise  (Transvaal 
Randminen)  ein  ganz  enormer  ist,  so  daß  Stampfmühlen  mit  320,  ja  sogar 
400  Stempeln  durchaus  nicht  zu  den  Ausnahmen  gezählt  werden  dürfen. 
Mühlen  von  derartiger  Ausdehnung  vermögen  monatUch  48  000  bis  60  000 1 
Erz  zu  pochen.  Ebenso  großartig  sind  dann  selbstverständlich  auch  die 
dazugehörigen  Anlagen  für  die  Amalgamation,  die  Auslaugung  und  Raffi- 
nierung des  Goldes.  — 

Über  den  Kraftverbrauch  von  Schwerkraft-Pochwerken  haben  Rittinger^, 
Weisbach^  und  Gätschmann'^  eingehende  theoretische  Untersuchungen  angestellt, 
auf  die  hiermit  verwiesen  sei.  Für  vorhegenden  Zweck  genügt  folgende  Über- 
legung. Ist  n  die  Anzahl  der  von  derselben  Welle  aus  betriebenen  Stempel,  Q  das 
Gewicht  eines  solchen  in  Balogramm,  h  die  Hubhöhe  in  Metern  und  u  die  Hub- 
zahl  in  der  Minute,  so  beträgt  der  theoretische  Arbeitsaufwand  in  der  Sekunde 

u 
Amii  =  Q-n-h'—-. 


1  C.  ScÄnoJcZ.- Metallhüttenkunde  I,  835.  Berlin  1901.  —  ^  Rittinger:  Aufbereitungs- 
kunde  19  u.  ff.  I.  u.  IL  Nachtrag  1 — 16  imd  1 — 10.  —  3  Weisbach:  Ingenieurmechanik  3. 
—  *  Gdtschmann:  Die  Aufbereitung  I,  146 — 602.  Freiberg  1858  und  %,  631—679. 
Leipzig  1872. 


76  III.  Mühlen. 

Hierzu  tritt  noch  der  Aufwand  zur  Überwindung  der  Bewegungswider- 
stände (Reibung  der  Stempel  in  ihren  Führungen,  der  Hebhnge  an  den 
Muffen,  der  Zapfen  in  den  Lagern  usw.)  und  der  Verlust  durch  Stöße  und 
Erschütterungen.  Um  also  den  wirldichen  Arbeitsaufwand  zu  bestimmen, 
ist  es  erforderlich,  den  obigen  Ausdruck  mit  einem  Koeffizienten  >  1  zu 
multiplizieren,  dessen  Größe  überwiegend  von  der  Beschaffenheit  und  dem 
Zustande  des  Pochwerkes  abhängt  und  der  sich  (nach  Weisbach)  zwar  leicht, 
aber  umständlich  berechnen  läßt.  Für  praktische  Überschlagsrechnungen 
genügt  es,  wenn  man  einen  Mittelwert  benutzt,  der  —  nach  Rittinger  —  zu 
1,33  angenommen  werden  kann. 

Wäre  z.  B.  in  einem  vorliegenden  Falle  w  =  10 ,  Q  =^  500 ,  Ä  =  0,25 
und  w  =  90 ,  so  ist  der  Arbeitsaufwand 

^mk  =  1,33  .  500  .  10  .  0,25  •  |^  =  2493,75 

oder  in  Pferdestärken 

J,  =  24^  =  33,25  PS. 

,  Der  größte  Vorzug  der  Schwerkraft-Stampfmühlen  ist  die  Einfachheit 
und  Übersichtlichkeit  ihrer  Konstruktion,  die  eine  sorgfältige  Instand- 
haltung sowie  eine  rasche  und  leichte  Wiederinstandsetzung  ermöghcht. 
Zu  ihrer  Überwachung  genügen  einfache  Schlosser  oder  selbst  nur  solche 
Leute,  die  mit  Hammer,  Meißel  und  Feile  einigermaßen  umzugehen  ver- 
stehen. —  Die  übhche  Teilung  in  Batterien  von  nur  wenigen  Stempeln  läßt 
die  durch  etwaige  Reparaturen  erforderlich  gewordene  Stillsetzung  einer 
solchen  Batterie  in  weit  niedrigerem  Maße  als  Betriebsstörung  und  Leistungs- 
einschränkung erscheinen,  als  dies  bei  Systemen  der  Fall  ist,  die  aus  nur 
wenigen,  aber  im  einzelnen  sehr  leistungsfähigen  Apparaten  bestehen.  End- 
lich ist  es  von  Vorteil,  daß  man  in  den  Stampf mühlen  den  Zerkleinerungs- 
und Amalgamationsprozeß  vereinigen  kann. 

Von  Nachteil  ist  dagegen  ihre  mit  ungemein  heftigen  Stößen  und  Er- 
schütterungen verbundene  Arbeitsweise,  die  sehr  schwere  und  teure  Funda- 
mente und  Holzkonstruktionen  erfordert.  Desgleichen  wird  das  Mühlen- 
gebäude bei  etwas  größeren  Leistungen  der  Anlage  räumlich  schon  sehr 
ausgedehnt^  und  die  langen  Wellenleitungen  verursachen  ständig  große 
Ausgaben  durch  Arbeits  Verluste  und  Aufwand  an  Riemen  und  Schmier- 
mitteln. Endlich  ist  ihre  Leistungsfähigkeit  bei  Trocken  Vermahlung  außer- 
ordentlich gering.  — 

Dampfpochwerke  bestehen  aus  einem  senkrechten  Stempel,  der  an 
seinem  unteren  Ende  mit  dem  Pochschuh,  am  oberen  Ende  mit  einem 
Kolben  verbunden  ist,  welcher  mittels  Dampfkraft  in  einem  ZyHnder  auf- 
und  abwärts  bewegt  wird.  Bei  der  Abwärtsbewegung  trifft  der  Pochschuh 
auf  das  auf  der  Pochsohle  angehäufte  Erz  und  zerkleinert  dieses  durch  seine 

^  Eine  Anlage  mit  280  Stempeln  erfordert  ein  Gebäude  von  90  m  Länge,  35  m 
Breite  und  lim  Höhe  bis  zum  niedrigsten  Dachbalken  {Simmer  db  Jack  Mine,  Johannes- 
burg). 


III.  Mühlen. 


77 


Schlag  Wirkung.  Die  Pochsohle  ist  in  einem  Gehäuse  eingebaut,  das  mit 
einer  Aufgabevorrichtung  für  das  zu  zerkleinernde  Gut  und  mit  Sieben 
zum  Austragen  des  fertigen  Erzeugnisses  versehen  ist. 

Die  Dampfpochwerke  werden  ausschließlich  nur  in  den  Kupferminen 
der  Lake  Superior  Region  (V.  St.  A.)  verwendet.    Am  verbreitetsten  ist  das 


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Fig.  64. 


Fig.  66. 


Dampfpochwerk  der  Nordherg  Manujacturing  Company,  Milwaukee,  Wis- 
consin. Es  ist  durch  die  Fig.  64  und  65  in  zwei  äußeren  Ansichten  darge- 
stellt^, worin  a  den  Dampfzylinder  —  gewöhnlich  510  mm  Durchmesser, 
610  mm  Hub  —  bedeutet,  der  mit  vier  Corliss-Schiebem  6,  c,  d  und  e  aus- 
gerüstet ist,  von  denen  jeder  durch  ein  besonderes  Exzenter  /j  —  f^  derart 
betätigt  wird,  daß  die  Schieber  voneinander  unabhängig  und  jeder  für  sich 


R.  H.  Richards:  Ore  dressing  3,  1249.    1909. 


78  III-  Mühlen. 

einstellbar  sind,  wobei  die  Einstellung  durch  eine  Zeigervorrichtung  von 
außen  ersichtlich  gemacht  wird.  Die  Auslaßschieber  werden  mittels  Ge- 
lenkhebel, die  Einlaß  Schieber  dagegen  unmittelbar  von  den  Exzentern  in 
Bewegung  gesetzt.  Die  Exzenter  für  die  unteren  Schieber  sitzen  auf  einer 
Welle,  welche  ihre  regelmäßige  Umdrehung  mittels  der  Riemscheibe  g 
von  einer  anderen  Kraftquelle  aus  erhält  und  die  mit  einer  zweiten  Welle 
derart  gekuppelt  ist,  daß  die  letztere  eine  ungleichförmige  Bewegung  voll- 
führt, wodurch  die  oberen  Schieber  zu  einem  sehr  schnellen  Öffnen  und 
Schließen  gezwungen  werden. 

Der  Dampf  Zylinder  mit  Steuerung  und  Steuerwelle  ruht  auf  vier  kräftigen, 
gußeisernen  Säulen  l,  die  sich  unten  auf  einen  schweren  Fundamentrahmen 
aufsetzen  und  deren  obere  Traversen  die  Führung  für  den  Schaft  h  bilden, 
der  unten  in  dem  Pochschuh  i  endet.  Das  die  Pochsohle  k  enthaltende  Ge- 
häuse ruht  auf  dem  Block  m ,  der  einen  Teil  des  6  m  langen,  6  m  breiten 
und  SYs  m  tiefen  Hauptfundamentes  bildet. 

Ein  Dampfpochwerk  dieser  Art,  der  Osceola  Consolidated  Mining  Co. 
in  Opechee,  Michigan,  gehörig,  ist  von  0.  P.  Hood  untersucht  worden.  Der 
Dampfdruck  der  Kessel  betrug  118,8  Pfund  auf  den  Quadratzoll,  das  Ge- 
wicht des  Pochstempels,  welcher  102,8  Hübe  in  der  Minute  machte,  war 
5500  Pfund.  In  24  Stunden  wurden  550,4  Tons  Kupfererz  gepocht.  Auf 
eine  Tonne  Kohle  kamen  61,61  und  auf  1  PS  0,1164  Tons  Erz. 

Die  genannten  Konstrukteure  führen  neuerdings  die  Dampfpochwerke 
mit  zwei  übereinander  angeordneten  Zylindern  (Tandem- Anordnung)  aus, 
wobei  der  Hochdruckzylinder  auf  beiden  Seiten,  der  NiederdruckzyHnder 
dagegen  nur  auf  der  Oberseite  des  Kolbens  Dampf  erhält.  Der  Abdampf 
des  ersteren  strömt  zuerst  in  einen  Aufnehmer  (Receiver)  und  sodann  in  den 
NiederdruckzyHnder,  wo  er  weiter  expandiert.  —  Die  Untersuchung  eines 
solchen  Pochwerkes  von  15^2  bzw.  32  Zoll  Zylinderdurchmesser  und  24  Zoll 
Hub  ergab  eine  Leistung  von  709,3  Tons  in  24  Stunden,  wobei  auf  eine  ver- 
brauchte Tonne  Kohle  88,3  t  Erz  entfielen.  Daraus  ist  auf  die  größere  Wirt- 
schaftlichkeit der  Dampfpochwerke  mit  zwei  Dampfzylindem  zu  schließen.  — 

Unter  den  hydraulischen  Pochwerken  hat  jenes  von öeorg^e  .4. -Denn?/! 
sich  am  besten  bewährt  und  ist  am  Witwatersrand  mit  gutem  Erfolge  ein- 
geführt worden.  Wie  einleitend  bereits  erwähnt,  wird  der  Stempel  eines 
derartigen  Pochwerkes  von  einer  Kurbelwelle  aus  betätigt,  die  Wirkung 
der  Schläge  durch  eine  äußere  Kraft  verstärkt  und  die  Rückwirkung  des 
Schlages  auf  den  Stempel  mittels  eines  Wasserkissens  abgefangen,  das  in 
Funktion  treten  muß,  bevor  der  Kurbelzapfen  seinen  tiefsten  Punkt  er- 
reicht hat. 

In  Fig.  66  und  67  bezeichnet  a  die  in  dem  Rahmen  g  gelagerte  und 
mittels  Riemen  angetriebene  Kurbelwelle,  h  die  Wasserzylinder  mit  den 
Führungen  c,  m  die  in  den  Büchsen  s  gleitenden  Stempel  und  /  Traversen 
zur  Versteifung  der  Holzständer,  die  den  Mechanismus  tragen.  Die  Kolben- 
stange ist  durch  die  Hülse  l  mit  dem  Schaft  m  derart  verbunden,  daß  zwischen 

1   W.  H.  Richards:  Ore  dressing  3,  1258,  1259.    1909. 


ni.  Mühlen. 


79 


den  Flansch  m^  und  die  Hülse  l  die  Scheiben  Wg  zum  Ausgleich  der  durch 
den  verschleißenden  Pochschuh  eintretenden  Längenverminderung  des  Stem- 


Fis.  66. 


Fig.  67 


pels  eingelegt  werden  können.    Der  Stempel  kann,  wenn  erforderlich,  mittels 
der  Flansche  Zg  ^n  dem  umlegbaren  Stück  r  aufgehängt  werden. 

Eine  Nute  l^  in  der  Hülse  nimmt  eine  endlose  Kette  n,  die  über  die 
Rolle  p  geführt  ist,  zum  Drehen  des  Stempels  auf.   Die  Drehung  erfolgt  mit 


80  III.  Mühlen. 

Hilfe  eines  einseitigen  Sperrwerkes  mit  Auslösung,  also  immer  nur  in  dem- 
selben Sinne. 

Die  Steuerung  des  Wasserumlaufes  und  die  rechtzeitige  Bildung  des 
Wasserkissens  wird  durch  das  Zusammenspiel  von  Zylinder,  Piston,  Kolben- 
stange und  Wasserkasten  in  höchst  sinnreicher  Weise  bewirkt,  wegen  deren 
eingehender  Darlegung  auf  die  oben  bezeichnete  Quelle  verwiesen  werden  muß. 

Die  Denny-Stampfe  macht  124  Hübe  in  der  Minute  und  leistet  mit 
neuen  Schuhen  und  Pochsohlen  9,2  und,  wenn  diese  Teile  abgenutzt  sind, 
8,4  t  mit  einem  Stempel  in  24  Stunden,  wobei  fünf  von  ihren  Stempeln  nur 
um  weniges  mehr  Kraft  gebrauchen  als  zehn  Stempel  eines  Schwerkraft- 
pochwerkes von  derselben  Gesamtleistung.  Die  Einrichtung  arbeitet  gut 
und  sicher,  nur  erfordern  die  Pistons  nicht  unerhebliche  Emeuerungskosten. 

Die  pneumatischen  Pochwerke  sind  ähnlich  eingerichtet  wie  die 
hydraulischen,  sie  werden  aber  im  allgemeinen  weniger  günstig  beurteilt 
wie  die  letzteren.  — 

b)  Mahlgänge  und  Fliehkraftmühlen. 

Der  Horizontalmahlgang  ist  eine  der  ältesten,  seit  Jahrhunderten 
bekannten  und  zum  Feinmahlen  der  verschiedenartigsten  Stoffe  in  An- 
wendung stehenden  Maschinen.  Wenn  er  auch  in  den  letzten  Jahrzehnten 
auf  Gebieten,  die  er  bis  dahin  unumschränkt  beherrschte  —  wie  z.  B.  in 
der  Zementindustrie  —  durch  neuere,  leistungsfähigere  und  weniger  ein- 
gehende Sachkenntnis  des  Müllers  bedingende  Zerkleinerungsvorrichtungen 
fast  ganz  verdrängt  worden  ist,  so  wird  er  doch  in  manchen  anderen  gewerb- 
lichen Betrieben  immer  noch  als  ein  schwer  zu  ersetzendes  Werkzeug  be- 
trachtet und  darf  aus  diesem  Grunde  keineswegs  zu  den  bereits  historisch 
gewordenen  Einrichtungen,  die  für  die  Gegenwart  keine  aktuelle  Bedeutung 
mehr  besitzen,  gezählt  werden. 

Das  Prinzip  des  Horizontalmahlganges  beruht  darin,  daß  das  zu  ver- 
mählende Gut  zwischen  die  Flächen  zweier  aufeinander  hegenden,  ebenen, 
kreisrunden  Steine  gebracht  und  durch  die  mahlende  Wirkung  des  sich 
drehenden  Steines  zerkleinert,  zerrieben  wird.  Bei  diesem  Vorgang  wird 
die  Mahlwirkung  bedingt  durch  die  Größe  der  auf  das  Mahlgut  ausgeübten 
Pressung,  durch  die  Dauer  derselben  und  durch  das  Maß  der  Entfernung 
zwischen  den  beiden  reibenden  Flächen.  Ein  theoretisch  richtig  konstruierter 
Mahlgang  soll  daher  so  gebaut  sein,  daß  die  drei  vorgenannten  Faktoren, 
dem  Ermessen  des  Müllers  und  dem  augenbHckhchen  Erfordernis  ent- 
sprechend, leicht  verändert  werden  können  i. 

Je  nachdem  sich  nun  der  obere  oder  der  untere  der  beiden  Mühlsteine 
dreht,  unterscheidet  man  oberläufige  oder  imterläufige  Mahlgänge,  kurz 
Oberläufer  und  Unterläufer  genannt.  Zu  diesen  hat  sich  anfangs  der 
70er  Jahre  des  verflossenen  Jahrhunderts  der  Mahlgang  mit  vertikal  ge- 
stellten Steinen  gesellt. 

1    Nashe:  Die  Portland-Zement-Fabrikation,  2.  Aufl.,  S.  62.    Leipzig  1909. 


m  Mühlen. 


81 


Der  Oberläufer,  Bauart  Amme,  Giesecke  <fc  Konegen,  A.-O.,  Braun- 
schweig (siehe  Fig.  68),  besteht  aus  zwei  kräftigen  eisernen  Säulen  (oder 
auch  einem  Hohlgußgestell)  zum  Tragen  des  ebenfalls  eisernen  Steinbettes, 
in  welchem  der  in  eine  gußeiserne  Schale  eingebettete  Bodenstein  /  auf 
starken  Schrauben  q  ver- 
stellbar ruht.  Das  Stein- 
bett wird  durch  Flanschen 
und  Schrauben  mit  dem 
eisernen  oder  hölzernen 
Balkenwerk  des  Mühlen- 
bodens  fest  verbunden. 
Die  von  dem  Kegelrad  a 
angetriebene  Mühlspindel 
h  ist  oben  in  einem  gegen 
das  Eindringen  von  Staub 
geschützten  Halslager,  das 
durch  Keil,  Gegenkeil  imd 
Handgriff  l  nachstellbar 
gemacht  ist  und  unten  in 
einem  Spurlager  r  geführt. 
Die  Verbindungsteile  zwi- 
schen der  Spindel  und 
dem  Läufersteine  e,  be- 
stehend aus  dem  ,, Trei- 
ber" c,  der  ,, Balancier- 
haue" d  und  dem  ,,Rien- 
topf"  bilden  zusammen 
ein  vollständiges  Univer- 
salgelenk oder  eine 
„schwebende  Haue",  wel- 
che vor  den  früher  ge- 
bräuchUchen  unbeweg- 
lichen „Hauen"  den  Vor- 
teil besitzt,  daß  der  Läufer 
frei  nachgibt,  wenn  ein 
zufäUiges  Hindernis  zwi- 
schen die  Mahlflächen  ge- 
rät,  femer,  daß  er  sich 

leicht  von  der  Mühlspindel  abheben  läßt  imd  endlich,  daß  er  von  selbst 
eine  wagerechte  Lage  annimmt  und  auch  dann  mit  seiner  Mahlfläche  wage- 
recht bleibt,   wenn  die  Mühlspindel   nicht  vöUig  im  Lot  stehen  sollte. 

Der  Läufer  wird  von  einer  staubdichten,  mit  einer  runden  Einlauf- 
öffnung versehenen  Blechhaube  eingeschlossen,  welche  unten  seitwärts  den 
Auslauf  stutzen  g  für  das  Mahlgut,  femer  einen  Lüftungsstutzen  zum  An- 
schluß  an  die  Saugeleitung  einer  Staubfängeranlage  und  endlich  noch  die 

Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  6 


Fig.  68. 


82 


III.  Mühlen. 


von  der  verlängerten  Mühlspindel  aus  betätigte  Speisevorrichtung  (Rüttel- 
werk) trägt.  Die  Einstellung  des  Läufers  geschieht  mittels  Hebelübertragung 
{m,  n,  o)  auf  das  Spurlager  p;  sie  kann  sowohl  vom  Mühlenboden  aus  als 
auch  von  unten  her  erfolgen. 

Der  abgebildete  Mahlgang  hat  Kegelräderantrieb  und  kann  sowohl 
einzeln  als   auch  in   Reihe  aufgestellt  werden.     Im  ersteren  Falle  erhält 

die  Vorlegewelle  eine 
feste  und  zwecks  Aus- 
rückens auch  eine 
lose  Riemscheibe.  Bei 

Reihenaufstellung 
werden  zum  Aus-  und 
Einrücken  der  ein- 
zelnen Mahlgänge 
Klauen-  oder  auch 
Reibungskupplungen 
verwendet. 

Oftmals  wird  es  f ür 
praktisch  befunden, 
eine  Anzahl  —  meist 
vier ,  seltener  zwei , 
fünf  oder  sechs  — 
Mahlgänge  in  einer 
Gruppe  zu  vereinigen 
und  sie  von  einer  ge- 
meinschaftlichen 
stehenden  WeUe  — 
der  sog.  „Königswel- 
le" —  aus  zu  betrei- 
ben. Diese  Anord- 
nung bringt  den  Vor- 
teil einer  nicht  un- 
erheblichen Raum- 
ersparnis mit  sich  und 
ist    besonders    dann 

empfehlenswert, 
wenn  die  sämtlichen 
Mahlgänge  das  gleiche  Aufschüttgut  zu  verarbeiten  haben,  da  sich  dann 
die  Verteilung  und  Zuführung  des  letzteren  aus  einem  gemeinschaftlichen 
Vorratkasten  (Silo  oder  Rumpf)  in  die  einzelnen  Mahlgänge  sehr  bequem 
und  einfach,  ohne  Zuhilfenahme  von  Schnecken,  Bändern  oder  sonstigen 
Fördereinrichtungen  gestaltet. 

Ein  solcher  Oberläufermahlgang  für  Gruppenbetrieb  ist  durch  die  Fig.  69 
veranschauUcht  (Bauart  des  Eisenwerks  [vorm.  Nagel  ds  Kaemp]  A.-G., 
Hamburg). 


Fig.  69. 


ni.  Mühlen.  83 

Die  Königswelle  /  erscheint  hier  durch  das  Kegelräderpaar  g,  h  von  der 
Haupttransmissionswelle  i  aus  angetrieben  und  versetzt  ihrerseits  mittels 
des  großen  Stirnrades  e  und  des  Gegenrades  d  (oder  der  Gegenräder)  die 
Mühlspindel  c  und  mit  dieser  den  Läufer  a  in  Umdrehung.  Die  obere  Füh- 
rung der  Mühlspindel  ist  hier  als  langes  Kugellager  n  ausgebildet,  das,  eben 
infolge  seiner  Länge  und  der  großen  Auflagerfläche,  die  es  der  Spindel  bietet, 
einer  besonderen  NachsteUvorrichtung  entraten  kann  und  faUs  es  nach 
Verlauf  eines  längeren  Betriebes  etwas  ausgelaufen  erscheint,  nur  frisch 
vergossen  zu  werden  braucht,  um  wieder  vollkommen  verwendungsfähig 
zu  sein. 

Die  schwebende  Haue,  die  in  ihrer  vervollkommneten  Form  von  dem 
rühmlichst  bekannten  Mühlenbaumeister  Nagel  in  Hamburg  konstruiert  und 
eingeführt  wurde,  besteht  hier  wieder,  wie  in  dem  voraufgegangenen  Aus- 
führungsbeispiel, aus  dem  Treiber  o,  der  Balancierhaue  p  und  dem  Rien- 
topf  q.  Mit  s  ist  die  auf  die  Balancierhaue  ^         . 

aufgesetzte    Dreischlagwelle    bezeichnet,  .'^\'-\^^'  l^^'ß^^r^^    . 

die   die   Aufgabevorrichtung    zur    gleich-  7    ^^  \         i _/.  ^Äif.j 

mäßigen    Beschickung    des    Mahlganges  \:^^y^    -i-     ^V      V' 

betätigt.  ""  ^^f^^'  i  "^\  Vf  ß^^ 

Die  Einstellung  des  Lauf  ers  geschieht    /'    [    ^-^J^y    •,    Ve 


hier    mittels    eines    Wurmgetriebes,    das  TH     .^^         '•    ,' 

durch  eine  flachgängige  Schraube  auf  den  777 JQ'    ij  ^-       I        -     /l     '^tC 
Spurzapfen   der  Mühlspindel   wirkt  und  ^^vL^v^    1 — ^ /^  I   '  \^ 

sowohl    vom   Mühlenboden    aus  —   mit  "f"  Ä^  j~'~~\''^~^  W^c  "^ 

Handrad  l^  —  als  auch  vom  Erdgeschoß  yV.L>w       ,      W^-l-'o 

hfir  —  mit,   TTa.nHrnH    7  —  in    TTmrlrpVinnor  -i^  ^T^ 


k 


versetzt  werden  kann.  Diese  Stell vorrich-  „    ^ 

Flg.  70. 

tung  heißt  das  Leuchtwerk,  während 

eine  andere,  Hebegatter  genannte  und  mittels  des  großen  Handrades  Ic 
zu  regierende  Einrichtung  dazu  dient,  um  das  Mühlengetriebe  d  außer  Ein- 
griff mit  dem  großen  Zahnrad  e  zu  bringen  und  den  Mahlgang  auszurücken. 

Die  Grundrißanordnung  einer  Gruppe  von  vier  Oberläufem  geht  aus 
der  Skizze  Fig.  70  hervor.  Darin  bedeutet  /  die  Königswelle,  g  und  Ä  das 
Kegelräderpaar  auf  der  Haupttransmissionswelle  *,  e  das  große  Stirnrad, 
(Zi_4  die  Mahlgangsgetriebe,  m,  m^  die  die  Mahlgangsbetten  tragenden  Säulen. 

Ergänzend  muß  zu  Fig.  69  noch  hinzugefügt  werden,  daß  unter  u  der 
Auslauf  stutzen  und  unter  r  ein  Leder  beutel  zu  verstehen  ist,  der  an  seinem 
unteren  Ende  einen  gußeisernen  Schleifring  trägt,  wodurch  ein  staubdichter 
Abschluß  des  den  Lederbeutel  umgebenden  Raumes  nach  außen  hin  erzielt 
wird.  — 

Der  Oberläufer  wirkt  ausschheßHch  durch  das  Gewicht  des  Obersteines, 
das  also  nur  im  Leerlauf  auf  dem  Spurzapfen,  bei  voller  Beschüttung  aber 
auf  dem  Mahlgut  und  daher  mittelbar  auf  dem  Bodenstein  lastet.  Um  die 
Pressung  auf  das  Mahlgut  zu  vergrößern  bzw.  auf  der  als  erforderhch  er- 
kannten Höhe  zu  erhalten,  muß  man  somit  das  Gewicht  des  Läufers  erhöhen. 

6* 


84  III-  Mühlen. 

Diese  Notwendigkeit  tritt  ein,  wenn  der  Läufer  durch  die  Nachbearbeitung 
an  Gewicht  und  Mahlwirkung  eingebüßt  hat;  man  mauert  dann  den  Stein 
durch  Aufgießen  von  Zementmörtel  auf.  — 

Die  vorzüglichsten  Gebirgsarten,  aus  welchen  gute  Mühlsteine  gewonnen 
werden  können,  sind:  Sandsteine,  Porphjr,  verschlackter  Basalt  und  Lava, 
ganz  besonders  aber  poröses  Quarzgestein  der  sog.  Süßwasserbildung.  Für 
die  Hartmüllerei  kommt  nur  das  letztgenannte  Material  in  Frage,  weil  es 
alle  Eigenschaften  in  sich  vereinigt,  die  man  von  einem  hoch  beanspruchten 
Mühlstein  verlangen  muß.  Das  bekannteste  Lager  der  Süßwasserquarz- 
bildung  ist  jenes  zu  La  Fert6-sou8  -  Jouarres  (Seine  et  Marne,  Frank- 
reich); aber  auch  die  slavonischen  Quarzmühlsteine  [Redlich,  Ohrenstein  dk 
Spitzer,  Neusatz,  Ungarn)  haben  weitere  Verbreitung  und  günstige  Be- 
urteilung gefunden. 

Selten  nur  findet  sich  das  Quarzmaterial  groß  und  stark  genug  vor, 
um  einen  Mühlstein  aus  einem  Stück  daraus  fertigen  zu  können,  vielmehr 
ist  es  Regel,  die  Mühlsteine  aus  einer  großen  Anzahl  kleiner  Stücke  zusammen- 
zusetzen, sie  miteinander  zu  verkitten  und  durch  umgelegte  schmiede- 
eiserne Reifen  gegen  das  Auseinanderreißen  zu  sichern. 

Die  natürliche  Rauheit  der  Mahlfläche  der  Steine  geht  bei  der  Ver- 
mahlung harter  Stoffe  sehr  bald  verloren  und  die  glatten  Flächen  vermögen 
dann  nur  noch  zu  würgen,  aber  nicht  mehr  zu  mahlen.  Zur  Erzielung  dauern- 
der Wirksamkeit  der  Mühlsteine  ist  es  daher  nötig,  sie  von  Zeit  zu  Zeit  zu 
schärfen,  worunter  man  das  Einarbeiten  von  Furchen  (Hauschlägen)  ver- 
steht, die  in  bestimmter  Breite  und  Tiefe  vom  Mittelpunkt  nach  dem  Um- 
fang des  Steines  hin  verlaufen.  Für  die  Form  des  Verlaufes  der  Furchen  sind 
mancherlei  Regeln  aufgestellt  worden,  deren  theoretische  Ableitung  weiter 
unten  folgen  wird.  Die  in  der  Getreidemüllerei  da  und  dort  geübte  Schärf ung 
nach  der  logarithmischen  Spirale  oder  nach  der  Evansschen  oder  Nagel- 
schen  Regel  kommt  für  die  Hartmüllerei  schwerhch  in  Frage,  dagegen  wird 
die  bequeme  amerikanische,  gerade,  sog.  ,,  Viertelschärf  ung"  wohl  allgemein 
angewendet. 

In  den  Fig.  71  bis  75  ist  die  praktisch  bewährte  Schärf  ung  eines  Ober- 
läufers von  1500  mm  Steindurchmesser  zur  Vermahlung  von  Kalkstein  u.  dgl. 
angegeben.  Zur  Erläuterung  sei  bemerkt,  daß  die  Schärf  ung  bei  Läufer-  und 
Bodenstein  vollkommen  identisch  ist.  Die  Peripherie  des  Steines  wird  in 
zwölf  gleiche  Teile  geteilt,  die  von  jedem  Teilpunkt  an  den  sog.  ,, Zugkreis" 
(hier  200  mm  Durchmesser)  gezogene  Tangente  bestimmt  die  Richtung  der 
„Hauptfurche",  zu  der  parallel  und  in  gleichen  Abständen  noch  je  zwei 
,, Nebenfurchen"  geschlagen  werden.  Denkt  man  sich  die  Malüflächen  auf- 
einander gelegt,  so  ist  klar,  daß  sich  die  Furchen  der  beiden  Steine  unter 
Winkeln  schneiden  müssen,  die  vom  Läuferauge  nach  dem  Umfang  hin  ab- 
nehmen. Welchen  Einfluß  diese  Tatsache  sowie  die  Gestaltung  der  Furchen 
überhaupt  auf  die  Mahlgangsarbeit  ausübt,  wird  aus  der  folgenden  Betrach- 
tung^ hervorgehen. 

1    Wiebe:  Die  Mahlmühlen,  S.  73.    Stuttgart  1861. 


III.  Mühlen. 


85 


In  Fig.  76  möge  &  6  die  Kurve  für  die  Schnittkante  einer  Furche  des 
Läufersteines,  cc  jene  des  unbeweghchen  Bodensteines  und  a  den  Schnitt- 
punkt der  beiden  Kurven  für  einen  bestimmten  Augenblick  der  Bewegung 


^L. 


■lOOOf- 
GrandprofVdesLÖRfers.ausdemcl» 
Tasdien  1. 1,  u-SMiikcffhanjen  s,  & 
JteTaasgeaibtitttwaden  mtssezi. 


Fig.  71—76. 


bezeichnen.  Sind  femer  ad,  a f  die  Tangenten  zu  dd  bzw.  / / ,  so  kann  die 
Senkrechte  a  g  auf  a  d  als  Richtung  und  Größe  des  vom  Läufer  gegen  ein 
in  a  befindliches  Mahlgutteilchen  ausgeübten  Druckes  K  betrachtet  werden, 


IIT.  Mühlen. 


y 


der  sich  in  bezug  auf  die  unverrückbare  Kurve  des  Bodensteines  nach  deren 
Normale  a  h  und  Tangente  a  f  zerlegt,  so  daß,  wenn  der  Winkel  daf  =  (p, 
ah  =  K  '  COS99  als  Scherkraft  und 

ai  =  K-sinq)  als  Kraft  zum  Vorwärtstreiben  oder  Auswerfen 
(letztere  ohne  Rücksicht  auf  Reibung)  erhalten  wird. 

Setzt  man  femer  mn  =  q  und  ma  =  z, 
so  ergibt  sich,  wenn  beide  Kurven  sym- 
metrisch sind,  zur  Bestimmung  von  a 
die  Gleichung 

sin^w  =  —  . 
z 

Hieraus  lassen  sich  nachstehende 
Schlüsse  ziehen: 

Wächst  (p  von  innen  nach  außen,  so 
nimmt  die  Scherkraft  mit  diesen  Winkeln 
ab,  wogegen  die  Kraft  zum  Auswerfen 
wächst.  Nehmen  die  Kreuzungswinkel 
von  innen  nach  außen  ab,  so  wächst  die 
Scherkraft  mit  den  Winkeln,  während 
Kraft   zum   Auswerfen   mit   den   Winkeln   abnimmt. 

so  erhält  man  veränderliche  Kreuzungswinkel, 
die  von  innen  nach  außen  entweder  zu-  oder 
abnehmen  und    wobei    die    Furchen   ent- 
sprechend gekrümmt  sind, 
so  erhält   man  konstante  Kj-euzungswinkel  und  die  Furchen 
sind  nach  einer  logarithmischen  Spirale  gekrümmt  (bei 
der  bekannthch  für  alle  Punkte  der  Winkel  der  Tangente  mit  dem 
radius  vector  —  in  Fig.  76  z.  B.  Winkel  f  am  —  gleich  groß  ist), 
so  erhält  man  gleichfalls  veränderhche,  und  zwar  von  innen 
nach  außen  abnehmende  Kreuzungswinkel,  die  Furchen 
bilden  jedoch  gerade  Linien,  welche  die  Halbmesser 
des    Mühlsteinkreises   unter  einem  Winkel  schneiden,  der 
dem  halben  Kreuzungswinkel  gleich  ist. 
Der  letztere  Fall  trifft  also  auf  die  in  den  Fig.  71  bis  75  dargestellte 
amerikanische  Schärf ungsart  zu,  die  auch  aus  dem  praktischen  Grunde  den 
anderen  Methoden  vorzuziehen  ist,  weil  sie  sich  leichter  in  gutem  Zustande 
halten  läßt  als  die  gekrümmte  Schärfe.  — 

Die  Mühlsteine  für  Oberläufer  werden  von  500  bis  1500  mm  und  250  bis 
600  mm  Höhe  des  Läufers  ausgeführt.  Der  Bodenstein  erhält  bei  demselben 
Durchmesser  eine  um  50  bis  150  mm  geringere  Höhe.  Die  Umdrehungszahl 
ist  in  den  Grenzen  von  250  bis  120  in  der  Minute  veränderhch. 

Ganz  außerordenthch  verschieden,  weil  von  vielerlei  Umständen  abhängig, 
sind  Leistung  und  Kraft  verbrauch  der  Mahlgänge.  Härte,  Zähigkeit  und 
Trockenheitsgrad  des  Aufschüttgutes,  ferner  die  mehr  oder  minder  voll- 
kommene Vorzerkleinerung  desselben  und  endlich  der  Zustand  der  Mühlsteine 


die 

Sind  in  dem  Bruch  —  Zähler 

z 

und  Nenner  beliebig  verän- 
derlich. 


Ist 


konstant, 


Ist  der  Zähler 

des  Bruches  — 

z 

konstant, 


ni.  Mühlen.  87 

spielen  dabei  eine  bestimmende  Rolle.  Alle  bisher  versuchten  theoretischen 
Berechnungen  über  den  Widerstand  des  zwischen  ebenen  Steinflächen  zu 
vermählenden  Gutes  haben  keine  brauchbaren  Ergebnisse  geliefert.  Ein 
mathematischer  Ausdruck  für  die  Größe  der  zur  Überwindung  des  vorhan- 
denen Widerstandes  erforderlichen  Betriebsarbeit  und  der  damit  zusammen- 
hängenden Leistungsfähigkeit  eines  Mahlganges,  müßte  eine  Funktion  des 
Durchmessers,  der  Umfangsgeschwindigkeit,  des  Steinmaterials,  des  Abstandes 
zwischen  Läufer  und  Bodenstein  imd  der  Schärfung  der  Steine  sein  und  müßte 
Rücksicht  nehmen  auf  die  Beschaffenheit  des  Auf  Schüttgutes,  sowie  auf  jene 
des  fertigen  Erzeugnisses^. 

Man  ist  daher,  wie  bei  fast  allen  Zerkleinerungs Vorrichtungen,  auch  hier 
genötigt,  sich  ausschließlich  an  die  Zahlen  zu  halten,  die  durch  zuverlässige 
Beobachtungen  im  praktischen  Betriebe  gewonnen  wurden.  Als  solche  können 
die  Angaben  gelten,  wonach  der  Kraft  verbrauch  der  Oberläufer  von  den  oben 
genannten  Dimensionen  von  2  bis  '25  PS  schwankt.  Femer  kann  als  Anhalts- 
punkt dienen,  daß  ein  Oberläufer  von  1500  mm  Durchmesser  stündhch  1400 
bis  1500  k  gut  vorgebrochenen  und  getrockneten  Kalksteins  in  ein  Mehl  mit 
etwa  2%  Rückstand  auf  dem  Siebe  von  900  und  18  bis  20%  Rückstand  auf 
dem  Siebe  von  4900  Maschen/qcm  zu  verwandeln  vermag,  wobei  der  Kraft- 
verbrauch ungefähr  22  PS  beträgt.  —  Derselbe  Mahlgang  liefert  stündlich 
7500  k  Kainitmehl  von  der  übhchen  Feinheit  und  benötigt  dazu  2,38  PS/t.  — 

Horizontalmahlgänge,  bei  denen  sich  der  untere  von  den  beiden  Steinen 
dreht  und  der  obere  feststeht,  werden,  wie  schon  erwähnt,  „unterläufige" 
Mahlgänge  oder  kurz  Unterläufer  genannt.  Während  der  Oberläufer  durch 
das  Gewicht  des  Obersteines  auf  das  Gut  zerkleinernd  einwirkt,  wobei  das 
erstere  auf  den  Bodenstein  übertragen  wird,  die  Mühlspindel  und  Spur  also 
entlastet  erscheinen,  muß  beim  Unterläufer  der  erforderliche  Mahldruck  erst 
künstlich,  meist  durch  Schneckenrad  und  Wurm,  erzeugt  werden.  Es  ist  als 
ein  Nachteil  dieser  Bauart  anzusehen,  daß  Spindel  und  Spur  den  ganzen 
Mahldruck  aufnehmen  müssen,  wobei  Überlastungen  der  Spindel  und  Heiß- 
laufen der  Spur  leicht  eintreten  können.  Auf  der  anderen  Seite  wirkt  aber 
der  Umstand  leistungserhöhend,  daß  das  Aufschüttgut  beim  Unterläufer  auf 
den  rasch  umlaufenden  Bodenstein  fällt  und  durch  die  von  diesem  entwickelte 
Fliehkraft  schnell  nach  außen  befördert  wird.  Das  Einziehen  des  Aufschütt- 
gutes zwischen  die  Mahlflächen  erfordert  hier  daher  viel  weniger  Zeit  als 
beim  Oberläufer. 

Eine  in  allen  Teüen  sehr  gut  durchdachte  Konstruktion  eines  Unter- 
läufers, Bauart  G.  Polysius,  Dessau,  zeigt  die  Fig.  77.  Das  kräftige  Unter- 
gestell g  des  Ganges  trägt  das  Gehäuse  für  den  Unterstein  a,  das  mit  der 
oberen  Haube  e  durch  drei  Knaggen  mit  Bolzen  und  Evolutfedem  s  ver- 
bunden ist.  Letztere  ermögHchen  das  Ausweichen  des  in  der  oberen  Haube 
an  Spindeln  /  verstellbar  aufgehängten  Obersteines,  ohne  daß  die  Steine 
schleudern.    Die  Mühlspindel  c  ist  oben  in  einem  mit  dem  unteren  Gehäuse 


M.  Rühlmann:  Allgemeine  Maschinenlehre  2.  239. 


88  in.  Mühlen. 

fest  verbundenen  Halslager,  unten  in  einer  Spur  k  geführt.  Die  Einstellung 
des  Untersteines  geschieht  mit  Hilfe  eines  aus  Schneckenrad  i  und  Wurm, 
konischen  Zahnrädchen,  Spindel  und  Handrad  h  bestehenden  Stellzeuges. 
Die  Flanschen  der  Haube  und  des  unteren  Gehäuses  sind  genau  senkrecht 
zur  Mühlspindel  abgedreht,  wodurch  eine  Auflagefläche  dargeboten  wird,  nach 
welcher  der  Stein  genau  bearbeitet  werden  kann.  Die  Verlängerung  r  der 
Spindel  betätigt  in  bekannter  Weise  die  Aufgabevorrichtung  q. 


Flg.  77. 


Der  Antrieb  des  Einzelmahlganges  erfolgt  durch  ein  Vorgelege,  bestehend 
aus  der  WeUe  n,  den  Riemscheiben  (fest  und  lose)  o,  o  und  dem  Kegel- 
räderpaar l  und  m.  Die  Aufstellung  in  Gruppen  oder  Reihen  bietet  keinerlei 
Schwierigkeiten.  . 

Unterläufer  dieser  Art  werden  mit  Steinen  von  800  bis  1500  mm  Durch- 
messer und  250  bis  450  mm  Höhe  ausgeführt.  Bei  200  bis  130  Umdrehungen 
in  der  Minute  und  4  bis  20  PS  Kraftverbrauch  beträgt  die  Stundenleistung 
an  Kalksteinmehl  300  bis  1600  k  mit  3%  Rückstand  auf  dem  Siebe  von 


m  Mühlen.  89 

900  Maschen/qcm,  wenn  das  Aufschüttgut  bis  Haselnußgröße  vorgebrochen 
ist.  — 

Für  geringere  quantitative  Leistungen  haben  sich  in  gewerbHchen  Be- 
trieben kleineren  Umfangs,  die  darauf  bedacht  sein  müssen,  mit  den  ein- 
fachsten, billigsten  und  dabei  doch  vielseitig  verwendbaren  mechanischen 
Hilfsmitteln  ihr  Auskommen  zu  finden,  die  sog.  ,, transportablen  Mahlgänge" 
sehr  gut  bewährt.  Man  verwendet  sie  hauptsächlich  zum  Vermählen  von 
Farben,  Glasuren,  Chemikahen  u.  dgl.  und  stattet  sie,  je  nach  dem  Zweck, 
dem  sie  dienen  sollen,  entweder  mit  natürlichen  oder  mit  künstlichen  Steinen 
aus.  Den  Hauptbestandteil  der  Masse,  aus  der  die  künstlichen  Steine  zu- 
sammengesetzt sind,  bildet  der  als  Schleif-  und  Poliermittel  allgemein  be- 
kannte Schmirgel,  der  den  Mahlflächen  der  künstlichen  Steine  eine  außer- 
ordentliche Härte  und  Widerstandsfähigkeit  verleiht.  Ein  weiterer  Vorzug 
der  künstlichen  Steine  besteht  darin,  daß  sie  niemals  geschärft  zu  werden 
brauchen;  man  hat  nur  nötig,  von  Zeit  zu  Zeit  die  vorhandenen  Luftfurchen 
zu  vertiefen,  die  Hohlführung  nachzuhauen  und  die  Mahlbahn,  sofern  sie  Un- 
ebenheiten zeigt,  abzuflachen.  Die  Bedienung  derartiger  Mahlgänge  ist  also 
eine  ungemein  einfache  Sache,  zu  der  sich  noch  der  Vorteil  gesellt,  daß  die 
künstliche  Steinmasse,  die  auf  ein  eisernes  Armkreuz  oder  auf  einen  eisernen 
Teller  aufgetragen  wird,  nach  gegebener  Anweisung  selbst  von  ungeübten 
Arbeitern  leicht  erneuert  werden  kann. 

Transportabel  werden  diese  Mahlgänge  aus  dem  Grunde  bezeichnet,  weil 
sie  infolge  ihrer  leichten  Bauart,  ihres  ruhigen  Laufes  und  geringen  Kraft- 
bedarfes keiner  umfangreichen  Vorkehrungen  zur  Erzielung  der  nötigen 
Standfestigkeit  bedürfen.  In  den  meisten  Fällen  genügt  es,  wenn  man  sie 
auf  einer  Balkenlage  des  Gebäudes  festschraubt  oder  mit  einigen  Stein- 
schrauben auf  einem  kleinen  Mauersockel  befestigt.  Sie  lassen  sich  daher 
ohne  große  Umstände  immer  dorthin  versetzen,  wo  man  sie  gerade  haben  will. 

Ein  solcher  transportabler  Unterläufermahlgang  mit  künst- 
lichen Steinen,  Bauart  des  Eisenwerks  {vorm.  Nagel  <&;  Kaemp)  A.-G., 
Hamburg,  ist  in  den  Fig.  78  bis  80  gezeigt.  Darin  bedeutet  a  die  im  Hals- 
lager d  und  Spurlager  c  geführte  Mühlspindel,  h  die  Antriebsriemscheibe, 
e  den  umlaufenden  Bodenstein  und  /  den  feststehenden  Oberstein^.  Die  Vor- 
richtung zur  Einstellung  des  letzteren  besteht  aus  dem  mit  der  Steinschüssel 
verbundenen  Zahnkranz  i ,  dem  Trieb  k ,  den  Stellschrauben  l  und  dem  Hand- 
rad m.  Der  Auslaufstutzen  n  kann  entweder  wie  gezeichnet  oder  an  jeder 
anderen  beliebigen  Stelle  des  Gehäuses  p  sitzen,  das  mittels  zweier  gußeiserner 
Tragständer  mit  der  Grundplatte  q  fest  verbunden  ist.  Die  schmiedeeisernen 
Ösen  u  dienen  zum  Abheben  der  Steinschüssel. 

Das  Mahlgut  fällt  aus  dem  Trichter  g  auf  den  Zentrifugalaufschütter  h 
und  von  da  auf  den  umlaufenden  Bodenstein.  Die  Menge  des  Gutes  läßt  sich 
in  einfacher  Weise  durch  Höher-  und  Tieferstellen  der  Auslaufhülse  des 
Trichters  g  regeln. 


*  In  Fig.  78  versehentlich  mit  a  bezeichnet. 


90 


III.  Mühlen. 


Der  Antrieb  mittels  halbgeschränkten,  selbstleitenden  Riemens  kann  nur 
bei  einer  ganz  bestimmten  Höhenlage  des  Vorgeleges  erfolgen.  Bei  allen' an- 
deren Höhenlagen  des  letzteren  muß  der  Riemen  von  der  Scheibe  t  aus  über 


zwei  einstellbare  Leitrollen  r  und  s  auf  die  Scheibe  b  geführt  werden  (siehe 
Fig.  80).  —  Bei  750  mm  Steindurchmesser  und  300  Umdrehungen  in  der 
Minute  beträgt  der  Kraftverbrauch  eines  solchen  Mahlganges  im  Mittel  3  PS, 
die  Leistung  etwa  250  k/Stunde. 


m.  Mühlen. 


91 


Mahlgänge  mit  senkrecht  gestellten  Steinen  wurden  vor  etwa 
50  Jahren  zuerst  von  Evans^  in  Amerika  und  von  Umfried^  in  Deutschland 
in  die  Getreidemüllerei  eingeführt.  Wenn  sie  auch  die  an  ihr  Erscheinen  ge- 
knüpften weitgehenden  Hoffnungen  nicht  zu  erfüllen  und  die  erwartete  Um- 
wälzung in  der  Müllerei  nicht  zu  bewirken  vermochten,  so  sind  sie  —  nament- 
lich in  den  inzwischen  durch  Seck,  Dresden,  I/uther,  Braunschweig,  die  Alpine 
Maschinenjabriksgesellschajt  in  Augsburg  usw.  verbesserten  Ausführungs- 
formen —  für  mancherlei  Zwecke,  wie  z.  B.  das  Schroten  sämtlicher  Frucht- 
gattungen, das  Flachmahlen  in  der  Lohn-  und  Hausmüllerei,  das  Vermählen 
von  Reinigungsabgängen,  von  Ölkuchen,  Gips,  Magnesit  u.  dgl.,  doch  als 
hervorragend  geeignet  anzusehen  und  beherrschen  auf  manchen  engeren  Ge- 
bieten, beispielsweise  in  der  Gipsmüllerei,  das  Feld  fast  ausschließlich. 


Fig.  81. 


\ 


Die  im  großen  und  ganzen  recht  einfache  Einrichtung  eines  von  den 
Konstrukteuren  {Alpine  Maschinenjabriksgesellschajt,  Ausgburg)  Meteor- 
mühle  genannten  Mahlganges  mit  senkrecht  gestellten  Steinen  geht  aus 
Fig.  81  hervor. 

Auf  der  mittels  Riemenscheibe  h  angetriebenen  Welle  a  sitzt  eine  guß- 
eiserne Muffe  l,  die  am  Umfang  schraubenförmig  gestaltet  ist  und  infolge- 
dessen das  dfirch  die  obere  Öffnung  des  Gehäuses  k  einfallende  Mahlgut 
zwischen  die  Mahlflächen  des  festen  Steines  c  und  des  mit  der  Welle  um- 
laufenden Steines  d  befördert.  Das  Erzeugnis  verläßt  die  Maschine  durch  den 
Auslauf  e  der  Grundplatte  m  und  kann  von  der  mit  einer  Klappe  /  verschließ- 
baren Öffnung  aus  abgefüllt  werden. 

Zwecks  Erzielung  eines  leichten  Ganges  ist  das  Stützlager  g  als  Kugel- 
drucklager ausgebildet,  das  den  Arbeitsdruck  der  Welle  aufzunehmen  hat. 


1  Engineering  1869,  S.  344. 

2  Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.  1872,  S.  207. 


92  in.  Mühlen. 

Eine  gegen  dieses  Lager  wirkende  Schraube  mit  Handrad  h  gestattet  die 
Einstellung  der  Mühle  auf  den  jeweilig  gewünschten  Feinheitsgrad  und  eine 
kräftige  Spiralfeder  hält  die  beiden  Steine  auseinander,  um  ein  Aufeinander- 
schlagen  derselben  beim  Leergang  zu  verhindern. 

Hinzuzufügen  ist  noch,  daß  diese  Mühle  sowohl  mit  natürlichen  als  auch 
mit  künstlichen  Steinen  ausgerüstet  werden  kann  und  daß  sie  in  vier  ver- 
schiedenen Größen  von  260  bis  520  mm  Steindurchmesser  und  für  1000  bis 
650  Umdrehungen  in  der  Minute  gebaut  wird.  Mit  einem  Kraftaufwand  von 
2  bis  bzw.  12  PS  ergibt  sie  eine  Stundenleistung  von  55  bis  650  k  Schrot.  — 

Maschinen,  bei  welchen  die  Fliehkraft  rasch  umlaufender  Körper  zu  Zer- 
kleinerungszwecken benutzt  wird,  lassen  sich  im  allgemeinen  in  zwei  Gruppen 
einteilen:  in  die  Gruppe  der  Pendelmühlen  und  in  die  Gruppe  der  Flieh- 
kraft-Kugel- und  Fliehkraft-Walzenmühlen. 

Die  Pendel  mühlen  sind  dadurch  gekennzeichnet,  daß  eine  oder  mehrere, 
meist  konisch  gestaltete  Walzen  an  Stangen  (Pendeln)  aufgehängt  sind,  die 
so  rasch  im  Kreise  herumgeführt  werden,  daß  die  Fliehkraft  den  oder  die 
Mahlkörper  mit  einer  solchen  Intensität  gegen  eine  kreisrunde  Bahn  drückt, 
daß  Stoffe,  die  zwischen  Körper  und  Bahn  gebracht  werden,  eine  zerkleinernde 
Wirkung  erfahren. 

Dieser  Konstruktionsgrundsatz  ist  schon  vor  geraumer  Zeit  in  der  in 
Erzaufbereitungsanlagen  häufig  anzutreffenden  Huntington-Mühle  zur 
Anwendung  gelangt,  deren  Einrichtung  durch  die  Fig.  82  und  83  veranschau- 
licht wird. 

Die  Huntington-Mühle  (Bauart  der  Power  and  Mining  Machinery  Com- 
pany, Cudahy,  Wisconsin)  besteht  aus  einem  soHden  gußeisernen  Untergestell, 
das  die  VorgelegeweUe  mit  fester  und  loser  Riemscheibe,  Lagerung  und 
Räder  trägt  und  auf  das  sich  das  schwere  Mühlenbett  d  aufsetzt.  Das  Mühlen- 
bett ist  nach  oben  zu  einer  Hülse  verlängert,  die  das  Halslager  für  die  Königs- 
welle e  enthält.  Letztere  ist  unten  noch  in  einem  Spurlager  geführt  und  trägt 
die  Mitnehmerscheibe  / ,  an  der  die  vier  Mahlwalzen  a  mittels  kurzer  Wellen  h 
pendelnd  aufgehängt  sind.  An  derselben  Scheibe  sind  auch  noch  die  vier 
Scharrwerke  h  befestigt.  Der  ganze  Oberteil  der  Maschine  ist  von  einem  mehr- 
teiligen Gehäuse  umschlossen,  dessen  Wandungen  zum  Teil  als  Siebe  ausgebildet 
sind  und  das  unten  in  eine  Sammelrinne  für  das  fertige  Erzeugnis  ausläuft. 

Das  bis  auf  eine  Stückgröße  von  höchstens  25  mm  vorgebrochene  Gut 
wird  der  Mühle  mittels  einer  beliebig  gestalteten  Speisevorrichtung  durch  die 
im  Grundriß  sichtbare  Mulde  aufgegeben  und  wird  von  den  auf  der  Mahl- 
bahn c  rasch  abrollenden  und  sich  gleichzeitig  um  ihre  eigene  Achse  drehen- 
den Walzen  so  lange  zerkleinert,  bis  es  die  genügende  Feinheit  erlangt  hat, 
um  mit  dem  in  den  Mahlraum  eingeleiteten  Wasserstrom  durch  die  Öffnungen 
der  Siebe  hindurchtreten  zu  können,  wobei  die  erwähnten  Scharrwerke  das 
sich  im  Innern  und  am  Boden  des  Mahltroges  ansammelnde  Gut  beständig 
fortscharren  und  in  den  Bereich  der  Mahlwalzen  schaffen. 

Der  Mahlring  c  und  die  Bandagen  der  Mahlwalzen  bestehen  aus  Hart- 
stahl und  sind  leicht  auswechselbar.   Das  Bett  ist  außerdem  noch  mit  einem 


IIL  Mühlen. 


93 


>^#w>n 


Fig.  82  u.  83. 


sog.   „falschen  Boden"   ausgelegt,  dessen  einzelne  Segmente  sich  nach  er- 
folgter Abnutzung  gleichfalls  bequem  gegen  neue  auswechseln  lassen. 

Theoretisch  läßt  sich  die  FHehkraft  solcher  und  aller  ähnlichen  Maschinen 
durch   die  Erhöhung  der  Umdrehungszahl  bis   ins  Ungemessene  steigern. 


94 


III.  Mühlen. 


Praktisch  ist  dieser  Steigerung  —  ganz  abgesehen  von  allem  anderen  — 
aber  schon  dadurch  eine  Grenze  gesetzt,  daß  die  niemals  ganz  genau  aus- 
zubalancierenden schweren,  in  rascher  Bewegung  befindlichen  Massen  nach 
Überschreitung  einer  gewissen  Geschwindigkeit  den  Gang  der  Maschine  sehr 
ungünstig  zu  beeinflussen  beginnen,  was  bei  einer  weiteren  Steigerung  un- 
fehlbar die  Zerstörung  des  ganzen  Mechanismus  zur  Folge  haben  müßte. 
Die  Umdrehungszahlen  der  verschiedenen  Fliehkraft-Mahlmaschinen  sind 
durch  die  praktische  Erfahrung  gewonnene  Werte,  die  man  nur  wenig,  besser 
noch  aber  gar  nicht  überschreiten  sollte. 

R.  H.  Richards^  hat  für  drei  verschiedene  Modellgrößen  der  Huntington- 
Mühle  die  Fliehkraft  der  Walzen  berechnet.  Das  Ergebnis  ist  aus  der  folgenden 
Zusammenstellung  ersichtlich. 


Durchmesser 

des  Mahlrings 

Fuß 

Mittl.  Durchm. 

der  Walzen 

Fuß 

Gewicht 

der  Walze 

Pfund 

ümdr.  der 

Königswelle 

in  der  Minute 

Halbmesser 

d.  Laufkreises 

Fuß 

Fliehkraft 

der  Walze 

Pfund 

3,33 
4,75 
5,479 

1,219 
1,396 

1,584 

470 
506 
417 

90 

70 

•       65 

1,057 
1,677 
1,947 

1372 
1418 
1731 

Die  Huntington-Mühle,  die  sich  ganz  besonders  zur  Verarbeitung  toniger 
Erze  eignet,  steht  hauptsächlich  im  Wettbewerb  mit  den  Pochwerken,  vor 
denen  sie  die  größere  BiUigkeit  in  den  Anschaffungs-  und  Aufstellungskosten 
und  den  geringeren  Kraftverbrauch  voraus  hat.  Dagegen  stellt  sie  sich 
—  nach  der  letztzitierten  Quelle  —  in  den  Unterhaltungskosten  ungünstiger. 
Den  Vorteil  der  gleichzeitigen  Mahlung  und  Amalgamation  hat  sie  mit  den 
Stampfmüiilen  gemeinsam.  —  Sie  wird  in  vier  verschiedenen  Größen  ge- 
baut, deren  Kraftbedarf  von  5  bis  17  PS  schwankt.  Ihre  Leistung  ist,  je 
nach  Umständen  gleichfalls  schwankend,  wie  aus  der  folgenden  Tabelle 
hervorgeht. 


Mine 

Mühlen 

0 

U/Min. 

Maschenzahl  der  Siebe 
für  1  Zoll  engl. 

Leistung 

in  24  Std. 

t 

Quaker  Mine 

Shaw  Mine 

Mathines  Creek    .... 
Monte  Cristo 

6  Fuß 
5     „ 
5     „ 
5     „ 

50  bis  55 
50 

65  bis  75 

25  bis  40 
25    „    30 

40 

40 

15  bis  20 

10   „    12 

9   „    10 

24 

Gleich  der  Huntington-Mühle  arbeitet  auch  die  Rollenmühle  der 
Raymond  Brothers  Impact  Pulverizer  Co.  in  Chicago  (siehe  Fig.  84)  mit  vier 
Walzen  a,  die  an  einem  von  einer  stehenden  Welle  b  angetriebenen  Mit- 
nehmerkreuz c  pendelnd  aufgehängt  sind  und  an  dem  Mahlring  d  abrollen. 
Vor  jeder  Walze  ist  eine  Schaufel  angebracht,  welche  das  Mahlgut  in  einem 
ununterbrochenen   Strome   zwischen   Mahlring   und   Rolle   leitet.     Gänzlich 


B.  H.  Richards:  Ore  dressing  I,  276;  3,  1311. 


III.  Mühlen. 


95 


verschieden  ist  aber  hier  die  Austragung  des  fertigen  Erzeugnisses,  die  bei 
dieser  Maschine  mit  Hilfe  eines  Luftstromes,  bei  der  Huntington-Mühle 
dagegen  mittels  Wasserspülung  erfolgt.  * 

Zu  diesem  Behufe  ist  auf  den  Mahlraum  ein  Windsichter  e  aufgesetzt 
und  ein  Ventilator  angebaut  (vgl.  die  Fig.  85  bis  87);  die  von  dem  letzteren 
angesaugte  Luft  tritt  in  die  Mühle  durch  eine  Anzahl  tangential  um  den 


Fig.  84. 

Mahlraum  angebrachter  Öffnungen  hinein,  die  unmittelbar  unterhalb  des 
ersteren  angeordnet  sind.  Das  Feine  wird  durch  den  Luftstrom  nach  oben 
geführt  und  in  einem  Cyclon  abgesetzt,  während  die  gröberen,  schwereren 
Teile  niedersinken,  von  den  Schaufeln  erfaßt  werden  und  erneuter  Ver- 
mahlung unterhegen.  Aus  dem  Cyclon  geht  die  gereinigte  Luft  nach  der 
Mühle  zurück,  vollführt  also  einen  Kreislauf.  Die  überschüssige  Luft  wird 
zweckmäßig  in  einen  Staubsammler  geleitet. 

Über  Windsichter,  Cyclon  imd  Staubsammler  wird  in  zwei  weiter  unten 
folgenden  Abschnitten  dieses   Buches,    die    von    der  Siebung    und    Staub- 


b 


9G 


III.  Mühlen. 


beseitigung  handeln,  das  Erforderliche  gesagt  werden.  Es  ist  aber  auch 
ohne  weitere  Erklärungen  ersichtlich,  daß  die  beschriebene  Einrichtung 
nicht  nur  für  die  Erzeugung  großer,  etwa  in  der  üblichen  Feinheit  des 
Zementrohmehles  gemahlener  Mengen,  sondern  auch  dann  mit  Vorteil  zu 
gebrauchen  ist,  wenn  es  sich  um  die  Herstellung  geringerer  Mengen  eines 
Mehles  von  hoher  Feinheit  handelt.  Da  diese  Mühle  ohne  Siebgewebe 
arbeitet,  so  kann  die  Veränderung  des  Feinheitsgrades  nur  durch  zweck- 


J?^^^^^?5?^?^^^5^?^^5^^?^^?5^???????????^        ^^^?^^^^M^^^^^^^^^^^^^^^ 


Flg.  85. 


Flg.  86. 


y/////////////////////////////^^^^^  entsprechende  Veränderung   der  Auf- 

schüttmenge  undTder  Intensität  des 
vom  Ventilator  erzeugten  Luftstromes 
hervorgebracht  werden.  Beides  ist  un- 
schwer zu  bewerkstelligen.  —  Bemerkt 
sei  noch,  daß  der  Schmierung  und 
staubsicheren  Abdichtung  der  im  Mahl- 
raum liegenden  Lagerstellen  ganz  be- 
sondere Sorgfalt  zugewendet  werden 
muß. 

Die  Raymond  -  Mühle  wird  vor- 
wiegend zur  Vermahlung  von  Zement- 
rohstoffen, Kohle,  Graphit,  Schwerspat 
usw.  verwendet.  Ihre  Stundenleistung 
beträgt  bei  1,5  m  Mahlbahndurchmesser 
und  3,3  m  größtem  Durchmesser  des  Windsich ters  4000  bis  5000  k  mit  5% 
Rückstand  auf  dem  Sieb  Nr.  100  (etwa  1600  Maschen  pro  Quadratzenti- 
meter entsprechend)  oder  1800  bis  2800  k  bei  5%  Rückstand  auf  dem  Sieb 
Nr.  200  (etwa  6400  Maschen  pro  Quadratzentimeter).  Kraftbedarf  in  beiden 
FäUen  60  PS.  — 

Die  beiden  vorstehend  beschriebenen  Maschinen  arbeiten  mit  je  vier 
Walzen   und   obzwar   es   in   dieser   Hinsicht   theoretisch   keine   Begrenzung 


Fig.  87. 


III.  Mühlen. 


97 


nach  oben  gibt,  dürfte  diese  Zahl  doch  als  das  praktisch  zulässige  Maximum 
anzusehen  sein.  Die  Gründe,  die  für  diese  Beschränkung  sprechen,  sind 
zum  Teil  dieselben,  die  gegen  die  ein  bestimmtes  Maß  überschreitende  Er- 
höhung der  Umfangsgeschwindigkeit  weiter  oben  schon  vorgebracht  worden 
sind,  zum  anderen  Teil  ergeben  sie  sich  aus  der  Tatsache,  daß  durch  eine 
Vermehrung  der  Walzenzahl  über  vier  hinaus   der  Gewinn  an  Leistungs- 


Fig.  88. 

fähigkeit  nicht  mehr  in  dem  richtigen  Verhältnis  zur  Betriebssicherheit 
steht,  die  ja  bekann thch  mit  der  steigenden  Anzahl  der  bewegten  Teile  an 
einer  Maschine  sehr  rasch  zu  sinken  pflegt. 

Von  dieser  Erwägung  ausgehend,  sind  viele  Konstrukteure  mit  der 
Walzenzahl  unter  der  obersten  praktischen  Grenze  geblieben,  manche  haben 
drei,  manche  haben  zwei  gewählt  und  gerade  diejenige  Pendelmühle,  die 
die  weiteste  Verbreitung  gefunden  und  die  zahlreichsten  Ausführungen  auf- 

Naske,  ZerkleinerungsvomchtUDgen.  7 


98  ni.  Mühlen. 

zuweisen  hat,  begnügt  sich  gar  nur  mit  einer  einzigen  Walze.  —  Die 
folgenden  Darstellungen  werden  also  die  bemerkenswertesten  Typen  jener 
Mühlen  umfassen,  die  mit  weniger  als  vier  Walzen  arbeiten. 

Zunächst  sei  hier  die  Dreiwalzenmühle  der  Bradley  Pulverizer  Com- 
pany, Boston,  beschrieben,  deren  Einzelheiten  sich  aus  Fig.  88  ergeben. 
Die  stehende,  durch  einen  halbgeschränkten  Riemen  angetriebene  Welle  a, 
deren  oberes  Ende  mit  einer  Mutter  auf  dem  Kugeldrucklager  b  ruht,  wird 
durch  lange  Gleitlager  sicher  geführt  und  trägt  an  ihrem  unteren  Ende  eine 
Mitnehmerscheibe  c,  an  der  die  drei  die  Mahlarbeit  verrichtenden,  an  dem 
Mahlring  e  abrollenden  pendelnden  Mahlwalzen  d  hängen.  Die  kurzen  Pendel- 
achsen h  werden  durch  Schwingköpfe  /  gehalten  und  tragen  mittels  eines 
Bundes  mit  Bronzebüchsen  ausgefütterte  Hülsen  g,  an  die  die  Walzen- 
körper mit  starken  Schrauben  sicher,  aber  dabei  leicht  auswechselbar  an- 
geschlossen sind.  Das  zwischen  Mahlwalzen  und  Mahlring  zerkleinerte  Gut 
wird  in  bekannter  Weise  durch  stehend  angeordnete  Siebe  abgezogen,  gegen 
die  es  durch  besondere  Rührer  gewirbelt  wird.  Gleichzeitig  saugen  mit  der 
Mitnehmerscheibe  verbundene  Ventilatorflügel  den  feinen  Staub  ab  und 
treiben  ihn  durch  das  Siebgewebe  hindurch.  Die  Schnecke  s  befördert  das 
genügend  Gefeinte  zu  weiterer  Verarbeitung,  wohingegen  die  Schnecke  t  für 
die  gleichmäßige  Beschickung  der  Mühle  sorgt. 

Das  Gestell  besteht  aus  starken  Winkeleisen;  es  ist  infolge  seiner 
Elastizität  zur  Aufnahme  von  Stößen  besonders  gut  geeignet  und  bietet 
Gewähr,  daß  die  senkrechte  Lage  der  Welle  stets  beibehalten  wird,  —  ein 
Umstand,  der  für  das  gute,  ruhige  Arbeiten  von  Fliehkraftmühlen  von  hoher 
Bedeutung  ist.  Auch  der  Ausbildung  und  Anordnung  der  für  einen  störungsfreien 
Betrieb  so  wichtigen  Schmiervorrichtungen  ist  besondere  Sorgfalt  zugewendet. 
Es  muß  noch  bemerkt  werden,  daß  die  Mahlwalzen  so  angeordnet  sind,  daß 
sie  das  Bestreben  haben,  sich  zu  heben  und  dadurch  nicht  allein  das  Spur- 
lager von  ihrem  Gewicht  zu  befreien,  sondern  auch  die  Antriebsvorrichtung 
zu  entlasten  und  den  auf  das  Spurlager  wirkenden  Druck  zu  verringern.  . 

Die  Bradley-Mühle  eignet  sich  zur  Vermahlung  von  Phosphaten,  Zement- 
rohstoffen, Zementklinkern  und  sonstigen  harten  Körpern,  die  ihr  bis  auf 
etwa  Walnußgröße  vorgebrochen  aufgegeben  werden  müssen.  Gegen  Feuchtig- 
keit im  Auf  Schüttgut  ist  sie  zwar  nicht  unempfindlich,  doch  kann  der  Feuchtig- 
keitsgrad schon  ein  verhältnismäßig  recht  hoher  sein,  bevor  ihre  Leistung 
merklich  nachzulassen  beginnt.  —  Die  letztere  wird  angegeben  zu  3500  k 
in  der  Stunde  bei  Vermahlung  von  Portlandzementrohstoffen  oder  3000  k 
in  der  Stunde  bei  Vermahlung  von  Schachtofenklinkern  oder  2150  k  in  der 
Stunde  bei  Vermahlung  von  Drehofenklinkern  zu  den  üblichen  Feinheiten 
(1  bis  2%  Rückstand  auf  dem  Sieb  von  900  und  18  bis  20%  auf  dem  Sieb 
von  4900  Maschen  pro  Quadratzentimeter).  Ferner  zu  2800  k  in  der  Stunde 
Florida  Hard  Rock  Phosphat  oder  4500  bis  5000  k  in  der  Stunde  Algier  und 
Gafsa  Phosphat  (Feinheit  18%  Rückstand  auf  dem  Sieb  Nr.  100  =  1600 
Maschen  pro  Quadratzentimeter).  Der  Kraftbedarf  ist  in  allen  diesen  Fällen 
mit  40  PS  anzunehmen.  — 


III.  Mühlen. 


99 


Die  Mörsermühle  der  Rheinischen  Maschinenfabrik  in  Neuß  mit  zwei 
oder  auch  mit  drei  Walzen,  veranschauhcht  durch  Fig.  89,  besteht  im  wesent- 
lichen aus  zwei  Hauptteilen:  dem  Bottich  p,  der  sämtliche  stillstehenden 
und  der  Hohlwelle  g,  die  sich  nach  unten  je  nach  der  Zahl  der  Pendel  zu 
einer  zwei-  oder  dreiflügUgen  Traverse  verbreitert  und  sämthche  bewegten 
Teile  der  Mühle  trägt,  n  ist  der  durch  den  Klemmring  o  festgehaltene  Mahl- 
ring, auf  dem  die  mit  Rührknaggen  v  versehenen  Mahlwalzen  a,  die  von 
den  in  Kugellagern  d  hängenden  und  durch  e  abgefederten  Pendeln  h  mit- 
genommen  werden,    abrollen.      Letztere    werden    von    der    Riemscheibe   c 


Fig.  89. 


mittels  der  schon  erwähnten  Hohlwelle  bzw.  Traverse  g  und  der  mit  der 
letzteren  federnd  verbundenen  Schlepplager  m  in  Umdrehung  versetzt. 
Das  Stück  g,  gleichzeitig  als  Abschlußdeckel  für  den  Mahlraum  dienend, 
dreht  sich  auf  dem  Kugeldrucklager  k  und  wird  auf  der  Säule  h  durch  die 
langen  Halslager  i^  und  i^  sicher  geführt.  An  seinem  Umfang  ist  ein  aus  vielen 
schmalen  Windflügeln  bestehender  Ventilator  q  angeordnet,  der  auf  seiner 
Innenseite  ein  Schutzsieb  aus  grob  gelochtem  Stahlblech  trägt,  das  das  aus 
einzelnen  Rahmen  bestehende  Feinsieb  r  vor  Beschädigungen  durch  die 
Schleuderwirkung  gröberer  Stücke  bewahrt.  Der  Mahlraum  ist  von  einem 
zweiteiligen  Staubmantel  s  mit  Keilverschluß  umgeben.  Das  Mahlgut  wird 
dem  Iimeren  der  Mühle  durch  den  Einlauftrichter  u  mit  Hilfe  einer  Speise- 
vorrichtung zugeführt. 


100  III  Mühlen. 

Der  Arbeitsvorgang  in  dieser,  durch  die  große  Gedrungenheit  ihrer 
Bauart  bemerkenswerten  Mühle  ist  derselbe  wie  bei  den  vorbeschriebenen 
Pendelmühlen.  Dagegen  weicht  sie  von  diesen  in  einem  wesentlichen  Kon- 
struktionsteil ab,  nämlich  in  der  Anwendung  von  Schlepplagern  —  m  —  an 
Stelle  der  Schwingköpfe  der  Bradley-Mühle  und  der  Mitnehmergelenke  der 
Raymond-  und  der  Huntington-Mühlen,  wodurch  bezweckt  wird,  die  Kraft- 
übertragung von  der  Riemscheibe  auf  die  Mahlwalzen  auf  dem  kürzesten 
Wege  zu  erzielen  und  Brüche  der  Pendelstangen  hintanzuhalten. 

Der  mit  der  umlaufenden  Traverse  verbundene  Ventilator  q  saugt  das 
Feine  aus  dem  im  Mahlbottich  enthaltenen  Gemisch  von  gröberem  und 
feinerem  Mahlgut  ab,  bläst  es  durch  die  Maschen  des  Siebgewebes  r  hin- 
durch und  setzt  es  unter  der  Mühle  in  einem  Sammelbehälter  ab,  von  wo 
es  der  weiteren  Verwendung  zugeführt  wird.  Die  überschüssige,  mit  ganz 
feinem  Staub  beladene  Luft  wird  zweckmäßig  in  eine  Staubkammer  oder  in 
einen  Filterapparat  geleitet. 

Infolge  des  lebhaften  Luftwechsels  in  der  Mahlkammer  ist  die  Mörser- 
mühle imstande  auch  feuchteres  Mahlgut  zu  verarbeiten.  Sie  wird  als  Zwei- 
oder als  Drei  Walzenmühle  in  fünf  Modellgrößen  von  250  bis  1200  mm  Mahl- 
ringdurchmesser gebaut  und  leistet  bei  450  bis  142  Riemscheibenum- 
drehungen  in  der  Minute  und  1  bis  50  PS  Kraftverbrauch  von  125  bis  7500  k 
in  der  Stunde.  — 

In  Fig.  90  und  91  ist  die  Schwungwalzenmühle  des  Eisenwerks 
{vorm.  Nagel  dh  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg,  dargestellt,  die,  wie  die  Mörser- 
mühle gleichfalls  mit  drei  oder  mit  zwei  Mahlwalzen  ausgerüstet  wird.  Die 
aus  einem  gußeisernen  Walzenkörper  e,  der  Hartstahlbandage  /  und  dem 
Hartgußboden  g  mit  angegossenen  Rührknaggen  bestehenden  Walzen  kreisen 
mit  ihren  in  Kugellagern  x^  aufgehängten  Pendeln  d  um  eine  zentrale  Königs- 
welle & ,  werden  durch  die  Fhehkraft  gegen  die  kreisrunde  mit  einem  Klemm- 
ring k  im  Gehäuse  i  festgehaltene  Mahlbahn  h,  die  gleich  den  Walzen- 
bandagen aus  Hartstahl  besteht,  gedrückt  und  verwandeln,  auf  dieser  Mahl- 
bahn abrollend,  das  zwischen  sie  und  die  letztere  gelangende  Mahlgut  in 
ein  feines  Mehl. 

Die  Pendelstangen  hängen,  wie  schon  erwähnt,  mit  ihren  oberen  Spur- 
ringen in  kugelförmigen  Lagern,  welche  gestatten,  daß  sie  gleich  FHehkraft- 
pendeln  sowohl  in  radialer  als  auch  in  tangentialer  Richtung  ausschwingen 
können.  Hierbei  ist  das  radiale  Ausschwingen  durch  die  Mahlbahn,  das 
tangentiale  Ausschwingen  durch  die  Schlepplager  begrenzt,  die  durch  starke 
Blattfedern  mit  dem  auf  der  Königswelle  sitzenden  Mitnehmer  b^  so  ver- 
bunden sind,  daß  die  Mahlwalzen,  während  sie  um  die  Königswelle  kreisen, 
etwas  zurückbleiben  können,  wenn  größere,  das  Mahlen  erschwerende  Stücke 
zwischen  die  Mahlflächen  gelangen. 

Das  bis  auf  25  mm  und  darunter  vorgebrochene  Mahlgut  wird  dem 
Trichter  s  mittels  der  durch  die  kleine  Riemenscheibe  o,  Welle  p  und  dem 
Kegelräderpaar  q ,  r  angetriebenen  Schnecke  n  entnommen  und  über  eine 
steile  Rutsche  dem  Mahlraum  zugeführt  und  hier  so  lange  bearbeitet,  bis 


in.  Mühlen. 


101 


1 

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es  fein  genug  ist,  um  durch  das,  von  einem  dichten  Staubgehäuse  umgebene 
Sieb  in  die  am  ganzen  Umfang  des  Bettes  i  verteilten  Ausfallöffnimgen  m 
gelangen  zu  können.  Der  Fundamentblock,  auf  dem  die  Maschine  aufliegt, 
ist  nach  unten  zu  einer  Rinne  zusammengezogen,  aus  der  eine  Schnecke 


102  ni.  Mühlen. 

das  dort  angesammelte  Erzeugnis  fortschafft  und  weiterer  Verarbeitung 
oder  Verwendung  zuführt.  Die  Königs  welle  h  ruht  mit  ihrem  Spurlager  y 
auf  der,  aus  der  Mitte  des  Bettes  aufragenden  Säule  z  und  ist  oben  im  Hals- 
lager X  geführt,  in  das  der  überaus  kräftige  Hohlgußständer  u  ausläuft.  Das 
mit  der  Königswelle  fest  verbundene  Querhaupt  c  trägt  die  bereits  erwähnten 
oberen  Kugellager  der  Pendelstangen.  Die  wagerechte  Antriebsriemscheibe  a 
ist  in  leichter  aber  hinreichend  steifer  Schmiedeeisenkonstruktion  ausgeführt. 
Der  halbgeschränkte  Riementrieb  ist  entweder  selbstleitend  —  was  seltener 
vorzukommen  pflegt  —  oder  er  muß  über  Leit-  und  Spannrollen  geführt 
werden. 

Bemerkenswert  ist  an  der  Schwungwalzenmühle  ihre  verhältnismäßig 
große  Bauhöhe,  die  dem  Bestreben  entsprungen  ist,  alle  Lager,  als  die  emp- 
findlichsten Teile  und  die  schwächsten  Stellen  aller  Pendelmühlen,  so  weit 
wie  möglich  von  den  Staubquellen  abzurücken  und  sie  vor  den  davon  aus- 
gehenden schädlichen  Einflüssen  zu  schützen.  Schlepp-  und  Spurlager  be- 
finden sich  hier  außerhalb  des  Mahlgehäuses  und  sind  deshalb  leicht  zu- 
gänglich und  stets  überwachbar. 

Die  Schwungwalzenmühle  ist  für  die  Vermahlung  jeglicher  Art  harter 
Stoffe  als:  Portlandzement,  Phosphat,  granulierte  Schlacke,  Kalkstein  usw. 
verwendbar.  Die  Stundenleistung  einer  Zweiwalzenmühle  beträgt  im  Mittel 
2400  k  Portlandzementmehl  aus  Schacht-  oder  Ringofenbrand  mit  2%  Rück- 
stand auf  dem  Sieb  von  900  und  14  bis  16%  auf  dem  Sieb  von  4900  Maschen 
pro  Quadratzentimeter  oder  2000  bis  2200  k  Floridaphosphatmehl  mit 
0%  Rückstand  auf  dem  Sieb  Nr.  60.  Eine  mit  3  Walzen  arbeitende  Schwung- 
walzenmühle liefert  stündlich  2000  k  Mehl  aus  granulierter  Hochofenschlacke 
mit  15%  Rückstand  auf  4900  Maschen  pro  Quadratzentimeter.  Dieses  Mehl 
zeigt  bei  1  mm  Wassergeschwindigkeit  50%  Schlämmrückstand,  es  ist  also 
außerordentlich  reich  an  allerfeinsten  Teilen. 

Der  Kraftverbrauch  der  Schwungwalzenmühle  mit  zwei  Walzen  wird 
auf  35  bis  38,  jener  mit  drei  Walzen  auf  50  PS  angegeben. 

Feuchtigkeit  im  Aufschüttgut  zieht  wie  bei  allen  mit  Siebgeweben  aus- 
gerüsteten Einrichtungen  auch  bei  der  in  Rede  stehenden  Maschine  die 
Leistungsfähigkeit  herab,  was  schon  an  anderer  Stelle  hervorgehoben  wurde. 
Als  erleichternder  und  den  erwähnten  Nachteil  erhebhch  mildernder  Um- 
stand wirkt  indessen  die  Tatsache,  daß  bei  sämtlichen  derartigen  Pendel- 
mühlen —  auch  bei  den  noch  zu  besprechenden  —  infolge  des  Umstandes,  daß 
das  gemahlene  Gut  nicht  in  normaler,  sondern  in  tangentialer  Richtung 
zur  Siebfläche  durch  das  Gewebe  hindurchgetrieben  wird,  letzteres  viel  gröber 
sein  kann,  als  der  wirklichen  Feinheit  des  Erzeugnisses  entspricht.  Die 
größeren  Sieböffnungen  setzen  sich  naturgemäß  nicht  so  leicht  zu  wie  die 
engeren,  kleineren  und  gestatten  daher  in  bezug  auf  Feuchtigkeitsgrad  einen 
viel  größeren  Spielraum  als  die  ersteren  zu  tun  vermöchten.  — 

Zur  Besprechung  der  Einpendelmühlen  übergehend,  muß  in  erster 
Reihe  ihrer  bekanntesten  und  am  weitesten  verbreiteten  Ausführungsform, 
der   Griffin-Mühle   gedacht   werden.     Diese   Mühle   wurde    anfangs    der 


III.  Mühlen.  103 

90  er  Jahre  vorigen  Jahrhunderts  von  dem  amerikanischen  Konstrukteur 
Ediüin  C.  Qriffin  mit  geradezu  glänzendem  Erfolge  in  die  Hartmüllerei 
eingeführt,  wozu  außer  ihrer  hervorragenden  Leistungsfähigkeit  und  viel- 
seitigen Verwendbarkeit  wohl  auch  die  in  manchen  Einzelheiten  geistreich 
zu  nennende  Konstruktion  sehr  viel  beigetragen  hat.  Der  Originalität  der 
letzteren  ist  es  zuzuschreiben,  daß  man  anfänglich  über  manche  Mängel 
der  ersten  Bauart  hinwegsah,  die  im  späteren  Dauerbetriebe  als  unerträg- 
hch  empfunden  wurden  und  weitgehende  Änderungen  einzelner  Details 
erforderlich  machten.  Das  war  um  so  leichter  bewerkstelligt,  als  alle  diese 
Übelstände  einer  einzigen  Wurzel  entstammten. 

Es  ist  nämlich  klar,  daß  die  starke  Seite  der  Einpendelmühlen  —  die 
Einfachheit  ihrer  Bauart  —  ebenso  in  ihrem  Prinzip  —  der  Verwendung 
nur  eines  einzigen  Pendels  —  begründet  ist  wie  ihr  schwacher  Punkt:  die 
einseitig  wirkende,  unausgeglichene  Fhehkraft,  die  durch  die  tragenden  Teile 
der  Konstruktion  auf  das  entsprechend  schwer  und  massig  zu  gestaltende 
Fimdament  übergeleitet  werden  muß.  Sind  nun  die  gedachten  Teile  unzu- 
reichend dimensioniert  oder  aus  ungeeignetem  Material  hergestellt,  so  müssen 
sie  der  erwähnten  Beanspruchung,  zu  der  sich  noch  jene  durch  die  unausbleib- 
lichen Stöße  und  fortdauernden  Erschütterungen  hinzugeseUt,  über  kurz 
oder  lang  erUegen,  was  denn  auch  in  der  Tat  in  zahlreichen  Fällen  geschehen  ist. 

Femer  ließen  es  auch  die  nicht  gerade  seltenen  Brüche  der  Pendelstangen 
und  Zapfen  geraten  erscheinen,  den  Kraftübertragungsweg  von  der  Empfang- 
zur  Abgabestelle  nach  Möglichkeit  zu  verkürzen  und  endlich  erwiesen  sich 
Vorkehrungen  nötig,  um  ein  staubfreies  Arbeiten  der  Mühlen  zu  erzielen. 

Aus  dem  Bestreben,  die  Griffin-Mühle  auch  in  den  bezeichneten  Rich- 
tungen zu  einem  betriebsicheren  Werkzeug  zu  gestalten,  ist  nun  die  in 
Fig.  92  dargestellte  Gigant-Mühle  der  Bradley  Pulverizer  Company,  Boston, 
entstanden.  In  der  Abbildung  bedeutet  a  die  an  der  Pendelstange  befestigte 
Mahlwalze,  die  gleich  dem  Mahlring  b  aus  Hartstahl  besteht,  c  den  schweren 
gußeisernen  Rahmen  und  d  das  meist  aus  Stahldrahtgewebe  verfertigte,  stehende 
Sieb.  Die  Bewegungsübertragung  von  der  Riemscheibe  g  auf  die  Pendelstange 
vermittelt  das  Universalgelenk  /.  Riemscheibe  und  Pendel  hängen  an  einer 
kurzen  Welle,  die  sich  auf  das  Kugeldrucklager  h  aufstützt  und  in  einem 
langen  Kugelhalslager  geführt  ist.  Die  Speiseschnecke  k  wird  von  der  ver- 
längerten Nabe  der  Riemscheibe  c  aus  mittels  Gegenriemscheibe,  WeUe  l  und 
eines   Kegelräderpaares   in   Umdrehung  versetzt. 

Das  Traggestell  der  Mühle  besteht  aus  Walzeisenständem  m,  die  oben 
durch  eine  starke  gußeiserne  Traverse,  unten  mit  dem  Rahmen  verbunden 
sind.  Eine  dritte  Verbindung  ist  durch  das  Querstück  geschaffen,  welches 
auch  noch  zur  Aufnahme  des  Kugellagers  *  für  die  verlängerte  Hohlnabe 
der  Riemscheibe  dient,  mit  der  ein  Ventilator  e  mit  abwärts  gerichteten 
Schaufeln  sich  dreht,  deren  Krümmung  so  gestaltet  ist,  daß  in  den  Mahl- 
raum ständig  ein  Strom  frischer  Luft  hineingedrückt  wird,  der  das  Aus- 
treten des  Staubes  verhindert.  —  Der  Vermahlungs Vorgang  ist  derselbe  wie 
bei  den  anderen  Pendelmühlen.  — 


104 


in.  Mühlen. 


Gegenüber  der  Griff  in-Mühle  weist  die  Gigant -Mühle  folgende  Ver- 
besserungen auf: 

1.  Die  Pendelstange  ist  durch  das  Tief  erlegen  des  Universalgelenkes 
verkürzt. 

2.  Das  Traggestell  ist  bei  aller  Steifigkeit  doch  hinreichend  elastisch, 
um  Jede  Bruchgefahr  als  ausgeschlossen  erscheinen  zu  lassen. 

3.  Die  Mühle  arbeitet  infolge  der  beschriebenen  Wirkung  der  Ventilator- 
einrichtung staubfrei.  — 


Fig.  92. 


Während  bei  den  Mühlen  mit  zwei  oder  mehr  Pendeln  die  Pendelstange 
mit  den  Walzen  im  Sinne  der  Drehrichtung  der  Riemscheibe  und  mit 
derselben  Umdrehungszahl  wie  diese  um  die  Königs  welle  kreisen,  wobei 
sie  sich  gleichzeitig  um  ihre  eigene  Achse  drehen  und  in  einem  der  gedachten 
Drehrichtung  entgegengesetzten  Sinne  auf  der  Mahlbahn  abrollen,  ist  der 


III.  Mühlen.  105 

Bewegungsvorgang  bei  der  Griffin-  oder  Gigant-Mühle  nicht  so  einfach  und 
nach  H.  A.  Siordet^  etwa  folgendermaßen  zu  erklären. 

Man  denke  sich  ein  Gewicht  an  einer  Schnur  aufgehängt  und  zwar  in 
der  Achse  eines  Ringes,  um  dessen  inneren  Rand  das  Gewicht  herumlaufen 
kann.  Setzt  man  die  Schnur  in  kreisende  Bewegung,  so  hat  das  Gewicht 
das  Bestreben,  von  der  Senkrechten  abzufliegen.  Wird  die  Drehgeschwindig- 
keit derart  gesteigert,  daß  das  Grewicht  schließlich  an  dem  Rand  herum- 
läuft, so  ist  zwischen  Gewicht  und  Ring  ein  gewisser  Druck  vorhanden,  der 
von  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Schnur  abhängig  ist.  Dieses  ist, 
schematisch  dargestellt,  die  Griffin-Mühle;  die  Finger,  welche  die  Schnur 
halten,  repräsentieren  die  Lagerung,  die  Schnur  die  Pendelstange,  das  Ge- 
wicht den  Mahlkörper  und  der  Ring  die  Mahlbahn.  Schon  bei  dieser  primitiv 
gedachten  Mühle  ergibt  sich  für  die  Praxis  ein  großer  Vorteil,  nänüich,  daß 
die  Lagenmg  ganz  außerhalb  der  Mahlgrenze  liegt  und  dadurch  staubfrei 
gehalten  werden  kann. 

Bei  der  normalen  Griffin-Mühle  ist  der  vom  Mahlkörper  auf  den  Ring 
ausgeübte  Druck  etwa  gleich  3000  k.  Der  Druck  ist  jedoch,  wie  schon  be- 
merkt, abhängig  von  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Pendelstange  und 
von  dem  Gewicht  des  Mahlkörpers.  Also  sowohl  eine  höhere  Umdrehungs- 
zahl als  auch  ein  schwererer  Mahlkörper  erhöhen  den  ausgeübten  Druck 
bzw.  die  Leistung  der  Mühle. 

Merkwürdig  und  sehr  beachtenswert  ist  dabei  das  Verhältnis  zwischen 
den  Durchmessern  des  Mahlkörpers  und  des  Mahlringes,  welche  beide  einen 
großen  Einfluß  auf  die  Leistung  der  Mühle  haben,  wie  später  gezeigt  werden 
wird.  Vorher  sei  aber  noch  einiges  über  den  scheinbaren  Widerspruch  bei 
der  Griff in-Mühle  gesagt. 

Wenn  die  Riemscheibe  und  damit  die  darin  aufgehängte  Pendel- 
stange in  der  Richtung  der  Zeiger  einer  Uhr  gedreht  werden,  wird  der  Mahl- 
körper um  die  Mahlbahn  in  der  umgekehrten  Richtung  laufen ;  ja  nicht  nur 
das,  sondern  bedeutend  schneller  als  sich  die  Scheibe  dreht.  Daß  nun  der 
Mahlkörper  sich  in  der  umgekehrten  Richtung  um  die  Bahn  drehen  muß, 
wird  besser  verständlich,  wenn  man  sich  am  Umfang  der  letzteren  und  des 
Mahlkörpers  Zähne  denkt,  die  in  Wirkhchkeit  durch  die  rollende  Reibung 
ersetzt  werden.  Jede  sich  drehende  Scheibe,  die  in  Berührung  mit  einer 
konkaven  Fläche  kommt,  sucht  sich  auf  letzterer  sozusagen  rückwärts  ab- 
zuwickeln. Bei  der  Mühle  behält  natürlich  die  Pendelstange  vermöge  ihrer 
Aufhängung  in  einem  Kugelgelenk  ihre  ursprüngUche  Drehrichtung  bei, 
nur  der  Mahlkörper  wickelt  sich  dabei  in  umgekehrter  Richtung  an  dem 
Mahlring  ab,  was  ihm  die  freie  Bewegung  des  Kugelgelenkes  gestattet  und 
man  täuscht  sich  dabei  in  der  Meinung,  die  Pendelstange  habe  auch  ihre 
ursprüngliche  Drehrichtung  geändert. 

Um  nun  die  erhöhte  Umdrehungszahl  des  Mahlkörpers  um  die  Bahn 
besser  zu  verstehen,  beachte  man  folgendes:  Ein  Arm  OP,  siehe  Fig.  93, 

^  Protokoll  der  Verhandlungen  des  Vereins  deutscher  Portlandzement-Fabrikanten 
1900. 


106  III-  Mühlen. 

welcher  sich  um  den  Punkt  0  drehen  kann,  trägt  an  seinem  Ende  P  eine 
Rolle,  die  durch  die  Fliehkraft  an  den  Rand  eines  größeren  Ringes  gedrückt 
wird.  Der  Einfachheit  halber  ist  der  Durchmesser  des  Ringes  im  Verhältnis 
zu  dem  der  Rolle  wie  3:  1  angenommen.  Dreht  man  nun  den  Arm  OP  nach 
einer  Richtung  um  0,  so  wird  die  Rolle  sich  auf  dem  Ring  abwickeln  und 
wird  sich  in  der  umgekehrten  Richtung  um  ihre  eigene  Achse  drehen.  Wären 
nun  0  und  P  feste  Wellen,  so  würde  für  jede  Umdrehung  des  Ringes  die 
Rolle  drei  Umdrehungen  machen.  Da  aber  in  diesem  Falle  der  Punkt  P 
auch  beweglich  ist,  und  zwar  sich  in  der  umgekehrten  Richtung  dreht,  so 
macht  die  Rolle  im  ganzen,  wenn  der  Arm  OP  eine  volle  Umdrehung  ge- 
macht hat,  drei  weniger  eine  Umdrehungen  um  ihre  eigene  Achse.  Oder 
mathematisch  ausgedrückt:  Es  sei  R  der  Radius  des  Ringes,  r  der  Radius 
der  Rolle,  dann  ist  der  Arm  R  —  r.    Wenn  also  der  Arm  eine  Umdrehung 

Tf 

um  0  macht,  hat  die  Rolle 1  Umdreh- 

r 

ungen  um  ihre  eigene  Achse  P  gemacht,  oder 
R  —  r 
r 

Daraus    ergibt    sich   durch    einfache   Pro- 
portion, daß,  wenn  die  Rolle  eine  Umdrehung 

gemacht    hat,    der   Arm    1  :  oder  ^ 

^  r  R  —  r 

Umdrehungen  um  0  gemacht  hat,  oder  wenn 

die  Rolle  in  der  Minute  n  Umdrehungen  macht, 

^  *  T 

Fig.  93.  SO  macht  der  Arm  OP  in  derselben  Zeit  ^ 

R  —  r 

Umdrehungen  um  0.   Dieser  Wert  ^r bedeutet  also  bei  der  Griffin-Mühle, 

®  R  —  r 

daß  der  Walzenkörper  soviel  mal  in  der  Minute  um  die  Bahn  läuft,  während 

die  Pendelstange  oder  die  Riemenscheibe  sich  in  derselben  Zeit  wmal  um 

ihre  Achse  dreht.    Setzt  man  nun  die  entsprechenden  Werte  in  die  Formel 

ein,  wie  sie  tatsächHch  bei  der  Griffin-Mühle  vorhanden  sind,  so  hat  man 

200  •  230 
R  =  380 ,  r  =  230  und  n  =  200 ;  dann  macht  also  der  Mahlköprer  — — r — 

=  rund  306  Umdrehungen  in  der  Minute  um  die  Mahlbahn.  —  Aus  der 
Formel  geht  hervor: 

1.  Wenn  r  größer  wird,  so  wird  der  Bruch,  d.  h.  die  Leistung  größer, 
also  ein  kleiner  bzw.  verschlissener  Mahbing  verringert  die  Leistung. 

2.  Wenn  R  größer  wird,  so  wird  der  Bruch  verkleinert,  in  anderen 
Worten:  ein  größer  gewordener  oder  verschlissener  Ring  verringert  die 
Leistung. 

3.  Wenn  n  größer  genommen  wird,  so  wird  zwar  die  Leistung  der  Mühle 
erhöht,  die  Mühle  muß  aber  dann  entsprechend  stärker  gebaut  werden.  Die 
Erfahrung  hat  gezeigt,  daß  200  Umdrehungen  für  die  normale  Mühle  am 
geeignetsten  sind. 

Den  Einfluß  eines  verschlissenen  Ringes  und  Mahlkörpers  auf  die  Leistung 


in.  Mühlen.  107 

der  Mühle  kann  man  sofort  aus  der  Formel  berechnen.    Ist  z.  B.  R  =  400 
geworden  anstatt  380  und  r  =  210  anstatt  230,  so  hat  man : 

n-r        200-210 


R  —  r  190 


221, 


anstatt  wie  oben  306  oder  die  Leistung  ist  um  etwa  28%  kleiner  geworden. 
Es  versteht  sich  aber  von  selbst,  daß,  sowie  wieder  neue  Ringe  in  die  Mühle 
eingebaut  werden,  die  ursprünghche  Leistung  wieder  hergestellt  wird. 

Die  Stundenleistung  einer  Gigant-Mühle  wird  wie  folgt  angegeben: 

1600  bis  2000  k  Portlandzementmehl  aus  Schacht-  oder  Ringofenbrand, 
mit  1%  Rückstand  auf  dem  900er  und  14  bis  18%  auf  dem  4900er  Siebe. 
Bei  Drehofenbrand  ist  die  Leistung  bei  derselben  Feinheit  um  25  bis  30% 
geringer. 

1500  bis  1800  k  Floridaphosphatmehl  mit  15  bis  20%  Rückstand  auf 
dem  Sieb  Nr.  100. 

Der  Kraft  verbrauch  beziffert  sich  im  Mittel  auf  25  PS.  — 

Die  Pendelmühle  der  Maschinenfabrik  Geislingen  in  Geishngen 
(Württemberg),  deren  Einrichtung  aus  Fig.  94  hervorgeht,  ist  gleich  der 
Gigant-Mühle  eine  Einpendelmühle  und  vieles,  was  weiter  oben  von  der 
letztgenannten  gesagt  wurde,  trifft  also  auch  auf  diese  Maschine  zu. 

Li  der  Abbildung  bedeutet  c  die  massive  Mahlwalze,  b  den  Mahlring 
—  beide  aus  Stahlguß  — ,  a  das  Mahlgehäuse  mit  der  Schnecke  i  und  d  die 
Pendelstange,  die  mit  der  oberen  senkrechten  in  zwei  Halslagern  geführten 
und  im  Ringspurlager  /  verstellbaren  Achse  durch  ein  Doppelkugelgelenk  e 
verbunden  ist,  das  eine  gleichmäßige  Bewegungsübertragung  von  der  einen 
WeUe  auf  die  andere  bewirkt.  Der  Antrieb  erfolgt  mittels  einer  wagerechten 
Vorgelegewelle  mit  fester  und  loser  Riemscheibe  und  einem  Kegelräder- 
paar. Der  recht  unbequeme  schwere  halbgeschränkte  Riemen  ist  also  hier 
vermieden,  die  Antriebsweise  ist  daher  einfacher  als  wie  bei  den  vorher- 
gehenden Pendelmühlen.  Dafür  müssen  aber  die  Kegelräder  ganz  hervor- 
ragend exakt  und  sauber  gearbeitet  sein,  was  übrigens  dank  der  vorge- 
schrittenen Technik  der  Zahnräderherstellung  keine  Schwierigkeiten  macht. 
Leistung  und  Kraft  verbrauch  sind  ungefähr  dieselben  wie  bei  der  Gigant - 
Mühle.  — 

Die  zweite  Gruppe  der  Fliehkraftmühlen  umfaßt  jene  Feinmahl- 
maschinen, bei  denen  die  zerkleinernde  Wirkung  durch  eine  beschränkte 
Anzahl  (2  bis  6)  Kugeln  oder  Walzen  erfolgt,  die  auf  einer  feststehenden 
Mahlbahn  rasch  umlaufen  und  ihren  Bewegungsimpuls  von  einem  mit  der 
senk-  oder  wagerechten  WeUe  verbundenen  Arm  kreuz  —  also  ohne  die  Ver- 
mittlung gelenkig  aufgehängter  Pendelstangen  —  empfangen.  Die  Be- 
arbeitung des  Mahlgutes  geschieht  in  diesen  Vorrichtungen  durch  Druck 
und  Reibung,  und  da  es  bei  ihnen  auf  den  Ausgleich  der  nur  in  einer  Ebene 
auftretenden  Fliehkräfte  nicht  so  sehr  ankommt,  so  ist  eine  etwa  gewünschte 
oder  beabsichtigte  Steigerung  der  Intensität  ihrer  Kraftäußerung  nicht  an 
so  enge  Grenzen  gebunden  wie  bei  den  Pendelmühlen.    Immerhin  geht  die 


108 


III.  Mühlen. 


Praxis  auch  hier"  über  ein  gewisses,  durch  die  Erfahrung  festgelegtes  Maß 
nicht  hinaus,  da  dessen  Überschreitung  zwar  nicht  sofort  den  Bestand  der 
Konstruktion   gefährden,   wohl   aber   eine   unwirtschaftliche   Erhöhung   der 


Fig.  94. 


Emeuerungskosten  zur  Folge  haben  würde.  Die  rasche  Abnutzung  der 
Mahlflächen  war  überhaupt  ein  Übelstand,  mit  dem  die  schnellaufenden 
Feinmahlmaschinen  von  Anfang  an  schwer  zu  kämpfen  hatten,  der  jedoch 
gegenwärtig,  dank  den  inzwischen  gemachten  erheblichen  Fortschritten  in 
der  Erzeugung  von  Spezialstahlarten,  als  nahezu  vollständig  beseitigt  gelten 


m.  Mühlen.  109 

darf,  so  daß  wirklich  nennenswerte  Unterschiede  in  dieser  Hinsicht  zwischen 
Schnell-  und  Langsamläufem  kaum  noch  bestehen.  Während  z.  B.  noch 
vor  15  Jahren  für  Abnutzung  und  Erneuerung  der  mahlenden  Teile  bei 
Fhehkraftmühlen,  auf  die  Tonne  Zement  berechnet,  55  bis  60  Pfg.  auf- 
gewendet werden  mußten,  ist  dieser  Betrag  heute  infolge  Verwendung  ge- 
eigneter Stahlsorten  auf  den  vierten  Teil  und  darunter  gesunken. 

Bei  den  Fliehkraft  -  Kugelmühlen  werden  die  Kugeln  entweder 
in  einer  senkrechten  oder  einer  wagerechten  Bahn  herumgeführt;  von  diesen 
beiden  Ausführungsformen  hat  indessen  nur  die  letztere  eine  weitere  Ver- 
breitung gefunden,  während  die  erstere  nicht  zu  Bedeutung  zu  gelangen 
vermochte  und  daher  übergangen  werden  darf. 

In  Fig.  95  und  96  ist  die  von  ihren  Konstrukteuren  {Amme,  Giesecke  d; 
Konegen,  A.-G.,  Braunschweig)  Roulette  benannte  FHehkraft-Kugelmühle 
dargestellt.  Man  bemerkt  dort  die  in  einem  sehr  langen  Hals-  und  in  einem 
Spurlager  geführte  und  mittels  halbgeschränkten  Riemens  auf  der  Riem- 
scheibe  a  angetriebene  stehende  Welle  b ,  die  das  tellerförmige  Armkreuz  c 
und  das  Flügelkreuz  i  mit  den  Ventilatorschaufeln  k  trägt.  Die  mittels 
eines  Schnurseiltriebes  von  der  WeUe  6  aus  in  Tätigkeit  gesetzte  Speise- 
vorrichtung g  läßt  das  Gut  durch  die  Rutsche  h  in  den  Aufgabetrichter  der 
Mühle  gelangen,  von  wo  es  auf  den  Teller  c  und  zwischen  die  Kugeln  d  und 
die  Mahlbahn  /  fällt,  an  der  die  ersteren,  durch  die  Zapfen  e  vorwärtsgetrieben, 
abroUen  und  das  auf  ihrer  Bahn  liegende  Gut  diu-ch  Druck  und  Reibimg 
zerkleinern.  Das  so  entstandene  Gemisch  von  Mehl  und  Griesen  wird  nun 
von  den  Schaufeln  k  erfaßt  und  gegen  das  aus  starkem  Stahlblech  bestehende 
und  mit  schräger  Schlitzlochung  versehene  Schutzsieb  l  geschleudert,  das 
das  Grobe  wieder  in  den  Mahlraum  zurückfallen  läßt,  während  das  Feine, 
durch  die  Öffnungen  des  dahinterUegenden  Feinsiebes  m  hindurchtretend,  in 
die  hohlen  Ständer  des  Gehäuses  n  und  von  da  aus  in  den  Sammelraum 
unter  der  Mühle  gelangt,  von  wo  es  mittels  Schnecke  od.  dgl.  seiner  weiteren 
Bestimmung  zugeführt  wird. 

Bei  einem  Kugeldurchmesser  von  200  mm,  einer  Umdrehungszahl  von 
180  in  der  Minute  und  einem  Kraftaufwand  von  rund  25  PS  vermag  die 
Roulette  stündlich  ungefähr  2000  k  gut  vorzerkleinerten  Kalksteines  in 
ein  Mehl  mit  1  bis  2%  Rückstand  auf  dem  900  er  und  15  bis  20%  auf  dem 
4900  er  Siebe  zu  verwandeln.  Mit  dem  gleichen  Kraft  verbrauch  hefert  die 
Roulette  stündlich  etwa  900  k  Braunkohlenstaub  mit  12  bis  15%  Rück- 
stand auf  dem  4900  er  Siebe  aus  einem  Auf  Schüttgut,  das  auf  Brechschnecke 
und  Walzwerk  vorgebrochen  und  bis  auf  etwa  7%  Restfeuchtigkeit  ab- 
getrocknet ist.  — 

Auf  demselben  Prinzip  wie  die  Roulette  beruht  die  Füller -Lehigh- 
Mühle  der  Lehigk  Gar,  Wheel  and  Axle  Works,  Catasauqua,  Pa.  (siehe  Fig.  97). 
Die  stehende,  von  einer  Riemscheibe  i  in  Umdrehung  versetzte  (oder 
auch  unmittelbar  mit  einem  Elektromotor  gekuppelte)  Welle  a  ist  außer- 
halb des  Mahlraumes  dreifach  gelagert;  sie  trägt  die  Mitnehmerscheibe  &, 
die  mit  Treibern  c  vier  Kugeln  d  von  305  mm  Durchmesser  und  je  125  k 


110 


III.  Mühlen. 


Fig.  95  u.  96. 


III.  Mühlen. 


111 


Gewicht  in  kreisende  Bewegung  versetzt,  wodurch  das  zwischen  diesen  und 
der  im  Gehäuse  /  unverrückbar  gelagerten  Mahlbahn  e  einfallende  Gut 
zerkleinert  und  vermählen  wird.  Treiber  und  Mahlbahn  sind  nach  einem 
besonderen  Verfahren  aus  einem  sehr  widerstandsfähigen  Hartguß  her- 
gestellt. Mit  der  Scheibe  h  verbundene,  eigenartige  Flügel  g  wirken  wie  ein 
Ventilator  und  blasen  das  genügend  Gefeinte  durch  das  Feinsieb  k  hindurch, 
das  zm"  Schonung  des  Grcwebes  mit  einem  Schutzsieb  h  aus  starkem  Stahl- 
blech ausgerüstet  ist.  Das  Mehl,  das 
sich  im  äußeren  Raum  der  Mühle  ^ 
ansammelt,  wird  durch  einen  Scha- 
ber l  dem  Auslaufstutzen  B  zu- 
geführt, während  das  ungenügend 
Gefeinte  in  den  Mahlraum  zurück- 
fällt und  weiterer  Bearbeitung  unter- 
liegt. Zwecks  Regelung  der  Menge 
des  bei  A  einfallenden  Aufschütt- 
gutes kann  die  Fördergeschwindig- 
keit der  Speiseschnecke  mittels 
Stufenscheiben  verändert  werden. 
Die  Füller -Lehigh  -  Mühle 
wird  in  zwei  Größen:  1067  und 
832  mm  Durchmesser  gebaut,  von 
denen  das  erstere  Modell  bei  60  bis 
70  PS  Kraftverbrauch  etwa  6000  bis 
7000  k  Kalkstein  und  Mergel,  das 
andere  bei  32  bis  35  PS  Kraftauf- 
wand ungefähr  die  Hälfte  der  ge- 
nannten Menge  auf  die  in  der  Zement- 
fabrikation übliche  Feinheit  zu  ver- 
mählen vermag.  —  An  Feinmehl 
(13  bis  18%  Rückstand  auf  dem 
Sieb  Nr.  100)  aus  Phosphatgestein 
liefert  das  größere  Modell  (die  sog. 
42"-Mühle)  mit  65  bis  70  PS :  Florida 
Hard  Rock  4  bis  4,5,  Gafsa  7  bis 
7,5  t/St.  — 


y////////////////////A 


Fig.  97. 


Die  Frisbee  Lucop- Mühle  (siehe  Fig.  98)  ist  eine  Fliehkraft  Walzen- 
mühle^. Sie  besteht  aus  einem  in  der  Mitte  durchgeteilten  Gehäuse  c,  in 
dem  ein  Mahlring  g  mit  vier  Keilen  k  sicher  befestigt  ist  und  das  den  Ein- 
lauftrichter Ä  sowie  den  Auslauf  stutzen  o  trägt.  Auf  der  Welle  s  sitzt  ein 
zweiarmiger  Mitnehmer  a,  der  durch  Vermittlung  der  Klauen  d  und  der 
Treiber  h  die  beiden  Mahlwalzen  r ,  r^  in  der  angedeuteten  Richtung  bewegt, 
wobei   diese    über  das    seitlich    eingeführte    und    durch    die    Mündung    der 


1   Tonindustrie-Ztg.  1895,  S.  695. 


112 


III.  Mühlen. 


Schuhe  l,  ?!  auf  die  Mahlbahn  gebrachte  Gut  hinwegrollen  und  es  zerdrücken 
und  zerreiben. 

Die  Mühle  wird  für  Naßmahlung  mit  zwei  Sieben,  die  den  Mahlraum 
seitlich  abschließen,  für  Trockenmahlung  mit  nur  einem  solchen  und  einem 
Ventilator  /  ausgerüstet.  —  Sie  wird  in  vier  Größen  gebaut,  mit  16,  20,  24 
und  30  Zoll  engl.  Durchmesser  der  Mahlbahn.  Über  die  24-Zollmühle  gibt 
H.  R.  Richards^  an,  daß  die  Walzen  8  Zoll  Durchmesser  und  6  Zoll  Breite 
haben  und  daß  jede   derselben  80  Pfund  wiegt.    Bei  300  Umdrehungen  in 


Fig.  98. 


der  Minute  ist  die  Fliehkraft  6400  Pfund,  die  Stundenleistung  1  t  Quarz 
oder  3  t  weicheres  Material  durch  ein  Sieb  von  60  Fäden  auf  den  laufenden 
ZoU,  der  Kraftbedarf  15  bis  18  PS.  — 

Die  Fliehkraftwalzenmühlen  haben  in  der  Praxis  keine  große  Bedeutung 
erlangt.  Im  Prinzip  den  Fliehkraftkugelmühlen  gleichwertig  und  wie  diese 
ein  an  aUerfeinsten  Teilchen  sehr  reichhaltiges  Erzeugnis  liefernd,  arbeiteten 
sie  nur  so  lange  zufriedenstellend,  als  Walzen  und  Mahlring  noch  neu  und 
intakt  waren.  Bei  vorgeschrittener  Abnutzung  dieser  Teile  stellten  sich 
unruhiger  Gang  und  schwere  Störungen  ein,  die  nur  in  dem  Mangel  an  freier 
Beweglichkeit  der  Walzenkörper  —  die  den  Kugeln  und  den  an  Pendeln 
frei  beweglich  aufgehängten  Mahlrollen  unter  allen  Umständen  verbleibt  — 


1    R.  H.  Richards:  Ore  dressing  I,  267. 


III.  Mühlen. 


113 


ihren  Grund  hatten.  Dieser  offensichtliche  Mangel  ist  aber  sofort  behoben, 
sobald  man  sich  zur  Potenzierung  des  Walzengewichtes  nicht  der  Flieh- 
kraft, sondern  der  Spannung  starker  Fedem  bedient  und  der  Mahlbahn 
durch  eine  unstarre  Lagerung  so  viel  Beweghchkeit  verleiht,  um  bei  Bedarf 
ein  gegenseitiges  Ausweichen  und  Nachgeben  von  Mahlkörper  und  Mahl- 
ring zu  ermöglichen. 

Nach  diesem  Grundsatz  ist  die  in  Fig.  99  im  Schnitt  dargestellte  Kent- 
Mühle  der  Kent  Mill  Company,  Neuyork,  gebaut.  Das  Eigenartige  dieser 
Konstruktion  besteht  darin,  daß  die  Mahlarbeit  nicht  zwischen  den  Walzen 
selbst,  sondern  zwischen  diesen  und  einem  besonderen  Mahlring  erfolgt, 
der  auf  den  Walzen  läuft  und  gegen  den  diese  durch  Federdruck  angepreßt 
werden.  Von  den  drei  Walzen  wird  nur  eine  angetrieben,  sie  nimmt  den 
Ring  durch  Reibung  mit,  und  dieser 
setzt  seinerseits  gleichfalls  durch  Rei- 
bung die  beiden  anderen  Walzen  in 
Umlauf.  Das  zwischen  die  eine  Walze 
und  den  Ring  einfallende  Mahlgut  wird 
auf  dem  letzteren  durch  die  Fliehkraft 
gehalten  (die  Walzen  haben  konvexe, 
der  Ring  hat  konkave  Mahlfläche), 
zwischen  den  beiden  anderen  Walzen 
hindurchgeführt  und  je  nach  der  Feder- 
spannung mehr  oder  weniger  zerkleinert ; 
sodann  fällt  es  über  die  beiden  Kanten 
des  Mahlringes  in  das  Gehäuse  und 
aus  der  unteren  Öffnung  desselben 
heraus.  Da  der  Mahlring  von  den  drei 
Walzen  frei  getragen  wird  und  an  ihrer 
nachgiebigen  Lagerung  teünimmt,  kann 

er  sich  den  bei  der  Mahlarbeit  auftretenden  Stößen  stets  anpassen,  was 
eine  ungemein  geringe  Abnutzung  der  Mahlteile  und  ein  nahezu  geräusch- 
loses und  stoßfreies  Arbeiten  der  Einrichtung  zur  Folge  hat.  Aus  diesem 
Grunde  bedarf  die  Kent-Mühle  keines  eigentlichen  Fundamentes,  und  es 
unterUegt  keinem  Bedenken,  sie  selbst  in  den  oberen  Stockwerken  der 
Mühlengebäude  aufzustellen,  wenn  die  Deckenkonstruktion  nur  stark  genug 
ist,  um  das  Gewicht  der  Mühle  zu  tragen. 

Die  Kent-Mühle  hat  ursprüngUch  fast  nur  in  der  Phosphat müllerei 
Anwendung  und  Verbreitung  gefunden;  um  ihr  auch  in  der  Zementindustrie 
gleichen  Erfolg  zu  verschaffen,  war  es  nötig,  unter  Beibehaltung  des  Mahl- 
prinzipes  verschiedene  Einzelheiten  den  veränderten  Bedingungen  anzu- 
passen. Es  entstand  so  die  von  ihren  Konstrukteuren  Maxecon-Mühle 
genannte  Bauart,  deren  äußere  Ansicht  in  Fig.  100  wiedergegeben  ist.  Die 
Unbequemlichkeit  des  doppelseitigen  Antriebes  ist  hier  vermieden.  Dies 
gelang  dadurch,  daß  die  Gleitführungen  der  Lager  fortfielen;  an  ihrer  SteDe 
sind  Schwingbügel  angeordnet,  die  eine  radiale  Beweghchkeit  der  Walzen 

Naske,  ZerkleinenrngsTorrichtimgen.  8 


Fig.  99. 


114 


III.  Mühlen. 


gegen  den  Ring  gestatten.  Die  axiale  Beweglichkeit  der  Walzen  selbst, 
welche  seitliche  Stöße  abschwächen  soll,  ist  gleichfalls  fortgefallen  und  durch 
die  seitliche  BewegUchkeit  des  ganzen  Bügels  ersetzt  worden.  Diese  Maß- 
nahmen (radiale  und  axiale  Beweglichkeit  der  unter  einem  federnden 
Druck  gehaltenen  Mahlteile)  haben  sehr  guten  Erfolg  gehabt,  den  Kraft- 
aufwand vermindert  und  die  Betriebssicherheit  erhöht. 

Die  Kent-  und  die  Maxecon-Mühle  Uefern  beide  kein  fertiges  Erzeug- 
nis und  bedürfen  der  Ergänzung 
durch  besondere  Siebeinrichtungen 
(Plansiebe  oder  Windsichter) ;  eben- 
so erfordern  sie  die  Vorzerkleine- 
rung des  Aufschüttgutes  bis  zu 
einem  gewissen  Grade.  Dagegen 
sind  sie  auch  gegen  höheren  Feuch- 
tigkeitsgehalt des  Gutes  noch  un- 
empfindlich. Sie  sind  zwar  in  erster 
Reihe  Feinmahlmaschinen,  können 
indessen  auch  zum  Vorschroten  für 
Rohrmühlen  (siehe  weiter  unten) 
verwendet  werden. 

Die  Stundenleistung  einer 
Kent -Mühle  beträgt  4  bis  5  t 
afrikanisches  oder  3  bis  3,3 1  Pebble 
oder  2,5  bis  3 1  Florida  Hard  Rock 
Phosphat  bei  der  übUchen  Fein- 
^=^^=^  heit,  oder  3  bis  4  t  Quarz  mit  0% 

~  auf  Sieb  Nr.  50.   Jene  der  Maxe- 

con-Mühle 1 , 7 1  Drehofenklinker 
Der  Kraftverbrauch  ist  in  allen  Fällen  etwa 


Fig.  100. 

mit  18%  auf  4900  Maschen. 
25  PS.  — 


c)  Die  Kugelmühlen. 

Unter  Kugelmühlen  versteht  man  Mahl  Vorrichtungen,  bei  welchen 
das  Mahlmittel  —  die  Kugeln  —  zusammen  mit  dem  Mahlgut  sich  in  einer 
Mahltrommel  befindet ;  die  Drehung  der  Trommel  bewirkt  ein  beständiges  Über- 
stürzen des  Inhaltes  und  damit  ein  kräftiges  Bearbeiten  des  Gutes  durch  die 
Kugeln  sowohl  als  auch  durch  die  noch  grobstückigen  und  schweren  Mahlgut- 
teile. Die  Kugelmühlen  erzeugen  das  Mehl  in  der  Hauptsache  durch  eine 
lange  fortgesetzte  Bearbeitung  des  Mahlgutes  mittels  Schlag  und  Stoß  in  Ver- 
bindung mit  der  etwas  reibenden  Wirkung  der  schweren  Mahlkörper,  also  durch 
die  Kombination  der  in  der  Einleitung  zu  diesem  Abschnitt  unter  1.  und  2. 
bezeichneten  Angriffsweisen,  wobei  jedoch  an  die  Stelle  eines  oder  nur  weniger 
schweren  eine  große  Anzahl  an  sich  leichterer  Mahlkörper  tritt,  die  eine 
im  Verhältnis  zu  ihrer  Masse  viel  größere  Mahlfläche  darbieten,  als  ein  ein- 
ziger großer  Körper  von  dem  Gesamtgewicht  der  vielen  kleinen  aufweisen 


I 


III.  Mühlen.  115 

würde.  In  dieser  Hinsicht  muß  das  Mahlprinzip  der  Kugelmühlen  als  durch- 
aus rationell  bezeichnet  werden. 

Der  Zerkleinerungsvorgang  in  den  Kugelmühlen  beruht  auf  dem  Zu- 
sammenwirken zweier  entgegengesetzter  Tendenzen.  Während  die  sich 
drehende  Mahltrommel  dauernd  bestrebt  ist,  den  Inhalt  —  Mahlgut  und 
Kugeln  —  mit  in  die  Höhe  zu  nehmen,  zieht  die  Schwere  ihn  ebenso  stetig 
nach  dem  tiefsten  Punkte  herab.  Auf  diese  Weise  kommt  ein  dauerndes 
Arbeiten  der  Kugeln  an  dem  Mahlgut  zustande.  Das  gilt  natürlich  nur  für 
den  FaU,  daß  die  Umdrehungsgeschwindigkeit  genügend  klein  gewählt  ist, 
um  ein  Überwiegen  der  Fhehkraftkomponente  über  die  gleichzeitig  auf  den 
Trommelinhalt  wirkende  Schwerkraftkomponente  auszuschließen  i. 

Die  obere  Grenze  der  Trommelumfangsgeschwindigkeit  ist  also  jene, 
bei  welcher  die  Kugeln  durch  die  FUehkraft  fest  gegen  die  Trommelwandung 
gepreßt  werden  und  die  Wirkung  der  Schwerkraft  aufgehoben  wird,  so  daß 
ein  Überstürzen  des  Inhaltes  nicht  mehr  stattfinden  kann.  Sie  läßt  sich 
durch  die  folgende  rechnerische  Betrachtung  leicht  ermitteln. 

Bedeutet:  G  das  Gewicht  einer  Kugel, 
<w  die.  Winkelgeschwindigkeit, 
D  den  Durchmesser  der  Mahltrommel, 
n  ihre  Umdrehungszahl  in  der  Minute, 
g  =  9,81  m  die  Acceleration  der  Schwere, 
so  ist 

n  •  271 

und  die  Fliehkraft 

0  =  0   ""■" 


ig 

Letztere  wird  dem  Eigengewicht  der  Kugel  gleich,  wenn 

^        ^     co2  .  D        ^    2n2.ji2.D 

Cr  ;=  (t  •  — =  G- 


2  g  3600 -gr      ' 

2  n2  .  .t2  .  ö  =  3600  g, 
60    i/T~       42,3 

Die  praktischen  Ausführungen,  die  natürlich  recht  erheblich  unter  diesem  Wert 
bleiben  müssen,  zeigen  im  Durchschnitt 

23  bis  28 
11  = ^ —  . 

Um  nun  mittels  verhältnismäßig  kleiner  Kugeln  (von  etwa  80  bis  130  mm 
Diu^chmesser)  eine  genügend  große  Mahlfläche  und  damit  auch  die  gewünschte 
Mahlwirkung  zu  erzielen,  müssen  sie  in  beträchtHcher  Menge  zur  Anwendung 
kommen.  Für  Mahltrommeln  von  1050  mm  Durchmesser  hat  man  mit  150  k, 
für  solche  von  1900  mm  Durchmesser  mit  700  k  und  für  solche  von  3100  mm 
Durchmesser  mit  3000  k  Kugeln  zu  rechnen.  Als  Material  für  die  Kugeln  wird 


Dinglers  Polytechn.  Joum.  306,  Heft  2.    1897. 

8* 


116  III.  Mühlen. 

ausschließlich  geschmiedeter  Stahl  verwendet,  ein  Stoff,  der  mit  beträcht- 
licher Härte  große  Zähigkeit  verbindet. 

Die  Mahlplatten,  aus  denen  sich  die  runde  oder  auch  polygonal  ge- 
staltete Mahltrommel  zusammensetzt,  müssen  gleichfalls  aus  einem  harten 
und  widerstandsfähigen  Material  hergestellt  sein,  desgleichen  auch  die  Aus- 
panzerung der  Seiten  wände  der  Trommel,  damit  die  durch  den  natürlichen 
Verschleiß  nötig  werdenden  Erneuerungen  dieser  Teile,  die  außer  dem 
Materialverlust  auch  noch  eine  unangenehme  Betriebsstörung  bedeuten,  so 
selten  wie  möglich  vorgenommen  zu  werden  brauchen. 

Die  Mahlplatten  sind  entweder  über  ihre  ganze  Länge  oder  nur  an 
gewissen  Stellen  mit  Öffnungen  versehen,  die  dem  zerkleinerten  Gut  den 
Austritt  gestatten.  Letzteres  gelangt  nach  dem  Verlassen  der  Mahltrommel 
auf  eine  mit  dieser  verbundene  Siebtrommel,  die  mit  einem  dem  jeweihg 
vorhegenden  Zweck  entsprechenden  Stahl-  oder  Messingdrahtgewebe  be- 
spannt ist.  Zum  Schutz  des  letzteren  gegen  Beschädigung  und  Zerstörung 
durch  den  groben  Schrot  des  Gemisches  ist  in  der  Regel  zwischen  Mahl- 
und  Siebtrommel  noch  ein  Schutzsieb  aus  starkem  Eisenblech  eingebaut. 
Dabei  ist  die  Einrichtung  getroffen,  daß  die  Siebgröbe  —  der  Überschlag  — 
von  beiden  Sieben  wieder  in  die  Mahltrommel  zurückgeleitet  wird.  Dadurch 
erscheint  die  Grundbedingung  für  eine  kontinuierhche  Betriebsweise  erfüllt. 
(Kugelmühlen  mit  absatzweisem  Betrieb  —  also  solche  ohne  Siebe  —  werden 
nur  für  kleine  Leistungen  und  ganz  besondere  Zwecke  gebaut.) 
fi^  Das  Ganze  wird  von  einem  mögUchst  staubdichten  Blechgehäuse  ein- 
geschlossen, das  unten  zu  einem  Auslauf trichter  für  das  fertig  vermahlene 
Gut  zusammengezogen  ist  und  an  dessen  höchste  Stelle  entweder  ein  Dunst- 
abzugschlauch oder  die  Rohrleitung  für  die  Staubabsaugung  angeschlossen 
wird. 

Der  Antrieb  kann  nur  bei  den  allerkleinsten  Modellen  von  Hand  ge- 
schehen und  muß  bei  den  größeren  Ausführungen  ausschließhch  durch 
motorische  Kraft  erfolgen.  Da  die  Mahltrommeln,  im  Verhältnis  zu  den 
in  der  Regel  sehr  rasch  umlaufenden  Triebwerken  der  gewerbhchen  An- 
lagen, sich  nur  langsam  drehen,  so  ist  gewöhnlich  eine  Zwischenübersetzung 
mit  Zahnrädern  erforderHch.  Das  Ein-  und  Ausrücken  geschieht  bei  den 
kleineren  und  mittleren  Modellen  mit  Hilfe  von  festen  und  losen  Riem- 
scheiben,  bei  den  größten  vorteilhaft  mittels  sicher  wirkender  Reibungs- 
kupplungen. — 

Die  Kugelmühlen  sind  als  Mahlvorrichtungen  schon  seit  sehr  langer 
Zeit  bekannt  und  nachweislich  bereits  anfangs  des  vorigen  Jahrhunderts 
in  französischen  Pulverfabriken,  Farbenmühlen  und  ähnhchen  Betrieben  in 
Anwendung  gewesen.  Man  beschränkte  sich  jedoch  darauf,  nur  weichere 
Stoffe  wie  Salpeter,  Kohle,  Gips,  Indigo  u.  dgl.  mit  Kugelmühlen  zu  mahlen 
und  betrieb  diese  ausschUeßlich  periodisch.  Viel  später  erst  ging  man  daran, 
die  Kugelmühlen  auch  für  die  Vermahlung  harter  Stoffe  einzurichten;  haupt- 
sächlich war  es  die  Erzmüllerei,  in  deren  Dienste  man  eine  ganze  Reihe 
neuer  Konstruktionen  stellte,  die  sich  aber  insgesamt  bald  als  ungeeignet 


in.  Mühlen. 


117 


und  daher  als  lebensunfähig  erwiesen.  Erst  als  man  gelernt  hatte,  die  Kugel- 
mühle so  zu  bauen,  daß  sie  der  Hauptforderung  des  Großbetriebes  —  der 
Kontinuität  der  Wirkung  —  Genüge  leisten  konnte,  wurde  diese  Maschine 
ein  wirklich  brauchbarer  und  in  manchen  Fällen  (wie  z.  B.  in  der  Thomas- 


Fig.  101. 


Fig.  102. 


Schlackenmüllerei)  geradezu  imübertrefflicher  Mahlapparat,  der  seitdem  in 
vielen  Tausenden  von  Ausführungen  in  den  verschiedensten  gewerblichen 
Betrieben  Verbreitung  gefunden  hat^. 

Die  erste,  nach  dem  Grundsatz  der  stetigen  Ein-  und  Austragung  ge- 
baute Kugelmühle  stammt  aus  dem  Jahre  1876,  ihre  Konstrukteure  sind  die 
Gebr.  Sachsenberg  in  Roßlau  a.  E.  und  W.  Brüchner  in  Ohrdruf  bei  Gotha. 
Diese  Mühle  hat  als  Vorbild  für  alle  späteren  Kugelmühlenbauarten  gedient, 
da  sie  bereits  alle  Elemente  teils  in  nahezu  vollendeter  Form,  teils  noch  im 
Keime   enthielt,   die   als   die   Grundbedingimgen  einer  rationellen  Arbeits- 

1    Naske:  Die  Portland-Zement-Fabrikation,  2.  Aufl.,  S.  178. 


118  III.  Mühlen. 

weise  eines  derartigen  Mahlgerätes  anzusehen  sind.  Die  in  der  Folge  von 
verschiedenen  Seiten  angestrebten  Verbesserungen  der  ersten,  naturgemäß 
noch  unvollkommenen  Bauart  waren  zunächst  darauf  gerichtet,  den  die 
Mahlarbeit  verrichtenden  Teilen  durch  Verwendung  widerstandsfähigerer 
Konstruktionsmaterialien  eine  möglichst  lange  Lebensdauer  zu  sichern  und 
sodann  auch  die  Mahlleistung  durch  zweckentsprechende  Gestaltung  der 
Mahlplatten  zu  erhöhen.  Unter  den  vielen  zur  Erreichung  des  letztgenannten 
Zweckes  in  Anwendung  gebrachten  Mitteln  hat  die  sägezahnartige  Ausbildung 
des  Trommelquerschnittes,  wie  solche  zuerst  von  Krupp  und  Lohnert  an- 
gewendet wurde,  die  verhältnismäßig  weiteste  Verbreitung  gefunden. 

In  Fig.  101  und  102  ist  die  sog.  Kugel  fallmühle,  Bauart  der  Herrn.  Loh- 
nert A.-G.,  Bromberg,  dargestellt.  Dort  bezeichnet  a  die  schmiedeeiserne, 
an  den  Seiten  durch  auswechselbare  Verschleißplatten  b  geschützte  Trommel, 
deren  Mantel  aus  den  Mahlplatten  c  gebildet  wird.  Diese  sind  als  Verbund- 
platten ausgeführt,  so  daß  von  den  beiden  Platten  jeweils  nur  die  obere 
—  Auflauf  platte  —  erneuert  zu  werden  braucht,  während  die  untere  —  Grund- 
platte —  bestehen  bleibt.  Die  von  je  zwei  aufeinanderfolgenden  Platten 
geformte  Stufe  bezweckt  einerseits  eine  lebhaftere  Bewegung  des  Hauf- 
werkes, andererseits  gestatten  die  von  den  Stufen  gebildeten  über  die  ganze 
Trommelbreite  gehenden  Spalten  eine  bequeme  Anordnung  zur  Rückleitung 
des  ungenügend  gefeinten  Gutes  in  die  Mahltrommel.  Letztere  ist  von  einer 
dreifachen  Sieblage  umgeben:  dem  aus  starkem  Stahlblech  hergestellten 
Schutzsieb  d,  dem  Mittelsieb  e,  das  bei  gröberer  Mahlung  entfallen  kann 
und  dem  auf  hölzernen  Rahmen  aufgespannten  Feinsieb  /,  dessen  Gewebe 
aus  Phosphorbronze-  oder  Stahldraht  besteht.  Alle  Überschläge  fallen  durch 
die  aus  starken  Blechen  bestehenden  Rücklauf  siebe,  die  in  den  durch  die 
Erhebungen  der  Auflauf  platten  gebildeten  Öffnungen  sitzen,  selbsttätig  in 
das  Innere  der  Trommel  zurück,  um  dort  einer  erneuten  Bearbeitung  unter- 
worfen zu  werden. 

Die  Mahltrommel  ist  auf  der  Welle  g  befestigt,  die  mittels  eines  aus- 
rückbaren Zahnräder  Vorgeleges  in  Umdrehung  versetzt  wird,  l  ist  der  Ein- 
lauftrichter, dem  das  Gut  unter  allen  Umständen  nur  durch  eine  genau 
regelbare  Speise  Vorrichtung  zugeführt  werden  sollte,  da  die  Leistung  der 
Kugelmühle  —  wie  im  allgemeinen  einer  jeden  Zerkleinerungsvorrichtung  — 
infolge  ungleichmäßiger  Beschickung  sehr  stark  zurückgeht.  Das  aus  dem 
ringförmigen  Spalt  zwischen  Einlauftrichter  und  Nabe  etwa  austretende  Gut 
wird  in  dem  Rohr  m  abgefangen  und  der  Aufgabevorrichtung  wieder  über- 
geben. 

Das  Staubgehäuse  h  ist  unten  in  einen  Auslaufstutzen  i  zusammen- 
gezogen. An  dem  Oberteil  des  Blechgehäuses  befindet  sich  eine  viereckige 
Öffnung,  die  mittels  eines  Leinenschlauches  mit  dem  Luftschacht  k  ver- 
bunden ist.  Bei  genügender  Höhe  des  letzteren  leitet  der  in  diesem  Schacht 
entstehende  Luftstrom  die  sich  bei  der  Vermahlung  etwa  bildenden  feuchten 
Dünste  ab,  wodurch  gleichzeitig  der  Staubaustritt  aus  dem  Einlauf trichter 
verhindert  sowie  einer  übermäßigen  Erwärmung  der  Mühle  und  des  Mahl- 


III.  Mühlen. 


119 


gutes  vorgebeugt  wird.  —  Anstatt  an  den  Luftschacht  kann  das  Grehäuse 
auch  an  eine  Aspirationsanlage  angeschlossen  werden. 

Die  Löhnertsche  Kugelfallmühle  wird  in  11  ModeUgrößen  gebaut, 
von  1220  bis  2830  mm  Durchmesser  und  von  660  bis  1630  mm  Breite  der 
Mahltrommel.  Das  Gewicht  der  Kugelfüllung  beträgt  200  bis  3500  k,  der 
Kraftverbrauch  272  ^is  65  PS.  Die  Leistung  ist  je  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Aufschüttgutes  und  der  Feinheit  des  Erzeugnisses  ganz  außer- 
ordentHch  verschieden.  Im  allgemeinen  kann  nur  gesagt  werden,  daß  sich 
die  Leistungen  des  genannten  kleinsten  und  größten  Modells  wie  etwa  4  :  70 
verhalten.  — 

Eine  im  Verlaufe  einer  längeren  Betriebszeit  mit  Sicherheit  zu  erwartende 
Erscheinung  ist  das  Zuhämmern  der  Öffnungen  in  den  Mahlplatten  der  Kugel- 
mühlen gewöhnlicher  Bauart. 
Man  hat  diesem  Übelstand  durch 
konische  Gestaltung  der  Löcher 
zu  begegnen  gesucht,  ohne  in- 
dessen den  gewollten  Zweck  auf 
die  Dauer  erreichen  zu  können. 
Dagegen  ist  die  von  der  G.  Luther- 
A.-O.,  Braunschweig,  bei  ihren 
Kugelmühlen  angewendete  und 
in  Fig.  103  dargestellte  Platten- 
konstruktion ohne  Zweifel  als  eine 
sehr^gute  Lösung  dieser  Frage  zu 
bezeichnen,  da  bei  dieser  Bauart 
die  Öffnungen  in  denjenigen  Teü 
der  Platten  verlegt  sind,  der  den 
Wirkungen  des  Kugelschlages 
vollkommen    entrückt   ist.    Die 

Verwendbarkeitsdauer    dieser 
Platten  ist  eine  ganz  wesentUch 

höhere  als  jene  der  gewöhnlichen  Bauart.  —  Zu  der  nebenstehenden  Skizze 
sei  noch  bemerkt,  daß  mit  a  die  Einlaufe  für  die  Überschläge,  mit  h  die 
länghch  ovalen  Plattenöffnungen  bezeichnet  sind. 

Dieselben  Erwägungen  führten  die  Herrn.  Löhnert-A.-G.,  Bromberg,  zur 
Konstruktion  ihrer  Molitor-Kugelmühle  (siehe  Fig.  104  bis  106).  Sie 
stellt  eine  Kugelfallmühle  dar  mit  nach  Bedarf  veränderhcher,  geschlossener 
Mahlbahnlänge,  welche  ohne  jegHche  Siebe  arbeitet.  Das  Mahlgut  tritt 
nach  der  dem  Einlauf  a  gegenüberUegenden  Seite  hin  durch  in  ihrer  Spalt- 
weite  leicht  zu  verändernde  Roste  r ,  r^  (Fig.  106)  aus,  die  zwischen  den  Fall- 
platten  p,  pi  angeordnet  sind  und  bis  in  die  Nähe  der  Einlaufkopfwand 
in  kürzester  Zeit  nach  Bedarf  durch  Deckbleche  auf-  oder  zugedeckt  werden 
können.  Es  sind  also  bei  dieser  Mühle  die  Spaltweiten  und  Spaltlängen  der 
gegen  Kugelschläge  geschützt  liegenden  Austragroste  veränderlich  einstell- 
bar.   Hierdurch  ist  es  ermöghcht,  bei  weithin  abgedeckten  Rosten,  mithin 


Fig.  103. 


120 


III.  Mühlen. 


durch  künstliche  Verlängerung  des  geschlossenen  Teiles  der  Mahlbahn  und 
gleichzeitige  enge  Stellung  der  offenen  Schlitze,  ein  mehlreiches  Erzeugnis 
untermischt  mit  Grießen  von  beschränkter  Korngröße  zu  erhalten,  während 
umgekehrt  bei  mögHchst  weit  gestellten  und  gleichzeitig  mögHchst  vielen 
offenen  Schlitzen  ein  mehlärmeres  und  grobgriesiges  Mahlgut  entfällt.  Die 
in  der  Regel  dahinter  geschaltete  Rohrmühle  (siehe  weiter  unten)  verarbeitet 
das  Produkt  zu  Mehl,  und  das  in  sie  aufgegebene  Gut  wird  durch  richtige, 


Fig.  104.  Fig.  105. 

von  der  Mahlbarkeit  abhängige  Ein- 
stellung der  Roste  mittels  der  Mohtor- 
Kugelmühle  so  weit  vorgeschrotet,  daß 
die  Rohrmühle  es  bequem  verdauen 
kann. 

Die  Mohtor  -  Kugelmühle ,  deren 
Austrittsprodukt  ohne  vorherige  Ab- 
siebung oder  Sichtung  entfällt,  eignet 
sich  besonders  zum  gröberen  Vermählen 
nicht  zu  harter  Materiahen  in  großen 
Mengen,  wie  z.  B.  Mergel,  bei  welchem 
Leistungen  bis  zu  15000  k  in  der  Stunde 
erzielt  werden.  Sie  wird  in  vier  Modellgrößen  gebaut,  von  2200  bis  2720  mm 
Durchmesser  und  1445  bis  1700  mm  Breite  der  Mahltrommel.  Die  Kugel- 
füllung beträgt  2100  bis  5000  k,der  Kraftverbrauch  45  bis  95  PS. 

Besondere  Erwähnung  verdient  aber  noch  die  sehr  eigenartige  Panze- 
rung dieser  Mühle,  die  durch  Fig.  107  und  108  dargestellt  ist.  Der  grund- 
legende Gedanke  der  Konstruktion  ist,  die  auf  Grundplatten  ruhenden  Panzer- 
stücke nur  in  einem  Punkt  auf  diesen  festzuhalten,  während  sie  sich  nach 
allen  Richtungen  hin  dehnen  können.  Auf  diese  Weise  wird  vermieden, 
daßTdie  von  Kugelschlägen  ständig  gehämmerten  und  dabei  eine  Form- 
veränderung erleidenden  Platten  Spannungen  in  die  Befestigungsbolzen 
bringen  können.    Während  es  früher  üblich  war,  die  Panzerstücke  mittels 


Fig.  106. 


III.  MüUen. 


121 


mehrerer  Bolzen  fest  auf  Grundplatten  aufzuschrauben,  werden  sie  jetzt 
nur  in  einem  Punkte  festgehalten,  während  in  einem  zweiten,  gegen  die 
Grundplatte  verschiebbaren  Punkte  nur  eine  gewissermaßen  elastische  Auf- 
hängung stattfindet,  die  nur  dazu  dient,  das  Abkippen  der  Platte  von  der 
Grundplatte,  in  der  Zeit,  wo  diese  bei  der  Drehung  der  Mühle  den  oberen 
Teil  durchläuft,  zu  verhindern.  Wie  aus  den  Abbildungen  hervorgeht,  ist 
der  eine  Bolzen  b^  am  dünneren  Ende  der  Platte  der  feste,  der  andere 
Bolzen  b^  ist  in  einem  Schlitz  der  Grundplatte  geführt  und  kann  somit  der 
Ausdehnung  der  Platten  folgen;  zugleich  sitzen  bei  diesem  zwischen  Mutter 
und  Grundplatte  zwei  starke  Stahlfederscheiben  u,  so  daß  der  Bolzen  einer 
etwaigen  Ausbucklung  der  Platten  infolge  Streckung  der  oberen  Faser- 
schichten in  den  Panzern  durch  die  Kugelschläge  etwas  nachgeben  kann. 


0 

0 

0 

0 

Fig.  107. 


rig.  108. 


Der  kugelförmige  Teil  k  des  Kopfes  von  &i ,  der  die  Platte  in  einem  kegel- 
förmigen Loche  festhält,  gestattet  zugleich  ein  senkrechtes  Einstellen  des 
Bolzens  zur  Grundplatte,  wenn  die  Panzerplatte  sich  von  dieser  beim  Aus- 
beulen abhebt.  Die  freie  Formveränderung  der  Platte  innerhalb  der  vor- 
kommenden Grenzen  ist  also  gewährleistet. 

Es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  diese  Panzerungsart,  welche  sich  in 
jeder  Beziehung  gut  bewährt  hat,  große  Vorteile  bietet,  indem  die  Panzer- 
platten bis  zur  Erneuerung  fast  vollständig  ausgenutzt  werden  können, 
ohne  daß  die  Befestigungsorgane  vorher  ersetzt  werden  müssen;  denn  der 
tragende  Konstruktionsteil  für  das  oft  sehr  große  Gewicht  des  Mühlen- 
inhaltes sind  die  unter  den  Panzern  hegenden  Grundplatten.  Neue  Panzer- 
stücke auf  diese  aufzuschrauben  ist  nicht  schwierig.  Bei  Anwendung  von 
einzelnen  großen  Stahlgußpanzerstücken,  welche  über  die  ganze  Mühlen- 
breite reichen,  tritt,  abgesehen  davon,  daß  es  schon  nicht  leicht  ist,  bei 
Stahlguß  die  erforderhche  gleichmäßige  Härte  zu  erzielen,  der  Nachteil  ein, 


122  III.  Mühlen. 

daß  diese  Platten  nicht  genügend  abgenutzt  werden  können,  weil  sie  zu- 
gleich Tragkonstruktionsteile  für  den  Mühleninhalt  bilden.  Es  muß  daher, 
falls  nicht  vorher  schon  Risse  und  Brüche  auftreten,  ein  großer  Teil  des 
teueren  Materials  ins  alte  Eisen  wandern.  Aus  diesem  Grunde  bietet  die 
Löhnertsche  Konstruktionsweise  nicht  zu  verkennende  Vorteile,  die  sich  im 
wesentlichen  auf  Sicherheit  und  BilHgkeit  des  Betriebes  erstrecken.  — 

Die  Verwendung  gelochter  Mahlplatten  —  mögen  diese  nun  wie  bei  der 
ältesten  Ausführungsform  über  die  ganze  Länge  der  Mahlbahn  verteilt, 
gegen  Kugelschlag  geschützt  oder  ungeschützt  sein,  mag  die  Lochung  auch 
ganz  entfallen  und  durch  nicht  stellbare  Längsschlitze  oder  Spalten  ersetzt 
erscheinen  —  bewirkt  in  jedem  Falle,  daß  das  Mahlgut  die  Mühle  an  zahl- 
reichen Stellen  zu  verlassen  vermag  —  vorausgesetzt,  daß  es  klein  genug 
ist,  um  durch  die  Löcher,  Schlitze  oder  Spalten  hindurchfallen  zu  können. 
Theoretisch  ist  diese  sofortige  Abführung  des  hinreichend  zerkleinerten 
Gutes  sicher  als  ein  Vorzug  der  Kugelmühle  anzusehen,  in  der  Praxis  stellt 
sich  die  Sache  aber  ganz  anders,  wenn  es  sich  um  die  Verarbeitung  außer- 
gewöhnlich harter  Materialien,  wie  z.  B.  der  in  Drehöfen  gebrannten  Zement- 
kUnker  handelt.  Dann  sinkt  die  Leistung  der  gewöhnlichen  Kugelmühle 
dermaßen,  daß  es  nicht  mehr  wirtschaftHch  ist,  sie  als  Vorschroter  für  die 
darauffolgende  Feinmahlmaschine  anzuwenden.  Die  Erklärung  für  diese 
Tatsache  ist  darin  zu  finden,  daß  das  sehr  harte  Aufschüttgut  in  Kugel- 
mühlen gewöhnUcher  Bauart  der  Einwirkung  des  Mahlmittels  durch  eine 
viel  zu  kurze  Zeit  unterliegt,  die  zwar  hinreicht,  um  das  Gut  zu  zertrümmern 
und  grob  vorzuschroten,  nicht  aber  um  ein  feingrießiges,  mit  Mehl  unter- 
mischtes Produkt  zu  erzielen,  wie  solches  die  weitere  Verarbeitung  er- 
fordert. 

Um  nun  den  Kugeln  mehr  Zeit  zur  Einwirkung  auf  das  Mahlgut  zu 
geben,  haben  F.  L.  Smidth  dh  Co.,  Kopenhagen,  ihre  Kominor  -  Mühle 
(siehe  Fig.  109  und  110)  als  eine  Art  Rohrmühle  mit  Sieb  Vorrichtung  und 
Rückleitung  der  Grieße  gestaltet.  Das  von  einer  Tellerauf  gäbe  Vorrichtung  i 
in  gleichmäßigen  Mengen  zugeführte  Aufschüttgut  fällt  durch  den  Trichter 
und  die  Einlaufnabe  in  die  Mahltrommel  b,  die  mit  vollen,  undurchlochten 
Mahlplatten  a  ausgepanzert  ist,  und  bewegt  sich  wie  in  einer  Rohrmühle  in 
der  Längsrichtung  vorwärts,  wobei  es  der  zertrümmernden  und  mahlenden 
Wirkung  schwerer  Stahlkugeln  ausgesetzt  ist.  Es  verläßt  die  Mahltrommel  auf 
der  dem  Einlauf  entgegengesetzten  Seite  durch  regelbare  Austrittsöffnungen, 
die  außerhalb  des  Wirkungsbereiches  der  Kugeln  liegen,  und  gelangt  auf 
das  schwach  konische  Sieb  d  mit  Schutzsieb  c.  Das  genügend  Gefeinte  fällt 
durch  die  Maschen  des  Gewebes  in  einen  die  Mühle  gleichzeitig  staubdicht 
umgebenden  Sammeltrichter  e  mit  anschheßender  Fördervorrichtung  zur 
Rohrmühle,  während  das  Grobe  durch  Rücklaufkanäle  k  in  die  Mahltrommel 
geleitet  und  der  nochmahgen  Einwirkung  des  Mahlmittels  ausgesetzt  wird.  — 
Die  Mahltrommel  ist  auf  der  Welle  /  befestigt,  die  mittels  eines  aus  der 
Welle  g ,  den  Riemscheiben  h ,  h  und  einem  Stimräderpaar  bestehenden 
Vorgeleges  in  Umdrehung  versetzt  wird.  —  Die  Kominor-Mühle  wird 


III.  Mühlen. 


123 


124 


III.  Mühlen. 


in  11  Modellgrößen  gebaut,  von  500  bis  5000  k  Kugelfüllung  und  mit  7  bis 
80  PS  Kraftverbrauch. 

Denselben  Zwecken  wie  die  vorbeschriebene  Mühle  dient  der  „Cemen- 
tor"  von  G.  Polysius,  Dessau,  den  die  Fig.  111  und  112  veranschaulichen. 
Innen-  und  Außensiebe  sind  hier  mit  schraubenförmig  verlaufenden  Leisten  c 
aus  Winkeleisen  besetzt,  die  als  Fördermittel  dienen  und  das  aus  den  vor 
Kugelschlägen  geschützten  Austragöffnungen  a  austretende  Mehl-  und  Gries- 
gemenge  zu  einer  rückläufigen  Bewegung  —  nach  der  Einlaufseite  zu  — 
zwingen.  Die  Siebflächen  werden  dadurch  sehr  intensiv  ausgenutzt,  und 
da  die  Mahlplatten  jp  über  ihre  ganze  Länge  geschlossen  sind,  so  ist  die  Mahl- 
wirkung  gleichfalls   sehr   ausgiebig.     Absiebung   und  Mahlimg   halten   viel 


Fig.  111. 


Fig.  112. 


besser  miteinander  Schritt,  als  das  bei  Kugelmühlen  älterer  Bauart  je  zu 
erreichen  war.  Das  abgesiebte  Gut  verläßt  die  Mühle  durch  den  Auslauf  o 
des  nach  unten  trichterförmig  zusammengezogenen  Gehäuses  g.  Die  Über- 
schläge gelangen  mittels  an  der  Stirnwand  w  angeordneter  gekrümmter 
Schaufeln  s  in  den  Mahlraum  zurück,  um  einer  erneuten  Bearbeitung  unter- 
zogen zu  werden.  Die  Anordnung  dieser  Schaufeln  an  der  Innenseite  der 
Stirnwand  ist  deswegen  vorteilhaft,  weil  dadurch  die  Mahlbahn  bei  gleichen 
äußeren  Abmessungen  größer  wird.  Die  Feinheit  des  Erzeugnisses  wird  durch 
Weiter-  oder  Engerstellen  der  Schieber  k  an  den  Austragschlitzen  geregelt.  — 
Auf  eine  Erhöhung  der  Siebwirkung  geht  auch  die  in  den  Fig.  113  und  114 
dargestellte  Kominor-Mühle  mit  Fasta-Sieben  hinaus,  bei  der  drei  oder 
mehr  Siebtrommeln  c  ganz  außerhalb  des  Mahlgehäuses  h  angebracht  und 
mit  diesem  durch  die  Sammelkanäle  d  verbunden  sind.  Das  mittels  der 
Telleraufgabevorrichtung  e  zugeführte  Gut  durchwandert  —  wie  bei  dem 
Kominor  —  den  Mahlraum  in  seiner  ganzen  Länge  und  tritt  durch  an  der 


III.  Mühlen. 


125 


126 


III.  Mühlen. 


Rückwand  des  Gehäuses  angeordnete  Schlitze  in  einen  Kanal,  der  es  unter 
dem  Einfluß  der  Schwerkraft  in  die  jeweiHg  untere  Siebtrommel  leitet.  Das 
Gemisch  aus  Mehl  und  Grießen  durchstreicht  die  Siebtrommeln  in  der  Rich- 
tung nach  der  Einlauf seite  zu  und  wird  abgesiebt.  Das  Mehl  wird  in  übUcher 
Weise  durch  eine  Öffnung  des  trichterförmig  gestalteten  Gehäuses  abgezogen, 
während  der  Überschlag  durch  den  Kanal  d  in  den  Mahlraum  zurückgeleitet  wird. 
Die  Konstruktion  stammt  von  dem  dänischen  Ingenieur  Fasting  her; 
ihre  Überlegenheit  über  die  oben  beschriebene  Bauart  der  Kominor-Mühle 
geht  aus  der  folgenden  Betrachtung  hervor^. 


Fig.  115. 


Das  Bedürfnis  nach  größeren  Mahleinheiten  ist  mit  der  steigenden  Ent- 
wicklung vieler  Industriezweige  immer  dringender  geworden,  und  um  es  zu 
befriedigen,  mußten  die  Mahl  Vorrichtungen  mitwachsen.  Die  Kominor-Mühle 
war  davon  selbst verständhch  nicht  ausgenommen  und  die  Kugelfüllung,  die 
bei  dem  ersten  Normaltypus  1200  k  betrug,  ist  inzwischen  auf  5000  k  ge- 
stiegen. Je  größer  aber  diese  Maschine  gebaut  wurde,  um  so  mehr  machten 
sich  besondere  Betriebsschwierigkeiten  bemerkbar. 

Diese  bestehen  hauptsächlich  darin,  daß  mit  der  steigenden  Größe  der 
Mahltrommel  die  sie  umschließenden  Zylindersiebe  einen  sehr  großen  Durch- 


1910. 


Protokoll  der  Verhandlungen  des  Vereins  deutscher  Portlandzement-Fabrikanten 


III.  Mühlen. 


127 


messer  erhalten,  wodurch  die  Umfangsgeschwindigkeit  außerordenthch  ge- 
steigert wird  und  eine  starke  Reibung  des  Gutes  auf  der  Siebfläche  entsteht, 
die  überdies  noch  durch  die  Fliehkraft  eine  ganz  erhebUche  Steigerung  er- 
fährt. Das  aus  der  Mahltrommel  austretende  Gut  wird  ungefähr  eine  Lage 
eiimehmen,  wie  sie  das  Diagramm  Fig.  115,  angibt  und  die  Siebflächen 
werden  unter  dem  Mahlgut  mit  einer  Geschwindigkeit  von  ungefähr  3,25  m/Sek. 
hergeführt.    Zu  dem  dadurch  entstehenden  Reibungsverlust  gesellt  sich  aber 


noch  ein  beträchtlicher  Kraft  Verlust,  der  dadurch  entsteht,  daß  die  ganze 
Menge  des  Sichtgutes  in  bedeutender  Entfernung  von  der  Drehachse  be- 
ständig emporgehoben  werden  muß.  Die  starke  Reibung  bedingt  außerdem 
noch  die  Anordnung  eines  inneren  Schutzsiebes. 

Bedeutend  günstiger  gestalten  sich  die  Verhältnisse  bei  der  Fasting  sehen 
Siebanordnung.  In  der  unteren  Stellung  (siehe  das  Diagramm  Fig.  116)  der 
Fasta-Siebe  wird  das  Gut  aus  der  Mahltrommel  auf  die  ersteren  überführt 
und  bei  der  Drehung  rnit  diesen  emporgehoben.  Das  Gut  wird  deshalb  nicht 
wie  bei  dem  großen  Sieb    an   einer  einzigen  Stelle,  ohne  der  Drehung  der 


128  HL  Mühlen. 

Trommel  zu  folgen,  der  Sieb  Wirkung  unterliegen,  sondern  es  wird  die  Um- 
drehung mitmachen,  und  da  es  sich  nun  nicht  nur  an  der  aufsteigenden, 
sondern  auch  auf  der  absteigenden  Seite  der  Mahltrommel  befindet,  so  ist 
dadurch  ein  kraftsparender  Gleichgewichtszustand  erreicht. 

Indem  nun  das  Gut  der  Umdrehung  der  Mahltrommel  folgt,  findet 
gleichzeitig  ein  Gleiten  desselben  in  der  Längenachse  der  Siebe  statt,  wo- 
durch das  Absieben  bewerksteUigt  wird.  Außerdem  macht  das  Fasta-Sieb 
eine  Umdrehung  um  das  in  ihm  ruhende  Mahlgut,  deren  Geschwindigkeit 
aber  —  wegen  des  kleinen  Durchmessers  —  nur  gering  ist  (0,5  m  gegen  3,25 
bei  dem  großen  Sieb),  so  daß  eine  große  Ersparnis  an  Reibungsverlust  und 
an  Verschleiß  erreicht  wird.  —  Hierzu  tritt  nun  noch  eine  erhöhte  Ab- 
siebungsfähigkeit  der  Siebflächen  infolge  der  besonderen  Wirkung  der  Fasta- 
Siebe. 

Wie  schon  früher  erwähnt,  steht  das  Mahlgut  während  der  Absiebung 
nicht  nur  unter  der  Wirkung  der  Schwerkraft,  sondern  auch  unter  der  Wir- 
kung der  Fliehkraft.  Bei  den  großen  Zylindersieben  wirken  diese  zwei  Kräfte 
fortwährend  in  ungefähr  derselben  Richtung,  der  Druck,  den  das  Gut  auf 
die  Siebfläche  ausübt,  ist  hier  ungefähr  der  Summe  der  beiden  Kräfte  gleich. 
Die  Reibung  z\^dschen  dem  Gut  und  der  Siebfläche  wird  also  bedeutend 
vergrößert,  die  Siebfähigkeit  aber  vermindert,  da  man  die  beste  Absiebung 
nur  dann  erreicht,  wenn  das  Gut  nur  einen  schwachen  Druck  auf  die  Sieb- 
fläche ausübt.  Das  letztere  ist  bei  den  Fasta-Sieben  der  Fall,  denn  hier 
wirken  —  wie  das  Diagramm  Fig.  116  zeigt  —  Schwerkraft  und  Fhehkraft 
nicht  immer  in  derselben  Richtung  und  heben  sich  teilweise  sogar  auf. 

Geht  man  von  1  k  Material  aus,  so  wird  dieses  in  der  tiefsten  Stellung 
auf  die  Siebfläche  einen  Gesamtdruck  von  1,88  k  ausüben.  Während  der 
Umdrehung  wird  dieser  Druck  aber  beständig  kleiner  bis  er  in  der  höchsten 
Stellung  des  Siebes  nur  noch  0,29  k,  also  weniger  als  ein  Sechstel  des  erst- 
genannten Druckes  beträgt.  Die  Absiebungs Verhältnisse  werden  also  mit 
der  Aufwärtsbewegung  immer  günstiger  und  es  hat  sich  tatsächlich  gezeigt, 
daß  die  Fasta-Siebe  in  den  höheren  Stellungen  die  größte  Siebfähigkeit 
besitzen. 

Die  bessere  Verteilung  des  Gutes  auf  den  Siebflächen  gestattet  es,  die 
sonst  nötigen  Schutzsiebe  fortzulassen.  Ein  weiterer  Vorteil  der  Konstruktion 
ist  die  leichte  Auswechselbarkeit  der  Siebe  und  die  bequeme  ZugängHchkeit 
der  Mahltrommel.  — 

Die  Fasta-Mühle,  bei  der  die  Unabhängigkeit  des  siebenden  Teiles  von 
dem  mahlenden  Teile  des  Systemes  in  gewissen  Grenzen  zum  Ausdruck 
kommt,  leitet  über  zu  den  ,, sieblosen  Kugelmühlen",  die  nur  in  Verbindung 
mit  besonderen  Siebeinrichtungen  —  meist  Windsichtem  —  gedacht  werden 
können,  bei  denen  also  Mahlarbeit  und  Siebarbeit  in  räumlich  vollkommen 
getrennten  Vorrichtungen  durchgeführt  werden.  Während  aber  die  Kominor- 
und  Cementormühlen  die  Bestimmung  haben,  nur  Vorbereitungsapparate 
für  die  darauffolgende  Feinmahlmaschine  (die  Rohrmühle)  zu  sein,  bezwecken 
die  sieblosen  Kugelmühlen  (zu  denen  in  gewissem  Sinne  auch  die  oben  be- 


m.  Mühlen. 


129 


sprochene  Molitor-Kugelmühle  Lohneiis  gehört)  die  Vorschrotung  und  Fein- 
mahlung in  einem  einzigen  Gerät.  Sie  arbeiten  ausschließlich  nur  mit  Wind- 
sichtem  (siehe  weiter  unten)  zu- 
sammen, deren  Abmessungen  so 
gewählt  werden  müssen,  daß  die  in 
jedem  Augenblick  von  der  Kugel- 
mühle erzeugte  Feinmehlmenge 
vom  Sichter  als  Fertigerzeugnis 
ausgeschieden  wird  und  daß  nur 
solche  Überschläge  auf  die  Mühle 
zurückgeführt  werden,  die  tatsäch- 
lich noch  einer  weiteren  Verarbei- 
tung bedürfen.  Die  Tatsache,  daß 
der  Mahlapparat  durch  die  inten- 
sive Wirkung  des  Sichtapparates 
beständig  von  dem  erzeugten  Fein- 
mehl befreit  wird,  bedeutet  fraglos 
eine  Entlastung  des  ersteren  von 
überflüssiger  Arbeit  und  ist  als 
durchaus  zweckmäßig  und  den  Ge- 
setzen der  rationellen  Zerkleinerung 
entsprechend  anzusehen.  Als  prak- 
tischer Vorteil  der  An- 
ordnung ergibt  sich 
der  Fortfall  jeghcher 

Siebgewebe- 
bespannung, die  nur 
zu  häufig  zu  Betriebs- 
störungen Veranlas- 
sungliefert und  ferner 
eine  nicht  unerheb- 
liche Einschränkung 
des  Raum-  und  Kraft- 
bedarfes. 

In  Fig.  117  ist  eine 
solche  Anlage,  Bau- 
art der  Gebr.  Pfeiffer, 
Kaiserslautem ,  dar- 
gestellt ;  sie  besteht 
aus  einer  Kugelmühle , 
deren  Mahlplatten  a 

vor  Kugelschlägen  geschützte  Längsschlitze  6  bilden,  die  mittels  der  Schieber  c 
nach  Bedarf  enger  oder  weiter  gestellt  werden  können,  so  daß  sie  nm*  einem 
Mahlprodukt  von  einer  ganz  bestimmten  Korngröße  den  Durchtritt  gestatten, 
das  von  dem  Becherwerk  d  auf  den  Windsichter  e  gehoben  wird.    Dieser 

Kaske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  9 


130 


III.  Mühlen. 


trennt  in  dem  Gremisch  mittels  eines  von  ihm  selbst  erzeugten  Luftstromes 
das  Mehlfeine  vom  Groben  und  während  ersteres  unmittelbar  an  dem  Mehl- 
auslaufrohr abgesackt  oder  in  die  Lagerräume  befördert  werden  kann,  fällt 
der  Überschlag  (Grieß)  selbsttätig  in  den  Einlauftrichter  der  Mühle  zur 
weiteren  Bearbeitung  zurück. 


Fig.  118. 


[.Fig.  119. 


Die  Pfeiffersche  sieblose  Kugelmühle" wird  in  acht 
verschiedenen  Modellgrößen  —  bis  zu  5000  k  Kugel- 
füllung  und   90   PS   Kraftbedarf  —  gebaut.    Sie  hat 

^^ I     y~^ hauptsächlich    in    der    Zementindustrie,    der    Dünger- 

•»s  i       rtl    „     Schlackenmüllerei  und  in  der  Fabrikation  des  hydrau- 

lischen Kalkes  weite  Verbreitung  gefunden.  Nament- 
lich ist  in  dem  letztgenannten  Zweig  der  Mörtelindustrie 
die  Zahl  der  Ausführungen  verhältnismäßig  am  zahl- 
reichsten. 

Als  weitere  Vertreterin  dieser  Gattung  ist  die  Orion - 
Mühle  der  Alpinen  Maschinenfabriksgesellschaft,  Augs- 
burg, zu  nennen,  deren  Einrichtung  durch  Fig.  118 
und  119  dargestellt  wird,  während  die  schematische  Skizze  Fig.  120  der 
Veranschaulichung  des  Konstruktionsgedankens  dienen  soll.  In  letzterer 
bedeutet  a  den  Einlauf,  h  die  Mahltrommel,  b  die  Austrittöffnung  der  Mahl- 
platte, d  den  Staubgehäusetrichter,  c  das  —  nur  ausnahmsweise  (wenn  die 
Orion-Mühle  als  Vorschroter  für  die  Rohrmühle  dienen  soll)  anzuwendende  — 
Vorsieb,  das  in  der  Regel  fehlt,  g  und  e  das  Rücklauf  röhr  und  die  Rücklauf - 
schaufei  für  die  Grieße  und  /  Aussparungen  in  der  hinteren  Nabe,  durch  die  die 
Griese  zu  nochmaliger  Vermahlung  in  das  Mahlgehäuse  eintreten.  —  Die  Wir- 


Fig.  120. 


I 


III.  Mühlen.  131 

kungsweise  der  Einrichtung  dürfte  ohne  weitere  Erläuterungen  klar  sein ;  es  sei 
nur  noch  bemerkt,  daß  die  Austrittsöffnungen  b  durch  Schieber  verstellbar 
gemacht  sind,  um  die  wirksame  Trommellänge  der  Mahlbarkeit  des  Gutes  an- 
passen zu  können. 

Besondere  Erwähnung  verdient  bei  dieser  Mühle  eine  von  ihren  Kon- 
strukteuren neuerdings  getroffene  Verbesserung,  die  darin  besteht,  daß  die 
Mahlplatten  nicht  als  Teile  eines  Zylinders,  sondern  in  windschiefer  Form  her- 
gestellt werden,  so  daß  die  Platten  an  der  Einlauf scite  weiter  in  das  Mühlen- 
innere  vorkragen  als  wie  an  der  entgegengesetzten  Seite.  Es  wird  damit  be- 
zweckt die  Kugeln  auf  der  Aufgabeseite  höher  emporzuheben  und  ihnen  dort 
eine  größere  Schlagwirkung  zu  verleihen,  als  auf  der  Einlaufseite  der  Griese, 
wo  die  Zerkleinerung  des  Gutes  bereits  weiter  vorgeschritten  ist  und  geringere 
Fallhöhen  zur  weiteren  Bearbeitung  genügen.  Sodann  wirken  die  windschiefen 
Platten  ähnhch  wie  das  Wendebrett  eines  Pfluges  und  veranlassen  eine  leb- 
hafte Bewegung  der  Kugeln  untereinander,  wodurch  das  Mahlgut  nicht  nur 
zerschlagen,  sondern  auch  zerrieben  und  die  Mehlbildung,  infolge  des  der  Wir- 
kungsweise eines  Mörsers  nachgeahmten  Mahl  Vorganges,  erheblich  gesteigert 
wird.  —  Die  Orion-Mühle  wird  in  neun  Modellgrößen  gebaut,  für  Kugel- 
füllungen von  300  bis  5000  k  mit  einem  Kjaftbedarf  von  5  bis  90  PS.  — 

Die  sieblose  Kugelmühle  der  A.-G.  Amme,  Giesecke  db  Konegen,  Braun- 
schweig (siehe  Fig.  121  und  122),  besteht  aus  der,  auf  der  Welle  c  mittels  der 
Naben  h  und  h  befestigten  Mahltrommel  d,  deren  Seitenwände  mit  Stahl- 
platten g  ausgepanzert  sind  und  deren  Mantel  aus  vollen  Stahlgußbalken  /  ge- 
bildet wird,  so  daß  die  Mahlbahn  allseitig  geschlossen  erscheint. 

Das  Aufschüttgut  gelangt  aus  dem  Trichter  a  durch  die  mit  schrauben- 
flügelartigen Speichen  versehene  Hohlnabe  h  in  das  Innere  des  Gehäuses,  wird 
hier  vermählen  und  fällt  durch  einen  Schhtz  auf  einen  Rost,  dessen  Länge  und 
Spaltweite  nach  Bedarf  einzurichten  ist.  Der  Überschlag  wird  mittels  eines 
zylindrischen.  Förderleisten  tragenden  Blechmantels  zum  Eintrittende  zurück- 
geführt, dort  von  Rücklaufschaufeln  erfaßt  und  in  die  Mühle  zurückbefördert, 
um  diese  nochmals  der  ganzen  Länge  nach  zu  durchwandern.  Das  durch  die 
Rostspalten  hindurch  gefallene  Gut  läuft  durch  den  Stutzen  i,  zu  dem  das 
Blechgehäuse  e  unten  zusammengezogen  ist,  einem  Becherwerk  zu,  das  es 
auf  den  Windsichter  befördert.  — 

In  der  Einleitung  zu  diesem  Abschnitt  wurde  gesagt,  daß  die  Kugelmühlen 
erst  dann  die  ihnen  zukommende  Bedeutung  für  die  Industrie  zu  erlangen 
vermochten,  als  es  gelimgen  war  ihre  Arbeitsweise  zu  einer  kontinuierlichen  zu 
gestalten.  Immerhin  ist  den  absatzweise  arbeitenden  Kugelmühlen  doch  noch 
ein  —  wenn  auch  eng  begrenztes  —  Wirkungsgebiet  gebheben,  das  sie  wohl  auch 
in  Zukunft  behaupten  werden.  Diese  Maschinen  sind  nämlich  für  alle  Fälle, 
wo  es  sich  darum  handelt  bei  geringem  Kraftaufwand  kleine  Stoffmengen  in 
ein  unfühlbar  feines  Pulver  zu  verwandeln,  ganz  besonders  gut  geeignet  und 
in  ihrer  qualitativen  Leistung  unübertroffen. 

Die  Konstruktion  der  Kugelmühlen  für  absatzweisen  Betrieb  ist  ungemein 
einfach.    Sie  bestehen  aus  einer  geschlossenen  Trommel  aus  Hartguß  oder 

9* 


132 


III.  Mühlen. 


ni.  Mühlen. 


133 


StaMguß,  in  welcher  sich  eine  Anzahl  Stahlkugeln  von  verschiedener  Größe 
befindet,  die  bei  der  fortgesetzten  Umdrehung  der  Trommel  das  Mahlgut  zer- 
kleinem. Die  Trommel  hat  eine  verschließbare  Öffnung,  durch  die  das  Gut 
aufgegeben  und,  nachdem  es  den  gewünschten  Feinheitsgrad  erreicht  hat, 
auch  wieder  entfernt  wird. 

Bei  größeren  Mühlen  dieser  Art  ist  die  dann  längMche  Trommel  in  zwei 
Böcken  gelagert  und  wird  mittels  Riemen  angetrieben.  Bei  kleineren  Mühlen 
ist  die  Trommel  auf  die  Welle  fhegend  aufgesetzt.  Der  Antrieb  kann  im  letzte- 
ren Falle  auch  von  Hand  erfolgen.  —  Das  Gut:  Farben,  Chemikahen,  Gewürze, 
Kohlen,  Emaille,  Schellack  usw.  kann  trocken  oder  naß  vermählen  werden. 

Eine  solche  k'e'ne  Mühle  ist  in  Fig.  123  und  124  dargestellt.  Dort  be- 
deutet b  die  Mahltrommel,  c  die  Kugeln,  e  ein  Verschlußstück  mit  der  Klemm- 
schraube /,  a  die  zweimal  gelagerte  WeUe  und  dd  die  feste  und  lose  Riemen- 
scheibe. 


Fig.  123. 


Fig.  124. 


In  FäUen,  wo  das  Mahlgut  nicht  mit  Eisen  in  Berührung  kommen  darf, 
wird  die  Trommel  aus  Rotguß  angefertigt  oder  mit  Holz,  Granit,  HartporzeUan 
u.  dgl.  ausgefüttert  und  statt  der  Stahlkugeln  werden  dann  solche  aus  Rotguß 
oder  auch  Fhntsteine  verwendet. 

Mit  einer  für  Handbetrieb  eingerichteten  Kugelmühle  von  500  mm  Durch- 
messer und  130  mm  Breite  der  Trommel  können  in  der  Stunde  5  k  Holzkohlen 
zu  einem  unfühlbaren  Pulver  vermählen  werden.  Für  75  k  Stundenleistung 
ist  eine  mit  Riemen  anzutreibende  Kugelmühle  von  1000  mm  Durchmesser 
und  ebensolcher  Breite  der  Mahltrommel  mit  IV2  PS  Kraftverbrauch  er- 
forderüch.  — 

Mit  den  steigenden  Anforderungen  mancher  gewerblichen  Großbetriebe  — 
vor  allem  der  Zementindustrie  —  an  die  Mahlfeinheit  ihrer  Erzeugnisse 
wuchsen  auch  die  Schwierigkeiten,  die  sich  ihrer  Erfüllung  unter  alleiniger 
Anwendung  von  Kugelmühlen  gewöhnlicher  Bauart  entgegenstellten.  Wie 
gezeigt  wurde,  ist  die  Kugelmühle  älterer  Konstruktion  nicht  eine  Mühle 
schlechtweg,  sondern  gleichzeitig  auch  eine  Siebvorrichtung,  und  zwar  —  da 
von  der  ganzen  Siebfläche  immer  nur  ein  kleiner  Teil  (die  bei  der  Umdrehung 
gerade  untenüegenden  Felder  des  Siebes)  zur  Wirkung  kommt  —  eine  solche 
von  einem  bemerkenswert  ungünstigen  Nutzeffekt.    Bei  der  in  der  Kugel- 


134  .       J^II.  Mühlen. 

mühle  vorliegenden  Konstruktion:  Mühle  und  Sieb,  ist  das  letztere  zweifel- 
los der  schwächere  Teil  schon  bei  gröberer  Mahlung,  der  bei  wirklicher  Fein- 
mahlung nahezu  gänzlich  versagt.  Das  Bestreben  der  Konstrukteure  mußte 
sich  also  darauf  richten,  entweder 

1.  den  Sieben  eine  derartige  Stellung  anzuweisen,  daß  sie  auf  die  Fein- 
heit des  Endproduktes  keinen  unmittelbar  bestimmenden  Einfluß 
auszuüben  vermochten,  oder 

2.  die  Mahlarbeit  von  der  Siebarbeit  ganz  und  gar  zu  trennen,  oder  end- 
lich 

3.  ohne  jegliche  Siebung  oder  Sichtung  auszukommen. 

Die  unter  1.  definierte  Lösung  der  Aufgabe  findet  sich  durch  die  Kominor- 
und  Cementor-Mühlen  verwirklicht,  die  sich  darauf  beschränken,  das  Mahlgut 
für  die  dahinterfolgende  Feinmahlmaschine  vorzubereiten  und  bei  denen  neben 
einer  gesteigerten  Mahlleistung  eine,  infolge  Verwendung  gröberer  Gewebe  in 
besonderen  Anordnungen,  erhöhte  Siebwirkung  einhergeht. 

Eine  vollständige  Trennung  von  Mahl-  und  Siebarbeit  nach  Punkt  2.  ist 
in  den  Konstruktionen  der  sieblosen  Kugelmühlen  durchgeführt. 

Die  dritte  Lösungsart  endlich  erforderte  es,  dem  Mahlgut  einen  so  langen, 
bzw.  so  langsam  zurückzulegenden  Weg  durch  das  Mahlgerät  vorzuschreiben, 
daß  damit  eine  hinreichende  Feinung  des  Gutes  bewirkt  wurde,  die  eine  nach- 
trägliche Absiebung  entbehrlich  machte.  (DiesesistdasdenRohrmühlen 
zugrundeliegende  Prinzip.)  Um  aber  dabei  nicht  auf  abenteuerliche 
Längenabmessungen  zu  kommen,  war  es  nötig  das  Auf  Schüttgut  vorher  schon 
so  weit  zu  zerkleinern,  daß  der  Endzweck:  Fortfall  jeglicher  Sieberei  —  auch 
mit  unbedingter  Sicherheit  erreicht  wurde.  Diese  Vorschrotung  ist  natürlich 
an  keine  bestimmte  Gattung  von  Zerkleinerungsvorrichtungen  gebunden,  sie 
kann  auf  Kugelmühlen  der  verschiedensten  Bauart  (Kominor,  Cementor, 
Molitor  usw.)  oder  auf  verkürzten  Rohrmühlen,  auf  Kollergängen  und  Mahl- 
gängen erfolgen,  die  sämtlich  nur  die  eine  Bedingung  zu  erfüllen  haben: 
Lieferung  eines  Produktes  von  einer  ganz  bestimmten,  nicht  überschreitbaren 
Korngröße. 

Die  Rohrmühle,  in  ihrer  jetzigen  Gestalt,  ist  von  F.  L.  Smidth  db  Co. 
in  Kopenhagen  i.  J.  1892  zuerst  in  die  Zementindustrie  eingeführt  worden  und 
hat  eine  ganz  beispiellos  schnelle  und  ausgedehnte  Verbreitung  gefunden,  was 
sie  in  allererster  Linie  ihrer  überaus  einfachen,jegliche  Betriebsstörung  mit  fast 
absoluter  Sicherheit  ausschheßenden  Bauart  zu  verdanken  hat.  Sie  besteht 
aus  einem  schmiedeeisernen,  mit  einem  widerstandsfähigen  Material  aus- 
gepanzerten Rohr,  das  mit  einer  großen  Anzahl  kleiner  Mahlkörper  (Flint- 
steine oder  Stahlkugeln)  gefüllt  ist,  an  einem  Ende  eine  Aufgabevorrichtung 
besitzt  und  am  anderen  Ende  zur  kontinuierlichen  Austragung  des  fertigen 
Erzeugnisses  eingerichtet  ist.  Auf  dem  Trommelmantel  ist  an  passender  Stelle 
ein  Zahnkranz  aufgesetzt,  der  mittels  eines  ausrückbaren  Vorgeleges  ange- 
trieben wird  und  seinerseits  die  Mahltrommel  in  Umdrehung  versetzt. 

Der  Mahl  Vorgang  ist  derselbe  wie  bei  jeder  Kugelmühle  mit  geschlosseüer 
Mahlbahn.  Es  ist  eine  erstaunliche  Tatsache,  daß  es  ganze  zwölf  Jahre  nach  der 


m.  Mühlen. 


135 


Einführung  der  Rohrmühle  dauerte,  bis  über  den  Arbeitsvorgang  in  dieser  so 
einfach  erscheinenden  Maschine  Klarheit  geschaffen  worden  war.  Es  ist  das 
Verdienst  Prof.  Hermann  Fischers  durch  seine  klassischen  Versuche  ^  in  der 
Versuchsanstalt  von  Fried.  Krwpp-Grusonwerk  in  Magdeburg  den  Nachweis 
erbracht  zu  haben,  daß  die  bis  dahin  geltende  Auffassung  von  der  Wirkungs- 
weise der  Rohrmühle  eine  durchaus  irrtümhche  und  falsche  war. 

Man  dachte  sich  den  Vorgang  im  allgemeinen  so :  Die  Kugeln  oder  Flint- 
steine roUen  auf  der  Böschung  des  Trommelinhaltes  und  verschieben  sich  in 
dem  Haufwerk  gegeneinander,  so  das  zwischen  ihnen  hegende  Mahlgut  zer- 
kleinernd,   und    letzteres 
bewegt  sich  vom  Eintritt- 
zum      Austrittende      der 
Trommel,  da  die  Öffnung 
an  jenem  Ende  höher  liegt 
als  an  diesem. 

An  einer  Versuchs- 
rohrmühle,  die  so  ein- 
gerichtet war,  daß  die 
Vorgänge  im  Innern  der 
Mahltrommel  von  außen 
bequem  beobachtet  wer- 
den konnten,  wies  Fischer 
unwiderleglich  nach, 

1.  daß  die  Rohrmühle 
das  Mahlgut  weder 
an  der  Böschung 
noch  im  Innern  des 
Haufwerks  nennens- 
wert zerreibt,  es  viel- 
mehr durch  sog. 
schiefen  Schlag  zer-  Fig.  125. 
kleinert,  und 

2.  daß  eine    höhere   Lage   der   Eintrittöffnung   gegenüber  der   Austritt- 
öffnung für  die  Förderung  des  Mahlgutes  ohne  Bedeutung  ist. 

Fig.  125  veranschauhcht  die  berechnete  Wurfbewegung  der  Kugeln  in 
der  Versuchsrohrmühle,  die  sich  mit  der  von  ihnen  wirklich  ausgeführten  Be- 
wegung —  wie  der  Augenschein  lehrte  —  vollständig  deckte.  Die  Kugeln,  die 
unten  und  an  der  Steigseite  die  Trommelwand  berühren,  hegen  auf  dieser 
infolge  der  durch  die  Umdrehung  der  Mahltrommel  erzeugten  Fhehkraft 
so  lange  fest,  bis  sie,  auf  einer  gewissen  Höhe  angekommen,  sich  loslösen  und 
einen  deuthchen  Wurfbogen  beschreiben.  Die  herabsausenden  Kugeln  treffen 
auf  die  untere  Kugelschicht  oder  auf  die  Trommel wandung  auf,  wobei  das  Mahl- 
gut, das  sie  mittreffen,  zerschlagen,  nach  allen  Seiten  ziemlich  weit  verspritzt 


1    Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.:  Der  Arbeitsvorgang  in  Kugelmühlen.    1904. 


136  ni.  Mühlen. 

und  von  den  benachbarten  Hohlräumen,  die  zwischen  Kugeln  und  Mahlgut 
sich  vorfinden,  aufgenommen  wird.  Befindet  sich  an  einer  SchlagsteUe  viel 
Mahlgut,  so  wird  von  hier  aus  viel  verteilt,  sonst  wenig.  An  der  Austragseite 
der  Mühle  wird  das  Gemisch  naturgemäß  ärmer  an  Mahlgut,  so  daß  der  Aus- 
gleich zwichen  gefüllteren  und  weniger  gefüllten  Hohlräumen  in  der  Haupt- 
sache nach  dem  Auslauf  zu  gerichtet  sein  und  ein  ununterbrochenes  Wandern 
des  Mahlgutes  von  der  Eintrag-  zur  AustragsteUe  zur  Folge  haben  muß.  Der 
Höhenunterschied  zwischen  beiden  Stellen  spielt  dabei  gar  keine  RoUe;  durch 
den  Versuch  wurde  nachgewiesen,  daß  der  Austritt  unter  gewissen  Bedin- 
gungen sogar  an  einer  erheblich  höheren  Stelle  erfolgen  kann  als  der  Eintritt 
des  Mahlgutes.  Es  ist  nur  nötig,  daß  die  Eintrittöffnung  da  liegt,  wo  der 
Trommehnhalt  locker  genug  ist,  um  das  Mahlgut  aufzunehmen  oder  wo  die 
Trommel  überhaupt  leer  ist  und  daß  die  Austrittöffnung  von  dem  Trommel- 
inhalt gestreift  wird. 

Die  Mahlwirkung  der  Rohrmühle  wird  bedingt  durch  den  Durchmesser 
und  die  Umfangsgeschwindigkeit  der  Trommel,  ferner  durch  das  Gewicht  und 
die  Zahl  der  Mahlkörper.  In  der  Veränderung  dieser  Faktoren  hat  man  das 
Mittel  in  der  Hand  bei  gegebenen  Verhältnissen  sich  den  bestmöglichen  Mahl- 
erfolg zu  sichern.  — 

Mit  derselben  Frage  wie  Fischer  hat  sich  —  etwa  ein  Jahr  später  — 
H.  A.  White  in  ungemein  gründlicher  Weise  beschäftigt  und  namentlich  die 
Umfangsgeschwindigkeit  naß  mahlender  Rohr-  und  Kugelmühlen  zum  Gegen- 
stand zahlreicher  Versuche  und  Beobachtungen  gemacht.  Auf  diese  sehr 
interessante  Arbeit^  kann  hier  nur  hingewiesen  werden.  — 

Die  Einrichtung  einer  „Dana"-Rohrmühle,  Bauart  F.  L.  Smidth  &  Co., 
Kopenhagen,  geht  aus  der  Fig.  126  hervor,  die  den  Längenschnitt  durch  diese 
Mühle  zeigt.  Es  bedeutet  a  die  schmiedeeiserne,  mit  Hartgußplatten  h  oder 
mit  irgendeinem  anderen  harten  Material  (Tonfliesen,  Silexsteine)  ausgepanzerte 
und  mit  gleichfalls  gepanzerten  Stirnwänden  abgeschlossene  Trommel,  die 
in  zwei  Hohlzapfen  e^  und  e^  läuft,  von  denen  der  erstere  zur  Zuführung  des 
Auf  Schüttgutes  dient.  Auf  der  Trommel  sitzt  ein  Zahnkranz,  der  von  einem 
ausrückbaren  Stirnradvorgelege  mit  Riemscheibe  /  und  Reibungskupplung 
oder  mit  fester  und  loser  Riemenscheibe  in  Umdrehung  versetzt  wird. 

Das  Gut  wird  mittels  der  von  der  Vorgelegwelle  aus  angetriebenen 
Schnecke  d  dem  Mahlraum  zugeführt,  durchwandert  diesen  unter  der  be- 
ständigen Mahlwirkung  des  Mahlmittels  und  verläßt  ihn  als  fertiges  Erzeug- 
nis durch  die  rostartigen  Öffnungen  c,  die  am  Umfang  des  Austrittendes  der 
Trommel  verteilt  angebracht  sind.  Das  die  genannten  Öffnungen  umschUeßende 
Blechgehäuse  muß  zur  Verhütung  des  Staubaustrittes  ein  Abzugrohr  erhalten 
oder  —  besser  noch  —  an  eine  Staubfängeranlage  (siehe  weiter  unten)  an- 
geschlossen werden. 

Die  Dana-Rohrmühlen  werden  in  zehn  ModeUgrößen,  von  500  bis  12000  k 
Flintsteinfüllung  und  5  bis  120  PS  Kjaftverbrauch  gebaut.  Die  Leistung  wird 

1  Journ.  of  the  Chemical  Metallurgical  and  Mining  Society  of  South  Africa  1905, 
S.  290.    Johannesburg. 


m.  Mühlen. 


137 


—  außer  von  den  weiter 
oben  genannten  Faktoren 

—  auch    noch    durch  die 
Härte  und  Korngröße  des 

Aufschüttgutes  und  die 
Feinheit  des  Produktes  be- 
einflußt. Sie  beträgt  bei- 
spielsweise bei  einer  Rohr- 
mühle von  1,75  m  Durch- 
messer etwa  7000  k  Mehl 
mit  17  %  Rückstand  auf 
dem  Siebe  von  4900 Maschen 
pro  Quadratzentimeter,  aus 
einem  sehr  harten  Port- 
landzementklinker, der  auf 
einer,  mit  Sieb  Nr.  30  be- 
spannten Kominor- Mühle 
vorgeschrotet  war. 

Die  Rohrmühlen  von 
Krupp,  Polysius,  Luther  u.  a. 
unterscheiden  sich  von  der 
vorbesehriebenen  Mühle  im 
wesentlichen  nur  durch  eine 
andere  Austragsweise,  die 
bei  ihnen  durch  den  hohlen 
Endzapfen,  bei  Smidth  da- 
gegen am  Umfang  der  Trom- 
mel erfolgt,  doch  ist  dieser 
Unterschied  —  wie  Fischer 
gezeigt  hat  —  auf  den  Ar- 
beitsvorgang und  die  Leis- 
tung der  Mühle  von  gar 
keinem  Einfluß.  Als  Vorteil 
der  zentralen  Austragung 
kann  es  angesehen  wer- 
den, daß  bei  dieser  die 
Staubloshaltung  bequemer 
durchzuführen  ist  als  wie 
bei  der  Smidthsc\ier\  Bau- 
weise. — 

Ein  großer  praktischer 
Vorzug    der    Rohrmühlen 

—  im  allgemeinen  —  ist 
ihre     geringe     Reparatur- 
bedürftigkeit.    Nach 


138 


III.  Mühlen. 


Smidth^  beträgt  der  Verschleiß  bei  Fein- 
vermahlung von  Schachtofenzement 
durchschnittlich  1  k  Flintsteine  auf  10 1 
Zement,  bei  Drehofenklinker  etwa  1 V2  ^ ; 
die  Lebensdauer  einer  Silexauspanze- 
rung  erstreckt  sich  oft  über  mehrere 
Jahre  und  die  störungsfreie  Arbeitszeit 
solcher  Mühlen  beläuft  sich  stellenweise 
auf  6  bis  7000  Stunden  im  Jahre.  — 

Die  Rohrmühle  bedarf,  um  als 
Feinmahlmaschine  wirken  zu  können, 
einer  verhältnismäßig  großen  Malil- 
trommellänge,  die  stets  ein  Vielfaches 
des  Trommeldurchmessers  sein  muß. 
Verkürzt  man  also  die  Rohrmühle,  so 
wird  ihre  Wirkung  um  so  mehr  nur  vor- 
schrotend sein,  je  weiter  man  in  dei- 
Verringerung  der  Trommellänge  ge- 
gangen ist.  Auf  diese  Erwägung  gründet 
sich  die  Konstruktion  der  Molitor- 
Rohrmühle  der  Herrn.  Lohnert  A.-G., 
Bromberg,  Fig.  127  und  128,  die  als 
eine  derartige  verkürzte  Rohrmühle  an- 
zusehen ist.  Sie  dient  dazu  besonders 
harte  Stoffe  (z.  B.  Drehofenklinker) 
vorzuschroten  und  das  Mahlgut  ohne 
Rückführung  der  Griese  soweit  vorzu- 
bereiten, daß  die  Ausmahlung  mittels 
der  dahintergeschalteten  Feingries- 
mühle  in  einem  Durchgang  erfolgen 
kann.  Bei  dieser  Kombination  geht  also 
die  ganze  Vermahlung  ohne  Zuhilfe- 
nahme irgendwelcher  Siebe  oder  Wind- 
sichter  vor  sich,  doch  kann  die  Molitor- 
Rohrmühle  ebenso  gut  mit  emem  Wind- 
separator zusammengeschaltet  werden, 
wodurch  dann  selbstverständlich  die 
Ausmahl  Vorrichtung  entbehrlich  wird. 

Die  mit  FaUplatten  ausgestattete 
und  zu  einem  Teil  mit  Stahlkugeln 
gefüllte  Mahltrommel  a  läuft  in  zwei 
Zapfen  und  wird  in  üblicher  Weise 
durch  ein  Zahnräder  -  Riemscheiben  - 
Vorgelege  betrieben.     Die  Länge  der 


F.  L.  Smidth  ds  Co.,  Kopenhagen:  Flugschrift. 


in.  Mühlen. 


139 


Mahlbahn  ist  gegeben,  fest,  und  von 
ihr  und  der  Kugelfüllung  hängen 
Menge  und  Feinheit  des  durch  die 
Schhtzwand  s  entfallenden  Erzeug- 
nisses ab;  durch  entsprechende  Ein- 
stellung der  Aufgabevorrichtung  b 
kann  das  letztere  so  in  seinem  Fein- 
heitsgrade beeinflußt  werden,  daß 
die  darauffolgende  Feingries-(Rohr)- 
Mühle  die  beabsichtigte  Endfeinheit 
zu  liefern  vermag.  Um  nun  einzelne 
grobe  Stücke  abzufangen,  wie  solche 
bei  allen  derartigen  Mühlen  entfallen 
und  deren  Menge  erfahrungsgemäß 
2  bis  3%  der  Aufschüttmenge  be- 
trägt, geht  das  Mahlgut  durch  ein 
grob  gelochtes  starkes  Umlauf  schlitz- 
sieb u,  durch  dessen  Öffnungen  das 
fertige  Erzeugnis  leicht  hindurch- 
fällt, während  die  wenigen  groben 
verirrten  Stücke  am  Ende  des  Siebes 
der  Mühle  am  Umfang  wieder  zu- 
geführt werden.  Ist  für  ein  be- 
stimmtes Mahlgut  die  Mühle  durch 
Regelung  der  Zufuhrmenge  mittels 
der  Aufgabevorrichtung  einmal  rich- 
tig auf  den  gewünschten  Feinheits- 
grad eingestellt,  so  arbeitet  sie  fort- 
laufend und  in  jeder  Beziehung 
selbsttätig.  —  Die  Mohtor- Rohr- 
mühle wird  in  zehn  Modellgrößen 
gebaut,  von  1500  bis  1800  mm  Durch- 
messer und  von  2500  bis  4000  mm 
Länge  der  Mahltrommel.  Bei  etwa 
6000  k  Kugelfüllimg  des  kleinsten 
Modells  beträgt  der  Kraftverbrauch 
ungefähr  65  PS,  bei  12000  bis  16000k 
FüUung  des  größten  Modells  etwa 
140  bis  160  PS. 

Gleichfalls  als  verkürzte  Rohr- 
mühle ist  die  Kugelrohrmühle 
der  A.-O.  Amme,  Giesecke  <fc  Konegen, 
Braunschweig,  —  Fig.  129  und  130  — 
anzusehen.  In  den  Abbildxmgen  be- 
zeichnet e  die  mit  Fallplatten  aus- 


140 


III.  Mühlen. 


gestattete  an  den  Stirnwänden  gepanzerte  Mahltrommel,  die  in  zwei  Hohl- 
zapfen b  und  i  läuft  und  in  bekannter  Weise  angetrieben  wird.  Das  Mahl- 
gut wird  der  Mühle  mittels  einer  regelbaren  Aufgabevorrichtung  a  durch  den 
Hohlzapfen  b  zugeführt,  wobei  Schraubenflügel  c  den  Rücktritt  derselben  ver- 
hindern. An  der  Austrittseite  ist  die  Stirnwand  /  mit  einer  Reihe  von  Schlitzen 
versehen,  durch  die  das  gemahlene  Gut  in  die  Kammer  h  tritt  um  bei  k  den 
Auslauf trichter  zu  verlassen,  der  wieder  zweckmäßig  an  eine  Entstäubungs- 
einrichtung  anzuschließen  ist. 

Die  Kugelrohrmühle  ist  nicht  als  Vorschroter  für  einen  dahinter  liegenden 
Ausmahlapparat  gedacht,  sondern  sie  wird  ausschließlich  —  gleich  der  Pfeiffer- 
schen Hartmühle  und  der  Orion -Mühle  —  in  Verbindung  mit  emem  Wind- 
sichter  zum  gleichzeitigen  Schroten  und  Feinmahlen  verwendet.  Die  Stunden- 
leistung eines  solchen  Systems  wurde  vom  Verf.  mit  4300  k  festgestellt.   Das 

Auf  Schüttgut  war  Drehofen - 
zementklinker  der  in  ein  Mehl 
mit  1,3%  Rückstand  auf  dem 
Sieb  von  900  Maschen  pro 
Quadratzentimeter  und  17% 
auf  jenem  von  4900  Maschen 
pro  Quadratzentimeter  ver- 
wandelt wurde.  Der  Kraft- 
verbrauch betrus:  125  PS.  — 
Die  in  den  letzten  Jahren 
hervorgetretenen,  in  mehr  als 
einer  Richtung  bedeutsamen 
und  erfolgreichen  Bestrebun- 
gen im  Kugelmühlenbau  haben  es  nicht  verhindert,  sondern  im  Gegenteil 
dazu  beigetragen  dem  Gedanken  der  unmittelbaren  Verbindung  der  Kugel- 
mühle mit  der  Rohrmühle  in  einem  einzigen  Mahlgerät  näher  zu  treten  oder, 
richtiger  gesagt,  da  er  an  sich  schon  lange  nicht  mehr  neu  ist^),  ihn  in  eine 
zeitgemäße  Form  zu  bringen.  Es  entstanden  so  die  sog.  ,, Verbundmühlen", 
deren  gemeinsames  Kennzeichen  darin  besteht,  daß  die  gemeinschaftliche 
Mahltrommel  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Kammern  geteilt  erscheint, 
von  denen  die  erste,  kürzere,  mit  großen  und  schweren  Stahlkugeln  gefüllte 
Kammer  der  Vorzerkleinerung  und  Schrotung,  die  zweite,  längere,  mit 
kleineren  und  leichteren  Kugeln  oder  Fhntsteinen  arbeitende  Kammer  der 
Ausmahlung  der  in  der  Vorkammer  erzeugten  Griese  dient. 

Die  Einrichtung  und  Wirkungsweise  der  Verbund -Kugelmühle  von 
Fried.  Krupp  -  Grv^onwerk,  Magdeburg,  geht  aus  Fig.  131  hervor.  Das  Mahl- 
gut gelangt  hier  durch  a  in  den  Mahlraum  b  und  fäUt  nach  erfolgter  Zerkleine- 
rung durch  die  Öffnungen  c  der  Mahlplatten  auf  das  kegelförmige  Vorsieb  d. 
Die  von  diesem  zurückgehaltenen  Überschläge  kehren  durch  den  Hebestern  e 
und  Öffnungen  /  der  Stirnseite  in  den  Mahlraum'  zu  erneuter  Bearbeitung 
zurück,  während  das  Durchfallende  von  einem  zweiten  Hebestern  h  den 
^   Dinglers  polytechn.  Journ.  306,  Heft  2.    1897. 


Flg.  181. 


m.  Mühlen. 


141 


hohlen  Armen  t  der  Einlaufnabe  und  durch  diese  der  im  Rohr  k  angeordneten 
Schnecke  l  zugeführt  wird,  die  es  in  den  Mahlraum  der  anschließenden  Aus- 
mahlrohrmühle n  befördert. 

Die  Molitor  -  Verbundmühle  der  Herrn,  Lohnert  A.-G.,  Bromberg 
(siehe  Fig.  132),  ist  eine  Verbindung  der  Mohtor- Rohrmühle  mit  der  Flint- 
stein-Rohrmühle in  einem  Rohr,  welches  zu  einem  Zweikammersystem  aus- 
gebildet ist.  In  ihrem  vorderen  Teil  a  arbeitet  die  Mühle  genau  wie  die 
vorhin  beschriebene  Mohtor -Rohrmühle,  in  dem  hinteren  Teile  6  wie  eine 
gewöhnliche  Fhntstein-Rohrmühle.  Das  aus  der  Vorschrotmühle  fallende  Er- 
zeugnis wird  auf  einem  mit  Förderleisten  versehenen  Umlaufmantel  u  in  die 
gepanzerte  Zwischenkammer  k  übergeführt,  hier  nach  der  Mitte  befördert 
und  durch  eine  in  die  Feinmühle  einmündende  Nabe  n  dieser  zugeleitet,  an 
deren  Ende  das  fertige  Feinmehl  in  übhcher  Weise  austritt.  Die  Mühle  läuft 
am  vorderen  Ende  in  einem  Zapfenlager  mit  Kugelbewegung,  am  hinteren 


~77Z777?77777Z^~7Z-'. 


Fig.  132. 


Ende  auf  in  wagerechter  Richtung  verstellbaren  Rollen.  Der  Feinheitsgrad 
des  Mehles  wird  wie  bei  der  Mohtor -Rohrmühle  durch  die  in  den  Zapfen 
hineinragende  einstellbare  Aufgabevorrichtung  geregelt. 

Die  Molitor -Verbundmühlen  werden  in  drei  Modellgrößen  gebaut,  von 
1500  bis  1800  mm  Durchmesser  und  8200  mm  Länge  der  Mahltrommel. 

Die  Kugelfüllung  beträgt  von  6500  bis  11000  k,  die  Flintstemfüllung 
von  5500  bis  8500  k.  Kraftverbrauch  von  100  bis  175  PS. 

Die  Verbundmühle  der  ^.-ö.  Amme,  Giesecke  <fc  Konegen,  Braunschweig, 
ist  durch  Fig.  133  veranschaulicht,  worin  g  die  Vorschrotkammer,  k  die 
Ausmahlkammer,  h  die  mit  Schlitzen  versehene  Abschlußplatte  der  ersteren 
mit  dem  Förderstern  i  bezeichnet  (welche  Einrichtimg  sich  bei  k  wieder- 
holt). /  und  e  sind  Teile  des  Einlaufes,  l,  m,  n  Teile  des  Auslaufes,  a,  b,  d  und 
g  Teile  des  Antriebes,  o  bedeutet  den  Trommelmantel  und  p  ist  ein  Mannloch, 
das  auch  bei  der  Vorschrotkammer  angebracht  ist. 

Im  allgemeinen  lösen  die  Verbundmühlen  die  Aufgabe  der  unmittelbaren 
Feinmahlung  in  größeren  Stücken  aufgegebener  besonders  harter  Stoffe  in  be- 
friedigender Weise  und  bieten  gegenüber  der  übhchen  Vermahlung  durch  Vor- 
schrot- und  Feinmühle  den  Vorteil  geringeren  Raumverbrauches,  einfacherer 


IIL  Mühlen. 


Fundamente  sowie  ferner  ge- 
ringerer Anlagekosten  und  War- 
tung, da  eine  Anzahl  Lager  und 
ein  Antrieb  fortfallen,  und  da- 
mit auch  den  Vorteil  des  ge- 
ringeren Kraft  Verbrauches,  be- 
zogen auf  die  Leistungseinheit. 

d)  Naßmühlen. 

In  manchen  gewerblichen 
Großbetrieben,  wie  z.  B.  in 
der  Erzaufbereitung,  Portland- 
zementfabrikation,  Tonwaren- 
industrie  u.  dgl.,  gibt  es  Zwi- 
schenstufen der  Fabrikation,  die 
einen  brei-  oder  schlammförmi- 
gen  Zustand  der  Rohstoffe  ver- 
langen, was  sich  auf  einem  zwei- 
fachen Wege  erreichen  läßt. 
Entweder  vermahlt  man  die 
künstlich  getrockneten  oder  an 
sich  schon  genügend  trockenen 
Stoffe  zu  einem  feinen  Pulver 
und  setzt  dem  Mehl  das  Wasser 
in  Pfannen,  Rührwerken  oder 
ähnlichen  Einrichtungen  zu, 
oder  der  Wasserzusatz  erfolgt 
schon  vorher,  wenn  das  Material 
bis  zu  einem  gewissen  Grade 
oder  auch  gar  nicht  vorzerklei- 
nert ist. 

Weiche  Stoffe,  wie  Lehm, 
Ton,  Kaolin,  Kreide  u.  dgl. 
werden  in  der  Regel  ohne  vor- 
hergehende Zerkleinerung  in 
Schlämmaschinen  ,  .aufgelöst' ' . 
Handelt  es  sich  dabei  ausschließ- 
Hch  um  eine  feine  Zerkleinerung, 
so  wird  nur  so  viel  Wasser  zu- 
gesetzt, daß  ein  eben  noch  trans- 
portfähiger dicker  Schlamm  ent- 
steht; soll  das  Material  aber 
gleichzeitig  von  fremden  Bei- 
mengungen (Sand,  Kies,  Feuer- 
stein, Wurzelknollen  usw.)   be- 


m.  Mühlen.  143 

freit,  ako  gewaschen  werden,  so  muß  die  Wasserzugabe""so  reichlich'^sein, 
daß  der  Dünnschlamm  oder  die  „Trübe"  siebfähig  wird  und  daß  spezifisch 
schwere  Verunreinigungen  sich  in  der  Trübe  nicht  mehr  schwebend  erhalten 
können,  sondern  in  künsthch  geschaffenen  Ruhepunkten  —  Labyrinth- 
leitungen, Absitzkästen  —  zu  Boden  sinken  müssen. 

Die  Schlämmaschine  besteht  in  einem  Rührwerk,  welches  sich  in 
einem  gemauerten  oder  eisernen  oder  hölzernen  Bottich  langsam  dreht  und 
das  eingeworfene  Gut  mit  dem  zugesetzten  Wasser  so  lange  durcheinander- 
mengt, bis  daraus  ein  Schlamm  von  der  gewünschten  Konsistenz  entstanden 
ist.  Die  sehr  einfache  Einrichtung  setzt  sich  zusammen  aus  einer  stehenden, 
durch  ein  konisches  Rädervorgelege  angetriebenen,  in  Spur  und  Halslager  ge- 
führten Welle,  die  eine  oder  mehrere  Armkreuze  trägt.  An  diesen  sind  senk- 
rechte Stäbe  befestigt,  die  das  Material  vor  sich  herschieben,  mit  sich  im 
Kreise  herumführen  und  dessen  Auflösung  im  Wasser  bewirken.  Der  Schlamm 
fheßt  durch  eine  im  oberen  Teile  des  Bottichs  angeordnete  Öffnung  ab,  die 
mittels  eines  Schiebers  abschließbar  gemacht  ist,  um  bei  Bedarf  auch  absatz- 
weise arbeiten  zu  können. 

Häufig  findet  man  die  Rührstäbe  mit  den  Armen  nicht  starr  verbunden, 
sondern  in  Form  einer  Egge  mit  Ketten  an  die  ersteren  angehängt,  wie  aus 
Fig.  134  und  134  a  ersichtlich,  die  eine  Schlämmaschine  in  der  Bauart  der 
Gebr.  Pfeiffer,  Kaiserslautern,  darstellt.  Diese  beweghchen  Rechen  sind  vor- 
teilhaft überall  dort  anzuwenden,  wo  das  Material  viele  und  grobstückige  Ver- 
unreinigungen enthält,  die  sich  in  kurzer  Zeit  am  Boden  des  Bottichs  zu  be- 
trächthcher  Höhe  ansammeln.  Dann  können  sich  die  Rechen  heben  und  auf 
den  Hindernissen  schleifen  ohne  —  wie  das  bei  festen  Rechen  der  Fall  sein 
würde  —  einer  Bruchgefahr  ausgesetzt  zu  sein. 

Die  Leistung  der  Schlämmaschinen  hängt  von  der  Schlämmbarkeit  des 
Gutes,  die  natürlich  nicht  bei  allen  Rohstoffen  dieselbe  ist,  femer  von  der 
Konsistenz  des  zu  erzielenden  Produktes  und  von  ihren  Abmessungen  ab.  In 
der  Zementfabrikation  sind  Durchmesser  von  3  bis  7  m  und  Bottichtiefen  von 
1,5  bis  2,4  m,  für  Leistungen  von  3000  bis  10  000  k/St.  gebräuchhch.  Kraft- 
bedarf etwa  5  bis  18  PS.  — 

Kleinere  Schlämmaschinen  werden  gewöhnlich  mit  wagerechten  Rühr- 
werkswellen versehen.  — 

Mit  dem  Dünneinschlämmen  ist  die  ganze  Zerkleinerungs-  und  Mahlarbeit 
auch  schon  erledigt.  Bei  der  Dickschlämmerei  weicher  Stoffe,  wo  der  Dick- 
schlamm noch  nicht  hinreichend  aufgelöste  Stoffteilchen  und  feinkörnige 
fremde  Beimengungen  enthält,  ist  dies  aber  nicht  der  FaU,  sondern  es  muß 
hier  noch  eine  Nachfeinung  des  Schlammes  erfolgen,  die  bis  vor  kurzem  aus- 
schheßhch  auf  Mahlgängen  oder  Rohrmühlen  vorgenommen  wurde.  Als  Ersatz 
für  letztere  hat  sich  die  von  G.  Polysius  gebaute  Clarke-Mühle  mit  sehr 
gutem  Erfolge  einzuführen  begonnen.  Clarke^  betrachtet  die  übhche  Arbeits- 
weise, wonach  das  ganze,  zum  großen  Teil  schon  einen  feinen  Schlamm  dar- 
stellende Erzeugnis  der  Schlämmaschinen,  das  unmittelbar  weiter  verarbeitet 

1    Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.  1910,  S.  5. 


144 


III.  Mühlen. 


werden  könnte,  der  Rohrmühle  zugeführt  wird,  als  unwirtschaftlich.  Seine 
Mühle  bezweckt,  diesen  feinen  Schlamm  von  den  gröberen  Bestandteilen  zu 
trennen,  die  in  den  letzteren  enthaltenen  Klreide-  und  Tonklümpchen,  die  zu 


Fig.  134  und  134  a. 


ihrer  feinsten  Zerkleinerung  keines  großen  Kraftaufwandes  bedürfen,  zu 
mahlen  und  die  schwer  mahlbaren  Verunreinigungen  (Flintsteine  u.  dgl.)  aus- 
zuscheiden.   Er  löst  seine  Aufgabe  mit  sehr  einfachen  Mitteln. 


m.  Mühlen. 


145 


Die  Clarke  -  Mühle,  Fig.  135,  enthält  eine  stehende,  durch  ein  Riem- 
scheiben-Rädervorgelege  angetriebene  Welle  a,  die  ein  mit  starken  Stahlbürsten 
b  ausgerüstetes  Flügelkreuz  c  in  rasche  Umdrehung  versetzt.  Der  Schlamm 
wird  durch  den  Trichter  d  aufgegeben,  unter  dem  ein  als  starkes  Sieb  ausge- 
bildeter Boden  e  angeordnet  ist,  der  den  Eintritt  grober  Stücke  in  das  Innere 
der  Mühle  verhindert.  Die  Streich  Vorrichtung  /  dient  dazu,  die  weichen 
Kreide-  und  Tonklümpchen  zu  zerdrücken  und  ein  Verstopfen  der  Löcher  zu 
verhindern.  Der  grob  gesiebte  Schlamm  wird  infolge  der  hohen  Umlaufge- 
schwindigkeit des  Flügelkreuzes  an  die  gleichfalls  siebartig  gestalteten  Wände  g 
des  inneren  Mantels  geschleudert,  auf  dem  Wege  dahin  von  den  Stahlbürsten 
zerrieben  und  gelangt, 
durch  die  Sieblöcher 
hindurchgehend,  in 
eine  Sammelrinne  h 
und  von  da  aus  in  die 
Mischbottiche  und  die 
Öfen.  Die  kleineren 
harten  Verunreini- 
gungen ,  die  vom 
oberen  Sieb  nicht  zu- 
rückgehalten werden 

konnten,  werden 
durch  eine  verschließ- 
bare Öffnung  in  die 
Rührwerke  zurück- 
geleitet. —  Die  Lei- 
stung der  Clarke-Mühle  wird  von  Brendel^  auf  etwa  24000  k  trockenen  Roh- 
stoff bei  einem  Kraftaufwand  von  nur  6  PS  angegeben.  — 

Die  Naß  Vermahlung  harter,  wenig  Feuchtigkeit  enthaltender  Stoffe 
kann  unter  Umständen  vorteilhafter  sein  als  die  für  solche  FäUe  natürHcher 
erscheinende  Verarbeitung  auf  ausschließhch  trockenem  Wege;  stellenweise 
ist  sie  sogar  unbedingt  geboten,  wie  z.  B.  bei  den  Stampfmühlen  für  Erzauf- 
bereitung, deren  an  sich  schon  nicht  sehr  große  Leistungsfähigkeit  ohne  das 
allgemein  übhche  Ausschwemmen  des  genügend  Gefeinten  aus  den  Poch- 
gehäusen auf  ein  unzulässig  geringes  Maß  herabsinken  würde.  Aber  auch  in 
anderen  Betrieben,  beispielsweise  in  der  Portlandzementfabrikation  hat  die 
Naßmahlung  harter  Rohstoffe  manche  praktischen  Vorteile  erkennen  lassen, 
die  in  der  Hauptsache  in  der  Verhütung  der  Staubentwicklung,  in  der  leichten 
Mischbarkeit  der  Rohmasse  und  in  einem  etwas  verringerten  Kraftbedarf  be- 
stehen. 

Bei  der  nassen  Verarbeitung  harter  Rohstoffe  erfolgt  der  Wasserzusatz 
erst  nachdem  diese  vorgebrochen  oder  grob  vorgeschrotet  sind.  Die  Ver- 
mahlung geschieht  auf  Mahlgängen,  KoUergängen,  Kugel-,  Rohr-,  Pendel- 
oder Fhehkraftkugelmühlen,  die  für  diesen  Zweck  entsprechend  eingerichtet 

1  Protokoll  der  Verhandl.  des  Vereins  deutscher  Portlandzement-Fabrikanten  1908. 
Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungeu.  10 


•^/y'////y'///A'//y////'/'/A,  ■/.. 


Fig.  135. 


146  in.  Mühlen. 

sein  müssen.  Die  konstruktiven  Abweichungen  gegenüber  denselben,  der 
trockenen  Verarbeitung  dienenden  Maschinen  sind  aber  nur  geringfügig. 
Sie  ergeben  sich  bei  einiger  Überlegung  von  selbst  und  auf  eine  weitere  Be- 
handlung dieses  Gegenstandes  kann  daher  verzichtet  werden. 

Dagegen  muß  an  dieser  Stelle  noch  die  Beschreibung  einer  Maschine  Platz 
finden,  die  gleich  der  oben  erwähnten  Clarke-Mühle  die  Aufgabe  hat,  das  Pro- 
dukt einer  vorgeschalteten  Zerkleinerungsvorrichtung  nachzufeinen,  außerdem 
aber  auch  als  Mischapparat  von  höchster  Intensität  zu  dienen.  Es  ist  dies  die 
in  der  Silbererzaufbereitung  vielfach  in  Anwendung  stehende  Pfanne. 

Die  Pfannen^  sind  mit  Rühr-  und  Reibvorrichtungen  versehene  Gefäße 
von  der  Gestalt  niedriger,  stehender  Zyhnder  oder  abgestumpfter  KegeL 
Sie  bestehen  gewöhnlich  ganz  aus  Gußeisen,  in  manchen  Fällen  werden  die 
Seiten  wände  auch  aus  Holz  hergestellt.  Der  Durchmesser  der  Pfannen  beträgt 
1,2  bis  1,7  m,  die  Höhe  0,6  bis  0,76  m. 

Die  Reib-  und  Rührvorrichtung  hat  den  Zweck,  das  gepochte  Erz  in  feinen 
Staub  zu  verwandeln  und  es  mit  dem  Quecksilber  und  den  zugesetzten  sonstigen 
Reagentien  in  die  innigste  Berührung  zu  bringen.  Sie  besteht  aus  einem  Läufer 
und  dem  Mahlboden.  Der  Läufer  ist  ein  gußeiserner  Kegel,  in  dessen  Mantel 
einige  Öffnungen  angebracht  sind;  unten  verbreitert  sich  der  Kegel  zu  einer 
Scheibe,  die  mit  einer  Anzahl  (nicht  unter  sechs)  Hartgußschuhen  von  je  250 
bis  400  k  Gewicht  besetzt  ist,  die  auf  dem  Mahlboden  gleiten.  Der  Läufer  wird 
durch  eine  stehende  Welle  angetrieben  und  läßt  sich  heben  und  senken.  Der 
Hartgußmahlboden  ist  aus  einzelnen  Segmenten  zusammengesetzt  und  mit 
Furchen  versehen. 

Durch  die  Bewegung  des  Läufers  (60  bis  90  Umdrehungen  in  der  Minute) 
wird  das  Quecksilber  auf  dem  Boden  der  Pfanne  zerteilt  und  in  eine  Bewegung 
gebracht,  welche  die  einzelnen  Teile  desselben  mit  dem  Erzbrei  in  Berührung 
bringt.  Es  bilden  sich  infolge  der  Gestalt  der  Schuhe  und  der  Öffnungen  im 
Läuferkegel  Strömungen,  die  den  Erzbrei  an  den  Seiten  der  Pfanne  in  die  Höhe 
heben,  während  das  Quecksilber  sich  am  Boden  bewegt.  Der  an  den  Seiten  der 
Pfanne  in  die  Höhe  gestiegene  Erzbrei  sinkt  in  der  Mitte  nieder,  gelangt  unter 
den  Läufer ,  wo  er  mit  dem  Quecksilber  in  innige  Berührung  kommt  und  tritt 
dann  zwischen  den  Schuhen  und  dem  Mahlboden  hindurch  an  die  Pfannen- 
wand, wo  er  von  neuem  emporgehoben  wird.  Um  ein  zu  starkes  Emporsteigen 
des  Erzbreies  zu  verhindern,  sind  in  einer  gewissen  Höhe  an  den  Seiten  wänden 
der  Pfanne  Flügel  angebracht,  die  die  Bewegung  des  Gemisches  nach  unten 
ablenken. 

Die  Reaktionen  in  der  Pfanne  gehen  am  besten  vor  sich ,  wenn  di  e  Temperatur 
der  Füllung  ungefähr  den  Siedepunkt  des  Wassers  erreicht.  Zu  diesem  Zwecke 
wird  die  Pfanne  durch  Wasserdampf  erwärmt,  den  man  entweder  unter  den 
Pfannenboden  in  einen  Raum,  der  durch  Herstellung  eines  falschen  Bodens 
gebildet  wird  oder  unmittelbar  in  die  Pfanne  leitet.  Auch  lassen  sich  beide 
Arten  der  Erwärmung  gleichzeitig  anwenden.  Die  unmittelbare  Einleitung 
des  Dampfes  ist  am  empfehlenswertesten,  doch  muß  dieser  Dampf  direkt  dem 

1    Schnabel:  Metallhüttenkunde  I,  837.    1901. 


III.  Mühlen. 


147 


Fig.  137 


10* 


148  III.  Mühlen. 

Kessel  entnommen  werden,  da  sich  der  Abdampf  der  Maschinen  wegen  seines 
Gehaltes  an  Schmieröl,  das  auf  die  Amalgamation  hindernd  einwirkt,  hierzu 
nicht  eignet.  —  Der  Dampf  wird  durch  den  Deckel  zugeführt,  mit  dem  die 
Pfanne  verschlossen  ist. 

Im  Laufe  der  Zeit  sind  Pfannen  von  den  verschiedensten  Einrichtungen 
ausgeführt  worden,  ohne  daß  hierdurch  indes  die  wesentlichen  Prinzipien  der- 
selben verändert  worden  wären.  Die  Abweichungen  der  einzelnen  Pfannen 
sind  hauptsächlich  durch  die  Zahl  der  Schuhe  und  deren  Befestigung  am 
Läufer,  durch  die  Zahl  der  Mahlbodenplatten  und  deren  Befestigung  am 
Pfannenboden,  durch  die  Gestalt  des  Läufers  sowie  die  Vorrichtungen  zum 
Aufhängen,  Heben  und  Senken  derselben  und  durch  die  Gestalt  der  an  den 
Seitenwandungen  der  JPfannen  angebrachten  Flügel  bedingt.  — 

In  Fig.  136  und  137  ist  die  in  den  Silberminen  Nordamerikas  vielfach  an- 
zutreffende sog.  ,,Kombinationspfanne"  von  Fräser  dh  Ghalmers,  Chicago, 
dargestellt^.  Dort  bezeichnet  d  den  Pfannenboden  mit  dem  Auslauf  c  (während 
der  Arbeit  durch  einen  Pfropfen  verschlossen),  g  den  äußeren,  m  den  inneren 
Flanschenring  für  den  Holzbottich  /,  der  mit  drei  eisernen  Reifen  i  und  Schlös- 
sern k  zusammengehalten  und  mit  dem  Deckel  n  verschlossen  wird.  Der 
Läufer,  an  dem  die  acht  Schuhe  t  mit  Schwalbenschwanznut  befestigt  sind, 
besteht  aus  den  vier  Teilen  s,  u,  v  und  x;  er  wird  von  der  stehenden  Welle  z 
in  Umdrehung  versetzt,  die  mittels  Schraubenspindel  und  der  Handräder  w 
und  y  einstellbar  gemacht  und  in  der  Hülse  h  sowie  einer  Spur  gelagert  ist.  Mit 
r  sind  die  Abweiser  und  mit  o  die  Mannlöcher  mit  Deckel  bezeichnet.  —  Der 
Betrieb  geht  absatzweise  vor  sich.  Die  Leistung  einer  5-Fuß-Pfanne  beträgt 
15  t  in  24  St.,  der  Kraftbedarf  etwa  14  bis  15  PS. 


^    R.  H.  Richards:  Ore  dressing  1,  240. 


IT.  Sieb  Vorrichtungen  und  Windsichter. 

Unter  einem  Sieb  versteht  man  im  allgemeinen  ein  flächenartiges  Gebilde, 
das  mit  Löchern  oder  Schlitzen  in  regelmäßiger  Anordnung  versehen  ist. 
Bringt  man  ein  aus  ungleich  großen  Stücken  oder  Teilen  bestehendes  Hauf- 
werk auf  das  Sieb,  so  wird  alles,  w  as  kleiner  ist  als  die  Öffnungen  der  Siebfläche 
durch  diese  hindurchfallen,  während  die  größeren  Stücke  darauf  liegen  bleiben. 

Man  bedient  sich  der  Sieb  Vorrichtungen  also  in  allen  jenen  Fällen,  wo  es 
sich  darum  handelt  aus  einem  ungleichmäßig  zusammengesetzten  Haufwerk 
jene  Teile  zu  gewinnen,  die  eine  bestimmte  Größe  —  Körnung  —  aufweisen. 
Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  daß  das  Gut,  das  die  Öffnungen  des  Siebes 
passiert  hat,  ebensowenig  eine  ganz  gleichmäßige  Zusammensetzung  —  der 
Korngröße  nach  —  aufweisen  wird,  als  wie  das  Aufschüttgut  selbst,  da  die 
Öffnungen  der  Siebe  nicht  nur  jene  Stücke  durchfallen  lassen,  die  der  Größe 
der  ersteren  entsprechen,  sondern  auch  alle  anderen,  die  diese  Größe  unter- 
schreiten. Eine  Scheidung  des  Produktes  nach  verschiedenen,  untereinander 
genau  gleichen  Korngrößen,  wie  solche  bei  der  Klassierung  von  Erzen  u.  dgl. 
angestrebt  wird,  ist  auch  durch  Anwendung  mehrerer  Siebe  hintereinander 
nicht  zu  erreichen,  da  sich  stets  Zwischenstufen  in  den  Korngrößen  bilden 
werden,  die  weder  den  einen  noch  den  anderen  der  angewandten  Sieböffnungen 
entsprechen. 

Dieser  Umstand  hat  indessen  für  die  Hartmüllerei  wenig  Bedeutung,  da 
es  fast  immer  darauf  ankommt,  durch  die  Siebung  zu  verhindern,  daß  Teile 
des  Zwischen-  oder  Enderzeugnisses  eine  bestimmte  Korngröße  überschreiten, 
als  deren  oberstes  Maß  die  Größe  der  Sieböffnungen  festliegt.  — 

Die  Windsichter  sind  Vorrichtungen,  die  den  gleichen  Zweck  wie  die 
Siebe,  jedoch  mit  anderen  Mitteln  zu  erreichen  suchen.  Wie  schon  in  der  Be- 
zeichnung angedeutet,  erfolgL  bei  diesen  Maschinen  die  Siebung  durch  einen  in 
sich  zurückkehrenden  Luftstrom,  der  in  dem  Apparat  selbst  erzeugt  wird. 
Siebgewebe,  gelochte  Bleche  u.  dgl.  kommen  hier  also  nicht  in  Anwendung. 

a)  Siebvorrichtungen. 

Die  Siebvorrichtungen  lassen  sich  wie  folgt  einteilen: 

a)  Feststehende  Siebe:  |  Stangenroste,  ^  ^    ^     . 

l  Gelochte  Platten  und  Drahtgitter; 

(Oszillierende  oder  sonstwie  bewegte  Roste, 
Umlaufende  Trommeln  von  rundem  oder  polygonalem 
Rätter.  [Querschnitt, 


150  -IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 

Die  feststehenden  Siebe  üben  naturgemäß  nur  eine  geringe  sortierende 
Wirkung  aus.  Stangenroste,  die  aus  einer  Reihe  starker,  hochkantgestellter 
Flacheisenstäbe  bestehen,  werden  meist  als  Schutzroste  verwendet;  sie  halten 
zu  grobe  Stücke  zurück,  die  dann  von  Hand  mit  dem  Hammer  zerschlagen 
werden,  während  das  durch  die  Spalten  Gefallene  der  Zerkleinerungs Vorrichtung 
zuläuft.  Sie  werden  wagerecht  oder  nahezu  wagerecht  gelegt,  wenn  sie  nur 
das  Grobe,  und  erhalten  eine  stärkere  Neigung  dann,  wenn  sie  —  z.  B.  zwecks 
Entlastung  eines  darunter  liegenden  Vorbrechers  —  das  Feine  ausscheiden 
sollen.  Das  Grobe  rutscht  dann  durch  seine  eigene  Schwere  dem  Vorbrecher 
zu  und  das  Feine  hat  Zeit,  durch  die  Rostspalten  hindurchzufallen. 

Ähnlich  verhalten  sich  starke  gelochte  Blechplatten,  wogegen  Draht- 
gewebe meist  dazu  dienen,  um  grobe  Teile  aus  einer  durch  nasse  Vermahlung 
erzeugten  Flüssigkeit  (Schlamm,  Trübe)  zurückzuhalten  und  gleichzeitig  dem 
genügend  Gefeinten  den  Austritt  aus  dem  Mahlraum  zu  ermöglichen.  Als  Bei- 
spiel seien  hier  die  Siebgewebe  an  den  Pochgehäusen  der  Stampfmühlen  und 
die  Drahtgitter  an  den  Ausfluß  Öffnungen  der  Schlämmaschinen  genannt. 

Die  beweglichen  Roste  dienen  fast  ausschließUch  zum  Ausscheiden 
desjenigen  Gutes  aus  einem  Haufwerk,  das  fein  genug  ist,  um  —  unter  Um- 
gehung des  ersten  Vorbrechapparates  —  sofort  dem  Schroter  zugeführt  werden 
zu  können.  Sie  entlasten  also  den  Vorbrecher  und  indem  sie  ihm  das  Grobe 
infolge  ihrer  geregelten  Bewegung  gleichmäßig  zuführen,  wirken  sie  gleich- 
zeitig als  vorzügliche  Aufgabevorrichtungen. 

In  Fig.  138  und  139  ist  ein  sog.  Briartscher  Rost,  Bauart  der  0.  Luther 
A.-G.,  Braunschweig,  dargestellt.  Er  besteht  aus  zwei  ineinanderliegenden 
Rosten  a^  ag  aus  Keileisenschienen,  die  an  eisernen  Trägern  pendelnd  aufge- 
hängt sind  und  wovon  jeder  durch  zwei  Exzenter  b^  b^  und  b^  &2»  ^^^  auf  einer 
gemeinschaftlichen  Welle  c  sitzen,  angetrieben  wird.  Die  Roste  erhalten  da- 
durch eine  oszillierende  Bewegung,  die  das  sichere  Durchfallen  des  Feinen 
durch  die  Rostspalten  bewirkt,  während  die  gröberen  Stücke  auf  ihnen  in  eine 
Schurre  hinabgleiten,  die  nach  dem  Maul  des  Brechers  führt. 

Für  große  Leistungen  empfiehlt  sich  hierbei  die  Anwendung  eines  mecha- 
nisch betriebenen  Kreisel  wippers  d;  der  Antrieb  wird  dann  durch  eine  Kette 
vom  Rost  auf  den  Wipper  übertragen.  Diese  Anordnung  hat  den  Vorteil,  daß 
der  Wipper  zugleich  mit  dem  Rost  außer  Tätigkeit  gesetzt  wird.  Die  Ausrück- 
vorrichtung e  ist  daher  zweckmäßig  auf  dem  Wipperboden  anzubringen,  so  daß 
der  Rost  von  dort  aus,  je  nach  Bedarf,  in  oder  außer  Betrieb  gesetzt  werden  kann. 

Fig.  140  veranschaulicht  einen  sog.  Kaliberrost,  bei  dem  das  Feine  nicht 
durch  Spalten,  sondern  durch  vierseitige  Öffnungen  hindurchfällt,  wodurch 
eine  noch  genauere  Sortierung  stattfindet. 

Der  Kaliberrost,  System  Diestel-Susky,  Bauart  der  0.  Luther  A.-G., 
Braunschweig,  ist  aus  einzelnen  Walzensträngen  a,  a. .  gebildet,  die  auf  einem 
geneigt  liegenden  eisernen  Gestell  b  fest  und  parallel  zueinander  gelagert  sind 
und  in  der,  durch  die  Abbildung  veranschauhchten  Weise  angetrieben  werden. 

Auf  den  Walzen  sind  Rippen  c,  c. . .  in  Bogendreiecksf orm  starr  befestigt, 
die  sich  dicht  aneinander  vorbei  bewegen.    Da  die  quadratischen  Durchfall- 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter, 


151 


Fig.  188  u.  139. 


Fig.  140. 


152  IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 

Öffnungen  bei  der  drehenden  Bewegung  stets  die  gleichen  bleiben,  so  wird  da- 
mit eine  sehr  gleichmäßige  Sortierung  erzielt.  Auch  die  Förderung  gestaltet 
sich  sehr  zweckmäßig,  weil  das  Aufschüttgut  infolge  der  eigentümlichen  Form 
der  Rippen  gehoben  und  ohne  Stoß  von  Walze  zu  Walze  vorwärtsbewegt  und 
diese  Bewegung  durch  die  geneigte  Lage  des  Rostes  noch  unterstützt  wird.  — 
Die  feste  Lagerung  des  Kaliberrostes  hat  auch  noch  den  Vorteil,  daß  die 
darunterliegende  Schurre  staubdicht  angeschlossen  werden  kann. 

Umlaufende  Siebtrommeln  von  rundem  oder  polygonalem  Quer- 
schnitt werden  sowohl  für  die  Absiebung  und  Sortierung  grob  vorgebrochener 
als  auch  geschroteter  oder  fein  gemahlener  Stoffe  verwendet  und  je  nach  ihrer 
Bestimmung  versclyeden  ausgeführt. 

Trommeln  für  vorgebrochenes  Gut  erhalten  einen  Mantel  aus  starkem, 
gelochten  Eisenblech,  der  an  einem  aus  Winkeleisen  zusammengesetzten 
Rahmen  befestigt  ist  und  bei  der  Ausführung  für  größere  Leistungen  mit 
Laufringen  auf  breiten  Rollen  aufruht,  die,  von  einem  Vorgelege  aus  angetrie- 
ben, die  Trommel  in  Umdrehung  versetzen. 

Für  kleinere  Leistungen  wird  der  Rahmen  mittels  einiger  Armkreuze  mit 
einer  durchgehenden  Welle  verbunden,  die  außerhalb  der  Trommel  beiderseitig 
gelagert  ist.  Der  Antrieb  erfolgt  hier  entweder  durch  eine  auf  der  Welle  sitzende 
Riemenscheibe  oder  es  wird  ein  Rädervorgelege  angeordnet. 

Solche  Trommeln  werden  zum  Sortieren  von  Kleinschlag,  Erzen,  Kies, 
Kohlen  usw.  angewendet  und  hinter  der  Vorbrechmaschine  aufgestellt,  um 
deren  Erzeugnisse  nach  der  Stückgröße  abzusondern.  Wird  eine  Sortierung 
nach  mehr  als  zwei  Stückgrößen  verlangt,  so  sind  die  Trommeln  aus  einer  der 
gewünschten  Zahl  von  Sorten  entsprechenden  Zahl  von  Blechschüssen  mit 
passender  Lochung  zusammenzusetzen,  wobei  mit  der  geringsten  Lochweite 
an  der  Einlaufseite  zu  beginnen  ist. 

Die  Fig.  141  und  142  zeigen  eine  Sortiertrommel,  Bauart  der  Alpinen 
Maschinenfabrik-Gesellschaft,  Augsburg.  Hier  ist  a  die  aus  zwei  Schüssen  zu- 
sammengesetzte Trommel,  die  an  dem  äußeren,  aus  Winkeleisen  gebildeten 
Rahmen  befestigt  ist.  Letztere  werden  an  den  Enden  durch  starke  gußeiserne 
Ringe  b  zusammengehalten,  die  auf  breiten  Hartgußlauf  rädern  c^  Cj,  Cg  Cg  ab- 
rollen. Der  Antrieb  erfolgt  von  der,  mit  fester  und  loser  Riemenscheibe  g,  g 
versehenen  Vorlege  welle  b  aus,  mittels  zweier  Kegelräderpaare  c  /,  die  die  Bewe- 
gung auf  die  beiden  Rollenachsen  d  und  dadurch  auch  auf  die  Trommel  über- 
tragen. —  Zur  Aufnahme  des  Horizontalschubes  der  geneigt  liegenden  Trommel 
dient  die  Druckrolle  i. 

An  die  Leistungsfähigkeit  solcher  Trommeln  werden  meist  große  An- 
sprüche gestellt,  da  sie  fast  nur  in  Betrieben  Verwendung  finden,  die  der 
Massenerzeugung  dienen.  Eine  Einrichtung  der  beschriebenen  Bauart  leistet 
an  sortiertem  Kleinschlag  bei  1000  mm  Durchmesser  und  4200  mm  Länge  der 
Trommel  stündUch  13  000  k;  bei  1200  mm  Durchmesser  und  5400  mm  Länge 
stündlich  25  000  k.  Kraftbedarf  1,25  bzw.  2  PS.  — 

Die  dem  Absieben  feingeschroteter  oder  gemahlener  Stoffe  dienenden 
Trommeln   werden,   um   dem  Verstäuben  vorzubeugen   und   eine   bequeme 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


153 


Sammlung  und  Abführung  des  Durch- 
gesiebten zu  ermögHchen,  in  hölzerne 
oder  eiserne  Gehäuse  eingeschlossen,  die 
an  den  Längsseiten  mit  großen  abnehm- 
baren Türen  versehen  sind,  welche  eine 
rasche  Freilegung  der  Trommel  gestatten. 
Werden  mehr  als  zwei  Sorten  Siebgut 
verlangt,  so  ist  der  unterhalb  der  Trom- 
mel hegende  Teil  des  Grehäuses  in  die  ent- 
sprechende Anzahl  Kammern  zu  teilen, 
bzw.  durch  Schrägwände  in  die  entspre- 
chende Anzahl  Ausläufe  zusammenzu- 
ziehen. Bei  der  gewöhnlichen  Art  der 
Ausführung,  wo  nur  zwei  Produkte  — 
Mehl  und  Überschlag  —  gezogen  werden, 
ist  das  Gehäuse  unten  zu  einem  Trog 
verengt,  in  dem  eine  Schnecke  zum  Hin- 
ausbefördern des  Mehles  nach  der  einen 
oder  anderen  Seite  gelagert  ist.  Der 
Überschlag  wird  durch  Rutschen  zu  den 
Auslauf  Öffnungen  gelei  tet . 

Die  Trommel  besteht,  wenn  geschro- 
tetes Aufschüttgut  gesiebt  werden  soll, 
aus  gelochtem  oder  geschütztem  Eisen- 
blech. Für  Mehlsiebung  bedient  man  sich 
der  Grewebe  aus  Stahl-  oder  Messing- 
draht, das  auf  Holzrahmen  gespannt, 
d.  h.  aufgenagelt  ist.  Die  Rahmen  lassen 
sich  leicht  herausnehmen  und  die  Be- 
spannungen bequem  reinigen  und  aus- 
bessern. 

Der  Querschnitt  der  Trommel  kann 
rund  oder  polygonal  (meist  sechseckig) 
sein.  Letztere  Ausführungsart  besitzt 
den  Vorzug  der  besseren  Siebwirkung, 
während  es  bei  der  ersteren  vorteilhaft 
erscheint,  daß  man  zwecks  kräftiger 
selbsttätiger  Reinigung  des  Gewebes  an 
der  runden  Trommel  leicht  eine  umlau- 
fende Bürste  anbringen  kann,  mit  deren 
Anwendung  aber  auch  ein  größerer  Ver- 
schleiß des  Siebgewebes  verbunden  ist, 
zu  dem  noch  jener  der  Bürste  hinzutritt. 

Ist  das  Aufschüttgut  stark  mit  gro- 
bem Schrot  gemischt,  so  muß  die  feine 


154  IV.  Sieb  Vorrichtungen  und  Windsichter. 

Außenbespaimung  durch  eine  eingelegte,  mitumlaufende  Siebtrommel  —  den 
Innenzylinder  —  aus  starkem  Eisenblech  mit  grober  Lochung,  vor  Beschädi- 
gungen geschützt  werden. 

Soll  ein  nicht  ganz  trockenes,  leicht  schmierendes  (,, klammes")  Auf  Schütt- 
gut abgesiebt  werden,  so  werden  zur  Reinhaltung  der  Bespannung  Klopfvor- 
richtungen oder  die  schon  erwähnten  Bürsten  angeordnet,  die  von  der  Trommel 
oder  von  der  Trommel  welle  aus  betätigt  werden.  Der  Erfolg  dieser  Vorkeh- 
rungen ist  aber  meistens  nur  gering. 

Besser  wird  die  Siebwirkung,  wenn  man  in  der  langsam  laufenden  äußeren 
Siebtrommel  ein  rasch  kreisendes,  mit  Schöpf-  und  Schleuderschaufeln  ver- 
sehenes Flügelwerk  anbringt,  das  das  Sichtgut  auf  die  ganze  Sichtfläche  ver- 
teilt und  durch  den  entstehenden  Luftstrom  durch  die  Öffnungen  des  Gewebes 
hindurchdrückt.  Derart  eingerichtete  Siebe  heißen  Zentrifugalsicht- 
maschinen. —  Da  ihre  intensive  Sichtwirkung  mit  einer  ebenso  intensiven 
Abnützung  der  Siebgewebe  Hand  in  Hand  geht,  so  haben  sie  in  der  Hart- 
müllerei nur  geringe  Verbreitung  gefunden. 

Ein  Zylindersieb,  Bauart  des  Eisenwerks  {vo  m.  Najel  ds Kaemp)  Ä.-G., 
Hamburg,  ist  in  den  Fig.  143  bis  145  dargestellt.  Auf  der  geneigt  1  egenden 
Trommelwelle  a  sitzen  die  drei  Armkreuze  h,  die  den  Siebmantel  c  tragen.  Das 
Aufschüttgut  wird  durch  den  Trichter  *  in  das  Innere  der  Trommel  geleitet;  es 
gleitet  langsam  über  die  Siebfläche  hinweg  und  abwärts  und  gibt  auf  diesem 
Wege  sein  Mehl  an  die  Schnecke  m  ab,  die  es  je  nach  Erfordernis  nach  einer 
vorne  oder  hinten  liegenden  Ausfallöffnung  befördert.  Der  Überschlag, 
d.  h.  die  Stücke,  die  größer  als  die  Sieblochung  sind  und  derjenige  Teil  des 
Mehles,  der  nicht  gleich  beim  ersten  Durchgang  zur  Aussiebung  gelangte,  fällt 
über  eine  dachförmige  Rutsche  in  die  beiden  Auslauföffnungen  n. 

Der  Antrieb  der  Siebtrommel  besteht  aus  der  Riemscheibe  g,  der  Vor- 
gelegewelle h  und  dem  Kegelräderpaar  e,  /.  Die  Bewegungsübertragung 
auf  die  Schnecke  m  vermitteln  die  beiden  Riemenscheiben  k  und  l.  —  Das 
auf  jeder  Langseite  mit  großen  Türen  versehene  Gehäuse  d  ist  aus  Holz. 

Ein  ganz  in  Eisen  konstruiertes  Zylindersieb,  Bauart  der  A.-G.  Amme, 
Giesecke  ds  Konegen,  Braunschweig,  zeigen  die  Fig.  146  und  147,  worin  a  den 
Einlauf trichter,  b  einen  Transportschneckenflügel,  c  einen  vollwandigen  Schutz- 
zylinder, d  die  untere  Siebtrommel,  e  die  Trommelwelle,  /  die  Armkreuze,  g  den 
Trog,  h  die  Sammelschnecke,  i  den  Antrieb,  k  die  aus  Walzeisen  und  Blech- 
platten zusammengenieteten  Stirnwände  bedeutet.  Das  Mehl  wird  von  der 
Sammelschnecke  zum  Aus' auf  n  befördert,  während  der  Überschlag  die  Ma- 
schine am  entgegengesetzten  Ende  verläßt. 

Der  Kraftbedarf  der  Zyhndersiebe  ist  ein  sehr  mäßiger  und  beträgt  bei 
den  größten  Ausführungen  nur  2  bis  2V2  PS.  Die  Leistung  ist  abhängig  von 
Länge,  Durchmesser,  Loch  weite  und  Umfangsgeschwindigkeit.  Hinsichtlich 
der  letzteren  wurde  schon  bei  Besprechung  der  Kominor-Mühle  mit  Fasta- 
Sieben  (S.  124)  auf  den  Einfluß  der  Fliehkraft  auf  die  Siebleistung  hingewiesen. 
Hier  gelten  genau  dieselben  Erwägungen,  die  in  betreff  der  Umfangsgeschwin- 
digkeit der  Kugelmühlen  (S.  115)  angestellt  wurden,  man  hat  also  demzufolge 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


155 


156 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


n  = 


als  oberste  Grenze  der  Um- 
drehungszahl in  der  Minute 
gleichfalls  den  dort  gefundenen 
Wert 

42,3 

anzusehen,  worin  D  den  Durch- 
messer der  Siebtrommel  be- 
deutet. 

Als  empfindliche  Mängel 
der  Zylindersiebe  sind  zu  be- 
trachten: der,  namentlich  bei 
aggressivem  Aufschüttgut  sehr 
starke  Verschleiß  des  Sieb- 
gewebes und  das  nicht  seltene 
Reißen  desselben,  wodurch, 
wenn  das  letztere  Vorkomm- 
nis nicht  sofort  entdeckt  wird, 
höchst  fatale  Weiterungen  ent- 
stehen. Diese  Übelstände  sind 
mit  der  Bauart  der  Zylinder- 
siebe untrennbar  verknüpft 
und  müssen  mit  in  Kauf  ge- 
nommen werden.  Daß  ihre 
Verbreitung  trotzdem  noch 
eine  verhältnismäßig  große  ist, 
dürfte  wohl  hauptsächlich  in 
den,  im  Verhältnis  zur  Leistung 
geringen  Anschaffungskosten 
begründet  sein.  — 

Ein  ganze  eigenartige 
Stellung  unter  den  Siebvor- 
richtungen nimmt  der  Seck  - 
Sicht  er,  Patent  Hiller,  der 
Mühlenbaiianstalt  vorm.  Gebr. 
Seck,  Dresden,  ein^,  der  nicht 
eigentlich  —  wie  die  gewählte 
Bezeichnung  vermuten  ließe 
—  nur  ein  Sichtapparat,  son- 
dern gleichzeitig  auch  eine 
Zerkleinerungs-  und  Misch- 
vorrichtung   ist,    die   sich    in 

1  Zeitschr.  d.  Ver.  deutscher 
Ing.  1910.    2201. 


rV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


157 


ersterer  Eigenschaft  und  als  Mischer  für  Stoffe  aller  Härtegrade,  als  gleich- 
zeitige Zerkleinerungsvorrichtung  aber  auch  für  weiche  bis  mittelharte  Stoffe 
eignet.  Das  Neuartige  daran  ist,  daß  bei  ihm  die  Sichtung  nicht  durch  die 
Schwere  —  wie  bei  Rund-  oder  Plansieben  —  und  auch  nicht  durch  die 
Saugluft  —  wie  bei  den  Windsich tern  — ,  sondern  durch  einen  von  der  Maschine 
selbst  erzeugten 
Luftstrom  be- 
wirkt  wird,    der 

das  Sichtgut 
durch  die  Be- 
spannung hin- 
durchtreibt, ähn- 
lich wie  bei  den 
Zentrifugalsich- 
tem,  doch  nicht 
wie  dort  mit  wage- 
recht umlaufen- 
dem Flügelkreuz 
und  ebensolchem 

Siebzylinder, 
sondern  mit  senk- 
recht umlaufen- 
dem Flügelkreuz 
in  feststehendem 
Siebzylinder.  Der 
Hilllersche  Sich- 
ter nutzt  also,  im 

vorteilhaften  Gegensatz  zu  gewöhnlichen 
Rund-  oder  Sechskantsieben,  die  ganze  Sieb- 
fläche aus,  wobei  als  stets  erwünschte  Neben- 
erscheinung eine  kräftige  Mischwirkung  auf- 
tritt, die  noch  dadurch  unterstützt  wird,  daß 
der  im  oberen  Teil  der  Maschine  eingebaute 
Auflösemechanismus  das  Aufschüttgut  nach- 
feint und  gegebenenfalls  gröbere  Stücke  in 
Staubform  verwandelt. 

Der  eigentliche  Sichtapparat  dieser  Ma- 
schine, s.  Fig.  148  bis  150,  ist  ein  schnell- 
laufendes Schaufelwerk  o  mit  senkrechter  Welle  b.  Letztere  hängt  oben  in 
einem  Kugellager  c  und  wird  unten  durch  ein  selbstschmierendes,  staub- 
dichtes Halslager  d  geführt.  Der  Eintritt  von  öl  in  das  Innere  der  Maschine 
ist  vollständig  ausgeschlossen.  Um  das  Schaufelwerk  herum  legt  sich  in 
kleinem  Abstände  davon  der  zweiteiMge  Siebzylinder  e.  Um  das  Aufschüttgut 
in  den  Arbeitsraum  zu  leiten  und  zu  verteilen,  sind  zwischen  Welle  und  Schau- 
felwerk und  mit  diesem  fest  verbunden  Blechkegel  /  angebracht.  Über  dem 


Fig.  148  u.  149. 


-/« 


Fig.  150. 


158  IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 

eigentlichen  Sichtraume  befindet  sich  der  Oberteil  g,  der  eine  Auflösevorrich- 
tung enthält,  die  aus  einem  Schlagstern  h  und  einer  eigenartig  ausgebildeten 
Schlagplatte  i  besteht.  Im  Unterteil  k  der  Maschine,  der  mit  dem  Oberteil 
durch  drei  schmiedeeiserne  Säulen  m  verbunden  ist,  sind  Räumer  l  angeordnet, 
die  die  Rückstände  zum  Auslauf  führen.  Oben  wird  die  Maschine  von  einem 
Deckel  m,  an  dem  sich  auch  der  Einlauf  mit  Antrieb  und  Rädervorgelege  n 
befindet,  abgeschlossen.  Soweit  der  Sichtraum  reicht,  ist  die  Maschine  in 
einen  geschlossenen  Kasten  o  eingebaut,  der  das  gesichtete  Material  aufnimmt, 
wodurch  ein  Verstauben  von  Ware  vermieden  wird.  Durch  eine  herausnehm- 
bare Filter  wand  p  können  die  Siebe  kontrolliert  werden. 

Die  Arbeitsweise  der  Maschine  ist  folgende :  Das  zu  verarbeitende  Gut  ge- 
langt zunächst  durch  den  Einlauf  in  den  Oberteil  der  Maschine,  wird  von  der 
Auflöse  Vorrichtung  gelockert  und  aufgelöst  und  fällt  alsdann  in  den  Sich  träum, 
um  infolge  der  Zentrifugalwirkung  des  Schaufelwerkes  durch  das  Siebgewebe 
hindurch  in  den  Auffangkasten  getrieben  zu  werden.  Das  gesichtete  Gut 
sammelt  sich  in  dem  angebauten  trichterförmigen  Auslauf  r  und  wird  in  einem 
an  den  Rohrstutzen  s  angehängten  Sack  aufgefangen.  Die  Rückstände  werden 
durch  den  am  unteren  Ende  des  Siebzylinders  angeordneten  schrägen  Auslauf 
abgestoßen  und  auf  gleiche  Weise  bei  t  abgesackt.  Da  das  Schaufelwerk  des 
Sichtapparates  nicht  nur  von  oben  durch  den  Einlauf,  sondern  auch  von  unten 
durch  den  Auslauf  Luft  ansaugt,  tritt  den  ausgestoßenen  Rückständen  ein 
Luftstrom  entgegen,  der  die  ihnen  etwa  noch  anhaftenden  Mehlteilchen  in  die 
Maschine  zurückführt.  Die  mit  dem  Sichtgut  durch  das  Gewebe  geblasene 
Luft  entweicht  einesteils  durch  die  beiden  Filter  wände  p  ins  Freie,  anderen- 
teils durch  die  oben  im  Kasten  angebrachte  Öffnung  u  in  die  Kammer  v.  Hier 
setzen  sich  die  von  der  Luft  mitgerissenen  Mehlteilchen  ab,  und  sobald  sich 
eine  genügende  Menge  davon  angesammelt  hat,  geben  die  leicht  schließenden 
Klappen  w  nach  und  lassen  das  Gut  m  den  trichterförmigen  Mehlauslauf  r 
fallen,  während  die  Luft,  wie  schon  bemerkt,  durch  den  Auslauf  wieder  in  die 
Maschine  zurückströmt.  — 

Rätter  sind  Siebe  mit  einer  ebenen  Siebfläche,  welcher  von  einer  um- 
laufenden Welle  eine  schüttelnde,  schaukelnde  oder  kreisende  Bewegung  erteilt 
wird.   Je  nach  der  Art  der  letzteren  lassen  sie  sich  in  vier  Gruppen  einteilen : 

(x)  Schüttelsiebe,  welche  eine  hin-  und  hergehende  Bewegung  in  der  Längs- 
oder Querrichtung  der  Siebebene,  mit  oder  ohne  Stoß  Wirkung  vollführen ; 

ß)  Schüttelsiebe,  die  eine  auf-  und  abgehende  Bewegung  senkrecht  zur 
Siebebene  erhalten,  zu  der  noch  eine  Stoß-  oder  Fallwirkung  hinzutritt ; 

y)  kreisende  Siebe  mit  kreisrunder  oder  elliptischer  Bahn  in  der  Siebebene; 

d)  Siebe  mit  kreisender  Bewegung  in  einer  zur  Siebfläche  vertikalen  Ebene. 

Von  diesen  vier  Gruppen  kommen  hier  nur  die  beiden  ersten  in  Betracht; 
die  dritte  Gruppe,  welche  die  für  die  GetreidemüUerei  so  überaus  wichtigen 
,,Plansichter"  umfaßt  und  die  vierte  Gruppe  sind  für  die  Hartmüllerei  ohne 
wesentliche  Bedeutung. 

Die  unter  oc)  charakterisierten  Siebe  weisen  durchgehends  eine  sehr  ein- 
fache Bauart  auf.  Sie  bestehen  aus  einem  länglich  viereckigen  Kasten,  dei-  ein 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


159 


gelochtes  Blech  oder  ein  auf  einen  Rahmen  gespanntes  Gewebe  enthält  und 
mittels  elastischer  stählerner  oder  Holzfedern  am  Deckengebälk  aufgehängt 
oder  auf  dem  Fußboden  stehend  befestigt  ist.  Am  unteren  Boden  des  Kastens 
greift  eine  Stange  an,  die  an  eine  Durchkröpfung  oder  ein  Exzenter  einer  rasch 
umlaufenden  Welle  angeschlossen  ist  und  dem  Sieb  eine  schüttelnde  Bewegung 
erteilt.  Letztere  im  Verein  mit  der  schrägen  Lage  des  Siebes  bewirkt,  daß  das 
Aufschüttgut  über  die  ganze  Länge  des  Siebes  wandert,  wobei  das  Feine  durch 


Fig.  168. 


die  Öffnungen  oder  Maschen  hindurchfällt,  während  der  Überschlag  bis  zum 
unteren  Rande  des  Siebes  gleitet  und  von  hier  aus  weiter  befördert  wird. 

Der  Siebkasten  kann  auch  zwei  oder  mehrere  Siebe  übereinander  ent- 
halten, wenn  eine  Sortierung  in  mehr  als  zwei  Produkte  gewünscht  wird. 

Wegen  ihrer  niedrigen  Bauart  sind  die  Schüttelsiebe  überall  dort  vorteil- 
haft anzuwenden,  wo  es  an  größerer  Bauhöhe  gebricht.  — 

Das  in  den  Fig.  151  bis  153  dargestellte  Schurrsieb  (stellbare  Schrägsieb), 
Bauart  des  Eisenwerks  {vorm.  Nagel  <fc  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg,  gehört  der 


160 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


zweiten  Gruppe  der  Rätter  an.  Es  besteht  aus  einem  Flachsieb  h  —  meist  mit 
Schhtzlochung  aus  Stahl-,  Kupfer-  oder  Zinkblech  gefertigt  — ,  das  in  einem 
oben  mit  Segeltuch  o  abgedeckten  und  unten  mit  einer  Blechplatte  d  ver- 
schlossenen, in  zwei  Auslaufstutzen  {k  für  den  Überschlag  und  l  für  das  Mehl) 
endigenden  Holzrahmen  n  eingelegt  ist.  Der  Rahmen  stützt  sich  mittels  der 
beiden  Gelenkstangen  p  und  der  Spindel  g  auf  das  gußeiserne  Gestell  a,  in  dem 
die  Welle  t  mit  der  Antriebscheibe  q  und  dem  Sechsschlag  c  gelagert  ist,  der 
das  bewegliche  Ende  des  Rahmens  in  eine  schüttelnde  Bewegung  versetzt. 
Die  Heftigkeit  der  letzteren,  bzw.  der  dadurch  verursachten  Schläge  ist  von 
der  Entfernung  zwischen  den  beiden  Prellklötzen  e  und  /  abhängig;  sie  läßt 

sich  nach  Bedarf  mittels  zweier 
Schraubenspindeln  und  der  Hand- 
räder m  verstärken  oder  mildern. 
Auch  die  Neigung  der  Sieb- 
fläche ist  mittels  Schrauben- 
spindel g  und  Handrad  h  leicht 
zu  verändern,  wobei  zu  berück- 
sichtigen ist,  daß  eine  steilere 
Neigung  ein  feineres,  eine  flachere 
ein  gröberes  Sieberzeugnis  liefert, 
da  die  Größe  der  durchfallenden 
Partikel  —  wie  bei  allen  Schräg- 
sieben —  nicht  durch  die  wirk- 
liche Loch-  oder  Schlitzweite, 
sondern  durch  deren  Projektion 
auf  die  wagerechte  Ebene  be- 
stimmt wird.  Man  kann  also  mit 
grober  Lochung  ein  verhältnis- 
mäßig feines  Mehl  absieben,  aus 
welchem  Grunde  sich  das  Schurr- 
sieb namentlich  für  die  Ab- 
siebung etwas  feuchter  oder  backender  Stoffe  eignet,  die  ein  feines  Sieb 
bald  zusetzen  würden. 

Der  Umstand,  daß  bei  diesem  Sieb  die  größte  Wirkung  dort  ausgeübt 
wird,  wo  am  wenigsten  Sichtgut  vorhanden  ist,  während  die  am  dichtesten 
bedeckte  Stelle  nahezu  im  Ruhezustande  verharrt,  hat  zu  Konstruktionen  ge- 
führt, bei  denen  auch  der,  dem  Einlauf  zunächst  gelegene  Teil  der  Siebfläche 
in  schüttelnde  Bewegung  gebracht  (Schaukelsieb)  oder  bei  denen  die  Sieb- 
fläche überhaupt  nicht  bewegt,  sondern  nur  in  Vibration  versetzt  wird. 

Von  letzterer  Bauart  ist  der  Newaygo  Separator^  —  ein  stellbares 
Schrägsieb,  über  dessen  Länge  drei  Klopf  werke  verteilt  sind  —  und  der  Vi- 
bracone  Separator  der  Stephens  Adamson  Mfg.  Cj.^,  Aurora,  Illinois,  wei- 
teren Kreisen  bekannt  geworden. 

1  Naske:  Die  Portland-Zement-Fabrikation,  2.  Aufl.,  S.  76. 

2  Stephens  Adams  Mfg.  Co.,  Aurora,  Illinois:  Flugblatt. 


Fig.  164. 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsich  ter.  161 

Der  Vibraconc  Separator  (siehe  Fig.  154)  ist  eigentlich  kein  Rätter  im 
üblichen  Sinne,  da'seine  Siebfläche  nicht  eben,  sondern  kegelförmig  gestaltet 
ist.   Er  bildet  daher  eine  Klasse  für  sich. 

Das  Gut  tritt  bei  diesem  Sieb  durch  den  Trichter  /  in  das  Gehäuse  p  ein, 
fällt  auf  den  von  der  stehenden  Welle  mit  dem  Vorgelege  b  in  Umdrehung  ver- 
setzten, schüsselförmig  gestalteten  Verteiler  d  und  über  den  Rand  des  letzteren 
auf  das  konische  Siebe  8,  das  durch  eine  von  der  stehenden  Welle  aus  betätigte 
Vorrichtung  v  in  vibrierender  Bewegung  gehalten  wird. 

b)  Windsichter. 

Die  Schattenseiten  der  Sieb  Vorrichtungen,  deren  Sichtflächen  aus  mehr 
oder  weniger  feinen  Geweben  bestehen,  wurden  bereits  weiter  oben  erwähnt. 
Sie  treten  um  so  stärker  hervor,  je  größer  die  Ansprüche  an  die  Feinheit  des 
Sieberzeugnisses  werden  und  mit  je  aggressiveren,  spezifisch  schwereren 
Stoffen  man  es  zu  tun  hat  —  wie  letzteres  ja  in  der  HartmüUerei  fast  immer 
der  Fall  ist.  Es  hat  selbstverständlich  nicht  an  Bestrebungen  gefehlt,  die  mit 
der  Gewebesieberei  verbundenen  Übelstände  zu  vermeiden,  wobei  sich  im  all- 
gemeinen von  sämtlichen  eingeschlagenen  Wegen  nur  zwei  als  gangbar  er- 
wiesen haben:  die  Separation  unter  Wasser  und  die  Sichtimg  mit  Luft. 

Der  erstere  Weg  wird  beschritten,  wenn  —  wie  bei  manchen  Arten  der 
Edelmetallgewinnung  —  der  Fabrikation  das  nasse  Aufbere  tungsverfahren 
zugrunde  liegt.  In  allen  anderen  Fällen,  vor  allem  aber  dann,  wenn  das  ge- 
wonnene Feinmehl  ein  fertiges  Erzeugnis  darstellt,  das  in  trockenem  Zustande 
in  den  Handel  gebracht  werden  soll,  ist  man  auf  den  zweiten  Weg  angewiesen. 

Das  Prinzip  der  Separation  unter  Wasser  wie  der  Sichtung  mit  Luft  be- 
ruht darauf,  daß  das  bewegte  Wasser  oder  die  bewegte  Luft  imstande  ist,  je 
nach  der  Strömungsgeschwindigkeit  verschieden  feine  Teilchen  mitzuführen. 
Eine  starke  Strömung  vermag  grobe  und  schwere  Partikel  zu  tragen,  die  in 
einer  schwachen  Strömung  sofort  zu  Boden  sinken  würden.  Durch  Regelung 
der  Stromstärke  ist  es  also  ohne  weiteres  möghch  eine  Absonderung  nach  ver- 
schiedenen Korngrößen  herbeizuführen.  Um  eine  reine,  scharfe  Aussichtung 
zu  erzielen,  ist  es  aber  noch  weiter  erforderhch,  das  zu  behandelnde  Gut  mög- 
Hchst  gleichmäßig  in  dem  Strom  zu  verteilen,  damit  dieser  Gelegenheit  findet, 
jedes  einzelne  Teilchen  zu  umspülen  und  so  alles  Feine  fortzuführen. 

Die  Umsetzung  dieses  an  sich  sehr  einfachen  Gedankens  in  die  praktische 
Tat  hat  bei  der  schon  seit  langer  Zeit  geübten  Separation  unter  Wasser  von 
vornherein  befriedigende  Ergebnisse  gezeitigt,  wogegen  die  Ausführung  eines 
praktisch  brauchbaren  Windsichters  nur  wenig  über  20  Jahre  zurückreicht. 
Wenn  auch  das  Prinzip  in  beiden  Fällen  das  gleiche  ist,  so  sind  doch  die 
Schwierigkeiten,  die  sich  seiner  Durchführung  entgegenstellen  ungleich  größer 
und  vielgestaltiger,  sobald  statt  des  Mediums  Wasser  das  Medium  Luft  ge- 
wählt werden  muß.  Denn  dem  Wasser  läßt  sich  ebenso  leicht  eine  ganz  be- 
stimmte Geschwindigkeit  erteilen  als  es  leicht  ist  seine  Menge  zu  regeln;  es 
ist  ebenso  leicht  das  Wasser  zur  Ruhe  zu  bringen  und  zu  sammeln  als  es  leicht 
ist  es  in  jeder  gewünschten  Richtung  zu  führen.  Alles  dieses  ist  aber,  auf  Luft 

Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  11 


162 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


angewendet,  sehr  schwierig  zu  bewerkstelligen,  wozu  sich  noch  gesellt,  daß  es 
ferner  nicht  nur  nötig  ist  das  Sichtgut  in  vollkommenster  Gleichmäßigkeit  in 
dem  Luftstrom  zu  verteilen,  sondern  auch  das  Feinmehl  später  dem  Luftstrom 
vollständig  und  unter  Vermeidung  jeglicher  Staubentwicklung  zu  entziehen. 
Denn  Staub  bedeutet  nicht  nur  Stoff  verlust,  sondern  gleichzeitig  auch  eine  Schädi- 
gung der  Gesundheit  der  Arbeiter,  eine  Herabminderung  ihrer  Arbeitsfreudig- 
keit und  endlich  noch  eine  Verkürzung  der  Lebensdauer  der  Maschinenanlage. 
Allen  diesen  Forderungen  suchten  die  Konstrukteure  des  ersten,  praktisch 
brauchbaren  Windsichters,  die  Engländer  Mumford  und  Moodie,  dadurch  ge- 
recht zu  werden,  daß  sie  den  ganzen  Vorgang, 
den  man  bis  dahin  allgemein  in  räumhch  ge- 
trennten Vorrichtungen  sich  hatte  abspielen 
lassen,  in  das  Innere  eines  einzigen  geschlossenen 
Apparates  verlegten. 

Fig.  155  stellt  eine  der  ersten  Ausführungs- 
formen eines  Mumford-  und  Moodieschen  Wind- 
sichters  aus  dem  Jahre  1889  dar,  gebaut  von 
Gehr.  Pfeiffer,  Kaiserslautern,  die  das  alleinige 
Ausführungsrecht  von  den  Erfindern  erworben 
und  die  Konstruktion  im  Laufe  der  Zeit  auf 
eine  hohe  Stufe  der  Vollendung  gebracht  haben. 
In  der  Abbildung  bezeichnet  k  die  von 
einem  Vorgelege  l  in  rasche  Umdrehung  versetzte 
stehende  Welle,  die  den  Ventilator  a  und  den 
Streuteller  h  trägt  und  in  zwei  Halslagern  des 
oberen  Gestelles  solide  geführt  ist.  Das  Auf- 
schüttgut  fällt  aus  dem  Einlaufstutzen  auf  den 
Streuteller,  wird  von  diesem  gegen  die  Wand 
des  mittels  der  Schrauben  e  an  dem  Gehäuse 
aufgehängten  Trichters  c  d  geschleudert  und  in 
eine  Staubwolke  aufgelöst,  aus  der  der  Venti- 
lator das  Feine  heraussaugt  um  es  gegen  die 
Außenwand  des  Gehäuses  i  zu  treiben,  an  der 
das  Mehl  langsam  nach  unten  gleitet  und  den  Apparat  durch  einen  zentralen 
Auslauf  verläßt. 

Die  Teile  des  Gutes,  die  zu  schwer  sind,  um  von  dem  Luftstrom  getragen 
werden  zu  können  —  der  Grieß  oder  Überschlag  —  fallen  in  den  inneren  Trich- 
ter /,  g,  werden  dort  gesammelt  und  durch  eines  der  beiden  seitlichen  Rohre 
abgeführt,  während  die  vom  feinen  Staub  befreite  Luft,  einen  Kreislauf 
vollführend,  wieder  unter  den  Streuteller  zurückkehrt. 

Diese  Ausführungsform  beschränkte  sich  auf  das  eigentliche  Prinzip  der 
Erfindung  und  erwies  sich  in  mancher  Hinsicht  als  noch  recht  verbesserungs- 
fähig. Es  sind  dort  keine  Vorkehrungen  getroffen,  um  die  Staubaufnahme 
oder  die  Abscheidung  besonders  wirksam  zu  gestalten.  Die  Scheidewand  c 
zwischen  dem  inneren  (Staubaufnahme)  und  dem  äußeren  (Staubabscheidung) 


Fig.  156. 


/ 

IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


163 


Raum  diente  gleichzeitig  als  Anwurfring  oder  Verteiler.  Trotzdem  lieferte 
dieser  Sichter  bei  den  zu  jener  Zeit  noch  wesentlich  geringeren  Ansprüchen 
an  die  Feinheit  des  Portlandzementes,  Thomasschlackenmehles  u.  dgl.  immer- 
hin schon  recht  befriedigende  Ergebnisse. 

Die  Ausführungsform  nach  Fig.  156  enthält  bereits  einen  besonderen 
Anwurfring  zur  Verteilung  des  Gutes  im  Luftstrom,  ferner  ist  unterhalb  des 
Streutellers  ein  birnenförmiger  Doppelkegel  angeordnet,  um  eine  gewisse 
Führung  für  den  Luftstrom  zu  schaffen  und  Wirbelbildungen  in  dem  toten 
Raum  unterhalb  des  Streutellers  zu  vermeiden.  —  Im  übrigen  bedeutet  hier  -Bo 
die  stehende  Welle,  E^  den  Streuteller,  E  den  Ventilator,  D  den  Doppelkegel, 
A  den  Mehltrichter,  B  den  Grießtrichter  und  a  das  Grießauslaufrohr. 


Fig.  156. 


Fig.  167. 


In  Fig.  157  ist  die  letzte  Ausführungsform  veranschaulicht.  Dieser  Wind- 
sichter  hat  einen  Anwurfring,  dessen  innere,  dem  Streuteller  zugekehrte 
Fläche  regelmäßig  gekrümmt  ist,  so  daß  das  an  verschiedenen  Stellen  an- 
prallende Gut  nach  ebenso  vielen  verschiedenen  Richtungen  abgelenkt  wird 
und  auf  diese  Weise  eine  vollkommene  Streuung  und  Auflösung  erfährt,  die 
dem  Luftstrom  gestattet,  jedes  Teilchen  zu  umspülen  und  den  Staub  mitfort- 
zunehmen. Die  fallenden  Teilchen  gelangen  auf  einen  zweiten  größeren  Streu- 
teller und  werden  einer  wiederholten,  stärkeren  Schleuderung  unterworfen  zu 
dem  Zwecke,  um  an  den  Grießkörnern  etwa  noch  haften  gebliebene  Mehl- 
teilchen loszulösen  und  dem  Luftstrom  zu  übergeben.  Dieser  zweiten  Sich- 
tung folgt  noch  eine  dritte  an  der  Stelle,  wo  die  rückkehrende  Luft  in  den 
Grießtrichter  eintritt  und  den  nach  unten  rieselnden  Grießen  begegnet.  Hier 
sind  jalousieartige  Durchlässe  angeordnet,  die  dem  Zweck  dienen,  die  Luft  in 
wirksamer  Strahlenform  durch  die  Grieße  zu  leiten,  um  diese  zum  drittenmal 
gründlich  zu  sichten. 

11* 


164 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


Die  Sichtung  erfolgt  somit  nach  dem  Prinzip  des  Gegenstroms;  die  Luft 
geht  von  unten  nach  oben,  das  Sichtgut  von  oben  nach  unten.  Die  reinste, 
d.  h.  die  staubfreieste  Luft,  die  mithin  am  besten  Staub  aufnimmt,  wird  zur 
letzten  Nachsichtung  benutzt.  Die  Reinsichtung  wird  auf  diese  Weise  bis  auf 
den  denkbar  höchsten  Grad  getrieben,  indem  jedem  Staubteilchen  nach  gründ- 
licher Lockerung  wiederholt  Gelegenheit  geboten  wird  mit  dem  Luftstrom  zu 
entschweben. 

Eine  Hauptbedingung  des  Erfolges  ist,  daß  die  ständig  kreisende  Luft  im 
Mehlraum  auch  wirklich  gut  von  Staub  befreit  und  wieder  aufnahmefähig  ge- 
macht wird.   Nach  der  neuen  Bauart  Pfeiffers  wird  das  Prinzip  des  Cyclons 

(siehe  weiter  unten)  voll  durchgeführt, 
indem  der  Staubluftstrom  in  einer 
langen  Spirale  in  kräftiger  Wirbelung 
nach  unten  geleitet  und  so  ganz  syste- 
matisch und  scharf  in  eine  äußere 
Mehl-  und  eine  innere  Luftschicht  zer- 
legt wird.  Das  Mehl  setzt  seinen  Weg 
nach  dem  Ablauf  fort,  die  gereinigte 
Luft  wird  in  der  Höhe  der  erwähnten 
Jalousien  nach  innen  abgeleitet  und 
tritt  in  den  Griestrichter  zurück. 

Dieser  Sichter  scheidet  Mehle  ab 
bis  zu  einer  Feinheit  von  etwa 
1%  Rückstand  auf  dem  Sieb  von 
900  Maschen  pro  Quadratzentimeter 
und  15%  Rückstand  auf  4900  Maschen 
pro  Quadratzentimeter  und  gröber,  je 
nach  der  Einstellung,  die  selbst  wäh- 
rend des  Betriebes  leicht  geändert 
werden  kann.  Will  man  noch  feinere 
und  sog. ,, unfühlbare"  Mehle  absiebten,  so  tritt  an  seine  Stelle  der  ,,Selektor", 
System  Moodie- Pfeiffer. 

Beim  Selektor,  Fig.  158,  streicht  der  Staubluftstrom  durch  ein  oberhalb 
des  Ventilators  a  angeordnetes,  mitkreisendes  System  von  Scheiben  oder 
Tellern  &,  wodurch  er  in  eine  Anzahl  dünner  Schichten  zerlegt  wird.  Auf  dem 
Wege  durch  die  Zwischenräume  von  b  sinken  die  größeren  und  schwereren 
Teilchen  jeder  Schicht  nach  unten  auf  die  Teller,  werden  durch  die  Fhehkraft 
der  letzteren  nach  außen  geschleudert  und  fallen  hier  nach  unten  in  den  Grieß- 
trichter bzw.  den  Grießauslauf  c.  Die  feinsten  Teilchen  dagegen  unterliegen 
dem  Einfluß  der  Fliehkraft  nicht,  sondern  werden  in  den  Staubabscheideraum 
geführt  und  verlassen  den  Sichter  bei  d.  Die  Feinheit  wird  entweder  durch 
Schwächung  bzw.  Verstärkung  der  Ventilatorwirkung  oder  durch  die  Einstel- 
lung der  Teller  auf  größere  oder  geringere  Abstände  geregelt. 

Es  leuchtet  ein,  daß  auf  dem  beschriebenen  Wege  eine  vollständige  Mehlfrei- 
heit und  Reinheit  der  Griese  erzielt  wird,  die  auch  die  Leistungsfähigkeit  des  mit 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


165 


X\m 


dem  Selektor  verbundenen 
Mahlapparates  in  günstigem 
Sinne  beeinflussen  muß.  — 

Der  Verbundwind- 
sichter  der  Alpinen  Ma- 
schinenfabrik-Gesellschaft in 
Augsburg  ist  gleichfalls  aus 
dem  Moodie  sehen  Wind- 
sichter  hervorgegangen;  von 
diesem  unterscheidet  er  sich 
in  der  Hauptsache  durch  die 
Anwendung  von  Prallringen, 
die  das  Aufschüttgut  auf 
eine  größere  Fläche  ver- 
teilen, und  durch  eine  beson- 
dere Anordnung  der  Wind- 
leitung, die  eine  intensive 
Sättigung  des  Luftstromes 
mit  dem  Mehlfeinen  bewirkt. 
Beim  Verbundwindsichter 
wird  der  Luftstrom  gezwun- 
gen, mehrfach  durch  das 
Siebgut  zu  strömen,  wogegen 
er  beim  Sichter  alter  Bauart 
an  dem  vom  Streuteller  nach  unten  fallenden  Gut  nur  vorbei  strich. 

Die  Konstruktion  ist  aus  Fig.  159  und  160  zu  ersehen,  worin  a  den 
Einlauf trichter,  b  den  Ventilator,  c  den  Streuteller 
bedeutet,  der  das  Aufschüttgut  gegen  den  Anwurf- 
ring  d  schleudert,  von  wo  es,  nach  unten  abfließend, 
auf  den  dachförmigen  Prallring  g  auftrifft.  Der 
Aufprall  lockert  nicht  nur  die  den  Grieß  en  anhaften- 
den Mehlteilchen  auf,  sondern  trennt  auch  das  Gut 
nach  zwei  Seiten,  wobei  ein  Teil  gegen  den  Blech- 
mantel i  abgelenkt  wird  und  der  andere  Teil  auf 
den  zweiten  Prallring  Ä  fällt,  worauf  sich  der  vorhin 
beschriebene  Vorgang  wiederholt.  Gleichzeitig 
strömt  der  vom  Ventilator  erzeugte  Luftstrom  auf 
einem  durch  die  Mäntel  m  und  wij  bestimmten  Wege 
durch  das  in  breiter  Schicht  nach  imten  fallende  Gut 
und  sättigt  sich  dabei  mit  den  feinen  Teilchen  des 
letzteren,  während  die  gröberen  Teile  in  den  inneren 
Kegel  n  fallen  und  durch  das  Grießablaufrohr  abfheßen. 

Der  staubbeladene  Luftstrom  wird  gegen  das  Gehäuse  o  geblasen,  das  Mehl 
sinkt  an  diesem  nach  unten  in  den  Auslauf,  und  die  Luft  kehrt  unter  den  Streu - 
teuer  und  in  den  Ventilator  zurück,  wobei  sie,  durch  Rohrstutzen  l  in  den  von 


Fig.  160. 


/  ^■■~ 


166 


IV.  Siebvorrichtungen  und  Windsichter. 


i  und  k  gebildeten  Raum  tretend,  den  durch  Pfeile  angedeuteten  Weg  zurück- 
legt. Die  etwa  noch  mitgerissenen  Mehlteilchen  kommen  in  r  zur  Ruhe  und 
fließen  durch  q  in  den  Mehlraum  ab,  während  die  reine  Luft  auf  dem  Wege  der 


rV.  Sieb  Vorrichtungen  und  Windsich  ter.  167 

Pfeile  /,  II  und  ///  wieder  mit  dem  Gut  in  Berührung  kommt  und  dieses  so- 
mit mehrfach  durchstreicht.  An  der  Unterseite  des  Streutellers  c  angeord- 
nete einstellbare  Windleisten  p  unterstützen  dabei  die  Wirkung  des  Ventilators. 

Der  Feinheitsgrad  der  Windsichtung  läßt  sich  hier  —  wie  bei  allen  Wind- 
sichtem  —  in  weiten  Grenzen  durch  die  Veränderung  der  Umlauf  zahl  des  Ven- 
tilators beeinflußen,  und  kleinere  Änderungen  derselben  können  durch  Heben 
oder  Senken  des  an  Schrauben  /  hängenden  Ringschiebers  e  bewirkt  werden. 

Besondere  Erwähnung  verdient  noch  eine  an  dem  vorstehend  beschrie- 
benen Verbundwindsichter  getroffene  Neuerung,  welche  bezweckt,  eine  etwa 
nötig  gewordene  Änderung  des  Feinheitsgrades  der  Absichtung  ohne  Beein- 
flussung der  Schleuderwirkung  des  Streutellers,  also  ohne  Änderung  der 
Umlaufzahl  zu  bewirken,  was  bei  spezifisch  leichtem  Aufschüttgut  von  Wichtig- 
keit sein  kann.  Zu  diesem  Behufe  ist  der  Ventilator  mit  verstellbaren 
Flügeln  versehen,  derart,  daß  durch  eine  leicht  vorzunehmende  Änderung 
in  der  Stellung  derselben  die  Luftstromstärke  geändert  wird. 

Der  Verbundwindsichter  wird  in  sechs  verschiedenen  Modellgrößen  ge- 
baut, von  1500  bis  3500  mm  Durchmesser  und  von  2000  bis  3900  mm  Höhe. 
Kraftbedarf  von  Va  bis  3  PS. 

Von  den  sonstigen  zahlreichen,  aus  dem  Boden  der  grundlegenden  Moo- 
rfieschen  Erfindung  hervorgegangenen  Windsichterkonstruktionen,  sei  nur 
noch  jene  der  A.-G.  Amme,  Giesecke  de  Konegen,  Braunschweig,  erwähnt. 
Dieser  Sichter  ist  durch  eine  verhältnismäßig  einfache  Bauart  bemerkenswert, 
die  es  aber  nicht  verhinderte,  daß  er  sich  —  namentHch  in  der  ZementmüUerei 
—  gut  eingeführt  und  günstige  Beurteilung  erfahren  hat. 

Er  besteht  (Fig.  161)  aus  dem  bekannten  Blechgehäuse  mit  dem  Mehl- 
trichter  i  mit  Auslauf  m,  dem  Grieß  trichter  k  mit  Auslauf  l  und  dem  Einlauf - 
trichter  a.  Der  Ventilator  d  und  der  Streuteller  /  sind  durch  die  Nabe  6,  c,  mit 
der  senkrechten  WeUe  verbunden,  die  von  einem  Kegelrädervorgelege  in  Um- 
drehung versetzt  wird.  Die  hier  zur  Windführung  angewandten  Mittel  be- 
stehen aus  einem  mit  der  Unterseite  des  Streutellers  verbundenen  Kegel,  der 
zum  Teil  in  einen  darunter  hegenden  Kegelstumpf  hineinragt  und  aus  einem 
mittels  der  Stange  h  und  dem  Handrädchen  g  einstellbaren  Ringschieber.  — 

Das  Verwendungsgebiet  des  Windsichters  im  allgemeinen  ist  ein  fast 
unbegrenztes.  Seine  Vorzüge  hegen  nach  den  gegebenen  Beschreibungen  klar 
zutage.  Sie  bestehen  in  seiner  Zuverlässigkeit,  in  seinen  höchst  bescheidenen 
Ansprüchen  an  Wartung  und  Beaufsichtigung  und  —  als  Folge  des  Fehlens 
jeghcher  Art  Bespannung  —  auch  in  seiner  unübertroffenen  Bedürfnislosigkeit 
in  bezug  auf  Erneuerung  der  arbeitenden  Teile.  Diese  unleugbar  guten  Eigen- 
schaften haben  ihm  ein  entschiedenes  Übergewicht  über  alle  anderen  Siebvor- 
richtungen verschafft  und  haben  es  vermocht,  letztere  an  vielen  Stellen  zum 
Verschwinden  zu  bringen.  Manche  Industrien,  wie  z.  B.  die  Sackkalkfabrika- 
tion, verdanken  der  Einführung  des  Windsichters  eine  ganz  eminente  Förderung 
und  sind  ohne  ihn  heutzutage  gar  nicht  mehr  denkbar. 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 

Staubfreie  Arbeitsräume  und  ausreichend  gelüftete  Maschinen  gehören 
zu  den  Hauptbedingungen  eines  rationellen  Betriebes.  Wo  also  in  irgend- 
einem Stadium  der  Fabrikation  sich  Staubentwicklung  geltend  macht,  ist 
deren  Beseitigung  —  nicht  nur  weil  die  gesetzlichen  Bestimmungen  es  so 
woUen,  sondern  weil  es  auch  im  eigensten  Interesse  der  gewerblichen  Anlage 
selbst  liegt  —  eine  unab weisliche  Pfhcht. 

Die  Bemühungen  der  Technik  zur  Schaffung  einwandfrei  arbeitender 
Entstaubungsanlagen  reichen  allerdings  nur  über  höchstens  drei  Jahrzehnte 
zurück,  da  der  Industrie  die  Erkenntnis  von  der  eminenten  Wichtigkeit  der 
Staubverhütung  erst  sehr  spät  —  und  dann  auch  erst  vielfach  nur  unter  dem 
Druck,  den  der  Staat  im  Interesse  der  Arbeiterwohlfahrt  ausüben  mußte  — 
gekommen  war.  Dessenungeachtet  haben  die  mechanischen  Einrichtungen, 
die  für  diesen  Zweck  den  staubentwickelnden  Industrien  heute  zu  Gebote 
stehen,  einen  hohen  Grad  der  Vollkommenheit  erreicht,  und  es  darf  wohl  ge- 
sagt werden,  daß  es  unüberwindliche  Schwierigkeiten  auf  diesem  Gebiete 
für  die  moderne  Staub verhütungstechnik  überhaupt  nicht  mehr  gibt. 

Der  Hauptgrundsatz,  dem  man  diesen  Erfolg  zu  verdanken  hat,  ist  kurz 
ausgedrückt  der,  daß  man  sein  Augenmerk  darauf  lenkt,  nicht  mehr,  wie  das 
anfänghch  vielfach  geschehen  ist,  den  Arbeitsraum,  sondern  die  Arbeits- 
maschine zu  entstäuben,  indem  man  den  Stauberreger  durch  geeignete 
Mittel  daran  hindert,  den  von  ihm  erzeugten  Staub  an  den  umgebenden  Raum 
abzugeben,  und  auf  diese  Weise  das  Übel  im  Keime  erstickt. 

Der  nächstliegende  Weg  zur  IsoHerung  des  Stauberregers  scheint  vor  allem 
seine  möglichst  dichte  Einkleidung  und  Abschließung  zu  sein.  Da  diese  jedoch 
aus  praktischen  Gründen  niemals  in  vollkommener  Art  durchgeführt  werden 
kann,  so  muß  dieses  Mittel  durch  die  saugende  Wirkung  eines  Exhaustors 
unterstützt  und  in  dem  Gehäuse  des  Stauberregers  ein  solcher  Unterdruck  er- 
zeugt werden,  daß  die  mit  Staub  beladene  Luft  nicht  mehr  das  Bestreben  hat, 
aus  dem  Gehäuse  auszutreten,  sondern  der  Saugwirkung  des  Exhaustors  zu  folgen. 

Mit  diesen  sehr  einfachen  Mitteln  erscheint  zwar  die  Aufgabe,  die  Ver- 
stäubung von  Arbeitsräumen  zu  verhüten,  auch  schon  gelöst,  nicht  aber  die 
zweite,  schwierigere  Aufgabe,  die  staubbeladene  Luft  von  dem  Staub  so  zu  be- 
freien, daß  sie,  ohne  die  Umgebung  zu  belästigen,  ins  Freie  treten  oder  in  die 
Arbeitsräume  zurückgeleitet  werden  darf. 

Für  die  Trennung  des  Staubes  von  seinem  Träger,  der  ihn  fortführenden 
Luft,  stehen  der  Technik  vier  Wege  offen: 


V.  Die.  Entstäubxmg  der  Arbeitsräume.  169 

a)  Verminderung  der  Luftgeschwindigkeit  in  Staubkammem, 

b)  trockene  Filtration, 

c)  Ausscheidung  durch  FÜehkraft  und 

d)  Niederschlagung   mittels   fein   verteilter   Wasserstrahlen   und   nasse 
Filtration. 

a)  Staubkammern. 

Die  auf  dem  ersten  Grundsatz  beruhenden  Staubkammern  sind 
Räume,  in  die  man  den  staubbeladenen  Luftstrom  hineinführt,  wo  dieser  in- 
folge der  plötzlich  eingetretenen  Querschnittvergrößerung  und  dadurch  be- 
dingten Greschwindigkeitsverminderung  einen  Teil  des  Staubes  fallen  läßt, 
der  um  so  größer  sein  wird,  je  geringer  die  Luftgeschwindigkeit  wurde.  Da 
man  nun  aus  naheliegenden  Gründen  die  letztere  nicht  auf  Null  ermäßigen 
kann  und  ein,  wenn  auch  noch  so  schwach  bewegter  Luftstrom  immer  noch 
Staubträger  bleibt,  so  ist  klar,  daß  eine  vollkommene  Staubbeseitigung  auf 
diesem  Wege  nicht  zu  erreichen  ist. 

b)  Trockene  Filtration. 

Besser,  ja  unter  Umständen  in  vollkommenster  Weise,  wird  die  Aufgabe 
von  der  Filtrationsmethode  gelöst,  die  darin  besteht,  daß  die  verunreinigte 
Luft  durch  passend  gewebte  Tücher  gedrückt  oder  gesaugt  und  dadurch 
auf  der  einen  Seite  derselben  der  Staub  zurückgehalten  wird,  während  auf  der 
anderen  Seite  die  gereinigte  Luft  austritt.  Man  verwendet  dabei  zweckmäßiger- 
weise niemals  nur  ein  eüiziges  Filtertuch,  sondern  zerlegt  die  zur  Reinigung 
einer  gegebenen  Staubluftmenge  erforderliche  Füterfläche  in  eine  Anzahl 
Elemente  (Zellen)  und  unterscheidet  je  nach  der  Form  und  Anordnung  der 
letzteren  zweierlei  Bauarten:  a)  Schlauchfilter  und  ß)  Stemfüter. 

a)  Schlauchfilter. 

Schlauchfilter  bestehen  aus  einer  Anzahl  enger,  zylindrischer  Schläuche 
in  Verbindung  mit  einem  Exhaustor,  der  die  staubbeladene  Luft  durch  die- 
selben entweder  hindurchsaugt  oder  hindurchdrückt,  wobei  der  Staub  an 
dem  Filtertuch  hängen  bleibt,  während  die  gereinigte  Luft  ins  Freie  geblasen 
wird.  Die  Schläuche  sind  zu  je  vieren  oder  achten  in  Abteilungen  eines  schrank- 
artigen Gehäuses  angeordnet,  unten  offen  und  in  dem  Boden  des  Gehäuses 
befestigt,  oben  durch  Holzdeckel  abgeschlossen,  die  mit  einem  Schaltwerk 
in  Verbindung  stehen.  Die  Reinigung  der  Schläuche  erfolgt  absatzweise  durch 
das  selbsttätig  vom  Schaltwerk  bewirkte,  mehrmals  hintereinander  erfolgende 
Schlaff  werden  und  Straff  ziehen  der  Filterschläuche.  Bei  Saugschlauch- 
filtem  wird  außerdem  noch  in  den  gleichen  Perioden  ein  reiner  Außenluft- 
strom  eingeleitet,  der  seinen  Weg  von  außen  nach  innen  nehmen  muß  und  auf 
diese  Weise  zur  Abreinigung  beiträgt. 

Während  Saugschlauchfilter  stets  in  einem  Gehäuse  eingeschlossen  sein 
müssen,  ist  dies  bei  Druckschlauchfiltem  zwar  nicht  unbedingt  erforderlich, 
wohl  aber  der  offenen  Ausführungsweise  —  wegen  der  größeren  Feuersicher- 


170  V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 

heit  und  der  gefälligeren  äußeren  Form  der  ersteren  —  vorzuziehen.  Bei 
offenen  Druckschlauchfiltern  sind  die  Schläuche  fest  zwischen  die  Böden 
eines  oberen  Luftzuführungskastens  und  eines  unteren  Staubsammelkastens 
eingespannt.  Die  Abreinigungs Vorrichtung  besteht  aus  einem  Rahmen  mit 
einem  grobmaschigen  Drahtnetz.  Durch  jede  solche  viereckige  Masche,  die 
kleiner  ist  als  der  Schlauchdurchmesser,  ist  ein  Schlauch  hindurchgezogen. 
Beim  selbsttätigen  Auf-  und  Niedergehen  dieses  Rahmens  werden  die  Schläuche 
eingeschnürt,  wodurch  sich  der  an  den  Innen  Wandungen  haftende  Staub 
loslöst  und  unter  der  Wirkung  des  abwärts  gerichteten  Luftstromes  in  den 
unteren  Sammelkasten  fällt,  aus  dem  er  mittels  eines  Scharrwerkes  oder  einer 
Schnecke  beständig  entfernt  wird.  —  Die  gereinigte  Luft  tritt  bei  diesen 
Filtern  durch  die  Schlauchporen  in  den  Auf  Stellungsraum.  Sie  sind  daher 
vorteilhaft  nur  für  solche  Anlagen  zu  verwenden,  wo  die  Luft  leichte,  aber 
größere  Teile  mitführt,  die  nicht  durch  die  Schlauchporen  hindurchgeblasen 
werden  können. 

Die  Fig.  162  bis  165  zeigen  einen  Saugschlauchfilter,  Bauart  W.  F. 
L.  Beth,  Lübeck,  in  schematischer  Darstellung.  Die  Staubluft  nimmt  ihren 
Weg  durch  den  Kasten  a  in  den  unteren  in  Abteilungen  /  geteilten  Kanal  b, 
von  wo  aus  sie,  wie  mit  Pfeil  angedeutet,  von  unten  in  das  Innere  der 
Schläuche  c  tritt.  Der  Staub  wird  an  den  inneren  Wandungen  der  Schläuche 
zurückgehalten,  während  die  Luft  gereinigt  in  das  Filtergehäuse  d  ent- 
weicht und  von  da  aus  ihren  Weg  durch  den  Saugstutzen  e  nach  dem 
Exhaustor  nimmt,  der  sie  ins  Freie  oder  nach  einem  anderen  Verwendungs- 
orte befördert. 

Um  das  Zusetzen  der  Schläuche  zu  vermeiden,  werden  die  einzelnen 
Schlauchabteilungen  g  durch  den  auf  dem  Filter  angebrachten  Mechanismus 
von  der  Saugewirkung  des  Exhaustors  zwecks  Reinigung  abgeschaltet.  Dieses 
geschieht  durch  einen  Hebel  h,  der  durch  Gestänge  i  die  Klappe  k  (Fig.  162) 
in  die  Lage  L  (Fig.  163)  bringt.  Der  Hebel  m  ist  mit  dem  Hebel  h  beweglich 
verbunden,  so  daß  er,  wenn  letzterer  in  der  Pfeilrichtung  nach  vom  gezogen 
wird,  denselben  Weg  macht  und  so  in  den  Bereich  des  Abklopfdaumens  7i 
kommt  (Fig.  164),  infolgedessen  das  betreffende  Schlauchsystem  mittels  des 
Hebels  m  angehoben  und  fallen  gelassen  wird.  Beim  Zurückfallen  in  die  Ur- 
sprungstellung geraten  die  Schläuche  durch  das  Aufschlagen  des  Gehänges 
in  kurze  schütternde  Bewegungen.  Das  Anheben  und  Fallenlasssen  geschieht 
je  nach  Erfordernis  7  bis  14  mal  hintereinander.  Es  sei  hier  aber  besonders 
bemerkt,  daß  die  Schläuche  nur  glatt  und  nicht  straff  gezogen  werden, 
was  für  ihre  Lebensdauer  von  ganz  besonderer  Bedeutung  ist. 

Durch  die  Erschütterungen  fällt  der  an  den  inneren  Schlauchwandungen 
hängende  Staub  in  der  Pfeilrichtung  (Fig.  163)  in  den  unteren  Teil  des 
Filters,  wo  er  unmittelbar  abgesackt  oder  durch  eine  Schnecke  weiterbeför- 
dert wird. 

Der  ungeteilte,  mit  sämtlichen  Abteilungen  /  —  siehe  Fig.  165  —  in  Ver- 
bindung stehende  Kasten  a  verpflanzt  den  in  den  Nachbarabteilungen  herr- 
schenden Unterdrück  auf  die   Abreinigungsabteilung,   so  daß   eine  geringe 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


171 


Menge  Luft  durch  den  Saugstutzen  e  in  das  Filtergehäuse  d  und  durch  die 
Schläuche  von  außen  nach  innen  gesaugt  wird.  Während  des  Burchstreichens 


ZumExhaustor 


Fig.  162. 


Fig.  163. 


Fig.  164. 


des  Luftstromes  durch  das  Stoffgewebe  reißt  er  die  durch  das  Erschüttern 
gelockert  im  Grcwebe  sitzenden  Staubteilchen  mit  sich  fort  und  läßt  sie  in  den 
Kanal  &  fallen. 

Nach  der  Abreinigungsperiode  schaltet  der  Me- 
chanismus die  im  Saugstutzen  befindUche  Klappe  L 
(Fig.  163)  wieder  in  die  Ursprungstellung  (Fig.  162) 
zurück. 

Durch  die  Fig.  166  bis  169  ist  die  Einrichtung 
und  Wirkungsweise  eines  Bethschen  geschlos- 
senen Druckschlauchfilters  veranschaulicht. 
Der  Kanal  a  steht  mit  den  einzelnen  Filterabteilungen 
durch  Kanäle  h  (siehe  besonders  Fig.  169)  in  Ver- 
bindung.   Die  von  dem  Exhaustor  in  den  Kanal  a 

gedrückte  Staubluft  nimmt  ihren  Weg  durch  h  von  unten  in  das  Innere  der 
Schläuche  c  und  entweicht  durch  deren  Poren,  den  Staub  an  den  Schlauch- 
wandungen zurücklassend,  in  das  Gehäuse  d.  Öffnungen  e  in  der  Seiten  Wan- 
dung und  im  Deckel  des  Gehäuses  gestatten  das  Ausströmen  der  Luft  in  den 
Raum. 


Fig.  165. 


172 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


Wie  bei  dem  Saugschlauchfilter  erfolgt  die  Abreinigung  der  einzelnen 
Schlauchsysteme  auch  hier  selbsttätig.  Durch  das  Vorziehen  des  punktierten 
Gabelhebels  /  in  die  ausgezogene  Stellung  wird  auch  der  mit  ihm  verbundene 
Winkelhebel  g  in  die  Lage  h  gebracht  und  steuert  die  Winkelklappe  *  mittels 
des  Winkels  k  und  Gestänges  l  in  die  Lage  m,  schließt  also  die  abzureinigende 
Schlauchabteilung  n  von  dem  Druckkanal  h  ab. 

Das  Abreinigen  der  Schläuche  geschieht  durch  Anheben  und  Fallen- 
lassen,   wie   beim    Saugschlauchfilter.     Nach   dem    Abreinigen   schaltet   der 


Flg.  166. 


Fig.  167. 


Fig.  168. 


Fig.  169. 


Mechanismus  die  Winkelklappe  wieder  selbsttätig  aus  der  Lage  m  in  die  Lage  % 
{p  zeigt  die  Klappe  auf  halbem  Wege  während  der  Umsteuerung).  Während 
des  Umschaltens  fällt  der  Staub,  der  sich  in  der  Periode  der  Abreinigung  auf 
dem  Winkelstück  o  abgelagert  hat,  in  der  Pfeilrichtung  g  in  den  mit  einer 
Schnecke  versehenen  Unterbau  des  Filters.  Der  Schieber  r  dient  dazu,  etwaige 
Ablagerungen  im  Kanal  b  in  den  Schneckentrog  fallen  zu  lassen.  —  Der  Kraft- 
verbrauch des  Filterapparates  an  sich  ist  sehr  gering  —  etwa  Vio  PS  — ;  jener 
des  Exhaustors  richtet  sich  nach  der  erforderlichen  Luftleistung  und  der  zu 
erzeugenden  Luftleere. 

Die  Fig.  170  und  171  veranschaulichen  die  zweckmäßige  Auf  Stellung  eines 
Bethachen  Saugschlauchfilters  in  einer  Zementmühle,  die  aus  einem  Stein- 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


173 


brecher,  einer  Kugel-  und  einer  Rohrmühle,  zwei  Becherwerken  und  den  nötigen 
Zubehörteilen  besteht  und  an  die  sich  unmittelbar  ein  Silospeicher  mit  Pact- 
einrichtung  anschließt. 
Die  Anordnung  ist 
so  getroffen,  daß  durch 
die  ganze  Länge  der 
Mühle,  des  Speicher- 
oberbaues und  des 
Packraumes  je  eine 
Staubsammelschnecke 
mit  erweitertem  Ti'og 
gelegt  ist,  an  die  die 
Saugrohre  der  einzel- 
nen Stauberreger  an- 
schließen. DieSammel- 
schnecken  sind  durch 
Saugrohre  mit  dem  — 
in  der  schematischen 
Skizze  Fig.  162  mit  a 
bezeichneten  —  Kas- 
ten des  Filters  verbun- 
den. Der  Exhaustor 
saugt  den  letzteren 
oben  ab  und  bläst  die 
gereinigte  Luft  über 
das  Dach  hinaus  ins 
JVeie.  Der  im  Filter 
und  in  den  Staubsam- 
melschnecken  gesam- 
melte wertvolle  Staub 
fällt  beständig  in  das 
zweite  Becherwerk  zu- 
rück, das  ihn  auf  die 

Verteilungsschnecke 
oberhalb  der  Silozellen 
schafft.      Die    Anlage 
arbeitet     vollkommen 
selbsttätig. 

ß)  Sternfilter. 

Der  Staubfän- 
ger für  Saugluft, 
Bauart  des  Eisenwerks 
{vorm.  Nagd  db  Kaemp)  Ä.-G.  Hamburg  (Fig.  172  und  173),  besteht^  aus  einem 

1    Naske:  Die  Portland-Zement-Fabrikation,  2.  Aufl.,  S.  261. 


174 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


allseitig  mit  großen  abnehmbaren  Türen  tg  versehenen  in  Holz  oder  Eisen  kon- 
struierten Grehäuse  i,  in  dem  ein  sternförmiger  Filterkorb  a  an  einer  Zwischen- 
wand aufgehängt  ist.  Die  staub- 
//  geschwängerte    Luft    wird    von 

unten  durch  das  Rohr  h  zentral 
eingeführt,  verteilt  sich  radial  in 
die  Zwischenräume  zwischen  den 
Filterzellen  und  wird  durch  die 
Flanellwände  der  letzteren  fil- 
triert. Die  gereinigte  Luft  steigt 
im  Innern  der  Zeilen  auf,  gelangt 
durch  deren  obere  Öffnung  und 
entsprechende  Schlitze  der  er- 
wähnten Zwischenwand  in  den 
oberen  Teil  des  Gehäuses  und  von 
da  in  die  mittels  Riemenscheibe 
Ol  und  Welle  c  angetriebenen 
Exhaustoren  d,  welche  sie  in  der 
durch  Pfeil  angedeuteten  Rich- 
tung ausstoßen.  Der  im  unteren 
Teil  des  Gehäuses  zurückgehaltene 
Staub  lagert  sich  hier  auf  dem 
Boden  ab  oder  er  bleibt  zum  Teil 
an  den  Zell  wänden  hängen. 

Die  Reinigung  der  Filter- 
zellen vom  anhaftenden  Staub 
wird  absatzweise  durch  einen 
Gegenluftstrom  mit  Hilfe  des  im 
Gehäusedeckel  drehbar  aufge- 
hängten durch  das  Gegengewicht 
»1  ausbalancierten  Krümmers  b, 
dessen  untere  Öffnung  genau 
der  Öffnung  einer  Filterzelle  ent- 
spricht, in  der  Weise  bewirkt,  daß 
durch  diesen  oben  offenen  Krüm- 
mer ein  Strom  frischer  reiner  Luft 
ins  Innere  der  Zelle  geleitet  und 
durch  die  Wände  derselben  hin- 
durchgetrieben wird.  Schläge 
eines  am  Krümmer  b  aufgehängten 
Hammers  g  verstärken  die  reinigende  Wirkung  des  Gegenluftstromes, 

Durch  einen  von  der  ExhaustorweUe  aus  (Riemenscheibe  o^o^)  ange- 
triebenen Mechanismus  /  werden  Krümmer  und  Hammer  in  bestimmten  Zeit- 
abschnitten im  Kreise  herum  um  eine  Zellenteilung  weiter  gedreht.  Zur  un- 
ausgesetzten Fortschaffung  des  auf  dem  Boden  des  Gehäuses  sich  ansammeln- 


Fig.  172  u.  173. 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume.  175 

den  Staubes  dient  ein  Scharr  werk  m,  dessen  Zahnkranz  k  auf  Rollen  l  geführt, 
von  der  oberen  Welle  (Riemscheiben  O4  O5)  aus  in  Umdrehung  versetzt 
wird.  Das  Scharrwerk  bringt  den  Staub  nach  der  an  behebiger  Stelle  des 
Bodens  anzusetzenden  Ausfallöffnung  n.  Wird  statt  der  selbsttätigen  Staub- 
austragvorrichtung unter  dem  Staubfänger  ein  Sammelrumpf  mit  Absackrohr 
angebracht,  so  darf  nicht  übersehen  werden,  das  letztere  mit  einem  Absperr- 
schieber oder  mit  einer  selbstschHeßenden  Fingerklappe  zu  versehen,  da 
andernfalls  von  hier  aus  frische  Luft  in  den  Apparat  gelangen  würde. 

Das  Prinzip  des  oben  beschriebenen  Staubfängers  und  seine  andauernd 
gute  Wirkung  beruht  darauf,  daß  die  Exhaustoren  im  oberen  Teil  und  mittel- 
bar auch  im  unteren  Teil  des  Gehäuses  die  Luft  in  solcher  Weise  verdünnen, 
daß  zwischen  diesen  beiden  Räumen  dauernd  ein  wesentlich  (5  bis  20  mal) 
geringerer  Druckunterschied  besteht  als  zwischen  dem  unteren  Raum  und  dem 
unter  atmosphärischer  Pressung  stehenden  Hohlraum  des  Krümmers  &,  bzw. 
der  einen,  gerade  unter  diesem  befindhchen  Zelle.  Entspricht  beispielsweise 
die  Luftverdünnung  im  oberen  Gehäuseteil  einer  Wassersäule  von  39,  im 
unteren  Teil  einer  Wassersäule  von  36  mm  Höhe,  so  wird  das  Filtertuch  mit 
einem  Druckunterschied  von  39  —  36  =  3  mm  verunreinigt,  dagegen  mit 
einem  Druckunterschied  von  36  —  0  =  36  mm  gereinigt ;  es  ist  also  die  rei- 

rügende  Wirkung  des  Gegenluftstromes  -^  =  12  mal  so  kräftig  als  wie  die 

O 

verunreinigende  Wirkung  des  Staubluftstromes. 

Es  hegt  auf  der  Hand,  daß  der  Druckunterschied  zwischen  dem  oberen 
und  unteren  Gehäuseteü,  also  der  Unterschied  der  Pressungen  vor  und 
hinter  dem  Filtertuch,  um  so  höher  steigen  wird,  je  größer  die  von  dem  Staub- 
fänger zu  bewältigende  Menge  Staubluft  genommen  wird.  Die  Filter  sind  nun 
so  konstruiert,  daß  sie  bei  ziemlich  staubarmer  Luft  eine  sehr  große  Luft- 
menge abfiltrieren  können,  die  aber  je  nach  dem  Grade  der  Verunreinigung 
und  der  Art  derselben  beschränkt  werden  muß,  damit  der  Füter  nicht  außer 
Tätigkeit  gerät.  Es  ist  deshalb  besonders  darauf  zu  achten,  daß  bei  der  Auf- 
stellung in  das  Zuführungsrohr  kurz  vor  der  Einmündung  in  den  Staubfänger 
ein  Sperrschieber  oder  eine  Drosselklappe  eingeschaltet  wird.  Mit  diesem  ist 
in  einfachster  Weise  der  erwähnte  Druckunterschied  höchstens  auf  denjenigen 
Wert  einzustellen,  der  in  dem  vorliegenden  Falle  gerade  noch  zulässig  ist.  — 
Um  die  Einstellung  zu  erleichtern,  wird  jeder  solche  Staubfänger  mit  einem 
einfachen  Vakuummeter  ausgestattet,  das  aus  einer  U-förmig  gebogenen, 
mit  Wasser  zu  füllenden  Glasröhre  besteht,  deren  beide  Schenkel  mit  kurzen 
Gummischläuchen  an  den  oberen  und  unteren  Gehäuseteil  des  Filters  an- 
geschlossen sind.  Dieses  Vakuummeter  zeigt  unmittelbar  den  Druckunter- 
schied vor  und  hinter  dem  Fütertuche  an.  — 

Während  bei  dem  vorstehend  beschriebenen  Apparat  die  Staubluft  durch 
die  Zellen  des  Sternfilters  hindurch  gesaugt  wird,  wird  sie  beimPerfektion- 
Staubsammler  der  Prinz  and  Bau  Mfg.  Co.,  Milwaukee,  siehe  Fig.  174  und 
175,  durch  das  Filtertuch  hindurchgedrückt.  Dieser  Staubsammler  ist  also 
ein  Druckfilter.    Er  besteht  aus  einer  Anzahl  sternförmig  um  eine  Trommel 


176 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


177 


angeordneter  Zellen  b,  aus  einem  luftdurchlässigen,  dabei  aber  den  Staub 
zurückhaltenden  Gewebe.  Die  staubbeladene  Luft  tritt  bei  a  ein  und  wird 
durch  eine  geeignete  Vorkehrung  über  die  verschiedenen  Zellen  gleichmäßig 
verteilt.  Die  Trommel  wird  absatzweise  in  Drehung  versetzt,  wobei  jedesmal 
eine  Reihe  Zeilen  über  einen  besonderen  Behälter  c  gelangen,  in  den  der  Staub 
hinunterfällt.  Letzterer  wird  durch  eine  kleine  Schnecke  d  bei  e  nach  außen 
befördert. 

Zur  Reinigung  wird  absatzweise  Außenluft  in  den  erwähnten  Behälter 
bei  /  geleitet,  der  durch  eine  besondere  Rohrleitung  mit  der  Saugleitung  des 
Exhaustors  abstellbar  verbunden  ist.  Ist  die  Verbindung  hergestellt,  so  ent- 
steht im  Behälter  und  der  an  ihn  angeschlossenen  Zellenreihe  ein  Vakuum, 
das  die  Außenluft  nötigt,  in  entgegengesetzter  Richtung  —  also  von  außen 


nach  innen  —  einzuströmen.  Die  Wirkung  dieses  Vorganges  ist  so  kräftig, 
daß  die  Zellenwände  zusammenklappen  und  den  an  den  Innenseiten  haften- 
den Staub  fallen  lassen.  Gleichzeitig  werden  die  in  der  Reinigung  befind- 
lichen Zellen  durch  Gummihämmer  k  erschüttert,  welche  die  die  Zellen  span- 
nenden Federn  zusammendrücken  und  so  eine  Schüttel Wirkung  ausüben. 

Die  Reinigung  der  Zellen  erfolgt  also  bei  diesem  Druck-Staubfilter  ebenso 
auf  zweifache  Weise  wie  bei  dem  oben  beschriebenen  Saug-Sternfilter  und 
dem  Saug-Schlauchfilter,  wogegen  sie  beim  Druck-Schlauchfilter  nur  einfach 
ist.  Aus  diesem  Grunde  eignet  sich  der  letztere  nur  wenig  für  die  Beseitigung 
eines  sehr  feinen,  spezifisch  schweren  Staubes  (Zement,  Phosphat,  Schlacke 
u.  dgl.). 

Fig.  176  zeigt  die  Anwendung  eines  Perfektion-Staubsammlers  in  Ver- 
bindung mit  zwei  Kugelmühlen,  worin  a  die  Rohrleitung  von  den  letzteren 
zum  Exhaustor  e,  b  die  Gegenstrom-Luftleitung,  c  den  Austritt  des  gesammel- 

Kaske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  12 


178 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


ten  Staubes,  d  die  Antriebscheibe   für  den  Staubsammler  p,  h  den  Regel- 
schieber und  k  k  die  Kugelmühlen  bedeutet. 

c)  Ausscheidung  durch  Fliehkraft. 

Ein  mit  großer  Geschwindigkeit  im  Kreise  herumgeführter  Staubluft- 
strom hat  die  Wirkung,  daß  die  schwereren  Staubteilchen  nach  außen  drängen 
und  sich  dort  niederschlagen,  während  die  leichteren  und  leichtesten  Staub- 
teilchen mehr  im  Mittelpunkt  der  kreisenden  Bewegung  verbleiben. 

Der  in  Fig.  177  schematisch  dargestellte  Staubsammler  ,,Cyclon"  ist 
obigem  Gedankengange  gemäß  konstruiert.    Er  besteht  aus  einem  oberen 

weiten  Blechgehäuse,  in  welches  die 
Staubluft  von  einem  Ventilator  F  in 
tangentialer  Richtung  eingeblasen  wird. 
Der  ausgeschiedene  Staub  fällt,  den 
Windungen  einer  Spirale  folgend,  der 
Ausfallöffnung  S  zu,  während  die 
nahezu  gereinigte  Luft  aus  der  grö- 
ßeren Öffnung  L  im  Deckel  entweicht 
und  durch  ein  aufgesetztes  Rohr  R  ins 
Freie  geleitet  wird. 

Die  Staubausscheidung  mittels  des 
,,Cyclon"  ist  natürhch  keine  vollkom- 
mene, da  er  nur  diejenigen  Staubteil- 
chen ausscheidet,  die  eine  genügende 
Masse  besitzen,  um  der  Wirkung  der 
Fliehkraft  noch  zu  erliegen.  Immerhin 
ist  dieser  Apparat  in  solchen  Fällen 
ganz  vorzüglich  verwendbar,  wo  die 
staubgeschwängerte  Luft  gleichzeitig 
warm  und  feucht  ist  und  wo  daher 
Trockenfilter  (falls  nicht  eine  —  schwer 
oder  gar  nicht  zu  erzielende  —  gleich- 
mäßige Erwärmung  des  den  Filterstoff 
umgebenden  Raumes  die  Kondensation  des  Wasserdampfes  hintanhält) 
wegen  Verschmierens  und  Verrottens  der  Filtertücher  versagen.  Auch  dort, 
wo  es  sich  um  die  Ausscheidung  sehr  grober  Beimengungen  wie  z.  B.  der 
Holzspäne  in  Faßfabriken  und  anderen  Holzbearbeitungswerkstätten 
handelt,  ist  der  Fliehkraftausscheider  ein  vortreffhches  und  unersetzbares 
Hilfsmittel. 

Soll  ein  Fliehkraftausscheider  rationell  sein,  so  muß  er  möglichst  große 
Fliehkräfte  erzeugen;  er  muß  mittels  dieser  starken  Fliehkräfte  den  Staub 
einen  möglichst  kurzen  Weg,  also  nur  durch  möglichst  dünne  Luftschichten 
zu  treiben  haben  und  er  muß  endhch  den  ausgeschiedenen  Staub  in  einer  Weise 
und  an  einer  solchen  Stelle  abführen,  daß  einerseits  keine  Wirbelungen  wieder 
etwas  davon  mitnehmen  können  und  andererseits  auch  kein  starker  Zweig- 


FiK.  177. 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


179 


Strom  nötig  ist,  um  den  Staub  hinauszubefördern,  weil  dann  nicht  ein  Staub- 
kuchen sondern  eine  Staubwolke  als  Endresultat  herauskommen  würde  i. 

Diese  Bedingungen  erfüllt  der  ,,Cyclon"  insofern  nicht  ganz,  als  er  der 
Luft  ganz  erhebliche  Widerstände  (bis  zu  100  mm  Wassersäule  und  darüber) 
entgegensetzt  und  dadurch  unnötigen  Kjaftverbrauch  des  Ventilators  ver- 
ursacht. Der  Fliehkraftausscheider,  Bauart  Danneberg  d;  Qvxindi, 
Berlin  (Fig.  178  und  179),  vermeidet  den  erwähnten  Übelstand,  da  er  nach 
folgenden  Gesichtspunkten  konstruiert  ist: 

1.  Die  Luftgeschwindigkeit  ist  vermindert,  wo- 
durch erreicht  wird,  daß  die  Luft  den  Staub 
leichter  fallen  läßt  und  die  Bewegungswider- 
stände verringert  werden; 

2.  die  durch  Verminderung  der  Geschwindigkeit 
verringerte  lebendige  Kraft  wird  in  diesem  Ab- 
scheider in  nutzbaren  Unterdruck  umgesetzt; 

3.  die  FUehkraft Wirkung  wird  durch  zunehmende 
Krümmung  der  Spiral-Mantelführung  c  verstärkt 
und  hierdurch  das  Abscheidungsvermögen  des 
Apparates  erhöht; 

4.  in  den  gewöhnlichen  Abscheidern  kreist  die  Luft 
vielmals  mit  hoher  Geschwindigkeit  zwecklos, 
wobei  die  Luftströme  aufeinanderstoßen  und 
Reibungs-  und  Wirblungsverluste  entstehen; 
diese  Verluste  werden  hier  vermieden,  da  die 
Luft  durch  den  Spiralmantel  c  auf  kürzestem 
Wege  zum  Austritt  d  geführt  und  eine  Ver- 
mischung von  Luftströmen  hintangehalten  wird. 

Zu  den  schematischen  Skizzen,  Fig.  178  und  179, 
sei  noch  bemerkt,  daß  dort  a  den  Stutzen  für  den  Ein- 
tritt der  Staubluft,  h  das  Gehäuse,  c  den  Spiralmantel, 
d  das  Austrittrohr  für  die  gereinigte  Luft  und  e  den 
Staubaustritt  bedeutet. 

Die  Ersparnisse  an  Betriebskraft  und  der  Gewinn  an  Saugwirkung  sind 
bei  Anwendung  dieses  Abscheiders  ganz  beträchthch,  wie  aus  den  Ergeb- 
nissen eines  auf  der  Kaiserhchen  Werft  zu  Wilhelmshaven  anfangs  1905 
durchgeführten  Parallel  Versuches  hervorgeht.  Zum  Vergleich  stand  ein  Ab- 
scheider, Bauart  ,,Cyclon"  mit  einem  solchen  nach  Bauart  Danneberg  db  Quandt. 
Die  Versuchsanordnung  zeigt  Fig.  180;  Fig.  181  ist  das  Kräftediagramm. 

Beim  Betrieb  mit  dem  ,,Cyclon"  wurde  dicht  vor  dem  Exhaustor  ein 
Saugdruck  von  82  mm  Wassersäule  gemessen,  gleich  hinter  dem  Exhaustor 
ein  Widerstand  der  Druckleitung  einschheßhch  Abscheider  von  67  mm  WS. 
Es  betrug  demnach  infolge  des  hohen  Widerstandes  des  Abscheiders  der 
Widerstand  der   kurzen  Druckleitung  fast  ebensoviel  (82%)    wie  der  Saug- 

^  Isaachsen:  über  einige  Wirkungen  von  Zentrifugalkräften  in  Flüssigkeiten  und 
Gasen.    Civilingenieur  4%,  Heft  4.    1896. 

12* 


Fig.  178  u.  179. 


180 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


druck  vor  dem  Exhaustor,  welch  letzterer  für  die  Anlage  als  allein  nutzbringend 
in  Frage  kommt.    Der  Kraftbedarf  betrug  67  Amp.  bei  230  Volt. 

Nach  erfolgtem  Umbau  des  Abscheiders  in  einen  solchen  nach  System 
Danneberg  ds  Quandt  und  nach  Ermäßigung  der  Umdrehungszahl  des  Ex- 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


181 


haustors,  wurde  von  dem  Exhaustor  ein  Saugdruck  von  i.  M.  13  mm  und  hin- 
ter demselben  ein  Widerstand  der  Druckleitung  einschließlich  Abscheider 
von  3  mm  WS  gemessen.  Gleichzeitig  ergab  sich  ein  Sinken  des  Kraftbedarfes 
von  67  Amp.  auf  52  Amp. 

Das  Ergebnis  des  Umbaues  bestand  also  darin,  daß  eine  Krafterspamis 
von  15  Amp.  oder  5  PS  erzielt  wurde  bei  einer  gleichzeitigen  Verstärkung 
der  Saugwirkung  von  82  auf  113  mm  WS.  Es  betrug  daher  die  Krafterspar- 
nis  etwa  25%  und  gleichzeitig  der  Grewinn  an  Saugwirkung  etwa  40%.  Beides 
zusammen  bedeutet  somit  eine  allgemeine  Verbesserung  der  Anlage  um  65%. 

Auch  der  in  Fig.  182  und  183  dargestellte  Staub- 
abscheider, Bauart  Winkdmüller ,  Leipzig,  darf  als 
ein  wesenthcher  Fortschritt  auf  dem  Gebiete  der  Fheh- 
kraftabscheider  angesehen  werden  i.  Die  staubbeladene 
Luft  tritt  bei  ihm  durch  a  in  den  zyHndrischen 
Teil  des  Apparates  und  bewegt  sich  in  der  punktiert 
angedeuteten  Linie  nach  abwärts,  wobei  sie  die  Staub- 
teile abstößt,  die  das  Gehäuse  an  dessen  unterer  Öff- 
nung verlassen.  Wieder  aufsteigend,  streicht  die  Luft 
durch  den  Zylinder  c,  der  mit  schraubenförmig  gestal- 
teten Leisten  d,  d^,  d^,  d^  versehen  und  von  einem 
zweiten  Zylinder  b  mit  schräg  nach  oben  gerichtetem 
Randvorsprung  e  umgeben  ist.  Durch  die  erwähnten 
Leisten,  die  unten  steil  ansteigen  und  oben  flach  aus- 
laufen, wird  oberhalb  des  Zylinders  c  eine  Wirbel- 
bewegung erzeugt.  Die  hierbei  abgestoßenen  Staub- 
teilchen werden  gegen  den  Zylinder  b  und  den  Rand  e 
geschleudert  und  fallen  durch  den  ringförmigen  Raum 
zwischen  b  und  c,  welcher  gleichzeitig  saugend  wirkt, 
nach  unten  in  den  Apparat  zurück. 

Es  erfolgt  also  bei  diesem  Abscheider  eine  zwei- 
malige Reinigung  der  Luft.    Hervorzuheben  ist,  daß 
die  bei  der  zweiten  Reinigung  ausgeschleuderten  Teilchen  durch  einen  be- 
sonderen Hohlraum    (zwischen  b  und  c)  abgeleitet  werden,   wodurch  die 
Gefahr  vermieden  wird,  daß  sie  durch  den  in  c  aufsteigenden  Luftstrom 
wieder  mitgerissen  werden  könnten. 


Fig.  182  u.  183. 


d)  Niederschlagung  mittels  lein  verteilter  Wasserstrahlen  und  nasse 

Filtration. 

Die  Niederschlagung  mittels  fein  verteilter  Wasserstrahlen 
kommt  nur  dann  in  Frage,  wenn  es  gilt,  große  Mengen  eines  feinen  Staubes, 
der  von  einem  feuchten  Luftstrom  getragen  wird,  zu  beseitigen,  wo  also 
einerseits  seine  Feuchtigkeit  die  Anwendung  von  Stoff  filtern,  anderseits  die 
Feinheit  und  Leichtigkeit  des  Staubes  die  Benutzung  von  Fliehkraftabschei- 


Zeitschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.  1910,  S.  139. 


182 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


dern  ausschließt.  Ein  solcher  Fall  findet  sich  z.  B.  bei  der  künstlichen  Trock- 
nung von  Rohstoffen  für  die  Zementfabrikation  vor,  wo  den  Abzugschloten 
der  umlaufenden  Trockentrommeln  erhebliche  Mengen  eines  feinen  Staubes 
gleichzeitig  mit  dem,  aus  dem  Wassergehalt  des  Trockengutes  sich  bildenden 
Schwaden  entweichen.  Hier  ist  diese  Art  der  Staubbeseitigung  um  so  mehr 
am  Platze  als  der,  durch  das  Niederschlagen  gewonnene  Schlamm  im  Be- 
triebe wieder  verwendet  werden  kann  und  bei  sachgemäßer  Anordnung  der 
Entstäubungseinrichtung  keinerlei  Beeinträchtigung  der  Zugverhältnisse  in 
der  Trockenanlage  eintritt. 

Aus  Fig.  184  und  185  ist  die  sehr  einfache  Konstruktion  einer  derartigen 
von  der  A.-O.  Amme,  Giesex^ke  da  Konegen,  Braunschweig,  mehrfach  aus- 
geführten Vorkehrung  zum  Niederschlagen  des  Staubes  der  Rohstofftrocknerei 


Fig.  184 


einer  Zementfabrik  zu  ersehen.  Die  Staubluft  tritt  hier  bei  a  ein,  durch- 
streicht das  zweimal  gekrümmte  Rohr  —  dessen  Abmessungen  sich  nach  der 
zu  bewältigenden  Staubluftmenge  richten  —  und  tritt,  nachdem  sie  eine 
Anzahl  Wasserstreukegel  b  passiert  hat,  in  gereinigtem  Zustande  bei  d  aus. 
Der  in  den  Tümpeln  e  sich  ansammelnde  dünne  Schlamm  wird  nach  den 
Anfeuchteschnecken  für  das  Rohmehl  gepumpt.  —  Die  Menge  des  unter  einer 
Pressung  von  etwa  3  bis  4  Atmosphären  in  die  Rohrleitung  gedrückten  Wassers 
wird  mittels  des  Ventils  c  geregelt. 

Die  nasse  Filtration  wird  selten  für  sich  allein,  sondern  meist  in  Ver- 
bindung mit  einem  Fliehkraftabscheider  angewendet,  der  den  größten  Teil  des 
Staubes  vorweg  sammelt  und  nur  die  feinsten  und  spezifisch  leichtesten  Teil- 
chen des  Staubes  der  Wasserbehandlung  überläßt. 

In  Fig.  186  ist  eine  von  Danneberg  &  Quandt,  Berlin,  ausgeführte  Ent- 
staubungsanlage für  eine  Gußwarenputzerei  dargestellt,  die  mit  Sandstrahl- 
gebläsen arbeitet. 


V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 


183 


Die  Staubluft  tritt  in  den  als  Vorabscheider  wirkenden  Fliehkraftabschei- 
der  C  ein,  der  den  größten  Teil. des  Staubes  auf  trockenem  Wege  abfängt. 
Dieser  wird  an  der 
unteren  Aüstritt- 
mündung  einfach 
abgesackt,  wäh- 
rend die  mit  den 
feinsten  Staub- 
teilchen behaftete 
Luft  in  den  Naß- 
filter N  übergeht ; 
in  letzterem  be- 
findet sich  eine  je 
nach  der  Staubart 
zu  verändernde 
Schicht  eines  mi- 
nerahschen  Filter- 
materials E,  wel- 
che gleichmäßig 
und  ununterbro- 
chen von  Wasser 
berieselt  wird.  Die 
staubhaltige  Luft 
ist  nun  gezwun- 
gen ,  die  Filter- 
schicht      E       zu 

durchstreichen 
und  gibt  dabei 
ihren  Staubgehalt 
an  das  nasse  Fil- 
termaterial ab, 
von  welchem  der 
Staub  aber  unun- 
terbrochen wieder 
abgespült  und  in 

Schlammform 
durch  ein  Abfluß- 
rohr in  die 
Schlammgrube  ge  - 
leitet  wird.  — 

Zum  Schlüsse 
dieses  Abschnittes 

sei  nur  noch  einiges  über  die  Regeln  mitgeteilt,  die  bei  der  Einrichtung 
von   Entstaubungsanlagen   zu   beachten  sind. 

Zunächst  hat  man  danach  zu  trachten,    die  Entstehung   des  Staubes 


184  V.  Die  Entstäubung  der  Arbeitsräume. 

möglichst  einzuschränken  und  die  stauberzeugenden  Maschinen  so  viel  wie 
möglich  einzukleiden,  um  zu  verhüten,  daß  Staub  nach  außen  dringt.  Kann 
man  eine  stauberzeugende  Maschine  so  umhüllen,  daß  gar  kein  Staub  heraus- 
dringt, so  ist  eine  weitere  Entstaubungsanlage  nicht  nötig.  Meistens  wird 
dies  —  wie  bereits  weiter  oben  erwähnt  —  nicht  möglich  sein,  einerseits  sind 
die  Einkleidungen  häufig  nicht  staubdicht  zu  erhalten,  anderseits  müssen 
bei  den  Maschinen  Öffnungen  verbleiben,  welche  nicht  verschlossen  werden 
dürfen,  wie  z.  B.  die  Einschüttöffnungen  von  Steinbrechern,  wenn  das  Gut 
von  Hand  eingeschaufelt  wird. 

Man  sucht  daher,  wie  gleichfalls  schon  gesagt,  in  den  stauberzeugenden 
Maschinen  eine  geringe  Luft  Verdünnung  hervorzubringen  dadurch,  daß  man 
sie  an  das  Saugrohr  eines  Staubfängers  anschließt.  Diese  Luft  Verdünnung 
muß  so  bemessen  sein,  daß  sie  nur  eben  das  Herausdringen  von  Staubluft  aus 
den  Öffnungen  der  Maschine  verhindert. 

Beim  Zerkleinem  und  Mahlen  wird  in  den  Maschinen  gewöhnlich  Wärme 
entwickelt,  so  daß  ein  Streben  der  warmen  staubhaltigen  Luft  nach  oben 
eintritt.  Es  empfiehlt  sich  daher  in  diesen  Fällen  meistens,  diese  natürliche 
Luftbewegung  zu  benützen  und  die  absaugenden  Rohrleitungen  oben  an  die 
Maschinen  anzuschließen. 

Die  Anschlüsse  der  Saugleitungen  an  die  Maschinen  werden  zweckmäßig 
nach  letzteren  zu  trichterförmig  erweitert,  damit  die  abzusaugende  Luft  mit 
geringer  Geschwindigkeit  austritt  und  infolgedessen  möglichst  wenig  Staub 
mitnimmt.  Es  muß  überhaupt  dahin  getrachtet  werden,  mit  der  abzusaugen- 
den Luft  möglichst  wenig  Staub  mitzureißen.  —  Jedes  Rohr,  welches  eine 
Maschine  absaugt,  ist  mit  einem  Schieber  oder  einer  Klappe  zu  versehen,  so 
daß  man  die  Intensität  des  Luftstromes  genau  regeln  kann  und  auch  im- 
stande ist,  die  betreffende  Maschine  ganz  von  der  Aspiration  abzuschließen. 

Bei  der  Führung  der  Saugrohrleitung  ist  zu  beachten,  daß  man  schroffe 
Querschnittsänderungen  vermeidet.  Die  Luftgeschwindigkeit  soll  in  der  Lei- 
tung überall  nahezu  dieselbe  und  so  groß  sein,  daß  der  mitgeführte  Staub 
innerhalb  der  Röhren  nicht  zur  Ablagerung  kommt,  sondern  mitgerissen 
wird.  Wagerechte  Leitungen  sind  ganz  zu  vermeiden;  kann  eine  solche  nicht 
umgangen  werden,  so  ist  sie  mit  einer  Schnecke  zur  Fortschaffung  des  Staubes 
zu  versehen. 

Die  Staubfänger  sind  möglichst  nahe  den  abzusaugenden  Maschinen  und 
möglichst  oberhalb  derselben  aufzustellen.  Die  aus  dem  Staubfänger  aus- 
tretende gereinigte  Luft  kann  man  entweder  unmittelbar  innerhalb  des  Ge- 
bäudes oder  ins  Freie  ausströmen  lassen.  Ersteres  verdient  den  Vorzug  bei 
warmer  Luft,  die  zum  Heizen  des  Arbeitsraumes  benützt  werden  kann, 
letzteres  hat  den  Vorteil,  eine  beständige  Lufterneuerung  zu  bewirken. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  für  die  dauernd  gute  Wirkung  der  Staub - 
Sammelapparate  aller  Systeme  eine  gewissenhafte  Beaufsichtigung  und  In- 
standhaltung derselben  die  unerläßliche  Vorbedingung  bildet. 


VI.  Lagerung  und  Yerpackung. 

Die  Lagerung  mehlartiger  Fertigprodukte  kann  entweder  den  Zweck 
haben,  dem  Fabrikat  durch  das  Ablagern  noch  gewisse  Eigenschaften  zu 
verleihen,  die  es  im  frisch  vermahlenen  Zustande  noch  nicht  oder  in  nicht 
genügendem  Maße  besitzt,  oder  die  fertige  Ware  in  solcher  Menge  aufzu- 
speichern, daß  den  in  manchen  Industrien  periodisch  wechselnden  Ansprüchen 
des  Versandes  unter  allen  Umständen  nachgekommen  werden  kann,  oder  es 
können  endlich  mit  der  Lagerung  beide  Zwecke  gleichzeitig  verfolgt  werden. 
Je  nach  dem  Einfluß,  den  der  eine  oder  der  andere  der  genannten  Faktoren 
(oder  beide  zusammen)  auf  die  Fabrikation  ausübt,  ist  die  Aufnahmefähigkeit 
der  Lagerräume  zu  bemessen,  weshalb  sich  allgemeine  Angaben  über  die  zweck- 
mäßige Größe  eines  Speichers  nicht  machen  lassen  und  diese  Frage  von  Fall 
zu  Fall  entschieden  werden  muß. 

Man  unterscheidet  im  allgemeinen  drei  Ausführungsformen  von  Lager- 
häusern:  a)  Kammerspeicher,  b)  Silospeicher,  c)  Bodenspeicher. 

a)  Kammerspeicher. 

Der  Kammerspeicher  ist  ein  Lagerhaus  von  großer  Grundfläche  bei 
verhältnismäßig  kleiner  Höhe ;  während  man  bei  der  Bemessung  der  ersteren 
gewissermaßen  unbeschränkt  ist  (d.  h.  nur  an  die  Größe  der  überhaupt  ver- 
fügbaren Fläche  gebunden  erscheint),  sollte  man  bei  letzterer  aus  Konstruk- 
tionsrücksichten nicht  über  das  Maß  von  6  m  hinausgehen. 

Wie  schon  durch  die  Bezeichnung  ausgedrückt,  wird  dieses  Lagerhaus 
durch  gemauerte  oder  hölzerne  Zwischenwände  in  eine  Reihe  von  Kammern 
geteilt,  die  man  gewöhnlich  5  bis  10  m  breit  wählt,  bei  einer  Länge  von  10  bis 
25  m.  Hölzerne  Zwischen-  und  Außenwände  bestehen  zweckmäßig  aus  Rund- 
hölzern von  etwa  13  cm  Stärke,  die  dicht  aneinander  gefügt  und  mit  ihren 
unteren  Enden  in  eine  Betonschicht  eingebettet,  an  den  oberen  Enden  durch 
Zangen  zusammengefaßt  werden.  Die  Zwischenwände  sind  untereinander 
noch  in  geeigneter  Weise  durch  eiserne  Anker  zu  verbinden,  die  so  stark  sein 
müssen,  daß  sie  im  Verein  mit  den  erwähnten  Zangenhölzem,  den  Seiten- 
druck des  lagernden  Gutes  mit  Sicherheit  aufzunehmen  vermögen  und  die 
Übertragimg  des  Druckes  auf  die  Umfassungswände  des  Bauwerkes  ver- 
hindern. 

Gemauerte  oder  Beton-Zwischenwände  erhalten  gleichfalls  eine  Veranke- 
rung, welche  mit  Rücksicht  auf  die  im  Vergleich  zur  Holzwand  recht  geringe 
Elastizität  des  Baustoffes  ganz  besonders  sorgfältig  ausgeführt  sein  muß. 


186  VI.  Lagerung  iind  Verpackung. 

An  einer,  unter  Umständen  auch  an  der  anderen  Langseite  des  Kammer- 
speichers, wird  in  einer  Mindestbreite  von  5  m  der  Packraum  angeordnet ;  in 
jeder  Kammer  ist  eine  Einfahröffnung  von  1,2  bis  1,5  m  Breite  bei  2  bis  2,5  m 
Höhe  vorgesehen,  die  beim  Füllen  der  Kammer  nach  und  nach  mit  Brettern 
gedichtet  wird.  Beim  Entleeren  der  Kammer  werden  die  Bretter  in  der  um- 
gekehrten Reihenfolge  entfernt. 

Die  Baukosten  des  Kammerspeichers  sind  verhältnismäßig  niedrig ;  dagegen 
gestaltet  sich  der  Betrieb  insofern  teuer,  als  wohl  das  Füllen,  nicht  aber  das 
Entleeren  der  Kammern  mit  maschinellen  Hilfsmitteln  geschehen  kann,  son- 
dern ausschließlich  durch  Handarbeit  bewirkt  werden  muß.  Diese  Arbeits- 
weise ist  kostspiehg  und  gewöhnlich  mit  starker  Staubbelästigung  der  Ar- 
beiter verbunden,  sie  dürfte  heutzutage  kaum  noch  irgendwo  anzutreffen 
sein.  Dagegen  findet  man  jetzt  häufig  die  Einrichtung,  daß  an  der  einen 
Längsseite  des  Kammerspeichers  eine  Förderschnecke  angeordnet  ist,  die  das 
Gut  einem  Becherwerk  zuführt,  von  dem  es  in  ein  oder  zwei  sogenannte 
,, Packsilos"  entleert  wird.  Letztere  bieten  —  bis  auf  den  kleineren  Fassungs- 
raum  —  alle  Vorteile,  deren  sich  die  Silolagerungsmethode  im  allgemeinen 
erfreut  und  von  denen  weiter  unten  noch  die  Rede  sein  wird.  Allerdings  kann 
auch  bei  dieser  Kombination  das  Entleeren  der  Kammern  nur  von  Hand 
geschehen,  da  ja  das  Gut  der  Förderschnecke  zugeschaufelt  bzw.  zugekarrt 
werden  muß,  doch  gestaltet  sich  hinwiederum  die  Arbeit  des  Verpackens 
bequemer  und  leichter.  —  Es  empfiehlt  sich,  durch  Einschaltung  geeigneter 
Fördermittel  die  Einrichtung  zu  treffen,  daß  die  Packsilos  auch  unmittelbar 
von  der  Mühle  aus  gefüllt  werden  können,  um  bei  starkem  Versand  in  der 
Lage  zu  sein,  das  Füllen  der  Kammern  ganz  zu  umgehen. 

In  Fig.  187  bis  189^  ist  ein  mit  vier  Packsilos  ausgestatteter  Kammer- 
speicher dargestellt.  Er  besteht  aus  vier  Kammern  von  10  m  Breite  und  13  m 
Länge  bei  3,5  seitlicher  und  6  m  mittlerer  Höhe.  Die  hölzernen  Zwischen- 
und  Außenwände  der  Kammern  sind  aus  Rundhölzern  von  13  cm  Stärke 
zusammengesetzt  und  mittels  der  Anker  a  und  4  Paar  Zangenhölzem 
untereinander  fest  verbunden.  Die  Kammern  sind  oben  mit  einer  einfachen 
Bretterlage  abgedeckt  und  in  dieser  Verschalung  mit  Beobachtungsklappen 
versehen.  Die  8  Auskarröffnungen  sind  2  m  hoch  und  1,2  m  breit.  Über 
sämtliche  Kammern  führt  ein  Laufsteg  hinüber,  der  gleichzeitig  die  Füll- 
schnecke Sg  trägt. 

Der  Packraum,  in  dem  die  schon  erwähnten  vier  Packsilos  aufgestellt 
sind,  hat  eine  Breite  von  5,4  m;  er  geht  seithch  in  die  1,5  m  breite  Laderampe 
über,  deren  Höhe  über  Schienen-Oberkante  dem  Normal-Eisenbahnprofil 
entsprechend  gewählt  ist. 

Die  Umfassungswände  des  Gebäudes  sind  massiv,  können  aber  auch  in 
leichtem  Fachwerk  hergestellt  sein,  da  sie  nur  das  gleichfalls  leichte  Dach 
zu  tragen  haben.  Die  Vorder  wand  enthält  9  Ausfahröffnungen,  die  durch 
Schiebetüren  verschließbar  sind. 

1  Der  Querschnitt  —  Fig.  189  —  ist  der  Deutlichkeit  wegen  in  einem  etwas 
größerem  Maßstab  gehalten. 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


187 


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Fig.  187. 


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Fig.  188. 


Fig.  189. 


188 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


Fig.  190. 


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Fig.  191. 


Die  maschinelle  Einrichtung  besteht  aus  der  Schnecke  Äg ,  die  das  Gut 
von  der  Mühlenschnecke  Äj  empfängt  und  an  das  Becherwerk  B^  abgibt,  der 
an  letzteren  anschließenden  Schnecke  S^,  die  das  Gut  mittels  16  Fallrohren 
(mit  Absperrschiebern)  in  die  vier  Kammern  verteilt,  ferner  aus  der  Schnecke 
^4,  in  die  der  Kammerinhalt  mittels  Handkarren  entleert  wird  und  die  das 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


189 


Gut  an  das  Becherwerk  B^  heranschafft,  das  mittels  der  Schnecke  S^  die  vier 
Packsilos  füUt.  Unterhalb  der  letzteren  sind  die  Pack  Vorrichtungen  aufgestellt. 
—  Der  Kraftbedarf  der  beschriebenen  Einrichtung  beträgt  etwa  18  PS,  der 
Fassungsraum  rund  2500  cbm.  — 

Die  Einrichtung  eines  Kammerspeichers,  der  gleichzeitig  mit  mechani- 
schen Hilfsmitteln  gefüllt  und  entleert  wird,  ist  durch  Fig.  190  bis  192  ver- 
anschaulicht. 

Der  Lagerraum  ist  hier  in  10  Kammern  von  je  2,5  m  Breite,  15  m  Länge 
und  6  m  Höhe  geteilt.  Außen-  und  Zwischenwände  sind  aus  hölzernen  starken 
Bohlen  und  Riegeln  zusammengesetzt  und  solide  verankert  (a) ;  sie  bilden  zu- 
sammen einen  Kasten  von  25  m  Länge,  12  m  Breite  und  6  m  Höhe,  der  auf 
einer  Betonplatte  von  0,4  m  Dicke  aufruht. 


Fig.  192. 


Die  maschinelle  Einrichtung  besteht  aus  der  Zubringerschnecke  S^,  der 
Schnecke  ^2 ,  dem  Becherwerk  B^ ,  der  Schnecke  8^ ,  den  drei  Verteilschnecken 
A4  j ,  den  zehn  Entleerungsvorrichtungen  ^i_io  —  über  die  das  Nähere  weiter 
unten  noch  gesagt  werden  wird  — ,  der  Sammelschnecke  Sy,  dem  Becher- 
werk B2  und  der  Schnecke  Sg ,  die  das  Gut  in  die  vier  Packsilos  verteilt,  unter 
denen  die  Sack-  oder  Fässerpack  Vorrichtungen  angeordnet  sind.  —  Der  Kraft- 
verbrauch dieser  Anlage  beträgt  im  normalen  Betriebe  etwa  34  PS,  der  Fas- 
sungsraum etwa  2000  cbm. 

Die  Konstruktionseinzelheiten  der  Vorrichtung  zur  mechanischen  Ent- 
leerung der  Kammern  gehen  aus  Fig.  193  bis  195  hervor.  Sie  besteht  aus  einer 
langgliedrigen  Laschenkette  a,  die,  durch  die  Öffnungen  k  und  k^  der  Silo- 
wände hindurchtretend,  über  zwei  Kettenräder  geführt  und  von  einem  Vor- 
gelege c,  d,  e,  f  in  Bewegung  gesetzt  wird.  Hierbei  schleift  der  untere  Ketten- 
strang in  einem  Kanal  und  schiebt  das  ihn  umgebende  Gut  durch  die  Öff- 
nung k  in  die  Schnecke  * ,  die  es  seiner  weiteren  Bestimmung  zuführt,  während 
sich  der  obere,  rückkehrende  Strang  auf  einer  gehörig  abgestützten  Bohlen- 
unterlage bewegt.  —  Zwecks  Nachspannens  der  mit  der  Zeit  schlapp  wer- 


190 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


denden  Kette  sind  die  Lager  h  der  einen  Kettenrolle  als  Schiebelager  ein- 
gerichtet. Gegen  den  Druck  des  überlagernden  Gutes  wird  die  Einrichtung 
durch  eine  kräftige  schmiedeeiserne  Haube  geschützt.  — 

Eine  sehr  bemerkenswerte  Ausführungsform  eines  Kammerspeichers  mit 
selbsttätiger  Entleerung  nach  Laihhury  &  Spackman^,  die  sich  in  manchen 
Einzelheiten  bereits  der  Silobauweise  nähert,  möge  hier  noch  mit  einigen 
Worten  beschrieben  werden.  Die  Kammern  sind  bei  diesem  Speicher  nicht 
nur  in  der  Quer-,  sondern  auch  in  der  Längsrichtung  durchgeteilt,  so  daß  eine 
Anzahl  Zellen  entsteht,  wovon  je  zwei  Reihen  mittels  einer  Förderschnecke 
gefüllt  werden.  Der  Boden  ist  nicht  eben,  wie  bei  gewöhnlichen  Kammer- 
speichern, sondern  für  die  beiden  zusammengehörigen  Zellenreihen  schräg  nach 


Fig.  193  bis  195. 

unten  zusammengezogen,  so  daß  der  Inhalt  durch  Öffnungen  in  einen  bequem 
begehbaren  Tunnel  entleert  werden  kann,  von  wo  aus  das  Gut  mittels  Schnecke 
und  ein  an  diese  anschließendes  Becherwerk  in  einen  Packsilo  hineinbefördert 
wird.  Die  Schrägen  müssen  selbstverständlich  unter  einem  Neigungswinkel  an- 
gelegt sein,  der  etwas  größer  ist  als  der  Reibungswinkel  des  Gutes  auf  einer 
gemauerten  Unterlage,  so  daß  die  Entleerung  auch  wirklich  selbsttätig  erfolgt 
und  ohne  daß  es  nötig  ist,  den  Inhalt  den  Öffnungen  im  Tunnel  zuzuschaufeln. 

Ein  derartiger  Speicher  ist  von  den  genannten  amerikanischen  In- 
genieuren für  „Alsens  American  Portland  Cement  Works''  in  West  Camp,  N.  Y., 
ausgeführt  für  eine  Aufnahmefähigkeit  von  100  000  Faß  (1600  W.  zu  10  000  k). 

Eine  von  den  vorstehend  beschriebenen  Lagerhäusern  stark  abweichende 
Konstruktion  zeigt  der  Salzspeicher,  Fig.  196  und  197,  Bauart  der  G.  Luther 

^    Lathbury  and  Spackman:  The  rotary  Kiln,  S.  55  u.  57.    Philadelphia  1902. 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


191 


Fig.  196  u.  197 


192  VI.  Lagerung  und  Verpackung. 

A.-G.,  Braunschweig.  An  die  Stelle  der  bei  den  ersteren  durchgeführten  Quer- 
teilung ist  hier  eine  einfache  Teilung  in  der  Längsachse  des  Lagerraumes  ge- 
treten; auch  liegt  das  Gut  nach  der  Mitte  zu  frei,  so  daß  nicht  eigentlich  von 
einer  Einlagerung  in  Kammern,  sondern  von  einer  Aufschüttung  in  Haufen 
gesprochen  werden  muß.  Ganz  besonders  hervorzuheben  ist  aber  die  aus- 
schließliche Verwendung  der  Elektrohängebahn  sowohl  zur  Ein-  als  auch 
zur  Ausspeicherung,  unter  gänzlicher  Vermeidung  der  sonst  üblichen  Förder- 
mittel, wie  Schnecken,  Bänder,  Rinnen  u.  dgl. 

Von  vornherein  sei  jedoch  bemerkt,  daß  diese  Speicherbauart  sich  nur  für 
solche  Stoffe  eignet,  die  in  gemahlenem  Zustande  nur  wenig  oder  gar  nicht 
zur  Verstäubung  neigen.  Für  Zement  z.  B.  ist  sie  nicht  zu  gebrauchen,  wohl 
aber  für  Kalisalze,  deren  hygroskopische  Natur  der  Staubentwicklung  wirk- 
sam entgegentritt. 

Der  Arbeitsvorgang  bei  diesem  Speicher  ist  folgender: 

Beim  Einspeichern  füllen  sich  die  Fördergefäße  bei  einer  der  beiden  Füll- 
vorrichtungen a,  die  durch  die  Mühlenbecherwerke  beschickt  werden,  und 
entleeren  sich  während  der  Fahrt  an  beliebigen  Punkten  der  Strecke  h  oder  c. 
Auf  der  Strecke  d  kehren  sie  wieder  nach  den  Füllvorrichtungen  zurück, 
nehmen  eine  neue  Füllung  auf  und  bringen  sie  auf  dem  beschriebenen  Wege 
in  den  Speicher. 

Bei  der  Ausspeicherung  füllen  sich  die  Fördergefäße  bei  der  fahrbaren 
Füllvorrichtung  e ,  bringen  das  Salz  auf  der  Strecke  /  nach  der  Verladestation, 
wo  sie  sich  während  der  Fahrt  in  einen  der  beiden  Behälter  g  entleeren,  und 
kehren  auf  der  Strecke  h  zur  fahrbaren  Füllvorrichtung  zurück,  um  von 
neuem  gefüllt  zu  werden. 

Die  Füllvorrichtung  e  ist  mit  heb-  und  senkbarer  Förderschale  ausgerüstet, 
die  das  Gut  von  dem  gleichfalls  mit  selbsttätiger  Füllvorrichtung  versehenen 
Kratzer  *  entnimmt.  Der  Kratzer  ist  heb-,  senk-,  schwenk-  und  fahrbar; 
er  hat  die  Aufgabe,  das  Salz,  das  zwecks  Zerkleinerung  der  Klumpen  vorher 
noch  durch  ein  Stachelwalzwerk  gegangen  ist,  nach  der  Füllvorrichtung  e 
zu  schaffen,  die  durch  ein  endloses  Seil  mit  dem  fahrbaren  Kratzer  verbunden 
ist,  so  daß  eine  beiderseitige  Übereinstimmung  in  jeder  Stellung  gesichert 
erscheint. 

Für  den  ganzen  Betrieb  und  eine  Leistungsfähigkeit  von  60  t/St  sind  zum 
Fördern  sowohl  beim  Einspeichern  wie  auch  beim  Ausspeichern  nur  zwei 
Fördergefäße  erforderlich,  zu  deren  Fahrbetrieb  nur  3  PS  nötig  sind. 

Dadurch,  daß  bei  diesem  Speicher  das  Mittelfeld  nicht  zum  Lagern  be- 
nutzt wird,  kann  das  Salz  an  jeder  beliebigen  Stelle  unabhängig  von  der 
Gesamtfüllung  entnommen  werden,  was  bei  Lagerung  von  Salzen  verschie- 
dener Beschaffenheit  (hoch-  oder  normalwertigen)  von  ganz  besonderer  Be- 
deutung ist.  Durch  die  Anordnung  der  beiderseitigen  Mulden  wird  der  um 
das  Mittelfeld  freibleibende  Querschnitt  zum  Teil  wieder  ersetzt. 

Der  ganze  Betrieb  ist  selbsttätig  und  erfordert  zur  Bedienung  des 
Kratzers  einen  Mann.  Die  Lagerfähigkeit  beträgt  500  Wagen  zu  10  t  (5000  t) ; 
sie  kann  durch  Verlängerung  des  Speichers  behebig  vergrößert  werden. 


VI.  Lagerung  und  Verpackung.  193 

b)  Silospeicher. 

Ein  Silospeicher  besteht  aus  einer  Anzahl  Zellen  von  rundem  oder  vier- 
oder  sechseckigem  Querschnitt,  die  in  einer,  zwei  oder  auch  mehr  Reihen  an- 
geordnet sind.  Die  runde  Form  der  Zellen  wird  man  wählen,  wenn  man  Eisen, 
die  vier-  oder  sechseckige,  wenn  man  Holz  oder  Beton  als  Konstruktionsma- 
terial zur  Verfügung  hat.  Mit  dem  Durchmesser  bzw.  der  Seitenlange  geht 
man  für  gewöhnlich  nicht  über  5  m  hinaus,  da  das  vollständige  Entleeren  der 
Zelle  bei  größeren  Abmessungen  schon  Schwierigkeiten  bietet. 

Wie  beim  Kammerspeicher  die  Länge  und  Breite,  so  ist  beim  Silospeicher 
die  Höhe  in  erster  Linie  für  den  Fassungsraum  bestimmend;  die  Anlage  eines 
solchen  Lagerhauses  wird  sich  also  schon  überall  da  empfehlen,  wo  wenig 
Bodenfläche  zur  Bebauung  verfügbar  ist.  Aber  auch  die  Annehmlichkeiten 
und  Betriebserspamisse  einer  rein  maschinellen  Speicherarbeit  dürfen  nicht 
unterschätzt  werden  und  lassen  die  Silolagerung  auch  in  dieser  Beziehung 
der  Kammerlagerung  überlegen  erscheinen.  Dagegen  sind  die  mit  der  ersteren 
verknüpften  höheren  Baukosten  zweifellos  ein  Nachteil,  der  sich  auch  durch 
reichlichere  Bemessung  der  Zellenhöhe  nicht  ausgleichen  läßt,  da  letzterer 
praktisch  ziemhch  enge  Grenzen  gesteckt  sind. 

Entsprechend  der  gewaltigen  Last,  die  eine  gefüllte  Zelle  darstellt,  ist 
auf  die  Konstruktion  und  Ausführung  des  tragenden  Unterbaues  die  größte 
Sorgfalt  zu  verwenden.  Als  Baumaterial  für  diesen  kommen  nur  bester  Ze- 
mentbeton und  eiserne  Träger  in  Frage,  da  Pfeiler  aus  gewöhnhchem  Ziegel- 
mauerwerk unpraktsich  groß  bemessen  werden  müßten.  Die  Umfassungs- 
wände, falls  solche  überhaupt  für  nötig  erachtet  werden,  können  aus  Well- 
blech, Moniermauerwerk  oder  Holzverschalung  bestehen.  Die  Zellen  sind 
oben  mit  einer  staubdichten  Abdeckung  versehen  und  darüber  ist  ein  leicht 
konstruiertes  Dachgeschoß  von  genügender  Geräumigkeit  errichtet.  Der 
Treppenturm  hegt  gewöhnhch  außerhalb  des  eigenthchen  Lagerhauses,  selbst- 
verständüch  aber  im  unmittelbaren  Anschluß  an  dasselbe. 

Zur  Füllung  der  Silozellen  bedient  man  sich,  wie  beim  Kammerspeicher, 
der  Förderschnecken  oder  der  Förderbänder;  erstere  versieht  man  mit  einer 
der  Anzahl  der  Zellen  entsprechenden  Anzahl  von  Auslauf  stutzen  mit  Schiebern 
oder  Klappen,  letztere  erhalten  fahrbare  Ab win-f Vorrichtungen.  Das  Ent- 
leeren der  Silozellen  geschieht  zweckmäßig  vermittels  Förderschnecken  mit 
darüberhegenden  Drehrosten,  die  den  Druck  der  darüber  lagernden  Masse 
aufnehmen,  oder  durch  Doppelschnecken  o.  dgl. 

Die  Baukosten  von  Süospeichem  sind  natürhch  je  nach  den  örtlichen 
Verhältnissen  sehr  verschieden.  Im  aUgemeinen  kann  nur  gesagt  werden, 
daß,  je  höher  man  die  Zellen  bei  demselben  Querschnitt  wählt,  der  Koeffizient 
für  die  Einheit  gelagerter  Ware  kleiner  und  das  ganze  Bauwerk  —  verhältnis- 
mäßig —  bilhger  wird.  Das  ergibt  sich  aus  der  einfachen  Überlegimg,  daß  — 
bei  gleicher  Grundfläche  —  Dach  und  Unterbau  nahezu  eine  Konstante 
bilden,  denn  das  Dach  ist  für  den  niedrigen  Silospeicher  dasselbe  wie  für  den 
hohen,  während  die  Mehrkosten  für  den  stärkeren  Unterbau  (den  die  höheren 

Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  13 


194 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


Zellen  erfordern)  nur  in  ganz  geringem  Maße  wachsen . 
Die  Mehrkosten  des  höheren  Silos  stecken  also  fast 
nur  in  der  Wandung ;  man  baut  den  Silospeicher  da- 
her am  biUigsten,  wenn  man  die  Zellen  so  hoch 
wie  mögUch  macht. 

Ein  sehr  anschauhches  Ausführungsbeispiel 
eines  Silospeichers  findet  sich  in  der  weiter  unten 
folgenden  Beschreibung  der  Portlandzementfabrik 
von  L.  Hatschek  in  Gmunden  (siehe  S.  229),  worauf 
hier  nur  hingewiesen  sei. 

c)  Bodenspeicher. 

Bodenspeicher  sind  Lagerhäuser  mit  5,  6 
oder  mehr  Stockwerken  meist  langgestreckter  Form 
und  i.  M.  3  m  Geschoßhöhe.  Sie  dienen  als  so- 
genannte ,, Rieselspeicher",  bei  denen  der  Inhalt  der 
oberen  Geschosse  durch  verschließbare  Öffnungen 
im  Fußboden  in  Verbindung  mit  Zerstreuapparaten 
auf  die  darunterHegenden  Böden  abgelassen  werden 
und  durch  mechanische  Einrichtungen  wieder  auf 
den  obersten  Boden  befördert  werden  kann,  der 
Lagerung,  Mischung  und  Umarbeitung  von  Körner- 
früchten (Getreide) .  Mehlartige  Erzeugnisse  können 
in  Bodenspeichern  nur  in  verpacktem  Zustande 
gelagert  werden. 

In  Fig.  198  und  199  ist  ein  solcher  Boden- 
speicher für  Sackware  und  Ballen  dargestellt.  Das 
90  m  lange  und  30  m  breite  Gebäude  enthält  5  Ge- 
schosse von  2,5  bis  4,5  m  Höhe.  Die  gepackten 
Säcke  werden  von  zwei  Elevatoren  gehoben  und 
zwei  Bandförderern  übergeben,  die  im  Dachgeschoß 
des  Hauses  untergebracht  sind.  Die  Bänder  tragen 
die  Säcke  in  der  Längsrichtung  des  Speichers  weiter 
und  setzen  sie  mittels  der  fahrbaren  Abwurfvor- 
richtung an  jeder  beliebigen  Stelle  der  Fahrbahn 
ab.  Die  Beförderung  in  die  unteren  Geschosse  ver- 
mitteln eiserne  Rutschen  r,  auf  denen  die  Säcke 
hinabgleiten.  Der  Verkehr  in  den  unteren  Stock- 
werken wird  durch  Handkarren,  besser  aber  noch 
durch  kurze,  fahrbare  Sackbänder  bewerkstelligt. 


Die  Verpackung  des  gemahlenen  Gutes  in 
Säcke  oder  Fässer  erfolgt  nur  selten  noch  von 
Hand,  vielmehr  bedient  man  sich  dazu  jetzt  fast  aus- 
schließlich besonderer  mechanischer  Vorrichtungen. 


VI.  Lagerung  und  Verpackung.  195 

Zum  selbsttätigen  Füllen  und  Abwiegen  der  Säcke  werden  einfache  oder 
doppelte  Sackwagen  verwendet,  die  man  unmittelbar  am  Siloauslauf  be- 
festigt. Vorzuziehen  ist  es  jedoch,  zwischen  Auslauf  und  Wage  eine  kurze 
Förderschnecke  einzuschalten,  da  der  Zulauf  in  diesem  Falle  regelmäßiger 
vor  sich  geht.  In  der  Einlauf  Öffnung  der  einfachen  Sackwage,  Bauart 
der  O.  Luther  A.-O.,  Braunschweig,  sind  zwei  Klappen  angebracht,  von  denen 
sich  die  eine  schUeßt,  sobald  der  Sack  zum  größten  Teil  gefüllt  ist.  Der  Rest 
läuft  durch  die  zweite  Klappe  in  einem  dünnen  Strahl  ein.  Sobald  der  Sack 
das  vorgeschriebene  Gewicht  erreicht  hat,  schließt  sich  auch  die  zweite  Klappe 
und  der  Apparat  stellt  seine  Tätigkeit  ein.  Hierauf  nimmt  der  Arbeiter  den 
gefüllten  Sack  ab,  hängt  einen  leeren  an  den  Sackring  und  setzt  den  Apparat 
durch  den  Einschalter  von  neuem  in  Betrieb. 

Bei  der  doppelten  Sackwage  hängen  die  Säcke  an  den  Stutzen  eines 
gegabelten,  mit  einer  Umstellklappe  versehenen  Rohres.  Das  Umstellen  der 
Klappe,  wodurch  der  Zulauf  zu  dem  gefüllten  Sack  abgestellt  und  das  Gut 
nach  dem  leeren  Sack  hingeleitet  wird,  geschieht  selbsttätig,  die  Wage  arbeitet 
also  ohne  jede  Unterbrechung.  Ein  Hubzähler  gibt  die  Anzahl  der  gewogenen 
Säcke  an.  —  Vielfach  sind  bei  solchen  Wagen  Staubrohre  vorgesehen,  die  an 
die  Saugleitung  eines  Staubfängers  angeschlossen  werden,  so  daß  das  Packen 
selbst  sehr  stark  zur  Verstäubung  neigender  Materialien  ohne  jede  belästigende 
Staubentwicklung  vor  sich  geht. 

Bei  der  Packung  in  Fässern  handelt  es  sich  darum,  eine  möghchst 
dichte  Aneinanderlagerung  der  Teilchen  herbeizuführen,  um  das  Faß,  das 
immerhin  ein  zienüich  kostspieliges  Verpackungsmittel  ist,  so  klein  und  daher 
so  billig  wie  mögHch  zu  machen.  Diese  Vergrößerung  des  Litergewichtes 
kann  entweder  dadurch  erreicht  werden,  daß  man  das  Faß,  während  es  ge- 
füllt wird,  auf  eine  Unterlage  stellt,  die  man  schnelle,  rhythmische  Bewegungen 
vollführen  läßt,  welche  ein  Zusammenrütteln  und  -schütteln  des  Faßinhaltes 
bewirken,  oder  indem  man  das  Gut  durch  eine  schnell  umlaufende  Schnecke 
in  das  Faß  hineinschraubt.  Auf  dem  ersten  Grundsatz  beruhen  die  Faß- 
Rüttelwerke,  auf  dem  zweiten  die  Faß -Packmaschinen. 

Ein  Faß -Rüttelwerk  besteht  aus  einer  viereckigen  oder  runden 
Tischplatte,  auf  der  das  zu  füllende  Faß  lose  aufsteht  und  die  durch  eine  ver- 
senkt hegende  Daumenwelle  rasch  gehoben  und  fallen  gelassen  wird.  Rüttel- 
werke, bei  denen  der  Tisch  zentral  gehoben  und  fallen  gelassen  wird,  sind 
jenen  vorzuziehen,  bei  denen  der  Tisch  auf  der  einen  Seite  in  Scharnieren 
hängt  und  einseitig  gehoben  und  gesenkt  wird.  Noch  besser  ist  es,  den  Tisch 
auf  vier  starke  Spiralfedern  zu  setzen,  deren  Spannung  dem  jeweihgen  Gewicht 
des  Fasses  angepaßt  werden  kann. 

Als  Beispiel  einer  Faß -Packmaschine  sei  hier  die  Bauart  der  Amme, 
Giesecke  &  Konegen  A.-G.,  Braunschweig,  Fig.  200  und  201,  angeführt.  Das 
Faß  steht  auf  einem  leichten  Fahrstuhl,  der  unter  dem  Einflüsse  des  Ge- 
wichtes m  angehoben  wird,  dessen  Zugband  sich  auf  den  Spiralgängen  f  auf- 
und  abwickelt.  Dieses  Gewicht  bestimmt  gleichzeitig  die  Füllung  des  Fasses. 
Bei  Beginn  der  Füllung  ragt  der  Zyhnder  d  in  das  hochgezogene  Faß  hinein. 

13* 


196 


.VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


Je  mehr  nun  bei  Tätigkeit  des  Antriebes  a,  b ,  c  die  Schnecke  g  das  Faß  mit 
dem  von  der  Schnecke  e ,  /  herausgeförderten  Gut  füllt,  um  so  mehr  wird  es 
unter  Heben  des  Gewichtes  m  herabgepreßt.  Nachdem  das  Faß  gefüllt  ist, 
rückt  die  Khnkeneinrichtung  n ,  o  die  Maschine  aus ;  der  Arbeiter  nimmt  das 
volle  Faß  ab,  stellt  ein  leeres  auf  den  Fahrstuhl,  verschiebt  die  Klinke  o  und, 
indem  der  Fahrstuhl  in  die  Höhe  schnellt,  beginnt  die  Packung  von  neuem. 


Fig.  200. 


Fig.  201. 


Die  Maschine,  die  vollkommen  staubfrei  arbeitet,  ist  in  einem  starken 
eisernen  Gerüst  p  montiert,  das  zur  Erzielung  der  nötigen  Standfestigkeit  mit 
der  Deckenkonstruktion  des  Packraumes  solide  verbunden  werden  muß.  — 

Massengüter,  die  in  gemahlenem  Zustande  ohne  jegliche  Verpackung 
versandt  werden,  wie  z.  B.  Kalisalze,  erfordern  eine  möglichst  wenig  zeit- 
raubende Beladung  der  Eisenbahnwagen,  bei  welcher  gleichzeitig  jegliche 
Handarbeit  ausgeschaltet  sein  muß.  Die  in  Fig.  202  dargestellte  Verlade- 
schnecke, Bauart  der  Amme,  Giesecke  &  Konegen  A.-G.,  Braunschweig,  löst 


VI.  Lagerung  und  Verpackung. 


197 


diese  Aufgabe  in  zufriedenstellender  Weise.  Die  Einrichtung  besteht  aus  dem 
drehbaren  Auslaufrohr  a,  an  das  die  Schnecke  h  mit  dem  Ausfall  /anschließt. 
Die  Schnecke  ist  auf  dem  um  die  Säule  e  drehbaren  Ausleger  d ,  zusammen  mit 
dem  Elektromotor  c  aufmontiert,  läßt  sich  also  nach  Bedarf  so  schwenken, 
daß  der  Eisenbahnwagen  —  ohne  verschoben  werden  zu  müssen  —  über  seine 
ganze  Länge  gefüllt  werden  kann. 

Ahnliche  Verladeschnecken  baut  auch  G.  Sauerhrey,  Staßfurt,  und  die 
G.  Luther  A.-G.,  Braunschweig,  letztere  mit  dem  Unterschied,  daß  die  Schnecke 
mit  dem  Motor  nicht  auf  einem  Ausleger  ruht,  sondern  an  dem  hängenden 


Fig.  202. 


Auslaufrohr  befestigt  ist,  mit  diesem  geschwenkt,  aber  auch  in  der  senkrechten 
Ebene  verstellt  werden  kann,  wobei  der  Raum  unterhalb  der  Verladetasche 
frei  bleibt  und  der  Verkehr  auf  den  Rampen  nicht  behindert  wird^.  — 

Die  zur  Verpackung  gemahlener  Produkte  benutzten  Säcke  gestatten 
in  der  Regel  eine  mehrmalige  Verwendimg,  bevor  sie  endgültig  unbrauchbar 
geworden  sind.  Zu  diesem  Behufe  ist  es  jedoch  nötig,  sie  vor  der  Wieder- 
benutzung und  bevor  etwaige  Risse  und  Schäden,  die  sie  auf  dem  Transport 
und  der  Verwendungsstelle  erlitten  haben,  ausgebessert  sind,  einer  gründlichen 
Reinigung  zu  unterziehen.  Die  Intensität  der  letzteren  richtet  sich  nach  der 
Natur  der  Ware:  ist  letztere  hygroskopisch  und  leicht  zusammenklebend, 
so  müssen  die  sich  bildenden  Krusten  durch  heftiges  Klopfen,  nötigenfalls 
auch  durch  Bürsten  entfernt  werden,  haftet  der  trockene  Staub  den  Säcken 

1   ZeJtschr.  d.  Ver.  deutsch.  Ing.  1910,  S.  176. 


198 


VT.  Lagerung  und  Verpackung. 


aber  nur  lose  an,  so  genügt  schon  ein  kräftiges,  länger  anhaltendes  Schütteln, 
um  die  gewünschte  reinigende  Wirkung  hervorzubringen. 

Diese  Reinigung  geht  nun  in  den  allermeisten  Fällen  mit  einer  starken 
und  lästigen  Staubentwicklung  Hand  in  Hand;  es  ist  daher  bei  der  Kon- 
struktion der  Reinigungsvorrichtungen  diesem  Umstände  Rechnung  zu  tragen 


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Fig.  20;5. 


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Fig.  204. 

und  gleichzeitig  auf  die  Wiedergewinnung  des  vielfach  wertvollen  Staubes 
Bedacht  zu  nehmen. 

Die  Fig.  203  und  204  zeigen  die  Sackklopfmaschine  des  Eisenwerks 
{vorm.  Nagel  dk  Kaemp)  Ä.-G.,  Hamburg.  Sie  besteht  aus  einer  rasch  umlaufen- 
den WeUe  a ,  die  über  denjenigen  Teil  ihrer  Länge,  welcher  der  lichten  Weite 
des  staubdichten,  hölzernen  Gehäuses  oder  —  was  dasselbe  ist  —  der  zu- 
lässigen Sackbreite  entspricht,  mit  einer  Anzahl  biegsamer  Schläger  besetzt 


"VT.  Lagerung  und  Verpackung. 


199 


ist.  Diese  Schläger  bearbeiten  nun  den  in  die  vordere  Öffnung  6  des  Grehäuses 
eingeschobenen  und  auf  einer  elastischen  Unterlage  ruhenden  Sack  in  kräftig- 
ster Weise.  Der  hierbei  entstehende  Staub  wird,  zusammen  mit  der  durch  die 
vordere  Öffnung  nachströmenden  Luft,  von  einem  an  der  Maschine  angebrach- 
ten und  von  dieser  aus  in  Tätigkeit  gesetzten  Exhaustor  c  mit  Saugrohr  d 
durch  die  im  Aufsatz  e  befindlichen  Filtertücher  hindurchgesaugt,  wobei  er 
an  diesen  hängen  bleibt,  während  die  gereinigte  Luft  ins  Freie  oder  in  eine 
Staubkammer  geblasen  wird.  Zwecks  Reinigung  des  Filtertuches  wird  dieses 
durch  Ziehen  und  plötzliches  Loslassen  einer  über  die  RoUe  g  laufenden 
Schnm*  /  von  Zeit  zu  Zeit  kräftig  geschüttelt.  Der  im  Unterteil  des  Gehäuses 
sich  sammelnde  Staub  wird  in  passenden  Zeiträumen  entfernt. 


Fig.  205. 


Fig.  206. 


Eine  Sackschüttelmaschine,  Bauart  der  Amme,  Giesecke  ds  Konegen, 
A.-ü.,  Braunschweig  ist  in  Fig.  205  und  206  dargestellt.  Es  ist  dies 
eine  Lattentrommel  c ,  die  mit  ihren  beiden  Achszapfen  h  in  zwei  gußeisernen 
Ständern  e  gelagert  ist  und  durch  ein  Vorgelege,  bestehend  aus  der  Welle  », 
Riemscheiben  a,  a  und  Getriebe  mit  Zahnrad  h  in  langsame  Umdrehung 
versetzt  wird.  Die  zu  reinigenden  Säcke  werden  in  Partien  von  40  bis  100  Stück 
—  je  nach  ihrer  Größe  —  durch  die  Klappe  /  g  eingebracht  und  etwa  10  bis 
20  Minuten  in  der  Trommel  belassen. 

Das  Schüttelwerk  wird  zweckmäßig  in  ein  dichtes,  mit  einer  Tür  von  ge- 
nügender Größe  versehenes  Gehäuse  eingeschlossen,  welches  mit  der  Saug- 
leitung einer  Staubfängeranlage  in  Verbindung  steht. 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 

Die  nachstehenden  Beschreibungen  ausgeführter  Mühlen-  und  voll- 
ständiger Fabrikanlagen  sollen  Gelegenheit  bieten,  die  in  den  vorhergegange- 
nen Abschnitten  im  einzelnen  erläuterten  Zerkleinerungs Vorrichtungen,  Mahl- 
Sicht-  und  Staubsammelapparate,  Lagerungs-  und  Packeinrichtungen  in  ihrem 
Zusammenwirken  zu  verfolgen.  Sie  sollen  aber  gleichzeitig  auch  demjenigen 
als  Anhaltspunkte  dienen,  der  vor  die  Aufgabe  gestellt  ist,  für  einen  neu 
anzulegenden  Betrieb  die  geeigneten  und  praktisch  bewährten  maschinellen 
Hilfsmittel  zu  wählen. 


Fig.  207. 


Fig.  208. 


Selbstverständhch  konnten  aus  der  schier  unendlichen  Mannigfaltigkeit 
der  hier  in  Frage  kommenden  gewerblichen  Betriebe  nur  einige  wenige  heraus- 
gegriffen werden ;  immerhin  dürfte  das  gebotene  Material  vielseitig  genug 
sein,  um  den  eingangs  umschriebenen  Zweck  zu  erfüllen  —  namentlich  dann, 
wenn  die  Beschreibung  nicht  nur  als  solche  hingenommen,  sondern  wenn 
auch  über  die  innere  Begründung  der  angeführten  Maßnahmen  nachgedacht 
wird,  soweit  diese  aus  der  beigegebenen  Erläuterung  nicht  ohne  weiteres  er- 
kennbar sein  sollte.  — 

In  den  Fig.  207  und  208  ist  eine  Phosphatmahlanlage  mit  Kent- 
Mühle  dargestellt.    Es  bedeutet  dort  a  die  Kent-Mühle,  6  den  Steinbrecher, 


tvW?}W\W.V 


202  VIL  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 

c  das  Becherwerk,  d  das  Schrägsieb,  e  die  Feinmehlschnecke,  /  einen  Behälter 
für  vorgebrochenes  Gut,  g  den  Aufgaberost,  h  die  Elektromagnet  walze,  *  die 
Absackstelle,  k  den  Staubsammler,  l  den  Exhaustor,  m  das  Ausblaserohr, 
o  die  Anschlüsse  an  die  Entstaubung  und  'p  die  Staubschnecke. 

Die  Leistungsfähigkeit  dieser  Anlage  beträgt  in  der  Stunde  4  bis  5  t 
afrikanisches  oder  3  bis  3,3  t  Pebble  —  oder  2,5  bis  3  t  Florida  Hard  Rock 
Phosphat,   bei  einem  Kraftaufwand  von  nur  25  PS  (für  die  Mühle  allein). 

Fig.  209  ist  der  Längenschnitt,  Fig.  210  der  Grundriß  einer  kleinen 
Superphosphatfabrik,  Bauart  der  Alpinen  Maschinenfabrik-Gesellschaft, 
Augsburg.  Das  Rohphosphat  wird  aus  dem  —  im  Auf-  und  Grundriß  hnks 
hegenden  —  Lagerraum  angefahren  und  in  den  Aufgabetrichter  a  des  Becher- 
werkes e  geschaufelt,  welches  das  Gemisch  von  gröberen  Brocken  und  Fein- 
mehl (es  kommt  hauptsächlich  Gafsa- Phosphat  zur  Verarbeitung)  auf  den  am 
Becherwerkauslauf  befestigten  schrägen  Rost  b  wirft.  Die  Stücke  unter  10  mm 
Korn  mit  dem  Feinmehl  gehen  dabei  in  den  Windsichter  d,  gröbere  Brocken 
dagegen  über  den  Rost  in  die  Orionmühle  c,  die  ihrerseits  wieder  ihr  Mahlgut 
in  das  Becherwerk  e  gelangen  läßt.  Das  Feinmehl  vom  Windsichter  wird 
durch  die  Schnecke  /  in  den  Trichter  g  geschafft  und  fällt  von  hier  nach  Ziehen 
eines  Schiebers  in  den  Aufschließapparat  h  und  endlich  in  den  Säurekeller  i. 

Aus  diesem  wird  das  aufgeschlossene  Superphosphat  durch  Kippwagen 
oder  Hängebahn  wagen  nach  dem  Trichter  k  des  Becherwerkes  l  geschafft, 
geht  dann  über  das  Schüttelsieb  m,  welches  das  bereits  Feine  ausscheidet, 
während  die  Klumpen  auf  der  Schleudermühle  (Desintegrator)  n  aufgelockert 
werden,  um  dann  endlich  nochmals  vermittels  der  Schnecke  o  und  des  Becher- 
werkes l  auf  das  Schüttelsieb  m  zu  gelangen. 

Fig.  211  ist  der  Aufriß  einer  Mahlanlage  für  Farben  Bauart  der 
Rheinischen  Maschinenfabrik  in  Neuß  a.  Rh.  Farben,  die  im  Handel  ,, un- 
fühlbar" fein  verlangt  werden,  sich  aber  infolge  ihrer  physikalischen  Eigen- 
schaften schwer  oder  gar  nicht  sieben  lassen,  werden  auf  Mahlgängen,  die  so 
angeordnet  sind,  daß  die  Farben  sie  alle  einzeln  nacheinander  passieren  müssen, 
auf  die  gewünschte  Feinheit  gebracht.  Man  schaltet  zu  diesem  Behufe  oft 
vier  und  noch  mehr  Mahlgänge  hintereinander. 

Je  feiner  man  das  Gut  den  Mahlgängen  aufgibt,  desto  besser  ist  natur- 
gemäß das  von  diesen  gelieferte  Erzeugnis.  Zweckmäßigerweise  ist  also  hier 
den  Mahlgängen  d^,  d^,  eine  Mörsermühle  c  vorgeschaltet,  die  selbst  schon 
eine  beträchtliche  Menge  des  AUerfeinsten  erzeugt,  so  daß  die  Gänge  wesent- 
lich entlastet  werden.  —  Im  übrigen  bedeutet  a  das  Vorbrech  walz  werk,  b^ ,  ftg 
zwei  Becherwerke,  e  den  Absackstutzen  und  /  einen  Saug-Schlauchfilter  zur 
Staubloshaltung  des  Mühlenraumes.  —  Bei  30  PS  Kraftverbrauch  leistet  die 
obige  Anlage  i.  M.  1500  k/St. 

Eine  Mahl-  und  Packanlage  für  Erdfarben,  Bauart  der  Rheini- 
schen Maschinenfabrik  in  Neuß  a.  Rh.  ist  im  Aufriß  durch  Fig.  212  veranschau- 
licht. Das  Rohmaterial  wird  in  das  in  Fußbodenhöhe  hegende  Maul  der 
Backenquetsche  a  eingeworfen,  die  es  fein  vorschrotet  und  in  ein  Becherwerk  b 
fallen  läßt,  das  das  Gut  in  eine  Trockentrommel  c  befördert,  an  die  sich  eine 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


203 


204 


VII.  Beschreibung. vollständiger  Anlagen. 


Kühltrommel  anschließt.  Von  hier  aus  gelangt  es  mittels  Schnecke  und 
Becherwerk  d  in  den  Vorratbehälter  über  der  Mörsermühle  e,  die  je  nach  Um- 
ständen entweder  unmittelbar  feinmahlen 
oder  —  wie  abgebildet  —  ihr  Erzeugnis 
mittels  des  Becherwerkes  /  an  ein  Zylinder- 
sieb g  abgeben  kann.  Der  Überschlag  von 
letzterem  geht  zu  nochmaliger  Vermah- 
lung auf  die  Mörsermühle  zurück,  wäh- 
rend das  fertige  Erzeugnis  bei  h  abgesackt 
oder  in  Fässer  gefüllt  wird.  —  Zur  Ent- 
stäubung der  Mühle  ist  wieder  ein  Saug- 
Schlauchfilter  i  vorgesehen  und  für  die 
Trocknerei  ein  Exhaustor  mit  Cyclon  h 
angeordnet.  —  Die  Anlage  leistet  bei  35  PS 
Kraftverbrauch  etwa  2000  k/St. 

Die  Fig.  213  bis  215  zeigen  Aufriß, 
Querschnitt  und  Grundriß  einer  Mahl- 
anlage für  Ammoniaksalz,  Bauart 
der  Alpinen  Maschinenfabrik-Gesellschaft, 


Augsburg.  Das  Ammoniaksalz  wird  durch  den  Trichter  a  dem  Trockner  c 
aufgegeben,  der  für  eine  stündliche  Leistung  von  etwa  1000  k  ausreicht 
und  den  Feuchtigkeitsgehalt  des  Salzes  von  4%  auf  0,3%  herabzumindern 
vermag.    (Da  bei  den  Ammoniaksalzanlagen  das  Gut  häufig  noch  heiß  aus 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


205 


den  Zentrifugen  zur  Trocknung  kommt,  so  würde  in  einem  solchen  Falle 
bei  dem  genannten  Feuchtigkeitsgehalt  auch  eine  etwas  kleinere  Trocken- 
vorrichtung genügen).  Das  getrocknete  Gut  wird  durch  das  Becherwerk  6 
in  den  Trichter  d  des  Brechwerks  e  geschafft  und  von  hier  durch  die  Schnecke  / 
der  Perplex-Mühle  g  zugeführt,  die  es  bei  nur  einmahgem  Durchgang  zu  einem 
gleichmäßig  feinen  Produkt  vermahlt.  Änderungen  des  Feinheitsgrades 
können,  wenn  gewünscht,  leicht  vorgenommen  werden. 


Flg.  216. 


Die  Entstaubung  der  Anlage  besorgt  ein  Exhaustor  in  Verbindung  mit  einem 
zwölfschläuchigen  Filter  h.  Da  aber  die  Erhaltungskosten  des  letzteren  wegen 
der  zerstörenden  Wirkung  der  freien  Säure  auf  das  Gewebe  etwas  hoch  sind, 
werden  die  neueren  Anlagen  dieser  Art  mit  Cyclon  und  Staubkammer  ausgeführt. 

Soll  das  Ammoniaksalz  nicht  nachgedarrt  werden,  so  wird  es  unmittel- 
bar dem  Becherwerk  h  aufgegeben.  In  diesem  Falle  leistet  die  Mühle  2  bis 
300  k/St.,  bei  einem  Feuchtigkeitsgehalt  des  Gutes  von  4  bis  5%.  Der  Kraft- 
bedarf beträgt  20  bis  23  PS. 

Fig  216  ist  der  Aufriß  einer  Mahl-  und  Mischanlage  für  Bisulfat, 
Bauart  der  Rheinischen  Maschinenfabrik,  Neuß  a.  Rh.   Das  Bisulfat  wird  in 


206 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Fig.  217, 


Fig.  219, 


großen  Stücken,  so  wie  diese  aus  den  Pfannen  herausgeschlagen  werden,  der 
Backenquetsche  a  karrenweise  aufgegeben.  Die  eigenartige  Form  der  Brech- 
backen dieser  Maschine  verhindert  das  Gleiten  der  schlüpfrigen  Stücke,  diese 
werden  sofort  gepackt  und  in  einem  Durchgange  zu  jeder  gewünschten  Kör- 
nung zermalmt.   Vom  Brecher  aus  wird  das  Gut  mittels  des  Becherwerkes  c 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


207 


Fig.  218. 


in  einen  Behälter  c  ge- 
schafft, neben  dem  sich 
ein  zweiter  Behälter  be- 
findet, der  das  dem 
BisuKat  zuzusetzende 
Material,  z.  B.  Kochsalz, 
enthält.  Zur  Feinmah- 
lung des  letzteren  ist 
ein  Desintegrator  h  vor- 
gesehen, dessen  Erzeug- 
nis von  dem  schrägen 
Becherwerk  d  auf  den 
erwähnten  Behälter  ge- 
hoben wird. 

Die  Pendel  Verschlüsse 
der  beiden  Behälter 
münden  über  dem  auf 
einer  Wage  stehenden 
Kippgefäß  /  aus.  Die 
abgewogenen  Stoffe  wer- 
den in  die  Mischmaschine 
g  entleert,  gemischt  und 
vom  Becherwerk  h  auf 
das  obere  Stockwerk  gehoben,  von  wo  sie  zu  den  Öfen  gefahren  werden. 

Bei  8000  k  stündlicher  Leistung  beziffert  sich  der  Kraftbedarf  dieser 
Anlage  auf  etwa  27  PS. 

Von  einer  Dolomit  -  Aufbereitungsanlage,  ausgeführt  von  der 
Maschinenbau- Anstalt  Humboldt,  in  Kalk  b.  Köln,  ist  Fig.  217  der  Aufriß, 
Fig.  218  der  Querschnitt  imd  Fig.  219  der  Grundriß.  Der  Roh-Dolomit  wird 
mit  Aufzug  o  gehoben,  auf  dem  Steinbrecher  b  vorgebrochen  und  im  Ofen  c 
gebrannt.  Das  gebrannte  Gut  wird  auf  einem  zweiten  Steinbrecher  d  noch- 
mals gebrochen  und  vom  Becherwerk  e  auf  die  Siebtrommel  /  gebracht,  die 
das  Feine  in  den  Behälter  g  fallen  läßt,  während  die  gröberen  Stücke  dem 
Kollergang  h  zur  weiteren  Zerkleinerung  zugeführt  werden.  Das  Kollergangs- 
produkt läuft  gleichfalls  dem  bereits  erwähnten  Becherwerk  e  zu,  das  es  der 
Siebtrommel  /  übergibt. 

Die  Gruppe:  Steinbrecher  d,  Becherwerk  e,  Siebtrommel  /  und  Koller- 
gang h  wird  auch  zur  Schamottemahlung  benützt,  doch  ist,  da  das  Form- 
material und  die  Schamotte  feiner  gemahlen  werden  müssen,  in  diesem  Falle 
eine  feinere  Bespannung  der  Siebtrommel  erforderhch. 

Das  aus  dem  Behälter  g  abgezogene  Gut  wird  der  Knetmaschine  k  auf- 
gegeben, wobei  —  wenn  Dolomit  zu  verarbeiten  ist  —  der  auf  dem  Teer- 
kocher t  vorgewärmte  Teer  zugesetzt  wird,  während  Schamottematerial  einen 
Wasserzusatz  erfordert.  —  Der  Antrieb  erfolgt  von  der  Haupt- Vorgelege- 
welle m  aus.   Bemerkt  sei  noch,  daß  l  den  im  Maschinenhause  n  aufgestellten 


208 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


209 


Ventilator  bedeutet,  an  dessen  Windleitung  der  Brennofen  c  angeschlossen 
ist  und  daß  der  Aufzug  a  gleichzeitig  auch  zum  Heben  des  Brennmaterials 
dient.  —  Die  Leistung  der  beschriebenen  Anlage  ist  1500  k/St.  Dolomitmasse 
bei  einem  Kraft  verbrauch  von  etwa  25  PS. 

Die  Fig.  220  bis  222  veranschaulichen  die  Einrichtung  der  Mahlanlage 
einer  Sprengstoffabrik,  Bauart  der  Alpinen  Maschinenfabrik-Oeadlschaft, 
Augsburg.  Die  Rohmaterialien  bestehen  aus  drei  verschiedenen  Salzen,  die 
in  getrennten  Lagern  aufbewahrt  und  von  da  in  kleinen  Geleiswagen  nach  der 
Mühle  geschafft  werden.  Hier  wird  jedes  der  drei  MateriaHen  für  sich  auf 
Vorbrecher  a  vorzerkleinert,  worauf  zwei  derselben  durch  Becherwerke  6  in 
Trockendarren  c  befördert  werden,  während  das  dritte  Material  ohne  vor- 
herige Trocknung  zur  Vermahlung  gelangt.  Die  Becherwerke  sind  unter  Be- 
rücksichtigung der  aggressiven  Eigenschaften  des  Fördergutes  ausgeführt  und 
besitzen  emailHerte  Becher.  Die  aus  einem  umlaufenden  Schaufelwerk  be- 
stehenden Trockenvorrichtungen  haben  Doppelböden  für  Dampfheizung  und 
beanspruchen  nur  sehr  geringen 
Kraftaufwand . 

Das  getrocknete  Gut  wird  von 
den  Becherwerken  d  auf  die  Per- 
plex-Mühlen  e  gebracht,  die  es  in 
einmahgem  Durchgange  so  fein 
vermählen,  daß  sich  besondere 
Siebvorrichtungen  erübrigen.  Das 
gemahlene  Produkt  wird  abgesackt. 

Alle  drei  MateriaHen  werden 
nun  zunächst  auf  einer  geheizten 
Rostpfanne  vorgemischt  und  pas- 
sieren dann  eine  Mischmaschine  h. 

Nach  dem  Mischen  erfolgt  die  Weiterverarbeitung  in  säurebeständigen,  innen 
emaiUierten,  mit  Rührwerk,  doppeltem  Boden  und  Dampfheizung  versehenen 
Schmelzkesseln  g.  Das  Gemisch  wird  alsdann  in  kleine  eiserne  Schalen  gefüllt 
und  in  2  m  hohen  eisernen,  durch  Dampfschlangen  geheizten  Trockenschränken  » 
getrocknet.  Aus  den  letzteren  wird  es  dem  Becherwerk  k  aufgegeben,  das  es 
in  eine  Schnecke  l  mit  Rechts-  und  Linksgewinde  hebt,  von  wo  es  mittels  der 
beiden  weiteren  Schnecken  m  auf  die  Patronisiermaschinen  n  gelangt.  Diese, 
von  Mädchen  bedienten  Apparate  füllen  den  Sprengstoff  in  Papphülsen, 
alsdann  werden  die  Patronen  durch  die  Öffnungen  o  in  den  Paraffinierungs- 
raum  p  weitergegeben.  — 

Die  Salzmühlenanlage  der  Gewerkschaft  Heiligenroda,  erbaut 
vom  Eisenwerk  {vormals  Nagel  dh  Kaemp)  A.-G.,  Hamburg,  ist  durch  die 
Fig.  223  bis  225  im  Aufriß,  Grundriß  imd  Querschnitt  veranschauUcht. 

Die  Mühle  ist  mit  einem  Mahlwerk  von  70  000  k  stündlicher  Leistung 
ausgerüstet.  Dasselbe  besteht  aus :  1 .  einer  großen,  unmittelbar  unter  der  Hänge- 
bank hegenden  Einlaufschurre  a  mit  Absiebvorrichtung  o  im  Obergeschoß 
des  Gebäudes,  2.  einem  Salzbrecher  6  von  1000  X  400  mm  Maulweite,  eben- 


Fig.  222. 


N  a  8  k  e ,  Zerkleinerungsvorrichtungen. 


14 


210 


Vil.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


I 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen.  211 

falls  im  Obergeschoß,  3.  zwei  Gloriamühlen  Cj,  Cg,  als  Feinmahlapparaten  mit 
Speisevonichtungen  und  mit  gemeinsamem  Einlaufkasten  im  Mittelgeschoß, 
4.  drei  Exzentersieben  d^  bis  d^  im  Erdgeschoß  und  5.  den  erforderhchen 
Transportmitteln. 

In  die  große  Einlaufschurre  a,  welche  etwa  10  000  k  Salz  aufnehmen  kann, 
werden  die  vom  Schacht  kommenden  Seilbahn  wagen  entleert;  sie  hegt  derart 
geneigt,  daß  das  Salz  selbsttätig  nach  unten  rutscht.  Der  obere  Teil  derselben 
ist  durch  eine  Blechverkleidung  staubdicht  abgeschlossen,  während  der  untere 
Teil,  der  über  dem  Einlauf  des  Salzbrechers  mündet,  offen  ist.  Dieser  Teil 
der  Schurre  ist  mit  zwei  Halte  Vorrichtungen  versehen,  um  das  Salz  in  der- 
selben festhalten  zu  können.  Gleichzeitig  gibt  der  offene  Teil  der  Einlauf - 
schurre  Gelegenheit  zum  Ausklauben  von  mitkommenden  Eisenteilen  aus  dem 
Salz,  wodurch  das  Leseband  fortfällt. 

Mit  der  Einlaufschurre  ist  eine  Absiebvorrichtung  o  verbunden,  die  das  Salz 
in  drei  Sortierungen  weitergibt.  Diese  Absiebvorrichtung  besteht  aus  einem  in 
die  Schurre  eingebauten  Rost  von  40  mm  Spaltweite  und  einem  Sieb  von  8  mm 
Spaltweite,  welches  in  einem  Gehäuse  unter  dem  Rost  der  Einlaufschurre  hegt. 

Das  in  die  Einlaufschurre  gebrachte  Salz  rutscht  über  den  Rost  mit 
40  mm  Spaltweite,  wobei  die  über  40  mm  großen  Stücke  in  der  Schurre  nach 
dem  Salzbrecher  geleitet  werden,  der  sie  bricht  und  dann  in  den  Einlauf- 
kasten der  beiden  Gloriamühlen  fallen  läßt,  während  das  Salz  unter  40  mm 
Stückengröße  durch  den  40-mm-Rost  auf  das  darunter  befindhche  Sieb  mit 
8  mm  Spaltweite  fällt.  Dieses  Sieb  steht  ebenfalls  mit  dem  Einlauf  kästen 
der  beiden  Gloriamühlen  derart  in  Verbindung,  daß  auch  alle  Salzstücke  über 
8  mm  bis  zu  40  mm  Größe  nach  dem  mittelsten  Exzentersieb  geführt  werden. 

In  dem  Einlaufkasten  der  Gloriamühlen  läuft  das  vom  Salzbrecher  kom- 
mende Salz  mit  dem  vom  Sieb  unter  der  Einlaufschurre  kommenden  Salz 
ebenfalls  über  Siebe  von  8  mm  Spaltweite,  so  daß  den  Speiseapparaten  der 
Gloriamühlen  von  hier  aus  in  der  Hauptsache  nur  Salz  über  8  mm  Stückgröße 
zugeführt  wird. 

Die  Absiebung  geschieht  deshalb  über  8-mm-Siebe,  um  Sicherheit  zu 
haben,  daß  alles  Feinsalz  aus  dem  geförderten  und  vorgebrochenen  Salz  ent- 
fernt wird,  wodurch  die  als  Feinmahlapparate  dienenden  Gloriamühlen  we- 
sentUch  entlastet  werden.  Zur  Beseitigung  der  durch  die  8-mm-Siebe  mit- 
durchgehenden Salzknorpel  und  etwaiger  Salzknorpel,  die  sich  in  dem  aus 
den  Gloriamühlen  kommenden  Feinsalz  noch  befinden,  dienen  die  drei  Ex- 
zentersiebe dl  bis  dj  im  Erdgeschoß  unter  den  Gloriamühlen,  von  denen  das 
mittelste,  wie  bereits  erwähnt,  das  vor  der  Mahlung  abgesiebte  Salz  auf- 
nimmt, während  die  beiden  anderen  das  Salz  aus  je  einer  Gloriamühle  auf- 
nehmen. Die  abgesiebten  Knorpel  fallen  von  den  Exzentersieben  in  eine 
Sammelschnecke  e  und  werden  durch  ein  Becherwerk  n  den  Gloriamühlen 
zugeführt,  um  hier  gemahlen  zu  werden. 

Das  versandfähige  Salz  bis  zu  4  mm  Korngröße  läuft  von  den  Exzenter- 
sieben ebenfalls  in  eine  Sammelschnecke  /  und  aus  dieser  in  ein  Becherwerk  g 
mit  500  X  250-mm-Bechem,  das  es  auf  13,5  m  Höhe  in  das  Dachgeschoß  hebt 

14* 


212 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


und  in  eine  Verladeschnecke  n  nach  der  Verladestation  auswirft.  Die  Ver- 
ladung des  gemahlenen  Salzes  erfolgt  teilweise  in  Säcken,  teilweise  in  losem 
Zustande  unmittelbar  in  die  Eisenbahnwagen.  —  Für  die  Sackverladung  ist 


neben  der  Mühle  an  der  Bahnseite  ein  Absackraum  von  etwa  90  qm  Grund- 
fläche und  2,85  m  Höhe  geschaffen,  mit  darüberliegendem  Salzspeicher  von 
gleicher  Grundfläche  und  5  m  Höhe. 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


213 


Die  Verladeschnecke  n  geht  quer  über  den  Speicher  für  Sackverladung 
und  über  eine  Brücke  nach  der  zwischen  zwei  Ladegeleisen  hegenden  Verlade- 
station i  für  loses  Salz.  Sie  steht  mit  zwei  in  dem  Speicher  hegenden  Ver- 
teilungsschnecken Zj,  I2  in  Verbindung,  und  in  der  Verladestation  für  loses 
Salz  mündet  sie  in  eine  etwa  50  cbm  fassende  Verladetasche.  —  Die  Ver- 
teilungsschnecken ?j,  I2  für  den  Salzspeicher  über  dem  Absackraum  haben  je 
3  mit  Schiebern  versehene  Auslaufstutzen,  durch  die  das  Salz  in  den  Speicher 
verteilt  wird.   Nach  dem  Absackraum  gehen  aus  dem  Speicher  8  gleichmäßig 


Fig.  227. 


verteilte  Absackrohre,  von  den  beiden  Verteilungsschnecken  je  zwei  und  von 
der  Verladeschnecke  ein  Absackrohr. 

Die  Verladetasche  in  der  Verladestation  hat  unten  2  Trichter  und  mit 
Schiebern  versehene  Auslauf  stutzen,  die  über  der  Mitte  eines  auf  Schienen 
fahrbaren  Verladeapparates  hegen.  Letzterer  ist  von  neuester  Bauart;  er  er- 
hält zu  seinem  Antrieb  einen  eingebauten  Motor  von  10  PS  und  ist  damit  im- 
stande, einen  Wagen  von  10  000  k  Ladung  in  etwa  5  bis  6  Minuten  zu  füllen. 
Zum  Betriebe  des  Mahlwerks  nebst  Verladeschnecke  und  Verteilungsschnecken 
dient  ein  Drehstrom-Motor  von  125  PS. 

In  dem  zur  Sackverladung  dienenden  Teil  der  Mühle  ist  ein  elektrischer 


^^^ 


S^T\!X  !!  ^^  ! 


z 


\       \ 


'm — y/'M — ^ 


ffängeban/r 


III  iii  '/ 

jj^ — m^ — y//M 


Fig.  229. 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


215 


Lastenaufzug  von  1500  k  Nutzlast  eingebaut  mit  je  einem  Zugang  im  Erd- 
geschoß, Absackraum,  Salzmagazin  und  Dachgeschoß.  Die  Hubhöhe  beträgt 
11,4  m  vom  Erdgeschoß  bis  zum  Dachgeschoß,  die  Fahrgeschwindigkeit 
0,34  m/Sekunde.  — 


mf=^' 


Kg.  230. 


Gleichfalls  eine  vollständige,  von  der  A.-G.  O.  Luther,  Braunschweig, 
eingerichtete  Salzmühlenanlage  ist  in  den  Fig.  226  bis  231  abgebildet, 
und  zwar  stellt  Fig.  226  einen  Querschnitt,  Fig.  227  einen  Längsschnitt,  Fig. 
228  die  Ansicht  der  Verladestation,  Fig.  229  den  Grundriß  des  Kreiselwipper- 
bodens,  Fig.  230  den  Grundriß  des  Walzenstuhlbodens  und  der  Verladestation 
und  Fig.  231  den  Grundriß  des  Glockenmühlen-  und  Steinbrecherbodens  dar. 


216 


Vn.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Die  Anlage  besteht  aus  zwei  vollkommen  getrennten  Gruppen,  von  denen 
sich  jede  aus  einem  Steinbrecher  a^  «g»  ^iwei  Glockenmühlen  6^  bis  b^  und  zwei 
Feinmahlmaschinen  (Walzenstühlen)  c^  bis  c^  zusammensetzt.  Die  Leistung 
jeder  Gruppe  beträgt  70  bis  75  t,  die  Gesamtleistung  also  140  bis  150  t/St. 

Die  beladenen  Hunde  werden  über  die  Hängebank  zu  zwei  mechanisch 
angetriebenen  Kreisel  wippern  d^^,  d^  gefahren  und  umgekippt.  Das  Hartsalz 
stürzt  auf  Briart  sehe  Roste  e^,  e^,  die  das  grobe  Gestein  von  dem  kleineren 
Geröll  trennen;  ersteres  fällt  in  den  Brecher,  letzteres  in  die  Glockenmühle. 
Um  diese  und  die  Walzenstühle  zu  entlasten,  ist  doppelte  Zwischensiebung 
(/i'  fz'  9i  ^^^  fl'4)  vorgesehen.    Das  den  Walzenstühlen  entfallende  fertige  Er- 


Fig.  231. 


Zeugnis  wird  von  vier  Becherwerken  h^  bis  A4  gehoben  und  entweder  mittels 
der  Schnecken  «i,  2  und  einiger  Fallrohre  in  den  an  die  Mühle  angrenzenden 
Lager-  und  Packraum  oder  mittels  derselben  Schnecken  in  die  beiden  zwischen 
den  Eisenbahngleisen  angeordneten  Verladetürme  befördert. 

Der  Antrieb  erfolgt  durch  zwei  im-  Kellergeschoß  untergebrachte 
Elektromotoren.  Gleichfalls  elektrisch  angetrieben  werden  die  Exhaustoren 
einer  später  einzubauenden  Entstaubungsanlage  i  (in  Fig.  226  punktiert 
angedeutet). 

Die  Verladestation  besteht  aus  zwei  Verladetaschen  k^,  g,  mit  hängenden, 
den  Verkehr  auf  den  Rampen  nicht  behindernden  Verladeschnecken  l^,  2 
zum  Füllen  bedeckter  Eisenbahnwagen  (s.  a.  S.  196). 

Eine  Fabrik  zur  Herstellung  feuerfester  Waren,  deren  Innenein- 
richtung durch  die  Maschinenbavxmstalt  Humboldt  in  Kalk  bei  Köln  geliefert 


218 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Fig.  236. 


wurde,  ist  in  den 
Fig.  232  bis  235 
dargestellt.  DieGre- 
samteinteilung  geht 
am  besten  aus  dem 
Grundrisse  Fig.  234 
hervor^. 

An  die  beiden 
eng  zusammengehö- 
rigen Abteilungen, 
Quarzitwäsche  und 

Dinasmühle, 
schließt  sich  nach 
links  die  Schamotte- 
ziegelei. Wenn  bei 
diesen  drei  Abtei- 
lungen noch  eine 
gewisse  Zusammen- 
gehörigkeit unter 
sich  vorhanden  ist, 
die  sich  darin  zeigt, 
daß  sie,  wenn  auch 
unter  sich  geson- 
dert, hintereinander 
geschaltet  sind,  so 
hegt  die  vierte  Ab- 
teilung, die  Mörtel- 
mühle ,  die  nichts 
mit  den  rechtseiti- 
gen  Abteilungen  ge- 
mein hat,  durch  den 
Dampfmaschinen- 
raum vollkommen 
getrennt,  auf  der 
äußersten  linken 
Seite. 

Die  Anordnung 
der  Maschinen  läßt 
sich  am  besten  wie- 
dergeben, wenn  man 
dem  Entstehungs- 
gange eines  Ziegels 
folgt.  Da  man  es  hier  mit  zwei  verschiedenen  Ziegelsorten,  nämlich  mit 
Schamotteziegeln  und  Dinasziegeln  zu  tun  hat,  so  sei  zunächst  die  Erzeugung 

•   1    Tonindustrie-Ztg.  1905,  S.  498. 


Flg.  287. 


Vn.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


219 


der  ersteren  vorweggegriffen  und  mit  der  Zerkleinerung  der  beiden  Haupt- 
bestandteile, die  für  einen  Schamotteziegel  erforderlich  sind,  begonnen.  Es 
sind  dies  feuerfester  trockener  Rohton  und  feuerfester  gebrannter  Ton.  Beide 
werden  in  richtig  ausgeprobtem  Mengenverhältnis,  in  diesem  Falle  1:1,  auf 
den  Steinbrecher  i  aufgegeben  und  so  weit  zerkleinert,  daß  das  durch  ein 
Becherwerk  k  aufgenommene  und  zur  Walzenmühle  l  hingebrachte  Gut 
weiter  gemahlen  werden  kann  (s.  Fig.  233).  Die  Walzen  der  Walzenmühle 
haben  einen  Diu-chmesser  von  950  mm  und  eine  Breite  von  300  mm.  Das 
auf  diese  Weise  zerkleinerte  Rohgut  wird  mittels  eines  zweiten  Becherwerkes 
m,  das  vier  Stockwerke  durchläuft,  nach  der  hoch  oben  angeordneten  zylinder- 
förmigen Siebtrommel  n  gebracht, 
die  so  eingerichtet  ist,  daß  jenes  Sieb- 
gut, welches  für  die  Maschen  der  Sieb- 
trommel zu  groß  ist,  wieder  selbst- 
tätig durch  mit  starkem  Blech  aus- 
geschlagene Lutten  nach  der  Walzen- 
mühle zurückgeführt  wird,  während 
jene  Tone  und  Schamottemassen,  die 
die  Trommel  durchlaufen  haben,  ihren 
Weg  weiter  nach  unten  zu  den  über 
dem  Kellergeschoß  stehenden  Ton- 
schneidern p  nehmen.  Gebraucht 
werden  von  diesen  Tonschneidern 
nur  zwei,  der  dritte  dient  zur  Aus- 
hilfe. Die  Verbindung  zwischen  Sieb- 
trommel und  Tonschneider  wird  durch 
einen  der  Größe  der  Siebtrommel  an- 
gepaßten Trichter  o  hergestellt,  an 
den  sich  unten  eine  vertikale  Blech- 
röhre anschließt;  einer  mechanischen 
Fortbewegung  des  Siebgutes  bedarf 
es  also  nicht,  weil  das  Siebgut  infolge 
seines  Eigengewichtes  durch  Fall  die 
nächste  Aufbereitungsmaschine  er- 
reicht. Doch  bevor  das  bisher  immer  noch  trockene  Gut  in  den  Tonschneider 
gelangt,  muß  es  noch  eine  kurz  über  dem  Tonschneider  angebrachte  Aufgebe- 
vorrichtung durchlaufen,  wobei  Wasser  nach  Bedarf  zugeleitet  wird,  um  die 
Masse  zur  Verarbeitung  auf  dem  Tonschneider  geeignet  zu  machen.  Nach 
dem  Durchlaufen  der  beiden  Tonschneider,  die  einen  Durchmesser  von  800  mm 
und  eine  Höhe  von  1500  mm  aufweisen,  ist  letztere  verarbeitungsfähig.  Die 
Verformung  erfolgt  entweder  auf  der  im  Nebenraum  stehenden  Ziegelpresse, 
mit  der  maschinengeformte  Schamotteziegel  hergestellt  werden,  oder  mittels 
Handformerei,  indem  die  Massen  im  Gegensatz  zum  Naßhandstrich  trocken 
verformt  werden.  Wird  noch  besonderer  Wert  auf  Scharfkantigkeit  und 
glattes  Aussehen  der  Ziegel  gelegt,  so  folgt  eine  Nachpressung  nach. 


Fig.  238. 


220 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Dies  die  Herstellung  der  gewöhnlichen  Schamotteziegel.  Ganz  ab- 
weichend davon  ist  die  Herstellung  der  Dinasziegel,  das  Gregenstück  der 
ersteren.  Ihre  Aufbereitungsweise  stimmt  mit  der  ersteren  gleich  zu  An- 
fang nur  insofern  überein,  als  der  Hauptbestandteil  der  Dinasziegel,  der 
Quarzit,  ebenso  wie  bei  jener  Aufbereitung  der  rohe  und  gebrannte  Ton, 
auf  einem  Steinbrecher  a  vorgebrochen  wird.  Der  vorgebrochene  Quarzit 
wird  —  Fig.  235  —  mittels  eines  Becherwerkes  h  der  Waschtrommel  c  zu- 
geführt und  hier  von  erdigen  und  tonigen  Gemengteilen  befreit.  Passend 
aufgestellte  Kipp  wagen  dienen  dazu,  den  Kieselquarz  der  sich  selbsttätig 
entleerenden   Waschtrommel   aufzunehmen.     Die   weitere  Aufbereitung  des 


Fig.  240. 


gewaschenen  Kieselquarzes  erfolgt  auf  drei  MischkoUergängen  g\  zu  diesem 
Zwecke  werden  die  Wagen  mit  Inhalt  mittels  Fahrstuhl  d  nach  dem  höher 
gelegenen  Stockwerk  gebracht,  um  in  die  Trichter  e,  die  über  den  Misch- 
kollergängen angebracht  sind,  entleert  zu  werden.  Ehe  vom  Trichter  aus 
der  Quarz  den  Kollergängen  zugeführt  wird,  fällt  er  erst  noch  in  Meßgefäße  /, 
und  man  erreicht  damit,  daß  immer  gleich  große  Mengen  Quarz  der  Maschine 
zugeführt  werden.  Die  Vermahlung  auf  den  MischkoUergängen,  die  eine 
Masse  aus  feinsten,  mittelfeinen  und  groben  Bestandteilen  ergeben  sollen, 
erfolgt  derart,  daß  das  aufgegebene  Gut  zunächst  eine  Zeitlang  für  sich  auf 
dem  Koller  läuft.  Erst  später,  wenn  der  Quarz  auf  eine  gewisse  Korngröße 
zerkleinert  worden  ist,  erfolgt  der  Zusatz  von  Kalkmilch,  nicht  mehr  wie^2%. 
Die  Kalkmilch  ist  einerseits  das  Bindemittel  für  die  Verformung,  anderer- 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


221 


seits  das  Verkittungsmittel  im  Feuer.  Zur  Erlangung  einer  innigen  Mischung 
der  Kalkmilch  mit  der  Masse  wird  das  KoUern  noch  eine  Zeitlang  fortgesetzt, 
bis  die  entnommene  Probe  wie  das  eigenartige  Aussehen  der  Mischung  zeigt, 
daß  mit  dem  Kollern  aufgehört  werden  kann.  Der  richtige  Versatz  und 
die  passende  Vorbereitung  der  Masse  kann  nur  durch  Selbstbeobachtungen 
und  durch  gesammelte  Erfahrungen  im  Betriebe  gefunden  werden.  Die 
fertige  Mischung  gelangt  nach  der  Formerei,  wo  die  Masse  mittels  einer 
Handpresse  verformt  wird.  Die  Leistung  der  Wäsche  beträgt  in  der  Stunde 
3300  k  Quarzit,  die  der  Kollergänge  je  700  k. 

Die  Ausrüstung  der  Mörtelmühle  besteht  aus  einem  Becherwerk  r  für 
Schamotte,  einem  Becherwerk  t  für  Sand  und  Ton  und  aus  zwei  Kugel- 
mühlen q  und  s,  auf  denen  einmal  der  gewöhnliche  Schamottemörtel  für 


verhältnismäßig  niedrige  Temperaturen,  zum  anderen  der  für  hohe  Hitze- 
grade bestimmte  Feuer-  oder  Kraterzement  hergestellt  wird.  Im  allgemeinen 
kann  man  die  Regel  aufstellen,  daß  der  Mörtel,  je  höhere  Temperaturen  er 
auszuhalten  hat,  um  so  mehr  in  der  Zusammensetzung  den  jeweihg  zu  ver- 
wendenden feuerfesten  Ziegeln  gleichkommen  muß. 

Das  Werk  stellt  außer  Schamotte-  und  Dinasziegeln  Retorten  für  Gas- 
fabriken sowie  Schmelzkessel  für  metallurgische  Zwecke  her.  Als  Brenn- 
öfen dienen  Kammeröfen,  deren  Abgase  zum  Trocknen  der  Ziegel  benutzt 
werden.  Außer  einer  200  pferdigen  Dampfmaschine  v  für  Antrieb  der  Maschinen 
ist  in  Verbindung  mit  einer  Dynamo  eine  Dampfturbine  z  vorhanden,  die 
den  Strom  zur  Beleuchtung  der  Räume  hefert. 

Aus  den  Fig.  236  bis  240  geht  die  Einrichtimg,  Bauart  der  Alpinen 
Maschinenfabrik-Gesellschaft,  Augsburg,  der  Kalkmühle  der  Wickingschen 
Portlandzement-  und  Wasserkalkwerke  in  Lengerich  i.  Westf.  hervor. 


222 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Der  gedämpfte  hydraulische  Kalk  wird  hier  mittels  eiserner  Förder- 
bänder a  (Fig.  236,  238  und  240),  die  aus  gewölbten,  übereinander  greifenden 
Blechbrücken  mit  Seitenborden  bestehen,  in  die  Becherwerke  h  geschafft. 


Fig.  243. 


22800- 
Fig.  244. 


Diese  werfen  das  aus  Feinmehl  und  gröberen  Brocken  bestehende  Gemisch 
auf  schräge,  an  den  Ausläufen  der  Becherwerke  befestigte  Sortierroste  c 
(Fig.  236  und  240),  die  Stücke  von  etwas  unter  15  mm  Größe  unmittelbar 


Fig.  245. 


in  die  Verbund- Windsichter  d  treten  lassen,  während  die  gröberen  Brocken 
in  Silos  fallen  und  von  da  durch  selbsttätige  Aufgabevorrichtungen  in  die 
beiden  Orion-Mühlen  e  befördert  werden.  Das  Feinmehl  aus  den  Wind- 
sichtem  fällt  in  Becherwerke  /  und    wird    mittels    dieser    und    durch    die 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


223 


Schnecken  g  und  h  in  die  Silos  i  geleitet.  Die  Überschläge  kehren  zwecks 
weiterer  Vermahlung  in  die  Orion-Mühlen  zurück. 

Mit  der  einen  Mahlgruppe  sollen  zeitweihg  auch  Zementklinker  ge- 
mahlen werden,  die  das  eiserne  Förderband  o  (Fig.  238)  aus  der  Klinker- 
halle heranbringt.  Femer  ist  Vorkehrung  zur  Vermahlung  einer  anderen 
Khnkerart  getroffen,  die  mittels  Kipp  wagen  in  den  Mühlenraum  gefahren 
und  auf  dem  Steinbrecher  p  vorzerkleinert  wird  (Fig.  240),  um  alsdann  durch 
das  Becherwerk  q  in  zwei  Silos  r  gehoben  zu  werden.  Die  Entnahme  aus  diesen 
geschieht  durch  Entleervorrichtungen  8  mittels  umlaufender  Teller,  welche 
die  KHnker  in  die  Becherwerke  h  fallen  lassen. 

Entstäubt  wird  die  ganze  Anlage  durch  zwei  Sauglüfter  k ,  die  die  Staub- 
luft in  zwe  Abscheider  (Patent 
Winkdmüller)  l  blasen.  Der  in  die- 
sen abgeschiedene  Staub  fällt  durch 
Rohre  in  die  Becherwerke  /  und 
wird  ebenfalls  in  die  Mehlsilos  ge- 
schafft. Zur  größeren  Sicherheit 
tritt  die  Luft  aus  den  Abscheidern 
noch  in  Staubkammem  m,  die 
durch  Bretterwände  in  einzelne  Ab- 
teilungen zerlegt  sind.  Die  Luft 
strömt  nun  durch  mit  jalousieartig 
verstellbaren  Klappen  versehene 
Öffnungen,  die  versetzt  angeordnet 
sind,  in  Zickzackhnien  durch  die 
Kammern  ins  Freie.  Der  in  den 
Kammern  zum  Absetzen  gekom- 
mene Staub  wird  durch  die 
Schnecken  n  in  die  Siloschnecken 
g  befördert. 

In  Fig.  241  und  242  ist  eine 
Anlage  zur  Vermahlung  von 

Drehofenklinkern  dargestellt  (Leistung  40  Faß  =  6800 k/St.).  Sie  besteht 
aus  vier  Maxecon-Mühlen  a,  zwei  Windsichtem  h  und  dem  nötigen 
Zubehör  an  Schnecken  und  Becherwerken;  je  zwei  Mühlen  imd  ein  Wind- 
sichter  bilden  eine  Gruppe  für  sich,  die  unabhängig  von  der  andern  betrieben 
werden  kann.  —  Der  Kraftverbrauch  des  Ganzen  wird  mit  150  PS  ange- 
geben, was  sehr  niedrig  erscheint. 

Gleichfalls  aus  zwei  voneinander  unabhängigen  Gruppen  besteht  die 
Klinkermahlanlage,  Fig.  243  und  244.  Hier  dient  die  Maxecon-Mühle  a 
zum  Vorschroten  für  die  Rohrmühle  6 ;  ihr  Erzeugnis  geht  über  ein  mit  Draht- 
gewebe bespanntes  Schüttelsieb  c ,  das  den  Überschlag  in  die  Maxecon-Mühle 
zurückkehren  läßt,  während  das  Durchfallende  der  Ausmahlung  in  der  Rohr- 
mühle zugeführt  wird.  —  Li  den  Skizzen  bedeutet  noch  d,  d  die  Becherwerke, 
e,  e  die  Elektromotoren,  /,  /  die  FeinmeMschnecken  und  g,  g  die  Vorratbehälter. 


l/^.Wm'f'^^/^^^^:^ 


Fig.  246. 


224 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Die  Anlage  hat  elektrischen  Gruppenantrieb  erhalten;  bei  einer  Stun- 
denleistung von  50  Faß  (8500  k)  wird  der  Kraft  verbrauch  mit  220  PS 
angegeben. 

Eine  Anlage  zur  Vermahlung  von  Zementrohmaterial  ist  durch 
die  Fig.  245  bis  247  wiedergegeben.  Hierin  bedeutet  a  den  250  pferdigen 
Elektromotor,  h  die  Haupt  Vorgelege  welle,  von  der  aus  jede  der  sechs  Bradley- 
Mühlen  c  mittels  Reibungskupplungen  in  oder  außer  Betrieb  gesetzt  werden 
kann,  d  die  Austragschnecken,  e  die  Sammelschnecke,  /  das  Mehlbecher- 
werk, g  den  Rohmehlsilo,  h  das  Empfangsbecherwerk  und  *  den  Band- 
förderer, der  das  getrocknete  und  vorgebrochene  Gut  in  die  Vorratbehälter 
verteilt.  —  Die  Leistung  beträgt  21  000  k/St  mit  18%  Rückstand  auf  dem 
Sieb  von  4900  Maschen  pro  Quadratzentimeter. 


W-^ 


^  £/ef(tromotor 
250PS 


K^^^ 


Flg.  247. 


Eine  Rohmaterial  -  Aufbereitungsanlage  nach  dem  Dick- 
schlammverfahren für  eine  Portland-Zementfabrik,  erbaut  von  O.  Poly- 
sius,  Dessau,  ist  in  Fig.  248  im  Grundriß  dargestellt.  Die  Rohstoffe,  die 
hier  zur  Verarbeitung  gelangen,  sind  harter  Kalkstein  und  Ton.  Ersterer 
wird  in  Naßvorschrotmühlen  gemahlen,  letzterer  in  Schlämmaschinen  auf- 
geschlämmt. Die  gemeinschaftliche  Feinmahlung  geschieht  in  zwei  Stahl- 
kugelrohrmühlen  f^,  f^  mit  Hartgußauspanzerung,  deren  Erzeugnis  einen 
Schlamm  von  etwa  35%  Wassergehalt  und  mit  etwa  10%  Rückstand  auf 
dem  Sieb  von  4900  Maschen  pro  Quadratzentimeter  darstellt.  Dieser  Schlamm 
wird  drei  mit  je  zwei  Rührwerken  ausgestatteten  Behältern  m^  bis  fWg,  deren 
Inhalt  so  bemessen  ist,  daß  der  Schlammvorrat  für  den  Ausgleich  etwaiger 
Unterbrechungen  in  der  Rohstoffzufuhr  oder  von  Störungen  in  der  Roh- 
mühle genügt,  zugeführt  und  mittels  der  Schnecke  s^ ,  der  Kettenschlamm- 
pumpe k  und  zweier  weiterer  Schnecken  «g  und  s^  in  die  Vorratbehälter  v^  v^ 
über  den   Drehöfen   geleitet.     Gleich   den   Sammelbehältern   sind   auch   die 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen.  225 

Vorratbehälter  mit  Rührwerken  versehen,  um  das  Absetzen  des  Schlammes 
zu  verhindern  und  ihn  vor  Eintritt  in  den  Ofen  ständig  durchzumischen. 

Die  Drehöfen  0^,02  sind  solche  mit  erweiterter  Sinterzone,  haben  eine 
Brenntrommellänge  von  43  m  bei  2,1  bzw.  2,5  m  Durchmesser  und  werden 
mit  Kohlenstaub  beheizt,  zu  dessen  Trocknung  und  Mahlung  eine  mit  einer 
besonderen  Feuerung  versehene  Trockentrommel  t,  eine  Vorschrotmühle 
,,Cementor"  c  und  eine  Rohrmühle  r^  vorgesehen  sind.  Die  Trockentrommel 
mündet  in  eine  geräumige  Staubkammer,  auf  die  ein  Blechschomstein  zum 
Abzug  der  Brüden  aufgesetzt  ist.  Diese  Vorkehrung  in  Verbindung  mit 
einer  ausreichend  bemessenen  Filteranlage  bewirkt  ein  vollkommen  staub- 
freies Arbeiten  der  Kohlenstation. 

Der  Kohlenstaub  ^vird  zusammen  mit  der  an  den  glühenden  Klinkern 
vorgewärmten  Verbrennungsluft  mittels  eines  Hochdruckventilators  in  die 
Brenntrommeln  eingeblasen  und  dort  zur  Entzündung  gebracht.  Ein  Zuteil- 
apparat besonderer  Bauart  gibt  den  Heizstoff  gleichmäßig  auf,  während 
dessen  Menge  durch  einen  vom  Brennerstand  aus  zu  bedienenden  XJm- 
drehungsregler  nach  Bedarf  in  weiten  Grenzen  verändert  werden  kann.  Die 
Abgase  der  Öfen  streichen  vor  ihrem  Eintritt  in  den  Schornstein  durch  eine 
Staubkammer,  die  so  groß  ist,  daß  die  —  bei  Dickschlamm  verfahren  ohne- 
hin nicht  sehr  bedeutenden  —  Staubmengen  sich  mit  Sicherheit  absetzen; 
sie  werden  durch  Förderschnecken  gesammelt  und  dem  Rohschlamm  wieder 
beigemengt. 

Zwei  ,,Cementoren"  in  Verbindung  mit  zwei  Rohrmühlen  r^,r2  dienen 
der  Klinker  Vermahlung.  Schnecke  «4  fördert  das  fertige  Zementmehl, 
das  vorher  über  eine  selbsttätige  Wage  gegangen  ist,  unter  dem  An- 
schlußgleise hindurch  nach  dem  in  Eisenbeton  ausgeführten,  aus  sechs 
runden  Kammern  bestehenden,  mit  Abzug-  und  Füllapparaten  ausgerüsteten 
Speicher. 

Hervorzuheben  ist  noch,  daß  eine  aus  Reibungskupplungen  und  Hohl- 
wellen bestehende  Einrichtimg  an  der  Hauptvorgelegewelle  entweder  ein 
gemeinschafthches  oder  ein  gesondertes  Arbeiten  der  beiden  Betriebsdampf- 
maschinen gestattet  und  daß  Roh-  und  Klinkermühle  unmittelbar  von  der 
Haupt  Vorgelege  welle,  dagegen  Mischerei,  Öfen,  Kohlenmühle  und  Speicher 
von  je  einem  Elektromotor  betrieben  werden.  — 

Die  nach  dem  Entwurf  des  Verf.  und  unter  seiner  Beratung  gebaute 
und  von  G.  Polysius,  Dessau,  vollständig  eingerichtete  Portlandzement- 
fabrik von  L.  Hatschek  in  Gmunden  ist  durch  Fig.  249  in  einem  Längs- 
schnitt, durch  Fig.  250  in  einem  Querschnitt  durch  das  Lagerhaus  und 
durch  Fig.  251  im  Grundriß  veranschaulicht. 

Die  Rohstoffe,  die  hier  auf  trockenem  Wege  verarbeitet  werden,  sind 
harter  Kalkstein  und  ein  zäher,  steiniger  Mergel.  Bede  werden  aus  den 
Vorratschuppen  a  und  b  mittels  Bleichert  achev  Elektrohängebahn  wagen  vor 
die  Steinbrecher  c^  bis  c,  gefahren ;  die  Wagen  kippen  ihren  Inhalt  selbst- 
tätig auf  Briart sehe  Roste  aus,  so  daß  die  Brecher  nur  die  groben  Stücke 
zerkleinern,  während  das  kleine  GteröU  zusammen  mit  dem  Erzeugnis  der 

Naske,  Zerkleinerungsvorrichtungen.  15 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


227 


Brecher  von  Becherwerken  in  die  drei 
Trockentrommehi  d^  bis  d<^  gehoben 
und  dort  mittels  der  Abgase  der  Dreh- 
öfen einer  scharfen  Trocknung  unter- 
zogen \vird.  Das  getrocknete  Roh- 
material gelangt  durch  weitere  Becher- 
werke in  Abstehsilos,  unter  denen  die 
Wiegevorrichtung  angebracht  ist,  wo 
das  Zusammen  wiegen  der  beiden  Kom- 
ponenten im  richtigen  Mischungs- 
verhältnis vorgenommen  wird.  Eine 
hinter  die  Wiegestation  eingeschaltete 
Mischtrommel  mischt  das  zusammen- 
gewogene Gut  vor  und  gibt  es  an 
zwei ,  aus  je  einem  Cementor  e^,  2, 
und  einer  Rohrmühle  /^ ,  2  bestehende 
Mahlsysteme  weiter,  die  die  Mischung 
vollenden  und  das  Gut  in  Rohmehl 
von  vorgeschriebener  Feinheit  ver- 
wandeln. 

Das  Rphmehl  wird  mittels 
Becherwerken  und  Schnecken  in  zehn 
Eisenbetonsilos  g^  bis  g^^  befördert, 
die  als  Vorratkammern  und  gleich- 
zeitig auch  der  Nachmischung  dienen, 
falls  Korrekturen  notwendig  sind. 
Von  den  Rohmehlsilos  wird  das  Roh- 
mehl  mittels  Doppelschnecken  abge- 
zogen, abermals  gehoben  und  in  den 
drei  Netzschnecken  h^  bis  A3  mit  etwa 
8%  Wasser  angefeuchtet,  um  die 
Staubent^\'icklung  der  Öfen  zu  ver- 
mindern. 

Die  Öfen  —  i^  bis  i^  —  sind  Dreh- 
öfen mit  erweiterter  Sinterzone,  die 
mit  Kohlenstaub  gefeuert  werden; 
unterhalb  der  Brenntrommeln  sind 
die  Kühltrommeln  k^  bis  ^^3  angeord- 
net, aus  denen  der  nur  noch  mäßig 
heiße  Klinker  auf  die  Schüttelrinnen 
Zj  bis  Zg  fällt,  die  ihn  zu  einem  Becher- 
werk befördern.  Letzteres  hebt  ihn 
auf  die  in  beträchthcher  Höhe  an- 
gebrachte dritte  Schüttelrinne  Z3, 
deren  Boden  mit  einer  Anzahl  Schieber 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen.  229 

ausgerüstet  ist  und  die  den  Klinker  in  der  Klinkerhalle  auf  Haufen  schüttet, 
wo  er  geraume  Zeit  lagern  kann. 

Die  Steinkohle  ward  von  den  Eisenbahnwagen  in  Bunker  m  abgestürzt 
und  mittels  Schüttelrinne  und  Becherwerk  in  einen  eisernen  Silo  gebracht, 
von  wo  aus  sie  entweder  durch  eine  weitere  Schüttelrinne  auf  das  Lager 
oder  durch  ein  Becherwerk  in  die  mit  Planrostfeuerung  versehene  Trocken- 
trommel n  befördert  wird.  Die  getrocknete  Kohle  wird  auf  dem  Cementor  o 
vor-  und  auf  der  Rohrmühle  p  feingemahlen  und  der  feine  Kohlenstaub 
mittels  Hochdruck  Ventilatoren  q  in  die  Drehöfen  eingeblasen,  wo  er  sich 
entzündet  und  die  aus  der  entgegengesetzten  Richtung  kommende  Roh- 
masse, die  bis  dahin  schon  vorgetrocknet  und  entsäuert  ist,  zur  Sinterung 
bringt. 

Eine  im  Keller  der  Klinkerhalle  untergebrachte  Schüttelrinne,  der  der 
Klinker  durch  Schüttrohre  zugeführt  wird,  die  durch  Pendelverschlüsse 
absperrbar  gemacht  sind,  gibt  ihn  an  das  Empfangsbecherwerk  in  der 
Klinkermühle  ab.  Diese  besteht  wieder  —  gleich  der  Rohmühle  —  aus 
zwei  Systemen  von  Cementoren  imd  Rohrmühlen  —  r^  r^  und  s^  s^  — , 
die  die  Klinker  unter  Zusatz  von  2%  Gips  zu  einem  feinen  Pulver  ver- 
mählen. 

Das  fertige  Zementmehl  geht  nunmehr  über  eine  selbsttätige  Wage  zu 
den  beiden  Becherwerken  t^  t^  in  dem  aus  zehn,  in  Holzpackung  konstruierten 
Zellen  bestehenden  Silospeicher.  Die  Becherwerke  heben  das  Zementmehl 
bis  auf  das  Dachgeschoß  und  lassen  es  entweder  in  die,  mit  einer  entsprechen- 
den Zahl  von  Ablaufrohren  und  Schiebern  versehenen  Schnecken  u^  u^  oder 
aber  in  die  Packsilos  w^  bis  w^  fallen,  um  im  ersteren  Falle  die  Silozellen  v^  bis  v^q, 
im  letzteren  Falle  aber  die  erwähnten  Packsilos  zu  füllen.  Zwei  unterhalb 
der  Zellen  hegende  Schnecken  u^  u^  führen  das  aus  den  ersteren  abgezogene 
Gut  den  Becherwerken  t^  t^  wieder  zu.  Sollen  verschiedene  Mahlungen  durch- 
einandergemischt werden,  so  bleiben  die  Packsilos  ausgeschaltet,  und  der 
Zement  nimmt  seinen  Weg  durch  die  oberen  Schnecken  wieder  in  den 
Speicher  —  jedoch  in  eine  jeweils  andere  Zelle  —  zurück.  Soll  gepackt 
werden,  so  werden  die  Packsilos  gefüllt  und  der  Zement  wird  an  den  Aus- 
läufen derselben,  die  in  die  Füllschnecken  der  doppelten  automatischen 
Sack  wagen  x^  bis  a;^  münden,  abgezogen  und  verpackt.  —  Rohmühle, 
Kohlenmühle,  Klinkermühle  und  Silospeicher  sind  mit  Saugschlauchfiltem 
von  erheblicher  Filterfläche  ausgestattet,  die  die  Arbeitsräume  staubfrei 
erhalten.  —  Der  Antrieb  erfolgt  gruppenweise  durch  Drehstrommotoren, 
die  zusammen  etwa  1000  PS  entwickeln.  Die  jährhche  Leistungsfähig- 
keit der  Anlage  beträgt  —  im  Tag-  und  Nachtbetrieb  —  5400  Wagen  zu 
10  000  k.  — 

Eine  Anlage  zur  Herstellung  von  Straßenschotter  und  Bahn- 
bettungsmaterial, ausgeführt  von  der  Maschinenbauanstalt  Humboldt 
in  Kalk  bei  Köln,  ist  in  den  Fig.  252  bis  254  im  Längsschnitt,  Querschnitt 
und  Grundriß  dargestellt. 

Das  auf  einer  Hochbahnbrücke  angefahrene  Rohmaterial  wird  mittels 


230 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


Fig.  252. 


Fig.  254. 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


231 


'S  |KfW^"^^*^ 


des  doppeltrümmigen  Vertikalaufzuges  a  gehoben  und  dem  Kreiselbrecher  b 
aufgegeben.  Dessen  Erzeugnis  gelangt  über  eine  Rutsche  nach  der  auf  Trag- 
rollen laufenden  Klassiertrommel  c,  die  das  Gut  nach  bestimmten  Korn- 
größen sortiert.  Stückgröße  von 
20  bis  45  bzw.  von  45  bis  70  mm 
wird  als  Straßen-  und  Bahnschotter 
in  die  Silos  d  eingelagert.  Der 
geringe  Anteil  der  beim  Zerkleinern 
entfallenden  Sande  in  der  Größe 
von  etwa  0  bis  7  und  7  bis  20  mm 
kommt  nach  den  ersten  zwei  Silo- 
zellen i.  Die  zu  großen  Stücke 
gelangen  vom  Auslauf  der  KJassier- 
trommel  nach  dem  Schotterbecher- 
werk e,  das  den  Überschlag  in  den 
Steinbrecher  /  zur  Nachzerkleine- 
rung austrägt.  Dieses  Becherwerk 
ist  so  gebaut,  daß  seine  Becher 
nicht  schöpfen,  sondern  selbsttätig 
gefüllt  werden.  Von  dem  Nach- 
brecher wird  die  Grussiebtrommel  g 
gespeist.  Die  auf  dieser  Trommel 
sich  ergebenden  Sorten  gelangen 
durch  den  Trichter  und  die  Rut- 
schen h  nach  den  Silos  i,  von  welchen  die  zwei  ersten  Zellen  Korn  von 
0  bis  7  und  7  bis"  20  mm  aufnehmen ,  während  die  beiden  letzten  Zellen 
mit  Schotter  von  20  bis  45  und  45  bis  70  mm  gefüllt  werden.  Durch  die 
Verladeschieber  1c^  bis  k^  erfolgt  die  Verladung  in  die  Wagen  der  Seilbahn  l. 
Die  100  PS  Kraftanlage  besteht  aus  dem  Dampfkessel  o,  Schornstein  p, 
Dampfmaschine  n  und  Kaminkühler  q.  Die  Haupttransmission  ist  mit  m 
und  der  Brunnen  mit  r  bezeichnet.  —  Die  Leistungsfähigkeit  des  Brech- 
und  Sortierwerks  beträgt  30  cbm/St. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  eine  Mahlanlage  für  Drogen,  Veilchen- 
wurzeln, Tabakblätter,  Zimt  u.  dgl.  in  der  Bauart  der  Alpinen 
Maschinenfabrik-Gesellschaft,  Augsburg,  vorgeführt  (Fig.  255  bis  257). 

Das  Material  wird  dem  Einlauftrichter  a  des  Becherwerks  b  aufgegeben 
und  durch  diesen  auf  die  Verteilschnecke  c  über  den  vier  Perplexmühlen  p^  bisp^ 
befördert.  Das  gemahlene  Produkt  gelangt  mittels  Sammelschnecke  g  und 
Becherwerk  d  auf  eine  Zentrifugalsichtmaschine  e,  die  mit  einem  Gewebe 
von  800  Maschen  pro  Quadratzentimeter  bespannt  ist.  Mehl  und  Über- 
schläge werden  unmittelbar  am  Sichter  abgesackt  und  letztere  zwecks  noch- 
mahger  Vermahlung  nach  dem  Einlauftrichter  a  zurückgekarrt. 

Die  Entstaubungsanlage  besteht  aus  einem  Saugschlauchfilter  /  mit 
24  Schläuchen  und  dem  Exhaustor  h.  Die  Verteilschnecke  c  ist  mit  einem 
erhöhten  Trog  versehen,  in  den  die  Absaugrohre  der  Perplexmühlen  und 


Flg.  25.3. 


232 


VII.  Beschreibung  vollständiger  Anlagen. 


des  Becherwerkes  h  einmünden, 
so  daß  sich  ein  besonderer  Staub- 
sammelkanal  erübrigt.  Der  im 
Filter  gesammelte  Staub  wird  dem 
Becherwerk  d  beständig  zuge- 
schneckt.  —  Die  tägliche  Leistung 
der  Anlage  beträgt  1500  bis  2000  k, 
der  Kraftverbrauch  etwa  40  bis 
45  PS. 


I 


Sachregister. 


Anlage     zur    Herstellung     von     Straßen- 
schotter 229. 

Vermahlung  von  Drehofenklinkem 

223. 
Zementrohmaterial    (Dick- 
schlamm) 224. 
Aufbereitungsanlage  für  Dolomit  207. 
Ausscheidung  durch  Fliehkraft  178. 

Backenquetsche  12. 

—  Amme,  Giesecke  &  Konegen  17. 

—  Rheinische  Maschinenfabrik  19. 

—  Skodawerke  13. 

—  Sturtevant  Mill  Company  17. 
Bandagieren  von  Walzen  36. 
Bewegliche  Roste  150. 
Bisulfat  (s.  Mahlanlagen). 
Bodenspeicher  194. 
Briartscher  Rost  150. 
Brechschnecke  45. 

Califomische  Pochwerke  74. 
Cementor  124. 
Clarke-Wa}a\ß  143. 
Cyclon  178. 

Dampfpochwerk  76. 
Dana  -  Rohrmühle  136. 
Desintegrator  56. 
Dismembrator,  einfacher  57. 

—  doppelter  59. 
Dissipator  63. 
Dodge  -  Brecher  18. 
Dolomit  (s.  Aufbereitung). 
Dreiwalzenmühle  98. 
Druckschlauchfilter  171. 
Durania  -  Mühle  63. 

Elektro-Hängebahn  192. 
Entleerungsvorrichtung   für   Kammerspei- 
cher 189. 
Entetäubung  der  Arbeitsräume  168. 
Etagen-Kollergang  53. 


Fabrik  zur  Herstellung  feuerfester  Waren 

216. 
Farben  (s.  Mahlanlagen). 
Faß-Packmaschine  195. 

—  -Rüttelwerk  195. 
Fasta-Siebe  124. 
Filtration,  nasse  181. 

—  trockene  169. 
Fliehkraftausscheider,  Danneberg  dk  Quandt 

179. 
kugelmühlen  109. 

—  -mühlen  80. 

—  -Walzenmühlen  111. 
Frisbee  Lucop  Mühle  111. 
Füller  Lehigh  Mühle  109. 

Gates  Brecher  23. 
Gigant-Mühle  103. 

Gleitwiderstand  bei  Kollergängen  47. 
Giockenmühle  53. 

—  Amme,  Giesecke  dk  Konegen  55. 
Gloria-Mühle  67. 

Granulator  21. 
Griffin-Mühle  102. 

Horizontal-Mahlgang  80. 
Huntington-Mühle  92. 
Hydraulisches  Pochwerk  78. 

Kaisermühle  65. 
KaHberrost  150. 
Kalkmühle,   Alpine  Maschinenfabriks-Oes. 

221. 
Kammerspeicher  185. 

—  einfachster  Bauart  186. 

—  mit  mech.  Entleerung  189. 

—  nach  Laihbury  and  Spackman  190. 
Kegelbrecher  23. 

—  Haihaway  26. 

—  Symons  28. 
Kent-Mühle  113. 
Koksbrechwerk  43. 
Kollergang  46. 


234 


Sachregister. 


Kollergang,  Amme,  Giesecke  da  Konegen  49. 

—  Eisenwerk  Nagel  ds  Kaemp  50. 

—  Erfurth  52. 

—  Gielow  53. 

—  Hörn  512. 

—  Jakohiwerk  52. 

—  Rixdorfer  Maschinenfabrik  52. 

—  Villeroy  und  Boch  52. 

—  Zeitzer  Eisengießerei  53. 
Kombinationspfanne  148. 
Kominor-Mühle  122. 

—  mit  Fasta-Sieben  124. 
Kreiselbrecher  Humboldt  25. 

—  Luther  25. 
Kugelmühlen  114. 

Kugelmühle  für  absatzweisen  Betrieb  133. 

—  Löhnert  118. 

—  Luther  119. 

Mahlanlage  für  Ammoniaksalz  204. 

Bisulfat  205. 

Drogen  231. 

Erdfarben  202. 

Farben  202. 

Sprengstoffe  209. 

Zementklinker  223. 

-rohmaterial  224. 

Mahlgänge  80. 

—  mit  senkrecht  gestellten  Steinen  91. 
Mahl  Vorgang  in  der  Rohrmühle  135. 
Maxecon-Mühle  113. 
Molitor-Kugelmühle  119. 

—  -Rohrmühle  138. 

—  -Verbundmühle  141. 
Mörsermühle  99. 
Mühlen  71. 
Mühlsteine  84. 

Naßmühlen  142. 
Newaygo-Separator  160. 
Niederschlagung  durch  Wasserstrahlen  181. 

Oberläufer- Mahlgang  81. 
Orion-Mühle  130. 

Packung  in  Fässern  195. 

Säcken  195. 

Panzerung  der  Kugelmühlen  120. 
Pendelmühlen  92. 

—  der  M.  F.  Geislingen  107. 
Perplex-Mühle  61. 

Pfanne  146. 

Phosphatmahlanlage  200. 
Pneumatische  Pochwerke  80. 
Pochwerke  71. 


Kraftverbrauch  der  Pochwerke  75. 
Portlandzementfabrik  225. 

Rätter  158. 

Regeln  für  die  Einrichtung  von  Entstau- 
bungsanlagen 183. 
Reform-Mühle  65. 
Rohrmühle  134. 
Rollenmühle  94. 
Roulette  109. 

Sackwage,  einfache  195. 

—  doppelte  195. 
Sackklopfmaschine  198. 

—  Schüttelmaschine  199. 
Salzmühlenanlage  von  Luther  215. 

Nagel  <fe  Kaemp  209. 

Salzspeicher  190. 
Saugschlauchfilter  170. 
Schärfung  von  Mühlsteinen  84. 
Schaukelsieb  160. 
Schlagkreuzmühle  65. 

Schlag-  und  Schleudermühlen  55. 

Schlämmaschine,  Pfeiffer  143. 

Schlauchfilter  169. 

Schleppwalzwerk  34. 

Schranz-Brecher  21. 

Schraubenmühle  von  Krupp  45. 

Schurrsieb  159. 

Schwerkraft-Pochwerk  73. 

Schwungwalzenmühle  100. 

Seck-Sichter  156. 

Selektor  164. 

Sieblose  Kugelmühle  von  Amme,  Giesecke 

da  Konegen  131. 

Pfeiffer  129. 

Siebvorrichtungen  149. 
Silospeicher  193. 
Sortiertrommel  152. 
Sprengstoff-Fabrik  (s.  Mahlanlagen). 
Stampf mühlen  71. 
Stangenrost  150. 

Staubabscheider  Winkelmüller  181. 
Staubfänger  für  Saugluft,  Nagel  <fe  Kaemp 

173. 
Staubkammern  169. 
Staubsammler  „Perfektion"  175. 
Steinbrecher  (s.  Backenquetsche). 
Sternfilter  173. 
Superphosphatfabrik  202. 

Transportable  Mahlgänge  89. 

Umdrehungszahl  der  Kugelmühlen  115. 
Unterläufer-Mahlgang,  Polysius  87. 


Sachregister. 


235 


Verbund-Kugelmühlen  140. 

Amme,  Giesecke  dk  Konegen  141. 

Krupp  140. 

Windsichter  165. 

Verlaxieschnecke   Amme,  Giesecke   dk    Ko- 
negen 196. 

—  Luther  197. 
Verpackung  185,  194. 
Versuche  von  v.  Reytt  8. 
Vibracone-Separator  160. 
Vorbrecher  12. 

Walzenbackenbrecher  21. 
Walzenbreite  33. 

—  durchmesser  32. 

—  leistung  34. 


Walzenumfangsgeschwindigkeit  33. 
Walzenstuhl  Amme,  Giesecke  dk  Konegen 

42. 
Walzwerk  30. 

—  Humphrey  37. 

—  Nagel  dk  Kaemp  35. 

—  Sturtevant  Mill  Company  39. 
Windsichter  161. 

—  Amme,  Giesecke  dk  Konegen  167. 

—  Gebr.  Pfeiffer  162,  163. 

Zentrifugalsichtmaschine  154. 
Zerkleinerungsgesetz,  Das  allgemeine  3. 
Zyklopmühle  68. 
Zylindersieb  154. 


VERLAG  VON  OTTO  SPAMER  IN  LEIPZIG-R. 

ZEITSCHRIFT 

FÜR 

ANGEWANDTE  CHEMIE 

UND 

ZENTRALBLATT  fürTECHNISCHE  CHEMIE 

ORGAN   DES   VEREINS   DEUTSCHER   CHEMIKER 
HERAUSGEBER: 

PROF.DrB.RASSOW 

GENERALSEKRETÄR    DES   VEREINS 

Die  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie,  das  offizielle  Organ 
des  Vereins  deutscher  Chemiker,  nimmt  den  ersten  Rang 
ein  unter  den  chemischen  Fachzeitschriften  und  verfügt  über 
einen    ebenso    zahlreichen   wie    sachkundigen   Mitarbeiterstab. 

Die  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie  bringt  neben  von 
ersten  Autoritäten  verfaßten  Originalaufsätzen  wöchentlich  er- 
schöpfende Berichte  über  alle  Vorkommnisse  und  Erscheinungen 
auf  den  Gebieten  der  chemischen  Wissenschaft,  Industrie  und 
Technologie.  In  dem  wirtschaftlich-gewerblichen  Teil  bietet 
sie  eine  regelmäßige  Rundschau  über  den  Handel  mit  chemischen 
Erzeugnissen  in  allen  Ländern  der  Erde,  ferner  Preisnotierungen, 
Dividendenschätzungen,  Patentlisten,  Bücherbesprechungen  usw. 

Die  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie  enthält  eine 
solche  Fülle  des  wertvollsten  Stoffes  für  Wissenschaft  und 
Industrie,  daß  sie  für  jeden  Chemiker  und  chemischen 
Industriellen    jedes   Landes    unentbehrlich    erscheint. 

Preis  des  Jahrgangs  (etwa  2700  Seiten)  M.  30.— 

Probenummern  unentgeltlich  und  postfrei. 


CHEMISCHE  TECHNOLOGIE 

IN  EINZELDARSTELLUNGEN 
HERAUSGEBER:  PROF.DR.FERD.FISCHER,  GÖTTINGEN 


Erschienen  sind  bereits: 
Kraftgcis,  seine  Herstellung  und  Beurteilung  (Prof.  Dr.  Ferd.  Fischer,  Göttingen) 

Geh.  M.  12.—,  geb.  M.  13.50 
Das  Acetylen,  seine   Eigenschaften,  seine  Herstellung   und  Verwendung   (Prof. 

Dr.  J.  H.  Vogel,  Berlin).     Geh.  M.  15.—,  geb.  M.  16.50 
Zerkleinerungsvorrichtungen  und  Mahlanlagen  (Ingenieiu*  Carl  Naske,  Berlin) 

Geh.  M.  13.50,  geb.  M.  15.— 

Es  folgen: 

Für  die  allgemeine  Abteilung: 

Sicherheitsvorrichtungen  in  chemischen  Betrieben  (G«h.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.-Ing. 

Konrad  Hartmann,  Berlin) 
Einrichtung  chemischer  Laboratorien  (Geh.  Hofrat  Prof,  Dr.  Ernst  Beckmann 

und  Dr.  Joh.  Scheiber,  Leipzig) 
Sulfurieren,  Esterifizieren  (Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Wichelhaus,  Berlin) 
Kolloide  (Prof.  Dr.  R.  Zsigmondy,  Göttingen) 
Sondern  fester  Stoffe  voneinander  und  von  Gasen  (Greh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.-Ing. 

Hermann  Fischer,  Hannover) 
Rühren  und  Mischen  (Geh.  Reg.  -Rat  Prof.  Dr.-Ing.  HermannFischer,  Hannover) 
Elektrische  Apparate  für  chemische  Fabriken  (Direktor  Joh.  Heß,  Wien) 
Abdampfen,  Trocknen  (Ingenieiu*  F.  A.  Bühler,  Berlin) 
Sondern  fester  Stoffe  von  Flüssigkeiten:   Filtern,  Schleudern  u.  dgl.   (Ingenieur 

F.  A.  Bühler,  Berlin) 
Nitrieren  (Dr.  Richard  Lauch,  Stettin) 

Tonwaren  für  die  chemische  Industrie  (Dr.  H.  Bollenbach,  Selb) 
Geschichte  der  chemischen  Technologie  (Prof.  Dr.  Ferd.  Fischer,  Göttingen) 

Für  die  spezielle  Abteilung: 

Grewinnung  u.  Verarbeitung  der  Schweel teere  (Dir.  Dr.  W.  Scheithauer,  Waldau) 

Eisenhüttenwesen  (Geh.  Reg.-Rat  Prof.  W.  Mathesius,  Berlin) 

Die  Oberharzer  Hüttenprozesse  (Prof.  Dr.  Rud.  Hoffmann,  Clausthal) 

Gewinnung  von  Zink  und  Kadmitma  (Direktor  M.  Liebig,  Godesberg) 

Gold  imd  Silber  (Geh.  Bergrat  Prof.  Dr.  Otto  Pufahl,  Berlin) 

Chemische  Technologie  des  Glases  (Dr.  Eberhard  Zschimmer,  Jena) 

Chemische  Technologie  des  Wassers  (Prof.  Dr.  Ferd.  Fischer,  Göttingen) 

Mineralfarben  (Prof.  Dr.  Rose,  Straßburg) 

Chemische  Technologie  des  Phosphors  und  seiner  Verbindungen   (Prof.   Dr.  C. 

Kippenberger,  Bonn) 
Spiritusfabrikation  (Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Otto  Reinke,  Braunschweig) 
Küpenfarbstoffe  (Prof.  Vongerichten,  Jena) 
Schwefelftirbstoffe  (Dr.  Otto  Lange,  München) 
Herstellung  des  Leders  (Prof.  Dr.  Paeßler,  Freiberg) 
Aluminium  Verbindungen  (Privatdozent  Dr.  Franz  Ruß,  Wien) 

Weitere  Hefte  folgen. 


Verlag  von  Otto  Spamer  in  Leipzig-R. 


CHEMISCHE  TECHNOLOGIE 

IN  EINZELDARSTELLUNGEN 
HERAUSGEBER:  PROF. DR. FERD. FISCHER, GÖTTINGEN 


Chemische  Technologie  ist  die  wissenschaftliche  Lehre  von  der 
chemischen  Technik.  Sie  beschränkt  sich  nicht  (wie  die  technische 
Chemie)  auf  die  chemischen  Reaktionen,  welche  in  der  Technik 
Verwendung  finden,  sondern  behandelt  die  betreffenden  Zweige  der 
Industrie  als  solche.  Es  sind  also  auch  die  Rohstoffe  und  Zwischen- 
produkte, die  zur  vorteilhaften  Verarbeitung  derselben  erforderlichen 
Apparate,  die  gewonnenen  Produkte,  Nebenprodukte  und  Abfälle,  die 
Beziehungen  der  einzelnen  Fabrikationszweige  zueinander,  unter  Berück- 
sichtigung der  wirtschaftlichen  Bedeutung  derselben,  wissenschaftlich 
zu  behandeln  (vgl.  Ztschr.  f.  angew.  Chemie  1898,  1168;  1890,  583). 

Während  bis  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  die  Lehrbücher  eine 
Allgemeine  chemische  Technologie  gesondert  von  der  Speziellen 
chemischen  Technologie  behandelten,  wurde  erstere  in  den  nächsten 
50  Jahren  wenig  oder  gar  nicht  mehr  bearbeitet.  Bei  der  außer- 
ordentlichen Entwicklung  der  chemischen  Industrie  ist  es  aber  ein 
dringendes  Bedürfnis,  daß  die  allgemeine  chemische  Technologie  — 
die  mechanischen  Hilfsmittel  des  Chemikers  und  die  Arbeits- 
verfahren —  gesondert  von  der  speziellen  chemischen  Technologie 
ausführlich  behandelt  wird. 

Im  vorliegenden  Sammelwerke  werden  nun  die  einzelnen  Teile 
dieser  Wissenschaft  von  hervorragenden  Fachmännern  bearbeitet. 
Diese  Arbeiten  erscheinen  in  selbständigen  Einzelschriften,  welche 
sofort  nach  der  Fertigstellung  im  Buchhandel  erscheinen;  jeder  Band 
ist  einzeln  käuflich. 

Das  Werk  wird  nicht  einseitig  vom  Standpunkt  des  Betriebs- 
chemikers, sondern  wissenschaftlich  bearbeitet.  Tunlichste  Voll- 
ständigkeit, besonders  der  Literaturangaben,  kritische  Beurteilung 
der  Apparate  und  Verfahren  werden  möglichst  angestrebt.  Auf  gute 
Abbildungen  (möglichst  Durchschnittszeichnungen,  keine  Bilder  aus 
Preisverzeichnissen)  wird  Wert  gelegt. 


Verlag  von  Otto  Spamer  in  Leipzig-R. 


TJ 

1345 
N3 

-^T-MliilX 

^'|i'ii-ü  lief. 


Naske,  Carl 

Zerkleinenongsvorri  chbuiigen 
und  mahlanlagen 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKET 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY