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Full text of "Zoologische Annalen"

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AQOLOGISCHE ANNALEN 


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EURE 


GESCHICHTE DER ZOOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN VON 


DR MAX BRAUN, 


O. O. PROFESSOR FUR ZOOLOGIE UND VERGL. ANATOMIE UND DIREKTOR DES 
ZOOLOG. MUSEUMS IN KONIGSBERG I. PR. 


& 


| WÜRZBURG. 
NA TÜBER/S VERLAG (CE KABITZSEN) 
1905. 


Druck der Kel. Universitàtsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


Inhalt 


Seite 
Burckhardt, Prof. Dr. Rudolf, Das erste Buch der aristotelischen Tier- 
geschichte . I 
Guldberg, Prof Dr. en De Wahlere des Kae 29 
Blanchard, Prof. Dr. R., Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIIIe 
siecle ; 4I 
Poche, Franz, Rebel einiger Gattungsnamen the Te Ganci 47 
— — Ze Nomenclatur der Salamandriden ; 50 
Bloch, Dr. Bruno, Die Grundzüge der älteren bs olbare Bi dc 51 
Braue Prof. Dr. Max, Geschichte der beschreibenden Naturwissen- 
scheinen und der Medizin als Vorlesungsfach auf den Universitäten 
mit deutscher Unterrichtssprache . i 74 
v. Maehrenthal, Prof. Dr. H. C., Entwurf von Reda dee saelosıschen 
Nomenclatur . 89 
Lühe, Priv.-Dozent Dr. Max, - Géschichie (ola Sie e uno 
ie -Forschung bis auf Westrumb (1821) : 139 
Burckhardt, Prof. Dr. Rudolf, Zur Geschichte und Kick der ione 
teca Literatur à 355 
Ward; Pret. Henry B, The earliest eed of ea 168 : 376 
a Pits) en RENTE MR A Pain et 02 AN 
Besprechunsgéeno ur A Oy 954, 290 
20% 


207 


= 
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7% 


Das erste Buch der aristotelischen Tier- 
geschichte. 


Von 
Rudolf Burckhardt, Basel. 


I Vorbemerkungen. 


| s ist das Verdienst von Aubert und Wimmer, in ihrer 
Ausgabe und Ubersetzung der Tiergeschichte von Ari- 
| | stoteles nachgewiesen zu haben, daß diesem Werk 


eine Disposition zugrunde liegt. Sie haben eine Inhaltsübersicht 
in großen Zügen entworfen, woraus sich die Bestätigung einer 
alten Hypothese Theodor Gazas ergab. Dieser Humanist 
war es, der eine Umstellung der letzten Bücher des Werkes für 
nötig erklärte und ‚Aunbert und Wimmer (Aristoteles, 
Tierkunde Leipzig 1865) haben an diese Arbeit die letzte Hand 
gelegt, zugleich auch das X. Buch entschieden für unecht erklärt. 

Leider haben aber dieselben Autoren unterlassen, die feineren 
Züge in der Disposition der aristotelischen Tiergeschichte aufzu- 
suchen und doch wäre dies gerade zu ihrer Zeit am Platze gewesen, 
da kurz vorher das seichte, mit belesener Scheingelehrsamkeit 
und widerlichen Ansprüchen auf Gerechtigkeit prunkende Buch 
von G. H. Lewes (Aristoteles, übersetzt von J. V. Carus, 
Leipzig ı865) erschienen war. In ihm (pag. 276) erkannte der 
Autor zwar die Historia animalium als eine „staunenswerte 
Leistung“ an, „aber absolut betrachtet, das heißt im Verhältnis 


Zool. Annalen. I. 


2 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


zur Wissenschaft, die sie behandelt, ist sie eine schlecht geordnete, 
schlecht kompilierte Masse von Details, meist von geringem 
Werte, mit einem gelegentlichen Schimmer von etwas besserem... 
Als Sammlung ist sie ungeheuer. Im giinstigsten Falle ist sie 
aber eine Sammlung von Details ohne eine Spur von Organisation“ 
usw. So die Ubersetzung von J. V. Carus, der in seiner Ge- 
schichte der Zoologie Aristoteles wohl zurùckhaltender be- 
handelt hat als Lewes, aber doch ohne Beweise weiterer Ver- 
tiefung in seine Schriften abzulegen. Wenn Aubert und 
Wimmer aber unterlassen haben, gerade der Einleitung der 
Tiergeschichte eine mehr als summarische Behandlung zu teil 
werden zu lassen, so mag auch dazu neben Lewes, der be- 
hauptet (pag. 285), das erste Buch beginne ohne ein Wort der . 
Finleitung, Titze in bester Meinung beigetragen haben (N. Titze, 
Aristoteles über die wissenschaftl. Behandlungsart der Natur- 
kunde überhaupt. Prag 1819). Titze war es nämlich darauf 
angekommen nachzuweisen, daß das erste Buch der Schrift über 
die Teile der Tiere als methodische Einleitung der gesamten 
aristotelischen Biologie geschrieben sei, daher die Schrift über 
die Teile der Tiere in Wirklichkeit nur drei, statt vier Bücher 
umfabt habe, daß alsdann auf die methodische Einleitung die 
Tiergeschichte (Hist. anim.), dann erst die Teile der Tiere (Part. 
anim.), endlich die Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte (Gener. 
anim.) gefolgt sei. Mit dieser Hypothese zog er aller Augen auf 
die Disposition der verschiedenen zoologischen Werke, die er in 
ihrer Gesamtheit in den alleräußersten Linien als die schon von 
Aristoteles erwähnten Ioayuareia megt vis Cwixng puosws zu- 
sammenfaßte. Damit hat Titze wohl einer Reihe von Schriften 
anderer Forscher Nahrung gegeben, aber auch das Interesse 
von der Verfolgung der Disposition in ihre Einzelheiten abge- 
lenkt und das weitere Nachforschen nach einer Einleitung ee 
Tiergeschichte als überflüssig erscheinen lassen. 

Die allgemeine Zustimmung zu Titzes Hypothese und die 
Anerkennung für den Versuch Auberts und Wimmers entheben 
uns aber nicht der Aufgabe, tiefer in die Struktur der aristo- 
telischen Schriften einzudringen, speziell in den Anfang der Tier- 
geschichte, der doch mit zur Grundlage für alle an Aristoteles 
M ou zoologischen Studien und daher ein Dokument 

sten Ranges für die Geschichte der Biologie geworden ist. Die 
A ufo die in nachfolgender Arbeit in Angriff genommen 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 3 
werden soll, besteht in einer Analyse des ersten Buches der 
aristotelischen Tiergeschichte mit besonderer Rücksicht auf seine 
methodische Gliederung. Daraus ergeben sich Anhaltspunkte 
für die Beurteilung des Textes, sowie für Ziele und Wege des 
gesamten Werkes, ja für die biologiegeschichtliche Wertung 
desselben. 

Eine solche Analyse ist bisher nicht gegeben worden und 
so liegt denn keines Autors Arbeit vor, mit der ich mich aus- 
einanderzusetzen hätte. Ich lege dabei die zugänglichste Aus- 
gabe, die von Aubert und Wimmer in bezug auf Text und 
Paragraphierung desselben zugrunde, bemerke indes, daß die 
Übersetzung und Paragraphierung mannigfache Korrekturen als 
notwendig erscheinen lassen. Immerhin empfiehlt es sich am 
ehesten, um unseren Ausführungen zu folgen, diese Ausgabe 
zur Hand zu nehmen. 

An dieser Stelle erfülle ich die angenehme Pflicht, meinem 
Kollegen an der Universität Basel, Herrn Prof. Alfred Körte 
den verbindlichsten Dank dafür auszusprechen, daß er den philo- 
logischen Teil meiner Arbeit kontrolliert und mir bei diesem An- 
lasse wertvolle Ratschläge gegeben hat. 


te. Der Bext-vons:t 78 


S ı beschäftigt sich ohne weitere Einleitung mit der Unter- 
scheidung der tierischen Teile in 6uorouegi) (Gewebe) und œvouoroueof 
(Organe). Aristoteles spricht damit eine wissenschaftliche Tat- 
sache aus, die schon für Anaxagoras (Arist. de coelo III. 3) 
feststand und die er nur referierend zu behandeln brauchte. Er 
beginnt damit denjenigen Abschnitt unseres Textes, den wir als 
anatomischen bezeichnen und zwar speziell die allgemeine 
Anatomie, die er nach der Abstufung der Teile ordnet. 

In 2—4 läßt er diese Unterscheidung zurücktreten hinter 
Unterschieden logischer Art, deren Berücksichtigung in die 
Mannigfaltigkeit der Tierwelt Ordnung zu bringen verspricht. 
Diese logischen Unterscheidungen, die Gleichheit und Ver- 
schiedenheit festzustellen erlauben, sind die Gestalt (eidog 2), 
Quantität (0775007) [zai éllauus] 3), Analogie (evadoyia 4) und Lage 
(Jeoıg 4). In 2 begreift er die Gestalt nicht nur so, daß ein Teil 
dem Teile eines anderen Organismus gleiche, sondern er betont 
dabei, daß die Formähnlichkeit eines Teiles mit Bezug auf den 

1 


4 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


gesamten Organismus zu denken sei. Das Unterscheidungs- _ 
merkmal der Gestalt schließt also unseren Begriff der Homologie 
ein, wofern wir ihn nur ideal-logisch und nicht real-genetisch 
fassen. 


In 3 wird die Übereinstimmung der Teile in ihrem Ver- 
hältnis zum Organismus zur Voraussetzung erhoben, aber Über- 
schuß und Mangel, d. h. ihre quantitativen Eigenschaften zum 
‘Unterscheidungsmerkmal gewählt und noch ausführlicher spezi- 
fiziert. Was hierbei mit oyîjua gemeint ist, möchte ich nicht ent- 
scheiden, wohl aber darf nicht mit Aubert und Wimmer das 
Wort mit Gestalt wiedergegeben werden, da dieser Ausdruck 
von ihnen eben für eidog verwendet ist. Die ausführliche Exem- 
plifikation dieses Paragraphen zeigt schon, daß Aristoteles 
diesem Unterscheidungsmerkmal eine augenfällige Ausdehnung 
innerhalb der tierischen Organisation zuschreibt. Als drittes Unter- 
scheidungsmerkmal führt er die Analogie ein und zwar in 
einer Form und mit Beispielen, die deutlich genug dartun, daß 
dabei dasselbe gemeint ist, was auch wir noch als Analogie 
bezeichnen, nämlich die funktionelle Übereinstimmung zweier 
Teile. Als viertes Kriterium für die Beurteilung tierischer Teile 
wird die Lage angegeben und nur kurz durch das schlagende 
Beispiel der Zitzen illustriert. / 


5 enthält den Unterschied der Gewebe nach ihren elemen- 
taren Qualitäten, die hier einfach durch Adjektiva ausgedrückt 
werden. Mit erı vow ava Adyov vodroıg schließt der ganze der 
Gliederung des Organismus nach der Abstufung der Teile und 
ihrer Bedeutung fiir die Zoologie gewidmete Abschnitt. 


Diesem Abschnitt in der Tiergeschichte steht ein analoger 
in der Schrift über die Teile der Tiere zur Seite und zwar zu 
Anfang des II. Buches (des I. nach Titze). Eine Vergleichung 
beider Abschnitte unter sich ergibt, daß dort Aristoteles die 
Stufenfolge der Teile in umgekehrter Reihenfolge aufzählt wie hier, 
daß er dort den Geweben zwei Stufen von elementaren Bestand- 
teilen voranschickt (dvvdusıs, Grundkräfte und oroıysia, Elemente, 
Ausdrücke, die in der entsprechenden Stelle der Tiergeschichte 
fehlen). Die dort anschließenden Erörterungen über das Wesen 
als das frühere und das Werden als das spätere beweist zur 
Gentige, daß Aristoteles sich dadurch vollkommen frei fühlte, 
die Stufenfolge so oder so anzuordnen, sie zeigt aber auch, daß 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 5 


er in der Tiergeschichte die mehr realer Beobachtung zugäng- 
lichen Teile der Stufenfolge in den Vordergrund stellte und das 
spekulative Element, das dort in den duvauas und oroıysia , so- 
wie in der anschließenden Erörterung obwaltet, zurückschob. 

Ein völlig neuer Abschnitt hebt mit 6 an. 

6. „Die Unterschiede der Tiere sind solche der 
Lebensweise, der Verrichtungen, der Charaktere 
und der Teile, worüber wir im allgemeinen zuerst 
handeln wollen, dann aber wollen wir eingehend 
(étormoavres) reden über jede Gattung (yévos)“ So etwa 
möchte ich den Anfang dieses Abschnittes übersetzen, da mir die 
Übersetzung von Aubert und Wimmmer in mehrfacher Hin- 
sicht unrichtig erscheint. Bei Aristoteles ist diagooa: Subjekt 
des Satzes und nicht „die Tiere“ wie bei Aubert und Wimmer. 
Dadurch fällt auch der Hauptaccent auf „die Unterschiede“. Auf 
dieses Subjekt aber bezieht sich dann auch das Prädikat zegi 
Exaotov yévog, Unter yevog ist also nicht die „Gruppe“, das genus 
animalium verstanden, wie Aubert und Wimmer übersetzen, 
sondern das genus logicum der Unterschiede, wie ja doch 
Aristoteles den Begriff yévos z. B. Metaph. XI. 1. 20, XI. 12. 21, 
XII. 1. 5 usw. gebraucht. Auch ist weit und breit hin nicht von 
einem yévog in naturhistorischem Sinne die Rede. Endlich ist 
kein Grund vorhanden, das aktive &govuev passivisch wieder- 
zugeben. Auf den Sinn dieser Worte wird unten zurückzukommen 
sein. Verfolgen wir zunächst den Text weiter: Der nachfolgende 
Satz beginnt sio de dvagogat. Durch diesen Anfang wird das 
dıapogai im ersten Satz seiner Bedeutung nach verstärkt, ferner 
werden die Hauptunterschiede, die im ersten Satz aufgezählt sind, 
mit Ausnahme der Teile wiederholt und umgestellt. Hier- 
bei werden fiog und nedäıs, die im vorangehenden Satze zu- 
sammengestellt sind und dem Sinn nach den folgenden Abschnitt 
beherrschen, in ganz sonderbarer Weise durch zai tè 797 ge- 
trennt. So wenigstens in zweien der ersten Familie der Hand- 
schriften, welcher die Be kker’sche Ausgabe und mit ihr Aubert 
und Wimmer folgen, nämlich im Florentiner und im Rhenanus. 
Dagegen ist im Codex Marcianus (A?), der mit zu der ersten 
Familie gehòrt, also den anderen beiden wohl als ebenbiirtig 
betrachtet werden darf, zat t& 797 wenigstens hinter medzag 
gestellt. Es hat also, wie wir endgültig konstatieren wollen, ge- 
schwankt. Hieraus ergeben sich zwei Möglichkeiten, entweder 


6 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


es ist ein späterer Zusatz, was dem Sinn und der sonstigen Dis- 
position nach das Wahrscheinliche ist, oder es wurde, wenn wir 
dem Codex Marcianus folgen, nur insofern hier gebraucht, um 
den Abschnitt über flo. xa med£eıs und den über 79n einander 
anzunähern. Dabei ist dann anzunehmen, daß zur Vermeidung 
von Schwerfälligkeit Aristoteles nicht nochmals fio und rrodseıg 
gesondert von den #97 einen dritten Satz einleiten läßt, wie 
logischer Weise nötig gewesen wäre; wir werden weiter unten 
für diese Ansicht noch ein Argument vorbringen. Daß aber der 
ganze Abschnitt 6—10 797 dem Inhalt nach ausschließt, beweist 
schon der Anfang von 11, wo eine zweite Kategorie von Unter- 
schieden der Bio xat nod£as anhebt und ausdrücklich neben den 
vorangehenden gestellt wird. Endlich wird ja dem 790g ein be- 
sonderer Abschnitt (18) gewidmet. 


Ich bin also der Ansicht, zai tà 797 sei durch Nach- 
schreiben dieser Stichwörter des ersten Satzes hier hineingeraten 
und sei an dieser Stelle zu entfernen. Die Verschtedenheit aa 
der Bedeutung der Begriffe flog und nedSıg sollen hier nicht er- 
örtert werden (vergl. J. B. Meyer, Aristoteles Tierkunde pag. 
88 ff.) Für uns genügt es vollständig, daß sie physiologische, 
funktionelle Bedeutung haben und zwar auf die Funktion des 
(resamtorganismus bezügliche, wenn auch der eine mehr die 
Verrichtungen des Organismus nach der Außenwelt, der andere 
die nach den Teilen des Organismus gerichteten ausdrückt. 


Nach Streichung des zat ta 797 wird also, nachdem im 
ersten Satze von 6 die drei Hauptkategorien von Unterschieden 
der Tiere auseinandergesetzt sind, im zweiten Satze die eine da- 
von der physiologischen im weiteren Sinne exponiert und nun 
weiterhin in 6—10 im einzelnen durchgeführt. 


Der mit 6 beginnende Abschnitt endet also, wenn wir den 
Stichwörtern folgen, im ganzen mit ı8 und gliedert sich in zwei 
ungleiche Teile (6—17 fior xai nod£ers und 18 790g). Innerhalb 
6-17 ist aber wiederum zu unterscheiden zwischen denjenigen 
Unterschieden physiologischer Art, die vom Medium, worin ein 
Tier existiert, abzuleiten sind (A)!), denjenigen, welche aus dem 
Zusammenleben der Tiere resultieren (B) und demjenigen, die vor- 
wiegend aus dem aktiven Verhalten der Tiere gegeniiber dem 


1) Die nachfolgend verwendeten Buchstaben entsprechen denjenigen, die in der 
beigegebenen Tabelle verwendet sind. 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 7 


Medium hervorgehen (C). Wir würden nach heutigem Gebrauch 
A und C zusammenziehen, da wir uns das Verhältnis von Organis- 
mus und Medium weniger voluntaristisch vorstellen. Alle drei Teile 
des Abschnittes aber haben miteinander gemein, daf in ihnen das 
funktionelle Verhältnis des Organismus zur Außenwelt den obersten 
Gesichtspunkt bildet, sei diese Außenwelt nun belebt oder leblos, 
sei das Verhalten der Organismen ein vorwiegend passives oder 
ein vorwiegend aktives. Die Reihenfolge, in der sich die Ab- 
schnitte A, B, C folgen, ist gegeben durch die wissenschaftliche 
Bedeutung, die Aristoteles ihnen zuschreibt, wie später noch 
besser einleuchten wird. 

Die weitere Gliederung des Abschnittes A ist an der 
Hand unserer Disposition aus dem Text leicht zu entnehmen. 
Aristoteles unterscheidet den Zusammenhang zwischen physio- 
logischen Merkmalen und. Gesamtorganisation und denjenigen 
zwischen ihnen und der spezifisch animalen Funktion der Orts- 
bewegung und im ersten Abschnitt gliedert er nach der Zeitdauer 
dieses Zusammenhanges innerhalb der Lebensdauer. Erst dann 
beginnt eigentlich die Einteilung in Wassertiere und Landtiere. 
Wenn nun aber auch die ganze Kette von Gliedern der Dis- 
position, die sich zwischen a und 1. einschiebt in Worten nicht 
zum Ausdruck gelangt, so ist sie dennoch dem Sinn nach vor- 
handen und ergibt sich durch Antithese aus 2, b, II, BC, 2 . 

Die Logik der weiteren Gliederung der an den Wasser- und 
Landtieren zu gewinnenden zoologischen Unterscheidungsmerk- 
male ist durchsichtig, sowie wir Aristoteles nicht zumuten, er 
hätte wissen sollen, was wir wissen und sowie wir einsehen, daß 
es für die logische Gliederung nebensächlich ist, ob der in einem 
logischen Glied ausgesprochene Sachverhalt auch materiell rich- 
tig ist. Unrichtig sind die Angaben, daß die Seeanemonen und 
Schaltiere kein Wasser aufnehmen, die Insekten keine Luft ein- 
nehmen, daß der Schwamm infolge seiner Empfindung auf der 
Hut ist, sich nicht abreißen zu lassen, daß die Seeanemonen sich 
nachts ablösen, um Nahrung zu suchen, daß endlich Schaltiere 
und Holothurien unbeweglich seien. Von den Bewegungen der 
Kammmuscheln spricht er ja selbst später (Hist. anim. IV. 104). 
Dieses alles abgerechnet, läßt sich die formale Richtigkeit des 
gesamten Abschnittes A nicht bestreiten. 

Innerhalb der Wassertiere stellt er zwei Systeme auf, wo- 
nach man sie unterscheiden könne. Diese Glieder @ und ¢ charak- 


8 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


terisieren sich dadurch, daß 6, bei welchem der Aufenthaltsort 
als Einteilungsprinzip dient, als das weniger wissenschaftlich er- 
scheinende System hinter a, bei welchem die Physiologie zu 
grunde liegt, zurückgeschoben wird. Geschichtlich wird dies so 
zu verstehen sein, daß das geographische System @, wie wir es 
in der knidischen Tierfolge und im Dekalog antreffen, durch ein 
physiologisches, das wohl zu Aristoteles Zeiten noch relativ 
modern war, verdrängt wurde. 

Eine Eigentümlichkeit dieses Abschnittes besteht darin, daß 
Aristoteles drei allgemein gültige Sätze aufstellt: 

1. Den im Wasser sich ernährenden Landtieren entsprechen 
keine echten Wassertiere mit Ernährung auf dem Lande. 

2. Tiere mit sitzender Lebensweise gibt es nur im Wasser, 
keine Landtier aber ist an seine Stelle gebunden. 

3. Tiere, welche ausschließlich zum Fluge geschickt wären, 
wie der Fisch nur zum Schwimmen, gibt es nicht. 

Besonders klar ist, warum Aristoteles auf den zweiten 
dieser Sätze muß Wert gelegt haben. Für ihn bestand ein wesent- 
licher Gegensatz zwischen den beiden Landorganismen Tier und 
Pflanze darin, daß das Tier sich bewegt, die Pflanze aber nicht 
(vergl. Gener. anim. III 761a und De anim. I ıob) Alle drei 
Sätze haben auch heute noch ihre Gültigkeit und drücken überein- 
stimmend aus, daß die Möglichkeit vitaler Entfaltung im Wasser 
größer ist, als bei terrestrischer Lebensweise. 

Zum Text sei bemerkt, daß mir die von Aubert und 
Wimmer vorgenommenen Streichungen von Glossen in 10 an- 
gebracht scheinen. Die Ausführungen über den Schwamm sind 
offenbar inhaltlich etwa folgendermaßen zu ergänzen: „Auch der 
Schwamm [gehört zu den angewachsenen Wassertieren 
und daß er als Tier aufzufassen ist, beweist der Um- 
stand, daß er] scheint eine Art von Empfindung zu haben“, 
Natürlich nehme ich hierbei nicht einen Ausfall im Text selbst 
an, sondern eine springende, elliptische Ausdrucksweise, die bei 
Aristoteles nicht überrascht. An dieser Stelle mag sie da- 
durch motiviert sein, daß der Autor den ganzen Passus nicht zu 
lang ausführen wollte, da es ihm doch nur darauf ankam, ein 
Beispiel anzuführen. 

Soll nun der Inhalt des ganzen Abschnittes zusammengefaßt 
werden, so würde er handeln von den Unterschieden der 
Tiere, welche sich aus dem passiven Verhalten der 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. Ü 


Organisation gegenüber dem leblosen Medium er- 
geben und zwar sowohl für die gesamte Organisation 
als auch für die spezifisch animalischen Funktionen 
der Ortsbewegung. 

Der Gedankengang wird vom quantitativ Vorherrschenden 
zum qualitativ Höheren, vom Konstanten zum Wechselvollen, vom 
Wasser zur Luft fortschreitend durchgeführt. 

Mit 11 hebt Abschnitt B an, eingeleitet durch diagpogaì xara 
Toùs Plovg ual tas nodseıs und damit einerseits Abschnitt A koordi- 
niert, anderseits aber durch die Kürze der Behandlung in einem 
gewissen Gegensatz zu A mit Abschnitt C verbunden. Die 
Unterschiede der Tiere können auch von ihrem Verhalten gegen- 
über dem lebenden Medium abgeleitet werden. 

Dabei werden zwei Paare von Gegensätzen sich gegenüber- 
gestellt: a@ysdaia und uovadıza einerseits, moditixa und orrogadiza 
andererseits. Der Gedanke, daß es sich dabei um Verrichtungen 
des Organismus handelt, gelangt insofern sehr fein abgeschätzt 
zum Ausdruck, als der Unterschied «yelaia-nolırızd durch die 
Anwesenheit und das Fehlen eines obersten Zweckes bedingt 
wird. Jene sind Herden ohne einheitliche Wirkung, diese organi- 
sierte Gesellschaften mit einheitlichem Endeffekt. Diesem Gegen- 
satzpaar gegenüber tritt das zweite uovadırd-omogadızd dadurch 
besonders stark zurück, daß die letztgenannte Bestimmung weder 
durch Beispiel belegt, noch auch weiterhin in der Tiergeschichte 
behandelt wird. Ich erblicke darin einen Beweis dafür, daß 
Aristoteles sie wohl aus theoretischen Gründen aufstellte, 
später aber angesichts der Wirklichkeit fallen ließ. 

Abschnitt C wäre als logisches Glied der Disposition kaum 
verständlich, wollte man nicht zweierlei berücksichtigen. Einmal 
enthält der Abschnitt Äußerungen der Lebensweise, welche wir 
der Anpassung ans Medium, also Abschnitt À einverleiben 
würden, welche aber für Aristoteles sich insofern von den 
dort zusammengefaßten Unterschieden unterscheiden, als er bei 
ihnen einen gewissen Grad von Spontaneität den Organismen zu- 
schreibt, eine gewisse Freiwilligkeit, die anderseits auch zwischen 
den eigentlich physiologischen Funktionen und den psychologi- 
schen, dem Charakter, dem der folgende Abschnitt gewidmet ist, 
den Übergang bildet. Zweitens aber, wenn wir die Abschnitte 
A, B, C und 2, überblicken, so gewahren wir, daß Aristoteles 
ihnen successive sich vermindernde Bedeutung für die Zoologie 


10 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


zuschreibt, wie er denn auch aus allen Angaben des gesamten 
Abschnittes C keine allgemeinen SchluBfolgerungen ableitet. Die 
Gliederung'im einzelnen erhellt aus unserer Übersicht. 

Zum Text ist zu bemerken, daß die Übersetzung von Aubert 
und Wimmer ér dov toédmov = drittens sinnlos ist. Außerdem 
scheint mir der Stoff eine kleine Änderung des Textes notwendig 
zu machen. Von der Vorliebe für gewisse Aufenthaltsorte nämlich 
handeln die zwei Sätze 16 xal ta uev aypoıza-meöıoregd (Landtiere) 
und 17 xai tov Jakarriwv-srergaie (Wassertiere). Ich möchte daher 
annehmen, daß hier eine Umstellung des Textes vorgenommen 
wurde und zwar so, daß entweder die Reihenfolge war: Stimme, 
Aufenthaltsort (Land, Wasser), Paarungssucht, Wehrhaftigkeit 
oder: Stimme, Paarungssucht, Aufenthaltsort, Wehrhaftigkeit. 
Jedenfalls gehören die beiden Sätze über den Aufenthaltsort zu- 
sammen. Stimme und Begattung sind an der Hauptstelle (Hist. 
anim. IV. 105— 108) in Zusammenhang gebracht, somit wird wohl 
die zweite Reihenfolge als die auch hier wahrscheinlichere müssen 
angenommen werden. 

Wie zu Beginn von 6 angekündigt ist, folgt nunmehr 
ein Abschnitt (18) über das 90g, den Charakter der Tiere, resp. 
darüber, inwiefern sich hierdurch die Tiere unter sich und vom 
Menschen unterscheiden. Den Abschluß bildet ein zusammen- 
fassender Satz, worin Ausführlichkeit für später versprochen wird 
und worin durch tà 1797 zat toùs Blovg auch 6—17 subsummiert 
wird. Damit ließe es sich denn auch rechtfertigen, wollte man 
im zweiten Satz von 6 zat tà 1797 stehen lassen. 


III Das gegenseitige Verhältnis der Abschnitte ı 5 
und 6 18. 


Nach dem Vorangehenden dürfte erwiesen sein, daß man 
aus dem Text der Tiergeschichte nicht notwendig ein Chaos 
von Tatsachen und Meinungen herauszulesen braucht, sondern 
daf dieser Text vielmehr bei näherem Zusehen trotz Schwer- 
verständlichem und Mangelhaftem, doch eine Gestaltung zeigt, 
die eingehendes Studium lohnt und die zoologiegeschichtlich 
gewürdigt sein will. 

Die erste Frage, die sich hierbei erhebt, ist die nach dem 
Verhältnis der Abschnitte 1—5 und 6—18. Denn wenn die 
Disposition im einzelnen vorhanden ist, ja Abstufungen zeigt, die 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. rt 


bewußt durchgeführt sind, wenn die Abschnitte im einzelnen durch 
Stichwörter eingeleitet und oft (Ende 10, Ende 18) durch Abschluß 
gekennzeichnet sind, so ist es wahrscheinlich, daß auch die große 
Gliederung der Disposition nichts weniger als willkürlich ist. 

Wenn wir nun die Fassung der Abschnitte 1—5 und 6— 18 
vergleichen, so fällt zunächst auf — und es ist schon früheren 
Autoren aufgefallen, ohne daß sie den Grund eingesehen hätten — 
daß der anatomische Abschnitt 1—5 weder einleitende noch ab- 
schließende Worte aufweist. Als Stichwort kann und muß zwar 
in 1 «gia gelten und als Inhalt die Gliederung des Organismus 
nach der Stufenfolge der Teile. Der physiologisch-psychologische 
Abschnitt 6—18 aber beginnt mit einem einleitenden Satze über 
die Unterschiede der Tiere, in ihm werden diese auch, mit Aus- 
nahme der wuögıa, die ebenfalls einleitungsweise genannt werden, 
abgehandelt; ferner enthält 6 eine kleine Exposition über die 
Art und Weise der nachfolgenden Darstellung und endlich schließt 
der Abschnitt mit einer ähnlich vorbereitenden Bemerkung ab. 
Sodann beginnt mit ıg ein Textabschnitt, der wie 1—5 anatomi- 
schen Inhaltes ist, der mit xata rods stonuevovs tedmovg und Wieder- 
holung der vier 1—5 näher ausgeführten Stichwörter: eidog, vmeo- 
047, avahoyia, Yeoıg an 1—5 anschließt und weiterhin den Haupt- 
inhalt der Einleitung ausmacht, indem er, die an allen Tieren 
gemeinsamen Teile an erster Stelle bespricht, dann die auf Ana- 
tomie begründeten Unterschiede folgen läßt. 

Ais ich einmal bemerkt hatte, wie sparsam und bewußt die 
logischen Stichwörter in dieser Einleitung verwendet werden, 
konnte ich mir nicht mehr vorstellen, daß Aristoles, wenn er 
die Unterschiede der wögıa, der Teile eben abgehandelt hätte, 
sie zu Beginn von sechs nochmals aufführen würde; ferner aber 
erhielt für mich der erste Satz von 6 vollends die Bedeutung 
einer Einleitung durch die richtige Übersetzung, sowie durch das 
Stichwort tim, das am Ende der gesamten Einleitung wieder- 
kehrt (36). Das einzige Hindernis für eine solche Auffassung 
besteht in dem de, das natürlich wegfällt, sowie man annimmt, 
hier habe ursprünglich das ganze Werk angefangen. 

Diese stilistischen Gründe und noch weitere, die teils aus 
der Erklärung des nachfolgenden Textes teils aus allgemeineren 
Erfahrungen sich ergeben, haben mich zu der folgenden Annahme 
geführt: Der ursprüngliche Text habe mit 6 begonnen, 
nicht mit 1—5; der anatomische Abschnitt gehöre viel- 


12 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


= 


mehr zwischen 18 und 10 hinein und damit auch zu den 
übrigen anatomischen Ausführungen. 

Zur Erhärtung dieser Ansicht mögen außerdem folgende 
Argumente dienen: 

Zunächst die Tatsache, für deren Beurteilung ich auf Aubert 
und Wimmer (pag. 2) verweise, daß der den meisten und besten 
Handschriften zugrunde liegende Text schwerlich der originale, 
wohl aber der im Altertum allgemein verbreitete gewesen sei. 

„Damit ist aber freilich nicht bewiesen, daß diese mit unseren 
heutigen übereinstimmenden Exemplare der Tierkunde diese Schrift 
in derjenigen Gestalt erhalten haben, in welcher sie aus der Hand 
des Aristoteles selbst hervorgegangen war. Ja wir haben die 
stichhaltigsten Gründe, dies zu bezweifeln. Wir glauben viel- 
mehr dartun zu können, daß der heutige Text unserer Tierkunde, 
abgesehen von den durch die schriftliche Vervielfältigung hinein- 
gekommenen, von dem Unverstand oder der Eilfertigkeit der 
Abschreiber verschuldeten Entstellungen, nicht so, wie wir ihn 
besitzen von Aristoteles selbst verfaßt, daß er vielmehr viel- 
fach entstellt und namentlich durch Zusätze und Einschiebsel aller 
Art verunstaltet worden ist‘. 

Demnach beweist die überlieferte Anordnung des Textes und 
die Übereinstimmung der Handschriften gar nichts dafür, daß diese 
Anordnung die ursprüngliche sei. Da ja auch für andere aristo- 
telische Werke z. B. die Metaphysik, erst die ausgedehntesten 
textkritischen Untersuchungen die überlieferte Anordnung auf- 
gelöst haben, so werden wir wohl mit der Annahme, der Text 
der Tiergeschichte habe Veränderungen erfahren, nicht irre gehen 
und es handelt sich nur noch darum, Gründe dafür zu finden, 
daß gerade diese Umstellung des Urtextes stattgefunden habe. 

Es mochte rein literarischen Bearbeitern der aristotelischen 
Schriften geschienen haben, daß, da Aristoteles der Anatomie 
eine besondere Schrift gewidmet hat und da er diese mit einer 
ähnlichen, aber ausführlicheren Einleitung wie 1—5 einleitet (An- 
fang des II. Buches von Part. anim.), es im Sinne des Autors liege, 
wenn die Einleitung der Tiergeschichte nach Art des reiferen und 
mehr philosophisch als empirisch gehaltenen Werkes umgewandelt 
würde. Bei der stark anatomischen Richtung der späteren grie- 
chischen Biologie, die von Aristoteles ‘ausgeht, konnten sie 
wohl glauben, durch eine solche Umstellung im Interesse des 
Autors zu handeln. Wenn man aber diesen Grund nicht als hin- 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 13 
reichend gelten lassen will, so sind noch andere als literarische 
Rücksichten denkbar, die nicht außer acht gelassen werden 
dürfen. Diese Rücksichten denke ich mir kurz gesagt als medi- 
zinisch-dogmatischer Natur. Bei dem blühenden Betrieb der Ana- 
tomie in Alexandrien unter Herophilus und Erasistratus 
ist anzunehmen, daß die Tiergeschichte zu Lehrzwecken diente. 
Ein direktes Zeugnis dafür, daß gerade die Anatomen sich ihrer 
bedienten, existiert zwar nicht. Bei dem Fehlen von zusammen- 
hängenden Schriften derselben und Angaben über ihr Verhalten 
gegenüber der älteren Literatur überhaupt, mit Ausnahme von 
Hippokrates, will aber dieser negative Tatbestand nicht viel 
bedeuten. Einer anatomischen, medizinischen Unterrichtszwecken 
dienenden Richtung allein liegt es näher, die Zoologie mit den 
Teilen des Organismus zu verbinden und die augenscheinlichsten 
Allgemeinheiten über Beziehungen des ganzen Organismus, wie sie 
6—10 enthält, zurückzuschieben. Ein solches Vorgehen war ge- 
wissermassen nur eine weitere Konsequenz der starken Betonung 
der Anatomie für die Zoologie durch Aristoteles selbst. Wie 
er selbst die nächstliegenden, aber allerdings vorwissenschaftlich 
zu nennenden Unterscheidungen (8) zu gunsten anatomisch be- 
gründbarer (a) zurückgeschoben hat, so wurde nun wiederum das 
von ihm so glänzend verwertete Prinzip der Anatomie als leitend 
erkannt und beurteilt; man weiß ja, daß’ erst in Alexandrien die 
menschliche Anatomie zu voller Blüte gedieh. Diese Wertver- 
schiebung würde auch mit dem übereinstimmen, was wir über die 
Zoologie in Alexandrien wissen. 

Daß die zoologischen Werke von Aristoteles in Alexan- 
drien bekannt waren, beweisen die uns überlieferten Fragmente 
von Kallimachos, Aristophanes von Byzanz und Anti- 
gonos, dem Paradoxographen. Kallimachos scheint etwa 
310 v. Chr. geboren und 235 gestorben zu sein, also vor der 
eigentlichen Blüteperiode der alexandrinischen Anatomie. Nach 
O. Schneider (Callimachea Leipzig 1870, pag. 290—297) scheint 
er sowohl in seinen naturhistorischen Denkwürdigkeiten, als auch 
in einer besonderen Schrift über die Vögel an die Angaben der 
aristotelischen Tiergeschichte angeschlossen zu haben. Nach dem 
Zeugnis von Suidas war Aristophanes von Byzanz Schüler 
von Kallimachos. Er wird auf ca. 257—180 v. Chr. angesetzt 
und von Susemihl (Gesch. d. griech. Literatur in der Alexan- 
drinerzeit I, 428 u. ff.) als ein Gelehrter von größter Vielseitig- 


14 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


keit, hauptsächlich innerhalb der Philologie, geschildert, in dem 
die Verbindung gelehrter und künstlerischer Betätigung in Alexan- 
drien ihr Ende nahm. Von seiner Tiergeschichte sind ansehnliche 
Auszüge erhalten. O. Maaß (Analecta Eratosthenica, Philol. 
Unters. von Kießling und von U. Wilamowitz VI. 1883) 
glaubt, sie stellen nicht nur einen Auszug, sondern auch eine Fr- 
weiterung der aristotelischen Angaben unter Berücksichtigung 
der alexandrinischen Sammlungen dar, allerdings unter starkem 
Anklang an die Wunderbücher. Die zoologiegeschichtliche Stellung 
dieses seltsamen Schriftstellers wird uns noch später beschäftigen. 
Für jetzt sei nur hervorgehoben, daß die Anlage der von ihm er- 
haltenen zoologischen Fragmente schon nicht das geringste mehr 
mit derjenigen der aristotelischen Tiergeschichte gemein hat. 
(Aristophanis Historiae animalium Epitome ed. Lambros, 
Berlin 1885.) 

Damit ist bewiesen, „daß Aristoteles, wenn überhaupt 
jemals von seiner Schule als Biologe in voller Breite und Tiefe 
erfaßt, doch schon nach einem Jahrhundert, ja, wenn aus Aristo- 
phanes auf Kallimachos zurückgeschlossen werden darf, 
schon in der Generation nach Theophrast, wohl vielleicht als 
philosophisch-dogmatischer Heros weiter lebte, aber nicht mehr als 
induktiver Naturforscher verstanden wurde. Wir wollen parallele 
Exempla odiosa aus der modernen Biologiegeschichte unter- 
drücken. 

Als dritter Zeuge für die Bekanntschaft der Alexandriner 
mit der Tiergeschichte ist Antigonos von Karystos zu nennen. 
Seine etwa um 240 entstandenen ‘Jorog.@v nagaddEwv ovvaywyh zeigt 
höchstens Kenntnis des Aristoteles, aber ebenso wenig wie 
die aristophantischen Schriften das geringste Verständnis für ihn 
(Rerum nat. Script. graeci minores Vol. I rec. Otto Keller, 
Lipsiae 1877). 

Daß der anatomische Abschnitt der Tiergeschichte, lediglich 
als einleitendes Fachwerk empfunden, an den Anfang verlegt 
wurde, das spricht auch dafür, daß als dies geschah, das lebendige 
Bewußtsein für seinen natürlichen Zusammenhang mit 109 ff. nicht 
mehr existierte. Auch dies läßt auf eine Zeit der Umstellung 
schließen, in der die aristotelischen Werturteile nicht mehr aus 
dem Quell der Forschung entsprangen, sondern zur Schablone 
herabgesunken waren. 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 15 


IV. Der Text von 19—38. 


Die beiden folgenden Abschnitte (10—20 und 21—22) beginnen 
in offenbar absichtlicher Übereinstimmung unter sich mit demselben 
Stichwort (ndvrwv, maou). Sie enthalten ebenfalls allgemein anato- 
mische Tatsachen, aber nun nicht nach der Abstufung der Teile eines 
Tieres, sondern nach den allgemeinsten Funktionen des tierischen 
Organismus angeordnet. Da in ihnen betont ist, welche ana- 
tomischen und funktionellen Charaktere gemeinsam allen Tieren 
zukommen, so liegt die Vermutung nahe, daß Aristoteles, 
wenn er einen anatomischen Teil dem physiologischen Abschnitt 
hätte voranstellen wollen, wohl eher, wie etwa Buffon in der 
Histoire naturelle, diesen vorangestellt hätte, ein weiteres Argu- 
ment für unsere Hypothese von der Anordnung des Urtextes. 
Für Zusammengehörigkeit von 19—22 mit 1—5 spricht aber, ab- 
gesehen von der Rekapitulation der vier Stichworte von 1—5 in 
19 der gemeinsame anatomische Gesichtspunkt, sowie der Gegen- 
satz beider Abschnitte zu den nachfolgenden 23—31, mit dein 
jedoch sie immerhin den gesamten Abschnitt von den «dora, den 
Teilen bilden. 

Ich übersetze den Anfang von 1g folgendermaßen: „Allen 
Tieren sind diejenigen Teile gemeinsam, womit und 
wohinein sie die Nahrung aufnehmen. Diese sind 
entweder dieselben oder verschiedene nach den an- 
gegebenen Richtungen und differieren nach Gestalt, 
Quantität, Analogie oder Lage.“ Mund und Magen kom- 
men allen zu, Exkretionsorgane nur einem Teil. Alle, welche eine 
Blase besitzen, haben einen Darm, aber nicht umgekehrt. Damit 
ist als allgemeine Art der Ausscheidung gekennzeichnet die der 
flüssigen Bestandteile, die der festen Bestandteile als eine be- 
sondere. Es ist dies eine Verallgemeinerung, die mit den drei 
oben angeführten Sätzen (pag. 7) sachlich zusammengehörend, der 
größeren Bedeutung des flüssigen Elementes für die organische 
Natur das Wort redet. Echt aristotelisch sind dem Ernährungs- 
apparat die Zeugungsteile eingeordnet (vergl. Gener. anim. II. 4. 
704b). Durch den Abschluß öo« uëv ovv avayzardtata (— 20 Ende) 
wird nochmals die Bedeutung dieses gesamten Organkomplexes 
für alle Tiere hervorgehoben. Diesen Organkomplex würden wir 
heute als Assimilationsapparat bezeichnen, den von Aristoteles 
einbezogenen Generationsapparat vielleicht ausschließen, dagegen 


16 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


einbeziehen das Cirkulations- und Respirationssystem, deren Funk- 
tion ihm ja nicht bekannt war und die er folglich ausschloß. Aber 
die prinzipielle Bedeutung seines Begriffes des Assimilationsappa- 
rates darf uns auch hier die sachliche Unrichtigkeit nicht ver- 
kennen lassen. 

Ebensolche Allgemeinbedeutung aber mißt Aristoteles 
im folgenden Abschnitt (21—22) für den tierischen Organismus 
dem Gefühl bei, als der allgemeinsten Grundlage der Sinnes- 
wahrnehmung. Im Anschluß daran behandelt er das Gefäßsystem, 
was eben nur begreitlich wird, wenn man berücksichtigt, daß er 
im Herzen auch das nervöse Centralorgan erblickt, wie er denn 
ja auch im dritten Satze dieses Abschnittes Gefühl und Blut in 
direkten physiologischen Zusammenhang bringt. Im Schlusse 
von at de noımtızal Övvausıs ab fügt er die auf aktive Wirkung 
gerichteten Teile bei und wählt als Beispiel die Muskulatur des 
Mundes und der Ortsbewegung, die erstere wohl mit absichtlicher 
Prägnanz, da die gemeine Meinung wohl geneigt wäre, sie eher 
mit dem Assimilationsapparat in Zusammenhang zu bringen. 

Wie in Abschnitt 19—20 der Assimilationsapparat, so ist 
also in 21—22 der Relationsapparat zusammengefaßt, wobei es 
nebensächlich ist, daß als Centralorgan das Herz und als periphere 
Verbindungsorgane zwischen ihm und den Sinnesorganen statt 
der Nerven das Gefäßsystem gedacht ist. In diesen beiden Ab- 
schnitten also gruppiert Aristoteles die nach seinen Kenntnissen 
allgemeinsten tierischen Funktionen und die ihnen dienenden 
Organsysteme, die wir heute folgendermaßen zusammenfassen und 
gliedern wiirden. 


A. Chemie des Organismus. 


Assimilationsapparat: 


I. Rezeptiver Teil: Digestionssystem (Darm und Drüsen). 
II. Transaktiver Teil: Cirkulationssystem. 
III. Reaktiver Teil: Exkretionssystem. 


B. Physik des Organismus. 


Relationsapparat: 
I. Rezeptiver Teil: Sinnesorgansystem. 
II. Transaktiver Teil: Nervensystem. 
‚III. Reaktiver Teil: Muskulatur. 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 17 


Logisch entspricht diesem Schema die aristotelische Gliede- 
rung, wenn ja, wie gezeigt, auch nicht materiell. Auch beachte 
man, daß Aristoteles die dem Chemismus dienenden Teile 
voranstellt, also die wvy7 Joentiny, die allen Organismen, auch 
den Pflanzen zukommt, und dann erst die spezifisch animalischen 
folgen läßt. £ 

Die geschichtliche Rolle dieses physiologisch orientierten 
anatomischen Systems habe ich anderorts dargestellt (Zur Ge- 
schichte der biologischen Systematik, Verh. d. Naturf. Ges. Basel 
1903), obschon ich dort noch nicht gewagt hatte, das System der 
Physiologie, wie es sich später herausgebildet hat, auf diese 
Stelle der Tiergeschichte zu begründen, deren Disposition mir 
damals dunkel geblieben war. Aber sie kehrt auch an anderen 
Stellen wieder und ist so sehr naturgemäß auf oberste Begriffe 
der Naturforschung begründet, daß sie an diesem Orte nur einen 
logischen Bestandteil der aristotelischen Prinzipien der Zoologie 
überhaupt bildet. 

Nachdem nun Aristoteles die Gliederung des höheren 
tierischen Individuums in seine Bestandteile durchgeführt und die 
allen Tieren gemeinsamen Teile besprochen hat, wendet er sich 
den anatomischen Eigentümlichkeiten zu, die, weil verschieden 
bei verschiedenen Tieren, gerade zur Feststellung der Mannig- 
faltigkeit tierischer Organisation geeignet sind, aber doch größere 
Zusammenfassung gestatten. Können wir 1—5 und 19—22 als 
allgemeine Anatomie bezeichnen, so folgt jetzt die spezielle 
23—31 und zwar mit der deutlichen Absicht auf Grund von ihr 
allgemeine Gruppen zu bilden. In diesem Abschnitt geht Aristo- 
teles namentlich nach drei anatomischen Merkmalen vor: Blut- 
gehalt (23—éyer verra@gwv) Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte 
23 nal ta uèv Cwotdxa —24) und Ortsbewegung (25—31) nebst 
deren Konsequenzen für die Organisation. Wären nicht die Ab- 
schnitte so deutlich abgetrennt, so würde man kaum begreifen 
warum derjenige, der das folgenschwerste der drei Prinzipien 
enthält, nur wenige Zeilen umfaßt, während der zweite schon un- 
gebührlich lang ausgesponnen wird, um mit einem Hinweis auf 
größere Ausführlichkeit zu enden (24 Ende), und vollends der 
dritte (25—-31) beinahe die dreifache Länge des zweiten erreicht. 
Solche Dehnungen sind aber bei Aristoteles nicht ungewöhn- 
lich. Auch lassen sich noch andere Gründe für diese eigentüm- 
liche Disposition denken. 

Zool. Annalen. I. 2 


18 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


Der Abschnitt über Lokomotion und deren Organe zeigt 
gewisse Ähnlichkeiten mit der Schrift megi rsogeiag, die schon 
Aubert und Wimmer zur Erklärung dieser Stelle herangezogen 
haben. Sei es nun, daß jene Schrift eine weitere Ausführung 
des hier schon zu breit gewordenen Themas war oder die vor- 
liegende Stelle einen Auszug aus jener Schrift bildet, so läßt sich 
doch jedenfalls die Ausdehnung von 25—31 aus der Bedeutung, 
die Aristoteles dem Problem augenscheinlich zumaß, verstehen, 
Anderseits muß der ganze Abschnitt auch mit Rücksicht auf die 
zahlreichen weiteren Ausführungen über die Bluttiere betrachtet 
werden. Wenn wir in Erwägung ziehen, was hier alles noch zum 
Thema des Abschnittes 23 — reTr«owv beigetragen, aber außerdem 
mit den Ausführungen über Lokomotion verbunden wird, so stellt 
sich heraus, daß Aristoteles in 25—31 zu der Aufstellung 
des Unterschiedes von Bluttieren und Blutlosen noch viele und 
durch die Korrelation mit lokomotiven Eigenschaften verstärkte 
Belege für den Wert jener Unterscheidung hinterher beibringt. 
Es schneiden sich in diesem Abschnitt zwei Gedankenkreise und 
ihre zugehörigen Radien, wie dies bei Aristoteles vielfach 
geschieht. Dadurch aber wird die formelle Kürze des Abschnittes 
über den Blutgehalt wiederum etwas kompensiert, da materiell 
noch so vieles im Abschnitt über Lokomotion nachgetragen wird. 

Es muß dazu mitgewirkt haben, daß man die Disposition 
bei Aristoteles vermißte, wenn er von der Ortsbewegung der 
Tiere schon in dieser Einleitung zweimal spricht, nämlich schon 
6—10 und hier wiederum 25—31. Aber man beachte, daß der 
Zusammenhang, in dem es geschieht, ein verschiedener ist. Dort 
der Einfluß des Mediums auf den Organismus überhaupt, dabei 
auch in hervorragender Weise auf die Lokomotionsorgane. Hier 
aber die Lokomotionsorgane betrachtet in ihrem logischen Wert 
für die Klassifikation der Tiere und zwar als eines der mannig- 
faltigsten und augenfälligsten Merkmale. | 

Für die Einzelheiten der Gliederung von 25—31 verweise 


ich auf die Tabelle, worin jedoch nur die hauptsächlichsten Züge 
eingetragen sind. 


V..Der Wext von 32 38. 


Hat die ganze Einleitung bisher die Gliederung des zoolo- 
gischen Stoffes auf die Begriffe: Verrichtungen, Charakter, Teile 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 19 


begründet, so verweist Aristoteles nun von 32—35 darauf, daß 
im wirklichen Bestande der Tierwelt selbst Anhaltspunkte zur 
Gliederung gegeben seien und daß diesem wirklichen Tatbestand 
vielfach der Sprachgebrauch entspreche. Hier ist er der große 
Realist, der die Bedingtheit des Vorhandenen im Vergleich zum 
ideal Möglichen überblickt. Auch in diesem Abschnitt ist er 
stark exkursiv, wohl um aus dem Sachverhalt selbst hervortreten 
zu lassen, daß der Gegensatz zwischen Gattung (yévos) und Art 
(sidog) sich nicht logisch scharf formulieren läßt. Man weiß, daß 
John Ray es gewesen ist, der eine schärfere Fassung dieser 
beiden Begriffe verlangte und daß Linné es gewesen ist, der sie 
zum Erstarren gebracht hat. Vom Standpunkt der Entwicklungs- 
lehre aus wird man aber Aristoteles aus seinem Vorgehen, 
logisch nicht zu präzisieren, was in Wirklichkeit nicht präzisiert 
werden kann, heute weniger denn je einen Vorwurf machen wollen. 

Den Abschluß der gesamten Einleitung geben 36—38, welche 
uns wieder eingehender beschäftigen müssen. 

Taira uèv ovv todtov tov toedmov stontrar viv we Ev Tim, 
yevuatos YAOLY rregl VOWY ual Loa Iewentéov. Hier kehrt das Wort 
timog wieder, das im ersten Satze von 6 vorgekommen ist, sicher 
nicht ohne Grund und zugleich ein Indicium für unsere obige 
Hypothese von der einleitenden Bedeutung des ersten Satzes von 
6., yevuatos yaouv = „so um des Vorgeschmackes willen“ ein deut- 
licher Abschluß der Einleitung. „In aller Genauigkeit 
werden wir es später ausführen, damit wir zuerst die 
vorhandenen Unterschiede und das allen Zukom- 
mende erfassen. Nachher aber wird zu versuchen 
sein, die Ursachen von alledem in Erfahrungen zu 
bringen.“ Aubert und Wimmer verknüpfen die beiden Sätze 
ganz willkürlich, lassen dafür die vorhandene Verbindung zwischen 
Haupt- und Nebensatz des ersten Satzes fallen. Mit alledem ent- 
stellen sie auch hier den Sinn; denn das werd dé roöro will augen- 
scheinlich nichts anderes besagen, als daß, wie die Metaphysik 
auf die Physik, die Schrift über die Teile der Tiere, deren oberste 
Tendenz auf Erkennung der Ursache gerichtet ist, auf die Tier- 
geschichte folgen werde; beginnt doch auch ihr Eingang des 
II. Buches unmißverständlich mit verwandten Worten und schließt 
damit an den hier gegebenen Hinweis. Das verschiedene Tempus 
Egoöuev und AdBwuev einerseits und rreıgareov (éoriv) anderseits läßt 
für mich gar keinen Zweifel darüber, daß Aristoteles hier sauber 


20 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


unterschieden wissen wollte, zwischen dem Futurum, das sich auf die 
frühere und dem, das sich auf die spätere Handlung bezieht. Wir 
nehmen nun zuerst die Tiergeschichte vor, d. h. die Untersuchung 
der Tiere auf Unterschiede und Ubereinstimmung. Das ist der 
Sinn des von {va abhängigen Satzes, in dem nun zum drittenmal 
innerhalb der Disposition der Einleitung auf dıayogat der Accent 
fällt, wodurch wiederum unsere oben geäußerte Auffassung von 
6 verstärkt wird. Aber nicht minder bedeutungsvoll sind die 
dınpogai den mao ovußepmnora vorangesteilt, entsprechend dem 
Grundsatz, vom Mannigfaltigen erst induktiv zum Nachweis der 
Übereinstimmung zu gelangen. Das ist der Weg, den die naive 
Forschung stets betreten wird und wohl nicht ohne inneren 
Grund hat Wotton, der Aristoteles bei den Zoologen der 
Renaissance zuerst wieder zur Geltung brachte, sein Werk betitelt: 
De differentiis animalium. Nach der Tiergeschichte sollte dann 
die Schrift über die „Ursachen der Tiere“ folgen, d. h. die von 
uns als de partibus animalium bezeichnete. 

Nach diesem Entwurf des Planes ins Große: zuerst die Tier- 
geschichte, dann die Ursachen der tierischen Organisation zu 
schildern, wendet sich Aristoteles der ersten Aufgabe zu (37) 
nämlich die Teile der Tiere zu erörtern und zwar aus dem Grunde, 
weil in ihnen die ersten und größten Unterschiede auch für das 
Gesamttier vorliegen. Damit begeht er den Schritt, eine ana- 
tomisch begründete Tiergeschichte zu schreiben und entgegen 
dem Augenschein vorzugehen, welchem folgend man früher die 
Gliederung der Tierwelt auf geographisch-physiologischer Grund- 
lage zu geben suchte. Und nun rekapituliert er die Stichworte 
von 2—4, resp. 19. Damit gewinnt er zugleich den Abschluß seiner 
gesamten Ausführungen über Anatomie, deren Verwertung als 
wissenschaftliches Prinzip überhaupt und sichert ihr das Über- 
gewicht über alle anderen Prinzipien der Zoologie, die er wie 
die späteren Ausführungen zur Genüge dartun, deswegen nicht 
etwa beseitigt, aber der Anatomie untergeordnet wissen will. 

38 rückt den Menschen merkwürdig praktisch und didaktisch 
motiviert in den Vordergrund. Hier kein Wort über seine sonst 
von Aristoteles mit so großer Wärme verteidigte Stellung 
an der Spitze der Tierwelt. Es ist, als ob er diese theoretischen 
Erwägungen gewaltsam hier zurückgehalten hätte, um sie erst im 
Leser oder Hörer entstehen zu lassen. Den Rest des ersten 
Buches betrachtete Aristoteles selbst als Lösung einer rein pro- 


3urckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 21 


pädeutischen Aufgabe (39--86): Der Mensch als Paradigma fiir 
die Zoologie a capite ad calcem beschrieben, auszugsweise unter 
Hinweis auf vollständigere Darstellungen. Zur Einleitung gehört 
dieses Kapitel eigentlich nicht mehr. 

Kenner der Literatur über die zoologischen Schriften des 
Aristoteles werden beachten, daß ich in der Art, wie ich den 
Stagiriten verstanden wissen möchte, von der bisherigen Behand- 
lungsweise abweiche. Es sind vornehmlich drei wissenschaftliche 
Richtungen zu unterscheiden, die sich bisher um seine zoologischen 
Schriften bemüht haben; oft auch fließen sie in derselben Person 
zusammen. Die eine, die grammatische, war bemüht um Sichtung 
der Texte, Erklärung der einzelnen Naturobjekte, von denen 
Aristoteles spricht, wobei naturgemäß die Identifikation der Be- 
zeichnungen antiker Autoren mit denen moderner die größte Rolle 
spielt, ehe die abendländische Forschung eine Identifikation der 
Objekte zuließ. Die zweite Richtung war bemüht, die metaphysi- 
schen Prinzipien des Aristotelesin seinen zoologischen Schriften 
aufzusuchen und seinem philosophischen Lehrgebäude einzuordnen. 
Eine dritte typisch hervortretende Gruppe bemüht sich, die der 
gesamten Schriftsammlung zugrunde liegende Ordnung festzu- 
stellen. In dieser Richtung hat sich an Titze eine kleine Lite- 
ratur angeschloßen und sie beherrscht auch die Bemühungen 
um die zoologischen Schriften von Aristoteles bei Frantzius 
sowohl als auch bei Aubert und Wimmer. Wo diese Autoren 
die Erforschung der biologischen Schriften von Aristoteles 
gelassen haben, ist sie, soweit allgemeinere Aufgaben in Betracht 
kommen, auch stecken geblieben und man darf ruhig das allge- 
meine Urteil aussprechen, daß die Nachfolger im ganzen nicht 
darüber hinausgekommen sind. Eine neue Richtung begann erst 
damit, daß Poschenrieder die anatomischen Einzelangaben 
von Aristoteles einer Vergleichung mit der Hippokratik unter- 
zog. An seiner Arbeit erwies es sich, wie wertvoll es ist, 
Aristoteles genau zu nehmen. 

Bisher nahm man die drei Hauptwerke und die Parva 
naturalia, verglich sie totaliter untereinander, definierte mit irgend 
einem Schlagwort oder mit modernen Wissenschaftsbezeichnungen 
das eine oder andere Werk; man verglich ganze Bücher, stellte 
sie um usw., aber all das, bevor der Text im einzelnen studiert 
war. Aubert und Wimmer haben mit dem Nachweis, daß die 
Tiergeschichte eine Disposition besitzt, einen glücklichen Wurf 


DR Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


getan. Früher hatte man in unverständlicher Verkennung der 
Aufgabe gegenüber einem antiken Autor fast ausschließlich sich 
bemüht, die Richtigkeit der von Aristoteles angegebenen 
Facta zu prüfen und ihm dafür Zensuren zu erteilen, wie sie nicht 
überschwänglicher als von Cuvier, nicht arroganter als von 
Lewes erteilt werden konnten. Aber wir haben nicht das Ver- 
hältnis zwischen der geistigen Potenz des Aristoteles zu 
unserem Wissensstoff zu untersuchen, sondern zu dem ihm zu 
Gebote stehenden und dieses Verhältnis läßt sich nicht bestimmen 
aus der Quantität richtiger und der Quantität unrichtiger Facta 
nach dem Stand unseres Wissens, sondern allein aus der Fähig- 
keit der Stoffbeherrschung die sich wiederum in der logischen 
Entwickelung der Gedanken niedergelegt findet, also aus der 
Disposition und ferner, sofern Material dafür,vorliegt, aus dem 
Verhältnis des Autors zu seinen Vorgängern. In diesem Falle 
sind wir allerdings auf die spärlichen Überreste der hippokrati- 
schen Zoologie angewiesen, die nur schwer das persönliche Ver- 
dienst von Aristoteles abschätzen lassen. Dagegen erweist 
sich das Studium der aristotelischen biologischen Texte als sehr 
ergiebig, wofern wir sie im einzelnen möglichst scharf fassen. 
Auch läßt sich a priori erwarten, daß die geistige Physiognomie 
des Autors in charakteristischer Form in den kleineren, sich 
wiederholenden dispositionellen Merkmalen ausdrückt, als in der 
allergröbsten Einteilung. Bei Aristoteles ist zwar auch diese 
nachweisbar beabsichtigt und durchdacht, was nur wenigen 
Autoren unserer Wissenschaften nachgerühmt werden kann, wo 
sie die großen Stoffmassen zu gestalten unternahmen. Um so mehr 
haben wir aber auch Grund anzunehmen, daß auch im einzelnen 
seine Dispositionen bewußt durchgeführt sind und es scheint mir 
vor allem dafür zu sprechen, daß im physiologischen Abschnitt 
der Tiergeschichte, auf den er methodisch mit Recht nicht den 
größten Wert legt, der aber zur Vergleichung am geeignetsten 
ist, weil er nach einer naiven, auch in der Hippokratik nachweisbaren 
Betrachtungsweise verfährt, daß wir in jenem Abschnitt diese 
Disposition am durchsichtigsten finden, während sich in anderen, 
z. B. in dem über Gemeinsamkeit des Assimilationsapparates 
(19, 20) eine starke, dem modern-biologisch, aber nicht 
biologie-historisch denkenden Leser unbegreifliche Lücke 
darin entgegentritt, daß zwischen den rezeptiven und reaktiven 
Organsystemen (Darm- und Exkretionssystem) der transaktive Teil, 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 23 


das Zirkulationssystem fehlt, weil seine wesentliche Funktion noch 
nicht erkannt, ihm vielmehr völlig irrige Funktionen zugeschrieben 
wurden. Für die Logik dieser und ähnlicher Abschnitte kommt 
es aber, wie hier wiederholt werden muß, nicht darauf an, ob die 
Beobachtungen an und für sich richtig sind, sondern ob die 
Elemente richtig oder unrichtig verbunden werden. Dies ist ein 
Kardinalpunkt, an dem sich zeigt, wie biologische und biologie- 
historische Forschung reinlich gesondert werden müssen, will man 
nicht einem Autor Unsinn unterschieben, für den er unmöglich 
verantwortlich gemacht werden darf. 

Es ist nun nicht meine Absicht, aus der Analyse der Ein- 
leitung der Tiergeschichte die Forscherphysiognomie des Biologen 
Aristoteles zeichnen zu wollen; so etwas wäre erst nach ent- 
sprechender Durcharbeitung aller seiner einschlägigen Schriften 
denkbar, wobei noch schöne Überraschungen bevorstehen. Für 
jetzt ist der Wert des besprochenen Abschnittes nur noch nach 
zwei Seiten hin zu vergleichen: nämlich nach dem Stand der 
damaligen und im Vergleich zur heutigen Biologie. 


VI. Die zoologie-historische Bedeutung der Einleitung 
zur Liergeschiehte. 


Überblicken wir nochmals die Einleitung in ihrer Gesamt- 
heit. Nach Titze sollte eine Einleitung der Tiergeschichte über- 
haupt fehlen und das Werk „so ganz ohne alle Vorbereitung des 
Lesers, nur gleich mit der Sache selbst“ anfangen. Demgegen- 
über haben schon Aubert und Wimmer in ihrer Gesamt- 
disposition der Tiergeschichte den einleitenden Charakter von 
1—36 hervorgehoben und die drei Gesichtspunkte der Lebens- 
weise, des Charakters und der Anatomie sowohl in ihr, als auch 
durch das ganze Werk durchgreifend nachgewiesen. Allerdings ist 
nicht zu verstehen, wie sie darin (pag. 35 und 36) das Prinzip 
der allgemeinen, der beschreibenden und der vergleichenden 
Anatomie durchgeführt finden wollten. Für uns ist abgesehen 
vom Sinn der gesamten Einleitung für die Auffassung von 1—38 
als einer solchen entscheidend die Gegenwart von Stichwörtern 
wie tim und yevuatos yaoi, sowie daß in 6 nach unserer Deutung 
des ersten Satzes ein Anfang des ganzen Werkes vorhanden ist, 
endlich der Hinweis auf die ausführlichere Darlegung, die folgen soll. 

Es fragt sich nun, was wohl Aristoteles mit der Tier- 


24 : Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


>77 


geschichte bezweckte. Aubert und Wimmer meinen: „ein 
Bild zu entwerfen von dem Leben der Tierwelt“. Aristoteles 
selbst spricht es aber deutlich genug aus, daß ihm diese Absicht, 
wie wir sie weit eher bei Aldrovandi oder Buffon realisiert 
finden, nicht zunächst liegt. Theoretische Betrachtung (36), Unter- 
schiede und Gemeinsames, Ursachen hierfür, Gliederung des 
‘Organismus, Unterscheidung und Zusammenfassung von Gruppen, 
all diese einleitungsweise ausgedrückten Absichten sind nichts 
weniger als historischer Art — historisch im alten Sprachgebrauch 
verstanden, nämlich im Sinne einer rein schildernden, deskriptiven 
Darstellung. Aber auch wenn man zugeben will, daß der Haupt- 
teil der Tiergeschichte so gehalten sei, und Aristoteles msde 
Tierwelt als Teil des Kosmos habe darstellen wollen, so hebt 
sich die Einleitung mit ihrem Dominieren des logischen und 
methodischen Charakters der Behandlung des Stoffes nur um so 
schärfer von den ihr folgenden Ausführungen ab. Gerade diese 
Seite der Einleitung aber, ihre methodische Haltung ist es, die 
uns das wichtigste Vergleichsmoment für ihre geschichtliche 
Beurteilung liefert. Wenn wir uns daher den Gedankengang 
der Einleitung in ihren Hauptzügen vergegenwärtigen, so läßt 
er sich etwa dahin zusammenfassen: Aristoteles geht von 
Unterscheidungsmerkmalen aus, die schon längst vor ihm als 
allgemein gültig anerkannt waren, also von historisch gegebenen 
Erfahrungsbegriffen (Lebensweise, Charakter, Teile). Er zählt 
diese in einer Reihenfolge auf, die ebenfalls ihrer historischen 
Entwickelung entspricht; denn es ist nur allzu begreifiich, daß 
die Lebensweise und der Charakter dem naiven Empfinden zu- 
nächst liegen, während die Anatomie als wissenschaftliches Prinzip 
neueren Datums war (vergl. hierzu meine Schrift: Das koische 
Tiersystem, Verh. d. Naturf. Gesellsch. Basel. 1903). Mit dem 
ersten der Unterscheidungsmerkmale knüpft er an die aller- 
bekanntesten Dinge an, wie sie wirklich jedem Anfänger an- 
schaulich darzulegen waren: Wassertiere, Landtiere. Er schreitet 
sodann fort zu den übrigen Formen tierischen Lebens, wie sie 
sich aus der Analogie mit dem menschlichen ergeben. 6-18 
beweisen uns, daß nach diesen Unterscheidungsmerkmalen, die 
sich auf das gesamte Individuum beziehen, die Zoologie von ihm 
noch ganz auf dem Stadium befunden wurde, wo sie vorwiegend 
Übertragung des Menschen auf das Tier ist. Den einer solchen 
Betrachtungsweise wirklich innewohnenden Wert konnte er nicht 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 25 


verkennen, aber er wufite ihn einem logisch wertvolleren Prinzip, 
nämlich dem der Anatomie unterzuordnen, das nun den haupt- 
sächlichen Raum in seinen Ausführungen einnimmt. Damit 
kämpfte er nach zwei Seiten: einmal gegenüber der überlieferten 
Schablone, die Tiere bloß als Hausrat der Natur aufzufassen, wie 
dies in vorwissenschaftlichen und nachwissenschaftlichen Perioden 
geschieht (z. B. bei Herodot und Plinius), andererseits gegen- 
über einer rein dialektischen Systematik der Lebewelt, wie sie 
von ihm in seiner Polemik gegen die Dichotomie (Part. anim. I. 3) 
angefochten wird. Aus der Hippokratik wissen wir, daß die 
Anatomie ursprünglich nur zu Zwecken der medizinischen Praxis 
verwendet worden war. Es muß ein ungeheurer Umschwung 
sich vollzogen haben, als Demokrit begann, Zootomie um ihrer 
selbst willen zu treiben. Aristoteles fand augenscheinlich die 
Zootomie schon wohl vorbereitet vor und da uns die Quellen 
fehlen, aus denen er geschöpft haben mag, dürfen wir uns nicht 
verleiten lassen, in ihm den Neuerer in der Richtung der Zootomie 
zu suchen. Was aber wohl kaum spurlos verloren gegangen 
wäre, wenn es nicht Aristoteles ausschließliches Eigentum 
gewesen wäre, das ist de Verbindung ausgedehntester 
und: beabsichtieter Kenntnis dert Tierweltsund.der 
Ziootomie “mit induktiver Logik und’ natürliehster 
dialektischer Entwickelung des Stoffes und als klassi- 
sches Zeugnis hierfür ist gerade die Einleitung der Tiergeschichte 
zu betrachten. Was ihre Stellung innerhalb der zoologischen 
Schriften von Aristoteles betrifft, so könnte man geneigt sein, 
ihre prinzipielle. Bedeutung schon deswegen zu unterschätzen, 
weil hier nicht von &vegyeia, dövauıs, évreléyaua noch von allen 
sonstigen metaphysischen Kategorien die Rede ist, sondern weil 
nur aus der Beobachtung der Tierwelt durch Induktion allgemeine 
Sätze abgeleitet werden, unterstützt durch einige Erfahrungsbegriffe, 
aber unter vollständigem Verzicht auf alle Spekulation. 

Diese ganze Einleitung ist sozusagen aristotelische Philo- 
sophie vor der aristotelischen Spekulation, sie enthält logische 
Prinzipien, aber nicht metaphysische, wie die anderen, bisher für 
so viel wichtiger genommenen Einleitungen von Part. an. I und II. 
Deswegen aber ist sie doch eine prinzipielle Erörterung, wenn 
wir von einer philosophischen Einleitung nicht von vornherein 
spekulativ gewonnene Allgemeinbegriffe verlangen. Eine all- 
gemeine Einleitung zu einem Werk vom Umfang der Tier- 


26 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


geschichte ist in einem heutigen Buch mit ähnlicher Absicht nicht 
vorhanden. Daß man ausginge von der Mannigfaltigkeit der 
Tierwelt und dem Prinzip der Medien unter Zurückschieben des 
naiven Urteilens nach menschlicher Analogie, daß man fort- 
schritte zu einer anatomischen Betrachtungsweise, zuerst unter 
Darlegung der Stufen der Organisation, dann des charakteristisch 
tierischen, endlich der für die Teile der Tierwelt wesentlichen 
Merkmale, daß man schließlich die verschiedene Qualifikation der 
tierischen Individualverbände für wissenschaftliche Behandlung 
hervorheben würde, das alles ist ein Weg, der, so gerade und 
selbstverständlich er wäre, doch nirgends eingeschlagen wird. 
Buffon hat also damit bis heute Recht, wenn er sagt: „L’histoire 
des animaux d’Aristote est peut-étre encore aujourd’hui ce que 
nous avons de mieux fait en ce genre“. Ja Aristoteles würde 
seinen Bau heute in mancherlei Richtung ausbauen und korri- 
gieren, darüber ist nicht zu streiten. Aber so sehr er es ver- 
mieden hat, hier metaphysische Elemente einzustreuen, so sehr 
würde er es wohl auch heute vermeiden, dies zu tun. Rein in- 
duktiv geht er von der bestehenden organischen Natur aus, um 
deren Verhältnis zur Logik zu bestimmen. Da ist weder von 
Naturgesetzen, noch von Ursache und Wirkung, noch von Fr- 
klärung, noch von Kausalitätsbedürfnis, noch von alledem die 
Rede, was unsere Einleitungen enthalten, als Erbstück aus einer 
Zeit, wo man das Bedürfnis nach Naturbeherrschung aus dem 
Verhältnis des Menschen zur Natur in die organische Natur- 
forschung übertrug. Damit sind wir bis an den Punkt angelangt, 
wo das spezifische Verdienst der Tiergeschichte liegt. Sie ist der 
erste und einzige Versuch, die Erforschung der organischen Natur 
nur aus dem Objekte selbst zu entwickeln, ohne alle Neben- 
rücksichten auf metaphysische Spekulation, ohne alle Verge- 
waltigung der organischen Natur durch Hypothesen der Kosmo- 
gonie, insbesondere der anorganischen Naturforschung, an denen 
damals doch wahrhaft kein Mangel gewesen wäre, endlich ohne 
die Präponderanz der Zwecke der Medizin, wie sie zeitweise 
nicht zugunsten der freien Forschung die Biologie beherrscht 
haben. Speziell das zuletzt berührte Verhältnis bedarf noch einiger 
Worte der Erklärung. Aristoteles war hier in geringerer 
Versuchung als spätere Biologen, namentlich die der ganzen 
Periode von Harvey bis Bichat. Die Hippokratik enthält ja 
mächtige Wissensschätze, aber nach der Seite der nichtmensch- 


Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 27 


lichen Biologie lag im ganzen ihr philosophisch schwacher Punkt. 
Die Bedeutung der Mannigfaltigkeiten der organischen Natur war 
nicht erkannt und ihre Wirdigung hintangehalten durch die 
Einheitsgedanken der kosmogonischen Spekulation. Mit einem 
nur aus instinktiver Sicherheit verständlichen Takt hat Aristoteles 
die der medizinischen Literatur entnommenen Fakta in den Dienst 
der Zoologie gestellt, hat er vermieden, seine wissenschaftliche 
Behandlung der Tierwelt mit jenen gemeinen Rücksichten zu 
motivieren, die immer und immer wieder in der Neuzeit vor- 
geschoben worden sind und die wir auch heute noch so oft zu 
hören bekommen. Ich wähle eines der ältesten Dokumente der 
wissenschaftlichen Zoologie der Neuzeit, Marc Aurelio Seve- 
rinos Zootomia Democritaea (erschienen Nürnberg 1645), um 
daran zu zeigen, welche Aufgaben alle der Zoologie in der Neu- 
zeit zugeschoben wurden. Die Zootomie ist nötig: erstens der 
Physiologie als der Lehre von der Seele, zweitens damit man 
lerne die geschickten Einrichtungen der Natur in die menschliche 
Technik übertragen, drittens der gesamten Medizin und zwar so- 
wohl für die Lehre von den Organen (vergl. Anatomie) und für 
die Entwickelungsgeschichte des Menschen; nämlich, damit man 
lerne, das System der Natur vom Niedern zum Höhern aufzu- 
bauen, ferner zur Verteidigung der alten Autoren, endlich sowohl 
zum Unterricht, als auch für die Pathologie, die Semiotik, die 
Prophylaxe und Therapie, viertens für die Scientia morum und 
fünftens für die Pietas. Die Auffassung von der Nützlichkeit der 
Zoologie zu all diesen Zwecken hat seit der Renaissance keine 
wesentliche Abänderung dieses Programms erfahren und man 
kann höchstens behaupten, daß ihr einige praktische Zwecke mehr 
aufgebürdet worden sind und ferner, daß der Inhalt der von 
Severino gegebenen Begriffe geändert hat. Das aber hat für 
die Gesamtauffassung keine Änderung herbeigeführt, wie es z. B. 
für das Verhältnis von Pietas und Zoologie ganz auf dasselbe 
hinauskommt, ob die Pietas im Sinne derjenigen des 17. Jahr- 
hunderts aufgefaßt wird, oder der antichristlichen Dogmatik der 
Gegenwart. Insbesondere aber und dies fällt in unserem Zu- 
sammenhange am meisten ins Gewicht: das Verhältnis zwischen 
Biologie und Medizin wird von der letzteren durchweg so auf- 
gefaßt, daß die Biologie der Physiologie zu dienen habe, diese 
aber der Medizin. 

Wie hoch aber stellt sich der kulturelle Wert einer also 


28 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 


aufgefaBten Biologie im Vergleich zu derjenigen eines Aristoteles? 
Aristoteles war Mediziner, Sohn eines Mediziners und Sproß 
einer Asklepiadenfamilie. Ihm zuletzt konnte es passieren, seine 
Kunst, deren Tradition und ihre Verdienste um die Biologie zu 
unterschätzen. Aber — und darin liegt ein wesentliches Merkmal 
seiner Biologie — er verwendete wohl die biologischen Einzel- 
beobachtungen, wie sie die Hippokratik zur Verfügung hatte, im 
Dienste der Biologie. Nicht die Nützlichkeit der Zoologie für die 
Medizin war es aber, die ihm diese Wissenschaft wertvoll machte; 
mit geradezu bewundernswerter Schärfe hat er ihre eigenen 
wissenschaftlichen Ziele und diejenigen medizinischer Praxis aus- 
einanderzuhalten gewußt unter umfassendster Berücksichtigung 
der durch medizinische Praxis gewonnenen Beobachtungen. Wenn 
einer Dogmatik er seinen Tribut entrichtet hat, so ist es die in 
Griechenland alles durchsetzende philosophische gewesen. Aber 
weder macht er hieraus ein Hehl, noch wird die moderne sehr philo- 
sophisch angehauchte Forschung ihn deshalb tadeln wollen. Und 
endlich ist gerade die Tiergeschichte und gerade ihre Einleitung 
hievon am allerfreiesten. Damit aber steht er auf der nie wieder 
erreichten Höhe eines Künstlers, der, wo höchstens Ansätze vor- 
handen waren, eine Wissenschaft und zwar eine nicht aus der 
Gefühlssphäre und des Lebens Notdurft bestimmte, sich selbst 
ihre eigenen Zwecke aus ihrem eigenen objektiven Substrat 
bestimmende, eine souveräne Wissenschaft geschaffen hat. 

Nicht seine, vielleicht nicht einmal eigenen Entdeckungen, 
die ein auf Erfolg und Entdeckerruhm erpichtes Zeitalter bei ihm 
lobte, nicht der Umfang seines für seine Zeit umfassenden Wissens, 
nicht die Schlagwörter seiner Philosophie, obschon sie wahr- 
scheinlich der Wirklichkeit der organischen Natur am meisten 
entspricht, nicht all das ist es, was wir an ihm zu bewundern 
haben. Es ist nichts als billig, wenn wir zur Beurteilung seiner 
Leistungen und zum Maßstab für sein eigenes Schaffen die Worte 
ernst nehmen, womit er seine biologischen Werke einleitet: Sach- 
kenntnis und Schulung des Denkens sind zweierlei; 
nur wer diese besitzt, nicht allein jene, ist zur Kritik 
fähig. 


Disposition des ersten Buches der Tiergeschichte ($$ 1-88). 


a 


Textteile Inhalt Stichworter 
1-36 | A. Einleitung Uber die Methode der Zoologie, ring, zeinaros 
31 1. Stoffgliederung auf Grund der aus Allgemeinbetrachtung der Lebe: | %d0! 6. 36. 

| welt gegebenen Begriffe (Verrichtungen, Charakter, Teilel 
6-18 a. Verrichtungen (und Charakter?, abgestuft nach deren wissen-| plot, modus, Oy 
schaftlicher Bedeutung 6 11-18, 
6-17 1. Verrichtungen, in Hinsicht auf das Verhalten des Organismus (lot, agdses, 6. 
zum leblosen Medium (physiologischer Abschnitt im weiteren! 
nne) 
6-10 A. Die aus dem passiven Verhalten der tierischen Organisation gegenüber 


6-8 
6-8 dx te — ys 

6 ff tà pds-nogdéZos 
— rà Goren 


— Ido 
6 rd dè ru — tw 

6 noddd — ngondderZos 
6 xal aınwd — xodvp pls 


6 mal droda — 06905 
6 Ena 68 — Sorgen 


6 ray d"év 8S ean —xogdUZo5 
jaAdırıa 

— zordnıa 

= Ripvata 

— sedpanaîa 

7 100 dI yrpoalanı — 8 dr 


is vis 
7 — Tgr raw yepoalov 
7 nh db rdv déga—aedveow 


Bivia dl ry Eh —olorgos 
9-10 
9 


dori dè rà udvipa -vépovrai 
sod da dAodorigia 


vi 62 vevouind — ndgadoı 
rit dè mopevriad— écrin 
rv dd yepoulon - dAANA 
rà 6) weld — [Avonaotn 


aopevrind — fous darle 

rr—1 éxromiond 

11 rà adv yüe = dvdooros 
dnapupore gite 


12 modirind — dvagza 
13 nal rà dw caguogdza 
— 17 édewedv 

13 — rà don 

14 — dregra 

14 Kal rà ply vuxtn 
— gar op 

15 du db — x 

16 — dadeiv 

17 xal ra pv dpeodioa- 


ord — dyelav 

46 xal 1à piv dygorna — 
aepiargd 

47 xel Gv Padartion — 
nergaîa 

17 Zu — ddewpiv 


18 
1-5 +19-31 
1-5 

reti 

3-4 

3 


4— Mace rv pega 
42044 ydy— r0îs ungols 
5 


19—33 
19-20 

21-22 

23-31 

23 — rerrdpum 

23 xal rh un Spordna—ag 
35-31 

25 

26 

26—27 

28-29 

28 

29 

30 

ai 

92-35 

33 

33-36 

36-38 


dem leblosen Medium entspringenden Unterschiede 
|, mit Rücksicht auf die Gesamtorganiaation 
a. während des ganzen Lebens 
1, Wassertiere: 
@ nach den funktionellen Bezichungen zum Wasser unterscheidbar 
(physiologischer Abschnitt im engeren Sinne) 
* vollkommene Wasserticre (alle Funktionen ans Wasser gebunden); | 


Atmung, Zeugung am Lande): 
+ mit Fosien versehen: Otter, Biber, Krokodil 
tt mit Flügeln versehen: Move, Taucher 
tit fublos: Wasserschlange 
iere mit Aufenthalt im Wasser, aber ohne anderweitige Be- 
zichungen zu ihm: Secanemone, Seholtiere | 
fi nach dem Aufenthaltsort unterseheidbar (geographisch) 
* Meertiere 
Flubtiere 
Seetiere 
* Sumpfiere 
2, Landtiere; 


@ mit Luftatmung: Mensch und lungenbesitzende Landiiere 
fi ohne Luftatmung: Insekten (Wespe, Bicne) 
b. in verschiedenen Lebensaltern verschieden 
1 mit Rücksicht auf die spezifisch animalische Funktion der Ortsbewegung 
a. aquatile Lebensweise und Ortsbewegung 
1. dauernd angewachsen: viele Schaltiere, Seliwimme 
2. nicht angewachsen, aber unbeweglich: Schaltiere, Holothurien | 
3. beweglich 
a. Schwimmer: Fische, Weichtiere, Weichschaltiere 
A. Geher: Krabben 
b, terrestriache Lebensweise und Ortsbewegung 
1, Geflogelte Landbewôbner: Vogel, Bienen 
2, An die Erdoberfläche gebundene Landbewohner 
a. mogevrind 
Ri denvonnd 
+ Aa vorantnd 
| ©. Geher und Schwimmer zugleich 
B. Die aus dem sozialen Medium der tierischen Lebensweise sich ergeben. 
‚den Unterschiede 
I, ohne einheitlichen Zweck der Assoziation 
a. gesellschaftlich, herdenweise 
b. vereinzelt 
| © zwischen beiden schwankend 


| Il: mit einheitlichem Zweck der Assoziation, mit oder ohne Anführer 


| ©, Die aus dem aktiven Verhalten der Tierindividuen gegenüber dem leb. 
losen Medium entspringenden Unterschiede nach 
I. Nahrungserwerb 
II: Wohnort 


III. Tagesperiode 


IV. Zühmbarkeit 
V. Vermittelung gegenseitiger Beziehungen durch Laute 
VI. Paarungssucht 


| 
| 
| - 
| VIL Wahl des Aufenthaltsortes 
| 
| VIIL Wehrhaftigkeit 
2. Charakter (nicht einzeln disponierbar, höchstens mit dem Gegen: 
satz zwischen tierischem Charakter und menschlichem) 
| 3. Teile (Anatomischer Abschnitt) 
A. Allgemeine Anatomie 
1. Gliederung des Organismus nach der Stufenfolge der Teile 
a, Unterschied von Geweben und Organen im allgemeinen 
1. Unterschied dieser Teile nach Gestalt, Quantität, Analogic, Lage 
a. Gestalt mit Bezug auf den Gesamtorganismus 
1 Quantität ebenso 
7. Analogie (physiol. Übereinstimmung anatom. verschiedener Organe) 
| 6 Lage im Organismus 
| 3, Unterschied der Gewebe nach elementaren Qualitäten 
Il: Gliederung des Organismus nach der Funktion der Teile, zugleich all: 
gemeine Charakteristik des tierischen Organismus 
| a. Ansimilationsapparat 
b, Relationsapparat 
B. Spezielle Anatomie im Dienste der Zoologie (Gruppierung der 
Arten nach anatom. Merkmalen) 
1, Blutgehalt 
| Il Zeugung und Entwickelung: Eier, Warmer, lebende Junge 
| Ill, Lokomotion und deren Organe 
| a. Zahl der Organe 
b, Korrelation der Organe mit dom Medium 
| 1. Wassertiere 
2. In der Luft sich bewegende Tiere 
@ Bluttiere: mit Gefieder, mit Flughäuten 
2. Blutlose: Kafer, Dipteren, Tetrapteren 
(Digression Ober Körpergröße und Rlutgehalt im Anschluß an di 
Unteracheldungen 
© Mechanismus der Ortsbewegu 
1. tetrasemiotische 
2. plelosemiotische 
3. abschließend im allgemeinen. Gangart bers Kreuz. 
Il Stoffgliederung auf Grund der in der Beschaffenheit der Tierwelt 
gegebenen Hilfsmittel far Unterscheidung und Benennung 
a. in große Abteilungen verteilbar 


| 


|b in einzeln stehenden Arten zu betrachten. 
|B. Exposition der Themata für die nachfolgenden Einzelausführungen 
I. Objekt der Betrachtung 
8. Unterschiede und Übereinstimmungen (Tiergeschichte) 
|b. Ursachen der Erscheinungen (Telle der Tiere) 
II, Reihenfolge der Betrnehtung (nur für Ia ausgeführt): 
3. nach der Anatomic und deren logischen Gliederung 


| bi (nach den Stufen tierischer Vollkommenheit hier atilischwei 
gend vorausgesetzt) der Mensch als Ausgangspunkt genommen, 
nur unter Berufung auf praktiache Rücksichten, 


meiste Fische | 
** unvollkommene Wassertiere (Nahrung, Aufenthalt im Wasser, | 


| 
| 


| 


| 
| 


| 7005 6. 18. 
| 


| pégra 6. 1 


| 4180s o. 19. 37 
brepoy) 3. 19. 38. 

| dva2oyla 4. 19, 58- 

| eos 4. 19. 37. 


megh Bau nal Gou 36. 
Siapooa na) avute 
Anndra, alriar 36. 


18 don pddioca nal 
nat 37. 

drdgonos  yuugı- 
möraror 98, 


ae 


Die Waltiere des Königsspiegels. 


Von 
Professor Dr. med. Gustav Guldberg, 


Christiania, Anatomisches Institut. 


[m 


| n dem altnorwegischem Werke „Konungs skuggsja“ oder 
| Speculum regale, Königsspiegel, werden in Ka- 
| pitel XII verschiedene große Seetiere, am nächsten als 
Wale angesehen, erwähnt, die im Meere um Island leben. Ein 
großer Teil von diesen hier besprochenen Tieren ist so treffend 
charakterisiert worden, daß man mit den jetzigen cetologischen 
Kenntnissen sie teilweise zu identifizieren vermag. In der zoologi- 
schen Literatur liegen bis jetzt nur zerstreute Angaben über die 
in dieser altnorwegischen Schrift besprochenen Tiere vor und da- 
zu nicht selten mit Mißdeutungen und unrichtigen Angaben. Ich 
glaube daher, daß eine zusammenhängende Darstellung dieses 
Kapitels für die Fachkreise nicht ganz für überflüssig angesehen 
werden darf. 

Der Königsspiegel (Speculum regale, Konungs skuggsja, 
wie das Buch sich selbst nennt) ist ein in der altnorwegischen 
Sprache geschriebenes Werk, dessen originale Handschriften teils 
im Reichsarchiv in Christiania, teils im Geheimarchiv und in der 
kgl. Bibliothek in Kopenhagen aufbewahrt sind. Das Werk ist zum 
erstenmal i.J. 1768 von Halfdan Einersen, zum zweitenmal i. J. 
1848 als Universitätsprogramm von Christiania durch die bekannten 
Elistorike m RK eysers Pen. Munehrmad e ReWaverher- 
ausgegeben worden; ferner ist i. J. 1881 von Dr. Oskar Brenner, 
Privatdozent der Universitat München, der alte Text wieder ver- 
öffentlicht worden. | 

Den Verfasser des Werkes kennt man nicht; er sagt 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 


ios) 
N 


(7.—8.) Die Ravnhvale (= Rabenwale, isländisch: hrafn. 
reydr) und die Hvitinger. Sie werden Weißfische genannt, 
weil ihre Farbe schneeweiB ist, wahrend die meisten anderen 
Walsorten schwarz sind mit der Ausnahme, daß einige weiße 
Flecken haben, nämlich die Skjoldhvale (= Schildwale), Geir- 
wale (Geir — Speer) und die Bardhvalr (= Bartwal?). Alle diese 
(d. h. 5) Walsorten, die ich jetzt erwahnt habe, sind essbar wie 
viele andere. 


(12.) So heißt eine Walart Fiskreke und diese ist (unter allen 
Walsorten) den Menschen am niitzlichsten, denn sie treibt von 
den Meeren an das Land sowohl Hering als allerlei andere Fische, 
ganz wie er dazu bestimmt und von Gott gesandt, und wie es 
sein schuldiges Amt wäre, solange wie der Fischer mit Verstand 
auf seinen Fang Acht gibt; er hat auch eine wunderbare Natur; 
denn er versteht ganz gut sowohl die Menschen als die Schiffe 
zu schonen; wenn sich aber die Menschen entzweien oder schlagen, 
so Blut vergossen wird, dann ist es, als ob dieser Wal es gewuft 
hatte; denn er fahrt dann zwischen das Land und die Fische 
und treibt sie alle in das Meer hinaus von den Menschen weg 
ganz auf dieselbe Weise, wie er sie früher zu denselben getrieben 
hat. Dieser Fisch ist von nicht größerem Wuchse als 30 Ellen 
oder die größten 40 Ellen. Er würde ganz genießbar sein, wenn 
es erlaubt wäre, ihn zu jagen oder zu töten; dies ist jedoch ver- 
boten, weil er den Menschen so nützlich ist. 


(13.) Auch gibt es eine Walsorte, die Burwale heißt, und 
sie haben keine größeren Zähne als daß man daraus große Messer- 
hefte oder Würfel machen kann. Sie sind nicht wütend oder 
grausam, sondern ruhig und halten sich von den Weidmännern 
entfernt. Sie sind vom Wuchse ungefähr wie diejenigen, die ich 
eben erwähnt habe (Fiskreke); ein Wal dieser Sorte hat aber 
im Kopfe sehr viele Zähne, ungefähr 7o. 


(14.) Weiter noch heißt eine Walsorte Slettebake (= mit 
glattem Rücken) und hat keine Rückenflosse und ist vom Wuchse 
ungefähr wie diejenigen, die wir eben jetzt erwähnten (Burwale 
und Fiskreke). Die Leute aber, welche über das Meer fahren, 
fürchten sich vor ihm sehr; denn seine Natur ist sehr mit den 
Schiffen herumzutaumeln. 


(15.) So ist es eine Walsorte, die Havrkitte heißt, und sie 
hat eine merkwürdige Natur; denn sie hat in ihrem Magen Netz- 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 33 


haut und Fett als das Vieh, und diese Wale werden nicht länger 
als 30 Ellen, die, welche die längsten sind. 

(16 u. 17). Noch gibt es weiterhin Walsorten, die gegen die 
Menschen wütend und grausam sind, und die es überall versuchen, 
wenn sie ankommen können, dieselben zu töten. Eine Sorte heißt 
Roßwal, die andere Rotkamming. Diese sind sehr gefräßig 
und boshaft; nie werden sie des Totschlagens satt, denn sie fahren 
in allen Meeren herum und versuchen die Schiffe zu finden; so 
laufen sie in die Höhe, damit sie um so schneller die Schiffe 
heruntersenken und die Menschen auf diese Weise töten kön- 
nen. Diese Fische sind nicht genießbar, sondern gefährlich, 
ganz als ob sie die Feinde des Menschengeschlechts zu sein 
bestimmt seien; die längsten von ihnen werden nur 30 oder 40 
Ellen lang. 

(18). Ferner gibt es eine Walsorte, die Naawale heißt. 
Diese Fische kann man nicht essen, weil man davon erkrankt 
oder stirbt, wenn man sie ißt. Dieser Wal ist nicht vom Wuchse 
groß, er wird nur 20 Ellen lang. Er ist nicht wütend, sondern 
hält sich von den Weidmännern entfernt. Er hat im Kopfe Zähne, 
alle klein, mit Ausnahme eines großen Zahnes, der sich im Ober- 
kiefer vorne auf dem Kopfe befindet. Der Zahn ist schön und 
gut gewachsen und gerade wie ein Licht. Er ist 7 Ellen lang, 
wenn er recht lang ist, und ganz gedreht, als ob er mit Gerät 
gemacht wäre. Er steht vom Kopfe des Fisches gerade hervor, 
wenn dieser vorwärts zieht; so scharf und gerade wie er aber ist, 
so hat der Fisch in diesem Zahne kein Verteidigungsmittel, da- 
gegen behandelt er ihn sorgfältig, damit der Zahn nicht beschä- 
digt wird. Jetzt weiß ich keine andere Walsorten, die die 
Menschen nicht essen können außer diesen fünf: die beiden, die 
ich erst erwähnt: Schweinewal und Entenwal und die drei, 
die ich später erwähnt habe: Roßwal, Rotkamming und 
Naawale. 

Jetzt sind die Walsorten unerwähnt, die an Wuchs noch 
größer sind; sie sind alle für die Menschen genießbar. Einige 
sind für die Menschen gefährlich, andere aber sind ruhig und 
sanftmütig. 

(19). Skjeljung nennt man eine Sorte von ihnen. Dieser Fisch 
ist von großem Wuchse und wütend gegen Schiffe. Seine. Natur 
ist, mit seinen Schwimmfloßen die Schiffe zu schlagen, außerdem 
läßt er sich fließen und legt sich vor die Schiffe, wo Menschen 

Zool. Annalen. I. 3 


34 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 
segeln. Wenn auch die Leute von ihm wegsteuern, zieht er doch 
immer voran, und es gibt dann keine andere Wahl als auf ihn 
heraufzusegeln; wenn dies aber die Schiffe tun, stürzt er sie um 
und schlägt alles tot, was darin ist. Von diesen Fischen werden die 
längsten 70 oder 80 Ellen lang, und sie eignen sich gut zum Essen. 

(20). So gibt es ferner eine Walsorte, die Nordwal 
heißt und dieser Fisch ist 80 oder go Ellen lang; wenn er von 
den größten ist, ist er ebenso dick wie lang; denn das Tau, das 
ihm entlang gezogen wird, reicht eben um ihn herum, wo er am 
dicksten ist. Er hat einen so großen Kopf, daß dieser ein größeres 
Drittel (mehr als ein Drittel) von ihm selbst ist. Dieser Fisch 
lebt reinlich, denn die Leute sagen, daß er nur von Nebel und Regen 
und von dem, was aus der Luft ins Meer fällt, lebt, und wenn 
er totgeschlagen ist und seine Eingeweide eröffnet werden, findet 
man in seinem Magen nicht das, was man in dem Magen anderer 
Fische, die Nahrung zu sich nehmen, findet, denn sein Magen ist 
rein und leer. Die Barten, die in seinem Schlunde wachsen, er- 
heben sich quer über dem Munde, sobald er ihn hoch aufmacht, 
und er stirbt oft davon, daß er ihn nicht wieder zumachen 
(d.h. schließen) kann. Er ist nicht (sehr) wütend gegen Schiffe; 
er hat auch keine Zähne und ist ein fetter und wohl eßbarer Fisch. 

(21). Noch eine Walsorte gibt es ferner, der Röydr heißt 
und dieser Fisch ist der am besten eßbare von allen. Er ist ein 
ruhiger Fisch und für Schiffe nicht gefährlich, obwohl er ihnen 
oft nahe kommt. Dieser Fisch ist groß und vom Wuchse lang. 
Die Leute sagen, daß der größte, den man gefangen hat, 130 Ellen 
lang war. Er wird wegen seiner Sanftmütigkeit und Ruhigkeit 
von den Weidmännern oft gejagt. Sein Fleisch schmeckt und 
riecht auch besser als das irgend eines anderen dieser Fische, die wir 
jetzt erwähnt haben. Er ist auch als fett gehalten, und er hat 
keine Zähne. Es ist auch gesagt worden, daß wenn man von 
seinem Samen etwas erhalten könnte, so daß man mit Sicherheit 
wüßte, daß dieser von ihm und keinem anderen Wale wäre, dann 
würde dieser, (d, h. der Samen) das sicherste Heilmittel sein für 
die Augen und gegen den Aussatz (Lepra) und Wechselfieber, 
kurz gegen alle Krankheiten, die die Menschen befallen; aber doch 
ist der Samen anderer Wale auch gut als Heilmittel, obgleich 
nicht so gut wie derjenige dieses Fisches. 

Jetzt habe ich für Dich beinahe alle die Walsorten her- 
gezählt, die von den Menschen erlegt werden“. 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 35 


Wenn man mit unbefangenem Blick die obige Darstellung 
durchliest, wird man als Naturforscher erstaunen, wie viele charakte- 
rische Ziige in die Beschreibung eingeflochten sind, die nur auf 
Beobachtungen beruhen können, und andererseits wirkt es in 
gewissem Grade wohltuend zu sehen, daß der unbekannte Ver- 
fasser nicht mit der Last altertümlicher Gelehrtheit und Vorur- 
teilen beladen war. Freilich findet man auch hier ,,Dichtung und 
Wahrheit“ vermengt, falsche Uberlieferungen und Deutungen mit 
richtigen Beobachtungen. Der Verfasser baut wohl meistens auf 
die Aussagen und die Kenntnisse anderer, indem er das damalige 
Wissen dieser Dinge berichtet; aber wie stand die Naturwissen- 
schaft in dem 13. Jahrhundert in Europa? Auf dem historischen 
Hintergrund betrachtet, zeigt doch dies kleine Stiick Natur- 
geschichte ein schònes Relief! 

In bezug auf den Vergleich der im Kénigspiegel genannten 
Formen mit den jetzt bekannten größeren Seetieren aus den 
nordischen Meeren werde ich folgende Bemerkungen hinzufügen, 
indem ich die Sache hauptsächlich von der naturwissenschaftlichen 
Seite betrachte. 

1. Die Nydinger (Hnydingr), die von älteren Verfassern 
als Orca gladiator (Schwertwal) angesehen worden sind, habe ich 
mit Prof G. Storm als Globocephalus melas Trail (Grind- 
delphin) gedeutet und stimme ich hiermit auch Herrn Nordgaard 
(siehe Literaturverz. Nr. 15) bei. Die Grinddelphine werden 
12—15, selbst bis 20 Fuß lang, ihre Zähne sind wenige und ver- 
hältnismäßig klein, bei den älteren sehr abgenutzt und nicht her- 
vorragend; dadurch läßt es sich erklären, wenn es steht, daß 
sie „weder Zähne noch Barten“ haben. Die Grinddelphine 
treten bekanntlich in sehr großen Massen auf, und werden aufs 
Land getrieben und geschlachtet, ganz wie die Darstellung uns 
erzählt. 

2. Nisa (Hnisa) ist unsere Phocaena communis Less. oder Braun- 
fisch; das Wort ,,Nisa* braucht man noch auf Island und hier in 
Norwegen heißt der Braunfisch fortwährend ,,Nise“ oder „Ise“. 

3. Leiptr ist eine Delphinart, wahrscheinlich unser Del- 
phinus acutus Gray, Hvidskjaeving. 

4. Der Wagnhvalr (isländisch „Vögn“) ist Orca gladiator, 
der Schwertwal; die alte Beschreibung paßt ganz auf sein 
Benehmen und seine Art, unter gewissen Verhältnissen die großen 
Wale anzugreifen. Unter der norwegischen Küstenbevölkerung 
3* 


36 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 


leben noch die Namen: „Vagn“, „Vagnhund“ Die angegebene 
Lange, 12 Ellen= 18 Fuß, paßt auch nicht schlecht. ~~ 

5. und 6. Der Andhval und der Svinhval sind gewiB 
Synonyme und müssen zweifellos als Entenwal oder Dögling 
(Färinseln) Zyperoodon diodon Lacepede (islandisch Andhvalr, andar 
nefja) gedeutet werden, wie ich schon vor Jahren angegeben habe 
(Lit.-Nr. 5. u. 12.), eine Ansicht, die auch neuerdings von Herrn 
Nordgaard geteilt wird. Die angegebene Größe, 25 Ellen 
== 371/2 Fuß, ist aber eine Uberschatzung, denn die größten 
Entenwale erreichen kaum mehr als 30 Fuß. 

7. Was Ravn-hvale (isl. hrafn-reydr) ist, kann ich nicht 
sagen. Nordgaard deutet ihn als den mittelgroßen Bartenwal 
Balenoptera borealis Less., unser Sejhval, welches mir doch 
zweifelhaft scheint. | 

8. Dagegen können die Hvitinger nur als Weißwale, 
Delphinapterus levcas Pallas, gedeutet werden. 

9., 10. u. 11. Die darauf aufgezählten Walsorten Skjold- 
hval, Schildwal, Geirhval, Speerwal und Bardhval {Bard 
== Barten oder Bardi = Axt) sind schwer zu deuten; vielleicht 
sind es Synonyme mit später genannten Walen oder sind es 
eigene Arten. Nordgaard hält den Skjoldwal für eine Delphin- 
art, den Geirwal für Balenoptera rostrata, und den Bardwal 
für den Pottwal. Ich kann mich z. Z. nicht näher darüber aus- 
sprechen. 

ı2. Als Fiskreke (isl. Fiskreki, d. h. der Fischtreiber) 
ist gewiß eine von den kleineren Finwalarten (Galenoptera-Arten) 
anzusehen. Die angegebene Länge 30 Ellen = 45 Fuß paßt auf 
unseren Dalenoßtera borealıs Less, aber diese Art tritt nur im 
Sommer und dann auch sehr unregelmäßig auf, frißt nie Fische 
(Guldberg 7 u. 8), so daß wir es hier wahrscheinlich mit dem 
etwas kleineren (ca. 30 Fuß langen) und an der Küste stationären 
Zwergwal, Balenoptera rostrata Fabr., zu tun haben. Die Maximal- 
länge von 40 Ellen — 55 Fuß paßt zwar auf einen jungen, gewöhn- 
lichen Finwal, Balenoptera musculus auct.; doch werden die Langen- 
maße von Tieren, die nur im Meere beobachtet sind, immer sehr 
unsicher und die Angaben gehen ja hierüber sehr auseinander. 
Vielleicht entspricht „Fiskreke“ dem jetzigen kollektiven Ausdruck 
»Heringwal“ d. h. ein Wal, der Fische, spez. Heringe, jagt. 

13. Den Burwal (Bur = Vorratshaus) habe ich mit dem 
Pottwal, Physeter macrocephalus L., identifiziert (Lit. Nr. 13). Das 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 37 


Wort ,,Bur*, ein Vorratshaus, palit auf das abgestumpfte vordere 
Kopfende, und der Benitzung der Zihne als Messerhefte diirfte 
die Größe der Pottwalzihne entsprechen; nur die Anzahl 70 statt 
40 bis 54 (20 bis 27 in jeder Hälfte des Unterkiefers, der Ober- 
kiefer hat keine Zähne), ist zu hoch angegeben. 

14. Der Slettebake oder Slettibaka ist identisch mit 
dem Nordkaper, Galena biscayensis auct., D. glactalis, Bonaterre, 
wie ich schon früher gezeigt habe (Lit.-Nr. g—11). ,Bak in alt- 
norwegisch bedeutet Rücken, und „Slettebake‘“ bedeutet „mit 
glattem Rücken“. 

15. Den Hafrkitte hat man in verschiedener Weise zu 
deuten versucht: so übersetzt Peder Claussön (1599) Hafrkitte 
mit ,Seewolf* (Azarrhichas lupus); dieser Fisch aber wird höchstens 
1 bis 2 Meter lang und kann nicht in der Tradition bis 30 Ellen 
gewachsen sein. Wahrscheinlicher ist mit Hafrkitte eine größere 
Haienart gemeint; Nordgaard (15) deutet die betreffende Be- 
zeichnung auf den Eishai (Acanthorhinus carcharıas Gum. L.), oder 
vielleicht auf Se/ache maximus; die letzte Deutung kommt mir der 
Größe wegen wahrscheinlicher vor. Der Eishai wurde wahr- 
scheinlicherweise am häufigsten gefangen. 

16. u. 17. Der Roßwal (Hroßhvalr) und der Rotkamming 
(Raudkemmingr), deren Länge auf 30 bis 40 Ellen angegeben wird, 
sind schwer wieder zu erkennen. Man ist geneigt den Namen „Roß- 
wal“ mit dem Walroß zu identifizieren; die Größe paßt aber nicht; 
sowohl die Länge wie die Gefährlichkeit der Tiere müßen dann 
übertrieben sein. Peder Claussön kommentiert die Namen 
nieht. In Dr. Joh. Fritzners Wörterbuch wird Hrof- 
hvalr als eine Art Wal bezeichnet. Nordgaard glaubte, 
daß beide Namen Synonyme sind und daß damit wirklich das 
Walroß gemeint ist. Auf Island wird das Walroß mit dem Namen 
„MRosmhvalr‘“ bezeichnet. Vom Walroßfang spricht schon Ottar 
im neunten Jahrhundert, wenn er dem König Alfred dem Großen 
in England von seiner Reise nach Bjarmeland erzählt. Von ihm 
wird das Wairoß Horshvalr genannt, und Ottar sagt, daß es nicht 
länger als 7 Ellen ist (Literatur Nr. 6). Ich kann mich zur Zeit 
nicht näher über die Deutung der hier in Frage een Be- 
zeichnungen aussprechen. 

18. Der Naahval (isländisch Nahvalr) ist ohne Zweifel der 
bekannte Narwal, Monodon monoceros L., der eine Länge von 
15 bis 20 Fuß hat und dessen Stoßzahn 6 bis 10 Fuß. lang wer- 


38 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 

den kann. Die alte, oben gegebene Beschreibung dieser Zähne 
ist ja sehr charakteristisch und naturtreu. Daß man das Fleisch 
dieses Wales nicht essen darf, ist gewiß nur Aberglaube. Die 
Deutung dieser Walart als Narwal ist auch einstimmig gewesen. 


19. Den Skeljung (Skeljungr) habe ich schon vor Jahren 
(Lit. Nr. 6) zusammen mit Prof. G. Storm als synonym mit dem 
heutigen Buckelwal, Megaptera boofs Fabr., dem „Knölhval“ 
der heutigen norwegischen Walfänger, gedeutet. Die Länge von 
70—80 altnorweg. Ellen ist, wenn wir sie auch als Fuß ansehen, 
übertrieben, doch fand man früher Buckelwale von 60 Fuß (20 m) 
Länge. Die Beschreibung des Königsspiegels über die ,,Natur“ 
dieser Art enthält viel Fantastisches; dass aber der Buckelwal 
zuweilen ruhig auf dem Meeresspiegel liegt, so daß man auf ihn 
heraufsegeln kann, ist charakteristisch und enthält etwas Wahres. 
In dem Namen „Skeljungr“ bedeutet das Wort „Skel“ Schale 
(s. Muschel); das deutet darauf hin, daß das Tier oft mit Cirri- 
pedien in großer Menge besetzt ist, wie auch Nordgaard deut- 
lich auseinandergesetzt hat. Daher sprechen verschiedene Gründe 
dafür, den Skeljung mit dem Buckelwale zu identifizieren. 


20. Der Nordhval (Nordhvalr) ist der jetzige Polarwal oder 
Grönlandwal, Dalena mysticetus L., (Eschricht (2 u. 3), Guld- 
berg (6), Nordgaard (15), Obwohl die Größe 80—g90 Ellen, 
selbst wenn wir es als Fuß ansehen, viel zu hoch geschätzt ist 
— Scoresby (16) erwähnt (1820) aber Wale von 60—70 Fuß 
Länge —, stimmt die Beschreibung des Tieres ganz in bezug auf 
die relative Größe des Kopfes und die enorme Dicke des Körpers, 
(ein 50 Fuß langes Tier maß 34 Fuß im Umkreis nach Scoresby), 
wenn nur nicht alles genau buchstäblich gedeutet werden soll. Dazu 
kommt, daß die Benennung „Nordhval‘‘ vom Mittelalter bis zum 
heutigen Tage in unserer Sprache sich gehalten hat. Wenn es 
heißt, daß man im Magen des Nordwals nichts findet, bezieht 
dies sich darauf, daß sein Futter nur von kleinen Weichtieren 
(Pteropoden) und kleinen Crustaceen besteht, die keinen festen 
Inhalt im Magen oder Darm bilden können. Die großen Barten 
bilden ja auch einen auffallenden Charakter des Polarwals. 


21. Der Röydr ist als eine der großen Finwalarten 
(Palænoptera) (Lit. 6) zu deuten, entweder der gewöhnliche 
Finwal, Dalenoptera musculus auct., 2. physalus L., oder der 
Blauwal, Dalenoptera sibbaldi Gray, der größte aller jetzt 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 39 


lebenden Organismen. Röydr oder Reydr entspricht gewiß 
unserem „Rörhval“, deutsch Röhrenwal, d. h. eine große Daleno- 
plera-Art. Dal er gut zu essen ist, paßt am besten für den ge- 
wöhnlichen Finwal, der wirklich das beste Fleisch hat. Die 
außerordentlich große Länge und Größe überhaupt samt der 
Sanftmut und Ruhe (d. h. in Bewegungen) sind Charaktere, die 
auf den Blauwal sich am nächsten beziehen; denn dieser letzte 
kann über 80 Fuß lang werden, ja man sagt bis 100 Fuß, während 
der gewöhnliche Finwal eine Länge von 60—75 Fuß hat. Man 
hat natürlicherweise diese zwei Balænopteraarten im Wasser nicht 
unterscheiden können, was ja heute auch nur für Kenner möglich 
ist. Nordgaard identifiziert „Röydr* mit dem gewöhnlichen 
Finwal. Ich glaube, daß der alte Name „Röydr“ sich auf die 
beiden größten Balænopteraarten bezieht. 

Ich habe mich auf diese Bemerkungen beschränken müssen, 
um nicht den Rahmen zu groß zu machen. Die Cetaceen werden 
nicht selten auch in anderen altnorwegischen Schriften mit samt 
ihrem Fang erwähnt. Wenn jemand daher die ältere Geschichte 
des Walfanges studieren will, ist ein tieferes Eindringen in diese 
alte Schriften unbedingt notwendig. 


Literaturverzeichnis. 


1. Kongespeilet, udgivet som Universitetsprogram, Christiania 1848. 

ıa. Speculum regale, ein altnorwegischer Dialog etc. Herausgegeben von Dr. Oskar 
Brenner. München 1881. 

2. Eschricht, D.F., Undersögelser over Hvaldyrene. Kj6benhavn 1844. Særtrvk 
af Kgl. Danske Videnskabernes Selskabs Afh. 

3. Eschricht und Reinhardt, Om Nordhvalen, Kjöbenhavn 1861. 

4. Fritzner, Dr. Johan, Ordbog over det gamle norske Sprog, Christiania [1862] — 
1867. 

5. Guldberg, G., Oleum physeteris s. choenoceti, in Monatshefte für Praktische 
Dermatologie, Bd. X. 1890. 


6. — Om Skandinavernes Hvalfangst, in Nordisk Tidsskrift 1890. 
— Bidrag til Cetacéernes Biologi, Chr.a Vidensk. Selsk. Forh. 1886, No. 9. 

8. — Zur Biologie der Nordatlantischen Finwalarten, in Zoolog. Jahrbücher Bd. II, 
1886. i 

9. — Bidrag til nöiere Kundskab om Atlanterhavets Rethval. Christiania Videnskabs 
Selskabs Forh. 1891, No. 8. 

Io. — Zur Kenntnis des Nordkapers. Zool. Jahrb. VII. Abt. f. Syst. 

11. — Sur la présence, aux temps anciens et modernes, de la Baleine de Biscaye etc. 


in Academie Roy. de Belgique 3me Serie, tome VII, No. 4. 1884. 
12. — Næbhvalen, in ,,Naturen“ 1886, No. 11 u. 12. 


40 


13. 


16. 
17: 


Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 


EZ 


Guldberg, Cetologische Mitteilungen, 1. Bemerkungen über das Auftreten und. 
Fang von Pottwalen an den nordeuropäischen Küsten im letzten Dezennium, in 
„Nyt Magasin f. Naturvidenskab“ Bd. 39. H. 4. 


.— Über die Wanderungen verschiedener Bartenwale, in Biolog. Centralblatt 


Bd. XXIII. Nr. 24 und Bd. XXIV. Nr. 11 und 12. 1904. 

Lilljeborg, W., Sveriges och Norges Ryggradsdjur, I. Daggdjuren vol. II. 
Nordgaard, O., Gamle Hvalnavne, in , Norsk Fiskeritidende“ 1902 H. 12 und 
TO02 scuso: 

Scoresby, Account of arctic regions, 1820. 

Samlede Skrifter af Peder Claussòn Friis. Udgivet for den Norske historiske 
Forening af Prof. Dr. Gustav Storm. 


Sur un cas inédit de négresse-pie 
au X VIN siecle 


par 


R. Blanchard, 


Professeur à l’Université de Paris. 


(Avec une planche). 


| | l'époque où jétais étudiant à la Faculté de médecine 

de Paris (1874—1880), j'avais remarqué maintes fois un 
See très beau tableau qui représentait une jeune négresse- 
pie et qui ornait l’une des salles d'examen. Place sur une che- 
minée, à portée de la canne ou du parapluie, il avait été lardé 
par les étudiants d’un nombre respectable de trous. Un beau 
jour, les démolisseurs vinrent jeter a bas les vieilles salles d'examen 
et le tableau disparut. 

Cependant, j'en avais gardé un souvenir précis et je me 
proposais de rechercher sa trace. Je le retrouvai dans les greniers 
de la Faculté, au milieu d’autres tableaux ou portraits, dont un 
certain nombre d’un réel intérêt artistique ou historique. J’obtins 
du Doyen l'autorisation de le transporter à mon laboratoire; je 
le soumis à une restauration habile et, depuis quatre ans environ, 
il orne mon cabinet. Il est actuellement dans un parfait état et 
jai la satisfaction d’avoir sauvé d’une destruction certaine une 
beile œuvre d’art et de pouvoir faire connaître un cas inédit d’albi- 
nisme partiel, qui ne le cède en intérêt ni au cas célèbre de Buffon 
ni à celui de Le Masurier, dont il est contemporain. 

Il suffit, en effet, de jeter un coup d’ceil sur la planche, 
pour se convaincre que le cas est remarquable et que la peinture 


A2 Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII siècle. 


est de bonne qualité. Le tableau mesure 1™ 57 sur o® 97; la 
hauteur totale du personnage, du bout des pieds au sommet de 
la tête, est. de 1™ 27. C’est une fillette non pubère, a seins non 
encore développés; elle est donc représentée à peu pres de gran- 
deur naturelle. Sur l'une des pierres se lit, en langue portugaise, 
la signature: Rocha pintou do natural, em 1780. 2 |. 
consulté sur la provenance de ce tableau différentes personnes 
connaissant bien l’histoire de la Faculté; j'ai fait moi-même des 
recherches a cet égard, sans pouvoir établir a quelle date ni dans 
quelles conditions cette peinture remarquable était entree a la 
Faculte. 

En 1901, mon preparateur, le Dr. M. Neveu-Lemaire, 
ayant pris part a l'une des croisières de S. A. le Prince de 
Monaco, eut l’occasion d’observer à l’île de Sao Thomé deux 
jeunes nègres pies, au sujet desquels il publia une note’). Je 
l’autorisai a faire mention de mon cas encore inédit et même a 
en publier une gravure. Celle-ci, trop réduite, n’en donne qu’une 
idée insuffisante. 


Cependant, l’origine de mon tableau restait toujours inconnue. 
A la fin de l’année 1903, mon ami le Commandant Chaves, 
directeur de l’Observatoire meteorologique de Ponta Delgada 
(Acores), vint me voir a mon laboratoire: il fut tres etonne d’y 
trouver la toile en question, qui était identique, m’assura-t-il, a un 
tableau du Musée ethnographique de Madrid. Quelque temps 
apres, il m’envoya une photographie qu'il avait faite au Musée 
ethnographique: on n’y voyait qu’une partie du tableau en question, 
assez cependant pour constater que M. Chaves ne s’etait pas 
trompe. 

Jenvoyai alors une photographie de mon tableau a mon 
ami le professeur I. Bolivar, directeur du Musee d’histoire 
naturelle de Madrid, en le priant de bien vouloir la comparer au 
tableau du Musée d’ethnographie. La réponse ne se fit pas attendre; 
elle porte la date du 7 janvier 1904 et est ainsi conçue: 


«Notre tableau est la copie exacte du vötre; il n’y a que 
de très petites variations dans le paysage, mais la figure est la 


') M. Neveu-Lemaire, Sur deux cas d’albinisme partiel observés chez des 
nègres aux iles du cap Vert; considérations sur l’albinisme partiel chez ’Homme et 
les animaux. Bulletin de la Soc. Zool. de France, XXVI, p. 179—192, 1901; 
cf. p. 183— 184. 


— 


Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII¢ siècle, 43 
méme et dans la méme position. Notre tableau mesure 1" 37 
sur om 84 et la figure (du bout de l’orteil au sommet de la tête) 
1™ 27. Il est signe sur l’une des pierres qui se trouvent a gauche: 
Joaq® M® da Rocha pintou do natural 1786. Ce tableau 
se trouve au Musée de Madrid depuis longtemps; je l’ai toujours 
connu et jignore sa provenance, mais je tächerai de connaître 
son histoire,» 


Un peu plus tard, le 20 janvier, une nouvelle lettre éclair- 
cissait le mystère: 


«Dans les archives du Musée, écrivait don I. Bolivar, se 
trouve cette indication: 


<1792, 22 Sept. — D2 Jose Pavon entresa nna colec- 
cion de inséctos del Peru y retrato de nifia pia hija 
de padres negros remitida por el Gobernador de Santo 
Domingo.» 


La traite des négres n’ayant jamais été pratiquee au Perou, 
c'est donc de Saint-Domingue que la jeune négresse pie était 
originaire; elle y est née de parents entierement noirs. Voila 
un point acquis, et il est important. Il devait m’orienter dans 
de nouvelles tentatives pour determiner l’origine de mon tableau. 
Mais je n’ai pas eu plus de chance que precedemment; je crois 
donc pouvoir affirmer qu'il n’existe a la Faculté de médecine 
aucun document permettant d’élucider ce probleme. 


En 1786, l’île de Saint-Domingue appartenait à l'Espagne 
pour la partie orientale et à la France pour la partie occidentale: 
il est vraisemblable que le peintre portugais J. M. da Rocha 
vendit, comme un objet de haute curiosité, l’un des deux exem- 
plaires de sa toile au Gouverneur de la colonie espagnole et l’autre 
exemplaire au.Gouverneur de la colonie française. Ainsi s’expli- 
querait la transmission toute naturelle du tableau a la Faculté 
de médecine, par les soins du Ministére de la marine. C’est donc, 
pensons-nous, dans les archives de ce Ministère qu’on devra trouver 
les documents relatifs a cette peinture. 


Quoi qu’il en soit, nous nous trouvons en presence d’un cas 
d’albinisme partiel, chez une négresse née a Saint-Domingue, de 
parents négres. Le cas est-il vraiment inédit, ainsi que je Vai 
annoncé plus haut? J'ai voulu éclaircir ce point et j'ai acquis la 
conviction qu’effectivement personne encore (sauf le D' Neveu- 


44 Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII¢ siècle. 


Lemaire, avec mon autorisation) n’avait signalé ce tableau pourtant 
si remarquable. | 

Simon!) a fait le releve de tous les cas de negres-pies 
(Elsterneger, Schecken) connus en 1861. Il arrive a un 
total de 22 cas; aucun d’eux ne concorde avec le mien, ni par 
la localite, ni par la date, ni par le sexe ou l’äge du sujet, ni 
par la description des taches. 
| La galerie d’anthropologie du Museum de Paris possede 
deux remarquables tableaux peints par Le Masurier à la Mar- 
tinique, en 1782; ils représentent une negresse pie, âgée d’environ 
12 à 15 mois. Ils ne concordent pas pour l’âge avec mon tableau 
qui, exécuté quatre ans plus tard, représente une fillette de 13 ans 
environ; maloré une très grande ressemblance générale, au moins 
pour la face antérieure du corps, ils ne concordent pas non plus 
dans le detail ?). 

Jai dit que Simon avait réuni 22 cas de negres pies. En 
realite, il importe d’etablir deux categories, parmi les observations 
quil resume. Un premier lot doit comprendre les cas où l’albi- 
nisme partiel est congénital et reste immuable au cours des ans. 
Une seconde catégorie doit renfermer les cas où des individus, 
nes completement noirs, ont vu apparaître, a une époque plus ou 
moins précoce, des taches blanches qui se sont étalées plus ou 


1) Th. Simon, Uber Albinismus partialis bei Farbigen und Europäern. Deutsche 
Klinik, XII, p. 399—402, 407—410, 1861. 

?) Is. Geoffroy Saint-Hilaire (Traité de tératologie, I, p. 310, 
1836) consacre quelques mots au cas de Le Masurier. A part cette brève mention, 
ce cas est généralement demeuré inaperçu. Jen ai déjà donné une description dans 
la Grande Encyclopédie (article Albinisme, I, p. 1174—1181, 1885; cf. p. 1177 
— 1178); il n'est pas inutile de la reproduire ici: « On voit encore aujourd’hui, dans la 
galerie d’anthropologie du Muséum, deux tableaux qui représentent cette négresse 
pie; l’un deux porte la mention: «ad vivum accuratissime pingebat in 
Martinica Le Masurier anno 1782.» Accuratissime est parfaitement 
approprié, car les deux toiles sont d’une finesse remarquable. Dans l’une, l’enfant, 
agée de quelques mois, est vue par le côté droit et par trois quarts de dos; dans 
l’autre, elle est vue de face. Nous avons eu déjà l’occasion de dire que le visage 
et les chairs étaient rosés. La téte est noire, mais une tache blanche très symé- 
trique s’observe sur le menton et descend sur le cou; une autre, tout aussi régulière, 
se voit sur le front et remonte sur le cuir chevelu. La partie antérieure du tronc 
est blanche, parsemée de taches noires. Les bras, les avant-bras, les cuisses et la 
moitié supérieure des jambes sont également blancs. La nuque, le dos et les fesses 
sont noirs. On dirait qu’un voile noir a été tendu sur la face postérieure, un voile 
blanc tacheté de noir sur la face antérieure; on dirait de plus que l’enfant a des 
brodequins et des mitaines noirs, le bout des doigts de la main étant blanc. » 


Zoologische Annalen. Bd. I. 


Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII: siècle 


par 
R. Blanchard. 


Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII siècle. 45 


moins rapidement a la surface du corps, parfois de facon a rendre 
celui-ci complétement blanc dans l’espace de quelques années. 


Ce partage étant effectué, on constate que le nombre des 
cas d’albinisme partie] congénital se réduit a onze, savoir: les 
observations 4—-8 et 1o—15. La plus célèbre de ces observations 
est sans contredit celle de Buffon'): elle concerne une jeune 
négresse pie, «Marie Sabina, nee le 12 octobre 1736, a Matuna, 
plantation appartenant aux Jésuites de Carthagene en Amérique, 
de deux Negres esclaves, nommés Martiniano et Padrona» 
Le célèbre naturaliste français en eut connaissance par un tableau 
trouvé, en 1746, à bord d’un navire anglais capturé par un 
corsaire français, tableau qui lui fut envoyé, à la date du 10 sep- 
tembre 1772, par Taverne, ancien bourgmestre et subdélégué de 
Dunkerque. Simon pense que Marie Sabina est cette même 
négresse pie dont le P. Jose Gumilla, de la compagnie de 
Jésus, signale l’existence aux environs de Carthagène, en 1738; 
c'est, en effet, très probablement la même personne. Buffon 
fit faire, d’après le tableau qui lui fut transmis, une gravure qui 
orne ses œuvres et qui est bien connue. C’est une composition 
charmante et gracieuse, qui rend d’autant plus regrettable la perte 
de la peinture originale. 


On doit déplorer tout autant la perte du portrait trouvé à 
bord d’un vaisseau espagnol capturé par l’amiral Franklin. 
Il s'agissait d’un jeune nègre, né de parents noirs dans les colonies 
espagnoles et partout tacheté de noir et de blanc. 


Blumenbach possédait le portrait de trois nègres pies, un 
garçon et deux filles. Que sont devenus également ces dessins? 


Les observations 1—3, 9 et 16--22 de Simon ne se rappor- 
tent pas au véritable albinisme partiel. Elles concernent des 
individus qui, nés entièrement noirs, ont blanchi partiellement, soit 
sans cause apparente, soit à la suite de maladies graves ou de 
fortes émotions, à un âge d’ailleurs très variable (de 3 à 50 ans): 
la dépigmentation du tégument est totale, aux points où elle se 
manifeste, et s'étend progressivement. Il s’agit donc ici simple- 
ment de vitiligo ou d’une affection analogue, causée par des 
troubles nerveux. 


1) Histoire natureile. Paris, in- 4°; cf. supplément, IV, p. 555—578, 
et pl. II, 1787. 


46 | Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII® siècle. 


En somme, les cas de véritable albinisme partiel ne sont 
pas très nombreux. Ceux qu’a recueillis Simon ne sont qu’au 
nombre de 11; le mien fait le 12°: En tenant: compte fes 
recents, enumeres par Neveu-Lemaire, on arrive au plus a un 
total de 23 a 25 cas. Tous se rapportent a des négres d’Afrique, 
nes ou observés pour la plupart en Amérique; un seul cas, 
recueilli par Francois a Lifou, concerne un Négrito des iles 
Loyaute. 


Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter 
den Säugern. 


Von 
Franz Poche, Berlin. 


È der Durcharbeittng der Säugetiere anläßlich eines sich 

\ | nunmehr dem Abschlusse nähernden zoogeographischen 

Werkes fand ich, daß einige der bisher üblichen Gattungs- 
namen aus diesem oder jenem Grunde unhaltbar sind, und zwar 
sind dies die folgenden: 

Microlestes Plieninger (Jahrh. Ver. Vaterl. Naturk. Württem- 
berg III, 1847, pag. 164) ist durch Merolestes Schmidt-Goebel 
(Fauna Coleopt. Birm., 1846, pag. 42) unter den Coleopteren 
präoccupiert. An seine Stelle hat daher der Name Zypsıprym- 
nopsis Dawkins (Quart. Journ. Geol. Soc. London XX, 1864, 
pag. 411) zu treten. 

Der Name Chlamyphorus Harlan (Ann, Lyc. Nat. Hist. 
New-York I, 1825, pag. 237) wird ganz allgemein in der verbesserten 
Form Chlamydophorus (Wagler, Natürl. Syst. Amphib., 1830, 
pag. 35) verwendet. Da aber eine solche Anderung der Bildung 
eines Namens nach den internationalen Nomenklaturregeln nicht 
zulässig ist, so ist die ursprüngliche Form desselben wieder in 
Gebrauch zu nehmen. Demgemäß ist auch die bisher so genannte 
Unterfamilie Chlamydophorinae als Chlamyphorinae zu be- 
zeichnen. a 

Sphenodon Lund (Ann. Sci. Nat. (2) XI, 1839, pag. 220 [hier 
errore Spenodon; cf. pag. 231]) ist durch Sfhezodon Gray (Zool. 
Miscell. 1831, pag. 14 [hier SfAaezodon] präoccupiert. Es ist 
daher nötig, dafür einen neuen Namen zu schaffen, und erlaube 


48 | Poche, Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den Säugern. 


EEE 


ich mir, die Gattung nach Herrn Professor P.Matschie, dessen 
scharfsinnige Forschungen bereits so viel Licht auf die Verbrei- 
tung der Säugetiere geworfen haben, 


Matschreella, nom. nov., 


zu nennen. Die typische Art derselben ist somit als Mazscheeella 
minuta (Ld.) zu bezeichnen, 

Halticus Brandt (Bull. Cl. Phys.-Math. Acad. Sci. St.-Peters- 
bourg II, 1844, Spalte 213) ist durch Aaltcus Hahn (Wanzenart. 
Insecten I, 1831, pag. 113) unter den Hemipteren präoccupiert, 
und hat infolgedessen dafür der Name Sczrtopoda Brandt 
de essSpalte 2172) femzutre tene 

In Ann. Mag. Nat. Hist.(7) XI, 1903, pag. 388 führt Troues- 
sart für Megalomys Trouessart (Naturalliste III, 1881, p. 357) 
den neuen Namen Moschomys ein, und zwar mit der Begründung 
(pag. 387), dass der Name Adegamys bereits von [d’ Orbi gny u.]Lau- 
rillard (in d Orbigny, Voy. Amer. Merid. IIL 4 Th, Fakon 
tologie, 1842, pag. 110) für eine andere, fossile Nagergattung ver- 
wendet wurde, dieser Name aber unrichtig ist als eine Abkürzung 

n „Megalomys‘“, dem einzigen richtig gebildeten Namen. In 
Übereinstimmung mit den von den Internationalen Zoologen-Kon- 
gressen vorgeschriebenen Nomenklaturregeln sollte „Megamys“ zu 
„Megalomys‘‘ verbessert werden, und ist daher der Name Megalomys 
Trt. präoccupiert und muss geändert werden. — Dagegen ist 
folgendes zu bemerken: Die internationalen Nomenclaturregeln 
bestimmen nicht nur nicht, daß Fehler in der Bildung eines 
Namens zu berichtigen sind, sondern sagen vielmehr (pag. 936, 
I, $ 8) ausdrücklich: „Die ursprüngliche Schreibung eines Namens 
ist beizubehalten, falls nicht ein Schreib- oder Druckfehler oder 
ein Fehler der Transkription nachzuweisen ist“, und weiterhin 
(pag. 945, Ratschläge, $ 5 e): „Aehnliche Gattungsnamen sind 
nicht zu verwerfen, wenn sie nicht bei richtiger Schreibweise 
absolut identisch sind.“ (eine Bestimmung, die, wie ich vor kurzem 
[Zool. Anz. XXVII, 1904, pag. 297] nachgewiesen habe, unbedingt 
als Regel und nicht als Ratschlag aufzufassen ist). Eine 
Änderung der Bildung eines Namens, wie Trouessart sie hier 
vertritt, ist also ganz unzulässig. Es ist somit auch der Name 
Megalomys Trt. durch Megamys Orb. Laurill. nicht präoccupiert 
und daher an Stelle des jüngeren Namens Moschomys Trt. bei- 
zubehalten, bezw. wieder in Gebrauch zu nehmen. 


aa 


Poche, Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den Säugern. 49 


Ferner möchte ich die Gelegenheit benützen, um auf die 
Prioritätsrechte des Namens Zelladotherrum tigrinum Johnston 
(in: Cornish, Living Animals of the World I, 1890—9I, pag. 270) 
hinzuweisen. Da mir das betreffende Werk leider nicht zugäng- 
lich ist, so entnehme ich denselben aus Lydekker, Zool. Rec. 
1902, Vol. XX XIX, 1903, Mammalia, pag. 39. Da der Name nach 
dem Charakter des Werkes (soweit dieser sich aus dem Titel des- 
selben erschließen läßt) wohl kaum ein „nomen nudum“ sein dürfte, 
sich offenbar auf einen Vertreter des Genus Okapra Lank. bezieht und 
älter ist als die beiden anderen für solche aufgestellten Artnamen 
Johnston! (Equus? johnstont Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. 1901, 
I, pag. 50) und erzkssont (Okapia Erıkssoni Ray Lankester, 
Ann. Mag. Nat. Hist. (7) X, 1902, pag. 417), so wird er jedenfalls 
an die Stelle eines derselben treten müssen, vorausgesetzt, daß 
sich in dem Falle, daß die gedachten beiden Arten wirklich ver- 
schieden sind — was ja noch keineswegs über jeden Zweifel er- 
haben ist (s. Ray Lankester, l.c., pag. 418) —, ermitteln läßt, 
auf welche derselben er sich bezieht. Es wäre dann also das 
Okapi, bezw. eine der beiden Arten desselben, als Okapra hıgrına 
(Johnst.) zu bezeichnen. 


Zool. Annalen. I. 4 


Zur Nomenclatur der Salamandriden. 


Von 
Franz Poche, Berlin. 


Amphib, 1830, pag. 209)nur die Larvenform von Améblystoma 
Tschudi (Classif. Batrach., 1838, pag. 92 [hier errore? Am- 
bystoma)) ist, wird die betreffende Catane durchweg unter letz- 
terem Namen angeführt. Dies ist jedoch unstatthaft, da es be- 
kanntlich für die Gültigkeit eines Namens irrelevant ist, ob der- 
selbe auf das ausgebildete Tier oder auf ein Entwicklungsstadium 
gegründet wurde. Es hat daher an die Stelle von Amblystoma 
Tsch. der Name Szvedon Wagl. zu treten. Dementsprechend 
ist auch die bisher so genannte Unterfamilie Amödlystomatınae 
fortan als Szvedoninae zu bezeichnen. — Nach demselben Grund- 
satze muß, falls man, wie es beispielsweise Boulenger (Cat. 
Batrach. Grad. Coll. Brit. Mus. >2.. Aufl, 1882, , pas 258) 
Günther (in Godman und Salvin, Biologia Centr.-Amer., 
Batrachia, 1901, pag. 295 f.) tun, Salamandra tigrina Green (Journ. 
Acad. Nat. Sci. Philadelphia V, 1825, pag. 116) und Gyrınus mexı- 
canus G. Shaw (Naturalists Miscell. IX, 1798, pag. — [Text zu 
Tab. 342] [das Datum entnehme ich aus Sherborn, Ann. Mag. 
Nat. Hist. (6) XV, 1895, pag. 376|) — welcher letztere Name 
gleichfalls auf die Larvenform gegründet ist — zu einer Art ver- 
einigt — s. dagegen aber z. B. Cope, Bull. Un.) St Nat. Muse 
34, 1889, pag. 84 —, diese als Szredon mextcanus (G. Shaw) und 
nicht, wie bisher fast durchweg geschehen, als Amélystoma hıgrı- 
num (Green), bezw. Szredon tigrinus (Green), bezeichnet werden. 


S q eitdem es bekannt wurde, daß Szredon W agler (Natürl. Syst. 


Die Grundzüge der älteren Embryologie 
bis Harvey). 


Von 
Dr. Bruno Bloch, Basel. 


| | be dem Aufschwung, den die Medizingeschichte in letzter 

Zeit genommen hat, ist ein Gebiet bisher fast unberihrt 
(53 geblieben: die Geschichte der Embryologie, ob- 
schon gerade hier ein Verständnis für manche Grundprobleme und 
methodologische Eigentümlichkeiten nur auf historischer Basis ge- 
wonnen werden kann. Der große Gegensatz, der besteht zwischen 
dem Aufwand von Forscherarbeit, der in dem empirischen Ausbau 
der Embryologie zutage tritt und dem Interesse, das der historischen 
Entwickelung dieser Wissenschaft im allgemeinen entgegengebracht 
wird, muß auffallen. In keinem der bekannten medizinhistorischen 
Handbücher, auch nicht in dem neuesten und ausführlichsten von 
Pagel-Neuburger findet sich eine Darstellung der Geschichte 
der Embryologie, die ihrem praktischen Werte — in der Medizin 
— und ihrer theoretischen Bedeutung — in der Deszendenz- 
lehre — auch nur einigermaßen gerecht würde. Was uns in 
diesen Werken geboten wird, das sind lediglich vereinzelte, un- 
zusammenhängende Notizen über embryologische Entdeckungen 
und Abhandlungen; nirgends ist jedoch der Versuch gemacht, 
den Bindegliedern nachzuforschen und die losen Einzelfakta zu 
einer geschlossenen Gesamtdarstellung zu verknüpfen. Eine Aus- 
nahme macht nur die historische Abhandlung, mit der O. Hert- 
wig sein Handbuch der vergleichenden Entwickelungslehre der 
Wirbeltiere einleitet: sie gibt uns ein zusammenhängendes Bild 


!) Nach einem in der Naturforschenden Gesellschaft zu Basel gehaltenen Vortrage. 


A* 


52 Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 


der Hauptströmungen in der Embryologie, wenigstens für die 
neuere Periode, etwa von der zweiten Hälfte des XVII Jahr- 
hunderts an. Doch fehlt hier die Grundlage, nämlich die Ge- 
schichte der antiken Embryologie, deren Kenntnis es allein er- 
möglicht, den richtigen Standpunkt und das wahre Verständnis 
für die Beurteilung der späteren Perioden zu gewinnen. Und doch 
ist eigentlich, wenn man unbefangen an die Frage herantritt, gar 
nicht einzusehen, weshalb gerade die Entwickelungsgeschichte, 
wie allgemein angenommen wird, eine so viel kürzere Vergangen- 
heit hinter sich haben sollte, als die gesamte Heilkunde und ihre 
Hülfswissenschaften. 

Die große io Bedeutung der Embryologie mußte 
ja schon den frühesten Ärzten und Naturforschern durch die 
Erfahrungen bei Geburten und Aborten wie bei der Tierzüchtung 
lebhaft zum Bewußtsein kommen. Das Grundproblem, auf dem 
sich die embryologische Wissenschaft aufbaut — die Frage: wie 
entsteht ein lebender Organismus, welche Umwandlungen erfahrt 
der urspriingliche Keim bis zu seiner definitiven Gestaltung? — 
ist ein einfaches und naheliegendes; die Wahrscheinlichkeit, daß 
es schon in relativ sehr friiher Zeit aufgestellt worden ist, ist eine 
große — umsomehr, als das ihm so eng verwandte kosmo- 
genetische Problem, das die Entstehung des Weltganzen zu er- 
gründen sucht, wie uns die Mythen aller Völker beweisen, ein 
uraltes ist. Primitiv und leicht zugänglich ist aber auch, was 
noch viel mehr besagen will, die Technik, deren es zur Lösung 
der einfachsten Fragen der Embryologie bedarf: denn die Ge- 
legenheit, menschliche und tierische Embryonen, besonders Vogel- 
embryonen zu beobachten und zu zergliedern, war zu allen Zeiten 
gegeben. 

Sehen wir zu, inwieweit diese zunächst rein aprioristischen 
Annahmen durch die geschichtliche Quellenforschung gestützt und 
bestätigt werden! 

Die Geschichte der Embryologie im Altertum knüpft sich 
— von den unzuverlässigen Spuren embryologischer Kenntnisse 
der Ägypter und Babylonier kann hier wohl abgesehen werden 
— eng an die Namen und Arbeiten seiner drei größten Natur- 
forscher und Ärzte: Hippokrates, Aristoteles und Galen. 

Zwar haben sich schon die vorhippokratischen griechischen 
Naturphilosophen, Pythagoras, Alkmaeon, Anaxagoras, 
Parmenides und besonders Empedokles und Demokritos 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 53 


mit den Problemen der Entwickelung abgegeben. Zahlreiche, 
noch erhaltene Fragmente aus ihren Schriften, die ich hier nicht 
einer näheren Besprechung unterziehen kann, beweisen das. Sie 
zeigen uns, daß sich schon diese Männer mit den Fragen in 
erster Linie beschäftigt haben, welche bis in die neueste Zeit 
hinein die wichtigsten Aufgaben, die am heftigsten diskutierten 
Themata der Embryologen bildeten. Es sind das die Fragen 
nach der Herkunft und dem Wesen des Zeugungsstoffes, die Be- 
teiligung der beiden Geschlechter an der Hervorbringung eines 
neuen Individuums, die Bestimmung der Geschlechter und die 
Ursachen der Geschlechtsverschiedenheit, die Ernährung des 
Fötus und, nicht zum wenigsten, die folgenschwere Untersuchung, 
welches von den Organen des Körpers in der Entwickelung zeit- 
lich und sachlich den ersten Rang einnehme, die Frage nach dem 
Primat der Teile, wie wir sie von nun an bezeichnen wollen. 
Es wäre unstatthaft, die Gesamtleistung der vorhippokratischen 
Periode auf embryologischem Gebiete nach den vereinzelten 
Überbleibseln einer einst wohl ausgedehnten Literatur beurteilen 
zu wollen. Den einen Schluß lassen sie jedoch wohl zu: alle 
diese Naturphilosophen haben entwickelungsgeschichtliche Auf- 
gaben zu lösen versucht nicht auf Grund eines sorgfältig ge- 
sammelten Tatsachenmaterials; ihre embryologischen Anschauungen 
sind vielmehr der Ausfluß ihrer allgemein-philosophischen Prin- 
zipien und Ergebnis aprioristischer Spekulation. So trägt z. B. 
Empedokles seine Theorie von den vier Elementen in die Lehre 
von der Entwickelung des Fötus hinein. Es ist diese Vermengung 
rein embryologischer Fragen mit physiologischen und philo- 
sophischen keine vereinzelte Erscheinung. Wir begegnen ihr in 
der gesamten antiken Embryologie und Biologie, bei Hippo- 
krates so gut wie bei Aristoteles und Galen. Nur ganz 
allmählich hat sich aus dem Wirrwarr von Hypothesen und 
Theorien eine schärfere Fassung der embryologischen Probleme 
losgeschält. Ihre frühere Stellung als integrierender Bestandteil 
der Physiologie hat sie sogar — von wenigen Ausnahmen ab- 
gesehen — bis weit in die neuere Zeit hinein behalten und wenn 
wir noch heutzutage in manchen Lehrbüchern der Physiologie 
als Anhang einen Abriß der Embryologie finden, so ist das noch 
ein Rest jener althergebrachten Anschauung, welche physiologische 
und rein genetische Fragen und Gesichtspunkte nicht streng zu 
scheiden wußte. 


54 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


Von den griechischen Naturphilosophen stark beeinflußt, 
sowohl was die Methodik des Forschens und Denkens anbetrifft, 
als auch nach den theoretischen und allgemein biologischen Voraus- 
setzungen, erweisen sich mehrere Bestandteile der großen hippo- 
kratischen Schriftsammlung, welche embryologische Angaben 
enthalten. Es sind das die Bücher De carne (negl oagxwv), 
De diaeta (magi diairms) und De alimento (negl toogis). Auf 
ihren Inhalt näher einzugehen, ist hier nicht der Ort, so bezeichnend 
er auch ist für gewisse Eigentümlichkeiten der antiken Physiologie. 

Weit über alle diese Versuche, aus Hypothesen und halb- 
philosophischen, halb naturwissenschaftlichen Prinzipien eine, nur 
durch wenige und unzulängliche Beobachtungen gestützte Ent- 
wickelungsgeschichte zu konstruieren, steht das hippokratische 
Buch De natura pueri (megl gvoros naıdiov), das zusammen mit 
der Schrift De semine (neel yovrs) ein Ganzes bildet. Es ist 
ein in mancher Beziehung geradezu klassisches Werk von ganz 
hervorragender Bedeutung für die Geschichte der Embryologie. 
Sein Wert beruht nicht darauf, daß es die Embryologie um zahl- 
reiche Einzelbeobachtungen bereichert. Solche finden sich viel- 
mehr nur spärlich; sie sind umsponnen von einem Gewebe rein 
theoretischer und hypothetischer Voraussetzungen und Deutungen, 
in denen wir uns nun schwer mehr zurechtzufinden vermögen. Die 
Zeugungstheorie zeigt Anklänge an Empedokles. Sowohl 
Mann als Weib bringen zweierlei Samen hervor: kräftigeren männ- 
lichen und schwächeren weiblichen. Derselbe stellt gewissermaßen 
einen Extrakt des ganzen Körpers vor; er strömt bei der Be- 
gattung durch das Rückenmark in die Geschlechtsteile und je 
nachdem bei der Befruchtung der eine oder andere Samen an 
Stärke und Menge überwiegt, gleicht das Junge dem Vater oder 
der Mutter. Die erste Entwickelung der Frucht wird mit einem 
Brennprozeß verglichen. Von der Mutter her gelangt Pneuma, 
Luftgeist, in die Frucht, dehnt sich dort aus, erwärmt die Masse 
und bricht sich, indem er diese zu einer Art von Aufwallung 
bringt, nach außen Bahn, während frisches Pneuma fortwährend 
nachströmt; denn „alles was erwärmt wird“, so läßt sich der 
unbekannte Autor vernehmen, „läßt Pneuma fahren und zieht 
anderes, nämlich kaltes zu sich heran, als Ersatz hiefür, von 
welchem es sich nährt“. Außer durch Pneuma ernährt sich 
der Fötus auch durch das Blut der Mutter, das, anstatt der Menses, 
dem Uterus und durch den Nabelstrang dem Fötus zuströmt, 


Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 55 


kontinuierlich und in allmählich zunehmender Menge. Kochung, 
Gerinnung und Austrocknung sind auch bei der Bildung des 
Körpers und der Eihäute tätig. Die Gestaltung des Körpers, die 
Gliederung der Organe und die Entstehung der Gewebe bewirkt 
wiederum das Pneuma, als trennendes und vereinigendes Prinzip. 
Ich will den Leser nicht mit der ganzen, uns oft fremdartig an- 
mutenden Vorstellungsreihe belästigen. Eine Stelle möge als 
typisches Beispiel genügen, sie lautet also: 

„Das Fleisch aber bekommt während seines Wachstums 
durch das Pneuma Gelenke, und es gesellt sich in ihm immer 
das Gleiche zum Gleichen, das Feste zum Festen, das Lockere 
zum Lockeren, das Feuchte zum Feuchten; ein jedes geht aber 
an den ihm eigenen Platz, zu dem ihm Verwandten, aus dem 
es entstanden ist. So ist alles, was aus dem Festen entstanden 
ist, fest, alles was aus dem Feuchten entstanden ist, feucht. 
Auf dieselbe Art und Weise bildet sich auch das übrige während 
des Wachstums; die Knochen werden durch die Wärme fest 
gemacht und bekommen Zweige wie ein Baum. Alle diese 
Einzelheiten bilden sich aber infolge der Atmung aus, weil sich 
durch das Aufblasen alles je nach der Wahlverwandtschaft 
temi 

Die Auffindung und richtige Beschreibung embryologischer 
Tatsachen, die Aufzählung guter Einzelbeobachtungen ist es also 
nicht, wodurch der Autor des Buches De natura pueri so gewaltig 
vor seinen Zeitgenossen hervorsticht. Aber er bietet etwas anderes, 
weit wichtigeres: er hat gefunden, durch Überlegung und Beob- 
achtung, daß man im Studium der Embryologie am einfachsten 
und sichersten zum Ziele gelangt, wenn man eine Henne eine 
Anzahl Eier ausbrüten läßt, Tag für Tag eines derselben öffnet 
und den Embryo besichtigt und die so gewonnenen Erfahrungen 
auch auf die, ungleich schwieriger zu verfolgende Entwickelung 
anderer Lebewesen anwendet. Das war eine geniale Kon- 
zeption wie sie uns in der Geschichte der Wissenschaften nicht 
oft begegnet; denn damit war die Methode der wissenschaftlichen 
embryologischen Forschung entdeckt, welche nicht nur bis in die 
neueste Zeit die wichtigste und ergebnisreichste geblieben ist, 
sondern die, solange die modernen technischen Hilfsmittel fehlten, 
überhaupt die einzige war, mit welcher man auf entwickelungs- 
geschichtlichem Gebiete Ersprießliches leisten konnte. Und diese 
Entdeckung ist nicht etwa eine zufällige; sie ist der Ausfluß und 


56 Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 


die Konsequenz des ganzen, ùberraschend tiefen und gereiften 
Auffassung des Verfassers vom Wesen der Entwickelung über- 
haupt. Der Entwickelungsgang zeigt — das ist seine 
mehrfach ausgesprochene Uberzeugung — bei allen Orga- 
nismen, Pflanzen und Tieren, im Prinzip analoge Grund- 
züge, seine wichtigsten und prinzipiellen Erschei- 
nungen sind gesetzmäßige und allgemein gültige 
Das ist der Grund, weshalb von der Entwickelung des Hühnchens 
im Ei auf die der Menschen und der Säugetiere geschlossen 
werden kann. 


Diese Anschauung veranlaßt den Autor, auch über die Ent- 
wickelung der Pflanzen einige elementare Beobachtungen 
mitzuteilen, ihre Abhängigkeit vom Standort mit der Beeinflussung 
des Embryos durch die Konstitution der Mutter zu vergleichen, 
seine Angaben über die Gestaltung des Fötus im Uterus mit 
Beispielen aus der Entwickelung des Hühnchens zu erläutern und 
zu beweisen. Ich führe die in dieser Hinsicht wichtigste Stelle 
aus dem Buche hier an. Sie lautet: 


„Ich behaupte also, daß die Erdgewächse alle von der aus 
der Erde stammenden Feuchtigkeit leben, und daß die Gewächse 
solche Feuchtigkeit in sich haben, wie auch die Erde in sich 
trägt. In gleicher Weise lebt das Kind im Uterus der Mutter, 
und soweit die Mutter gesund ist, ist auch das Kind gesund. 
Wenn einer aber das hierüber Gesagte vom Anfang bis Ende 
verstehen will, so wird er finden, daß die Beschaffenheit der 
aus der Erde stammenden Gewächse in allen Stücken dieselbe 
ist wie die der menschlichen Frucht“. 


So lehrt auch die Beobachtung der Bildung des Hühnchens 
im Ei, daß seine Entwickelung im ganzen und großen verläuft 
wie die des Menschen im Uterus; denn: 


„auch im übrigen wird man diejenige Beschaffenheit des Fötus, 
von welcher ich gesprochen habe vom Anfang bis Ende so 
finden, wie ich es bei der Betrachtung derselben dargelegt habe, 
wenn man nämlich sich der Beweise, welche ich vorbringen 
werde, bedienen will. Wenn man nämlich 20 oder mehr Eier 
einer oder zwei Hennen unterlegt, und vom zweiten Tag an- 
gefangen, bis zu dem letzten, an welchem das Junge aus dem 
Ei kriechen wird, täglich ein Ei wegnimmt und zerbricht, so 
wird man, wenn man zusieht, alles meiner Beschreibung ent- 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 57 


sprechend finden, soweit man einen Vogel mit einem Menschen 
vergleichen kann.“ 

Hs ist im Grunde nichts anderes als die Idee einer ver- 
gleichenden Entwickelungsgeschichte die in diesen Sätzen 
ausgesprochen wird. Aus ihr heraus ist offenbar die Methode 
geboren worden, die sich später zu einer so fruchtbringenden 
gestalten sollte. Erst sehr viel später allerdings! Zweitausend 
Jahre lang blieb sie unbeachtet und unbenützt, bis sie ein italieni- 
scher Gelehrter der Renaissance, Ulisse Aldorvandi, wieder 
ans Tageslicht zog und damit die moderne Ära der Embryologie 
anbahnte. Weder das Altertum noch das Mittelalter war reif 
genug für den Gedanken; und auch der Entdecker hat ihn keines- 
wegs so verarbeitet, daß erhebliche wissenschaftliche Erfolge daraus 
erwuchsen. 

Der einzige, der in diesem Zeitraum wenigstens teilweise 
auf dem Wege fortgeschritten ist, den die hippokratische Schrift 
gewiesen hat, ist Aristoteles. Sein großes embryologisches 
Werk De generatione animalium (meoi Cawy yevéoews) ist in 
mancher Beziehung als eine Fortsetzung und Ausfihrung dessen 
anzusehen, was im Buche iber die Entstehung des Kindes be- 
gonnen und angedeutet war. Er hat den Gedanken von der Ein- 
heitlichkeit der Entwickelung ausgebaut und soweit die zeitlichen 
und persönlichen Bedingungen dazu vorhanden waren, in die 
Tat umgesetzt. Was uns in seinem Werke so sehr imponiert, 
das ist der universelle Blick, der die embryologischen Verhält- 
nisse aller bekannten Tierarten zu umfassen trachtet, und der 
streng logische Aufbau der Systematik und der Theorien. 

Nicht nur die Säugetiere oder gar, wie bei den meisten 
späteren Embryologen, allein der Mensch, werden in den Bereich 
der Untersuchung gezogen. Auch den Vögeln, den Reptilien, 
den Fischen und den meisten wirbellosen Tierklassen wird Be- 
achtung geschenkt. Uber die Entwickelung des Hühnchens 
werden einige vorzügliche Beobachtungen mitgeteilt; schon am 
‚dritten Tage nach Beginn der Bebrütung erblickte Aristoteles 
das pulsierende Herz. Er kennt ferner die Placenta, Nabelschnur, 
Dottersack und -Gang bei den Selachiern. Das alles mußte be- 
kanntlich im 19. Jahrhundert von Joh. Müller von neuem ent- 
deckt werden. Er macht richtige Angaben über die Befruchtung 
und Entwickelung bei den Kephalopoden und erläutert sie, wie 
aus dem Texte hervorgeht, sogar durch Abbildungen; er be- 


58 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


schaftigt sich mit der Zeugung und Entwickelung der Bienen, 
Wiirmer und zahlreicher anderer Wirbellosen. Seine Theorien 
bestechen durch ihre Klarheit und Folgerichtigkeit. Freilich 
stehen sie gar oft in der Luft; sie erweisen sich als rein begriff- 
liche Konstruktionen eines genialen Denkers, deren empirischer 
Unterbau oft aus falschen und mißdeuteten Beobachtungen, aus 
kritiklos aufgenommenen Berichten besteht. Das gilt vor allem 
von der Zeugungstheorie des Aristoteles. Und das von Erfolg 
begleitete Bestreben, auch alles das in feste Formen der 
systematischen Ordnung zu fugen, was der Natur der Sache und 
der zeitlichen Umstände nach notwendig zweifelhaft oder ganz 
unrichtig war, mußte die Nachbeter in ein ebenso bequemes als 
verhängnisvolles Gefühl der Sicherheit wiegen, das kein weiteres 
Fragen nnd damit auch kein Forschen und keinen Fortschritt 
zuließ. Schwerer noch fällt der Umstand ins Gewicht, daß 
Aristoteles die wichtigste Anregung der Hippokratischen 
Bücher nicht ausgeführt hat. Er hat zwar vereinzelt Hühner- 
embryonen beobachtet; darüber kann nach seinen Versicherungen 
gar kein Zweifel herrschen; wir vermissen jedoch bei ihm eine konti- 
nuierliche, lückenlose Beobachtung und Darstellung der aufeinan- 
derfolgenden Stadien, wie sie jene Schrift klar vorgeschrieben hatte. 

Aristoteles unterscheidet vier Arten von Zeugung: die 
Urzeugung, die Sprossenbildung, die parthenogenetische und die 
geschlechtliche Zeugung. 

Urzeugung nimmt er für eine große Zahl von Wirbel- 
losen und einige Wirbeltiere an: An dieser Lehre der Entstehung 
von Lebewesen aus toter Materie ist bis ins XVI. Jahrhundert 
hinein nie gerüttelt worden. Erst Francesco Redi hat in 
seinen „Esperienze intorno alla generazione delle insetti‘ (Firenze 
1608) wenigstens für die Insekten und Würmer den Beweis er- 
bracht, daß keine Generatio spontanea vorliege. Für die antiken 
Menschen lag ja in der Annahme einer Urzeugung gar nichts 
besonders Auffälliges und Unerklärliches: war ihm doch die un- 
organische Welt ebenso sehr von Leben und Bewegung erfüllt 
wie die organisierte. Aristoteles selber spricht das deutlich 
genug aus in. folgenden Worten: „Es entstehen aber die Tiere 
und die Pflanzen in der Erde und in dem Feuchten, weil in der 
Erde Wasser vorhanden ist und in dem Wasser Luft, in aller 
Luft aber Lebenswärme, so daß gewissermaßen alles von Leben 
erfüllt ist.“ (De gen. anim. III, 112.) 


Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 59 


Durch Sprossung sollen die Myes (eine Art von Schal- 
tieren) sich fortpflanzen; darunter ist offenbar Mytilus gemeint, 
wo gemeinsam am Byssus kleine Kolonieen junger Tiere sitzen. 

Parthenogenesis nach unserer heutigen Auffassung 
kennt Aristoteles nicht. Seine „Zeugung ohne Begattung“ 
ist ein Mittelding zwischen Parthenogenesis und Hermaphro- 
ditismus. Weitaus die meisten Tiere sind auch nach ihm ge- 
schlechtlich getrennt. ihre Zeugung kommt zustande durch 
die Vereinigung des männlichen Spermas mit dem Ei bei den 
Vögeln, bei den Säugetieren, deren Eier Aristoteles ja un- 
bekannt waren, mit dem Menstruationsblut. Aristoteles ist 
der einzige, welcher der letzteren Flüssigkeit eine solche Rolle 
beim Zeugungsakt zuschreibt. Hippokrates und Galen, und 
mit ihnen alle späteren bis Harvey, nahmen statt dessen eine 
weibliche Samenflüssigkeit, analog dem Sperma des Mannes an. 
Der letzte Verfechter jener sonderbaren aristotelischen Lehre, die 
nicht einmal bei den Scholastikern Gnade gefunden hat, war 
Victor Cardelinus (1628). Noch in einem anderen Haupt- 
punkte unterscheidet sich die aristotelische Zeugungslehre wesent- 
lich von der hippokratischen und galenischen. Sie faßt Befruchtung 
und Zeugung als rein dynamische Vorgänge auf. Vom 
männlichen Samen geht einé Bewegung auf das Ei (resp. die 
Menstruationsflüssigkeit) über, weckt dort die schlummernden 
Kräfte und Qualitäten und regt die Formentwickelung und das 
Wachstum an. Der weibliche Anteil (das Ei) ist also das stoff- 
liche Prinzip, er liefert die materielle Grundlage des Fötus und 
enthält alle Teile desselben der Anlage nach (potentiell. Das 
Sperma des Männchens geht materiell nicht in den Keim über, 
es überträgt nur eine Bewegungsenergie auf den trägen weib- 
lichen Ausscheidungsstoff. Diese geistreiche Zeugungshypothese 
steht mit den philosophischen Lehren des Aristoteles in engstem 
Zusammenhang. Sie gestattete es ihrem Urheber, alle ihm be- 
kannten Einzelfälle, alle Arten und Abarten der Zeugung in ein 
einheitliches und allgemein gültiges Schema zu bringen. Selbst 
die generatio spontanea erscheint da als etwas ganz natürliches, 
von der geschlechtlichen Zeugung nicht grundsätzlich verschiedenes, 
denn hier wie dort stammt die materielle Grundlage des werden- 
den Organismus aus den Elementen, sei es direkt — wie bei der 
Urzeugung — oder nachdem sie in Form von Nahrung auf- 
genommen, durch den Körper assimiliert und zu einer blutähn- 


60 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. : 


lichen Flüssigkeit (resp. zu einem Ei) verarbeitet worden sind — 
wie bei den geschlechtlich Zeugenden. In beiden Fallen bedarf 
es, damit die Entwickelung möglich sei, eines anregenden, ener- 
getischen Prinzipes, das die an und für sich träge Masse in Be- 
wegung setzt, der im Sperma enthaltenen „tierischen Wärme‘, 
bei den geschlechtlich Zeugenden, der atmosphärischen Wärme 
bei der Entstehung aus toten Stoffen. Das erste Produkt der 
Zeugung ist bei allen Organismen ein ungegliederter, wurmartiger 
Körper — der Keim (xümua) Es werden Anlage- und Nähr- 
substanz unterschieden. Im Ei z. B. wird der Dotter, im Gegen- 
satz zu Alkmaeon und dem hippokratischen Embryologen, als 
Nahrungsstoff, das Eiweiß als Bildungssubstrat angesehen, eine 
Auffassung, die später heftige Kontroversen zwischen Aristo- 
telikern und Galenikern hervorrrief. Die Entwickelung selber 
besteht in einer Fortsetzung der übertragenen Bewegung und 
wird der Tätigkeit einer automatischen Maschine verglichen. 

Die Bildung der Organe und Gewebe richtet sich in jeder 
Beziehung nach ihrer schließlichen Funktion, das Zweckmäßigkeits- 
prinzip oder die Zielstrebigkeit wird also in erste Linie gestellt, 
wie aus folgenden Worten hervorgeht: 

„Es ist in den geordneten und gesetzlichen Werken der 
Natur ein jegliches nicht deswegen so beschaffen, weil er mit 
solchen Eigenschaften entsteht, sondern vielmehr weil es ein 
so Beschaffenes ist, deshalb entsteht es mit solchen Eigen- 
schaften. Denn die Entstehung und Entwickelung richtet sich 
nach dem Wesen und ist um des Wesens willen, nicht aber 
dieses nach der Entstehung.“ 

Die Hauptfunktionen des Keimes sind Wachstum und Er- 
nährung; erst später gesellt sich dazu das Vermögen der Emp- 
findung und des Denkens. Die Ernährung geschieht durch das 
in den Nabelgefäßen zufließende mütterliche Blut; bei den Eier 
legenden, wie schon bemerkt, durch den Dotter. Alle Organe 
werden zuerst nur in ihren Umrissen gebildet und abgegrenzt, 
gleichsam skizziert, und erhalten erst später ihre spezifischen 
Organcharaktere. 

Von allen Organen des Körpers bildet sich zuerst das Herz. . 
Diese Lehre vom Primat des Herzens verficht Aristoteles 
öfters und stets mit großer Wärme und sucht sie mit induktivem 
und deduktivem Beweismaterial zu stützen. Trotzdem bildet sie 
das Objekt, um das die Embryologen des Altertums, des Mittel- 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 61 


alters und der Neuzeit bis ins XVII. Jahrhundert wohl am er- 
bittertsten gestritten haben. Es wird sich bald zeigen, was die 
Embryologie diesen Kontroversen schließlich zu verdanken hat. 

Nach dem Herzen entstehen die großen Gefäße. Sie schaffen 
das zum Aufbau der Teile nötige Material, das Blut, aus dem 
Herzen herbei. Die auffallende Größe des Kopfes und besonders 
der Ausen”in: früher. Zeit setzt Aristoteles‘ wie alle alten 
Embryologen in Erstaunen. Den Grund dafür sieht er in der 
Beschaffenheit des Gehirnes. Die Gewebe entstehen aus dem 
Blute, das durch die Gefäßwände sickert, infolge Erwärmung und 
Abkühlung. Zuletzt entstehen die Horn- und Hautgebilde durch 
Austrocknung der obersten Schicht. Manche treffende Bemer- 
kungen orientieren über die Verhältnisse der fötalen Nebenorgane, 
Eihäute, Placenta, Dottersack, Nabelschnur bei den verschiedensten 
Tierklassen. Auch den Ursachen des Geschlechtsunterschiedes, 
der Vererbung, den mannigfachsten Mißbildungen sind breite 
Ausführungen gewidmet. 

Diese kurze Skizze kann uns kaum mehr als eine Ahnung 
geben von der Reichhaltigkeit und Bedeutung des Inhaltes. 

Mit diesem groß angelegten Werke hatte die antike Embryo- 
logie ihren Höhepunkt erreicht. Das wenige, was uns aus der 
nach-aristotelischen Literatur erhalten ist (Herophilos, Sora- 
nos, Athenaios) lohnt kaum die Mühe des Sammelns. 

Galenos freilich, der schreibselige Arzt aus Pergamon, hat 
auch zwei größere Abhandlungen über Zeugung und Entwicke- 
lung verfaßt, die beiden Bücher „Vom Samen“ (mei oreguaTog) 
und die Schrift „Über die Ausbildung der Frucht“ (neei 
uvovuevwv dıarkaoswg), außerdem in sein physiologisches Haupt- 
werk „Vom Gebrauch der Körperteile“ (reo. xesiag uoglwv) manche 
embryologische Details eingeflochten. 

Keine anderen Schriften des vielbewunderten und meist 
überschätzten Arztes vermögen uns den Verfall der antiken Bio- 
logie, der wohl eine Folge und Teilerscheinung des allgemeinen 
kulturellen Niederganges war, deutlicher vor Augen zu führen, 
als die embryologischen. Trotzdem die Methodik der embryo- 
logischen Forschung in der hippokratischen und aristotelischen 
Arbeit in nicht mißzuverstehender Weise ausgesprochen und fest- 
gelegt worden war, finden wir bei Galen keine Spur einer An- 
wendung derselben; die Entwickelung des Hühnchens im Ei hat 
er nicht verfolgt; es fehlen auch alle Anhaltspunkte dafür, dal 


62 | Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


er je menschliche Embryonen seziert hätte. Das spärliche Tat- 
sachenmaterial, das er beibringt, beweist nur, daß er gravide 
Haustiere seziert und ihre Embryonen einer — nicht gerade sehr 
eingehenden — Untersuchung unterzogen hat. Er schildert gut 
die fötalen Gefäßverhältnisse bei Tieren, speziell die Gefäßanasto- 
mosen, welche unter den Namen Ductus Arantii, Ductus Botalli 
und Foramen ovale bekannt sind. Das sind aber auch die ein- 
zigen neuen und guten Beobachtungen, die ihm die Embryologie 
verdankt. Den weitaus größten Raum seiner Arbeiten beansprucht 
ein unerfreuliches, erbittertes Gezanke um Fragen und Theorien, 
zu deren Lösung die experimentellen Grundlagen auch nicht an- 
nähernd ausreichen konnten. Seine Kritiken und Ausfälle richten 
sich vornehmlich gegen Aristoteles und seine Anhänger, die 
Peripatetiker (Chrysippos, Athenaios u. a.) oder Philosophen, 
wie sie auch schlechtweg genannt werden. Selbst vor der direkten 
Beschimpfung der Gegner scheut Galen nicht zurück: sie ver- 
stehen nichts von Anatomie, „sie häufen Unsinn auf Unsinn“ 
(ignorantiam ignorantiae annectunt). Zum ersten Male in der 
Geschichte der medizinischen Wissenschaften werden hier die 
„Philosophi“ und die „Medici“ als zwei sich befehdende Gruppen 
einander gegeniibergestellt. Wir begegnen diesen beiden wohl 
charakterisierten Parteien im Verlauf der Geschichte noch sehr 
oft, nicht selten unter anderem Namen (Aristoteliker — Galenisten, 
Theoretiker — Praktiker); es ist gerade das schon erwähnte 
Problem des Primats der Teile, um das sich die beiden Lager 
formieren. 

Selbst in den allgemeinen Fragen und Theorien, die mehr 
klares, folgerichtiges Denken als subtile Einzelforschung erfordern, 
herrscht bei Galen — im Gegensatz zu Aristoteles — oft 
verwirrendes Dunkel. Wie oft stellt er Probleme der schwierigsten 
Art auf, setzt breit alle Möglichkeiten ihrer Lösung auseinander, 
bekämpft erbittert alle gegnerischen Ansichten — aber was er 
schließlich als eigene Lösung bringt, ist meist mehr geeignet, die 
Sache zu verwirren als zu klären. Es fehlt ihm der tiefgründende 
und weitumfassende Blick, das straff-logische Denken des Ari- 
stoteles. Sein Bestreben, die Naturwissenschaft vom philo- 
sophischen Standpunkt aus zu bearbeiten, ist ihm, wie so vielen 
seiner Nachfolger und Anhänger, verhängnisvoll geworden; Prob- 
leme und Gedankenkombinationen zerrinnen ihm unter der Hand. 

Galen ist Anhänger der Zweisamentheorie; er schreibt auch 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 63 


dem Weibchen Samenflüssigkeit dazu und verbreitet sich des 
breiten und langen iber seine Eigenschaften, Herkunft und Wir- 
kungsweise. Die dynamische Auffassung der Befruchtung lehnt 
er ab, kann sich aber doch nicht ganz von ihr losmachen. Er 
teilt die Organe ganz allgemein in solche ein, die direkt aus 
Samensubstanz, und solche, die aus dem durch die Nabelgefäße 
zuströmenden mütterlichen Blute entstanden sein sollen. Nur diese 
sollen im postuterinen Leben regeneriert werden können. Die 
Unterscheidung ist eine rein willkürliche, vom mehr oder minder 
weißlichen Aussehen der fertigen Organe hergenommene und 
widerspricht allen Tatsachen. 

Trotzdem haben sie alle späteren Embryologen bis Harvey 
ruhig akzeptiert. Auch in der Primatfrage weicht Galen von 
dem bisherigen ab. Ausgehend von dem aristotelischen Prinzip, 
daß jeder Embryo zuerst eine Art Pflanzenleben (ohne animale 
Funktionen) führe, gelangt er zum Schluß, daß sich auch vor 
allen anderen Teilen das Hauptorgan der vegetativen Funktionen, 
die Leber, bilden müsse. Also wiederum die fatale Vermischung 
genetischer und physiologischer Betrachtungsweise! Auf Galens 
Eròrterungen über die Vererbungsprobleme und die bei der Ent- 
wickelung wirkende ,,gestaltende Kraft“ (facultas formatrix) brauche 
ich hier nicht näher einzugehen. Das Gesagte genügt zur Kenn- 
zeichnung seines wissenschaftlichen Arbeitens. 

Mit Galen schließt die Embryologie des Altertums ab. Und 
zugleich hört auch jegliches wissenschaftliche Forschen auf diesem 
Gebiete, wie auf so manchem anderen, für lange Zeit auf. Was 
nach ihm bis zum XVI. Jahrhundert von Entwickelungsgeschichte 
sich in naturphilosophischen und medizinisch-anatomischen Werken 
vorfindet, das ist im besten Falle eine mehr oder minder genaue 
Wiedergabe dessen, was schon die antiken Ärzte und Natur- 
forscher gefunden hatten. Ofters sind es dialektisch -spitzfindige 
Untersuchungen auf rein theoretischer, durch keinerlei Beobach- 
tungen gefestigter Basis. Der Einfluß des erstarkenden Christen- 
tums mit seiner Abwendung von allen profanen naturwissen- 
schaftlichen Problemen konnte für die Embryologie natürlich nur 
ungünstig sein. Wie hätte auch diese Wissenschaft Förderung 
erfahren sollen, von Männern, wie Tertullian (160—220. Pres- 
byter in Karthago), der den männlichen Fötus deshalb früher als 
den weiblichen sich ausbilden läßt, weil Adam vor Eva erschaffen 
wurde, dem die zehnmonatliche Dauer der Schwangerschaft darum 


04 Bloch, Die Grundzige der alteren Embryologie bis Harvey. 


das richtige und naturgemäße zu sein schien, weil die Zahl der 
Monate dem Dekalog entspricht. Auch die ganze byzantinische 
Periode, an ihrer Spitze Oreibasios, der Leibarzt Julians 
des Abtriinnigen, hat für die Embryologie nichts Ersprießliches 
hervorgebracht: einige geringwertige Kompilationen, das sind 
ihre ganzen Leistungen auf diesem Gebiete. 

Die Araber übergehe ich hier, obschon sie sich, wie schon 
aus dem Verzeichnis ihrer embryologischen Literatur hervorgeht, 
mit Entwickelungsgeschichte ziemlich intensiv abgegeben haben, 
und ihr Emfiuß auf die spätmittelalterliche Embryologie des 
Abendlandes kein geringer, zeitweise sogar ein dominierender 
gewesen ist. 

Nicht ohne tiefe Wirkung auf die Geschichte der Embryologie 
ist die Scholastik, wie sie in einem ihrer bedeutendsten Männer 
in Albert von Bollstädt, dem Großen, verkörpert war, ge- 
blieben. Sie hat zwar keine eigenen originellen Leistungen zu 
verzeichnen. Aber sie hat, von dem Bestreben geleitet, Theologie, 
Philosophie und Realwissenschaften zu einem wunauflöslichen 
Ganzen zu verbinden, dem Abendlande die Erkenntnismethoden 
und das gesamte Wissen des Aristoteles wiedergegeben. Es 
ist eben der Dominikaner Albertus Magnus, Lehrer in Köln 
und Paris, Bischoff in Regensburg (r193— 1280), welcher in seinem 
großen Sammelwerke diesen Übergang zu stande gebracht hat. 
Speziell seine Embryologie ist nichts anderes als ein Auszug und 
eine Paraphrase zum aristotelischen Buche „De generatione ani- 
malium“ und bringt im wesentlichen dessen gesamten Inhalt m 
nüchterner, sachlicher Form, vermehrt durch einige Zusätze des 


Emfluß Galens und der es Der Wert dieser großen Arbeit, 

ig eigentlich Neues sie auch bietet, ist nicht gering anzu- 
schlagen. Im Vergleich zu der vorhergehenden Verfallperiode 
bedeutet selbst diese Leistung eine Art von Renaissance. Das 
Werk Alberts des Großen hat bald Nachahmung gefunden, 
wie die Folge von großen Enzyklopädien beweist, die noch im 
gleichen Jahrhundert verfaßt worden sind und die es sich eben- 
falls zur Aufgabe machen, das gesamte Wissen der Zeit in wohl 
geordneter, en alan Form ihren Lesern zu vermitteln. 
Sie stehen aber — was die Embryologie betrifft — mehr unter 
dem Banne der Araber. Dieser unheilvolle arabische Einfluß ist 
ır gleichzeitigen Anatomie und Embryologie 


Bloch, Die Grundzige der alteren Embryologie bis Harvey. 6 


CIA 


des Ricardus Anglicus des altesten franzòsischen Anatomen. 
Er nimmt in der Folge noch zu und vernichtet so manches, was 
die scholastisch-aristotelische Periode in der Embryologie ge- 
schaffen hat. 

Der geschichtliche Verlauf der Embryologie im Spätmittel- 
alter ist eben insofern ein ganz anderer als derjenige der Anatomie, 
als die Scholastik, die für den Betrieb der Anatomie gar nichts 
getan, höchstens die unglückselige dialektische Behandlung der- 
selben gefördert hat, durch die Rezeption und Verarbeitung des 
Aristoteles, die Entwickelungswissenschaft gehoben hat. Gegen- 
über diesem Höhepunkt bedeutet der immer siegreicher vor- 
dringende Arabismus und Galenismus in XIIL., XIV. und XV. Jahr- 
hundert entschieden einen Niedergang. In diesen rein literarischen 
Kämpfen zwischen Aristotelikern, Galenisten und Arabisten, an 
welchen später auch die Hippokratiker teilnahmen, wurden auch 
die alten embryologischen Kontroversen und Konflikte wieder 
nach. Die Fragen nach dem Zeugungsanteil der beiden Ge- 
schlechter, nach der Bedeutung des Eiweißes und des Eidotters, 
wach dem Ursprung der Gefäße, nach dem Wesen der Vererbung 
und vor allem das Problem des Primates der Teile, sie bildeten 
die Hauptobjekte, um die sich der Zank der Medici und Philo- 
sophi drehte. 

In das XVI. Jahrhundert fällt, wie bekannt, die große, unter 
schweren Kämpfen errungene Umwälzung in der Anatomie. Es 
vollzieht sich die Wendung vom sklavischen Glauben an die 
Überlieferung zur freien Kritik der Alten und endlich zu eigener 
selbständiger Beobachtung. Männer wie Vesal, Falloppio, 
Eustacchi treten auf, und in mühevoller Lebensarbeit gelingt 
es ihnen, das Werk der Reformation der Anatomie zu vollenden, 
die Irrlehre, die anderthalb Jahrtausende hindurch unerschüttert 
dagestanden hatte, zu stürzen und an ihrer Stelle das Gebäude 
der modernen Anatomie zu errichten. 

Auch die Reformation der Embryologie ist eine Tat des 
XVI, Jahrhunderts; aber sie ist von ganz anderen Männern, unter 
ganz verschiedenen Voraussetzungen vollzogen worden. Die 
Rückkehr zur Beobachtung der Natur und zum Vertrauen auf 
die eigene sinnliche Wahrnehmung und damit die Begründung 
des modernen Wissenschaftsbetriebes erfolgte hier nicht wie in 
der Anatomie (Vesal)im Gegensatz zu den zeitgenössischen klassi- 
zistischen Bestrebungen und im Kampf gegen die Überlieferung 

Zool. Annalen. I. 5 


66 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


(Galen!), sondern geradezu in direktem Anschluß an die Antike © 
(Hippokrates) und in der Weiterverfolgung ihrer else il 
Prinzipien und Wege. 

Das Nahen einer neuen Zeit kündet sich schon in dem Buche 
des vorvesalischen Anatomen Alessandro Benedetti (1460 
bis ı525) an. Benedetti hat — als erster seit Galen — wieder 
den Versuch gewagt, neben der Büchergelehrsamkeit auch die 
Beobachtung der Natur für das Studium der Embryologie zu 
verwerten, indem er die Sektion einer trächtigen Hündin vornahm, 
um über die Anatomie der Föten etwas zu erfahren. 

Ein umfangreiches, für die französischen Embryologen fast 
100 Jahre lang maßgebendes Buch über Entwickelungsgeschichte 
hat Jean Fernel, Professor an der Fakultät zu Paris, einer der 
einflußreichsten Lehrer seiner Zeit, 1554 herausgegeben. Die 
Bedeutung dieser Abhandlung liegt nicht etwa in der Rückkehr 
zur Natur, sondern in den Bruch mit dem Arabismus und dem 
Zurückgreifen auf die antiken Quellen. 

Bei den großen Reformatoren der Anatomie tritt das Studium 
der Embryologie ganz in den Hintergrund. Diese im ersten 
Augenblick etwas auffallende Tatsache erklärt sich wohl am besten 
daraus, daß das Interesse und die Arbeitskraft dieser Forscher 
viel zu sehr von ihrer Hauptaufgabe, der Neugestaltung der 
Anatomie in Anspruch genommen waren, als daß ihnen daneben 
noch Kraft und Muße geblieben wären, die nicht minder schwierige 
und zunächst wohl nicht so dringend erscheinende Reform der 
Entwickelungslehre an die Hand zu nehmen. Vesal ist in diesem 
Gebiete nur wenig über den Standpunkt Galens hinausgelangt; 
hält er doch (wenigstens in der Fabrica) ‘noch an der Existenz 
einer Allantois fest. Er hat ihn sogar insofern nicht erreicht, als 
wir eine Beschreibung der fötalen Gefäßanastomosen, wie sie 
Galen gegeben hatte, bei ihm vermissen. Wir treffen eine 
solche zuerst wieder bei seinem Rivalen Falloppio, der auch 
— als erster — Placenta, Eihäute und ihre Gefäße gut schildert. 
Ihm verdanken wir ferner die ersten schüchternen Versuche, die 
Genese des Knochensystems beim Fötus zu verfolgen. 

Einen großen Schritt weiter in dieser Richtung hat Bar- 
tolommeo Eustacchi (1574) getan. 

Die Abhandlung von der Entstehung und Entwickelung der 
Zähne, die sein kleines, aber inhaltreiches Büchlein: („Libellus 
de dentibus.‘“ Venet. 1564) enthält, zeugt von solcher Schärfe der 


Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 67 


Beobachtung und so vorurteilsfreier, kritischer Verwertung des 
Gesehenen, daß sie unbedingt unter den embryologischen Spezial- 
untersuchungen des XVI. Jahrhunderts den ersten Rang einnimmt. 
Eustacchi hat durch zahlreiche Sektionen menschlicher und 
tierischer Föten nachgewiesen, daß die seit Hippokrates un- 
bestritten herrschende Annahme, wonach die Zähne der ersten 
Dentition im Uterus aus dem von der Mutter gelieferten Blut 
diejenigen der zweiten Dentition aus der Muttermilch und der 
assimilierten Nahrung entständen, von Grund aus falsch sei. Alle 
Zähne sind vielmehr, wie ihn seine sorgfältigen Untersuchungen 
lehrten, bereits beim Neugebornen als schleimig-häutige, teilweise 
schon erhärtete Säckchen, als organisierte Gebilde, präformiert. 

Die historische Bedeutung dieser mühevollen Untersuchungen 
Eustacchis (auf alle ihre recht wertvollen Einzelheiten kann ich 
hier nicht eingehen) ist nicht gering. 

Nicht nur wird hier — zum ersten Male in der neuern Zeit — 
auf dem Gebiete der Embryologie, die Beobachtung der Natur 
und die eigene Erfahrung mit Erfolg den bis dahin unangetasteten 
Autoritäten gegenübergestellt, sondern es ist auch — wieder 
zuerst — der Versuch geglückt, genaue Autopsiebefunde bei 
Menschen und Tierembryonen systematisch zur Feststellung 
. embryologischer Tatsachen zu verwerten. 

Aber dieser Versuch Eustacchis blieb zunächst ganz ver- 
einzelt. Die Schuld hierfür lag nicht nur in den Zeitumständen 
und Personen. Sie war in der Methodik selber begründet. Durch 
die Untersuchung menschlicher Aborte, wie sie mehr oder weniger 
durch den Zufall und oft mit. pathologischen Veränderungen in 
die Hände der Anatomen und Ärzte gelangen konnten, ließ sich, 
auch wenn hie und da Sektionen von Tierembryonen zu Hilfe 
gezogen wurden, kein einigermaßen vollkommenes, wissenschaft- 
lich befriedigendes Bild des Entwickelungsganges gewinnen. Das 
hatten schon die Bemühungen der Alten, vor allem Galens, zur 
Genüge erwiesen, und von neuem wurde es bestätigt durch den 
mißlungenen Plan des Vesalschülers Realdo Colombo aus 
Cremona (f 1559). Den Ruhm, welchen sein Lehrer durch die 
Begründung der menschlichen Anatomie geerntet hatte, wollte 
er sich in der Embryologie holen, dadurch daß er das Prinzip 
aufstellte und verfocht, auch in dieser Wissenschaft dürfe man 
sich nur auf die Befunde am menschlichen Körper stüzen. Er 
sah nicht ein, daß die verschiedenen Wissenschaften auch ver- 

5* 


68 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


schiedene Methoden erfordern. Sein Versuch, wie richtig rein 
theoretisch auch der Grundgedanke war, kam um einige Jahr- 
hunderte zu früh und mißlang total. 

Es war einem. andern vorbehalten, den richtigen, seit 
Hippokrates verlassenen Weg im Studium der Embryologie 
von neuem einzuschlagen, nicht einem in den Schulmeinungen be- 
fangenen Anatomen oder Ärzte, sondern einem der gebildesten 
und gelehrtesten Männer dieser Zeit, dem in allen Gebieten des 
Wissens bewanderten Bologneser Professor Ulisse Aldrovandi 
(1522— 1603). Er ist damit zum Begründer der neuen Embryologie 
geworden. Aldrovandi ist der erste, welcher systematisch, vom 
Beginn der Bebrütung an bis zum Ausschlüpfen des Hühnchens, 
Tag für Tag die Entwickelung des Hühnerembryos im Ei beob- 
achtet und die Ergebnisse dieses Studiums für eine fortlaufende 
Darstellung der Entwickelung zu verwerten gesucht hat. 

Der Gedanke, der der Aldrovandischen Arbeit zugrunde 
liegt, ist ein hippokratischer. Er ist, wie wir wissen, bereits in 
der Schrift, „von der Natur des Kindes“ ausgesprochen; die Art 
und Weise, wie Aldrovandi seine Untersuchungen anstellt. 
entspricht genau den in jenem Buche gegebenen Vorschriften. 
Wir haben somit in der Begründung der Entwickelungsgeschichte 
durch Aldrovandi keine eigentliche Neuschöpfung vor uns, 
sondern ein Wiederaufleben und Fruchtbarmachen einer antiken 
Idee, eine Renaissance im wahren Sinne des Wortes. Und das 
Verdienst Aldrovandis besteht darin, daß er einen fundamen- 
talen Entwickelungsgedanken, an dem die Gelehrten 2000 Jahre 
lang achtlos vorübergegangen waren, aufgegriffen und für die 
Wissenschaft fruchtbar gemacht hat. Er hat damit — direkt, 
und indirekt durch die Arbeiten seiner Schüler und Nachfolger — 
die Entwickelungslehre von dem seit Jahrhunderten lastenden 
Bann der leeren Spekulation und spitzfindigen Dialektik befreit 
und die Methode der freien Forschung und Beobachtung auch 
hier zum obersten Prinzip erhoben. 

Den unmittelbaren Anstoß zu dieser Reformation hat Aldro- 
vandi das uralte Problem des Primats der Teile gegeben, das 
schon so viele unfruchtbare Kontroversen zwischen Philosophen 
und Medizinern hervorgerufen hatte. Der ganze, die Entwicke- 
lung des Hühnchens betreffende Abschnitt nimmt in dem viel- 
bändigen Riesenwerke des gelehrten Polyhistors einen ver- 
schwindend kleinen Raum (kaum ein paar Seiten) ein; die Resul- 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 69 


tate sind dürftig im Vergleich zu denjenigen späterer Forscher, 
von den aristotelischen Anschauungen kann sich Aldrovandi 
noch durchaus nicht lossagen. Trotzdem fehlen neue Beobach- 
tungen und Widerlegungen früherer Irrtümer nicht. Das erste 
Auftreten und die Entwickelung der Gefäße ist genauer dargestellt 
als bei Aristoteles, Chorion und Amnion, Dottersack und 
Nabelgefäße in ihren Umwandlungen sind richtig gesehen und 
beschrieben, die Reihenfolge, in der die Organe entstehen und 
sich ausbilden, nicht ohne Geschick beobachtet. Aldrovandi 
ist auch der Entdecker und erste Beschreiber der sogenannten 
Eischwiele, die erst im Jahre 1826 von Yarrell wieder aufge- 
funden wurde. Wichtiger aber als diese Einzelheiten sind die 
ganz neue Art der Darstellung, die streng systematische Auf- 
zählung alles dessen, was sich an jedem Tag der Entwickelung 
nach der Eröffnung des Eies den Augen darbot und vor allem 
die Anregungen, die von der Arbeit ausgingen. 

Seit dem Versuche Aldrovandis ist die Kontinuität des 
wissenschaftlichen Studiums der Entwickeiungslehre nicht mehr 
auf längere Zeit unterbrochen worden, wenn es auch während 
der nächsten 100 Jahre nur von wenigen gepflegt wurde. Volcher 
Koyter, Fabrizio, Harvey und Malpighi sind die Namen, 
an die sich in dieser Zeit die wichtigsten Fortschritte in der Er- 
kenntnis der Entwickelung knüpfen. 

Im engsten Zusammenhange mit den Bestrebungen des 
Aldrovandi stehen die, an Ergebnissen viel reicheren embryo- 
logischen Untersuchungen seines Schülers, des Holländers V olcher 
Koyter (1534—1600). Die Beobachtungen, die er in seiner vor- 
trefflichen kleinen Abhandlung „De ovorum gallinaceorum 
generationis primo exordio progressuque et pulli galli- 
nacei creationis ordine“ (Norimberg 1573) niedergelegt hat 
sind von ihm auf die direkte Veranlassung seines Lehrers (insti- 
gante Ulysse Aldrovando promotore et praeceptore meo) im 
Mai des Jahres 1564 in Bologna angestellt worden. Seine An- 
gaben beziehen sich auf die Resultate der Untersuchung zweier 
Entwickelungsserien von je 23 Eiern, welche zwei Hennen unter- 
legt worden waren. 

In der Fähigkeit, richtig zu beobachten und das Beobachtete 
kritisch zu sichten und zu ordnen, ist er seinem Lehrmeister be- 
deutend überlegen. Die Abhängigkeit von den antiken Autori- 
täten, die Sucht, das Gesehene den bestehenden Theorien anzu- 


70 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


passen, ist bei ihm weit geringer. Die Beschreibung ist im Gegen- 
satz zu allen früheren embryologischen Abhandlungen knapp, 
klar und, sachlich gehalten, fast frei von theoretischen Speku- 
lationen. Sie ist grundlegend geworden für alle späteren embryo- 
logischen Arbeiten. Gleich bei der Beschreibung der Eier vom 
ersten Tag stoßen wir auf eine gar nicht so üble, wenn auch 
natürlich noch unbeholfene Schilderung der Keimscheibe, deren 
Umwandlungen in den folgenden Tagen ebenfalls kurze Er- 
wähnung finden. Das Auftreten eines pulsierenden, roten 
Kügelchens, das richtig als Herz gedeutet wird, beobachtete 
Koyter schon am dritten Tag. Er beschreibt die Gefäße, die 
vom Herzen ausgehen und verfolgt aufmerksam ihre weitere 
Entwickelung. Daß das embryonale Herz außerhalb des Körpers 
noch eine zeitlang fortpulsiert, ist ihm nicht entgängen. Die 
Entwickelung des Gehirns beginne am 5. Tag; in seinem frühesten 
Stadium erscheint es als eine Blase, die sich zwischen den Augen 
hervorstülpt. Am 10. Tag kann man an ihr deutlich Krüm- 
mungen und Windungen unterscheiden. Diese Proben aus dem 
Material, das Koyter gesammelt hat, verdeutlichen wohl den 
Fortschritt, der in seiner Arbeit liegt. 

Ich lasse noch zur Kennzeichnung der Art, wie er die 
Sache in die Hand nahm, seine Beschreibung des fünftägigen 
Hühnereies in wortgetreuer Übersetzung folgen: 

„Am fünften Tage fand ich die zweite Membran, welche 
das ganze Ei einhüllte und von vielen Gefäßen besetzt war. 
Sie war von der Schalenhaut losgelöst und so stark, daß man 
sie ohne Beschädigung mit der Substanz herausheben konnte. 
Nach der Eröffnung dieser Membran sah ich wieder das blutige, 
pulsierende Bläschen, aber tiefer als bis dahin gelagert. Ich 
nahm von jeder Henne ein fünftägiges Ei und in dem einen 
zeigte sich nur das eine, noch unausgebildete Bläschen, allseitig 
von Blutgefäßen umgeben, wie schon bemerkt. Die lateralen 
Bläschen waren von dunklerer Farbe und hatten zwischen sich 
ein kleineres Bläschen. Diese stellten zusammen das Gehirn 
vor. Die dritte Blase zeigte sich nur in ihrer Größe ver- 
ändert... .. Im anderen Ei erschien deutlich der Kopf des 
Hühnchens, im Verhältnis zum übrigen Körper sehr groß, an 
demselben auf jeder Seite ein schwärzliches Auge, welches im 
Zentrum durchsichtig war, zwischen den beiden Augen eine 
dritte Blase (welche im folgenden richtig ais Gehirn gedeutet 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 71 


wird). Vom Kopf aus erstreckte sich der übrige, längliche 
Körper. Nahe beim Kopf lag das pulsierende Herz oder 
Bläschen. Von da aus nahmen die Gefäße deutlich ihren Ur- 
sprung. Ich konnte aber keine Spur von einer Leber ent- 
decken, so wirr lagen die Eingeweide durcheinander.“ 

Eine Ergänzung zu den Arbeiten Aldrovandis und 
Koyters bildet das sehr umfangreiche embryologische Werk 
des Girolamo Fabrizio (Hieron. Fabricius ab Aquapendente 
1537—1619) Nicht der außerordentlich weitschweifige und er- 
müdende Text. Der bedeutet entschieden einen Rückschritt. 
An die Stelle kurzer, objektiver Aufzeichnung des Beobachteten 
sind wieder langatmige, theoretisch-spekulative Betrachtungen und 
Diskussionen getreten. Wirklich neue Beobachtungen fehlen fast 
ganz, sowohl in der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens als 
in der der Menschen und Haussäugetiere. Galenischen und aristo- 
telischen Lehren wird in weitgehendem Maße gehuldigt. Nur 
das Kapitel, das von der vergleichenden Anatomie der Placenta 
handelt, erhebt sich über das Niveau der ganzen Arbeit. 

Ganz anders verhält es sich mit den Bilderserien, dem 
ersten gelungenen Versuch einer bildlichen Darstellung der Ent- 
-wickelungsvorgänge vom embryologischen und vergleichend ana- 
tomischen Standpunkt aus. Die Tafeln — 47 an der Zahl — 
stellen die Entwickelung des Hühnchens im Ei (in 70 Einzel- 
abbildungen), einzelne Momente aus der Entwickelung der Haus- 
säugetiere (Hund, Schaf, Rind, Pferd, Schwein, Maus, Meer- 
schweinchen), des Menschen, der Fische (Galeus laevis) und der 
Schlangen dar, mit besonderer Berücksichtigung des Baues der 
verschiedenen Placentargebilde Sie proklamieren das, was wir 
im Texte leider vermissen: eine durchaus unbefangene Beob- 
achtung und Wiedergabe der Erscheinungen, die sich bei der 
Entwickelung abspielen. Ihnen kommt auf dem Gebiete der bild- 
lichen Darstellung die gleiche grundlegende Bedeutung zu, wie 
sie die Koytersche Arbeit in textlicher Hinsicht beanspruchen 
darf. 

Aldrovandi, Koyter und Fabrizio stehen abseits von 
der breiten Heerstraße, auf der in dem halben Jahrhundert, 
während dessen ihre Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht 
* wurden, sich die große Menge der Anatomen und Ärzte, die sich 
mit embryologischen Fragen befaßten, bewegt hat. Die Werke 
dieser Schulembryologen sind im ganzen nur wenig von denen 


72 2 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 


der genannten drei Forscher beeinflußt. Sie schließen sich viel- 
mehr in Methodik und Ziel, in den theoretischen Anschauungen 
und in der praktischen Ausübung eng an die Ausführungen 
Aranzios, Colombos und verwandter Gelehrten an. Manches 
in diesen embryologischen Abhandlungen aus der zweiten Hälfte 
des XVI. und dem Beginne des XVII. Jahrhunderts (bis zur Ära 
Harvey) geht sogar noch weiter zurück, bis auf Fernel. Und 
keineswegs ist etwa die Autorität der Alten überwunden, sie 
tritt sogar recht oft wieder stark in den Vordergrund. 

Als Vertreter dieser anatomischen Richtung in der Embryo- 
logie mache ich namhaft: Costanzo Varolio (1543—1575), 
bekannt durch seine Gehirnstudien, den Basler Felix Platter 
und die Franzosen Severin Pineau (f 1619), Andre du Lau- 
rens (VII. Buch der Anatomie), die beiden Riolan, besonders 
den Sohn, den berüchtigten Gegner Harveys, und endlich den 
Schüler Fabrizios: Adrian van den Spieghel (Spigelius 
1578—1625). Der Raum verbietet es mir leider, auf die teilweise 
recht interessanten Darstellungen dieser Autoren hier näher ein- 
zugehen. Nur die Arbeit des zuletzt genannten möchte ich noch 
mit ein paar Worten streifen und zwar hauptsächlich deshalb, 
weil seine gar nicht unerheblichen Leistungen auf dem Gebiete 
der Embryologie von allen Historikern bisher vollständig über- 
sehen worden sind. Spigelius hat nämlich zuerst den Satz 
ausgesprochen, daß die Kenntnis der Entwickelung von Bedeutung 
sei für die Erklärung pathologischer Zustände im post- 
fötalen Leben und antizipiert so in glücklicher Vorahnung einen 
Gedanken, dessen ganze Tragweite und Bedeutung zu ermessen, 
einem viel späteren Zeitalter vorbehalten war. Ganz vortrefflich 
ist in seinem Werkchen die Entwickelung der Knochen ge- 
schildert. Er unterscheidet richtig zwischen den häutig und 
knorpelig präformierten Bestandteilen des Skelettes, und die 
Entdeckung, daß der Zwischenkieferknochen beim Menschen 
ursprünglich paarig angelegt ist, hat Spieghel ebenfalls ge- 
macht — 200 Jahre vor Goethe, dem dieses Verdienst sonst 
allein zugeschrieben wird. 

Noch in einem anderen Punkte überragt Spieghel die 
meisten seiner Zeitgenossen und Kollegen, in der Darstellung des 
fötalen Kreislaufes. Er ist zwar noch weit entfernt von einer 
richtigen Auffassung dieses komplizierten physiologischen Pro- 
blems, das seit Varolio — also lange vor dem Auftreten 


Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 73 


Harveys — in beinahe allen Embryologien breit diskutiert 
wird; doch hat er wenigstens mit einem fundamentalen Irrtum 
seiner Vorgänger, der Annahme einer zentripetalen Stromrichtung 
in den Nabel- und Körperarterien, gebrochen. 

Die endgültige Klarstellung der verwickelten Verhältnisse 
des fötalen Kreislaufes zu geben, war einem Größern vorbehalten, 
William Harvey. Mit ihm beginnt die neue Ära nicht nur 
in der Physiologie, sondern auch in der Lehre von der Ent- 
wickelung. Er hat — wie das in dem berühmten Satze: ,,omne 
vivum ex ovo“ zum Ausdruck kommt — den Begriff des Ge- 
formten, Organischen und Lebendigen an die Stelle gesetzt, 
welche seit Empedokles hypothetische Elemente und dunkle 
Elementarqualitäten eingenommen hatten. Die strenge Schei- 
dung, die dadurch eintrat zwischen der aus den Elementen 
entstammenden und zu ihnen zurückkehrenden flüssigen oder 
festen Materien und dem lebendigen, organischen Gebilde, das 
allein die Fähigkeit der Fortpflanzung hat, mag vielleicht vom 
allgemein-philosophischen Standpunkte aus ihre Bedenken haben; 
für die Weiterentwickelung der biologischen Wissenschaften war 
sie ein unabweisliches Postulat). 


1) Eine ausführlichere Darstellung des Gegenstandes unter Angabe der benützten 
Quellen findet sich in Nova Acta Acad. Leop. Carol. 1904. 


Geschichte der beschreibenden Naturwissen- 

schaften und der Medizin als Vorlesungsfach 

auf den Universititen mit deutscher Unter- 
richtssprache. 


Von 
M. Braun, Königsberg i. Pr. 


| ine Zeitschrift, der zur Aufgabe gestellt ist, sich neben 

der Erorterung von Nomenclaturfragen ganz besonders 
| der Geschichte der Zoologie zu widmen, ist wohl auch 
berechtigt, von Zeit zu Zeit darùber zu berichten, inwieweit dieses 
trotz seiner Bedeutung wenig gepflegte Gebiet auch in den Vor- 
lesungen an den Universitaten zum Ausdruck gelangt. Der Ver- 
such, hierbei alle Universitäten zu berücksichtigen, mußte von 
vornherein nicht nur wegen Unkenntnis der Unterrichtssprache 
vieler ausländischer Hochschulen aufgegeben werden, sondern 
auch deshalb, weil es nicht möglich war, die notwendigen Grund- 
lagen zu beschaffen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß die 
Universitäten Deutschlands ihre Vorlesungsverzeichnisse unter- 
einander austauschen und diesem Gebrauch auch ausländische 
Universitäten mit deutscher Unterrichtssprache folgen, beschränkte 
ich mich auf dieses hierorts vorhandene, amtliche Material, dessen 
gelegentliche Lücken aus anderen Quellen (Universitäts-Kalender, 
Hochschulnachrichten) ergänzt wurden. Wenn ferner bei der fol- 
genden Aufzählung nur die letzten zehn Semester — das ab- 
laufende Sommersemester mitgerechnet — berücksichtigt wurden, 
so geschah dies, weil es zur Kennzeichnung der gegenwärtigen 


Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 75 


Lage ausreichend erschien; ein wesentlich anderes Bild ergab sich 
auch beim Zurückgehen auf weiter zurückliegende Jahre nicht. 

Etwas schwieriger war die Frage, welche Vorlesungen in 
das folgende Verzeichnis aufgenommen werden sollten. Zunächst 
diejenigen, welche die Geschichte der Zoologie im allgemeinen oder 
einzelne Gebiete derselben bezw. einzelne Tiergruppen oder Faunen 
einzelner Länder, eventuell auch Vertreter der Zoologie und ihre 
Werke betreffen. Desgleichen fanden Aufnahme Vorlesungen 
(und Übungen), welche in die Literatur der Zoologie oder ihrer 
Zweige einführen wollen; hierbei wurden aber die an manchen 
Universitäten angekündigten Colloquia über neueste Erscheinungen 
der zoologischen Literatur nicht berücksichtigt, was manche viel- 
leicht ungerechtfertigt finden werden — ich bin jedoch der An- 
sicht, daß die neuesten Leistungen, so bedeutend sie auch sein 
mögen und so wichtig es gewiß auch ist, wenn fortgeschrittene 
Studierende mit ihnen ausführlicher bekannt gemacht und die 
Ergebnisse nach allen Richtungen hin erörtert werden, noch nicht 
der Geschichte angehören; ich gebe zu, daß in diesen Colloauen 
auch historische Fragen berührt werden können — das ist jedoch 
der Ankündigung noch nicht ihr Zweck. Ähnlich habe ich mich 
auch denjenigen Vorlesungen und Übungen gegenüber verhalten, 
welche Philologen über die Werke naturhistorischer bezw. medi- 
zinischer Schriftsteller des Altertums ankündigen; ihr Zweck ist 
ein anderer, als Studierende der Naturwissenschaften bezw. der 
Medizin mit dem Inhalt der betreffenden Schrift bekannt zu 
machen. Andere Gesichtspunkte und Methoden treten hierbei in 
den Vordergrund, auch dürfte wohl allseitig zugegeben werden, 
daß wenn überhaupt so nur ausnahmsweise Naturwissenschaftler 
und Mediziner Besucher solcher Vorlesungen sind. Wenn letztere 
jedoch von Vertretern der Zoologie angekündigt worden sind 
(vergl. Basel) oder in den Vorlesungsverzeichnissen nicht nur 
unter den philologischen Fächern Aufnahme gefunden haben (so 
in Rostock), so sind sie auch hier berücksichtigt worden. 

Die Anführung einschlägiger Vorlesungen aus anderen natur- 
geschichtlichen Disziplinen (Botanik, Mineralogie, Geologie und 
Paläontologie) geschah zum Teil um der Sache selbst willen, zum 
Teil des Vergleiches wegen; Vorlesungen aus der Geschichte der 
sogenannten exakten Naturwissenschaften und der Erdkunde sind 
hier nicht verzeichnet worden, ebenso nicht Vorlesungen über 
Geschichte der Philosophie, obgleich in letzteren Fragen erörtert 


7 6 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 


werden, die mit den Naturwissenschaften bezw. ihrer Geschichte 
mehr oder weniger innig zusammenhangen oder sie direkt be- 
treffen. | 
Dagegen ist es schon wegen des früher noch weit mehr als 
jetzt bestehenden Zusammenhanges zwischen tierkundlicher und 
medizinischer Forschung gewiß gerechtfertigt, die Vorlesungen 
über Geschichte der Medizin nicht außer acht zu lassen; speziell 
- medizinische Themata, wie Geschichte des ärztlichen Standes, der 
Seuchen, der Chirurgie u. a. m. blieben hierbei unberücksichtigt, 
nicht dagegen Geschichte der Anatomie bezw. der Physiologie. 

In dieser Begrenzung habe ich bei Zusammenstellung des 
folgenden Verzeichnisses Vollständigkeit erstrebt; es. ist jedoch 
möglich, daß eine oder die andere Vorlesung übersehen worden 
ist, besonders bei jenen Universitäten, deren Lektionskataloge 
nicht nach Fächern, sondern allein nach der Anciennitàt der Do- 
zenten geordnet sind bezw. in den Fällen, wo ich wegen Unvoll- 
ständigkeit des amtlichen Materiales den nach gleichem Prinzip 
geordneten „Universitäts-Kalender“ gebrauchen mußte. Nachweis 
von Lücken werde ich mit Dank entgegennehmen und bei ge- 
gebener Gelegenheit benützen; auch wäre es mir sehr erwünscht, 
wenn Fachgenossen in anderen Sprachgebieten ähnliche Zu- 
sammenstellungen in einer der vier in den „Zoologischen Annalen“ 
zur Anwendung kommenden Sprachen (englisch, französisch, ita- 
lienisch, deutsch) liefern würden. 


Das Bild, welches uns die folgende Zusammenstellung bietet, 
ist, soweit Geschichte der Zoologie in Frage kommt, keines- 
wegs erfreulich, da zoologiegeschichtliche Vorlesungen mit einer 
größeren Regelmäßigkeit in den letzten 10 Semestern nur an 
zwei Universitäten angekündigt worden sind, in Innsbruck 
durch v. Dalla-Torre und in Basel durch Rud. Burck- 
hardt. Andere Universitäten fallen entweder ganz aus oder es 
taucht nur ab und zu einmal eine einschlägige Vorlesung auf, 
um vielleicht nach einer längeren Pause wiederholt zu werden, 
wie für einzelne Stellen frühere, hier nicht berücksichtigte Jahre 
lehren. Nicht besser, eher noch ungünstiger steht es mit Vor- 
lesungen aus der Geschichte anderer beschreibender Naturwissen- 
schaften; auszunehmen ist ein Spezialgebiet, Geschichte der 
Kulturpflanzen, das in Berlin durch Gilg undin Halle durch 


Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 17 


Schulz regelmäßig, an einigen anderen Orten gelegentlich be- 
handelt wird. 

Erheblich günstiger steht die Geschichte der Medizin 
als Lehrgegenstand an den Universitäten mit deutscher Unter- 
richtssprache da; sie wird in dem gewählten Zeitraum regelmäßig 
oder so gut wie regelmäßig in jährlich oder gar halbjährlich 
wiederkehrenden Vorlesungen in Berlin, Freiburg i. B., Rostock, 
Tübingen, Würzburg, Graz, Wien und Zürich angekündigt, sie 
wiederholt sich häufiger in Breslau, Erlangen, Göttingen, Leipzig, 
Basel und wird gelegentlich auch an anderen Orten angezeigt; 
immerhin fallen aber auch einzelne Universitäten in den letzten 
10 Semestern vollständig aus, so daff von einer regelmäßigen 
Berücksichtigung der Medizingeschichte an allen unseren Hoch- 
schulen nicht die Rede ist. 


I. Deutsche Universitäten. 


Berlin. 


1899/1900. v. Martens: Geschichte der Zoologie; 2stdg. 
Gilg: Die Kulturpflanzen, ihre Geschichte und Verbreitung; 
2 stdg. 
Krause, W.: Geschichte der Anatomie; 1stdg. 
Pagel: Geschichte der Medizin und der Krankheiten mit Be 
rücksichtigung der Hygiene und der Therapie; 2stdg. 
Pagel: Medizinisch-historische Ubungen. 
1900. Pagel: Literaturgeschichte der Medizin; 2stdg. — Medizinisch- 
historische Ubungen. 
1900/1901. Krause, W.: Gesch. d. Anat. 
Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. 
TOOI. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. 
Pagel: Gesch. d. Med. ete — Med-hist. Übungen. 
1901/1902. Krause, W.: Gesch. d. Anat. 
Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. 
1902. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. 
Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med-hist. Übungen. 
1902/03. Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-historische Ubungen. 
1903. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. 
Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med.-hist. Übungen. 
Schweninger: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der 
Medizin; 1 stdg. 
1903/04. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. 
Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. 


78 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 


1904. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. 
Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med.-hist. haies 
Schweninger: Ausgew. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 


2. Bonn. 


IQOI/02. Noll, Geschichte der Botanik in ausgewählten Zeitbildern; 1stdg. 
1902/03. Noli, Geschichte der Pflanzenphysiologie in ausgewählten 
Zeitbildern; 1 stdg. 


ar Bresiaw: 


1899/1900. Filehne: Geschichte der Medizin (ausgewählte Kapitel); 1stdg. 
1900/01. Filehne: Gesch. d. Med. 

1901/02. Filehne: Gesch. d. Med. 

1902/03. Rosen: Geschichte der Botanik seit der Renaissance; 1 stdg. 


4. Erlangen. 


1900. Fleischer: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Medizin; 
I stdg. 

1901. Fleischer: Ausg. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 

1902. Fleischer: Ausg. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 


5s brerburge 1.5. 


1899/1900. Schüle: Geschichte der Medizin; rstdg. 
NB. Die Vorlesung wiederholt sich jedes Wintersemester. 


6. Gießen. 


1902/03. Martin: Geschichte der Tierheilkunde; 1stdg. 
1903/04. Martin: Gesch. d. Trhlkde. 


7 Göttingen. 
1900. Liebisch: Entwickelung der Mineralogie im XIX. Jahrhun- 
dert; ıstdg. 
Aschoff: Geschichte der Medizin; 1 stdg. 
1901. Aschoff: Gesch. d. Med. 
1902. Aschoff: Gesch. d. Med. 
1903/04. Boruttau: Geschichte der Medizin; ıstdg. 


8. Greifswald. 
1902/03. Triepel: Zeugungsgeschichte und Zeugungstheorien; 1stdg. 
1903/04. Driepel: Dasselbe 


o Mito ll Resa ss: 


1899/1900. Schulz: Geschichte der kultivierten menschlichen Nahr- und 
Genußpflanzen; 3stdg. 
NB. Wird als 2stündige Vorlesung in den folgenden Wintersemes- 
tern wiederholt. | 
Mehnert: Deszendenz- und Vererbungstheorien; ıstdg. 
NB. Wird jedes Wintersemester (bis 1902/03 inkl.) wiederholt. 


Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 79 


1899/1900. 


1900/OT. 
1903/04. 


1904. 


1899/1900. 
1900/01. 


IQ0I. 


1900/01. 


1902. 
1903. 


1900/OT. 


1902/03. 


1903/04. 


1904. 


1902. 


1900/0I. 


_ 1901. 
1901/02. 


TOME Che DIS 


Lauterborn: Geschichtliche Entwickelung der Zoologie und 
ihrer Hauptprobleme; 1 stdg. 

Lauterborn: Einführung in die zoologische Literatur; 1stdg. 

Tischler: Herkunft und Geschichte unserer wichtigeren K ultur- 
pflanzen; rstdg. 

Schwalbe: Geschichte der Medizin; 1 stdg. 


raie 


Haeckel: Geschichte der Zoologie im XIX. Jahrhundert; ıstdg, 

Walther: Geschichte der Geologie und Paläontologie im 
XIX. Jahrhundert; 1 stdg. 

Schrader: Aus der Geschichte unserer Haustiere und Kultur- 
pflanzen; 1 stdg. 


2 keine le 
Bockendahl: Ausgewahlte Kapitel aus der Geschichte der 
Medizin; 1stdg. 
13. Kònigsberg i. Pr. 


Lühe: Übersicht über die Geschichte der Zoologie; 1stdg. 
— Geschichte der Zoologie seit Linné rstdg. 


14. Weip zie. 


Kaestner: Theorien der Zeugung; Istdg. 

Seiffert: Geschichte der Medizin und der Naturwissen- 
sch art; astde 

Seiffert: Gesch. d. Med. u. d. Nat. 


15. Marburg. 
Aschoff: Geschichte der Medizin; istdg. 


16. München. 


Moritz: Bilder aus der Geschichte der Medizin; 1stdg. 


i. Münster. 


Einschlägige Vorlesungen wurden nicht angekündigt. 


18. Rostock ı.M. 


Kobert: Geschichte der Medizin von der Zeit der Ägypter an; 
1 stdg. 


. Kalbfleisch: Hippocratische Schriften; 2stdg. 


Kobert: Geschichte der Medizin und der Pharmazie von der 
Zeit der Griechen an; Tstdg. 
Kalbfleisch: Ausgewählte Schriften Galens; 2stdg. 


80 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 


1902. Martius: Die Entwickelung der Medizin-in der 2. Hälfte des 
XIX. Jahrhunderts; 1 tsdg. 
Kalbfleisch: Uber die philosophischen und medizinischen 
Abschnitte des griechischen Lehrbuches von U. v. Wilamowitz- 
Moellendorf; 1stdg. 


1902/03. Kobert: Geschichte der Medizin und Pharmazie von der Zeit 
der Römer an; 1stdg. 
1903/04. Kobert: Geschichte der Medizin und Pharmazie von der römi- 


schen Kaiserzeit; 1 stdg. 


19,5 tt ads DUREE: 


Einschlägige Vorlesungen wurden nicht angekündigt. 


20. Tübın sen. 


1809/1900. Vierordt: Geschichte der Medizin; 2stdg. — (Ebenso in den 
folgenden Wintersemestern bis auf 1902/03, in dem „Geschichte 
der Medizin seit dem XVI. Jahrhundert“ (2stdg.) angekündigt 
wurde. 


1901/02. Winkler: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Natur- 
wissenschaft; ıstdg. 
1902. Hegelmaier: Geschichte der Kulturpflanzen; ıstdg. 


21. Würzburg. 


1899/1900. Helfreich: Geschichte der Medizin; 2stdg. 
NB. Derselbe kiindigt die gleiche Vorlesung jedes Semester an. 


II. Österreichische Universitäten. 


1. Czernowitz. 


Einschlägige Vorlesungen sind nicht angekündigt worden. 


Dazzi 


1899/1900. Fossel: Geschichte der Medizin der neueren Zeit; 1 stdg. 
NB. Die Vorlesung wiederholt sich jedes Jahr. 


stIunsbruck. 


1900. v. Dalla-Torre: Die Tierwelt des Aristoteles; 2stdg. 

1900/01. — Einführung in die entomologische Literatur; 1 stdg. 

1901. — Die Zoologie der Römer; 2stdg. 

1902/02. — Geschichte der faunistischen Erforschung Osterreich- 
Ungarns; 2stdg. 

1902. — Die Er fonsehun gsgeschichte der Tiereck von Tirol 
und Vorarlberg; 2stdg. 

1903/04. — Geschichte der Entomologie; rstdg. 


1904. — Die Tierwelt des Aristoteles; 3stdg. 


1900/01. 


1899/1900. 


1900/01. 


1902 02. 
1903/04. 


1899/1900. 


1900. 
I900/0I. 
1902. 


1903/04. © 
1904. 


Einschlägige Vorlesungen sind nicht angekündigt worden, 
Studers (einstündige) 


1900. 


1902/03. 


Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 81 


Tinted cables rect 
Nestler: Die Fortschritte der Pflanzenphysiologie in den 
letzten to Jahren; 1stdg. 
5. Wien. 


v. Töply: Geschichte der Medizin im Altertum und Mittelaiter, 

2 stdg. 

Kreidl: Geschichte der Physiologie; rstdg. 

NB. Diese Vorlesungen werden jedes Semester angekiindigt, 
die zuerst angefùhrte in der Folge ohne den Zusatz; dazu 
kommen noch folgende: 

Neuburger: Geschichte der Medizin im XIX. Jahrhundert; 

I stdg. 

— Geschichte der Medizin im Altertum und Mittelalter; ıstdg. 
— Die großen Persönlichkeiten in der Geschichte den Medi- 
zin; ıstdg. 


III. Schweizerische Universitäten. 


1. Basel. 


Burckhardt, Rud.: Lektüre und Erklärung von Aristoteles 
Piergceschichtey astde. 

— Geschichte und Kritik des Darwinismus; rstdg. 

Burckhardt, Albr.: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte 
der Medizin; ıstdg. (ebenso in den beiden folgenden Winter- 
semestern). 

Burckhardt, Rud.: Lektüre und Besprechung role scher 
Sehen ma 2stdg. 

Burckhardt, Rud.: Casini der Biologie; 2stdg. 

Burckhardt, Rud.: Geschichte der Zoologie seit Linné; 2stdg. 


2, Bern. 


vielleicht wäre 
Vorlesung: Urgeschichte der Haustiere (Winter- 
semester 1900/o1) hierher zu rechnen. 


DZ Ich: 


Seitz: Geschichte der Heilkunde; 2stdg. 
NB. Wird in jedem Sommersemester angekündigt. 

Kündig: Kultur- und Nutzpflanzen, deren Herkunft und 
Bedeutung; 1stdg. (Im Sommer 1903 wiederholt.) 


Zool. Annalen. I. i 6 


Literatur. 


I. Zoologiehistorisches. 


Burckhardt, Rud., Uber antike Biologie. Aarau 1904, 19 pag. 8° (34. Jhrshft. d. 
Ver. schweiz. Gymnasiallehrer). 

-— Die Biologie der Griechen. Frankfurt a. M. 1904. 26 pag. 8° (Ber. d. Senckenb. 
naturf. Ges. 1904). 

Dahms, Paul, Die Beizjagd in Altpreußen. Arch. f. Kulturgesch. Hrsg. v. Dr. Georg 
Steinhausen. II. Bd. 1904. pag. 1—10. 

Darmstaedter, L. und R. Du Bois-Reymond: 4000 Jahre Pionierarbeit in den 
exakten Wissenschaften. Berlin, J. A. Stargardt. 1904. 5 u. 389 pag. 8°. 
Giard, Alfred, Les précurseurs des idées modernes sur l’origine des perles. 

(Feuille jeun. natural. [4] ann. 34. 1904. pag. 45—49). 

Hopf, L., Die Anfänge der Anatomie bei den alten Kulturvölkern. Breslau, J. A. 
Kern. 1904. 

Kalischer, G., Goethe als Naturforscher. In: Bielschowsky, A. Goethe, 
sein Leben und seine Werke. II. Bd. München 1904. pag. 412—461. 

Legrand, N., La galerie historique et artistique de la faculté de médecine de 
Paris. Av. Fig. Paris, Steinheil. 1904. 

Norrenberg, J., Geschichte des naturwissenschaftlichen Unterrichts an den héheren 
Schulen Deutschlands. Leipzig u. Berlin. 1904. V u. 76 pag. 8°. (Sammlg. naturw. 
padag. Abh. hrsg. von O. Schmeil u. W. B. Schmidt. Bd. I. Hft. 6). 

Sharp, D., The place of Herbert Spencer in biology. (Zoologist [4] Vol. VIII. 
1904. pag. 1—6). 

Strunz, Fr., Naturbetrachtung und Naturerkenntnis im Altertum. Eine Entwicklungs- 
geschichte der antiken Naturwissenschaften. VII. u. 168 pag. 8°. Hamburg. 
ea OS'S. 1004, 

R., W., Anatomie u. Physiologie der Chinesen (Globus. Bd. LXXXV. 1904. pag. 66). 

— Stand der Medizin und Naturwissenschaften in Tibet. (Globus. Bd. LXXXV. 1904. 
pag. 66). 

Wasielewski, W. v., Goethe und die Deszendenzlehre. Frankfurt a. M. 1904. 
61 pag. 8°. 

Ziegler, Heinrich, Ernst, Der Begriff des Instinktes einst und jetzt. Zool. 
Jahrb. [J. W. Spengeli. Suppl. VII. (Festschrift für A. Weismann) 1904. 
pag. 700 — 726. 


Literatur. 83 


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Geheeb, Adalb., Meine Erinnerungen an große Naturforscher. Selbsterlebtes und 
Nacherzähltes. 44 pag. 8°. Eisenach. H. Kahle. 1904. 

Linden, Dr. Gräfin M. v.: Karl Rudolf Dietrich Fickert. (Leopoldina. Hft. XL. Nr. 5. 
1904. pag. 52—54). 

Fürbringer, Max, Carl Gegenbaur {. In: Anat. Anzgr. Bd. 23. pag. 589—608 
mit Portr. 

Bode, W., Prof. A. Radcliffe Grote +. (Allg. Zeitschr. f. Entom. IX. Bd. 1904. Nr, 1/2. 
pag. 1-6 mit Portr.). 

Breitenbach, Wilh., Ernst Haeckel. Fin Bild seines Lebens und seiner Arbeit. 
Mit Portr. u. Handschriftprobe. Odenkirchen 1904. 107 pag. 8°. (Gemeinverst. 
Darwin. Vortr. u. Abh. Hft. 11). 

Blasius, Rudolf, Gustav Radde +. Ein Lebensbild. Journ. f. Ornithol. LII. Jahrg. 
1904. pag. 1-49 mit Portr. 

Blanchard, Raph., Notices biographiques. XVI. Francois-Vincent Raspail. (Arch. 
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Zoth, O., Zur Erinnerung an Alexander Rollet. (Arch. f. d. ges. Phys. Bd. 101. 1904). 
51 pag. 8°. mit Portr. Bonn. M. Hager. 1904. 

Mobius, M., Matthias Jacob Schleiden. Zu seinem 100. Geburtstage. Mit Portr. u. 
2 Abb. III. u. 106 pag. 8°. Leipzig. W. Engelmann. 1904. 

Fletcher, J., The Rev. George William Taylor. (Canad. Entom. Vol. XXXVI. 1904. 
pag. 1—2. with portr.). 

Hoyle, W. E., Isaac Cooke Thompson, F. L. S. (Journ. of conch. Vol. XI. (1904. 
Pages tA 15). 

Heigel, K. Th. v., Zum Andenken an Karl v. Zittel. 17 pag. 4°. Minchen. G. Franz. 

Klautzsch, A. Karl Alfred v. Zittel +. Nachruf. Naturwiss. Rdschau [W. Sklarek]. 
XIX. Jahrg. 1904. Nr. 5. pag. 65--66. 


III. Museumsberichte etc. 


Dutcher William, Report of the A. O. U. Committee on the protection of North 
American Birds for the year 1903. (The Auk N. S. Vol. XXI. 1904. pag. 
972083 pl): 

Kobelt, W., Museum Loebbeckeanum. Nachrichtenbl. d. d. Malacoz. Ges. XXXVI. 

Jahrg. 1904. pag. 81—87. 


IV. Geschichte einzelner Arten. 


Lauterborn, Robert, Beiträge zur Fauna und Flora des Oberrheins und seiner 
Umgebung. II. Faunistische und biologische Notizen. Ludwigshafen a. Rh. 1904. 
jo pag. 8°. (Mitt. d. Pollichia, eines naturw. Ver. d. Rheinpfalz. Jahrg. 1904.) 
Enthält historische Angaben über wilde Pferde, Castor fiber, Phocaenaorca, 
Emys europaea, Pleuronectes flesus und Mantis religiosa. 

Schuster, Wilhelm, Zum Kapitel Maultier und Maulesel. Der Zoolog. Garten. 
XLV. Nr. 3. 1904. pag. 95—96. 


V. Verzeichnisse. - 


Palmer, T. S., Index generum mammalium, a list of the genera and families of 
mammals. Washington 1904. (North american fauna Nr. 23.) 


6* 


8 4 Literatur. 


Poche, Franz, Einige Erganzungen und Berichtigungen zu Sherborns ,Index ani- 
malium“. Zool. Anzgr. XXVII. 1904. pag. 394—396. 

Trouessart, E. L., Catalogus mammalium tam viventium tam fossilium. Quinque- 
nale supplementum, anno 1904. Fasc. I. Primates, Prosimiae, Chiraptera, Insecti- 
vora, Carnivora, Pinnipedia. Berolini 1904. 288 pag. 8°. 


VI. Nomenclatur. 


Kleinschmidt, O., Ein Streit um Namen? Ornith. Mtsber. (A. Reichenow) 
XII. Jahrg. 1904. Nr. 3. pag. 42—46. 
Nachwort hierzu von A. Reichenow. Ebenda pag. 46. 
Poche, Franz, Über die Zulässigkeit der von Lesson in seiner „Traite d’ Ornitho- 
logie“ eingeführten Namen. In: Journ. f. Ornith. 1904. pag. 296—3o1. i 

—— Einige notwendige Änderungen in der ornithologischen Nomenclatur. Ornithol. 
Monatsber. XII. Jahrg. 1904. Nr. 2. pag. 22—27. 

— Über die Trennung der „Ratschläge“ und „Regeln“ in den neuen Nomenclatur- 
regeln. Zool. Anz. Bd. XXVII. Nr. 9. 1904. pag. 295—297. 

— Über die nomenclatorische Berücksichtigung und Behandlung von im Jahre 1758 
erschienenen zoologischen Werken, in denen die Grundsätze der binären Nomen- 
clatur befolgt sind. Zool. Anz. XXVII. 1904. pag. 401—404. 

— Ein bisher nicht berücksichtigtes zoologisches Werk aus dem Jahre 1758, in dem 
die Grundsätze der binàren Nomenclatur befolgt sind. In: Zool. Anz. XXVII. 
1904. pag. 495—510. 

Reichenow, Ant., Zur Rettung zweier alteingebiirgerten Namen. In: Ornithol. 
Monatsber. XII. Jahrg. 1904. Nr. 1. pag. 1—3. 


VII. Synonymie. 


Alfken, J. D., Beitrag zur Synonymie der Apiden (Ztschr. syst. Hymenopt. Dipt. 
Jahrg. IV. 1904. pag. 1 - 3). 

Buturlin, S. A., The correct name of the pacific. Dunlin. (The Auk N. S. Vol. 
XXI. 1904. pag. 50—55.) — Tringa alpina sakhalina. 

Fuhrmann, O., Zur Synonymie von Macrochynchus bivittatus (Ulianin). Zool. 
Anz. Bd. XXVII. 1904. pag. 208.) 

Kirkpatrick, R., A correction to ,Notes on some Medusae from Japan“ (Ann. 
mag. nat. hist. [7]. Vol. XIII. 1904. pag. 80). 
Gonomeandrus chrysostephanus n. g. n. sp. Kirkp. 1903 (Ann. mag. nat. 
hist. [7] Vol. XII. 1903. pag. 615) = Medusa saltatrix. | 

Kobelt, W., /berus Montf. und Ofala Schm. Nachrichtsbl. d. d. malakozool. 
Ges. XXXVI. Jahrg. 1904. pag. 88. 
Iberus Untergattung (neben Pomatia oder Helicogena und Tachea innerhalb 
der Gttg. Helix; Ofala kann höchstens als Name einer Sektion Verwendung 
finden. 

Oudemans, A. C., Symbiose von Copforshosoma und Greenia, eine Prioritàts- 
frage. In: Zool. Anz. Bd. XXVII. 1903/04. Nr. 4. pag. 137 —139. 

Poche, Eranz, Zur Synonymie der Accipitres und der Bucerotidae, nebst Be- 
merkungen über die Methodik des Eliminationsverfahrens überhaupt. In: Ornithol. 
Monatsber. (A. Reichenow) XII. Jahrg. 1904. Nr. 6. pag. 89— 93. 


Literatur. — Besprechungen. 85 


Poche, Franz, Kritische Bemerkungen über die bisher so genannten Arten 7any- 
siptera dea (L.) und Urogalba paradisea (L.). Ornithol. Monatsber. (A. Reichenow) 
XII. Jahrg. 1904. Nr. 4: pag. 57- 

Snellen, P. C. T., Agrotis smithii Snell. Eene rectificatie. (Tijdschr. entom. 
D. 46. 1904. pag. 91—92.) Agrotis smithii = A. baja. 


VII. Terminologie. 


Bardeleben, Karl von, Einige Vorschläge zur Nomenclatur. In: Anat. Anzgr. 
XXIV. Bd. 1903/04. Nr. 16/11. pag. 301—304. 

Bert, P. et Pellanda, C., La nomenclature anatomique et ses origines. Expli- 
cation des termes anciens employés de nos jours. Paris, F. Alcan. 1904. VI. 
et Ioo pag. 


IX Holts ta cher. 


Kretschmer, Konrad, Historische Geographie von Mitteleuropa. München und 
Berlin, R. Oldenbourg. VII. und 650 pag. 8°. 1904. 


Besprechungen. 


Burckhardt, Rudolf: Das koische Tiersystem, eine Vorstufe der zoologischen 
Systematik des Aristoteles. (Verh. d. naturf. Ges. Basel. Bd. XV. 1903. pag. 
377413.) 

in dem zweiten Buch der im Corpus hippocraticum enthaltenen Schrift wegi 
dvattns werden 52 Tiere mit Namen angeführt und ihr diätetischer Wert besprochen. 

Stellt man die Namen in der Reihenfolge zusammen, wie sie die Schrift selbst in den 

in Betracht kommenden Kapiteln X— XII gibt, so erhält man eine Anordnung, die 

unmöglich zufällig sein kann; sie erscheint bei näherer Prüfung als eine absteigende 

Stufenleiter von Tieren, die mit dem aristotelischen System eine weitgehende Ähn- 

lichkeit zeigt. Da nun der unbekannte Verfasser der genannten Schrift der koischen 

Schule angehört und selbst berichtet, andere Autoren benützt zu haben, so schließt 

Burckhardt, daß ein bereits ziemlich bekannt gewesenes Vorbild vorgelegen haben 

müsse, das als ,koisches Tiersystem“ bezeichnet wird. Dasselbe gelangt frei- 

lich in der in Rede stehenden Schrift nicht rein zur Anwendung, da stellenweise, 
offensichtlich im Zusammenhange mit der Tendenz des Werkes, Umstellungen statt- 
gefunden haben; aber es läßt sich wieder herstellen. Da nun diese pseudohippo- 
kratische Schrift „De diaeta“ um eine ganze Anzahl von Dezennien älter ist als die 

Tiergeschichte des Aristoteles und in letzterer sich das „koische Tiersystem“ 

wieder findet, so dürfte zum mindesten wahrscheinlich sein, daß entgegen der all- 

gemeinen Annahme nicht Aristoteles der Schöpfer des ihm zugeschriebener 

Systemes ist, sondern daß er dasselbe von Vorgängern übernommen hat. Mit dieser 

Annahme wird jedoch keineswegs die Bedeutung des Aristoteles herabgesetzt, da 

_ letzterer das nach physiologischen Prinzipien aufgebaute in bewufiter Absicht durch 

Anwendung anatomischer Gesichtspunkte auf eine andere Basis bringt und erweitert. 

Das aristotelische System wird man als das Endglied einer langen und langsamen 


86 | Besprechungen. 


Entwickelung des Denkens über die organische Natur und ihre Mannigfaltigkeit be- 
trachten müssen, eines Prozesses, dessen Spuren noch zu verfolgen sind. Eine Etappe 
dieses langen Weges ist das koische System, eine andere, noch weiter zurückliegende 
„Die knidische Tierfolge“, die sich in einer ebenfalls pseudohippokratischen 
Schrift: zeoi 1ad@v findet. Hier gilt als Einteilungsprinzip das umgebende Medium, 
wobei eine ganz allgemeine, aber auch sehr urivollkommene Anordnung resultiert, die 
mit dem koischen Tiersystem keinerlei nähere Berührungspunkte aufweist. M. Br. 


Burckhardt, Rud.: Zur Geschichte der biologischen Systematik. Verh. d. naturf. 
Ges. Basel. Bd. XVI. 1903. pag. 388 —440. 


Eine Untersuchung des gegenwärtigen Standes der zoologischen Geschichts- 
schreibung, die mit A. v. Haller (1774) beginnt und mit J. V. Carus (1872) schließt, 
ergibt, daß dieselbe bis jetzt so gut wie ausschließlich Geschichte der systematischen 
Zoologie bezw. des zuologischen Systems ist. Unterdessen hat sich aber die Zoologie 
bedeutend erweitert, namentlich nach der zoologischen Seite hin; es beginnt dies 
allerdings schon mit Aristoteles, aber erst die Neuzeit hat mit ihrer Fülle tech- 
nischer Hilfsmittel den Aufbau sehr erheblich gefördert und andere Disziplinen.sind 
aus ihm hervorgegangen. Demgegenüber ist der Ausbau der Systematik der auf 
Zootomie fußenden Wissenschaften (vergleichende Physiologie, vergleichende Anatomie) 
auffallend zurückgeblieben. Verfasser schildert nach diesen Feststellungen die geschicht- 
liche Entwickelung sowohl der physiologischen wie der vergleichend-anatomischen 
Systematik in ausführlicher Weise; hiermit ist an sich schon ein dankenswertes Feld 
für die geschichtliche Erforschung der Gesamtzoologie gewonnen, das bisher nur 
wenig, jedenfalls ohne durchschlagenden und dauernden Erfolg bearbeitet worden ist; 
aber weiterhin dürfte die Betrachtung des Entwickelungsganges der biologischen Systeme 
Veranlassung geben, das System der vergleichenden Anatomie, das sich kaum über 
die ursprüngliche, der Praxis entstammenden Form herausgebildet hat, in Einklang mit 
der historisch solider begründeten und an die exakten Wissenschaften direkt an- 
schließenden physiologischen Systembildung zu bringen. Einen dahingehenden Ver- 
such unternimmt der Verfasser zunächst noch nicht, stellt ihn jedoch in Aussicht. 

M. Br. 


Dacqué, Dr. Edgar: Der Deszendenzgedanke und seine Geschichte vom Altertum 
bis zur Neuzeit. München 1903. 8°. 113 pag. 


Der Verf. will eine historische Entwickelung des Abstammungsgedankens geben; 
hierbei setzt er seine prinzipielle Richtigkeit voraus, begründet die letztere aber doch 
in dem einleitenden Kapitel dadurch, daß er wenigstens im allgemeinen diejenigen 
Tatsachen und Verhältnisse schildert, welche den Deszendenzgedanken als unabweis- 
bare logische Forderung erscheinen lassen. Der Natur der Sache nach handelt es 
sich hierbei weniger um exakte wissenschaftliche Beweise, die nur ganz ausnahms- 
weise gewonnen werden können, als um Analogien und Wahrscheinlichkeitsschliisse, 
also um eine indirekte Begründung, wie sie Paläontologie, Embryologie und ver- 
gleichende Anatomie, Atavismus, Tier- und Pflanzengeographie ergeben. Der Haupt- 
teil der Arbeit ist aber der geschichtliche; in ihm wird zuerst die vordarwinische Zeit 
bis zum Zeitalter der streng wissenschaftlichen Begründung des Deszendenzproblems 
abgehandelt; dann folgt die Besprechung der Darwinschen Lehre und der nach- 
darwinischen Zeit, welche die ausschließliche Geltung des Selektionsprinzips ein- 
geschränkt bezw. durch-andere Faktoren zu ersetzen versucht hat. Im ganzen ver- 


Besprechungen. 87 


halt sich der Verf. mehr als Chronist denn als Historiker; das Werk wird demnach 
demjenigen, der sich tiber die in Betracht kommenden Autoren und ihre Anschauungen 
rasch orientieren will, sehr wohl dienen kònnen, wahrend es demjenigen, der die 
historische Entwickelung des Deszendenzgedankens verfolgen bezw. kennen lernen 
will, mehr ein Führer durch die Literatur sein wird. Nach beiden Richtungen hin 
wirde ein Autoren-Verzeichnis wesentliche Dienste leisten. M. Br. 


Albrecht, Oskar: Zur 4ltesten Geschichte des Hundes; Studien zur Geschichte 
seiner Zahmung, Verbreitung und Rassengliederung. Miinchen 1903. 8°. 63 pg. 


‚Der Verf. bedient sich der für Forschungen über die Geschichte des Hundes 
noch wenig angewandten linguistischen Methode, ist sich aber darüber klar, daß zur 
Erzielung sicherer Resultate auch andere Methoden herangezogen und die Ergebnisse 
aller verglichen werden müssen. Bestimmend war der Umstand, daß im Gegensatz 
zum Hund andere Haustiere von frei lebenden Verwandten nicht sehr verschieden 
sind und daher auch sprachlich gewöhnlich nicht unterschieden, sondern mit demselben 
Wort bezeichnet werden; der Nachweis eines solchen Wortes in einer Sprache läßt 
also an sich noch nicht den Schluß zu, daß die betreffende Art innerhalb dieses 
Sprachkreises im domestizierten Zustande vorhanden gewesen ist. Anders beim Hund, 
der wegen seiner beträchtlichen Verschiedenheiten von wilden Caniden auch sprach- 
lich unterschieden wird. 

Die betreffende Bezeichnung muß wie für viele Tiernamen so auch für den 
Hund als ein Onomatopoeticon, also gebildet durch Nachahmung der Stimme des 
Hundes, aufgefaßt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß der Haushund über 
eine ganze Reihe von Lauten verfügt und daß aus diesem Grunde sowie wegen der 
an sich bestehenden Schwierigkeit, unartikulierte tierische Laute mit der Stimme des 
Menschen wiederzugeben, die Bezeichnungen für Hund sehr verschieden lauten können. 

Der Verf. prüft nun den Wortschatz der verschiedenen Völkerkreise auf die 
Benennungen für den Haushund, am vollständigsten bei den Indogermanen und Semiten, 
wobei auch archäologische Daten Berücksichtigung finden. Bei den Indogermanen 
lautet die ursprüngliche Bezeichnung: Kwan oder Khwan, ein Wort, das sich als 
solches im Sanskrit findet und verändert in allen Zweigen der indogermanischen 
Sprachgenossenschaft erhalten hat. Daraus darf geschlossen werden, daß die Indo- 
germaren schon vor ihrer Gliederung in die heute bestehenden Völkergruppen den 
Haushund, den sie sprachlich von wilden Caniden (Wolf, Schakal) unterschieden, be- 
sessen haben. Die verschiedenen Bezeichnungen, welche man für den Haushund an- 
gewendet findet, gehen auf Worte zurück, welche — von Kwan ableitbar — bei den 
Hauptstämmen, in welche sich die Indogermanen gliederten, vorkommen: Äuan bei 
den westkleinasiatischen Phrygern, Albanesen, Graecoitalikern und Kelten, Svan bei 
den südöstlichen Indogermanen, Indiern, Iraniern (übergreifend auf Letten und Alt- 
preußen) und Hund bei den germanischen Völkern. Gelegentlich treten freilich auch 
Bezeichnungen auf, die mit diesen drei indogermanischen Stammworten nicht in Be- 
ziehung gebracht werden, wie das auf eine große Hunderasse hinweisende englische 
Kollektivum für Hund: dog, dessen Ursprung noch unaufgeklärt ist. In anderen Fällen 
weisen solche Bezeichnungen auf Rassen hin, die der betreffende Stamm aus seiner 
_ Urheimat mitbrachte oder an seinem neuen Wohnsitz bereits vorfand. 

Eine gemeinsame Bezeichnung für den Haushund haben auch die semitischen 
Sprachen und zwar ein Wurzelwort K. /. b., das in den verschiedenen semitischen 
Sprachen verschieden vokalisiert wird. Demnach kannten bereits die Ursemiten vor 


88 Besprechungen. 


ihrer Gliederung den Haushund. Das betreffende Wort fehlt jedoch in der ägyptischen 
und anderen hamitischen Sprachen, weshalb bei der nahen Verwandtschaft dieser mit 
semitischen Sprachen angenommen werden muß, daß der Hund in den Zeiten der 
semitisch-hamitischen Gemeinschaft noch nicht domestiziert war. Dies erfolgte seitens 
der Ägypter möglicherweise noch in ihrer vornilotischen Zeit, sicher aber bald nach 
ihrer Seßhaftmachung in Afrika und zwar unter Benützung des Schakals. 

Gegenüber der Einheitlichkeit der Bezeichnung für Hund bei den Ariern und 
Semiten fällt die Vielheit der Benennungen bei den Altaiern auf. Bei den mongoloiden 
Polarvölkern werden z. T. altaische Bezeichnungen, z. T. originale bezw. aus dem 
Russischen entlehnte benützt. Eine besondere Bedeutung beansprucht der ,,Tibet- 
hund‘, dessen Ursprung wohl feststeht; von Tibet gelangte er nach Iran, Mesopo- 
tamien, den drei großen Halbinsein Südeuropas, dann aber auch nach Südosten und 
Osten, besonders nach China. 

In bezug auf Details muß das Original verwiesen werden, das von der außer- 
ordentlichen Sorgfalt des Verf., der weitere Mitteilungen in Aussicht stellt, auf jeder 
Seite Zeugnis ablegt. M. Br. 


Möbius, M.: Matthias Jacob Schleiden zu seinem 100. Geburtstage. Lpzg. 1904. 8°. 
106 pg. Mit ı Portr. u. 2 Textabb. 


Der auf den 4. April d. J. fallende hundertste Geburtstag des auch den Zoo- 
logen wohlbekannten Forschers und der Umstand, daß eine ausführlichere Darstellung 
seiner Leistungen bis jetzt noch fehlt, sind die Veranlassung zu der vorliegenden 
Schrift gewesen, deren Lektüre den Zoologen ebenfalls empfohlen werden kann. 
Nach einer kurzen biographischen Einleitung, die uns mit den eigenartigen Schicksalen 
dieses etwas unruhigen und sehr streitbaren Mannes bekannt macht und in wenigen 
Worten auch die Persönlichkeit schildert, bespricht der Verf. in gerechter und sach- 
licher Weise die Leistungen und Verdienste Schleidens an der Hand seiner zahl- 
reichen, vorzugsweise botanischen Publikationen. Von diesen haben zwei eine über 
das Fachgebiet hinausgehende Bedeutung: Die ‚Grundzüge der wissenschaftlichen 
Botanik“ (1. Aufl. 1842/43) insofern, als die hier vorgenommene Reform der Botanik 
nicht ohne wesentlichen Einfluß auf andere Naturwissenschaften, speziell auch auf die 
Zoologie geblieben ist; während die ‚Beiträge zur Phytogenesis‘ (1838), wie allgemein 
bekannt, für Schwann die Veranlassung gewesen sind, die durch Schleiden 
begründete Lehre von dem zelligen Aufbau der Pflanzen auf den tierischen Organis- 
mus zu übertragen und auch für diesen geltend hinzustellen. Außer durch wissen- 
schaftlich-botanische Arbeiten ist Schleiden durch eine Anzahl für ein grösseres 
Publikum bestimmter Werke bekannt geworden, von denen ‚die Pflanze und ihr 
Leben“ (1. Aufl. 1848, 6. Aufl. 1864) und „das Meer‘ (1. Aufl. 1867, 2. Aufl. 1874) 
vorbildlich geworden sind. Viel weniger bekannt dürfte sein, daß sich Schleiden 
auch in der Dichtkunst versucht und zwei Bändchen Gedichte (1858 u. 1878) heraus- 
gegeben hat, die jedoch keinen großen Anklang gefunden haben. Misr. 


Entwurt 
von Regeln der zoologischen Nomenelatur. 


Als Grundlage für eine Neubearbeitung der internationalen Regeln 
der internationalen Nomenclatur-Commission 


vorgeschlagen 
von F. C. v. Maehrenthal 


in Berlin. 


Vorwort. 


Die internationalen Zoologen-Congresse haben durch eine Reihe 
von Beschlüssen zu einer internationalen Regelung der zoologischen 
Nomenclatur geführt, die als ein überaus großer Erfolg gewiß von 
jedem Systematiker geschätzt wird, welcher die Namengebung als eine 
rein formale, durch Übereinkommen zu regelnde Angelegenheit seiner 
Wissenschaft anzusehen gewohnt ist. Dieser große Erfolg berechtigt 
zu der Erwartung, dab die bisher getroffenen Bestimmungen auf dem 
Wege der internationalen Vereinbarung auch eine fortschreitende, dem 
Bedürfnis folgende Vervollkommnung finden werden. 

In dem vorliegenden Entwurf habe ich den Versuch unternommen, 
durch Ereänzung und Ausgestaltung der bisher vereinbarten Be- 
stimmungen einen weiteren Fortschritt in der Entwickelung der inter- 
nationalen Regeln anzubahnen. Die Grundlage des Entwurfes bilden 
die maBgebenden Beschlüsse des 5. internationalen Zoologen-Congresses 
zu Berlin (1901), die ihren Ausdruck finden in der Neuauflage der 
internationalen Regeln, welche von der in Berlin gewählten Unter- 
commission veranstaltet wurde”). — Die offenbare Unzulänglichkeit 
der bisher getroffenen Bestimmungen, die jedem Systematiker fühlbar 


*) Règles internationales de la Nomenclature zoologique. Paris. 1904. 8°. 
Zool. Annalen, I. 7 


90 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


geworden sein diirfte, liegt nicht allein in manchen Liicken, die noch 
auszufüllen sind, sondern auch darin, daß wichtige Grundsätze, auf 
denen Regeln und Ratschläge beruhen, eine ausreichende Begriffs- 
bestimmung noch nicht gefunden haben. Der Versuch, auch diesen 
Mangel zu beseitigen und die Begriffsbestimmungen als Leitsätze für 
eine logische Gliederung des manchmal recht schwierig zu behandelnden 
Stoffes zu verwenden, hat mit Notwendigkeit zu einer Anordnung ge- 
führt, die sich von der bisher eingehaltenen sehr weit entfernt. Vor 
allem schien es mir aus Gründen der Zweckmäßigkeit wichtig zu sein, 
diejenigen Bestimmungen, die sich nur auf die Einführung neuer Tier- 
namen beziehen, auszuscheiden und als „Ratschläge“ in einem Anhang 
zusammenzustellen. Die „Regeln“ enthalten demnach nur diejenigen 
Bestimmungen, welche die Behandlung der schon veröffentlichten Namen 
und die Giiltigkeit der Benennungen betreffen, also rückwirkende Kraft 
besitzen. Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, daß schon die 
Durchführung dieser Anordnung, noch mehr natürlich die notwendige 
Ergänzung der bisher vereinbarten Bestimmungen nur durch eine 
größere Zahl von selbständigen Entscheidungen möglich wurde. Bei 
diesen Entscheidungen war ich besonders bestrebt, die Wahrung der 
Priorität bis zu den äubersten Grenzen zu berücksichtigen und der 
subjektiven Beurteilung einen möglichst geringen Spielraum bei der 
Feststellung des Standes der vergebenen Namen zu gestatten. Um 
den Vergleich meines Entwurfes mit der Neuauflage der internationalen 
Regeln zu erleichtern, habe ich jeden Abschnitt des Entwurfes mit 
einem in eckige Klammern gesetzten Hinweis auf diese Neuauflage 
versehen. | 

Es erübrigt mir noch, den Herren Ch. W. Stiles in Washington 
und Franz Poche in Berlin auch an dieser Stelle meinen Dank aus- 
zusprechen für die überaus wertvolle Unterstützung, die sie mir während 
der Fertigstellung des Entwurfes zukommen ließen. Herrn Ch. W. Stiles, 
welcher die Artikel 1—10 einer eingehenden Prüfung unterzog, ver- 
danke ich die Anregung zu einer ganzen Reihe wichtiger Verbesserungen. 
Während des letzten halben Jahres unterstützte mich Herr Franz Poche 
bei der wiederholten kritischen Durchsicht des Entwurfes mit außer- 
ordentlicher Hingabe und nahm durch die Schärfe seines Urteiles auf 
die letzte Ausgestaltung des Entwurfes einen ganz wesentlichen Einfluß. 

Berlin, September 1904. 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 9] 


Inh altstibersicht. 


Vorbemerkungen . . . . DI RETE NR ENI ae "99 
I. Die Benennung der uo Aerea eat 190 
he Die Benennung. der ‚Einheiten: dg "00m ne nr 093 
AaAlleemeinerkeseln =.=: 3 eg a one ao 
Art. 2. Wesen und Bedeutung de E wise 93 
Art. 3. Beziehung zur Nomenclatur der Pflanzen na 
Protisten se. 2 EN N ENT 
Art. 4. Untilgbarkeit der Benin’ Se Seige ie Ae erat 
Bo Dre bedinoungen den Zuläassıckeit. 2. 22... 207 
Art. 5. Zusammenfassung der Bedingungen. . . . . 97 
Atina babies Wassenschathichkeit = 7 22.2, oe ee OD 
Arre eSchifitze (chien aa es Me eg Ca Ne 100 
Mite 3 IuinneischerBenennungsweise . .2.22.7.....100 
Art 92 Dies Kennzeichmuner 2.0 ur ist ee a KOO 
Ati Ose Die Veröftentliehung TRL 
C. Die gültige Benennung . . ee LO0 
Art. 11. Höhere Einheiten und Schalteinheiten se i LOG 
Ant. 12. Bamilien und Unterfamilien 2 252.2... 222 106 
Art. 13—15. Gattungen, Untergattungen, Arten und 
Unterarten: 
Art. 13. Das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz . . . . 108 
Art 14.2 Das-Coor:dimations-Gesetz ar er 23.222777 15 
Abk, > Dies Gleichhers dev» Namen = aye ee re, BR 
D Die Schwerbunge -. —. ee RUE at el) 
Art. 16. Namen höherer Tani ten Shiny I Roe E ee 120) 
Art. 17. Art- und Unterartnamen . . . e SIZE: 
Art. 18. Benennung der Arten und Me Cono A LS 
2 19 eli chiounoentdersschreibun eee nr bo 
Be Der /Aukorname- fins: DARI a ae e ESTERO 
Art. 20. Bestimmung des oe. N ERRE 
Art. 21. Anwendung des Autornamens . . . . . . . 127 


Anhang: Ratschläge bei der Einführung neuer Tiernamen . . . . 12 
Nr tl. Alloemeine Rasschlase 2. 378. er. 128 
Nr. 12—15. Besondere Ratschläge . 1 


= 


92 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 


Vorbemerkungen. 


al Die Systematik der biologischen Wissenschaften beruht 
auf der Voraussetzung, daß die Lebewesen Gruppen (Hin- 
heiten) bilden. Die wissenschaftliche Benennung dieser 
Einheiten und ihrer Rangstufen im System wird als 
Nomenclatur bezeichnet. Regeln der. Nomenclatur 
haben die Aufgabe, Beständigkeit und Eindeutigkeit der 
wissenschaftlichen Benennungen nach Möglichkeit zu sichern. 
ES Da das zoologische System die lebenden und die aus- 
gestorbenen Tierformen umfaßt, beziehen sich Regeln der 


zoologischen Nomenclatur auf diese wie auf jene. 


I. Die Benennung der Rangstufen. 
Art. 1. 

[—] Die Rangstufe der gesamten Tierwelt im System der 
Lebewesen heißt Regnum (Reich). Für die untergeord- 
neten Rangstufen sind die folgenden Benennungen anzu- 
wenden, und zwar entsprechend ihrer Reihenfolge im Sinne 
stufenweise fortschreitender Unterordnung: Subregnum 
(Unterreich), Phylum (Stamm), Subphylum (Unter- 
stamm), Classis (Klasse), Subclassis (Unterklasse), 
Ordo (Ordnung), Subordo (Unterordnung), Familia 
(Familie), Subfamilia (Unterfamilie), Genus (Gat- 
tung), Subgenus (Untergattung), Species (Art), Sub- 
species (Unterart). 

Erklarungen. 

= a) Die Rangstufen Phylum, Classis, Ordo, Familia, Genus und 
Species sind insofern verbindliche (obligatorische), als im Reich der 
Stamm, in jedem Stamm die Klasse, in jeder Klasse die Ordnung, in 


jeder Ordnung die Familie, in jeder Familie die Gattung, in jeder Gattung 
die Art als Einheit untergeordneter Rangstufe unterschieden werden 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 93 


muB. Im Gegensatz hierzu sind die Rangstufen Subphylum, Subclassis, 
Subordo, Subfamilia, Subgenus und Subspecies nicht-verbindliche 
(facultative), so dab es beispielsweise nicht erforderlich ist, jeden 
Stamm in Unterstämme, jede Art in Unterarten aufzuteilen. — Die 
verbindlichen Arten und die nicht-verbindlichen Unterarten bilden die 
letzten Einheiten des Systems. 

b) Ist die Einschaltung von weiteren Einheiten (Schalteinheiten) 
erforderlich, so sind für ihre Rangstufen folgende Bezeichnungen anzu- 
wenden: Cladus und Subcladus (zwischen Unterstamm und Klasse), 
Legio und Sublegio (zwischen Unterklasse und Ordnung), Sectio und 
Subsectio (zwischen Unterordnung und Familie), Tribus und Subtribus 
(zwischen Unterfamilie und Gattung), Colors und Subeohors (zwischen 
Untergattung und Art).*) 

c) Nomenclatorisch gilt als Unterart jede Einheit des Systems, 
welche der Art untergeordnet ist, auch wenn ihr vom Autor eine andere 
Bezeichnung (wie Varietas, Forma, Mutatio, Aberratio u. a.) beigelegt 
worden ist. Vergl. Art. 2 Erkl. e. 


II. Die Benennung der Einheiten. 
A. Allgemeine Regeln. 
Art. 2. 
Die Benennung einer Einheit des Systems gilt als 
eine Bezeichnung der Körper, von denen der Begriff dieser 
Einheit abgeleitet worden ist. 


Erklärungen. 

a) Wird auf Grund der Untersuchung von Körpern der Begriff 
einer Einheit des Systems geschaffen und dieser ein Name gegeben, 
so wird der Name sowohl zum Zeichen für den geschaffenen Begriff 
als auch zum Zeichen für die Körper, welche die gedachte Einheit 
bilden. Um aber die Benennung einer Einheit zu einer beständigen 
zu machen, ist es erforderlich, sie als eine rein gegenständliche zu 
behandeln, d. h. ihre Beziehung zu den untersuchten Körpern und allen 
mit diesen zu der gedachten Einheit zu vereinigenden Körpern als 
eine unverrückbare zu betrachten. In jedem einzelnen Fall, sei es bei 
der Einführung eines Namens, sei es bei der Anwendung eines schon 


*) Vergl.: Generelle Morphologie der Organismen. Von Ernst Haeckel. 
Berlin. 1866. 8°. 2. Band, S. 400. 


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94 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


eingeführten Namens, gilt daher die Benennung einer Einheit nur als 
ein Zeichen für die Körper, von denen die Beerifisbestimmung 
(Kennzeichmung, Definition, Diagnose) der Einheit abgeleitet wird. — 
Der Name einer Einheit behält demnach seine Bedeutung als Zeichen 
für die untersuchten Körper, wenn die erste Begrifisbestimmung durch 
eine neue, mehr oder minder verschiedene ersetzt, oder selbst das 
Bestehen der Einheit geleugnet wird. Wird ermittelt, daß Körper in 
der ersten Begriffisbestimmung ihrer Einheit nicht zutreffend gekenn- 
zeichnet worden sind, so ist der Name, welcher der Einheit gegeben 
wurde, nicht auf andere Körper zu übertragen, für welche die erste 
Begriffsbestimmung der Einheit zutrifft. Beispiele: Hectocotylus 
G. Cuvier (1829), Lozoon Dawson (1855). 

b) Damit die Benennungen der Einheiten als eindeutige Zeichen 
für die Körper dienen, ist es nicht erforderlich, daß sie ursprüngliche 
Wörter sind, d.h. solche, die durch eine neue Zusammenfügung von 
Lauten (Buchstaben) gebildet werden, sondern es ist zulässig, jedes 
bestehende Wort, mit welchem ein Begriff schon verbunden ist, als 
Namen auf Einheiten zu übertragen. Der ursprüngliche Begriff solcher 
übertragenen Wörter braucht in keiner notwendigen Beziehung zu der 
Begriffsbestimmung der Einheit zu stehen; es können also Benennungen, 
die ihrem Wortsinn nach unzutreffend sind, trotzdem für ihre Einheiten 
gültig sein (wie z. B. Apus Scopoli, 1777). Die Namengebung der 
Einheiten des Systems ist in diesem Sinne ganz unabhängig von 
jedweder anderen Namengebung; es können daher selbst solche Namen, 
welche die Terminologie der Tierkunde für Körperteile, Organe, 
Funktionen, Entwickelungsstufen usw. anwendet, als Benennungen von 
Einheiten des zoologischen Systems gültig sein (wie z. B. Radius, 
Pelvis, Crinis, Plasmodium). — Um als Zeichen für die Körper zu 
dienen, können demnach die Benennungen der Einheiten ebensowohl 
ursprüngliche wie übertragene Wörter sein, die weder durch Herkunft 
oder Wortsinn, noch durch Sprachrichtigkeit oder Wohlklang be- 
stimmt sind. | 

c) Ein Wort wird nicht dadurch zum Namen einer Einheit, dab 
es seinem Wortsinn gemäb zur Bezeichnung der Begriffsbestimmung 
angewandt wird, sondern dadurch, daß es gleich einem Eigennamen 
zum Zeichen für die Einheit bestimmt wird. Ein Wort ist daher nur 
dann als Name anzuerkennen, wenn die maßgebende Absicht des Autors 
aus der Fassung seiner Veröffentlichung ersichtlich ist. In lateinischen 
Veröffentlichungen führt oft nur die Vergleichung der Schriftstellen zur 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 95 


Unterscheidung der Namen. von Bestandteilen der Kennzeichnung; 
häufig ist für diese Entscheidung die Druckanordnung maßgebend. 
Beispiel: Die Bezeichnungen aria Hominis bronchialis, Filaria 
Vespertilionis in Rudolphis Entozoorum Synopsis (Berolini, 1819), 8. 7, 
sind, wie aus dem Vergleich mit anderen Schriftstellen (z. B. S. 2—7) 
ersichtlich ist, nicht als binäre oder ternäre Benennungen anzuerkennen, 
sondern als Angaben des Vorkommens unbenannter Arten der Gattung 
Filaria zu behandeln. 

d) Um zu einer geschichtlich richtigen Benennung der Einheiten 
zu gelangen, ist es erforderlich, die Körper zu kennen, welche die Grund- 
lage für frühere Begriffsbestimmungen benannter Einheiten bildeten. 
Ist es nicht möglich, die früher untersuchten Stücke (Originalexemplare) 
auizufinden, so sind für die Wiedererkennung (Identifizierung) der 
Einheit diejenigen in der früheren Begriffsbestimmung enthaltenen, in 
Wort oder Bild bestehenden Angaben maßgebend, welche die Stücke 
kennzeichnen, die dem Urheber der Begriffsbestimmung zur Unter- 
suchung vorlagen. — Eine behauptete Auffindung der Originalexemplare 
oder eine behauptete Wiedererkennung einer Einheit ist solange anzu- 
erkennen, als ihre Unrichtigkeit nicht erwiesen ist. Beispiel: Acarus 
coleoptratus Linné (1758), emend. Latreille (1795). 

e) Die Benennung der Einheiten des zoologischen Systems ist 
ebenso unabhängig von der namentlichen Bezeichnung der Zustands- 
formen (Entwickelungszuständen, Formen des Dimorphismus und Poly- 
morphismus, Formen der individuellen, normalen oder abnormalen 
Variation) wie von derjenigen der Körperteile der Tiere. Namen, die 
als Bezeichnungen vermeintlicher Zustandsformen oder Körperteile an- 
gewandt worden sind, sind nicht als Benennungen der Einheiten zu 
betrachten, denen die benannten Körper zuzurechnen sind. Ist jedoch 
die Begriffsbestimmung einer benannten Einheit von einer irrtümlich als 
selbständige Einheit des Systems gehaltenen Zustandsform oder von 
einem irrtümlich als Ganzes gehaltenen Teil eines Lebewesens abgeleitet 
worden, so ist der angewandte Name auf diejenige Einheit zu über- 
tragen, welcher die benannten Körper zuzurechnen sind. — Ist aus 
einer Veröffentlichung nicht ersichtlich, dab durch eine in ihr angewandte 
Benennung nur eine namentliche Bezeichnung einer Zustandsform oder 
eines Körperteiles beabsichtigt wird, so ist diese Benennung als eine 
' solche zu behandeln, die für eine Einheit des Systems angewandt 
worden ist. Diese Bestimmung betrifft besonders solche Benennungen, 
die denen einer letzten Einheit gleichen, d. h. binär, ternär usw., mit oder 


[a 


(Art. 1] 


[Art. 1] 


[Art. 1] 


96 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


ohne Einfügung eines Satzzeichens (Beistriches, Trennungsstriches usw.) 
oder einer Bezeichnung wie Varietas, Varietas culta, Forma, Mutatio, 
Aberratio, Monstrositas, Stadium u. a. angewandt und nicht ausdrücklich 
als Bezeichnungen von Zustandsformen aufgestellt worden sind. Vergl. 
Art. 1 Erkl. c. 

f) Benennungen hypothetischer Einheiten, d.h. solcher Ein- 
heiten, deren Bestehen nur aus der Kenntnis anderer Einheiten erschlossen 
und deren Begrifisbestimmung nicht von wirklich aufgefundenen Körpern 
abgeleitet wird, sind nur Zeichen für Begriffe und fallen daher nicht 
in den Bereich der Nomenclatur. Beispiel: Pithecanthropus Haeckel, 1866 
dagegen: Pithecanthropus Dubois, 1894]. 


Art. 3. 

Die Benennung der Einheiten des zoologischen Systems 
ist insofern unabhängig von der Benennung der Einheiten 
der Systeme anderer Reiche, als Tiere und andere Lebewesen 
gleich benannt sein können. Werden jedoch Lebewesen, 
die als Pflanzen oder Protisten angesehen worden sind, dem 
Tierreich zugerechnet, so gelten Benennungen, die sie im 
System der anderen Reiche erhalten haben, als Tiernamen. 


Erklärungen. 

a) Die Benennung einer Einheit des zoologischen Systems kann 
nicht deshalb als ungültig verworfen werden, weil sie mit der älteren 
Benennung einer Einheit eines anderen Systems buchstäblich über- 
einstimmt — vorausgesetzt, daß die letztere Benennung nicht als 
Tiername zu gelten hat. Beispiel: Haplotaxis Hoffmeister (1843). 

b) Die nicht-zoologischen Benennungen von Lebewesen, die, wenn 
auch nur durch einen Schriftsteller, aus einem anderen Reich in das 
Tierreich versetzt wurden, sind so zu berücksichtigen, als wenn sie als 
Benennungen von Einheiten des zoologischen Systems eingeführt worden 
wären. Beispiele: Der botanische Gattungsname des Erregers der 
Pebrine-Krankheit des Seidenspinners, Nosema Nägeli (1857), ist im 
Sinne des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes (Art. 13) dem zoologischen 
Namen Glugea Thélohan (1891) vorzuziehen; der von Babes (1888) 
eingeführte zoologische Gattungsname Haematococcus ist zu verwerfen, 
weil die von Agardh (1828) mit dem gleichen, botanischen Namen 
benannten Lebewesen von Bütschli den Tieren zugerechnet wurden. 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 97 


Art. 4. 


Werden Körper, die als Tiere angesehen worden sind, 


Art. 1] 
dem Tierreich nicht mehr zugerechnet, so sind Namen, 
die für ihre Einheit im zoologischen System eingeführt 
worden sind, auch weiter bei der Benennung anderer Ein- 


heiten des zoologischen Systems zu berücksichtigen. 


Erklärung. 


Beispiele: Der Name Volvox, von Linné (1758, emend. 1767) für [-] 
eine Gattung des zoologischen Systems eingeführt, kann im Sinne des 
Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes (Art. 13) auch dann nicht als Be- 
nennung einer anderen Gattung desselben Systems giiltig werden, wenn 
die ursprünglich mit diesem Namen belehnten Lebewesen dem Pflanzen- 
reich zugerechnet werden; der Name Nosema, von Nägeli für eine 
Gattung des botanischen Systems eingeführt (vergl. Art. 3 Erkl. b), 
würde auch dann als vergebener Gattungsname im zoologischen System 
zu gelten haben, wenn der Erreger der Pebrine-Krankheit nicht mehr 
dem Tierreich zugerechnet würde. 


B. Die Bedingungen der Zulässigkeit. 


Art. 5. 
Die Benennung einer Einheit des Systems gilt als [Art 25] 
zulässig, wenn sie eine wissenschaftliche ist, der von 
Karl v. Linné eingeführten Benennungsweise entspricht 
und in Begleitung einer Kennzeichnung der benannten 
Körper seit dem Beginn des Jahres 1758 veröffentlicht 
worden ist. Vergl. Art. 6—10. 


Erklärungen, 


| 
ei 


a) Ein Name wird eingeführt durch die Veröffentlichung, durch | 
welche die Bedingungen seiner Zulässigkeit erfüllt werden, wenn er 
in derselben mit der Absicht einer Neubenennung oder als neue Be- 
-nennung ohne solche Absicht für eine Einheit angewandt wird. — Vom 
Standpunkt der Nomenclatur gilt eine Einheit erst dann als be- 


gründet, wenn sie einen zulässigen Namen erhält. Die nomenclatorische 


[Art. 26] 


98 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Begründung einer Einheit erfolgt demnach, wenn auf Grund der Auf- 
findung neuer Körper oder einer systematischen Vereinigung oder 
Trennung schon bekannter - Körper eine Einheit als neue aufgestellt 
und für sie ein Name eingeführt wird, oder wenn mit dem Hinweis 
auf eine Veröffentlichung, in welcher eine Einheit als neue aufgestellt, 
aber nicht zulässig benannt wurde, für diese ein Name eingeführt 
wird. Der für eine Einheit bei ihrer Begründung eingeführte Name 
ist Ihr ursprünglicher; mehrere ursprüngliche Namen einer Einheit 
können nur von demselben Autor (vergl. Art. 20) in derselben Ver- 
öffentlichung eingeführt sein. Die Kennzeichnung, welche die ur- 
sprünglichen Namen einer Einheit bei ihrer Einführung begleitet, ist 
die ursprüngliche Kennzeichnung dieser Einheit. Von den 
ursprünglichen Namen einer Einheit sind diejenigen zu unterscheiden, 
die für dieselbe Einheit an Stelle der ursprünglichen Namen ein- 
geführt werden. — Durch die zulässige Benennung einer Einheit 
werden auch diejenigen Körper benannt, deren Zugehöriekeit zur 
Einheit als mehr oder minder unsicher bezeichnet wird. Die Anwendung 
eines zulässigen Namens durch seinen Autor bei seiner Einführung, d.h, 
die ursprüngliche Anwendung, ist von einer anderen Anwendung 
zu unterscheiden. Bezüglich der ursprünglichen Anwendung mehrerer 
für dieselbe Einheit eingeführten Namen ist die Anwendung der 
ursprünglichen Namen von derjenigen der anderen Namen zu unter- 
scheiden. Die durch die ursprüngliche Anwendung der ursprünglichen 
Namen einer Einheit benannten und nicht als ihr nur zweifelhaft 
zugehörig bezeichneten Körper bilden den ursprünglichen Inhalt der 
Einheit, d. h. die ursprüngliche Einheit. — Die Schreibung, die 
ein Name bei seiner Einführung besitzt, ist seine ursprüngliche. 

b) Die Zulässigkeit eines Namens hängt nicht davon ab, ob die durch 
ihn benannte Einheit sicher erkannt und abgegrenzt wird oder nicht. Die 
/ulässigkeit eines Namens ist auch unabhängig davon, ob er als gültige 
Benennung oder als nicht-gültige angewandt wird, ob er ohne Vorbehalt 
oder mit solchem vorgeschlagen wird, ob er mit Absicht oder ohne 
solche als Ersatz für einen anderen Namen gebraucht wird, ob er den 
Verfasser der Veröffentlichung oder eine andere Person zum Urheber 
hat. Bezüglich der Ausnahmestellung, welche die vor-linnéischen 
Namen einnehmen, vergl. Erkl. d. 

c) Als Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Benennung der Tiere 
gilt die 10. Ausgabe des Systema Naturae von Karl v. Linné (Tomus I. 
Holmiae, 1758). “Die Zeit der Veröffentlichung. dieses Werkes fällt 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 99 


unzweifelhaft in die ersten Wochen des Jahres 1758*). Aus Zweck- 
mäbigkeitsgründen wird als feststehend angenommen, dab diese Ver- 
öffentlichung mit dem Beginn des Jahres 1758 und alle anderen 
Veröffentlichungen desselben Jahres später erfoleten. 

d) Namen, die vor dem Jahre 1758 in Veröffentlichungen für Ein- 
heiten angewandt worden sind (sog. vor-linneische Namen), können 
nur dann zulässig werden, wenn sie nach dem Jahre 1757 in einer 
Veröffentlichung, die nicht ein unveränderter Neudruck der früheren 
ist, als gültige Benennungen (nicht etwa als Citate) angewandt werden. 
So gelten z. B. die in Linnés 10. Ausgabe des Systema Naturae aus 
früheren Veröffentlichungen eitierten, aber nicht als gültige Benennungen 
angewandten Tiernamen selbst dann nicht als eingeführt, wenn sie 
wissenschaftliche sind und der linneischen Benennungsweise entsprechen. 

e) Namen, welche die Bedingungen der Zulässigkeit nicht erfüllen, 
werden bei der Ermittelung der gültigen Benennung (Art. 11--15) 
nicht berücksichtigt. 

Art. 6. 

Als wissenschaftliche Benennungen gelten diejenigen 
Namen, die ihrer Herkunft nach lateinische oder griechische 
Wörter sind und auch als solche angewandt werden, oder 
ihrer Herkunft nach zwar nicht lateinische oder griechische 
Wörter sind, aber gleich solchen als Wörter angewandt 
werden, die im internationalen Gebrauch keiner Verän- 


derung zu unterliegen haben. 


Erklärung. 

Werden Wörter lateinischer oder griechischer Herkunft zu Lehn- 
wörtern einer nicht-klassischen Sprache umgeändert und als solche 
angewandt. so gilt diese Anwendung nicht als wissenschaftliche Be- 
nennung. Beispiele: Stenocephale Latreille (1825) |dagegen: Steno- 
cephalus Laporte, 1832], Sporozoaires Balbiani (1884), Psorospermeen 
Joh. Miller (1841). — Beispiele von wissenschaftlichen Namen, die 
nicht-klassischer Herkunft sind: Sus tajacu Linné (1758), Phalaena 
ziezac Linné (1758), Phaluena oo Linné (1758), Lowia benghalensis 
| Linné (1758), Hermannia Nicolet (1855). 


#) Vergl.: Index to the »Systema Naturae« of Linnaeus. By C. Davies 
Sherborn. S. VI. (The Manchester Museum, Owens College. Museum Hand- 


books. Publication 25. London, Manchester. 1899. 8°.) 


= 


[ Art, 


® 


100 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


: | Art. 7. = 
Art. 20] Als Schriftzeichen der wissenschaftlichen Namen sind 
außer den Buchstaben und Zahlzeichen der altlateinischen 
Schrift alle anderen Schriftzeichen derjenigen Sprachen . 
zulässig, welche die altlateinische Buchstabenschrift grund- 
sätzlich übernommen haben. 


Erklärungen. 

[Art. 20] a) Zulässig sind die nicht-altlateinischen Buchstaben y, « und w. 
Zulässig ist die Unterscheidung von kleinen und großen Buchstaben, 
die Anwendung von Lautzeichen (wie in: Mülleria, lovéni, stali, gron- 
landicus, Ibanezia, frici, veydovskyanus) und die Anwendung von Satz- 
zeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen) innerhalb des Namens 
(wie in: crista-galli, e.-newtoni, m’intosht). 

[+] b) Ziffern gelten als Wörter, wenn sie zum Zweck der Wort- 
kürzung als Wortbestandteil angewandt werden (wie in: 4-puretatus). 
Dagegen gelten Ziffern und Buchstaben nicht als Namen, wenn sie nur 
zur Bezeichnung einer Reihenfolge, also im Sinne einer Nummerierung 
angewandt werden (wie in: Sus scrofa 8 Linné (1758), Cyclophorus 
woodianus var. y Hidalgo (1888), Serumsporidium cypridis III L. Pfeiffer 
(1895)). — Zahlwörter und diesen verwandte Wörter (wie z. B. primus, 
unicus, ultimus, sequens, alter) sind selbst dann als Namen zulässig, 
wenn sie ihrem Wortsinn gemäß angewandt werden (wie z. B. in: 
Amoeba prima, Amoeba secunda usw. A. Gruber, 1884). 

[Hai c) Geometrische Zeichen, d. h. Zeichen, die eine Gestaltung ver- 
anschaulichen, sind nur dann zulässig, wenn sie durch zulässige Buch- 
staben dargestellt werden (wie in: Phalaena oo Linné (1758), Phalaena 
c-nigrum Linné (1758)). Namen, die ganz oder teilweise aus geometrischen 
Zeichen bestehen, die nicht mit zulässigen Buchstaben übereinstimmen, 
sind unzulässig (wie z. B. Araneus ¥ insignitus T. Martyn (1793)). 


Art. 8. 

[Art. 2, 8] Kine Benennung: letzter Einheiten entspricht der von 
Linne eingeführten Benennungsweise der Arten und 
Unterarten (Varietates Linné), wenn sie aus der Ver- 
bindung des Namens einer letzten Einheit (Art- oder 


Unterartnamens) mit der als Gattungs- oder Untergattungs- 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 101 


namen zulässigen Benennung einer übergeordneten Einheit 
besteht. Eine Benennung übergeordneter Einheiten ent- 
spricht der von Linne eingeführten Benennungsweise der 
Gattungen und Untergattungen, wenn sie aus 
einem Worte besteht und als Hauptwort in der Einzahl 
angewandt wird. Eine Benennung höherer, der Gattung 
übergeordneter Einheiten und von Schalteinheiten, 
welche der Gattung untergeordnet sind, entspricht der von 
Linné eingeführten Benennungsweise solcher Einheiten, wenn 
sie aus einem Worte besteht und als Hauptwort in der 
Mehrzahl angewandt wird. 


Erklärungen. 


a) Für die Beurteilung, ob in einer Veröffentlichung ein Name 
als Hauptwort in der Einzahl oder Mehrzahl angewandt wird, ist der 
lateinische und griechische Sprachgebrauch maßgebend. 

b) Ein Name, der in der lateinischen Fassung einer Veröffent- 
lichung für eine den letzten Einheiten übergeordnete Einheit als 
Hauptwort nicht in der Nominativform angewandt wird, diese aber 
sicher erkennen läßt, ist als in dieser Form veröffentlicht zu betrachten. 
Beispiel: Pothriocephalus Rudolphi (1808). — Ein Name, der in einer 
Veröffentlichung als Hauptwort nicht in der Form der Einzahl angewandt 
wird, aber diese sicher erkennen läßt und, ausdrücklich als Unter- 
gattungsname bezeichnet, für eine der Gattung untergeordnete und der 
Art übergeordnete Einheit gebraucht wird, ist als in der Form der 
Einzahl veröffentlicht zu betrachten. 

c) Benennungen letzter und diesen übergeordneter Einheiten sind 
als Unterart-, Art-, Untergattungs- und Gattungsnamen unzulässig, wenn 
aus der Veröffentlichung, in der sie angewandt werden, zu ersehen ist, 
daß der Verfasser gegen den Grundsatz der binàren Nomenclatur 
verstößt. Benennungen sind daher: 1) als Gattungs- oder Unter- 
sattungsnamen unzulässig, wenn aus der Veröffentlichung zu ersehen 
ist, dab der Verfasser die Unterscheidung untergeordneter, letzter Ein- 
heiten ausschließt oder diese Einheiten unzulässig benennt; 2) als Art- 
oder Unterartnamen unzulässig, wenn aus der Veröffentlichung zu 
ersehen ist, dab sie der Verfasser als selbständige Benennungen be- 


Art. 25] 


ea 


[Art 15] 


fel 


102 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


handelt, die ohne Verbindung mit einem als Gattungsname zulässigen 
Namen einer übergeordneten Einheit anzuwenden sind. 

d) Die Benennung einer letzten Einheit ist eine binäre, wenn 
sie aus der Verbindung eines Namens der letzten Einheit (Art- oder 
Unterartnamens) mit dem Nämen ihrer übergeordneten Gattung oder 
Untergattung besteht. Die Benennung einer letzten Einheit ist eine 
ternäre, wenn sie aus der Verbindung eines Namens der letzten 
Einheit (Unterartnamens) mit der binären Benennung ihrer über- 
geordneten Art besteht. — Zur Zulässigkeit einer ternären Benennung 
ist es nicht erforderlich, dab der Verfasser der Veröffentlichung die 
letzte Einheit ausdrücklich (z. B. durch Benennung ihrer Rangstufe) 
als eine der Art untergeordnete Einheit bezeichnet oder dab er eine 
vollständige Aufteilung der Art in untergeordnete Einheiten vornimmt. — 
Hat der Verfasser einer Veröffentlichung eine Einheit, die er ausdrücklich 
(z. B. dureh Benennung ihrer Rangstufe) als eine der Art untergeordnete 
bezeichnet, durch Wegfall des Artnamens binär benannt, so gilt der 
mit dem Gattungs- oder Untergattungsnamen verbundene Name als 
Unterartname. — Werden durch weitergehende Teilungen der Art 
außer ternären noch quaternäre usw. Benennungen eingeführt, so gelten 
alle mit der binären Artbenennung verbundenen Namen der unter- 
schiedenen untergeordneten Einheiten nomenclatorisch als Unterartnamen 
(vergl. Art. 1 Erkl. c. und Art. 2 Erkl. e). 

e) Art- und Unterartnamen können aus zwei oder mehr Bestand- 
teilen bestehen. Die Zusammengehörigkeit solcher Bestandteile, die 
häufig von den Autoren der Namen getrennt geschrieben worden sind, 
muB ersichtlich sein entweder schon aus dem Wortsinn (wie in: Pha- 
laena C nigrum Linné (1758), Helix Oculus capri Linné (1758), Te- 
trastemma aquarum dulcium W. Silliman (1884), Cyclotus rudis-planusque 
Chitty (1857), Zosterops e. newtoni G. Hartlaub (1877)) oder aus dem 
Vergleich mit der Benennungsweise, die von dem Autor in derselben 
Veröffentlichung für andere Einheiten angewandt worden ist. Ist die 
Zusammengehörigkeit von Wörtern, die in Verbindung mit dem Namen 
einer übergeordneten Einheit zur Benennung einer letzten Einheit in 
einer Veröffentlichung angewandt worden sind, nicht ersichtlich, so eilt 
diese Benennung nicht als binär oder ternär. 


Art. 9. 
Als Kennzeichnung gilt jede in Wort oder Bild be- 
stehende Angabe über Eigenschaften der Körper und jeder 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 103 


ausreichende Hinweis auf eine solche, gleichzeitig oder 
früher veröffentlichte Angabe. — Als Ersatz für die Kenn- 
zeichnung einer übergeordneten Einheit gilt die Kenn- 
zeichnung ihrer untergeordneten Einheit; als Ersatz für 
die Kennzeichnung einer untergeordneten Einheit gilt die 
Kennzeichnung ihrer übergeordneten Einheit jedoch nur 
dann, wenn vom Verfasser der Veröffentlichung die unter- 
geordnete Einheit als einzige aufgeführt oder als typische 


bestimmt wird. 


Erklärungen. 

a) Die Gültigkeit einer Kennzeichnung ist unabhängig davon, ob 
diese zur Wiedererkennung (Identifizierung) der gekennzeichneten Einheit 
ausreicht oder nicht. 

b) Als Angaben über Eigenschaften der Körper gelten alle Angaben 
über den Bau (in jedem Erhaltungszustande), die Lebensvorgänge und 
die Erzeugnisse des Körpers, und zwar für jede Lebensstufe. Als 
Erzeugnisse eines Lebewesens gelten alle durch seine Lebensvorgänge 
aus eigenen oder fremden Bestandteilen gebildeten Körper (wie Eihüllen, 
Gespinnste, Losung, Gehäuse, Nester, Bauten u. a.) und alle durch 
seine Lebensvorgänge in fremden Körpern erzeugten Veränderungen 
(wie Bohrlöcher, Fraßgänge, FuBspuren, Gallen u. a.). 


c) Angaben, durch welche der Fundort, das Verbreitungsgebiet, [— 


die Umgebung, die Wirte, die Häufigkeit des Vorkommens, Zahlen- 
verhältnisse und andere äußere Beziehungen der Lebewesen, oder der 
Aufbewahrungsort und die Sammlungsnummer der untersuchten Stücke 
bezeichnet werden, gelten selbst dann nicht als Kennzeichnung, wenn 
sie die Wiedererkennung der Einheit ermöglichen. 


d) Die Anführung eines nicht-wissenschaftlichen Tiernamens für [— 


eine Einheit gilt nur dann als Kennzeichnung, wenn er aus dem Namen 
einer anderen, neben- oder übergeordneten Einheit und einem Zusatz 
besteht, der Eigenschaften der benannten Körper offensichtlich bezeichnet. 
Beispiele: blinde Naide, geschmeidiges Wasserschlängelein mit zwei 
Gabelspitzen, Mésange noire, whiteheaded Tit, Blauhai, Kragenbär; jedoch 
"nicht: Amherstfasan, Paradiesvogel, Gotteslachs, Mésange de Canada. 
In allen anderen Fällen gilt die Anführung eines nicht-wissenschaftlichen 
Tiernamens, selbst wenn er als volkstümliche Bezeichnung sicher zu 


It 1 


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104 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


deuten ist (wie z. B. Zaunkönig, Roitelet) oder seinem Wortsinn nach 
Eigenschaften der benannten Tiere bezeichnet (wie z. B. Lotkehlchen, 
Rouge-gorge, Kreuzschnabel, Bee-croise), nicht als Kennzeichnung. 

e) Ein Hinweis auf Angaben einer anderen Veröffentlichung kann 
ein unmittelbarer oder durch weitere Hinweise ein mittelbarer sein. 
Er gilt als ausreichend, wenn durch ihn zum mindesten der Verfasser 
oder der Titel der Veröffentlichung zutreffend bezeichnet wird. Die 
Anführung eines zweiten, für dieselbe Einheit in einer anderen Ver- 
öffentlichung gebrauchten, wissenschaftlichen oder nicht-wissenschaft- 
lichen Namens gilt daher nicht als ausreichender Hinweis, wenn nicht 
zugleich mindestens durch Nennung des Verfassers oder des Titels die 
andere Veröffentlichung zutreffend bezeichnet wird. 

f) Eine Art ist gekennzeichnet, wenn ihre Unterarten gekenn- 
zeichnet sind, eine Untergattung oder Gattung ist gekennzeichnet, wenn 
ihre Arten gekennzeichnet sind, usw. Eine einzige oder als typisch 
bestimmte Art ist gekennzeichnet, wenn ihre Gattung gekennzeichnet 
ist, eine einzige oder als typisch bestimmte Gattung ist gekennzeichnet, 
wenn ihre Unterfamilie oder Familie gekennzeichnet ist, usw. 

g) Ein wissenschaftlicher Name, welcher der linneischen Benennungs- 
weise entspricht, jedoch ohne Begleitung einer gültigen Kennzeichnung 
seit dem Jahre 1758 veröffentlicht worden ist, heißt nomen nudum. 
Wird ein solcher Name später in Begleitung einer: gültigen Kenn- 
zeichnung veröffentlicht, oder wird eine gültige Kennzeichnung allein 
mit ersichtlicher Beziehung zu einem solchen früher veröffentlichten 
Namen veröffentlicht, so gilt der Name erst vom Zeitpunkt dieser 
späteren Veröffentlichung als eingeführt. Bezüglich der vor-linneischen 
Namen vergl. auch Art. 5 Erkl. d. | 

Art. 10. 

Als Veröffentlichungen gelten die durch den Druck 
oder ein anderes mechanisches oder chemisches Verfahren 
hergestellten Vervielfältigungen einer Schrift oder Ab- 
bildung, wenn sie verbreitet werden und ihrem Inhalt nach 
nicht dazu bestimmt sind, ‘ausschließlich als Bekannt- 
machungen für bestimmte Personen zu dienen. 


Erklärungen. 
a) Für die Beurteilung, ob Vervielfältigungen als Veröffentlichungen 
anzusehen sind oder nicht, ist es nicht bestimmend, in welcher Anzahl 


v. Maehrentha], Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 105 


(Auflage) und an welchem Orte die Vervielfiltigungen hergestellt sind, 
welche Sprache in ihnen angewandt wird, in welcher Art (ob durch 
Verkauf, Tausch oder geschenkweise) ihre Verbreitung stattfindet, in 
welchem Grade sie zugänglich sind, und wie lange sie bis zur voll- 
ständigen Vernichtung erhalten bleiben. 

b) Vervielfältigungen, die (wie z. B. manche Rundschreiben und | 
Berichte) ihrem Inhalt nach ausschließlich zum Zweck der Benach- 
richtigung bestimmter Empfänger (wie z. B. Vereinsmitglieder, Mit- 
arbeiter) hergestellt sind, gelten auch dann nicht als Veröffentlichungen, 
wenn sie eine weitere Verbreitung finden. Ebenso gelten Verviel- 
fältigungen, die durch den Vermerk »als Manuskript gedruckt« oder 
durch eine andere Bezeichnung ausdrücklich von der allgemeinen 
Verbreitung ausgeschlossen werden, nicht als Veröffentlichungen. Da- 
gegen gelten als Veröffentlichungen solche Vervielfältigungen, die (wie 
2. B. Subskriptionswerke, Vereinsschriften, Preis- und Tauschlisten) zwar 
für einen beschränkten Kreis von Abnehmern hergestellt, aber ihrem 
Inhalt nach zur allgemeinen Verbreitung bestimmt sind. 

c) Eine Veröffentlichung wird nicht dadurch ausgetilet, daß ihre 
Verbreitung durch Einstellung der Herausgabe eingeschränkt wird 
(»unterdrückte Werke«). 

d) Der Inhalt einer Veröffentlichung gilt nicht als ausgetilet, wenn |—] 
er durch eine Berichtigung in derselben oder in einer anderen Ver- 
öffentlichung geändert wird. So bleibt z. B. die Benennung einer 
Einheit als veröffentlicht bestehen, selbst wenn sie als Druckfehler. in 
derselben Veröffentlichung berichtigt wird. 

e) Als Zeitpunkt einer Veröffentlichung gilt derjenige, in welchem [-—] 
die Möglichkeit der Verbreitung der Vervielfältigungen eintritt, also 
der Tag, an welchem die ersten zur Verbreitung fertiggestellten Ver- 
vielfältigungen durch Kauf, Tausch oder als Geschenk erhältlich sind 


T 


i 


(Tag der Ausgabe). — Vervielfaltigungen (Druckbogen, Tafeln), die 
gleichzeitig als ein Ganzes zur Verbreitung gelangen, bilden eine 
Veröffentlichung. — Gelangen dieselben Vervielfältisungen zu zwei ver- 


schiedenen Zeitpunkten, und zwar zuerst allein, später mit anderen zu 
einem Ganzen vereinigt, zur Verbreitung, so ist zu unterscheiden, ob 
die erste Verbreitung dem Wesen nach beschränkter als die spätere 
ist oder nicht. Im ersteren Falle, der z. B. eintritt, wenn während der 
‚ Vorbereitung einer umfassenderen Veröffentlichung einzelne Bogen oder 
Tafeln, oder für die persönliche Verwendung des Verfassers bestimmte 
Sonderabdrücke versendet werden, ist der Zeitpunkt der späteren Ver- 
Zool. Annalen. I. 8 


106 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Noménclatur. 


breitung für die Veröffentlichung maßgebend. Werden dagegen Verviel- 
fältigungen, bevor sie als zusammengehöriges Ganzes (als Sammelwerk, 
»Band«, ‚»Jahrgang« -u. dergl.) verbreitet werden, in einzelnen Teilen 
(als »Lieferungen«, »Hefte«, »Nummern«, »Sonderausgaben« u. dergl.) 
zur gleichen allgemeinen Verbreitung herausgegeben, so sind die Ver- 
öffentlichungszeiten der einzelnen Teile maßgebend. 


[—] f) Enthält eine Veröffentlichung die Angabe der Verüitentlichungs- 
zeit, so gilt diese Angabe als maBgebend, so lange nicht nachgewiesen 
wird, dab sie unrichtig ist. Angaben über den Zeitpunkt des Ein- 
ganges, der Vorlegung, Verlesung usw. einer Handschrift, Vermerke der 
Druckerei über die Zeit der Fertigstellung der einzelnen Druckbogen 
oder Tafeln und andere ähnliche Angaben können nur als Hinweise 
bei der Ermittelung der wahren Verüffentlichungszeit dienen. | 

a g) Verschiedene Veröffentlichungen gelten als gleichzeitige, so 
lange nicht die Priorität einer derselben ermittelt ist. Bezüglich der 
Priorität der Veröffentlichungen des Jahres 1758 vergl. Art. 5 Erkl. e. 


C. Die gültige Benennung. 
Art. 11. 

Ee Zur gultigen Benennung einer hoheren, der Familie 
übergeordneten Einheit oder einer Schalteinheit, welche 
der Familie untergeordnet ist, kann jeder Name dienen, 
welcher den Bedingungen der Zulässigkeit (vergl. Art. 5 


bis 10) entspricht und nicht die Endung idae oder inae 


besitzt. 
Erklärung. | 
[Art. 25] Für die gültige Benennung solcher höheren Einheiten und Schalt- 
einheiten ist das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz (Art. 13) nicht 
mabgebend. 


Art. 12. 

TArt. 4] Die gültige Benennung der Familie wird durch An- 
fügung der Endung idae, diejenige der Unterfamilie durch 
Anfügung der Endung «ae an den Stamm des gültigen - 
Namens der typischen Gattung gebildet. 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 1 


fom) 
= 


Erklärungen. 


a) Für die Bildung des Stammes eines Gattungsnamens ist | 


der lateinische und griechische Sprachgebrauch maßgebend. Griechische 
Wörter und aus griechischen Wörtern neu gebildete Namen behalten 
ihren griechischen Stamm, falls sie nicht schon als Lehnwörter der 
altlateinischen Sprache einen geänderten Stamm erhalten haben (wie 
z. B. Polypus) oder gemäß der Änderung ihrer Endung als lateinische 
Wörter zu behandeln sind (wie z. B. Macrostomus). Namen, die als 
indeklinabel anzusehen sind, gelten unverändert als Stamm. Beispiele: 
Bos, Bovidae; Rhinoceros, Rhinocerotidae; Cephalothria, Cephalotrichidae; 
Macropus, Macropodidae; Macrostoma, Macrostomatidae; Macrostomum, 
Macrostomidae; Vanicoro, Vanicoroidae. — Bei der Anfügung der 
Endungen idae und mae an einen Stamm, der mit einem Selbstlaut 
auslautet, findet gemäß dem lateinischen und griechischen Sprach- 
gebrauch eine AusstoBung des auslautenden Selbstlautes statt, und zwar 
wird bei lateinischen oder als solche gebildeten Stämmen (mit Aus- 
nahme der einsilbigen) jeder auslautende Selbstlaut, bei griechischen 
Stämmen nur die auslautenden Selbstlaute a, e und o ausgestoßen. 
Beispiele: Taenia, Taentidae; Canis, Canidae; Ursus, Ursidae; 
Schneideria, Schneideriidae. 


b) Typische Gattung einer Familie (oder Unterfamilie) ist ihre 
älteste oder zu bevorzugende Gattung. Älteste Gattung ist diejenige, 
für welche der älteste zulässige Name eingeführt worden ist, der für 
sie als bedingtes Homonym (vergl. Art. 13 Erkl. g 8) nicht zu verwerfen 
ist. Wenn durch diesen Vorgang zwei oder mehr Gattungen zur Wahi 
stehen, so ist diejenige zu bevorzugen, welche von dem ersten Schrift- 
steller bevorzugt worden ist, der für dieselben ältesten Gattungen aus 
einem ihrer zulässigen Namen einen Familien- oder Unterfamiliennamen 


gebildet und eingeführt hat. — Die typische Gattung einer Familie 
ist zugleich typische Gattung ihrer typischen Unterfamilie. — Eine 


Familie (oder Unterfamilie) behält ihren Namen, so lange dieselbe 
Gattung ihre typische bleibt und deren gültige Benennung nicht ge- 
ändert wird. 


c) Gleiche Familiennamen (oder Unterfamiliennamen), die von | 


verschiedenen Gattungsnamen gleichen Stammes gebildet sind, können 
nebeneinander bestehen. Beispiel: Macrostomus, Macrostomidae; 
Macrostomum, Macrostomidae. 

8* 


— 


[Art. 5] 


108 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Art. 19. = 
(Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz.) 


rt.25-36| Die gültige Benennung der Gattungen, Untergattungen, 
Arten und Unterarten wird durch die Priorität der 
Veröffentlichung und durch die Autorität der Schrift- 
steller bestimmt, so zwar, daß unter Berücksichtigung der 
nomenclatorischen Coordination (vergl. Art. 14) 


I) von verschiedenen Namen, die für eine Einheit oder 
für mehrere zu vereinigende Einheiten in nicht-gleich- 
zeitigen Veröftentlichungen eingeführt worden sind, 
der früher eingeführte Name dem später eingeführten 
vorzuziehen ist; 


II) von verschiedenen Namen, die für eine Einheit oder 
für mehrere zu vereinigende Einheiten in derselben 
Veröffentlichung oder in gleichzeitigen Veröffent- 
lichungen eingeführt worden sind, derjenige vor- 
zuziehen ist, der von dem ersten Schriftsteller be- 
vorzugt wird; 

III) der gleiche Name, der für mehrere Einheiten oder 
für mehrere zu trennende Teile einer Einheit in nicht- 
gleichzeitigen Veröffentlichungen angewandt worden 
ist, nur für diejenige Einheit gültig sein kann, welche 
dıe in der ersten Veröffentlichung benannten Körper 
enthält; 


IV) der gleiche Name, der für mehrere Einheiten oder 
für mehrere zu trennende Teile einer Einheit in der- 
selben Veröffentlichung oder in gleichzeitigen Ver- 
öffentlichungen angewandt worden ist, nur für die- 
jenige Einheit gültig sein kann, welche die von dem 
ersten Schriftsteller bevorzugten Körper enthält. 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 109 


Erklarungen. 

a) Da das Prioritäts- und Autoritàts-Gesetz die gültige Benennung 
der Gattungen, Untergattungen, Arten und Unterarten mit Bezugnahme 
auf deren nomenclatorische Coordination (vergl. Art. 14) bestimmt, so 
sind in der Fassung des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes und der 
nachfolgenden Erklärungen unter gleichen oder verschiedenen Namen 
nur gleichwertige Namen, unter mehreren Einheiten nur Einheiten 
derselben Benennungsgemeinschaft, unter Vereinigungen und 
Teilungen von Einheiten nur solche Vorgänge innerhalb derselben 
Benennungsgemeinschaft zu verstehen. Bezüglich der Gleichheit 
der Namen vergl. Art. 15. 

b) Sind gleiche Namen für dieselbe Einheit eingeführt worden, 
oder werden mehrere Einheiten, für welche gleiche Namen eingeführt 
worden sind, zu einer Einheit vereinigt, so ist das Prioritäts- und 
Autoritäts-Gesetz nur in übertragenem Sinn auf die Bestimmung des 
Autornamens (vergl. Art. 21) anwendbar. Beispiel: Ramphogordius 
lacteus H. Rathke (1843, sp. nov.!) = Nemertes lactea HK. Grube 
(1855, sp. nov.!) = Porlasia lactea Mc Intosh (1869, sp. nov.!). 


c) Während als Anwendung des gleichen Namens für mehrere 
Einheiten nur die ursprüngliche Anwendung, d. h. die Einführung 
gleicher Namen für mehrere Einheiten in Betracht kommt, ist bezüglich 
der Anwendung des gleichen Namens für mehrere zu trennende Teile 
einer Einheit seine ursprüngliche Anwendung von der folgenden 
zu unterscheiden (vergl. Art. 5 Erkl. a). Wenn ein Name, der für eine 
Einheit eingeführt worden ist, in einer Veröffentlichung auf Grund 
vermeintlicher Wiedererkennung der Einheit für Körper angewandt 
wurde, die als zu einer anderen Einheit gehörig von den ursprünglich 
benannten Körpern zu trennen sind, so kann er für diese andere Einheit 
nicht auf Grund dieser Anwendung zur gültigen Benennung werden. 


d) Während die ursprüngliche Anwendung eines Namens für 
eine Einheit als Einführung gleicher Namen für die einzelnen Teile 
der durch ihn ursprünglich benannten Einheit anzusehen ist, darf die 
ursprüngliche Anwendung mehrerer Namen für eine Einheit nicht 
als Einführung verschiedener Namen für die einzelnen Teile derselben 
Einheit betrachtet werden (vergl. Art. 5 Erkl. a). Wenn ein Name, der 
für eine Einheit eingeführt worden ist, in einer Veröffentlichung auf 
Grund vermeintlicher Wiedererkennung der Einheit durch einen anderen 
zulässigen Namen ersetzt, letzterer jedoch für Körper angewandt 


a 


[Art. 31] 


[Art. 31] 


110 vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


wurde, die als zu einer anderen Einheit gehörig von den ursprünglich 
in der Einheit enthaltenen Körpern abzutrennen sind, so kann dieser 
andere Name für diese andere Einheit nicht auf Grund dieser 
Anwendung zur gültigen Benennung werden. Vergl. Erkl. f a. 

[Art. 36] e) Verschiedene Namen, die für eine Einheit oder für mehrere zu 
vereinigende ursprüngliche Einheiten eingeführt worden sind, heißen 
Synonyme; gleiche Namen, die für mehrere Einheiten oder für mehrere 
zu trennende Teile einer ursprünglichen Einheit eingeführt worden sind, 
heißen Homonyme. — Durch die Ermittelung, daß Namen, die für 
eine Einheit oder für mehrere zu vereinigende Einheiten eingeführt 
worden sind, als gleiche zu gelten haben, wird die ursprünglich oder 
später bestehende Synonymie aufgehoben. Ursprünglich bestehende 
Homonymie wird aufgehoben, wenn ursprüngliche Einheiten, für welche 
gleiche Namen eingeführt worden sind, vereinigt werden (vergl. Erkl. b). 

[Art. 36] f) Die Synonymie ist entweder eine unbedingte (absolute) 
oder eine bedingte (relative): 

a) Unbedingte Synonyme sind verschiedene Namen, die für 
dieselbe Einheit eingeführt worden sind. — Zwei verschiedene Namen 
Selten nur dann als unbedingte Synonyme, wenn aus der Veröffentlichung 
oder aus den Veröffentlichungen. durch welche sie eingeführt worden 
sind, sicher zu erkennen ist, daß der eine Name an Stelle des anderen 
Namens für die durch diesen benannte Einheit angewandt worden ist. 
Unbedingte Synonymie kommt zu stande, wenn eine Einheit bei ihrer 
Begründung mehrere ursprüngliche Namen erhält, oder wenn ursprüng- 
liche Namen einer Einheit mit der Absicht einer Neubenennung oder 
ohne solche durch andere Namen ersetzt werden (vergl. Art. 5 Erkl. a). 
Beispiele: Tethia Lamarck (1816), Thethya G. Cuvier (1817), Tethium 
Blainville (1834), Tethea G. Johnston (1842) pro: Tethya Lamarck (1815); 
Macrostomum O. Schmidt (1848) pro: Macrostoma A. Orsted (1843); 
Proto A. Orsted (1843) pro: Dero Oken (1815). — Ein unbedingtes 
Synonym, das nicht ein ursprünglicher Name der Einheit ist, gilt als 
eingeführt auch für diejenigen Körper, für welche die ursprünglichen 
Namen eingeführt worden sind, und kann nur für eine Einheit gültig 
werden, welche den durch die ursprünglichen Namen benannten Typus 
enthält (vergl. Erkl. d und i). — Ein Name, der als unbedingtes Synonym 
zu Gunsten eines anderen Namens verworfen worden ist, kann für seine 
Einheit gültig werden, wenn der früher vorgezogene Name zu verwerfen ist. 

ß) Verschiedene Namen werden zu bedingten Synonymen, 
wenn die durch sie benannten ursprünglichen Einheiten ganz oder teil- 


% 
v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 111 


weise vereinigt werden. — Die Vereinigung von Einheiten kann durch 
Wiedererkennung oder durch Anfügung, oder durch Wieder- 
erkennung und Anfügung zu stande kommen. Arten werden durch 
Anfügung vereinigt, wenn die früher getrennten Körper in der Ver- 
einigung als Unterarten getrennt bleiben; Gattungen (oder Untergattungen) 
werden durch Anfügung vereinigt, wenn die früher getrennten Arten 
in der Vereinigung als solche getrennt bleiben oder durch Anfügung 
vereinigt werden. Im entgegengesetzten Falle findet die Vereinigung 
durch Wiedererkennune statt. Wiedererkennung und Anfügung können 
gleichzeitig zur Vereinigung von Einheiten führen. — Wird eine Einheit 
ihrem ganzen ursprünglichen Inhalt nach mit einer anderen Einheit 
(oder einem Teil dieser) vereinigt, so wird ihr Name für die Einheit, 
die aus der Vereinigung hervorgegangen ist, zum vollständigen 
(totalen) Synonym; wird eine ursprüngliche Einheit geteilt und einer 
ihrer Teile mit einer anderen Einheit (oder einem Teil dieser) vereinigt, 
so wird ihr Name für die Einheit, die aus der Vereinigung hervor- 
gegangen ist, zum unvollständigen (partiellen) Synonym. Verel. 
Erkl. k und 1. — Ein Name, der als vollständiges Synonym zu Gunsten 
eines anderen Namens verworfen worden ist, kann wieder gültig werden: 
1) für die Einheit, die aus der Vereinigung hervorgegangen ist, wenn der 
früher vorgezogene Name zu verwerfen ist; 2) für eine Einheit, welche den 
durch ihn benannten Typus enthält, wenn die früher vereinigten Einheiten 
getrennt werden. — Ein Name, der als unvollständiges Synonym zu 
Gunsten eines anderen Namens verworfen worden ist, kann in gleicher 
Weise wie ein vollständiges Synonym wieder gültig werden, voraus- 
gesetzt, dab er für den unvereinigten Teil seiner ursprünglichen Einheit 
als bedingtes Homonym (vergl. Erkl. g 8) verworfen worden ist. 

g) Die Homonymie ist entweder eine unbedingte (absolute) 
oder eine bedingte (relative): 

a) Unbedingte Homonyme sind gleiche Namen, die für mehrere 
Einheiten eingeführt worden sind. — Ein Name, der als unbedingtes 
Homonym für eine Einheit verworfen worden ist, kann für diese nicht 
aus dem Grunde wieder gültig werden, weil der gleiche Name für die 
andere Einheit als Synonym zu verwerfen ist. Bezüglich der Bedingungen, 
unter welchen ein verworfenes unbedingtes Homonym wieder gültig 
werden kann, vergl. Art. 14 Erkl. c! und ec”. 

8) Ein Name wird zum bedingten Homonym, wenn die durch 
ihn benannte ursprüngliche Einheit geteilt wird. — Die Teilung einer 
Einheit kann durch Nebenteilung oder Unterteilung oder durch 


[Art. 36] 


112 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Neben- und Unterteilung zu stande kommen. Eine Gattung wird 
nebengeteilt, wenn ihre Teile als Gattungen getrennt werden; sie wird 
untergeteilt, wenn ihre Teile als Untergattungen getrennt werden. 
Eine Art wird nebengeteilt, wenn ihre Teile als Arten getrennt werden; 
sie wird untergeteilt, wenn ihre Teile als Unterarten getrennt werden. 
Untergattungen und Unterarten können nur nebengeteilt werden. — 
Ein Name kann als ein bedingtes Homonym nur für diejenige aus der 
Teilung hervorgegangene Einheit gültig sein, welche den auf Grund 
erfolgter Typus-Bestimmung oder Elimination zu bevorzugenden Teil 
der ursprünglichen Einheit (d. h. den Typus) enthält (vergl. Erkl. h, 
i und j). — Ein Name, der als bedingtes Homonym zu Gunsten eines 
Teiles seiner Einheit für einen anderen Teil berechtigter Weise ver- 
worfen worden ist, kann für diesen anderen Teil nur dann wieder 
gültig werden, wenn die getrennten Teile vereinigt werden. 

Art. 28, 30] h) Während die Gültigkeit von Synonymen und Homonymen, die 
zu verschiedenen Zeiten eingeführt worden sind, nur durch die Priorität 
der Veröffentlichung bestimmt wird, ist für die Gültigkeit von Syno- 
nymen und Homonymen, die gleichzeitig eingeführt worden sind, die 
autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers maßgebend. 
Als erster Schriftsteller gilt der Autor der Namen (vergl. Art. 20) 
in der Veröffentlichung, in welcher die Namen eingeführt werden, anderen- 
falls ein anderer Schriftsteller in derselben Veröffentlichung, anderenfalls 
ein Schriftsteller in einer gleichzeitigen Veröffentlichung, anderenfalls ein 
Schriftsteller in einer nächstfolgenden Veröffentlichung. Die autori- 
tative Bestimmung erfolgt bei Synonymie durch die Bevorzugung 
eines Namens, bei unbedingter Homonymie durch die Bevorzugung einer 
Einheit, bei bedingter Homonymie durch die Bevorzugung eines Teiles der 
Einheit. Die Bevorzugung ist nach folgenden Grundsätzen zu beurteilen: 

a) Ein Name wird vor einem anderen, gleichzeitig veröffentlichten 
Namen bevorzugt, wenn er auf Grund der erkannten Synonymie als 
gültige Benennung angewandt wird. | 

p) Eine Einheit wird vor einer anderen, gleichzeitig mit dem 
gleichen Namen benannten Einheit bevorzugt, wenn ihr auf Grund der 
erkannten Homonymie dieser Name als gültige Benennung zugewiesen 
wird, oder wenn für die andere Kinheit auf Grund der erkannten 
Homonymie ein anderer Name eingeführt wird. 

y) Ein Teil einer Einheit wird vor einem anderen Teil derselben 
Kinheit bevorzugt: 1) wenn er ursprünglich (d. h. bei der Begründung 
der Einheit, also von dem Autor bei der Einführung der ursprüng- 


4 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 113 


lichen Namen der Einheit) oder in einer Veröffentlichung, in der eine 
Teilung der Einheit vorgenommen wird, als Typus oder als typisch 
bezeichnet, oder mit dem Art- oder Unterartnamen typus oder 
typicus (-a, -um) benannt. wird (Typus-Bestimmung), oder 2) wenn 
ihm bei der Teilung der Einheit durch Begründung neuer Einheiten 
der Name der ursprünglichen Einheit als gültige Benennung belassen 
wird (Elimination). — Werden von demselben Schriftsteller in 
derselben Veröffentlichung durch Bezeichnung und durch Benennung 
verschiedene Teile der Einheit als Typus bestimmt, so ist nicht die 
Benennung, sondern die Bezeichnung als maBgebende Bevorzugung 
anzuerkennen. Werden Körper, deren Zugehôrigkeit zur Einheit ur- 
sprünglich als mehr oder minder unsicher bezeichnet wurde, durch 
Typus-Bestimmung oder Elimination bevorzugt, so ist diese Bevor- 
zugung nicht als maßgebend anzuerkennen. 

i) Der Typus einer Einheit wird durch Anwendung des Prioritäts- 
und Autoritäts-Gesetzes ermittelt und ist entweder ihr ganzer ursprüng- 
licher Inhalt (die ursprüngliche Einheit, vergl. Art. 5 Erkl. a) oder 
derjenige Teil desselben, der auf Grund erfolgter Typus-Bestimmung 
oder Elimination bei der Anwendung des für die Einheit eingeführten 
Namens zu bevorzugen ist. Typus einer Einheit kann nur ein solcher 
Teil derselben sein, der bei der Begründung der Einheit ihr zugerechnet 
und nicht als ihr nur zweifelhaft zugehörig bezeichnet wurde. Durch 
genauere Ermittelung des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit kann eine 
weitere Begrenzung ihres Typus zu einer engeren werden; fortschreitende 
Teilung des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit führt durch Typus- 
Bestimmung oder Elimination zu engeren Begrenzungen ihres Typus. — 
Typisch für eine übergeordnete Einheit ist diejenige untergeordnete 
Einheit, welche den Typus der übergeordneten Einheit enthält. 

j) Ist eine ursprüngliche Einheit, für welche ursprünglich der 
Typus nicht bestimmt worden ist, zu teilen, so ist für die gültige 
Anwendung ihres Namens das Verfahren derjenigen Veröffentlichung 
maßgebend, in welcher eine Teilung der ursprünglichen Einheit vor- 
genommen und entweder 1) ein Teil derselben als Typus bestimmt, 
oder 2) durch Begründung neuer Einheiten für einen Teil der ursprüng- 
lichen Einheit, also durch Elimination, die Anwendung ihres Namens 
für den tibrigbleibenden Teil eingeschränkt wird. — Werden durch 
zwei Teilungen der bezeichneten Art verschiedene Teile, von denen 
jedoch einer den anderen einschließt, zum Typus, so ist die engere 
Begrenzung desselben als maßgebend anzuerkennen. Werden durch 


[Art. 30] 


[Art. 30] 


a 


114 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


zwei Teilungen verschiedene Teile, von denen jedoch jeder einen 
Teil des anderen einschlieBt, zum Typus, so gilt der beiden gemein- 
same Teil als enger begrenzter Typus. Werden durch zwei Teilungen 
in nicht-gleichzeitigen Veröffentlichungen verschiedene, einander 
ausschließende Teile zum Typus, so ist das Verfahren der früheren 
Veröffentlichung als maßgebend anzuerkennen. Werden durch zwei 
Teilungen in derselben oder in gleichzeitigen Veröffentlichungen 
verschiedene, einander ausschließende Teile zum Typus, so ist die 
autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers als maßgebend an- 
zuerkennen, der einen der Teile vor dem anderen bei der Anwendung 
des Namens der geteilten Einheit bevorzugt. — Wird von einem 
Schriftsteller in einer Veröffentlichung bei der Teilung der ursprüng- 
lichen Einheit infolge Begründung neuer Einheiten für alle Teile der 
ursprünglichen Einheit die Anwendung ihres Namens nicht ein- 
geschränkt, so ist die autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers 
als maßgebend anzuerkennen, der für eine der neu begründeten Hin- - 
heiten den neu eingeführten Namen als Synonym zu Gunsten des Namens 
der geteilten Einheit verwirft. 

k) Ist eine ursprüngliche Einheit, deren Typus ursprünglich 
bestimmt worden ist, ganz oder teilweise mit einer anderen urspriing- 
lichen Einheit oder einem Teil dieser zu vereinigen, so ergeben sich 
für die gültige Anwendung ihres Namens folgende Möglichkeiten: 

a) Die aus der Vereinigung hervorgegangene Einheit X enthält 
den ursprünglich bestimmten Typus der Einheit A. In solchem Falle 
kann der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Syno- 
nym gültig sein; für den etwa unvereinigt gebliebenen Teil seiner 
Einheit ist er als bedingtes Homonym zu verwerfen. 

6) Die aus der Vereinigung hervorgegangene Einheit X enthält 
nicht den ursprünglich bestimmten Typus der Einheit A. In solchem 
Falle ist der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes 
Homonym zu Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu 
verwerfen. | 

I) Ist eine ursprüngliche Einheit, deren Typus ursprünglich 
nicht bestimmt worden ist, ganz oder teilweise mit einer anderen 
ursprünglichen Einheit oder einem Teil dieser zu vereinigen, so ergeben 
sich für die gültige Anwendung ihres Namens folgende Möglichkeiten: 

a) Die ganze Einheit A wird mit der anderen Einheit oder einem 
Teil dieser durch Wiedererkennung oder Anfügung oder durch beides 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 115 


(vergl. Erkl. fß) zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle kann 
der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Synonym 
sültig sein. 

8) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen, früher be- 
gründeten Einheit oder einem Teil dieser durch Wiedererkennung, 
zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle kann der Name der 
Einheit A für die Einheit X als bedingtes Synonym gültig sein; für 
den unvereinigten Teil seiner Einheit ist er jedoch als bedingtes 
Homonym zu verwerfen. | | 

y) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen, gleichzeitig 
oder später begründeten Einheit oder einem Teil dieser durch Wieder- 
erkennung zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle ist der 
Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Homonym zu 
Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu verwerfen. 

6) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen Einheit oder 
einem Teil dieser durch Anfügung oder durch Wiedererkennung 
und Anfügung zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle ist 
maßgebend die Ermittelung des Typus der Einheit A aus den vorher- 
segangenen Veröffentlichungen, in denen eine Teilung der Einheit 
schon vorgenommen wurde, oder, falls diese Ermittelung nicht ausreicht, 
die mit der Teilung vorzunehmende Typus-Bestimmung. Enthält die 
Einheit X den ermittelten oder erst bestimmten Typus der Einheit A, 
so kann der Name der letzteren für die Einheit X als bedingtes 
Synonym giiltig sein, jedoch ist er für den unvereinigten Teil seiner 
Einheit als bedingtes Homonym zu verwerfen; im anderen Falle ist 
der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Homonym 
zu Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu verwerfen. 


Art. 14. 
(Coordinations-Gesetz.) 


Die Gattungen und Untergattungen, ebenso die Arten [Art. 6, 11] 
und Unterarten sind in Bezug auf die Anwendung des 
Prioritäts- und Autoritätsgesetzes nomenclatorisch 
coordiniert, so zwar, dab 

I) Gattungs- und Untergattungsnamen, Art- und Unter- 


artnamen gleichwertig sind, 


116 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 


II) Gattungen und Untergattungen innerhalb des Tier- 
reichs, Arten und Unterarten innerhalb der Gattung 
Benennungsgemeinschaften bilden, innerhalb derer 
Gattungs- und Untergattungsnamen für die Gattung 
und ihre typische Untergattung, Art- und Unterart- 
namen für die Art und ihre typische Unterart gleich 
zu sein haben und nur für diese gleich sein dürfen. 


Erklärungen. 


[Art. 7, 9] a') Ein Name, der als Gattungsname eingeführt worden ist, wird 
zum Untergattungsnamen, wenn die Gattung zur Untergattung wird, 
und umgekehrt. Wird eine Gattung in Untergattungen geteilt, so 
wird der Name der Gattung auch Name ihrer typischen Untergattung. 

[Art. 12] a’) Ein Name, der als Artname eingeführt worden ist, wird zum 
Unterartnamen, wenn die Art zur Unterart wird, und umgekehrt. Wird 
eine Art in Unterarten geteilt, so wird der Artname auch Unterart- 
name ihrer typischen Unterart. 

[—] b') Verschiedene Namen, die als Gattungs- oder Untergattungs- 
namen für Arten und Unterarten eingeführt worden sind, welche zu 
einer Gattung (oder Untergattung) vereinigt werden, sind für diese 
bedingte Synonyme. Die Synonymie einer Gattung, die in Unter- 
cattungen geteilt ist, setzt sich aus den Synonymen ihrer Untergattungen 
zusammen. 


—] b°) Verschiedene Namen, die als Art- oder Unterartnamen für 
Körper eingeführt worden sind, welche zu einer Art (oder Unterart) 
vereinigt werden, sind für diese bedingte Synonyme. Die Synonymie 
einer Art, die in Unterarten geteilt ist, setzt sich aus den Synonymen 
ihrer Unterarten zusammen. 


[Art. 34, 36] c') Gleiche Namen, die für verschiedene Gattungen oder Unter- 
gattungen, mit Ausnahme der Gattung und ihrer typischen Unter- 
gattung, eingeführt worden sind, sind im Tierreich unbedingte Homo- 
nyme. — Ein Name, der als unbedingtes Homonym für eine Gattung 
(oder Untergattung) zu verwerfen ist, kann für diese nicht wieder 
gültig werden. Der gleiche Name kann daher im Tierreich nur für 
eine Gattung (und ihre typische Untergattung) oder für eine nicht- 
typische Untergattung gültig sein. 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 117 


c°) Gleiche Namen, die als Art- oder Unterartnamen für ver- 
schiedene Arten oder Unterarten, mit Ausnahme der Art und ihrer 
typischen Unterart, eingeführt worden sind, sind in folgenden Fällen 
unbedingte Homonyme: 

a) Die Arten oder Unterarten sind bei der Einführung ihrer 
gleichen Namen in dieselbe Gattung (oder Untergattung) gestellt 
worden. — Dieser Fall tritt ein, wenn die Namen, die für die Arten 
oder Unterarten bei der Einführung ihrer gleichen Namen als Gattungs- 
oder Untergattungsnamen angewandt. worden sind, gleiche Namen der- 
selben Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 

8) Eine Art oder Unterart wurde bei der Einführung ihres Namens 
in eine Gattung (oder Untergattung) gestellt, die für die andere Art 
oder Unterart begründet worden ist. — Dieser Fall tritt ein, wenn 
der Name, der für die eine Art oder Unterart bei der Einführung 
ihres Namens als Gattungs- oder Untergattungsname angewandt wurde, 
und der Name, der für die andere Art oder Unterart als Gattungs- 
oder Untergattungsname eingeführt wurde, gleiche Namen derselben 
Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 

y) Eine Art oder Unterart wird in eine Gattung (oder Unter- 


gattung) gestellt, in welche die andere Art oder Unterart bei der Ein- 


führung ihres Namens gestellt worden ist. — Dieser Fall tritt ein, 
wenn der Name, der für die eine Art oder Unterart als gültiger Gattungs- 
oder Untergattungsname angewandt wird, und der Name, der für die 
andere Art oder Unterart bei der Einführung ihres Namens als Gattungs- 
oder Untergattungsname angewandt worden ist, gleiche Namen derselben 
Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 

5) Eine Art oder Unterart wird in eine Gattung (oder Untergattung) 
gestellt, die für die andere Art oder Unterart begründet worden ist. — 
Dieser Fall tritt ein, wenn der Name, der für die eine Art oder Unterart 
als gültiger Gattungs- oder Untergattungsname angewandt wird, und 
der Name, der für die andere Art oder Unterart als Gattungs- oder 
Untergattungsname eingeführt worden ist, gleiche Namen derselben 
Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 

e) Die Arten oder Unterarten werden in einer Gattung vereinigt. — 
In diesem Falle wird für die Arten oder Unterarten derselbe Name 
als gültiger Gattungsname angewandt. 

Ein Name, der auf Grund des Falles a oder B als unbedingtes 
Homonym für eine Einheit zu verwerfen ist, kann für diese nicht wieder 
gültig werden. Dagegen kann ein Name, der auf Grund der Fälle y, 


[Art. 35, 36 


el 
ld 


[Art. 28, 29] 


[Art. 28, 31] 


118 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


è und e als unbedingtes Homonym für eine Einheit verworfen worden 
ist, für diese wieder gültig werden, wenn der Grund der Verwerfung 
aufgehoben wird. Diese Aufhebung kann dann eintreten, wenn eine 
der gleichbenannten Arten oder Unterarten in eine andere Gattung 
versetzt wird. — Der gleiche Name kann in einer Gattung nur für 
eine Art als Artname (und ihre typische Unterart als Unterartname) 
oder für eine nicht-typische Unterart als Unterartname gültig sein. 
d') Ein Name, der als Gattungs- oder Untergattungsname für 
Arten oder Unterarten eingeführt worden ist, welche in verschiedene 
Gattungen (oder Untergattungen) zu stellen sind, wird für diese zum 
bedingten Homonym. 

d?) Ein Name, der als Art- oder Unterartname für Körper ein- 
geführt worden ist, welche in verschiedene Arten (oder Unterarten) zu 
stellen sind, wird für diese zum bedingten Homonym. 

e') Gültiger Name einer Gattung (oder Untergattung) ist ihr 
ältestes oder zu bevorzugendes Synonym, welches für sie nicht als 
unbedingtes oder bedingtes Homonym zu verwerfen ist. — Werden 
Gattungen (oder Untergattungen, oder Gattungen und Untergattungen) 
zu einer Gattung (oder Untergattung) vereinigt, so wird der älteste 
oder zu bevorzugende ihrer gültigen Namen zum gültigen Namen der 
Gattung (oder Untergattung), die aus der Vereinigung hervorgegangen 
ist. Wird eine Gattung (oder Untergattung) in zwei oder mehr 
Gattungen (oder Untergattungen) geteilt, so verbleibt der gültige Name 
der geteilten Gattung (oder Untergattung) derjenigen aus der Teilung 
hervorgegangenen Gattung (oder Untergattung), welche ihren Typus 
enthält. 

e°) Gültiger Artname (oder Unterartname) einer Art (oder Unterart) 
ist ihr ältestes oder zu bevorzugendes Synonym, welches für sie nicht 
als unbedingtes oder bedingtes Homonym zu verwerfen ist. — Werden 
Arten (oder Unterarten, oder Arten und Unterarten) derselben Gattung 
zu einer Art (oder Unterart) in derselben Gattung vereinigt, so wird 
der älteste oder zu bevorzugende ihrer gültigen Artnamen (oder Unter- 
artnamen, oder Art- und Unterartnamen) zum gültigen Artnamen 
(oder Unterartnamen) der Art (oder Unterart), die aus der Vereinigung 
hervorgegangen ist. Wird eine Art (oder Unterart) in zwei oder 
mehr Arten (oder Unterarten) derselben Gattung geteilt, so verbleibt 
der gültige Artname (oder Unterartname) der geteilten Art (oder 
Unterart) derjenigen aus der Teilung hervorgegangenen Art (oder 
Unterart), welche ihren Typus enthält. | 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 119 


Art. 15. 

Als gleiche Namen gelten: 
I) Namen, die aus denselben oder gleichgestellten Buch- 
staben oder Zahlzeichen in derselben Folge bestehen; 
II) Art- und Unterartnamen, die sich nur durch adjek- 
tivische Geschlechtsendungen derselben Deklination 

unterscheiden (vergl. Art. 17); 

III) Namen in der ursprünglichen und in der gemäß 

Art. 19 berichtigten Schreibung. 


Erklärungen. 


a) Namen, die sich nur durch Satzzeichen (Bindestrich, Punkt, | 


Auslassungszeichen) unterscheiden, sind gleiche. Beispiele: novae- 
seelandiae und novaeseelandiae, mintoshi und m’intosht. 

b) Gleichgestellte Buchstaben und Zahlzeichen sind: 

a) Buchstaben verschiedener Schriftart (wie in: MacAndrewia und 
Macandrewia, C-nigrum und c-nigrum, aethiops und ethiops, urfus und 
ursus, goldfuszi und goldfupr); 

8) die für lateinische Wörter nicht-unterschiedlich gebrauchten 
Buchstaben © und 7, v und v (wie in: tohannis und johannis, maior und 
major, svecicus und suecicus, Egvus und Equus, Angvilla und Anguilla); 

y) Buchstaben, die sich nur durch Lautzeichen unterscheiden (wie 
in: Urothoe und Urothoé; Metopoides und Metopoides; muller, mulleri 
und miilleri; kroyeri, kroyeri, kréyert und kréyeri; stali und stali: loveni 
und lovéni; Ibanezia und Ibanezia; frici und friei; vejdovskyanus und 
vejdovskyanus) ; 

5) Zahlzeichen, die dieselbe Zahl ausdrücken (wie z. B. IV, III und 4). 

c) Als gleiche Art- und Unterartnamen gelten: 

a) lateinische, griechische oder nach antiken Vorbildern gebildete 
Partieipialformen und Eigenschaftswörter zweier oder dreier Endungen, 
die derselben Deklination angehören und sich nur durch verschiedene 
Endungen für verschiedene Geschlechter oder für ein Geschlecht unter- 
scheiden (wie z. B. albus, -a, -um; levis, -e; levior, -ius; campester, -tris, 
-tre und campestris, -tre; spinifer, -fera, -ferum und spiniferus, -fera, 
-ferum; macrostomos, -on; verschieden sind dagegen z. B. inermus 


[ai 


— 


(-a, -um) und inermis (-e), latilabrus (-a, -um) und latilabris (-e), eremus 


(-a, um) und eremos (-on), inacrostomus (-a, -um) und macrostomos (-on)); 


[Art. 36 R.] 


[Art. 36 R.] 


[Art. 2, 8] 


120 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 

8) lateinische, griechische oder nach antiken Vorbildern gebildete 
Hauptwörter und die von ihnen abgeleiteten Eigenschaftswörter, wenn 
das Eigenschaftswort mit einer seiner Geschlechtsendungen vom Haupt- 
wort nicht unterschieden ist (wie z. B. das Hauptwort /ydia und das 
Eigenschaftswort /ydius, -a, -um, das Hauptwort macrostoma und das 
Eigenschaftswort macrostomus, -a, -um; verschieden sind dagegen z. B. 
das Hauptwort petaloceras und das Eigenschaftswort petalocerus, -a, -um, 
das Hauptwort macrostoma und das Eigenschaftswort macrostomos, -on). 

Dagegen gelten als verschiedene Art- und Unterartnamen solche 
Wörter, die sich zwar nur durch eine Geschlechtsendung unterscheiden, 
aber im lateinischen oder griechischen Sprachgebrauch nur als Haupt- 
wörter Geltung besaben (wie z. B. nanus und nana, mimus und numa, 
pisum und pisa, silvanus und silvana, rex und regina, victor und victriæ). 

d) Als verschiedene Gattungs- und Untergattungsnamen gelten 
Wörter, die zwar sonst buchstäblich übereinstimmen, aber sich durch 
die Endungsweise unterscheiden, und zwar selbst dann, wenn sie aus 
lateinischen, griechischen oder nach antiken Vorbildern gebildeten 
Eigenschaftswörtern hervorgegangen sind. Beispiele: Cyclostomus, 
Cyclostoma, Cyclostomum; Aceras, Acera, Aceros, Acerus: Tethya, Tethyus, 
Tethyum; Picus, Pica; Harpina, Harpinia; Polyodus, Polyodon, Polyo- 
donta, Polyodontas, Polyodonte, Polyodontes, Polyodontus. 

e) Gleiche Herkunft und gleiche Bedeutung bedingen nicht Gleichheit 
der Namen. Verschiedene Namen sind z. B.: silvestris und sylvestris, 
coeruleus und caeruleus, Lingula und Ligula, fluvialis und fluviatilis, 
albogularis und albigularıs, Astropecten und Asteropecten, Nemosoma 
und Nematosoma, Aegithalos und Aegithalus, Plakina und Placina, 
Balaena und Phalaena, abyssi und abyssorum, lnnae und linnéi, 
castelnaudu und castelnaui, clapuredei und claparedi, fabric und fabre- 
ciusi, marionis und martont, schmardai und schmardae, haeckelti und 
haeckeli. — Gleiche Lautung bedingt nicht Gleichheit der Namen. Ver- 
schiedene Namen sind %. B.: Crameria und Krameria, Homura und 
Omura (im Französischen gleichlautend), friè und fritschi (im Tschechi- 
schen gleichlautend). | 


.D. Die Schreibung. 
Art. 16. 
Die gültigen Benennungen aller Einheiten, welche den 
Arten übergeordnet sind, sind mit eroßem Anfangs- 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 121 


buchstaben und ohne Verwendung von Satzzeichen (Binde- 
strich, Punkt, Auslassungszeichen) oder Zahlzeichen als 
ein Wort zu schreiben. 
Erklarung. 
Ist ein Name ursprünglich mit einem großen Buchstaben innerhalb [—| 
des Wortes geschrieben worden, so ist dieser Buchstabe durch einen 


kleinen zu ersetzen. Beispiel: Gen. MacAndrewia J. E. Gray (1859), 
corr.: Macandrewia. 


Art. 17. 

Die gültigen Art- und Unterartnamen sind mit kleinem [Art.2,13—1 
Anfangsbuchstaben, mit oder ohne Verwendung von Satz- 
zeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen), jedoch 
ohne Verwendung von Zahlzeichen als ein Wort zu 
schreiben. — Der Auslaut derjenigen Art- und Unterart- 
namen, die lateinische, griechische oder nach antiken Vor- 
bildern gebildete Participialformen oder Eigenschaftswörter 
zweier oder dreier Endungen sind, hat mit dem Geschlecht 
des gültigen Namens der übergeordneten Gattung über- 


einzustimmen. 
Erklärungen. 


a) Satzzeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen) sind zu [Art. 15] 

verwenden, wenn sie zum Zweck der Übersichtlichkeit der Zusammen- 
setzung des Namens geboten erscheinen. Als Namensbestandteile ge- 
brauchte Ziffern sind durch die entsprechenden lateinischen Wörter zu 
ersetzen. Beispiele: Helix Oculus capri Linné (1758), corr.: Helix 
oculus-capri; Phalaena C nigrum Linné (1758), corr.: Phalaena c-nigrum; 
Zosterops e. newton. G. Hartlaub (1877), corr.: Zosterops e.-newtoni; 
Corallistes noli tangere O. Schmidt (1870), corr.: Corallistes nolitangere; 
Geodia Me Andrewü Bowerbank (1858), corr.: Geodia mceandrewii; 
Coccinella 2-punctata Linné (1758), corr.: Coccinella bipunctata. 


[a 


b) Für die Beurteilung, ob ein Art- oder Unterartname als Participial- |] 

form oder Eigenschaftswort zu betrachten ist oder nicht, ist das Vorbild 

der antiken Sprachen maßgebend. — Ein Art- oder Unterartname, der 

in seiner ursprünglichen Schreibung mit einem in der altlateinischen 
Zool. Annalen. I. 9 


122 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Sprache nur als Partizipialform oder Kigenschaftswort angewandten Wort 
in einer Geschlechtsform desselben tibereinstimmt, ist adjektivisch anzu- 
wenden, selbst wenn er bei seiner Einführung bezüglich der Geschlechts- 
endung nicht in Ubereinstimmung mit dem voranstehenden Gattungs- 
namen gebracht wurde (z. B. Papilio ocellata, corr.: Papilio ocellatus). 
Stimmt ein Art- oder Unterartname in seiner ursprünglichen Schreibung 
mit einem in der altlateinischen Sprache sowohl als Eigenschaftswort 
wie als Hauptwort angewandten Wort überein, so ist bezüglich seiner 
Behandlung die ursprüngliche Anwendung durch seinen Autor (vergl. 
Art. 20) maßgebend. Diese Anwendung kann aus dem Vorhandensein 
oder Fehlen der Übereinstimmung mit dem Geschlecht des voranstehenden 
Gattungsnamens, aus der Schreibung des Anfangsbuchstabens und aus 
erklärenden Angaben über die Herkunft oder den Wortsinn des Namens 
ersichtlich sein. Ist die Anwendung keine eindeutige, so ist ein solcher 
Art- oder Unterartname als Eigenschaftswort zu behandeln. — Art- 
und Unterartnamen, die von griechischen Wörtern, die nicht schon als 
Lehnwörter der altlateinischen Sprache angehören, abzuleiten sind, sind 
in entsprechender Weise wie Art- und Unterartnamen, die von alt- 
lateinischen Wörtern abzuleiten sind, mit Hinsicht auf den griechischen 
Sprachgebrauch zu beurteilen. — Die Übereinstimmung der Geschlechts- 
endung adjektivischer Art- und Unterartnamen mit dem Geschlecht 
des Namens der übergeordneten Gattung hat bei altlateinischen oder 
nach altlateinischen Vorbildern gebildeten Wörtern nach altlateinischem 
Sprachgebrauch, bei griechischen Wörtern ohne latinisierten Auslaut 
(wie z. B. macrorhynchos, -on) nach altgriechischem Sprachgebrauch 
zu erfolgen. Griechische Eigenschaftswörter zweier Endungen (-oc, -ov), 
die lateinischen Auslaut erhalten haben, sind wie lateinische Eigenschafts- 
wörter dreier Endungen (-ws, -a, -um) zu behandeln (wie z. B. macro- 
stomus, bathycephalus, macrorhynchus). — Wird ein Art- oder Unterart- 
name auf Grund der irrtiimlichen Annahme, dab er adjektivisch 
anzuwenden sei, durch Änderung seines Auslautes zu einem Namen 
umgebildet, der nicht als Eigenschaftswort zu betrachten ist, so wird 
dadurch ein unbedingtes Synonym eingeführt (vergl. Art. 13 Erkl. fe 
und Art. 15 Erkl. c). 


= c) Fir die Beurteilung des Geschlechtes der Gattungsnamen ist 
das Vorbild der antiken Sprachen maBgebend. — Griechische Haupt- 


wörter, die nicht schon als Lehnwörter der altlateinischen Sprache 
angehören, behalten mit ihrem griechischen oder entsprechend latinisierten 
Auslaut ihr ursprüngliches Geschlecht. Das Geschlecht griechischer 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 1923 
Wortzusammensetzungen, deren letztes Glied ein Hauptwort ist, wird 
durch dieses bestimmt, auch wenn sie als Appellativa noch ein anderes 
Geschlecht besitzen können (wie z. B. Callithrie). Lateinische und 
griechische Hauptwörter, deren Geschlecht ein doppeltes ist (Substantiva 
generis communis, wie z. B. Canss, Tigris, Anguis, Limaa, Ornis, Ophis), 
sind ebenso wie solche Wörter, die gemäß ihrem Auslaut nach lateinischem 
oder griechischem Sprachgebrauch männlichen oder weiblichen Geschlechtes 
sein können (wie z. B. Sarcoptes, Eriophyes, Metopoides), als Namen 
männlichen Geschlechtes zu behandeln. Eigenschaftswörtern und Parti- 
zipialformen lateinischer und griechischer Herkunft kommt als Gattungs- 
namen das ihrer Endung entsprechende Geschlecht zu; jedoch erhalten 
Wörter, die als Hauptwörter ein anderes Geschlecht als ihre gleich- 
lautende adjektivische Form besitzen, als Gattungsnamen das Geschlecht 
der substantivischen Form (wie z. B. Maerostomus männlich, Macrostoma 
und Macrostomum sächlich). Das Geschlecht von Gattungsnamen, die 
von lateinischen oder griechischen Wörtern abzuleiten sind, aber einen 
geänderten Auslaut besitzen (wie z. B. Tethya, Tethyus, Carabites, 
Carabicina), ist ebenso wie dasjenige der Gattungsnamen nicht-klassischer 
Herkunft (wie z.B. Azteca, Okapia, Lamarckia, Köllikerella) gemäß dem 
Auslaut nach den altlateinischen Sprachregeln zu bestimmen. Wörter, 
auf welche sich infolge ihres Auslautes diese Sprachregeln nicht anwenden 
lassen, sind als Namen männlichen Geschlechtes zu behandeln (wie 
z. B. Tout G. R. Gray, 1855; Paua: Temminck, 1813). 


Art. IS. 


Bei der gültigen Benennung der Arten ist der Name der [Art.2,10,1 
übergeordneten Gattung dem Artnamen voranzusetzen, bei 
der gültigen Benennung der Unterarten ist die Benennung 
der übergeordneten Art dem Unterartnamen voranzusetzen. 
Soll der gültige Name der übergeordneten Untergattung 
angegeben werden, so ist er zwischen Gattungs- und Art- 


namen in runde Klammern einzusetzen. 


Erklärung. 
Beispiel: Gattungsname Parus Linné (1758), Untergattungsname [Art. 10, 1 
Cyanistes Kaup (1829), Artname caeruleus Linné (1758), Unterartname 


persicus W. Blanford (1873); Benennung der Art: Parus caeruleus 
9* 


[Art. 19] 


[a 


124 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Linné, oder Parus (Cyanistes) caeruleus Linné; Benennung der Unterart: 
Parus caeruleus persicus W. Blanford, oder Parus (Cyanistes) caeruleus 
persicus W. Blanford. 


Art. 19. 

Die ursprüngliche Schreibung eines Namens ist bei- 
zubehalten, wenn nicht ein Fehler der Schreibweise (gemäß 
Art. 16—18) vorliegt, oder ein Schreib- oder Druckfehler . 
ersichtlich ist, in welchen Fällen die ursprüngliche 
Schreibung zu berichtigen ist. 


Erklärungen. 

a) Die ursprüngliche Schreibung eines Namens wird beibehalten, 
wenn dieser durch dieselben oder durch gleichgestellte Buchstaben 
oder Zahlzeichen in derselben Folge wiedergegeben wird (vergl. Art. 15 
Erkl. b). — Die getreue Wiedergabe der in der ursprünglichen Schreibung 
eines Namens angewandten Schriftzeichen (wie z. B. in: œthiops, urfus, 
goldfußi, mulleri, kroyeri, stali) hängt nicht von dem veröffentlichenden 
Schriftsteller allein ab und wird daher nicht als ein Erfordernis für die 
gültige Benennung einer Einheit betrachtet. Lautzeichen, die in der 
ursprünglichen Schreibung eines Namens angewandt wurden, brauchen 
nicht wiedergegeben zu werden, wenn sie als falsch gebraucht (wie 
2. B. in: Leucothée) oder als entbehrlich (wie z. B. in: clepsinoides, 
arboréus) angesehen werden. Lautzeichen, die in der ursprünglichen 
Schreibung eines Namens fehlen, können eingesetzt werden, wenn es 
zur Bezeichnung der richtigen Aussprache zweckmäßig erscheint (wie 
2. B. mülleri statt mulleri, Urothoë statt Urothoe). 

b) Schreib- und Druckfehler sind unbeabsichtigte Änderungen 
eines Wortes, die durch unrichtige Wiedergabe des beabsichtigten 
Wortlautes bei dem. Schreiben oder der Vervielfältigung einer Schrift 
zu stande kommen. Ein Schreib- oder Druckfehler ist ersichtlich, 
wenn ein noch nicht bekanntes Wort als Änderung eines entweder 
ohne weiteres oder aus derselben oder einer anderen (gleichzeitigen 
oder früheren) Veröffentlichung bekannten Wortes zu erkennen und 
ein Grund für eine absichtliche Wortänderung nicht zu ersehen ist 
(wie z. B. in: albns, viridesceus, Kröyeia neben Kröyeria). Wird die 
ursprüngliche Schreibung eines Namens von dem Autor desselben oder 
einem anderen Schriftsteller, in derselben oder in einer anderen Ver- 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 195 


öffentlichung als Schreib- oder Druckfehler berichtigt, so ist zu ent- 
scheiden, ob auch ohne diese Berichtigung ein Schreib- oder Druck- 
fehler ersichtlich ist oder nicht. Verneinenden Falls ist der Name in 
seiner berichtigten Schreibung ein unbedinetes Synonym (vergl. Art. 13 
Erkl. fa). Beispiel: Nemertes knochi Kölliker (1845) und Nemertes 
krohnii C. Siebold (1850). 

c) Wird an Stelle eines eingeführten Namens in derselben oder 
in einer anderen Veröffentlichung ein anderer Name ohne jedwede 
Erklärung der Namensänderung angewandt, so kann diese eine be- 
absichtigte oder unbeabsichtigte sein. Wenn ein Grund für eine be- 
absichtigte Änderung nicht zu erkennen ist, so ist mit Rücksicht auf 
die Art der Änderung zu entscheiden, ob diese auf einen Schreib- oder 
Druckfehler zurückgeführt werden kann, oder aber auf eine Wort- oder 
Lautverwechselung, die in der Schrift und Vervielfältigung unverändert 
wiedergegeben wurde. Liegt kein ausreichender Grund vor, eine als 
unbeabsichtigt erkannte Namensänderung auf eine Wort- oder Laut- 
verwechselung zurückzuführen, so ist sie als Schreib- oder Druckfehler 
zu berichtigen; in diesem Falle gilt der Name in seiner ursprüng- 
lichen und in seiner geänderten Schreibung als gleich. — Beabsichtigte 
Namensänderungen sind z. B.: Macrostomum O. Schmidt (1848) pro: 
Macrostoma A. Orsted (1843); Thethya G. Cuvier (1817) pro: Tethya 
Lamarck (1815). Unbeabsichtigte, auf Wort- oder Lautverwechselungen 
zurückzuführende Namensänderungen sind z. B.: Proto A. Orsted (1843) 
pro: Dero Oken (1815); Orchomene excavatus O. Sars (1891) pro: 
Orchomene cavimanus T. Stebbing (1888). Unbeabsichtigte, auf Schreib- 
oder Druckfehler zurückzuführende Namensänderungen sind z. B.: 
Macandreuria Vosmaer (1885) pro: Macandreura A. Marschall (1873) 
pro: Macandrewia J. E. Gray (1859); Stelleta A. Marschall (1873) 
pro: Stelletta O. Schmidt (1862). 

d) Werden zwei oder mehr Berichtigungen der ursprünglichen 
Schreibung eines Namens veröffentlicht, von denen jede einwandfrei 
ist, jedoch die anderen ausschließt, so ist die älteste Berichtigung, 
oder, falls die ersten Berichtigungen gleichzeitig veröffentlicht wurden, 
die von dem ersten Schriftsteller (vergl. Art. 13 Erkl. h) bevorzugte 
Berichtigung als maßgebend anzuerkennen; die durch die anderen 
Berichtigungen eingeführten Namen sind dann unbedingte Synonyme. 
Beispiel: Wenn Coccinella 19-punctata Linné (1758) zuerst als 
C. novemdecimpunctata berichtigt wurde, so ist der durch eine spätere Be- 
richtigung eingeführte Name C. undevigintipunetata unbedingtes Synonym. 


fa 


[Art. 21] 


126 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


EB. Der Autorname — 
Art. 20. 


Als Autor des Namens einer Kinheit gilt der Verfasser 
der Veröffentlichung, durch welche der Name eingeführt 
wird. Ist jedoch aus dem Inhalt der Veröffentlichung zu 
ersehen, daß nicht der Verfasser, sondern eine andere 


Person Urheber der Benennung und der begleitenden 


al 


Fe 


Kennzeichnung ist, so gilt diese andere Person als Autor 
des Namens. 
Erklarungen. 

a) Verfasser einer Veröffentlichung ist die in derselben als verant- 
wortlicher Urheber von Schrift oder Bild dem Namen nach bezeichnete 
Person oder, falls diese Namensbezeichnung fehlt oder eine unvoll- 
ständige ist, diejenige Person, welcher die Urheberschaft von späteren 
Schriftstellern zugeschrieben wird. Wird die Urheberschaft einer Ver- 
öffentlichung, in welcher die Namensbezeichnung des Urhebers fehlt 
oder unvollständig ist, nicht ermittelt, so gilt diese Veröffentlichung 
als anonym. Sind mehrere Personen Verfasser einer Veröffentlichung, 
so gilt die einzelne Person nur für denjenigen Teil derselben als 
einziger Verfasser, für welchen sie als einziger verantwortlicher Urheber 
in der Veröffentlichung bezeichnet oder von späteren Schriftstellern 
erkannt wird. — Als verantwortlicher Urheber einer Schrift oder eines 
Bildes ist nicht eine Person zu verstehen, welche die zur Verviel- 
fältigung gelangende Schrift oder Abbildung hergestellt, oder die Ver- 
öffentlichung unternommen, herausgegeben, geleitet oder unterstützt hat. 

b) Der Verfasser einer Veröffentlichung gilt auch dann als Autor 
eines durch diese Veröffentlichung eingeführten Namens, wenn in der- 
selben eine andere Person als Urheber des Namens allein, oder auch 
als Urheber eines Teiles der begleitenden Kennzeichnung, oder nur 
als Urheber der Kennzeichnung allein bezeichnet wird. — Sind mehrere 
Personen gemeinsame Verfasser einer Veröffentlichung, so gelten alle 
Verfasser als Autoren eines durch diese Veröffentlichung eingeführten 
Namens, wenn nicht aus dem Inhalt der Veröffentlichung zu ersehen 
ist, dab allein einer oder einige der Verfasser Urheber dieses Namens 
und der begleitenden Kennzeichnung sind. 

c) Wird die ursprüngliche Schreibung eines Namens nicht durch 
den Autor desselben, sondern durch einen anderen Schriftsteller gemäß 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 197 


Art. 19 berichtigt, so gilt im Sinne der Gleichheit der Namen (Art. 15) 
nicht dieser Schriftsteller, sondern der Autor des Namens in der 
ursprünglichen Schreibung auch als Autor des Namens in der be- 
richtigten Schreibung. 


Art. 21. 


Der gültigen Benennung einer Einheit ist der Name [Art. 22, : 
des Autors ohne Zwischenzeichen anzufügen, und zwar der 
Benennung einer Art der Name des Autors des Art- 
namens, der Benennung einer Unterart der Name des 
Autors des Unterartnamens. Wird bei der gültigen Be- 
nennung einer Art (oder Unterart) der Gattungsname, der 
fiir die Art (oder Unterart) bei der Einführung des gültigen 
Artnamens (oder Unterartnamens) angewandt wurde, durch 
einen anderen ersetzt, so ist der Name des Autors in 
runde Klammern zu setzen. — Ist der Autor dem Namen 
nach nicht bekannt, so tritt an die Stelle des Autornamens 
der Titel der Veröffentlichung. 


Erklärungen. 

a) Kommen bei der gültigen Benennung einer Einheit mehrere | 
Autoren in Betracht, die in nicht-gleichzeitigen Veröffentlichungen den 
gleichen gültigen Namen eingeführt hatten (vergl. Art. 13 Erkl. b), so 
ist der Autor, welcher zuerst den Namen eingeführt hat, den anderen 
vorzuziehen. Beispiel: Ramphogordius lacteus H. Rathke (1843) [= 
Nemertes lactea E. Grube (1855) = Borlasia lactea Me Intosh (1869)]. 

b) Tritt die Notwendigkeit ein, an Stelle des Autornamens den [--] 
Titel der Veröffentlichung anzuwenden, so ist dieser in abgekürzter 
Form (für Veröffentlichungen in Zeitschriften nur durch Angabe des 
Titels derselben, des Bandes usw.) anzuführen. Beispiel: Zumbricus 
pellucidus Mag. nat. Hist. V.7 p. 131. 

c) Ist es erwünscht, der Benennung einer Einheit die Jahreszahl | Art, 22— 
oder eine andere nähere Bezeichnung ihrer Einführung, oder den Namen 
eines zweiten Schriftstellers, oder erklärende Vermerke (wie z. B. part., 
emend., non... nom. nov., nom. emend., comb. nov.) anzufügen, so sind 
solche Zusätze entweder durch einen Beistrich von dem Autornamen 


al 


128 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


zu trennen oder in Klammern zu setzen. Beispiele: Helix pomatia 
Linné, 1758; Helix pomatia Linné (1758); - Taenia solium Linné, emend. 
Rudolphi.. 


[Art. 22 R.] d) Ist es erwiinscht, den Autornamen abgekiirzt anzuwenden, so 
sind üblich gewordene Kürzungen*) oder solche zu bevorzugen, die 
eine Mehrdeutigkeit ausschließen. 


[Art. 19 R.] e) Die Benennung der Einheit ist von dem Autornamen wenn 
möglich durch die Schriftart zu unterscheiden. Beispiel: Rana esculenta 
Linné, 1758. 


Anhang: 


Ratschläge bei der Einführung neuer Tiernamen. 


Allgemeine Ratschläge. 
Nr 


[Art. 1 R.] Benennungen, die als Namen von Pflanzen Geltung 
haben, sind für Einheiten des zoologischen Systems nicht 
einzuführen. Dieser Ratschlag gilt besonders für die Be- 
nennung der Gattungen und Untergattungen.  Vergl. 
Regeln Art. 3. 


Nr 2. 
=] Überflüssige Vermehrung der Synonymie ist zu ver- 
sdeiden.  Verel Ineseln Ark 13 Werk 1. 
ES Wird ermittelt, dab ein Gattungs-, Untergattungs-, Art- oder 


Unterartname als unbedingtes oder bedingtes Homonym für eine Einheit 
zu verwerfen ist, so ist ein neuer Name für diese Einheit erst dann 
einzuführen, wenn man sich überzeugt hat, daß das verworfene Homonym 
nicht schon ein Synonym besitzt, das an Stelle des verworfenen Homonyms 
zum gültigen Namen der Einheit werden muB. 


*) Vergl.: Liste der Autoren zoologischer Art- und Gattungsnamen zusammen- 
gestellt von den Zoologen des Museums fiir Naturkunde in Berlin. 2. vermehrte 
Auflage. Berlin. 1896. 8°. 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 199 


Nr. 3. 


Das Zustandekommen von unbedingter Homonymie ist —| 
ebenso wie Gleichheit von Namen höherer, den Familien 
übergeordneter Einheiten zu vermeiden. Vergl. Regeln 
tr co und Art. 14 Brekla er ec. 


a) Bei der Einführung von Gattungs-, Untergattungs-, Art- und [—] 
Unterartnamen sind die literarischen Hiilfsmittel*), welche über die 
schon vergebenen Namen Auskunft geben, eingehend zu Rate zu ziehen. 


b) Bei der Benennung von Gattungen und Untergattungen ist auch |] 
die Verwendung von Namen zu vermeiden, die schon für höhere (super- 
generische) Einheiten eingeführt wurden. Beispiel: Subgen. Lysianassina 
A. Costa (1867) und Subfam. Zysianassina W. Lilljeborg (1865). 


c) Auch bei der Benennung höherer, den Familien übergeordneter [—] 
Einheiten ist die Verwendung von Namen zu vermeiden, die schon 
für andere Einheiten eingeführt wurden. Beispiel: Polyzoa J. E. Gray 
(1840) und Gen. Polyzoa Lesson (1830). 


d) Bei der Benennung von Arten oder Unterarten einer Gattung, [—] 
deren Selbständigkeit oder Abgrenzung nicht sicher steht, sind auch 
_ diejenigen Namen zu berücksichtigen, die für Arten nnd Unterarten 
der nächst verwandten Gattungen eingeführt wurden. 


*) Außer den besonderen Fachschriften, welche einzelne Gruppen berück- 
sichtigen, sind als wichtigste Hülfsmittel zu empfehlen: 


Index Animalium sive Index Nominum quae ab A. D. 1758 Generibus et Speciebus 
Animalium imposita sunt. Societatibus eruditorum adiuvantibus a Carolo 
Davies Sherborn confectus. Sectio I a kalendis Ianuariis, 1758 usque ad 
Finem Decembris, 1800. Cantabrigiae. 1902. 8°. 


Nomenclator zoologicus. An alphabetical List of all generic Names that have 
been employed by Naturalists for recent and fossil Animals from the 
earliest Times to the Close of the Year 1879. In 2 Parts: I. Supplemental 
List. II. Universal Index. By Samuel H. Scudder. Washington. 1882. 8°. 


Index zoologicus. An alphabetical List of Names of Genera and Subgenera proposed 
for Use in Zoology as recorded in the „Zoological Record“ 1880--1900 
together with other Names not included in the „Nomenclator zoologicus“ 
of S. H. Seudder. Compiled... by Charles Owen Waterhouse and edited 
by David Sharp. London. 1902. 8°. 

The zoological Record. Vol. 38 (& sequ.) Being Records of zoological Literature 
relating chiefly to the Year 1901 (& sequ.) London. 1902 (& sequ.) 8°. — 
Index to Names of new Genera and Subgenera. 

Register zum zoologischen Anzeiger. Herausgegeben von J. V. Carus. Jahr- 

gang 1—10 (1878-87), 11-15 (1888—92), 16—20 (1893—97), 2125 

(1898-1902). Leipzig. 1889, 93, 99, 1903. 8°. 


ial 


(Art. 36 R.] 


[Art. 36 R.] 


[Art. 36 R.] 


[Art. 36 R.] 


130 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


e) Außer den Namen, die für wirkliche Einheiten schon ver- 
geben wurden, sind auch diejenigen zu berücksichtigen, die für hypo- 
thetische Hinheiten angewandt und veröffentlicht wurden. Vergl. Regeln 
Art. 2 Erkl. f. 


Nr 4. 


Benennungen, die in Schrift oder Laut von anderen, 
schon vergebenen Namen wenig unterschieden sind, sollen 
vermieden werden. 


a) Wörter, die in ihrer Sprache eine feststehende Schreibung nicht 
besitzen, sind, falls sie in einer Schreibung als Namen schon vergeben 
wurden, in der anderen Schreibung nicht einzuführen. Beispiele: 
arena und harena; autumnalis und auctumnalis; balaena, balena, ballaena 
und ballena; baca und bacca; belua und bellua; caelebs und coelebs; 
coeruleus und caeruleus; caespes und cespes; cicindela und cicendela ; 
clipeus, clupeus und clypeus; dama und damma; muraena und murena; 
silvestris und sylvestris; litoralis und littoralis; pirus und pyrus; Ilepfva, 
Ilsıpfva und Tleıpava; Adnva, Adnvaia, Adnvain, Adfvn, Adavda, 
ASsavaia und Addva; Moebius und Mobius; Me Intosh und M’ Intosh; 
Liljeborg und Lilljeborg; Frié und Fritsch. 

b) Wörter nicht-lateinischer Herkunft, die verschiedene Formen 
der Latinisierung erhalten können, sind, falls sie in einer Form als 
Namen schon vergeben wurden, in einer anderen Form nicht einzuführen. 
Beispiele: aegithalos und aegithalus; aegocephalos und aegocephalus ; 
polytrichon und polytrichum: boscas und boscis; Gulielmus, Guilelmus, 
Guilielmus und Guglielmus; Linnaeus und Linnéus; Claparèdeus und 
Claparèdius; Barroussia und Barrouwia; Lobianchella und Lobiancoella ; 
Castelnauus und Castelnaudus; Pfeifferus und Pfeifera; ceylonicus, 
ceylanicus, ceilonicus, ceilanicus, zeylonicus und zeylanicus; sinensis und 
chinensis; viennensis und vindobonensis. 

c) Worter, die einer Sprache angehòren, welche die lateinische 
Buchstabenschrift nicht grundsätzlich übernommen hat, und verschiedene 
Umschreibungen (Transeriptionen) zulassen, sind, falls sie in einer Form 
der Umschreibung als Namen schon vergeben wurden, in einer anderen 
Form nicht einzuführen. Beispiele: thynnus und thunnus; balaena und 
phalaena ; cnemidocoptes und knemidokoptes; Chrysippus und Chryshippus; 
Pontogeneia und Pontogenia; Mecznikow und Metschnikoff; Merejkowsky 
und Mereschkowsky; Prjevalsky, Przewalski und Prschewalski. 

d) Zusammengesetzte Wörter, die aus denselben Bestandteilen in 
derselben Folge bestehen, sich aber nur durch die Art der Verbindung 
unterscheiden, sind, falls sie in einer Verbindungsform schon als Namen 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 43] 


vergeben wurden, in einer anderen Form nicht einzuftihren. Beispiele: 
albogularis und albigularis; multangulus und multiangulus; septem-oculatus 
und septi-oculatus; xiphosurus und ziphurus; boselaphus und boëlaphus ; 
ichthyophagus und ichthyphagus; cerasphorus, ceratophorus, ceraophorus 
und cerophorus: megacephalus und megalocephalus; aglaactis, aglaeactis 
und aglaiactis. 


e) Wörter, die verschiedenen Sprachen angehören, aber infolge ihrer [—] 
Stammverwandtschaft eine ähnliche Schreibung oder Lautung besitzen, 
sind, falls sie in der Form einer Sprache als Namen schon vergeben 
wurden, in der Form der anderen Sprache nicht einzuführen. Beispiele: 
doryphorus und doryferus; Seeland und Zealand; Elisabeth und Elizabeth. . 


f) Benennungen, die von anderen, schon vergebenen Namen nur |Art. 36 R.] 
durch die Endungsweise unterschieden sind, sollen vermieden werden. 
Beispiele: fluviahs, fluviatilis und Auviaticus; silvestris und silvaticus ; 
artijeæ und artificus; ceylanicus und ceylanensis; japonicus und japonensis ; 
polyodus, polyodon, polyodonta, polyodontas und polyodontus; rea und 
regina; victor und victria; nanus und nana; silvanus und silvana; mimus 
und mima; pisum und pisa; claparedei und claparedi; fabric: und 
fabriciusi; martonis und mariont; schmardai und schmardae; haeckelii 
und haeckeli. 


Nato: 

Zur Benennung sind Worter zu wahlen, deren Herkunft |—| 
und Bedeutung unschwer zu erkennen ist. Werden Worter 
bezeichnenden Inhaltes gewahlt, so sollen sie ihrem ur- 
sprunglichen Wortsinn gemäß zutreffend sein. 


a) Die Bildung von Namen durch willkürliche Buchstabenvereinigung [Art. 8 R.] 
oder durch Umstellung der Buchstaben eines Wortes ist nicht empfehlens- 
‘wert. Beispiele: neda, clanculus; dacelo, verlusia, linospa, thoelaos. 


b) Benennungen, die durch ihren Wortsinn wichtige Unterscheidungs- [—] 
merkmale der Einheiten bezeichnen, sind zu bevorzugen (wie z. B. die 
Artnamen in: Hydra viridis Linné, 1767; Colymbus nigricollis (Brehm), 
1831). — Das Vorkommen (Fundort, Verbreitungsgebiet, Wirte usw.) 
ist nur dann in der Benennung zum Ausdruck zu bringen, wenn es sicher 
bekannt und erfahrungsgemäß für die Einheit bezeichnend ist. 


c) Die Benennungen typus und typicus (-a, -um), deren Wortsinn 
in der Nomenclatur Einheiten bezeichnet, für deren Bestimmung nur 
das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz maßgebend ist, sind als Art- und 
Unterartnamen unter allen Umständen nicht empfehlenswert. 


Fe 


[Art. 14 R.] 


=] 


[Art. 8 R.] 


BE Se, 
20 R.] 


sl 


[Anh. F] 


Ga 


132 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


Nr. 6. = 


Benennungen, die von ungewohnlicher Lange sind, des 
Wohlklanges entbehren oder nicht leicht auszusprechen 
sind, sollen vermieden werden. 


Ne 


Die N eubildune von Wörtern aus Sprachstämmen soll 
Sprachgebräuchen entsprechen, die als richtig anerkannt 


werden. 

a) Bei der Neubildung von Wortzusammensetzungen aus lateini- 
schen oder griechischen Stämmen sind die aus antiken Vorbildern ab- 
geleiteten Sprachregeln zu befolgen.*) 

b) Hybride Wortbildungen, d. h. Vereinigungen von Wörtern ver- 
schiedener Sprachen, sind zu vermeiden. Beispiele: arborophilus, 
hemifusus, schmidtiformis, subwilsont, eugrimmea, buchiceras, pseudogra- 
teloupia, moebiusispongia. 


Nr. 8. 


Die Latinisierung von Wörtern der griechischen oder 
einer nicht-klassischen Sprache soll antiken Vorbildern 
entsprechen”) oder einem eingebürgerten Gebrauch folgen. 


a) Griechische Haupt- und Eigenschaftswörter, die nicht schon als 
Lehnwörter der altlateinischen Sprache angehören, haben die Endungen 
-a und -n in -a, -ag und -ng in -as und -es, -oc und -oug in -us, 
-ov und -ovv in -um, -wc und -wv in -os und -on zu ändern. — 
Beispiele von griechischen Lehnwörtern der altlateinischen Sprache, 
die von dieser Regel abweichen: crambe, simia, Pirene, polyzonos, 
polyrrhizos, aegocephalos, polytrichon. 

b) Für griechische Wörter, die in der altlateinischen Sprache als 
Lehnwörter verschiedene lateinische Formen besaßen, ist wenn möglich 
eine solche vorzuziehen, die dem Ratschl. a entspricht. Beispiele: 
phoca, nicht phoce; Doryphorus, nicht Doryphoros: arctus, nicht aretos; 
scorpius, nicht scorpios. 


*) Als wichtige Hiilfsmittel sind besonders zu empfehlen: 

Sprachregeln fiir die Bildung und Betonung zoologischer und botanischer Namen 
von Paul Kretschmer. Berlin. 1899. 8°. 

Scientific Names of latin and greek Derivation. By Walter Miller. San Francisco. 
1897.08 dn Bee Walia hee seri (Zool weakness) 


==) Siehe Fußnote zu Nr. 7. 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 133 


c) Personennamen und geographische Namen nicht-klassischer [Art. 16 R.] 
Herkunft, für welche eine lateinische Form schon eingebürgert ist, 
sind nur in dieser lateinischen Form einzuführen. Beispiele: Zan- 
naeus, Fridericus, GFnilelmus, Nova-Seelandia, Sancta-Catharina, varso- 
viensis, petropolitanus, burdigalensis, novaequineensis. 


d) Wörter nicht-klassischer Herkunft, für welche eine lateinische [Art. 8 R.] 
Form nicht schon eingebürgert ist, sind mit einem Auslaut nach antiken 
Vorbildern zu versehen, falls sie einen solchen nicht schon besitzen. 
Benennungen ohne solchen Auslaut (wie z. B. Saul, Schraetser) sind 
zu vermeiden. Bezüglich der anzufügenden Auslaute vergl. Ratschl. 

Nr. 13 d und 14 e, f. 


Nr. 9. 


Die Schreibung von Namen, die einen sprachlichen [—| 
Ursprung haben, soll Sprachgebräuchen entsprechen, die 
als richtig anerkannt werden. 


a) Wörter, die der altlateinischen Sprache ursprünglich oder als 
Lehnwörter angehören, sind als Namen in einer Schreibung einzuführen, 
die von den mabgebenden Schriftstellern der klassischen Zeit angewandt 
wurde. Beispiele: autumnalis, nicht auctumnalis; caelebs, nicht coelebs; 
caeruleus, nicht coeruleus; clipeus, nicht clypeus: silvestris, nicht syl- 
vestris; tessellatus, nicht tesselatus. 


b) Griechische Wörter, die nicht schon als Lehnwörter der alt- [Art. 8 R., 


ima 
nh 


lateinischen Sprache angehören, sind folgendermaßen zu umschreiben: Anh. FI 
ea i = où == ma 
ven en. [Oo da 
micha) ae, ov — th | GC —S 
bo an oat ts (CIE AM Cet ni 
=) | i (nicht j!) he Or (cht! av, ev, 
== == © ow) ==) 
Sr li On el 
fee nc o m e == N 
a nch ven pu == phth 
e Ir = x xi = Ch 
Bd Q == 0 yo = chil 
se = 6 | ov (nicht oi) == ce. | e = ps 
Rte) 1 | où = u o =o 
u eu n =) | = 0€ 
G— 7 DR: . * (spiritusasper) = h. 


om 


[ Art. 20] 


{Art. 20 R., 
Anh. G] 


a 


by 


ai 


134 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


| c) Für griechische Wörter, die als Lehnwörter in der altlateinischen 
Sprache eine schwankende Schreibung besaßen, ist wenn möglich eine 
solche vorzuziehen, die dem Ratschl. b entspricht. Beispiele: thynnus, 
nicht éhunnus: phalangae, nicht palangae; Iulus, nicht Julus. 


d) Wörter solcher nicht-klassischer Sprachen, welche die lateinische 
Buchstabenschrift grundsätzlich übernommen haben, sollen diejenige 
Schreibung einschließlich der Lautzeichen unverändert beibehalten, die 
ihnen in ihrer Sprache eigentümlich ist. Beispiele: Parrouxia, nicht 
Barroussia; Lobiancoella, nicht Lobianchella; Menevillea, nicht Mene- 
villia; massalongoianus, nicht massalongianus. 


e) Wörter solcher Sprachen, welche die lateinische Buchstaben- 
schrift nicht grundsätzlich übernommen haben, sind, falls für sie eine 
Form der Umschreibung in der Literatur nicht schon eingebürgert ist, 
dem Laut nach so zu umschreiben, dab die Selbstlaute durch die Buch- 
staben a, e, i, 0, u, a, 6, ü, ai, au, eu nach deutscher Aussprache, 
die Mitlaute durch die Buchstaben b, d, f, g (wie in good), h, j, k, I, 
m, n, p, q, 1, s, 4, v, y (wie in year), z, ng, ch, kh, sh, th nach 
englischer Aussprache bezeichnet werden. Beispiele: knyziok (vergl.: 
Parus knjaescik Gmelin, 1788); Aguti (vergl.: Agouti Lacépède, 1799), 

f) Sind Wörter solcher Sprachen, welche die lateinische Buchstaben- 
schrift nicht grundsätzlich übernommen Haben, schon in einer oder 
in mehreren Formen der Umschreibung in der Literatur eingebürgert, 
so ist eine dieser Formen beizubehalten, und zwar wenn möglich eine 
solche, welche dem Ratschl. e entspricht. Beispiele: Japan (statt 
Yapan); Schmankewitsch (statt Shmankevitsh); Tokio, nicht Tokyo; Birma, 
Barma, Burma; Liukiu, Lieukieu, Luchu, Lutschu; Metschnikof, Meczni- 
kow: Merejkowsky, Mereschkowsky; Prjevalsky, Przewalsky, Prschewalska. 


Near 102 
Bei der Einführung eines neuen Namens, der nicht 
als allgemein verständlich gelten kann, ist seine Herkunft 
oder Bildungsweise anzugeben. 


po JOE 
Bei der Einführung eines Namens für eine neu auf 
gestellte oder für eine schon früher aufgestellte, aber 
noch nicht zulässig benannte Gattung, Untergattung, Art 


oder Unterart ist der Typus derselben zu bestimmen. 
Vergl. Regeln Art. 13 Erkl. h und i. 


~ 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 135 


Die Bestimmung des Typus ist für die Anwendung des einge- 
führten Namens maßgebend, wenn die benannte Einheit später zu teilen 
ist. Es sind daher diejenigen Tiere, welche der Begriffsbestimmung 
der Einheit hauptsächlich als Grundlage dienen, genau, wenn möglich 
auch durch Angabe des Aufbewahrungsortes und der Sammlungs- 
nummern, zu kennzeichnen und ausdrücklich als Typus der Einheit 
zu bezeichnen (vergl. Ratschl. Nr. 5c). — Für Gattungen (oder Unter- 
gattungen), die mehr als eine Art enthalten, ist diejenige Art als 
typische zu bezeichnen, welche den Typus der Gattung (oder Unter- 
gattung) enthält. Die Bestimmung der typischen Untergattung einer 
Gattung und der typischen Unterart einer Art findet in der Benennung 
dieser Einheiten ihren Ausdruck (vergl. Regeln Art. 14 Erkl. a! und a?). 


Besondere Ratschläge. 

| NES Ree 

Namen höherer, den Familien übergeordneter Einheiten 
oder von Schalteinheiten, welche der Familie untergeordnet 
sind, sollen lateinische oder griechische Wörter sein, deren 
bezeichnende Bedeutung unschwer zu erkennen ist, oder 
sie sind nach dem Vorbild der Familien- und Unter- 
familiennamen durch Anfügung einer geeigneten Endung 
an den Stamm des gültigen Namens der typischen Gattung 


zu bilden (vergl. Regeln Art. 12). 


Nero: 

Als Gattungs- und Untergattungsnamen sind zu wählen: 

a) Hauptwörter (Tier- und Personennamen u. a.) der 
lateinischen oder griechischen Sprache. Beispiele: 
Venus, Zeus, Mus, Mya, Sanguisuga, Cassis, Conus, 
Lucernaria, Semibos, Rupicapra, Hydromedusa, Chryso- 
phrys, Camelopardalis, Chenalopex, Callithriz, Rhinoceros. 

b) Neubildungen aus lateinischen oder griechischen Wort- 
stimmen durch Zusammensetzung. Beispiele: 
Stiliger, Semifusus, Stenogyra, Pleurobranchus, Sarcocystis, 
Pelodytes, Aglaactis, Hydrophilus, Rluzobius, Xiphurus, 
Melanostomus, Pherocoma, Plissolophus, Platyonyx, Mega- 
ceros, Lithoblaps, Cercolabes, Carabodes, Helicodes. 


LA 


[Anh. A] 


Fra 


[Art. 8 Ri] 


136 


vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 


c) Neubildungen aus Haupt- oder Eigenschaftswörtern 


d) 


der lateinischen oder griechischen Sprache durch 
Anderung der Endungsweise nach dem Vorbild antiker 
Derivativbildungen. Beispiele: aus Carabus: Cara- 
bites, Carabidium, Carabicina; aus Limazx: Limacella, 
Limacia, Limacina, Limacites, Limacula; aus Helix: 
Helicina, Helicida, Heliciella, Helicites. 

Neubildungen aus nicht-klassischen Personen-, Schitts- 
und Tiernamen durch Anfügung einer Endung nach 
antiken Vorbildern, wobei die Endung a (ia nach 
dem Selbstlaut « und nach Mitlauten) zu bevorzugen 
ist. Tauf- und Familiennamen sind nicht zu einem 
Namen zu vereinigen, von Doppel-Namen ist nur 
einer zu verwenden, getrennte Adelspartikel sind 
nicht mit dem Namen zu verschmelzen. Bei- 
spiele: Lamarckia, Kollikeria, Köllikerella, Schulzea, 
Schulzella, Stalia, Kröyeria, Ibanezia, Blainvillea, Cavo- 
lima, Fatioa, Bernaya, Metschnikovella, Poeya, Danaia, 
Blakea, Hirondellea, Challengeria, Gondulia, Okapia ; 
Guerinia und Ménevillea (nicht Guérinménevillea), Dalla- 
torrea (nicht Torrea), Dellavallea (nicht Vallea), Du- 
thiersia, Dumerilia, Chiajea (nicht Dellechiajea), Benedenia 
(nicht Vanbenedenia). 

Wörter nicht-klassischer Herkunft, die einen Auslaut 
besitzen, der antiken Vorbildern entspricht. Bei- 
spiele: Chilosa, Vanikoro, Azteca, Parra, Sancho. 


Nr. 14, 


[Art. 14, 16] Als Art- und Unterartnamen sind zu wählen: 


a) 


Eigenschaftswörter und Participialformen der lateini- 
schen oder griechischen Sprache. Beispiele: albus, 
viridis, minor, asiaticus, lucifugus, subrotundus, semiatratus, 
auricomus, bidens, bifurcus, bicornis, parvicollis, permagnus, 


b) 


d) 


f) 


g) 


v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur, 137 


spinifer, armiger, mediterraneus, hemileucus, callitrichus, 
megalocephalus, oxyrhynchus, doryphorus, platyonychus, 
pithecordes, ichthyodes. 


Neubildungen von Higenschattswortern aus lateinischen 
oder griechischen Wortstammen durch Zusammen- 
setzung. Beispiele: albicapillus, curvirostris, sanqui- 
rostris, tripunctatus, spinibarbus, latilabris, macrophthal- 


mus, bathycephalus, petalocerus, macrostomus, macrurus. 


Hauptworter der lateinischen oder griechischen Sprache 
in der Nominativ- oder Genitivform, allein oder in 
Zusammensetzungen mit anderen Wortern. Beispiele: 
leo, elpenor, agricola, tiliae, bovis, abyssi, abyssorum, 
antiquorum, ferrum-equinum, cornu-amimonis, aristotelis, 
sanctae-catharinae, carolı. 

Zeitworter der lateinischen oder griechischen Sprache 
in Verbindung mit einem anderen Wort als Objekt. 
Beispiele: cedonulli, nolimetangere. 


Neubildungen von Kigenschaftswortern aus nicht- 
klassischen Sprachstammen durch Anfügung einer 
Endung ‘nach antiken Vorbildern. Beispiele: 
japonensis, luchuensis, russicus, parisinus, magellanicus. 


Neubildungen aus nicht-klassischen Personen-, Schiffs- 
oder geographischen Namen durch Anfügung einer 
lateinischen Genitivendung. Dem Namen männlicher 
Personen ist die Endung 7, dem Namen weiblicher 
Personen die Endung ae anzufügen. Beispiele: 
cuvieri, moebiusi, schmardai, bogdanovi, dallatorrei, chiajer, 
dellechiajei, quérini, menevillei, guerinmeneviller, dumerili, 
canestrinii, targioni, pereyaslawzewae, challengeri, jan- 
mayent. 


Wörter nicht-klassischer Herkunft, die einen Auslaut 


besitzen, der antiken Vorbildern entspricht, und zwar 
9 


138 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 


entweder unverändert oder mit Umwandlung des Aus- 
lautes in eine lateinische Genitivendung. Beispiele: 
ananas, schmardae, zachariae, elizabethae. 


INES ALS. 


[Art. 18] Bastardformen, deren Abkunft bekannt ist, sind, falls 
sie nicht als Einheiten des Systems anerkannt und benannt 
werden, durch eine Zusammenstellung der Namen der 
Erzeuger (Arten oder Unterarten) zu bezeichnen. 


|Art. 18] Die zusammengestellten Namen der Erzeuger sind entweder durch 

ein liegendes Kreuz zu verbinden, wobei der Name des Vaters dem 
der Mutter vorauszugehen hat, oder in Form eines Bruches unter- 
einander zu stellen, wobei der Name des Vaters über den der Mutter 
zu setzen ist. Beispiele: 

Capra hircus L. >< Ovis aries L. 

(Tetrao tetriw L. >< Tetrao urogallus L.) >< Gallus gallus (L.) 

Capra hircus L. 

Ovis aries L. 

Tetrao tetrix L. >< Tetrao urogallus L. 

Gallus gallus (L.) 


Geschichte und Ergebnisse 
der Echinorhynchen-Forschung bis auf 
Westrumb (1821). 


(Mit Bemerkungen über alte und neue Gattungen der Acantho- 
cephalen.) 


Von 
Priv.-Doz. Dr. Max Lühe in Königsberg i. Pr. 


Inhalte: 


Einleitung. I. Allgemeiner Teil. 1. Die Anfänge der Echinorhynchen- 
forschung. 2. Die Publikationen von ©. F. Müller über Echinorhynchen. 3. Die 
systematische Echinorhynchen Forschung von O. F. Müller bis auf Westrumb 
(1780-1821). 4. Fortschritte in der Erkenntnis der Organisation der Echinorhynchen 
von O. F. Müller bis auf Bojanus und Westrumb (1780— 1821). — II. Spe- 
zieller Teil. ı. Die bis zum Erscheinen von Westrumbs Monographie (1821) 
einschl. der Gattung Æchinorhynchus eingereihten Formen. 2. Echinorhynchen und 
andere, zeitweise zu den Echinorhynchen gezählte Helminthen, die vor ihrer Einreihung 
in die Gattung Zchinorhynchus unter anderen Gattungsnamen aufgeführt wurden. 
3. Von Westrumb noch nicht angeführte Acanthocephalen-Arten, die vorstehend 
erwähnt wurden. 4. Die Gattungen der Acanthocephalen. — Literaturverzeichnis. 


| ie nachfolgende in ihrem Hauptteile nach Artnamen ge- 

ordnete Besprechung der Echinorhynchenforschung bis 
| es Jahre 1821 einschließlich ist eine erste Vorarbeit 
zu einer Revision der Echinorhynchenarten. Bei einigen Arten 
habe ich bereits auf eigene Untersuchungen Bezug nehmen können, 
die zum Teil auch an Originalexemplaren angestellt wurden. 
Zahlreicher jedoch sind die Fälle, in denen auf Grund der vor- 
handenen Literatur Fragen aufgeworfen werden mußten, deren 
Lösung weiteren Forschungen vorbehalten bleibt. 


Zool, Annalen. I. 10 


140 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Westrumb’s Monographie der Acanthocephalen ist als zeit- 
licher Endpunkt gewählt worden wegen der epochemachenden 
Bedeutung, die dieselbe für die hier behandelte Helminthengruppe 
hat. Sind doch bei den Acanthocephalen die Westrumbschen 
Artbegriffe in ähnlicher Weise die Grundlage für alle spätere 
Forschung geworden, wie die Artbegriffe Rudolphi’s bei den 
übrigen Helminthen. Nach 1821 erschienene Arbeiten sind nur 
in soweit herangezogen worden, als dies wünschenswert erschien, 
um die Speciesbegriffe sicher zu stellen (vergl. als Beispiel für 
drei verschiedene Fälle Ech. filecollis Rud., Ech. globulosus Rud. 
und Ech. ınflatus Rud.) bez. deren bisherige Unzulänglichkeit 
darzutun (vergl. z. B. Ech, aluconis O. F. Müll.) oder um einzelne 
alte Angaben auf Grund unserer heutigen Kenntnisse in die 
richtige Beleuchtung rücken zu können (vergl. z. B. Ach. hırun- 
dinaceus [Pall]. Absichtlich bin ich über diesen Rahmen nur 
in der kurzen Besprechung der Gattungen der Acanthocephalen 
hinausgegangen. 

Die große Ausführlichkeit und Wärme, mit der Looß (1902) 
neuerdings für seinen Vorschlag, die vor-Rudolphischen Hel- 
minthennamen unberücksichtigt zu lassen, Stiles und mir gegen- 
über eintritt, und die Tatsache, dass trotzdem mein abweichender 
Standpunkt die Grundlage der nachstehenden Besprechung bildet, 
nötigt mich dazu hier auf die Ausführungen von Looß einzu- 
gehen. Ich glaube mich hierbei kurz fassen zu dürfen, obwohl 
ich mir bewußt bin, daß Looß daraufhin seinen Vorwurf, ich 
wiese eine Sache zurück, „ohne von ihr selbst und von den für 
sie vorgebrachten Gründen genügend Kenntnis genommen zu 
haben“ und ich ließe den von Looß vorgebrachten Gründen 
„keine nennenswerte Würdigung zu teil werden“, vielleicht 
wiederholen wird. Die bisherige Diskussion hat meines Erachtens 
aber den Beweis erbracht, daß Looß sich doch nie überzeugen 
lassen wird, und andererseits handelt es sich um eine Frage, die 
durch internationale Abmachungen bereits erledigt ist (wie denn 
Braun den Looßschen Vorschlag einmal als „zu spät ge- 
kommen“ bezeichnet hat). Ich halte mich unter diesen Umständen 
gar nicht für berechtigt, hier den Raum für eine ausführliche 
Erwiderung zu beanspruchen und: beschränke mich darauf den 
scharfen Angriffen, die Looß gegen mich gerichtet hat, folgendes 
entgegenzuhalten: 

Looß erklärt (1902, p. 736): „Wäre Lühe auf meinen Ge- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. I41 


dankengang eingegangen und hatte er meine wirklichen ,,Oppor- 
tunitätsgründe“ ad absurdum führen wollen, so hätte er zeigen 
müssen, daß auch bei einem Zurückgehen bis auf Linné die Zahl 
der Namensänderungen von Eingeweidewürmern und vor allem 
der Neubenennungen alt bekannter Species nicht größer und 
einschneidender werden würde als bei einem Zurückgehen 
bis auf Rudolphi; Beispiele hierfür finden sich unter den von 
Lühe angeführten aber nicht und würden auch schwerlich bei- 
zubringen sein.“ Dieser Ausspruch ist mir gänzlich unverständ- 
lich und selbst wenn der verlangte Nachweis keine logische Un- 
möglichkeit wäre, wäre er doch niemals durch Beispiele zu 
erbringen. Looß hatte eine Ausnahmestellung für die Helminthen 
verlangt. Die Berechtigung dieses Verlangens habe ich bestritten, 
indem ich zu zeigen versuchte und auch mit genügender Deutlich- 
keit gezeigt zu haben glaube, daß bei einem Zurückgehen 
bis auf Linne die Zahl der Namensänderungen und 
vor allem die Neubenennungen alt bekannter Species 
bei den Eingeweidewürmern nicht grösser und ein 
schneidender sind als bei anderen Tiergruppen (vergl. 
Lühe 1900, 2, p. 459—460). Looß sagt (1902, p. 736), der von 
mir bei der betreffenden Erörterung verfolgte Zweck sei ihm zu- 
nächst „nicht ganz klar“ gewesen. Ich hatte jene Erörterung mit 
dem Satze begonnen: „Sollten aber wirklich in anderen Spezial- 
disziplinen die Verhältnisse so sehr viel anders liegen? [nämlich 
wie bei den Helminthen] Ich glaube nicht“ und daran hatte ich 
einen speziellen Vergleich zwischen Helminthen und Protozoen 
geschlossen. Ich verstehe nicht, wie dabei mein Gedankengang 
unklar geblieben sein kann! 

Looß erklärt ferner (1902, p. 736): „Das System und die 
Nomenclatur der freilebenden Tiere basieren auf dem System 
und der Nomenclatur Linnes und sind eine mehr oder minder 
allmahliche Weiterbildung dieser; das System und die 
Nomenclatur der Eingeweidewürmer basieren auf dem System 
und der Nomenclatur Rudolphi’s, haben dagegen mit Linne 
fast nichts zu tun.“ Das gestatte ich mir direkt zu bestreiten. 
Bereits an der eben zitierten Stelle glaube ich trotz aller Kürze 
völlig ausreichend dargetan zu haben, daß System und Nomen- 
clatur der Protozoen sogar noch weniger auf Linne beruhen, 
wie System und Nomenclatur der Helminthen. Und wenn wir 
nur Vertebraten, Mollusken und Arthropoden ausnehmen, so zeigt 

10* 


142 Lthe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


wohl auch kaum ein einziger Kreis der Meerestiere in seinem 
System engere Beziehungen zu Linné als dies bei den Helmin- 
then der Fall ist. In der Tat wandelt sich auch bereits bei Looß 
(1902, p. 742) das eben zitierte ,,System und Nomenclatur der 
freilebenden Tiere“ um in ‚die meisten Spezialdisziplinen, und 
besonders die, welche sich mit dem Studium größerer Tiere be- 
schäftigen.‘ In dieser letzteren Beschränkung hat Looß dann 
| freilich recht, wenn er die seit Linné’s Zeiten im großen und 
ganzen feststehenden Speciesbegriffe betont, aber auch nur in 
dieser Beschränkung. 

Deshalb kann ich von meinem Ausspruch, über den Looß 
so „erstaunt“ ist (p. 733—734), daß nämlich die Annahme seines 
Vorschlages nur zu Meinungsverschiedenheiten in anderen Spezial- 
disziplinen führen müßte, nichts zurücknehmen. Ich finde im 
Gegenteil, daß Looß selbst (p. 732) nach der als statthaft aner- 
kannten „Ausdehnung seines ausschließlich für die Helminthen 
gemachten Vorschlages auf andere Spezialdisziplinen, deren Ver- 
treter dies für notwendig erachten‘“'doch auch erkennen 
müßte, daß hierdurch ganz unzweifelhaft erheblichen Meinungs- 
verschiedenheiten Tür und Tor geöffnet wird. Jedenfalls ist mir 
nach dem Gesagten auch unklar, wie Looß, der auch sonst mit 
Vorwürfen mangelnder Objektivität und Inkorrektheit nicht kargt’), 
den Ausspruch tun kann: „Meinen für die Helminthologie ge- 
machten und mit deren Verhältnissen (aber ohne genügende Rück- 
sicht auf die Verhältnisse anderer Spezialdisziplinen! Lühe) be- 
gründeten Vorschlag ohne weiteres als die Ursache für das 
Schreckgespenst von allerhand möglichen und unmöglichen An- 
sprüchen anderer Spezialdisziplinen hinzustellen, ist entweder 
unlogisch oder böse Absicht.“ Diese letzten, im Original 
nicht gesperrt gedruckten Worte machen mir natürlich jede 
weitere Diskussion über diese Frage unmöglich. 


1) So z. B. wird es als „zum mindesten inkorrekt“ bezeichnet (p. 704— 705), 
daß ich gesagt habe, Looß und ich hätten fast gleichzeitig Dis?. Drachysomum Crepl. 
als Typus von Zevinsentella „festgelegt“. Er habe nur gesagt, daß die Gattung „auf 
die Formen vom Typus des Dist. brachysomum Crepl. zu beschränken wäre“. Ist 
Looß in der formalen Behandlung derartiger Fragen wirklich noch so unbewandert, 
um nicht zu wissen, daß durch einen solchen Ausspruch in der Tat die Art als Typus 
der Gattung für alle Zeiten festgelegt ist? Aber auch von dieser formalen Seite 
ganz abgesehen, hat die von mir vorgenommene „Ernennung von Dist. brachysomum 
zum Typus von Zevinsenielia“, die Looß mir zum schweren Vorwurf macht, rein 
sachlich keinen anderen Sinn oder Zweck haben sollen, als der zitierten Äußerung von 
Looß untergelegt werden muß. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorbynchen-Forschung ete. 143 


Anmerkung beider Korrektur: Seitdem obiges geschrieben wurde, 
habe ich zufällig auf dem internationalen Zoologenkongreß in Bern Herrn Prof. 
Loof persönlich getroffen und hierbei erfahren, daß derselbe der Auffassung ist, 
die persönliche Polemik sei von mir begonnen worden. Er habe sich durch mein 
im Centrbl f. Bakteriol. Bd. XXVIII, 1900, Nr. 14/15, p. 458—466 erschienenes 
Referat über seine „Weiteren Beiträge u. s. w.“ (Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 
Bd. XII, Heft 5 6) verletzt gefühlt, weil dieses Referat etwas „von oben herab“ 
geschrieben sei, und dies habe nicht nur den Anlaß zu unserer Polemik ab- 
gegeben, sondern sei auch die Ursache dafür, daß in den neueren Arbeiten 
von Looß die zwischen diesem und mir bestehende Übereinstimmung in 
wichtigen Fragen weniger hervortritt als Meinungsverschiedenheiten, die sich 
auf Fragen mehr untergeordneter oder lediglich formaleı Bedeutung beziehen. 
Unter diesen Umständen kann ich nur meinem Bedauern Ausdruck geben, 
daß mein Referat auf Looß einen Eindruck gemacht hat, der zum mindesten, 
wie ich wohl kaum zu versichern nötig habe, nicht beabsichtigt gewesen ist. 


I. Allgemeiner Teil. 


I. Die Anfänge der Echinorhynchen-Forschung. 


Im Gegensatze zu anderen Helminthengruppen, aus denen 
einzelne im Menschen oder in Haustieren schmarotzende Arten 
schon sehr früh bekannt geworden waren, sind Echinorhynchen 
(sogar der Riesenkratzer des Schweines nicht ausgenommen) erst 
beachtet worden, als man begann, den Helminthen überhaupt 
größere Aufmerksamkeit zu schenken und systematisch nach 
ihnen zu suchen. Redi (1684 bezw. 1708), der erste Forscher, 
der derartige systematische Untersuchungen angestellt hat, ist 
auch der erste Autor, bei dem wir die Schilderung eines £c%z- 
norhynchus finden. Manche seiner Angaben sind zwar mit Un- 
recht auf Echinorhynchen bezogen worden (vergl. unten bei Be- 
sprechung der einzelnen Arten unter Ech. argentinae, Ech. garzae 
und Ech. xipluae) und der auch heute noch herrschenden und 
von Redi’s letztem Biographen, Guiart (1898), vertretenen Auf- 
fassung, daß Redi bereits mehrere Echinorhynchen-Arten gekannt 
habe, von denen dann zwei (Æch. argentinae und Ech. garzae) 
seit ihm noch nie wieder gefunden worden wären, vermag ich 
mich nicht anzuschliessen. Ich sehe vielmehr, wie bei der Einzel- 
besprechung des näheren ausgeführt werden wird, die eine dieser 
Arten als einen Cestoden, die andere als einen Trematoden an. 
Durch diese andere Deutung des Zchrinorhynchus argentinae fällt 
dann auch die einzige, der Zeit vor Redi entstammende Angabe 


144 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


über einen Echinorhynchus, die bei O. F. Müller (1787, 1, p. 61) 
und Gmelin (1791, p. 3049, No. 39) im-Anschluß an Redi (1708, 
p. 236) zitiert wird, aus der Geschichte der Echinorhynchen fort, 
selbst wenn wirklich diese Angabe von Nicolaus Steno (1675, 
p. 225)!) sich auf dieselbe Art beziehen sollte, die später den 
Namen Zchinorhynchus argentinae erhielt. 

Bleibt hiernach auch nur eine einzige Echinorhynchen-Art 
Qubo, de Re di bekannt war, so ist doch die Schilderung, welche 
er (1708, p. 234) von dieser Art liefert, ein um so besseres Zeug- 
nis für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit seiner Beobachtungen. 
Daß das Vorderende des Tieres mit seinem, die Fixierung an 
der Darmwand des Wirtes vermittelnden Rüssel die Aufmerk- 
samkeit Redi’s besonders auf sich gelenkt hat, scheint natürlich. 

„In omnibus anguillarum generibus . . . . in earum, inquam, omnium intestinis 
saepius, sed non semper, deprehendi aliquot minutissimos vermes candidos, et aliquot 
nigros qui utplurimum internae intestinorum tunicae ab una sui extremitate alte infixi 
sunt. Si vermes illi microscopio inspiciantur, formati apparent ad instar coni, in cujus 
basi situm est caput, e quo proboscis nascitur quam foras emittere et intus adducere 
solent. Ea autem proboscis propter varias ac minutissimas cuspides quibus scatet, 
inaequabilis, vel potius, spinis hirsuta est.“ 

Auf welche Art sich diese Angaben beziehen, lafit sich 
freilich nicht feststellen, da im Aal eine Reihe verschiedener 
Echinorhynchen-Arten schmarotzen. Ausser dem “ch. propinguus 
Duj., derjenigen Echinorhynchen-Art, die in den Fischen des 
Mittelmeeres (oder doch wenigstens der Adria bei Triest und 
Rovigno) am haufigsten zur Beobachtung gelangt, (vergl. auch 
unten unter Ech. globwlosus O. F. Müll.) kommt wohl namentlich 
noch Eck. luca O. F. Müll. (= ZcA. angustatus Rud.) in Be- 
tracht, der in Mitteleuropa in Aalen nicht selten ist (vergl. z. B. 
Mihling 1898, p. 69) und von Stossich (1898, p. 139) auch in 
Triester Aalen häufig gefunden wurde. 

Die nächste Angabe über einen Echinorhynchus, welche von 
Leeuwenhoek (1722, p. 313—314) herrührt und sich gleich- 
falls auf einen Parasiten des Aales bezieht, bedeutet nicht nur 
einen Fortschritt gegenüber Redi, sondern läßt auch bereits 
eine Bestimmung der Art zu, um die es sich gehandelt hat. Der 
Text Leeuwenhoek’s geht freilich noch kaum über das hinaus, 
was bereits Redi gesehen hatte. 


1) Steno erwähnt dort in der Leibeshöhle des „Argentina piscis“ (Argentina 
sphyraena L.) gefundene ,,Animalcula conchiliis hiantinis a Fabio Columna descriptis 
similia, nisi quod testis carerent.‘ 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 145 


» + + + + tam firmiter intestinis inhaerebant, ut raro eos sine corporum infrac- 


tione inde avellere possem. 

Eam partem, quam pro capite habebam, et qua intestino adhaeserant, micro- 
scopio opposui, ut detegerem causas tantae eorum cohaesionis cum anguillarum intestinis, 
et cum admiratione vidi multiplices partes hamosas, quibus imaginarium hoc caput 
undique erat obsitam . 

Saepe etiam vidi, cum hos vermes illaesos ab intestinis avellere daretur, eos 
partem hance hamosam intra corpus retrahere, eamque tenui pellucida tegere, quae 


in unaquaque parte hamosa rotundo tuberculo protuberabat, quod visu haud erat in- 


jucundum, quia haec tubercula ordine admodum concinno juxta se invicem erant locata.“ 


Dieser Schilderung sind nun aber noch eine Abbildung des 
vergrößerten Vorderendes, die über die Form des einstülpbaren 
Rüssels sowie über die Zahl und Anordnung der Haken an diesem 
Rüssel ein Urteil gestattet, sowie ferner noch zwei Abbildungen 
des ganzen Echinorhynchus in natürlicher Größe beigefügt. Auf 
Grund dieser Abbildungen kann die Art, die Leeuwenhoek 
vorgelegen hat, wenn auch nicht mit völliger Sicherheit, so doch 
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als “ch. lucia O. F. Müll. 
(= Æch. angustatus Rud.) bestimmt werden — natürlich nur 
unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Wirtes, der ja bei der‘ 
Identifizierung aller von älteren Autoren geschilderten Arten 
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat. 


Im Anschluss an diese ältesten Erwähnungen von Echino- 
rhynchen bei Redi und Leeuwenhoek sind dann zunächst 
noch zwei kurze Mitteilungen von Frisch (1727) und Roederer 
(1762) zu erwähnen, von denen die eine sich auch zeitlich un- 
mittelbar an Leeuwenhoek’s Arcana naturae anschließt. Frisch 
(1727, p. 47) hat seine Untersuchungen über den Bau der „Lum- 
brici (Ascarıs lumbricordes L.) augenscheinlich an Material an- 
gestellt, welches von Schweinen stammte, denn er unterscheidet 
kleinere und größere „Lumbrici“, die sich ausser durch diese ver- 
schiedene Größe durch eine verschiedene Bildung des „Mundes“ 
auszeichnen. Bei den kleineren ist der Mund deutlicher und 
können an demselben Lippen erkannt werden. „In majoribus vero 
hoc os unco quodam armatur, qui cunei obtusioris formam habet, 
et valde durus est, quo unco in cuticula interiori intestinorum 
et pylori ita haerent ut tuberculum inde exoriatur sive callus.“ 
Diese Angabe ist nur dadurch zu erklären, dass wir mit Rudolphi 
(1808, p. 28) annehmen, sie beziehe sich auf den Ech. hirundinaceus 
(mall) (each. eıisas:Bloch) des Schweines,. der ja in der Pat 
wenigstens im weiblichen Geschlechte nicht unerheblich größer 


146 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


ist als Ascaris lumbricoides L. und dessen Rüssel wirklich in der 
geschilderten Weise in der Darmwand fixiert erscheint. Frisch 
hat offenbar beide Arten nicht genügend voneinander unterschieden, 
wie er ja auch diese „Lumbrici“ nur als die Larven von Band- 
würmern ansehen will. 

Aphoristischer Natur ist auch die Mitteilung von Roederer 
(1762, p. 537), der zwei zur Gattung /asciola gestellte Helminthen 
kurz charakterisiert, von denen die eine (Fasciola muris hepatıca) 
mit dem C)'sticercus fasciolaris identisch ist, die andere dagegen 
(Fasciola truttae intestinalis) ein im „Mastdarm“ der Forelle (Salmo 
fario L.) gefundener Echinorhynchus ist, dessen Beschreibung frei- 
lich einen Fortschritt gegenüber den früheren Arbeiten nicht er- 
kennen lässt und dessen sichere Bestimmung nicht möglich ist. 

Kurz vor dieser Mitteilung Roederer’s war aber auch 
bereits die erste jener Publikationen von Pallas (1760) erschienen, 
in denen dieser seine Beobachtungen an Echinorhynchen mitteilt. 
Pallas stellt dieselben (auf p. 289 des Abdrucks von 1778) als 
„animalculum a nemine descriptum, quod in permultis piscibus 
aquarum dulcium inveni frequentissimum“ und unter dem Namen 
„Haerucula seu Taeniola osculis obtusis“ zu den Bandwürmern 
(damalige Gattung Zaenza) „ob similitudinem quam cum Taenia 
habet tantam ut ejusdem generis esse vix dubitem“. Als Wirte 
führt Pallas an: Rana, Esox, [Acerina] cernua, Perca und 
Trutta nobilis (offenbar gleich Salmo /arıo L.); verschiedene Arten 
werden jedoch noch nicht unterschieden. Der Name Zaerucula 
ist gewählt „quia intestino tenacissime inhaerere solet, cum nondum 
satis certus sim an oscula habeat ad modum Taeniarum per corpus 
disposita, an vero singulare genus constituat“ Von weiteren An- 
gaben sind noch hervorzuheben die Feststellung, daß die „Aculei“ 
des Rüssels rückwärts gekrümmt sind („retrorsi“), was freilich 
auch Leeuwenhoek bereits abgebildet hatte, die uns hier zum 
ersten Male begegnende Angabe, daß die Würmer bei Über- 
führung in Wasser oder Weingeist durch Flüssigkeitsaufnahme 
stark aufquellen, vor allem aber der erste Versuch zum Eindringen 
in den inneren Bau der Echinorhynchen, der bedingt ist durch 
die Entdeckung der Lemnisken, die als zwei vom Rüssel nach 
hinten ziehende und vielleicht muskulöse Stränge geschildert 
werden. („Substantia fere uniformis; sed a rostro retrorsum 
tendunt funiculi duo latiusculi, opaci ad longitudinem ipsius rostri 
terminati, forte musculares.“) 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 147 


Im Elenchus zoophytorum reiht dann Pallas (1766, p. 415) 
die Echinorhynchen definitiv unter dem Namen Taenta haeruca 
den Bandwürmern ein, bringt aber sachlich nur insofern neues, 
als die Wirtsliste um Gadus callarıas L. bereichert wird. Ge- 
nauere von Abbildungen begleitete Angaben über die Echino- 
rhynchen des Frosches und des Schweines (welch letztere er 1781 
Taenıa hirundinacea nannte = Echinorhynchus gigas Bloch 1782) 
gibt Pallas erst 1775 (p. 452—454, Taf. IX, Fig. 2—3), nachdem 
inzwischen auch bereits mehrere einschlägige Mitteilungen von 
Koelreuter (1771 und 1775) erschienen waren, deren erste von 
großer Wichtigkeit ist. Vor Betonung des durch dieselbe er- 
zielten Fortschrittes ist nur noch anzuführen, daß sich durch 
Phipps (1774 und 1775) an Fasciola und Taenıa als dritte fremd- 
artige Gattung, der Echinorhynchen eingereiht wurden, noch 
Sıpunculus anschließt. Vergl. weiteres hierüber unten bei der 
speziellen Besprechung von Zch. lendıx (Phipps). 

Koelreuter (1771, p. 499—500, Taf. XXVI, Fig. 5) fand 
im Darme von Zewcıscus rutilus (L.) und Zdus ıdus (L.) Echino- 
rhynchen, deren Schilderung deshalb wichtig ist, weil Koelreuter 
zuerst erkannte, daß diesem Wurme eine systematische Sonder- 
stellung zukommt. Er spricht von „hi acanthocephalı, quo distincto 
nomine hoc animalium genus appellare liceat.“ In Verbindung 
mit einem Speciesnamen wird der so vorgeschlagene Gattungs- 
name freilich nicht gebraucht. Daß aber Koelreuter auf dem 
Boden der binären Nomenclatur steht, geht unzweifelhaft daraus 
hervor, daß er die Fische, bei deren Besprechung er seine 
Acanthocephalen-Funde erwähnt, binär benennt: Cyprinus rutilus, 
Cyprinus ıd., Coregonus lavaretus, Gadus lota, sowie daß er von 
einem ,,Piscis, e Coregonorum genere“ spricht. Unter diesen Um- 
ständen muß ich Acanthocephalus als gültigen Gattungsnamen 
ansehen, zumal auch eine Art, fiir die das ,Nomen genericum“ 
zuerst aufgestellt wird, kenntlich abgebildet ist und mit Æc/. 
anguillae O. F. Müll. = Ech, globulosus Rud. identifiziert 
werden muß, so daß hierdurch der Gattungsbegriff gesichert er- 
scheint.  Fingebùrgert hat sich der Koeireutersche Name bisher 
freilich nur als Name der ganzen Ordnung, die Rudolphi (1808) 
Acanthocephala nannte, für die aber um Kollisionen mit dem 
. Gattungsnamen zu vermeiden, der Name Rhynchelmintha zweck- 
mäßiger erscheint. 

Dass der Gattungsname, welchen Koelreuter vorgeschlagen 


148 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


hatte, nicht durchdrang, ist die F olge davon, daß den en 
ee zunächst 


2, die Publikationen von 0. F. Müller über Echinorhynchen 


folgten, die eine neue Epoche der Echinorhynchenforschung 
heraufbeschworen. Auch O. F. Müller (1776, p. XXVII und 
214—215) oder vielmehr richtiger der Staatsrat Zoega, auf den 
sich Müller beruft, hatte erkannt, daß die Echinorhynchen nicht 
in bereits bestehende Gattungen eingereiht werden konnten. Die 
neue Gattung, die somit für sie geschaffen werden mußte und 
innerhalb deren auch gleich mehrere neue Arten unterschieden 
wurden, erhielt von Zoega den Namen Zchmorhynchus, der 
alsbald zur allgemeinen Anerkennung gelangte. Folgte doch 
seiner Aufstellung (1776) und der Publikation der ersten Abbil- 
dung verschiedener Arten (1777) unmittelbar eine Arbeit von O. 
F. Müller (1778), die insofern von grundlegender Bedeutung ist 
als sie zum ersten Male einen Einblick in die innere Organisation 
eines Zchinorhynchus gewährte. Müller erkannte den Geschlechts- 
dimorphismus der Echinorhynchen. Er sah außer den schon von 
Pallas (1760) entdeckten beiden Lemnisken auch das Receptacu- 
lum des Rüssels als „durchsichtigen Beutel, welcher dazu dient, 
den Rüssel aufzunehmen, wenn er sich zurückzieht“; er sah ferner 
sogar das Ligament, welches seiner Ansicht nach (anscheinend im 
Verein mit dem Musculus retractor proboscıdıs, da der „feine 
Kanal“ nach ihm auch „durch den Beutel scheinet“) „die Stelle 
des. Darmes vertritt“. Vor allem erkannte O. F. Müller auch 
bereits die wahre Bedeutung der in der Leibeshöhle der Weibchen 
schwimmenden Ovarien und embryonenhaltigen Eier, obwohl er 
anfänglich geneigt war, die ersteren für die Eier zu halten und 
die ihrer Form wegen als „spreu-ähnliche Körper“ bezeichneten 
Embryonen für parasitische Infusorien. 

Bei den Männchen sah Müller die beiden Hoden als zwei 
„eiförmige große helle Blasen“, in die sich „der Darm verliert“ 
sowie die als den Geschlechtsorganen zugehörig erkannten Kitt- 
drüsen, die bei verschiedenen Arten in verschiedener Lage und 
Anzahl vorhanden sein sollten. Bei Zch. lucir O. F. Müll. wurden 
nur „zwei kleine Kugeln beobachtet, von dickerem Wesen [scil. 
als die nicht erkannten Hoden] in einer schiefen Lage, die durch 
einen nach dem äussersten des Schwanzes zu geschlängelten 
Kanal verbunden werden“. Bei Zch. anguillae O. F. Müll. (1780) 


IL ihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 149 


wurden dagegen sieben solche Kugeln beobachtet d. h. außer 
den hier in der Tat weniger dicht wie bei “ch. lucı zusammen- 
liegenden sechs Kittdrüsen noch das in neuerer Zeit als Mark- 
beutel bezeichnete Gebilde. 

Wenigstens eine Echinorhynchen-Art findet sich übrigens 
bei O. F. Müller (1776) auch noch einer fremden Gattung ein- 
gereiht, der vierten bei der dies geschieht, und zufälligerweise 
ist dies eine Art, die Müller außerdem gleichzeitig auch noch 
unter anderem Namen in der Gattung Zchinorhynchus verzeichnet, 
nämlich Ascaris versipellis Fabr. = Echinorhynchus gadi Loega. 
Die Gattung Æchinorhynchus selbst enthielt bei ihrer Aufstellung 
vier Arten, außer der eben genannten den Zchrnorhynchus laevis 
Zoega, eine nicht sicher zu identifizierende Art (Ech. candıdus 
Zoega) und einen Nematoden (ch, lacustris Zoega = Cucul- 
lanus elegans Led.) 


3. Die systematische Echinorhynchen-Forschung von 0. F. Miller 
bis auf Westrumb (1780—1821). 

Mit den in den Jahren 1776—1780 erschienenen Publikationen 
O. F. Miller’s beginnt eine neue fruchtbare Periode der Echino- 
rhynchen-Forschung, welche wir bis zum Jahre 1821 rechnen 
mussen, welches durch die Monographie Westrumb’s einen Ab- 
schluß in systematischer, durch die Arbeit von Bojanus einen 
solchen in anatomischer Hinsicht brachte. Die Periode ist vor 
allem charakterisiert durch die Tatsache, daß von verschiedenen 
Seiten, namentlich von Goeze, Schrank, Zeder, Rudolphi und 
Bremser, welch letzterem die beiden Briider Natterer helfend 
zur Seite standen, zahlreiche Tiere nur zu helminthologischen 
Zwecken untersucht wurden und daß infolge hiervon die Zahl 
der bekannten Arten rasch anschwoll. Hierdurch wurde das Be- 
dürfnis nach zusammenfassenden Verzeichnissen der verschiedenen 
Funde geweckt und der erste, der diesem Bedürfnis zu ent- 
sprechen suchte, ©. F. Müller (1787, 1), vermochte bereits 42 ver- 
schiedene Wirte von Echinorhynchen aufzuzählen, von denen 
einer 2, zwei andere sogar 3 verschiedene Arten beherbergen 
sollten, und Schrank (1788), der erste der ein solches Verzeichnis 
nach den Parasiten-Arten geordnet zusammenstellte, zählt 22 ver- 
schiedene Echinorhynchen-Arten auf, abgesehen von 4 weiteren 
„unzulänglich bekannten“ Arten. Bei Gmelin (1791), der Para- 
siten verschiedener Wirte fast stets als verschiedenen Arten an- 


150 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


gehörig betrachtete, steigt infolgedessen die Zahl der Echino- 
rhynchen-Arten auf 48, abgesehen von Zch. murıs Schrank, für 
den die besondere Gattung Zaeruca gebildet wird. Zeder (1803) 
zieht bereits mehrfach mehrere von Gmelin unterschiedene Arten 
wieder in eine zusammen; infolge des durch die ersten Arbeiten 
Rudolphi’s und die eigene Arbeit Zeders bedingten Zuwachses 
an Arten zählt er aber deren außer der Aaeruca muris doch 
wieder 48 Arten, trotzdem ihm noch 3 weitere Gmelinsche zu 
unsicher sind, um sie mitzuzählen. 

Einen raschen weiteren Zuwachs bedingte dann die eifrige 
helminthologische Sammeltätigkeit von Rudolphi sowie von 
Bremser und seinen Mitarbeitern, von denen namentlich der 
letztere in den Jahren von 1806—1811 eine Helminthensammlung 
von geradezu gewaltigem Umfange zusammenbrachte Wurden 
doch in diesen Jahren fast 40000 verschiedene Tiere auf ihre 
Helminthen untersucht. In den folgenden Jahren wurde dann 
freilich diese großartige Wiener Helminthensuche nur noch in 
geringerer Ausdehnung fortgesetzt, um so reichere Ausbeute aber 
brachte Rudolphi’s italienische Reise (1817). Auch die wertvolle 
Ausbeute der brasilianischen Reisen von v. Olfers und nament- 
lich von Joh. Natterer ist zum Teil bereits in der hier ‘be 
sprochenen Periode wissenschaftlich ausgenutzt worden (von 
Rudolphi 1819 und Westrumb 1821). 

Rudolphi (1809) eliminierte den Zeh. quadrirostris Gze. 
durch Schaffung der neuen Gattung Tetrarhynchus und zählte 
dann 38 sichere Echinorhynchen-Arten neben 24 „Species dubiae“. 
Bremser (1811, p. 26) berichtet, daß in Wien nicht weniger wie 
31 neue Echinorhynchen-Arten gefunden worden seien, von denen 
sich freilich später nicht alle als wirklich neu herausstellten. Ein- 
schließlich dieser neuen, fast durchweg als „Species dubiae“ ver- 
zeichneten Arten zählt dann Rudolphi (1819) 49 sichere Arten 
und gleichfalls 49 „Species dubiae“ um in einem Nachtrage noch 
4 weitere sichere Arten und 3 „Species dubiae“ hinzuzufügen. 
Bei Westrumb (1821), der das Wiener Material bearbeitete, 
schwillt die Zahl der sicheren Arten wiederum erheblich an, 
größtenteils auf Kosten der „Species dubiae“, die Gesamtzahl der 
Arten aber sinkt etwas infolge der Zusammenziehung mehrerer 
Rudolphischer Arten. Westrumb verzeichnet nämlich 66 
Arten, die er für sicher hält neben nur noch 24 „Species dubiae“. 
Unter den letzteren figuriert auch der Acanthrus sipunculordes 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 151 


Acharius (unter der Bezeichnung „Zch. Zperlanı“), der insofern 
besonders bemerkenswert ist, als für ihn noch nach der Einführung 
des Gattungsbegriffes /chinorhynchus eine besondere Gattung 
geschaffen worden war. 

Gleichzeitig mit dieser Zunahme der Arten, die infolge viel- 
facher Synonymisierung in der Tat noch größer ist als sie nach 
den hier mitgeteilten Zahlen erscheint, erfolgte auch eine Klärung 
der Auffassung über die Stellung der Echinorhynchen im System. 
Anfänglich war dieselbe eine recht schwankende, wenn auch die 
Gattung Zchinorhynchus meist in die Nähe der Nematoden- 
Gattungen gestellt wurde (vergl. z. B. Blumenbach 1779 und 
oz, Abildeaard. 1700, Modeer, 1792 0% 251 und ap 207 
Cuvier 1798, Lamarck 1801 und 1816). Zeder (1800) wies ihr 
dann aber eine größere Selbständigkeit zu, indem er sie allen 
anderen Helminthen durch Schaffung einer besonderen Ordnung 
gegenüberstellte, die dann von Rudolphi (1808) den noch heute 
üblichen Namen Acanthocephala erhielt. In dieser Ordnung be- 
ließ Rudolphi freilich anfänglich auch noch die Gattung Te/ra- 
rhynchus (= Tentacularıa Bosc), die er aus Zchinorhynchus ab- 
gezweigt hatte. Erst als er gelegentlich seiner italienischen Reise 
selbst Tetrarhynchen gesammelt hatte, erkannte er deren Cestoden- 
Natur (vergl. hierzu auch den von Lühe 1900 publizierten Ent- 
wurf eines Helminthensystemes, welchen Rudolphi unmittelbar 
vor seinem Aufbruch nach Italien zu Papier gebracht hatte). Erst 
in der Synopsis also bilden die Acanthocephalen eine wirklich 
natürliche Gruppe (Rudolphi 1819), die dann bald darauf durch 
Westrumb (1821) jene monographische Bearbeitung erfuhr, die, 
wenigstens soweit die Artbegriffe in Betracht kommen, die Grund- 
lage für alle weitere Forschung wurde. 

Zur Unterscheidung der verschiedenen Echinorhynchen-Arten 
war man auf die Größe, die Farbe, die Formverhältnisse und die 
Bewaffnung angewiesen. Unterschiede in der Form der Eier 
wurden zwar gleichfalls bereits beobachtet. Deren systematischer 
Wert wurde aber so wenig erkannt, daß Zch. analıs Schrank 
(= Lech. filicollis Rud.) und Ech. minutus Gze. durch die von 
Westrumb ausdrücklich hervorgehobene verschiedene Form 
ihrer Eier nicht davor geschützt wurden, in eine einzige Art 
zusammengefasst zu werden (vergl. unten Zeh. polymorphus 
Brems. und einen zweiten anscheinend ähnlichen Fall unter 4c, 
sphaerocephalus Brems.). 


152 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Die Formverhältnisse des Rüssels und des zwischen diesen 
und den Rumpf eingeschalteten Halses wurden dagegen fiir so 
wichtig gehalten, dafi hiernach bei Rudolphi und Westrumb 
die Arten gruppiert wurden. In einzelnen Fallen kònnen diese 
Formverhältnisse in der Tat so charakteristisch wiedergegeben 
sein, daß sie allein zur Identifizierung der Art genügen, wie z. B. 
bei dem Koelreuterschen Acanthocephalus aus Leuciscus rutilus 
(L.) und /dus 1dus (L.) Immerhin ist doch nicht zu verkennen, 
daß die Form des Rüssels und des Halses von ihrem Kontrak- 
tionszustande abhängt und deshalb bei der Unterscheidung der 
Arten nur mit Vorsicht angewendet werden darf. Zu Rudolphi’s 
Zeit ist der Wert dieses Merkmals offenbar überschätzt worden. 
Wurden doch z.B die sicherlich ganz ungemein ähnlichen, wenn 
nicht sogar identischen Arten Zch. buleoms Schrank (= Zeh. 
caudatus Zed.) und £ch. globocaudatus Zed. weit auseinander- 
gerissen, weil der Rüssel bei dem einen an der Basis, bei dem 
anderen in der Mitte am dicksten sei. Andererseits kann aber 
auch gerade /ch. buteonıs Schrank den systematischen Wert 
der Rüsselform beleuchten. Denn wenn Westrumb (1821, p. 22) 
bei dieser Art angibt, daß der Rüssel in der Mitte „quasi con- 
strictus“ sei, so ist die auch von anderen Autoren bei den lang- 
rüsseligen Echinorhynchen der Raubvögel betonte mittlere Ein- 
schnürung des Rüssels in der Tat charakteristisch, weil sie auftritt 
infolge der Anheftung des Receptaculum proboscidis in der Mitte 
des bewaffneten, als Rüssel bezeichneten Körperteiles, d. h. also 
einer anatomischen Eigentümlichkeit der betreffenden Formen. 

Im allgemeinen wichtiger für die Wiedererkennung der in 
alten Beschreibungen gemeinten Arten sind aber jedenfalls die 
Formverhältnisse des Rumpfes, trotzdem ja natürlich auch diese 
nicht ganz konstant sind. Leider sind bei den Angaben über 
Form und Größe die Geschlechtsunterschiede in der Regel nicht 
berücksichtigt worden (vergl. unten die Besprechung von “ch. 
luc). Dafür daß auch die Farbe, die in den alten Beschreibungen 
fast stets angegeben wird, ein nicht unwichtiges Artmerkmal 
ist, kann auf “ch. minutus Gze. als klassisches Beispiel hin- 
gewiesen werden. 

Die Art der Bewaffnung wurde namentlich von Rudolphi 
und Westrumb systematisch verwertet. Für die Haken des 
Rüssels, um die es sich hierbei in erster Linie handelt, wird aber 
von beiden nur die Zahl der Querreihen angegeben, die innerhalb 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 1523 


gewisser Grenzen variiert und bei teilweise zurückgezogenem 
Rüssel auch zu gering gezählt werden kann. Die Bedeutung der 
Längsreihen der Haken haben weder Rudolphi noch Bremser, 
der Westrumb’s Arbeit inspiriert hat, erkannt, trotzdem bereits 
in einer Anzahl vor-Rudolphischer Abbildungen diese Längs- 
reihen sehr schön gezeichnet” worden waren (z. B. von O. F. 
Müller) und trotzdem auch bereits frühere Autoren die Haken 
nach Längsreihen gezählt hatten (O. F. Müller 1780, 2, p. 205 bei 
Ech. percae Gmel., Hermann 1782 bei Ach, alosae Herm. und 
Wok\saluelnSchtank; ob auch Zeder 1800,/p. 137 bei Bon. 
ovatus Zed., ist zweifelhaft. Wenn es erst Dujardin (1845) 
vorbehalten blieb, diese in neuerer Zeit als so wichtig erkannte 
Zählung der Längsreihen allgemeiner einzuführen, so ist dies 
jedenfalls eine Folge davon, daß eine sichere Vornahme dieser 
Zählung bei auf der Seite liegendem Z#chrnorhynchus mit gewissen 
Schwierigkeiten verknüpft ist, wie unter anderem eine frühere, 
unten von mir als irrtümlich nachgewiesene und berichtigte An- 
gabe über Ach, globulosus Rud. beweist. Mit Rücksicht auf das 
unten bei einzelnen Arten erwähnte Verhältnis von Dujardin 
und Diesing sei übrigens hier als charakteristisch angeführt, 
daß Diesing (1851) auch diesen Fortschritt Dujardin’s nicht 
mitmacht. 


4. Fortschritte in der Erkenntnis der Organisation der Echino- 
rhynchen von 0. F. Müller bis auf Bojanus und Westrumb. 
(0720 1027) 

Der Zufall hat es gefügt, daß dasselbe Jahr 1821, welches 
die für die Folgezeit grundlegende systematische Monographie 
Westrumb's brachte, durch eine kleine aber nicht unwichtige 
Arbeit von Bojanus auch einen gewissen Abschluß der ana- 
tomischen Forschung zeitigte. Ich beschränke mich hier auf 
einen kurzen Überblick über die diesbezüglichen seit ©. F. Müller 
erzielten Fortschritte. 

Anschließend an O. F. Müller folgen zunächst die Angaben 
Goeze’s (1782, p. 147—148), der den Lchinorhynchus hirundı- 
Zuceus Pall (== Ech. cas Bl.) zerghederte und, hierbei zwei 
Musculi retractores receptaculi proboscidis entdeckte. Zeder 
(1800, p. 108—110) fand bei einer Wiederholung dieser Unter- 
suchung dann noch acht weitere Muskeln an dem Receptaculum, 
darunter auch die beiden Protrusores, die Westrumb (1821, 


154 Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


p. 50—51) als solche erkannte, indem er im übrigen Zeder’s von 
Rudolphi (1808, p. 228—220) angezweifelte Darstellung bestätigte. 
Dieselbe, Zahl von Muskeln wie bei “ch. hirundinaceus fand 
Westrumb auch noch bei Zch. major Brems., sperula Olf. 
und monıhformıs Brems. Bei Zeh. porrigens Rud., ranae 
Schrank (= ch: haeruca Wid. nee Lam. ogee Terz! 
(= Ech. proteus Westr.), buteonts Schrank (= “ch, caudatus 
Zed.), vanelli Gmel. (= Ech, lancea Westr.) und hystrix Brems. 
war dagegen die Zahl der Muskeln wesentlich geringer, wie ja 
auch neuerdings Kaiser (1891, p. 93—124) nur bei “ch. monalı- 
forms dieselben komplizierten Verhältnisse gefunden hat wie bei 
Ech. hırundınaceus. | 


Außer diesen Muskeln hatte Goeze noch speziell die Lem- 
nisken untersucht, wenn er dieselben auch nicht, wie Kaiser 
(1891, p. 33) anzunehmen scheint, entdeckt hat!). Entdeckt hat 
Goeze in ihnen aber das sie der Länge nach durchziehende 
GefaB, welches ihn veranlaßt, die Lemnisken als Nahrungskanäle 
aufzufassen, und dessen Verzweigungen von Rudolphi (1808, 
p. 254) zuerst beobachtet wurden. Von Rudolphi stammt 
übrigens auch der Name Lemnisken her. Goeze’s Annahme, 
daß es sich um Organe handele, die bei der Ernährung eine 
Rolle spielen, erscheint Rudolphi nicht unwahrscheinlich. 
Hatte bereits Bloch (1782, p. 26) auf dem Scheitel des Rüssels 
eine Vertiefung wahrzunehmen geglaubt, durch welche die Nah- 
rung aufgenommen würde, so ist Westrumb (1821, p. 45) über- 
zeugt, daß allen Echinorhynchen eine solche Saugpapille zukommt, 
und in dem von ihm bei “ch. spirula Olfers entdeckten Re- 
tractor proboscidis scheint er den Anfang des Nahrungskanales 
erblicken zu wollen (vergl. seine Abbildung Taf. II, Fig. 109). 
Nitzsch (1818) betont freilich, daß er niemals eine Mundöffnung 
bei Echinorhynchen habe wahrnehmen können, meint aber: „in- 
dessen könnte auch beim Mangel einer eigentlichen Mundöffnung 
die Nahrung doch vorzüglich durch Poren des Rüssels aufge- 
nommen werden, wofür die so ungemein erweiterten Gefäße am 
Rüsselkopf des Zch. flicollis Rud. zu sprechen scheinen“. 
Außer in den Lemnisken waren nämlich damals Gefäße nur noch 
im kugelig aufgetriebenen Rüssel von “ch. fiicolhs Rud. be- 
kannt geworden. Erst später fielen Rudolphi 1819 bei Ach. 


1) Vergl. oben p. 146. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 155 


vasculosus Rud. auch die Gefäße in der Wandung des Rumpfes 
auf. Westrumb (1821, p. 50) wies nach, daß diese Gefäße in 
einer besonderen Tunica vasculosa zwischen Cuticula und Muscu- 
laris liegen. Genauere Angaben über die Anordnung der Grfäße, 
unter denen zwei Längskanäle besonders auffielen, machte aber 
erst Bonus (1821, p. 181). 


Poren, wie sie Nitzsch in dem vorstehenden Citat erwähnt, 
waren speziell am Rüssel freilich nie beobachtet worden, um so 
häufiger finden sich aber Angaben über Poren am Rumpfe und 
wenigstens in einem Falle ist nachweisbar, daß diese „Poren“ 
mit den Kernen der Hypodermis identisch sind, wie dies bereits 
Kaiser (1891, p. 24) vermutet hat. (Vergl. unten die Besprechung 
von Ech. rutile O. F. Müll. nec Zed.) Vielfach wird freilich 
das Vorhandensein von Poren auch nur aus dem bedeutenden 
Aufsaugungsvermögen der Echinorhynchen und ihrem bereits von 
Pallas beobachteten starken Anschwellen in Wasser theoretisch 
erschlossen. Zur Aufklärung dieses Aufsaugungsvermögens hat 
namentlich Treutler (1791) eine Reihe von sorgfältigen Ver- 
suchen gemacht, die ihn zu dem Schlusse führten, daß die Echi- 
norhynchen keine Mundöffnung besitzen und „non per sugendi 
oscula, sed per poros in toto eorum corporis dispersos alimenta 
sua excipere.“ 


Die Muskulatur der Leibeswand ist zuerst von Goeze (1782, 
p. 147) als „zwote Haut‘ von dem darübergelegenen Gewebe 
unterschieden worden. Goeze beobachtete aber nur die Ring- 
muskelschicht. Zeder (1803, p. 131) betont, daß außerdem auch 
Längsmuskeln vorhanden seien, die aber „weniger stark“ ent- 
wickelt sein sollen. Daß Ring- und Längsmuskeln zwei kon- 
tinuierliche Schichten bilden, und die Längsmuskeln nach innen 
von den Ringmuskeln liegen, hebt aber erst Rudolphi (1808, 
ba 22,5) hervor. Nach Westrumb (1821, p. 50) treten bei Zch. 
spırula Olfers und moniliformıs Brems. die Ringmuskeln, bei 
Lich. monılıformıs Brems., porrigens Rud. und folymorphus Brems. 
die Längsmuskeln zu Bündeln zusammen, die durch Zwischen- 
räume voneinander getrennt sind. 


Wenn ich nun schließlich zu der Besprechung der Genital- 

| organe übergehe, so hat Goeze (1782, p. 148) Beobachtungen 

über die Eier von Zch. hirundinaceus (P all.) angestellt, die im 

wesentlichen eine Bestätigung der Angaben O. F. Müllers über 
Zool. Annalen. 1. 11 


156 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


diejenigen von Zch. luca O. F. M ù11.!) darstellen. Von Interesse 
ist aber die Beobachtung, daß „die unreifen . . . . nicht so spitz 
an beiden Enden sondern ovaler“ sind. In Anbetracht der Klein- 
heit des Objektes und der unvollkommenen optischen Hilfsmittel 
jener Zeit halte ich diese Feststellung fùr ein sprechendes Zeug- 
nis fir die Sorgfalt der Goezeschen Beobachtungen. Wenn 
jedoch Goeze (1782, p. 156) bei den Embryonen des von ihm 
Ech. candidus genannten Ech. luci sogar „schon die Spur des 
keimenden Rüssels bemerkt“ haben will, so muß hier ein Irrtum 
vorliegen, wie auch bereits Kaiser (1891, p. 116) betont. 


Goeze, Zeder und Rudolphi sahen die Eier aus einer 
Öffnung am Vorderende des Rüssels hervortreten und Zeder 
(1803, p. 143) betont ausdrücklich, daß auf diese Weise die Eier 
„tief unter den Darmschleim vergraben“ werden. Nitzsch (1818) 
erklärt aber bereits demgegenüber, daß er dies nie beobachtet 
habe, und „so kann ich mich nicht davon überzeugen, daß jenes 
der natürliche Weg ihres Ausgangs sei“, zumal doch auch die 
Öffnung am Hinterende beim Männchen sich durch die Bursa 
als Geschlechtsöffnung erweise und also wahrscheinlich beim 
Weibchen dieselbe Bedeutung habe. 


Die Paarigkeit der Ligamentsäcke bei Zch. hirundinaceus 
(Pall.) war bereits von Zeder (1800, p. 108) festgestellt worden. 
Nitzsch (1818) konnte sich aber noch so wenig von derselben 
überzeugen, daß er sogar an eine Verwechselung mit den Lem- 
nisken glaubt (!. Auch Bojanus (1821, p. 181) ist sich über die. 
Paarigkeit nicht ganz klar geworden, wenn er sie auch für wahr- 
scheinlich hält. Er hat aber erkannt, daß der „Eiergang‘ am 
Vorderende (d. h. also wo die beiden Ligamentsäcke miteinander 
kommunicieren) und am Hinterende, wo er „in einen, aus mehreren, 
symmetrisch geordneten Teilen zusammengesetzten Apparat“ über- 
gehe, immer einfach sei. An diesem zur Genitalöffnung führen- 
den Apparate unterscheidet er paarige büschelförmige und beutel- 
formige Anhänge, die zusammen offenbar der nicht erkannten 
Glocke entsprechen. Wichtig ist aber die Feststellung der Genital- 
öffnung. Ganz gute, wenn auch von ihm selbst noch nicht ver- 
standene Abbildungen der Glocke und der sich anschließenden 
weiblichen Genitalwege hat Westrumb (1821) publiciert. (Vergl. 
besonders Tas [lie Big. 15 


1) Vergl. oben p. 148. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. roy 


Für die männlichen Genitalorgane bedeutet den ersten Fort- 
schritt gegenüber O. F. Müller die Vermutung Zeders (1800, 
p. 141), daß die von Schrank und ihm selbst beobachteten 
„Schwanzbläschen nur bei der Begattung zum Vorschein kommen 
und zur Erleichterung derselben dienen.“ 

Rudolphi’s (1808, p. 290—292) Auffassung der männlichen 
Genitalorgane beruht gänzlich auf Mißverständnissen, denn nach 
ihm sollen die Hoden mit der Bursa nach außen hervortreten 
und soll ferner die Befruchtung der Eier (trotzdem doch die be- 
schalten Embryonen bereits als solche erkannt waren) im Freien 
erfolgen. 

Eine Klarung brachte dagegen Nitzsch (1818), der die 
beiden Hoden richtig erkannte, auch die Vasa efferentia sah, aber 
freilich noch in Verkennung der Kittdriisen annahm, daf die Vasa 
efferentia „in eine langgestreckte, jederseits mit vier Lappen oder 
Divertikeln versehene Samenblase“ einmtinden. Letztere sollte 
dann „durch eine kurze, dicke, ebene Röhre (Ductus ejaculatorius) 
mit einer erweiterten Blase am Hinterende des Wurmes enden“, 
die der Bursa im eingestülpten Zustande entspricht. 

Bei voller Anerkennung des Fortschrittes, den diese auf 
Ech. hirundinaceus (Pall) bezüglichen Angaben bedeuteten, be- 
tont Rudolphi (1819, p. 586—588) doch, daß sie nicht allgemein 
gültig sein könnten. So habe ja doch Ach, anguzllae O. F. Müll. 
keine derartige gelappte Samenblase, sondern anstatt dessen 
einzelne, durch Gefäße miteinander verbundene kugelige Organe, 
die durch Nitzsch’s Auffassung noch nicht erklärt seien. Boja- 
nus (1821) beschränkt sich darauf, Abbildungen von den Genital- 
organen des männlichen Ech. hirundinaceus (Pall.) zu liefern 
und durch diese, die auch Rudolphi überzeugen würden, für 
die Auffassung von Nitzsch einzutreten. 

Westrumb (1821, p. 55) betont schließlich, daß die Zahl 
der „lobi vel diverticuli‘ der Samenblase 6—8 betrage. Im all- 
gemeinen sind seine Abbildungen der Genitalorgane verschiedener 
Arten aber wichtiger als seine Textangaben. 


Na 


158 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


IL. Specieller Teil. 


I. Die bis zum Erscheinen von Westrumbs Monographie 
(1821) einschließlich der Gattung Echinorhynehus eingereihten 
Formen. 


In das nachstehende Verzeichnis sind zunächst nur die der 
Gattung Zchinorhynchus eingereihten Formen aufgenommen wor- 
den. Namen, die für einzelne Arten vor dieser Einreihung in 
die genannte Gattung gebraucht worden waren, wie Acantho- 
cephalus, Acanthrus sipunculoides u. a. folgen in einem besonderen 
Abschnitt, der in sich ebenso wie die nachstehende Liste der 
Echinorhynchen-Namen alphabetisch geordnet ist. 


Außer den wirklichen Namen, die für die verschiedenen 
Echinorhynchen-Arten gebraucht worden sind, mußten aber auch 
eine Reihe von Bezeichnungen aufgenommen werden, die nicht 
Namen im Sinne der Nomenclaturgesetze darstellen. Ich meine 
die von Rudolphi (1809) eingeführte Bezeichnung unbestimm- 
barer Funde nach ihren Wirten. Es ist zwar bereits wiederholt 
darauf aufmerksam gemacht worden, daß diese Bezeichnungen 
nicht als wirkliche Namen angesehen werden dürfen. Sie sind 
aber von Rudolphi’s Nachfolgern vieifach.nach Art von Species- 
namen gebraucht worden (z. B. noch neuerdings von v. Ihering 
[1902] in einer zoogeographischen Studie) und konnten deshalb 
nicht ausgeschlossen werden. Ist es doch einem Wirtsgenitiv 
nicht ohne weiteres anzusehen, ob er eine bestimmte Helminthen- 
art bezeichnen soll oder nicht. 


Daß dies bei Rudolphi nicht der Fall ist, geht weniger 
aus seinen Nomenclaturregeln hervor, in denen alle dem Wirt 
entlehnten Artnamen verworfen werden (vergl. Rudolphi 1801, 
p. 65), als vielmehr aus seiner Besprechung der einzelnen Formen. 
Diese lehrt nämlich, daß Rudolphi den Wirtsgenitiv nicht etwa 
für unvollkommen bekannte Arten angewandt hat, sondern für 
Helminthen, deren Kenntnis so unvollkommen war, daß Rudolphi 
sie keiner bestimmten Art einreihen konnte Wenn Diesing 
(1851, p. 466, No. 871) und von Linstow (1878, p. 137, No. 724) 
als Parasiten von Os Zarda L. einen ,,£chinorhynchus Tardae 
R ud.“ anführen, so beruht dies auf einer Verkennung des eben be- 
tonten Unterschiedes. „Zchmorhynchus Tardae“ ist bei Rudolphi 
keineswegs, wie v.-Linstow (1900, p. 375) annimmt, ein provi- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 159 


sorischer Artname, sondern nur eine von einem wirklichen Namen 
scharf zu unterscheidende Bezeichnung, die allein die Möglichkeit 
bieten soll, einen von Rudolphi gefundenen, aber seiner un- 
günstigen Erhaltung wegen nicht näher zu untersuchenden und 
deshalb auch nicht bestimmbaren Lchinorhynchus registrieren zu 
konnen. Daf Rudolphi selbst die Wirtsgenitive niemals als 
Artnamen angesehen hat, geht auch daraus hervor, daB er in 
seinem Verzeichnis der Helminthen der verschiedenen Wirtstiere 
diese Genitive niemals angeführt hat. So steht auf p. 748 der 
Synopsis unter den Helminthen von Os Zarda L. zwischen den 
Arten Ascaris vesicularis und Distoma cunealum nicht etwa der 
„Echmorhynchus Tardae“ angeführt, sondern nur ein „Zchinor- 
hynchus“. (Vergl. hierzu auch unten die Besprechung von „Zch. 
Alaudae, Anatum, Halratt, Hırundınum, Lavareti, Orioli cristati, 
Pleuronectes maxim, Salmonum, Zenıs“ u. a, sowie im Gegen- 
satz dazu auch Zeh. alcedinis Westr. und Zeh. pardalıs Westr.) 

Sowohl vor Rudolphi (vor O. F. Müller, Schrank, 
Gmelin u. a.) wie auch in späterer Zeit sind aber vielfach den 
Wirtsnamen entlehnte Genitive als unzweifelhafte Artnamen ge- 
braucht worden. Um Verwechslungen zu verhüten, scheint es 
mir deshalb wichtig, jene Rudolphischen Bezeichnungen (sowie 
die nachstehend gleichfalls berücksichtigten, weil von Rudolphi 
teilweise citierten, ähnlichen Bezeichnungen nicht bestimmter Hel- 
minthen bei Viborg, 1795) auch in der Schreibweise von wirk- 
lichen Namen zu unterscheiden. Hierzu stehen zwei Wege offen. 
Entweder man fügt zwischen den Gattungsnamen und den Wirts- 
genitiv ein „spec.“ ein, entsprechend dem heutigen Gebrauch durch 
einen solchen Zusatz zum Gattungsnamen eine nicht bestimmte 
Art der betreffenden Gattung zu bezeichnen. Wie man in einer 
Aufzählung der Helminthen von O%s Zarda L. heute nicht mehr 
einfach „Zchinorhynchus“, sondern „Zchinorhynchus spec.“ sagen 
würde, so könnte man bei einer Aufzählung der Echinorhynchen 
auch einen Zchmorhynchus spec. Tardae verzeichnen. Oder man 
behandelt die Rudolphischen Bezeichnungen als Citate und 
setzt sie als solche in Anführungsstriche. Ich habe nachstehend 
die letztere Methode befolgt. Ein weiterer wesentlicher Unter- 
schied in der Behandlung ergibt sich, wenn man principiell alle 
Artnamen mit kleinen Anfangsbuchstaben schreibt, wie dies zwar 
noch nicht ganz allgemein gebräuchlich aber doch unzweifelhaft 
zweckmässig ist. Diese Schreibweise ist zwar auch bei den in 


160 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Rede stehenden Rudolphischen Bezeichnungen vielfach ange- 
wandt worden, auch von mir selbst, wie. ich offen bekennen muß. 
Sie ist aber ganz unzweifelhaft falsch. „ch. orıolı“ dürfen wir 
ebensowenig schreiben, wie wir „ein Zchmorhynchus aus ortolus” 
schreiben würden. Wo der Genitiv des Wirtsnamens nicht der 
Speciesname einer bestimmten Parasitenart ist, sondern ein völlig 
selbständiger Name, der nur den Wirt eines zweifelhaften Para- 
sitenfundes angeben soll, ıst er meines Erachtens auch dann groß 
zu schreiben, wenn wie bei „Echmorhynchus Tardae* nicht der 
Gattungsname, sondern der zur eindeutigen Bezeichnung des 
Wirtes genigende Artname des letzteren Verwendung ge- 
funden hat. 

Besonderes Gewicht habe ich bei der nachfolgenden Be- 
sprechung der einzelnen Echinorhynchen-Arten auch gelegt auf 
eine den heutigen systematischen und nomenclatorischen Auf- 
fassungen entsprechende Bezeichnung der Wirtsnamen. Trotz 
der verhältnismäßig recht erheblichen Zeit, die diese Feststellung 
der gültigen Wirtsnamen erforderte, kann ich mir jedoch nicht 
verhehlen, daß Irrtümer hierbei kaum ganz vermieden sein dürften. 
Solche Irrtümer dürften sich aber überhaupt nicht sicher ver- 
meiden lassen in dem Übergangsstadium, in welchem sich die 
zoologische Nomenclatur seit Einführung des Prioritätsprincips 
‘befindet und wohl noch auf lange Zeit hinaus befinden wird, und 
welches charakterisiert ist durch „Unsicherheit und Schwankungen 
in den wissenschaftlichen Namen in einem Grade, wie sie früher 
unter dem Autoritätsprincip nicht annähernd bestanden haben.‘ 
(Reichenow.) Nicht berücksichtigt habe ich die einschneidenden 
Änderungen einer ganzen Reihe von Vogelnamen, welche Poche 
für nötig hält. Abgesehen davon, daß ich auf Poche’s dies- 
bezügliche Publikation (Ein bisher nicht berücksichtigtes zoo- 
logisches Werk aus dem Jahre 1758, in dem die Grundsätze der 
binären Nomenklatur befolgt sind. In: Zool. Anz., Bd. XXVII, 
1904, No. 16/17, pag. 495—510) erst nach Abschluß meines Manu- 
skriptes aufmerksam wurde, so daß eine Nachprüfung nicht mehr 
möglich war, ist es mir zweifelhaft, ob Poche’s Auffassung mit 
dem Geiste der Nomenclaturgesetze ebenso in Einklang zu bringen 
ist wie mit ihrem Wortlaute. Linné’s Systema naturae ist doch 
nicht nur um überhaupt ein beliebiges Datum als Ausgangspunkt 
für die Geltung des Prioritätsgesetzes zu gewinnen, als solcher 
Ausgangspunkt festgestellt worden, sondern wegen des Einflusses, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 161 


den es auf die Zeitgenossen ausgeübt hat. Aus diesem Grunde ist 
es mir zweifelhaft, ob wirklich ein Werk, von dem Poche selbst 
betont, daß es nicht nachweisbar später wie Linne’s Syst. nat., Ed.X 
erschienen und jedenfalls nachweisbar noch ohne Kenntnis des- 
selben geschrieben ist, wirklich nomenclatorische Berücksichtigung 
erheischt. Ich würde diese Frage verneinen, wenn eine präcise, 
künftige Zweifel ausschließende Fassung des betreffenden Para- 
graphen der Nomenclaturgesetze sich gewinnen läßt, die diesem 
Sinne des Prioritätsgesetzes, wie ich ihn auffasse, Rechnung trägt. 
Aber auch wenn dies wirklich nicht möglich sein sollte und die 
principielle Entscheidung jener Frage der Auffassung von Poche 
entsprechend ausfiele, hedürften die von Poche angenommenen 
Synonymien und Homonymien noch eines näheren Beweises bezw. 
die von Poche wieder ausgegrabenen Moehringschen Namen 
einer näheren Darlegung ihrer Bedeutung. So sagt Poche z.B. 
einfach: „Der Momotus Brisson (t. c., S. 44) ist durch Merula 
Moehr. (t. c., S. 8 u. 76) zu ersetzen. Dementsprechend ist auch 
der Name der Familie in Merulidae zu ändern. — Die von Sundevall, 
t. ©, S. 255 gegebene Deutung als „7rochzli Lin. sp. incerta“ ist 
gänzlich unhaltbar.“ Gründe für diese Aussprüche fehlen, so daß 
diese vorerst nur als unbewiesene Behauptungen erscheinen, und 
da auch alle anderen Moehringschen Namen von Poche ebenso 
kurz und bündig abgetan werden, so erscheint eine Nachprüfung 
unbedingt erforderlich, speziell auch mit Rücksicht auf die Arten, 
die als typisch für die von Moehring angenommenen Gattungen 
anzusehen wären. Auf Arten sollMoehring nach Poche über- 
haupt nicht eingehen. Aus der Besprechung der einzelnen Namen 
bei Poche scheint aber hervorzugehen, daß dieselben ähnlich 
wie Merula in dem oben wiedergegebenen Citat sich nur auf 
einzelne Arten beziehen. Woraus schließt dann aber Poche, 
daß Moehring Gattungsnamen gemäß den Grundsätzen der 
binären Nomenclatur gebildet hat? Eine Nachprüfung ist mir 
wie gesagt jetzt nicht mehr möglich. Ich führe deshalb nur an, 
daß bei Annahme der Pocheschen Auffassung von den nach- 
stehend erwähnten Gattungsnamen zu ersetzen wären /Phalacro- 
corax durch Graculus Moehr., Nychcorax Raf. nec Moehr. 
durch Nychardea Swains., Zrithacus Cuv. nec Moehr. durch 
Dandalus Boie, Buteo Cuv. nec Moehr. durch Craxırex Gould. 

Die von Rudolphi und Westrumb gebrauchten Namen 
der Wirte habe ich noch neben den heute geltenden Namen der- 


162 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


selben Arten angeführt, wenn außer dem Gattungs- auch der 
Speciesname geändert werden mußte. Wo dagegen die Unter- 
schiede zwischen den heute üblichen und jenen alten Namen nur 
die Folge der heutigen engeren Umgrenzung der Gattungen sind, 
glaubte ich mich in der Regel auf Anführung der heute gelten- 
den Namen beschränken zu dürfen. : 

Die Umrechnung der Linien in Millimeter gibt nur Nähe- 
rungswerte unter möglichster Vermeidung oder Abrundung von 
Brüchen, um den Maßangaben keine größere Genauigkeit beizu- 
messen als sie beanspruchen dürfen. 


Ech. acanthosoma W e str. 


Bei der unter Bremser’s Leitung in Wien erfolgten Hel- 
minthensuche wurden auch 162 Exemplare von Arherina hepsetus 
L. untersucht und hierbei einmal Echinorhynchen im Darme ge- 
funden, die 3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—9 mm) lang waren, einen 
langen, keulenförmigen, mit ca. 24 Querreihen kleiner Häkchen 
besetzten Rüssel und einen sehr kurzen Hals besaßen und deren 
durchweg mit kurzen Stacheln besetzter Rumpf nahe dem Vorder- 
ende am dicksten war, um sich nach hinten zu allmählich zu ver- 
schmachtigen. Westrumb (1821, p. 30, Nr. 56) nennt die Art 
Ech. acanthosoma und hält sie für verschieden von dem Zchino- 
rhynchus, den Rudolphi im gleichen Wirt gefunden hatte (vergl. 
„Zeh. Atherinae“), da Rudoiphi bei diesem nichts von einer Be- 
stachelung des Körpers erwähnt. 


ssEch. Acipenseris ruthent® Rud. 
Unter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (1310, pP 70 
Nr. 81) provisorisch Echinorhynchen an, die in Wien gefunden 
worden waren und die Westrumb (1821, p. 16, Nr. 29) mit 
anderen Echinorhynchen aus Aczpenser uso L. zu der neuen Art 
Echinorhynchus plagıcephalus vereinigt. Siehe daher im übrigen 
unter letzterem Namen. 


Heh. acus Rud. 

Im Darmkanal des jetzt mit Gadus morrhua L. vereinigten 
Gadus callarias L. fand Rudolphi (1802, p. 51—53 und 1809, 
p. 278—281 Nr. 23) Echinorhynchen, die er für identisch mit dem 
Fch. candidus O. F. Müll. hält, aber Zch. acus nennt, da die Be- 
nennung candıdus „nichts sagt, und noch dazu bei diesem Wurm 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 163 


unpassend ist, der wie Müller selbst sagt, oft andere Farben 
zeigt, so daß ihn O. Fabricius (1780, p. 275, Nr. 256) deswegen 
Ascarıs versipellis nennt“. In der Synopsis vereinigt Rudolphi 
(1819, p. 71 und 324, Nr. 32) dann noch den “ch. lineolatus O. F. 
Müll. mit dem “ch. acus, wodurch als weiteres Synonym dann 
auch noch Zeh. gadı Zoega hinzukommt, welch letztgenannten 
Namen ich als prioritätsberechtigt und gültig ansehe. Weiteres 
über die Art siehe deshalb unter Ach. gad. 


Ech. adfinis Rud. 
In dieser Form findet sich der Name des Ach. affinis Rud. 


mecuG mel, (siehe diesen) in der Prkläarıme von Tat IV iow 
bei:Rudolphi (1808, p. XXIV). 


Ech. aequalis Zed. 

Auf Grund von Rudolphi’s (1801) Nomenclatur-Regeln, 
die alle von dem Wirtsnamen abgeleiteten Benennungen von Para- 
siten verwerfen, tauft Zeder (1803, p. 154, Nr. 15) die Echino- 
rhynchen aus der ,,Ohreule“ bezw. „bunten Ohreule“ — Aszo otus 
fei. diesG oeze (1752, p. 154, Tat. Xa Pie, 12) beschrieben, 
Sehrankı(1788, p. 23). 277 ondıs und Gmelin (1701, P. 3045) 
Ech. scopıs genannt hatte, um in Zch. aegualıs. Unter diesem 
selben Namen wird die Art dann auch noch von Rudolphi 
(1809, p. 275—277 und 1819, p. 70—71) sowie von Westrumb 
(1821, p. 23—24) angeführt, die sie jedoch beide nicht selber ge- 
sehen haben, so daß alle Angaben ausschließlich auf Goeze be- 
ruhen. Nach dessen Abbildung aber hat die Art eine unverkenn- 
bare große Ähnlichkeit mit den Echinorhynchen aus anderen 
Raubvögeln, namentlich Eulen (vergl. unter Zch. aluconıs, buteonıs, 
globocaudatus, tnaegualis, nycteae, tuba). Wie bei diesen ist der 
langgestreckte cylindrische Rüssel mit sehr zahlreichen Häkchen 
besetzt (in der Abbildung sind 19 Querreihen und auf dem dar- 
gestellten halben Umfang 15 Langsreihen gezeichnet) und ist der 
sich ohne Hals direkt anschließende Rumpf glatt und verhältnis- 
mäßig lang (ca. 11/2 Zoll d. h. ca. 40 mm). Vergl. auch die an- 
geführten Synonyme, namentlich das älteste derselben Zch. otıdıs 
Schrank. 


Ech. affinis Gmel. 1791, nec Rud. 1802, 


In der mir nicht zugängigen „Geschichte der dänischen und 
monweeischen Tiere‘ (1782, Bd. 1, p.136) berichtet OF. Müller 


164 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


über das Vorkommen von Echinorhynchen im Darm von Leuciscus 
rutilus (L.), für die dann Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 44) die Art 
Bch. affınıs bildet. Zeder (1803,>p, 163, Nr. 45) nemmsce e 
selbe Art Ech. rutılı. Von Rudolphi (1809, p. 315—316, Nr. 57) 
wird sie mit Zch. carpionis Gmel. unter der Bezeichnung „Zeh. 
Cyprini rutıl“ zusammengefaßt und später (1819, p. 65. Nr. 9) zu 
Ech. clavaeceps Zed. gezogen. Vergl. im übrigen unter dem 
_ letzteren Namen, sowie namentlich unter Ech. rutil’ O. F. Müll. 
(nec Zed.) (= Ach. clavaeceps Led., em. uj.) und une war 
rutile Zed. (nec O. F. Müll... Ich habe übrigens den Namen 
Ech. affınıs Gmel. nec Rud. nie citiert gefunden. Sogar Ru- 
dolphi (1809, p. 315) citiert statt dessen Ech. rutılı. 


Ech. affinis Rud. 1802, nec Gmel. 1701. | 


Zur Vermeidung der Benennung einer Art nach ihrem Wirte 
aufgestellter neuer Name für Zeh. percae Gmel. em emer. 
Siehe daher unter letzterem Namen, aber auch unter Ach. adfınıs. 


Ech. agilis Rud. 


Diese Art hat Rudolphi während seiner italienischen Reise 
im August ı817 in Spezia gefunden und dann in der Synopsis 
(1819, p. 67, Nr. 16 und p. 316—317) beschrieben. Westrumb 
(1821, p. 17—18) lagen Exemplare vor, die Natterer in dem- 
selben Wirte wie Rudolphi (Mugıl cephalus Cuv.) gefunden 
hatte. Nach der Schilderung beider Autoren ist die Art 1!/2—3 
Linien d. h. ca. 3,25—6,75 mm lang; der kleine, keulenförmige 
Rüssel trägt nur 3 Querreihen verhältnismäßig sehr langer Haken; 
ein kurzer Hals ist vorhanden, der Rumpf verjüngt sich spindel- 
formig nach beiden Enden, ist aber vor der Mitte dicker wie 
hinter derselben und ist ferner nach Rudolphi gegenüber 
anderen Echinorhynchen durch eine dichte Querstreifung ausge- 
zeichnet. Westrumb (1821) betont bei dieser Art bereits die 
verschiedene Lange der Haken, indem diejenigen der vordersten 
Reihe die langsten, diejenigen der hintersten Reihe die ktirzesten 
seien. Identisch mit Zeh. agılıs Rud. scheint Ech. gracilis Van 
Bened. nec Rud. zu sein (vergl. auch unter Ach, gracıhs Rud.). 


„Beh. Alaudae® Rud. 
Unter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (1819) Pr 72 
Nr. 63) Echinorhynchen an, die bei der Wiener Helminthensuche 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 165 
im Darmkanal von Alauda nemorosa Gmel., d. i. Zullula arborea 
(L.) einmal und in demjenigen von A/auda trivialis L., d. i. Anthus 
trivialis (L.) zweimal gefunden worden waren. Bereits Rudolphi 
wirft die Frage auf, ob diese Echinorhynchen nicht vielleicht zu 
Ech, micracanthus Rud. gehören und Westrumb (1821, p. 21) 
hat sie denn auch in der Tat dieser Species eingereiht. 


Ech. alcae (O. F. Mill.) Gmel. 


Im Prodromus zoologiae danicae hat O. F. Miller (1776, 
p. 214, Nr. 2597) einen von Fabricius im Darm von Alca pica 
Gmel.= Alca torda L. gefundenen Ascaris alcae angeführt, den 
dann /abricus (1780, p. 276, Nr. 257) selbst kurz beschreibt. Bei 
O. F. Muller (1780, 2, Taf. 74, Fig. 8) findet sich eine Abbildung 
den, mut, welche Gmelin: (1701,-P. 3045 1., Nr 14); allerdings 
nicht ganz ohne Zweifel, zu Æchinorhynchus rechnet. Ihm folgen 
hierin Bosc (1802, p. 7), dessen Übersetzung der Diagnose aller- 
dings nicht ganz korrekt ist, und Zeder (1803. p. 161, Nr. 39). 
Auch Rudolphi (1809, p. 306—307, Nr. 42) hielt es anfänglich 
wegen der allgemeinen Körperform des von Müller abgebildeten 
Wurmes für wahrscheinlich, daß es sich wirklich um einen Echzno- 
rhynchus handele, der dem Zch. lineolatus O. F. Müll. nahestünde. 
Später aber ist er von dieser Auffassung zurückgekommen und 
betont mit vollem Recht, daß weder die Beschreibungen noch 
die Abbildung genügten, um die systematische Stellung des frag- 
lichen Wurmes klarzulegen. Er führt denselben deshalb nunmehr 
unter den Entozoa vel Generis dubii vel fictitia als „Alcae prcae“ 
(eu Entozoon) an (Rudolphiı, 1819; p. 138, Nr. 25). Unter 
dem Namen Ascarıs alcae bezw. „Ascaride prismatique“ hat 
die Art auch noch Bruguiére (1792, p. 140) angeführt. Eine mir 
nicht zugängige Kopie der Müllerschen Abbildungen bei Bru- 
sucre („Bableau’Encyel. t. 32, Fig. 19, 20) citiert Rudolphi 
(1809, p. 306) unter dem Namen Prodoscidea alcae. 


Ech. alcedinis Westr. 


Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 40, Nr. 71) 
Echinorhynchen an, die Natterer in Brasilien im Darme der 
von Westrumb noch zur Gattung Alcedo gerechneten Galbula 
_ galbula (L.) gefunden hatte. Da nur 2 Exemplare mit zurück- 
gezogenem Rüssel vorlagen, so war eine genauere Charakteri- 
sierung freilich nicht möglich. Es wird nur angeführt, daß ein 


166 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


Hals fehle und dafi der Rumpf cylindrisch sei mit etwas ver- 
schmälertem Hinterende. Wenn Westrumb diese , Species 
dubia“ nach ihrem Wirte benennt, so hat er also offenbar dem 
Brauche Rudolphi’s folgen wollen. Dies zeigt sich auch darin, 
dag Westrumb bei allen nach ihren Wirten benannten Species 
dubiae die Abkürzung des Autornamens bezw. das „mihi“ weg- 
läßt, welches er sonst stets hinzufügt. Er läßt aber auf den 
Genitiv des Wirtes noch ein „n. sp.“ folgen und, da hierdurch 
die Form als selbständige Art gekennzeichnet ist, so dürfte Ech. 
alcedinis (und ebenso auch Zch. tritonis Westr., Ech. fardalis 
Westr. und “ch. dendrocofi Natt.) als wirklicher Speciesname 
anzusehen sein und nicht nur als die lateinische Ubersetzung von 
„ein Lchinorhynchus aus Alcedo* — ganz ähnlich wie ja auch 
die in neuerer Zeit von v. Linstow für nicht genügend zu cha- 
rakterisierende Arten gebildeten Helminthennamen mit dem Genitiv 


des Wirtsnamens als zweitem Worte ganz unzweifelhaft prioritàts- — 


rechtlich vollgültige Speciesnamen darstellen und nicht nur provi- 
sorische Bezeichnungen für noch unbestimmte Helminthenfunde, 
wie wir sie bei Rudolphi finden. 


Ech. alosae Herm. 


Im Mai 1780 fand Hermann (1782, p. 177—179, Taf. IV, 
Fig. 11—12) zu Straßburg (Elsaß) im Darm eines Maifisches 
(Clupea alosa L, em. Günther) einen Echinorhynchus, welchen 
er Lich. alosae benannte. Unter demselben Namen wird die Art 
dann auch von Schrank (1788, p. 27, Nr. 80), Gneo 
p. 3049, Nr. 40) und Bosc (1802, p. ıof.) citiert, während Zeder 
(1803, p. 159, Nr. 30) sie in Zch. subulatus umtaufte und Ru- 
dolphi (1809, p. 300f., Nr. 37 und 1819, pi 75, Nr ss) sowe 
Westrumb (1821, p. 31, Nr. 59) sie dann gleichfalls unter letz- 
terem Namen anführen. Keiner dieser späteren Autoren hat aber 
die Art selbst gesehen, trotzdem bei der Helminthensuche der 
Wiener Naturforscher auch 6 Exemplare von Clupea alosa unter- 
sucht worden waren. Alle tatsächlichen Angaben beruhen viel- 
mehr ausschließlich auf der von Hermann gelieferten Schilde- 
rung. Nach dieser waren die fraglichen Würmer ca. 2 Zoll (d. h. 
ca. 5o mm) lang, fadenförmig und nur im vorderen Abschnitt 
des Rumpfes etwas dicker. Dieser vordere Rumpfabschnitt, der 
solchergestalt die Form einer länglichen Keule hat, war rötlich, 
während doch der Wurm im übrigen weiß war, und war ähnlich 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 107 


wie bei dem später von Rudolphi entdeckten Zch. prists be- 
stachelt. Diese Stacheln werden aber von Hermann nicht nach 
Querreihen, sondern nach Längsreihen gezählt, deren 6 ange- 
nommen werden. (Schrank macht daraus freilich 6 „Stachel- 
kränze“ d. h. also Querreihen!) Ebenso werden von Hermann 
im Gegensatz zu allen seinen Zeitgenossen auch die Haken des 
„walzenförmigen“ Rüssels nur nach Längsreihen gezählt und 8 
solcher angegeben. 


Ech. aluconis O. F. Mill. 


Unter diesem Namen liefert O. F. Miller (1780, 2, Taf. 69 
bezw. 1784, p. 86) Abbildung und Beschreibung eines Lchino- 
rhyschus, den er im Darm von Syrnzum aluco (L.) gefunden hatte. 
Auf seinen Angaben beruht dann die Anführung der Art bei 
Gmelin (1791, p. 3045, No. 7) und Bosc (1802, p. 6), wahrend 
Fröhlich (1802, p. 65—66) die Art wieder selbst gefunden und 
untersucht hat. i 

Auch Rudolphi (1795, p. 13— 14) glaubte den Ach, aluconts 
in Syrnıum aluco L. wiedergefunden zu haben. Indessen mußte 
er später diese Wirtsangabe in S/rıx flammea L. berichtigen 
(1809, 275—277) und da auch seine Befunde sich mit den Ab- 
bildungen von O. F. Müller nicht völlig deckten, so nannte er 
die seibstuntersuchte Art /ch. Zuba und sah ch. alucoms nur 
als zweifelhaftes Synonym von Zch. tuba an. Diese Zweifel 
Rudolphi’s sind später in Vergessenheit geraten, aber nicht be- 
hoben worden. Es ist daher auch bisher nicht möglich, Zeh. 
aluconıs als prioritätsberechtigten, gültigen Namen der seit Ru- 
dolphi ch. tuba genannten Art (siehe diese) anzusehen und eben- 
sowenig läßt sich der von Goeze in Syrniuwm aluco (L.) gefundene 
Ech. nycteae Schrank (siehe diesen) mit genügender Sicherheit 
mit “ch. aluconis O. F. Müll. identificieren. Eine vor wenigen 
Jahren erschienene Arbeit von Marotel (1899), die uns zum 
ersten Mal einen tieferen Einblick in die Organisation eines Eulen- 
kratzers tun ließ, scheint nämlich zu beweisen, daß in Syrmzum 
aluco (L.) wenigstens zwei verschiedene, einander jedoch sehr 
ähnliche Echinorhynchen-Arten schmarotzen, außer der in unserer 
Zeit gewöhnlich ch. caudatus Zed. oder £ch. globocaudatus 
. Zed. genannten Art noch Zch. fenuicaudatus Marotel. De Marval 
(1902, p. 437) hat zwar beide Arten zusammengezogen, indem er 
sie als verschiedene Altersstadien auffaßte. Derselbe kann aber 


168 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


hier ähnlich wie seiner Zeit Bremser bei seiner Vereinigung 
aller Entenkratzer zu dem einheitlichen Artbegriff Ech. polymor- 
phus (vergl. unter diesem Namen) doch vielleicht zu weit ge- 
gangen sein. Marotel unterscheidet nämlich Ach. fenurcaudatus 
und Ech. globocaudatus außer durch verschiedene Größe, die ja 
vielleicht in der Tat die Folge von Altersunterschieden sein 
könnte, und durch verschiedene Ausbildung der Bursa des Männ- 
chens, die ja vielleicht durch verschieden weite Vorstùlpung vor- 
getäuscht sein könnte, auch noch durch verschiedene Größe der 
Eier (58:28 u bei Zch. tenuzcaudatus Marotel gegenüber 67—72 
:27—32 4 bei Ech. globocaudatus Zed... De Marval, der die 
Originalexemplare von Zch. tenuicaudatus Marotel selbst unter- 
sucht hat, will diese Art zwar mit Ach. globocaudatus Zed., Ech. 
caudatus Zed. und anderen Arten vereinigen (vergl. hierzu auch 
unter Æch. buteonis Schrank, globocaudatus Zed., inacqualis 
Rud. und ¢umzdulus Rud.), scheint aber den von Marotel an- 
gegebenen Unterschied in der Größe der Eier selbst bestätigt 
zu haben. Denn während er die Eier der von ihm untersuchten 
und Zch. caudatus Zed. genannten Art aus Syrnzum aluco (L.) 
80:30 u groß fand, will er die von Marotel für Ach. tenuicaudatus 
angegebene erheblich ‚geringere Eigröße durch die Annahme er- 
klären, daß die betreffenden Echinorhynchen nur jüngere Exem- 
plare darstellten. Ein Beweis für die hierin ausgesprochene An- 
nahme, daß bei noch fortschreitendem Wachstum der Echino- 
rhynchen auch deren reife Eier noch größer würden, wird freilich 
nicht erst versucht. Ich selbst habe bei den von mir bisher 
daraufhin untersuchten Echinorhynchen aus Prsor/una scops (L.), 
aus Syrnium aluco (L.) [von v. Linstow als Ech. globocaudatus 
Zed. bestimmt, vergl. Mühling 1808, p. 55 Nr. 231| und aus 
Buteo buteo (L.) [von Bremser als Zch. caudatus Zed. bestimmt] 
die Eier annähernd gleich groß und zwar in guter Uberein- 
stimmung mit Marotel’s Angaben für Ach. ftenuscaudatus 55—59 u 
lang und 22—28 u breit gefunden. Dabei ist aber die Bursa des 
Männchens, welche bei einigen Exemplaren aus Syrazum aluco 
ganz ausgestülpt ist, keineswegs so klein wie sie nach Marotel 
bei Ach. tenuicaudatus sein soll, sondern im Gegenteil auffällig 
groß, in ihrer Form infolge ihrer den Durchmesser weit über- 
ragenden Länge und einer Verringerung des Durchmessers nach 
der Mitte zu an eine Kirchenglocke erinnernd und dabei gleich- 
falls im Gegensatz zu Marotel’s Schilderung infolge einer charak- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 169 


teristischen starken Krümmung des Hinterendes des Rumpfes 
völlig nach vorne gewandt. Nach allem dem kann ich die An- 
nahme, daß die mitteleuropäischen Eulen und Falconiden mehrere 
einander sehr ähnliche Echinorhynchen-Arten beherbergen, weder 
für widerlegt noch für bewiesen halten. Ich finde vielmehr, daß 
wir in dieser Frage auch heute noch kaum über den Standpunkt 
hinausgekommen sind, den Mehlis bereits im Jahre 1831 (p. 171) 
einnahm. „Eine nochmalige genaue Revision“ dieser Arten ist 
heute noch ebenso erforderlich, wie sie damals bereits von Mehlis 
für wünschenswert erklärt wurde. Nur durch eingehende ver- 
gleichende Untersuchungen, die an einem umfangreichen, aus 
den verschiedenen mitteleuropäischen Raubvögeln stammenden 
Materiale angestellt sind, kann die notwendige Grundlage ge- 
schaffen werden für die Frage, ob diese Raubvögel außer dem 
abweichenden Zch. lagenaeformis W estr. nur noch eine einzige 
oder mehrere einander sehr ähnliche Echinorhynchen-Arten be- 
herbergen. In dem einen Falle werden “ch. aegualis Zed, 
buteonts Schrank, contortus Mol. nec Brems., globocaudatus 
Zed., znaegualıs Rud., zycleae Schrank, faba Rud., polyacanthus 
Crepl. (1825, p. 22—24), polyacanthoides Crepl. (1825, p. 24—25) 
und /enuicaudatus Marotel (1899) sowie Paradoxites renardi 
Lindemann (1865, p. 495) und /aradoxites taentordes Linde- 
mann (1865, p. 496) sämtlich synonym zu dem prioritätsberech- 
tigten Ech. aluconis O. F. Müll. Handelt es sich aber’ um 
mehrere Arten, so wird die Klarung der Synonymie derselben 
voraussichtlich auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen und es wird 
dann wohl auch nach griindlicher Erkenntnis der morphologischen 
Eigentümlichkeiten und der Verbreitung der betreffenden Arten 
nicht möglich sein, alle am Ende des 18. und am Anfang des 19. 
Jahrhunderts beschriebenen Echinorhynchen mitteleuropäischer 
Raubvögel mit Sicherheit zu identificieren. Sollten wirklich spe- 
ciell in Syrnzum aluco (L.) mehrere dieser Arten vorkommen, so 
wird wohl der Ech. aluconıs O. F. Müll., der mich zu dieser Er- 
örterung veranlaßte, dauernd unidentificierbar bleiben. Offenbar 
würden aber diese Echinorhynchen-Arten aus mitteleuropäischen 
Raubvögeln miteinander, sowie mit den beiden brasilianischen 
Arten Æch. megacephalus Westr. und /umıdulus Rud. sehr 
nahe verwandt sein und eine natürliche Gattung bilden, für deren 
Benennung der Lindemannsche Gattungsname Zaradoxıtes 
(Lindemann 1865, p. 492—496) Anwendung finden muß. Be- 


170 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


treffs einer hierher gehörigen Larvenform siehe unter Ach. 
cinctus Rud. 


Ech. amphipachus W estr. 

Diese Form, von Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 52) bereits 
provisorisch als „Ach. Erinacet abdominals verzeichnet, wurde bei 
der Helminthensuche, die unter Bremser’s Leitung in Wien 
stattfand, einmal auf 175 Untersuchungen im Mesenterium von 
Frinaceus europaeus L gefunden. Als wichtigstes Speciesmerk- : 
mal sieht Westrumb (1821, p. 4—5, Nr. 3) die Eigentümlichkeit 
an, daß bei allen gefundenen Exemplaren der Rumpf in zwei, 
durch ein fadenförmiges Mittelstück verbundene Abschnitte zerfiel. 
Am Rüssel wurden 5 Querreihen von Haken beobachtet. Die 
Lange wird aut 6 12 Linien angegeben d h. cal za 


Ech. anatis Schrank nec Gmel. 


Im Anschluß an seine Besprechung des ch. longicollis Gze. 
(— Ech. lacus Loega) berichtet Goezer (1782, pi 
Taf. XIII, Fig. 6—7), daß er „in einer zahmen Ente (Anas bosch.) 
auch einige Langhälse, von etwas anderer Bildung“ gefunden 
habe. Eine Beschreibung fehlt, der Erklärung der Abbildungen 
wird nur noch hinzugefügt: „Also eine etwas verschiedene Art 
in zahmen Enten, als Tab. XIII, Fig. 1, 2, in den wilden.“ Letz- 
teres ist Zeh. minutus G ze. (vergl. diesen, sowie Ach. analıs Gmel. 
nec Schrank), den von Goeze in der Hausente gefundenen 
und noch nicht besonders benannten Kratzer nennt dagegen 
Schrank (1788, p. 26, Nr 6) Leh anaes: 

Später will Schrank (1803, Nr. 3105, p. 215) diesen ch. 
anatis auch selbst in der Hausente gefunden haben. Seine kurze 
Schilderung läßt indessen die Möglichkeit offen, daß es sich nicht 
um den Goezeschen Hausentenkratzer, sondern um Zeh. minutus 
(ze. gehandelt habe. | 

Froelich (1789, p. 105) berichtet, daß er den „Entenkratzer“ 
auch einmal in einer jungen Gans gefunden habe, die eben von 
der Weide zur Mastung gekauft worden war. Er fügt freilich 
hinzu: „er gehet von dem ‘gemeinen Entenkratzer etwas ab“. Als 
solche Abweichung gegenüber der Goezeschen Abbildung ist 
aber aus Froelich’s Schilderung nur die Kürze des Halses zu 
entnehmen, die ja natürlich, wenigstens z. T., auf Kontraktions- 
verhältnissen beruht haben kann. Wichtig ist dagegen in der 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc: 173 


Schilderung dieses „Entenkratzers“ aus der Gans die ausdrücklich 
betonte „schneeweiße“ Farbe. Dieselbe gestattet nämlich die 
Schlußfolgerung, daß es sich nicht um den durch rötliche Farbe 
charakterisierten Ech. minutus Gze. gehandelt haben kann, wel- 
chen Froelich später (1802, p. 68) als Ech. analıs bezeichnet, 
sondern vielmehr um dieselbe Art, welche Froelich selbst später 
Ech. torquatus und Rudolphi Zch. filzcollis nannte und als 
deren prioritätsberechtigten Namen ich Ach. anatıs Schrank nec 
G mel. ansehe. Weiteres hierüber siehe unter Zch. filicollis Rud. 

Zeder (1800, p. 139— 141), der den Ach, anatis Schrank 
gleichfalls selbst gefunden zu haben glaubt — außer in der Haus- 
ente auch noch in Zulıca fusca Gmel, d. i. Gallinula chloropus 
(L.) juv. — tauft ihn zur Vermeidung seiner Benennung nach dem 
Wirte um in Zeh. constrictus und vereinigt gleichzeitig mit ihm 
den Ech, vesiculosus Schrank (vergl. diesen). Unter dem Namen 
Lich. constrictus Zed. ist die Form dann auch noch bei Zeder 
(1803, p. 158, Nr. 26) und Rudolphi (1809, p. 74 und 330—331, 
Nr. 44) als besondere Art angeführt. Später jedoch wird sie mit 
Ech. minutus Gze. (= Ech. anatıs Gmel. nec Schrank) und 
anderen Entenkratzern zu einer Art “chk. versicolor Rud. (1819, 
p. 74 und 330—331, Nr. 44) bezw. Ach. polymorphus Brems. 
were) Westzumb71351, p. 3310) vereiniet. ©, Nerel. hierzu 
namentlich unter Zch. polymorphus Brems. und Zech. fil 
collis Rud. 

Auf Ech. anatıs Schrank nec Gmelin hatte aber noch 
vorher Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) Echinorhynchen bezogen, 
die er im Darme einer Wildente gefunden hatte, die aber, sobald 
man die beiden von Goeze in Enten gefundenen Echinorhynchen- 
Formen auseinander zu halten sucht, wie dies doch auch Froelich 
selbst tat, bezogen werden müssen auf 


Ech. anatis Gmel. nec Schrank. 

Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 12), dem sich wie üblich Bose 
(1802, p. 6) anschließt, hat nämlich die von Goeze (1782, p. 164 
bis 165, Taf. XIII, Fig. 1—2) im Darm von Odemia fusca (L.) 
gefundenen Echinorhynchen (£ck. minutus Gze. = Ech. boschadhs 
Schrank nec Gmel.) Zch. anatıs genannt. Diese Form ist nach 
Goeze von dem in der Hausente gefundenen “ch. anatıs Schrank 
nec Gmel. vor allem unterschieden durch die schärfere Sonderung : 
des Rumpfes in einen vorderen bestachelten und einen hinteren 

Zool. Annalen. I. 12 


172 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


unbestachelten Teil, sowie durch die geringere Größe des ganzen 
Tieres, namentlich aber des unbestachelten Hinterleibes. In beider 
Hinsicht stimmt der von Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) in einer 
nicht namhaft gemachten Wildente gefundene “ch. anatis mit 
Ech. minutus Gze (= Ech. anatis Gmel. nec Schrank) besser 
überein als mit Ech. anattss Schrank nec Gmel, für den doch 
Froelich selbst ihn erklärt. Die Art wurde gefunden „in Ge- 
sellschaft des Echin. Boschatis. Sie unterscheidet sich von diesem 
schon beim ersten Anblicke dadurch, daf sie beinahe um die 
Hälfte kleiner, die Brust rundlicher und von dem Körper deut- 
licher abgeschieden, und dieser selbst eiförmig und kaum um die 
Hälfte länger als die Brust ist“. Als Brust bezeichnet nämlich 
Froelich den bestachelten Vorderteil des Rumpfes, als Körper. 
den unbestachelten hinteren Teil und das von ihm angegebene 
Größenverhältnis beider Teile stimmt fast ganz genau überein mit 
Goeze’s Abbildung des Ach. minutus Gze., während in der Ab- 
bildung des Ach. anatts Schrank nec Gmel. der unbestachelte 
Hinterkörper ganz erheblich länger ist. Ausschlaggebend für die 
Identität des von Froelich (1802) geschilderten Wurmes mit 
Fch. anatıs Gmel. nec Schrank = Zch. minutus Gze. ist dann 
schließlich noch, daß Froelich auch ausdrücklich betont ‚der 
Körper ist allezeit rot gefärbt“. Vergl. im übrigen bezüglich 
dieser Art unter Ach. minutus Gze. 


„Ech. Anatis mollissimae“ Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1809, p. 304—306, No. 41) die Echinorhynchen aus der Eider- 
ente an, die Phipps (1774) Szfunculus lendix genannt hatte. 
Vergl. daher unter dem Namen Zch. lendix (Phipps). 


stich. Anatum“ Rud. 


Da Bremser (1811, p. 26) alle Echinorhynchen aus mittel- 
europàischen Entenarten zu einer einzigen Art vereinigt hatte, 
während Rudolphi (1819, p. 71—72 und 74, No. 35 und 44) 
deren noch zwei unterschied, so werden die bei der Wiener 
Helminthensuche in Entenarten gefundenen Echinorhynchen von 
Rudolphi (1819, p. 78, No. 78) als nicht geniigend bestimmbar 
unter der indifferenten Bezeichnung „Ach. Anatwm“ registriert. 
Später hat Rudolphi (1819, p. 672) freilich noch selbst die Auf- 
fassung Bremser’s als berechtigt erkannt. Vergl. im übrigen 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 173 


unter Ech. polymorphus Brems., Ech, fihcolhs Rud. und Ech. 
minutus Gze. 


Ech. anguillae O. F. Müll. 


Dieser Name findet sich zuerst bei O. F. Müller (1780, 2) 
in der Erklarung der Tafel 69. Eine Beschreibung der im Darme 
von Anguilla anguilla(L.) gefundenen Art folgt einige Jahre später 
bei O. F. Müller (1784, p. 84—85). Danach ist das Weibchen 
doppelt so lang wie das Männchen, in dessen Hinterkörper sieben 
undurchsichtigere ,,globuli* auffielen!. Der Rüssel ist nicht cylin- 
drisch wie bei den meisten anderen Echinorhynchen, sondern 
„globosa“ und mit grösseren aber weniger zahlreichen und weniger 
dicht stehenden Haken besetzt als bei anderen Arten. Diese 
Haken sind in 6—8 Querreihen zu je 5—6 angeordnet. 

Nach den Abbildungen und der Schilderung von O. F. Müller 
wird Ech. anguillae citiert von Gmelin (1791, p. 3046 — 3047, Nr. 21) 
und Bosc (1802, p. 8). Wegen der Identität des Wirtes rechnet 
Gmelin zu dieser Art auch die von Redi (1708, p. 236) und 
Leeuwenhoek (1722, p. 313—314) im Aal gefundenen Echino- 
rhynchen, nach meinen Ausführungen auf p. 144f. jedoch mit 
Unrecht. Die von Redi beobachtete Art ist überhaupt nicht 
bestimmbar und die von Leeuwenhoek beobachtete kann nur als 
Ech. lucit O. F. Müll. bestimmt werden, wenn man auf Grund 
von Leeuwenhoek’s Abbildung überhaupt eine Bestimmung ver- 
suchen will. Dagegen ist andererseits “ch. anguillae O. F. Müll. 
identisch mit dem von Koelreuter (1771, p. 499-500) beschrie- 
benen Acanthocephalus aus Leucıscus rutilus (L.). Obwohl hierauf 
meines Wissens noch nie hingewiesen ist, kann die Abbildung 
Koelreuter’s, die die charakteristischen Merkmale des Rüssels 
ebenso deutlich erkennen läßt wie O. F. Müller’s Beschreibung 
dies tut, an dieser Identität, durch welche Ech. angutllae typische 
Art der Gattung Acanthocephalus wird, nicht den geringsten Zwei- 
fel lassen. (Vergl. im übrigen weiter unten unter Acanthocephalus.) 

Eigene Angaben über die Art macht dann wieder Rudol- 
phi (1802, p. 49—51, Nr. 4), der sie in Greifswald wiedergefunden 
hat und sie Ech. globulosus nennt. Auch er betont, daß das 
Männchen „doppelt so klein“ sei wie das Weibchen, gibt aber 
trotzdem die Länge der Art nur allgemein an als „mehrenteils 
2—4, doch zuweilen auch gegen 6 Linien“ d. h. ca. 4—9g bez. ca. 


1) Vergl. oben auf pag. 148 f. 
12* 


174 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


13 mm betragend. „Der mit 6—8 Reihen-feiner Hacken versehene 
Rüssel nicht kugelig, wie ihn Müller angibt, sondern oval, zu- 
weilen sogar beinahe zylindrisch. Der Hals dünner und länger 
wie der Rüssel, mit einer kurzen Scheide versehen. Der Körper 
beinahe cylindrisch, doch wird er nach dem Schwanz zu etwas 
dünner.“ Des weiteren folgen noch Angaben über die männlichen 
Genitalorgane, über die Rudolphi aber noch keine volle Klar- 
heit gewonnen hat. 

In der Historia naturalis bringt Rudolphi (1809, p. 259— 
261, Nr. 7) nichts Neues, Zeder (1803, p. 150, Nr. 7) hat diet 
nicht selbst untersucht und bringt nur Diagnose und Literatur 
unter dem Namen “ch. globulosus Rud. | 

Später stellte Rudolphi (1819, p. 65--66 und 313-314, 
Nr. 10) zu derselben Art auch noch Echinorhynchen, die er in 
verschiedenen Mittelmeerfischen gefunden hatte. Da dieselben 
aber in der Tat ebenso: wie die von Westrumb (1327. po 
Nr. 17) untersuchten Exemplare einer anderen Art (Zch. propin- 
guus Duj.) angehören, so siehe hierüber unter “ch. globulosus 
Rud. Über die bei der Wiener Helminthensuche im Aale ge- 
fundenen Echinorhynchen siehe unter “ch. globosus W estr. 

Umfaßt Ach. globulosus Rud. 1819 außer “Ech. angunllae 
O. F. Mill. noch eine zweite Art, so ist andererseits von den 
heute unterschiedenen Arten “ch. linstowt Ham. identisch mit 
Lich. anguillae O. F, Müll. Den Unterschied, welchen Hamann’s 
(1891, p. 207—209 bez. p. 95— 96) Schilderung dieser Art gegen- 
über Mühling’s (1898, p. 110) Schilderung des Ech. globulosus 
Rud. 1802 aufweist, kann ich beseitigen durch die Feststellung, 
daß ich auch bei letzterer Art, die fortan wieder ihren alten Namen 
Lich. anguillae O. F. Müll. zu führen hat, stets nur ro Längs- 
reihen von Haken gefunden habe, nicht ı2 wie Mühling angibt, 
und zwar gilt dies, wie ausdrücklich betont sei, auch für das von 
Mühling selbst gesammelte Material, 


Ech. angustatus Rud. 
Zur Vermeidung der Benennung einer Art nach ihrem Wirt 
aufgestellter neuer Name für Ach. luc O. F. Müll., em. Zeder. 
Siehe daher unter letzterem Namen. 


»Ech. annularis Gmel.“ 
Irrtümliches Citat bei Rudolphi (1809, p. 287) und West- 
rumb (1321, p. 37) anstatt Zch. annulatus. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 175 


Ech. annulatus Gmel. nec Mol. 


Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 28) 
Ech. laevis Zoega an und unter dem gleichen Namen findet sich 
die Art dann außer bei Bosc (1802, p. 9) auch noch bei Fabri- 
cius (1794, p. 38—41, Tab. IV, Fig. 4—6) verzeichnet, welch letz- 
terer sie im Darm von Salmo trutta L. gefunden hatte und eine 
ausführliche, von charakteristischen Abbildungen begleitete Schilde- 
rung von ihr entwirft. 

Nicht zu verwechseln mit Ech, annulatus Gmel. ist eine an- 
dere Echinorhynchen-Art, die Molin (1861, p. 267—268, Taf. VIII, 
Fig. 8—g) im Jugendzustand in der Leibeshöhle von Merluccrus 
merluccius (L.) gefunden und gleichfalls #ch annulatus genannt hat. 
Da die Identität dieser von Molin gefundenen und zum Wieder- 
erkennen ausreichend charakterisierten Art mit einer anderen, sei 
es im Jugend-, sei es im erwachsenen Zustand bekannt gewor- 
denen Art nicht nachzuweisen ist, Zch. annulatus Mol. nec Gmel. 
also nicht als synonym eingezogen werden kann, so muß diese 
Art umgetauft werden. Ich schlage hiermit für sie in Rücksicht 
auf die von Molin geschilderte Anordnung der Stacheln am Vor- 
derende des Rumpfes den Namen Zch. bifasciatus nom. nov. vor. 


Ech. appendiculatus Westr. 

Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 15, Nr. 25) 
eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung ven 
18 Exemplaren von Sorex araneus L. einmal im Darme gefunden 
und daraufhin von Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 51) provisorisch 
als „Ach. Soricıs“ verzeichnet worden war. Sie ist nach West- 
rumb 3—4 Linien, d. h. ca. 6,5—9 mm lang, mit sehr langem 
Rüssel, der eine deutliche Papille und 24 Querreihen von Haken 
besitzt. Ein Hals fehlt, der Rumpf ist ungefähr in der Mitte ver- 
dickt („versus mediam obovatam partem intumescit, retrorsum vero 
eylindricum aequale parum attenuatum‘“), 


Ech. ardeae Gmel. 


Neuer, von Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 15) gebildeter Name 
für Zch. striatus Gze..(vergl. diesen), der sich später nur noch 
bei Bosc (1802, p. 7) wiederfindet. 


och. Ardeae albae“ Rud. 


Unter dieser Bezeichnung wird von Rudolphi (1809, p. 307, 
Nr. 43) und Westrumb (1821, p. 41, Nr. 80) der Zch. gazae bez. 


170 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


garzae der älteren Autoren angeführt. Siehe daher unter Zch. 
garzae. aie 
wich. Ardeae nigrae* Rud. 

| Bei seiner Besprechung des Zc/rmostomum ferox (Ru d.) führt 
Rudolphi (1809, p. 426) in dem Verzeichnis der Literatur und 
der Synonyme auch die Bezeichnung „Zchmorhynchus Ardeae 
nıgrae“ an, nach einer handschriftlichen Mitteilung seines Freundes 
Braun. : 
| ssEch. Ardeae purpureae Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung werden bei Ru- 
dolphi(1810, p. 78, Nr. 72) Echinorhynchen angeführt, die Bremser 
indem angegebenen Wirte gefunden hatte und Westrumb (1821, 
p. 12, Nr. 19) später Ach. macrourus benannte. Siehe daher Weiteres 
unter dem letzteren Namen. 


Ech. areolatus Rud. 

Unter diesem Namen beschreibt Rudolphi (1819, p. 69 und 
319—320, Nr. 23) Echinorhynchen, die in Wien im Darmkanal 
von Sylvia atricaprlla (L.) gefunden worden waren und von denen 
Bremser ihm ı Exemplar geschickt hatte. Dasselbe war ca. 
3 Linien lang (d. h. ca. 6-7 mm) und hatte einen cylindrischen, 
mit ca. 20 Querreihen kleiner Haken besetzten Rüssel und einen 
cylindrischen, nach hinten sich etwas mehr als nach vorne zu 
verschmächtigenden Rumpf. Rudolphi sieht die Art als ver- 
wandt mit “ch. gracııs Rud. an. Westrumb (1821, p. 72) be- 
richtet, daß sie bei der Wiener Helminthensuche in 23 Exemplaren 
von Sylvia atrıcapılla dreimal gefunden wurde. Seine Schilderung 
der Art (auf p. 28, Nr. 52) liefert insofern Ergänzungen zu der- 
jenigen von Rudolphi, als angegeben wird, daß die Lange bis 
zu 4 Linien d. h. bis zu ca. g mm beträgt und daß ein freilich 
nur sehr kurzer Hals vorhanden ist. 


Ech. argentinae Gmel. 

Im Anschluß an seine Besprechung des Lchinorhynchus 
anguillae (vergl. oben p. 144) erwähnt Redi (1708, p. 235—237) 
Würmer, die er in dem ,,pesce argentino“ der Italiener (Argentina 
sphyraena L.*) gefunden hat und als ,nec a vermibus quos in 


1) Daß die Deutung des ,pesce argentina“ auf Argentina sphyraena L., wie 
sie sich bei Gmelin, Rudolphi und Westrumb findet, in der Tat richtig ist, 
wird bestätigt durch die von Carus (Prodrom. faunae mediterraneae Vol. II. Stutt- 
gart 1889— 1893. p. 555) angeführten Vulgärnamen: Pei d’Artjen, Péi d’arjen, Peis 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. y 


intestinis anguillarum inesse supra vidimus, multum dissimilia“ 
bezeichnet. Offenbar mit Rücksicht hierauf haben O. F. Miller 
(1787, 1, p. 61) und Gmelin (1791) diese Würmer den Echinorhyn- 
chen eingereiht. Von Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 39) werden sie 
Echinorhynchus argentinae getauft. Bereits Rudolphi (1809, 
p- 322—324, Nr. 3) hat dann ganz richtig erkannt, daß dieser 
Ech. argentinae Gmel. ein Zetrarhynchus ist. Trotzdem aber er- 
scheint hier ein näheres Eingehen auf die Angaben Redi’s er- 
forderlich, da noch bis in die neueste Literatur hinein eine auf 
Redi’s Angaben basierte Art Zch. argentinae angeführt wird. 

Die Würmer, für welche Gmelin die Art Zch. argentinae 
geschaffen hat, werden von Redi (1708, p. 235) geschildert als 
„animalcula viventia, quorum caput et dimidia corporis pars candida 
erant, reliquum vero corpus flavum ..... Animalcula autem illa 
contrahebantur et porrigebantur ut limaces; atque etiam in capite, 
sicut limaces, quatuor gerebant cornicula, vel potius duros vali- 
dosque uncinos.‘* — Alles das paßt doch aber unter keinen Um- 
ständen auf Echinorhynchen! Nimmt man weiter hinzu, daß die 
Länge der Tiere bei starker Streckung der Breite von 4 Fingern 
entsprach, daß die Würmer sich aber auch so stark zusammen- 
ziehen konnten, daß sie „nucis pineae nucleo breviora“ wurden, 
so kann sich diese Schilderung offenbar nur auf Cestoden beziehen 
und als solche kommen wieder nur die Tetrarhynchen in Betracht 
mit Rücksicht auf die vier „Cornicula“ oder „Uncini“, „quorum 
ope adeo fortiter adhaerebant internis parietibus hujusce cavitatis, 
cui inclusa erant, ut aliquot inde avellere non ante potuerim quam 
forficulis eam cavitatis partem, quam dentibus prensabant, rese- 
cassem.“ Da in Knochenfischen nur die Larven von Tetrarhyn- 
chen vorkommen, so steht hiermit auch in Einklang, daß Redi 
(1708, p. 235 und 237) die fraglichen Würmer in der Bauchhöhle 
bez. unter dem Peritonealüberzuge von Hoden, Leber, Magen 
und Darm fand. 


d’argent, Argentin, Argentinha, Argentina, die an der Südküste Frankreichs und in 
Italien für Argentina sphyraena L. üblich sind. Findet sich doch der Name Argen- 
tina für Argentina sphyraena L. auch bereits bei Willoughby, Ray und Artedi. 
Es ist mir daher unverständlich, weshalb Diesing (1851, p. 58, Nr. 112 u. p. 401, 
Nr. 398) als Wirt des Zch. argentinae Gmel. Scopelus humboldti Cuv. anführt. 
Jedenfalls ist diese Auffassung Diesing’s ohne Nachprüfung übernommen worden von 
v. Linstow (1878, p. 251, Nr. 1388), Parona (1894, p. 257) und Guiart (1898, 
p. 434—438), die alle als Wirt der von Redi gefundenen Helminthen Scopelus hum- 
boldti Cuv. namhaft machen. 


178 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. | 


| Insoweit müssen wir also Rudolphi beistimmen, wenn der- 
selbe die hier excerpierten Angaben Redi’s auf einen 7% etrarhyn- 
chus bezog, den er anfänglich (1809, p. 322, Nr. 3) Zetrarhynchus 
elongatus, später (1810, p. 458, Nr. 13) „7etrarhynchus Argentinae“ 
nannte. Der Name ZÆchmorhynchus argentinae wird von Ru- 
dolphi (1809) ausdrücklich als synonym zu Zefrarhynchus elongatus 
eingezogen. Trotzdem ist es aber wohl dem Einfluß von O. F. 
Müller und Gmelin zuzuschreiben, wenn auch Rudolphi noch 
glaubt oder wenigstens die Möglichkeit zugibt, daß Redi in der 
Argentina auch noch wirkliche Echinorhynchen gefunden habe. 
Zum Unterschiede von dem Æc/norhynchus argentinae Gmel. 
nennt er dieselben anfänglich (1809, p. 314, Nr. 55) „Zeh. Sphy- 
raenae“. Bereits in seiner Synopsis (1819, p. 80, Nr. 95) findet 
sich aber wieder die Bezeichnung „Zch. Argentinae“, welche dann 
auch von allen späteren Autoren, bis auf Guiart (1898), über- 
nommen worden ist. Daß hierbei dieser „Zch. Argentinae“ Rud. 
1819 wohl unterschieden wird von dem aus der Gattung Achzno- 
rhynchus definitiv eliminierten Zch. argentinae Gmel. 1791, äußert 
sich unter anderem darin, daß bei Westrumb (1821, p. 42, Nr. 88) 
Gmelin nicht citiert wird. | 

Ich kann aber auch den ,,Echinorhynchus Argentinae“ Rud. 
1819 nicht als Lchinorhynchus anerkennen. Die Art stützt sich 
nur auf nachstehenden Satz Redi’s (1708, p. 237—-238): „Praeter 
eos vermes (nämlich dem bereits als 7etrarhynchus erkannten Ech. 
argentinae mel. 1791), erant et in ventris inferioris cavitate per- 
multi alii vermiculi qui viscera dentibus prensabant. capite candido, 
et aureo colore in caeteris corporis partibus, figura lumbricos 
referentes, nisi quod caput habebant crassius et figura rhomboi- 
dali praeditum.“ Dieses ,, Caput“ möchte Rudolphi (18009) fur die 
„bulla collapsa“ am Hinterende des Zchenorhynchus halten, eine 
Annahme, für die ich bei Redi keine Stütze finde. Da diesem 
die „Zähne“ aufgefallen waren, bin ich vielmehr überzeugt, dass 
derselbe Vorder- und Hinterende des Wurmes nicht verwechselt 
hat und dass die „Zähne“ sich an dem ,, Caput“ fanden. Anderer- 
seits erinnert die Schilderung der Färbung sowie das ,,dentibus 
prensabant“ so lebhaft an die vorausgegangene Schilderung der 
Tetrarhynchen und passt die Beschreibung. des „Caput“ so gut 
zu dem Vorderende mancher Tetrarhynchenlarven (Reeeptaculum 
mit teilweise eingestülptem Scolex), dass ich überhaupt keinerlei 
Grund zu der Annahme sehe, der angeführte Satz R edi’s beziehe 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 179 


sich auf Echinorhynchen. Ich glaube vielmehr, dass auch diese 
ali vermiculi* Tetrarhynchenlarven waren und dass die Bezeich- 
nungen „Zehinorhynchus Sphyraenae“ Rud. 1809 und ,,/chinorhyn- 
chus Argentinae“ Rud. 1819 synonym sind zu Æchinorhynchus 
argentinae Gmel. 1791 = Zetrarhynchus elongatus Rud. 1809 
= »Zetrarhynchus Argentinae“ Rud. 1819. 

Der Vollständigkeit wegen sei noch auf die bereits oben im 
allgemeinen Teil (p. 144) citierte Angabe von Steno (1675, p. 225) 
hingewiesen, die von Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 39) im Anschluss 
atin cin (i705; Dr230),. und On Miller 17871, p01) au. 
argentinae Gmel. und dementsprechend von Rudolphi (1809, 
p. 322. Nr. 3) auf Zetrarhynchus elongatus bezogen wird. 


ssEch. Atherinae“ Rud. 


Gelegentlich seiner italienischen Reise untersuchte Rudolphi 
(1819, p. 80 und 336, Nr. 96) im Juni 1817 in Neapel unter anderem 
auch sechs Exemplare von A¢herina hepsetus L. und fand hierbei 
einmal im Darme einen einzigen Lchinorhynchus von zwei Linien 
(d. h. ca. 41/2 mm) Länge, ohne Hals, dessen langer („linearis‘“), 
gerader Rüssel mit etwa 10—12 Querreihen mittelgroßer Haken 
besetzt war und dessen Rumpf infolge seiner allmählichen Ver- 
schmächtigung nach hinten zu rübenförmig erschien, mit stumpf 
endender Hinterleibsspitze. Diese allgemeine Körperform stimmt 
ganz gut überein mit Zch. acanthosoma Westr. (siehe diesen), der 
im gleichen Wirt gefunden wurde Dieses wird auch von 
Westrumb (1821, p. 30, Nr. 56) selbst betont und wenn West- 
rumb trotzdem glaubt, daß es sich um zwei verschiedene Arten 
handelt und (1821, p. 42, Nr. 89) den „Zch. Atherinae“ als spec. 
inquirenda beibehält, so stützt er sich nur darauf, daß Rudolphi 
nichts von der für “ch. acanthosoma charakteristischen Bestachelung 
des Rumpfes erwähnt. Diesing (1851, Nr. 81, pag. 48 f.) hat 
denn auch später stillschweigend den „Zch. Atherinae“ zu £Ech. 
acanthosoma gezogen. 


Eich. attenuatus O. F. Müll. 

Nachdem O. F. Muller (1777, Tab. XXXVII, Fig. 1—3) 
Abbildungen von ch. laevıs Zoega publiciert hatte, erklärte er 
später (1779, 1, p. 89) diese selben Figuren für Darstellungen einer 
neuen Art, die er “ch. attenuatus nennt und charakterisiert als 
»Lichinorhynchus globiferus, corpore aequali flavo, collo filiformi“, 


ıSo Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


während Zchinorhynchus laevis (vergl. auch unter diesem Namen) 
im Gegensatz hierzu charakterisiert wird als „Zelunorhynchus 
globiferus corpore acuminato, collo rugoso“. 

Citiert wird die Art bei Schrank (1788, p. 26, Nr. 86), der 
außer Müller’s Notiz auch noch Goeze’s Beschreibung des 
Ech. longicolhs heranzieht, und bei Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 27), 
der den Goezeschen ch. longicollis als selbständige Art ansieht 
aber unter “ch. altenuatus die von Pallas gegebene Beschreibung 
des Ech. longicollis anführt. Rudolphi (1793, Obs. XIX. p. 20—21) 
berichtet, daß er den “ch. atfenuatus im Darm von Pleuronectes 
flesus L. gefunden habe, und führt später (1802, p. 59—61) als 
weitere Wirte noch Coffus scorprus L., Lota lota (L.), Zoarces 
viveparus (L.) und Acerima cernua (L.) an. Für identisch mit Zch. 
attenuatus halt Rudolphi (1802, 1. c.) außer Zeh. longrcollis (nach 
der Beschreibung von Goeze) auch noch £c. salvelint Schrank 
und Zch. pleuronechs Gmel. Die Identität von “ch. laevis und 
Lich. attenuatus scheint ihm möglich, aber noch nicht sicher, Zeder 
(1803, p. 155— 156, Nr. 21) dagegen führt Zch. laevıs Zoesar —_ 
Ech. annulatus Gmel. als Synonym von Zch. atlenuatus an, zu dem 
er außerdem auch noch Æc. dbarbi! Schrank rechnet, von dem 
er dafür aber ch. salvehn! Schrank ausschließt. In ähnlichem 
Umfange finden wir die Art dann auch bei Rudolphi (1800, 
p. 284 —287, Nr. 26) wieder. Freilich ist sie dort in Ech. tereltı- 
collıs umgetauft. Siehe daher Weiteres über das Schicksal des 
Artbegriffes unter letzterem Namen. 


Ech. bacillaris Zeder. 

Neuer Name für eine von Bloch beschriebene und von 
Schrank ch. mergi genannte Art. Siehe daher unter letzterem 
Namen. 

Ech. balaenae Gmel. 

Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 4) 
die Echinorhynchen an, die nach einer Angabe von Phipps 
(1775) Hunter in einem Bartenwal gefunden hat. (Vergl. unter 
Stpunculus lendix.) Rudolphi (1819, p: 71 und 325. Na 
führt den Gmelinschen Namen als synonym zu dem von ihm 
selbst beschriebenen /ch. forrigens an, da letzterer gleichfalls aus 
einem Bartenwal stammt. Diese Synonymisierung lässt sich aber 
nicht aufrecht erhalten und kann daher auch kein Prioritätsrecht 
des Gmelinschen Namens gegenüber Zch. porrigens begründen, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 181 


solange wir über die von Hunter gefundenen Echinorhynchen 
gar nichts Näheres wissen, was einen Vergleich mit den heute in 
der Mehrzahl bekannten Echinorhynchen-Arten aus Bartenwalen 
ermöglichen könnte. Wenn wir daher allein auf die Angaben 
von Phipps angewiesen wären — Bosc (1802, p. 5), Zeder 
(1865, prior Nr 37) und-Rudaaphi.(1809, p: 304, Nr 40), die 
außer Gmelin noch Zch. balaenae anführen, citieren nur nach 
Phipps, seies direkt wie Rudolphi, sei es durch Vermittelung 
von Gmelin wie Bosc und Zeder — so würde Zch. balaenae 
für alle Zeit unidentificierbar bleiben müssen. Es ist aber mög- 
lich, dass die von Hunter gefundenen Echinorhynchen noch 
existieren und einer Untersuchung zugängig gemacht werden 
können. Wenigstens befindet sich in meinem, aus dem Nachlaß 
von J. Fr. M. v. Olfers stammenden Exemplar von Rudolphi’s 
Synopsis am Schluß der Besprechung von “ch. porrigens auf 
_p. 327 von v. Olfers handschriftlich vermerkt: „vidi in Museo 
Hunteriano Londini mense Majo 1817.“ 


Ech. barbi Schrank. 


Im Darm einer Barbe fand Schrank (1782, p. 83—85) einen 
Kratzer von gelblicher Farbe, dessen langer Hals in eine kelch- 
artige Bildung auslief, aus welcher dann der Rüssel hervortrat. 
Später führt Schrank (1803, p. 217—218, Nr. 3110) als Unter- 
schied gegenüber “ch. dobulae an, daß der Hals verhältnismäßig 
viel dicker sei als bei letzterem, dagegen erwähnt er jetzt auch 
bei “ch. barbı „eine fast durchscheinige Blase“ am Vorderende 
des Halses statt der früher geschilderten „becherförmigen Mündung“. 

Als selbständige Art wird Ach. barbi noch citiert bei Schrank 
(1788, p. 25—36, Nr. 85), Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 41) und 
Pose (1802, p> lt) Zeder (1803, p 155 6, Nr. 21) sieht ihnsals 
synonym zu Zch. attenuatus an, Rudolphi (1809, p. 314—315, 
Nr. 56) möchte ihn dagegen lieber mit Zch. nodulosus vereinigen, 
führt ihn aber vorläufig noch als zweifelhafte Form selbständig 
an, um erst später (1819, p. 72, Nr. 37) stillschweigend diese Ver- 
einigung mit Ach nodulosus zu vollziehen. Seit der von Bremser 
(1811, p. 26) und Westrumb (1821, p. 37—39) vorgenommenen 
Vereinigung von Ech. nodulosus, attenuatus und anderen älteren 
Arten zu dem einen Artbegriff Zch. proteus Westr. fällt dann 
auch “ch. barbr unbestritten unter diesen Artbegriff, dessen priori- 
tätsberechtigter Name Zch. laevıs ist. 


182 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


ss Ech. Blennii Rud. 


Diese Bezeichung wird im Register von Rudolphi’s Historia 
naturalis (1810, p. 351) gebraucht für Echinorhynchen, die Ru- 
dolphi (1810, p. 376, Nr. 8) im Darm des von ihm noch zur 
Gattung Dlenmius gerechneten Zoarces viviparus (L.) gefunden 
hatte und die er selbst für identisch mit Ach. afınıs Rud. (= Ech. 
luca O. F. Müll.) hält. 


Ech. borealis Gmel. 


Unter diesem Namen führen Gmelin (1791, p. 3045, Nr. ro), 
Bose (1802, pr 6) Zeder (1803, p. 161, Nr. 38), und Eee 
(1799, p. 71—-72), welch letzterer allein die Art selbst wieder ge- 
sehen hat, die von Phipps (1774) Stpunculus lendıx genannten 
Echinorhynchen der Eidergans an. Siehe daher unter dem priori- 
tätsberechtigten Namen “ch. lendix (Phipps). 


Ech. boscadis Bosc. 


In dieser Form verzeichnet Bosc (1802, p. 6) den Ach. bo- 
schadis Gmel. nec Schrank. Vergl. daher unter diesem, sowie 
unter dem prioritätsberechtigten Namen Ech. anatis Schrank nec 
Gmeel. 

Ech. boschadis Schrank nec Gmel. 

Den von Goeze (1782, p. 164-165, Taf. XIII, Fig. 1 >) 
in Oidenua fusca (L.) gefundenen “ch. minutus (vergl. unter diesem 
Namen) führt Schrank (1788, p. 27, Nr. 88) in seinem Verzeich- 
nis der Eingeweidewürmer unter dem Namen Zch. boschadıs auf. 
Unter demselben Namen findet sich dann die Form auch noch 
bei Schrank (1803, Nr. 3106, p. 216) angeführt. Siehe daher 
Weiteres unter dem prioritätsberechtigten Namen Zch. minutus. 


Eeh. boschadis Gmel. nec Schrank. 

Gmelin. (1791, <p. 3045, Nr. 15) nennt im Gesensatzsau 
Schrank (1788), dessen „Verzeichnis“ ihm noch unbekannt ge- 
blieben war, die von Goeze in der Hausente gefundenen Echino- 
rhynchen Zch. boschadıs. Dieser Name in dem ihm von Gmelin 
gegebenen Sinne ist also von vornherein synonym zu Zch. anatis 
Schrank nec Gmel. Siehe daher Weiteres unter letzterem 
Namen. 

Ech. boschatis Froelich. 


Unter diesem Namen schildert Froelich (1802, p. 66 f.) Echino- 


l.ühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 183 
rhynchen, die er zusammen mit anderen als £c%. anatıs bestimmten 
Exemplaren im Dickdarm einer Wildente gefunden hatte und die 
er für identisch mit Zch. boschadis Schrank hält. Mit anderen 
Arten ist dieser “ch. boschatıs von Rudolphi (1819, p. 330— 331) 
zu Æch. versicolor Rud, von Jassoy (1820) und Westrumb 
(1821, Nr. 64, p. 33--36) zu Zeh. polymorphus Brems. zusammen- 
gefaßt worden. Durch die Erkenntnis, daß unter diesem Namen 
zwei verschiedene Arten zusammengefaßt sind (vergl. außer unter 
Ech. polymorphus namentlich noch unter “ch. fihcollis Rud.), er- 
hebt sich nun aber ähnlich wie bei dem von Froelich gleich- 
zeitig beschriebenen /ch. Zenwcolls die Frage, welcher jener 
Arten der ch. boschatis Froel. zuzuzählen ist. Diese Frage 
wage ich jedoch nicht sicher zu entscheiden. Daß Ach. boschats 
nach Froelich „gelblich oder rot gefärbt“ ist, spricht zwar ent- 
schieden für seine Identität mit Ach. minutus Gze. (siehe diesen). 
Indessen ist diese Art meines Wissens noch nicht mit Sicherheit 
so groß beobachtet worden, wie Froelich’s Zch. boschatis war, 
dessen lange, zu 3.2 Linien d7hrca 65 9 mm angeochen 
wird. Braun (1891, p. 380) beschränkt sich freilich auf die An- 
gabe, daß “Lech. minutus Gze. „durchschnittlich kleiner zu bleiben 
scheint, als Ach. fılscollıs‘ und gibt nur für das Männchen des 
letzteren Maße an (auf p. 379:7—8 mm). 


Ech. bramae Gmel. 


Im Anschluß an seine Schilderung des Zch. longrcollis (siehe 
diesen) erwähnt Goeze (1782, p. 163) den Fund ähnlicher Kratzer 
im Darm von Adramıs brama (L.). Für diese nur durch den Wirt 
charakterisierte Form hat dann Gmelin (1791, p. 3050, No. 46) 
die Art Lich. bramae gebildet, deren Selbständigkeit oder Identität 
mit Zch. longicollis bereits Zeder (1803, p. 163—164, No. 47) als 
zweifelhaft hinstellt. Rudolphi (1809, p. 317, No. 59) führt 
den Lich. bramae anfänglich noch als zweifelhafte Form besonders 
an, wenngleich er vermutet, dass derselbe mit Zch. nodulosus 
Schrank identisch sei, der einzigen Art, die Rudolphi selbst 
in Abramis brama gefunden hatte. In der Synopsis (1819, p. 72, 
No. 37) hat er ihn denn auch mit dieser Art vereinigt. Seitdem 
dann Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (1821, p. 37-39) 
| diesen Ech. nodulosus mit Ech. longicollis und anderen älteren 
Arten zu einer einzigen, von Westrumb “ch. frofeus genannten 
Art zusammengefasst haben, fällt auch Ach. dramae unbestritten 


184 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


unter diesen Artbegriff, dessen en Name Ech. 
laevis Zoega ist. 


Ech. buteonis Schrank. 


Fur Echinorhynchen aus dem Bussard (Puteo buteo [L.]), die 
Goeze (1782, p. 154—155, Taf. XII, Fig. 1—2 und A.) gefunden 
und als „die grössten Kratzer, die ich in Vögeln gefunden habe“, 
bezeichnet, hat Schrank (1788, p. 23, No. 77) die Spezies Ech. 
buteonis geschaffen, und unter dem gleichen Namen wird die Art 
dann auch von Gmelin (1791, p. 3045, No. 5) und Bosc (1802, 
p- 5) verzeichnet. Während aber Schrank zu Zch. buteonts 
ausser den Echinorhynchen des Bussards auch noch die Echino- 
rhynchen rechnet, die Goeze einmal im Darm eines Kibitzes ge- 
funden hat und im Anschluß an den Bussardkratzer kurz als 
„ähnlich“ anführt, hat Gmelin für diese letzteren Echinorhynchen 
die besondere Art “ch. vanelli geschaffen und die Art Ach. buteonts 
auf die Parasiten des Bussards beschränkt. Was Goeze als „das 
merkwürdigste“ an diesem Wurm anführt, ist als Speciesmerkmal 
unbrauchbar, ist vielmehr nur ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, 
die Bursa des Männchens, welche Goeze bei den meisten von 
ihm untersuchten Echinorhynchen-Arten nicht gesehen hat. Hand- 
haben zur Wiedererkennung der Art bieten ausser dem Wirt nur 
noch die Angabe über die Grösse: „Der längste 21/2 Pariser Zoll 
lang“, d.h. circa 68 mm, und die Abbildungen, die eine auffällige 
Ähnlichkeit mit den Echinorhynchen der Eulen erkennen lassen, 
so dass sogar die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen er- 
scheint, dass einer dieser Eulen-Echinorhynchen mit dem Ach. 
buteonis identisch sein könnte (vergl. hierzu auch unter Zch. 
aequalis, Ech. aluconis und Ech. globocaudatus). | 

Die nächste Angabe über den Ech. buleoms rührt von 
Froelich (1802, p. 63—64) her, der in Falco tinnunculus L. Echino- 
rhynchen fand, die er für identisch mit den von Goeze in Dufeo 
gefundenen Echinorhynchen hält. Sie waren allerdings nur 
14 Linien (d. h. ca. 27 mm) lang bei einer Dicke von „etwas 
über */2 Linie (d. h. ca. 1,25 mm) und einer Länge des Rüssels von 
„etwas über 1 Linie“ (d. h. ca. 2,5 mm). Der Rüssel „walzen- 
förmig stumpf, mit sehr vielen, dicht aneinander gedrängten 
Hakenreihen bewaffnet, graulich. Der Hals fast so lang als der 
Rüssel, walzenförmig gleichdick, mit äusserst feinen, erhabenen, 
unordentlichen, sehr dicht stehenden, roten Wärzchen besäet, wo- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 185 


durch er gleichsam rot besprengt erscheint.“ Dieser „gekörnte 
Hals“ ist nach Froelich einer der wichtigsten Unterschiede 
gegenüber dem „sehr nahe verwandten“ Zch. aluconıs (der 
zweite von Froelich noch angeführte Unterschied beruht an- 
scheinend auf einer irrtümlichen Beobachtung über die Bursa des 
Männchens). 

Zeder (1803, p. 153, No. 12), der nur linneische Diagnose 
und Literatur gibt, tauft die von ihm selbst nicht gesehene Art 
um in “ch. caudatus, und unter diesem Namen finden wir sie 
dann auch wieder bei Rudolphi (1809, p. 274—275, No. 20 
und VON p2 70. u. 323, No, 20) der (tore) betont, dassein Hals 
wie Froelich ihn geschildert habe, kaum bei einem Zchıno- 
rhynchus vorkommen dürfte und dass Froelich wohl den (viel- 
leicht nicht genügend gereinigten) hinteren Teil des Rüssels für 
einen Hals gehalten habe. 

Bei der Wiener Helminthensuche wurde ein als Zch. cau- 
datus (= Ech. buteonis) bestimmter Kchinorhynchus ausser in Luteo 
buteo (L.) (21 mal auf 325 Untersuchungen) und Falco tinnunculus 
(L.) (15 mal auf 321 Untersuchungen), auch noch in dArchibuteo 
lagopus (Brünn.) (8 mal auf 550 Untersuchungen), Aalco cimeraceus 
Mont. d. i. Circus pygargus (L.) (11 mal auf 39 Untersuchungen), 
kalco rufus Gmel. d. i. Circus aeruginosus {L. (7 mal auf 41 
Untersuchungen), Circus cyaneus (L.) (17 mal auf tog Unter- 
suchungen), Milvus milvus (1..) (2mal auf 21 Untersuchungen), 
Aquila naevia (amel.) = Aguila pomarına €. L. Brehm (2 mal 
auf 12 Untersuchungen), sowie in Nzsaetus pennatus (Gmel.) 
(2mal auf 4 Untersuchungen) gefunden. Ausser diesen Echino- 
rhynchen aus mitteleuropäischen Tagraubvögeln rechnet Westrumb 
(1821, p. 22—23, No. 40) zu Ach. caudatus auch noch die Echino- 
rhynchen, welche v. Olfers und Natterer in Brasilien in ver- 
schiedenen Kuckucks- und Raubvogelarten gefunden hatten und 
für welche Rudolphi (1819) die besondere Art Zeh. fummdulus 
gebildet hatte. Vergl. bez. dieser brasilianischen Echinorhynchen 
daher unter dem letzteren Namen. Nach Diesing (1851, p. 29—31, 
No. 28 und 30) gehören aber auch die in Wien gefundenen 
Echinorhynchen, die Bremser und Westrumb in der Art 
Lich. caudatus (= Ech. buteonis) vereinigt hatten, in Wirklichkeit 
zwei verschiedenen Arten an. Zu der eben genannten Art rechnet 
Diesing nämlich nur die Exemplare aus Milvus milvus (L.) und 
Nisattus pennatus (Gmel.), die in Wien in den anderen oben 


186 Liihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


genannten Wirten gefundenen Echinorhynchen rechnet er dagegen 
sämtlich zu Ech. globocaudatus Zed. (vergl. diesen). 

Westrumb (1821, Taf. III Fig. 1—3) gibt ùbrigens auch 
bereits Abbildungen über den inneren Bau der von ihm Zeh. 
caudatus (= Ech. buteonıs) genannten Art. 


Ech. candidus. 


Dieser Name wird von verschiedenen Autoren in verschie- 
_ dener Bedeutung angewandt, so dass eine gesonderte Besprechung 
erforderlich ist. | 

1. Zuerst findet sich der Name in Müller’s (1776, pes 
No. 2600) Prodromus, woselbst auf Veranlassung Zoega’s ein 
„Echmorhynchus candıdus proboscide cylindrica, basi annulata, 
apice echinata“ angeführt wird. Auf dieselbe Art bezieht sich 
die gleichfalls von Zoega herrührende Beschreibung in Müller’s 
(1779) Descriptio et Historia (Vol. I, p. 92): „Corpus candidissimum 
teres, transverse subrugosum, sensim ab una extremitate versus 
alteram attenuatum. Proboscis retractilis cylindrica, basi annu- 
lata, apice retrorsum subtilissime echinata, in extremitate corporis 
crassiore. Anus in extremitate opposita, obtusa. Intestinis ad- 
haeret more congenerum. ~~ Habitat in Percae cernuae intestinis.“ 
Bei einem Versuch, diese Angaben fiir eine Deutung der Art zu 
verwerten, muß von den drei sonst in Acerina cernua (L.) ge- 
fundenen Echinorhynchen Zeh. anguillae O. F. Müll. (= Zeh. 
globulosus Rud.) von vornherein ausscheiden, da sein Rüssel 
nicht cylindrisch ist. Eine sichere Entscheidung, ob es sich nun 
um “ch. luca O. E.-Müll. 1777 (= Zeh. angustatus Bud oder 
um Zeh. laevis Loega 1776 (= Ech. proteus Westr.) handelt, 
lasst sich dagegen nicht fallen, zumal auch eine Abbildung von 
Zoega nicht publiziert ist. Miuller’s (1777) Abbildung bezieht 
sich nämlich, wie wir gleich sehen werden, augenscheinlich auf 
Ech. god Loega (=. Zeh, acus -Rud.).: Immerhin dürke dr 
Vermutung, dass Zch. candıdus Zoega 1776 nec O. F. Müll. 
1777 identisch mit Zch. proteus Westr. sei, in den Angaben 
über Form und Bewaffnung des „Rüssels“ eine gewisse Stütze 
finden. Hiernach wäre Ech. candidus Zoega ein zweifelhaftes 
Synonym zu Zch. laevis Zoega. Gmelin (1791, p. 3048, No. 31) 
und ihm folgend Bosc (1802, p. g) führen die Art auf Grund 
der zitierten Stelle als Ech. cernuae an. 

2. In derselben Arbeit, in der die nähere Charakterisierung 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 187 


des Zch. candıdus von seiten Zoega’s publiziert wird, hat O. F. 
Müller (1779, p. 92—95) aber bereits unverkennbar mehrere 
Arten unter diesem Namen zusammengefasst. Die Mehrzahl 
seiner Funde des ,,Zch. candidus ist in Gadus-Arten (Gad. bar- 
batus L., merlangus L. und callarıas L.) gemacht und bezieht 
sich ‚augenscheinlich auf Ach. cadi Zoega 1770 (= Ech. acus 
Rud.) welchen auch Müller’s (1777, Taf. 37, Fig. 7— 10) zuge- 
hörige Abbildung des “ch. candidus darstellt. Außerdem aber 
rechnet Miller zur gleichen Art auch noch Echinorhynchen, 
die er selbst in Acerina cernua (L.), Cyprinus tdbarus (= Jdus 
:dus [L.] ?) (vergl. Ech. idbari Gmel.) und Lophius piscatorius L. 
(vergl. Ech. lophit Gmel.), sowie andere, die Graf von Borke 
wut Strige" (!) gefunden hatte. In dem ‘ihr von ONE Müller 
gegebenen Umfang finden wir die Art “ch. candıdus annähernd 
wieder bei Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 23), der allerdings außer 
den beiden eben bereits genannten neuen Arten auch noch den 
Ech. cernuae Gmel. abspaltet (vergl. diesen), und ferner bei dem 
sich an Gmelin anschließenden Bosc (1802, p. 8). 

3. Goeze (1782, p. 156) führt unter dem Namen Zch. can- 
didus Echinorhynchen an, die er im Darm von Æsox luctus L. 
und von Lota lota (L.) gefunden hat (vergl. auch unter £c4. 
sturtonis Gmel.) und die dem Ech. lucia O. F. Müll. zuzurechnen 
sind. “ch, candidus Froelich (1802, p. 73—74, Nr. 40) aus Perca 
fiuviatilis L. ist offenbar ebenfalls identisch mit Ech. luci und 
das gleiche gilt fir Ech. candidus Schrank (1788, p. 24, Nr. 79 
und 1803; pis:220, Nr. 3115) aus Lota Jota (LL); von welchem 
Schrank (1803) selbst angibt, er sei dem „Hechtkratzer unge- 
mein ähnlich, aber nicht so weiß, sondern rötlicht“. (Vergl. im 
übrigen unter “ch. luca.) 


Ech. caprae Braun in litt. 


Dieser Name findet sich bei Rudolphi (1809, p. 447) unter 
den Synonymen des von Rudolphi noch zur Gattung fo/ys/oma 
gerechneten Pentastoma denticulatum (Rud.). 


„Ech. Carassii Rud. 

Rudolphi’s Freund Braun hatte im Darme von Carassius 
carassius (L.) kleine Echinorhynchen gefunden, von denen er eine 
Zeichnung an Rudolphi sandte. Hiernach erklärte Rudolphi 
(1809, p. 317, Nr. 60) dieselben für nahe verwandt oder identisch 

Zool. Annalen, I. 13 


188 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


mit ‘Ech. rutiı O. F. Müll. = Ech. tuberosus Zed. Als einzigen 
Unterschied kann Rudolphi anführen, dass bei den Echinorhyn- 
chen der Karausche die Haken, die wie bei “ch. yuli in einer 
einzigen Reihe angeordnet sein sollen, nicht mit einem Knöpf- 
chen an ihrer Basis versehen seien, wie dies von Müller bei 
Ech. rutili abgebildet war (als optischer Ausdruck der Wurzel 
oder vielleicht auch der Umbiegungsstelle der Haken). Wir werden 
hiernach in der Tat den „Zch. Carassi'' mit Ech. rutilh O. F. Müll. 
_ nec Zed. identificieren dürfen. 


Ech. carpionis Gmel. 

Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 42) 
die Echinorhynchen-Art an, die Koelreuter (1771, p. 499—500) 
im Darme von Cyprinus rutilus L. (= Leuciscus rutilus Flem.) 
gefunden und Acanthocephalus genannt hatte (vergl. oben p. 147). 
Als Wirt wird von Gmelin freilich Cyprus carpio L. angegeben, 
ein Versehen, das auch die Namengebung beeinflußt hat. Unter 
demselben Speciesnamen führt dann auch Bosc (1802, p. 11) die 
Art an, während Rudolphi (1809, p. 315—316) sie mit dem 
Ech. affınıs Gmel. nec Rud. unter der Bezeichnung „Zeh. Cyprini 
ruttli* zusammenfaßt und später (1819, p. 65, Nr. 9) mit Zeh. 
clavaeceps (= Ech. rutıl! O. F. Müller) vereinigt, nach dem be- 
reits oben p. ı47 Gesagten, zweifellos mit Unrecht. Es handelt 
sich vielmehr um Ach. anguillae O. F. Müll. (= Zch. globulosus 
Rud.). Vergl. auch im nächsten Abschnitt unter Acanthocephalus. 


Ech. caudatus Zeder. 


Neuer Name für “ch. buteonis Schrank. Vergl. daher 
unter dem letzteren Namen. 


Ech. cernuae Gmel. 


Aus dem “ch. candidus O. F. Müll. 1779 macht Gmelin 
(1791) mehrere Arten, die er meist nach den betreffenden Wirten 
benennt. Zu ihnen gehört auch der weder von Rudolphi (1809) 
noch von Westrumb (1821) und Diesing (1851) citierte Ach. 
cernuae (cf. p. 3048, Nr. 31), der nach dem Citat „Müll. zool. dan. 
rar. (scil. animalium . . . descriptiones et historia) 1, p. 92“ ge- 
gründet ist auf die von Zoega in Acerina cernua (L.) gefundene 
Form, die Zoega selbst Zch. candidus genannt hatte. Später 
wird die Art nur noch von Bosc (1802, p. 9) angeführt, der sich 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 189 


hier wie fast durchweg an Gmelin anschließt. Vergl. im übrigen 
unter Zch. candıdus. Infolge eines Versehens citiert übrigens 
Gmelin die von Zoega in Acerina cernua gefundenen Echino- 
rhynchen außer bei Ach. cernuae auch noch als in Perca fluviatilis 
L. gefunden unter Ach. fercae (Vergl. diesen). 


ssEch. Charadrii pluvialis® Rud. 


Provisorische Bezeichnung für den Ech. macracanthus W estr. 
bei Rudolphi (1819, p. 78. Nr. 77). 


Ech. cinctus Rud. 

In Rimini fand Rudolphi (1819, p. 66 und 314—316, Nr. 14) 
die Jugendform eines Kratzers im Mesenterium und unter dem Peri- 
tonealüberzuge des Darmes von Coluber atrovirens d. i. Zaments 
gemonensis (Laur.), für welche er die Species Ech. cinctus schuf. 
Dieselbe war eingeschlossen in Cysten von ?/3 Linien d. h. ca. 
1,5 mm Durchmesser und hatte isoliert eine Länge von 1!/4—1!/3 
Linien, d. h. ca. 2,5—3 mm. Ihr Rüssel war oval und mit dicht- 
stehenden Haken in 12—14 Querreihen besetzt, ihr Hals durch 
den Besitz eines mit Haken besetzten Gürtels ausgezeichnet. Diese 
Haken sind grösser und stehen weniger dicht als die des Rüssels. 

Zu derselben Art rechnet Rudolphi (ibidem) dann auch noch 

I. einen einzelnen Achmorhynchus, den er gleichfalls in 
“Rimini frei in der Leibeshöhle einer Zamenis gemonensis (Laur.) 
fand, nur mit dem Rüssel am Peritoneum fixiert. Länge 2!/2 Linie 
d. i. ca. 5,5 mm. Der Rüssel läßt drei Abschnitte erkennen, deren 
zweiter am dicksten ist, wogegen der dritte die beiden vorderen 
an Länge überragt. Die Haken des Rüssels sehr dicht gedrängt 
in ca. 40 Querreihen. Ein Hals fehlt. Die Lemnisken anscheinend 
verhältnismäßig groß („Corpuscula duo oblonga a proboscide exorti 
per magnam corporis partem translucent‘). Es dürfte dies die 
Jugendform eines jener Echinorhynchen sein, die erwachsen im 
Darme von Raubvögeln schmarotzen (vergl. “ch. aluconts, buteonts, 
globocaudatus u. a.). 

2. die Jugendform eines Kratzers, die Rudolphi in einem 
Exemplar eingekapseit fand im Mesenterium einer auf der Rückreise 
aus Italien in Bonn erhaltenen Vrpera red, Varietät von Vipera 
aspis (L.). Die Cyste war 1 Linie d. h. etwas über 2 mm lang, 
der frei präparierte Fchmorhynchus auch kaum länger wie 
ı Linie. Sein Rüssel wird als lang und am Vorderende verdickt 

13* 


190 Lükhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


bezeichnet. Nähere Angaben über seine Bewaffnung u. dgl. fehlen 
indessen. Die Zugehörigkeit zu Ach. cinctus erscheint Rudolphi 
zweifellos („procul dubio*). 
Westrumb (1821, p. 13, Nr. 21) gibt nur die Rudolphischen 
Angaben wieder, da er die Art selbst nicht gesehen hat. 


„Ech. Citi Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1819, p. 76, Nr. 54) die Echinorhynchen an, die in Wien im Darm 
von ‚Spermophrlus citillus (L.) gefunden worden waren und von 
Westrumb (1821, p. 8, Nr. 12) Ech. kerkoideus getauft wurden. 
Siehe daher unter letzterem Namen. 


Ech. clavaeceps Zed. 


Während Zeder in den anderen Fällen, wo er ältere Hel- 
| minthennamen, die Wirtsbezeichnungen enthielten, ändert, sich auf 
diese Umtaufe beschränkt ohne neue auf eigenen Untersuchungen 
beruhende Beschreibungen zu liefern, hat er beim Ach. clavaeceps 
letzteres getan. Daf aber trotzdem die Bildung dieses neuen 
Namens nur eine Umtaufe des auf Abbildungen von Goeze be- 
ruhenden “ch. cobitinus Schrank (siehe diesen) darstellen soll, 
geht aus dem Satze hervor, mit welchem er die Schilderung der 
Art einleitet: , Von diesem Wurme hat uns Goeze nur eine Ab- 
bildung in seinem großen Werke hinterlassen; ich versuche daher 
die Beschreibung hierzu nachzutragen.“ Diese Beschreibung ist 
nun aber derart, daß bereits Rudolphi (1809, p. 259, Nr. 6) die 
Frage aufwirft, ob sie sich wirklich auf dieselbe Art beziehe, die 
Goeze vor sich gehabt hat, daß sie aber andererseits eine sichere 
Bestimmung der von Zeder (1800, p. 130— 131) untersuchten Art 
nicht gestattet. 

Zeder gibt die Lange des Wurmes auf ı°/—3 Linien (d. h. 
ca. 3,5—0.75 mm) an. „Der walzenrunde Körper ist beim gerade 
ausgeschobenen Rüssel vorne sehr stark verschmächtigt, hinten 
stumpf abgerundet.“ Dann wird gesprochen von dem „kaum so 
zu nennenden Halse — denn der Körper läuft bis an den Haken- 
rüssel kegelförmig zu, so daß auf dessen abgestumpftem Teil der 
Rüssel ruht. .... Der Hakenrüssel ist kugelförmig, ringsum be- 
wehrt; die Haken desselben sind sehr feinlicht und bis an die 
untere Wölbung gesetzt, mit dem kaum bemerkbaren Halse und 
dem verschmächtigten Vorderkörper stellt er eine Aeule vor. . . 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 191 


Die meinigen hatten mehr als zwei Hakenreihen, wie Hr. Prof. 
Schrank nach der Abbildung des seligen Goeze (Tab. 12, Fig. 9) 
angibt. Allein die meinigen sind aus dem Barben. Dieser Schluß 
spricht freilich nicht gerade dafür, daß die von Zeder untersuchte 
Art nur 3 Querreihen von Haken hatte, wie sie für den Zch. 
clavaeceps der neueren Autoren: charakteristisch sind!) Anderer- 
seits sind aber von den Echinorhynchen-Arten, die sonst noch in der 
Barbe gefunden worden sind, Ach. lucu O. F. Müll. (= Ech. an- 
gustatus Rud.) und Ech. laevis Loega (= Ech. proteus Westr.) 
von vornherein auszuschließen, da auf sie Zeder’s Schilderung 
der Formverhältnisse von Rüssel und Hals nicht paßt. Außer 
dem “ch. clavaeceps der neueren Autoren, den ich für identisch 
mit Zeh. cobitinus Schrank halte und dessen prioritätsberechtigter 
Name Z#ch. rutıl! O. F. Müll. ist, würde daher vor allem noch 
Eich. anguillae O. F. Müll. (= Ech. globulosus Rud.) in Betracht 
kommen, für den freilich wieder die von Zeder angegebene Länge 
zu gering ist und dessen kräftige Haken man auch kaum als 
„feinlicht“ bezeichnen kann. Somit hat die Annahme, daß Zeder 
in der Tat die in neuerer Zeit als Ach. clavaeceps bezeichnete Art 
vor sich gehabt hat, immer noch die meiste Wahrscheinlichkeit 
für sich. 

Rudolphi (1809, p. 258—259, Nr. 6) hat die Art selbst 
nicht gesehen und bringt daher ebensowenig Neues wie Zeder 
(1803, p. 155, Nr. 19). In der Synopsis vereinigt Rudolphi (18109, 
p. 65, Nr. 9) mit dem Zch. clavaeceps die von ihm (1809, p. 315— 
316) in der Historia naturalis noch als „Ach. Cyprini rutili“ ange- 
führte Form (vergl. diese) und führt gleichzeitig als Wirte des 
Ech. clavaeceps auch bereits die Fische an, in denen die Wiener 
Naturforscher die Art gefunden hatten. Näheres hierüber, wie 
überhaupt Weiteres über die Art siehe unter dem prioritäts- 
berechtigten Namen Zch. ruil O. F. Müll. 


Ech. claviceps. 


In dieser Form findet sich der Name der vorstehend be- 


1) Die Angabe, daß £ck. rutili O. F. Müll. (= Ech, clavaeceps autt.) 3 Reihen 
von je 6 Haken besitze, wie sie sich in gleicher Weise bei Dujardin (1845, p. 537, 
Nr. 64) und Hamann (1891, p. 213, bez. 101) findet, ist allerdings insofern nicht 
ganz genau, als die 6 grofsen Haken der hierbei als erste gezahlten Reihe derart 
alternieren, daf ich es für richtiger halten würde, von 2 Querreihen großer Haken 


zu sprechen, deren jede nur von 3 Haken gebildet wird. 


192 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


sprochenen Art nur im Register von Rudolphi’s Synopsis 
(1819, p. 800). i 
i Ech. cobitidis Gmel. 
Unter diesem Namen fithrt Gmelin (1791, p. 3048, No. 32), 
dem sich wie gewöhnlich Bosc (1802, p. 9) anschliesst, die von 
Goeze (1783, p. 158, Taf. XII; Fig. 7-9) gefundene Art an, 
welche Schrank (1788, p. 24—25, No. 82) bereits früher 


Ech. cobitinus Schrank 


‚genannt hatte. Die Art beruht ausschliesslich auf der Angabe 
Goeze’s (1782, p. 158), daß er „in einer grossen Schmerl, aus- 
wendig an den Eingeweiden einige weiße Kratzer von ziemlicher 
Größe“ gefunden habe, „die sich sehr fest eingebohrt hatten. Es 
waren sieben große, und wohl ebensoviele Junge, die wie Nadel- 
knöpfe an dem Eingeweide herumsaßen, im Wasser aber sich 
etwas verlängerten.“ Die beigegebenen Abbildungen (Taf. XII, 
Fig. 7— 09) stimmen mit der in neuerer Zeit unter dem Namen 
Ech. clavaeceps bekannten Art weniger gut überein, wie die etwas 
ältere Abbildung, die O. F. Müller (1780, 2, Taf. 61) von seinem 
Ech, rutili gegeben hatte. Die Zahl der Haken würde jedoch 
stimmen, wenn man annımmt, daß die in der hinteren Reihe auf 
dem dargestellten halben Umfang gezeichneten 5 Haken die 
kleinen Haken der zweiten und dritten Reihe darstellen sollen, 
obwohl sie ebenso grof gezeichnet sind wie die (sämtlich zur 
Darstellung gelangten) 6 großen Haken der ersten Reihe. Jeden- 
falls würde jede andere Deutung des Zch. cobitimus als die, daß 
er mit dem Zch. clavaeceps der neueren Autoren identisch sei, 
nur mit noch erheblich größerem Zwange möglich sein. Bei An- 
nahme dieser Deutung aber, die übrigens ja auch bisher allgemein 
üblich gewesen ist, wird Zch. cobitinus Schrank 1788 synonym 
zu Beh. rutti O. E. Müller 1780. : Vergl. daher \im vbrıeen 
unter dem letzteren Namen, aber auch unter “ch. clavaeceps. 


Ech. collaris Schrank. 


Die Beschreibung des von Schrank (1702, No. 27, p. 117) 
unter diesem Namen angeführten Wurmes beschränkt sich auf die 
Worte: ,Æ. corpore saccato, postice truncato; collo fasciato un- 
cinatis. Habitat in intestinis /#/cae fuliginosae“ Später fügt 
Schrank (1803, No. 3108, p. 216—217) noch hinzu: „Dem Wasser- 
huhnkratzer (d.h. Ach. vesiculosus Schrank) ähnlich, aber kleiner, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 193 


das Hinterende, wenn es ausgestreckt ist, blasenlos, abgestutzt und 
seicht eingebuchtet.“ Auf Grund dieser Angaben wird die Art 
dann auch von Zeder (1803, ps 159, No. 32) und Rudolphi 
(1800, +p. 208, No. 35). verzeichneg: Bremser (138t1, pi 26). führt 
sie jedoch als synonym zu “ch. filicollis Rud. an und Rudolphi 
(1819, p. 330—331) vereinigt sie, nachdem er selbst in /uZica atra 
L. Echinorhynchen gefunden hat, die er für Ach. collarıs hielt, 
mit Ach. minutus Gze. und Ech. constrictus Zed. zu einer Art, 
die er Ech. versicolor nennt. Bremser’s Schiler Jassoy (1820) 
und Westrumb (1821, Nr. 64, p. 33—36) rechnen dann ent- 
sprechend den Ach. collaris zu der von ihnen und seit ihnen Zch. 
polymorphus Brems. genannten Art. Die von Schrank gegebene 
Beschreibung ist aber für eine sichere Identificierung der Art gänz- 
lich unzureichend. Nur vermutungsweise könnte man den Zch. 
collarıs Schrank mit Ech. minutus Gze. identificieren und zwar 
daraufhin, daß er als kleiner wie Zch. vesiculosus Schrank be- 
zeichnet wird. Unter letzterem Namen scheint nämlich Schrank 
das Männchen von Zch. anatıs Schrank nec Gmel = Ech. 
flicollis Rud. begriffen zu haben. Auch die Schilderung des Halses 
könnte für diese Auffassung verwertet werden, indem Schrank 
den bestachelten vorderen Abschnitt des Rumpfes infolge seiner 
scharfen Absetzung gegen den unbewaffneten Hinterkörper noch 
zum Halse gerechnet zu haben scheint, durch das ,,fasciato“ aber 
wohl dessen scharfe Abgrenzung gegen den wirklichen Hals be- 
zeichnen will. 
ssEch. Collurionis® Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1819, p. 76, Nr. 58) Echinorhynchen auf, die in Wien im Darm 
von Lanius collurio L. gefunden worden waren und die später 
Westrumb (1821, p. 25—26, Nr. 47) unter dem Speciesnamen 
Ech. contortus Brems. beschrieb. (Vergl. daher diesen.) 


Ech. compressus Rud. 


Unter diesem Namen schildert Rudolphi (1802, p. 48—40) 
einen Zchmorhynchus aus dem Mastdarm der Dohle, Lycus mone- 
dula (L.), welcher dem £ck. erimacez (Rud.) so ähnlich war, daß 
Rudolphi ihn anfänglich zu dieser Art rechnen wollte. „Allein 
daß er zusammengedrückt ist, dünkt mich, unterscheidet ihn doch. 
Ich weiß zwar, daß manche Schriftsteller glauben, daß jeder Kratzer 
völlig rund sei, allein diese Art macht eine Ausnahme.“ Die Länge 


194 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


gibt Rudolphi auf 3'/4 Linien (d. h. ca. 7 mm) an, den größten 
Durchmesser auf ca. ?/3 Linien (d. h. ca. 1,5 mm). Die allgemeine 
Körperform ist dieselbe wie bei Ach. erinacer. Um von der sehr 
erheblichen Größe der Stacheln eine Anschauung zu geben, be- 
merkt Rudolphi, dieselben seien ,,wenigstens noch einmal so 
lang und stark, als beim Lchinorhynchus percae Autorum (= Zch. 
luca O.F. Müll. = Zeh. angustatus Rud.), der doch selbst mehr 
als einmal so lang ist, als der eben beschriebene Wurm.“ 

Die spätere Schilderung der Art in der Historia naturalis 
(1809, p. 255— 2357, Nr. 4) bringt nichts wesentlich Neues abgesehen 
davon, daß die Haken jetzt als „brevissimi“ und in 6—7 Quer- 
reihen stehend bezeichnet werden, und in der Synopsis (1819, 
p. 64, Nr.:5) wird die Art ebenso wie bei Zeder (180, pre: 
Nr. 3) nur kurz erwähnt. | 

Westrumb (1821, p. 6—7, Nr. 7) berichtet, daß die in Wien 
in Zycus monedula gefundenen Echinorhynchen mit Rudolphi’s 
Schilderung des “ch. compressus in keiner Weise übereinstimmten 
(vergl. unter “ch. teres Westr.), daß dies dagegen bei Echino- 
rbynchen, die einmal in Corvus cornix L. gefunden seien (von 
welcher Art in Wien 141 Exemplare auf Helminthen untersucht 
worden waren), insoweit der Fall war, daß diese letzteren 
als Ech. compressus bestimmt werden konnten. Auf p. 70 hat 
Westrumb dieser Bestimmung aber ausdrücklich ein Frage- 
zeichen beigefügt, obwohl der hierin ausgedrückte Zweifel im 
Text seiner Arbeit nicht hervortritt. 


Ech. conicus Zed. 

Da infolge der durch Zeder (1803, p. 160, Nr. 34) vorge- 
nommenen Einreihung der von Bosc (1797, p. 9 und 1802, p. 12— 
13) unter dem Namen Tentacularıa coryphaenae beschriebenen 
Tetrarhynchenlarve in die Gattung Achinorhynchus die Vierrüsselig- 
keit des “Ech. quadrirostris Gze. kein Speciesmerkmal mehr war, 
so taufte Zeder (1803, p. 159, Nr. 33) den letzteren um in “ch. 
conicus. Weiteres über die Art siehe unter “ch. quadrirostris. 


Ech. constrictus Zed. 


Unter diesem Namen schildert Zeder (1800, p. 139—141) 
Echinorhynchen aus Azas boschas domestica und Fulica fusca Gmel. 
= Gallinula chloropus (L.) juv., die er selbst (und zwar offenbar 
mit Recht) für identisch hält mit Ech. anatis Schrank nec Gmel. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 195 


und mit Zeh. vesiculosus Schrank. Ech. constrictus, unter welchem 
Namen die Form nur noch bei Zeder (1803, p. 158, Nr. 26) und 
bei Rudolphi (1809, p. 296—208, Nr. 34) verzeichnet steht, ist 
also jedenfalls als synonym zu &Ach. anatis Schrank als dem 
ältesten dieser Namen einzuziehen. Den Speciesnamen ,,comstric- 
tus‘ wählte Zeder wegen der Form des Rumpfes („sackförmig, 
etlichemal leicht zusammengeschnürt‘). 

Für die Identificierung der von Zeder untersuchten Exem- 
plare ist von Wichtigkeit, daß es sàmtlich oder doch fast sämtlich 
Männchen waren. Die Exemplare aus Gallinula hatten nämlich 
ausnahmslos die Bursa vorgestülpt und das gleiche war wenig- 
stens bei den meisten der Exemplare aus Anas der Fall. An- 
gaben über die Farbe fehlen, was gewiß nicht der Fall wäre, 
wenn diese wie bei “ch. minutus Gze. durch ihre Röte von dem 
bei den Acanthocephalen vorherrschenden Weiß oder Blaßgelb 
abwiche. Ich halte mich deshalb für berechtigt, trotz der ver- 
hältnismßig gering angegebenen Länge (2—-2?/4 Linien d. h. ca. 
4,5—6 mm) Zeh. constrictus Zed. ebenso wie “ch. anatis Schrank 
nec Gmel. für identisch mit Ach. filicollis Rud. zu erklären. In 
dieser Auffassung werde ich bestàrkt durch Jassoy’s (1820) 
bis und 4, die Westrumb. (1821, p. 35) mit Lex. conszrierus 
identificiert. Vergl. hierzu unter Ech. polymorphus Brems. und 
im übrigen unter “ch. anatis Schrank nec Gmel. sowie Zch. 


filicollis Rud. 


Eich. contortus Brems., nec Mol. 


Unter diesem Namen schildert Westrumb (1821, p. 25— 26, 
Nr. 47) kurz eine Art, welche in Wien bei Untersuchung von 
240 Exemplaren von Zanzus collurıo L. einmal im Darme gefunden 
und von Rudolphi (1810, p. 76, Nr. 58) bereits provisorisch als 
lich. Collurionis* verzeichnet worden war. Ihre Länge beträgt 
nach Westrumb’s Angaben ca. 4 Linien d. h. ca. 9 mm, der 
dem Rumpfe in schräger Richtung ansitzende cylindrische Rüssel 
trägt 16 Querreihen kleiner und wenig zurückgebogener Haken, 
ein Hals wurde nicht beobachtet. Der Artname ist durch die 
Form des Rumpfes bei den von Westrumb untersuchten Exem- 
plaren veranlaßt („corpore tereti, inaequali, inciso et incurvo quasi 
contorto, longitudinaliter striato“). 

Nicht zu verwechseln mit diesem Zch. contortus Brems. ist 
Ech. contortus Mol., nec Brems,, welchen Molin (1861, p. 266, 


196 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Taf. VIII, Fig. 6) im Darme von .S7r:x flammea L. gefunden hat, 
den in Rücksicht auf die Homonymie umzutaufen ich aber nicht 
fiir nòtig halte, weil es mir mehr wie zweifelhaft ist, daB sich 
seine Selbstandigkeit gegeniiber anderen Eulen-Echinorhynchen 
wird aufrecht erhalten lassen. (Vergl. hierzu die Besprechung von 
Ech. aluconis O. F. Müll.) 


ssEch. Coraciae“ Rud. 

Bei den Wiener helminthologischen Untersuchungen waren, 
wie Bremser(1811, p. 26) berichtet, zwei neue Arten von Echino- 
thynchen in Coracias garrula L. gefunden worden. Die eine der- 
| selben ist identisch mit Ech. gracilis Rud. die andere aber wird 
von Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 61) vorläufig als Ach. Coraciae 
registriert, um dann später von Westrumb (1821, p. 7—8, Nr. 10) 
zu Æch. ricinoides Rud. gezogen zu werden. 


s,Ech. Cornicis® Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1819, p. 76, Nr. 59) Echinorhynchen an, die in Wien im Darm 
von Corvus cornıx L. gefunden worden waren und die Westrumb 
(1821,P9.6, Nr. 7) zu Beh. compressus Rud. rechnet 


„Ech. coryphaenae Z ed.‘ 


Diesen Namen führt Rudolphi (1809, p. 320, Nr. 2) unter 
den Synonymen von Teirarhynchus papillosus Rud. an. Zeder 
(1803, p. 160. Nr. 34) hatte die Art aber Ach. hippurıs Senannt. 


Ech. cylindraceus Gze. 


Unter diesem Namen führt Goeze (1782, p. 150- 151, Taf. XI, 
Fig. 1—4) Echinorhynchen an, die er im Darm von ficas erythro- 
cephalus L. gefunden hat, etwa 1!/2 Zoll (d.h. ca. 40 mm) lang und 
3/4 Linien (d. h. ca. 1,75 mm) dick, mit „sehr feinen“ und mit 
bloßem Auge nicht zu bemerkenden Häkchen am Rüssel, deren 
jedes „unter einer starken Vergrösserung, vorn an der Spitze, 
nochmals wie eine kleine Säge gezähnelt“ erschien. In der zu- 
gehörigen Abbildung ist freilich weniger eine Zähnelung als viel- 
mehr eine durch einfache Linien angedeutete quere Ringelung 
des Hakens gezeichnet. Anschließend erwähnt Goeze (1782, 
p. 151, Taf. XI, Fig. 5) dann auch noch „größere Kratzer, als 
die vorigen‘ (bei Rudolphi [1809] steht irrtümlich „minores“), 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 197 


die er ein anderes Mal im „großen Grünspecht“ (Prcus viridis L.) 
gefunden hatte und die von allen späteren zu Ach. cylindraceus 
gestellt werden. 

Selhramk (1788, p. 22, Nr) citierte nun die Goezesche 
Schilderung. Dagegen liefert Zeder (1800, p. 122— 123) eine Er- 
gänzung derselben. Er will die Goezesche Art auch in 7urdus 
merula L. gefunden haben, gibt aber die Länge nur zu 1/3—?/3 Zoll 
(delicato 27 mm).an.. Zeder (1803, Pr151r, Neo) seibt nur 
linneische Diagnose und Literatur und auch Rudolphi (1809, 
p. 272—273, Nr. 18) muß sich darauf beschränken, die älteren 
Angaben zusammenzustellen. Dagegen hat Westrumb (1821, 
p- 27, Nr. 50) die Art wieder selbst untersucht und zwar auf Grund 
einiger Exemplare, die aus Prcus major stammten. Auch er er- 
wähnt die Zähnelung der Hakenspitze, gibt die Zahl der Haken- 
Querreihen auf 8—10 an (Goeze hatte deren etwa 11 gezeichnet 
bei nur 4 Längsreihen auf dem abgebildeten halben Umfang). 
Weiter werden von Artmerkmalen die cylindrische Gestalt des 
Rüssels, die Kürze des trotzdem deutlich abgesetzten Halses und 
die cylindrische Form des Rumpfes betont. Die Länge der 
Westrumbschen Exemplare betrug 6—g Linien (d. h. ca. 13 — 
20 mm). 

Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 9) und ihm folgend auch Bosc 
(1802, p. 6), der auch eine Abbildung gibt, führen die Art unter 
dem Namen “ch. pic! auf und unter diesem selben Synonym findet 
sich auffälligerweise bei Rudolphi (1809, p. 272) und West- 
rumb (1821, p. 27) auch das Citat der Goezeschen Arbeit. 
Das ist zum mindesten inkonsequent. Man könnte ja vielleicht 
darüber verschiedener Ansicht sein, inwieweit die binäre Nomen- 
clatur bei Goeze bereits durchgeführt, speziell ob er dem „Kratzer 
eines Buntspechts“ bereits einen wissenschaftlichen Namen gegeben 
hat. Gmelin (der Schranks Verzeichnis nie citiert, also offen- 
bar nicht gekannt hat) scheint dies nicht angenommen zu haben. 
Wenn aber Westrumb wie Rudolphi u. a. in den Worten 
Goeze’s: ,Æchinorhynchus striatus, proboscide echinata, clavata: 
Der Kolbenrüssel“ einen Speciesnamen “ch. striatus finden, dann 
müssen sie auch ebensogut in den Worten „Zehrmorhynchus cylin- 
draceus, candidus, proboscide echinata, aculeis apice serratis: den 
Speciesnamen Zch. cylindraceus finden. Prioritätsrechtlich ist die 
Frage ja in diesem Falle belanglos, da für £c%. cylindraceus ebenso 
wie für “ch. striatus die Speciesnamen bereits durch Schrank 


198 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(1788) in unanfechtbarer Weise festgelegt sind, bevor Gmelin 
(1791) die beiden Arten nach ihren Wirten benannte. Von Be- 
deutung ‚aber wird dieselbe Frage bei einer dritten Art, deren 
Name sich bei Goeze (1782, p. 165) in der gleichen Form findet, 
die aber dann bereits Schrank (1788, p. 26, Nr. 87) nach ihrem 
Wirte genannt hat, bei jener Art nämlich, deren lateinische Dia- 
gnose bei Goeze folgende Fassung hat: „Echinorhynchus minutus, 
coccineus, ovatus; thorace proboscideque zundıque uncinatis, longo 
collo laevi intermedio“. Einen gewissen Nachdruck erhält das 
„minutus“ nur noch dadurch, daß die Art auch im deutschen Text 
einmal als „der kleine Kratzer der wilden Ente“ bezeichnet wird. 
-- Rudolphi (1809), der dem Namen Zch. sfriatus als Autor- 
namen G oeze beifügt, dem “ch. cylindraceus dagegen den Autor- 
namen Schrank, um ,Goeze: “ch. pic als synonym anzu- 
führen, verhält sich hier abermals anders. Er nennt die Art ent- 
sprechend seinem Vorgehen bei “ch. cylindraceus nicht Zch. 
minutus Gze. sondern Ech. minutus Zed., unter den Synonymen 
steht aber dann nicht etwa „Goeze: Ech. analıs“ sondern „Goeze: 
Lich. minutus coccineus etc.“ Westrumb (1821, p. 33) anderer- 
seits citiert unter den Synonymen der von ihm £ck. polymorphus 
Brems. genannten Art unter anderem auch den „Zch. minutus 
(roeze“ und mir scheint, daß er im Rechte ist. Trotz der hier 
nachgewiesenen Inkonsequenz, die Rudolphi und Westrumb 
bei der Behandlung der drei in Betracht kommenden Arten zeigen, 
entspricht es dem im allgemeinen geübten Brauche, in den von Goeze 
als „Beschreibung“ bezeichneten kurzen lateinischen Diagnosen, die 
er der in deutscher Sprache verfaßten Schilderung bei der Mehrzahl 
der von ihm unterschiedenen Arten beigefügt hat, das erste auf 
den Gattungsnamen folgende Wort, welches stets ein Adjektivum 
ist, als Speciesnamen aufzufassen. Dieser Brauch ist noch in letzter 
Zeit unter anderem von Braun befolgt worden in dem Literatur- 
verzeichnis der von ihm bearbeiteten Abteilung Cestoden von 
Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreiches und ebenso auch 
von Stiles, der z. B. 7aema ovina Gze. als formell gültigen 
Speciesnamen behandelt, trotzdem derselbe sich bei Goeze (1782, 
p. 369) nur in ähnlicher Form findet wie die hier besprochenen 
Echinorhynchen-Namen. (Vergl. Stiles, Ch.W. and Hassall, A. 
A Revision of the adult Cestodes of Cattle, Sheep, and allied 
animals, Washington 1893, p. 29.) Dann aber ist auch der Name 
Ech. cylindraceus nicht Schrank sondern Goeze zuzuschreiben 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 199 


und dann hat auch “ch. minutus Gze. (1782) Prioritätsrecht vor 
Ech. boschadis Schrank (1788) und nicht etwa dieser Name solches 
vor Ech. minutus Zed. (1800). 


ssEch. Cyprini idbari“ Rud. 

Diese Bezeichnungsform findet sich nur im Register von 
Rudolphi’s Historia naturalis (1810, p. 351) und zwar für Zch. 
idbari Gmel. 

ssEch. Cyprini id[i]ff Viborg. 
In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 206) 
auch einen unbestimmten Zchmorhynchus aus Cyprinus idus L. an. 


ssEch. Cyprini rutili® Rud. 

Unter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (1809, p. 315 
bis 316, Nr. 57) den Koelreuter’schen Acanthocephalus an (= Ech. 
carpionis Gmel. = Ech. rutili Zed. nec O. F. Müller), um den- 
selben später (1819, p. 65, Nr. 9) zu der Art Zch. clavaeceps Zed. 
zu ziehen, worin ihm auch Westrumb (1821, p. 6, Nr. 6) folgt. 
In Wirklichkeit aber ist dieser Acanthocephalus nicht mit Ech. 
ei © 3. Moll née Zeid: (— “ch; clavaceeps, Led. le. p.2]|, em 
Duj.), sondern mit Ach. anguillae O. F. Müll. (= Zeh. globulosus 
Rud.) identisch. Weiteres vergl. unter den hier citierten Namen. 


Ech. dendrocopi Natt. 


Unter diesem Namen sandte Natterer Echinorhynchen an 
das Wiener Naturalienkabinett, welche er in Brasilien im Darme 
des heute zur Gattung Arphocolaptes gerechneten Dendrocopus 
albicollis Vieill. gefunden hatte und die dann auch von Westrumb 
(1821, p. 40, Nr. 72) angeführt werden, obwohl ihr Zustand bei 
der Ankunft in Wien eine nähere Untersuchung nicht mehr zuließ. 


Ech. dimorphocephalus Westr. 

Die Art wird von Westrumb (1821, p. 17, Nr. 30) in erster 
Linie aufgestellt für Echinorhynchen, die beider Wiener Helminthen- 
suche im Darm von A/uscicapa collarıs Bechst. gefunden und 
von Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 64) bereits provisorisch als ,,/:ch. 
Muscicapae“ verzeichnet worden waren. Von 6 Exemplaren des 
genannten Vogels hatten 2 den Wurm beherbergt. Dieser war 
6—8 Linien d. h. ca. 13—18 mm lang und fast 1 Linie d. h. ca. 


200 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


2 mm dick. Der lange Rüssel war so verschieden gestaltet, daß 
Westrumb anfänglich mehrere Arten vor sich zu haben glaubte. 
Die Zahl der Hakenquerreihen betrug 10—12. Hals kurz aber deut- 
lich. Der Rumpf war bei allen Exemplaren am Vorderende 
eiförmig verdickt, während sein größerer hinterer Abschnitt cylin- 
drisch war. | 

Mit dieser Art vereinigt Westrumb (ibid) dann noch 
Echinorhynchen, die Natterer auf dem Wege nach Brasilien 
in Spanien in „Muscicapa olivaris Wilson“ gefunden hatte, die 
5 Linien d. h. ca. 11 mm und darüber lang waren, deren großer 
Rüssel 10 Hakenquerreihen trug und deren Rumpf dieselbe Form 
hatte wie bei den Exemplaren aus Muscicapa collarıs Bechst. 
Diese Wirtsangabe von Westrumb beruht aber offenbar auf 
einem Versehen, denn den von ihm genannten Speciesnamen habe 
ich sonst vergebens gesucht und Diesing (1851, p. 34, Nr. 39 
und p. 480, Nr. 1016) führt statt dessen J/uscicapa olivacea L. an. 
Das wäre nach Giebel’s Thesaurus ornithologiae der mittel- 
amerikanische V7reo olivaceus Vieill., der jedoch als Wirt von 
Lich. dimorphocephalus Westr. nicht in Betracht kommt. Aus 
den Angaben-von v. Pelzeln (1871, p. 73, Anm. nr) derade 
Art unter dem Namen l7reosylvia olivacea (L.) anführt, geht näm- 
lich hervor, daß Natterer dieselbe niemals erlegt hat, ganz ab- 
gesehen davon, daß Diesing Spanien als Fundort der betreffen- 
den Exemplare des “ch. dimorphocephalus W estr. bestätigt und 
daß also damit eine ausschließlich amerikanische Art — etwa die 
der nord- und mittelamerikanischen Vrreosylvia olivacea (L.) zum 
Verwechseln ähnliche und von Natterer in Brasilien vielfach 
erlegte Vzreosylvia agilis (Licht.) — als deren Wirt ausge- 
schlossen ist. 

Ech. dobulae Schrank. 


Die Art wird von Schrank (1790 — cf. Schrank ad 
p. 116, Nr. 24) aufgestellt mit der Diagnose ,,£. elongatus, saccatus, 
subdiaphanus; collo angusto aequabili, bulla pellucida terminato; 
rostro seriebus uncorum plurimis. Habitat in Cyprinacei generis 
compluribus piscibus.“ In einer späteren, etwas eingehenderen 
Erwähnung der Art führt Schrank (1803, p. 218, Nr. 3111) den 
Wohnort näher an als „in den Gedärmen des Döbels, der Barbe, 
des Rotauges und anderer Karpfenarten“ und betont namentlich 
noch das gewöhnlich sehr tiefe Eindringen in die Darmwandung. 
Nach Zeder (1800, p. 136) beruht die Wirtsangabe von Schrank 


Li he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 201 


jedoch auf einer Verwechselung und sollen die von Zeder selbst 
gesammelten und an Schrank geschickten Exemplare aus Loza 
lota (L.) und nicht aus Squalus cephalus (L.) [= Cyprinus dobula 
L.] stammen, der Ach. dobulae Schrank mit Zch. fiscinus 
Zed. identisch sein. Rudolphi (1809, p. 284—287) faßt diese 
beiden Arten mit Ach. attenuatus O. F. Müll. und Zeh. longicollis 
(Pal Gze vu Er ere col Rud., Westrumb (182% D 37 
bis 39) faßt sie mit noch weiteren Formen zu Zch. proteus Westr. 
zusammen. In der Tat kann es nach Schrank’s Schilderung des 
Halses und der Art der Fixierung in der Darmwandung keinem 
Zweifel unterliegen, daß Zch. dobulae synonym ist zu Æch. laevis 
O. F. Müll, dem prioritätsberechtigten Namen für Ach. proteus 
Westr. 


ssEch. Emberizae“ Rud. 


Unter dieser Bezeichnung registriert Rudolphi (1819, p. 673) 
einen Zchinorhynchus, welchen Natterer im Darme eines als 
„Linberiza brasiliana (seu Ticutica !)“ bezeichneten Vogels gefunden 
hatte. Da bei allen drei vorliegenden Exemplaren der Rüssel 
zurückgezogen ist, so wird die Art als unbestimmbar angesehen. 
Die Länge des einen Exemplares, welches Rudolphi gesehen 
hatte, betruo 1,2 Finien, d h ca. ro mm. 

Westrumb (1221, p. 41. Nr. 75), der die Art nur mit einem 
Hinweis auf die Synopsis anführt, nennt als Wirt „/mberiza ticu- 
fica“. Anscheinend ist Ticutica oder Ticutico ein Name der Ein- 
geborenen und ,,Améeriza brasiliana“ nicht Speciesname sondern für 
„eine brasilianische Zmberıza-Art“ gesetzt. Dann ist der Wirt allem 
Anschein nach in Sycalis citrina Pelz. zu suchen, welche nach 
v. Pelzeln (1871, p. 232) von Natterer als eine Amberıza-Art 
angesehen worden war und welche auch Diesing (1851, p. 55, 
Nr. 96 und p 475, Nr. 969) gemeint haben muß, wenn er außer 
Zonotrichia matutina (Licht.) eine „Zringilla citrina Joh. Natterer“ 
als Wirt des „Zeh. Emberızae“ nennt. 


ssEch. Eperlani“ Rud. 
Unter dieser Bezeichnung werden von Rudolphi (1809, p. 313 
bis 314, Nr. 54 und 1810, p. 80, Nr. 94) sowie von Westrumb 
(1821, p. 42, Nr. 87) und späteren die Echinorhynchen angeführt, die 


1) In meinem wegen seiner handschriftlichen Notizen mehrfach herangezogenen 


Excmplar der Synopsis hat v. Olfers dies verbessert in „Ticutico“. 


202 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Martin (1780) in Osmerus eperlanus (L.) gefunden und Acharius 
(1780) Acanthrus sipunculoides genannt hatte. Siehe daher Weite- 
res unter letzterem Namen. 


Ech. erinacei (Rud.) = Haeruca erinacei Rud. 1793 = Echino- 
rhynchus napaeformis Rud. 1802. 


Bei einem vereinzelten, im Dickdarm von Zrrmaceus europaeus 
gefundenen “chinorhynchus schien Rudolphi (1793, p. 21—22) 
der Rüssel anfänglich nicht zurückziehbar zu sein, so daß der- 
selbe den Wurm unter dem Namen //aeruca erimacez der durch 
einen nicht zurückziehbaren Rüssel charakterisierten Gattung 
Haeruca Gmelin (urspriinglich einzige Art und daher Typus: 
Ech. muris) einreihte. Später (1802, p. 47—48) erkannte er diese 
Auffassung jedoch als einen durch die verhältnismäßig sehr er- 
hebliche Größe des Rüssels bedingten Irrtum, stellte die Art 
deshalb zu Echinorhynchus und nannte sie, da er inzwischen auch 
zu der Überzeugung von der Verwerflichkeit der vom Wirte 
hergeleiteten Speciesnamen gelangt war, /chinorhynchus napae- 
Jormis. Die Schilderung in der Historia naturalis (Rudolphi 
1809, p. 254—255, Nr. 3) enthält nichts neues. Zeder (1803; 
p. 150, Nr. 2) und Rudolphi (1819, p. 64, Nr. 4) drucken nur 
die linneische Diagnose ab und auch Westrumb (1821, p. 8 
Nr. 11), der die Art nicht selbst untersuchen konnte, gibt nur 
die Rudolphische Beschreibung wieder. — Vergl. hierzu jedoch 
auch „Zeh. Erinacei subcutaneus“, „Ech. Erinacet abdominalhs“ und 
Ech. amphipachus. 

Von Speciesmerkmalen wären nach Rudolphi’s Angaben 
hervorzuneben: 1. Die Größe: Länge ca. 3 Linien d.h. ca. 6,5 mm, 
Durchmesser kaum !/a Linie d. h. ca. 1 mm. 2. Der Rüssel, fast 
kugelrund, beinahe so groß wie derjenige des “ch. gigas, mit 
a Querreihen sehr kräftiger Haken. 3. Der Hals, sehr kurz und 
unbewaffnet. 4. Der Rumpf, gleichfalls unbewaffnet, dicht hinter 
dem Halse am dicksten und sich nach dem stumpf endenden 
Hinterende allmählich verjüngend, „hat so ziemlich die Gestalt 
einer Rübe“. 


ssEch. Erinacei abdominalis® Rud. 
Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1819, p. 76, Nr. 52) Echinorhynchen an, die in Wien gefunden 
worden waren und später von Westrumb (1821, p. 4—5, Nr. 3) 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 203 


Lich. amphipachus getauft wurden. Siehe daher unter letzterem 
Namen. 
ssEch. Erinacei subcutaneus® Rud. 

Wie im Mesenterium des Igels wurden bei der Wiener 
Helminthensuche Jugendformen von Echinorhynchen auch unter der 
Haut desselben gefunden und zwar gleichfalls nur einmal auf 175 
Untersuchungen. Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 53) hat dieselben 
unter der vorstehend angefiihrten provisorischen Bezeichnung citiert. 
Westrumb (1821, p. 8, Nr. 11) glaubt, daß sie mit Ech. erinace! 
(Rud.) (= Zch. napaeformıs Rud.) identisch sind, da Lange, Dicke 
und allgemeine Körperform übereinstimmen. Die Zahl der Haken- 
reihen des Rüssels wird aber auf 5 angegeben — wie bei ch. 
amphipachus Westr. aus dem Peritoneum desselben Wirtes. 


„Ech. Fabris Rud. 


Von Rudolphi (1819, p. 79, Nr. 86) angeführt auf Grund 
des Kataloges der Wiener Helminthensammlung (Bremser 1811, 
p. 26), in dem eine fiir neu gehaltene, noch unbenannte Echino- 
rhynchenart aus Zeus faber L. verzeichnet war. Westrumb (1821, 
p. 11, Nr. 17) hat dieselbe bei seiner Bearbeitung des Wiener 
Echinorhynchen-Materiales zu ch. globulosus Rud. gerechnet. 
Siehe daher Weiteres unter letzterem Namen. 


Ech. falcatus Froel. 


Unter diesem Namen schildert Froelich (1789, p. 117—119, 
Tab. IV, Fig. 22—24) einen Echinorhynchus, welchen er im Duo- 
denum des „schwarzen Molches“ gefunden hatte. Derselbe war 
5 Linien (d. h. ca. 11 mm) lang und im Durchschnitt 3/4 Linien 
(d. h. ca. 1,7 mm) dick und soll sich von Ech. ranae Schrank 
unterscheiden ,,durch seine mehr gleichformige walzenrunde Ge- 
stalt, durch einen hellen Punkt am Hinterende (den Froelich ftr 
eine Öffnung hält), und den mehr länglichten halslosen Rüssel“, 
der mit 6—8 Hakenreihen „der Länge nach besetzt“ ist. 

Bei Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 20), Bosc (1802, p. 8), Zeder 
(1803, p. 155, Nr. 18) und Rudolphi (1809, p. 271—272, Nr. 17 
und 1819, p. 68, Nr. 21) wird die Art nur auf Grund von Froe- 
lich’s Schilderung citiert. Dagegen hat Westrumb (1821, p, 19, 
Nr. 35) wieder Exemplare selbst gesehen, welche Bremser in 
einem von 53 in Wien auf Parasiten untersuchten Exemplaren 
von Salamandra atra Laur. gefunden hatte. Dieselben waren 

Zool. Annalen. I. 14 


204 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


4—6 Linien (d. h. ca. 8,5—13 mm) lang und eine halbe Linie 
(d. h. kaum über 1 mm) dick. Ihr dem Rumpf ohne Hals auf- 
sitzender Rüssel war 1 Linie (d. h. etwas über 2 mm) lang und 
mit 7—8 ‘Querreihen von sehr kleinen Haken besetzt. i 
Dujardin (1845, p. 527—528, Nr. 51) neigt zu der Annahme, 
daB die Angaben iber die Lange des Riissels irrtiimlich seien 
und die Art mit Ech. ranae Schrank identisch sei, ist aber mit 
dieser Annahme ebensowenig durchgedrungen, wie mit anderen, 


_an sich durchaus richtigen Neuerungen. 


„Ech. Falconis cyanei Rud. 

Provisorische Bezeichnung für den Sch. lagenacformis 
Westr. bei Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 56) auf Grund der von 
Bremser (1811, p. 26) publicierten Liste der Tiere, in denen in 
Wien neue Echinorhynchenarten gefunden worden waren. 


Ech. farionis Froel. 

Unter diesem Namen schildert Froelich (1802, p. 71—73) 
einen Æchinorhynchus aus Salmo jario L, da ihm die Art von 
Ech. truttae „durch ihre unbeträchtliche Länge (etwas über 21/a 
Linie d. h. ca. 6 mm bei einer Dicke von ca. !/ Linie d'hreele 
lich ı mm), die gerunzelten Querstreifen, den kurzen Hals und 
rundlichen Rüssel verschieden zu seyn“ schien. Rudolphi (1814, 
p. 95, Nr. 36) betont jedoch, eine solche Artunterscheidung ließe 
sich höchstens dadurch rechtfertigen, daß Froelich in seiner Be- 
schreibung von einem Halse spricht, während ein solcher bei 
Ech. truttae fehle. Trotzdem scheint aber bereits Rudoiphi 
sich der Ansicht der „Wiener Naturforscher“ (Bremser’s und 
seiner Schüler, vergl. Bremser 1811, p. 26 und Westrumb 1821, 
p. 16, Nr. 28) anschliessen zu wollen, daß Ech. truttae Schrank 
und Ech. farionmis Froel. identisch seien. (Vergl. hierzu auch unter 
Eich. truttae Schrank.) Später verschwindet die Art aus der 
Geschichte, um nur noch als synonym zu Zch. fusiformis Rud. 
= Lich. truttae Schrank citiert zu werden. 


Ech. fasciatus Westr. 
Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 27—28, 
Nr. 51) die Echinorhynchen-Art, die Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 66) 
provisorisch als „Zch. Sylviarum“ verzeichnet hatte; zu der- 
selben Art rechnet er außerdem auch noch die von Rudolphi 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhyachen-Forschung etc. 205 


litio por Neon und: Ne :65) ‘alse Ach Rubelraes und: > Echi 
Motacıllae atricapillae“ registrierten Echinorhynchen (vergl. unter 
diesen Rudolphi’schen Bezeichnungen). Die Lange der Exem- 
plare schwankte zwischen 2—6 Linien d. h. ca. 4—14 mm, nur 
ein einziges der Exemplare aus Sylvia atricapilla (L.) erreichte die 
Länge von einem Zoll d. h. ca. 27 mm. Der Hals wird als sehr 
kurz bezeichnet, der cylindrische Rüssel, der mit 12 Querreihen 
von Haken besetzt ist, dagegen als gross. Ihren Namen verdankt 
die Art einer von Westrumb beobachteten Ouerstreifung des 
Rumpfes, der wie gebändert erschien!). Gefunden wurde sie in 
Luscinia luscinia (L.) bei 16 Untersuchungen einmal, in Zuscinta 
philomela (L.) bei 23 Untersuchungen dreimal, in Ruzcrlla phoent- 
curtis (L.) ohne Angabe der Häufigkeit, in Zrzthacus rubeculus (L.) 
bei 137 Untersuchungen dreimal, in /rafincola rubetra (L.) bei 
8 Untersuchungen einmal, in Prylloscopus trochilus (L.) [= Sylvia 
fitis Bechst.] bei 48 Untersuchungen dreimal, endlich in ‚Sylvia 
atricapilla (L.) bei 23 Untersuchungen einmal. Während sie sonst 
stets den Darm bewohnte, sollen die Exemplare aus Sylvra atri- 
capılla (L.) im Netz („in omento“) gefunden worden sein. Daß sie 
dort encystiert gewesen seien, wird nicht ausdrücklich betont, und 
auch ihre erhebliche Größe — ein Exemplar maß, wie bereits er- 
wähnt, ı Zoll, die übrigen allerdings nur 3—6 Linien — spricht 
nicht gerade sehr zu gunsten der Auffassung, daß es sich um 
eine encystierte Jugendform gehandelt habe, die dann ja natürlich 
auch von Westrumb mit Unrecht zu dem den Darm von Sing- 
vogeln bewohnenden ch. fasciatus gerechnet worden wäre. Viel- 
leicht waren sie durch eine Schußverletzung des Darmes in die 
Leibeshöhle ausgetreten und wurden nur infolgedessen am Netz 
gefunden. 


Zusatz bei der Correctur: In einer soeben erschienenen vor- 
läufigen Mitteilung zu einer Revision der Vogel-Echinorhynchen, die auf den 
vorstehenden Seiten noch nicht berücksichtigt werden konnte, erklärt de 
Marval (1904, p. 575) den Ech. fasciatus Westr. (= „Ech. Sylviarum“ + 
„Ech. Motacillae atricapillae“ + ,,Ech. Rubetrae“ bei Rudolphi) ebenso wie 
Ech. dimorphocephalus Westr. (= „Ech. Muscicapae“ Rud.), Ech. merulae 
Gmel. und Ech. transversus Rud. als synonym zu Ech, cylindraceus Gze. 


1) Diese anscheinende Banderung ist wahrscheinlich durch die Radiarfibrillen- 
schicht des hypodermalen Fasergewebes hervorgerufen worden. Sind doch z. B. auch 
bei Ech. agilis Rud. die Garben jener Radiärfibrillen verhältnismäßig so regelmäßig, 
daß der Echinorhynchus bei Betrachiung eines optischen Längsschnittes deutlich quer- 
gebändert erscheint. 


14* 


206 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(bei de Marval ,,Ech. cylindraceus Schrank. Synonymes: Ech. pici Gze.“ 
etc., trotzdem man bei Goeze diesen letzteren Namen vergebens suchen 
würde). Vergl. hierzu die Besprechungen unter den angeführten Namen. 
Außerdem sind nach de Marval noch nachstehende, der Zeit nach West- 
rumb entstammende Echinorhynchen-Arten gleichfalls synoym zu Ech. cylin- 
draceus: Ech. decipiens Duj. aus Anorthura troglodytes (L.), Ech obliquus 
Duj. aus Certhia familiaris L., Ech. pigmentatus de Marval (1902, p. 419 
bis 420) aus Corvus corone L., Ech. rostratus de Marval (1902, p. 420—422) 
aus Corvus corone L. und Corvus frugilegus L., Ech. parvus Fuhrm. (nomen 
nudum! vergl. Wolffhügel 1900, p. 46) aus Coccothraustes coccothraustes (L.), 
sowie endlich Ech. rectus Linton (1892, p. gi) aus Larus (Chroicocephalus) 
spec. (Mexico). Bezüglich der zuletzt genannten Art kann ich freilich ernste 
Zweifel an der Richtigkeit der Auffassung de Marval’s nicht unterdrücken. 
In der bisher allein vorliegenden vorläufigen Mitteilung konnte ja freilich eine 
Begründung dieser Auffassung noch nicht geliefert werden. Wenn ich trotz- 
dem, ohne eine solche Begründung abzuwarten, meinen Zweifeln bereits jetzt 
Ausdruck gebe, so stütze ich mich hierbei noch weniger auf die an anderen 
Stellen dieser Arbeit mehrfach betonten zoogeographischen Gründe (vergl. 
unter Ech. mutabilis Rud. und Ech. tumidulus Rud.) als vielmehr auf die 
verschiedene Lebensweise der Spechte und Passeres einerseits, der Möven 
andererseits. Bisher kennen wir kein Beispiel dafür, daß Möven und insekten- 
fressende Vögel ein und dieselbe Helminthenart beherbergen. De Marval 
(1904, p. 573) betrachtet es freilich als ein Hauptresultat seiner Arbeit „que 
les hötes, contrairement aux idées jusqu’ ici admises, n’ont rien de spécifique 
pour une espéce donnée“ und ich selbst stimme ihm auf Grund des Studiums 
der Literatur und auf Grund eigener Erfahrungen durchaus darin bei, daß 
manche Echinorhynchen-Arten in einer ganzen Reihe verschiedener Wirte 
vorkommen. Indessen gilt dies doch immer nur innerhalb gewisser Grenzen. 
Wenn, wie dies einem Zweifel doch kaum unterliegen kann, die mitteleuro- 
päischen Spechte und Passeres den Ech. cylindraceus Gze., de Marv. emend. 
dadurch erwerben, daß dessen noch unbekannte Jugendform in einem Insekt 
schmarotzt, welches jenen zur Nahrung dient, so vermag ich mir bisher nicht 
vorzustellen, wie dieselbe Echinorhynchen-Art auch noch Gelegenheit finden 
soll, sich im Darm einer mexikanischen Möve anzusiedeln. Ich kann es unter 
diesen Umständen auch nicht für einen Zufall halten, daß in europäischen 
Möven, die doch wahrlich in recht großer Zahl untersucht worden sind, noch 
niemals ein Echinorhynchus gefunden ist, der dem Ech. cylindraceus Gze. 
ähnlich wäre, daf vielmehr die beiden einzigen bisher bekannt gewordenen 
Exemplare des Ech. rectus Linton sich ebensosehr durch die verschiedene 
Heimat wie durch den verschiedenen Wirt auszeichnen. Wenn Linton in 
seiner Beschreibung der Art eine gewisse Ähnlichkeit mit Ech. transversus 
R ud. betont, so ist dies zwar vielleicht die Ursache dafür, daß jetzt de Mar- 
val diese Arten identificiert. Ich selbst würde aber jene Äußerung Linton’s 
in erster Linie erklären durch den derzeitigen unbefriedigenden Stand der 
Acanthocephalen-Systematik überhaupt, der (schon allein wegen der bisher 
üblichen gänzlichen Vernachlässigung des inneren Baues) noch keinen Vergleich 
zuläßt mit unseren systematischen Kenntnissen von den anderen Helminthen- 
Klassen und der ja auch gerade deshalb eine derartige Revision, wie sie jetzt 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 207 


de Marval für die Vogel-Echinorhynchen vorgenommen hat, als außerordent- 
lich dankenswert erscheinen läßt. Mit diesen Ausführungen soll aber selbst- 
verständlich die Möglichkeit nicht geleugnet werden, daß Ech. cylindraceus 
Gze. und Ech. rectus Linton vielleicht zwei nahe verwandte Arten dar- 
stellen oder, mit anderen Worten, zwei Angehörige einer der zahlreichen 
natürlichen Gattungen, welche heute noch in dem alten Gattungsbegriff Echino- 
rhynchus zusammengefaßt werden. Bietet doch auch die Verbreitung der 
Cestodengattungen Hymenolepis und Choanotaenia bereits Beispiele dafür, daß 
Schmarotzer von Insektenfressern und Wasservögeln (speziell Möven) ein 
und derselben natürlichen Gattung, wenn auch nicht ein und derselben Art 
angehören können. Der Nachweis einer solchen nahen Verwandtschaft der 
beiden genannten Echinorhynchen-Arten ist aber noch durch genaue, auch 
den anatomischen Bau berücksichtigende Untersuchungen zu erbringen. Aut 
den anatomischen Bau der von ihm untersuchten Echinorhynchen ist de Mar- 
val bisher leider noch nicht eingegangen, trotzdem hierzu schon allein der 
Weg, den die moderne Cestoden- und Trematoden-Systematik eingeschlagen 
hat, ermuntern mußte. 


Ech. filicollis Rud. 

Diese Art ist von Rudolphi (1809, p. 283—284, Nr. 25) 
begrtindet worden auf Echinorhynchen, die Albers im Darm 
von /uligula fuligula (L), Braun in dem von Azx sponsa (L.) 
und Nitzsch in dem von /zlca atra L. gefunden und an Ru- 
dolphi gesandt hatten, sowie auf weitere, welche Rudolphi 
selbst im Darme von /ulca atra L. und von Anas boschas L. fera 
gefunden hatte. Dieselben waren !2—1, seltener 11/2 Zoll d. h. 
ca. 13—27 bez. ca. 40 mm lang bei einer Dicke bis zu fast 2 Linien 
d. h. ca. 4 mm und vor allem charakterisiert durch den schlanken, 
fadenförmigen, 2—3 Linien d. h. ca. 4—7 mm langen Hals, der 
in eine kugelige Bulla von ı— 2 Linien d.h. ca. 2—4,; mm Durch- 
messer überging. Ein Rüssel wurde an keinem der zur Unter- 
suchung gelangten über 30 Exemplare beobachtet, wenngleich 
Rudolphi denselben nur für zurückgezogen hielt. Dagegen 
fiel am Scheitel der Bulla ein „Punctum eminens“ auf, „a quo 
Striae plurimae tenerae in ipsam sphaeram pellucidam divergunt.“ 
Nach Braun (1891) sind diese Streifen nichts anderes als die 
Hakenreihen des deformierten Rüssels. Hals und Bulla sind 
völlig in die Darmwandung versenkt, derart, daß die nur noch 
von dem Peritoneum überzogene Bulla auf der Außenfläche des 
Darmes knotenförmig vorspringt. An der Bulla selbst fielen ober- 
flachlich verlaufende und netzförmig anastomosierende Gefäße auf. 

Rudolphi hält diesen Zch. filicollis für verwandt mit Ech. 
tereticollis Rud. und Ech. longicollis (Pall) Gze. (die beide zu 


208 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. laevis Zoega synonym sind), bei denen aber die Dicken- 
zunahme am Übergang vom Hals in den Rumpf nicht so plötz- 
lich erfolge. Andererseits betont aber auch bereits Rudolphi 
die Ähnlichkeit des Zch. filicollis Rud. mit Ech. lendix (Phipps) 
(vergl. diesen). | 

Bremser (1811, p. 26) sieht alle anderen bisher aus Enten 
und Wasserhühnern bekannt gewordenen Echinorhynchen, die 
Rudolphi in scharfen Gegensatz zu ch. filicollis gestellt hatte, 
als synonym zu dieser Art an, um fiir den so geschaffenen um- 
fassenderen Artbegriff später den Namen “ch. polymorphus zu 
bilden, der -Sich "zuerst bei Rudolphi (1810, pP. 072) erwchet 
findet. Die erste Begründung von Bremser’s Auffassung findet 
sich aber erst bei Jassoy (1820), der den Nachweis zu führen 
sucht, daß die Bulla von Zch. filtcollis Rud. nichts anderes ist 
als ein umgewandelter Rüssel. Diese Auffassung, die dann vor 
allem auch von Westrumb (1821) vertreten wurde (vergl. 
Näheres hierüber unter Ach. polymorphus Brems.), wurde jedoch 
von Rudolphi (1819, p. 327, Nr. 35) auch noch nach Kenntnis- 
nahme der von Jassoy als Beweismaterial ins Feld geführten 
Tafel entschieden bekämpft. („Si enim, simulac specimen anceps 
vel intermedium occurrit, species tantopere diversas conjungere 
vellemus, omnes aut plurimae saltem ruerent species.“) 

Später freilich hat Rudolphi (1819, p. 598, § 3 und p. 671 
— 672, Obs. 1) sich an der Hand von Exemplaren des Ach. 
sphaerocephalus Brems. die Bremser ihm gesandt hatte, davon 
überzeugt, daß in der Tat die allmähliche Umwandlung eines be- 
waffneten Echinorhynchen-Rüssels zu einer unbewaffneten kuge- 
ligen Bulla möglich sei. Es war nur consequent von ihm, wenn 
er daraufhin Bremser’s Auffassung von der Einheit der in 
Enten und Wasserhühnern schmarotzenden Echinorhynchen sich 
zu eigen machte, denn insoweit Bremser sich bei der Zusammen- 
fassung dieser Echinorhynchen zu der einen Art Ech. polymorphus 
geirrt hat, hatte auch bereits Rudolphi sich bei Bildung des 
Artbegriffs Ech. versicolor geirrt, den er bisher noch dem Ech. 
filicolus gegenüber gestellt hatte. | 

Bereits bei Westrumb (1821) finden sich nämlich Anzeichen 
dafür, daß in der Tat in Ech. polymorphus Brems. mehrere Arten 
enthalten sind, wenn auch erst Braun (1891) den sicheren Nach- - 
weis hierfür erbracht hat. Braun meint nun freilich, „es dürfte 
von vornherein als vergebliche Aufgabe bezeichnet werden, aus 


l.ühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 209 


den älteren Angaben diejenigen herauszusuchen, welche zu der 
einen resp. anderen Art gehören.“ Ich vermag jedoch diesen 
Pessimismus nicht zu teilen, obwohl auch ich in dieser Arbeit 
mehrfach habe darauf hinweisen missen, dafi manche unter den 
von mir besprochenen alten Echinorhynchenarten nicht (oder zum 
mindesten zur Zeit noch nicht) identificiert werden können. Auch 
darin vermag ich Braun nicht beizustimmen, wenn er glaubt, 
daß die Männchen von Zch. filicollis Rud., die nach Braun’s 
wichtiger Feststellung die für die Weibchen charakteristische 
Umwandlung des Rüssels zur Bulla nicht erleiden, „bisher über- 
haupt noch nicht beschrieben wurden.“ 

Was zunächst die Weibchen von Zch. filtcollis Rud. anbe- 
trifft, so sind dieselben, wie auch Rudolphi (1819, p. 327, Nr. 35) 
selbst erkannt hat, ganz unverkennbar von Froelich (1802, 
p. 70—71, Nr. 38) geschildert, der sie in einer nicht näher be- 
zeichneten Wildente gefunden hatte und “ch. forguatus nennt 
(vergl. unter diesem Namen). Ferner muß ich ganz wie bereits 
Rudolphi darauf hinweisen, daß Æch. lendix (Phipps) gleich- 
falls eine auffällige Ähnlichkeit mit Zch. filicollis Rud. zu be- 
sitzen scheint. Die Identität dieser beiden Arten würde ich frei- 
lich erst dann annehmen können, wenn neuere und zuverlässigere 
Angaben darüber vorliegen, daß in Eiderenten Spitzbergens 
Echinorhynchen vorkommen, die in ihrem äußeren und inneren 
Bau keinerlei Unterschiede gegenüber dem mitteleuropäischen 
Lich. fiheollis Rud. erkennen lassen. 

Die Männchen von Ech. filicolus Rud. sind zunächst mit 
Sicherheit wiederzuerkennen in dem von Froelich (1802) gleich- 
zeitig mit den als Ach. forquatus bezeichneten Weibchen gefun- 
denen “ch. tenwcollis Froel. (vergl. unter diesem Namen). Ebenso 
kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß auch Rudolphi (1819, 
p. 330, Nr. 44) die Männchen von &ch. filicollis Rud. selbst ge- 
funden hat und zwar in Fulsgula fuligula (L.). Die betreffenden 
männlichen Echinorhynchen wurden zwar zugleich mit Weibchen 
von Ech. minutus Gze. gefunden und deshalb von Rudolphi 
mit diesem zu dem neugeschaffenen Artbegriff Zch. versicolor 
vereinigt. Im Gegensatz zu dem rötlichen Zch. minutus Gze. 
waren sie nämlich weiß, wie dies nach Braun (1891) für die 
Männchen von Zch. filicollis charakteristisch ist. Ihre Lange 
betrug 2—3 Linien d. h. ca. 4—7 mm. Ihr Rüssel war „mox 
oblonga linearis, mox ovalis“ (nach Braun bei den Männchen 


210 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


von Zeh. filtcolles „umgekehrt birnförmig“) und mit 8—12 Quer- 
reihen von Haken besetzt. Auch das Vorderende des Rumpfes 
trug noch 20—30 Querreihen von Stacheln. 


Ferner müssen aber meines Erachtens auch die von Goeze 
in der Hausente gefundenen langhalsigen Kratzer, welche Schrank 
(1788, p. 26, Nr. 87) Zeh. analıs genannt und Zeder (1800, p. 139 
— 141) in Ech. constrictus umgetauft hat, als Männchen von Zch. 
filicolis Rud. aufgefaßt werden, ebenso der von Froelich 
(1789) in der Gans gefundene “ch. anatis und die von Zeder 
(1800) in der Hausente und in Gallinula chloropus (L.) gefundenen 
und mit Ech. constrictus vereinigten Echinorhynchen. Goeze’s 
Abbildung sowie Froelich’s und Zeder’s Beschreibung dieser 
Echinorhynchen stimmen gut mit den Beschreibungen der Männ- 
chen von Ech. filicollis Rud. bei Braun (1891), Froelich (1802) 
und Rudolphi (1819) tiberein und in Ubereinstimmung hiermit 
steht auch, daß Rudolphi (1819) die von ihm gefundenen Männ- 
chen von “ch. filicollis mit Ech. constrictus Zed. identificierte. 


Hiernach wäre Ech. anadis Schrank, nec Gmel de 
prioritatsberechtigte Name der Art und Synonyme desselben 
wären außer “ch. fihcollis Rud. noch Ech. boscadis Bosc, Ech. 
boschadis Gmel. nec Schrank (während ch. boschatis Froel., 
zweifelhaft bleibt ebenso wie Zch. collarıs Schrank), Ech. con- 
stricius Led., Ech. tenuzcollis Froel, Ech. torguatus Froel, Eck: 
versicolor Rud. e. p. und Zeh. polymorphus Brems, €) ps aus 
zweifelhaftes Synonym kommt noch Zeh. vesiculosus Schrank 
hinzu. Zweifelhaft ist auch die Zugehòrigkeit der von Schrank 
(1803, p. 215, Nr. 3105) in der Hausente gefundenen und als ZcA. 
anatis angesehenen Echinorhynchen, da diese als „oraniengelb“ 
bezeichnet werden. Vergl. weiteres unter diesen verschiedenen 
Namen. Uber die bei der Wiener Helminthensuche gefundenen 
Exemplare der Art vergl. unter Ech. polymorphus Brems. 


Hinzugefügt sei noch, daß von den in neuerer Zeit unter- 
schiedenen Arten Zch. stellaris Mol. nicht aufrecht erhalten 
werden kann, sondern unverkennbar die Weibchen der vorstehend 
besprochenen Art bezeichnet!). 


1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 576) hat neuer- 
dings eine von meiner Auffassung wesentlich abweichende Liste der Synonyme von 
Ech. filicollis Rud. zusammengestellt, die jedoch zweckmäßigerweise zusammen mit 
der Auffassung desselben Autors über die Synonymie von Zch. minutus Gze. be- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 211 


Ech. fusaeformis Zed. 
Mit diesem Namen belegt Zeder (1803) den “ch. truttae 
Schrank. Bei allen späteren Autoren findet sich der Name 
jedoch in der Form: 


Ech. fusiformis Rud., 
die zuerst von Rudolphi (1809) angewandt wird. Vergl. im 
übrigen unter dem prioritätsberechtigten Namen Zch. fruttae, 
sowie unter Zch. farionis und Ech. salmonıs. 


Eich. gadi Zoega. 


Diese Art wird von Zoega in O. F. Müller’s Prodromus 
zoologiae danicae (1776, p. 214, Nr. 2599) angekündigt und zur 
Charakterisierung nur mit dem Zusatz ,,proboscide cylindrica, 
echinata“ versehen, der ja auf sehr viele Echinorhynchen paßt, 
aber im Verein mit dem uns durch den Speciesnamen bekannt 
gegebenen Wirte genügen würde, um uns in der Art den £ck. 
acus Rud. wiedererkennen zu lassen. Bestätigt wird diese Iden- 
er dusceh die \bbildungen, weiche © 3, Muller (ere 
Taf. XXXVI, Fig. 11—-14) veröffentlichte — allerdings nicht mehr 
unter dem Namen Zch. gadi, sondern unter dem neuen Namen 
Ech. lineolatus. Daß aber dieser Ech. lineolatus ©. F. Müll. 1777. 
identisch ist mit dem Zch. gadı Zoega in O. F. Müller 1776, geht 
zur Grenüge aus dem der Figurenerklärung beigefügten Citat „Zool. 
d. prodr. 2599“ hervor. Zwei Jahre später publicierte O. F. Müller 
(1779, 1, p. 96—98) dann auch eine ausführlichere Beschreibung des 
Wurmes, wiederum unter dem Namen Zch. lineolatus, und zwar 
giebt Müller zunächst eine kurze Charakterisierung der Art, 
die noch von Zoega herrührt (also wieder ein Beweis für die 
Identität des Ach. lineolatus mit Ech. gadı, wenn ein solcher noch 
nötig wäre), und berichtet erst daran anschließend noch über 
einige eigene Beobachtungen. Zch. lineolatus ist hiernach un- 
bedingt synonym zu dem prioritätsberechtigten Ach. gadı, welch 
letzteren Namen Müller nur deshalb verwirft, weil in den 
meisten Gadus-Arten neben Ech. lineloatus auch noch Zch. can- 
didus vorkomme. Neben dem Zch. hneolatus (= Ech. gadi) wird 
auch von Rudolphi (1800, p. 278— 282, Nr. 23 und 24) anfäng- 


sprochen wird und deshalb um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, erst weiter 
unten in einem Zusatz zu meiner Besprechung des Zch. polymorphus Brems. berück- 
sichtigt werden soll. 


212 Liihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete: 


lich noch Zeh. acus Rud.. Zeh: candidus OEM 
e. p.) als selbständige zweite Art aus Gadus-Arten angeführt, 
allerdings schon mit einem gewissen Zweifel. Rudolphi (1802, 
p. 52 und 1800, p. 282) betont nämlich, daß Müller beide Arten 
fast immer zusammen gefunden habe und daß sich dieselben nur 
durch etwas verschiedene Größe und Runzelung unterscheiden 
ließen. „Das ist doch ein schwacher Unterschied.“ Rudolphi 
neigt daher zu der Annahme, daß Zch. lneolatus ältere und Zch. 
candidus sive acus‘“ jüngere Exemplare ein und derselben Art 
seien. In der Synopsis (1819, p. 71 und 324, Nr. 32) hat er dann 
auch in der Tat die beiden bisher getrennten Arten zu einer 
zusammengezogen und nennt diese nunmehr einzige Echino- 
rhynchen-Art der mittel- und nordeuropäischen Gadus-Arten mit 
dem ihr von ihm selbst gegebenen Namen “ch. acus, unter dem 
sie auch bis heute in der Literatur geführt wird, der aber trotz 
dieses langjährigen, alleinigen Gebrauches dem Prioritätsgesetze 
zu weichen hat. 

Außer Ech. hneolatus ©. E Müll., Zeh. acus Rad nd 
Lith, candidus ©. EF. Müll. 1770 ‘e. p. sind dann ere noch 
synonym zu Æch. gadi Zoega: Ech. candidus O. F. Müll. 1777 
nec Zoega 1776 (denn Zch. candidus Zoega 1776 ist, wie bei 
dessen Besprechung bereits gezeigt worden ist, ein zweifelhaftes 
Synonym von Æch. laevis Zoega 1776 = Ech. proteus Westr. 
1821), Zaenia haeruca Pall. 1760 e. p, Zaenia lumbricalis Pallas 
1781 und (vielleicht!) ich. Zofkz Gmel. 1791. Feiner ist de 2 
noch geführt worden unter der nicht als Speciesnamen anzu- 
sehenden Bezeichnung ,,£ck. Gadi virentis bei Rathke 1709, 
und unter dem Namen Ascaris versipellis Fabr., dem einzigen 
Namen, demgegenüber Zch. gadi Zoega nicht unbedingte Priori- 
tät hat, da er auf derselben Seite von O. F. Müller’s Prodro- 
mus (1776, p. 214) publiciert ist. Wenn ich den Namen “ch. gadı 
als gültig ansehe und Ascaris versipellis als synonym einziehe und 
nicht umgekehrt, so tue ich dies deshalb, weil man die Charakteri- 
sierung des “ch. gad: im Prodromus trotz ihrer Kürze als zum 
Wiedererkennen der Art genügend ansehen kann, während das 
gleiche von Ascaris versipellis nicht gilt. In dessen Charakteri- 
sierung (,,Asc. versipellis rugosa, compressiuscula, subobtusa 
antice subtus orificio lunari. Gr. [d. h. Grönländischer Name:] 
Okabkuma“) wird niemand einen Echinorhynchus, geschweige denn 
eine bestimmte Art erkennen können. Eine Deutung dieser an- 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 213 


geblichen Ascarıs wird vielmehr erst möglich auf Grund der 
später von Fabricius (1780, p. 275) publicierten Beschreibung, die 
etwas mehr Detail beibringt Im übrigen verweise ich hier be- 
zùglich der angeführten Synonyme von “ch. gadi auf deren ge- 
sonderte Besprechung. 

Westrumb (1821) hat die Art nicht selbst vorgelegen. 
Die Echinorhynchen aus Lophius und drei mediterranen Gadus- 
Arten, welche Bremser (1811, p. 26) in dem Bericht ùber die 
Wiener Helminthen-Sammlung als Zch. acus Rud. anführt, wer- 
denmvon Westie mb (16204). 12 IN 18 und Pr EN zi 
Ech, pumilio Rud. gezogen. 

Als Speciesmerkmale des Zch. gadı werden von Rudolphi 
bez. Westrumb und deren Vorläufern angesehen die Größe 
(Länge 1—3 Zoll d. h. ca. 25—80 mm, Dicke des cylindrischen 
Rumpfes kaum ı Linie d. h. ca. 2 mm), die cylindrische Form 
des in schräger Richtung vom Rumpfe entspringenden, 1/2 Linie 
(d. h. etwas über ı mm) langen und mit ca. 20 Querreihen von 
feinen Haken besetzten Rüssels und das fast völlige Fehlen eines 
Halses. 

stich. Gadi callariae‘“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kopen- 
hasener Mierarzneischule führt Vibore (1705 p. 244, Nr. 207 
— 209) auch unbestimmte Echinorhynchen aus Gadus callarıas 
an, die wohl der Art Zch. gadı Zoega angehören dürften. 


„Elch. Gadi virentis“ Rathke. 

Rathke (1799, p. 72) gibt eine Abbildung mit kurzer Be- 
schreibung von einem Zchmorhynchus aus Gadus vırens L. 
(„Zeiunorhynchus Gadi virentis“), der bereits von /aéricius (1799, 
p. 150) für identisch mit „Zeh. candidus oder lneolatus“ erklärt 
und von Rudolphi (1809, p. 278) und Westrumb (1821, p. 24) 
zu Ech. acus gerechnet wird. In der Tat handelt es sich offen- 
bar um Zch. gadi Zoega (= Ech. acus Rud. = £ch. lineolatus 
Oe. Mill). 


„Ech. galbulae Westr. 


Irrtümliches Citat anstatt Zch. alcedinis Westr. bei v. Lin- 
Scopo 72. Nr. 362) und’ v. bherine (1902, p. 46).). 


1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 583) citiert 
abermals anders aber ebenso irrtümlich „Zeh. alcedinis galbulae Westr.“, anschei- 


214 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. garzae Zed. 


In der Bursa Fabricii und dem Darmkanal des von den 
Italienern .,,garza biancha“ genannten Reihers —- wohl Æerodias 
garzetta (L.), anstatt dessen in der bisherigen helminthologischen 
Literatur freilich immer Zerodias alba (L.) genannt worden ist — 
fand Redi (1708, p. >30) Würmer, die ©. F. Müller (17675 ana 
und Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 16) für Echinorhynchen halten 
und die Gmelin Zch. gazae nennt, anscheinend infolge eines 
Schreib- oder Druckfehlers statt Zch. garzae. Bosc (1802, p. 7) 
druckt diesen Namen dem Gmelin nach, während Zeder ihn 
in ich. garzae korrigiert und Rudolphi (1800; p. 307 Nee 
sowie 1819, p. 78, Nr. 73); dem sich auch Westrumb (1821, 
p. 41, Nr. 80) und die späteren Autoren anschließen, den Fund als 
„Lech. Ardeae albae“ verzeichnet. Ist es aber wirklich ein Achinzo- 
rhynchus? Ich glaube: nein! Schon das Vorkommen in der Bursa 
Fabricii scheint mir dagegen zu sprechen. Redi sagt von den 
fraglichen Würmern: „Candidi sunt et lacteo quodam humore 
referti, ore suo adeo tenaciter internis canalis parietibus haerentes, 
ut vix inde avelli possint absque intestini vel ipsorum vermium 
laceratione.“ Das würde ja freilich auf Echinorhynchen passen 
können, paßt aber mindestens ebensogut, wenn nicht sogar noch 
besser auf Holostomiden, die ja bekanntlich auch gerade die Bursa 
Fabricii der Vogel mit Vorliebe heimsuchen. Auf diese sehr viel besser 
als auf Echinorhynchen paßt dann auch die von Redi weiterhin 
noch betonte Beweglichkeit: „suntque naturae adeo extraordi- 
nariae, ut pro lubitu identidem figuram mutent.“ Aus den 7 Ab- 
bildungen, die Redi beifügt (Taf. XXI, Fig. 9), läßt sich auch 


nend im Anschluß an Diesing (1851, p. 55, Nr. 92), dessen , Ach. Alcedinis gal- 
bulae Westrumb“ ich freilich nur als eine registrierende Bezeichnung im Sinne 
Rudolphi’s, nicht als einen wirklichen Artnamen ansehe. Wenn de Marval ferner 
bemerkt, daß diese Art zu unterdrücken sei („A supprimer"), weil sie niemals be- 
schrieben sei, so würde eine solche Entscheidung ja sachlich nur von Vorteil sein 
können, indem sie die Wissenschaft von dem Ballast einer ungenügend bekannten 
Art befreit. Trotzdem kann ich ihr aber leider nicht beistimmen, ich erblicke viel- 
mehr in den Angaben Westrumb’s über die Form des Rumpfes und das Fehlen 
des Halses bei Zch. alcedinis Westr. (vergl. unter diesem Namen) eine „Beschrei- 
bung“, welche im Sinne der Beschlüsse des V. internationalen Zoologen-Kongresses 
genügt, um die formale Giltigkeit des Westrumb’schen Artnamens sicher zu stellen, 
so ungenügend sie auch nach Westrumb’s eigener Auffassung ist, um die Art 
wirklich zu charakterisieren. Vergl. hierzu auch die Ausführungen von Maehrenthal’s 
auf p. 102— 104 dieser Zeitschrift, sowie nachstehend unter „Zeh. Gruis“. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 215 
nicht mehr entnehmen als diese Beweglichkeit und die Größe und 
allgemeine Form der Würmer. Trotzdem kann man aber unter 
Berücksichtigung dieser Größen- und Formverhältnisse und des 
Wirtes mit Wahrscheinlichkeit die Schilderung Redi’s auf Strigea 
[= Molostomum autt.] longicollis (Duj.) beziehen), 


„Ech. Gasterostei aculeati“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
hasener Merarzneischule führt Viboro (17795, p. 219, Nr) 
unter anderem auch unbestimmte Echinorhynchen aus Gasterosteus 
aculeatus L. an. 

Ech. gazae Gmel. 

Siehe vorstehend unter Ach. garzae! 


Eich. gibbosus Rud. 

Von Rudolphi (1809, p. 292—293, Nr. 30) subperitoneal 
in Cyclopterus lumpus L. und Zrachinus draco L. gefunden und 
als dem Zch. strumosus Rud. sehr ähnlich erkannt. Sollte sich 
jedoch von dem letzteren durch abweichende Bestachelung unter- 
scheiden. Wie Mühling (1898, p. 110—114) festgestellt hat, be- 
ruht diese Angabe jedoch auf einem Irrtum und ist Ach, gibbosus 
die Jugendform von Zch. strumosus. 

Rudolph? (1819, p. 73, Ne ol und Westrumb (1827, 
p. 32, Nr. 60) führen den “ch. grbbosus an, ohne neues zu bringen. 


Ech. gigas Bloch 1782. 


Identisch mit Taenza hirundinacea Pallas 1781. Siehe des- 
halb unter Ech, hirundinaceus. 


Ech. globocaudatus Zed. 
Im Darme einer ,,Stockeule“ fand Zeder (1800, p. 128—130) 


= 


1) Anmerkung bei der Correctur: Aus den oben stehenden Ausfüh- 
rungen geht bereits hervor, daß ich de Marval’s (1904, p. 582—583) Auffassung 
nicht zu teilen vermag, wenn dieser „Zch. ardeae-albae Rud.“ als Artnamen be- 
handelt anstatt als die lediglich registrierende Bezeichnung „ein [scil. ungenügend be- 
schriebener und deshalb nicht zu bestimmender] Zchinorhynchus aus Ardea alba“ 
und wenn de Marval ferner erklärt, diese Art sei zu unterdrücken (,à supprimer‘), 
weil sie nie beschrieben sei. Eine alte Beschreibung der Art existiert und wenn auch 
„Zch, Ardeae albae“ Rud. kein Artname ist, für die formale Giltigkeit des Artnamens 
Ech. garzae war eine nochmalige Beschreibung nicht erforderlich, genügte vielmehr 
das Citat der alten Beschreibung durch Redi. Vergl. hierzu auch die vorstehende 
Anmerkung, sowie die dort bereits citierten Ausführungen v. Maehrenthal’s. 


216 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


einen Zchinorhynchus, welchen er als Vertreter einer neuen Art 
ansah und Ech. globocaudatus taufte. Eine genauere Bestimmung 
des Wirtes konnte Zeder nicht vornehmen, da er nur dessen 
Därme mit der oben wiedergegebenen Bezeichnung von einem 
Jäger erhalten hatte. Rudolphi deutete diese Stockeule auf 
Glaucidium passerinum (L.), eine Annahme, die schon wegen der 
Seltenheit dieser Art in Deutschland wenig wahrscheinlich ist. 
Nach Naumann wird der Name „Stockeule“ gebraucht für 
Syrnium aluco (L.) und Pısorhna scops (L.), während außerdem 
noch Glaucidium noctua (L.) als „kleine Stockeule“ bezeichnet 
wird. Für Glaucidium passerinum (L.) habe ich dagegen den 
Namen „Stockeule“ nicht nachweisen können. Hiernach spricht, 
wenn auch der Wirt der Originalexemplare von Zch. globocaudatus 
mit Sicherheit natürlich nicht feststellbar ist, doch die verhältnis- 
mäßig größte Wahrscheinlichkeit dafür, daß es sich weder um 
die „kleine Stockeule‘“ noch um die in Deutschland recht seltene 
Pisorhina scops (L.) gehandelt habe, sondern um Syruz0m aluco (L.) 
in dem später auch Nitzsch und Bremser Echinorhynchen 
fanden, die als Ach. globocaudatus bestimmt wurden (vergl. Ru- 
dolphi. 1819, p. 66 und 314, Nr. 13 und Westrumb Tess pe 
Nr. 13). Auch mir vorliegende, von v. Linstow als Zch. globo- 
caudatus Zed. bestimmte Echinorhynchen sind in dem gleichen 
Wirte gefunden (vergl. Mühling 1898, p. 55, Nr. 231). Hiernach 
erscheint nicht ausgeschlossen, daß Zeh. globocaudatus Zed. 
identisch ist mit ch. aluconis O. F. Müll. Trotzdem kann letz- 
terem Namen bisher kein Prioritätsrecht zugestanden werden, da 
die Identität beider Arten nicht bewiesen ist. (Vergl. hierzu unter 
Ech. aluconts.) 

Zeder selbst betont in seiner Beschreibung des Zch. globo- 
caudatus die Ähnlichkeit mit Zch. nycteae Schrank, der ja von 
Goeze gleichfalls in Syrnzum aluco (L.) gefunden worden war, 
sowie mit Ech. duteonis Schrank, um dann freilich fortzufahren: 
„So nahe auch diese drey Kratzer unter einander verwandt zu 
seyn scheinen, eben so sehr sind sie von einander verschieden.“ 
Von den drei Unterschieden, die Zeder anführt, hält freilich kein 
einziger einer ernsten Kritik stand. 

1. Soll Zeh. globocaudatus einen deutlichen Hals besitzen, 
der einen geringeren Durchmesser habe als Rüssel und Rumpf 
und daher deutlich hervortrete, während doch bei den beiden 
anderen Arten ein solcher Hals fehlt Rudolphi (8190, pee 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 217 


und 314, Nr. 13) und Westrumb (1821, p. 20, Nr. 13) haben 
aber auch bei den von ihnen für Ech. globocaudatus gehaltenen 
Kratzern keinen Hals gefunden und glauben, daB Zeder den 
hinteren mit kleineren Haken besetzten Teil des Rüssels, d. h. 
denselben Abschnitt, den Creplin (1829, p. 46) und neuerdings 
wieder de Marval (1902, p. 11) als „Hals“ bezeichneten, für den 
Hals gehalten habe. Dies ist auch um so wahrscheinlicher, als 
ein Æchinorhynchus mit deutlich hervortretendem unbewaffneten 
Halse, soweit ich die Literatur kenne, in Eulen nie wieder ge- 
funden ist. 

2. Soll bei den drei Arten die Form des Rüssels eine ver- 
schiedene sein: bei Ach. globocaudatus Zed. kegelformig abge- 
stumpft, bei Zch. duteonis Schrank lang und walzenförmig, bei 
Lich. nycteae umgekehrt kegelförmig abgerundet. Auch mit diesen 
Unterschieden ist aber nicht viel anzufangen, da die Form des 
Rüssels bis zu einem gewissen Grade durch Contraction ver- 
ändert werden kann. Rudolphi und Westrumb bezeichnen 
beide den Rüssel von £ck. globocaudatus als „medio incrassata“ 
und ich selbst finde bei den bisher von mir untersuchten Echino- 
rhynchen aus verschiedenen Eulen und Bussarden den Rüssel 
stets in derselben Weise gebaut und zwar entsprechend den An- 
gaben von Marotel (1899, p. 293) über Zch. tenutcaudatus 
Marotel und von de Marval über Ach. caudatus Zed. (1902, 
Pp. 433, wo freilich das Receptaculum proboscidis viel zu kurz 
gezeichnet ist). 

3. Sollen die fraglichen drei Arten sich auch noch durch ihr _ 
Hinterende unterscheiden. “ch, globocaudatus erhielt seinen Namen 
in Rücksicht auf eine „Kugel am Schwanzende“, in welche der 
Körper hinten „erweitert“ ist, welche aber „nicht bei allen gleich 
geformt; bey zween geht aus der Nebenseite der Kugel eine all- 
mählich verengerte, vorne abgerundete, krumm gebogene Röhre, 
wodurch diese Kugel einer Retorte sehr nahe kommt, bey den 
zween übrigen bemerke ich an gedachter Nebenseite nur einen 
länglichten Spalt ohne Röhre.“ Diese Angaben sind, zumal Ab- 
bildungen fehlen, nicht gerade sehr klar, aber doch wohl nur so zu 
deuten, daß die „Röhre“ die Bursa des Männchens, die „Kugel“ 
dagegen nur das etwas erweiterte Hinterende des Rumpfes dar- 
stellt; der „Spalt“ würde dann die Genitalöffnung des Männchens 
bei zurückgezogener Bursa bezeichnen müssen, falls er nicht über- 
haupt auf einer irrtümlichen Beobachtung beruht. Die Exemplare 


218 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


mit der retortenförmigen Röhre sollen nun nach Zeder so stark 
an Ech. nycteae Schrank erinnern, daß er sie anfanglich dieser 
Art zuzählen wollte. (Freilich kann Zeder sich hierbei nur auf 
Goeze’s Taf. XI, Fig. 8 stutzen, die sehr wenig natiirlich aus- 
gefallen ist.) „Jene hingegen, welchen die retortenförmige Röhre 
fehlt, schienen mir mehr Ähnlichkeit mit dem Busshartskratzer 
zu haben, an welchem Goeze eine Schwanzblase angemerkt hat. 
a ea Der kugelschwanzige würde dann zwischen den beiden 
[anderen Arten] stehen.“ Wo bleiben aber hier präcise Species- 
Unterschiede bestehen, wenn es sich bei der verschiedenen Ge- 
staltung des Hinterendes nur um Geschlechtsdimorphismus han- 
delt, was doch auch Zeder bereits für möglich hält? Und anderer- 
seits ist die ,Schwanzblase“, welche Goeze bei Ach. buteonts 
beobachtete, unzweifelhaft die Bursa des Männchens, entspricht 
also der „retortenförmigen Röhre“ und nicht der „Kugel am 
Schwanzende“ bei Zeder. Jedenfalls ist also auch der dritte 
von Zeder angeführte Unterschied zwischen den fraglichen drei 
Arten nicht ausreichend, um die von ihm vorgenommene Auf- 
stellung einer neuen Art ais genügend begründet erscheinen zu 
lassen, trotzdem eine neuere Arbeit von Marotel (1899) in der 
Tat an die Möglichkeit denken läßt, daß bei den Echinorhynchen 
der mitteleuropäischen Eulen die Gestaltung der Bursa vielleicht 
zur Unterscheidung mehrerer Arten verwertet werden kann. 
Wenigstens unterscheidet Marotel eine ebenfalls in ‚Syrarum 
aluco (L) gefundene Echinorhynchenart als Echinorhynchus tenui 
caudatus n. sp. unter anderem dadurch von Zch. globocaudatus, 
daß er die erheblich geringere Größe der Bursa bei der neuen Art 
betont. De Marval (1902, p. 437) hat dann freilich Ach, fenuicau- 
datus Marotel ebenso wie Ech, globocaudatus Zed. als identisch 
mit Zch. caudatus Zed. (= Ech. buteonts Schrank) bezeichnet, 
ohne aber auf Details der Organisation einzugehen und speciell 
ohne überhaupt die Bursa zu erwähnen. (Vergl. hierzu auch 
unter “ch. tumidulus Rud. den de Marval gleichfalls als 
identisch mit Ech. duteonis Schrank ansieht, sowie unter Zch. 
aluconis O. F. Müll.) Die Arbeit de Marvai’s nötigt mich 
aber noch zu einer weiteren Bemerkung. Derselbe stützt sich 
nämlich bei seiner Annahme, daß Zch. caudatus Zed. die Jugend- 
form und Zch. globocaudatus Zed. das erwachsene Stadium ein 
und derselben Art darstellen, darauf daß „Zeder, en decrivant 
son £. caudatus, n’a point décrit les œufs, ce qui me fait croire 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 219 


qu’ ils n’ étaient pas tout a fait murs, tandis qu’ au contraire il 
les décrit très soigneusement pour son Æchinorhynchus globo- 
caudatus. Dieser Ausspruch muß auf einem Versehen beruhen, 
denn ich kenne weder eine von Zeder gelieferte Beschreibung 
des Zch. caudatus Zed., es sei denn die kurze, lediglich auf 
Goeze’s Angaben beruhende Diagnose (Zeder 1803, p. 153, 
Nr. 12), noch finde ich in Zeder’s Beschreibung des Zch. globo- 
caudatus Zed. (1800, p. 128—130) eine auch noch so kurze Er- 
wähnung der Eier dieser Art. 


Zeder (1803, p. 153, Nr. 13) bringt nur eine kurze Diagnose 
des Æch. globocaudatus. Auch Rudolphi’s Angaben in der 
Historia naturalis (1809, p. 264—265, Nr. 11) beruhen ausschließ- 
lich auf der von Zeder (1800) gelieferten Beschreibung, aus der 
noch die auf ı°/a bis 21/2 Zoll, d. h. ca. 45—70 mm angegebene 
Länge der Art nachzutragen ist. Später hat Rudolphi (1819, 
p- 66 u. 314, Nr. ı3) die Art selbst kennen gelernt auf Grund 
von Exemplaren, die Nitzsch gefunden und ihm übersandt hatte. 
Dieselben waren ı--ı!/2 Zoll d. h. ca. 27—4o mm lang und hatten 
24 Querreihen von Haken am Rüssel. Einen Vergleich zwischen 
Lich. globocaudatus Zed. und dem von ihm selbst früher gefun- 
denen Zch. tuba Rud. welchen Dujardin später mit Zck. globo- 
caudatus Zed. identificierte (vergl. unter £c4. Zuba Rud.), hat 
Rudolphi (1819) aber nicht zu ziehen versucht. 


Bremser hat nach Westrumb- (1821, p. 23, Nr. 20 und 
p. 69) bei Untersuchung von 79 Exemplaren von Syruzum aluco 
(L.) den Zch. globocaudatus Zed. 46 mal gefunden. Die Zahl der 
Reihen, in denen die kleinen Haken angeordnet sind, wird nur 
als sehr groß („plurimis seriebus“) angegeben. Einen näheren 
Vergleich mit den anderen ähnlichen Arten, speciell mit dem von 
ihm selbst untersuchten Zch. buleoms Schrank (siehe diesen) 
hat aber auch Westrumb nicht versucht. 


Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, 
hat de Marval (1904, p. 573 und 575) in seiner bereits vorstehend in einigen 
nachträglichen Zusätzen und Anmerkungen berücksichtigten Arbeit seine 
frühere Auffassung der Raubvogel-Echinorhynchen insofern einer Revision 
unterzogen, als er dieselben jetzt nicht mehr zu einer einzigen Art zusammen- 
faßt, sondern zwei verschiedene Arten annimmt. Er nennt diese Ech. aluconis 
O. F. Müll. und ,, Ech. buteonis Goeze“ (müßte heißen Ech. buteonis Schrank, 
da Goeze seinem „Busshardtskratzer“ noch keinen wissenschaftlichen Namen 
gegeben hat — vergl. außer unter Ech. buteonis auch die nachträglichen Zu- 
sätze unter Ech. fasciatus Westr. und Ech. polymorphus Brems.). Als 


Zool. Annalen. I. ie 


220 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


synonym zu Ech. buteonis Schrank werden aufser dem unbedingten Synonym 
Ech. caudatus Zed. noch angeführt: Ech. buteonis Froel., polyacanthus 
Crepl., fenuicaudatus Marotel, acanthotrias v. Linst. und tumidulus Rud. 
— als synonym zu Ech. aluconis O. F. Müll. dagegen: „Ech. stridulae Goeze“ 


(kein bei Goeze vorkomniender Name!) — Ech. nycteae Schrank = Ech. 
strigis Gmel. Ech. aequalis Zed. = „Ech. strigis-auriculate Goeze“ (kein 
bei Goeze vorkommender Name!) = Ech. ofidis Schrank = Ech. scopis 


Gmel., Ech. caudatus Brems. (nec Zed.!), Ech. contortus Mol. Ech. croaticus 
Stoss., Ech. globocaudatus Zed., Ech. inaequalis Rud., Ech. polyacanthoides 
| Crepl. und endlich Ech. mergi Gmel. = Ech. bacillaris Zed. Was bei der 
von de Marval vorgenommenen Revision der Vogel-Echinorhynchen aus 
Ech. tuba Rud. geworden ist, ist aus der bisher allein vorliegenden vor- 
laufigen Mitteilung noch nicht zu ersehen. Frheblich weniger wichtig ist das 
Fehlen von Ech. aluconis Froel., welches überhaupt nur dadurch bemerkbar 
wird, daß Ech. buteonis Froel. besonders angeführt ist. Ganz unverständlich 
ist mir dagegen bisher, wie Ech. mergi Gmel. (vergl. weiter unten unter 
diesem Namen) unter die Synonyme von Zeh. aluconis geraten konnte. 

Was nun die Unterschiede der beiden von de Marval angenommenen 
Arten anbelangt, so werden beide als weißlich und glatt bezeichnet, aber nur 
bei Ech. buteonis wird noch der Zusatz gemacht: ,renflé en avant“. Der 
Rüssel wird bei beiden als konisch bezeichnet, aber außerdem bei Ech. alu- 
conis als ,obovale“, bei Ech. buteonis als „arrondi au bout, ou piriforme“; 
sein hinter der Insertion des Receptaculum proboscidis gelegener Teil wird 
von de Marval als Hals unterschieden und bei £ch. aluconis als cylindrisch, 
bei Ech. buteonis als konisch bezeichnet. Sonst werden (außer einer auch 
durch Zahlen näher präcisierten Angabe über die verschiedene Eiform) nur 


noch Zahlangaben gemacht: 
Ech. aluconis Ech. buteonis 


P-moesderslierer ne EEE 3-45 mm 3-40 mm 
Zahl der Längsreihen der Russel! Faken MP 21-20 3032 
Zahl der Haken in jeder Längsreihe: 

a) vor der Insertion des Receptaculum probos- 


CIGIS PRE Ngee 78 Te 
b) hinter der Ion. aes Recepten pro- 
boseidis Se EWR: 5—6 5—6 
Eier: | 
AMAR ee ae 5 OOO OM Tel 0,0600 mm 
DirBrete a ie tn ee 82.0,0182 5 0,0182 0/02/0989 
c) Anzahl der Eihüllen GEBETEN te RE 3 3 


Wenn man diese Unterschiede, unter denen die verschiedene Eiform 
jedenfalls am auffälligsten und wichtigsten ist, vergleicht, so bleibt es zunächst 
noch unklar, wie die von O. F. Müller und Goeze mit der sehr viel un- 
vollkommeneren Methodik ihrer Zeit beschriebenen Kratzer mit den beiden 
von de Marval geschilderten Arten identificiert werden konnten — es sei 
denn, daß etwa noch vorhandene Originalexemplare Müller’s und Goeze’s 
untersucht werden konnten. 

Bereits bei Besprechung des Ech. aluconis O. F. Müll. habe ich ja eine 
Revision der Raubvogel-Echinorhynchen als dringend erforderlich bezeichnet. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 221 


Ich habe auch dort bereits (auf p. 168) auf Differenzen in den Angaben über 
die Eigröße hingewiesen. Auffälligerweise stimmt aber keine jener früheren 
Angaben (am wenigsten diejenige von de Marval selbst) mit den jetzigen, 
für die Artunterscheidung benutzten Angaben de Marval’s überein. Nach- 
stehende Tabelle dürfte deshalb nicht ganz ohne Nutzen sein: 


Ei-Länge Ei-Breite 


Behr almeonis,.de Narr val’(1904,.:p..573) tn 304080 18,2 u 
Men rouicous de Marval (1904, pi 375% u. 28. 60 u 18,2—20 u 
Ech. acanthothrias v. Linstow (1883, p. z (== Beh: 

buteonis de Marval 1904] . . 56 u DE 
Ech. tenuicaudatus Marotel eee, Be 2 = EA hope 

de Marval G04). 4 SO 28 u 


Echinorhynchen aus ver ter Rambo es 
Originale von Ech. caudatus Brems. (nach Lihe, 
vers oben D 160) tae: Ie AO 220017 

yEchinorhynchus LARA nach einer Angabe 
Marotels (1899, p. 302), die anscheinend auf einem 
Citat beruht, deren Quelle jedoch nicht angegeben und 
mir auch sonst bisher noch nicht bekannt geworden ist 67—72 u 27-32 u 

Ech. caudatus de Marval (1902, p. 436) [die beiden jetzt 
uniersehiedenenzAricnsamfassend[ ose n. 80 u go u 


Auch wenn wir bei diesen Zahlangaben die Fehlergrenzen in Rechnung 
ziehen, welche durch die „persönliche Gleichung“ bedingt sind (wenn ich diesen 
Fachausdruck der Astronomen hier anwenden darf), so bleiben doch noch 
sehr auffallende Unstimmigkeiten zurück und es ist deshalb zunächst abzu- 
warten, ob die ausführliche monographische Bearbeitung der Vogel-Echino- 
rhynchen durch de Marval diese Unstimmigkeiten bereits in befriedigender 
Weise aufklären wird. 

Mit Rücksicht darauf, daß neuerdings auch v. Maehrenthal eine ähnlich 
radicale Stellung in Nomenclaturfragen einnimmt wie Stiles, mag es viel- 
leicht nicht ganz überflüssig erscheinen, wenn hier zum Schluß noch der 
durchsichtige Druckfehler , Ech. globocuadatus“ bei v. Linstow (1878, p. 109, 
Nr. 640) erwähnt wird. 


Ech. globosus Westr. 


In dem von Westrumb (1821) publicierten Protokoll der 
Wiener helminthologischen Untersuchungen findet sich auf p. 79 
die Notiz, daß bei Untersuchungen von 43 Aalen, Anguzlla angu- 
ela (L.), ımal ein Echinorhynchus im Darme gefunden sei, der 
Ech. globosus genannt wird. Es handelt sich offenbar um einen 
Druckfehler, indem Zch. anguillae O. F. Müll. = Ech. globu- 
losus Rud. gemeint ist, zumal diese Art nach Bremser (1811, 
p. 26) in der Wiener Helminthensammlung vertreten war. Vergl. 
daher im übrigen unter den beiden eben genannten Namen. 


15* 


222  Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. globulosus Rud. 


Unter diesem Namen schildert Rudolphi (1802, p. 49—51 
und 1809, p. 259—261) Echinorhynchen, die er mehrfach in 
Anguilla anguilla (L.) gefunden hat und die seiner eigenen, 
offenbar berechtigten Auffassung nach identisch sind mit ch. 
anguillae O. F. Müll. 1780, so daß letzterer Name Priorität hat. 
Siehe daher unter ihm Weiteres über diese Art. 

Auf seiner italienischen Reise fand dann Rudolpi (1819, 
p. 65—66 und 313—314, Nr. 10) im Darm einer Reihe von Mittel- 
— Gobius niger L., Dentex dentex (L.), Corvina 
umbra (L.) [= Sciaena umbra L. nec Cuv. = Corvina nigra Cuv. 
& Val], Sphyraena sphyraena (Gmel.) [= Sphyraena spet Lac. 
= Sph. vulgaris Cuv. & Val.] und Zucıtharus lnguatula (L. nec 
O. F. Mill.) — Echinorhynchen, die er zusammen mit solchen, 
die die Wiener Naturforscher in Gobrus aphya Risso nec L. = 
Gobius quadrimaculatus Cuv. & Val. und in Gobrus jozo L. ge- 
funden hatten, zu “ch. globulosus Rud. zog. Daß seine frühere 
Schilderung dieser Art auf die mediterrane Form nicht völlig 
paßte, fiel ihm freilich selbst bereits auf. Da er aber seine 
Originalexemplare der Art verloren hatte, konnte er einen direkten 
Vergleich nicht vornehmen und er war überzeugt, daß die medi- 
terrane Form, falls sie wirklich nicht mit Ach. e/obulosus iden- 
tisch sei, demselben mindestens außerordentlich nahe verwandt sei. 
Der von ihm selbst hervorgehobene Unterschied betrifft den Hals, 
den er bei den mediterranen Exemplaren sehr kurz fand. Einen 
weiteren Unterschied bietet aber auch die Länge der ganzen 
Tiere, die zwar nur für die Exemplare aus Sczaena umbra ange- 
geben wird, dort aber mit nur ı!/a— 3 Linien d. h. ca. 3—7 mm 
hinter derjenigen von Æch. anguillae O. F. Müll. zurückbleibt, 
Auch betont Rudolphi mehrfach die gelbliche (,,flava“) Barbar 
der Exemplare. 

Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) hat den eigentlichen Eck. 
globulosus Rud. = Ech. anguillae O. F. Mill. nicht untersucht, 
obwohl ihm derselbe vorgelegen zu haben scheint (vgl. außer 
Ech. globosus auch unter Ech, transversus Rud.). Die von ihm 
wirklich untersuchten Echinorhynchen, welche er zu Zch. glo- 
bulosus R ud. rechnet, entstammen vielmehr. wiederum sämtlich 
Mittelmeerfischen. Zu den beiden bereits von Rudolphi ge- 
nannten Wirten Gobus aphya Risso nec L., in dessen Darm 
die Echinorhynchen bei 21 Untersuchungen 15mal gefunden 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 223 


worden waren, und Godius 7020 L., von dessen zur Untersuchung 
gelangten 139 Exemplaren 105 den Parasiten beherbergten, 
kommen noch hinzu Scorfaena scrofa L., von dem 26 Exemplare 
untersucht wurden mit nur einmaligem Funde des Æchinor hynchus 
(vergl. auch unter „Zch. Scorpaenae“ Rud.), und Zeus faber L., 
in dem die Echinorhynchen 4mal gefunden wurden bei 15 Unter- 
suchungen (vergl. auch unter „ch. fabri‘ Rud.). Die in diesen 
4 Fischen gefundenen Echinorhynchen werden von Westrumb 
einzeln geschildert, im wesentlichen übereinstimmend ınit Rudol- 
phi’s vorstehend citierten Angaben. 

Bereits Creplin (1825, p. 29—34) hat die Überzeugung ver- 
treten, daß die Angaben Rudolphis und Westrumb’s über 
diese mediterranen Echinorhynchen sich auf eine von Zch. an- 
guillae O. F. Müll. = Zch. globulosus Rud. 1809 verschiedene 
Art beziehen müssen und Dujardin (1845, p. 533—534, Nr. 57) 
hat sich dieser Auffassung angeschlossen und die mediterrane Art 
Lich. propinguus genannt. Da er dieselbe aber selbst ebenso 
wenig untersucht hat wie Creplin, so sind als Originale dieses 
Lich. propinquus Duj. die nach dem bereits erwähnten Verlust 
der Echinorhynchen des Aales noch vorhandenen Originalexem- 
plare von Zch. globulosus Rud. anzusehen. 


ssEch. Gobii“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 214) 
auch einen Echinorhynchus aus Gobrus an, der hiernach auch von 
Rudolphi (1809, p. 309, Nr. 47) citiert wird. 


„LEch. Gobii“ Rud. 

In der Synopsis gebraucht Rudolphi (1819, p. 79, Nr. 84) 
dieselbe Bezeichnung „Zch. Gobu“, dagegen in ganz anderem 
Sinne — nämlich für Echinorhynchen, die bei der Wiener Hel- 
minthensuche in Coffus gobio L. gefunden worden waren, die 
Bremser (1811,p. 26) bereits in seinem Bericht über die Wiener 
Helminthensammlung als neue Art verzeichnet hatte und die später 
von Westrumb (1821, p. 37 — 39) als Ech. proteus Westr. 
= Lich, laevis Zoega) bestimmt wurden. 


Ech. gracilis Rud. nec Van Bened. 


Dien ist vorne Rudeolphi (1810 p. 68 und 319, Nr. 22) 
aufgestellt für Echinorhynchen, welche Treutler im Darme von 


224 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Coracias garrula L. gefunden hatte. Länge 1—1'/a Linien d. h. 
ca. 2—21/2 mm, Rüssel cylindrisch, am Scheitel abgerundet, mit- 
unter fast keulenförmig, dicht besetzt mit den in 10—12 Quer- 
reihen angeordneten Haken’). Ein Hals fehlt, der Rumpf mitunter 
am Vorderende etwas verdickt, aber im allgemeinen cylindrisch. 
An seiner Oberfläche fielen große runde „Poren“ auf (wahrschein- 
lieh “die Kerne der Hautschicht, vergl. unter. ZA rama Die 
langen Lemnisken werden noch besonders angeführt. 

Mit dieser Art identificiert Westrumb (1821, p. 20, Nr. 36) 
Echinorhynchen, die in Wien bei Untersuchung von 38 Exem- 
plaren von Coractas garrula L. einmal gefunden wurden. Die- 
selben waren freilich wesentlich größer, 4—6 Linien d.h. 8—13mm 
lang und in Zusammenhang hiermit steht wohl auch, daß West- 
rumb die von Rudolphi geschilderten „Poren“ nicht fand 
sondern anscheinend zahlreichere kleinere Kerne (,,hinc illincve 
puncta rotunda insculpta in superficie obvia quae pori forsan vi 
spiritus contracti“). Die Haken des Rüssels bezeichnet Westrumb 
als klein, die Zahl ihrer Querreihen gibt er auf Io an. 

Nicht zu verwechseln mit Ech. gracılıs Rud. ist Ech, gra- 
cuis Van Bened. nec Rud, welcher von Van Beneden (1870, 
p. 28, Taf. V, Fig. 7) in „Mugu chelo“ gefunden wurde und, wie 
bereits auf p. 164 erwähnt wurde, allem Anschein nach mit Zch. 
agılıs Rud. identisch ist. Sein Wirt ist übrigens offenbar nicht 
der mediterrane J/ugil chelo Cuv. & Val., sondern der Maugıl 
septentrionals Günther der Nordsee (= Mugi! chelo Yarr., 
neerCuv..& Mal.) 


„Ech. Gruis“ Rud. 


Bei Untersuchungen von 5 Kranichen, Grus grus (L.) = 
Ardea grus L. = Grus cinerea Bechst. wurde in Wien einmal 
ein einzelner Zchmorhynchus gefunden, der von den Echino- 
rhynchen der Reiher sehr erheblich abweicht, so daß Westrumb 
(1821, p. 41, No. 79) deshalb glaubt, daß der Kranich überhaupt 
nicht als sein normaler Wirt anzusehen sei. Benannt wird die 
Art jedoch nicht, vielmehr führt Westrumb sie noch ebenso 
wie bereits Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 71) einfach als „Zc%. 
Gruis an. Das einzige Exemplar war 2 Linien d. h. ca. 4,5 mm 
lang und 4/4 Linie d. h. ca. 0,5 mm dick. Der Rüssel ist groß, 


1) Anmerkung bei der Correctur: Nach de Marval (1904, p. 577 
Nr. 9) hat Ech. gracilis Rud. 16 Längsreihen von je 8—10 Haken am Rüssel. 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 225 


cylindrisch, mit ca. 12 Querreihen von Haken; der Hals sehr 
kurz, fast fehlend; der Rumpf in der Mitte etwas verdickt. 

Zusatz bei der Correctur: Auch hier also existiert entgegen der 
Auffassung de Marval’s (1904, p. 582—583) eine, wenn auch kurze, Beschrei- 
bung, welche die formale Giltigkeit eines Artnamens zur Folge haben müßte. 
(Vergl. die nachträglichen Anmerkungen zu Ech. galbulae und Ech. garzae.) 
„Ech. Gruis“ ist aber gar kein Artname, sondern bedeutet nur „ein [scil. un- 
genügend bekannter und deshalb nicht zu bestimmender] Zchinorhynchus 
aus Grus.“ 

ssEch. Haematopodis.“ 

Unter dieser besonderen Bezeichnung schildert Rudolphi 
(1819, p. 670—671) die aus //aematopus ostralegus stammenden 
Exemplare von Zch. sphaerocephalus Brems. Vergl. deshalb unter 


dem letzteren Namen. 


Ech. haeruca (Pall. e. p.) Rud. nec Lam. 


Während Pallas unter dem Namen Taenia haeruca (siehe 
diesen) mehrere Echinorhynchen-Arten zusammengefaßt hatte, 
beschränkte Rudolphi (1802, p. 56—57) den Speciesnamen 
haeruca auf die von Schrank (1788) Ach. ranae genannte Art. 
Dieser Speciesname ch. haeruca Rud. ist seitdem in allgemeinem 
Gebrauche, kann aber trotzdem wie eine Reihe anderer Ru- 
dolphi’scher Namen nicht als giltig angesehen werden, da er 
homonym ist zu dem ein wenig älteren, nachstehend besprochenen 
Ech. haeruca Lam. 1801. Prioritätsberechtigter giltiger Name 
für den Froschkratzer ist infolgedessen ch. ranae Schrank. 
Siehe daher Weiteres über die Art unter diesem letzteren Namen. 


Ech. haeruca Lam. nec Rud. 

Lamarck (1801, p. 336) nennt den Pseudoechinorhynchus 
Gze. = Ech. muris Schrank, welchen er zusammen mit Zch. 
gigas als Vertreter der Gattung Achinorhynchus anführt, Ech. 
haeruca. Wahrscheinlich ist er hierbei durch Gmelin (1791) 
beeinflußt worden, der dieselbe Art //aeruca muris genannt hatte, 
den er aber freilich nicht citiert. Mit Sicherheit ist eine solche 
BeeinfluBung durch Gmelin dagegen bei Bosc anzunehmen, 
welcher (1802, p. 4) die gleiche Art unter dem Namen 

Ech. haerucae Bosc 


anführt. Vergl. Weiteres über diese Art unter “ch. muris Schrank. 


„Ech. Haliaëti Rud. 
Bei der Untersuchung von 8 Flußadlern, Pandion halaetus 


226 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(L.), in Wien wurden einmal, und zwar erst nach der Publication 
von Bremser’s Bericht über die Wiener Helminthensammlung, 
Echinorhynchen gefunden, die Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 57) 
als „Zeh. Haliaétt“ registriert, worin ihm auch Westrumb (1821, 
p- 40, Nr. 70) folgt, da die Art wegen des zurückgezogenen 
Rüssels nicht sicher bestimmbar sei. Doch meint Westrumb, 
daß es sich vielleicht um “ch. caudatus Zed. (d. i. Ech. buteonis 
Schrank) handele. 


Ech. hippuris Zed. 


Die von Bosc (1797, p. 9 und 1802, p. 11—13) unter dem 
Namen Zentacularia coryphaenae beschriebene Tetrarhynchenlarve 
aus Coryphaena hippuris (L.) ist von Zeder (1803, p. 160, Nr. 34) 
unter dem Namen Zch. hippurıs der Gattung Lchinorhynchus 
eingereiht worden. Rudolphi (1809, p. 320—322) hat sie jedoch 
aus dieser bereits wieder eliminiert und unter Verwerfung des 
Gattungsnamens 7en/acularia sowohl wie der dem Namen des 
Wirtes entlehnten Speciesnamen in Zetrarhynchus papillosus um- 
getauft. 


Eeh. hirundinaceus (Pall) = 7aema hirundinacea Pallas 
1781 = Echmorhynchus gigas Bloch 1782. 


Wahrscheinlich bezieht sich die bereits in dem Abschnitt 
über die allgemeine Geschichte der Echinorhynchenforschung er- 
wähnte Angabe von Frisch (1727, p. 47) auf den Æchinorhynchus 
gigas, wie dies bereits Rudolphi (1808, p. 28 und 18009, p. 251) 
vermutet hat. Die älteste unzweideutige und von einer Abbildung 
(Tab. IX, Fig. 3) begleitete Schilderung dieser Art findet sich 
dagegen erst bei Pallas (1775, p. 454), zunächst noch ohne Be- 
nennung. Einige Jahre später aber kommt Pallas (1781, p. 107) 
noch einmal auf dieselbe Art zurück und nennt sie nunmehr 
Schweinewurm oder Zaenta hirundinacea, welcher Name zwar 
seitdem nie wieder gebraucht worden ist, aber unbestreitbares 
Prioritätsrecht hat. Den seither allgemein üblich gewordenen 
Namen Echinorhynchus gigas haben Bloch (1782, p 28 77 
Taf. VII, Fig. 1—8) und Goeze (1782, p. 143 ff., Taf. X, Fig. 
ı—6) anscheinend unabhängig voneinander aufgestellt. Wohl 
ist Bloch’s Abhandlung von der Erzeugung der Eingeweide- 
würmer früher erschienen, als Goeze’s Versuch einer Natur- 
geschichte der Eingeweidewürmer. Aber die letztere war doch 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 227 


„schon über die Hälfte abgedruckt“ — und die Besprechung des 
Echmorhynchus gigas findet sich auf p. 143— 150 des 472 Seiten 
umfassenden Buches —, als Goeze Kenntnis von Bloch’s Ab- 
handlung erhielt (vergl. Goeze 1782, Vorrede p. VI). 

Bloch (1782) hat bereits die beiden Geschlechter richtig 
unterschieden auf Grund der viel erheblicheren Größe der Weib- 
chen und der verschiedenen Gestalt des Hinterendes. („Das 
Weibchen hat ein zugespitztes, das Männchen aber ein stumpfes 
Schwanzende, an welchem eine längliche Furche wahrzunehmen 
ist.“) Goeze (1782) hat diese Zweigeschlechtigkeit noch nicht 
erkannt, scheint vielmehr die auch von ihm beobachteten Größen- 
unterschiede nur als Altersunterschiede auffassen zu wollen, wenn 
er sagt: „Es waren Würmer von dreyerley Größe: recht große, 
mittlere und wahre Junge“ und an einer anderen Stelle einfach 
von „Alten und Jungen“ spricht. Dagegen fügt er seiner Schil- 
derung der äußeren Erscheinung der Würmer noch einen beson- 
deren Abschnitt über die „Anatomie des Wurms‘“ an, der nament- 
lich über das Receptaculum des Rüssels, die Retractoren dieses 
Receptaculums, die Lemnisken und die Eier sorgfältige, bereits an 
anderer Stelle (vergl. oben p. 153— 156) gewürdigte Angaben enthält. 

SC (7783,29, 21, Ne. 72: und31803..p. 2471 >21 
Nero) Gmelin (17917 p. 30444 Nr 3) unde Bose .(1802,Pp.55) 
geben nur kurze Diagnosen auf Grund der Arbeiten von Bloch 
(1782) und Goeze (1782). Auch die Angaben Rudolphi’s 
(1793, p. 18—19; 1802, p. 46—47; 1809, p. 251—253) enthalten 
nichts wesentlich Neues, beschranken sich vielmehr in der Haupt- 
sache auf eine kritische Würdigung der älteren Literatur, die um 
eine neue Beschreibung zu vermehren Rudolphi (1802) für über- 
flissig hält. Doch hat derselbe den Parasiten außer im Haus- 
schwein auch im Wildschwein gefunden. Dagegen hat Zeder 
(1800, p. 119—122) noch eine auf eigenen Untersuchungen be- 
ruhende sorgfältige Beschreibung geliefert, indem er zugleich 
anscheinende Widersprüche in den Angaben von Bloch (1782) 
und Goeze (1782) zu erklären sucht durch verschiedene Con- 
tractionszustande des Rüssels, sowie durch den Hinweis, daß 
Goeze, der nur 3 Reihen von Haken zählt, offenbar nur die in 
gerader Richtung hintereinander stehenden Haken als verschie- 
denen Reihen angehörig ansah, ohne die Quincunx-Stellung der 
Haken zu berücksichtigen, welche Bloch veranlaßte, 6—7 Haken- 
reihen zu zählen. 


228 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Eine spätere Publication von Zeder (1803, p. 140, Nr. 1) 
bringt nichts Neues und keinerlei Detail, sondern nur linneische 
Diagnose und Literatur. 

Abhängigkeit des Vorkommens der Echinorhynchen von der 
Fütterung der Schweine hatte bereits Bloch (1782) angenommen, 
indem er angab, daß vorzüglich diejenigen Schweine häufig damit 
geplagt seien, die man auf den Koben mästet, und daß dann 
nicht selten 20—30 Würmer in einem Schwein gefunden würden. 
.Froelich (1802, p 74-75) bestätigte’ dies in seiner 'genaneren, 
an eine kurze Besprechung der Größen- und Form-Verhältnisse 
der Art sich anschließenden Angabe, „daß die Schweine, welche 
lange im Stalle mit zärterer Kost genährt worden sind, die 
wenigsten Würmer dieser Art zu haben pflegen; diejenigen hin- 
gegen, welche allein mit Eicheln gemästet worden, diesen Wür- 
mern am meisten unterworfen sind.“ In diesem Zusammenhange 
sei daran erinnert, daß nach den Untersuchungen von Kaiser 
(1893) als normale Zwischenwirte des Schweine-Zchrnorhynchus 
in Mitteleuropa die in der mulmigen Erde am Fuße alter Eichen 
lebenden Larven von Cefoma aurata L. anzusehen sind. Die 
späteren helminthologischen Publicationen Rudolphi’s (1814, 
p. 05, Nr. 35 und 1819, p. 63 u. 310, Nr.) enthaltenen ce ae 
Wiedergabe der hier angeführten Mitteilung Froelich’s. 

Westrumb's (1821, p. 10, Nr. 15) Angaben enthalten, ab- 
gesehen von einer Erhöhung der maximalen Größen-Angaben, 
nichts Neues, sondern geben nur eine kurze Zusammenfassung der 
bis dahin bekannt gewordenen Merkmale der Art. Als solche 
waren auf Grund der vorstehend besprochenen Literatur anzu- 
sehen: 1. Die Größenverhältnisse: g' kaum 3 Zoll, d.h. ca. 80 mm, 
9 dagesen: bis zu 24 Zoll, d. h. ea. 650 mm, meist freilich our 
14—15 Zoll, d.h. ca. 375—400 mm lang. Größter Querdurch- 
messer, in der Nähe des Vorderendes, 2-5 Linien d. h. ca. 
4—ıı mm. 2. Die Farbe, da nach Goeze (1782) die Riesen- 
kratzer „die weißesten unter allen Eingeweidewürmern“ sein sollen, 
während Rudolphi (1809) ein Exemplar aus einem Wildschwein 
„magis caerulescens“ fand. 3. Gestalt und Bewaffnung des Rüssels, 
der im Verhältnis zur Gesamtgröße des Tieres als auffällig klein, 
annähernd kugelig („subglobosa“) und mit 6 (bei Bloch 6—7) 
Querreihen von Haken bewaffnet geschildert wird. Über diese 
Reihenzählung hinausgehend findet sich nur noch bei Bloch die 
Gesamtzahl der Haken auf „einige vierzig‘‘ angegeben, was mit 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 229 


der inzwischen festgestellten 6-Zahl der Haken in jeder Querreihe 
einigermaßen in Einklang steht. Die Größe und Starke der 
bereits mit bloßem Auge sichtbaren Haken wird namentlich von 
Bloch und Goeze betont. 4. Die Kürze des an den Rüssel 
sich anschließenden, in den Rumpf eingezogenen (,,vaginatum‘) 
und unbewaffneten Halses. 5. Das gänzliche Fehlen von Wider- 
haken auf dem langgestreckten, „spulwurmähnlichen“ (Zeder), 
nach hinten sich verschmächtigenden Rumpfe, der an seinem 
hinteren Ende noch wieder eine knopfförmige Anschwellung er- 
kennen läßt. 

Anatomische Untersuchungen über die Art, die bereits am 
Ende des 18. und Anfang des ıg. Jahrhunderts in Lehr- und 
Handbüchern der Zoologie häufig als alleiniger, gewissermaßen 
typischer Vertreter der Gattung angeführt wird, haben außer 
Goeze noch Zeder, Nitzsch, Bojanus und Westrumb 
angestellt. Vergl. hierüber oben p. 153—157. 


„Ech. Hirundinum‘ Rud. 

Echinorhynchen, die in Wien nach Publication von Bremser’s 
Bericht über die Wiener Helminthensammlung (1811) im Darm 
von Ffirundo rustica L. uud Apus apus (L.) gefunden worden waren, 
führt Rudolphi (1810, p. 77 Nr. 69) vorläufig als „Ach. Hirun- 
dıinum“ auf und unter derselben Bezeichnung werden sie auch 
noch von Westrumb (1821, p. 41, Nr. 77) angeführt, da sie 
infolge Verlustes des Rüssels nicht zu bestimmen waren. Ge- 
funden wurden sie nur je einmal bei Untersuchung von 530 
Exemplaren von Zırundo rustica L. und 41 Exemplaren von 
Apus apus (L.). Ihre Länge wird auf 6 bezw. 10 Linien ange- 
geben, ein Hals soll fehlen. 


„ch. Husonis® Rud. 


Umter dieser Bezeichnung tuhrtsiwndolphi «18102 pays. 
Nr. ro) Echinorhynchen aus Acıpenser huso L. an, die später 
Maes enum bi @c21, ps 16, Nr 20) mibtranderen aus Terpenser: 
ruthenus L. zu der Art Æchinorhynchus plagicephalus vereinigt 
hat. Siehe daher im ibrigen unter letzterem Namen. 


Ech. hystrix Brems. 
Bei der unter Bremser’s Leitung erfolgten Helminthen- 
suche wurden auch 23 Kormorane — Phalacrocorax carbo (L.) — 


230 Liihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


untersucht und hierbei dreimal Echinorhynchen gefunden, die 
Bremser wegen der Bestachelung ihres Rumpfes Ech. hystrix 
nannte. Exemplare derselben wurden auch an Rudolphi ge- 
sandt, der daraufhin in seiner Synopsis (1819, p. 75 und 332—333, 
Nr. 46) eine Schilderung der Art veròffentlicht. Westrumb 
(1821; p..20—30; Nr. 55; Taf. I, Fig.4; Taf. IN, Biagi 
trägt dann namentlich durch seine Abbildungen zur besseren 
Kenntnis der Art bei. 

Die Länge der an Rudolphi gesandten Exemplare gibt 
dieser auf 1!/2—3 Linien d. h. ca. 3—7 mm an. Westrumb 
aber fand bei seinem umfangreicheren Material die Länge zu 
2—6 Linien d. h. ca. 4—13 mm. Die naheliegende Vermutung, 
daß diese Schwankungen in der Grösse mit Geschlechtsunter- 
schieden in Zusammenhang stehen, wie dies bei so vielen anderen 
Echinorhynchen der Fall ist, findet in den Abbildungen von 
Westrumb keine Stütze. Nach diesen sind Männchen und Weib- 
chen fast gleich groß. Die Haken des Rüssels sind nach Rudolphi 
in ca. 16, nach Westrumb in ca. 18 Querreihen angeordnet!), 
der Durchmesser des Rüssels soll nach dem Scheitel zu abnehmen 
und eine ähnliche Abnahme des Querdurchmessers nach vorne 
zu wird auch für den kurzen Hals betont. Der Rumpf kann als 
keulenförmig bezeichnet werden. Sein Vorderende erscheint 
kugelig aufgetrieben, während der schlankere Hinterkörper sich 
nach hinten zu kegelförmig verschmächtigt. Erinnert Zch. hystrix 
durch diese Körperform an Ech. strumosus, so wird die Ähnlich- 
keit noch weiter gesteigert durch die Bestachelung des Rumpfes, 
die bei “ch. hystrix anscheinend noch stärker ausgebildet ist als 
bei Zch. strumosus und nur das Hinterende freilässt. Ein schiefer 
Ansatz von Hals und Rüssel wird in den Beschreibungen von 
seiten Rudolphi’s und Westrumb’s nicht ausdrücklich hervor- 
gehoben. In der von Westrumb (1821, Taf. I, Fig. 4) publi- 
cierten Abbildung bilden aber die Längsachse von Rüssel und 
Hals und die Längsachse des Hinterkörpers einen stumpfen 
Winkel miteinander, wenn dieser auch nicht so auffällig her- 
vortritt wie bei Zch. strumosus. Nach allem dem ist jedenfalls 
die Habitusähnlichkeit zwischen beiden Arten eine recht große, 
— auch bei “ch. strumosus Rud. zeigen die beiden Geschlechter 
bekanntlich keine merklichen Unterschiede in der Größe — trotz- 


1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 577, Nr. 10) 
gibt neuerdings ı8 Längsreihen von je 8—ıo Haken an. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 225 


dem dieselben von Rudolphi und Westrumb wegen der 
verschiedenen Form des Riissels (,,cylindrica* bei Ech. strumosus, 
„basi incrassata“ bei “ch. hystrix) nicht nebeneinander gestellt 
werden. Diese Ahnlichkeit fallt aber um so mehr ins Gewicht, 
als nach Westrumb’s Abbildung (1821, Taf. III, Fig. 16) auch 
bei Ech. hystrix ganz wie bei Ech. strumosus und im Gegensatze zu 
fast allen anderen genauer untersuchten Echinorhynchen die Hoden. 
nicht hinter- sondern nebeneinander liegen, und als die Lebens- 
weise von Phalacrocorax den Schluß rechtfertigt, daß auch die. 
Jugendform von Zeh. hystrix ähnlich wie diejenige von Ach. stru- 
mosus in Fischen schmarotze. Beide Echinorhynchen-Arten sind 
also offenbar nahe miteinander verwandt und werden voraus-. 
sichtlich bei der notwendigen Aufteilung der alten Gattung Zchz- 
norhynchus in einer natürlichen Gattung vereinigt bleiben, für die- 
ich bereits hier den Namen Corynosoma (von xogvvn Keule und 
owua Rumpf — Typische Art: Corynosoma strumosum) in 
Vorschlag bringe. Zu derselben, vorläufig durch die Körperform,, 
die Bestachelung, die symmetrische Lage der Hoden und das 
Vorkommen in fischfressenden Warmblütern (vor allem Pinnipe- 
diern) charakterisierten Gattung!) gehören ferner noch Zch. ha- 
mannı x. Linst. (1892, p. 10—11, Taf. II, Fig. 17 — 24) aus dem 
Dünndarm von Ogmorhinus leptonyx (Blainv.) und Zeh. bullosus 
v. Linst. (1892, p. 11, Taf. III, Fig. 36—38) aus dem Dickdarm. 
von Macrorhinus leoninus (L.) (= Cystophora proboscidea Peron 
bei v. Linstow). 

Identisch mit “ch. hystrix ist auch eine Art, welche Villot 
(1875, p. 473474, Taf. XIV, Fig. 1—3) an den Küsten der Bre- 
tagne und zwar gleichfalls in Phalacrocorax carbo (L.) gefunden, 
aber irrtümlicherweise mit Zch. striatus G ze. (vergl. diesen) identi- 
ficiert hat. Die Abbildungen lassen meines Erachtens keinen 
Zweifel in dieser Beziehung zu, die eine derselben (Fig. 2) ist 
aber auch deswegen noch von besonderem Interesse, weil sie wie 
keine andere bisherige Abbildung die auffällige Ähnlichkeit im 
Habitus mit Zch. strumosus erkennen läßt. Da meine Uberzeu- 


1) Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei gleich hinzugefügt, daß die Gattungs- 
diagnose mit den angeführten Merkmalen nicht etwa erschöpft ist, sondern auch noch 
Berücksichtigung weiterer Eigentümlichkeiten des Baues verlangt (z. B. Bau des 
Receptaculum proboscidis, Lage des Centralnervensystems, Form und Anordnung der 
Kittdrüsen). Indessen ist hier nicht der Ort, um auf diese Frage noch weiter ein- 


zugehen. 


222 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


gung von der Zugehörigkeit des Ech. hystrix Brems. (= Zch. 
striatus Villot nec Gze.) zur Gattung Coryzosoma mihi bereits 
feststand, bevor ich auf die Arbeit von Villot aufmerksam ge- 
worden war, so darf ich in dessen Abbildungen eine Bestätigung 
jener meiner systematischen Auffassung erblicken. 


Ech. idbari Gmel. 


O. F. Müller (1779, 1, p. 94) berichtet, daß er die von ihm 
Ech. candidus genannte Art einmal auch im Darm von Cyprinus 
tdbarus gefunden hätte, und fügt einige Bemerkungen über diesen 
Fund bei. Hierauf gründet Gmelin (1791, P.: 3050, Nr. 735).die 
Art Ech. sdbari, welche nach Zeder (1803, p. 163) „ganz aus- 
zustreichen‘ ist. | 

Rudolphi (1802, p. 51—-53) beschränkt sich zunächst darauf, 
die Einheitlichkeit des Ech. candidus O. F. Müll. zu bezweifeln. 
Später verzeichnet er den Zch. zdbarı unter den zweifelhaften 
Formen (1809, p. 316, Nr. 58), indem er gleichzeitig an die Mög- 
lichkeit denkt, daß derselbe zu Zch. nodulosus gehöre. Auch in 
der Synopsis (1819, p. 81, Nr. 97) ist jedoch “ch. ıdbarı noch 
weiter unter den zweifelhaften Formen selbständig aufgeführt und 
wenn Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (1821, p. 38), wohl 
infolge der von Rudolphi ausgegangenen Anregung, die 
Gmelin’sche Art in der Tat. als synonym zu “ch. proteus W estr. 
(= Ech. nodulosus Schrank = Fch. laevis Zoega) einziehen, so 
ist doch demgegenüber zu betonen, daß die tatsächlichen An- 
‚gaben über “ch. ıdbarıi viel zu gering sind, um einer Synonymi- 
‚sierung desselben mit “ch. laevıs mehr als durchaus hypothetischen 
‘Wert verleihen zu können. 


Ech. inaequalis Rud. 

Im Magen und Dünndarm eines Dufeo buteo (L.) fand Jurine 
Echinorhynchen, die Rudolphi (1808, Tab. IV, Fig. 2 und 1809, 
p. 261, Nr. 8) unter obigem Namen abbildete und beschrieb. Der 
Rüssel ist hiernach ähnlich demjenigen von “ch. buteonis Gze., 
der ja auch demselben Wirt entstammt, und demjenigen der ver- 
schiedenen aus Eulen beschriebenen Echinorhynchen-Arten, denn 
‘ob der von Rudolphi beobachteten ovalen Auftreibung in der 
Mitte des Rüssels die ihr von diesem Autor zugeschriebene 
‚systematische Bedeutung wirklich zukommt, ist doch wohl recht 
zweifelhaft. Dagegen ist Ach. 2naequahs nur 11/2 Linien (d. h. 
ca. 3 mm) lang (gegenüber 21/2 Zoll = ca. 70 mm bei Zch. buteonıs). 


Lü he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 233 


Die Zahl der Querreihen von Haken auf dem Rüssel wird auf 
ca. 24 angegeben. Ein Hals ist vorhanden aber kurz, der Rumpf 
ist in seinem Vorderteil oval aufgetrieben, während sein hinterer 
(in der Abbildung abgeknickt gezeichneter) Abschnitt cylindrisch 
erscheint. 

Bei der recht erheblichen Zahl von Echinorhynchen-Arten, 
die aus mitteleuropäischen Falken und Eulen beschrieben worden 
sind, und der Schwierigkeit, diese Arten als wirklich voneinander 
verschieden zu erkennen, erhebt sich unwillkürlich die Frage, ob 
Ech. tnaequalis, der als eine der letzten dieser Arten bekannt 
gegeben wurde, nicht mit einer älteren Art zu identifizieren ist. 
Bei seiner erheblich geringeren Größe wäre dies nur dann mög- 
lich, wenn die Exemplare, die Rudolphi vorgelegen haben, 
noch sehr jung gewesen wären — was tatsächlich der Fall zu 
sein scheint. 

Bremser fand einen als Ech. 2naequalis bestimmten Zchıno- 
rhynchus bei der Untersuchung von 325 Bussarden nur 2mal und 
auf Grund der Untersuchung dieser Exemplare neigt Westrumb 
(7821, p. 14, Nr. 22) zu der Annahme, daß Ach. imaeguahıs mit 
Ech. buteonis identisch sei. 

Den Zch. 1naequals selbst oder doch jedenfalls eine ihm 
sehr ähnliche Form hat offenbar neuerdings de Marval (1902, 
p. 433) untersucht auf Grund von Exemplaren, die gleichfalls aus 
Buteo buteo, sowie ferner noch aus ,,Falco fumıdulus“ (anscheinend 
Schreibfehler statt Falco tinnunculus) stammten und die nach 
de Marval den Jugendzustand der von Zeder (1800, p. 128 
bis 130) unter dem Namen Zch. globocaudatus beschriebenen Art 
darstellten (vergl. Weiteres hierüber unter dem letzteren Namen 
und unter Æch. aluconıs). Die Zahl der Haken-Querreihen am 
Rüssel gibt de Marval allerdings höher an als Rudolphi, 
denn nach ihm sollen in jeder Längsreihe 7—8 größere und 
10— 11 an dem hinteren, von de Marval als Hals bezeichneten 
Teile des Rüssels sitzende kleinere Haken vorhanden sein. Da- 
neben wird aber auch einmal die Gesamtzahl beider Hakensorten 
auf 15—18 angegeben und in der beigefügten schematischen Ab- 
bildung werden 9 größere und 12 kleinere Haken gezeichnet. Die 
Anzahl der Querreihen würde sich also aus diesen einander wider- 
sprechenden Angaben zu mindestens 30 und höchstens 42 ergeben }). 


1) Anmerkung bei der Correctur: Vergl. hierzu auch den nachträg- 
lichen Zusatz unter Ech, globocaudatus Zed. 


234 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. inflatus Rud. 
Mit diesem Namen belegt Rudolphi (1809) den von 
O. F. Müller zuerst geschilderten “ch. salmonıs (vergl. diesen). 
Nachdem diese Art als synonym zu Ech. Jusiforms Rud. ein- 
gezogen worden war (vergl. unter “ch. truttaeé Schrank) und 
bevor Creplin (1839, p. 284, Anm. 13) wieder ihre Selbstandig- 
keit erkannte, belegte Creplin’ (1820, p 30) mit demselben 
Namen Zch. inffatus eine ganz andere Art, die er im Darme 
von Hlaematopus ostralegus L. gefunden hatte. Dieser noch heute 
gebräuchliche Name “ch. infiatus Crepl. nec Rud. kann als 
homonym natürlich nicht erhalten bleiben. 


Wie ich während der Drucklegung dieser Arbeit aus der 
bereits mehrfach in nachträglichen Zusätzen berücksichtigten Mit- 
tellune de Marval’s (1904, p. 577, Nr. 12) ersehe, senecde u 
Forscher Zoch. crassıcolhs Villot (1875, p. 472, Far. Xen 
9—10) aus Caldris arenaria (L.) sowie Ech. lanceolatus v. Linst. 
(1876, p. 2) aus Charadrius hiaticula L. als identisch mit Zeh. 
inflatus Crepl. nec Rud. an. Hiernach wäre Zch. crassicollis 
Vill. der giltige Name dieser Art, für welche de Marval vor- 
laufig den Creplin’schen Namen noch beibehalten hat. 


Ech. inscriptus Westr. 


Unter diesem Namen schildert Westrumb (1821, p. 15— 16, 
Nr. 27) Echinorhynchen, die Natterer in Brasilien im Darm von 
Turdus flavipes Vieillot und 7urdus albicollis Spix gefunden 
hatte. Die Exemplare aus dem ersten dieser Wirte, die als Typen 
der Art anzusehen sind, waren 6—10 Linien d.h. ca. 13—23 mm 
lang. Ein Hals fehlte. Der dem Rumpfe in schräger, fast querer 
Richtung angesetzte Rüssel war nur bei einem Exemplar aus- 
gestreckt, lang und mit ca. 20 Querreihen von kleinen aber kräf- 
tigen Haken dicht besetzt. Der Rumpf zeigte bei allen Exem- 
plaren eine Ringfurche Die Exemplare aus 7wrdus albicollis 
waren kleiner, nur 4 Linien d. h. ca. 9 mm lang, vielleicht aber 
nur wegen geringerer Streckung („corporis superficies magis. 
adhuc hinc illincve aequo modo constricta ac incisa est“). 

Zusatz bei der Correctur: Neuerdings erklart de Marval (1904, 
p. 574, Nr. 2) den Ech. inscriptus Westr. für identisch mit Ech. areolatus: 
Rud. (Vergl. diesen.) Solange die nähere Begründung hierfür noch aussteht, 


möchte ich aber doch aus denselben Gründen, die mich veranlaßten, weiter 
unten für die Selbständigkeit von Ech. mutabilis Rud. und Ech. tumidulus: 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 235 


einzutreten, an der Auffassung festhalten, daß Ech. inscriptus Westr. dem 
europäischen Ech. areolatus Rud. zwar sehr nahe stehen mag, aber doch 
eine selbständige Art darstelle. 


Ech. kerkoideus Westr. 

Bei der Wiener Helminthensuche gelangten auch 156 Exem- 
plare von Spermophilus cıtıllus (L.) zur Untersuchung und wurden 
im Darme eines derselben Echinorhynchen gefunden, dieRudolphi 
(1819, p. 76, Nr. 54) unter der provisorischen ‚Bezeichnung „Zch. 
Calle antubtt und dıe dann Westrumb’(1825, p. 8, Ne =>) 
Lich. kerkotdeus taufte. Nach Westrumb’s Schilderung steht 
diese Art dem Zch. erimacez (R ud.) sehr nahe. Wie dort ist der 
Rumpf vorn am dicksten, um sich nach hinten allmählich zu ver- 
jüngen, sodaß er eine gewisse Ähnlichkeit in der Form mit dem 
Schlagstab des Webstuhles (xegxzıs) erhält, die Veranlassung zur 
Wahl des Namens wurde. Ein kurzer Hals ist vorhanden. Der 

üssel ist im Verhältnis zum Rumpfe sehr groß, aber nur mit 
5 Querreihen verhältnismäßig starker Haken besetzt, die als wenig 
zurückgebogen bezeichnet werden, also anscheinend stark ab- 
stehen, ähnlich jedenfalls wie dies bei Zeh. anguillae der Fall ist, 
vgl. weiter unten (im nächsten Abschnitt) unter Acanthocephalus. 
Am Scheitel des Rüssels eine deutliche Papille. Der einzige 
greifbare Unterschied gegenüber Ach. erinacer (Rud.) besteht 
hiernach, wenn wir von der Verschiedenheit der Wirte absehen, 
bisher in der 5-Zahl der Hakenreihen, deren Rudolphi bei Eck. 
erinacer nur 4 gefunden hatte. 


»ÆEch. Labri“ Rud. 

Enter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (erg p so; 
Nr. 90) einen Zciumorhynchus aus dem Darme von Crenilabrus 
finca (Brünn.) an, der sich in dem Wiener Museum befindet 
und der nach Westrumb (1821, p. 42, Nr. 85) einmal in einem 
einzigen Exemplar gefunden worden war, während 5 Exemplare 
des genannten Wirtes zur Untersuchung gelangt waren, und der 
wegen schlechter Erhaltung sowie größtenteils eingezogenen Rüs- 
sels nicht bestimmt werden konnte. 


Ech. lacustris Zoega in O. F. Müller 1776 (p. 214 
Nr. 2598). Ist kein Achznorhynchus, sondern ein Nematode! (cf. 
Muller 1780; % pr 205) | 

== Cuvewlanus (sic!) Jacusins ©. F. Müller 1780 


= Cucullanus elegans Zeder 1800. 
Zool. Annalen. I. 16 


236 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. o Zoega. 


Die Art ist aufgestellt in O. F. Müller’s Prodromus (1776, 
De Zig Nr. 2001) Beioelueotsist nur die kurze Diagnose: ,.pro- 
boscide echinata, pone apicem in sphaeram laevem dilatata.‘ Alles 
weitere, sogar die Wirtsangabe fehlt. Auch aus der späteren 
Literatur ist nicht zu entnehmen, aus welchem Wirt Zoega’s 
Originalexemplare stammten. Trotzdem kann in Rücksicht 
auf die ‚„sphaera laevis“ über die Identität der Art mit Zch. pro- 
Zeus Westr. kein Zweifel sein. 

O=E. Müller (17,7% Lab XXX Hecker) hellen: 
dann Abbildungen des “ch. laevis nach Exemplaren aus Pleuro- 
nectes limanda L. Später fand derselbe (1779, 1, p. 89) in einer 
nicht namhaft gemachten Gadus-Art Echinorhynchen, welche er 
für Æch. laevis erklärte und von denen er diejenigen aus /leuro- 
nectes limanda L. als Ech. attenuatus nov. spec. unterschied. Die 
bereits bei Besprechung von Zeh. atlenuatus citierten Species- 
unterschiede, welche er anführt, sind jedoch durchaus unzureichend, 
wie bereits Rudolphi (1802, p. 59—61) erkannt hat. Trotzdem 
aber hat sich Rudolphi nicht entschließen können beide Arten . 
für identisch zu erklären. Dies tut nur Zeder (1803, p. 155 —156, 
Nr. 21). Rudolphi (1809, np. 284—290, Nr. 26—27) dagegen 
trennt beide Arten und rechnet den Ech. laevis Zoega, O. F. 
Müll. 1779 nec O. F. Müll. 1777, der inzwischen von Gmelin 
(1791, p. 3048, Nr. 28) in Ach. annulatus umgetauft war, zu Ach. 
nodulosus Schrank, den ch. attenuatus O. F. Müll. 1779 = 
Ech. laevis O. F. Müll: 1777 nec ©. E Müller 1779 deerew 
zu Lich. lerehcolhs Rud. Schon hieraus geht hervor, daß die 
Geschichte des Ech. laevis eine sehr complicierte ist. Sie wird 
dies in noch höherem Grade dadurch, daß dieselbe Art vielfach 
gefunden und für neu gehalten wurde, derart, daß bei keiner 
zweiten Echinorhynchenart die Synonymie so reichhaltig: ist wie 
bei Zch. laevıs. Erst Bremser (1811, p. 26) erkannte die les 
tität der bis dahin unterschiedenen langhalsigen Fischechino- 
rhynchen und von Westrumb (1821, p. 37—39) erhielt der so . 
geschaffene einheitliche Artbegriff den noch heute üblichen Namen 
Ech. proteus, der indessen dem prioritätsberechtigten Namen £c4. 
laevis zu weichen hat. Bezüglich weiterer Einzelheiten verweise 
ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Besprechung der 
Synonyme von Zch. laevıs, das sind nach dem derzeitigen Stande 
unserer Kenntnisse Æchinorhynchus annularıs, Ech. annulatus, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 237 


Ech. attenuatus, Ech. barbi, Ech. bramae, Ech. candidus, Ech. 
dolio Gabi, Ech ıidbarı, „oh. Lavare, Bahstevss, 
Ech. longicollis, Ech. nodulosus, Ech. ovatus, Ech. pıscinus, Ech. 
proteus, „Ech. Salmonum, Ech. salvelini, Ech. sphaericus, Ech. 
subglobatus, Ech. sublobatus, Ech. tenuicollis, Ech. tereticollıs und 
Taenıa longicollis. | 

Der Rüssel der Art ist nach Westrumb bald cylindrisch, 
bald mehr keulenfòrmig, mit ca. 20 Querreihen von Haken be- 
setzt. Der Hals ist sehr lang, aber im tibrigen verschieden ge- 
staltet (bald cylindrisch, bald konisch; bald runzelig, bald 
glatt) („in plurimis apice in machinulam rotundatam est exten- 
datum, quae duabus ex membranis glaberrimis formata.“ Der 
größte Durchmesser des sich nach vorne wie nach hinten ver- 
jüngenden Rumpfes ist bald mehr dem Vorder-, bald mehr dem 
Hinterende genähert. Die Lange der Würmer betrug 5—8 Linien 
d. h. ca. 11—18 mm. In der Mehrzahl waren sie weiß; in einer 
Barbe wurden aber von Westrumb selbst außer solchen, weißen 
Exemplaren auch noch rötliche (aurantiaci) gefunden, die im 
übrigen keine Unterschiede erkennen ließen. Die rötlichen Exem- 
plare sollen aber alle tot gewesen sein und will Westrumb 
(1821, p. 61) diese Farbe auf postmortale Imbibition von „mucus 
intestinalis“ zurückführen. 

Gefunden wurde Zchinorhynchus laevis bei der Wiener Hel- 
minthensuche nach Westrumb in Acıpenser huso bei Unter- 
suchung von 6 Exemplaren ımal!), in Coffus gobio L. bei Unter- 
suchung von 170 Exemplaren 5mal, in Acerına cernua (L.) bei 
Untersuchung von 71 Exemplaren 6 mal, in Zueroperca lucioperca 
(L.) bei Untersuchung von 363 Exemplaren nur 3 mal, in Acerina 
schraetser (L.) bei Untersuchung von 63 Exemplaren 2 mal, in Salmo 
hucho L. bei Untersuchung von 46 Exemplaren 1 mal, in Salmo sal- 
velinus L. bei Untersuchung von 795 Exemplaren nur 7 mal, in 
Salmo trutta L. bei Untersuchung von 11 Exemplaren nur i mal, 
in Thymallus thymallus (L.) bei Untersuchung von 45 Exemplaren 


1) Möglich, daß dies derselbe Fund ist, welcher nach Hamann’s (1891, p. 203 
und 207 bez. gı und 95) Schilderung dem Æch. anguillae O. F. Müll. (vergl. diesen) 
zuzuzählen ist, so daß dann die irrtümliche Bestimmung dieser Echinorhynchen aus 
Acipenser huso nicht erst Diesing zur Last fiele, wie Hamann annahm, sondern 
bereits in der Zeit vor dem Erscheinen von Westrumb’s Monographie erfolgt wäre. 
Daß Westrumb selbst den Ach. anguillae nicht untersucht hat, ist ja bereits bei 
Besprechung des Zch. globulosus Rud. betont worden. 


16* 


238 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


gmal, in Barbus barbus (L.) bei Untersuchung von 48 Exemplaren 
14mal, in Gobzro gobio (L.) bei Untersuchung von 348 Exemplaren 
nur 2mal, in /dws idus (L.) bei Untersuchung von 13 Exemplaren 
i mal, in Phoxinus phoxinus (L.) bei Untersuchung von 635 Exem- 
plaren 31mal, in Leucescus rutilus (L.) bei Untersuchung von 
204 Exemplaren 17mal. Endlich wurden auch bei Untersuchung 
von 482 Exemplaren von Lofa lofa (L.) 201mal Echinorhynchen 
gefunden, ohne daß bei dieser Statistik die Funde von £ck. laevis 
Zoega und “ch. lucit O.F. Miller auseinandergehalten worden 
sind. 

Westrumb (1821, Taf. III. Fig. 22—28) gibt auch bereits 
Abbildungen über den inneren Bau dieser von ihm Ech. proteus 
genannten Art. 


Ech. lagenaeformis W estr. 


Bei der Untersuchung von 109 Exemplaren des Circus 
cyaneus (L.) in Wien wurde ein einziges Exemplar eines Lchino- 
rhynchus gefunden, welchen Rudolphi (1810, p. 76, Nr. 56) 
provisorisch als Ach. Falconis cyanez registriert und welchen später 
Westrumb (1821, p. 7, Nr. 8) als Vertreter einer besonderen, 
Ech. lagenaeformis genannten Art ansieht, zumal er sich von allen 
anderen in Falken beobachteten Echinorhynchen sehr auffällig 
unterscheidet. Er war ı!/a Linien (d.h. etwas über 3 mm) lang, 
mit großem kugeligem Rüssel, der nur 5 Querreihen von Haken 
trägt, mit sehr kurzem Halse und nach hinten zu stärker wie 
nach vorn zu sich verschmächtigendem Rumpfe. Westrumb 
denkt an die Möglichkeit, daß das gefundene Exemplar nur ver- 
irrt war und der normale Wirt der Art ein anderer ist. Wie 
übrigens ein Blick auf Diesing (1851, p. 23, Ne 0) 
v. Linstow (1878, p. 109, Nr. 638) lehrt, ist Eck. lagenaeformıs 
Westr. in Europa nicht wieder gefunden oder wenigstens nicht 
wieder erkannt worden und es ist mir daher nicht klar, worauf 
v. Ihering’s (1902, p. 47) Annahme beruht, daß „bei den euro- 
päischen Arten von Duteo, Milvus, Circus etc. Echinorhynchus 
caudatus und £. lagenaeformis ebenso gemein sind, wie in Brasilien 
bei den entsprechenden Arten.“ (Vergl. hierzu auch unter £ck. 
buteonis Schrank und Ech. tumidulus Rud.) Andererseits 
scheint mir die Vermutung nahe zu liegen, daß Zch. lagenae- 
formis Westr. die geschlechtsreife Form von Zch. oligacanthus 
Rud. sei (siehe diesen), ebenso wie ich auch vermute, daß jener 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 239 


Echinorhynchus brasilianischer Raubvögel, welchen Diesing und 
im Anschluß an ihn auch v. Ihering mit dem europäischen Zch. 
lagenaeformis Westr. vereinigen, die geschlechtsreife Form von 
Ech. ohgacanthoıdes Rud. ist. Ist doch diese Jugendform nach 
Natterer’s Sammlungen in brasilianischen Schlangen ebenso 
häufg wie der angebliche Ech. lagenaeformis in dortigen Raub- 
vôgeln. Diese Auffassung kann meiner Ansicht nach dadurch 
nur gestützt werden, daß bereits Diesing zwei brasilianische 
Raubvögel, die auch unter den Wirten von Zch. lagenaeformıs 
Dies. nec Westr. figurieren, daneben noch als Wirte von Zch. 
oligacanthoides Rud. anführt (vergl. bei letzterer Art), denn die 
damals bereits als identisch mit dieser Larvenform erkannten 
Exemplare können doch offenbar nur sehr jung gewesen sein. 
Ob aber außerdem auch noch andere Unterschiede zwischen 
den von Diesing unterschiedenen Arten bestanden, erscheint 
zweifelhaft. 


Zusatz bei der Correctur: In seiner mehrerwähnten vorläufigen 
Mitteilung zieht de Marval (1904, p. 581, Nr. 30) Ech. lagenaeformis Westr. 
ein als synonym zu Ech. compressus Rud., welch letztere Art übrigens meines 
Wissens in ihren Wirten Lycus monedula (L.) und Corvus cornix L. bisher 
ebensowenig wieder aufgefunden ist wie Ech. lagenaeformis Westr. in euro- 
päischen Falken. Außer dem im Sinne Diesing’s und Ihering’s erwei- 
terten Artbegriffe Ech. lagenaeformis Westr. = „Ech. Falconis cyanei“ Rud. 
und dem bereits von Westrumb als Ech. compressus Rud. bestimmten 
„Ech. Cornicis“ Rud. sieht de Marval weiter noch als synonym zu derselben 
Art an: Ech. macracanthus Westr. = „Ech. Charadrii pluvialis“ Rud. aus 
dem hier genannten europäischen Wirt, Ech. manifestus Leidy (1856, p. 48) 
= „Ech. Pici.collaris“ Leidy (1850, p. 98)') aus der nordamerikanischen Specht- 
Art Colaptes mexicanus (Aud.) (= C. collaris Vig.), Ech. spira Dies. aus 
brasilianischen Aasgeiern — Sarcorhamphus papa (L.) und zwei von Diesing 
(1851, p. 34, Nr. 38) als Cathartes aura und Cathartes urubu bezeichneten 
Catharista- Arten, wahrscheinlich Catharista atrata (Bartr.) = Vultur aura 
L. e. p. und Catharista urubitinga (Natt. & Pelz.) — sowie Ech. taenioides 
Dies. aus Cariama cristata (L.) = Dicholophus cristatus Illig. = Microdactylus 
marcgravu Geoffr. 


Schon bis hierher bietet diese Synonymie manches auffallende. Danach 
wiirde ein und dieselbe Art in Mitteleuropa und Nordamerika bei Végeln von 
sehr verschiedener Lebensweise nur vereinzelt beobachtet, dagegen in Bra- 
silien außerordentlich häufig sein und zwar häufig vor allem bei Falconiden 


1) Da mir die beiden Publicationen Leidy’s zur Zeit nicht zugängig sind, kann 
ich vorläufig nicht entscheiden, ob der Wirtsgenitiv in diesem Falle ein prioritäts- 
berechtigter Artname oder nur eine registrierende Bezeichnung ist. Mein Citat beruht 
auf Diesing’s Revision der Rhyngodeen. 


240 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(nach den Sammlungen Natterer’s und den Angaben v. Ihering’s). Trotz 
dieser Häufigkeit der Art waren aber alle von Natterer in brasilianischen 
Falconiden gesammelten Arten nur 1—2 Linien d. h. ca. 2—4,5 mm lang (nach 
Diesing 1851, p. 23, Nr. 10), während der von de Marval zur gleichen 
Art gerechnete Ech. spira der Aasgeier im männlichen Geschlecht eine Länge 
von 2 Zoll d. h. ca. 5 cm, im weiblichen sogar eine solche von 8—11 Zoll 
d. h. ca. 20—30 cm erreichte (nach Diesing 1851, p. 34, Nr. 38) und auch 
bei Ech. taenioides aus der sich hauptsächlich von Kerfen, daneben allerdings 
auch noch von Eidechsen, Schlangen u. dgl. nährenden Cariama das Männ- 
chen 8 Zoll d. h.ca. 20 cm, das Weibchen über einen Fuß d.h. ca. 35—40 cm 
‘lang wird (nach Diesing 1851, p. 23, Nr. 8). Auch Hamann (1895, p. 3—4) 
macht auf Grund einer Nachuntersuchung der Originalexemplare ähnliche 
Längenangaben: Zch. spira, Männchen bis 10 cm, Weibchen bis 30 cm lang; 
Ech. taenioides, Männchen bis 30 cm, Weibchen bis 40 cm lang. Wenn diese 
Arten wirklich mit dem von Diesing als ‘Ech. lagenaeformis bestimmten 
Parasiten der brasilianischen Falkenarten identisch sind, warum bleibt dann 
dieser letztere trotz seiner Häufigkeit immer so erheblich kleiner? 


Bezüglich Ech. oligacanthus Rud. und Ech. oligacanthoides Rud. scheint 
de Marval zu einer ähnlichen Auffassung gekommen zu sein wie ich selbst, 
da er auch diese beiden Arten, wenngleich unter Beifügung eines Fragezeichens, 
als synonym zu Ech. compressus Rud. d. h. also auch als synonym mit Ech. 
lagenaeformis Westr. sensu Diesing bezeichnet. Außerdem reiht er ihnen, 
gleichfalls mit einem Fragezeichen, auch noch die encystierte Jugendform an, 
welche Fraipont (1882, p. 6-7, Fig. 8—10) in Uromastix acanthinurus Bell 
gefunden und Ech. uromasticis Fraip. genannt hat. Wie aber all die Vogel- 
arten, welche vorstehend als Wirte der geschlechtsreifen Echinorhynchen ge- 
nannt wurden und welche sich doch in sehr verschiedener Weise ernähren, 
imstande sein sollen, sich mit ein und demselben Echinorhynchus zu inficieren, 
dessen Jugendform in Reptilien schmarotzt, ist noch nicht klar und wird auch 
nicht klarer durch die letzten Namen, welche die von de Marval zusammen- 
gestellte Synonymenliste noch enthält. Es sind dies nämlich Ech. ricinoides 
Rud. und „Ech. Coraciae“ Rud. d. h. die bereits von Westrumb zu einer 
Art zusammengefaßten Echinorhynchen, welche je einmal in der Leibeshöhle 
(encystiert?) des Wiedehopfs und der Blauracke und einmal im Darm (frei?) 
des Wiedehopfs gefunden wurden. Wenn in einer Zeit, welcher der Wirts- 
wechsel der Echinorhynchen noch unbekannt war, Helminthen, die zwar beim 
gleichen Wirt aber z. T. im Darm z. T. in der Leibeshöhle gefunden worden 
waren, unbedenklich zu ein und derselben Art zusammengefaßt wurden, so 
braucht uns dies nicht Wunder zu nehmen. Wenn aber das gleiche auch 
heute noch geschieht, so dürfen wir den Versuch zur Erklärung eines solchen 
Vorkommnisses erwarten und es bleibt deshalb vorläufig abzuwarten, ob 
de Marval’s versprochene Monographie der Vogel-Echinorhynchen die von 
ihm angenommene Verbreitung des Ech. compressus Rud. in befriedigender 
Weise zu erklären vermag. (Vergl. auch weiter unten unter Ech. rıcinoides 
Rud. sowie den nachträglichen Zusatz zu Ech. fasciatus Westr. auf p. 206.) 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 241 


Ech. lancea Westr. 


Unter diesem Namen schildert Westrumb (1821, p. 26—27, 
Nr. 49) Echinorhynchen aus dem Darm von Vanellus vanellus (L.) 
die augenscheinlich der gleichen Art angehören, wie ein von 
Goeze beobachteter Echinorhynchus, den Gmelin (1791) Ech. 
vanelli getauft hatte. “ch. lancea ist also synonym zu Zch. va- 
nella und Weiteres über die Art findet sich deshalb unter letz- 
terem Namen. 


ssEch. Lari. 


Unter dieser besonderen Bezeichnung schildert Rudolphi 
(1819, p. 671) die aus Larus spec. stammenden Exemplare von 
Lich, sphaerocephalus Brems. Vergl. deshalb unter dem letzteren 
Namen. 


„Ech. Lavareti Rud. 


Koelreuter (1771, p. 513—514) berichtet, daß er im Darm, 
namentlich im Enddarm, von Coregonus lavaretus (L.) Würmer 
von t/2—21'/2 Linien (d. h. ca. 1—5,6 mm) Länge gefunden habe, 
welche dem Acanthocephalus aus Leuciscus rulılus sehr ähnlich, 
aber so fest in die Darmwand eingebohrt waren, daß beim Ver- 
such, sie gewaltsam loszulösen, der Rüssel in der Regel (,saepius“) 
abriß und stecken blieb. Rudolphi (1809, p. 313, Nr. 53) wagt 
nicht zu bestimmen, ob es sich um eine besondere Art oder um 
Lich, nodulosus Schrank gehandelt habe und verzeichnet deshalb 
den Koelreuter’schen Fund unter der indifferenten Bezeich- 
nung „Zch. Lavaretı“. Später faßt Rudolphi (1819, p. 80, Nr. 93) 
diesen „Zeh. Lavareti mit dem Ech. sublobatus Gmel. sowie mit 
den in Wien in verschiedenen Salmoniden gefundenen und von 
Westrumb (1821, p. 37—39) zu Zeh. proteus gerechneten Echino- 
rhynchen unter der Bezeichnung ,,Ach, Salmonum“ zusammen. 
Westrumb (1821) rechnet dann auch den „Zch. Lavareti* zu 
Lich, proteus (prioritàtsberechtigter Name: Ech. laevis Zoega). 
Er folgt hierin seinem Lehrer Bremser (1811, p. 26), der zuerst 
die Vereinigung der bis dahin unterschiedenen langhälsigen Echino- 
rhynchen aus mitteleuropäischen Fischen zu einer Art vorgenommen 
hatte, wenn er auch diese Art noch nicht Ach. proteus nannte, 
sondern ihr den Rudolphi’schen Namen Ech. fereticollis bei- 
leste. Die von Koelreuter betonte innige Fixierung an der 


242 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Darmwand spricht in der Tat für die Identität des „Zch. Lavaret 
mit Zch. laevis. | ‘A 


Ech. lendix (Phipps) = Srpunculus lendix Phipps. 


Im Darm einer Eiderente fand Phipps (1774, p. 103, Taf. VII, 
Fig. A—C und 1775, p. 197—198, Taf. XII, Fig. 1 A--C) Para- 
siten, die er Szpunculus lendix nennt, die aber unzweifelhafte 
Echinorhynchen darstellen. Aus ihrer Beschreibung ist anzu- 
führen, daß sie krokusfarben waren und 3 Linien (d. h. ca. 6,5 mm) 
lang, daß sie mit Hilfe eines kurzen Rüssels an der Schleimhaut 
ihres Wirtes befestigt erschienen und dafi am Hinterende eine 
einfache Offnung sichtbar war „pro lubitu extensibilis“. Wichtiger 
als diese kurzen Angaben des Textes sind die Abbildungen, von 
denen eine ein Stück Darmwandung mit anhaftenden Würmern, 
die zweite einen einzelnen Wurm vergrößert, die dritte einen 
ebensolchen mit gespaltenem Hautmuskelschlauch darstellt. Be- 
weisend für die Echinorhynchen-Natur der fraglichen Art ist 
namentlich die letztgenannte Abbildung. Sie läßt nämlich die 
beiden Lemnisken erkennen sowie das Ligamentum suspensorium, 
welches ungefähr im zweiten Viertel der Längsausdehnung des 
ganzen Tieres eine starke Anschwellung zeigt, die den beiden 
dicht benachbarten Hoden entsprechen könnte Scheint doch 
auch die von Phipps im Text erwähnte Öffnung am Hinterende 
darauf hinzuweisen, daß die Schilderung sich auf Männchen be- 
zieht, deren für den Durchtritt der Bursa bestimmte Genital- 
öffnung weiter und daher leichter wahrnehmbar erscheint als die 
der Weibchen — auch wenn man aus dem „pro lubitu extensi- 
bilis“ nicht direkt schließen will, daß Phipps auch das Hervor- 
treten der Bursa direkt gesehen hat. Ein Echinorhynchen-Rüssel 
ist freilich in keiner der Figuren dargestellt worden. Offenbar 
ist derselbe von Phipps überhaupt nicht gesehen worden, viel- 
mehr stellt das von diesem als Rüssel (,,trompe“ bez. ,rostrum“) 
bezeichnete Organ nur die Basis des Halsabschnittes dar, während 
der Rüssel und der größte Teil des Halses beim Loslösen der 
Würmer in der Darmwand der Eiderente stecken blieben. Denn 
daß dieser Zchinorhynchus der Eiderente in derselben Weise in 
der Darmwand fixiert ist wie das Weibchen des unter dem Namen 
Ech. filicollis Rud. am bekanntesten gewordenen Echinorhynchus 
der mitteleuropäischen Enten, wird ausdrücklich von Rathke 
(1799, p. 71—72) berichtet, der den Ech. lendıx wieder beobachtet 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 243 


hat und betont, daß die Stelle, wo ein solcher sitzt, bereits an 
der Außenfläche des Darmes deutlich erkennbar sei infolge der 
erheblichen Geschwulst („betydelige haevelse“), welche der Rüssel 
verursacht habe. In der Tat lassen auch die Abbildungen von 
Phipps im Habitus der ganzen Tiere eine ganz unverkennbare große 
Ähnlichkeit mit den Weibchen von Zch. filicollis Rud. erkennen. 


Westrumb (1821, p. 33 ff.), der alle Echinorhynchen aus 
Enten zu einer einzigen Art zusammenfaßt, führt dementsprechend 
Stpunculus lendıx als synonym zu Zch. polymorphus Brems. auf. 
Die Angaben von Phipps sind aber nicht ausreichend, um die 
von ihm beschriebene Art bereits jetzt mit einer der aus mittel- 
europäischen Enten bekannt gewordenen Echinorhynchen-Arten 
zu identificieren. Bei einem diesbezüglichen Versuche könnte 
trotz der bereits erwähnten Angaben, die auf Männchen hinzu- 
deuten scheinen, auf Grund der Formverhältnisse der ganzen 
Tiere nur das Weibchen von £ch. filicollis Rud. in Frage kommen. 
Solange aber das Vorkommen dieser Art in Somateria mollissima 
(L.) nicht durch bisher noch fehlende neuere und einwandfreie 
Beobachtungen sicher gestellt ist — Braun (1891, p. 377) hat in 
der Eiderente nur “ch. minutus Gze. gefunden, zu dessen Identi- 
ficierung jeder andere Anhaltspunkt fehlt — kann ich Zch. lendıx 
(Phipps 1774) auch noch nicht als identisch mit dem mitteleuro- 
päischen “ch. filtcollis Rud. und damit als ältesten prioritäts- 
berechtigten Namen für diese Art anerkennen. Ich halte es viel- 
mehr für richtiger als prioritätsberechtigten Namen für Ach. fil- 
colas ud. nur Ech. anatıs Schrank nec Gmelin anzusehen 
(siehe unter diesen Namen) und Zch. lendix als eine Species 
inquirenda zu betrachten, die mit Ach. anats vielleicht nur nahe 
verwandt ist. 


Da Phipps erzählt, daß Hunter die Echinorhynchen der 
Fiderente untersucht habe, so ist es möglich, daß von diesem 
Ech, lendix ebenso wie von Ech. balaenae noch Originalexemplare 
in London vorhanden sind. (Vergl. unter Zch. balaenae.) 


Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 10) und ihm folgend auch Bosc 
(1802, p. 6), Rathke (1799, p.-71—72) und Zeder (1803, p. 161, 
Nr. 38) nennen den Zch. lendix der Eiderente Ech. borealıs, wäh- 
rend Rudolphi (1809, p. 304—306, Nr. 41) ihn einfach als ,,Ech. 
Anatis mollissimae‘‘ verzeichnet. Die Echinorhynchen, die Hunter 
einer Angabe von Phipps zufolge in nicht näher bezeichneten 


244 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Bartenwalen gefunden und für identisch mit Szpunculus lendix 
Phipps gehalten hatte, sind dagegen von Gmelin unter dem 
Namen Æch. balaenae als besondere Art abgezweigt worden. 
(Siehe diese.) 

Zusatz bei der Correctur: Erst nachträglich bin ich darauf auf 
merksam geworden, daß v. Linstow (1901, p. 279—280, Taf. I, Fig. 15— 17) 
den Namen Ech. borealis neuerdings für eine ganz andere Art — aus Lofa 
Jota (L.) — angewendet hat. Selbstverständlich kann diese letztere Art den 
ihr von v. Linstow gegebenen Namen nicht behalten. Ihre Umtaufe hat 
aber meines Erachtens Zeit, bis auch sie durch genauere Untersuchung besser 
bekannt geworden ist. 


„Ech. levis O. F. Müll.“ 


Irrtümliches Citat bei Zeder (1803, p. 155—- 156, Nr. 21} 
statt Zeh. laevis. 


Ech. linearis Westr. 


Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 10, Nr. 16) 
eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung von 
26 Exemplaren von Sterna cantiaca Gmel. einmal gefunden und 
daraufhin von Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 79) provisorisch als. 
„Zeh. Sternae“‘ verzeichnet worden war. Länge 2 Zoll d. h. ca. 
5o mm und darüber bei einer Dicke von kaum einer Linie d. h. 
ca. 2 mm, Hals kurz, Rüssel eiförmig, mit 12 Querreihen von 
Haken. Seiner sehr kurzen Beschreibung hat Westrumb auch 
eine Abbildung (Tab. I. Fig. 2) beigefügt. 


Ech. lineolatus O. F. Müll. 


Unter diesem Namen liefert O. F. Müller (1777, Taf. 
XXXVI, Fig. 11—14 bez. 1779, 1, p. 96—98) Abbildungen und 
nähere Beschreibung eines Æchinorhynchus, der ausweislich des. 
beigefügten Citates „Zool. d. prodr. 2599“ identisch ist mit Ech. 
gadı Zoega 1776. Unter dem gleichen Namen ist die Art auf 
Grund der Angaben von Müller und Pallas (der sie anfäng- 
lich zu seiner 7aenia haeruca gerechnet, später aber als Tuenıa 
lumbricalıs abgezweigt hatte) noch angeführt bei Gmelin (1791, 
p. 3047, Nr. 24), Bosc (1802, p. 8), Zeder (1803, p'152 Pme) 
und Rudolphi (1809, p. 281—282, Nr. 24), bis Rudolphi (1819, 
p. 71 u. 324, Nr. 32) sie mit Zeh. acus Rud. vereinigte. Wer 
teres siehe daher unter letzterem Namen, ferner unter Ach. can- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 245 


didus und vor allem unter Ach. gadı, welch letzteren Namen ich 
als prioritatsberechtigt ansehe. 


Ech. longicollis (Pall.) Gze. 


Unter dem Namen Taenza longicollis schildert Pallas (1781, 
I. Bd. p. 110—111) kurz einen Æchinorhynchus, den er selbst für 
identisch mit Ach. laevis Zoega halt und der außer in Pleuro- 
nectes limanda L. ‚auch in Dorschen anzutreffen“ ist. In der 
Form Zchinorhynchus longicollis findet sich der Name zuerst bei 
Goeze (1782, p. 162—163, Tab. XII, Fig. 12—14, dessen Exem- 
plare gleichfalls aus dem „Dorsch“ d. h. Zo/a lota (L.) stammten 
und der die Art gleichfalls für identisch erklärt mit dem Ech. 
attenuatus O. F. Mill. aus Pleuronectes limanda, welchen O. F. 
Müller (1777) anfänglich ch. laevis Zoega genannt hatte. 
Schrank (1788, p. 26, Nr. 86) und Rudolphi (1802, p. 61) sehen 
deshalb den “ch. longicollis als synonym zu Zeh. attenuatus an. 
Gmelın (1791, p. 3047, Nr. 25), Bose (1802, p. 8) und Zeder 
(1803,.p. 156 f, Nr. 23) führen dagegen den “ch. longicollis noch 
neben Zch. attenuatus als besondere Art an und Zeder motiviert 
dies ausdrücklich durch die verschiedene Darstellung von Hals. 
und Rüssel in den von O. F. Müller und von Goeze publi- 
cierten Abbildungen. Trotzdem ist aber jedenfalls “ch. longicollis 
(Pall.) Gze. synonym zu Ech. laevis Zoega (= Ech. attenuatus 
O. F. Müll... Bereits Rudolphi (1802, p. 61) hat mit Recht 
betont, daß Goeze’s Abbildungen des “ch. longicollis „nicht 
taugen“. Ein Zchmorhynchus mit derartig gestaltetem Hals und 
Rüssel ist nie wieder beobachtet worden und seit Zeder (1803): 
ist auch “ch. longicollis nie wieder als selbständige Art ange- 
geführt worden. 


Ech. lophii Gmel. 

Die Echinorhynchen, welche O. F. Miller (1779, 1, p. 95) in 
Lophius piscatorius L. gefunden und zu Zch. candidus gestellt hatte 
(vergl. unter Ech. candidus) führt Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 47) 
als besondere Art Ach, lophit an. Diese Art ist nach Rudolphi 
01802, pi 53), „wohl auszustreichen nach Zeder (1803, p. 103) 
„ganz auszustreichen“, nach Rudolphi (1800, p. 517 f. Nr. 61): 
durchaus zweifelhaft, da O. F. Mùller mehrere verschiedene 
Arten unter dem Namen Ech. candıdus zusammengeworfen habe 
und daher zweifelhaft bleibe, ob die Echinorhynchen aus Zophius 


246 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


zu dieser oder zu einer anderen Art gehören. Später hat jedoch 
Rudolphi (1819, p. 71, Nr. 32), dem sich dann auch Westrumb 
agen, p: 24, Ne. 44) anschlob, den Ech. lophu zu Ech. acus ge- 
zogen. Vergl. aber auch Ech. pumilo Rud. 


Ech. lueii O. F. Müll. 


Diese Art, die bereits Leeuwenhoek (1722) im Aal beob- 
achtet zu haben scheint (vergl. oben p. 145) wurde von O. F. 
: Müller (1777, Taf. XXXVI, Fig. 4—6) zuerst nur durch Ab- 
bildungen bekannt gegeben. In der beigegebenen kurzen Figuren- 
Erklärung (,,Achinorhynchus luci Z. D. pr. 2657. In Intestino 
angustiori Lucii Esocis“) findet sich zwar ein Hinweis auf Müller’s 
Prodromus, der jedoch auf einem Versehen beruht, denn dort ist 
unter der angeführten Nummer Zaenza solida (= Sclustocephalus 
sol.) angeführt. Dagegen hat Müller bereits im nächsten Jahre 
(1778, p. 189— 196) eine ausführlichere Beschreibung der Art ge- 
liefert, die durch den hier gewonnenen Einblick in den inneren 
Bau für die Echinorhynchen-Forschung überhaupt eine epoche- 
machende Bedeutung gewonnen hat (vergl. oben p. 148), zur Cha- 
rakterisierung der Art aber wiederum nur durch die beigefügten 
Abbildungen von Männchen und Weibchen beiträgt. Die nächste 
Schilderung der Art von seiten Müller’s (1779, 1, p. 90—gı) bringt 
nichts wesentlich Neues, trotzdem jetzt auch auf die äußere Form 
mit einigen Worten eingegangen wird. 

Goeze (1782, p. 156) beschreibt die gleiche Art unter dem 
Namen Zch. candıdus (siehe bei diesem sowie bei Zch. sturzionts 
Gmel); Schrank (1788, p. 23-24, Nr. 78 und’ 18035 pire, 
Nr. 3113), sowie Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 38) und Bot 
(1802, p. 10) führen sie nur kurz unter dem Namen Ech. lucii an. 
Froelich (1791, p. 100—ıor) berichtet, daß er dieselbe Art auch 
ziemlich häufig in Perca fluviatilis gefunden habe, wo sie „ge- 
wöhnlich gleich unter dem Pförtner des Magens, öfter aber auch 
tiefer unten im Darmkanal“ wohne. Auch betont Froelich, 
daß die Art „einen zwar kurzen, aber deutlichen, walzenrunden 
Hals besitzt“, während sie in Müller’s Abbildung, die jedoch 
sonst ,,vortrefflich, ganz nach der Natur ausgefallen“ sei, halslos 
dargestellt ist. Zeder (1800, p. 118 und 123—125) will jedoch 
diese Angaben Froelich’s auf eine andere Art beziehen (vergl. 
unter Zch. percae) und soll nach ihm Zch. luci ausschließlich im 
Hecht vorkommen. Von den Unterschieden zwischen beiden 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 247 


Arten, die Zeder anführt, halt jedoch Rudolphi: (1802, p. 53 
bis 56) nur die Zahl der Hakenreihen für „ziemlich sicher“ und 
diese erklärt er für „kein gutes Kennzeichen“, obwohl er doch 
auch wieder ausdrücklich betont, daß es „scheint‘, daß Zeder 
„Glauben verdient“. 


Hatten bereits Goeze und Zeder im Darme von Zofa lota 
(L.) Echinorhynchen gefunden, welche dem £c%. lucı sehr ähnlich 
waren, so berichtet jetzt auch Rudolphi (1802, p. 53—-55, Nr. 6) 
über Echinorhynchen aus dem gleichen Wirt, die er zu Ech. luci 
ziehen möchte, welch letztere Art er zur Vermeidung ihrer Be- 
nennung nach dem Wirt freilich in Ach. angustatus umtauft. Auch 
in Delone belone (L.) will Rudolphi die gleiche Art gefunden 
haben, während es ihm bei Echinorhynchen aus Gasterosteus acu- 
leatus IL. noch zweifelhaft ist, ob sie zu Ech, lucır oder zu Ech. 
percae = Ech. ajınıs Wud, gehören. 


Unter dem Namen “ch. angustatus findet sich die Art dann 
auch bei Zeder angeführt (1803, p. ı51— 152, Nr.7 -- nur Diag- 
nose und Literatur), sowie bei Rudolphi (1809, p. 266 — 268. 
Nr. 13), dessen Besprechung gleichfalls nichts Neues bringt. 


In dem Wiener Helminthencatalog (1811, p. 26) sind dann 
Ue ©. BP. Müll. CZ #eh. ansustalus Wud.) und Reh. peroae 
Gmiel. Ecrans Rud. nee Gmel) unter dem Namen ZeA. 
angustatus Rud. zu einer Art vereinigt worden und dem schließt 
sich auch Rudolphi (1819, p, 68 und 318—319, Nr. 19) auf 
Grund der Vergleichung einer größeren Zahl von Exemplaren an, 
indermrer oleichzeitio auch den von Hrocliehr(18502,P. 73 2 
Nr. 40) in Perca fluviatilis L. gefundenen „Zch. candıdus“ zu Ech. 
angustatus zieht und Solea solea (L.), in der er den “ch. angus- 
tatus in Neapel gefunden haben will, als neuen Wirt anfuhrt. 


Bei der Wiener Helminthensuche ist die so umgrenzte Art 
nach Westrumb (1821) gefunden worden in Zofa lofa (L.) (die 
Zahl von 201 Funden auf 482 Untersuchungen umfaßt außer der 
vorliegenden Art auch noch den Zch. laevıs), Pleuronectes flesus 
L. (1mal auf 2 Untersuchungen), Pleuronectes passer L. (3 mal auf 
4 Untersuchungen), Perca fluviatilis L. (142mal bei 375 Unter- 
suchungen), Zucroperca lucioperca (L.) (nur 3 mal auf 363 Unter- 
suchungen), Acerina cernua (L.) (5mal auf 71 Untersuchungen), 
Silurus glanis L. (imal auf 26 Untersuchungen), sox lucius L. 
(nur 37 mal auf 867 Untersuchungen) und Coffus gobio L. (3 mal 


248 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


auf 170 Untersuchungen). Als auffällig kann nach dem von 
Westrumb mitgeteilten Untersuchungs-Protokoll auch noch die 
relative Seltenheit der Art in den Sommer- und Herbst-Monaten 
hervorgehoben werden. Weitere Wirte der Art siehe noch in 
der Besprechung von Zch. percae Gmel. 


Bei der auch durch neuere Untersuchungen bestätigten 
Häufigkeit des Zch. luck ist die mangelnde Präcision in ihrer 
Charakterisierung besonders auffällig. So geben Rudolphi (181g, 
- p. 68, Nr. 19) und Westrumb (1821, p. 26, Nr. 48) ebenso wie 
auch später noch Diesing (1851, p. 43, Nr. 66) die Zeiiecke 
Hakenreihen auf 8—20 an — in Wirklichkeit beträgt sie 16— 18 
— und ihre Angaben über die Länge der Tiere, die nach Ru- 
dolphi (1809, p. 269) 2 Linien bis 1 Zoll d. h. ca. 4-27 mm 
betragen soll, leiden wie auch bei anderen Arten darunter, daß 
nicht zwischen Weibchen und Männchen unterschieden wird. 
Froelich (1701, p. 101), der die Länge der Männchen auf 
3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—9 mm), die der Weibchen auf 6—7 
Linien (d. h. ca. 13—15 mm) angibt, macht die einzige’ Ausnahme 
hinsichtlich dieser Unterlassung, die um so auffälliger ist, da be- 
reits O. F. Müller (1778, p. 193) betont hatte, daß das Männchen 
des “ch. lucia „um ein Drittel kürzer als das Weibchen“ sei. 


wich. Lucii Viborg. 


In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 210) 
auch Echinorhynchen aus Æsox lucius L. an, die nicht bestimmt 
sind und daher ebensogut zu Ach, laevis Zoega wie zu Ech. luci 
O. F. Müll. gehören können. 


Ech. macracanthus Westr. 


Bei der in Wien vorgenommenen Untersuchung von 7 Exem- 
plaren des Charadrius pluvialis L. wurde einmal ein Echimorhynchus 
gefunden, den Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 77) provisorisch als 
„Ech. Charadrit pluvıalıs“ anführt und den dann Westrumb (1821, 
p- 7, Nr. 9) unter dem Namen Zch. macracanthus beschreibt. 
Hiernach war derselbe 2 Linien (d. h. ca. 4,5 mm) lang; der 
Rüssel verhältnismäßig sehr groß, mit deutlicher Scheitelpapille 
und 4 Querreihen sehr langer Haken; Hals kurz; Rumpf läng- 
lich-eiförmig. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 249 


Zusatz bei der Correctur: Diese Art wird von de Marval (1904, 
p. 581, Nr. 30), der sie allerdings irrtümlich als 


„Ech. macrocanthus Rud.“ 


citiert, als synonym zu Ech. compressus Rud. eingezogen. Vergl. hierzu den 
nachträglichen Zusatz unter Ech. lagenaeformis Westr. 


Ech. macrourus Westr. 


Bei der unter Bremser’s Leitung erfolgten Wiener Hel- 
minthensuche wurden in 2 von 24 Exemplaren von Ardea pur- 
purea 1.. Echinorhynchen gefunden, die wegen des Fehlens eines 
Halses, sowie einer Längsstreifung und Bestachelung des Kör- 
pers von Zch. striatus Gze. verschieden zu sein schienen und 
deshalb von Westrumb (1821, p. 12, Nr. 19) als besondere Art 
unter dem oben angegebenen Namen beschrieben werden. Sie 
waren 3—4 Linien (d. h. ca. 6—g mm) lang, hatten einen sehr 
langen, 1/4 der Körperlänge erreichenden Rüssel, der in der Mitte 
etwas verdickt und mit 40 Querreihen mittelgroßer Haken besetzt 
war. Der Rumpf war an seinem Vorderende nicht breiter wie 
der Rüssel, verdickte sich dann aber plötzlich zu einem annähernd 
eiförmigen Körperabschnitt, an den sich dann wiederum ein langes, 
cylindrisches Hinterende nach Art eines Schwanzes anschloß. 


Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 72) hatte diese Echinorhynchen 
bereits provisorisch als „Ach. Ardeae purpureae“ verzeichnet. 
Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 580, Nr. 26) zieht 


Ech. macrourus Westr. als synonym zu Ech. sphaerocephalus Brems. ein. 
Vergl. unter dem letzteren Namen. 


Ech. maraenae Gmel. 


Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 37) 
den von Martin (1780) in Osmerus eperlanus (L.) gefundenen 
und von Acharius (1780) Acanthrus sipunculoides getauften 
Echmorhynchus an, indem er im Anschluß an O. F. Müller (1787, 1, 
p- 61) und Schrank (1788, p. 25, Nr. 84: Zeh. sipunculus) den 
schwedischen Namen Nors, der von den beiden genannten 
Forschern mit ,Maraene‘* übersetzt worden war, irrtümlich auf 
Coregonus maraena statt auf den Stint deutet. Außerdem führt 
freilich Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 23) den Acanthrus sipun- 
culotdes Acharius auch noch als synonym zu Zch. candidus an, 
unter welchem Namen er im Anschluß an O. F. Müller (1779, 1) 


250 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


mehrere verschiedene Echinorhynchen-Arten zusammenfaßt. Wei- 
teres siehe vor allem unter Acanthrus sipunculoides Acharius. 


Ech. major Brems. 


In seinem Bericht über die Helminthen-Sammlung des Wiener 
Naturalienkabinetts führt Bremser (1811, p. 26) unter anderem 
auch eine neue Echinorhynchen-Art aus Zrinaceus europaeus L. 
an, welche Rudolphi (1819) übersehen zu haben scheint und 
jedenfalls im Gegensatz zu anderen ähnlichen Funden nicht ver- 
zeichnet. Eine Beschreibung der Art findet sich bei Westrumb 
(1821, p. 9, Nr. 14) unter dem Namen “ch. major Brems. Da 
nach ist dieselbe im Darm gefunden worden, 6—g Linien d. h. 
ca. 13—20 mm lang und 2—3 Linien d. h. 4—7 mm dick. Der 
Rüssel ist klein, annähernd kugelig, mit 5 Querreihen kleiner 
Haken, der Hals sehr kurz. Der Rumpf verschmälert sich vorne 
plötzlich, nach hinten zu allmählich. Der einzige greifbare Unter- 
schied gegenüber £ck. erinacet (Rud.) und Ech. kerkordeus W estr. 
wäre hiernach die erheblichere Größe, die auch für die Wahl des 
Artnamens bestimmend war. Gefunden wurde die Art in Wien 
bei Untersuchung von 175 Exemplaren ihres Wirtes 8mal. Sie 
gehòrt zu denen, die Westrumb auch bereits anatomisch unter- 
sucht hat (vergl. Westrumb 1821, Taf. II, Fig. 11—15). 


Eich. megacephalus Westr. 


Unter diesem Namen schildert Westrum b (1821, p. 14, Nr. 23, 
Tab. I, Fig. 6) die Jugendform eines Echinorhynchen, welche Natterer 
in Brasilien unter dem Peritonealüberzuge des Darmes einer 
Schlange gefunden hatte. Dieselbe war ı—2 Linien d. h. ca. 
2—4,5 mm lang, wovon ?/5 auf den Rüssel entfielen, der mit ca. 
30 Querreihen kleiner Haken besetzt war. Ich vermute, daß, 
dieser Æch. megacephalus die Larve ist von jener Echinorhynchen- 
art aus brasilianischen Raubvögeln, die Rudolphi zu ZeA. 
tumidulus Rud. gerechnet hat. (Vergl. unter letzterem Namen.) 
Die von Westrumb Coluber maculatus Lac, von Diesing 
(1851, p. 27, Nr. 21 und p. 435, Nr. 654) Zantherophıs Zeae Fitz 
genannte Schlange, die die fragliche Larve beherbergte, ist nach 
Mitteilung von Hrn. Dr. v. Marenzeller Drymobsus bifossatus 
(Radde) Blgr. Wergl. v. Therins 1002, p. 46, Auer 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 251 


Ech. mergi Schrank. 


Außer dem “ch. gigas hat Bloch (1782, p. 27—28, Taf. VII, 
Fig. g—11) noch eine zweite Echinorhynchenart geschildert, die 
von ihm „der Stachelhals (Zchinorhynchus capite et collo armato)“ 
genannt wird. Schrank (1788, p. 27, Nr. go) gibt demselben 
den Artnamen Ach. mergi, unter welchem er auch bei Gmelin 
(ro2#p 3045, Ne: 13) und Bose (1802, “p- 7) angeführt ist, 
Zeder (1803, p. 159, Nr. 31) tauft die Art dann zur Vermeidung 
ihrer Benennung nach dem Wirt um in Zch. bacıllarıs und unter 
diesem Namen führen auch die späteren Autoren sie an (vergl. 
Rudolph 1509,.p. 301 368, Nr. 38 und 1810, .p. 07 und 
316, Nr. 15, sowie Westrumb 1821, p. 14—15, Nr. 24). Wieder- 
gefunden bez. wiedererkannt ist die Art, als deren Wirt Mergus 
albellus L. bezeichnet wird, aber niemals, so daß unsere Kenntnis 
derselben auch heute noch ausschließlich auf den Angaben 
Bloch’s beruht, die recht dürftig sind und das von Rudolphi 
(1819, p. 316) gefällte Urteil „male et descripsit et delineavit“ 
durchaus rechtfertigen. Von allgemeinem Interesse ist, daß Bloch 
bereits zwei Iypen von Haken am Rüssel erkannt zu haben 
scheint, größere am vorderen, von Bloch allein als Rüssel an- 
gesehenen Abschnitt und kleinere am hinteren, von Bloch als 
bewaffneter Hals angesehenen Teil des Rüssels. Die ı—ı!/2 Zoll 
(d. h. ca. 27—40 mm) langen Würmer wurden von Bloch im 
Darme „des kleinsten Tauchers“ gefunden. Unmittelbar an- 
schließend aber bespricht Bloch ohne weitere Beschreibungen 
nur mit Einschaltung einer Schilderung der Bewegungsweise des 
Rüssels das Vorkommen von Echinorhynchen im Hecht und „fast 
in allen Fischarten“. Das macht durchaus den Eindruck, als wenn 
Bloch auch diese Echinorhynchen der Fische zu seinem „Stachel- 
hals“ rechnete, ein Eindruck, der verstärkt wird, wenn wir durch 
Rudolphi (1819, p. 316) erfahren, daß das Glas, welches nach 
eigenhändigem Vermerk die Originale des „Stachelhalses“ ent- 
halten sollte und welches in den Besitz des zoolögischen Museums 
zu Berlin übergegangen war, auch Echinorhynchen aus Fischen 
enthielt. Eine genauere Untersuchung des “Ach. merg! war jedoch 
wegen des ungünstigen Erhaltungszustandes bereits zu Rudolphi’s 
Zeit nicht mehr möglich, nur das eine konnte Rudolphi noch 
feststellen, daß Bloch’s Angabe, das Hinterende des Wurmes 
sei zugespitzt, auf einem Irrtum beruhte. Die Haken des Rüssels 
sollen nach Bloch’s Angaben zu je 20—22 in 30 Querreihen 

Zool. Annalen, I. 17 


252  Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


angeordnet sein, die Abbildung zeigt jedoch wesentlich weniger 
Haken. Zur Charakterisierung einer Species Zch. mergi ist daher 
auch diese Angabe durchaus unzureichend, auch wenn man wirk- 
lich versuchen wollte, aus dem Begriffe des ,,Stachelhalses“, wel- 
cher, wie gesagt, offenbar mehrere kleinere und deshalb dem Zch. 
gigas gegenübergestellte Echinorhynchen-Arten umfaßt, eine mit 
obigem Namen zu benennende einzelne Art herauszuschälen. Hier- 
nach muß also Æch. mergz als unidentificierbar aus der Liste der 
selbständigen Arten gestrichen werden. 

Zusatz bei der Correctur: De Marval (1004, p.573, Nr.) sieht 
den Ech. mergi aus mir nicht ersichtlichen Gründen als synonym zu Ech. 
aluconis O. F. Müll. an. Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter Ech. 
£lobocaudatus Zed. 


Ech. merulae Gmel. 

In Goeze’s (1782, p. 165) Schilderung des Ach. minutus 
Gze. aus Anas fusca (vergl. diesen) findet sich der Satz: „In 
einer zwoten wilden Ente eben dieselben; wie auch nachher in 
einer Amsel, oder Schwarzdrossel (Zurdus Atricapılla)“. Auf 
diese Fundnotiz gründet Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 18) seine 
Art Ech. merulae, deren Diagnose ,,E. ovatus, thorace aculeato“ 
der Charakterisierung des Zch. minutus entlehnt ist und deren 
Wirte durch die Worte gekennzeichnet werden: „Habitat in 
merula, et fringilla montana“. Diese Wirtsangabe beruht nach 
dem vorstehend citierten Satz Goeze’s natürlich auf einem Ver- 
sehen. Wie Gmelin auf den Passer montanus (L.) gekommen 
ist, ist unerfindlich. Rudolphi (1809, p. 226) nimmt an, daß 
derselbe an Stelle der Amsel („Atricapillae loco“) angeführt sei und 
daß die Merula bei Gmelin der „wilden Ente“ bei Goeze ent- 
spricht. Auf diesem Wege kommt Rudolphi (1809, p. 295, 
Nr. 33) dazu Ech. merulae Gmel. als Synonym zu £ck. minutus 
Goeze zu stellen. Diese Deutung der Gmelin’schen Wirte ist 
aber doch wohl zu gewaltsam und meiner Ansicht nach in keiner 
Weise mit den von Gmelin bei der Systematik der Helminthen 
befolgten Principien in Einklang zu bringen. Goeze erzählt zu- 
nächst, daß er den “ch. minutus in einer wilden Ente gefunden, 
dann daß er denselben in einer zweiten Ente wiedergefunden 
habe, und hierauf erst identificiert er mit derselben Art einen 
Fund aus der Amsel. Es entspricht durchaus den sonstigen Auf- 
fassungen Gmelin’s, wenn er nun den Speciesbegriff Ach. mınu- 
Zus auf die Parasiten der Ente einschränkt und für die Parasiten 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 253 


der Amsel eine neue Art, eben Zch. merulae schuf. Ist doch 
auch Zurdus merula der Linnéische Name für die Amsel. Das 
Versehen, daß Gmelin noch als weiteren Wirt den Bergsperling 
hinzufügt, ist auch durch Rudolphi’s Annahme nicht zu erklären. 

Einziger Wirt von Zch. merulae ist also Turdus merula L. 
Dann aber dürfen wir auch entgegen der Auffassung Rudolphi’s 
Ech. merulae nicht mit Ech. minutus identificieren, solange das 
Vorkommen von Ech. minutus Gze. 1782 (= Ech. polymorphus 
Brems. e. p.; vergl. unter diesen Namen) in der Amsel nicht 
anderweitig verbiirgt ist. Dies ist aber nicht der Fall und bei 
der verschiedenen Lebensweise von Enten und Amseln ist es 
auch höchst unwahrscheinlich, daß beide denselben Parasiten be- 
herbergen sollten. Lebt doch die Larve des Ech. minutus, wie 
wir heute wissen, in Gammarus. Andererseits ist aber auch aus 
der Amsel bereits ein Lchinorhynchus bekannt, der infolge der 
Bestachelung des erweiterten vorderen Abschnittes seines Rumpfes 
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zch. minutus Gze. besitzt. Ich 
halte es daher für wahrscheinlich, daß der von Goeze gefundene 
Lich. merulae Gmel. identisch ist mit dem von Bremser ent- 
deckten Ech. pyriformis Brems. (vergl. Westrumb 1821, Daf i 
Fig. 20 und im übrigen weiter unten unter dem Namen “ch. 
pyriformis). Immerhin sind aus der Amsel auch noch andere 
Echinorhynchen bekannt und ist die urspringliche Charakteri- 
sierung des “ch. merulae Gmel, den auch noch Bosc (1802, 
p. 7) anführt, den ich aber seit dem Erscheinen von Rudolphis 
Historia naturalis (1809) nicht einmal mehr citiert gefunden habe, 
so unzureichend, dass seine Identität mit Ach. pyriforms hypothe- 
tisch bleibt und ich daher auch dem Namen “ch. merulae kein 
Prioritätsrecht zugestehen kann. 


Zusatz bei der Correetur: De Marval (1904, p. 575, Nr. 5) sieht 
Ech. merulae aus mir nicht ersichtlichen Gründen als identisch mit Ech. cylin- 
draceus an. Vergl. hierzu auch den nachträglichen Zusatz unter Ech. fasciatus. 


Ech. micracanthus Rud. 


Im August 1817 fand Rudolphi in Florenz in einer J/o/a- 
cilla spec. (,,Becasigue dicta, sed minime Ficedula Linnaei, 
pro qua omnes fere aves minores in Italia venduntur“) Echino- 
rhynchen, welche er in der Synopsis (1819, p. 69—70 und 322— 
323, Nr. 27) unter dem Namen “ch. micracanthus beschreibt. Bei 
der Wiener Helminthensuche wurden dann noch in einer Reihe 

Ue fee 


254 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


anderer Singvögel Echinorhynchen gefunden, die Westrumb 
(1821, p. 21 Nr. 38) zur gleichen Art rechnet, nämlich in Sylvia 
atricapilla (L.) (dreimal auf 23 Untersuchungen — in dem von 
Westrumb auf p. 72 mitgeteilten Untersuchungsprotokoll fehlt 
diese Angabe freilich), Sylvza nısorıa Bechst. (zweimal auf 20 
Untersuchungen), Saxzcola .cenanthe (L.) (einmal auf 43 Un- 
tersuchungen), Aulla phoenicurus (L.) (einmal auf 32 Unter- 
suchungen, von Westrumb übrigens nur in dem Untersuchungs- 
 protokoll auf p. 72, nicht dagegen im Text der Arbeit auf p. 21 
erwähnt), Passer montanus (L.) (einmal auf 516 Untersuchungen, 
von Westrumb gleichfalls nur in dem Untersuchungsprotokoll 
auf p. 72, nicht in dem Text der Arbeit auf p. 21 erwähnt), /77- 
gilla coelebs L. (11 mal auf 530 Untersuchungen), Zox1a cocco- 
thraustes L., d. i. Coccothraustes coccothraustes (L.) (zweimal auf 
133 Untersuchungen), Alauda arvensis L. (dreimal auf 92 Unter- 
suchungen), Alauda nemorosa Gmel. d. i. Lullula arborea (L.) (ein- 
mal auf 9g Untersuchungen) und in Alauda trivialis L. d. i. Anthus 
trivialts (L.) (zweimal auf 29 Untersuchungen). Von den Echino- 
rhynchen aus Coccothraustes hatte Rudolphi ein Exemplar er- 
halten, welches er selbst bereits der Art Ech. micracanthus ein- 
reihte, die Echinorhynchen aus den anderen vorstehend angeführten 
Wirten — vergl. auch unter ,,fck. Alaudae“ — hat dann West- 
rumb (1821, p. 21 bez. 71—72) derselben Art eingereiht. Diese 
Art wird geschildert als 6—101/2 Linien (d. h. ca. 13—23 mm) 
lang und #/s—‘/e Linie (d. h. ca. 1 mm) dick. Der !% Tinien 
(d. h. ca. 0,7 mm) lange Rüssel ist dem Rumpfe ohne Hals in 
schräger Richtung angesetzt und mit ca. 30 Querreihen sehr 
kleiner Haken besetzt. Bemerkenswert aber ist, daß W estrumb 
keine einheitliche Schilderung der Art liefert, sondern es ähnlich 
wie bei “ch. striatus für nötig hält, die in verschiedenen Wirten 
gefundenen Formen einzeln zu besprechen. 

Zusatz bei der Correctur: Nach de Marval (1904, p. 578, Nr. 17) 
ist von den in neuerer Zeit unterschiedenen Arten Ech. carrucioi Franca- 


viglia synonym zu Zch. micracanthus Rud. (Daß in diesem Namen bei 
de Marval das A fehlt, ist wohl nur ein Druckfehler.) 


Ech. microcephalus Rud. 

Unter diesem Namen führte Rudolphi (1819, p. 665, Nr. 50) 
einen Zchinorhynchus in die Wissenschaft ein, den Olfers in 
Brasilien im Darme von Didelphys cayopollin Schreb. (= Didelphys 
murina L.) gefunden und an Rudolphi geschickt hatte. West- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 2,545 


rumb (1821, p. 3, Nr. 1) hat die Art selbst nicht gesehen und 
gibt nur Rudolphi’s Beschreibung wieder, nach der der Riissel 
klein, annähernd kugelig und mit 6 Querreihen von Haken be- 
waffnet ist. Ein Hals fehlt, der Rumpf ist dagegen sehr lang 
und ähnlich gestaltet, wie das durch Kaiser (1891, p. 12) für 
Ech. trichocephalus genauer geschildert ist, insofern nämlich der 
Anfangsteil des Rumpfes ganz besonders dünn ist, hierauf eine 
Anschwellung folgt, die wie bei Zch. trichocephalus als ovoid be- 
zeichnet werden kann und an die sich dann der cylindrische 
Hauptabschnitt des Rumpfes anschließt. 


Ech. minutus Gze. 


Die erste Schilderung von Kratzern aus mitteleuropäischen 
Enten findet sich bei Goeze (1782, p. 163—165), der zwei Arten 
solcher unterscheidet. Die eine dieser Arten, die im Darm von 
Oidemia fusca (L.) gefunden worden war, nennt er “ch. minutus 
— über die formelle Gültigkeit dieses Namens siehe unter £c4. 
cylindraceus Gze. — und schildert sie bei aller Kürze ausreichend 
genug, um jeden Zweifel an ihrer Identität auszuschließen. Von 
Wichtigkeit hierfür sind die Länge des Halses, die Bestachelung 
des vorderen Abschnittes des Rumpfes, der gegen den unbe- 
stachelten Hinterkörper durch eine Ringfurche abgesetzt ist und 
last not least die rötliche Farbe, welche es bedingte, .daf die 
Echinorhynchen bei macroscopischer Betrachtung wie ‚kleine 
karminrote Punkte“ erschienen und welche in der Speciesdiagnose 
ihren Ausdruck durch den Zusatz „coccineus“ findet. Weniger 
wichtig wäre die geringe Größe der Exemplare — dieselben 
waren nur 3/4 Linien d. h. ca. 1,5 mm lang —, da Goeze bei 
seinem nur einmaligen Funde junge Exemplare vor sich gehabt 
haben könnte. Jedenfalls aber geht aus den angeführten Merk- 
malen mit Sicherheit hervor, daß Zch. minutus Gze. identisch ist 
mit jener Art, auf welche Braun (1891) den Namen Zch. poly- 
morphus Brems. beschränkt hat und deren Larven Gre eff (1864) 
in dem Zch. mıharıus Zenker von Gammarus erkannt hat. Man 
vergleiche auch Goeze’s Taf. XIII, Fig. 2 mit Greeff’s Taf. II, 
Fig. 10. 

Schrank (1788, p. 27, Nr. 88) nennt den Ech. minutus Ech. 
boschadis (nec Gmel.!), Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 12) dagegen, 
dem sich auch Bosc (1802, p. 6) anschließt, Zch. anatis (nec 
Schrank!). Identisch mit dieser Art ist ferner der Zchino- 


256 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


rhynchus einer Wildente, welchen Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) - 
unter dem Namen Zch. anatis beschrieben hat, nicht aber der 
von demselben Autor (1780, p. 105) in der Gans gefundene Ech. 
anatıs. (Vergl. hierzu unter letzterem Namen.) i 

Unter dem Namen Zch. minutus finden wir die Art dann 
wieder bei Zeder (1800, p. 142—143), der sie in Gallinula chlo- 
ropus (L.) gefunden hatte. Auch Zeder betont ,,die hochrote 
Farbe seines Hinterleibes“ und daß „unter denjenigen, welche ich 
kenne und selbst besitze, dieser Kratzer der kleinste ist“. Seine 
Länge wird auf °/a—ı!/a Linie d. i. ca. 1,5—3 mm angegeben. 
Citiert findet sich die Art dann noch bei Zeder (1803, p. 158, 
Nr. 27) und bei Rudolphi (1809, p. 295— 296, Nr. 33), der sie 
aus eigener Anschauung damals noch nicht gekannt hat. Später 
hat er sie dann freilich auch selbst in Fubgula Julıgula (L.) ge- 
funden. (Vergl. Rudolphi 1819, p. 330—331.) Nach der Farbe 
(„abdomine vel toto, vel maximam partem coccineo aut potius 
miniato, proboscide colloque albis“) sowie nach der Form der als 
„lineari-elliptici“ bezeichneten Eier kann an der Identität der von 
Rudolphi gefundenen Art kein Zweifel sein. Es wurden nur 
Weibchen derselben gefunden, deren Länge auf etwas über 2 Linien 
d. h. ca. 5 mm angegeben wird. Die Zahl der Querreihen von 
Stacheln auf dem Rumpfe wird auf 30—50 angegeben. 

Gleichzeitig fand Rudolphi nun freilich in derselben fwd 
gula fuligula (L.) auch noch männliche Echinorhynchen, die sich 
auf Grund ihrer weißen Farbe und ihrer etwas beträchtlicheren 
Größe als Männchen jener Art wiedererkennen lassen, deren 
Weibchen Rudolphi Zch. fihcollıs nannte. (Vergl. unter diesem 
Namen.) Rudolphi glaubte in denselben, wie mir scheint mit 
Recht, den Ech. constrictus Zed. wieder zu erkennen, kam aber 
nun zu der Überzeugung, daß die Namen Zch. minutus Gze. 
und Zch. constrictus Zed. nur die beiden Geschlechter ein und 
derselben Art bezeichneten, die er jetzt wegen der beobachteten 
Farbendifferenzen “ch. versicolor nannte und mit der er auf Grund 
eines weiteren Fundes, in welchem er den Ech. collaris Schrank 
wieder zu erkennen glaubte, auch diese Art vereinigte. 

Ob dieser “Ech. collaris Schrank sowie Ech. boschatis Froel. 
gleichfalls mit Ach. minutus Gze. identisch sind, ist nicht sicher 
zu entscheiden. (Vergl. unter diesen beiden Namen.) Dagegen 
ist £ch. minutus Gze. bei der Wiener Helminthensuche wieder 
zur Beobachtung gelangt, aber freilich nicht als besondere Art 


Ato, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 257 


erkannt worden. Bremser (1811, p. 26) rechnet ihn zu Zeh. 
fihcolhs Rud., Jassoy (1820) und Westrumb (1821, p. 33—36) 
zu Lich. polymorphus Brems. (Vergl. hierüber unter Ech, poly- 


morphus Brems.) | 
Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p.574, Nr. 3) nennt 
diese Art ,,Eck. analis Gze“. Ich werde hierauf sowie auf die von de Mar- 
val angenommene Synonymie der Art aus dem bereits in einer nachtràg- 
lichen Anmerkung zu Æch. filicollis Rud. genannten Grunde erst in einem 
Zusatz zu Ech. polymorphus Brems. eingehen. 


Ech. moniliformis Brems. 

Unter den in Wien gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten 
zählt Bremser (1811, p. 26) auch eine solche auf, die in Mzcrofus 
arvalıs (L.) und Cricetus cricetus (L.) gefunden worden war. Ein 
Exemplar derselben schickte er an Rudolphi (1819, p. 71 und 
324—325, Nr. 33), der daraufhin die Art unter dem ihr von 
Bremser handschriftlich gegebenen Namen Zch. monilformıs 
bekannt gab. Bremser selbst (1819, p. 18) macht Angaben 
über die Häufigkeit des Parasiten, der in den ersten fünf Jahren 
der Wiener helminthologischen Sammeltätigkeit in 1563 Feld- 
mäusen nur 3mal, darauf allein im Jahre 1812 in 432 weiteren 
Feldmäusen noch 4mal gefunden worden war. Nach Westrumb 
(1821, p. 66) hat die Zahl der untersuchten Feldmäuse später noch 
eine weitere Steigerung erfahren und die Gesamtziffer von 2095 
erreicht, wobei der Ach. monılhformıs noch ein achtes Mal gefun- 
den wurde. Außerdem wurde derselbe gefunden in einem von 
14 untersuchten Hamstern und ferner noch je einmal in Puforrus 
putorius (L.), von dem 95 Exemplare, und in Falco cineraceus 
Montagu, d.i. Grcus pygargus (L.), von dem 39 Exemplare 
untersucht worden waren. Bei den beiden letztgenannten Wirten 
fand er sich jedoch nicht im Diinndarm, sondern im Magen und 
dorthin war er offenbar mit verzehrten Feldmäusen (bez. Hamstern) 
gelangt. 

Ihren Namen verdankt die Art der eigentümlichen Gliede- 
rung ihres Rumpfes, der nur in seinem hinteren Viertel gleich- 
mäßig cylindrisch ist, während die anderen drei Vierteile durch 
ringförmige Einschnürungen in einzelne Abschnitte zerfallen, die 
nach Rudolphi (1819, p. 325) ungefähr je eine Linie d. h. etwas 
über 2 mm, nach Westrumb (1821, p. 25, Nr. 46) dagegen an 
verschiedenen Körperstellen etwas verschieden lang sein sollen 
und dem ganzen Wurm ein perlschnurartiges Aussehen verleihen. 


258 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Die Lange der in Wien gefundenen Exemplare schwankte zwischen 
2 und 10 Zoll d. h. ca. 5 und 27 cm, ohne daß hierbei jedoch 
auf Geschlechtsunterschiede geachtet worden wäre [Kaiser 
(1891, p. 10) fand die Männchen 4—5 cm, die Weibchen 6—8 cm 
lang.] Die Dicke giebt Westrumb auf 2— 21/2 Linien d.h. ca. 
4—5,5 mm an, während Rudolphi das von ihm untersuchte 
4 Zoll g Linien d.h. knapp 13 cm lange Exemplar nur ?/s Linien 
d. h. ca. 1,5 mm dick fand. Zum Vergleich sei angeführt, daß 
Kaiser den Durchmesser für das fadenförmig verjüngte Vorderende 
zu 0,35—0,5 mm bestimmte, während nach hinten zu die Dicke 
allmählich bis auf 1,5—2 mm zunahm. Der Rüssel ist verhältnis- 
mäßig sehr klein, zwischen !/4 und !/s Linie d. h. ca. 0,5—0,7 mm 
(nach Kaiser’s genaueren Angaben 0,215—0,230 mm) lang und 
!/s Linie d. h. ca. 0,3 mm (nach Kaiser 0,118—0,120 mm) dick. 
Die Haken sind sehr klein und schwach. Die Zahl ihrer Quer- 
reihen wird von Rudolphi auf ca. 12, von Westrumb auf 
ca. 16 angegeben, während neuerdings Kaiser sie zu 10—15 
bestimmte. Einen Hals haben Rudolphi und Westrumb nicht 
gesehen. i 

Ech. monılformıs Brems. gehört zu den Arten, welche 
Westrumb bereits anatomisch untersucht hat (vergl. Westrumb 
1821, Taf. II Fig. 21—24 sowie oben p. 154). 


„Ech. Morinelli“ Rud. 


Unter dieser provisorischen Bezeichnung registriert Ru- 
dolphi (1819, p. 78, Nr. 75) Echinorhynchen, die bei der Wiener 
Helminthensuche in Charadrius morinellus L. gefunden worden 
waren und die später Westrumb (1821, p. 26—27, Nr. 49) mit 
Lich. vanelli Gmel. zu einer (von ihm Zch. lancea genannten) 
Art vereinigt, trotzdem sie etwas kleiner waren wie die Exem- 
plare aus dem Kibitz, nämlich nur 4—6 Linien (d. h. ca. 8,5—-13 
mm) lang. 


ssEch. Motacillae atricapillae“ Rud. 

Bei der Wiener Helminthensuche wurde in einem von 23 
untersuchten Exemplaren von Motacılla atricapilla L., d. i. Sylvia — 
atrıcapılla (L.), im Netz ein Zchinorhynchus gefunden, den Ru- 
dolphi (1819, p. 77, Nr. 65) auf Grund einer handschriftlichen 
Mitteilung provisorisch als Echznorhynchus aus Motacılla atrica- 
pilla verzeichnet. Er fügt hinzu, daß derselbe von dem im 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 259 


gleichen Wirt gefundenen “ch. areolatus verschieden sein soll, 
wirft aber die Frage auf, ob es sich nicht vielleicht um dieselbe 
Art handele, welche in Wien im Darme verschiedener anderer 
Singvégel gefunden worden war und von Rudolphi(1819, p. 77, 
Nr. 66) provisorisch als ,,Eck. Sylorarum“ verzeichnet wird. Diese 
Frage ist dann auch von Westrumb (1821, p. 27, Nr. 51) be- 
jaht worden, der die betreffende Art Ach. fasciatus nennt. Siehe 
daher Weiteres unter diesem Namen. 


„Ech. muraenae Gmelin.“ 


Irrtümliches Citat bei Westrumb (1821, p.42, Nr. 87) statt 
Ech. maraenae Gmel. 


Ech. murenae Bosc. 


Unter diesem Namen führt Bosc (1802, p. 10) die von 
Martin (1780) in Osmerus eperlanus (L.) gefundenen Echino- 
rhynchen an. Offenbar schließt sich Bosc auch hier, wie fast 
durchweg an Gmelin (1791) an. Hatte aber bereits Gmelin 
anstatt des Stintes irrtimlicherweise die Maraene als Wirt dieses 
Echinorhynchen angesehen, so ist nunmehr bei Bosc infolge 
eines abermaligen Irrtums aus der Maraene die Muraene ge- 
worden und daß es sich nicht etwa nur um einen Druckfehler 
in dem Speciesnamen handelt, geht daraus hervor, daß Bosc 
auch im Text ausdrücklich „la muréne“ als Wirt angiebt. Ver- 
gleiche im übrigen unter Zch. maraenae Gmel. und vor allem 
unter Acanthrus sipunculoides Achar. 


Ech. muris Schrank. 


Mit diesem Namen belegt Schrank (1788, p. 21, Nr. 71) den 
von Goeze (1782, p. 138, Taf. 9 B, Fig. 12) auf Grund emer ihm 
übermittelten Zeichnung unter dem Namen Pseudoechinorhynchus 
ohne Beifügung eines Speciesnamens abgebildeten und kurz be- 
schriebenen Wurm, den Graf von Borke in einer Maus gefun- 
den hatte und den auch bereits O. F. Müller (1787, 1) zu den 
Echinorhynchen rechnete, ohne ihn zu benennen. Mit Rücksicht 
auf die ganz abweichende Gestaltung des Riissels erhebt Gmelin 
(1791) die Art zum Vertreter einer besonderen Gattung ZZaeruca 
und unter dem Namen //aeruca muris findet sie sich auch noch 
Deti~udolpii (1793. p: 2122) und Zeder (1803, pi 100) an- 
geführt. (Vergl. auch unter “ch. erinacer.) Später hat Rudolphi 


260 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(1809, p. 302—304, Nr. 39) diese Gattung Haeruca wieder zu 
Echinorhynchus einbezogen und daher die Art unter den Species 
inquirendae wieder als Zch. muris aufgeführt. Er äußert jedoch 
bereits Zweifel, ob es sich wirklich um einen Zchinorhynchus 
handelt. Unter gleichem Namen wird die Art dann auch noch 
von Westrumb (1821, p. 39—40, Nr. 69) und späteren als spec. 
inqu. aufgeführt. Lamarck (1801, p. 336) nennt sie Ach. haeruca, 
Bosc (1802, p. 4) Ech. haerucae. Offenbar aber handelt es sich 
einfach um einen Cysticercus fasciolaris, trotzdem das einzige 
Exemplar angeblich im Magen der Maus gefunden wurde. 

Nachträglich werde ich darauf aufmerksam, daß bereits D u- 
jardin (1845, p. 502—503) eine ähnliche Auffassung vertreten hat, 
die aber völlig in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Wenig- 
stens führt Diesing (1851, p. 54, Nr. 89) den Ach. murıs wieder 
an, ohne irgend welche Zweifel an seiner Zugehörigkeit zu den 
Echinorhynchen zu äußern, und auch noch v. Linstow (1878, 
p. 22) verzeichnet den “ch. muris als eine selbständige Para- 
sitenart. | | 

Dujardin glaubt, daß die Zeichnung des Grafen v. Borke, 
die allen Angaben über den Ach. muris zu Grunde liegt, nur 
das Vorderende eines Cys/cercus Jascıolarıs darstellt, und führt 
auch an, daß er diese Überzeugung gewonnen habe, als er im 
Pariser Museum ein derartiges Cysizcercus-Fragment als ,,Maeruca 
ou Ech. muris“ etikettiert fand. Ich teile, wie gesagt, die Uber- 
zeugung vollkommen, daß Ach. murıs nichts anderes wie ein 
Cysticercus fasciolaris ist. Ich sehe aber keinen zwingenden Grund 
zu der Annahme, daß die von Goeze publicierte Abbildung nur 
ein Bruchstück eines Wurmes darstelle, glaube vielmehr, daß sie 
einen noch verhältnismäßig jugendlichen Cystzcercus darstellt, der 
nur eine Länge von ca. 2—3 cm besaß und dessen äußere Glie- 
derung dementsprechend noch wenig ausgeprägt war. Diese 
Differenz gegenüber der Ansicht von Dujardin ist indessen 
durchaus unwesentlich. Daß es sich überhaupt um Cysäcercus 
fasciolaris handelt, wird dagegen durch die Zeichnung des Haken- 
kranzes und der darauf folgenden (durch die nicht gezeichneten 
Saugnäpfe bedingten) Verdickung genügend sicher gestellt. 


„Ech. Muscicapae“ Rud. 


Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi 
(1819, p. 77, Nr. 64) Echinorhynchen an, die in Wien im Darm 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 261 


von Muscıcapa collars Bechst. gefunden worden waren und für 
die später Westrumb (1821, p. 17, Nr. 30) die Species Ech. 
dimorphocephalus schafft. Vergl. daher diese. 


„Ech. Mustelae‘“ Rud. 


Im Wiener Museum sah Rudolphi (1819, p. 75—76 und 
335, Nr. 50) drei Exemplare eines im Mesenterium von Mustela 
vulgaris Erxl., d.i. Putortus (Ictis) nivalis (L.), gefundenen Zchr- 
norhynchus, der seiner Ansicht nach zweifellos eine neue Art dar- 
stellte, den er aber trotzdem nur unter der indifferenten Bezeich- 
nung „Zch. Mustelae“ registriert, da eine ausreichende Charakte- 
risierung der Art wegen des bei allen Exemplaren eingestülpten 
Rüssels nicht möglich war. Aus gleichem Grunde stellt auch 
Westrumb (1821, p. 39, Nr. 68) die Art zu den Species dubiae. 
Derselbe hält sie jedoch dem “Ach. erimacez (Rud.) für ähnlich 
oder verwandt. Gefunden wurde die Art nach Westrumb 
(1821, p. 66) nur einmal bei Untersuchung von 373 Wieseln. 


Ech. mutabilis Rud. 


Unter diesem Namen beschreibt Rudolphi (1819, p. 669 
bis 670, Nr. 56) eine brasilianische Echinorhynchen- Art, die v. 
Olfers und Natterer im Darm einer Anzahl von Wasservögeln 
gefunden hatten und zwar v. Olfers in zwei von Rudolphi 
noch nicht namhaft gemachten brasilianischen Reiherarten und 
Natterer in Ardea egretta Gmel., Ardea scapularis Illig. — 
Rudolphi und alle späteren helminthologischen Schriftsteller 
bis auf de Marval (1902, p. 425) führen freilich statt dieser Art, 
die Natterer nach Ausweis vonv. Pelzeln (1871, p. 301) haufig 
erlegt hat, die nahe verwandte Ardea virescens L. an, die nach 
Gray’s Handlist. of Birds, Part 3, London 1871, p. 31, Nr. 10155 
in ihrem Vorkommen auf die Vereinigten Staaten Nordamerikas 
beschränkt ist — ferner in einer Nycficorax-Art, die ebenso irr- 
tumlich von Rudolphi bis auf de Marval stets mit dem euro- 
päischen Vy#corax nycticorax (L.) identificiert wird, während es 
sich doch nur um eine der drei von Natterer erlegten brasilia- 
nischen Arten handeln kann, nämlich um Myctcorax gardent 
(Gmel.), Mycticorax pileatus (Lath.) oder Nychcorax violaceus (L.), 
vergl. Pelzeln (1871, p. 302—303) — des weiteren außer in 
diesen Reiherarten auch noch in Platalea ayaya L. und einer .Sterna- 
Art, die von Rudolphi bis aut de Marval stets mit der euro- 


262 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


päischen, in Amerika nicht vorkommenden Serra minuta L. iden- 
tificiert ist, wahrscheinlich aber die von Natterer in Sapitiba 
erlegte Sterna argentea Pr. Neuw. darstellt. 

Die Art ist nach Rudolphis Schilderung dem europäischen 
Ech. striatus Gze. sehr ähnlich. Wie bei diesem ist das Vorder- 
ende des Rumpfes bestachelt, der hintere Teil desselben schlanker 
und unbewaffnet. Wie dort schiebt sich zwischen Rumpf und 
Rüssel ein unbewaffneter konischer Hals ein. Der Rüssel soll 
‚dagegen bei “ch. mutabilis an der Basis (nicht wie bei Zch. 
striatus am Vorderende) verdickt sein und sich nach vorn zu fast 
plötzlich verschmalern. Die Länge der Exemplare schwankte 
zwischen r!/e und 5 Linien d. h. ca. 3 und ca. 11 mm. 

Westrumb (1821, p. 30—31, Nr. 57) vereinigt die Art mit 
Ech. striatus Gze. auf Grund eigener Untersuchungen, die ihn 
zu dem Resultat führten, daß die Unterschiede, die bezüglich der 
Form des Rüssels vielleicht bestehen, doch zu gering seien, um 
eine Artunterscheidung zu rechtfertigen. Speciell für die Exem- 
plare aus Nyckcorax wird angeführt, daß der Rüssel bald an der 
Spitze, bald an der Basis verbreitert, stets aber an der Spitze ab- 
gestutzt und mit ca. ı2 Querreihen kleiner Haken besetzt sei. 

Die Berechtigung dieser von Westrumb vorgenommenen 
Vereinigung ist meines Wissens bisher noch nie angefochten 
worden. Auch die neuesten Publikationen über “ch. striatus G ze. 
von v. Ihering (1902, p. 46) und de Marval (oo pee) 
nehmen die Zugehörigkeit der südamerikanischen Echinorhynchen 
zu der genannten europäischen Art an und dies veranlaßt mich 
zu einigen Bemerkungen im Interesse einer richtigen historischen 
Würdigung von Westrumb’s Auffassung. Denn diese entsprach 
zwar völlig dem Stande der Helminthologie am Anfange des 
19. Jahrhunderts, braucht aber deswegen doch noch nicht richtig 
zu sein und bedarf jedenfalls der Nachprüfung. Sind doch früher 
sehr vielfach einander ähnlich erscheinende Helminthen aus ähn- 
lichen Wirten zu einer Art vereinigt worden, auch wenn die einen 
in Europa, die andern in Amerika gefunden worden sind. In 
fast allen genauer untersuchten Fällen hat sich jedoch inzwischen 
herausgestellt, daß es sich alsdann zwar um sehr ähnliche, aber 
doch immerhin um verschiedene Arten handelt. Der Nachweis, 
daß diese Regel nicht auch für die Echinorhynchen und speciell für 
die hier besprochenen Formen gilt, ist zum mindesten noch zu 
erbringen und in diesem Sinne muß ich für Beibehaltung des Zch, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 263 


mutabilis Rud. als selbständiger Art, wenn auch als spec. inqu. 
(wie viele Echinorhynchen sind denn aber nicht mehr spec. inqu.?) 
plaidieren. Vergl. hierzu auch “ch. tumidulus Rud. 

Aus diesem Grunde führe ich auch hier und nicht erst bei 
Etch. striatus an, daß Westrumb auf Grund neuerer Funde von 
Natterer für die letztere Art noch zwei weitere brasilianische 
Wirte anführt, nämlich Ardea cayennensis Gmel., d. i. Nycticorax 
violaceus (L.), und Ardea leuce Ill., welch letztere jedoch identisch 
ist mit der bereits von Rudolphi als Wirt von Zeh. mutabilis ange- 
führten Ardea egretta L. Aus der besonderen Schilderung, welche 
Westrumb von den Echinorhynchen aus diesen beiden Wirten 
entwirft, sei angeführt die Lange (3—5 Linien, d.h. ca.6—11 mm, 
wogegen für die Echinorhynchen aus Vyc#corax spec. nur 4 Linien, 
d.h. ca. 9 mm angegeben werden), die Schilderung des Rüssels, 
die der oben bereits wiedergegebenen für die Exemplare aus Vyc- 
“icorax spec. entspricht, ferner die Ringfurche, die wie bei Zc. 
striatus aus Ardea cimerea den bestachelten und kugelig aufge- 
triebenen Vorderteil des Rumpfes von dem unbewaffneten, sich 
nach hinten zu verschmälernden und längsgestreiften Hinterteil 
desselben scheidet. Für die Exemplare aus Nyczicorax spec. wird 
das Vorhandensein einer solchen Furche nicht ausdrücklich be- 
tont und für die Exemplare aus den anderen bereits von Ru- 
dolphi angeführten Wirten des Zch. mutabilis wird eine geson- 
derte Schilderung nicht gegeben. 


Ech. napaeformis Rudolphi 1802. 


Neuer Name für Haeruca erinacei Rudolphi 1793. Siehe 
deshalb unter “ch. erimacet. 


Ech. nodulosus Schrank. 


Die Art soll nach Schrank (1790 — cf. Schrank 1792, 
p. 116, Nr. 25) im Darm von Szlurus glanis L. gefunden worden 
sein. Zeder (1800, p. 134—137) berichtet dagegen, daf er selbst 
die Exemplare, auf Grund deren Schrank die Art aufgestellt 
hat, gefunden und an Schrank gesandt habe und daß die Wirts: 
angabe von Schrank nur auf einem Mißverständnis beruhe. 
In der Tat habe er nicht im Wels sondern in Zo/a dota (L.) Echi- 
norhynchen gefunden und infolge einer weiteren Verwechselung 
mit gleichzeitig an Schrank gesandten Echinorhynchen aus 
Squalius cephalus (L.) habe Schrank dann die Echinorhynchen 


264 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


aus Lofa als Ech. dobulae beschrieben, während aus dem Döbel 
— Squalius cephalus (L.) = Cyprinus dobula L. — in der Tat 
der Echinorhynchus nodulosus stammte, der auBerdem auch noch 
in anderen Cypriniden vorkomme, [Da sowohl Ach. nodulosus 
wie Ech. dobulae synonym zu Ech. laevis Zoega sind, so wird 
hierdurch freilich diese Verwechselung der Wirte bei den beiden 
von Schrank unterschiedenen Arten gegenstandslos.| 

Nach Zeder hat bereits Goeze den Ech. nodulosus im 
Darme des Döbels gefunden. Zeder selbst fand ihn ausschließ- 
lich in Cypriniden und unterscheidet ihn von Zch. fiscinus Led. 
der ihm „beim ersten flüchtigen Anblick so ähnlich“ sieht, „daß 
man sie leicht für eine Art halten und zusammenwerfen kann, 
besonders wenn der knotige Kratzer noch sehr klein ist“, durch 
den Hals, der bei Zch. priscinus Zed. dicker sein soll, und nament- 
lich durch die Bewaffnung des Riissels. Während nämlich Zeder 
glaubte, daß bei “ch. piscinus die Haken alle „gleiche Größe 
haben“ erkannte er bei Ach. nodulosus bereits die beiden ver- 
schiedenen Hakentypen und betont, daß die vordere Hälfte des 
Rüssels „mit größeren Haken bewehrt sei, dagegen der untere 
Teil bey der Kugel mit äußerst kurzen Häkchen‘, die nur mit 
dem zusammengesetzten Mikroskop zu entdecken seien, während 
der Rüssel, „mit dem Suchglase betrachtet, nur zur Hälfte — 
ganz vorne — behakt zu sein scheint.“ 

Schrank (1803, p. 219— 220, Nr. 3114) bringt nichts wesent- 
lich Neues. Rudolphi (1808, Tab. IV, Fig. 4) publiciert zu- 
nächst eine Abbildung der Art und hält in der später folgenden 
Beschreibung (1809, p. 287—290, Nr. 27) den Zch. nodulosus für 
identisch mit “ch. laevis Zoega. Er betont die Variabilität des 
Halses bei Ech. nodulosus, will die Art aber trotzdem durch die 
Form des Halses (also nicht mehr des Rüssels) von dem nahe 
verwandten Zch. fereticolls Rud. (= Ech. piscinus Zed.) unter- 
scheiden. Bremser (1811, p. 26) erklärte dann jedoch diese 
Arten für identisch und trotz des Widerspruches, den Rudolphi 
(1819, p. 72—73 und 328—329, Nr. 37) hiergegen erhob, ist diese 
Vereinigung seit Westrumb (1821, p. 37—39) allgemein aner- 
kannt. Westrumb nannte die Art Zch. proteus, ihr prioritäts- 
berechtigter Name ist jedoch “ch. laevis Zoega. 


ÆEch. nyctae Schrank.“ 
Irrtümliches, hier erst bei der Correctur eingefügtes Citat 
{wohl Druckfehler) bei de Marval (1904, p. 573) anstatt 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 265 


Ech. nyeteae Schrank. 

Im Darme. einer Strix stridula L., d. i. Syrnium aluco (Lì, 
fand Goeze (1782, p. 153, Taf. XI, Fig. 8—12) Kratzer von 
13/4 Zoll d. h. fast 50mm Länge, die „ein besonderes Phänomen“ 
zeigten. „Ein an dem Darmstück vestsitzender Kratzer wurde 
stark gezogen. Der Rüssel zeigte sich, und gleichwohl sass er 
an einer aus dem Rüssel vorgestreckten Verlängerung noch am 
Darme vest. Unter dem Komposito zeigte sich diese Verlänge- 
rung des Rüssels als eine Trompete, deren weite Oeffnung sich 
unten vest an den Darm angesogen hatte. Dies beweiset, daß 
der Wurm, wenn er mit der Rüsselwalze sich befestiget hat, 
diesen trompetenförmigen Theil zum Saugen hervorstrecke, und 
damit wohl eigentlich die Nahrung an sich ziehe.“ Diese Ver- 
längerung des Rüssels ist die wesentlichste Eigentümlichkeit der 
Art, die auf Grund von Goeze’s Beschreibung von Schrank 
(1788, p. 22—23, Nr. 75) den Namen ch, nycteae, später von 
Gmelın (1701, p 2015, Nr 3). den auch von Bosc (1302, p. 6) 
gebrauchten, aber als synonym zu Zch. nycteae einzuziehenden 
Namen Ech. strigis erhielt, und sie ist auch die Veranlassung, 
daß Rudolphi (1802, p. 57—59 und 1809, p. 275—277) die Art 
als zweifelhaft-synonym mit seinem “ch. Zuba ansieht. Bei An- 
nahme dieser noch nicht genügend bewiesenen Synonymie würde 
natürlich der Name “ch. nycteae Priorität haben (vergl. jedoch 
auch unter Ech. aluconis). Sollte aber die „Trompete“ des Wur- 
mes nicht nur eine hochgezogene Schleimhautfalte des Darmes 
gewesen sein? 

Zusatz bei der -Correctur: Nach de Marval (190%, p. 573) ıst 


Ech, nycteae Schrank synonym zu Ech. aluconis. Vergl. hierzu den nach- 
träglichen Zusatz unter Zch. globocaudatus Zed. 


„Ech. Oedienemi“ Rud. 

Unter dieser provisorischen Bezeichnung registriert Ru- 
dolphi (1819, p. 78, Nr. 76) Echinorhynchen, die bei der Wiener 
Helminthensuche in Oedicnemus oedienemus (L.) gefunden worden 
waren (3mal bei 10 Untersuchungen) und die später Westrumb 
(1821, p. 26—27, Nr. 49) mit Ech. vanelh Gmel. zu einer (von 
ihm Zeh. lancea genannten) Art vereinigt. 


Ech. oligacanthoides ui 
Von Rudolphi (1819, p. 64 und 311—312, Nr. 7 u. p. 666, 
Nr. 52) charakterisiert auf Grund von Exemplaren, die v.Olfers 


256 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


in Brasilien in Cysten am Darm von Coluber olfersi gefunden 
hatte. Auch die Angabe Westrumb’s (1821, p. 5, Nr. 5), daß 
Natterer die Art „in intestinis“ derselben Schlange gefunden 
habe, ist jedenfalls auf solche Cysten zu beziehen, zumal auch 
Diesing (1851, p, 24—25, Nr. 14) die Art aus Schlangen nur 
im encystierten Zustande kennt und den definitiven Wirt uns in 
Falco milvordes Spix, d. i. Puteogallus nigricollis (Lath.) und 
dem von Diesing gleichfalls noch zur Gattung Falco gerech- 
neten Harpagus bidentatus (Lath.) kennen lehrt. Die Zahl der 
Hakenreihen am Rüssel wird auf 4 angegeben. (Vergl. hierzu 
auch unter Æch. lagenaefor mıs.) 


Ech. oligacanthus Rud. 

Von Rudolphi (1819, p. 64 und 311, Nr. 6) in Florenz in 
Coluber quadrilineatus subperitoneal gefunden und Zch. oligacan- 
thus genannt, weil Rudolphi nur 3 Querreihen von Haken am 
Rüssel fand. Westrumb (1821, p. 5, Nr. 4) bietet nur ein Ex- 
cerpt aus Rudolphi (1819). Aus Rudolphi’s Beschreibung 
der Art ist noch von Wichtigkeit die Form des Rüssels, die als 
,subglobosa‘ bezeichnet wird, die große Kürze des Halses und 
die Verschmächtigung des Rumpfes nach hinten zu, denn in allen 
diesen Merkmalen stimmt Zeh. oligacanthus Rud. überein mit 
Ech. lagenaeformis W estr., welchen ich als die geschlechtsreife 
Form von Zch. olıgacanthus Rud. anzusehen geneigt bin. Vergl. 
hierzu auch unter “ch. lagenaeformıs Westr. Wenn meine be- 
reits bei Besprechung dieser Art vertretene Auffassung von Zch. 
oligacanthus Rud. und Zeh. olıgacanthoıdes Rud. richtig ist, werden 
diese beiden Arten vermutlich eine natürliche Gattung bilden 
ähnlich den Gattungen Gzigantorhynchus, Neorhynchus, Parado- 
xites, Corynosoma und anderen. (Vergl. hierzu auch die Be- 
sprechung von Ach. aluconis O..F. Müll. "und 27 se 
Brems.) 


„Ech. Orioli* Rud. nec Westr. 


Bremser (1811, p. 26) zahlt unter den in Wien gefundenen 
neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Orzolus gal- 
bula Gmel, d. i. Orzolus ortolus (L.), auf, welche Rudolphi 
(1819, p. 77, Nr. 62) provisorisch als „Zeh. Oriolk“ verzeichnet, 
während sie einen wirklichen Namen erst durch Westrumb 
(1821, p. 25, Nr. 26) erhielt. Vergl. daher unter Ech. sigmoideus 
Westr. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 267 


„Ech. Orioli‘ Westr. nec Rud. 


Unter dieser selben Bezeichnung „Zch. Orioh“ findet sich 
dann bei Westrumb (1821, p. 40. Nr. 73) dieselbe Form ange- 
führt, die Rudolphi (1819, p. 673, Nr. 59) als „Zch. Oriol 
crıstatı““ registriert hatte. 


ssEch, Orioli eristati“ Rud. 

Im Darm eines von Rudolphi und Westrumb Orzolus 
cristatus genannten Vogels hatte Natterer in Brasilien Echino- 
rhynchen von 6—12 Linien d. h. ca. 13—27 mm Länge gefunden, 
welche aber sämtlich den Rüssel eingestülpt hatten „qua ex re 
haud diagnoscenda“ (Westrumb 1821, p. 40, Nr. 73). Sie wer- 
den deshalb von Rudolphi (1819, p. 673, Nr. 59) sowohl wie 
von Westrumb nur mit Angabe des Wirtes anstatt mit einem 
Speciesnamen angeführt. Als Wirt dieser Echinorhynchen wird 
dann später von Diesing (1851, p. 55, Nr, 94 und p. 477, Nr. 988) 
Icterus cristatus Temm. namhaft gemacht. Es kann sich hier- 
nach nur um Os#nops cristatus (Bo dd.) handeln, den Natterer 
im Marz 1818 auf Isla de Marambaya und bei Sapitiba erlegt 
hatte. (Vergl. v. Pelzeln, 1871, p. 19: und p. IL) 

Zusatz bei der Correctur: Wenn de Marval (1904, p. 582—583) 
unter den wegen fehlender Beschreibung zu unterdriickenden Arten auch 
„Ech. orio Rud.“ aufführt, so kann hiermit nur dieser , Ach. Orioli cristati“ 
Rud. = ,Ech. Orioh“ Westr. nec Rud. gemeint sein, zumal de Marval 
selbst vorher (1904, p. 574, Nr. 2) ,Ech. orto Rudolphi (partim)“, d. i. offen- 
bar „Zeh. Orioh“ Rud. nec Westr., zusammen mit Ech. sigmoideus Westr. 
als synonym zu Ech. areolatus Rud. angefàhrt hat. Im Ubrigen wiirden 
meines Erachtens die Gròfenangaben eine ,,Beschreibung“ im Sinne der 


Nomenclaturgesetze bilden, wenn ,,£ck. Oriol“ wirklich ein Name wäre. 
Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter „ch. Gruis“ Rud. 


Ech. otidis Schrank. 


Mit diesem Namen belegt Schrank (1788, p. 23, Nr. 76) 
Echinorhynchen, die Goeze (1782, p. 154, Taf. XI, Fig. 13) kurz 
geschildert und abgebildet hatte, ohne sie zu taufen, und die 
Graf von Borke in „einer bunten Ohreule“ (im Jahre 1778, es 
handelt sich also wahrscheinlich. um denselben Fund, den O. F. 
Müller [1779] unter Ach. candıdus anführt, vergl. unter diesem 
Namen), Goeze selbst „in den Gedärmen einer Ohreule“ gefun- 
den hatte. Den wissenschaftlichen Namen des Wirtes führt 
Goeze nicht an, doch nimmt Schrank an, daß es sich um Aszo 

Zool. Annalen. I. 18 


268 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


otus (L.) gehandelt habe, und hierin stimmt ihm Rudolphi (1800, 
P- 275—277) bei, gegenüber Gmelin (1791,-p- 3045), der den 
Wirt auf Prsorhima scops (L.) deutet (vergl. Zch. scopis). Sollte 
die noch‘ zweifelhaft erscheinende Selbststandigkeit der Art 
wirklich sichergestellt werden und alsdann dem Namen Zeh. 
otidıs, der ja zweifellos der älteste Name für den Goeze’schen 
„Ohreulenkratzer“ ist, Prioritätsrecht zuerkannt werden, trotzdem er 
auf einem offensichtlichen Versehen beruht, so würde er jeden- 
falls auf Grund von § 8 der zoologischen Nomenclaturregeln (nach 
den Beschliissen des V. internationalen Zoologen-Congresses zu 
Berlin, 1901) zu korrigieren sein, da oZıdıs der Genitiv von dem 
Gattungsnamen O#s ist und nicht von o/us. Im übrigen vergl. 
bez. dieser Art unter “ch. aegualıs Zed., unter welchem Namen 
die seit Goeze nicht wiedergefundene Form später geführt wurde. 

Zusatz. bei der Correctur: De Marval (1904, p. 573) Sicherer: 


otidis Schrank als synonym zu Ech. aluconis O. F. Mill. an. Vergl. den 
nachträglichen Zusatz unter Ech. globocaudatus. 


Ech. ovatus Zed. 


Zeder (1800, p. 137—139) fand in verschiedenen Fischen 
(Esox luctus L., Lota lota (L.), Salmo salar L. und Cyprinoiden), 
und zwar meist subperitoneal, Echinorhynchen, deren Rumpf 11/4 
bis 2 Linien d. h. ca, 2,5—4,5 mm und deren Hals und Rüssel 
1/9—%;4 Linien d. h. ca. 1—1,5 mm lang waren. Der Rüssel soll 
mit 19 Reihen Haken besetzt sein, wobei wahrscheinlich Quer- 
reihen gemeint sind, wie dies auch Rudolphi (1809, p. 290) an- 
nimmt, obwohl Zeder die Anordnung der Haken in Längsreihen, 
die sonst zu jener Zeit vielfach nicht beachtet wurde, wohl er- 
kannt hat. (Er bezeichnet den Rüssel als , durch die der Länge 
nach herablaufenden dornähnlichen Haken gestreift.“) Bei einigen 
Cyprinoiden will Zeder dieselbe Art wie im Peritoneum auch 
im Darmkanal gefunden haben. Er hält dieselbe für neu und 
nennt sie “ch. ovatus und unter diesem Namen wird die Art dann 
noch von Zeder (1803, p. 157, Nr. 24) und von kdo hp 
(1809, p. 296-291, Nr. 28 und 1819, p- 73, NrJ-36) anseithre 
Rudolphi (1809) betont ihre Ähnlichkeit mit Zch. sphaericus 
Rud. Bremser (1811, p. 26) faßt diese beiden Arten mit 204 
lereticollis Rud. und anderen älteren Arten zu einer einzigen Art 
zusammen, die dann Westrumb (1821, p. 37—39) “ch. proteus 
nennt und deren prioritatsberechtigter Name “ch. laevis Zoega 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 269 


ist. Das Vorkommen von Larven dieser Art in Fischen könnte 
nun freilich sehr zweifelhaft erscheinen, da “ch. laevis seine Lar- 
venentwickelung nach den Feststellungen von Rud. Leuckart 
(1862) in Gammarus durchmacht. Indessen hat noch neuerdings 
Hamann (1891, p. 93 £.) in Phoxinus phoxınus (L.) = Phoxinus 
laevis Agass., Cobitis barbatula L., Gobio gobto (L.) = Gobto 
fluviatilis Cuv., Gasterosteus aculeatus L. und Gasterosteus pungt- 
fus L. Echinorhynchenlarven gefunden, die sich im Darm von 
Salmo farıo L. zu geschlechtsreifen, von Lchinorhynchus laevis 
nicht unterscheidbaren Echinorhynchen entwickelten, ohne daß 
freilich seine Erklärung dieses auffallenden Vorkommnisses mich 
völlig zu befriedigen vermöchte. 


Ech. pardalis Westr. 


Von Westrumb (1821, p. 39, Nr. 67) unter den Species 
dubiae aufgefthrt auf Grund eines von Natterer im Duodenum 
von Fels pardals L. gefundenen Exemplares, das einen Teil 
seines Rüssels verloren hatte und deshalb nur unvollkommen 
charakterisiert werden konnte. Länge 10 Linien (d.h. ca. 22 mm), 
der noch vorhandene Teil des Rüssels cylindrisch, mit ziemlich 
kräftigen Haken, Hals fehlt. 

Die art istyspaters von Die sin o=(1851, pe 2l 2ou Nr 5) 
in Ech. campanulatus umgetauft worden. Indessen hat diesem 
Namen gegenüber Ach. fardals Priorität, weil durch den Zusatz 
„n. sp.“ als Benennung einer neuen selbständigen Art gekenn- 
zeichnet und also nicht nur „ern Æchinorhynchus aus der Pardel- 
katze“ bedeutend. Vergl. hierzu auch oben p. 166 unter Ech. 
alcedinis Westr. 


„LEch. Pari‘ Rud. 


In seiner Liste neuer Echinorhynchenarten führt Bremser 
(1811, p. 26) auch einen solchen aus Parus major L. auf, den 
Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 68) dann als ,,Eck. Pari“ verzeichnet. 
Nach Westrumb (1821, p. 41, Nr. 76) ist er nur einmal bei 
Untersuchung von 66 Kohlmeisen gefunden und nicht bestimm- 
bar, da der Riissel abgerissen war. 


Ech. percae Gmel. 
OZE-Müller (1780, 1, p. 205) und Pallas (1766; pi 475) 
hatten über das Vorkommen von Echinorhynchen in Perca fluvia- 
18* 


270 Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


tis L. berichtet, ohne daß ersichtlich wäre, welche Art sie vor 
sich gehabt haben. Müller, der einfach von „Kratzern“ spricht, 
ohne sich über deren Species-Zugehörigkeit zu äußern, führt von 
Merkmalen, die bei dem Versuch einer Bestimmung in Betracht 
kommen könnten, nur an, der Rüssel sei „ein Cylinder von gleicher 
Dicke mit 10 Reihen der Länge nach und neun Häckgen in 
jeder“. Hiernach ist von den in neuerer Zeit unterschiedenen drei 
Echinorhynchen-Arten des Barsches der kurzrüsselige “ch. ret 
©. E Müll. ( “ch. clavaeceps Zed., em. Duj.) von vornherem 
auszuschließen. Dagegen stimmen die o in jeder Längsreihe ge- 
zählten Haken völlig überein mit der Haken-Anordnung bei Æc/. 
lucz O. FE. Müll. (= Zeh. angustatus Rud.) und wenn dieser 
auch 14 Längsreihen besitzt an Stelle der von O. F. Miller 
angegebenen 10, so ist doch jedenfalls diese Abweichung immer 
noch wesentlich geringer, als bei “ch. laevis Zoewa ( Bee 
proteus Westr.), dessen Rüssel 20 Längsreihen von je 11 — 12 
Haken trägt. 

Pallas führt Perca fluviatıls L. nur als Wirt seiner Sammel- 
art Zaenta haeruca auf (siehe diese). 

Auf diese Angaben von Müller und Palias gründet nun 
Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 30) seine Art Ech. percae, macht aber 
selbst bereits den Zusatz „an vere distincta species?“ 

Im AnschluB an Gmelin findet sich die Art dann bei 
Bosc (1802, p. 9) citiert und unter Beifügung eigener Beobach- 
tungen angeführt bei Rudolphi (1793, p. 21 und 1795, p. 14—15) 
sowie bei Zeder (1800, p. 118 und 126—128). Rudolphi (1793) 
betont als Unterschied gegenüber #ch. luci, dab ch. percae 
„mollis, rugosus“ sei und nicht „pellucidus et laevis‘, wie für £c4. 
luc angegeben werde und ferner daß er eine leicht sichtbare, 
in den Beschreibungen des “ch. luc dagegen nicht erwähnte 
„Vesicula terminalis“ besitze. Besonders aber ist Zeder (1800, 
p. 123— 128) für die Selbständigkeit beider Arten eingetreten, in- 
dem er gleichzeitig betont, daß Zch. percae außer in Perca fluvia- 
Zılis L. auch noch in Zsox luctus L. vorkomme und dort sogar 
noch häufiger sei als “ch. luci, so daß hierdurch die entstandene 
Verwirrung erklärlich werde Die Angabe Zeder’s, daß O. F. 
Müller den „Barschkratzer“ zu Zch. candıdus gestellt habe, ist 
freilich ein Irrtum und beruht offenbar auf einem irrtümlichen 
Citat Gmelin’s (siehe unter Ech. cernuae). Dagegen hat nach 
Zeder’s Annahme Froelich (1791, p. 100—101), der den ez. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 27 


lucit im Barsch gefunden haben wollte, ebenso wie Rudolphi 
(1793) nur den Zch. percae vor sich gehabt und auch die An- 
gaben, die O. F. Müller selbst über den ch. luc gemacht 
habe, sollen sich wenigstens zum Teil nicht auf diesen, sondern 
auf £ch. percae beziehen. Die von Rudolphi (1793) beobachteten 
„hemisphärischen Schwanzbläschen“ werden von Zeder als syste- 
matisch wertlos erkannt, da sie auch bei vielen anderen Arten 
anzutreffen seien, dagegen werden folgende Unterschiede für die 
beiden Arten betont: Ach. fercae habe nur 8—10 Querreihen von 
Haken, Zch. lucı dagegen deren 15— 17; bei Ech. percae sei der 
Rüssel am Scheitel „abgestumpft‘“, bei “ch. luci: dagegen „ab- 
gerundet“; “ch. percae besitze „einen kurzen und begrenzten Hals, 
welcher an dem eigentlichen Hechtkratzer nie entdeckt wird“; 
Ech. lucit sei „vorne, bey vollkommen ausgestrecktem Haken- 
rüssel, auffallend schmächtiger als am Schwanzende, welches 
walzenrund, linienförmig und stumpf abgerundet zugeht“, bei Ach. 
percae dagegen sei „der Vorderleib weiter als der Hinterleib“. 
Rudolphi (1802, p. 53—56) will zwar von diesen Unter- 
schieden nur die verschiedene Hakenzahl anerkennen und auch 
diese nur bedingt. Er schließt sich aber trotzdem in der An- 
nahme zweier verschiedener Arten an Zeder an, indem er, um 
die Benennung nach dem Wirte zu vermeiden, den Ech. percae in 
Ech. affinıs umtauft (1802, p. 55—56, Nr. 7), unter welchem Namen 
dann auch Zeder (1803, p. 152, Nr. 8) die Art anführt. Gleich- 
zeitig berichtet Rudolphi, daß er Kratzer, die von Zch. affınıs 
nicht zu unterscheiden waren, auch im Magen von /Veuronectes 
fiesus L. gefunden habe. („Sie waren hier auch vielleicht nur 
zufällig und die der Flunder gewöhnlichen Zch. attenuatus wurden 
auch nicht vermißt. Überhaupt mögen wohl manche Verwechse- 
lungen bloß deswegen vorgefallen sein, weil mancher Wurm oft 
bei ganz andern Fischen zufällig vorkommt“) Später führt Ru- 
dolphi (1809, p. 268—270, Nr. 14) auf Grund eigener Funde als 
weitere Wirte der Art noch Gasterosteus aculeatus L. und Selurus 
glanıs L. an und spricht gleichzeitig die Vermutung aus, daß 
vielleicht auch der Ech. cernuae Gmel. (= Ech. candıdus Loega; 
siehe unter diesem Namen) hierher gehöre. Später kommt als 
weiterer neuer Wirt „ni fallor“ noch Zoarces viviparus (L.) hinzu 
(Rudolphi 1810, p. 376. — Vergl. auch unter „Zch. Dlennu‘‘). 
Auch der Ech. candidus Froelich (1802, p. 73—74) aus Perca 
fluviatilis wird von Rudolphi (1814, p. 95, Nr. 37) zu Ech. affinis 


27 2 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


gezogen. Spater aber hat Rudolphi (1819, p. 68, Nr. 19) den 
Ech. affinis, der damit als selbstandige Art definitiv aus der Lite- 
ratur verschwindet, mit Ech. angustatus (= Ech. lucii O.F. Men 
vereinigt, offenbar mit Recht. 


„Ech. Percae cernuae* Vibor g. 

In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 203) 
‚unter anderen einen nicht bestimmten Zchmorhynchus aus Perca 
cernua, d. i. Acerina cernua (L.), auf. 


„Ech. Percae fluviatilis Viborg. 


Ebendort führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 215) ferner auch 
noch einen unbestimmten Echinorhynchus aus Perca fluviatilis L. an. 


Ech. phocae Gmel. 


Ist kein Zchmorhynchus, sondern ein Nematode. Näheres 
vergleiche unten unter den Namen Ascarıs neitsıl Fabr. 1776 und 
Ascaris phocae Fabr. 1780. “Außer von Gmelin (1791, BP 307% 
Nr. 1) wird die Art als Æchinorhynchus auch noch von Bosc 
(1802, p. 5) angeführt. 


ssEch. Phocae vitulina‘ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kopen- 
hagener Tierarzneischule fuhrt Viborg (1795, p. 243, Nr. 199 
bis 201) auch einen Lchinorhynchus aus Phoca vitulina an. Es 
kann sich nur um Zeh. strumosus Rud. handeln. 


„Ech. Picae“ Rud. 

Unter den bei der Wiener Heiminthensuche gefundenen 
neuen Echinorhynchen-Arten verzeichnet Bremser (1811, p. 26) 
auch eine solche aus Zrca fica (L.). “Rudolph (reıgspr 
Nr. 60) führt diese dann unter der Bezeichnung „Ach. Picae“ auf, 
während Westrumb (1821, p. 18, Nr. 32) sie Ech. teres tauft. 
Siehe daher unter letzterem Namen. 


Ech. pict Gmel. 
Neuer, von Gmelin (1791 p. 3045, Nr. 9) gebildeter Name 
für Lich. cylindraceus Gze. (vergl. diesen), der später nur noch 
von Bosc (1802, p. 6) wieder gebraucht wird. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 273 


„Ech. piriformis“ Brems. 
Vergl. den nachträglichen Zusatz unter ch. pyriformrs. 


Ech. piscinus Zed. 


Unter diesem Namen schildert Zeder (1800, p. 132—134) einen 
Kratzer, den er „fast in allen hieländischen Fischen des siissen Was- 
sers“: „im Darmkanale aller hieländischen Karpfenarten‘“, sowie 
von Salmo trutta L., Anguilla anguilla (L.) und Lota lota (L.) ge- 
funden hatte, den er aber ,,noch nicht fiir eine neue Art angeben 
will“. Er hält ihn vielmehr für identisch mit den Kratzern, die 
Redi, Leuwenhoek und O. F. Müller im Aale gefunden 
hatten (vergl. unter Zch. anguillae) und betont ferner die Ähnlich- 
keit mit Ech. barbi! Schrank, attenuatus O. F. Müll. und az- 
nulatus Gmel. Später hat Zeder (1803, p. 155— 156, Nr. 21), 
denn auch seinen “ch. piscinus mit diesen drei Arten zu einer 
einzigen Art vereinigt, die er Ach. attenuatus nennt. Vergl. wei- 
teres unter letzterem Namen und unter Zch. nodulosus Schrank, 
sowie ferner unter dem seit Westrumb (1821) ftir diese Art 
allgemein üblich gewordenen Namen £c/. proteus Westr. und 
dem prioritätsberechtigten Namen “ch. laevis Zoega. 


Ech. plagicephalus W estr. 

Bei der unter Bremser’s Leitung in Wien erfolgten Hel- 
minthensuche wurden zweimal in Acıpenser huso L. und einmal 
in Acıpenser ruthenus L. Echinorhynchen gefunden, die Rudolphi 
(1819, p. 78, Nr. 80 und p. 79, Nr. 81) provisorisch als „Zeh. Husonis“ 
bez. „Zch. Acıpenseris rutheni“ verzeichnet und die dann später 
Westrumb unter dem Namen Zch. plagicephalus als neue Art 
kurz charakterisiert. Sie waren 6—10 Linien (d. h. ca. 13—22 mm) 
lang, besaßen einen sehr langen, schlanken Rüssel mit ca. 20 Quer- 
reihen von Haken, einen glatten, beiderseits, namentlich aber 
nach hinten verjüngten Rumpf und einen kurzen, runzeligen Hals. 


„Ech. Platessae“ Rud. 

OF he Muller (1780, © ps >2o7)serzahlt, dab rer in einer 
von zwey Goldbutten (leur. Platessa L.) einen weißen Kratzer“ 
gefunden habe, dessen Rüssel die Gestalt eines „schmalen, überall 
gleich dicken Cylinders“ hatte und mit ı6 Reihen von je über 
ı5 sehr kleinen Haken besetzt war. Rudolphi (1809. p. 310, 
Nr. 49) registriert diesen Fund unter der seitdem beibehaltenen 
Bezeichnung „Zchinorhynchus Platessae“. 


274  Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. platessoida Bosc. 


Von Bosc (1802, p. 9) angewandte Namensform für den 
Ech. platessoidae Gm el. 


Ech. platessoidae Gmel. 

Unter diesem Namen verzeichnet Gmelin (1791, p. 3048, 
Nr. 29) Helminthen, die Fabricius in Grönland im Magen von 
Pleuronectes platessoides Fabr. gefunden und Ascaris plewronectis 
genannt hatte. (Vergl. auch weiter unten unter diesem Namen.) 
Unter dem Gmelin’schen Namen findet sich die Art noch bei 
Zeder (1803, p. 162, Nr. 43) citiert. Bosc (1802, p. 9) gebraucht 
die Namensform “ch. platessorda, Rudolphi (1809, p. 310—312, 
Nr. 50) anfänglich die Bezeichnung ,,Æch. Pleuronectis platessordae“, 
um jedoch später zu dem kürzeren „Zch. Platessoidae“ zurückzu- 
kehren (Rudolphi 1819, p. 80, Nr. 89). Rudolphi macht aber 
auch bereits darauf aufmerksam, daß es zweifelhaft ist, ob es sich 
überhaupt um einen Zchinorhynchus handelt. Weder nach den 
vorliegenden Beschreibungen, noch aus der von O. F. Müller 
(1780, 2, Taf. LX XIV, Fig. 5) publicierten Abbildung ist eine 
sichere Deutung der Art möglich, welche aber trotzdem als Echzzo- 
rhynchus weiter gefùhrt wird. Westrumb (1821, p. 42, Nr. 84) 
gibt von ihr nur den Namen und die Literaturcitate ohne eine 
Bemerkung daran zu knùpfen und damit sind die Rudolphi- 
schen durchaus berechtigten Zweifel der Vergessenheit anheim- 
gegeben worden. 

Zweifelhaft wie die Art selbst ist aber auch ihr Wirt, der 
nach Günther’s Catalogue of the Fishes of the British Museum 
Vol. IV. London 1862, p. 405 Anm. nicht identifizierbar, wenn 
auch vielleicht mit //z#poglossoides limandoides (B1.) identisch ist. 
v. Einstow (1878, p. 245, Nr. 1353) gibt als Wirt von 277 
Pleuronectis platessoidis Rud.“ Platessa flesus Cuv. an. Worauf 
diese . Annahme beruht, ist aber nicht ersichtlich, da Diesing 
(1851, p. 57, Nr. 108), den v. Linstow allein citiert, nur die alte 
Wirtsangabe hat. 


Ech. pleuronectes Bosc. 

Von Bosc (1802, p. 9) angewandte Namensform fir den 
Ech. pleuronectis Gmel. 
Ech. pleuronectis Gmel. 

O. F. Müller (1780, 1, p. 150) erzählt, daß er in 5 Stein- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 275 


butten (Rhombus maximus) „wenige weiße Kratzer“ gefunden habe, 
deren Art nicht bestimmt wurde und mangels jeder weiteren An- 
gabe natürlich auch nicht mehr zu ermitteln ist. Trotzdem führt 
Gmelin (1791, p. 3047 f, Nr. 26), der ja überhaupt bei der Syste- 
matik der Helminthen ein tibertriebenes Gewicht auf die Wirte 
legt, diese Echinorhynchen unter dem besonderen Artnamen Zch. 
pleuronectis an, allerdings bereits unter dem Zusatz „an vere 
distincta species?“ Bosc (1802, p. 9) macht daraus “ch. pleuro- 
nectes. Rudolphi (1809, p. 310, Nr. 310) erkennt diese Art da- 
gegen mit Recht nicht an und registriert den Fund Müller’s 
einfach unter der indifferenten Bezeichnung: 


„Ech. Pleuronectis maxtmi Rud, 

die seitdem beibehalten ist und wie manche ahnliche Bezeichnung 
leider auch vielfach nach Art eines Speciesnamens gebraucht 
worden ist, z. B. von v. Linstow (1878, p. 244), wo als in Rhom- 
bus maximus (L.) vorkommende Echinorhynchenarten “ch. tube- 
House Led, Beh. anzustatus Wud, Zeh. proteus Westr und 
außerdem auch noch „Zeh. Pleuronectis maximi Müller“ ange- 
führt werden, obwohl wir doch wohl zu der Überzeugung berech- 
tigt sind, daß die von O. F. Müller in dem Steinbutt gefundenen 
Echinorhynchen einer der 3 Arten angehört haben, die auch sonst 
aus demselben Wirt bekannt geworden sind. 


which. Pleuronectis platessa“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
Hasener  Tierarzneischule führt Vibors (1705, p. >43, Nr. 204) 
unter anderen auch einen nicht bestimmten Achznorhynchus aus 
Pleuronectes platessa L. an. 


ssEch. Pleuronectis platessoidae* Rud. 
Unter dieser Bezeichnung registriert Rudolphi (1809, 
p. 310—312, Nr. 50) die von Fabricius entdeckte und Ascaris 
pleuronectts genannte, von Gmelin unter dem Namen Zchino- 
rhynchus platessotdae angeführte Art. Siehe daher Weiteres unter 
diesen beiden Namen. 


Ech. polymorphus Brems. 
Bremser (1811, p. 26) war bei seinen helminthologischen 
Untersuchungen zu der Überzeugung gelangt, daß alle aus mittel- 


276 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


europäischen Enten beschriebenen Echinorhynchen ein und der- 
selben Art angehören, für welche er vorerst den Namen Ech. 
filicollis Rud. beibehielt. Der neue Name £c4. polymorphus 
Brems. fiir dieselbe findet sich zum ersten Male erwahnt bei 
Rudolphi (1819, p. 672). Jassoy’s Arbeit (1820) bedeutet vor 
allem wegen der Kupfertafel einen wesentlichen Fortschritt, welche 
den Beweis dafür liefern soll, daß in der Tat die bisher als ver- 
schieden angesehenen Arten nur Wachstumsstadien ein und der- 
‚selben Art seien. Nähere textliche Angaben bringt erst West- 
rumb (1821, p. 33—36), der nicht weniger wie 10 solcher Wachs- 
tumsstadien unterscheidet: 

I. Jüngstes Stadium von kaum ‘= Linie d.h. ca, mm 
Länge mit einer Bestachelung des Rumpfes, die nur das Hinter- 
ende des Rumpfes frei läßt, und mit nur wenigen Reihen kleiner 
Haken an dem noch sehr kleinen Rüssel. 

2. Stadium von fast ı Linie d. h. ca, 2 mm anse 
bereits größerem Rüssel, mit ca. 8 Querreihen von Haken an 
demselben, ohne Hals und mit einem Rumpfe, der seine größte 
Dicke in der Mitte erreicht und zum Teil bestachelt ist, wenn 
auch am Vorderende des Rumpfes von solchen Stacheln nur noch 
„parva rudimenta“ vorhanden sind. 

3. Stadium, entsprechend Fig. 1—2 bei Jassoy (1820). 
Länge etwas über 1 Linie also ca. 2,5 mm. Rüssel mit ca. 8—10 
Hakenreihen. Hals mitunter nicht nachweisbar, mitunter bereits 
deutlich, aber kurz. Rumpf vorn und hinten unbestachelt, in der 
Mitte gürtelförmig verdickt und dicht bestachelt. Ein seciertes 
Exemplar war ein noch unreifes Weibchen. 

4. Stadium, entsprechend Zch. minutus Gze. Länge ca. 
2 Linien d. h. ca. 4,5 mm. Rüssel mit 8 Hakenreihen. Im übrigen 
mit den Angaben Goeze’s und Zeder’s über Zch. minutus Gze. 
übereinstimmend. 

5. Stadium, entsprechend Fig. 3—4 bei Jassoy (1820) 
und Zeh. constrictus Zed. Länge 2'/2—3 Linien d. h. ca. 5—7 mm, 
wovon ca. ?/s Linien d. h. ca. 1,5 mm auf den Hals entfallen. 
Zahl der Hakenreihen 8. Vorderer Rumpfabschnitt bestachelt, 
hinterer unbestachelt Von zwei secierten Exemplaren dieses 
Stadiums erwies sich eines als ein noch nicht voll entwickeltes 
Männchen [von Zch. anatis Schrank = Ech. filicollis Rud.?], 
das andere als ein Weibchen mit linearen Eiern [also Ach. minufus 
Gze.]. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 277 

6. Stadium, entsprechend Fig. 5—6 bei Jassoy (1820), 
mit kleiner werdendem Rüssel, dessen Hakenreihenzahl jedoch 
unverändert bleibt. Länge nicht angegeben. Ein seciertes Exem- 
plar dieses Stadiums erwies sich als geschlechtsreifes Männchen 
von ich ras Schrank = Em. fihcollıs Rud.?]. 

7. Stadium mit Beginn der Umwandlung des Rüssels, 
welcher birnförmig geworden ist und in seinem hinteren verdickten 
Abschnitt keine Haken mehr erkennen läßt. Hals lang, faden- 
formig. Rumpf beiderseits verjüngt, vorne mit wenigen Haken- 
reihen. 

8. Stadium, entsprechend Fig. 7 bei Jassoy (1820), die. 
den Maßangaben Dujardin’s (1845, p. 524: Länge des Rumpfes 
15—22 mm, des Halses 1,8 mm, Durchmesser des Halses 0,5 mm, 
des kugelig gewordenen Rüssels 2,8 mm) zugrunde liegt. Der 
hintere Teil des Rüssels hat bereits Kugelgestalt angenommen, 
aber der Rumpf zeigt an seinem Vorderende noch geringe Be- 
stachelung. 

g. Stadium ohne jegliche Reste dieser Bestachelung des 
Rumpfes, am umgewandelten Rüssel nur noch eine einzige Haken- 
reihe, die eine kleine scheitelständige Hervorragung der Kugel 
kranzförmig umgibt. 

10. letztes Stadium, dadurch charakterisiert, daß auch 
von den Haken des Rüssels keinerlei Reste mehr vorhanden 
sind. Männchen dieses Stadiums wurden nie beobachtet, alle 
untersuchten Exemplare waren vielmehr ausschließlich Weibchen. 
(Für das 7.--9. Stadium wird das gleiche nicht ausdrücklich be- 
tont.) Die Eier dieser Weibchen waren (im Gegensatz zu Sta- 
dium 5) oval. | 

Die jüngeren Stadien waren nur in der Schleimhaut des 
Darmes fixiert, die älteren hatten fast die ganze Darmwandung 
durchbohrt. 

Rudolphi (rerg,p. 327, Nr 35) Wat noch nach Kenntnis 
nahme der später von Jassoy (1820) publicierten Tafel diese 
Zusammenfassung der bis dahin unterschiedenen Echinorhynchen 
aus Enten und anderen Wasservögeln zu einer einzigen Art be- 
kämpft. Später freilich, nachdem er den ähnlichen Echinorhynchus 
sphaerocephalus Brems. (vergl. diesen) kennen gelernt hatte, hat 
Rudolphi (1810, p. 598, $ 3 und p. 671—672, Obs. 1) sich als 
geschlagen bekannt („Quibus visis manus victas dare cogor“) und 
Bremser’s Ansicht von der Einheit des Zch. polymorphus Brems, 


278 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


als berechtigt anerkannt. (Vergl. hierzu auch unter Zch. filicollis 
Rud.) Trotzdem aber läßt sich dieselbe nicht aufrecht erhalten. 

Bereits Westrumb’s vorstehend referierte Angaben ent- 
halten einen bemerkenswerten Widerspruch. Bei den Weibchen 
des Stadium 5 sind die Eier „linearia pellucida‘, bei denen des 
Stadium 10 dagegen „ovalia — oblonga“. Diese verschiedene 
Eiform ist aber, wie namentlich Braun (1891) nachgewiesen hat 
(vergl. unter “ch. filicollis Rud.), ein wichtiger Unterschied zweier 
‚Arten, von denen die eine dem ch. minutus Gze., die andere 
dem Zeh. filicolis Rud. entspricht. Bemerkenswert ist auch die 
Angabe Westrumb’s, daß das Endstadium der Metamorphose 
nur bei Weibchen gefunden wurde. Hat doch auch Braun (1891) 
betont, daß nur bei den Weibchen von Zch. filicollis Rud. die 
charakteristische Umwandlung des Rüssels erfolge. 

Außerdem ist aber vielleicht in Zch. polymorphus Brems. 
noch eine dritte, neue Art enthalten, die charakterisiert ist durch 
das Fehlen eines Halses und das Fehlen der Bestachelung am 
Vorderende des Rumpfes, auf welches jedoch noch eine gürtel- 
förmige Zone mit Stacheln folgt (vergl. Stadium 3). Daß es sich 
bei der betreffenden Angabe Westrumb’s nicht nur um eine 
Verwechselung von Hals und Vorderende des Rumpfes handelt, 
scheint nämlich aus den Angaben von de Marval (1902, p. 427 
bis 430) hervorzugehen, der eine entsprechende Schilderung von 
Echinorhynchen aus Anas boschas L., Fuligula ferina (L.), Bernicla 
torquata Boie d. i. Branta bernicla (L.) und Cygnus cygnus L. 
domest. unter dem Namen Zch. polymorphus Brems. entwirft. 
Wenn aber de Marval (1902, p- 427) behauptet, daß Bremser, 
Westrumb und Jassoy auch den Zch. striatus Gze. (vergl. 
diesen) nur als ein Entwickelungsstadium des Zch. polymorphus 
ansähen, anstatt ihn als besondere Art anzuerkennen, so ist mir 
unklar geblieben, aus welcher Quelle de Marval diese irrtüm- 
liche Auffassung geschöpft hat. 

Von den verschiedenen Stadien des Ech. polymorphus, die 
Westrumb unterscheidet, können Stadium 7—10 nur Weibchen 
von Zch. anälıs Schrank nec Gmel. (= Zch. hhkolıs Ben, 
vergl. unter diesem letzteren Namen) umfassen. Stadium 1—6 
entsprechen dagegen zusammen dem Zch. versicolor Rud. und 
umfassen außer Ech. minutus Gze. noch die Männchen von Ech. 
anatıs Schrank nec Gmel. sowie die erwähnte dritte Art, wenn 
sich deren Selbständigkeit bestätigt, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 279 


Diese als £c4. polymorphus zusammengefaßten Arten wurden 
in Wien gefunden: in Azas boschas domestica bei Untersuchung 
von 111 Exemplaren nur 2mal, in Anas boschas fera bei Unter- 
suchung von 97 Exemplaren dagegen yımal, in Anas crecca L. 
bei Untersuchung von 31 Exemplaren ıımal, in Anas penelope L. 
bei Untersuchung von 9 Exemplaren 2 mal, in Fulgula clangula 
(L.) bei Untersuchung von 11 Exemplaren amal, in Auligula 
nyroca (Gùldenst.) [= Anas leucophthalmos Temm. bei West- 
rumb] bei Untersuchung von 22 Exemplaren 13 mal, in Auligula 
marila (L.) bei Untersuchung von 5 Exemplaren 1 mal, in Falgula 
rufina (Pall.) bei Untersuchung von 19 Exemplaren 2mal, in 
Oidemia fusca (L.) bei Untersuchung von 7 Exemplaren 1 mal, 
endlich noch in Zubhca atra L. bei 157 Untersuchungen 53 mal. 
Negativ blieb dagegen die Untersuchung von 9 Gallinula chlo- 
ropus (L.), 139 Anser anser (L.) domestica und 5 Anser anser fera. 

Die Beziehung dieser Funde auf £c4. minutus Gze. oder £ch. 
anatis Schrank ist ohne Nachuntersuchung des im Wiener Hof- 
museum aufbewahrten Materiales nur zum kleinsten Teil möglich. 
Die Exemplare aus /4ca atra L. gehörten jedenfalls dem Zch. anatis 
Schrank nec Gmel. ( Zeh. falicolhse Rud:) an („ulteriorem 
metamorphosin fere omnes exhibent‘“). Hatte doch auch Ru- 
dolphi in diesem Wasserhuhn dieselbe Parasitenart gefunden. 
Die Exemplare aus Zuligula clangula (L.) verteilen sich wahr- 
scheinlich auf beide Arten, ähnlich wie ja auch Zeder (1800) und 
Rudolphi (1819) beide Arten in Galhnula chloropus (L.) bez. 
Fuligula fuligula (L.) gefunden hatten. Westrumb gibt näm- 
lich an, daß diese Exemplare aus /uligula clangula (L.) dem 1., 
4. und 7. der von ihm unterschiedenen Stadien angehörten und „alii 
forma £ch. vulgo minuti, alii consirich gaudent“ Weiter finden 
sich specielle Angaben nur noch über die Echinorhynchen der 
Hausente. Dieselben gehörten dem 3. und 5. der von Westrumb 
unterschiedenen Stadien an. Zum Teil hatten sie einen sehr kurzen 
Hals und einen in der Mitte bestachelten Rumpf und könnten 
also der bereits erwähnten hypothetischen Art angehören, die 
de Marval (1902) unter dem Namen Zch. polymorphus beschrieben 
hat auf Grund von Exemplaren, die Wolffhügel unter anderem 
auch in Hausenten gefunden hatte. Zum anderen Teil hatten sie 
einen längeren Hals, der als „subconicus“ bezeichnet wird und 
einen im vorderen Abschnitt bestachelten Rumpf und könnten 
dem von Goeze in der Hausente entdeckten “ch. minulus Gze. 


280 3 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


entsprechen, bei dem namentlich Greeff (1864) den zwischen den 
Rüssel und das bestachelte Vorderende des Rumpfes einge- 
schalteten Hals ausgesprochen kegelförmig gezeichnet hat. 


Zusatz bei der Correctur: Wenn ich vorstehend auf Grund einer 
früheren, eine andere Erklärung kaum zulassenden Publication de Marval’s 
an die Möglichkeit denken mußte, daß in Ech. polymorphus Brems. auch 
noch eine bisher ganz unbeachtet gebliebene Art enthalten sein könnte, so 
findet sich hierfür in der neueren Veröffentlichung de Marval’s (1904) keine 
Stütze mehr. Soweit sich dies nach der bisher allein vorliegenden vorläufigen 
Mitteilung beurteilen läßt, die nur die Synonymie und kurze Diagnose der 
untersuchten Arten, aber keine Wirtsangaben enthält, unterscheidet vielmehr 
auch de Marval (1904, p. 574, Nr. 3 und p. 576, Nr. 7) unter den Echino- 
rhynchen der Enten nur die beiden, auch sonst angenommenen Arten, ohne 
daß freilich eine dieser Arten der früher (1902) von ihm selbst gegebenen 
Schilderung des Ech. polymorphus entspräche. Vielmehr wird jetzt von an- 
deren Abweichungen abgesehen auch bei beiden Arten angegeben, daß das 
Vorderende des Rumpfes bestachelt sei. Zwischen diesen bestachelten 
Vorderkörper und den Rüssel soll dann freilich kein wirklicher Hals sondern 
ein „Faux-cou“ eingeschaltet sein. Wodurch sich aber ein solcher ,,Faux-cou“ 
von einem wirklichen Halse unterscheiden soll, kann erst die noch ausstehende 
ausführliche Arbeit de Marval’s lehren. Anfänglich hatte ich den Eindruck, 
daß der „Faux-cou“ de Marval’s dem entspräche, was sonst Hals genannt 
wird, zumal bei einigen Arten die sonst gemachten Angaben über Form und 
Länge des fraglichen Körperteils ersetzt sind durch den Satz ,,Faux-cou 
representant la base nue du rostre“ — und daß andererseits der ,,Cou“ 
de Marval’s einen sonst stets noch zum Rüssel gerechneten Teil bezeichne 
und zwar anscheinend denjenigen Teil des Rüssels, welcher hinter der Inser- 
tion des Receptaculum proboscidis gelegen ist (wie z. B. bei den Echino- 
rhynchen der Raubvögel, vergl. oben p. 102 und 220). De Marval wendet 
jedoch die beiden Begriffe nicht durchweg in diesem Sinne an. Wohl wird 
der „Cou“ bei der Mehrzahl der Arten, die ihn überhaupt besitzen, als be- 
stachelt geschildert, aber bei Ech. faeniatus v. Linst. im Gegenteil als „nu, 
eylindrique“. Demgegenüber kann ich nur betonen, daf eine Definition des 
Begriffes „Hals“ meines Erachtens nur dann mit dem bisherigen Gebrauche 
dieses Begriffes ın Einklang zu bringen ist, wenn sie so gefaßt wird, daß als 
Hals derjenige Körperteil der Echinorhynchen zu bezeichnen ist, welcher 
zwischen Rüssel und Rumpf eingeschaltet, sich vom Rüssel durch das Fehlen 
der Hakenbewaffnung unterscheidet, dessen Gefäßsystem aber nicht mit dem 
des Rumpfes sondern mit dem des Rüssels und der Lemnisken zusammen- 
hängt. Daß der von de Marval als „Faux-cou“ bezeichnete Körperteil in 
diesem Sinne ein wirklicher Hals ist, geht wenigstens für eine der im Ech. 
polymorphus Brems. enthaltenen Arten (Ech. minutus Goeze) bereits aus 
den Angaben von Greeff (1864) mit genügender Sicherheit hervor. 

Die beiden von ihm unterschiedenen Arten der Enten-Echinorhynchen 
nennt de Marval ,Ech. anatis Gze.“ und Ech. filicollis Rud. Den Namen 
Ech. anatis wird man freilich bei Goeze ebenso vergebens suchen, wie die 
von de Marval beigefügten Synonyme: „Zch. anatis boschadis Gze.“ und 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 281 


„Ech. boschadis Gze“. Daf die Art aber der von mir Ech. minutus Gze. 
genannten entspricht, geht hervor aus den weiter noch beigefügten Synonymen 
Ech. minutus Zed. und „Zeh. minutus coccineus Gze.“ (anscheinend nur unter 
Weglassung des „etc.“ nach Rudolphi citiert, vergl. oben p. 198, denn aus 
den zahlreichen Goeze zugeschriebenen Artnamen mit Wirtsgenitiven geht 
hervor, daß de Marval das Werk von Goeze nicht selbst in der Hand 
gehabt haben kann — vergl. auch die nachträglichen Zusätze unter Ech. 
fasciatus und Ech. globocaudatus). In seiner Abgrenzung dieser Art gegen. 
über Ech. filicollis Rud. lehnt sich de Marval ohne Rücksichtnahme auf die 
für die Systematik der Enten-Echinorhynchen so wichtige Arbeit von Braun 
(1891) an Rudolphis (1819) Gegenüberstellung von Ech, versicolor und Ech. 
filicollis an. Daher fehlt in seiner Synonymenliste bei Ech. versicolor Rud. 
das ,,partim“ (daß dasselbe auch bei Ech. polymorphus Brems. fehlt, ist 
jedenfalls nur ein Lapsus calami), daher werden weiter als Synonyme von 
„Zeh. anatis Gze.“ angeführt Ech. collaris Schrank, constrictus Zed. und 
tenuicollis Froel. Inwieweit etwa meine auf Braun’s Untersuchungen be- 
ruhende abweichende Auffassung, bezüglich deren ich um unnötige Wieder- 
holungen zu vermeiden, auf die Besprechung unter den angeführten Namen 
bez. unter Ech. minutus, filicollis und anatis verweise, auf Grund der Unter- 
suchungen de Marval’s einer Berichtigung bedarf, wird sich erst beurteilen 
lassen, wenn die ausführliche Monographie de Marval’s mit der Begründung 
seiner Auffassung erschienen sein wird. Außer den bereits genannten Namen 
führt de Marval als weitere Synonyme der in Rede stehenden Art nur noch 
Ech. anatis Gmel. an, sowie Ech. miniatus v. Linstow (1896, p. 12 — aus 
einer nicht bestimmten südamerikanischen Ente). Zeh. boschadis Gmel. wird 
von ihm ebensowenig berücksichtigt wie Ech. anatis Schrank, Ech. boscha- 
dıs Schrank u.a. 

Als synonym zu Ech. filicollis Rud. werden außer Ech. polymorphus 
Brems. (partim) und außer Ech. forquatus Froel. und Ech. stellaris Mol, 
beztiglich deren ich ja bereits auf p. 209 und 210 dieselbe Auffassung ver- 
treten habe, noch angefihrt: 

1. Ech. alcae Gmel., ohne daß für diese Deutung der von mir auf 
p. 165 als unidentificierbar bezeichneten Art ein Grund ersichtlich ware. 

2. „Ech. longicollis Zeder (partim)“, gleichfalls ohne daf mir bisher 
verständlich wäre, woraus de Marval schließt, daß Zeder’s (1803, p. 156 
—157) kurze Characterisierung der genannten Art, in der unter anderem als 
Wirt einzig und allein Lofa /ota (L.) angeführt wird, sich nicht nur auf den 
Ech, laevis Zoega (= Ech. proteus Westr.) beziehen, sondern auch noch 
eine sonst nur in Entenvégeln gefundene Art umfassen soll. 

3. Ech. miliarius Zenker = Gregarina miliaria Dies. und ferner die 
(mit dem nicht besonders angeführten Ech. diffluens Zenker unbedingt syno- 
nyme) Gregarina diffluens Diess., die doch beide von Greeff (1864) gerade 
im Gegenteil als die Jugendformen von Ech, minu/us Gze. erkannt worden sind. 

4. yEch. anatum Rudolphi“, obwohl dies doch unzweifelhaft weder 
ein wissenschaftlicher Name noch eine für eine einzige Art gebrauchte Be- 
zeichnung ist. Zum mindesten hätte hier ein „partim‘ hinzugefügt und dann 
dieses Synonym in derselben Form auch bei der anderen Echinorhynchenart 
aus Entenvögeln angeführt werden müssen (vergl. oben p. 172). 


282  Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


5. „Sißunculus lendix Phipps (partim)“, „Zch. anatis mollissimae 


Müller“ und „Ach. borealis Gmelin (partim)“. Bezüglich des ersten dieser 
Namen habe ich meinen Ausführungen auf p. 243 und 209 nichts hinzuzufügen, 
es sei denn daß ich vor einer Überschätzung der Bedeutung des „partim“ 
warnen möchte, da Beschreibung und Abbildung sich ausschließlich auf die 
Echinorhynchen der Eiderente beziehen und die angehängte Bemerkung, daß 
Hunter dieselbe Art auch in einem Wale gefunden haben wolle, nach ge- 
lungenem Nachweis, daß Ech. lendix (Phipps) und Ech. filicollis Rud. 
identisch sind, das Prioritätsrecht des ersteren Namens umso weniger zu be- 
einflussen vermag, als alle weiteren Angaben über die fraglichen Wal-Echino- 
-rhynchen fehlen. Die Beifügung des „partim‘ bei Ech. borealis ist mir nicht 
verständlich und beruht wohl nur auf einem Versehen. Das Citat „Zch. anatis 
mollissimae Miller“ endlich kann nur auf dem Citat bei Rudolphi (1809, 
p. 304, Nr. 41) beruhen, da ich aus den Werken von O. F. Müller keine zu 
jenem Citat berechtigende Stelle kenne, es sei denn die Anführung des 
Kratzers aus der Eiderente ohne Beifügung wissenschaftlicher Namen in dem 
„Verzeichnis“ (©. F. Müller 1787, 1, p. 57), welche Rudolphi in der ge- 
nannten Weise ins lateinische übersetzt hat. 


Ech. porrigens Rud. 

In der anatomischen Sammlung von Walter (vergl. Lühe, 
1900, p. 558—-559) fand Rudolphi (1819, p. 71 und 325—327, 
Nr. 34) Echinorhynchen aus ,,4alaena rostrata“, die noch an der 
Wandung des Dünndarmes festsaßen und die er unter dem Namen 
Lich. porrigens beschreibt. Er unterscheidet hierbei junge Exem- 
plare von ca. 1 Zoll dh: ca: 27 mm Lange und erwaeheene 
Exemplare von 3'/2—6 Zoll d. h. ca. go—160 mm Länge. Der 
Russel war bei allen Exemplaren eingestilpt, doch konnte durch 
Öffnung des Vorderendes des Wurmes festgestellt werden, daß 
er ungefähr 1 Linie d. h. etwas über 2 mm lang war. Die Rück- 
ziehmuskeln des Rüssels werden als kurz bezeichnet, die Lem- 
nisken als „corpora duo globulis multis constantia, neque lemnisci, 
quales in “ch. Gigante occurrunt“. Diese Organe sind einge- 
schlossen in einen als Receptaculum bezeichneten Körperteil, 
welcher bei den „Erwachsenen“ die Gestalt eines Kegels mit nach 
vorne gewandter Basis hat, bei einem Durchmesser von über 
2 Linien d. h. fast 5 mm nur ca. 1 Linie d.h. wenig über 2 mm 
lang ist und sich in einen fadenförmigen, kaum !/s Linie d. h. 
ca. 0,75 mm dicken und über 1 Zoll d.h. ca. 30 mm langen „Hals“ 
fortsetzt. An diesen schließt sich dann der als Corpus bezeichnete 
Körperabschnitt an, welcher anfänglich allmählich an Dicke zu- 
nimmt, bis er eine solche von ca. 11/2 Linien d. h. ca. 3 mm er- 
reicht hat. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 283 


Inwieweit bei den von Rudolphi angegebenen. Größen- 
Differenzen geschlechtlicher Dimorphismus beteiligt ist, ist der 
Nachprüfung bedürftig. Jedenfalls aber hat Rudolphi die 
Männchen bereits mit zu den „Erwachsenen“ gerechnet, da er 
ihre Bursa erwähnt. Seine „Specimina juniora“ müssen also in 
der Tat Jugendformen darstellen oder einer anderen Art ange- 
hören. Außer ihrer bereits angeführten Länge ist nur noch an- 
zuführen, daß sie nur 4/2 Linie d. h. ca. ı mm dick sind und daß bei 
ihnen zwar gleichfalls das Vorderende knopfförmig abgesetzt er- 
scheint, daß aber doch immerhin die Sonderung des Körpers in 
„Receptaculum“, „Hals“ und Corpus weniger ausgeprägt ist wie bei 
den „Erwachsenen“ Rudolphi’s Abbildung der „Jugendform“ 
erinnert in dieser Beziehung mehr an Zch. brevicollis Malm 1867 
(vergl. Borgström 1895 und Shipley 1899). 

Westrumb: (1821, p. 28—29, Nr. 53; Taf. I, Fig. r7; Taf. LE 
Fig. 25—33) hat die Art an der Hand von Exemplaren, die 
Rudolphi an Bremser gesandt hatte, selbst untersuchen können. 
Er erweitert die Kenntnisse vor allem durch eine anatomische 
Untersuchung der Art, deren Resultate in einer Reihe von Ab- 
bildungen niedergelegt sind. Hier sei nur angeführt, daß danach 
das Männchen erheblich kleiner zu sein scheint als das Weibchen 
und daß die beiden hintereinander gelegenen Hoden nicht unerheb- 
lich hinter der Mitte liegen, also anscheinend verhältnismäßig weiter 
nach hinten wie bei einer anderen, kleineren Echinorhynchenart, 
die Kaiser (1891) irrtümlich als Zch. porrigens Rud. bezeichnet. 
Prioritätsrechtlich sind die Angaben von Westrumb auch inso- 
fern von Bedeutung, weil dieser die von Rudolphi angeführte 
„Jugendform“ überhaupt nicht erwähnt und somit für den Fall, 
daß Rudolphi wirklich zwei verschiedene Arten zusammen- 
geworfen haben sollte, den Namen “ch. porrigens den „Specimina 
adulta“ Rudolphi’s sichert, die ja auch Rudolphi selbst ge- 
nauer geschildert hat. 

Die von Kaiser (1891) untersuchten Echinorhynchen aus 
Balaenoptera sibbaldi Gray, die Shipley (1899) in seiner Be- 
sprechung der in Cetaceen schmarotzenden Echinorhynchenarten 
auffalligerweise nicht berticksichtigt, die aber Kaiser selbst als 
Lich. porrigens ud. bezeichnet, .gehören dieser Art schon allein 
ihrer Kleinheit wegen sicher nicht an. Kaiser’s Schilderung 
des erweiterten Vorderabschnittes des Rumpfes (Receptaculum 
bei Rudolphi, Retinaculum bei Shipley) ist freilich nicht klar 

Zool, Annalen. I. 19 


284 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


genug, um ohne Nachuntersuchung eine sichere Bestimmung zu 
ermöglichen, indessen vermute ich, daß Zch. porrigens Kaiser 
nec Rud. identisch mit Ach. turbinella Dies. ist. 

Rudolphi selbst und im Anschluß an ihn auch West- 
rumb und spätere Autoren führen als Synonym zu Zch. porre 
gens den Ech. balaenae Gmel. an, welchen Hunter in einem 
Bartenwal gefunden hatte. Doch ist dieses Synonym durchaus 
zweifelhaft und auch als Nomen nudum nicht PEO ae 
Vergl. im übrigen unter Ach. balaenae. 

Schließlich noch einige Worte über den Wirt von Zch. 
porrigens Rud. welchen Rudolphi selbst auf Grund der Fti- 
quettierung des betreffenden Präparates in der Walter’schen 
Sammlung Dalaena rostrata genannt hat. Da aber dieser Name, 
unter welchem er sich auch bei Westrumb (1821, 1. c.) und 
"Dujardin (1815 .p: 504, NE. 11) verzeichnet findet, mes 
schiedene Wale Verwendung gefunden hat, so ist die Art 
nicht sicher festzustellen. Nach Shipley (1899) kommen in 
erster Linie die beiden heute als Palaenoptera rostrata (= Ba- 
laena rostrata Fabr.)!) bez. AHyperoodon rostratus (= Balaena 
rostrata Chemnitz) bezeichneten Arten in Frage. Da aber eine 
recht erhebliche Konfusion herrschte in der Verwendung des 
Namens Dalaena rostrata, mit welchem z. B. Rudolphi selbst 
später wieder eine andere Art, die Dalaenoptera borealis Less. 
belegte, so könnte eventuell auch noch eine andere Art als die 
beiden genannten gemeint gewesen sein. In meinem Exemplar der 
Synopsis findet sich z. B. die handschriftliche Randbemerkung von 
v. Olfers „eadem ac 2. Boops. cf. Cuvier.“, der ich zwar keinerlei 
entscheidenden Wert beizumessen vermag, zumal nach Ausweis der 
mir zugängigen Literatur der Name Dalaena rostrata für Megaptera 
boops (Fabr., nec L.) sonst nie gebraucht worden ist, die mir 


1) Diesen Namen kann ich übrigens aus prioritätsrechtlichen Gründen nicht als 
giltig ansehen, trotzdem ich mich dadurch in Gegensatz zu einem der besten Kenner 
der nordischen Wale stelle (vergl. Kükenthal, Die Wale der Arktis. In: Fauna 
arctica, Bd. I, Jena 1900, p. 216). Der Speciesname ,rostrata* kann unzweifelhaft 
nur einer der beiden oben genannten Arten belassen werden und da ich im Anschluß 
an Kükenthal zwar Dalaena rostrata O. F. Müller (1776) für nicht identificierbar, 
aber Dalaena rostrata Chemnitz (1779) für identisch mit Zyperoodon butzkopf 
Bonnaterre halte, so sehe ich Dalaena rostrata Fabricius (1780) für ein ungil- 
tiges Homonym an und betrachte daher ebenso wie True (citiert nach Kükenthal, 
I. c.), wenn auch mit etwas anderer Motivierung, als den giltigen Namen des Zwerg- 
wales Lelaenoptera acuti-rostrata Lacepéde 1802. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 285 


aber trotzdem von Interesse scheint mit Rücksicht auf die Tat- 
sache, daß Zch. porrigens Rud. nach Shipley (1899, p. 267) 
neuerdings in Megaptera boops (E abr., nec L.)!) gefunden sein soll. 
Diesing (1851, p. 53—54, Nr. 87 und p. 501, Nr. 1203) nennt 
den Wirt von Zeh. porrigens Rud. Dalaena borealis Fischer, 
womit jedenfalls Dalaenoptera borealis Less. gemeint ist, und diese 
Wirtsangabe beruht offenbar darauf, daß sehr bald nach dem 
Erscheinen der Synopsis Rudolphi selbst ein Exemplar dieser 
Art untersucht und unter dem Namen Dalaena rostrata näher 
beschrieben hat. v. Linsto w (1878, p.61, Nr. 269) hat wieder eine 
andere Wirtsangabe, nämlich Palaena mysticetus L., deren Quelle 
mir unbekannt ist, die jedoch sicherlich nicht richtig ist. Weder 
ist der Name Palaena rostrata als Synonym von Salaena mysti- 
cetus L. nachweisbar, noch kann ich es bei der Kopfform der 
letzteren Art für denkbar halten, daß sie jemals auch nur in 
einem Manuskriptnamen als „rostrata“ bezeichnet worden sei. 


Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, 
haben Herr Prof. Braun und Herr Dr. Japha auf Island Wal-Echinorhynchen 
gesammelt, solche aber ausschließlich in Dalaenoptera borealis Less. gefunden. 
Von Megaptera longimana (Rud.) wurden zwar fast ein Dutzend Stück unter- 
sucht; dieselben lieferten aber ebensowenig Entoparasiten wie ein Blauwal 
(Balaenoptera sibbaldi Gray) und 3 Finwale (B. musculus L.). Collett’s 
Fund von Ech. porrigens Rud. in Megaptera longimana bleibt also nach wie 
vor vereinzelt. Andererseits beherbergten die beiden in diesem Sommer in 
Island untersuchten Exemplare von Balaenoptera boreahs Less. außer Ech, 
turbinella Dies. auch noch, wenn auch weniger zahlreich, ch. porrigens Rud. 
Eine beglaubigte Angabe über das Vorkommen dieser letzteren Art in einem 
weiteren Wale liegt aber bisher noch nicht vor. Es scheint mir deshalb die 
Fiktion, auch die Rudolphi’schen Originalexemplare entstammten der Bal. 
borealis, unseren derzeitigen Kenntnissen noch am besten zu entsprechen, 
wenngleich ich gegenüber Jägerskiöld (1891) noch einmal besonders be- 
tonen muß, daf die Identität des erst im Jahre 1819 gestrandeten und von 
Rudolphi unter dem Namen Dalaena rostrata beschriebenen Wales mit 
Balaenoptera borealis Less. in dieser Wirtsfrage nicht das geringste zu be- 
weisen vermag. 

Ferner kann ich jetzt noch hinzufügen, daß meine Vermutung Zeh. 
porrigens Kaiser nec Rud. sei identisch mit ch. turbinella Dies. sich nicht 
bestätigt hat. Dieselbe beruhte auf den Angaben von Kaiser und von 


1) Auch hier muß ich den Versuch Kükenthal’s (Die Wale der Arktis, in: 
Fauna Arctica, Bd. I, Jena 1900, p. 218), den bisher tiblichen Namen fiir die Art zu 
retten, als nicht gelungen betrachten. Bereits Eschricht hat nachgewiesen, daß 
Balaena boops L. ebenso den Finwal bezeichnet wie 2. physalus L. und B, musculus L. 
Dann aber ist unzweifelhaft Palaena boops Fabr. ungiltiges Homonym und giltiger 


Name der Art ist Megaptera longimana (R ud.) 
19% 


286 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Borgström über die Zahl der Längsreihen von Rüsselhaken: nach Kaiser 
(1891) bei Ech. porrigens 20, nach Borgström (1895) bei Ech. turbinella 
19-20 und bei Ech. brevicollis 24—25. Trotzdem es von vornherein klar ist, 
daß Borgström’s Angaben einer Correctur bedürfen, da bei der Quincunx- 
Stellung der Haken eine ungerade Zahl von Lissa unmöglich ist, glaubte 
ich doch bei der Wichtigkeit der Zahl der Längsreihen von Rüsselhaken für 
die Charakterisierung der Echinorhynchen-Arten jenen Zahlangaben größere 
Bedeutung beimessen zu müssen, als der Wirtsangabe Kaiser’s (Balaenoptera 
sibbaldi, d.h. der Wirt von Ech. brevicollis) und den Angaben desselben über 
Länge und Breite der Echinorhynchen, die diese schlanker erscheinen lassen 
als für Ech. turbinella sonst charakteristisch zu sein scheint. Wenn sich 
inzwischen herausgestellt hat, daß ich besser gefahren wäre, auf diese letz- 
teren Angaben größeres Gewicht zu legen als auf die Hakenzahl, so kann 
ich meinen Irrtum in gewissem Sinne nur freudig begrüßen, denn derselbe 
bestätigt die in dieser Arbeit vielfach hervortretende Überzeugung, daß auch 
alte und nach heutigen Begriffen durchaus ungenügende Beschreibungen von 
Kratzern in der Regel zur Identificierung ausreichen, wenn nur der Wirt an- 
gegeben und der Habitus geschildert ist. Daß ich meine oben wiedergegebene 
Vermutung betreffs der von Kaiser untersuchten Art hier gleich berichtigen 
kann, verdanke ich Herrn Prof. Chun, der mir das in dem zoologischen 
Institut der Universität Leipzig vorhandene Material von Echinorhynchen aus 
Cetaceen freundlichst zur Untersuchung überlassen hat. Darunter befinden 
sich 2 Gläser mit „Ach. porrigens juv.“, deren Wirt zwar nur als Balaenoptera 
ohne Beifügung eines Speciesnamens bezeichnet ist, die aber offenbar das 
von Kaiser untersuchte Material darstellen. Der Habitus dieser Echino- 
rhynchen stimmt so völlig mit dem von Ech. brevicollis Malm überein und 
unterscheidet sich so wesentlich von Ech. furbinella Dies. (vergl. z. B. die 
Zusammenstellung der Abbildungen bei Shipley 1899), daß ich diese Echino- 
rhynchen der Malm’schen Art zurechnen muß. Die Zahl der Längsreihen 
von Rüsselhaken bestinimte ich freilich, abweichend sowohl von Kaiser wie 
von Borgström, zu 22. Ich habe ja aber auch für Ech. anguillae O. F. Müll. 
(auf p. 174) eine irrtümliche Zählung berichtigen müssen und finde in ähnlicher 
Weise bei Ech. lucii O. F. Müll. (= Ech. angustatus Rud.) ebenso wie 
bereits Kaiser (1891, p. 11) stets 14 Längsreihen, während Hamann 
(1891, p. 100) 16 Reihen gefunden haben will. Und auch bei der in Balae- 
noptera borealis Less. so häufigen Echinorhynchen-Art, die von allen neueren 
Autoren wegen ihres Habitus fir Ech, turbinella Dies. erklärt wird, obwohl 
die Originale dieser letzteren Art aus Hyperoodon rostratus stammen sollten, 
finde ich abweichend von Borgström nur ı8 Längsreihen von Haken. 
Nachdem ich jetzt alle, bisher aus Walen bekannt gewordenen Echino- 
rhynchen-Arten aus eigener Anschauung kennen gelernt habe, möchte ich 
ferner der Ansicht Ausdruck verleihen, daß die von Hunter gefundenen und 
von Gmelin Ech. balaenae genannten Echinorhynchen dem Ech. turbinella 
zuzurechnen sein dürften. Wenigstens ist dieser häufigste und stets in großen 
Mengen beobachtete Wal- -Echinorhynchus zugleich derjenige, welcher wegen 
der Gedrungenheit seiner Körperform den von Hunter gezogenen Vergleich 
mit dem Ech. lendix der Eiderente am ehesten zuläßt. Prioritätsrechtlich ist 
dies freilich ohne Bedeutung, da der Name Ech. balaenae wegen Fehlens jeg- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 287 


licher Beschreibung (auch wenn man an eine solche noch so geringe Anfor- 
derungen stellt) niemals Giltigkeit erlangen kann. Vergl. im Übrigen p. 180~—18r. 


Ech. pristis Rud. 


Von Rudolphi (1802, p. 64—65 und 1809, p. 299—300) in 
Greifswald im Darm von Delone belone (L.) gefunden. Das einzige 
Exemplar, auf welches die Art gegründet wurde, war nur ?/3 Zoll 
(d. h. ca. 17—18 mm) lang bei einer Dicke von kaum '!/2 Linie 
(d. h. ca. ı mm). Der dünne cylindrische Rüssel mit 30 Quer- 
reihen von Haken besetzt. Ein Hals fehlt. Der Rumpf etwas 
hinter dem Rüssel ein wenig verdickt, sonst aber cylindrisch, am 
Vorderende mit 12— 13 Querreihen kleiner „etwas stumpfer“ Haken 
besetzt, von denen die hintersten weiter auseinander stehen. Von 
dem sehr ähnlichen £c4. alosae Herm. (vergl. diesen) unterscheidet 
sich die Art nach Rudolphi durch die stärkere Bestachelung 
des Rüssels und die geringere Bestachelung des Rumpfes. 


Auf seiner italienischen Reise fand dann Rudolphi (1810, 
pa und 3,5. Nr 47) in Scomber-scombrus L. und Scomber 
coltas Gmel. wesentlich größere Echinorhynchen (von 2 Zoll bis 
2 Zoll 13 Linien d.h. ca. 50—85 mm Länge bei einer Dicke von 
wenig über 1/4 Linie d.h. von ca. 0,6 mm), welche 40 Querreihen 
von Haken am Rüssel trugen und deren Rumpf an seinem Vorder- 
ende in einer Ausdehnung von 3 Linien (d. h. fast 7 mm) mit 
Stacheln besetzt war, die zwar wiederum in ı2 Querreihen standen, 
aber als stark und dick bezeichnet werden. Anfänglich hielt 
Rudolphi diese Echinorhynchen für eine neue Art, nach einem 
Vergleich mit dem früher gefundenen Zchmorhynchus aus Delone 
aber stellte er sie zu Ach. pristis. Später stellt er (1819, p. 672 
—673, Nr. 58) zu derselben Art auch noch Echinorhynchen, die 
Natterer in Coryphaena hippuris gefunden hatte, deren kurze 
Schilderung aber wiederum, wie bereits Dujardin (1845, p. 535, 
Nr. 60) hervorhebt, etwas abweicht. Die Länge derselben wird 
auf 7 Linien (d. h. ca. 15 mm) bei einer Dicke von 14/2 Linien 
(d.h. etwas über 3 mm) angegeben und die Stacheln des Rumpfes 
werden als stark, dreieckig und infolge des Besitzes einer mittleren 
Längsrippe moosblattähnlich bezeichnet. 


Westrumb (1821, p. 33 Nr. 62) brinet über den Zen. 
pristis nichts Neues. Vor ihm hat nur noch Zeder (1803, p. 158 
— 159, Nr. 29) die Art citiert. 


288 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. proteus Westr. 


Neuer Name für einen Speciesbegriff, für welchen bereits 
früher Bremser (1811, p. 26) den Namen Ech. tereticollis Rua. 
gebraucht ‘hatte. (Vergl. diesen.) Außer den bereits von Bremser 
zusammengefaßten Arten rechnet Westrumb (1821, p. 37—39) 
jedoch ferner noch zu Æch. proteus: „Ech. Gobu“ Rud., „Zeh. 
Salmonum“ Rud. und Zch. candidus O. F. Müll. 1779 e. p. Das 
älteste identificierbare Synonym und daher der prioritätsberech- 
tigte Name für Zch. proteus Westr. ist Ech. laevis Zoega. Siehe 
daher Weiteres tiber die Art namentlich unter letzterem Namen. 


Ech. pumilio Rud. 


In seinem Bericht über die Wiener Helminthen-Sammlung 
führt Bremser (1811, p. 26) unter anderem auch Zch. acus Rud. 
aus Lophius piscatorius L., Gadus barbatus L., Gadus mediterraneus 
Brems. = Phycis phycıs (L.) und Merluccius merluccius (L.) an. 
Von den Exemplaren aus Zophrus sandte er dann einige an Ru- 
dolphi (1810, p. 66 und 314, Nr. 11), der sie als neue Art er- 
kannte und Zch. fumilio nannte. Westrumb (1821, p. 12, Nr. 18) 
zieht dann auch die Echinorhynchen aus den anderen genannten 
Wirten zu dieser Art, deren Länge auf 1—2 Linien d.h. ca. 
2—4,5 mm angegeben wird. Der Rüssel ist kurz und mit 4—6 
Reihen sehr kleiner Haken besetzt. Ein Hals soll fehlen. Ge- 
funden ist die Art in 44 Exemplaren von Lophius piscatorius L. 
ı mal, in 46 Exemplaren von Gadus barbatus L. 5mal, in o Exem- 
plaren von Merluccius merluccius x mal und in 5 Exemplaren von 


Phycıs phycis (L.) 3 mal. 


Ech. pyriformis Brems. 

Bei der Wiener Helminthensuche wurden auch 31 Amseln 
(Zurdus merula L.) untersucht und hierbei 5mal Echinorhynchen 
gefunden, die Bremser als besondere Art erkannte und Zch. 
pyriformis taufte. Die erste Beschreibung der Art gibt Rudolphi 
(1819, p. 74 und 331—332, Nr. 45), der von Bremser zwei Exem- 
plare erhalten hatte. Eine neue ergänzende Beschreibung und 
eine Abbildung der Art bringt dann Westrumb (1821, p. 31, 
Nr. 58 und Taf. I, Fig. 20). Die Länge der Tiere gibt Rudolphi 
auf 1'j2 Linien (d. h. etwas über 3 mm), Westrumb dagegen 
auf 3—7 Linien (d. h. ca. 6—15 mm) an. Die größte Breite soll 
‘/a—ı Linie (d. h. ca. 1—2,2 mm) betragen und unter Berück- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 289 


sichtigung dieses Durchmessers stehen die relativen Maßverhält- 
nisse in Westrumb’s Abbildung nur mit Rudolphi’s, nicht 
aber mit Westrumb’s eigener Längen-Angabe im Einklang. 
Gegen die naheliegende Annahme, daß bei den Schwankungen 
der Länge zwischen ı!/a und 7 Linien sekundäre Geschlechts- 
unterschiede eine wesentliche Rolle spielen, spricht, daß wenigstens 
eines der beiden von Rudolphi untersuchten kleinen Exemplare 
ein Weibchen war. 

Der Rüssel von Zch. pyriformis soll kurz, keulenformig und 
mit 8 Querreihen sehr kleiner Haken besetzt sein. Ein Hals soll 
fehlen. Der Rumpf ist vorne stark verdickt, fast kugelig auf- 
getrieben um nach hinten zu sich konisch zu verjüngen. Sein 
vorderer und größter Abschnitt ist dicht mit zahlreichen kleinen 
Stacheln besetzt. 

Bezüglich der von mir als wahrscheinlich angesehenen Iden- 
titat von Zch. pyriformis mit Æch. merulae Gmel. vergl. unter 
letzterem Namen. 

Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 579, Nr. 20) hat 
den Namen dieser Art neuerdings aus etymologischen Gründen in Ech. piri- 
formis corrigiert. 

Ech. quadrirostris Gze. 

Ein „Zchinorhynchus“ aus Leber und Muskulatur des Lachses 
wird bereits bei seiner ersten Beschreibung durch Goeze (1783, 
p. 165—167) wegen der Vierzahl seiner Rüssel allen anderen 
Kratzern gegenübergestellt. Die Art wird dann noch mehrfach 
in der Literatur unter dem ihr von Goeze gegebenen Namen 
Ech. quadrirostris angeführt — nur Zeder (1803, p. 159, Nr. 33) 
nennt sie Ech. conicus —, bis Rudolphi (1809, p. 318— 320) sie 
unter dem Namen Tefrarhynchus appendiculatus seiner neugegrün- 
deten Gattung TZetrarhynchus einreihte. 

Viborg (1705, p. 244, Nr. 216) berichtet, daß ein Zchıno- 
rhynchus quadrirostris aus Gadus morrhua L. sich in der Hel- 
minthensammlung der Kopenhagener Tierarzneischule befinde. 
Da aber bereits früher Abildgaard (1790, p. 38) berichtet hatte, 
daß er von vierrüsseligen Echinorhynchen „zwei verschiedene 
Arten... bei dem Lachs und Kabliau“ gefunden habe, so trennt 
Rudolphi (1800, p. 324, Nr. 4) die Form aus Gadus morrhua L. 
von Ech. quadrirostris Gze. als besondere Art, die er provisorisch 
nach ihrem Wirte als ,, 7e/rarhynchus Morrhuae‘ bezeichnet. Wahr- 
scheinlich ist dieselbe identisch mit 7etrarhynchus erinaceus Van Ben. 


200: Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. ranae Schrank 1788 nec Schrank 1803. 


Nachdem bereits Pallas Echinorhynchen im Froschdarm 
gefunden hatte (vergl. unter Zaenza haeruca), lieferte Goeze 
(1782, p. 158—162, Tab. XII, Fig. 10—11) eine eingehendere Be” 
schreibung derselben, die vor allem die Bewegungen (Ein- und 
Ausstülpen) des Rüssels ausführlich berücksichtigt. Auf Grund 
dieser Goeze’schen Schilderung taufte Schrank (1788, p. 25, 
Nr. 83) die betreffende Art Zch. ranae und unter diesem selben 
Namen wird sie dann auch noch von Gmelin (1791, p. 3046, 
Nr. 19), Bosc (1802, p: 7) und Zeder (1803, p. 152, Nelo dn 
geführt: Bei Schrank (1803, p. 217, Nr. 3109) ist dagegen als 
Ech. ranae eine ganz andere Art angeführt (anscheinend Zeh. 
lucii, vergl. nachstehend unter Ach. ranae Schrank 1803 nec 
Schrank 1788) und seit Rudolphi (1802, p. 56—57) wird der 
Froschkratzer allgemein ch. haeruca genannt, ein Name, der 
jedoch als Homonym von “ch. haeruca Lam. 1801 (siehe diesen) 
ungiltig ist. 

Bremser (1819, p. 21) hat den Ech. ranae einmal in dem 
Magen eines Bufo cinereus Schneid. (= Dufo vulgaris Laut.) 
gefunden ,jedoch in Gesellschaft eines halbverdauten jungen 
Frosches“ und gleichfalls ein einziges Mal im Duodenum eines 
Bombinator igneus (Laur.), von welchem doch nach Westrumb 
(1821, p. 78) nicht weniger wie 1113 Exemplare in Wien auf ihre 
Helminthen untersucht worden sind. Wir werden daher mit 
Bremser und Westrumb auch dieses Exemplar aus Pombr 
nator als verirrt anzusehen haben, ebenso wie ein weiteres ein- 
zelnes Exemplar, welches Rudolphi (1819, p. 67 und 317—318, 
Nr. 18) in Berlin gleichfalls im Darme von Dombinator igneus ge- 
funden hat. Sonst haben die Wiener Naturforscher und Rudolphi 
ebenso wie Goeze die Art nur in Raxa-Arten gefunden und 
zwar Goeze (1782, 1 c.) und Rudolphi (1809, p. 266-—267, 
Nr. 12) besonders in Rana temporaria L. und seltener in Rana 
esculenta L., Bremser und seine Schüler dagegen ausschließlich 
in Rana esculenta (239 mal beider Untersuchung von 1290 Fröschen), 
obwohl auch von Kana temporaria 427 Stück untersucht wurden. 
Der Name Rana temporaria umfaßt freilich in diesen Angaben 
offenbar außer R. femporaria L. s. str. = R. arvalis Nilss. noch 
R. muta Laur. und bei Bremser vielleicht auch noch A. agzlis 
Thom. 


Goeze und Rudolphi betonen beide, daß die Echino- 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Förschung etc. 291 
rhynchen der Frösche im Frühjahr (März, April) wesentlich sel- 
tener sind als im Sommer (Juni-August) und auch in Wien sind 
die meisten Funde (gı) im Sommer gemacht worden (gegenüber 
51 im Frühjahr, 52 im Herbst und 45 im Winter). Indessen ist 
die Beweiskraft dieser Wiener Statistik doch deswegen nur eine 
bedingte, weil die Zahl der untersuchten Wirtstiere immer nur 
im ganzen und nicht gleichfalls nach Jahreszeiten gesondert an- 
gegeben ist. 

Goeze gibt an, daß er nach O. F. Müller’s Schilderung 
des Zch. luci auch bei Ech. ranae Männchen und Weibchen 
„bald herausgefunden“ habe, aber weder er noch Rudolphi oder 
Westrumb erwähnen die verschiedene Größe der beiden Ge- 
schlechter. Es wird nur angegeben, daß nach Rudolphi’s Be- 
obachtungen die Länge der Art „von einigen Linien bis über 
einen Zoll“ schwankt, während Goeze ein Exemplar von „we- 
nigstens 21/2 Zoll“ Länge fand. Von sonstigen Kennzeichen der 
Art wird die Kürze des Rüssels betont, der als konisch mit ab- 
gerundetem Scheitel bezeichnet wird und kaum länger ist wie 
der beiderseits scharf abgesetzte Hals. Die Zahl der Querreihen, 
in denen die Haken am Rüssel stehen, wird von Rudolphi und 
Westrumb in gleicher Weise auf 6—8 angegeben, während 
nach neueren Angaben von Kaiser (1801, p. 12) deren in Wirk- 
lichkeit 8—12 vorhanden sind. Westrumb’s Schilderung der 
Art bedeutet trotz des umfänglichen Materiales, das ihm zur Ver- 
fügung stand, nur insofern einen Fortschritt gegenüber Rudolphi, 
als Westrumb kurz die Verschiedenheit der Form des Hinter- 
endes bei Männchen und Weibchen betont. Einen wichtigen 
Fortschritt in der Kenntnis der Art enthalten dagegen die von 
Westrumb (1821, Taf. II, Fig. 18—20) publicierten Abbildungen 
über den anatomischen Bau der Art. Eine Figur (18) stellt ein 
aufgeschnittenes Männchen, eine andere (19) ein. aufgeschnittenes 
Weibchen dar und die dritte (20) ist bemerkenswert als erste 
Darstellung der weiblichen Ausführwege (Glocke, Uterus und 
Scheide), die Westrumb freilich noch nicht richtig erkannt hat 
(vergl. oben p. 156). 


Ech. ranae Schrank 1803 nec Schrank 1788. 
Schrank (1803, p. 217, Nr. 3109) berichtet, er habe den 
Ech. ranae „ganz außerordentlich häufig“ in Zofa gefunden. „Er 
kömmt dem Hechtkratzer höchst nahe, ist aber verhältnismäßig 


292 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


zu seiner Lange viel dünner, und hat einen Hals, der doch außer- 
ordentlich kurz ist.“ Dieser 6 Linien (d.h ca-13 mm) lange und 
1/3 Linie (d. h. ca. 0,7 mm) dicke Ach. ranae Schrank 1803 nec 
Schrank 1788 ist wohl identisch mit “ch. luca O. F. Müll. 1778, 
der ja die in Zola am häufigsten beobachtete Echinorhynchen- 
Art ist. 

„Ech. Ranae temporariae“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- 
. hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 211—212) 
auch unbestimmte Echinorhynchen aus Rana temporaria L. an, 
die jedenfalls zu Ech. ranae Schrank 1788 nec Schrank 1803 
gehòren. 
Ech. reticulatus Westr. 

Im Darm von Pardirallus nigricans (Vieill.) fand Natterer 
in Brasilien 2 Echinorhynchen von 4 bez. 6 Linien d.h. ca. g bez. 
13 mm Länge, für welche Westrumb (1821, p. 24, Nr: 43) die 
Species “ch. reticulatus schuf, so genannt wegen der Oberflächen- 
gestaltung des Rumpfes der untersuchten Exemplare (,,superficies 
et in longitudinem et in latitudinem striata et incisa, ita ut ima- 
ginem retis piscatorii aliquomodo nobis offerat“. Rumpf cylin- 
drisch, vorn plötzlich, hinten allmählich sich verjüngend. Ein Hals 
fehlt. Der große, cylindrische Rüssel ist dem Rumpf in schräger 
Richtung angesetzt und mit 16 Querreihen kleiner Haken besetzt. 

Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 581, Nr. 30) sieht 
neuerdings den früher von ihm selbst beschriebenen Ech. rheae de Marv. 
(1902, p. 414—416) aus Rhea americana Lath. als synonym zu Ech. reticu- 
latus an. 

Ech. ricinoides Rud. 

Die Art ist von Rudolphi (1809, p. 253—254, Nr. 2) auf- 
gestellt für 2 im Abdomen von Upupa epops L. gefundene Echi- 
norhynchen von 11/2 bez. 3 Linien d.h. ca. 3—7 mm Länge. Die- 
selben waren am Mesenterium fixiert und soll nach Rudolphrs 
ausdrücklicher Angabe der Darm keine Verletzung aufgewiesen 
haben, durch welche die Würmer etwa hätten in die Leibeshöhle 
gelangen können. Ihr Rüssel war groß und annähernd kugelig, 
hatte eine deutliche Scheitelpapille und trug 7 Querreihen von 
Haken, deren Größe derjenigen der Haken von £ck. hırundınaceus 
entsprach und erheblicher war, wie bei ch. erinacei und ÆcA. 
compressus, die beide als Verwandte von “ch. ricinoides angesehen 
werden. Der Hals wird als kurz bezeichnet. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 293 


In der Synopsis bringt Rudolphi (1819, p. 64, Nr. 3) nichts 
Neues. Nach Westrumb (1821, p. 7—8, Nr. 10) hat Bremser 
dieselbe Art im Darme von Upupa epops L. gefunden (einmal auf 
38 Untersuchungen). Das betreffende Exemplar war 3 Linien 
d.h. ca. 6,5 mm lang und !/a Linie d.h. ca. 1 mm dick und ließ 
nur 6 Querreihen von Haken erkennen. 

Derselben Art rechnet Westrumb (I. c.) ferner noch Echino- 
rhynchen zu, die im Netz von Coracias garrula L. gefunden wor- 
den waren (einmal auf 38 Untersuchungen) und die Bremser 
(1811, p. 26) als eine noch nicht untersuchte neue Art und Ru- 
dolphi (1819, p. 77, Nr. 61) daraufhin als „Ach. Coracıae“ ver- 
zeichnet hatte. 

Zusatz beider Correctur2 De Mary al (1902, pP. 381, Nr. 30) sieht 


Ech. ricinoides als synonym zu Ech. compressus Rud. an. Vergl. hierzu den 
nachträglichen Zusatz unter Ech. lagenaeformis Westr. 


„Ech. Rubetrae“ Rud. 


Einen bei der Wiener Helminthensuche im Darm von ?ra- 
tincola rubetra (L.) gefundenen Lchinorhynchus verzeichnet Ru- 
dolphi (1819, p. 77, Nr. 67), da er von dem Funde Mitteilung 
erhalten hatte, ohne daß die Specieszugehörigkeit bereits fest- 
gestellt war, provisorisch als „Zch. Rubetrae“. Er vermutet aber 
bereits, daß es sich um dieselbe Art handele, die in Wien auch 
in anderen Singvögeln gefunden worden war und von Rudolphi 
(1819, p. 77, Nr. 66) provisorisch als „Zch. Sylviarum“ verzeichnet 
wird. Westrumb (1821, p. 27, Nr. 51), der diese Vermutung be- 
stätigt, nennt die Art “ch. fasciatus. Siehe daher Weiteres unter 
diesem Namen. 

„Ech. Rutheni Rudolphi.“ 

Ungenaues Citat bei Westrumb (1821, p. 16, Nr. 29) an- 
spart Po locoipenseris rutheni“. \Nierel. daher unter dieser Be- 
zeichnung. Übrigens darf auf derartige Ungenauigkeiten bei dem 
Citieren solcher Bezeichnungen von Helminthen nach ihren Wirten, 
die keine Speciesnamen darstellen sollen, kein allzugroßes Gewicht 
gelegt werden. Kam es doch bei derartigen Bezeichnungen nur 
darauf an, daß der Wirt durch den Genitiv genügend gekenn- 
zeichnet war. Wie wenig Wert im übrigen auf diese Bezeich- 
nungen gelegt wurde, geht wohl am besten daraus hervor, daß 
Rudolphi im Text der Historia naturalis (1809, p. 314) dieselbe 
Form als „Zeh. Sphyraenae‘‘ bezeichnet, die im Register (1810, 


294 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


p. 351) als „Zeh. Argentinae sphyraenae“ verzeichnet ist und dann 
in der Synopsis (1810, p. 80) als „ch. Argentinae“ registriert wird. 
Vergl. auch unter „Zch. Zenıs“. 


Ech. rutili O. F. Müll. (nec Zed.). 

Unter diesem Namen bildet O. F. Müller (1780, 2, Tab. 61) 
Echinorhynchen aus Zeuciscus rutilus (L.) ab, welche sich durch 
einen kurzen, fast kugeligen Rüssel und den Besitz eines einzigen 
Kranzes großer Haken auszeichnen. In der später (1784, p. 61) 
publicierten zugehörigen Beschreibung werden diese Eigentüm- 
lichkeiten gleichfalls angeführt und die Zahl der Haken auf 6 
angegeben. Es kann sich hiernach nur um den Zch. clavaeceps 
der neueren Autoren handeln (vergl. diesen), bei welchem Müller 
nur die 6 großen vorderen Haken gesehen, die ı2 hinteren, er- 
heblich kleineren Haken dagegen nicht beachtet hat. Das Knöpf- 
chen, welches jeder der 6 Haken nach O. F. Müller an seiner 
Basis besitzen soll, „cuius ope, ut videtur, exigitur et reflectitur“ 
ist offenbar die Hakenwurzel, deren wir hier zum ersten Mal Er- 
wähnung finden. Weiter ist noch erwähnenswert der Satz „Irun- 
cus altero latere antica versus osculo solitario, quatuor ad postica 
usque seriatim dispositis ac aequalibus distantibus instruitur.“ Für 
sich genommen ist dieser Satz kaum verständlich. In Fig. 3 auf 
der bereits citierten Taf. 61 sind aber offenbar diese ,,Oscula“ zur 
Darstellung gebracht und hiernach kann ihre Deutung keinem 
Zweifel unterliegen. Sie sind nichts anderes, als die erst in 
neuerer Zeit von Säfftigen (1884) und Hamann (1891) in ihrer 
wahren Bedeutung erkannten Riesenkerne der Haut, die hiernach 
bereits O. F.Müller gesehen hat. Man vergleiche Hamann’s 
Fig. 1 auf Taf. IX mit der bereits citierten Figur O. F. Miller’s. 
In der Figur Hamann’s sind freilich 6 Kerne in der Haut ge- 
zeichnet. Aber wenn die Zahl dieser Kerne auch innerhalb ge- 
wisser Grenzen schwankt, so habe ich doch gerade die von O. 
F. Müller gezeichnete Fünfzahl verhältnismäßig häufig beobach- 
tet und alsdann auch stets in der von Müller gezeichneten 
Anordnung. 

Unter ihrem ursprünglichen Namen Zch. rudıli finden wir 
die von Müller beschriebene Art nur noch bei Gmelin (1791, 
P23050, Neos) und=Bosen(1802,p. a) citiert. Zeder (1803) 
p. 163, Nr. 46) tauft sie in Ach. fuberosus um, hier anscheinend 
weniger zur Vermeidung ihrer Benennung nach dem Wirt, als 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 295 


vielmehr deswegen, weil er den Namen Zch. rutili in anderem 
Sinne braucht (vergl. unten “ch. resi: Zed. nec O. F. Mill). 
Unter dem Namen Zch. tuberosus Zed. ist dann die Art auch 
von Rudolphi (1809, p. 257—258, Nr. 5; 1819, p. 65 und 312, 
Nr. 8 und 1820, p. 14, Nr. 5) sowie von Westrumb (1821, p. 9. 
Nr. 13) verzeichnet. 

Bereits Bremser (1811, p. 26) hat den Ach. ruta O.F.Müll. 
für identisch mit Zch. clavaeceps erklärt, doch sind ihm Rudol- 
phi (1819, p. 312: a Müllero diversus et describitur et deline- 
aus) und Westrumb (1827, px Je Speciem) supprimere sausus 
non sum) nicht gefolgt. Rudolphi (1819, p. 312) führt noch 
speciell als Unterschied des Ech, rutıl! gegenüber Ech. clavaeceps 
an „hunc in peritoneo, clavicipitem autem in intestinis Cyprini 
rutili occurisse.“ Das beruht aber auf einem Mißverständnis, das 
vielleicht dadurch hervorgerufen worden ist, daß O. F. Müller 
sagt, er habe die nur einmal gefundene Art „intestino Cyprini 
rutili copiose adhaerentem‘“ gefunden. Daß aber die Parasiten 
dem Darm äußerlich anhingen, wie Rudolphi anzunehmen 
scheint, kann ich aus dieser Angabe O. F. Müller’s keineswegs 
herauslesen. Auch unterliegt es meines Erachtens nicht dem ge- 
ringsten Zweifel, daß an dem von O. F. Müller (1780, 2, Taf. 61, 
Fig. ı) abgebildeten Darmstück mit anhaftenden Echinorhynchen 
diese letzteren nach Art anderer Darm-Echinorhynchen in der 
Schleimhaut fixiert sind. 

Später hat dann Rudolphi (1820, p. 14, Nr. 5) die von 
O. F. Miller entdeckte Art wiedergefunden und zwar gleich- 
falls im Darme von Zeuciscus rutilus. (Ein Vergleich mit “ch, 
clavaeceps wird jetzt von ihm nicht erst versucht, Auch Ru- 
dolphi hat bei den 1—-4 Linien, d.h. ca. 2—0 mm langen Exem- 
plaren nur eine einzige Reihe von Haken gesehen, auch ihm 
sind die Riesenkerne der Haut aufgefallen: „Pori, quales Mül- 
lerus sistit, disci potius sunt, quibus magna foraminum inest 
copia, passim maximi, valdeque exstantes, huic speciei proprii, 
neque alibi mihi visi.“ 

Nachdem dann Creplin (1825, p. 26—29) im Darm von 
Leuciscus rutilus, Lota lota und Anguilla anguilla Echinorhynchen 
gefunden hatte, die er für identisch mit Zch. tuberosus Zed. (Ech. 
rutıli O. F. Müll.) hielt, an deren Rüssel er aber 2—3 Reihen 
von Haken beobachtete, hat Dujardin (1845, p. 538, Nr. 65) 
wieder die Vermutung geäußert, daß Zch. fuberosus Zed. und 


296 Lüh e, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. clavaeceps Zed. identisch seien. Er ist jedoch mit dieser 
Auffassung ebensowenig durchgedrungen, wie früher Bremser. 
Bereits bei Diesing (1851, p. 25, Nr. 15, bezw. p. 33. Nr. 36): 
werden beide Arten wieder gesondert aufgeführt. Seitdem finde 
ich tatsächliche Angaben über den “ch. fuberosus nur noch bei 
Wagner (1857), sonst fristet dieser Name nur noch in Citaten 
sein Dasein, so daß, wo es sich um eigene Untersuchungen han- 
delt, immer von Zch. clavaeceps die Rede ist. (Vergl. auch unter 
diesem Namen.) 

Nach den Angaben Westrumb’s (1821, p. 6, Nr. 6 und 
p. 80—81) über Zch. clavaeceps ist Ech. rutile O. F. Müll, wie 
wir die erstere Art fortan wieder zu nennen haben, bei den 
Wiener helminthologischen Untersuchungen in einer großen Zahl 
verschiedener Fischarten und zwar fast ausschließlich Cyprinoiden 
gefunden worden, in jeder derselben aber verhältnismäßig selten. 
Diese relative Seltenheit des Parasiten wird auch durch neuere 
Untersuchungen bestätigt und scheint für die Art, die ja auch 
Rudolphi bei seiner langjährigen helminthologischen Tätigkeit 
nur ein einziges Mal gefunden hat, charakteristisch zu sein. Nur 
Säfftigen (1884) und Hamann (1891) wollen die Art verhält- 
nismäßig häufig gefunden haben. Bei der Wiener Helminthen- 
suche wurde sie nach Westrumb gefunden: in Salmo hucho L. bei 
Untersuchung von 46 Exemplaren ımal, in Codzts barbatula L. 
bei Untersuchung von 385 Exemplaren 4mal, in Cobitis faenıa L. 
bei Untersuchung von 58 Exemplaren ı mal, in Cyprus carpro L. 
bei Untersuchung von 201 Exemplaren 3mal, in Carassius 
carassıus (L.) bei Untersuchung von 358 Exemplaren nur ımal, 
in Carassius auratus dagegen auffällig häufig, nämlich bei Unter- 
suchung von nur 38 Exemplaren 6mal, in 7Zzzca Hnca (L.) bei 
Untersuchung von 466 Exemplaren 5mal, in Darbus barbus (L.) 
wieder verhältnismäßig häufig, nämlich 5 mal bei Untersuchung 
von nur 48 Exemplaren, in Adramıs brama (L.) bei Untersuchung 
von 148 Exemplaren 2mal, in Alburnus alburnus (L.) verhältnis- 
mäßig am seltensten, nämlich nur 2mal bei Untersuchung von 
1129 Exemplaren, in Godzo gobio (L.) bei Untersuchung von 348 
Exemplaren 2 mal, in Scardinius erythrophthalmus (L.) bei Unter- 
suchung von 876 Exemplaren 5mal, in Zeuciscus rutilus (L.) bei 
Untersuchung von 204 Exemplaren 18mal, in Phoxinus phoxinus 
(L.) gleichfalls 18 mal, aber erst bei Untersuchung von 635 Exem- 
plaren (im Text auf p. 6 führt Westrumb diese Art übrigens 


Lühe; Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 207 


= 


nicht an, die demzufolge auch bei Diesing [1851] fehlt, vergl. 
jedoch das Untersuchungsprotokoll bei Westrumb auf p. 81), 
endlich noch in Chondrostoma nasus (L.) bei Untersuchung von 
209 Exemplaren 2 mal. 


Ech. rutili Zed. nec O. F. Müll. 


Unter diesem Namen verzeichnet Zeder (1800, p. 163, Nr. 45) 
den von Koelreuter (1771, 1, p. 499—500) in Leuciscus rutılus (L.) 
gefundenen Acanthocephalus (= Ech. anguillae O. F. Müll. — 
siehe unter diesen beiden Namen), mit welchem er einen von 
O. F. Müller im gleichen Wirt gefundenen Lchznorhynchus, den 
Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 44) bereits “ch. affınıs getauft hatte, 
identificiert. („Im ersten Bande der Geschichte der seltenen Dä- 
nischen und Norwegischen Tiere S. 136 sagt Müller ausdrück- 
lich, daß Koelreuter’s und seine im Rothauge gefundenen 
Kratzer die nämlichen, und also nur eine Art waren.) Die hier 
citierte deutsche Ausgabe der Zoologia Danica, die nach den 
Citaten von O. F. Müller selbst (1787, 1) mit der lateinischen Aus- 
gabe in ihrem Inhalte nicht ganz übereinzustimmen scheint, ist 
mir nicht zugängig, da sie auch auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin 
nicht vorhanden ist. In der mir vorliegenden lateinischen Aus- 
gabe finde ich jedoch keine Stelle, die darauf hinwiese, daß 
O. F. Müller den Koelreuter’schen Acanthocephalus wieder- 
gefunden zu haben glaube. Im Gegenteil sagt er dort bei Er- 
wähnung dieses Acanthocephalus (1779, p. 98) „Hic in Cyprino 
Rutilo inuentus ab illo, quem ego in eodem pisce reperi, valde 
diuersus est.“ Da ich aber das entscheidende Citat nicht nachzu- 
prüfen vermag, muß ich die Frage offen iassen, ob Ach. rutili 
Zed. nec O. F. Müll. einfach synonym zu Zch. anguillae O. F- 
Müll. ist oder außerdem auch noch den £c%. ruts O. F. Müll. 
nec Zed. enthält, welchen Zeder (1803, p. 163, Nr. 46) unter 
dem Namen “ch. tuberosus neben seinem Zeh. rutile noch als 
besondere Art. anführt. 


Ech. salmowis O. F. Müll. 


Unter diesem Namen liefert O. F. Müller (1780, 2, Taf. 69 
bez. 1784, p. 83) Abbildung und Beschreibung eines Achinorhynchus 
aus Salmo salar L. und unter demselben Namen finden wir die 
Art dann citiert bei Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 33), Bosc (1802, 
P- 9-ı0) und Zeder (1803, p. 162, Nr. 44). Rudolphi (1809, 


298 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


p. 270—271, Nr. 16), der selbst einmal ein einzelnes Exemplar 
gefunden hat, nennt sie “ch. snflatus und hält sie für nahe ver- 
wandt mit seinem Zeh. affinis, indem er von Artmerkmalen an- 
führt die Verbreiterung des Rumpfes nahe dem Vorderende, die 
8-Zahl der Haken-Querreihen, die außerordentliche Kürze des 
Halses („Collum subnullum“). Über die vorübergehende Ver- 
einigung der Art mit Ach. fruttae Schrank = Ech. fusıformis 
Rud. vergl. unter “ch. truttae. Daß diese Vereinigung unbe- 
rechtigt war, betonte zuerst Creplin (1839, p. 284, Anm. 13), 
der selbst beide Arten gefunden zn haben glaubte und den £ck. 
salmonıs O. FE. Müll. in Ach. pachysomus umtaufte, unter weichem 
Namen die Art seitdem geführt wird. Nach Rudolphi’s Schil- 
derung ist die Art 3—5 Linien d. h. ca. 6—12 mm lang; der 
Rüssel mit ca. 8 Querreihen von Haken besetzt, Hals sehr kurz 
(„subnullum“), Rumpf vorne stark verdickt, in Müller’s Abbil- 
dung fast birnförmig gezeichnet. 


„Ech. Salmonum“ Rud. 


Unter dieser Bezeichnung faßt Rudolphi (1819, p. 80, 
Nr. 93) verschiedene Echinorhynchen zusammen, deren Species- 
Zugehörigkeit ihm zweifelhaft ist, nämlich den Zch. sublobatus 
Gmel., den „Zch. Lavareti® Rud.und die Echinorhynchen, welche 
in Wien in Salmoniden gefunden worden waren und von West- 
rumb (1821, p. 37) zu “ch. proteus gerechnet werden, einer Art, 
deren Einheitlichkeit Rud. noch nicht anerkennt. Die als „Ach. 
Salmonum“ bezeichneten Echinorhynchen sollen vielmehr nach 
Rudolphi entweder: zu Zeh. Zereticolis Rud. oder za 
nodulosus Schrank gehören. 


Ech. salwelini Schrank. 

Hermann (1782, p. 172—177, Tab. IV, Fig. 8—10) fand im 
Darme eines „Sälmlings“ — ob des „eigentlichen“, bereits von 
Hermann als Salmo salar juv. erkannten oder des sogenannten 
„Basler Sälmlings“, wird offen gelassen — Echinorhynchen, die 
ihm am meisten Ähnlichkeit mit dem „durch die Kugel, den runz- 
lichten Hals und den zugespitzten Körper bestimmten“ Ach. laevis 
Zoega, sensu O. F. Müller 1779 zu haben schienen, während 
er von Ech. attenuatus O. F. Müll. unterschieden wird, „weil die 
Kugel, die er hinter dem Rüssel zeiget, nicht eyförmig, sondern 
rund, der Hals nicht fadenförmig, sondern dicker und runzlicht, 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 299 


der Körper nicht glatt und gelb, sondern eingeschnitten und weiß 
ist.“ Die Haken des Rüssels sollen zu je 10 in ca. 14—16 Längs- 
reihen angeordnet sein. Mit Rücksicht auf die unmittelbar bevor- 
stehende Publication von Goeze’s Helminthenwerk hat Her- 
mann jedoch diesen Wurm noch nicht „durch systematische 
Kennzeichen bestimmen“ wollen, um sich nicht der Gefahr aus- 
zusetzen wieder eine Änderung vornehmen zu müssen. 

Schrank (1788, p. 24, Nr. 81) nannte diese von Hermann 
beobachtete Art Lech salvelin, Gmelın (1791, ps» 3049, Nr.) 
und ihm folgend Bosc (1802, p. 10) Ech. sublobatus, woraus 
Zeder (1803, p. 154, Nr. 17) Ech. subglobatus macht. Schrank 
(1803, p. 218—210, Nr. 3112) führt unter Berufung auf Zeder 
— aber ohne entsprechendes Citat — als Wirte des Zeh. salvelini 
Hechte und „Bürstlinge“ d.h. Perca fluriahihs L. an. Eine solche 
Angabe Zeder’s ist mir aber nicht bekannt und beruht daher 
der diesbezügliche Vermerk bei Schrank offenbar auf einem 
Irrtum. 

Rudolph 11802, p. on, unter Nr vo) halt die rt vr 
identisch mit Zeh. attenuatus ©. E. Mull, später aber (1809, 
p. 312—313, Nr. 52) führt er sie doch noch selbständig unter dem 
ihr von Gmelin gegebenen Namen an, stellt sie jedoch zu den 
Species dubiae und vermutet ihre Identität mit Zch. nodulosus 
Schrank, den er mit Zch.-laevis Zoega, sensu O. F: Müller 
1779 identificiert. Schließlich aber vereinigt Rudolphi (1810, 
p- 80, Nr. 93) diese von Hermann gefundenen Echinorhynchen 
mit anderen Echinorhynchen aus Salmoniden unter der indiffe- 
renten Bezeichnung „Zch. Salmonum“. Bremser (1811, p. 26) 
“und Westrumb (1821, p. 37—39) fassen sie mit anderen älteren 
Arten zu einer einzigen Art zusammen, die seit Westrumb all- 
gemein Zch. proteus genannt worden ist, deren prioritätsberech- 
tigter Name jedoch “ch. laevis Zoega ist. Diese Zusammen- 
fassung, der zufolge Zch. salvelint synonym von Æch. laevis wird, 
muß auch von unserem heutigen Standpunkt aus als berechtigt 
anerkannt werden. 


„Ech. Sciaenae“ Rud. 


Auf seiner italienischen Reise fand Rudolphi (1819, p. 80 

und 335, Nr. 91) in Neapel einen einzelnen Achznorhynchus im 

Mesenterium von Sczaena aquila Risso, den er geneigt ist für 

identisch mit ch. ferehcolis Rud. (= Eck. laevıs Loega) zu 
Zool. Annalen. I, 20 


300 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


halten. Da aber der Rüssel nur teilweise ausgestülpt war und 
Rudolphi auch über die Form des Halses sich nicht völlig klar 
wurde („Collum subsphaericum, an bullam obscuratam sistens 2“), 
so ist ihm jene Identität doch noch zweifelhaft und der Bestätigung 
bedürftig. Er registriert seinen Fund daher nur unter der Bezeich- 
nung „Ach. Sciaenae“, unter welcher er sich dann auch bei West- 
rumb (1821, p. 42, Nr. 86) und späteren citiert findet. 


ssEch. Scombri“ Viborg. 

In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kap 
hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 205) 
auch einen Æchinorhynchus aus Scomber an, der daraufhin auch 
von Rudolphi (1809, p. 312, Nr. 51) citiert wird. | 

In der Synopsis nimmt Rudolphi (1819, p. 75, Nr. 47) an 
daß diese nicht bearbeiteten Echinorhynchen aus Scomber der 
Art Ech. pristis Rud. angehören, die er selbst inzwischen im 
Darme von Scomber gefunden hatte. 


Ech. scopis Gmel. 


So nennt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 6) die von Goeze 
(1782, p. 154) kurz geschilderten Echinorhynchen aus der ,,Ohr- 
eule“ bez. „bunten Ohreule“, indem er im Gegensatz zu Schrank 
(1788, p. 23) und anderen diese Wirtsbezeichnung auf Pısorhına 
scops (L.) deutet. Vergl. ch, aegualıs Zed. und Logos 
Schrank. Der Name Zch. scoprs findet sich außer bei Gmelin 
nur noch bei Bosc (1802, p. 5), der hier wie stets auf Gmelin fußt. 


ssEch. Scorpaenae‘“ Rud. 


Von Rudolphi (1819, p. 79, Nr. 85) angeführt auf Grund 
des Kataloges der Wiener Helminthensammlung, in dem noch 
unbestimmte Echinorhynchen aus Scorfaena scrofa L. angeführt 
waren. Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) hat dieselben bei seiner 
Bearbeitung des Wiener Echinorhynchen-Materiales zu Ech. glo- 
bulosus Rud. gerechnet. Siehe daher Weiteres unter letzterem 
Namen. 

„Kehnnorineoseudatos Rense. 

Unter diesem Namen hat Renier (1807, Taf. VI), wie ich 
einem Citat von Bremser (1819, p. 8) entnehme, einen frei 
im adriatischen Meere gefundenen Wurm angeführt. „Wie er aber 
Kratzer aus Thieren bei mir [d. h. Bremser] sah, hat er sogleich 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 301 


jenem ein eigenes Genus angewiesen.“ Eine sichere Bestimmung 
des fraglichen Wurmes ist mir jedoch nicht möglich, da ich mir 
das Werk von Renier nicht beschaffen konnte. 


Ech. sigmoideus Westr. 

Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 15, Nr. 26) 
eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung von 111 
Exemplaren von Orzolus ortolus (L.) einmal im Darme gefunden 
und daraufhin von Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 62) provisorisch 
als „Zeh. Orioli“ verzeichnet worden war. Die Länge wird von 
Westrumb auf 3—4 Linien d. h. ca. 6—9 mm angegeben, die 
Zahl der Hakenreihen an dem langen Rüssel auf 20—24. Ein 
Hals soll fehlen. Der Artname ist gewählt, weil bei allen von 
Westrumb untersuchten Exemplaren das Hinterende nach der 
entgegengesetzten Seite gekrümmt war, wie der Rüssel, so daß 
die Würmer in ihrer Form an ein S erinnerten. 

Zusatz Beide: Correctur: De Marval (1904, p 574, Nr. 2)r sieht 


neuerdings Ech. sigmoideus Westr. als synonym zu Zeh. areolatus Rud. an. 
Vergl. oben p. 176. 


Ech. simplex Rud. 

Mit diesem Namen belegt Rudolphi (1809, p. 270, Nr. 5) 
den von Rathke (1799, p. 72) in 7vgla gurnardus gefundenen 
Echinorhynchus (vergl. unter „Ach. Triglae gurnardı“), welchen 
Rudolphi nach der Abbildung Rathke’s für eine „Species 
distinetissima® hal. Westrumb (1321, p. to, Nr. 34) berichtet, 
daß Natterer einen ähnlichen Achinorhynchus ohne Hals und 
mit ca. 20 Querreihen von Haken am Rüssel einmal im Darm 
von 7rigla adriatica mel. gefunden habe, einen Fund, welchen 
Rudolphi (1819, p. 80, Nr. 92) provisorisch als „Ach. Triglae“ 
registriert hatte. 


Ech. sipunculus Schrank. 


Unter diesem Namen führen Schrank (1788, p. 25, Nr. 84) 
und diesem folgend auch Zeder (1803, p. 154, Nr. 16) die Echino- 
rhynchen an, welche Martin (i780) in Osmerus eperlanus (L.) 
gefunden und Acharius (1780) Acanthrus sipunculordes genannt 
hatte. (Siehe daher Weiteres über die Art vor allem unter letz- 
terem Namen.) Irrtümlicherweise giebt freilich Schrank als Wirt 
die Maraene an, wohl infolge ungenauer Ubersetzung des schwe- 
dischen Wortes Nors — außerdem aber auch noch die Quappe 

20* 


302 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(Zofa), ohne daß die Quelle für diese letztere, ausschließlich bei 
Schrank vorkommende Wirtsangabe ersichtlich wäre. 


ssEch. Soricis“ Rud. 

Bremser (1811, p. 26) zählt unter den in Wien gefundenen 
neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Sorex araneus 
L. auf und diese Art wird von Rudolphi (18109, p 76 Nes 
provisorisch unter der Bezeichnung „Zch.' Soricıs“ angeführt. 
‚Einen wirklichen Namen erhielt sie jedoch erst durch West- 
rumb (1821, p. 15, Nr. 25). Vergl. daher unter Ach. appendicu- 
latus Westr. 


Ech. sphaericus Rud. 


Im Peritoneum von Coffus scorfius L. fand Rudolphi 
(1802, p. 62—63, Nr. 12) Echinorhynchen, die dem “Ach. ovatus 
Zed. „äußerst nahe verwandt“ waren. Bei einer Gesamtlange 
von 11/2 Linien, d. h. etwas über 3 mm war der Rumpf kürzer 
als der Hals. Von Haken wurden 12 Querreihen beobachtet, die 
Farbe des Wurmes war rot. Rudolphi nennt denselben wegen 
der Form des Rumpfes “ch. sphaericus und unter diesem Namen 
findet er sich dann auch bei Zeder (1803, p. 157, Nr. oo) umd 
Radolphi (1809, p. 201-292; Nr. 29 und 1810; p. 73, Net) 
verzeichnet. Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (2 
Pp. 37) vereinigen ihn mit Zch. ovatus Zed. und anderen älteren 
Arten zu einer einzigen Art (ch. proteus W estr. — Ech. lacus 
Zoega) \Verg]. hierüber unter “ch. ovatus Zed. 


Ech. sphaerocephalus Brems. 


Diese Art, die Natterer in Brasilien gefunden hatte im 
Darme von Larus azarae Less. (= Larus Nr. 199 bei Rudol- 
phi = Larus fuscus Nr. 199 bei Westrumb = Larus domint- 
canus Lichtst. bei Diesing) und Æaematopus palliatus Temm. 
[? — Rudolphi, Westrumb und Diesing führen sämtlich 
statt dessen den europäischen /. ostralegus L. an, indessen ist 
nach v. Pelzeln (1871, p. 298, Nr. 10) 7. palhatus die einzige Art 
der Gattung, die Natterer in Brasilien erlegt hat], wird zuerst 
von Rudolphi (1819, p. 670—672, Nr. 57) bekannt gegeben, dem 
Bremser Exemplare geschickt hatte. Eine nochmalige, durch 
Abbildungen erläuterte Beschreibung liefert Westrumb (1821, 
PD: 3037, 1165). 


Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 303 


Rudolphi unterscheidet kleine und große Exemplare. Die 
„kleinen“ Exemplare waren 2 Linien, d. h. ca. 4,5 mm (aus Larus 
azarae) bez. 21/2 Linien, d. h. ca. 5,5 mm (aus //aematopus) lang, 
mit kugeligem („globosa vel subglobosa“) Rüssel, der mit zahl- 
reichen Reihen mittelstarker Haken dicht besetzt ist, mit einem 
schlanken Halse, der 3—4mal so lang ist wie der Rüssel, und 
einem Rumpfe, der in seinem vordersten Abschnitt mit feinen 
Stacheln besetzt und dessen hinterster Abschnitt fadenförmig ver- 
jüngt ist. Nur eines dieser Exemplare hatte an Stelle des Rüs- 
sels eine große Bulla mit in Längsreihen angeordneten Haken. 
— Die „großen“ Exemplare waren 7—0 Linien, d.h. ca. 15—20 mm 
(aus //aematopus) bez. 10—ıı Linien, d. h. ca. 22—25 mm (aus 
Larus azarae) lang, hatten an Stelle des Rüssels eine nur schwach 
bewaffnete Bulla und ihr Rumpf war ganz unbestachelt (bei den 
Exemplaren aus Larus azarae) oder doch nur wenig bestachelt 
(bei denen aus //aematopus). 

Eine ausführlichere Schilderung giebt Westrumb, der ohne 
die Exemplare aus den beiden verschiedenen Wirten auseinander 
zu halten, wie dies Rudolphi getan hat (vergl. unter „Zch. 
Haematopodıs“ und „Zeh. Lari“), 3 Entwickelungsstadien unter- 
scheidet: 

I. Stadium, 2'/2—3 Linien lang, d. h. ca. 5,5—6,5 mm. 
Rüssel kugelig mit deutlicher Papille und ca. 16 Querreihen von 
Haken. Hals fadenförmig oder konisch, ca. ?/s Linien, d. h. ca. 
1,5 mm lang. Rumpf entsprechend der Schilderung Rudolphi’s 
in drei Abschnitte zerfallend, die durch Einschnürungen von ein- 
ander abgegrenzt werden, deren vorderster mit kleinen Stacheln 
dicht besetzt und deren mittlerer, unbewaffneter am dicksten ist 
(„tumidula“), während der dritte kaum dicker ist wie der Hals. 
Nach der Abbildung (Taf. I, Fig. 13) könnte man diesen hintersten 
Abschnitt des Rumpfes wegen seiner Kürze eventuell für die 
Bursa des Männchens halten, wenn derselbe nach der Schilderung 
im Texte nicht auch in gleicher Weise bei den Weibchen be- 
obachtet zu sein schiene und wenn nicht Westrumb ausdrück- 
lich betonte, daß er bei keinem der Exemplare, die sämtlich 
genau durchmustert wurden, eine „vesicula caudalis“ gesehen 
habe. Die Eier eines secierten Weibchens waren spindelförmig 
(„lineari-eliptica“). 

2. Stadium, ohne Größenangabe, mit einem Rüssel, der 
bereits die Form einer Bulla angenommen hat (die Abbildung 


304 Lübe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Taf. I, Fig. 14 läßt ihn nur verhältnismäßig größer erscheinen, 
als im Stadium ı) und abgesehen von einem einfachen Kranze 
langer Haken, welcher die scheitelständige Papille umgiebt, nur 
noch „Rudimente“ von Haken trägt. Hals wesentlich länger wie 
in Stadium ı, Rumpf ebenso gegliedert wie dort, aber am Vorder- 
ende nur noch sehr schwach bestachelt. 

3. Stadium, 7—12 Linien, d. h. ca. 15—27 mm lang, fast 
völlig den ausgebildeten Weibchen von “ch. anatis Schrank 
nee mel. (= Zch. fihcolhs: Rud.;— Ech. polymorphus irae mace 
e. p.) gleichend. Die durch Umwandlung des Rüssels entstandene 
Bulla, deren Lagerung in der Darmwandung dieselbe ist, wie bei 
der eben genannten Art, soll keine Reste von Bewaffnung mehr 
erkennen lassen. Ihre Scheitelpapille aber soll von kleineren Pa- 
pillen umgeben sein und auf der Abbildung (Taf. I, Fig. 15) ist eine 
meridionale Streifung der Bulla gezeichnet, die in mir den Ver- 
dacht weckt, daß sie ebenso wie eine ähnliche bereits von Ru- 
dolphi beobachtete Streifung bei dem Weibchen von Zch. anatis 
Schrank nec Gmel. (= Ech. filıcolhs Rud.) durch die Längs- 
reihen der Rüsselhaken bedingt sein könnte (vergl. unter Ach. 
filicollis Rud.). Hals sehr lang, fadenförmig. Rumpf gänzlich 
unbewaffnet. Ein seciertes Männchen dieses Stadiums ließ in 
seinem inneren Bau keinerlei Unterschied gegenüber Zeh. poly- 
morphus Brems. (= Ech. minutus Gze. + Ech. anatis Schrank 
nec Gmel.) erkennen, die Eier eines Weibchens waren elliptisch 
(, subsphaerico-elongata“). Sie hatten also eine andere, breitere 
Form als die Eier des anderen secierten Weibchens, welches zum 
1. Stadium gerechnet wird. Infolgedessen vermute ich, daß auch 
Ech. sphaerocephalus Brems. keine natürliche Art ist, sondern ganz 
wie Æch. polymorphus Brems. wenigstens zwei verschiedene 
Arten umfaßt. 


Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 580, Nr. 26) hat 
in seiner vorläufigen Mitteilung zu einer Monographie der Vogel-Echinorhynchen 
eine Aufteilung des Ech. sphaerocephalus Brems. in der hier angedeuteten 
Weise nicht vorgenommen und giebt als Ei-Maaße nur die einheitlichen Zahlen 
0,0936 zu 0,0312 mm an. Andererseits führt er Ech. macrourus Brems. 
= „Ech. Ardeae purpureae“ Rud. und Ech. polymorphus Brems. (partim) 
als Synonyme der Art an. Was die Anführung des Ech. polymorphus an 
dieser Stelle bedeutet, kann erst die versprochene ausführliche Arbeit lehren, 
und ebenso kann diese auch erst die Begründung beibringen für die Syno- 
nymisierung des europäischen Ech. macrourus, gegen welche vorläufig ähn- 
liche zoographische Bedenken geltend gemacht werden können, wie ich sie 
bereits mehrfach betont habe (vergl. z. B. unter Ech, mutabilis und tumidulus), 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 305 


ganz abgesehen davon, dafs Westrumb’s Schilderung des Ech. macrourus 
recht wenig an Ech. sphaerocephalus erinnert. (Vergl. oben p. 249.) 


„Ech. Sphyraenae‘“ Rud. 

Einen Wurm, den Redi (1708, p. 237) in der Leibeshöhle 
von Argentina sphyraena L. gefunden hat, führt Rudolphi 
(1809, p. 314, Nr. 55) unter der Bezeichnung „Zchinorhynchus 
Sphyraenae“ auf, um dieselbe später (1819, p. 80, Nr. 95) in „Zchino- 
rhynchus Argentinae“ zu ändern. Weiteres über diese, aus der 
Liste der Echinorhynchen zu streichende Form siehe unter £c4. 
argentinae. 

Ech. spiralis Rud. 

Einen von Nitzsch in einer kleinen Ardea-Art — Ardetta 
minuta (L.)? — gefundenen und an Rudolphi geschickten 
Lichinorhynchus beschreibt dieser (1809, p. 243—274, Nr. 19) unter 
dem Namen “ch. spıralıs wegen seiner spiraligen Zusammenrollung. 
Derselbe ist ausgezeichnet durch seine Lange von 5 Zoll (d. h. 
ca 135 mm) bei einer Dicke von nur 2/3 Linien (d. h. ca: 1,5 mm). 
Der kaum ı Linie (d. h. ca. 2 mm) lange Rüssel in über dreißig 
Querreihen mit dicht gedrängten sehr kleinen Haken besetzt. 
_ Hals fehlt. Rumpf von gleichmäßiger Dicke. 

Zur gleichen Art rechnet Rudolphi (1819, p. 323, Nr. 28) 
später auch noch einen einzelnen Æchinorhynchus, den er in Ri- 
mini im Darm von Ardetta minuta (L.) fand, der aber nur 17 
Linien (d. h. ca. 38 mm) lang war und dessen Rüssel nur 16—18 
Querreihen von Haken trug. 

Bei der Wiener Helminthensuche wurden ı2 Exemplare von 
Ardetta minuta (L.) untersucht, aber in keinem derselben Echino- 
rhynchen gefunden. Westrumb (1821, p. 21, Nr. 39) giebt daher 
nur ein Excerpt aus Rudolphi. 


Ech. spirula Olfers. 


Diese Art ist von Rudolphi (1819, p. 63 u. 310—311, Nr. 2) 
bekannt gegeben auf Grund von 2 Exemplaren, die er von 
Olfers erhalten und die letzterer im Blind- und Dickdarm von 
Midas rosala (L.) gefunden hatte. Natterer fand sie außer in 
demselben Affen auch noch in Szma apella L. [= Cebus fatuellus 
(L.)] und von Mikan erhielt Bremser noch weitere Exemplare, 
die gleichfalls aus Midas rosalia stammten. Außerdem fand aber 
Natterer auch noch im Darme eines Nasua narica (L.) 3 Exem- 


306 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


plare, die nach Rudolphi und Westrumb mit den Echino- 
rhynchen aus den vorgenannten Affen übereinstimmen sollen. 
(Vergl. hierzu Rudolphi ı819, p. 665—666, Nr. 51 und West- 
QUO N) 

Der Rüssel der Art wird als annähernd kugelig vo fast 
ebenso breit als lang bezeichnet. Er ist mit 6 Querreihen von 
Haken bewaffnet. Der Hals ist sehr kurz (bei den Echinorhynchen 
aus Nasua aber länger). Die Lange der beiden Originalexem- 
plare betrug: 10 bez. 13 Linien (d. h. ca. 22— 29 mm) ihreroper 
Durchmesser (bald hinter dem Vorderende) 11/2 Linien (d. h. etwas 
über 3 mm), ihr Durchmesser an dem verjüngten Hinterende da- 
gegen nur noch !} Linie (d. h. ca. ı mm). Die Lange der zen 
Natterer in Affen gefundenen Exemplare wird von Rudolphi 
(1819, p. 665) auf 6—12 Linien (d. h. ca. 13—27 mm) angegeben, 
die 3 Exemplare aus Vasua waren dagegen 15 Linien, 17 Linien 
und 3!/a Zoll lang (d. h. ca. 33, 38 und go mm — 2 Männchen 
und 1 Weibchen?). Ob dieselben wirklich zu Zch. spirula ge- 
rechnet werden dürfen und nicht vielmehr eine neue Art dar- 
stellen, ist durch Untersuchung der im Wiener Hofmuseum auf- 
bewahrten Originale noch zu erweisen. Die Abbildung, welche 
Westrumb (1821, Taf. I, Fig. 16) von dem srößten der Pxenr 
plare aus Nasza publiciert hat, läßt eine gewisse Ähnlichkeit mit 
Lich. hirundinaceus (P all) (= Ech. gigas Bloch) erkennen und 
weckt daher den Verdacht, daß Ech. sperula, oder doch wenigstens 
der Æchinorhynchus aus Nasua, mit dem Zchinorhynchus des 
Schweines verwandt sei. Hat doch auch bereits Westrumb 
(1821, p. 51) betont, daß der Muskelapparat des Rüssels, soweit 
die damaligen primitiven Untersuchungsmethoden diesen über- 
haupt bereits feststellen ließen, demjenigen von Ech. hirundinaceus 
(Pall) (= Zeh. gigas Bl.) entspricht, und scheint doch nach einer 
der anatomischen Abbildungen, die Westrumb giebt (Taf. II, 
Fig. 16b) auch Zch. spirula ganz wie Ech. hirundinaceus und Ech. 
moniliformis geschlossene Ligamentsäcke zu besitzen (vergl. hierzu 
auch unten in der Besprechung der Gattungen der Acantho- 
cephalen unter Gzgantorhynchus). Die neuere Charakterisierung 
der Art durch v. Linstow (1897, p. 33) ist freilich so wenig ein- 
gehend, daß sie die hiernach möglich erscheinende Verwandt- 
schaft des Zch. spirula Olfers mit Ech. hirundinaceus (P all) 
und Ech. moniliformis Brems. weder zu beweisen noch zu wider- 
legen vermag. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 307 


o Lich. Sternae Rud. 


Bremser (1811, p. 26) zählt unter den in Wien gefundenen 
neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Sterna stubbe- 
rica Otto (= St. cantica Gmel.) auf und diese Art wird von Ru- 
dolphi (1819, p. 78, Nr. 79) provisorisch unter der Bezeichnung 
„Zeh. Sternae“ angeführt, um erst später von Westrumb (1821, 
p. 10, Nr. 16) Ach. lınearıs getauft zu werden. Vergl. daher unter 
letzterem Namen. 


Ech. striatus Goeze. 


Unter diesem Namen fthrt Goeze (1782, p. 152) kurz einen 
Echinorkhynchus an, den Graf von Borke in Ardea cinerea ge- 
funden und von welchem Goeze selbst nur die beiden ihm vom 
Grafen von Borke übermittelten und von ihm publicierten Zeich- 
nungen gesehen hatte. Die nächsten Erwähnungen der Art bei 
Schrank (1788, p: 22, Nr. 74), Gmelin :(1791, p. 3046, Nr, 15) 
— der die Art allerdings “ch. ardeae nennt, wie er ja überhaupt 
bei der Speciesbenennung der Helminthen vom Genitiv des Wirts- 
namens einen sehr ausgedehnten Gebrauch macht — ferner bei 
Zeder (1803, p. 155, Nr. 20) und Rudolphi (1809, p. 263—264) 
beruhen ausschließlich auf dieser Publication Goeze’s. Dagegen 
erhielt Rudolphi (1819, p. 74 und p. 329--330, Nr. 43) später 
zwei gleichfalls aus Ardea cinerea stammende Exemplare der Art 
von Bremser und giebt daraufhin eine neue Charakterisierung 
der Art, indem er gleichzeitig die Zeichnungen des Grafen von 
Borke, auf die er sich in der Historia naturalis fast ausschließ- 
lich hatte stützen müssen, für „pessimae“ erklärt. 

Während Rudolphi bei seinen Untersuchungen den “ch. 
striatus selbst nie gefunden hat, ist diese Art bei den unter 
Bremser’s Leitung erfolgten helminthologischen Untersuchungen 
in Wien in 24 Exemplaren von Ardea cinerea L. auch nur 2mal 
gefunden worden. Außerdem aber führt Bremser (1811, p. 26) 
als Wirt derselben Echinorhynchen-Art auch noch Cygnus olor 
(L.) an, in welchem sie nach Westrumb’s (1821, p. 30—31, 
Nr. 57 und p. 76) genaueren Angaben einmal bei 4 Unter- 
suchungen gefunden wurde. Westrumb sieht aber die Bestim- 
mung dieses Fundes als zweifelhaft an und hält es für möglich, 
daß die betreffenden Exemplare vielmehr dem Zch. polymorphus 
Brems. zuzuzählen seien, dessen fünftem Altersstadium der Zch. 
striatus sehr ähnlich sei. (Vergl. hierzu unter Ech. polymorplus), 


308 Lithe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


Als neuen, wenn auch nur gelegentlichen Wirt führt dagegen 
Westrumb Aaliaétus albıcılla (L.) an, von welchem 39 Exem- 
plare auf ihre Helminthen untersucht worden waren, deren eines 
in seinem Magen den offenbar mit einem Beutetier dorthin ver- 
schleppten Zch. striatus Gze. beherbergte. Außerdem führt 
Westrumb für £c4. striatus G ze. noch eine Reihe brasilianischer 
Wasservögel als Wirte an, da er den “Ach. mutabilis Rud. mit 
Ech. striatus Gze. vereinigte. (Vergl. hierzu unter Zch. mutabilis). 
Charakterisiert wird Zch. striafus von Rudolphi durch seine 
Länge (5-6 Linien, d. h. ca. ı17 73 mm), durch den ande 
Spitze verdickten Rüssel, der mit 12 Querreihen mittelgroßer 
Haken besetzt sei (Westrumb, der für die von ihm untersuchten 
Exemplare des “ch. striatus gleichfalls die Dickenzunahme des 
Rüssels nach der Spitze zu betont, fand bei eben denselben 14 
Querreihen von Haken — vergl. jedoch unter “ch. mutabılıs), 
ferner durch die Einschaltung eines unbewaffneten, konischen 
Halses zwischen Rissel und Rumpf und durch die Scheidung des 
Rumpfes in zwei durch eine Ringfurche getrennte Abschnitte, 
von denen der vordere, annahernd kugelige dicht mit kurzen 
Hakchen besetzt ist, der hintere dagegen sich nach hinten zu 
verschmachtigt, langsgestreift und unbewaffnet ist. 


ssEch. Stridulae Goeze‘. 

Diese von Goeze selbst nicht gebrauchte Bezeichnung fir 
den von demselben (1782, p. 153) beschriebenen Æchinorhynchus 
aus Strix stridula L. [d. h. Syrnium aluco (L.)! findet sich bei 
Westrumb (1821, p. 23, Nr. 41) unter den Synonymen von £ck. 
tuba Rud. aufgeführt. Ebenso citiert auch bereits Rudolphi 
(1809, p. 275, Nr. 21) Goeze’s Beschreibung des „Zch. Stridulae. 
Vergl. im übrigen unter Æck. nycteae Schrank. 


Ech. strigis Gmel. 

Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 8) die 
Echinorhynchen auf, die Goeze (1782, p. 153) in ,S#2x stridula 
L., d. 1. Syrrzum aluco (L.) gefunden und’ Schrank (rs 
p 22-23) bereits #ch. nycteae genannt hatte (vergl. diesen), => 
Ferner führt Westrumb (1821, p. 23—24) unter den Synonymen 
von Zch. acqualis Rud. unter anderem auch noch „Zeh. Strigis 
Goeze“ an (d. h. ein von Goeze beschriebener /chzenorhynchus 
aus einer Eule). Vergl. hierzu jedoch unter “ch, ofıdıs und “ch. 
acqualis, 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 309 


ssEch. Strigis auricutatac (Gze.). 
Unter dieser Bezeichnung citiert Rudolphi (1809, p. 277) 
Goeze’s Beschreibung des “ch. aequalis Zed. Siehe daher unter 
diesem Namen. 


„LEch. Strigis oti Viborg. 
In seinem Verzeichnis der Helminthen der Kopenhagener 
Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 202) auch einen 
nicht bestimmten Lchinorhynchus aus Strix otus, d. i. Asto otus 


(Eau 
s,Ech. Strigis stridulae“ (Gze.). 

Diese Bezeichnung findet sich im Register von Rudolphi’s 
Historia naturalis (1810, p. 352) mit einem Hinweis auf das Citat 
von Goeze’s Beschreibung des Zch. nycteae Schrank. Siehe 
daher unter diesem Namen, aber auch unter „Zch. Stridulae“ 


Ech. strumosus Rud. 


Diese durch die starke Auftreibung des vorderen, bestachelten 
Abschnittes des keulenförmigen Rumpfes und den excentrischen 
Ansatz des Halses wohlcharakterisierte Art ist von Rudolphi 
(1802, p. 63—64 und 1809, p. 293, Nr. 31) im Darm von Phoca 
vitulina L. entdeckt. Die Länge giebt Rudolphi auf 2—3 
Linien d. h. ca. 4—6,5 mm an, den Hals hat er nicht gesehen, 
auen am Rüssel nur „ungefähr 170 Reihen“ der (in der Vat in 
20—25 Querreihen angeordneten) Haken gezählt. Die Zahl der 
Querreihen, in denen die Stacheln auf dem vorderen Abschnitt 
des Rumpfes angeordnet sind, giebt Rudolphi auf ca. 30 an. 

Zeiderz (1803, pense, Nr >S) und Rugolpkr (1819, p- 7, 
Nr. 41) bringen nur linneische Diagnose und Literaturcitate und 
auch Westrumb (1821, p. 32, Nr. 61) beschränkt sich auf ein 
Excerpt aus Rudolphi (1802 und 1809). 

Vergl. hierzu auch unter Æch. gibbosus, da dieser nur die 
Jugendform des Zeh. strumosus darstellt. 


Ech. sturionis Gmel. 

Im Anschluß an seinen £ck. candidus aus dem Hecht (— £ck. 
luca O. F. Müll.) und Echinorhynchen aus Zo/a, die mit den 
Hechtkratzern „eine Gattung auszumachen scheinen“ erklärt 
Goeze (1782, p. 157): „Hierher mögten auch die weißen rund- 
lichen Kratzer gehören, die ich in den Gedärmen eines Störs 


SITO) Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


(Acipenser Sturto) gefunden habe.“ Trotzdem alle weiteren An- 
gaben fehlen, gründet hierauf Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 48) 
die Species Zeh. sturionıs, die dann auch von Zeder (1803, p. 164, 
Nr. 48) und_Rudolphi (1809, p. 318, Nr. 62 und Tepe 
Nr. 82) citiert wird. Bei Westrumb (1821) und dementsprechend 
auch bei Diesing (1851) fehlt sie sowohl unter den Species 
dubiae wie unter den Synonymen des Zch. proteus Westr., 
der einzigen Echinorhynchen-Art, die Westrumb und auch noch 
Diesing aus dem Stör anführen auf Grund eines von Rudolphi 
in Rimini gemachten Fundes (vergl. unter “ch. fereticollis Rud.). 
Rudolphi (1810, p. 79, Nr. 32) hält diese von ihm selbsg. une 
die von Goeze im Stör gefundenen Echinorhynchen für ver- 
schieden und die Goeze’schen für möglicherweise zu Zch. luci 
gehörig. Es existiert aber keine weitere Angabe über das Vor- 
kommen von Zeh. luci in Acipenser sturio L. und mit dem einen, 
oben citierten Satze von Goeze läßt sich weder das eine noch 
das andere beweisen. 


Heh. subglobatus Zed. 
So nennt Zeder (1803, p. 154, Nr. 17) den 4ckh. salvelinz 
Schrank = Ech. sublobatus Gmel. Vergl. Weiteres unter dem 
ersteren dieser Namen. 


Ech. sublobatus Gmel. 


Mit diesem Namen belegt Gmelin (1701, p. 3049, Nr. 34) 
die von Hermann gefundenen Echinorhynchen, welche Schrank 
(1788, p. 24, Nr. 81) bereits “ch. salvelint genannt hatte. Der 
Name “ch. sublobatus findet sich nur noch wieder bei Bosc (1802, 
P- To), und Rudolphi (1809, p. 312 313, Nt. 52) Mere 
übrigen unter Ach, salvelını. 


Ech. subulatus Zed. 


Mit diesem Namen belegt Zeder (1803, p. 159, Nr. 30) unter 
dem Einfluss der vonRudolphi aufgestellten Nomenclaturregeln, 
welche alle vom Wirte hergeleiteten systematischen Namen 
verwerfen, den Ech, alosae Herm. Vergl. daher unter letzterem 
Namen. | 
„Ech. SyWwiarum“ Rud. 

Unter den neuen Echinorhynchen-Arten, die bei der Wiener 
Helminthensuche gefunden worden waren und die von Bremser 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. II 


(1811, p. 26) nur mit Nummern und Wirtsangabe angeführt wer- 
den, befindet sich auch eine Art aus einer Anzahl von Sing- 
vögeln — Zuscima luscinia (L.), Luscinia philomela (L.), Ruticella 
phoenicurus (L.), Erithacus rubecula (L., Pratincola rubetra (L.), 
Pratincola rubicola (L.), Phylloscopus trochilus (L.) [= Sylvia fitis 
Bechst.| und Axorthura troglodytes (L,) — die von Bremser 
(le) gnd Rudolp hi @sio;p: 77; Ne 66) noch samtlich: zur 
Gattung Sylvia gerechnet werden, während Westrumb (1821, 
p. 27, Nr. 51) sie noch der in ihrem ursprünglichen Umfange bei- 
behaltenen Linne’schen Gattung Mofacılla beläßt. Rudolphi 
(1819, p. 77, Nr. 66) verzeichnet diese Art unter der provisorischen 
Bezeichnung „Zch. Sylviarum“ während Westrumb sie später 
Lich. fasciatus tauft. Vergl. daher Weiteres unter diesem Namen. 


ssEch. Tanagrae‘“ Rud. 

Im Darm einer 7anagra hatte v. Olfers in Brasilien einen 
Echinorhynchus von 15 Linien, d. h. ca. 33 mm Länge gefunden, 
dessen Rüssel zum größten Teil eingestülpt war und den Ru- 
dolphi (1819, p. 673—674, Nr. 61) deshalb nur als „ch. Tana- 
grae“ registriert. Unter derselben Bezeichnung ist der Fund dann 
auch bei Westrumb (1821, p. 40, Nr. 74) eitiert. 


„Ech. Tardae“ Rud. 

Einmal fand Rudolphi (1809, p. 308, Nr. 45) auch Echino- 
rhynchen im Darm von Otis tarda L., die aber bereits tot waren 
und ein Hervorpressen des Rüssels nicht mehr gestatteten, so 
daß Rudolphi auf eine Bestimmung bez. Benennung der Art 
verzichtete und seinen Fund einfach als ,,Achinorhynchus Tardae“ 
(ein Ach. aus Tarda) verzeichnete (vergl. auch Rudolphi 1819, 
Pez Sr. 70 und’ Westrumb 1821, p. 41, Nr. 73). 


Ech. tenuicollis Froel. 


Im Dickdarm einer Wildente, deren Species nicht näher 
bezeichnet wird, fand Froelich (1802, p. 69— 70, Nr. 37) zusammen 
mit den von ihm unter dem Namen “ch, Zorguatus beschriebenen 
Echinorhynchen auch eine Form, die er Zch. tenuzcollis nennt, die 
sich durch den Besitz einer Bursa als Männchen kennzeichnet, 
und die von Rudolphi (1819, p. 330—331) zu seinem Zch. versi. 
color gezogen wird, während Westrumb (1821, p. 33 ff.) sie ent- 
sprechend zu Zch. polymorphus Brems. rechnet. Durch die Er- 


Bae eat ue; Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


kenntnis, daß unter diesem Namen zwei verschiedene Arten zu- 
sammengefaßt sind (vergl. außer unter Zch. polymorphus nament- 
lich noch unter Ach. fihcolhs Rud.), erhebt sich dann freilich die 
Frage, welcher dieser Arten der Zch. tenutcollis Froel. zuzu- 
zählen ist. Die Entscheidung ist möglich auf Grund der ange- 
gebenen Länge von ca. 3 Linien, d.h. ca. 6—7 mm und nament- 
lich der weiteren Angabe, daß die Farbe „durchaus milchweiß“ 
gewesen sei. Hiernach handelt es sich um die Männchen der- 
selben Art, deren gleichzeitig gefundene Weibchen Froelich 
Ech. torquatus nennt, die am bekanntesten ist unter dem Namen 
Ech. filicollis Rud. (vergl. deshalb unter diesem), als deren prio- 
ritätsberechtigten Namen ich jedoch “ch. anatis Schrank nec 
Gmel. ansehe. 


Ech. tenuicollis Westr. nec Froel. | 

Dieser Name findet sich bei Westrumb (1821, p. 80) für 
einen Parasiten von Acerina schraetser (L.). Anscheinend handelt 
es sich um einen Druckfehler statt Ze. tereficollis, da als Parasit 
des genannten Fisches von Westrumb an anderer Stelle (1821, 
p. 38) “ch. proteus angeführt wird, welche Art in dem von 
Westrumb auf p. 65—81 mitgeteilten Untersuchungsprotokoll 
im Anschluß an Bremser (1811, p. 26) noch stets Ach. fereticollis 
genannt wird, während ihr prioritätsberechtigter Name “ch. laevis 
Zoega ist. 

Ech. terebra Rud. 

Von Chamisso auf seiner Weltumsegelung im Magen von 
Ihynnus pelamys (L.) gefunden und von Rudolphi (1819, p. 668 
—669, Nr. 55) im Nachtrag zur Synopsis beschrieben. Rüssel 
sehr lang mit 60—80 Querreihen von Haken besetzt. Hals fehlt. 
Rumpf am Vorderende einfach cylindrisch, weiter nach hinten zu 
aber taenienähnlich gegliedert (,nunquam Echinorhynchum vidi, 
tantopere crenatum, quem fere pinnatifidum dicas“) Die Lange 
der Würmer wird auf 8—12 Linien (d. h. ca. 18—27 mm), ihr 
Durchmesser auf ca. !/4 Linie (d. h. ca. 0,5 mm) angegeben. 

Wenn Rudolphi es nicht für ausgeschlossen hält, daß die 
bereits längere Zeit in schwachem Alkohol aufbewahrten Echino- 
rhynchen, auf welche er diese Art gegründet hat, nur schlecht 
erhaltene Exemplare von Zch. pristıs waren, so beruht dieser 
Hinweis einzig und allein auf der Verwandtschaft der Wirte beider 
Arten, die natürlich nichts gegen die Verschiedenheit der Para- 
siten beweist. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 73 
Westrumb (1821, p. 25, Nr. 45) bringt nur ein Excerpt 
aus Rudolphi (1819). 


Ech. teres Westr. 


Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 18, Nr. 32) 
eine Echinorhynchenart an, die in Wien bei Untersuchung von 
225 Dohlen, Lycus monedula (L.), 5mal und bei Untersuchung von 
172 Elstern, Pica fica (L.), einmal gefunden, von Bremser (1811, 
p. 26) bereits als neue Art und daraufhin von Rudolphi als 
»lich. Picae“ verzeichnet worden war. Nach Westrumb’s 
Schilderung ist die Art 5—10 Linien, d. h. ca. 11—22 mm lang 
und %/4—1 Linie, d. h. ca. 1,5—2,25 mm dick, mit langem Rüssel, 
der 10--12 Querreihen von Haken trägt, und ohne deutlichen 
Hals. „Corporis forma teres et cylindrica, ita tamen subattenuata, 
ut pars posterior longior anteriori sit.‘ 

Zusatz bei der Correctur: Als synonym zu Ech. teres sieht de 
Marval (1904, p. 581, Nr. 27) Ech. hepaticus Molin (1861, p. 262, Nr. 86; 
Taf. VIII, Fig. 2) aus Pica pica (L.) an, obwohl dieser nicht im Darm sondern 


in der Leibeshöhle und z. T. an der Leber fixiert gefunden wurde (ob etwa 
aus Darmverletzungen ausgetreten ?). 


Ech. tereticollis Rud. 
Unter diesem Namen vereinigt Rudolphi (1809, p. 284 
— 287, Nr. 26) die Arten Ech. attenuatus O. F. Müll, Ach. pesci 
nus Led., Ech. longicollis Pall. und ch. dobulae Schrank. Im 
selben Umfang findet sich die Art dann auch in Rudolphi’s 
Synopsis verzeichnet (1819, p. 72 und 328, Nr. 36), wo als neuer 
Wirt noch Acıpenser sturio L. angeführt wird. Bremser (1811, 
p. 26) vereinigt dagegen mit “Ach. fereticollis, welchen Namen er 
beibehält, auch noch Zch. nodulosus Schrank, ovatus Zed., 
sphaericus Rud., sublobatus Gmel., „ZLavaret“ Rud., barb 
Schrank, dvamae Gmel. und zdbavz Gmel. und schafft so jenen 
Speciesbegriff, für den dann Westrumb (1821, p. 37—39) den 
Namen “ch. proteus bildete. Weiteres über diese Art siehe unter 
den angeführten Synonymen sowie namentlich unter dem priori- 

tätsberechtigten Namen “ch. laevis Zoega. 


Ech. thymalli Schrank. 
Schrank (1803, p. 220— 221, Nr. 3117) erzählt, daß er im 
Darm der Äsche einen Echinorhynchus gefunden habe, der „sehr 
dem Hausentenkratzer gleicht, aber der Leib ist überall stachellos.“ 


314 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Er wird deshalb als besondere Art angesehen und £ck. thymalls 
genannt. „Der Leib nebst dem Halse etwa 3 Linien [d. h. ca. 6,5 mm] 
lang, sackformig, doch gegen das Hinterende etwas schmächtiger“, 
„der Hals walzenförmig, unbewehrt, mit einer Blase am Ende“, 
„der Rüssel so lang als der Hals, mit vielen Querreihen von 
Haken (ich habe 15—18 gezählt) über seine ganze Länge herab, 
davon die vorderen in jedem Betrachte größer sind.“ Zeh. thy- 
mali, den ich in der späteren Literatur weder als selbständige 
Art noch als Synonym jemals citiert gefunden habe, ist hiernach 
offenbar synonym zu Æch. laevis Zoega (= Ech. proteus W estr.). 


Ech. torquatus Froel. 


Zusammen mit der von ihm Zeh. fenuzcollis genannten Form 
fand Froelich (1802, p. 7o—71, Nr. 38) im Dünndarme einer 
nicht naher bezeichneten Wildente Echinorhynchen, die er unter 
dem Namen Zch. forquatus als neue Art beschreibt. Sie soll sich 
von Æch. fenucollis sowohl wie von Zch. anatis und Ech, boschalıs 
unterscheiden ,,ganz vorziglich durch die unbewaffnete Brust und 
den besonderen Bau des Halses. Merkwürdig ist es, daß dieser 
Kratzer die Darmhäute von innen ganz durchbohrt, und seinen 
Rüssel in einer dichten, runden, beinahe erbsengroßen Blase, - 
welche über die Außenfläche des Darmes hervorragte, stecken 
hatte. Diese Blase wurde von der äußeren Darmhaut gebildet 
und enthielt eine wässerige Feuchtigkeit. Wegen dieses Um- 
standes glückte es mir nicht, auch nur ein einziges Stück unver- 
sehrt mit dem Rüssel zu erhalten.“ „Der Hals ist dünn, faden- 
förmig, beinahe ı!/a Linien [d. h. ca. 3 mm] lang, glatt, etwas 
schief gebeugt, vorne auf einmal in einen halbrunden, apfelförmigen, 
glatten, weißen Kragen erweitert, in welchem wahrscheinlich der 
Rüssel aufgenommen werden kann. — Den Rüssel sah ich nicht.“ 

Nach diesen Angaben ist die Art offenbar identisch mit 
Lich. filicollis Rud., zu welchem Rudolphi (1810, p. 327, Nr. 35) 
sie denn auch als synonym einzieht, obwohl der Name Zch. Zor- 
quatus Froel. das Prioritätsrecht gegenüber Ech. fiicolhs Rud. 
(1809) auf seiner Seite hat. Weiteres über diese Art, als deren 
prioritätsberechtigten Namen ich Zch. anatis Schrank nec 
Gm el. ansehe, siehe vor allem unter Æck. filicollis Rud. sowie 
unter Zch. polymorphus Brems., zu welchem Namen Westrumb 
(1821, p. 33 ff.) unter anderem auch Zch. torguatus Froel. als 
synonym einzieht. Übrigens hat Froelich gleichzeitig mit den 


- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. ALS 


Ech. torquatus genannten Weibchen auch die Männchen derselben 
Art gefunden, diese aber fiir eine selbstandige Art gehalten. 
(Vergl. Ech. tenwecollis Froel.). 


Ech. transversus Rud. 


Unter diesem Namen faßt Rudolphi (1819, p. 69 und 321, 
Nr. 26) Echinorhynchen zusammen, die in Wien in verschiedenen 
Singvögeln gefunden worden waren und von denen ihm sein 
Freund Bremser einige Exemplare übersandt hatte. Trotz ihrer 
Zusammenfassung zu einer Art giebt Rudolphi (1819, p. 321 
—-322) jedoch entgegen seiner sonstigen Gewohnheit von den 
aus verschiedenen Wirten stammenden Exemplaren gesonderte 
Beschreibungen. 


Das erste dieser Exemplare war im Darm von Sturnus vul- 
garis L. gefunden worden. Es war etwas über 5 Linien (d. h. 
ca. ıı mm) lang — ein anderes Exemplar aus demselben Wirt 
sollte aber nach einer schriftlichen Mitteilung von Bremser 
doppelt so lang sein — und hatte einen Rüssel von etwas über 
12 Linie (d. h. ca. 1,25 mm) Länge, dessen Achse quer zur Längs- 
achse des Rumpfes stand und dessen Haken grösser als diejenigen 
von Æch. micracanthus Rud. und in 24—30 Querreihen angeordnet 
waren. Ein Hals wurde nicht beobachtet, der cylindrische Rumpf 
war in seinem vorderen Abschnitt schlanker. 


Mit dieser Schilderung stimmt diejenige eines anderen Exem- 
plares aus Saxtcola stapazina (L.), dessen Rüssellänge auf ?/3 Li- 
nien (d. h. ca. 1,5 mm) angegeben wird, im wesentlichen überein. 
Von zwei weiteren Exemplaren aus Monticola cyanus (L.) wird 
außer dem schiefen bez. queren Ansatz des Rüssels nur die 
Grosser angeseben (Banse 312 bez. 51/2 Linien —— Ca.7,5 bez 
12 mm, größte Dicke 1 Linie = etwas über 2 mm). Etwas ge- 
nauere Angaben finden sich aber wieder für drei Exemplare aus 
,lurdus n. sp. die 7 Linien (d. h. ca. 3,5—15 mm) lang 
waren, deren quer angesetzter Rüssel als „polyacantha‘“ bezeichnet 
wird und deren Eier besonders geschildert werden, weil sie breiter 
und kürzer sind als gewöhnlich („solito“), von einer Form, die 
bezeichnet wird als „elliptico-lanceolata.“ Ob freilich Rudolphi 
bei diesem Vergleich andere Arten im Auge hat, oder die anderen 
Exemplare des Ech. transversus Rud., ist nicht klar ersichtlich. 
Im letzteren Fall würde natürlich die abweichende Eiform dafür 


Zool. Annalen. I. 21 


316 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


sprechen, daß die Exemplare aus 7urdus n. sp. von Rudolphi 
nur irrtümlich zu Zch. fransversus Rud. gerechnet worden seien. 

Schließlich führt Rudolphi noch an, daß die gleiche Art 
in Wien auch noch in 7wurdus merula L. sowie in Monticola 
saxatilis (L.) gefunden worden sei. Die gesonderte Beschreibung 
der Echinorhynchen aus diesen Wirten liefert dann Westrumb 
(1821, p. 20, Nr. 37) in Frganzung der von ihm nicht wieder- 
holten Angaben Rudolphi’s. Hiernach waren die Exemplare 
aus Zurdus merula L. 4—6 Linien, d. h. ca. 8,5—13 mm lang 
und ihr 8/4 Linien, d. h. ca. 1,5 mm langer und dem  Rumpie 
in schrager Richtung angesetzter Rüssel mit 24 Querreihen von 
Haken besetzt, während die Exemplare aus J/onticola saxatilis 
(L.) 5—6 Linien, d. h. ca. 11—13 mm lang waren und ihr cylin- 
drischer, dem Rumpfe gleichfalls in schräger Richtung angesetzter 
Rüssel ca. 30 Querreihen von Haken trug. 

(refunden ist die Art bei der Wiener Helminthensuche nach 
Westrumb (1821, p. 71—72) in Sturnus vulgaris L. bei 51 
Untersuchungen 3mal, in T7urdus merula L. bei 31 Unter- 
suchungen 7 mal, in einer von Rudolphi als „7urdus n. sp.‘ 
von Westrumb als 7urdus galactotus Natt.!) bezeichneten 
Drossel-Art bei 10 Untersuchungen 3mal, in Monticola cvanus 
(L.) bei 2 Untersuchungen imal, in Monticola saxatilis (L.) bei 
34 Untersuchungen ımal, endlich in Saxzcola stapazina (L.) bei 
11 Untersuchungen 2mal. Außerdem aber fügt Westrumb 
(1821, p. 20) als neuen Wirt noch 7wrdus leucurus — wohl Sax: 
cola leucura (Gmel.) — hinzu, in welchem Natterer in Spanien 
3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—-9 mm) lange Echinorhynchen gefunden 
hatte, deren Riissel mit ca. 30 Querreihen von Haken bewaffnet 
war und die von Westrumb als “ch. transversus Rud. be- 
stimmt wurden. 


Zusatz bei der Correctur: Nach de Marval (1904) ist Gen. 
transversus synonym zu Ech. cylindraceus Gze. Vergl. den nachträglichen 
Zusatz unter Ech. fasciatus Westr. 


!) Die Bedeutung dieses Namens, der, nach Gray’s Handlist of Birds und 
Giebel’s Thesaurus ornithologiae zu urteilen, keinen Eingang in die ornithologische 
Literatur gefunden zu haben scheint, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Diesing 
(1851, p. 481, Nr. 1025) nennt die Art „Turdus galactotus Temm.“, wobei er an 
die spanische Agrobates galactodes (Temm.) = Sylvia galactodes Temm, gedacht 
zu haben scheint, da er (1851, p. 38, Nr. 52) auch Spanien als Heimat der betreffenden 
Exemplare anführt. Dann ist aber auffällig, daß weder Rudolphi (1819) noch 
Westrumb (1821) von dieser ausländischen Herkunft etwas erwähnen. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. a7 


Ech. trichiuri Holten. 


In seiner Schilderung des 7rıchrurus gladius Holten = 
Lepidopus caudatus (Euphrasen) beschreibt Holten (1802, 
p. 26—27, Tab. II, Fig. 7) auch mehrere neue Parasiten-Arten, 
darunter den Zch. frıchiuri, welcher am Peritonealüberzuge des 
Enddarms gefunden worden war und nach der beigefügten Ab- 
bildung mit dem Teirarhynchus linguatula Van Bened. identisch 
ist, für welchen Lönnberg (1889) die Gattung Coenomorphus 
geschaffen hat. In Rücksicht darauf, daß Braun (1900, p. 1723 
— 1724) diese Gattung Coenomorphus als synonym zu Dibothrro- 
rhynchus de Blainv. eingezogen hat, würde der prioritätsberech- 
tigte Name des fraglichen Cestoden also Dzbothriorhynchus trichiuri 
(Holten) lauten. 


Ech. trichuris Blumenbach. 


Unter diesem Namen mit dem Zusatz „der Haarwurm. 
E. cauda filiformi tenui prolongata“ verzeichnet Blumenbach 
(1770, p. 410) den T7rzchuris trichiura (L.) — bekannter unter dem 
Namen 77ichocephalus dispar Rud. —, welchen er selbst „häufig 
in den Leichen armer erwachsener Personen gefunden“ zu haben 
angiebt. 

ssEch. Triglae‘* Rud. 

Unter dieser Bezeichnung registriert Rudolphi (1819, p. 80 
Nr. 92) Echinorhynchen, welche Natterer in 7rıgla adriatica 
G mel. gefunden hatte und die Westrumb (1821, p. 19, Nr. 34) 
zu Lich, simplex Rud. zieht. 


„Ech. Triglae gurnardi® Rathke. 

RKathke: (1790, px 72 mit: Patil. Pies a und b) berichtet, 
daß er in 7rigla gurnardus L. einen LEchinorhynchus gefunden 
habe, und giebt auch eine Abbildung desselben in natùrlicher 
Größe und eine zweite vergrößerte. Da die Art hierdurch cha- 
rakterisiert erscheint, so hat Rudolphi (1809, p. 270, Nr. 5) sie 
getauft. Siehe daher Weiteres unter “ch. simplex Rud. 


Ech. tritonis Westr. 

Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 42, Nr. 90) 
eine Echinorhynchenlarve an, die einmal unter dem Peritoneum 
von Molge alpestris (Laur.) gefunden wurde, aber „ob probos- 
cidem amputatam“ nicht genau charakterisiert werden konnte. 

Ale 


318 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


| Ech. truttae Schrank. 

Goeze (1782, p. 157—158) fand „in den Gedarmen einer 
Forelle [d. h. also in Salmo fario L., nicht in Salmo trutta L, 
wie-Zeder (1803, p. 15% Nr. ır), Rudolphi (1809, p. 262), 
Dujardin (1845, p. 539, Nr. 66) und Diesing (1851, p. 33, Nr. 37) 
anscheinend infolge des von Schrank (1788, p. 24, Nr. 80) ge- 
wählten Speciesnamens angeben] eine ungeheure Menge Kratzer 
von außerordentlicher Länge. Von Farbe alle rötlich, welches ich 
- den rötlichen Säften dieser Fische zuschreibe.“ Beigefügt ist eine 
Abbildung des ganzen Tieres „in natürlicher Größe“ (Länge etwas 
über 6 cm), sowie des vergrößerten Vorderendes. Daraufhin ent- 
wirft Schrank (1788, p. 24, Nr. 80) eine kurze Diagnose der 
Art, die er “ch. truttae tauft. Unter dem gleichen Namen findet 
sie sich dann auch noch bei Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 36) und 
Bosc (1802, p. 10) angeführt, sowie bei Schrank (1803, p. 220, 
Nr. 3116), der dieselbe Art auch noch im Grindling gefunden 
haben will. Zeder (1803, p. 153, Nr. 11), bei dem sich zuerst 
die bereits erwahnte irrtimliche Wirtsangabe findet, tauft die Art 
zur Vermeidung ihrer Benennung nach dem Wirt um in Zeh. 
fusaeformis. Rudolphi (1809, p. 161—163; 1814, p. 95, Nr. 36; 
1819, D. 67 und 317, Nr. ı7) sowie Westrumb (3213 pe 
Nr. 28), denen sich auch die späteren Helminthologen anschlossen, 
nannten die Art dann “ch. fusiformas. 

Bremser (1811, p. 26) erklärte die Art für identisch mit 
Lich. farionis Froelich und £ck. salmoms O. F. Müll. = Zoch. 
inflatus Rud.), welch letzteren Rudolphi (1814) demgegenüber 
noch für verschieden hält. („Die Wiener Naturforscher ...... 
haben überhaupt bei den Kratzern so viele Arten zusammen- 
geworfen, daß ich bey dieser Gattung weniger auf sie baue.“) 
In der Synopsis hat aber dann auch Rudolphi (1819) die ge- 
nannten bisher von ihm noch auseinandergehaltenen Arten mit- 
einander vereinigt. 

Bei der Wiener Helminthensuche wurden 868 Forellen unter- 
sucht und hierbei 122 mal Echinorhynchen gefunden, die sämtlich 
als Ech. fusiformis bestimmt wurden. Derselben Art wurden 
ferner noch zugezählt Echinorhynchen aus Salmo salar L. (2 Funde 
auf 23 Untersuchungen) und 7%hymallıs thymallus (L.) (7 Funde 
auf 45 Untersuchungen). Auch nachdem Creplin (1839, p. 284, 
Anm. 13) Zeh. truttae und Ech. salmonis wieder voneinander ge- 
trennt hatte, ließ Diesing (1851, p. 33, Nr. 37), obwohl er diese 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 319 


Trennung annahm, die Bestimmung jener Wiener Echinorhynchen 
als Lich. fusiformis = Ech. truttae unverändert. Nach West- 
rumb’s (1821, p. 16, Nr. 28) Schilderung stimmen sie mit Goeze’s 
Abbiidung jedenfalls iberein in dem Fehlen des Halses und in 
der Form des Rüssels, der sich nach vorne zu etwas verdickt. 
Auch die Zahl der Querreihen von Haken (ca. 12) könnte als 
übereinstimmend angesehen werden. Über die Form des Rumpfes, 
welcher bei dem von Goeze abgebildeten Tier nach Schrank’s 
ziemlich treffendem Ausdruck, „spulwurmförmig“ erscheint, äußert 
sich Westrumb nicht. Die Länge der Exemplare giebt er zu 
3—12 Linien d. h. ca. 7—27 mm an, also erheblich geringer als 
sie in Goeze’s Abbildung dargestellt ist, ebenso wie Zch. farıonıs 
Froel. sowohl (vergl. diesen) wie auch die halslosen und orange- 
gelben Echinorhynchen, welche neuerdings Hamann (1891, 
p. 98—99) und v. Linstow (1895) in Salmo farıo L. und 7hy- 
mallus thymallus (L.) gefunden haben und Zch. clavula nennen, 
mit einer durchschnittlichen Länge der Weibchen von 9 und der 
Männchen von 15 mm erheblich hinter Goeze’s Zeichnung zurück- 
bleiben. Es dürften hiernach Zweifel berechtigt sein, ob diese 
Zeichnung wirklich der natürlichen Größe entsprach und ob hier 
nicht vielmehr ein Versehen untergelaufen ist. Jedenfalls scheint 
mir die Annahme gerechtfertigt, daß Zch. clavula Ham. nec Dui. 
in ähnlicher Weise mit Zch. trutiae Schrank (= Ech. fusiformis 
R ud.) identisch ist, wie ich bereits oben die Identität von Æc/. 
linstowi Ham. mit Ech. anguillae O. F. Müll. (= Ech. globulosus 
Rud.) nachweisen konnte. Da indessen neuere Angaben über 
die seit Rudolphi (1809) Ech. fusiformis genannte Art nicht 
vorliegen und mir diese Art bisher aus eigener Anschauung eben- 
sowenig bekannt ist wie Zch. clavula Ham. nec Duj., so ist der 
sichere Nachweis der von mir vermuteten Identität beider noch 
erst zu erbringen. Sicher scheint mir aber jedenfalls zu sein, daß 
die neuerdings von Hamann (1891) und v. Linstow (1895) Zch. 
clavula genannte Art nicht dieselbe ist, welche Dujardin seiner- 
zeit mit diesem Namen belegt hatte. 

Ech. clavula Duj. ist nämlich nach Dujardin (1845, p. 532, 
Nr. 55) nur 4,5—7,5 mm lang und somit wesentlich kleiner als 
die von Hamann und v. Linstow geschilderten Echinorhynchen. 
Ebenfalls im Gegensatz zu den letzteren soll er weiß sein und 
einen Hals besitzen. Die Haken seines Rüssels sollen in 16—18 
Längsreihen stehen, während Hamann und v. Linstow deren 


320 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


20 angeben. Die letzteren beiden fanden die betreffenden Echino- 
rhynchen nur in Salmo fario L. und Thymallus thymallus (L.), 
Dujardin dagegen schildert seine Art nach Exemplaren aus 
Abramıs brama (L.), Cyprinus carpio L., Esox lucius L. und Anguilla 
anguilla (L.. Hamann sowohl wie noch neuerdings Guido 
Schneider (1903, p. 27) nennen zwar als weitere von Dujardin 
angeführte Wirte noch Gobius niger L., Lepadogaster gouant Bris. 
und Salmio fario L. Dujardin selbst aber er wähnt die in diesen 
Fischen gefundenen Echinorhynchen nur kurz als dem Ech. clavula 
ähnlich, aber nicht genau untersucht. Unter diesen Umständen 
bleibt die Zahl der Querreihen der Rüsselhaken (30—32 bei 
Dujardin, 26—32 bei Hamann) das einzige übereinstimmende 
Merkmal. Dieses aber scheint mir in keiner Weise zu genügen, 
um unter Zurückstellung der angeführten Differenzen die Identität 
von Ech. clavula Hamann mit Zch. clavula Duj. wahrscheinlich 
zu machen, zumal auch Guido Schneider (1903, p. 27—29) 
neuerdings einen Lchinorhynchus gefunden hat, der mit Zch. cla- 
vula Duj. besser übereinzustimmen scheint als die von Hamann 
und v. Linstow geschilderte Art. Die Identifizierung dieser letz- 
teren mit Ach. Zruttae Schrank = Ech. fusiformis Rud. ist da- 
gegen zum mindesten mit erheblich geringerem Zwange verbun- 
den, als ihre auch von Guido Schneider noch nicht bezweifelte 
Identifizierung mit Ech. clavula Duj. 


Ech. tuba Rud. 

Die von Rudolphi anfänglich (1795, p. 13—14) als Zeh. 
aluconis beschriebene Art nennt derselbe (1802, p. 57—59) Ech. 
tuba, nicht nur um die Benennung nach dem Wirte zu vermeiden, 
sondern auch weil ihm seine Identität mit dem “ch. aluconıs 
O. E. Müll. zweifelhaft geworden ist, da die Abbildung der letz- 
teren Art bei Miller (1780, Taf. 69) nichts zeigt von der cha- 
rakteristischen „nach vorne breiteren Röhre, die fast eben so lang 
ist wie der Rüssel, und womit der Wurm sich ansaugen kann.“ 
Da eine ahnliche Bildung nur noch bei der von Goeze (1782) 
in Syrntum aluco(L.) gefundenen, von Gmelin (1791) Ech. strıgıs 
genannten Art (= “ch. nycteae Schrank 1788; vergl. unter 
diesem Namen) beobachtet worden war, so wird außer Zch. alu- 
coms O. F. Müll. auch noch Zch. stvigis Gmel. als zweifel- 
haftes Synonym angeführt. Die Haken des Riissels sind aber 
bei “ch. tuba nach Rudolphi zahlreicher und kleiner, als in 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 321 


Goeze’s Abbildung des “ch. nycleae und entsprechen vielmehr 
denen des Ohreulenkratzers von Goeze (= Zch. aequalis Zeder 
1803), bei welch letzterem aber wieder nicht die „Röhre“ erwähnt 
wird. Die Eule, in der Rudolphi den “ch. tuba gefunden hatte, 
war übrigens nur irrtümlich anfänglich als S¢vzx aluco bezeichnet 
worden, in der Tat ist sie eine ‚S/rıx flammea L. gewesen. (Vergl. 
Rudolphi 1809, p. 275— 277.) Die Lange der von Rudolphi 
setundenen 3 Bxemplare. betrug; >, 1 bez. 11/4 Zoll (d.h. ca 
13, 27 bez. 33 mm), ihr Durchmesser kaum !/a Linie (d. h. ca. 
ı mm). Ein Hals fehlte. 


Westrumb (1821, p. 23, Nr. 41), der die Art selbst nicht 
untersucht hat, sieht Ach. aluconis und Ech. nycteae als Synonyme 
des Æch. tuba an, ohne die Rudolphi’schen Zweifel zu äußern 
und erzählt, daß Bremser die Art dreimal bei der Untersuchung 
von 20 Uhus (Dubo bubo) gefunden habe. Diese Exemplare waren 
aber, als Westrumb das Wiener Echinorhynchenmaterial be- 
arbeitete, seiner Angabe nach durch den Alkohol bereits so ver- 
ändert, daß ihre Struktur nicht mehr genau zu erkennen war — 
dies darf vor allem wohl so aufgefaßt werden, daß Westrumb 
die röhrenartige Verlängerung des Rüssels, die die Art nach 
Rudolphi’s Schilderung charakterisieren soll, nicht gesehen hat. 

Bereits Dujardin (1845, p. 508, Nr. 16) sieht die Art als 
zweifelhaft an und glaubt, daß Ach. tuba Rud. synonym zu Zch. 
globocaudatus Zed. ist (vergl. diesen). Er selbst will jedenfalls 
in dem von Rudolphi angegebenen Wirt (Strix flammea L.) nur 
diese letztere Art gefunden haben. Auch betont er mit Recht, 
daß Rudolphi außer dem einmal in der Schleiereule gefundenen 
Lich, tuba (wenigstens zur Zeit der Abfassung der Historia natu- 
ralis! Lùhe) keine weiteren Echinorhynchen aus Eulen selbst ge- 
sehen hatte, so daß ihm die Möglichkeit fehlte, die verschiedenen 
von ihm angeführten Arten selbst zu vergleichen. Diese Bemer- 
kungen Dujardin’s sind aber wie manche andere von demselben 
geübte verständige Kritik (vergl. z. B. unter “ch. muris) von 
seinen Nachfolgern nicht berücksichtigt und in Vergessenheit 
geraten. | 


Ech. tuberosus Zed. 


Neuer Name für die von O. F. Müller gefundene und ch. 
rutili O. F. Müll. nec Zed. genannte Art. Vergl. daher unter 
letzterem Namen. 


322 Lüh e, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Ech. tubifer Gmel. 

Ist kein Æchinorhynchus, sondern ein Nematode. Näheres 
vergleiche unten unter den Namen Ascaris tubifera Fabr. 1780 
und Ascaris urksuk Fabr: 1776. Außer von Gmelin (2701, 
p. 3044, Nr. 2) wird die Art als Echimorhynchus auch noch von 
Bosc (1802, p. 5) angeführt. 


Ech. tumidulus Rud. 

Diese Art ist von Rudolphi (1819, p. 25 und 320, Nr. 25) 
aufgestellt auf Grund von Exemplaren, welche v. Olfers in 
Brasilien im Darme von Crotophaga ani L. gefunden hatte. Die- 
selben waren 12—17 Linien (d. h. ca. 27—38 mm) lang, die Männ- 
chen kleiner wie die Weibchen. Der kaum 1 Linie (d. h. ca. 2 mm) 
lange Rüssel ist mit 40 und mehr Querreihen sehr kleiner Haken 
bewaffnet. Ein Hals wurde nicht beobachtet. Der Rumpf ist am 
Vorderende in einer Langsausdehnung von 2—3 Linien (d. h. ca. 
4—7 mm) verdickt (daher der Speciesname ¢wmzdulus'), im übrigen 
cylindrisch. Die Bursa des Männchens ist ungefähr 1 Linie d.h. 
ca. 2 mm dang .und 4/2 [Linie d.h. ca. 1 mm dick, „utrmese 
obtusissima, inflexa“ d. h. wohl wie bei Ech. globocaudatus seit- 
lich eingekrümmt (vergl. unter diesem Namen und unter Zch. 
aluconts). Die Eier werden als „praeter morem brevia et minutula“ 
bezeichnet. Nachträglich berichtet Rudolphi (1819, p. 666—667, 
Nr. 53), daß v. Olfers die gleiche Art auch im Dickdarm eines 
anderen, noch nicht näher bezeichneten brasilianischen Cuculiden 
gefunden habe, außerdem aber auch noch in einem gleichfalls 
noch nicht näher bezeichneten brasilianischen Falconiden. Auch 
Natterer habe die Art außer in C7o/ophaga ant L. noch in 
Leucopternis albicollis (Lath.) gefunden. Echinorhynchen, die 
Natterer in einem anderen brasilianischen Falconiden, Astur 
magnirostris (Gmel.), gefunden hatte, sieht Rudolphi (1819, 
p. 667, Nr. 54) dagegen bereits als Ech. caudatus Zed., d. i. Ech. 
buteonis Schrank, an, allerdings nicht ohne Zweifel hierüber zu 
äußern, da er an den ihm von Bremser übersandten Exemplaren 
nur einen Teil des Rüssels gesehen habe. Westrumb (1821, 
p. 22—23, Nr. 40) hat dann den Ach. fumidulus Rud. überhaupt 
mit Zch. caudatus Led. = Ech. buteonis Schrank vereinigt. 
Von brasilianischen Wirten führt er auf Grund der Sammlungen 
Natterer’s außer Crotophaga am L. noch eine weitere Cuculiden- 
Art, Coccygus semculus (Lath.), an und von Falconiden kommen 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 


zu Leucopternis albicollis (Lath.) noch hinzu: Milvago chimachima 
(Vieill.), Polyborus brasiliensis (Briss.), Urubitinga meridionalis 
(Lath.) — die Identität dieser bei Westrumb Falco bursarellus 
genannten Art ergiebt sich aus der ,,Nr. 6“, die Westrumb (I. c.) 
und =v- Pelzein (1871, pie 2, Nr. 8); dem: Namen’ hinzuftgen, 
ebenso wie sich aus der von beiden beigefügten „Nr. 4“ ergiebt, 
daß Westrumb’s Falco brasiliensis = Polyborus brasıllensıs (Briss.) 
und nicht Urubitinga brastliensis (Briss.) ist — endlich noch 
Astur magnirostris (Gmel.). | 

Daß in Kuckuksvögeln und Raubvögeln ein und dieselbe 
Art schmarotzen sollte, war bereits Rudolphi aufgefallen. Er 
sagt ausdrücklich: „Nisi species ista distinctissima ideoque cognitu 
facillima foret, eandem in avibus aeque diversis occurrere vix 
admitteres“. v. Olfers sucht hierfür eine Erklärung zu liefern, 
indem er in seinem, jetzt in meinem Besitz befindlichen Exem- 
plar der Synopsis die Randbemerkung macht: „Hae aves ex lar- 
vis et insectis potissimum vietum quaerunt“ — ohne daß freilich 
diese Erklärung mich zu befriedigen verméchte. Diesing (1851, 
pago, Nr 20) hat denn auch die Arten getrennt und den von 
ihm wiederhergestellten Artbegriff Ech. fumidulus Rud. auf die 
Parasiten der brasilianischen Kuckucksvögel beschränkt, worin ihm 
auch neuerdings v. Ihering (1902) folgt. Hat doch auch sogar 
Westrumb einen Unterschied zwischen dem Zch. buleonıs 
Schrank aus europäischen Falconiden und dem Zeh. tunndulus 
Rud. aus Crolophaga ant L. constatieren müssen, trotzdem er 
beide Arten miteinander identificierte. Denn bei den europäischen 
Exemplaren zählte er nur ca. 30 Querreihen von Haken am 
Rüssel, beiden Exemplaren aus Cvrotophaga ani L dagegen fand 
er diese Querreihen ,,quam plurimi usque 50“. 

Die von Rudolphi zu. Ech. fumidulus gerechneten Echino- 
rhynchen brasilianischer Falconiden hat Diesing (1851, p. 30— 31, 
Nr. 30) freilich im Anschluß an Westrumb mit Zch. caudatus 
Zed. vereinigt gelassen und auch seither hat diese Identificierung 
von Parasiten brasilianischer und europäischer Falconiden keinen 
Widerspruch erfahren (vergl. z. B. de Marval 1902 und v. Ihering 
1902). Trotzdem möchte ich ihre Richtigkeit bezweifeln. So 
lange nicht durch eingehende Untersuchungen der Beweis für 
diese Identität erbracht ist, glaube ich vielmehr, daß es sich um 
zwei einander ähnliche, vicariierende Arten handelt, ähnlich wie 
ich auch Zch. striatus Gze, und Zch. mulabılis Rud. (vergl, 


324 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


namentlich unter dem letzteren Namen) als solche vicariierende 
Arten ansehe. Des weiteren vermute ich, daß die Echinorhynchen 
brasilianischer Falconiden, die Rudolphi zu Zch. fumidulus 
Rud. Westrumb und spätere Autoren zu Zch. caudatus rech- 
nen, identisch sind mit Ach. megacephalus Westr. (vergl. unter 
diesem Namen). 


Ech. vanelli Gmel. 


Im Anschluß an seine Besprechung des Zehmorhynchus 
buteonis berichtet Goeze (1782, p. 155): „Am 30. März 1782, 
mitten im Darm eines Kybitzmännchens ein ähnlicher Kratzer: 
hinten mit einer Schwanzblase, mit einem weißen Mittelpunkt.“ 
Hierauf begründet Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 17) seine Art Ach. 
vanellı, die sich dann weiter noch angeführt findet bei Bosc 
(1802, p. 7), Zeder (1803, p. 162, Nr. 41) und Rudolphrz (1809, 
p. 308, Nr. 44 und 1810, p. 78, Nr. 74). Doch betonen Zeder 
(1803) und Rudolphi (1809) ausdrücklich die Notwendigkeit 
weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob es sich wirklich um 
eine besondere Art handele. Schrank (1788, p. 23, Nr. 77) hatte 
die von Goeze in Vanellus gefundenen Kratzer noch mit zu 
Ech. buteonıs gerechnet (siehe diesen). Bei der unter Bremser’s 
Leitung erfolgten Wiener Helminthensuche wurden dann auch 
100 Kiebitze, Vanellus vanellus (L.), untersucht und hierbei 31 mal 
Echinorhynchen gefunden (vergl. Westrumb p. 74).. Es kann 
wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese in Wien gefun- 
denen Echinorhynchen, die von Bremser (1811, p. 26) direct als 
Lich. vanellı bestimmt wurden, dem von Goeze im gleichen Wirt 
gefundenen entsprechen. Denn auch die Wiener Echinorhynchen 
waren dem Zch. bitteonis so ähnlich, daß Westrumb (1821, 
p. 26--27, Nr. 49) sich anfänglich zweifelhaft war, ob sie nicht 
derselben Art zugezählt werden müßten. Er bildet dann aber 
doch für sie den neuen Speciesnamen Zch. lancea, zu dem er 
Ech. vanelll Gmel. als synonym einzieht. Wenn wir diese Syno- 
nymisierung überhaupt als berechtigt anerkennen, hat aber natür- 
lich der jüngere Name “ch. lancea Westr. 1821 dem prioritäts- 
berechtigten Gmelin’schen Namen zu weichen. Nach West- 
rumb’s Schilderung ist Zch. vanelli 6—10 Linien (d.h. ca. 13 bis 
22 mm) lang und hat einen annähernd cylindrischen Rüssel mit 
ı2 Querreihen von Haken. Der Hals ist kurz, aber deutlich 
abgegrenzt, Der Rumpf läßt zwei Abschnitte erkennen, einen 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 325 
vorderen länglich-eiförmigen (,,obovalis*) und einen hinteren cylin- 
drischen. 

Die von Rudolphi als „Zch. Morınelli“ und „Zch. Oedı- 
cnemm“ registrierten Echinorhynchen (vergl. diese) rechnet West- 
rumb auch noch zu der von ihm “ch. lancea genannten Art, 
die er auch bereits anatomisch untersucht hat (vergl. Westrumb 
1821, Katz I, (Flo. 4-7). 


Ech. vasculosus Rud. 

Wahrend seiner italienischen Reise fand Rudolphi (1819, 
p- 75 und 334, Nr. 49) dreimal Echinorhynchen in Drama rai 
(Bloch), welche er ein und derselben Art zuzählte, trotzdem -es 
sich einmal um ein einzelnes im Darmlumen schmarotzendes 
Exemplar handelte, wahrend in den beiden anderen Fallen die 
Echinorhynchen in der Leibeshohle, sei es frei (einmal 2 Exem- 
plare), sei es am Mesenterium fixiert (einmal ein einzelnes Exem- 
plar) gefunden wurden. Die Exemplare waren 5—6 Linien, d.h. 
ca. 1I—ı3 mm lang. „partem anteriorem alba, ceteroquin rubella‘‘; 
ihr ovaler Rüssel war mit 10 Reihen kräftiger Haken besetzt, 
ihr konischer Hals hatte dieselbe Länge wie der Rüssel, das 
Vorderende des Rumpfes wiederum in der gleichen Längenaus- 
dehnung hatte „subkonische“ Gestalt und war dicht mit kurzen 
Stacheln besetzt, während der cylindrische Hinterkörper unbe- 
waffnet war. Ihren Namen erhielt die Art nach dem Lacunen- 
system der Haut, welches Rudolphi vorher noch nie so deutlich 
gesehen hatte. 

Westrumb (1821, p. 29, Nr. 54) hat einan Bremser ge- 
sandtes Originalexemplar selbst untersucht, bringt aber gegenüber 
Rudolphi nichts wesentlich Neues. 


Eich. ventricosus Rud. 

Im Dünndarm eines Putorius putorius (L.) fand Rudolphi 
(1809, p. 294 — 295, Nr. 32) einmal zwei Echinorhynchen von 2 
bez. 3 Linien (d. h. ca. 4,5— 6,5 mm) Länge, deren cylindrischer 
Rissel 12—14 Querreihen kraftiger Haken trug. Der nach vorn 
zu sich verjingende Hals war kiirzer als der Riissel und im 
Gegensatze zu allen anderen Echinorhynchen mit kleinen Häk- 
chen besetzt. Ahnliche Hakchen fanden sich auch an dem vor- 
deren, kugelig aufgetriebenen Abschnitt des Rumpfes, an welchen 
sich ein hinterer, mehr cylindrischer und unbewaffneter Rumpf- 


326 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


abschnitt anschloß. An dem äußersten Hinterende will Rudol- 
phi dann aber wieder eine Bestachelung gesehen haben, so daß 
die Anordnung der Stacheln auf dem Rumpfe anscheinend ähn- 
lich ist wie bei Zch. strumosus. 

Die Synopsis (Rudolphi, 1810, p. 74, Nr. 42) bringt nichts 
Neues und auch Westrumb (1821, p. 33, Nr. 63). bietet nur ein 
Excerpt aus Rudolphi’s erster Beschreibung, da die Art in 
Wien trotz der dortigen Untersuchung von 95 Iltissen nie ge- 
funden worden ist. 


Ech. versicolor Rud. 

Unter diesem Namen fabt Rudolphi (1810, p. 74 und 
330-331, Nr. 44) die drei in der Historia naturalis noch von ihm 
unterschiedenen Arten Zch. minutus Gze., Ech. constrictus Zed. 
und Zeh. collaris Schrank zusammen, nachdem er sie selbst 
kennen gelernt hat. Zu derselben Art rechnet er ferner die von 
Froelich (1802, p. 66-70, Nr. 35—37) in Wildenten gefundenen 
und als drei verschiedene Arten aufgefaßten Zch. anatis, Ech. 
boschatis und Æch. fenwcollıs. Der Artbegriff Ech. versicolor hat 
also bereits fast denselben Umfang wie “ch. polymorphus Brems. 
Nur an der Selbständigkeit von Æc. filicollis Rud. halt Rudol- 
phi in der Synopsis anfänglich noch fest. Vergl. im übrigen 
unter den angeführten Synonymen, insbesondere unter Zch. minu- 
lus Gze. und folymorphus Brems., sowie unter Lich. fihcollis Rud. 


Ech. vesiculosus Schrank. 


Von Schrank (1700 — cf. Schrank. 1792, Nr. 26, pr sa 
—117 und 1803, -Nr. 3107, p. 216) im Darm von Falica fusca 
Gmel, d. i. Gallinula chloropus (L.) juv. gefunden und durch 
die Bursa von Zch. anafis unterschieden (1792: „Bulla adpensa ab 
Echinor. Anatis diversum constituit“ und 1803: Ganz wie der 
Hausentenkratzer, aber am Hinterende eine Blase, die er zur 
Halfte einziehen kann, und dann sieht er wie der Mund einer 
Egel aus; er kann sie auch ganz in den Leib hineinziehen.“) 

Ze der (1800, p. 139 —141) betont bereits, daß dies kein Art- 
unterschied ist, und vereinigt daher den Leh. vesiculosus Schrank 
mit Ech. anatis Schrank nec Gmel. zu einer Art, die er Zch. 
constrictus nennt. Vergl. daher unter diesen beiden Namen. 


Li he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 327 
„Ech. Wachniae“ Rud. 

Tilesius (1810, p. 363 und 374, Tab. XIX, Fig. 4—7) erwähnt 
bei seiner Beschreibung der beiden von den Russen Baxua (Wachnja) 
genannten kamtschadalischen Gadus- Arten das häufige Vorkommen 
von Echinorhynchen in einer derselben, die er Gadus macrocephalus 
tauit (ef. 1. cz p. 350): Daß ersaber diese Echinorhynchen, "die 
Rudelphi (1819, pP. 79 und 335, Nr. 83) als “Ache  Wachniae: 
registriert, auf zwei verschiedene Arten hat verteilen wollen, kann 
ich im Gegensatz zu Rudolphi aus seiner hierfür allein in Be- 
tracht kommenden Figurenerklärung auf p. 374 nicht herauslesen. 
‘Und ebensowenig finde ich bei Tilesius den von Rudolphi 
und im Anschluss an diesen auch von Westrumb (1821, p. 41, 
Nr. 81) gebrauchten Artnamen Gadus wachnia. Wohl wird von 
Tilesius der Name Wachnja vielfach gebraucht, aber nur als 
russischer Vulgärname und nie in Verbindung mit dem Gattungs- 
namen Gadus. Der von Rudolphi und Westrumb gebrauchte 
Artname Gadus wachnia hat aber zur Folge gehabt, daß Die- 
sing (1851, p. 395, Nr. 352) als Wirt des „Ach. Wachniade“ den 
Gadus wachna Pall. bezeichnet, obwohl dessen Identität mit Gadus 
macrocephalus Tilesius keineswegs als sicher gelten kann. (Vergl. 
z. B. Günther, A. Catalogue of the Fishes in the Britisch Mu- 
seum, Vol. IV.-1862, wo Gadus macrocephalus Tiles. auf p. 330 
— 331 besprochen, Gadus wachna Pall. dagegen nur in einer An- 
merkung auf p. 328 erwähnt wird). v. Linstow (1871. p. 238, 
Nr. 1328) hat dann den Wirt des „Zch. Wachniae“ sogar „Gadus 
wachnia Pall.“ genannt, anscheinend in dem Glauben, durch diese 
Kombination der Wirtsbezeichnungen bei Rudolphi und bei 
Diesing einen Druckfehler in Diesing’s Systema helminthum 
zu berichtigen. 

Rudolphi (1819, p. 335) ist geneigt, den von Tilesius 
gefundenen Æchinorhynchus aus Gadus macrocephalus Tiles. für 
Ech.gadı Zoega zu halten. Hierbei ist er zum Teil jedenfalls durch 
die Verwandtschaft der Wirte beeinflußt worden. Immerhin ist 
- richtig, daß die Abbildungen von Tilesius (1810, Taf. XIX, 
Fig. 4—7) eine entschiedene Ähnlichkeit mit Zch. gadı erkennen 
lassen. Als Unterschiede könnten die geringere Zahl der Längs- 
reihen der Rüsselhaken und die pfriemenförmige Zuspitzung des 
Hinterendes auffallen, wenn nicht die Abbildungen den Eindruck 
starker Schematisierung und daher geringer Zuverlässigkeit 
machten. 


328 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


| Ech. xiphiae Gmel. 

Redi (1708, p. 241) schildert Entozoen, die er im Enddarm 
von Xzphias gladıus L. fand und die von Pallas (1781, p. 108, 
unter 7aenia haeruca) und Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 22) an- 
scheinend wegen ihres teilweisen Eindringens in die Darmwan- 
dung für Echinorhynchen gehalten und von Gmelin Ech. xıplmae 
genannt werdem: Bosc (1802, p. 8) und Zeder (1803, pue 
Nr. 42) beschränken sich darauf, die Art nach Gmelin zu citieren. 
Goeze(1782,p. 140, Anm.) môchte den Redi schen Wurm dagegen 
der Beschreibung nach eher für einen Bandwurm halten und auch 
Rudolphi (1809, p. 308 f., Nr. 46) bezweifelt, daß die Art wirk- 
lich zu den Echinorhynchen gehört, da Bewegungen, wie sie 
Redi schildert („singulis momentis figuram mutant, extenduntur, 
contrahuntur, inspissantur, explicantur, coarctantur, et attenuantur“) 
noch bei keinem Lchinorhynchus beobachtet seien. Dieser Ein- 
wand ist durchaus gerechtfertigt, und wenn wir ferner berück- 
sichtigen, daß die Würmer nach Redi ca. 6 Querfinger lang 
waren und daß sie „non solum intra intestinum latitant ac volu- 
tantur, sed variis in locis intestinum ipsum perforantes ab una 
extremitate in eo conclusi sunt, et ab altera in ipsam abdominis 
cavitatem pertingunt“ — so kann es keinem Zweifel unterliegen, 
daß Redi in der Tat keine Echinorhynchen vor sich gehabt hat, 
sondern den von Rudolphi (1810, p. 136 und 470—472) unter 
dem Namen Sothriocephalus plicatus beschriebenen Cestoden, der 
den Endabschnitt des Darmes von Azphias gladius bewohnt und 
für den das von Redi geschilderte Eindringen in die Darmwan- 
dung absolut charakteristisch ist, wenn sein Vorderende freilich 
auch nicht frei in die Leibeshöhle des Wirtes hineinhängt, sondern 
von einer handschuhfingerartigen Hülle umschlossen ist, die vom 
Peritoneum und subperitonealem, bez. infolge chronischer Ent- 
zündung neugebildetem fibrinösem Bindegewebe gebildet wird. 
Rudolphi (1819, p. 136, Nr. 2) hat denn auch in seiner Synopsis 
bereits “ch. xiphiae Gmel. als synonym zu dem ihm inzwischen 
bekannt gewordenen Dofhriocephalus plicatus angeführt. 


„Ech. Zenis Rud.“ 

Rudolphi’s (1819, p. 79, Nr. 86) Notiz über „Zeh. Fabrı“ wird 
von Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) in seinem Synonymie- und 
Literatur-Verzeichnis zu “ch. globulosus Rud. sei es infolge 
eines Versehens, sei es, weil bei einer solchen nicht als Name 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 329 


angesehenen provisorischen Bezeichnung auf strikte Genauigkeit 
kein Wert gelegt wurde, als eine Notiz über ,,Ach. Zemıs“ citiert. 
Vergl. auch unter „Zeh. Ruthent“. 


2. Echinorhynchen und andere, zeitweise zu den Echinorhynchen 

gezählte Helminthen, die vor ihrer Finreihung in die Gattung 

Echinorhynchus unter anderen Gattungsnamen aufgeführt 
wurden. 


Acanthocephalus Koelreuter. 


Mit diesem Gattungsnamen ohne Beifügung eines Species- 
namens belegt Koelreuter (1771, p. 499—500) Echinorhynchen, 
die er im Darme von Leuciscus rutilus (L.) und /dus 1dus (L.) 
gefunden hatte. Die beigefügten Abbildungen (Tab. XXVI, 
Fig. 5) sind stark schematisiert, genügen jedoch zur Wiederer- 
kennung der Art, die mehrfach für identisch mit Zch. clavaeceps 
Zed. erklärt worden ist, aber ganz unzweifelhaft mit Unrecht. 
Die von Koelreuter abgebildete Art muß vielmehr auf Grund 
der allgemeinen Körperform und der Stärke der nicht allzu zahl- 
reichen Haken mit Zch. anguillae O. FE. Müll. (= Zch. globulosus 
Rud. = Zeh. linstowi Hamann) identificiert werden, da sie trotz 
aller Schematisierung dessen charakteristischen Habitus in unver- 
kennbarer Weise wiedergiebt. Diese Art wird dadurch auch 
Typus der Koelreuter’schen Gattung. 

Des weiteren berichtet Koelreuter (1771, p. 513) noch 
über das Vorkommen von Acanthocephalen in Coregonus lava- 
retus (L.) und (1775. p. 429) in Lota lota (L.), Uber die letzteren 
fehlen alle naheren Angaben, iiber die ersteren vergleiche unter 
„Zeh. Lavareti. 


Acanthrus sipunculoides Acharius. 

Martin (1780, p. 44—49) fand in Osmerus eperlanus (L.) 
Würmer, deren Schilderung sich nicht gerade durch sehr große 
Klarheit auszeichnet, aber durch Acharius (1780, p. 49—55) 
wichtige Ergänzungen erfährt. Martin berichtet, daß diese 
Würmer Wasserblasen erzeugten („göra Hydatides eller vattu- 
hölsor i fiskens inälfvor“), welche als fingerförmige oder lanzett- 
liche Auswüchse am Darm auftreten. In diesen Auswüchsen 
sollen sich dann unter dem Peritoneum oder im Zellengewebe 


330 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 

die kleinen eiformigen Würmer von 2—3 Linien (d. h. ca. 4,5 
—6,75 mm) Lange finden, welche am vorderen Ende zwei kleine 
rötliche oder rostfarbene Punkte ( jedenfalls die Lemnisken, die auch 
bei Ech. gadı rötlich gefärbt sein können) und ein schnabelähnliches 
Rostellum besitzen. („Masken astadkommer vattu-blasorne säledes, 
at fingerformige eller lancett-like utskott ses pa intestina crassa, 
da inom Lamina Peritonei eller in Cellulis af Tela cellulosa, 
märkas helt sma oval-formige kräk, af 2—3 liniers langd, hvilka 
pa den öfra runda ändan ega 2 röda eller rostfärgade puncter, 
fästade til et rostellum, eller en liten näbb“). Außerdem aber 
hat Martin die Würmer, die sich bis zur Länge eines Zolles 
(d. h. ca. 27 mm) ausstrecken konnten, offenbar auch noch im 
Darmlumen gefunden, denn wenn er erzählt, daß die grösseren 
Würmer auch noch an dem zerschnittenen Darm festhafteten 
(„De större Maskarne ses längs efter, där intestina skäras, fast- 
häftade“), so ist mir dies nur verständlich, wenn „skära‘“ im Sinne 
von „uppskära“ (aufschneiden) gebraucht worden ist. Auch das 
„Ore affixum intestinis adhaeret“ des lateinischen Resumés ist 
doch wohl am einfachsten auf ein Festhaften an der Schleimhaut 
des Darmes zu beziehen. Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 37: ch. 
maraenae) und Zeder (1803, p. 154, Nr. 16: Zch. sipunculus) 
geben denn auch den Sitz des von Martin gefundenen Wurmes 
als „in intestinis‘ an, Westrumb (1821, p. 42, Nr. 87: „Zeh. 
Eperlani“) sagt im Gegenteil: „Hab. In vesiculis abdominalibus 
Salmonis eperlani Die in den angeblichen ,Hydatiden“ einge- 
schlossenen Würmer sieht aber Martin nur als die Jungen der 
im Darmlumen schmarotzenden an („Foetus, ovali plano corpore, 
in lamellis Peritonei nidulantur vel in sacculis‘) und Acharius 
bestreitet in seiner genaueren Schilderung der fraglichen Würmer 
das Vorkommen solcher ,,Hydatiden“ überhaupt. Bei Unter- 
suchung einer großen Zahl von Stinten hat Acharius die von 
ihm Acanthrus sipunculoides genannten Würmer nur selten, ihre 
vermeintlichen Föten aber niemals gefunden. Die von ihm ge- 
fundenen Würmer sassen also offenbar, obwohl dies nicht aus- 
drücklich gesagt wird, sämtlich im Darmlumen. Die von Martin 
geschilderten „Hydatiden“ scheint Acharius für die mißdeuteten 
Appendices pyloricae zu halten. (Vattublasor, Hydatides, hos 
Norsen har jag icke sett, och intet annat fingerformigt, än de 
naturliga utskotten eller intestinula coeca, som omgifva Pylorus 
vid intestini början, eller aro dess appendices‘). 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 331 


Acharius schildert die Bewaffnung des Rüssels mit im 
Quincunx stehenden Haken und giebt auch zwei Abbildungen 
des Wurmes, eine in natürlicher Größe und eine andere ver- 
größert. Eine sichere Identificierung der Art ist danach aber 
nicht möglich, wenigstens zur Zeit noch nicht, so lange keine 
genaueren Untersuchungen über die Echinorhynchen des Stintes 
vorliegen. Nach Acharius hat meines Wissens nur noch Crep- 
lin (1838, p. 392) Echinorhynchen im Darm dieses Fisches ge- 
funden und dieselben als Zch. proteus Westr. (= Ech. laevis 
Zoega) bestimmt. Mit diesem kann aber Acanthrus sipunculoides 
nicht identisch sein, da die von Acharius publicierten Abbil- 
dungen nichts von einem Halse erkennen lassen. Dujardin 
(1845, p. 539—540) meinte, daß Acanthrus sipunculordes vielleicht 
mit Zeh. luci O. F. Müll. (= Ech. angustatus Rud.) identisch 
sei. Hierfür fehlt aber gleichfalls jeder Anhaltspunkt. Dagegen 
ist ©. F. Müller (1784, p. 83) beizustimmen, wenn er eine Ähn- 
lichkeit der Abbildung des Acanthrus sipunculoides mit den un- 
gefähr gleichzeitig von O. F. Müller (1780, 2, Tab. 69) publi- 
cierten Abbildungen des “ch. salmonis O. F. Müll. herausfindet. 
Ob beide Arten wirklich miteinander verwandt sind, wie Müller 
glaubt, oder ob sie vielleicht sogar miteinander identisch sind, 
wie Kessler (1868) in einer mir nicht zugängigen Arbeit anzu- 
nehmen scheint, muß freilich auch noch als zweifelhaft bezeichnet 
werden. 

Synonym zu Acanthrus sipunculoides ist außer den bereits 
angeführten “ch. sipunculus Schrank, Ech. maraenae Gmel. 
und „Zeh. Eperlani“ bei Rudolphi und seinen Nachfolgern auch 
noch “ch. murenae Bosc. 


Ascaris alcae O. F. Müll. 


Von Gmelin (1791, p. 3045 f., Nr. 14) der Gattung Zchtno- 
rhynchus eingereiht. Siehe daher unter “ch. alcae. 


Ascaris alce Fabr. 


In dieser Form findet sich der Name der vorstehend bereits 
angeführten Art bei Fabricius (1780, p 276, Nr. 257). 


„Ascaris lumbricoides Pallas.“ 
Irrtümliches Citat bei Westrumb (1821, p. 24, Nr. 44) an- 
statt Zaenia lumbricalis. 
Zool. Annalen. I. 22 


332 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


„Ascaris neitsib Müll.“ 


Irrtümliches Citat von Rudolphi (1809, p. 119) anstatt 
Ascaris neitsıl. | 
Ascaris neitsil Fabr. 

Unter diesem. Namen führt O. F. Müller (1776, p. 214, 
Nr. 2590) einen von Fabricius in. Phoca foetida Fabr. gefundenen 
Wurm an, der bei.0. F.. Muller (1780, 2; Taf. LXXIV Re 
auch abgebildet wird. Eine Charakterisierung derselben Art liefert 
fast gleichzeitig auch Fabricius selbst (1780, p. 272, Nr. 250) 
unter dem Namen 


Ascaris phocae Fabr. 

Gmelin (1791, p. 3044, Nr. ı) stellt diese Art, ohne daß 
ersichtlich wäre weshalb, zu den Echinorhynchen. Es ist aber in 
der Tat ein Nematode und zwar das Weibchen der von Ru- 
dolphi (1800, p. 119) Ophtostoma dispar genannten Art. 


Ascaris pleuronectis Fabr. 

Von Fabricius in Grönland im Magen von ZPleuronectes 
platessoides F abr. gefunden, zuerst mit kurzer linneischer Diagnose 
angezeigt von ©. FE. Müller (1776, p. 214, Nr. 2594), daram 
etwas ausführlicher beschrieben von Fabricius selbst (1780, 
pi 274, Nr: 254) und abgebildet von ©. Fy Müller G7 come 
Taf. LXXIV, Fig. 5), Bereits O. F. Müller (1787, p. 60) führte 
später diese von Fabricius gefundenen Helminthen unter den 
Echinorhynchen auf und Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 29), der sich 
dem anschließt, nennt sie Æchinorhynchus platessordae. (Vergl. 
Weiteres unter diesem Namen). 


Ascaris tubifera Fabr. 

Unter diesem Namen liefert Fabricius (1780, p. 273, NE 251) 
eine kurze Charakterisierung einer im Darme von /%oca barbata 
Fabr. gefundenen Art, die bereits früher unter dem ihr von 
demselben Fabricius gegebenen Namen 


| Ascaris urksuk Fabr. Nr 

von O. F. Müller (1776, p. 214, Nr. 2591) bekannt gegeben war 
und von der O. F.-Müller (1780, Taf. LXXIV, Fig. >)releieh- 
falls unter dem letzteren Namen auch eine Abbildung publiciert 
hat. Nach der Charakterisierung durch Fabricius ist das Vor- 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 333 


derende in einen dünneren cylindrischen Rüssel oder Schnabel 
(„rostrum“) verlängert, der auch auf Müller’s Abbildung kennt- 
lich ist. Diese rüsselartige Verlängerung hat dann offenbar O. 
F. Müller (1787, p. 56) veranlaßt, die Form später unter den 
Echinorhynchen aufzufùhren und darin folgt ihm dann auch nicht 
nur Gmelin (1791, p. 3044, Nr. 2), der die Art Æchinorhynchus 
Zubrfer nennt, sondern auch Fabricius selbst (1791, p. 152—153 
bez. 1793, p. 139—140) ist geneigt, sich der Auffassung Müller’s 
anzuschließen, wenngleich er noch eine ‚nähere Untersuchung“ 
für nötig hält. Vergl. hierzu auch die referierende Besprechung 
der Ascaris tubifera bei Bruguiere (1792, p. 138). Es handelt 
sich aber in der Tat nicht um einen Æchinorhynchus, sondern 
um einen Nematoden, der von Rudolphi (1809, p. 248, Nr. 2) 
den Namen Lzorhynchus gracilescens erhalten hat. 


Ascaris versipellis Fabr. 

Diese von Fabricius in Gadus barbatus L. gefundene 
Art wird zuerst angeführt in O. F. Müller’s Prodromus (1776, 
p. 214, Nr. 2596) und dann von Fabricius selbst (1780, p. 275, 
Nr. 256) beschrieben. Den Namen erhielt die Art wegen ihrer 
je nach dem Darminhalt des Wirtes wechselnden Farbe. Aus der 
Beschreibung seien hervorgehoben die Runzeligkeit, die schwindet, 
wenn der Wurm sich ausstreckt und die mangelnde Zuspitzung 
am Vorderende, ,,ubi rostrum protactum obtusum habet, et sub- 
tus orificium lunare, e quo proboscidem teretem curtam protudere 
potest.“ Spater giebt Fabricius (1796, p.. 155, Anm. 66 bez. 
1793, 1, p. 143, Anm. 66) die Aufklärung, daß die Ascaris verst- 
pelhs „wirklich der Zchmorhynchus candidus Mülleri ist.“ 

Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 23) zieht die Art anscheinend 
noch ohne Kenntnis dieser Äusserung als synonym zu Zch. can- 
didus, Rudolphi (1802, p. 52 und 1809, p. 278—280), dem sich 
auch Zeder (1803, p. 150—151, Nr. 5) und Westrumb (1821, 
p. 24, Nr. 44) anschließen, entsprechend zu “ch. acus Rud. ein 
und in der Tat berechtigen die vorstehend citierten Angaben von 
Fabricius dazu, die Ascaris versipellis Fabr. als identisch mit 
Echinorhynchus gadi Loega (= Ech. candidus O. F. Mill. e. p. 
== Ech..acus Rud.) anzusehen. 

Unter dem Namen Ascaris versipellis Fabr. bez. ,Asca- 
ride variable“ findet sich die Art noch in großer Ausführlich- 
keit, wenn freilich auch nur auf Grund der Angaben von Fabri- 

22* 


334 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


cius und O. F. Muller besprochen bei Bruguiere (07 
p. 139—140). | 
Fasciola barbata L. 

In der 2. Ausgabe der Fauna suecica führt Linné (1761, 
p. 505, Nr. 2077) zusammen mit Fasciola hepatica L. und Fasciola intesti- 
nalis L. eine Fasciola barbata ore papillis fasciculato an, zu deren 
näherer Charakterisierung noch hinzugefügt wird „Habitat in in- 
testinis loliginis. — Descr. Corpus album, oblongum, magnitudine 
seminis Cucumeris, depressum, constans saepe 2 partibus: quarum 
anterior linearis ore papillis copiosis fasciculato; posterior ovalis.“ 

Wie bereits Rudolphi (1819, p. 130—131, Nr. 6) erkannt 
hat, handelt es sich offenbar um einen TZetrarhynchus. Die Art 
ist hier aber anzuführen, weil Pallas (1766, p. 415) und Koel- 
reuter (1775, p. 429) sie für einen Achznorhynchus (Taenia haeruca 
bei Pallas, Acanthocephalus bei Koelreuter) erklärt haben und 
weil Ph. L. St. Miller (1775, p. 44) bei Gelegenheit der Be- 
| sprechung der Fasczola barbata L. auch als „eine hierher gehörige 
Art“ die Zaenta haeruca Pall. einfügt. 


ssFasciola truttae intestinalis.“ 

Unter dieser Bezeichnung, die freilich nicht als ein den Grund- 
sätzen der binären Nomenclatur gebildeter Name angesehen 
werden kann, berichtet Roederer (1762, p. 537) über nicht sicher 
zu identificierende Echinorhynchen aus dem Darm von Salmo 

fario L. 
Haeruca erinacei Rud. 

Vergl. Ech. ertnacei (Rud.). 


Haeruca muris (Schrank) Gmel 


Vergl. Ech. muris Schrank. Die Art ist als urspringlich 
einzige Art Typus der Gattung Zaeruca Gmelin 1701. 


Haerucula Pall. 


Unter diesem Namen mit dem Zusatz ,,seu Taeniola osculis 
obscuris“ liefert Pallas (1760) eine summarische Beschreibung 
von Echinorhynchen aus Rana, Esox, Perca fluviatilis, Acerina 
cernua und ,,7rutta nobilis“ (auf p. 289 des Abdruckes von 1778). 
Vergl. im übrigen die allgemeine Besprechung der Anfänge der 
Echinorhynchenforschung (oben p. 146), sowie ferner auch unter 
Taenıa haeruca Pall. Besonders betont sei jedoch, daß der Name 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 335 
Haerucula nach der Art seiner Publikation meiner Ansicht nach 
nicht als Gattungsname anzusehen ist, wenn es mir auch wiinschens- 
wert erschien, ihn hier mit aufzuführen. 


Proboscidea alcae (Fabr.) Brug. 


Unter diesem Namen hat, wie ich Rudolphi (1809, p. 306) 
entnehme, Bruguiere (,,labl. Encycl. tab. 32, Fig. 19, 20“) die 
von O. F. Müller (1780) publicierte Abbildung des ch. alcae 
(Fabr.) Gmel. reproduciert. Vergl. unter letzterem Namen. Zu 
dem Citat vergl. auch Bruguière (1792). 


Proboscidea pleuronectis (Fabr.) Brug. 


Unter diesem Namen hat nach Rudolphi (1809, p. 311) 
Baio re Wap Bneyel cab. 62 Bio, 13, 11%) die von Ooi: 
Müller (1780) publicierten Abbildungen der Ascaris pleuronectis 
Fabr. = Æch. platessoidae G mel. reproduciert. Vergl. unter diesen 
beiden Namen. 


Proboscidea versipellis (Fabr.) Bru g. 


Unter diesem Namen soll nach Rudolphi (1809, p. 279) 
Brusmiène (@ tableau Eneyel tab. 32. Hic. 17, 194) die von to: 
F. Müller (1777) publicierten Abbildungen des “ch. candıdus 
reproduciert haben. Vergl. hierzu unter letzterem Namen sowie 
unter Ascaris versipellis Fabr. Wie ich gleichfalls Rudolphrs 
Historia naturalis entnehmen muß, enthält die Gattung ZProbos- 
cıdea Brug. außer den hier genannten Arten noch mehrere 
Nematoden. 


Pseudoechinorhynchus Gze. 


Unter diesem Gattungsnamen ohne Beifügung eines Species- 
namens hat Goeze (1782, p. 138—139) über einen Wurm aus 
der Maus berichtet, der später von Schrank (1788, p. 21, Nr. 71) 
den Namen “ch. murıs erhielt und unter diesem auch vorstehend 
bereits besprochen ist. 


Sipunculus lendix Phipps. 


Ist nach den Abbildungen von Phipps (1774 und 1775) 
ganz unzweifelhaft ein Æchinorhynchus. Siehe deshalb Weiteres 
unter Zch. lendix (Phipps). 


336 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Taenia haeruca P all. 


Unter dem Speciesnamen TZaenza haeruca fasste Pallas 
(1766, p. 415) alle ihm damals bekannten Echinorhynchen. zu- 
sammen, zu deren Bestimmung freilich einzig und allein die auf- 
geführten Wirte Anhaltspunkte liefern. Mit Sicherheit läßt sich 
hiernach nur sagen, daß eine jener Arten der Zchinorhynchus 
ranae Schrank = Zch. haeruca Rud. nec. Lam. aus dem Frosch 
ist. Die außerdern noch zur 7aenia haeruca Pall. gerechneten 
Echinorhynchen aus Fischen [Zsox luctus L., Perca fluviatilis 
L., Acerina cernua (L.), Gadus callarıas L. und Trutta spec.) 
verteilen sich, nach diesen Wirten zu urteilen, jedenfalls auch 
noch auf mehrere Arten und zwar dürfen wir unter diesen mit 
Wahrscheinlichkeit den Zch. luci: O. F. Müll. 1778 vermuten, 
neben dem vor allem wohl noch Zch. laevis Zoega 1776 und 
Ech. gadı Zoega 1776 in Frage kommen. 

1775 berichtet Pallas (auf p. 452—454), daß er noch eine 
zweite ähnliche Art gefunden habe (Zuenia hirundinacea Pallas 
1781 = Echinorhynchus gigas Bloch 1782), der Speciesbegriff 
Taenıa haeruca bleibt daneben aber unverändert bestehen. Nur 
tritt unter den in ihm enthaltenen natürlichen Arten der Zch. 
ranae Schrank dadurch mehr in den Vordergrund, daß von ihm 
eine Abbildung gegeben wird. 

Wiederum einige Jahre später hat die Zahl der Echinorhyn- 
chen-Arten, welche Pallas (1781, I, p. 107—112) kennt, eine 
weitere Zunahme erfahren. Neben 7Zaenza hirundinacea, Taenıa 
haeruca und der nur irrtümlich zu den Echinorhynchen („Darm- 
kletten“ bei Pallas) gerechneten 7aezza spirillum Pall. (einem 
Trichocephalus) finden wir jetzt nämlich noch angeführt Zaenza 
lumbricalis (aus dem Dorsch, gleich “ch. gadi Zoega 1776) und 
Taenıa longicollis (aus Lota, gleich Ech. laevis Zoe ga 1776). Der 
Artbegriff Zaenza haeruca ist aber dadurch immer noch nicht 
einheitlich geworden. Pallas erkennt sogar selbst, daß in ihm 
noch drei Arten stecken könnten, „welches ich künftigen Beobach- 
tern aufzuheitern empfehle.“ Von diesen drei Arten ist eine nicht 
näher berücksichtigt, sondern nur kurz erwähnt als ‚die mit zwey 
Reihen zinnoberrother Querpunkte gezierten, welche man in der 
Bachforelle über die Masse häufig findet, wovon ich aber itzt 
keine zur Hand habe.“ Die zweite Art ist Ach. luca O. F. Müll. 
1778 und durch Schaffung dieses Artbegriffs aus Zaezza haeruca 
Pall. eliminiert. Die dritte Art ist der wiederum allein von diesen 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. ST 


verschiedenen Arten abgebildete “ch. ranae Schrank aus dem 
Frosche, auf welchen also in der Tat der von Pallas gewählte 
Speciesname /aeruca beschränkt werden könnte, wenn nicht durch. 
die gleichzeitig mit dieser Beschrankung vorgenommene Finreihung 
der Art in die Gattung Æchinorhynchus der Name Ech. haeruca 
(Pall. e p.) Rud. 1802 homonym geworden wäre von “ch. haeruca 
Lam. 1801. Vergl. Weiteres unter diesen Namen sowie unter 
Lich. ranae Schrank. 


Taenia hirundinacea F all. 


Vergl. unter Zch. hirundinaceus, sowie daneben auch vor- 
stehend unter Zaenza haeruca Pall. 


Taenia longicollis Pall. 


> Vergl. unter Zch. longicollis (Pall.) Gze. sowie daneben 
auch vorstehend unter 7aenia haeruca Pall. 


Taenia lumbricalis Pall. 

Unter diesem Namen schildert Pallas (1781, p. 107— 108) 
einen Æchinorhynchus aus dem Dorsch, den er selbst und zwar 
offenbar mit Recht mit Ach. lineolatus O. F. Müll. identificiert. 
Weiteres über die Art siehe daher unter diesem Namen, sowie 
ferner namentlich noch unter Zch. acus Rud. und unter dem 
prioritätsberechtigten Namen Zch. gadı. 


„Taenia lumbricoides Pallas. 


Irrtümliches Citat anstatt Zaenza lumbricalis bei Rudolphi 
(1809, p. 281). 

Taenia spirillum Pall. 

Mit diesem Namen belegt Pallas (1781, I, p. 111 — 112) einen 
Wurm aus Pseudopus apus (Pall), den er bereits früher (1775) 
beschrieben hatte. Derselbe ist ein Zrichocephalus (= Trick. 
echinatus Rud. 1809), muß jedoch hier angeführt werden, da 
Pallas (1781) ihn zu den „Darmkletten“, d. h. den von ihm noch 
der Gattung 7aema beigezählten Echinorhynchen rechnet. 


Tentacularia Bosc. 

Unter diesem Gattungsnamen beschreibt Bosc (1797, P- 9) 
einen dem Zch. guadrirostris Gze. ähnlichen Wurm (d. h. eine 
Tetrarhynchenlarve) aus der Leber von Coryphaera lippuris (L.), 
welchem er später den Speciesnamen TZentacularia coryphaenae 


338 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


verlieh (Bosc 1802, p. 11—13). Als ältester Gattungsname für 
einen Tetrarhynchen, zu welchem die Gattung Tetrarkynchus 
Rud. 1809 synonym ist, hat der Name Teniacularıa prioritäts- 
rechtliche Giltigkeit erlangt, nachdem in den internationalen Nomen- 
claturregeln die früher zugunsten der Helminthen gemachte 
Ausnahme von der strikten Durchführung des Prioritätsgesetzes 
gestrichen worden ist. Hier aber ist er anzuführen, weil 7enia- 
cularia coryphaenae Bosc von Zeder (1803, p. 160, Nr. 34) der 
Gattung Zchinorhynchus eingereiht worden ist (vergl. “ch. hıp- 
puns Led). 


3. Von Westrumb noch nicht angeführte Acanthocephalen- 
Arten, die von mir erwähnt wurden. 


Apororhynchus hemignathi Shipley (vergl. im nächsten 
Abschnitt unter Afororhynchus). 

Echinorhynchus acanthotrias v. Linst. (vergl. unter Zch. 
globocaudatus Zed.). 

Echinorhynchus annulatus Mol. nec Gmel. = Zeh. bfas- 
ciatus Lhe. nom. nov. (vergl. unter “ch. annulatus Gmel.). 

Echinorhynchus bifasciatus Lhe. nom. nov. (vergl. den 
vorigen). 

Echinorhynchus borealis v. Linst. nec Gmel. (vergl. unter 
Ech. lendıx |Phipps)). 

Echinorhynchus brevicollis Malm (vergl. unter Zch. porri 


gens Rud). 

Echinorhynchus bullosus v. Linst. (vergl. unter £c4. hystrix 
Brems.). 

Echinorhynchus campanulatus Dies. = Ech. pardalıs 


Westr. (vergl. diesen). 

Echinorhynchus carrucioi Francaviglia (vergl. unter Zch. 
micracanthus Rud.). 

Echinorhynchus clavula Duj. nec Hamann (vergl. unter 
Ech. truttae Schrank). 

Echinorhynchus clavula Hamann nec Duj. (anscheinend gleich 
Ech. truttae Schrank — vergl. diesen). 

Echinorhynchus contortus Mol. nec Brems. (vergl. unter 
Ech. contortus Brems. und Ech. aluconis O. F. Müll.) 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 339 


Echinorhynchus crassicollis Villot. = Ech. inflatus Crepl. 
nec Rud. (vergl. unter Ach. ınflatus Rud. 

Echinorhynchus croaticus Stoss. (vergl. unter Zch. globo- 
caudatus Zed.). 

Echinorhynchus decipiens Duj. (vergl. unter “ch. fasciatus 
Westr.). 

Echinorhynchus diffluens Zenker = Ech. minutus Gze. juv. 
(vergl. unter “ch. polymorphus Brems.). 

Echinorhynchus echinodiscus Dies. (vergl. im nachstehenden 
Abschnitt unter Gzgantorhynchus). 

Echinorhynchus gracilis Van Bened. nec Rud. = Zeh. 
agılıs Rud. (vergl. unter Ech. gracilis Rud. und Ech. agils 
Cu di): 

Echinorhynchus hamanni v. Linst. (vergl. unter Ech. hystrix 
Brems.). 

Echinorhynchus inflatus Crepl. nec Rud. = Ech. crassicollis 
Villot (vergl. unter “ch. inflatus Rud). 

Echinorhynchus lanceolatus v. Linst. (vergl. unter Zch. 
inflatus Rud.). 

Echinorhynchus linstowi Hamann = Zch. anguillae O. F. 
Müll. (vergl. diesen). 

Echinorhynchus manifestus Leidy (vergl. unter Zch. lagenae- 
formis Westr.). 
Echinorhynchus miliarius Zenker = £ch. minutus Gze. juv. 
(vergl. diesen sowie unter Ach. polymorphus Brems.). 
Echinorhynchus miniatus v. Linst. (vergl. unter Ech. poly- 
morphus Brems.). | 
Eehinorhynchus obliquus Duj. (vergl. unter Zch. fasciatus 
Westr.). 

Echinorhynchus pachysomus Crepl. = Zch. salmonis O. F. 
Müll. (vergl. diesen). 

Echinorhynchus parvus Fuhrm. (vergl. unter Zch. fasciatus 
Westr.). 

»Echinorhynchus Pict collaris“ Leidy (vergl. unter £c4. 
lagenaeformis Westr. 

Echinorhynchus pigmentatus de Marv. (vergl. unter Zch. 
fasciatus W estr.). 


340 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Echinorhynchus polyacanthoides Crepl. (vergl. unter Ech. 
aluconts ©. F. Müll.). 5 

Echinorhynchus polyacanthus Crepl. (vergl. ebendort). 

Echinorhynchus porrigens Kaiser nec Rud. = Ech. brevi- 
collis Malm (vergl. unter Ech. porrigens Rud.). 

Echinorhynchus propinquus Duj. = Æch. globulosus Rud. 
1819 ep. nec Rud. 1802 (vergl. unter Zch. globulosus Rud.). 

Echinorhynchus rectus Linton (vergl. unter Ech. fasciatus 
Westr.). 

Eehinorhynchus rheae de Marv. (vergl. unter Ach. reticulatus 
Westr.). 

Echinorhynchus rostratus de Marv. (vergl. unter ch. 
fasciatus Westr.). 

Echinorhynchus spira Dies. (vergl. unter “ch. lagenaeformis 
Westr. sowie im nachstehenden Abschnitt unter Gzgazzo- 
rhynchus). 

Echinorhynchus stellaris Mol. = Ech. anatıs Schrank nec 
Gmel. (vergl. Ach. filtcollis Rud.). 

Echinorhynchus taeniatus v. Linst. (vergl. p. 280). 

Echinochynchus taenioides Dies. (vergl. unter Zeh. lagenae- 
forms Westr. sowie im nachstehenden Abschnitt unter 
Gigantorhynchus). 

Echinorhynchus tenuicaudatus Marotel (vergl. unter Ach. 
aluconis O. F. Müll. und Zeh. globocaudatus Zed.). 

Echinorhynchus trichocephalus Kaiser (vergl. unter Zch. 
microcephalus Rud.). | 

Echinorhynchus turbinella Dies. (vergl. unter Ech. porrigens 
Reud)): 

Echinorhynchus uromasticis Fraipont (vergl. unter Ech. 
lagenaeformis Westr.). 

Echinorhynchus nov. spec.? = Ech. polymorphus Brems. 
e p, de Marval (vergl. unter “ch. polymorphus Brems.). 

Echinorhynchus nov. spec.? = Ech. sphaerocephalus Brems. 

| e p. (vergl. unter diesem Namen). 

Paradoxites renardi Lindem. (vergl. unter Ech. aluconis ©. 
F. Müll. sowie in dem nachstehenden Abschnitt in der Be- 
sprechung der Gattung Paradoxites). ss 

Paradoxites taenioides Lindem. (vergl. ebendort). 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 341 


4. Die Gattungen der Acanthocephalen. 


Wenn wir absehen von den Gattungen Ascaris, Fasciola, 
Proboscidea, Sipunculus und Taenia, denen im 18. Jahrhundert 
einzelne Acanthocephalen zugerechnet wurden — wenn wir ferner 
absehen von den Gattungen Pseudoechinorhynchus Gze. = Haeruca 
Gmel. und Zentacularıa Bosc = Tetrarhynchus Rud. deren 
Zugehòrigkeit zu den Acanthocephalen sich als irrtiimlich heraus- 
gestellt hat, so sind in dem hier berücksichtigten Zeitraum bis 
zum Jahre 1821 nur 3 verschiedene Gattungsnamen für Acantho- 
cephalen gebraucht worden und zwar: 


Acanthocephalus Koelreuter, dessen typische Art wir 
bereits in Lchinorhynchus anguillae O. F. Müll, erkannt haben. 
(Werol pe 147 und 320.) 

Acanthrus Acharius, dessen ursprünglich einzige Art, 
A. sipunculoides Acharius aus dem Darm von Osmerus eper- 
lanus (L.), nicht zu identificieren ist, so daß auch der Gattungs- 
begriff sich nicht präcisieren läßt. Endlich 


Echinorhynchus Zoega (auch gebraucht in den Formen 
Echynorhynchus, Echinorynchus, Echinoryncus, Echinoryngus, 
Echynoryngus), dessen typische Art nur £c4. laevis Zoega oder 
Ech. gadi Zoega sein kann (vergl. oben p. 149). Die Entschei- 
dung hierüber zu treffen behalte ich mir noch vor, um alsdann. 
gleichzeitig auch gleich die Diagnosen der von mir bisher an- 
genommenen Acanthocephalen-Gattungen zu geben. 


Die übrigen, bisher gleichfalls noch wenig zahlreichen 
Acanthocephalen- Gattungen sind sämtlich wesentlich: jüngeren 
Datums und ihre Besprechung geht daher eigentlich über den 
Rahmen des von mir behandelten Themas hinaus. Trotzdem er- 
scheint mir die Anfügung einer solchen an dieser Stelle zweck- 
mäßig, zumal ich bereits mehrfach auf die mutmaßlichen verwandt- 
schaftlichen Beziehungen einzelner Echinorhynchen-Arten hinge- 
wiesen habe. Die in Betracht kommenden Gattungsnamen sind 
folgende: 

Apororhynchus Shipley (1899). Typische, weil einzige 
Art: A. hemignathi Shipley. 

Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 582, Nr. 32) stellt 
den Apororhynchus hemignathi Ship]. zur Gattung Neorhynchus. Die Begrün- 


dung hierfür ist enthalten in den Worten der Speciesdiagnose: „Noyaux 
géants presents dans la peau et les lemnisques. Cas de paedogenese.“ Daf 


342 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


die Größe der Kerne der Hautschicht und der Lemnisken, in diesem Falle 
die einzige tatsächliche Unterlage für die Annahme einer Pädogenese, an 
Neorhynchus erinnert, hat ja bereits Shipley (1896, p. 210— 211) betont. Die- 
selbe genügt doch aber nicht, um die fragliche Art daraufhin der Gattung 
Neorhynchus einzureihen. Schon allein das Fehlen eines typischen Echino- 
rhynchenrüssels und das Fehlen der Rüsselscheide, deren Bau doch auch 
Hamann (1895, p. 40-41) bereits für die Charakterisierung der Gattung 
Neorhynchus verwertet hat, sollte meines Erachtens genügen, um die von 
Shipley geschaffene eigene Gattung als wohlbegründet erscheinen zu lassen. 


Arhynchus Shipley (1896) nec Dujean 1834, wegen 
Präoccupation umgetauft in Apororhynchus. 


Corynosomu Lhe. Typische Art: C. strumosum. Vergl. 
oben unter Ech. hystrix. 


Gigantorhynchus Ham. (1895), aufgestellt für Ech. fae- 
modes Dies. Ech. spira Dies. und Ech. echinodiscus Dies. Die 
Festlegung einer typischen Art dieser Gattung scheint mir zur 
Zeit im Interesse einer Sicherung des (Gattungsbegriffes weder 
erforderlich noch zweckmäßig. Dieselbe wird, da sie bisher noch 
nicht erfolgt ist, am besten noch aufgeschoben, bis wenigstens 
eine der drei in Betracht kommenden Arten einer Nachunter- 
suchung unterzogen worden ist. Ist doch z. B. das Verhalten der 
Ligamentsäcke, welches meiner Ansicht nach von großer systema- 
tischer Wichtigkeit ist, von Hamann noch gar nicht berück- 
sichtigt. v. Ihering's (1902, p. 46) Urteil, daß die Familie der 
Gigantorhynchiden „durch Aufnahme von Zchinorhynchus gigas 
und monziliformis zu einer wenig natürlichen umgestaltet“ würde, 
muß ich daher mindestens für ebenso verfrüht halten, wie die 
von anderer Seite vorgenommene Einreihung des Ech. gigas 
und anderer Arten in die Gattung Gzgantorhynchus (vergl. 
v. Linstow 1897). 

Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, 
habe ich auf der Durchreise durch Berlin gesehen, daß in dem dortigen 
zoologischen Museum nur von Ech. echinodiscus genügendes Material für 
genauere anatomische Untersuchungen vorhanden ist. Ich habe solche Unter- 
suchungen inzwischen auch bereits begonnen, in der Absicht, auf diesem Wege 
zu einer schärferen Fassung des Begriffs der Gattung Gigantorhynchus zu 
gelangen. In Rücksicht hierauf sehe ich die genannte Art als Typus dieser 
Gattung an und ich darf hinzufügen, daß einer mündlichen Mitteilung zufolge 
auch Herr Dr. Stiles, freilich aus anderen Gründen, in einer in Vorbereitung 
befindlichen Publication dieselbe Art als Typus von Gigantorhynchus bezeichnet 


hat. Ob dann freilich Ech. spira und Ech. taenioides in derselben Gattung 
werden bleiben können, erscheint mir mehr wie zweifelhaft, da bei diesen die 


I iihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 343 


Formverhaltnisse und die Bewaffnung des Rüssels doch recht abweichend, 
dabei aber anscheinend unter sich (und mit Ech. hirundinaceus) im wesent- 
lichen übereinstimmend sind. 

Auf die bisherigen Resultate meiner Untersuchung des Ech. echinodiscus 
einzugehen, ist hier noch nicht der Ort, zumal auch jene Untersuchung zur 
Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Dagegen mòchte ich aus Hamann’s (1895) 
Angaben noch di- characteristische Anordnung der Markbeutel der Ring- 
muskeln in seitlichen Langsschniiren, die Achtzahl der Kittdriisen und die lang- 
gestreckte wurstförmige Gestalt der Hoden hervorheben als Merkmale, die 
sich auch bei Ech. hirundinaceus und Ech. moniliformis wiederfinden, ohne 
daß dies von Hamann besonders betont wird. Entgegen der Auffassung 
von Ihering’s spricht also zur Zeit mehr für als gegen die Verwandtschaft 
dieser Arten mit Gigantorhynchus echinodiscus, da die Übereinstimmung im 
Bau der Rüsselscheide und in der Lage des Centralnervensystems bereits 
von Hamann hervorgehoben ist. Als ein Merkmal, durch welches sich 
Gigantorh. echinodiscus von allen anderen genauer untersuchten Echino- 
rhynchen unterscheidet, sei angeführt, daß die hinter einander gelegenen 
beiden Hoden fast ganz am Hinterende des sehr lang gestreckten Körpers 
liegen, eine Eigentümlichkeit, die trotz ihrer Auffälligkeit von Hamann nicht 
besonders angeführt wird. 

Neorhynchus Ham. (1895) aufgestellt für Zeh. clavaeceps 
Dede — Don, VAPORI nd Zen. asınz Rud als 


typische Art sehe ich -Veorhynchus ruil: (O. F. Müll) Lhe: an. 

Paradoxites Lindem. (1865, p. 492—496, Taf. XII) auf- 
gestellt für 2 neue Arten: P. renardi und P. faemoides, beide 
aus Glaucidium passerinum (L.) Beide Arten sind Species inqui- 
rendae und bisher nicht identificierbar, ihre specifische Verschieden- 
heit problematisch. Eine von ihnen als Typus der Gattung zu 
bezeichnen, ist daher wertlos. Wertlos ist auch die von Linde- 
mann gelieferte Diagnose seiner Gattung, da derselben eine 
völlig verkehrte Auffassung der Organisation der Echinorhynchen 
zugrunde liegt. Trotzdem aber ist es weder erforderlich noch 
zweckmäßig, die Lindemann’sche Gattung zum toten Ballast 
zu werfen. Beide Arten derselben gehören nämlich ganz un- 
zweifelhaft zu derselben Gruppe von Echinorhynchen. wie Zeh. 
buteonis Schrank, globocaudatus Zed., tenurcaudatus Marotel 
u. a. (vergl. vorstehend außer diesen Namen namentlich auch 
unter Ech. aluconis O. F. Müll.) Es scheint mir deshalb geboten, 
für diese Gruppe von Echinorhynchen, die, meiner Überzeugung 
nach, wie ich bereits bei Besprechung von Zch. aluconis O. F. 
Müll. betont habe, eine natürliche Gattung darstellen, den Gat- 
tungsnamen /aradoxttes wieder aufzunehmen. 


344 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Literaturverzeichnis. 


In nachstehendem Literaturverzeichnis habe ich die bis zum Jahre 1821 ein- 
schließlich erschienenen Arbeiten, in denen Acanthocephalen berücksichtigt sind, mit 
möglichster Vollständigkeit angeführt, von den später erschienenen Arbeiten dagegen 


nur diejenigen, die im Texte Berücksichtigung gefunden haben, diese aber auch dann, 


wenn sie nicht speciell Acanthocephalen behandeln (wie z. B. Braun 1900 oder 
v. Pelzeln 1871). Arbeiten, die mir im Original nicht vorgelegen haben, sind mit 
einem Stern (*) bezeichnet. Da das Literaturverzeichnis selbst chronologisch geordnet 
ist, habe ich wie bereits früher in einer Arbeit zur Erleichterung der Übersicht ein 
alphabetisches Autorenregister angefügt. 


1675. Steno, Nicolaus, Ova viviparorum spectantes factae justu Serenissimi Magni 
Ducis Hetruriae. In: Thomae Bartholini Acta Medica et Philosophica 
Hafniensia Anni 1673. Vol. II. Hafniae 1675. p. 219— 232. 

1684. Redi, Francesco, Osservazioni intorno agli animali viventi che si trovano 
negli animali viventi. 12°. Firenze 1684. 

1708. Redi, Franciscus, De animalculis vivis quae in corporibus animalium vivorum 
reperiuntur, observationes. Ex Etruscis Latinas fecit Petrus Coste. 12°. 
Amstelaedami, apud Webstenios, 1708. 

1722. a Leeuwenhoek, Antonius, Arcana naturae detecta. Editio novissima, 
auctior et correctior. 4°. Lugduni Batavorum 1722. 

1727. Frisch, J. L., Observationes ad Anatomiam lumbricorum in visceribus perti- 
nentes, ad confirmandam hypothesin, lumbricos in visceribus esse larvas seu, 
ut vocant nymphas taeniarum. In: Miscellanea Berolinensia ad incrementum 
scientiarum ex scriptis societatis regiae scientiarum exhibitis edita. Con- 
tinuatio II. Berolini 1727 p. 46 —48. 

60 Dallas, RES. De infectis viventibus intra viventia, Diss. med. inaug. 4°. 
Lugd. Batav. 1760. [Auchin: Sandifort, Thesaurus dissertationum 1778, 


D 2417. 2001 | 
1761. Linné, C., Fauna Suecica. Editio altera. 8°. Stockholmiae 1761. 
1762. Roederer, ....., Zwo Gattungen von fasciolis. In: Göttingische Anzeigen 


von gelehrten Sachen unter d. Aufsicht d. Kgl. Gesellsch. d. Wiss. I. Bd. 
61. Stück. den 19 Junius 1762. p. 537. 
1766. Pallas, P. S., Elenchus zoophytorum. 8°. Hagae-Comitum. 1766. 
1767. Linné, C., Systema naturae. Ed. XII. T. 1. Fasc. 2. 8°. Holmiae 1767. 
1771. Koelreuter, J. T. (1.), Descriptio Cyprini Rutili, quem Halawel Russi vocant, 
historico-anatomica. In: Novi Commentari Academiae scientiarum imperialis 
Petropolitanae. Tom. XV. 1770 (1771) p. 494—503. 
— — (2.), Descriptio Piscis, e Coregonorum genere, russice Sig (CI) vocati, 
historico-anatomica. Ibid. p. 504—516. 


1774. “Phipps, Constantine John, A voyage towards the North Pole. London 


7774”, [Nere Ehi pps 751 
1775. Koelreuter, J. T., Observationes in Gado lota institutae. In: Novi Com- 
mentarii Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae. T. XIX. (1774) 
1775. P. 424—434. | 
Miller, Ph. L. St., Linné’s vollständiges Natursystem nach der 12. lateinischen 
Ausgabe. Bd. VI. Würmer. 8°. Nürnberg 1775. 


EEE 
Perea Bla nn Br PTE 


119: 


1780. 


1781. 


Li he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 315 


Pallas, P. S., Lacerta apoda. In: Novi Comment. Acad. scient. imp. Petro- 


politanae. T. XIX. (1774) 1775. p. 435—454. 
Phipps, Const. Jean, Voyage au Pole Boréale, fait en 1773. Traduit de 
l'Anglais. 4°. 


Müller, Otho Friedrich, Zoologiae Danicae Prodromus seu Animalium 


Paris’ 1775: 


Daniae et Norvegiae Indigenarum Characteres, Nomina, et Synonyma im- 
primis popularium. 8°. Havniae 1776. 

Müller, Otho Friedrich, Zoologiae Danicae seu Animalium Daniae et 
Norvegiae rariorum ac minus notorum Icones. Fasc. I. Fol. Havniae 1777- 

(Müller, O. F.), Von den Thieren in den Eingeweiden der Thiere, insonderheit 
vom Kratzer im Hecht. In: Der Naturforscher. XII. Stück. Halle 1778. 
P2 178196. Lab. VE 

Pallas, P. S. (siehe unter 1760). 

Bloch, M. E., Beytrag zur Naturgeschichte der Würmer, welche in anderen 
Thieren leben. In: Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft Natur- 
forschender Freunde. IV. Bd. Berlin 1779. P- 534— 561. 

Blumenbach, Joh. Friedr., Handbuch der Naturgeschichte. 8°. Göttingen. 1770. 

Müller, Otho Friedrich (1.), Zoologia Danica seu Animalium Daniae et 
Norvegiae rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Vol.I. 8°. 
Havniae et Lipsiae 1779. 

Müller, O.F. (2.), Om Dyr i Dyrs Indvolde, isaer om Giedde-Kratseren. In: 
Skrifter som udi det Kgl. Videnskabers Selskab ere fremlagde og nu til 
Trykken beforderede. XII. Deel. Kjobenhavn 1779. p. 223—236. mit 5 Fig. 
auf einer Tafel. [Übersetzung von O. F. Müller 1778.] 

Acharius, Erik, Anmärkninger vid Herr Martins Rön rörande en besynnerlig 
Mask hos Norsen. In: Kongl. Vetenskaps Academiens Handlingar. Tom. I. 
Stockholm 1780. p. 49—55. Tab. II. Fig. 1 —2. 

Fabricius, Otho, Fauna Groenlandica. 8°. Havniae et Lipsiae. MDCCLXXX. 

Martin, Anton Rolandsson, Om en särdeles Mask, som liknar sprutor, och 
gör Hydatides eller Vattu-hölsor i Norsens inälfvor. In: Kongl. Vetenskaps 
Akademiens Nya Handlingar. Tom I. Stockholm 1780. p. 44—49. 

Müller, O. F. (1.), Unterbrochene Bemühungen bey den Intestinalwürmern. 
In: Schriften der Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde. I. Bd. 
Berlin 1780. p. 201-—208. 

Miller, Otho Friedrich (2.), Zoologiae Danicae seu Animalium Daniae et 
Norvegiae rariorum ac minus notorum. Icones. Fasc. II. Fol. Havniae 1780. 

(Müller, O. F. & Goeze, J. A. E.), Von Bandwürmern. In: Der Natur- 
forschen. XIV Stück. Halle 1780, p. 220 — 202. 

Müller, O.F. (1.), Anmerkungen und Erläuterungen beym Durchlesen einiger 
Abhandlungen in den Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft natur- 
forschender Freunde. In: Schriften d. Berl. Ges. naturf. Freunde. I. Bd. 
Berlin 1781. ..p. 116— 138. 

Müller [O. F.] (2.), Om Baendel-Orme. In: Nye Samling af det Kongl. Danske 
Videnskapers Selskabets Skrifter. I. Deel. Kjebenhavn 1781. p. 55—96,. 

Pallas, P. S. (1.), Bemerkungen über die Bandwirmer in Menschen und 
Thieren. In: Neue nordische Beytrage zur physikalischen und geographischen. 
Erd- u. Völkerbeschreibg., Naturgesch. u. Oekonomie. Bd. I. Petersburg u. 
Pepe ep Oo 112. 


346 


1782. 


1784. 


1786. 


1787: 


1788. 


1789. 


1790. 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Pallas, P. S. (2.), Einige Erinnerungen die Bandwürmer betreffend; in Be- 
ziehung auf das zwölfte und vierzehnte Stück des Naturforschers. Ibid. 
“Bd IE ST 725802: >= 

Bloch, Marcus Elieser, Abhandlung von der Erzeugung der Eingeweide- 
würmer und den Mitteln wider dieselben. 4,4. Berlin 1782. 

Goeze, Joh. Aug. Ephr., Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweide- 
würmer thierischer Körper. 4°. Blankenburg 1782. 

Hermann, Johann, Helminthologische Beobachtungen. I. Stück. In: Der 
Naturforscher. XVII. Stück. Halle 1782. p. 171—182. Tab. IV. Fig. 8—15. 

*Müller, O.F., Geschichte der seltenen und unbekannten dänischen und nor- 
wegischen Thiere. Leipzig und Dessau 1782. [Weicht, nach den Citaten 
bei ©. F. Müller (1787, ı) zu urteilen, von der lateinischen Ausgabe der 
Zoologia danica ab, war mir jedoch nicht zugängig.] 

Schrank, Fr. von Paula, Zoologische Beobachtungen. In: Der Natur- 
forseher. XVII. Stück. Halle 1732. ‘p: 66 85. 

Müller, Otho Friedrich, Zoologia Danica seu Animalium Danicae ac Nor- 
vegiae rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Vol. II. 8°. 
Havniae et Lipsiae 1784. 

Retzius, Anders Jahan, Lectiones publicae de Vermibus intestinalibus 
inprimis hurnanis. 8°. Holmiae 1786. 

Miller, O.F. (1.), Verzeichnis der bisher entdeckten Eingeweidewiirmer, der 
Thiere, in welchen sie gefunden wurden und der besten Schriften, die 
derselben erwähnen. In: Der Naturforscher. XXII. Stück. Halle 1787. 
P- 33-86. 

*Müller, O. F. (2.), Zoologia Danica seu Animalium Daniae et Norvegiae 
rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Ad formam tabularum 
denuo edidit frater auctoris. Vol. I. Fol. Havniae 1787. [Vergl. O. F. Müller 
1779, 2] 

Nau, Bernard, Beschreibung eines neuen Geschlechtes der Eingeweide- 
wirmer. In: Schrift d. Ges. naturf. Freunde. Berlin. VII. Bd. 1787. p. 471 
i e DEAVALE 

“Bloch, M. E., Traité de la génération des vers des intestins et des vermi. 
fuges, trad. de l’Allemand. Avec X, pls. Suivi d’un précis du traitement 
contre les ténias publié par ordre du Roi. 8°. Strasbourg 1788. [Vergl. 
Bloch 1782.] 

“Müller, Otho Friedr., Zoologia Danica seu Animalium Daniae et Nor- 
vegiae rariorum et minus notorum Descriptiones et Historia. Ad formam 
tabularum denuo edidit frater auctoris. Vol. II. Havniae 1788. [Vergl. 
O. F. Miller 1784.] 

Schrank, Franz von Paula, Verzeichnis der bisher hinlanglich bekannten 
Eingeweidewürmer, nebst einer Abhandlung über ihre Anverwandtschaften. 
8°. München 1788. 

Froelich, Joseph Aloys, Beschreibungen einiger neuen Eingeweidewürmer. 
In: Der Naturforscher. XXIV. Stick. Halle 1789. p. 101—162. Tab. IV. 

A bildgaard, P.C., Almindelige Betragtninger over Indvolde-Orme, Bemaerk- 
ninger ved Hundsteilens Baendelorm, og Beskrivelse med Figurer af nogle 
nye Baendelorme. In: Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. I. Bd. 1. Hft. 
Kjobenhavn 1790. p. 26—64. 


1791. 


1792. 


1793- 


1794. 


1795. 


17917: 


1798. 


1799: 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 347 


Fabricius, Otho, Udferlig Beskrivelse over de Gr@nlandske Saele, Forste 
Stykke. Ibid: p. 79—157.- 

*Schrank, Fr. v. Paula, Förtekning pà nägra hittils obeskrifene Intestinal- 
kràk. In: Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar för ar XI. 1790. 
Stockholm 1790. p. 118—126. [Vergl. Schrank 1792.]. 

Fabricius, Otho, Udferlig Beskrivelse over de Gr@nlandske Saele. Andet 
Stykke. In: Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. I. Bd. 2. Hit. Kjebenhavn 
1791. P. 7377170. 

Froelich, M. Joseph Aloys, Beyträge zur Naturgeschichte der Eingeweide- 
würmer. In: Der Naturforscher, XXV. Stück. Halle 1791. p. 52—113. 
Gmelin, Jo. Fridr., Caroli a Linné Systema naturae. Ed. XII. 8°. T. I. 

Pars VI-= Lipsiae [1791]. 

Treutler, Fridericus Augustus, Quaedam de Echinorhynchorum Na- 
tura. 8°. XVI p. r Faf. Lipsiae MEEXCI. 

Bruguiere, ...., Histoire naturelle des Vers. (In: Encyclopédie méthodique, 
ou par ordre de matiéres, par une société de gens de lettres, de savants 
et d’artistes.) 4°. T.I. Paris 1792. [In diesem mir allein zugängigen Bande 
ohne Tafeln ist Conus bereits der letzte der alphabetisch geordneten Artikel.] 

Modeer, Adolph, Inledning til kunskapen om Maskkräken, i allmänhet. In: 
Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar. Tom XII. Stockholm 1792. 
p. 1 —17, 243—270. 

Schrank, Fr. von Paula, Verzeichnis noch unbeschriebener Eingeweide- 
wirmer. In: Der Kgl. Schwed. Akad. d. Wiss. Neue Abhandlungen. XI. Bd. 
Eeipzic 1792. ip. 111-118. |\Verel Sehramk 1700.) 

Abildgaard, P. C., Allgemeine Betrachtungen über Eingeweidewürmer u. s. w. 
In: Schrift. d. naturf. Ges. zu Kopenhagen. I. Bd. ı. Abtlg. Kopenhagen 
1793. P. 24—59. [Vergl. Abildgaard 1790.] 

Fabricius, Otho, Ausführliche Beschreibung der grönländischen Seehunde. 
1.—2. Stück. Ibid. I. Bd. 1. Abtlg. p. 73—144 und I. Bd. 2. Abtlg. 1793. 
p. 69— 155. [Vergl. Fabricius 1790 und 1791.] 

Rudolphi, Carolus Asmund, Observationes circa Vermes Intestinales. 
Inaug.-Diss. 4% Gryphiswaldiae 1793. 

[Fabricius, Otho], Bidrag til Snylte-Ormenes Historie. In: Skrivter af Natur- 
historie-Selskabet. 3. Bd., 2. Hft. Kjobenhavn 1794. p. 1—45, Taf. I—IV. 

Rudolphi, Carolus Asmund, Observationum circa Vermes Intestinales. 
Pars II. Inaug.-Diss. 4°. Gryphiswaldiae 1795. 

Viborg, Erich, Nachricht von der Einrichtung der Königl. Danischen Thier- 
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Zool. Annalen. I. 23 


348 


1800. 


1801. 


1802. 


1803. 


1804. 


1805. 


1806. 


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In: Wiedemann’s Arch. f. Zool. u. Zoot. II. Bd. 1. Stück. Braunschweig 

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In: Der Naturforscher. XXIX, Stück. Halle 1802) "pP. 5-06. aba 8 

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fundne ubekiendte Indvoldeorme. In: Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. 
V. Bd. 2. Hft. Kjebenhavn 1802, p. 19—28, Tab. 2. 

Rudolphi, Karl Asmund, Fortsetzung der Beobachtungen über die Ein- 
geweidewürmer. In: Wiedemann’s Arch. f. Zool. u. Zoot. II. Bd. 2. Stück. 
Braunschweig 1802, p. I—67. 

Schrank, Franz v. Paula, Fauna boica. MI Bd. 2. Abile Pate 
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wirmer. 8°. Bamberg 1803. 

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animaux, rendue plus facile à l’aide de tableaux synoptiques. 8°. Paris. 
[Vergl. Dumeril 1806.] 

Rudolphi, K. A., Bemerkungen aus dem Gebiete der Naturgeschichte, Me- 
dizin und Thierarzneykunde. 1. Teil. 8°. Berlin 1804. 

Rudolphi, K. A., Bemerkungen aus dem Gebiete der Naturgeschichte, Me- 
dicin und Thierarzneykunde. 2. Teil. 8°. Berlin 1805. 

Dumeril, C., Analytische Zoologie. Aus dem Französischen mit Zusätzen von 
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Göttingen 1807. 

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Rudolphi, Carol. Asm., Entozoorum sive vermium intestinalium Historia 
naturalis. Vol. I. P. 1. 8°. Amstelaedami 1809. 

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entdeckt worden sind. In: Magazin d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin. 
IV. Jahrg. 1810. p. 292—296, Taf. IX, Fig. 12—19. [Hier citiert, weil 
von Kaiser (1893) in sein Verzeichnis der Acanthocephalen-Literatur auf- 
genommen. Vergl. auch Carus & Engelmann, Bibliotheca zoologica. Bd. I. 
Leipzig 1861. p.385. Enthält aber in der Tat nichts über Acanthocephalen, 
sondern vielmehr die erste Beschreibung von Leucochloridium paradoxum.] 


1811. 


1812. 


1814. 


1815. 


1816. 


1817. 


1818. 


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1820. 


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et icones. In: Mém. de l’Acad. Impér. des Sciences de St. Pétersbourg. 
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31 p. Vindobonae 1811. [Auch deutsch unter dem Titel:] 

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Eingeweidewürmer etc. 4°. 31 p. Wien 1811. 

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trage zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte von D. Karl 
Asm. Rudolphi. 8° Berlin 1812. p. 79—106. 

— — (2.), Uber die Verbreitung der organischen Körper. Ibid. p. 107—172. 

— — (3.), Uber das Schönheitsverhältnis zwischen beyden Geschlechtern bey 
Menschen und Thieren. Ibid. p. 173—188. 

Rudolphi, Karl Asm., Erster Nachtrag zu meiner Naturgeschichte der Ein- 
geweidewürmer. In: Magazin d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin. 1814. 
pP. 83-112. 

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Cuvier, ...., Le Règne Animal distribué d’après son organisation. 8°. T. IV. 
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Eneyelepaedıies l= Sect = Kheil2 11818. 9.7241 242. 

Nieezsiche ne. 22(03)), Artikel 4077/2745 Ibid pr 248. 

Bremser, . ..., Über lebende Würmer im lebenden Menschen. Ein Buch 


für ausübende Ärzte. 4°. Wien 1819. 

Rudolphi, Carol. Asm., Entozoorum synopsis, cui accedunt mantissa duplex 
et indices locuplentissimi. 8°. Berolini 1819. 

Goldfuss, Georg Aug., Handbuch der Zoologie. (Handbuch der Natur- 
geschichte von G. H. Schubert. 3. Teil.) 1. Abtlg. 8°. Nürnberg 1820. 

Jassoy, E. T., De Æchinorhyncho polymorpho Bremseri annexis quibus- 
dam de structura et physiologia Entozoorum in genere. Diss. inaug., fol. 
2385p... Deals rHierbipoli,; 1820: 

Rudolphi, Carol. Asm., Adnotationes helminthologicae. In: Horae physicae 
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23* 


1839. 


1845. 


1851. 


1857. 


1859. 
1861. 


1862. 


1864. 


1865. 


1867. 


1870. 


1071 


1875. 


1876. 
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zur Bestimmung der Vögel, in welchen Natterer Helminthen gefunden hat.] 

Villot, A., Recherches sur les Helminthes libres ou parasites des cötes de 
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Fraipont, Julien, Nouveaux vers parasites de /’Uromastix acanthinurus, 
8°. 10 p. 1 Taf. Extr. des Bulletins de l’Acad, roy. Belgique, 3. ser. 
Rs ENIT | 

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von Prof. Fedtschenko in Turkestan. In: Arch. f. Naturg. Jahrg. 1883. 
Bag. 1274 Rav 


1884. 


1889. 


1891. 


1892. 


1894. 


1895. 


1896. 


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1884. 8°. 52 p. Taf. II—V. Abdr. a. Morphol. Jahrb. Bd. X. 

Lonnberg, Einar, Uber eine eigentiimliche Tetrarhynchenlarve. Stockholm 
1889. 8°. 48 p. 3 Taf. Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar. 
Bd rs eAtds DV. NIS 7: 

Braun, M. Uber Zchinorhynchus polymorphus und filicollis. In: Centrbl. f. 
*Bakter. u. Parasitenkde.- Bd. IX: Nr. 12. pP. 375-380. 

Hamann, Otto, Monographie der Acanthocephalen (Echinorhynchen). Ihre 
Entwicklungsgeschichte, Histogenie und Anatomie nebst Beitràgen zur 
Systematik und Biologie. In: Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. XXV. 
[N. F. Bd. XVIII.] p. 113—231, Taf. V—XIV. — Auch separat unter dem Titel: 

Hamann, Otto, Die Nemathelminthen. Beiträge zur Kenntnis ihrer Ent- 
wicklung, ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte. I. Heft. Monographie 
der Acanthocephalen (Echinorhynchen). Jena 1891. 8°. 119 p. 10 Taf. 

Jägerskiöld, L. A., Einiges über die Schmarotzer der nordatlantischen 
Balaenopteriden. In: Verhandlungen des biologischen Vereins in Stockholm. 
Bd. IH. Nr. 7 p. 127— 134. 

Kaiser, Johannes E., Die Acanthocephalen und ihre Entwickelung. Biblio- 
theca zoologica. Heft VII. Cassel 1891—1893. 4°. 136 u. 148 u. XIX p. 
ıo Taf. > 

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deutschen Station von 1882—1883. Hamburg 1892. 4°. 19 p. 3 Taf. Aus 
d. Jahrb. d. Hamburgischen Wissenschaftl. Anstalten. IX, 2. 

Linton, Edwin, Notes on Avian Entozoa. In: Proceed. of the U. S. Na- 
tional Museum. Vol. XV. p. 87—113, with pl IV—VIII. 

Parona, Corrado, L’Elmintologia italiana da sui primi tempi all’ anno 1890. 
Storia sistematica, corologia e bibliografia. Genova 1894. 8°. 733 p. 1 Karte. 
(Atti della R. Univ. di Genova. Vol. XIII.) 

-Borsstrom, Bier. Inaug.-Diss. Stockholm 1895. [Citiert nach Ship- 
ley 1899; in der Bibliographia Zoologica des Zool. Anz. nicht aufgeführt.] 

Hamann, Otto, Die Nemathelminthen. Beiträge zur Kenntnis ihrer Ent- 
wicklung, ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte. 2. Heft. Jena 1895. 8°. 
Vu AE pur Tat, 

v. Linstow, ...., Zur Anatomie von Zchinorhynchus clavula Duj. In: 
Arch. f. Naturg. Jahrg. 1895. Bd. I. Hft. 2. p. 145— 158. Taf. IX. 

v. Linstow, , Nemathelminthen. (Hamburger Magalhaensische Sammel- 
reise) Hamburg 1896. 8°. a1 p. 1 Taf. 

Shipley, Arthur E., On Arhynchus hemignathi, a new Genus of Acantho- 
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in: Arch 7. Naturs Jahre>1r897. dsl. Mit v1.) pr 27 345 NarıIV NV: 
Guiart, Jules, Notices biographiques II. — Francesco Redi. 1626 — 1697. 

In=/Areh-de Barasitologge, 77.7. Niro. 9.420 44T: 

Mühling, Paul, Die Helminthenfauna der Wirbeltiere Ostpreußens. In: 
ACh pie Nature jahre 1608 Bd.el. Et por 1182 Dat I IV: 

Stossich, Michele, Saggio di una fauna elmintologica di Trieste e provincie 
contermini. Trieste 1898. 8°. 162 p. 


392 


1899. 


1900. 


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Arch: de Parasitol. TI.) I. Nr. 2. p.-291 302, avec 10) Bigs: 

Shipley, Arthur E. (1.), Notes on the Species of Echinorhynchus parasitic 
in the Cetacea. In: Arch. de Parasitologie.-T. II. Nr. 2. p. 262—269, avec 
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Shipley, Arthur EF. (2.), Arhynchus hemignathi. Note. In: Quarterly 
Journ. of microsc. science. Vol. 42. (New Series) p. 361. 

Braun, M., Bronn’s Klassen und Ordnungen des Tier-Reichs. IV. Bd. Vermes. 
Abt. Ib. Cestodes. Schlußlieferung. Leipzig 1900. 8°. 


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Lühe, Max (1.), Notices biographiques IX. — Karl Asmund Rudolphi, der 


„Vater der Helminthologie“. In: Arch. de Parasitol. T. III. Nr. 4. p. 549— 577. 
Lühe, Max (2.), Referat über: A. Looss, Weitere Beiträge zur Kenntnis 


der Trematoden-Fauna Ägyptens, zugleich Versuch einer natürlichen Gliede-. 


rung des Genus Distomum Retzius. In: Centrbl. f. Bakter. Bd. XXVIII. 
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Wolffhügel, Kurt, Beitrag zur Kenntnis der Vogelhelminthen. Inaug.-Diss. 
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demie der Wissenschaften zu St. Petersburg. I. In: Bulletin de Acad. 
Imper. des Sei. de St. Pétersbourg. ~1901.- Octbr.. T. XV. Ne 3spsere 
Ge Dai IA: 

v. Ihering, H., Die Helminthen als Hilfsmittel der zoogeographischen For- 
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de Marval, Louis, Sur les Acanthocéphales d’oiseaux. In: Revue Suisse 
de Zoologie. T. XII. p. 573—583. [Erst während des Druckes dieser Arbeit 
erschienen und daher auch erst von p. 203 ab beriicksichtigt.] 


Autorenregister. 
Abildgaard 1790, 1793. Borgstrom 1895. 
Acharius 1780. Bose 1797, 1802. 


Ahrens 1810. 


Braun 1891, 1900. 


Bloch 1779, 1782, 1788: Bremser 1811, 1819. 


Blumenbach 1779, 1807. 


Bruguiére 1792. 


Bojanus 1821, Creplin 1825, 1829, 1839. 


Ce ow ae VE ws 


Le ee a PI 


TE VOLE ee cho dc 


Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 


Cuvier 1798, 1817. 

Diesing 1851, 1859. 

Dujardin 1845. 

Dumeril 1804, 1806. 

Fabricius 1780, 1790, 1791, 1793, 1794, 
1799. 

Fraipont 1882. 

Brisehs 17727. 

Froelich 1789, 1791, 1802. 

Gmelin 1791. 

Goeze el 1.782. 

Goeze u. O. F. Müller 1780. 

Goldfuss 1820. 

Greeff 1864. 

Guiart 1898. 

Hamann 1891, 1895. 

Hermann 1782. 

Holten 1802. 

v. Ihering 1902. 

Jägerskiöld 1891. 

Jassoy 1820, 

Kaiser 1891. 

Koelreuter 1771 (2), 1775. 

Lamarck 1801, 1816. 

Leeuwenhoek 1722. 

Leuckart 1862. 

Lindemann 1865. 

inne 1707. 1907. 

v. Linstow 1876, 1878, 1883, 1892, 1895, 
1896, 1897, 1900, 1901. 

Linton 1892. 

Looss 1902. 

Lühe 1900 (2). 

Malm 1865. 

Marotel 1899. 

Martin 1780. 

de Marval 1902, 1904. 

Mehlis 1831. 

Modeer 1792. 


353 


Molin 1861. 

Mühling 1898. 

Muller nO7Be71770%1777,.1778% 1779,02) 
178012) 478%.(2),. 1782, 1734, 178720) 
1788. 

Müller, ©. F. u. Goeze 1780. 

Müller En: ies Sterzzs: 

Nau 1787. 

Nitzsch 1818 (2), 1821. 

v. Olfers 1816. 

Oken 1815. 

Palais 1700, 1766, 177252 17778, 1282 (2). 

Parona 1894. 

vi Pelzeln 1871. 

Phipps 1774, 1775. 

Rathke 1799. 

Redi 1681, 1708. 

Renier 1807. 

Retzius 1786. 

Roederer 1762. 

Rudolphi 1793, 1795, 1801, 1802, 1804, 
1805, 1808, 1809, 1810, 1812 (3), 1814, 
1819, 1820. 

Safftigen 1884. 


| Schneider 1903. 


Schrank 1782, 1788, 1790, 1792, 1803. 
Shipley 1896, 1899 (2). 
Steno 1675. 

Stossich 1898. 

Tilesius 1810. 

Treutler £791. 

Van Beneden 1870. 
Viborg 1795. | 
Villot 1875. 

Wagener 1857. 
Westrumb 1821. 
Wolffhügel 1900. 
Zeder 1800, 1803. 


Fa Besprechungen. 


Besprechungen. 


Burckhardt, Rudolf: Die Biologie der Griechen. Frankf. a.M. 1904. 8°. 26 pag. 
(Sp.-Abdr. a. d. Ber. d. Senkenb. nat. Ges. 1904.) 


In diesem in der vorjährigen Januarsitzung der „Senkenbergischen natur- 
forschenden Gesellschaft“ gehaltenen Vortrage schildert der Redner einen ihm be- 
freundeten Spezialforscher, der in sein enges Spezialgebiet ganz aufgehend den Zu- 
sammenhang desselben mit anderen Zweigen der Biologie und damit den Blick auf 
das Ganze verloren hat und trotz aller Einzelleistungen unbefriedigt ist — ein Typus, 
dem man heutzutage nicht gerade selten begegnet. Um den Freund auf den richtigen 
Weg zurückzuführen, läßt ihn der Vortragende im Geiste die Arbeitsstätten der Alten 
besuchen, um ihm nicht nur ihr nach vielen Richtungen geläutertes Wissen, sondern 
ihr wissenschaftliches Leben und ihr ganzes Verhältnis zur Natur aufzudecken. Im 
ersten Bild wird — immer unter möglichster Anlehnung an die uns überkommenen 
Schriften der Griechen — die Naturforschung der koischen Ärzte dargestellt, die eine 
verhältnismäßig hohe Stufe erreicht hatte; sie wandten schon die experimentelle 
Methode an, ließen auch Hühnereier bebrüten, um sie von Zeit zu Zeit zu öffnen und 
die verschiedenen Stadien den Schülern vor Augen führen zu können; sie zogen zum 
Vergleich keimende Pflanzen heran und unterschieden bereits eine verhältnismäßig 
große Zahl von Tierarten. Auch als Ärzte leisteten sie Tüchtiges. In einem zweiten 
Bilde hören wir Aristoteles die Disposition seiner zoologischen Schriften erörtern 
und nehmen teil an dem Unterricht im Lykeion zu Athen. Die Methode gleicht der 
unsrigen, die sich nicht darauf beschränkt, das geschriebene Wort zur Grundlage zu 
machen, sondern das Objekt selbst heranzieht und sich ferner auch Zeichnungen be- 
dient, die an die Wand gemalt oder rasch im sandigen Boden entworfen wurden. 
Daß die Alten auch Vorstellungen von einer Verwandtschaft der Organismen besaßen, 
lehrt unter anderem der von Theophrast angelegte botanische Garten, in welchem 
näher verwandte Formen auch nebeneinander angepflanzt waren- Auch die Beob- 
achtung des lebenden menschlichen Körpers, die leicht bei den in der Palaestra statt- 
findenden Kampf- und Übungsspielen der Jünglinge möglich war, wurde nicht ver- 
nachlässigt. So wirkte in Griechenland alles zusammen, um eine biologische Wissen- 
schaft entstehen zu lassen, zu der auch die plastische Kunst Beziehungen hatte. Eine 
weitere Fortbildung erfuhr die Biologie in der alexandrinischen Schule durch anato- 
mische Studien, die an Leichen und der Überliefernng nach auch am lebenden Men- 
schen angestellt worden sind. Mit der lebendigen Schilderung einer solchen von 
Herophilus vorgenommenen Vivisektion schließt die Reihe der vorgeführten Bilder. 
Es sind nur einzelne, aber wahrheitsgetreue Episoden; sie dürften jedoch hinreichen, 
um mehr als bisher sich an den Gedanken gewöhnen zu lassen, daß die Wissenschaft 
auch eine Art Organismus ist. So wenig wie es bei diesen, wenn man sie verstehen 
will, genügt, einen und zwar den fertigen Zustand zu kennen, so wenig kann allein 
eine auch noch so sehr ins Einzelne gehenda Kenntnis des derzeitigen Standes der 
Wissenschaft vom Leben genügen und befriedigen. Auch die Biologie hat ihre Ent- 
wickelungsgeschichte und die Geschichte einer Wissenschaft ist noch niemals studiert 
worden, ohne daß daraus für den Fortschritt der Wissenschaft selbst neue Anregungen 


entsprungen wären. M. Br. 


—_ ud 


Zur Geschichte und Kritik der biologie- 
historischen Literatur 


von 


Rudolf Burckhardt. 


| hs in jeder anderen Wissenschaft, so sind wir auch 

beim Studium der Biologiegeschichte genötigt, all- 
__| gemeine Übersicht des Gebietes und Quellenstudium 
an zahlreichen Einzelpunkten miteinander in Einklang zu bringen 
und zu einem organischen Ganzen zu verweben. 

Der moderne Biologe, dem der Biologiehistoriker seine In- 
tentionen darlegen möchte, pflegt mit einem gemachten Urteil 
an die Geschichte seiner Wissenschaft heranzutreten. Ihm gilt 
die Biologiegeschichte als ein Anhängsel, das einem Zopf zum 
Verwechseln ähnlich sieht, als eine neue unerfreuliche Specialität, 
die für uns wenig Wert habe, da ja „das Wertvolle“ längst in 
den Gesamtbestand der Biologie übergegangen sei. Dieser neue 
Ballast beschwöre uns die gespenstigen Schrecken der Gymnasial- 
zeit herauf, Latein, Griechisch und Geschichte, die wir mit moderner 
Realbildung und Weltanschauung glücklich gebannt glaubten. 
Für uns sei unsre heutige Wissenschaft ein Ideal von Objek- 
tivität, das zu unseren Häuptern schwebt, eine eiserne Notwendig- 
keit, deren Ausdehnung sich meist nur notgedrungen überfliegen 
lasse, damit wir an einem Punkte möglichster Sicherheit, an einer 
Specialität uns baldigst anklammern. Wie das zu geschehen 
hat, dafür hat drollig genug einst ein angesehener Zoologe eine 
gedruckte Anleitung verfaßt. In anderen Disciplinen wohl weiss 
man noch, daß die Existenz einer „objectiven Wissenschaft“ eine 

Zool. Annalen. I. 24 


356 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


ungeheuerliche Annahme ist. Die Wissenschaft lebt, sie hat viel- 
leicht unter besseren Bedingungen einst intensiver und höher 
gelebt, als momentan. Der sichere Tiefgang, den wir an ihr als 
Zeitsymptom bewundern, er ist ein Zeichen bloß ihres Umfanges, 
beweist aber nichts für die Richtung, der sie folgt. Aber auch, 
wo sie uns wie ein wohl ausgerüsteter Schiffskoloß erscheint, 
sehen wir vielleicht nur unsere eigene Erstarrung in sie hinein 
und zu myop, um ihrer großen Gesamtbewegungen ansichtig zu 
werden, haben wir uns längst abgewöhnt, zu empfinden, daß sie 
Fleisch von unserem Fleisch und Bein von unserem Bein ist, daß 
sie nicht außer uns, sondern in uns lebt, ja nicht nur in uns den 
Lebenden, sondern in denen, deren Leben einst eine eigenartige 
Daseinsform im Gesamtorganismus der Wissenschaft gebildet hat. 
Mögen die Toten ihre Toten begraben. Wir wenden uns an die- 
jenigen Fachgenossen, denen daran liegt, in die Geschichte der 
Wissenschaft einzudringen; die wissen, daß im Bilde der Welt- 
entwickelung die genetische Betrachtung auch unserer Wissen- 
schaft ein unentbehrlicher Zug ist; daß ein Jeder von uns, mit 
all seinem Wissen und seinen Begriffen historisch bedingt, sich 
nur von der Kleinlichkeit der Specialistik zu erheben vermag, 
wenn er auch vor der Analyse dieser Bedingungen nicht zu 
erschrecken braucht. 

Auf den nachfolgenden Seiten habe ich mir zum Ziele gesetzt, 
orientierende und kritische Besprechungen einiger der wichtigsten 
Werke der biologiehistorischen Literatur zu bringen. Ich bezwecke 
damit, einmal denen zu Hilfe zu kommen, welche sich selbst zu orien- 
tieren beabsichtigen und daher begreiflicherweise zu derjenigen 
Literatur greifen, die ganze Disziplinen der Biologie geschichtlich 
behandelt. Gleichzeitig möchte ich aber die Korrekturen an- 
bringen, die sich aus dem gegenwärtigen Wissen, dem biologi- 
schen sowohl als dem geschichtlichen, ergeben. 

Wir sind von der Zoologie selbst her gewohnt, uns ein Bild 
gradueller, ja lawinenartig zunehmender Vervollkommnung der 
Wissenschaftlichkeit überhaupt zu machen. Dem Historiker aller- 
dings bietet sich der geschichtliche Prozeß der Zoologie etwas 
anders dar. Vollends, wenn wir nun aber an die Biologie- 
geschichte herantreten, wäre eine solche Vorstellung zum min- 
desten höchst naiv. Die Biologiegeschichte setzt sich vielmehr 
bisher aus meist gelegentlichen, selten spontanen, jedenfalls 
höchst heterogenen Äusserungen zusammen. Eine Tradition 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 357 


dieser Wissenschaft, eine Anerkennung ihrer eigenen Probleme, 
auch die bescheidendste Zentralisierung der äußeren Hilfsmittel 
für sie existieren noch nicht. Dies alles wirkt natürlich auch 
auf die Literatur über die Biologiegeschichte zurück und ver- 
leiht ihr den Charakter einer Gelegenheitsliteratur, die denn 
auch die Zeichen einer solchen an der Stirn trägt: gram- 
matischen Betrieb, Richtung ihrer Hauptlinien auf ganz andere 
Zwecke, Zusammenhangslosigkeit der Einzelangaben, Überfüllung 
mit solchen bei zähem, beinahe unwandelbarem Festhalten an 
den unbewußt überlieferten Gliederungen des Stoffes und an der 
einmal gültigen Behandlung der Probleme. 

Die Biologie selbst ist zwar schon im klassischen Altertum 
zu erstaunlicher Höhe emporgestiegen, hat sich aber dort noch 
nicht im Spiegel historischen Bewusstseins reflektiert. Geschichte 
der Philosophie spricht aus der Metaphysik und der Schrift mei 
weyng von Aristoteles, Geschichte der praktischen Medizin 
aus Galen und dem Prooemium von Celsus. Bei der Ausdeh- 
nung der aristotelischen Biologie fiel naturgemäß der Schwer- 
punkt auf Beschreibung des ausgedehnten biologischen Stoffes und 
auf dessen logische Ordnung, im Anschluß hieran auch auf die Er- 
örterung systematischer Prinzipien; eine Geschichte der Biologie 
fehlt aber vollständig. Wir müssen uns nun zwar vorstellen, daß 
die Summe biologischer Kenntnisse, die vor Aristoteles vor- 
handen war, nicht zu gering gewesen sein könne. Aber ihre Ein- 
spannung in den Rahmen einer allumfassenden Philosophie war 
doch wohl kaum vor ihm in annehmbarer Form versucht worden; 
wozu hätte er sich sonst mit den größten Albernheiten der ihm 
vorangehenden Systematiker durch Erfahrungstatsachen ausein- 
anderzusetzen brauchen? Da nun ferner Geschichte einer Wissen- 
schaft nicht entsteht, wo bloß Stoffmassen des Wissens angesam- 
melt werden, sondern wo bereits Begriffe gebildet sind und ihren 
Weg durch eine Reihe von Köpfen genommen haben, lag für Ari- 
stoteles kein Grund vor, seine Wissenschaft vom Leben histo- 
risch zu vergleichen. Eine Parallele aus der Gegenwart und aus 
einem Teilgebiet unserer Wissenschaft mag dies deutlicher er- 
kennen lassen. 

Für den modernen Histologen beginnt die Histologie des 
Nervensystems mit Golgi, Ehrlich, Weigert, His, kurz den 
Forschern der siebenziger und achtziger Jahre des vergangenen 
Jahrhunderts. Was vorangeht, ist nicht Geschichte der Nerven- 

24* 


358 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


| histologie, sondern chronologische Aufzählung der mit unzuläng- 
lichen Mitteln und wenigstens bis auf Stilling, Gerlach und 
Max Schulze ziemlich erfolglosen Bemihungen um die Auf- 
klärung der nervösen Struktur. So beachtenswert es nun auch 
ist, daß gerade Golgi es nicht verschmähte, seine Untersu- 
chungen in ihren ersten Anfängen zu Beginn der siebenziger Jahre 
auch historisch zu fundieren, so kann man es doch keinem 
späteren Nervenhistologen verargen, wenn er nicht jedes Mal 
ebenso begann, sondern unhistorisch zu Werke gehend, frisch 
aus dem Material schöpfte, entdeckte und systematisierte. Und 
was hier für ein Teilgebiet gilt, es liesse sich für die hundert 
anderen Specialitäten der Gegenwart in ähnlicher Weise dartun. 
Dabei sehen wir aber davon ab, daß der Teil, wie ihn eine unserer 
Specialitäten repräsentiert, verschwindend klein ist im Vergleich 
zu dem Teil der Wirklichkeit, den Aristoteles vor sich hatte, 
als er die Biologie umfaßte und wir lassen die hieraus sich er- 
gebenden Unterschiede als für unsere Beweisführung nebensäch- 
lich fallen, um uns noch einmal zu vergegenwärtigen: Kennt- 
nis allein erzeugt keine geschichtliche Reflexion. 
diese kommt erst zum Durchbruch, wo logische Ord- 
nung der Kenntnis vermittelst Allgemeinbegriffen 
vorangegangen ist. Zu einer Wissenschaft bedurfte es ihrer 
Geschichte nicht, so lange sie in den Windeln lag. Die Geschichte 
nach zweieinhalbtausend Jahren seit Entwickelung ihrer logischen 
Prinzipien aber für entbehrlich zu halten, ist barbarisch oder 
kindisch, jedenfalls unwissenschaftlich und es ginge nicht an, sich 
für ihre Vernachlässigung auf den Realisten Aristoteles berufen 
zu wollen. Daß bei ihm noch keine geschichtlich fundierte Biologie 


vorlag, hatte ungemein starke Nachwirkungen. Eine solche Wissen- | 


schaft ist noch heute leichter über Bord zu werfen und sie war es 
auch damals, da sie aus dem Rahmen der alexandrinischen Bedürf- 
nisse herausfiel. Eine in bezug auf ihre geistige Verarbeitung so un- 
reife Wissenschaft wie die Biologie aber auch heute noch ist, ist 
der allergeeignetste Tummelplatz für Betätigung ungezügelter 
Phantasie und wichtig tuender Skepsis. Nicht nur die aristote- 
lische Biologie, auch die der Renaissance und der naturphiloso- 
phischen Periode hat jenen Fermenten nicht zu trotzen vermocht, 
eben weil ihr noch das Skelett der Geschichte gefehlt hat. Es 
ist daher nur allzu begreiflich, wenn heute die Philosophiegeschichte 
das Interesse für die biologische Systematik verloren hat und 


PR e sii 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 359 


deren Geschichte nicht mehr als Teil ihrer Gesamtheit anerkannte, 
nachdem der Biologe selbst die Geschichte entbehrlich gefunden 
hatte. Ebenso ist es auch begreiflich, wenn hinwiederum unter 
den heutigen Philosophen diejenigen am allerwenigsten Lust ver- 
spüren, sich mit der Geschichte der Biologie zu beschäftigen, 
deren himmelanstrebendes Gertiste der Psychologie aus dem 
brüchigen Gestange einer gechichtslosen Experimentalphysiologie 
besteht. In einem allgemeinen Fortschritt der Wissenschaftlich- 
keit finden jedoch solche Einseitigkeiten keinen Grund. 

Die Geschichte der Biologie entstand daher aus 
anderen Quellen, als wie man hätte erwarten sollen, aus 
Bedürfnissen der Zoologie selbst, nämlich aus der Ge- 
schichte der praktischen Medizin und ihrer Hilfs- 
wissenschaften, der Botanik undder Anatomie. Erst 
als die volle Breite der zootomischen Kenntnisse, über die einst 
Aristoteles verfügt hatte, weit überholt war, kam es in un- 
serer Wissenschaft zu historischem Bewußtwerden, wie es sich 
in den Schriften von Cuvier, Spix und J. V. Carus nieder- 
geschlagen hat. Damit steht aber die Zoologie nicht allein da. 
Von dem langsamen Entwickelungstempo, das einer selbststän- 
digen Behandlungsweise der Geschichte unserer Disziplinen im 
allgemeinen eigen ist, mag man sich eine Vorstellung machen, 
wenn man die Systematik der Medikohistorie verfolgt. Die histo- 
rische Einleitung des Celsus hat dort beständig die Stichworte 
für die Einteilung der antiken Medizin geliefert, wie in den älteren 
Werken von Albinus, Boerhave, Haller und Kurt Sprengel, 
so auch in den neueren, wie Haeser und dem seit 1001 er- 
scheinenden Handbuch der Geschichte der Medizin von Pusch- 
mann (Neuburger und Pagel). 

Wir glauben daher annehmen zu dürfen, daß aus einer 
kritischen Besprechung der biologiehistorischen Literatur nicht 
nur der empirisch arbeitende Zoologe Vorteil ziehen dürfte, sondern, 
daß auch für das Verständnis der eigenen Aufgaben der Biologie- 
geschichte etwas abfalle, ja vielleicht auch für die Geschichte der 
Philosophie, wie denn nicht minder für die Philosophie des Ge- 
schehens, 


* 


Wir beginnen unsere kritischen Besprechungen mit dem 
neuesten Werke der deutschen Zoologiegeschichte, mit der Ge- 


360 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


schichte der Zoologie von J. V. Carus. Hierzu liegen mehrfache 
Gründe vor. Der Zoologe, der sich gegenwärtig zum Studium 
der Geschichte seiner Wissenschaft entschlieBt, wird zuerst nach 
diesem Werk greifen. Vielleicht berücksichtigt er dabei gerne 
Erfahrungen, die im gleichen Falle ein Fachgenosse seit einem 
Jahrzehnt gesammelt hat. Ich habe es vorgezogen, nicht mit den 
altesten Versuchen der Biologiegeschichte zu beginnen. Die 
Meinung, daß die Geschichte nur insofern von Belang sei, als wir 
ihre Spuren in der gegenwärtigen Wissenschaft wiederfinden, ist 
zu banal, als daß sie mich bestimmen könnte, zu glauben, das 
neueste Werk müsse, weil es das letzte sei, auch vor den übrigen 
den Vorrang einnehmen. Dagegen bestimmt mich eine Erfahrung 
unseres zoologischen Forschungsbereiches dazu, die Entwickelung 
der Biologiegeschichte inumgekehrter Richtung zu verfolgen. Wissen 
wir doch alle, daß ein ontogenetischer Prozeß von uns ganz anders 
erfaßt wird, wenn wir von dem letzten Stadium, womöglich der 
ausgewachsenen Form des Wesens rückwärts nach den einfacheren 
Zuständen hin untersuchend vordringen. Ein weiterer Grund, mit 
der Carus’schen Geschichte zu beginnen, ist der, daß dieses Werk 
allein den Versuch macht, den Bereich der zoologischen Wissen- 
schaft in möglichster Breite zu umspannen, wozu die enzyklo- 
pädisch veranlagte Natur des Verfassers ihn geradezu prädestinierte. 
Man mag also auch die nachfolgenden Ausführungen zum Teil 
als Kommentar zu jenem Werk, zum Teil als eine verspätete 
Kritik betrachten. 


I. J. V. Carus, Geschichte der Zoologie 1872. 


Die Geschichte der Zoologie von Carus ist nicht als selb- 
ständiges, lediglich den Absichten des Autors entsprungenes und 
durch sie bestimmtes Werk zustande gekommen, sie ist der 
zwölfte Band der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, 
welche unter Anregung L. von Ranke’s ,,auf Veranlassung 
und mit Unterstützung Sr. Majestät des Königs von Bayern 
Maximilians II durch die historische Kommission der Kgl. Aka- 
demie der Wissenschaften“ herausgegeben wurde. Plan, Umfang 
und besondere Berücksichtigung der deutschen Wissenschaft waren 
vorgezeichnet; ebenso sollte das Altertum zurücktreten. Bei all 
diesen Restriktionen hat Carus sich bemüht, der Zoologie- 
geschichte einen prinzipiell hohen Standpunkt zu wahren. „Die 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 361 


moderne Naturforschung hat sich bis jetzt einer historischen Be- 
handlung ihrer eigenen Vorzeit wenig geneigt gezeigt. Wie ihr 
aber das Bewußtsein, daß sie nur eine Entwickelungsstufe in dem Fort- 
gange der betreffenden Ideen darstellt, den direkten Vorteil bringt, 
daß sie diese wie früheren Keimen entsprungen, so auch weiterer 
Ausbildung fähig erkennt und daß sie durch Einsicht in das Ent- 
wickelungsgesetz derselben zu weiteren Schritten geführt wird, 
so würde mancher Streit mit anderen Geistesrichtungen eine 
mildere Form annehmen, wenn der von der anderen Seite so 
scharf betonten Notwendigkeit einer Pflege idealistischer Bedürf- 
nisse durch geschichtliche Untersuchungen Rechnung getragen 
würde, welche ja sowohl durch die Methode als auch durch die 
zu erlangenden Resultate jenem Zuge zum Idealismus so aus- 
nehmend Vorschub leisten. Wie hier der Geschichte im allge- 
meinen wohl einst noch eine weitere Rolle zufallen dürfte, so 
sollen die den geistigen Fortschritt so wesentlich mitbestimmen- 
den Naturwissenschaften zeigen, daß sie außer durch ihren posi- 
tiven Inhalt auch durch die Behandlungsweise ihrer eigenen Ent- 
wickelung fördernd auf die Entwickelung der Kultur zu wirken 
imstande sind“ (Vorwort). 

Carus verlangt also Verständnis für die Entwickelung der 
eigenen Wissenschaft im Dienste dieser selbst, und damit auch 
im Dienste höherer ethischer Absichten. Es wird zum Schlusse 
unserer Betrachtung noch einmal auf diesen Standpunkt zurück- 
zukommen sein. Gehen wir vorerst auf den Inhalt seines Buches 
ein. An einer obersten Gliederung in Altertum, Mittelalter und 
Neuzeit wie sie Carus wählt, wird man in der Zoologiegeschichte 
am allerwenigsten rütteln wollen ; ist doch bekannt genug, wie eng 
die Umgrenzung dieser Perioden mit dem Verhältnis des Menschen 
zur Lebeweltund somit auch zu deren wissenschaftlichen Erforschung 
in Beziehung steht. Etwas anders steht es aber mit der Gliederung 
des Abschnittes bei Carus, der die „Einleitung“ (p. 1—8) und 
die zoologischen Kenntnisse des Altertums (p. 9—95) umfaßt. 
Diese zwei Abschnitte sind so gegliedert, daß der Zoologe sich 
durch die ersten 25 Seiten höchstens dann nicht wird abschrecken 
lassen, tiefer zu dringen, wenn ihn der Reiz der Neuheit erfaßt. 
Die Einleitung enthält eine, wie auch das Zitat von Whewell 
dartut, offenbar unter dem Eintluß englisch realistischer Welt- 
und Geschichtskonstruktion entstandene deduktive Behandlung 
des Problems von der Entstehung einer wissenschaftlichen Zoologie 


902°. Bur ckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


. Nicht ganz neu übrigens; denn schon Buffon hat ein ähnliches 
Kapitel. So lesbar diese Einleitung auch geschrieben ist, so ist 
sie zunächst eitel Poesie, beruhend auf spekulativen Deduktionen, 
nicht auf äußeren Erfahrungstatsachen. Dasselbe gilt für. den 
nachfolgenden Teilabschnitt des Altertums, der die Urzeit be- 
handelt und der zum Teil mit der Einleitung zusammengehört 
hätte, insofern er nämlich Hypothesen über die Vorgeschichte 
der Zoologie formuliert, zum Teil aber überhaupt nicht in ein 
Buch gehört hätte, das sich über so viel wichtigere Gebiete der 
Zoologiegeschichte der größten Kürze befleißigen mußte Der 
ganze Abschnitt (sprachliche Begründung der Tierkenntnis) hat 
mit der Geschichte der Zoologie sozusagen nichts zu tun, so 
interessant er auch vom Standpunkt der Sprach- und Völker- 
geschichte ist. Denn wenn ja auch untersucht werden kann, 
welche Vorstellung dieses oder jenes Urvolk von diesem oder 
jenem Tier mag gehabt haben, so ist doch die Feststellung einer 
solchen Tatsache kaum dazu angetan, für die Zoologie von ge- 
schichtlicher Bedeutung zu werden. Man wird nicht irre gehen, 
wenn man annimmt, daß an der Ausdehnung dieses Vorstellungs- 
kreises der Einfluß Max Müller’s, Ruskin’s und anderer Ur- 
geschichtsforscher Schuld gewesen sein mag, sowie eine besondere 
Vorliebe für diese Themata bei Carus selbst, da seine Ausfüh- 
rungen doch gerade in diesen Kapiteln mit einem so reichen 
Zitatenschatz belegt sind, wie kaum an anderen Stellen. Dasselbe gilt 
für den Abschnitt 2 (Eintritt der Tiere in den religiösen Vor- 
stellungskreis) und 3 (Alter und Verbreitung der Tierfabel). 
Abgesehen von alledem setzt diesen Abschnitt in Nachteil, daß 
das der gesamten „Urzeit“ zugrunde liegende Material wohl am 
raschesten von allem veraltet ist. Auch der Abschnitt 4 (Schrift- 
quellen der vorklassischen Zeit) setzt sich aus einigen spekulativen 
Konstruktionen und spärlichem Material zusammen. Auf Grund 
heutiger Quellen würde hier eine Erweiterung möglich sein, die 
diese Ausführungen nicht mehr annehmbar erscheinen ließen, auch 
wenn es sich vorwiegend nur um Feststellung der Tierkenntnis 
bei den vorgriechischen Völkern handelte. Was wir über all 
jene Zeiten und ihre Zoologie wissen und vermuten, liegt jedenfalls 
näher beisammen, als die Zoologie eines einzigen alten Volkes, 
nur die Ägypter vielleicht ausgenommen, und die hellenische. 

Carus hat die antike Zoologie auf 70 folgenden Seiten 
kondensiert. Daß bei diesem geringen Umfang eine auch nur 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kıitik der biologie-historischen Literatur. 3 63 


aphoristische Behandlung des Gegenstandes unmöglich war, ver- 
steht sich von selbst. Eine solche Kondensation würden erst lange 
Vorarbeiten bis zu einem gewissen Grade zulassen. Carus aber 
war weder mit den vorhandenen Vorarbeiten hinreichend ver- 
traut, noch mit den Quellen. Sollte es sich daher Jemand ein- 
fallen lassen, jetzt noch diesen Abschnitt etwa bei einer Vorlesung 
über Geschichte der Zoologie zugrunde legen zu wollen, so 
könnten wir uns nicht mehr vorstellen, wie er die spätere Ent- 
wickelung der Zoologie auf dieser Grundlage aufbauen wollte. 
Es soll damit natürlich den durch äußere Umstände gebundenen 
Autor nicht der Schatten eines Vorwurfs treffen. Für ihn, da 
er die Zoologie der Neuzeit vornehmlich in Deutschland zu 
schildern hatte, konnte hier nicht erst ein über Jahre auszudehnen- 
des Studium der antiken Naturforschung und Philosophie der 
Abfassung seines Werkes vorangehen. Aber die Haltung des 
ganzen Abschnittes beweist auch, daß ein solches Studium nicht 
vorausgegangen ist. Infolge der Kürze der ganzen Zoologie des 
klassischen Altertums sieht sich nun aber Carus genötigt, seine 
Unterabschnitte generell zu verteilen, nicht individuell. Dieses 
Verfahren verträgt aber gerade die Zoologie des klassischen Alter- 
tums absolut nicht. Das geht an, wo die Personen völlig hinter 
dem Stoff verschwinden, also etwa in der Scholastik oder in der 
französischen Zoologie nach Cuvier oder in der mechanistischen 
Physiologie des ausgehenden XIX. Jahrhunderts, wo die Person 
der einzelnen Vertreter des Faches so völlig objektiviert auftritt, 
daß sie nur als Paradigma einer Idee in Betracht kommt. Im 
Altertum, insbesondere in seiner klassischen Zeit und mit einer 
Person von dem einheitlichen Gepräge des Aristoteles läßt 
sich nicht so verfahren. | 

Eine Einleitung über das klassische Altertum beginnt mit 
zwei Seiten von geradezu klassischer Fassung (p. 26—28). Nach- 
dem dem Autor Aristoteles schnell dazwischen gefallen ist, 
um als Gründer der Zoologie bezeichnet zu werden, dessen 
Schriften später zu würdigen seien, ist von den Hilfsmitteln der 
Beobachtung die Rede. Carus folgt hier ganz Whewell und 
den englischen Logikern in der Abschätzung der Methodik, als 
welche ihm ausschließlich Beobachtung und Experiment gelten. 
Der Abschnitt über Kenntnis der alten bekannten Tierformen 
hätte sich wohl besser mit dem kurzen Abschnitt 4 (Ansichten 
über das Verhältnis der Tiere zur Erdoberfläche) verschmelzen 


364 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


lassen. In Abschnitt 2 (Kenntnis des tierischen Baues), wird die 
antike Zootomie verarbeitet. Was die Vorsokratiker betrifft, so 
wird man sich heute lieber an die tiefgründige und umsichtige 
Darstellung von Gomperz (Griechische Denker Bd. I) halten, 
wo die Tatsachen größeren Zusammenhängen eingegliedert, eine 
andere Beleuchtung erfahren, als bei Carus. Am schwächsten 
ist das, was Carus über die Hippokratiker berichtet; hier wäre 
sein apodiktisches Urteil nach neueren Forschungen total abzu- 
ändern. Auch in der Behandlung Plato’s zeigt sich ein Fehler, 
vor dem bei geschichtlicher Betrachtung unserer Wissenschaft 
und jeder anderen ebenso nicht genug gewarnt werden kann. 
Wenn wir nämlich auf Ansichten über die organische Natur 
stoßen, wie sie im Timaeus niedergelegt sind, Ansichten, die in 
ihrer Fassung mit unserer heutigen nicht die geringste Ähnlich- 
keit haben, ihnen vielmehr diametral entgegenlaufen und von 
völliger Unkenntnis der Wirklichkeit zeugen, so darf die Bedeu- 
tungslosigkeit dieser Ansichten für die unsrigen wohl zugegeben 
werden. Sind sieaberauchfürdie Zoologie bedeutungs- 
los, sosind siees nicht für die Zoologiegeschichte. Für 
diese haben sie vielmehr den Wert fast reiner Experimente. Denn 
mit unverhohlener, typischer Deutlichkeit zeigen sie uns die Miß- 
bildung einer Biologie, aus der die Kenntnis und die induktive Be- 
handlung der organischen Naturwissenschaft verschwunden ist. 
Diese Erscheinung wiederholt sich in der Geschichte der Wissen- 
schaft so und so oft und lauft auch immer wieder unter den 
gleichen Symptomen ab. Wie wir aber in der organischen Natur 
selbst den Riickbildungserscheinungen und den rudimentàren Or- 
ganen vermehrte Aufmerksamkeit schenken, seit wir sie genetisch 
erfassen, so sollten wir es auch mit dem Organismus unserer Ge- 
schichte halten, wo wir, genau wie innerhalb der Phylogenie, 
nicht bloß Zustände mit Zuständen, sondern Prozesse mit Prozessen 
vergleichen, wenn immer es das Erfahrungsmaterial zuläßt. 
Aristoteles widmet Carus zehn Seiten unter Berufung 
darauf, daß seine „Bedeutung für die geistige Entwickelung der 
Menschheit“ von anderen bereits in trefflicher Weise gegeben sei. 
Es spricht aus diesem Urteil etwas von dem Überdruß, den 
die Literatur über den Zoologen Aristoteles Carus mag einge- 
Nößt haben. Unser Historiker schrieb am Ende einer Periode, 
die reich an Arbeiten über Aristoteles gewesen war. Unter dem 
Einfluß von Brandis, Trendelenburg, Joh. Müller waren 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 365 


außer zahlreichen Schriften, die einzelne Fragen behandelten, eine 
Reihe von Bearbeitungen der aristotelischen Zoologie unternommen 
worden, die in den Ausgaben von Titze (Teile der Tiere), Au- 
bert und Wimmer (Zeugungsgeschichte und Tiergeschichte) 
sowie in dem kritischen Werke von J. B. Meyer einen ge- 
wissen Abschluß gefunden hatten, nicht zuletzt in dem nur mit 
größter Vorsicht zu gebrauchenden Buche des englischen Rea. 
listen Lewes, das Carus ins Deutsche übersetzt hatte, ehe er 
seine Geschichte der Zoologie schrieb. Einen beschränkten Teil 
der aristotelisch zoologischen Literatur zitiert denn auch Carus; 
aber man kann sich daraus, sowie aus dem Texte selbst des Ein- 
drucks nicht erwehren, daß ein Quellenstudium der aristotelischen 
Schriften der Abfassung dieses Abschnittes nicht vorangegangen 
sei, da er in Haltung und Inhalt nicht eine Vergleichung von 
Aristoteles’ Schriften mit dem Stande zoologischen Wissens um 
1870 vorstellt. 

Ein weiterer Beweis dafür, daß Carus Aristoteles nicht 
aus den Quellen kannte, mag darin erblickt werden, daß er als 
eines von drei Merkmalen für den bahnbrechenden Charakter 
von Ray’s Arbeiten (p. 431) aufführt die vorwaltende Berück- 
sichtigung der Anatomie als Grundlage der Klassifikation, wäh- 
rend er doch selbst dieses Verdienst p. 72 Aristoteles zuge- 
schrieben hatte; ferner, daß er Caesalpin den Ausspruch zu- 
schreibt (p. 446) „alle Wissenschaft bestehe in der Zusammen- 


Anmerkung. Als Antwort auf meinen Offenen Brief an Herrn 
Brandes in Sachen Aristoteles hat der Berliner Journalist Mauthner in 
Nr. 104 des „Berl. Tagebl.“ seinem Arger über mich und meine Zurückweisung 
seines Zerrbildes von Aristoteles’ Biologie Luft gemacht. Dadurch daß 
er hierbei nicht auf die Tatsachen eintritt, enthebt er mich jeder Discussion 
des größten Teils seiner Erwiderung. Nur drei Punkte, die mich scheinbar 
sachlich ins Unrecht setzen, bedürfen einer Richtigstellung: 1. Über die Be- 
hauptung M’s., mir sei Aristoteles lieber als die Wahrheit, mag der urteilen, 
welcher meine Schrift: „Das koische Tiersystem“ kennt. 2. M. will „ein Bei- 
spiel geben von der Art, wie Herr Burckhardt Lewes und mich ins Un- 
recht zu setzen sich bemüht und wie ehrlich er dabei verfahrt.“ Er behauptet, 
ich verschwiege, „dass Aubert und Wimmer die Stelle für unecht er- 
klären“, an der vom Herzknochen der Rinder die Rede ist. Die von ihm vorge- 
brachten Argumente sind aber gänzlich hinfällig, da es A. und W. niemals 
eingefallen ist, die Hauptstelle über den Herzknochen der Rinder (Zeugungs- 
gesch. V 87) anzufechten. M. hat also wiederum eines ;,krassen Irrtumes“ 
sich überwiesen statt den Aristoteles. 3. Habe ich weder S. ı2, wie mir M. 
unterstellt, noch sonst irgendwo mich über den Artbegriff bei Aristoteles aus- 
gesprochen. 


366 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


stellung ähnlicher und der Trennung unähnlicher Dinge“; ferner, 
daß er seine Behauptung, Wotton schließe an Aristoteles an 
(p. 268), vollkommen unbegründet läßt, wogegen kaum verständ- 
lich ist, warum er p. 207 und 208 den mittelalterlichen Über- 
setzungen des Aristoteles große Ausführlichkeit widmet. Ein 
weiterer Beleg folgt p. 17. Wie unmöglich es aber ist, Aristoteles 
nach den logischen Normen zu beurteilen, wie sie Carus selbst in 
seinem System der tierischen Morphologie vertreten hatte, beweist 
die ganze Erörterung auf p. 70 (zweite Hälfte). Immerhin verdient 
volle Anerkennung, daß Carus wenigstens sucht, Aristoteles 
gerecht zu werden, wenn es ihm auch nicht entfernt gelungen ist. 
Bei dem ungeheueren Einfluß auf den Entwickelungsgang der 
Zoologie, den Carus ihm im ausgehenden Mittelalter und zu Be- 
ginn der Neuzeit willig zuerkennt, ist es fast erstaunlich, daß er 
in seinern Werke nicht auf ganze Kapitel verzichtet hat, die sich 
doch mehr nur wie Liebhabereien eines Literarhistorikers lesen, 
und daß er nicht vorgezogen hat, die Basis zu festigen, anstatt 
solche Ornamente anzubringen. Diese Schwäche macht sich 
aber auch im weiteren Verlauf geltend und läßt Carus oftmals 
vermeintlich andere Autoren schief beurteilen, weil ihm die 
Kenntnis des monumentalen Unterbaues bei Aristoteles fehlt. 
Die wenigen Angaben über die alexandrinische Wissenschaft 
entsprechen nicht mehr dem Stand der Kenntnisse und vollends 
von einer Würdigung Galen’s kann kaum eine Rede sein. Auch 
hier ist für Carus die Klippe geworden, daß er nicht zwischen 
der zoologiehistorischen und der für die aktuelle Zoologie be- 
stehenden Bedeutung des Autors zu scheiden vermag. Eine Cha- 
rakteristik Galen’s gehört mit zum Verständnis des nachfolgenden 
mehr als tausendjährigen Stillstandes. In Abschnitt (3 Versuche 
zur Systematik) übersieht Carus, daß man im Altertum 
weniger als jemals in der Neuzeit versucht war, als 
Systematik bloß die Klassifikation der ganzen tieri- 
schen Individuen aufzufassen. Wenn er daher dem sub- 
tilen Ausbau der heutigen Klassifikation entgegenstellt, daß 
im Altertum die Systematik „mehr oder weniger nichts anderes 
ist, als ein Teil der angewandten Logik“, so übersieht er dabei, 
daß bei dieser Anwendung der Logik im Altertum die Teile 
und die Funktionen des Organismus in zwar noch primitiver, 
aber immerhin viel harmonischerer Form neben der Klassifikation 
der Gesamttiere in die biologische Systematik einbezogen wurden; 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 367 
daß somit seine ganze Beurteilung von Systematik im allgemeinen 
eine durchaus einseitig der Individualzoologie entsprechende ist. 
Gerade ein Zoologiehistoriker aber müsste aus der Geschichte 
lernen, daß neben der Tierklassifikation eine anatomische und eine 
physiologische Systematik einhergeht und bei genauer Verfolgung 
die wesentlichsten Merkmale für die Beurteilung der Zoologie 
von einem höheren Standpunkte, von dem der Philosophiegeschichte 
liefert. 

Für die Beurteilung von Plinius gilt dasselbe, was über 
Galen gesagt wurde und was auch außerdem über die Zoologie 
der Genesis zu sagen wäre. Eine Zoologiegeschichte muß diesen 
Erscheinungen die größte Beachtung schenken, nicht weil sie dem 
Bilde, wie es die heutige Zoologie gibt, wesentlich positive Züge 
einverleibt hätten, sondern weil sie für die Entwickelung der Zoo- 
logie und zwar vorwiegend als Widerstände von so gewaltiger 
geschichtlicher Wirkung gewesen sind. Nach alledem wirkt der 
letzte Abschnitt über den Ausgang des Altertums, der zugestan- 
denermaßen unter dem Einfluß der Lektüre von J. Burckhardt’s 
Zeitalter Konstantins des Großen geschrieben ist, ungemein vor- 
teilhaft und man wird, wie auch bei den einleitenden Kapiteln 
nur bedauern, daß Carus nicht nach dieser erstmaligen wenig 
glücklichen Fassung das Studium der antiken Zoologie nachträg- 
lich wenigstens wieder aufgenommen und den Abschnitt umge- 
arbeitet hat. 

Der zweite Hauptabschnitt, die Zoologie des Mittelalters 
reicht von p. 26—258. In Anbetracht der geringen Fortschritte 
und im Verhältnis zu dem der antiken Zoologie gewidmeten 
Raum ist er auffallend ausgedehnt. Die Periode des Stillstandes 
bis zum ı2. Jahrhundert wird wiederum durch kulturhistorische 
Betrachtungen eingeleitet. Ein längerer Exkurs ist dabei Bildung 
und Unterricht gewidmet; doch werden die Bedingungen von 
seiten der Medizin gar nicht erwähnt, die denn doch auch wie im 
Altertum für die Entwickelung der Zoologie entscheidende sind. 
Insbesondere hat es sich Carus entgehen lassen, das Studium 
des Rückbildungsprozesses der Biologie, wie er sich in der Patri- 
stik schrittweise verfolgen läßt, auch nur als Postulat für die 
Zoologiegeschichte hinzustellen. Wenn dagegen der Physiologus 
und seine Darstellung einen breiten Raum einnimmt, so spricht 
daraus wiederum die Vorliebe von Carus zur literarisch-gram- 
matischen Behandlungsweise. Hier führt er eine reiche Lite- 


368 Burckhar dt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


ratur auf und diskutiert literarische Streitfragen, die fiir die spe- 
zielle Physiologusforschung obschweben, die aber fiir die Ge- 
schichte der Zoologie belanglos sind. Das Erscheinen des anti- 
quarischen Katalogs, von M. Weg (Nr. 94), der die Carus’sche 
Bibliothek enthält, bestätigt denn auch diese Vermutung. 

Ahnliches ist von der Behandlung der Zoologie der Araber 
zu sagen (p. 151—178). Ein Abschnitt, der seinen Wert behalten 
wird, behandelt sodann die Erweiterung der speziellen Tierkennt- 
nis ums XIII. Jahrhundert (p. 178—201). Selbstverstàndlich wird 
auch er Zuwachs erfahren, aber kaum einen Zuwachs, der das 
zoologiehistorische Urteil über diese Zeit wesentlich verändern 
dürfte. In der anschließenden Schilderung des Erwachens der 
wissenschaftlichen Kritik ist doch wohl der Schule von Salerno 
noch nicht die Bedeutung zuerkannt, die wir heute für sie in 
Anspruch nehmen müssen. Wenn sodann Mondinus nur kurz 
Galen’s Nachtreter genannt und von der ganzen Entwickelung 
der Bologneser Anatomie nichts gesagt wird, so steht dies in 
keinem Vergleich zur Ausführlichkeit, womit z.B. Thomas von 
Cantimpre geschildert wird. Insgesamt betrachtet erweist sich 
der Abschnitt über das Mittelalter bei Carus als der wenigst 
ausgeglichene. Es fehlen die nötigsten der Patristik zu entneh- 
menden Grundlagen für die Beurteilung der mittelalterlichen Zoo- 
logie, ebenso die Kenntnis der Medicohistorie des betreffenden Zeit- 
raumes sowie der SchöpfungstheorienvonAugustinund Thomas. 
Zu selbstandigen Abhandlungen sind der Abschnitt iber den 
Physiologus, die arabische Literatur und die Tierkenntnis des 
XIII Jahrhunderts ausgewachsen, denen sich eine literarhistorische 
Skizze von Albert dem Großen, Vincent de Beauvais und Thomas 
von Cantimpre anreiht. 

Die Zoologie der neueren Zeit nimmt den größten Raum 
in dem Carusschen Werke ein. Der Autor gliedert sie in drei 
Perioden, deren jeder er ein Stichwort gibt: eine der encyklo- 
pädischen Darstellungen, eine der Systematik und eine 
der Morphologie; jede wird mit einer allgemeinen Charakteristik 
des Zeitraums eingeleitet. Es ließe sich zuerst fragen, inwiefern 
diese Beziehungen begründet seien. Logisch sicherlich nicht; denn 
welcher Gegensatz, oder noch schärfer, welche Kontinuität ergibt 
sich aus ihrer Reihenfolge? Das entscheidende Moment für eine 
solche oberste Gliederung dürfte nur ein philosophisches sein. 
Es ergibt sich aus der Frage: wie verhält sich der forschende 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 369 


Mensch zu dem zu erforschenden Objekt. Allumfassung, Ordnung, 
Form besagen das nicht; andere Begriffe möchten denn doch 
diesem Verhältnis besser entsprechen. 

Zu Beginn der Neuzeit ist der in der Zoologie herrschende 
Zug: Aufschließung und Eroberung der Mannigfaltig- 
keit der Natur, Zuwachs an Kenntnis, daher auch Vorherrschen 
der Individualzoologie, der Deskription. Dann erst folgt, übri- 
gens aus großen philosophiegeschichtlich begründbaren Zusammen- 
hängen heraus die Periode der Systematik mit der Physio- 
gnomie: Beherrschung der Mannigfaltigkeit der Natur 
durch Normierung mit Hilfe von Gattungsbegriffen, also von 
der Einheit des menschlichen Denkens aus. Die dritte Periode 
würde sich dann dadurch charakterisieren lassen, daß das Ob- 
jektaus der realen Einheit seiner selbst herausgedeutet 
wird und zwar in der Richtung der physiologischen Synthese 
als mechanisch notwendige Daseinform und in der Richtung geneti- 
scher Synthese als genetisch notwendige Daseinsform. Demnach 
würden die Perioden nach dem Grade der Objektivierung des 
Forschens aufzustellen sein. Dabei aber tiberschichtet jede neue 
Periode die vorangehende, so daß in jedem Einzelfalle der Forscher 
gewissermaßen die sämtlichen Grade von Objektivierung durch- 
lauft oder, wenn man lieber will, die entsprechenden Grade von 
Naivität ablegt. Auch ist bei einer solchen Einteilung zu beachten, 
daß nicht der Anfangspunkt für eine der unterschiedenen Stufen 
bezeichnend ist, sondern der Punkt, wo jede derselben zur Herr- 
schaft gelangt, geschichtlich wird. Damit können wir die richtig 
empfundene, aber falsch bezeichnete und gar nicht begründete 
Einteilung der Neuzeit bei Carus belassen, verleihen ihr aber 
eine sachgemäße Begründung. 

Gleich die Einleitung zur „Periode der encyklopädischen Dar- 
stellungen“ führt uns einen Mangel der bisherigen Geschichte 
unserer Forschung vor Augen, den bisher kein Historiker zu 
überwinden glücklich genug war. Die Unterscheidung und Coor- 
dination: Zoologie und Botanik wird so sehr von frühester Zeit 
an in unsere Köpfe getrichtert, daß es immer und immer wieder 
nachdrücklichster Betonung bedurfte: für manche Fragen der Em- 
pirie verschwinden die Verschiedenheiten von Pflanze und Tier 
hinter der Gemeinsamkeit von Bau und Funktionen ihrer nie- 
dersten Repräsentanten. Ja noch mehr: Hat nicht etwa ein großer — 
Teil unserer gegenwärtigen Biologie die wesentlichen Grundlagen 


370 Burckhar dt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


von der Botanik empfangen z. B. die Reizphysiologie und die 
Biomechanik? Und was für die Empirie gilt, gilt noch in grö- 
ßerem Maße für die Geschichte: Die Botanik ist der ur- 
sprüngliche und geschichtlich bedeutungsvollste 
Teilder Wissenschaft von den niederen Organismen. 
An ihr bilden sich alsdann die Vorstellungen, für die wir heute 
wohl eher das Substrat in den niederen Wirbellosen suchen. 
Daher geht es denn nicht an, daß Botanik und Zoologie für 
Geschichtsbetrachtung des Beginnes der Neuzeit in einem ge- 
wissen Gegensatz gesetzt werden. Die Entwickelung der 
Botanik und der Anatomie gehen vielmehr der der 
Zoologie vorauf; ja diesseits der Alpen ist es wesentlich die 
Vertiefung in die Form der Pflanze gewesen, die auch der Er- 
fassung tierischer Formen vorarbeitete. Trennung in beide Dis- 
ziplinen bestand ja auch in den älteren Werken des 16. Jahr- 
hunderts gar nicht. Und später bildete sich der Begriffsapparat 
der Systematik vorzugsweise an der Pflanzenwelt, man denke 
an Caesalpin und Bauhin und durch diese logisch tiefere 
Verarbeitung gelangte die Botanik wiederum an die Spitze der 
Biologie. 

Woher kam denn eigentlich der Schnitt, der Botanik und 
Zoologie so scharf trennte, daß selbst ein Zoologiehistoriker wie 
Carus sich nicht darüber hinwegsetzen kann? Die aristotelische 
Auffassung von Pflanze und Tier wurde im Mittelalter in Schlag- 
wörter umgepragt. Das Wort Linnes: die Steine wachsen, die 
Pflanzen wachsen und ernähren sich, die Tiere wachsen, ernähren 
sich und bewegen sich, ist scholastischen Ursprungs und 
stammt in dieser Fassung von Hermolaus Barbarus. 
Es ist der physiologische Maßstab des christlichen Mittelalters, 
dem man also die scharfe Accentuierung dieses Gegensatzes 
zwischen Pflanze und Tier verdankt; an Bemühungen, ihn auf 
seinen richtigen Wert zurückzuführen, hat es ja neuerdings, wie 
die Diskussionen um die Pflanzenseele und uın die Physiologie der 
Pflanzenzelle lehren, nicht gefehlt... Solch eine gewaltsame Tren- 
nung von Botanik und Zoologie läßt sich aber zuletzt für Ge- 
schichtsbetrachtung aufrecht erhalten. Und neben der Botanik 
war es die Anatomie des Menschen, von der aus die moderne 
Biologie ihren Ursprung nahm. Was Carus hievon, nachdem die 
Zoologie der Neuzeit bereits geschildert ist, auf p. 376—385 zu 
berichten weiß, ist dürftig und zeigt nur wie wenig die stereotype 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. di 


Einteilung: Zoologie und vergleichende Anatomie der Wirklich- 
keit unserer Wissenschaftsgeschichte adaequat ist. 

Die ganze Schwäche dieses Abschnittes tritt dann auch in 
den allgemeinen Erörterungen über das gegenseitige Verhältnis der 
zoologischen Teildisziplinen am deutlichsten hervor. Aber wir 
greifen nochmals auf den zoologischen Teil zurück, um an einem 
Beispiel darzutun, wie fatal für Carus die Unkenntnis der antiken 
Zoologie wurde Won Jonston redend. p. 391 „erscheint zuerst 
die Anordnung der Fische insofern logischer als bei Aldrovandi 
als hier der Aufenthaltsort consequent nur in bezug auf die Wasser- 
art zur Einteilung benutzt wird. Jonston gibt daher nur drei 
Klassen: Seefische, Fische, welche sowohl im Meere als in den 
Flüssen leben und Süfwasserfische. Die beiden Aldrovandi- 
schen Klassen der um Felsen und am Strande lebenden Fische 
werden hier nur zu Unterordnungen“. Hätte Carus die Hippo- 
kratik, mit der er so rasch fertig war, gekannt, so hätte er ge- 
funden, daß alle Fischklassifikation dort ihren Ausgangspunkt 
nimmt und mit erstaunlicher Zähigkeit alle Wechselfälle der 
Geschichte unserer Wissenschaft überdauert hat. Hier kommt 
also weder Jonston’s noch Aldrovandis Wissenschaft in 
Betracht, sondern wahrscheinlich Gattungsbegriffe, die diese 
nicht einmal direkt aus der Hippokratik, sondern auf dem Um- 
weg durch Galen kannten. Auf derselben Seite unten: „Auch 
bei der Klassifikation der Vögel macht sich etwas mehr Con- 
sequenz bemerkbar, da Jonston die Ernährung, Schwimm- 
und Spaltfüßigkeit hervorhebt.“ Carus weiß nicht, daß diese 
Einteilung uns schon bei Aristoteles entgegentritt. Ebenso mif- 
lich kommt auch in der Beurteilung von Rondelet’s Verdiensten 
um die Ichthyologie (p. 360— 369) zum Vorschein, daß sich Carus 
von der Entwickelung dieses schwierigen Teiles unserer Systematik 
keine rechte Vorstellung machen konnte. Auch die p. 370 aufge- 
führte Unterscheidung in breite und runde Würmer ist uralt und über- 
liefert hippokratisch. Ebenso die künstliche Brütung der Hühnchen, 
die en ber Colter @ 370) aber aueh schon bei Abdallatır 
(p. 161) erwähnt, ohne zu wissen, auf welche Quellen sie zurückgeht. 

Es versteht sich von selbst, daß dieser ganze Abschnitt von 
Carus eine reiche Fülle von interessanten Einzelheiten darbietet, 
wenn er auch in bezug auf die oberste Gliederung und die Be- 
urteilung des Verhältnisses der Zoologie zu den übrigen Wissen- 
schaften nicht als geglückt darf bezeichnet werden. 

Zool. Annalen. I. 25 


372 Bure khardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


Die Periode der Systematik (p. 386—572) stellt die „tormellen 
Hilfsmittel“ für wissenschaftliche Begründung fest. Wenn aber 
Carus meint, die zoologischen Systeme seien im Verlauf dieser 
Periode von „einzelnen Männern erfunden“ worden, so ist dies 
eine ziemlich harmlose Auffassung und zwar sowohl der Ent- 
wickelung der zoologischen Systematik, die dann auch im voran- 
gehenden Abschnitt von Carus nicht entsprechend ihrer Ent- 
wickelung dargestellt wird, weil ihm das Wiedererwachen des 
philosophischen Aristotelismus entgangen ist, wie auch des ein- 
heitlichen Zugs nach philosophischen und praktischenOrganisationen, 
der die ganze Periode durchweht. Die zoologische Systematik istnur 
eine Teilerscheinung in dieser Gesamtheit. Und endlich ist für 
Carus noch immer zoologische Systematik gleichbedeutend mit 
Klassifikation der Tiere. Die Fortbildung der auf Anatomie be- 
gründeten physiologischen Systematik kümmert ihn nicht, wie 
denn überhaupt weder das nötige logische Verständnis für die 
Physiologie, noch die Kenntnis physiologischer Schriftsteller, 
namentlich Haller’s, Carus hier geleitet hatte. 7 Daneben 
tritt die ganze Remission der Biologie und ihre Imprägnation 
mit Elementen anderer Wissenschaften nicht genügend zu- 
tage. Verkümmert ist auch die ganze Darstellung der französi- 
schen Physiologie und ihrer Vorbedingungen. Neben de Maillet 
und Robinet waren Diderot und Maupertuis zu nennen und 
die Behandlung Buffon’s verràt wenig Kenntnis seiner Werke. 
Die starke Seite des Abschnittes ist die monographische Behand- 
lung von Ray, Klein und Linné. | 

Nur einige, speziell die deutsche Zoologie betreffende Mängel 
seien hervorgehoben. Von Friedrich Blumenbach wird 
p. 541 sein „durch große Schärfe und Klarheit sich auszeichnendes 
Handbuch“ hervorgehoben. Bei genauerer Besichtigung der Dis- 
position dieses Buches erweist es sich als ein Ausbund von 
Konfusion. Bei Blumenbach taucht die Anthropologie plötz- 
lich auf, es fehlt dagegen seine klassische Schrift über den Bil- 
dungstrieb. Herder, der älteste und anregendste der deutschen 
Genetiker und Kosmologen wird nicht erwähnt. Die Rudolphi’- 
sche Biographie von Pallas war Carus nicht bekannt. 

Als Periode der Morphologie rechnet Carus die Zeit von 
der Blüte der französischen und dem Beginn der deutschen Natur- 
philosophie bis zu Darwin. Wir haben bereits das entscheidende 
Kriterium für diese Periode oben anders angegeben und zwar 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 373 


so, daß auch der Darwinismus darin noch Platz hat. Wenn 
Carus angibt p. 574 „Es ist der Charakter des hier noch zu 
schildernden Zeitraums, daß die sichere Erkenntnis der tierischen 
Gestaltungsgesetze zu der immer schärfer erkannten und immer 
glücklicher bearbeiteten Aufgabe der Zoologie wurde“, so treten 
damit die Prätensionen hervor, die er in seinem „System der 
tierischen Morphologie“ vertrat. Die von anderen Forschern 
neuerdings stets wiederholte Formulierung dieser Aufgabe, ver- 
glichen mit den wirklichen Leistungen, sollte doch endlich 
zum Bewußtsein bringen, wie sinnlos es ist, auf diese Weise 
immer wieder der Zoologie Bahnen vorschreiben zu wollen, die 
ihr nicht eigen sind. In der ganzen Einleitung dieses Ab- 
schnittes steht kein Satz, gegen den sich nicht die schwersten 
Einwände erheben ließen. Ähnliches hat für den Abschnitt 
Naturphilosophie zu gelten. Eine der deutschen Naturforschung 
jener Zeit würdige Darstellung dieses spezifisch deutschen 
Stückes der Philosophiegeschichte ist auch heute noch ein pium 
desiderium. Carus’ Darstellung ist gehalten, als ob er sich 
seine ganze Opposition gegen Oken’sche Einflüsse, die, wer weiß 
wie, in seinem Studiengang an ihn mögen herangetreten sein, vom 
Leibe schreiben müßte. Dabei bleibt ihm Raum weder zu einer 
sachgemäßen Wiedergabe der Oken’schen Naturphilosophie, 
noch zu einer Würdigung der Verdienste eines Burdach oder 
einer Erscheinung wie Gall, der als erster Genetiker des Nerven- 
systems, als eine Figur von erzschwäbischer Konstitution und 
eminenter historischer Bedeutung in einer deutschen Geschichte 
der Zoologie nicht fehlen durfte. Daß Joh. Müller ohne vor- 
aufgehende Kenntnis Haller’s und der französischen Physiologen 
nicht wiedergegeben werden konnte, liegt auf der Hand. Der 
beste Abschnitt der ganzen Periode dürfte in den „Fortschritter. 
der Kenntnis einzelner Klassen“ p. 680—716 zu erblicken sein. 
In einem weiteren Abschnitt würden wir unter der Überschrift: 
Historische Zoologie p. 717—720 eine kurze Übersicht der Zoc- 
logiegeschichte erwarten. Carus hat aber dabei nur gemeint: 
antiquarische Angaben über Tiere, die in Schriften alter Zoologen 
angetroffen werden. Auch eine klare Übersicht der von Carus 
benützten zoologiehistorischen Literatur allgemeinerer Art fehlt 
vollständig. Das vortreffliche bibliographische Hilfsmittel, die 
Quellenkunde von Assmann wird nirgends zitiert, ebensowenig 
Haller’s Bibliographieen; die geschichtlichen Werke von Spix, 
25* 


374 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 


Cuvier, Lewes nur in so unscheinbaren Anmerkungen, daß, 
wer sie nicht kennt, sicher nicht darin wichtige Hilfsmittel er- 
blicken wiirde, die denn doch auch ein Forscher, zumal, wenn 
er sich national einschränken muß, angeben dürfte. 
Man wird vielleicht unsere Kritik zu ausgedehnt finden und 
zu wenig des Lobes darin. Daher sei hier ausdrücklich betont, 
daß unsere Absicht war, das Buch, dessen Vorzüge besonders 
in der Fasslichkeit und allseitig wechselnden Wiedergabe einer 
Fülle von interessanten Tatsachen, dazu in meist gefälliger Form, 
bestehen, zu ergänzen. Dabei mussten mehr die mangelhaften 
Punkte, als die eo ipso anzuerkennenden betont werden. Carus 
selbst würde es, wäre in seinem arbeitsreichen Lebenslauf ihm 
Mufe dazu geblieben, überarbeitet und dabei Manches besser 
wiedergegeben haben; das ist wohl kaum zu bezweifeln. Dass 
er die Fehler seiner Zeit geteilt hat: die Tatsachen für das allein 
Maßgebende in der Wissenschaft zu halten, die Gedankenstruktur 
zu unterschätzen, die Zoologie mit Maßstäben der anorganischen 
Naturforschung, Gesetzen, messen zu wollen, das muß doch gerade 
der Historiker milde verstehen und damit verzeihen lernen. Bei 
alledem bleibt Carus der einzige in seiner Zeit, der die Zoo- 
logiegeschichte in möglichst umfangreicher Art in die Hand 
genommen hat. Wenn dabei noch ganz persönliche Neigungen 
zu gelehrter antiquarischer Geschichtsbetrachtung, Absichten 
ethischer Art und Mitschwingen in den Tönen seiner Zeit, 
dem Werk den Stempel nicht der letzten Wissenschaftlichkeit, die 
erwünscht wäre, aufdriicken, so dürfen wir ihm schon deswegen 
nicht gram sein, weil diese Symptome sich so unverhohlen selbst 
darstellen. Andererseits sollte bei uns umso intensiver das Bewußt- 
sein dafür rege werden, daß die Geschichte der Zoologie kein ab- 
geschlossen vorliegendes Arbeitsgebiet ist, daß sie der Neubear- 
beitung bedarf und ihrer wert ist, ja daß die Aufgabe, aus ihr 
einen Zweig der Philosophiegeschichte zu formen, nur um so 
dringender sich meldet. Aber auch für aile Arbeit auf zoologie- 
historischem Gebiete kann die Petitio principii nicht scharf genug 
hervorgehoben werden: Manarbeite nur nach den Quellen 
selbst. Wahre Objektivität hat in dieser Richtums 
bessene Gelesenheit, sich zu entialten, als wensee 
darauf beharrt, gegenüber Jem subjektiven Gehalt, 
ohne den die Wissenschaft überhaupt undenkbar 
ist, sich blind zu stellen. In Wirklichkeit hindert die Pflege 


Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 375 


und Vermehrung realer Facta nicht, daß auch der idealen Kon- 
struktion volle Sorgfalt zuteil wurde. Ja erst die bewußte Hand- 
habung der Methode verschafft uns die Freude, im Materialzu- 
wachs nicht Ballast zu erblicken, sondern ein Substrat fir den 
ordnenden und schaffenden Geist, einen Stoff, der dem Organismus 
unserer Wissenschaft assimiliert, inm neue Kraft zuführt. 


The earliest record of Filaria loa.) 
By 
Henry B. Ward. 


arious authors have chronicled the existence of a drawing 

representing the extraction of /7/arza loa in the sixteenth 
ee i century, and have generally regarded it as the earliest 
evidence of the occurrence of this parasite thus far noted. So far 
as I have been able to find, the first reference to this illustration 
occurs in Guyon (64:747) who refers to it as found in a book 
printed in Frankfort in 1598; he says it is a plate intercalated in 
a description of the Guinea Worm (Dracunculus medinensis) and 
one of the scenes on it portrays the extraction of a Filaria from 
the eye. This species is not named in the text; by virtue couts 
location, however, it should be regarded as the form now called 
Filaria loa, rather than as the Guinea worm. The original publi- 
cation is said to be one translated from Italian into Latin by 
C. Reinus under the title, „Vera descriptio regni africani, quod 
tam ab incolis quam Lusitanis Congus appellatur“. 

This record has been cited by many later authors, among 
others notably by Manson, Moniez (96), and Blanchard (86), 
but the most recent discussion of it is found in Blanchard (99), 
who prints a copy of the ancient plate and says (p. 527): 

„Le plus ancien document que nous possédons relativement 
au Loa est une curieuse gravure publiée par Pigafetta, en 1598 
(fig. 12). On y voit un personnage qui est en train de s’extirper 
une Filaire de Médine; un autre Ver, déjà en partie enroulé sur 
un bàton, sort de sa jambe droite. Un autre personnage subit 


1) Studies from the Zoological Laboratory, The University of Nebraska, Lincoln, 
under the direction of Henry B. Ward, No. 61. 


2 Ward, The earliest record of Filaria loa. a, 


une operation qui consiste evidemment a exstirper la Filaire sous- 
conjonctivale. Cette gravure peu connue a été reproduite par Jean- 
Hugues de Linscot, dans le récit de son voyage aux Indes, et 
interprétée par lui comme représentant la manière dont, à Ormuz, 
on a coutume de crever les yeux aux parents du roi. Mais cette 
interpretation fantaisiste ne saurait nous. arrêter, puisque nous 
savons que la gravure en question a été publiée pour la première 
fois dans une description du Congo: elle ne peut s’appliquer a 
autre chose qu’au Loa, bien que le texte soit muet a cet égard, 
et cette opinion est précisément corroborée par ce fait, que l’un 
des individus représentés est atteint de dracontiase. 

„Ainsi se trouve etablie d’une facon indiscutable l’existence 
du Loa sur la côte occidentale d’Afrique a la fin du X VIF siècle, 
exactement un siècle après la découverte de l'Amérique, à une 
epoque où la traite des noirs n’avait pas encore commence. Cette 
constatation est importante, puisqu'elle vient confirmer la demon- 
stration que nous avons donnée autrefois de l’origine africaine de 
tous les cas de Loa observés en Amérique.‘ 

This shrewd analysis and appropriate explanation of the scene 
met my own full approval and in a recent paper I cited it as an 
established fact. During the past summer the occasion of a visit 
to Europe enabled me to undertake the completion of a long 
unfinished bibliography on /ilarza loa which was intended to 
accompany the record of an American case of this parasite. As 
this demanded a personal examination of every article in which 
Filaria loa was noted, it was natural that the oldest record should 
also come under scrutiny and to my great astonishment the plate 
was not present in the first copy of the work examined. After 
much labor an examination was made of every copy of this publi- 
cation in the library of the British Museum, London, as well as 
in the Bibliotheque Nationale, Paris, and the results of this study 
are given in the following paragraphs. 

Francesco Antonio Pigafetta, an Italian explorer and historian, 
accompanied Magellan on his circumnavigation of the world in 
1519—23, and is the principal authority on this voyage. He died, 
however, about 1534, and among his works I fail to find any which 
corresponds to that in question. The real author was a Dutch 
doctor known as J. H. van Lindschoten, or Jean Linscot, as the 
name is variously written. 

The editions of this work are exceedingly numerous and 


378 | Ward, The earliest record of Filaria loa. 3 


disclose so many changes that it is difficult to secure any clear 
© idea of their number and relation to each other. The learned 


LE 


= 


% #53 id 


Holland bibliographer, P. A. Thiele, librarian of the University 
of Leyden, published in 1867 an extended list of them with others 


4 Ward, The earliest record of Filaria loa. 379 


under the title: Mémoire bibliographique sur les journaux des 
navigateurs Néerlandais. 

On page 3 he lists De Bry’s ,,Petits Voyages en Orient 
1598--1628“ as follows: 

I. Description du pays de Congo par Ed. Lopez. 
Voyages aux côtes de l’Afrique par Sam. Braun. 
II. Voyage en Orient de Jan Huygen van Linschoten. I° partie. 
III Méme voyage, 2° partie. 
Premier voyage des Hollandais en Orient, sous C. Houtman. 
Description de trois voyages au Nord, par Ger. de Veer. 
IV. Voyages en Orient de Linschoten, 3° partie, etc. 

On page 83 he adds a detailed description under ,,B. Col- 
lection des Petits Voyages de de Bry. 1. Voyages en Orient de 
Jan Huygen van Linschoten.“ The plates are listed under letters 
a, b, c, d, etc., and the bibliographer notes especially that they 
lack numerals. The plate under consideration is not listed among 
those found in this work; it should be noted, moreover, that it 
bears a number (6) and has no evidence of a letter anywhere on 
its surface. 

The edition of the De Brys work, bound under the title ,,India 
orientalis* which I first secured in London, bore the following 
title page: 

Pigafetta, Philippum. Regnum / Congo / hoc est. Vera 
descri/ptio regni afri/cani, quod tam ab in/colis quam lusitanis / 
Congus appellatur. / Per / Philippum Pigafettam, / olim ex Edoardi 
Lopez acroamatis / lingua Italica excerpta; nunc Latio / sermone 
donata ab / Avgvst. Cassiod. Reinio. / Iconibus et imaginibus rerum 
memorabilium quasi / viuis, opera et industria Ioan. Theodor. et 
Ioan, / Israelis de Bry fratrum, etc. exornata. / Francofvrti / 
Excudebat Volffgangus Richter, impen/sis lo. Theo. & Io. Israel. 
desbry, trata ,M. D =XCVIEL 

Ihis work I examined in detail and with great care; there 
is in the text no mention whatever of worms and no plate such 
as has been cited and copied. The work has an appendix with 
the following title: 

„Lcones quibus ad maiorem lectoris recreationem primus 
Lusitanorum cum rege congressus, incolarum arma et instrumenta 
bellica, vestes tam foemineze quam viriles, & aliquorum animalium 
forme, quasi ad vivum proponuntur. 

In es incise per Johannem Theodorum et Johannem Israelem 


380 Ward, The earliest record of Filaria loa. 5 


de Bry, fratres et cives Francofortenses. Francoforti [as on title 
page to date incl.“ 3 
This contains 14 plates and the explanation of each; but no 
one of them bears the least resemblance to that under consideration. 
The second part of this volume, which in the copy noted 
is bound in the same cover but appears distinctly as an inde- 
pendent work, has its individual title page which reads as follows: 
II. Pars / Indiae orientalis, / in qua / Johan. Hvgonis Lint- 
scotani / Navigatio in Orientem, item regna, littora, portus, flumi- 
/ na, apparentiae, habitus moresque, Indonum & Lusitano- / rum 
pariter in Oriente degentium; præterea merces, mo- /netae, men- 
surae / & pondera, quae quibus in locis, quove / compendio pro- 
stent, accurate proponuntur. Ea Lint- / scotus ipse spectator atg;. 
autor primum vernaculi sibi / idiomate Belgice in publicum dedit: 
Deinde superioribus / Germanis Germanice, & nunc Latinis item 
auribus / Latine utcumq; reddita enunciauit / Tevcrides Annavs 
Lonicervs pri / uatus, Civis Francfordiensis. / Opus et nauigantibus 
et mercatoribus Historiarumque / studiosis apprime vtile. / Addita 
sunt passim D. Paludani Annotationes; item icones, artificio / se 
in arte facta per Ioh. Theodorum, et Ioh. Israelem de Bry, / fratres, 
quorum sumptibus opus ipsum recens / iterum foras datum. / 
Francofordii, | Ex officina Wolffgangi Richteri. / M. D. XCIX. 
On page 26 of this work one may read ,, Caput VIII Ar- 
musium, quod Insula est et Ciuitatis nomen, hoc capite describi- 
tur“. Thereupon follows an account of the native custom on the 
accession of a new king of putting out the eyes of all male rela- 
tives, and later on in the chapter a description of the worms which 
infest the inhabitants and are thought to come through drinking 
water. This second part has also an appendix which is entitled: 
»lcones vivae, verae et genuinae nationum, gentiumque om- 
nium, quotquot accolunt ad oram maritimam, quae a gadibus 
usque in Indiam orientalem & inde ad Chinarum usque regnum 
continuate ductu pertingit, additis eorundem ceremoniis moribusq; 
ita expressis, ut coram spectari credas. Expressi sunt et habitus 
moresg, quibus tum ipsi Lusitani, tum uxores et mancipia eorum 
hodie in India utuntur. Omnia elaboratissime scitissimeque in zere 
representata, opera studiorum que Io. Theodori et Io. Israelis 
de Bry fratrum.“ [The bottom lines are as before.] | 
The plates given include many which are merely reprinted 
from the Icones of the first part, but a number of new illustra- 


6 Ward, The earliest record of Filaria loa, 381 


tions have also been added. Here one finds for the first time the 
plate under discussion. Plate VI. „Quo modo incolae Armusij 
noctu in lintribus dormiant et de propinquis regum excaecandis.“ 

Some interesting facts appear from a study of the earliest 
edition which is written in Dutch and has 1596 as the date of 
publication. In „Dat 6. Capittel. Van’t Eylandt ende Stadt van 
Ormus,“ the text includes the same statements regarding blinding 
the eyes of the kings relation and later on concerning the plague 
of worms: but there is no plate corresponding to Pl. VI of the 
edition of 1599 and no illustration at all including any of the data 
of this chapter numbered sixth in this the original edition and 
eight in the edition of 1599. 

The corresponding edition in French is dated 1610 in the 
copy examined; in this in due order is „Ch. VI. Description de 
l'Isle et Cité d’Ormuz“ which is apparently an identical translation 
of the text of the Latin edition and noticeably shorter than the 
verbose form of the English edition. It has at page 18 an account 
of the custom of putting out the eyes of the king’s male relatives. 
At the bottom of page 21 is described the ,,Maladie de vers or- 
dinaire a Ormuz“ and the top half of page 22 contains the plate 
reproduced by Blanchard. It is not numbered but bears a title 
»Portrait de la maniére de crever les yeux aux parents du Roy 
en VIsle d’Ormuz, et d'autres choses remarques en ce Chapitre“. 
The plate bears in its lower left hand corner the arabic numeral 
„6“, which shows it to be probably the same plate as that used 
in the earlier Latin edition with which it also agrees in other 
details. This numeral is lacking from Blanchard’s copy so the 
latter may have been reproduced from another edition, but the 
two are identical otherwise and Blanchard quotes in his text the 
title as given above, while he also cites this edition without further 
comment in the bibliographic index of his paper. 

I saw also in Paris a reasonably identical German edition 
of 1598 which has this same chapter and plate. The latter bears 
the title „Wie die Inwohner in Ormus schlafen, und der König 
seiné Verwandten des Gesichts beraube“ The description of the 
terrible worms resembles closely the text of earlier editions, but 
adds just before the plate ,Seind aber zweiffels ohn ein sonder- 
bare Straff Gottes“. The identical plate is used also in another 
paper in the same volume: ,,Anhangs der Beschreibung des König- 
reichs Congo, Inhaltend Fünff Schiffarten Samuel Brauns. Ge» 


382 | Ward, The earliest record of Filaria loa. 7 


druckt zu Franckfurt am Mayn bey Caspar Rôteln. M. D.C. XXV.« 
This repetition demonstrates its attractive and useful character. 

In addition to these editions it is necessary to mention only 
the well known English reprint under the date of 1885 in the 
series of Hakluyt Voyages. This reprint is much more accessible 
than the original of which it is a faithful copy with most valuable 
annotations. From this I may cite verbatim the text pertaining 
to the matters under discussion (p. 46): 


„Ch. VI. Of the Island and Towne of Ormus.“ „And there 
they have a common custome, that he which is King doth pre- 
sently cause al his brethren and his kinsmen of the Male kinde 
to have their eyes put forth?) which done they are all richly 
maintained during their lives for that there is a law in Ormus, 
that no blinde man may bee their king over them.“ 


Later in the same chapter one finds (p. 52), ,, here is im 
Ormus a sicknesse or common Plague of Wormes®), which growe 
in their legges, it is thought that they proceede of the water that 
they drink.“ There is no mention whatever of such worms occur- 
ring in the eyes. 

From the preceeding it appears clear thatthe plate in question 
is taken not from the account of Pigafetta’s voyage to the Congo 
region as Blanchard believed, but first occurs in van Linschoten’s 
voyage to the East Indies. Even here it is not found in the ori- 
ginal edition but is added to the later reprints only. The critics 
already cited incline to regard it purely as a product of the fer- 
tile imagination of the De Brys in spite of the vigorous state- 
ments of these brothers on the title pages of the „Icones“ regar- 
ding the accuracy of their representations. My own study of the 
plate seemed to yield internal evidence of some more extended 
knowledge on the part of the artist while at the same time it 
gave further proof of the impossibility of interpreting the plate 
as suggesting an eye worm. This accords fully with the results 


(Footnote) 2) ,,Teixera (1610) says it is a practice DEE Barbosa mentions 
this pa ps z about 1516: £ pa a The De Bry edition of Lindschoten has an imaginary 
plate, VI, which includes this.“ 

(Footnote) 6) „I. e. the socalled Guinea worms common in the tropics. The 
De Brys give a very imaginary plate to explain this and other matters related of 
Ormuz, viz., the troughs of water in which people were obliged to sleep on account 
of the heat, and the blinding of the King’s relatives. This plate is not in the original 
Dutch edition of 1596," etc. 


8 Ward, The earliest record of Filaria loa. 383 


of the study of the text which contains no hint of worms in the 
eye, but fer contra confines them to the legs, while it explains 
minutely the custom of putting out the sight of the king’s rela- 
tives. In these particulars all editions agree fully. 

The artist must have relied upon some description, written 
or verbal, much more extensive than the very general account of 
the worms given in the text, for he portrays with some accuracy 
the gradual rolling of the Guinea Worm on a split stick, indi- 
cating not only the active process but the custom reported by 
later authors of pausing occasionally during the extraction of the 
parasite and permitting the worm to relax before proceeding 
further. Thus while he winds at one specimen, another worm 
half extracted hangs from the other leg. 

This representation of dracontiasis is urged by Blanchard 
in support of his views regarding the other figures in the plate; 
but it seems rather to militate against the explanation he gives 
since the best authorities contend that the Guinea Worm and 
Filaria loa do not both occur in the same territory. Now the 
island of Ormus lies at the entrance to the Persian Gulf, within 
the limits ordinarily accorded to Dracunculus medinensis but far 
removed from the home of /7/aria loa. Furthermore the person 
whose eyes are being treated is under evident restraint and mani- 
fests too great resistance and pain for one undergoing a simple 
operation for the removal of /7/arza loa which is also described 
by later authors as but little painful. In the plate just behind 
this group one sees a figure as of a blind man led away by two 
attendants, a further detail in accord with the text and the ori- 
ginal inscription of the plate. The room at the left of the plate 
represents the supposed method of sleeping in tubs of water 
during hot weather. The figure at the extreme right has too 
much the appearance of a North American Indian to belong 
properly in such a plate. 

In view of this discussion it may fairly be maintained that 
the internal evidence also is irreconcilable with the thory of Guyon, 
Manson and Blanchard. Neither the account of this voyage nor 
the questionable plate can stand as a record of Filarza loa, but 
only for Dracunculus medinensis. The earliest record of 7: loa 
becomes then that of Mongin (1770) nearly two centuries later. 


384 Ward, The earliest record of Filaria loa. 9 


. Literature cited. 
Blanchard, R. | 


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III. Zoologische Anstalten. 


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an Universitàten und technischen Hochschulen. 2. Aufl. Stuttg. 1904. 464 p. 
8° mit 10 Taf. u. 4o1 Abb. 24 Mk. 

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of the British Museum. Vol. I. The libraries; the departement of botany; the 
departement of geology; the departement of minera’s. London 1904. 18 and 
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— — The Manchester Museum Owens College. Rep. f. the year 1903/04. Manch. 
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327 p. 8° mit Ill. St. Petersburg 1904. (In russ. Sprache.) 2.50 

26% 


390 Literatur. 


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b) Bestände der Sammlungen. 


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DIE 34: 

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OO MD TO ..722% 

Helmich, Dr. Fritz, Die Abstammungsfrage des Hausrindes. Beitrage zur Kritik. 
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List, Walther, Ein neues Drontenbild aus alter Zeit. Naturw. Wochschr. N. F. IV. 
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(H. Potonié u. F. Koerber.) N. F. III. 1904. Nr. 37. p. 577—583. 

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V. Verzeichnisse etc. 


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Trouessart, E. L, Catalogus mammalium tam viventium quam fossilium. Quinquen- 
nale supplementum. Fasc. II. (Rodentia.) Berol., R. Friedlander u. Sohn. 1904. 
p. 289—546. 8°. 

Wytsman, P., Genera insectorum. Fasc. 18. Hymenoptera, fam. Ichneumonidae, 
subf. Ichneumoninae, par V. Berthoumieu. 87 p. 4° avec 2 pl. col. Bruxelles 
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Besprechungen. 


Krumbacher, Karl: Das mittelgriechische Fischbuch. Stzgsb. d. philos.-phil. u. d. 
hist. Kl. d. Kgl. Bayr. Ak. d. Wiss. München 1903 pg. 345—380. ı Taf. 


Das mittelgriechische Fischbuch gehört in die große Gruppe der mittelalter- 
lichen Tier-, Pflanzen- und Steinbücher und ist am nächsten mit der „Kindergeschichte 
von den Vierfüßlern“, dem „Vogelbuch“ und dem „Obstbuch“, besonders aber mit 
dem letzteren verwandt. Die Entstehungszeit dieser satirischen, das byzantinische 
Hof-, Beamten- und Titelwesen betreffenden Werkchen fällt ins 13.— 14. Jahrhundert. 
Das Fischbuch (66~aooAdyos) schildert eine Gerichtsverhandlung, in der Makrele und 
Sardine der Verschwörung gegen den König angeklagt sind; die Verhandlung endet 
mit der Verurteilung der Makrele. 

Für den Zoologen hat das Fischbuch durch die in ihm vorkommenden Namen 
von Meeresbewohnern, deren Zahl allerdings nicht groß ist und deren Deutung der 
Herausgeber und Übersetzer des Textes sicher zu stellen bemüht ist, ein Interesse. 

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| Herausgegeben von. 


Dr. Max Braun, 


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4, 9 Band L Met: 


ale: 


FBusckhardE, DL erste badi der arstotelischen Tiergeschichte. 
so Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 

 Blanchard, Sur un cas inedit de negresse-pie au XVIIIe siècle. ; 
| Poche, Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den un | at dei 
rio Zur Nomenclatur der Salamandriden. — | 

| Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis di 


= Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften und der Medizin 
‚als Vorlesungsfach auf den Universitäten mit deutscher Unterrichts- 
sprache. 


Literatur, — Besprechungen. à 


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| 1904. ie 


ngefihr vier einen Band von 320 bis 400 Drücker neu gr. 8° zum Subskriptions- 

di; preise von Mk. 15 bilden. | Einzelhefte werden nicht abgegeben. 

: Drickfertive Manuskripte. in deutscher, englischer, französischer oder italienischer 

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von. 
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gerade so wesentliche Fortschritte in dieser Zeit gemacht, dass das : Neuerscheinen des Buches. 
Freuden zu begrüssen ist. Dieses tiefere Eindringen der Wissenschaft hat auch eine teilweise 

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1, wird das Buch seinen alten Platz behaupten. und sich neue Freunde hinzuerwerben,. 19 

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Mit 90 en Preis gebund. M. 5.— 


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zu einem üblic en Preise auszustatten, ist wohl mit dem hier angezeigten Werk zum erstenmale erfüllt... 
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| Herausgegeben von 


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| Als Grundlage. für eine Neubearbeitung der internationalen Regeln 
‚der internationalen. Nomenclatur-Commission vorgeschlagen. 


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A Stuber’ s Verlag te Kabitzsch). 
È 1904. 


Sa „Zoologischen Anaslen“ erscheinen in zwanglosen Heften, ı von denen 
ungefähr vier einen Band von 320 bis 400 Druckseiten gr. 8° zum Subskriptions- | 
x preise von Mk. 15.— bilden. Einzelhefte werden nicht abgegeben. ; 
Re Druckfertige Manuskripte in deutscher, englischer, französischer oder italienischer 

‚Sprache do, man an Herrn Prof. Dr. Max Braun in Königsberg i. Pr., Zoolog. 
Museum, einsenden, 


Rr nega Attal PARTS Pere über Zusammenset: ng, 

‘Miser Nahrungs- und Genussmittel, über zweckmässige Ernährung v 

ete: ausserdem ‚310 ‚Kochrezepte ‘und 60 Speisezettel enthaltend, 
‘ragenden Autors nach wie vor ein Vademecum b den. ür die 
Jener, die aus prophylaktischen oder thera h 
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in dieser Hinsicht bereits die grossartigsten ärz 
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Eine Sammlung von Aufsätzen h 
über die > Grundlagen und, die dro Hilfsmethoden des Röntgen erfa € 


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zu erzielen. Eine Unmenge Versuche sind unter Beobachtung ‚peinlicher | Genauigkeit ausgeführ 
Das Buch wird deshalb ein een Interesse für ee in cies ar ‚nehmen, 


von ‘Dr P. ©. Mayen, 


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Enthalt unter anderem genaue Vorschriften über die neuen. RSS: elektiven Gli | 
welche auch bei Tieren anwendbar sind; ausserdem ausführliche Anleitung zur Ausführung der neuesten | 
elektiven Fibrillenimprägnationsmethoden nach Ramén ‘Cajal, sowie ‘Bielsch owsky, | "Methoden 
welche ihrer Einfachheit halber in der gesamten ‚des ee \ noch eine M oc 
Rolle spielen werden, sagt Ms 


| A Stuber’ Verlag € raie) Würzburg, 


‚Ein Handbuch für Studierende und Ärzte: 


von 
a RA te à Professor Dr. Max Bid | 
| ra | Dritte völlig umgearbeitete Auflage. 
| Mit 272 Abbildungen. Preis brosch. M. ER RR MER 
Poker Zentralblatt. 1903. Nr. 9: Der Umstand, dass nach wenigen Jahren die dritte 


kunde gerade so wesentliche Fortschritte in dieser Zeit gemacht, dass das Neuerscheinen des Buches _ 
o mit Freuden zu begrüssen ist, Dieses tiefere Eindringen der Wissenschaft hat auch eine teilweise 
3 ibearbeitung veranlasst, namentlich tritt diese bei den parasitischen Urtieren hervor, in geringerem 
de bei den übrigen Gruppen. Auch neue Abbildungen erfreuen den Leser. Da die wichtigere 
Literatur überall angegeben ist und vorzügliche Abbildungen das Verständnis erleichtern und er- 
le, wird das Buch seinen alten Platz behaupten und sich neue Freunde hinzuerwerben, 
Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. 75. Es ist mit Genugtuung zu begrüssen, dass in der 
jetzigen Zeit des Interesses. an tierischen Parasiten auch ein zuverlässiger Ratgeber vorhanden ist, 
der den Arzt bei den vernachlässigten Zoologicis nicht nur über alle neueren Forschungsergebnisse, 
sondern auch über die zoologische Grundlage genügend belehren kann. Wir hatten schon bei Be- | 
sprechung der zweiten Auflage Gelegenheit, auf die gediegene Durcharbeitung und die schöne Aus- 
stattung des Werkes. rühmend hinzuweisen, für die neue Auflage gilt dieses Lob in gleicher Weise. 
Kein Arzt ‚sollte versäumen, sich dieses billige und doch umfangreiche Werk anzuschaffen, es wird 
ihm nicht nur POE sondern ‘auch Anregung. der interessantesten. ‚Art in reichem Masse ge- 
währen. NU di RTLA i LIE oe MERO A DG: Brandes. 


Konpontium der vergleichenden Anatomie. 


Ho Gebrauche für ‚Studierende der. Medizin 
RE von | : 
ie ‘Dr. Bernhard Bawitz.. 


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| Le hrbuch der Histologie 


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...n Anatomie 


mit besonderer Beriicksichtigung 


des menschlichen Körpers | 
einschliesslich der mikroskopischen Technik 


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a Dr. Ladislaus Szymonowicz | 
u ‘a, ô. asa: der Histologie und. Embryologie an der Universitit Lemberg. 


Mit 169 Original-Ilustrationen im Text und 81 desgleichen auf 52 teils farbigen Tafeln. 


Preis brosch. M. 15. .—; gebd. M. 17.—. 


x miologisches Centralblatt v. 1. IV. 1901: . + aber die Fordérung, mikroskop. Priiparate, He) 

mit Allen: Hilfsmitteln moderner. Technik hergestellt sind, mit allen Einzelheiten naturwahr und zugleich mit der. 

larheit, wie sie ein Lehrbuch fordert, ‚darzustellen und nur mit solchen Abbildungen ein reich illustriertes Lehr- 

uch zu einem üblichen Preise auszustatten, ist wohl mit dem hier angezeigten Werk zum erstenmale erfüllt... 

Hier sind anschauliche-Klarheit, überzeugende Naturwahrheit auch der kleinsten Einzelheiten und 

eine künstlerische wohlthuende Weichheit in einer Weise verbunden, die sich wohl Fra übertreffen 

lässt. . + + + Der Text des Lehrbuches ist diesen vorirefflichen Illustrationen würdig . 
by „Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie: . pi: Hiervon 

gesehen ist die oft schwierige. Gegenüberstellung kontroverser Ansichten zumeist sehr klar und zweckmässig 
ausgefallen. .... , . In der That wird demselben (dem Studierenden) das schwierige Studium durch die Klarheit 
der. "Darstellung, ‚die Vortrefllichkeit der zum Teil farbigen RSA und durch die jt 
was Rafe: ao hapa Locri wesentlich erleichtert.“. { E 


Da ae notwendig. geworden ist, zeugt allein von dem Werte des Buches. Zudem hat die Parasiten- 


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. Braus, H., Über neuere Funde versteinerter Gliedmassenknorpel und «muskeln 


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: Vierte Folge. (Sep.-Ausg. M. 2.50.) } 
‘Rosenberger, Fr., Ursachen der Carbolgangrän. (Sep. LARGE M. — 60.) 


SAU Tafel und 3 Textfiguren. (Sep.-Ausg. M. 2.—.) 
‘Boveri, Th., Uber die Polarität des Seeigeleies. Mit 4 Textfig. (Sep ake 


| Mit 8 Textfig. (Sep.-Ausg. M. —.80.) 
| Miyake, R., Ein Beitrag zur Anatomie des Musculus dilatator pupillae bei den 
| 6 Textfiguren und 1 lithogr. Tafel. (Sep.-Ausg. M. 2.50.) 
MERKEN. M., Über das sekundäre Dickenwachstum der ‚Palmen in den Tr 
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Kraus, G., Aus der Pflanzenwelt Unes T° Jose Michael Hehe und 
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| Goldschmidt, Die Flora des Rhöngebirges In (Sep. „Ausg, M. — 60) 


Neue Folge. Band XXXV. 


Ring, M., Einfluss der Verdauung auf das Drehungsvermögen von Sergio Lama À 
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Borst, M., Berichte über Arbeiten aus dem patholog.-anatom. institut oe Universit 
Fiinfte Folge. (Sep.-Ausg. M. 5.—.) ER 
Bayon, G. P., Erneute Versuche über den Einfluss des Gihslidrnanverhistee an i ui Schild- 
drüsenfütterung auf die Heilung von Knochenbrüchen. Mit 3 Tafeln. Von der 
‚med. Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep.-Ausg. M.3.—} 0 
‘Goldsehmidt, Die Flora des Rhéngebirges III. (Sep.-Ausg. M. 1. posti TESI 
Lehmann, K. B., Die Verunreinigung des Kanalhafens von Frankenthal, ihre u achen 
Folgen und die Mittel zur Abhülfe. (Sep.-Ausg. M. 3.—.) eat 1% 


Neue Folge. Band XXXVL 


‘Bayon, G. Pi, Beitrag zur Diagnose und Lehre vom Kretinismus unter besonderer Be sk ur 
der Differential- Diagnose mit anderen Formen von, Zwergwuchs und Schwachsinn, Mi 
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Hallauer, B., Uber Eiweissausscheidung im. Fieber. Piionie Arbeit. e agli M. 2.50. 

Stubenrath, 'F. K., Medizinische Statistik der Stadt ne für die Jahre, 1898—1902. (Sep. 
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Bott, Fe, Über den Bau der ee ige (ue der Pilanzenwelt toga Miao m (Sep. Aus 

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Overton, È, N SO Thesen über die stione dee Amphibien und die osmo- ) 
tischen, Eigenschaften der Amphibienhaut. (Sep.-Ausg, M. —.80.) 

Schmidt, Herm., Zur Kenntnis der Larvenentwickelung von Echinus microtuberculatus, Mit 1 Text 
abbild. und 5 Doppeltafeln. (Sep.-Ausg. M. 4.—.). 

Lippold, Erich, Anpassung der Zwergpflanzen des Würzburger Wellenkalkes nad. Platigrosse 

x und Spaltöffnungen. (Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens TEE). ee M. 1 50. at 


Neue Folge. Band XXXVII begann mit: 


Funaoka, E., Uber die Zuckungsform verschiedener bolita bears ana Mit 1 Tafel. ep se. | 
Weygandt, W., Weitere Beiträge zur Lehre von Cretinismus. Mit 2 Tafeln i 16 Textabb. 
(Sep.-Ausg, M. 3.— 0) pi 


: Znola gische Annalen 
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Herausgegeben von 


Dr. Max Braun, 


da Ho: ai Rrofkkör für Zoologie und vergl. Anatomie und Direktor des zoolog, Museums in Königsberg i.Pr. 


| Band I, Heft 3. 


ua: 


Lane, Geschichte ae Ergebnisse der ete -Forschung bis auf 
‘Westrumb (1821) mit Bemerkungen über alte und neue Gattungen 
| der Acanthocephalen. (Schluss) = 


Besprechungen, 


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|| Die sZ oologischen Annalen“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 


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IB ungefähr vier einen Band von 320 bis 400 Druckseiten gr. 8° zum Subskriptions- 

|| preise von Mk. 15.— bilden. Einzelhefte werden nicht abgegeben. x 

int Druckfertige Manuskripte in deutscher, englischer, französischer oder italienischer 

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| Preis gebd. Mk. 3.60. 


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"welche auch bei Tieren anwendbar sind; ‚ ausserdem ausführliche. Anleitung zur Ausfüh 
elektiven F ibrillenimprägnationsmethoden nach Ramon Cajal, sowie Bielscho 
welche ihrer Einfachheit halber in ger gesamten ae ‚des. Nervensystems noch ein 
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En Handbuch für Studierende und Ärzte 
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| Dritte völlig umgearbeitete Auflage. 
mi 272 Abbildungen... Preis brosch. M. 8.—, geb. M. 92 


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Neubearbeitung veranlasst, namentlich tritt diese bei den parasitischen Urtieren heryor, in geringerem 


Literatur überall angegeben ist und vorzügliche Abbildungen das Verständnis erleichtern und er- 
höhen, wird das Buch seinen alten Platz behaupten und sich neue Freunde hinzuerwerben. 


jetzigen Zeit des Interesses an tierischen Parasiten auch ein zuverlässiger Ratgeber vorhanden ist, 


Kein Arzt sollte versäumen, sich dieses billige und doch. umfangreiche Werk anzuschaffen, es wird. 
ihm nicht. nur La ‚sondern, auch pro Bun interessantesten Art in reichem Masse ge- 


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der den Arzt bei den vernachlässigten Zoologieis nicht nur über alle neueren Forschungsergebitisse, | 
sondern auch über die zoologische Grundlage genügend belehren kann, Wir hatten schon bei Be- 
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Lippold, Erich, Anpassung der Zwergpflanzen des Würzburger Wellenkalkes nach Blatt 
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Neue Folge. Band XXXVII begann mit: i 


Funaoka, E., Uber die saat Hoos verschiedener Froschmuskeln. Mit 1 Tafel, S 
M. —.80.) ete sis 
Weygandt, W., Weitere Beiträge zur Lehre von Kretinismus. Mit 2 Tafeln und 
(Sep.-Ausg, M. 3.—.) 

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Zusammensetzung des Fruchtwassers. Von der Med. Fakultät zu eae 
Arbeit. (Sep.-Ausg. M. 3.—). si 
Kraus, Gr., Anemometrisches vom Krainberg bei Gambach. Mit 4 Tafeln. — | Schlussworte zu 
Fehrs „Tempe“. (Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens IV. Se. „Ausg. M. ii 
Goldsehmidt, M., Die Flora des Rhöngebirges IV. (Sep.-Ausg. M. 1.—.). 
Förster, A., Kritische Besprechung der Ansichten über die Entstehung von Doppelbi 
Von der hohen med. Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep.-Aug. M. i 50.) 
Sehultze, 0., Weiteres zur Entwickelung der peripheren Nerven mit Sei der i 
£ Regenerationsfrage nach Nervenverletzungen. Mit 10 Abbildungen. 


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ca ungefähr vier einen Band von 320 bis 400 Druckseiten gr. 8° zum Subskriptions- _ 

0 preise von Mk, ib: bilden. Einzelhefte werden nicht abgegeben. _ 

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SEGRE ade man an Herrn Prof. Dr. Max Braun in sine i. Pr., Zo log. 
Nor ae ke Museum, einsenden. 


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Herausgegeben von. ite lo di 


Dr. Max Braun 


“et SÌ o 8. Professor fur Zoologie igm Anatomie und Direktor des zoolog. Museums in Königsberg i. Pr. 


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A ‘Studer’ s Verlag (C. Kabitzsch). 


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Die „Zoologischen Annalen“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 


oe Stuber’s ae (CH sr de 


Ein Handbuch fiir Studierende und Ärzte 


# von. 
Professor Dr. Max Braun ane 
Dritte völlig umgearbeitete "Auflage. 
Mit 272 Abbildungen. Preis brosch. M. 8.—, geb. M. 9.—. 


Literar. Zentralblatt. 1903. Nr. 9: Der Umstand, dass nach wenigen Jahren die dritte 
"Auflage notwendig geworden ist, zeugt allein von dem Werte des Buches. Zudem hat die Parasiten- 
kunde gerade so wesentliche Fortschritte in dieser Zeit gemacht, ‘dass das Neuerscheinen des Buches 
mit Freuden zu begrüssen ist. . Dieses tiefere Eindringen der Wissenschaft hat auch eine teilweise 
Neubearbeitung veranlasst, namentlich tritt diese bei den parasitischen Urtieren hervor, in geringerem 


. Grade bei den übrigen Gruppen. Auch’neue Abbildungen erfreuen den Leser. Da die wichtigere RER 
Literatur überall angegeben ist und vorzügliche Abbildungen das Verständnis erleichtern und er- | 


höhen, wird das Buch seinen alten Platz behaupten und sich neue Freunde hinzuerwerben. 
Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. 75. Es ist mit Genugtuung zu begrüssen, dass in der 
jetzigen Zeit des Interesses an tierischen Parasiten auch ein zuverlässiger Ratgeber vorhanden ist, 
der den Arzt bei den vernachlässigten Zoologieis nicht nur über alle neueren Forschungsergebnisse, 
sondern auch über die zoologische Grundlage genügend belehren kann. Wir hatten schon bei Be- 
sprechung der zweiten Auflage Gelegenheit, auf die gediegene Durcharbeitung und die schöne Aus- 
stattung des Werkes rühmend hinzuweisen, für die neue Auflage gilt dieses Lob in gleicher Weise. 
Kein Arzt sollte versäumen, sich dieses bilige und doch umfangreiche Werk anzuschaffen, es. wird 
ihm nicht nur Belehrung sondern aueh Anregung der pine Art in reichem Masse ge 
währen. sì Dr. G. Brandes: 


Kompendium fer vergleichenden Anatomie. 


Zum Gebrauche für Studierende der Ma 


Dr. Bernhard Rawitz, te 


Privatdozent an der Universität Berlin. 


Mit 90 Abbildungen. Preis Patel ae M. Da 


Lehrbuch der Histologie 


und der | 


u ne Anatomie 


mit besonderer Berücksichtigung 


des menschlichen Körpers 


einschliesslich der mikroskopischen Technik 
- von oe 


Dr. Ladislaus Szymonowicz 
a. 6. Professor der Histologie und Embryologie an der Universitat Lemberg, 


Mit 169 Original-Illustrationen im Text und 81 desgleichen auf 52 teils farbigen a 


Preis brosch. M. 15.—, gebd. M, 17.—. 


Biologisches Centralblatt v. 1. IV. 1901: . . aber die Forderung, mikroskopi i die 
mit allen Hilfsmitteln moderner Technik hergestellt sind, mit allen Einzelheiten naturwahr und zugleich mit der 
Klarheit, wie sie ein Lehrbuch fordert, darzustellen und nur mit solchen Abbildungen ein reich illustriertes Lehr- 
buch zu einem üblichen Preise auszustatten, ist wohl mit dem hier angezeigten Werk zum erstenmale erfüllt . Bt 
Hier sind anschauliche Klarheit, überzeugende Naturwabrheit auch der kleinsten Einzelheiten und 
eine klinstlerische wohlthuende Weichheit in einer Weise verbunden, die sich wohl nicht übertreffen 
lässt... . . Der Text des Lehrbuches ist diesen vortrefflichen Illustrationen würdig... +“ 

„Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie“: Dh Hamon 


abgesehen ist die oft schwierige Gegenüberstellung kontroverser Ansichten zumeist sehr klar und zweckmässig i 


ausgefallen. .... In der That wird demselben (dem Studierenden) das schwierige Studium durch die Klarheit © 


der Darstellung, die Vortrefflichkeit der zum Teil farbigen Abbildungen und durch die Ausstattung, ~~ 


‘ was Druck und Papier anlangt, wesentlich erleichtert.“ 


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Stuber's Verlag (C. bitest) in 1 Würzburg. x 


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] os 3 tise c He e s K och buch 


LE . Otto Dornblü th. 
Zweite ana verbesserte und vermehrte Auflage. A à 


UE Preis gebd. Mk. 5.40. Ws ae 


éstattet nk reichen Belehrungen über Zusammensetzun g, Verdaulichkeit und Nährwert 
sc er 1gS- und Genussmittel, über dr Ernährung von Gesunden und Kranken | 

, ausserdem 310 Kochrezepte und 60 Speisezet nthaltend, wird das Buch des hervor- 
suet nden Autors nach wie vor ein Vademecum bilden fiir die unermessliche Zahl 
Douce. die aus prophylaktisch en oder therapeutischen Gründen ihrer Er- 
nährung eine besondere Aufmerksamkeit widmen müssen. Standen dem Buche 
in dieser - linsicht bereits ‘die gro ssartigsten arztlichen Empfehlungen zur Seite, 

bi wird auch. die neue Auflage 55 ‘ein Randlicher. und treuer er er SE und ge- 
>raucht werden. aoe RAR 


& Eine “in von Aufsätien 
über r die Grundlagen und die wichtigsten Hilfsmethoden des Rönigenverhhrens. 


3 : MER na Anhang. a x 
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== Radioaktivität =. 


| mgenienr Friedrich D essauer. 


Versicichenie 


er der Gestein 


en Untersuchungen. 


Sn von Helen Bradford Thompson, Ph, D. 
| Autorisierte Ubersetzung von % E- Kötscher, : 


esem Bucks. vid, zum ye hast oe eine Pr ‘systematische Bestätigung 
ychologischen ‚Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der Geschlechter durch experimentelle Methoden 
rzielen, Eine Unmenge Versuche sind ‚unter. Beobachtung peinlicher Genauigkeit ausgeführt worden. 
> wird a ein < walgeentis Interesse für sich in en nehmen. 


as von 4 P. 6. + 


Ante an der. Psychiatrischen Klinik zu NACRE 


Preis ee Mk. 3.60. 


ora: re ; ausserdem ausführliche Anleitung zur a der neuesten 
gnationsmethoden ‘nach Ra mon € a j al, sowie Bielscho ws ky, Methoden, 


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der 2 


Preis pro Band im Umfang. von ca. Ci 3 Druckbogen à M: 1 


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| Neue Folge Band KXXV. 


Ring, M., Finfluss der Verdauung auf das. Drehungsvermögen ‘von Semmai ng. 
(|; Ausg. M. —.60.) w SEE 
‘ Rostoski, O., Zur Kenntnis der Pracipitine. (Sep: „Ausg. M. + 80.) ER da 
Boveri, Th., Uber mebrpolige Mitosen als Mittel zur Analyse des Zellers; ‘Ge. ee Pina .80. 
Miller, Johs., Uber den Umfang der Eiweissverdauung im menschlichen Magli: unter normalen 
Re und pathologischen Verhältnissen. (Sep.-Ausg. M. —.80.) 
x Borst, M., Berichte über Arbeiten aus dem patholog. -anatom.. Institut der Universitat Wiszburg 
A Fünfte Folge. (Sep.-Ausg. M: 5.—.) 
Bayon, G. P., Erneute Versuche über den Einfluss des Schilddrüsenverlustes Sind: der ‚Schi 
RS ‚drüsenfütterung auf die Heilung von Knochenbrüchen. Mit 3 Pe No Lee 
med. Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep.-Ausg. M. 3. = i 
Goldschmidt, Die Flora des Rhöngebirges II. (Sep.-Ausg. Mi 1.-.) : a = : 
Lehmann, K. B., Die Verunreinigung des Kanalhafens -von Frankenthal, ‚ihre Ursachen, ib 4 
Folgen und die Mittel zur LEE (Sep. "Ausg. M. È: 


Rise Neue Folge. Band XXXVI. 


der Det sala mit anderen Formen von pe und Schwachsinn. 4 
8 Tafeln. (Sep.-Ausg. M. 4—.) ° À 
. Hallausr, B., Über Eiweissausscheidung im Fieber. Preisgekrönte. Arbeit. (Seni As M. 2 50.) 
È Stubenrath, F. K., Medizinische Statistik der Stadt "Würzburg für die are: 1898— 1902. (Sepe 
+: Ausg. M. 2,50.) VER 
Bott, Ss Uber den Bau der Schlehkrüppel. (Aus der Panzenwelt Unterfrankens m) (Sep. -Ausg, 
Overton, E.; Nalin ia Thesen über die Wasserökonomie. we Amphibien, und die ‘osmo» 
i tischen Eigenschaften der Amphibienhaut. (Sep.-Ausg. M. —.80.) 
Schmidt, Herm., Zur Kenntnis der Larvenentwickelung von Echinus microtuberculatus, Mit a Text, 
abhild: und 5 Doppeltafeln. (Sep.-Ausg. M. 4.—.) 
Lippold, Erieh, Anpassung der Zwergpflanzen des Würzburger Wellenkalkes rach Blattgrösse 
und Spaltoffnungen, (Aus der EINEN Unterfrankens III. ye Er lia M. 4. SUE 


. Neue Folge. Band XXXVIL 


Funaoka, E., Über die LOO SES verschiedener. Froschmuskela, 1 Tafel. Ge "Ausg 
M. —.80.) 
Weygandt, W., Weitere Beiträge zur Lehre von Kretinismus. Mit 2 Tafeln und 16 Textabb. 
(Sep -Ausg. M. 3.—.) 
Grünbaum, D., Vergleichende Untersuchungen a die riolekolaye Konvenbasieat’ des inter 
lichen und fötalen Blutes und des Fruchtwassers unter Berücksichtigung der chemischen , 


Zusammensetzung des Fruchtwassers. Von der Med. Fakultat zu WW oaepates Pea i 
i Arbeit. (Sep.-Ausg. M.3.—.) fing 
Kraus, Gr., Anemometrisches vom Krainberg bei Gambach. "Mit 4 Tafeln. — sen ae i 


- 


Fehrs „Tempe“, (Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens IV. (Sep. -Ausg. M. 2. A 
Goldschmidt, M., Die Flora des Rhöngebirges IV. (Sep.-Ausg. M. 1.—.) - Pee 
Förster, A., Kritische Besprechungen der Ansichten über die Entstehung von Doppelbildungen. si 

Von der hohen Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep. -Ausg. M. 1.50) —. oa 
Sehultze, 0., Weiteres zur Entwickelung der peripheren Nerven mit Beriicksichtigung der Re- 

generationsfahigkeit nach Nervenverletzungen. Mit 10 Abbildungen. (Sep.-Ausg. M. 1.80.) 
v. Rindfleisch, E., Scirrhus ventriculi diffusus. Mit 1 lith, Tafel. (Sep-Ausg. M. 1.—.) 
Kanngiesser, Fr., Uber Alter und Dickenwachstum von Würzburger Wellenkalkpflanzen. 

der Pflanzenwelt Unterfrankens V. (Sep.-Ausg. M. 1.20.) 

Hofmann, F. E., Meteorologische Verhältnisse und medizinische. Statistik der Stadt © Würzburg 
für die Jahre 1903 und 1904. (Sep.-Ausg. M. 2.50.) : Be ake 


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Kal. tInivers.~ Druck, ve H. Stirtz, Warzbg i 


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