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Biene: dar, 1 *
ehr ch 2 ane * > Akne;
2) es
Zoologiſches Magazin.
— . —
Herausgegeben 4
von
Dr. C. R. W. Wiedemann,
Koͤnigl. daͤniſchem Juſtizrathe; ordentlichem Profeffor der Arze
. neikunde; mehrerer gelehrter Geſellſchaften Mitgliede.
/
Altona,
in Commiſſion bei J. F. Ham merich.
1818. |
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4.
Aus Pallas dipterolog iſchem Nachlaſſe.
Vom Herausgeber.
7
\
Als ich im Sommer 1817 in des Grafen von Hoffmans egg
Samlung zu Berlin für das Meigenfhe Werk uͤber die
Zweifluͤgler arbeitete, machte ich die intereſſante Bekanntſchaft
des hoͤchſtſcharfſichtigen Entomologen Schuͤppel, der dem en⸗
tomologiſchen Publicum ſchon durch die trefflichen Zeichnungen
zu Klugs Monographie der Sirex-Gattung von der vortheil—
hafteſten Seite bekannt iſt. Ich bewunderte bei ihm die treff—
lichen, über alles Lob erhabenen Abbildungen von Kaͤfern aus
des beruͤhmten Pallas entomologiſchem Nachlaſſe, die Herr
Schuͤppel mit unnachahmlicher Genauigkeit und Schoͤnheit
verfertiget; ich bewunderte ferner den Fleiß, welchen dieſer un—
ermuͤdliche Forſcher auf die Samlung und Aufbewahrung der
kleinſten Kaͤferarten jener Gegend wendet. Die liebenswuͤr—
digſte Beſcheidenheit, mit welcher Herr Schuͤppel — ſeiner
früheren Beſtimmung nach Buchhaͤndler — dieß alles leiſtet,
die uneigennuͤtz igſte Gefaͤlligkeit, womit er jeden wiſſenſchaft—
lichen Entomologen erfreut, wuͤrde den Schreiber dieſes zur
dank barſten öffentlichen Anerkennung noch weiter verpflichten,
wenn nicht gerade jene Beſcheidenheit ihm Schweigen gebote.
Kurz, Herr Schuͤppel ſchenkte demſelben alles wat ho von
3001. Mag. Bd. 1 St. 2. 4
*
Zweifluͤglern unter Pallas Schaͤtzen fand, um es für die
Wiſſenſchaft zu benutzen.
Dieß Geſchenk beſtand erſtlich aus mehreren Inſecten dieſer
Ordnung und zweitens in dem Manuſcripte, welches der ver⸗
ſtorbene Naturforſcher über dieſe Ordnung hinterlaſſen hat.
Wenn nun auch unter beiden leider manches Unbrauchbare ſich
findet, ſo iſt doch anderes auch aͤußerſt ſchaͤtzbar und wir beeilen
uns von dem Ganzen Nachricht und Darſtellung zu geben.
Das lateinifche Manuſcript beträgt etwa 25 Bogen, wovon
acht fruͤhere Entwuͤrfe enthalten, die uͤbrigen aber ſpaͤter, und
offenbar zum Druck ausgearbeitet ſind. Demungeachtet aber
wuͤrden wir dem Publicum keinen großen Dienſt erzeigen, woll—
ten wir das letztere ganz, entweder in der Urſprache, oder
uͤberſetzt, abdrucken laſſen; denn einmal iſt begreiflich manches
ſchon ſonſt hinlaͤnglich bekannte darunter, und fuͤr's andre
enthalten mehrere Gattungen manche Art, die nach dem jetzi—
gen Stande der Wiſſenſchaft nicht mehr zu derſelben Gattung
gezahlt werden duͤrfte; aber doch auch nicht hinlaͤnglich bezeich:
net iſt, um zu beſtimmen welcher Gattung ſie eigentlich angehoͤre.
Sehr Schade iſt es, daß die hinterlaſſenen Ueberbleibſel
der Samlung ſelbſt nicht gleichen Schritt halten mit dem Ma⸗
nuferipte. Gar manche Art iſt namlich verloren gegangen,
oder — was beſonders von den kleineren gelten mag — vom ver⸗
ſtorbenen Pallas gar nicht aufbewahrt, ſondern nur an Ort
und Stelle nach dem lebenden Exemplar beſchrieben; ſo daß es
denn nicht fehlen kann, es muͤſſen über manche Art unaufloͤs⸗ A
liche Zweifel bleiben; und da es in der Entomologie an unent:
ſchiedenen Zweifeln ohnehin nicht fehlt, ſo hoffen wir recht zu
thun, wenn wir wenigſtens fuͤrerſt nur das geben, was keinem
Zweifel unterliegt.
Die von Pallas neu bearbeiteten Gattungen find: Hip-
pobosca, Tabanus, Oestrus, Conops, Asilus, Bombylins,
Volucella (aber weder im urſpruͤnglichen Sinn von Geof—
froy, noch im Sinn des Fabricin s, ſondern Nemestrina
1
4
5
..
E77
Latr. * Nemotelus (im Sinn des De Geer, alſo Ale
der Neuern), Bibio (in Geoffroys Sinn), Tipula, Cu-
* lex, Empis. 1
Wir machen wie billig den Anfang mit den Gattungen Sn
Arten wovon ſich Exemplare noch vorfinden.
Von Hippobosca führt Pallas außer den gewoͤhn—
lichen vier Arten, die auch in Suͤdrußland haufig find, noch
Hippobosca Antilopes [wobei er bloß auf feine Spicilegia
Zoologica verweift ] und Hippobosca Moschi auf. Beide ge:
hoͤren zu Latreille's Gattung Melophagus; die letztere Art
giebt er bloß ſo an:
*
\
H. Moschi;, aptera, dorso abdominis tripectinato, pe-
dibns ES A »
‚Wir fügen nach den vorhandenen Eremplaren folgendes
1 Groͤße wie Mel. ovinus; der gelbliche Hinterleib hat
obenauf drei Queerleiſten von brauner hornartiger Subſtanz,
deren Hinterraͤnder mit ſteifen Haͤrchen beſetzt ſind; der Bauch
iſt uͤberall lederartig, gelblich. Der Kopf kuͤrzer, auch nicht
vollkommen ſo breit als bei M. ovinus. Die Bruſt eben ſo mit
erhabenen Pünktchen — faſt wie Chagrin — beſetzt.
Hipp. Vespertilionis bezeichnet Pallas fo: H. ap-
tera, tibiis planis, apice penicillatis, tarsis biunguiculatis.
Ueber die Gattung iſt er zweifelhaft und fest bloß hinzu:
Habitu ingressu, totaque structura magis ad Hippoboscas,
quam ad Pediculos referenda. Bekanntlich hat Lat reille“
5 eine beſondere auch von Fabricius anerkannte Gattung dar:
aus gebildet, und das vorhandene Exemplar gehoͤrt des ohne
allen Zweifel.
b l
Folgendes ſagt Pallas uͤber die Gattung:
Die mit einem Saugruͤſſel verſehenen Zweifluͤgler, Ale:
von Linns ihrer Geſtalt wegen zu den Tabanis gebracht wa:
* 1 *
— + —
ren, zahlte De Geer vielleicht mit mehrer, m Rechte zu den
Bombyliis; nun aber, da ſchon mehrere an Habitus und Char
rakter einander ganz aͤhnliche, zwiſchen Tabanus und Bombylius
inne ſtehende Arten bekannt geworden ſi ind, ſcheinen dieſe aller:
dings zu einer beſondern Gattung zu berechtigen. Ich zaͤhle
dazu die von Linne als africaniſch genannten Arten Tab. ro-
stratus und barbatus; den Tab. mauritauicus Fabr. und die
von Cyrillo abgebildeten Arten Bombylius Nigrita, apu-
jus und marginatus, 14 welchen letzteren wir auch in unſerer
[Krimiſchen] Faune haben, und den ich nebſt einem anderen
verwandten hier beſchreiben will. Ich zweifle nicht, daß in
Alten und Africa noch mehrere Arten dieſer Gattung vorkom—
men; in America find aber bisber keine, fo wie auch keine Bom-
bylius - Arten gefunden. [Hiebei iſt zu bemerken, daß Pal:
lass dieſe Behauptung wol irrig in feiner letzteren Bearbeitung
hat ſtehen laſſen; denn es kommt in Fabricius Syst. antlia-
torum eine americaniſche Pangonia analis [und zu dieſer Gat⸗
tung zaͤhlt Fabricius den Tabanus rostratus uud margi-
natus Lin. ] und es kommen mehrere americaniſche Bom-
bylii vor.] .
Die Volucellen — denn fo nenne ich die Gattung — [fie
muß beſſer mit Latreille Nemestrina heißen; denn Volu-
cella bleibt nothwendig in der urſpruͤnglichen Bedeutung fuͤr
gewiſſe Syrphen, und wenn das auch nicht ware, fo hat Fa⸗
bricius ſchon eine Gattung Volucella, die freilich beſſer den
Latreilleſchen Namen Usia trägt,] ſtimmen in den Merk⸗
malen der Mundtheile zunaͤchſt mit Bombylius überein, nam:
lich in dem pfriemig-borſtenartigen waagrecht geſpaltenen Saug—
ruͤſſel, deſſen oberer Theil kuͤrzer, aͤußerſt ſpitz auslaufend,
unten gerinnt iſt, deſſen unterer Theil länger, minder tief ge:
ſtreift, in den oberen ſchließend, am Ende zweiſpaltig iſt;
zwiſchen beiden liegen in der Rinne drei hoͤchſt feine ſteife, den
) Insect. Neapolit, tab. 9. f. &., 6. t. 11. f. 2.
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2 2 —
\
oberen Theil des Ruͤſſels kaum an Länge übertreffende Borſten.
Zwei Taſter [ palpi] ſehr klein, kegelig, weiß, ragen zu jeder
Seite der Wurzel des Saugruͤſſels am Kopfe hervor. Hierin
kaͤmen fie nun allerdings mit den Bombyliis überein, wenn
nicht der Habitus den Tabanis aͤhnlich, befondets in der Breite
und Geſtalt des Kopfs mit dem ganzen Jufchnitte des Leibes
und der Beine eine fremde Geſtalt zeigte. [Es iſt auffallend,
daß der Verfaſſer gar nicht der ſo verſchiedenen Geſtalt der
Fühler, noch der ſehr abweichenden Fluͤgeladern erwaͤhnt.] Sn:
deſſen kommen ſie doch in ihren Sitten, im ſchwebenden ſumm—
ſenden Fluge um die Blumen, in dem vorgeſtreckten honigſau⸗
genden Ruͤſſel den Bombyliis naͤher; aber ſt ſie ſchlagen den Saug⸗
ruͤſſel nach Gefallen unter den | Leib zuruͤck, welches die Bombylii
nicht koͤnnen, und ihre Fluͤgel haben an der Wurzel kein einge⸗
ſchnittenes Laͤppchen, obwohl ſie in der gevierten [der Verfaſſer N
zählt das letzte klauentragende Glied wie es ſcheint nicht mit]
Zahl der Zußwurzelglieder wieder den Bombyliis ähnlich find.
[Weder Latreille Genera Crust. et Insect. IV. noch
51ſch er Actes de la Soc. des Naturalistes de Moscou I.
geben das Kennzeichen des zurückzuſchlagenden Saugruͤſſels an;
Latr. ſagt: Proboscis [beſſer Rostellum ] porrecto-nutans.
An mehreren meiner Exemplare liegt der Ruͤſſel dicht an Bruſt
und Bauch gedruͤckt, ſo daß die Spitze noch hinter dem After
hervorragt. ] N
Rö Volucella tauri ca
v. abdomine [ foeminae ?] candato , segmentis margine
tomentoso- -fimbriatis pallidis, pedibus griseis. [Lougit.
Jin. 6.] >
| In montanis ehuricae Chersonesis, ineunte acstate,
circa torrentes frequens, tinniente et suspenso volatu circa
Salviam nemorasam florentem vaga ante meridiem.
Descr. Magnitudo Muscae carnariae seu Tabani bro-
mii, sed abdomen brevius, Caput latitudine thoracis „ po-
stice et ſacio [hypostoma „. genae, barba ] tota ftavescente-
8
tomentosum, verticis areola inter distantes oculos, nigra,
stemmata continente. Oculi pulcherrime viridi aurei, vel
smaragdini. Thorax flavescente tomentosus, a dorso trans-
lucentè nigredine. Abdomen suborbiculatum sessile, an-
tice retusum, depressum, nigrum, basi flavescente lanugi-
nosum; segmentibus omnibus margine flavo-fimbriatis. In
altero sexu apex abdominis subacutus, terminatus vagina
setacea, bivalvi, flexili nigra. Pedes grisei, femoribus
subfuseis, toti tennuissime flavo pubescentes. Alae mag-
nae, 57 „venis nigris, singulari modo in apicem con-
currentibus, basi ima subvaricosis et anastomosantibus,
unde alae ibi nigricant, tenuiore margine bis crenatae, ra-
mo venae in marginem excurrenti, sed lobulo baseos nullo
qui Bombyliis omnibus adest. Halteres nz vellere latentes
\
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exiles, pallescentes. 0
Dieſe Beſchreibung iſt ſo, daß wir außer einer kleinen Be
merkung, die Beſchaffenheit und Farbe der Beine betreffend,
nichts hinzuzu ‚fügen wuͤßten. Aber der von Pallas gegebene
Name muß um. ſo wehr umgeſchaffen werden, da dieſe Art mit
Cytherea fasciata For. identifch-ift., Wir können ſie zwar jetzt
nicht unmittelbar. vergleichen, aber nach einer von dem Flügel:
adernverlaufe früher genommenen Zeichnung und nach den da:
mals der Fabriciusſiſchen Beſchreibung (Syst. Antl!
116. 2.) beigeſchriebenen Bemerkungen, bleibt uns nicht
der geringſte Zweifel. Die Farbe des geſehenen Stuͤcks von
Cytherea fasciata war, wie uns noch ſehr gut erinnerlich, im
ganzen etwas lichter, und daher mag das eine xeus des Fabric.
um ſo weniger befremden, da er es mit den Farbenbezeichnun⸗
gen ſelten fo recht genau zu nehmen pflegt. Wir ſchrieben da;
mals zu „Thorax hirtus cmereus” (lateribus obscure seu
saturate flavicantibus) und zu „Abdomen atrum” (nigrum)
segmentorum marginibus albociliatis (primo segmento om-
nino saturate flavicante) und zu den Flügeln anſtatt parum
atrae (fuscae, nervis ſuscis) zu den Füßen: (femora nigra,
)
|
1 . . D ö * — * .
tibiae tarsique testaceae, illa hirsutie lohgiore;; hae breviore,
tarsis pulvillis tribus distinctis, elongatulis ) welches alles
wir an den Pallaſiſchen Exemplaren genau wiederfinden.
Die zweite Art, welche auch im ae a ur
land vorkommt, beſtimmt Pallas ſo:
gCcaucdsica. V. cano Burns segmentis abdo-
minis cano- marginatis. SI
Pallas icon. ins. tab. K. fig. 20.
Cyrill. neapol. tab. 11. fig. 2
a4 ee eee nee tate 217. tab. 15.
ek In australibus ad Caucasam, eirca mare caspicum, ultra
Iaicum rariusque ad Irtin fluv. circa Salviam pariter nemo-
rosam (improprie sic appellatam) per campos apricos vaga,
suspenso volatu flores sugens N et 5627,
Des er. Paulo minor praecedente et in neutro sexu
caudata. Caput et thorax lanugine tenuiore albida, ‚obdueta;
forma omnino praecedentis, rostello paulobreviore. Oculi
‚subaenei Antennae setaceae. Abdomen suborbiculatum,
basi retusum, segmentis omnibus atro-tomentosis, sed margi-
ne tomentoso-canis primi segmenti margine latius canescente; -
apice subferrugineo, Alae hyalinae, sublutescentes , venis
crenisque tenuloris marginis simillimae praecedentis. Pedes
fusoo - - grisei, vix conspieuis. pilis albidis canescentes. Ro-
stellum structura ut in praęcedente „vagina bivalvi, val-
vulis inaequalibus et siphone triseto instructum ( Insagtis
Moscovensibus sipho bisetus desoribitur, ideo quod tertia
seta diſſicilius e sulee vaginae prodit) Halteres minimi. vel-
lere tecti, squamula subalari vix conspicua. 5
In einer Anmerkung ſetzt Pal las hinzu: die Volucella
capensis (die er mit Tabanus rostratus Lin. Syst. Nat. p.
999, 1. und Bombyl. tabaniformis de Geer VI p.270, 1.
tab. 30, fig. 9 für einerlei hält) komme in der Groͤße ganz mit
jener caucaſiſchen überein, ſey aber in der Richtung der Flügel:
adern verſchieden. Gewiß iſt aber das Cap-Inſect, welches
—
7
\
— 8 —
Pallas vor ſich hatte, von Linnés Tab. rostratus der Art
nach verſchieden; denn Linné ſagt rostro longitudine cor-
poris, und Pallas von der Vol. capensis: rostro adhue
breviore [scilicet: quam in specie caucasica] abdomen non
aequante. Das Linnéiſche Thier iſt auch uͤberhaupt viel
groͤßer, und daſſelbe als Pangonia lineata Fabr. Auch andre
Arten vom Cap, die wir ſelbſt noch kuͤrzlich daher erhielten,
ſind Pangonien, welche nicht in den Fluͤgeladern allein, ſondern
auch in andern Merkmalen von Nemestrina abweichen.
Nun iſt aber noch eines Umſtandes zu erwaͤhnen, der uns
an der Idenditaͤt der Gattung Nemestrina Latr. und Volu-
cella Pall. faſt zweifeln machen koͤnnte, obwohl Latreille
ſelbſt ſie fuͤr einerlei haͤlt und doch die Acta Moscov. wohl ge⸗
ſehen haben muß, wo der Fluͤgeladerverlauf des Rhynchoce-
Phalus caucasicus [ Volucella cauc. Pall.] deutlich genug
abgebildet iſt. Die Fluͤgeladern ſcheinen nämlich bei Neme-
strina ganz anders gebildet zu ſeyn. Die Abbildung bei La:
treille [Gen. Cr. et ins. tab. XV. fig. 5] zeigt an der
Fluͤgelſpitze eine Menge netzfoͤrmig vereinigter Adern, die bei
beiden Arten der Pal laſiſchen Volucellen nicht vorhanden
Find. Wir wuͤrden dieß für Willkuͤhr des franzoͤſiſchen Zeichners oder
Kupferſtechers gehalten haben, denn die Abbildungen bei Larreil⸗
le find, zumal in dieſer Hinſicht, nichts weniger als muſterhaft,
aber Latreille ſagt ausdrücklich [Gen! Cr. et Ins. IV 308
von den Flügeln; areolis viginti et ultra ad limbi postici an-
gulum apicalem. Wo aber ſo bedeutende Abweichungen in
dieſem Puncte vorkommen, da find vermuthlich auch in andern
Theilen Verſchiedenheiten; ob dieſe nun hier zur Trennung von
der an berechtigen} wagen wir nicht zu entſcheiden.
Toxophora Mig.
e dieſer Gattung, die Meigen [Diptera I. 2731
auffuͤhrt, findet ſich in Pallas Samlung eine Art, wovon
aber in feinem Manuſcripte gar keine Nachricht zu finden iſt.
Auch der Art nach ſcheint fie mit der Meigenfihen überein:
zukommen, nur daß Meigens Exemplar mehr abgerieben ger
weſen iſt; denn bei der unſrigen ſind die ſchwarzen Flecke des
Hinterleibruͤckens nicht zuſammenhangend, ſondern jeder ſteht
einzeln an jeder Seite des Ruͤckens auf jedem Abſchnitte. Die
Nan jeder Seite nach dem Bauche liegende Fleckenreihe iſt viel
kuͤrzer; denn fie beginnt erſt mit dem vierten Abſchnitte. Der
Bauch ſelbſt iſt mit weißen Haͤrchen beſetzt. Im völlig unab?
geriebenen Zuſtande find gewiß auch der Ruͤckenſchild und das
Schildchen mit dichten gelben Filz wie der Hinterleib beſetzt,
wovon an unſern zwei Exemplaren J und Luͤberall noch die deut:
lichſten Spuren. Vorn und an den Seiten des Ruͤckenſchilds
ſind laͤngere gelbliche Haͤrchen und da; wiſchen einzelne ſcharſe
vorragende Borſten. Nur einer kleinen Abweichung! in den
Fluͤgeiadern gedenken wir noch, naͤmlich einer Queerader, die
von dem inneren Zweige der Gabel an der Fluͤgelſpitze zur naͤchſt
folgenden, mehr nach, innen liegenden Laͤngsader geht. Daß
ſolche geringe Abweichungen ſelbſt bei der gleichen Art vockom
men koͤnnen, iſt bekannt.
Uebrigens verdient wohl bei dieſer Gelegenheit bemerkt zu
er daß auch Bombylius cupreus Fabr. (Syst. Antl. 183,
av) eine Toxophora iſt. Schade daß durch boͤſen Zufall allen
bekannten Exemplaren aus diefer. W das Waden der
er fehlt.
% f 1
Ant lira x 5
Für dieſe Gattung hat der trefflihe Pallas die Denen:
nung Nemotelus von Degeer beibehalten und viele Arten
derſelben geſam melt und beſchrieben; da aber Geoffroy zuerſt
den Namen Nemotelus fuͤr die den Waffenfliegen (Stratiomys)
verwandten Arten gebraucht hat, die noch gegenwartig allgemein
dieſen Namen fuͤhren, ſo ziehen wir billig mit allen neueren
Entomologen den Namen Anthrax vor. Wir wollen hier nur 5
BEN 17 3 10 —
diejenigen Arten ausheben, die nach Palla F beſtimmter Angabe
ſich im aſiatiſchen Rußlande finden, da die in dem europaͤiſchen
Rußlande (die wir nur nennen werden) in das ſchon begon⸗
nene Meigenſche Werk aufgenommen werden.
Anthrax grandis Pall. Mscpt. S. Meigen.*)
Ant h a Pallasii mihi. Nemotelus Aethiops
0 Pall. Mscpt.
Corporõ hirto toto atro, alarum basi fasciisque binis,
. Serassiore margine cohaerentibus atris. [Longit lin 52.74
In maxime australibus versus mare Caspium et ad Rhym-
num. 2 N
Uueeberall ſchwarz nur das Schildchen roͤthlichbraun und eine
wenig merkliche Stelle auf jeder Seite des erſten Hinterleibs—
abſchnitts, die Pallas uͤberſehen hat. Fluͤgel an der Wurzel
und zwei breite wellige am Außenrande der Flügel zufammen:
hangende, den Innenrand nicht voͤllig erreichende Binden
72 braunlichſchwarz. Schwinger braun. Fluͤgeladern wie A.
Minos Meig. Alles was vom Haaruͤberzuge noch nicht abge:
rieben iſt, ziemlich tiefſchwarz; nur außen an der Fluͤgelwurzel
eine ſchneeweiße Stelle. Dieſe Art iſt dem A. grandis ſehr
aͤhnlich, der aber groͤßer iſt, am Mittelleibe eine graugelbe
Behaarung, auch blaſſere, mehr braune und verhaͤltnißmaͤßig
ſchmaͤlere Fluͤgelbinden hat. Auch zeigt jeder Hinterleibs⸗
abſchnitt eine gelblichweiße breite Binde. Ob voͤllig unberuͤhrte
Exemplare des A. Pallasii am Hinterleibe nicht auch eine oder
die andre weiße Binde haben mögen, wagen wir nicht zu ent⸗
ſcheiden; man muß darin gerade bei dieſer Gattung ſehr vor:
ſichtig ſeyn.
Die Veränderung des Pallaſiſchen Ramens bedarf hof⸗
fentlich keiner Entſchuldꝛgung; denn erſtlich hat Fabricius
ſchon einen A. Aethiops und obgleich in der Hoffmanns:
) Wir bemerken ein für allemal, daß wir immer Anthrax fürNemo-
telus ſetzen, wo der Palla ſi ſche Trivialname nicht veraͤndert iſt.
—
eggiſch en Samlung dieſe Fa br. Art in A. punctata um⸗
getauft iſt, fo muß doch gerade aus demſelben Grunde der Na;
me Aethiops bei jeder Art wegfallen, die nicht etwa wirklich
aus Aethiopien herſtammt.
Anthrax melanoptera Pali.
A. corpore hirto, griseo- fasciato, alis totis fusco-
nigris. [Longit. lin. 6. T 11
In australioribus deserti tartarici rarius oceurrit.
HDescr. Paulo minor praecedente [i. e. gracilior ].
Proboscis paulo ultra suleum vaginalem aculeo prominulo.
Oculi deaurati, in vertice contigui [g J. Thorax griseo
lanuginosus ¶ in specimine unico collectionis penitus detri-
tus]; abdominis eingulis griseo - tomentosis, tot quot seg-
menta (6) [septimum segmentum autor praetervidit ] Alae
totae deuigratae „ non tamen satis opacae [seu potius satur-
atae; color enim fuseus magis quam niger], venis fusco-
lutescentibus. Halteres apice flavi. Scutellum pedesane
L 4
Dieſe Art hat beſonders in der Fluͤgelfaͤrbung Aehnlichkeit
mit A. sphinx F. aber ſchon der Fluͤgeladernverlauf iſt verſchie⸗
denz denn bei melanoptera iſt er ganz wie bei der vorigen Art
— die auch mit Sabaens Meig. erſte Ausgabe (rivularis H.)
Capucina, Thomae, Pandora F. und Rhadamanthus Meig. über;
einſtimmt — bei sphinx hingegen iſt der Fluͤgelſpitze naͤher noch
eine zweite Queerader, die ſich mit der erſten zum Innenrande
auslaufenden Laͤngsader verbindet, und auch bei A. Cerberus,
Tantalus und Sisyphus F. vorkommt. Ferner iſt sphinx ge⸗
wohnlich größer und die . am * ee einfaͤrbig
seele.
Anthrax Vespertilio Hffg. Nemotelus nycteus
Pall. S. Meigen.
Anthrar Morio F. A. semiatra Mus. Eg.
Dieſe ſonſt hinlaͤnglich bekannte Art kommt nach Pallas
„
— 12 5 —
ſowohl im gemaͤßigten europaͤiſchen als im heißeren aſiatiſchen
Rußlande vor, wo ſie an Wegen und Viehweiden haͤufig iſt und
ſich oft an den Boden und auf den Unrath der Thiere ſetzt.
Anthrax maura | F. A. bifasciata Mus. Hffg.
Haufig auf den Schirmpflanzen des Libanon.
Anthrax bicincta m. Nemotelus melanio Pall.
S. Meigen. 1
Anthrax caloptera Pall.
A. nudiuscula, abdominis ambitu luteo, alis basi atris,
postice hyalinis fascia atra.
In deserto Barabensi versus Obum fl. observaeit et trans-
misit amieissimus Patrin. N
Deser. Magnitudo morionis. Thorax niger, pube-
scens, antice ferrugineus, subtus canus. Abdomen nu-
dum, luteum, supra area media longitudinaliter nigra.
Scutellum testaceum. Alae a basi ad dimidium atrae, fas-
cia obliqua fusco - pellucida, posticae hyalinae, area trans-
versa repanda, ad crassiorem marginem cum nigredine ba-
seos confluente , versus tenuiorem marginem bifida.
Das Exemplar findet ſich nicht mehr in der Samlung,
aber wir muͤßten uns ſehr irren, wenn es nicht dieſelbe Art wäre,
die in Fabricius Samlung als A. capueina ſteckt, die aber
irrig als Americanerin angegeben iſt, denn wir erhielten ſie
mehr als einmal aus dem ſuͤdlichen Deutſchlande.
afra Fbr. A. Sirius Hg. Nemotelus he-
mipterus Pall. ©. Meigen.
A. Pandora Fbr. Nemotelus fenestratus Pall.
S. Meigen. N
A. variegata Pall.
A. Seisbo-villoss „ abdomine albo - fasciato, alis füseis,
apice macula punctisque quaternis hyalinis.
Schaeffer Ins. Ratisb. tab. 53 fig. 3. tab. 76. fig. 9g.
In umbellis Athamanthae. N. mauro fere frequentior,
a Rhymno usque ad Obum fl. per omnem Tatariam magnam.
j Wir ſagen weiter nichts von der Beſchreibung, denn es er—
hellet aus der Artphraſe und dem vorhandenen Exemplare deutlich
genug, daß es Anthrax maura Meig [erſte Ausgabe] A. or-
nata Hg. A. fenestrata Fallen. iſt. Pallas Citat der 76
Tafel, Fig. 9 von Schaffer gehoͤrt aber beſtimmt nicht
hieher. i
. tripunctata Pall. S. Meigen.
Mulio Ae qnihi &. Anthrax hol. F. Ne-
motelus albivillus Pall. S. Meigen.
Ich bemerke nur, daß ich Mulio hier für Cytherea F ge:
brauche.
Anthraæ punctata Hyg. Nemotelus bipunctatus
Pall. S. Meigen.
Mulio Wende mihi g. N Nemotelus striatus
Pall. S. Meigen.
N Anthrax muscaria Pall.
A. nudiuscula, nigra, abdominis segmentis postisis al-
bo cinctis, alis hyalinis, basi praefracte nigris.
Rarius observata species in australibus Rossiae.
.
Descr. Muscae domesticae aequalis et forma similis,
nigra, oculis fuscis in vertice fere contiguis [g J. Striga
thoracis utrinque alhida a capite ad alarum articulum. Ab-
ö domen nigrum, segmentis quatuor posticislineolatomentoso-
alba transversim inscriptis. Alae hyalinae, basi secundum
corassiorem marginem ulterius, nigrae, nigredine quasi prac-
tracta.
Dieſe Art ſcheint neu; in der Samlung — ich kein Stuͤck,
6 das auf die Beſchreibung paßte.
Anthrax Germari mihi. Nemotelus quadrieinc-
tus Hall.
Profeſſor Germar ſchenkte uns vorlaͤngſt dieſe Art, Die er
aus Dalmatien mitbrachte. S. Meig en.
. Anthrax 5 -fasciata Pall. S. Meigen.
Ant 7 rar semialba Hyg. Nemotelus sideratus
Hall.
7
A. thorace villoso griseo, abdomine albato, alis crassiore
e fuscescentibus, jegatello testaceo. [ Longit. lin.
2 — 6.
In australioribus deserti caspici ad Irtin, Serpyllo] prac-
sertim florente per colles vaga et frequens. x
Descr, Oculi postice albo- marginati. Sulcus oris
antice effuso-prominulus, aculeo proboscidis longitudine
antennarum prominulo. Thorax antice collari villoso gri-
seo, tractu supra alas albido. Suctellum nudum [ detri-
tum] testaceum. Abdomen albatum, tomento laevissimo,
apice ferrugineum [post detritionem? ] area derasa [per
accidens) nigra, transversim oblonga, supra segmentum se-
cundum. Alae turbido -diaphanae, a basi secundum cras-
siorem marginem fuscescentes. Halteres apice pallidi. Pe-
des fusco - canescentes.
Wir erinnern nur, daß der Haarkragen vorn am Rüuͤcken⸗
ſchilde ſtark ins roͤthliche zieht, und daß an den drei letzten Hin:
terleibsabſchnitten der kurze weiße Filz zum Theil von graugelb—
lichen Haͤrchen verdraͤngt ſcheint. Sind die Hinterleibsſeiten
abgerieben, fo erſcheint hier die Grundfarbe roͤthlichbraun, fo
wie am Bauche, der gleichfoͤrmig weißbehaart iſt, uͤberall.
Fluͤgeladern wie melanoptera. 9 2
Anthrax Hottentotta För. A. flava Hg.
Wir bemerken hier nur, daß Pallas Meigen's A.
cingulata für bloße Abänderung von Hottentotta ang eſehen hat;
*
— 15 —
1 Y 1 \ ;
| | i
denn er fagt: iu artieulatione (alarum) puncto quibusdam
* argentato.
9 7 *
\
I ax casoa Pall.
NE Corpore villoso albido, alis margine crassiore fusces-
centibus, oculis viridibus. h
In australibüs Tatariae magnae, praesertim ad. Irtin,
loeis ruderatis siccis frequens, humum legens.
Deser. Magnitudo et tota facies praecedentis. Caput
magis gibbum, plusquam hemisphaericum puncto verticis
inter oculos prominentiore. Oculi viridi- aurei. Vellus
toto corpore uniformiter albidum , nullis ad anum fasciculis
discoloribus. Alarum ima basis et costa fuscescunt, costa
ad ipsum articulum pilis nigris ciliata et lineola albo-argen-
tea notata; articulus alae a argented. Pedes tomento
albent.
Ueber diefe Art, die in der Samtung nicht mehr vorhanden
iſt, koͤnnen wir keine weitere Aufklärung geben.
Anthrax livida Pall.
Nuda livida, supra rufescens, segmentis abdominis ple-
risque medio nigris, alis fulvescentibus. [Longit. lin. 52 2}
In Chersoneso Taurica rarius observata. 5
Deser. Praecedentibus duabus minor, forma similis.
Caput hemisphaericum, oculis magnis testaceis, in vertice
non contiguis; frons sub antennis [hypostoma] gibba,
‚ rufa, glabra. Thorax subtomentosus ferrugineus ¶ color
fundamentalis niger] Scutellum glabrum, lividum. - Abdo-
\ men depressum, subtus albatum, supra livido -rufescens,
‚\segmentis quatuor prioribus basi macula media subangu-
lata nigra, in posterioribus gradatim minore. Pedeslividi.
Alae fulvescentes, costa ad articulum albo -tomentosa.
Das vorhandene Exemplar iſt ſtark abgerieben; wir halten
es für das Männchen von A. Acacus Hg (S. Meig en);
—
[3
denn aus den Spuren der Behaarung erhellet, daß uͤberall auf
der oberen Fläche wie bei Aeacus ein roͤthlichgelber Haarüber⸗
zug war. An der unteren Flaͤche iſt die Behaarung feiner und
weißlich. Die Fluͤgel haben in der Mitte nach der Wurzel hin
eine lichtere oder vielmehr duͤnner aufgetragene Färbung, aber
nicht den grauen Punct den das Weibchen [Aeacus H.] hat;
auch iſt hinter dieſer Stelle die Faͤrbung nicht fo ins Graue zie⸗
hend wie bei dieſem. Fluͤgeladern wie melanoptera.
e rutila Pall.
A. Thorace fulvo-tomentoso, scutello [ detrito] testa-
ceo, ahdomine maculis 2 albis alis crassiore margine ful-
vescentibus. 12
In autrali deserto ad Rhynmum rarius lecta.
—
Descr. Magnitudo fere N. aethiopis LA. Pallasii m. J.
Thorax pilis fulvis hirtus, circa halteres [apice pallidos ]
et in commissura abdominis crebrioribus Abdomen nudum
Ldetritum nitide nigrum, segmento secundo et quarto
supra maculis duabus transversis, eingula [ Fascias ] im-
perfect a mentientibus, tomentoso-albis. Alae magnae hy-
alinae, venis luteis et secundum crassiorem marginem ful-
vescentes, articulatione nigra. Pedes atri.
Ein verſtuͤmmeltes Stuͤck ohne Kopf giebt uns Anlaß zu
folgenden Bemerkungen. Die Farbe des abgeriebenen Ruͤcken⸗
ſchildes iſt auch glänzend und tief ſchwarz, die Bruſt mehr pech⸗
braͤunlich. Die weißen Flecke des zweiten Hinterleibsabſchnitts
liegen dicht zuſammen, ſo daß ſie ſich beinahe beruͤhren, aber
die Seitenraͤnder des Abſchnitts nicht erreichen; die des vierten
Abſchnitts liegen weiter aus einander und den Seitenraͤndern
naͤher. Der Bauch iſt uͤberall ſchwarz, deshalb hat Pallas
auch mit Unrecht Gürtel [cingula] geſagt von den weißen
Flecken, denn ein Guͤrtel muß ſowohl an der oberen als unteren
Fläche zu ſehen ſeyn, und hervorragen. Unter dem Randfelde
wird die ſchoͤn gelbe Farbe der Fluͤgel jenſeits der mittleren
’
N ( u
. da gegen die Spitze hin braͤunlich, aber nir⸗
gend, außer der Wurzel, erreicht ſie die Haͤlfte der Flügel;
breite; die Adern aber, in ihrem RA enen der Verden g
Art gleich, ſind überall ſchoͤn gelb on dad . 1
PT 25 Auch babe Pall.
ars ki
A tomento sub - aeneo N abdominis eingulo (bascis) il in-
N terrupto anoque albo, alis hyalinis.
In australioribus deserti caspii rarius lectus.
HDeser. Musca domestica minor. Frons argentata,
oculi (in vertice fere contigui) aenei ut et pili caput pone
oculos eingentes. Antennae rufescentes. Aculeus probo- A
scidis extra sulcum prominulus. Thorax cano tomentosus
[hirtus]. Abdomen segmentis chalybeis ora cupreo niten-
tibus, versus basin cingulo [fascia], in medio interrupto et
apice albis [niveis] ; subtus, PIE suhtgetaceumi“ Scutel-
lum piceum. Adae hyalinae. 181174442
Auch von dieſer Art iſt Wie nur ein 9 Ste
ohne Kopf übrig. Der dicht anliegende Filz an Mittel: und
Hinterleib fpiele mit ſchoͤnen Taubenhals-Farben, wie Bunt
kupfererz; ſonſt iſt die Grundfarbe des Ruͤckenſchilds ſchwaͤrzlich,
an Bruſt und Hinterleib mehr weniger in's Braune fallend.
Die Flägeladern ſind gelb; ihr Verlauf iſt wie bei ber vorigen
Art. Die Schwinger weiß. Wilke e e 8
. 12e Kan ob
Anthirat elegans Ilg. Nemgtelus ite f
Hall, S. Meigen. aim: 0. 6 NER 0
Anthrax Beelz ebul br. 8. Nomotelus Fable.
» zus Pall. S. Meigen. AE
* *
Su 11
e ene DER eb 1 i u
N
Genus, si ch aliud, naturalissimum, innocuum , Mo.
rum melle vie litans „ in ditione Rossicae Faunae adınodum
, Mag, Bb, 1 St. ,. i
— is —
varium est et plures species agnoscit; dam prius Eitd-
mologis innotuerunt!“ Omnes autem 20 06 Porrecto bi-
valvi; superiore valvüula breviore, et lingua triseta intra
rostrum, nec non palpis ad basin rostri exilibus, habitu,
moribus, volatu eleganter circa flores suspenso, continuo,
Een per intervalla iaculabundo, et insigni oculorum
acunmmme inter se conveniunt, Contrita eorum corpora q ‚dul-
cissimo melle scatent. Species hic inqullinas ‚Rossiac : aus-
trali 15, pauciores multo, nec tribus plures , Sipiriac 00-
eidehtahrenf 72 regionem incolentes 3 recense-
binius.
Been F F. B. hl Hall. S.
Meigen. Pall. Icon. ins. tab. K. fig. 217.
In maxim australibus circa Volgam, ad Catesbum -er dn
Taurico Chersoneso non infrequeus, circa flores, aestate.
Auch in Ungarn kommt die Art vor; Koch nannte ſie B.
maximus. Pallas meint der Bombylius maculatus Fbr.
ſey vielleicht nur Abänderung diefer Art, welches aber durch?
aus nicht der Fall iſt, denn dieſe hat nur drei Linien Länge,
andrer weſentlichen I k nicht zu 1 .
Bombylius aber 5 B. atratus Pall. S. Meigen
Rarius ad Iaicum et in austr alibng-Rossiag,, inque Cher-
soneso Taurica lectus fuit.
Pallas erlaubt ſich oft länger beſtandne Artnamen ohne
Noth zu veränderen, wie auch hier geſchehen iſt.
Bombylius Barbula Pall.
‚B. alis subseminigris , fronte prominula barbata, abdo-
mise . bifariam albo punctato. Schaell. Raticb. tab.
89. ſig.
Rae praec ee in australibus- 3 15
Deser. Est e minimis, vix Muscae domesticae ae-
qualis, totus cum villo aterrimus et praecedentis minori va-
*
\
i
\ 5
rictati similis, qua diſfert fronte in conum producta, bar-
hata zi harba fere anteunar um setacearum longitudine aucta.
Abdomen a dorso ꝓunęto ad basin remotioxe et trihus pos-
terins ad trumgug latys.in Sexißm ORRHRREM positis „ ni-
Vagrorsentatis, inferjegfo media, afnne,zariusbinis, Alte
ae, Joado Auponr wind an 40 juno el esd
leg d Esset B. ater Schrank „augen: p. 493, n., 1006:
a ˙ ig
RB Basen ih über. dieſe Art zu entſcheiden.
"Ploas vinese ens In, Bomb. semirostris Hall. Hit
45155 erhellet aus der Beſchreibung, Di inglich, daß dieſe
(euer am Serie gefanpene Art, ‚wovon güch hoch en cem,
kor übrig aſt/ eine Ploas ſe n..
Bombyli uus,con« oda, In Mik. hide E. bymopelanns Fall.
s erhellt aus der eſcheibung hinlänglich, daß Pallas
d= wie er es auch bei andern Arten und Gartungen that — —
das dicht Zuſammenliegen der Augen fur Merkmal der Art
nahm, da es, doch nur das männliche Geſchlecht bezeichnet.
Das „abdomine subtus,atro ," welches der Verfaſſer mit in
die Artphraſe aufgenommen hat, giltr nicht von der Behaarung
ſelbſt/ die von der Seite her geſehen auch graugelb iſt, ſondern
von der Grundfarbe, die ſtark durchſcheint, e bei
discolor Mik. unten wirklich ſchwarzes Haar iſt. *
1
kr Bomb. Wangt a; Kal
B. ane subconcolore , r ‚alarm vt
anastomoticis basique fuscescentibus
Petiver gazoph. tab. 36. ig. 5. |
Bonmbyl. medius Lin. syst. II. b 2. Faun. su.
No. 1919. \
Bombyl. punctatus Degeer ins. VI. Pag. . 69 tal. 15,
1 fig. 12.
Schaefl. Ratisb. tab. 79. fig. 5.
n 17 1 8
= ; — 2 8
Frequens eum B. hemiptero [ maiore Lin. ] in tempe-
ratis apricis’Rossiäg'eirca flöres, vix Amygdalo nana flores-
cente, primo iam vere promiseue appar et.
Vol. Rôstrum paulo longius quam praecedentis.
Oduli in villoso vertice distantes. Ala interdum obsoletius
basi fuscescunt, et puncta tunc quoque obsoleta. Corpus
praccedente minus, B. hemiptero [mdiori Lin. 1 subacgı e,
pallidius praecedente, subtius bidiis, "Yard ci cineräßcens;'
vellere rariore etiam anticb nigris pilis mikto. Latera ab-
dominis i media interdum‘ faseiculo villi 7 Wi
Daß der Verfaſſer ier wieder nur ein Geſchlecht — und
zwar 2 — beſchreibe 15 klar, aber welche Art, das duͤrſte,
da keine Exemplare in der Samlung übrig find, ſchweter zu
entſcheiden ſeyn. Wir glauben indeſſen doch es ſey das L von
der vorigen Art, bei deren Beſchreibung et ſelbſt ſagt Bomby-
lio ebe simillimus alis et colore, e pariter in Tauria
sed minus trequens et minus occurit. Differt autem con
stanter Oculis in vertiee contiguis, rostro paulo breviore,
abdomine subtus aterrimo et magnitudine. Alae paulo ali-
ter punctatae, basi et lobulo nigriores. Die etwas dunk⸗
leren Fluͤgelwurzeln und Punkte begruͤnden keinen weſentlichen
Unterſchied. Die von Pallas zügkgebene dee 100
aber mes! beſtimmt wegfallen.
Bomb. planie or nis Fbr. B. variegatus 2
In australibus circa. Volgam primo vere, an Wee
tibus vagus. | 1
An der Identitaͤt mit B. planicornis F. if Ri der ge:
ringſte Zweifel. 104
Bomb. maior br. B. hemipterus Pall.
In australioribus Rossiae circa primos flores vernales
frequens sed in Taurica et Sibiria deest. In einer Anmer:
*
kung ſagt der Verfaſſer noch: Nastri e n maiores fi-
gura Schaefferiana (tab. 121. 3.). an
ange 1001 rn)
Bombyliu us N Hal
2 niger, TERRA fulvescente, re basi al-
bido. (Lonzit. lin. 4. rostello exchuse.] |
194 70
13 australibus camps ad Irtiu fl. tantum observatus.
sun * Fasan
1 2 ef. Antennae, setacene, Caput nigro hir sutum,
298 o vx thoracem aequante, Thorax ante alas ferrn gineo-
dulyescens, Postice ater. Abdomen aequaliter villosum,
atrum, basi supra utrinque areola cano-villosa. „Alae hy-
alinae, ima baci ‚nigrae, lobulo acuto, crassiore margine
fuscae. Pedes nigri. 6
Dieſe fehöne Art, von welcher ein 6 übrig if, jelängt d ſich
ſchon durch das angeführte hinlaͤnglich aus, folgendes ſetzen wir
zum Ueberfluſſe hinzu. Der Knebelbart ift weißlich, der eigent:
liche Bart aber, fo wie die den Fuͤhlern näheren längeren Haare
ſchwarz. Grundfarbe des Koͤrpers uͤberall tief ſchwarz. Die
ae angegebene Faͤrbung iſt hier von dem Haarüber;
züge ſelbſt zu verſtehen. Die graulichweißen Haare an der Hin⸗
terlelbswur iel erſtrecken ſich auch auf das Schüdchen 9 ’
ene fie ; Hove
A1 eee RO: Pall. S. Meise en. 10 0
BBombylius trie hurus Pall.
B. alis subhyalinis basi lutescentibus, corpore flavo-
lanato, postice pilis fuscis hirto, subtus albo o
In australibus campis versus e eee
cum oberraus. „ Want
Deser. Magnitudo B. punctati Cen. non Fabr.] et
corpus simillimum. Sed caput maius, latissime ſiavo Hir
sutum, oculis in vertice late villoso non contiguis' LJ linea
ſusco-villosa frontis [ hypostomatis J. Corpus totum vellere
pulchre flavido, subtus candicaiite: Abdonien Pöstide pilis
© vellere pröminentibus, raris) ſuscis hispidum. Pedes
y
pallidi; albo pruinosi. 85 valdle n margine cras-
siore 5 e e G ar
Es iſt hievon kein Sep mehr vorhanden.
g Bombylius posticus 72 B. argyropygus Hall.
Der Pallaſiſche Name drückt die Sache beſſer aus; denn
außer dem uberall ſtehenden gelben KHaarüberzuge, der an der
Afterſpitze weiß iſt, haben die letzten zwei oder drei Abſchnitte
noch einen kurzen dichten wirklich ſilberweißen Filz. Meig en
nannte dieſelbe Art micans und in der franzoͤſiſchen Encyflopädie
hieß fie analis, welcher Name aber ſchon an eine Ake
Art vergeben war. 2 si)
Bombylius fugax Pall. S. Meigen. .
Bo mbylius ‚hyrcanus Pall.
Illi,
u
ir
7
B. als fuscatis basi Intescentibus, * corpore villosissimp
pallido, postice fusco piloso; rostello abdomine br re
LLongit. lin. 43.) f
Circa Caucasum et ex Hyr cania Ecker . ‚zahl
Deser. Magnitudo et facies B. trichuri, 10 oer is
paulo minus in vertice contiguis, largius tamen latinsque
in vertice lanatus. quam! B. punctatus, aestivus et ‚iatic us
[minor F.] Corpus vellere lucide - pallido, subtus albidiore
obductum, abdomine postice ereberrimis intermixtis pilis
1 i
21
fuscis. Rostellum longitudine fere abdominis. Pedes gri-
sei albo ‚obdueti adeoque B. e almillimus;;i distinc-
tus tamen „oil
Die Grundſarbe it ein nicht fehn tiefes und etwas glaͤn⸗
deuten ſchwarz. Bart und Knebelbart faft weiß. Oben auf
dem Kopfe einige brannliche Haare. Schenkel ſchwarz, nur
die aͤußerſten Spitzen wie die Schienen und Fußwurzeln roͤth⸗
lichgelb von Grundfarbe. Fluͤgeladern gelb, ſo wie auch die
Fluͤgelwurzel und der Außenrand, von wo das Gelbe allmaͤhlig
nach der Mitte hin verwaſchen iſt, Fluͤgelſpitze und Innen⸗
rand erſcheinen mehr graulich. Grundfarbe des Bauchs roͤthlich.
*
*
A
— 23 —
; Bomb lius minor F. B. viaticus Pall.
In apricis australioribus Rossiae, a Borysthene ad Iai-
cum frequens, ‚girca vias et in pascuis Iulio et Augusto,
flores et mum recentem legens.
om blu us autumnalis Pall.
B. alis hyalinis, vellere toto albo Wee Lansit.
lin. 4.] Mus f
In aridis. „e 1 circa 1 et Caspium *
all llores labiatos, confirmata et exeunteèe aestate faeguen-
tissimus. 8180 h
Des er. e We BR vlerinne vulgo
B. argyropygium aequant imo excedunt, sed dantur simul
minimi, etiam M. domestica parya exiliores, forte specie dis-
tinguendi. Maioribus caput latiusculum, oculis subaeneis,
in vertice insigniter distantibus, villo brevi, in vertice
saepe snbgriseo vel fuscescente. Rostellum longitudine
totius corporis. Antennae articulo terminali longiuseule,
‚sublanceolato. Thorax et abdomen supra infraque villo
denso, holosericeo, albo „ad lucem argenteo vestita sine
immixtis pilis discoloribus. Pedes griseo-pallidi,, extremo
ſusci. Halteres ‚albo.- pallidi., Alae lie venis basi
et crassiore margine lutescentibus. 721
6. Minuti differunt capite nigricante, oculis in ven
contiguis, caeterum simillimi forma et colore, nisi quod ala-
rum venae fuscae et vellus Fee. Anne specie distin-
nd e Man en
Dieſe kleineren Stuͤcke (23 Lin.) find wohl ohne, Zweifel
befondere Art, denn von beiden findet ſich J und L. Bei den
großeren iſt das abgeriebene Schildchen allemal an der Spitze
breit braͤunlichroth, bei den kleineren iſt davon keine Spur.
Bei den kleineren iſt auch der Knebelbart dunkler. Uebrigens
ben die aare bei beiden nach gewiſſen Richtungen gegen das
t geſehen feinen eigentlichen Silber} fondern Seidenglan.
— 2 4 —
* *
| Bombyliäs cinerarıus Pall.
B. alis basi fuscidis, corpore albido -lanato, thorace
fusco triſasciato ¶ vittato], einguloque [fascia ] abdominis -
fuscescente. [Longit. lin. 4. 9. J 0
In australibus circa Volgam pariter lectus.
Descr. Magnitudo B. viatici [minoris F. venosi Mi.]
vel fere punctati LPall.] Frons niveo tomentosa non la-
nata; oculi in-vertice late distantes. Corpus totiım eine-
rascente-albo, holosericeo vellere, subtus albo obduetwn; .
sed dorsum 3 — fasciis U vittis ] tribus parallelis, fusco-
cinerascentibus, quarum laterales antice abbreviatae. Ab-
domen eingulo obsolete et interrupto fuscescente. Pedes
grisei, albo polline pruinosi, extremo fusci. Alae hyalinae
nigro-venosae, basi ed crassiorem marginem ig, ‚sed
cum lineola 4805 villosa. I e u.
Das einzig übrige verſtuͤmmelte ſehr abgeriebene Exemplar
giebt noch zu folgenden Bemerkungen Anlaß. Grundfarbe dun⸗
kelſchimmelgrau, an der Stelle der Ruͤckenſtriemen faſt ſchoko⸗
ladebraun; auch das Schildchen an der Wurzel ſo. Nach den
Haaruͤberbleibſeln muß die braune Hinterleibsbinde dem ten
und zten Abſchnitte gemeinſchaftlich geweſen ſeyn. Am vierten
Abſchnitte an der Seite iſt auch einige Spur von ſchneeweißem
Filz. Die Beine ſi ind gelbroͤthlich — — welches Pallas mehr:
mals griseus nennt — wie an den meiſten Bombyliis. Flügel;
adern mehr braun als ſchwarz. Die Imeola albo- villosa der
Fluͤgelwurzel iſt die an mehreren Arten vorkommende Be—
deckung des Außenkandes mit kurzen weißen Bor ſten, uͤber wel:
u ar ſchwarze am hervorragen. er
|
1
u
Dre E . r br
„Proxime 8 affıne „apud nos minime numerosnm
genus, cuius nulla ‚species } Musca ‚maior £ rostro l
4 261. „ee 74
aus 5
Empis kess Hier F. W T Fall...‘
Rn ee hortis Tauriae, plaesertim ad Salgir Aavium ſrequens.
0 mad Empisitri zineata Pall.
E. corpore gilvo, ach lineis tribus nigris, pedibus
a er tige”
ane 2 Empis livida Lin. 19 1 p. 1003. sp. 3.
Aer In Tauria ia Iunio, ad Tanain etiam legi solita-
riam. race. 0218 i J
711 D or. “Magnittido Muscae stercoreae et color idem
lutescons. Thorax medio lineolis tribus parallelis atrıs et
obliqua ad alas. Abdomen oblongum, apice subulato aci-
ceularem apicem exserens. Rostellum bivalve nigrum, val-
wis geſtelbus, superiore crassiore. f Pedes rufescentes,
tarsis uigris. Alae abdomine multo 5 0 e
RAR nigris. Se eee e een
Wir glauben, der RE koͤnne eine mehr ins Gelbliche
fälende Abänderung. des 2 von Empis lineata Tr. gemeint
haben; auch iſt in der Samlung ein Exemplar von E. lineata
vorhanden, wotauf freilich nicht alles genau paßt. Zu Fa;
bricius E. Iineata iſt auch E. livida Zin. das rechte Citat;
N aber in Fabr. Muſeum ſteckt Emp. tessellata Meig. für E.
livida, und von ſeiner lineata kanute Fabric ius nur das &,
denn das p hat 9 0 Fiagel und gewöhnlich ei einen grauen
Hinterleib.
Impis stercorea F. Empis rapax P“.
Obgleich keine Exemplar davon vorhanden iſt, laͤßt doch die
Beſchreibung keine Zweifel. Pallas ſagt bei dieſer Art: In
Rossiae borealibus pariter et australibus, sed rarius oceur-
rit; Petropoli aestivis mensibus frequentiör, tenebrosa,
han volans, satis torpida. Miratus sum parvulum in-
art Tipulae maiusculae, seipso decuplo n maiori sub alae
[In
DE diu reluctantem inſixo rostro enecassc.
„Empis albens Pall.
\
. tomentoso- albida, ocnlis eingulisgue den zupra
4 nigris. ' \
In Chersoneso Taurica observata, Maio. Currit proimp-
tissime, rarius volat.
Des er. Magnitudo pediculi. N oblongum,
albo-argenteo tomentosum, oculis atris; rostellum longitu-
dine capitis. Antennarum articulus basilaris crassus, al-
bus. Thorax gibbus, subpilosus, griseo tomento incanus.
Abdomen adorsomigro-loricatum, subtus tomento alhidum,
laterali sutura subeiliata. Anus subclavatus: Pedes albi.
Alae maiusculae et hakkeres albae, pio
Ohne Zweifel eine Tachydromia. Ein Exemplar ift nicht
davon vorhanden. In einer Anmerkung meint der Verfaſſer,
die heerdenweiſe ziehenden Wuͤrmer, die in den feuchten Alpen:
waͤldern des Uraliſchen und Siberiſchen Bergruͤckens zwiſchen
den bemoſten Raſenhuͤgeln bei Nacht leuchten und wie eine
Binde in langem dichtem Haufen fortruͤcken und vom ruſſiſchen
Volke Rathnoſche ri (vermes militaris) genannt werden,
nicht dicker als eine Nadel und fadenartig ſind, moͤchten die
Larven der Empis borealis ſeyn; er habe ſie auch einmal in
a Deutſchland geſehen, aber nie zur Verwandlung bringen koͤn⸗
nen. Wir erinnern uns im achtzehnten Stuͤcke des Naturfor⸗
ſchers eine Abhandlung über dieſen ſogenannten Heerwurm ge⸗
leſen zu haben, wo aber nur ein viel kleineres Thierchen dar:
aus entſtand.
| en, i. 0
N 6 S
In der diefer Gattung vorangeſetzten ganz kurzen allgemei⸗
nen Betrachtung bemerkt Pallas mit Recht, daß der Name
von den Roͤmern in einem andern Sinn. gebraucht worden ſey,
und daß Scopoli [Entomologia Carniolica] | die Gattung Hrax
genannt habe. Wir können bei dieſer Gelegenheit nicht umhin
b b Fe 27 —
zu bemerken, daß man uͤberhaupt es fi ch gar zu leicht macht,
wenn man, wie in neueren Zeiten ſo oft geſchieht, irgend ei⸗
nen alten Namen auf irgend eine Inſectengattung anwendet,
der Name habe nun vorher einem Vogel, einem Fiſche, oder
1 nit einem Thiere angehört. Vom asilo iſt bekanntlich ſchon
ie Rede bei Virgil (Georg. III. 147.) er giebt es als ein
Inſect an, das ganze Heerden plage und ſchrecke und das die
Griechen oestrus nennen. Auch bei Plinius, wo er von
Inſecten überhaupt redet, finden wir den Namen Asilus: er
bemerkt: Neliquorum N aculeus in ore, ut asilo;
sive tabanum dici placet.] Ferner meint Pallas, daß be
ſonders in Europa und Aſien viele Arten des asilus vorkommen,
Africa aber bis jetzt wenige und America noch weniger geliefert
habe. Dieſe Meinung würde P. jetzt zurückgenommen! haben;
wenn er die neueren Sammlungen gekannt haͤtte. Schon Fa⸗
brieius (Syst. Antliat.) führt 2r africaniſche und Zt ame!
icaniſche Arten dieſer Gattung im Pallaſiſchen. Sinne
735 und dieſe Zahl kann nach ſpaͤteren Entdeckungen noch bedeu⸗
tend vermehrt werden. Wenn P. ſagt, daß dieſe Thiere keine
Taſter (palpi) haben, fo irrt er. Einige Arten ſagt er unter;
ſcheiden ſich auch durch die Fuͤhler. Bekanntlich hat Meigen
auf dieſen Unterſchied ſeine Gattungen Laphria, Dasypygon,
Döbetris vorzuͤglich gegruͤndet, welche auch Fabrie us und
Latr eilte angenommen haben, die aber P. noch ſämtlich
unter Asilus 1 und alle Arten nur unter wei Abtheilun⸗
ser vn. hat- |
2
.
As Asili ge de elongati, mares forcipe, foeminae
aaumine caudae. om
*
Asilus gibbosus Lin. Laphria M. Fb. Asilus leu.
eurus, Hall.
h *
In Rossiae australioribus. Pallas hat oft wie 5 6 hier
ohne * neue Trivialnamen gegeben.
— 8 *
4. silus can us mihi. A. {cheat Pall.
160 canus albido ben 1 2 testaceis, N ee e
bulato, tessellis [ fasciis] dorsalibus nigris. 6 00
In deserto ‚caspio rarius occurrit. g 10
Descr. Pollice paulo longior, gracilis; capite,: haud
latiore quam thorax. Abdomen tenue subulatum, eine-
reum, segmento singulo macula desuper transversa oblongo-
quadrata ¶ fascia lata] nigra. Thorax holosericeo canus,
subfasciatus ¶subvittatus] setulis paucis. Mystax et barba
albo-villosa; antennae acutae. Pedes tantum tibiis testa-
cei; tarsi [nigri] setis pinnati. Alae hyalinae, basi
venis lutescentibus. Halteres pedunculo Mum. Tibiae seta
una vel altera.
Ein weibliches Stuͤck ik von dieler Art 9 * dem bloß
die Fuͤhlerendglieder fehlen, und welches die Laͤnge wenigſtens
eines Pariſer Zolles nicht völlig erreicht. Daß wir den Tri:
vialnamen geaͤndert haben, wird man nicht mißbilligen, da
der Pallaſiſche einer unrichtigen Begriff giebt; denn man
kann durchaus nicht den Hinterleib gewuͤrfelt nennen, deſſen
ſchwarze Zeichnung in breiten die vordere Haͤlfte jedes Abſchnitts
einnehmenden ununterbrochenen Binden beſteht, die bis nahe
an die Seitenraͤnder gehen und nur ganz von der Seite geſehen
ein wenig unſcheinbar werden, weil die darauf ſtehenden ein;
zelnen grauen Haare mehr in die Augen fallen. Der Ruͤcken⸗
ſchild iſt graulichweiß behaart, an Grundfarbe ſchwarzlichgrau,
welches durch zwei wenig merkliche lichtere ins weißliche zie⸗
hende Linien in drei Striemen abgetheilet wird. Anden roͤthlich
gelben Schienen ſind die aͤußerſten Spitzen wie Schenkel und
Fußwurzeln ſchwarz.
Asilus maculatus Fb.
Narius ad Caucasum observatus; sed indico dimidio fere
minor, praecedenti subaequalis et si milie.
sure a A Aa Asilus ti ulis Ball.
MA Nasa capite thoraceque villosis, bdominis eylin-
dracei incisuris fuscis, tibiis testaceis. TUNER TE BISCHEN
In arenosis deserti caspici, inter ee fu
Maio vulgatissimus. o ee A
Des er. Magnitudoſ et Nene A. G 7 e et
barba et villositas ub thorare alba. Dorsum thoraeis holo-
sericeo - cinereum , fusco striatum, Scutellum pilis albis,
radiatim sparsis, Abdomen longum, gracile adtentatum,
fusco canoque aequaliter annulatum, ineisuris omnibus mar-
gine cano-coerulescentibus ano nigro. Pedes nudiusculi,
setulis adspersi, praeter- tibias luteo testaceas, nigri: tarsı
setis late pennati (pro fodiendo arenam )., Alae hyalinae
Fa vu Rosa Halteres minimi lerruginei. No 7. Esset
germanicus ex icone Schaefferi (Ratisb. tab. 48. fig: 9. 10.)
nisi alae hyalinae. An convenit: . aestivo Retrank-
Austr. 487. No. 9962? 1
Es iſt von dieſer Art kein ER a 5
e dieſelbe nichts zu Spinnen wagen.
431501 59A. ‚an
Wal- Asilus einerarius Fall.
A. cinereus pallido- barbatus, abdomine eplindrace,
abe ruſo- annulatis. AK . Ten! us . 18 9 —
In Päscuis, pratis et (eum tibiali) arenis totius 0
f siae australiökis frequens, utroque sexu ab isto diversus,
7185 1654
„Hege, 1 Barba alba, villosissima; ınystax pilis pallidzs
en Thorax lateribus parum villosus, postice se-
tulis sparsis. Corpus gracile, eylindrico-adtenuatum, to-
tum einereo obduetum, flavescente variaus. Anus foeminae
subulatus, ‚ense compresso. Mas, forcipe simplici. Pedes
nigri, setis sparsi, tibiis prope ipsa tantum genua annulo,
soleisque suhunguicularibus [ pulvillis] rufo - testaceis.
Alac hyalinae, venis rufescentibus. Halteres Pallidi. ai
N |
\
N
Der Verfaſſer citirt Linné, Scopolt, Friſch und
den Asil. einereus Degeer. Aber die rothen Ringe an den
Schienen haben jene nicht erwaͤhnt und finden ſich auch bei
Dasyp. foreipatus Fbr. der uͤbrigens ein Asilus und in Hol⸗
ſtein haufig iſt, nicht. Ein Exemplar e leider
Br mehr da. A bass 8
‚Asilus rufinerwis H. Asil. bidentatiüs Pall. id
Im ſüdlichen Rußland. S. Meige * ding
ina MH
nun... J#ezidusıdlweidus, Bail. * Pr
A. cinereo-lueidus, ain eylindrici dhe
tibiis ad genicula rufis. G ite ailrriag
E Persia habui et ad caueasum Cecurrit. zug |
Deser. Pollicaris, similis praecedentibus, 50 3
brevioribus, fuscidis, nigro-venosis. Mystax et barba Pilis
raris pallidis [ flavicantibus ]. Thorax fusco,evidentius tri⸗
ſasciatus [vittatus, vitta media linea longitudinali, non-
nisi certo situ apparente „bipartita J. Abdomen eylindri-
cum, vix attenuatum, forcipe parva, simplięi, picea ter
minatum, cinereum vario situ fulgens. Pedes picei, ti-
biis ad . genicula tantum testaceis. Alae breves turbido-hya-
linae) veuis fascis. Halteres pallıdis is anans. A
Es iſt nur ein verſtuͤmmeltes e im aus Verfien übrig,
dem der groͤßte Theil des Hinterleibes fehlt. Die, Farbe iſt
nicht eigentlich aſchgrau, ſondern faͤllt mehr ins gelbliche. Die
Fluͤgel beſchreibt P. zweimal und das letztemal am richtigſten;
das Braune der Adern zieht nach der Wurzel hin, ſtark ins
gelbe.
t in
Asilus eallosus Pal, ar
A. cinereus, callis thoracis antice duobus . 7 perl
testaceis nigro striatis. n da <H ii
In pratis circa Tanain, omnibusque pratis australihns
v7 2 . ng]
passim frequens.
8 Magniiudo et facies fere praecedentium. Co-
lor einereus similis. Barba usque ad pectus continuata et
caprona albida. Thorax autice callo ruſo utrinque notatus,
postice pilis pallidis setosus. Alae fusco-venosae, lobulo
interiore solito maiore, et stylo sübaluri (àsilis commuhi)
apice pilis albis papposo. Halteres pallidi. Femora Pilo-
sissima, 4 anteribra subtus longitudinaliter testacea, Pos-
nee Eatttmil apiee semiannulo testaceb; ibiae bete, cui
tarsis, restaceae ber ue latere nigriores. 2
wi 4 1 1 * 8 14
„oli 2 Im ee e Pall.. 5 920
A. einereus fuscb 'pilosus, striga thoracis liturisque
h TR Fechter enn 8 nigris. Een
eit, hn. 5. g. ene ee
. nigen hirsntus, tibiis 1 ferrugi- .
dgineis, alis nigro undulatis. Geol. e 269.6.
2 Mi Schaeller Ratisb. tab. 225. fig. 7 8 1
. ” ı meridionalioribus Rossiae non Kees r
Far es PER ende praxime Asil. N
Emm due, erassior et abdomine multo brevior. Caput barba
albida. auystace, pilis ſuscis mixto. Corpus fuscescente-ci-
nereum, flavente, varians, hirsutie fusca. Thorax stria
gemina ſusca. Abdomen alis brevi ius, dorso fuscidum, mari
foxcipe maiusculo, utrinque gibbo terminatum. Scutellum
albido hirsutum. Pedes pilosissimi, 4 priores fusco -tes-
tacei, postici nigri. Alae venis 8 ahr BRD,
jet puncto fascis. hu
Ein einziges J iſt uͤbrig, dem die Fuͤhlerendglieder fehlen:
22 eine es zu Dasypogon zu gehören. Die Schenkel ſind
an den zwei vordern Fußpaaren unten ſchwarz. Das Schaͤf—
5 . koͤnnen wir jetzt nicht vergleichen; ob Geoffroys
At hie cher gehöre? Geoff. ſpricht von vier etwas goldfar⸗
er Striemen des Nückenſchildes, die hier nicht erſcheinen.
*
Asilus pallens. Hall. d 2
— 1 x
* 97 Aeg
—
Bi. undinscnlng, ‚pallido-cinereus, linea 9 thoracis
gemina fusca, ‚pedibus pallentibus, [ Longit. Iin. 6. 46
In deserti caspici australibus ſrequentissimus et pass im
in reliquis magnae Tatariae desertis. ’ BR
Des er. Magnitudo paulo infra ‚praecedenten; 5 N
culus, cinereo- -exalbidus. Caput harba, et Bee, albida.
3 ikea) erlangt: Thorax supra. stria media ‚gemind:
[vitta] Tuscescente et incisurae abdominis fuscidiores.
Pedes toti pallentes, cano-holosericei, albido subpilosi;
femora, Ankice Iinea Meß longifngipab.,, „Alae BEER
Halteres Ball nen 5 longo ense acumi-,
natum. 8
5 Die Farbe bei dem 7 deo e 0 tak ins gelbliche ziehend.
Die doppelte mittlere Rückenſchildsſtrieme an jeder Seite gleich:
ſam zu einem Knoten erweitert, mitten der Länge nach durch 2
eine etwas breitere und zu jeder Seite noch einmal durch eine
ſchmaͤlere lichtere Linie gerheilt, welches beſonders ſchraͤg 1
hinten betrachtet ins Auge fallt. Neben den Striemen erſchei⸗
nen in gewiſſer Richtung noch Flecke, ſo wie auch der Hinterleib
in gewiſſen Richtungen mit dunkleren und tere Stellen 14 0
gewuͤrfelt erſcheint.
0 Art ſehr ahnlich iſt: n a ch
Asilus eulicifor mis Pall. en
A. incanus, mystace albo, abdomine subulato, fusco-
annulato [ fasciato ]. [Longit. lin. 64 f n
Observata in Taurica Chersoneso. ;
Des er. Magnitudo inter asil. pallentem et Culicem '
maiorem. Antennae setaceac. Frons cum mystace alba
[barba alba] Thorax et abdomen albido-cinerea, u
Color varians pro direclione Jucis. Abdomen teres gracil- ,
.
as ve — ö
limum, foreipe exili Wemiksee segmenta supra fusco
variantia, caesio marginata 3 latere ane biseta. Alae
hyalinae. Pedes subtestacei, cano ee setosi, prae-
AR tarsis.
Die ganze obere Flaͤche dieſer neben Art wechſelt in ver:
dolelkuen Richtungen gegen das Licht gehalten mit dunkleren
und lichteren Stellen; auch am Ruͤckenſchilde erſcheinen außer
den beiden dicht zuſammeuliegenden ſchwaͤrzlichbraunen Strie—
men noch einige ſolche Flecke, die unterbrochene Seitenſtriemen
bilden. Auf dem Hinterleibe bilden die Flecke laͤngliche Wuͤrfel,
die in gewiſſer Richtung eine dreifache Längsreihe machen, in
andrer Richtung verſchwinden; auch die brauneren Einſchnitte
zeigen ſich nicht einmal in jeder Richtung.
Dasyp. ogon pyrrhomus mihi. . fulvulus Pall.
Nudiusculus fulvo-griseus, „abdomine longissimo gracili
eylindri ico, subtus fusco- bifasciato [yittato]. [Longit.
lin. 12. ]
? ? Asilus algirus Cyrill. Neap. Ab. 10. 2 4.
-
In desertis campis ad Irtin et in transbaicalensibus fre-
quens. \
Dieser. Habitus a praecedentibus alienus, ſere ich-
neumoneus. Longitudo saepe pollicaris, minorum lin. 7.
Caput proportione minusculum Frons fulvo-aurea mystace
utpote caprona occupata, cum barba capitis et pectoris
fulvo -ferruginescente. Thorax antice et maxime postice
falvospilosissimus grisco -testaceus.dorso fuscescente-qua-
drifasciatus, callo anterius utrinque rufescente. Abdomen
rectum, longissimum, gracile, vix adtenuatum, semicylindra-
ceum fulvo-testaceum, subtus utrinque fasciola longitudi-
nali caesio - fuscescente in paueis interrupta. Pedes ful-
vescentes magni robusti, postici praesertim maximi, om-
nes setulis crebris hispidati; ſemora omnium supra striga
Zool. Mag. Bd. 1 St. 2. 3
ze
fusca, „ad, geniculos non perducta. Alac hyalinae „ basi
praesertim venis lutescentes. Halteres pallidi.
Die Farbenbeſtimmung bei dieſer Art iſt, wie man leicht be⸗
merkt, ſehr ſchwankend und die Aenderungen im Manuſcripte
beweiſen noch mehr, wie der Verfaſſer daruͤber nicht recht einig
mit ſich werden konnte. Die Hauptfarbe aller Theile iſt ein
ſtark mit Gelb gemiſchtes Roth, ſo wie die dunkelſten Stellen
der Oberflache an manchen Stuͤcken des Gummigutt. Am rein⸗
ſten und ganz gleich iſt dieſe Farbe am Hinterleibe an den
Schulterſchwielen und Beinen, an den Bruſtſeiten zieht ſie
mehr ins graugelbe am Ruͤckenſchilde und den Huͤftgliedern
mehr ins gelblichgraue. Goldgelblich (Tulxulus) kann fie nir⸗
gends genannt werden. Knebelbart und Bart ſind mehr weni⸗
ger lichtgelblich, zuweilen. faſt flachsgrau. Fuͤhler gelbroͤthlich.
Die ſchwaͤrzlichen Striemen unten am Nüede liegen nicht
etwa am Bauche ſelbſt, ſondern wie Saͤume an den Seiten⸗
raͤndern der Ruͤckenabſchnitte, welche ſich im trocknen Zuſtande
ſtark nach unten umgebogen haben.
Dasypog on p unctatus 2 N. Dasyp.. Diadema 7.
Asilus Aethiops Pall. .
In australioribus totius Tatariae magnae, a Tanni usque
ad Irtin, acstate frequens, nee in Tauria deest.
Dasypogon teutonus M. Asil. t. Pall.
Ad Tanain 15 m olgam in austr alibus passim lectus.
‚Das ypogon vari egatus 12202 Asilus variegat. Pali
Nudiusculus niger, abdominis ineisuris margine rufis,
utroque latere albo maculatis [ Longit: lin. 53 — 67].
In Sibiriae campestribus, deserto tatarico et ad Ta-
nain observatus.
Descr. Magnitudo dt forma A. oclandiei, sed abdo-
mine minus gracili. Caput subhirsutum, albidum, antennis
nigris. Thora pilis spareus cano-argentatus, a dorso fus-
mn 35 — -
eescente bifaseiatus, antice maculis seu eallis 2 rufis. Squa-
mula alba vix pilosa j pro scutello. Abdomen eylindraceum,
rectum, incisuris praeter thoraci proximam, margine, ex-
tremis tribus fere totis rufo-testaceis, intermediis rd
albo argentatis. Alae lutescente=venosae.
Das Untergeſicht iſt ſchneeweiß ſchimmernd, der PRATER
weißlich. Ruͤckenſchild ziemlich tief und nicht glänzend ſchwarz,
in der Mitte eine wenig merkliche weißliche Laͤngslinie; hinter \
-
den gelbrothen Schulterbeulen beginnt je eine graugelbe bis
zum Hinterrande uͤber der Fluͤgelwurzel hinlaufende Strieme.
Das Schildchen klein, von einem dichten Filze weiß. "Hinter:
leib glänzend ſchwarz mit eitrongelben Binden an den Hinter:
raͤndern der Abſchnitte, die an den trocknen Exemplaren nach
hinten oft ins roͤthliche uͤbergehen und auch am Bauche ſelbſt
ſich fortſetzen, ſo daß ſie hier annuli oder eingula heißen koͤnn⸗
ten. Jeder Abſchnitt hat zwei faſt viekeckige weißſchimmernde
(nicht ſi ſilbern) Flecke, die von Haͤrchen herruͤhren, in gewiſſer
Richtung gar nicht ſichtbar find und zuweilen in der Mitte faſt
zuſammenzufließen ſcheinen. Beine roͤthlichgelb.
.D ioctria o elan dica M. Asilus rufipes Pall. |
II australibus passimm occurrit.
Pallas hat den „Degterſchen Trivialnamen vorgezogen,
ditt aber auch Linné.
—
Di octila gaesid milii. Asil. caes. Pall.
Nuda, caesia, segmentis abdominis ferrugineo margi-
natis, halteribus pedibusque luteis, alis hyalinis.
Asilus niger glaber, ſemoribus halteribusque ferru-
gineis, alis albis Gœoffr. Paris II. 470. g.
Asus cylindricus De Geer IV. 249. tab. 14. fig. 13.
* Schaefler Ratisb. tab. 106. fig. 3.
In campis australibus et praesertim in Taurica Chexso-
%o frequens, varia magnitudine. *
7
Descr. Caput fronte argentea; versus os pilis bre-
vibus concoloribus barbata. Thorax gibbus, caesius, puncto
antice utrinque pallido, a dorso niger, stria caesia, pilis
sparsus. Antennae reliquis longiores nigrae, articulo bascos
crassiore, secundo minuto, terminali longiore Iineari-lan-
ceolato. Abdomen semicylindraceum obtusum, certa luce
nigrum, alio situ vix manifesto tomento caesium, segmen-
tis omnibus supra infraque flavo vel subrufescente margi-
natis. Pedes lutei, tarsis fuseis, quibusdam postiei nigri,
tomento lucidi, geniculis luteis. Wee 1 Alae
hyalinae venis lutescentibus.
Da leider kein Exemplar dieſer Artvorhanden iſt, ſo duͤrfte
ſich uͤber dieſelbe kaum etwas entſcheiden laſſen. Die Citate
helfen nichts, denn Geoffroy redet nur von roſtfarbenen
Schenkeln obenauf mit einer ſchwarzen Strieme, von gelben
Einſchnitten des Hinterleibs hat er nichts. Das Degeerſche
rechnet Latreille (Gen. ins. V. 301) zu Dasypogon tipu-
loides Fb. mit Ausſchluß des von Degeer angeführten Lin:
néiſchen Citats. Das Schaͤfferſche kann auf manche
andre Arten paſſen, zeigt auch in der Abbildung keine Spur
von roſtfarbenen Einſchnitten des Hinterleibes. Die Pall.
Art koͤnnte vielleicht zu Dioetria frontalis, oder zu lineata Fb.
gehören, denn auch dieſe zeigen zuweilen eine feine roſtgelbe
Linie an den Einſchnitten, beſonders bei ſtarker Beugung des
Hinterleibes, und daß dieſe roſtfarbenen Einſchnitte an der
Pall. Art nicht ſehr in die Augen fallen ſcheint das Citiren der
Schaͤfferſchen Figur zu beweiſen, wo man gar nichts du,
von ſieht. 0
Dusypogon punctatiusg M. Asilus anculentus Pall.
An der Identitaͤt iſt der Beſchreibung nach nicht der ger
ringſte Zweifel, auch findet ſich ein gut erhaltenes Stuͤck davon
in Pallas Nachlaſſe; wie er aber in ſeinem Manuſcripte
Schaͤffers Fig. 18. Taf. 8 citiven konnte, iſt unbegreiflich,
wenn man es nicht für Schreibfehler annimmt; denn dieſe Figur
zeigt den Asil, crabroniformis zu deutlich, auch wiederholt er
daſſelbe Citat bei. A. crabroniformis. Geoffroys Fiat ge⸗
Hört, bieher, iſt aber guch deutlich genug B. punet. G.
47
Leptogaster gl mil; ‚Ast 5 Rai
b Nudüs „after, abdomine sübelaräto, Balteribus Pallidis, N
alis semifuscis, Auszeit lin. 43 f. 740 W
In campis australibus Tariorr ae Nonne
D eser. Nudus etiam capite, ut vix pili aliqnot adsint
3 supra os et alas. Thorax caesius „ certo situ niger. Abdo-
men segmentis prior ibus teuuissimum, extremo sube Javatuıh,
ö segmentis omnibus mar gine caesiis. Pedes pallide lutes ten-
tes, annulo femorum, tibiarum tar sorümque extrenib füs-
dad, Postici multo longiores. Soleolae hu Pulvilli] sub fal-
eulis nullae. Alac a basi ad medium fuscescentes, extremo
hyalino. Halteres pallidi. Baer
Den Namen dieſer Art mußten wir aͤndern, weil Fabri⸗
cius ſchon eine Dioctri ia ‚conopsoides, hat. Mit Dioetria
hottentotta iſt fie nicht zu verwechſeln, das Braune der Fluͤgel
erſtreckt ſich weiter gegen die Spitze hin, als bei dieſer, die
übrigens auch Fußballen hat und einen gedrungenern Bau.
Was Pallas caesius (hechtblau) nennt, mochten wir hier
viel lieber licht ſchiefergrau nennen; es iſt beſonders an den
. ſehr bemerkbar, und geht hier faſt in's weißliche
uͤber. An den Beinen ſind auch die aͤußerſten Schenkelſpitzen
braͤunlich ſchwarz. Die Hinterſchenkel find keuleufoͤrmig und
8 dicht über der ſchwarzen Spitze liegt der Ring. 5
’
N
*
Vierte Reinhardii mihi, Asil. ichneumonens Poll
Aus der Krim. Dieſe Art kommt in Holſtein nicht ſelten
Pi und iſt vorlängft unter obigem Namen von Meigen als
u neue Art anerkannt.
€
E
* \
Dioctria mac ul ata mihi. Asilus minutus Pall.
Nuda, nigra, maculis thoracis gde 78 abdominis
rufis, Pedibus flavis. f e
Des er. Fere minor A. conopsoide, nec multo maior
culice. Antennae longae et abdomen subelavato -gracilli-
mim istius. Thorax antice et sub alis utringue macula
tedtacea. Scutellum testaceum. Halteres omnesque pedes
flavi. Abdomen nitidum, incisuris supra omnibus margine
testaceis. Alae n „venis versus basin lu-
tescentibus. „
Wir können über, dieſe Art nicht Fee aber Sch aͤf⸗
fers Taf. 17. Fig⸗ 7. ſcheint uns auf keinen Fall hieher zu ge⸗
hoͤren; denn die Einſchnitte des Hinterleibes ſind hier ſchoͤn
gelb und nicht ziegelroth; auch iſt dieſe Art viel groͤßer als die
von Pallas beſchriebene. Der Name minuta koͤnnte auf
keinen Fall bleiben, da er von Fabricius ſchon fur Ane
andre Art gebraucht iſt. f 5
B. Asili apiformes, crassiores, hirsutissimi.
Asi lus erabronifor mis F. Pall.
In omni Rossia sed minori copia gecurrit,
Laphria maroceana F. Asilus you Pal.
In australioribus Rossiae praesertim ad Tanain et in
Taurica Chersoneso observatus. Saepe räbbiffbiteeg
aequat, sed dantur specimina dimidio minora.
Ungeachtet ſich dieſe Art auch noch in Portugal findet, nb
doch wohl der Name maroccanus bleiben. Erax ferox Scop.
welchen P. citirt, gehoͤrt gewiß nicht hieher; denn Scopoli
haͤtte wohl kaum der ſchoͤn gelben Schienen und Fußwurzeln zu
erwaͤhnen vergeſſen, die gerade bei dieſer Art ſo auffallend
ſind. Viel eher paßt ſeine Beſchreibung auf ſehr kleine Exem⸗
plare von Laphria flava. Ob Cyrillo Neapol. tab. 11 fig. 3
die Pallas auch citirt, hieher gehöre, iſt eben ſo zweifelhaft;
P. ſagt davon: figura mala, und das iſt ſchon ein ſchlimmes Zei:
chen. Geoffroy (Paris II. 1 ſcheint eher hieher zu
gehoͤren. l
Lan ria u ng ulat a mihl, ex Asilus ungulatus Pall.
10K aterrima 15 eapitescutellogue c cano lanuginosis, abdo-
mine semicylindrito, obtuso, recto. [ Longit. lin. 9 C.
Iu australioribus Rössiae non infrequens; 1 0
magis quam reliqui „ pectus terrae adprimit.
* K. Magnitndine ad Crabr oniformem accedit.
Frons [hypostoma ] argenteo- alba; mystax albus; barba
infera cana, lanugine rara pone oculos, adscendens. Thorax
valde gibbasus, ‚postice canescens, sed nigris pilis. Ab-
domensemicylindraceum, minuscalum, alis brevius, atr uin,
in mare terminatum for cipe ungulae instar gibba, magna,
pubescente sed nitidè atra. In quibusdam ; abdomen supra
[ et infra ] chalybato vel violaceo nitidum, margine tantum
olosericeo atro. Pedes aterrimi pubescentes, soleolis [pul-
villis] griseis. Alae fusco-lutescentes, lobulo ad basin in-
cisae. Halteres nigri. eit d,
Diieſe ſchoͤne Art iſt ſowohl von Larhais atra als violacea
A birden, beſonders durch den ganz weißen Knebelbart und
Bart, welche beide kein ſchwarzes Haar enthalten; (nur am
Hinterkopfe ſelbſt ſteht ein Kreis ſchwarzen Borſten zwiſchen
dem ſehr weißen Haar) und durch die Fluͤgel, welche ganz gleich
farbig braungelblich find und an denen die beiden Ader-Aeſte
der Gabel an der Spitze ein wenig zuſammenlaufen, dahinge⸗
gen ſie bei jenen beiden ſich von einander ſehr entfernen, ſo daß
der innere Aſt mit der folgenden Laͤngsader zuſammenmuͤndet,
bei ungulata aber weit davon entfernt bleibt. Der Ruͤcken⸗
ſchild iſt ſchwarz und in gewiſſen Richtungen etwas graulich;
der Hinterleib an zwei vorhandenen ®: * glaͤnzend rap
. ung 1 ü
1
Een, ur
Neue Inſecten vom Vorgebirge der guten Song;
beſchrieben vom Herausgeber.
D. Herr Paſtor Heſſe, welcher angetrieben von Liebe zur
Betrachtung der Natur und von Guͤte gegen feine Freunde,
den deutſchen Muſeen manchen ſchoͤnen und willkommenen afri—
caniſchen Beitrag geliefert hat, brachte bei ſeiner Ruͤckkehr in's
Vaterland auch dem Herausgeber — an ihn durch Jugend—
Ffreundſchaft geknuͤpft — eine ſchoͤne Samlung von Inſecten aller
h Ordnungen, die manches Neue enthält „das wir hier nach und
na ach mitzutheilen uns vorſetzen.
Anthrax Hessii miki.
A. nigra, abdomine albo-fasciato ; alis basi punctisque
4 fuscis. Longitudo lin. 6. 2.
Die Fuͤhlerſpitze trägt ein kleines Saurbüſche wie sinuata
Mg. (Meigen erſte Ausgabe Taf. II. Fig. 2.) Der Fluͤ⸗
geladernverlauf iſt wie bei hottentotta 7, (a. a. O. Fig. 12.)
nur daß der aͤußere Aſt der Gabel an der Fluͤgelſpitze, uͤber die
Verbindung mit dem inneren oder Haupt:Afte noch ein wenig
hinaufragt und hier wie abgebrochen endet. Untergeſicht und
Stirn mit gelblichen Haͤrchen, die von laͤngern ſchwarzen bes
deckt ſind. Der oben ziemlich abgeriebene Mittelleib ſcheint
uͤberall ſchwarz behaart geweſen zu ſeyn, mit zwiſchenſtehenden
kuͤrzeren gelblichen Haͤrchen. An der Hinterleibswurzel ſteht
zu jeder Seite ein weißliches Haarbuͤſchel, und alle Abſchnitte
ſcheinen an den Hinterraͤndern ſchneeweiß behaart geweſen zu
ſeyn, ſo daß aber an den vorderen Abſchnitten die dadurch gebilde⸗
ten Binden hoͤchſtwahrſcheinlich mitten unterbrochen waren. Fk:
nen Wals,
7 * 3
pn 8 41 —
N gelwurzel etwas uͤber ein Drittheil und die Randzelle der ganzen
Länge nach ſchwärzlichbraun. Da wo dieſes Braune endet,
liegt dicht hinter einer winkligen Queerader ein ungefaͤrbter
oder vielmehr weißlicher Punct darin. In dem ungefaͤrbten
etwas truͤbglasartigen Theile der Flügel find vier ſchwaͤrzlich⸗
5 braune Puncte oder Flecke, als Einfaſſung von Queeradern;
ſo wie auch, zwiſchen dem inneren Aſte der Gabel und der fol⸗
genden Laͤngsader noch ein kleiner blaſſerer Wiſch. Schwinger
braͤunlich mit gelblichweißem Knopf. ‚Shenkeifnipen und
d en een n 1 5 mihi
A. nigra, rufo-hirta; alis e , apice dilutiore; Lon⸗
we lin. 6. 91 372
Fuͤhler ohne Haarpinſel. Untergeſicht nebſt dem unterſten
Theile der Stirn dicht uͤber den Fuͤhlern fuchsroth, das Uebrige
der Stirn bis an den. Hinterkopf ſchwarz behaart. Mittel- und
Hinterleib überall ſchoͤn fuchsroth behaart, was in gewiſſen
Richtungen ins goldgelbliche zieht. Fluͤgeladern faſt ganz wie
Beelzebul. Fluͤgelfarbe ſchwaͤrzlichbraun, aͤußerſte Spitze un⸗
gefärbt ; auch die vorletzte Zelle des Innenrandes⸗ ſo wie das
Wurzelende dieſes Randes mitten ungefärbt. Schwinger gelb⸗
lich. Beine mit roͤchlichgelbem Filz. 1 f i
FE miht.
B. niger, abdomine serie macularum fulvarum. a
ande lin, 7. 2. N i
SGroͤße und Statur wie punctatus F. Mittelleib ea
mit feinen weißlichen Haͤrchen. Hinterleib tiefſchwarzhaarig;
mitten auf jedem Abſchnitte, vom zweiten an, ein Fleck gold⸗
ſchwarz.
. gelber Haare, der am zweiten und dritten den Hinterrand nicht
erreicht, an den drei folgenden aber zuſammenfließt. Fluͤgel⸗
wurzel nur bis an die erſten Queeradern tiefſchwarz, von da an
waſſerklar. Außenrand der Wurzel ſchwarzborſtig. Beine
— 42 —
Von B. discbideus För. haben wir eine Abaͤnderung vor
uns, die anſtatt des weißen Afters einen goldgelben After
hat, es iſt gleichfalls ein weibliches Stuck, wie das von dis-
coideus in Fabricius Samlung. Ob aber nicht Bom-
bylius analis The, wovon ih deſſen Muſeum nur ein mann:
liches Stuͤck vorhanden iſt, blos als Geſchlechtsverſchiedenheit
zu discoideus gehoͤre, das iſt eine Frage, die wir faſt be⸗
jahen moͤchten; denn daß hier der Mittelleib uberall ſchwarz
behaart iſt, das allein duͤrfte wohl keinen Unterſchied der Art
begruͤnden. Sonſt trifft alles genau uͤberein und die Bauch; ö
feite des Afters hat auch bei discoideus vor dem weißen aller:
dings einige goldgelbe Haare. Unſrer Meinung nach muͤßte
die Art B. discoideus daher eingehen; denn obwohl Fabri⸗
cius nur ſagt: disco nudo atro, Forte detrito (Ent. syst
IV. p. 40g.) fo find wir auch nach unſerm Exemplar der Ab
aͤnderung uͤberzeugt, daß bei voͤllig unbeſchaͤdigten Stuͤcken der
Ruͤckenſchild uͤberall weißbehaart fey, und auch in diefer Ruͤck⸗
ſecht die Artbenennung analis den Vorzug verdiene. ir
ee met m
B. glaucus, sulphureo - hirtus, barba albida, mystace
nigra. Longit. lin. 44 9, *
Fuͤhler ſchwarz; Bart ſchwefelgelblich weiß, Knebelbart
durchaus ſchwarz. Fuͤhlerwurzel ringsum ſchwefelgelb kurz
behaart wie auch die Stirn, aber uͤberall mit laͤngeren ſchwar—
zen Borſten dazwiſchen. Hinterkopf fo wie der ſchimmelgruͤn⸗
lich ſchwarze Mittel- und Hinterleib durchgehends ſchwefelgelb
behaart. Am After einige ſchwarze Borſten. Fluͤgel waſſerklar
mit gelblich braunen Adern. Beine dunkelgemsledergelb, Schen⸗
kelwurzeln ſchwaͤrzlich.
Eristalis taeniops mihi.
E. aencus, tliorace albido vittato, scutello- aurulento,
abdomine flavo alboque aculis fusco - fasciatis. Longitudo
im. 6. C. 2.
e
Fauͤhler braͤunlich, Borſte unbefiedert. Bart weiß. Unter:
geſicht mit drei ſchwarzen Striemen, ſonſt wie die Stirn gelb⸗
lich behaart. Augen kupferroͤthlich mit fuͤnf braunen Binden.
Der Ruͤckenſchild laͤßt durch die gelblichgraue Behaarung fünf
ziemlich breite weißliche Striemen durchſcheinen. Das Schild-
chen iſt gelblich mehr weniger goldartig glaͤnzend. Erſter Hin⸗
terleibsabſchnitt ganz weißlich; nur an jeder Seite eine kleine
gelbliche Stelle. Zweiter Abſchnitt faſt uberall roͤthlichgelb, nur am
Vorder- und Hinterrande, und zwar bei etwas breiter, ſchwaͤrz⸗
licherzfarbig. Dritter bei J faſt ganz gelb, nur am hintern
Rande und einer mitten von dieſem hineingehenden Bucht nicht;
bei L vorn eine gelbe wieder mit weiß wie bereifte Binde, der
etwas größere hintere Theil des Abſchnitts ſchwaͤrzlich metall⸗
gruͤn. Vierter Abſchnitt vorn mit einer weißlichen Binde, die
bei Fein wenig vorwärts conver iſt. Fuͤnfter oder After me⸗
talliſch ſchwaͤrzlich. Am Bauche ſind die drei erſten Abſchnitte
uͤberall gelb, die zwei letzten ſchwaͤrzlich. Fluͤgel waſſerklar,
braunaderig. Schenkel metalliſchſchwarzlichgruͤn mit gelben
Spitzen; Schienen braͤunlich, an der p a weite gelb
emen eben ot .
ain
Helophilus N hun mihi.
e - niger, scutello flavo, An mai 8
aurantiaco, basi anoque nigris. Longitudo lin. 6. 2 £.
Fuͤhler ſchwarz, Borſte unbefiedert. Bart und Untergeſicht
weißhaarig. Stirn und Hinterkopf gelblich behaart, um die
Aeugel ſchwarze Haare. Mittelleib braͤunlichſchwarz ohne
Striemen, kurz gelblichgraubehaart, Bruſtſeiten ein wenig
laͤnger und lichter. Schildchen gelblich metalliſch. Hinterleibs—
wurzel ſchwarz, das ſchwarze bildet ein Dreieck deſſen flache
Spitze mitten auf dem zweiten Abſchnitte endet. Seitenraͤnder
und hintere Hälfte dieſes und der ganze dritte Abſchnitt faſt
pomeranzengelb; in dieſem gelben hat jeder Abſchnitt, nahe am
Hinterrande, eine braune, nach vorn wenig convexe und überall
nicht ſcharf begraͤnzte Binde. Vierter Abſchnitt, bräunlich;
ſchwarz mit gelblichweißem Hinterrande. Die Augen ſtehen
bei dem 3 nicht zuſammen und haben auch keine Binden; Flu
gel waſſerklar, nur in der Mitte ein wenig gelblich. Beine
ſchwarz, Wurzeln der Hinterſchenkel bis auf F pomeranzengelb,
nahe der Einfügung mit einem ſchwarzen Puncte, Schienen
wurzeln gelblich, die hinterſten am wenigſten. Das L unter
ſcheidet ſich blos dadurch, daß am Hinterleibsruͤcken faſt nichts
gelbes iſt, nur der zweite Abſchnitt hat an jeder Seite einen
wenig merklichen laͤnglich dreieckigen gelben Fleck, und wie der
dritte einen ſchmal gelben Hinterrand; auch ſind die Schienen⸗
wurzeln uͤberhaupt viel weniger gelb; ſo wie auch die Mitte
des Bauchs die überall, hingegen bei & nur am erſten Abſchnitte
und am After, ſchwarz iſt. Wir finden auf jeden Fall noͤthig zu
bemerken, daß wir für die Vereinigung der beiden hier befchrie
benen Stuͤcke unſrer Samlung als? &, weiter keine unum⸗
ſtoͤßliche Beweiſe haben, als die vollkommene Aehnlichkeit beider
außer dem angefuͤhrten. In copula ſind ſie nicht gefangen, wer .
nigſtens iſt uns davon nichts bekannt; aber daß ſelbſt bedeutendere
Abweichungen der Zeichnung noch nicht zur Trennung der Arten
berechtigen, iſt aus mehreren Beiſpielen bekannt und, ehe wir die
Zahl der Arten unnoͤthig vermehren, wollen wir lieber die Wei:
fung künftiger Forſcher erwarten. 1
Mus ca chloropyga mihi.
M. violacea, thorace antice albido-micante, ano viri-
danreo, Long. lin. 3 — 32: 4 P. |
0 Dieſe ſchoͤne Fliege iſt von dicker Statur wie E
rudis u. a. Fühler ſchwarz, Borſte deutlich gefiedert; Bart
weiß, Backen licht veilchenblau, Untergeſicht ledergelblich,
beide gelblichweiß ſchillernd; Augeneinfaſſung ſilberweiß. Vor
der Queernath des Ruͤckenſchildes eine weißlich ſchimmernde
ſchmale Queerbinde, von welcher mitten eine breite Strieme
gegen den Kopf hinlaͤuft; an den Schultern geht auch eine Binde
——
— .
f
FFP
N
— 45 —
nach innen, die aber bald abgebrochen endet und außen mit jener
Queerbinde verbunden iſt. Die Schwiele vorn an den Bruſt⸗
feiten weiß. Der dritte und die folgenden Abſchnitte des Hin:
terleibes ſchoͤn gruͤngolden. Fluͤgel waſſerklar, Adern ſchwaͤrz—
lichbraun; ein wenig hinter der Fluͤgelwurzel ein brauner Fleck.
Schuͤppchen groß, weiß; Beine ſchwarz. Bruſt und Bauch
weißbehaart. Ruͤckenſchild, Bruſtſeiten und Seiten wee N
terleibswurzel ſchwarzhaarig. { '
Musca domestica Lin. iſt auch auf dem Cap einheimiſch
geworden. 1 .
Phasia helva mihi.
g Ph. thorace nigro - fasciato, abdomine laete helvo, alis
flavicantibus apice fuscis. Longitudo lin. 6.
Fuͤhlerwurzel gelblichbraun, Endglied und Borſte ſchwarz.
Untergeſicht ſchoͤn goldgelb, welches ſich auch ſchmaͤler werdend
am ganzen innern Augenrande fortſetzt; Stirn ſamtſchwarz.
Muͤckenſchild faſt ſchimmelgrau. Am Vorderrande und hinter
der Queernath eine ſchmale braͤunlichſchwarze Binde. Schild⸗
chen gelb, faſt goldſchimmernd, an der Spitze roͤthlich. Bruſt⸗
[3
feiten und Schultern gelblich. Hinterleib überall lichtgemsle⸗
dergelb, mit kurzen gleichfoͤrmig und nicht dicht ſtehenden ſchwar⸗
zen Borſten. Fluͤgel gelblich, Spitze und ein Theil des In⸗
nenrandes braͤunlich, doch, ſo daß am Innenrande der aͤußerſte
Saum weißlich bleibt. Schwinger und Schuͤppchen gelblich.
Schenkel roͤthlichgelb, an der Wurzel obenauf ſchwarz; Hinter⸗
ſchienen und Fußwurzeln auch gelb; Schienen und Fußwurzeln
der beiden vorderen Fußpaare ſchwarz.
Anmerkung. Phasia gebrauchen wir mit La weilte
fur Thereva Fabr. denn letzteren Namen gab Latreille
ſchon 1796 den Fabriciuſſiſchen Bibionen, weil Bibio’
laͤngſt vorher und zuerſt von Geofroy an die Arten der Gat—
tung Tipula vergeben war, die Fabrietus erſt 1798 unter
der Benennung Hirtea abzufondern für gut fand.
|
*
RE
nn nu dnthomyia capensis mihi.
A. viridi-nigra, nitens; alis Umpidissimis, venis co-
riaceo - flavis. Longit. Iin. 3 f.
Dieſe Art zeichnet ſich durch einen Glanz aus, der e if
als bei A. leueostoma. Die Farbe iſt ſehr dunkelgruͤnlichſchwarz,
kaum metalliſch. An Kopf und Beinen minder gruͤnlich. Die
Fluͤgeladern ſind ledergelb; auch die Wimpern der weißen
Schuͤppchen haben etwas von dieſer gelben Farbe. Die Behaa—
rung iſt ſchwarz und duͤnn, ſo daß der Glanz nirgends davon
gehindert wird. Auf der glatten Stirn ſteht je eine Punct⸗
reihe, wo die Borſten eingefügt find,
Anthomyiatempestatum mihi.
A. Dilute schistacea, thorace atro- maculato, maculis
postieis coufluentibus, scutello atro, apice extremo schis-
taceo, abdomine seriatim atro maculato, seriebus zu
confluentibus. Longitudo lin. 25 & 2. f
Dieſes niedliche Thier hat die größte Aehnlichkeit mit M. plu-
vialis F. nur daß bei der Art vom Cap in beiden Geſchlechtern
die Flecke des Hinterleibes gleich deutlich und ſcharf begraͤnzt
und die hinteren drei Flecke des Ruͤckenſchildes bei & ganz zu:
ſammengefloſſen bei v doch weniger weit getrennt find als bei
pluvialis. Das Schildchen iſt in beiden Geſchlechtern nur an
der aͤußerſten Spitze lichtſchiefergrau wie die übrige Grund:
farbe des Koͤrpers. Die Flecke der zwei erſten Hinterleibsab—
ſchnitte hangen an der Grundfläche zufammen. An den Bruſt—
ſeiten und an jeder Seite des Untergeſichts ſteht auch ein ſchwar—
zer Fleck ganz wie bei der europaͤiſchen Art. Uebrigens bemer:
ken wir, daß das: variat punctis abdominis distinetioribus
in Fabricius (Entom. systema. p. 329. No. 71) keine
Abänderung , fondern das weibliche Geſchlecht bezeichne.
Scatophagasoror mihi.
Sc. llavicans „ thorace vittis 4 fuseis, seutelli lateribus
late ſuscis.
r
r
2
Etwas ahnlicheres kann man nicht ſehen, als dieſe Art und
N M. ‚seybalaria F. Größe, Sache, Zeichnung alles ſtimmt faſt
ganz uͤberein; nur ſind die 4 braune Ruͤckenſchildsſtriemen viel
deutlicher und ſchaͤrfer begraͤnzt, auch das Braune der Seiten
des Schildchens viel mehr gegen die gelbe Mitte deſſelben ab⸗
ſtechend und deutlicher geſchieden. Ferner iſt die ſchwaͤrzlich—
braune Einfaſſung der mlttleren Queerader breiter und die der
Fluͤgelſpitze näher liegende längere Queerader hat auch eine ob;
gleich wenig merkliche braͤunliche Einfaſſung. Man möchte ſagen
es ſey dieſelbe Art, nur die Farben durch das heißere Clima mehr
Wbsker
Musca stercorea F. kommt auch am Cap vor, zeigt aber
Pa keine Verſchiedenheit von der europaͤiſchen Ft, und iſt
gewiß dort mit Schiffen eingeführt,
%
pr e mihi.
T. flavicans, punctis nigris, alis limpidis, area costali
flavicante, fusco-maculata. Longitudo lin. 35 stylo anali
incluso 2.‘
Fuͤhler gelblich; Untergeſicht ER ſchimmernd, Stirn
gelb. Ruͤckenſchild ſchimmelgrau. Hinter den Schultern vor
dem Schildchen und an der Spitze des gelblichen Schildchens
je zwei ſchwarze Puncte. An den gelblichen Bruſtſeiten dicht
vor der Fluͤgelwurzel noch ein ſchwarzer von oben her nicht ſicht—
barer Punct. Hinterruͤcken ſchwarz. Hinterleib gelblich mit
zwei oder vier ſchwarzen Puncten. Hinterleibsgriffel roͤthlich⸗
gelb mit ſchwarzem Endrande. Fluͤgel waſſerklar, in dem gelben
Randfelde fünf ſchwärzlichbraune Flecke oder Puncte. Rand
der Fluͤgelſpitze vom Ende der zweiten bis zur vierten Laͤngsader
ſchwaͤrzlichbraun. Beine roͤthlichgelb.
Tephritis Hessii mili.
I. grisea, pedibus tostaceo-ſlavis, alis Mago-nigrig, hy-
alino - fasciatis et guttatis. Longitudo lin. 24 C.
*
* = V.
\
— 48 — 5
Fiuͤhler und Müffel gelblich. Stirn etwas mehr roͤthlich.
Grundfarbe des Körpers ein reines Grau, das von der weiß⸗
lichen Behaarung mehr greis erſcheint. Fluͤgelwurzel an der
Einlenkung gelblich. Dann folgen am Außenrande in dem
braͤunlichſchwarzen Grunde zwei viereckige ungefaͤrbte Flecke, wo⸗
von der zweite groͤßer iſt, dicht unter dieſen Flecken ein noch
groͤßerer. Gerade an der Mitte des Außenrandes liegt ein un:
gefaͤrbter faſt bis zur dritten Laͤngsader (die Rippe costa alas
fuͤr die erſte gezaͤhlt) hinreichend. Dicht neben dieſem ein
kleiner nicht bis zur zweiten Längsader reichend; dicht un⸗
ter dem Ende der zweiten Laͤngsader ein noch kleinerer; die
Fluͤgelſpitze nimmt gerade zwiſchen der 3 und 4 Ader ein laͤng⸗
lichrunder Fleck ein, zwiſchen dieſem und jenem kleineren liegt
noch ein kleiner faſt dreieckiger Fleck. Vom Innenrande gehen
vier farbloſe Binden queer hinein: die erſte der Spitze nahe
reicht bis uͤber die vierte Laͤngsader; die zweite etwas breitere
läuft parallel und dicht vor der gewoͤhnlichen Queerader: die
dritte ſchmalſte und kuͤrzeſte geht vom Innenrande nur bis eben
über die fünfte Ader dicht hinter jener Queerader hinauf und
hat uͤber ſich einen Punct; die vierte laͤngſte und breiteſte erſtreckt
ſich gerade in der Fluͤgelmitte bis zur vierten Laͤngsader. Dicht
vor der mittleren Queerader liegt noch ein farbloſer Fleck oder
Tropfen und vor dieſem ein folder Punct; hinter dieſer Queer—
ader ein noch kleinerer Punct. Der der Wurzel naͤchſte Theil
des Innenrandes, bis nahe an die vierte Binde, iſt auch farblos.
5 7
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" Eiitomalspifäe: Bere bei Seger der Ab⸗
handlungen über amerikaniſche Inſerten i in den Recueils
2 d'obs. de Zool. etc. — Vom Grafen von
. Hoffmannsegg.
Di zweite Abtheilung von Inſectenbeſchreibungen fängt S.
294. an, und begreift die Numern XI und XII. der zoologiſchen
Aufſaͤtze. No. XI. enthaͤlt eiue Abhandlung über die eigentli⸗
chen Bienen uͤberhaupt, und uͤber diejenigen Arten der ihnen
verwandten Gattungen Melipona und Trigona des Verf., wel⸗
che in Suͤdamerika zu Hauſe ſind. Es iſt zwar ſehr unerwartet
dieſe Arbeit in einem Werke anzutreffen, auf welches ſie nicht
den mindeſten unmittelbaren Bezug hat, und den mittelbaren
koͤnnte man etwas weit hergeholt finden. Indeſſen fühlt dies
der Verfaſſer ſelbſt, rechtfertigt ſich darüber in einer Anmer—
kung ziemlich befriedigend, und endlich muß ja das Gute uͤber⸗
all wo es uns angeboten wird, willkommen ſeyn.
Es gehoͤrt nicht in unſern gegenwartigen Plan die hier feſt⸗
geſetzten Gattungen ſelbſt zu beurtheilen. Aber die Behandlung
dieſes Gegenſtandes giebt uns Gelegenheit zu einigen Bemer—
kungen in Zuſammenhange mit denen, welche bereits oben bei
2 vorgekommen ſind.
Die Kennzeichen ſind hier ſowohl für die Abtheilungen als
dür die Gattungen ſelbſt faſt einzig und allein von den Mund—
theilen hergenommen, obgleich, welches ſchon nicht gut iſt,
nicht immer von denſelben. Selten kommt die Erwaͤhnung an—
Zool. Mag. Bd. 1 St. 2, 1 5
*
* eee S. 36. des erſten Stuͤcks abgebrochenen Aufſatzes.)
— 90 —
derer Karaktere, der Fuͤhler, der Beine, des Leibes oder der
Fluͤgelzellen hinzu. Wir wollen übergehen daß viele der geges
benen Merkmale dadurch ſehr ſchwankend werden, daß es oft von
ihnen heißt, fie faͤnden ſich ge woͤhnlich, oder größten:
theils, oder faſt, auch wohl ſie ſeyn ent weder ſo oder
ſo, Bedingungen, die bei Gattungskennzeichen billig hoͤchſt
ſelten oder vielleicht vielmehr nie eintreten ſollten. Auch dar⸗
über wollen wir nichts ſagen, daß es ſehr oft darauf ankommt,
ob ein ſolcher Theil etwas länger oder etwas kurzer,
etwas breiter oder etwas ſchmaͤler als ein anderer
Mebentheil ſey, ob er dieſe oder jene Biegung habe. Denn
wir halten zwar dieſe Beſtimmungsgruͤnde fuͤr die gewoͤhnli
unſicherſten und unbefriedigendſten die es nur geben kann, weil
bei ihnen die Ungewißheiten und Uebergaͤnge den Beobachter
zu quälen und irre zu leiten gar nicht aufhören. Aber dies iſt
noch wenig. Wir wollen annehmen, alle dieſe Kennzeichen
waͤren aufs ſchaͤrfſte und unzweideutigſte ausgedruckt, auch ſogar
die Natur bliebe ſich in dieſen Bildungen allezeit auf das Streng⸗
ſte getreu; denn vortheilhafter ließe ſich wohl fuͤr ein ſolches
Syſtem nichts denken. Nun werfen wir aber die Frage auf:
haben die ſo verfahrende Syſtematiker wohl alle die Inſecten⸗
Arten, welche ſie in ihren Samlungen, Schriften und Aus⸗
ſpruͤchen fuͤr zu dieſer oder jener der feſtgeſetzten Gattungen ge⸗
hoͤrig ausgeben, nach den von ihnen angegebenen Karakteren
unterſucht? Haben ſie wohl die Mundtheile aller Arten von
Ichneumon, Tenthredo, (und in anderen Ordnungen von Cur-
culio, Harpalus, Musca etc.) die ſich in jeder derſelben auf
Hunderte belaufen, und doch von ihnen eingeordnet wurden,
nachgeſehen? Wenn ſie aufrichtig ſind, werden ſie uns wohl
antworten muͤſſen, daß dies nicht bei dem Zehntel davon ge:
ſchehen iſt. Wir find davon fo überzeugt, daß wir es, ohne
Widerſpruch zu beſorgen, als einen unbeſtrittenen und unbeſtreit⸗
baren Satz annehmen. Wir fragen weiter: wie haben fie es
denn nun angefangen, um die uͤbrigen neun Zehntel zu den Gattun⸗
—— —— .-
— 51 mn
gen zu bringen? Wenn fie, wie wir erwarten, wieder offen;
herzig ſeyn wollen, ſo werden fie erwiedern: durch den ſoge⸗
nannten Habitus, oder die Uebereinſtimmung aller oder der
meiſten aͤußern oder wenigſtens leicht zu erblickenden (nicht erſt
durch anatomiſche Vorbereitung zu entwickelnden) Theile. Hier
auf werden wir förmlich bezweifeln, daß dieſe ganze, die aͤcht
beſtimmten neunmal uͤberwiegende Anzahl irgend beſtimmt ſey,
weil die Kennzeichen der Gattungen daran nicht gruͤndlich be⸗
waͤhrt worden, und werden keiner von den Benennungen noch
Claſſificationen derſelben den geringſten Glauben beimeſſen, hie⸗
bei auch gar nicht befuͤrchten, daß uns von Seiten irgend eines
unpartheiiſchen Richters darum Unrecht gegeben werde, weil
es gar nichts anders ſeyn kann. Nun werden die Syſtematiker
einwenden, der Habitus, oder Inbegriff der aͤußern Theile,
welcher ſie hiebei geleitet habe, ſtimme nach den Erfahrungen
ſo gewiß mit den verborgenen Theilen uͤberein, daß man ſich
ohne Furcht zu irren, darauf verlaſſen koͤnne, auch wenn man
letztere nicht geſehen habe. Denn es ſey nicht blos von truͤg⸗
lichen, fluͤchtigen Aehnlichkeiten die Rede, fo wie wohl im All-
gemeinen manche Biene einer Hummel, mancher Schmetterling
einer Weſpe ähnlich gefunden werde, fondern von einer genauen
Betrachtung und Vergleichung der Haupttheile, als der Fluͤ⸗
gel, ihrer Zellen, der Fuͤhler, Stirne, Naſe, Kinnbacken,
Nebenaugen, Ruͤckenſchild, Schenkel, Schienen, Fuͤße, und
wie die Theile alle heißen mögen, welche man ohne alle Umſtaͤnde
leicht und ſicher ſehen kann. Deren Zuſammenſtimmung fey
eben ſo untruͤglich als der Bau des inneren Mundes. Gerade
dahin wuͤnſchten wir zu kommen. Denn nun ſtellen wir das
Dilemma auf: entweder dieſe äußeren Theile leiten nicht ſicher,
dann iſt es des ernſten Forſchers unwuͤrdig, ſich durch fie taͤu—
ſchen zu laſſen, und die Unterſuchung des Mundes iſt bei allen
Arten, um fie zu gattiren, ganz unerlaͤßlich; oder dieſe äußeren:
Theile führen ſicher, was bedarf es dann Aub nandern unendlich
. 0 4
ee und zeitraubenden Unterſuchungen um zu der Kennt⸗
niß der Gattungen zu gelangen? Eine gründliche Beantwortung f
dieſes Einwurfes wuͤrde uns augenblicklich entwaffnen; aber
ſie ſcheint uns ſchwer, wo uͤberhaupt irgend moͤglich. Iſt es
wohl conſequent, ja wir moͤgten faſt ſagen, redlich gehandelt,
wenn der Syſtematiker ſeiner Gattung Karaktere vorſetzt, von
denen jeder Gutwillige und Unbefangene denken muß, daß ſie
mit Beſtimmtheit fuͤr alle Arten derſelben gelten ſollen, und kaum
iſt er ſelbſt über die zweite oder dritte hinaus, fo bekuͤmmert
er ſich um dieſelben nicht im Geringſten mehr, verſchweigt aber
dieſes und verfaͤhrt in Allgemeinen nach ganz anderen, weit
leichteren Grundſaͤtzen, die er aber verbirgt oder geringſchaͤtzig
behandelt, waͤhrend ſie doch faſt ſein einziger Leitfaden ſind?
Oder welches Urtheil verdient der Geſetzgeber, der feine uner⸗
traͤglich ſchweren Vorſchriften zwar andern aufbuͤrdet, aber ſelbſt
ſich wohl huͤtet ſie zu befolgen? Kann ein ſolches Verfahren
wohl ihn und ſeine Geſetze empfehlen, kann es wohl eee
guter Ordnung befoͤrdern? x
Soll nun aber jene Beurtheilung aus den äußern Theilen,
welcher wir hier angelegentlich das Wort reden, eine hinrei—
chende Feſtigkeit beſitzen, fo darf es nicht blos auf einen allge-
meinen Eindruck ankommen, den der Gegenſtand auf das Auge
macht, ſondern dieſen muß der Verſtand einzeln rechtfertigen,
und auch die Sprache ausdruͤcken koͤnnen. So lange dies nicht
auf das Beſtimmteſte geſchaͤhe, wuͤrden wir ſelbſt darauf gar
nichts halten. Allein ſo gute Kenner als jene Syſtematiker
gewiß wirklich ſind, moͤgen ſich nur beſtreben dieſes zu bewerk⸗
ſtelligen, und es wird ihnen ſicher gelingen. Darauf alſo
würde zu wuͤnſchen ſeyn, daß fie den größten Theil ihres beharr⸗
lichen Fleißes wendeten, da nur ſie, gruͤndlich dazu vorbereitet,
es erſchoͤpfend zu thun im Stande ſind. Hiemit auch die Kennt⸗
niß der verborgeneren Theile, fo weit es jeder dann, im Ber:
haͤltniß zu ſeiner Muße, treiben kann, zu verbinden, iſt hoͤchſt
intereſſant und ſehr zu empfehlen; es kann ſie auch jeder nur
— bt
einigermaßen rationeller Liebhaber der Naturgeſchichte bis auf
einen gewiſſen Grad nicht entbehren; aber dann hat dieſe ruͤhm⸗
liche Wißbegierde keine Graͤnzen; es werden auch die allerinnerſten
Theile des Leibes davon nicht auszuſchließen ſeyn, und es geſchehen
ſchon Schritte auf das Gebiet der vergleichenden Anatomie.
Man mache es nur nicht zum Weſentlichen der Karakteriſtik der
Gattungen, welche als etwas aͤußerſt Wichtiges, wenn ſie ihre
wahre Bestimmung erreichen ſollen, durchaus in ein gemein:
nuͤtziges Licht geſtellt werden muͤſſen, in welchem ſie mit weni—
ger Muͤhe, geringer Anſtrengung, und unbedeutendem Verluſt
an Zeit von Vielen erkannt werden koͤnnen. Wir wuͤrden dieß
fuͤr einen hoͤchſt entſcheidenden Schritt zum Vortheile der Wiſ—
ſenſchaft anſehen, weil fie blos dadurch populär werden kann,
ſtatt daß jetzt ihre wichtigſten Saͤtze ſich in ein geheimnißvolles
Dunkel zu huͤllen anfangen, ſind auch uͤberzeugt, daß es moͤglich
ſey, weil wir ſelbſt ſchon ſeit langen Jahren unablaͤſſig darauf
geſonnen, wie alle Gattungen durch deutliche, leicht faßliche
Kennzeichen einzupraͤgen, und dies bis jetzt uͤberall, wo wir es
ernſtlich begonnen, gelungen iſt. Der bei weitem groͤßte Theil
der eben nicht geringen Anzahl von Gattungen, welche wir von
Zeit zu Zeit vorgeſchlagen haben, und von den vorzuͤglichſten
Entomologen angenommen worden ſind, iſt blos auf deutliche
aͤußerliche Kennzeichen gegründet, und eine weit groͤßere Men-
ge noch nicht oͤffentlich bekannte, die auf gleiche Gruͤnde ge—
bauet ſind, werden groͤßtentheils, wie wir hoffen, eine gleich
guͤnſtige Aufnahme finden. Der ſchaͤtzbarſte Grad des Genies
kann nicht darin beſtehen, ſehr kuͤnſtliche Eintheilungen zu machen,
ſondern ſolche die am gemeinnuͤtzigſten wirken. Der denkende
Menſch will bei der Betrachtung der Inſecten nicht blos eine
Beluſtigung ſondern auch eine Verſtandesbeſchaͤftigung haben.
Doch fi ind wieder Wenige aufgelegt, dieſe auf fo muͤhvollem Wege
herbeizuführen. Die genaue Unterſuchung der deutlichen du:
ßeren Theile haͤlt hiebei die Mittelſtraße. Sie beſchaͤftigt ohne
1 zu ermuͤden, und ſchreckt nicht ab, da bei derſelben nicht nur
Ba a
alle Stuͤcke unverletzt bleiben, welches bei der Anatomie felten
angeht, ſondern auch das Geſicht, ein zu ſchaͤtzbarer Sinn um
ihn nicht ſehr hoch zu halten, weniger angegriffen wird und ſich
dadurch in einem Tage mehr durchſetzen laß, als bei der ana;
tomiſchen Forſchung in Wochen, indem bei letzterer der Unter:
ſucher deſto weniger von der Stelle kommt, je gewiſſenhafter
er verfaͤhrt. Wenn ſich daher das ganze unzaͤhlbare Heer der
Inſecten feiner Einbildungskraft darſtellt, und er voraus ſi ieht,
keine Art derſelben befriedigend kennen zu ſollen, deren Mund:
theile er nicht geſehen hat, ſo ſinkt ihm der Muth, und er ver⸗
liert alle Luſt erſt anzufangen. Wer ſich hingegen mit den deut⸗
lichen aͤußern Kennzeichen begnuͤgt, kann wohl hoffen, in einem
gehoͤrig langen Leben ſich durch dieſes ganze Heer gluͤcklich durch⸗
zuſchlagen, eine Sache welche bei jener Methode ſchlechterdings
unausführbar iſt.
In der Anmerkung, S. 294 und 295, aͤußert der Ver:
faſſer hoͤchſt menſchenfreundliche Hoffnungen, daß Schriften
wie dieſe ſeinige, auch in den fernen Welttheilen, wohin ſie
unſtreitig gelangen, die Liebe zur Entomologie erwecken wer⸗
den. Wenn er aber meint daß dort die mit Neigung fuͤr dieſes
Fach Begabten, dadurch dazu Luſt bekommen ſollen, wenn ſie
zu allererſt und ehe ſie nur einen Schritt weiter thun koͤnnen,
die Lippen und Lippentaſter unterſuchen muͤſſen, ſo fuͤrchten wir,
ſeine Erwartung wird ſich nicht beſtaͤtigen. Denn ungeachtet
wir der Meinung ſind, daß der leichtere Weg auch fuͤr die ge⸗
uͤbteſten Kenner hinreichend iſt, wenn ſie nicht gerade tief in
die Anatomie eindringen wollen, fo muß er doch begreiflicher⸗
weiſe fuͤr anfangende Liebhaber vorzuͤglich empfehlend ſeyn. Wer
alſo vielmehr ihnen den ebnete und ſicherte, wuͤrde die bezweckte
Abſicht unbezweifelt erreichen. Wir duͤrfen nur wollen, nur von
einigen Schulvorurtheilen uns losreißen, und es wird gelingen.
Die allgemeine Stimme klagt über den Mangel an leicht ver:
ſtaͤndlichen und ficher anwendbaren entomologiſchen Syſtemen.
Die, welche man hat, werden entweder ſchwierig oder unrichtig
— 55 —
befunden. Koͤnnten ſich die Koryphaͤen der Wiſſenſchaft ent:
ſchließen etwas weniger gelehrt zu ſcheinen (denn vielleicht waͤ⸗
ren ſie es dann im Grunde mehr), er ‚würde Men billigen
Ae bald abgeholfen ſeyn.
An keinem Schriftſteller zeigt ſich 106 Nachtfeilige der aus⸗
ſhliehlichen Gruͤndung der Gattungen auf meiſt verborgene
Theile, deutlicher und trauriger als an dem Erfinder dieſer Me⸗
thode ſelbſt, dem guten Fabricius. Eines von beiden,
entweder er konnte nicht eine ſo große Anzahl Arten beſchreiben,
oder er konnte nicht mehrere als er gethan anatomiſch unter:
ſuchen. Doch ſollte beides verbunden werden. Was hat er
gethan? Das einzige was ihm uͤbrig blieb. Von jeder Reihe
die ihm eine Gattung ſchien, eines der auffallendſten Stuͤcke,
oder auch wohl das bereiteſte, unterſucht, noch dazu gewoͤhnlich
ſehr fluͤchtig und unvollſtaͤndig unterſucht, und dann alle uͤbrige
blos nach ſchaͤtzendem Gutduͤnken dazu geordnet. Das einmal
gefaßte Vorurtheil fuͤr die Mundtheile ſetzte nun vermuthlich
in ſeinem Sinne die uͤbrigen Theile viel zu ſehr zuruͤck als daß
er fie gleicher Aufmerkſamkeit haͤtte ‚würdigen ſollen; denn
haͤtte er auch dieſe gehörig betrachtet, fo würde er auf doppel⸗
tem Wege zu gleichem Ziele deſto ſichexer gelanget ſeyn. Aber
er lernte ſie eben nie kennen, weil er ſie geringſchaͤtzte, und daher
kam es, daß, da er die uͤbrigen Arten doch nicht anatomiſch
unterſuchte, die meiſten ſeiner Gattungen zu einer Verſamlung
der ungleichartigſten Thiere wurden, ſo ungleichartig, daß um
dies ſehr bald zu bemerken, bei weitem nicht anatomiſche Un⸗
terſuchungen noͤthig waren, ſondern der einfachſte doch genaue
Blick auf die aͤußeren, ſichtlichen Theile hinreichte. Wenn
er dieſe ſorgfaͤltiger ſtudirt und zu Rath gezogen auf jene aber
einen weniger ausſchießlichen Werth gelegt haͤtte, würde er nicht,
bei ſeinen wirklich großen Talenten, etwas weit Vorzuͤglicheres
| ‘
;
geleiſtet haben? Wir glauben es ganz gewiß. Die Wiffen;
ſchaft ſteht jetzt auf dem gefaͤhrlichem Scheidewege, entweder
ſich in unpraktiſche Spitzfindigkeiten zu verlieren, oder eine faß⸗
liche, leicht anwendbare Methode au ergreifen. Möchte doch
das letztere aefchehen!
Aus unſerer Abneigung gegen die anatomiſchen Kennzeichen
wird man vielleicht ſchließen, daß ſich dieſelben durch allzu
viele Schwierigkeiten die wir durch ſie erfuhren perſönlich an
uns verfündigten; daß wir fie tadeln, weil wir ihrer nicht
mächtig find. Dies iſt aber der Fall ganz und gar nicht. Die
allermeiſten der bekannten Gattungen, und noch viele unbe
kannte haben ſich nach und nach in uͤppiger Fülle wirklicher Rn:
tur um uns her verſammelt, und ihre kritiſche Feſtſetzung iſt
uns groͤßtenthails von einem der anerkannt geſchickteſten Ento⸗
mologen, dem verewigten Illiger, vollendet uͤberliefert
worden. Wir kennen ſie alſo ohne Beſchwerlichkeit, genau und
ausfuͤhrlich. Manche haben wir denn auch nach den Regeln
hoͤherer Myſterien zergliedert, aber, wir muͤſſen es geſtehn,
nie ein Reſultat erhalten das uns dieſe Unterſuchungen empfoh⸗
len oder uns veranlaͤßt hätte, die Gattungen auf dieſem Wege
du ſuchen. Wir fanden vielmehr den Bericht eines frühen Ana:
tomen gewöhnlich blos in der einen Art beſtaͤtigt, faſt bei jeder
anderen Nebenart aber mehr oder weniger Abweichung von der
angegebenen Regel, bis ſich dieſelbe je mehr die aͤußere Form
abwich, in Uebergaͤngen verlor, wovon der aͤußerſte mit dem
Urbilde gar nicht mehr ſtimmte. Mehr leiſteten uns freilich
die groͤßern, ſichtlichern Theile auch nicht, aber auch nicht wer
niger, nur mit unendlicher Erſparniß von Bemuͤhung und Zeit.
Letztere beſonders verdient gewiß keine geringe Aufmerkſamkeit.
Denn ſein ganzes Lebtn mit Zerlegung von Inſectenkoͤpfen hin⸗
bringen ware doch in der That nicht viel beſſer als Hirſekoͤrner
durch ein Nadeloͤhr werfen. Indeſſen waren wir ſtets weit
entfernt, den Mundtheilen unſere Aufmerkſamkeit zu verſagen;
nur mußten wir ſie mit einer maͤßigen Vergroͤßerung und in
ihrer beim Tode des Thieres natürlichen Lage gut ſehen koͤnnen.
Daher achteten wir beſonders auf ihr letztes Glied oder ihre H
auffallende Lange. Auch vefze und Lippe lagen zuweilen ma
— 57 —
* 27 x
genug um fie nicht zu uͤbergehen. Nur davon konnten wir
uns nie uͤberzeugen, daß die Mundtheile der Gattungen wer
ſentliche Merkmale ausmachen, am wenigfien daß fie vor
der Zuſammenſtellung der andern ſichtlichern Koͤrpertheile in
dieſer Ruͤckſicht einen Vorzug beſitzen ſollten. Jene Idee
7 Thierklaſſen, z. B. die Saͤugthiere, vorzuͤglich nach dem
Gebiſſe ordnet. Aber welcher Unterſchied! Theils haben im
des Fabkicius, die an ſich ſehr ſinnreich war, auch der
Entomologie die entſchiedenſten Vortheile gebracht hat, iſt
in ihm vielleicht dadurch entſtanden, daß man die groͤßern
Durchſchnitte genommen die Saͤugthiere unvergleichbar groͤßere
und deutlichere Mundtheile als die Inſecten, theils mangelt
es ihnen ſehr an der ungemeinen Mannigfaltigkeit der aͤußeren
Theile die ſich an dieſen finden, und endlich bekommt ja ein Na⸗
turforſcher ſehr ſelten in ſeinem Leben überhaupt fo viele Saͤug⸗
thierarten zu ſehen als manche einzelne Gattung von Inſecten
enthalt. Gabe es in Allem nur einige Hundert Inſecten zu
unterſuchen, ſo wollten wir uns mit Freuden verbindlich ma—
chen alle Gebiſſe ſelbſt aufs Genaueſte zu zergliedern. Aber bei
mehrere mal ſo viel Tauſenden die bereits bekannt und einer
gewiß noch viel mal groͤßeren Anzahl die noch verborgen ſind,
wovon aber täglich einige am entomologiſchen Horizonte her⸗
aufſchwaͤrmen, verbietet es ſich wohl ſehr ſicher von ſelbſt.
Die Arbeit waͤchſt ſchneller als auch die angeſtrengteſten Kraͤfte
ſie foͤrdern koͤnnen, und ſollten wir mit Feſtſetzung ihres Gat—
tungs rechtes auch nur auf der Mehreſten Mundzergliederung
warten, fo würden noch viele Menfchenalter sei im Dun:
keln tappen.
Nach dieſen theoretiſchen Betrachtungen eh wir zu des
Verfaſſers Monographie der Bienen zuruͤck, die Seite 329.
—
Darüber daß er die Arten nicht beſchreibt, ſondern blos das
Memzeichen, Groͤße und Vaterland anzeigt, koͤnnen wir mit
ihm nicht rechten; dieß hieng von ihm ab. Dagegen verdient es
*
We
wohl eine kleine Rüge, daß er die, durch den Mangel von
Beſchreibungen, wie er ſelbſt ſagt, um ſo noͤthigeren Figuren
nicht gleich bei den Arten anfuͤhrt, fondern auf ein Verzeichniß
derſelben verweiſet, das erſt mehrere Seiten ſpaͤter ſteht.
Dieſe Methode Kupfer mit dem Texte zu verbinden iſt eine der
unbequemſten und kann ſchwerlich entſchuldigt werden. Es
gienge noch allenfalls an, wenn nur wenigſtens die Zahlen
der Figuren mit denen der Arten im Texte uͤbereintraͤfen, wel⸗
ches doch unendlich leicht einzurichten war. Aber auch dieß iſt
nicht geſchehen; beide ſind von einander ganz abweichend. Das
Mechaniſche der Bücher: Einrichtungen hat auf den Gebrauch
den größten Einfluß. Ihre Zweckmaͤßigkeit koſtet den Verfaſſer
ſelbſt weniger Muͤhe, oder die welche erforderlich iſt, kommt
doch über ihn allein, einen einzigen Menſchen. Das Beſchwer⸗
liche, Mangelhafte der Einrichtung iſt aber zwar gewöhnlich für _
die Verfaſſer eine Erſparniß von Anſtrengung, gereicht aber
der ganzen Zahl ihrer Leſer, alſo Hunderten, ja Tauſenden,
bis in die entfernteſten Zeiten zum Nachtheil. Auch hier em⸗
pfiehlt daher der edle Trieb nach Gemeinnuͤtzigkeit die moͤglichſte
Sorgfalt. Zu den unerlaͤßlichſten Bequemlichkeiten beim Ge⸗
brauch vorzuͤglich naturhiſtoriſcher Buͤcher gehoͤrt ein gutes Re⸗
giſter, ein fortlaufender Seitencuſtos, und eine gegenſeitige
bequeme Beziehung des Textes und der Kupfer. Der Mangel
aller oder der meiſten dieſer Veranſtaltungen erregt wider
manche der uͤbrigens ſchaͤtzbarſten entomologiſchen Schriften ein
hoͤchſt ſchmerzliches Gefuͤhl.
Eine wiederholte Abbildung der gewoͤhnlichen Biene nach
allen Geſchlechtern und Formen haͤtte man in dieſem Werke wohl
ſchwerlich geſucht. Sie wurde wahrſcheinlich gegeben um die
verwandte Apis ligustica beſſer ins Licht zu ſetzen; und in ſo
fern würde es ſich rechtfertigen. Dann waͤre aber wenigſtens
zu wuͤnſchen geweſen, daß dieſe neueſte Darſtellung ſich genau
an die Natur gehalten haͤtte. Dieß iſt aber leider nicht. Der
Kuͤnſtler hat die Geſtalten nicht einzeln mit Sorgfalt nachge⸗
ahmt, ſondern, wie es ſcheint, gewiſſe abſtrahirte und gleich:
ſam ſtehende Bildungen ziemlich allgemein und willkuͤhrlich wie:
derholt. Das erſte Fußglied an den Hinterbeinen der weibli⸗
chen Apis mellifica, iſt an der Spitze nicht im Geringſten ſo
wie Pl. XIX. ſig. 2. A. B. zeigt, abgerundet, ſondern ſtark
ausgerandet, und geht nach außen oder oben in eine ſtumpfe,
nach innen oder unten in eine ſcharfe Spitze aus; auch iſt das
folgende Glied nebſt dem Nefte des Fußes gar nicht in der
Mitte des erſten, ſondern weit mehr nach innen oder unten ein:
gelenkt. Alles dieß iſt auf der Abbildung völlig anders, und
ungefahr eben fo wie man es, ſowohl in der Natur als auf dem
Bilde, bei dem Maͤnnchen antrifft. Auch die meiſten der uͤbrigen
Bienen⸗Arten ſcheinen gar nicht karakteriſtiſch dargeſtellt. Sie
ſtimmen mit den Beſchreibungen nur unvollkommen, die zwei
Abtheilungen mit gleichfarbigem und anders als das Halsſchild
gefaͤrbtem Ruͤckenſchilde find gar nicht erkennbar, und manche
ſehen genau aus wie eine andere, z. B. Fig. 6. genau wie Fig.
7. welches doch in der Wirklichkeit unmöglich ſeyn kann.
Apis indica, S. 331. No, 4. Pl. XIX. fig. 10. iſt nicht die
Art des Fabricius. Nach diefem Schriftſteller iſt fie aus
Oſtindien von Daldorf mitgebracht, und wir haben ſie von
Daldorf ſelbſt, alſo kann wohl daruͤber kein Zweifel ſeyn.
Auch ſtimmt dieſe mit der Beſchreibung im Fabricius uͤber⸗
ein; die indica des Verfaſſers aber gar nicht. Jene aͤchte
indica glauben wir, nach Beſchreibung, Abbildung und Aus:
maaß, in des Verfaſſers Apis Peronii, S. 332. No. 10. Pl.
XIX. fig. 12. zu erkennen, und ſtehen nicht an, fie zu verei—
nigen. Dem zu Folge muß des Verfaſſers A. Peronii den Nah:
men indica erhalten und ſeine indica einen neuen.
Der großen Reichhaltigkeit dieſes Bienen- Verzeichniſſes
unbeſchadet, vermiſſen wir darin die Apis fulvocincta des De
Geer, Abeille bande -fauve von Olivier in der Encyclor
pedie méthodique, die une Hr. Profeſſor Lichtenſtein
vom Vorgebirge der guten Hoffnung mitgebracht hat. Sie
die zweite gelbröthliche Binde des Hinterleibes ganz fehlet,
und fie dann einfarbig braun wird. Wir halten dieſe Art zu:
*
1 — 60 —
artet ſo ſehr ab, daß bisweilen nicht nur die erſte ſondern auch
gleich für A. cerana Fabr. indem uns aus der Seheſtedt—
Lundſchen Samlung in Kopenhagen eine Biene mitgetheilt
worden iſt, welche bis auf wenige und unbedeutende Abwei—
chungen mit jener uͤbereinkommt. Als Vaterland derſelben
wurde uns Guinea angegeben. Fabricius fuͤhrt zwar
China an; aber dieſer Schriftſteller hat ſich ſo wenig Ruf der
Genauigkeit erworben, daß man, bei der hinzukommenden
großen Aehnlichkeit im Klange beider Wörter nicht auſtehen
darf, die übrigen für Africa uͤbereinſtimmenden Zeugniſſe vor:
walten zu laſſen. Hienach muß alſo das Vaterland berichtigt
werden; der Nahme Cerana aber moͤchte wohl beizubehalten ſeyn.
Sollte etwa des Verf. A. Adansonii S. 332. N. 7. aus Se⸗
negal auch als Abart hieher gehoͤren? Noch koͤnnen wir zu
allen dieſen Arten eine neue hinzufuͤgen: 9
A. semiruſa; nigrofusca, griseo hirta, abdomine ö
glabriusenlo, segmentis duobus anterioribus u-
‚fis reliquis basi tenuiter subalbicantibus.
Sie hat Aehnlichkeit mit A. indica, iſt aber faſt nur halb
roſtrothe Farbe beſchraͤnkt ſich nicht immer ſcharf auf die beiden
erſten Leibringe, ſondern fließt zuweilen auch etwas in die
ſo groß, kaum von der Groͤße der gemeinen Stubenfliege. Die
|
folgenden über. Die ſchmalen weißlichen Qneerſtreifen die ſich
an der Baſis der uͤbrigen Leibringe zeigen, beſtehen aus feinen
Haaren, und man bemerkt vermoͤge dieſer Streifen an den da; 1
mit vollſtaͤndig verſehenen Stücken vier weißliche Queerbiaden,
wovon die erſte unmittelbar an das Roſtroth des zweiten Rin⸗
ges ſich anſchließt. Sie ſind aber nicht ſtets, ſondern manchmal
blos theilweiſe bisweilen auch gar nicht, gegenwaͤrtig. Die
Fluͤgel find hell und ungetruͤbt glasartig; die Borſtenhaare an
der innern Seite des erſten Fußgliedes goldſchimmernd. Das
*
. — 61 —
Vaterland dieſer niedlichen Biene iſt uns leider unbekannt,
aber wahrſcheinlich Oſtindien, denn ſie ruͤhrt von unſerm ver⸗
ſtorbenen Freund Wildeno w her, unter deſſen een
Inſecten die aus jener Erdgegend vorwalteten.
Wir wenden uns nun zu der folgenden Abhandlung übe
Melipona und Trigona, S. 333.
Ueber die Unterſcheidung dieſer beiden Gattungen wen.
uns ſchon oben, bei No. XIX., geaͤußert. So wenig wir im
All gemeinen die Kinnbacken von der Zahl der Theile, welche
auch zuweilen vielleicht ganz allein, als trennende Kennzeichen
der Gattungen dienen koͤnnen, ausſchließen wollen, ſo halten
wir ſie doch in gegenwaͤrtigem Falle dazu fuͤr nicht geſchickt,
weil bei der faſt völligen Uebereinſtimmung aller übrigen Theile,
auch ſie nicht zwei abgeſchnittene Formen darbieten, ſondern
eine derſelben in die andere ganz allmaͤhlig uͤbergeht, auch die
Trennung, bei der geringen und leicht zu uͤberſehenden Anzahl
der Arten von keinem ſonderlichen Nutzen waͤre. Der Nutzen
aber (wieder die oft erwaͤhnte Gemeinnuͤtzigkeit), iſt bei Feſt⸗
ſetzung der Gattungen ein ungemein wichtiger Entfcheidungs;
grund. Wir moͤchten ſagen, daß ſie blos aus Noth geſchaffen
werden muͤſſen. Wäre es möglich alle Inſecten unter dem
Nahmen einer einzigen Gattung bequem zu unterſcheiden, ſo
wuͤrde jede Eintheilung in mehrere fehlerhaft ſeyn. Heut zu
Tage aber ſcheint es einzureißen, daß man neue Gattungen
ohne Noth, mit Vorſatz, blos gleichſam zu feinem Privat—
vergnügen, oder zur Uebung und Darlegung ſeines Scharf
ſinnes, gleichſam aus Uebermuth errichtet; eine Verfahrungs—
art die wir nicht billigen koͤnnen. Wer mit jenen Geſinnungen
irgend eine auch nur etwas zahlreiche Gattung anatomiſch zu
unterſuchen anfaͤngt, dem kann es nie fehlen, ſolche Unter:
ſchiede als die welche man für hinreichende, ja dringende Kenn—
zeichen einer Eintheilung anzuſehen anfängt, in Menge aufzu:
ſinden. Auch iſt dieſes gar nicht etwa ſchwer. Es bedarf nur
. Aufopferung von Zeit und mehrerer zu zerſtoͤrender
64
Stücke, nebſt dem Apparat einer beträchtlichen Vergrößerung.
Oft ſind es Anfaͤnger welche zuerſt darauf verfallen 5 um ſo
bald als moͤglich in der Wiſſenſchaft etwas bedeutendes zu
leiſten. Die Erſcheinung iſt dann immer erfreulich, weil ſie
Liebe zur Sache, und Itets einen gewiſſen Grad von naturhi—
ſtoriſcher Gabe verraͤth, auf die man fuͤr die Zukunft ſchoͤne
Hoffnungen gründen kann. Oft find es auch ſolche die kein an:
deres Mittel erblicken ihre Perſonen bemerklich zu machen; und
dann kann man auch deſto ſicherer auf die Unbrauchbarkeit ihrer
Arbeiten ſchließen. Aber die Erſten in ihrem Fache beduͤrfen
ſolches Flitter-Beſtrebens nicht mehr um ihren Ruhm zu befe⸗
ſtigen, da er durch ihren entſchiedenen Werth bereits feſt genug
gegruͤndet iſt. Dieſe alſo vorzuͤglich mögen darum doch deſto
behutſamer und ſpaͤrlicher zu Werke gehen, da ihre en
von Gewicht ſind, und nicht ohne Folgen bleiben. ö
Indem wir nun zu den beſchriebenen Arten uͤbergehen, i
es uns angenehm uͤber manche derſelben mit der größten Sicher⸗
heit urtheilen zu koͤnnen, weil wir ſie dem Verfaſſer, Te er
es auch anfuͤhrt, ſelbſt mitgetheilt haben. ?
4 d No. ı. Pi: Ai
| _ Melipona favosa. S. 333. PL XX e 1
Apis favosa Fabr.
Be bei dieſer muͤſſen wir uns e daß das Citat
aus Ill. Mag. 5. Bd. S. 157. beigeſetzt iſt, da der Verf.
uns S. 335. ausdruͤcklich belehrt, daß dieſe Illigeriſche
Art nicht favosa, ene. eine andere ſeyÿ. Es muß ja alſo
wegfallen.
No. 2. Lu - |
Melipona scutellaris. S. 334. Pl. XX. ſig. 2.
Dieſe hielten wir ſtets fuͤr favosa. Allein nach Fabri
cius iſt favosa aus Cayenne. Der Verfaſſer hatte ſolche vor
Augen. Er fand die unſrige verſchieden, und das Urtheil
— 63 —
eines ſolchen Kenners iſt entſcheidend. Wir ſtimmen demſelben
ohne Widerrede bei, nehmen die Beſtimmung unſerer favosa
überall zuruͤck, und nennen fie mit ihm scutellaris. Denn nie
wird man uns in anerkannten Irrthuͤmern be harrend, nie der
i Be en widerſtrebend finden.
er No. 5.
0 Melipona,postica S. 382. Pl. XX. ſig. 4.
Mit Recht bemerkt der Verfaſſer daß dieſe Art den Ueber
gang von Melipona zu ſeiner Gattung Trigona macht, und
zwar iſt derſelbe fo unmerklich und ſanft, daß er allein ſollte
x hingereicht haben ihn von der generiſchen Trennung der fol—
genden abzuſchrecken. Ein nicht gutes Anzeichen iſt es ſchon,
daß er ungeachtet das Thier in ſeinen Haͤnden war, ſich von den
Merkmalen nicht genau uͤberzeugen konnte. Er ſagt, die
4 Kinnbacken Hätten ihm nicht merklich gezahnt geſchienen.
Er blieb alſo ungewiß; doch ſicher nicht ſo ſehr über die Form, die
55 er wohl deutlich genug zu fehen vermochte, als über das Re⸗
ſultat/ welches nun dieſe Form bei der zum Verkennen großen
uetereinſtimmung der ganzen uͤbrigen Geſtalt mit den meiſten
2 feiner Trigonen, geben follte. In der That find die Kinn;
backen der M. postiea ſogar weniger beſtimmt gezahnt als die von
5 NM. scutellaris (und folglich wohl auch von M. favosa ), die
drei ganz deutliche wiewohl ſtumpfe Zahnungen zeigen. Aber
% ame Form iſt durch zahlreiche feine Querfurchen am Innen
rande bereits vorgezeichnet, und zwiſchen dieſen iſt der Rand
4 ſelbſt eben ſo oft ein wenig eingekerbt. Bei andern wird dann
nun dieſe Einkerbung tiefer und es entſtehen wirkliche ſpitze
se, welches wieder ganz anders als in den beiden andern
Fallen ausſieht. Moͤchte und muͤßte man deshalb aus M. po-
stica, wozu noch andere gehören die der Verfaſſer noch nicht
kennt, mit gleichem Rechte wieder eine andere Gattung machen?
— ſey ein ſolches Verfahren! Es geht hier genau wieder wie
bben bei Centrie surinamensis. * Natur N M. pöstica
‘
7
*
65
x
1 2
unwiderſtehlich mit einem halben Duzend Geſiheten in einen
Geſichtspunct, aber die Kunſt will ſie davon losreißen, und ge⸗
waltſam anderswohin bringen. Will man aber die Abtheilung
fo machen, daß M. scutellaris und favosa, die wirklich, doch
blos auf einen fluͤchtigen Blick, etwas anders ausſehen, ge
trennt werden, fo hat man für dieſe gar keine weder kuͤnſt—
liche noch ernſtlich natuͤrliche Kennzeichen. Bei dem Zufam:
menfaſſen aller hingegen unter Melipona fann ſich gewiß Wa!
Auge als Verſtand hinlänglich beruhigen. 1
Da ſeit Juͤrine's ſinnreichem Syſtem der Verlauf der
Fluͤgeladern bei dieſer Ordnung eine ſehr wichtige Rolle ſpielt,
ſo iſt zu bedauren, daß derſelbe bei dieſer Art durchaus unrichtig
vorgeſtellt iſt. Faſt alle Berhältniffe und Biegungen der Adern
find falſch, das fo große Fluͤgelmal ſucht man, wiewohl an einer
doppelten Vergrößerung vergebens, und es fehlt genau das
Einzige, wodurch man, wenn es dienlich ſchiene, Trigona un⸗
terſcheiden koͤnnte, daß nehmlich die Ader auf der die Submar⸗
ginalzellen ſtehen nicht ganz gerade laͤuft, ſondern eine merk⸗
liche Kniebiegung hinterwaͤrts macht. Auf dem Kupfer aber iſt
jene Ader bei dieſer und allen folgenden Trigonen des Verfaſſers
eben fo geradelaufend abgebildet wie bei M. favosa und scu-
tellaris, ein fo großer Fehler, daß feine Anzeige nicht unter-
bleiben durfte.
Jetzt folgt die Gattung Trigona des Verfaſſers, die wir,
wie geſagt, ohne Ausnahme zu Melipona zu rechnen fortfahren,
und dieſes daher bei jeder einzelnen Art nicht wiederholen
wollen. a
1. Trigona rufierus.. S. 338. Pl. X. fig. 5. .
Trigona rufierus Jurini.
Melipona citriperda Illig.
Centris spinipes Fabr. f
So nachgiebig wir uns auch ſtets, wie ſelbſt lin mehreren
Stellen dieſer Blaͤtter, in williger Annahme fremder Benen⸗
k.
*
—
—
2
nungen gezeigt haben, ſo muͤſſen wir doch diesmal der unſrigen
angelegentlich das Wort reden. Oft iſt die Streitfrage uͤber
einen Nahmen nicht fuͤglich anders als nach der Jahrzahl des
e zu ſchlichten, in welchem er zuerſt vorkommt. Aber
) nicht felten iſt dieſe Jahrzahl gleich; die Verfaſſer ſchrieben ohne
4 von einander zu willen. Dann iſt eine ſchiedsrichterliche oder
4 nachgiebige Vereinigung das einzige Auskunftmittel. Jurine
hat ein Jahr ſpaͤter geſchrieben als Illiger dieſe Melipona
eitriperda oͤffentlich nannte; - fo. auch der Verfaſſer fein Sy⸗
ſtem. Alſo koͤnnte wohl gegen beide das Magazin ſein Recht
geltend machen. Welche Jahrzahl jedoch die Annales ete.
ern iſt uns unbekannt. Wie es ſich aber auch hiemit ver:
haͤlt, ſo iſt aus einem andern Grunde zu wuͤnſchen, daß unſer
Nahme eibehalten werde, nehmlich weil er bezeichnend iſt,
4
5
‘a
1
x
N
7
N
A
„und ein naturgefchichtliches Factum enthält. ı Sie wurde des⸗
wegen citriperda genannt, weil unfer aufmerkſamer Freund
Gomes in Bahia uns berichtete, daß dieſes Inſect, feiner
Kleinheit ungeachtet, auf den Orangenbaͤumen dadurch viel Scha⸗
den anrichtet, daß es deren Bluͤthen beim Beſuchen derſelben
zerſtoͤrt. Solche Nahmen, wie dieſer gluͤcklich gegeben werden
be gehoͤren unſtreitig zu den beſten. Doch wuͤrde dieſes
für uns ſelbſt nicht ein hinreichender Grund ſeyn ihn vorzuziehen,
wenn ein entſchieden aͤlterer und tadelloſer dargethan ware,
Dieſer Fall ſcheint aber nicht einzutreten. Er wuͤrde ſich ge—
wiſſermaaßen ereignen, wenn es wirklich Centris spinipes
Fabr. ware, die als Apis spinipes bereits 13 Jahre früher bes
ſchrieben iſt. Dann aber wuͤrden wir auch dieſen ohne alle
Eigenliebe oder Partheilichkeit um deswillen verwerfen, weil
4 er ſich falſch befaͤnde. Die Hinterſchienen dieſer Art ſollen
ſcharf ge ſaͤgt (und warſcheinlich dadurch einigermaaßen
do enig) ſeyn. So find fie aber bei Melipona citriperda
gar nicht, ſondern völlig ganzrandig, nur mit langen Haaren
gefranzt, und außer den gewöhnlichen Schiendornen hat kein
Boch Mag. Bd, 1. St. 2. io
I
— 66 —
Bein irgend einen Theil der zu der Benennung: dornbeinig
berechtigen koͤnnte. Es iſt aber wohl ſehr unwahrſcheinlich daß
damit unſere Art gemeint ſey. Dagegen ſtreitet zuerſt das von
der Oſtkuͤſte von Amerika aͤußerſt weit entlegene Vaterland, und
das in ſeinen Producten gerade mit der neuen Welt am we⸗
nigſten gemein hat; dann eben jene geſaͤgte Schienen, die all⸗
zufehlerhaft gefehen worden ſeyn mußten; endlich die ſpaͤtere
Verſetzung zu Centris, wo bei Fabricius zwar ſehr man⸗
nigfaltige und ungleichartige aber doch kaum ſo abweichende Ge⸗
ſchoͤpfe vorkommen. Die einzige moͤgliche Entſcheidung hieruͤ⸗
ber kann blos aus der ehemaligen Lund Seheſtedtſchen
Samlung geſchoͤpft werden, die jetzt dem koͤniglich daͤniſchen Mu⸗
ſeum zu Kopenhagen einverleibt iſt. Bis dahin nehmen wir
die Nachgiebigkeit unſerer Nachbarn e einmal in Anſpruch⸗
und bleiben bei: We
vr Trigona pallida. e. 39: * * ver *
Trigona Pallida Latr. Genera ete, er .
‚Englossa pallens Fabr.. 406
Dieſe muß vermuthlich einer, die wir mellea nennen, che
aͤhnlich ſeyn. Bei derſelben aber iſt an den Hinterbeinen die
letzte Haͤlfte der Schienen und das erſte Fußglied braun, ein
Umftand, den ein fo genauer Beobachter wie der Verfaſſer
wohl nicht überfehen haben wurde.
Was wir aber noch ſehr bedauren it, daß die Euglossa
pallens Fabr. nur frageweiſe angefuͤhrt wird. Ließ es fi ich denn
an demſelben Orte nicht ausmachen, ob dies Inſeet und das
von Hr. Richard gebrachte daſſelbe ſey? Wo ſoll man ſonſt
Berichtigungen hoffen, wenn ſie nicht einmal in ſo guͤnſtigen
Verhaͤltniſſen geſchehen? Manches ſpricht fuͤr die Vermuthung,
und beſtaͤtigt ſie ſich, ſo wuͤrde es auch zugleich wahrſcheinlicher⸗
daß Melipona citriperda unter Centris vorkommen koͤnnte. 2
3. Trigona Amalthea. S. 339.
*
i
Pr
Trigona Amalthea Jurine. — Latr. Genera etc!
Apis Amalthea Oli. Encyelop. — Fabr. — Coqueb.
Nach allem was fo wohl Olivier in der Encyelopädie
als der Verfaſſer hier von dieſer Art ſagen, mußten wir ſie
für unfere Melipona atratula halten. Blos die alae cyaneae
apice fuscae im Fabricius, ein fo ſchneidender Ausdruck
für die Farbe von Flügeln, die blos gleichfoͤrmig ſchwaͤrzlich
und nur ein wenig ſtahlblau angelaufen find, macht uns zwei⸗
felhaft. Indeſſen weiß man leider ſchon wie gar viele Stellen
in dieſem Autor zu nehmen ſind; alſo moͤchte es doch wohl
4 ſeyn, wie auch der Verfaſſer S. 341. vermuthet.
4. Trigondacompressa. S. 340. Pl. XX. ſig. 7.
Centris eilipes Fabr.? |
5. Trigona angust ula. Ebendaſ.
Melipona angustula (nicht angustata) Zug. Mag.
B. 5. S. 188.
Centris pedicularis Fabr.?
Wir nehmen dieſe beiden Arten zufammen, weil wir com-
pressa und angustula fuͤr einerlei halten. Unſere Gruͤnde ſind
folgende:
Der Verfaſſer meldet compressa von uns erhalten zu ba:
ben, wir kennen aber gar keine dieſes Nahmens, und es iſt
unter demſelben keine in der Samlung: Er kann ſich in ſeiner
Angabe ſchwerlich irren; wir in unſerer noch weniger. "Fünf
in der Samlung befindliche Stuͤcke ſtellen von angustula und
eompressa den vollkommenen Uebergang dar, und belehren
zugleich, daß eigentlich nur angustula die Art, compressa
aber nicht einmal Abart iſt, ſondern blos entſteht wenn das
ganze kleine Inſect, nach erfolgter allgemeiner Traͤnkung in
„ vermuthlich durch die Zeit, mehr oder weniger, end—
. 6 *
— 68 —
lich faſt ganz, ſchwarz wird; denn auch die Fluͤgel ſind urſpruͤng⸗
lich nicht ſchwarz ſondern hell. Wir haben aber dieſe Art noch
nie anders als mit Honig befleckt, oder gleichſam ganz in den:
ſelben getaucht, erhalten, daher auch ihre Fluͤgel eigentlich noch
gar nicht vollſtaͤndig geſehen, doch genug um zu bemerken, daß
ſie der Gattung vollkommen gemaͤß gebildet ſind. Wir beſitzen
ganz helle, gelbbraune, dann dunkelbraune, noch dunklere,
und endlich faſt ganz ſchwarze Exemplare. Erſtere waren von
Honig freier, letztere hingegen immer mehr, die ſchwarzen aber
ganz darinne eingeklebt. Einige, und zwar die ſchwarzen,
ſind etwas groͤßer, beſonders der Hinterleib verhaͤltnißmaͤßig
etwas laͤnger; doch auch dies geht vollkommen uͤber; wer weiß
ob es nicht Geſchlechtsverſchiedenheit iſt. Alles Uebrige ſtimmt
vollſtaͤndig, ſogar daß die Naſe ſowohl an den hellen als dun⸗
keln zuweilen hellgelb iſt, welches im friſchen Zuſtande vielleicht
ſtets Statt findet. Der Text erwaͤhnt es nicht; vielleicht war
es an des Verf. Exemplaren anders. Der Verfaſſer ſagt zwar
bei angustula „ihr Leib ſey ſchmaͤler und verlaͤngerter als bei
den übrigen Arten“, wozu alſo auch feine compressa gehoͤ⸗
ren wuͤrde, von der ſie ſonach in der Geſtalt verſchieden ſeyn
müßte; vergleicht man aber die Beſchreibung dieſer letzte ren,
ſo findet man, daß „dieſe und die folgende (angustula)
von den übrigen durch die Form ꝛc. verſchieden“ find, wodurch
wieder beider Bildung als gleich dargeſtellt wird. Es iſt
ſchwer, wo nicht unmöglich, auf den Grund zu kommen, wenn
ein Schriftſteller von ſich ſelbſt abweicht; doch darf man, wie
uns duͤnkt, in dieſem Falle, durch ſo viele andere Gruͤnde un⸗
terſtuͤtzt, nicht anſtehen, dieſen Widerſpruch für eine kleine
Nachläſſigkeit zu halten. Sogach fällt, unſrer Meinung zu:
folge, compressa ganz weg, blos angustula bleibt; beider
Beſchreibungen werden auf die erklaͤrte Weiſe in Verbindung
gebracht, und die Abbildung blos fuͤr ein durch Honigtraͤnkung
ſchwarz gewordenes Stuͤck angenommen, in deſſen Form man ſich
die urſpruͤngliche Farbe nach der angustula Beſchreibung hinein⸗
I N
denkt. Doch iſt dieſe Form nicht ganz richtig; denn in der
Natur iſt der Kopf nicht ſchmaͤler ſondern breiter als der Hals—
ſchild, und der Hinterleib noch IS ige das Ausmaaß aber
faſt um 3 kleiner.
Ueber beide vom Verfaſſer frageweiſe angezogene Citate aus
f Fabricius wagen wir nicht zu beſtimmen, ſogar nicht zu
muthmaaßen. Will man beide nicht auch fuͤr einerlei annehmen,
fo koͤnnte hoͤchſtens eins richtig ſeyn. Pediculana wird „minu-
tissima, vix pediculo major” genannt. Nun iſt dieſe efels
hafte Vergleichung zwar von Lin ns oft für Inſecten gebraucht
worden, die weit größer find als man darnach vermuthen ſollte;
da aber dieſes Thier wenigſtens zwei bis drei Mal groͤßer iſt
als es verlangt wird, fo darf man doch wohl nicht ſo willkuͤhr—
lich auslegen. Bei cilipes fiele die Schwierigkeit der Größe
weg; allein der Farbe nach müßte dieſe dann etwa die Honig: .
getraͤnkte angustula ſeyn. Alles zuſammengenommen halten
wir ſolche gar zu ungewiſſe Vermuthungen fuͤr voͤllig unfrucht⸗
bar. Beſonders werden ſie dann ſtets ſehr bedenklich, wenn
ſogar die Gattung zuvor durch Muthmaaßung veraͤndert werden
muß. Auch hieruͤber kann blos die uͤberhaupt ſo unendlich lehr⸗
u reiche Lund ⸗Seheſte dtſche Samlung entſcheiden, welche
es wohl verdiente die erſten Entomologen eine betraͤchtlich lange
Zeit ausſchließlich zu beſchaͤftigen. Die ungemeine Gefaͤlligkeit
mit welcher die Direction des koͤnigl. daͤniſchen zoologiſchen Mus
ſeum die Unterſuchung derſelben vergönnt, würde dieſes ſehr er⸗
leichtern, und das Reſultat fuͤr die geſammte Entomologie von
5 der aͤußerſten Wichtigkeit ſeyn, beſonders wenn ein Kuͤnſtler
hinzutraͤte, der ſich durch Abbildungen dort daſſelbe Verdienſt
erwuͤrbe, wie Coquebert in Ruͤckſicht der von Fabrteius aus
Pariſer Samlungen beſchriebenen Arten.
Die Kinnbacken welche der Verfaſſer bei angustula nicht
N genau ſehen konnte, ſind wieder nicht ſo tief gezahnt als bei den
meiſten vorgehenden Arten, ſondern ungefähr wie bei pöstica.
Dem Schnitte des Leibes nach zu urtheilen, mögen auch wohl
na a
vielleicht die feinern Mundtheile von denen der favosa und sen-
tellaris etwas abweichen, und wer weiß ob nicht bald verſucht
werden wird, auch aus dieſer Art eine getrennte Gattung zu
machen, worin wir jedoch im voraus verſichern deſto weniger
einzuſtimmen, als unjere Melipona curtula in den Formen bes
reits genau den Uebergang von den breiten zu den ſchmalen Me:
liponen darſtellt.
Noch muͤſſen wir anzeigen, daß die gegen das Ende vom
Verfaſſer frageweiſe, als vielleicht mit ſeiner pallida uͤberein⸗
ſtimmend, erwaͤhnte diluta 72. nicht mehr beſteht, ſondern mit
Postica, von der fie nicht verſchieden war, vereinigt worden.
Was Melipona pulla aus Sumatra betrifft, fo koͤnnen
wir verſichern, daß ſie auf das Entſchiedenſte zu dieſer Gattung
gehört. Sie hat die etwas verlängerte Geſtalt einer citri-
perda. Ihre Kinnbacken ſind auch nur ſchwach eingekerbt, und
die beiden Fluͤgeladern, von denen eine die zweite Submarginal⸗
zelle bildet, die andere aber die zuruͤcklaufende heißt, ſind ſo
ſchwach ausgedruckt, daß man ſie kaum ahnt; ein Umſtand der
in dieſem Falle das Fluͤgeladerſyſtem, wenn man es eben ſo
wie andere das Mundtheilſyſtem, zu weit ausdehnen, oder
ſich vielmehr dadurch zu eng beſchraͤnken will, in Verlegenheit
bringen muß. Allerdings ſind demnach die Meliponen außer
Amerika auch in Aſi en anzutreffen.
Unerwaͤhnt vom Verfaſſer iſt Melipona atrata geblieben,
Apis atrata Fabr., welches um ſo mehr zu verwundern iſt, da
fie nach letzterem aus der Samlung des Hr. Boſe herruͤhrt.
Wir verdanken ſie unſerm Freunde Hrn, Dr. Klug, und nehmen
ſie auf ſeine Autorität dafür an, ob fie gleich mit der apis
indica, welcher ſie Fabricius ſehr dringend vergleicht, nur
wenig gemein hat, und faſt nur halb ſo groß iſt. Das Uebrige
davon geſagte paßt jedoch gut. Sie dient vollkommen um als
Mittelglied die beiden Geſtalten zu verbinden, welche der Ber:
ſaſſer als Melipona und Trigona zu trennen ſucht.
—
„
Die S. 341. vom Verfaſſer angeführten 6 bis 7 Illi-
gerſchen und ihm unbekannt gebliebenen Arten koͤnnen wir
jetzt mit noch zwei anderen vermehren: M. flaveola N., die Hr.
Hofrath v. Langs dorf bei ſeiner Reiſe um die Welt auf der
braſtlaniſchen Inſel St. Catharina entdeckt, und V. con-
einna, die der Preuſſiſche Kammerherr Baron von Sack aus
Surinam mitgebracht und uns geſchenkt hat. Letztere koͤnnte
vieleicht weit eher als des Verfaſſers compressa in Centris ci-
lipes Fabr. zu ſuchen ſeyn, doch läßt ſich daruber aus dem
Terte des letzteren Schriftſtellers durchaus zu keiner Gewißheit
0 denn wenn er weder durch Gefuͤhl des Habitus noch
ö durch ſyſtematiſche Betrachtung abgehalten wurde, Eleine und
pe ante Meliponen mit den großen und gewaltigen Centrisfor⸗
men in einer Gattung zu vereinigen, ſo kann man von ihm auch
R ſchwerlich erſchoͤpfende Artbeſchreibungen erwarten. Beide er⸗
waͤhnte Arten wuͤrden gun, dem Wie feinen Trigonen zuge⸗
ſellet werden. a 2
»' 3;
„14
Sonach, wenn man, wie wir hun Trigon zu Melipona
rechnet, find von dieſer Gattung überhaupt ſchon gegen 19 Ar—
ten bekannt, wovon unſre Samlung 15 enthält, Unſtreitig
werben die fremden Welttheile, beſonders das tropiſche Ame⸗
rika, ihr faft, ausſchließliches Vaterland, fe kuͤnftig noch an⸗
„ 8
Auf der Sdaſten Seite fünge die . Numer der zoolo⸗
5 1 5 Abhandlungen an, und der Verfaſſer fährt in ſeiner
oben unterbrochenen Beſchreibung gemiſchter Inſecten fort,
Een NN, XXXVIII MM
Seirabache bor nis, S. 344. Pl. XXII. fig. 1.
Daß nach dem oben bei Gelegenheit des 9 re
geen No. XXVIII, Geſagten uns zu Folge auch dieſe Art
ein Geotrupes iſt, bedarf keiner neuen Ausfuhrung.
— 2
A
No. XII. . N
Cala ndr a sericea var. ©. 349. PI. XXII. fig. 4.
Calandra sericea Olio. N
Calandra hemiptera Fabr. O. ‚Ändert ſowohl in 1 Größe
als Farbe ſo außerordentlich ab, daß man fü e oft kaum wieder⸗
erkennt. Wir haben ein ganz ſchwarzes und dabei ſehr famt;
artiges Stuͤck. Denkt man ſich die ſchwarzen Flecke der Fluͤ⸗
geldecken zuſammengefloſſen und nun noch den vordern Raum um
den Ruͤckenſchild herum roth, fo wird an der Calandra sericea
Oliv. wenig fehlen. Bei gegenwaͤrtiger hat der Halsſchild
faſt nichts ſchwarzes mehr. Auch dazu beſitzen wir unter he- _
miptera eine vollkommene Annäherung. Ganz auf gleiche. Weiſe
aͤndert C. 13 punctata ab. Sollte wohl diefe ganze Sericea,
mit allen ihren Abweichungen, etwas anders als wirklich he-
miptera ſeyn? Gewiß, wir argwohnen ſtark dieſe Gleichheit,
und verwundern uns nur, daß der Verfaſſer den Unterſchied der
einen gegen die andere nicht herausgehoben und angezeigt hat.
Dies wuͤrde uns bei dieſer Art das eee een
haben.
No. XIII. 5 b
Cerambyxsucelnetus. S. 250. Pl. XXII. a 4
Es duͤnkt uns ein allgemein, wenn auch ſtillſchweigend, an:
genommener Satz zu ſeyn, daß Abbildungen deren noͤthigſte
auch ſchon fuͤr die meiſten zu koſtbar ſind, ohne Beduͤrfniß nicht
gehaͤuft werden muͤſſen, und daß dieſes Beduͤrfniß nicht beſteht f
ſobald bereits eine oder mehrere Figuren von einem Naturförper
vorhanden find. Wird diefes zugegeben, fo kann man wohl
unmöglich billigen, daß eines der allergemeinſten auslaͤn⸗
diſchen Inſecten, das in den meiſten auch nur mittelmaͤßigen
Samlungen vorhanden iſt, und deſſen Abbildung ſchon in vier
Hauptwerken, in Degeer, Olivier, Drury und Voet vor⸗
kommt, hier zum fuͤnftenmale vorgeſtellt worden. Daß dieſes
Stuͤck ein wenig abandert iſt wohl keine hinlaͤngliche Rechtfer⸗
7 — 79 —
ö tigung; ; denn gerade dieſe Abweichung 1. war durch em bat Worte
—
genau eben ſo deutlich gemacht als durch die ſchoͤnſte Figur.
Wollte man aber alle auch nur weit weſentlichere Varietaͤten
abbilden, ſo würden die Zuruͤſtungen des ohnehin genug er:
ſchwerten Studiums gar keine Schranken finden. Wir glauben
* ſicher in dieſer Bemerkung Dollmetſcher der allgemeinen Stimme
zu ſeyn.
e hr", a No. XIV.
GCassida mut icava. S. 352. Pl. XXII. fig. 8. 9
Nach dem, was oben bei Gelegenheit von No. V. geſagt
worden, iſt dieſes keine Cassida ſondern ein Himatidium. Es
giebt auch ſchon einige ſehr aͤhnliche, wie z. B. H. gibbum n.,
Cassida gibba Fabr. Der Ausſchnitt des Halsſchildes über
dem Kopfe braucht nicht groß zu ſeyn, wenn er nur uͤberhaupt
da iſt, und den Kopf hervorſehen läßt. Eine kurze Uebung
erlaubt hiebei weder Irrthum noch Ungewißheit. Die Art muß
alfo Himatidium multicavum genannt werden.
No. XLV. a
Altica albomarginata. S. 385. Pl. XXII bg. 10.
Daß es Haltica heißen muß, haben wir bereits oben bei
1 Ae eee IV. erwähnt und bewieſen.
em wee de No. XL VI.
DES eruciger. S. 355. Pl. XXII. fig. 11.
(Im Verlaufe des Textes muß abermals Oliv. ete. 6. ſtatt
B gefeßt werden.) 15 9
Eine Reihe von Abaͤnderungen in eee e es
außer allen Zweifel, daß gegenwaͤrtiger Kaͤfer nicht blos mit
dem von dem Verfaſſer erwähnten E. einetus Oliv., ſondern
auch mit Aegithus einctus und marginatus Fabr. nur eine
und dieſelbe Art ausmacht. Unter den unſerigen laſſen ſich, blos
in Bezug auf die Oberſeite des W folgende 1
aufzählen :
wu. 74 —
1. Schwarzbraun. Fluͤgeldecken mit roſtfarbenem Rande,
und einer gleichen, ganz durchlaufenden Mittelbinde.
Aegithus einetus, Fabr. Syst. El. 2. 10. 3.
2. Schwarzbraun. Fluͤgeldecken mit roſtfarbenem Rande,
und einer gleichen ganz durchlaufenden Mittelbinde. Hals⸗
ſchild roſtfarben, am Hinterrande mit einem ſchwarzen,
vorn ausgeſchnittenen⸗ Flecke. N z
Eumorphus crueiger des Textes.
3. Schwarzbraun. Fluͤgeldecken mit roſtfarbenem Rande,
und einer gleichen, doch in der Mitte ee en
telbinde.
Eumorplius einetus. Oliv. Entom. Coleopt. 6. 99.
1067. PL I. fg“ 5.
4. Schwarzbraun. Flügeldecken mit roſtfarbenem Rande,
aber ganz ohne Binde. Halsſchild roſtfarben. i
Aegithus marginatus. Fabr. Syst. EI. 2. 10. 25 1
5. Schwarzbraun, ohne gefärbten Rand, und ohne Binde.
Halsſchild roſtfarben.
6. Ganz eee 5
7. Ganz hellbraun.
Bei den letztern Abaͤnderungen geht der Halsſchild el zu
der Roſtfarbe über. Dei den übrigen zieht das Braune mehr
oder weniger ins Schwarze. Ganz rein ſchwarz Wochdtetus⸗
auch die nicht, die ſo beſchrieben werden.
So muß Anhaͤufung der Stuͤcke zu lehrenden Reihen von
Abaͤnderungen, ſo muß eine ſorgfaͤltige fleißige Kritik die Na⸗
tufgeſchichte, bei deren unermeßlichen Ausbreitung der menſch⸗
liche Geiſt ohnehin wie uͤbernommen und gleichſam ermattet
erliegt, vor einem druͤckenden, ſchaͤdlichen, und faͤlſchlich uͤp⸗
pigen Ueberfluſſe bewahren. Statt vier verſchiedener Arten
welche in dieſem Falle ins Spiel zu kommen droheten, haben
wir es nur noch mit einer zu thun, fühlen unſere Bruſt gleich⸗
1 8
ſam von einer Buͤrde erledigt, und holen freier Athem. Die
Art aber wird nun billig Eumorphus einctus heißen muͤſſen,
da der fruͤhere Nahme im Fabricius, marginatus, der
außerdem gewaͤhlt werden müßte, durch einen andern Eumor-
phus marginatus verhindert wird. f 7
nnen
| Tedra pir idipennis. ©. 357. Pl. XXII. fg. 12.
Bei einem Inſect aus einer ſo ſchwiertgen Verwandtſchaft
zei wir uns ungeachtet der genauen Beſchreibung und, wie
es ſcheint, ſorgfaͤltigen Abbildung doch nicht, eine eigene Mei⸗
nung zu faſſen, ſondern nehmen gerne an, daß es am erſten
eine Ledra ſey, weil es der gelehrte Verfaſſer, wenn auch nicht
mit voller Ueberzeugung, dazu brachte. Es ſchien ihm den Ue⸗
. bergang zu Membracis zu machen. Dies wuͤrden wir aber doch
ö kaum gedacht haben, da es, eben ſo wie Ledra, einen ſehr deutlichen
NRuͤckenſchild hat, welches, wie uns duͤnkt, Ledra von Mem-
braeis hinreichend unterſcheidet, und jeden Gedanken an eine
| Wiedervereinigung beider entfernt. g
ö > Vas uͤbrigens die Gattungen Membracis, Centroius und
Darnis von Fabricius betrifft, ſo hat der Verſaſſer ſehr
Recht i über fie in, ihrer bisherigen Geſtalt zu eifern. Auch uns
haben ſie in der That lange genug beunruhiget, indem wir nir⸗
gends einen ſichern Ruhepunct, eine beſtimmte, haltbare An:
ſicht fanden. Dieſe Qual wurde bei der ſehr großen Menge
Arten, die wir aus dieſer Sippſchaft beſitzen, endlich ſo unaus⸗
ſtehlich, daß wir uns enkſchloſſen derſelben durch ernſtliches Ber
muͤhen auf eine oder andere Weiſe ein Ende zu machen. Hier
7 traf wieder zu, was wir oben ſagten, daß es Noth iſt, welche
a Gattungen hervorbringen muß, nicht Luſt. f
Man findet an dieſen allerdings ſehr niedlichen und zugleich
hoͤchſt abentheuerlichen Thierchen bedeutende Abweichungen in
dem Verhaͤltniſſe der Breite und Laͤnge des Kopfes auch in der
Jorm der Schienen, die theils breit und flach, theils rundlich
> — 80 6 —
und prismatiſch find. Dieſes bleibt ſich auch durch viele Arten
ſo gleich, daß man beinahe brauchbare Gattungen darauf bauen
konnte. Indeſſen kommen doch zu viele Fälle vor, wo Zwei:
fel und Ungewißheiten entſtehen, als daß dieſe Verfahrungs⸗
weiſe rathſam wäre. Aber ein wirklich gutes Trennungs-Merk⸗
mal giebt die Abweſenheit oder Gegenwart eines Ruͤckenſchildes.
Man kann praktiſch behaupten, Membracis habe keinen Ruͤcken⸗
ſchild. Denn wenn ein ſolcher auch bei genauer Zerlegung ſich fin:
den ſollte, ſo iſt er doch nur gleichſam angedeutet, ein blos
haͤutiger und nicht vollſtändig ausgebildeter knoͤcherner Theil,
und entdeckte man ihn bei einer oder der andern Art wirklich,
ſo wuͤrde doch nicht zu laͤugnen ſeyn, daß er bei gewoͤhnlicher
Anſicht unbemerkt geweſen. Dieſen Theil haben wir daher zum
Unterſcheidungszeichen zwiſchen Membracis und Centrotus ge:
macht; Centrotus hat ihn, Membracis nicht. Bei dieſer An⸗
ſicht kommen mit zu Membracis nicht nur die allermeiſten Cen⸗
troten ſondern auch alle Darnis. Centrotus hingegen bleiben
nur ſolche Fabriciusſche Arten, wie: Cornutus, Tan-
rus, Genistae, Globularis, die dann ſehr gut und natuͤrlich
zuſammenhangen. Da nun hiedurch Membracis ſehr zahlreich
wird, ſo kann man dann mit Nutzen Familien errichten, die
ſich bequem, obgleich nie ſcharf auf die oben erwaͤhnten For.
men gruͤnden laſſen. s
Nun Hätte Ledra freilich den Ruͤckenſchild zwar nicht mit
Membracis aber doch mit Centrotus gemein. Da uns nur
die gewöhnliche Art, Ledra aurita, bekannt iſt, fo koͤnnen wir
uͤber dieſen Gegenſtand nicht viel ſagen. Bis jetzt erkennt man
indeß, wie es ſcheint, Ledra leicht an dem gerade vorgeſtreckten
Kopfe, und deſſen ſchirmfoͤrmig ſehr ausgebreiteten Rande.
. « 9
No. XLIX.
Co pris conspicillatus. S. 360. Pl. XXIII. hg: 1.
Der Verfaſſer meint, dieſe Art unterſcheide ſich von Copris
festivus fo recht eigentlich blos durch die Farbe. Waͤre dies,
— 77 3
ſo wuͤrde es eine bloße Abert genannt len Baia \ Jener
Behauptung möchten wir aber doch nicht beitreten. Wir hal-
ten beide fuͤr weſentlich verſchieden, muͤſſen uns aber eine ge⸗
naue Auseinanderſetzung der Unterſchiede verſagen, da unſre
Folgereihen hiezu nicht vollſtaͤndig genug ſind. * ale
ſich hiezu in Zukunft Gelegenheit.
Die Beſchreibung in Fabric ius iſt ſchlecht. Man ſollte
denken, der Halsſchild habe einen ſchwarzen Fleck, da doch
die Hörner gemeint find; die Periode von punetum an iſt ganz
ungrammatikaliſch, und eigentlich, wenn man A ie nicht ver
beſſert auslegt, völlig unverſtaͤndlich. f
Was das Geſchlecht des Gattungsnahmen Betrifft, find wie
des Verfaſſers Meinung. Illiger im Magazin I. 133. haͤlt
ihn zwar für weiblich; wir fehen aber doch hiezu keinen zwin—
genden Grund. Ein klaſſiſches Wort iſt es nicht, und die En-
dung auch vielen männlichen Wörtern eigen. Ueberwiegend
aber iſt die Bequemlichkeit, daß dann alle Nahmen ihr vori:
ges, bei Scarabaeus gefuͤhrtes Geſchlecht behalten koͤnnen.
Am ſchlimſten hat es Fabricius gemacht, da er feinen Ars
ten theils weibliche (Furcata 77.) theils maͤnnliche neee
Er Endungen gab.
No. L.
a eurpicornis S. 363 Pl. XXIII.
1 fig. 2.
Die Trennung der Gattung Onthophagus von Copris kann
| allerdings beſtehen, muß aber, wie uns ſcheint, wenn ſie gründ⸗
lich und praktiſch ſeyn ſoll, in ganz andere und noch dazu weit
bequemere Merkmale geſetzt werden als die ihr der Verfaſſer
nugeſchrieben. Dieſe ſind an ſich nicht allzu leicht auszumitteln,
da er bei feiner Hauptſchriſt den Genera etc., die wirklich ſehr
erſchwerende Einrichtung getroffen „ die Kennzeichen feiner vie⸗
len Unterabtheilungen nach der zweitheiligen Methode weit von
einander entfernt zu vereinzeln, und die Karaktere der Gate
— 78 —
tungen oft nicht bei und unter denſelben anzugeben, ſondern ſie
in den vorhergehenden Unterabtheilungen ſuchen zu laſſen, wel-
ches eine Ungleichfoͤrmigkeit zur Folge hat, die gar nicht ge:
eignet iſt, an ſich ſo ſchwierige Materien zu erhellen. So ſind
z. B. die Gattungen Copris und Onthophagus dem Anſehen
nach mit gar keinen Karakteren verſehen, wenigſtens ſtehen ſie
da nicht, wo man ſie, allgemeiner Sitte der Syſteme nach,
billig ſucht, nehmlich nach dem Gattungsnahmen und deſſen
Synonymie, ſondern man muß fie aus mehreren vorhergehen:
den Merkmalen von Unterabtheilungsgliedern, als: I.) ete.
und 1.) etc. und A.) ete und a.) ete. und noch: Observatio-
nes etc. auf eine ſehr muͤhevolle und am Ende doch nur ſehr
unbeſtimmte Art zuſammenſetzen. Hiedurch bekommt, unſers
Erachtens, das Syſtem den ſchwerfaͤlligſten und abſchreckendſten
Gang der nur möglich iſt. Doch wir wollen hievon abfehen.. d
Indem aber faſt alle Kennzeichen in den minutioͤſeſten, und die
Pruͤfung einer langen Reihe von Arten mannigfaltiger Bildung
wohl ſchwerlich aushaltenden Vergleichung der Laͤnge und Breite,
der Duͤnne und Dicke, des Rauchen und Glatten der Mund:
theile geſetzt werden, erhaͤlt man in einer Note die Warnung,
daß eben die Mundtheile in den Gattungen dieſer Familie wahr:
haft weſentlich unterſcheidende und gewiſſe Karaktere nicht liefern.
In welche Lage kommt hiedurch der gutwillige Beobachter!
Wenn der Meiſter ſchwankt wie ſoll der Schuͤler feſt ſtehen?
Eine nur zu haͤufige Folge iſt der Verluſt des Zutrauens zu
dem Fuͤhrer, der ihn in dem kritiſchſten Augenblick gleichſam
verläßt, eine Stimmung die hier deſto nacht heiliger ſeyn wuͤrde,
da ſie gerade von einem der ſchaͤtzbarſten und unentbehrlichſten 7
Lehrer in dieſer Wiſſenſchaft entfremdete. Indeß auch daruͤber
wollen wir einmal hinwegſehen. Wie aber wenn nun bei den
vorerwaͤhnten Unterabtheilungen, welche doch fuͤr die ganze
naͤchſte Folge entſcheiden, ganz falſche und ungegruͤnde e Kenn⸗
zeichen vorkommen? Dir dürfen den Beweis nicht ſchuldig A
bleiben. Unter A) (Genera etc. 2. p. 74.) finder man:
u ee ae
„Alle Beine, in beiden Geſchlechtern, mir Fi:
ben verſehen.“ Die erſte nun vorkommende Gattung iſt
Copris. Hier wird der Füße weiter nicht erwaͤhnt. Als Bei—
1
ſpiel wird blos C. Iunaris angefuͤhrt (denn emarginata iſt da:
von bloße Aboͤnderung), und Carolina im Vorbeigehen. Dieſe
haben allerdings an allen Beinen Fuͤße. Geht man aber in die
Hist. nat. etc. des Verfaſſers zuruͤck, fo findet man (P. 10.
P. 98. 99.) unter derſelben ſpaͤter nicht geänderten Gattung
Copris im Allgemeinen der „ſonderbaren und aben⸗
theuerlichen Formen” gedacht, „die der Hals:
ſchild mancher Arten zeigt“ fo wie auch der „ſehr
glaͤnzenden und reichen Farben womit fie ge:
ziert ſind.“ Hiebei kann Niemand etwas anders als Copris
Faunus, Lancifer, Mimas, splendidus, fſestivus und aͤhn⸗
liche einfallen, welche auch gewiß gemeint ſind; und das erſte
Beiſpiel iſt in der That C. festivus. Hat denn aber dieſer an
den Vorderbeinen Fuͤße? Nein! weder er noch irgend einer der
vorgenannten. Solche Arten kommen hingegen ſpaͤter in den
genera ete. gar nicht vor. Wohin geraͤth nun wohl der, wel-
cer ſich nach dem unter A) gegebenen Kennzeichen richtet? zu—
gleich die feinen Mundmerkmale nur muͤhſam entdeckt, ſie
nicht immer der Angabe gemaͤß beſchaffen findet, und endlich
gar gegen dieſelben von dem Syſtematiker ſelbſt mißtrauiſch ge:
macht wird! — Nein laſſet uns von fo ſchwankenden Methoden
zuruͤckkommen! Soll das geiſtreiche, ſcharfſinnige, fleißige,
unermuͤdete, lebenswierige Forſchen ſolcher Maͤnner wie der
Verfaſſer uns dahin führen, daß die Wiſſenſchaft taͤglich ſchwie⸗
riger, unſicherer, peinlicher wird, jo müßten ſehr edle Krafte
als unnuͤtz oder gar als übel angewendet, angeſehen werden.
Laſſet uns vielmehr ſolche wirklich ausgezeichnete Geifter er:
muntern und auffodern, daß fie die Grundſätze ihrer Lehre
vereinfachen, faßlich vortragen, und alle Widerſpruͤche ver
bannend, uns einen ſichern, feſten Leitfaden in dem herrlichen,
aber durch ſeine Unermeßlichkeit und Mannigfaltigkeit ſo ir
— 80 — 5
ſamen Labyrinth der Natur ausſpinnen. Wir thun es mit Ver⸗
trauen, weil ſie ſo viele Beweiſe gegeben haben daß ſie es aus⸗
zurichten faͤhig ſind, und weil einige ſchwaͤchere Stellen ihrer
klaſſiſchen Schriften uns nicht hindern, fie dennoch im Allge⸗
meinen fuͤr das Brauchbarſte und Umfaſſendſte e e ee
das in dieſem Fache geleiſtet worden. 5
um nun zu unſern Gattungen Copris und lee
zurückzukehren, fo halten wir es für vollig unbedenklich, ſie
ganz einfach durch die Anweſenheit oder den Mangel der Fuͤße
an den Vorderbeinen zu unterſcheiden. Wenn die Gegenwart
oder das Fehlen eines einzigen, oft kaum ſichtbaren, ja wohl
gar ſtreitigen, Fußgliedes ganze Hauptabtheilungen der Inſecten⸗
Ordnungen begruͤnden kann, wie viel mehr wird die Anweſen⸗
heit oder der Mangel des ganzen Fußes geeignet ſeyn, um bloß
Gattungen von einander zu trennen und zu unterſcheiden! Dient
nicht bei den Schmetterlingen blos die verſchiedene Form der
Fuͤße, nach dem fie nehmlich vollſtaͤndig oder unvollſtaͤndig ſind,
zu einem anerkannt vortreflichen Gattungskarakter 2 Selbſt
wenn hiebei auf die Lebensart oder Oekonomie Ruͤckſicht genom⸗
men werden ſoll, welche zwar durchaus keine Gattungskennzeichen
liefern kann, aber doch von vielen mit dahin gezogen wird,
was kann wohl wahrſcheinlicherweiſe auf eine groͤßere Verſchie⸗
denheit in Gewohnheiten deuten, als der Mangel eines ganzen
fo wichtigen Gliedes? Kann man wohl vermuthen, daß bloßer
Unterſchied der Groͤße oder Bekleidung irgend eines Koͤrpertheils
einen gleichen Einfluß auf die Lebensart haben moͤchte? Und
doch ſollten ſich die Gattungen nach dieſen, nicht nach jenen Ei—
genſchaften richten? Der Fuß wird alſo als anatomiſcher oder
phyſiologiſcher Theil jederzeit oder mehrentheils eine hinreichend 5
wichtige Rolle ſpielen, um ihn zum Hauptmerkmale der Gat⸗
tungen zu gebrauchen. Hiezu kommt noch ſeine ungemeine
Sichtlichkeit. Iſt wohl der geringſte Vergleich, ob ich an eis
nem kleinen Inſecte die Geſtalt des Kinnbackentaſters oder die
Anweſenheit des Vorderfußes unterſuche? — „Aber dieſe geht
«
1
—
381 GEH
leicht verlohren.“ — Leicht? Dies follten wir nicht meinen.
Er iſt eingelenkt, und wie alle uͤbrige Glieder durch ſehnigte
Verbindungen befeſtigt; wir finden auch in der Praxis unter
einer ſehr großen Anzahl von Stücken die hieher gehören, nur
bei ſehr wenigen, daß der Vorderfuß da fehlt, wo er eigent—
lich ſeyn ſollte. Meiſtens ſind beide da, oder es iſt einer übrig,
oder wenigſtens von einem der Stumpf, welches dann völlig
hinreicht. Zudem laͤßt ſich bei jedem zu unterſuchenden Natur⸗
koͤrper billig verlangen, daß er vollftändig- geliefert werde.
Endlich kann etwa ein Kinnladentaſter weniger leicht en
gehen als ein Fuß?
Der Unterſchied beruhet aber in dieſem Falle nicht einmal
auf dieſen Füßen; auch in der Geſtalt der Fühler iſt er gut ficht:
bar. Bei Copris, denen zugleich die Vorderfuͤße fehlen, iſt
der Fuͤhlerknopf halbkuglig, unten convex, oben wie flach ab:
geſtutzt, und ſeine drei Glieder ſind eines in das andere, das
. zweite in das erſte groͤßere, das dritte in das zweite, wie ein—
geſchachtelt. Bei Onthophagus hingegen, der zugleich Vor—
derfuͤße beſitzt, ſtehen eben dieſe drei Glieder weit deutlicher,
gewoͤhnlich ganz deutlich, wiewohl auch ganz dicht, dennoch
eins neben dem andern, aͤußerlich verbunden, nach innen frei
und verlaͤngert, kammartig zuſammen. Außer dieſen Merk;
malen treffen nun auch alle oder die meiſten von dem Verfaſſer
angegebenen, wenigſtens an den groͤßten in die Augen fallend—⸗
ſten Arten, zu, und koͤnnen zur Unterſtuͤtzung dienen. Doch
wozu eigentlich, wenn die Gattung bereits an den ſichtlichern
. Kennzeichen erkannt iſt?
Bei dieſer Weiſe nun gegenwaͤrtige beide Sith zu be⸗
trachten, koͤnnen bei Copris nur wenige Fabrictusfche Arten
davon bleiben, und zwar unter andern: Faunus, lancifer, con-
spicillatus, splendida festivus, Carnifex, Mimas, unſre neuen
Arten: Lancifer, Hastifer, Scarabaeuslasius Oliv. und aͤhn⸗
lache. Alle übrige Coprisarten von Fabricius (ausgenom—
Zool. Mag. Bd. 1. St. 2. 6
*
— 82 —
men die welche etwa ſchon vorher zu andern verwandten Gat⸗
tungen gebracht waren), namentlich auch die als Beiſpiel von
Copris vom Verfaſſer in den genera ete. angeführte Copris lu-
naris, muͤſſen zu Onthophagus verſetzt werden. Vortheilhaf—⸗
ter waͤre es unſtreitig geweſen, wenn die bei weitem groͤßere
Menge Copris geblieben, und die kleinere Zahl Onthophagus
geworden waͤre; aber es iſt einmal das Gegentheil eingefuͤhrt,
und in ſolchen Faͤllen iſt das Aeltere beſſer als das Beſſere.
So wird, wie uns duͤnkt, dieſe Reihe Kaͤfer faßlicher und
natͤͤrlicher eingetheilt feyn. Dann muß jedoch flavipes, den
der Verfaſſer (Genera J. c. 87.) als Beiſpiel anfuͤhrt, und
aͤhnliche, als Ateuchus pallipes und Copris femorata Fabr.
von Onthophagus ausgeſchloſſen werden; denn da ſie einen
Ruͤckenſchild beſitzen, fo gehören fie zu Onitis. Dieſe Bemer⸗
kung verpflichtet uns auch hievon Rechenſchaft zu geben. Es
würde ohnehin geſchienen haben, als ob bei diefem Gegenſtande
etwas Weſentliches fehlte, wenn wir der ſo aͤhnlichen Onitis
zu erwähnen unterlaſſen haͤtten. Dieſer Gattung unterſchei⸗
dendes Merkmal ſetzen wir in die Gegenwart des Ruͤckenſchildes,
das ſowohl bei Copris als Onthophagus durchgehends fehlt.
Sollte indeß Jemand dieſen Theil an Onitis Bison nicht aner⸗
kennen wollen, ſo werden wir zwar feſt behaupten, er ſey, nur
ſehr klein und gleichſam mehr angedeutet als ausgefuͤhrt, wirklich
zugegen, ſtreiten uns aber uͤbrigens daruͤber nicht, und laſſen
uns durch eine ſcheinbare Anomalie von Anwendung der Regel
nicht im Geringſten abwendig machen. Es bleiben dem Zweif—
ler dann noch einige Neben-Merkmale, durch die er, wofern er
guten Willen hat, ſich leiten laſſen kann; fehlt aber dieſer ſo
mag er die Art zu Copris, oder wohin es ihm ſonſt erſprieß⸗
licher vorkommt, bringen. Hier erwarten wir uͤbrigens eine
heftige Einwendung: „vor kurzem wurde den Fuͤßen ein ſo ho—
her Rang unter den Gattungsmerkmalen eingeraͤumt, und jetzt,
wie iſt es damit? Haben nicht bei einigen Onitis⸗Arten beide
Geſchlechter keine Vorderfuße? ? Bei andern die Männchen nicht,
.
‘
— 83 —
wohl aber die Weibchen? Und, wenn nun vollends flavipes
und die ihm aͤhnlichen dazu gerechnet werden, beſitzen ſie bei
einigen nicht ſogar beide Geſchlechter? Gilt denn nun dieſes
gute Kennzeichen auf einmal gar nichts mehr?“ — Wir ant:
worten, ohne im Geringſten aus der Faſſung zu kommen, daß
es allerdings bei dieſer Gattung der Zuſammenſtimmung meh:
rerer anderer Theile weichen muß, und ohne Schaden weichen
kann. Eine, von andern hinlaͤnglich beſchriebene und allgemein
bekannte ſehr ähnliche Geſtalt, und der Ruͤckenſchild, halt die
Gruppe feſt genug zuſammen, und wollte man die erſteren Arten
wegen Mangel an Vorderfuͤßen zu Copris, die letztere aber
wegen Anweſenheit derſelben zu Onthophagus bringen, fo
wuͤrde jener Gattungen ſchoͤne Harmonie durch ſie geſtoͤrt, das
Reſultat hoͤchſt unnatuͤrlich werden. Ganz jedoch vernachlaͤſſigen
wir die Fuͤße auch in dieſem Falle nicht. Wir nehmen vielmehr
von denſelben Gelegenheit, Onitis in drei ſehr huͤbſche Familien
einzutheilen. Bei der erſten mangeln beiden Geſchlechtern die
Vorderfuͤße, bei der zweiten blos den Männchen, bei der drit⸗
ten haben ſie auch letztere. Dieſe Anſichten liefern den Stoff |
zu zwei allgemeinen Betrachtungen, die uns zu wichtig feheiz
A
nen um ſie mit Stillſchweigen zu übergehen. Erſtlich wird hiebei
deutlich, daß dieſer oder jener Theil bei einer Gattung mit
Nutzen ein weſentliches Merkmal abgeben kann, der bei einer
2 andern hiezu gar nicht geſchickt iſt. Kein Theil hat daher eine
abſolute, ſondern jeder blos eine relative Wichtigkeit,
und es laͤßt ſich darüber keine Theorie feſtſetzen. Es zu ent:
ſcheiden iſt blos Sache der Erfahrung: daher bei uͤbrigens glei:
cher Sachkenntniß nicht ſowohl der ſcharfſinnigſte Theoretiker
als der erfahrenſte Praktiker die allgemein brauchbarſten, die
Wiſſenſchaft am meiſten befoͤrdernden Eintheilungen feſtſetzen
wird. Der Syſtematiker muß ſich weden durch andere noch
auch durch ſich ſelbſt zum Sclaven von "Formalitäten machen
an; er Sn der — nicht gehorchen, ſondern ſi fie e be⸗
* 6 *
A
. N
8
herrſchen. Dagegen, hat er einmal Geſetzt gegeben, ſo muß u
er fie auch ſtreng und unverbruͤchlich halten, darinn mit Beiſpiele
vorangehen und nicht zuruͤckbleiben; damit es nicht von ihm
heiße, daß man wohl nach ſeinen Worten aber nicht nach ſeinen
Werken thun ſolle. Oft ſah man jedoch bisher gerade das Ge:
gencheil. Das Geſetz war eng gefaßt „und ihm gehorchte in
der For m ſelbſt der Geſetzgeber mit Aengſtlichkeit. Aber die
ſpecielle That ſtimmte damit nicht überein. Alle Gattungen
wurden nach gleichen Vorſchriften gegruͤndet, aber auch bei allen
die Arten nicht etwa nur nach dieſen Regeln ſondern nach Will⸗
kuͤhr, der einen Normalart zugeſellt. Wenn dieſes eine uner⸗
meßliche Anzahl Irrthuͤmer veranlaßt hat, zu deren Verbeſſerung
die angeſtrengteſte Bemuͤhung der letztern zehn bis zwanzig
Jahre noch bei weitem nicht hingereicht, ſo iſt es doch zugleich
in ſo fern eine erfreuliche Erſcheinung, als dadurch jene ſtrenge
Geſetzgeber ſtillſchweigend eingeſtanden, man koͤnne die Inſeeten
in Maſſe unmoͤglich nach den von ihnen gegebenen Vorſchriften
beſtimmen, ſondern muͤſſe darinne einen der Natur und der
Menſchheit angemeſſenern Gang gehen. Denn wenn ſelbſt die,
welche ihr Leben ausſchließlich auf dieſe Wiſſenſchaft, als ihren
ehrenvollen Beruf, verwendeten, jene Unterſuchungen durchzu⸗
fuͤhren nicht im Stande waren, wie ſollte man es wohl von
andern Menſchen verlangen, welche dieſelbe mehr oder weniger
blos zu ihrem Vergnuͤgen oder Unterricht treiben, und ihr nur
einen Theil ihrer Zeit widmen wollen oder koͤnnen?
Die zweite Betrachtung bietet ſich uns bei den drei Familien \
dar, in welche wir Onitis einzutheilen veranlaßt worden. Wie
deutlich leuchtet da der zwar bekannte aber doch nie genug zu
bewundernde allmaͤhlige Gang hervor, den die Natur zu neh⸗
men pflegt, um von einer Form zu den andern uͤberzugehen?
Faſt uͤberall findet ihn der aufmerkſame Beobachter wieder,
und uͤberall macht er auf den Geiſt ich weiß nicht welchen wohl:
thaͤtigen Eindruck, gewiß weil dieſes die natuͤrlichſte Anleitung
giebt, auf das hoͤchſt planmaͤßige in der ganzen Schöpfung zu:
%
3
r
* 35 —
rückzuſchließen, und bbc zu immer hoͤheren Xnfihten aufzu⸗
ſteigen. Je tiefer dieſe Uebergangsmethode in das Ganze der
Natur verflochten iſt, deſto größer iſt⸗ die Pflicht, auch ſtets
und uͤberall auf dieſelbe zu achten, und ſie, ſo oft es mit Vor—
theil geſchehen kann, bei der Eintheilung der Naturkoͤrper an:
zuwenden und herauszuheben.
Die vergleichende Karakteriſtik noch uͤber mehrere verwandte
e auszudehnen, kann hier unſer Zweck nicht ſeyn, ſie
laſſen ſich aber unſtreitig alle auf ahnliche Weiſe, leicht ber
greiflich und ſicher, feſtſetzen.
Wir ſchließen dieſe meiſt theoretiſche Abſchweifung noch
durch etwas Praktiſches, das ſich uns eben jetzt erſt, gleichſam
unter der Feder, entwickelt. Indem wir naͤhmlich alle die er:
waͤhnten Gattungen durcharbeiteten, um hier unſer Reſultat
darüber aufzuſtellen, fand ſich, einſtweilen zu Copris geſellt,
ein Kaͤfer, der jetzt nicht laͤnger dabei bleiben darf.
Seine
Geſtalt nähere ſich noch mehr als die uͤberhaͤngendſten Onitis⸗
Arten der des Lethrus. Sein Kopf iſt ſtatt breit und kurz zu
ſeyn, verlaͤngert, und ſeine Kinnbacken, ſtatt ungezaͤhnt wie
die von Copris u. a., auswaͤrts mit zwei ſehr deutlichen, wie:
wohl etwas abgerundeten, Zaͤhnen verſehen, ſo daß ſie ſich
nicht, wie bei jener Gattung, unter dem Kopfſchilde verbergen,
ſondern zu beiden Seiten ſtark darunter hervorragen.
Man
kann in dieſem Betrachte ſagen, er verhalte ſich zu Copris,
oder da er Vorderfuͤße hat noch beſſer zu Onthophagus, wie
*
«
weir von yAdaros, caelatus c Glyptus nennen wollen.
1
Rutela zu Melolontlia. Seine Fluͤgeldecken klaffen vorn auf
eine beſondere Art aus einander, und doch hat er keinen Ruͤcken⸗
ſchild, die Fuͤhlerknoͤpfe ſind ſehr groß, aber doch eben ſo gebauet
wie bei Onthophagus. Der Halsſchild zeigt eine ſtarke Mit—
telgrube, und zu beiden Seiten zwei ungewoͤhnlich erhabene
glatte Streife auf einem durch kleine Puncte matten Grund.
In der Größe und Farbe gleicht er dem Scarabaeus mobilicor-
nis, Er muß nothwendig eine eigene neue Gattung bilden, die
Wi.
*
haben ihn von unſerm aufmerkſamen Freunde Gomes in Bahia u
erhalten, und einen andern, ſehr aͤhnlichen, ausSeara, eben:
falls in Braſilien, von Hrn. Feijoo, einem portugieſiſchen
Naturkundigen, der von ſeiner Regierung dorthin geſchickt
wurde, und unſere Samlung durch maßen artige Entdeckungen
bereichert hat.
i No. LI.
Telephorus luetuosus. S. 336. Pl. XII. fig. 4.
Die Gruͤnde wodurch ſich die franzoͤſiſchen Naturforſcher
bewogen finden, den Nahmen Cantharis nicht fuͤr die Gattung
Cantharis von Linné é und Fabricius, ſondern für Lytta
Fabr. zu brauchen, ſind zu richtig, und vorzuͤglich zu populair,
um ſich derſelben zu verſagen. Wir ſtimmen Ihnen daher hier:
inn bei, und erlauben uns blos das Geſchlecht, der von ihnen
gebrauchten Benennung, dahin abzuaͤndern, daß wir es weiblich,
Telephora, *) nehmen, wodurch der außerordentlichen Unbe⸗
quemlichkeit vorgebeugt wird, das Geſchlecht aller Artnahmen
von Cantharis in Fabricius umzuaͤndern. Auf dieſen tim:
ſtand ſollte bei der Benennung neuer und umgeſchmolzener Sat:
tungen immer deſto mehr Ruͤckſicht genommen werden, als
hiebei das Beſſere jederzeit erreichbar iſt, und die Ableitung
der Nahmen zwar klaſſiſch und grammatikaliſch ſeyn, eine
ſolche Veraͤnderung aber dem Erfinder frei ſtehen muß. Wir
ſelbſt werden uns dieſe Freiheit ſehr oft nehmen. Durch obigen
umtauſch iſt man nun genoͤthigt, die Gattung Cantharis Fabr.
mit jenen Gelehrten Telephora zu nennen. Der Nahme
Lytta geht daher in der Entomologie, und in der ganzen Na:
turgeſchichte fuͤr jede Zukunft, ganz ein. 5
7 Nun entfteht zwar eine Colliſion mit der von Perſoon ſchon laͤngſt
errichteten, zu den Schwaͤmmen gehoͤrigen Gattung Telephora.
Aber letztere muß billig weichen, da Telephorus viel aͤlter iſt und
nicht zugegeben werden kann neue Gattungen ſo zu nennen, daß ſie
von früheren blos durch das Geſchlecht abgehen. Telephora war
alſo, auch ohne dies, von jeher unzulaͤſſig.
a
|
— 87 —
F No. LIV.
Epitragus brunnicornis. S. 568. Pl. XXIII. fig.6!
1 Wer nicht blos fremde Meinungen nachzubeten, fremde
Worte zu wiederholen oder abzuſchreiben, ſondern die Natur:
koͤrper ſelbſt zu unterſuchen gewoͤhnt iſt, wird es gut genug
wiſſen, daß die Tenebrionenartigen Käfer mit ihren vielen Set:
tenverwandten, eine der Reihen unter den Inſecten bilden,
deren Eintheilung in gute, deutliche, ſtandhafte Gattungen
die meiſten Schwierigkeiten darbietet. Nach vielen deshalb
unternommenen Bemühungen find wir ſogar uͤberzeugt, daß
ſich hierinn nie etwas vollkommen befriedigendes wird aufftellen
laſſen, und in der Anſicht der Gattungen unausbleiblich viel
willkuͤhrliches eintreten muß. Gluͤcklich genug wenn dieſe Will⸗
kuͤhr, durch die Vergleichung einer großen Menge Arten und
lange Erfahrung geleitet, die allzukleinlichen Merkmale, welche
dann doch um nichts genauer ſind, verlaſſen, und ſich durch
Zuſammenfaſſen der Uebereinſtimmung der größeren und ſicht⸗
lichern Theile der Natur moͤglichſt nähern wird.
In dieſe Reihe gehoͤrt denn auch gegenwaͤrtiger Kaͤfer.
Da ſeine Gattung ſelbſt dem gelehrten Bearbeiter, dem erſten
Be, entomologiſchen Syſtematiker, noch nicht voͤllig klar
„ fo würde es die aͤußerſte Vermeſſenheit ſeyn, wenn wir aus
10 b bloßen Abbildung und der Beſchreibung, fo ausführlich fie
auch iſt, darüber das Geringſte entſcheiden wollten. Natuͤrlich
geht es uns wie dem Verfaſſer. Auch uns ſchien es auf den
erſten Anblick eine der Akis orbiculata Habr, fo nahe ver:
wandte Stenosis (dieſer Nahme muß, ſtatt Tentyria Zatr.
der Gattung wohl bleiben, da er von Her bſt fruͤher gegeben
wurde), daß wir es fuͤr unmoͤglich hielten, es koͤnne anders
ſeyn. Und noch jetzt muͤſſen wir bei dieſer Muthmaßung ber
harren. Stenosis, von Acidia (Akis Zadr,) getrennt, würde
geradezu mit Moluris übereinſtimmen, wenn fie nicht ein
Ruüͤckenſchild Hätte, mit Acidia, wenn ihr Kopfſchild nicht
ganzrandig waͤre, das bei jener ausgerandet iſt. Misolampus
Latr. eutfernt ſich von ihr dadurch, daß ſein Kopf ſchief betr
unterwaͤrts geneiget, und das letzte Fuͤhlerglied merklich größer
iſt als die vorhergehenden. Vermoͤge der zuſammengewachſenen
Fluͤgeldecken weicht ſie auch von Helops und Tenebrio ab.
Tagenia unterſcheidet ſich von derſelben durch halbmondfoͤrmige
re
Glieder ihrer Fühler. Denn wenn man auch auf die vom Ders
faſſer in ſeinen ſyſtematiſchen Schriften angegebenen Merkmale
der drei erſten verlaͤngerten Fuͤhlerglieder und der Geſtalt des
Halsſchildes, welches beides bei andern als der Normal-Art ſo⸗
gleich voͤllig abweicht und zu andern Formen uͤbergeht, Verzicht
leiſten muß, ſo wird man doch auf die angegebene Weiſe ſie
ſchwerlich mit ahnlichen Gattungen verwechſeln koͤnnen. Epi-
tragus hingegen ſcheint uns noch weiter als alle erwaͤhnte davon
abzuweichen. Schon allein die getrennten Fluͤgeldecken begruͤn—
den einen ſchneidenden Unterſchied. Hiezu kommt noch die
kahnfoͤrmige Geſtalt, der laͤngliche Kopf, der vorn verengte,
hinten anſchließende Halsſchild, und ſogar manche Eigenheit in
der Bildung der kleinern Kopftheile, z. B. ein ſich erhebendes
Zaͤhnchen dicht vor den Augen; ſo daß wir wenigſtens zwiſchen
Stenosis und Epitragus zu ſchwanken noch nie Urſache gefunden
haben. Sollte nun auch wirklich in einem gewiſſen „horn—
artigen Zahne der innern Abtheilung der Kinn-
backe (welcher unendlich ſubtile Theil!) ſich etwas anders
gebildetes finden (woruͤber jedoch der Verfaſſer ſelbſt noch nicht
gewiß wurde, ein Beweis wie ſchwer dies halten muß), ſo
wuͤrden wir doch bei allgemeiner Uebereinſtimmung fo vieler an-
derer größerer und ſichtlicherer Theile auf jenen aͤußerſt kleinen
und verſteckten nicht im Mindeſten achten, ſondern dieſen Kaͤfer
unbedenklich zu Stenosis rechnen. Das Vaterland, wodurch
der Verfaſſer vorlaͤnfig davon abgeſchreckt wurde, iſt zwar eine
oft ungemein wichtige Andeutung, und es giebt viel Praͤſumtion
bei Muthmaßungen; doch kann es bei eigentlicher Feſiſetzung
der Gattung nach Kennzeichen nicht die geringſte Stimme haben.
Zudem iſt das Vaterland von Stenosis gar nicht mehr fehr ein—
*
*
1
geſchraͤnkt; wir beſitzen fie genau in gleicher Anzahl aus Europa,
Afrika und Aſien. Von Acidia hat uns Herr Pad on auch
ſchon zwei Arten aus Peru mitgetheilt; der Uebergang von dieſer
zu Stenosis iſt gewiß gering, und es darf daher nicht befrems
den auch eine Stenosis in der heißen Zone der neuen Welt ans
zutreffen.
Wenn man einmal anfangen wird die Merkmale der Gattun⸗
gen nicht mehr in übermäßig kleine und verborgene und dennoch
ſo gut wie die anderen unvollkommene und uͤbergehende, ſon—
dern in offenbare, faßliche und deutliche Theile zu ſetzen, dann
aber auch kein Inſect mehr, wie bisher allgemein geſchah, ſelbſt
der Syſtematiker that und durch eigene Schuld zu thun gends
thiget war, blos nach Muchmaß ung und Autorität zu der Gat⸗ f
tung zu bringen, ſondern alle vorher genau zu pruͤfen, turz ſich
welches alsdann unendlich leichter, ja erſt wirklich nuͤtzlich wer⸗
den wird, über jeden wiſſenſchaftlichen Vorgang und Entſchluß
vollſtaͤndige Rechenſchaft abzulegen, dann werden die aller—
meiſten Anſtaͤnde und Zweifel ſolcher Natur wie der obigen vers
ſchwinden, und man wird hoffen koͤnnen, daß die Wiſſenſchaft
auf den wahren Weg zu kräftigen und ſichern Fortſchritten ges
langet ſey. Nicht alles und Jedes wird ſich darinn aufklaͤren,
und der geheimnißvolle Plan der Schöpfung wird für das kurze
ſichtige Menſchengeſchlecht noch viel dunkle Stellen behalten;
doch das Ganze deſſelben wird mit einem wohlthaͤtigen! und gleich f
foͤrmigen Lichte erhellt ſeyn. ner
Nach uns muß alſo dieſer Kaͤfer Stenosis W
. *
No. vr a
Oc ecinelie humeralis. . 373. Pl. XXIII. fig. 8
2 Es giebt wenige Schwierigkeiten die den Leſer in eine groͤ—⸗
3
ßere Verlegenheit ſetzen, als die welche entſteht wenn der Schrift:
ſteller ſich ſelbſt wider ſpricht. Bei einem mit Abbildungen ver⸗
ſehenen Werke laſſen ſich dieſe vom Texte nicht trennen, der
1
Autor iſt für beide gleich verantwortlich. Was fol man nun
im gegenwaͤrtigen Falle denken? Bei der Familie der Coceins
nelliden des Verfaſſers (Genera ect. T. 3. p. 74.) iſt der erſte
Charakter der Abtheilung II.: Fühler, kürzer als der
Halsſchild; ein ſogleich folgender: mit zuſammenge⸗
druͤcktem verkehrtkegelfoͤrmigem Knopf. Die
einzige Gattung der Abtheilung iſt: Coccinella. Man beficht
die Abbildung, und findet, daß die Fuͤhler nicht kur zer ſondern
um die Haͤlfte laͤnger ſind als der Halsſchild, und keinen
Knopf ſondern drei deutlich abgeſetzte und allmaͤhlig etwas vers
dickte Endglieder haben. Wienach iſt nun dieſes eine Cocci-
nella? — Wir vermögen ein ſolches Raͤthſel durchaus nicht zu
loͤſen. Nie ſind uns auch in dieſer Gattung nur irgend aͤhnliche
Fühler vorgekommen. Sind ſie fo ganz falſch gezeichnet?
Dann mußte es dem Verfaſſer doch auch auffallen, und durchaus,
wenn es nicht zu aͤndern war, wenigſtens angezeigt werden.
Die ganze Geſtalt dieſes Käfers deutet’ weit eher etwa auf
Endomychus, der auch in dieſe Familie gehoͤrt, bei dem die
Fuͤhler laͤnger als der Halsſchild ſeyn ſollen, und ſolche Formen
gar nicht fremd ſind. Aber theils iſt uͤber manches Kennzeichen
das hiezu gehörte geſchwiegen, theils widerſpricht manches ans
dere geradezu, oder trifft wenigſtens nicht. Blos der Verfaſſer
ſelbſt kann dieſes Dunkel aufklaͤren.
5 No. LVII.
Coccinella quadriplagiata, S. 374.
Pl. XXIII. fg. 9. ;
Bei diefer Art wiederholen ſich nicht nur alle die Bedenken
welche die vorige erregte, und in noch ſtaͤrkerm Grade, da hier
die Fühler. wenigſtens zweimal länger find als der Hals-
ſchild, ſondern es kommt noch ein weit wichtigeres hinzu. An
der Abbildung von jener find wirklich alle Füße drei gliedrig,
bei dieſer aber find fie alle ganz deutlich vier gliedrig gezeichnet,
wonach der Kaͤfer gar nicht einmal in dieſe allgemeine Abtheilung
*
gehörte. Hier trifft alſo von den Hauptmerkmalen auch nicht
eins. Und dennoch iſt es eine Coccinella?
R No. L VIII.
Aleiea (Haltica) quinquelineata.. K. 375.
Pl. XXIII. fig. 10.
5 ; Sowohl der Beſchreibung als Abbildung zu Folge glauben
wie mit Sicherheit iu dieſem Käfer eine in unſerer Samlung
beſindliche Art zu erkennen, die wirklich, wie der Verfaſſer
richtig bemerkt, faſt bis zur Taͤuſchung der Caroliniana (Galle-
ruca Car. Fabr.) aͤhnlich ſieht, aber davon vorzüglich durch
den laͤngern und ſchmaͤlern Bau, auch durch fuͤnf Flecke auf dem
Halsſchilde, da jene nur zwei hat, verſchieden iſt. Die Figur
weicht zwar darinn ab, daß die mittelſte der ſchwarzen auf jeder
der Fluͤgeldecken befindlichen Laͤngsbinden ſich vorn mit den aͤu—
ßerſten vereinigt, da fie ſich in der Natur am Vorderende viels
mehr der mittelſten von allen fuͤnfen entgegenbiegt; dies kann
uns aber doch, bei allzugroßer Uebereinſtimmung alles Uebri—
gen, nicht abhalten ſie fuͤr dieſelbe zu erklaren. Wir koͤnnen
daher auch dem Verfaſſer und ſeinen Leſern anzeigen, daß ſie in
Iflligers fuͤnfte Familie, saltatrices, gehoͤrt, und zu der
Beſchreibung hinzuſetzen, daß die Schenkel roſtfar ben find, die
; Schienen roſtfarben am Ende ſchwarzlich, und die Fuße ganz
ſchwarz, nur mit einem greiſen Schimmer. Wir haben fie von
Hen. Bose erhalten, der als Vaterland Nordamerika angab.
Hier iſt das Vaterland gar. nicht erwahnt; ſollte ſie vielleicht
ebendaher ſtammen? Wenn aber auch das Stuͤck des Verfaſſers
aus Suͤdamerika wäre, fo dürfte das nicht auffallen, da es mehr
Inſecten ; Arten giebt die zugleich beide Haͤlften dieſes Welt
theils bewohnen.
„ No. LIX.
Bei dieſer Numer haben wir blos zu bemerken, daß im
Texte ſtatt LXI., LIX. zu leſen iſt.
usa: 92. *
No. LX.
Mesalion reticulatum. ©.378. Pl. XXIII. fig. 12. 13.
In dieſem Inſecte begegnen wir uns mit dem Verfaſſer auf
eine uͤbereinſtimmende Weiſe, daß es uns beiderſeits nicht anders
als angenehm ſeyn kann, und der Sache nothwendig noch ein
Gewicht mehr geben muß. Schon ſeit mehreren Jahren nehm:
lich hatte bereits auch Illi ger daſſelbe als ein ſolches ange-
ſehen, das eine neue Gattung erfoderte, und dieſe Sagenia ge?
nannt. Gern vertauſchen wir jedoch dieſe blos handſchriftliche
Benennung mit der jetzt Öffentlich bekannt gemachten, da es uns
1
*
niemals um eigenes Verdienſt, ſondern blos um die Sache ſelbſt
zu thun iſt. Nur ſey es uns geſtattet, auch hier, wie oben bei
Telephorus, die Endung weiblich zu machen, um nicht wieder
den Artnahmen ändern zu muͤſſen; und Aetalion weiblich zu
nehmen iſt allzu hart. Wir nennen fie alſo Actalia. \
Zu den vom Verfaſſer angeführten Citaten muß noch:
Tettigonia reticulata Fabr. Syst. Rhyngot. 41. 41.
Hinzugefügt werden; worauf Fabric ius ſelbſt durch die da⸗
bei angebrachte Bemerkung leitet.
Hieraus folgt, daß wenn man auch dieſen Schrifiſteller von
dem erſten Vorwurfe des Verfaſſers nicht frei ſprechen kann, daß
er bei wiederholter Unterſuchung ſeiner ehemaligen Tettigonia
minuta billig haͤtte entdecken ſollen, es ſey keine Lystra, er
doch die zweite Beſchuldigung nicht ganz verdient, dies Inſect
in Linns und deſſen Abbildung bei de Geer nicht gekannt
zu haben, da er beide unter feiner Tettigonia reticulata anfuͤhrt. :
Man fieht wohl, er kannte dies Thier nicht genau, und hatte
daruͤber nur gleichſam dunkle, wiewohl ganz richtige, Ahnungen.
Etwas aͤhnliches aber kann zuweilen auch dem größten Syftes
matiker widerfahren. Die Figur in Stoll hat er freilich
uͤberſehen.
Ob wir nun gleich in der Hauptſache dem Verfaſſer völlig
beitreten, und alles was er von dieſem Inſecte ſagt, vollkommen
richtig finden, fo iſt doch zu bemerken, daß er bei Errichtung
dieſer Gattung uns und wahrſcheinlich ſich ſelbſt, die groͤßte
Schwierigkeit, den ſcheinbarſten Einwurf dagegen, verheimlicht
hat. Er vertheidigt fie gegen die Einerleiheit mit Cercopis
und Fulgora (alſo auch Lystra Fabr. die er mit unſerm vollen
Beifalle zu Fulgora rechnet). Doch mit denen wird fie ſo leicht
Niemand, der dieſe Thiere genau unterſucht, verwechſeln. Aber
von Centrotus hätte er, unſerm Beduͤnken nach, vorzüglich
ſprechen follen. Man wird ſich erinnern, wie wir oben bei Ge⸗
legenheit von No. XLVII. zu beweiſen ſuchten, die Reihe von
Membracis, Darnis und Centrotus konne gar nicht mit einiger
Beſtimmthei: auseinander geſetzt werden, als indem man fuͤr |
Membracis und Darnis zuſammen, als Membracis, den Mans
gel eines (wenigſtens ſichtlichen) Ruͤckenſchildes zum Kennzeichen
annaͤhme, Centrotus aber darein ſetzte, daß er ein Ruͤckenſchild
beſaͤße. Dieſes Merkmal findet ſich bei Aetalia genau wieder,
und noch außerdem eine ſo große Aehnlichkeit mit Centrotus,
daß, die Hoͤrner von Cornutus und Taurus und den ſtachelfoͤr⸗
migen über den Ruͤckenſchild weg verlaͤngerten Halsſchild von
0 Genistae abgerechnet, welches doch nicht fuͤglich Gattungskarak⸗
tere ſeyn koͤnnen, wenig weſentlicher Unterſchied übrig bleibt.
Gleichwohl kann man ihn billig dar inn finden, daß bei Centro-
tus der Kopf vor den Augen ſenkrecht und eben fortgeſetzt iſt,
bei Actalia hingegen ſich gleich vor den Augen einwärts bricht,
und dadurch eine voͤllig verſchiedene, ſehr deutlich abweichende,
Phyſiognomie entſteht, deren Eigenheiten der Verfaſſer meiſter⸗
haft beſchrieben hat. 0
Ei Gattungen auf gewöhnliche Art verfertigen iſt eben nicht
ſchwer. In der Reihe mehrerer Arten fällt eine etwas fremde
3 Bildung auf. Man zerlegt das Thier, beſchreibt feine Theile,
und die Gattung iſt fertig. Je mehr die Beſchreibung ins Sub⸗
tile geht, für deſto beſſer hält man feine Arbeit. Schon ſteht
aber eine andere angrenzende Form in der Nähe, oder auch wohl
in einer gewiſſen Entfernung, bereit, die angegebenen Merk
j
male durch allmählige Uebergaͤnge oder ähnliche Verbindungen
umzuſtoßen. Eine Gattung kann vollkommen richtig beſchrieben
ſeyn, aber dennoch gar nichts taugen. Ihre Tauglichkeit haͤngt
gar nicht von der Richtigkeit der ihr zugeſchriebenen Kennzeichen, h
londern von ihrem Verhaͤltniſſe zu anderen Gattungen ab. Doch
iſt bisher jene iſolirende Methode faſt in der ganzen Naturger
ſchichte einheimiſch geweſen. Aber nicht eher werden Syſteme
eine vollkommene Brauchbarkeit erhalten, als bis alle Gattungen
mit allen aͤhnlichen aufs genaueſte verglichen, und bei jeder nicht
blos ihre eigenen Kennzeichen, ſondern auch die angegeben ſind,
wodurch ſie ſich von jenen unterſcheidet. Man kann einwenden,
daß dieſe ſich von ſelbſt angeben muͤſſen. Dies iſt an ſich wahr.
Aber find dem Verfaffer dieſe Unterſchiede bekannt und geläufig, 0
ſo iſt es von ihm hoͤchſt grauſam, ja unverantwortlich, daß er,
der als Lehrer auftritt, nicht ſeinen Schuͤlern durch geringe und 6
eigentlich nur mechaniſche Bemuͤhung die unendliche und unſichere
Arbeit erſpart, alle dieſe unentbehrlichen Unterſuchungen ſelbſt
nochmals anzuſtellen; und find fie ihm unbekannt, fo wird ges
wiß fein Syſtem in ſehr vielen Fällen hoͤchſt mangelhaft und truͤ
geriſch ſeyn. Allerdings ſind ſolche Eroͤrterungen zuweilen fuͤr
die Eigenliebe etwas kraͤnkend. Denn nachdem eine Erfindung
ſchon von vielen Seiten her Conſiſtenz erhalten zu haben ſcheint,
kommt auf einmal eine ungelegene Form dazwiſchen, und zer
ſtoͤrt den ſchoͤnen Traum. Doch nur den kann ein ſolches Ereig⸗
niß kraͤnken, welcher ſein Ich mehr als die Wahrheit liebt; jeder f
Andere muß vielmehr aͤußerſt froh werden, einem drohenden
Irrthume entgangen zu ſeyn, und ſich gluͤcklich ſchaͤtzen, wenn
er noch zu rechter Zeit innerhalb ſeiner vier Waͤnde verhallt.
Dem Verfaſſer muß man es nachruͤhmen und danken, daß er den
groͤßten Theil ſeiner Gattungen nicht nur ſehr rationell erbaut,
ſondern auch ihre Nahmen, nach ſinnigen Ableitungen aus dem
Griechiſchen, dem vorzuͤglichſten Quell guter Gattungsbenen⸗
nungen, gebildet hat, wodurch fie ſtets bedeutungsvoll und wohl-
klingend zu werden pflegen. Nicht ſo wie, beſonders in ſeiner
— 94 —
ſpaͤteren ſinkenden. Periode, der ſonſt in ſeinem Fache wahrhaft
große, und dennoch unſterbliche Ja bricius, welcher, wenn
er Gattungs nahmen brauchte, die erſten beſten Nahmen alter
Städte, Landſchaften oder Fluͤſſe ergriff, die ihm ein geographi⸗
ſches Woͤrterbuch liefern mochte, wie die Benennungen Edessa,
Issus, Aradus, Liris und viele ähnliche beweiſen. Eine ges
dankenloſe, hoͤchſt verwerfliche Methode, die eigentlich veran—
laſſen ſollte, alle jene ungereimte Nahmen umzuändern, wenn
nicht die Veranderung ſelbſt noch mehr Nachtheil befuͤrchten
lieſſe. Gluͤcklicher Weile gehen manche davon ohnchin eben das
durch ein, was wir vor Kurzem ruͤgten, daß ſie nehmlich blos
auf einzelnen Beobachtungen, ohne Zuſammenhang mit dem
Ganzen, beruhen und war einen pruͤfenden Nebenblick e
aushalten.
1 No. LXI. i
Erreina Oppelii. S. 382. Pl. XXV. fig.
ar. Unſere Meinung über den Werth der von Fabricius vers
0 neuen Eintheilung der Schmetterlinge haben wir oben
bei No. XXXV. geaͤußert. Unter das, was wir bisher als
uns brauchbar ſcheinend, davon beibehalten, gehoͤrt auch die
Gattung Erycina. Da jene Arbeit des Fabricius gar nicht
ins Publicum gekommen, von Illiger nur ein kurzer Aus⸗
zug derſelben geliefert, ſie aber an ſich ſehr mangelhaft iſt, ſo
ann man gewiß keinem Entomologen zumuthen, davon eine be—
ſtimmte Kenntniß zu beſitzen, noch ſich darnach zu richten. Uns
a aber, die wir die Schrift im Manuſcript benutzen konnten, wird
es Pflicht, das daraus bis jetzt anwendbar erfundene gelegentlich
mitzutheilen. Darunter befindet ſich denn auch, wie geſagt,
Erycina. Sie gehort unſtreitig, nebſt Emesis Fabr., zu dem
Merkwuͤrdigſten das in der Entomologie een werden
Daß die Maͤnnchen der Inſecten oft anders geblkhete Deine
haben als ihre Weibchen, iſt nichts Neues, und es kann daher zu⸗
E
—
8
a
15 f 5
weilen ſogar dieſe Eigenſchaft, mit genauer Bezeichnung beider j
Bildungen, unter die Gattungsmer kmale aufgenommen werden. 1
Bei den Schmetterlingen hingegen fand ſich hier ſo wenig ein 3
bedeutender Unterſchied, daß vielmehr die Geſtalt der Beine,
nahmentlich die Form der Vorderfuͤße, als ein boͤchſtbrauchbarer N
Hauptkarakter von allgemeinen Abtheilungen der Tagſchmettert ö
linge angewendet werden konnte. Man ſtellte einander, und
mit Recht, unvollſtaͤndige oder Putzfuͤße und vollſtaͤndige oder
Gangfuͤße entgegen; und die hatten denn in jedem Falle beide
Geſchlechter gleihmäßig. Aber dieſer Sprung in der Natur 5
war noch viel zu groß; er ſollte verſanftet werden. Mit einem
male zeigten ſich dem erſtaunten Beobachter Tagſchmetterlinge,
deren Maͤnnchen Putzfuͤße, die Weibchen aber Gangfuͤße hatten, g
und hierinn folglich zugleich das vollkommenſte Verbindungsglied
zwiſchen jenen beiden Gruppen. So ſehr dieſe Entdeckung auch
gewiſſermaaßen die Gattirung der Arten erſchwert, ſo ergriff
man ſie doch gern voller Freude uͤber eine dem ganzen Gange 4
der Natur fo analoge Form, und ſchloß bald darauf aus den
Arten, daß Fabricius dieſe Reihe mit ſeiner Emesis ‚ges \
meint habe, die ſich naͤchſtdem am leichteſten durch fo kleine
ſchwache Taſter erkennen läßt, daß man fie gewöhnlich kaum bes
merkt. Mit dieſer Beobachtung im Sinne, gieng nun Illi⸗
ger ſogleich, nach der raſchen, fleißigen und umfaſſenden Weiſe
womit er jede neue wichtige Idee auf der Stelle zu verfolgen 1
pflegte, alle ihm zugänglichen Tagſchmetterlinge durch, und ers
hielt Reſultate, die unſtreitig auf die ganze Bearbeitung diele
Inſecten⸗ Abtheilung für immer den bedeutendſten Einfluß ha⸗
ben muͤſſen. Wir hoffen jeder Naturforſcher, der dieſes Fach
mit Ernſt treibt, werde gern hier einen Auszug aus dem finden,
was Illiger darüber nur in vorläufigen flüchtigen Andeus
tungen hinterlaffen hat. Mögen fie gutgeſinnten und richtigden⸗
kenden Lepidopterologen Gelegenheit zu fernerer Ausbildung des
Gegenſtandes geben.
Die Tagſchmetterlinge zerfallen nun in:
**
„
= I
Hex apod es, mit Füßen, wovon die vordern bei beiden
Geſchlechtern Gangfuͤße ſind;
u Amphipodes, mit Fuͤßen, wovon die vordern bei den
„ Maͤnnchen Putzfuͤße bei den Weibchen Gangfuͤße ſind; und
1 ee odes, mit Füßen, wovon die vordern bei bei⸗
1 den Geſchlechtern Putzfuͤße ſind.
e uns hier über die erſte und letzte dieſer Abtheilungen,
welche jedermann kennt, auszubreiten, wollen wir blos die mit:
telſte, ſo neue und merkwuͤrdige, wovon auch Europa kein Bei—
ſpiel liefert, etwas ausfuͤhrlicher auseinanderſetzen. Zu der⸗
ſelben gehoͤren folgenden Gattungen:
v
-
*
4 Kine
I, ‚Eryeina Fabr. ms.
ns Hlernnter muß man ſich, als Urbild, diejenigen Tagſchmetter⸗
bine mittleren, eher kleinen, Ausmaaßes denken, welche i in der
Form aller Fluͤgel mit Papilio Fabr. nis. oder Linné's Rittern,
die allergroͤßte Aehnlichkeit haben, deren Vorderfluͤgel dreieckigt
mit kurzem Innenrande, die Hinterfluͤgel verlaͤngert und ge⸗
ſchwaͤnzt, die Fühler mit feiner, walzenfoͤrmiger Kolbe verſe—
hen ſind. Ihre Taſter ſind denen von Hesperia ſehr aͤhnlich,
nicht ganz aber doch ziemlich kurz, duͤnn und meiſt glatt. Es
gehoͤren dazu nach unſern Beobachtungen und Vermuthungen
unter andern: Papilio ae Fabr. Herbst; Periander
Cram. — Melibocus Fabr. Herbst; Pyritus De — Te-
des Cram. Herbst. Indem wir dieses nlederſchreiben fühlen
wir, daß die Behauptung gewagt iſt. Die Arten dieſer Gat⸗
bung ſind zu ſelten als daß man leicht ſehr viel Stuͤcke von einer
und derſelben vergleichen koͤnnte. Bei ein Paar Arten finden
wir Putzfuͤße; dieſe find zugleich dem Leibe nach Männden; bei
ein Paar andern Gangfuͤße, und dieſe ſi für nd dem Koͤrperbau
zu! Folge Weibchen. Dieſes rechtfertigt uns noch nicht. Aber
die ganze Geſtalt, Groͤße, Zeichnung, Farbe und ihre Ver⸗
theilung , nebſt allen übrigen Merkmalen, harmoniren ſo voll
Bel. Mag. Bb. 1. St. 3. 1
— 98 —
kommen, daß man ſich der vorläufigen Ueberzeugung nicht er:
wehren kann, in ihnen alleſamt nur eine Gattung zu erblicken,
und hieraus wuͤrde weiter folgen, daß zu beiden Formen das
andere fehlende Geſchlecht noch zu erwarten ſtuͤnde. Beſtaͤrkt
wird aber dieſe Vermuthung ungemein dadurch, daß ſie ſich
bei einer aͤhnlichen Art, die wenigſtens den weſentlichen Kenn⸗
zeichen nach unbedenklich dazu gehoͤrt, und haͤufig vorhanden ift,
Hesperia ‚Zysippus Fabr., wirklich ſchon beſtaͤtigt, wo ſich
die beiden Geſchlechter auf das Deutlichſte fo unterſcheiden. Dieſe
weicht freilich in der Fluͤgelform von den oben angeführten Ur⸗
bildern bereits ziemlich ab, iſt aber doch noch geſchwaͤnzt. Dann
aber folgen noch einige Arten, bei denen ſich dieſelbe freilich
nach und nach ganz verliert. Dieſe zeigen auch allmaͤhlig kuͤr—
zere Taſter, und naͤhern ſich dadurch, welches denn auch in der
gewohnten Ordnung iſt, der verwandten Gattung Emesis.
2. Helicopis Fabr. Mscr. 10
Die Arten find: Papilio Cupido Linn. Cram. 17 8 9 05
von Pabr. letzlich ketzeriſch Gossypii genennt, und Gnidus Fabr.
Herbst, Endymion Cram. Sie haben fo viel Eigenes, daß
wir die Ausführung ihrer Kennzeichen übergehen. Ardenne
kennt ſie. gun 15
3. Emesis Fabr. Mscr.
Das Hauptmerkmal ſind, wie bereits oben geſagt, die aͤu⸗
ßerſt kurzen und duͤnnen Taſter, welche noch außerdem ſehr weit
unten am Kopfe ſtehen. Fabr. hatte noch eine aͤhnliche Gattung,
ri TR Im
Nymphidium , erſonnen, welche ſich aber gar nicht weſentlich
Gigs
davon zu unterſcheiden ſcheint; wir nehmen ſie nicht an.
Zu Emesis ſtellen wir unter andern: Papilio Melander
Cram. Herbst. — Hesperia Electron Fabr. — Hesperia
Helius (248) Fabr., Pap. H. Cram. — Pap. AgyrtusCram:
Herbst. — Hesp. Sagaris Fabr., Pap. 8 Cram. Herbst. —
Hesp. Perclilus Fabr. „ Cap. Iarbas Drury. gr Pap. Lisias
Cram. Herbst. — Pap. Crotopus ( em.) Cram. Herbst.
\ Dsamathes n.Pap: Crotopus (mas) Cram. Herbst (an praece d.
fem. 2) — Hesp. Labdacus Fahr. Pap. Labdacus Cram.
N Herbst. Pap. Gelanor Cram. Hb. — Hesp. Zuriteus Febr.,
f Pap. E. Cram. Herbst. Pap. Zpaphus Cram. — Hesp. Pha-
reeus Fabr., Pap. Ph. Cram. Pharea Hübn. — Hesp. Telephus.
Fabr., Pap. T. Cram. Herbst. — Pap. Micalia Fabr. Cram.
Herbst. — Pap. Menetes Stoll. — Hesp. Ouidius Fabr., Pap.
| tima (mas) Cram. Herbst. — Pap. Fatima (fem.) Cram.
. Herbst. — Pap.Mandana Cram. Herbst. Pap. Allica Fabr.,
. Flegyas Cram. — Pap. Cleonus Cram. — Pap. Anius Cram.
— Hesp. Ulrieus Fabr., Pap. Ulrica Cram. Herbst. — Pap.
Hypheus Fabr. Cram. Herbst. — Pap. Tullius Fabr. —
Melea n., Pap. Philocles fem. Fabr. Cram. Herbst. —
Philocles m. Pap. Ph. Linn. Clerk., Ph. mas. Fabr. Cräm,
Herbst. — Pap. Croesus Fabr., Capanea Cram. Herbst. —
Pap. Leucosia Hübn. — Hesp. Caricwe Fabr., Pap. C. Linn.
Clerk., Cram. Herbst. — Hesp. Mantus Fabr., Pap. M.
Cram. Herbst. f
Die letztern beiden Arten ſtehen der folgenden Gattung am
4 Beh.
4, Lemonias Dliger.
In. Fabricius Mifer. waren die Arten dieſer Won
unter feinen Nymphidium, Neptis, etc. aufs Gerathewohl zer:
ſtreut. Es war noͤthig ſie zu ſammeln. Denn Trotz großer
. Aehnlichkeit einiger mit einigen Arten von Emesis, unterſcheiden
. ſie ſich davon ſehr deutlich durch lange Taſter, deren Endglied
nackt, und oft lang und ſtumpf iſt, die auch gewoͤhnlich laͤnger,
und wohl ſtets feiner gebauet ſind als bei Eryeina; auch find
die Flügel nie entſchieden geſchwaͤnzt. Indeſſen ſcheint doch
eine forgfältige Vergleichung von Lemonias mit BE 1
ſam und noͤthig. 1 NA
Die unfrigen find unter en 3 2
an TEE un an 16
Hesp. Lamis Fabr., Pap, L. Ona Herbst. as Pit=
theus n., Pap. Pelops Cram.—_Pap. Damon Stoll: — Pap.
Phliasus Cram. Herbst. — Pap. Irenea Cram. — Pap. 2y-
gia Hübn. — Hesp. Pentheus Fabr., Pap. P. Cram.—
Pap. Belise Cram. — Hesp..Hebrus Fabr., Pap. H. Cram.
— pap. Menander Cram. Herbst. — Pap. Zucindus Fabr.,
Lucinda Cram. — Pap. Lassus Fabr., Dyndima Cram. —
Pap. Tiytius Fabr., Tytia Cram. Herbst. — Pap. Phylleus
Cram. Herbst. — Pap. Amesis Cram. Herbst. — Hesp. 4c-
toris Fabr., Pap. A. Cram. Herbst. — Hesp. Ceneus Fabr.
Pap. C. Cram. Herbst, — Paß: Meris Cram. Herbst. —
Hesp. Bias Fabr. — Hesp. Lagus Fabr., Pap. L. Cr.
Herbst. — Pap. Arcas Cram., Arcasius Herbst. — Hesp.
Archimedes Fabr. — Pap. Crispus Cram. Herbst. — Hesp.
Epulus Fabr., Pap. E. Cram. Herbst. — Hesp. Emylius
Fabr., Pap. Emilius Cram. Herbst. — Pap. Zpitus Cram.
Herbst. — Pap. Calliope Linn. Clerk. Fabr. Cram. Herbst.
— Pap. Phlegia Cram. Herbst. — Pap. Susanna Fabr. —
Pap. Euterpe Linn. Clerk. Fabr. Cram. Herbst., Mechani-
tis Musa Fabr. ms. — a
5. Eurybia Illiger.
Die Kennzeichen find: fadenfoͤrmige nach dem Ende zu etz
was verdickte Fühler, mit deutlichen Gliedern (in e
von Eryeina, wo dieſe wenig oder nicht bemerklich find); zu:
ſammengedruͤckte, ſchuppicht⸗ rauche, bogenförmig aufſteigende
Taſter, die dem Kopfe angedruͤckt bis an die Mitte der Stirne
reichen, und von deren drei Gliedern das erſte kurz, das zweite
lang am Ende abgeſtutzt, das dritte klein, auf des en
Spitze nach vorn aufgeſetzt ift. l
Wir kennen bis jetzt nur wenige Arten als: Pap. Niezeus
Fabr. Herbst., Salome Cram. — Pap. Aalede Hübn. —
Pap. Lamia Cram., Lamius Herbst..
Das Vaterland aler fuͤnf dieſer Gattungen, alſo dieser ganzen
1
—
IF ²¹ ?I—iʃe ² —ml²ʃ CUAmO
— 101 —
merkwuͤrdigen Form, ſcheint faſt ausſchließlich Amerika, vor⸗
zuͤglich deſſen tropiſche Zone, dieſe unerſchoͤpfliche Vorraths—
kammer von Inſecten, beſonders von Schmetterlingen, zu feyn,
ſo daß wir kaum eine oder die andere Art angeben koͤnnten, die
aus einer andern Erdgegend ſtammte, und vielleicht wuͤrden
auch dieſe bei vollſtaͤndig gegoͤnnter Beobachtung daraus weg—
fallen; man kann ſie alſo vorläufig unbedenklich für eine ame:
rikaniſche Form halten. Keiner von allen uͤberſchreitet die mitt:
lere Größe, viele ſind klein ja ſehr klein, aber in den meiften
entwickelt ſich ein auffallender Farbencontraſt, eine Niedlichkeit
der Zeichnung, die von keiner andern Gruppe erreicht wird, und
um ſo angenehmer wirkt, da eben wegen ihrer e viele
in einem engen Raum Platz habe.
Dieſes nun vorausgeſchickt, muͤſſen wir bemerken, daß die
gegenwartige Art auf keine Weiſe zu Eryeina gebracht werden
darf. Ihre Taſter ſind viel zu lang und zu dick, ihre Fuͤhler⸗
kolbe viel zu breit und abgeſetzt. Sie iſt vielmehr eine entſchie⸗
dene Apatura Fabr. Ms., und gehört in derſelben zu einer aͤu⸗
herſt ſchoͤnen Reihe, aus welcher wir unter andern Pap. Clyme-
nus Fabr., Clymene Cram. anfuͤhren koͤnnen, der ihr von
oben ganz aͤhnlich iſt, aber unten ganz abweicht. Der weite
und unbeſtimmte Umfang den der Verfaſſer feiner Gattung Ery-
i oina angewieſen hat, iſt gewiß nur vorläufig gemeint, und er
wird es gewiß ſelbſt ſchon faßten, daß es dabei ie Ann
könne.
Was den Aetmahmen betrifft, erlaube man uns eine Eriu⸗
nnerung. Es iſt die Sitte eingeriſſen, bei den Nahmen der
Schmetterlinge auf das Geſchlecht des Gattungsnahmens gar
keine Ruͤckſicht zu nehmen, ja in jeder Gattung unbedeuklich
männliche und weibliche Nahmen zu miſchen. Dieſe Nachlaſ—
ſigkeit iſt keinesweges zu billigen, und konnte ſehr gut verminden
f werden, hat ſich aber fo verbreitet, daß in den bereits beſte—
henden Gattungen an ein Abſtellen derſelben nicht mehr zu den:
ken iſt, wenn nicht noch weit ſchlimmere Folgen daraus entſtehen
_
*
ſollen. Da gilt alſo fernerhin das Geſchlecht gleich. Es ſcheint
aber zugleich zur Gewohnheit geworden zu ſeyn, bei den
Schmetterlingen die zu verewigenden Nahmen der Menſchen
nicht wie bei den Kaͤfern im Genitivus, ſondern im Nomina⸗
tivus, doch mit lateiniſcher Endung zu ſetzen, ſo daß dort gleich⸗
ſam nur das Andenken des Individuums gefeiert wird, hier
aber daſſelbe perſoͤnlich zur Apotheoſe gelangt, welches ja noch
viel ehrenvoller iſt. Nach dieſen Grundſaͤtzen hat der Verfaſſer
ſelbſt oben gehandelt als er einen Schmetterling Humboldt den
andern Bonpland (nach uns: Humboldtius und Bonplandius)
nicht aber Humboldtii oder Bonplandii, nennte. Dem zu
Folge find wir der Meinung, daß auch dieſe Art nicht Oppelii,
ſondern Oppelius heißen muß, und ſein ſyſtematiſcher Nahme
wuͤrde bakepı kuͤnftig: Appatura Senad ef 4
nam
No. LXII. ua“ traf
Erycina Euclides. S. 384. Pl. XXIV. fig. 3. 4.
Ohne uns wird jeder einſehen, daß wenn die vorige Art
zu Apatura gehoͤrt, gegenwaͤrtige, welche ihr vollkommen
aͤhnelt, ebenfalls dahin zu rechnen ſey. Von oben ſieht ſie
wieder der vorher angeführten Apat. Clymenns taͤuſchend gleich.
Auch von unten naͤhert ſie ſich ihr, da ſie an den Oberfluͤgeln
ſchon Purpurfarbe zeigt, auch auf den untern aͤhnliche Zeich⸗
nungen darbietet, und ſo gleichſam den Uebergang dazu macht
indem bei Clymenus das Roth noch weiter ausgebreitet iſt. Ders
ſelbe unvergleichliche Purpur nimmt eine ganze Reihe verwand⸗
ter Arten allmaͤhlig auch auf der Oberſeite ein, wobei unten
immer die zwei Ringe mit Pupillen herſchend bleiben; bei ei⸗
nigen ſchillert das Schwarz zugleich blau, das Noth zugleich
violet, und ſo wird dieſe, wie es ſcheint, dem tropiſchen Suͤd⸗
amerika ganz eigenthuͤmliche Sippſchaft zu einer der amen
unter allen Tagſchmetterlingen.
Der Nahme wird demnach: Apatura Emeliden base
muͤſſen. ain u Er
rc
#
7 . en
Uueber die zwei folgenden Schmetterlingsarten die der Ver⸗
faſſer Eryeina Aristoteles und Erycina Pallas nennt, wagen
wir aus Mangel an hinreichenden Entſcheidungsgründen „ kaum
eine Muthmaaßung, ausgenommen daß wohl; gewiß die Taſter
falſch. abgebildet ſind, da fie denen von den beiden vorigen Ar:
ten vollkommen gleichen, welches in der Natur ganz ſicher nicht
ſeyn wird. Dieſes iſt auch ſchon daraus klar daß der Ver⸗
faſſer bei jenen bemerkt, „die Taſter jenen, merklich uͤber
den Kopf hinaus verlängert, bei dieſen hingegen,
22
pille feyen äußerſt kurz, ein zu bedeutender Unterſchied,
als daß er nicht auch bei Abbildungen, beſonders von der Größe, N
i merklich werden ſollte. Dergleichen Abweichungen findet man
aber heut zu Tage nur allzu haͤufig! Es wurde ungerecht ſeyn,
die Kupfer in dieſem Werke nicht noch mit zu den bei weiten
beſſern zu rechnen; denn wie findet man ſie nicht erſt in vielen
andern). Wann wird man endlich anfangen die Abbildungen
der Naturkoͤrper fuͤr mehr als bloße Bilder und gleichſam Spiel⸗
werke zu betrachten, und an denſelben einen Theil fuͤr ſo wichtig
als den andern anzuſehen! 1 Wann wird man aufhören ſich bei
ihrer Anfertigung, ohne Aufmerkſamkeit auf die Natur ſelbſt,
; bloßen Wilkie zu überlaſſen! Wann endlich werden in den
Werken die Figuren mit dem Texte uͤbereinſtimmen! Die gei⸗
ten ſind voruͤber, da alle dieſe Forderungen fuͤr übertrieben. und
— Neſultate für gleichgültig gehalten wurden.
Das äußere, Anſehen dieſer Arten, verbunden mit dem was
* Text davon ſagt, macht es wahrſcheinlich, daß ſie in der
That Eryeinen ſeyn duͤrften. Wenn mehr Stücke vorraͤthig find,
ſo wäre es ſehr intereſſant zu unterſuchen, ob ſich die Geſchlechter
Leaf. dle von uns angegebene Wa erden Wir mei⸗
aa ne weben, **
Noch de ag wir nicht hin. 1 in in Bezug auf bie Me:
thode eine kleine Vemerkung uber die Phraſe zu machen,
wodurch der Verfaſſer feine Arten karakteriſirt. Linné hafte
ſie auf Elf Worte eingeſchraͤnkt. Wenn nun dies ſtreng zu / be⸗
#2
— 104. —
obachten offenbar pedantiſch waͤre, ſo darf es durchaus nicht
einreißen, ſie bis auf Sechzig und mehr Worte, wie bei Ery-
cina Aristoteles oder Pallas, auszudehnen. Geſchaͤhe dieſes,
ſo ware jeder Unterſchied zwiſchen Phraſe und Beſchreibung
aufgehoben, oder vielmehr die Phraſen würden viel zu lang
und ausführlich, die Beſchreibungen viel zu kurz und unvoll⸗
ſtändig ſeyn, durch jenen Mißbrauch aber wuͤrde die ſchnelle und
bequeme Unterſuchung, welche kurze Phraſen, beſonders wenn
ſie gut ausgearbeitet ſind, gewähren, verlohren gehen, und
das Studium der Naturgeſchichte noch durch ein Hinderniß mehr
ſchwierig werden. Am wenigſten aber iſt in der Phraſe irgend
ein Merkmal zu dulden das der Gattung im Ganzen zukommt,
als, die Geſtalt der Fuͤhler und Taſter (wenn ſie nicht abweicht),
welche man hier darin antriſſt. Eigentlich ſollte jede Phraſe,
ihrer Kuͤrze ungeachtet, durch Vergleichung mit denen aller
uͤbrigen Arten derſelben Gattung, ihre Art ausſchließlich be:
zeichnen. Dies lies ſich wohl anfaͤnglich ausfuͤhren, da die
Gattungen weit weniger zahlreich waren. Auch jetzt noch und
ſtets wäre es wirklich moglich, würde aber in den meiſten
Faͤllen einen Aufwand von Muͤhe und Zeit erfodern, der ſich
durch die Reſultate kaum hinreichend belohnte. Es ſcheint da⸗
her jetzt rathſam, dies immer noch, fo viel als es bequem angeht,
doch nicht aͤngſtlich, zu beruͤckſichtigen, dagegen, der Sicher—
heit wegen, die Phraſe etwas mehr, wo es noͤthig iſt etwa
bis auf drei, vier Zeilen, und ungefähr zwanzig Worte, auszu⸗
dehnen, dann aber bei ganz neuen Arten eine ausführliche De:
ſchreibung folgen zu laſſen, oder bei bereits bekannten dieſe
Phraſe nur noch durch Andeutung einiger untergeordneten Merk;
male, die nicht in dieſelbe gehörten‘, zu verdeutlichen, welches
alsdann in den meiſten Faͤllen hinreichen wird die Naturkoͤrper
vollſtaͤndig auszumitteln, oder doch von allen ähnlichen zu un:
terſcheiden. Die kurzen Phraſen geben dann einen ſchnellen Mer
berblick. Viele weiſen ſogleich ab, und eben dieſes iſt eine
unſaͤgliche Zeiterſparniß. Bei denen hingegen, wo eine Ber:
mithin Plätz greift, entſcheiden gewoͤhnlich bald die Erlaͤu⸗
5 terungen. Mit diefer Schreibart iſt in der Flore portugaise
ein Verſuch gemacht. Die Phraſe iſt dort Character, ihre
Erlaͤuterung, worinn nichts das ſchon in dem Character vor:
kommt wiederholt wird, Diagnosis genannt, und bei neuen
oder wenig bekannten Arten enthält dann die Descriptio alle
noch uͤbrige Auseinanderſetzungen, ebenfalls ohne das Vorher—
gegangene zu wiederholen. Dies wird die Bequemlichkeit
haben, daß davon ein fogenanntes Systema, ſollte es ſehr kurz
gefaßt ſeyn, blos die Karaktere, wollte man es etwas weiter
ausfuͤhren, auch die Diagnofen lieferte, ſogenannte Species
aber bei den bereits bekannten Arten blos beides Vorerwaͤhnte,
mit Citaten der Beſchreibungen in weitlaͤuftigen Werken, die
ſie zuerſt erwähnten, enthielten, bei den ihr eigenthuͤmlichen
neuen Arten hingegen alle drei Stücke der Erklaͤrungen voll:
ſtaͤndig uͤbertruͤgen. Die Laͤnge des Textes wird durch dieſe
Einrichtung nur unbedeutend, etwa blos durch die neuen Ab:
ſaͤtze vermehrt, da jedes Stuͤck das vermeidet, was das andere
hat, alſo in Allem doch nicht mehr als das in jedem Falle un—
entbehrliche herauskommt. Solche Erlaͤuterungen wie jene
Diagnoſen haben zwar bereits manche Schriftſteller ihren Phra—⸗
ſen oder Karakteren beigefügt, und zum Theile damit den vor:
geſetzten Zweck erreicht; aber ſehr oft dabei den unverzeihlichen
Fehler begangen, einen großen Theil der vorhergegangenen
Phraſe nochmals wörtlich zu wiederholen, welches man beſon⸗
ders bei Fabricius nur zu haufig, ja bis zum Ekel, an⸗
trifft. Wie kann ein denkender Autor fo nachläffig und incon—
Men ſchreiben, ein gewiſſenhafter aber feine Leſer in Ba
auf Raum und Zeit ſo zum Beſten haben!
A i lee
Fiempſiali, Chrysites. S. 390. pI. XXV. fig. 1. 2
Es wuͤrde allzu verwegen ſeyn, wenn wir uͤber eine Art,
die der Bearbeiter ſelbſt nicht genau zu gattiren ſich getraut,
8989
— 106 N
etwas beſtimmtes urtheilen wollten; Sade erregt das ganze
Anſehen der Gegenwaͤrtigen, und ihre nicht geringe Aehnlich⸗ f
keit mit Pap. Cassiae Linn., Cassiae fem. Cram. Herbst.
und deſſen Verwandten, die Vermuthung, daß ſie zu Brassolis
des neuen Fabriciusſchen Entwurfes gehören dürfte, wozu aber
Illiger auch noch deſſen Morpho, Amathusia, Melanitis und
Hetaera (denn fo, wie er«soos,. und nicht Haetera ſollte es
wohl“) heißen) gezogen hat. Sie beſitzen Putzfüße und ziemn⸗
lich große, dicke, rauche Taſter. Wir geſtehen indeſſen frei⸗
muͤthig, daß uns dieſe Gruppe ſelbſt noch nicht ganz klar iſt.
Bei einigen von ihnen, als eben bei dem erwaͤhnten Cassiae,
haben die Männchen oben, auf der Mitte der Hinterfluͤgel,
einen Haarbuͤſchel. Vielleicht koͤnnten dieſe in der Folge ei⸗
gentliche Brassolis bleiben. Eben ſo hat eine Reihe Apaturen,
wovon Pap. Demophon Linn. ein Beiſpiel giebt, einen Paar:
buͤſchel am Innenrande der Hinterfluͤgel, und Euploea in der
Mitte derſelben eine Schuppe. Es iſt nicht unmoͤglich, daß
dieſe und aͤhnliche Karaktere einſt zu Gruͤndung brauchbarer
Gattungen Gelegenheit geben. Allein die Arten ſind noch nicht
vollſtaͤndig genug nach beiden Geſchlechtern bekaunt. Wie un⸗
endlich viel iſt uns hier noch verborgen! Auch die aan
muß etwas auszumitteln uͤbrig behekege.
‚No, LXVI.
Dh Te kei ara S. 392. Pl. iin
fg. 3. 4.
Wenn die Gattung Limenitis beſtehen ſoll und kann, eh
muß man als Grundform Pap. Populi, Camilla, Sibylla,
Lucilla Fabr. annehmen, die ziemlich lange, zuſammenge⸗
drückte, bis oben rauche Taſter haben. Daß aber ſolche ſich
an der gegenwaͤrtigen Art finden ſollten, bezweifeln wir, und
nuthmaaßen vielmehr daß ſie darinn mit dem oben, No.
BO Mag. 6. 284. u 1 e
*
92 . — 107 —
XXVI., e Nymphalis Pavon uͤbereinſtimmt,
ee ſie eher ebenfalls zu Apatura ue wuͤrde.
e ee e
Heliconius Cyrene. S. 394. Pl. XXV. Sg. 5. 6.
Sy Bei Gelegenheit von No. XXXV. erwähnten wir im Vor⸗
eigehen Illigers aus Mechanitis Fabr. Ms. gezogenen
ittung Hymenitis. Hier iſt davon ein genaues Vorbild.
8 in der Figur laſſen ſich die kurzen, duͤnnen, glatten Ta⸗
ſter, die allgemein feiner gebauten. Theile, auch die durchſich⸗
tigen! Flügel, leicht bemerken.
—
N MT d No. LvnI. E NAI
Eryeina dgesilaus. ©. 397. eh XX. 8. 5. 8.
du ele,
Wir glauben uns nicht zu irren, wenn wir vermuthen, daß
dieſes das Weibchen von Papilio Meris Cram, Ins. Tab. 366.
B. C., Herbst. Schmetterlinge, II. 341. 100. Tab. 327, fig.
7. 8. iſt. Letzterer iſt zwar weit kleiner und in der Abbildung
Sehr grell gefärbt... wir beſitzen aber auch ein Stück das dem
Gegenwaͤrtigen an Groͤße wenig nachgiebt, und was von jenen
Figuren zu halten ſey, iſt bekannt. Die Farbe der Oberſeite
trifft genau uͤberein. Unſere ſind etwas blaulicher, welches
auch wohl ſo ſeyn ſollte „ da der Text ausdruͤcklich blaulich
fagt. Sollte dieſe Muthmaaßung richtig ſeyn, fo würde fi ſie
2 Irrthum des Verfaſſers in ſich ſchließen, weil er e
Art fur unbeſchrieben hielt, dieſer Irrthum aber zugleich ein
ſeltenes Lob begruͤnden, da dieſes bei 68 ſehr mannigfaltigen
Inſecten⸗ Arten (die Bienen und Meliponen noch ungerechnet)
das einzige Mal waͤre, daß er eine ſolche Verkennung der
Art begangen hätte; ein Reſultat, daß den größten Fleiß und
die umfaſſendſte Kenntniß bei Unterſuchung dieſer kleinen Thiere
vorausſetzt, eine Fehlerloſigkeit, die wohl nicht leicht . Se:
mand ens erreicht hätte, k -
=
108 —
Daß Meris zu Illigers Gattung Lemenias geh te, iſt
bereits oben, bei Erwaͤhnung derſelben vorgekommen.
Das hier eintretende Ende der entomologiſchen Abhandlung
noͤthigt auch uns, dieſe Arbeit hiemit zu ſchließen. Wir tren⸗
nen uns davon ungern, weil fie uns nicht nur die angenehmſte
Unterhaltung, ſondern manche wichtige Belehrung verschaffte,
die wir entweder aus des Verfaſſers Angaben unmittelbar zo⸗
gen, oder durch diefelben. veranlaßt, in der Natur ſelbſt fanden.
Moͤchten doch im Felde der Entomologie viele Schriften erſchei⸗ ö
nen, die bei ſo wenigen Maͤngeln ſo ausgezeichnetes Verdienſt
beſaͤßen! Dann wuͤrde man ſich fuͤr dieſe Wiſsenſchaſt die be⸗
deutendſten Fortſchritte verſprechen konnen. N
Von den abgehandelten 68 Arten ſcheinen uns 52 ganz neu. .
Unſre Samlung, obgleich gerade an tropiſch - amerikaniſchen Syn: 1
ſecten vorzuͤglich reich, enthaͤlt davon nur 11, alſo nur den
ſechsten Theil; fünf Sechstel fehlen ihr gaͤnzlich. Jene wir:
den nur ſehr gelegentlich geſammelt, und ſind blos ein kleiner
Uebereſt einer weit groͤßern Menge, die hoͤchſt ungluͤcklicherweiſe
verloren gegangen iſt. Auf welchen unmeßlichen Reichthum
an noch zu erwartenden Entdeckungen een ſolche .
ur Ro.
)
ueberſicht der Veränderungen, welche wir bei
den Nahmen der Arten für nöthig erachten:
No. II. ſtatt: Rutelapolita . Diabdsis polit..
„IV. ; Alticaabhreviata . Aaltica abbreviata!
V. : Imatidium ı4maculat! Himatidium 14maculat.
VI. Imatidium semicircul. Himatidium semicireul.
„ VII. : Imatidium albicolle Himatid. thoracieum.)
X Coreus Sanctus! Tygadeus sanctus.
XV. Lampyris plumicornis Amydetes plumicornis.
III
XIIV
NL
XLVI
T LIV.
LVIII.
Wann.
LXT.
- LXII.
LV.
Wa LXVI.
LXVII.
. z Calandra sericea
. Cassida multicava
‚ z Eryecina Agesilaus .
— 109 —
Tetraonyx octomacu- Tetraonyx octomacula⸗
latum tus.
: Ateuchus ymaculatus Cantkon 7maculatus,
uhr Scarabaeus Aegeon Geolrupes Aegeon,
: Coreus lunatus Lygaeus lunatus.
: Coreusheteropus . Zygaeus heter opus.
Euglossa surinamens. Centris surinamensis.
. : Helicon. Humboldt Mechanitis Humbolddue:
. z NymphalisPavon .
Apatura Pavonius. i
Cethosia Bonpland Argqnnis? Bonplandius.
87
. Trigona. gs
: Trigona ruficrus Melipona citriperda.'
: Trigona pallida . Melipona pallida.
: Trigona Amalthea . Melipona Amalthea.
: Trigona compressa Melipona compressa,
: Trigona angustula
Meliponà angustula.
: Scarabaeus barbicornis Geofrupes barbicornis.
Calandra kemipteravari \
Himatidium multicapum.
Altica albomarginata Aaltica albomarginata.
» + 'Eumorphus erueiger Eumorphus cinctus.
Epitragus brunnicorn. Stenosis brunnicornis.
; .Altica quinquelineata Haltica quinquelineata.
+ Aetalion reticulatum Aetaliæ reticulata.
+ Eryeina Oppelii Apatura Oppelius, -
: Erycina Euclides Apatura Enclides.
: -Nymphalis Chrysites Brassolis? Chrysites.
: Nympbhalis leucopht. Apaturaꝰ leucophthalma.
Heliconius Cyrene Hymenitis Cyrene.
Lemonias Maris ? ,
IV.
Ueber die Flederthiere.
(Schluß des im erſten Stücke S. 149 abgebrochenen Aufſaßes.)
IX. Gattung Kam mnaſe (Rhinolphus).
' Die Flederthiere mit Hautanhaͤngen an der Naſe laffı en fich
unter drei ‚wohl zu unterfcheidende Gattungen bringen, zweien | |
derfelben hatten Cuvier und Geoffroy bei ihrer gemein: 1
ſchaftlichen Bearbeitung dieſer Familie ſchon fruͤher den Namen h
Kammnaſe (Rhinolophus) und Blattnaſe (Phyllo-
stoma) gegeben, ganz neuerlich unterſchied Geeoffroy noch
mit Recht die dritte Gattung; Großhaͤutler Meer 1
derma).
Das Naſenblatt der Kammnaſen ift fehr —
geſetzt, der Schwanz lang, der Zwiſchenkiefer klein, nur mit
zwei Zaͤhnen verſehen; außerdem haben ſie noch ein ſehr merk⸗
wuͤrdiges Kennzeichen mit den Flatterthieren und Harpyjen ge⸗
mein, nemlich die einfachen Ohren, ohne Ohrecke. Den zwei h
von Daubenton beſchriebenen europaͤiſchen Arten haben wir
neue aus Afrika und Indien hinzuzufügen , die mene zu
derſelben Gattung gehoͤren. |
Einige Naturforſcher find der Meinung, daß es fur die
Gattungen keine beſtimmte Graͤnzen gebe und daß oft nur eine
oder ein Paar Arten erfoderlich ſeyn, um Gattungen unzer⸗ A
trennlich zu vereinigen, die man zuvor wer weiß wie weit ge⸗
trennt glaubte. Zu den Beiſpielen, welche dieſer Meinung ent:
gegen ſind, gehoͤren vor allen die Flederthiergattungen. Iſt es
3 5 — 111 —
nicht in der That merkwuͤrdig, daß in jeder zoologiſchen Nez
gion, wie entfernt ſie auch ſey, die Flederthiere einen Bau
haben, der ſtrenge zu einer von unſern Familien gehoͤrt, oder
vielmehr daß jede Familie in jeder dieſer Regionen einen Repraͤ—
ſentanten hat, der ihr unzweideutig und unzertrennlich ange:
hoͤrt? um von dieſer Begraͤnzung der Gattungen einen noch
genaueren Begriff zu erhalten, kann man beſonders bei der
Betrachtung der Kammnaſen ſtehen bleiben: wir kennen keine
Gattung welche ſthaͤrfer begraͤnzt wäre und zugleich rn
verfchtedene Arten hätte.
Eins der Hauptmerkmale dieſer Gütung iſt ferner die Sahl
der Saͤugwarzen; wir haben fie bei fünf uns zu Gebote ſte⸗
henden Arten unterſucht und beſtaͤndig gefunden. Außer den
beiden Bruſtwarzen, welche bei den uͤbrigen Flederthieren das
Säugungsgefchäft allein verrichten, haben die Blattnaſen deren
noch zwei andre, welche dicht neben einander oberhalb der
h Schambeine liegen. Man wird ohne Zweifel einer fo fonder:
ö baren anatomiſchen Erſcheinung die Aufmerkſamkeit cn vers
ſagen.
Die Kammnaſen fi nd auch die einzigen inſectenfreſſenden
Flederthiere „ welche keine Ohrecken haben, ſondern wo die Oh⸗
ren aufrecht ſtehen und von einer kegelfoͤrmigen Ausbreitung ge—
bildet werden, deren Kegelſpitze an dem Gehoͤrgange liegt.
. Nichts erſetzt den Mangel der Ohrecke; die Ohrmuskeln haben
nur das Vermögen fie an der Wurzel zuſammenziehen und mehr
zu Öffnen, Daher kommt es denn auch, daß die Kammnaſen die
tiefſten Hoͤhlen ſuchen und ſehr weit unter die Erde eindringen.
Da ſie der Fahigkeit beraubt ſind, ſich willkuͤhrlich taub zu
machen, fo ſuchen fie Schlupfwinkel zu denen das Geſchrei und
das von Tagthieren verurſachte Geraͤuſch nicht hindringen kann.
Im Gegenſatze mit dieſer Einfachheit zeigt das Geruchswerkzeug
eine Zuſammenſetzung wovon wir bel den Gattungen der Blatt:
naſen und Großhaͤutler andre Beiſpiele kennen. Hier
find alſo die Zugaͤnge der Naſenhoͤhle eben ſo vortheilhaft ein⸗
—
22 112 —
gerichtet als die des Ohrs: wir ſehen fie muſchelfoͤrmig gebildet,
als wenn es ſich mit den riechbaren Ausfluͤſſen eben ſo verhielte
wie mit den Schallſtrahlen, daß fie müßten- een 1
zu den Geruchshoͤhlen hingeleitet werden. g |
Wo ſolche Naſenloͤcher ſich finden, die im Grunde eines
Trichters, ſowohl bei den Kammnaſen als bei den beiden an⸗
gefuͤhrten Gattungen, angebracht ſind, da kann man das nicht
wie eine blos zufaͤllige Organiſation betrachten, die von keiner
großen Wichtigkeit wäre; im Gegentheil bemerkt man dabei,
eine fo ſorgfaͤltige Fünftliche Anordnung der einzelnen Theile,
daß man nothwendig auf einen beſtimmten Zweck ſchließen und
alle Bedingungen einer Urbildung erkennen muß. ;
Die Naſenhoͤhlen erſtrecken fih bei den Kammnaſen nicht
uͤber die erſten Backenzaͤhne hinaus, aber wenigſtens ſind ſie
aufgetrieben und kugelig, wobei der Eingang der Naſenloͤcher
vorn und unten liegt; es iſt eine weite Oeffnung, vom Zwiſchen⸗
kiefer begraͤnzt, der bis zu einem einfachen der Lefzenbewegung, N
folgenden Plaͤttchen verſchrumpft iſt. Die Lefzen, welche ver⸗ ö
möge ihrer Auftreibung ſich bis zum Vorkopfe erheben, laſſen
zwiſchen ſich und den Naſenhoͤhlen einen Raum, in deſſen Bo: |
den und wie in einem Trichter die beiden Naſenloͤcher egg
Eine Hautfalte ſchuͤtzt und beſetzt den Umfang des Trichters und
bildet ſo die oben angegebene Muſchel. Dieſe Falte breitet ſi ich
vor den Naſenloͤchern wie ein Hufeiſen aus, woher die bei uns
heimiſche Art den Namen Hufeiſennaſe erhalten hat, und
erhebt ſich frei nach hinten wie ein Blatt, deſſ en Geſtalt nuch
den Arten verſchieden iſt.
Die Dicke der Lippen entſteht von einer Anhäufung von
auf einander gedraͤngten und in ihrer Richtung einander entge-
gengeſetzten Muskelfaſern. Durch die Zuſammenziehung Bien
Fleiſchmaſſe wird der Zwiſchenkiefer bewegt.
Die Zaͤhne ſind wie bei zwei andern unter den Namen der
Deckelna ſen und Nyktinomen in der Folge zu beſchrei⸗
benden Gattungen namlich: Schneidezaͤhne 3; Eckzaͤhne 23
hi
N
— 115 —
Backenzaͤhne ut 2 zuſammen 28. Die Backenzaͤhne ſcheinen
uns mehr mit Spitzen beſetzt; da die Platte, welche die obern
Schneidezaͤhne trägt, ſehr dünn iſt, fo fallen dieſe bei der min⸗
deſten Gewalt aus. Wo Illiger mag Kammnaſen mit ſechs
untern Schneidezaͤhnen gefunden haben, iſt uns unbekannt. Wir
koͤnnen verſichern nie mehr als vier gefunden zu haben; uͤbri⸗
gens iſt es leicht ſi ch beim Zählen zu irren, da dieſe Schneide:
zaͤhne bei allen inſectenfreſſenden Flederthieren eingekerbt ſind.
Die Zahl der Fingerglieder iſt der bei den Nacht flie—
| gern (Nyeteris) und bei einer andern noch zu befchreibenden
Gattung den, Grabfliegern (Taphiens), gleich. Der
Zeigefinger hat keine Glieder, die uͤbrigen haben deren zwei,
oder drei, wenn man den Mittelhandknochen mit dazu rechnet.
Der Schwanz endlich iſt lang und ganz oder 0 ganz von der
een eingefaßt. nene 430
dle Gattung beſteht aus ſechs den. 171 1 Note
x
mi: Sie gemeine Kammnaſe (Rhinolophus uni- 25
1610 DA
hastatus.
5 4 Sie findet ſich in Frankreich (auch in Deutſchland); Dar us
} benton hat. fie entdeckt und in den Berhandlungen der. Pas
ö riſer Akademie der Wiſſenſchaften für 1759 bekannt gemacht.
0 Er benannte fi ſie nach der hufeiſenfoͤrmig vor den Naſenloͤchern
ausgebreiteten Haut, und die Benennung wurde bald nachher
von Linne angenommen und uͤberſetzt (V. ferrum equinum).
er dieſe Benennung vielmehr eine beſchreibende Bezeich—
GE}
| nung als ein nach Linnés eignen Grundſaͤtzen gebildeter Tri:
vialname iſt, ſo ſchien es in der Folge Herrmann nöchig, fie
au verbeſſern und er führte ſie in feinen zoo logiſchen Beob;
ach tu ngen unter der Benennung V. Hippocrepis auf.
Daubenton hatte zwei Hufeiſennaſen beſchrieben und ſie
nach ihrer verfchiedenen Größe benannt; gewiß daß ihre Ver⸗
ſchiedenheit in dieſer Hinſicht beſtaͤndig ſey/ hatte er ſie jede
Zool. Mag. Bd. 1. St. 2. 8
4 1 — 114 —
einzeln beſchrieben und abbilden laſſen. Linné aber; dem Dau⸗
bentons Beſchreibungen keinen andern Unterſchied anzuzeigen
ſchienen, vereinigte beide unter derſelben Art, und Linnes
Beſtimmung wurde in der Folge zur Regel; nur Bech ſtein
entſchied ſich für Daubentons Meinung, er nennt die
große Art ferrum equinum, die kleine hipposideros. Wir
haben dieſe beiden Kammnaſen verglichen und endlich auch außer
der Groͤße hinlaͤngliche Unterſcheidungsmerkmale aufgefunden.
Obgleich die Ohren im Weſentlichen nach demſelben Muſter,
lang, ſpitzig geendet, ausgeweitet, gerade und tutenfoͤrmig ge⸗
bildet find, fo zeigen ſich doch bei der kleinen Art außen buchti⸗
gere umriſſe und nach unten eine tiefere Ausrandung als bei
der großen. Die um die Naſenloͤcher liegenden Haute ſind po N
zuſammengeſetzt, daß man auf den erſten Anblick die Verſchie⸗ k
denheit bei beiden Arten nicht herausfindet; der Eingang der 4
Naſenloͤcher liegt im Boden eines Trichters, alſo nahe zuſammen;
den oberen Theil des Trichters beſetzt vorn und an den Seiten 1
eine wirklich hufeiſenfoͤrmige Haut; der übrige Theil nach hin;
ten endiget ſich in zwei Kaͤmme oder Blaͤtter . welche eins vor
dem andern liegend von der Platte entfpringen, die den beiden
Naſengaͤngen zur Scheidewand dient. Das vordere Blatt hat
bei der großen Art faſt die Geſtalt einer Geige ohne Hals, bei
der kleinen die eines Lanzen: Eiſens. Das hintere Blatt iſt
bei dieſen beiden Kammnaſen groͤßer und gleichfalls einem Lan⸗ 1
zen ⸗Eiſen aͤhnlich, uͤbrigens durch Falten an jeder Seite aus |
gezeichnet, welche wie Ausguͤſſe (godets) bilden, etwa den Beil; ;
keſſeln in den Kirchen ahnlich.
Von dieſen wie man ſieht ſehr leicht aufzufaſſenden Ver⸗
ſchiedenheiten haben wir die Namen dieſer Kammnaſen entlehnt,
die uͤbrigens freilich einander ſo aͤhnlich find, daß man wohl
zweifeln konnte, ob ſie ſich wirklich als Art unterſcheiden. Die
groͤßere von beiden hat nur das eine Naſenblatt lanzen⸗ oder
ſpießeiſenfoͤrmig, woher Geoffroy fie uni -hastatus (uni
HL,
— 115 —
fer r. ) nennt. Bei der andern find, beide Naſenblaͤtter ſo
gebildet, daher die Benennung bi- hasta tus ‚(bi-fer Fr.).
an; Die erwachſene Einſpieß⸗ naſe hat t vom im Schnanzenende bis
zum Anfange des Schwanzes om, 080, 6 ie weitläuftiger zu
beſchreiben iſt unnoͤthig, weil ſie in allen! übrigen Kennzeichen,
und auch in der Farbung des Pelzes nicht von den andern Kamm
u hu verſchieden eher REN 5
— 217 ts un!
u, . Bweifpiestammunre epd &
eee Sn any mme Ani un 100
Sie 8 hoͤchſtens o. ogg groß. Ihre beiden lanzettfoͤr⸗
migen Naſenblaͤtter, nebſt den tiefer ausgerandeten Ohren, unter;
ſcheiden ſie deutlich von der vorigen, mit welcher fie jedoch ne
gen der ſonderbaren Analogie der Naſenhaͤute, des verwickel—
ten Baues dieſer Theile und der Bewohnung verde wen 6
den allerdings leicht verwechſelt werden kann. g.
Wir haben oft Weibchen davon geſun her toeiche ihre Singen
ſaͤugten⸗ und zu bemerken geglaubt, daß dieſe ſich nur des
einen Warzen: Paars bedienten und zwar am oͤfterſten des in
der Nähe der Leiſtengegend befindlichen. ) Sie werden aſch⸗
grau geboren und nur wenn ſie groͤßer werden, erhaͤlt ihr Haar
an der Spitze eine fuchsroͤthliche Faͤrbung, welche bei den Er:
95 vorherrſchend iſt. . 1 ie
) Der Verfaſſer hätte immer die 1 55 Kober: 4 0 Namen
fſerrum equinum und hipposideros beibehalten ſollen. Das Un⸗
weſen mit neuen Namen wird jetzt gar zu arg, und beſonders
| zeichnen fi ch die Franzoſen darinn aus; dabei ſind die Namen
65 * oft gar barbariſch und üͤbelklingend; man ſehe nur wunders halben
ni), Lacepedes Naturgeſchichte der Fiſche.
9 Bech ſtein giebt im Gegentheil gerade dieſe veiſtenwatzen bet ſel⸗
er lleineren Hipposideros als beftändig fehlend an; die Farbe
des Ruͤckens iſt nach ihm hellaſchgrau, die des Bauchs ſchmutzigweiß.
Dias erſtere moͤchte doch vielleicht einer Berichtigung bedürfen,
„ie (Bechſt. gemeinnuͤtz. Nat. Geſch. ate Aufl. I. n f W. 1
Altar
+
— 116 —
3. Die Dreizack Kammnaſe (Rh. tridens ):
Dieſe Benennung iſt von dem deutlich dreiſpitzigen Naſen⸗
platte entlehnt; das Hufeiſen oder dieſe vor den Naſenloͤchern
liegende Haut iſt bei dieſer wie bei den vorigen Kammnaſen
vorhanden; aber das Blatt iſt weit weniger verwickelt: es iſt
nichts als eine Platte die an der Wurzel vermittelſt einer Fal⸗
tung einen Wulſt bildet, und deren Mitteltheil eben deshalb vor
den mehr nach hinten liegenden Seitenraͤndern vorſpringt. Die
Ohren ſind groͤßer und vorn weniger geſchloſſen als bei den vo⸗
rigen, welches von einer Hautfalte kommt, die ſie zum Theil
am Vorkopfe feſthaͤlt. Der Sanam iſt ſehr kurz und zeichnet
fi; dadurch aus, daß er um ZH über die Zwiſchenſchenkelhaut frei |
hinausragt; dieſe Haut iſt queer abgeſchnitten und gewinnt J
an Breite was ihr in der Laͤnge abgeht. Laͤnge des Koͤrpers ö
o, nog5; des Schwanzes o,o; — der Fluͤgelweite o/ %;
— der Zwiſchenſchenkelhaut 0,006; — Breite dieſer Haut
f 0,060. 15 E
Geoffro 5 hat dieſe et in Aegypten gefunden und in fat
nem großen Werke über dies Land, tab. 2..No, 1. der ei
chiere. abgebildet. 8 Pr
7 2
4. Die Tiefkammnaſe (RA. ec PIE Tin
Der Name speoris wurde diefer von Schneid er zuerſt
erwähnten Flederthierart gegeben. Peron und Leſu eur,
welche ſie in der Reiſe nach Auſtralien abbildeten, nannten ſie
die Sad; oder Beutelkammnaſe (erumenifere). Dieſe Art
iſt eine der zuletzt bekannt gewordenen und doch kennt man ſie
faft am beſten. Schneider ruͤckte in Schrebers Werk
eine kurze Abhandlung über dieſe Art ein, die ohne Fe +
der Tafel 59 B. dieſes Werks beigefügt ift,
Wie ſchon bemerkt find die Naſenloͤcher faſt die einzigen
Theile woran man die Kammnaſen von einander unterſcheiden
kann: das vordere Hufeiſen findet ſich bei allen; aber bei den
jetzt noch zu beſchreibenden iſt es gleichſam wiederholt vorhan⸗
*
U ſeyn ihren Nutzen anzugeben. Sollte ſie vielleicht eine riechende
Feuchtigkeit enthalten, welche Inſecten herbeilockte, und als
1
1 —
den; ende nämlich an den SeitendreiHautfalten, die ſich
nur nach vorn fortſetzen dürften um noch ein dreifaches Huf⸗
* zu bilden. Ein anderes den drei noch übrigen Arten ges
meinſchaftliches Kennzeichen iſt die ſonderbare Geſtalt des Blatts:
dies bildet vor den Naſenloͤchern einen vorſpringenden Queer;
wulſt und erhebt fic ich von diefem um mit einem zugerundeten
Rande zu endigen, der ſich von außen nach innen umrollt.
Was nun aber die Tiefkammnaſe unterſcheidet und in der That
ein ganz einziges Kennzeichen bildet, iſt eine Taſche oder ein
Beutel hinter dem Blatte, die alſo an der Stirn liegt, deren
innere Waͤnde unbehaart ſind und deren Eingang mit einem
Wulſte bezeichnet und von einem Schließmuskel geſchloſſen iſt.
Dieſe Taſche iſt ziemlich geraͤumig, fuͤhrt nirgends weiter hin
und iſt feſter geſchloſſen, als es die Abbildungen zeigen; ſie
ſieht aus wie ein Cyklopen⸗ Auge mit geſchloſſenen Augen _
liedern. Die Hoͤhle fanden wir ganz leer und es duͤrfte ſchwer
Reuſe dienen um die Inſecten zu fangen? es möchte dieſe Muth:
maßung vielleicht ſehr gewagt ſeyn.
Sie lebt auf Timor, iſt kaum groͤßer als die Zweiſpießnaſe,
nimuc o. Sie iſt auch an Ohren und Schwanz 0
von ihr verfhieben; nur der Pelz it Höher fuchs roth.
5 Die Stirndandkammnaſe (Nh. diadema ).
„ Auch dieſe iſt von Timor, wo wir dem längern Aufenthalte
bus und Leſueur eine ziemlich genaue Bekannt;
ſchaft mit den Natur- Erzeugniſſen verdanken. Dieſe Art iſt
die größte der uns bekannten, ſie hat vom Schnauzenende bis
zum Anfange des Schwanzes 0,105. Das zugerundete Na⸗
ſenblatt iſt drei mal ſo breit als hoch, es wiederholt gleichſam
nach hinten das vorn vor den Naſenloͤchern. ausgebreitete Huf⸗
eiſen, und bildet mit dieſem eine Art von Kranz um das Geruchs⸗
werkzeug; der Wulſt an der Naſenblattwuczel ragt nach Ber:
= 118 —
benegetantre ; bilden aber ſonſt eme gang ee Mu:
ſchel. Der Pelz iſt auch hochfuchsroth faſt wie vergoldet: es iſt
dieſelbe Farbe wie bei allen Kammnaſen, welche nur defto mehr
Glanz und en 1 1 1 naͤher die Thiere dem e
fw. 5 e ee
Mann: In met chunt 2 918 + "5%
6. Semen mam mn fe CRA. ae
Dieſe Art fand ſich unter Commerf ons Beicimungenuns
Handſchriften mit folgender Bezeichnung: |
s er „Fledermaus vom Fort Dauphin auf Madagaſtar. Ves }
2 pertilio obscure- caudatus, auribus simplicibus, amplis,
„ acuminatis - erectis, patulis; naso duabus valvis trans- 1
»versis, late secedentibus bisulco. Rn om
Dieſe Art koͤnnte nur etwa mit den vorigen ie
werden; aber N daß ſie etwas kleiner iſt als dieſe, iſt ihr f
Naſenblatt um f fehmäler und der Schwanz um F J kurzer; fer 0
ner endet fi ſich die Zwiſchenſchenkelhaut bei jener in eine vorra⸗
gende Ecke, bei dieſer Le en. in einen einfprins
genden Winkel. I nee
Schon die bloße Entfernung der Länder Timor und Mada⸗ 1
gascar, wo fü ch dieſe beiden Kammnaſen finden, wuͤrde zu der
Muthmaßung berechtigen, daß ſie beide ſehr derſchiedene Arten
ſeyn. a
Weiter oben iſt gefagt , daß die Kammnaſen einander in
® den Farben und der Beſchaffenheit des Haars gleichen: bei allen
nämlich iſt das Haar dicht, zahlreich und weich: ao iſt es oben
auf braungelb, unten weißlickt. iin
a Wir haben die Dreizacknaſe in den tiefſten Gebitgshöhlen
von Aegypten und namentlich in den entlegenſten Theilen der
Königsgräber und des Tempels von Denderah gefunden. Auch
in den heißen Ländern wie in den kalten, ſuchen die Kammna⸗
ſen auf gleiche Weiſe die abgelegenen Orte; alſo gebietet ihnen
dies nicht der Zuſtand der Temperatur: ſollte die wahre Urſach
— 119 —
>
davon in dem Mangel der Ohrecke zu ſuchen ſeyn? Die bei
uns heimiſchen Blattnaſen kehren im Sommer nicht alle Abende
in die vo i ihnen im Winter bewohnten Höhlen zuruͤck. Soll:
ten fie ue ch badurch das Gehen und Kommen und die Ermuͤdung
beim n Dur rchfluge ihrer ünterirdiſchen Wohnungen erſparen wollen?
Man 55 nicht wohin ſie ſich des Tags uͤber zuruͤckziehen.
Die Kennzeichen eK Ken tn Bet f ch auf folgende
Phraſe eee nn
il Ka br I
3 3; die oberen entfernt ſtehend. Is
d Saugwarzen 4» zwei an der Brust, zwei in den eiſten.
en getrennt; ohne Ohrecke. \
Zwei Nafenkämme, einen ſenkrechten und einen hufeiſenfze⸗ ,
migen. *
1. Gemeine Kammnaſe (Rhin. 0
Naſenblatt doppelt; das hintere ſpießfoͤrmig;
Das vordere mit buchtigen Raͤndern und Ende.
Grand fer à oral Daub. Mem! Acad. d. Scienc.
an. Hg „ - E
Vespertilio ferrum equinum Lin. Kun
65 Vesp. hippocrepis Herm. Obs. zool. p. 18.
e Rinolophe unifer Geoff. Annal. du Mus. a a.
8 . ab. 5. Kopf und Schiel
In Europa. des od ven en and
Y ar selig) Zweitpteßnaſe (Ni. bihästatus).
. Naſenblatt doppelt; beide ſpießfoͤrmig; Ohren tief ausge⸗
randet.
1 Petit ker à chevil'Daub. l. 66.
e Vesp. ferrum equin. Lin. 1
Vesp. hipposideros Bechst. Gem, Nat. 1 dees,
| Azur. bifer Geoffr- Anna du Mu. XX. 259: tab. ö.
gr Kopf. h ¹αν⁰⁰e , e og
„ In Europa. N h r sole 44 406
1 \ — 120. — N
3. Dreizacknaſe (Rh. tridens).
Naſenblatt einfach in drei Spitzen ausgehend.
Rhin. trident Geoffr. 8. Hil. Grand ouvr. eur l’Egypte;
Art, Mammifer.. tab, 2. No. 1.
Annal. du Mus. XX. 260. tab. 5. Kopf u. Schaͤdel.
In Aegypten. fe pe f
4. Tiefkammnaſe (Nin. men
Naſenblatt einfach mit rundem Endrande; an der Srirn
eine Taſche. 2 s
Vespertil. Speoris Schneid. v. Schreb. tab. 59 B.
Nhinolophe crumenifere Atlas du Voy. aux terres
Australes tab. 35. N
Annal. du Mus. XX. 261. tab. 5. Kopf. 1
Auf Timor.
8. ee ee ſe 6 diadema ).
Naſenblatt einfach mit rundem Endrande; ohne Stirn⸗
Taſche; Schwanz ſo lang als das Bein.
Annal. du Mus. XX. 263. tab. 6. t. 5. Kopf.
Neue Art von Timor.
6. Lem merſo ns Kam mn a ſe e ee e
Naſenblatt einſach mit rundem Endrande; ohne Stirn⸗
taſche; Schwanz nur halb ſo lang als das Bein.
Eine in Commerſons Handſchriften abgebildete Art
von Madagascar. Annal. du Mus. XX. 263. tab. 5. Kopf.
Y
VI. Gattung Blattnafe (Phyllostoma).
Die Blattnaſen gehören nicht denſelben Laͤndern an wie die
Kammnaſen; im Gegentheile finden fie ſich ausſchließlich in den
heißen Theilen der neuen Welt. Zu ſolchen Reſultaten gelangt
man faſt immer, wenn man jede Familie gehoͤrig unterabgetheilt
und die Arten in natuͤrlicher Folge zufgmmengeftellt hat.
Die Blattnaſen find in allen oben von den Kammnaſen ans
1 Merkmalen verſchieden; wir wollen ſie genauer be⸗
J. Von den ener
1. Gefühl. Die Flügel find. verhaͤltnißmaͤßig länger,
1 . zum Theil einem uͤberzaͤhligen Gliede des Mittelfingers
zuzuſchreiben iſt. Bekanntlich a aben die Flügel der Flederthiere
faſt nur am Daumen eine Klaue, und da wo die Klaue fehlt,
iſt auch kein Klauenglied; dieſes letztere iſt bei den Blattnaſen
da, aber nur am dritten Finger; anſtatt aber mit einer Klaue
verſehen zu ſeyn, endigt es nur in einen Knorpel, welchen die
Anſpannung der Flughaut mit fortzieht und nach der innern
Seite hin kruͤmmet; ahnliche Knorpel finden ſich am vierten und
4 fünften Finger. Die alle Theile des Flügels vereinigende Haut
geht an die Seiten der Hinterbeine, ohne uͤber die Fußwurzel
hinauszureichen; die Füße find alſo weniger davon ae als
bei den Flatter- und übrigen Flederthieren.
Die Zwiſchenſchenkelhaut liefert uns hier kein Gactungemerk; 5
mal, ſondern fie iſt bei den verſchiedenen Arten der Blattnaſen
verſchieden, ſo wie auch der Schwanz, welcher einigen ganz
fehlt und bei den andern von verſchiedener Beſchaffenheit iſt.
2. Gehoͤrwerkzeug. Dei allen Blattnaſen iſt die Ohr⸗
ecke gezahnt, innerhalb der Ohrmuſchel dem Rande des Gehör:
gangs anſitzend; außerdem findet ſich im Innern des Ohrs, und
der Oeffnung ganz nahe, noch ein anderer Lappen.
3. Geruchswerkzeug. Iſt auch das Naſenblatt nicht
ſo zufammengefeßt wie bei den Kammnaſen, ſo bleibt es doch
deshalb nicht minder merkwuͤrdig. Dicke Auftreibungen umge⸗
ben feinen Sitz, fo daß die Naſenloͤcher wie im Grunde eines
Trichters liegen. Die Ränder dieſer Höhle ragen plattenartig
hervor, ſo daß ihr Halbkreis einem Hufeifen gleicht. Mitten
von dieſem Halbkreiſe entſteht das eigentliche Blatt, welches
in einem dicken verlängerten Wulſte beſteht, deſſen Raͤnder mit
Kr.
Haͤuten beſetzt find. Es läuft am Ende in eine Spitze aus, 4
woher man es bei einigen Arten mit einem Lanzen⸗Eiſen ver⸗
glichen hat. Der Eingang der Naſenloͤcher verlaͤngert ſich von
innen nach außen zwiſchen den Seiten des Hufeiſens und der
Wurzel des Blatts. Die Bewegungen dieſes Apparats geſche⸗
1 durch die Nafen: und Lefzen-Muskeln. Die Naſenloͤcher
erdeu dicht verſchloſſen, ſobald das Blatt ſich ſenkt und in den
Trichter hinabgeht, und ſich de gegen das Hufeiſen Ah un
an die Blattwaͤnde 1% und dicht anſchmiegt.
gr KERNE ENT een. Die Zunge, deren Breite 4
ſich zur Länge verhält wie 1 : 6, iſt oben halbflach, unten ge
rundet; an Laͤnge und Schmalheit, ſo wie auch wegen der Ei⸗
genſchaft der Blattnaſen, fie ganz hervorſtrecken zu koͤnnen, iſt
fie der der Ameiſenfreſſer ahnlich; ihre Oberflache iſt regelmaͤ e
ßig und leicht ſchagrinirt. Ganz nahe an ihrem Ende ſieht man
eine Art Saugwerkzeug: es beſteht in einer Höhle, deren Mit:
telpunct einen erhabenen Punct enthaͤlt und deren Umfang von
acht Waͤrzchen beſetzt iſt, die nicht ſo hoch wie das mittlere
vortagen. 5 1
12 5. Gerichte weerpeüg Die Augenlieder oͤffnen und )
ſchließen fich ſeitwaͤrts: ſonſt hat uns das Auge keine 3
denheit 9 50
an ig al
9 u. Von den Zaͤhn en. n l
Was wir oben von den Zähnen der Flederthiere und von 1
der Nothwendigkeit, ſie nur mit vieler Vorſicht als Merkmale
anzuwenden, geſagt haben, gilt auch vollkommen von den Blatt⸗
naſen. Es giebt uͤberhaupt kein Merkmal, deſſen Guͤltigkeit
in allen moͤglichen Faͤllen koͤnnte angenommen werden, und die
Zaͤhne bieten eben ſo wenig als andre Theile
des Körpers ein ſicheres Mittel das man der
Subordination unterwerfen konnte. Das Inter
—
— 125 —
nehmen im Band X. S. 1of der Annalen des Muſeums *) hat
ohne Zweifel einigen Erfolg gehabt, aber deshalb laͤßt ſich dar⸗
aus noch nicht der allgemeine Satz folgern, „daß der Bau der
„Zaͤhne allein und ohne Beihuͤlfe irgend eines
N „ande en Theils zur Bezeichnung der Gattungen dienen
koͤnne; da die Zaͤhne weit weniger als die Bewegungswerk⸗
. „zeuge den aͤußeren Einfluͤſſen ee 0 MN u 110
; 55 angeführten Abbund lung).
Man darf niche vergeſſen unter wie viel verſchledenartigen
eilen die Zähne wachſen und ſich entwickeln. Erſtlich müͤſ⸗
n fie ohne Zweifel dem Baue und den Verrichtungen nach in
iehung ſtehen mit den Verdauungswerkzeugen; ſchneidende
Zaͤhne kommen den Thieren mit einfachem Magen und kurzen
Darmkanale z zu; breite platte Zähne denen mit weiten und langen
— 5
mung doch nicht ſchließen, ab ee 05 Ausnahme ſey; was
6 beſten iſt, iſt nicht immer, ſonſt müßte es nur bloß ſleiſch⸗
und bloß pflanzenfreſſende Thiere geben; wir wiſſen ja, daß
= alle zwiſchen beiden Graͤnzpuncten inne liegenden Stu⸗
fen ausgefüllt fi nd. Auch zeigt es ſich dem aufmerkſamen Be⸗
ö obachter unfehlbar, daß die Baucheingeweide zuweilen einige
NN Abänderung e erleiden, ohne daß dadurch auch der Bau der Zaͤhne
verändert würde; und umgekehrt werden dieſe abgeaͤndert,
5 ohne! daß die Verdauungswerkzeuge gleichfalls daran Theil neh⸗
men. Ueberdem iſt z bemerken, daß ein verſchiedener Bau
der ah ne doch im Stande iſt dieſelbe Wirkung hervorzubringen;
An wenn das if, fo iſt bei gleichen Umftänden nicht einzu⸗
wie dieſe Derſchiedenheit der Geſtalt allein das Ge⸗
27 niß einer feftzufegenden, Abtheilung {oder Famile enthüllen
1
en Frederie cuvier (Bruder des beruͤhmten Zoologen) Essai sur
de nouveaux caracteres pour les genres des 8 A.
m „ von den Zähnen hergenommen ud. mid
*
ſollte: das was nur individuell iſt, wa unter die Artmerkmale
ee werden. Pr
Die hier zu ar BR Gattung siehe ein Beifpiel davon;
ſie beſteht aus Arten die einander vollkommen gleichen, bis auf
den Punct des Baues, der Anordnung und Zahl der Backen⸗
zaͤhne. Halt man ſich nicht an die Grundſaͤtze einer zum Voraus
erſonnenen Theorie,’ ſondern an die Beobachtung, To findet
man daß aus dieſen Verſchiedenheiten nichts weſentliches her⸗
vorgeht; ſie hangen keinesweges von Urſachen ab, die in der
Natur der Zähne begründet ſind, ſondern bloß von einer Vers
aͤuderung des Verhaͤltniſſes der Kieferknochen. Es giebt wirt
lich Blattnafen mit kurzer und andre mit längerer Schnauze; aber
alle gebrauchen übrigens ihre Zähne auf gleiche Weiſe, To vers
ſchieden fie auch ſeyn mögen, denn fie dienen ihnen allen die
Fluͤgeldecken und Halsſchilde der Inſecten damit zu zerbeißen. j
Wir ſind gewohnt die Beſchreibung der Zähne unter die vors
laͤufigen Gattungsbetrachtungen zu ſetzen, das wollen wir auch
hier thun, mit Beruͤckſichtigung der Verſchiedenheiten, welche
wir daran bemerkten. Wir werden nach einander die Zähne des 1
Vampyre (Phyllostoma spectrum) und der Spießnaſe (Phyl-
‚lostoma hastatum ) beſchreiben „bei welchen dieſe Verſchieden⸗
heit am auffallendſten iſt. Dem Originalaufſatze find Zeichnun⸗
gen der Zähne und Schaͤdel beigefügt.
Das auffallendſte bei der Vergleichung der Schädel dieſer bei⸗
den Blattnaſen iſt ihr verſchiedenes Verhaͤltniß: der des Vam⸗
pyrs iſt ſchmaͤler und laͤnger. Beſonders iſt dieſe Verſchmaͤle⸗
rung am Unterkiefer merklich, demungeachtet ſind doch die Eck,
zähne am Ende des Unterkiefers an der Wurzel ſehr dick, ſo
ſehr daß ihr Hals ſich beruͤhrt; obwohl dies dem Wachsthum de r
Schneidezaͤhne ſehr hinderlich iſt, ſo find dieſe doch auch vo 8
handen, aber freilich ſehr klein und gleichſam vor den Sckzaͤhnen
zuſammengedraͤngt. Eine andre merkwuͤrdige Eigenheit des
Unterkiefers iſt, daß er vor dem Oberkiefer hervorragt. In
jedem Kiefer ſind vier Schneidezaͤhne; auch die oberen leiden
8 — 125 —
von a Nachbarſchaft der Eckzaͤhne, zumal die an der Seite,
gegen deren Flächen die untern Eckzaͤhne anliegen woher ihre
aͤußerſte Kleinheit begreiflich wird. Die mittleren Schneide
zaͤhne, welchen dieſe Hinderniſſe nicht entgegen ſtehen, ſind
breiter und meißelfoͤrmig. Dieſelbe Beſchaffenheit der Schnei⸗
dezaͤhne findet ſich auch bei der Spießnaſe und den übrigen Blatt-
naſen. Die Backenzaͤhne des Vampyrs, oben zehn, unten
zwölf, nähern fie denen der Fleiſchfreſſer: die erſten find ſehr
kurz und faſt platt, die andern ſchneidend und drei- oder vier⸗
ſpitzig Die untern ſind zuſammengedruͤckt und wegen der einen
Syltze merkwuͤrdig, die viel länger iſt als die uͤbrigen. Die
oberen find an Geſtalt und Größe verſchieden; der zweite iſt
dreieckig, der letzte breit aber nicht tief, der dritte und vierte
viereckig, ſchraͤg abgeſchnͤtten, hinten ausgehoͤhlt, vorn dreis
ſpitzig, wovon aber nach außen nur zwei Spitzen ſichtbar ſind.
Die Spießnaſe gleicht dem Vampyr in Hinſicht der Zaͤhne
nur durch ihre obern Schneidezaͤhne; denn da die Unterkiefer⸗
aͤſte weiter von einander abſtehen ſo halten fie auch die Eckzaͤhne
Y in einer gewiſſen Entfernung, wodurch die Schneide zaͤhne fo
viel Raum gewinnen, daß ſie mit ihnen in derſelben Linie ſtehen.
Die Eckzaͤhne ſind innen platt, leicht gebogen und ſehr ſcharf⸗
ſpitzig. Die Spießnaſe hat vier Eckzaͤhne weniger als der Vam⸗
pyr, nämlich oben acht, unten zehn. Die beiden erſten an
jeder Seite und in jedem Kiefer ſind zuſammengedruͤckt, drei⸗
eckig und einſpitzig, die andern find wechſelweiſe ausgeſchnitten
und mit Spitzen verſehen; mit dem Unterſchiede, daß die Krone
bei den untern ſchmal und mit der Flaͤche gerade iſt, die oberen
hingegen viel breiter und mit der Flache ſchief gerichtet ſind.
Vie Zähne der Spießnaſe erinnern an die der inſectenfreſſenden
Thiere, die des Vampyrs haben mehr von denen der eigentlis
chen Fleiſchfreſſer; auch iſt die Hinterhauptleiſte bei ihnen 527
als bei der Spießnaſe.
Bei der kleinſten Blattnaſe (Phyll. sorieinum) zahlt man
in jeder Reihe nur drei, alſo uberhaupt nur zwölf Backenzaͤhne.
I
— 126 ——
b. III. Von der Lebensart der Blattnaſen nne
Alle Beobachter ſtimmen darinn uͤberein, daß die Blattna⸗
fen die Fähigkeit haben, Menſchen und Thieren das. Blut aus⸗
zuſaugen. Pi ſo giebt uns hieruͤber ſehr umſtaͤndlichen Bericht;
auch in den Reiſebeſchreibungen von Peter Martyr, vom Pas
ter Jumilla, von den Brüdern Ulloa und Tondamine
finden ſich dergleichen, die man in Buffons Naturgeſchichte
XIII. 58. nachleſen kann, wo fie mit den eigenen Worten jener
Schriftsteller angefuͤhrt ſind. Ron me von Saint Laus
rent beſtaͤtigt ſie durch fein Zeugniß (Buffons Supplem.
VII. 291.) und uͤberdem find fie neuerlich noch durch die trefft
lichen Bemerkungen eines eben ſo genauen als ſcharfſinnigen Be⸗
obachters Don Felix Azara beſtaͤtigt, welcher ſich fol⸗
gendermaßen daruͤber auslaͤßt: „Die Arten von Flederthieren
„mit einem Blatte auf der Naſe unterſcheiden ſich von den uͤbri⸗
„gen darin, daß ſie am Boden faſt ſo ſchnell laufen als eine
„Ratte und daß ſie gern Blut ſaugen. Zuweilen beißen ſie einge⸗
„ſchlafenen Huͤhnern in die Kaͤmme und ſaugen Blut daraus;
„des Federvieh ſtirbt hievon, weil die Wunden brandig werden.
„Sie beißen auch die Pferde, Maulthiere, Eſel und das Horn⸗
„vieh, gewöhnlich an den Ober-Schenkeln, den Schultern, dem
„Halſe, weil ſie ſich hier an der Maͤhne oder am Schwanze feſt⸗
„halten koͤnnen. Selbſt der Menſch iſt vor ihrem Angriffe
„nicht ſicher, und ich kann ſichres Zeugniß davon geben, da ſie
„mich viermal an den Zehen: Enden gebiſſen haben, als ich in
„Hutten auf freiem Felde ſchlief. Die Wunden, welche fie mir
„machten, ohne daß ich es gemerkt hätte, waren kreisfoͤrmig
„oder ellyptiſch, 2 bis 3 Millimeter im Durchmeſſer, aber fo
„flach, daß ſie nicht einmal ganz durch die Haut drangen, und
„man ſahe daß ſie durch Fortreißen eines kleinen Biſſens, nicht
„wie man glauben moͤchte durch Stechen, verurſacht waren.
„Das Blut kommt weder aus Venen noch aus Schlagadern,
„weil die Wunde ſo weit nicht eindringt, ſondern aus den Haar-
„gefaͤßchen der Haut, woher dieſe Thiere es ohne Zweifel durch |
-
— 127 —
Lecken oder Saugen liehen. Rururgefgiger von Pau
8 ane een ne n
Buffon, bei ſeinen Betrachtungen! über die Möglichkeit
bes Blutſaugens der Vampyre, ohne auch nur ſo viel Schmerz
zu verurſachen, daß ein Menſch davon aufwache, urtheilte, es
muͤſſe mit der Zunge geſchehen und ſetzt hinzu, man koͤnne ſich
einen Begriff machen von der Art und Weiſe wie es geſchehe,
wenn man die Zunge eines Vampyrs unterſuche, deren harte,
feine, ſehr ſpitze, nach hinten gerichtete Waͤrzchen einige Seiten
nachher, Band XIII. Taf. 15. abgebildet find. Wir haben weiter
oben gejagt,’ daß die Zunge der Blattnaſen nicht nach einem ſol⸗
chen Modell gemacht ſey; aber deshalb iſt Buffon s Vermus
thung doch nicht minder gegruͤndet. Es iſt gewiß, daß der am
tiefſten ſchlafende Menſch, und zumal die Thiere, deren Schlaf
viel leichter iſt, durch den Schmerz eines Biſſes mit den Zähnen
unfehlbar aufgeweckt werden wuͤrden. Es bleibt alſo nur die
Zunge, welche ſo feine Oefnungen machen koͤnnte, daß die Venen
Enden davon bluten ohne einen heftigen Schmerz zu verurſachen;
und wir haben dieſe Wahrſcheinlichkeit zur Gewißheit gebracht,
da wir oben den Theil der Zunge beſchrieben, durch welchen ſie
ein Saugwerkzeug wird, welches wirklich dieſen Dienſt leiſtet. “)
Dioch muß man deshalb nicht glauben, daß die Blattnaſen
ſich durchaus und ausſchließlich von thieriſchem Blute naͤhren, fle
haben ſich leider zu furchtbar gemacht, da fie zu Borſa und an
andern Orten das von den Miſſionären dahingebrachte Hor nvieh
vernichteten, ohne daß man noch dieſen Thatſachen an das Wun⸗
derbare graͤnzende Uebertreibungen hinzufügen ſollte. ) Alle
ide
9 Es fcheint uns noch gar nicht ausgemacht, daß der beſchriebene
Apparat der Zunge gerade zum Eröffnen der Haut diene, ſelbſt
Azaras Angabe ſcheint dagegen zu ſeyn; der Zungenapparat
mag allerdings zum Saugen dienen, nachdem die kleine Wunde
einmal gemacht iſt. W.
) Voyage de la riviere des Amazones par M. de la Condamine.
Paris 1705. Pp. 171.
>»
uns 128 —
leben, wie die andern Flederthiere von Inſecten. Geoffroy hat |
ſich davon durch Defnung des Magens bei mehreren Arten übers '
zeugt; und ſie wagen ſich auch nur, fuͤgt Azara hinzu, des
Nachts, wo ſie Mangel an andrer An er an das
er t
Alle, ihre Kiefer ſeyen lang oder kurz. ſaugen das Blut
anderer Thiere. Peter Mar tyr berichtet es von den Blatt
naſen der Meerenge von Darien, die Gebruͤder Ulloa von
denen von Karthagena, Roume von dem Vampyr der Dreis
einigkeits⸗Inſel und Don Felix Azara von den in Paras
guai entdeckten Arten. Piſo hatte ſchon fruͤher als alle dieſe
x
0
|
;
D ee re m
geſagt, daß dieſer Blutdurſt allen dieſen Flederthieren eigen fey,
und er kannte wenigſtens zwei Arten.
1
Aber das iſt nicht wahr, daß die von ihnen gemachten Wun⸗
den dem Menſchen fo gefährlich find wie der Pater Ju milla
berichtet. Außerdem daß man dies nicht begreift, nach dem
geringen Kraftaufwande den es ihnen koſten kann um einige
Tropfen Bluts zu ziehen, wiſſen wir es auch poſitiv von Aza ra.
„Niemand in unſern Gegenden, ſagt er, fuͤrchtet dieſe Thiere
ö
„oder bekuͤmmert ſich darum, obgleich man ihnen nachſagt, daß
, ſie, um das Gefuͤhl ihrer Schlachtopfer einzuſchlaͤfern, durch
„Schlagen mit den Fluͤgeln den Theil, welchen ſie beißen und
„ausſaugen wollen, faͤcheln und kuͤhlen.“
g. IV. Beſchreibung der Arten.
Die erſten Arbeiten uͤber die Blattnaſen ſchreiben ſich von
Piſo her, *) welcher deren zwei Arten vielmehr erwähnt, als
beſchreibt, unter den Namen Andira und Andira-Guaka;
doch ſagt er genug davon, um uͤberzeugt zu ſeyn, daß die ſeiner
Beſchreibung zur Seite geſetzte Abbildung von keinem aus Bra⸗
filien gebrachten Thiere herkommt: fie zeigt vielmehr ein Flat
terthier (Pteropus) welches die Herausgeber des Piſoſchen
) Andita, Andira⸗Guaku, oder Vespertiliones cornuti. Piss
Brasil. p. 290.
*
.
Werkes ſich aus irgend einer europaiſchen Samlung werden
verſchaft und der Groͤße wegen fuͤr einen Vampyr augeſehen haben.
Sloane ſcheint die kleinere nene Andira, in Jamaika
wiedergefunden zu haben.“) 0
Aber die beiden Arten ſind erſt durch die Abbildungen welche
Seba davon Taf. 38 und 55. gegeben hat, **) wahrhaft be⸗
kannt geworden, nachdem fie Linn darauf, nebſt einer drit—
ten Art Taf. 56. unter dem Namen V. spectrum, V. perspi-
eillatus und V. spasma, in fein Naturſyſtem aufgenommen
hatte. Dieſe drei lebensgroßen Abbildungen ſind bis auf die
Zwiſchenſchenkelhaut, welche viereckig und ohne die langen Spo⸗
ren aͤhnlichen Knochen, die ſie ſtuͤtzen, vorgeſtellt iſt, unta⸗
delhaft.
Edwards hat nachher eine andre Abbildung von einer
dieſer Blattnaſen, naͤmlich der von Jamaika, geliefert, ***)
die aber viel unrichtiger iſt als Seba feine. Immer iſt es
aber unpaſſend, daß man ſie in neuern Zeiten auf V. sorieinus
bezogen hat, weil man nicht 178 daß die Abbildung ſie ſehr
verkleinert vorſtellt.
In der Folge beſchrieb Buffon die! Spießnaſe (Fer de
lance) T), welche nachher von Linné V. hastatus genannt
wurde. Buffon gab dieſe neue Art für V. perspicillatus
oder Sebas V. americanus aus, und beſchrieb dieſe letztere
* fpäter Tr) als eine neue Art, unter dem Namen der großen
Spießnaſe.
Endlich, etwa um dieſelbe Zeit, gab P 5110 s Ti) eine
) Sloane II. 330.
**) Canis volans p. 92. Vesp. americanus wie; P. 90. Glis volans
4 p. 90. Seba Mus. I.
%) History of birds IV. t. 201. fig. Is
1) Hist. nat. XIII. tab. 33.
4) Hist. nat. Supplem, VII, tab. 74,
i) Spicilegla zool. ſasc. 3, tab. 3 et 4,
Zool. Mag. Bd. 1. St. 2. N 9
— . 130 —
vollſtaͤndige Geſchichte den kleinſten Art dieſer Gattung, die er
ihrer Kleinheit wegen der Spitzmaus verglich und deshalb V.
sorieinus nannte. N
Dieß find die von den ſyſtematiſchen Schriftſtellern erwähnten
Blattnaſen. Shaws 1800 erſchienenes Werk *) hat deren
nicht mehr als Gmelins Ausgabe des Naturſyſtems.
Dieſe ſchon ziemlich zahlreiche Gattung hat nun noch mehr
Zuwachs erhalten. Unter den zehn von Azara in Paraguai
entdeckten Flederthier⸗ Arten find vier die hieher gehören: wir
werden unten zeigen, daß feine braune und roͤthlich
braune Art, nicht wie er meinte der Vampyr und die Spieß⸗
naſe ſey, ſondern daß fie eben fo wohl als feine braune ger
ſtreifte ganz neue Arten ſind. Endlich werden wir ſelbſt dieſe
Gattung noch mit zwei neuen in der Samlung des naturhiſto—
*
riſchen Muſeum gefundenen Arten: Phyllostoma crenulatum
und elongatum bereichern.
Die Vampyrblattnaſe ( Phyllostoma spectrum).
Maße: des Körpers vom Schnauzen- bis zum Schwanzbein⸗
Ende 15 Centimeter; — des Kopfs 8; — der Ohren 33 —
des Naſenblatts Höhe 1, Breite 0,7; — der Flügel 603 —
der Zwiſchenſchenkelhaut 7; — der langen eee 45
— des Schwanzes o.
Linné hatte den Namen Vampyrus den zu feiner Zeit be:
kannten Flatterthieren (Pteropns) gegeben, aber Buffon
gab ihn der hier beſchriebenen Blattnaſe wieder, da er uͤber—
zeugt worden war, daß die Gewohnheiten, welche dieſe Be:
nennung rechtfertigen, ausſchließlich dieſer Art zukommen. Alles
berechtiget uns zu glauben, daß es dieſelbe Art ſey, von wel:
cher Piſo unter der Benennung Andira-Guaku ſpricht,
und die er von der Groͤße einer Taube beſchreibt. Seba bil—
det fie ab I. tab. 58. nachher hat Schreber dieſelbe Abbil⸗
) General System of Zoology.
U
His N — 131 —
dung tab. 45. verkleinert wiederholt, die Fehler an der Zwi⸗
ſchenſchenkelhaut aber noch vermehrt; denn das was bei Se ba
nur ein Strich war, um eine Sehne anzudeuten, iſt unter dem
Grabſtichel des von Schreber gebrauchten Kupferſtechers zu
einem wirklichen Schwanz geworden. Nachher gab Schre—
ber Taf. 45. bis, eine andre Originalzeichnung des Vampy es,
die vorzuͤglicher iſt. Scha lw hat J. tab. 43. die ſchlechte
|
Schreberſche Abbildung copirt, die ſelbſt nur Copie war.
Unſre Beſchreibung der Zaͤhne iſt vom Vampyr hergenom—
men und daher dem oben geſagten nichts hinzuzuſetzen.
Die Länge der Schnauze, die Größe der Ohren und die
Kleinheit des Naſenblatts geben ihm eine ſonderbare, aber
freie Phyſtognomie, wovon ſich nur etwas ähnliches bei der
Spitzmaus⸗Blattnaſe wiederfindet. Das Naſenblatt ſetzt ſich
auf das Hufeiſen fort, ohne an der Wurzel ausgeſchnitten zu
ſeyn; der mittlere Wulſt hat wenig Dicke und ſeine Seitenlappen
ſind gerundet und verlieren ſich an ſeinem Ende ſpitzig.
Die Flughaut verlaͤngert ſich auf den ganzen Rand des Mit:
telfußes und endigt am Anfange der erſten Zehe. Die 3 1
ſchenkelhaut fuͤllt den ganzen Raum zwiſchen den Beinen, ihr
hinterer Rand bildet einen vorſpringenden Theil, welcher wie
ein halbes Sechseck aus drei einander gleichen Linien beſteht, der
ren beide aͤußere an den Fußwurzelſporen liegen, die dritte aber
Be der Stuͤtze beraubten Theil diefer Haut bildet.
Das Haar iſt fanft anzufühlen, oben ee un⸗
ten .
*
Die Britlenb lattnaſe (Phyll. perspicillatum)«,
Maße: des Körpers 8 Centimeter; — des Kopfs 31 —
der Ohren 2; — des Blatts Höhe 1, Breite 0,7; — der
Fluͤgel 46; — der Zwiſchenſchenkelhaut 1,55 — des Fußwur—
zelſporen 0,65 — des Schwanzes o.
Buff on nannte dieſe Art die große Spießnaſe, und wir
& 1%) 1 1 > 9 +
= — 132 —
haben ſie gerade beſtaͤndig kleiner als feine erſte Spießuaſe ger
funden: er ſagt, daß ihr die Ohrecken fehlen, welche doch auf
feiner Abbildung Supplem. VIII. t. 74. ſehr deutlich vor
handen ſind; endlich hat er auch keine Schneidezaͤhne im Ober⸗
kiefer gefunden, wogegen doch in denen uns vorliegenden Exem⸗
plaren vier vorhanden find. Dieſe letztere Beobachtung wol-
len wir gar nicht als eine kritiſche Bemerkung angeſehen wiſſen,
ſondern im Gegentheil an das ſchon bei mehreren Gelegenheiten
geſagte erinnern, daß die Flederhiere ihre Schneidezaͤhne, und
zumal die oberen, leicht verlieren. f
Die Schnauze der Brillenblattnaſe iſt kurz und breit; ihre
untern Eckzaͤhne ſtehen daher ziemlich weit von einander und ö
folglich ſind die Schneidezaͤhne gut gereiht, obgleich ſie einander
beruͤhren: die beiden mittelſten ſind zweilappig. Die Ohren
ſind am aͤußern Rande leicht ausgerandet und die Ohrecken fein
gezaͤhnelt. Von der Naſe bis zum Ohr geht eine weiße Binde.
woher der Name der Brillennaſe (perspicillatum). Das
Blatt beſteht aus einem ſtarken Wulſte und Hautanhaͤngen auf
der Seite, welche dieſen nicht bis zur Spitze begleiten; am
untern Ende iſt es eirundlich verſchnuͤrt und vorn durch ein brei⸗ 1
tes Hufeiſen geendigt. Die Lippen find mit einer Reihe von
Waͤrzchen beſetzt und an den Gelenken des dritten und vierten
Fingers bemerkt man ſtarke Knoten. Die Zwifchenfchenfelhaue
bildet einen einſpringenden Winkel; fie iſt faſt ohne alle Stuͤtze,
da ihre Sporen ſehr klein find. Die Farbe des Ruͤckens ie 5
ſchwaͤrzlichbraun, die des Bauches lichtbraun. b
Anmerkung. Zu dieſer Art zaͤhlt Geoffroy als Ab⸗ 1
änderung Azaras II. 26g. erſte oder dunkle und ge:
ſtreifte Fledermaus; fie iſt faſt um ein Drittel größer und
von einer dunkeln Farbe, die ſich mehr ins Roͤthliche zieht.
Sollte auch das Blatt, welches mit einem Lanzet⸗Eiſen ver⸗
glichen wird, verſchieden ſeyn? Waͤre dieß, ſo muͤßte man ſie
allerdings fuͤr eine beſondre Art halten, die der Brillennaſe
durch die beiden weißen Banden am Kopfe gleicht. Obgleich
—
1 — 135 —
nun dieß letztere Merkmal keinen hinlaͤnglichen Grund giebt
dieſe beiden Thiere zu vereinigen, weil ſich daſſelbe Merkmal
auch noch bei einer andern Blattnaſe in Paraguai findet, ſo
fuͤhren wir doch beide hier als zu einer und derſelben Art ge:
hoͤrig auf, nach dem Grundſatze, daß in zweifelhaften Fällen
man lieber eine Art zuwenig als zuviel aufſtellen müſſe.
*
Die Spießblattnaſe (Phyl, kastatum).
Maße: des Körpers zo Centimeter; — des Kopfs 43 —
der Ohren 2,8; — des Blatts Höhe 1, Breite 0,85 —
der Flügel 81; — der Zwiſchenſchenkelhaut 4; — der Fußwur—
eren 23; — des Schwanzes 1,8.
Außer Buffon hat noch niemand dieſe Art beſchrieben,
doch giebt es außer der Buffonſchen noch eine andre Ori⸗
ginalabbildung derſelben, welche Schreber Taf. 46. A. lan⸗
ge nach der Beſchreibung der Flederthiere geliefert hat. Auf
der einen Seite hatte er auf ſeiner erſten Tafel 46. Buffons
| Abbildung copirt, die man ihm wie gewoͤhnlich nach der Bes
ſchreibung illuminirt, aber ungluͤcklicherweiſe viel zu ſchwarz
h - gefärbt hatte, und auf der andern Seite hatte feiner Samlung
die Brillennaſe (V. perspicillatus) lange gefehlt. Endlich er⸗
hielt er eine Blattnaſe; dieſe war fuchsroth; alſo, mag er ge⸗
dacht haben, iſt es nicht die Spießnaſe der Taf. 46.; fo muß
es denn die ſo lange gewuͤnſchte Brillennaſe ſeyn. Indeſſen
verhalten ſich die Farben in der Wirklichkeit gerade umgekehrt
wie die der Schreberſchen Abbildungen. Dieſe Farben
ſowohl als die Geſtalt des watts, laſſen nicht den mindeſten
' Zweifel über die Identitaͤk? Art der erſten Taf. 46. und der
un Taf. 46. A g
Das Blatt der Spießnaſe iſt ganz, ohne Aus randung am
erde und ohne Wulſt; der Mittelpunct iſt nur ganz wenig auf—
getrieben und die Wurzel ſo ſchmal, daß das Blatt wie auf
einem Stiel zu ſitzen ſcheint; dahingegen iſt das Hufeiſen groͤ—
Her als bei irgend einer andern Art dieſer Gattung. Die
{ 4
ve 154 —
Schnanze iſt kurz und breit, die Zaͤhne Mind zwiſchen den entfern⸗
ten Eckzaͤhnen gut gereihet, die Ohren lang und nach oben ſchmal.
Die Unterlippe iſt in Geſtalt eines V-mit Warzen beſetzt; ein
ſehr kurzer Schwanz iſt ganz von der Zwiſchenſchenkelhaut ums
geben, welche ſich auch noch weit uͤber den Schwanz hinaus
erſtreckt, etwa fo wie bei dem Vampyr⸗ daß fie auch einen Bor:
ſprung bildet. N
Das Haar iſt kurz, oben Aanienbenin, er an deus
gelblichbraun,
Die Spitzmausblattnaſe Pfl.. sorioinum),
Ma ße: des Körpers 5 Centimeter; — das Kopf 2,3 —
der Ohren 0,95 — des Blatts Höhe „8, Breite 0,43 —
der Fluͤgel 22,3; — der Zwiſchenſchenkelhaut in der Mitte 0,9;
— der Fußwurzelſporen 0,3 5; — des Schwanzes 0,4. 1
Dieſe Art lebt in Surinam und den naͤchſten Inſeln. Pal⸗
las hat eine Beſchreibung ihrer aͤußern Theile, ihrer Einge; 3
weide und ihres Knochengeruͤſts gegeben, die nach der Verglei⸗ 4
chung an unſerm in Weingeiſte aufbewahrten Exemplare Wer
zu wuͤnſchen übrig laͤßt.
Wir haben ihr den franzoͤſiſchen Namen musette —
als Ueberſetzung des von Pallas gewaͤhlten, denn ſo nennt
man wirklich in einigen Gegenden Frankreichs die Spitzmaͤuſe.
Sie iſt übrigens die kleinſte aller bekannten Blattnaſen. Ihre
Schnauze iſt ziemlich lang, aber nicht ſo ſchmal als beim Vam⸗
pyr daher find die Eckzaͤhne in einiger Entfernung von einan-
und die Schneidezaͤhne ungehindert in eine Linie gereiht. Das
Blatt iſt klein, ganz am Ende der Schnauze herzfoͤrmig, bei
den Maͤnnchen an der Wurzel breiter und in eine ziemlich ſcharfe
Spitze geendigt. Die Ohren ſind klein und laͤnglich. Die
Zwiſchenſchenkelhaut iſt in einem einſpringenden Winkel ausge-
ſchnitten und von ſehr kurzen Knoͤchelchen geſtuͤtzt. Die Zunge
iſt ſehr groß, beſonders lang, und am Ende gerinnt; die Raͤn⸗
der dieſer Rinne find mit Waͤrzchen beſetzt die ſich in zwei Aeſte
— 135 —
theilen, oder mit auf die Seite umgebogenen Borſten. Wir
haben oben geſagt, daß wir dieſes Saugwerkzeug bei der
Spießnaſe kreisfoͤrmig geſehen haben. Der Erfolg iſt hier der⸗
ſelbe und es leidet keinen Zweifel, daß alle Blattnaſen ſich die:
ſer Zungenvertiefungen zu dem gleichen Zwecke bedienen, um am
Ende der Venen eine Lücke zu machen und den Ausfluß des
Bluts zu bewirken. Das Haar iſt weich und wollig; am
Ruͤcken kaſtanien⸗ am Bauche lichtbraun. N.
Dies ſind die bisher in den Naturſyſtemen aufgeführten Ar 5
ten; die drei folgenden ſind ſo beſtimmt bezeichnet, daß ſie ohne
Zweifel aufgenommen werden muͤſſen. Wir werden die Haupt-
1 nach Azara angeben.
Die geſtreifte Blattnaſe CPfiyli. PR
Maß e: des Körpers 7 Centimeter; — der Ohren 1,5;
— der Fluͤgel 35; — des Blatts 9; — des Schwanzes o.
Ahza ra fuͤhrt ſie II. S. 271. als feine zweite oder brau⸗
ne und geſtreifte Fledermaus auf; ihre Farbe iſt wirklich
braun, welches nach unten lichter wird. Sie zeichnet ſich vor
allen andern durch ihre fünf graden weißen Streifen aus; naͤm⸗
lich einen unpaaren längs der ganzen Mittellinie des Ruͤckens,
zwei von den Naſenloͤchern bis zu den Ohren, wie bei der Bril⸗
lennaſe und zwei andern, welche von den Mundwinkeln
zum untern Theile der Ohren gehen. Das in eine ſcharfe
Spitze auslaufende Blatt bildet ſeiner Richtung nach mit der
Stirn einen Winkel von 70 Grad. Die Zahl der Zaͤhne iſt
angegeben 3 Schneidezaͤhne; 2 Eckzaͤhne; 13 Backenzaͤhne; alfo
überhaupt 323.
Die Rundblattna ſe (Pull. en N
Maße: des Körpers 7 Centimeter; — der Ohren 1,83
— der Flügel 425 — des Schwanzes o.
Er Dies find die Maße von Azaras dritter oder brau—
ner Fledermaus (II. 273.). die Benennung iſt von ihrem j,
|
— 136.—
Blatte entlehnt, welches nicht ſpitz ſondern rund geendigt iſt.
Die Schnauze iſt mehr ſpitz als platt und der Unterkiefer etwas
langer als der obere; zwei Merkmale worin fie ſich dem Vampyr
naͤhert. Doch kann ſie wegen ihrer braunen Farbe, ihres runden
Blatts und ihrer um die Hälfte kleineren Maße nicht mit dies
ſem verwechſelt werden. Azara, welcher dieſe Verwechslung
macht, iſt ganz erſtaunt daß Buffon den Vampyr ſo ſchlecht
beſchrieben und zumal ſeine Groͤße ſo uͤbertrieben angegeben
habe. Dieſer Vorwurf der Ungenauigkeit, auf den man in dem
ſonſt ſchaͤtzbaren Werke Azaras ſo oft ſtoͤßt, wird Buffon
nur deshalb ſo ungerechterweiſe zu Theil, weil der Verfaſſer
nicht wußte, daß faſt alle die Thiere, welche er bei feinen Wan:
derungen fo haufig antraf, in Europa unbekannt und noch von
keinem Naturforſcher beſchrieben waͤren.
Die Liltenblattnaſe (fili. Lelium). .
Maße: des Koͤrpers 6 Cent imeter; — der Ohren 13;
— der Flügel 32; des Schwanzes o. N
Dieſe Maße allein koͤnnten noͤthigenfalls ſchon beweiſen, 510
dieſe Blattnaſe (Azaras vierte „oder roͤthlichbraune
Fledermaus II. 275.) nicht die Spießnaſe fen, wofür fie Aza ra
gehalten hat. Eher koͤnnte man bei ihrer Groͤße an die Spitz⸗
mausblattnaſe denken, aber genau genommen unterſcheidet ſie
ſich von beiden, da dieſe einen e Schwanz Done der ihr
ganz fehlt.
Ihre Ohren ſind gerade und ſpitzig; das Auge obwohl immer
noch klein, iſt doch etwas größer als bei den übrigen Fleder⸗
thieren und liegt im gleichen Abſtande vom Ohre und von der
Schnauze, iſt ſehr ſtumpf und wenig geſpalten. Geoffroy
hat dieſer Art den Namen Lilienblattnaſe gegeben, weil ihr
Blatt dem mittleren Blatte einer Wappenlilte gleicht; das
Ende des Blatts iſt ſpitz und an der Wurzel eben ſo ſchmal als
ai, Brüder Spießnaſe, aber dabei viel bauchiger, da die Breite der
— — —
EIN 157 BER.
Höhe gleich kommt. A 5 ara vergleicht‘ die Geſtalt einer ..
nenlanze. N 0 *
Jetzt folgen zwei neue Abe welche n wir ſeit Nut Zeit
in unſerm Muſeum haben.
Die Langblattnaſe (Phyli. elongatum),
. ee: des Körpers. 8 Centimeter; — des Kopfs 55
— der Ohren 2,5; — des Blatts Hoͤhe 1 ‚6, Breite 0,65 —
der Fluͤgel 21; — der Zwiſchenſchenkelhaut 4,5; — der Fuß
wurzelſporen 18; — des Schwanzes überhaupt 2, des freien
Thale 0,6.
Das Blatt iſt bei dieſer Art laͤnger als bei allen PER
geignet ſich auch durch ſeine ſcharfe Spitze aus; es endigt an
der Wurzel mit einem buchtigen Rande, der ſich vorn mit ei⸗
nem eben ſo ſchmalen Hufeiſen verbindet. Die Ohren ſind
breit, geftreift und am Ende e die Ohrecke iſt gezaͤhnt;
die Schnauze kurz und dick. 0 Achneidezaͤhne ſind gut ge⸗
f reihet; die Unterlippe hat eine 5 von Warzen. Die Zwi⸗
ſchenſchenkelhaut iſt von da an, wo die Fußwurzelſporen ſie ſtuͤtzen,
N viereckig zugeſchnitten wie beim Vampyr, und das Schwanz⸗
Ende ragt an der hintern Fläche dieſer Haut hervor, was a
nos Bei feiner Art gefunden haben.
® ie Zahnb { attnafe (Phyllostoma erenulatum).
Maß e: des Koͤrpers 6 Centimeter; — des Kopfs 275:
der Ohren 2; — des Blatts Hoͤhe 1,4, Breite 0,6; —
der Flügel 32; — der Zwiſchenſchenkelhaut 4,8; — der Fuß:
wurzelſporen 2; — des Schwanzes überhaupt 2,4 des frei an
der Ruͤckſeite vorragenden Endes 0,4.
Die Hauptmerkmale dieſer Art ſind die Zaͤhnchen am Rande
des Platts und der Ohrecke, woher aich die Benennung cre=
nulatum genommen iſt. Sie ha auch allein ein Bla mit gera-
den Rändern, welches ſich nicht vom Hufeiſen frei erhebt; die Ge—
ſtalt iſt wie ein lauges gleichſchenkliges Dreieck. Die Schnauze iſt
kurz, dick und ſtumpf; die Unterlippe mit Warzen beſetzt; die
Ohren ſind breit, faſt eirund. Das kleine an der Ruͤckſeite
der Zwiſchenſchenkelhaut hervorragende Schwanz⸗Ende und das
lange Naſenblatt naͤhern dieſe Art der vorigen, ſie unterſcheidet
fich aber durch gedrungenere Formen.
Ueber das Vaterland dieſer beiden letzteren Arten hat 6 eof:
u
u u ai Zu ae
froy durchaus Feine Nachweiſung gefunden, aber er glaubt
nicht zu irren wenn er vorausſetzt, daß fie aus Amerika here
ſtammen. Bei dieſer Vermuthung ſtuͤtzt er ſich nicht darauf.
daß das Pariſer Muſeum mit der neuen Welt immer die an:
haltendſten Verbindungen gehabt hat, ſondern darauf, daß
dieſe Arten mit den uͤbrigen Blattnaſen ſo nahe verwandt ſind,
daß ſich daraus allerdings folgern laͤßt, daß ſie auch dieſelben
eee. bewohnen.
g. v. Syſte matiſcher umriß der Arten
Wir haben die Blattnaſen nach der chronologiſchen Orb;
nt
nung ihrer Entdeckung beſchrieben, wollen nun dieſelben noch nach
ihren natuͤrlichen Verwandſchaften aufzaͤhlen und PR Art ta
eine charakteriſtiſche Phraſe bezeichnen.
Blattnaſe (Phyllestoma),
eiiheen; — n 25 Backenzähne
8 bis .
Zwei Naſenkaͤmme: einen ſenkrecht tnt
förmigen und einen hufeiſenfoͤrmigen.
Der dritte Finger des Fluͤgels mit allen mi;
nen Gliedern verfehen.
Ohren getrennt; mit Ohrecken.
2. Geſchwaͤnzte.
. Die Zahnblattnaſe (Ph. crenulatum). Naſen⸗
blate an den Raͤndern gezahnt; Schwanz: Ende frei. Geoff.
Annal. du Mus: XV. 188. tab. 10.
Neue Akt; Varerkand unbekannt; wahrſcheinlich Amertka.
= 139 —
2. Langblattnaſe (Ph. elongatum), Glatte Blattraͤn—
der; Schwanz ⸗Ende frei. Geoffr. Annal. du Mus. XV. 182.
tab, g.
Neue Art; Vaterland e wahrſcheinlich Amerika.
3. Spießnaſe (Ph, hastatum ) Glattrandiges Blatt;
Schwanz ganz in der Haut ſteckend; Fußwurzelſporn langer als
der Kane %
g Fer de lance Buffon XIII. t. 33.
x Vespertilio hastatus Zinn. Gmel, ae wald
V. hastatus Sichreber t. 46. nach Buffon.
V. perspicillatus Schreber t. 46. A.
Phyll. Fer de lance Geoffr. Annal. du Mus. XV. 177.
PURE tab. 11. Kopf und Schädel,
. Vaterland Guyana.
4. Spi wan B lo ttngſe (Ph. ee Glatt;
randiges Blatt; Schwanz ganz in der Haut ſteckend; Fußwur⸗
delſporn halb ſo lang als der Fuß.
Vespertilio soricinus Pallas Spicileg 200l. ER 3.
.
V. soricinus Gmel. Linn. *
- Phyli, Musette Geoffr, Annal du Mus. XV. 179.
tab, 11. Kopf,
Vatertand Surinam und alle dazu gehörigen Infeln,
* b. Ungefhwänjte.
5. Die Brillennaſe (Ph, perspicillatum ), Blatt
kurz, nahe an der Spitze ausgerandet; zwei weiße Banden von
. den Naſenſoͤchern bis zu den Ohren.
Vespertilio americanus vulgaris Seba Mus, I. t. 55,
Vesp. perspicillatus Zinn, Gmel,
) Dieſer im Vorhergehenden ſchon oft genannte Fußwurzelknochen
geht vom innern Rande der Fußwurzel wie ein langer Sporn nach
innen und ftügt die Zwiſchenſchenkelhaut am hintern Rande.
— 1462 —
Grand fer de lance Buffon Suppl. VII. t. 74.
Phyll. lunette Geofr. Annal. du Mus. XV. 176.
tab. 11. Kopf. 2
A. Abänderung mit roͤthlicherem Pelze und längerem latte. |
Chauve -sotris obscure et rayée d'Azara II. 269.
Vaterland Guyana — der Abänderung A. en,
6. Die geſtreifte Blattnaſe (Ph. ai Blatt
ohne Ausſchnitt; vier weiße Streifen im Geſichte und einen
laͤngs des Ruͤckens.
Chauve - souris brune et rayee 8 1. 371.
Aus Paraguai.
7. Die Rundblattnaſe (Ph. rohe: Blatt
ohne Ausſchnitt, am Ende gerundet; Pelz roͤthlichbraun.
Chauve - souris brun- rougeatre d' Azara II. 277.
Aus Paraguai.
8. Die Lilienblattnaſe (Ph. lilium). Blatt ohne
Ausſchnitt, ſo hoch als breit, an der Wurzel ſchmal; Kiefer
perlaͤngert.
Chauve- souris brune d’Azara II. 273.
Aus Paraguai.
9. Der Vampyr (Ph. spectrum). Blatt ohne Aus⸗
ſchnitt, weniger breit als hoch, obgleich an der Wurzel breit;
Kiefer verlaͤngert.
Canis volans maxima aurita Seba I. t. 56. 75
Vespertilio speetrum Lin. Gmel.
Vesp. spectr. Schreber. 45. Schlechte Copie 1
Seba.
Vesp. spectr. Schreber 45. bis. Originalzeichn.
Phyll. Vampire Geof.. Annal. du Mus. XV. 174.
t. 11. Kopf u. Schaͤdel.
Aus Guyana. N
an N
VIII. Gattung: Großbäautler (Megader ma) 5
Die Blattnaſen haben in der alten Welt naͤhere Verwandte
als die Kammnaſen (Rhinolophus) und das iſt die Familie,
deren Merkmale wir unter dem Gattungsnamen der Groß⸗
haͤutler (Megaderma) *) angeben wollen. Kan trifft zu⸗
weilen bei der Unterſuchung der natürlichen Verwandſchaften
ununterbrochene Reihen an, welches uns mit den Flederthieren
aufs neue begegnet iſt. Die Großhaͤutler bilden ein wahres
Mittelglied, welches die Blattnaſen mit den Kammnaſen ver—
bindet; dennoch aber bleibt dieſes Glied ſcharf begraͤnzt. Es
iſt eine Gruppe an deren Graͤnzen dieſſeits und jenſeits man deut:
liche Zwiſchenraͤume oder Lücken gewahrt, und die auch eben for
wohl von den Blatt- als von den Kammngſen geſchieden iſt.
Das dieſen drei Gattungen gemeinſchaftliche Merkmal iſt die
ſonderbare Vorrichtung, welche ſich in Geſtalt von Muſcheln
am Eingange der Naſenhoͤhlen erhebt; doch iſt ſie bei den drei
Gattungen verſchieden, naͤmlich bei den Blattnaſen ganz ein—
fach, bei den Großhaͤutlern mehr zuſammengeſetzt, bei den
Kammnaſen hingegen fo verwickelt, daß man nur eher einen
richtigen Begriff davon erhält.
Die Großhaͤutler haben Ohrecken, aber keinen Senn;
daher koͤnnen fie mit den Kammnaſen nicht verwechſelt werden.
Den Blattnaſen ſtehen fie in dieſer Hinſicht naher, find aber
doch weſentlich von ihnen verſchieden; denn ſie haben eine kurze
g * die wenigſtens an der Spitze keine Furche hat, auch
glatt ohne Warzen und Nervenwaͤrzchen und folglich auch nicht
zum Saugen geſchickt iſt, eben fo wenig wie die behaarten nicht
mit Waͤrzchen beſetzten Lippen.
Bei keinem Flederthiere find die Sinneswerkzeuge fo vom
Hautſyſteme unterſtuͤtzt. Die Fluͤgel haben einen großen Umfang
obgleich ihnen das Klauenglied fehlt, welches wir nicht ohne Er⸗
ſtaunen am dritten Finger der Blattnaſen fanden; ſie haben
) So uennt Geoffroy fie, well bei ihnen das Hautſyſtem den groͤßt⸗
A möglichen Umfang erreicht hat.
eine verhaͤltnißmaͤßige Breite und reichen bis zu den e ö
zwiſchen der vierten und fuͤnften Zaͤhe.
Die Ohren haben eine ſolche Weite, daß ſie vorn auf dem
Kopfe zuſammenſtoßen und ſich vereinigen. 8
Endlich iſt auch das Naſenblatt an der Wurzel noch mit
einer Platte vermehrt, welche die Wurzel des Kegels bedeckt
und ohrfoͤrmig an den Seiten der Naſenoͤffnungen angebracht iſt.
Es geſchieht zuweilen, daß gewiſſe Organe ſich auf Koften
der uͤbrigen vergrößern. Sollte die Entwickelung des Naſen⸗
blatts dieſen Einfluß auf das Zwiſchenkieferbein gehabt haben?
So viel iſt wenigſtens gewiß, daß dieſer Knochen bis auf ein
ſolches Rudiment zuſammengeſchwunden iſt, daß wir bei den bei⸗
den Großhaͤutlern aus Indien auch keine Spur davon geſehen
haben, ſo wenig als Daubenton bei der Art vom Senegal.
Daß es gar nicht vorhanden ſeyn ſollte, iſt ein viel zu außeror⸗
deutlicher Fall als daß man ihn annehmen duͤrfte. Es iſt viel
natuͤrlicher zu glauben, daß es mit dem Zwiſchenkiefer bei den
Großhaͤutlern eben ſo beſchaffen ſey wie bei den Kammnaſen,
daß er fo klein iſt und nur in den Knorpeln feſthaͤngt, daß er
meiſtens verloren geht, da er bei ſeiner oberflaͤchlichen Lage
und leichten Zerreiblichkeit nur ſchwer der een Gewalt
widerſtehen kann.
Man wird ſich nicht wundern, deß die Oberſchneibez ahne
ganz fehlen, ſobald das Stuͤck dem fie eingefügt find, nicht vor“
handen iſt; aber wir glauben uns, weil wir ſie bei unfern Groß:
haͤutlern noch nicht geſehen haben, noch nicht berechtiget zu
ſchließen, daß man ſie bei andern Exemplaren eben ſo wenig
finden werde. Wir wollen dagegen annehmen, daß ſie bei den
Kammnaſen das Schickſal der Zwiſchenkiefer erfahren und mit
dieſem zwei an der Zahl vorhanden find; eine Vermuthung die
man nach der vollkommenen Aehnlichkeit der Oberkiefer bei den
Großhaͤutlern und Kammnaſen ſchon wagen darf.
Uebrigens, um uns nur an poſitive Erfahrungen zu halten,
bemerken wir, daß dieſe Beſchaffenheit der Oberkiefer eben ſo
— 145 —
ſehr beiträgt unſre neue Gattung von der der Blattnaſen zu
entfernen. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Zaͤhnen der Groß:
haͤutler; die untern Schneidezaͤhne, an der Zahl vier, find gut
gereihet und auf der Schneide ſchwach gefurcht. Die oberen
Eckzaͤhne find dreieckig, haben am Anfange einen Hals und
hinten einen ſtarken Haken; die unteren ſind nach hinten gebo—
gen, eine Richtung die ſehr ſelten iſt und auch die Entwickelung
des Zwiſchenkiefers hindern kann. Backenzaͤhne haben wir 18
gezählt, 8 im Ober-, 10 im Unterkiefer. Der erſte obere iſt
ſchneidend, zuſammengedruͤckt und in eine lange feine Spitze
geendiget: die beiden folgenden haben die Geſtalt von zwei M,
welche mit der Seite an einander lägen und deren aͤußerſte
Spitzen mit ſpitzen Hoͤckern bezeichnet waren. Den letzten end⸗
lich koͤnnte man feiner Groͤße und Geſtalt nach für eine Haͤlfte
der vorigen halten. Die untern Backenzaͤhne find zuſammen⸗
gedrückt; die beiden erſten einfach, dreieckig, einſpitzig, die
drei übrigen etwas länger mit vier Spitzen beſetzt und wie aus
zwei Flaͤchen gebildet, deren vorderſte am wee vorſpringt
und die ſtaͤrkſte Spitze traͤgt.
Es iſt demnach einleuchtend, daß dieſe Zaͤhne ſich mehr ben
Backenzaͤhnen der Fleiſch- als der Inſectenfreſſer nähern; un:
terſcheiden ſich die Großhaͤutler vielleicht quch von den andern
Flederthieren mit Blättern auf der Naſe durch einen entſchiede—
nern Geſchmack am wirklichen Fleiſche?
Nun noch zwei Merkmale, wodurch die Großhaͤutler dem
Vampyr gleichen. Es zeigt ſich keine Spur vom Schwanze und
die den ganzen Raum zwiſchen den Hintergliedmaßen ausfül:
lende Zwiſchenſchenkelhaut iſt queer zugeſchnitten, von dem
Vine an, wo die fie ſtützenden Fußwurzelſporen aufhören.
Nach dieſen Beobachtungen haben wir uns berechtigt ge:
Vuube, den Vespertilio spasma und die ihm ähnlichen Arten
zu einer beſondern Gattung zu erheben. Wir wollen nun die
Auten befchreiben,, aus welchen ſie bis jetzt beſteht.
{
— 114 —
Der Leier-Großhaͤutler (Megaderma lyra).
Maße: des Körpers 8 Centimeter; — des Kopfs 3 —
der Ohren 3; — des Blatts Höhe 1, Breite o,8; — des Fluͤ⸗
gels 34 — der Zwiſchenſchenkelhaut 45 — der Fußwurzel⸗
ſporen 1. 0
Wir haben dieſe Art aus Holland erhalten, wohin ſie ohne }
Zweifel aus Indien gebracht iſt; der ihr gegebene Name druͤckt
vollkommen die Geſtalt des Naſenblatts aus. .
Der Wulſt dieſes Blatts ſcheint erhabener zu ſeyn als bei
den Blattnaſen, obgleich er wirklich weniger Dicke hat; das
kommt daher, daß dieſe ganze Theil in einer Falte beſteht, an
der der Laͤnge nach die Seitenlappen nach vorn gebogen ſind
und einen Loͤffel bilden. Das Blatt iſt am freien Ende queer
abgeſchnitten, welches ſich aber erſt zeigt, wenn man es ganz
platt legt, ſonſt ſcheint es in drei Spitzen geendigt, wovon die
mittelſte etwas uͤber die andern hervorragt. Die Seitenlappen
ſetzen ſich unmittelbar in das Hufeiſen fort, oder in die halb⸗
kreiſige Leiſte vor den Naſenloͤchern. Endlkch die die Baſis des
Kegels bedeckende Platte iſt concentriſch mit dem Hufeiſen und
nimmt ihren Urſprung von der Wurzel des Wulſtes; fie Hänge
ihrer ganzen Mittellinie nach an den Knorpeln, die die Naſen⸗
ſcherdewand bilden, und wird für diefe gleichſam zu zwei Oehr-
chen, die ſich ſeitwaͤrts oͤffnen. Dieſe Platte iſt uͤbrigens um
die Haͤlfte kleiner als das eigentliche Blatt.
Die Ohren geben uns eben fo gute Artmerkmale; beide zu:
ſammen der Quere nach gemeſſen, haben fie von einem Außen
rande zum andern 5 Centimeter; der vereinigte Theil ihrer
Innenraͤnder iſt eben ſo lang als der daruͤber hinaufragende
freie Theil. Die Ohrecke beſteht aus zwei Lappen, einem innern
der am Ende rundlich iſt und einem aͤußern ſcharfſpitzig enden: =
den, der um die Hälfte laͤnger iſt; beide find nach unten
nur eins.
Die Zwiſchenſchenkelhaut, welche erſtlich der Stüße des N
Schwanzes entbehrt und fuͤrs andre nur un die beiden hier
ſehr kurzen Fußwurzelſporen geſtuͤtzt wird, hat dafuͤr durch eine
ganz beſondere Vorrichtung Erſatz erhalten: fie wird vach Ger
fallen durch ‚drei Flechſen gehalten und gefaltet, welche vom
Steißbeine entſtehen und in gerader Linie fortlaufen je eine zu
den Fußwurzeln dicht uͤber den Sporen und die e gerade
zur Hinterrande der Haut.
Der Pelz iſt oben fuchsroth, unten Srdunfihgelß,
Der Blattgroßhaͤutler (Hegaderma frons).
Maße; des Koͤrpers 6 Centimeter; — der ohren 33 —
des Blatte Höhe 1,6, Breite 1,3. x
‚Diele wegen der Größe, ihrer Naſenhaut ſo merkwuͤrdige
„Att ie von Daubenton zuerſt in feiner Abhandlung über
die Flederthiere (Mem, de Pacad, des sciences pour 1759)
und nachher in Buffons Naturgeſchichte (XIII.) bekannt
gemacht. Obgleich ſie nun von einem der gelehrteſten und ge—
naueſten Naturforſcher beſchrieben war, ſo gerieth ſie doch in
Vergeſſenheit; war das vielleicht der Anhaͤnglichkeit der fol:
genden Syſtematiker an ihren Lehrer Linné, der fie zuerſt
vernachlaͤſt gt hatte, zuzuſchreiben? Aber dieſer große Mann
hatte das nicht etwa aus irgend einem Mißtrauen gethan, ſon⸗
ern nur um feinem. Grundſatze treu zu bleiben, in fein Naturs
5 keine Art aufzunehmen, die er nicht wenigstens nach einer
Bildung beurtheilen konnte. hat
Wir haben dieſem Flederthiere den ſchon von Daubenton
7 weil es — ſagt er — auf dem Ende der Schnauze eis
ne eirunde ſenkrecht ſtehende Haut hat, die einem Blatte
gleicht.“ Die Größe dieſer Haut beträgt faſt noch einmal fo
Biel als bei irgend einer andern Art. Die Ohren find kaum
welmal ſo lang. 5 Hepeigene berühren f ſie 0 von der Wurzel
ange Dau-
ent o on giebt der Ohrecke die Halfte der e und fügt
Zool, Mag. Bd, 1. St. 34. 10
‚gegebenen "Damen (fenille) gelaſſen, welchen er ihm gab
weiter nichts von derfelben hinzu als daß fie fehr ſchmal und
ſpitzig ic; ſollte fie iR wirklich auch in zwei Saen
ten ſeyn? *)
„Das Haar iſt ſchoͤn aſchgrau mit ſehr wenig seien N
Anſtriche. *)
Der Blatt-Großhaͤutler findet ſich am Be von wo
ihn Adanfon mitgebracht hat. f
Der Kleeblatt-Großhaͤutler (Megaderma trifolium).
Maße: des Körpers 8 Centimeter; — des Kopfs 33 — N
der Ohren 3; — des Blatts Höhe 0,8, Breite 0,75; — des
Flügels 285 — der e e 3; — der Aae
zelſporen 178.
Der Kleeblatt Gtoßhäutler iſt eine neue von Leſch enault
de la Tour aus Java mitgebrachte Art. 9
) Den Kopf dieſes Thiers hat Geoffroy u in eben den nalen 4
abbilden laſſen XX. Taf. I. a
36) Wir glauben hier auch die folgenden in derselben Beſchreibung des
Blatt⸗Großhaͤutlers aufgezeichneten Beobachtungen anführen zu 3
muͤſſen, obgleich fie nur Wiederhohlung deſſen find was oben
von dem Leier-Großhaͤutler geſagt iſt; es wird ſich daraus beſſer N
die Uebereinſtimmung beider ergeben. „Im Oberkiefer fanden ſich
„gar keine und im Unterkiefer nur vier Schneidezaͤhne, deren jeder 3
„dreilappig iſt. Eben diefer Kiefer hat 10 Vackenzaͤhne, der un⸗
„tere nur 8; Eckzaͤhne ſind in jedem Kiefer zwei; die obern haben
„an der hintern Flaͤche ihrer Bafis eine Spitze, die beim erſten
„wie ein Backenzahn erſcheint.“ 1
g) Leſchenault fagt in der uns mitgetheilten Handſchrift e uber
dieſelbe Art: f
„Fledermaus: auf Japaniſch Lovo — dieſe Art hat ein fehe
„großes Naſenblatt. Ihre Ohren find ſehr groß, an der Wurzek
„mit einander vereinigt und jedes mit einem innern Anhange ver-
„ſehen. Der Schwanz fehlt, aber die Hinterfuͤße find bis ans Ende
„durch eine Haut verbunden. Das Haar iſt ſehr lang, ſehr weich
„und mauſegrau. Die Flughaut iſt ſehr duͤnn und durchſcheinend.“
Das Naſenblatt iſt faſt eben ſo gebildet wie bei dem Leier⸗
Gtoßhlutler, weicht aber doch in einigen Stuͤcken ab: es iſt
eben ſo der Laͤnge nach gefaltet und an der Wurzel mit einem
andern Blaͤttchen verſehen, welches gleichfalls den Eingang der
Naſenloͤcher bedeckt; aber dies Blaͤttchen iſt viel größer und
das eigentliche Blatt kleiner als bei jenem; die Maße von bei:
den Theilen find faſt gleich; endlich iſt das Blatt bei dem Leier—
Großhaͤutler rechtwinklig bei dem Kleeblatt Großhaͤutler ei:
rund und ſpitzig; auch iſt bei letzterem die hufeiſenfoͤrmige
Leiſte breiter. Ein mehr abweichendes Merkmal aber, von
welchem wir auch die Kleeblattbenennung entlehnt haben, fin⸗
det ſich an der Ohrecke; dieſe beſteht aus drei Lappen, wovon
der mittelſte bei weiten am laͤngſten iſt. (Der aͤußere bildet
mit dem mittelſten einen ſtumpfen, der innere einen ſpitzen
Winkel. W.) Eine weitere Beſchreibung mag ich nicht davon
geben, weil die haͤutigen Theile durch das Trocknen wohl
koͤnnten ihre Geſtalt etwas verändert haben; doch iſt die Ab—
bildung (des Kopfs tab. 12. W.) gemacht, nachdem die Ohren
0 aufgeweicht und ſo gut es anging in ihre gehoͤrige Lage gebracht
| waren. Die Ohren ſelbſt ſind tiefer geſpalten als bei dem Leier
Großhaͤutler und nur an z ihrer Länge durch die Innenrander
vereiniget.
Die Fußwurzelſporen find auch länger und die Flügel durch:
ſcheinender, denn es finden ſich viel weniger flechſige Faſern
darin. Das Haar iſt ſehr lang, weich und mauſegrau.
=
Der Herznaſen⸗Großhaͤutler (Megaderma spasma).
Maße: des Körpers 10 Centimeter; — des Kopfs 3 —
der Ohren 3; — des Blatts Höhe 0,6, Breite 0,6.
Dies iſt die zweite ſchon bekannte Art unſerer neuen Gat—
tung der Großhäutler; da fie bisher nur aus der in einigen
Stuͤcken unrichtigen Sebalſchen Abbildung bekannt war,
ſo Woſchten wir ſie mit einer der vorigen vereinigen zu ,
10 *
\ — 148 —
fanden aber dabei fo viel Schwierigkeit, daß wir uns über
zeugten es ſey unmoͤglich. Zum Großhaͤutler vom Senegal, der
von feinen Gattungsverwandten durch ein dem Fepf an Große
faſt gleichkommendes Naſenblatt fo ſehr verſchieden ig konnten
wir ſie nicht bringen. Eben ſo wenig zum Kleeblatt Großhaͤut⸗
ler, der kleiner, anders von Farbe und an Naſenblatte und Ohr: |
ecke ganz anders gebildet iſt. Es blieb alfo nur noch der Leier
Großhaͤutler uͤbrig. Größe, Farbe und Geſtalt der herzfoͤr—
migen Ohrecke ſtimmen einigermaßen uͤberein; aber wenn man
Sebas Zeichner trauen darf, ſo iſt auch dieſe Art, wie jene
beiden, in Hinſicht der Naſenanhaͤnge, der Ohren und Ohrecken
verſchieden. Alſo uͤberall Schwierigkeit.
Die Wahrheit zu ſagen, iſt Sebas Abbildung nur durch
Weglaſſung der Fußwurzelſporen fehlerhaft; welcher Fehler |
ſich bei allen Abbildungen der Flederthiere in deſſen prachtigem
Werke findet, der aber auch der einzige iſt, der uns bei allen
Vergleichungen aufſtieß, die wir anzuſtellen Gelegenheit hat-
ten. Auf der} andern Seite ergiebt ſich aus allen Umſtaͤnden,
daß fein glis volans nach einem in Weingeiſte bewahrten Erem:
plar gezeichnet worden iſt; die Weite der Ohren, die Entwicke⸗
lung der Ohrecke und alles Einzelweſen des Naſenblatts, wels
che im allgemeinen mit dem uͤbereinſtimmen, was wir oben bei
der Beſchreibung des Leier-Großhaͤutlers angaben, konnten nach j
einer ausgeſtopften Haut nicht mit der Genauigkeit gezeichnet
werden. Wir muͤſſen alſo die Zeichnung, wenigſtens was dem
Kopf angeht, fuͤr richtig halten, und hievon ausgehend haben
wir dies Thier als zu einer eigenen von den ee dreien vers
ſchiedenen Art gehoͤrig angenommen.
Der glis volans des Seba oder unſere e Ae
gefpaltene Ohren als der Leier-Großhaͤutler die auf 3 ihrer
Länge getrennt find. Die Ohrecke iſt verhaͤltnißmaßig länger,
dagegen aber ihr innerer Lappen kleiner. Da ſich der eine Theil
gewoͤhnlich nur auf Koſten anderer benachbarter oder zuſammen⸗
hangender Theile vergrößert, fo giebt uns das Veranlaſſung
zu glauben, daß die Geſtalt der Ohrecke bei Seba richtig an:
gegeben ſey. Dieſer Satz findet in der folgenden Beobachtung
eine noch welt gluͤcklichere Anwendung. Bei der Leiernaſe iſt
das ſenkrechte Blatt ſehr groß und das wagrechte Plaͤttchen ſehr
klein. Gerade umgekehrt iſt es bei der Herznaſe; Blatt und
Blättchen find von gleicher Größe, wie wirs auch bei der Klee:
blattnaſe bemerkt haben. Die Geſtalt beider iſt gleich, ſo daß
es ausſieht als wenn * Herzen eins uͤber das andre geſtellt
waͤren.
Endlich iſt bei der Herznaſe die Stirn licht EN der
übrige Pelz aber ins braͤunlichrothe ſich ziehend. Seba hatte
| dies Thier von der Inſel Ternate. 5
Wir ſchließen mit dem ſyſtematiſchen Umriſſe der Arten.
Groß haͤutler 5
Schneidezaͤhne 2 — Eckzähne; 3 — Backenzaͤhne .
Drei Naſenhaͤute: eine ſenkrechte, eine wagrechte, „ eine
hufeiſenfoͤrmige. N
Der dritte Finger des Fluͤgels ohne Klauenglieb
Die Ohren an der Stirn vereiniget; mit e
I. Kleeblatt⸗ Großhaͤutler CM. re Ei-
rundes Blatt, eben ſo großes Blaͤttchen; jedes F der Länge
des Ohrs; Ohrecke kleeblattfoͤrmig.
„n Mes; trefle » EUR. Annal. . N XV. 193. tab. 12
Kopf. 7
* Neue von , ee de la Tour ad Java ent;
deckte Art.
7 2. Herznaſen⸗Großhaͤutler (N. Waun Blatt
f mig, Blaͤttchen von gleicher Große und Geſtalt: Ohrecke
| löherzförmig .
2 Glis volans ternatanus Seba Mus. I. go, t. 56. f. 1.
Vespertilio spasma Lin. Gmel.
Vesp. spasma Schreber t 46, nach Se ba verklei⸗
nerte Abbildung.
>
7 7
— 150 —
Vesp, spasma Shaw General Reg t. RR nach Sere⸗
ber copirt.
Meg. spasme Geoffr. Annal., du Mus. XV. 195. tab.
12: Kopf. 1 1
Von der Inſel Ternate. 2
3. Leier - Großhaͤutler (NV. ra). Naſenblatt 1
rechtwinklig; Blaͤttchen halb ſo groß. y
Meg. lyre Geoffr, Annal. du Mus. XV. 190, tab. 12.
Neue Art. Vaterland unbekannt, ah ei eine der
hollaͤndiſchen Beſitzungen in Indien. 906
4. Blatt⸗Großhaͤutler (M. frons). Naſenblatt ei:
rund, halb fo lang als die Ohren.
Feuille Daubenton Acad. des Scienc. 1759. p. 374.
Feuille Daub. Hist. nat. par Ruff. XIII. 231. ö
Meg. feuille Geofr. Annal., du Mus. XV. 192. und ö
XX. tab. 1. Abbild. des Kopfs. 4
Vaterland, nach Adanſon, am Senegal. 10 —
III. Gattung: Grämler (Dysopes Ilig.
Molossus Geofr.)
Diefe Gattung wurde von Cuvier und Geoffroy bei J
ihrer gemeinſchaftlichen Bearbeitung mit zu der von ihnen aufs
geſtellten Gattung der Kantenlefzer (Noctilio) gerechnet.
Dieſe letztere genuͤgte ihnen ſelbſt aber vom Anfang nicht, und
ſie muthmaßten gleich, daß ſie bei naͤherer Bekanntſchaft mit
den dahinein verwieſenen Arten eine Veraͤnderung heiſchen werde.
Sie war hauptſaͤchlich auf die Betrachtung der untern Eckzaͤhne
gegruͤndet, welche, anſtatt von einander entfernt und parallel
zu ſtehen, ſich vielmehr in einer Alveole vereinigen und
nicht ohne Beeinträchtigung der Schneidezaͤhne zu einer be:
traͤchtlichen Entwickelung gelangen. Die drei Flederthiere va
leporinus , cephalotes und molossus hatten ihnen zu einer Ab;
theilung zu gehören geſchienen, welche mit jenen Waffen zu
**
N
a Soncbeheu der Hout andrer Thiere, um deren Blut zu
ſaugen, verſehen, an den Naſenloͤchern aber ohne Hautanhaͤnge
waren. Es war beiden Naturforſchern damals noch nicht ver⸗
gönnt, die Art V. cephalotes ſelbſt zu unterſuchen. In Geof⸗
froys Abhandlung uͤber die Graͤmler (Annal. du Mus.
VI. 1805) heißt es: van Ma rum habe daſſelbe Exemplar wos
nach Pallas ſeine Beſchreibung des V. cephalotes gemacht,
nach Paris geſandt und da ſey es ihnen gleich klar geworden dieſe
Art auf ihre wahre Gattung, die der Flatterthiere (Pteropus)
zuruckzufuhren; und Pallas Original ſey ein junges Thier,
das noch nicht alle Zaͤhne habe (a. a. O. p. 152); dagegen erinnert
Illiger (Prodrom, Syst. Mammal. p. 119) mit Recht, daß
Pallas bei der Zergliederung feines Exemplars ein Junges
in der Gebaͤrmutter gefunden habe, das Thier alſo wohl voll,
kommen ausgewachſen geweſen ſeyn muͤſſe. In der Abhandlung,
über die Harpyjen, welche im ızten Bande der Annalen des
Muſeums 1810 erſchien, heißt es: die Palla ſſiſche Art,
fehle dem Mufeum und fen bloß nach Pallas Be—
ſchreibung hier aufgefuͤhrt (ſ. oben); und es geht.
aus dieſem Widerſpruche deutlich genug hervor, daß Geof⸗
froy ſich das erſtemal muſſe in mehr als einer Hinſicht im
Jrrthum befunden haben.
1 V. leporinus aber, ſagt Ge offro 5 wird 15 fo Meni
in der Gattung der Graͤmler koͤnnen ſtehen bleiben, wenn die
allgemeinen Gattungs Kennzeichen, wodurch ſich molossus,
auszeichnet, mehreren Arten von Flederthieren zukommen.
Geoffroy war ſchon laͤngſt die Ungleichheit der Groͤße und,
der Unterſchied ber Farbe bei mehreren Exemplaren aufgefallen,
die er immer noch als zu einer und derſelben Art gehoͤrend au;
geſehen hatte. Indeſſen muthmaßte er, daß diefe, allgemeinen
Formen und alle dieſe verſchiedenen Abaͤnderungen wohl auf eine,
eigene Familie hindeuten duͤrften; voͤllig uͤberzeugt ward er da;
von durch Azaras Werk, wo fuͤnf Arten beſchrieben find,
die alle der Geſtalt nach zu V. molossus gehoren; auch hatte
154 1
Wise ſchon zwei ſolche beschrieben die er fuͤr Menne 2
lich verſchieden hielt, um beſonders abgebildet zu werden.
Geof froy behielt nun den Namen Noctilio, welchen
Linns in der zwoͤlften Ausgabe ſeines Naturſyſtems dem V.
leporinus gegeben hatte, als Gattungsbenennung bei, und er⸗ El N
hob den Namen Molossus zur Gattungsbenennung, um meh⸗
rere Arten, die man vorher unter dieſer Artbenennung hatte,
gemeinſchaftlich damit zu bezeichnen. Wir ziehen Illigers
g a e (Dysopes) vörs , HE EEE
Dieſe Graͤmler find an ihrer wilden Phyſtognomie und ihrer
ganzen Geſtalt leicht zu erkennen: man hatte ſie ihres dicken
Kopfs und ihrer ſehr breiten Schnauze wegen mit den Mopſen
verglichen, daher der Name Molossus. Der Kopf erſcheint we⸗
gen der hekabgebogenen faſt auf den Augen liegenden Ohren,
welche mehr zum Schutze der Augen, als zur leichtern Auf:
faſſung des Schalls zu dienen ſcheinen, noch dicker; die Ohren
entſtehen dicht an den Lippenwinkeln und nachdem ſie ſich hinter ö
dem Gehoͤrgange herumgebogen haben, gehen fie wieder nach
vorn, wo fie ſich an der Stirn vereinigen. Bei den meiſten N
Flederthieren ſteht die Ohrecke (tragus) im Gehoͤrgange fo" 7
daß fie gleichfam ein zweites inneres Ohr bildet; bei den Graͤm⸗
lern aber liegt die Ohrecke nach vorn und außerhalb des Gehor⸗
ganges, und iſt dabei rund und ziemlich dick; endlich zeichnen |
ſich die Graͤmler auch noch durch den langen Schwanz aus, wo
von aber nur die Haͤlfte in der Zwiſchenſchenkelhaut ſteckt.
Ihre Zunge iſt weich, ihre Schnauze unbehaart und die Naſe
ohne Hautananhaͤnge oder trichterfoͤrmige Vertiefungen. | Die
Naſenloͤcher find etwas vorragend, nach vorn geöffnet und von
einem kleinen Wulſte umrandet. N e e de 9
Zu dieſen Kennzeichen kommen noch die viel MENT von
den Zaͤhnen hergenommenen. Der Zaͤhne ſind überhaupt 26˙ 4
Schneide⸗, 4 Eck,, 18 Backenzaͤhne. Die beiden obern Schnei⸗
dezaͤhne ſind von mittlerer Groͤße, zweigeſpolten, basement
laufend, und von den Eckzaͤhnen ein wenig entfernt; die beiden
*
untern ſind ſehr klein, ſchlecht gereiht, oder vielmehr hingeſcho⸗
ben vor die Eckzaͤhne, jeder mit zwei ſtumpfen Spitzen. Die
obern Eckzaͤhne haben außer ihrer Groͤße nichts merkwuͤrdiges, die
beiden untern ſcheinen aus einer einzigen Hoͤhle hervorzukommen
und erſtrecken ſich nach den Seiten wie ein großes V. Die Backen⸗
zaͤhne (8 oben, 10 unten) haben breite mit mehreren Spitzen
verſehenen Kronen, womit fie ihre Nahrung, die Inſecten,
4
—
ai zerbrechen und zerreißen.
Das ſind die allen Arten dieſer kleinen Familie zukommen
den Kemzeichen⸗ welche ſich uͤbrigens ſchon durch eigenen Wa
tungsphraſe vollkommen unterſcheidet;
8wei Schneidezaͤhne in jedem Kiefer; Nee.
einfach; Ohrecke außerhalb der Ohrmuſchel. 10
Geoffroy führe neun Arten der Graͤmler auf (bildet aber
leider keine derſelben ab), wovon vier im Pariſer Muſeum
aus Nordamerika, Surinam und vorzuͤglich aus Cayenne ſich
finden die übrigen nach Az a r a.
Pr Rothbrauner Graͤmler (Bysopes rufe), Oben,
dunkel, unten licht. Kl Sauanze fehr dick und
kurz. * N
Korper gene lang; Fluͤgelweite Fr Scianzlönge,
ati; Zwiſchenſchenkelhaut 1“ lang.
2. Schwarzer Graͤmler C. acer). Pelz dada i
Fee nur obenauf glänzend. 9 00
Koͤrperlange N aa Schwanzlaͤnge le Sanbahen
kelhaut 9% Ned
Die Schnauze ſpitziger als bei ad Die Ohren wald
größer und vorzuͤglich hoͤher. 5
3. Dunkelbrauner Grämlet ed obs cu S
y Pe oben ſchwaͤrzlichbraun, unten 2 5775 das Haar an der
Wurzel weiß.
Zu dieſer Art zaͤhlt Geoffroy Azaras neunte oder kleine dun—
telſarbige. Nur an der Spitze iſt das Haar braun, wodurch
A
ET A
fie ſich vorzuͤglich von beiden vorigen nuberküelben, bie ganz ein: 1
farbiges Haar haben. * f
Körperlänge 2 CY; Schwanzlänge ve auoh
kelhaut 8%. 8
4. Langſchwaͤnziger Graͤmler (D. longie and.
tus). Pelz fahlgrau; vom Ende der Schnauze bis zur Stirn
ein Band; der Schwanz faſt von der Laͤnge des Koͤrpers.
Daubenton hat dieſe Art unter der Benennung Mulot
volant in Buffons Naturgeſchichte X. p. 87. 19. fig. 2. be:
ſchrieben und abgebildet. Ihr Schwanz iſt laͤnger als bei den
vorigen. Sie hat ein ſehr dichtes, filziges, uͤberall faͤhlgraues
Haar. Von den Ohren bis zum Ende der Schnauze erhebt ſich
die Haut und bildet ein kleines ſchmales ſehr ſcharf vorragendes
Band. (Schreb. t. 59.) une
„Körperlänge 2. Schwanzlaͤnge 1/3“ 7; Zeiten
ſchenkelhaut N 10
Dies ſind die vier im Pariſer Muſen eum vorhandenen Arten z.
der zweite von Daubenton beſchriebene Mulot volant iſt die
folgende Art.
S. Bra unbauchiger Graͤml er (B. ö
Pelz oben braͤunlichgrau, unten aſchgrau, ausgenommen am
Bauche, der in der Mitte braun iſt. 5
Körperlänge 2“; Schwanzlänge 7%
6. Kaſtanienbrauner Graͤmler (D. castaneus).
Pelz oben kaſtanienbraun, unten weißlich; ein Band dem Kuen
der Schnauze bis zur Stirn. N
Dies iſt Azaras ſiebente oder Faftanienbraume Sieber
Von diefer und den beiden folgenden ſpricht Geoffroy nur
nach Azaras Beſchreibungen (Hist. des anım. du Para-
guay). Das Haar dieſer Art iſt dicht und kurz. Die Zwi⸗
ſcenſchenkelhaut umfaßt z des Schwanzes; die Fluͤgel finde
ſchwarz.
Koͤrperlaͤnge 4/95 Schwanzlaͤnge vn 75 Me —
weife 1379“, ni ln 73
4
wi
2
N
* — 135 —
f
7. Dreitfhwänziger Graͤmler (D. laticauda-
1e). Pelz oben dunkelbraun, unten weniger dunkel; Schwanz
an beiden Seiten von einer binskene der eee
haut eingefaßt.
Aza ra nennt fie die dunkle Fledermaus No. 8. Ihre Ober⸗
lippe hat viele ſenkrechte Runzeln. Die Zunge iſt an der hintern
Hälfte fo aufgetrieben als wenn eine zweite Zunge darauf be;
feſtigt waͤre.
Körperlänge 4“; Schwanzlaͤnge 17%; Fluͤgelweite 1“.
8. Dickſchwaͤnziger Graͤmler (D. crassicauda-
Zus). Pelz zimtbraun; unten lichter. Schwanz an beiden
Seiten von der Zwiſchenſchenkelhaut eingefaßt.
Dies iſt Azaras zehnte oder zimtbraune Fledermaus.
Ihr Haar iſt ſehr kurz und ſehr ſanft anzufuͤhlen; die Zwiſchen⸗
ſchenkelhaut ſchließt Über die Halfte des Schwanzes ein, und
ſetzt ſich ſchmaͤler auch an beiden Seiten bis zu deſſen Ende fort.
Körperlänge 3“; Schwanzlaͤnge 174%; Fluͤgelbreite
18,
9. Schwanzum faßter Graͤmler M. amplexicau-
datus). Pelz ſchwaͤrzlich; unten weniger dunkel; Schwanz
ganz in der Zwiſchenſchenkelhaut ſteckend.
Dies iſt endlich noch die von Buffon (im Supplement: -
bande VII. 294. t. 75.) beſchriebene Fledermaus von Guyana.
Die Haut des Thiers iſt nicht bis auf uns gekommen, aber
die Geſtalt der Ohrecke, die Art wie die Ohren ſich falten und
bis zu den Backen erſtrecken, die Groͤße der Fluͤgelweite und
endlich die Zahl der Schneidezaͤhne laſſen nicht zweifeln, daß
dieſe Art nicht zu den Graͤmlern gehörte, obgleich kein Theil
ihres Schwanzes uͤber die Zwiſchenſchenkelhaut hinausragt. Sie
nähert ſich in Maßen, Geſialt des Kopfs und dunkel oder
ſchwaͤrzlichkaſtanienbrauner Farbe dem rothbraunen Graͤmler
(S. o. No. 1) fo ſehr, daß ich faſt glaubte es konnte ein vers
ſtümmeltes Exemplar dieſer Art wave ſeyn, dem zufaͤllig das
freie Ende des Schwanzes abgebr :ochen ware; aber Buffon
ſagt ausdruͤcklich, daß dieſer Schwanz in einen kleinen Haken
endigte und daß die Wenn aſchgrau ſind. ehe
XIII. Gattung: Fledermaus kVes-
* pertilio,
Dieſe Flederthiere, wozu die allermeiſten bei uns einhei⸗
miſchen gehören, unterſcheiden ſich durch ihren dicken Kopf,
kurze Schnauze, nackte Ohren, Vorhandenſeyn der Ohrecke
(tragus), welche mitten aus der Ohrmuſchel entſteht, ‚Nafen:
Löcher ohne Anhaͤnge oder Verzierung und ſehr langen Schwanz.
ur
a.
Sie können ſehr weit fliegen, da die Fluͤgelweite vier bis fünf
mal die Laͤnge des Koͤrpers beträgt, auch wird die Fluͤgelflaͤche
noch durch die Haut zwiſchen den Hinterſchenkeln vergrößert,
welche auf den Schwanz übergeht und ihn ganz umgiebt. Fer⸗
ner haben die Fledermaͤuſe nur zwei an der Bruſt nahe an den
Achſelgruben figende Bruͤſte; ihre Zunge iſt ſanft, nur mit dem
Suchglaſe erblickt man an der Wurzel einige Waͤrzchen; alle
Finger ſind von der Flughaut umgeben und haben weder Naͤgel,
noch Nagelglieder.
Dieß wuͤrde ſchon zur Unterſcheidung der Fledermaͤuſe Hin;
reichen, aber auch die Betrachtung der Zaͤhne kommt noch
hinzu. Dieſe verhalten ſich wie bei den Makis: die Schnei⸗
dezaͤhne ſind ihnen an Zahl und Stellung gleich: vier paar⸗
weiſe getrennte im Oberkiefer, ſechs ſehr nahe zuſammenſte⸗
hende im Unterkiefer. Dieſe Zähne nutzen fich nicht ab, fon
dern behalten ihre Schneide, fo daß die obern immer walzig
und am Ende ſpitz und die unteren zweilappig oder wie geſpal⸗
ten find. Das Zwiſchenkieferbein beſteht aus zwei vorn nicht
mit einander vereinigten Stuͤcken; da die oberen Schneidezaͤhne
hier folglich ſo wenig Raum finden, ſo ſind ſie immer ſehr klein
und fallen leicht aus. Die Eckzaͤhne, zwei in jedem Kiefer,
ſind wie bei allen andern Flederthieren; dahingegen haben die
Backen zaͤhne eine der Fledermausgattung eigenthuͤmliche
z & x
Geſtalt. Ihre Zahl betraͤgt nach Verſchiedenheit der Arten
vier bis ſechs an jeder Seite. Die vorderen ſind kegelig, die
andern haben breite mit Spitzen verſehene Kronen; die unteren
ſind an den Seiten gefurcht, die oberen zweimal ſo breit als
jene, zeigen außerdem eine ſchraͤgſchneidige Krone, ſo daß ſie
bei geſchloſſenen Kiefern zum Theil uͤber die unteren herausra—
ragen. Dieſe breiten Zaͤhne ſind auch in der Mitte ausgehoͤhlt;
ſie greifen gegenſeitig in einander ein, ſo daß man ihnen bald
anſieht, daß fie von Inſecten lebenden Thieren angehören. |
Alle dieſe Betrachtungen kommen ohne irgend eine Ausnahme
achtzehn Arten von Flederthieren zu. Um das Gattungskenn⸗
zeichen der Fledermaͤuſe zu bilden kann man folgende Abu
ausheben.
Schneidezaͤhne: chen vier, unten fe; mae
einfach; Ohren mit Ohrecken.
Man koͤnnte zu glauben verſucht ſeyn, daß da dieſe Gat⸗
tung, nachdem was hier auseinander geſetzt iſt, nur noch aus
ſehr nahe verwandten Arten beſteht, es um deſto ſchwieriger
ſeyn muͤſſe ſie genau zu beſtimmen. Man kann ſich auch nur
ſelten der Farben dazu bedienen, zu denen als Kennzeichen man
doch ſonſt in der Zoologie ſo oft ſeine Zuflucht nehmen muß;
8
4
4
4
1
x
*
denn alle Fledermaͤuſe find mehr weniger braun oder roͤthlich⸗
braun. Betrachtet man ſie indeſſen genauer ſo wundert man ſich
noch ſehr, daß ſie ſo viele brauchbare Unterſcheidungsmerkmale
darbieten. Ihre Phyſiognomie iſt unendlich verſchieden. Ihre
Ohren und Ohrecken zeigen zumal bei jeder Art ſehr oerſchbrdenr
Verhaͤltniſſe. W . bb
1. Gemeine Fledermaus (Vespertilio murinus).
Dieſe war von jeher in Europa bekannt. Johnſton und
Edwards haben ſie ſchlecht genug abgebildet; damals verglich
wan fi fie nur mit der langohrigen; daher, bei Briſſon ihr
9 Der Verfaſſer giebt von zwölf Arten Albilbungen der Koͤpfe, von
zꝛiehn Arten auch der Schaͤdel und von No. 7 auch des ganzen Thiers.
— 158 —
Name V. maior und ihr Kennzeichen: Ohren kleiner als
der Kopf, wodurch Linns fie blos der kleineren Art entge-
genſetzen wollte, bei der die Ohren faſt ſo lang als der Koͤrper
find; Linné verwandelte die Benennung major in murinus ;
denn ſchon Briſſon bemerkte daß fie mauſegraues Haar habe.
(Tab. 47. Kopf. Tab. 48. Schaͤdel.)
Man wird ſie immer an folgenden Zeichen erkennen: Laͤng⸗
liche Ohren, ſo lang als der Kopf; Pelz oben
roͤthlichaſchgrau, unten weißlichgrau. Uebrigens
hat ſie einen ziemlich langen Kopf, einen ſchmalen gewoͤlbten
Vorkopf, und laͤnglichen Hirnkaſten. Jedes Haar iſt zweifarbig,
ſchwaͤrzlichgrau an der Wurzel und obenauf roͤthlich, am ee N
aber weiß, an der Spitze.
Wir beſaßen lange nur ein Eremplar dieſer Art, wo der
Ruͤcken ziemlich hochroͤthlich war, wußten aber nicht ob nicht
das lange Aufbewahren in Weingeiſt an dieſer Farbe Schuld
waͤre; endlich fanden wir davon eine zahlreiche Colonie in einer
Kirche zu Paris; wir ſahen ihrer von jedem Alter; bei den
Jungen war die Schnauze kuͤrzer, das Haar mehr filzig und
überall mehr aſchgrau; die Maͤnnchen unterſchieden ſich von den
Weibchen nur durch etwas lebhaftere Farben.
Die letzte Entdeckungsreiſe nach der Suͤdſee verſchaffte uns
eine Abänderung der gemeinen Fledermaus; Peron und Le⸗
ſu eur brachte namlich zwei vollkommen gleiche Exemplare mit,
die uns blos durch betraͤchtlichere Groͤße und lichtere Farbe vers
ſchieden zu ſeyn ſcheinen. Am Rücken it die Farbe licht gelb⸗
lichgrau, am Bauche mehr reinweiß; der Ort wo fie eigentlich
gefunden ſind, iſt uns nicht bekannt.
2. Caroliniſche Fledermaus (V. e ee
Nicht ſo groß als die vorige, uͤbrigens ihr ſehr aͤhnlich. Ohren
und Ohrecke von gleicher Geſtalt und gleichem Größenverhält;
niſſe; das Haar auch zweifarbig, an der Wurzel ſchwaͤrzlichgrau,
an der Spitze kaſtantenbraun; an der Unterſeite ſind die Haar⸗
ſpitzen gelblich. Die Ohren faſt bis zur Haͤlfte ihrer Laͤnge be⸗
haart; ein kleiner Theil des Schwanzes ragt über die Zwiſchen⸗
ſchenkelhaut hinaus. Dieſe Bemerkungen nebſt der verſchiedenen
Farbe ſcheinen mir deutlich genug zu beweiſen, daß dieſe Art
nicht zu der gemeinen gehoͤre; auch die Verhaͤltniſſe des Schaͤdels
ſprechen dafür. Der Vorkopf iſt bei der caroliniſchen kürzer
und breiter. Sie mißt 67 Millimeter; der d iſt 28
M.; die Fluͤgelweite 259.
Sie war noch nirgends beſchrieben. Bose hat fie aus Car _
rolina mitgebracht, wo fie ihm zufolge aͤußerſt gemein iſt. Fol“
gende Kennzeichen find weſentlich: Laͤngliche Ohren, fo
lang als der Kopf, zum Theil behaart: Ohr-
ecken halbherzfoͤrmig. Pelz oben kaſtanien⸗
braun, unten gelblich. (Tab. 47. K. Tab. 48. Sch.)
3. Speckfledermaus (V. noctula). Sie iſt unter dier
ſem Namen zuerſt von Daubenton beſchrieben, ruhend habe ich
fie nie gefunden; man ſieht fie aber ziemlich häufig in den Brenn—
| holz: Vorrathsplägen und im nahe dabei liegenden naturhiſto—
riſchen Muſeum zu Paris. Ich vermuthe daß ſie des Tags
uber ſich in den hoͤchſten Holzhaufen aufhalte. a
Sie hat etwa die Große der gemeinen, von der fie ſich aber
durch dreiſeitig eirundliche Ohren, die kürzer
als der Kopf ſind, durch halbherzfoͤrmige Ohr—
ecke, langes Haar, oben braunen unten liter
ren Pelz unterſcheidet. Auch iſt ihre Schnauze breiter und
kurzer, die Naſenlocher find mehr vorragend und die Beine
minder lang. Die Ohren ragen beſonders weit vor, weil ihr
Vorderrand bauchig iſt; das Ohrlaͤppchen ragt bis zur Mitte
} des Ohrs hinauf, es iſt halbherzfoͤrmig. Das Haar iſt lang,
fanft anzufühlen und einfarbig dunkelbraun mit etwas roͤthlichem
Wieder ſcheine, weil die kleine Spitze dieſe Farbe hat. Am
Bauche iſt das Braun lichter und zieht ſich mehr ins roͤthliche.
Der Hirnkaſten iſt ein wenig kuͤrzer und der Vorkopf viel brei⸗
ter und platter als bei der gemeinen. Die Laͤnge des Koͤrpers
— 160 —
it 66, des Schwanzes 44, die Fluͤgelweite 320 Milimeter.
(Geoffr. Tab. 47. K. Tab. 48. Sch. Schreber Taf. 52.)
4. Die blaſſe Fledermaus serolinus). Auch
dieſe europaͤiſche Art hat Daubenton entdeckt, beſchrieben und
benannt. Sie findet ſich in und um Paris ſehr haͤufig; und hat
haufige Neſter in den hohlen Bäumen des Boulogner Holzes,
auch in dem Holzwerke des Dachs von Notre Dame. Sie iſt
fo. groß als die gemeine; 21 Millimeter lang, der Schwanz 32,
die Fluͤgelweite 332. Sie unterſcheidet ſich durch dreiſeitig
eirundliche Ohren, die kürzer ſind als der Kopf,
bogenförmige oben breit gerundete Ohre cke,
kurzes Haar, oben engen unten blaſ⸗
ſeren Pelz.
Sie koͤnnte wegen der gleichen Beſchaffenheit der Ohren nur
mit der vorigen verwechſelt werden, unteeſcheidet ſich aber durch
das kuͤrzere bogenfoͤrmige oben breitere faſt tellerfoͤrmige Ohr
laͤppchen; auch ragen die Ohren weiter nach vorn, da ihr Vor⸗
derrand auf das Auge faͤllt, hingegen bei der vorigen um zwei
Millimeter weiter zurück liegt; auch iſt der Kopf bei der blaſſen
kuͤrzer und der Vorkopf nebſt der Schnauze viel breiter; endlich
iſt das Haar glatt und oben ſtark glaͤnzend. (Geoffr. Tab. 46.
K. Tab. 48. Sch. Schreber Taf. 53.)
5. Die Zwergfledermaus (I. pipistrellus). Auch
diefe in Frankreich heimiſche Fledermaus hat Daubenton bekannt
gemacht. Sie iſt die kleinſte von allen und gleicht an Verhälts
niſſen und Farbe ſo ſehr der Speckfledermaus, daß man ſie zu⸗
weilen für das Junge dieſer Art halten ſollte; doch unterſcheidet
fie ſich folgendermaßen: die Ohren find dreiſeitig eis
rundlich, kuͤrzer als der Kopf, die Ohrecke is
faſt gerade und endiget mit einem rundlichen
Köpfchen; Sie iſt langhaarig, ihr Fell oben
ſchwaͤrzlichbraun unten gelblichbraun. Alſo unters
ſcheidet ſie ſich oon der Speckfledermaus nicht allein durch die
Groͤße, ſondern auch durch das Ohrlaͤppchen, welches anſtatt )
rn a ee
E — 161 a
unn been d und ben ſpitz zu ſeyn ſich in feiner Büͤdung mehr
der blaſſen Fledermaus naͤhert. Die braune Farbe des Haars
neigt ſich entſchieden mehr zum Schwarzen welches daher
kommt, daß es unten ſchwarz und nur an der Spitze gelblich:
braun iſt. Auch der lange Schwanz iſt bei der Zwergfledermaus
‚ merkwürdig, da er 32 Miltimeter und dagegen der Körper nur
939 lang iſt; die Fluͤgelweite iſt 200. Auch durch den Schädel
entfernt ſie ſich von beiden vorigen Arten, da der Hirnkaſten
breiter, gewoͤlbter, und jenſeits des Vorkopfs ane der ur
Hinterkopf aber ohne Leiſte und gerundet iſt.
Man findet ſie nicht ſelten bei Tage an der Erde, aber frei
lich immer fern von irgend erhellten Stellen. Sie laͤßt ſich
ohne Widerſtand greifen, da ſie leicht den fruchtloſen Verſuchen
ſich aufzuſchwingen und ihr Lager zu ſuchen erliegt. (Geoffr.
Tab. 47. K. Tab. 48. Sch. Schreber Taf. 84.) .
Eine Abänderung davon kommt in Egypten vor; welche
gewoͤhnlich etwas mehr aſchgrau erſcheint „ da die ee
dieſe Farbe haben.
6. Die kurzmaulige Fledermaus (V. RE!
Llus). ) Sie iſt zu Montbart gefunden, von wo fie Dauben:
ton beſchreiben und benannt hat. Sie kann nicht verwechſelt⸗
werden. Die Ohren ſind vorn vereiniget, am
äußern Rande ausgerandet; die Ohrecke iſt halb⸗
herzförmis; der Pelz ſchwaͤrzlich. Die Ohren find
jo breit als lang, gerundet und außen behaart. Ihr vorderer
und oberer Rand iſt ausgerandet, doch nicht tief, er verlängert
ſich nach unten bis vor und uͤber die Lippenwinkel; da die inne⸗
1 ren Ohrenraͤnder einander ſehr nahe liegen, fo bilden die Ohren
an jeder Seite eine weit offne Muſchel. Dieſe Verlängerung .
der Ohren bis vor die Lippen macht die Schnauze verſchwinden,
) Dieſe und die folgende Art gehören. jetzt zu Geof len vs Gattung
Plectotus; ſ. Stuͤck 1. S. 131. 1
Zool. Mag. Bd. J. St. 3. P * 1
POT RER
welche daher fehr kurz erſcheint. Die Naſe ragt ein wenig
nach vorn vor, und weiter nach innen liegen die Naſenloͤcher;
dieſſeits der Naſenloͤcher iſt der hohle von Haaren entbloͤßte Vor⸗
kopf; die Stirn iſt oben ſehr erhaben, fo daß der Hirnkaſten
bei dieſer Art viel geraͤumiger iſt als bei irgend einer der vor⸗
beſchriebenen Arten. |
Die Farbe ift dunkelbraun; die Haare find faft ganz ſchwarz,
nur die kleinen Spitzen ſind am Ruͤcken gelbbraun, am Bauche
aſchgrau. Etwas weißes ſieht man oben an der Fluͤgelwurzel
und rings um den After; das Weiß verbreitet ſich weiter je
aͤlter das Thier iſt. Uebrigens iſt das Haar lang und dicht.
(Geoffr. Tab. 46. K. Tab. 48. Sch. Schreber Taf. 55.)
Ich fand dies Thier ſehr tief in den unterirdiſchen Gewoͤl:
ben der Feſtungswerke von Charlemont.
7. Die langohrige Fledermaus CR“ MN
Dies war im letzten Jahrhundert die einzige bekannte einhei:
miſche Fledermaus außer der gemeinen. Bei Briſſon kommt
ſie unter der Benennung V. minor vor, weil ſie viel kleiner
iſt als die gemeine; da ſie aber zugleich außerordentlich lange
Ohren hat, ſo veraͤnderte Linns ihre Benennung in auritus,
da er Daubentons Namen Oreillard einigermaßen beibehalten
wollte. Ihre Ohren faſt fo lang als der Körper
und vorn vereinigt unterſcheiden fie hinlaͤnglich von allen
uͤbrigen. Sie iſt klein, wie folgende Maße beweiſen: Koͤrper
45, Schwanz 48, Fluͤgelweite 252, Ohren 32 Millimeter.
Die Schnauze ziemlich breit. Die Naſe iſt von beſonderer
Bildung; hinter den gewöhnlichen Naſenloͤchern liegen noch
zwei Oeffnungen oder vielmehr kleine Blindſaͤcke. Die Ohren
ſind vorn drei Millimeter hoch vereinigt: ihr innerer Rand
nach hinten gefaltet und auf dieſer Falte ſtehen der ganzen Länge
nach Haare, wie die Wimpern an den Augenliedraͤndern des
Menſchen, eben ſo in einer einzigen Reihe; unten an dieſem
Rande iſt eine kleine, ihn unter 60° ſchneidende Falte, welche
von da nach innen gegen die Wurzel der Ohrecke geht. Die
— 163 —
ohrecke iſt halbherzfoͤrmig und von verhaͤltnißmaͤßiger Groͤße
zum Ohre. Auch der Schwanz iſt wegen der großen Laͤnge be⸗
merkungswerth. Die Flügel: und Zwiſchenſchenkelhaut erhaͤlt
daher auch mehr Umfang und iſt im ausgebreiteten Zuſtande
ſogar ein wenig gefaltet, oder vielmehr gerunzelt, wegen zahl:
reicher ſehr deutlicher Flechſenfaͤden die zwiſchen den Platten
derſelben ſich verbreiten.
Der Pelz iſt oben braͤunlichgrau, unten Aarau: das Haar
iſt zweifarbig, zum groͤßten Theile braun, gegen die Spitze hin
oben grau, unten weißlich. (Geoffr. Tab. 47. K. Tab. 48. Sch.
Schreber Taf. 80.)
Ich habe eine langohrige Fledermaus in Egypten güne
die mir etwas kleiner und mehr roͤthlichbraun ſchien als unſere.
7. Die ausgerandete Fledermaus V. emargi-
natus). Auch dieſe iſt in Europa heimiſch, aber ſie entgieng
Daubenton und allen feinen Nachfolgern; doch iſt fie in Frank⸗
reich und England gemein genug. Ich erhielt fie zuerſt von Ab:
bebzille, fand fie darauf ſelbſt zu Charlemont, und Brongniart
fand ſie bei Dover. Ich gab ihr den Namen emarginatus,
wegen einer ſtarken Ausrandung am aͤußern Rande der Ohren,
und bezeichnete fie folgendermaßen: längliche Ohren, von
der Laͤnge des Kopfs, am aͤußeren Rande ausge—
randet; Ohrecke pfriemig; Pelz oben roͤthlich⸗
i grau, unten aſchgrau. Es iſt das erſtemal, daß wir hier
eine ſolche Bildung der Ohrecke ſehen, welche hingegen faſt al—
len auslaͤndiſchen Fledermaͤuſen gemein iſt. Vielleicht hat man
dieſe Art mit der Zwergfledermaus verwechſelt, obgleich fie et;
was groͤßer iſt, weil ihr ganzes Anſehen dieſer ziemlich nahe
kommt. Der gemeinen iſt fie in Hinſicht des zweifarbigen
Haars aͤhnlich; es iſt aber bei ihr nicht allein an der Spitze fon:
dern von der Haͤlfte der Laͤnge an roͤthlichgrau, und daher kommt
die Gleichfoͤrmigkeit der Farbe uͤberhaupt. Da jedoch das Haar
a. und dicht iſt, fo erblickt man beim Zuruͤckſtreichen deſſelben
117
Ir
— 164 —
0 \ * j ‚fe . i
einige ſchwaͤrzlichgraue Stellen, denn diefe Farbe hat der um:
tere Theil des Haars. Unter dem Bauche iſt das Ende des
Haars ſchmutzigweiß. Die Stirn iſt ſehr über dem Vorkopfe
erhoben. (Geoffr. Tab. 46. Kopf und ganzes Thier; Tab. 48.
Schaͤdel.) Nach W. o N e 40%
8. Die buntflüglige Fledermaus (7. piclus).
Dies iſt eine von den laͤngſt und beſt gekannten, obgleich ſie aus
Indien zu uns kommt, wo ſie auf Zeilan Kirivula heißt;
nach Seba findet ſte ſich auch auf Ternate. Dieſer hat ſie zu⸗
erſt abgebildet, das Weibchen fliegend, das Maͤnnchen ruhend.
Nachher har ſie Daubenton beſchrieben und eine viel beſſere Ab⸗
bildung davon gegeben. Auch Pallas beſchrieb ſie nach einem
in Holland geſehenen Exemplare, er ſchrieb ihr aber mit Un⸗
recht acht Schneidezaͤhne im Unterkiefer zu; der Kirivula hat,
wie auch Daubenton angab, wirklich nur ſechs. Die Benen⸗
nung pictus kommt von gelblichen Streifen, die ſich von der
Handwurzel aus uͤber die Finger verbreiten. Sie iſt klein, gur
40 Millimeter, der Schwanz 30, die Fluͤgelweite 220. Ihre
—
Hauptkennzeichen find: Eirunde Ohren, kuͤrzer als
der Kopf und mehr breit als hoch; pfriemige
Ohrecke un d Streifen langes der ganzen vordern
Finger.
Ihr Kopf iſt dick, die Sc fein; der Vorkopf OH
foͤrmig, die Stirn ſehr gewölbt, aber im friſchen Zuftande we—
nig ſichtbar, wegen der langen Kopfhaare, worin auch die Oh:
ren zum Theil verſteckt ſind. Obgleich dieſe eirund find, ſo
haben fie doch oben eine kleine Spitze. Das Ohrlaͤppchen iſt
pfriemig, ſehr ſchmal und lang; der Pelz ſehr ſchoͤn glaͤnzend
roͤthlichgolden; die Fluͤgelhaut gelblichbraun mit drei bis einen
Millimeter breiten Streifen. Der Schädel iſt merkwuͤrdig
wegen der Höhe der Stirn, der Größe der Kiefer und des ger
woͤlbten ö (Geoffr. Sch. tab. 48. Schreber
tab. 48.) b 8 ö
— | 165 =
ur N 0
ſie ziemlich ausfuͤhrlich beſchrieben, erſterer hat ſie auch Taf.
62. A. abgebildet. Wir haben kuͤrzlich ein Exemplar davon er⸗
halten. Sie hat die Größe der ausgerandeten: Eirunde
Ohren, kuͤrzer als der Kopf; Ohrecke ſchmal,
halbherzfoͤrmig; Pelz gelblich und rothbunt.
Braͤunlichgraue Streifen gehen von der Handwurzel zu den
Fingern hinab. Das Haar iſt obenauf faſt ſeiner ganzen Länge
nach gelb, an der Spitze zimtbraun, und da es zugleich ſehr
lang und nicht ſehr dicht iſt, fo iſt es nie recht glatt und des;
halb ſieht man beide Farben deutlich, welche unendlich »ver:
ſchiedene Zickzacks bilden. Der Bauch iſt N (Geoffr.
We 47. K. Schreber Taf. 62. B.) f
10. Timo riſche Fledermaus (V. 3
Eine noch unbekannte von Peron und Leſueur mitgebrachte Art.
Die Ohren ſind breit, ſo lang als der Kopf und
durch eine kleine Haut vereiniget; die Ohrecke
iſt halbherzfoͤrmig. Der Pelz iſt oben ſchwaͤrzlichbraun,
unten braͤunlichgrau; das Haar ſehr dicht, ziemlich lang, und
weich anzufühlen. Der Körper halt To, der Schwanz 40,
die Fluͤgelweite 270 Millimeter. (Geoffr. Tab’ 47.8.)
11. Die bourbonſche Fledermaus V bourbo-
nicus). Noch eine neue von Macé aus der Inſel Bourbon
geſandte Art, die folgendermaßen bezeichnet werden kann:
Dreiſeitig eirunde Ohren, um die Haͤlfte kuͤr⸗
zer als der Kopf; Ohrecke lang, halbherzfoͤrmig;
Pelz oben fuchsroth unten weißlich. Der Kopf iſt
kurz und breit, die Schnauze aufgetrieben, die Naſe vorragend;
das Haar ſanft, glänzend, von gleicher Farbe als bei der blaffen
Fledermaus; am Bauche weißlich, bis auf die Spitze welche
roͤthlich iſt. Wir haben zwei Exemplare dieſer Nut. (Geoffr.
Tab. 46. K.)
o. Die rauhſchwaͤnzige Fledermaus (V lasius
rue). Sie iſt aus Cayenne. Schreber und Pennant haben
—
y
eh
Ta. Die ſchwanzragende Fledermaus (FÜ mi-
grita). Daubenton gab ihr den Namen des fliegenden Mur:
melthiers. Seba hatte zuerſt zwei aus Indien mitgebrachte
Fledermaͤuſe, von denen wir in der Folge zu reden Gelegenheit
haben werden, fliegender Hund und fliegender Siebenſchlaͤfer
genannt. Dieſe Art der Namenbildung nahm Daubenton auch
an, waͤhlte die Namen jedoch ſo, daß ſie wenigſtens einen Be⸗
griff von der verſchiedenen Groͤße der Flederthiere geben koͤnnten,
denen er ſie beilegte; daher die von ihm gebrauchten Benen—
nungen von fliegendem Murmelthier, fliegender Waldmaus,
Ratte, fliegendem Siebenſchlaͤfer, Gartenſchlaͤfer und Haſel⸗
ſchlaͤfer, welche nicht etwa ausdruͤcken, daß die Flederthiere,
denen ſie gegeben ſind, jenen verſchiedenen Thieren an Geſtalt
gleichen, ſondern nur ihre verſchiedene Größe haben. Die von
allen Naturforſchern angenommenen Grundſaͤtze der Namenge—
bung verhindern uns jene Benennungen beizubehalten.
Wie dem auch ſey, ſo iſt dies fliegende Murmelthier, oder
unſre ſchwanzragende Fledermaus eine der groͤßten Arten dieſer
Gattung: Länge des Körpers 108, des Schwanzes 8a, 50
gelweite 486 Millimeter.
Sie hat dreieckig eirundliche ſehr kurze Ohren,
von der Laͤnge eines Kopfdrittels, und eine
ſpitz auslaufende Ohrecke. Der Pelz iſt oben gelblich—
braun, unten fahlgrau. Die Schnauze iſt breit und dick; die
Lippen find lang, aber weder aufgetrieben noch Enotig; der Vor⸗
kopf iſt geſchnuͤrt (bouqué), woher ich glaube, daß der Schä:
del ſich dem der buntfluͤgligen naͤhere. Das Schwanzende ragt
frei uͤber die Zwiſchenſchenkelhaut hervor. Daubenton ſchrieb
ihr nur zwei obere Schneidezaͤhne zu, wir haben aber noch zwei
andre gefunden, die freilich ſehr klein ſind. Wir haben dieſe Be—
obachtung an demſelben Exemplar als Daubenton gemacht, und
es iſt das einzige das uns noch zu Geſicht gekommen iſt. Es
ſtammt her von Adanſons Reiſen am Senegal und befindet
*
me
m
1
— 167 —
er in unſrer öffentlichen Samlung. se, Tab. 4). K.
Schreber Taf. 58.)
1g. Riefenfledermaus ( maximus). *) Dieſe
Fledermaus ſo wie die folgenden habe ich nicht ſelbſt geſehen
und rede folglich uur von ihnen nach dem von andern gegebenen
Zeugniß. Ich kenne keine groͤßere als dieſe, da ihre Koͤrper⸗
laͤnge 151 und ihre Fluͤgelweite 481 Millimeter betraͤgt. Sie
iſt leicht zu erkennen an eirunden Ohren, die kuͤrzer
ſind als der Kopf, pfriemiger Ohrecke, langer
und ſpitzer Schnauze. Ihr Pelz iſt oben Eaftanienbraun,
an den Seiten lichtgelb und am Bauche ſchmutzigweiß. Sie
iſt im ſiebenten Supplementbande von Buffon unter dem Namen
grande serotine de Guyane beſchrieben. ‘
134. Neuyorkſche Fledermaus (VJ. noweboracen- '
sis). Dieſe von Pennant beſchriebene Art ſcheint mir zur
Fledermaus⸗Gattung zu gehoͤren, obgleich Pennant verſichert
im Oberkiefer keine Schneidezaͤhne gefunden zu haben; ſollte
nicht ſein Exemplar unvollſtaͤndig geweſen ſeyn? mir iſt dies
oft bei unſern europaͤiſchen Arten vorgekommen. Wie dem auch
ſey, Pennants Thier hat kurze, breite, gerundete Ohren,
einen oben hellbraunen an den Schultern lichteren und am Bau:
che blaſſeren Pelz. Das Haar iſt lang und weich; ein weißer
Fleck an den Flügelwurzeln ift beſonders bezeichnend. Sie iſt
etwa von der Größe als die Speckſledermaus.
1g. Rauhfluͤglige Fledermaus (V lasiopterus).
Dieſe gleicht an Groͤße, Geſtalt des Kopfs und Farbe des
Haars ſehr der blaſſen (V. serotiuns), unterſcheidet ſich aber
D Der Verfaſſer ſcheint gar nicht mit den Grundſaͤtzen einer guten
Namengebung vertraut; die Benennungen nach den Rändern, wo
ein Thier zuerſt oder bisher einzig gefunden iſt, taugen eben ſo
wenig wie die von der Größe beſtimmt hergenommenen; wer ſteht
dafür, daß dieſer V. maximus nun wirklich die gröͤßeſte Fledermaus
ſey; gigas oder giganteus durfte er ſagen, maximus nicht.
— 168 —
dadurch 45 daß die ie Flügelhent inwendig zur Haͤlfte behaart iſt.
Man kennt ſie nur aus einer von Schreber auf einer Ergaͤn⸗
zungstafel gelieferten Abbildung (Taf. 58. B.); demungeach⸗
tet iſt ſie von Gmelin in ſeine Ausgabe des Linne ( caudatus
membrana pedes connectente latissima) und von Bonaterre
unter der Benennung der großfluͤgligen unter die Abbildungen
der methodiſchen Eneyklopedie aufgenommen worden.)
Bemerkung. Dieſem Verzeichniſſe ſind noch drei Arten
aus Paraguay hinzuzufügen. Don Felix Azara hat zwölf
von ihm in dieſem Theile von Amerika beobachtete Flederthier:
Arten beſchrieben und ſie ſind in ſeinem Werke mit Zahlen be⸗
zeichnet. No. 6. 8. 9. 10. gehoͤren zur Gattung Molossus.
7. Tr. 12. ſcheinen mir wahre Fledermaͤuſe zu ſeyn, welches
wenigſtens aus ihrer ganzen Bildung erhellet; denn ich geſtehe,
daß mir hiebei die genaue Betrachtung ihrer Zaͤhne nicht zu
ſtatten gekommen iſt. Die Ausmeſſungen und die übrigen Nach⸗
richten, welche Azara, beſonders auch uͤber ihren Aufenthalt,
angiebt, laſſen mich glauben, daß es drei von den vorigen ver⸗
ſchiedene Arten ſeyen. Ich nenne ſie folgendermaßen:
16. Die rauheſte Fledermaus (V villosissimus).
Azara bezeichnet ſie unter No. 7. als eine weißlichbraune Fle⸗
dermaus. Er hat mehrere einander vollkommen aͤhnliche Erem:
plare davon geſehen. Ich habe fie villosissimus genannt, weil
Azara ſagt, daß ihr Haar länger iſt als bei allen übrigen
dort heimiſchen Arten, und daß es ſich ſogar auf die Zwiſchen⸗
ſchenkelhaut erſtreckt. Ihre Ohren find 75 Millimeter lang, mit
Der Verfaſſer hat fpäter drei Eremplare von V. lasiopterus aus
Wien erhalten und ſagt Annal. du Mus. XV. 109. „ da fie uns
„ in keinem Stüde von serotinus verſchieden erſchienen, fo koͤnnen
„wir verſichern, daß dieſe beide Nominal-Arten wirklich zu einer
„und derſelben Art gehören.” Die uͤbrigen um Wien vorkom⸗
menden Arten fand der Verfaſſer durchaus uͤbereinſtimmend mit
den analogen Arten um Paris; welches immer der Erwaͤhnung
wat iſt. N
Di au —— 169 —
der Oeffnung vorwärts gerichtet und am uberen Rande ſpitz aus:
laufend; die Ohrecke iſt pfriemig, der Pelz von ſehr weißlich:
brauner Farbe; die Schwanzhaut behaart, außer an den Raͤn—
dern. Die Flügel find maulbeerfarben (2) und haben dabei weiß:
lichbraune auf die Finger und Arme ſich erſtreckende Streifen.
Die ganze Laͤnge des Thiers betraͤgt 117 Millimeter, W des
Schwanzes 50; die Fluͤgelweite 313.
> 17. Die zimtfarbige Fledermaus (V. 2
Dieſe hat ſehr ſpitze, zwoͤlf Millimeter lange
Ohren und pfriemige Ohrecken. Das Haar iſt kurz,
oben zimt⸗ unten rohrfarbig. (2) Die ganze Lange iſt 82 Milli:
meter, der Schwanz 29, die Fluͤgelweite 248. Azara fuͤhrt
fie unter No. 11. auf und nennt fie die zimtfarbige.
18. Die gepuderte Fledermaus (V. albescens).
Dieſe hat 14 Millimeter lange, denen der rauheſten Fleder—
maus gleichende Ohren, und gleichfalls pfriemige Ohrecken:
der Pelz iſt oben ſchwaͤrzlich, unten dunkelbraun: der Bauch
iſt wie gepudert, weil die Spitze jedes Haars hier weiß iſt.
Nach hinten nimmt das Weiß zu. Es iſt Azaras zwoͤlfte
oder dunkelbraune Fledermaus. Er giebt die ganze Laͤnge an
zu go Millimeter, Schwanz 33, Fluͤgelweite 235,
Anatomiſche Bemerkungen über die Stuͤck I. S. 149
bis 199 aufgefuͤhrten Weichthier : Gattungen, und
einige bekanntere zur Erläuterung.
Bewegungswerfzeuge
Diese find bei den meiften Weichthieren ſehr einfach. Die
Floſſenfuͤhler bewegen ihre Floſſenaͤhnlichen Werkzeuge durch
Faſerbuͤndel, welche von dem fleiſchigen Halſe abgehen; bei
der Glasſchnecke (Hyalea) läuft unter der Ruͤckenſchaale
ein ſtarker Muskelſtrang von der hintern Spitze dieſer Schaale
bis zum fleiſchigen Halſe, welchen er zwiſchen die Schaalen zu;
ruͤckzieht, er ſpaltet ſich am Halſe in vier Buͤndel. Bei der
Hautkieme (Pneumoderma) ſind die Floſſen ſelbſt offen⸗ j
bar muskuloͤs; fonft findet man bei derfelben noch einen mus:
kuloͤſen, mit fehr deutlichen Faſerbuͤndeln der Lange nach verfe:
henen Sack unter der Haut, der die Eingeweide umgiebt und
mit der äußern Haut nur an der Stelle der Kiemen vermittelſt
der durchgehenden Gefaͤße zuſammenhangt; das Herz liegt auf:
ſerhalb des Sacks. Bei Clio findet ſich gleichfalls ein ſolcher
Fleiſchſack mit Laͤngsfaſern, der aber von den Eingeweiden
nicht zur Haͤlfte, wahrſcheinlich im lebenden Thiere von einer
Fluͤſſigkeit gefüllt wird. Dieſe Laͤngsfaſern koͤnnen den Körper
des Thiers ſehr verfürzen; denn fie haben ihre Befeſtigung in
zwei ſtarken Buͤndeln an den Seiten des Halſes.
Die Armfuͤßler (Brachiopoda) haben mehr zuſammen⸗
geſetzte Bewegungswerkzeuge, nämlich erſtlich, die ſich ſpiral
— 71 —
zwiſchen die Schaalen zuruͤckrollenden gefranſten Arme von flei:
ſchiger Subſtanz, welche ſowohl zum Getaſte, als zum Ergrei⸗
fen der Beute, als auch zum Fortbewegen dienen koͤnnen, und
fuͤrs andere mehrere Schaalenſchließer: einen dicht am Schloſſe
am ſpitzen Ende, und zwei in der Mitte der ganzen Laͤnge;
dieſe drei gehen gerade von einer Schaale zur andern, aber
außerdem noch einige Paare ſchraͤg laufender und ſich kreuzen⸗
der Muskeln, welche, wenn fie zuſammen wirken, die Schaa:
len noch feſter ſchließen, einzeln wirkend aber eine Schaale
fuͤber der andern ſeitwarts hin und her bewegen, welches bei den
voͤllig ungezahnten blos an einem weichen Stiele hangenden
aalen möglich iſt. Dieſer Stiel ſcheint keiner willkuͤhrlichen
uſammenziehungen faͤhig.
Von auffallender Regelmaͤßigkeit find die Muskelfaſer buͤndel
bei den Doppelreihern (Salpa). Der ganze Körper iſt
it einer äußern vollkommen durchſichtigen gallertartigen Haut
umgeben. In dieſer ſteckt eine zweite, welche eine vom vordern
bis zum hintern Ende ſich erſtreckende weite Roͤhre bildet, zwiſchen
beiden liegen die Eingeweide, und dieſe zweite zeigt mehrere
eißliche oder grauliche Vander, welche theils parallel, theils
gekreuzt, theils aſtig laufen und wahre Muskelſtraͤnge ſind.
Sie ziehen den Körper nach verſchiedenen Richtungen zuſammen,
nd indem fie dadurch das hinten einſtroͤmende durch eine Klappe
geſperrte Waſſer mit Gewalt zur vordern Oeffnung austreiben,
wenn dieſe namlich nicht durch ihren Muskelring geſchloſſen iſt,
tragen ſie auch zum Fortbewegen des Thiers in ruͤckgangiger
| kung bei,
15 Alle übrigen der oben betrachteten Thiere gehören zur Ord—
nung der Bauchfuͤßler, welche ſich ſaͤmtlich auf einer den Un:
f tertheil des Körpers bildenden, entweder platten, oder bei
einigen rinnenformigen (Seemoosſchnecken, Phyllidia)
oder wenigſtens vertieften (Eoliden) Flaͤche, die ihren Fuß
bildet, fortbewegen. Die Richtung der Faſern dieſes Fußes
*
unter liegende Lage hat nach verſchiedenen Richtungen durch⸗ ö
faſern laufen. Bei den S eelungen (Aplysia) „den Do: 9
Faſergewebe, ohne einzeln hervortretende muskuloͤſe Gebilde. 5
iſt verſchieden, zum theil ſehr verwickelt. Bei den Erd⸗
ſchnecken (Limax) iſt die oberſte Lage queerlaufend und 5
kommt von zwei mitten durchlaufenden Flechſenſtreifen; die dar- 1
webte Faſern. Bei den Schuͤſſelſchnecken (Patella) hin⸗
gegen iſt die unterſte Lage queerlaufend. Bei der Schwulſt⸗ 1
ſchnecke (Onchidium) mit ſehr dicker Muskelhuͤlle ſieht nan
in der Mitte zwei platte Laͤngsbuͤndel, unter denen ſtarke Queer⸗ f
ris, Tritonien u. ſ. w. ſieht man blos ein verworrenes
Dieſe Faſern hangen immer mit denen des Mantels, oder der
allgemeinen Hülle zuſammen.
Nirgend ſind die Muskelfaſerbuͤndel deutlicher als bei den ö
Segelſchnecken, fie bilden ſchmale ſeidenartige Baͤnder, die
man ſogar durch die äußere Hülle erblickt. Die erſte Lage laͤuft
der Länge nach ſowohl am Fuße als Ruͤcken, fie geht bis uͤber
den Hals hinaus, um ſich auseinanderlaufend im Segel zu ver:
breiten. Außerdem giebt es eine zweite Lage, die ſchraͤg nach
außen und ein wenig vorwaͤrtsgehend den Bauch umgiebt und
ſich mitten auf dem Ruͤcken mit der von der andern Seite ver:
bindet. Eine dritte noch mehr nach innen liegende Lage geht 0
ſchraͤg ein wenig ruͤckwaͤrts. Im Segel befinden ſich noch con: A
centriſche Kreisfaſern in gedraͤngter Menge, welche nach Me: a
ckel auch von den Längsfafern des Körpers fich fortſetzen.
Meckel hat die verſchiedenen Faſern gezeichnet: Beitr. zur
vergl. Anat. I. Tab. 3. fig. 1. 5
Die beſchaalten Bauchfuͤßler haben noch eigene Muskeln \
welche den Fuß in die Schaale zuruͤckziehen; fie kommen von
der Saͤule oder Spindel, gehen als zwei deutliche Straͤnge der
Laͤnge nach unter den Eingeweiden fort und verlieren ſich mit
mehreren Vuͤndeln am Vordertheile des Fußes. Von dieſen
zwei Straͤngen gehen deutlich getrennte Buͤndelchen an die gro; A
4 1 F — 175 —
FR und kleinen Fühler. ' Ueber den zwei Hauptſtraͤngen laufen
der ganzen Länge nach die beiden auch von der Saͤule kommen⸗
den duͤnneren Zuruͤckzieher des Mauls. Das hintere Fußende
wird noch durch eigene uͤber den Ruͤcken hinablaufende, unter
dem Kragen durch, an die Säule befeſtigte Faſern zuruͤckgezo—
gen. Herausgetrieben werden Kopf und Fuß zuerſt durch Kreis;
faſern der allgemeinen Muskeldecke und weiter durch Zufammens
ziehung der Kreisfaſern des Kragens. Alles dieſes iſt bei den
Weinbergsſchnecke deutlich zu ſehen. Die Zuruͤckzieher des
Mauls, welches ſelbſt bei den meiſten Bauchfuͤßlern eine dicke
Mus kelmaſſe bildet, find bei der Beil ſchnecke (Dolabella)
ſehr ſtark, umgeben das ganze Maul wie ein Kegel und gehen
von da auseinanderlaufend um ſich mit mehreren Banden rings
an die allgemeine Huͤlle zu befeſtigen. Bei den Seelungen
(Aplysia), den Doris, den Blattſchnecken (Phyl-
lidia) hingegen, find ſie nur kurz und einfach; bei den Schil d⸗
ſch necken (Parmacella) und der Seitenkieme (Plen-
robranchus) lang und einfach an jeder Seite. Am fonder:
barſten bei den Schwanzdeckelſchnecken (Testacella)
wo nur ein einziger aber ſehr dicker walzenfoͤrmiger Zuruͤckzieher
laͤngs dem Bauche liegt und durch ein Dutzend Faſerbuͤndel,
welche von ſeiner linken Seite ſenkrecht zum Ruͤcken aufſteigen,
an dieſem feſthangt. Außerdem iſt nuch für jeden großen Fuͤhler
ein eigener Zuruͤckzieher.
9
e.
n enen en sene n ge,
*
f Nur bei denen eigentlich fogenannten Pflanzenthieren,
wo die Muskelfaſer nirgends als eigenes Gebilde hervortritt,
darf man die Subſtrate der Bewegung und Empfindung als
u innigſt mit einander gemengt vorausſetzen. Bei den
eichthieren hingegen, wo die Muskelfaſer fo deutlich gebildet
und zu mancherlei Organen herausgehoben iſt, mußte des ſonſt 5
lehr verdienten Poli's Abläugnung eines Nervenſyſtems ſeht
\
gi — 174 —
befremden. Er fah fie wegen der ſehr lockeren Scheide (neu-
rilemma) für Saugadern an, fo wie Lecat eben deshalb
die Nerven der Sepie für hohl hielt. Jetzt iſt über die Ger
genwart des Nervenſyſtems bei dieſen Thieren keine Frage mehr; 1
ſelbſt in den Kopfloſen (Acephala) iſt es unläugbar vor⸗
handen, und zwar bei dieſen allen aus zwei Knoten beftehend,
welche durch zwei außerordentlich lange Markſchenkel“) verei⸗ 1
nigt find, welche immer Magen und Leber, und wo ein Fuß iſt,
auch dieſen umfaſſen. Bei denen mit doppelten Schaalenſchlie⸗
fern (Mytilus, Solen, Venus, Cardium, Mactra) liegt
der eine das Hirn vorſtellende Knoten auf dem vorderen Rande
des Mauls, welches ſich dicht neben dem vordern Schaalen-
ſchließer findet. Am hinteren Schaalenſchließer vereinigen ſich
die Markſchenkel zum hinteren Knoten, welcher deutlicher als
das Hirn ſelbſt iſt. Bei den Teichmuſcheln (Anodontites)) N
fand Mangili noch zwei audre Nervenknoten an den Seiten
des Mauls. S. Reils Archiv. f ie" EN
Bei den Floſſenfuͤßlern iſt das Nervenſyſtem ſchon ein
wenig mehr zuſammengeſetzt. Clio hat ein aus zwei Knoͤrchen
beſtehendes Hirn, jeder davon abgehende Markſchenkel ſchwillt 9
wieder zu einem ſtarken Knoten, aus dem mehrere Faden ab
laufen; zwei davon ſchwellen wieder zu Knoten an, welche
durch einem Queerfaden über der Speiſeroͤhre, ſo wie die
Knoten der Markſchenkel unter der Speiſeroͤhre, verbunden
find. Die Glas ſchnecke (Hyalca) hat ein verhaͤltniß⸗
maͤßig ſehr großes, plattes Hirn, von deſſen vier Ecken die
Nerven ausgehen, deren zwei ſich unter der Speiſeroͤhre zu eis
nem doppelten Knoten vereinigen. Bei der Hautkieme
(Pneumoderma) iſt das Hirn nur ein ſchmaler Qucerftrang
Ns W
) So nenne ich die bei allen unbewirbelten Thieren vom Hirn oder
erſten Nervenknoten um den Schlund oder die Speiſeroͤhre laufen-
den und dann ſich wieder vereinigenden Nervenſträͤnge.
— 175 —
(wie bei den meiſten Kopfloſen); aber zwei der davon abge⸗
henden Faͤden an jeder Seite bilden unter dem Maule eine Gruppe
von ſechs Knoͤtchen, deren vier groͤßere in der en zwei
ganz kleine an den Seiten liegen.
Bei den Bauchfuͤßlern findet im Allgemeinen noch mehr
Complication Statt. Auffallend und merkwuͤrdig iſt die bei
manchen derſelben beſtaͤndige Erſcheinung, daß Hirn und uͤbrige
Knoten eine von den Nervenfaͤden ſelbſt ganz verſchiedene Farbe 5
haben (bei Aplysia, Limnaca und Planorbis, wo zwiſchen dies
ſen Knoten und ihrer Hülle eine rothe Subſtanz ſich befindet).
Bei der Weinbergsſchnecke (Helix pomatia) liegt das Hirn
wie eine breites Queerband dicht hinter dem Maule auf der
Speiſeroͤhre, welche es mit ſeinem hintern concaven Rande
umfaßt. Der aus der Vereinigung der Markſchenkel entſtan⸗
dene Knoten unter der Speiſeröhre iſt faſt ſo groß als das Hirn
ſelbſt. Durch den ſo gebildeten Markring gehen auch die Spei—
cheldruͤſen und die Zuruͤckzieher des Mauls. Von den Seiten⸗
raͤndern des Hirns kommen nach vorn mehrere Nerven für das
Maul und die Fuͤhlfaden; an der rechten Seite ein unpaarer
für die Ruthe. An jeder Seite kommt ferner dicht unterhalb
des Sehenerven ein Faden, welcher unter dem Anfange der
Speiſeroͤhre mit dem der andern Seite einen Knoten bildet,
woraus zwei Faͤden laͤngs der Speiſeroͤhre laufen. Von dem
untern Hauptknoten, der aus der Vereinigung der Markſchen⸗
kel entſteht, gehen von ſeiner oberen Flaͤche mehrere Faͤden zu
den Eingeweiden, von der unteren aber eine Menge Faͤden blos
zum Fuße und zu den Muskeln. Sonderbar iſt, daß die Zu—
ruͤckzieher der großen Fuͤhlfaͤden ſo mit der Huͤlle des Hirns und
die Hauptbuͤndel des Fußzuruͤckziehers mit der des unteren Knos
ten durch feſten Zellſtoff zuſammenhangen, daß durch die Zu:
ſammenziehung dieſer Muskeln auch Hirn und Knoten mit forte
gezogen werden. Bei der Wegſchnecke i limax) iſt dies nicht
fo ſehr der Fall. Vom Hirn gehen eben die Nerven ab, wie
/ L U
— 176 — * Ci
dei der vorigen; aber der untere Knoten giebt nur zwei ſtarke
Hauptſtaͤmme, die gerade ruͤckwaͤrts laufen und von der äußern! -
Seite alle Nerven des Fußes und der allgemeinen Bedeckung
(die des Kopfs ausgenommen) geben. Bei Limnaea bilder
das Hirn an jeder Seite drei Knoͤtchen, die durch eine ſchmale
Bruͤcke zuſammenhangen. Das aus den vereinigten Markſchen-⸗
keln entſtandene Knoͤtchen beſteht ſelbſt aus drei kleineren; das.
Knoͤtchen am Grunde der Speiſeroͤhre iſt verhaͤltnißmaͤßig
größer als bei der Weinbergsſchnecke, die Nervenvertheilung
faſt dieſelbe. u Dr .
Bei den Seelungen (Aplysia) finden ſich außer dem
uͤber der Speiſeroͤhre liegenden Hirn noch vler Knoten, die faſt
eben ſo groß als das Hirn find, nämlich 1. 2. einer an jeden
Markſchenkel durch drei Faͤdchen mit dem Hirne verbunden,
3. einer unter dem Maule durch zwei längere Fäden mit dem
Hirne vereiniget, und 4. einer uͤber dem großen Schlagader—
ſtamme, welcher aus der Vereinigung zweier ſtarker von den
Manrkſchenkelknoten kommender langer Faden entſteht. Die
Markſchenkelknoten ſelbſt verbinden ſich unter der Speiſeroͤhre
nur durch einen breiten bandahnlichea Faden, und durch ein.
zweites feineres Faͤdchen, welches unter der großen Schlagader,
ſo wie das erſte uͤber derſelben lauft. Aus dem vierten Knoten
kommen alle Eingeweidenerven; der zu den Zeugungstheilen
von ihm abgehende Faden bildet noch ein fuͤnftes aber ſehr
kleines Knoͤtchen. Aus dem unter dem Maule liegenden Kno-
ten gehen an jeder Seite vier Faͤden, nämlich drei zu den Mus⸗
keln des Mauls und einer zur Speiferöhre und zu den Spei⸗
cheldruͤſen. Das Hirn ſelbſt giebt an jeder Seite drei Faͤden
zu den Kopfmuskeln und einen zum großen Fuͤhlfaden, der auch
dem Auge ein Aeſtchen giebt. Aus jedem Markſchenkelknoten ;
%
*
2
4
;
3
&
—
4
gehen zwölf bis dreizehn Fäden zur Muskelhuͤlle des ganzen
Koͤrpers. N | un
Die Doris: Arten, Tritonien, Schwulſt- und
Seemdosſchnecken haben weder ſolche dickere Markſchen⸗
z
— 177 —
kel noch Knoͤtchen daran, ſondern es geht nur an jeder Seite
ein Faͤdchen unter die Speiſeroͤhre hinab, welches durch ſeine
Vereinigung mit dem andern daſelbſt zwei Knoͤtchen bildet,
aus denen Speiſeroͤhre und Magen verſorgt werden. Uebri—
gens iſt bei den Doris das Hirn ſehr groß und bildet bei Dor.
lacera nur eine, bei D. solea aber vier aus bräunlichen Koͤrn⸗
chen zuſammengeſetzte Maſſen.
Bei Thethysift das Hirn ziemlich groß, rundlich, vorzüglich
am hintern Theile von koͤrnigem Anſehen und ringsum Nerven
gebend, naͤmlich vom vordern Rande zwei Paar feine zum Maul
gehende (Meckel), dann nach Cuvier ein, nach Meckel
zwei Paare dicker zum Segel gehender Nerven. Dieſe verei⸗
nigen ſich nach Meckel durch Seitenanaſtomoſen und die aus
dieſen vorwaͤrts laufenden Fäden noch einmal durch Seitenanas
ſtomoſen, von welchen dann endlich die kurzen Faͤden auslaufen,
welche ſich an der Wurzel der am Segelrande liegenden kleinen
Fuͤhler ſtrahlig entfalten. Ferner ein ſtarkes Paar Nerven
fuͤr die gewoͤhnlichen zwei Fuͤhler. Dann mehrere kleine an
jeder Seite zu den Muskelbuͤndeln des Halſes und den Zeugungs—
theilen; endlich ein ſehr ſtarkes Paar zu den Seiten der Fleiſch⸗
maſſe des Koͤrpers hinablaufend. Die Nerven der Verdauungs—
werkzeuge kommen von einem Knoten, der an der rechten Seite
durch die Vereinigung der Markſchenkel gebildet wird.
Auch bei den Tritonien hat das Hirn vier und zwar ſehr
deutliche Knoͤtchen, auch bei den Schwulſtſchnecken; außer den
A kleinen Knoͤtchen unter der Speiſeroͤhre aber bemerkt man
durchaus keine andere. Blattſchnecken und Seitenkie—
men zeigen nicht abweichendes in ihrem Nervenſyſteme. Die
Schwanzdeckelſchnecken (Testacela) und Schild:
ſchnecken naͤhern ſich ſehr den Weinbergsſchnecken,
aber die Schildſchnecken haben unter der Speiſeroͤhre einen ſehr
Zool Mag. Bd. 1. St, 2. 12
* N 0 IR, 178 —
detraͤchtlichen, doppelten Knoten; Janthina zwei ſtarke durch einen
Queerfaden vereinigte Knoten an jeder Seite der Speiſeroͤhre,
und zwei kleinere unter ihr; in der Nervenvertheilung nichts
auffallendes. Phasianella eben ſo. Ach) &
ARE TE TEN werkzeuge.
Dieſe fi ſind bei den Weichthieren ſchon meiſt ſehr zuſammen⸗
geſetzt. Wir finden außer der Milz ſchon alle Werkzeuge der
bewirbelten Thiere wieder. In Hinſicht des Mauls, des Mar
gens und des Darms findet ſich oft bei den verſchiedenen Gate
tungen große Verſchiedenheit. . N
1. Floſſenfüßler. Bei Chio liegt das Maul am
Grunde der beiden Erhoͤhungen des Kopfs, von zwei dreieckigen
Laͤppchen umgeben, welche zwiſchen den groͤßeren Fluͤgeln zwei
kleine zu bilden ſcheinen. Die Mauloͤffnung hat drei Winkel;
inwendig einige Laͤngsfalten, aber nichts zahnaͤhnliches. Die
Speiferöhre iſt ziemlich lang und eng, der Magen nicht fehe-
weit der ganze Darm macht nur eine einzige Windung, iſt
großentheils, ſo wie auch der ganze Magen dicht von der aus
mehreren Lappen und Laͤppchen zuſammengeſetzten Leber um⸗
geben und oͤffnet ſich unter der linken Kieme im After. Die
Speicheldruͤſen find lang und duͤnn zu beiden Seiten der Spei⸗
ſeroͤhre, ihr vorderes feineres Ende oͤffnet ſich im Maule.
Bei der Glasſchnecke (Hyalea) bildet das Maul bloß f
eine einfache Oeffnung, die lange enge Speiſeroͤhre erweitert
ſich kropfartig und darauf folgt der ein wenig dickrandige Mus: 9
kelmagen, beide find inwendig mit Laͤngsfalten verſehen, die
im Kropfe am zahlreichſten ſind. Der Darm iſt duͤnn, uͤberall
gleich weit, er macht zwiſchen den Leberlappen zwei Windungen. 1
Die Leber iſt nicht groß und von faſt kugeliger Geſtalt. f N
Bei der Hautkieme (Pneumoderma) bildet das Maul 5
eine ſehr beträchtliche Fleiſchmaſſe, hinten in zwei gleichfalls
|
—
ſleiſchige Anhänge von unbekanntem Nutzen geendigt; der vor;
dere haͤutige Theil des Mauls iſt von dem fleiſchigen durch drei
f Fleiſchwarzen geſchieden; hinter dieſen liegt die ſogenannte Zunge,
welche wie bei manchen andern Weichthieren mit kleinen nach
hinten gerichteten Stacheln beſetzt iſt. Die beiden Fuͤhlfaͤden⸗
buͤndel koͤnnen in das Maul zuruͤckgezogen werden, jeder Fuͤhl—
faden traͤgt ein in der Mitte hohles Knoͤpfchen, welches viel—
leicht zum Anſaugen dient. Auf die enge Speiſeroͤhre folgt ein
ſehr weiter, ganz in der Leber verſteter Magen, an deſſen
innerer Flaͤche viele Vertiefungen ſind, in denen ſich die Galle
unmittelbar durch eine Menge feiner Oeffnungen ergießt. Der
Darm iſt nur kurz und öffnet ſich wie bei der Glasſchnecke un:
ter dem rechten Fluͤgel. Die Speicheldruͤſen ſind groß und ihr
Ausführungsgang bildet vor dem Hirne eine merkliche Erweis
terung.
Bei den Brachtiopoden findet ſich in der Zungenmuſchel
nur ein ganz einfacher Darm ohne merkliche Magenerweiterung,
welcher auch nur ein Paar unbedeutende Kruͤmmungen macht.
Bei den Ba uch fuͤßlern findet ſich manche Verſchiedenheit
der Verdauungswerkzeuge. Das Maul iſt entweder mit Lip:
pen verſehen, welche meiſt keine Queer: fondern eine Laͤngs⸗
ſpalte bilden und bei einigen blattfoͤrmig verlängert (Schwulſt⸗
ſchnecken und Tritonien) und zuweilen ſehr gelappt ſind (Trit.
arborescens); bei den Erd- und Wegſchnecken (Helix und
Limax) bildet das Maul eine bogenfoͤrmige Queerſpalte, an
der die untere Lippe durch eine ſenkrechte Furche geſpalten iſt.
Ein ruͤſſelaͤhnliches Maul ohne Lippen haben die Gattungen
Seitenkieme, Blattſchnecke, Segelſchnecke, Do—
ris, und die meiſten beſchaalten Bauchfuͤßler (Voluta, Buc-
einum, Murex etc.). Das Maul mag aber beſchaffen ſeyn
— 180
wie es wolle, ſo laͤßt es ſich immer durch eigene Muskeln vor⸗
und ruͤckwaͤrts bewegen.
Die Kiefer beſtehen aus hörnartigen bloß an der Mus:
kelmaſſe des Mauls feſthangenden Stuͤcken, welche bei den Kopf:
fuͤßlern pavagaiſchnabelaͤhnlich; bei den Tritonien und Seemos—
ſchnecken ſcheerenartig ſehr ſcharf und wie bei Aplysia und Bulla
zur Seite liegend find. Bei den Erd: und We gſchnecken
iſt nur ein oberer, gebogener, am concaven Rande gezahnter
Kiefer.
Die Zunge iſt den Kopf- und Bauchfuͤßlern eigen. Nur
den Segelſchnecken fehlt ſie gaͤnzlich und dieſe haben auch
von Zaͤhnchen und Stacheln im Maule keine Spur, ſondern nur
kleine runde weiche Waͤrzchen. Dieſe Zunge beſteht in einer
mit ruͤckwaͤrts gerichteten Stacheln oder Kaͤmmen beſetzten oft
knorpelartigen Haut, welche bei Meerohren, Schuͤſſelſchnecken,
und Wendelſchnecken von außerordentlicher Länge iſt. Bei Turbo
pica erſtreckt ſich die knorpelige, in einer haͤutigen Roͤhre
ſteckende Zunge ſehr hoch hinauf, bis weit unter den Magen,
wo ſie noch fuͤnf bis ſechsmal ſpiralgewunden iſt. Nur das
Vorderende ſcheint unmittelbar zum Gebrauche zu dienen; das
uͤbrige nur allmaͤlig vorzuruͤcken, um das abgenutzte zu erſetzen
(etwa wie die Zähne bei den Wiederkaͤuern und Seeigeln). Auf
dieſer Zunge ſtehen Queerreihen dreieckige ſcharfer Blaͤttchen,
in jedet etwa 8 bis 10 auf einem kleinen Queerbande; die ganze
Zunge muß mehrere Hundert ſolcher Reihen haben. Die Fleiſch⸗
maſſe des Mauls enthaͤlt zwei Paralleelknorpel, deren Vor—
derenden den entſprechenden Theil der Zunge unterſtuͤtzen. Ein
ziemlich complicirter Muskel-Apparat ſetzt dieſe Theile in Be:
wegung. Auch bei Cyclostoma viviparum iſt die Zunge lang,
erſtreckt ſich bis zur zweiten Windung, wo ſie drei Spiralkreiſe
macht. Die Amethyſtſchnecke (Ianthina) hat an ihren
Ruͤſſel ſenkrechte knorpelige faſt ſchneidende Lippen und zwiſchen
\
— 181 — 5 4
dieſen zwei andre, ganz mit dichten nach i innen gekruͤmmten Sta⸗
cheln beſetzt, welche ſie ſogar zum Durchbohren anderer Schaalthie:
re gebraucht (wie alle geruͤſſelten Schaalthiere) wobei ein eigener
Auflöfender Saft mit zu ſtatten kommt. Hinten zwiſchen den
Lippen iſt hier eine kurze herzfoͤrmige Zunge. Auch bei weben
ſenſchnecken iſt die Zunge nur unbedeutend. *
Nirgend iſt der Ruͤſſel ſo auffallend gebildet, als bei Buc-
ciuum undatum (Cuvier in Annales du Mus. XI. 447.
nebſt Abbildung), außerordentlich lang und doch ganz zuruͤck⸗
ziehbar, wobei zugleich eine Intusſusception der vorderen Hälfte
in die hintere Statt findet. In dieſem Ruͤſſel liegt die von
zwei Knorpeln geſtuͤtzte mit ſehr ſcharfen Haͤkchen an ihrem
ſenkrecht geſpaltenen Ende verſehene Zunge und dicht uͤber ihr
der Anfang der Speiſeroͤhre. Die Zunge hat folgende Muskeln:
zwei welche ihre Knorpel zuruͤckziehen, zwei welche die Zun⸗
genhaut ſelbſt zurück-, zwei welche dieſelbe vorwaͤrtsziehen und
zugleich die vordern Enden ihrer Knorpel einander nähern;
zwei welche das Gegentheil bewirken. Außerdem noch viele
an beiden Enden geſpattene Muskelbuͤndel, deren innere oder
obere Enden an den Wänden des Korpers, deren aͤußere Enden
an der ganzen innerſten Fläche des Ruͤſſels feſt find. Sie ziehen
den Ruͤſſel zuruͤck. Das Vorwärtstrelben des Ruͤſſels geſchieht
ee ſtarke Ringfaſern.
Bei den allermeiſten Weichthieren, welche wir hier betrach⸗
ten, findet ſich zwei Speicheldruͤſen, meiſt einfach, doch bei
den Seitenkiemen, Schildſchnecken, Schwulſt⸗
ſchnecken, Tritonien, Wendelſchnecken in viele
Lappen getheilt, bei den Segelſchnecken dünn und aͤſtig.
Nur bei den Amethyſtſchnecken finden ſich vier ſehr lange
Speicheldruͤſen, zwei oͤffnen ſich am Vorderende des Ruͤſſels,
wahrſcheinlich aufloͤſenderen Saft zum Durchbohren anderer
Schaalthiergehaͤuſe abſondernd, die zwei andern am Anfange
— 182 —
der Speiſeroͤhre. Bei den Hautkiemen ſchwillt der Aus
fuͤhrungsgang noch einmal zu einem Blaͤschen an. Bei Bulla
ampulla bilden die Speicheldruͤſen, wie bei Aplysia, zwei lange
ſchmale Streifen, mit einem Ende am Magen, mit dem andern
am Maulſleiſche feſt. Bei Bulla ampulla und lignaria find ſie
nur kurz und hinten frei, bei B. hydatis ſehr lang und wert
die linke am Hinterende geſpalten. f
Der Magen iſt bei vielen nur einfach —— haͤutig, boch⸗
ſtens eine Art von kropfaͤhnlicher Erweiterung, wie bei den
Erd⸗, Weg, Teich-, Schwulſtſchnecken und Sei:
tenkiemen, und bei Buccinum undatum. Bei den Triz
tonien, Doris⸗, Blatt. Schwanzdeckel- und
Schild ſchnecken fehlt auch dieſe Erweiterung. Bei Turbo
pica und Phasianella iſt der Magen ungeheuer weit und wie
bei Cyelost. viyiparum inwendig durch Falten in sinus abge:
theilt. Die Teichſchnecke (Limnea stagnalis), See⸗
moos: Sch wulſt; „ Segelſchnecke und Seitens
kieme haben einen wahren Muskelmagen, der bei den beiden
letzten am ſchwaͤchſten iſt. Außerdem haben die Schwulſt⸗
ſchnecken und enen! noch zwei andre haͤutige 4
Magen, bei den erſteren dickrandig, der erſte ſtaͤrker, der
zweite feiner gefaltet; bei den Seitenkiemen nur der erſte
mit breiten Blättern verſehen; auch führt bei dieſen eine enge
Furche des Muskelmagens gleich vom erſten in den dritten Magen, ;
wie bei den Wiederkaͤuern. Bei den Se elungen (Aplysia) 1
iſt der Kropf ſehr bünnhäutig, weit und eine Spiralwindung
bildend; darauf folgt ein ſtarker cylindriſcher M usfelmagen,
inwendig mit zwoͤlf großen in quincunce ſtehenden und einigen
kleinen, halbknorpeligen, vierſeitig pyramidalen, am Ende in
mehrere ſtumpfe Spitzen getheilten, ſehr leicht abzuſtoßenden 2
Hervorragungen ‚verfehen. Sim dritten, etwas kuͤrzeren Ma:
gen find eben ſolche, aber ſpitz hakenfoͤrmige Vorragungen an
der einen Seite. Dicht am Pfoͤrtner iſt zwiſchen zwei vor⸗
ſpringenden haͤutigen Leiſten die Oeffnung des vierten blinde.
e Magens, der ganz in der Leber verſteckt find
Bei den Ame thyſtſchnecken iſt der erſte Magen größer
fr duͤnnhaͤutig, der zweite ſo wie der aͤußerſt kurze birnfoͤrmig
geſtaltete Darm dicker und inwendig mit vielen Laͤngsfalten ver⸗
ſehen. Bei den, Seemoosſchn ecken liegen in dem kurzen
4 cplindriſchen M uskelmagen zwölf ſehr ſcharfſchneidige Wer
leiſten von harter Subſtanz und brauner Farbe.
N et den Blaſenſchnecken enthaͤlt der Magen ‚iA
bre uͤcke, die bei lignaria am groͤßten und für Schaalthier⸗
gehaͤuſe (Triola oder Gioenia) gehalten find (welchen Irr-
thum Draparnaud zuerſt ruͤgte); zwei derſelben find drei—
eckig, großer, durch ſtarke Muskelfaſern verbunden, das dritte
iſt rautenförmig; bei B. äinpulla und hydatis haben ſie eine
ſchwarze Farbe. Bei B. carnosa iſt das Verdauangs werkzeug
betſchleden; das Maul iſt dick fleiſchig, ellyptiſch, ohne Rad:
ige Zunge. Die Speiferöhre, welche bei den andern Bullis
weit, dehnbar und lang iſt, ſo daß ſie bei lignaria ſogar ziel
Windungen macht ehe ſie in den Magen tritt. aͤußerſt kurz,
der Magen rund, bloß haͤutig, ziemlich weit. Eben ſolche zwei
Windungen wie bei B. lignaria macht die Speiſeroͤhre auch bei
Cyelostoma viyiparum; dahingegen iſt fie bei Turbo pica
| zwar lang aber ohne Biegung. Bei Buscinum.« undatum iſt
ſie gleichfalls doppelt gewunden⸗ wenn der Ruͤſſel zuruͤckge⸗
wogen if.
V. U *
Der uͤbrige Darmkanal macht bei den Bauchfuͤßlern je nach
der Lage des Athmungswerkzeuges, in deſſen Naͤhe er ſich
immer oͤffnet, mehr oder weniger Windungen. Bei den Do-
ris ſchnecken begiebt ſich der Darm vom blinden Sacke des
Magens nach rechts und ſteigt dann gerade zum After hinab.
—
— 184 —
4
Bei den Tritonien iſt der ganze Darmkanal, die'Speife
roͤhre mit eingerechnet, kaum ſo lang als das ganze Thier, denn
der Darm geht vom kaum merklich erweiterten Magen bloß von
der linken zur rechten, um ſich gleich an der Seite des Thiers im
After zu endigen, der etwa am hintern Drittheile der ganzen
Länge des Thiers liegt. Auch bei den Seg elſchnecke n iſt
der Darm ganz außerordentlich kurz und geht vom Magen ohne
merkliche Windung gleich zum After. Bei Phasianella, Cy-
clostoma und Turbo pica hingegen macht der laͤngere Darm
drei Windungen. Die Leber iſt bei allen ſehr groß in mehrere
Lappen getheilt, welche zuweilen (Schwulſtſchnecke, Schwanz:
deckelſchnecke) ganz von einander getrennt und jeder mit einem
beſondern Ausfuͤhrungsgange verfehen ſind. Das ganze Anſehen
faſt traubenfoͤrmig. Die Lappen liegen zwiſchen den Windun⸗
gen des Darms, durch gemeinſchaftlichen Zellſtoff befeſtiget; bei
den beſchaalten zugleich mit den Geſchlechtstheilen den groͤßten
Theil der Schaalenwindungen einnehmend. Die Galle ergießt
ſich bei den Seelungen ungefaͤhr wie bei den Kopffüßlern
dicht am Eingange des vierten Magens, bei der Seiten;
kieme in den erſten, bei den Sch wulſtſch necken mit zwei
Gaͤngen in den erſten und mit einem dritten in den Boden des
euskelmagens. Bei der Schwanzdeckelſch n ecke in den
Anfang des Darmkanals ſelbſt. Bei Weg: und Erd:
ſchnecken durch einen einzigen Gang in den blinden Sack des
Magens. Bei den Blattſchnecken und Doris hingegen
durch eine Menge von Oeffnungen. Außerdem geht bet Doris
von der Leber ein Ausfuͤhrungsgang ab, der ſich dicht beim Af:
ter nach außen ergießt und noch mit einem inwendig ſehr falt
gen Blaͤschen nahe am After Gemeinſchaft hat, welches ein
Behaͤlter feines eigenen Ausfuͤhrungsſaſts zu ſeyn ſcheint. Dieſe
Erſcheinung iſt einzig, findet ſich aber bei allen Dorisarten. Auch
liegt bei dieſen noch ein beſonderes druͤſenartiges Werkzeug, von
braͤunlicher Farbe, auf dem Anfange der Speiſeroͤhre, zum
Theil das Hirn bedeckend. Es erhalt eine große Schlagader
\
M
1 u
und muß daher bedeutend BERN ein ee e war
nicht aufzufinden.
*
Kreislauf: und Athmungswerfzenge,
Dieſer iſt bei allen Weichthieren vollkommen doppelt, nur
in Hinſicht der Lage des Herzens, welche ſich nach den Kiemen
oder Athmungswerkzeugen richtet, verſchieden. Bei den Floſ⸗
fenfü blern findet fich ein einziges Herz aus einer Aorten⸗
kammer und einem Lungenſacke beſtehend, die Hohlvenen wer;
den ohne zwiſchenliegende Herzkammer unmittelbar zu Lungen:
oder vielmehr Kiemenſchlagadern. Eben das iſt der Fall bei den
Bauchfuͤßlern.
Bei Doris liegt das ganze Herz dicht am Kran Ende
des Körpers und der Lungenvenenſack hat eine fehr breite kreis⸗
foͤrmige Erweiterung, um von den rings um dem After liegen:
den Kiemen das Blut aufnehmen zu koͤnnen. Die Aortenkam—
mer liegt auf dem hinterſten Leberende, hat am Ein- und Aus:
gange Klappen und giebt einen großen Stamm, der ſich gleich
in vier Aeſte theilt, drei fuͤr die Leber und einer als Fortſetzung
des Stammes fuͤr alle uͤbrige Theile. Die große Hohlvene liegt
mitten in der Leber, ſie theilt ſich indem ſie hinten daraus her—
vortritt in drei Aeſte um zu den Kiemen zu gelangen. Außer—
dem ſind noch zwei Hohlvenen, welche an jeder Seite aus den
muskuloſen Theilen hervortreten.
Bei den Tritonien, Blattſchnecken und Segel:
ſchnecken, wo die Kiemen an beiden Seiten des Körpers der
ganzen Laͤnge nach laufen, liegt das Herz in der Mitte des
Rückens, der Venenſack dahinter erſtreckt ſich queer uͤber den
ganzen Koͤrper und nimmt das Blut von den Kiemen, bei den
Blattſchnecken durch zwei, bei den Tritonien durch vier, zwei
vordere und zwei hintere, Venen auf, welche an den Seiten
der ganzen Laͤnge nach in der fleiſchigen Huͤlle laufen. Die Kie—
men erhalten das Blut durch eben ſo viele gleichlaufende, unter
den vorigen liegende Kiemenſchlagadern, welche tiefer im
Sn.
— 186 —
1
ö Sleiſhe ſtecken und deshalb kraͤftigerer Zuſammenziehung faͤhig
find und keiner eigenen Herzkammer beduͤrfen. Die Kiemen⸗
ſchlagadern nehmen das Blut des Koͤrpers aus ſechs queer in fie
einmuͤndenden Venenſtaͤmmen auf. Die Aorte theilt ſich gleich
dicht am Herzen in drei Aeſte, einen vordern, welcher Maul,
Fuß und Zeugungstheile verſorgt, einen hintern zum ae
und einen untern fuͤr Leber und Darm.
Bei den Schwulſt- und Schwanzdeckelſchnecken
iſt das Athmungswerkzeug wie bei den Teich-, Kreis-, Erd—
und Wegſchnecken eine an der oberen und Seitenwand netzfoͤrmig
geaderte Hoͤhle, welche aber oben am hintern Ende des Koͤr—
pers (bei den Teich-, Kreis-, Erd- und Wegſchnecken bins
*
gegen am vorderen Theile) liegt. Hoͤchſtwahrſcheinlich muß
dies Thier, obgleich es im Waſſer lebt, wie die Teich- und
Kreisſchnecken an die Oberflache kommen, um Luft zu athmen.
a
An jeder Seite liegt im dicken Fleiſche ein Gefaͤß, welches dürch 5
viele kleine Zweige Blut von allen Theilen erhält. und durch
ſein hinteres Ende in's Athmungswerkzeug ergießt. Das dicht
daneben rechts liegende Herz hat einen fehr großen länglichen a
inwendig mit durchkreuzten flechſenaͤhnlichen Faſern verſehenen
Venenſack. Die Aortenkammer iſt viel kleiner als dieſer und
die Aorte giebt zuerſt einen dicken Seitenaſt an die Leber und
Verdauungswerkzeuge, dann an der anderen Seite einen duͤn—
neren ruͤckgaͤngigen Aſt an die weiblichen Zeugungstheile und den
Maſtdarm, an welchem er endet, der Stamm ſelbſt geht vor⸗
waͤrts unter dem Hirne durch den Markring, worauf unter faſt
rechten Winkeln zwei Aeſte zur Muskelhülle abgehen, wo ſie
den Hohlvenen⸗ »Staͤmmen gleich laufen, vom rechten geht ein
Zweig zu den männlichen Zeugungstheilen und dieſer giebt einen
Zweig der rechten Speicheldruͤſe, vom linken geht ein eigener
Zweig zur linken Speichek vhs Der Stamm endiget faſt ganz
am Maule.
Bei den Seelung en REN vereinigen ſich die von
N n en Muskelbuͤndeln umgebenen großen Sieiftänsnne nach
Ä
— 187 —
hinten zu einem einzigen, der die Lungenſchlagader bildet und
ſich vorwaͤrts begiebt, um jedem Kiemenblatte einen Aſt zu
liefern. Alle von dieſen Blättern zuruͤckkommende Zweige ver:
einigen ſich an der vordern Seite des Kiemendreiecks zur Lune
genvene (eben fo iſt es bei den Blaſenſchnecken), welche
ſich in den queerliegenden Venenſack des Herzens ergießt; dieſer
* Sack iſt groß, durchſcheinend, mit netzfoͤrmigen Faſern verſehen.
Das eirunde Aoktenherz hat ſtarke Muskelbuͤndel und nur am
Eingange Klappen. Die Aorte giebt gleich am, Herzen drei
Aeſte „ einen links an Leber und Daͤrme, den zweiten vorwaͤrts
zum Magen; der dritte bleibt laͤnger im Herzbeutel (welcher
ſich beiläufig in allen Bauchfüßlern finder) und ift hier mit ei⸗
nem ſonderbaren Apparate kleiner Zweige in Geſtalt eines Kam⸗
mes verſehen, die das Blut aus der Schlagader aufnehmen,
aber auch ihr allein wiedergeben; der Stamm geht dann aus
dem Herzbeutel vorwaͤrts und vertheilt ſich faſt wie bei den
Schwulſtſchnecken. Die oben angefuͤhrten großen Venenſtaͤmme
f haben noch das eigene, daß ſie durch mehrere große Oeffnun-
gen unmittelbar mit dem Innern des Koͤrpers oder der Hoͤhle
der Eingeweide in Gemeinſchaft ſtehen, welches offenbar auf
Abſorbtion durch dieſe Venen ſchließen läßt und mit der Ein?
richtung der Kopffuͤßler uͤbereinſtimmt, wo an den Venen aͤſtige
Druͤſen haͤngen, durch die man Feuchtigkeiten aus den Venen
leicht in die Höhle des Koͤrpers treibt.
Bekanntlich haben alle Waſſer athmenden 0 deren
Schaalenmuͤndung ausgeſchnitten oder zu einer Roͤhre verlaͤn—
gert iſt (ſ. o. pag. 29. d.), am rechten (ſelten am linken —
bei den linksgewundenen —) Nande des Mantels eine Ver:
laͤngerung, die der Laͤnge nach zuſammengerollt oder zuſam—
mengebogen it, und dazu dient, das Waſſer den kamm—
förmigen Kiemen zuzufuͤhren. Etwas aͤhnliches findet ſich bei
Cyelostoma viviparum, die Seitenhaut des Koͤrpers naͤmlich
kruͤmmt ſich an der une; Seite zu einem Halbkanale zu:
— 188 — 4
ſammen, der auch in der Kiemenhoͤhle dadurch noch ziemlich
weit fortgeſetzt wird, daß ſich vom Boden derſelben eine Falte
erhebt. Draparnaud (in ſeinem ſonſt ſchaͤtzbaren Werke
über die Erd: und Suͤßwaſſerſchnecken Frankreichs) hatte dies
faͤlſchlich für eine roͤhrenfoͤrmige Trachee gehalten.
5 j
Bei den meiſten Bauchfuͤßlern find die Kiemen kamm-,, feder⸗ ö
oder franſenfoͤrmig, in einer Höhle am Ruͤcken liegend, die
aber hier am ganzen Vorderrande offen iſt, da die Thiere
Waſſer athmen (hingegen bei den Luftathmenden Helix, Li-
max ete. nur eine kleinere runde Oeffnung hat). Die Kiemen
bei Jarthind zwei Reihen dreieckiger und gezähnelter Blaͤttchen
an der Decke der ſie enthaltenden Hoͤhle befeſtiget.
Bei Phasianella iſt die vorn eben ſo offene Athmungshoͤhle
der Laͤnge nach durch eine haͤutige Scheidewand getheilt, an
jeder Seite derſelben iſt ein Kiemenkamm befeſtiget, der aber noch
ein wenig uͤber ihren Vorderrand hinausragt. Bei Turbo pica
bilden die Kiemen zwei aus vielen dreieckigen Blaͤttchen zuſam-
mengeſetzte Kaͤmme, zwiſchen welche aber nur am hinteren
Ende eine Scheidewand hineintritt, die ſich nicht völlig auf ein
Viertheil ihrer Laͤnge erſtreckt. f
Zeugungstheile.
x
Bei den Armfuͤßlern, namentlich bei Lingula, konnte
Cuvier nichts von ſolchen Theilen gewahr werden, er ur—
theilte daher, daß ſie vollkommene ohne Paarung ſich befruchtende
Zwitter ſeyn, wie alle Acephala. Die Cirrhopoda find gleich-
falls vollkommene Zwitter und nähern ſich den Kruftenthieren ;
denn man findet an jeder Seite des Darmkanals eine weiße
geſchlaͤngelte Roͤhre, die ſich zur Wurzel der den Maſtdarm
'
1
—
\
Bildenden Röhre begiebt. Die Eierſtöcke liegen zwiſchen Man:
tel und Koͤrper in zwei Maſſen; nur . daun und n
„Uuſttiiget, u nde
Bei den 4 uch ü uͤß lern giebt es Zwitter und getrennte
Gihlahrer, „und die Zwitter find wieder von doppelter Art,
je nachdem naͤmlich die maͤnnlichen und weiblichen Organe ſich
mit einem gemeinſchaftlichen Ausgange, oder jede beſonders
oͤffnen. Gemeinſchaftlich iſt der Ausgang bei den Gattungen
Limax, Helix, Limnea, Testacella, Parmacella, Do-
ris, Thethys, Tritonia, Scyllaea und mehreren andern.
Doppelt oder getrennt iſt der Ausgang bei Aplysia, On-
chidium, Bulla, Phyllidia, Pleurobranchus. Alle haben
einen zwiſchen der Leber und den Daͤrmen am hinterſten oder
oberſten Theile des Körpers liegenden Eierſtock, aus die⸗
ſem geht ein geſchlaͤngelter Eiergang, welcher ſich zum
Hoden gelangt zu einer ſehr feinen Roͤhre verengt; dieſe ſenkt
ſich in die Gebärmutter, welche ſelbſt nur ein ſtark geſchlaͤn⸗
gelter aber viel dickerer Gang iſt und in welche ſich eine oft
ſehr langhalſige Zeugungsblaſe und bei den Erdſchnecken (He
ix) auch zwei vielaͤſtige Behälter ergießen, die bei Parma-
oella nicht atis und bei den andern gar nicht vorhanden ſind.
die ſi ſich bei en Bauchfuͤßlern findet, die aber nicht (wie
Swammerdam that) mit dem Purputſacke verwechſelt
werden darf. Bei Doris ſcheint die Gebaͤrmutter ſich in
den Blaſenkanal zu begeben, bei Dor. solea gar in die Blaſe
ſelbſt ſich zu ergießen. Vielleicht mag dieſe den Stoff zur
‚Hülle der Eier abgeben.
Der Hoden iſt ein weißer druͤſenartiger Koͤrper, bei den
meiſten hinten dicker, rundlicher, vorn laͤnger, ſchmaͤler,
== 190 — x N
platter; der hintere Theil ſchwillt bei der Brunſtzeit beſon⸗
ders an, der vordere mehr koͤrnige liegt der ganzen Lange
nach feſt an der Gebärmutter und giebt einen ungeſchlaͤngel⸗
ten Ausführungsgang, der in die Wurzel der Ruthe dringt.
Bei Tritonia bildet der Hode mehr eine unebene Kugel; bet
Limnea stagnalis haͤngt die Gebärmutter minder feſt mit
den Hoden zuſammen und der ausfuͤhrende Samengang iſt
Überall leicht zu unterſcheiden. Bei lima dringt der Samen
gang in den Boden der weit kuͤrzern Ruthe wenn ſie nach ine
nen gezogen iſt, bei Helix an der Seite am vordern Drit-
theil ein. Bei lima iſt auch der Blaſenhals viel kuͤrzer und
oͤffnet ſich beſonders. Der gemeinſchaftliche Zeugungs⸗
ſack nimmt die Ausgaͤnge aller angeführten Organe auf. So
wie ſich die Ruthe bei der Begattung umſtuͤlpt, fo thut es
dieſer Sack gleichfalls (gerade fo wie die hervor- oder zuriick?
tretenden Fuͤhler). Bet der Gattung Helix und Parmacella
findet ſich auch uͤberdem noch der Pfeilſack, der ſich gleich⸗
falls in den gemeinſchaftlichen Sack oͤffnet und fi eben fo! mit
ſeinen dicken muskuloͤſen Waͤnden vollkommen umſtuͤlpen kann.
In dieſem Sacke ſteht auf einer kleiner Erhoͤhung des Bodens
befeſtigt der Liebespfeil, ein vierkantig dolchfoͤrmiger kalk⸗
ſpathartiger Theil, womit ſich die Thiere vor der Begattung
gegenſeitig ſtechen und reizen. Daß dieſer Pfeil losgeſchnellt
werde iſt Fabel; er ſoll nach Tu vier meiſtens beim Gebrauche
abbrechen, an die Erde fallen ſeltener in der Haut des am
dern ſtecken bleiben. Ich fand ihn mehrmals an beiden ſchon
in der vollkommenſten Paarung begriffenen Individuen unver⸗
letzt, nur mit der Spitze aus dem Sacke mehr weniger vor
ragend. Ob ihn das Thier vielleicht nach vollendeter Begattung
abwirft? 9 0
Die Gattung Testacella iſt auch in Hinſicht der Zeugungs⸗
theile von Limax nicht weſentlich verſchieden. Die Gattung
0
Thethys kommt in den Zeugungstheilen mit Doris am meiſten
uͤberein. Der von Bohadſch für den Hoden gehaltene Eier:
ſtock liegt wie gewoͤhnlich zwiſchen den Leberlappen. Von ihm
geht der ſehr gewundene Eiergang zur Gebärmutter und hangt
feſt mit dem Hoden zuſammen. Die Gebaͤrmutter iſt ziemlich
weit, darmaͤhnlich, verdickt ſich am Grunde betraͤchtlich und hat
hier einen druͤſenartigen Bau. Die Zeugungsblaſe oͤffnet ſich
mit ihrem Halſe in den Gebaͤrmutterhals und neben dem Ein—
tritte des Samenganges am Grunde der Ruthe findet ſich noch
ein kleiner langer enger Sack. N
* Bei den Seemoosſchnecken (Scyllaea) vereiniget ſich der
Eiergang, der nicht erſt zu einer Gebaͤrmutter anſchwillt, mit
dem Zeugungsblaſenhalſe. Der Hode liegt unter der Speiſe—
roͤhre und iſt wie bei den Tritonien in Lappen getheilt. Wie
bei Aplysia veteiniget ſich mit dem gemeinſchaftlichen Gange
der Blaſe und des Eierſtocks ein laͤnglichtes gewundenes Blaͤs—
chen. Die Ruthe ift ſtrangfoͤrmig und Ben im Zuſtande der
mute vielfach zuſammengewunden.
15 Bei der andern Reihe der Zwitterbauchfüͤßler, wo die ie Ruthe
weit von der Gebärmutter hervorkommt, iſt zugleich der Sa—
mengang ».jonderbar genug! feſt mit der Gebärmutter, vereiz
niget und ſteht mit der Ruthe nur durch eine Rinne an der
aͤußern Flaͤche des Koͤrpers in Verbindung. Bei ben Aplyſten
wird der Eiergang aus mehreren von verſchiedenen Thellen des
Eierſtocks kommenden Gaͤngen zuſammengeſetzt. Hier öffnet
fic) die Gebärmutter, nachdem ſich ein, vielleicht dem vielaͤſti⸗
gen Behälter der Erdſchnecken analoges, aber einfaches Saͤck⸗
en in ſie ergoſſen hat, in den Samengang. Auch dle Zeu—
gungsblaſe findet ſich. Die Sch wulſtſchnecken (Onchi-
dium) haben mit den Aplyſien viel Aehnliches, nur daß
Zool. Mag. Bd. I. St. 24. rd
die Gebärmutter nach ihrer Verbindung mit dem Hoden ſich
mit dem Zeugungsblaſengange vereinigt. Auch die Blaſen—
ſchnecken (Bulla und Bullaea) haben mit den Aplyſien viele
Aehnlichkeit der Zeugungstheile. Bei Bulla aperta iſt die Ru⸗
the ſehr lang und fadenfoͤrmig; zuruͤckgezogen liegt ſie in einem
Knäuel unter der Fleiſchmaſſe des Mauls. Bei Bulla am-
pulla iſt fie lang, dick, walzenfoͤrmig, nur mit zwei bis drei
Windungen unter dem Muskelmagen zuruͤckgezogen. Bei Bulla
hydatis anfangs dick, dann ſtielfoͤrmig duͤnner und mit einem
eichelfoͤrmigen Knoͤpfchen endigend. Bei Bulla lignaria und
carnosa walzenfoͤrmig, mittelgroß. Der Hoden iſt bei allen Bla-
ſenſchnecken lang und gallertartig; außer der kugelfoͤrmigen
langhalſtgen Zeugungsblaſe findet ſich noch ein laͤnglichter nahe
an der Gebaͤrmutteroͤffnung endigender Sack. N
Da die uͤbrigen Weichthiere, an denen Cuvier die Zeu⸗
gungstheile unterfucht hat, ſchon in feinen auch ins Deutſche
uͤberſetzten Lecons d' anatomie comparee enthalten find, wo
auch das nähere über Aplysia, Onchidium, und uͤber die mit
getrennten Geſchlechtern: Murex, Strombus, Buccinum,
Helix vivipara u. a. nachgeleſen werden mag, ſo ſoll hier
nur noch von den Floſſenfuͤßlern die Rede ſeyn; deren
Zeugungstheile in dieſem Werke Cuviers noch 2 775 beſchrie⸗
ben ſind.
Clio borealis: der Eierſtock liegt links neben der Leber,
von ihr unbedeckt, der duͤnne kurze Eiergang geht in den Ho⸗
den; dieſer bildet zuerſt wie einen blinden Sack und laͤuft all:
maͤhlig dünner werdend in den Samengang aus, der ſich in
einen kleinen runden Beutel endiget, welcher die linke “) Er-
hoͤhung des Kopfes ausfuͤllt und dicht am Halſe ſich öffnet; ob
) Wahrſcheinlich muß dies rechte heißen, fo wie auch die Wbilnute
umgekehrt gedacht werden muͤſſen.
= — 190 —
in dieſem Beutel noch eine beſondere Ruthe verſteckt ſey, iſt
nicht ausgemacht. Neben dieſem Beutel liegt ein anderer lang:
lichter, dem Purpurſacke der Bauchfuͤßler (bei der Aplysia
Giftſack) analog. N
Bei der Glasſchnecke iſt der Eierſtock ſo groß, daß er
faſt die ganze rechte Seite einnimmt, der mittellange Eiergang
vereinigt ſich mit dem Samengange, der von einem gleichfalls
ſehr großen Hoden herkommt, beide haben gemeinſchaftlichen
Ausgang. Die Ruthe iſt auch hier ganz vom Hoden geſchieden.
Sie liegt unter der Speiſeroͤhre zuſammengewickelt und kommt
aus einer unter dem Maule liegenden Oeffnung hervor.
1 4 Bei der Hautkieme liegt der fehr große Eierſtock hin:
ten, der Hoden, der nur wenig kleiner iſt, links, die Leber
rechts. Die ſehr kleine Ruthe liegt unter dem Maule, wo ſie
zwiſchen zwei kleinen ſenkrechten Lippen der vorderen Flaͤche
des Kopfes hervorkommt; der gemeinſchaftliche Eier- und Sa—
mengang oͤffnet ſich ein wenig vor dem After und verlaͤngert
ſich in eine nach vorn laufende Furche.
Von den minder bekannten Acephalis mögen hier einige
Bemerkungen über Salpa (Annal. du Mus. IV. 360.) und
Teredo navalis (Home in Philos. Transact. 1806. II. 276.)
Platz finden.
Salpa. Von den Muskeln war ſchon oben die Rede.
Das Nervenſyſtem war bei dieſem faſt gallertartigen Thiere noch
nicht aufgefunden; iſt aber ohne allen Zweifel vorhanden. Das
Maul iſt eine runde Oeffnung, welche oben nicht gar weit
vom vorderen Ende der zum Durchſtroͤhmen des Waſſers die:
nenden weiten Röhre liegt, ſchlaffe, wulſtige, faltige Ränder
und dicht hinter ſich den obern Anfang der Kieme hat. Der
Magen erſtreckt ſich von der Mauloͤffnung vor- und aufwärts;
als ein blinder Sack, den man in der vorn an der Ruͤckenſeite
des Thiers liegenden Erhoͤhung durchſcheinen fi ſieht. Der Darm
lauft ganz gerade an der oberen Wand der Höhle, aber außer
ihr liegend (wie alle Eingeweide, die Kieme ausgenommen)
nach hinten, und der After öffnet ſich hier ohnfern des bintern
Endes in die große Roͤhre oder Hoͤhle. An dem Darme liegt
ein weißlicher aus dicken Laͤngsfaͤden beſtehender hinten ſpitz
auslaufender Theil, der einzige den man fuͤr die Leber halten
kann. Das Herz liegt an der linken Seite hinter dem Maule
in einem Herzbeutel eingeſchloſſen, hat eine Spindelform und
zu ihm geht hinter dem Maule ein großes von der Kieme
kommendes Gefaͤß. Die Kieme beſteht aus einer Verdop⸗
pelung der innern Haut, welche dicht hinter dem Maule ans
fangend, diagonal ruͤckwaͤrts zur untern Wand. herabfteigt und
am oberen Rande mit einer Menge von kleinen dicht neben
einander parallel liegenden Gefaͤßen beſetzt iſt; gerade wie die
Kiemenblaͤtter der andern kopfloſen Weichthiere, nur mit dem.
Unterſchiede, daß bei dieſen ſich vier ſolche Blätter finden und
bei Salpa nur eins.
Te RN Die beiden am vorderen Ende des Thiers
liegenden Schaalenſtuͤcke, welcher ſich daſſelbe zum Bohren
bedient und die man in Konchylienſamlungen ſieht, ſind an
ih ren untern Raͤndern durch ein Vand zufammengeheftet ; mehr
nach oben liegt zwiſchen ihnen ein ſtarker Muskel, in der
Mitte mit einem queerdurchgehenden Flechſenſtreifen, von dem
die Faſern ſich ein wenig auseinanderlaufend, theils zur hoh—
len Seite dieſer Schaalenſtuͤcke, theils zu einem langen halb⸗
kreisfoͤrmigen Fortſatze begeben. Zwiſchen dieſen Schaalen⸗
— 195 — >
ſtuͤcken kommt nach Home eine Art Ruͤſſel (eigentlich wohl
der Fuß) hervor, deſſen Ende mit einer convexen Oberhaut,
faſt wie die cornea des Auges, ohne alle Oeffnung, überzor „
gen iſt; nimmt man dieſe Haut weg, fo findet man eine harte,
braune Maſſe, oben dicker unten duͤnner. Das Maul beſteht
in einer runden Oeffnung und liegt zwiſchen dem Fuße und
dem beſchriebenen Muskel. Der Mantel oder die äußere der
weichen Huͤllen des Thiers erſtreckt ſich von den Bohrſchaalen
bis zur Wurzel der kleineren Roͤhren, welche das Thier aus
dem Holze hervorſteckt, hier endigt er ſich mit einer kleinen
doppelten Falte, die einen Becher bildet, an deſſen innerer
Seite die Stiele zweier blattfoͤrmiger Deckel feſt ſitzen, wel—
che ſich zuſammenlegend die Schaale und die beiden kleineren
Noͤhren in ſich ſchließen. Am Grunde jenes becherfoͤrmigen,
Theils iſt der Mantel dick und flechſig und hangt hier an ei—
ner Stelle mit der feſten kalkartigen Huͤlle zuſammen. Unter
dem Mantel iſt eine feinere die Eingeweide enthaltende Huͤlle.
Werden die Huͤllen an der vordern Flaͤche geoͤffnet, ſo liegt
links die kurze Speiſeroͤhre und an ihr rechts zwei kleine
Druͤſen (vielleicht Speicheldruͤſen?). Der ſackfoͤrmige Ma;
gen nimmt ein Drittheil der ganzen Laͤnge des Thiers ein,
iſt durch eine Scheidewand in zwei der Laͤnge nach neben ein—
ander liegende und nur gegen das blinde Ende hin, wo die
Scheidewand aufhört, Gemeinſchaft habende Höhlen geſchie⸗
den. Der Darm kommt an der rechten Seite in eben der
Hoͤhe aus dem Magen hervor, wo die Speiſeroͤhre auf der
andern ſich einſenkt. Dicht uͤber ſeinem Urſprunge erweitert
er ſich zu einer runden Hoͤhle, welche einen harten weißen ku—
gelfoͤrmigen Körper einſchließt, macht dann eine Biegung auf;
waͤrts und links, ſteigt gerade am Magen herab, windet ſich um
das blinde Ende deſſelben, ſteigt an der linken Seite bis zwi:
ſchen die Bohrſchaalen hinauf und windet ſich um den oberen
Rand ihres Muskels um nun gerade herabzuſteigen bis zur en:
geren der beiden Roͤhren am Hinterende des Koͤrpers, durch welche
— *
— 196 —
*
er ſich nach außen Öffne. Der Darm if alſo außerordentlich
enge und lang. Die Leber liegt am oberen vordern Theile des
„Magens und iſt nur klein. An der hintern Fläche der allge⸗
=
meinen Hülle liegen die Kiemen, welche das mittlere Drittheil
der ganzen Laͤnge des Thiers einnehmen. Zu ihnen gelangt das
Waſſer durch die weitere der beiden kleineren Roͤhren am Hin:
terende des Koͤrpers, welches durch eine Oeffnung vor dem Maule
wieder ausſtroͤhmen kann. Das Herz liegt hinter dem Magen
zum Theil auf den Hoden; es beſteht aus zwei Venenſäacken,
welche das Blut von den Kiemen erhalten und ſich durch zuſam⸗
mengezogene mit Klappen verſehene Muͤndungen in zwei ſtarke
weiße Röhren ergießen, die ſich vereinigend die Aortenkammer
bilden, von dieſer ſteigt gerade zum vordern Ende eine Schlag⸗
ader auf. An jeder Seite derſelben liegt ein Hoden von bedeu⸗
tender Größe die ganze Hinterwand des Magens bedeckend.
Von jedem Hoden geht ein Gang zum Eierſtocke. Die Eier
ſtoͤcke liegen an der vordern Fläche der Kiemen der ganzen Länge
nach. Die Samengaͤnge laufen bis zur Wurzel der Maſtdarms⸗
roͤhre hinab, wo ſie die Eier, ehe ſie durch dieſe Roͤhre gehen,
befruchten. Wenn das Thier ausgewachſen iſt, ſchließt es das
Vorderende ſeiner Schaale und zuweilen findet man in einiger
Entfernung uͤber der erſten noch eine zweite und dritte nach
außen zu gewoͤlbte Queetverſchließung. Dann lebt es offenbar
bloß vom Waſſer, welches durch die Kiemenroͤhre eingezogen und
durch die Oeffnung vor dem Maule getrieben iſt um verſchluckt
zu werden. a
N
Inhalt des erſten Bandes.
I.
J. Ein Wort vorläufiger Erinnerung vom Heransgeben . S. 1
II. Entomologiſche Bemerkungen bei Gelegenheit der Abhandlun⸗
gen über amerikaniſche Inſecten in den Recucils d’obs. de
Zool. etc, Vom Grafen von Hoffmannseg . 8
III. Ueber einige neue Fliegengattungen; vom Herausgeber 57
IV. Neue Zweifluͤgler aus der Gegend um Kiel; beſchrieben vom
Herausgeber 2 a e BEN: . oer
v. Beiträge zur Anatomie der Inſecten von H. M. Gaͤde . 87
VI. Ueber die Flederthiere ( Chiroptera) nach Geoffroy-Saint⸗
Hilaire vom Herausgebern . . 110
VII. Beiträge zur Naturgeſchichte und Zergliederung der Weich:
thiere; nach Cuvier, Peron, 9 u. g., vom Her:
ausgeber * * * * 0 * * » * 14 9
Nachrichten verſchiedenen Inhalts R n 199
II.
1. Aus Pallas dipterologiſchem Nachlaſse Vom a S. 1
II. Neue Inſecten vom Vorgebirge der guten Hoffnung; beſchrie⸗
ben vom Heraus gebe 40
III. Entomologiſche Bemerkungen bei Gelegenheit der Abhandlun⸗ .
gen über amerikaniſche Inſecten in den Recueils d'obs. de {9
Zool. etc. — Vom Grafen von Hoffmannseg .
IV. Ueber die Flederthiere. (Schluß des im erſten Stuͤcke S. 149.
abgebrochenen Auffatze. 72 1 110
V. Anatomiſche Bemerkungen über die Stuͤck I. S. 149 bis 199.
aufgeführten Weichthier-Gattungen, und einige bekanntere
zur Erlaͤu terung 170
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