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Full text of "Zur Geschichte der Anfänge griechischer Kunst"

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("StS". /i Ci) 



J 



'. -1 



9 



ZUR GESCHICHTE 



DER 



UllPlfiE GRIECHISCHER iPST 



VON 



A. CONZE 



K ■=• 



(MIT 11 TAKELN) 



WIEN 

AUS DEK K.K. HOF- UND 8TAATSDKU0KKKEI 



IN COMMISSION BEl KAKL ORKOLD'S SOHN , BUCHHANDLKR DRK KAI8KRLICHKN AKADEMIE l>ER 

WISSRNBCHAin'EN 



1870 



- > - ' ■ 



J^vo<^'^^'^3 (i) 



cMX^L^^ C^^'^yy ^M'>^^ • 



Aus dem Februarhefte des Jahrganges 1870 der SiUungpsberichte der philos.-histor. CI. 
der k^is. Akademie der WissenscKaften [LXIV. Bd., S. 505] hesonders abgedruckt. 



Jbiine Erforschung des Entwicklungsganges der griechischen 
Kunst aus deren Uberresten ist nach dem Verlaufe von Jahrtausenden 
dadurch noch begiinstigt, dass die Griechen so ausserordentlich 
fruchtbar an kunstlerischen Hervorbringungen jeder Art waren und 
so unzahlbare Massen von Werken griechischer Phantasie und 
Hand eben durch ihreAnzahl alien Zerstorungen der Zeiten mitimmer 
doch noch ftir uns einigermassen gunstigem Erfolge ihren leidenden 
Widerstand entgegensetzen konnten. So furchtbar klaffende Lucken 
auch die von Natur und nachkommenden Gesehlechfern geiibte Zer- 
st5rung, der immer neue Verbrauch schon einmal geformten Ma- 
terials zu neuen Zweeken gerissen haben, was davon nicht betroffen 
ist, bietet noch Stutzpunkte genug fur unsere auf Wiedererkennen des 
verlorenen Ganzen gerichtete Bemuhung. Eine Vermehrung dieses 
nutzbaren Materials braucht auch durchaus nicht allein von neuen 
gltickliGhen Funden undAusgrabungen erwartet zu werden; wir sind 
noch bei Weitem nicht am Ende mit der Herbeiziehung des vorhan- 
denen Bestandes. Freilich ist man dabei genothigt, von den oft un- 
scheinbaren Resten keinen, wenigstens ohne ihn scharf geprQft zu 
haben, als zu unbedeutend zu verwerfen, oder als zu nichtssagend 
einstweilen bei Seite zu lassen. Handwerkserzeugnisse, die zur Zeit 
ihres Entstehens wenigBeachtung verdienen mochten, derengleichen 
bei der Erforschung uns naher liegender Kunstepochen, deren beste 
Leistungen uns noch vorAugen stehen, kaum eines Blickes gewurdigt 
werden, machenesuns oft a1leiniiog1ich,wenn auch nur den schwachen 

(Conze.) 1 



2 Con [506] 

Abglanz derEigenart von Kunstschopfungen ersten Ranges fur unsere 
Betrachtung wieder erscheinenzulassen, sie sind oft die einzigen aus 
ganzen Perioden gebliebenen Zeugnisse. In richtiger Wiirdigung dieser 
Sachlage bat die neuere Arehaologie auf die Sammlung^ Beobaehtung 
und moglicbstweitgehende Verwerthung solch verbaltnissmassig un- 
tergeordneter Arbeiten wie die der grieehischen Topfer und Gefass- 
maler den grossten Fleiss verwandt. Fiihrte nun auch die Bedurf- 
tigkeitanderevnach neuenQuellen des Wissens begierigerDisciplinen 
der Alterthuinswissenschaft, zugleieh auch die personliche Richtung 
besonders hervorragender Forscber dahin, dass der Inhalt der in den 
Vasenbildern dargestellten Gegenstande besonders in den Vordergrund 
gestellt wurde, versaumt ist es daruber niebt, die Vasen aucb kunst- 
geschicbtlich zu verwerthen; erkannt wurde, um nur ein Beispiel zu 
nennen, dass es nur notbig sei gewisse auf Reebnung der weniger 
meisterhaften ausfubrenden Hande zu setzende Mange) abzuziebenund 
dasdann Bleibende sieb innerlicb und ausserlich gesteigert zu denken. 
um eine in der Hauptsacbe gewiss niebt allzu unricbtige, sonst iiber- 
baupt unmoglicb wiederzufindende Vorstellung von der Zeicbnung 
eines Polygnot aus den Malereien auf gleicbzeitigen Tbongefassen zu 
gewinnen. Trotz alle dem blieb docb immer eine gewisse Gefabr, 
dass grade solcbe Gei^sse, deren Malereien nur ausserst geringes In- 
teresse dureb die in ibnen dargestellten Gegenstande zu erregen ver- 
mocbten, bei denen man so gut wie allein auf die Betracbtung der 
Formen angewiesen blieb, der eingebenderen und allseitigeren Be- 
aebtung sich entzogen. Der Art sind nun grade die Gefasse, mit deren 
gemaltem Zierratb sicb der vorliegende Aufsatz besebaftigen soil. 

Niebt als ob icb bier von ibnen wirklicb zu allererst als von 
Etwasbisbergar niebt Gekannten zu sprecben anfinge! Seiticb nacb 
undnacb eine immer grossere Anzahl derselben in versebiedenen 
Sammlungen sab , seit icb aucb durcbaus niebt mit einem Male eine 
ricbtige Auffassung ibrer Eigentbiimlicbkeit zu gewinnen glaubte und 
tbeils erst, nacbdem sicb diese Auffassung bei weiterer Priifung mir 
zu bewabren scbien und fester sicb gestaltet batte, fand icb aucb, 
dass scbon Andere diesen in der Tbat gegen die gesammte iibrige 
Kunstproduction der Griecben sebr fremdartig abstecbenden Gefassen 
ihre Aufmerksamkeit gescbenkt batten, dass einige cbarakteristische 
Exemplare bereits in Abbildungen veroffentlicbt sind, dass neben Ver- 
kebrtemmancbesRichtige scbon (ibeftsie gesagt ist. Die sorgfaltigste 



[d07J Zar Geschichte der Anfiing^c g^riechischer Kunsk. 3 

Arbeit ist die von Burgon <), welcher eine Anzahl der GeiSsse, welche 
ich im Auge babe, kannte und bekannt machte und namentlich ganz 
bestimmt ihre gesonderte Eigentbumlicbkeit zugleieb und ibr uber 
das aller andern griecbischenThongefassebinausgebendesbohes Alter 
nacbwies. Ibm scbliesst sich im Wesentlichen Bircb >) an, docb nicbt 
obneUngenauigkeit inEinzelnem. Sonst sind bei Erwabnung solcher 
Vasen bei Gerhard*), Raoul-Rocbette^), Stackelberg s), de Witte«), 
aucbOtto Jabn '') und Bursian >) und nicbt minder friiber gelegentlicb 
Yon mir •) selbst Dinge unter einander gemiscbt, die grade scbarf ge- 
sondert sein wollen. Endlieb bat namentlieb Semper i«), nur in einer 
far die Mebrzabl derLeser zu andeutenden Kiirze, den gescbicbtlicben 
Werth gerade dieser Gefasse bereits treffend bervorgeboben. Es bat 
aber Niemand bisber von seinem Winke Gebraucb gemaebt und fiir 
die Gesammtdarstellung der Anfange griecbiscber Kunst den, wie mir 
sebeint, sehr erbeblicben, durcb diese Vasenmalereien gebotenen Ge- 
winn verwertbet. leb mochte bierzu eindringlicber auffordern, aucb 
babe ieb das Material vollstandiger gesammelt, als es bisber gescbeben 
war, und grade aucb auf dessen grosse Menge binweisen zu konnen 
erscbeint mir bei der Benutzung nicbt ganz unwicbtig. Dieser Aufsatz 
war bereits abgescblossen, als zablreicbe vom amerikanischen General- 
consul L. P. de Cesnola auf Kypros ausgegebene Gefasse in das bie- 
sige k. k. Munz- und Antikencabinet gelangten und von mir verglicben 
werden konnten. Sie baben keinen Aniass gegeben irgend Etwas an 
meiner Besprecbung zu andern oder binzuzutbun. Aucb andereSamm- 



<) Transactions of the R. Society of litterature vol. If. 1847. 5. 296 ff. 

*) History of ancient pottery. London 18$8. S. 2S2 ff. 

S) Annali dell* inst. di corr. arch. 1837. S. 134. 

^) Memoires d* archeologie compar^e in den Mem. de T institut national de France, 

acad. des inscr. et belles-lettres XVII, 2. Paris 1848. Z. B. S. 78 ff. 
^) Graber der Hellenen su Taf. IX. 
*) Etudes sur les vases peints. Paris 1865. 8. 35. 
7) Beschreibung der Vasensammlung K5nig Ludwig^s Miinchen 1854. S. XXV. XXVil. 

Vergl. 8. CXLIV S. 
^) Ersch und Grubers Allg^. Eiicyclop. der Wiss. und K. 1. Sect. LXXXII, S. 395. 
*) Verhandlungen der 23. Vers, deutscher Philologen und Schulmanner in Hannover 

S. 40. 
<0) Der Stil u. s. w. Munchen 1860. 1863. II, S. 138. 



1 




4 :Con«e [508] 

lungen, darunter besonders das k. Museum zu Berlin, haben von diesen 
kypriseheD Gefassen kiirzlich grossere Reiheii erbalten. Ich glaubte, 
dass alle diese kyprisehen Funde am besten zu einer besondeten urn- 
fassenden Bearbeitung, welche wir vielleicht vonFriederichserwarten 
durfen, aufgespart blieben. Jedenfalls wird man dabei auf das hier 
behandelte Tbema zurilckkommen und dann vielleicht noch ein Mai 
derUntersuchung unterwerfen mussen, ob eineAnnahme, die ich, wie 
sich ergeben wird , nicht theilen kann , wirklieh irgendwie zu Ehren 
kommen kann, dass namlicb in den betreffenden Vasen pbonizische 
Arbeiten zu erkennen seien. Der FundortKy pros wird dafurmoglicher- 
weise geltend gemacht werden; sonst hat man sich bei einer solchen 
Annahme nur von einer gewissen Fremdartigkeit im Vergleiche mit 
spater griechischen Arbeiten bestimmen lassen. 

Bisher waren es die Vasensammlungen des k. niederlandischen 
Museums der Alterthumer zu Leyden, des brittischen Museums, des 
Louvre und der Porzeilanmanufactur in S^n*es, welche die zahlreichsten 
ExempJare der Thongefasse , welche ich besprechen will, enthalten. 
Es sindGefasse griechischen Fundorts mit aufgemaltensehreinfachen | 

Zierrathen, deren Elemente so wenig zahlreich sind, wenigstens in so i 

sehr ahnlicher Zusammensetzung sich stets wiederholen, dass man, 
zumal bei der ebeiifalls sich ziemlich gleich bleibenden Technik der 
Gefiisseund der Malereien, sie baldals eine zusammengehorige Klasse 
herauserkennt. Das konnte zunachst den Beamten jener Sammlungen 
nicht entgehen, man hat sich danach bei der Aufstellung und Cata- 
logisirung gerichtet. In andern, als den genannten Sammlungen, fand 
sich bisher — immer von jenen neuesten Erwerbungen aus Kypros 
abgesehen — diese Classe sehr wenig vertreten. Ein Beispiel ist mir 
aus Kopenhagen bekannt geworden, ein Exemplar besitzt die Uni- 
versitatssammlung zu Wurzburg, ein Fragment liegt im archaolo- 
gischen Museum der Universitat Heidelberg, in der k. Sammlung zu 
Turin sah ich ein wenig merkwiirdiges Stuck, n. 9 und n. 48 der 
Va^ensammlung des k. k.Miinz-undAntikencabinets zuWien^) haben 
auch keine besondere Bedeutung, in Petersburg, Berlin und Miinchen 



^) Sacken und Kenner die Samml. des k. k. Munz- und Antiken-Cabinetes. Wien 1866. 
S. 147. 150. 



[a09] Zur Geschichte der Aufauge g^riechischer Kuiist. 5 

fand ich keine zugehorigen irgendwiebeaehtenswerthen Stiicke, weni^ 
auch in Athen. 

Ich gebe zunachst auf Grund eigener Anschauung eiu Verzeich- 
niss der einzelneo Vasen mit kurzer Beschreibung und Hiaweiss auf 
die Abbildungen, wobei hoffentlich weaigstens keine b^deutenderen 
Exemplare iibergangen sind. 

Ich stelle Yoran die Vasen im k. niederlandischen Mu- 
seum der AUerthumer zu Leyden; zu Grunde liegen Auf- 
zeichnungen aus dem Jahre 1862. Die Nummern stimmen iiberein 
mit denen des gedruckten Verzeichnisses i). 

Leyden II 1S40. Amphora, 0,47 M. hoch. Das Ornament am 
Halse lautt nicht ringsum, sondern endet beiderseits uber der Mitte 
der Henkel. Taf, I, 1. 

Leyden 11 ISSO. Grosse bauchige Amphora, nur mit horizontal 
umlaufenden Streifen und Reihen von concentrischen Kreisen bemalt. 
Taf. I, 2. 

Leyden II 1551. Amphora. Die Bemalung der Riickseite gleich 
der der Vorderseite. Taf. Ill, 4. 

Leyden II 1552. Amphora. Die horizontaleStreifunglauft rings 
urn das Gefass, sammtliche die Zwischenraume derselben fullende 
Zierrathe befinden sich nur auf der Vorderseite so , wie die 
Abbildung sie zeigt, auf der Riickseite des Gefasses fehlen sie 
ganz. Taf. 11, a Gesammtansicht, b aus dem Zierrath in Origi- 
nalgrosse. 

Leyden II 1553. Zweihenkliges Gefass mit Deckel. Verziert 
wiederum mit horizontal ganz umlaufenden Streifen, das Feld zwischeii 
den Henkeln wiederum nur auf der Vorderseite mit linearem Ornament 
gefiillt. Taf. ffl, 1. 

Leyden II 1554. Zweihenklige Sehale. Der Maander hier auf 
beiden Seiten zwischen den Henkeln wiederholt. Taf. Ill, 3. 

Leyden II 1555 und 1556. Desgleichen. Ebenso verziert, nur 
anstatt des Maanders eine doppelte liegende Zickzacklinie. 



^) De grieksche, romeinsche en etrurische Monumenten van bet Museum yan Oudheden 
te Leyden, kort beschreven door L. J. F. Jannsen. Leyden. 1848. 

(Conze.) 2 



6 Conze [SIO] 

Leyden II 1887. Desgleichen. Wiederum ebenso verziert, nur 
statt Maanders oder doppelten Zick^acks hier eine einfache liegende 
Zickzacklinie. 

Leyden II 1858. Desgleichen. Wiederum gleiche Art der Ver- 
£ierung» an der gewohnliehen Stelle zwisehen den Henkeln drei senk- 
recht neben einander gestellte Zickzacklinien. 

Leyden II 1 560. Hochgezogenes zweihenkliges Gefass mit Deckel. 
Die Verzierungen laufen sammtlich ringsum. Taf. Ill, 2. 

Leyden II 1561. 1562. 1563. 1564. Vier in Form und Ma- 
lerei im Wesentlichen iibereinstimmende einhenklige Giessgefasse. 
Das Ornament besteht wieder aus ringsumlaufenden horizontal en 
Streifen; gedrangterer Zierrath von Zickzacklinien, Maandern, eon- 
centrischen Kreisen fiiUt wiederum nur die vordere Halfte der beiden 
obersten am Halse und an dem anstossenden Obertheile des Gefass- 
bauches befindlichen Streifen- Auf diese sehr vorwiegend bei alien 
verwandten Geiassen mit dem reichsten Theile der Verzierung be- 
dachte Stelle des Gefasses musste bei einer niedrigen Aufstellung 
desselben besonders der Blick fallen. Es wird das, wie ein Freund 
mir bemerkt, bei der Genesis dieser Ornamentik im Spiele ge- 
wesen sein. 

Leyden II 1565. Einhenkliges Giessge^ss, 0,115 M. hoch. 
Taf. IV, a Gesammtansicht, b der Hauptzierrath , in dem je ein an 
ciner Krippe angebundenes Pferd symmetrisch wiederholt ist, in Ori- 
ginalgrosse. Vgl. London 2531. Taf. V, 2. 

Leyden n 1566 — 1573. Sammtlich unbedeutender. 

Leyden II 1574. Zweihenkliges Gefass. Ornament beiderseits 
gleich wiederholt. Taf. Ill, 5. 

Nach Janssens auf den Museumsacten beruhenden Angaben im 
Kataloge, stammen von diesen Leydener Geiassen 1640 und 1557 
Yom hoUandischen Consul Cocq van Breugel zu Tripolis, 1550 — 1556, 
ferner n. 1567 — 1574 vom hoUandischen Consul van Lennep zu 
Smyrna, wahrend 1859, 1860, 1862, 1863, 1868 und 1866 nur als 
Ankaufe aus der in Griechenland gebildeten Sammlung Rottiers auf- 
gefuhrt werden. 1861 kam aus der Sammlung Corazzi zu Cortona. 
Wir kennen also den Fundort yon keinem einzigen dieser Gefasse 
mit Sicherheit. 0. Jahn i) hat die Exemplare aus Smyrna und 



1) Beschreibung der Vasens. Konig Ludwigs. S. XXVU. XXIX. 



[^11] Znr Geschichte der Anftnge griechischer Riinst. 7 

Tripolis in sein Re^ster d^r Vasenfundorte unter diesen Namen 
eiogereiht, aber namentlich Smyrna ist seit langer Zeit HandelS'- 
platz auch fur Alterthumer, die von den verschiedensten Seiten 
kommen. 

Ich iasse hierauf die Vasen aus dem brittischen Museum 
foigen. Ich folge dabei meinen Aufzeichnungen vom Jahre 1863; die 
Nummem sind die, mit welchen sich die Vasen damals in den 
Schrankfachern oO bis 60 aufgestellt fanden; manche Nummem 
waren mir bei der Steliung der Gefasse nicht siehtbar; ich gebe sie 
einfach als ohne Nummer an. Die Aufstellung scheint nach den sum- 
marischen Angaben der neuesten Ausgabe des kleinen Kataloges i) 
inzwischen verandert zu sein. Der erste meines Wissens bis jetzt 
einzige Band des grossen Yaseu-Kataloges enthalt diese Vasen noch 
nicht. Unbedeutende Exemplary auf denen sehr einfache immer 
wiederkehrende Verzierungen nur fluchtig wiederholt sind, sind in 
meiner Aufzahlung ubergangen. 

London 2S07 — 2S10 und 2S12. Fiinf nur mehr oder weniger 
schlanke, zweihenklige Getasse, reichlich 0,40 M. hoch. Form 
und Verzierungsart gleichen dem Leydener Exemplare II, 1S60, so 
dass hier eine Verweisung auf dessen Abbildung auf Taf. Ill, 2 ge- 
nugt. Die einzelnen Elemente der Verzierungen sind bei jedem ein- 
zelnen Gefasse anders combinirt, sie liegen aber durchaus innerhalb 
des uns bereits bekannten Formenvorraths. 

London 2524. Einhenklige Flasche, reichlich 0,40 M. hoch, 
reich bemalt. Dreifach gezogene horizontal umlaufende Streifen bil- 
den Bander, welche durch Zickzack- und Maanderlinien verschiede- 
ner Ausfuhrung getullt sind ; in dem breitesten Bande sind durch 
senkrechte Linien Felder abgetheilt, die wiederum mit Maanderlinien 
gefullt sind. 

London 2525 und 2526. Zwei einhenklige Kriige (die Form 
auf Taf. V, 1'). Die ganze Oberflache des Gefasses ist wiederum in 
horizontal umlaufende Bander zertheilt, welche durch wiederum 
jedesmal dreifach gezogene Linien von eiiiander getrennt werden. 
Die einzelnen Bander sind durch Ornamente ausgefullt, deren Muster 
ich, die Bander von oben nach unten der Reihe nach numerirend. 



A Guide to the first vase room. 1869. S. 7* 



8 Conxe [5i2] 

auf Tat*, y angebe, und zwar unter 1^ die Muster des Kruges 252S, 
^uch die Verzierung auf dem Riickea des Henkels, unter l*" die des 
Ki-uges2526. 

London 2S29. EinhenUiges Giessgef^ss, reichlich 0,20 M. hoch, 
verziert im Wesentlichen wie Leyden 1561 — 1564. 

London 2531. Desgleichen. Taf. V, 2 nach Birch history of 
ancient pottery S. 255, Fig. 122. Vergl. Leyden 2566. Taf. IV. 

London 2535. Kleiner Krug. Tat*. V, 3 nach Burgon in den 
Transactions of the royal society of litterature 2. Series vol. II (1847) 
n. 90. Dort sind unter n. 224 und 239 noch zwei j^tzt beide eben- 
falls im brittischen Museum befindliche gleichartige Gefasse (Bur- 
gon 239 = Brit. mus. 2564) abgebildet. 

London 2543. Zweihenkliges Gerass. Der Deckel mit 2571'''' 
bezeichnet, zeigt nur uns bereits bekannte Verzierungselemente. 
Wenn nicht dieser, so doch ein gleicher Deckel wird urspriingiich 
zu dem Gefasse gehoi*t haben. Die senkrechten Streifen in dem nach 
oben stark verjungten Fusse des Gelasses sind durch ganz aus dem 
Thon geschnittene Locher gebildet; diese Form kommt an hochalten 
griechischen 1) und in altetruskischen 2) Gefassen haufig vor; an 
etruskischen Gefassen, namentlich aus Chiusi, sind die Unterbrechun- 
gen des Fusses oft viel weiter, so dass der zwischen ihnen stehen- 
bleibende Thon sich zu gesonderten Fiissen gestaltet, die endlich 
oft auch plastischen Figurenzierrath erhalten. Taf. V, 4. Vergl. Birch 
history of ancient pottery S. 253, Fig. 121. Stackelberg Graber der 
Hellenen Taf. IX, rechts. Semper der Stil II, S. 29. Brongniart et 
Riocreux description meth. du Musee ceram. de Sevres pi. VI, 1. 

London 2539. Breite Schale, der Zierrath am Halse wesentlicli 
gleich dem auf 2543. 

London 2548. Ahnliche Form. 

London 2554. Kleine zweihenklige Schale. Taf. VI, 1. 

London ohne Nummer. Taf. VI, 2. Gleichartig sind zwei andere 
GePasse ohne Nummer und 2541, 2555, 2560, 2561. 

London ohne Nummer. Kleine rundbauchige Flasche. Jeder- 
seits eine Gruppe concentrischer Kreise, die von horizontal umlaufen- 



^) Conze meUsche Thongefasse. Titelvignette und Taf. I. 

*) Z. B. Noel des Vergers rEtnirie et les Etrusques pi. XVIII, I. 



1 



[^i 3] Zur Geschichte der Aoflnge griechischer Knnst. 9 

den Ringen durchschnitten werden. Die gleiche Gefassform mit der 
gleicben Verzierung kommt mehrfach vor. Taf. VI, 3. Vergl. Bur- 
gon transactions etc. n. 224. 

London obne Nummer. Unter den „ archaic vases from Camirus, 
Rhodes^ aufgesteltt. Einhenkliger Krug. Taf. VI, 4. 

London ohne Niimmer. Untersatz eines Gefasses. Man kann 
diese Form mit dem GeiSssfusse von London 2S43, Taf. V, 4 u. s. w. 
als gleichartig ansehen, nur darf ein losgeloster Untersatz daraus 
geworden und damit eine etwas reichere Gestaltung und auch reichere 
Verzieruug eingetreten ist. Wir werden dieselbe Form eines Unter- 
satzes mit ganx gleichartiger Ornamentik noch drei Mai in Sevres, 
einmal in Wurzburg, zweimal im Louvre aufzuzahlen baben. Unter 
den GeHissen spateren Stils kommt sie meines Wissens nicbt mebr 
vor. Ganz dasselbe in anderer Technik ausgefuhrt war das OnoxpiO' 
.TfipidiGv (jiSripsGv xoXA>3r6v, das 6n:6^/xa oder u;r6<yT>3/xa von Eisen, 
wie ein nach oben sicb verjiingender Thurm gestaltet i), welches 
einmal einen silbernen Krater trug, das beruhmte Werk des Glaukos 
von Chios, das Weihgeschenk des Lyders Alyattes zu Delphi. Nur 
in seiner Ornamentik zeigte dieser eiserne Untersatz schon einen 
andern Cbaraktei^, wie aus den in der Beschreibung des Hege- 
sandros genannten (pitTdpia zu schliessen ist. Es wird das weiter 
unten deutlich gemacht werden. Taf. VII, 1. 

Ich fiige noch hinzu einen zweihenkligen Krug Taf. VI, S nach 
Birch hist of anc. pottery S. i52, fig. 120. 

In die gleiche Reihe gebort London 2S72*, der kreisrunde 
Deckel eines Thongefftsses; das Rund durch einen Maander in zwei 
Halften getheilt, auf jeder von denen frei ausgearbeitet eine sebr robe 
Pferdefigur stebt, neben dem einen Pferde noch zwei Vogel und ein 
Kreuz angebracht; die K5rper der beiden Pferdefiguren sind mit 
rautengefiillten Gurten und mit concentriscben Kreisornamenten 
bemalt 

Fundnotizen Qber diese Londoner GefSsse wird vielleicht die 
Fortsetzung des ausfuhriichen Vasen-^Kataloges bringen. Einstweilen 
wissen wir nur, dass das eineGef^ss (Taf. VI, 4) ausKameiros, eine 



^) Overbeck die antiken SchriflqueUen zur Gesch. der bild. Kunste bei den Griechen. 
Leipxig 186S. 8. 47 f. 



10 Coase [514] 

1^1 Burgon abgebildete Flasche (transaetions of the roy. soc. of Ktt. 
a. a. 0. n. 224) aus Helos und so wie 2535 auch das ebenfalls in 
diese Classe gehorige Gefass 2S64 aus Athen atammt. 

Ich zahle feroer die in Paris und Sevres befindliehen 6e- 
fasse auf. 

Die Tier wichtigsten hierher geh5rigen Stucke des Museums 
zu Sevres sind abgebildet bei Brongniart und Riocreux description 
methodique du mus^e eeramique de Sevres pi. XIII, Fig. 2. 10. 13. 
16. Die erstere Vase ist von ansehnlicher Grosse, uberO,50M. hoch. 
Fundort von2und 10 ist Melos, von 13 und 16Thera. DieExemplare 
aus Thepa karoendurchBory de St. Vincent nach Sevres — Us ^talent 
sUu^B dans trots tombeaux creusds dans le calcaire compacted sol 
principal de Vilcj mais que ce sol et ces tombeaux ont StS recou- 
verts par des dejections volcaniques^ qui* au-dessus de ces tombes, 
ont une dpaisseur de IS a 20 metres. La dntede ces dpanchements 
est inconnue. So berichtet Brongniart traits des arts ceramiques 2. ^d. 
Paris 18S4. I, S. 577. — Taf. ffl, 1. 2. 3. 4 nach Br. und Riocr. 
a. a. 0. . 

Dass sich drei dem Londoner Exemplare (Taf. VII, 1) wesent- 
lich gleiche Untersatze in Sevres befinden, ist schon erwahnt. Dann 
wiederholt sich in Sevres zweimal die auffallende Form kleiner 
Gefasschen, die um ein grosseres von einem wieder durchbrochenen 
Fusse getragenes Gefass gestellt sind, (Brongniart und Riocreux a. a. 0. 
pi. XIII, Fig. 1. Semper der Stil II, S. 135). Auch im brittischen 
Museum sind mehre Exemplare derselben Art. Nach Technik und 
Ornamentik, welche letztere iibrigens ungemein einfach ist, gehoren 
sie zu der hier zusammengestellten Classe. In spsiteren griechischen 
Thonarbeiten kommt diese eigenthumliche Form meines Wissens 
nicht mehr vor. Die beiden Exemplare in Sevres stammen aus 
Melos. 

Drei wiederum sehr charakteristische Exemplare derselben ^ 
Vasenclasse wurden im Jahre 1862 in einem Zimmer fiber dem 
Cabinet des m^dailles zu Paris aufbewahrt. Es sind drei 
grossere Amphoren, bezeichnet, als ich sie sab, 748, 749 und 756, 
In Form und Ornamentik gleichen sie am moisten der gleich zu erwah* 
nenden Amphora in Kopenhagen (Taf. IX, 2), auch im Einzelnen ent- 
halt die Ornamentik keine von den hier naher beschriebenen und ab- 
gebildeteo Exemplaren abweichende Elemente ; auf 748 steht mitten 



[51 S] Zur Geschichte der Anffinge griechischer Kunst. 11 

auf dem Gefassbauche die radformige Verzierung im viereckigen 
Felde, ganz wie auf der Kopenhagener Amphora, auch die Ecken 
des Viereckes sind wie dort gefullt, nur steht in den beiden oberen 
jedesmal ein sogenanntes Hakeukreuz ; auf 749 kommt ein Pferd, 
iiber dessen Rucken ein Vogel gemalt ist, auf 756 eine Vogelfigur 
(oder eine Reihe ron solehen?) yor. 

Die Vasensammlung des Louvre hatte imJahre 1862 zwei der 
bereits besprochenen Untersatze aufzuweisen. Frohners giitiger Ver- 
mittlung yerdanke ich ein farbiges Facsimile eines Theiles des einen 
Exemplares: Taf. VIII. 

Im zweiten Zimmer der Vasensammlung des Louvre fand sich 
ferner im Jahre 1862 die von Stackelberg Graber der Hellenen, Taf. 
IX inmitten und dann in einer aadern Ansicht bei Brongniart traits 
des arts c^ramiques (2. Edition Paris 1854) pi. II, Fig. 14 abgebil- 
dete Vase vor. Auch die zwei anderen bei Stackelberg a. a. auf 
Taf. IX abgebildeten Vasen gehoren zur gleichen Classe. Es ist ubri- 
gens zu bemerken, dass die auf der Stackelbergscben Tafel diesen 
Gefassen gegebene Farbe ganz willkurlich gewahit ist und keine 
Vorstellung von der wirklichen Technik gibt. Diese drei Stackel- 
bergsehen oder vielmebr nach ihrem ersten Besitzer Fauvelsehen 
Gefasse sind deshalb besonders wichtig, weil wir liber sie eine ge- 
naue Fundnotiz besitzen. Stackelberg gibt an, sie seien am heiligen 
Wege bei Athen, und zwar zu unterst dreier verschiedener Graber- 
lagen ausgegraben. Fauvels Angabe, aus Millins magazin encyclop. 
1813. V. 362 abgedruckt bei Ross archaol. Aufs. L S. 33, lautet: 
jjA la m^me profondeur (a la porte Dipylon — a trente pieds sotis 
ierre) fai trouvd beaucoup de vases usuels, et une urne ronde 
de deux pieds de diam^tre remplie d^ossemens bruits. Cette urne est 
iun genre phinicien: elle est orn^e de mdandres. On voit des 
chevatuv dans les compartimens et des cochons sons les anses. Au 
dessus du niveau oil ^taient ces vases, il y en avail d'autres grecs, 
tris-beauXf et plus haul, des tombeaua: de chiens qui sont des es~ 
pices de levriers.^ Es ist hier also nur von der einen bei Stackel- 
berg Taf. IX inmitten, und bei Brongniart a. a. 0. abgebildeten jetzt 
im Louvre befindlichen Vase die Rede. Taf. IX, 1 nach Brongniart 
a. a. 0. . 

Ein sehr gutes Specimen derselben Vasenclasse im Prind- 
senspalais zu Kopenhagen babe ich nach einer Skizze von 



12 Conze [516] 

Michaelis schon friiher publicirt (Conze melische Tbongef3sse. 
Leipzig 1862. S. VII Vign.). Auch hier gehen die parallelen hori- 
zontalen Streifen rings um das Gefass, die weitere Verzierungi) 
ist dagegen auf die Vorderseite besehrankt Ich mochte yermuthen, 
dass auf dem hier yiermal wiederholten Ornamentsreifen der ver- 
bundenen Kreise die verbindenden schragen Linien am Origi- 
nate nicht ganz so geschwungen wie in der Zeiehnung sind. So ist 
wenigstens die sonst auf Gefassen dieserCIasse constanteForm dieses 
Ornamentes. Dieses Kopenhagener Exemplar stammt aus Thera^ kam 
nach Kopenhagen durch L. Ross. Taf. IX, 2 nach Conze a. a. 0. 

Das beste Exemplar wiederum derselben Vasenelasse» welches 
mir in einer deutsehen Sammlung vorgekommen ist, besitzt die Uni- 
versitatssammlung zu Wurzhurg^); es stammt aus der 
Faberschen Sammlung und zwar angeblich aus dem Piraeeus. Es ist 
wieder einer jener Untersatze, die wir bereits aus dem brittisehen 
Museum, aus dem Louvre und aus Sevres kennen. T^f. VII, 2 nach 
dem Originale, welches Urlichs mir zur Verfugung zu stellen die 
Gute hatte. 

Ein Fragment einer gleichartigen Vase liegt unter den Antika- 
glien des Universitatsmuseums zu Heidelberg. Aufgemalt 
ist ein Pferd, liber demselben zwei Vogel und vor demselben glaube 
ich noch ein kleineres Thier; auch ein Uberrest der horizontalen ein- 
rahmenden Striche zu beiden Seiten ist noch erhalten. 

Andere gleichartige Fragmente finden sich abgebildet beiSeroux 
d*Agincourt recueil de fragmens de sculpture antique en terre cuite 
pi. XXIfl, n. VII, bei Burgon a. a. 0., bei Raoul-Rochette mem. 
d'archeologie comparee in den Mem. de Tinstitut national de France, 
acad. des inscr. et belles-lettres XVU, 2. 1848. Taf. IX. 1. 1\ 9. 
danach bei Semper der Stil in den technischen und tektonischen 
Kunsten (Frankfurt 1860) I, S. 440. Diese sind zum Theil auf dem 
Boden von Mykenai gefunden, wo jeder Reisende Gelegenheit hat, 
das Vorkommen solcher Fragmente zu beobachten. Ahnliche Vasen 



^) (jber die ^grosse Rosette" verspricht Wieseler eine Abhandlunp. Gott. gel. Anz. 

1863, S. 1945. 
*) Urlichs Veraeichniss. der Antikensammlaog der Unir. Wurzburg. W. 1865. S. 57. 

n. i53. ^57. 



L^ 1 ■ J Zur Geachichte der Anfinge griechtscher Kuiist. 1 3 

sah Newton auf Rhodos (Travels in the Levant L S. 23S), wie es 
nach den nicht ganz genauen Angaben scheint, sind Uberreste von 
gleichartigen auch am Monunnente des Menekrates auf Korfu ge- 
funden (Birch in Gerbards archSol. Zeit. 1846, S. 378. Vischer 
Erinnerungen und EindrQcke aus Griechenland; S. 23) 

In Bezug auf alle Abbildurfgen ist noch zu erwahnen, dass nur 
die bei Burgon und bei Raoul-Rochette eine richtige Vorstellung von 
der Technik dieser Vasenclasse gewahren; dazu kommt jetzt nament- 
lich unsere Tafel VIII. 

Genau beschrieben ist die technische EigenthQmlichkeit dieser 
Gefasse von Burgon. Auf meist blassgelbem Thongrunde sind 
die Ornamente aufgemalt ffOfa tawny red^ or hrovmish colour, so-- 
metimes merging into dusky blacky and frequently showing both the 
tawny red^ and the black colour^ on the same specimen,^ Diese 
Farbeni) sind sehr ahnlich denen der sogenannten korinthischen, 
richtiger orientaUsirenden Vasen, welche letztere von der bier be- 
sprochenen Classe abgesehen, jedenfalls und ganz unbestritten die 
altesten Producte griechischer Vasenfabrikation siud. SpSter ver- 
schwinden diese Farben, sowohl die des Thons, als die der Malerei 
bekanntlich ganz aus dem Gebrauche unddamit ist zusammenzuhalten, 
dass andererseits in der spateren Technik, welche reiiieres Schwarz, 
sei es fur die Figuren, sei esfiir den Grund verwendet, dieVerzierungs* 
art der hier aufgezahlten Gei%sse nie mehr vorkommt. Hierin liegt 
schon ein sicheres Kriterium fur ein hohes Alter unserer Vasen, fiir 
welches auch der angefiihrte Fundbericht Fauvels und Brongniarts 
Angabe Qber die Funde auf Thera in Anschlag zu bringen ist. Die 
Pinselfiihrung ist durchweg eine ziemlich derbe; eigenthiimlich ist die 
sehr oft wiederkehrendeArt, wie sehrdickeLinienhergestellt werden. 
Es geschieht das namlich nicht mit roller Farbe, welche die ganze 
Breite der Linie fiillte, sondern es werden zur gr5sseren AbkOrzung 
des Verfahrens zwei Randlinien gezogen und der Raum dazwischen 
mit einer schragen SchrafGrung ausgefiillt. Man erinnert sich dabei 
leicht der Art» wie sehr starke altgriechische Mauern oft ausgefuhrt 



') !■ der Omamentik vervandt, aber in der Technik sa Terschieden, inn sie hier 
herbeiziehen xu kdnnen, sind Vasen aus Kameiros bei Longp^rier Mus^e Napo- 
leon HI, choiz de monuments antiques etc. pi. L. 



14 ' Conze [^15] 

wurden. Alles gibt der gaozen Art der Malerei ein rohes Ansehen, 
doch ist eine grosse Sicherheit und eine bestimmte handwerkliche 
Tradition bei der AusfQhrung der fireilich sehr einfachen, den Malem 
aber offenbar sehr gelaufigen Ornamentik nicht zu verkennen. Es sind 
nicbt allererste unbeholfene Antange, sondern es ist ein ganz bestimm- 
ter Stil, auf langer Cbung beruhend^ sehr primitiv allerdings von 
Haus aus und ohne bei den ewigen Wiederholungen aufgewandte 
Sorgfalt. 

Estritt unseine mit Consequenz, freilieh aueh mit Besehranktheit 
ausgebildete Formenwelt entgegen, innerhalb deren man zur Zeit der 
Ausbildung derselben voiles Geniigen gefunden baben muss. Es liegt 
also eine allerdings nur bei sehr unentwickeltem Stande der Mensch- 
heit mogliche Erseheinungsform des Schonen vor, dessenBegriffsich 
damals mit dem des Bunten so ziemlleh deckte. Die Linie, welche 
Schiller im Briefe an Korner «) als unzweifelhaft unschon hinzeichnet, 
gait da als schon. 

Wir mOssen jetzt das Ganze in seine Theile zerlegen und diese 
genauer beschreiben. 

Auf alien bisher bekannten Gefassen fehlen Schriftzeichen gSinz- 
lieh, ebenso fehlen menschlitihe Figuren. Die Malereien sind rein de- 
corativ; gebildet sind die Zierformen aus einer Combination ein- 
fachster Linien, gerader in rerschiedenen Richtungen und rein kreis- 
fSrmiger; andere geschwungene Linien sind wenigstens sehr selten. 
Durchgehend >) wird der Korper der Gei%sse mit parallelen Rori- 
zontalstreifen umzogen; die Linien werden hierbei gem zu dreien 
enge neben einander gefiihrt. In die bandformig umlaufenden Zwi- 
schenrsiume dieser Horizontalstreifen werden weitere zierende Aus- 
fQlIungen gesetzt, sehr oft nur auf einer Seite, der Vorderseite des 
Gefasses, und nicht selten mitBevorzugung des oberen Gei3sstheiles» 
und namentlich des Raumes in der Hohe der Henkel, auf deren 



1) Briefwechsel lU, S. 69. 

2) Es komnien in pleicher Technik ausgefShrte Gefasae ror, auf denen wenigstens 
ein grdsserer Rauni yon den Streifen frei gelassen und dieser freigelassene Raum 
dann mit den einzelnen Ornaroentmotiveu ganz ungeordnet and nicht sehr dicht 
iiberstreut ist. Dieser ansartenden Varietit, in denen der Stil so za sagen ■«« den 
Fugen gegangen ist, gehdrt z. B. British Museum Vasensammlung n. 2517 and 
andere Ezemplare dort, anf denen ieh keine Nummer fand, an. 



[d i9j Zur Geschichte der AnfiSnp^e ^riechischer Kunst. 1 9 

Beachtung ein einfaches tectonisches GefQhl fUbrea musste. Dieband- 
formigen Streifen werdtn so mit Zickzaek*, Rauten-, Schachbrett-» 
inanaigfachen Maandermustern der Lange naeb gefullt, ferner mit 
Kreisen; diese Kreise, einfacb oder coneentriscb mehre in eioanderge- 
legt, zqweilen ganz dunkel ausgefQlit, zuweilen mit einem Kreuze» 
viel hHufiger aber mit einem Punkte im Centrum, stehen sehr hfiufig 
in dichtenReiben neben einander und werden dann gern durch gerade 
scbrSg aufwarts gerichtete Linien, Tangenten von Peripherie zu 
Peripherie, zu einem zusammenhSngenden Ornamente verbunden, 
ohne dass das spaterbeliebte gefiUligerelneinanderfliessen derKreise 
und der Verbindungslinien mit gesehwungener Fuhrung d^ letzteren 
erreicht oder auch nur versucht ware «). An mehr auszuzeichnenden 
Stellen des Gefasses, so zwisehen den Henkeln, wo auch schon 
die Binder breiter gelassen sind, werden diese nicht mit einem 
der LSlnge nach gleiehmassig fortlaufenden Zierrathe gefullt, sondern 
es' tritt eine Unterbreehung des Rythmus ein, wieder mit den ein- 
faehsten Mitteln, mit denen sich ubrigens noch dorische Arehitektur 
bei der Behandlung desFriesea begnugt, bewirkt; senkrechte Linien» 
die selbst durch Vervielialtigung oder Verzierung starker betont werden 
konnen, zerlegen das Band in einzelne vierseitigeFelder und diese Fel- 
der werden nun wieder gefiillt durch Maandermuster, Hakenkreuze, 
Zickzacklinien, Rauten oder Kreise, oder bin und wieder zur reichstea 
Form durch eine radahnliche Ausfullung im Innern erhoben. Der 
Name Rosette wird hierfur als Missrerstandniss erregend lieber zu 
yermeiden sein. 

So weit fehlt den Formen jedes auf Nachahmung von Natur- 
gegenstanden zuruckzufuhrende Element. Dasselbe tritt aber hinzu 
mit den Thierfiguren; mit ihnen ist das Ausserste im dec<»ratiyen 
Reichthume dieses Vasenstils geleistet, VierfGssler, besonders Pferde, 
sogar sammt einer Krippe, oder Hirsche, Steinbocke (Schweine?) 
und Vogel versehiedener Bildung, sehr oft Gansen oder anderen 
Wasservogeln ahnlich, in Reihen oder mehr einzein fullen die unun- 
terbrochenen Bander oder die abgetheilten Felder. Diese Thierbilder 
sind nun aber den ubrigen mit Linien spielenden Formen darchaus. 



1) In solcher noeh die Fuhrung der Hand beim Aufmalen erkennen lassenden Dingen 
sind Abbildangen leicht nicht charakteristiach genug. 



16 Conze [520] 

assimilirt; sie sind selbst in ein lineares Schema aufgelost und 
auch wo derLeib eininal mit vollerem Pinsel ausgefiillt ist, tritt dieses 
lineare Scfaematisiren bei den Extremitaten, namentlieh den Fussen, 
in einer sehr gleichmassig sich wiederholenden und auffallenden 
Weise a«f. Auch da also kein unsicheres Versuehen der Darstellung, 
sondern eine ganz bestimmte einmal bequem und passende gefundene 
Maniei% bei der man ruhig immer wieder bleibt. Wo die nothwendig 
unregelmSssigere Thierfigur ein Stiiek Tbongrund unausgefullt Islsst, 
werden andere kleinere Thiere, ein Stern, Zickzacklinien, Haken- 
kreuze und dergleichen zur Ausfullung hfneingesetzt. 

Der Technik nach gleichen unsere Vasen, wie gesagt, am moi- 
sten den orientalisirenden, wie das Dodwellsehe Gefass, von denen 
jetzt nicht leicht einer Sammlung Beispiele fehlen. Auch in den For- 
men der Bemalung, zeigt sich bis zu einem gewissen Grade Ahnlich- 
keit, so in der Vorliebe ftir parallele Streifenanlage rings urn das 
Getass, in der Lust an Ausfullung leer bleibender Fleckchen, in der 
hauiigen Verwendung von Thierfiguren. Dagegen ist sonst wieder 
eine so tief gehende Verse hiedenheit vorhanden, dass hier noth- 

V wendig zwei Classen scharf geschieden sein wollen, wie Burgon und 
nach ihm Birch es gethan haben, wahrend de Witte die Eintfaeilung 
annimmt, ohne selbst, wie esscheint, den Eintheilungsgrund recht klar 
zu sehen, wahrend endlich in aller ubrigen mir bekannten Literatur 
mit Ausnahme der Andeutungen Sempers unsere Vasen mit den 

V orientalisirenden vollig durcheinander gemischt werden. Ein Haupt- 

unterschied beider Vasenelassen ist der,* dass in den, Verzierungen 
der orientalisirenden Vasen stilisirte Pflanzenformen einen Haupt- 
bestandtheil bilden, wie ja bekanntlich die ganze, so wait wir sehen 
an letzter Stelle in Assyrien ausgebildete und von da verbreitete 
Formenwelt, also auch die der Phonizier» Etrusker und, sobald diese 
beeinflusst wurden^ derGriechen, wie ubrigens auch die der Agypter, 
zum grossen Theile stylisirte Pflanzenformen bietet. Die Pflanzen- 
form fehlt dagegen in der Ornamentik unserer GefSsse fast ganzlich, 
und sieht man die allerdings ganz vereinzelt vorkommenden mit 
einiger Deutlichkeit erkennbaren Darstellungen eiiies Blatterzweiges i). 



Broapniart et Riocreux descr. methodique da miisee ceram. de Sevres pi. Xdl, 
n. 15. Oben als wenig: charakteristisch nicht mit aafgezlhlt. 



[d21 I Zur Geachichle der AnAoge griechiacher Kunst. 1 7 

an, so sieht maa alsbald, dass diese noch dazu so verschwindend 
selten eingemischten Formen durchaus anderer Art sind, als die sehr 
durchgebildet stilisirten Pflanzenformen der orientalischen KuDSt unfd 
der orientalisirenden griechisehen Kunstweise; bei den Blatter- 
zweigen unserer Vasen kann kaum too einer Stilisirung die Rede 
sein i)* Wenn nur aber Thierfiguren und Thierfiguren beiden Vasen- 
eiassen, welebe wir eben vergleichen, gemeinsam sind, so sind sie 
der Art nach auf den orientalisirenden und auf unseren Vasen wie^^- 
derum Toliig verscbieden; eine Stilisirung, eine ausgebildete Manier, 
findet sich bier und dort, aber auf unseren Vasen ist sie unerkennbar 
yon weit primitiverer Art : ihre dQnn linirten Figuren stechen greli 
und sehr zu ihrem Nachtheile ab gegen die sehr schwungvolle, die 
charakteristisehen Einzelformen mit gutem Verstandnisse beherr« 
sehende Bildung der Thierleiber aller orientalischen und orien* 
talisirenden Kunst, wo im Gegensatze gegen ein Berorzugen der 
geraden Linien und ihres eckigen Aufeinandertreffens vielmehr ein 
sichtliches Wohlgefallen an gerundeten Formen, geschwungener Be- 
wegung massgebend gewesen ist. Dasselbe Vorherrschen von grad- 
linigeu und eckigen bei der einen s), von gerundeten Formen bei 
den anderen Vasen, da Magerkeit, hier Fulle charakterisirt aber fast 
noch augenfalliger als die Thierformen die gesammten Zierratheu 
der einen und anderen Classe, entschieden die Sonderung zweier 
soleher Classen fordernd. Weiter tritt als unterscheidendes Merkmal 
auf, dass gewisse Lieblingsmotive der Ornamentik unserer V^asen, 
z. B. die durch schrage Linien verbundenen Reihen von Kreisen, auf 
4en rein orientalisirenden Vasen gar nicht mehr gefunden werden; der 
langer in Gebrauch bleibende Formenvorrath dagegen wird immer 
mehr von den reicheren und durchgebildeteren Pflanzenornamenten 
zuruckgedrangt, die einzelnen conceutrischen Kreise werden von 
mehr bliithenformigen Rosetten abgel5$t, diesem, wie schon Raoul*. 
Rochette besonders betonte, am meisten charakteristisehen Orna- 



^) Mir ist au8 der Abbiidung (Revue archeol. N. S. XVI. 1867. pi. XVI), auch au» 

der Photographie von des Granges nicht ganz deutlich, wie sich hierzu die auf 

Thera gefundenen hochalten bemalten Scherben verhalten. 
*) Vereinzelte Beispiele, wo bei sehr nachliissiger Avsf&hrung das Ornament so lu 

sagen curslv geworden ist, beweisen dagegen Nichts, z. B. das Gefass aus Thera 

in Gerhards arcb«ol. Zeit 1866, zu S. 257* Taf. A, 2. 



/ 






18 C n 2 e [l»22] 

mente der orientalisirenden Vasen, das bald oft ganz allein in grosser 
Zahl uiid den verschiedensten Grossen den Grund der Malereien 
fullt, das dagegen wieder auf unseren Vasen nie vorkommt; denn die 
oben erwiihnten radformig ausgefiillten Kreise sind etwas Verscbie- 
denes, und ich wollte deshalb den Namen Rosette fur sie vermieden 
^Tissen. Die Zickzacklinien bleiben noch auf manchen Vasen mit 
orientalisirenden Zierrathen eingemisebt, dann verscbwinden sie 
wenigstens in der reibenweisen Zusammenstellung ganzlicb, etwas 
zaber als einzelne Dreiecke am unteren oder oberen Rande der Bild^i- 
streifen sich hie und da bebauptend. Am lebensfabigsten bat sicb 
J der Maander erwiesen, den die griecbisebe Kunst bekanntlicb nie 

aufgab. Aueb das kann nocb als untersebeidend bemerkt werden, 
dass die borizontal umlaufende Streifung der Gef^sse beiden Classen 
swar gemeinsam ist, dass aber das Zerscbneiden einzelner Haupt- 
streifen dureb senkreebte Linien in besondere Felder, so gelaufig in 
den Vasen unserer bier besprocbenen Classe, den orientalisirenden 
ganz fremd ist. Aucb die ausscbliesslicbe Haufung der Zierratbe 
nur auf einer Vorderseite des Geflisses, die wir wiederbolt fanden» 
ist ibnen fremd. 

Ganz treiTend bat Semper es bereits ausgesprocben , dass die 
Formeinzelbeiten und die gesammte Formeigentbumlicbkeit der Or^ 
namentik unserer Vasenclasse vorwiegend teebniscben Ursprungs 
sind, und zwar ^uf die Tecbnik der Weberei i), allenfalls aucb des 
Flecbtens und Stickens zuriickweisen ; die recbtwinklig sicb kreu- 
zenden F^den bedingen den linearen Cbarakter, die geradlinigen mvA 
eckigen Formen der Zeiebnung. Das^ man sicb aucb bei Ausfubrung 
des Zierratbs mit dem Pinsel auf diesen in einer ganz anderen Tecb- 
nik wurzelnden Formenvorratb bescbrSnkte, scbeint zu beweisen, 
dass die Production einer Zeit und eines Volkes bier ibre Spuren 
zuruckgelassen bat, in der Weberei, Stickerei, Flecbten, natiirlicb be- 
sonders von Frauen geiibt, uberbaupt der bocbste fur alle anderen 
Versucbe des Bildens tonangebende Kunstzweig war. Auf dieser von 



/ 



^) Daher erhSlt sich diete Omamentik in Griechenland auf gevebten Stoffen am 
aUerlangsten , vie zahlreiche Vasenbilder seigen, wo aolche StoiTe darg^eatellt 
aind und b«i alien Volkem, auch Aasyrern und Agyptern, eracheint sie in Webereien. 
Auch die Mosaiktechnik fuhrt £u alien Zeiten auf Shnliche Motiye. 



Zwei in der Bef^stiguug des Castells von Thasos eingefugte Reliefsteine, einen mit 
einem li^genden Ldwen, den andern mit einem liegenden Tiger, erklirt Bursian 
(Artikel Griechiache Kunat in Erach und Grubera Enc. 1. Section. LXXXII. 
S. 392, Anm. 22) fur mittelalterlich. Ich bleibe anderer Ansicht und vielleicht 
aprechen die hier abgebildeten Ldwen der beiden Vaaen fur mich. 



/ 



[S23] Zur Geachichte der Anfiinge griechiacher Kunst. i 9 

den begunstigteren und begabteren Volkern unYordenklich fruh uber- / 
wundenen Cultur- und Kunststufe, stehen ja noch beute manche 
Volkerschaflen auch innerhalb Europas. 

Ich muss jedoch noch einmal auf die Thierbilder beider Vasen- 
classen zuruckkommen. Dass sie verschieden im Styl der Zeichnung 
8ind» wurde herrorgehoben. Es sind aber auch nicht dieselben 
Thiere, die auf beiden Arten von Vasen zur Darstellung kommen 
Oder doch vorzugsweise zur Darstellung kommen. Ganz abgesehen 
von den phantastischen Mischbildungen» welche die orientalisirenden 
Vasen fUllen, auf den anderen. hingegen nie erscheinen, fehlen diesen 
letzteren namentlich die beiden Lieblingsthiere der orientalisi- 
renden Vasen» der Lowe und der Tiger. Zwei mir bekannte schein- 
bare Ausnahmen unter den vorhandenen Vasen, verdienen hier 
genauere Beachtung, eine Amphora n. 755, im Jahre 1862 im 
Zimmer uber dem Cabinet des m^dailles zu Paris befindlich, und 
eine Amphora im Museum zu Leyden 11^ 1547. In Technik und 
Gesammteharakter der Decoration ahnein sie der hier besonders 
besprochenen Classe von Gefassen. Ich babe sie dennoch oben nicht 
mit aufgezahit; denn die Figur des liegenden Lowen auf beiden, 
ist in ihrer durchaus orientalisirenden Stilisirung vdllig verschieden 
von der Behandlung der Thierfiguren der anderen Classe. Den Ab- 
bildungen auf Taf. XI, 1 (Cab. des m^d. 755) und 2 (Leyden 1547) 
liegen Durchzeichnungen zu Grunde i). 

Dass die seit Kramer sogenannten korinthischeu, sonst auch 
phonicisirend, ganz mit Ungrund agyptisirend genannten, jetzt 
besser, wenn auch etwas zu allgemein klingend als orientalisirend 
zu bezeichnenden Vasen in ihren Malereien in der That ganz von 
orientaiischen , fOr uns namentlich auf assyrische Quelle zuruck* 
gehenden Vorbildern abhangen, dass sie im Kleinen, wie die Be- 
schreibungen von Kunstarbeiten im Epos, Nachklange einer Periode 
sind, in der diese fremde Weise das Hochste im KunstschafTen auf 
griechischem Boden war, daran zweifelt jetzt Niemand mehr. Mit 



/ 



t^ 



20 Conze [^24] 

diesen orientalisirenden Vasen beruhren sich der Zeit nach die 
hier besprochenen; schon die, wie oben gesagt, beidea gemein- 
same, spater abkommende Teehnik und die librige bis zu der be- 
zeiehneten Grenze gehende Verwandschaft spreehen dafur. Es 
kanii aber weiter unbedenklich behauptet werden, dass die orien- 
talisirenden Vasen einer spater auftretenden, die andere altere all- 
malig ganz verdrangenden Kunstweise angehoren. Alles ist auf der 
einen Seite alterthiimlicher, die grossere Einfacbheit, ja Armuth der 
Formensprache, das Feblen des wichtigen ornamentalen Elementes 
der Pflanzenform, die weit mangelhaftere Stilisirung der Thier- 
formen. Dazu tritt weiter bestatigend hinzu, dass wir den Ubergang 
/ j der orientalisirenden Weise zu der noch spateren reinhellenisehen Art 
I deutlich in zafalreichen Vasen verfolgen konnen. Ist dem so» so miissen 
S nothwendig aucb Spuren eines Uberganges aus der Kunstweise 
unserer also alleraltesten Vasen zu der der orientalisirenden sieh auf- 
linden lassen. Sie lassen sieh aufweisen. Man erkennt an einer Reihe 
von bemalten Gefassen deutlich, wie das orientalisirende Element, das 
in der That reichere und durchgebildetere, uberwiegend wird, es wer- 
J den mit den schwungyoUer behandelten und auch an sich phantasti- 
scheren Thierkorpern, die gleich fertig und zwar ziemlich complicirt 
ausgebildeten, aus dem alterworbenen Formenvorrathe des Orients 
ubernommenen Pflanzenornamente vorherrschend, aber daneben 
werden die alten Zickzacke, Maander, concentrischen Kreise und rau- 
tenformigen Gebilde, wie schon beriihrt wurde, nicht gleich aufge- 
geben; zur Fiilluug des Grundes eignen sie sich auch nach der 
neuen Weise noch immer sehr wohl. So sind sie bin und wieder, 
sogar da noch, wenn auch nur sparlicher, eingemischt vorhanden, 
wo unter den orientalisirenden Pflanzen- und Thierformen eiu ganz 
neues, das hellenische Element in Menschenbildern, mythischen See- 
nen sich Bahn bricht. Wir konnen hierfiir besonders einzelne grosse 
auf Melos gefundene Thongefasse anfiihi^en. Da siud erste Antangs- 
versuche in menschJicben *Figuren hellenische Gotter- und Heroen- 
gestalten zu zeichnen, die ganze weitere Einkleidung ist orientali- 
sirend, die Fliigelrosse, die Pflanzenornamente; dazwischen treten 
aber noch in grosser Ausdehnung die gehauften Zickzacklinieo der 
altesten, sonst hier schon weit zuriickliegenden Decoration auf Dass 
diese melischen Gefasse gegenuber der grosseii Menge orientali- 
sirender Vasen, wie der Dodwellschen etwas Eigenthiimliches batten, 



1 



[o2oj Zur Geschichte der Anflhipe griechischer Kunst. 21 

i^^ sie al^ besondefs alt eirtfdreinen iSsst, das liabe i^ selb^t 
b^ dier ffera^^gabe i) wohl erkannt und Anderie, wie Bronn^), 'habed 
Aem beig^fliehtet, aber erst jetzt sebe ich, dass diese adf ein'e be- 
senders fruhe Zeit zurfickweisende Eigenthlimlichkeit in de^ aller- 
dittg^ bereits auf ein Minimum herabgedrttckten, aber doch dlen 6e- 
s^ihinack kitHsh beeinfiuslsend^n Befmis^ebang jeii^'s alleraltesteii Stils, / 
d^n Wir in den bier zusammengesteilten Vaseh in ilngei^ischter 
Reinheit kennen gelernt baben, besteht. Cbenfalls als MiscfalPdrnieA 
bliidet StUe sind jene obenerwKhnten, in der Anlag^ der ganS^eii 
Maletei der altesten Classe angeboi^ehden, in den LdWenbild'el*!! 
orientali^chen Einfluss z«igend^li zwtftt G^fSsse !zU Leyden und V^rU 
(Taf. XI, 1. 2.) zu betraiiihten. £{n berTOrragehdes Seispiel s'6V(^b6f 
Misehdecoration brihgen femer die noch tiicht ausgegebi^n^il Monu- 
ihtiikti in. dell* inst. di eorr. arch. •) ih deih Ki^uge, di^^sen Mtinitiung 
als Gfeifenkopf gestattet schon rSlHg orientalisich^ IWnster triedeMiolt, 
in dessen Ornamenttk ebenso Palmetten* und Vt^iiitenfbt'men, d^f 
Pflanzenwelt entnommen, YSIlig aiksg^bildet vorfedmtttteri. Von den 
umlaufenden Streifen zeigt der obei^e *fnen LSWfen odel' PAnthet, 
der einen Hirseb gefosst bat, syiAkhtstrlscb stl^ht jled^l'S'^it^ dh scbhel- 
tendes Pferd. Diese Pferde ihrer geradiihi^ ge^tr^bkt^ri Pdfrtt, die 
iickigeh Ornamente, welcbe zwischen ihileh den Orilhd iRalten, Ui^ 
Menge ton concentrischen Kreisen oben aril GetSlssbaU^, sind ebeh 
60 viele NaehklSinge der Sitesten, Vor der oHentalisit^ehdetl liegehd^ii 



Meiische ThongefSsse. Leipzig 1862. 

*) BqU. ddlMnAt. di corr. irch. 1861, 1$. ^. 

S) YoL IX, 1869, tar. V, 1. Ich erhalto eineo ^H^^Mabdruck Aeh 'NiMs r<^ri tlfchard 
Forater im den Aniiali dellMiut. 186^, 8. 172 ft. eben tibeh vbr aiBm Drtiek6 dlesefc' 
Abhandlung und sehe, dass sich Forster's Bemerkungen vollig in das bier im 
grdsseren Zusammenbange Erorterte einfiigen. Das Gefass soli roo Thera stammen 
and befindet sich jetzt bei Castellani in Nefapel. Im Jahre 1860 befand sich in dem 
kleinen HSuschen auf der AkropoHs von Athen ein Gefass mii (rreifehkopf, so weit 
die mir vorliegenden Angaben reichen, auch etwa gleicher Grpsse und so voli- 
standig in alien Ornamenten mit dem jet-zt Castellanischen Exemplare iiberein- 
•iinmrad (kun erwlhnt schon roll G'crllfil AilfnaH d«iril»st: 1837; S. 1S4 Uhd Von 
Micliaelis Gerbards Archfol. Ans. 1861 j 8. 198* t), dass tfiitii iTohf titiltlbrdern 
kann, jetBt ill Atben sich cMmM Ku 6b«rze<lgen, ob Wii^kllcb twti Wi^d^rhohingen 
einetf Oefasttes in sotekef Gfelckkeft exi^reii. Ir«f Art mtcfl Seht V^r^s^fldt ist 
sonst British Museum Vasensanimlung n. 385. 

(Couze.) 3 



22 



C o n z e 



[S26] 



^/ 



/ 



Weise. Auf derselben Tafel der Monumenti ist oben unter n. 2 ein 
zweites Gefass abgebildet, welches in seiner rein orientalisirenden 
Decoration das uber die Mischformen des anderen Gesagte recht 
deutlich zu machen geeignet ist. 

Schon nacb diesen ganz auf die Funde in griechischen Gegenden be- 
schranktenBeobachtungen muss man ammeistengeneigtsein, in derhier 
besprochenen VasenclasseProducte oder dieNachklUngevonProductea 
Yor einer durchgreifenden Beeinflussung Griechenlands und seiner Kunst 
YomOriente her zu erkennen. Vom Oriente her kam clie Pflanzenorna- 
mentik, kamen die schwungvoller stilisirten Thierbilder, besonders 
Lowe und Tiger» von disnen man begreift, dass sie den von Norden 
gekommenen Bewohnern Griechenlands wenigstens nicht von Alters 
vor ihrer Einwanderung in die Balkanhalbinsel her bekannt sein 
mochteni), vom Oriente kamen die phantastischen Mischbildungen 
der Fliigeirosse, der Greife, Sphinxe u. s. w., von dort kamen endlich 
mit alle diesem die Schriftzeichen. Die ursprilnglichen Verfertiger 
der hier behandelten Vasen schrieben noch nicht mit phonicischen 
Lettern, welche auf den orientalisirenden Vasen bald erscheinen. 
WoUte man danach eine kurze und wenigstens verstandliche Be- 
zeichnung fur die nachgewiesene alteste Vasenclasse suchen, so 
wiirde man an das Mythische anknupfend vorkadmeisch sagen, man 
wiirde das vielgemissbrauchte pelasgisch vorschlagen konnen. Indo- 
germanisch, wofiir Andere lieber das wenigstens kiirzere arisch 
wahlen werden/ hat sie Semperj^enannt. In der Richtung, welche 
diese Benennung andeutet, miissen wir uns weiter umsehen, um 
unser bisher gewonnenes Urtheil uber jene Gefasse in der That 
bestatigt, den letztgenannten einen grosseren Zusammenhang be- 
tonenden Namen berechtigt zu sehen, um den Schliissel zu finden zu 
einem noch gesicherter richtigen historischen Verstandnisse der- 
selben. 

Ich beyorworte zunachst, dass hierbei nicht wieder das alte will- 
kiirliche Spiel mit Gleichheit und Ahnlichkeit einzelner ureinfacher 






' 1 



■/■ 



^) Benfey (im Vorworte so Fick Wdrterbuch der indogermanischen Grondspracbe. 
GdttingeB 1868. 8. VHI) behaaptet, nicht die Spar eines Urnamens fiir die be- 
deutensten asiattschen Raubthiere, Lowe and Tiger, finde sich in den indoger- 
manischen Sprachen. Vergl. Forstemann in Kuhns Zeitachr. fiir yergl. Sprach- 
forschung I, S. 49K f. 499. 



[527] Zar Geschichte der Anfinpe ip'iechischer Kunst. 23 

Formen, die sich alluberall wieder finden, getrieben werden soil. Dass 
der Maander^ die Zickzaeklinie u. s. w. da und da und da auch sonst 
Yorkominen, in uralten Werken zumal und bei Volkern mit unent- 
wieke1terKunst» das zu bemerken, daraus ii^endEtwas zur geschicbt- 
lichen Beurtbeilung derjenigen Vasen, welche allerdings in ihren Or- 
namenten vorzugsweise diese einfachen Forroen tragen, zu gewinnen, 
weisen wir ganz von der Hand. Aber Folgendes ist etwas wirklich 
Bedeutsames. Vdllig dasselbe Gesammtsystem der verzierenden 
Bildnerei, sozusagen dasselbe ganze Geriist mit seiner eigenthiim- 
lichen Art der Fugung, innerhalb desselben dann dieselben Einzei- 
formen, iineare Zeichnungen und Thierbilder, zugleicb ferner — und 
das rerdient besondere Beaehtung — dieselbe Ausscbliessung alier 
stiKsirten PflanzenbiJdungen, wie wir sie auf den betreffenden altesten 
Vasen griechischer Fundorte gewahren, charakterisirt die gesammte 
Kunstubung der nordeuropaischen Volkerscbaften , als sie schon 
Bronze und nachher Eisen bearbeiteten, aber ebe sie in engere Be- 
ruhrung mit dem asiatisch-mittelmeerlSndischen Culturkreise traten 
und ibre Kunst vor dessen uberwaltigender Uberlegenheit wich. 

Wenn icb die aus zahllosen Funden bekannten Arbeiten der 
Bronzezeit und der beginnenden Eisenzeit Nordeuropas mit jenen 
altesten Vasen griechischer Fundorte in Bezug auf die Ornamentik 
yergleichen will, so fuhre ich am liebsten gleich eine ohne alle 
Absicht hier fiSr uns Beweismittel liefern zu woHen gemachte Zusam- 
menstellung der Elemente nordiscber Ornamentik der Bronzezeit an» 
z. B. in Sackens Leitfaden zur Kunde des heidnischen Alterthums 
(Wien 1865), S. 102. Da finden wir den Ring in Reiben gestellt, 
[aber auch einzeinen hanfig], mit dem Punkte inmitten oder einem 
Kreuze gefullt<)* einfach oder mehre concentrisch vereinigt; wir 
finden die Zickzaeklinie, die in horizontaler, senkrechter, scfarHger 
Richtung gestellten gestreiften Bander, ebenso die Raute, die S-for- 
mige Verzierung [auch das Schachbrettmuster kommt vor]. Wir 
baben auf unsern griechischen Vasen eine bestimmte Art der 
Zeichnung der durch schrSge Linien verbundenen gereihten Kreise 
kennen gelernt; genau auch in der FQhrung der Hand so hergestellt 



^^1^1* ^9 radfdnnipe Form i. B. Lindenachmit die Alterthomer unaerer heidniachen 
Vorzeit. 2 Bode. Mains 1864. 1870. I, I, 7. IV, 4. X, 7. H, V, 4. XII, 2. 

3* 



24 CoQ^e [»»8] 



^ i^t dieselbe, z. B. auf Knochenstuokea QOc<ltsch«n Fundes g;9wSJkiiIiiebv 
Pfljanzliche Gebilde, sagt Sacken, kommpQ gar nicht vop^ was. aoab 
^ilson, Lubbock* Trojon als charakteristiscl) b«tOBtan». Das Letzt^e 
9llein ist in d^r That genugend, urn die Verkebrti^eit dev Aa^ 
naJuiie 2u zeigen, die Masse der nordisebea Broazearb^iten s^ea 
in ibrer G;esammtheit phonicischen i) oder auch etiruskischen ^ 
Ursgruogs, Als eine die Regel des Fehleos von Pflanzentopmea* ^ie 
y(\x saheu, nicht erschutteirnde Au^nahme fanden wir auC jeae alt^ 
gi;iechLscben Yasen gaoz vereinzelt, dannaber ganz primitiy uod zuoi 
Uatei;schiede voa orientali3chen Formen ohne deren Stilisirung fiaichr 
gebildete ^weige mit Slattern; gapz ebenso ausnahmsweise und daoQ 
ip derselben priinitiyen Gest^It finden diese sich auch auf eiii^lnen 
nordjsph^n Fundstueken, z. B, der bei Wa^gen im Bodensee mit 6e* 
genstaj)4en sogar der Steinzeit gefuodeneii Vase (Troyon habitations 
lacus^res. Lapsanne 1860. pi; VII, 35. S» 42). Merkwiirdig aiiefa:iin 
Gegensiaodc; zusammentrefTend sind, wie Saeken mir noch bfssoiider^ 
bemerkt, die symmetrisch. einander gegeniibergestellten zwei Pf^rd^ 
mit einer Krippe auf zwei der griechischen. Gefsisse und iii einer 
Bronze des fjir unser gauzes Them^ mir sebr lehrreieh. gewor^enen 
HallstadterFundes'); ferner beruht auf demselb6ngros8en.Z.U6ammen^ 
hange das, Vorkommen des Pferdes mit dem Vogel im leeren Raqme 
drjiber ^uf den griechischen Vasen und* wieder auf einem galliachea 
Ziegelstempel ^), womit ^uch. die Haufigkeit desselbeii Typus auf 
galli^jcben Miipzen zusammenhangt Wir geben weiter und fiiiden* 



^), Si) MTO^lU r^l^90i^,(A>® Ureinwohner des skandinav. NordeiuB. Aua dem Schireditoben^ 
I^afi^b^^. 2f Apsgaba. 186Q.) ^l^^uben macben, so spinat Rottgemont dea.FA^^n 
weiter (die Bronfexeit oder die Semiten. im Occideot. Ubersetst von Reerlf 
Gutersloh 1869.), dazu sagte a. A. Petersen ja (Gott. gel. Anz. 1865, S. 961 ff,). 
An Protesten bat es nicht gefehlt; treffend ist der von John Lubbock (pre-historic 
timfs. London 1865. S* 49), besonnen sind die Entgegnungen von Wibel (4ie 
Kpl^ur der Bronzexeit Nordr und Mitteleuropas. Kiel 1865.) 

^j . Li^d.enscl^it die Alterthiimer unserer heidnischen Vorzeit. 11^ HI zja TaC* ^ BeUageu 
Auch hiergegen isi, Wibel (a. a. 0.) voUig im Rechte, wShrend Wiberg (der Einflu89 
der classischen Volker auf den Norden. Deutsch von Mestorf. Hamburg 1867.) 
zwar sich der Nilssonschen Phoinizier, nicht aber der von Lindenschmit etwas 
zu sebr in den Vordergrund gestellten Etrusker zu erwehren weis. 

*) Sacken das Grabfeld von Uallstadt. Wien 1868. 

*) Revue arcbeol, N. 8. XV. 1867, pi. 1. 



[S29j Zar GeachichCe der Aafinfe friechisciier Ransl. 25 

da«s die Gesaiiiiiitei«theiliing der lu TenierendeQ FYache in parallel 
horizontal umiaufeiide Banden und d«ren Theiiung id Fdder durch 
seakreehte linien im Nordcn ebenso yorberrseht, wie auf den gn^ 
ehischoB VasoB, dass feroer die Beyorzugung des oberstt n Theites 
des 6^ssk5rpeF9 beim Veriieren dort sieb ebeaso findet, ja im 
Zasammonbaoge bievmit findet sieb aacb die ta eioe obere vmA 
llnt^re Abfiobragiwg getbeilte Gefaasfonn «) im Norden wie anter 
diesen Gefissen grieeUscbtn Fnndorts wieder; die obere Ab- 
aqhpraguQg tragi daaji bier wie dort das HaaptarMmeDt. Die Uater- 
4St^ Taf. VU. 1. 2. VIU. sind mit dem HaUbtadter Untersatze aas 
£rz (Slnck^Q a. a. 0. Taf. XXII, 3) die Pferde auf dem Deckel 
Loodon 2572* mit doA SalUtadter Broazoexenfilaffeft yon Pferden 
(Saeken a. a* 0. Taf. VUI» 2. XV, S) zuaammenzusldles. 

So steben die Verfertiger jener altgriechisehen Gefasse gans \ 
aaf der beaeiebneten Kanststufe ibrer nordiadhea: Staoimesyer- \ 

wandten a<id mm wird die Gleiebheit mil guter Zurersicbt aiif ge* 
meiAsame Mitgift aa Kuostfertigkeit seben voa ibrer gemeiiuamen 
H^imat ber aosebenF dOrCeiK Dass die, wie wir saben, fiir diese ganae 
KuDstweue zu Grunde Kegende Tecbnik der Weberei und der yer- 
waodtea Fertigkeiten im Besitze. der Iftdiogejtmanen scbon vor ibrer \/ 
TreaaQng w»r, baben die spraebwisseosebaftlicbea Untersuichungeir a) 
gezeigt Man wird in das Kulturbild j«ner Urzeit, wie es namentlicb 
Kuhn als erkennbar zeigte, zu Allem was dazu die Sprach- und 
Mytbenforsehung geliefert hat, aueh einen Vorralh yon Kunstformen 
und eia System ibrer Verwenduag aufiaebnen diiifen, wie es uns 
die nordei^ropliisehen Punde der Btronziezeit >), weliebe doch am wahr- J 
scbeinliqhsten mit dem Auftreten der Indogermanen anhebt^), in/\. 
gleifiher Weise wie jene ifidQ-germaflisch-griecfaischen Thongefasse 



1) y.erffl. a«ck di» ^orm bei Iiindenaobmil. n. a. Q.. Band. II, Hett K TiatV 1. 

^).PicF!tet origine* inilorettropeeiinepv Paria, lSSia» lU S. 1S5 ff..Bpuno KaeiMl Gbliur- y/ 

zustand dejT) indogermuutcl^ev VdJjLer vor ihren TreDnung. Nstumburg^ir (lymnasial- 

prog|>amin i(S67.,S. 17 f. 
') Dasa auch Griechenland seine Bronzezeit hatte, ist mehrfach bemerditf so vod 

Chriatian PetorsoQ iiber. das, l^rhliltiiissi de» Br^nuaalUtrft zur biafcorii Zeit. bei den 

ydlkern dea Aitertbuynas.- Festgaba zniva. BoDour Uoiversiiatsiubilaaini Hamburg 

laes. S. iS ff. 
*) SjcUeichen in pUdebranda Jabrb. fiir NftiionaldkoaonLie und. Siataatik. i, Si 4ilO. 



26 Conze [^30] 

noch aus der geiiieinsamen Quelle abgeleitet aufwcisen. Zudenpelas- 
gischen Culten ohne Gotterbilder passt eine so beschrankte Kunst- 
weise vollig. Vergleichen wir nun freilieh die Technik der nordeuro- 
paischen und jener verwandten grieehischen Thongefasse, so steht 
/ da das griechische Fabricat schon hoher; die Farbstoffe und ihre 

Anwendung kommen so imNorden nichtvor, auch die tektonische Form 
der grieehischen Gefasse ist vollendeter. Hier sehen wir also schon 
eine partielle Weiterbildung i), wie die einer besonderen, von den 
verwandten sich loslosenden Sprache. Es scheint also, dass die Grie- 
chen, welche spater dem kiinstlerischen Triebe eine so ungemein hohe 
Entwicklung gaben, dem orientalischen Einflusse weit fruher zwar, 
aber unter giinstigeren Verhaltnissen bereits entwickelter entge- 
gentraten, als die Nordlander der etruskischen und romischen Ein- 
wirkung. 

In Griecheniand hatte diese fiirltalien ebenfalls vorauszusetzende 
und in einzelnen hier jedoch nicht zu verfolgenden Spuren auch noch 
nachzuweisende a) Kunstweise friih ein Ende, sobald die Beriihrung 
mit dem Orient inniger wurde, jedenfalls schon* im zweiten Jahr- 
tausend vor Chr. Wie Griecheniand wurde Italien schon zur Zeit 
der Etruskermacht dem orientalischen Culturkreise gewonnen. Na- 
mentlich von Italien, vonEtruskern und erfolgreicher von denRomern 
getragen, unter unmittelbarer Mitwirkung der Griechen namentlich 
auch von Siidfrankreich her und gewiss auch hie und da der Pho- 
■s/ \ nicier im Westen, drang dann erst viel spater und langsamer die 
' Wirkung dieses nun orientah'sch-mittelmeerl^ndischen Cultur- und 
Kunstkreises gegen Nordeuropa vor. Reichlich tausend Jahre linger 
als in Griecheniand blieb man dort in der einfachen, auf indoger- 
manischerMitcrift beruhenden Kunstiibung befangen, von derenArbei- 
ten desshalb so ungleich zahlreichere als von den verwandten griechi- 



1) Solche Unterschiede finden sich nicht, wenn man die Funde aus der Bronzezeit 
in der Schweiz und etwa in Danemark verg^leicht, was schon von LyeU (the geo- 
logical eWdence of the antiquity of man. London 1863. S. 21) als ein Beweis fur 
eine sehr gleichformige GiTilisation in ganz Gentraleuropa in jener Periode 
betont ist. 

^) Ein Grabfund in Gorneto erscheint nach dem ersten Berichte wichtig. Bull, 
dell'inst. 1869, S. 258 AT. Nach brieflicher Mittheilung Helbigs'wird das Ganze 
leider nicht zusammen bleiben; die Waffen sind Ton der romischen Regierung 
fur das Museum Gregorianum angekauft, das Ubrige soil vereinzelt in den Handel 



[o^i J Zur Geschichte der Anfiin(^e (^riechischer Kaust. 27 

schen, die wir dennoch nachgewieseo zu haben glauben, aufuns 
gekommeo sind. Im gleichen Verhaltnisse der Haufigkeit und Seltea- 
heit stehen die Funde der Steinzeit im Norden gegeniiber denea 
gleicher Art in Italieii und Griechenland. 

Die Funde romischer Arbeiten, Bronzen, Mdnzen u. s. w., un- 
mittelbar unter einheimischen Fabricaten uber den ganzen Norden 
Europas bis nach Skandinarien hinauf, zeigen uns deutlich die zuerst 
in Handel und Verkehr vereinzelt herannahenden Einwirkungen, 
denen dann die mSchtige Unterstutzung der r5mischen Waifen, end- 
lich die Ausbreitung des namentlich auf kiinstlerisehem Gebiete eng 
mit romischer Cultur rerbundenen Christenthums den letzten un- 
widerstehlichen Erfolg sicherten. Ehe die R5mer aber so in den 
Vordergrund traten, waren es, wie gesagt, die Etrusker von Italien, 
die Griechen yon Stidfrankreich, vermutblich auch die Pboinicier von 
Spanien aos, welehe den Vollzug desselben grossen geschichtlichen Pro- 
cesses begannen. Namentlich die etruskischenEinwirkungen stehen uns 
wiederum durch einzelne Funde im Norden, so den yon Grachwyl 
im Canton Bern, den yon Hailstadt in Oberosterreich, den hei Diirk- 
heim a. d. Haardt und bei Nidda in Oberhessen i) und andere, deut- 
lich yor Augen. Die HallstSdter Arbeiten gehoren der grossen Menge 
nach der einheimischen Kunstweise an, sie bieten durchaus Ver- 
gleichungspunkte mit den besprochenen altestgriechischen Vasen ; 
aber jedenfalls e i n Gefdss ist darunter, dessen stilisirte Thierfiguren 
sicher, wie auch Sacken>) annahm, etruskischen Ursprung kund 
geben. Diese etruskischen Einwirkungen haben offenbar, zu keiner 
weitreichenden yolligen Uberwindung der einheimischen Kunst- 
weise desNordens gefiihrt; erfolgreicher muss schondieBeeinflussung 
gallischen Kunstbetriebsyon Massilia und den benachbarten Griechen- 
stadten aus gewesen sein; ich erinnere nur an die Miinzpragung. 
Die Entscheidung war auf alien diesen Gebieten erst den Romern 
und jenseits der auch den Romern gesteckten Grenzen dem Christen- 
thume yorbehalten. Im hoheren Norden blieb also noch die langste 



kommen. Vergl. ferner den durch Biondelli in das Museum zu Mailand gekommenen 
Grabfund von Setto - Calende. Rerue arch^ol. N. S. XVI. 1867. S. 280 ff. 
Taf. XXI. 

1) LiDdenschmit die Alterth. unserer heidn. Vorzeit 1, II, 3. IK II, 2. V, 2. 

*) Das Grabfeld von Hailstadt. Taf. XX, 4. XXI, 1. S. 96 f. 



28 



C o n £ e 



[S3ft] 



/ 



\:r: 



y 



I 




Frist fiir die Ubung der einheimischen Weise, die dort daher noch 
zu der zopfigen Ausgestaltung, welcher die verschlungenefi und tnit 
Schlangenleibern durchsetzten Liiiearornamente derEisenzeiti) eigeti 
sind, gelangte. Derselbe Vorgang aber« weloher im Noirdeb Europas, 
im grossen zusammenhangenden Korper des Erdtheilsi so rerhdltniss- 
massig spat zum Abseblusse kam, war auf den losgelosten Halbinsel* 
gliedern Griechenlands und Italiend und auf den anliegend^n Inseliflk 
einem zuganglicheren und empfanglicheren Oebiet^, schon iiber eiii 
Jahrtausend fruher vollendet , Die Zusammengehorigkeit beider Rie^ 
senschritte der Civilisation kann desshalb aber doch nieht verkannt 
werden. In Italien kennen wir namentlich^ als aus orientalischer Ein^' 
wirkung erwachsen, die altetru^kische Kunst, in Grieehenland die 
Kunst der vordorischen Zeit^ die besonders in Peloponnes, yor Alleitt 
in Argos ibre gewaltigen Trumroer, dann aber auch die Menge der 
orientalisirenden bemalten Vasen hinterlassen hat. Mit dieser Periode 
sind wir jetzt gewohnt die Dafstellungen der Geschichte del* grie-^ 
chischen Kunst beginnen zu sehen ; der historische Werth der nach'- 
gewiesenen alteren Vasenclasse liegt nun also darin^ dass wir nament-^ 
iieb dureb sie in den Stand gesetzt sind, die Kunstweise der in Grie-^ 
ehenland altera nsSssigen Stamme, die dann TOr der orientalischen 
Weise erlag, aber wesentlich gleiehartig mit der Kunstweise der 
verwandten nordeuropaidchen Volker war» tiocb zu erkennen. Wir 
sehen hierin das GHed, welches in der Kette des gescbichtlichen 
Zusammenhanges die beaondere griecbisebe Kunst mit der allge^ 
meinen der librigen indogermaniseben Volker verbindet Es bildet 
sieb jU> eine Folie» auf der die orientaliscbe, eine Zeit lang in Grie^ 
ehenland herrschende Kunstweise sieh deutlieher abhebt ; wir sehen 
bestimmter, wie diese orientalisehe Kunstweise doch nieht der eigenl^ 
liche Anfang war, sondern nur eine befruchtende Einwirkung iibte, 
aehen einigennassen wenigstens deutlieher, was das Neue war, das 
init der fremden Weise naeh Grieehenland kam. 

Es ist schon oben auf diejenigen Vasenmalereien hinge-^ 
wiesen, welche uns den allmaligen Process der Verdrangung der 
alteren Weise durch die fremde neue im Einzelnen zeigen, dabei die 



1) Als eiite Aenere Pubtication tt«tiii« Mi he\af4€fi^^6e (hcttt Jllotlftflins reoMins 
from the iron age of ^mdinavith Siockb«l«i 1S69^. 



<) Verwandte Ornamenfe in Stein faiid Newton in den Kainen von Agios Fhokas auf 
Rhodes. Travels in the Levant I, S. 203. 

(Conze.) ** 




/ 
J 



[533] Zar Geachichte der Anflla^c griechischer Knnat. 29 

unyermeidliche Mischong der beiden Weisen, bis wie beim Zusam- 
menfliessen zweier Flusse verschiedenfarbigen Wassers die Farbe 
des' scbwacheren immer mebr verschwindet. Hier werden noch 
weitere Beobacbtungen zu machen sein. Wenn aus den grossen 
Bauten yon Mykenai die orientalisirende Ricbtung uns entgegentritt, 
aus den Scherben der dort gefundenen Tbongefasse die alterein- 
beiraisebe Weise bervorbiickt, so konnte man, Gleicbzeitigkeit vor- 
ausgesetzt, wobi denken, dass der volkstbiimlicbere Betrieb der 
Topferei nocb am Alten bing, wibrend fnr das Herrscberbaus nacb 
fremder Mode gebaut wurde; aber aneb in den Reiben yon Kreisen, 
in den Zickzaeklinien am Tbore des grossen Grabbaus i) erscbeinen 
die Formelemente der einbeimiscben Weise. Fur diese Formen bietet 
zwar die yorderasiatiscbe Kunst aucb einzelne Analogien, vielleicbt 
stnd sie aber docb so zu erklaren, wie die aucb aus jener nordeuro- 
paiscben Formensprache in die sonst ganz romaniscben Bauformen 
der normanniscben Kircben bineiugeflossenen Zickzackornamente und 
wie jene ungetbiimliebe Ornamentik, die, aus der letzten nordiscben 
Verbildung der altesten indo-germaniseben Kunstweise entlebnt, be- 
sonders in gewissen Manuscriptyerzierungen ein sebr uppiges Nacb- 
leben entfaltet, wabrend sonst schon durcbaus romiscbe, romaniscbe 
Form, am deutlicbsten ja in der Scbrift selbst, berrscbend ge- 
worden war. 

Jedenfalls muss man das immer mebr yerkiimmernde Nachleben 
der alteren, vor der orientalisirenden eriiegenden Kunstweise im ^ \ 
Auge bebalten, wenn man die yon uns angenommene Altersbestim- 
mung der ganzen Art und Weise der betreifeuden Vasenmalerei nicht 
verwecbseln will mit der Frage nacb dem Alter der einzelnen uns 
erbaltenen Exemplare. Da wird es gut sein sicb aucb daran stets 
zu erinnern, dass gerade in der griecbiscben Vasenfabrication auch 
spater eine altere Weise nie kurzweg durcb eine neue abgelost 
wurde, sondern dass beispiels weise bekanntlicb nocb sebr lange 
scbwarze Figuren gemalt wurden, nacbdem scbon die bessere und 
zuletzt allein sicb bebauptende Tecbnik der bellthonfarbnen Figuren 
auf scbwarzem Grunde in Ubung gekommen war. Viele einzelne 
Vasen mit scbwarzen Figuren konnen gleicbzeitig mit denen mit 



^':- 



30 Conxe. Zttr ^eschiebte der Anfiisge grieobischer Kiiiist. [^^4] 

hellen Figuren, ja konoen jiinger als viele von die^en 8ein» ohoe dass 
es Jemand daruro fur weniger sicher balten wird, daas die Malerei 
von Vaseo mit sckwarsen Figuren im Ganzen die altere gewesen ist. 
Die Anwendung dieses Beispiels auf den Gegenstand unsererBe- 
spreekung liegt auf der Hand. Wir besitaen wirklich noch viele von 
denGefassen mit jener Bemalung primitiven Styls, die in ikrergansen 
Art den Eindruek einer spaten Verfertigung mit nur handwerksmasi- 
sigem Festhalten einer althergebraehten und immer roebr verwischten 
Manier maoben. Die Toplerei war ja auek durchaus keine fiihrende 
Kunst. Diese Chsse von Arbeitera koonte besonders leicht an dem 
sonst ganz Aufgegehenen nocfa bangen bleiben. Namentiieb macben 
mir die verwandten auf KyprQ9 gefhndenen Gefasse, welebe ieh sab, 
diesen Eindruek. Kypros war ja einer jener WinkeU wo sicb AUer- 
tbiimliebes zul^tzt alaFratze besonders laage erbielt. Ob ein einzelnes 
Exemplar friiber od«r apater gemacbt ist, dieae Frage bat aber iiber- 
baupt geringe Bedeutung. Hag aueb bein einziges der uns erbaltenen 
Gefasse in das zweite Jabrtaosend vor Cbr. zur(iekreichen» das Ge- 
sammtbild einer so hoebalten und waiter zuriiekreiebenden Kunst- 
weiae bewahren sie uns alle zttsammen^genommen doeb. 



Conze . Zur (ieschichte dm- Anffin^e griechisclier Kunsl - Taf.l. 







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iun^ib.d.k.Akad.d,V.phiIaa.lii9tai.n.l}[Iv:Bil.2.Hi>fl.lS70. 



fimze. Lw CiesrhirlilP ,|pr Aiifun^'.- grit.-hischPr Kuiist . T:i1 



SiliKKgnli (l.k.Akait.d.^V.i>liilo».liJ!>tor.l'1.lXn'.Bd.2.neft.1870. 



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.i.V,,\k!id.d.W,|)hilnB.hi»lor.i;i.LXn'.Bd.2.Hert.l8T0. 



fonzp. Zur (ieN-liichle dor AnfiiiaV gritchisclier Kunsl ■ Ti.f.lV. 



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tonze ■ Ziir OeHt^hichte der Anfan^e grieclii seller Kunsl . Taf.V. 



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Silauii^.h,d.k.Akad,dXphilBB.hii.tor,Cl,LXlir.Bd.2.Heft.lS70. 



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Coiize . Ziir GfKthinlile der Aiiltine'e ^i-iecliiiirher Kunsl. . Taf . V 



,SHi!iiiiM.il.tt.Akail-ti-V |iiil1«s liiatut.Cl.LXIV.IW.a.lUfl.lSTO, 



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Conzp . Zur Geschiclitc def Ani'an^e griei' hi seller Kunsl . Taf . Vll. 



Siliun^>b il.k.AkarI.dX(.lillu5.hialor,(;l.LXir.B(l.:.HH(t.T670. 



. Zur fteschirlite der Anfan^e griecliischer Kuns 




jn^Bb.il.k.\karI.d.¥.pbiloa.' 



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fonze. Ziir OeschicKte der Anfan^e griecliischer KunsL . Tar.lX. 



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Silaun^sb. d.k.Akad, d.V.pliiloa.liUlot. CI. UlV.Bd.2. Heft, 1870. 



Conze . Ziir Geaciiichte der Aiif£ii|e griechiHcher Kunat . Taf.X. 



Sil)iuiiMb.d.k.Akad.d.W.!ihilos,Hatot,n.LXlV.Bd.:.H<.ft.l870. 



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, Zur ftcschichte dor Anfange griechischer Kunal. Taf.XI. 




Sitiuiig>b.d.k.Akad.d.V.|ibilaK.Mito 



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