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Full text of "Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden"

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Al Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. aaanior Instiy,, I 
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/ $7 Y Von Dr. Emil v. Marenzeller. { 8 

Ft ) (Mit 7 Tafeln.)  e RS 
INYZ. u RR @tional Musetz 

u (Vorgelegt in der Sitzung am 23. April 1874.) > 


Stellt man dem farbenprächtigen lebensvollen Gemälde, das 
uns Eduard Claparede über die Annelidenwelt des Golfes von 
Neapel entrollte, die bisher von Grube, Ehlers u. A. in der 
Adria gefundenen Arten gegenüber, und behält man die beste- 
henden Beziehungen zwischen dem Thierleben des westlichen 
Mittelmeeres und der Adria im Auge; so eröffnet sich eine weite 
Perspective für den gleichen Zweig der Fauna unseres Meeres. 

Ein vierwöchentlicher Aufenthalt m Zaule (Ostküste der Bai 
von Muggia bei Triest) während des Monates August 1572 bot 
mir Gelegenheit dies zu bestätigen, indem ich theils einer Reihe 
von bisher nur aus anderen Localitäten bekannten Formen, theils 
noch unbeschriebenen begegnete. Neben der ausführlichen 
Schilderung der neuen Arten gebe ich im Nachfolgenden auch 
Ergänzungen zu älteren Beschreibungen, wo einer grösseren 
Schärfe der Diagnostik oder dem Fortschritte Rechnung zu tra- 
gen war. Einzelne Arten wurden eingezogen, die verwandt- 
schaftlichen Verhältnisse anderer vorläufig hervorgehoben; in 
einem Falle ergab sich die Nothwendigkeit der Benennung einer 
mir nur aus der Literatur bekannt gewordenen Art (Polynoe 
Johnstoni n. sp. aus dem atlant. Ocean für die P. scolopendrin«a 
autorum non Sav.). Es war mein Bestreben, stets mehrere 
Individuen einer Art in den Kreis der Beobachtung zu ziehen 
und die allgemeinen Verhältnisse nach dem lebenden Thiere so- 
fort im Bilde zu fixiren. 

Sämmtliche Abbildungen auf den beigegevenen 7 Tafeln 
sind, mit Ausnahme der Fig. 2 auf Tafel I, der Fig. 3 auf Tafel 
VII und der Borsten, ein ausgeführter Theil der an Ort und Stelle 

1 


2 v, Marenzeller. 


angefertigten Skizzen. Selbstverständlich setzte die kurze Ar- 
beitszeit gewisse Schranken. So kommt es, dass ich zunächst, 
wiewohl die übrigen Familien von mir nicht vernachlässigt wur- 
den, nur die Polynoiden (5 Arten), Phyllodoeiden (4 Arten), 
Hesioniden (2 Arten), Syllideen (13 Arten), Eunieiden (3 Arten), 
Nereiden (1 Art), Opheliiden (1 Art), Amphieteniden (1 Art) und 
Ampharetiden (1 Art) berühre. 

Von diesen 31 Arten sind 10 überhaupt neu: Polynoe lam- 
prophthalma, Polynoe crassipalpa, Grubea dolichopoda, Syllis 
macrocola, Odontosyllis virescens, Pterosyllis plectorhyncha, 
Proceraea luwxurians, Proceraea brachycephala, Armandia oligops, 
Melinna adriatica. 3 Arten waren bisher nur von anderen Loca- 
litäten bekannt, 6 hievon bereits aus dem Mittelmeere (Neapel, 
Port St. Vendres, Cannes): Polynoe reticulata, Sthenelais fuli- 
ginosa, Eulalia pallida, Paedophylax claviger, Sphaerosyllis 
hystriw, @rubea pusilla; 2, die Nereis diversicolor OÖ. F. Müll. 
und die Marphysa Bellii erst aus dem atlantischen Ocean. Mit 
der oben angeführten Art erscheint die Gattung Melinna zum 
ersten Male im Mittelmeere. 

Der grösste Theil der von mir untersuchten Anneliden waren 
kleine Formen, — 2—20 Mm. lang — alle aber gehören der Litto- 
ral-Fauna im strengsten Sinne des Wortes an; denn ich habe sie 
an Stellen, welche die unbedeutende Ebbe trocken gelegt oder 
mit nur wenig Wasser bedeckt lässt, gesammelt oder von Steinen 
und Algen abgelesen, die mit der Zange heraufgeholt wurden. 
Das Maximum der Tiefe war die Länge der Zangenstange 
6—8. 


Polynoe lamprophthalma n. sp. 
(Tafel I, Fig. 1.) 


Körper 3:5 und 7 Mm. lang, mit den Borsten 1-5 und 2:5 Mm. 
breit. Gegen den Kopf im ersten Viertel, gegen das Leibesende 
in den zwei letzten allmälig verschmälert. Selbst die mit Elytren 
bedeckten Thiere vollkommen durchsichtig, farblos; der Kopf- 
lappen allein gelblich. Die Anhänge des Kopflappens, des ersten 
Segmentes und die Rückeneirren in ihrer oberen Hälfte mit un- 
durchsichtigen schwärzlichen Stellen. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 3 


Der schwach gewölbte Kopflappen (Fig. I k) hexagonal, 
breiter als lang, mit sehr schmalem, glasigem Saume und nament- 
lich deutlich abgerundeten Vorderecken. Der mässig ausge- 
schnittene Vorderrand nimmt das Wurzelglied des unpaaren 
Fühlers auf. Der Hinterrand ist fast geradelinig. 4 schwarze 
Augen. Die vorderen sind oval, grösser als die hinteren und lie- 
gen ganz in den seitlichen Ecken des Kopflappens, ragen aber 
etwas in die vordere Hälfte desselben hinein. Sie convergiren 
nach vorne. Dicht hinter ihnen, aber mehr nach innen gerückt, 
liegt das zweite Augenpaar, nach hinten eonvergirend. An den 
lebenden Thieren war das Schwarze der hinteren Augen kaum 
in einem Drittel der Ausdehnung der vorderen Augen sichtbar, 
‚das Uebrige war durch einen breiten metallisch glänzenden, 
irisirenden Ring verdeckt. Mit diesem eigenthümlichen, sehr. 
auffallenden Augenringe waren’sie um Weniges kürzer und dar- 
um rundlicher als die vorderen. An den in Weingeist conser- 
virten Exemplaren konnte man bei Beleuchtung von oben noch 
recht gut diese Verhältnisse erkennen, wenn auch der metallische 
Glauz verloren gegangen war. Lichtbrechende Körper in den 
Augen habe ich nieht beobachtet. 

Der Kopflappen tragt 3 Fühler und 2 Palpen. Der un- 
paare (us) ist mit seinem Wurzelgliede, das in dem Ausschnitte 
des Kopflappens liegt, fast dreimal so lang als dieser und ragt 
überhaupt weiter vor als die Palpen und Fühlereirren. Er ist 
eylindrisch, in seiner hinteren Hälfte ziemlich gleich breit, nur 
mit etwas concaven Seiten, dann verdickt er sich oberhalb der 
Mitte etwas und erst im letzten Viertel verschmächtigt er sich 
plötzlich zu einem dünnen Ende. Wo die Ausbauchung statt- 
findet, ist schwärzlich bräunliches Pigment eingelagert. Die 
paarigen Fühler (ps), mit kurzem Wurzelgliede unter dem 
Vorderrande des Kopflappens entspringend, sind etwas länger 
als der Kopflappen, nahe zu 21/, mal kürzer als der unpaare, 
flaschenförmig mit einem schwärzliehen Pigmentflecke in ihrer 
Mitte. Den drei Fühlern fehlt wie allen übrigen Anhängen jeder 
Stäbehen-Besatz — sie sind vollkommen glatt. 

Die Palpen (p) sind kürzer als der unpaare Stirnfühler und 
die dorsalen Fühlereirren (d f). Sie sind bis zum letzten Viertel 
ziemlich eylindrisch. Am Ende des dritten Viertels ist dunkles 

1* 


4 v. Marenzeller. 


Pigment eingelagert. Oberhalb dieser Stelle zieht sich das Ende 
zu einer dünnen Spitze ein. Die Palpen zeigen Andeutungen 
von Querrunzeln, sind aber ebenfalls vollkommen glatt. 

Der Körper bestand bei einer Länge von 7 und 3:5 Mm. aus 
32 und 20 Segmenten. Das Buccalsegment ist von oben 
nicht sichtbar, ruderlos und tragt 2 Paar Fühlereirren. Der 
dorsale Fühlereirrus (df) hat das Aussehen des unpaaren 
Fühlers und ist absolut nur um Weniges kürzer als dieser, aber 
länger als die Palpen. Der ventrale (v f) hat mehr die Ge- 
stalt der paarigen Fühler oder der Rückeneirren, ist kürzer als 
der dorsale, jedoch länger als die Palpen. Auch die Fühlereirren 
sind glatt. 

Die Segmente sind im Allgemeinen nicht ganz halb so 
lang als breit. Vor der Leibesmitte sind sie etwas breiter als 
hinten, die Ruder dafür kürzer, während letztere später etwas 
länger werden, so dass die Totalbreite des Körpers inclusive die 
Ruder nicht wesentlich alterirt wird. Die 10 letzten Segmente 
verschmälern sich suecessive. | 

Die Ruder (Fig. 1 4) sind gerade weggestreckt, mit Aus- 
nahme der ganz vordersten und hintersten länger als die Seg- 
mente breit. Von oben gesehen erscheinen sie eonisch, da ihre 
Basis breiter ist als das Ende. Der obere Ast («) ist nur ein 
papillenartiger Fortsatz, in den eine Acicula eindringt. Der un 
tere spaltet sich an seinem Ende in 2 Lappen, von welchen der 
hintere kürzer ist als der vordere. Beide fallen abgerundet nach 
unten und innen ab. Er besitzt ebenfalls eine Acieula. Dem 
oberen Aste fehlten bei beiden Individuen die sonst hier 
auftretenden kurzen Borsten. Es mag späteren Funden vor- 
behalten bleiben, dieses so abnorme Verhalten als etwas Con- 
stantes hinzustellen. 

Das zwischen den beiden Lappen des unteren Astes austre- 
tende Borstenbündel umfasst 14—18 einfache Borsten (Fig. I 
B). Sie sind alle zweizähnig an der Spitze, nur die oberste oder 
(lie zwei obersten in dem Bündel (Fig. 1 B «) zeigen hievon erst 
eine Andeutung. An der Schneide sind alle mit Dörnehen be- 
setzt, ebenso in wechselnder Ausdehnung am Rücken, mit Aus- 
nahme der durch Kürze und Breite des sägeartigen Endes aus- 
gezeichneten Form y, die nahezu die Hälfte des ganzen Bündels 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 5 


ausmacht und einen vollkommen glatten Rücken besitzt. Die 
vier Formen der Borsten («, 3, y, 2 Fig. 1 B) stehen in dem ver- 
tical gestellten Bündel von oben nach abwärts nach der Reihen- 
folge der Buchstaben. 


Auf dem Rücken der Ruder findet man etwas nach hinten, 
die Träger der Elytren und Rückeneirren. Das grössere Indivi- 
duum. hatte 14 Paar Elytren am 2., 4.,.5., ,.....28.,26., 29. 
Sesmente; das kleinere nur J Paare am 2.,4.,5.....19., 17. 
Die Elytren (Fig. 1 C) sitzen dreieckig-ovalen Trägern auf. Sie 
sind unregelmässig rundlich, rundlich länglich, meist mit etwas 
ausgeschweiftem Vorderrande, vollkommen glattund dureh- 
siehtig ohne Papillen und Pigment. Ein zartes Netz feiner 
Nervenfäden und kleiner Ganglien, das seinen Ausgang von einer 
grossen Ganglienzelle im Centrum der Elytren nimmt (Anhef- 
tungsstelle an den Träger), gibt ihnen ein geadertes Aussehen. 
Die Elytren berühren sich mit ihren medialen Rän- 
dern nieht — die Mitte des Rückens bleibt frei — und 
reichen lateral bis nahe an das Ende des Ruders. 


Die Rückeneirren (Fig. 1 Ar c) sind eylindrisch-faschen- 
förmig mit dünnem Ende. Auch sie sind vollkommen glatt und 
zeigen, bevor siein das dünne Ende ausgehen, einen dunklen 
breiten Pigmentfleck, der aber weniger intensiv gefärbt ist als 
bei den Fühlern und Fühlereirren. Die Rückeneirren sind nahezu 
2mal so lang als die Segmente breit, überragen die Ruder fast 
um ein Drittel ihrer Länge und stehen weit unter den Elytren vor. 

Die kurzen Baucheirren (Fig. 14Ab ec) entspringen aus 
einem niedrigen Wurzelgliede nicht ganz in der Mitte der unteren 
und hinteren Fläche des unteren Astes, sondern dem Körper 
näher. Etwas bauchig an der Basis verjüngen sie sich gegen 
die Spitze und bleiben von dem Ende des Ruders so weit entfernt 
als ihre eigene Länge betragt. 

Das Aftersegment mit zwei dieht aneinander liegenden 
an der Basis kolbigen und dann sich allmälig verdünnenden End- 
eirren, von der Länge der letzten 5 Segmente. Die Aftereirren 
sind kürzer, aber etwas breiter als die Rückeneirren. Am schma- 
len vorletzten Segmente steht jederseits ein oberer und untere 
stumpfer Höcker — die Andeutung des Ruders und Cirrus. 


6 v. Marenzeller. 


Die Rüsselröhre reicht bis zum Anfange des 3. Segmentes.. 
Mit dem 4. begann der 0-09 breit gelbliche Magen, an dessen 
Eingange 4 braune hakige Kiefer standen. Der Magen nalım 
das 4., 5., 6. Segment ein. Hierauf folgte ein gleichweiter nicht 
eingeschnürter Darmabschnitt im 7., 8., 9., 10. Segmente, und 
erst vom 11. traten die gewöhnlichen taschenförmigen Ausstül- 
pungen des Darmes auf. 

2 Exemplare bei St. Servola. Auf Steinen. 


Polynoe reticulata. 


Claparede, Annel. du golfe de Naples. Suppl&m. Mem. d. 1. Societe 
de Physique et d’Hist. nat. de Geneve. Tome XX. sec. partie 1870 
p. 374, pP. I, Piel, 


Diese Art traf ich in jugendlichen Exemplaren massenhaft 
zwischen Algen. Die grössten waren 4—6 Mm. lang und höch- 
stens 2 Mm. breit. An den 6 Mm. langen Thieren waren bereits 
alle Segmente ausgebildet. Ausserdem fand ich dieselbe Art im 
Hafen von Triest in einem 12 Mm. langen und 5 Mm. breiten 
Exemplare. Die charakteristische Färbung der Elytren ist an 
den Jungen noch nicht recht deutlich. Man begegnet überhaupt 
verschiedenen Farbentönen von dem Graulichen bis ins Braune. 
Claparede bildet (2 c Taf. I, Fig. 1) den unpaaren Fühler nur 
als Stumpf ab. Er ist vorhanden und fast 2'/, mal so lang als 
die paarigen und ragt weiter vor als die dorsalen Fühlereirren, 
deren Gestalt und Aussehen er theilt. Die aus dem Wurzelgliede 
der Fühlereirren neben dem Kopflappen austretenden kurzen 
Borsten sind an ihrer convexen Seite gezähnt. Besonders aus- 
gezeichnet ist diese Art durch die sehr langen am Ende geknöpf- 
ten Stäbchen, welche Fühler und Cirren besetzen. 


Polynoe crassipalpa n. sp. 
(Taf. II, Fig. 1.) 


Diese Form gehört in die Gruppe der langgestreckten Poly- 
noen (Polynoe Sav. segu. Kinberg & Malmgren; Lepidonotus: 
Quatref.) Die Elytren sind klein, lassen die Mitte des Rückens. 
frei und fehlen vom 32. rudertragenden Segmente an. Die Exem- 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden., 7 


plare hatten bei einer Länge von 10, 16 und 35 Mm., eine Breite 
von 2—3:5 Mm. Der Körper erscheint ziemlich gleichbreit; die 
grösste Breite ist im ersten Drittel. Von da verschmälert er sich 
unmerklich gegen das Ende, um erst mit den letzten Segmenten 
in eine stumpfe Spitze überzugehen. Der Rücken ist gewölbt, 
ohne warzenartige Hervorragungen. Die Wulbung fällt auf jedem 
Segmente in eine dreieckige, mit der Spitze nach aussen gerich- 
tete vertiefte Stelle ab, die den Rücken der Ruderbasis einnimmt. 
Die Bauchfläche zeigt eine tiefe und breite von 2 seitlichen Wül- 
sten begrenzte Längsfurche (Fig. 1 A f). Die Grundfarbe des 
Körpers ist mit Ausnahme des röthlich gefärbten Kopflappens, 
auf dem 4 Augen stehen, eine gelblich graue oder bräunliche mit 
einer dunkelbraunen Zeichnung über den ganzen Rücken und auf 
der ventralen Fläche der hinteren Körperhälfte. Die Zeichnung 
varlirt etwas nach den Regionen und nach dem Alter der Thiere. 
Bei Lupenvergrösserung sieht man an den kleinen Exemplaren 
braune Querlinien am Anfange der Segmente und über die ganze 
Rückenfläche lauft eine unterbrochene, braune Längslinie, die 
gegen das Hinterende an Deutlichkeit verliert. Das Mikroskop 
löst die Querlinien in etwas hinter dem Anfange der Segmente 
gelegene Doppellinien auf und unter diesen erscheinen 2—-3 nur 
die Mitte einnehmende kurze braune Linien, welche aber den 
Eindruck einer Längslinie hervorrufen. Die Querlinien ziehen 
sich nicht auf die Ruderbasis hin, wohl aber liegen dort an der 
hinteren Segmentgrenze feine braune Linien rechts und links. 
In der hinteren Körperhälfte verliert die Zeichnung an Deutlich- 
keit, das Pigment nimmt ab, während das Querband noch an 
Breite gewinnt, die kurzen Querlinien verschwinden. Bei älteren 
Individuen bemerkt man mit der Lupe über die Mitte der Seg- 
mente nahe dem Vorderrande ein braunes Band, das sich lateral 
verschmälert, schief abfällt und in der erwähnten Vertiefung auf 
dem Rücken der Ruderbasis endet. Unterhalb liegt in der Mit- 
tellinie ein brauner Pigmentfleck, der mit obiger Binde verschmilzt, 
Ebenso findet man an dem Hinterrande der Segmente seitlich 
kurze braune Streifen. Unter dem Mikroskope erscheint die 
Haut fein geringelt und die erwähnte Zeichnung zerfällt in ein 
System von braunen Linien, die durch hellere Zwischenräume 
getrennt sind. Das Auffallende in der Färbung dieser Thiere 


8 v. Marenzeller. 


auf der Bauchfläche liegt in dem Auftreten einer charakteristischen 
Zeichnung erst in der hinteren Körperhälfte. An den jüngeren 
Individuen bemerkt man auf jedem Segmente 4 braune Punkte 
oder Flecken, zwei in der medialen Furche, jedoch so, dass die 
Mittellinie selbst frei bleibt und zwei an der äusseren Seite der 
lateralen Wülste medial von dem papillenartigen Höcker an der 
Ruderbasis. In weiterer Ausbildung werden die correspon- 
direnden Flecken durch ein über die seitlichen Wülste lau- 
fendes Querband in Verbindung gebracht. Die Breite dieses an 
dem Hinterrande der Segmente gelegenen Bandes und die Grösse 
der Flecken ist inconstant. In einem Falle verbanden sich auch 
die in der Furche gelegenen Flecken miteinander; gewöhnlich 
bleibt aber die Mittellmie pigmentlos. Das Pigment ist zumal 
in den Flecken viel dunkler und reicher entwickelt, die feine 
Ringlung der Haut noch zarter als auf dem Rücken. 

Der Kopflappen (Fig. 1 k) hat eine unregelmässig hexa- 
gonale Form mit mässig abgerundeten Ecken und ausgeschnitte- 
nem Vorderrande. Er ist etwas gewölbt, von hinten nach vorne 
abschüssig, breiter als lang. Die grösste Breite liegt vor den 
hinteren Augen von einer seitlichen Eeke zur anderen. Der Vor- 
derrand ist ein nach vorne offener fast rechter Winkel. Von der 
Spitze dieses Winkels setzen sich die stark glasigen Ränder eng 
aneinanderliegend noch weiter in der Mittellinie fort, so dass der 
Kopflappen bis nahe in die halbe Länge unvollkommen halbirt 
erscheint. Der Hinterrand ist fast geradelinig. Von den 4 
schwarzen Augen sind die vorderen oval und stehen ziemlich 
nahe den Vorderecken, hart an den Seitenrand gerückt. Sie sind 
weiter von einander entfernt als die hinteren, kleineren kugli- 
gen, knapp vor dem Hinterrande aber etwas mehr nach innen 
liegenden. Lichtbrechende Körper fehlen. 

Der Kopflappen tragt 3 Fühler und 2 Palpen. Der unpaare 
Fühler (u s) ist 2'/, mal so lang als der Kopflappen und über- 
ragt alle übrigen Anhänge. Er entspringt mit einem kurzen 
Wurzelgliede nieht von der Unterseite des Kopflappens allein, 
sondern sieh in den Ausschnitt des Vorderrandes hineinlegend 
gleichzeitig von der oberen Fläche, wo er sich mit nach hinten 
schmäler werdender Basis in der Mittellinie festsetzt. Die zwei 
paarigen Fühler (ps) sind etwas kürzer als der Kopflappen, 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 3 


also mehr als 2'/, mal kürzer als der unpaare Fühler. Sie sind 
auch kürzer als die Palpen. Ihre Wurzelglieder entspringen 
seitlieh von dem unpaaren Fühler auf der unteren Fläche des 
Kopflappens, stossen in der Mitte zusammen und sind schief 
nach aussen gerichtet. Von oben ist nur ein’kurzes Stück der- 
selben sichtbar. Alle 3 Fühler sind flaschenförmig in eine gleich- 
breite dünne stumpfe Spitze ausgezogen, die paarigen mehr aus- 
gebaucht, der unpaare ist mehr eylindrisch. Die Wurzelglieder 
und das Flaschenhals ähnliche Ende sind glatt, der breite An- 
theil ist von kurzen stumpfen Fortsätzen (Stäbchen) stachlig. 

Die zwei Palpen (p) erreichen nur die Hälfte des unpaa- 
ren Fühlers, bleiben auch kürzer als die dorsalen Fühlereirren. 
Sie sind quer geringelt, sehr breit, fast eylindrisch, tragen in dem 
Centrum des nur unbedeutend schmächtigeren Endes eine kurze 
stumpfe glatte Spitze und sind an ihrer ganzen Peripherie mit 
dicht gedrängten kurzen Fortsätzen, die eine mehr weniger regel- 
mässige radiale Anordnung in Längsreihen zeigen, besetzt. Die 
Palpen können sich um ein Viertel ihrer Länge verkürzen und 
dann tritt die Querfaltung sehr deutlich zu Tage. 

Der Körper dieser Thiere war bei einer Länge von 10, 16 
und 35 Mm. aus 56, 69 und 87 Segmenten zusammengesetzt, 
von welchen mit Ausnahme des ersten und letzten Segmentes 
alle übrigen Ruder tragen. Die Segmente sind beiläufig 6 mal 
so breit als lang. 

Das Buccal- Segment ist von oben nicht sichtbar. 
Seine Anhänge, ein Paar Fühlereirren jederseits, stehen zu 
Seiten des Kopflappens. Die Wurzelglieder je eines Paares von 
Fühlereirren sind ursprünglich mit einander verwachsen, trennen 
sich aber nachträglich. Das obere Wurzelglied reicht fast an die 
vorderen Ecken des Kopflappens heran und birgt in sich eine 
Acieula. Von den beiden Fühlereirren ist der dorsale (d f) län- 
ger als der ventrale (v f), auch länger als die Palpen, aber kür- 
zer als der mittlere Fühler. Ihr Aussehen gleicht dem der 
Rückencirren. 

Die Ruder (Fig. 1 A) sind gerade weggestreckt, mit Aus- 
nahme der vordersten und hintersten länger als die Segmente 
breit, von vorne nach hinten zusammengedrückt, zweiästig. Der 
obere Ast («) ist nur ein papillenartiger Fortsatz mit einer gelben 


10 v, Marenzeller. 


Acieula im Innern. Der untere Ast spaltet sich an seinem Ende 
in zwei vertical gestellte sich deckende Lappen, zwischen welchen 
das untere Borstenbündel austritt. Der vordere ist derber, 
eonisch, mit abgerundeter Spitze. Der untere geradlinige Rand 
fallt schief nach innen ab. - Unter der stumpfen Spitze ist eine 
zweite kleine Hervorragung bemerkbar, in welche die untere 
gelbe Acieula eindringt. Der hintere Lappen ist dünn abgerun- 
det höher als der vordere, im Übrigen deckt er diesen oder über- 
ragt ihn auch, die Spitze ausgenommen, um ein Geringes. Auf 
der Rückenseite der Ruder, aber etwas nach hinten gerückt, 
stehen die kurzen soliden Träger der Elytren oder die etwas 
längeren hohlen Träger der Riückeneirren, erstere der Mittellinie 
näher. Zwischen diesen Trägern und dem oberen Aste des 
Ruders liegt ein fächerartig ausgebreitetes Bündel von 6 kurzen 
einfachen Borsten (Fig. 1 B «), von welchen eine meist länger 
ist. Sie sind säbelformig an ihrer oberen convexen Seite mit 
feinen Dornen besetzt. Die Spitze selbst ist glatt. Daneben 
findet man immer eine sehr kurze mit sehr bauchiger Klinge, 
deren convexer Rand ebenfalls bewehrt oder nur wellig ausge- 
randet ist. Im unteren Aste sind S—15 einfache, sehr weit her- 
vorragende Borsten; nur in den letzten Rudern sinkt «die Zahl 
auf 5. An den Borsten des unteren Astes kann man zwei Haupt- 
arten unterscheiden. Die eine (Fig. 1 B 5) hat Lanzenform, bald 
beide schneidenden Seiten mit Dornen besetzt, bald nur die eine 
vollständig, die andere spärlich. Die zweite Art (Fig. 1 By) ist 
messerförmig mit etwas concavem aber stets glattem Rücken; sie 
endet mit 2 Zähnen und hat auf der bauchigen schneidenden 
Fläche eine Reihe feiner Dörnehen stehen. Immer ist die oberste 
Borste in einem Bündel von reiner Lanzenform und meist breiter 
und stärker als die übrigen, ebenso sind die untersten zweizähnig 
mit glattem Rücken. Zwischen beiden Arten trifft man aber, das 
Gegentheil ist ganz ausnahmsweise, in einem und demselben Ruder 
Übergangsformen (Fig. 1 B ö). Diese sind leicht kenntlich, weil, 
wenn sie auch die Gestalt der unteren Borsten angenommen 
haben, am Rücken noch feine Dörnchen auftreten und das Ende 
nie so deutlich zweizähnig ist. Das Verhältniss gestaltet sich 
beispielsweise folgendermassen: 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 18 


I breitere starke Lanzenborste (ß) 6 Mittelglieder (5) 


1 r2] 3) 7 
1 B 3 f 
1 , 0 r 

> von der zweiten Art (%) 

2 

9] er) 

« ” 

7 © 


Von den Mittelgliedern behalten aber eines oder zwei die 
reine Lanzenform bei, so dass man sagen kann: In jedem Bündel 
sind 2—5 Borsten von reiner Lanzenform und unter diesen ist 
die oberste nicht nur stärker als die eine oder die beiden anderen, 
sondern meist als alle übrigen Borsten des Bündels. In den 3 
oder 4 ersten Rudern sind die unteren Borsten abweichend gebil- 
det. Ihr Ende ist stärker gekrümmt und nicht zweizähnig, viel- 
mehr in eine sehr feine Spitze ausgezogen. Die Borsten des 
unteren Ruderastes haben meist einen Stich ins Gelbliche. 

Dre Blyitren (Big. 1 0) sitzen dem. 2., 4., 5.,17.9... 
23.,.26., 29., 32. Segmente auf — im Ganzen 15 Paare. 
Sie sind bald unregelmässig kreisförmig, bald oval bei einem und 
demselben Individuum ; immer aber ist an dem vorderen Rande 
der lateralen Hälfte eine schwache Ausbuchtung bemerkbar. Der 
mediale Antheil ist in grösserer oder geringerer Ausdehnung 
durch aufgelagertes bräunliches Pigment gefärbt; doch bleiben 
einzelne Stellen pigmentlos. Im Umkreise der rundlich ovalen 
Anheftungsstelle ist ebenfalls ein grau-bräunliches Pigment be- 
merkbar, das jedoch nicht oberflächlich, sondern zwischen den 
beiden Platten der Elytren liegt. Sonst ist die Elytre völlig 
durchsichtig und pigmentlos. Sowohl der Rand als auch die 
Fläche der lateralen Hälfte sind mit wenigen kurzen stumpfen 
Papillen besetzt. Ganz vereinzelt findet man dieselben auch auf 
derübrigen Fläche. Die Elytren des ersten Paares sind die grössten, 
reichen bis an den vorderen Rand des Kopflappens und berühren 
sich fast in der Mittellinie. Die übrigen decken sich dachziegel- 
förmig und lassen die ganze Mitte des Rückens frei. 

Sie liegen mit ihrem grössten Durchmesser (0-08 Mm.) senk- 
recht auf die Längsaxe des Körpers, sind demnach breiter als 
lang, lateral erreichen sie nicht das Ruderende. 


12 v. Marenzelle:r. 


Die Rückeneirren (Fig. 1 Arc) von der Gestalt der 
paarigen Fühler und Fühlereirren, wie diese mit Stäbchen besetzt, 
sind 2—21,, mal in der Breite der Segmentgrenzen enthalten. 
Sie variiren etwas in der Länge, überragen Ruder und Elytren, 
erstrecken sich jedoch nie bis an das Ende des Borstenbündels. 

Der kurze Baucheirrus (Fig. 1 4b) steht auf breitem 
Wurzelgliede ziemlich unter dem Rückeneirrus, dem Ursprunge 
des Ruders näher als dessen Ende. Er ist conisch, breit an der 
Basis und gleichfalls mit Stäbehen besetzt. Seine Länge beträgt 
die Hälfte der Entfernung seiner Basis von der Ruderspitze. 


Medial von dem Baucheirrus steht schon dem eigentlichen 
Körper angehörend ein kurzer stumpfer papillenartiger Fortsatz 
el MA: 

Das Aftersegment (Fig. 1 D) ist so lange als das vorher- 
gehende Segment, etwas abgerundet und tragt zwei von der 
Unterseite entspringende Cirren (a ec), die fast so lange sind als 
die 4 letzten Segmente zusammengenommen. 

Der Rüssel erstreckt sich bis in das 6. Segment. Mit dem 
7. beginnt der Magen, dessen Eingang mit 18 schwarz pigmen- 
tirten Papellen besetzt ist. Unmittelbar hinter diesen stehen 
4 starke braune hakig gekrümmte, an ihrer Oberfläche cannellirte 
Kiefer (Fig. 1 E). Der 12 Segmente lange Magen endet im 18. 
Breite 0-4 Mm. 

Vorliegende Art würde zur Gattung Polynoe Sav. mit der 
von Kinberg und Malmgren aufgefassten Umgrenzung gehö- 
ren. Allein ein gewisser Zwang müsste doch eintreten; denn 
Malmgren (Nordiska Hafs-Annulater. Ofvers. af. kongl. Vetensk. 
Akad. Förh. 1865. Stockh. 1866, pag. 82) führt unter den Gat- 
tungs-Charakteren den Besitz einer einzigen Borste von Lanzen- 
form und eines einzigen Analeirrus an, während die P. erassipalpa 
2—3 derartige Borsten und 2 Analeirren besitzt. Nahe steht ihr 
die unter dem Namen P. scolopendrina Sav. von verschiedenen 
Autoren beschriebene Form. Nun ist aber kein Zweifel, dass 
darunter verschiedene Arten zu verstehen sind, wie schon 
Quatrefages' mit Recht hervorhebt. Die P. scolopendrina von 


ı Hist. nat. d. Annel. Paris 1865, T. I, pg- 264. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 15 


Johnston! und Malmgren? sind identisch, mag Ersterer 
immerhin ausdrücklich nur ein Paar Augen angeben und die 
Lanzenborsten glatt zeichnen, aber ebenso verschieden von der 
von Savigny? aufgestellten P. scolopendrina. Savigny be- 
schreibt den unpaaren Fühler als viel kürzer wie die Palpen, und 
(die Fühlereirren als länger wie diese. Nach Johnston und 
Malmgren ist der unpaare Fühler länger als die Palpen, die 
Fühlereirren hingegen sind kürzer. Haben Audouin und Milne 
Edwards’ wirklich die P. scolopendrina Savigny’s vor sich 
gehabt, dann ist auch ein Unterschied in der Borstenform zu er- 
kennen. Die Borsten des oberen Astes sind bei John. und 
Malmg. gleich breit, an der Spitze abgerundet, bei Aud. und 
M.Edw. gegen die Spitze schmäler werdend. An den zweigezähn- 
ten Borsten des unteren Astes ist der Unterschied weniger auffallend, 
wiewohl diese Borsten bei Aud. und M. Edw. gegen das Ende 
allmälig breiter werden und hier etwas gekrümmt erscheinen. 
Weder Savigny noch Aud. und M. Edw. erwähnen etwas von 
(len 5 warzenartigen Erhebungen auf dem Rücken der Segmente. 

Ich halte daher eine Zerlegung der P. scolopendrina autorum 
in zwei Arten für gerechtfertigt. Die eine ist die P. scolopendrina 
von Savigny, die andere muss einen neuen Namen bekommen. 
Ich nenne sie P. Johnstont. 


P. scolopendrina Savigny. 
(Systeme des Annel. pag. 25.) 

Unpaarer Fühler vielkürzer als die Palpen. Die 
Fühlereirren länger als die Palpen. Keine warzen- 
artigen Hervorragungen auf dem Rücken der Segmente. 

P. scolopendrina S av., Aud. und M. Edw. |. e. 
P. variegata. &. Kr. Annulata Oerstediana Videnskabelige Meddelelser 
Aaret. 1856. Kjöbenhavn 1856— 1857, pag. 49. 

Ich habe zur P. scolopendrina Sav. auch die P. variegata 

Grube von Madeira gezogen, da sie einen unpaaren Stirnfühler 


ı Ann. of. nat. Hist. Vol. V 1840, pag. 307, pl. V et Catalog of the 
British Non Parasitice. Worms, London 1865, pag. 119, pl. XI, Fig. 1—9. 

2]. e. pag. 82, tab. X, Fig. 11. 

’ Syst@me des Annel. pag. 25. 

* Annal. de scienc. nat. I. Ser., 'T.27, 1832, pag. 428, pl. VII, Fig. 17, 19. 


14 v. Marenzeller. 


nur von der Länge des Kopflappens, die Palpen kaum länger als 
die Fühlereirren, keine Rückenhocker hat und die übrige Be- 
schreibung mit jener von Savigny im Einklange steht. 


P. Johnstoni n. sp. 


Unpaarer Fühler länger als die Palpen. Die 
Fühlereirren kürzer als die Palpen. 5 warzenartige 
Hervorragungen auf dem Rücken der Segmente. 

P. scolopendrina. Johnston. c. 1840. 
e "Sars. Uddrag af en Afhandling om de ved Norges Kyster 
forbk. Art. af Annel.slaegt. Polyno&@ Forh.i. Vidensk. Selskab. i Christ 
aar 1860, Christiania 1861, pg. 62. 
P. scolopendrina. Malmgren]. ce. 1865. 

Die P. erassipalpa n. sp. ist, ganz abgesehen von der eigen- 
thümlichen ventralen Färbung, die sich vollkommen im Alkohol 
erhält und jedem früheren Beobachter hätte auffallen müssen, 
durch den Mangel der Rückenhocker, die tiefe Furche auf der 
Bauchfläche , eine andere Gestaltung der Fühler, Palpen und 
Fühlereirren, endlich durch die Länge der Fühlereirren auf dem 
ersten Blicke von P. Johnstoni zu trennen. Die Unterschiede 
zwischen P. erassipalpa und P. scolopendrina liegen, soweit sich 
solche aus den Beschreibungen von Savigny und Aud. et 
M. Edw. deduciren lassen, in der grossen Länge des unpaaren 
Fühlers, in anders gestalteten Borsten und der charakteristischen 
Färbung der ersten Art. 


Acholo&e astericola. 
(Nereis squamosa, Polyno& astericola Delle Chiaje.) 
Claparede, Annel. chet. du golfe de Naples. Supplem. M&m de la Soeiete 
de Physique et d’Hist. nat. de Genöve. T. XX, sec. part. 1870, 
pag. 382, pl. II, Fig. 1. 
Polynoe malleata. Grube, Beschreib. neuer oder wenig bek. Annelid. 
Archiv f. Naturg. Bd. 21, 1855, pag. 81, Taf. III, Fig. 1. 


Grube selbst erklärte ' diein den Ambulacralfurchen von 
Astropeeten lebende Polynoine, welche er 1855 als Polynoe& mal- 
leata beschrieben, für die Nereis squamosa Delle Chiaje. Clapa- 


ı Mittheilg. über Aufenthaltsorie d. Annel, Ammtl, Ber, d. Königs- 
berg. Naturf, Versammlg, 1860, pg. 85. (Separ. pg. T,). 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 15 


rede hebt diesen Umstand sowie die Synoymie mit der P.malleata 
nicht hervor. Auch M. Sars.: hat sie 1857 gesehen. 

Ich fand diese interessante Annelide in Gesellschaft von 
Ophiodromus flewuosus Delle Chiaje sehr häufigin den Ambulacral- 
furchen von Astropecten aurantiacus, bispinosus, platyacanthus 
und pentacanthus bei Triest. Die Elytren sind bald vollkommen 
farblos, bald nur mit distalem schwärzlichem Saume, haben also 
weniger Pigment eingelagert als die neapolitanischen Individuen. 


Sthenelais fuliginosa. 
Te 
Claparede, Annel du golfe de Naples, a.a. O. Bd. XIX, 1868, pag. 404, 
BREIV. Kio. 2% 

Die Form, welche ich hieher ziehe, zeigt in der Färbung der 
Elytren und in dem Bau der Ruder einige Abweichung von der 
Clapared’schen Beschreibung. Für die Aufstellung einer eigenen 
Art würde ich mich aber erst dann entscheiden, wenn ich mit 
Hilfe eines reicheren Materiales aus der Adria — mir standen nur 
2 Exemplare von 4 Om. Länge und 4 Mm. Breite zur Verfügung 
— und von Original-Exemplaren aus Neapel die Beständigkeit 
dieser Art oder die unbestreitbare Richtigkeit der Diagnose und 
Zeiehnung Claparede’s zweifellos nachweisen könnte. 

Die Elytren (Fig. 2 A) zeigen die Gestalt, welche Clap. 
(l. e. Fig. 2 H) wiedergibt, ebenso fehlen die Tuberkel auf der 
ganzen Fläche und die Randpapillen nicht; die Auflagerung 
des Pigmentes ist aber eine andere. Während Olaparede eine 
längst des äusseren und hinteren Randes laufende medial sich 
verschmälernde schwarze Binde und in einiger Entfernung des 
innern Winkels derElytren einen dunklen Fleck zeichnet, be- 
decken bei der vorliegenden Form dieke russartige Massen in 
verschiedener Mächtigkeit die freien Flächen. So erscheint die 
Oberfläche des von dicht gedrängten Elytren bedeckten Körpers 
vollkommen schwarz, rauh, gekörnt. Nur an dem einen der 
beiden Exemplare war das letzte hintere Viertel des Leibes mit 
schwach schwarz gesprenkelten Elytren besetzt. Aber auch 
diesen fehlte die eigenthümliche oben erwähnte Zeichnung. Die 


2 Bidrag til Kundsk. om Middelhav. Littoral-Fauna Christiania 1857, 
pg. 104. 


16 v‚Marenzelle:. 


Ruder (Fig. 2) sind etwas abweichend von Clapare&de’s An- 
gaben und Zeichnung (l. e. Fig. 2 A) gebaut, aber man wird 
die grösste Ähnlichkeit zugeben. Ebenso ist zu erwägen, dass 
die Ruder bei der Gattung Sthenelais nach den Arten sehr ver- 
schieden sind, so dass, um zu einer Arten-Trennung berechtigt 
zu werden, ganz andere Gegensätze nöthig sind. Die Kieme 
(br) steht nicht in der Ebene des Ruders, sondern über dem- 
selben. Auf dem dorsalen Rande des Ruders finden sich nicht 
2, sondern 3 Flimmerkissen (f). Es liegt nämlich gerade in dem 
Winkel, den das Ruder mit dem Körperrande macht, ein drittes 
schief nach vorne gestelltes. Von den 2 anderen lateralen ist 
(las äusserste kleiner als das medial gelegene, also umgekehrt 
wie inClapare&de’s Zeichnung. Die Elytre (e) bedeckt die 
Kieme von oben und reicht wohl bis über das äussere Flimmer- 
kissen, nicht aber über das obere Borstenbündel, kann also von 
demselben nicht, wie Clap. angibt, emporgehoben werden. 


Der untere Ast des Ruders ist zwar länger als der obere, 
aber bei Weitem nicht in dem Masse wie in Clap. Zeich- 
nung. Der obere Ast besteht aus einem hinteren, längeren, mem- 
branartigen, und einem vorderen compaeten Lappen. Ich fand 
nicht allein an diesem letzteren Papillen, sondern auch an dem 
hinteren, und zwar 4 am vorderen und 3 oder 4 längere an dem 
hinteren Lappen. Zwischen diesen beiden Lappen entspringt die 
Hauptmasse der Borsten des oberen Bündels, nur eine geringe 
Zahl gleichbeschaffener aber viel feinerer Borsten von der hin- 
teren Fläche des hinteren Lappens. Der untere Ast besitzt einen 
mehr minder conischen Mitteltheil (m), der vor seinem Ende eine 
stumpfe Papille trägt. Er wird von 3 dünnen Lappen umfasst, 
einem vorderen und 2 hinteren. Der vordere (v) ist an seinem 
eonvexen äusseren Rande ausgezackt (10—11 Zähne) und geht 
nach oben nicht über die Acieula; von den beiden hinteren über- 
ragt der obere den Mitteltheil und steht so als stumpfer Fort- 
satz auch von vorne sichtbar vor. Der untere verschmilzt mit 
dem vorigen in der Mitte der hinteren Fläche des Ruders und 
krümmt sieh um den unteren Rand desselben, wo er endet. 


Die Borsten des Ruders stimmen vollkommen mit jenen der 
St. fuliginosa von Neapel. Die des oberen Bündels sind von 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 7, 


ähnlich russartigen Auflagerungen wie auf den Elytren hie und 
da gesprenkelt. 


DerKopflappen und dasersteRuderpaar wurden von Clapa- 
rede nicht speciell geschildert, weil sieeben bis aufdie Lage der 
Augen nicht besonders charakteristisch sind. Übereinstimmend 
liegen auch bei meinen Exemplaren die 4 Augen nahe dem Vorder- 
rande des Kopflappens, hart an der Basis der schuppenartigen, 
winklig nach aussen gebogenen paarigen Fühler, beide Augen- 
paare dient aneinander gedrängt. Erwähnen will ich noch, dass 
Palpen zurückgelegt fast das 7. Ruderpaar erreichen und an die 
ihrem Ursprunge mit einer Scheide versehen sind. 


Ich fand meine 2 Exemplare an sandigen, steinigen, wäh- 
rend der Ebbe entblössten Stellen der Südostküste der Bai von 
Muggia. 


Eulalia (Eumida) pallida. 


Claparede, Annel. du golfe de Naples, a. a. O0. Tome X1X, 1868, 
pag. 556, pl. XVI, fig. 6. 


Ein kleines Exemplar von 8 Mm. Länge mit 35 Segmenten. 
Der Rüssel war nicht in eine Schlinge gelegt, sondern nur sanft 
gebogen. Er reichte bis zum 14. Segment. Hier stand am Magen- 
eingang ein Kranz voneirca 22 Papillen. Der Magen endete mit 
dem 21. Segmente, war somit 3 Segmente lang. Der auf ihn 
folgende Darmabschnitt stieg als ein dünnes, ein Viertel der 
Magenbreite betragendes Rohr nach abwärts bis in das 
24. Segment, bog dann um und ging breiter werdend bis in 
den Hinterrand des 20. Segmentes zurück, wo er wieder um- 
biegend' nach hinten zog. Mit dem 24. Segmente traten die 
ersten Darmtaschen auf. Die Doppelschlinge nahm also das 21., 
22., 23. Segment ein und reichte zum Theil mit einer Krümmung 
in das 20. und 24. Iın Übrigen stimmte alles zu Clapar&de’s 
Beschreibung. 


Nordküste der Bai von Muggia mit Algen. 


(v. Marenzeller.) 2 


18 v. Marenzeller. 


Eulalia viren. 


Ehlers, Die Borstenwürmer. Leipzig 1864—68, pag. 159, Taf. VII, 
Fig. 1—5. 


Ist mit der folgenden sehr häufig. Sie erreicht eine Länge 
von 23. Mm. mit 154 Segmenten. Das Basalstück des ventralen 
Cirrus des 2. Segmentes schliesst eine oder zwei Acieulen ein. 


Eulalia (Pterocirrus) macroceros. 


Phyllodoce (Eulalia) macroceros, Grube, Beschreib. neuer oder wenig 
bekannter Annel. Archiv f. Naturgesch. Bd. XXVI, 1860, pag. 82, 
Tab. 3, Fig. 4. Ausflug nach Triest. Berlin 1861, pag. 141, Taf. III, 
Fig. 4. 

Eulalia volueris. Ehlers, Die Borstenwürmer, pag. 165, Taf. VII, 
Fig. 6— 10. 


Ehlers entnahm die Unterschiede seiner Eulalia volueris 
von der Phyllod. (Eulalia) macroceros Grube, den oben eitirten 
Figuren Grube’s, die nach Weingeist - Exemplaren gemacht 
wurden. Die andere Gestalt des Kopflappens, der Augen, der 
Rücken- und Baucheirren bestimmten ihn zur Aufstellung einer 
neuen Art. Hiezu kam noch die von Grube im Texte angegebene 
in der Zeichnung nicht ersichtliche Zweitheilung der Segmente, 
(„segmentis linea transversa subdivisis“). Allemdem müsste man 
nach Vergleich der beiderseitigen Figuren noch die viel grössere 
Länge der Fühler — sie sind 1'/,mal so lang als der Kopflappen 
— bei E. macroceros beifügen. 

Vergleichende Untersuchungen an zahlreichen lebenden so- 
wie in Glycerin oder Alkohol eonservirten Exemplaren haben mich 
belehrt, dass alle oben angeführten unterscheidenden Merkmale 
der E. macroceros auf Rechnung der Conservirungs-Flüssigkeit 
kommen. Der Kopflappen ist eontractil und schrumpft auch an 
den unter dem Deckglase getödteten und inGlycerin-Chromsäure 
eingeschlossenen Thieren, wenn auch in geringerem Grade, als 
an jenen, die im Weingeiste abstarben. So werden die Fühler 
l'/,mal länger als der Kopflappen. Die Rücken- und Bauch- 
eirren sind von Grube in halb schiefer Lage gezeichnet. Ich 
habe sie an Weingeist-Exemplaren selbst so gesehen, wie sie 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 19 


Grube Fig. 4 «a darstellt, während sie mir im Leben die von 
Ehlers wiedergegebene Gestalt zeigen. Die Augen werden nach 
dem Tode in Folge Diffusion des Pigmentes grösser; nierenförmig 
sah ich sie nie. In Betreff der Zweitheilung der Segmente be- 
schränken sich meine Beobachtungen nur auf die econservirten 
Exemplare. An diesen siehtman, wieder am deutlichsten an con- 
trahirten Weingeist-Exemplaren, eine zarte pigmentlose Quer- 
linie oder Furche die Segmente in eine kürzere vordere und eine 
längere hintere Hälfte theilen. Diese Querlinie zeigt den durch- 
scheinenden Glanz der Berührungslinie der Segmente. Manchmal 
bauehten sich diese Linien nach hinten aus. Der darauf folgende 
Theil des Segmentes ist von vorne nach hinten gewölbter als der 
vor ihm liegende. Schon an den in Glycerin conservirten Exem- 
plaren ist die Furchung der Segmente weniger deutlich; an den 
lebenden ist sie mir und Ehlers entgangen. Die E. volueris wird 
also dem Gesagten zu Folge der älteren E. macroceros Grube 
weichen müssen. 

Als Ergänzung zur genauen Beschreibung, die Ehlers 
gegeben, füge ich noch Folgendes hinzu: Die linearen Augen- 
fleeken hinter den rundlichen Augen sind, wie Ehlers ver- 
muthete, nicht constant. Das braune Pigment des Körpers con- 
centrirt sich öfter in der ersten Hälfte der Bauchfläche an der 
Ursprungsstelle der Ruder zu kleinen Flecken. Wimperbüschel 
stehen nicht nur an der Seite der Segmente in den Zwischen- 
räumen zweier Ruder, sondern auch mehr dorsal an der Basis des 
Rückeneirrus. Das Basalstück des ventralen Cirrus des 2. Seg- 
mentes birgt in sich eine Acicula. In einzelnen Fällen, beikleinen 
Individuen, sind die Rückeneirren etwas kürzer als sie Ehlers 
angibt. Das Gleiche gilt von dem. dorsalen Fühlereirrus des 
2. Segmentes. Die Lage der Rüsselröhre und des Magens fand ich 
bei einem Exemplare von 50 Segmenten und 3 Mm. Länge etwas 
abweichend. Die Rüsselröhre war gerade, nicht in Windungen ge- 
iegt. Sie reichte bis zum 13. Segment, wo der Magen mit seiner 
charakteristischen Gestalt und den starken Längsfalten begann. 
Dieser nahm wie gewöhnlich die 4folgenden Segmente ein. Exem- 
plare von 8 Mm. Länge waren geschlechtsreif. Die dunkelblau- 
grünen Eier erfüllten den ganzen Leib vom 5. Segmente an und 
nur die letzten 7 Segmente blieben frei. 


19) 


20 v. Marenzeller. 


E. macroceros würde nach der blattförmigen Gestalt des 
ventralen Cirrus des 2. Segmentes in der Untergattung Pfero- 
eirrus Clap. zu stehen kommen. 

Sehr häufig unter den Nulliporen und Bryozo&n-Überzügen 
grösserer Algenstämme. 


Carobia lugens. 
Phyllodoce lugens. Ehle YS, Die Borstenwürmer, 1864, pag. 145, Taf. VI, 
Fig. 1521. 
Carobia lugens. Quatref., Hist. nat. des Anne]. T. II, pag. 145 (1865). 

Diese von Ehlers bei Martinsica (Adria) entdeckte kleine 
Annelide gehört zu den gewöhnlichsten Erscheinungen auf den 
Algengründen der Bucht von Muggia. Quatrefages erhob (l. e.) 
die Phyllodoce lugens Ehlers zu einer eigenen Gattung Carobia 
ohne aber zur Charakteristik andere Merkmale der genauen Be- 
schreibung von Ehlers zu entnehmen als das Vorkommen von 
6 Fühlereirren (Tentakel Quatref.) auf dem ersten Segmente. 
In demselben Jahre errichtete ebenfalls nur auf den Befund von 
6 Fühlereirren auf dem ersten Segmente Malmgren für eme 
Phyllodoeide aus Spitzbergen die neue Gattung Anaötis. In diese 
Gattung reihte Clapare&de (Annel. du golfe de Naples) 1868 und 
1870 vier neue Phyllodoceiden aus Neapel ein, modifieirte aber 
den Gattungsbegriff von Malmgren derart, dass man wohl be- 
haupten kann, es sei eben nur der Name geblieben. Es ist stets 
misslich und die Gefahr einer Verwirrung mit sich bringend, einen 
von einem anderen Autor aufgestellten dürftigen Gattungs- 
charakter ohne Prüfung der Originalexemplare, welche der ur- 
sprünglichen Beschreibung zu Grunde liegen, blos nach Beob- 
achtung scheinbarähnlicher Formen von ganz anderen Localitäten 
zu erweitern. In vorliegendem Falle hätte Claparede, dem 
Rechte der Prioritätüberdies folgend, für seine Arten den Gattungs- 
namen Carobia acceptiren und diese und nicht die Anaötis erwei- 
tern müssen, weil sich in der ausführlichen Beschreibung der 
Ph. lugens, welche der Gattung Carobia, wie erwähnt, zu Grunde 
liegt, die Hauptmerkmale wiederfinden, die Clap. bei seinen 
Anaitis hervorgehoben. Ich ziehe also die AnaötiscephalotesClap,, 
lineata Clap., peremptoria Clap. und pusilla Clap. zur Gat- 
tung Carobia und versuche in Rücksicht darauf den Gattungs- 

charakter „Carobia“ folgendermassen festzustellen : 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 21 


Carobia! Quatref. 


Erstes und zweites Segment meist zu einem, 3 Paar Fühler- 
eirren und ein Borstenbündel tragenden scheinbar ersten Seg- 
mente verschmolzen. Das nächstfolgende eigentlich dritte Segment 
jederseits mit einem Fühlereirrus, einem blattartigen Baucheirrus 
und einem mehr oder weniger ausgebildeten Ruder. Rückeneirren 
blattartig. 

Von der Gattung Phyllodoce unterscheidet sich demnach 
Carobia durch die Vertheilung der vier Paare Fühlereirren auf 
3 und nieht 2 Segmente. (Clap. nimmt an, dass 2Paare auf dem 
1., je ein Paar auf dem 2. und 3. Segmente stehen.) Wo das erste 
und zweite Segment verschmelzen, liefert das Borstenbündel an 
diesem scheinbar ersten und einfachen Segmente das Kriterium; 
denn bei Phyllodoce und allen anderen in diese Gruppe gehörigen 
Formen treten die Borsten immer erst an dem 2. Segmente aut. 

Die Gattung Anaötis Malmgren mag vorläufig neben Ca- 
robia stehen bleiben. 


Die Dimensionen der Carobia lugens sind bedeutender als sie 
Ehlers angibt. Ich fand unvollständige Exemplare von 10 Mm. 
mit 57 Segmenten. Als Ergänzung der Färbung habe ich zu er- 
wähnen, dass man bei Untersuchung mit der Lupe in der Mittel- 
linie zwei schwärzliche Längslinien erblickt, zwischen welchen 
ebenfalls bräunliches Pigment abgelagert ist. In den Seitentheilen 
der Segmente befindensich Anhäufungen braunen Pigmentes, die 
durch ein überdie Breite der Segmente laufendes Band verbunden 
werden, so dass mit den Längslinien eine kreuzartige Zeichnung 
auf dem Rücken derSegmente zu Stande kommt. DerKopflappen 
ist nicht so sehr oval, als vielmehr abgerundet sechseckig. Die 
grösste Breite befindet sich in der Höhe der Augen (Mitte der 
hinteren Hälfte des Kopflappens). Von hier läuft der Seitenrand 
sanft ausgebogen nach vorne. Der abgerundete Vorderrand ist 
schmaler als der Hinterrand und trägt die 4 Fühler, von welchen 
aber stets die oberen etwas länger waren als die unteren, nicht 


! Die Carobia patagonica Kinberg, Annulata nova. Öfvers af Kongl 
Vetensk. Akad. Forhandling. 1865, Stockholm 1866, pag. 242, gehört jeden- 
falls einer anderen Gattung an. 


22 v. Marenzeller. 


umgekehrt, wie Ehlers gesehen. Zu beiden Seiten des Kopf- 
lappens, an der Grenze desselben mit dem ersten Segmente, be- 
merkte ich die kleinen Höcker, die auch bei anderen Phyllodo- 
ciden vorkommen. Die Gestalt der Fühlereirren entspricht der 
Beschreibung und Zeichnung von Ehlers, bis auf das Paar 
grösserer dorsal gelegenen Fühlereirren. Ich fand diese am lebenden 
Thiere stets flaschenförmig, anfangs ziemlich gleichbreit, in dem 
letzten Fünftel in den engen Hals übergehend. Die Rückeneirren 
mit ausgezacktem Rande (Ehlers, Taf. VI, Fig.18«) sah ich nie. 
Die Aftereirren waren blattförmig, fast zweimal so lang als breit, 
nicht allmälig sich verjüngend, sondern erst vordem Ende in eine 
kurze stumpfe Spitze ausgezogen. Zwischen diesen beiden grossen 
Cirren steht am hinteren Rande des Analsegmentes ein kleiner 
eylindrischer stumpfer Fortsatz. 


Podarke agilis. 


Ehlers, Die Borstenwürmer, pag. 197, Taf. VIIL, Fig. 9-11. 
Mania agilis. Quatrefages, Hist. nat. des Annel. T. II, pag. 104. 


Ehlers führte bei dieser Art nur einen Fühlereirrus jeder- 
seits am 3. Segmente an und Quatrefages errichtete daraufhin 
die Gattung Mania. Wie ich an zahlreichen Exemplaren beobachten 
konnte, besitzt auch sie 2 Fühlereirren jederseits am 3. Segmente. 
Die Gattung Mania entfällt somit. Offenbar hatte Ehlers ein 
verstümmeltes Exemplar vor sich. Ich selbst fand ganz intacte 
Individuen relativ nicht häufig und hielt ich diese inkleinen Glas- 
gefässen, so erlitten sie in kurzer Zeit den Verlust eines oder des 
anderen Anhanges. Bis auf das Aftersegment stimmten im Übrigen 
meine Exemplare vollkommen mit der Beschreibung von Ehlers. 
Dieses hatte 2 auffallend lange schlanke Cirren an der Endfläche, 
zeigte mir aber nie die 2 seitlichen Cirren jederseits; ein mehr 
oder minder ausgebildetes Rudermit Borsten, Rücken- und Bauch- 
cirrus muss wohl als dem vorhergehenden Segmente angehörend 
aufgefasst werden. Manchmal war dieses Ruder auf einen kurzen 
Stumpf mit Borsten redueirt ohne Cirren, oder es fehlte bei voll- 
kommener Ausbildung doch der Baucheirrus. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 25 


Ophiodromus flexuosus. 
Nereis flexuosa. Delle Chiaje, Mem. sulla storia e notom. degli anim, 
senza vert. Napoli 1823— 29. Vol. II, pag. 368, 400 et 425, tab. XIX, 
fig. 8. 
Oxydromus fasciutus. Grube, Beschreib. neuer oder wenig bek. Annel 
Archiv f. Naturgesch. Bd. XXI, 1855, pag. 98, Taf. IV, Fig. 1, 2. 
Stephanta flexuosa. Clapare&de, Annel. ch6t. du golfe de Naples. Sup- 
plement Mem. d. 1. Societ. de Phys. et d’Hist. nat. de Geneve, 
Tome XX, 1870, pag. 482, Pl. XII, Fig. 1. 

? Ophiodromus vittatus. S ars, Forhandl. i Videnskab.-Selskab. i Christiania, 
Aar 1861. Christiania 1862, pag. 87. 


DievonClapar&de1370rehabilitirte Nereis fleauosaD elle 
Chiaje fand ich bei Triest mit Acholo& astericola in den Ambu- 
laeralfurchen nicht des Astropecten aurantiacus allein, sondern 
auch der anderen dort vorkommenden Arten dieser Gattung (A. 
bispinosus, platyacanthus, pentacanthus) ziemlich häufig. Meine 
Exemplare erreichten nicht die von Clap. angegebene Länge von 
38 Mm. mit 55 Segmenten. Die grössten waren 23 Mm., hatten 
aber nichtsdestoweniger 55 Segmente, andere bei einer Länge 
von 15 Mm. 38 Segmente. Die Lage der weissen Querbinden ist 
ganz inconstant. Am häufigsten traf ich sie am 9., 13., 18., 26. 
Segmente. Der Kopflappen war mehr trapezförmig, mit abgerun- 
deten Ecken, aber geraden Seiten, die Palpen zeigten mir für ge- 
wöhnlich nicht das auffallende Missverhältniss zwischen Basal- 
und Endgliede. Letzteres war immer länger als der Träger und 
nicht so zart wie inderZeiehnung Clapar&de’s ersichtlich. Nur 
bei starker Compression oder bei Extraversion des Rüssels nahm 
der Kopflappen eine quer ovale Gestalt an und die Palpen er- 
schienen in ihrem basalen Antheile breiter, während das Endglied 
sich verkürzte. Das Bucealsegment ist von oben nicht sichtbar, 
so dass das auf den Kopflappen folgende Segment 4 Paar Fühler- 
eirren zu tragen scheint. Erst bei einer Untersuchung von der 
Bauchfläche werden die thatsächlichen Verhältnisse klar. Das 
Buccealsegment sowie die beiden folgenden tragen jedes ein Paar 
Fühlereirren jederseits. Die Cirren sind nicht glatt, sondern 
zeigen Andeutungen einer Gliederung. Die zweiästigen Ruder 
bieten nichts besonders Auffallendes, es seidenn, dass die zungen- 
förmigen Fortsätze beider Äste kürzer waren als in Claparede’s 


24 v. Marenzeller. 


Zeichnung und dass die Acieulen meiner Exemplare selbst bei 
sehr starker Vergrösserung nur Spuren einer Granulirung zeigten. 

Es besteht kein Zweifel, dass diese Art nach Delle Chiaje 
von Grube neu beschrieben wurde unter dem Namen Oxydromus 
fasciatus. In der Charakteristik der neuen Gattung Oxydromus 
und der betreffenden Species ist die Angabe irrthümlich, dass die 
Ruder einästig sind, und in der Zeichnung (Taf. IV, Fig. 1) sieht 
man nur ein Paar Fühlereirren jederseits am sogenannten Buccal- 
segment, während im Texte steht „utringue quatuor“. Den unteren 
Fühler fasst Grube nicht alsPalpen auf. Grube fand die ersten 
Exemplare in Schlamm bei Triest und Villafranca, später eben- 
falls in den Ambulacralfurchen von Astropeeten aurantiacus (Insel 
Lussin 1864, pag. 82). Die Gattung Ophiodromus, welche Sars 
1862 für eine nordische Art aus dem Grunde errichtete, weil die 
Ruder zweiästig waren, bei Oxydromus aber einästig angegeben 
wurden, fällt also vollkommen mit Oxydromus überein. Ja die 
Beschreibung des Ophiodromus vittatus Sars macht die Identität 
dieser Art mit dem Oxydromus fasciatusGrube= Nereis fleauosa 
Delle Chiaje sehr wahrscheinlich. Man müsste also die Gat- 
tung Oxydromus Grube’s mit der kleinen Änderung in Bezug 
auf Ruder und Palpen richtigstellen und die Gattung Ophiodro- 
mus streichen, wie dies in allen Fällen mit der Gattung Stephania 
Clap. zu geschehen hat; denn Clapar&de hat sowohl den 
Oxydromus Grube als den Ophiodromus Sars übersehen. Allein 
da Grube: selbst seine Gattung Oxydromus durch Einfügung 
zweier Arten von wesentlich verschiedenem Bau (jederseits ein 
Paar Fühlereirren an den 4 ersten Segmenten, zweiästige Ruder) 
modifieirte und Ehlers durch den Widerspruch im Texte und in 
der Zeichnung des Oxyd. fasciatus unsicher gemacht in ‚seiner 
Zusammenstellung der Gattungen der Familie der Hesioniden? 
die Charaktere der von Grube nachträglich eingeschobenen 
Arten als Gattungscharakter von Oxydromus annahm, so will ich, 
um die Verwirrung nieht zu steigern, den Namen Oxydromus für 
die Nereis flexuosa fallen lassen und die mit einer vollkommen 


ı Grube, Annulata. Oerstediana Videnskabelige Meddelelser for Aaret 
1857, Kjönbenhaven pag. 172. 
® Ehlers, die Borstenwürmer, 1564, pag. 157. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 25 


präcisen Diagnose versehene Gattung Ophiodromus Sars an- 
nehmen. Die beiden amerikanischen Formen Oxydromus flaceidus 
Gr. Oersd. und Oxydromus longisetis Gr. Oersd, mögen ihre 
Namen weiterführen. 

Oxydromus pallidus Clapar&de, Glanures zootom. parmi 
les Annel. de Port Vendres, M&m. de la Soeiet. de Phys. et d’Hist. 
nat. de Geneve B. XVII, 1364, pag. 521, pl. IV, Fig. 1, ist eine 
Podarke. 


Paedophylax claviger. 
Claparede. Annel. du golfe deNaples (Mem. d. la Societ. dePhys. et 
d’Hist. nat. de Geneve Tome XIX 1865) pag. 521, pl. XIII, Fig. 2. 
Das einzige Exemplar war ein Weibehen, zählte 24 Segmente 
und hatte eine Länge von 2'/, Mm. 


Sphaerosyllis hystrix. 

Cl apar&ede, Beobachtungen über Anatom. und Entwicklungsgesch. 
wirbelloser Thiere. Leipzig 1863, pag. 45, Taf. XIII, Fig. 56, 37; 
Glanures zootom. parmi les Annel. M&m. de la Societ. de Phys. et 
d’Hist. nat. de Geneve Tome XVII 1364, pag. 546, Pl. VI, Fig. 1. 


Individuen von 11/,—5 Mm. Länge bei einer Zahl von 
23—57 Segmenten. Der Drüsenmagen lag bei den kleineren 
Thieren im 5. u. 6., bei den andern im 6. u. 7. Segmente. 


Grubea pusilla. 


Claparede, Glanures zootom. parmi les Annel. a.a. O0. pag. 549 
pl. VI, Fig. 3. (Sphaerosyllis pusilla.) 


Ich führe als Ergänzung zu Claparede’s Beschreibung 
den Befund: an einem bei Zaule erbeuteten Exemplare an. 

Es war 2 Mm. lang und hatte 28 Segmente. Der Körper 
war farblos durchsichtig; der Darm mit gelblich-graulichen 
Massen erfüllt. In der Leibeshöhle röthliche Eier. Die etwas 
bräunliche Schlundröhre hatte im hinteren Drittel ein pigment- 
loses Querband, war 3 Segmente lang und nahm die hintere 
Hälfte des 2., das 3., 4., und einen Theil des 5. Segmentes ein. 
Der Eingang in dieselbe war mit einem glänzenden aus meh- 
reren Stücken zusammengesetzten Chitinringe versehen. Die 


26 v. Marenzeller. 


Bewaffnung bestand aus einem Zahne. Derröthliche Drüsenmagen 
begann in der zweiten Hälfte des 5. Segmentes und reichte bis 
in das 7.; hatte somit die Länge von 2Segmenten. Man konnte 
10 deutliche Reihen von Drüsen erkennen. Kurz hinter dem 
Drüsenmagen machte der Darm 2 seitliche taschenförmige Aus- 
buchtungen, die nach vorne gerichtet sind. Die Ruder haben 
meist 6 zusammengesetzte Borsten, deren messerförmiges End- 
stück eine einfache leicht gekrümmte Spitze besitzt. 1, 2 oder 3 
sind stets länger als die übrigen, was nicht nur auf Rechnung 
eines längeren Stabes, sondern auch eines doppelt so langen, 
wenn auch schmäleren Endstückes zu setzen ist. Die charakte- 
ristischen, am Ende und an der Basis gleichbreiten fast Parallelo- 
pipede darstellenden Rückenecirren enthielten die von Clapa- 
rede beschriebenen zwei spindelförmigen Körper von ?/,; Länge 
des ganzen Cirrus. Das Aftersegment besass neben den zwei 
längeren Cirren einen einfachen papillenartigen nicht gegabelten 
mittleren. 


Grubea dolichopoda n. Sp. 
Taf. 4, Fig. 1. 


Ein einziges eiertragendes Weibchen lag vor. Der Körper 
2 Mm. lang, mit den Rudern fast 0:3 Mm. breit, aus 25 Segmen- 
ten zusammengesetzt, farblos, nur auf der Rückenfläche in den 
hinteren Ecken aller Segmente mit Ausnahme der 4letzten braune 
Pigmentflecken, die durch ein zartes Querband von gleicher 
Farbe verbunden werden. 

Der Kopflappen (Fig. 1%) zweimal so breit als lang, 
ziemlich halboval mit geradem Hinterrande. 

Die Palpen (p) sind unbedeutend länger als der Kopf- 
lappen. Ihre dorsalen Flächen verwachsen mit einander und nur 
eine mediane Linie zeigt die Berührungsstelle an, während die 
ventralen Flächen getrennt bleiben und nach hinten divergirend 
bis unter das vordereAugenpaarreichen. DerVorderrand der coales- 
eirten Palpen ist seicht ausgeschnitten. Die 2 grösseren vorderen 
Augen mit nach vorne und aussen gerichteten lichtbrechenden 
Körpern liegen beiläufig in der halben Höhe des Kopflappens 
unweit von dem Seitenrande, die 2 hinteren kleineren mit nach 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 


DD 


7 
hinten und aussen gerichteten lichtbrennenden Körpern in einer 
Höhe mit dem Ursprunge des unpaaren Stirnfühlers, nach innen 
und unten dervorderen Augen. Ausserdem 2 kleine Augenflecke 
dieht am Vorderrande des Kopflappens an dem medialen Rande 
der paarigen Stirnfühler. 

Stirnfühler und Cirren sind ungegliedert, fast giatt. Der 
unpaare Stirnfühler (ws) 1'/;mal so lang als der Kopflappen 
und die Palpen zusammen, aber kürzer als die Rückeneirren 
des zweiten Segmentes, in der hinteren Hälfte schwachkolbig, 
dann in ein feinesabgerundetes Ende ausgezogen. Die paarigen 
(ps) etwas länger als der halbe unpaare, gedrungener. 


Das Bucealsegment (b) ist von oben vollkommen sicht- 
bar, etwas länger als das zweite Segment. Es ist ebenso breit 
als der Hinterrand des Kopflappens und trägt zwei Paar Fühler- 
eirren. Der Dorsale (df) etwas länger als die seitlichen Stirn- 
fühler, aber kürzer als der mittlere, übrigens von der Gestalt 
dieses. Der ventrale(vf) Fühlereirrus kaum halb solang als der dor- 
sale mit kurzer, schlanker Spitze. 

Die Segmente erreichen am Ende des ersten Viertels 
(7. Segment) die grösste Breite (0-18 Mm.). Hier sind sie viermal 
so breit als lang (0-045 Mm.) Hinter der Mitte des Körpers 
(18 Segm.) schon werden die Segmente schmäler (0:135 Mm .), 
aber höher (0:06 Mm.), so dass sie nur eirca 2mal so breit als 
lang sind. Da aber an dieser Stelle die Ruder fast doppelt so 
lang sind als vorne, so erscheint der Körper an sich ziemlich 
sleiehbreit und nur ganz gegen das Ende verschmälert. In dem 
vorderen Drittel des Leibes springen die Ränder der Segmente 
weniger vor, als dies weiter nach rückwärts der Fall ist, wo sie 
sich zu deutlichen Trägern der Cirren entwickeln. 

Die Ruder (Fig. 1, 4) sind vom 9. Segmente an sehr lang. 
Während sie noch am 7. Segmente nur 0:045 Mm. lang sind, 
werden sie schon am neunten 0-081 Mm. und weiter 0:093 Mm. 
also doppelt so lang. Vorne 2'/,mal kürzer als das Segment, 
sind sie nach rückwärts fast so lang als die Segmentgrenze. 
An jedem Ruder lassen sich deutlich 3 Lippen unterscheiden. 
Die hintere (hl) ist die längste und geht in einen nach rück- 
wärts gekrümmten, stumpfen. papillenartigen Fortsatz aus; 


98 v. Marenzeller. 


dann folgen in der Länge die mittlere (m!) und endlich die vor- 
dere (vl), beide mit kurzen Knöpfehen endend. 

DieRückeneirren(re) gleichen den Stirnfühlern und dor- 
salen Fühlereirren. Sie sind wenigstens doppelt so lang als die 
Ruder, meist länger; auch fast durch aus viellänger als die Segmente 
breit. Der Rückeneirrus des 2. Segmentes ist fast doppelt so lang 
als der des 3., der überhaupt unter Allen der kürzeste ist. Vom 
10. Segment an nehmen die Cirren an Länge zu. Ein Alterniren 
längerer und kürzerer Cirren kommt in kaum bemerkenswerther 
Weise zum Ausdrucke. 

Ob die starke Entwicklung der Ruder und Cirren in den 
2 hinteren Dritteln des Leibes mit der Brutpflege, welche diese 
. Art wie andere Syllideen übernimmt, zusammenhängt, kann ich 
nicht entscheiden, da eben nur ein eiertragendes Weibchen zur 
Beobachtung kam und z. B. bei Sy/lides pulliger Krohn gerade 
die nicht eiertragenden Weibchen längere Cirren besitzen. 

Vom 9. Segmente bis inel. 17. liegen in den Zwischen- 
räumen von zwei aufeinanderfolgenden Rudern (Fig. 1, B), an 
diese selbst und die Rückeneirren geheftet, runde Eier von 0:06 
Mm. Durchmesser, meist nur eines jederseits oder auch 2, wo 
dann eine Verschiebung des einen Eies auf die Rückenfläche des 
Ruders stattfand. Die Eier waren mit körmnigen Dottermassen 
erfüllt. 

In jedem Ruder von dem 7. Segmente angefangen eine 
breite, spitze und eine kaum '/, so breite feine Aeieula, die aus 
dem Ruder herausdringt und mit leicht gebogenem spitzen Ende 
soweit wie die Stäbe der Borsten hervorragt. In den fünf vorher- 
gehenden Rudern bemerkte ich die zweite Form der Acieulen 
nicht. Die Borsten (Fig. 1, C), 8 in einem Bündel, das so lange 
als das Ruder ist, haben ein zartes, messerförmiges Endstück, 
das an der Spitze fein zweizähnig ist. Gewöhnlich sondern sie 
sich in 2 Gruppen, welche ihre glatten, hier nicht mit Haaren 
besetzten schneidenden Flächen einander zukehren. 

Die Baucheirren (Fig. 1 A be) sind ziemlich gleich breit, 
etwas schmäler als die Rückeneirren, kürzer als die Ruder, am 
Ende abgerundet. 

Das Aftersegment, quadratisch, abgerundet, etwas kürzer 
als das vorhergehende, mit kurzen Rückeneirren ausgestattet. Es 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 29 


trägt 2 Cirren, die etwas länger sind als Aftersegment und 
das vorhergehende zusammengenommen und einen kurzen mitt- 
leren Cirrus. 


Die Schlundröhre (Fig. 1, s) beginnt im 2. Segmente und 
reicht bis zum 6. Oberhalb des vorderen Drittels liegt der conische 
Zahn (z), im hinteren Drittel ein pigmentloses Querband. Papillen 
um den Eingang habe ich nicht beobachtet, ebensowenig ist mir 
erinnerlich, einen aus mehreren Stücken zusammengesetzten 
chitinösen Ring wie bei anderen Grubea-Arten gesehen zu haben. 
Der Drüsenmagen (m) ist 5 Segmente lang; er nimmt das 6.7. 8. 
ein. Er ist 0-39 Mm. breit, seine Wandung 0-03 Mm. diek und 
zeigt 19 Drüsenreihen. 


Der Grubea dolichopoda steht die G@rubea (Sphaerosyllis 
olim) tenuicirrata Clapare&de! nahe. Abgesehen davon, dass 
die Palpen bei letzterer Art länger zu sein scheinen, liegt ein 
wesentlicher Unterschied in den viel kürzeren Rückeneirren und 
Rudern, in einem kürzeren Drüsenmagen und einem anders 
geformten, Lanzenspitzen ähnlichen Zahne. 


Allerdings bildet Clapare&de nur ein männliches Thier ab, 
und mir lag nur ein Weibchen vor; aber er sagt im Texte, dass 
die weiblichen Thiere bis auf das Fehlen der Capillarborsten 
den männlichen gleichen. Von der Eigenthümlichkeit, die Eier 
mit sich herumzutragen, erwähnt Claparede nichts. Später 
(Annel. du golfe de Naples a. a. O. T. XIX, pag. 517 note) 
führt Clapare&de die @. tenuieirrata auch für Neapel an und 
bemerkt, dass sie dort 52 Segmente gehabt und dass der Unter- 
schied zwischen dorsalen und ventralen Cirren weniger auf- 
fallend gewesen sei, als in der Form von Port St. Vendres; ein 
Umstand, der wohl ein Zusammenfassen meiner Art mit der der- 
artig erweiterten G. tenwieirrata ausschliesst. Eine zweite Art 
von Neapel @Grubea limbata Clapar&de hat das Bucealsegment 
von oben nieht sichtbar und den Rückeneirrus des 2. Segmentes 
so lange als jenen des dritten. 


!ı Glanures zootom. parmi les Annel. a. a. 0. T. XVII, 1864, pag. 547, 
Pat. 6. Pie. 2. 


30 v. Marenzeller. 


Syllis lussinensis. 
Taf. II, Fig. 1. 


Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv 
f. Naturg. 29. Bd. 1863, pag. 46, Taf. IV, Fig. 9. 

? Syllis prolifera Krohn (1852) = Syllis Armandi Claparede, Glanures 
zuotom. a. a. T. Bil. XVII 1864, pag. 530, pl. V, Fig. 1. 


Ich halte eine in der Bai von Muggia ziemlich häufige 
Syllis für die ebenfalls in der Adria gefundene $. lussinensis 
Grube, magimmerhin ein flüchtiger Vergleich meiner Beschreibung 
und Abbildungen mit jenen Grube's dieses Vorgehen nicht 
besonders empfehlen. Man muss eben dem Umstande Rechnung 
tragen, dass Weingeist-Exemplare, nach einem solchen machte 
Grube seine Diagnose und Figuren, stets veränderte Bilder geben. 
Scheinbar tiefere Widersprüche versuche ich weiter unten aufzu- 
klären. 

Der folgenden Charakteristik und den betreffenden Figuren 
liegt ein bestimmtes Individuum zu Grunde, das ich darum gewählt, 
weil es geschlechtsreif und in der Bildung des Stolo begriffen war. 
Doch füge ich zum Schlusse die Resultate der Untersuchung an 
d anderen Exemplaren bei, um die Dehnbarkeit gewisser Merk- 
male zu zeigen. 

Der Körper 17 Mm. lang, mit den Rudern fast 1 Mm., mit 
den Rückeneirren 2-5 Mm. breit, sammt dem Stolo aus 62 Seg- 
menten zusammengesetzt. Der Körper bräunlich-violet (Eisen- 
violet). Das Pıgment ist theils körnig, so an der Basis aller 
Rückeneirren und am vorderen Rande der 7 ersten Segmente 
eine Querbinde bildend, theils in eirca 0:015 Mm. grossen stern- 
förmigen Zellen abgelagert, die planlos in ziemlich grossen 
Zwischenräumen auftreten. DerDarm schimmerte bräunlich-grün 
durch die Haut. Das hintere Leibesende war schmutzig gelbgrün. 
An den Stirnfühlern, Fühler- und Rückeneirren fielen schon dem 
unbewaffneten Auge schwärzlicehe zerstreute Punkte auf. 

Der Kopflappen (Fig. 1 k) deutlich sechseckig, 1'/,mal 
so breit als lang. Der Hinterrand von dem winklig vorspringen- 
den Vorderrande des Buccalsegmentes (b) verdeckt. 4 roth- 
braune Augen. Die vorderen grösseren in der Höhe der seit- 
lichen Ecken des Koptlappens, ein wenig entfernt vom Rande. 
Die hinteren kleineren nach unten und innen der vorderen, in 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 31 


einer Linie mit dem Ursprunge des unpaaren Stirnfühlers (us). 
Die vorderen Augen besassen deutlich hervortretende licht- 
breehende Körper, in den hinteren kamen solche erst nach ange- 
wandtem Drucke zum Vorschein. 

Die Palpen (p) ragen soweit vor, als der Kopflappen lang 
ist. Sie sind an der Basis nur auf eine ganz kurze Strecke in 
der Mittellinie aneinander geheftet, weichen dann mit ihrem 
concaven innern ausgehöhlten Rande auseinander; aber ihre 
stumpfen Enden nähern sich wieder, so dass die Palpen mit den 
Armen einer Zange recht gut verglichen werden können. An der 
Basis sind sie fast so breit, als der innere Rand hoch ist; gegen 
die abgerundete Spitze werden sie allmälig schmäler. 

Der unpaare Stirnfühler (us) ist 21/,mal so lang als 
der Kopflappen und die Palpen zusammen, 28gliedrig. Die 
paarigen (ps) sind etwas länger als Kopflappen und Palpen, 
16gliedrig. 

Die Segmente sind vor der Leibes-Mitte 21,—3mal 
breiter als lang, dann werden sie aber länger, so dass sie eirea 
2mal so breit als lang sind. Das Buccalsegment (db) halb so 
lang als das folgende mit winklig vorspringendem Vorderrande 
und seitlich in nach vorne gerichtete eylindrische Fortsätze aus- 
gezogen, auf welchen die Fühlercirren stehen. Von diesen 
ist der dorsale (df) kürzer als der unpaare Stirnfühler und der 
Rückeneirrus des 2. Segmentes, 22gliedrig; der ventrale (vf) 
15gliedrig. Stirnfühler und Cirren sind sehr deutlich gegliedert, 
die Glieder quadratisch steife Härchen an ihrem Vorderrande 
tragend. Die zerstreuten schwarzen Flecken auf den Gliedern 
sind im auffallenden Lichte kreideweiss. Sie scheinen durch Ab- 
lagerung unorganischer (kalkiger) Substanzen bedingt zu sein. 
Auffallend war, dass diese Flecken den kurzen Rückeneirren 
fehlten. Das zweite Segment hatte wie alle folgenden mit 
Ausnahme des Aftersegmentes ein Ruderpaar. Sein Rückeneirrus 
(re) ist 3ögliedrig, weiter hervorragend als der unpaare Stirn- 
fühler, überhaupt der längste Anhang des ganzen Körpers (der 
der linken Seite war merklich kürzer). Hierauf folgten Cirren 
mit 18, 25, 27 und 17 Gliedern am 3. 4. 5. und 6. Segmente; 
dann immer längere und kürzere alternirend, erstere selten 
30 Glieder erreichend, letztere mit 17. Die kurzen Rückencirren 


32 v. Marenzeller. 


so lange oder 'etwas länger als die Segmente breit sind, die 
langen um die Hälfte oder nicht ganz um das Doppelte länger. 

Die Ruder (Fig.1A)sind 4'/,—5malin der Segment-Breite 
enthalten. Sie haben eine gut entwickelte Mittellippe (ml) und 
wie gewöhnlich eine kürzere Hinterlippe (hl). Die Ränder der 
Vorder- (vl) und Hinterlippe fallen ziemlich steil nach innen ab, 
so dass die Ruder im Profil dreieckig erscheinen. 3 Acieulen. 
Zwei breite zugespitzte und eine schmälere nach vorne gelegene 
mit schwach fusstörmig verbreitertem (Fig. 1 B) Ende. Die eine 
spitze Acieula ragt häufig aus dem Ruder heraus. Zahl und 
Länge der Borsten (Fig. 1, B) in-einem Ruder sehr ungleich: 
6. 8. 9. 12. ete. Das Maximum war 16. Die Differenz der Länge 
liegt nicht nur in einer Verkürzung des Stabes bei einem Theile der 
Borsten, sondern auch des messerförmigen Endes. Dieses ist 0:03 
bei den einen, 0:05 bei anderen, zweizähnig an der Spitze und 
relativ grob gebärtet an der Schneide. Die kurzen Borsten sind 
in allen Theilen kräftiger. An den Borsten der hinteren Segmenten 
nimmt die Länge des Endstückes ab. 

Die Baucheirren (Fig. 1, A dc) sind ungegliedert, lan- 
zettlich so lang oder unmerklich länger als die Ruder. 

Das Aftersegment trugzwei 0-4 Mm. lange Cirren, welche 
den 5 letzten Segmenten des Stolo an Länge gleichkommen und 
mehr als zweimal so lang waren als der unmittelbar vorangehende 
unvollständig entwickelte Rückeneirrus. 

Der von 10 Papillen umstellte und mit einem Zahne (z) 
bewaffnete Eingang in die Schlundröhre lag im 3. Segmente, 
und diese endete im 6., war somit4 Segmentelang. Der Drüsen- 
masgen nahm das 7., 8., 9. Segment ein. Breite0-05 Mm., Dicke 
der Wände 0-012 Mm., eirca 50 Drüsenreihen. Der Übergangs- 
theil des Darmes trug jederseits eine T-förmige Anhangsdrüse, 
die im 10., 11. und 12. Segmente zu liegen kam. 

Mit dem 48. Segment begann die Kopfbildung des sich ab- 
lösenden Geschlechtsthieres. Doch reichten die schmutzig gelb- 
grünen, polygonalen 0:066 Mm. grossen Eier theilweise noch in 
das 46. Segment. Vor der Stelle, wo der Rückeneirrus des 
48. Segmentes aufsitzt, stehen 2 Augenpaare dicht aneinander 
gedrängt und vor diesen je ein kleines kurzes ungegliedertes 
Fühlerehen. Das 49. Segment bis inel. 60. trugen aus einem 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 33 


Höcker auf der oberen Fläche des Ruders hervortretende 
lange Capillar-Borsten. Im 60. Segmente lagen auch die letzten 
Eier. Das 61. Segment hatte zwar noch ein vollständiges Ruder- 
paar, aberkeine Capillar-Borsten. Hierauf folgte das Aftersegment. 
Der Stolo 4:5 Mm. lang, 1'/,mal so breit als die vorangehenden 
Segmente. 

Die Modificationen, die sich ergeben, sowie mehrere Exem- 
plare in den Kreis der Untersuchung gezogen werden, sind fel- 
gende: Individuen von 6 Mm. Länge hatten 57 oder 62 Segmente, 
ein anderes von 15 Mm. Länge zeigte 65. Das Pigment kann in 
etwas veränderter Weise abgelagert sein oder nur spärlich auf- 
treten. So befand sich in einem Falle auf den ersten 12 Segmenten 
eine nicht scharf eontourirte braune Querlinie, die von der Basis 
(des einen Rückeneirrus zur anderen ging. Dann löste sich dieses 
Band in zwei auf; vom 30. Segmente aber bis ans Ende fand sich 
nur eine Querlinie an der hinteren Segmentgrenze. Zu den 
+ Augen treten häufig auf dem Kopflappen zerstreut liegende 
Augenflecken hinzu. 

Die Gliederzahl der Stirnfühler, Fühler- und Rückeneirren 
kann zunehmen (unpaarer Stirnfühler 30; paariger bis 22; 
dorsaler Fühlereirrus bis 30; Rückeneirrus des 2. Segmentes 
bis 46; Rückeneirren überhaupt bis 36). Auch kleine Schwan- 
kungen in dem Verhältnisse der einzelnen Anhänge zu einander 
treten auf. Die paarigen Stirnfühler, der Rückeneirrus des 
2. Segmentes werden länger als Fig. 1 zeigt. So sah ich den un- 
paaren Stirnfühler nur um !/, länger als die paarigen. Die Zahl 
der Borsten bleibt in einzelnen Individuen stets gering. Acieulen 
habe ich wiederholt nur zwei gesehen, eine spitze und eine 
mit verbreitertem Ende. Die Cirren des Äftersegmentes sind so 
lang als die-5 oder 6 letzten Segmente. Die Schlundröhre reichte 
vom 2. bis 7. oder 3. bis 9. oder 3. bis 10. Segmente. Der Drüsen- 
magen nahm wie oben die folgenden drei Segmente ein: 7—10, 
9—12, 10—13. 

Es sind nun zwei Angaben in der Diagnose, die@rube von 
seiner $. /ussinensis gibt, welche man in der vorangehenden 
Schilderung vergebens suchen wird, nämlich: Tentacula toros 
frontales longe exwcedentia, impar 21, longitudine eorum 
aequans paribus '/;longius und (impar) eirristentacularibus 


. 


(v. Marenzeller.) Bi 


34 v. Marenzeller. 


minus prominens. Was den ersten Punkt anbelangt, so 
lehrt ein Blick auf Grube’s Figur, dass es heissen soll: 
31/,mal so lang als die Palpen oder 2:/,mal so lang als Palpen 
und Kopflappen zusammengenommen, und dieses ist gerade das 
Verhältniss, das auch ich gefunden. In Betreff des zweiten 
Punktes, dass der unpaare Stirnfühler weniger vorrage als der 
dorsale Fühlereirrus, bin ich der Ansicht, dass es gar nicht der 
dorsale Fühlereirrus sei, den Grube hier in Betracht gezogen, 
vielmehr der Rückeneirrus des 2. Segmentes. Die Abbildung 
correspondirt allerdings mit dem Texte, aber es muss auffallen, 
dass das 2. Segment ganz ohne Cirrus gezeichnet ist. Nach 
Grube müsste der dorsale Fühlereirrus ohne Zweifel der längste 
Anhang des ganzen Körpers sein; nach meinen Exemplaren wäre 
es der Rückeneirrus des 2. Segmentes. Letzteres Verhältniss 
trifft man noch bei vielen anderen Syllis-Arten, ersteres wäre 
etwas ganz Ausserordentliches. Ich stehe darum nicht an, diese 
Erscheinung in vorstehender Weise des Auffallenden zu entklei- 
den. Dass die Zahl der Glieder der Rückeneirren mit 46 und 25 
angegeben ist, während sie sich nach meinen Beobachtungen mit 
Uebergehung des Rückeneirrus des 2. Segmentes niedriger stellt, 
ist bei der relativen Geringfügigkeit dieses Merkmales und der 
von mir eonstatirten Schwankungen kaum besonders hervorzu- 
heben. Die übrigen Merkmale sind aber ganz wohl in Einklang 
zu bringen. 

Ich muss endlich auf die grosse Verwandtschaft der Syllis 
Armandi Clapare&de mit der $. lussinensis hinweisen. Ent- 
schieden für die Zusammenziehung will ich mich aber erst nach 
erneuter Untersuchung reicheren Materiales entscheiden. Stellt 
sich die Identität als richtig heraus, dann wird auch der Name 
S. lussinensis fallen und dafür der ältere $. prolifera Krohn 
eintreten, da jaKrohn (Arehiv f. Naturg. Bd. 35 1869, pag. 197 
Note) die $. Armandi für seine $. prolifera (Archiv f. Naturg. 
Bd. 18, 1852, pag. 68) erklärte. Syllis Armandi Claparede 
prolifera Krohn hat mit unserer Art gemein die Grösse und 
Zahl der Segmente, Form des Kopflappens und der Palpen, 
Länge und Gliederzahl der Stirnfühler und des dorsalen Fühler- 
eirrus, relative Länge des Rückeneirrus des 2. Segmentes, 
die Dimensionen der Schlundröhre und des Drüsenmagens. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 35 


Dagegen ist der ventrale Fühlereirrus merklich länger, die Glie- 
derzahl der Rückeneirren wird beträchtlich höher angegeben 
(55—60), die Form der Borsten ist etwas abweichend und die 
Ruder sollen zwei geknöpfte Acieulen besitzen. Claparede 
beobachtete die Bildung des Stolo meist in 45. Segmente; in dem 
e’nzigen Falle der mir unterkam, war es das 48. 


Syllis vittata. 
‘Taf. IIl. Fig. 2.) 
Grube, Actirien, Echinodermen u. Würmer der Adria u. des Mittelm. 

Königsberg 1840, pag. 97. 

Syllis auritta Claparede, Glanures zooton. a. a. OÖ. T. XVII, 1364, 

pag. 539, pl. V, Fig. 5, u. Annel. chetop. du golfe de Naples a. a. O. 

T. XIX, pag. 509, Pl. XIV, Fig. 5. 

Die kurze und von keiner Abbildung begleitete Beschrei- 
bung der $. vittata Grube sowie ein anderes Colorit veranlass- 
ten Claparede zur Aufstellung seiner $. aurita als eigene Art. 
Ich fand sehr häufig im Hafen von Triest eine Syllis, welche ich 
mit um so grösserer Sicherheit auf die S. viftata zurückführen 
konnte, als Grube diese auch von einer in der Nähe gelegenen 
Localität (Zaule) und von Cherso angiebt.ı Indem ich aber 
Grube’s Beschreibung ınit Wort und Bild ergänze,, wird die 
Uebereinstimmung der $. aurita Clap. mit 8. vittata Grube 
bis auf kleine, nicht wesentliche Unterschiede deutlich. Eine 
Nachuntersuchung der $. aurita dürfte auch diese beseitigen. 
Ich begegnete nie so grossen Exemplaren als Grube und Qla- 
parede. Die grössten waren 22 und 19 Mm. lang, ohne Ruder 
1 Mm. breit und hatten 56 und 74 Segmente. Die Zeichnung der 
Thiere wird durch ein braunrothes (dunkeleisenvioletes) Pig- 
ment erzeugt. Clapar&de gibt Violet als Farbe an, Grube 
schlechtweg Braun. 

Der Kopflappen (Fig. 2 k) ist abgerundet , sechseckig, 
in das Buccalsegment (b) etwas eingesenkt. Die Palpen (p) 
sind sehr breit, divergent, länger als der Kopflappen, an ihrem 
Rande und an der Rückenfläche pigmentirt. Von ihrer Basis 
zieht sıch zur Ansatzstelle des unpaaren Stirnfühlers (u s) ein 
keilförmiger Pigmentfleck. Der Hinterrand des Kopflappens 


! Grube, Ausflug nach Triest. Berlin 1861. pag. 127. 


3* 


56 hu Marenzelkes, 


ist mit einer bogenförmigen Zeiebnnng, die sich auch an den Sei- 
tenrand hinzieht, geziert. 4 im Trapeze stehende Augen. Der 
unpaare Stirnfühler (us) ist nur um weniges länger als die: 
paarigen (ps). Ich zählte 32 Glieder bei jenem, 23 bei diesen, 
Stirnfühler, Fühlereirren und Rückeneirren sind reicher oder 
spärlicher pigmentirt und mit zarten Börstehen am distalen Ende 
der Glieder versehen. Die Glieder werden gegen die Basis zu 
immer schmäler. Im Contractionszustande erscheint diese etwas 
bulbös. Der unpaare Stirnfühler (ws) entspringt mitten am 
Kopflappen. Die paarigen stehen (p s) am Vorderrande. Cla- 
parede zeichnet die paarigen Stirnfühler in gleicher Höhe mit 
dem unpaaren, also auch auf der Fläche des Kopflappens, er- 
wähnt aber von dieser Stellung nichts im Texte. Das Buceal- 
segment (b) ist von oben sehr gut sichtbar, mit einem eonvexen 
Vorsprunge in der Mitte des vorderen Randes, Vorder- und 
Hinterrand mit einer Binde. Von den beiden Fühlereirren 
jederseits ragt der dorsale (d f) über die übrigen Anhänge des 
Kopfes, aber nur unbedeutend vor. Er hat 30 deutliche Glieder 
und mehrere sehr schmale an der Basis. Der Rückeneirrus 
(rc) des 2. Segmentes ist zwar absolut länger als der dorsale 
Fühlereirrus, ragt aber nicht, wie auch Clapare&de angibt, wei- 
ter vor als dieser. Die Rückeneirren haben 32, 37 Glieder, 
dazwischen solche mit 26 oder weniger Gliedern. Längere und 
kürzere (irren alterniren namentlich im vorderen Theile des 
Körpers deutlich. Die letzten 10—15 Segmente wurden bei 
allen von mir untersuchten Exemplaren sehr schmal, und die 
Gliederzahl der Rückencirren sank bis auf 7, die letzten 2 oder 
> waren ganz ungegliedert. Das breit abgerundete Afterseg- 
ment trägt 2 lange gegliederte Cirren (ungefähr von der Länge 
der letzten 10 Segmente) und einen medialen kurzen. Die An- 
ordnung der Binden auf den Segmenten ist wie Grube und 
Clapare&de dieselbe schildern: eine breite mediale und eine 
schmälere an der vorderen und hinteren Grenze jedes Segmentes. 
Diese Zeichnung wird nach hinten immer undeutlieber und ver- 
schwindet endlich im letzten Viertel gänzlich. Die Ruder 
(Fig. 2 4) mit wenig entwickelter Mittellippe (m!) und ziemlich 
gleich langer und starker Vorder- (vl) und Hinterlippe (hl). Die 
Vorderlippe fällt schief nach unten ab, letztere ist gerundet und 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. a7 


ragt weiter als jene vor. Im Ruder liegen 4 Aciculen, 3 starke 
am Ende schief abgeschnittene und eine schwach - knopfförmige 
und 17—20 Borsten. In einzelnen Rudern sah ich 5 Acieulen. 
Clapare&de zeichnet nur zwei (Glanures zoot. pl. V, fig. 5 a) 
Die Borsten (Fig. 2 B) mit kräftigem, an der Spitze gebogenem 
einfachen Endstücke, das an der Schneide einen dichten Besatz 
feiner Haare aufweist. Die Baucheirren (Fig. 2 A, be) unge- 
gliedert, mit breiter Basis entspringend, am Ende abgerundet, 
kürzer als das Ruder. Die Schlundröhre (s) reicht vom 4. bis 13., 
der Drüsenmagen (m) vom 13. bis 19. Segmente, bei $. aurita 
‚erstere vom d. bis 14., letztere vom 14. bis 20. ; somit das ganz gleiche 
Verhältniss. Der starke Zahn (Fig. 2 C) ist im Profil gesehen 
etwas weniger gebogen als der von Claparede gezeichnete 
IE OBEN FISAB N! 

Syllis vittata ist aus dem Mittelmeere von Palermo, Zaule, 
‚Cherso (Grube), Port St. Vendres, Neapel (Claparede) 
bekannt. Ich selbst fand sie auf dem Holzwerke der Bäder im 
Hafen von Triest häufig; nie aber bei Zaule. 


Syllis macrocola !n. sp. 
(Taf. II, Fig. 3). 


Von dieser neuen Art kam nur ein einziges geschlechts- 
reifes Weibehen zur Beobachtung. 

Der Körper ziemlich gleich breit, gegen den Kopf und 
After hin unmerklich verschmälert, im hinteren Drittel in Folge 
Anhäufung der Geschlechtsproducte etwas verbreitert, 18 Min. 
lang, 0-5 Mm. breit aus 77 Segmenten zusammengesetzt. Farbe 
zart rosenröthlich, gelblich; vorne schimmerte der braune Darm- 
inhalt durch, vom 52. Segmente an gaben die rosenrothen Eier 
eine intensivere Färbung. 

Der Koptlappen (Fig. 3 k) abgerundet, pentagonal, 1'/,mal 
so breit als lang. Der Vorderrand stark vorspringend, der Hinter- 
rand etwas concav. 4 dunkelrothe Augen mit lichtbrechenden 


1 x@Aov, ro „Glied des Leibes“, uaxpss „lang“. 


38 v. Marenzeller. 


Körpern. Die vorderen grösseren aussen von der Basis der 
paarigen Stirnfühler , hart am Vorderrande des Kopflappens, die 
hinteren kleineren nach innen der vorderen, in gleicher Höhe mit 
dem im Centrum stehenden unpaaren Stirnfühler. Ausserdem 2 
Augenflecken in unsymmetrischer Stellung nach innen und oben 
der vorderen Augen. Die Palpen (p) ragen soweit vor, als der 
Kopflappen lang ist. Sie verwachsen im unteren Drittel des in- 
nern Randes der dorsalen Flächen, während die ventralen frei 
bleiben, weichen aber dann mit ihren concaven innern Rändern 
auseinander. Ihre grösste Breite ist nur um wenig geringer als 
die Höhe ihres innern Randes. Das Ende ist breit abgerundet. 

Die 5 Stirnfühler sind scharf gegliedert, im lebenden 
Thiere schon deutlich, wenn auch nicht auffallend rosenkranzför- 
mig. Der unpaare (us) ist kaum nennenswerth länger als 
Kopflappen und Palpen zusammen, 12gliedrig, etwas kürzer als 
der dorsale Fühlereirrus, ragt aber fast ebenso weit vor als die- 
ser. Die paarigen (ps) sind etwas kürzer als der unpaare, 
Sgliedrig. 

Das Buccalsegment (b) ist so lang und so breit als das 
zweite Segment. Der vordere Rand wölbt sich vor, um sich in 
den Ausschnitt im Hinterrande des Kopflappens hineinzulegen. 
Auf Vorsprüngen der Seitenränder stehen die Fühlereirren. 

Der dorsale (d f) ist 11gliedrig, der ventrale (v f), kürzere 
9gliedrig. Der Charakter der Gliederung wie bei den Stirnfüh- 
lern. In der Haut der Rückenfläche der Segmente beobachtete 
ich nachträglich an dem in Glycerin-Chromsäure eingeschlossenen 
Thiere bei stärkerer Vergrösserung eine feine Querstreifung 
derart, dass dunkle Linien mit hellen abwechseln. Die ersten 
20 Segmente circa sind weniger lang als die folgenden, !/; so: 
lang als breit. Die übrigen bis auf die ganz letzten fast halb so 
lang als breit. Demnach stehen die Rückeneirren im Vordertheile 
des Leibes gedrängter als hinten, wo sie in grossen Zwischenräumen 
aufeinander folgen. Die Seitenränder der Segmente springen als 
Träger der Rückeneirren stark vor, so dass die Grenzen zweier 
Segmente um 1/, kürzer ist als der grösste Querschnitt des Seg- 
mentes selbst. 

Die Ruder, eirca 0:07 Mm. lang, haben eine schwache Mit- 
tellippe und abgerundete Vorder- und Hinterlippe. Letztere ist 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 39 


etwas kürzer als erstere. Sie sind beiläufig 6mal kürzer als die 
Segmente breit. 2 am Ende schief abgestutzte Acieulen. 5—6 
Borsten (Fig.3 A) in einem Bündel. Das Endstück ist 2zähnig 
und am schneidenden Rande gebärtet ; 1, 2 oder 5 Borsten in 
einem Bündel sind 2mal so lang als die anderen. 

Die Rückeneirren (re) sind sehr kurz, an der Basis 
verbreitert, das Endglied abgerundet, eonisch. Auch sie sind 
etwas moniliform, doch verflachen die Glieder der hinteren. Von 
allen ist der des 2. Segmentes der längste, auch absolut länger 
als die Stirnfühler und Fühlereirren. Er hatte 17 Glieder. Hier- 
auf folgen kürzere und längere abwechselnd; der Unterschied 
in der Länge ist aber verschwindend, es handelt sich höchstens 
um die Länge eines oder zweier Glieder. Der Rückeneirrus des 
3. Segmentes hatte auf beiden Seiten nur 8, der des 5. zwölf, 
alle übrigen aber weniger: bis zum 60, Segmente 10, 9, 8, dann 
7 und 6 Glieder. Die Cirren sind schon vom 8. Segmente an 
kürzer als die Segmente breit. Der drittletzte Rückencirrus 
hatte 5, der folgende 3 Glieder, der letzte war nur ein kurzes 
Stümpfehen. 

Die Baucehcirren ungegliedert kürzer oder höchstens so 
lang als die Ruder. i 

Das Aftersegment (Fig. 3 B) ist schmäler als das vor- 
hergehende, das einen rudimentären Rückeneirrus und knopfför- 
migen Baucheirrus trägt. Es ist mit 2 seitlichen 11gliedrigen 
Cirren (ac), die so lang sind als die 4 letzten Segmente zusam- 
mengenommen, und einem kurzen, auf breiter runder Basis ste- 
henden mittleren Cirrus versehen. 

Die Mundöffnung liegt im Vorderrande des ersten Segmentes. 
Die mit einem Kranze von 11 weichen Papillen und einem Zahne 
(2) ausgezeichnete Schlundröhre (s) beginnt im 3. Segment 
und reicht bis in den Anfang des 9. Der Drüsenmagen (m) 
nimmt nicht ganz das 9., dann das 10., 11. und fast vollständig 
das 12. Segment ein. Breite 0:24 Mm. Dicke der Wand 
0:08 Mm. 31 Reihen von Drüsen. 

Vom 52. Segmente an erfüllten die Leibeshöhle rosenrothe 
Eier, welche eine leichte Ausdehnung des Körpers in den fol- 
genden 18 Segmenten hervorriefen. 


4) v. Marenzeller. 


Ahnliehe Formen aus der Adria sind: S. hyalina Grube 
und $. pellueida Ehlers. Erstere ist durch eine wie es scheint 
andre Gestalt der Palpen, durch die dieht gedrängten kurzen 
Segmente, andere Dimensionen der Schlundröhre und des Magens 
(9 Segmente), letztere durch die andere Form des Kopflappens, 
lange Rückencirren, die unbewaffnete Schlundröhre und den’ viel 
längeren Drüsenmagen zu unterscheiden. 


Trypanosyllis ' zebra. 
(Taf. V, Fig. ]). ı 
Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv 
f. Naturg., Bd. 26, 1860, pag. 86, Taf. IH. Fig. 7; Ausflug nach 
Triest. Berlin 1861, pag. 143, Taf. III, Fig. 7. 


Die von Clapar&de ausgesprochene Vermuthung, die 
Syllis zebra sei eine Trypanosyllis,2 kann ich vollauf bestätigen. 
Der Hauptcharakter letzter Gattung wurde von Claparede in 
dem Trepankronen ähnlichen Kranze von Zähnen gelegt, die den 
Eingang in die Schlundröhre umgeben. Grube gab über den 
Verdauungstractus nichts an und daher die Unsicherheit von 
Claparede. Ich habe Syllis zebra in einem nicht vollständigen 
Exemplare bei S. Servola (Bai von Muggia) gefunden und konnte 
die Schlundröhre untersuchen. Der Eingang liegt im 7. Segmente 
Ein cehitinöser, wellig gebogener Saum nimmt 12 Zähne auf. 10 
hievon sind untereinander gleich gebaut, breit, dreieckig, eigent- 
lich eine Pyramide mit dreiseitiger Basis darstellend; zwei in der 
Mittellinie über einander liegende, sich theilweise deckende 
Zähne sind schlanker, länger, mehr eonisch. 10 weiche Papillen 
liegen vor der Zahnkrone. Die Schlundröhre reicht bis zum 17. 
Segmente. Der Drüsenmagen nimmt das 17. bis inel. 31., also 
15 Segmente ein. Da aber diese sehr kurz sind, so ist auch seine 
Länge keineswegs bedeutend. Breite 0-6 Mm., Dicke der Wand 


i Claparede, Glanures zoot. parmi les Annel. a. a. O. Taf. XVII, 
1864, pag. 558. 

2 Claparede, Annel. du golfe de Naples, a. a. OÖ. Taf. XIX, 1568, 
pag. 513, note. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 4] 


0-2 Mm. Ich zählte 123 Segmente an dem unvollständigen 17 
Mm. langen und nicht ganz 2 Mm. breiten Individuum. Die Be- 
schreibung Grube’s passte in allen Punkten. Die Unterschei- 
dung der Tryp. zebra von der ähnlich gezeichneten Syllis vittatu 
Grube oder etwa noch S. gracilis Grube ist sehr leicht. Auf- 
fallend ist bei unserer Art der Wechsel kurzer und fast doppelt 
so langer Rückeneirren, der an meinen Exemplaren wenigstens, 
regelmässig zu nennen war. Borsten waren meist mehr wie S in 
einem Bündel, durch zwei starke Endzähne ausgezeichnet. Die 
Tryp. Krohni Claparede (Glanures zootom. 1364, Fig. 555) ist 
sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch mit der 7. zebra. Sie 
hat nur weniger Segmente und die Gliederzahl der Stirnfühler, 
Fühlereirren und Rückenceirren ist geringer. Die Zahnkrone mit 
10 Zähnen. 


Odontosyllis !) virescens n. Sp. 
(Far.Lv, Big. 2.) 


Körper 12—16 Mm. lang, 1 Mm. breit, gegen den Kopf und 
das hintere Leibesende unbedeutend verschmälert, aus 47—87 
Segmenten bestehend. Farbe gelblich-grün. 


Der Kopflappen (Fig. 2, k) rundlieh oval, 1i/,mal so 
lang als breit (die Länge in der Medianlinie gemessen), vorne 
schwach vorgewölbt, am Hinterrande winklig eingebuchtet. 
4 eisenviolete Augen in der vordern Hälfte des Kopflappens. Die 
2 vorderen mit lichtbreehenden Körpern stehen nahe an dem 
Vorderrande und haben die Gestalt von abgestumpften Dreiecken. 

Die 2 hinteren mehr rundlichen Augen liegen dicht an den ersten, 
_ aber etwas nach innen. 


Die Palpen (p) sind sehr kurz; sie ragen nur in der Aus- 
dehnung eines Drittels der ganzen Länge des Kopflappens vor. 
Ihre inneren geraden Ränder liegen nahe an einander, bleiben 
aber vollkommen getrennt; der äussere Band fällt in einem fla- 


1, Clapar&de, Beobachtungen über Anat. u. Entw. wirbellos. Thiere 
Leipzig 1863, pag. 47. 


42 v. Marenzeller. 


chen Bogen ab. Am abgerundeten Vorderrande stehen einige 
steife Borsten. Die Stirnfühler, Fühlereirren und Rückeneirren 
sind alle ungegliedert, etwas gefaltet und mit kurzen Härchen 
besetzt. 


Der unpaare Stirnfühler (xs), in gleicher Höhe mit 
dem vorderen Augenpaare entspringend, ist fast 3mal so lang als 
Kopflappen und Palpen zusammen. Die paarigen (ps) sind 
circa halb so lang als der unpaare. 


Das Buccalsegment ist von oben nur seitlich sichtbar ; 
der dorsale Fühlereirrus (df) unbedeutend kürzer als der 
unpaare Stirnfühler, der ventrale (vf) etwas länger als die 
paarigen. 


Das zweite Segment trägt das charakteristische Merk - 
mal der Gattung, einen abgerundeten mit Cilien besetzten Lappen 
(Fig. 2 a), der sich über den Kopflappen bis an die Basis des 
unpaaren Stirnfühlers legt. Er ist dünn und durchsichtig, an der 
Basis so breit als der Kopflappen in der Medianlinie lang ist. 
Das 2. Segment ist noch durch einen sehr langen Rückeneirrus 
ausgezeichnet. Er ist 11/,mal so lang als der unpaare Stirnfühler 
und 3mal so lang als der Rückencirrus des 3. Segmentes, über- 
haupt der längste Anhang des ganzen Körpers. Die Segmente 
folgen ziemlich gedrängt auf einander; sie sind in der Leibesmitte 
41/,mal so breit als lang. Die Seitenränder springen als Träger 
der Cirren zumal in der vorderen Leibeshälfte wenig vor. 


Die Ruder (Fig. 2 A), 0:15 Mm. lang, mit grösserer, nach 
unten abgerundeter Vorderlippe (v2). Die Hinterlippe (hl) ist 
zwar ebenso lang, aber weniger hoch, von aussen nach innen 
unten abgestutzt. 2 Acieulen (Fig. 2 B). Die mehr nach vorne 
gelegene Acicula istschmächtiger und endet mit einem gebogenen 
Knöpfehen, die hintere ist 3mal stärker und hat ein verbreitertes 
fussförmiges Ende. Die Borsten (Fig. 2 0), 15—20 in einem 
Bündel, mit sehr kurzem (0-012 Mm.); einfach hakenförmigem 
Endgliede. Die Rückeneirren sind vom 3. Segmente an höch- 
stens so lang als der Körper breit. Längere und kürzere alter- 
niren. Letztere sind mitunter halb so lang als die Segmente 
breit sind. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 43 


Die Bauchcirren (Fig. 2 Ad c) ungegliedert, sehr breit, 
kürzer als die Ruder, mit stumpfspitzigem Ende. 


Das Aftersegment conisch mit abgerundetem Ende und 
concaven Seiten, in der Mittellinie nicht ganz so lang als die letz- 
ten 2 Segmente. Es trägt 2 Cirren von der Länge des Afterseg- 
mentes mit dem vorhergehenden zusammengenommen. Das vor- 
letzte und drittletzte Segment ist durch unverhältnissmässig lange 
Rückeneirren ausgezeichnet. 


Der Mund liegtin dem auf der Bauchfläche vollkomnien 
sichtbaren ersten Segmente und führt in die Rüsselröhre, die bis 
in das 6. Segment reicht. In dessen hinterer Hälfte beginnt die 
Schlundröhre. Der chitinöse Rand des Einganges in die Schlund- 
röhre (Fig. 2 D) trägt an seiner unteren Seite 6 mit der Spitze 
nach hinten gerichtete Zähne (2); die 4 mittleren sind grösser, 
die 2 äussersten kleiner. Jeder der conischen platten Zähne ist 
an seiner hinteren Hälfte vor der Spitze von der Seite nach oben 
wie hohl geschliffen, so dass er an dieser Stelle gewissermassen 
vierschneidig wird. Dorsal ist die Schlundröhre tief eingeschnitten 
— ihr Rand liegt hier mehr nach hinten als auf der ventralen 
Fläche. Unmittelbar, wo die Umbiegung des Randes von unten 
nach oben stattfindet, liegt jederseits eine Chitinplatte (x) derart 
schief gestellt, dass beide nach hinten eonvergiren. Sie haben 
einen geraden Aussenrand, einen concaven bogenförmigen Innen- 
rand; das vordere, respective äussere und das hintere, respective 
innere Ende der Platte ist etwas spitz. Dieser Apparat in der 
Schlundröhre wird von dem mit einer dünnen Chitin-Membran 
ausgekleideten hintern Ende der Rüsselröhre (3) wie eine Art 
Kappe umgeben. Sie legt sich dorsal in den erwähnten Ausschnitt 
der Schlundröhre und ist hier ebenfalls eingeschnitten, einen nach 
vorne offenen Winkel darstellend. Der vordere Rand liegt ventral 
etwas oberhalb der Zahnreihe in der Schlundröhre, der Hinter- 
rand nicht ganz in gleicher Höhe mit deren dorsalem Rande, son- 
dern etwas nach hinten. Die Schlundröhre reicht von der hinteren 
Hälfte des 6. Segmentes bis zum 10. Vom 10. bis 16. liegt der 
Drüsenmagen. Er nimmt somit 6 Segmente ein. Breite 0-55 
Mm., Wanddicke 0-13 Mm. Beiläufig 80 Drüsenreihen. 


2 Exemplare bei Zaule mit Algen. 


44 v. Marenzeller. 


Pterosyllis' lineata. 
(Taf. V, Fig. 2.) 
Amblyosyllis lineata Grube, Beschreib. neuer oder wenig bekannter Anne- 
liden. Archiv für Naturgesch. Bd. 29, 1863, pag. 48, Taf. V, Fig.1; 
Insel Lussin, Breslau 1864, pag. 84. 

„Les Amblyosyllis ressemblent de tous points ä des Pterosyllis 
depourvues d’ailerons oceipitaux et de lobesfrontaux“, sagt Cla- 
parede, Glanures zootom. ete. a. a. ©. p. 562. Damit hatte er 
nur die Amb. lineata im Auge, welche Grube bei Lussin piecolo 
in der Adria aufgefunden. Ich traf dreimal in der Bai von Muggia 
auf heraufgeholten Steinen herumkriechend eine Syllidee, die 
ich mit um so grösserer Sicherheit mit A. Zineata identifieiren 
konnte, weil sie derselben Fauna angehörte. Segmentzahl und 
Grösse, Habitus stimmten vollkommen, aber ich fand auch 
die ganze Reihe der Charaktere, welche meine Thiere zu einer 
Pterosyllis machten: Wimperlappen am Kopfe, Palpen, und 
der Zahnkranz in der Schlundröhre. Vor der Alternative stehend, 
im strengen Festhalten an dem Umfang der Grube’schen 
Diagnose eine neue Art aufzustellen oder jene zu ergänzen, 
wählte ich, in der festen Überzeugung, dass wir Beide dieselben 
Thiere vor uns gehabt, das Letztere und beschwere zum mindesten 
die Literatur nicht mit einem neuen Namen. 

Alle 3 Individuen hatten 16 Segmente und waren 5—7 Mm. 
lang. 

Die Grundfarbe des Körpers ist ein lichtes Braun, darauf 
tritt eine dunkelbraune Zeichnung auf. Am Kopflappen, hinter 
den Augen, eine schmale halbmondförmige Linie, hinter ihr ein 
ganz kurzer der Länge nach gestellter Strich; am hintern Rand 
des Buccalsegmentes ein Querstreif. Das 2. Segment vorne mit 
einem in die Breite gezogenen geschlossenen Ringe, hinten eine 
etwas längere Querlinie. An den folgenden 6 Segmenten kann 
man 3 über ihre Breite laufende Linien unterscheiden und vor der 
ersten noch lateral jederseits eine schmale Querlinie. Treten 


1 Prerosyllis Olaparede. Beobachtungen über Anatomie und Ent- 
w cklun&sgesch. wirbelloser Thiere a. d. Küste der Normandie. Leipzig 1863. 
pag. 40. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden, 45 


letztere mit den Enden der folgenden Querlinie in Verbindung, so 
hat es den Anschein, als läge im Anfange des Segmentes ein nach 
vorne offener Querring. Viel häufiger vereinigen sich die 2 hinteren 
Linien lateral, so dass ein geschlossener Ring auftritt. Auf den 
hinteren Segmenten ändert sich die Zeichnung insoferne, als die 
vordern seitlichen Linien verschwinden und die erste Querlinie 
schmäler wird; die zwei hintern Linien bleiben bis ans Ende; 
nur das Aftersegment ist stets ungefärbt. Die eben geschilderten 
Verhältnisse sind unter allen Umständen nur deutlich auf den 
6 ersten Segmenten, weiter nach hinten nur dann, wenn der 
Darm entleert ist und keine Geschlechtsproducte entwickelt 
sind. Ist der Leib mit blaugrünen Eiern erfüllt, so dominirt 
natürlich diese Farbe und die Linien sind auf dem opaken Körper 
nicht siehtbar. Stirnfühler, Fühler- und Rückeneirren fand ich, 
allein nicht immer, zierlich von in regelmässigen Abständen stehen- 
(den braunen Fleckchen gezeichnet. 

Der Kopflappen (Fig. 2 %) ist etwas mehr als 1'/,mal so 
breit als lang, abgerundet-hexagonal, stark gewölbt. Die zwei 
Augenpaare liegen dicht aufeinander. Das vordere ist grösser 
und wird, weil tiefer liegend, nur bei veränderter Einstellung 
siehtbar. Hinter den Augen, hart an der vorderen Grenze des 
Buccalsegmentes, stehen die 2 flügelartigen an ihrer ganzen Ober- 
fläche mit Cilien bedeckten Wimperlappen (Fig. 2 x), welehe 
(die Länge des Kopflappens, die Breite der Fühlercirren besitzen, 
aber ungegliedert sind. Ein terminaler brauner Fleck zeichnet 
sie aus. 

Von oben habe ich weder bei dieser noch der folgenden Art. 
während des Lebens Palpen bemerkt. Sie sind nämlich beweg- 
lich und entgehen dem Beobachter dann, wenn sie nach hinten 
umgeschlagen und nicht gerade vorgestreckt sind. Legt man die 
Thiere auf den Rücken, so sieht man hinter den Augen zwei 
eonische Lappen (Fig. 2 A p), die dem Buccalsegment (5) auf- 
liegen. In der Mittellinie berühren sie sich nur mit ebenso kurzen 
als schmalen medianwärts gerichteten Spangen. Nur die Basis 
wird dadurch verbreitert, die Palpe selbst, die nie über den 
Seitenrand des Kopflappens vorragt, bleibt schmäler als dessen 
Hälfte. Mit einer Nadel kann man die Palpen nach vorne umlegen 
und findet dann, «dass sie bei unserer Art nur unbedeutend den 


46 v. Marenzeller. 


Vorderrand des Kopflappens überragen. Unmittelbar hinter ihrer 
Ansatzstelle in der Mittellinie liegt die Mundöffnung im Anfange 
des Buccalsegmentes (Fig. 2 A o). Die 3 Stirnfühler sind ge- 
gliedert. 

Das Buecalsegment ist, von obengesehen, ce. '/, solang 
als das folgende. Der dorsale Fühlercirrus ist länger als die 
paarigen Stirnfühler. Die 5 ersten Segmente nehmen an Länge 
und Breite successive zu und sind ce. 3mal so breit als lang, die 
Seitenränder springen einfach abgerundet vor. Das 6. Segment, 
das den Drüsenmagen birgt, ist detormirt, fast quadratisch. Die 
folgenden Segmente sind so gebildet, dass sie in ihrem vordern 
Drittel so breit als lang sind, dann aber plötzlich sieh ausbuchten 
und zweimal so breit als vorne werden. Das 2. bis inel. 14. Seg- 
ment tragen Ruder. Das vorletzte (15.) Segment ist nur nach 
hinten etwas verbreitert, sonst rechteckig und trägt einen 
dorsalen und ventralen Cirrus, beide gleich gestaltet, aber der 
erstere so lang als sein Segment und das vorhergehende, der 
ventrale 2!/,mal kürzer. Das kurze Aftersegment, gleich breit 
und lang, hinten abgerundet. Es hat eim einziges Paar Cirren, 
die so Jaug sind als dieses Segment mit dem vorhergehenden, 
aber kürzer als die dorsalen Cirren des letzteren. , 

Die Ruder (Fig. 2 B) mit in einen fingerförmigen Fortsatz 
ausgehender Vorderlippe (v/), kürzerer stumpf endender Hinter- 
lippe (hl) und einer gut entwickelten Mittellippe (m?). Acieulen 
spitz, 3—4, in der hintern Lippe endend. Das Borstenbündel 
horizontal ausgebreitet. Die Borsten (Fig. 2 C) sehr zahlreich, 
mit 2zähnigem, messerförmigem Endstücke, ungleich an Länge, 
die längsten doppelt so lang als das Ruder. 

Die Baucheirren (Fig. 2Bbe) breit, blattförmig, etwas 
länger als das Ruder. 

Rüssel- und Schlundröhre sind nur wenig gefaltet und ge- 
wunden. Ein Kranz von 12gedrängt stehenden Zähnen (Fig. 2 D) 
umgibt den Eingang in die Schlundröhre. Derrechteckige Drüsen 
magen nimmt das 6. Segment ein. 

Blaugrüne Eier erfüllten bei einem Individuum die Leibes- 
höhle vom 7. Segmente an. 

Alles, was ich in vorliegender Schilderung übergangen, ist 
im Einklange mit der DiagnoseGrub e’s. Ausser den Ergänzungen 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 47 


ist dieselbe somit in folgenden Punkten richtig zu stellen: Das 
Buccalsegment ist nicht „kaumzu unterscheiden* (rix distinguen- 
dum ; in der Zeichnung ].ce. Taf. 5, Fig.1 iibrigens ganz deutlich) ; 
die Stirnfühler sind nicht ungegliedert (tentacula frontalia haud 
artieulata) ; die dorsalen Fühlereirren ragen nicht blos so weit 
vor als die paarigen Stirnfühler, sondern sind länger. Die Bauch- 
eirren sind nicht schmal wie die Figuren Grube’s zeigen, ein 
fadenförmiges Gebilde unterhalb des Rückencirrus (l. e. Fig. 15) 
existirt nicht; die Borsten sind nieht einzähnig wie inderFig.1e. 

Wünschenswerth wäre die Nachuntersuchung der Nieotia 
(Pterosyllis) lineolata Costa (Annuario del mus. zoolog. della r. 
univ. diNapoli 1862, Napoli 1864, pag. 160, Taf. III, Fig. 1— 4), die 
zahlreiche Beziehungen zu vorliegender Art hat. Indem ich die Gat- 
tung Amblyosyllis derartig erweiterte, dass sie mit der Pterosyllis 
zusammenfällt, sollte diese der ersteren weichen, weil sie die jün- 
gere ist; aber ich halte es für vortheilhafter, die Gattung Amblyo- 
syllis! mit ihrem ursprünglichen Charakter, den Grube nach- 
träglich mit der Einstellung der A. lineata selbst anders auffasste, 
auf die A. rhombeata? Gr. Oerstd. beschränkt zu lassen. 


Pterosyllis plectorhyncha? n. sp. 
(Taf. V, Fig. 3.) 

Körper des einzigen Exemplares (Fig. 3), dessen ich habhaft 
wurde, 14 Mm. lang, vorne 0°8 Mm., in der Mitte 2-5 Mm. breit 
(ohne Ruder), aus 16 Segmenten bestehend. Im ersten Viertel ist 
der Leib schmal, dann nimmt er plötzlich in Folge Anhäufung der 
Geschlechtsproducte an Breite zu und ist in der Mitte dreimal 
so breit als vorne, um sich wieder allmälig gegen das Ende zu 
verschmächtigen. Die 6 ersten Segmente waren durchscheinend, 
graulichgrünlich gefärbt, dagegen die übrigen undurehsichtig, 
dottergelb. Am Kopflappen und dem Buccalsegment fiel mir keine 
besondere Zeichnung auf. Die übrigen Segmente bis auf das 
Aftersegment trugen ovale, in der Mitte etwas eingeschnürte eisen- 
violete Flecken, die bis auf einen nieht sehr breiten Rand das 


ı Grube, Annulata Oerstediana. Videnskab. Meddelelser. Aaret 1857, 
Kjöbenhavn, pag. 185. 

® Ebenda. 

3 ziexrög „umschlungen, gewunden“; £öyyss „der Rüssel“. 


48 v. Marenzeller. 


ganze Segment einnehmen. Vom 7. Segmente an zeigten sie ganz, 
deutlich die Gestalt ausgespannter Fledermausflügel, lagen hart 
am Vorderrande des Segmentes, waren etwas schmäler und halb 
so lang als diese. Eine kleine mediane Stelle im Vorderrande 
dieser Flecken blieb pigmentlos und hier schimmerte die.gelbe 
Farbe des Körpers durch. Stirnfühler und Cirren nicht gefärbt. 

Der Kopflappen (Fig. 3 A) abgerundet-hexagonal, stark 
gewölbt, kugelig. Im ersten Drittel nicht ganz 1'/,mal so breit als 
lang, der Hinterrand schmäler. Die flügelartigen Wimperlappen 
() stehen etwas hinter den Augen vor dem Rande des Buccal- 
segmentes und sind etwas mehr als "/,mal so lang als der Kopf- 
lappen, breiter als der dorsale Fühlereirrus, aber nicht so breit 
als der Rückeneirrus des 2. Segmentes, ungegliedert, mit Cilien 
bedeckt. 4 eisenviolette Augen. Das vordere Augenpaar steht 
weiter auseinander und wegen der gewölbten Gestalt des Kopt- 
lappens tiefer als das hintere, dicht auf ihm liegende. 

Palpen (Fig. 3 Ap) wie bei P. lineata beweglich, aber es 
liegt die Anheftungsstelle viel weiter nach vorne, etwas hinter 
der vordern Grenze der Augen. Die Palpen werden daher aufge- 
richtet beträchtlich über den Kopflappen vorragen. 

Von den 3 Stirnfühlern war der unpaare («s) nur unbe- 
deutend länger als der Kopflappen. Natürlich lässt sich nieht 
sagen, ob dies normal oder nur Folge einer Verstümmlung. Die 
paarigen (p s), welche vom Vorderrande des Kopflappens ent- 
springen, während der unpaare mehr nach hinten steht, sind un- 
merklich länger (2:17 Mm.) als der dorsale Fühlereirrus (2-07 Mm.). 
Stirnfühler, Fühler- und Rückeneirren sind ziemlich regelmässig 
und vollkommen gegliedert und mit abstehenden steifen Haaren 
besetzt. Die Glieder mit Körnern erfüllt. Da von dem 7. an die 
Segmente durch die angehäuften Eier aufgetrieben waren, so 
dürften meine Angaben über ihre Gestalt kaum auf volle Richtig- 
keit Anspruch haben. 

Das Buccalsegment (db) ist von oben nur in einer sehr 
kurzen Ausdehnung sichtbar, kaum \/, so lang als das folgende. 
Es trägt 2 Paar Fühlercirren. Der dorsale (df) war 2:07 Mm. 
lang; der ventrale (vf) rechts und links nur ce. 1'/,mal so lang 
als der Kopflappen. Diese Kürze ist derartig auffallend, dass man 
zur Vermuthung gelangt, auch sie seien nur Rudimente. Die Enden 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 49 


waren aber wie bei dem unpaaren Stirnfühler vollkommen abge- 
rundet. Die folgenden 4 Segmente wachsen an Grösse und sind 
2!/,- bis 3mal so breit als lang. Ihre Gestalt ist fast die eines ge- 
streckten Achteckes mit abgerundeten Ecken. Es springt eben 
der Vorderrand der Segmente etwas vor. Das b. Segment ist durch 
den Drüsenmagen deformirt, etwas breiter als lang. Von hier an 
werden die Segmente sehr viel breiter. Das 7. war 1/,mal, das 
3. zweimal so breit als das 5., das 9. noch etwas breiter. Bis 
zum 14. nimmt dann die Breite wieder ab. Dieses ist so breit als 
das 7., das 15. nicht ganz so breit als das 2., und das Afterseg- 
ment so breit als dieses. Die Ecken, welche man an den 5 ersten 
Segmenten sehen konnte, sind dureh Auftreibung verstrichen. 
Das 15. Segment ist annähernd rechteckig, vorne so breit als 
lang, hinten etwas breiter. 

Alle Segmente mit Ausnahme des 1., 15 und 16. tragen 
Ruder von derselben Form wie bei der ?P. lineata, nur in allen 
Dimensionen grösser. Die Vorderlippe ebenfalls mit einem stark 
entwickelten fingerförmigen Fortsatze. Acieulen spitz 5—6. Bor- 
sten (Fig. 3 B) sehr zahlreich (über 30 in einem Bündel) mit 
zweizähnigem Endstücke. DasBorstenbündel ist gleichfalls ziem- 
lich horizontal ausgebreitet und enthält Borsten von sehr verschie- 
dener Länge. Ich habe eine der längsten bei dieser und der 
vorigen Art (Fig 2 C) abgebildet, um die Grössenunterschiede zu 
zeigen. 

Die Rückeneirren sind gegliedert und von excessiver 
Länge. So ist der des 2. Segmentes 9 Mm. lang, die andern 
varjiren zwischen 4:5—7 Mm. 

Die Baucheirren blattartig, lanzettlich, die Ruder deut- 
lich überragend. 

Das Aftersegment (Fig. 35€) ist ein abgerundeter Conus, 
so lang als breit. Seine zwei Cirren (ac) waren nicht ganz halb 
so lang als die Rückeneirren des vorhergehenden Segmentes. 
Dieses (15.) trug jederseits einen Rückercirrus von 7 Mm. Länge 
und einen gleichgebildeten, nur etwas schwächeren ventralen, der 
unmerklich länger war als das Segment (ee. 1 Mm.). Die Rüssel- 
und Schlundröhre sind ausserordentlich lang. Schon die erstere 
ist gefaltet und gewunden und die letztere so vielfach meinander 
geschlungen, dass es fast unmöglich scheint, diesen Knäuel zu 


(v. Marenzeller.) 4 


50 v. Marenzeller. 


entwirren. Der Eingang in die Schlundröhre (Fig. 3 D) ist mit 
6 durch Zwischenräume von einander getrennten Gruppen von je 
drei Zähnen bewehrt. 

Der Drüsenmagen nimmt das 6. Segment ein. Gelbgefärbte 
Eier erfüllten vom 7. bisinel. 14. Segment denLeib, verbreiterten 
denselben und machten ihn undurchsichtig. 

P. plectorhyncha ist durch die ausserordentlich langen 
Rückeneirren und durch die eigenthümliche Gruppirung der 
Zähne in der Schlundröhre von den 6anderen bisher beschriebe- 
nen Arten wesentlich verschieden. Auch wird sie in der Grösse 
nur von der Gattiola spectabilis Johnston erreicht. 

Gefunden bei Servola (Bai von Muggia) in einer Tiefe 
von 8 Fuss. 


Proceraea' luxurians n. Sp. 
(Taf. VI, Fig. 1 und Taf. VII, Fig. 1.) 

Körper 14—21 Mm. lang, 0-4 Mm. breit bei 73— 100 Seg- 
menten. Vorne unmerklich, nach hinten allmälig verschmälert. Ge- 
wöhnlich sieht man mitfreiem Auge oder bei schwacher Lupenver- 
grösserung den Leib schmutzig-grünlich, von lichten Binden ge- 
kreuzt, gegen das Ende aber farblos. Bei etwas stärkerer Vergrösse- 
rung bemerkt man jedoch, dass diese Färbung von grünlichen Con- 
tentis des Darmes herrührt und dass die lichten Querbinden den 
Einschnürungsstellen des Darmes entsprechen. Die eigentliche 
Farbe ist röthlichgelb, stellenweise gelblich-bräunlich, zumal in 
der hinteren Leibeshälfte; auch die Spitzen der Stirnfühler, 
Fühlereirren und der Rückeneirren des zweiten Segmentes ent- 
halten denselben Farbstoff. 

Der Kopflappen (Taf. VI, Fig. 1%) rundlich, so lang als der 
Hinterrand breitist, der Querdurchmesser der Mitte etwas grösser. 
Der Vorderrand etwas abgeflacht, die Seitenränder nicht rein 
convex, sondern in der Mitte leicht geknickt. Die hintere Hälfte 
ist gewölbt und fällt plötzlich gegen das dünnere Vorderende ab. 
4 Augen. Die vorderen grösseren, mit nach vorn und aussen ge- 
richteten liehtbrechenden Körpern versehenen rundlichen Augen 
stehen im hintern Drittel des Kopflappens vom Aussenrande ab- 
gerückt, hinter dem Ursprunge der paarigen Stirnfühler. Die 


! Ehlers, Die Borstenwürmer, p. 256. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 51 


hinteren kleineren haben nach hinten und aussen gerichtete licht- 

brechende Körper, liegen dicht an den vorderen, aber etwas mehr 
nach innen, und sind von dem Hinterrande des Kopflappens 
weniger entfernt als von dem Aussenrande. Ausser den 4 Augen 
sah ich noch in einem Falle 5 zerstreute Augenflecken. Die 
Farbe der Augen im durchfallenden Lichte ist rothbraun. 

Palpen fehlen. Die Configuration der ventralen Fläche des 
Kopflappens wird bei der Schilderung des Verdauungstraetes 
erörtert werden. 

Von den 3 Stirnfühlern ist der unpaare («s,) nicht allein 
der breiteste, sondern auch weitaus der längste Anhang des 
ganzen Körpers. Er ist weiter nach hinten gerückt als die 
paarigen (ps) und entspringt in gleicher Höhe mit dem vordern 
Augenpaare. Mehr als dreimal so lang wie die paarigen Stirn- 
fühler (2:4:0°7 Mm.) und mehr als 1°/,mal so lang als der 
Rückeneirrus des 2.Segmentes (2-4: 1-5 Mm.) würde er zurück- 
gelegt bis in das 20. Segment reichen. Die paarigen Stirn- 
fühler (p s) entspringen annähernd in der Mitte des Kopflap- 
pens, weiter nach vorne als der unpaare. Sie sind schmäler als 
dieser, länger als der dorsale Fühlereirrus (df), halb so lang als 
der Rückenecirrus des 2. Segmentes. Stirnfühler wie Fühlereirren 
und Rückencirren sind ungegliedert, an der Peripherie schwach 
gefaltet oder gerunzelt und sehr reichlich mit steifen Haaren 
besetzt. 

In der Haut des Rückens allerSegmente bemerkt man schon 
bei schwacher Vergrösserung rundliche, rundlich-eckige glän- 
zende Körperchen in 2—3 bis zum Seitenrand ziehenden Quer- 
reihen. (In der Zeiehnung sind diese Gebilde weggelassen.) 

Die Segmente sind durchschnittlich 2'/,mal so breitals lang, 
ihre Seitenränder nicht auffallend vorspringend. Das ruderlose 
Buccalsegment(b) ist von oben vollkommen sichtbar, etwas 
kürzer als das folgende, breiter als der Hinterrand des Kopf- 
lappens. Der über diesen auf beiden Seiten vorragende Theil ist 
schief nach aussen abgestutzt und trägt 2 Fühlereirren jeder- 
seits, von welchen der dorsale (df) 2'/,mal so lang ist als der 
ventrale (vf) und zweimal kürzer als derRückeneirrus (rc) des 
2. Segmentes; der ventrale wird von den paarigen Stirnfühlern 
unbedeutend an Länge übertroffen. Das zweite Segment hat wie 

4* 


32 v.Marenzellen. 

alle folgenden mit Ausnahme des Aftersegmentes ein Ruderpaar. 
Es trägt einen Rückeneirrus, der an Länge nur dem unpaaren 
Stirnfühler nachgibt; er ist 5V/,mal so lang als der Rücken- 
eirrus des 3. Segmentes. Der Rückeneirrus des 3. Segmentes 
ist doppelt so lang als der des 4. Die Cirren sind etwas spindel- 
förmig, das Ende bleibt immer stumpf, die steifen Haare ihrer 
Oberfläche bilden nieht selten terminale Büschel. Vom 4. Seg- 
mente an sind die Rückeneirren,, längere und etwas kürzere 
alternirend, 2/,—3mal in der Breite des Segmentes enthalten ; 
nur gegen das Ende des Körpers erreichen sie eine grössere 
Länge, und da gleichzeitig die Segmente schmäler werden, ändert 
sich das Verhältniss: die Cirren sind fast so lang als die Seg- 
mente breit sind. 

Die Ruder (Taf. VI, Fig.1,4) sind fast so breit als lang, 
von oben gesehen abgerundet quadratisch, mit etwas schmälerer 
Vorderlippe (vl!) und breiterer Hinterlippe (hl), zwischen wel- 
chen beiden das in verticaler Ebene ausgebreitete Borstenbündel 
austritt. In der Seitenlage bemerkt man, dass die Hinterlippe 
von oben nach unten kürzer ist als die vordere. Die Ruder sind 
4—5mal kürzer als die Segmente breit sind, und erreichen eirca 
(die halbe Cirruslänge. Eine oder zwei Acieulen. 6—5 Borsten, 
die oberen länger als die unteren. Das Bündel ragt beiläufig so 
weit vor als die Ruder lang sind. Die Borsten (Taf. VI, Fig. 1, B) 
sind zusammengesetzt mit sehr kurzem, nur 0-006 Mm. langem, 
breitem, zweizähnigem Endstücke. Manchmal sieht man noch 
einen dritten Zahn. Das verbreiterte Ende des Stabes zeigt 
einen rauhen Vorderrand und kleine Zähnchen an seiner der 
schneidenden Fläche des Endstückes entsprechenden Seite. Zu 
dieser Form tritt noch vor der Mitte des Körpers eine zweite hinzu, 
die einen vielschmäleren Stab besitzt und stattdeseben erwähnten 
Endstückes einen kurzen, gertenförmigen, leicht gebogenen An- 
hang trägt. Ich sah immer nur in einem Bündel eine einzige der- 
artige zu oberst liegende Borste. 

Baucheirren fehlen. 

Das Aftersegment (Taf. VI, Fig. 1, C) etwas länger als das 
vorhergehende, stumpfeonisch mit ausgerundeten Seitenrändern 
und steifen Haaren am Hinterende. Es trägt 2 Cirren (a ce), die 
in der oberen Hälfte der Seitenränder ihren Ursprung nehmen 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden., 39 


und den 5 letzten Segmenten an Länge gleichkommen. Das vor- 
und drittletzte Segment haben kürzere Cirren als ihre Vorgänger, 
die mit auffallend langen versehen sind. 

Die Umgebung der Mundöffnung (Taf. VI, Fig. 1, Do) wird 
von dem Vorderrande des Buccalsegmentes und dem Hinterrande 
des Kopflappens gebildet. Das Buccalsegment (b) ist auf der 
Bauchfläche länger als auf der Rückenfläche. Diese Vergrösse- 
rung geschieht dadurch, dass sich in der Mitte ein Aufsatz ent- 
wickelt von der Breite des Kopflappens und sich auf diesen bis 
zur Höhe des Hinterrandes des vorderen Augenpaares hinauf- 
schiebt. 

Laterale Einschnitte trennen diesen Theil von den auf der 
Bauchfläche gut zur Einsicht kommenden Trägern der Fühlereir- 
ren an den Seitenrändern des Segmentes. Die Unterfläche des 
Koptlappens ist durch eine mediane Furche in 2 Hälften getheilt, 
aber diese weichen nach hinten auseinander und stellen im Ver- 
eine mit dem ausgeschnittenen Vorderrande des Buccalsegimentes 
eine rautenförmige Öffnung — die Mundöffnung dar. Der Hinterrand 
des Kopflappens liegt auf der Bauchfläche, genau in einer Linie, 
die man zwischen vorderem und hinterem Augenpaare ziehen 
würde. Die Rüsselröhre (r) erstreckt sich bis zur Mitte des 
dritten Segmentes, da sie noch den Anfang der Schlundröhre in 
der Länge von 1'/, Segmenten als Scheide umgibt. Die Schlund- 
röhre (s) begiunt im 3. Segmente und endet im 6., ist aber län- 
ger als 4 Segmente. Sie bildet nämlich eine noch etwas hinter 
den Anfang des Drüsenmagens reichende Schlinge. 

Der Eingang in die Schlundröhre wird von einem chitinösen 
Saume umgeben, der in 10flache, aber nicht ganz stumpfe Zacken 
ausgeht. Hinter diesem erenulirten Saume steht ein Kranz von 
circa 20 dreikantigen spitzen Zähnen von etwas ungleicher Grösse 
(Taf. VII, Fig. 1). Ein dichter Beleg longitudinaler Muskelfasern 
umhüllt die Schlundröhre in ihrer ersten Hälfte, während die 
zweite nackt bleibt. 

An dem von der Rüsselröhre eingescheideten Theile ist die 
Museulatur weniger entwiekelt und erscheint auf den ersten Blick 
ringförmig und nicht longitudinal angeordnet. Die ringförmigen 
Fasern gehören aber nicht der Sehlundröhre, sondern der Rüssel- 
röhre an, wie man sich nach Entfernung der letzteren überzeugen 


54 v. Marenzeller. 


kann. Claparede unterscheidet an der Schlundröhre von 
Autolytus hesperidum und Proceraea aurantiaca (Annel. chetop- 
du golfe de Naples. M&m. d. 1. Soeiete de Physiq. et d’Hist. nat. 
de Geneve 1868, pag. 528 und 531, pl. XIV., fig. 1, et pl. XV, 
fig. 1) 3 Regionen: die erste mit Ring-, die zweite mit Längs- 
fasern und die dritte ganz ohne Muskelfasern. Da ich beide 
Arten nieht kenne, bin ieh nicht in der Lage zu entscheiden, ob 
hier eine Täuschung vorliege. Der Drüsenmagen (m) nimmt 
3 Segmente ein, das 7., 8., 9. Breite 0:3 Mm., Dieke der Wand 
0:09 Mm. Ich zählte eirea 60 Drüsenreihen. 
Häufig mit Algen an der Südküste der Bai von Muggia. 


Proceraea brachyeephala n. sp. 
(Taf. VI, Fig. 2 und Taf. VII, Fig. 2.) 


Körper kurz, gedrungen, breit im Verhältniss zur Länge. 
45 und 6 Mm. lang 03, 0-4 Mm. breit bei 54 und 60 Segmenten. 
Nach vorne und hinten in nicht auffallender Weise verschmälert.. 
Färbung ähnlich der vorigen, grünlich bei gefülltem Darmeanale, 
in Wirklichkeit blass orangeroth. Doch enthält nur die vordere 
Körperhälfte dieses Pigment reichlicher, wo es Flecken an der 
Basis der Cirren und ein medianes Längsband bildet. 

Der Kopflappen (Taf. VI, Fig. 2 A), breiter als lang, am 
Hinterrande schmälerals in der Mitte, vollkommen abgerundet. Er 
ist bis auf beiläufig das vorderste Viertel seinerganzen Längenach 
stark gewölbt — ein Bogen durch die Ursprungsstellen der beiden 
unpaaren Stirnfühler gezogen, bildet die Demareationslinie — 
der Rest, eine schmale vordere Zone, ist dünn, flach. Der ge- 
wölbte Theil fällt ziemlich schroff gegen den planen ab. 4 Augen. 
Das vordere, etwas grössere Augenpaar steht wenig hinter der 
Mitte des Kopflappens, das hintere kleinere ziemlich dicht daran, 
aber nach innen. Beide sind von dem Seiten- und Hinterrande 
des Kopflappens merklich entfernt. Die Stellung der lichtbre- 
chenden Körper in den beiden Augenpaaren ist dieselbe, wie in 
der vorigen Art. Auch hier treten vereinzelte Augenflecken an 
verschiedenen Stellen des Kopflappens auf. Palpen fehlen. 
Der Kopflappen zeigt auf der Bauchfläche dieselbe Bildung wie 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 55 


bei P. luazurians; allein er ist ebenso lang als am Rücken oder 
mit anderen Worten: das Buccalsegment ist nicht länger auf der 
ventralen Seite als auf der dorsalen. 


Von den drei Stirnfühlern ist der unpaare (us) nur 
um 1/. länger als die paarigen (p s) und kaum merklich kürzer 
als der Rückeneirrus des 2.Segmentes. Er nimmt seinen Ursprung 
hinter den paarigen und steht in der Mitte des Kopflappens in 
einer Linie mit dem vorderen Augenpaare. Zurückgelegt, reicht 
er bis in das 6. Segment. Die paarigen Stirnfühler (p s) sind 
fast so lang wie der dorsale Fühlereirrus (d f). Ihre Stellung 
wurde bereits früher präeisirt. Stirnfühler, Fühlereirren und 
Rückenecirren sind ungegliedert, viel weniger gerunzelt als bei 
der vorigen Art. Ich hatte in meiner Original-Skizze keine Här- 
chen angezeigt und an den conservirten Exemplaren kann ich 
keine mehr erkennen, wiewohl dies bei P. /uwurians ohne-Schwie- 
rigkeit gelingt. Es dürften also die Härchen zarter und spär- 
licher sein als bei jener. Charakteristisch für Stirnfühler und 
Cirren ist ihre plumpe, gegen das abgerundete Ende sich kaum 
verschmälernde Gestalt. 


In der Haut des Rückens aller Segmente liegen wieder 
die runden, rundlich-ovalen glänzenden Körperchen (Taf. VI, 
Fig. 2, 4). Sie sind meist in einem ziemlich regelmässigen, in 
der Mitte verbreiterten Querbande, das an seinen Enden in 2 
nach hinten gebogene dicke Haken ausgeht, angeordnet. Dahin- 
ter folgt noch ein kurzes Streifehen. Die Segmente sind 31/;- 
mal breiter als lang und haben sehr stark vorspringende Rän- 
der, die sich zu conischen Trägern der Cirren entwickeln. 

Das Bucealsegment (5) fast um die Hälfte kürzer als 
das folgende, breiter als der Hinterrand des Kopflappens. Es 
trägt 2 Fühlercirren jederseits; der dorsale Fühlereirrus (df‘) 
nur unbedeutend länger als die paarigen Stirnfühler, der ven- 
trale (v f) um !/, kürzer. 

Von dem zweiten Segmente an haben alle bis auf das After- 
segment Ruder mit Rückeneirren. Der Rückeneirrus (re) 
des 2. Segmentes ist etwas länger als der mittlere Stirnfühler — 
überhaupt der längste Anhang des ganzen Körpers; der des 
3. Segmentes ist kürzer als die Hälfte des vorigen; der des 


BR) v. Marenzeller. 


4. Segmentes halb so lang als der des dritten. Die übrigen sind 
in nicht auffallender Weise abwechselnd länger und kürzer. Die 
ziemlich gleich breiten Rückeneirren sind eirca 2!/,mal kürzer 
als die Segmente breit. 


Die Ruder (Taf. VII, Fig. 2), im Wesen gleich gebaut mit 
jenen der vorigen Art, aber etwas länger und breiter, sind eirea 
3nal in der Breite eines Segmentes enthalten und reichen ge- 
wölnlich bis an die halbe Länge ihres Cirrus. 2 Acieulen. 
5 Borsten (Taf. VII, Fig. 2, 4) doch auch 6 und 10 in einem 
Ruder. Länge des Borstenbündels, Lage und Art der Borsten 
wie bei der vorigen. Das Endstück ist kaum nennenswerth kür- 
zer, der unter dessen Spitze befindliche Zahn etwas länger; das 
Ende des Stabes weniger rauh; die zweite Form der Borsten 
etwas schmächtiger. 

Bauceheirren fehlen. 


Das Aftersegment mit 2 Cirren, die so lang als die letz- 
ten 5 Segmente sind. 


Die Mundöffnung ebenfalls von dem eingeschnittenen Vor- 
derrande des Buccalsegmentes und den auseinanderreichenden 
Hälften des Kopflappens gebildet. Die Rüsselröhre (r) reicht 
nach hinten noch bis in den Anfang des 5. Segmentes; die 
Scheide, mit welcher sie die Schlundröhre umgibt, ist 2 Seg- 
mente lang. 


Die Schlundröhre (s) beginnt im 3. Segmente und endet im. 
Sie legt sich in ihrer hinteren Hälfte einfach zusammen, bildet 
keine geschlossene Schlinge. Der erenulirte Eingang (Taf. VII, 
Fig. 2, B) hat sehr flache Zacken. Hinter diesen steht ein Kranz 
von 30 eonischen Zähnen — grössere und kleinere, meist so ab- 
wechselnd, dass 2 oder 3 kleinere zwischen 2 grossen zu stehen 
kommen. Die einzelnen Zähne sind an ihrer Basis kaum scharf 
getrennt. Die Verhältnisse der Museulatur, welche die Schlund- 
röhre umgibt, sind wie bei P. /uxurians. Der röthlich violete 
Drüsenmagen (m) nimmt das 8., 9., 10., 11. Segment ein. 
Breite 0-27 Mm., Dieke der Wand 0-07 Mm., Drüsenreihen eirea 40. 

Mit der vorigen. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 57 


Eunice Claparedüi. 
Quatrefages,Hist. nat. d. Annele6s, T. II, Paris 1865, pag. 652. (Eunice 
Harassü auet. sed non Aud. etM. Ed w.) 


Nachdem Quatrefages (l. ec.) zuerst die Verschiedenheit 
einer von Clapar&de'!als Eunice Harassii beschriebenen 
Form von der eigentlichen E. Harassii Aud. etM. Edw. nach- 
gewiesen und dieselbe als eine eigene Art: E. Claparedii 
bezeichnet hatte, sprach sich Claparede für die Identität seiner 
E. Harassii, richtig E. Claparedii, mit den unter ersterem 
Namen von Grube: und Ehlers: beschriebenen Formen aus 
und setzte die Synonymie in diesem Sinne fest.+ In demselben 
Jahre berichtigte Grube selbst seine frühere Bestimmung, er- 
klärte jedoch seine aus der Adria stammende E. Harassii 
für die E.torguata Quatrefages.® Er hält aueh später: 
ddaran fest, ohne die Clapar&de’schen Auseinandersetzungen zu 
erwähnen. 

Die im Mittelmeere, auch in der Adria, sehr häufig vorkom - 
mende Eunice, welche den Arbeiten Grube’s und Ehlers’ das 
Material lieferte, wird somit von Claparede als E. Claparedii, 
von Grube als E. torguata aufgefasst. Es handelt sich aber hier 
viel weniger um eine von neuem verwirrte Nomenclatur, als um 
die Frage, ob die Eunice des Mittelmeeres identisch sei mit der 
der französischen Westküste. Quatrefages und auch Clapa- 
r&öde halten erstere für eine eigene Art: E. Claparediü; Grube 


ı Glanures zootom. parmi 1. Annelid. de Port Vendres. Mem. d.1. 
Soe.d. Phys. et d’Hist.nat. de Geneve, Tome XVII, 1864, p. 118, pl. Il, fig.5. 

2 Zur Anatomie und Physiologie der Kiemenwürmer. Königsberg 
1838. p. 55. 

3 Die Borstenwürmer. Leipzig 1868. p. 312, 

* Annel. du Golfe de Naples. Suppl&ment. M&m. d. 1. Soc. d. Phys, 
et d’Hist. nat. de Geneve, Tome XX. sec. partie 1570, pag. 395, note. 

5 Bemerkungen über Anneliden des Pariser- Museum. Archiv f. 
Naturg. 36 Bd. 1570. p. 293. 

# Hist. nat. d. Annel. B. I, p. 312. 

7 Mittheilg. über S. Malo ete. Abhandlg. der schles. Gesellsch. f. 
vaterl. Cultur 186972. Breslau 1872. pag. 90, Note. 


[sb] 


8 v. Marenzeller. 


für dieselbe: E. torquata. Von keiner Seite ist aber das pro und 
contra zu motiviren versucht worden; es sei denn, dass man für 
Quatrefages seine bekannte Voreingenommenheit gegen das 
Zusammenziehen von atlantischen und mediterraneen Anneliden- 
formen anführen wollte. Quatrefages, Claparede, Grube 
haben nur gezeigt, dass die E. Harassii Aud. et M. Edw. ganz 
etwas anderes sei als das, was man seit 30 Jahren dafür gehalten. 
Die Basis der Beurtheilung ist für jeden späteren Beobachter in 
einer zu erneuernden Untersuchung der E. torquata Quatre- 
fages — die Eunice des Mittelmeeres ist durch die elassische 
Arbeit von Ehlers mehr als genügend bekannt — oder in einem 
Vergleiche der respectiven Beschreibungen liegen geblieben. 

Da mir keine Exemplare der E. torquata der westfranzösi- 
schen Küste zur Verfügung stehen, muss ieh mich einzig an die 
Angaben von Quatrefages halten, die von Grube nur dahin 
ergänzt wurden, dass die Zahl der Kiemenfäden auf 14 steige. 
Wenn ich daraus auch nicht den Schluss ziehe, dass Ergänzungen 
überhaupt nicht zu machen seien, wird anderseits sicherlich den 
Widersprüchen zwischen der Beschreibung der E. torquata und 
der Eunice des Mittelmeeres nichts an Schärfe benommen. Die 
Formen bleiben unvermittelt und selbst die Annahme von Varie- 
täten bleibt Vermuthung. 

Der Vergleich ergibt: 

1. Die Segmentzahl ist bei &, torguataim Verhält- 
nisse zur Länge geringer als bei der Mittelmeer-Form, 
die Segmente an sich müssen länger sein. 

E. torquata 220 Mm. lang, 140—160 Segmente (nach 
Quatrefages). Kunice des Mittelmeeres 160 und 120 Mm. 
lang, 195 und 180 Segmente (nach Ehlers). 

Darnach würden die Segmente bei E. torquata 
fastum das Doppelte länger sein. 

Das Buecalsegment (nach Quatrefages eigentlich 1. und 
2. Segment) wird bei E. torguata so lang als die 5 folgenden 
Segmente angegeben; bei der andern ist es so lang oder 
nur unbedeutend länger als die 2folgenden Segmente. 
3. DerZahn (mächoires inferieures Quatref.) der E. tforquata 

hat an seiner Basis 2—3 kleine, weiter vorne 4—D5 

grosse Zähne; die Sägeplatten (dentieules Quatref) sind 


IN 
. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 59 


sehr gross und nach hinten verlängert. Bei der Eunice 

von Ehlers zeigt derlinke Zahnd, derrechte6 gleich 

grosse starke Sägezähne; die Sägeplatten sind 
weder besonders gross noch nach hinten verlängert zu nennen: 

4. Der Unterkiefer (labre Quatref.) der E. torguata ist mässig 
ausgeschweift und zeigt an seinem Vorderrande 4—6 ziem- 
lich ausgeprägte wellige Vorsprünge; bei der andern 
findet man meist 3 grosseunregelmässige Zähne. 

5. Die Kiemen beginnen bei beiden am 5. Segmente; denn das 
3. Segment, für welche Quatref. bei E. torquata das erste 
Auftreten der Kiemen angibt, ist das fünfte, wenn man ab- 
weichend von Quatref. sein Buccalsegment als 2 Segmente 
ansieht und mit einrechnet. Die Zahl der Kiemenfäden ist 
bei E. forguata 6—8 nach Quatref., bis 14 nach Grube; 
bei der Eunice des Mittelmeeres 12 oder 15. 

Mögen nun in der Folge Annäherungen zwischen den beiden 
Formen aufgedeckt werden, dermalen halte ich eine Zusammen- 
ziehung für noch nicht gehörig begründet. Ich schliesse mich 
daher Quatrefages und Claparede an und sehe in der ver- 
kannten Kunice Harassii des Mittelmeeres die Zunice Claparedii 
Quatrefages und nicht die E. torquata Quatrefages. 
Erstere wäre somit auf das Mittelmeer beschränkt, letztere auf 
den atlantischen Ocean (Westküste Frankreichs). Die echte 
Eunice Harassii Aud.etM. Edw. ist beiden Meeren gemein, 
da dieselbe von Prof. Reichert bei Cannes (Grube Mittheil. 
über S. Malo ete.) und von mir 1872 inder Bai von Mug- 
gia bei Triestineinem Exemplare gefunden wurde. 


Marphysa Bellii. 
(Marphysa Quatrefages.) 
Eunice Bellü! Audouin et Milne Edwards, Olassifie. d. Anne]. Annal. 
Kdgsciene- Anar. I Ser... Tr 27 pleil, A221 —4;'8,,9,n8et 7228, 
pag. 223 (1833). 
Marphysa Belli Quatrefages, Hist. d. Annel. T. 1, pag. 333. 


Marphysa Belli, an den englischen Küsten und der fran- 
zösischen Westküste einheimisch, kommt auch bei Triest vor. Ich 


fand sie während der Ebbe unter Steinen der Südküste der Bai 
von Muggia. Das grösste Exemplar war 70 Mm. lang, an der 


60 v. Marenzeller. 


breitesten Stelle etwas mehr als 2 Mm. breit und besass 200 
Segmente. Aud. und M. Edw. geben die Länge mit kaum mehr 
als 2", die Breite mit ee. 2 Linien, die Segmentzahl mit 84—100 
an. Quatrefages erwähnt ein Individuum von 22 Centim. (!) 
Länge mit „beiläufig“ 150 Segmenten (!). Die Kiemen traten mit 
dem 12. rudertragenden Segmente (dem 14. im Ganzen), ganz 
wie die französischen Autoren angeben, auf und nahmen 17, 19 
auch 21 Segmente ein. (15, 17, 19 Aud. et M. Edw.; nie 
unter 20—25 Quatrefages). Die Kiemen hatten 10, 14, 17 
Fäden, auffallend mehr als die Thiere aus dem atlantischen 
Meere. (8--10 Aud. et M. Edw.; 6—8 Quatrefages). 
Anderweitige Unterschiede fielen mir nicht auf und Original- 
exemplare der Eunice Bellii standen nicht zur Verfügung. Ich 
füge eine Beschreibung des Kieferapparates bei. Alle Theile des 
Öberkiefers sind braun gefärbt, nur die Reibplättehen etwas 
blässer. Die Träger sind schlank, gut viermal so lang als breit, 
die Zangen stark gewölbt. Die Schneide des linken Zahnes mit 7, 
die des rechten mit S Sägezähnen, die von vorne nach hinten 
etwas an Grösse abnehmen und die Hälfte des inneren Zahnran- 
(des besetzen. In der linken Kieferhälfte eine unpaare Zahnplatte 
mit Tzähnigem Rande. Unmittelbar vor den paarigen Sägeplatten 
und nieht mit ihnen fest verbunden (Kali-Präparat) liegen 2 tief- 
braune halbkreisförmige dünne Platten. Die linke Sägeplatte mit 6, 
die rechte mit 9 Zähnehen. Jederseits ein kleines Reibplättchen. 
Der Unterkiefer ist kaum merklich länger als Zange und Träger 
zusammen. Er ist braun bis auf die durchaus weissliche gehöhlte 
Endplatte, die sich lateral in einen zahnähnliehen Fortsatz aus- 
zieht. Nach Quatrefages wären die Kiefertheile kaum gefärbt 
und die Sägeplatten (denticules) ungezähnt. 

Erwähnen will ich noch, dass in die Rückeneirren wie bei 
Marphysa sanguinea ein Bündel feiner Borsten eindringt. 


Nereis ( Hediste) diversicolor. 
(Taf. VII, Fig. 3.) 
Ö.F. Müller, Prodromus zoolog. dan. 1776, pag. 217. 
Ehlers, Die Borstenwürmer 1868, pag. 554. 
Die aus der Ost- und Nordsee, von den Küsten Englands 
und der Westküste Frankreichs bekannte „bunte Nereide“ 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden., 61 


OÖ. F. Müller’s wurde von mir auch bei Triest aufge- 
funden, und ich will durch eine kurze Zusammenfassung der 
wesentlichen Punkte nachweisen, dass die adriatischen Thiere im 
Ganzen und Grossen wenig von ihren nordischen Brüdern ab- 
weichen. Dass die N. diversicolor überhaupt gewisse Wandlun- 
gen durchmacht, lehrt die von Ehlers zusammengestellte Syno- 
nymie, an der ich in vollem Umfange festhalte. Die Inconstanz 
der Art scheint neben Anderem in der wechselnden Zahl der 
Kieferzähne und Paragnathen und der ungleiehen Länge der 
oberen Fühlereirren des hintern Paares zu liegen. Meine 12 In- 
dividuen waren 25—85 Mm. lang und hatten 66— 92 Segmente. 
Darunter waren Exemplare von 53 Mm. Länge mit 50 Segmen- 
ten; 43 Mm. mit 75 Segm.; 60 Mm. mit 52 Segm.; und SO Mm. 
mit 85 Segm. Ueber die Färbung im Leben habe ich mir leider 
keine Aufzeichnungen gemacht; die in Weingeist conservirten 
Thiere sind unbestimmt bräunlich, ins Graugelbliche gehend; die 
Ruder lichter als der eigentliche Körper. Immer ist dessen Vor- 
dertheil am Rücken dunkler gefärbt, bräunlich mit einem Stich 
ins Grünliche und hier wieder dem als weisse Linie auf der gan- 
zen Länge des Rückens durehschimmernden Rückengefässe zu- 
nächst dunkler als seitlich. So gewinnt es bei manchen Exem- 
plaren das Ansehen, als liefen 2 braune Streifen über die Dorsal- 
seite der Segmente hin. Der Gesammthabitus stimmt mit der 
Beschreibung von Ehlers. Das erste ruderlose Segment ist 
gewöhnlich nicht so lang als die beiden folgenden zusammen. 
Von den Fühlereirren reichen die oberen des hintern Paares bald 
bis zum Anfang des 4., oder, und das ist das Häufigste, bis in das 
9. Segment. In einem Falle war das erste Segment so lang als die 
beiden folgenden und der obere Fühlereirrus reichte bis zum 
7. Segment — die Segmente waren eben sehr kurz. Bei der 
N. diversicolor der Nordsee etc. scheint das erste Segment etwas 
kürzer zu sein und die Fühlercirren werden in das 3. oder 
5. Segment reichend angegeben. 


Der Rüssel! zeigt nach den einzelnen Exemplaren 
manche Variationen, insbesonders in der Disposition der Kiefer- 


! Die Terminologie nach Kinberg. Siehe Ehlers. e. pag. 445. 


62 v. Marenzeller. 


spitzen am dorsalen Theile des oralen und maxillaren Abschnit- 
tes. Die mediale Gruppe des ersteren (V) fehlt immer bei Nereis 
diversicolor. Die lateralen (VI) bestehen aus 3—8 Kieferspitzen ; 
am hänfigsten sind 4 oder 6. Die Zahl ist rechts und links 
ungleich. In dem Mittelfelde (I) des maxillaren Abschnittes ist 
meist eine einzige Spitze vorhanden, doch können auch 2, 3 oder 
4 hintereinander auftreten. Die seitlichen Gruppen (IT) bestehen 
meist aus gekrümmten Doppelreihen von Spitzen, die ihre Con- 
cavität nach vorne und aussen kehren. Auf der Ventralseite zeigt 
der orale Abschnitt eine Binde unregelmässig angeordneter 
Kieferspitzen, an der man annähernd 2 Systeme hintereinander 
liegender Linien unterscheiden kann (VIII VII VIII). Lateral 
reieht diese Binde nie über eine Linie hinaus, welche man sich 
in Verlängerung des Rückens der Kiefer nach hinten gezogen 
denkt. Der maxillare Antheil der ventralen Seite lässt im Mittel- 
felde (III) ein Band von Kieferspitzen unterscheiden, das aus 
mehreren (3 oder 4) hintereinander liegenden Reihen besteht, 
oder die Spitzen sind untereinander geworfen, die Anordnung 
ist undeutlich. Es kommt auch vor, dass das Band sich in 6—7 
schärfer getrennte Gruppen auflöst, von denen jede 5— 4 hinter- 
einanderliegende Spitzen enthält. Allerdings schiebt sich auch 
dann hie und da ein einzelnes Spitzchen zwischen die Gruppen 
und unter diesen hat die eine oder die andere um ein Spitzchen 
mehr. Die lateralen Felder (IV) des ventralen maxillaren Ab- 
schnittes werden von einer gekrümmten Gruppe von Kieferspitzen 
eingenommen, welche ihre Concavität der Mittellinie zukehrt 
und bald aus Doppelreihen bald in einem unregelmässigen Hau- 
fen von Kieferspitzchen besteht. 

Die Kiefer haben 6— 8 Zähne; die Spitze scharf mit einem 
schneidenden Rande, auf dem 2 Zähne Platz hätten. Die Ruder 
und Borsten zeigen mir keine bemerkenswerthen Differenzen mit 
den Bildern von Ehlers und Malmgren; Exemplare aus dem 
andern Faunengebiete konnte ich nicht vergleichen. Ich habe 
Tat. VII, Fig,3 ein Ruder (das60ste) abgebildet um die Überein- 
stimmung zu zeigen. Nereis falsa Quatrefages' aus dem 
ı Hist. d. Annel. T. I, pag. 505. N. falsa Quatrefages ist die 
N. parallelogramma Claparede (Annel. chetop. du golfe de Naples. M&m. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 65 


Mittelmeere hat mit der N. diversicolor die gleiche Disposition 
der Kieferspitzen; ist aber an einer andern Ruder-Form und denı 
viel längeren Rückeneirrus sehr leicht zu erkennen. Bei der 
N. diversicolor ist der Rückencirrus nur an den ganz letzten Seg- 
menten so lang oder etwas länger als das obere Züngelchen, 
sonst bedeutend kürzer. 


d. 1. Soc. d. Phys. et d’Hist. nat. de Geneve, Tome XIX, pag. 477, pl. XI, 
fig. 7, pl. X. fig. 2). Grube hat (Actin. Echinod. u. Würmer d. adriat. u. 
Mittelmeeres. Königsberg 1840, pag. 73) eine Nereris von Neapel mit den 
Originalexemplaren jener Nereis, dieRathke (Zur Fauna der Krym. M&m. 
pres. & l’Acad&mie imp. d. Sciences de St.-Petersbourg III, 1837, pag. 412, 
pl. 7, fig. 1 u, 4—8) als Nereis pulsatoria Mont. (?) angeführt, verglichen, 
identisch befunden und ebenfalls Nereis pulsatoria Mont. benannt. Die Be- 
schreibung Rathke's ist aber so abweichend von der N. pulsatoria Mont. 
die Audouin u. M.Edwards (Annales d. science. nat. t. XXIX 1833, pag. 
216 ett. XXVII, 1832, pl. XIII, fig. S—13) gegeben, dass Quatrefages 
die Nereis von Rathke als eigene Art: N. falsa hinstellte (1865). Cla- 
parede fand bei Neapel die Nereis, welche Grube, Rathke folgend, 
pulsatoria genannt hatte, erkannte gleichfalls den Irrthum und gab ihr den 
neuen Namen: N. parallelogramma (1868). Dieser Name muss als der jün- 
gere gestrichen werden. Die Nereis pulsatoriaM ont. etLeach (Lyeoris pul- 
satoria Savigny, Syst des Ann. 1320, pag. 33) ist unkenntlich. Die Origi- 
nal-Exemplare sind verloren. Es bliebe eigentlich nur eine N. pulsatoria 
Aud.u. M. Edw. wenn nicht Quatrefages l.c. pag. 503 eine X. 
pulsatoria beschriebe, von der er vermuthet, dass sie sich der N. pulsatoria 
Mont. (Sav.) nähere, und ausdrücklich angibt, sie weiche von der N. pul- 
satoria Aud. u. M. Edw. wesentlich ab. Auch führt er in der Synonymie 
seiner pulsatoria gar nicht die N. pulsatorıa Aud. u. M. Edw. an. 
G rube (Bemerkungen über Anneliden d. Pariser-Museum, Archiv f. Naturg. 
36. B. 1870, pag. 309) spricht sich ebenfalls für die Selbstständigkeit der 
N. pulsatoria Aud. u.M.Edw. aus und ist nicht abgeneigt die N. pulsatoria 
Quatrefages für die N. zonata Mgrn. zu halten. Jedenfalls kann nur 
eine einzige N. pulsatoria berücksichtigt werden und das ist die von Aud. 
u.M. Edw. 


Ich habe das auseinandergesetzt, weil Grube (Insel Lussin, Breslau 
1564, pag. 81) eine N. pulsatoria Mont. von Crivizza (Westküste von Lussin) 
anführt, die er, weil schlecht erhalten, nur an den Kieferspitzchen des aus- 
gestreckten Pharynx erkannte. Nach dem Gesagten kann das eine Nerets 
falsa Quatrefages, eine N. pulsatoria Aud. u. M. Edw., ja selbst 
eine N. diversicolor gewesen sein. 


64 v. Marenzeller. 


Ich fand die N. diversicolor an mehreren Stellen der Bai von 
Muggia; auch in Abzugsgräben der ehemaligen Salinen bei Zaule 
in stark versüsstem Wasser. 


Armandia oligops n. sp. 
(Taf. VII, Fig. 4.) 


Meine Beschreibung ist mangelhaft, weil ich nur eines ein- 
zigen Exemplares habhaft wurde und dieses noch während der 
Untersuchung durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde ging. 
Ich glaubte jedoch die Veröffentlichung der bis zum Augenblicke 
der Zerstörung gemachten Notizen und Zeichnungen nicht vor- 
zuenthalten, da unsere Kenntnisse über diese merkwürdige, Poly- 
opthalmus zunächst verwandte, Gattung noch sehr gering sind, 
und ich die wesentlichen Merkmale alle in den Bereich meiner 
Untersuchungen hatte ziehen können. 

Das Thier war 53 Mm. lang, etwa 0'2 Mm. breit ungefärbt, 
dem freien Auge scheinbar ungegliedert, nematudenartig. An 
dem Vorderende des conischen Kopflappens (Taf. VII, Fig. 4) 
stand ein kurzer, an der Basis eingeschnürter, stumpfer, beweg- 
licher Fortsatz. 3 Augenflecke lagen m einer Linie beiläufig in 
der Mitte des Kopfes, unmittelbar auf dem Gehirne. Hinter die 
sen waren zu Seiten des Kopfes zum Theil entfaltete Wimperfal- 
ten (a), eine jederseits, bemerkbar. Der Körper war aus 26 
Segmenten und einem, 7 kurze fingerartige Anhänge tragenden 
Aftersegmente zusammengesetzt. Jedes dieser 26 Segmente (Tat. 
VI, Fig. 4 4) trug ein Paar fast rechteckiger Ruder, deren vor- 
derer und hinterer Rand gerade, der Aussenrand etwas gewölbt 
war. Die Ruder waren beiläufig ',, so lang als die Segmente 
breit, mit einem Büschel kurzer Capillarborsten und nach innen 
von diesem mit einem zweiten doppelt so langen ausgerüstet. 
Vom 2. Segmente an bis inelusive 21. erscheinen medial oberhalb 
(les hinteren Randes des Ruders eirrusartige Gebilde, die an ihrer 
Oberfläche mit Cilien bedeckt sind, und der ganzen Länge nach 
einen centralen, von einer periferen Zellenlage begrenzten Hohl- 
raum zeigen. Ich habe nicht beobachtet, ob sie Blut führen. Der- 
artige Cirren oder Kiemen sind im Ganzen 20 Paare. Das erste 
Segment und die 5 letzten hatte deren keine. Vom 7. Seg- 
mente an traten unmittelbar oberhalb des Ursprunges der Ruder 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 65 


augenartige Pigmentflecken auf: Augenflecken. Das letzte Paar 
stand am 17. Segmente, so dass deren also 11 Paare waren. 
Liehtbrechende Körper habe ich nicht notirt. Vom 4. bis 24. 
Segmente erfüllten rosenrothe grauliche Eier mit grossen Keim- 
bläschen und Keimflecken die Leibeshöhle und eomprimirten den 
Darm. 

Mitdervon deFilippi' gegebenen Diagnose seiner Gattung 
Armandia: „privo di fossete vibranti eefaliche“ steht allerdings 
meine Art in Widerspruch, da Wimperlappen vorhanden sind. 
Doch können diese OrganeFilippi entgangen sein. Die übrigen 
Merkmale: Estremita anteriore del corpo con un prolungamento 
proboseidiforme. Cirri laterali, ed alle base di questi due tuber- 
coli setigeri passen vollkommen. Die einzig angeführte Art 
charakterisirt de Filippi wie folgt: La specie unica sinora, che 
io chiamero A. eirrhosa, poträ essere caratterizzata dal numero 
dei eirri che & di 24 in serie, d’ambo i lati. Ad ognieirro corris- 
pondono due macchiette pigmentali nere. Letztere Stelle ist eini- 
germassen dunkel. Wörtlich würde es heissen: Jedem Cirrus 
entsprechen 2 schwarze Pigmentflecken. Dann müssten 96 solche 
Flecken sein. Es istaber wahrscheinlich, dassdeFilipp imeinte, 
jeden Paare von Cirren entsprechen 2 Pigmentflecken, so dass dann 
48 vorhanden wären. Nach de Filippi hat meines Wissens 
Grube: allein eine Armandia zur Beobachtung bekommen und 
zwar ebenfalls aus der Adria, aus Portore. Sein Exemplar war 
7 Mm. lang, 1Mm. breit und hatte 26 fünfringlige Segmente. Das 
Aftersegment mit wenigstens 8 ziemlich ovalen Papillen. Cirren 
an allen Segmenten mit Ausnahme des 1. und der 3 letzten, 
somit 22 Paare. Augenflecken begannen am 8. und hörten am 
21. auf, also 14 Paare (nicht 15, wie Grube angibt). Am Kopfe 
sah Grube an dem Weingeist-Exemplare nur2 Augenpunkte und 
2 zur Seite hervorragende sackförmige Gebilde, die er für Wim- 
perorgane ansprechen zu können glaubt. Grube zieht diese 


ı F. de Filippi, Armandia, nuovo genere di Anellidi nel Mediterraneo 
Archiv. per la zoolog. 1. Anat. ela Fisiolog. 1861. faseie. I. Vol. I. Genova. 
P+215,. Tab. XIV, Eig..T. 

2 Familie der Opheliaceen pag. 60 und 66. 46. Jahresb. d. schles. Ges. 
f. vat. Cultur 1868, Breslau 1869. 


(v. Marenzeller.) 5 


66 v. Marenzeller. 


Form zur A. cirrosa de Filippi. A. cirrosa hätte somit einmal 
(nach deFilippi) 3 Augen am Kopfe, 24 Paar Cirren, 24 
(oder 48) Paare Augenflecken und das andere Mal (nach Grube) 
2 Augen am Kopfe, 22 Paar Cirren und 14 Paar Augenflecken. 
Meine vollkommen geschlechtsreife Form von Triest hat 3 Augen 
am Kopfe, 20 Paar Cirren, 11 Paar Augenflecken. Ob nun alle 
drei zusammengehören, wage ich nach dem bisherigen Materiale 
nicht zu entscheiden. Ich ziehe es vor, die A. eirrosa Filippi 
intact zu erhalten und stelle meine Armandia von Triest als 
eigene Art hin, nur die Frage offen lassend, ob nicht die von 
Grube bei Portor& gefundene Art mit meiner zusammenfalle. 
Zwischen Nulliporen und Algen bei Zaule. 


Lagis (Pectinaria) Koreni 
Fig. VI. Fig: 5. 

Malmgren, Nordiska Hafs-Annulater. Öfversigt. af kongl. Vetensk 
Akad. Forhandl. 1865, Stockholm 1366, pag. 360, et Annulata poly- 
chaeta, ibid. 1867, pag. 213, tab. XIV, Fig. 74. 

Marenzeller, E. v.,, Ueber Lagis (Pectinaria) Koreni aus dem 
Mittelmeere und die Hakenborsten der Amphieteneen. Verhandlg. d. 
k. k. zoolog. bot. Ges. in Wien, Bd. 24 1574, pag. 217. 


Ich gebe die Abbildung einer Hakenborste, im Profil («) 
und in verticaler Stellung (3). Man sieht die groben Kammzähne 
in 2fachen Längsreihen und die undeutliche Doppelreihe der 
feinen Zähnchen, die nur !/, ec. der ganzen Länge der Haken- 
borste ausmacht. Der Meisselzahn (*), das hintere Ende der 
Hakenborste, erscheint in Obensicht als Halbkreis. 

Gefunden bei Zaule während der Ebbe an Stellen, die ge- 
wöhnlich 3—4' unter Wasser. Eine nähere Beschreibung dieser 
Pectinarie und der Nachweis, dass sie die Peetinaria Malmgreni 
Grube, — P. neäpolitana Claparede ist, sowiedass diese mit 
der Lagis Koreni Mgrn. aus der Nordsee zusammenfällt, wurde 
von mir a. a. O. durchgeführt. 


Melinna adriatica. 
Taf. VII, Fig. 6. 


Die Thiere massen ohne Kiemen und Fühler 15—30 Mm. 
in der Länge, 2—2:5 Mm. in der Breite. Der Körper graubräun- 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 67 


lich mit einem Stien in’s Fleischfarbne, vorne jederseits mit 
einem blutrothen Flecke an den Seitentheilen; der Rücken in 
seinem ersten Viertel undeutlich weiss gesprenkelt. Die weiss- 
lichen Kiemen mit braunem Mittelstreif. Die Tentakel farblos. 

Der Kopflappen (Fig. 6 k) quer getheilt. Der vordere 
Antheil dreilappig mit vorspringendem mittlerem Lappen. Der 
hintere Antheil schmal, halbringförmig, links und rechts von 
feinen braunen Punkten getüpfelt. 

Das Buccalsegment (Fig. 6 5) erstreckt sich dorsal bis 
zur Ursprungsstelle der Kiemen und ist annäherd so lang als der 
Kopflappen. Sein vorderer Rand ist der ganzen Länge nach in 
ähnlicher Weise mit feinen braunen Punkten gezeichnet wie der 
hintere Theil des Kopflappens. Ventral scebiebt er sich als 
 eonischer Zapfen nahe bis an das vordere Ende des Kopflappens. 

Die 4 folgenden Segmente bilden eine Art Kragen, die soge- 
nannte Nackenfalte (Fig. 6.), der halbringförmig, mit freiem 
Rande das Buccalsegment umfasst und dann, in gleicher Ebene 
beiläufig mit dem Kopflappen, rechts und links einen Winkel bil- 
dend in etwas geschwungener Linie auf den Rücken zieht, wo 
er etwas unter und hinter dem Kiemenbüschel an den Seitentheilen 
des Körpers mit runder Ecke endet. An diesen Stellen liegen die 
erwähnten blutrothen Fleeken, die blässer werdend nahe dem 
Rande des Kragens nach abwärts ziehen. 

Zwischen den beiden dorsalen Enden desKragens erscheint 
ein häutiger Lappen (Fig. 6 y), dessen freier Rand schwach 
ausgerandet ist. Man kann daran bei den einzelnen Exemplaren 
4—5 vollkommen abgerundete Zacken erkennen. An unausge- 
wachsenen Thieren sind sie undeutlich oder gar nicht vorhan- 
dien. Der vordere Rand dieses Kammes liegt in gleicher Höhe mit 
dem 4. Segmente, sein hinteres Ende ist an der Grenze des 
5. und 6. Segmentes angewachsen. 

Etwas vor diesem Kamme, unmittelbar an dem hintern 
Ende der dorsalen Hälfte des Bucealsegmentes, entspringen die 
8 Kiemen (Fig. 6 br). Sie sind in einem Hufeisen angeordnet, 
dessen Convexität nach oben gerichtet ist und zwar derart, dass 
rechts und links je eine Gruppe von 3 nur an der Basis unter- 
einander verwachsenen Fäden steht, welche Gruppen sich in der 
Mittellinie berühren, und vor diesen eine dritte, nur aus 2 Faden 


5* 


68 v. Marenzeller. 


bestehende. Die Kiemenfäden sind flach, glatt mit braunem 
Mittelstreif, verhältnissmässig breit an der Basis und gehen erst 
in ihrer oberen Hälfte in eine verjüngte Spitze aus. Sie reichen 
zurükgelegt bis in das 12 Segment. 

Hinter der seitlichen Gruppe der Kiemenfäden, zwischen 
dieser und dem dorsalen Kamme, ragt jederseits aus einer kleinen 
rundlichen Erhabenheit ein nach hinten gekrümmter starker 
Haken (Fig. 6 A und Fig. 6 A) hervor. Einmal waren links 
2 solche Haken. 

Die Tentakeln (Fig. 6 £) kamen mir nur an einem einzigen 
Exemplare zur Ansicht, als 4 glatte, etwas eonvexe weissliche 
Faden, die aus der Mundöffnung hervorragten. Sie waren um 
die Hälfte schmäler als ein einzelner Kiemenfaden und theils 
kürzer, theils unbedeutend länger. Die Thieren hatte 78—91 
Segmente. Die 3 ersten Segmente besitzen Bündel ungesäumter 
Capillarborsten (Fig. 6 B), die einfach in gleichen Zwischen- 
räumen in dem Rande des Kragens stecken, der Buccalsegment 
und Kiemen umfasst. In dem dorsalen Ende des Kragens steckt 
das 4. Borstenbündel, gleichfalls ohne Andeutung eines Borsten- 
höckers oder Ruders aber mit gesäumten Capillarborsten. Die 
folgenden 14 Segmente (5 bis incl. 18) tragen Capillarborsten, 
die aus einem Ruder hervorragen und Flösschen mit Haken- 
borsten, während die übrigen (60—73) Segmente mit Ausnahme 
des Aftersegmentes nur Flösschen mit Hakenborsten zeigen. 

Die Rudersind eylindrische Fortsätze, die durch einen 
verticalen, jedoch nicht bis zur unteren Fläche durehdringenden 
Einschnitt gespalten sind. So entstehen eine schmälere, zugleich 
etwas kürzere vordere und eine breitere etwas längere hintere 
Lippe, zwischen welchen das aus ce. 14 Borsten (Fig. 6 €) be- 
stehende Bündel austrittt. Die Borsten sind einfach, mit ziemlich 
bauchigem Saume und von ungleicher Länge. 

Die ersten 18 Segmente machen beiläufig ein Viertel der 
ganzen Körperlänge aus. Vom 19. Segment an steht ober den 
Flösschen nur ein winziger Höcker als Andeutung des fehlen- 
den Ruders. Die Flösschen bilden vom 26. Segment eirca an 
eine kurze ventrale Spitze. 

Die Hakenborsten (Fig. 6, D) haben ausser dem abge- 
rundeten Hinterrande 5 grosse und einen kleinen Kammzahn. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 69 


Nur die äussersten in einer Reihe traf ich 5zähnig. Zumeist 
liegen 36 —47 Hakenborsten in einem Flösschen mit Ausnahme 
der ersten und letzten, so beispielsweise im ersten 22. 

Das Aftersegment ist abgerundet, die etwas dreieckige 
Afteröffnung steht dorsal. 

Die Röhren der Thiere waren durchschnittlich 70 Mm. lang, 
3 Mm. breit, grau, lederartig, spärlich mit Sandkörnern und 
Muschelfragmenten besetzt. 

Wenn man vorliegende Schilderung mit jener der Sabellides 
cristata Sars M.!, dieMalmgren?mit Rechtzu einer eigenen Gat- 
tung (Melinna) erhob, vergleicht, wird man einerseits alle Eigen- 
thümlichkeiten dieser Art wiederfinden, anderseits die Auffas- 
sung der adriatischen Melinna als Art für sich gerechtfertigt 
halten. Es liegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Arten 
in der grossen Zahl der Segmente der adriatischen Form bei 
geringerer Körpergrösse, in der grösseren Kürze der Kiemen, in 
einer veränderten Beschaffenheit des häutigen Kammes am 
Rücken, in der etwas abweichenden Gestalt der Borsten, in der 
geringeren Zahl der Hakenborsten in einem Flösschen, in den 
6zähnigen Hakenborsten (M. eristata hat 4zähnige) und endlich 
in der abweichenden Färbung. Die zweite der bisher bekannten 
Arten Melinna palmatas, vonGrube bei St. Malo in einem einzigen 
Exemplare aufgefunden und nur kurz eharakterisirt, steht der 
M. adriatica sehr nahe; doch hat sie in grösserer Ausdehnung, 
zum Theil bis auf ein Drittel ihrer ganzen Länge, verwachsene 
Kiemenfäden, nur 4 gleichgrosse Kammzähne an den Haken- 
borsten und eine andere Färbung. Die Entscheidung, ob sie mit 
der adriatischen Art identisch muss späteren Untersuchungen 
vorbehalten bleiben. 

Mit der M. adriatica ist ein Repräsentant der bisher aus 
dem Mittelmeer nicht bekannten Gattung Melinna gegeben. Ich 
fand sie bei Zaule im lettigen Grunde in einer Tiefe von 4'. 


ı Fauna littoralis Norvegiae. Seconde Livraison Bergen, 1865, pag. 19 
Pl. 2, Fig. 1—7. : 

2 Nordiska Hafs Annulater. Öfversigt af kongl. Vetensk. Akad. För- 
hand. 1865, Stockholm 1866, pag: 371, Tab. XX. Fig. 50. 

3Grube, 47. Jahresber. der schles. Ges. f. vaterl. Cultur. 1569 
Breslau 1870, pag. 68 und Bemerkungen über die Amphicteneen und 
Amphareteen ebenda 1870, Breslau 1871, pag. 32. 


70 v. Marenzeller. 


Verzeichniss 


der in Betracht gezogenen Gattungen und Arten. 


(Die Synonyme sind durchschossen gedruckt.) 


Acholo& astericola Delle 
Chiaje. 
Amblyosyllis lineata 
Grube. 
Amblyosyllisrhombeata Gr. 
Versted. 
Anaitis cephalotes 
Clap. 
»  lineata Clap. 
peremptoria 
Clap. 
gast elap: 
Armandia eirrosaFilippi. 
Mr oligops n. sp. 
Autolytus hesperidum 
Clap. 
Carobia cephalotes Clap. 
» lineata Clap. 
. lugens Ehlers. 
» patagonica 
Kinbg. 


2] 


peremptoriaClap. 


„.. pusılin Clap. 


Seite 


Seite 


Eulalia macrocerosGrube. 18 


„ pallida Clap. 17 
„ volucrisEhlers. 18 
EumidaMgrn. 17 
Eunice Claparedü 
Quatref. 57 
„ Harassü Aud. et 
M. Edw. 57 


„»  torquataQuatref. 57 
Gattiola spectabilis John- 


ston. 50 
Grubea dolichopoda n. sp. 26 
„  limbata Clap. 29 


3 


pusilla Clap. j 25 
tenuieirrata Clap. 29 


2 


Hediste Mgrn. 60 
Lagis Koreni Mgrn. 66 
Lycoris pulsatoria Sav. 63 
Mania Quatref. 22 


Mania agilis Ehlers. 22 
Marphysa Bellü Aud. et 
M. Edw. 59 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 


Marphysa sanguineu 
Mont. 
Melinna adriatica n. sp. 
„ ceristata Sars. 
„» palmata Grube. 
Nereis diversicolor O. F. 
Müll. 
» .falsa Quatref. 
Ss nsflerwosa Delle 
Chiaje. 
» . parallelogram- 
ma Clap. 
pulsatoria 
Mont. 
» pulsatoria Aud. et 
Edw. 
> gpulsatorie (9) 
Rathke. 
rpulsatorva 
Grube. 
» Ppulsatoria 
tref. 
„  squamosa Delle 
Chiaje. 
„  zonata Mgrn. 


Qua- 


Niecotia lineolata Costa. 
Odontosyllis virescensn. sp. 
Ophiodromus flewuosus 
Delle Chiaje. 
ee vittatus Sars. 
Oxydromus flaceidus 
Gr. Örsd. 


» fasciatus 
Grube. 
2 longisetis 


Gr. Örsd. 


Seite 


60 
66 
69 
69 


62 


Oxydromus pallidus 
Clap. 
Paedophylax elaviger 
Clap. 
PectinariaMalmgreni 
Grube. 
e% neapolita- 
ne Clap. 
Phyllodoce lugens 
Ehlers. 
Podarke agilis Ehlers. 
„  pallida Clay. 


Polynoe astericola 


DelleChiaje. 
* crassipalpa n. sp. 
> Johnstoni n. sp. 
% lamprophthalma 
n. Sp. 
> malleata 
Grube. 
„- reticulata Clap. 
scolopendrina 
Sav. 
„» scolopendrina 
Johnston. 
> variegata 
Grube. 


Pterocirrus Clap. 
Pterosyllis lineata Grube. 


» plectorhyncha 
n. sp. 
Proceraea aurantiaca 
Clap. 
> brachycephala 
n. Sp. 


Ps luxurians n. sp. 


54 
50 


-1 
ID 


v, Marenzeller. 


Seite Seite 

Sabellides eristata Syllis gracilis Grube. 41 
Sars.M. 69 „» hyalina Grube. 40 
Sphaerosyllishystriellap. 25 „ lussinensis Grube. 30 
Stephania Clap. 24 „. macrocola n. sp. 37 
Stephania flewuosau „ pellueida Ehlers. 40 
Delle Chiaje. 23 „ prolifera Krohn. 30 
SthenelaisfuliginosaClap. 15 „ vittata Grube. 35 
Syllides pulliger Krohn. 28 „ zebra Grube. 40 
Syllis ArmandiClap. 30 | Trypanosyllis KrehniClap. 41 
„ auritaClap. 35 9 zebra Grube. 40 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 73 


Erklärung der Abbildungen. 


k. Kopflappen. vl. Vorderlippe des Ruders. 
p- ‚Palpen. m Il. Mittellippe „ n 
u s. Unpaarer Stirnfühler. hl. Hinterlippe „ R 


p s. Paarige Stirnfühler. 


. Afterecirrus. 


b. Buccalsegment. r.  Rüsselröhre. 

d f. Dorsaler Fühlereirrus. s.  Schlundröhre. 

v f. Ventraler Fühlereirrus. z. Zahn der Schlundröhre. 

r c. Rückencirrus. m. Drüsenmagen. 

b e. Baucheirrus. 

Tafel I. 

Fig. 1. Polynoe lamprophthalma n. sp. Von oben 70/1. 

a We ae E Hinterfläche des Ruders in Sei- 
tenlage 70/1, « oberer Ast des 
Ruders. 

BaRBlaB... 5 Borsten 500/1. 

Sr De 5 Elytre 50/1. 


Fig. 2. Sthenelais fuliginosa Clap. Vorderfläche des Ruders in Seiten- 
lage 30/1. br. Kieme; e. Elytra; 
f- Flimmerkissen ; m. Mitteltheil 
des unteren Astes; v. Vorder- 
lappen; 5 e. Bauchecirrus. 


rd 5 , Elytre 20/1. 
Tafel II. 
Fig. 1. Polyno& erassipalpa n. sp. Von oben 70/1. 


Hinterfläche des Ruders in Seitenlage 
30/1. x oberer Ast des Ruders; 
* papillenartiger Fortsatz; f. die tiefe 
Furche der Ventralfläche. 
H** 


mi ; 


74 


v. Marenzeller. 


Fig. 1B Polyno& erassipalpa n. sp. Borsten 500/1. « Borsten des oberen 


Ruder-Astes, ß, 4, © Borsten des 
unteren Astes. 


10:8 « Elytre, 50/1. 
1D - A Aftersegment von der Bauchfläche. 
Ic 5 Ein Kiefer, 70/1. 
Tafel III. 
. 1. Syllis lussinensis Grube. Von oben, 70/1. 
IA 5 Vorderfläche eines Ruders in Seiten- 
lage, 130/1. 
19 n Acicula mit schwach fussförmigem Ende 
500/1. 
IC n Eine kürzere und eine längere Borste, 
5001. 
. 2. Syllis vittata Grube. Von oben, 251. 
DAR 5 Hinterfläche eines Ruders in Seitenlage, 70/1. 
De g Eine Borste, 500/1. 
2.0 = Zahn der Schlundröhre, 70/1. 
. 3.  Syllis macrocola n. sp. Von oben, 70/1. o 
Bar, = Eine Borste, 500/1. 
3aBır E Aftersegment mit den 2 vorhergehenden 


Segmenten, 70/1. 


Tafel IV. 
Fig. 1. Grubea dolichopoda n. sp. Von oben, 160/1. 
Ba er = Ruder, von oben, 250/1. 
Se x 9., 10., 11. Segment mit denangehefteten 
Eiern, 70/1. 
Pal tar „ Zwei Borsten, 500/1. 
Fig. 2. Odontosyllis virescens n. sp. Von oben. x der Wimperlappen am 


2. Segmente, 70/1. 


24 .{ = Hinterfläche eines Ruders in Seiten- 
lage, 90/1. 

2B H 2 Die beiden Formen der Aciculen, 250/1. 

910 N a Eine Borste, 500/1. 

2D 2 . Eingang in die Schlundröhre. z die 6 


Zähne, «. die seitlichen Chitinplatten. 
ß. der mit einer Chitinmembran aus- 
gekleidete kappenartige hintere 
Theil der Rüsselröhre, 70/1. 


Fig. 


Fig. 


r 


—1 
\ 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 


Tafel V. 
Trypanosyllis zebra Grube. Zahnkrone im Eingange der Schlund- 
röhre, 250/1. 
Pterosyllis lineata Grube. Kopflappen und Buccalsegment von 
oben. x die flügelartigen Wimper- 
lappen, 7/1. 
a & Kopflappen von unten. p» die nach 
hinten umgeschlagenen Palpen. 2. 
Buccalsegment. o Mund, 70/1. 


2B Pterosyllis lineata Grube. Ruder von oben, 70/1. 


2C 
2D 


3. 


3 
3A 


sB 


3C 


3D 


1D 


“ 5 Eine der längsten Borsten, 250/1. 
“ . Der mit 12 Zähnen bewaffnete Eingang 


in die Schlundröhre, 500/1. 
Pterosyllis plectorhyncha n. sp. Natürliche Grösse, 
> > Von oben, 35/1. 
n “ Kopflappen von unten. p die nach 
hinten umgeschlagenen Palpen, 
b. Buccalsegment, o Mund, 70/1. 


x % Eine der längsten Borsten, 250/1. 

2 k Aftersegment und vorletztes Seg- 
ment. a ce Aftereirren, 8/1. 

n & Der mit 6 Gruppen zu je 3 Zähnen 


bewaffnete Eingang in die 
Schlundröhre. Halbe Obensicht, 


500/1. 
Tafel VI. 
Proceraea luxurtans n. sp. Von oben, 70/1. 
5 e Vorderlläche eines Ruders in Seitenlage 
90/1. 
e 2 Die beiden Formen der Borsten, 500/1. 
5 > Aftersegment mit den beiden vorher- 
gehenden Segmenten, 70/1. 
5 r Kopflappen von unten. o Mundöffnung 
70/1. 


Fig. 2. Proceraea brachycephala n. sp. Von oben, 70/1. 


n 


Fig. 


Fig. 


24 


12 


2. 


3 „ Gruppirung der glänzenden Kör- 
perchen in der Haut des Rückens, 


Tafel VII. 
Proceraea luxurians n. sp. Zahnkrone am Eingange der Schlund- 
röhre 250/1. * 2 Zähne isolirt. 500/1. 
Proeeraea brachycephala n. sp. Hinterfläche eines Ruders in Seiten- 
lage. 115/1. 


76 v. Marenzeller. 


Fig. 2 A Proceraea brachycephala n. sp. Die beiden Formen der Borsten, 
500/1. 
R Zahnkrone am Eingange der 
Schlundröhre, 250/1; * 5 Zähne 
isolirt, 500/1. 
Fig. 3. Nereis diversicolor OÖ. F. Müll. Das 60. Ruder in Seitenlage, 30/1. 
Fig. 4. Armandia oligops n. sp. Koptlappen von oben, x Wimperfalten 
70/1. 
w 44 S a 2 Segmente, der Länge nach getheilt, 
250/1. 
Fig. 5. Lagis KoreniMgrn. Eine Hakenborste. « in Profil, ß in verticaler 
Stellung, * Meisselzahn, hinteres Ende der 
Hakenborste, 500/1. 
Fig. 6. Melinna adriatica n. sp. Seitenansicht 8/1. 
b r. Kiemen, £ Tentakeln, & Kragen 
(Nackenfalte), y dorsaler Kamm, A dor- 
saler Haken. 


n 2B n 


& Dorsaler Haken, 70/1. 

Hur6 Do 4 Capillarborsten der 3 ersten Segmente, 
500/1. 

RER WE RE x Capillarborsten der folgenden Segmente» 
250/1. 

En  ) ROe x Hakenborsten, 500/1. 


Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. 


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E.v.Marenzeller. Adriatische 


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R.v.Marenzeller del. M. Streicher lith Kl Hof Chromolith.v. Ant Hartinger &Sohn ın\Wien 


Sitzungsb.d.k. Akad.d.W. math. u.nat. Cl. LÄIX Bd. 1.Abrh. 1874. 


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N Marenzelter. Adriatisch@ Ahneliden Taf.l. “ 
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er 9 Sitzungsb.d.k.Akad.d.W.math. u.nat. C1.LXIX Bd. 1.Abıh. 1874. 


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v. Marenzeller del M Streicrerith. Kk tut Chromalith.v. Ant. Hartmger & Sohn in Wien 


Sitzungsb.d.k. Akad.d.W.math. u.nat. Cl. LXIX Bd.1.Abıh. 1874. 


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n,v. Marenzeller del. M Streicher im. K.k.Hof Chromolith.v. Ant Hartinger & Sohn ır. Wien 


Sitzungsb.d.k. Akad.d.W. math. u.nat. Cl. LAIX Bd. 1. Abıh. 1874. 


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E.v.Marenzeller. Adriatische Anneliden Taf.V. 


E.v. Marenzeller del. M Streicher lith 


Kk Hof Chromolith.v. Ant Hartinger & Sohn in Wien 


k Sitzungsb.d.k. Akad.d.W.math.u.nat. CI. LAIX Bd. 1.Abth. 187%. 


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Ev, Marenzeller dei. M.Sireicher Ric Hof Shromolith.v. Ant.Hartinger & Sohn sz. Wien 


Sitzungsb.d.k. Akad.d.W. math. u.nat. Cl. LXIX Bd. 1.Abth. 187%. 


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Sitzungsb.d.k. Akad.d.W. math. u.nat. Cl. LAIX Bd. T.Abıh. 1874. 


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Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 
Zweiter Beitrag. 
(Polynoinen, Hesioneen, Syllideen.) 


Von Dr. Emil v. Marenzeller., 


(Mit 4 Tafeln.) 


Meine im LXIX. Bande (1874, Seite 407—4832) dieser 
Sitzungsberichte veröffentlichten Beiträge „Zur Kenntniss der 
adriatischen Anneliden“, fanden im vergangenen Herbste in 
Lussin piecolo und wieder in Zaule bei Triest eine theilweise 
Fortsetzung. In diesem zweiten Beitrage sind die Polynoinen 
> Arten), Hesioneen (1 Art), Syllideen (7 Arten) berücksichtiget. 
Neue Arten sind: Oxydromus fuscescens, Syllis ochracea, Eusyllis 
assimilis, Proceraea macrophthalma. 

Die an der französischen Westküste aufgefundene Leanira 
Yhleni Mgrn. lebt auch in der Bai von Muggia bei Triest. 

Die Untersuchung der acht übrigen Arten ergab Bemer- 
kungen zur Synonymie und bei den weniger genau bekannten 
vollständig neue Beschreibungen. 

Auch dieses Mal ist der grösste Theil der Abbildungen nach 
den lebenden Thieren gefertigt. 

Bis auf Leanira Yhleni Mgrn. gehören sämmtliche Formen 
der Litoralfauna an. 


Lepidonotus clava. 


Aphrodita elava Montagu, Deseript. of sev. Marine-Anim. found on 
the South Coast of Devonshire. Trans. of the Linn. Soc. Vol. IX, 
1808, pag. 108. Tab. VII, fig. 3. 

Polyno& seutellata Risso, Hist. nat. d. prineip. prod. de l’Europe merid. 
Tome IV. Paris 1826, pag. 414. 

Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. UXXIT. Bd. T. Abth. 9 


130 v.Marenzeller. 


Eumolpe squamata Delle Chiaje, Mem. sulla Storia e Notom. degli 
Anim. senza vert. del regno di Napoli. Vol. IV, 1829, pag. 155. 
Tab. LVII Ng.8 & 17. 

Polyno& squamata Sav., Grube, Actinien, Echinod, und Würmer des 
Mittelm. Königsberg 1840, pag. 57. 

Polyno& elypeata Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter 
Annel. Arch. f. Naturg. Bd. 26. 1860, p. 71. Taf. III, Fig. 1. Aus- 
flug nach Triest. 1861. pag. 138. Taf. II, Fig. 1; Insel Lussin 
1564, pag. 77. 

Lepidonotus elava Mont., Johnston Catal. of the British non Parasitie. 
Worms. London 1865, pag. 111. 

Polynoö modesta Quatrefages, Hist. nat. d. Annel. Paris 1865. Tome I, 
pag. 243. 

Lepidonotus elava (Mont.) Johnst., Malmgren Annul. polych. Spetzberz. 
Groenland. ete. Öfversigt af k. Vetensk. Akad. Forhandl. 1867, 
pag. 150. 

Polynoe Grubiana Claparede, Annel. chetop. du golfe de Naples. Mem. 
d. 1. Soeciet. de Phys. et d’Hist. nat. de Geneve. Tome XX. 1870, 
pag. 373. Pl. I, fig. 2. 

Das Mittelmeer beherbergt eine Polynoine, welche die 
grösste Verwandtschaft mit der Aphrodite squamata L.! des 
atlantischen Oceans besitzt, vielfach beobachtet und mehrfach 
benannt wurde. Die A. sguamata L. bildet den Typus der Gattung 
Lepidonotus, wie diese von Malmgren? begrenzt wurde. 

Die sehr markanten Charaktere liegen in dem Ursprunge 
der paarigen Fühler von Fortsätzen des Kopflappens selbst, 
nicht von dessen Unterfläche und (zum Unterschiede von Alentia) 
in der Zahl der Elytren (12 Paare) sowie in den einfach spitzigen 
Borsten des unteren Bündels. 

Der Lepidonotus sqguamatus L. besitzt glatte Unterfühler, s mit 
Körnern dicht besetzte gefranzte Elytren, während die Mittel- 
ineerform mit Stäbehen besetzte Unterfühler, körnerarme, franzen- 
lose Elytren zeigt. Ferner decken sich bei dieser die Elytren nieht 
so vollkommen und berühren sich nur leicht in der Mittellinie. 


1 Syst. Nat. Ed. X, p. 655. 

® Nordiska Hafs- Annulater. Öfvers. af k. Vet.- Akad. Förhand. 
1865, pag. 56. Es ist nur der Passus „elytra totum dorsum tegentia“ zu 
modifieiren. 

3 Unterfühler Sudtentacula nenne ich, dem Vorschlage Grube's (Die 
Familie der Lycorideen. 51. Jahresb. d. schlesisch. Ges. f. vaterl. Cultur, 
Breslau 1874, pg. 57) folgend, die bisher meist als „Palpen“ bezeichneten 
Anhänge des Kopflappens. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 151 


Ob und wie weit bei Z. sqguamatus bezüglich der Wechsel- 
stellung der Elytren Variationen vorkommen, konnte ieh, da mir 
nur Weingeist-Exemplare vorlagen, nicht eonstatiren. An diesen 
von Edinburgh, Great- Cumbray, aus dem Kattegat, von Chris- 
tiania und Island stammenden Exemplaren war höchstens gegen 
das Leibesende ein Auseinanderweichen der Elytren in der 
Mittellinie zu bemerken. 

Die „getüpfelte Aphrodite“ O. F. Müller’s, welche von 
massgebendster Seite und mit vollem Rechte zu L. squamatus 
gezogen wird, hatte allerdings nach dessen erster und Abild- 
gaard’s® nachträglicher Schilderung einen der Länge nach 
nackten Rücken, aber es kann daraus nicht mit Sicherheit 
geschlossen werden, ob es sich hier um eine individuelle Aus- 
nahme oder um eine Leichenerscheinung handelte. 

Bewegte sich der Lepidonotus des Mittelmeeres, welcher 
Gegenstand vorliegender Bemerkungen ist, Kriechend, so erreich- 
ten die vorderen Elytren kaum die folgenden mit ihren Hinter- 
rändern, nur bei Krümmungen des Thieres wichen sie völlig aus- 
einander. In der Mittellinie berührten sie sich zwar mit ihren 
medialen Rändern etwas, doch blieb immer zwischen je zwei 
auf einander folgenden Paaren von Elytren eine rhomboidale 
Stelle des Rückens unbedeckt. So in mehreren Exemplaren; in 
anderen folgten die Elytren diehter oder gingen in der Mitte weiter 
auseinander. Nach der Tödtung der Thiere in Weingeist überdeck- 
ten sich die Elytren weit mehr. Grube hat nicht versäumt, bei 
Beschreibung derselben Art (als P. clypeata ]. e.), darauf auf- 
merksam zu machen. Daraus nun folgt: Die Elytren stehen 
in natürlicher Abhängigkeit von dem Contraections- 
zustande des Individuums. Bei einer und derselben 
Art kann die Diagnose: Elytra haud imbricata, 
subimbricata, imbricata varliren. 

Die Wechselstellung der Elytren ist somit ein Merkmal, das 
nur mit der grössten Behutsamkeit benützt werden darf. Es ist 


1 Naturg. einig. Wurm-Arten d. süssen u. salz. Wassers. Kopen- 
hagen 1800, pag. 170. Tab. XIL. 

® Zoolog. danica. Vol. II. Havniae 1789, pag. 25. Tab. XCVI, 
fig. 1—4. 


9* 


>73 
132 v.Marenzeller. 


ceteris paribus ein werthloser Charakter bei Aufstellung neuer 
Arten. 

Nicht also auf Grund der Stellung der Elytren ist der Zepi- 
donotus des Mittelmeeres (die Polynoe seutellata Risso—=P. 
elypeata @r. = P. Grubiana Clap.) eine Art für sich, wohl aber 
in Folge der bis jetzt unvermittelten Beschaffenheit der Elytren 
und Unterfühler. 

Ich vereinige ihn mit der Polyno& clava Montagu, wobei 
ich nicht verhehle, dass ich hiezu weniger durch die Schilderung 
Montagu'’s, als durch die nachträgliche von Seiten Johnston’s 
und Malmgren’s gegebene bestimmt wurde. Malmgren 
bemerkt (1. e.) zu L. elava Folgendes: „Elytra suborbieularia, vel 
ovalia, haud eiliata, subglabra vel paree nodulosa, non imbricata, 
inter se plus minusve sejuncta. Palpi papillis brevibus in 5 series 
longitudinales dispositis ornati. Cetera ut in Lepid. squamato*. 
An gleichem Orte bemerkt derselbe Autor über L. elypeatus Gr. 
„Praecedenti (L. elava) sat similis, differt tamen: elytris oblon- 
sioribus magis nodulosis et subimbricatis, palpis papillis elon- 
gatis eiliiformibus, in series 5 longitudinales dispositis, prae- 
ditis“. — Grube selbst gibt als Vaterland der P. elypeata neben 
dem Mittelmeere die Seilly-Inseln an und bemerkt (Insel Lussin 
l. e.), dass die Abbildung von Aphrodita elava Mont. zu dieser 
Art passen würde, wenn sie nicht 14 Paar Elytren zeigte; der 
Text spricht von 12 oder 13 Elytren. — Ich selbst verglich 
einen Lepidonotus aus Great Cumbray, den ich nur als L. elava 
bestimmen kann, mit dem adriatischen Zepidonotus und fand die 
Gestalt und Lagerung der Elytren viel mehr der Mittelmeerform 
entsprechen, als dies aus Malmgren’s Diagnose zu entnehmen 
ist. Allerdings sind sie körnerarm und die Unterfühler zeigen 
kürzere Papillen ; daraufhin aber zwei Arten anzunehmen, scheint 
mir überflüssig. 

Risso hat unsere Art 1526 als P. scutellata kaum kennt- 
lich beschrieben, so dass Grube diese für seine P. areolata hal- 
ten konnte. Delle Chiaje bildet sie 1529 ab. Audouin und 
Milne Edwards scheinen sie auch unter den Händen gehabt, 
jedoch mit L. squamatus verwechselt zu haben. Wenigstens 
führen sie an, dass sie P, squamata auch von Montpellier 


(St) 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 132 


erhalten haben. Auch Grube hielt sie 1838 und 1840 (1. ec.) 
für Polynoe squamata L., gab ihr aber 1860 den Namen: elypeata. 
Dies scheint Clapar&de übersehen zu haben; denn er schafft 
für die „P. sguamata Grube 1840“, welche er untersuchte und 
als von der P. sguamata L. des atlantischen Oceans verschieden 
erkannte, 1870 den Namen: Grubiana. 

Ob nicht auch die Polynoe dorsalis Quatref. aus Marseille 
und die P. fuscescens Quatref. von St. Malo trotz abweichen- 
den Dimensionen der Fühler und Unterfühler hieher zu ziehen 
seien, werden spätere Untersuchungen zeigen. P. dorsalis soll 
übrigens leicht gefranzte Elytren besitzen. 


Lagisca extenuata. 
(Tarıdy Piel.) 

Polyno@ extenuata Grube, Actinien, Echinod. u. Würmer des Mittel- 
meeres. Königsberg 1840, pag. 86. 

Polyno& eirrata Ö.F. Müll.; Grube, Ausflug nach Triest. Berlin 1861, 
pag. 23 u. 81. 

Polyno& longisetis Grube, Beschreib. neuer oder wenig bek. Annel. 
Arch. f. Naturg. 29. Jahrg. 1863, pag. 37. Taf. IV, Fig, 1. 

Polyno@ eirrata OÖ. F. Müll.; Grube, Die Insel Lussin. Breslau 1864, 
pag. 77. 

Lagisca Ehlersi Malmgren, Annulat. polych. Spetsberg. Groenland. 
ete. Öfversigt af kongl. Vetensk.-Akad. Förh. 1867, pag. 134 
(Ohne Beschreibung.) 

Polynoe extenuata Grube, Claparede, Annel. du golfe de Naples (Me&m. 
d. la Soei6t. de Phys. et d’Hist. nat. de Geneve. Tome XIX. 1865, 
pag. 380. Pl. II, fig. 2 und ebenda Tome XX 1870, p. 372. 


Die folgende Beschreibung ist zum Theil nach Weingeist- 
Exemplaren gemacht. 

Körper bei 30 und 33 Mm. Länge, 9 und 10 Mm. breit (mit 
den Rudern), 44—45 Segmente. Ein kleines Exemplar von 10 Mm. 
Länge hatte 40 Segmente. 15 Paare Elytren, von welchen das 
letzte am 32. Segmente steht, so dass 8—13 elytrenlose 
Segmente das Leibesende bilden. Da aber diese letzteren 
Segmente sehr kurz sind, so bleibt nur ein ganz geringer Theil 
des Leibes unbedeckt, z. B. bei einem Exemplar von 20 Mm. ein 


ı Audouinet Milne Edwards, Recherches pour servir ä l’Hist. 
nat. du Littoral de la France. Tome sec. Paris 1834, pag. 32. 


134 v.Marenzeller. 


Stück von 1 Mm. Länge. Die Farbe des elytrenbedeckten 
Thieres heller oder dunkler grau, manchmal hellbräunlieh. Auch 
die Anhänge des Kopfes und die Rückeneirren sind dunkler 
oder heller. Alle bis auf die Unterfühler sind durch zwei dunkle 
Binden ausgezeichnet. 

Kopflappen (Fig. 1 %) abgerundet, hexagonal. Die 
vorderen Ecken als Spitzen mit stark lichtbrechenden Rändern 
vorgezogen. Der Vorderrand durch einen bis in die Mitte des 
Kopflappens gehenden Einschnitt gespalten. Wo dieser aufhört, 
beginnt eine seichte mediale Furche, die sich bis zum Hinter- 
rande fortsetzt, so dass der Kopflappen in zwei seitliche Hälften 
zerfällt, welche stark von aussen nach innen gewölbt sind und 
meist noch ein mehr minder deutliches, helles Querband, das sich 
von dem hinteren Ende des vorderen Augenpaares zu den 
Rändern des medialen Einschnittes hinzieht, zeigen. Man sieht 
somit zwei vordere grössere und zwei hintere kleinere Felder. 
Dieses Querband ist nichts als eine pigmentlose Stelle auf dem 
bräunlich röthliehen Kopflappen. Der durchsichtige Chitinsaum 
beschränkt sich auf die vordere Hälfte des Kopflappens. Der 
Vorderrand des Kopflappens ist etwas dunkler als die übrige 
Fläche. Die vorderen Augen sind gross, oval, liegen beiläufig 
in halber Höhe des Kopflappens oder etwas vor ihr. Die hin- 
teren sind kleiner, mehr nach innen als die anderen, vom Hinter- 
rande abgerückt. 

Von den drei Fühlern des Kopflappens nimmt der unpaare 
(us) mit diekem Wurzelgliede seinen Ursprung in dem medialen 
Einschnitte des Kopflappens. Er ist mehr als dreimal so lang 
als dieser, eylindrisch; an der Basis kaum merklich verbreitert 
verschmälert er sich allmälig. Im Ende des zweiten Drittels sehe 
ich ihn sanft anschwellen; dann geht er in die dünne Spitze 
aus. Bis auf diese ist er mit 0-006—0'012 Mm. langen, feinen 
Stäbchen besetzt. Unterhalb und oberhalb der kaum nennbaren 
Anschwellung ist er mit dunkelbraunen oder schwärzlichen 
Flecken gebändert. Der Raum zwischen den zwei dunklen Stelien 
heller weiss; der unterhalb liegende Theil meist braun oder 
schwärzlich violett punktirt. Die paarigen Fühler (ps) sind 
halb so lang als der unpaare, unbedeutend schmäler etwas kolbig, 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 135 


gleichfalls mit Stäbchen besetzt. Vor dem Beginne des dunklen 
Endtheiles dunkle Flecke. 

Die Unterfühler (uf) eylindrisch, an der Basis mehr als 
doppelt so breit als der unpaare Fühler, allmälig sich verjüngend, 
am Ende fein ausgezogen. Ihre Oberfläche ist vollkommen glatt. 

Die Segmente in der Leibesmitte (an den Segmentgrenzen 
gemessen) eirca 5—6mal so breit als lang, dann aber rasch an 
Breite ab-, an Länge etwas zunehmend. Die letzten 10, 12 oder 
13 elytrenlosen Segmente verschmälern sich so stark, dass sie 
nur um ein Viertel breiter als lang sind. ’ 

Der Rücken der Segmente ist mit bräunlichen oder schwärz- 
lichen Streifen gezeichnet. Man kann einen breiteren, stärkeren 
vorderen und einen schmäleren, hinteren unterscheiden. Letz- 
terer ist, zumal nach hinten, intensiver gefärbt als der erstere. 
Eine nach Elytren- oder Rückeneirrentragenden Segmenten ab- 
wechselnde Zeichnung ist mir nicht aufgefallen. Die ganze Fär- 
bung des Rückens ist vorne minder deutlich ausgeprägt. Die 
weiter unten anzuführenden Höcker auf dem Rücken jener 
Segmente, welche mit den Elytrentragenden abwechseln, und 
nach dem 32. Segmente ununterbrochen aufeinander folgen, sind 
durch einen Pigmentfleck markirt. 

Das Bucealsegment ist von oben nicht sichtbar. Es trägt 
zwei Paar Fühlereirren von der Gestalt des unpaaren Fühlers. 
Der dorsale Fühlereirrus (af) ist so lang oder etwas länger als 
dieser, der ventrale etwas kürzer; doch habe ich auch beide 
gleich lang gesehen. Der Träger des dorsalen Fühlereirrus 
schliesst eine Acieula und zwei nach vorne gerichtete Borsten 
von der Gestalt derjenigen des oberen Ruderastes ein. 

Die Ruder (Fig. 1 4) erreichen an dem vorderen Körper- 
theile auch mit den Borsten nieht die Breite der Segmente. Mit 
der Versehmälerung des Körpers aber werden sie um ein Drittel 
und mehr länger. Dass sie, wie Grube bei P. longisetis angibt, 
schon am 10. Segmente mit den Borsten dieses um ein Drittel 
überragen, habe ich nieht gesehen; ist übrigens auch an der 
Zeiehnung (l. e. Fig. 1) nieht ersichtlich. Der obere höckerför- 
mige Ast des Ruders geht in einen kurzen nach aussen gestreck- 
ten Fortsatz aus. Der untere Ast besteht aus zwei vertical gestell- 
ten Lappen, einem vorderen kürzeren, dessen oberes Ende in Form 


136 v.Marenzeller. 


eines dreieckigen Fortsatzes nach aussen sich verlängert und aus 
einem hinteren, abgerundeten etwas längeren. Zwischen beiden 
tritt das Borstenbündel aus. In jedem Aste eine Acieula. 

Die Borsten des oberen Astes (Fig. 1 B«) sind breiter 
als die des unteren, von gewöhnlicher Form. Hie und da sah ich 
sehr unvollkommene Anlagen zu einer zweizähnigen Spitze. Die 
Borsten des unteren Astes (Fig. 1 337°) sind sehr lang, schwä- 
cher als die des oberen. Der Rand des etwas messerförmig ver- 
breiterten Endes ist bis auf eine kurze Strecke vor der Spitze 
mit Dörnchenreihen besetzt. Die Spitze ist fast durehgehends 
zweizähnig, nur an einigen wenigen der alleruntersten Borsten 
einfach (8). Der kleine Zahn vor dem Ende ist oft abgebrochen 
oder mangelhaft ausgebildet. Die im Bündel zu oberst liegenden 
Borsten (3) sind etwas schlanker und haben einen längeren 
messerförmigen Theil als die folgenden. Über 30 Borsten in 
einem Bündel des unteren Astes. Ihre Farbe ist leicht gelblich. 
Die Borsten des oberen Bündels sind häufig von Auflagerungen 
rauh, bräunlieh. 

Dem Rücken der Ruder des 2., 4., 5., 7.,.2......23:, 26.295 
32. Segmentes sitzen nahe dem Ursprunge die grossen rundlichen 
Elytrenträger auf. Die eylindrischen Träger der Rückeneirren auf 
den Rudern aller übrigen Segmente sind mehr nach aussen und 
hinten gelegen, hart an dem oberen Aste. 

Ausserdem ist jedes Rückeneirrentragende Ruder mit einer 
höckerartigen Erhöhung ausgerüstet, welche kleiner als der 
Elytrenträger ist und mehr medial liegt. Sie fehlt den Elytrentra- 
genden Rudern. Bei einer Inspection von oben sieht man somit eine 
ununterbrochene Reibe von Knoten und Knötchen herablaufen. 

Die Elytren (10,1 C,.), 15 jederseits, decken sich voll- 
kommen mit ihren hinteren und inneren Rändern und reichen 
mit ihrem Aussenrande kaum über die Hälfte des oberen Borsten- 
bündels. Die des ersten Paares stets rundlich, die übrigen läng- 
lich oval, leicht nierenförmig oder mehr ins Rundliche, Rundlich- 
eckige gehend. Bald hell, unregelmässig bräunlich-grau pigmen- 
tirt mit einem solchen Flecke über der Ansatzstelle an den Trä- 
ger, der dann von einem hellen Kreis umgeben erscheint, oder 
dunkelgrau, wobei dann unter der Ansatzstelle der Elytre eine 
weissliche, helle, rundliche Stelle erscheint, die nach aussen von 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 13T 


einem dunklen Fleck begrenzt wird (Fig. 1 C). Der Aussenrand 
und die äussere Hälfte des Hinterrandes etwas dunkel gesäumt, 
die innere Hälfte am lichtesten; im Übrigen ist die Elytre heller 
und dunkler schattirt, zumal auf der Fläche der inneren Hälfte. 
Schon mit freiem Auge oder ‘bei schwacher Lupenvergrösserung 
gewahrt man am Rande der äusseren Hälfte grosse dunkle Punkte 
und Erhabenheiten. Bei einer 90fachen Vergrösserung (Fig. 1 D) 
sieht man die Elytre bis auf eine Zone hinter der inneren Hälfte 
des Vorderrandes mit dunklen, hellgerandeten Punkten besäet, an 
der äusseren Hälfte des Hinterrandes und zum Theil am Aussen- 
rande einige grössere knotenartige oder eylindrisch verlängerte 
Warzen. Zwischen diesen und überhaupt an dem Rande der äusse- 
ren Hälfte treten noch kürzere oder längere, blasse Papillchen 
auf, wie an den Elytren anderer Arten. Diese Papillen sind aber 
nicht auf den Rand allein beschränkt, sondern finden sich auch zer- 
streut auf der Oberfläche der Elytre selbst. Faltet man eine Elytre 
und vergrössert sie stark, so bekommt man erst einen Emblick in 
das Wesen der dunklen, helleonturirten Punkte der Oberfläche. 
Es sind stumpfe oder eonische Stachelehen mit dunkler Axen- 
schichte und heller Peripherie, die man in horizontaler Lage vor 
sieh hat. Dieselben von oben gesehen, machen natürlich den Ein- 
druck dunkler Punkte umgeben von einem hellen eoncentrischen 
Kreise (Fig. 1E£). 

Das Pigment der Elytre ist in dieht gedrängten oder netz- 
artig angeordneten, polygonalen Zellen eingelagert. Doch sah 
ich es auch diffus. Frische Elytren wurden nicht untersucht. 
Bei schwacher Vergrösserung sieht man die Elytren oft radien- 
artig gestreift. Dies rührt nicht so sehr von einer derartigen An- 
ordnung ‘der Stachelehen her, als von der Vertheilung des 
Pigmentes in hellen und dunklen Streifen. 

Die Rückeneirren (rc) gleichen dem unpaaren Stirmn- 
fühler. Sie sind länger als das untere Borstenbündel, wie alle 
Anhänge bald heller bald dunkler pigmentirt. Man erkennt deut- 
lich in den dunkeln Pigmentzellen den hellen Kern. 

Die Baucheirren (be) stehen beiläufig in der Mitte der 
unteren Ruderfläche, überragen zwar das untere Ende des Ruders, 
erreichen aber nicht den zungenförmigen Ausläufer des oberen 
Randes. Sie sind kegelförmig zugespitzt, meist glatt ohne 


9Q 
158 v.Marenzeller. 


Stäbehenbesatz (Weingeist-Exemplare). Nur in einem Falle sah 
ich ganz kurze rudimentäre Stäbchen. 

Hart am Ursprunge des Ruders ragt von dessen unterer und 
hinterer Fläche eine ganz kurze stumpfe Papille (Fig. 1 Aw). 

Das Aftersegment mit zwei Cirren von der Länge der 
letzten 10—12 Segmente. Sie sind an der Basis breiter als die 
Rückeneirren, auch länger als diese, stehen dieht aneinander, 
verjüngen sich gegen das Ende zu und sind mit Stäbehen besetzt. 

jei einem mittelgrossen Exemplare reichte der mit vier Kie- 
fern bewaffnete Magen vom 5.— 15. Segmente. 

Fundorte: Neapel (Grube, Clapare&de); Zaule, Cherso, 
Lussin (Grube), Zaule, Lussin (Ich); Spalato, 
Venedig (k. k. zoolog. Hof-Museum). 

Diese gemeinste Polynoine des adriatischen Meeres ist bis 
auf Malmgren immer mit der Polynoe eirrata OÖ. F. Müll. = 
Harmothoe imbrieata L. verwechselt worden. Unter diesem 
Namen wurde sie von Grube für mehrere Punkte der Adria an- 
gegeben, und dürfte sich so bezeichnet in den Sammlungen adria- 
tischer Anneliden vorfinden. Malmgren bekam von Grube 
Exemplare aus Lussin, untersuchte sie, fand die Charaktere 
seiner Gattung Lagisca und nannte sie 1367 (1. ec.) Lagisca 
Ehlersi, ohne sie aber näher zu beschreiben. Ich beschloss dies 
nachzuholen, fand aber bald, dass dasselbe Thier von Grube 
1863 als Polynoe longisetis n. sp. und 1868 von Claparede als 
P. extenuata Grube war bezeichnet worden. Claparede 
traf diese Art bei Neapel und führte sie auf die von Grube 
1540 kurz geschilderte P, exwtenuata zurück; P. longisetis 
scheint ihm entgangen zu sein. 

Clapar&de’s Beschreibung weicht von meinen Beobach- 
tungen nur ab hinsichtlich der Elytren, der Baucheirren und der 
Aftereirren. Jene sollen am Rande glatt ohne Papillen, die Bauch- 
eirren mit Stäbchen besetzt sein, die Aftereirren '/, der Länge 
der Rückeneirren betragen. Alles dies ist gegenüber der völligen 
Übereinstimmung in den übrigen Merkmalen nebensächlich. 
Grube’s P. longisetis war ein sehr grosses und breites Indivi- 
duum. Stiehhältige Unterschiede von Clapar&de’s sowie mei- 
ner Beschreibung und der P, longisetis lassen sich nieht auf- 
stellen. 


- ü = . . 2 
Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 159 


Es wird vielleicht Manchem meine abermalige Beschreibung 
überflüssig erscheinen; ich glaubte sie aber dennoch geben zu 
sollen, weil Clapar&de gewissen Merkmalen weniger Aufmerk- 
samkeit geschenkt, so den Elytren und Borsten und auch seine 
Abbildungen nicht ganz zutreffend sind, weil weiters die P. Ion- 
gisetis Gr. eine nicht gewöhnliche Form darstellt. 

Endlieh erblieke ich darin ein Mittel, einen Vergleich mit 
Lagisca-Arten des atlantischen Oceans anzubahnen, der bei den 
bestehenden auffallenden Verwandtschaftsverhältnissen einiger 
Arten zu Verschmelzungen führen dürfte. 


Lepidasthenia elegans. 


Polyno& elegans Grube, Actinien, Echinod. und Würmer. 1840, pag. 85. 
Lepidasthenia elegans «rube, Malmgren Annulat. polych. Spetzberg. etc. 
Ofversigt af. kongl. Akad. Förhandl. 1867, pag. 139. 
Polyno& lamprophthalma Marenzeller. Zur Kenntniss d. adriat. Annel. 
Diese Sitzungsberichte Bd. LXIX, 1874, pag. 408, Taf. I, Fig. 1, 
(pag. 2 d. Separat.). 

Ich habe die P. /amprophthalma beschrieben nicht ohne 
daran zu denken, dass ich möglicherweise nur einen unentwickel- 
ten Zustand irgend einer anderen Polynoe-Art vor mir habe. 
Wenn ich sie aber trotzdem als eine neue Art hinstellte, so 
geschah es, weil ich sie mit keiner der bekannt gewordenen kur- 
zen, elytrenarmen Formen zusammenzubringen vermochte. Ich 
kam nicht auf die Vermuthung, meine 3-5 und 7 Mm. langen mit 
9 und 14 Elytrenpaaren ausgerüsteten Thiere könnten die Ju- 
gendformen einer bis über 60 Mm. langen und mit mehr als 30 
Elytrenpaaren versehenen Art, der Polynoe — Lepidasthenia ele- 
gans Gr. sein. Als ich diese im vergangenen Herbste anderer 
Ursachen wegen untersuchte, fiel mir sofort die grosse Ähnlich- 
keit in der Gestalt der Ruder und Borsten mit der P. lamproph- 
thalma auf — auch P. elegans fehlen die Borsten in dem oberen 
Aste des Ruders — ich stellte weitere Vergleiche an, und bin 
heute überzeugt, dass beide zusammengehören. 

Polynoe elegans genügend durch die Beschreibungen von 
Grube und Malmgren, welch’ letzterer für dieselbe die Gattung 
Lepidasthenia schuf, bekannt, zeigt uns eine charakteristische 
Färbung, welche diese Art jedem, der sie einmal gesehen, nicht 


140 v.Marenzeller. 


leicht vergessen macht. Hievon sieht man an den Jungen Exem- 
plaren nichts; sie sind bis auf den röthlichen Kopflappen farb- 
los, durchsichtig. 

Die Fühler, Fühlereirren und Rückeneirren sind in allen 
Alterszuständen vollkommen glatt. Die Ruder, Borsten und Ely- 
tren erleiden ebenfalls keine wesentlichen Veränderungen, jene 
die relative Grösse betreffend ausgenommen. So sind die Elytren, 
welche im erwachsenen Zustande in der Umgebung der Ansatz- 
stelle an den Träger etwas weniges schwärzlich graues Pigment 
eingelagert haben, anfangs unverhältnissmässig gross. An voll- 
kommen erwachsenen Thieren, wo z. B. die Breite des Körpers 
von einem Elytrenträger zum anderen 3:9 Mm. betrug, sind die 
Elytren 0-75—0'8 Mm. breit; an einem jugendlichen Thiere, wo 
die erste Dimension 0-9 Mm. war, aber 0:50. Wenn also die 
Körperbreite um das Vierfache zunimmt, wachsen die Elytren 
nur um 2—5 Zehntel. 

Der Vorderrand des Kopflappens der erwachsenen Thiere 
geht in zwei seitliche nach vorne gerichtete Fortsätze aus, auf 
welchen die paarigen Fühler sitzen, und man kann deutlich sehen, 
wie der glasige Chitinsaum des Kopflappens ununterbrochen in 
jenen der Fortsätze übergeht. An den Jungen habe ich die Vor- 
derecken des Kopflappens sich abrunden und den glasigen 
Saum gegen die Mittellinie ziehen gesehen. (Siehe 1. e. Taf. I, 
Fig. 1). Die Wurzelglieder der paarigen Fühler waren mehr 
nach unten gerückt, heller als der Kopflappen. Überbaupt waren 
die paarigen Fühler von dem mittleren verdrängt, während bei 
den Erwachsenen alle drei in einer Ebene liegen. Es scheint 
also manchmal, wenn auch vielleicht nicht immer, die Verwach- 
sung zu einem Fortsatze des Kopflappens später zu erfolgen. Man 
sieht selbst an dem vollkommen entwickelten Thiere meist eine 
helle Stelle, welche die Träger der Fühler von dem eigentlichen 
Kopflappen abgrenzt. Stellung und Charakter der Augen in 
allen Alterszuständen gleich. 

Im Alter nimmt das Missverhältniss der paarigen Fühler zu 
dem unpaaren ab. Jene werden länger. Ferner sah ich die Unter- 
tühler in nicht contrahirtem Zustande mächtig vorragen, selbst den 
mittleren Fühler an Länge übertreffend. In die Träger der Füh- 
lereirren dringt eine Acieula ein. Die oberste Lage in einem 


Zur Kenntpiss der adriatischen Anneliden. 141 


Borstenbündel nehmen immer 2—5 sehr dünne Borsten von der 
Gestalt «, ß. (l. e. Taf. I, Fig. 1 B) ein, dann folgen erst 1 oder 
2 viel stärkere als diese und überhaupt stärker als alle anderen. 
Diese starken dunkelgelb gefärbten Borsten haben einen kräftigen 
Dorn auf ihrer Schneide, von der Spitze etwas entfernt. Daher 
sagt Malmgren |. ce. von ihnen: apice integro. 


Hermadion pellueidum. 

Polyno& pellueida Ehlers. Die Borstenwürmer. Leipzig 1364—63, p. 105; 
Taf. II, Fig. 10; Taf. IN, Fig. 5, 7-13; Taf. IV, Fig. 1-3. 
Hermadion fragile Claparede, Annel. chetop. du golfe de Naples. Me&m. 

d. 1. Soeiet. d. Phys. et d’Hist. nat. de Geneve. Tome XIX. 1365 
pag. 383. Pl. V, Fig. 2 und ebenda. Tome XX. 1870, pag. 380. 
PRAI>Pig. 2 

Im Herbste 1575 traf ich in der Bai von Muggia von Triest 
diese schöne Polynoine an einer mit dem Schleppnetze aus 
einer Tiefe von 15 Meter heraufgebrachten Ophöothrix alopecurus 
M. Tr., wonl nur zufällig herumkriechend. Sie hatte 33 Segmente 
und war 10 Mm. lang. 

Der Vergleich mit den oben eitirten Beschreibungen besei- 
tigte jeden Zweifel, dass Clapare&de dieselbe Form wie Ehlers 
vor sich gehabt. 

Die Figur 8 auf Tafel III bei Ehlers gibt keine gute Vor- 
stellung des Vordertheiles dieses Thieres. Im Verhältnisse zum 
Kopflappen sind die Fühler und Fühlereirren zu diek und zu 
kurz. Der verjüngte Theil wurde von Clapar&de, dessen 
Abbildung (l. e. Pl. V, Fig. 2) sehr treu ist, und von mir viel 
länger gesehen. Der unpaare Fühler fehlte allen Exemplaren von 
Ehlers. An dem einzigen Individuum, das ich fand, war er so 
lang als Clapar&de angibt, hingegen waren die paarigen kür- 
zer, die Fühlereirren aber wiederum fast zweimal so lang als 
jene, so dass eigentlich in Bezug auf die relative Länge der 
Fühler und Fühlereirren alle drei Befunde, von Ehlers, Clapa- 
rede und mir in Widerspruch stehen. 

Claparede gibt zuerst (1868) 12 Elytrenpaare an. Das 
letzte steht am 24. Segmente, hierauf sollen noch 11 elytrenlose 
Segmente folgen. Genauer gibt er 1870 an, dass 14 Elytren- 
paare vorhanden seien, welche am 2., 4., 5., T.,.......21., 24. 


142 v.Marenzeller. 


27., 30. Segmente stehen, worauf noch 10—15 elytrenlose 
Segmente folgen. Es dürfte sich wohl hier um einen Irrthum 
handeln. Elytren an den oben bezeichneten Segmenten wären 
etwas ganz Aussergewöhnliches. An meinem Exemplare hielten 
die Elytren — 14 Paare — die normale Folge ein: 2., 4., 5., 7., 
..20...21., 23., 26., 29. Segment. Dann folgten noch 3 rudi- 
mentäre Segmente. 

Ehlers gibt 22 Segmente und 10 Elytrenpaare an. 

Diese Widersprüche, so wie die früheren, sind in der 
übergrossen Fragilität der Thiere und der grossen Hinfälligkeit 
der Elytren und übrigen Anhänge zu erklären. 

Fühler, Rückeneirren, Elytren gaben mir das vollständige 
Bild der Beobachtungen Clapar&de’s über die Verbreitung der 
Nerven in diesen Organen. Hermadion pellucidum ist das denk- 
bar vorzüglichste Objeet zu solchen Studien. Bemerken will ich 
nur, dass ich die Nervenverzweigungen in den Elytren stellen- 
weise, besonders am Rande, anschwellen sah und jeder solchen 
Anschwellung sass dann eine mit Tasthaaren versehene kleine 
Papille auf. 3 

Die Borsten sind ebenfalls genauer von Clapare&de als 
von Ehlers abgebildet. 


Ich füge Folgendes hinzu: Betrachtet man eine Borste des 
oberen Bündels im Profil, so sieht man den eonvexen Rand mit 
Dörnehen besetzt. Diese sind jedoch nur der Ausdruck kleiner, 
gewissermassen taschenartiger Aufsätze, deren Vorderrand sehr 
fein zerschlitzt ist. Dasselbe gilt auch von dem „Dorne* an der 
Übergangsstelle der Borsten des unteren Bündels in das messer- 
artige Ende. Die Borsten des unteren Bündels sind mehr minder 
deutlich zweizähnig an der Spitze. 


Leanira Yhleni. 
Malmgren, Annulat. polych. Spetzberg. Groenland. ete. Öfvers. af 
kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1867, pag. 40. 

Von dieser von Yhlen 1865 bei Isle de Re nächst la Ro- 
chelle in Frankreich gesammelten Art, fand ich auch in der Bai 
von Muggia mehrere Exemplare in einer Tiefe von 18 Meter. Sie 
hat die grösste Ähnlichkeit namentlich im Bau der Ruder mit 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 143 


Leanira (Sigalion) tefragona Oerstedt (vide Malmgren 
Nordisca Hafs-Annulat. Öfvers af kongl. Akad. Forhandl. 1865, 
pag. 58, Taf. XI, Fig. 14). Malmgren’s Diagnose besteht daher 
nur hervorzuheben, dass sie sich von L. tefragona durch ganz 
glatte, länglich ovale Elytren und 4 Augen — letztere hat eiför- 
mig ovale, halbnierenförmige am hinteren Rande gefranzte Ely- 
tren, keine Augen — unterscheide. 

Da ich Z. Yhleni nicht lebend untersuchte, so ziehe ich es 
vor, erst in der Folge eine ausführlichere Beschreibung zu geben. 


Oxydromus Grube, 1857. 


In meiner früheren Arbeit! beschränkte ich die Gattung 
Oxydromus Grube auf die Arten O. flaceidus Gr. Dersd, und 
O. longisetis Gr. Dersd., die beide amerikanischen Ursprungs 
sind. Es überraschte mich daher sehr angenehm, bei St. Servola 
in der Bai von Muggia bei Triest, eine noch unbeschriebene He-- 
sionee aufzufinden, welche vollkommen in den Rahmen dieser 
Gattung passt, so dass nunmehr auch ein europäischer Repräsen- 
tant gegeben ist. 

Die Charaktere der Gattung Oxydromus sind folgende: 
3 Stirnfühler, zweigliedrige Palpen, 16 Fühlereirren, Ruder 
zweiästig. 


Oxydromus fuscescens n. Sp. 
(Taf. II, Fig. 1.) 


Körper des einzigen vollständigen Exemplares 10 Mm. lang, 
Ruder und Borsten eingereehnet 4 Mm. breit, aus 27 rudertragen- 
den Segmenten zusammengesetzt. Ein zweites verstümmeltes 
Individuum war grösser. Leib vorne ziemlich gleich breit, nach 
hinten zugespitzt. Farbe braunröthlich. Der Vordertheil hyalin 
und (durch den starken, eylindrischen Magen) gewölbt, der Hin- 
tertheil opaker, flacher. In Folge dessen entsteht der Eindruck, 
als wäre das Thier aus zwei ganz verschiedenen Körper- 


1 Diese Sitzungsberichte, Bd. LXIX. 1874, pag. 430, (pag. 24 der 
Separat.). 


144 v.Marenzeller. 


abschnitten zusammengesetzt. Es schwimmt rasch und trägt 
häufig die von dem dunklen Leibe stark abstechenden weiss- 
lichen Cirren vertical nach aufwärts. 


Der Kopflappen (A) in diefolgenden Segmente eingesenkt, 
beiläufig trapezförmig, halbkugelförmig gewölbt, breiter als lang, 
bräunlich mit einem dunkler gefärbten verlängert herzförmigen 
Flecke in der Mittellinie. Vorder- und Hinterrand stark, Seiten- 
ränder nur mässig eingebuchtet. 2 Paar schwarze Augen. Die 
vorderen viel grösser, oval, vom Vorderrande etwas entfernt, 
aber hart am Seitenrande. Dicht hinter ihnen, jedoch mehr auf 
die Fläche des Kopflappens heraufgerückt und daher einander 
mehr genähert als die vorderen, die mehr rundlichen, kleineren, 
hinteren Augen. Der Stirnrand mit Cilien besetzt. Der aus- 
geschweifte Hinterrand durch eine braune Linie gekennzeichnet. 
Unmittelbar vor dieser ein mit Cilien bedeekter niederer Wulst, 
der sich kragenartig um die Seiten des Kopflappens herum- 
schlingt (Fig. 1 w und Fig. 1A w). 


Am Kopflappen stehen 3 Fühler und 2 Unterfühler. Der un- 
paare Fühler (us) ist sehr klein, nieht halb so lang als der Kopf- 
lappen und sitzt in dem Einschnitte des Vorderrandes. Die dünnen 
paarigen (ps) sind über 1'/,mal so lang als der Kopflappen und 
entspringen etwas unter dem Vorderrande des Kopflappens ohne 
Wurzelglieder. Alle 3 sind ungegliedert. 


Die Unterfühler (uf) sind zweigliedrig. Sienehmen von der 
unteren Fläche des Kopflappens unweit des Vorderrandes mit 
cylindrischem breitem Basaltheile Ursprung. Auf demselben 
sitzt ein schmäleres conisches Endglied. Es ist contractil, kaum 
länger als seine Basis und bald gestreckt, bald in winkliger 
oder gekrümmter Stellung zu dieser. Werden die Unterfühler 
nach vorne gerichtet, so erscheinen sie fast so lange als die 
paarigen Fühler. 

Die Segmentirung des Leibes ist nicht ausgeprägt. Sie 
wird nur an den Seiten durch die stark vorspringenden Ruder 
erkenntlich. Darnach kann man schliessen, dass die Segmente 
durehsehnittlich dreimal so breit als lang sind; nur gegen das 
Leibesende nimmt dieses Verhältniss der Breite zur Länge ab. 
Das erste mit den folgenden verschmolzene Segment ist durch 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 145 


eine braune seinen Vorderrand begleitende Linie gezeichnet und 
legt sich mit einer medialen Spitze in den Ausschnitt des Hinter- 
randes des Kopflappens. Der Rücken der vorderen Leibeshälfte 
ist durch den durchschimmernden Magen leicht bräunlich 
gestreift. 


Hinter dem Kopflappen folgen vier Paare Fühlereirren 
jederseits, welche ich als den vier ersten Segmenten angehörig 
betrachte. Sie entspringen von einem eylindrischen Wurzelgliede, 
in das eine Acieula eindringt. In jedem Paare lässt sich ein dor- 
saler (df) und ein ventraler (vf) Fühlereirrus unterscheiden. Die 
ersteren sind stets länger und breiter als letztere. Die ventralen 
besitzen auch ein schmächtigeres Wurzelglied als die dorsalen, 
sind unter sich ziemlich gleich lang und nur etwas breiter und circa 
'/„ länger als die paarigen Fühler. Unter den dorsalen Fühlereirren 
ist der zweite der mächtigste, auch ausgezeichnet durch ein 
sehr breites und starkes, an seinem Ursprunge vom Körper mit 
einem braunen Flecke markirtes Wurzelglied. Über die Stellung 
der Fühlereirren gibt die Fig. 1 A Aufschluss. Das Wurzelglied 
des dritten dorsalen Fühlereirrus steht tiefer, mehr ventral, als 
die drei übrigen. Alle Fühlereirren sind ungegliedert, die dor- 
salen mit braunem Pigmente bestäubt. 


Die Ruder (Fig. 15) nehmen von vorne nach hinten 
successive an Länge zu. An jenem Theile des Leibes, wo der 
Magen liegt, sind sie nicht ganz halb so lang als jener breit ist. 
Dahinter werden sie auf Kosten des Körpers länger. Die Ruder 
sind bis auf das erste Paar, welches klein und einästig ist, zwei- 
ästig. In ‚jeden Ast des Ruders tritt eine Acicula, doch ist die 
des oberen Astes nur halb so stark als die des unteren. Jeder 
Ast besteht aus zwei senkrecht gestellten Platten, von welchen 
die hintere abgerundet und kürzer, die andere länger ist und in 
einem scharfen Winkel endet. 


Zwischen den Lappen treten die Borsten aus. Der obere 

Ast ist viel kleiner als der untere und fehlt dem ersten Ruder- 

paare. Das obere Borstenbündel besteht nur aus sehr feinen 

einfachen Capillarborsten (Fig. 1 C.«) und erreicht nur die halbe 

Länge des unteren Borstenbündels. Die Borsten des unteren 

Astes sind zusammengesetzt. Das ziemlich lange messerförmige 
Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXII. Bd. I. Abth, 10 


146 v.Marenzeller. 


Ende geht in eine einfache gekrümmte Spitze aus. Die Schneide 
ist sebr fein gezähnt (Fig. 1 0). Capillarborsten und die Stäbe 
der zusammengesetzten Borsten sind quer gestreift. An den 
‚ersteren bemerke ich nur ein einziges System von Querstreifen, 
bei den letzteren an der Seite des Stabes, welche der Schneide 
des messerförmigen Endes entspricht, eine breite Reihe in grösse- 
ren Zwischenräumen folgender Querstreifen und an der anderen 
Seite eine schmale gedrängter stehenden Streifen (Fig. A D). 
Betrachtet man das verbreiterte Ende des Stabes, so sieht man 
mehrere Reihen von Querlinien in einem Punkte zusammen- 
strahlen, der am Ende des Stabes auf der Seite der Schneide 
des messerförmigen Endes liegt. Sie sind aus der Spaltung der 
beiden vorerwähnten Systeme entstanden. 

Die Rückencirren (rc) entspringen, in der Mitte des 
Ruderrückens etwa, von einem cylindrischen Wurzelgliede, 
breitere und kürzere mit schmäleren und längeren abwechselnd. 
Sie sind ziemlich gleich breit, erst gegen das stumpfe Ende etwas 
schmäler, erreichen oder überragen das Borstenbündel des 
unteren Astes, zeigen keine Gliederung und sind etwas bräun- 
lich gesprenkelt. 

Die Baucheirren (be) schlank, eylindrisch, weiter nach 
aussen als die Rückeneirren von der Unterfläche des Ruders 
entspringend, besonders rückwärts dessen Spitze beträchtlich 
überragend. 

An dem Aftersegmente standen zwei kurze dicke Cirren. 
Es bleibt unentschieden, ob dies das normale Verhalten. 

Bei beiden Exemplaren war der Magen vorgestülpt. An dem 
einem stand der Anfang noch hinter dem Vorderrande des 
Kopflappens, an dem anderen ragte er über denselben hinaus 
(Fig. 1 Am). Der Magen ist eylindrisch, 3 Mm. lang, 1 Mm. breit, 
seine Wand 0-2 Mm. diek. Er erscheint von dichten Ringmus- 
keln quergestreift. Die Wände schimmern graulich, die Innen- 
seite braun durch die Hautdecke. Nach hinten verjüngt sich der 
Magen eonisch. Kiefer sind keine vorhanden. Der Rand des Ein- 
ganges ist eiwas wellig. 

Gefunden in durchlöcherten Steinen bei St. Servola (Bai von 
Muggia bei Triest), Tiefe 2—3 Meter. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 147 


Syllis variegata. 
(Taf. II, Fig. 2.) 
Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Annel. Arch. f. 
Naturg. Bd. 26, 1860. pag. 55. Taf. III, Fig. 6. 
— Ausflug nach Triest. Berlin, 1561, pag. 143, Taf. III, Fig. 6. 

Da ich dieser Annelide bei Zaule und Lussin häufig begeg- 
nete, so bin ich in der Lage Grube’s nach einem einzigen und 
in Alcohol eonservirten Exemplare gemachte Beschreibung mehr- 
fach zu erweitern. 


Die grössten Exemplare waren 20 Mm. lang, 1-1 Mm. breit, 
bei 69 Segmenten, während andere 70 und 83 Segmente zähl- 
ten, und doch nur 11 und 14 Mm. lang und 0:6, 0:8 Mm. breit 
waren. Es fand sich aber auch ein Individuum von 63 Segmen- 
ten mit, im Gegensatze zum ersten, nur 15 Mm. Länge. Diese 
beiden waren in der Stolo-Bildung begriffen. Man sieht somit, 
dass auf die Zahl der Segmente kein Gewicht zu legen ist; 
denn gerade segmentarme Thiere waren grösser und schickten 
sich zur Fortpflanzung an. 

Auch die von Grube hervorgehobene so charakteristische 
Zeichnung ist nicht immer gleich gut ausgeprägt. Sie beschränkt 
sich auf braune, nach aussen hin intensivere Linien am Anfang 
und Ende der Segmente und einen wenig intensiven medialen 
rhombischen Fleck, von dem nach rechts und links ein zarter 
Streifen zu den Seiten des Segmentes zieht, wo meist die Basis 
der Rückeneirren noch durch braune Pigmentablagerung aus- 
gezeichnet wird. In einem anderen Falle war der Körper vorne 
diffus bräunlich gefärbt. Dann trat die oben erwähnte Zeich- 
nung auf, jedoch nur schwach angedeutet. Auf den Segmenten, 
wo sie erschien, waren je zwei seitliche helle Stellen und auch 
in der Mitte des rhombischen Fleckens fehlte das Pigment. 
Einen Gegensatz bildete wieder ein auffallend dunkel gefärbtes 
Exemplar. 

Auch hinsichtlich der Länge der Stirnfühler, Fühler- und 
Rückeneirren obwalten Schwankungen. 

Ich schildere hier ein Individuum von 14 Mm. Länge, 0-5 Mm. 
Breite mit 85 Segmenten. 


Der Leib nach vorne und hinten etwas verschmälert. 
10 * 


148 v.Marenzeller. 


Der Koptlappen (A) stumpf sechseckig, breiter als lang. 
Der Hinterrand eingebuchtet. Vier schwarze Augen. Die vor- 
deren grösseren beiläufig vom Vorderrande soweit als vom 
Hinterrande entfernt, die hinteren kleineren in geringer Ent- 
fernung hinter ihnen, aber vom Seitenrande mehr abgerückt, 
daher einander mehr genähert als die vorderen. 

Die Unterfühler (uf) an der Basis in kurzer Ausdehnung mit 
einander verwachsen, im gestreckten Zustande 1'/,mal länger als 
der Kopflappen, gewöhnlich etwas eontrahirt, wenig divergirend, 
an ihrem medialen Rande ausgehöhlt. 

Der unpaare Stirnfühler (ws) zweimal so lang als Kopf- 
lappen und Unterfühler zusammengenommen, in gleicher Höhe 
mit dem hintern Augenpaare entspringend, circa 30gliederig — 
doch sind die Glieder an der Basis sehr schmal. Glieder nicht 
ganz quadratisch, die Seitenwände etwas ausgebaucht. 

Die paarigen Stirnfühler (ps) halb so lang als der 
unpaare, 20gliederig. 

Die Segmente in der Leibesmitte 4/,mal so breit als 
lang, vorne 3mal, nach hinten 2'/,mal so breit als lang. Das 
Buccalsegment halb so lang als das folgende. Es er- 
streckt sich mit winkligem Vorsprunge in den Ausschnitt des 
Kopflappens und trägt auf starken, nach vorne gerichteten Trä- 
gern zwei Paar Fühlereirren. Vorder-, Hinter- und Seitenrand 
schwach bräunlich pigmentirt. Die Haut des Rückens zeigt bei 
stärkerer Vergrösserung eine ähnliche Structur wie Syllis hya- 
lina Gr. Sie erscheint in, durch schmale helle Zwischenräume 
getrennte, Falten gelegt und in diesen eben ist das bräunliche 
Pigment abgelagert. Die brillenartige Zeichnung verliert sich 
schon gegen das 34. Segment. Über dieses hinaus bleiben nur 
ein Paar quergezogene Flecken hinter den Anfängen und am 
Ende der Segmente. Auch der äusserste Rand der Segmente ist 
vorne und hinten, sowie an der Basis der Rückeneirren braun 
pigmentirt. Von den Fühlereirren ist der dorsale (df) 
etwas kürzer als der unpaare Stirnfühler, 28gliederig; der ven- 
trale (vf) etwa so lang als die paarigen Stirnfühler. 

Der Rückeneirrus (rc) des zweiten Segmentes 
unbedeutend länger als der dorsale Fühlereirrus, nicht so weit 
als der unpaare Stirnfühler vorragend, 32gliederig. (In anderen 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 149 


Fällen sind der dorsale Fühlereirrus und der Rückeneirrus des 
zweiten Segmentes gleich lang.) An Länge wird er von Rücken- 
eirren, welche der Mitte des Leibes angehören, übertroffen. 

Die Rückeneirren (re) sitzen kurzen quadratischen 
Trägern auf. Längere und kürzere alterniren ziemlich regel- 
mässig. 

Die langen übertreffen die Breite des Leibes, die kurzen 
erreichen sie nicht immer. Das Verhältniss ist abhängig von den 
verschiedenen Regionen des Leibes. Die längsten Rückeneirren 
werden bis 4Ögliederig. Die Glieder an der Basis sind kurz. 

Der Habitus der Cirren ist derselbe wie der der Fühler. 
Auch sind keine bemerkenswerthen Unterschiede in der Stärke 
hervorzuheben. 

Die Ruder eirca 0:15 Mm. lang, vorne etwas länger. Der 
Rand der Vorder- und Hinterlippe springt etwas vor, die Mittel- 
lippe ist kürzer, aber deutlich. In den ersten 19 Rudern 5 und 
dann 4 Aciculen, darunter zwei mit mehr minder deutli- 
chem fussförmigem Ende, die anderen stumpfspitz. An den übri- 
gen Segmenten drei Acieulen, von welchen die vorderste etwas 
schwächer ist und fussförmig endet. 

9—15 am Ende zweizähnige, an der Schneide gebärtete 
Borsten in einem Ruder. Zu oberst liegen in jedem Bündel 
Borsten mit längerem Stabe und schlankerem messerförmigem 
Endtheile, zu unterst kürzere aber kräftigere. Diese Art nimmt 
in den Rudern der hinteren Segmente auf Kosten der ersteren 
überhand (Fig. 24). 

Die Baucheirren lanzettlich, das Ende des Ruders nicht 
ganz erreichend. 

Das Aftersegment mit 2 sehr langen gegliederten Cir- 
ren, zwischen welchen ein kurzer ungegliederter steht. 

Die Mundöffnung liegt am Anfange des ersten Segmentes 
auf der Bauchfläche. Eine kurze Rüsselröhre führt zu dem von 
12 weichen Papillen umstellten Eingang in die Schlundröhre, 
welcher im dritten Segmente gelegen ist. Die Schlundröhre ist 
mit einem etwas hinter dem Eingange liegenden Zahne bewafl- 
net und nimmt 7 Segmente ein. Mit dem 10. beginnt der Drü- 
senmagen. An diesem lässt sich ein grösserer vorderer, das 
10., 14., 12. und 13. Segment einnehmender und noch etwas in 


150 v.Marenzeller. 


das 14. hinreichender, mit Drüsenzonen versehener Antheil 
und ein in das 14. und 15. Segment sich erstreckender, drüsen- 
loser, aber diekwandiger Abschnitt unterscheiden. Im 16. Seg- 
mente liegt der Übergangstheil zum Darme, und hier entsprin- 
gen zwei T-förmige Drüsenanhänge, welche nach vorne bis ins 
14., nach hinten bis ins 17. Segment reichen. Der mit Drüsen- 
reihen versehene Theil des Magens war 1'2 Mm. lang, 0-4 Mm. 
breit, der drüsenlose Abschnitt 0-3 Mm. lang, 0-25 breit. Ich 
zählte 31 Drüsenreihen. Die Dieke der Magenwand war 0-1. (Bei 
meinem grössten Exemplare waren die entsprechenden Partien 
1:45 Mm. lang, 0:7 Mm. breit und 0-55 Mm. lang und 0-4 Mm. 
breit. Die Lage in den Segmenten blieb dieselve.) 

Die stolobildenden Thiere waren beide Weibehen mit 68 
und 69 Segmenten. Die Kopfbildung erfolgte das eine Mal im 
52., das andere im 47. Segmente. 

Syllis variegata wurde bis jetzt an folgenden Punkten der 
Adria gefunden: Cherso; Cigale, Neresine auf Lussin (Grube). 
Im Hafen von Lussin piceolo, Bai von Muggia bei Triest (Ich). 
Grube fand sie auch 18568 an der französischen Westküste bei 
St. Malo. 


Syllis hyalina. 


Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Arch. f. 
Naturg. 29. Jahrg. 1863, pag. 45. Taf. IV, Fig. 8. 
Syllis pellueida Ehlers, Die Borstenwürmer. Leipzig 1864—1868, p. 239, 
Taf.X, Fig. 6-11. 
Syllis macrocola Marenzeller, Zur Kenntniss der adriatischen Anne- 
liden. Diese Sitzungsb. Bd. LXIX 1874, pag. 443, (pag. 37 der 
Separat.) Taf III, Fig. 3. 

Zum Schlusse meiner Beschreibung der $. macrocola hob 
ich die Ähnlichkeit mit S. hyalina Gr. und S. pellueida Ehl. 
hervor und deutete Unterschiede an. Ehlers hatte gleichfalls 
angegeben, dass seine $. pellueida der S. hyalina Gr. sehr nahe 
stehe, dass ihn aber die grössere Länge des Drüsenmagens bei 
letzterer, der anders gestaltete Kopflappen und endlich der Man- 
gel des Zahnes in der Schlundröhre bei $. pellueida — über 
dessen Fehlen oder Vorhandensein bei $. hyalina von Grube 
freilich keine Bemerkung gemacht worden — bestimmte eine 
eigene Art anzunehmen. Die Borsten der S. hyalina sind ferner 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. T9h 


nach der Zeichnung (Fig. 85 l. e.) an der Spitze einfach, nicht 
zweizähnig wie die von $. pellucida. 

Als ich meine $. macrocola untersuchte, die ich, wie 
Ehlers seine $. pellueida, nur in einem einzigen Exemplare 
aufgefunden hatte, ergaben sich Merkmale, welche dieselbe von 
der 8. hyalina Gr. noch viel weiter entfernten als dies bei 
5. pellueida der Fall gewesen, und eine Trennung von dieser 
hielt ich für nöthig, weil der Kopflappen anders gestaltet, die 
Rückeneirren kürzer waren, die Schlundröhre mit einem Zahne 
bewaffnet war und der Drüsenmagen andere Dimensionen auf- 
wies. In der That wird ein Vergleich der Beschreibungen der 
5. hyalina, pellueida und macrocola scheinbar genügende Anhalts- 
punkte zu einem Auseinanderhalten der drei Arten liefern. 

Niehtsdestoweniger bin ich heute vollkommen belehrt, dass 
alle drei zusammenfallen und der Grube’sche Name allein zu 
Recht besteht. 

In Lussin, also derselben Localität, wo Grube die $. hya- 
lina entdeckte, jiel mir wiederholt eine Syllis in die Hände, die 
ich obne Mühe als die $. pellucida Ehlers anerkannte. Die 
charakteristische Zeichnung der Rückenfläche, zarte bräunlich- 
röthliche, unterbrochene Querlinien, war oft, nicht immer, und 
besonders in der vorderen Körperhälfte deutlich ausgeprägt. An 
einzelnen sah ich ventral jederseits einen orangerothen Fleck 
auf den Segmenten. Nur hatten alle 16 Exemplare, die ich 
untersuchte, einen Zahn in der Schlundröhre, so dass ich 
annehmen muss, Ehlers sei ein verstümmeltes oder abnormes 
Individuum vorgelegen. Ferner muss ich auf das Bestimmteste 
aufrechthalten, dass die Unterfühler nicht bis auf den Grund, das 
ist der Vorderrand des Kopflappens, getrennt erscheinen, vielmehr 
bleiben sie in grösserer oder geringerer Ausdehnung, Y,—!/, 
ihrer Länge, an der Basis vereinigt. Eine helle Linie zeigt die 
Verwachsungsstelle an. Der Vorderrand des Kopflappens ist 
nicht constant geradlinig oder ausgeschnitten (Ehlers), sondern 
auch vorgewölbt. Ich sah dies schon am lebenden Thiere, wie 
aus meiner Zeichnung der $. macrocola ersichtlich ist, und an 
allen als mikroskopische Präparate in Glycerin-Chromsäure auf- 
bewahrten Stücken. Auch Grube sagt von S. hyalina: Lobus 
capitalis transversus, animalis vivi subpentagonus. Supplemen- 


152 v.Marenzeller. 


täre Augenflecken nahe dem Vorderrande des Kopflappens fehlen, 
oder sind vorhanden. Fühler und Cirren wechselnd an Länge und 
Gliederzahl. Die Glieder mit feinen Härchen besetzt. Zwei aber 
auch drei Acieulen, die Schneide der Borsten zerschlitzt. In der 
Lage des Drüsenmagens ergeben sich gleichfalls Differenzen. 
Ich betone aber ausdrücklich, dass ich nur jene im Auge habe, 
welche durch eine Verschiedenheit der absoluten Länge des mit 
deutlichen Drüsenreihen versehenen Theiles des Magens bedingt 
werden. 

Dieser Fall hat mir deutlich gezeigt, dass die blosse Angabe 
„der Drüsenmagen nehme so und soviel Segmente ein“ nicht 
ausreicht, wenn es sich um den Vergleich einer nach lebenden 
Thieren gemachten Beschreibung mit einer auf Weingeist-Exem- 
plaren basirten handelt; denn zieht sich der Körper zusammen 
— bei der Tödtung in Alcohol ist dies gewöhnlich sehr stark der 
Fall — so drängen sich die Segmente aneinander, und es kann 
kommen, dass man auf eine grössere Länge des Drüsenmagens 
darum schliesst, weil er eine grössere Zahl von Segmenten ein- 
nimmt. S. hyalina soll einen Drüsenmagen haben, der vom 10. 
bis ins 19. Segment reicht, also 9 Segmente lang wäre; bei $. 
pellueida soll nach Ehlers der Drüsenmagen vom 10, bis ins 15. 
Segment sich erstrecken, also 5 Segmente lang sein. Dieses 
letzte Verhältniss fand auch ieh durchschnittlich an den lebenden 
Thieren; warf ich sie aber in Aleohol, so wurde der Drüsen- 
magen „9—10 Segmente lang!“ 

Ich habe den Drüsenmagen gemessen bei Individuen von 
34—94 Segmenten und 5—18 Mm. Länge. Er war 0:37, 0.5 — 
0-95, 1, 1-2 Mm. lang und nahm 5—7 Segmente ein. Bei 
nahezu gleich grossen Individuen fanden Schwankungen in der 
Länge statt, ferner hatten grössere desswegen noch nicht einen 
längeren Drüsenmagen. Dadurch wird selbstverständlich die 
Lage in den Segmenten unter den normalsten Verhältnissen 
geändert werden. Immerhin nimmt der Drüsenmagen bei9—4Mm. 
langen Thieren mit 34—44 Segmenten 5, 5'/, Segmente ein, 
wiewohl er fast 2'/,mal kürzer ist, als bei 11—15 Mm. langen 
Individuen mit 70—94 Segmenten. Man sieht also, dass selbst 
um '/, kleinere Thiere ein analoges Verhältniss zeigen wie die 
erwachsenen. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 153 


Nur die Syllis macrocola bietet in der ganzen Reihe das 
Auffallende, dass der absolut unbedeutend kürzere Drüsenmagen 
nur 5 Segmente einnahm, jedoch waren diese viel länger, als 
bei den anderen von mir untersuchten Individuen. 

Dass Syllis pellueida Ehlers und S. macrocola Marenz. 
wirklich die $. hyalina Grube sei, wurde mir nach Vergleiehung 
von Weingeist-Exemplaren mit lebenden klar. Ich habe solche 
mit 112 und 116 Segmenten, also nahezu so vielen wie an Gru- 
be’s Exemplaren, untersucht. Die Beschreibung Grube’s passt 
zum grossen Theile besser auf das lebende Thier als die Zeich- 
nung. Grube hebt selbst (l. ec. pg. 45) die Wirkung des Aleo- 
hols in der Verkürzung und Verbreiterung der Unterfühler und 
Segmente hervor. 

Zu verbessern ist nur: 1. Palpis profunde sejunetis — sie 
sind, wie erwähnt, an der Basis nicht getrennt. 2. Die Borsten 
sind nicht, wie Fig. Sa zeigt, mit einfacher Spitze, sondern 
zweizähnig und überdies nicht alle mit so kurzer Sichel als an- 
gegeben wurde. 3. Die Lage des Magens „vom 10.—19. Ruder“ 
entspricht nur dem contrahirten Thiere. An solchen sah ich auch 
den Magen vom 13.—22. und vom 15.—24. Segmente reichen. 

Syllis hyalina ist bis jetzt von folgenden Punkten der Adria 
bekannt geworden: Lussin grande, Neresine, Crivizza (Grube), 
Zurkowa bei Fiume (Ehlers), Zaule bei Triest, Lussin piecolo 
(Ich). Ausserdem hat sie Grube (Mittheilg. über St. Malo und 
Roscoff 1872) bei Roscoff an der französischen Westküste 
gefunden. 


Syllis brevipennis. 
Pseudosyllis brevipennis Grube, Beschreibung neuer oder wenig bek. 
Anneliden. Archiv f. Naturg. 29. Bd. 1863, p. 43. Taf. IV, Fig. >. 
Syllis scabra Ehlers, Die Borstenwürmer. Leipzig 1864—68, pag. 244. 
Taf. XI, Fig. 1-3. 

Die von Grube als Amme der Tetraglena rosacea beschrie- 
bene Pseudosyllis brevipennis von Crivizza und Neresine auf 
Lussin, fand ich im Hafen von Lussin piecolo in zweiExemplaren 
und überzeugte mich, dass mit ihr die Syllis scabra Ehlers von 
Fiume zu vereinigen sei. In wieweit mein Befund von den beider- 
seitigen Beschreibungen abweicht, wird aus der folgenden ergän- 
zenden Zusammenstellung ersichtlich. 


154 v.Marenzeller. 


Meine Exemplare hatten 51 und 61 Segmente, waren 6 und 
‘5 Mm. lang und 0-4 Mm. breit. Die grösste Breite fiel in das 
16. Segment beiläufig. Der Kopflappen nicht so lang und trapez- 
förmig, wie Ehlers zeichnet, mehr in die Quere gezogen, kür- 
zer, stumpfrechteckig. Zwei gelbliche, glänzende, ölartige Flek- 
ken hinter den Augen. Vor dem vordersten Augenpaare jeder- 
seits noch ein Pigmentfleck. Die Spitzechen am Kopflappen und 
den Segmenten sehr spärlich, daher der Vorderrand des Kopf- 
lappens und die Seitenränder der Segmente nicht gekerbt. Der 
Vorderrand des Kopflappens mit Cilien besetzt, ebenso die Seiten 
des Körpers. In den Gliedern der Cirren 1—3 ovale, gelbe, gold- 
glänzende Körper. Die Glieder mit wenigen steifen Härchen besetzt. 

Der unpaare Stirnfühler etwas hinter dem Vorderrande des 
Kopflappens, die paarigen unmittelbar an diesem. Die durchaus 
getrennten Unterfühler im Leben auseinanderweichend, bei den 
conservirten Exemplaren aneinander liegend. Die Acieula sehr 
stark. Die Borsten an der Spitze nicht einfach, sondern zweizähnig. 
Auch in den über das Ruderende etwas vorstehenden Baucheirren 
einzelne glänzende Körper. Das Aftersegment ist sehr breit und 
hat einen dichten Wimperbesatz. Die nur an dem einen Exem- 
plare erhaltenen Aftereirren waren sechsgliedrig. Der Eingang 
in die Schlundröhre, im Anfange des 3. odes 4. Segmentes lie- 
gend, wird von 10 kugelförmigen Papillen umstellt und ist nicht 
wehrlos, wie Ehlers angibt, sondern führt einen derben ziemlich 
stumpfen Zahn. An dem Magen sind zwei Regionen zu unter- 
scheiden. Eine vordere längere mit Drüsenzonen versehene, und 
eine hintere kürzere, drüsenlose, aber diekwandige, conisch zu- 
laufende. Die erstere war 0195 und 0:24 Mm. lang, 0-1 und 
0.129 Mm. breit, die zweite 0:15 und 0-12 Mm. lang. 

In dem einen Falle lag der Magen im 8., 9., 10., 11. Seg- 
mente, wovon die beiden letzten auf den drüsenlosen Antheil 
kamen, in dem anderen lag er zum Theile im 8., dann im 9., 
10. und 11. Segmente. Das 11. Segment nahm den drüsenlosen 
Antheil auf. Im 12. Segmente begann in beiden Fällen der 
gekammerte Darm. 

In Betreff Grub e's Schilderung der Pseudosyllis brevipennis 
habe ich noch zu bemerken, dass der Leib hinter dem Kopf- 
lappen zu breit angegeben ist, dass kein Ruderfortsatz am ersten 


- 


‘ 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 155 


Segmente vorhanden, endlich dass die Zahl der Borsten in einem 
Ruder zu niedrig angegeben wurde. 

Auch für Syllis brevipennis gelten die einleitenden Worte 
zur Beschreibung der folgenden Art. 


Syllis ochracea n. Sp. 
(Taf. III, Fig. 1.) 

Diese Art ist der Repräsentant eines eigenen Typus: Kopf- 
lappen kurz aber breit. Stirnfühler, Fühlereirren und die Rücken- 
eirren des 2. und 3. Segmentes keulenförmig, ungegliedert; die 
übrigen Rückeneirren deutlich gegliedert. Schlund unbewehrt. 
Ich hätte für sie eine eigene Gattung aufstellen können; allein 
ich hielt es für zweekmässiger dies vorläufig nicht zu thun. Die 
Zerlegung der Gattung Syllis, wie sie heute begriffen wird, ist 
nur eine Frage der Zeit. Ein reichlich anwachsendes Material 
und Nachuntersuchungen bereits beschriebener Arten werden 
sie rechtfertigen und beschleunigen. 

Der folgenden Beschreibung dienten zwei Exemplare, 
welche ich todt am Boden eines mit Algen gefüllten Glases 
gefunden. 

Der Körper gedrungen, 4 Mm. lang, 0-45 Mm. breit, gegen 
den Kopf und das Hinterende etwas verschmälert (0:3 Mm. 
breit), aus 43 Segmenten bestehend. Farbe des Leibes opak 
ockergelb, die Anhänge hell mit wenig eingestreuten, gleich- 
farbigen Pigmentanhäufungen. 

Der Kopflappen (Fig. 1%) ein zusammengedrücktes 
Queroval, circa 2'/,mal so breit als lang, von vorne nach hinten 
stark gewölbt. Vorderrand fast gar nicht convex, Hinterrand 
vollständig gerade. 4 ziemlich gleich grosse braunrothe Augen. 
Das hintere Paar liegt in gleicher Höhe mit dem Ursprunge des 
unpaaren Stirnfühlers, das vordere nahe an dem hinteren aber 
nach aussen. Die vorderen Augen stehen demnach weiter aus- 
einander als die hinteren und sind dem Aussenrande mehr 
genähert, übrigens überschreiten sie kaum die Mitte des Kopf- 
lappens. Vor ihnen noch ein kleiner Augenfleck jederseits. 

Die Unterfühler (uf) stumpfeonisch, breit, so lang als der 
Kopflappen, nur am Grunde in geringer Ausdehnung verwachsen. 
Ein ziemlich breiter Zwischenraum trennt beide. Ihr Aussenrand 


156 v.Marenzeller. 


biegt sich auf die Bauchfläche um und erscheint von unten 
gesehen in Gestalt eines schief nach aussen gerichteten polster- 
artigen Ovales. 

Die drei Stirnfühler sind ungegliedert und gleichen einer 
am Ende etwas zugespitzten Keule. Gelbliches Pigment ist spär- 
lich eingelagert. Der unpaare (us) hinter der Mitte des Kopf- 
lappens entspringende, ist fast 3mal so lang als der Kopflappen, 
l1/,mal so lang als die ‚paarigen. 

Die paarigen Stirnfühler (ps) sitzen den inneren Vierteln 
des Vorderrandes des Kopflappens auf. 

Das Buecalsegment (b) ist nur halb so lang und etwas 
schmäler als das 2. Segment. Zwei Fühlereirren jederseits stehen 
auf kurzen Trägern. Der dorsale Fühlereirrus (df) hat die 
Länge des unpaaren Stirnfühlers, der ventrale (vf) die der 
paarigen Stirnfühler. Ihre Gestalt und Beschaffenheit gleicht 
jenen. 

Die Segmente sind in der Leibesmitte Dmal so breit als lang, 
folgen ziemlich dicht aufeinander und ihre Ränder springen deut- 
lich vor. Die Körperhaut ist in Folge des eingelagerten diehten 
gelben Pigmentes fast undurchsichtig. Vom zweiten Drittel des 
Körpers an bemerkt man auf der Rückenfläche der Segmente, 
etwas hinter der Mitte, schon unter 7Ofacher Vergrösserung eine 
zarte perlschnurartige Querlinie, welche vom Pigment ganz oder 
fast ganz frei bleibt. 

Die Ruder sind kurz, S—Omal in der Segmentbreite ent- 
halten, von gewöhnlicher Form. Von oben gesehen ist die Vorder- 
lippe die kürzeste und schwächste, die Mittellippe gut entwickelt 
und auch die Hinterlippe stärker als erstere. In der Seitenlage 
sieht man auch bei dieser Art die Hinterlippe gegen die Bauch- 
fläche zu, an Breite abnehmen. 3 Arten von Aecieulen (Fig. 1A), 

Die Formen a und 5 liegen dicht aneinander, von b aus- 
nahmsweise zwei Exemplare im einem Bündel. Die Form «e ragt 
über das Ruder in das Borstenbündel hinein, wo sie zu oberst 
liegt. 14— 15 Borsten in einem Ruder. Die Borsten (Fig. 1) 
hinsichtlich der Länge des Endgliedes und Stabes verschieden. 
Immer einige längere in einem Bündel. Das messerartige Ende 
ist ungebärtet und endet in zwei nur mit den stärksten Ver- 
grösserungen wahrnehmbaren Zähnchen. 


- 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 157 


Die Rückeneirren (re) des 2. und 3. Segmentes sind von 
ähnlicher Gestalt wie die Stirnfühler und Fühlereirren, doch 
etwas breiter an der Basis, und zumal an jenen des 3. Segmen- 
tes lässt sich die erste leichte Andeutung einer Gliederung 
bemerken. Die Rückeneirren des 4. und 5. Segmentes sind an 
der Basis weniger deutlich gegliedert als gegen das Ende, wo die 
Glieder scharf abgeschnürt, fast kuglig erscheinen. An den übri- 
gen ist letztere Eigenschaft durchwegs deutlich. Die Rückeneirren 
sind gegen das Ende schmächtiger als an der Basis, nicht ganz 
farblos, stechen aber doch von der Grundfarbe des Körpers stark 
ab, da das Pigment in den einzelnen Gliedern nur zerstreut 
auftritt. 

Die Baucheirren (de) ungegliedert, lanzettlich mit stum- 
pfem Ende, so lang oder nach hinten etwas länger als die Ruder. 

Das Aftersegment halbkreisförmig, zweimal so breit als 
lang, mit ausgerandeten Seiten, an welchen zwei gegliederte 
Cirren stehen. Diese waren so lang (0:15 Mm.) als die drei dem 
Aftersegmente vorangehenden Segmente zusammen genommen 
und viel zarter und rosenkranzförmig als die zunächst befind- 
lichen Rückencirren. Zwischen den beiden langen war noch ein 
dritter ganz kurzer Aftereirrus. 

Der Mund liegt im Anfange des auf der Bauchfläche bedeu- 
tend längeren, vorgewölbten und in der Mitte etwas einge- 
schnittenen Bucealsegmentes. Der Eingang in die Schlundröhre 
entspricht dem 3. Segmente. Über Papillen habe ich mir keine 
Aufzeichnungen gemacht. Eine Schlundbewaffnung konnte ich 
nicht wahrnehmen. Der Drüsenmagen nimmt das 8., 9., 10., 11. 
Segment ein und reicht noch in das 12. Er ist 0-36 Mm, lang, 
0:2 Mm. breit. Die Dieke der Wand betrug 0-04 Mm. Ich zählte 
eirca 52 Drüsenreihen. 

Aus dem Hafen von Lussin pieeolo. 

Eine Sylidee mit gleichem Verhalten der Stirnfühler, Fühler- 
eirren und Rückencirren hat Marion bei Marseille gefunden 
(Sur les Annel. du golfe de Marseille. Note. compt. rend. 
T. LXXIX, Nr. 6. Aoüt 1874, pg. 398). Er führt sie ohne nähere 
Bezeichnung als eine Art der Gattung Anoplosyllis Claparede 
(Annel. chetop. d. Naples 1368) an. Mit dieser aber, welche nur 
verkiümmerte nieht vorragende Unterfühler, ein sehrlanges Buccal- 


158 v.Marenzeller. 


segment, eine sehr kurze Schlundröhre und einen kurzen Drüsen- 
magen besitzt, hat $. ochracea nichts gemein. 


Eusyllis® assimilis n. sp. 
(Taf. III, Fig. 2.) 

Körper 6 Mm. lang, 0-7 Mm. breit von gedrungenem Habi- 
tus, gegen den Kopf kaum merklich, nach hinten plötzlich ver- 
schmälert. 45 Segmente, Farbe orangeroth. Pigment namentlich 
in der vorderen Hälfte des Körpers stärker entwickelt. Stirnfüh- 
ler, Fühlereirren, nicht aber die Rückeneirren an der Spitze 
gleichfalls röthlich. 

Der Kopflappen (Fig. 2%) abgerundet pentagonal, 1'/,mal 
so breit als lang, mit scharf vorspringendem Vorderrande. 4 dun- 
kelrothe in der vorderen Hälfte des Kopflappens liegende Augen. 
Das vordere grössere Paar nahe dem Vorderrande nach aussen 
der Basis der paarigen Stirnfühler, die binteren kleineren dicht 
an den vorderen, aber mehr nach innen. Hart an der Basis der 
paarigen Stirnfühler, etwas nach innen, ein kleiner Augenfleck. 

Die Unterfühler (uf) kürzer als der Kopflappen, breit 
abgerundet, an der Basis in kurzer Ausdehnung verwachsen. 
Steife Härchen bekleiden ihr vorderes Ende. 

Von den drei Stirnfühlern zeigt nur der unpaare eine 
ganz unvollkommene Gliederung. Alle drei verschmälern sich 
gegen das Ende und haben eine runzlige Oberfläche. 

Der unpaare (ws) eirca 2mal so lang als die paarigen, in 
gleicher Höhe mit dem vorderen Augenpaare und ein wenig hinter 
den paarigen von der Fläche des Kopflappens entspringend. Die 
paarigen (ps) etwas länger als Kopflappen und Unterfühler 
zusammen, etwas schmäler als der unpaare, ungegliedert, etwas 
hinter dem Vorderrande des Kopflappens aufsitzend. 

Das Buccalsegment (b) fast so lang als das zweite, etwas 
schmäler. Der dorsale Fühlereirrus (df) nur etwas kürzer 
als der unpaare Stirnfühler, der ventrale gieichfalls kürzer als 
die paarigen. Beide ungegliedert mit unregelmässigen Rändern, 
breiter an der Basis, gegen das Ende sich verjüngend. Sie sitzen 
kurzen Fortsätzen auf. 

ı Malmgren, Annulat. polychaeta Spetzberg. Groenland. etc. 
Öfvers. af kongl. Vetensk. Akad. Förhand. 1867, pag. 159. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 159 


Die Segmente schon vom 6. an 4'/,mal so breit als lang, 
hinter der Leibesmitte schmäler. Der Seitenrand breit abgerun- 
det, nicht auffallend vorspringend. 

Die Ruder (Fig. 24) 0:06 Mm. vorragend mit gut aus- 
geprägten Vorder-, Mittel- und Hinterlippen. Drei Arten von 
Acieulen (Fig. 25 a, ß,y). In den ersten 8 Segmenten zwei 
Acieulen, die eine in Gestalt eines nach vorne stark, fast winklig 
gebogenen Hakens («) endend, die zweite an der Spitze einfach 
gebogen (ß). Von dem 9. bis 25. Segmente sehe ich nur die 
erste Form. Sie ist sehr kräftig, 0-009 breit. Der Haken steht 
oft aus der Mittellippe des Ruders hervor. Vom 25. Segmente 
an sehe ich weit ins Borstenbündel hineinragen eine sehr feine, 
nur 0-0016 Mm. starke, gekrümmte, an der Spitze kaum wahr- 
nehmbare zweizähnige Acieula (y). Das Borstenbündel 0-12 Mm. 
lang, eirea 12—15 Borsten in einem Bündel. An den hinteren 
Segmenten successive weniger. Die Borsten (0) zusammen- 
gesetzt, mit kurzem, an der Spitze zweizähnigem Endgliede. 
Dieses in der Länge wenig schwankend, 0:-0141—0'016 Mm. 
lang. Breite der Stäbe 00048 Mm. 

Vom 40. Segmente sehe ich noch eine aus einem einzigen 
Stücke bestehende, an der Spitze zweizähnige Borste in jedem 
Ruder (e). 

Die Rückeneirren (rc) an ihrer Basis etwas eingezogen, 
kurzen Wurzelgliedern aufsitzend. Gestalt die der Stirnfühler 
und Fühlereirren. Sehr grobe Andeutungen an eine Gliederung 
hie und da. Mit Ausnahme des Rückencirrus des 2. Segmentes 
sind alle kürzer als die Segmente breit. Dieser ist der längste 
Anhang ‘des Körpers — nicht ganz zweimal so lang als der 
unpaare Stirnfühler. Im Ganzen alterniren kürzere und etwas 
längere Cirren. Der Rückeneirrus des 5. Segmentes ist länger 
als der des 3. und 4. und der folgenden. 

Die Baucheirren blattartig, sehr breit (0'06 Mm.), kürzer 
als die Ruder (Fig. 2A be). Der Baucheirrus des ersten Ruders 
nicht grösser als die übrigen. Das Aftersegment (Fig. 2C) halb- 
kreisförmig mit zwei langen (0-7 Mm.) endständigen, einander 
genäherten ungegliederten Aftereirren und einem ganz kurzen 
mittleren. 


160 v. Marenzeller. 


Der im zweiten Segmente liegende Eingang in die Schlund- 
röhre ist dreieckig. Der Rand des Dreieckes mit zahlreichen 
chitinösen Spitzen (Zähnchen) besetzt; nur gegen den der Dorsal- 
seite zugewandten Winkel hin werden sie schwächer und fehlen 
dann ganz. Hier steht jedoch ein starker Zahn von gewöhn- 
licher Form (Fig. 2D). In der hinteren Hälfte fällt eine dunkle 
dreieckige, etwas helleonturirte Stelle auf, deren Bedeutung mir 
nicht klar geworden. Der Drüsenmagen ist 0-83 Mm. lang, 
0-4 Mm. breit. Er nimmt das 7., 8., 9. und 10. Segment ein. Die 
Dicke seiner Wand betrug 0'11 Mm. Drüsenreihen eirca 50. 

Im Hafen von Lussin piecolo unter Algen in einer Tiefe von 
2—3 Meter ein vollständiges und ein verstümmeltes Exemplar. 

Wiewohl ich die weichen Papillen um den Eingang der 
Schlundröhre nicht gesehen und die diese Region darstellende 
Abbildung Malmgren’s (l. ec. Tab. VII, Fig. 45 F) etwas ab- 
weicht, so passt doch das Übrige, die Form der Ruder, der Bor- 
sten vollständig auf die adriatische Art. Eusyllis Blomstrandi 
Mgrn. aus Spitzbergen hat ebenfalls ungegliederte Cirren und 
ist bis auf andere Längenverhältnisse der Fühlereirren und der 
Rückeneirren des 2., 3. und 4. Segmentes sehr ähnlich. Marion 
fand Eusyllis in Marseille durch zwei Arten repräsentirt (Sur les 
Annel. du golfe de Marseille. Note. Comptes rend. T. LXXIX 
Aoüt 1374, pag. 398; und ebenda T. LXXX Fevrier 1875. Sur 
les especes medit. du genre Eusyllis p. 498.) Die eine Art hält 
er für identisch mit E. monilicornis Mgrn., die andere nennt er 
E. lamelligera. Ob die E. assimilis mihi etwa mit dieser zu- 
sammenzufallen habe, wird erst in der Folge entschieden wer- 
den können, da die bisherigen Angaben Marion’s zu einer Art- 
bestimmung nicht genügen. 


Odontosyllis brevicornis. 
(Taf. IV, Fig. 1.) 


n 


Syllis brevieornis Grube, Beschreib. neuer oder wenig bekannter Anne- 
liden. Archiv f. Naturg. 29. Jahrg. 1863, p. 44, Taf. IV, Fig. 1. 

Die Insel Lussin. Breslau 1864, pag. 34. 
Im Hafen von Lussin pieeolo fand ich wiederholt eine 
Odontosyllis, in der ich die Syllis brevicornis Grube wieder 
erkannte, wenn auch Grube des Wimperlappens und der eigen - 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 161 


thümlichen Bewaffnung der Schlundröhre also der Gattungs- 
charaktere der Odontosyllis — keine Erwähnung that und die 
oben eitirten Figuren nicht ganz dem Befunde am lebenden Thiere 
entsprechen. Ich halte es daher für zweckmässig, neue Abbil- 
dungen und eine ausführliche Beschreibung zu geben. 

Das grösste Exemplar war 65 Mm. lang, mit den Rudern 
1 Mm. breit und zählte 27 Segmente. Farbe des Körpers weiss- 
lieh-bräunlich; der Darm schimmert in der Mittellinie gelblich 
durch. Die Haut des Rückens jedes Segmentes, der Vorderhälfte 
des Kopflappens, die Ruderrücken, die Spitzen der Palpen, der 
Wimperlappen, der unpaare Stirnfühler in seiner ganzen unte- 
ren Hälfte, die paarigen Stirnfühler, Fühlereirren und Rücken- 
ceirren an umschriebenen Stellen ihrer äusseren Hälfte, enthalten 
opake, kreideartige Einlagerungen und erscheinen darum im 
auffallenden Lichte weisslich, im durchfallenden schwärzlich. 
Von der Grundfarbe des Leibes heben sich dorsal braunviolette 
Pigmentpunkte in unregelmässiger Vertheilung ab. Nur in dem 
äusseren Viertel der vorderen Segmente häuft sich das Pigment, 
den Eindruck vielfach unterbrochener Längsstreifen hervor- 
rufend, ausserdem am Vorderrande einzelner Segmente in Ge- 
stalt grösserer medialer Flecken, und hie und da an der Basis 
der Rückeneirren oder in den einspringenden Winkeln zwischen 
zwei Segmenten. 

SostrussinlememrKalle das: 9. 145413, 455, 18.2und 20. 
Segment medial einen nach hinten offenen Ring, oder einen 
dieken, etwas geschwungenen Querstreif, sowie Pigment- 
anhäufungen an der Basis der Rückeneirren. An einem anderen 
kleineren Exemplare waren mediale quergezogene Flecken zwi- 
schen dem 9. und 10., dem 11. und 12. und vor dem Anfange 
des 13. Segmentes und jeder einspringende Winkel zwischen 
2 Segmenten war durch einen dunklen Fleck markirt. 

Der Körper nach vorne wenig, nach hinten stärker verjüngt. 
Der Kopflappen (Fig. 1%) stumpf-sechseckig, 1'/,mal so breit 
als lang, stark gewölbt, in der Mitte vertieft, die beiden seit- 
lichen Hälften wieder aus zwei schief nach aussen gestellten 
polsterartigen Erhabenheiten bestehend. Der Vorderrand ziem- 
lich gerade, der Hinterrand eingebuchtet. In halber Höhe des 
Kopflappens ein die Concavität nach vorne kehrender halbmond- 

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXIT. Bd. I Abth. il 


162 v.Marenzeller. 


förmiger Fleck jederseits. Zwei Paare dunkelrother Augen. Die 
vorderen nur wenig von dem Vorderrande entfernt, grösser; die 
hinteren dieht an den vorderen, aber mehr nach innen gerückt, 
kleiner. Wimperbüschel an den Seitenrändern. 

Die Unterfühler (uf) sehr kurz, stumpf dreieckig, kaum !/, 
so lang als der Kopflappen, an der Basis in ganz unbedeutender 
Ausdehnung verwachsen, sonst getrennt, bald dieht aneinander 
liegend, bald etwas auseinanderfahrend. Die abgerundete Spitze 
mit einigen steifen Haaren besetzt. 

Der unpaare Stirnfühler (us) nicht ganz so lang als 
Kopflappen und Unterfühler zusammengenommen, in gleicher Höhe 
mit dem vorderen Augenpaare von der Fläche des Kopflappens 
entspringend, leicht spindelförmig, da er über der Basis etwas 
breiter wird und sich dann gegen das stumpfe Ende verschmä- 
lert, ungegliedert mit relativ langen steifen Haaren besetzt, in 
seiner unteren Hälfte von kreideartigen Einlagerungen un- 
durehsiehtig. 

Die paarigen Stirnfühler (ps) etwas kürzer als der 
unpaare, eben so weit als dieser vorragend und von gleicher 
Gestalt. Die kreideartigen Einlagerungen beschränken sich auf 
einen in geringer Entfernung von dem Ende liegenden Fleck. 

Die Segmente nach vorne weniger, nach hinten stärker 
verschmälert (das 2. 0-41, das 7. 0-7, das 24. 0-3 Mm. breit), 
beiläufig 3'/,mal so breit als lang. Die Segmentränder springen 
sehr deutlich vor, an ihrem Hinterrande Flimmerbewegung. 

Das Buccalsegment (b) von oben sichtbar, doch kaum 
halb so lang als das folgende. Es trägt zwei Paar Fühlereirren. 
Der dorsale Fühlereirrus (df) 1'/,mal so lang als der unpaare 
Stirnfühler, der ventrale (vf) nur etwas länger als dieser. Ihr 
Aussehen gleicht dem der unpaaren Stirnfühler. 

Unmittelbar an der Grenze des zweiten mit dem. ersten 
Segmente liegt der Wimperlappen (a). Er ist halbkreisförmig, 
mehr als 1'/,mal so breit als lang und deckt die hintere Hälfte 
des Kopflappens. 

Die Rückeneirren (re) untereinander ziemlich gleich 
lang (eirea 0-3 Mm.) ohne eigene Träger über den Rudern ent- 
springend, conform den paarigen Stirnfühlern und Fühlereirren; 
nur sah ich vom vierten Segmente an ihre Oberfläche etwas 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 163 


vunzlig werden. Sie erreichen nicht das Ende der langen Bor- 
stenbündel. 

Die Ruder(Fig.1A) sind lang, nur vorne etwas kürzer, eirca 
dreimal in der Segmentbreite enthalten. Der obere Rand der Vor- 
derlippe geht in einen abgerundeten fingerförmigen Fortsatz aus. 
Ebenso endet der Rand der kürzeren Hinterlippe mit einem kleinen 
Knöpfehen. Eine am Ende etwas verbreiterte quer abgeschnit- 
tene Acieula. 10—16 sehr feine, zusammengesetzte Borsten. An 
den vorderen Rudern ragen die Borsten weniger weit (0:09 Mm.) 
vor, als an den hinteren (0-24 Mm.). Die Stäbe sind nur 0:0024 
Mm. stark. Das messerförmige Ende geht in eine zarte ge- 
krümmte Spitze aus, unter welcher ich aber bei meinen 
Vergrösserungen (Hartnack, Imm. 9) keinen Ansatz zu einem 
zweiten Zähnchen zu bemerken im Stande bin. Die Schneide ist 
bebartet. Die Länge des Messers ist in einem Bündel verschie- 
den. Sie erreicht 0-04 Mm. 

Die Baucheirren (be) stumpf-lanzettlich, länger als das 
Ruder, mit breiter Basis der Unterfläebe des Ruders, dem sie 
dicht anliegen, angewachsen. Erst ihre äussere Hälfte beiläufig 
wird frei. 

Das Aftersegment abgerundet rechteckig, eirca zweimal 
so breit als lang, mit zwei ziemlich weit von einander entfernt 
stehenden Cirren. Diese kürzer (0:23 Mm.) als die Rückeneirren, 
aber von demselben Habitus. 

Der Mund liegt, auf der Bauchfläche, in der Gegend der 
hinteren Hälfte des Kopflappens. Von hier führt die Rüsselröhre 
zur kurzen (0:15 Mm. lang) nur ein Segment einnehmenden 
Schlundröhre, deren Eingang mit dem charakteristischen Appa- 
rate im dritten Segmente liegt. Er besteht in 6 (oder 7) mit der 
Spitze nach hinten gerichteten, ventral gelegenen Zähnen und 
zwei grösseren horizontalen dorsal gelegenen Chitinplatten, je 
eine lateral. Der Drüsenmagen nimmt das 4., 5., 6. Segment ein 
und ist 0-44 Mm. lang, 0:23 Mm. breit. Die Dieke seiner Wand 
beträgt 0-46 Mm. Die Drüsenreihen sind nieht sehr deutlich. Ich 
zählte 32. 

Röthliche Eier (von 0:08 Mm. Durchmesser) erfüllten die 
Seiten des 6. bis 20 Segmentes. 

Diese Art lebt in einer Tiefe von 2—3 Meter zwischen Algen. 

11* 


164 v. Marenzeller. 


Odontosyllis brevicornis weicht im Habitus und durch die 
Gestalt der Borsten von den andern bisher bekannten Arten die- 
ser Gattung ab, bis auf Odontosyllis gibba Clapare&de (Beob- 
achtg. über Anatom. und Entwicklungsg. wirbelloser Thiere a. d. 
Küste der Normandie. Leipzig 1863, pag. 47. Tafel XII, Fig. 
7—8). Diese Art ist der unserigen überhaupt sehr ähnlich. Doch 
stehen der Identifieation einige Schwierigkeiten entgegen. Besser 
noch passt auf O. brevicornis in demselben Werke die Abbildung 
einer anderen weiters nicht benannten Odontosyllis (Taf. XII, 
Fig. 9). Im Texte wird diese Figur nicht berührt. Man kann also 
nieht wissen, ob und welche Bemerkungen über andere neben 
0. gibba in St. Vaast la Hougue vorkommende Odontosyllis-Arten 
darauf passen. Sind die Borsten der Fig. 9 ebenso lange als die 
der adriatischen Art, dann kann man wohl annehmen, dass. 
O. brevicornis auch an der französischen Westküste vorkomme. 


Proceraea Ehlers. 


In der Charakteristik dieser mit Aufolytus verwandten Gat- 
tung wird von Ehlers das Fehlen der Unterfühler angeführt und 
ich habe mich bei der Beschreibung meiner neuen Arten in gleichem 
Sinne ausgesprochen. Seitdem hatte ich Gelegenheit Procerae«a 
pieta Ehlers, Proceraea luxurians Mavenz. abermals, und 
eine weiter unten beschriebene neue Art zu untersuchen. Ich bin 
nunmehr anderer Ansicht. Betrachtet man eine Proceraea von 
der Rückenfläche, so fällt auf, dass die paarigen Stirnfühler ent- 
fernt von dem vordersten Contur, welchen man bei dem Fehlen 
von Unterfühler als Vorderrand des Kopflappens anzusehen genö- 
thigt wird, entspringen, dass der vor der Ursprungsstelle liegende 
Theil dünn ist und durch eine helle Mittellinie in zwei Hälften 
getheilt wird. Die dahinter liegende Fläche ist gewölbt, eom- 
pacter, trägt vorne die paarigen Stirnfühler, weiter nach hinten 
den unpaaren, endlich die Augen. Was die helle Mittellinie be- 
deutet, wird klar, wenn man das Thier auf den Rücken legt. 
Sie setzt sich bis zur Mundöffnung nach hinten fort, (Siehe meine 
Zeichnung der Proceraea luweurians ]. ec. Taf. VI, Fig. 1D,) und 
ist der Ausdruck des Contactes zweier der Ventralfläche des 
Kopflappens aufliegenden bis zum Buccalsegmente sich erstrek- 
kenden Gebilde, die ihre Analogie nur in den Unterfühlern anderer 


zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 165 


Syllideen finden können. Die Diagnose der Gattung Proceraea 
wäre also folgendermassen richtig zu stellen: 

Unterfühler fehlen nieht. Sie sind aber rudimen- 
tär und unter sieh und mit dem Kopflappen verwach- 
sen, doch ragt ihr Vorderrand als eine dünne kurze 
Platte über den durch die Ansatzstelle der unpaa- 
rigen Stirnfühler gekennzeichneten Vorderrand des 
Kopflappens vor. Eine helle Mittellinie zeigt die 
Contaetstelle der»beiden Unterfühlerv’an!. 

Bei der Gattung Aufolytus dürfte wohl dasselbe Verhalten 
sein. 


Proceraea macrophthalma n. Sp. 
(Taf. IV, Fig. 2.) 

Drei Exemplare aus dem Hafen von Lussin piccolo lagen 
vor. — Der Körper 6 Mm. lang, 0-:4—0:5 Mm. breit, aus 40 —45 
Segmenten zusammengesetzt. Die Farbe des ziemlich gleich 
breiten Leibes licht orangeroth, Stirnfühler, Fühlereirren, Rücken- 
eirren des zweiten und dritten Segmentes weisslich. Die übrigen 
Rückeneirren etwas röthlich angehaucht. Bei einem Individuum 
war die hintere Leibeshälfte von angehäuften Eiern röthlich- 
violet. 

Der Kopflappen (Fig. 1%) rundlich, breiter als lang, 
<ewölbt, sein Vorderrand von den vortretenden verwachsenen 


1 Ich kann nicht umhin, hier meiner Vermuthung Raum zu geben, 
dass wir in der mehrfach missdeuteten Sylline Grube's (Beschr. neuer 
oder wenig bekannter Annel. Arch. f. Naturg. 1860, pag. 87. Taf. II 
Fig. 8; Ausflug nach Triest 1861, pag. 144. Taf. III. Fig. 8) nichts als 
eine Proceraea zu sehen haben. Die Diagnose der Gattung Sylline würde 
nach meinen obigen Angaben über die Unterfühler bei Proceraea ohne weiters 
auf diese passen. Der Gesammthabitus, die Ventralansicht des Kopflappens 
(Fig. 8a) entspricht vollkommen. Befremdend ist die Länge des über den 
Kopflappen vorragenden Theiles der Unterfühler, das Fehlen der ventralen 
Fühlereirren, die Länge der Rückeneirren, endlich die Gestalt der Borsten 
(Fig. 85). Vielleicht erklärt sich dies durch eine nicht ganz scharfe Wieder- 
gabe des zu Sehenden. Der Erhaltungszustand war, wie Grube selbst 
bemerkt, ein mangelhafter. Jedenfalls gehört die Sylline flava Grube. 
(1869) von St. Vaast, St. Malo und Roscoff nicht in den Formenkreis 
der Sylline rubropunctata Gr. 1860; denn sie besitzt getrennte Unterfühler. 


661 v. Marenzeller. 


Unterfühlern nieht abgesetzt. Fast die ganze Seitenfläche des Kopf- 
lappens wird jederseits von zwei sehr grossen dunkel-rothbrau- 
nen, dieht aufeinander liegenden Augen eingenommen. Licht- 
brechende Körper sah ich nur in den vorderen Augen die ver- 
wachsenen Unterfühler (uf) nur wenig vorragend. Die Contact- 
stelle der beiden Unterfühler als helle Linie von oben und 
namentlich auf der Bauchfläche sehr deutlich. 

Der unpaare Stirnfühler (us) entspringt mit breiter 
Basis von einem Wurzelgliede in der hinteren Hälfte des Kopf- 
lappens. Er ist der längste Anhang des ganzen Körpers, fast 
zweimal so lang als die paarigen Stirnfühler, 1'/,mai so lang als 
der Rückeneirrus des zweiten Segmentes. Er verjüngt sich etwas 
gegen das Ende zu. Zurückgelegt würde er bis ins 9. Seg- 
ment reichen. Seine etwas runzelige Oberfläche ist mit steifen 
Härchen besetzt. Dasselbe Verhalten auch bei den übrigen Füh- 
lern und Cirren. 

Die paarigen Stirnfühler (ps) sind nur unbedeutend 
länger als die dorsalen Fühlereirren, eirca °/, s0 lang als der 
kückeneirrus des zweiten Segmentes. 

Die Segmente sind durehschnittlich 3mal so breit als lang, 
in der Mitte des Leibes um die Hälfte breiter als hinter dem 
Kopte und vor dem Leibesende. Das Buccalsegment ist von oben 
sichtbar, halb so lang als das folgende. 

Der dorsale Fühlereirrus (df) zweimal länger als der 
ventrale (vf), um Weniges kürzer als die paarigen Stirnfühler. 

Der Rückeneirrus (rc) des zweiten Segmentes steht an 
Länge dem unpaaren Stirnfühler nach. Er ist 2'/,mal länger als 
der etwas schmächtigere Cirrus des dritten Segmentes. Dieser 
ist 11/,—2mal länger als der des vierten Segmentes. Die Rücken- 
eirren des ersten und zweiten rudertragenden Segmentes haben 
die Gestalt der Stirnfühler und Fühlereirren. Verschieden sind 
aber die der folgenden Segmente. Der Rückencirrus des vier- 
ten Segmentes bereits ist breiter als der längere des dritten, 
plump, dick an der Basis, gegen das abgerundete Ende ein 
wenig verschmälert. In dem von mir abgebildeten Falle betrug 
seine Länge ?/, der Segmentbreite, an den zwei anderen Exem- 
plaren die Hälfte. Die Rückencirren sind stärker als die von P. 
luxurians und P. pieta, 2—3mal kürzer als die Segmente breit 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 167 


und sitzen kurzen Wurzelgliedern vor dem äusseren Ende der 
Segmente auf. 

Die Ruder etwas länger als breit, relativ stark, 4—5mal 
in der Segmentbreite enthalten. Die Vorderlippe ist etwas kürzer 
und viel schwächer als die Hinterlippe, so dass hinter dem zwi- 
schen beiden austretenden Borstenbündel mehr als drei Viertel 
der ganzen Breite der Ruder zu liegen kommt. Zwei spitze 
Acieulen. 

Cireca 10 Borsten in einem Bündel, das etwas weiter vor- 
ragt, als das Ruder lang ist. Die Borsten von der gewöhnlichen 
der Gattung eigenthümlichen Gestalt (Fig. 24). Die zweite 
Form der Borsten, jene mit gertenförmigem Ende, sehe ich vom 
11. Segmente an auftreten. Es ist nur eine in einem Bündel vor- 
handen. 

Baucheirren fehlen. 

Das stumpfeonische Aftersegment trägt 2 dieke Cirren 
welche etwa so lang sind, als die 5 dem Aftersegmente voran- 
gehenden Segmenten. Lage der Mundöffnung wie bei Proceraea 
luzurians. Auch hier ist das Buccalsegment auf der ventralen 
Seite länger, als auf der dorsalen. Desgleichen ist das Verhält- 
niss der Rüsselröhre (r) zur Schlundröhre (s) dasselbe. Der Ein- 
gang in diese liegt kurz vor dem Ende des dritten Segmentes und 
ist mit einem Kranze von eirca 20 ungleich grossen, bald mehr 
dreieckigen, bald mehr lanzettlichen Zähnen bewaffnet (Fig. 22). 
Die Schlundröhre ist sehr lang, ein- oder zweimal in Schlingen 
gelegt. Der Drüsenmagen war 0:13 Mm. lang, 0:12 Mm. breit 
und 0-24 Mm. lang, 0:18 Mm. breit. Er nahm nicht ganz zwei 
Segmente ein. So lag er im 8. Segmente und reicht noch etwas 
in das 9. und 10. oder er nahm das 9. ein und erstreckte sich 
noch in das 8. und 10. Die Drüsenzonen sind lang und darum 
nur spärlich. Ich zählte 15. Die Wände sind sehr dick 0:.05— 
0-07 Mm. 

Bei einem Exemplare lagen vom 16. bis inclusive 35. Seg- 
mente röthlich-violete Eier in den Seiten der Segmente. 

Proceraea macrophthalma wurde nahe der Küste, zwischen 
Algen lebend, angetroffen. 


168 v.Marenzeller. 


Verzeichniss 


der in Betracht gezogenen Gattungen und Arten- 


(Die Synonyme sind durchschossen gedruckt.) 


Alentia Mgrn. Tr 
Anoplosyllis Clap. . . » . 
Aphrodita elava Mont... 
Aphrodite squamata L. 
Autolytus Gr. 
Eumolpe squamata Diötke Eiiaje 
Eusyllis assimilis n. Sp. 
> Blomstrandi Mgrn. 
2 lamelligera Marion. 
a monilicornis Mgrn. 
Harmothoe imbricata L. 
Hermadion fragile Clap.. 
Hermadion pellueidum Ehl. . 
Lagisca Ehlersi Mgrn. 
3 extenuata Gr. 
Leanira tetragona Verst. . ER ONE 
So Palehra:Mgra. 1, Ina ug 
Lepidasthenia elegans Gr. 
Lepidonotus elava Mont. . 
5 clypeatus Gr. 
2 squamatus L. 
Odontosyllis brevicornis Gr. 
n gibba Clap.. 
Oxydromus Gr. 
r flaceidus Ei et 
5 fuscescens n. Sp. 
= longisetis Gr. Oersd.. 
Polynoe& eirrata O.F.Müll.. 


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.. 143 


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Ev Marenzeller. Adriatische Annehiden I. Beitrag Tal. 


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Sitzungsb. d.k. Akad.d.W. math. u. nat. C1.LAXI Bd. ]. Abıh.1875 


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v Marenzeller. Adriatische Anneliden 1. Beitrag 


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E. v. Marenzeller. Adriatische Anneliden.Ii Beifrag Taf. 


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Sitzungsb.d.k. Akad. d.W. math u nat.C. LXXI.Bd.L Abrh 1675 


Bi: v.Marenzeller. Adrialische Amneliden l.Beitrag May. 


Us 


Sirzungsb.d. k..\kad.d.\W.marh. ır.nat. CL.LXXU.BET. Abth.1875 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 


Bolmmoeselypeata ar... 2w.v..®.. 
© dorsans Qwmatrel.. .. ....: 
e elegans Gr. 
R EILENWRERCE: ae 
r Kescesgens Quatret. "en 
Br Grumana Llape: mn. 
ss lamprophthalma Marenz.. 
- longisetis Gr. 
5 modesta Quatret. Are 
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= sceutellata Risso . 
x syguamataDavr. ... 
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= huxzurtans Märenz. :. .... . 
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170 v.Marenzeller. 


Erklärung der Abbildungen. 


k. Kopflappen. el. Vorderlippe des Ruders. 
uf. Unterfühler (Palpen). mi. Mittellippe des Ruders. 
us. Unpaarer Stirnfühler. hl. Hinterlippe des Ruders. 
ps. Paarige Stirnfühler. ac. Aftereirrus. 

b. Buccalsegment. r. Rüsselröhre. 
df. Dorsaler Fühlereirrus. s. Schlundröhre. 
vf. Ventraler Fühlereirrus. x. Zahn der Schlundröhre. 
re. Rückencirrus. m. Drüsenmagen. 


be. Baucheirrus, 
Tafel I. 


Fig. 1. Lagisca extenuata @r. Von oben 20/1. 
a 2 5 Hinterfläche des Ruders in Seitenlage 20/1. 
h. Höcker am Rücken der Rückeneirrentragen- 
den Segmente. 


nl, , 5 Borsten 140/1. « Borste des oberen Astes; 
ß, 9, ®. Borsten des unteren Astes. 
ee RD} 5 > Elytren 8/1. 
EIRLDN 1. - Rand einer Elytre 90,1. 
alle 5 5 Oberfläche einer (gefalteten) Elytre 330/1. 
Tafel II. 


Fig. 1. Oxydromus fuscescens n. sp. Von oben 20/1. w. wimpernder kra- 
genartiger Wulst. 

A © 5 Profilansicht des Kopflappens und der er- 
sten vier Segmente mit abgeschnittenen 
Anhängen. Der Magen (m) ist vorgestülpt. 


30/1. 
wi, Rn 5 Ruder von vorne 401. 
a RR a 2 Borsten 330/11. «. Borste des oberen Astes, 


ß. Borste des unteren Astes. 
Al) 5 x Ein Stück des Borstenstabes 630/1. 
» 2.  Syllis variegata Gr. Von oben 50/1. 
„7 LOrAR R > Borsten 330/1. 


Zur Kenntniss der adriatischen Anneliden. 171 


Tafel IH. 


Fig. 1. Syllis ochracea n. sp. Von oben 90/1. 
Fe 1 R »  Acieulen 630,1. 
aA 8 PR: er » Borsten 630/1. 


2.  Eusyllis assimilis n. sp. Von oben 50/1. 


24. » ” „. Ruder von oben 901. 

2B. E 2 A &, ß, y. Acieulen; d, &. Borsten 630/1. 
2:0. “ a 5 Aftersegment 50/1. 

ZT : = Zahnkrone am Eingange in die Schlund- 


röhre 330/1. 


Tafel IV. 


. 1.  Odontosyllis brevicornis Gr. Von oben 70/1; x. der Wimperlappen. 


3 ya e 5 Ruder von vorne 90/1. 

1B. 5 n Borsten 630/1. 

190; s 5 Aftersegment 70/1. 

ep: 5 5 Eingang in die Schlundröhre 180/1. 
2.  Proceraea macrophthalma n. sp. Von oben 45/1. 

24. 4 = »„  Borsten 630/1. 

2B. ie x „  Zahnkrone am Eingang in die 


Schlundröhre 630/1. 


VOL. SITZUNG VOM 15. JULI 1872. 


—_._. 


Der Secretär theilt die eingelangten Dankschreiben mit, 
und zwar: vom Herrn A. Des Cloizeaux in Paris für seine 
Wahl zum ausländischen correspondirenden Mitgliede, von den 
Herren Professoren Camil Heller in Innsbruck und Emil Weyr 
in Prag für ihre Wahlen zu inländischen eorrespondirenden Mit- 
gliedern der Classe, und vom Herrn Prof. Boltzmann für den 
ihm zuerkannten Freih. v. Baumgartner’schen Preis. 

Herr Dr. G. Sehweinfurth, Präsident der neu gegrün- 
deten „Soeiete Khediviale de Geographie“ zu Cairo übersendet 
die Statuten dieser Gesellschaft nebst einem Exemplare der bei 
ihrer Inauguration von ihm gehaltenen Rede und stellt an die 
Akademie das Ansuchen, mit der Gesellschaft in wissenschaft- 
lichen Verkehr und Schriftentausch zu treten. 

Herr Martin Egger, Professor der Physik zu Mariaschein, 
übersendet einen Bericht des Rudolf Handmann über den von 
ihm erfundenen elektromagnetischen Motor, und ersucht um eine 
Subvention zum Zwecke der exacteren Ausführung desselben. 

Das e. M. Herr Prof. Pfaundler in Innsbruck übersendet 
eine Untersuchung von H. Hammerle: „Über die Löslichkeit 
des Chlorcaleiums in Wasser“. 

Herr ©. Puschl, Professor und Capitular in Seitenstetten, 
übersendet eine Note über „Erniedrigung der Temperatur des 
Dichtigkeitsmaximums des Wassers durch Druck“. 

Das w. M. Herr Prof. ©. Langer legt eine Abhandlung vor 
unter dem Titel : „Über das Gefässsystem der Röhrenknochen 
mit Beiträgen zur Kenntniss des Baues und der Entwicklung der 
Knochen“. 

Der Secretär überreicht eine Abhandlung: „Versuche über 
das Wärmeleitungsvermögen von Gasgemengen“, von Herrn 
J. Plank, Assistenten am k. k. physikalischen Institute. 


173 

Herr Dr. Sigmund Exner legt eine Abhandlung vor, betitelt: 
„Über das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zu- 
sammengesetzten Auges“. 

Herr Dr. Ernst Fleischl legt eine Abhandlung vor, betitelt: 
„Über die Graduirung von Inductions-Apparaten“. 

Herr Professor Wiesner übergibt eine Abhandlung unter 
dem Titel: „Untersuchungen über die Bewegung des Imbibitions- 
wassers im Holze und in der Membran der Pflanzenzelle*. 

Derselbe legt ferner eine Arbeit des Herrn Gottlieb Haber- 
landt über die Morphologie und Biologie der Lenticellen vor, 
welche im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Univer- 
sität ausgeführt wurde. 


An Druckschriften wurden vorgelegt: 


Apotheker-Verein, Allgem. österr.: Zeitschrift (nebst An- 
zeigen-Blatt). 13. Jahrgang, Nr. 20. Wien, 1875; 8°. 

Beobachtungen, Meteorologische, angestellt in Dorpat im 
Jahre 1874. IX. Jahrgang. II. Band, Heft 4. Dorpat, 1575; 
2728. 

Brasilien, Das Kaiserthum —, im Jahre 1373. Rio de Janeiro, 
1874; 8°, 

Commission de M&teorologie de Lyon: 1873. 30° Annee. Lyon 
1875 era 89. 

Comptes rendus des scances de ’Academie des Sciences. Tome 
LXXX, Nr. 25. Paris, . 1875; 4°. 

Cooke, Josiah P., Melanosiderite: A New Mineral Species, 
from Mineral Hill, Delaware County, Pennsylvania. 8°. 
Dolkowski, Eduard von, Beitrag zur Histologie der Tracheo- 

bronchialschleimhaut ete. 1875; 8". 

Gewerbe-Verein, n.-ö.: Wochenschrift. XXXVI. Jahrgang, 
Nr. 28. Wien, 1875; 4°. 

Institut, k. k. Militär - geographisches, in Wien: Die astrono- 
misch-geodätischen Arbeiten desselben. III. Band. Wien, 
1875; 4°- 

Jordan, Alexis, Remarques sur le fait de l’existence en soeiete, 
A l’etat sauvage des exp£ces vegetales afflines et sur d’autres 
faits relatifs a la question d’espece. Lyon; 8°. 

Lyman, Theodore, Commemorative Notice of Louis Agassiz. 5°. 


174 


Marchan d, Eugene, Etude sur la force chimique eontenue dans 
la lumiere du soleil ete. Paris; 8°. 

Maschek, Luigi, Manuale del Regno di Dalmazia per l’anno 
1875. Anno V. Zara, 1875; 8°. 

Mensbrugghe, G. van der, L’eleetrieite statique exerce-t- 
elle une influence sur la tension superficielle d’un liquide? 
Bruxelles, 1875; 4%. — La theorie capillaire de Gauss et 
extension d’un liquide sur un autre. Bruxelles, 1875; 8%. 

Milberg, Herman, Das Gesetz des Wasserlaufes. Hamburg, 
1S7B51:BR. 

Mittheilungen des k. k. techn. & administrat. Militär-Comite. 
Jahrgang 1875, 6. Heft. Wien; 8°. 

Nature. Nr. 297, Vol. XII. London, 1875; 4°. 

Omboni, Giovanni, Di aleuni oggetti preistoriei delle caverne 
di Velo nel Veronese. Milano, 1875; 8°. 

Peabody Institute: Eight Annual Report of the Provost to the 
Trustees. Baltimore, 1875; 8°. 

Regel, E., Alliorum adhue cognitorum monographia. Petropolis, 
1875;, 1,4% 

„Revue politigue et litt6raire* et „Revue scientifigque de la 
France et de l’Etranger“. V° Annee, 2° Serie, Nr. 2. Paris, 
1875; 4. 

Societe des Ing&nieurs eivils: M&moires et Compte rendu des 
travaux. 3° Serie. 28° Annee, 1” Cahier. Paris, 1875; 8°, 
— Stances du 5 Janvier au 18 ‚Juin 1875. 8°, 

Warren, G. K., An Essay concerning Important Physical Fea- 
tures exhibited in the Valley of the Minnesota River and 
upon their Signifieation. Washington, 1874; 4°. 

Weyr, Em., Prineipes d’une th&orie des syst&mes symetriques 
d’el&ments. Bordeaux, 1874; 8°. 

Wiener Medizin. Wochenschrift. XXV. Jahrgang, Nr. 23. Wien, 
1875; 4°. 


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