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Full text of "Zwei Briefe nebst einer Beilage: Das Schisma des Paulus von Beth-Ukkame [nach John of Ephesus, Teil 111]"

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Zwei  Briefe  ßarwahbuns. 


Nebst  einer  Beilage: 


■^   Das  Seliisma  des  Paulus  von  Betli-Ukkame. 


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Inaugural-Dissertation 

zur   Erlangung   der   Doktorwürde 

der 

hohen  philosophischen  Fakultät 

der 

vereinigten    Friedrichs -Universität   Halle  -Wittenberg 

vorgelegt  von 

Johannes  Gerber 

{  aus  Buchholz. 


FE 


Halle  a.  S. 

1911. 


Referent:   Herr  Prof.  Dr.  Brockelmann. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Vorbemerkungen ,     ,     .  1 

Geschichtliche  Einleitung 3 

Earwahbuns  Brief  an  den  Erzbischof  von  Tarsus 10 

B^arwahbuns  Brief  an  Michael 38 

Anmerkungen       50 

Das  Schisma  des  Paulus  von  Beth-Ukkanie 68 

Zum  Tritheitenstreit , 95 


Jbierr  Pastor  E.  Lohmaiiii,  Freienwalde  a.  (3.,  fand  bei 
[em  syrisch-jakobitisclien  Erzbischof  Abdun-Nur  von  Sis  eine 
Sammlung  z.  T.  sehr  wertvoller  Handschriften^),  die  der 
schlaue  und  kundige  Orientale  aber  nur  zu  sehr  hohem  Preise 
feilbot.  Herr  P.  Lohmann  konnte  nur  zwei  zu  diesem  Zwecke 
von  dem  Erzbischof  hergestellte  Abschriften  erwerben.  Deren 
eine  enthält  die  beiden  Briefe,  die  im  folgenden  der  Oifentlich- 
keit  vorgelegt  werden. 

Die  Handschrift  zählt  auf  zwölf  Blatt  gelbem  Papier  je  21 
oder  22  Zeilen.  Zu  Anfang  und  von  fol.  14  an  ist  die  Schrift  klein 
und  kritzlig,  besonders  auch  zu  Anfang  des  zweiten  Briefes ;  be- 
sonders unsorgfältig  ist  fol.  8  geschrieben,  am  unsaubersten  fol. 
18;  fol.  22  und  23  hingegen  sehr  sorgfältig,  geradezu  in  Schön- 
schrift. —  Das  Alter  der  Handschrift  überhebt  eines  weiteren 
Eingehens  auf  ihre  Art.  Abgesehen  von  Lesepunkten  ist 
jede  Abweichung  des  dargebotenen  Textes  von  der  Hand- 
schrift unten  angegeben. 

Vorschläge  und  Mitteilungen  des  Herrn  Referenten 
sind  durch  Br.  angezeigt  worden. 


')  Unter  anderm,  wenn  ich  recht  berichtet  bin,  eine,  die  einzige 
bekannte,  Handschrift  der  Kirchengeschichte  Michaels,  dessen  Chronik 
uns  jetzt  von  (Jhahot   mitgeteilt  wird. 


J_  heodorus  Barwalibuii  war  urkundlicli  uns  aus  den 
Akten  seiner  Disputation  mit  dem  Griechen  Theorianus  bekannt, 
Kaiser  Manuels  Abgesandtem  in  den  Ei nigungs Verhandlungen 
mit  dem  armenischen  Katholikos  Kerses  Schnorhali  und 
dem  syrisch-jakobitischen  Patriarchen  Michael  dem  Großen 
(1170 — 72j.  Die  Akten  sind  zuerst  von  Mai,  dann  von  Migne 
in  der  P.  gr.  Bd.  133,  S.  1141f.  herausgegeben;  man  ver- 
gleiche hierüber  wie  über  alles  folgende  Michaels  Geschichte 
in  Barhebräus'  Kirchenchronik,  S.  549 fF.  Danach  war  Bar- 
wahbun  (so  schreiben  die  neueren  Gelehrten  und  auch  unsere 
Handschrift)  Pathenkind  und  Z()gling  des  Patriarchen,  der 
in  seine  dialektische  Begabung  nicht  minder  wie  in  seine 
persönliche  Zuverlässigkeit  so  großes  Vertrauen  setzte.  Doch 
Michaels  bis  zum  Herrischen  energische  und  bis  zum  Nepo- 
tismus verwandtenliebe  Behandlung  der  kirchlichen  Ange- 
legenheiten schlug  ihn  selbst  aufs  emptindlichste  ^).  Michaels 
entschlossenes  und  sittenstrenges  Kirchenregiment  machte 
l)egTeiflicherw"eise  diesen  und  jenen  verwilderten  seiner  Bi- 
schöfe wider  den  Stachel  locken:  die  Unzufriedenen  suchten 
eine  Person.  Barwahbun  eine  Partei,  und  das  Schisma  war 
gegeben.  Die  orientalische  Kirche  kannte  zur  Genüge  die 
mit  weltlichem  Golde  gepflasterte  Straße  zur  geistlichen 
Heiligkeit.  Man  wurde  mit  Bahä'  aldln  von  Amid^)  bald 
handelseinig  über  den  Preis,  wofür  er  gestattete,  einen  Patri- 


')  Wir  wissen  nicht,  ob  eine  Entzwoiiuii;-  etwa  um  persönliche 
Fragen  (Umi  l'atriarchen  und  seinen  SchiUer  voneiiianderriß  oder 
ob  nur  malMoser  blinder  Ehr^'eiz  den  Mönch  auf  die  Bahn  (U^s  Unheils 
abwärts  trieb.     Auf  einmal  ist  der  unausfüllbare  Spalt  da. 

2)  Abullj[äsim  Haliä'aldln  ibn  Naisän:  Ihn  al  Atir  (ed.  Tornberg) 
XI   185  (Br.). 

1* 


I 


—     4     — 

arclicii  mit  dein  Sit/  in  seiner  IN^sidenz  zu  weihen.  Ks  war 
uiiaugenehin,  daß  die  Macht  Ahulkasems  und  seines  Diploms 
in  Amid  aufhörte,  ehe  der  Weizen  Zeit  liatte  zu  blühen; 
Saladin  nahm  ihm  1188  die  Stadt  weg  und  setzte  Xuraldin, 
den  Sohn  Kara  Arslans  dort  ein.  Doeh  es  war  nicht  schwer, 
höchstens  kostspielig,  von  diesem  die  Bestätigung  der  schon 
erlangten  Erlaubnis  zu  erhalten,  und  die  lieilige\\'eiliehandlung 
konnte  nachts  ])ei  verschlossenen  Türen  erfolgen,  während 
draußen  das  dem  Patriarchen  treue  Volk  seine  Frömmigkeit 
im  Aufstande  gegen  seinen  muhammedanischen  Fürsten  bewies» 
Die  Schismatiker  hatten  auf  die  Verstimmung  zwischen 
dem  Patriarchen  und  dem  Maufrian  Johannes  wegen  Zu- 
ständigkeits-  und  Gebietsfragen  gerechnet  und  begaben  sich 
in  des  letzteren  Gebiet;  doch  dieser  zog  die  ^Monarchie  der 
Anarchie  vor  und  überbrachte  persönlich  dem  Patriarcheai 
seinen  lieben  geistlichen  Sohn.  Vor  der  Synode,  die  über 
die  Missetäter  zu  Gericht  saß,  behaupteten  diese,  sie  hätten 
nicht  einen  Gegenpatriarchen  aufstellen,  sondern  nur  verhüten 
wollen,  daß  j\Iichael  die  Vererbung  seiner  Würde  auf  seinen 
Neffen  Josua  Zephthana  durchsetzte  ^).    Natürlich  nutzte  ihnen 


')  Eine  Anschuldigung-,  welche  Barwahbun  in  iniserm  ersten 
Brief  wiederholt  und  welche  nicht  ganz  grundlos  ist.  Josua  wenigstens 
tat,  wenn  auch  nach  Barhebr.  unter  Mißfallen  seines  Oheims,  alles, 
was  er  billiger-  und  unbilligerweise  konnte,  um  der  Kirche  nach 
seinem  Sinne  alle  Wahlsorgen  für  den  Fall  des  Todes  Michaels  zu 
ersparen ;  und  Michael  selbst  bewies  wenigstens  bald  darauf  nach  dem 
Tode  des  Mafrians,  dessen  Nachfolgers  Weihe  (aber  nicht  die  Wahl) 
bei  dem  Patriarchen  stand,  daß  seine  Rechtlichkeit  unter  Umständen 
mit  seiner  Familienpolitik  sich  gut  oder  schlecht  vertrug  oder  ver- 
tragen mußte.  Er  ließ  den  Kandidaten,  den  die  Bischöfe  des  Ostens 
nach  ihnen  zukommendem  Rechte  ihm  vortrugen,  einfach  fallen  und 
weihte  seinen  eigenen  Neffen  Jakob  (Gregorius  I.)  zum  Mafrian,  der 
sich  dann  durch  Gewalt,  vor  allem  aber  durch  hohe  Abgaben  an  die 
moslemischen  Beherrscher  von  Moßul  im  Sattel  zu  liaJten  genötigt 
und  bereit  war.  Freilich  war  so  auch  die  Geschichte  der  meso- 
potamischen  Kirche  um  ein  Schisma  reicher;  behauptete  er  sich  durch 
die  Truppen  des  Sultans,  so  sein  Rival  Oharim  Bar  Maseah  durch 
die  Gunst  des  Volkes  bis  an  sein  Lebensende;  doch  bevor  Gregor  so 
von    seinem  Gegner    durch   den  Tod   erlöst   wurde,   starb   sein  Oheim 


—       0      — 

diese  Ausrede  nicht,  und  Barwalibun  wurde  nacli  einem  ver- 
gebliehen Fluehtversueli  mit  den  iü)rigen  nach  dem  Kloster 
des  Bar  Sauma  gebracht,  dort  feierlichst,  d.  h.  schimpflichst 
al)gesetzt,  sogar  der  Ehre  der  Mchiclistracht  l)eraubt  und  im 
Kloster  gefangen  gesetzt.  Doch  am  30.  Tammuz  1183  legte 
ein  Schadenfeuer  das  große  berühmte  Kloster  vollstündig  in 
Asche,  und  wohl  infolge  der  so  entstandenen  AVirren  und, 
wie  Barhebr.  ganz  glaublich  berichtet,  mit  Beihilfe  seiner 
Wächter,  der  Mönche,  die  früher  mit  dem  Patriarchen  einen 
Strauß  gehabt  hatten,  gelang  es  Barwahbun  zu  entfliehen. 
Er  begab  sich  zunächst  nach  Damaskus,  dann,  als  sich  ihm 
hier  die  Tore  der  jakobitischen  Kirchen  und,  was  schmerz- 
licher war,  die  Ohren  Saladins  iiifolge  der  Wachsamkeit  der 
Christen  verschlossen,  weiter  nach  dem  noch  lateinischen 
Jerusalem,  wo  sich  besser  im  Trüben  Aschen  und  namentlich 
mit  dem  seiner  würdigen  lateinischen  Patriarchen  Heraklius 
gut  unterhandeln  ließ.  Hieran  knüpft  sich  die  Frage,  ob 
Barwahbun  zur  römischen  oder  griechischen  Kirche  übergetreten 
ist.  Das  kann  man  freilich  nicht,  wie  die  Herausgeber  des 
Barhebr.  wollen,  auf  seine  Äußerung  in  seiner  Disputation 
mit  Theorian  stützen,  wenn  er  auch  wirklich  dort  gesagt  hat: 
..hoc  a  Deo  spero,  fore  ut  unius  naturae  scandalum  de  medio 
nostri  tollatur  et  quartam  synodum  ac  Leonem  papam  reci- 
piamus,  si  certe  Bomani  anathematizare  Severum  nos  haud 
cogent":  wie  wir  Barwahbun  besonders  aus  den  beiden  vor- 
liegenden Briefen  kennen  lernen,  war  er  für  so  unpraktische 
und  so  wenig  marktgängige  Beweggründe  wie  theologische 
Überzeugungen  nicht  zugänglich.  Wenn  er  einen  solchen 
Schritt  getan  hat,  so  wäre  die  geistliche  Herrschaft  über  Je- 


Michael,  und  Gregor,  dem  nun  seinerseits  die  Weihe  des  Patriarchen 
zukam,  verfolgte  die  rücksichtslose  Politik  seines  Oheims,  nur  mit 
noch  wen io-er  Glück;  die  westlichen  Bischöfe  kamen  ihm  in  der  Wahl 
(Mnes  I^atriarchen,  d(^s  Athanasius  Koraha,  zuvor,  der  sich  dann  als 
der  allein  rechtmäßi,i>e  beliau])tet(',  und  -losua  Zephthana,  dem  so  sein 
Prüder  sclilicülicli  doch  nocli  zur  Erfüllun,^-  seines  Wunsches  half, 
mußte  sich  mit  dem  l']liren-  oder  Schandtitid  eines  Patriarchen 
beu-niiii-eu. 


—     6     — 

rusalem,    xoii    der  (»r  selbst    am   Schliisse   dos   ersten    Briefes 
redet,  ein  angemessenerer  Preis.    Aber  ()tfen])ar  kam  der  sau- 
bere   Handel    nicht    zum    Abschluß,    wir    wissen    nicht,    aus 
welchen  Gründen.     Wenn  der  erste  Brief  noch  in  Jerusalem 
verfaßt  ist,  so  hat  jedenfalls  niclit  erst  das  Dazwischengreifen 
Saladins,  der  im  Oktober  1187  der  Herrlichkeit  des  König- 
reichs   Jerusalem    ein   Ende    machte,    den   Herzensl)und   der 
beiden  gestört.     Jedenfalls  verließ  infolge  dieses  Zusammen- 
bruchs Barwahbun  die  heilige  Stadt  (wie  natürlich  auch  sein 
heiliger  Freund  vor  den  Moslemen   weichen  mußte)   und  be- 
gab sich  nach  dem  Osten,  wo  der  Tod  des  Mafrians  Johannes 
1188    ihm  einige    Hoffnung    aui*   diese    etwas    bescheidenere 
Befriedigung  seines  frommen  Ehrgeizes  machte.  Doch  weder 
in  Mardin    noch    in   Moßul    fand   sein   Gold   Gegenliebe,   im 
Orient  hatte   man   an  zwei  Mafrianen  gerade  genug   (s.  die 
Anm.   auf  S.   4).     Barwahbun  zog    weiter,    und    jetzt    nach 
Armenien.     Hier   endlich   fand   er   nicht   nur  gastliche   Auf- 
nahme, sondern  größtes  Entgegenkommen.     Welche  Gründe 
die  Armenier  bestimmten,  was  der  flüchtige  Syrer  ihnen  sein 
konnte,   ob   sie   ihn  vielleicht  für  ihre   Unterhandlungen  mit 
B^^zanz  auszunutzen  gedachten,  wissen  wir  nicht;  gleichwohl 
der  Katholikos  Gregor  IV.  Tgha  hieß  ihn  willkommen ;  König 
(richtiger   damals    noch   Fürst)    Leo   II.    von  Kleinarmenien 
wandte  ihm  seine  Gunst  zu,  was  bedeutete,  daß  vorläufig  in 
ganz   Kilikien    jetzt  Barwahbun   der  rechtmäßige    Patriarch 
war;  die  türkischen  Machthaber  in  Syrien  und  Mesopotamien 
wurden    mit   Gold   bearbeitet,    zu  Michaels    Absetzung   ihre 
Hand  zu  bieten  oder  doch  ihre  Einwilligung  zu  geben.    Die 
Sache  wurde  ernst.     Michael  war  so  weit,  daß  er  seiner  Sy- 
node,  und   wohl   nicht  bloß    zum   Schein,    seine  Abdankung 
anbot;  sie  ward  nicht  angenommen,  aber  auch  der  Probe  auf 
die  Treue   seines  Klerus   enthob    ihn   ein  mächtigerer  Helfer. 
Vor  weiteren   Erfolgen    raffte   seinen  Widersacher   der   Tod 
hinweg.    Der  Sieger  hat  bei  der  Darstellung  dieser  plötzlichen 
Lösung  keine  der  Farben  eines  Gottesgerichtes  gespart:  Der 
Katholikos   starb    an   den  Folgen   eines  Sturzes   beim  Ritte; 
zwölf  seiner  Bischöfe,  die  den  Prätendenten  anerkannt  hatten,. 


—     7     — 

folgten  ihm;  die  syrischen  Mönche  in  Barwahbnns  Begleitung 
traf  der  Blitzstrahl  des  HErrn;  endlich  starb  der  Verräter 
selbst,  dies  alles  vor  Augen.  —  Man  kann  die  Übertreibung, 
Ausschmückung  und  Zurechtmachung  anerkennen  und  dabei 
doch  die  berichteten  Tatsachen  im  wesentlichen  bestehen 
lassen:  Die  orientalischen  Kirchenfürsten  besteigen  bekanntlich 
als  Greise  den  Stuhl,  und  Gregor  hatte  ihn  schon  zwanzig 
Jahre  innegehabt;  eine  Seuche  mochte  in  den  Jahren  Saladins 
und  Barbarossas  in  dem  Lande,  da  letzterer  drei  Jahre  zu- 
vor den  Tod  gefunden  hatte,  auch  der  heiligen  Väter  nicht 
schonen;  und  schließlich  treibt  auch  oft  der  Zufall  sein  wunder- 
sames Spiel.  An  der  zeitlichen  Zusammenstellung  mit  dem 
1193  erfolgten  Tode  des  Katholikos  hängt  aber  die  Bestimmung 
des  Endes  Barwahbuns.  Da  die  armenischen  Geschichtsschreiber 
von  Tghas  plötzlichem  Ausgange  nichts  wissen,  ist  man  ver- 
sucht, an  seinen  Nachfolger  Gregor  V.  Karavej  zu  denken, 
der  1195  eines  gewaltsamen  Todes  starb;  zählt  man  von 
da  13  Jahre,  nach  Barhebr.  die  Zeitdauer  des  Schismas, 
zurück,  so  kommt  man  auf  1182  oder  1183,  das  Ende  oder 
das  letzte  Jahr  der  Herrschaft  Abulkasims  über  Amid.  Denn 
wenn  die  erste  Regung  der  Schismatiker  schon  1180  erfolgt 
wäre  (so  Abbeloos-Lamy),  wäre  nicht  einzusehen,  warum  sie 
zögerten,  bis  ungünstigere  Verhältnisse  eintraten.  —  Aber 
dieser  Ansetzung  steht  entscheidend  entgegen,  daß  der  Be- 
schützer Barwahbuns  nicht  der  unglückliche  Jüngling  sein 
kann,  den  die  Geschichte  unter  dem  Namen  Gregors  V. 
kennt;  auch  sind,  nebenbei,  die  genauen  Umstände  seines 
Todes  ganz  andere,  als  Michael  des  Katholikos'  Tod  schildert. 
Wir  werden  an  1193  als  dem  Endpunkte  des  Schismas  fest- 
zuhalten haben,  ohne  seine  Dauer  und  ersten  Anfänge  mit 
Bestimmtheit  nennen  zu  können. 

Wichtig  ist  für  uns,  aus  dem  zweiten  Briefe,  wenn 
anders  die  Überschrift  recht  hat  (was  zu  bezweifeln  der  Brief 
selbst  keinen  Grund  bietet),  zu  erfahren,  daß  noch  in  jener 
Zeit  eine  Verständigung  zwischen  Michael  und  Barwahbun 
von  beiden  Seiten  gewünscht  und  gesucht,  von  Michael,  wie 
es   scheint,    sogar    eingeleitet  wurde.      Gleichwohl  geht   aus 


—     8     — 

alloiii  t'()lg(Midoii  liervor.  dali  sli»  koiii  Ergebnis  zeitigte;  nicht 
oininal  eine  Spur  tindot  sich  in  Barhebr.'s  Darstellung;  aller- 
dings stützt  sieh  diese  ganz  auf  Michaels  Kirehengeschichte, 
der  seinerseits  Grund  haben  mochte,  diese  Zwischenhandlung 
totzuschweigen. 

^^'ir  müssen  noch  versuchen,  die  Frage  zu  beantworten, 
wer  der  Metro])olit  von  Tarsus  ist.  an  den  sich  der  erste 
Brief  wendet.  Wir  sehen  wenige  Jahre  später  Barwahbun 
im  kleinarmenisehen  lleiche  bei  König  und  Geistlichkeit  mit 
offenen  Armen  aufgenommen  und  durch  sie  der  Erfüllung 
seiner  Wünsche  nahegeführt.  Die  Vermutung  liegt  nicht 
fern,  daß  der  Empfänger  des  Briefes  der  armenische  Erz- 
bischof, der  bekannte  Kerses  von  Lambrun  war.  der  NeiFe 
zweier  armenischer  Katholiken,  Gregors  IIl.  und  des  berühmten 
Xerses  Schnorhali.  und  Vetter  Gregors  IV.  Tgha.  des  dama- 
ligen Katholikos.  Aber  in  dem  Briefe  findet  sich  keine  An- 
deutung, daß  der  Empfänger  ein  Armenier  und  nicht  viel- 
mehr ein  Syrer  sei,  unter  ,.unserm  syrischen  Volke"  scheint 
er  den  Empfänger  mitzu verstehen;  es  hätte  nahe  gelegen,  bei 
den  vorkommenden  Erwähnungen  der  Armenier  durch  einige 
Barwahbun  nicht  schwerfallende  Schmeicheleien  eine  captatio 
benevolentiae  zu  versuchen;  der  armenische  Katholikos  wird 
nicht  gerade  ehrenvoll  erwähnt;  und  die  dummdreiste  Beweis- 
führung ans  der  Geschichte  der  syrischen  Kirchenspaltungen 
konnte  auf  den  Fremden,  konnte  namentlich  auf  Nerses  von 
Lambrun  nicht  mehr  Eindruck  machen  als  auf  den  einfäl- 
tigsten syrischen  Diasporabischof.  Denn  so  viel  geht  her- 
vor, daß  der  Angeredete,  wenn  es  auch  nicht  Nerses,  sondern 
ein  Syrer  war,  —  der  unmittelbare  Eindruck,  den  der  Brief 
macht,  widerspricht  jener  ersteren  Annahme  sehr  entscheidend 
- —  nicht  dem  syrischen  Patriarchen  unterstand;  auf  seine 
Syrer  konnte  sich  Michael,  wie  es  scheint,  verlassen,  und  es 
ist  auch  nicht  wahrscheinlich,  daß  dieser  Brief  einen  Anhänger 
Michaels  herüberzuziehen  auch  nur  bestimmt  war.  Zwar  scheint 
er  andererseits  schon  die  Parteinahme  seines  Empfängers  gegen 
Barwahbun,  wenn  schon  darum  noch  nicht  für  Michael,  zur 
Voraussetzung  zu  haben,   und   es   ist  jedenfalls  ungewiß,  ob 


—     9     — 

Gregor  Tglia  und  Xersos  von  Lambrun,  bei  ihren  eifrig  ge- 
pflegten Verbindungen  mit  Byzanz.  Zeit  und  Lust  liatten, 
sich  für  den  jakol)itischen  Patriarchen  gegen  seinen  Benoni 
zu  erw'ärmen:  doch  wollte  Barwahbun  vielleicht  auch  nur 
erst  auf*  den  Busch  klopfen,  da  jedenfalls  die  Beziehungen 
zwischen  Mardin  und  Rhomkla  genauer  waren  als  seine 
eigene  Bekanntschaft  mit  der  Stimmung  in  armenischen 
Kreisen. 

Wenn  somit  die  interessante  Feststellung,  daß  wir  tat- 
sächlich hier  einen  Teil  eines  Briefwechsels  zwischen  Bar- 
wahbun und  Kerses  von  Lambrun  vor  uns  haben,  auch  nur 
wahrscheinlich  zu  machen  nicht  gelingen  will,  —  sein  frü- 
herer Aufenthalt  in  Armenien  bei  dem  Zusammentreffen  mit 
Theorian  genügt  zur  Erklärung  der  freundschaftlichen  Auf- 
nahme, die  er  hinterher  dort  fand  —  so  hat  jedenfalls  Bar- 
wahbun mit  dem  Briefe  die  Absicht  und  den  Erfolg  gehabt, 
sich  in  der  armenischen  Kirche  den  Boden  zu  bereiten,  sei 
es 'nun  durch  den  Vetter  des  Kathölikos,  sei  es  durch  Ver- 
mittelung  des  dortigen  Syrerbischofs. 

Hier  erneuert  sich  die  Frage  nach  einem  Bekenntnis- 
wechsel  unseres  Verfassers,  die  Abbeloos  und  Lamy  zu  be- 
jahen neigen.  Seine  enge  Verbindung  mit  den  nach  Byzanz 
schielenden  Armeniern  ist  schlechterdings  kein  Beweis  dafür; 
aber  die  ganze  Sachlage  macht  es  vielmehr  unmöglich.  So- 
bald Barwahbun  Dyophysit  wurde,  schied  er  von  selbst  als 
Rival  des  jakol)itischen  Patriarchen  aus;  Leo  erkannte  ihn 
als  Haupt  seiner  syrisch -jakobitischen  Untertanen  an;  er 
konnte  bei  dem  entschiedenen  Widerspruch,  den  ein  großer 
Teil  seiner  eigenen  Bischöfe  gegen  seine  und  seines  Kathö- 
likos Anknüpfungen  l)ei  der  griechischen  und  lateinischen 
Christenheit  nicht  zurückhielt,  unmöglich  daran  denken,  den 
Syrern  unter  moslemischer  Herrschaft  einen  Abtrünnigen  auf- 
zwingen zu  wollen. 


fol.  2. 


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-a=i^.         ^)  Oder  ^^Ä^.         6)  Er.  Hs.  J^.         ')  Hs.   jjiutZj^. 


j^us  dem  Briefe  des  Barwahbun,  Schülers  Mar  Michaels, 
des  großen  Patriarchen,  handelnd  von  der  Wissenschaft  der 
Lehre  von  den  göttlichen  Dingen,  d.  i.  der  Theologie  und 
der  Oberpriesterwürde  der  Syrer. 

Dem  guten  Manne,  dem  vollkommenen  im  Heiligen  Geiste 
und  im  Glauben,  dem  heiligen  Metropoliten  von  Tarsus.    Wir 
liaben  gehört,  daß  ihr  uns  Vorwürfe  macht  und  mit  vielen  Be- 
schuldigungen uns  anklagt  und  uns  einen  Fels  des  Anstoßes   Jes.  8,u. 
und  Stein  des  Straucheins  nennt.    Und  indem  wir  dies  hören, 
werden  wir  von  Kummer   erfüllt.     Und  über  unser  Leben  i) 
klagen  wir,  daß  es  herabgesetzt  und  verachtet  worden  ist.   Und 
welches  (diese)  unsere  Sünde  sein  soll,  die  zu  groß  wäre,  als   i.  Mose  4,13 
daß  sie  zu  vergeben  wäre,  und  welches  jenes  unser  Verbrechen, 
für  das  es  keine  Entschuldigung  gäbe,  wissen  wir  nicht.  Wenn 
diese  Anklagen  aber  deshalb,  weil  wir  dem  Bischof  gehorcht 
haben,  gegen  uns   erhoben   werden,   so   haben  wir   ein  glän- 
zendes 2)  Beispiel,  jenen  großen  unter  den  Propheten,  Samuel,   1.  sam.  3, 
der,  als  er  berufen  wurde,  Hoherpriester  an  Stelle  des  Priesters 
Eli  zu  sein,  dem  Befehle  Gottes  nicht  widerredete,   sondern 
noch  zu  Elis  Lebzeiten  den  Thron  seines  Lehrers  und  Pflegers 
bestieg.     Aber   auch    ferner   so,    wie   David   dem   Propheten   1.  sam.  re. 
Samuel  gehorchte  und  die  Salbung  der  Königswürde  hinnahm, 
ohne  sich  Gedanken  zu  machen:   „Wie  ist  es  möglich,  daß  ich 
zu  Sauls  Lebzeiten  an  seiner  Statt  gesalbt  werde",  sondern  die 
Salbung  hinnahm  und  ihr  keinen  Widerstand  entgegensetzte, 
und  so,  wie  Jerobeam  noch  zu  Salomos  Lebzeiten  von  dem   i.köd.  ii,26ff. 
Propheten  Ahia  gesalbt  und  König  über  Israel  wurde;   und 
weicherweise  Jehu,  der  Sohn  Jimschis,  zu  Lebzeiten  Jorams,   2.  Kön.  9. 
des  Sohnes  Ahabs,  die  Salbung  der  Königswürde  von  jenem 
Propheten  hinnahm,   der  von  dem  Propheten  Elisa  entsandt 
war,    und    gleichergestalt    mit    Jakob,    der    die    Segnungen    1.  Mose  27. 


fol.  3. 


—     12     — 
^1      .JötJ^'*  U=ip^l.'   wiki^AJ  ti'   U-2-^i      -U^^    pr-^a-s  ^^ ^  Pol» 

XiAj»    ^IJ^::;;!^^    ^ti    |^^    .(o    i^^AiäOMlaA^    .^    f^i^    Y\    \^]'t^ 

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X^a]")      •t-^j'    T.r^'    m^l;^:^     j't^^    j^^il^o     jocri    ^A^^Ja.^oi.^7 
^a^].AJ?   as,   %,^  "^1  v^iiiAii   ^aAlilJ    .  a^lLo    j^^Z.    oj    ^^vZ' 

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ji-i^^     (crn^      om     ^..jx>o]Lzla2     %,!      !,.▲{      aia^      ajoa.2f      wü^l^o 

(TLJD  .]fAo\jX)         s^i-l^X         ^li£)|.lo         ^^.aI^A         ^JVOj..^         ^^         i^. 

ilS).X     ^.^,.lo     (jAci^     ^i;ßo      J.mÄO      (   is|.l      t3'      OO^      i.S,*^AJ^£>    20 

^1^     ^^▲.mIj    ^-Af^     nZ.a.£J?     i.s^Ao     iAi..iA:^l;kZ.    '^£oq^mq.12q.a") 


^)  Hs.  ^^^^L\.  2)  Hs.  ^^j,.  3)  Hs.   i^-»4ZiJ7.  ^)  Hs. 

-.  ')    Hs.    ^Vß.  6) 

i^-fl.  ^)  Hs.  iJ-^lo.«. 


ca^co^        ')  Hs.  ^vß.        6)  Hs.  orn.        ^)  Hs.  (yxZo<5i.Hs.        «)  Hs. 


—     13     — 

seines  Bruders  Esaii  liinnahni,  obwohl  sie  doch  S()hiie  eines 
Mutterleibes  waren,  und  dem  mütterlichen  Hat  nicht  wider- 
sprach:   in    dieser    A\^eise    konnten    auch    wir    Armen    dem 
göttlichen  Befehle   nicht  widersprechen,  damit  wir  nicht  als   Apg.  5.39. 
Gegner   Gottes    erfunden    würden.      ..Wenn   (jott   die    Gabe   Apg.  ii,n 
gegeben  hat,"   sprach  Petrus,   ..wer  war  ich,  daß  ich  Gott  zu 
wehren  vermöchte ?"•     Der  Herr  nämlich  hat  den  Geist  jener 
Bischöfe  erweckt,  nicht  durch  Bestechung,  auch  nicht  durch 
Verlockung,  und,  mit  dem  Apostel  zu  reden,  nicht  von  Menschen   Gai.  1,1. 
und  nicht  durch  einen  Menschen,  sondern  durch  unsern  Herrn 
Jesum  Christum.     Und  wenn  wir  deswegen,  daß  wir  von  vier 
Bischöfen  Handauflegung  empfangen  haben,  verworfen  werden, 
so  haben  wir  auch  ein  Beispiel,  den  großen  Paulus,  der  von   (Apg.  is.) 
drei  Bischöfen  geweiht  wurde,  wie  die  Apostelgeschichte  lehrt; 
und   die   Ordnung   der  Apostel   bestimmt,   daß  drei  Bischöfe 
den  Patriarchen  weihen  sollen,  einer,  der  die  Hand  auflegt, 
und  zwei,  die  das  Evangelium  über  dem  Weihling  hochhalten-^). 
Uiid   dies   bestätigt    das   Wort  unsers   Herrn,    der  '  da   sagt: 
„Wo  zwei  oder  drei  von  euch  in  meinem  Namen  um  irgend   Matth.  18,19 f. 
etwas,  das  sie  erbitten  wollen,  sich  versammeln  werden,  soll 
es  ihnen  zuteil  werden."'      „Für  Gott  sind  drei,  die  in  seinem 
Namen   versammelt   sind,    mehr    als    zehntausend,    die   seine 
Gottheit  leugnen,"    sagt   der   Theologos'*).     Durch   die  große 
oder  geringe  Zahl  wird  das  Priestertum  nicht  bestimmt.     Drei 
Bischöfe    weihten    Paulus,    und    zwölf    Bischöfe    legten    die 
Hand  auf  jenen  Nikolaus,  der  schließlich  Ketzer  wurde.    Und 
wenn    wir    deshalb,    weil    wir    ohne   Los    waren,    verworfen 
werden:   sind  ja   doch   von   dem   Apostel  Petrus   bis   hin   zu 
Mar  Severus  45  Patriarchen  gewesen  ohne  Schicksalsmarken 
und  Lose,    und   noch    von    Severus   an   bis   zu   der  Zeit,    da 
das  Los   von  den  Bischöfen  angeordnet  wurde,   hat  es  viele 
ohne    Los    gegeben,    wie    Dionysios    von   Teil    Machre    und 
die   übrigen,   welche   so   wie   er    (gewählt    waren).     Folglich 
müssen  wir   angesehen   werden  wie  einer  von  jenen  sechzig 
Patriarchen,     welche     ohne     Los     (gewählt)     waren.      Und 
dabei  ^)    ist    das   Los   das   Werk    des   Zufalls    und   nicht   des 
Willens  und  nicht  der  Überlegenheit,  vielmehr  der  Unkenntnis 


—     14     — 

^o(TLA.alli»       .^i.Q-l^o     ^A^i-lj»?      iJ>-='f        .(  ll^-l     o^f     aa-fio-sj 

V  ^^aL::;    ^2^    Iw^j    _l,^^^^Iv:;i)    (oi    «--^•^'     Jr*^^^    ^^^7^^    ^^^aJ 

all:;"}.!;.?  ja^  j.ldj  .^.L^jj?  ^cjisiÄSj  (tlI^ai  w^?  ^.li^«a.s  ?.aj»J' 
^A]].J7  ^^^  jorri  o^f?  or-1  w^a^l;.a.2  .^^Ja^  ^.nl^L^)  ^1^1^^  a^? 
^LD    ]lo.£>Lo.A,o    i^al^iÄi^      .OTuml^i^    {ort    ok-t]    ^aj,.1ää!:^    cmo    20 

s^C^j  ^^  j^U.^  y.4*i.J£ZZ.f  |a7|-1a^^7  ^A.2f  <«▲▲)  <.i»aA^07  0fZ.7 
00  (71      a^^JX){      wA^j      _:^      <!;--*^JJ       V^JOa'      ^'Ll^^      1.1A,^       ^j^ü^^UILa 

XL^o^o   ^^aa^l^li^i^  _^7     "^0.^^    rn-f^    fi^-^    Ji^^v^:!)'*     •.▲Jp    ^^.^^ 


')  Hs.  ;^.        ^)  Hs.  -.         =>)  Hs.  UJjiiLo.        ')  Br.  Hs.  -o. 
5)0der  %,l,Br.  Hs.  — .      «)  Hs.  ^-s^.     n  H^   ^voV^       ^)Ks.a^^o. 


-      15     — 

und  des  (xliickszufallos;  jedenfalls  kommt  nämlieli,  wenn 
über  drei  Männer.  ge\v()lndielie  oder  liervorragende.  das 
Los  geworfen  wird,  jenes  eine  aus  ihnen  hervor.  Und  die 
Wahl  der  ersten  Bischöfe  und  Patriarchen  erfolgte  nicht 
durch  derartige  Lose,  sondern  durch  die  Tätigkeit  des 
Heiligen  Geistes.  Denn  auch  das  Los,  das  die  Apostel  warfen.  Apg.  1,26. 
war  nicht  dieses  Los,  das  sie  (heute)  werfen,  sondern  ein 
Zeigen  wie  mit  dem  Finger  und  eine  göttliche  Offenbarung, 
die  auf  Matthias  fiel^).  Und  so  geschah  auch  die  Erwählung 
des  Paulus  und  des  Barnabas  nicht  durch  das  Los,  sondern 
durch  die  Tätigkeit  des  Heiligen  Geistes,  der  zu  ihnen  sprach : 
,.  Sondert  mir  Saul  und  Barnabas  aus  zu  dem  Werke,  dazu  Apg.  13,2. 
ich  sie  berufen  habe."  Somit  setzten  die  Syrer  vor  alters 
wie  die  übrigen  Völker  ohne  Los  die  Bischöfe  ein,  setzen 
ohne  eine  zweite  Weihe  zum  Patriarchen  ein.  Nach  dem  Tode 
des  Athanasius  aber,  (jenes)  Patriarchen,  der  eine  Einigung 
zwischen  Syrern  und  Armeniern  abgeschlossen  hat^),  wurde 
das  Los  angeordnet  darum ^),  daß  jeder  von  den  Bischöfen 
jener  Zeit,  wie  der  Sandelaja  und  seine  Genossen,  sich  mit 
Hilfe  der  Machthal)er  den  Patriarchenstuhl  aneigneten  9)  ^"). 
Deshalb  wurde  bestimmt,  daß  rundweg  kein  Bischof  Patri- 
arch werden  sollte^).  Und  wenn  wir  deshalb,  daß  wir 
nämlich  etwas  unserm  Volke  und  Brauche  Fremdes  getan 
haben,  so  zu  Boden  geschlagen  werden,  so  haben  wir 
in  unserm  Volke  und  unserer  Kirche  viele  (zu  nennen  bereit), 
denen  gleich  wir  gehandelt  haben.  Und  dies  l)ezeugt 
Johannes  von  Asien  in  seinem  3.  Buch  im  vierten  Kapitel^'). 
Er  sagt  nämlich,  daß  zu  Zeiten  des  griechischen  Kaisers 
Justinian  Paulus,  der  Patriarch  des  Ostens (?),  seiner  Her- 
kunft nach  ein  Alexandriner,  und  zwar  auf  Anraten  und  unter 
Beteiligung  des  Erzbischofs  Theodosius  von  Alexandrien, 
von  Jakob  Burdeana  zum  Patriarchen  für  den  Stuhl  von 
Antiochien  geweiht  wurde,  nach  dem  Tode  des  großen  Jakob 
aber,  im  Jahre  882  der  Griechen,  gewisse  Bischöfe  jemand 
namens  Petrus  Bar  Paulus  von  Kallinikos  zum  Patri- 
archen weihten,  wobei  ihm  der  Biscliof  Joseph  die  Hand 
auflegte,    so   daß   diese   beiden   zu   derselben   Zeit   denselben 


fol.  5. 


fol.  6. 


10 


—     16 

com  a:^^xfo  i^^-flLo    >iu.^i    claI^Ij    ^^sZ    X-^^i    ^^Xl^ü    (n^li^ 

w.al^  2aA:=j    .  .j'i!^  ^=:jdq.1^  ^aä^c-s  ,^  "^^o  \l^]  ,-iai^  i^-f*^^ 

j^^^J^aD?     ^.a2^     r**?^-^     ocrn     c^j-^j     iJ'^^j     «-aa^J     ^ld     ^AJic 

oLdkj?    orri    ^A^    jorn    s.i<i*g  rrZZj      .^^^a^?     ^AJ     IvlAs^o     ^^^    :^^z:^] 
.w^^iS?     fr'^r^    ^  90^:i>D7     ^JLaji«?     j'^V^       .Vk4:;.D.'     ^sajks]    1  jc^ 

o^7   w^aA^oUa^?    w^^ZZj    i^Ja^?    L\    ^lA^c      .j^l^|i£)    i^^l^   ^ 
jf^l      ^'nQ»;;^!      >Q.tfO  .Jörn      sM^      V*^.y\       0|J.:il^^'       .0|.!lA 


')  Hs.  ^^.         2)  Hs.  PI.         ^)  Hs.  w-iHn        *)  Hs.  cu*j^ZZi. 
^)  Hs.  o^.         ')  Hs.  —  ?. 


—     17     — 

Stuhl  (einnahmen),  einander  entgegen^-).  Und  ferner  im 
Jahre  1070  der  Griechen  in  der  Zeit  des  Araberkönigs 
Abdallah  versammelten  sich  die  westlichen  Bischöfe  und 
setzten  den  Diakonen  Georgios  aus  der  Gegend  von  Emcsa 

aus    dem   Dorfe    Baalthan   zum   Patriarchen^-^) ein^^j. 

Er  wurde  in  Mabbug  geweiht.  Aber  (andere)  Bischöfe 
setzten  Johannes  von  ßakka  als  Patriarchen  ein,  und 
nach  dessen  Tode  weihten  (einige)  von  den  Bischöfen 
noch  bei  Lebzeiten  des  Georgios  den  Bischof  David  der 
Stadt  Dara;  Dionysios  von  Harran  legte  ihm  die  Hand 
auf;  so  daß  diese  drei  Patriarchen  zu  derselben  Zeit  und 
denselben  Stuhl  (innehatten)  gegeneinander^^).  Im  Jahre 
1 104  der  Griechen  wurde  in  den  Tagen  des  Araberkönigs 
Harun.  Sohns  Mahdis,  Kyriakos  in  der  Stadt  Harran  zum 
Patriarchen  geweiht  ^^j.  Gegen  diesen  standen  die  MJhiche 
von  Gubba  Barraia  ne])st  gewissen  Eiferern  von  den 
Bischr)fen  auf  und  weihten  jemand  namens  Abraham  zum 
Patriarchen;  diesen  weihten  die  Bischöfe  für  Kaphartutha. 
Andere  der  Bischöfe  aber  weihten  jemand  namens  Simeon 
zum  Patriarchen  ^^j.  Beachtet,  daß  sie  nicht  einer  gegen 
einen  aufstanden,  sondern  zwei  gegen  einen.  Und  in 
der  Zeit  des  Araberkönigs  Mamun  wurde  Dionysios  von 
Teil  Machre  zum  Patriarchen  geweiht;  in  seinen  Tagen 
aber  wurde  auch  ein  anderer  namens  Abiram  zum  Patri- 
archen geweiht  ^'^).  Und  im  Jahre  1390  der  Griechen  wurde 
Haje,  der  Bischof  von  Semha,  in  der  Gegend  von  Hesen 
Mansur  in  dem  Kloster  Pharis  geweiht;  und  gegen  ihn 
wurde  Jeschu  Bar  Schuschan  von  vier  Bischöfen  in  der 
Stadt  Amid  geweiht  ^^).  Und  im  Jahre  1400  der  Griechen 
wurde  Dionysius  Lazarus,  Archimandrit  des  Klosters  des 
Mar  Barsauma  geweiht.  Und  in  seinen  Tagen  wurde  Johannes 
Bar  Abdun,  der  Bischof  von  Symnada,  Patriarch.  Und  nach 
dem  Tode  des  Dionysius  von  Amid  wurde  noch  bei  Lebzeiten 
des  Bar  Abdun  von  Symnada  Johannes  von  Barschena  zum 
Patriarchen  geweiht,  und  zwar  legte  ihm  Bischof  Tgnatios  von 
Melitene  die  Hand   auf  ^9)      Vm]  viele  dergleichen  finden  wir. 


fol.  7. 


—     18     — 

wüaLi;'    jflxl^'    i^I^LiiO    i^üAs    ijl,     ^■^•^'v     ?®       .fja-lsi    ^ÄA^j^    10 
^l^i^o        't-^-     ((TU^N     w:=.I^^^7     ^afta^!.!^     ^Ao^     \z^h     ^\        .(TL^ 

P?     fi^)    >CLlas    ^Aa^aXo        .j^^Ls    'h:=.(Tu.L\     \2\i£    fl^s    '^ 

Las  .j^^lw^       m^^^j       n--^f'      )Z.pJ(TL^7      ^l^^LDfo      i^mJ^^ 

.jLwi^a.^     ^(71.1^     ilI^:^o        .iAQ-Lo?     j^A^Q.^     ^(TL^     (L^^^:^ 
(jk^äO^^i^o  i^lioLO^A:^  fgSQiiO  ^^A4*l;;.o  ^^ALoo  X^f  ^Jj-lomS'  v^itls 

')  Hs.  ex».        ^)  Hs.  Sing.        »)  Hs.  ^.a^jL^^o    ^ctlI.. 


—     19     — 

\V(^lcli(^  zu  derselboii  Zeit  gegeneinander  auftraten.  Indem  wir 
also  jeue  (zu  Zeugen)  aufriefen,  liabön  wir  wi(^  sie  gehandelt. 
Denn  nicht  auf  einem  ungebahnten  AVege  sind  wir  gewandelt, 
und  weiter  haben  wir  auch  nicht  eine  neue  Tat  getan,  die  nie 
weiter  im  A^dke  der  Syrer  geschehen  war,  sondern  wir  haben 
etw^as.  was  vielmals  von  denen  geschehen  ist,  die  weiser  und 
heiliger  und  verständiger  w^aren  als  wir.  getan,  nicht  mehr  und 
nicht  weniger.  AVenn  du  aber  deshalb,  weil  man  uns  gew^altsam 
ausgezogen  hat.  meinst,  daß  mit  den  Kleidern  die  Gal)e  von 
uns  genommen  sei.  so  liegt  die  Antwort  auch  darauf  unserm 
Munde  und  unsern  Lippen  nahe,  da  bei  vielen  Dingen,  wenn  sie 
zerbrochen  (und  so)  verunstaltet  werden '^^').  darum  doch  die 
Gnade,  welclie  auf  ihnen  ruht,  nicht  entweicht.  Denn  vielmals 
wird  doch  Papier  mit  Feuer  verbrannt,  und  darum  tastet  doch 
keiii  Schimpf  den  erhabenen  Namen  Gottes,  der  darauf  ge- 
schrieben steht,  an;  auch  der  große  Mose  hat  die  Tafeln,  die  2.  Mose  32,19. 
Gott  geschrieben  hatte,  zerbrochen,  und  es  ist  klar,  daß  er 
nicht  den  Kamen  und  die  Gebote,  sondern  den  Stein  in  seinen 
Händen  zerbrochen  hat;  und  wenn  jemand  ein  Stückchen  der 
Hostie  ins  Feuer  wirft  ^0  oder  Taufwasser  an  einem  unreinen 
Orte  ausgießt  oder  ein  Evangelium  auslöscht  oder  verbrennt. 
so  hat  er  damit  nicht  den  Leib  Gottes  oder  die  Gnade  des 
Heiligen  Geistes  oder  die  lebendigen  Worte  entweiht,  sondern 
das  gewi)hnliche  Brot  und  das  schlichte  Wasser  und  die  be- 
schriebenen Rollen.  In  dieser  Weise  wird  auch  das  Priester- 
tum  nicht  mit  den  Gewändern  weggenommen.  Denn  auch-''^) 
das  Priestertum  wird  l)isw"eilen  mit  Gew^ändern  gegeben,  doch 
wird  es  nicht  mit  den  Gewändern  weggenommen.  Denn  den 
heiligen  Aposteln  wurde  es  ja  ohne  (Wirkung  von)  Gewändern  Apg.  1,13.  2. 
auf  dem  Sidler  gegeben,  und  ebenso  dem  Mose  durch  Hand- 
auflegung ohne  Gewänder,  den  Hebräern  zu  Anfang  aber 
und  auch  den  Christen  zu  Ende  durch  Gewänder.  Warum 
wird  es,  nämlich  das  Priestertum,  durch  Gewänder  gegeben, 
durch  Gew^änder  aber  nicht  genommen?  Da  antworten  wir, 
daß  unser  Priestertum  zwischen  dem  englischen  und  jenem 
gesetzlichen  des  Mose  in  der  Mitte  steht  ^3);  und  zwar  ist  es 
jenem  gesetzlichen  dadurch  verwandt,  daß  es  erst  durch 
Wirkung  des  Wassers,  des  Öles,  des  Brodes  und  des  Weins 
vollständig  wird;  und  jenem  englischen  gleicht  es,  weil  es 
Betrachtungen   iil)er  die  gctttliclien   Dinge    ])esitzt  und   durcli 


-      20 

1. 


y^rn      ^^]      ^^1      X^-^^y^^         ,V\.a1a^*      (Tl1:^o         .\^^^^.^      (tlIlj 
f^^  q^mSiA,]     po        .f^.▲|.£^     il^laj;.    «^^nc^j     w^^c^l;.    ^^-nti^l^^j?      5 

Vo  .li:::J^^Xo    >.^Q.I^Xa2l;k    ^a^i^-^^j    ^^ria^l^^jo        .«a^AJ 

^1  fern     »ä^Ild?        .iJo,-£c    ^^    ^XJOjÄ^     cxIa?     i>^5     fi.j     ^    10 

^a7  ^ji4l:^A     .omLlA^     <^rnzh,^:i     a.^l^£)0        .^^^A^l^     ^a.,*^'^^.^ 

^^f^  \si^U)     \jkj:i\jäO         .(na^-^£)     }^f^      ^^^o^f?      cn      s^a]      »a? 

^i^aUll^     w^£.Jo      iTiiüij^^f     w^l^Jt     o|         .^.^(tlLoo      mZa.J(TL:::t-;;k 
.Q_    |.s     .^A^x    ^2    (^j:^:;^?    V^Jf^?    ^Ai.2l:^    s^^f       .i^cn.^    cj    20 

(TijisO?    IJ>— jo      .mjLD7    ^aI^^    wA^J?    ir^^^    ^^    ^^'     ^-^    ^' 


1)  Br.  Hs.   ]^mJ:^.       ^)  Br.  Hs.  ^llr^y        ')  Hs.       .        ')  Br. 


—     21     — 

Vermittelung  sinnlich   wahrnelimbarer  Handlungen   mit  gött- 
lichen Geschenken  verbunden  ist  wie  Feuer  mit  Eisen.   Somit 
sollen  jene,   welche  meinen,   daß  sie   mit   den  Kleidern   auch 
das  Priestertum  abnehmen,   wissen,    daß   sie   sich   vergeblich 
])emühen.  weil  die  Ausziehung  zweierlei  Art  ist,  teils  gewaltsam 
und  teils  freiwillig;  gewaltsam  a])er  wie  die,  daß  dem  Joseph   i. Mose 37,23 
seine   Brüder   den   Armelrock   auszogen,   ohne   doch  dadurch 
ihm   seine   Züchtigkeit  nehmen   zu  kchmen;    und  die  Räuber   Luk.  10,30. 
jenen,   der   von  Jerusalem   nach  Jericho   hinabziehen  wollte, 
auszogen,    ohne    doch    seine    Gleichnishaftigkeit    nehmen    zu 
können;    und   die   Soldaten  Paulus  und  Barnabas  auszogen,   (Apg.  16,22.) 
ohne   doch   ilire   Apostelwürde    rauben   zu  können;    und   die   Mark.  14,51. 
Juden   dem   Johannes^*),   als   er  kam,   um  das   Gericht   über 
unsern  Heiland  mitanzusehen,  den  Leinenschurz  auszogen,  mit 
dem  er  auf  seiner  Blöße  angetan  war,  ohne  doch  seine  Jung- 
fräulichkeit bloßstellen  zu  können;  und  die  Soldaten  Christum  Matth. 27,35 usw. 
auszogen  und  seine  Kleider  unter  sich  verteilten.     Die  frei- 
willige Ausziehung  aber  ist  teils  tadelnswert  und  teils  preis- 
würdig;  preiswürdig   aber   wie  jene   Hiobs,   der  sein  Unter-   (Hiob  2,12.) 
gewand  aufriß,  und  (die  des)  Königs  Hiskia,  der  seine  Kleider   2.  köd.  19,1. 
zerriß,  und  wie  (die)  Jephthahs,  der,  als  er  auf  seine  Tochter  Rieht.  11,35. 
traf,  seine  Eleider  zerriß,  und  wie  (die)  Pauli  und  Barnabas',   Apg.  um. 
die  ihre  Kleider  zerrissen,  als  man  vor  ihnen  opfern  wollte, 
oder  wie  jenes  vortreffliche  (Tun),  daß  wir  den  alten  Menschen  Eph.  4,22. 
ausziehen;  eine  tadelnswerte  Ausziehung  aber  ist  z.  B.,  daß 
jemand   aus  eigenem  Willen   seine   geistliche   Tracht '^^)  oder 
sein  Priestertum  auszieht  und  Moslem  wird,  oder  seine  geist- 
liche  Tracht   auszieht  und   der  Welt   anhangt   oder  Moslem 
wird,  wie  der  Mafrian  des  Ostens,  namens  Bar  Kiki.     Also 
ist  derjenige,  den  sie  wie  Päuber  wider   seinen  AVillen  aus- 
ziehen, nicht  ausgezogen,  sondern  mit  Christo  bekleidet,  den 
sie  (auch)    am   Kreuze   auszogen.     Oder  was   für   eine   große 
(Auszeichnung)  wäre  das  nicht  für  einen  Knecht,  daß  er  die 
(Leiden)  seines  Herrn  erleide  oder  seine  Kleider,  in  der  Weise 
wie  (die)  seines  Herrn,  durcli  Lose  verteilt  werden!   Und  doch 
gehört  die  Tracht  des  Mönchstandes  nicht  einmal  zu  den  neun 
Klassen  des  Priesterstandes  26) ;  wenn  er  zu  den  neun  Klassen 


—     22     - 

fol.  y.  jIcJfTL^         .Ic^     i^(7\alUiO     (.AlUo      fSQ.^.l      ^1:1.1.      C^         .j-CjffVi' 

tJ  i^l^pj  \\l^z^  ^0.^^^  {cp  '^c  .  .^A^M,^  ^^iLld 
^^=^(71.^1.1^:)  f^  (ZcLliiDcjo  (^^ia.iu*o  il^l.CA  U^jo  vj  ._^:=;.aJ1.l^ 
"^laA^     c^    _L£>    _:^    ^A9il^.^a^    ^^aJ^j^     .^c;.^<7\j7     ^^^Aio    M 


fol.  lü. 


..L-iU 


wA.J^:s>Qo     ^aiJ^A^?     s.A^jx)VJ     ^1::^     ,— ^     i|.A^     >:ijkM     ozm     c.l;.2.^7 
^an^o      .^a!:::.L07  jLl^:;>07    \^-^-^   r-**      .^.^aAl.oi    (tlI:.^?    (7iZc.AJi.:::;I.;^ 

— ii3     I     Q-A^isfO     j(Ttl^    ^a1^?     .Cffl^illC^     (""c^Lüp      jlc^lAt^     C,.^Ii.jc 

^^L'iL    7^.::^    ^Jo,.^^^^?    ^AO|.lJa.A^    ^^^Zc^alü?    ^▲I^.aJ?    >a^Zc 

')   Hs.   liA'iiAaA.  ^)  Hs.   >^Jri.  •')  H^.   ^^^A?    (^^aA©'?). 

')    Er.   Hs.    ^s^^.  ^)    Br.   Hs.    -^jn  «)   Br.   Hs.    ^^,^^1^]]. 

')  Br.   Hs.   ^LDo.  ')  Br.   Hs.   — . 


—     23     - 

des  Priesterstandes  gelif)rte,  so  wäre  er  nicht  den  J^aien  und 
Frauen  eingeräumt  worden.     Jedenfalls  ist   das  Priestertuni 
mit   der   Seele    verbunden,    nicht    mit   den   Kleidern.     Denn 
einem  Kinde,  das  mit  dem  SalbJUe^^)   versiegelt  wird,  kann 
es  nicht   (wieder)  genommen   werden,   auch   wenn   derjenige, 
welcher  es  tauft,  hinterher  Heide  wird.     Und  nicht  allein  die 
geistlichen   Gaben  2^)    sind    unabnehmbar,   sondern    auch   der 
Lehren,  Kenntnisse  und  Künste  Verständnis  kann,  wenn  sie 
mitgeteilt  werden,  dem,  der  sie  (einmal)   gehört  und  gelernt 
hat,  nicht  wieder  genommen  werden:  wievielmehr  die  Gaben 
des  Heiligen  Geistes,  die  mit  der  körperlosen  Natur  der  Seele 
verbunden   sind!     Also   eine   ist   die   Taufe   und  eines   das 
Priestertum,   und   nicht  zwei  gibt  es  in  der  Kirche  Christi, 
wie  die  318  von  Nikäa  lehren.     Auch  Paulus  sagt,  daß  der  Bph.  4,5f. 
Herr   einer   ist,    und  einer  der  Glaube,    und  eine   die  Taufe, 
und  einer  Gott  der  Vater,  sowie  Christus  einmal  getauft  und 
einmal   gekreuzigt    worden    ist'^^j    und   einmal    gelitten  hat; 
und  der  Trog^")  wird  einmal  bekreuzigt  und  nicht  zweimal. 
Und  zwei   sind   der   Klassen,    die   eine    zweite   Weihe   nötig 
haben:   diejenigen,   welche   die  Handauflegung   von  Angehö)- 
rigen   der  Häresien   des   Simon,    des    Mani    und   des   Paulus 
empfangen  haben,  jenen,  welchen  das  Bekenntnis  zu  der  Hei- 
ligen Dreieinigkeit  und  auch  der  Menschwerdung  Christi,  der 
einen  Natur    des  ileischgewordenen  Wortes  ^^),    fremd  ist^'^j. 
Und  die  zweite  Klasse  sind  diejenigen,  welche  die  Handauf- 
legung von  Rechtgläubigen  empfangen  haben,  aber  vomHeiden- 
tum    erfaßt    worden    sind,    daß   sie   in   ihrem   Herzen  gesagt 
haben:  „Es  gibt  keinen  Gott,"  und  vom  Glauben  des  Christen-   pb.  u,i. 
tums  abgewichen  sind.     Die  aber  solche,  welche  im  Namen 
des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  Heiligen  Geistes  zu  Priestern 
geweiht   und    getauft   sind,   von   neuem   wieder  zu  Priestern 
weihen,  kreuzigen  Christum 29j.  Und  deshalb  hat  der  Patriarch   Ebr.  6,6. 
Severus  verordnet  und  bestimmt,  daß  diejenigen,  welche  mit 
der  Synode  von  Kalchedon  gemeinsame  Sache  machten,  nach 
zweijähriger  Buße,   wenn  sie  umkehren    und   eine  Bittschrift 
einreichen,  in  ihre  früheren  Stellungen  ohne  zweite  Handauf- 
legung wieder  aufgenommen  werden  sollten  33).    Und  diese  Be- 


fol.  11. 


—     24     — 

Ü    2.iaLiüi^  pTLi    ^.^<tl1^      .)ZaJflxJ:,i    "^LtL    '^^.i^o    J-'-tt.— j    a.iAa*i 

^^bLO    .  ji£)    jL>Df'     ^^    |iCTtJ*    (''Tl^C    l^iÜjU^'    i:^©^^!;.  hiÜfL   ^l:^    jül 

VüO^.^  — A^   gJ-h      .(TlIlo  ^^— :;1.a.J  oxli»  l\^]i    jü»?     c^?      .c^  (rü— 
xlaaJc     ^A'-na.A^,  S^lo     wSoZ.     s.^^q.:>&o        .(IoJ^tl^^o     wA^g^aliaO? 

«a]uk4      .(TLl:»o   (cm    '.^aJ^    ^ILD      .'Zorn    Ji-^^    ^    ^-s    o^     Jt-^-s 
•  (I|^    ii^\l>^    \^fl    ^ai'    "^     w^j       .)ZaJ(Tus?     ).:^^I«    jn  nso^ 

ocn    —aLDjälo       .(,.a1J-o    \I(     >^lik'     (Ttli     t^i^i     <TtAja-a^     j^.^    lO 

oj      ^j-rLliZ     öj^        .j^l^i^iD     Vi     wÄm^Zfc     wi»aJiAl.Q.A     i^X^ 
^j         .CT-lllj     ^^li.?i.(     \lo     \^jo     y]     fl      ^l^^ZZ      (?rri      j^j      XiAjc    ^0 
jj.A^As:i?    {^h^^  r^     /\    l^icuic-^^    lern    l^lxo]    l^\2l^    ^^1^ 


M  Hs.  Sing.         2)  Hs.  j,;n.        •'')  Hs.  Sing.        •>)  Br.  Hs.  +  ^.4,. 
^)  Hs.  Sing.         6)  Hs.  om. 


—     25     — 

stimmuii«;-  lialxMi  d'w  \"ater  getrofteii  \ve<>'en  dos  priesterliclKMi 
Siegels ^-^j,  das  der  Priester  bei  der  Taufe  verleiht;  es  weicht 
von  uns  bis  zum  Tage  der  Auterstehung  nicht ^^).  Dies  be- 
zeugt auch  das  Wort  unseres  Herrn  über  jenen  Kneclit,  daß  ^iatth^'25,29.) 
das,  was  er  zu  haben  meint,  ihm  genommen  werden  wird. 
Das  ist  aber  das  Siegel  der  Taufe  und  des  Priestertums.  Und 
er  fährt  weiter  fort:  ,,Und  er  wird  ihn  zerteilen  und  ihm  Matth.  24,51. 
seinen  Anteil  bei  den  Heuchlern  bestimmen.''  Das  geht  aber 
auf  die  Geschenke  des  Heiligen  Geistes  «^^j.  Und  der,  w^elcher 
einen  Zentner  empfangen  hatte,  sprach:  „Siehe,  du  hast  das  Matth. 25,25. 28. 
Deine  (zurück)";  und  „nimm  den  Zentner  ihm  ab":  wenn  er 
es  nicht  behalten  hätte,  was  sollte  ihm  denn  genommen  werden? 
Siehe,  daß  das  Siegel  des  Priestertums  auch  an  den  Frevlern 
bis  zu  der  neuen  Welt  bleibt.  So  ist  denn  ja  auch,  daß  der 
Priestercharakter  sich  nicht  lostrennt,  daraus  ersichtlich,  daß 
zu  Simon  nach  seiner  Verleugnung  gesagt  wurde:  „Dir  will  Matth.  16,19. 
ich  die  Schlüssel  geben,"  denn  sie  waren  (ihm)  schon  vor  der 
Kreuzigung  gegeben  worden-*'),  „denn  Gott  wird  nicht  wort-  Rom.  11,29. 
brüchig  in  bezug  auf  seine  Gabe,'"  sagtauch  der  Apostel  in 
seiner  Lektion -^^j.  Und  Gregorius  erzählt  in  seiner  Rede  auf 
seinen  Vater ^^j:  Nach  dem  Tode  des  Bischofs  Leontios  von 
Cäsarea  ergriff  das  Volk  unter  Anwendung  soldatischen 
Zwanges  einen  der  Vornehmen,  namens  Eusebius,  brachten 
ihn  vor  die  Bischöfe,  und  (diese)  mußten  ihn  wider  Willen 
weihen.  Als  aber  der  Zwang  aufgehoben  war,  bedachten  die 
Bischöfe,  daß  er  nicht  mit  dem  AVillen  und  der  Liebe  des 
Heiligen  Geistes  geweiht  worden  war,  sondern  unter  Zwang. 
Der  greise -^"j  Gregorius  aber,  der  Vater  des  Theologen,  trat 
dieser  Meinung  nicht  bei-^^j,  sondern  selbst,  als  von  Kaiser 
Julianus  über  die  Stadt  entschieden*^)  ^^j^^  bestimmt  wurde,  sie 
sollte  entw^eder  zerstört  oder  diese  Handauflegung  für  un- 
gültig erklärt  werden,  erzitterte  der  Greis  nicht  und  sein  Sinn 
ließ  sich  nicht  aus  d^r  Fassung  bringen,  sondern  er  erwiderte: 
„Die  Weihe  ist  zu  Recht  vollzogen  worden."  Wenn  denn 
aber  durch  den  Umstand ^3),  daß  sie  ihn  unter  militärischem 
Zwange  zum  Bischof  geweiht  hatten,  sein  Priestertum  nicht 
aufgehoben  wurde,  wie  kann  man  dann  aber  bei  demjenigen,  der 


fol.  12. 


10 


-     26     — 

.2uii^^9    f^\2^    l-^i^     ll-^-^i     s^f^l^     CSjä^i?     imi^c     ill^w^« 
^^..2:1;^     .c<TLA|^i      l'f^      a^(TLA'      ^aI^aI      c^a.^!      ^l^iO      _lji*^i.i.i^      5 

|^^Ai4    "^^    tT^-^^   r:^^    "^^J        .j^^ljLD    ^^    ^Al^^LO?     \£l]    ^LQ? 

asLs?     iJalX)o      .(i.A7o^.:i:i    — ^I^^    (  cjao^j    ^a^^^^o      .jl^aSP? 

i..^Q.£  jZalA:^^:i£>o  jZqJ9(TL2Ao  ^am^.  '^uI^^o    jZoll^'o     .^^|^^o 
0  Br.  Hs.  Sing.         '^j  Er.  Hs.  — .        ')  Hs.  _i^.        *)  Hs.  ffil. 


_.r^  e^    TT«     Sino-  '\    Tir     TT«     ^ 


^)  Br.  Hs.  _:i3.        «)  Hs.  Sing.        ')  Br.  Hs.  — ©. 


—     27     — 

von  den  Bisclnilen  mit  Willen  nnd  überzeugter  Absicht  ge- 
weiht worden  ist,  gottlos  sagen:   „Siehe,  die  Gabe,  die  er  als 
Christ   empfangen  hat.   ist  weggenommen  worden,   wenn   er 
Moslem  wird."     AVenn  er  vielmehr  in  Buße  umkehrt,  liat  er 
eine  zweite  Taufe  nicht  nötig '^'*).     Und  solcher  gibt  es  viele. 
Wenn  wir  aber  deshalb  verworfen  werden,  weil  wir  von  den 
Bischöfen    geweiht    w^orden   sind,    die   dem  Patriarchen  ihre 
Unterschrift  gegeben    und  ihm   nicht   entgegenzutreten   ver- 
sprochen haben  und  die  er  (erst  daraufhin)  geweiht  hat,  so 
sagen  wir,    indem   wir  dieses   Bedenken  beseitigen,   daß  das 
Christentum    auf  zwei  Arten    vollständig    gemacht    wird^"^), 
durch    die   Taufe,    meinen  wir,    und   durch    das   Priestertum. 
Durch   die   Taufe    aber  werden  wir  vollständig,    indem   wir 
dem  Satan  und  seinem  Dienst  absagen  und  uns  Christo  und 
seinen    Lehren    angeloben -^ß).      Das    Priestertum    empfangen 
wir   aber  durch   die  Homologie ^'^),    d.   h.    das   Bekenntnis ^8), 
das  wir  ablegen,   indem  wir  es,   eben  unser  Bekenntnis,  auf 
Papier  schreiben    und    darin  unsern    Glauben,    den   wir  be- 
kennen ^8),    darlegen.     Die    heiligen    Väter    haben    aus    drei 
Gründen  bestimmt,   daß  die  Homologie   verlesen  und  aufge-  ■ 
schrieben  werden   soll:    erstens,   damit  wir  nicht   das  recht- 
gläubige  Bekenntnis   ändern  und   dem  Patriarchen   mit   der 
Lehre    einer    der   Ketzereien   entgegentreten,    und   zweitens, 
nicht  die  Ordnungen  und  Bräuche  der  Kirche  brechen,  drittens 
aber,   damit  wir  von   den   Almosen,   die   von   der   Gemeinde 
einkommen,    dem  Patriarchen    für   die  Notdurft   der  Armen 
(ab)geben'^^).     Und   demnach    verleugneten    oder   verleugnen 
diese  Bischöfe  überhaupt  nicht  das  Bekenntnis  oder  die  Kirchen- 
ordnungen,  die   sie   aufgeschrieben  hatten,   sondern  stimmen 
dem  Patriarchen,  ihrem  Weiher,   vielmehr  aber  den  heiligen 
Vätern  in  allem  zu,  was  sie  geschrieben  hatten,  und  stimmen 
in  eine  Überschreitung  des  Gesetzes  und  der  irdischen  Bräuche 
nicht  ein,   weil   Christus   sie   gelehrt  hat,   solche   (Menschen) 
zu  verwerfen  ^^),   auch   der  Apostel   Gottes,   Paulus,   sie   vor 
diesen  zurückgehalten  hat,  indem   er  sagt:    „Die  Werke  des   (Gai.  5,19 f.) 
Fleisches   sind  Feindschaft,  Eifersucht,   Trennung,   Spaltung, 
Habsucht,   Geldliebe.    Ruhmredigkeit,  Verleumdung,  Zweifel, 


fol.  18. 


—     28     — 
.—A^^i    ^   ^A^I^x    ^JolJ^o    jL^'o^lik    ^^r^       .ali^aATi    i.oi.,AAKMCi 

ilo^li^     ^"^^     — A^ika^O      _a1^      ^a'^Ljx>      \h.A^:^     —^lukn-i?      _a1^a^o 

^oki]     ^A^ikA^Iu^     ^^r^i         .l^^o     ^^^süLo     Xsi^Of^     ^^oaxi^Li 
—Iaj.^    X^A.^^    \'\2(TL^        .ocni     .oo(Tl2    \^^f^     c<tl!^    ^c<tla,.aJ      5 

^^i-^äDi  ^Ip   ^iiAa-»4  vom  Uj^jo      .wS,™mo  Jt-lAo  f^l^^?   ^^? 

('^^1   ^2')   (TL^  V^n^  ^A^V^?   ^^\^  i^AJ]  ^A^o  jZolAAj  '^i^a^j 

i^^iäS^  ^aJ  )Z.c;.li»..|i^  oo(7i  cu4A^Zj  .sdkjaljj  .o^TiA^l  ^^t"^  r-^ 
.'^jali  i.\^^5  ^^^  .Ui:iJ  o^  "^AJa^Ä^^  \^\^}  .'i-J?^?-*  "^^^ 
^^axLl^o    X^M^c    \:^M,^    ^:^sü.2    ^^      .\2ax^    ^j^'^    ^h,A^\^    ^'^^' 

^-n  Vi  ^sf  yA<TLAJo,.^iJ  fl?  ^^^^  jZ-aAlAo  jZ.a^AA  >CLS^Ä>io    .(rul-o? 

fol.  14.       .j,,^  Ua:^,.s  (^öxs  I  Vr'  ^^Jt^»  "^^^    .^Lo.h^^lt^  Ll^^]  \2]^   iLoj 

^Ti   w^O|.lJQu&   ^vAl^Zj    (  f^i    i.A..     o\^      .fX>     wAaSf     ocp     o-^Lj» 


')  Hs.  ^^^Xa.  0  Hs.  Sing.  3)  Hs.  pkll.  ')   Br. 

Hs.  ^,.        5)  Hs.  oPn.        '^)  Hs.  o^.        ')  Hs.   ^s^.        s)  Hs.   <tls. 
^)  Hs.  ^,. 


—     29     — 

Mangel  an  Glauben*' ^i).     Also  folgen  sie  dem  apostolischen 
Bekenntnis^''*)  und  Ordnungen  und  hassen   und  verwerfen  die- 
jenigen, welche  diese  bösen  Dinge  tun  und  wenden  sicli  von 
der  Vereinigung  mit  ihnen  rundweg  weit  ab.     AVenn  ihr  aber 
Anstoß  an  diesen  Bischöfen  nehmt,  daß  sie,  nachdem  sie  uns 
geweiht  hatten,  von  neuem  aljermals  ihre  Unterschrift  jenem 
Oberhaupt  ^^)    gegeben  (?)  haben,    so  beseitigen  wir  diesen  •^•*) 
Zweifel  so,  daß  wir  sagen,    daß  sie,  falls  sie  ^'')  aus  eigenem 
freien  AVillen   dies  getan  haben,   Verleugner   sind,   wenn   sie 
aber  unter  Zwang  und  Schlägen  so  gehandelt,  und  wie  die. 
welche  ihre  Zeit  auskaufen,  getan  haben,  überhaupt  aber  nicht   J^^f;  45^' 
zu  tadeln  sind.     Denn  eine  andere  ist  dessen,  der  aus  Furcht 
und  (unter)  Martern  die  Unwahrheit  sagt'^^),  und  eine  andere 
dessen  Verurteilung,   der  lügt ''6),   ohne   daß  Gefahr  vorliegt. 
Denn    ein   Mann,    der   eine   Lüge    erdichtet  und   durch   sein 
eigenes  Verderben  anderer  Erlösung  erkauft,  ein  solcher  ist 
ersichtlich   in   der  gleichen   Lage   wie   die  Hure   Rahab.  „er  jos.  2. 
wird   also   deshalb,   daß   er   den  Satan   verleugnet,  gerichtet. 
Da  gebührt  sich,   daß   er  dies  von^^)  dem  Schwerte   ertrage 
und  die  Perle  nicht  verliere.     Wenn  er  aber  infolge  Herrsch- 
sucht und  menschlicher  Leidenschaften  leidet,  was  Leid  ver- 
ursacht, so  wäre  es  für  ihn  gut,  die  rechte  Zeit  für  ein  jedes 
Ding  wahrzunehmen",  wie  Mar  Afrem  sagt'^^).    Denn  die  hei- 
ligen Väter  haben  ja,  wenn  Not  an  sie  herantrat,  die  Lüge 
wie  die  (giftige)  Arzenei,  die  zum  Nutzen  da  ist,  gebraucht, 
wie  Samuel,  jener  Prophet,  aus  Furcht  vor  Saul  den  Hohen-  ^-  san^^ie.i— 5 
priester  Abjathar  belog,   als   er  das  Brot  und  das  Schwert       (22,20.) 
nahm  ^9),  und  Jakob  um  des  Segens  willen  seinen  Vater  Isaak   1.  Moae  27. 
täuschte   und   Paulus,   als   man   ihn   mit  Riemen  ausspannte, 
zu  dem  Zenturionen  sagte:   „Einen  Römer  schlägst  du,  ohne   Apg.  22,25. 
daß  er  verurteilt  worden  ist?"  und  David  König  Achis  gegen-   1.  Sam.  21,14. 
über  die  Lüge  gebrauchte,  als  er  seinen  Speichel  auf  seinen 
Bart  herabfließen   ließ   und  Blödsinn  ^o)   und   Wahnsinn  heu- 
chelte, damit  man  ihn  nicht  griffe,  und  auch  darüber  gesagt 
hat:    „Icli  sprach  in  meinem  Zittern:   Jeder  Mensch  hat  ge-   i*«  neM. 
logen."     Eben  in  dieser  Weise  haben   die  heiligen  Bischöfe 
gehandelt.     Denn   sehet  doch,   daß   damals,   als  jene  Synode 


fol.  15. 


—     30     - 

,i.CL*c,.l.l  i^iiüc  U-aJ-  -i--^^:  -»rf^-^  '^llo'^  iLA]liUiD  j^w^j^jls 
f^:,  .'Zorn  i}la.^.^iiD  jjaJ  s^^j^  ji.:Ä^o  ilüj^AiiD  M  ^Jr-^li^o  ootn 
j^,.m1u  ^aLD7  7  ^J|.l2.^  ^>-^®  \^^]  >^<**-s  J071   r-^^i^      -ir^^-^    ^-^ 

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(  .A^  .  j  .^a^:=;  ,^^n  nJ  ^^^^d  .^I^i^^o  ^^  >  .oq.j^L  .  j  j.^) 
^«^A^  f^^^^oX  .o^Jj  ^^1)  .j^^J^mS  j^^l9Zo  |Z).laSO  ^:jätt^p 
.^Cää*     .a.^!^     ^^üXitp      i^AO^      ÜO  .^A^il^      ^.StTLAi      ifA^-C^      ?     20 

oc^  C|.i:^l.^  ^aI^aJ  wAa^p  |io  .\^rTy^i  \:^Zi.£)  ^A^JJo^f?  s.£tt,^ix)9Z.ij:> 
a^^^AJ    J7fji4    ^1?    X^'i*^    .o(TL^^    ^!^^o       .^▲a.A    j^    "^oA^? 

1)  Br.  Hs.  +  ^,.  •')  Hs.  ^l^sZjo.  '')  Oder   cruis^. 

^)   Hs.   PI.  5v   Hs.  Sing.  e)   Hs.  ali.  ')  Hs.  Ui^i.       «)  Br. 

Hs.  —  ,.  ')    Br.  Hs.  oiiox^.         '')   Hs.  ^j,.  ")  Hs.  071. 


—     31     — 
voller  Hinterlist   und  Parteilichkeit   versammelt  war,   ü'cjren 


Ö^O' 


die  Frommen  Martern  jeder  Art  beschlossen ♦^i)  und  wilde  Wut 
erregt  und  gegen  uns  Unglückliche  Hinterlist  und  Heimtücken^-) 
geschürt  wurden,  über  sie  selbst  aber  mannigfache  Arten  von 
Geißelungen  ausgebreitet  wurden  und  unerbittliche  Geißol- 
schergen  und  Wut,  die  wie  ein  Feuer  entbrannte.  Als  sie 
aber  die  ganze  Verschlagenheit  und  auch  die  Verwirrung 
sahen,  gaben  sie  ihre  Unterschrift  wegen  des  herrschenden 
Zwanges.  Vergleiche,  o  unser  Bruder,  und  siehe  Verhältnisse, 
die  einander  ähneln:  Aaron  goß,  damit  das  Volk  ihn  niclit  2.  Moae  32. 
tötete  und  sie  nach  Ägypten  zurückkehrten  und  (Gottes)  Plan 
vereitelt  werde,  nach  dem  Willen  des  Volkes  das  Kall),  und 
diese  Bischöfe  fügten  sich^-*),  damit  er  uns  keinen  Leibes- 
schaden antäte,  der  bösen  Zeit  und  gaben  ihre  Unterschrift. 
Himmelreich  und  Hölle  sind  dem  Willen  verheißen,  und  nicht 
durch  Gewalt  (werden  sie  zuerteilt  l  Gew^alt  haftet  am  Schwerte, 
und  der  Wille  wendete  sich  zur  Wahrheit^-*).  Denn  Gregorius 
pflegte  zu  sagen,  daß  derjenige,  welcher  mit  Gewalt  festge- 
halten wird,  wahrscheinlich  eine  Gelegenheit  erhalten  wird, 
sich  selbst  frei  zu  bestimmen (?).  Wenn  ihr  aber  deshalb,  daß 
man  uns  abgesetzt  hat,  an  uns  Anstoß  nehmt:  hierauf  sagen 
wir,  daß  wahrlich  die  göttliche  Vorsehung  sich  nicht  herbei- 
läßt, den  menschlichen  Stimmungen  (sich  anzupassen),  aucli 
Christus  nicht  mit  uns  beschließt  ^^).  wenn  wir  in  Gefühls- 
erregung beschließen.  Denn  wenn  Christus  auch  Petro  die 
Gewalt  übergeben  hat,  so  hat  er  ihm  doch  mit  den  Schlüsseln 
99  Gebote  gegeben.  Gott  sagt:  „Wenn  ihr  in  mir  und  in  joh.  15,7. 
meinen  Worten  bleibet,  so  werden  meine  Worte  in  euch  bleiben. 
Wenn  ihr  meine  Herde  aber  in  Keid  und  Haß  und  fleisch- 
lichem Sinne  weidet,  werden  die  Schlüssel,  die  ich  gegeben 
hal)e,  nicht  schließen,  und  das  Schwert,  das  ich  euch  über- 
geben, nicht  schneiden,''  sowie  das  Schwert  der  Bischöfe  von 
Chalkedon  niclit  schnitt,  als  sie  Johannes  Chrysostomus  ab- 
setzten (!),  und  ebenso  das  der  Bischöfe  nicht,  die  den  Patri- 
archen Johannes  Bar  Maschke  absetzten  6^),  und  das  des  Haje, 
der  Jeschu  Bar  Schuschan  absetzte  0^).  Und  all  diese  Bann- 
flüche, die  (von  ihnen)  gegeneinander  geschleudertes)  wurden 


—     32 


(TLSO       CC^      Ci^^Mif^j       \1.\1js,0       ].lQfiU*       |„A^  .\LZ.^      ^.LD      \l2l      ^J^\ 

ij^oi    ^^     vi       -r-^-r-     i--9i-»*^     i^^J     ^^     a^^     '^1-^ 

^ILD    jA^^    jic       .i^^^?     U*.£i^       .^Ik    Jon     .^I»'     ^AJJ     jc^ 

foi.  16.         i^ffiA^     ^'i>D   j^iicnaiiiJ   tlo   ic::c.^i^  "^S-a^aJ?   v^a(    ^acti   ^a1=:^äL0 
ri^nJf    jo-i3>    "^li^X    \a^^    .Q-A-to}^    '^▲JJb.ü    >^Af    ^Acrn    ^l^j^lk^ 

Zcm    Z9,.£=^Zf   ^.aaaA^^   opnn  ccil^kr?    ^-^-^    W^'a^'     iJ}^jo       .i^ilA 
C'::.,^  ^i^^  ?"*»'*'®  ^£.m£J   w^j   \2}z^  (Tl^c     .aüA^Zjo  ^c(TilaÄli.ii>o 

fiAjsi  n^^aJ  ]]    .J9Q.J7  ^J^  iJt»C"^  ;^^'   r^^-^l-t*  '^'^!   r-^    "^^f!   i^>a^s 


')  Er.  Hs.  -  ,.  2)  Hs.  oo^n.  ')  Hs.  +  ., .  ")  H^.  PL 
'^)  Hs  c<Ti.l'^LO.  ^)  über  der  Zeile  na chgetr.  M  Hs.  ^C^?  (statt 
^^^^7).  ^)   Ks.  +   >-Ä^j-CamX.  ^)   Hs.  (Tiach  dem  l^rtext)  Tl. 


—     33     — 

wie  Rauch   aus  einem  Fenster,   wurden   aus   Neid   und  Haß 
ausgesprochen,  und   ebenso    Michaels   widerrechtliche  Bann- 
flüche gegen  uns,  ohne  daß  wir  verurteilt  waren.     Und  wenn 
wir  deshalb,  daß  wir  die  Flucht  ergriffen  haben  ^^),  für  Frech- 
linge und  Diebe    angesehen  werden:    wisse,    daß  wir  nicht 
(einem  Leben)  der  Ruhe  und  Freiheit  entflohen  sind,  sondern 
Drangsal  und   Knechtschaft.     In  Gleiche   mit  Paulus  haben   2.  Kor.  11,24. 
wir 70)  je  40  Schläge  weniger  eins  von  den  Henkersknechten 
erhalten,  die  uns  bewachten  "^i).     Und  zuletzt  wurden  wir  in 
eisernen  Banden  zwei  Jahre  lang   in  den  Turm  gelegt,  und 
niemand  war,  der  uns  Barmherzigkeit  erzeiget  hätte  im  Brechen 
des  Brotes.     Denn  weder  regnete  es  wie   dem  Volke  Israel  2.  Mose  le. 
in  der  Wüste  Manna,   noch   auch   nährten  uns  wie  Elia  die   1.  Kon.  17,4.  6. 
Raben,  noch  wurden  wir  wie  Daniel  in  der  Grube  von  dem   Gr.  Dan. 
Propheten,  der  durch  die  Luft  dahinflog,  gesättigt,  noch  wurde 
uns  als  von  ihrem  Herrn '^-)  ein  Almosen  gegeben.     Und  als 
wir  im   Turme   von   solcher  Drangsal  bedrückt  wurden  wie 
Manasse  im  ehernen  Turme '^^),  hörte  Gott  unser  Seufzen  in   2.  chr.  38,11  ff. 
unserer  Gebundenheit.  Und  wie  die  Athener  (gestraft  wurden), 
welche  darum,  daß  sie  Sokrates  getötet  hatten'^'*),  Hungersnot 
und  Pest  zum  Lohne  empfingen;  in  Gleiche  mit  den  Samiern, 
welche  den  weisen  Pythagoras  verbrannt  hatten,  deren  Land 
in  einem  Augenblicke  vom  Meere  bedeckt  wurde;  und  in  der 
Weise,   wie   den  Juden   darum,   daß  sie  Christum  gekreuzigt 
hatten,  ihr  Reich   zersprengt  wurde    und   sie   unterlagen  "^^j: 
in   solcher  Weise   wurde   auch   den  Bischöfen  und  Mönchen 
dafür,    daß    sie    an    Barwahbuns    Verderben     Wohlgefallen 
hatten,  ihr  heiliges  Kloster  von  Feuer  entzündet  und  verdarb 
auch  die  Anmut  des  Klosters  und  seiner  Ausstattung,  nicht 
wegen  Barwahbuns  Heiligkeit,    sondern   wegen   des  ihm  zu- 
gefügten Unrechts.     Denn   Sokrates  wurde  ja   nicht  Piatos 
wegen   getötet  und    auch  Pythagoras   nicht  wegen   der  Ur- 
gestalt   des   Beckens    und   Christus    nicht  wegen    des   neuen 
Gesetzes,  das  er  gegeben  hat^^),  und  auch  Barwahbun  nicht 
deshalb,    daß    er  etwas   Neues  getan   hätte,   das  in  unserer 
Welt"^^)   nie  geschehen   wäre.     Als   wir   aber   sahen,    daß   er 
nach    dieser  Feuersbrunst    uns    nicht    wie   einen    (Kriegs)ge- 

3 


-     34     - 
^AfTL^f]    ]3o     fc^    '  n^it    j<rui.     ^^-^»0    13 o       .^1^    jo^    ^— >^ 

w^ol^l^a^   <t^!c      .,-lI^.aAJ   ^^jax   :>Df^  ^^    ,.ao?    >f^\o     .—l^^f 

(^—^7    i3.<^<^)      ^AA^o      ilAV      ^i4l:ii>V(^      vtn  t\cZi.o      Zol;.     ^^a, 

:>0f^    \fjikO.Ä,    sj^(tlao    '^•^^    \-A^L]    \2<Ti    \aso.^    ^f^m      .i^j^?    15 

0\a^a))    ^^]    .1,.aLa,L    (Tl2^^o    _i1;>1    i^LocV^    f^.^    ZaXo    ^Jj^^äC)! 
4^jri     ij^i^Jo     ^2f^o.^^z^     ]c(TUy     il^A?        .<tl1^a?      Ur^pj     >^   20 
il^^j        .(  j.^     I^a^?     i^J-^-^     ^1^^^     "^^r^     f^o        .)^.lkJ:>cZ 

fol.  18.  jr-i?     _^m     >^tn     V)-^A^LQ     V^VO-i,     i.:=i.4AJ7     w^ol    '     — lA^^AlaO      i^ 


1)  Hs.  —  ,.        2)  Hs.  ]J7.        '')  Br.  Hs.  oil^uil^.        ^)  Br.  Hs. 

-X)?     ]-fcÄ4*.  ^)  Hs.  Sing. 


—     35     — 

faiigeiien  loszukaufen  gestattete  nocli  um  Gottes  willen  los- 
ließ'^'), noch  uns  gegen  Bürgschaft  unsern  Vätern  übergab, 
indem  er  sich  unserm  zuredenden  Bitten  nicht  neigte  und 
von  unseren  Tränen  sich  nicht  versöhnen  ließ,  da  achteten 
wir  unser  Leben  für  nichts  und  gedachten  zur  rechten  Zeit 
des  Wortes  unseres  Herrn,  das  da  sagt:  ,.Wenn  sie  euch  in  Matth.  10,23. 
dieser  Stadt  verfolgen,  so  fliehet  in  die  andere,"  und  darum 
wichen  wir  aus  wie  Mose  vor  Pharao  und  verbargen  uns  1;  kö^  19,3. 
wie  Elia  vor  Isebel  und  machten  uns  wie  Jakob  vor  Esaus  ^-  ^o^e  27,41  ff. 
Zorn  auf  den  AVeg  und  gingen  wie  David  vor  Saul  von  1.  sam.  19,10 af. 
dannen  und  stiegen  wie  Paulus  aus  dem  Fenster  hinab  und  Apg.  9,25. 
befreiten  uns  wie  der  Apostel  Petrus  von  den  Ketten  und,  Apg.  12,7. 
mit  einem  Wort,  wir  flohen  vor  Herodes^^)  und  gelangten  (Matth. 2,13-15.); 
unter  vielen  Plagen  und  Demütigungen  (?)"^)  nach  Jerusalem 
und  nahmen  zu  dem  heiligen  Grabe  Christi  unsere  Zuflucht 
und  gasteten^ö)  bei  dem  Volke  der  Armenier.  Als  es  aber 
unser  Feind  hörte,  sandte  er  dem  Katholikos  der  Armenier 
Geschenke  mit  dem  Ersuchen,  uns  von  dort  zu  vertreiben; 
und  als  Gold  und  Parteilichkeit  den  Sieg  behielten,  zogen 
wir  von  dort  fort  und  wohnten  im  Tale  Josaphat  bei  den 
Armen  und  den  anderen  Bettlern  als  Fremdlinge.  Dann  (aber) 
behauptete  sich  jener  Priester^i)  stärker  als  wir  und  bestach 
den  Vogt  des  Tales,  und  so  zogen  wir  unfreiwillig  von  dannen. 
Als  wir  diese  trostlose  Bedrängnis  sahen  und,  daß  unser 
Leben  dem  Vergehen  nahe  war,  da  wagten  wir  es,  vor  den 
Patriarchen  der  Römer  zu  gehen,  und  taten  ihm  unsere  ganze 
Geschichte,  so  wie  sie  ist,  kund.  Als  er  aber  das  uns  an- 
getane Unrecht  erfuhr  und  begriff,  gab  er  uns  Jerusalem  samt 
seinem  (der  Stadt)  Gebiet,  daß  es  unter  unserem  Befehle 
stehe  und  wir  hier  (feierlich)  ausgerufen  würden.  Wir  aber 
stimmten  dieser  Absicht  nicht  zu,  damit  es  uns  nicht  als 
Anstoß  angerechnet  werde.  Seht,  wir  schauen  also  nach  dem 
Eifer  der  heiligen  Bischöfe  aus,  daß  es  eucli  leid  werden 
solle  um  den  Untergang  der  wahrlich  heimgesuchten  Kirche 
und  ihr  versöhnt  werdet ^'^).  Denn  wir  können  nicht  weiter 
solch  bittere  Plagen  ertragen,  daß  wir  so  als  Gast  bei  fremden 

Völkern  wohnen  müssen  und  unseres  Volkes  und  unserer  Kirche 

3:1: 


—     36     — 

^A^lS     9^a^o    fZaJV^.!^     w^£.io     j^i^c^     w^^Iac     ]lfL^     5|^«^7 
. jA'=^1*^?     ((TL^     1,2^^1^    ^A^^    ^^^     jmo      .j(7i^^    (TLliA::;^!;;^     ^ 


—     37     — 

beraubt  sind  um  der  Nahrung  willen  der  Begierden  Michaels, 
der.  wie  ihr  sehet,  gewalttätig  das  Amt  des  Patriarchats  zum 
Erb  gute  machen  will^^)  wie  das  der  Armenier.  Denn  wir 
sind  bei  allem,  was  der  Kirche  hilft  und  sich  mit  Wahrheit 
gürtet S'^)  und  der  Gerechtigkeit  folgt  und  unserer  Seele  ^^) 
nützt,  und  wir  sind  bereit,  es  zu  tun  und  auch  durchzuführen 
und  unsern  Willen  zu  brechen  und  Gottes  Willen  aufzurichten. 
Und  dies  genügt  ja  deiner  gottesfürchtigen  Seele;  (und)  mögest 
du  dich  des  heiligen  Friedens  erfreuen. 


Ende. 


fol.  18. 


fol.  19. 


"K^i^ikLO    v^i^S    icli^jcf    ,«Lü     ^CL^mo     '^    ^l'^")     iZ.j-^? 


fVCTaJ'    \^]  ^^  l^^    oKa]  ^ll.  ^i>c»  iZoii,^?  %,A^^   l^CL^ 
L^  w£J©     .iAlll:::;o  (^^^]3i£)'  IcJ^  ^^»0^:^00  wA^LDl^,:iO  \Los^j,^.^o 
om   \i£LA,  _a(7lX   i^V^   \a^2i   ^l^rn    fZaswXo    ii.s.AA«X   i;^|Mlo 
^7   U      .^Ofi^L^^i   j^J«d;!▲^^  ^r^tTL^lp      'V^h   (r^la^^iAlf    \2'^    -^^^ 
ilmsuä,  'Ln^?!  ,  j   t^i   o^j  ^L09  )  ^^als   c(      .j^it  olLo  iloX  ^\,.a 

^^i^^  ^^  i^c^  sa^aI^Z.  "K^s  ^a^i-X)  .  a:=,^  ^^i.^^^?  ,  o(7La:wa|7 

.w^i^  ^la^AS  V^tt^  iiM^7    ^..mO.2  f<A\0    ..(TL^L]    ]f^]   ^^a^^  ^j]    v^^jo 

<^{o    .jZa.2i^l£=,  w^wjZj    '    w^j£C.A  ^{o    .^1  Jitl!:^  >q.1  ('i^^-AAz::; 
0(Ti  ^^(TUiA  {(TlI^P  ^AJa:^A  ^•^j^  .>aAX>i  >ciALOo  ^J^tl^  .  c^mjo  ^c:L£) 

^^  V*£^  l-^^M   t^jc     .wOA^  i^'l''^^  l^^   i-^-A-j    s^|c     .^i^.li.( 


15 


Der  erste  Brief  endigt  auf  halber,  der  zweite  beginnt  auf 
nächster  Zeile.  .  Die  nachträglich  eingefügte  Überschrift  füllt  den 
Rest  der  Zeile  und  fährt  dann  zwischen  den  Zeilen  und  am  Rande  fort. 

^)  Hs.  Sing.  ^)  Am  Rande  nachgetragen,  durch  Asterisken  an 
die  betreffende  Stelle  eingeordnet.         ^)  Hs.  o|.        *)  Rr-  Hs.  ^aI;^^. 

^)  Hs.  i^o^^jo.        ')  Hs.  orn.        ')  Hs.  iva^as. 


u 


Brief,     welchen    Barwalibuii    von    Jerusalem     aus    an    den 
Patriarchen  Mar  Michael  schrieb. 

Die  Benennung   der  Güte^*^)   stammt  von   obenher,   die  Jak.  1,17. 
herabkommt  von  dem  Vater  der  Lichter  und  als  Gütigkeit ^'^) 
sich  erstreckt  und  gelangt  zu  den  Engeln  und  Menschen  und 
zwar  auch  bis  zu  den  Tieren  und  den  Dingen,  welchen  eine 
Seele    Bewegung    verleiht.     Denn    es   ist    dieser   Name    der 
(Tätigkeit  des  Guten,  welcher  den  preiswürdigen  Eigenschaften 
alles  (Seienden)  gegeben  wurde.     Aber  man  wußte  nicht,  bei 
wem  sie  sich  niederließe  und  in  wessen  Schöße  sie  wäre,  außer 
wenn  die  Weisheit  den  Schoß  anblickte  und  sie  sah  und  sie 
das  Wissen  offenbarte  und  jene  ihre  Früchte  zeigte,  die  es 
sind,  die  ersehen  werden  an  unserem   allheiligen  ^^),    dreimal 
seligen  Vater,  Mar  Michael,  dem  Patriarchen  jenes  apostolischen 
Stuhles  von  Antiochien  und  Syrien   oder  vielmehr  des  Alls 
oder  dessen,   was  unter   dem   Himmel  ist^^);    ihm,   der  statt 
irdisch  himmlisch  zu  sein  schien  und  wie  Adam  durch  Hand- 
auflegung  zum   Priester  geweiht  wurde,   und  wie  Noah  ein   1.  Mose  8,20 f. 
Opfer  zum   süßen   Geruch   darbrachte,   und   wie  Melchisedek  joh^^e^g/ff*^' 
himmlisches  Brot^*^)    darbrachte    und   auch    priesterlich  ver- 
waltete, und  wie  Abraham   mit  Gott  in  einen  Bund  9^)  trat,   1.  Mose  i5,i8. 
und  wie  Joseph  durch  Züchtigkeit  sich  auszeichnete,  und  wie   1.  Mose  »9. 
Mose  und  Aaron  Priester  und  Diakonen  einsetzte,  und  wie 
Samuel  sich  selbst  Gott  freiwillig  hingab,   und  wie  Pinehas  4. Mos. 25,7 ir.  11. 
sich  mit  Eifer  wappnete,  und  wie  David  sich  in  Demut  klei-  2.  sam.  6,20  ff. 
dete,  und  wie  der  Prophet  Jesaja  Geheimnisse  erklärte,  und 
wie  der  Prophet  Jeremia  von  Mutterleibe  an  erwählt  wurde,  Jer.  1,5. 
und  wie  Petrus  und  Paulus  mit  den  Schlüsseln  betraut  wurde  Matth.  i6,i9. 


fol.  20. 


—     40     — 

X^y^'    c.1a1    "^^^    ^.«AA^.^    ^nal^lo      .jLftl^^Joj    j^iäO?    (^.4^9    10 

An.a^  t3,S        .foon    ^^Zj?     orri    p.AX^:=io        .^-^^^    ^iM^!^     ^^ 

.az^j^  jZ^^_fiD  )^^a:^:s  i^so  |Za:^|.s  (Tlso  V*is  Vi  .joi-s)? 
.fZo^jo  ^:^^*1  '^a^b?  ]'f^-^  \a<tl£>  ^ld  ^lSLS(Tt  \A]h.^L  p^.sa^ 
.f(TL^7     ^ISwS    ^i^A^i    ^^rn     j^^lJV       .V**f^^    >^]    ^^    ^~^m 

**  **  / 1 1    ( 


0  Br.  Hs.  +  ^^^cTLS.  2)  Br.  Hs.  ?.  «)  Br.  Hs.  ,_^iß^. 
*)  Br.  Hs.  ©L^i  cTLliD?  r:-*^)  ^^(TiJiO?.  ^)  Br.  Hs.  ^©.  «)  Br. 
(streicht  das  gleich  folgende  pl?)  Hs. — .  ^)  Hs.  j^so??  .JZojka^^o 
UfUo.  «)  Hs.  ^<Lj^.  «)  Hs.  ^liol;.  ^")  Oder  i^a^^. 
•^)  Br.  Hs.  ^Lo. 


—     41     — 

und  gleioliergestalt   wie  die  Väter  und   Lehrer   der   heiligen 
Kirche  sich  in  mannigfachen  Kenntnissen  und  AVissenschaften 
hervortatst),   so  sehr,   wie  weder   einer  von   ihnen   in  jedem 
einzelnen  (Gegenstande)  allein (?j,  noch  auch  der  eine  in  diesem, 
der  andere  in  jenem.    Und  darum  nenne  ich  ihn  das  (Schieds)- 
gericht   im  Theater   der  Wissenschaften  und   die  Quelle  der 
Weisheiten,  und  die  einen   von  ihnen,   den  Gütern,  leuchten 
an  seiner  Seele  hervor,  wie  Gerechtigkeit,  auch  Weisheit  und 
Kraft"3)   und  Züchtigkeit,   und  die  andern   an  seinem  Leibe, 
wie   Schönheit   und  Ebenmaß   und    Gesundheit  und  Gecken- 
haftigkeit,  und   die  einen   von   ihnen  sind  jene,   die  für  sich 
bestehen,   wie   Barmherzigkeit   und    Größe    und   Berühmtheit 
und  Selbstabtötung,  und  die  andern  die,  welche  seines  Wesens 
Größe  ^■^)  begleiten,  wie  Einfachheit  des  Charakters  und  Be- 
ständigkeit der  Hoffnung  ^5)  und  Sorgfalt  im  Wandel,  die  seinen 
seelenhirtlichen  Zuspruch  aus  dem  Evangeliumsworte  trägt  ^6) ; 
und  über  ihm  sind  die  sieben  Augen  des  Herrn  geöffnet,  die   sach.  4,10. 
die  ganze  Erde  anschauen;   und  er  zeigte   sich  wahrlich  als 
Teilliaber   an  jenem  Wissen,   das  Mose   gegeben  wurde,   und   (Apg.  7,22.) 
an  der  Verständigkeit,   welche  David  geschenkt  wurde,  und 
an  der  Weisheit,  welche  Salomo  leuchtete  und  an  der  Helden- 
haftigkeit.  welche  Elia  anhaftete,  und  an  dem  Denken,  dessen 
Geheimnis  Jesaja   enthüllt   wurde,   und   an  der  Offenbarung, 
welche  Daniel  offenbart  wurde,  und  an  der  Furcht,  welche  ül)er 
Habakuk  aufging,  und  an  der  Gnade,  die  den  Aposteln  gegeben 
wurde,  ihnen,   die   durch  ihre  Belehrung  und  ihre  Schriften 
das  Herz  der  Väter  zu  den  Kindern  bekehrt  haben;  und  in  eben 
dieser  Weise  sind  auch  durch  die  angebeteten  Schriften  unseres 
dreimal  seligen  Vaters  wir  zurückgekommen  von  dem  langen 
Umherirren  unter  den  Völkern  und  Nationen.  Jene  (Schriften) 
wurden  wahrlich  wie  jene  geheimnisvollen  Tafeln,   die   vom  2.  Moae  82,i6f. 
Finger  Gottes  geschrieben  waren,  auf  unsern  Händen  (feierlich) 
einhergetragen  und  kosteten  wir,  wie  die  göttliche  Rolle,  die 
Hesekiel  gegeben  wurde,  mit  unserem  Munde,  und  es  fiel  gleicher-   Hes.  3,1  ff. 
gestalt  wie  Gottes  Heilsbotschaft  an  die  Niedergeschlagenheit 
Adams  deine  Stimme  in  die  Ohren  deines  Sohnes  und  Knechtes 
herab  und  wurde  geliebt  wegen  der  Sprache  deiner  Lippen; 


fol.  21. 


—     42     — 

>^|o  .L*C^       fr-^r^       t^f^       ^tt£9       l"Af^^       (TlJc^f      ^1^?       |.aC^       «^( 

jj.:;;     <fA]o        ..OfLjxtL     i^M'      ^^^^^.^^^^     iJ|     >claj£7      o^^lk     yuJLo 
..oI^s.J.    jLftit?    t^ucol^o     ,as^i.    V^"»*^'     i^oL^    Zo!:^        l^Q»»! 

.oli^^il    ^äLc    "^1    i|~*^i    i=ijl    ^a(©       ..oo^Z.    iJj^ÄiiO    (iiii)c-3 

v.jcal^a,^^j  «^j    .,  cLac::.   iAc::^?  ^an^A^jo  ,  a.£LA^f  <..2u:^a*  ,oc^Z. 

^oo(TiJ7    iA1.4J.2   ^MjäSiA^    t^7       .fL^iul     jZ.al.A^:^li^    .ou^l|„4    f^ 

Xil^A?   ^j»©j«^Ä   fi.au:) jc;  ,.^Z.i.(?    V*^!-»*      -icv^-»*    ??    l^^    ^^Kls   25 


»)  Hs.  om.        ^)Hs.  ^ocn".        ^)  Hs.  ^^^^0.       *)  Br.  Hs.  -  ,. 

')  Hs.  c(Ti. 


—     43     — 

und   leicht  wurde  die  Krankheit  meiner  Seele  und   die  Ver- 
zweiflung  aufgel()st  und  meine  V^erdrossenheit  von   mir  ge- 
nommen.   Darum  habe  ich  wie  der  verlorene  Sohn,   der  zum   i.uk.  i5,tiff. 
Hause  seines  Vaters  in  Ehren ^'j  zurückkehrte,  und  durch  seine 
Umkehr  Engel  und  Menschen  erfreute,  auch  vor  deinem  Briefe   (Luk.  15,10.) 
wie  David,  der  vor  der  Lade  des  Herrn  tanzte,  frohlockt  und  2.  sam.  e.uff. 
bringe  wie  Zacharias  Loblieder  dar  und  erhebe  mit  Maria  und  Luk.  1, 4 1  ff.  68  ff. 
Elisabeth  die  Gnade  Gottes,  der  in  eurem  barmherzigen  Sinne 
(den  Gedanken)  aufgehen  ließ,  daß  ihr  mich  Armen  heimsuchtet 
und  von  der  Höhe  herab  eure  Hände  ausstrecktet  und  mich,  der 
ich  in  die  Tiefen  der  Erde  versetzt  bin,  heimsuchtet  und  wie 
den  verlorenen  Sohn  an  den  geistlichen  Tiscli  heranführtet  und   Luk.  16,22. 
mit  dem  besten  Gewände   schmücktet  und   aus  dem  Zöllner  Matth,  9,9. 
Matthäus   den   Evangelisten   machtet    und    aus   dem   ZiUlner  Luk.  19,2  ff. 
Zachäus,  dem  kleingestalten,  den  Heilsboten  herfausjstelltet^^) 
und   wie   das   verlorene  Schaf  auf  der  Schulter  trüget  und   Luk.  15,4  ff. 
wie  jener,  welcher  die  10000  Zentner  schuldig  war,  verziehet  Matth.  18.24. 
und  wegen  des  Fundes  des  verlorenen  Groschens  die  Glieder  Luk.  15,8  f. 
der  Kirche  herbeiriefet  und  nach  dem  Vorbilde  jenes  himm- 
lischen Königs  tuet,  der,  als  er  befand,  daß  Adam  ihm  gleich 
zu  werden  und  ihm  seinen  göttlichen  Thron  zu  rauben  trach- 
tete, Demütigung  auf  sich  nahm  und  seine  Verfehlung  sühnte, 
und   nach   dem   Vorbilde    des    Sängers    der  heiligen    Lieder, 
Davids,   auch  ihr   sprechet,    der,   als  sein  Sohn  Absalom  ge- 
tötet worden  war,  sprach:    „Ach,   daß  man   doch   mich  statt  2.  sam.  19,1. 
meines  Sohnes  Absalom  getötet  hätte,''  und  wie  Joseph,  der   i.Moseso.isff. 
unzählige  9'')  Bosheiten  von  seinen  Brüdern  ertrug,  mit  Gut- 
taten  vergeltet  und    wie   Mose,    der  viele   Tücken   von   dem 
israelitischen  Volke  ertrug,  dem  Tode  überliefert  werdet  und 
wie  der  große  Paulus  versichert,   daß  ihr  statt  eurer  Brüder   Rom.  9,3. 
und  Verwandten  nach  dem  Fleisch  verbannt  sein  wollt,  wie 
Stephanus    für    eure    Steiniger   Fürbitte    übet^^°)    und    nach   Apg.  7.59. 
dem  Beispiele   eures  Herrn   um   die,   welche   ihn   kreuzigten,  Luk.  19,41. 
weint;    und    zwar    (tut  ihr)    dieses,    was    ihr   tut^^^),    indem 
ihr    die    menschliche    Schwäche    kennt,    daß    (nämlich)    die 
Menschen   in   dieser  Welt   nicht   ohne    Sünden   sein   können: 
Hiskia,   der   von  Hochmut  ergriffen  wurde;   Petrus,  der  sich   l^^^^'^^Qd«' 


fo!.  -22. 


fol.  23. 


—     44     — 

^^o        .^,.11*a!^lo    (I.AÄ::i    V-^^l     ^     V^'^T^     '^•^■*-*^l!     i'^^r^     ^^    ^^ 
Xili^Lo       .^AJj^L    «^^--^^^JJ'     iö^^    1^=^'     ^^^^i       -i--'^     (ivAÄs 

ol^o   ^^^L^   f£   XAiia.A.'^    fon    j-|.^    Iß    s-^al^uj»!    Jörn    xil;;k^Z.j 
fjaj     .^Af     oon    (*Q-a.^j     c\A.aJ'     jlaAAn.^o    ^^oLojZ    %,!    oo(ti 

')  Hs.  VsU^? .       ')  Hs.  -  ^ .       3)  Hs.  ^©(jxl.       ■')  Br.  Hs.  ial? . 

5)  Hs.   >^rn.         ^)  Hs.   ^.A^7 .         0  Hs.    oü^j  (in  der  Zeile  darüber 
ar:iÄZ).         «)  So  Br.;  oder  ^v?    i=5oV?    Hs.  i-,-,-. 

9 


—     45     - 

zur  Verleugnung    verstand.      Denn    es    tastet  Makel  nicht 
die    Bösen    allein    an,    sondern    auch    die    Guten,    so    daß 
es   Gott    allein    zukommt,    überhaupt    nicht    zu    fehlen    und 
nicht    von    Leidenschaften  ^^^)    übe]!:wältigt    zu    werden.     Es 
bezeugt   Gregorius,    daß    es   den   Engeln   eigen  ist,    daß   sie 
vielleicht    auch    fallen    können,     den    Menschen,     daß    wir 
fallen  und  jedesmal  wieder   aufstehen,   wenn   es  uns  wider- 
fährt,   den    Dämonen    allein    nämlich,    daß    sie,    wenn    sie 
fallen,  nicht  wieder  aufstehen.     Siebenmal  fällt  der  Gerechte 
und  steht  wieder  auf,  lehrt  der  Weise,  und  siebenmal  sieben-   Matth.  18,22. 
zigmal  hat  er  zu  verzeihen ^^^)  bestimmt.    Darum,  du  o  Vater, 
nach   dem  Befehle   deines  Herrn  vergib,  damit  dir  vergeben   Luk.  6,37. 
werde;    und    mögen    unsere    Sünden    und  Verfehlungen    nie 
dir  irgendwo   in   deinen    heiligen   Sinn  kommen ^^^),   sondern 
gedenke,  daß  vielmals   aus   Gutem  Böses   geboren  wird  und 
aus   Bösem   Gutes.     Wenn   Gott    den   Menschen  herrlich   zu 
machen  sucht,  so  gibt  er  ihn  zuvor  hin,  daß  er  versucht  und 
erprobt  werde   in  Versuchungen,   wie   er  Joseph  tat,   als  er 
ihn  über  Ägypten  zum  Könige  machen  wollte,  und  den  Un- 
schuldigen aus  der  Grube  und  Jona  aus  dem  Fisch  und  die   jona°2tii) 
Jünglinge    aus   dem   Ofen  heraufbrachte.     Denn   sieh,  wenn  i>an.  3. 
Petro  nicht  jener  Fang  bei  Nacht  entgangen  wäre,  so  wäre   L"k.  5,4  af. 
er  nicht   jenes    bei   Tage    gewürdigt    worden ^°^);    und   wäre 
Paulus   nicht  äußerlich  ^^^)    erblindet,    so   wäre   er   nicht  von  Aps.  9,8. 
seinem   Wüten  bekehrt  und  geistlich  sehend  geworden;  und 
wäre  Stephanus  nicht  wie  ein  Lästerer  vergewaltigt  worden,   ai  g.  7,05. 
hätte  er  den  Himmel  nicht  geöffnet  gesehen;  und  wenn  Mar 
Michael  nicht  erprobt  worden  wäre   wie    Gold  im  Ofen,  so 
wäre   er  nicht   wie   eine   Krone   auf  das   Haupt   der  Kirche 
gesetzt    worden  ^°^);   und    hinwiederum,    hätten  nicht  Versu- 
chungen über  dem  Trägen  sich  gehäuft  und  hätten  die  Härte 
seiner  Seele  wie  Feuer  das  Eisen  erweicht,  so  hätte  er  jedoch 
nicht  zu  sagen  gelernt:    „Es   ist   mir  gut,   daß  du   mich   ge-   p^-  ^-9^. 
demütigt  hast,   daß  ich  deine  Gebote  lerne."'  Und  daher,  daß 
ich   die   Throne,    welche    ihr  begehret,    einräume,    (meine)  ^^^) 
ich,  und  (daß)  anderer  die  Mühen  und  die  Ehren  sein  sollen, 
sage     ich,     und     anderer    'die     Kämpfe  *°^)     und    die    Siege 


—     46     — 

lic 

i^Tis    .^i  ^iä^^j^  ^»M^llo'  ^•^•«i^  ( '  ii.,*jM4Zi.'A:^  \Lll^i  u^i^ 

a^9    V^AJJ    ^A^s?     ^^^^^        .oorn    ^^A^aa:^    o^(7Li£7    VlnAs^'^s;? 

^^clIU)-)    ]i'io^   \^hD  ^^  ]Ld  l'f^   la:=;^l^  ^J)  ^AJ^J^  l^-s-ij    c| 
i-s.    ^^i       •^■*>^    ((Til^fl?     ]LhS\     6]    ^r^j^       -t^i'    i^'     «^ 

"^nAo  jlcL^^:!]^    c^    ^l^ocLA^    "^^o:^!      .(TL^^^    ^al^a:^    ]Lk^    ^^ 

fol.  24.  Xäi^ii  X^ul^')')  .fern     >-.^ul-C     ^VA^E-JO)     ^A^     iA:jßjfo  .\£-^Ä,io 

^v^  ^aclld    vi    i^^Q.x>7    fZ.a4-f-^^   i'Prft^    r-^^      .fZa^A:^?    1^.0.^9 

jlo^l^s     jIoJj^^AiiO?     ^Z.a^5     1-^     ipm     ^aajjIUiO     ,-s       .joTi 

iiü^  .op'Ti  _A.-A^  f^A.i£iAi?  --nlasj  "^^-^  .oom  ^AÄ|.i!*3 
.^l^i-^isj       ].a1^^.^o       \jl1Ä.^3       XÄ-mZ^i        .aJr-1  "T*^-^       ^'tirt^'^ 

—lii^  oprn  ^Al^j^,A:;i£)  iiAL^t-^  70.^1:^^  ^i^Xfn  (cti  (Jo  .'^l;k::;.^J 
fp(Ti  fl?  .a^l  ^^l^iiD  ^.**a!^A7  v^aJ  .^u>  orr%  ^£i]o  ^j  .i^a^ij 
K2]')       .öT-li.    j.:ioi    ^::;f^    ^-i^Of-    ir^^?-^    ^=^?    jocaJ'     w^üa    oxA^J 


\)  Hs.   (^.LUji'A;^.  2)  Hs.   \2].  ')  Hs.    ^jj.  *)   Zu 

streichen?         ^)  Hs.  jLDp.         ^)  Hs.  j^-iä^.         '^)  Hs.  —l^iO^. 


—     47     — 

gestatte   ich.     Icli    aber   werde   für  mein  ganzes  Leben  euch 
Knecht    und    Schüler    sein,    bis    ich    durch    süße^*^)    Worte 
die    salzigen    überflute.      Und    zwar    tue    ich    dies    darum, 
daß  ich  erschrecke,   wenn  ich    des  Usia  gedenke,   der  dafür,   (^2.cS!'26f6^ff.) 
daß    er   sich   erdreistet  hatte,    die  geheimnisvolle   Lade    des 
Herrn  anzurühren,   plötzlich   das   Todesurteil   empfing;    oder 
jener    zweihundertundfünfzig,    welche    am    Zelte    des    Zeug-   4.  Mosei6(,2). 
nisses   dienten,   die   dafür,    daß   sie   in    menschlichen  Leiden- 
schaften nach  der  gesetzlichen ^^^)  Hohenpriesterwürde  begehrt 
hatten,    das   Feuer    ihrer  Räucherpfannen    fraß.      Oder    wie 
könnte    ich    die    Größe    jenes    schreckenvollen    AVortes    des 
großen  Manoah  vergessen,   der  sprach:    ,.AVir   sind  verloren.  Rieht.  13,22. 
Weib,    daß   wir   Gott   gesehen   haben."      Denn   auch   Jesaia, 
jener  große  unter  den  Propheten,  lernte,  als  er  vom  Heiligen 
Geiste,   der   über   seine   ihm   eigene   Kraft   erhaben   war,    er- 
leuchtet wurde,  jene  Gabe  des  Prophetenberufes  kennen,  und 
darum  sprach  er^^'^J:    ,.Wehe  mir,   der  ich  erstarrt  bin.   weil   Jes.  6,6. 
ich  ein  Mann  unreiner  Lippen  bin"  usw.     Und  auch  Jeremia  jer.  1,6. 
fürchtete  gar  sehr,  es  könnte  die  Größe  der  Prophetie  durch 
die  Kleinheit  ^'^)  und  Verächtlichkeit  der  Körpergestalt  ver- 
deckt werden.     Mose  aber  vor  diesen  entschuldigte  sich,  als   2.  Mose  4,10. 
er  zur  Erlösung  Israels  nach  Ägypten  gesandt  wurde,  indem 
er  sich  der  Größe  der  Sendung  entzog,  mit  Stottern  und  Un- 
wissenheit.    Also  wenn  diese,  die  in  Wort  und  Handeln  rein 
(erfunden)  waren,  wegen  der  Größe  des  Amtes  ^^'^j  Ausflüchte 
machten ^'^),  wievielmehr  wäre  es  uns,  die  wir  von  seelischen 
und  körperlichen  Zuständen ^^^)  gebunden  und  in  der  entgegen- 
gesetzten Lage  sind'^^),  gut.  uns  selbst ^^^)  zu  erkennen,  damit 
wir  nicht  wie  Kadab   und  Abihu,   die  an  einem  ihnen  nicht  3.  mos«  10,1  f. 
zukommenden   Platze   standen,    von    der  Erde    verschlungen  (4.Mosei6,8iflf.) 
werden!     Und  nicht  diese  Früheren  allein  weigerten  sich  der 
Würdestellung'^^),  sondern  auch  unser  Herr,  wie  der  Apostel 
über  ihn  lehrt,  daß  er  sich  nicht  selbst  verherrlicht  hat,  daß   Ebr.  5,5f. 
er  Hoherpriester  würde,   bis   der  Vater   zu  ihm  sagte:    „Du 


—     48     - 

.{IomaI?    (ti^  ,^^;äaAr^^J7  i^^A:^  ^a:^9Z.o  ^aI^^  ft^^  U^jo  .-aj.^ 


*)   Hs.    b.jDji.A.a^iiD7 .         ^)   Xi-I   schon  untei"  der  Zeile,  wie  als 
Stichw^ort  zur  nächsten  »Seite. 


—     49     — 

bist  Priester  in  Ewigkeit  nach  der  Weise  Melchisedeks. '' 
Denn  auch  Simon,  das  Oberhaupt  der  Jünger,  hat  die  Führer- 
stellung in  der  Apostelklasse  ^^^)  nicht  an  sich  gerissen,  bis 
er  mit  den  Schlüsseln  betraut  wurde  und  jenes  Wort  liörte:  Matth.  16,19. 
„Weide  mir  meine  Schafe.*'  Also  ist  es  auch  nicht  möglich,  joh.  2i,i6f. 
daß  dein  schwacher  und  träger  Knecht  mit  dem  Hirten amte 
betraut  werde,  bis  er  die  Schlüssel  von  deinen  Händen  wie 
Simon  von  Christo  erhalten  habe.  Wenn  ihr  aber  sagt,  wie 
wir  daher,  wenn  dem  so  ist,  euern  apostolischen  StuhP-^)  an 
uns  reuten   konnten,   so  sagen  wir   dagegen   auch  mit  .  .  .  • 


Anmerkungen. 


S.  11.  ')  Oder,  doch  schwerlich,  „unsere  Leiden". 

■)  Oder  „deutliches". 
S.  13.  ^)   Barliebr.  Noniok.  A'II   3  (h-itter  Kanon  der  Apostel: 

„Ein  Bischof  also  soll  ^■on  zwei  oder  drei  Bischöfen  geweiht 
werden . " 

Ebenda  J)ion3's  von  Athen: 

„"Wenn  ein  Bischof  die  Vollendung  empfängt,  soll  er  auf  beiden 
Knien  vor  dem  Altar  niederknien,  während  Diakonen  die  von  Grott 
gegebenen  Worte  über  seinem  Haupte  halten,  dazu  kommt  die  Hand- 
auflegung des  Bischofs,  das  Siegel  des  Kreuzes,  die  heilige  Ausrufung 
(s.  n.  x\.nm.  47)  samt  dem  vollendenden  Friedensgruße." 

Dazu  bemerkt  Barhebr.  verbessernd,  daß  zu  seiner  Zeit  Bischöfe 
die  Stelle  der  Diakonen  vertraten. 

Nach  dem  unter  Michaels  Auspizien  verfaßten  Pontifikale 
(s.  Bibliotheca  orientalis  I  p.  573)  p.  149  sollen  alle  Bischöfe  bei  der 
Wahl  des  Patriarchen  anwesend  sein  oder,  \\enn  zwingend  verhindert, 
wenigstens  ihre  schriftliche  Einwilligung  senden;  alsdann  ist  die  An- 
wesenheit von  zwölf  Bischöfen  außer  dem  S^modalvorsitzenden  und 
Einwilligung  aller  abwesenden  Bischöfe  zur  Wahl  erforderlich. 

Die  Walil  hatte  durch  das  Los  zu  erfolgen.  Dieser  Brauch 
(der  übrigens  auch  bei  den  Kopten  bestand)  war  bei  der  Weihe 
Johannes'  IL  aufgekommen,  weil  die  Bischöfe  sich  nicht  einigen 
konnten.  Michael  selbst  war  durchs  Los  erwählt  worden,  und  so 
auch  einige  vor  ihm;  meist  erfolgte  die  Bestimmung  aber  doch  durch 
freie  M^ahl    der  S^mode.    —    Von    der    andern    Bestimmung,   daß   der 


—     51     - 

Weihliiii»'  noch  nicht  die  Bischofswcilio  erhalten  haben  (lürf(\  wiinhMi 
bis  zu  ^Michaels  Zeit  selten  Ausnahmen  gemacht;  dann  sollte  bei  den* 
J\\ti'iarchen\\'eihe  das  Ixitual  der  Bischofsweihe  Avegfallen  und  nur  der 
sog.  Enthi'onismus  erfolgen  (liarhebr.  Nomok.  VII  li):  andernfalls 
wui'dcn  an  den  Weihlingen  —  Mönchen,  Abten,  IM'iestei'n  oder 
Diakonen  —  die  AVeihen  nacheinander  vollzogen.  —  Später  wurde 
j(^nes  Verbot  so  weit  vernachlässigt,  daß  der  Mafrian  entweder  selbst 
Patriarch  wurde  oder  den  Patriarchen  bestimmte. 

Seit  Michael  etwa  wurde  es  Regel,  daß  die  Handauflegung  bei 
iler  PatriarcheuMeihe  A^orrecht  des  Mafrians  war,  ebenso  wie  schon 
seit  der  A'ereinigung  der  östlichen  S^'rer  mit  dem  antiochenischeii 
Stuhl  die  Weihe  des  Mafrians  durch  den  Patriarchen  erfolgte. 

*)  Greg.  Naz.  or.  XLII  cap.  VII  (ed.  Bened.  I  2,  S.  753  D): 

Tzlioxj^  0£w   irpsT;  Guviqy[jL£voi  £v  cv6[i.aTi  Kupiou  tcoXXcov  [xupiaSwv  ötpvou- 

^)  Über  ?  ._c?^  f^  siehe  Isaaci  Antiocheni  carm.  ed.  Bickell 
IE  46,25.  In  diesem  Briefe  kommt  es  noch  S.  20,24:  vor,  beide  Male  zur 
Einführung  eines  beweisenden,  den  Zusammenhang  unterbrechenden 
Hinweises,  auf  den  dann  nicht  weiter  eingegangen  wird.  S.  22,1.  2 
kehrt  der  Verfasser  dann  mit      üj  in  den  Zusammenhang  zurück. 

^)  Hinter  ^^aJ  ist  wohl  VI  ausgefallen.  ^-  ^^- 

''')  Barhebr.  CE  I  299 — 303;  ausführlicher,  mit  urkundlichen 
Belegen,  Mich.  XI  20:  Der  julianistische  Mönch  Gabriel  aus  Beth-Igra 
verdächtigt  die  Syrer  bei  den  Armeniern  hinsichtlich  der  Lehre  von 
der  Verweslichkeit  des  gekreuzigten  Christus.  Da  die  Armenier  nicht 
nach  Syrien  kommen  können,  schickt  Athanasius  sechs  Bischöfe  zu 
ihnen.  Endlich  wird  eine  Verständigung  erreicht;  Michael  teilt  die 
¥j inigungsurkunde  mit . 

^)  Die  Hs.  läßt  das  unentbehrliche  ^^^.iiO  (oder  VI»)  fort. 

»)  Barhebr.  Nomok.  VII  2: 

27.  Kanon  der  Apostel: 

„Ein  Bischof,  der  sich  die  Würde  für  Geldwerte  verschafft,  soll 
abgesetzt    wcnnleji    samt   seinem  Weiher   wie  Simon  von  mir,  Petrus.'' 

29.  Kanon: 

„Ein  Bischof,  welcher  weltliche  Herrscher  zu  Hilfe  nimmt  und 
sich  eine  Kirche  aneignet,  soll  selbst  abgesetzt  werden  und  ebenso 
die,  welche  seine  Genossen  dabei  waren.'' 

4:i: 


-     52     — 

*")  Harliebr,  Cfc]  I  319.  -  rnter  seinen  (Jenossen  versteht 
Barwahbiin   wolil  seinen   \'<)r<>;in^er   Isaak. 

*M  «ioh.   V.    Kplies.   Kirchen^eschichtu   lll.'i'eil    \\uc\\  I  \'   Kap.  4"). 
S.  17.  ^')  Oder  „einander  gegenüber". 

^3)  Barhebr.  CE  I  319—327. 

**)  Vielleicht  ist  ^^?  ^^^  ein  Versehen  für  ^^i^i^Ls.  Andern- 
falls weiß  ich  für  die  Abkürzung  \^  keine  zuverlässige  Erklärung. 
Faßt  man  es  als  Zahlzeichen  „der  einundsiebzigste",  so  wäre  es  nach 
der  Patriarchenliste  Fehler  für  \a . 

")  Barhebr.  1.  c.  329  f. 

^^)  Barhebr.  1.  c.  339  f.  —  Kyriakos  weihte  einen  Bischof 
Ananias  für  Mardin  und  Kajjhartutha.  Ob  hier  eine  Textverschiebung 
vorliegt?  Oder  soll  man  lesen  j21oij.aÄ?  wa-sj  -.üi  ct]'^  Doch  von 
einer  Beteiligung  des  obengenannten  Bischofs  an  dem  Schisma  des 
Abraham  wissen  wdr  nichts.  Wegen  der  örtlichen  Beschränkung  des 
Schismas  kann  es  auch  kaum  bedeuten  „Er  weihte  Bischöfe  (einen 
Bischof)  für  Kaphartutha".  Von  einem  Gegenpatriarchen  »Simeon  weiß 
Barhebr.  nichts,  wohl  aber  hatte  der  vielgeplagte  Kyriakos  den  von 
ihm  auf  Drängen  der  Tagriter  abgesetzten  Mafrian  Simeon  zum 
Feinde.  Ein  anderer  Simeon  wurde  nach  Abrahams  Tode  (unter 
Dionys  von  Tellmachre)  als  sein  Nachfolger  von  den  Schismatikern 
gew^eiht;  diesen  meint  Barwahbun  wohl. 

")  Barhebr.  1,  c.  343  f.  Der  noch  unter  Dionys  lebende  Abraham 
alias  Abiram  wird  hier  irrig  von  Barwahbun  als  Urheber  eines  weiteren 
Schismas  verstanden. 

>8)  Barhebr.  1.  c.  435—39. 

*^)  Barhebr.  1.  c.  451 — 55.  —  Auch  hier  sind  die  Tatsachen, 
wenigstens  an  den  genaueren  Angaben  Barhebr.'  gemessen,  umge- 
stellt. Nach  Basilius'  Tode  erzwang  Johannes  Bar  Abdun,  der  schon 
bei  des  ersteren  Wahl  als  Mitbewerber  aufgetreten  war,  seine  Weihe; 
die  Bischöfe  aber  weihten  hinterher  Dionysios  Lazaros  und  nach 
dessen  Tode  Johannes  von  Karsena  (so  Barhebr.).  Als  auch  dieser 
bald  starb,  fand  Bar  Abdun  einen  Nachahmer,  und  die  syrische  Kirche 
hatte  zwei  Patriarchen  aus  eigener  Vollmacht.  Um  nicht  Bar  Abdun 
aufnehmen  zu  müssen  und  nicht  drei  Patriarchen  zu  haben,  erkannte 
sie  lieber  den  anderen,  Dionysios  VI.,  an.  Bar  Abdun  aber  überlebte 
auch  diesen,  und  erst  unter  seinem  Nachfolger  Athanasios  VII.  Bar 
Chamore  endigte  Bar  Abduns  Tod  das  Schisma. 
S.  19.  ^**)  Wörtl. :  „geschwärzt  (und  zugleich)  zerbrochen  werden". 

-*)  Barhebr.  Nomok.  IV  6.  Bestimmung  des  Patriarchen 
Theodosius  : 


-     53     — 

„WoiHi  (li(^  Hostie  aus  ii-i>'eii(leiii(MH  (.JiuikU^  l;iiii>o  übrig  bleibt, 
Tjis  sie  verdorben  ist  und  man  sie  nicht  mehr  genießen  kann,  soll  sie 
ins  Feuer  geworfen  werden."  l^och  mißbilligt  Barliebi-.  diese  Be- 
stimmung. 

^-)  ^'ielleicht  hat  man  zu  lesen  i^-.  i— äJ  ;  denn  der  Gedanken- 
gang ist  so,  daß  aus  der  Tatsache  der  Verleihung  ohne  Kleider  ge- 
folgert wird,  daß  es  nicht  an  sie  gebunden  ist,  also  aucli  nicht  in  dem 
Falle,  wo  es  mit  und  durch  sie  erteilt  wird. 

-•^)  In  Barhebr."  „Leuchte  der  Heiligtümer"  ist  das  fundam.  V 
übersclnieben :  ^^^^^  .0(TLa^.aJ7  j^^l^^sax  v-j»^Ajeo('  J->1|.a  ^^iaO 
„Von  der  Lehre  von  den  hinnnlischen  Wesen,  den  Engeln'%  das 
folgende  dann  |^a11j|  j^n  (Z.aJ(TL:5  ^n^ijß  „Über  dieses  unser 
irdisches  Priestertum." 

-')  Die  Hs.    läßt   an   dieser  Stelle    das   im  Sj^rischen  unentbehr-       s.  21. 
liehe  Verbum  aus. 

"'^^)  ^la^^-^i    i^^t  hier  aber  (nicht  bloß  geistliche  Tracht,  soiulern) 

offenbar     schon     enger     dasselbe     wie     nachher     deutlicher    ^:iüAÄi»| 

jZaAiA?? ;  aber  die  auffällige  Wiederholung  erregt  Bedenken;  vielleicht 

ist  oj    <TLiiiAnÄit3   7Ai  streichen  oder,  wenn  das  hart  erscheint,  ^iaA.2.jB^ 

}LQ.2(T^.^1   >^u  lesen. 

^^)  Über  Zahl  und  Namen  der  Weihen  gehen  die  Anschauungen 
der  S3'rischen  Kirchenrechtsgelehrten  weit  auseinander.  Michael  führt 
im  Pontifikale  p.  113  folgende  ordines  an,  qui  peculiarem  habent 
Ordinationen!: 

\2(TL^     K^^o]      ^AaA-D 


—     54     — 

I.  Der  Psulte  oder  .Sünder. 

II.  Der  Anagnost  oder  Vorleser. 

III.  Der  Hypodiakon  oder  halbe   Diener. 

I\'.  Der  Diakon  oder  Diener. 

\'.  Der  Archidiakon  oder  Oberste  der   Diener. 

\'I.  Der  Alteste  oder  Priester. 

Vir.  Der  Chorbischof. 

YIIl.  Der  Periodeut  oder  Aufselier. 

IX.  Der  Bischof. 

X.  Der  Metropolit. 

XL  Der   i^itriarcli. 

Aber  auch  er  zählt  nur  acht  verschiedene  Weihen.  Barhebr. 
(Noinok.  7.  Hauptstück)  hat  die  Aufstellung  noch  mehr  vereinfacht; 
er  zählt  die  drei  ersten  der  obengenannten  als  die  niederen,  und  als 
höhere  Weihen  den  Diakonat,  Presb^^terat  und  Episkopat.  (Allgemein 
sind  Türhüter,  Beschwiirer,  Akoluthen  bei  den  Sjaern  kein  Weihen ; 
die  Beschwörung  [Barhebr.  1.  c]  ein  Amt,  das  Priester  oder  Diakonen 
infolge  deputatio  des  Bischofs  mitversehen.)  Kein  ordo  sind  Abt  und 
Äbtissin;  sie  empfangen  mit  dem  bischöflichen  Segen  Handauflegung, 
die  aber  hier  ebensowenig  wie  z.  B.  bei  der  Bestellung  eines  Laien 
zum  fZ.,.!^?  |LaS  s_i:;^,  A^rwalter  des  Kirchenguts,  Weihencharakter  hat. 

Die  Diakonisse,  fL^lALüAliiD,  empfängt  zwar  die  Weihe,  ist  aber 
trotzdem  (nach  Assemani)  kein  ordo.  Sie  hat  nach  Jakob  von  Edessa 
(Pontif.  p.  144)  keine  Vollmacht  ^A4:^j.isO  a^^^,  zum  Altardienst.  Da- 
gegen nennt  Michael  im  Pontif.  das  Amt  der  Diakonisse  geradezu 
einen  ^mü^  oi"t^^5  auf  den  näher  einzugehen  sich  aber  erübrige,  weil 
er  mangels  Bedürfnisses  ganz  aui3er  Brauch  gekommen  sei. 

Timotheus  II.,  ein  nestorianischer  Patriarch  des  14.  Jahr- 
hunderts, der  ein  Buch  über  die  Sakramente  der  Kirche  schrieb,  zählt 
(1.  Hauptstück)  drei  Stufen  auf  (nach  Dionysius  Areopagita):  Diakon, 
Priester,  Bischof.  Dann  aber  im  fünften  Abschnitt  desselben  Haupt- 
stücks (BO  III,  I  573)  spricht  er  davon, 

rnoili^     ^^"^'^    ilA^=i     \Lfl     ilwli.1     t-A^JJ     U^-fcf'      «-»^i     "M^ 

„in  welcher  Weise  einige  drei  Hierarchien  (wörtl.  Gemeinden,  Kirchen) 
von  i.  g.  neun  Klassen  zählten,  welche  diese  irdische  Kirche  bilden", 
nämlich  Patriarch,  Metropolit,  Bischof  (erste  Hierarchie);  Presbyter, 
Diakon,  Hj^podiakon  (zweite  Hierarchie);  Lektor,  Kantor,  Exorkist 
(dritte  Hierarchie). 

Das  letztere  System  steht  wenigstens  äußerlich  der  Zählung 
Barwahbuns  am  nächsten.  Jedenfalls  ist  es  klar,  daß  der  Ein- 
teilung keine  Wichtigkeit  beigemessen  wurde. 


—       i30       — 

Wenn  Abt  und  Äbtissin  nicht  Kierikorran;»-  haben,  versteht  sich 
von  selbst,  daß  auch  die  Mönche  und  Nonnen  nicht  zum  Klerus  g-e- 
liören  (doch  ist  gewöhnlich  Mcmchstum  \^oraussetzung  der  Bischofs- 
weihe); so  unterstehen  sie  auch  nur  mittelbar,  durch  ihren  Abt,  dem 
Bischöfe  ihrer  Kirchenprovinz. 

•'')  D.  i.  das  Mj-ron,  das  heilige,  vom  Patriarchen  oder  Metro-  s.  23. 
politen  alljährlich  geweihte  Salböl,  das  u.  a.  auch  bei  der  Taufe 
gebraucht  wurde;  erst  durch  die  nachfolgende  Salbung  wurde  die 
Taufe  vollständig  (Barhebr.  Nomok.  II  3).  Später  würde  es  aber 
Brauch,  das  Myron  in  das  Taufwasser  zu  gießen;  vgl.  die  Taufliturgie 
des  Severus  Alexandrinus  (ed.   Boderianusi. 

'^^)  Die    Hs.    hat    \1a^jJLo^    „Taufpaten",    was    zu    ändern    in 

■-^)  Der  Verfasser  hat  hier  ein  Werk  seines  Zeitgenossen  Dio- 
nysius  Bar  Salibi,  des  Erzbischofs  von  Amid  benutzt.  In  dessen  Aus- 
legung zur  Meßliturgie  („Expositionem  liturgiae  inter  annos  1166  et 
1171  scripsit  Bar  Salibi.  Ex  inscriptione  enim  et  fine  operis  mani- 
festum est  eum  tum  temporis  sedem  Amidae  occupasse."  Labourt, 
der  Herausgeber,  in  der  Vorrede)  finden  wir  in  cap.  VII  (in  Lab<»urt,s 
Ausgabe  auf  S.  39,18 — 23): 

Zoj^rri    wfica^ai^o      .^.^^^if    _::^i    i^j^o      .\^aA.^    f^iUL.    ^s]    ^^m,") 

^^a^^?        :^|.LaL^     ^^j.^fX^      o,.:^!      lA-^t"^     i^097  0      j^S'o 
•:-.aJJ  i^^vaiA?   )-^^^o  ^i**.AA:±£il;;ik  ^^^i^!:^*    Lq.1a2Lo      .«aJl    wjxal^a^? 

„Wir  bekennen  einen  Grlauben,  eine  Taufe  haben  sie  uns 
gelehrt.  Denn  Christus  ist  einmal  getauft  und  einmal  gekreuzigt 
worden.  Und  Paulus  schreibt  ebenso:  „Eine  Taufe".  Also  sind  die- 
jenigen, welche  solche,  die  im  Namen  des  A'^aters  und  des  Sohnes 
und  des  Heiligen  Geistes  getauft  sind,  von  neuem  taufen,  Gegner 
Pauli  und  kreuzigen  Christum  zum  zweiten  Male  und  sind  Genossen 
der  Juden." 

^")  Das  ist  der  Trog,  in  dem  der  Hostienteig  geknetet  wird. 
Zum  Geschlecht  vgl.  Nöldeke  §  81  (Br.).  —  Die  Hs.  hat  ^s^l  „Schaf", 
was  keinen  Sinn  gibt. 

"^)  Der  syrische  Ausdruck  deckt  beide  Formeln,  sowohl  [xia. 
(fiuciq  Toü  beoü  Xoyou  a£aapxa)[j.£vTi  als  a£aap>tOi)!Ji.£vou. 

^'2j  \^\.  Barhebr.  „Leuchte  der  Heiligtümer"  fund.  IV  (BO  II  291 ) : 


—     56     — 

«.Iactui.     ,»^qla7     jL^-^^j     i^A^oI    ^^7    ^aI^ti      .,»*JJ     i^iL     \A,-fÄ, 

:^^VL:^     j.4^x     (r^-^i     ^i*<TL!^^    i^ja^^o    i^l^^ax    "^y     i^^ALo 
.7a.**l^s    _AA'i.^Z.(    {7|.M    >al    \Lo.j>.f^')    «tlI^^?    i^Ja^    ^^^^^ 

„Mi^iii  soll  wissen,  daß  alle  diese  Bekenntnisse,  die  wir  auf- 
gezählt haben,  Häresien  sind,  die  darum  so  scheußlich  sind,  weil  sie 
die  Naturen  (Christi)  zerstören  und  heidnische  Lehre  in  das  christliche 
Dogma  mischen;  und  darum  hat  sie  Gott  —  seine  Gnade  sei  ge- 
priesen! —  mit  Stum])f  und  Stiel  ausgerottet.  Diese  anderen  Bekennt- 
nisse aber,  die  heutzutage  in  der  Welt  herrschend  sind,  sind  über  die 
Dreieinigkeit  und  das  Krhaltenbleiben  der  Naturen,  aus  denen  Christus 
besteht,  ohne  Veränderung  und  Mischung,  alle  gleicherweise  rechter 
Anschauung  und  nur  über  die  Benennungen  der  \'ereinigung  mit- 
einander im  Streit." 

Über  die  Wiedertaufe  und  Wieder\\eihe  der  Samosatener  vgl. 
Nie.  can.  19: 

TTSpi  Twv  TTau^.iavtaavTcov ,  eka  TcpoacpuyovTWv  tyj  xab-olix^  l/.xAYiaia,  opo? 

y^povw  £v  TW  yl-fipo)  s^yiTaö'riaav,  zl  }jt.£v  oLixzixnzoi  xai  dvETiiXYiiXTOi  cpaveTev, 
(ivaßaTtTiaB'ZVTec  y_£ipOTOV£{cö'0)aav  uiro  toü  t%  y.oi.boliv.T^<;  ky.ylr\aioiq  emaxOTiou ' 
£1  §£  :q  avaxpuaii;  av£7:iTY]8£iouc  autoui;  £upiaxoi,  zaS-aipeTaa-at  aöxouc  Ttpoairixsi. 
■^^)  Barhebr.  Nom.  II  1:  Severus  hat  auf  Grund  der  Entschei- 
dungen des  Dionys  \'on  Alexandrien  und  der  Synode  von  Nikaia 
bestimmt, 

„daß  solche,  welche  von  Ketzern  im  Namen  der  Dreieinigkeit  getauft 
sind,  nicht  von  neuem  getauft  A\'erden  sollen." 

Vgl.  dagegen  Mich.  X  31:  Lber  die  Gültigkeit  der  dyophy- 
sitischen  Weihen  und  Taufen  eiitstand  Streit.  Sie  wurde  endlich 
verneint,  aber  „ce  n'etait  pas  qnils  fussent  baptises  de  nouveau,  ce 
qui  constitue  les  heresies,  mais  qu'ils  recussent  (le  bapteme)  canoni- 
quement."  Der  Erlaß  hierüber  besagt:  „Ils  passeront  deux  annees 
dans  la  penitence,  qu'ils  soient  eveques,  pretres  ou  diacres;  ä  la  fin 
de  la  penitence,  la  priere  (de  l'ordination)  sera  recitee  sur  eux  par 
l'eveque,  el  leur  sacerdoce  sera  reconnu  valide." 
S.  25.  ^*)  Wtl.:  „des  Siegels  des  Priestertums". 

^^)  So  die  Hs.,  doch  hat  man  wohl  zu  ändern  in  ^ldL^^  ^^.i^ 
„weil  das  pr.  S  .  .  .  .  uns  nicht  verloren  geht". 

^^)  Da  er  nach  dem  Gedächtnis  anführt,  darf  man  sich  nicht 
wundern,   wenn  er  aus  ganz  verschiedenen  Zusammenhängen  Stellen 


—     57     - 

zusaninieiibriii<;t.  Freilich  darf  man  auch  uiclit  rra,i;(Mi,  was  er  sich 
dabei  gedacht  habe,  daß  die  ihm  veiiieh(Mi(Mi  (!al)(Mi  des  Hl.  G.  sein 
ihm  mit  den  Heuchlern  gemeinsames  T^os  \verd(>n  sollen.  Anders  aber 
kann  das      iiß   kaum  aufgefaßt  werden. 

^^)  Die  Anführung  ist  unglücklich.  Der  Schreiber  dachten  wohl 
an  Joh.  21,1.") — 17  und  hat  dann  sachlich  alhn-diugs  recht,  nur  gcu'ade 
die  angeführte  Stelle  fällt  vor  die   Passion. 

38^  Periko|)e  des  J^ilmsonntags. 

^^)  Greg.  Naz.  or.  XVIII  cpp.  33  f.  (ed.  Ben.  I  2,  S.  3r)3— 55). 
—  Auf  die  Sch\\'ierigkeiten  der  angeführten  Stelle  ist  hier  nicht 
Eaum  einzugehen.  Die  griechische  Urschrift  enthält  die  Namen  des 
Leontios  und  Eusebios  nicht.  Die  Lösung  wird  sein,  daß  zwischen 
Leontios  und  Euseb.  der  aus  Basilius  bekannte  Dianias  steht.  (Dann 
kann  aber  der  von  Athanasios  Fat.  Gr.  XX^'  558,  cp.  8  erwähnte 
Leontios  von  Kappadokien  nicht,  wie  Holl  (im  Dict.  of  Christian  Biogr. 
8.  V.  Leontius  (1))  will,    mit   unserni    Kaisareier   identifiziert   werden.) 

■*°)  Oder  „der  ältere"? 

'*^)  Oder  „willigte  in  diese  Absicht  nicht  ein". 

*"■)  ^>iM  i^ii  etp.  nur  in  der  Bedeutung  „bedroht  werden"  belegt; 
die  ~  Übersetzung  „bestinnnt  werden"  liegt  hier  aber  wegen  des 
l)arallelen  s-ÄmÄZj  nahe;  vgl.  B()  III,  I  124. 

*^)     J7(-n    ist    „diese    (Handauflegung)     derart,    daß",    dann    im 

folgenden   r    ni2.aJ(TL^ '.   oder  man  liest,  wahrscheinlicher  und  glatter, 

j'flTLS.    —    _▲?    in   apodosi   z.  B.    auch   S.  28,8.    —    Die  Stellung  des 

ersten  _a?  ist  beispiellos,  und  man  hat  es  zu  streichen. 

**)  Über   die  Behandlung   zum  Islam   abgefallener  Reuiger  vgl.       s.  27. 
Barhebr.  Xom.  II  1  die  Entscheidung  Jakobs  von  Edessa. 

••*)  In  des  oben  genannten  Timotheus  IL  Buche  über  die  Sakra- 
mente der  Kirche  (BO  III,  I  573  ff.)  handelt  das  dritte  Hauptstück 
von  der  Taufe,  und  der  erste  Abschnitt  desselben  ist  überschrieben 
]-ä^fr'  ]f>i£iL  f^c^y  ^A^^LoaX  ^^^^  „Über  die  Vollendung  durch 
die  heilige  Taufe",     ^^^isoax    wird    dann    auch  gleichbedeutend   mit 

]fjk]  >Qaj»  von  der  Bischofs-,  Priester  und  Diakonenweilie  gebraucht""). 
Ferner  heißt  der  erste  Abschnitt  des  vierten  Hauptstückes  („von  den 


'■'■)  Doch    vgl.  F.  S.  s.  v.   ukli.iaA  : postea   apud   ecclesia- 

sticos  v^^liüiA    dicebatur    du   confirmatione   consecrationis   epi,   ita   ut 
^Mj,^]    valeret    „consccravit",    et    ^l;i.:aüA    „confirmavit",    quod   patri- 


archae  fuit. 


—     58     - 

heili^'cii    SaknmuMitiMi    dos    Leibes    und    Hlutes")    ^üi:i.c;?    v^'^  '^tliö 

\2'^  i^^iiDQ-A,  il^^^iO  ^.aJc^   „Wieviel  Benennun^^en  diese  Vollendung 

hat""-').  Endlich  wird  ^Ail^sftA  iiuch  von  dem  X'oll/Uj^e  der  Weihe  der 
Sakramente  durch  Gebete,  der  perfectio  der  Therapeuten,  dem  Dienste 
bei  BegTäbnissen  sowie  vom  Sakramente  dvv  ^A;n.n'-f ,  dcsponsatio, 
gebraucht.  —  Vgl.  zu  dem  allen  die  Mysterien  des  Areopagiten: 
cpwxiaiJLOC  (gleich  Taufe),  T£)>£Tf,  [jLupou,  auvaci?,  kpatiy.al  T£)>£iwa£tc,  [Jiovayiy.fi 
TE/eiwai?,  xa  Ik\  tori;  x£xoi[ji.y)|j.£voi<;  zzlo6[iz-^oi.. 

-»ö)  Vgl.  Barhebr.  Nom.   III   .■>;   Zum    ersten  Abschnitt  der  Tauf- 
handlung  gehört: 
^AA4?      iiaAo       :j,^^l^^f    ^2^0.^    flal^i^aiiD     ^:^i    ^^ 

^^      .(Tl1;.a7    ^A(rLl^.ni:^o        :^^Ai=;    .c(tl1^    ^.^^^    ^^       .(«tlI^? 

.^wkA^Aial^    ^:a1;^Ac    :i^^|.:^l;^    ^^1^ 

„Dann   spricht  er  die  Beschwörung  in  dem  furchtbaren  Namen 

G  ottes  wdder  den  Satan ;  dann  heil3t  er  sie  dem  Satan  und  allem,  das 

sein    ist,    absagen;    dann  wenden   sie   sich  gegen  Osten  und  geloben 

sich  Christo   an," 

und    weiter    besonders    Severi    Patr.    AI.    Lib.    rituum    baptism.    (ed. 
Boder.  S.  59): 
X2(TLS    ort    t-^fo     ^Si-liaX    ^Jctls    .c(71.I^     f'v^^    ^iM^^^'^o 

^ZiO^X^    (rLl;i.^so    '^Lo.Ji^AM    .  c(Tl1^^so     v^^^a^^lD     ^  o(Tl1^.2^;.s 

\  \ 

v^'lls]  ^l^i.  ji^pjo  V**Jr^^  .coxl.  \l2^LD  ^■4|,'^.r?   5^.1:^  ^i^o 

„Darauf  läßt  der  Priester  sie  sich  gen  Westen  kehren  und 
spricht  an  Stelle  des  Täuflings  dreimal  folgende  Absage,  während  die 
Paten  dreimal  dieselben  Worte  wiederholen: 


'■'•)  Einer  der  Namen,  die  Dionysius  Bar  Salibi  für  das  Abend- 
mahl (in  seiner  „Erläuterung  der  Messe"  im  zweiten  Haiiptstück) 
angibt,  ist   |Zc|.Ajaa-,    Zoj-Aisa-.    „Vollendung  der  Vollendungen". 


—     59     — 

„Ich  N.  N.,  der  ich  die  Taufe  ejupfuiii^e,  sa,i>'e  dem  Teufel  ab 
und  allen  seinen  Werken  und  allen  seinen  En.i>eln  und  allen  seinen 
Heerscharen  nnd  all  seinem  Dienst  und  all  seiner  Verehrunf>'  und  all 
seinem  Preise  und  all  seinem  weltlichen  Irrtume  und  allen,  die  ihm 
sich  geloben  und  iiachfolg-en." 

Und  nachdem  sie  die  Absage  gesprochen  haben,  heißt  er  sie 
sich  p;Qn  Osten  wenden  und  spricht  dreimal  folgendermaßen : 

„Ich  N.  N.,  der  ich  die  Tarife  empfange,  gelobe  mich  dir, 
Christus,  Gott,  und  aller  Lehre,  die  A^on  dir  göttlich  durch  die  heiligen 
Propheten,  Apostel  und  Täter  offenbart  worden  ist.  Ich  bekenne 
dich,  glaube  an  dich  und  werde  getauft  auf  dich,  auf  deinen  Vater 
und  auf  deinen  Heiligen  Geist." 

■*')  Zur  Bischofsweihe  gehört  nach  Pontif.  p.  197: 

„Erstlich  die  Homologie,  die  er  aufschreibt  und  verliest  und 
verkündigt.  Zweitens,  dai^  er  nicht  ohne  Mitwirkung  zweier  oder 
dreier  Bischöfe  geweiht  wird,  nach  dem  Kanon.  Drittens,  daß  die 
Bischöfe  bei  seiner  Weihe  ministrieren.  Viertens  das  Evangelium, 
das  über  seinem  Haupte  verlesen  und  aufgeschlagen  wird.  Fünftens 
der  Ornat,  den  er  anzieht.  Sechstens  die  zweite  Ausrufung.  Siebentens 
die  zweite  Evangelienverlesung.     Achtens   der  Stab,  den  er  ergreift." 

Dazu  von  Assemani  die  Anmerkung:  VI  altera  proclamatio: 
([uum  scilicet  patriarcha  electum  in  fronte  cruce  signat  inquiens: 
Ordinatur  in  ecclesia  sancta  Dei  N.  episcopns  vel  metropolita  ecclesiae 
sanctae  N.  Primam  autem  proclamationem  nnus  ex  episcopis  assi- 
stentibus  intonat  dicens:  Gratia  divina  etc.  idque  ante(|uam  patriarcha 
manum  electo  imponat.  —  VII  altera  evangelii  lectio,  quae  ab  electo 
recitatur,  postquam  paramentis  pontificalibus  indutus  fuerit,  et  throno 
episcopali  impositus:  nam  primam  ex  evangelio  lectionem  |)atriarcha 
ijise  recitat,  antequam  ab  electo  formulam  fidei  excipiat. 

rber  das  Bekenntnis  redet  das  Pontif ikale'-')  weiter  auf  j).  1()4: 


'■•'•)  Es  spricht  von  der  Patriarchenweihe,  doch  wird  wesentlich 
dasselbe  für  die  Bischöfe  gelten;  vgl.  S.  51  Anm.  3.  Audi  Barwahbun 
will  ja  eigentlich  von  der  Patriarchenweihe  s[)rechen. 


—     60     — 

Om     \^        :y.i£C|JJ3.a£     s^AJ     (tl2^     f^^     |-^o         .V^^A-     ^^.^^s 

„Nach  (lor  Evaiigelienverlesung  nimmt  der  A'orsitzende  der 
Synodt!  auf  seinem  Throne  und  die  Bischöfe  je  nach  ihrem  Range 
Phitz.  Alsdann  führen  die  Biscliöfe  den  Weildino'  lieran,  und  er 
tritt  au  der  Südseite  an  den  Altar  und  ^■eIiiest  dann  auf  Geheiß  des 
S^^nodal Vorsitzenden  persönlich  das  Bekenntnisbuch,  das  er  zuvor  mit 
eigener  Hand  geschrieben  hat." 

Den  Wortlaut  des  Bekenntnisses  enthält  das  Pont,  auf  p.  81. 
l'ber  seinen  Inhalt  einiges  auf  ]).  150: 

floJ^so  i^:^^  ^i^AM^  V**^^^  l^'^l  ]La7oIi  X^ZLä^l  \jo^.^üJ 
jltTLSi^t^  ^2.a:;>do  ^A^ll^^  iJol^l^  ^J?  ^^o  \<^2yj  ]Lo^jLo 
.I.aJ(tl^alo     a^A^V^     ^a:^7o      0|.lJa^     f^l^Lli^o     V^A|.ao     j'f^^s 

„Daher  schreibt  er  eigenhändig  und  verliest  sein  Buch,  nämlich 
die  Bestimmung  des  rechtgläubigen  Bekenntnisses,  das  er  zu  beobachten 
verpflichtet  ist,  und  die  Gerechtigkeit  und  Tadellosigkeit  im  Wandel, 
die  er  beobachten  soll  und  (die  Erklärung),  daß  er  die  bewährten  und 
berühmten  Väter  und  die  drei  Synoden  anerkennt  und  die  Ketzer  mit 
Namennennung  verwirft. " 

Das  Bekenntnis  wurde  alsdann  dem  Synodalvorsitzenden  über- 
geben und  dem  Patriarchalarchiv  einverleibt. 

^^)  jZdA^aiiD  ist  hier  anscheinend  das  objektive  formulierte 
Bekenntnis,  das  Dogma,  wie  es  entweder  aufgestellt  oder  anerkannt 
wird:    jLa?oZ  das,   was   man  bekennt,   persönlich  glaubt,   der  Glaube. 

■"*)  Vgl.  Ebedjesu,  Collectio  canonum,  tract.  YIII  can.  XIX 
(Mai,  Scrr.  vet.  nova  coli.  A.  X  S.  307): 

cl^a1^q,^-^^^^jo  X^Q-SLa^]")  j^s^Vojo  i^AVall  iLlA,.lö  ^atuI^^o 

„Allen  Städten  der  Bischöfe  und  Metropoliten,  klein  und  groß, 
die  dem  Patriarchen  unterstehen,  soll  je  nach  ihrer  Leistungsfähigkeit 
eine  Dankesgabe  (wtl.  ein  Segen)  auferlegt  werden;  und  jede  einzelne 
A^on  ihnen  soll  (diese)  Gebühr,  je  nachdem  sie  vermag,  an  den  Patri- 
archen entrichten.  Diese  Bestimmung  hat  die  Synode  ohne  (An- 
drohung des)  Anathems  getroffen. 


—     61     — 

^'')  Der  sj-rische  Aiisdnick  ist  aber  nicht  selten  stärker:  die 
Peschittha  gibt  nicht  nur  DXD,  sondern  sogar  HDrin  nnd  f^p^ 
dadurch  wieder. 

^')   Die   Anführung    lehnt    sich    nur   teilweise   an    Gai.    0,20   an.       s.  29 
Dort    hat    die    Pesch.    statt   des    ersten    ^^_2iikaÄ     j-a.^_iuS    und    liest 

ixl'jc,  doch  verbietet  die  Art  der  Anführung  die  entsprechende 
Änderung  unseres  Textes.  —  Im  Zusammenhang  hat  offenbar  das 
doppelte  L_^aÄ  jedesmal  einen  andern  Sinn,  entsprechend  dem 
folgenden  Worte. 

^2)  Die  Hs.  hat  ^^^V^  -   „dem  B.  u.  Ü.  hangen  die  Apostel  an", 

was  ohne  weiteres  in  ^a^aXx  z^i  ändern  ist. 

*^)  ^  -^^c^    r.  kommt  in  diesem  Sinn  als  Hauptwort  wohl  nur  mit 

folgendem  Genitiv  vor.     Das  Folgende  liegt  am  nächsten  in  .Ci^ffiA 

zu  verändern,  aber  wahrscheinlicher  ist  zwischen  ccn  rmd  ^^^^p 
etwas  ausgefallen. 

^*)  Mit  dem  ^Jffx^Ii.  der  Hs.  weiß  ich  nichts  anzufangen. 

*')  Das  _a7  der  Hs.  erklärlicher  Flüchtigkeitsfehler  nach  Gleich- 
klang füi-     jj. 

66)  Vgl.  Hoffmann,  opusc.  Nest.  S.   13: 

V  (II:;^:^^^  ^AfATiO  .^AVi^fX)  i2.AQ.iAS 
„Rabban  Hunain:  Wodurch  unterscheidet  sich  \ ItlS.  "  von 
(laSj-S*;  Wir  antworten:  |Za^..  ?  ist  es,  wenn  jemand  eine  gewöhn- 
liche Unwahrheit  sagt,  so  wie  es  uhm  ein)kommt.  jZ.aSj^  aber  ist 
die  ausgedachte  listige  Unwahrheit,  so  daß  sie  vorher  in  Gedanken 
zurechtgemacht  und  dann  ausgesprochen  wird." 

*')  Wtl.:  „mit  dem  Schw^erte",  d.  i.  wohl  „im  Zusannnenhange,  in 
Verbindung  mit  dem  Schw."  —  Das  folgende  scheint  eine  Anspielung 
auf  das  Gleichnis  von  der  köstlichen  Perle,  Matth.  13,45.  46,  zu  sein. 

^®)  Sechs  zehnsilbige  Verse.  Die  Stelle  habe  ich  in  Afrem  nicht 
finden  können. 

^^)  1.  Sam.  21,  doch  mit  vollständiger  Verdrehung  der  Personen. 
®°)  Die  Hs.  hat  JZo^aA  „Verächtlichkeit",  doch  ist  in  syrischen 
Hss.  die  Verwechslung  mit  jüa^^iA  „Torheit"  häufig.     (P.  S.) 


—     6i>     — 

{5.31.  "^1   Auch  liicn-  erlaubt  der  Zusannnonhaiii>' sowohl  die  ßcdeutuii,L>" 

„bestimmt  werden"  als  auch  „anj^cdroht  werden".  Nur  heißt  iol«, 
im  (^thi)a.  wold  nur  „bedroht  werden",  nicht  „an^e(h()ht  werden"; 
am   häutigsten  aber  i'ol^t   ein  Sat/. 

*^^)  Ei<>ontlich  „Anschwärzun^en",  Ausstreuungen,  Verleum- 
dungen,  N'erwirrungen,   l']ntstellung(Mi. 

^^)  >al  w^a]  hier  also  r-  ^  s«aA(  „nachg-eben,  sich  lugen", 
während  es  sonst  „Nachsicht  üben  mit"  bedeutet. 

^*)  AVenn    der  '^Pext    richtig    ist,    muß   man    wenigstens    ^^ü» 

lesen,  oder  aber  oi^  in  \l^  (oder  oisj '?)  verändern.  —  Nach  dem 
Text  soll  das  auf  die  .Vnl'ührungsformel  Folgende  Gregorius  ent- 
nommen sein;  aber  der  Stil  dürfte  eher  das  Vorhergehende  als  Worte 
des    Theologos    zu    gelten    berechtigen    (auffinden    können    habe    ich 

sie 

weder  dieses  noch  jenes);  dann  wäre  statt  ccri)  =■  ono  zu  lesen.  — 
Schließlich  ist  es  auch  nicht  unbedingt  sicher,  daß  der  Nazianzer 
gemeint  ist. 

^'^)  Oder  „suspendiert,  exkonununiziert." 

^^)  Von  einem  Patriarchen  Johannes  Bar  Maschke  habe  ich 
keine  Spui'  finden  können.  Dagegen  bestieg  979/668  SeA'erus  Bar 
Maschke  den  Patriarchenthron,  der  bald  mit  mehreren  seiner  Bischöfe 
in  leidenschaftlichen,  bis  zum  Tode  des  Patriarchen  nicht  ausge- 
glichenen Streit  geriet,  in  dessen  A^erfolg  Patriarch  und  Bischöfe  sich 
gegenseitig  absetzten  und  bannten  (Barhebr.  OE  I  281  ff.).  —  Seine 
\\'eihe  vollzog  der  Metropolit  Johannes  von  Tarsus.  Noch  zweimal, 
1108/846  bei  Johannes  IIL  (Barhebr.  1.  c.  387)  und  1247/936  bei 
Johannes  V.  (Barhebr.  1.  c.  397)  habe  ich  bei  der  Patriarchenweihe 
Bischöfe  von  Tarsus  dieses  Ehrenamt  verrichten  gefunden.  Wenn  es 
richtig  ist,  daß  augenscheinlich  unter  Michael  I.  der  Tarser  von  dem 
antiochenischen  Stuhle  nicht  mehr  abhängig  wnv  (s.  o.  S.  8),  so  mag 
für  diese  Loslösung  die  Aufrichtung  des  kleinarmenischen  Reiches 
(um  1080)  den  Grund  oder  den  Vorwand  gegeben  haben. 

^')  A'on  einer  Absetzung  Barschuschans  durch  Haje  berichtet 
Barhebr.  nichts.  Er  weiß  nur  A'on  ihrem  in  Flugblättern  geführten 
Streite,  der  damit  endigte,  daß  Barschuschan  aus  Furcht  vor  dem 
Eingreifen  der  weltlichen  Macht  abdankte.  Nach  Hajes  Tode  wurde  er 
aber  von  neuem,  und  diesmal  einhellig,  zu  seinem  Nachfolger  gewählt. 

'^^j  Wtl.    „gelöst",    d.    i.    losgelassen.      (Oder    liest    man    besser 

0^7  La  j?) 
s.  33.  ^*)  Oenauer:   „uns  (eines  so  unwürdigen  Mittels  wie)  der  Flucht 

bedient  haben." 

'")  Hs.:   „sie",  m.   pl. 


')  üas  _A^  der  Hs.  wohl  einfach  Doppelschreibung,  nach  _aj^. 


—     63     - 

''■)  Die  Hs.  hat  aber  die  Molir/calil,  „iliron  Hautcii".  Was 
das  bedeuten  soll,  weiß  ich  nicht.  Wenn  der  Text  richti,t>-  ist, 
muß  es  doch  wenigstens  .cffVjkfiD  _iaO^    ^]  heil.ien. 

^^)  Vgl.  (zu  dem  Ausdruck)   Barhebr.   Chron.  2(),1(). 

'*)  Da  ^  ^^^>^^^    umnöglich  ist,   wird  man  das  zweite  ^^.LO'    in 

^^«C?   (=  alik^w-O?)  zu  ändern  haben;  das  zweite  >i.mA4,i^Q-ÄX  ist  wohl 
einfach  zu  streichen. 

"^)  Die  ganze  Stelle  ist  entlehnt  aus  dem  Briefe  des  Mara  Bar 
Serapion  (ed.  Cureton,  8j)icileg-.  Syr.  j).  aiso) : 

^  1  .^  r      (Tvll^a^^        .wm.^jj^a^'      (Tr^^kii:^^      IaJZJ       a^JonZf      ^^.^ 

JA^^       i-^'l-^       .  OTiZa^liLO       Zj.li?Z.j       ll— 1       ^^       (TLlliO'  :\^ü.aSIja 

^A7  0(TLi40      .a^A^Ij   ^:^aS  XL— ^j*  ^^7   ^^ai^Aja^  ^l^o      .o^aLo   ^aJZj 
ti      ..A^t-^^    'Z.(    ^^1^    .ornZo^^Lo    ^:i£>    ^,^^790    ^ai;;^^^^    |.^ 

.>Q.^7      jZ|.Ak      i^QJ^ÜlJ      ^i,^      i:^A^Ak     l^l^LO      fi      w^jo  .f9((717 

(Übersetzung  von  Schultheß,  ZDMG  L,  S.  371). 

„Was  sollen  wir  noch  weiter  sagen,  wenn  die  Weisen  gewalt- 
tätig behandelt  werden  von  lY^'annen  und  ihre  Weisheit  von  den 
^'erleulTldern  in  Bande  gelegt  wird,  und  sie  in  ihrer  Erleuchtung- 
verächtlich  behandelt  werden,  ohne  daß  sie  sich  verteidigen  können? 
Denn  was  hatten  die  Athener  für  einen  Nutzen  davon,  daß  sie 
Sokrates  töteten,  was  ihnen  fja]  mit  Hungersnot  und  Pest  vergolten 
wurde?  oder  die  Samier  von  der  Verbrennung  des  Pythagoras,  da  ihr 
ganzes  Land  in  einem  Augenblick  vom  Sand  verschüttet  wurde? 
oder  die  Juden  von  der  Hinrichtung  ihres  weisen  Königs,  da  ihnen 
von  jener  Zeit  an  das  Peich  weggenommen  war'-"-')?     Denn  gerechter- 


*)  Schultheß  liest  ffi^^. 

'^*)  Cur.:  was  taken  away,  ebenso  Schulth. :  „weggenonnnen  war". 
Ich  weiß  nicht,  ob  i:S5Zf  das  heißen  kann.  Melleicht  hat  man  mit 
Barwahbun  Zj^sZj  zu  lesen,  was  allerdings  nachher  auf  das  Volk 
besser  ])aßt  als  hier  auf  das  Pc^ich. 


—     64     — 

maßen  iinlim  CJott  Jlaclu*  liii'  jene  drei  Weisen:  Die  Athener  starben 
Hungers,  die  Saniier  wurden  vom  Meeren  bedeckt,  die  Juden  um- 
^ebraclit  und  aus  ihrem  Reiclie  vertrieben,  Jeben  allenthalben  in  der 
Zerstreuung-.  Sokrates  ist  niclit  tot:  we^en  Piaton,  noch  Py thagoras : 
wegen  der  Herastatue '••),  noch  der  weise;  König:  wegen  der  neuen 
Gesetze,  die  er  gegeben  liat." 

''^]  Wahrscheinlicher  aber  ist  die  Schreibung  erster  Hand:  „in 
unserm   \'olke";  vgl.  S.   19,.'). 

S.  35.  ")  Allenfalls  auch  „verzieh". 

"")  Wenn  das  mit  dem  wm^jo^j  der  Ks.  beabsicJitigt  war,  dann 
ist  die  Flucht  der  heiligen  Familie  nach  Ägypten  gemeint,  freilich 
ist  die  vorhergehende  Wendung  „um  summarisch  zu  reden"  unver- 
ständlich ;  doch  hat  sich  vielleicht  Barwahbun  dabei  gar  nichts  gedacht. 

^^)  Das  Wort  bedeutet  die  anbetende  Niederwerfung,  Tipooy.uvr.a.;. 

®°)  Wtl.  „wohnten  als  Beisassen". 

^^)  Wtl.  j.  Heilige,  „Geistliche":  es  ist  zum  gewöhnlichen  Titel 
der  Bischöfe  (einschl.  der  höheren  Stufen)  gew'orden. 

®^)   Wtl.   „der  gestoßenen  Kirche,  und  ihr  Friedens  werdet". 

S.  37.  ^^)  Barhebr.,  Nom.  \U  2:   79.    Kanon  der  A])ostel: 

„F^in  Bischof,  der  die  Kirche  Christi  unter  F]rbrecht  stellt  und 
seinem  Bruder  oder  Sohne  oder  einem  andern  Verwandten  schenkt, 
soll   selbst   exkommuniziert  werden,   die  Weihe   aber  ungültig   sein." 

Ebenda  (ed.  Bedjan  S.  83):   1.  Buch  des  Klemens,  23: 
^£>\o      ,]L'^  ^'na.^L.A*  >a^£.J    Pt-**t^'    '-s^-*^'^    t^    ^-^OAtt^j 

'^l.'Z:,         :(aA7      C^li.     'ia.ä^L      ^^O'XTL^O.m.     ]]j  :\A^y      X^u^JL     Lc^ 


■■'■)  Nach  V.  W^ilamowitz-Möllendorf  eine  Verwechslung  mit  dem 
Bildhauer  Pjthagoras,  der  doch  aber  nicht  dafür,  eine  berühmte  Hera 
geschaffen  zu  haben,  bekannt  ist.  Ob  aus  der  Lesung  unseres  Textes 
(der  Sinn  ist  doch  wohl  —  wenn  man  es  nicht  etwa  einfach  so 
erklären  soll,  daß  Barwahbun  den  unbekannten  Namen  der  griechischen 
Göttin  durch  ein  ihm  geläufigeres  Wort  ersetzt  hat  —  daß  Pyth. 
irgendeinen  (metallenen)  Kessel  erfunden  hati  eine  richtigere  Aussage 
zu  erheben  ist,  mögen  Kundige  uns  mitteilen. 


—     65     — 

„Ein  Bischof  ist  nicht  befii.^t,  auch  nicht  .i>e^en  Ende  seines 
Lebens,  einen  andern  als  Erben  an  seiner  Statt  einzusetzen;  sondern 
nach  seinem  '"J'ode  soll  die  Synode  den,  der  würdig  befunden  wird, 
einsetzen." 

*^)  Oder  „in  der  Wahrheit  einherzieht"? 
*^)  Aber  auch  „uns  selbst". 

^^)   Das  Folgende  ist  der  grammatischen  Form  nach  auf  \jjz.^       S.   8  9 
(^VjOA)  bezogen,  geht  aber  dem  Sinne  nach  auf  |ilQ.ü^. 
"i  Wtl.   „in  der  Güte,  Gnade". 
r)ie  (ZaÜH^  des  \^^  ^j^  (^Matth.  19,17  usw.^  hat  in  ihrer  Wirkung 

auf    die  W(>lt   dic^   Form    der   fZaüA^.     In    der  geschaffenen  Welt  ist 

nun   das  >-Si^,    was    ein  Ausfluß   der   obersten  jZaü.^    ist.     Man  mag 
dazu   vergleichen   Bar  Eahlul,   lexic.    syr.    s.  v.    (ed.  Duval  S.  167,16 1: 

„Der  Name  Gottes  ist  aus  deui  Hebräischen  herübergenommen 
und  wird  gedeutet  „Fluß"  (wtl.  „Lauf")  und  deutet  hin  auf  den 
alle  Wiesen  umgebenden  Fluß  der  GTÜte  der  Gottheit." 

^^)   >»Aaj^  ist  st.  constr. :  vgl.   HO  I  54/55: 
.ooi^^^j  (jfTL^oAo  |flx2^?   riLf^A  ^^s  I*Aa,x   (^.li.cLs  \ld] 

„Die  allheilige  jungfräuliche  Mutter,  die  Gottesgebärerin,  der 
Ruhm   aller  Christen." 

^^)  Der  Patriarch  führt  in  seinen  Briefen  den  Titel: 
.i.*4j|.:;>D    (tl1.^7o    i^^a^JJ     |(tlI:^     Ul^f^^    V^^^i^^s    r--^-^ 

„N.  N.,  Patriarch  der  Stadt  Gottes  Antiochien  und  des  ganzen 
Ostens." 

Nach  der  AVeihe  des  neuen  Patriarchen  wirft  sich  der  Synodal- 
vorsitzende  samt   allen   Bischöfen    vor   ihm    nieder  und  redet  ihn  an: 

Lt^o\     \.^^äj^JL     l-ä^^Q^i     (TlI^^     iJ,.^oi}o      i^^^a^^^l      j^l^i^üil;^ 

„Der  heilige  Geist  beruft  dich,  Patriarch,  Vater  der  ()berhäu[)ter, 
zu  sein  über  die  Stadt  Antiochien  und  den  ganzen  Bereich  des 
apostolischen  Stuhles,  oder  Vater  unser  aller." 

"")  Die  berühmte  Formel,  um  welche  sich  die  syrische  Kirche 
im  8.  und  9.  Jahrhundert  spaltete. 

5 


—     6()     ~ 

®^)    Mit    dem    ]^  ^mr^-    der    Hs.    kann     iiacli    ihrer   Sehreibweise 

^»^^m«^.   o-emeint  sein,  doch  ist   wohl   zu  lesen    ^^sa^as. 

j^  41  ^'')     W'tl.:     „zeigte    sicli    (bewandert)     in",     „machte     sich     be- 

inerklicli  in". 

^')  Oder  „Tai)ferkeit". 

^^)  I).  i.   „seine  ilnn  schon   iirstäiidlich  eigene  Größe". 

^^)  Oder,  vielleicht  passender,  „AValn'heit  der  l'berzeugung",  d.  h. 
Kechtgläubii>keit. 

^^)  D.  i.  die   Folie,  den  Hintergrund  dazu  bildet. 
S.  48.  *')  Wtl.  „in  Größe". 

^^)  ^^'tl.  „zeigtet",  =  d7:o8£ixvuiJii. 
'')  L.  as^V: . 
'"")  Wtl.   „oi)l'eret". 

^"')  Oder:  „und  zwar  diesc^s  tuet,  indem  usw.",  so  daß  7  ent- 
weder noch  abhängig  von  .cls^I^'^I',^  ^^3i]  oder  einfach  zu  streichen, 
vgl.  S.  4-6,2  3. 

S.  46.  '"''j  Oder  „Gefühlsschwankungen". 

»»')  Wtl.   „Verzeihung". 
')  Wtl.:    „(die  Erinnerung   an   sie)    in  jenem   deinem   heiligen 


I 


10*^ 


Herzen  aufsteigen" 


<r>' 


10& 


106\ 


107\ 


')  Oder   „hätte  erlangt". 

Wtl.  „offenbarlich,  dem  Augenscheine  nach" 


')  Zugleich  auch:   „an  die  Spitze  der  K.  gestellt  worden". 
^°®)  Vor  \2]  ein  Tätigkeitswort  ausgefallen? 
^°^)  Das   ^sV    der  Handschrift   ist   gar  nichts.     Dem   Text  am 
nächsten  steht  \^'i  (Ringen,  Sich -Winden?    Einigermai3en  ähnlich  ist 
Afrem  ed.  Ben.  II  324  A,  wo   es    dem  ^^^'  des  ersten  Gliedes   ent- 
spricht) oder  ^©V.      U^aoi.  entsi)r.  erwartet  man  einen  Gegensatz  zu 
iZo.£''|.      Daher  ist  vielleicht  |j?    „Kampf"   1  Br.)  vorzuziehen. 
S.  4T.  ^'")  Wtl.  „trinkbare",  denn  so,  |iulAZ^.*Aiö,  wird  man  statt  des, 

soviel   ich    weiß,    sinnlosen   j^AlAJi^Ai^o   zu  lesen   haben.     P.  S.  führt 

aus  Barhebr.  ^^^^isO  ^.a^^o  und  ^aZIullo  an,  vermutlich  im  Zusammen- 
hang und  ähnlicher  Gegenüberstellung. 

^^^)  Will  sagen:   „alttestamentlichen". 

"^)  So  wird  man  zu  lesen  haben  statt  des  „und  weil  er  sprach", 
das  die  Hs.  bietet. 


—     67     — 

"•"')  Oller  violloicht   riclitii^'er  ,,Uiiho(l(Hitcnlioit". 
"*)  Wtl.   „des  Dionstes". 

^^^)  Oder  „sLcli  davor  scheuten";  wtl.  „es  zu  umgehen  suchten". 
^^^)  „Affekten",  oder  hier  vielleicht  richtiger  „Leiden". 
^^'^)  AVtl.   „und  in  die  Gegensätzlichkeit  gesetzt  sind**,  dtMin   (bis 
Akt.      T^vp^  -.,  der  Hs.  ist  kaum  brauchbar. 

"^)  Oder  „unsere  Seele".  Man  möchte  einen  Sinn  erwarten 
wie  ,,unserer  Seele  wahrzunehmen",  aber  dieser  Grermanismus  ist 
unstatthaft. 

"^)  Wtl.  „der  Grröße",  d.  i.  „des  |.c>j- Seins". 

*■''*')  Wohl  vorzuziehen  vor:   „die  Würde  apostolischen  Ranges".  s.  49. 

^^^)  Wtl.  „den  Thron  eures  Apostolats". 


Das  Schisma  des  Paulus  von  Beth-Ukkame. 

Nach  Joh.  V.   I^jh.  iU.  TvW. 

Paulus  von  Beth-Ükkame,  der  von  Jakob  Baradäus  ge- 
weihte monophysitische  Patriarch  von  Antiochien,  kam  etwa 
569  auf  Vorladung  des  Kaisers  zu  Beligionsverhandlungen 
nach  Konstantinopel.  Das  Ende  war,  daß  er  571  gewaltsam 
zur  Kommunion  mit  den  Synoditen  gezwungen  wurde.  Weiterem 
vermochte  er  sich  durch  Flucht  nach  Arabien  zu  entziehen. 
Er  reichte  der  syrischen  monophysitischen  Synode  nachein- 
ander zwei  Widerrufe  ein  und  wurde  nach  dreijähriger  Buße 
575  von  Jakob  wieder  aufgenommen.  Während  aber  das 
Verfahren  noch  schwebte,  erfolgte  durch  den  Nubierbischof 
Longinus  die  Weihe  des  Patriarchen  Theodor  für  den  seit 
Theodosius'  Tode  566  verwaisten  Stuhl  von  Alexandrien,  wie 
es  hieß,  unter  Mitwirkung  Pauli.  Die  Alexandriner  versagten 
dem  ihnen  zugemuteten  Patriarchen  die  Anerkennung  und 
stellten  ihm  einen  gewissen  Petrus  als  ihren  Patriarchen 
entgegen.  Dieser  bannte  Paulus  und  zugleich  Jakob,  der 
seine  unkanonische  Gegenweihe  aufs  schärfste  mißbilligte. 
Aber  bald  änderte  Jakob  unter  dem  Einflüsse  seiner  Paulus 
feindlichen  Umgebung  die  Front  und  trat  gelegentlich  einer 
Zusammenkunft    in  Alexandrien    auf  Peters   Seite,    verwarf 

670/76      damit  Paulus.     Dies  ist  887  schon  geschehen,  der  Spalt  zer- 
reißt schon  die  ganze  monophysitische  Kirche. 

Auf  Seiten  Pauli  standen  in  der  Hauptsache  die  großen 
Klöster  (nach  IV  2U).     Das  nächste  Datum  ist  die  Gesandt- 

576/77      Schaft  nach  Persien  888  (IV  35),  welche  sich  für  Paulus  ver- 
wandte.    Bei   dieser   Gelegenheit    erfahren    wir  einmal,   daß 


—     69     — 

Jakob  damals  noch  am  Leben  war,  und  ferner,  daß  der  Osten 
gegen  Paulus  Stellung  nahm  oder,  vielleicht  richtiger,  an 
Jakob  festhielt.  Vorher  liegen  wohl  die  Einigungsversuche 
Longinus',  wobei  er  unter  die  im  Ananiaskloster  versammelten 
Anhänger  Jakobs  geriet,  wie  es  scheint,  dieselbe  Synode,  die 
nach  IV  H2  den  Versuch  machte,  einen  neuen  Patriarchen 
zu  wählen.  Ihr  Vorhaben  scheiterte  an  dem  Widerspruch 
einiger  Bischöfe  gegen  solches  regel-  und  gesetzlose  Verfahren. 
Es  waren  schwerlich  Anhänger  Paulus',  sondern  Leute,  die 
mit  Jakob  sich  von  Paulus  getrennt  hatten,  aber  auch  dem 
Feinde  ein  gesetzmäßiges  Grerichtsverfahren  zugestanden 
wissen  wollten.  Wir  werden  durchgängig  in  Jakobs  Partei 
zwischen  den  Todfeinden  Pauli  und  den  unentwegten  An- 
hängern des  Vaters  der  syrisch-monophvsitischen  Kirche 
einen  scharfen  Unterschied  zu  machen  haben.  Wir  werden 
es  unserem  Schriftsteller,  der  den  Charakter  seiner  Personen 
sonst  möglichst  zu  schonen  sucht,  glauben  dürfen,  daß  Paulus 
unter  seinen  Bischöfen  unversöhnliche  Feinde  hatte,  ehe  er 
(als  Patriarch)  KP  aufsuchte.  In  ihrer  Hand  war  Jakob 
und  mit  ihm  seine  Kirche,  und  der  ehrliche,  treue  Vorkämpfer 
des  Monophysitismus  war  doch  nur  ein  ,.  schlichter,  alter 
Mann".  Dem  Streite  zwischen  den  beiden  Männern,  die 
Glaube,  Charakter,  Lebensführang  füreinander  zum  Wohle 
ihrer  Kirche  bestimmt  hatte  und  die  persönliche  Herrsch- 
sucht ihrer  Umgebung  auseinander  riß.  gibt  das  Gepräge,  daß 
die  Erfolge  wie  die  Greuel  ihres  Kampfes  auf  Rechnung  der 
Ihren  entfallen.  Jakob  war  nicht  imstande,  Paulus  nicht 
willens,  Herr  seiner  Partei  zu  bleiben.  Denn  in  dieser  Zeit 
hatte  sich  Paulus  schon  dem  Kampfe  entzogen  und  war  in 
die  Nähe  von  KP  geflüchtet.  Er  war  wohl  nicht  der  Mann^ 
der  seine  Sache  und  seine  Anhänger  im  Stiche  ließ,  sobald 
der  Kampf  heiß  wurde.  Solange  Jakob  ihn  hielt,  mochte 
auch  Peters  Bann  ihn  wenig  berühren.  Aber  seit  der  Schande 
von  KP  war  er  ein  gebrochener  Mann.  Die  Hinneigung 
Johannes'  von  Ephesus  zu  Paulus  ist  erklärlich;  der  Schild, 
den  er  vor  den  Gefallenen  hielt,  deckte  ihn  selber.  Aber 
Paulus   mochte   sich   mit  ßecht   schuldiger   erachten   als   die 


—      70     — 

Gefährten  jener  sehwachen  Stunde.  Für  seinen  zweiten  Fall 
hatte  er  keine  Entschuldigung  mit  kirchenpolitischen  Rück- 
sichten und  betrogenen  Erwartungen,  sondern  die  Lage  war 
allzu  klar:  er  hatte  sein  Leben  lieb  gehabt,  wenn  auch  gute 
Freunde  und  kaiserliche  Gunst  ihm  den  Weg  der  Schmach 
geebnet  hatten.  Die  Strenge,  mit  der  seine  Glaubensgenossen 
seine  Schwäche  beurteilten,  die  harte  Buße,  mit  der  er  die 
Wiederaufnahme  erkaufte,  läßt  vermuten,  wie  dieser  Mann, 
der  jedenfalls  kein  Voltigeur  der  Kirchenpolitik  war,  selbst 
darüber  dachte.  Der  Kampf  für  sein  Recht  ward  für  ihn 
Widerstreben  gegen  göttliche  Strafe,  als  Jakob,  der  Heilige 
der  verfolgten  Kirche,  ihr  ehrwürdiger  Vater  und  Prophet, 
ihn  verwarf.  Es  macht  nicht  den  Eindruck,  daß  er  die  Rolle 
trotzigen  Schmollens  habe  übernehmen  wollen,  wie  es  ihm 
seine  führerlosen  Anhänger  zum  Vorwurf  machten  und  wie 
sie  nachher  seinen  kleinlichen  Freunden  an  seiner  Leiche 
aufzunehmen  wohlgeiiel  (IV  47.  55 — 57). 

Ein  oder  zwei  Jahre  nach  Paulus'  Verschwinden  rief 
der  Tod  dann  Jakob  vom  Kampfplatz  ab  ^) ;  aber  die  Fehde 
ging  weiter,  ja  sie  verschärfte  sich  noch,  nachdem  die  Männer 
abgetreten  waren,  denen  die  Erinnerung  an  frühere  Zeiten 
eines  besseren  Streites  im  Toben  des  Kampfes  den  Arm  auf- 
gehalten hatte.  Der  Streit  mag  wild  sein,  wenn  er  für  eine 
Sache  oder  für  einen  Namen  geführt  wird;  aber  er  wird  ge- 
hässig, wenn  er  gegen  einen  persönlichen  Feind  geht.  Da- 
mianus,  der  Erbe  der  Würde  und  der  Kampfesweise  des 
alexandrinischen  Petrus,  versuchte,  wieder  unter  dem  Wider- 
spruche einiger  Bischöfe,  einen  Gegenpatriarchen  in  Antiochien 
durchzusetzen  (IV  41).  Der  schmähliche  Ausgang  dieses 
Abenteuers  verschlägt  ihn  nach  KP,  wo  wieder  einmal,  dies- 
mal unter  dem  Drucke  des  Araberfürsten  Mundhir,  seit  dem 
580  zweiten  Adar  891  Einigungsverhandlungen  im  Gange  waren, 
diesmal  mit  glücklichem,  aber  nur  scheinbarem  Erfolge,  denn 
der  Friede,  bei  dem  die  Alexandriner  nichts  gewannen,  sondern 


577/78  ')  Hier  ma;:>-  Pseuclo-Dionj^s  (B.  O.  T  424).  der  das  Jahr  889  an- 

gibt, im  Rechte  sein. 


—     71     — 

nur  eine  gute  Gelegenheit  für  das  hierarchische  Schalten  der 
Jünger  Kyrills  fahren  lassen  mußten,  ward  von  ihnen  nicht 
ehrlich  gemeint,  von  den  wenigsten  aufrichtig  gewollt,  von 
keinem  vertrauensvoll  angenommen.  Damian  arbeitete,  dies- 
mal mit  Erfolg,  auf  eine  neue  Patriarclienweihe  hin.  Der 
Mann,  den  er  ausspielte,  Petrus  von  Kallinikos,  war  für  diese 
Rolle  zu  gut,  hat  aber  wohl  später  an  der  endlichen  Aus- 
söhnung persönlich  kein  geringes  Verdienst  gehabt.  Die  un- 
mögliche Zahl  882,  die  IV  45  und  der  Text  Barwahbuns  570/71 
bietet,  wird  mit  Payne  Smith  in  892  zu  ändern  sein  ^),  denn  sso/si 
in  I  41,  das  im  Jahre  892  entstanden  ist,  wird  schon  Petrus 
genannt.  Bald  darauf,  nach  IV  58  zwei  bis  drei  Jahre  nach 
Jakobs  Tode,  endigte  Pauli  Leben.  Hatten  schon  während 
der  letzten  Jahre  seine  Anhänger  Sicherheit  und  Ziel  des 
Kampfes  verloren,  so  war  der  Kampf  jetzt  aussichts-  und 
zwecklos.  Zwar  noch  ging  der  Hader  weiter,  noch  896  (welches  084/85 
Datum  in  IV  61,  Johannes'  letztem  Worte  über  die  Kirchen- 
spaltung) war  kein  Ende,  aber  er  scheint  dann  doch  bald, 
dank  der  Persönlichkeit  Peters  von  Kallinikos.  untergegangen 
zu  sein  in  dem  neuen  Kampfe,  der  diesen  bald  von  Damianus 
trennte. 

Für  die  erste  Zeit  des  Patriarchats  Pauli,  sowie  schon 
für  sein  vorhergehendes  Leben  haben  eine  Reihe  Briefe  Be- 
deutung, auf  die  Kleyn  in  seiner  Lebensbeschreibung  Jakobs 
aufmerksam  gemacht  hat,  und  denen  anscheinend  größere 
Bedeutung  zukommt,  als  er  bescheidentlich  ihnen  beimißt. 
Wir  haben  da   den  Brief  (dort  d.  8.),  in  welchem  Theodosius 


^)  Beiläiifii>'  sei  hier  gestattet,  auf  einen  Flüchtigkeitsfehler  in 
IV  45  aufmerksam  zu  machen,  weil  beide  Übersetzer,  Schchifelder  wie 
Payne  Smith,  merkwürdigerweise  ihm  verfallen  sind.  In  Peters  Worten 
muß  es  natürlich  heißen :  „»Daß  ich  über  einem  Manne  stehen  sollte  .  . .  , 
nehme  ich  nicht  an,  daß  ich  nicht  schließlich  in  den  Bann  getan  und 
aus  der  Kirche  ausgestoßen  würde."  Nunmehr  aber  ließ  er  sich 
schließlich  überreden."  Es  steht  doch  da  j^^itj-  —  Vi<b  auch  die  ähn- 
liche Stelle  cp.  41 :  „Daß  wir  ....  einen  andern  ihm  überstellen  sollten. 
nehmen  wir  nicht  an,  damit  nicht  wir  nicht  allein  an  den  Kanones 
uns  verschulden,  sondern  auch  in  den  Bann  getan  werden." 


—     72     — 

nacli  Sorg'ius'  Tode  für  (1(mi  antio('li(Miiscl)(Mi  Stiilil  (Miicii  Al)t 
seiner  Uin<>;ebuiig,  ol)(>ii  unserii  Paulus,  wann  empfiehlt;  einen 
andern  (9.),  in  welchem  er  Jakob  und  die  anderen  syrischen 
Biscliöfe  mit  der  Weihe  Paulus'  l)eauftragt.  Ersterer,  für  die 
Öffentlichkeit  bestimmt,  sagt  über  die  l)eabsichtigte  Patri- 
archenweihe kein  Wort;  der  letztere  ist  der  Geheimbefehl 
des  gefangenen  Kirchenfürsten  an  die  syrische  Geistlichkeit. 
Der  alexandrinische  Bischof  regiert  also  von  der  Verbannung 
her  nicht  nur  seinen  Sprengel,  sondern  vermöge  seines  An- 
sehens die  ganze  monophysitische  Kirche.  Dies  wirft  ein 
Licht  auf  den  Ausbruch  des  Streites  zwischen  Paulus  und 
den  Alexandrinern.  Daher  also  die  Entrüstung,  als  Paulus 
später  das  Blatt  umdrehte  und  der  Antiochier  den  alexan- 
drinischen  Stuhl  besetzte.  Für  die  rechtliche  Beurteilung 
dieser  Streitfrage  sind  die  Briefe.  18  und  19 — 22  von  Wichtig- 
keit. Im  ersteren  beauftragt  der  gealterte  Theodosius  Paulus, 
an  seiner  Stelle  Longinus  für  die  Nobadäer  zu  weihen,  also 
ins  Machtgebiet  des  alexandrinischen  Stuhles  hineinzuwirken. 
Ahnlichen  Inhalt  haben  19 — 22,  teils  an  Paulus,  teils  an  die 
ägyptische  Herde  des  verbannten  Kirchenfürsten  gerichtet. 
Sie  besagen :  Paulus  soll  mit  unbeschränkter  Vollmacht  in  dem 
klerusarmen  Agj^pten  Weihen  vollziehen,  diese  ihm  helfen 
und  zu  Willen  sein:  „AI  wat  P.  doen  zal,  bekrachtigen  wij 
en  beschouwen  dat  als  onze  eigene  hand."  Es  war  gleich- 
wohl eine  Überschreitung  dieser  Vollmacht,  wenn  Paulus 
einen  Nachfolger  des  Theodosius  geweiht  hat  (abgesehen  da- 
von, daß  eine  Weihe  durch  den  Gebannten  an  und  für  sich 
strafbar  war);  aber  eben  dies  traf  so  einfach  keineswegs  zu. 
Die  Angaben  des  Johannes  v.  Ephes.  hierüber  sind  wohl 
nicht  ganz  genau  und  klingen  darum  etwas  verworren; 
während  nach  IV  10  die  beiden  neben  Longinus  bei  Theo- 
dors Weihe  amtierenden  Bischöfe  ohne  Einwilligung  ihres 
Patriarchen^)   diesen   Schritt   nicht    tun   wollten   und   darum 


^)  Auffällig,  selbst  wenn  sie  von  Paulus  geweiht  waren,  denn 
Paulus  stand  noch  unter  dem  Banne.  Vielleicht  hatte  aber  die  Ost- 
synode die  AViederaufiuihmo  ^  orbehaltlich  dei"  Einwilli^^ung  Longinus' 
und  Theodors  vom  J?hil;i  sclion  ausi^'esprochcn. 


—     73     — 

Paulus  herbeiholten,  hat  Loiiginus  nacli  iV  14  sp'äter  eidlich 
versichert,  daß  Paulus  weder  zugegen  nocli  von  dem  Vor- 
haben unterrichtet  gewesen  sei').  Eine  Verbindung  von 
vornherein  zwischen  Paulus  und  Theodor,  dem  neuen  Patri- 
archen, wird  durch  die  gewechselten  Synodalschreiben,  die 
letzten  beiden  Stücke  der  Kleynschen  Sammlung  (s.  a.  JE 
IV  10)  bewiesen.  Aber  eine  mehr  als  rein  passive  Teilnahme 
werden  wir  Paulus  nicht  zuzuschreiben  haben,  vielmehr  diese 
ganze  Unvorsichtigkeit  Longinus  zur  Last  legen  müssen. 

Das  soweit  durchaus  einheitliche  und  doch  nicht  ein- 
seitige Bild,  das  wir  aus  JE  und  den  genannten  Briefen  von 
dem  Patriarchen  erhalten,  ändert  aber  befremdlichst  und 
durchgehends  die  Züge  in  der  Beleuchtung,  die  es  durch 
einen  Bericht  der  Chronik  Michaels  erhält.  Diese  hat  vor 
Barhebr.'s  seitenlang  wörtlich  gleichlautender  und  noch  nicht 
hundert  Jahre  jüngerer  Kirchengeschichte  den  nicht  hoch 
genug  anzuschlagenden  Vorzug,  uns  noch  in  ausgedehntem 
Mäße  in  die  alten  Quellen  Einblick  zu  gewähren,  aus  denen 
er  seinen  Bericht  erhoben  hat,  und  die  Barhebr.  bis  zur  Un- 
kenntlichkeit verkürzt  hat,  dann  vor  allem  aber  auch,  uns 
in  reichster  Fülle  die  Urkunden  zu  den  Tatsachen,  die  sie 
berichtet,  vorzulegen. 

Der  Bericht  Michaels  lautet:  Paulus  war  von  Jakob  und 
Eugen  für  Antiochien  geweiht  worden,  wünschte  aber  nach 
Theodosius'  Tode  diesen  Stuhl  mit  dem  angeseheneren  alexan- 
drinischen  zu  vertauschen  und  suchte  zu  diesem  Ende  seinen 
von  den  Alexandrinern  selbst  bevorzugten  Nebenbuhler  Atha- 
nasios,  einen  Enkel  der  Kaiserin,  wegzuverdächtigen.  Aber 
Athanasios  untersuchte  nun  seinerseits  Pauli  Lebenswandel, 
und  die  Alexandriner  sekundierten,  indem  sie  in  einem  Schrift- 
stück zusammenstellten,  was  sie  an  Schlechtigkeiten  von  dem 
Kinde  ihrer  Stadt  aus  seiner  Vergangenheit  wußten.    Atha- 


^)  Freilich  ist  os  grammatisch  zulässig,  ja  zunächst  näher  lie^'end, 
in  (lieser  Stelle  nicht  Paulus,  sondern  Longinus  als  kSubjekt  zu  setzen, 
was  aber  wohl  als  sachlich  unmöglich  abzuweisen  ist.  Michael  erst 
scheint  diese  An,i>abe  zu  der  verkehrt  zu  haben,  daß  Paulus  selbst 
eidlich  jede   Beteili,i»uji,i;-  an  der  Walil   abj4(3st ritten   habe. 


—     74      - 

nasios  überlieferte  diese  Akten  dem  Kaiser.  Aber  l*aulus 
hatte  nocli  andere  Mittel.  Erbe  der  Schätze  Theodosios', 
suchte  er  nun  diese  auszunutzen,  um  für  sich  in  Alexandrien 
Stimmung  zu  machen.  Auch  das  mißlang;  nicht  nur  Alexan- 
drien, auch  Antiochien  verschloli  ihm  fortan  seine  Kirchen  ; 
er  suchte  und  fand  bei  dem  monophysitischen  Araberfürsten 
Hareth  Zuflucht  und  Anerkennung  als  Patriarch. 

Soweit  war  uns  das  Erzählte  schon  aus  Barhebr.  be- 
kannt, aber  mit  diesem  versprengten,  sonderbaren  Bericht 
ließ  sich  nichts  anfangen.  Doch  jetzt  sehen  wir  anscheinend 
diese  Behauptungen  durch  einen  später  von  Michael  gebrach- 
ten Brief  Kaiser  Justins,  also  einen  zeitgenössischen  Beleg, 
vollinhaltlich  bestätigt.  Erfreulicherweise  sind  wir  noch 
jetzt  in  der  Lage,  mit  einiger  Gewißheit  diese  Darstellung 
auf  ihre  geschichtliche  Grundlage  zurückführen  zu  können. 
Michael  fand  schon  bei  seinem  Gewährsmann  JE,  dem  er 
in  der  Hauptsache  folgt,  einen  reichlich  verwirrten  Bericht 
—  JE  erzählt  Geschichten,  kaam  je  gelingt  ihm  ein  Stück 
Geschichte  — .  aber  Michael  hat  dadurch,  daß  er  Stücke 
anderer  Quellen  an  ihm  passend  scheinender  Stelle  einflickte, 
ohne  sie  doch  zu  einem  Gemälde  einzuweben,  ein  Mosaik 
geschaffen,  das  das  Muster  noch  mehrmals  in  Variation 
wiederholt,  wenn  wir  glaubten,  die  Bilderreihe  ginge  weiter. 
So  haben  wir  über  dieselbe  Besetzungsfrage  gleichfalls  bei 
Michael  einen  anderen  Bericht,  den  wir  wenigstens  vermu- 
tungsweise dem  verlorenen  zweiten  Teil  der  Kirchengeschichte 
unsers  JE  zurechnen  dürfen.  In  einer  Aufzählung  damals 
aufgetretener  Ketzerhäupter  berichtet  der  Verfasser  auch, 
wie  Athanasios  zum  Tritheiten  geworden  sei.  Kaiser  Justin, 
der  sich  auch  nach  anderen  Angaben  Michaels  mit  dem  hoch- 
angesehenen monophysitischen  Kirchenfürsten  gütlich  zu 
stellen  suchte,  hatte  Theodosios  vergeblich  zur  Weihe  des 
Athanasios  vorerst  zum  Priester  für  Alexandrien  zu  be- 
stimmen versucht.  Er  beabsichtigte,  wie  sich  dann  zeigte, 
nicht  ungeschickt  eine  Personalunion  der  Regierungsinteressen 
und  der  religiösen  des  ägyptischen  Volkes  in  Athanasios, 
dem    monophysitischen     Großsohn     der    Kaiserin    Theodora. 


—      iJ     — 

Nach  Theodosios*  Tode  versuchte  er  demnach  die  Alexan- 
driner dahin  zu  bringen,  sicli  freiwillig  Athanasios  zum 
Patriarchen  zu  wählen.  Aber,  das  Gegenteil  des  obigen 
Berichts,  die  Alexandriner  verschmähten  aus  Gründen,  die 
wir  nicht  erraten  können,  den  angebotenen  Kandidaten  ihres 
eigenen  Lagers  und .  erbaten  sich  vielmehr  den  (otlenbar 
gegen  das  Lebensende  Justinians  abgesetzten  ^  dyophysiti- 
schen  Patriarchen  Apollinarios  aus,  zu  dem  sie  augenschein- 
lich Vertrauen  hatten,  so  daß  sie  ihm  sogar  vor  ihrem  hoch- 
geboreneu  Glaubensgenossen  den  Vorzug  gaben.  Auf  diesen 
Wunsch  wollte  aber  der  Kaiser  nicht  eingehen;  er  ließ 
Athanasios  ganz  fallen,  und  als  Apollinarios  nach  seinem 
Tode  (in  Johannes)  einen  Nachfolger  erhielt,  wandte  sich 
Athanasios  fortan  aus  Ehrgeiz  den  Tritheiten  zu. 

AVir  werden  kein  Bedenken  tragen,  diesem  zweiten  Be- 
richt Glauben  zu  schenken;  nur  er  ist  mit  der  weiteren  Ge- 


')  Freilich  ist  nach  allem,  was  wir  sonst  wissen,  Apollinarios  dem 
Strafurteil  des  zum  Julianisten  gewordenen  Kaisers  durch  den  Tod 
Justinians  entnommen  worden.  Wir  wissen  aiich  gar  nicht,  welche 
Gründe  die  Alexandriner  zu  diesem  äußerst  befremdlichen  Mißtrauens- 
votum für  Athanasios  haben  konnten,  der  doch  Theodosios'  stetes  Yer- 
trauen  genossen  hatte  (vgl.  in  der  Kleynschen  Briefsammlung  die 
Nummern  8  und  24:).  —  Aber  diese  Erklärung  stützt  sich  erst  auf  die 
Auffassung  Chabots  in  seiner  Übersetzung;  um  kurz  zu  sein,  es  ist 
die  Frage,  \vie  wir  die  Antwort  der  Alexandriner  zu  verstehen  haben: 
mL^Of^  jccTJo  i^acaA^j-l^XQ-sfl  ^n^].  Chabot  übersetzt:  „Een- 
voie  Apolinarius,  quil  prenne  sa  place."  Ich  möchte  es  auffassen: 
„Rufe  Apollinarios  von  hier  ab,  und  dann  möge  er,  Athanasios,  an 
seine,  Apollinars,  Stelle  treten."  Dann  ist  es  ganz  anders.  Dem 
Kaiser  fiel  es  nicht  bei,  die  ganze  ägyptische  Kirche  dem  monophysiti- 
schen  Patriarchen  unterzuordnen;  das  dj^ophysitische  Patriarchat  sollte 
daneben,  nein,  als  das  eigentlich  rechtmäßige,  bestehen  bleiben,  nur 
dachte  der  Kaiser  sich  durch  die  Person  seines  A'erwandten  —  Atha- 
nasios hat,  wie  wir  sehen  werden,  bis  zuletzt  zum  Hofe  die 
besten  Beziehungen  unterhalten  —  in  der  monophysitischen  Kirche 
des  wichtigen  Ägypten  maßgebenden  Einfluß  zu  sichern;  um  diesen 
Preis  sollte  die  Sonderkirche  ungestih-te  Duldung  genießen.  Die 
Alexandriner  aber  wollten  völlige  Anerkennung,  darum  Beseitigung 
des  „kaiserlichen"  Patriarchen.  Die  Monophysiten  wollten  hier,  wie 
567  in  Kallinikos,  ')7\    in  KP,  alles  oder  nichts. 


—     76      - 

scliiclito  dos  monopliysitischen  Patriarchats  von  Alexandrieu 
vereinbar.  Auch  in  dio  sonstige  Kirchengesehichte  jener 
Jahre  nach  Tlieodosios'  Tod  nnd  in  Pauli  Loben  paßt  diese 
Fabel  seiner  alexandrinischen  Kandidatur  schlecht  hinein. 
Doch  ehe  wir  darauf  eingehen,  wollen  wir  versuchen,  was 
sich  über  den  Ursprung  des  fraglichen  ersten  Zeugnisses  er- 
raten läßt,  und  seine  Stellung  im  Ganzen  der  Micliaelschen 
Chronik  betrachten. 

Die  Darstellung  gestattet  beim  ersten  Blick  Vermu- 
tungen auf  den  Kreis,  dem  sie  entstammt.  Paulus'  Widerpart 
Athanasios  ist  als  Führer  der  Tritheiten  neben  ^onon  und 
Eugen,  später  als  Haupt  und  Eponymos  eines  Splitters 
dieser  Sekte  bekannt.  Wir  wissen  nicht,  wann  er  sich  an 
Konon  und  Eugen  anschloß;  noch  im  24.  Briefe  der  Kleyn- 
schen  Sammlung  wird  er  als  treuer  Anhänger  Tlieodosios', 
Pauli  und  Eunomios'  erwähnt,  ein  besonders  wertvoller 
Freund,  weil  er  des  Kaisers  Gunst  genoß.  Aber  bald  nach 
Konons  und  Eugens  Abfall  finden  wir  Athanasios  mit  seinem 
Einflüsse,  d.  h.  jetzt  seinem  Gelde,  (JE  V  1)  auf  ihrer  Seite. 

Dieser  Bericht  über  Pauli  Kandidatur  ist  mitten  hinein- 
gesetzt in  die  Schilderung  der  Gesandtschaft  des  Patrikios 
Johannes  an  den  persischen  Hof  und  dann  besonders  seiner 
Kirchenfriedens-Verhandlungen  mit  den  Monophysiten.  Wir 
finden  in  dieser  letzteren,  sehr  ausführlichen  und  gut  unter- 
richteten Schilderung  die  Kennzeichen  jenes  Berichtstückes 
unbekannten  Ursprungs:  Beziehungen  zu  Athanasios,  d.  h. 
den  Tritheiten,  und  zum  Hofe,  wir  fügen  hinzu,  Feindschaft 
gegen  Paulus  und  Gegensatz  gegen  die  syrischen  Mönche. 
Gerade  an  der  Schilderung  vonKallinikos  wird  dieser  trithei- 
tische  Charakter  des  Berichtes  deutlich.  AVir  wollen  Jakobs 
eigene  Wiedergabe  des  Hergangs  mit  dem  Bericht  vergleichen. 
Die  erstere  haben  wir,  freilich  sehr  kurz,  in  seinem  späteren, 
im  39.  der  Kleynschen  Briefe  enthaltenen  Ultimatum  an  die 
Tritheitenhäupter.  Darnach  hat  er  Eugen  dort  aufgefordert, 
sich  in  einem  schriftlichen  Bekenntnis  zu  verantworten. 
Eugen  hat  sich  dessen  jedoch  geweigert.  (Dazu  mögen  wir 
noch  aus  Brief  32  entnehmen,  daß  in  Kallinikos  die  tritheitisch 


—      i  (     — 

gerichtete  (-iriippe  eine  psöucloseverische  Schrift  vorbrachte, 
die  den  Tritheismus  nicht  verdammte  und  darum  alsbald 
zerrissen  wurde '  j ).  Darnach  war  Eugen  der  Angeklagte, 
der  Tritheismus  eine  von  vornherein  verdammte  Sekte. 
Natürlich,  dieser  Bericht  ist  parteilich,  aber  es  genügt,  um 
zu  ersehen,  daß  der  Michaelsche  Bericht  nicht  aus  dieser 
Quelle  stammt.  Dort  heißt  es,  Eugen  sei  von  gewissen 
Leuten  gedrängt  worden,  den  Bann  über  jeden  auszusprechen, 
der  von  Wesenheiten  (nämlich  in  der  Gottheit)  rede,  habe 
dies  unzeitgemäße  Begehren  aber  abgeschlagen  Da  sei  an 
das  Licht  gekommen,  was  jene  Leute  schon  lange  gegen  ihn 
in  sich  herumgetragen  hätten.  Infolgedessen  sei  es  zur 
Spaltung  gekommen.  Dann  werden  die  Parteihäupter  auf- 
gezählt; uns  interessiert  hier  nur,  daß  wir  an  dieser  Stelle 
die  vollständigste  Liste  der  Tritheitenführer  bekommen,  die 
wir  überhaupt  besitzen.  Die  ganze  Schuld  am  Scheitern  der 
Verhandlungen  wird  den  fanatischen  Mönchen  zur  Last 
gelegt,  aber  auch  Jakobs  schwächlichem  Nachgeben.  Kleine, 
beachtenswerte  Züge  mögen  noch  hervorgehoben  werden. 
Eugen,  der  Bischof  von  Kilikien(!)  und  Abuhi,  ein  Priester- 
mönch, werden  auf  ausdrückliche  Anordnung  des  Kaisers 
zu  diesen  Friedensverhandlungen  hinzugezogen;  bei  der  zweiten 
Verhandlung  mit  dem  Patrikios  werden  nur  Jakob  und 
Theodor,  nicht  der  Patriarch  Paulus,  dafür  aber  die  drei 
anwesenden  Tritheitenführer  mit  Namen  angeführt^).  Ganz 
gleich,  ob  diese  kleinen  Einzelheiten  wahr  sind  oder  nicht, 
aber  ein  Jakobit  hatte  keine  Veranlassung,  solches  den  ver- 
fluchten Tritheiten  nachzurühmen. 

Die  tritheitische  Quelle  —  so  wollen  wir  sie  vorläulig 
bezeichnen  —  läßt  sich  weiter  verfolgen,  nur  etwas  weniger 

')  Die  Ähnlichkeit  mit  dem  Einigiingsv ertrage,  der  nach  Michael 
in  Kallinikos  aufgesetzt,  aber  alsbald  von  dem  Mönche  Kosmas  zer- 
rissen wurde,  fällt  in  die  Augen,  aber  eine  Gleichsetzung-  ist  natürlich 
so  einfach  nicht  zulässig,  und  wir  müssen  hier  davon  absehen,  es 
weiter  zu  verfolgen. 

^)  Hier  sei  noch  erwähnt,  daß  wir  einzig  aus  der  tritheitischen 
Quelle  erfahren,  daß  Eugen  neben  Jakob  an  der  Weihe  Pauli  zum 
Patriarchen  beteilic:t  war. 


—     78     — 

deutlieh.  Es  folgt  kurz  die  weitere  Geschichte  des  Tritheiten- 
streites,  der  Brucii  mit  Jakob,  die  Disputation  vom  .lahre 
570  vor  .Joliannes  Scholastikos,  sowie  endlich  die  Verfolgung 
571.  Man  wird  dieses  Stück  nicht  mit  Bestimmtheit  der 
tritheitischen  Quelle  zuweisen  können,  es  ist  eigentlich  farblos; 
man  kann  nur  nebenbei  darauf  hinweisen,  daß  der  Streit 
wenigstens  anfangs  als  ein  perscmlicher  zwischen  Paulus  und 
Eugen  liingestellt  wird;  Grbdisu  verschweigt  der  Verfasser 
ganz;  JE  (denn  aus  seinem  II.  Teile  stammt  vermutlich 
Mich  IX  30)  hebt  ausdrücklich  hervor,  dail  wie  sich  dort 
Jakob  von  Eugen  lossagte,  so  Theodor,  der  andere  Vater  der 
Monophysiten,  von  Konon  bei  einem  persönlichen  Zusammen- 
sein in  KP.  Auch  hiervon  schweigt  die  fragliche  Quelle; 
sie  macht  von  dem  ganzen  Verlaufe  des  Streites,  der  die 
Tritheiten  von  dem  allverehrten  Jakob  lostrennte,  m()glichst 
wenig  Worte.  Auch  später  nach  der  Exkommunikation  sind 
die  Kononiten  und  die  Jakobiten  gleichberechtigte  Parteien, 
wenn  auch  die  Zahl  der  jakobitischen  Bischöfe  überwiegt. 
Schließlich  sieht  es  gar  aus,  als  hätten  die  Tritheiten  die 
Hand  zum  Frieden  geboten,  die  Jakob  mißtrauisch  zurück- 
wies (nach  jakobitischer  Darstellung  —  JE  V  8.  9  —  suchten 
sie  vielmehr  sich  in  die  monophysitische  Kirche  ohne  ehrliche 
Buße  wieder  einzuschleichen  und  ihre  Irrlehre  dort  einzu- 
schmuggeln). Diese  Nebensachen  würden  natürlich  nicht 
genügen,  um  dies  Stück  der  tritheitischen  Quelle  zuzuweisen. 
Aber  von  JE  stammt  es  ganz  augenscheinlich  nicht;  seinen 
Bericht  haben  wir  wahrscheinlich  schon  früher,  in  IX  30; 
der  Verfasser  ist  keinesfalls  ein  eifriger  Feind  der  Tritheiten; 
zudem  muß  man  bedenken,  daß  der  Bericht  in  der  ursprüng- 
lichen Fassung  vor  Michaels  (oder  des  Redaktors)  Zurecht- 
machung wesentlich  entschiedener  gelautet  -haben  kann; 
schließlich  kommt  noch  in  Betracht,  daß  das  Stück  sich 
inhaltlich  und  zeitlich  an  den  tritheitischen  Bericht  über 
KalHnikos  eng  anschließt,  während  gleich  nachher  Michael 
eine  andere  Quelle  benutzt  und  zeitlich  wieder  zurückgreift. 
Nach  alledem  hat  die  Zuweisung  an  den  tritheitischen  Bericht 
doch  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit. 


—     79     — 

AVie  gesagt,  briclit  liier  der  tritlieitisclie  Bericht  ab. 
Er  setzt  sieb  vielleicht  im  übernächsten,  sechsten  Kapitel 
fort,  wo  von  dem  Schicksal  der  einzelnen  Monophysitenführer  •) 
(in  der  Verfolgung  571)  die  Rede  ist.  Von  JE  stammt  dieses 
Stück  niclit,  seinen  Bericht  bringt  Michael  später;  zudem 
finden  sich  sachliche  Abweichungen.  Einzig  wo  von  den 
Personen  der  mitgetroffenen  drei  Tritheitenbiscli()fe  die  Rede 
ist,  schimmert  persönliche  Teilnahme  hindurch.  Er  weiß  zu 
berichten,  Eugen  und  Theonas  seien  entflohen,  Konon  habe 
den  Peinigungen  der  Synoditen  standgehalten  und  sei  darum 
Photios  nach  Palästina  in  Haft  gegeben.  JE  (I  31),  um  ihn 
wieder  hiermit  zu  vergleichen,  sagt  von  Eugens  und  Theonas' 
Ergehen  nichts;  sein  Bericht  über  Konon  ist  sachlich  gleich- 
lautend, aber  doch  welch  ein  Unterschied!  Der  Tritheit  ist 
selbst  dem  Kaiser,  dem  Ketzer,  dem  Tyrannen  und  Verfolger 
ein  Scheusal,  dem  er  unter  dem  Eide  die  Abendmahls- 
gemeinschaft verweigert.  Bei  ihm  habe  man  sich  nicht  be- 
gnügt, wie  bei  den  übrigen  Monophysiten,  ihn  zur  dyophy- 
sitischen  Kommunion  zu  bringen,  sondern  habe  ihm  wie  den 
herübergetretenen  Ketzern  einen  schriftlichen  Widerruf  ab- 
verlangt und,  als  er  diesen  verweigerte,  ihn  als  Ketzer  und 
Gotteslästerer  Photios,  Belisars  Stiefsohne,  in  Gewahrsam 
übergeben.  —  Doch  ist  man  hier  vollends  von  einer  Wahr- 
scheinlichkeit, geschweige  Gewißheit  tritheitischen  Ursprungs 
der  Erzählung  weit  entfernt;  nur  so  viel  läßt  sich  mit  Be- 
stimmtheit sagen,  daß  das  darin  sich  findende  Material  über 
das  hinausgeht,  was  Michael  aus  JE  entnehmen  konnte,  und 
zweitens,  daß  augenscheinlich  nicht  erst  die  Michaelsche 
Fassung,  sondern  schon  seine  Quelle  zum  mindesten  gegen  die 
Tritheiten  eine  viel  mildere  Stellung  einnimmt  als  JE  und  ent- 
sprechend vermutlich  die  führenden  Monophysiten  allgemein. 


^)  Gegen  diese  enthält  sich  der  Verfasser  oder  doch  doi-  Bericht 
iii  der  jetzi^-en  Form  jeder  Gehässigkeit;  abi>'esehen  von  der  nicht 
recht  deutlichen  Bemerkung  über  Paulus,  die  möi>licher\veise  eine 
giftige  Spitze  enthält.  —  Hier  tritt  Theonas  in  der  tritheitischen 
Quelle  (abgesehen  von  der  Aufzählung  bei  Kallinikos,  worüber  später) 
zum  ersten  Male  auf. 


-     80     — 

Mit  Ubergehuiig  weiterer  Stücke,  welche  Michael  über 
JE  überschüssig  hat,  kommen  wir  zu  einem  JE  fremden 
Bericht  über  den  Anlaß  und  Anfang  des  Schismas  zwischen 
Jakob  uud  Paulus.  Darnach  wurde  Paulus  nach  seinem  Fall 
in  KP  auf  Verwendung  Mundhirs  durch  Jakob  nach  drei- 
jähriger Bulie  wieder  in  die  Kirchengemeinschaft  aufgenom- 
men. Die  Ägypter  erhoben  aber  dagegen  Einspruch,  drohten, 
sich  von  Syrien  zu  trennen,  und  zwangen  so  die  Syrer  zu 
Pauli  Absetzung.  Sie  verweigerten  Jakob  die  Anerkennung, 
solange  er  Paulus  halte.  Jakob  war  dadurch,  daß  die  Klöster 
um  Antiochien  entschiedene  Anhänger  Pauli  waren,  in  eine 
Zwickmühle  geraten.  Er  beruhigte  vorläufig  die  Ägypter 
durch  das  Versprechen,  bei  ihnen  an  Ort  und  Stelle  die 
Angelegenheit  zu  ihrer  Zufriedenheit  zu  regeln.  —  Die 
Widersprüche,  in  denen  diese  Darstellung  zu  JE  steht,  sind 
folgende:  Nach  JE  war  die  Ursache  für  die  Feindschaft  der 
Alexandriner  gegen  Paulus  nur  die  Patriarchenweihe  Theo- 
dors (JE  IV  11),  nach  unserm  Bericht  sein  Abfall.  Es  ist 
beachtenswert,  daß  von  der  angeblichen  Kandidatur  Pauli 
in  Alexandrien  hier,  wo  man  eine  Erwähnung  erwarten  sollte, 
nicht  die  Rede  ist;  vielleicht  soll  sie  gleichwohl  stillschwei- 
gend als  Grund  der  Erbitterung  in  Alexandrien  angenommen 
werden.  Ferner  verschweigt  der  Verfasser  die  ganzen 
alexandrinischen  Wirren  um  575,  insbesondere  dann  auch 
das  anfängliche  Auftreten  Jakobs  gegen  Petros  von 
Alexandrien.  Er  rückt  ferner  die  erste  Reise  Jakobs  von 
Alexandrien  in  ein  ganz  anderes  Licht.  Der  Verfasser  hat 
augenscheinlich  ein  Interesse  daran,  von  vorneherein  Jakob 
ganz  von  Paulus  zu  lösen  und  mit  den  alexandrinischen  und 
den  syrischen  Feinden  Pauli  zusammenzustellen,  Paulus 
dagegen  von  Anfang  an  als  den  allgemein  verworfenen 
Abtrünnigen  herauszurücken. 

Gleich  hinterher  bringt  Michael  dann  den  Bericht  des  JE 
ohne  einen  Ausgleichsversuch  zwischen  beiden.  Daran  aber 
schließt  sich  das  Synodikon  und  Glaubensbekenntnis  Damians 
an  Jakob.  Damian  vermeldet  hierin  seinen  syrischen  Freunden 
als   seine  Amtsantrittsgabe   an   sie  seine  Absage  an  Paulus. 


—     81     — 

Im  Anfange  des  folgenden  (15.)  Kapitels  hat  augen- 
scheinlich dieselbe  paulusfeindliche  Quelle  das  Wort;  sie 
berichtet,  daß  Paulus,  der  ehemalige  antiochenische  Patriarch, 
umhergezogen  sei  und  Unruhen  angestiftet  habe;  doch  eine 
Reihe  einflußreicher  Männer  (offenbar  Monophysitenj  habe 
er  in  KP  auf  seiner  Seite  gehabt.  Es  folgt  dann  wieder 
nach  JE  der  Bericht  über  die  Synode  im  Ananiaskloster 
und  Jakobs  Tod.  Michael  schließt  an  diesen  den  Trostbriof 
Damians  an  die  syrische  Geistlichkeit.  Aus  diesem  ist  einiges 
hervorzuheben.  Damian  macht  hier  noch  weniger  als  in  dem 
Synodikon  aus  seiner  Gesinnung  gegen  Paulus  ein  Hehl  und 
stellt  mit  bündigen  Worten  den  Syrern  für  den  Kirchen- 
frieden mit  Markus'  Stuhl  die  Bedingung  der  Verwerfung 
Pauli,  des  Verwüsters  der  Kirche  und  Verräters  an  Jakob, 
der  in  seinen  letzten  Augenblicken  zu  Gott  um  Rache  an 
Paulus  geschrien  habe.  Dann  spricht  Damian  den  Wunsch 
aus,  die  Syrer  möchten  sich  bald  ein  rechtmäßiges  Oberhaupt 
geben,  und  fügt  endlich  hinzu,  er  habe  noch  eine  Mitteilung 
für  sie,  die  er  aber  der  Sicherheit  wegen  nicht  dem  Papiere 
anvertrauen  wolle,  sondern  ihnen  durch  die  beiden  Ueber- 
bringer,  die  Bischöfe  Johannes  und  Georgios,  zu  übermitteln 
vorziehe.  Wir  verstehen  diese  Andeutung.  Im  nächsten 
Jahre,  579,  kam  Damian  nach  Syrien,  um  die  Patriarchen- 
wahl zusammen  mit  den  syrischen  Bischöfen  in  die  Wege 
zu  leiten  und  auszuführen.  Michaels  Bericht  hierüber  ist 
aber,  wie  es  scheint,  eine  Vereinigung  der  nebeneinander 
herlaufenden  Quellen.  Der  tritheitischen  Darstellung  gehört 
vielleicht  der  Anfang  an:  Damian  kommt  nach  Syrien, 
besucht  und  besichtigt  die  Klöster,  die  Bischöfe  versammeln 
sich  zu  seinem  Empfang,  er  zieht  hinauf  nach  Edessa  zum 
Besuche-  seines  Bruders,  des  Hyparchen.  Dann  aber  fährt 
der  Bericht  in  engem  Anschlüsse  an  JE  fort,  der  von  allem 
Bisherigen  nichts  meldet:  Damian  kam  (auf  der  Rückreise 
in  Antiochien)  der  unverständige  Gedanke,  einen  syrischen 
Patriarchen  zu  weihen.  Er  rief  die  Bisch ()fe  zusammen  usw. 
nach  JE  IV  41. 

Es  ist  ja   möglich,   daß  Michael  den   tritheitischcMi    Ro- 

6 


—     S2     - 

riclit  iil)or  Daniians  Abenteuer  in  Antioeliicn  zugunsten  der 
Darstellung  des  JE  unterschlagen  hat;  aber  nach  seiner  Art, 
beide  unverkürzt  zu  bringen,  ist  walirsclieinlicher.  daß  er  in 
der  tritheitischen  Quelle  überhaupt  nichts  darüber  fand;  der 
Anhänger  Damians  scliwieg  sicli  ül)er  diese  jx'inliche  Episode 
einfach   aus. 

JJaniit  endigt  die  Quelle.  -  Es  mag  die  Zuweisung 
dieses  oder  jenes  Stückes  an  sie  zweifelhaft,  mag  insbeson- 
dere zweifelhaft  sein,  ob  überall  Michael  (nicht  den  Ausdruck, 
aber  wenigstens)  den  Sinn  seiner  Vorlage  wiedergibt  i) ;  man 
wird  doch  jedenfalls  nicht  bestreiten  können,  daß  die  Bericht- 
stücke untereinander  im  Zusammenhang  stehen,  nicht 
vereinzelte  Bruchstücke  ganz  verschiedenartigen  Ursprungs 
sind.  Allein  dies,  daß  sie  einen  so  ausgesprochenen  Partei- 
standpunkt vertreten,  läßt  vermuten,  daß  der  Urheber  den 
Ereignissen  zeitlich  nicht  fern  gestanden  haben  kann ;  er  ist 
zudem  mit  der  ganzen  kirchlichen  und  politischen  Lage  voll- 
ständig vertraut.  Man  vermag  aber  auch  noch  an  Einzel- 
vergleichen nachzuweisen,  daß  der  Verfasser  gut  unterrichtet 
war  und  vermutlich  die  Geschehnisse  seiner  Tage  beschrieb ; 
man  kann  an  einzelnen  Angaben  besonders  über  die  Zeit 
vor  571,  ich  möchte  sagen,  geradezu  den  zeitlichen  Abstand 
des  Berichtenden  von  den  Ereignissen  ablesen. 

Das  Ultimatum  in  Brief  39  bei  Kleyn  spricht  kurz  von 
einem  Aufenthalt  Jakobs  in  KP  zwischen  Theodosios'  Tode 
und  Kallinikos.  Die  Nachricht  wird  durch  die  tritheitische 
Quelle  (Mich.  X  1)  bestätigt;  diese  berichtet  darüber  aus- 
führlicher folgendermaßen:  Auf  die  Kunde  von  Justins  frie- 
densfreundlichem Entgegenkommen  gegen  Theodosios  fanden 
sich  in  KP  monophvsitische  Abte  und  andere  bedeutende 
Männer,  unter  ihnen  auch  Jakob,  ein,  die  dann  auf  Veran- 
lassung und  unter  dem  Wohlwollen  des  Kaisers  mit  den 
dyophysitischen  Bisch()fen  ein  ganzes  Jahr  lang,  doch  schließ- 
lich  ergebnislos,   Verhandlungen  pflogen,  die  dann  in  Kalli- 

^)  An  mehreren  »Steiien,  die  Michael  aus  JE  übernommen  hat, 
ist  er  verdächtig,  Begründungen,  Verbindungen  und  Auffüllungen  aus 
eigener  Phantasie  hinzugeliefert  /ai  iiaben. 


—     cS3       - 

iiikos  ihre  Fortsetzung  erhielten.  Jakob  wurde  bei  dieser 
Gelegenheit  von  der  Kaiserin  Sophia  ehrenvoll  in  Audienz 
empfangen,  verzichtete  aber  auf  eine  Zusammenkunft  mit 
dem  Kaiser,  eine  wohlberechtigte  Vorsicht. 

Aus  Menander  kannten  wir  die  Gresandtschaft  des  Jo- 
hannes Komentiolos  vom  Jahre  567  an  den  persischen  Hof; 
aus  der  Briefsammlung  erfuhren  wir.  daß  in  der  Tritheiten- 
frage  eine  allgemeine  Versammlung  der  Monophysiten  zu 
Kallinikos  stattgefunden  habe.  Beides  wird  durch  den 
tritheitischen  Bericht  bestätigt  und  dahin  vereinigt,  daß  kein 
anderer  als  des  Kaisers  Beauftragter  jene  Versammlung  be- 
rief, daß  der  Patrikios  Johannes  die  weitere  Aufgabe  des 
Kirchenfriedens  hatte,  nicht  minder  wichtig,  als  die  Verhand- 
lungen beim  Großkönige.  —  Es  wurde  schon  erwähnt,  daß 
gelegentlich  dieser  Kalliniker  Versammlung  ein  genauer  Über- 
blick über  die  tritheitische  Partei  gegeben  wird ') ;  zu  den 
dort  gegebenen  Namen  ist  noch  einiges  zu  bemerken.  JE 
berichtet  (V  1),  die  beiden  Väter  der  Tritheitensekte  hätten 


')  Die  Angabe  ist  offenbar  nicht  so  zu  verstehen,  daß  die  Ge- 
nannten alle  in  Kallinikos  ge<>"enwärtig  waren.  Derselbe  Bericht  spricht 
vorher  nur  von  Eugens  (und  Abuhis)  Hinkunft  und  meldet  außerdem, 
daß  JE  verhindert  ^-ewesen  sei,  zu  den  Verhandlungen  sich  nach 
S^-rien  zu  begeben.  Auch  der  39.  Brief  bei  Kle^^n  nennt  nur  Eiligen 
für  die  Kalliniker  Versammlung.  —  Es  fällt  auf,  daß,  während  später 
infolge  von  Eugens  Tod  Konon  «anz  im  Vordergründe  steht  und  der 
Bewegung-  den  Namen  .i^ibt,  er  in  dieser  früheren  Zeit  (zwar  nie  in 
der  Reihenfolge  —  doch  siehe  den  zehnten  Brief  — ,  aber,  wie  es 
scheint,  im  Handeln)  hinter  dem  ersteren  nicht  selten  zurücktritt, 
vielleicht  nicht  nur  zufällig':  in  Kallinikos  wie  in  Grrbdisu  verhandelt 
Eugen  allein  mit  Jakob;  nach  der  tritheitischen  Quelle  bestand  vor 
.Jakobs  Eingreifen  der  Streit  zwischen  Paulus  und  Eugen;  Br.  37 
spricht  von  Eu^-ens  Anhängern  (dagc,i>'en  wieder  ist  der  gleichzeitige, 
36.  Brief  Jakobs  an  Konon  und  Eugen  gerichtet);  vielleicht  ist  die 
Erklärun<>-  einfach  die,  daß  Eugen  in  Sj^rien,  Konon  in  KP  wirkte 
(oder  wohl  eher  in  Kilikien  und  Kleinasien,  denn  Br.  37  ist  gerade 
nach  KP  g-erichtet.  Doch  meldet  Mich.  IX,  30  (JE  IL  Teil?)  ein  Zu- 
sammentreffen Theodors  mit  Konon  in  KP,  das  etwa  gleichzeitig  mit 
Grbdisu  stattgefunden  haben  soll.)  Jedenfalls  sind  sowohl  bei  beiden 
kp.  Syndoktiken  wie  bei  den  Verhandlungen  durch  Haritli  vor  Grbdisu 


wie  endlich  bei  der  letzten  Entscheidung  beide  zugegcMi. 


6=== 


—     84     — 

als  dritten  Bischof  einen  gewissen  Theonas  hinzugenommeni 
auch  der  tritheitische  Bericht  meldet  die  Tritheiten  durch 
das  bischöfliche  Dreigestirn  Konon,  Eugen,  Theonas  vertreten. 
(Freilich  besteht  näher  zwischen  den  beiden  Berichten  inso- 
fern ein  Widersprucli.  als  die  tritheitische  Quelle  Theonas 
schon  bei  Kallinikos  Anfang  567  nennt,  während  nach  des 
JE  Angabe  und  Begründung  dieser  sich  erst  nach  der  Aus- 
stoßung der  Tritheiten,  also  frühestens  568,  an  sie  anschloll 
JE  scheint  Hecht  zu  haben.)  —  Auch  die  sonst  fast  unbe- 
kannten Namen  gibt  der  tritheitische  Verfasser  richtig  an; 
die  beiden  Mönche  Abuhi  und  Phokas,  die  er  unter  den 
Tritheiten  anführt,  finden  wir  (neben  Athanasios;  alle  drei 
dort  Priester)  unter  den  Adressaten  des  Briefes  35,  der  nach 
J  akobs  Rückkehr  aus  KP  kurz  vor  Kallinikos  fällt.  —  Des 
weiteren  ist  von  den  übrigen  zu  Kallinikos  Anwesenden 
Johannes  von  Kartamin  der  besonders  von  Jakobs  Tode 
(JE  IV  33)  her  bekannte  Abtbischof  des  genannten  Klosters; 
Antiochos,  der  Abt  des  Araberklosters,  begegnet  uns  auch 
in  dem  oben  genannten  35.  Brief  (derselbe  auch  noch  in  29, 
vom  17.  Ijar  567;  dagegen  hat  er  in  31,  3.  Kan.  ehr.  568, 
schon  einen  Nachfolger  Johannes.  Den  Abt  Palladios  des 
Bassosklosters  finden  wir  sonst  allerdings  nicht;  35  nennt 
Euseb,  29,  31,  25  Mari  als  Abt  dieses  Klosters;  zwischen 
beiden  müßte  Palladios  stehen,  also  zwischen  Anfang  567, 
wie  es  scheint,  und  den  17.  Mai  desselben  Jahres  fallen;  das 
ist  auffällig,  aber  doch  nicht  sehr  wichtig;  vielleicht  liegt 
in  der  Tat  ein  Irrtum  des  unbekannten  Verfassers  vor^); 
jedenfalls  ist  begreiflicherweise  der  Abt  von  St.  Bassos,  in 
jener  Zeit  regelmäßig  der  führende  Mann  unter  den  syrischen 
Klostervorstehern,  für  den  kaiserlichen  Patrikios  eine  Person, 
an  deren  Beihilfe  zum  Friedenswerke  ihm  liegt). 


^)  Oder  soll  man  einen  reinen  Abschreibefehler  annehme]i  und 
|\<^  in  V«=^  verändern?  Doch  wage  ich  selbst  diese  A'ermutung 
nicht.  Wenn  man  will,  kann  man  ja  weiter  kombinieren,  daß  Michael 
noch    ^L^  (^y\LD)  las,  es  aber  als  Titel  faßte,   dahinter  einen  Namen 

ausgefallen  wähnte  und  darum  — ^ä  einsetzte. 


—     85     — 

Noch  einige  weitere  Angaben  der  tritheitisclieii  Quelle 
k(»nnen  wir  in  dieser  Weise  vergleichend  prüfen.  Theodor, 
der  Araberbischof,  tritt  seit  etwa  570  nirgends  mehr  auf:  die 
tritheitische  Quelle  meldet  (X  6)  dementsprechend,  er  sei  in 
der  Zeit  der  Verfolgung  von  571  im  Osten  gestorben.  Da- 
mian  übersendet  den  Trostbrief  nach  Jakobs  Tode  an  die 
Syrer  durch  zwei  Bisch()fe  Johannes  und  Georgios;  denselben 
(leorg  finden  wir  jedenfalls  in  dem  Georgios  Srkbinos  bei 
JE  (IV  41)  wieder,  der  von  ihm  vermeldet,  daß  er  und  Ser- 
gios Anophitor  Damians-  Beistände  bei  der  beabsichtigten 
Patriarchenweihe  waren.  —  Der  Bischof  Stephan,  später 
Bischof  von  Kvpros.  ist  uns  aus  JE  hinreichend  bekannt. 
Aus  den  Briefen  erfahren  wir  sowohl,  daß  Longinus  von 
Paulus  geweiht  wurde,  als  auch,  daß  er  gleichfalls  gegen  die 
Tritheiten  Stellung  nahm:  aus  JE  wissen  wir,  daß  auch  nach 
571  bis  zum  Ende  Longinus  zu  Paulus'  Partei  stand:  es  ist 
eine  völlige,  aber  auch  erweiternde  Bestätigung,  wenn  Kaiser 
Justin  in  seinem  Briefe  an  Jakob  und  Theodor  (den  gewiß 
Michael  in  der  tritheitischen  Quelle  vorfand)  mitteilt,  er 
habe  die  Friedensstr)rer  Stephan  und  Longinus,  des  Paulus 
Apokrisiarien,  gefangen  gesetzt.  Daß  die  beiden  in  dieser 
Vertrauensstellung  zu  Paulus  standen,  wissen  wir  sonst 
nicht,  ist  aber  bemerkenswert  und  nicht  unwahrscheinlich. 
Daß  Longinus  lange  in  KP  gefangen  schmachtete,  meldet, 
wenn  auch  mit  anderer  Begründung,  JE  IV  8:  und  daß 
Stephan  auch  noch  nach  seinem  Übertritt  zu  den  Dyophy- 
siten^j  sich  so  warm  und  erfolgreich  beim  Kaiser  für  Pauli 
Rettung  bemühte  (JE  IE  3),  wird  um  so  erklärlicher,  wenn  er 
vorher  schon  der  Vertraute  des  Patriarchen  gewesen  war,  noch 
ehe  er  überdies  sein  Leidensgefährte  in  der  Verfolgung  wurde-). 


M  Der  tritheitische  Bericht  behauptet  aber  (Mich.  X  6),  wir 
wissen  nicht,  mit  welchem  Recht,  Stephan  sei  nachher  aus  seinem 
Bistum  Kypros  der  chTjphysitischen  Kirchengemeinschaft  entflohen. 
Ich  kann  mich  nicht  erinnern,  bei  JE  eine  Andeutung  dessen  gefun- 
den zu  haben. 

^)  Die  Gleichsetzung  der  erwähnten  Apokrisiarier  mit  den  beiden 
uns  wolil   vertraut(Mi   MäiiTUM'n  ist  ja   nur  \'(M"mutun,<;\  abei"  für  diesen 


—     86     — 

So  stellt  sich  der  iiei'iclit  uns  dar,  gut  unterrichtet,  auf 
besten  QuelhMumterlagen  beruhend,  der  Verfasser  jeden- 
falls ein  zeitgenössischer  Beriebterstatter  der  Ereignisse,  viel- 
leicht teilweise  bei  ihnen  zugegen  oder  handelnd  beteiligt. 
Aber  gleichwohl  bleibt  seine  Persönlichkeit  fiir  uns  ein 
Rätsel. 

Auf  den  ersten  Blättern  mui:l  man  den  Eindruck  ge- 
winnen, dal:5  hier  ein  Tritheit  schreibt,  ein  Verehrer  Eugens 
und  Athanasios,  A'ielleicht  ist  ein  Hauch  von  Hofluft  heraus- 
zuspüren. Aber  schon  nachher  bei  der  Entscheidung,  wo 
man  erwartet,  daii  er  auf  der  Seite  der  Tritheiten  gegen  die 
Jakobsleute  treten  wird,  täuscht  er  die  Vermutung;  es  ist 
nicht  so,  daß  er  sich  allmählich  von  den  Tritheiten  gelöst 
hätte;  von  Kallinikos  ö67  bis  KP  571  ist  darin  keine  Ver- 
änderung zu  merken,  auch  nicht,  daß  er  sich  über  die  Par- 
teien erhöbe,  er  bleibt  vielmehr  zwischen  ihnen  stehen.  Nicht 
nur  der  Vater  Jakob,  auch  die  Tritheitengegner  zweiten 
Ranges  wie  JE  und  Longinus,  bleiben  unangetastet.  — 

Aber  nun  verschwinden  die  Tritheiten  von  der  Bildfläche, 
und  der  Tritheitenfreund  wird  gar  vollends  zum  Jakobiten. 
den  wir  womöglich  gar  nicht  weit  vom  Patriarchenpalast 
suchen  dürfen,  wenn  anders  die  von  ihm  uns  mitgeteilten 
Briefe,  die  nicht  die  unwichtigsten  Bestandteile  seines  Werkes 
sind,  dem  Antiochier  Patriarchalarchiv  entstammen  und  nicht 
etwa  nach  Art  griechischer  Geschichtsschreibung  aus  dem 
Hirn  des  Schriftstellers  geboren  sind. 

Nur  in  einem  bleibt  er  sich  unveränderlich  gleich,  in 
seinem  grimmigen  Hasse  gegen  den  Patriarchen  Paulus,  dem 
die  Hofintriguen  des  kaiserlichen  Prinzen  dienen  müssen, 
der  auch  an  der  Tür,  hinter  der  ein  hehrer,  greiser  Streiter 
den  letzten  Kampf  durchficht,  nicht  Halt  macht  und  nicht 
erschrickt,  die  Todesseufzer  des  schon  Bewußtlosen  als  AVafFe 
in  den  Hexenbrodel  der  widerwärtigsten  der  Fehden  hinein- 


bedentsamen  Posten  in  KP  zwei  gleichnamige  andere,  sonst  völlig 
unbekannt  gebliebene  Männer  anzunehmen,  ist  ebenso  unwahrschein- 
lich wie  niitzlos. 


—     87     — 

zutragen.  Dor  Haß  ist  das  Stetige,  seine  Neigung  wendet 
sich  wecliselnd  immer  den  erbittertsten  Feinden  des  Patri- 
archen zu.  Wie  Süll  man  das  aber  erklären?  Wie  mochte, 
wie  durfte  ein  Jakobit  der  Tage  Damians  —  Damian  selbst 
war  gleichermaßen  Paulus  wie  den  Tritheiten  feind  —  noch 
die  Tritheiten  rühmen? 

Aber  soll  vielleicht  diese  befremdliche  Erscheinung  ge- 
rade den  inneren  Wahrheitsbeweis  für  eine  etwas  veränderte 
Auffassung  der  damaligen  Lage  in  sich  tragen?  Die  Aus- 
scheidung der  Tritheiten  scheint  ein  viel  schwierigerer  und 
langw^ierigerer  Vorgang  gewesen  zu  sein,  als  die  bündigen 
Berichte  der  Zeitgenossen  glauben  machen  möchten:  und  die 
Kehrseite  dazu,  die  Gegenpartei  Pauli  nach  575  ist  ein  Ge- 
bilde, dessen  nähere  Kenntnis,  dank  weiterer  Forschung,  noch 
Überraschungen  bringen  kann.  Die  monophysitische  Kirche 
ist  ja  die  zärtliche  Mutter  der  bizarrsten  Formen  gewesen; 
aber  die  Weisheit  des  spintisierenden  Philosophen  in  Alexan- 
drien  ist  doch  derart,  daß  man  ihr  keinerlei  religiöse  Werbe- 
kraft zutrauen  möchte.  Dem  kaiserlichen  Prinzen  mag  man 
eine  solche  theologische  Schrulle  zutrauen  und  gestatten; 
aber  die  Herden  der  gläubigen  Kopten  und  Syrer  konnten 
doch  wirklich  nicht  entscheiden,  ob  die  nominalistische  oder 
die  realistische  Gottesspekulation  im  Kechte  sei.  j\Ian  möchte 
meinen.  JE  und  Paulus  nahmen  die  tritheitische  Überzeugung 
viel  ernster  als  die  Ketzerhäupter  selbst,  denen  das  trithei- 
tische Bekenntnis  nur  Schlagwort,  nicht  Herzenssache  war. 
Das  erste,  was  wir  von  den  Tritheiten  hören,  ist.  daß  sie 
Paulus'  Patriarchat  anzuzweifeln  versuchten.  Konon  und 
Eugen  ging  es  um  Macht;  sie  waren  die  Gefährten  des  mühe- 
und  gefahrvollen  Lebens  Jakol)s.  Paulus  dagegen  ein  unbe- 
kannter Abt,  als  ihn  die  willkürliche  Gunst  des  ägyptischen 
Papstes  auf  den  Antiochier  Stuhl  hob.  Eugen  war  nicht 
gewillt,  sein  eigen  Geschöpf  anzubeten.  Solche  Selbständig- 
keitsgelüste aber  reichten  weiter  als  das  tritheitische  Be- 
kenntnis, wie  uns  JE  IV  15  bezeugt.  Wir  werden  später 
Gelegenheit  haben,  zu  bemerken,  wie  auffällig  die  syrischen 
Bischr)fe   im   Tritheitenstreit   zurücktreten;   die   wenigen,   die 


—     88     - 

den  Bann  über  die  Tritheiten  unterzeichnen,  sind  nicht  alle, 
und  "'orade  Johannes  von  Kartamin,  der  offenbar  zu  Jakobs 
Vertrauten  gehörte,  vermissen  wir  unter  ihnen  ebenso  wie  in 
den  Listen  der  syrischen  Abte,  deren  Namen  wir  unter  den 
beiden  Syndoktiken  finden.  Waren  vielleicht  die  syrischen 
Bischöfe  im  Tritheitenstreite  geteilter  Meinung?  Sie  waren 
ganz  gewiß  nicht  erklärte  Tritheiten.  das  hätte  einen  Kampf 
in  der  Kirche  gegeben,  der  Narben  gekostet  hätte:  aber  ihr 
Herz  war  viel  mehr  bei  den  alten  Freunden,  die  sie  ver- 
fluchen sollten,  als  bei  dem  herrischen  Günstling  des  nun 
endlich  toten  Theodosios  und  bei  dem  gelehrten  und  einge- 
bildeten Bischof  von  Ephesus. 

Mit  Jakob  hatte  sich  gut  regieren  lassen,  er  war  das 
Werkzeug  in  den  Händen  seiner  Umgebung.  Aber  nun  kam 
Paulus  und  wollte  damit  Ernst  machen,  über  seine  Bischöfe 
zu  herrschen:  alsbald  war  die  Opposition  da.  Zwar  solange 
Theodosios  ihn  deckte,  erstarb  aller  Widerspruch  vor  dem 
Allgewaltigen;  aber  kaum  war  er  gestorben,  begann  der 
Kampf.  Der  Tritheitenstreit  war  der  erste  W^affengang,  er 
hatte  für  Paulus  entschieden,  ja  seine  Stellung  noch  viel 
mehr  gefestigt:  im  Kampfe  für  das  Bekenntnis  stand  die 
Masse  der  Mönche  hinter  ihm.  Paulus  war  im  Zuge,  an 
Jakobs  Statt  die  oberste  Leitung  zu  übernehmen;  an  die 
Stelle  des  außerordentlichen  ökumenischen  Metropoliten,  um 
diese  Benennung  des  Barhebr.  aufzunehmen,  trat  wieder  der 
ordentliche  antiochenische  Patriarch;  die  Neubesetzung  des 
alexandrinischen  Stuhles  konnte  nicht  mehr  lange  ausbleiben. 
Waren  noch  567  in  Kallinikos  Jakob  und  Theodor  die  ver- 
antwortlichen Leiter,  so  sind  es  569 — 71  in  KP  vielmehr 
Paulus  und  JE,  auf  der  Disputation  mit  den  Tritheiten,  in 
den  Friedensverhandlungen  mit  der  Regierung,  bei  der  beab- 
sichtigten Gesandtschaft  nach  Rom  (s.  u.  S.  105).  Da  kam 
das  dunkle  Jahr  571,  und  alsbald  brach  der  ganze  Haufe 
der  Gegner  Pauli  gegen  ihn  los.  Während  der  langen  Ab- 
wesenheit Pauli  in  KP  und  dann  bei  Mundhir  waren  die  Keime 
der  neuen  Ordnung  zerstreut,  die  Partei,  die  sich  im  Trithei- 
tenkampfe  um  Paulus  gesammelt  hatte,  zerfallen.    Von  einem 


-     89    — 

antioeheiiisc'hen  Patriarclie]i  merkte  man  wenig  melir:  Jakob 
war  der  Herr  des  Ostens,  seine  Umgebung  hatte  wieder  ganz 
das  Heft  in  der  Hand.  Zunächst  zwar  wurde  Paulus  von 
Jakob  wieder  in  die  Kirchengemeinschaft  aufgenommen,  und 
damit  schien  die  Sache  erledigt.  Aber  die  alexandrinische 
Weihe  gab  den  Gegnern  alsbald,  wenn  nicht  einen  sticli- 
haltigen  sachlichen  Grund,  so  doch  einen  Vorwand.  Man  ließ 
es  nicht  erst  zu  einem  ordnungsmäßigen  Verfahren  gegen 
Paulus  kommen.  Den  Syrern  lag  gar  nichts  an  einer  kirchen- 
rechtlichen Formel,  sondern  an  der  Beseitigung  Pauli  ^).  In 
diesen  Kreisen  werden  wir  unsern  Schriftsteller  zu  suchen  haben. 
Wieweit  wirklich  noch  zwischen  dieser  Partei  und  den  alten, 
abseits  stehenden  Tritheiten  Beziehungen  bestanden,  wird 
sich  nicht  sagen  lassen;  unmöglich  sind  sie  kaum.  Man  kann 
nicht  annehmen,  daß  die  Tritheiten  damals  keine  Rolle  mehr 
spielten:  das  Glaubensbekenntnis  Damians  in  seinem  Syn- 
doktikon  enthält  noch  ausdrücklich  und  ausführlich  die 
Absage  an  sie.  Viele  Jahre  später  (JE  meldet  896  noch  584/85 
nichts  von  dieser  neuesten  Parteiengruppierung)  gaben  sie 
noch  den  Anlaß  zu  dem  Streite  zwischen  Peter  von  Kallini- 
kos  und  Damian.  Auch  wissen  wir  so  viel,  daß  sie  immer 
wieder  versucht  haben,  in  die  monophysitische  Kirche  zu- 
rückzukehren und  ihre  Sondermeinung  mit  hinüberzunehmen. 
Aber  darauf  kommt  es  bei  unserm  Verfasser,  um  seine  Par- 
teinahme zu  erklären,  nicht  so  sehr  an;  wer  gegen  den 
verabscheuten  Paulus  gekämpft  hatte,  konnte  kein  böser 
Ketzer  sein. 


')  Eine  dankenswerte  Vemnschaulicliun^-  hierzu  wäre  die  Heraus- 
gabe des  42.  Briefes  der  Kleynschen  Sammlung.  Wir  dürfen  nach 
den  Anf>-aben  Wrights  (im  Verzeichnis  der  sj-rischen  Handschriften  des 
Britischen  Museums,  II  714)  erwarten,  dort  zu  erfahren,  welche  Be- 
schuldigungen gegen  Paulus  erhoben  wurden.  Ein  jakobitischer 
Priester  hat  eine  förmliche  Anklage  gegen  den  Patriarchen  aufgestellt, 
die  dann  von  einem  Anhänger  Pauli  beantwortet  wird.  Wenn  nament- 
lich an  der  behaupteten  alexandrinischen  Kandidatur  Pauli  etwas 
Wahres  ist,  müssen  wir  hier  Auskunft  darüber  erhalten.  Der  Über- 
gang von  einem  Stuhl  auf  den  andern  war  ein  kanonisches  Vergehen, 
das  auszunutzen  die  Gegner  nicht  vergessen  hätten. 


— •    90     — 

Es  ist  zuzugeben  iiiid  auch  ausdrüeklicli  hervorzuheben, 
(laß  dieser  Zusammenhang-  zwischen  dem  Tritheitenstreite  und 
dem  späteren  syrischen  Schisma  nur  Mutmaiking  ist  —  einige 
Beobacl:tungcn,  welche  fiir  sie  sprechen,  werden  sich  noch 
später  ergeben  —  aber  diese  Konstruktion  und  die  Erscheinung 
des  unbekannten  (Tesclnchtsschreibers  scheinen  sich  gegen- 
seitig zu  bestätigen. 

Es  käme  nun  weiter  für  uns  niclit  soviel  darauf  an,  den 
Namen  unseres  Verfassers  zu  bestimmen;  aber  selbst  diesen 
scheint  uns  Michael  aufbewahrt  zu  liaben.  Er  gibt  an  der 
Stelle,  wo  JE  endigt,  rückblickend  einen  Nachweis  der  von 
ihm  bisher  benutzten  Quellen.  Dabei  gibt  er  für  unsere  Zeit 
außer  JE  noch  das  AVerk  eines  Presbyters  Kura  von  Batnan 
an.  Über  diesen  melden  unsere  syrischen  Literaturgeschichten 
gar  nichts;  Michael  erwähnt  ihn  in  seiner  Darstellung . noch 
einmal,  hinter  Damians  Synodikon;  diesen  Brief  habe  nach 
Angabe  des  Kura  von  Batnan  Damian  an  Jakob  geschickt. 
Man  wird  diese  Bemerkung  als  einen  unmittelbaren  Beweis 
der  Verfasserschaft  dieses  Kura  für  unsere  Quelle  benutzen 
dürfen.  Michael  sagt,  die  Geschichte  Kuras  umfasse  die  Zeit 
von  Justin  (L)  bis  Tiberios;  wenn  dem  so  ist.  muß  sich  schon 
für  jene  frühere  Zeit  die  Doppelheit  der  Berichte  in  Michaels 
Darstellung  nachweisen  lassen;  doch  bleibt  das  Aufgabe  einer 
besonderen  Untersuchung. 

Das  Werk  bleibt  mitten  in  der  Kampfeszeit  stehen,  — 
von  Paulus'  Tod  sagt  es  nichts  — .  so  erklärt  sich  die  leiden- 
schaftliche Parteinahme;  vielleicht  sollte  es  geradezu  ein 
jakobitisches  Gegenstück  gegen  die  Geschichte  des  JE  sein. 
So  ist  der  Blick  des  Schreibenden  getrübt,  man  darf  von  ihm 
nicht  Unparteilichkeit  erwarten.  Sobald  er  auf  Paulus  zu 
sprechen  kommt,  verschieben  sich  ihm  die  Ereignisse:  an 
allem  ist  er  schuld,  gegen  ihn  ist  jeder  Bundesgenosse  will- 
kommen, von  ihm  sagen  sich  alle  los. 

Aber  —  um  nun  endlich  darauf  zurückzukommen,  wovon 
wir  ausgingen  —  anders  liegt  es  doch  bei  dem  fraglichen 
Wettbewerb  Pauli  und  Athanasios'  um  das  alexandrinische 
Patriarchat.     Hier  kann  nicht  mehr  von  schiefer  Darstellung 


-     91      - 

die  Rede  sein;  entweder  ist  es  wahr  (xler  nicht  walir.  was 
Kura  behauptet.  Auch  ist  kaum  die  Erklärung  möglich,  er 
habe  es  nur  aus  dem  kaiserlichen  Briefe  erschlossen;  er  war 
ein  Zeitgenosse,  dem  viele  andere,  ergiebigere  und  deutlichere 
Quellen  zur  Verfügung  standen.  Hat  er  keine  andere  Grund- 
lage für  seine  Behauptung  gehabt,  so  heilit  das,  er  hat  be- 
wußt eine  Geschichtsfälschung  versucht,  und  wir  kennen  ihn 
nicht  genügend,  um  ihm  eine  solche  zutrauen  zu  dürfen.  Es 
geht  nicht  an,  hier  aus  zwei  Bildern,  deren  erstes  nur  Licht, 
das  andere  nur  Schatten  hat,  eines  herzustellen,  das  die 
Gegensätze  richtig  verteilt.  Ich  glaube,  wir  müssen,  immer 
vorbehaltlich  kleiner  berichtigender  Retouchierungen,  eines 
der  beiden  uns  gegebenen  wählen,  das  andere  damit  in  der 
ganzen  Auffassung  für  falsch  erklären;  die  beiden  Bilder 
lassen  sich  nicht  vereinigen,  jede  Hinübertragung  ergibt  einen 
Fleck,  der  sich  nicht  verwaschen  lassen  will.  Freilich  per- 
sönliche Überzeugungen  können  nicht  maßgebende  Gründe 
sein.  Indes  hier  handelt  es  sich  auch  nicht  allein  darum, 
ob  die  Einheitlichkeit  des  Charakters  diesen  so  widerspre- 
chenden Zug  ertragen  kann;  sondern  es  ist  die  Frage:  ist  es 
möglich,  oder  wenigstens,  ist  es  wahrscheinlich,  daß  Paulus 
mit  dieser  jungen  Vergangenheit  die  Stellung  im  Tritheiten- 
streit  bis  571  hin  einnahm,  in  der  wir  ihn  sehen?  Augen- 
scheinlich hat  Paulus  vor  571  vom  Euphrat  bis  KP  von 
unten  bis  oben  Vertrauen  und  Achtung  genossen  und  in 
Alexandrien  wenigstens  nicht  eine  starke  Partei  gegen  sich 
gehabt ').  Die  Anhänglichkeit  der  Abte  an  ihren  Patriarchen 
in  einer  Frage,  wo  noch  gar  nicht  einmal  Pauli  Charakter 
angezweifelt  war,  veranlaßt  den  35.  Brief,  eben  der  Zeit  an- 
gehörig, in  die  Pauli  Kandidatur  in  Alexandrien  fallen  müßte. 
—  Die  ganze  Darstellung  des  JE  geht  davon  aus,  Kura 
selbst  (^lich.  X  15)  bezeugt  es,   daß  einige  oder   alle  Mono- 


';  Eine  Ge^'on Instanz  soll  nicht  vovscli\vici>'(Mi  wevdcni.  -HO  seihst 
spricht  IV  17  von  altem  Haß  und  unversöhnlicher  Feindschaft,  welche 
die  Alexandriner  aus  Neid  gegen  Paulus  hegten.  Er  kann  damit  nicht 
die  jüngsten  Ereignisse  meinen;  er  scheint  auf  einen  früheren  Zu- 
sammenstoß anzuspielen. 


—     92     — 

2)liysitoiituliror  in  KP  iiotli  iiacli  öT  1  auf  Pauli  Seite  standen.  — 
Vollends    ist    die    Art,   wie  Jakob  selbst  sich    im  Tritheiten- 
streite  zu  Paulus  stellte,   Kuras  Behauptungen  wenig  günstig. 
AA'ir  haben  vielleicht  in  dem  23.  Brief  Spuren  einer  einstigen 
Meinungsverschiedenheit   zwischen  Jakob   und  Paulus  schon 
in  jener  früheren  Zeit;    aber  auch  da   ist  keinesfalls  Paulus 
der  Missetäter,  über  den  Gericht  gehalten  wird.     (Vgl.  auch 
unten  S.   101    Anm.)     Wertvoll  ist  besonders  der   34.  Brief: 
Jakob  und  Theodor  trösten  Paulus  über  das  Leid,   das  ihm 
die  Ketzer  antun;  es  ist  eine  väterliche  Heimsuchung  Gottes. 
Sie  sind  entrüstet,   daß  auf  sie   Pauli   Gegner   sich   für  ihre 
Verleumdungen  zu  berufen  sich  erdreisten,  während  sie  selber 
solche   Schmähreden   wiederholt   Lügen  gestraft  haben.     Sie 
selber  bezeugen  Paulus  auf  seinen  Wunsch  ihre  ßechtgläubig- 
keit;   nicht   die   leiseste  Spur   eines  Vorwurfs.     Die  Freund- 
schaft Jakobs   und   Pauli    hat   bis   576    (abgesehen   von  der 
Unterbrechung  infolge  der  Ereignisse  A^on  571)  keine  Trübung 
erfahren.     Aber   noch   mehr!     Wie  wenig    der    unerbittliche 
Streit   seit  576   doch   bis   zuletzt  für   sie   einen  persönlichen 
C'harakter  getragen  hat,   wie   weit   auch   ersterer  von  einer 
unvers()hnlichen  Feindschaft  entfernt  war,  zeigt  der  kleine  Zug, 
daß  bei  Jakobs  Tode  die  fromme  Pragmatik  der  Gegner  Pauli 
zur  Erklärung  dieses  göttlichen  EingriiFs  behaupten  konnte, 
Jakob  habe  im  Sinne  gehabt,  Paulus  wiedereinzusetzen,  und  sei 
darum  von  der  bewahrenden  Gnade  Gottes  hinweggenommen. 
Schließlich   ist  Pauli   mißglückter  Versuch   in  Alexan- 
drien  auch  mit  der  Rolle,  die  er  hinterher  spielt,  unvereinbar. 
Wenn  Paulus  aus  Antiochien  vertrieben  war,  wie  der  kaiser- 
liche  Brief  behauptet,   wenn   er   (nur)   bei   Hariths  Arabern 
Anerkennung    fand,    wie    kam    ihm    da    die    entscheidende 
Stellung  zu,  die  er  im  Tritheitenstreit  einnahm?  Was  sollte  ein 
abgesetzter  Patriarch  bei  Friedensverhandlungen  des  Kaisers 
mit  den  Monophysitenhäuptern?  was  auf  einer  Gesandtschaft 
nach  Rom?  was  auf  der  Disputation   vor  Johannes  Schola- 
stikos?     Von  einem  Ketzer,  den  seine  eigenen  Leute  verleug- 
neten, glaubte  sich  Johannes  von  KP  in  seinem  Patriarchat 
bedroht?  (JE  II  3. 


-     93     - 

Wie  es  scheint,  können  wir  die  Entstehung  der  ganzen 
Fabel  noch  teilweise  verfolgen.  Kuras  Darstellung  geht  über 
das  hinaus,  was  der  kaiserliche  Brief  an  Jakob  und  Theodor 
in  Mich.  X  IT)  besagt.  Auch  dieser  berichtet,  daß  Paulus 
Theodosius  beerbt  habe,  an  sich  kein  Verbrechen.  Der  Brief 
weiß  von  Athanasios  und  seiner  ganzen  Rolle  kein  Wort. 
Augenscheinlich  wollte  Athanasios  —  er  ist  gewiß  des  Kaisers 
Gewährsmann  1)  —  sich  selbst  als  den  Drahtzieher  nicht  ver- 
raten und  den  tritheitischen  Pferdefuß  verhüllen.  Nach  dem 
Briefe  könnte  man  gar  nicht  auf  den  Gedanken  kommen,  die 
behauptete  Kandidatur  Pauli  mit  Athanasios'  Mißerfolg  in 
Alexandrien  in  A^erbindung  zu  bringen.  Der  Brief  behauptet 
weiter,  in  einem  Atemzuge,  daß  er  in  Alexandrien  und  Anti- 
ochien  vergeblich  Bischofswürde  beansprucht  habe.  Paulus 
war  bis  571  anerkannter  Patriarch  von  Antiochien.  Wenn 
nun  der  verzweifelte  Ausweg,  den  Brief  darum  ^der  Zeit  nach 
575  zuzuweisen,  nicht  wohl  angängig  ist,  kann  er  nicht  be- 
sagen wollen,  was  er  zu  besagen  scheint;  es  liegt  Über- 
treibung vor,  sei  es  rhetorische  des  Kaisers,  sei  es  fälschende 
des  Athanasios.  Daß  Paulus  unter  seinen  Bischöfen  Wider- 
spenstigkeit begegnete,  wissen  wir  (JE  IV  15 2)),  daß  man 
in  Alexandrien  ihm  Anerkennung  verweigert  habe,  besagt 
vielleicht  nur,  daß  das  eigenwillige  alexandrinische  Volk  sich 
der  ihm  von  Theodosios  übergebenen  Vollmacht  auch  über 
den  ägyptischen  Sprengel  nicht  hat  beugen  wollen.  Vielleicht 
nahm  er  noch  nach  Theodosios'  Tode  das  Recht  in  Anspruch, 
welches  ausüben  und  daher  auch  übertragen  nur  der  Lebende 
durfte;  vielleicht  versetzte  aber  auch  die  Verleumdung,  was 


^)  Das  werden  wir  Kura  ohne  weiteres  <>lanben  dürfen,  daß 
Athanasios  den  Kaiser  ge^'en  Paulus  eino-enommen  hat.  Wie  die  Ver- 
leumdung- am  Werke  war,  zeigt  am  besten  der  Brief  selbst:  „Wenn 
alles  wahr  ist,  was  man  sich  von  ihm  (Paulus)  erzählt,  so  ist  er  \\  ahr- 
haftig  der  Antichrist." 

-)  Zu  der  Annahme,  daß  Paulus  von  jeher  bei  seinen  Bischöfen 
wenio-  beliebt  war,  stimmt  ganz,  daß  er  spcäter  zu  seinen  Anhängern 
nach  Jakobs  Übertritt  576  ersichtlich  wenige  Bischöfe  zählte.  Als 
Theodor  nach  Pauli  Verschwinden  ihn  überall  sucht,  findet  er  endlich 
auf  Kypros  einige  paulinische  Bischöfe. 


—     1)4      - 

er  zu  Lebzeiten  Tlieodosius'  getan  hatte,  in  spätere  Zeit. 
Ein  Konflikt  ist  oüenbar  eingetreten;  aber  Näheres  über  die 
Vorgänge  kchnien  wir  nicht  sagen,  weil  wir  keine  berichti- 
gende Ergänzung  des  paulusfeindlichen  Berichtes  durcli  an- 
dere Quellen  hal)en.  Natürlich  wird  Paulus,  da  ja  nun 
einmal  zum  Streiten  immer  zwei  gehören,  an  diesem  Zu- 
sammenstoß mit  eine  gewisse  Schuld  tragen,  doch  nimmer- 
mehr ist  er  der  Ehrlose,  den  Kura  uns  schildert.  Er  war 
gewiß  kein  Heiliger,  wohl  nicht  einmal  nach  dem  Maßstabe 
jener  Zeit,  aber  das  dürfen  wir  sagen,  daß  die  Überlieferung 
der  Nachfahren  ihm  unrecht  getan  hat,  weil  seine  Gegner 
schließlich  den  Sieg  behielten.  Die  Schlangen,  die  am  Wege 
lauern  und  sich  heimtückisch  dem  ahnungslosen  Wanderer 
um  die  Füße  schlingen,  zieht  niemand  vor  Gericht,  auch  die 
Geschichte  tut  es  nicht;  aber  Jakob  trifft  ein  bescheidener 
Vorwurf,  eii^  leiser,  bedauernder  TadeL  Er  bleibt  doch  dafür 
verantwortlich,  w^as  die  Seinen  durch  ihn  taten.  Er  hat 
seinen  Freund  und  Mitarbeiter,  der  würdig  an  seine  Stelle 
treten  sollte,  gestürzt.  Jakob  war  kein  großer  Mann,  er  hat 
auch  nicht  eigentlich  Großes  geleistet,  aber  sein  Geschick 
stellte  ihn  an  einen  Platz,  den  Mut  und  Opferbereitschaft  zu 
einem  bedeutsamen  machen  konnten.  Er  hat  beides  gehabt 
und  ist  uns  darum  lieb.  Aber  um  so  mehr  tut  es  uns  leid, 
daß  er  an  seinem  Freunde  zum  Verräter  geworden  ist. 


Zum  Tritheitenstreit. 


Dio  Bedeutung,  die  die  tritbeitische  Krise  für  die  bis- 
herige Untersucbung  gebabt  bat,  gibt  ein  gewisses  Recbt, 
auf  diese  nocb  kurz  im  Zusammenbang  einzugeben.  Die 
Arbeiten  von  Klevn  und  Scbönfelder  beliandeln  das  gesamte 
Material  erscböpfend.  ^\'ir  baben  es  bier  fast  ausscbließlicb 
mit  der  ersten,  von  Kleyn  bearbeiteten  Hälfte  der  Tritbeiten- 
gescbicbte  zu  tun:  sein  Werk  ist  nocb  neu  genug,  um  im 
ganzen  zugrunde  gelegt  zu  werden  und  einer  neuen  zusam- 
menbängenden  Darstellung  zu  überbeben;  es  ist  nicbt  mebr 
so  neu,  daß  nicbt  im  einzelnen  scbon  Verbesserungen  und 
Hinzufügungen  anzubringen  wären.  Es  sei  daber  gestattet, 
in  unzusammenbängenden  Einzelbemerkungen  einige  Ände- 
rungen vorzuscblagen,  die  icb  an  Kleyns  Aufstellungen 
macben  möcbte,  oder  aucb  einige  Beobacbtungen  und  Ergän- 
zungen, besonders  aus  Michael,  hinzuzusetzen. 

Bis  zu  Theodosios'  Tode  (566). 

Brief  19 — 23  gehören  vor  18,  w^eil  darin  Longinus  noch 
Presbyter  genannt  wird.  In  letzterem  empfängt  Paulus, 
nachdem  er  schon  Generalvollmacht  für  Ägypten  liat.  Auftrag, 
den  von  KP  mit  diesem  Brief  zusammen  Gesandten  kraft 
eben  dieser  Vollmacht  für  Kubien  zu  weihen. 

Daß  24  schon  in  die  Jahre  550/51  gehört,  stützt  sich 
allein  darauf,  daß  Eunomios  550/51  scbon  gestorben  sein  soll  ^). 


')  Daher  glaubt  Kleyn  seinen  Namen  in  37  knrzerliand  strei- 
chen zu  dürfen,  übersieht  aber,  daß  derselbe  auch  in  3.')  und  im  (u-sten 
syrischen  Syndoktikon  3!,  unt(M-  den  Adressaten  vorkommt. 


-     96     - 

uiul  (lies  wieder  darauf,  daß  Dionys  von  Tellmachre  für 
das  Jalir  <S()2  ih\  Johannes  von  Kartamin  als  Bischof 
von  Amid  nennt.  Al)er  auf  solche  einzeln  dastehende  An- 
gaben Dionys'  ist  für  diese  Zeit  gar  nichts  zu  geben.  Einige 
Proben:  Er  gibt  Sergius  elf  Jahre;  Peters  von  Kallinikos 
Weihe  setzt  er  in  das  Jahr  889/578.  Nach  ihm  hat  Paulus 
in  Alexandrien  Petros  geweiht,  an  dessen  Stelle  dann  Peter 
von  Kallinikos  Damian  weihte  ^).  Schließlich  gibt  er  folgende 
Kaiserliste: 

A.  Gr.    898  Justinian   f 

898—901     Justinian   IV    und    Tiberius  Cäsar. 

901—905     Tiberius  allein,  als  Kaiser. 

905—913  Maurikios. 
Bei  solchen  Irrtümern  anderen  Angaben  (soweit  sie 
nicht  anderweit  bezeugt  sindj  (llauben  zu  schenken,  ist 
methodisch  falsch.  Außerdem  ist  die  Gleichsetzung  des 
Dionysschen  Johannes  von  Amid'-^)  mit  dem  Todesgenossen 
Jakobs  (die  Dionys  allerdings  vollzieht),  höchstens  Vermu- 
tung, aber  vielmehr  unwahrscheinlich.  Mit  Jakob  zusammen 
starb  nach  JE  IV  33  auf  jener  letzten  Reise  ein  Bischof 
(Name  nicht  genannt^)),  Abt  von  Kartamin.  Nun  ist  ein 
Abtbischof  bei  den  Jakobiten  nichts  Seltenes,  aber  daß  der- 
selbe Mann  Abt  von  Kartamin  bei  Mardin  und  zugleich 
Bischof  (erst)  von  Dara  (dann  von  Amid)  gewesen  sei,  wird 
man  schwer  glaublich  machen.  Johannes  von  Dara  aber, 
aus  Kartamin  stammend,  wird  nirgends  Abt  dieses  Klosters 
genannt '*^  Damit  fällt  dann  aber  die  Ansetzung  der  AVeihe 
Paulus  auf  550  und  der  Sergius'  auf  544.  Für  erstere  bleibt 
nur    als    term.    ad    quem    der  Tod    der  Kaiserin   548.     Der 

')  So  nach  Assemanis  Textänderung.  Nach  dem  unveränderten 
Text  hatte  Paulus  insgeheim  einen  Patriarchen  für  Alexandrien  geweiht. 
Petros  von  Antiochien  weihte  gegen  diesen  für  Alexandrien  Peter. 

')  Vielleicht  hat  ihn  Dionys  nur  aus  der  längeren  Lebens- 
beschreibung Jakobs,  wo  er  aber  Bischof  von  Dara  genannt  wird. 

")  Michael  nennt  ihn  Johannes,  Bischof  von  Kartamin. 

*)  Der  gleiche  Name  Johannes  beweist  doch  i>ar  nichts.  Warum 
sollen  in  einem  groi5en  Kloster  wie  Kartamin  nicht  einmal  z\N'ei 
Männer  desselben  Namens  Johannes  gelebt  haben  können? 


—     97     — 

Zeitpunkt  544  für  Sergios'  ^^'eihe  erscheint  auch  etwas  früh, 
wenn  man  Jakobs  Antritt  seiner  Tätigkeit  in  das  Jahr  548 
setzt ^j.  Man  darf  auch  darauf  hinweisen,  daß  von  den  sechs 
im  15.  Brief,  der  unmittelbar  hinter  Pauli  Weihe  gehört, 
vorkommenden  x\bten  uns  noch  vier  in  25  (Frühling  568) 
begegnen,  von  den  beiden  übrigen  Euseb  vom  Bassoskloster, 
der  Senior  der  Ostäbte,  wenigstens  noch  in  35  (frühestens 
Ende  566)  vorkommt. 

Der  Tritheitenstreit. 

Nach  Kura  ist  ohne  jeden  Zweifel  Kallinikos  an  den 
Anfang  des  Tritheitenstreites  zu  stellen.  Es  ist  nach  dem 
Geplänkel  in  KP  (in  Brief  39)  und  dem  Ausfall  gegön  Paulus 
(Br.  35)  das  erste  ernsthafte  Zusammentreffen  der  Monophy- 
siten  und  der  Tritheiten. 

Ein  Vergleich  der  Tritheitenliste  Kuras  bei  Kallinikos 
mit  den  Namen  der  Adressaten  von  Br.  35  ergibt,  daß  die  auf 
jener  Versammlung  anwesenden  Tritheitenhäupter'^)  sämtlich 
aus  KP  im  Stabe  des  Häresiarchen  mitgekommen  waren  (bzw. 
in  KP  lebten).  AVir  vermuten,  daß  diese  damals  im  Osten 
für  ihre  Gedanken   noch   keine  Gegenliebe  gefunden  hatten. 

Die  Tritheitenführer  waren  augenscheinlich  in  den 
Kirchenfriedensunterhandlungen  mit  dem  Kaiser  die  entgegen- 
kommende Partei;  allein  schon  des  Prinzen  Athanasios  Person 
war  das  Programm  für  diese  Politik.  Kura  sagt  es  auch 
ziemlich  klar,  daß  Eugen  sich  ausdrücklich  dazu  nach  dem 
Osten  begeben,  um  in  den  alle  Monophysiten  umfassenden 
Friedensunterhandlungen  die  vermittelnde  Hand  darzureichen 
und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  für  die  Zukunft  die  Vor- 
hand zu  erlangen.  Mit  Jakob  wurde  man  besser  fertig  als 
mit  den  scharfblickenden  KPern,  und  mit  des  Kaisers  Hilfe 


^)  Nach  JE  Comm.  de  beat.  or.  50  wurde  Jakob  im  16.  Jahre 
Justinians,  also  i.  J.  543/44  geweiht.  Annähernd  die  gleiche  Zalil 
ergibt  nach  anderer  Berechnung  die  Angabe  Michaels,  der  anläßlich 
von  Jakobs  Tode  am  30.  Tammuz  578  sagt,  er  sei  33  Jahre,  d.  i.  seit 
545,  Bischof  gewesen. 

-)     Soweit  sie  eben  anwesend  waren  (s.  S.  83  Anm.). 


—     9S     — 

war  scliließlicli  docli  vielleicht  iioeli  die  Herrschaft  in  der 
Kirclie  zu  erobern.  (li(*  Paulus  vorwegg'enommen  hatte.  Nach 
Sergios'  Tode  mochten  sie,  die  langjährigen  Mitarbeiter 
Jakobs^),  sich  selbst  auf  den  Patriarchenstuld  Hoffnung 
gemacht  liaben  und  waren  nun  entschlossen,  wenn  nicht  als 
Päpste  der  orthodoxen  Monophysiten,  so  eben  als  Häresiar- 
chen  eine  Rolle  zu  spielen.  Daher  die  wütende  Feindschaft 
gegen  Paulus  und  die  immer  halsstarrigen  Mönche,  die  hier, 
im  Kampfe  für  den  Glauben,  Pauli  natürliche  Bundesgenossen 
w-aren.  Diese  haben  vielleicht  den  Monophysitismus  gerettet, 
freilich  damit  Ostrom  zerrissen.  Vielleicht  übertreibt  Kura 
Jakobs  Entgegenkommen  in  den  Verhandlungen ;  aber  es  ist 
doch  unerhört,  daß  Jakob,  der  die  monophysitische  Kirche 
dem  Ersticken  im  kaiserlichen  Glauben  entrissen  hatte,  von 
seinen  Mönchen,  seinen  geistlichen  Kindern,  wegen  Hinnei- 
gens  zu  demselben  Glauben  mit  dem  Banne  bedroht  wird. 
Wieweit  sich  Jakob  hinüberholen  ließ,  kann  man  auch  daraus 
schließen,  daß  die,  allerdings  immer  skrupellosen,  Tritheiten 
es  wagen  durften,  nachher  in  KP  zu  verbreiten,  Jakob  ver- 
trete ihre  Ansichten.  —  Daher,  von  der  Tritheitenfreund- 
schaft  mit  den  Dyophysiten,  —  wer  Usie  und  Hypostase 
gleichbedeutend  nahm,  war  damit,  will  mir  scheinen,  im  Prinzip 
dyophysitischer  als  die  Dyophysiten,  war,  wennDyophysit,  dann 
völlig  Nestorianer-)  —  stammte  später  aber  auch  die  Schonung, 

')  Konon  und  Eugen  nehmen  nach  Theodosius'  Tode  in  KP 
nächst  JE,  dem  Vertrauten  der  verstorbenen  Majestät,  die  erste  Rolle 
ein:  so  in  der  Adresse  des  Er.  35  und  in  der  Unterschrift  der  2.  Pros- 
])honese,  27. 

'^)  Interessant  war  es  mir,  hinterher  zu  finden,  daf3  eine  solche 
deductio  ad  absurdum  ähnlicher  A'oraussetzungen  Peter  von  Kallinikos 
in  der  Fehde  mit  Damian  wirklich  vollzogen  hat.  (Ich  entnehme 
das  der  B.  O.  II  79).  Damian  nahm  die  Personen  und  die  (sie  bestim- 
menden Einzel-)  Eigenschaften  gleichbedeutend.  Petros  entgegnet 
u.  a.,  wenn  dem  so  wäre,  würde  es  nicht  drei,  sondern  so  viele  Per- 
sonen geben,  als  Eigenschaften  von  Gott  ausgesagt  werden  können; 
dann  zerfiele  der  Vater  in  so  viele  Personen,  als  ihm  Bezeichnungen 
zukämen;  der  Sohn  wäre  nach  seiner  doppelten  Greburt  vom  Vater 
und  von  der  Jungfrau  eine  doppelte  Person,  und  die  verfluchten 
Nestarianer  hätten  wirklich  recht. 


—     99     — 

wohl  gar  Bescliützung.  die  sie  bei  dem  Kaiser  und  Patriarchen 
fanden.  Jnstin  war  im  Grunde  gewiß  ebensowenig  (vgl. 
JE  I  31),  wie  sein  Patriarch  ein  Freund  der  Tritheiten 
{JE  V  11  sagt  jedenfalls  zuviel),  aber  Johannes  von  Sarniin 
hatte  seine  helle  Freude  daran,  dem  Monophysitengesindel 
diese  Füchse  in  den  Weinberg  zu  setzen.  So  haben  wir 
wohl  die  Disputation  der  gebannten  Tritheiten  mit  den 
Monophysiten  vor  dem  Richtstuhl  des  KPer  zu  verstehen'). 
Bei  der  großen  Abrechnung  571  mit  den  Monophysiten  hat 
Johannes  von  Sarmin  auch  seine  tritheitischen  Freunde 
nicht  vergessen.  Aber  auch  da  noch  hatten  die  Tritheiten 
Gönner  an  hoher,  wenn  auch  nicht  höchster  Stelle,  auf  deren 
Verwendung  eben  Konon  aus  seinem  palästinensischen  Kerker 
entlassen  wurde.  —  Athanasios  setzte  in  seinem  Testament 
(das  allerdings  seinem  Tode  geraume  Zeit  vorausging),  die 
kaiserlichen  Verwandten  zu  Haupterben  ein  (JE  V  7). 

Die  oberste  Regierung  der  monophysitischen  Kirche 
leidet  nach  Severus'  Tode  an  auffälligen  Unregelmäßigkeiten. 
Die  monophysitische  Geistlichkeit  stirbt  aus,  da  werden  Jakob 
und  Theodor  geweiht.  Ihre  Sprengel  sind  Edessa  und  Hirath 
Noman;  aber  in  Wirklichkeit  üben  sie  in  der  ganzen  mono- 
physitischen Welt  Patriarchenbefugnisse  aus.  JE  in  seinen 
Comm.  de  beat.  or.  cp.  50  will  offenbar  auch  nichts  gerin- 
geres sagen,  als  daß  sie  das  gesamte  monophysitische  Gebiet 
unter  sich  geteilt  hätten;  Jakob  übernahm  Syrien,  Armenien, 
Kleinasien  und  die  vorliegenden  Inseln,  Theodor  die  südlichen 
und  westlichen -j  Striche,  d.  i.  die  ganze  Wüste,  Arabien  und 
Palästina  bis^Ierusalem.  (Höchstens  war  Ägypten,  Theodosios' 
eigene  Provinz,  von  dieser  Verteilung  ausgenommen;  aber 
auch  dort  wirkte  später  Jakob,  allerdings  mit  ausdrücklicher 

^)  Die  letzte  Gelegenheit,  bei  der  Paulus  von  Antiochien  seinen 
Feinden  gegenlibertrat,  zugleich  nach  Barhebr.  eine,  vielleicht  die 
erste,  Veranlassung,  Johannes'  des  I\atriarchon  persönliches  \\7)hl\vollen 
auf  sich  zu  lenken,  das  er  ihm  dann  bald  darauf  reichlich  bewies. 

'^)  Unter  dem  „Westen"  wird  in  dieser  Ausdrucksweise  an  einer 
Stelle  (Mich.  X  15)  ausdrücklich  Ägypten  verstanden,  ebenso  wie  der 
„Osten"  die  gew<>hnliche  Bezeichnung  für  Syrien  im  weiteren  Sinne  ist. 


—     100     — 

Genelimi<^'ung  TJieodosios'.)  Von  Theodors  Wirksamkeit  wissen 
wir  wenig;  immerhin  genug,  um  sagen  zu  können,  daß  er 
mehr  war  als  bloßer  Araberbischof  ^);  aber  l)ei  Jakob  ist  es 
nur  formell  unberechtigt,  sachlich  völlig  zutreffend,  wenn 
Barhebr.  sagt,  er  sei  zum  (Hvumenischen  Metropoliten  geweiht 
worden.  Ihm  fehlte  nicht  viel  mehr  als  nur  der  Titel  eines 
Patriarchen,  der  ihm  allerdings  dadurch  versagt  wurde,  daß 
noch  Theodosios  am  Leben  war.  Freilich  erheischt  diese 
Feststellung,  daß  Jakob  die  völlige  Vertretung  des  fehlenden 
Patriarchen  war,  ihre  Berichtigung  oder  Ergänzung  dahin, 
daß  JakoV)  nichts  tat  olme  Einverständnis  oder  Auftrag  des 
verbannten,  einzigen  vorhandenen  Patriarchen,  der  sich  stets 
das  letzte  Wort  in  allen  monophysitischen  Angelegenheiten 
vorbehielt.  Theodosios  versuchte  vielleicht  selbst  gegen  Ende 
seines  Lebens  das  System  in  Erkenntnis  seiner  Gefahren 
wieder  zu  brechen,  als  er  Paulus  dieselbe  Vollmacht  für 
Ägypten  erteilte  und  damit  wenigstens  die  zeitliche  Begrenzung 
der  Kompetenz  Jakobs  für  Ägypten  feststellte.  Eine  ähnliche 
Ausnahmestellung  hatte  später  JE  für  den  kp.  Sprengel  inne 
(JE  V  1).  und  auch  Longinus  beabsichtigte  wohl  Gleiches 
für  Ägypten,  als  er  sich  berufen  glaubte,  den  Alexandrinern 
einen  Patriarchen  zu  geben. 

Die  Ubergangsregierungsform  verlor  ihre  Berechtigung, 
sobald  die  ordentlichen  obersten  Stühle  wieder  besetzt  waren. 
Doch  in  einem  Organismus,  den  freiwillige  Unterordnung 
unter  persönliche  Würde  zusammenhält,,  ist  es  verständlich, 
daß  Jakobs  einzigartige  Stellung  erst  mit  seinem  Leben 
endigte.  Solange  sein  Freund  Sergios  den  syrischen  Stuhl 
innehatte,  mochte  ein  Konflikt  eine  Unmöglichkeit  sein;  aber 
die  Unverträglichkeit  zweier  höchster  Stellen  mußte  sich  er- 
geben, als  auf  ihn  Paulus  folgte,   der  nicht  Schüler  Jakobs, 


*)  In  den  Kalliniker  Yerhandiungen  wie  in  den  Verständigungen 
zwischen  KP  und  Syrien  über  das  Verfahren  gegen  die  Tritheiten 
finden  wir  Jakob  und  Theodor  nebeneinander  zusammenwirkend; 
auch  für  das  monophysitische  Empfinden  ist  die  Tritheitenfrage  erledigt, 
als  beide,  Jakob  und  Theodor,  ihnen  die  Kirchengemeinschaft  versagen 
(Mich.  IX  30). 


—     101     — 

nicht  einmal  Syrer  war.  Zu  einem  Kampfe  ließ  es  das  völ- 
lige Einvernehmen  und  die  Not  der  Zeit  nicht  kommen,  aber 
es  war  schlimm  genug,  daß  man  sie  gegeneinander  ausspielen 
konnte. 

Man  bemerkt,  daß  in  der  ganzen  Verhandlung  über 
Paulus  und  über  die  Tritheiten  die  Ostäbte  durchaus  im 
Vordergrund  stehen.  Sie  stellten  die  beiden  Syndoktika  auf. 
sie  untersuchten  das  Gerücht,  Jakob  sei  zu  den  Tritheiten 
übergegangen.  Zugleich  sind  sie  Anhänger  des  Paulus.  Sie 
bezeigen  alsbald  nach  Paulus'  Weihe  ihm  ihre  Ergebenheit, 
und  als  nach  Theodosios'  Tode  man  seine  Rechtmäßigkeit 
anzweifelt,  treten  sie  unbesinnlich  auf  seine  Seite.  (S.  auch 
oben  S.  91  unten.) 

Um  so  mehr  aber  halten  sich  die  syrischen  Bischöfe 
auffällig  im  Hintergrunde.  Unter  den  Tritheitengegnern,  die 
Kura  bei  Kallinikos  namhaft  macht,  ist  außer  Jakob,  Theodor 
und  Paulus  kein  Syrer.  Abgesehen  von  der  entscheidenden 
Enzyklika  (—  38),  zu  der  sie  möglicherweise  auch  nur  den 
Kamen  hergeben,  greifen  sie  nirgends  in  den  Verlauf  des 
Streites  ein.     (S.  auch  S.  93  nebst  Anm.  2.) 

Es  fällt  auf,  um  so  mehr,  wenn  man  von  der  tritheiten- 
freundlichen  Darstellung  Kuras  herkommt,  daß  Paulus  in  den 
Tritheitenverhandlungen  zwischen  KP  und  Syrien  kaum  je 
hervortritt.  Wo  die  Ostbischöfe  einmal,  mehr  oder  weniger, 
auftreten,  wie  in  38  und  39.  wie  auch  in  der  Adresse  in 
25,  vermißt  man  durchaus  den  Patriarchen,  ihr  rechtmäßiges 
Haupt ').     Da  er  seit  etwa  Ende  567  nicht  mehr  hervortritt. 


')  Das  kann  selbstverständlich  nicht  so  ausgelegt  Averden,  daß 
Paulus  abgesetzt  oder  auch  nur  zur  Seite  geschoben  war.  Für  das 
gute  Verhältnis  zwischen  Jakob  und  Paulus  zeugen  33 — 34,  seine  Er- 
wähnung im  Briefe  in  39  (mit  Bezug  auf  23);  in  37  wird  er  von  Jakob 
dicht  hinter  Theodosios,  beinahe  als  Autorität,  als  Richtpunkt  im  po- 
litisch-theolof>-isclien  Treiben  genannt.  (Dagegen  in  dem  an  die  '^Prithe- 
iten  <>erichteten  36.  Brief  fehlt  der  diesen  überaus  verhaßte  Name.) 
Paulus  hielt  sich  nur  in  der  Öffentlichkeit  ganz  im  Hintergrund;  aber 
auch  nicht  einmal  untätig  kann  er  im  Kampfe  gegen  die  Tritheiten 
gewesen  sein;  das  bezeugt  ihm  ihre  grimmige  Feindschaft  und  Kuras 
eiarener  Bericht. 


~     102     — 

kommt  man  auf  die  Vermutung,  daß  er  schon  damals  Syrien 
verlassen  hatte.  Doch  verbietet  des  Fehlen  seines  Namens 
unter  den  Absendern  von  25  und  den  Empfängern  von  88 
(wo  der  damals  gerade  in  KP  anwesende  Theodor  der  Araber- 
bisehof ausdrücklich  an  der  ihm  zAikommenden  ersten  Stelle 
aufgeführt  wird)  seinen  Aufenthalt  in  KP  schon  damals  be- 
ginnen zu  lassen. 

Paulus  hatte  in  den  Tritheiten  seine  Todfeinde.  Es  war 
ein  persönlicher  Kampf,  sie  glaubten  viel  gewonnen,  wenn 
es  ihnen  gelänge,  seine  Stellung  zu  untergraben.  In  den 
Männern,  welche  nach  Theodosios'  Tode  Paulus  zuerst  aus 
dem  Patriarchat  zu  entfernen  (35),  dann  ihn  persönlich  zu 
verdächtigen  suchten  (33 — 34)  haben  wir  ohne  Zweifel  die 
Tritheiten  zu  sehen.  Offenbar  haben  wir  die  Quittung  auf 
alle  diese  Kulissenkunststücke  in  der  zweiten  kp.  Allokution 
(27);  diese  enthält  an  erster  Stelle  die  Festsetzung:  wat  die 
dingen  angaat.  welke  door  hem,  die  bij  den  heiligen  is,  onzen 
vader  en  aartsbisschop  der  heilige  kerk  Gods  der  Alexan- 
drijnen,  door  Theodosios.  zijn  vastgesteld,  daaromtrent  be- 
lijden  wij  derhalve,  in  alle  dingen,  die  door  onzen  boven- 
genoemden  zaligen  Papa  Theodosius  gedaan  zijn,  of  met  zijn 
verlof  of  met  zijne  toestemming  in  de  heilige  kerk  Gods,  die 
bij  ons  is,  hetzij  door  leeringen,  hetzij  door  canones,  hetzij 
door  handopleggingen,  van  den  eersten  dag  zijner  handop- 
legging  tot  zijnen  laatsten  ademtocht,  dat  zij  vast  en  be- 
hoorlijk  en  onwankelbaar  zijn. 

Der  „Bischof  Johannes*',  der  in  25  und  28  vorkommt, 
kann    unmöglich,    wie    Kleyn    w411 1),    ein    monophysitischer 

^)  Mir  ist  unerfindlich,  wie  Kleyn  sich  auf  Theophanes  berufen 

566/66       konnte.     Dieser   meldet  unter   dem  Jahre  6058  nur  Johannes  Schola- 

stikos  als  Patriarch  von  KP  und  Justins  Kaiserweihe  durch  denselben, 

569/70       dagegen  unter  6062  die  Absetzung  Anastasios"  von  Antiochien  wegen 

seines   Widerstandes   gegen   Johannes   von   KP  und   dessen  Weihling 

Johannes    von  Alexandrien  (JE  I  40:   IV  37).     Johannes  von  Sarmin 

hat  keinen  Monophysiten  geweiht.     Zudem  berichtet  Theophanes  vom 

564/65       Jahre  6057,  die  Gaianiten  hätten  zuerst   einen  gewissen  Elpidios  und 

nach  dessen  Tode  in  der  Gefangenschaft  zusammen  mit  den  Theodo- 

sianern   Dorotheos   zum   Patriarchen    von  Alexandrien    geweiht.     Der 


—     103     — 

Patriarch  \oii  Alexandrien  sein.  Wie  es  zu  erklären  ist. 
weiß  ich  nicht:  ehe  nicht  der  Brief  vollständig  vorliegt.  k()nnen 
wir  nicht  sagen,  ob  er  wirklich  meint,  daß  es  der  Bischot 
von  Alexandrien  war.  Etwa  seit  dieser  Zeit  saß  in  Ale- 
xandrien auch  ein  kaiserlicher  Patriarch  Johannes;  auch 
einen  Bischof  Johannes  von  Pelusium  finden  wir  in  19  und 
22,  die  nicht  lange  vor  Theodosios'  Tode  entstanden  sind. 
Schließlich  starb  noch  nach  Mich.  X  15  um  578  ein  vermutlich 
ägyptischer  Monophysitenbischof  Johannes  zu  KP  in  der 
Gefangenschaft. 

Kleyn  rückt  wohl  die  beiden  kp.  Syndoktika  zu  eng 
zusammen.  Der  25.  Brief  erst  teilt  den  Syrern  offiziell  die 
beiden  Syndoktika  mit.  kann  darum  nicht  allzulange  hinter 
das  zweite  angesetzt  werden.  Andererseits  schaut  er  schon 
auf  das  zweite  syrische  Syndoktikon  und  dessen  Annahme 
in  Kilikien  zurück. 

Der  2ö.  Brief  sagt  nichts  davon,  daß  man  gegen  die 
Tritheiten  in  KP  weitere  Schritte  getan,  nachdem  sie  auch 
den  Boden  der  zweiten  Prosphonese  wieder  verlassen  hatten. 
Man  schonte  sie,  vielleicht  in  Erwartung  der  in  27  geplanten 
allgemeinen  Synode ').  Vielmehr  ist  der  Schauplatz  des  Ver- 
fahrens gegen  die  Tritheiten  von  jetzt  ab  der  Osten.  Nach 
der  vergeblichen  Zusammenkunft  in  (Irbdisu,  Winter  567  (s. 
u.)  beginnt,  wohl  infolge  der  Mahnung  der  Abte  in  32  und 
des  Berichtes  aus  KP,  jetzt  auch  dort  ein  schärferer  Wind 
die  Luft  von  der  tritheitischen  Fäulnis  zu  reinigen.  Das 
zweite  syrische  Syndoktikon  spricht  den  Bann  über  Pliilo- 
ponos  aus  (laut  25),  wohl  nach  dem  Vorgange  von  Ale- 
xandrien   (noch    in    der    zweiten    Prosphonese    wird    weder 

letztere  ist  uns  bekannt  (JE  1  40),  aber  freilich  ist  nach  allem,  was 
wir  wissen,  seine  Anerkennung  durch  die  Theodosianer  ausgeschlossen. 
Theophanes  wird  diese  mit  den  Julianisten  verwechselt  •  haben,  vgl. 
Mich.  IX  31. 

^)  Zu  dieser  ist  es  offenbar  nie  gekommen.  Das  zur  Entscheidung 
der  Angelegenheit  nötige  allgemeine  Einverständnis  wurde  später  beim 
Ausschluß  der  Tritheiten  vielmehr  durch  Unterschiift  des  Rund- 
schreibens der  Ostbischöfe  erreicht. 


—     104     — 

Johannes  Pliilopuiios  noch  sein  Buch  <2,'cnaniit).  und  enthält 
zugleich  die  wold  ernst  gemeinte  ujid  durehgelulirte  Be- 
stimmung, die  Kirclie  von  den  Anhängern  der  Ketzerei  zu 
säubern.  Zwar  hier  ist  Jakob  bedeutsamerweise  noch  nicht 
beteiligt  oder  docli  im  Hintergrund,  aber  nachdem  nun  ein- 
mal die  Seinen  vorgegangen  waren,  vielleicht  weiter  als  er 
dachte  und  wollte,  blieb  er  nicht  mehr  zurück  ^).  In  38,  das, 
weil  inhaltlich  gleichlautend,  nicht  weit  hinter  das  zweite 
syrische  Syndoktikon  gesetzt  werden  kann  (s.  u.),  ist  seine 
Stellung  entschieden.  Er  tritt  ersichtlich  auf  den  Boden  der 
kp.  Unterhandlungen,  wie  er  auch  ausdrücklich  erklärt  (der 
Brief  ist  wohl,  wenn  auch  unausgesprochen,  die  Antwort 
auf  25),  und  zieht  daraus  die  Folgerungen.  Darum  ist  es 
nicht  wohl  möglich,  mit  Eleyn  zwischen  das  zweite  Syn- 
doktikon und  diese  Enkyklika^)  die  Briefe  36  und  37  ein- 
zuschieben. Wenn  anders  die  Abte  vor  dem  2.  Synd.  sich 
mit  Jakob  verständigt  hatten  3),  konnte  Jakob  nicht  gleich 
darauf  nach  KP  schreiben:  Indien  er  dan  eenige  twist 
of  hartstocht  in  het  spei  mocht  zijn  tusschen  u  en 
de  aanhangers  van  Eugenius,  laat  dien  varen.  Indien  zij 
werkelijk  ketters  zijn,  vereenigt  u  met  elkander,  opdat  er 
geen   scheuring   ontsta. 

Aber  weil  eben   damals    die  Verhältnisse   so   weit  ge- 
diehen waren,  scheint  es  unmöglich,  das  Ende  des  Prozesses 


')  Jakob  war  gewiß  tritheitischeiii  Denken  ganz  fern.  Soweit 
es  nicht  die  Person  seiner  alten  Mitarbeiter  traf,  zögerte  er  auch  nicht, 
einzuschreiten:  vgl.  d.  30.  Brief  und  die  von  ihm  imter drückte,  in  3L 
genannte  tritheitische  Schrift.  Aber  seine  Hand  stockte,  sobald  sie 
die  Tritheitenführer  anrührte,  und  so  war  sein  ganzes  bisheriges  Ver- 
fahren ein  Schlag  ins  Wasser. 

'0  Allerdings  ist  dieser  Brief  nicht  Kundschreiben  (gegen  Kleyn), 
aber  das  m  39  Erwähnte  deckt  sich  mit  ihm  inhaltlich  und  in  der 
Form  wohl  auch  so  gut  wie  ganz. 

^)  Diesem  ging  überdies  voraus  (laut  25)  der  allgemeine  Send- 
brief Jakobs  und  Theodors  (jedenfalls  die  Antwort  auf  die  Anfrage 
in  32,  also  parallel  mit  34),  alle  Mönche  müßten  den  Tritheismus 
abschwören. 


—     105     — 

noch  anderthalb  Jahre  hinauszuschieben.  Augenscheinlich 
liaben  die  Ostbischöfe  nur  die  Unterschrift  der  ganzen  Kirche 
unter  ihre  Enzyklika  abgewartet  und  sind  dann  vorgegangen. 
Dies  mag  im  Herbst,  allenfalls  auch  im  Winter  568  geschehen 
sein.  Der  Grund,  warum  Kleyn  die  letzten  Ereignisse  noch 
über  einen  Zeitraum  von  zwei  Jahren  ausreckt,  ist  wohl  die 
Angabe  in  39.  daß  die  Tritheiten  schon  seit  drei  Jahren  bei 
ihrem  Irrtum  bestünden.  Aber  vielleicht  ist  das  zu  genau. 
Hier,  wo  es  darauf  ankam,  eine  möglichst  lange  Zeit  an- 
zugeben, mochte  man  wohl  ein  angefangenes  Jahr  für  ganz 
rechnen  und  'i'/g  =  '^  setzen.  Diese  Früheransetzung  gewinnt 
noch  an  Wahrscheinlichkeit,  wenn  wir  nach  JE  IV  15  an- 
zunehmen haben,  daß  Paulus  und  seine  Leidensgetährten 
schon  zwei  Jahre  vor  dem  Ausbruch  der  offenen  Verfolgung, 
also  seit  569  in  KP  in  Unterhandlungen  verwickelt  waren < 
da  mochte  den  Monophysiten  schwüler  zumute  werden  als 
von  der  tritheitischen  Unverschämtheit. 

Die  letzte  Begegnung  Pauli  mit  den  Tritheiten  ist  die 
wohlbekannte  Disputation  vor  Johannes  von  KP  vom  .Fahre 
570.  Diese  steht  aber  in  dem  großen  Rahmen  der  zwei- 
jährigen Einigungsverhandlungen  mit  den  Dyophysiten,  die 
Paulus  569 — 71  in  KP  festhielten  und  über  die  wir  erst 
jetzt  durch  Michael  Gewisses  erfahren.  Die  Disputation  war 
nicht  mehr  der  Tritheiten  als  des  Kaisers  Wunsch :  Einigung 
der  Monophysiten  untereinander  machte  er  zur  Bedingung 
weiterer  bindender  Vereinbarungen  mit  ihnen.  Er  meinte 
die  Unterhandlungen  durcliaus  ernst.  Zur  Gewähr  der  Dauer 
des  abzuschließenden  Friedens  wollte  er  sich  mit  Rom  ins 
Benehmen  setzen;  zu  diesem  Ende  sollten  der  (ehemalige) 
Patriarch  Paulus,  JE,  Theodor  der  Araberbischof,  Longinus. 
Stephan,  Elisa  und  Ptolemaios  als  Gesandte  dorthin  zur 
Verständigung  abgehen.  Im  Augenblick  vor  der  Abreise 
hintertrieb  es  Johannes  von  KP,  dem  für  seinen  Einfluß 
bangte:  der  Kaiser,  des  endlosen  und  ergebnislosen  Hin  und 
Her  müde,  überließ  die  ganze  Sache  seinem  Patriarchen  und 
dieser  kadenzierte  jetzt  in  Dur. 

Besonders  was  hier  von  Johannes  Scholastikos  berichtet 


—     106     — 

wir(P).  paJit  zu  dem  Berichte  des  JE  übc^r  ihn  (vgl.  z.  B. 
IJ  il)  so  gut,  dal.^  man  von  vorneherein  geneigt  ist.  hier  ein 
Stück  des  verlorenen  11.  Teils  der  Kirchengeschichte  des 
JE  zu  vermuten.  Freilich,  „auparavant  patriarche  d'Antioche'' 
hat  JE  nicht  geschrieben;  aber  man  wird  darin  nichts  als 
eine  der  von  j\Iichael  so  beliebten  Auifüllungen  sehen  dürfen. 
(Vgl.  S.  82  Anm.). 


^)  Auch  nach  JE  ist  der  eigentliche  A\uiolger  nicht  der  Kaiser, 
sondern  Johannes.  Justins  Schuld  ist,  daß  er  seinem  strafrichterlichen 
Patriarchen  freie  Hand  ließ  nnd  sich  selbst  dann  auch  von  ihm  zur 
Gewalt  mißbrauchen  ließ.  Der  Kaiser  wollte  von  vornherein  Frieden, 
nicht  Gewalt,  aber  schließlich,  wenn  nicht  anders  möglich,  dann  eben 
Frieden  mit  Gewalt. 


Zeittafel  des  Tritheitenstreites. 


566.       August. 
Herbst. 


566/67.  AVinter. 


567.       Frühling. 
17.  Mai. 


Sommer. 


Theodosios  -j- 

Jakob   in  KP,  trifft   dort  Konon  und 

Eugen. 
Brief  35. 

Kallinikos,  Jakob  und  Eugen  einander 
gegenüber.  Bischof  Johannes  bannt 
in  Alexandrien  Philoponos  und  sein 
Buch. 

Eugen  nach  KP.   1  kp.  Syndoktikon. 

1.  syr.  Syndoktikon. 
Brief  32.,  33. 

Brief  34.,  36.,  37.     Rundbrief  an  die 

Äbte^). 
Jakob  und  Paulus  bei  Harith.    Brief 

Jakobs  und  Theodors  an  Konon  und 

Eugen.    Brief  des  Kaisers  an  Jakob 

und  Theodor. 

2.  kp.  Prosphonese. 


^)  Man  könnte  es  bedenklich  finden,  hart  neben  den  (doch  wohl 
scharfen  und  energischen)  Äbte-Kundbrief  die  beiden  nachgiebigen  und 
zur  Milde  mahnenden  Schreiben  nach  KP  zu  setzen.  Wenn  man  in- 
des die  Anmerkung  1  auf  S.  104  gelten  lassen  will,  wird  man  es  doch 
nicht  unmöglich  finden.  Die  Beziehung  in  37  auf  das  Gerücht  von 
den  tritheitischen  Neigungen  Jakobs  verweist  32  und  den  Äbte-Rund- 
brief in  dieselbe  Zeit.  Die  Zeitfolge,  die  der  Briefsammler  seinen 
Stücken  gab,  ist  doch  gewiß  nur  seine  Vermutung;  zudem  hat  er 
eine  strenge  Folge  auch  gar  nicht  durchgeführt. 


—     108     — 

5()7/()S.  Winter.  Theodor  nach  Kp.,  schlielit  dort  Konon 

aus    der   Kirchengemeinschaf't    aus. 
Jakob  mit  Eugen  in  Grbdisu. 

o()S.        o.  Januar.  2.  syr.  Syndoktikon.    Bann  über  Phi- 

loponos  und  sein  Buch.  Mitteilung 
an  die  Monophysiten  in  Kilikien  und 
Isaurien.  Die  2.  Prosphonese  und 
das  2.Syndoktikon  dort  angenommen. 
Brief  25. 
Brief  38.  Rundbrief  der  Syrer. 

568.       Jaliresende.        Ultimatum  an  Konon  und  Eugen. 
8  Tage  später.  Ausschluß.     Brief  39.,  40. 
Brief  41. 

570.  Disputation  in  KP. 


i 


Lcii  eToliamies  (Terl)ör  bin  am  3.  September  1887  zu 
HucLliolz  Ostpr.  als  Sohn  des  Pfarrers  Ernst  Gerber  geboren. 
Bis  zum  elften  Lebensjahre  erhielt  ich  den  Unterricht  im 
Hause  meiner  Eltern.  Von  Ostern  1899  bis  Ostern  1906 
besuchte  ich  die  königlichen  Gymnasien  zu  Alienstein  und 
J'reienwalde  a.  0.;  von  letzterem  erhielt  ich  Ostern  1906  das 
Reifezeugnis.  Von  Ostern  1906  bis  Michaelis  1910  studierte 
ich  an  den  Universitäten  Halle  und  Berlin  Theologie  und 
seixiitische  Sprachen;  semitische  Vorlesungen  hörte  ich  haupt- 
sächlich bei  den  Herren  Professoren  Kautzsch.  Rothstein, 
Kampflf'meyer.  Praetorius,  Delitzsch,  Sachau.  An  der  vor- 
liegenden Abhandlung  habe  ich  seit  dem  Winter  1908/09 
gearbeitet. 


l)rtißk  von  Max  "SclimeröoAv,  KircÜhi^iti  N;-T.