Seinem geliebten Oheim und Vater A. Rengyger, Med Dr., seinem verehrten Leiter in diesen Untersuchungen Han HEk 7. vrdan dien Ruiert br, Med, Dr. und Prof. an der Universität zu Tübingen, seinen verehrten Lehrern Hrn. C.F. v Kielmeyer, Med.Dr. Hrn. EG Gmelin, Med.Dr. Hrn. FF. A.G Emmert, Med.Dr. Professoren an der Universität zu Tübingen, widmet mit Dankbarkeit diese Untersuchungen der Verfasser, Wunden. 5, N | ne = u A A ah He ee Ag K3 Pr | BR ;. Durch des Herrn Professors von Kielmeyer ver- gleichende Anatomie, die ich hier anhörte, wurde ich veranlafst, mehrere anatomische Untersuchun- gen sowohl an Wirbelthieren, als an wirbellosen Thieren anzustellen. Dadurch immer mehr beson- ders mit der Anatomie der Insecten bekannt gewor- den, entschlofs ich mich, auch über das Physiolo- gische dieser Thiere einiges ‚zu untersuchen, so viel es mir meine medicinischen Studien erlauben würden, Herr Professor von Autenrieth, mit dem ich darüber sprach, gab mir auf, die Verdauung der Insecten zu untersuchen. Von da aus wurde ich immer weiter, zur Beobachtung anderer Theile, und der Verwandlung der Larven in vollkommene In- secten geführt. So entstand, unter der gütigen "= Leitung des Herrn Professors von Autenrieth, diese kleine Schrift, die aber bei weitem nichts vollstän- diges, sondern ein blofses Bruchstük zur Physiolo- gie der Insecten ist. Auch wäre sie noch nicht un- ter die Presse gekommen, hätte ich nicht gefürch- ft 5 tet, da ich an eigenen Entdekungen noch nicht reich genug bin, um diese kleine Genugthuung meiner Anstrengungen zu verschmerzen, dafs mir ein Anderer zuvorkommen möchte, wie es zum ' Theil schon durch des Herrn Herolds Werk gesche- hen ist. Da ich aber nicht in allem mit ihm über- einstimme, und diese Blätter einige von ihm theils nicht genug, theils gar nicht, bekannt gemachten Be- obachtungen enthalten, so hoffe ich doch, dafs sie noch einigen Werth für den Naturforscher haben. Tübingen, im December 1816, Allgemeine Uebersicht des Insectenbaues. N . Die'Insecten haben mit den Wirbelthieren gemein, das Hautsystem, das Muskelsystem, das Nervensystem, das Respirationssystem, das Verdauungssystem und das Gene- rationssystem; Statt des Skeletts ist bei den Insecten ein mehr oder weniger hornartiges Hautsystem. Seine Gestalt und Härte wechselt in den verschiedenen Arten, und ihren verschiedenen Stufen von Ausbildung sehr’ab. Bald stellt es, wie bei den Raupen, zum Theil auch bei verschiedenen Mükenarten eine blofse starke Haut vor, bald zeigt es sich, wie bei den Coleopteris, als aus hornähnlichen Schäalen von verschiedener Gestalt, Gröfse und Festigkeit bestehend, Bey dem gleichen Iusect kann aber die Härte dieses Hauts systems an verschiedenen Stellen desKörpers gröfser oder ge- finger seyn. Dieses die Stelle des Skelstts vertretende Haut- system entsteht, wie man bei der Bildung desselben wahr- nimmt, aus Häuten von eyweifsartigem Stoff, die sich ver- "'härten, und‘denen noch andere Bestandtheile, wie phos= phorsaurer Kalk, mögen beigemischt seyn !).; " Die zur Bewegung des Körpers dienenden Muskeln der ‚Insecten befestigen sich auf der inneren Seite dieses Systems, und nicht wie bei den Wirbelthieren, um ein inneres Skelett herum. 1) Siehe Johns tabellarisches Verzeichnils zerlegter Animalien ,; Pp- 126. Deke der Insecten; P 1 2 Das Nervensystem der Insecten unterscheidet sich auf- fallend von dem der Wirbelthiere, Es liegt nämlich nur der erste Nervenknoten, das ist, das Hirn, auf der Rükenseite des Nahrungs-Canals, der übrige Theil des Nervenst nges hingegen unterhalb desselben mit den übrigen Eingeweiden in derselben Höhle, und nicht in einem eigenen Canal, wie das Rükenmark der Wirbelthiere, eingeschlossen. Auch‘ -Jie- gen die Ganglien an r Markstrange”selbst, und nicht auf: den Seiten desselben, oder blofs durch feine Fäden mit dem eigentlichen Markstrange verbunden, unregelmäßig in den verschiedenen Höhlen des Körpers zerstreut. Zum Athmen haben die Insecten keine eigentlichen pa- renchymatosen Lungen mehr, die blofs durch eine Oeffnung auf der Oberfläche des Körpers münden; sondern sie respi- riren durch Tracheen, die auf beiden Seiten des Körpers durch mehrere Oeffnungen (Stigmaten) die athmosphärische' Luft aufnehmen, und sie in den fein zertheilten Aesten zu allen Theilen des Körpers führen. Uebrigens unterscheiden sich die Lungen der Mamma- lien und die der Insecten nicht so sehr von einander, als es beim ersten Anblike scheint. Das Parenchyma der Lungen der Mammalien wird nämlich durch die Verästelungen der arteria aspera, der Pulmonal- Arterien und Venen und durch Zellgewebe gebildet. Da aber bei den Insecten so- wohl das Gefüfssystem als das Zellgewebe fehlt, so beste- hen ihre Lungen blofs aus den Zerästelungen der arteria . aspera, die aber nicht, wie bei den Mammalien, in einen ge-. heinschaftlichen Gang zusammentreten, der mit der Ober- fläche des Körpers zusammenhängend die athmosphärische Luft aufnimmt; sondern sie treten in zwei grofse auf beiden- Seiten des Körpers seiner ganzen Länge nach hinlaufende Stimme zusammen, die an mehreren Stellen mit der Ober- fläche des Körpers zur Aufnahme der athmosphärischen Luft communiciren, « = 3 Das Verdauungssystem der Insecten besteht aus einem Oesophagus, aus einem oder mehreren hinter einander lie» genden Mägen und einem Darmcanal, den man in einen dün- nen und diken abtheilen kann. Alle zur Absonderung bestimmter Säfte bei höheren Thie- ren dienende drüsenartige Bingeweide, so weit sie entwe- der durch zusammengewikelte Zerästelungen des Gefälssys- tems allein, oder in Verbindung mit enrgegenkommenden Zerästelungen eines Ausführungs- Ganges gebildet werden, fehlen bei den Insecten, so eine eigentliche Leber, -Pancreas, Nieren, Thymus, Thyreoidea,‘Milz, Nebennieren. Die bei den Insecten noch vorkommenden Absonderungs-Organe für.bestimmte Säfte bestehen daher einfach nur aus Ausfüh- rungs-Gängen und absondernden Häuten. n Das Gefäfssystem fehlt ganz den Insecten, also auch ‚die Circulation der Säfte, Ihr Blut oder der seine Stelle ver- tretende Saft ist in dem hohlen Theil des Körpers, den die inneren Organe nicht ausfüllen, ohne bestimmte Bewe- gung eingeschlossen ;- und bespült alle Organe unmittelbar ; denn die Insecten mangeln gänzlich des Zellgewebes, das in den Wirbelthieren alle einzelne Organe mit einander ver- bindet, und das ein Mittelglied ist, zwischen dem ernäh- renden Gefüfssystem und dem ernährten Organ. Häute und - Tracheen vertreten bei den Insecten zwischen ihren einzel- nen Organen dieses ihnen fehlende, den Wirbelthieren, welche ein Gefäfssystem und Kreislauf haben, eigene Ver- bindungs- Mittel. Mit dem Zellgewebe fehlen den Insecten auch die lymphatischen Gefässe und Iymphatischen Drüsen. Eigen hingegen ist den Insecten das pulsirende Rüken- ‚gefäfs. 3 Wenn bei den Thieren der sogenännten höheren Örd- O nungen nur in einen Theil des Körpers Luft, gleichsam in einer versammelten Masse, eindringt, und dagegen das mit "dieser Luft in Berühfung getretene Blut in zahllos zerästel« ı* \ ) % 4 .' ten Gefüssen eingeschlossen, auf alle Theile des Körpers sich verbreitet; so ist im Gegentheil bei den Insecten das Blut in. der allgemeinen Höhle ihres Körpers in eine Masse vereinigt, und die Luft wird durch unzählige Verästelungen der Tracheen zu jedem einzelnen Organ unmittelbar ge- bracht. Die Umwandlungen, die fäst alle Insecten durchmachen müssen, ehe sie in ihren vollkommenen Zustand ‘gelangen, unterscheiden sie ebenfalls von!den mehrsten’l'hieren der N anderen Classen, i TE EWR Eu DER Speisenweg und dessen Functionem Lage und Structur des Speisecanals im Allgemeinen. Ueber die Lage und Structur des Speisecanals wilf ich hier blofs im Allgemeinen einiges vorausschiken, und zwar mehr in Bezug auf die Insecten, an denen ich meine Beob- achtungen anstellte. Ic Der Speisecanal der Schmetterlings- Raupen fängt beim Munde an, und geht ohne Krümmungen in gerader Rich- tung fort bis an den After, so dafs er mit der Raupe immer die gleiche Lünge hat. Er läfst sich in einen Schlund, Ma- gen und Darmcanal eintheilen, Der Oesophagus ist sehr kurz und dünn. Erst bei den verschiedenen Arten durch einen bald mehr bald weniger bemerkbaren Apparat auf ihm . befestigter, sich kreuzender Muskelfasern, von dem auf ihn folgenden Magen getrennt, Der Magen nimmt fast zwei Dritttheile des Speisecanals ein. Seine Weite übertrifft um vieles die des Oesophagus und des Darmcanals. Auf den Magen folgt der Darmcanal, dessen Structur aber bei den verschiedenen Raupenarten sehr abweicht, z. B. die Raupe der Sphinx Euphorbiz hat drei Abtheilungen im Darmcanal, 3 so auch die der Phalzna Cossus, die durch Schliefsmuskeln von einander getrennt sind. Andere Raupen, wie die eini- ger Tagschmetterlinge, haben blofs zwei Abtheilungen. Der ganze Speisecanal besteht ‘aus zwei eigentlichen Häuten, eineräusseren Muskelhaut und einer innerenSchleim- haut. Die Schleimhaut löset sich im Anfang des Magens von der Muskelhaut ab, wenigstens bei den gröfseren Rau- pen, wiebei der derSphinx Euphorbi, Atropos, Galii, El- penor, läfst einen Raum zwischen sich und der Muskelhaut und befestigt sich erst wieder am Ende des Magens, von wo aus sie dann immer in Verbindung mit der Muskelhaut bis an den Ausgang des Darmcanals fortläuft. Sie ist eine sehr dünne, und wenn sie abgewaschen wird, durchsichtige Haut, die im Magen auf ihrer inneren Seite stark mit einem Schleim überzogen ist, der sich aber von ihr durch das Mes- ser«und durch Waschen wegnehmen läfst. Es scheint die- ser Schleim von ihr ausgeschieden zu werden. Bei der Raupe der Sphinx Euphorbiz finden sich’ an dieser Schleim- haut ihrer ganzen Länge nach keine Zotten, wie'sie in an- deren Raupen, z. B. bei der Kohlraupe, im Magen statt fin- den sollen ?). Eben so wenig fand ich sie bei den Raupen der Sphinx Galii, der Bombyx Vinula, und der Phal&na Cossus, NL In den oberen Theil des Oesophagus münden sich die Speichelgefässe, wenn sie vorhanden sind, in den Darmca- nal die Gallengefüsse, mehrstens in die zweite Abtheilung desselben. DR Bei den vollkommenen Insecten überhaupt ist die Länge des Speisecanals fast immer gröfser, als die des Körpers, und es scheint sich zum Theil seine Länge, wie bei den 2) Siehe Entwikelungs-Geschiohte der Schmeiterlinge von Herold, $. 18. j ; | IE 6 Säugethieren, nach der vegetabilischen oder thierischen Nahrung zu richten, Auch hier läfst sich der Speise- canal in einen Schlund, Magen und Darmcanal eintheilen. Der Schlund ist länger, als der der Larven, wenigstens bei den Insecten, die einer vollkommenen Metamorphose unterworfen sind; er ist sehr dünn, und läuft vom Mund an bis an den Anfang des Bauchs, wo er in den Magen, oder wenn mehrere vorhanden sind, in den ersten derselben über- geht. Bei mehreren Schmetterlingsarten , wie bei Papilio Atalanta, Brassicze, befindet sich am Oesophagus eine sakför- mige Erweiterung, die Kropf oder Honigmagen ge- nannut wird. (Diese Erweiterung verdient um so mehr den Namen eines Magens, da sich eine wurmförmige Bewegung daran zeigt. Schon Herold bemerkte diese wurmförmige B.wegung an diesem Honigmagen, wie er es in der Note zu $. 82. in seiner Entwikelungsgeschichte der Schmetterlinge anführt.) Auf den Schlund folgt der Magen; ; 'mehrstens ist aber mehr. als einer vorhanden, wie z. B. bei einigen Schmet« terlingen Zwei, (zwar nicht bei allen, z. B. bei Papilio Brassicze, den Honigmagen abgerechnet, nur einer) bei dem: Dytiscus marginalis vier, wenn man die vierte geringe Er- weiterung des Darmcanals noch als einen Magen annehmen will, (Da sich die Gallengefässe gleich an seinem Ende in ihn inseriren, so halte ich diesen vierten Magen eher für eine Erweiterung zur bequemeren Aufnahme des Gallen-. stoffs.) Die Mägen sind aber in ihrer Structur sehr von ein- ander verschieden. Sie folgen nach einander, und nicht wie bei den grasfressenden Mammalien, neben einander, und sind vom Oesophagus und unter sich selbst durch musku- lose Apparate getrennt. Der von demlezten Magen an anfangende Darmcanal macht bis zu seinem Ende, dem After, verschiedene Krümmun- gen. Er ist bei den Schmetterlingen nicht wie bei den Rau- pen, durch jene starke Ringmuskeln in Abtheilungen ge- Fr 7 trennt. Man kann ihn aber doch auch'in einen diken und dünnen Darm abtheilen. Seine Weite ist weit geringer, als die der Mägen. Bei mehreren Insectenarten findet sich an seinem Ende ein sehr muskuloser Blinddarm,, z. B. beim Dytiscus marginalis, Sphinx Euphorbix®, Papilio Brassicz u.a.m Der Speisecanal der vollkommenen Insecten besteht eben falls aus zwei Häuten. Auch bei vollkommenen Insecten münden sich die Spei- chelgefässe, wenn ihrer da sind, in den Oesophagus, und die Gallengefässe in den Darmcanal. Ob wohl bei den As- seln, wo die Gallengefässe sich dicht bei der Speiseröhre öffnen sollen ?), diese Gefässe nicht Speichelgefässe sind? — ‘Soviel im Allgemeinen über die Lage und den Bau des Speisecanals, En Verdauung der Raupen. Meine Beobachtüngen über die Verdauung stellte ich besonders bei den Raupen der Sphinx Euphorbix, Galii, der Bombyx Vinula, der Sphinx Elpenor und Atropos an. Da ich fand, dafs in allen diesen Raupenarten die Verdauung auf gleiche Art vor sich geht, so will ich hier blofs die an der Raupe der Sphinx Euphorbis gemachten Beobachtungen und Versuche angeben, da sich mir diese Raupen-Species am al- lerhäufigsten zur Untersuchung darbot, Die Raupe der Sphinx Euphorbia beifst beimFressen immer ein Stükchen Euphorbien - Blattnach dem andern mit ihren Frefszangen ab, und bringt es vermittelst der Muskelbewegun- gen der verschiedenen Theile des Mundesund des Oesophagus in den Magen, Ein einziges Stükchen gelangt nur sehr schwer 3) Siehe deutsche Uebersezung von Cüviers vergleichender Ana- tomie, Band 3. $, 712, 8 und langsam dahin; es müssen immer ihrer mehrere seyn, damit der Schlund etwas ausgedehnt werde, und dann seine Muskeln sich kräftiger zusammen zu ziehen streben... Ich machte mehreremal den Versuch, und liefs die Raupen nur ein Stiikchen abbeissen, schnitt sie zu verschiedenen Zeiten, fünf Minuten bis eine Viertelstunde, nachdem ich sie hatte fressen lassen, auf, und fand die Stükchen mehrstens noch in Oesophagus, Im Schlund wird die Speise schon mit einem Speichel umgeben; denn wenn man eine Raupe gleich nachdem sie j gefressen hat, öffnet, und.die Nahrung aus dem Oesopha- gus nimmt, so findet man sie schon mit einer Flüssigkeit gemengr, die der Speichel ist, den man a.ıch bei Raupen, die keine Nahrung zu sich genommen haben, in der Speise- röhre findet. Dieser Speichel ist wässerigt, ungefärbt, was man besonders bei hungerleidenden Raupen "sehen kann, wo kein Pflanzen - Extractivstoff ihn färben kann, welches bei. wohl genährten Raupen oft geschieht. Er färbt das Kurku- mapapier braunröthlich und die Kurkumatinctur braun; \ er scheint also alkalinische Theile zu enthalten. Wenn die Raupe genekt wird, so giebt sie ihn gleich zuerst aus dem ‘ Munde, Bei der Raupe der Phalaena Cossus und anderen finden sich eigene Speichelgefässe vor; bei den Raupen, wo sie nicht vorhanden sind, scheinen die Wandungen des O2so- phagus selbst den Speichel abzusondern. Ist nun die Speise in den Magen gelangt, so tritt der im Magen enthaltene schleimigte Saft zu ihr und durchzieht sie gänzlich, Die- ser Magensaft ist in wohlgenährten Raupen immer vom Pflanzen - Extractivstoff grün gefärbt; läfst man aber die Raupen mehrere Tage bungern, so wird er immer durchsichtiger, und ist zulezt, blofs noch durch die im Magen zurükgebliebenen verdorbenen Speisen etwas hellbräunlich gefärbt. Auf Kurkumapapier gestrichen, verändert er dessen Farbe ins braunröthliche, und beson- ders wenn er von solchen Raupen, die einige Zeit gehungert haben, genommen wird, bei denen er daher concentrirter ‚ ‚erscheint; denn er sammelt sich bei hungerleidenden Rau- pen in grofser Menge im Magen an. An der athmosphäri- schen Luft verliert das Kurkumapapier in etwas die durch den Magensaft erhaltene Farbe, aber nie ganz, was gesche- hen müfste, wenn der Magensaft.amonisch wäre, wie es in Johns tabellarischem Verzeichnifs zerlegter Animalien nach Brugnatellis Untersuchungen angegeben ist. Durch essig- saure Dämpfe leicht geröthetes Lacmuspapier erhält. in et- was seine blaue Farbe wieder, wenn man es in Magensaft taucht, Schwefelsäure zum Magensaft gegossen, bewirkt ein Entwikeln von Luftbläschen. Es scheint also auch der Magensaft alcalinische Theile zu enthalten. Ob aber dieser Magensaft blofs der mit den Speisen aus dem Oesophagus heruntergekommene concentrirte Speichel sey, oder ob er aus der Schleimhaut des Magens abgesondert werde, wage ich nicht zu entscheiden. Die Schleimhaut wenigstens, wenn sie rein abgewaschen, nnd von dem auf ihr liegenden Schleim gesäubert wird, greift das Kurkumapapier nicht mehr an; selbst der auf ihr liegende Schleim thut dieses nicht immer, wenn man nur die mit der Nahrung in Berührung tretende Schichte desselben wegnimmt. Speichel und Magensaft ver- halten sich, wenigstens bei den Raupen der Sphinx Euphor- bie, Elpenor, Galii, der Bombyx Vinula, und änderen mehr, auf gleiche Weise. Auch bei mehreren vollkomme- nen Insecten sind Speichel und Magensäft alcalinisch, von gleichem Geruch und von gleicher Farbe, z.B. beim Carabus ‚granulatus und einigen Heuschreken-Arten. Doch scheint hie und da ein eigener Apparat vorhanden zu seyn, um ei- nen Magensafı abzusondern, wie die drei Reihen von Blind- ‚ därmchen ‚um den Magen der Larven der .Maikäfer, ferner wie die Blinddärmchen an den Zottenmägen (nämlich den 10 mit nach aussen gehenden hohlen Fortsätzen) des Dytiscus marginalis und Carabus granulatus. Da aber die Därmchen bei den zwei leztgenannten Insecten erst an dem Magen, wo, wie später erwähnt werden wird, der Chylus ausge- schieden wird , sich vorfinden, und. nicht an den vorderen Mägen, wo doch eigentlich die Speisen verdauet werden; so möchte ich eher glauben, sie seyen da, um den Chylus aus dem Magen in die Körperhöhle zu führen, worüber noch weiter unten einiges gesagt werden wird, Immer aber ist bei den Raupen der im Magen enthal- tene Saft. etwas schleimigt. Der Schleim wird von der. Schleimhaut abgesondert. Die mit (der Nahrung oder dem Magensaft in Berührung tretende, auf der Schleimhaut noch liegende Schichte scheint nur durch den Magensaft das Ver- mögen erhalten zu haben, Kurkumapapier braunrotkh zu fär- ben; denn die untere Schichte thut es nicht mehr. In dem Magen wird die Nahrung nicht zerrieben, denn die Häute des Magens haben dazu einen viel zu zar- ten Bau, sondern blofs durch den Speichel und Magen- saft aufgelokert, ausgezogen, zum Theil aufgelöst, und durch die fortwährende, wurmförmige Bewegung durchein- ander gerührt. Nimmt man etwa eine bis zwei Stunden, nachdem die Raupe gefressen bat, den Inhalt des Magens heraus, so findet man den Magensaft ganz grün, was von L dem ausgezogenen Pflanzen- Extractivstoff herrührt; die Blattstükchen sind etwas aufgelokert, -und schienen mir, wenn man die Raupe noch später, etwa 4 Stunden, nach- dem sie gefressen hat, Öffnet, besonders im unteren-Tbheile des Magens nicht mehr so fleischigt. Das mehr oder weniger breyähnliche Aussehen der Nah- rung hängt blofs vou den kleineren oder gröfseren Stükchen ab, die die Thiere beim Fressen abbeissen, und von der gröfseren oder geringeren Auflöslichkeit der Nahrung; z. B. bei der gemeinen Kohlraupe sieht die Nahrung im Magen viel 3 Ada 2A al. Sl na 1.2 BA a ıI jreyähnlicher aus, als bei der Raupe der Sphinx Euphorbix, und das 'blofs‘ defswegen, weil die Erstere kleinere Stük- chen beim Fressen abbeifst, und weil ihre Nahrung, nämlich der Kohl, viel safiger, auflöslicher und weniger fasericht is & als die Nahrung der Zweiten, das Wolfsmilchkraut. R Es ist nun im Magen ‚„ wo.der Chymus, oder bier, da die Galle nichts zur Bildung des eigenrlich nährenden Saftes beiträgt, (wovon im nächsten Abschnitt) eigentlicher Chylus bereitet. von den Wandungen desselben aufgesogen, und ins Blut, (wenn ich so die Flüssigkeit, die alle Theile des hoh- len Körpers innen bespült und ernährt, nennen darf) ge- bracht wird, wie ich weiter unten dieses durch einige Ver- suche zu belegen suchen werde. ‚ Durch den Druk der immer neu ankommenden Speisen und durch die peristaltische Bewegung fortgeschoben, tritt nun der untere Theil der im Magen befindlichen Nahrung, die hier weit weniger Flüssigkeit enthält, als die, die in der Mitte und im oberen Theil des Magens liegt, durch den sich öffnenden Ringmuskel in den Darmcanal. Hier wird die Speise nach der bei den verschiedenen Raupenarten ver- schiedenen Gestalt des Darmcanals geformt, geht durch die verschiedenen Abtheilungen desselben hindurch, nimmt den Stoff der Gallengefässe auf, (bei der Wolfsmilchraupe z. B. in der zweiten Abtheilung des Darmcanals), und wird mit diesem Stoff durch den After als ein aus den unverdaulicheren Fasern, die aber mehrstens' noch so wie im Blatt zusammen- hangen, zusammengesezter Cylinder, oder sechsseitiges. Prisma, oder als eine mehr eyförmige Masse herausge- stofsen. Bei wohlgenährten Raupen zeigt sich Nahrung im gan- zen Magen; der Darmcanal ist nicht so gleichförmig ange- füllt, sondern bald die bald jene Abtheilung. Das Conten- tum des Magens ist fast von der gleichen Farbe, wie die Pflanze, aus der es besteht, nur etwas dunkler. Je mehr 12 die Speise im Nahrungscanal abwärts gelangt, desto dunk- ler wird sie; nur im Darmcanal erhält sie oft durch den hin- zu tretenden Gallenstoff eine von der Farbe dieses Stofls ab=- hängende Färbung. An der athmosphärischen Luft werden die Excremente zulezt oft ganz schwarzgrün, sehr hart, und sind dann schwer in kaltem Wasser aufzulösen. Der Schleim, der mit dem Koth jabgeht, mag zum Theil diese Härte veranlassen, Der frische Koth ist ganz weich, und enthält noch eben so viel Feuchtigkeit, als gleich im Anfang des Darmcanals. Er zerfällt im Wasser, und dieses wird etwas schleimigt, und von dem Pflanzen-Extraetivstoff grün gefärbt, Wenn man die Raupen sieben und mehr Tage hungern läfst, so findet man bei der Section im Magen, und diesem . oder jenem Theil des Darmcanals, immer noch Nahrung. Ihre Farbe ist dann hellbraun, ibr Geruch oft stinkend, Die. Blattstükchen sind sehr weich, und oft zerreiblicher, als die im Magen einer wohlgenährten a In den Wandungen des Magens bemerkte ich keine Veränderungen, Die Rau- pen können lange hungern, acht und mehr Tage, bis sie sterben. Ihr Nahrungssaft vermindert sich aber, je länger sie keine Nahrung erhalten. Sie fallen dabei sehr zusam- men. Läfst man ältere Raupen hungern, die der Einpup- pung schon nahe sind, so findet man auch noch Nahrung im Magen, aber zugleich puppen sie sich entweder ein, (mehrstens zu unvollkommenen, oder wenn sie äufserlich auch vollkommen erscheinen, zu nicht lange lebenden Chry- saliden) oder machen wenigstens Versuche dafür, die mehr oder weniger gelingen, wie im Abschnitt über die Verwand- lung in Chrysaliden erwähnt werden wird. : Läfst man aber jüngere Raupen auch noch so lang ohne Nahrung, so sterben sie am Ende, ohne dafs irgend eine Veränderung an ihnen wahrzunehmen wäre, sowohl äufserlich als innerlich die auf’ein Streben zum Einpuppen deutete, Es scheint, es v Bag. 1 17 me a u m t 13 fehle ihnen zu des Zweke sowohl noch an Kraft, als'an Stoff zur Ausbildung der äufseren und inneren Organe. Der Magen hat eine starke wurmförmige Bewegung; seine Muskeln Ziehen sich fortwährend an verschiedenen Stellen zugleich zusammen, rühren so die Speisen und deh Magensaft durch einander, so lange die unteren Schliefsmus- keln zusammengezogen sind, und stofsen, sobald diese sich öffnen, den unteren Theil des Contentums des Magens in den Darmcanal. In dem Darmcanal selbst konnte ich keine eigentliche peristaltische Bewegung wahrnehmen. Seine Muskeln schei- nen sich blofs dann in Bewegung zu setzen, wenn Excre- mente oder viel Gallenstoffin den Darmcanal kommen ‚so dafs dann ein blofses Fortdrüken dieser Substanzen statt findet, Der Magen der Raupe der Sphinx Euphorbie, so wie ‘auch der der Raupe der Sphinx Galii u. a, m. ist auch einer antiperistaltischen Bewegung fähig. Wenn man nämlich das Thier sehr nekt, so giebt es zuerst einen hellen, dann einen grünen Saft, und zulezt einen grofsen Theil der im Magen enthaltenen Speisen mit viel Luft vermengt, von sich. Der helle Saft ist der blofse Speichel, der im Oesophagus war, der grüne ist schon mit dem Pflanzen-Extractivstoff gemengter Speichel oder Magensaft und Chylus. Die anti- peristaltische Bewegung kann zulezt so stark werden, dafs die Schleimhaut des Magens hervorgebrochen wird. (Hat eine Raupe die Schleimhaut herausgebrochen, so ist die Ver- dauung ganz gestört, und das Insect stirbt nach einigen Ta- gen ab.) Uebrigens mögen die heftigen Zusammenziehungen der Hautmuskeln auch vieles zu dieser antiperistaltischen Bewegung beitragen; denn schneidet man die Raupe auf dem Rüken ihrer ganzen Länge nach auf, wovon das Thier nicht gleich stirbt, so erfolgt das Erbrechen in weit gerin- gerem Grad. — Beim Erbrechen kommen immer sehr viele Luftblasen zum Vorschein. Diese Luft kommt aus dem Ma- 14 gen, und wurde vorher zum Theil mit der Nahrung ver- schlukt, zum Theil mag sie sich, nach dem, was bei den Mämmalien geschieht, zu schliefsen, bei der Verdauung selbst aus den vegetabilischen Stoffen entwikeln. Ich fand meistens Luft im Magen, ehe das Einpuppungs-Geschäft an- fing: Um zu sehen; ob Luft im Magen sey; ehe ich das Thier quälte, und nicht etwa erst verschlukt worden sey, m das Erbrechen zu erleichtern, schnürte ich zu gleicher Zeit den Raupen Schlund und After zusammen, und öffnete sie, Ich fand bei der Section meistens einige Luftbläschen imMagen. » Da das Erbrechen und somit das Ueberziehen der umlie- genden Gegenstände mit Speichel und Schleim eine Waffe der Raupen ist, so scheinen sie, wenn sie gequält werden, um das Hervorgeben' des Contentums des Magens zu erleich- tern, Luft zu verschluken; denn es wird weit mehr Luft hervorgebrochen,, als sich sonst im Magen vorfindet, und als der Magen auf einmal neben den Speisen enthalten könn- te; Aus den Tracheen, die zum Magen gehen, scheint diese Luft sich nicht zu eutwikeln, wenigstens. dringen Flüssigkeiten; in die Tracheen eingesprizt, aus diesen nicht in den Magen. Nicht alle Raupen-Arten können gleich leicht die Nah- rung durch den Mund von sich geben, z. B. die ‚Raupe der. Bombyx Vinula thut es nicht leicht, wahrscheinlich weil ihr die Natur eine andere Art von Waffe an der Säure, die sie aus dem ersten Halsringe von sich sprizt, wenn sie ge- nekt wird, gegeben hat. Als Belege,dafs derChylus im Magen bereitet,von Eat dungen desselben aufgesogen, und in die Höhle desKörpersge- bracht werde, mögen folgende Beobachtungen und Versuche dienen! Ich fand oft zwischen. der Schleim - und der Muskelhaut des Magens der Raupe der Sphinx Euphorbise einen braünen, etwas diken Saft. Dieser Saft färbt Kukumapapier schon Ba = RE 2 a 3 & 15 nicht mehr braunrotis, wie der Magensaft es thut, eben so ‚wenig, röthet er Lacmuspapier. Ich halte ihn vielmehr für > Chylus, der nur eines Durchschwizens durch die Muskel- haut und der Einwirkung der durch die Tracheen eingeath- meten,Luft bedarf; um allgemeine Nahrungsflüssigkeit für den Körper zu werden. Nimmt män diesen Saft weg, und sezt verdüinnte Säuren oder Alcohol dazu, so coagulirt ein Theil davon zu gelben‘Floken, Ueber dem Feuer coagulirt er ebenfalls sogleich. Dieser coagulirte Stoff löset sich in concentrirter Schwefelsäure auf, und läfst sich durch zuge- seztes Wasser in Floken wieder niederschlagen. Es verhält sich also dieser braune Saft zum Theil schon wie die Ernäh- rungs-Flüssigkeit des Insects, und stimmt mit dem Chylus des Menschen darin überein, dafs er weder vorschlagende Alkalescenz noch Säurung zeigt. Ich'nahm ferner das Contentum des Magens, verdünnte es mit kaltem destillirtem Wasser und filtrirte die Mischung. »Die Flüssigkeit, die durch das Filtrum gegangen war, sah ’ grün aus, wegen des beigemischten Pilanzen-Extractivstofis. Ich gofs nun verdünnte Schwefelsäure dazu ; es zeigte sich im Anfang ein weifses Wölkchen, und bald darauf ein weis- ser Niederschlag. Ich sezte gleichfalls die durchfiltrirte Flüs- sigkeit über Feuer; ich konnte kein Trübwerden wahrneh- men, aber nach einiger Zeit zeigten sich an der kalten Luft | schwimmende Flökchen. Diese Flökchen und der oben er- wähnte Niederschlag lösten sich in concentrirter Schwefel- säure auf, und schlugen sich durch zugeseztes Wasser dar- aus nieder, (verhielten sich also wie der coagulirte Stoff des Nahrungssaftes, wovon später). Ich machte den gleichen Versuch mit dem Koth und der Nahrung, die im Darmcanal enthalten war, fand aber nichts, als durch Hitze ungerinnbaren Schleim und Gallenstoff. Läfst man ferner eine Raupe einige Zeit, nachdem sie gefressen hat, sich in ein Gufäßs, „das mit irgend einer ver- 16 ätionten Säure angefüllt ist, brechen, so zeigen sich gleich sehr viele Floken eines gerinnenden Stoffs. Diese Floken zeigen sich schon nicht mehr, oder doch in weit geringe- rem Mafse, wenn män den Inhalt des Magens einer Raupe, die drei bis vier Tage keine Nahrung erhielt, mit einer ver- dünnten Säure miseht. ‘Auch zeigen sich diese Floken nicht, wenn man den ausgepreisten Saft der Euphorbia cyparissias in eine verdünnte Säure giefst: Ich halte daher diese Floken für den coagulirenden Stoff des frisch bereiteten Chylus. Es ist also nicht richtig, was John in seinem tabellarischen Ver- zeichnifs zerlegter Animalien angiebt, dafs der Saft, den die Wolfsmilchraupe beim Berühren von sich gebe, die Be=, standtheile der Euphorbia cyparissias enthalte. John mag wohl den coagulirenden Stoff des Chylus für das Harz der Euphorbia, das, so wie es sich an der Luft von seinem Wasser trennt, weifs erselieint, angesehen haben. Es schei- nen auch die in dem Magen enthaltenen Stükchen von Eu- phorbien - Blättern nicht so viel Eyweifsstoff, (denn für die- sen halte ich jenen coagulirenden Stoff, da er auch durch Weingeist und Gerbestoff zum Gerinnen gebracht wird, und sich einmal geronnen weder in kaltem noch siedendem Wasser, noch in Oehlen wieder auflöset,) enthalten zu kön- nen, als man in dem Magen nach der Verdauung findet; denn John giebt selbst an, dafs in hundert Theilen Wolfs- milchsaft blofs 1,37 Theile Eyweifsstoff enthalten seyen. Schnürt man eine Raupe an der Stelle zusammen, wo der Magen aufhört, und sprizt ihr reines Wasser durch den Mund in den Magen, läfst nach vier und zwanzig Stunden den Nahrungssaft sowohl hinter als vor dem Verband heraus, und macht ihn über dem Feuer coaguliren, so bleibt neben dem geronnenen Stoff von dem Saft, der den Magen bespülte, augenscheinlich mehr Wasser als in dem, der den Darın- canal umgab, Im Magen selbst findet man wenig Wasser mehr, Dieser Versuch gelingt nicht immer, weil die Raupe das 0 VE, Ta u ee ., Pe u #7 das Wasser leicht heraus bricht, indem sie der Unterbindung ' wegen starke Verdrehungen macht. (Ich mufs hier bemer- ken, dafs ich bei diesem Versuch die Raupen immer nach- her secirte, um zu sehen, ob nicht etwa blofs durch eine mit der Spritze in den Magen oder Schlund gemachte Oeff- nung das Wasser in die Körperhöhle gedrungen sey, Auch bei andern Versuchen, wo Verletzungen falsche Resultate hätten geben können, öffnete ich nachher immer die In- secten.) Unterbindet man die Raupen, wie eben gesagt, und sprizt Wasser in den Darmcanal, so geht es nach und nach entweder allein oder mit dem Koth ab, wird nicht von den Häuten des Darmcanals aufgesogen, und in die Körperhöhle gebracht, daher auch der den Darmcanal un- ter diesen Umständen umgebende Nahrungssaft, wenn er ” untersucht wird, nicht durch mehr Wasser als gewöhnlich verdünnt erscheint. Auch ohne die Raupen zu unterbinden, geht viel des in den Magen durch den Mund eingesprizteu Wassers mit dem Chylus in den Nahrungssaft über, was man aus der, verhältnifsmäfsig zum vorher vorhandenen Wasser, grofsen Menge Wassers sieht, das überbleibt, wenn man alsdann den Nahrungssaft über dem Feuer gerinnen läfst. Dafs das Wasser durch die Häute des Magens, und nicht durch die des Darmcanals in die Körperhöhle dringt, sieht man ferner daraus, weil man die Speisen im obern Theil des Darmca- nals nicht wässerigter antrift, als die frischen Excremente. Wenn man die Raupe der Sphinx Euphorbi® schnell auf der Rükenseite aufschneidet, und den Magen und Darmca- nal sorgfältig abtroknet, so sieht man den Magen wieder weit schneller äufserlich feucht werden, als den Darmcanal. Verdauung bei den vollkommenen. Insecten. Die Verdauung bei den vollkommenen Insecsen ist im Allgemeinen dieselbe wie bei den Raupen. Auch bei ih- n n ” v 4 13. nen wird die Nahrung zuerst im Schlund mit dem Speichel 2 gemischt, im Magen mit dem darin enthaltenen Saft gemengt, der Chylus in dem Magen bereitet und durch die Wandun- gen desselben in die Höhle des Körpers gebracht, oder wenn mehrere Mägen vorhanden sind , in dem einen derselben be- f reitet, und in einem andern ausgeschieden. ‘Auch bei ih- . nen hat der Gallenstoff keinen Antheil an der Verdauung und der Chylification, Ueber die Verdauung der vollkommenen Insecten machte ich besonders meine Beobachtungen an dem Carabus granu- latus, dem Dytiscus margivalis, einigen andern lleischfres- senden Käfern und an einigen Heuschrecken und Grillen. Ich will hier die Beobachtungen am Dytiscus margina- lis anführen. Im Schlund wird die Nahrung mit dem Speichel ge- mischt, und gelangt von da in den ersten Magen, (des:en Cuvier in seiner vergleichenden Anatomie gar nicht gedenrkt, wohl aber Meckel in einer Note in der deutschen Weber- 4 setzung derselben.) Hier wird die Speise blofs aufgelokert und etwas feiner zertheilt. Schon der Bau dieses Magens deutet auf diese Function, denn seine inneren Wandungen sind stark chagrinirt. Ist die Speise in etwas zerrieben, so geht sie in den zweiten Magen, den Muskelmagen über. Dieser Magen hat die stärkste peristaltische Bewegung von allen Mägen, und in ıhm geht erst eigentlich die Verdauung vor sich. Während die Speise im ersten Magen war, konnte man keine andere Veränderung an ihr wahrnehmen, als eine mechanische Zerreibung. In dem zweiten Magen aber tritt der in ihm enthaltene Saft, der übrigens kein anderer zu seyn scheint, als der im ersten Magen, zu ihr, und löst sie noch mehr auf; die peristaltische Bewegung rührt beide durch einander, und mischt sie innig. In dem Contento dieses Magens kann man schon durch \äuren denleicht coa- gulirenden Chylus entdeken. Erst aber im dritten oder h) 19 Blinddarmmagen, an welchem die Blinddärmchen nicht im- mer von gleicher Länge sind, sondern so wie sich der Ma- gen anfüllt, sich verkürzen, und zulezt in blofse Höker übergeben, scheint der Chylus ausgeschieden zu werden. Man findet ihn hier als einen diklichen Saft.. Er gerinnt gleich, wie der Nahrungssaft, durch zugesezte verdünnte Säu- ren oder Alcohol, so auch über dem Feuer. Wenn man sorgfältig zur Zeit, wo die Nahrung in den dritten Magen gelangt, die Blinddärmchen an diesem Magen aufschneidet, so findet man Chylus in ihnen, Dieses bestätigte in etwas die Meinung, dafs diese Därmchen eher da seyen, um den Chylus in die Höhle des Körpers zu führen, als aus dersel- ben einen Magensaft zu ziehen. Im Inbalt des vierten Ma- ‘ gens und des Darmcanals fand ich keinen Chylus. Es scheint daher der vierte Magen, wie schon früher erwähnt, kein eigentlicher Magen mehr zu seyn. Bei dem Carabus granulatus fand ich in Hinsicht der Verdauung ganz das Gleiche, wie bei dem Dytiscus margi- nalis. Auffallend ist hier die Aehnlichkeit des Speichels und des im Muskelmagen enthaltenen Saftes, sowohl in Farbe, Geruch, Geschmak, als auch in dem Angreifen des Kurkumapapiers. Auch hier fand ich den vollkommenen. Chylus im Zottenmagen. In diesem Magen findet sich auch nichts oder sehr wenig des braunen Speichels oder Magen- safts, den man in den Muskelmägen und im Schlund antrifft, auch findet man darin keinen andern einem Magensaft ver- gleichbaren Saft. ich kann nicht glauben, dafs die Zotten an dem Blinddarmmagen zur Absonderung eines Magensafts die- nen, sondern vielmehr zur Ausscheidung des Chylus aus der Höhle des Magens heraus in die Höhle des Körpers. Der Zottenmagen ist, einige wenigen Ausnahmen abgerech- net, bei. den vollkommenen Insecten immer der lezfe, wenn man den kleinen, z. B. beim Dytiscus marginalis den vier- yE _ N nn, "ln: > gun 20 j ten, zur Verdauung und Chylification nichts beitragenden Magen, ausnimmt. Ferner ist kein Magensaft in ihm vor- handen, auch scheint er blofs eine sehr schwache vielleicht auch gar keine wurmförmige Bewegung zu haben, sondern die Speisen blofs durch seine Fähigkeit sich zusammen zu ziehen, fortzudrüken. Wenn dieser Magen als eigentlicher Zottenmagen *) vorhanden ist, so ist er immer von andern Mägen begleitet. Er findet sich mehr bei Insecten, die eine harte Nahrung geniefsen, oder wenigstens ihre Nah- rung eigentlich verdauen. und nicht 'blofs ausziehen. So findet er sich als eigentlicher Zottenmagen bei den fleisch- fressenden Coleopteren (Coleoptera carnivora). Hier scheint mir nicht wahrscheinlich, besonders der Analogie nach, von den Wirbelthieren aus, zu schliefsen, dafs jene starken ‚muskulosen Apparate und die inneren zum Theil chagrinir- ten oder gezahnten Flächen der zwei ersten Mägen, die durch ihre heftigen Contractionen die Speisen durch einander rüh- ren und zerreiben müfsen, zugleich tauglich seyn können, einen Chylus aufzusaugen und in, die Höhle des Körpers 'zu führen. Daher ist dann auch ein dritter Magen nothwendig, der die Aussonderung des Chylus bewerkstelligt. Der Zottenmagen findet sich ferner vor bei den Bu- bresten, Tenebrio, Staphilinus 5), die ebenfalls ihre Nah- rung ganz verdauen, und wo man nicht schon bei dem ı. äussern Ansehen der Excremente die genossene Nahrung er- 4) Ich nenne eigentlichen Zottenmagen blols einen solchen, der. äulserlich ganz mit sehr wahrnehmbaren Zotten besetzt ist, die sich verlängern, oder verkürzen, je nachdem der Magen ange- füllt ist, oder nicht, und nicht einen solchen, wie er sich z. B. bei der Larve des Maikäfers vorfindet, wo er nur mit drei Kränzen von Blinddärmehen umgeben ist. ® 3) Siehe, Cuyier’s vergleichende Anatomie, deutsche Uebersetzung a4te Vorlesung, zter Abschnitt, von den Darmcanal der In- seoten, ’ kennt. Bei den Raupen, wo die Nahrung blofs ausgezogen, "nicht zerrieben und nicht in einen homogenen Chymus um- gewandelt wird, da konnte die Natur schon in dem gleichen Magen das Geschäft der Durcheinander - Rührung der Spei- sen und das der Einsaugung des Chylus vereinigen, da es keines eigenen so kräftigen Muskelapparates zur blofsen ‚Mengung des Inhalts des Magens, als zur Zerreibung des- selben bedarf. Das Gleiche ist der Fall bei vielen Insecten, die sich blofs aus Flüssigkeiten ernähren, wie bei Müken. Einen Uebergang von den Insecten, die einen abgeson- derten Blinddarmmagen haben, zu denen, die keinen be- sizen, scheinen die Larven der Blatthörner (Coleoptera la- mellicornea) zu machen, die sich aus harten Wurzeln näh- ren, Ihr sehr fleischigter Magen ist nämlich mit drei Krän- zen von Blinddärmchen 6) umgeben, von denen der eine Kranz oben, der andere in der Mitte und der dritte unten am Magen liegt. Hier scheint es, brauche es zur Auszie- ‚ hung der nährenden Theile schon eines gröfsern Durchein- anderrührens, also festerer Muskelfasern, und daher möch- ten auch die den Chylus einsaugenden Zotten mehr auf ein- zelne Stellen zusammengerükt worden seyn. "Sogenannte Gallengefässe und ihre Function. Diese Gefässe liegen bei den Raupen in der allgemeinen. Höhle des Körpers vom gemeinschaftlichen Nahrungssaft um- flossen, neben und über der unteren Hälfte des Magens und neben und über dem Darmcanal. Es sind meistens auf je- der Seite mehrere Stränge, deren freyes nach hinten zu ge- lagertes Ende sich mit feinen Fäden um den saccum foeca- 6) Siehe deutsche Uebersezung von Cuvier’s vergleichender Ana- tomie, Band Ill. p. 680, 21 22 x B; lem herum befestiget, von wo aus sie sehr viele Krümmun- gen nach vorn machen, und zulezt auf jeder Seite in einen gemeinschaftlichen Canal zusammentreten , der sich in den Darmcanal öffnet. ; Bei den vollkommenen Insecten liegen die Gallengefässe in der Abdominal- Höhle um den Darmcanal herum, und münden mit mehr oder weniger Oeffnungen, je nach ihrer Anzahl bei den verschiedenen Insecten-Arten, bald entfern- ter, bald näher am lezten Magen, in denselben. Oft mün- den einige oben und andere am unteren Ende des Darmcanals. Im Allgemeinen öffnen sich die Gallengefässe immer mehr in die untere Hälfte des Speisenwegs. Die Asseln . sollen die einzigen Insecten seyn, bei denen sie sich in den Oesophagus münden ?). (Ob aber dieses Gallengefässe sind, und nicht vielmehr Speichelgefässe?) — Ich mufs noch be- merken, dafs bei der Raupe der Shpinx Euphorbi® die drei verschiedenen Stränge dieser Gefüsse auf jeder Seite in einen Gang zusammentreten, und jeder dieser kurzen Gänge eine Linie lang vor seiner Einmündung in den Darmcanal sich in ein kleines an Form dem menschlichen Magen ähnliches Säkchen erweitert. Die Farbe dieser Gefässe ist sehr verschieden bei den verschiedenen Insecten- Arten, und hängt von dem in ihnen vorhandenen Stoff ab. Bei dem nämlichen Insect kann die Farbe nach seinem Alter und Entwikelungsstufe abwech- seln; bei den. Schmetterlingen z. B. ist dieses sehr auffal- lend. Bei allen Insecten, die ich Öffnete, sowohl vollkom- menen, als unvollkommenen, fand ich, dafs diese Getässe von ihrer Einmündung an bis zu ihrem Ende immer dünner | ’ werden, Sie sind im Anfang wellenförmig, ausser wenn gie ganz mit secernirtem Stoff angefüllt sind, wo sie dann“ — 7) Siehe Cuvier’s vergleichende Anatomie, deutsche Uehersezung, B. III, Seite 712. 23 mehr einem +zusammengedrükten Cylinder gleichen; diese Wellen gehen aber nach und nach in Zaken, und zulezt in kleine Blinddärmchen über, was sich besonders dann zeigt, wenn die Gefässe wenig des von ihnen ausgeschiedenen Stofis enthalten, Unter dem Mikroscop bemerkt man in den Gallengefässen eine helle Flüssigkeit, in der sich eine Menge Kügelchen befinden. Diese helle Flüssigkeit scheint als Ve- hikel der anderen dichten Substanz zu dienen. Sobald mehr Wasser in den Nahrungssaft kommt (w, z. B: durch den im Abschnitt über die Verdauung der Raupen gemachten Ver- such, wo ich Wasser in den Magen sprizte, das von dessen Wandungen mit dem Chylus zum Theil aufgesogen und in die allgemeine Höble des Körpers gebracht wurde), so zeigt sich auch die Secretion der Gallengefässe lüfsiger. Ich halte ‘daher die helle Flüssigkeit für das aus dem Nahrungssaft ausgeschiedene Wasser, Bei Oeffnung des Darmcanals lebendiger Insecten sah ich: von selbst, oder wenn man einen leisen Druk auf die "Gefässe und besonders bei der lebend geöffneten Wolfsmilch- Raupe auf das Bläschen ausübt, den Stoff der Gallengefässe in die innere Höhle des Darmcanals und nicht zwischen die Schleim- und Muskelhaut, denn diese beiden Häute liegen hier fest auf einander, ausfliefsen. Man bemerkt sogar nach dem Ergufs ein Wiederanfüllen des Säkchens und ein Vor- wärtsrüken des secernirten Stoffs in den Gefässen. Eine wurmförmige Bewegung konnte ich aber in diesen Con- ductoren nie wahrnehmen. Sobald sie sich aber entleert haben, so ziehen sie sich zusammen, und die wellenför- migen. Erhöhungen wachsen zu Blinddärmchen an. Man findet bei den Raupen den sogenannten Gallenstoff immer abgesondert unter den Excrementen, und nicht ho- mogen mit ihnen verbunden; er ist dann meistens um den Kotheylinder in Gestalt von kleinen Punkten angelagert. Dafs diese sehr kleinen Kügelchen Gallenstoff seyen, zeigt bet; a FL Ze u u rn 24 das, dafs sie sich nie im 2: Mähen oder der ersteh Abtheilung des Darmcanals vorfinden, und dafs, wenn man sie sorgsam von den Excrementen trennt, sie sich wie der Gallenstoff aus den sogenannten Gallengefässen verhalten. Folgende Versuche stellte ich mit dem Stoff der Raupe der Sphinx Euphorbis und anderer Raupenarten an, den man bisher für Galle hielt. Wirft man den Inhalt der Gal- lengefässe in kaltes Wasser, so fällt der feste Theil dessel- ben wie ein feiner Sand auf den Grund des Gefässes. (Auch schon Herold bemerkt dieses in seiner Entwikelungs- Ge- schichte der Schmetterlinge, in der Note zu $. ı8,, so wie er auch in der gleichen Note seine Vermuthung anführt, dafs der Gallenstoff nichts zur Chylification beitrage.) Oft bleibt ein weifses Wölkchen, das durch die feineren Kügel- chen gebildet wird, zurük, das sich aber nach einiger Zeit auch sezt. Wird der Gallenstoff im Wasser umgerührt, so färbt er dieses, aber nach einer Stunde ruhigen Stehens sinkt er wieder zu Boden, und das Wasser wird helle. Weder in kaltem noch siedendem Wasser löset sich der . Gallenstoff auf. An der athmosphärischen Luft oder in ge- linder Wärme troknet er ein, und ist dann zu einem weis- sen, weder in kaltem noch siedendem Wasser auflöslichen, Pulver geworden., In lezterem wird der’ frische Gallenstoff eher fester, oder ich möchte lieber sagen, geronnener, Frischer Gallenstoff wird fester in verdünnten Säuren und Alcohol, Jöset sich in concentrirter Schwefelsäure wieder auf, und läfst sich aus dieser durch Zusaz von Wasser un- ter der Gestalt von coagulirten Floken wieder ausscheiden. Er scheint sich ferner zum Theil in einer Auflösung von reinem Natrum aufzulösen, denn decantirt man die Flüssig- keit, und sezt eine Säure in Deberschufs zu ihr, so zeigen sich viele kleine Flökchen, die in der Flüssigkeit herum schwinimen, nach einiger Zeit sich aber auf den Grund des Gefässes setzen, Weder Kurkuma - noch Lakmus-Papier schienen mir in ihrer Farbe von dem Gallenstoff auf irgend eine Art verän- dert zu werden. In Alcohol zeigt er weder harzigte noch öhlichte Bestandtheile, sondern er wird, wie oben gesagt, fester. Dafs der Gallenstoff bitter schmeke, fand ich nie, wohl aber unangenehm, wie alle Theile der Raupe ®). Da die Flüssigkeit der Gallengefässe die Galle höherer Thiere vertreten soll, so machte ich, um mich dessen zu versichern, folgende Versuche an der Raupe der Sphinx Eu- phorbie, deren Resultat aber nichts weniger als für diese Meinung spricht. Ich nahm den Inhalt des Magens, verdünnte ihn mit et- was Kaltem destillirtem Wasser, filtrirte einen Theil der Mischung, und warf sowohl in das durchfiltrirte grüne et- was schleimigte Wafler, als auch in das blofs verdünnte Ma- gencontentum diese sogenannte Galle; es zeigte sich aber weder eine Trübung noch ein Niederschlag; während im Gegentheil wahre Galle dem Speisenbrey der Säugthiere bei- gemischt, auch ausser dem Körper, weifslichten Chylus aus- scheidet. Eben so wenig zeigte sich ein Niederschlag aus dem Stoff, den die erste Abtheilung des Darmcanals enthielt, mit dem ich den gleichen Versuch anstellte, Ich nahm ferner den Inhalt der zweiten und dritten Ab- theilung des Darmcanals, nämlich jedes für sich, einige Zeit, nachdem die Raupe gefressen hatte, so, dafs die Nah- rung nicht lange im Darmcanal ruhen, und der in diesem Theil nach der obigen Meinung bereitete gerinnbare StoiT, der Hauptbestandtheil des Chylus, noch nicht hätte aufge- sogen. werden können, verdünnte ihn mit etwas Wasser, filtrirte einen Theil davon, liefs den andern Theil unltitr rt, und gofs in beide Theile das eine Mal Schwefelsäure, das "g) Auch dieses giebt Herold in der Nole zum ıgten Parasrapı schon an, u I ı 7 A he a da a mi ae en Kart! re N EEE BE I RE TREE 20 hi andere Mal Alcohol, aber es zeigte sich weder Niederschlag noch coagulirte Floken, was hätte geschiehen müssen, wenn auch nur ein.geringer Theil von gerinnbarem Stoff vorhan- den gewesen wäre, Auch über dem Feuer zeigte sich we- der in der filtrirten noch in der unfiltrirten Flüssigkeit ein Coagulum, Da nun aber die sogenannte Galle der. secten erst in den Darmcanal an einer Stelle sich ergiefst, wo der Inhalt desselben gar nichts von -nahrhaftem Stoff mehr zeigt, go trlife sie nichts mehr an, woraus sie Chylus bilden könnte; somit kann sie auch zur Chylus-Bildung nicht bestimmt seyn, Bei den Untersuchung der Gellengefüne des Dytiscus marginalis zeigte sich folgendes: In den Gallengefässen selbst bemerkt man, wie. bei den Raupen, eine helle Flüssigkeit und in dieser eine Menge klei- Ä ner brauner Kügelchen schwimmend. In Alcohol, verdünn- ten Siiuren und siedendem Wasser wurde der Gallenstoff fest. In kaltem Wasser löste ersich nicht auf, sondern fiel eben- falls wie ein feiner Sand auf den Boden des Gefässes, Bei Versuchen durch den Gallenstoff in dem Inhalt der Mägen einen Niederschlag zu machen, zeigte sich kein Resultat, Untersuchungen über die Gallengefüsse bei einigen Ca- vabis und Lucanis zeigten den eben abgehandelten entspre- chende Resultate, Schon die Insertion der Gallengefässe, die immer unter dem Organ ist, wo nach dem, was im Abschnitt über den Speisenweg erwähnt ist, die Chylifieation vorgeht, die Dich- tigkeit des Gallenstoffs, ferner dafs man den Gallenstofl un- geändert in den Excrementen findet, und nicht innigst mit = ihnen gemischt, wie dieses immer mit der wahren Galle in | den Wirbelthieren der Fall ist, und endlich, dafs die Gallen gefässe am Ende des Puppenzustandes stark secerniren, wo kein Chylus zu bereiten ist, aber viele in der thierischen - Haushaltung verbrauchte Stoffe aus dem Körper zu schaffen sind, wie im Abschnitt über die Verwandlung der Raupe in Chrysalide und dieser in den Schmetterling erwähnt werden wird, dieses alles möchte vieles zur Richtigkeit der Ver- muthung beitragen, dafs der von diesen Gefässen abgeson- derte $ nicht die Galle der Wirbelthiere vorstellt, deren eine wesentliche Function Bildung des Chylus aus dem Spei«- senbrey ist. Es könnten dagegen die sogenannten Gallengefässe das überflüssige Wasser aus dem gemeinschaftlichen Nahrungs- saft im Körper, und den durch den Wechsel der Ernährung der Organe des Körpers zerfezten Stoff auszuscheiden be- stimmt seyn. Nimmt man dazu, dafs‘der durch diese Ge- fässe abgesonderte Stofl, so wie ihn die neu ausschlupfen- den Schmetterlinge in Menge von sich geben, völlig, die Farbe abgerechnet, dasjenige kalkartige Ansehen ?) hat, welches der Urin der Vögel zeigt; dafs gerade die Vögel, welche mit den Insecten darin übereinstimmen, dafs auch bei ihnen die Luft vermittelst der Luftsäke nicht blos in die Lungen, sondern zugleich unmittelbar in die meisten heile des Körpers dringt, ohne Harnblase ihren Harn zu den\Ex- crementen ergiefsen ; so wird es wahrscheinlicher, dafs die sogenannten Gallengefüsse Nieren - Ausführungs - Glinge, ohne drüsigten Bau, der überhaupt, wie oben bemerkt wurde, den Insecten bei ihrem Mangel eines Blutgefäfs- und Iymphatischen Gefäfs- Systems gänzlich fehlt, siad, und die sogenannte Galle nicht Galle, sondern Uein ist, Entschei- dend würde der Beweis seyn, wenn sich aus der sgenann- ten Galle der Insecten Harnstoff oder Harnsiure darstellen liefse,. was mir zu versuchen bei gegenwärtiger Jahreszeit nicht mehr möglich war. 9) Siehe Herolds Entwikelungs - Geschichte der Schmatterlinge, Su Kg 3 ! Gegen diese Hypothese liefse sich anführen: dafs die Nieren in der Thierreihe viel früher verschwinden, als die. Leber, oder wenigstens ihre Function verrichtende Organe, Es könnte auch seyn, dafs diese Gallengefässe eigent- liche Gallengefüsse wären, die aber, wie die Leber beim Foetus, blofs Exeretionsorgane wären. Gemeinschaftlicher Nahrungssaft, oder nicht‘ rothes Blut, Ich nenne so den Saft, der die allgemeine Höhle des Körpers ausfüllt, und von dem alle Organe des Körpers be- spült und ernährt werden, Bei der Wolfsmilchraupe ist dieser Saft bei jüngern Sub- jecten grünlich, bei ältern zieht,’er sich mehr ins gelbe. In andern Raupen, wie bei der Bombyx Vinula und der des Todtenkoyfs ist'er schmaragdgrün;: bei noch andern Raupen ist seine Farbe wieder anders modificirt. Diese Farbe mag wohl von Pflanzen - Extractivstoff herrühren. Der Nah- rungssaft ist in allen Theilen des Körpers der gleiche, man mag ihn durch Wunden auf dem Rüken, am Kopf, bei’den Füssen oder bei dem Hörnchen der Raupe herauslassen; er zeigt immer die gleiche Farbe, die nämlichen Bestandtheile, und diese in gleichem Verhältnifs. Bei den Raupen ist der Nahrungssaft schleimig, bald mehr bald ‚weniger flüssig. Dieses Leztere scheint mir von der Menge des ihm beigemischten Wassers abzuhangen; denn wenn ich einer Raupe, vier bis fünf Tage lang, alle Tage etwas Wasser in den Magen sprizte, so fand ich am Ende, wenn ich den Nahrungssaft herausliefs, dafs er weit flüssi- ger war, als der der anderen Raupen, und dafs, wenn ich ‚ibn über dem "Feuer gerinnen machte, mehr Wasser über- "blieb, als in dem Nahrungssaft von Raupen, denen ich kein \ lin an > mr DAB All man ten an; 7 = 4 00 dd Akaahbn zn Su ah 12 Sal u ay Wasser in den Magen gebracht hatte. Bei den vollkotnme- nen Insecten und den Larven, die keine vollständige Meta- morphose durchmachen, findet man des Nahrungssaftes im- mer weniger; auch ist er bei den ausgebildeten Insecten wenig oder gar nicht gefärbt, wasserheller und weniger schleimig. Ich machte folgende Versuche mit dem Nahrurgssaft der Raupe der Sphinx Euphorbii. Wenn man den frischen Nahrungssaft i in kaltes destillir- tes Wasser giefst, so vermischt er sich anfangs mit ihm, nach einiger Zeit'aber zeigt sich durch Rütteln etwas weifs- lichter geronnener Stoff. Hält man den Nahrungssaft über Feuer, ‚so coagulirt von dem jüngerer $ubjecte ein Theil, der der Einpuppung nahen Raupen aber fast ganz zu einer weifsgelben Masse. Was bei den jlingeren Raupen neben dem Coagulum sich zeigt, ist ein helles Wasser, das sehr schwach das Lakmuspapier röthet. Wenn man den coagulir- ten Stoff von ältern Raupen zerschneidet, so sikert ebenfalls eine helle Flüssigkeit heraus, die die gleiche Eigenschaft, wie die vorige, hat. Verdünnte Säuren in den Nahrungssaft gegossen, bewirken eine schnelle Coagulation des gröfsten Theils desselben. Mit kaltem Wasser gemischt, und mit Wär- me, Säuren, oder Alcohol behandelt, entsteht ebenfalls ein Coagulum, Ist zu viel Wasser mit ihm gemischt, so zeigt sich über dem Feuer blos ein opalisirendes Häutchen. Gerbestoff bringt den Nahrungssaft ebenfalls zum Gerinnen. Der coagulirte Nahrungssaft lüset sich in eoncentrirten Mineralsäuren auf, und wird durch hinzugeseztes Wasser wieder daraus als coagulirte Floken und Stükchen geschieden, ebenso durch Zusezung einer gesättigten Auflösung von rei- "nem Natron. Mit einer Auflösung von reinem Natron mischt sich der Nahrungssaft, und wird daraus durch einen, Zusaz von einer Mineralsäure in Üeberschufs coagulirt nieder- geschlagen, Coagulirter Nahrungssaft lüset sich aber in «i- m T ” b * r ” sg 14 ' PR, ur. v y -amr Ma N ae 30 SE "ner kalten Natronanflösung nicht auf. Ob er sich aber in einer warmen Solution von Natron nicht auflösen lasse, habe , ! ich leider nicht versucht. In einer Auflösung von ‚lapis caustieus chirurgorum coagulirt der hinein gegossene "Nah- rungssaft, Läfst man das Raupenblut der Einwirkung der athmos- N pbärischen Luft ausgesezt, so bildet sich zuerst ein Häut- cheh auf der Flüssigkeit, und nach und nach zeigen sich mehrere Floken eines halbgeronnenen Stoffes. Es möchte ‚also wohl der Nahrungssaft aus Byweilsitoff, Faserstofl, Pflanzen- löxtractivstofl, der ihm seine Farbe mit- theilt, und aus etwas Wasser gemischt seyn. Auch ist ir- gend eine Säure noch damit verbunden, denn er färbt das * ‚Lakmuspapier etwas röthlich, Nimmt man den Nahrungssaft von Raupen, die dem Ein- puppen sehr nahe sind, und auch von frischen Chrysaliden, und sezt ihn der athmosphärischen Luft aus, so zeigt sich bald auf der Oberfläche des Saftes, und nach und nach auch im Grund ein schwarzes Häutchen und schwarze Floken, Die schwarze Färbung dieser Floken mag wohl eine weitere Oxydation durch den Sauerstoff der athmossphärischen Luft seyn, woher auch das Schwarzwerden der neu gebildeten Chrysaliden kommt. Bei dem Nahrungssaft jüngerer Rau- pen zeigt sich diese schwarze Färbung nicht so schnell. » Säuren zerstören diese schwarze Färbung nicht, und der - durch die Säure coagulirte Nahrungssaft ist selbst schwärzlich. Läfst man den Nahrungssaft von solchen Raupen, die der Verwandlung in Chrysaliden noch nicht sehr nahe sind, ‘an der Luft austroknen, so sieht er einem getrokneten Gum- mi hn!ich, wird sprüngig, löset sich in concentrirter Schwe- felsilure wieder auf, und wird durch Zusaz von Wasser weils - aus der Säure ausgeschieden. Die grüne oder gelbe Farbe, die von dem Pflanzen - Extraetivstoff herrührt, wird also durch die Säure zerstört. 31 Man kann die Raupen durch eine einzige Oeffnung fast ganz. ihres Nahrungssaftes entleeren; man braucht nur den After und den Kopf zwischen zwei Finger zn nehmen, und einen der fleischiehten Füsse abzu- schneiden, oder sonst eine Oelfnung an der Seite oder am Bauch zu machen. Wenn man eine Raupe nur zum Theil ihres Nahrungssaftes beraubt, und man bei dem Einschnei- den in den Körper kein zum Leben des Thiers unumgäng- "lich nothwendiges-Organ verlezt hat, so schliefst sich die Wunde wieder zu, und die Raupe ersezt ihren verlorenen Nahrungssaft bald wieder. Entleert man aber das ‘T'hier ‚ganz seines Nahrungssaftes, «so werden die Muskeln ganz 'schlaff, und das Thier stirbt nach einigen Tagen ab. Der Nahrungssaft des Dytiscus marginalis zeigt mit Siu- ren, besonders aber mit Alcohol, ein weifses Coagulum, . Eben so verhält es sich mit dem Nahrungssaft mehrerer anderer vollkommenen Insecten, z. B. mit dem des Carabus ‚ granulatus u. «, w. Ueberhaupt findet sich bei den verschie- denen Raupen und vollkommenen Insecten kein so grofser “Unterschied im Nahrungssaft, er zeigt immer die gleichen ‚Bestandtheile, nur in verschiedenem Verhältnißs, In den Raupen und Larven ist mehr coagulabler Stoff, als in den ‘ vollkommenen Insecten. In den Chrysaliden der ‚Nacht- schmetterlinge ‚ die fast ein Jahr zu ihrer Ausbildung brau- chen, ist das Abnehmen des coagulirenden Stofles besonders auffallend; nämlich gleich nach der Einpuppung gerinnt noch sehr viel Stoff, am Ende der Umwandlung aber zeigen sich weit weniger durch Säuren oder Wärme gerinnende Bestandtheile, ‘Die Raupe sammelt also den Stoff, der zu ihrer Ausbil- ‚dung; zum vollkommenen Insect nöthig ist. Zu diesem Zwek ist sie auch fast ganz Magen, während das vollkommene Insect} das vorzüglich nur zur Fortpflanzung seiner Species lebt, fast ganz Genitalien ist, Bei der Raupe haben die un- s a N a A a 32 ausgebildeten Geschlechtstheile noch keine Function; bei dem vollkommenen Insect dient der Darmcanal zu keinem Sammeln mehr, sondern blos zar Erhaltung seines Körpers, bis sein Geschäft der Zeugung vollendet ist, wenn nicht das geschlechtlose Thier für eine. andere Brut sammelt. Bei den ausgebildeten Insecten, wo man Zwitter findet, und also die Geschlechtstheile zu ihrer natürlichen Function un- tauglich sind, wird man finden, dafs bei ihnen das Geschäft - des Darmcanals und seiner anhängenden Organe wieder her- vorsticht, Die geschlechtslosen Bienen und Hummel berei- ten in ihrem Nahrungscanal den Honig, die Wespen berei- ten die Holzfaser zu, und bilden so den Stoff, aus dem sie ihre Nester bauen; die Zwitter der Ameisen verdauen die Nahrung, die sie nachher, zur Fütterung der Larven wieder von sich brechen. 15 Ich glaube aber nicht, dafs der Mangel jener wichti- gen Ausbildung und Function der Geschlechtstheile durch eine blofse erhöhte Ausbildung und vermehrte Function des Darmcanals könne aufgewogen werden, und daher vermü- the ich, da die geschlectslosen Tbiere eine höhere Stufe von psychischer Ausbildung zeigen, als die Thiere mit distinctem Geschlecht der gleichen Art, dafs ihr Nervensystem, und besonders ihr Hirn, eine höhere Ausbildung erhalten habe; welches übrigens noch zu untersuchen ist, Fett der Raupen. Es findet sich das Fett blos bei den Larven der Insecten vor, wenigstens wenn es bei vollkommenen Insecten vor- kommt, so ist seine Menge sehr gering. Bei den Raupen nimmt der Nahrungssaft wegen ihrer Gefräfsigkeit so sehr i überhand, dafs ein Theil davon, als sogenanntes Fett, an die Vracheen anschielfst, In - u N | Al - un ©; 33 In jüngeren Raupen findet sich nur sehr wenig dieses Fettes vor, mit steigendem Alter wird aber seine Menge im- mer bedeutender. u Es ist bei der Wolfsmilchraupe zuerst weifs ‚„ dann gelb, und zulezt orangengelb. Bei anderen Raupen, wie bei der der Sphinx atropos, bleibt es immer weils, Bald hängt, es in den verschiedenen Raupenarten flokenweis an einander, bald liegt es mehr klümpchenweis zerstreut, bald zeigt es sich, wenn es ins Wasser gebracht wird, als ein unregel- mälsiges gegittertes Netz, das aus vielen länglichten Vier- eken zusammengesezt ist. Die verschiedenen Formen, die die Fettlappen haben, hangen von den das eigentliche Fett umgebenden Bälgchen ab. Diese Bälgchen werden durch eine sehr feine Haut gebildet, die übrigens zugleich mit dem Fett erzeugt zu. werden scheint, und zum Theil auch, dach nie ganz, in der Chrysalide, wenn das Fett zur Ausbildung des Schmetterlings gebraucht wird, auch verschwindet, In Alcohol und diluirten Säuren wird das Fett consisten- ter. In concentrirter Schwefelsäure löset es sich auf, und wird durch zugeseztes Wasser wieder daraus als coagulirte Floken von Eyweifsstoff geschieden. Eben so verhält es ‚sich in concentrirter Salpetersäure. In einer Auflösung von reinem Natron löset es sich zum Theil nach und nach auf, und wird durch Säuren in Ueberschufs daraus niedergeschla- gen. Wenn dieses sogenannte Fett aus der Auflösung in Schwefelsäure durch zugeseztes Wasser ausgeschieden wird, so entwikelt sich ein starker Geruch von geschwefeltem Wasserstoffgas. Beim Niederschlagen aus anderen Säuren zeigt sich dieser Geruch nicht; eben so wenig, wenn Nah- rungssaft, der, so sobald man ihn in concentrirte Schwefel- säure gielst, erst coagulirt und dann aufgelöfst wird, aus dieser durch Zusaz von Wasser wieder als geronnene Floken ausgeschieden wird, Wenn man Fett in Spiritus salis causticus wirft, so 3 34 schwimmen nach einiger Zeit Oehlkügelchen auf dem Spiri- tus. Die Fettklümpchen selbst sind dann nicht mehr so voll- saftig. f Wird Fett iiber Feuer gehalten, so bleibt seine Farbe ‘gelb, und es dünstet etwas aus; zulezt entzündet es sich, und es bleibt eine Kohle und ein brenzlichtes Oehl zurük, Der Geschmak des Fetts ist etwas öhligt, aber sehr wi- drig, fast wie der des Nahrungssaftes, x Abgesonderte Säfte bei den Raupen. Obschon der Speichel und der Stoff, den die Gallenge- fässe absondern, auch hieher gehören, so habe ich doch den Speichel lieber bei dem Kapitel über die Verdauung und den Gallenstoff gleich nach diesem Kapitelabgehandelt, weil der erste zur Verdauung beiträgt, und weil vom zweiten gleich nach dem Abschnitt über die Verdauung müfste ge- sprochen werden, da män ehemals glaubte, er trage. etwas zur Verdauung bei. Auch die Absonderung der Genitalien bei den vollkom- menen Insecten habe ich zu wenig untersucht, als dafs ich etwas darüber anführen könnte, Das einzige, was ich weils, ist, dafs zum T'heil der männliche Saamen des Dy- tiscus marginalis durch zugesezte mineralische Säuren coa- gulirt. { Hier also nur einige Worte über die Absonderung der Spinngefüsse, und über die bei einigen Raupen durch einen besondern Apparat abgesonderte Säure. Die Spinngefässe sind zwei auf jeder Seite des Darmcanals mit vielen Krümmungen laufende Canäle, die an ihrem hinteren Ende geschlossen sind, an ihrem vorderen Ende aber zusammentreten, und in eine Spitze an der un- teren Lippe der Raupe münden, Sie sind in den jüngeren x Oi RR.) Raupen der Sphinx Euphorbi® ganz durchsichtig ,\ und nur mit sehr wenig klebrigter Flüssigkeit angefüilt. Mit ‚stei- gendem Alter werden diese Gefisse undurchsichtiger, und füllen sich zur Zeit der Einpuppung mit einer gelben, zähen Materie ganz an, Man kann aus dieser Materie ellenlange Fäden ziehen, die, wenn sie einmal an der Luft getroknet sind, sich im kalten Wasser nicht mehr auflösen lassen, Wenn man die vollen Spinngefässe an der Luft trokouet, so werden sie sehr brüchig, Giefst man Säuren über den In- halt der”Spinngefässe, so verhärtet er sich und löset sich dann in kaltem Wasser nicht mehr auf. Werden Säuren über den Inhalt der Spinngefässe bei jüngeren Raupen ge- gossen, so scheint er in etwas wie Eyweifsstoff zu coagu- liren. In sehr concentrirter Schwefelsäure lösen sich die Spinngefässe sammt ihrem enthaltenen Saft zum Theil auf, und werden als coagulirte Floken durch zugeseztes Wasser daraus geschieden, In einer Auflösung von reinem Natron löset sich ein Theil der Spinnmaterie auf, was sich dadurch zeigt, dafs durch Zusaz von Säuren Flökchen in der Flüssigkeit er- scheinen. Bei der Raupe der Bombyx Vinula findet ein eigener Apparat statt, eine Säure abzusondern, die dem Thier als Waffe dient. Diese Säure verräth sich durch ihren Geschmak und färbt Lacmuspapier vollkommen roth. Ein kleines Tröpf- chen von ihr, welches mir in das Auge sprizte, erregte Schmerzen und Entzündung. Von den weiteren Eigenschaf- ten dieser Säure kann ich nichts genaueres angeben, indem ‚ich erst spät den sie absondernden Apparat bemerkte, und nachher mir nicht mehr genug Raupen dieser Art zur Unter- | suchung zu Gebothe standen. Das absondernde Organ aber will ich hier beschreiben : AIR. i Unter dem Darmcanal auf dem ersten Ringe des Körpers, liegt ein weilses starkhäutiges Säkchen (Behälter der Säure), | 2 * 30 das, wenn es angefüllt ist, die Gröfse einer kleinen Erbse hat, und das sich mit seinem hinteren Einde auf den zwei- ten Körperring erstrekt. Nach vorne geht das Sükchen in zwei muskulose Spitzen aus, die etwa eine halbe Linie lang sind. Diese Spitzen aber umschliefst ein muskuloser Canal, welcher sich einerseits an dem Säkchen an der Basis der Spitzen, andererseits an dem Anfange einer mit der äus eren | Haut zusammenhängenden, auf der Bauchseite der Raupe am \ ersten Körperringe sich befindenden, etwa eine Linie lan- gen, in die Quere laufenden Spalte befestigt. Zieht sich nun dieser Canal zusammen, so werden die zwei Spitzen zur äufseren Spalte hinaus gestrekt, und durch die zusam- inenziehende Kraft des Säkchens sprizt dann die Säure in zwei Strahlen ‘aus den Spitzen hervor. Es dient diese Säure, wie’schon oben bemerkt wurde, der Raupe zur Wafle; denn wenn sie genekt wird, so zieht sie den Kopf unter den Hals- schild zurük, so dafs seine vordere Fläche perpendicular mit der Ritze steht, und sprizt dann die Säure von sich. Bei einigen vollkommenen Insecten findet man auch ei- gene Organe, die eine zur Waffe dienende eigene Flüssigkeit | absondern, z. B. die Blasen am After bei einigen Carabis u. s. w. | Ich hoffe mit der Zukunft etwas näheres über die ver- schiedenen Arten von Absonderungs-Organen der Art sagen zu können, so wie über.die Art, wie z. B. bei einigen Chry- somälen die Flüssigkeit, die aus den Gelenken ‚der Glieder und anderen Theilen hervortriıt, wenn die Thiere berührt \ werden, abgesondert wird, und wie sie sich chemisch’ verhält. Respirations-Versuch. Treviranus behauptet mit Lyonet, dafs bei den Raupen nur ein mechanisches Eindringen der Luft in die Tracheen 37 statt finde. Bei einigen anderen Insecten ist Treviranus an- derer Meinung, z. B. bei den Bienen, die zur Begattungs- zeit einen Theil ihres Körpers mit Luft anschwellen können, ‚Bei den Raupen aber stüzt er sich auf folgenden Versuch Lyonets: Dieser nämlich bestrich die Stigmaten einer Raupe niit Seifenwasser, und glaubte, er müfse Luftbläschen auf dem Stigma wahrnehmen, wenn das Thier willkührlich durch Zusammenziehen derT'racheen ausathmete; erbemerkte aber keine Blasen und zog daraus o-igen Schlufs. Lyonet brauchte aber nur ein Stigma nicht gut bestrichen zu haben, so konnte das Thier durch dieses einzige, weil von einem Stigma aus durch den grofsen auf der Seite des Körpers hin- laufenden Canal die Luft in alle Tracheen einer’Seite kom- men kann, einige Zeit hindurch athmen; ferner kann auch die Raupe auf diesen fremden Reiz die Stigmaten sehr lange geschlossen gehalten haben, wenn sie eben ausgeathmet hatte, und dann konnten sich auch keine Luftbläschen zeigen. Ich machte dagegen folgenden sehr einfachen Versuch: Ich hielt eine Raupe, der ich sorgsam alle anhängende Luft abgepinselt hatte, ausgestrekt unter Wasser. Es stiegen mehrere Luftbläschen aus den verschiedenen Stigmaten; ei- nige Bläschen aber blieben am Rande der 'Tracheenöffinungen. bangen, und wurden nach einigen Secunden Bleibens durch die von neuem sich öffnenden Stigmaten eingezogen, von neuem wieder ausgestofsen, und wieder eingeathmet. Man könnte einwenden, dafs der Druk des Wassers das an dem Stigma hängende Bläschen durch die geöffnete Mündung wie- - der hinein geprefst habe. Aber warum kam es wieder zum Vorschein, wenn nicht.-Zusammenziehung der Tracheen statt findet, da sich doch die Sphincteren der Oeffnungen sorgsam wegen des äufseren Wassers verschlossen, was sich bei den Stigmaten zeigte, wo die Luft nicht daran hangen _ geblieben war, indem ich bei der Section kein Wasser in die Tracheen eingedrungen fand. 38 Bei den Heuschreken sieht man besonders gut, dafs die Tracheen sich ausdehnen und zusammenziehen. Die Luft ‘dringt in die Tracheen und diese erweitern sich, indem zu- gleich der Bauch anschwillt; wird die Luft ausgeprefst, so sinken die Wandungen des Bauchs zusammen. Es mögen übrigens die Contractionen der Bauchmuskel sehr viel zum Herauspressen der Luft aus dem Körper beitragen. Bei der in Ringe, gleichsam in Rippen getheilten, mehr oder minder festen Bekleidung der Insecten könnte man bei- nahe sagen, ihr ganzer Körper sey Thorax, Ausdünstung der Insecten. Wenn man einige Insecten unter eine Glasgloke sezt, so bemerkt män nach einiger Zeit Wassertropfen an der in- neren Fläche der Gloke sich ansammeln. Um zu sehen, ob die Insecten durch die Haut oder durch die Tracheen ausdünsten, so bestrich ich einige voll- kommmene Insecten und Raupen am ganzen Körper theils mit Oehl, theils mit einem Gummi, und liefs nur die Stig- maten unbestrichen. Nachdem ich das Gummi mehrere Mal aufgetragen, und wieder hatte troknen lassen, damit alle Theile des Körpers wohl bedekt seyen, und nicht etwa durch das troknende Gummi sich Wasser in den verschlosse- nen Gloken ansammelte, sezte ich die Insecten unter Glas- gwken. Es zeigten sich aber bald Wassertropfen auf der in- neren Fläche des Glases. Aus diesem Versuch glaube ich schliefsen zu dürfen, dafs die Ausdünstung bei den Inseeten durch die Tracheen von statten gehe. Schon die harten Bedekungen so vieler In- secten scheinen zur Ausdünstung nicht fähig zu seyn, und bei den Insecten und Larven, die-weiche Bedekungen haben, konnte ich nie Hautporen wahrnehmen. 39 Erwärmt man das Gefäfs oder die Gloke, in der man die Insecten eingeschlossen hat, so nimmt die Ausdünstung sehr überhand. Das ausgedünstete Wasser hat einen sehr stinkenden Geruch und einen sehr unangenehmen Geschmak. Eigene Wärme der Insecten. In Absicht auf die eigene Wärme scheinen mir die In- secten völlig den Pflanzen ähnlich zuseyn. Ihre Tempera- tur schien mir nie viel von der des sie umgebenden Mediums abzuweichen, sondern meistens mit derselben übereinzutref- fen; wenigstens haben sie bestimmt keine immer gleich bleibende Temperatur bei der wechselnden Wärme der sie umgebenden Medien. Die Raupen und vollkommenen Insecten, die ich in den Herbsttagen, wo die Temperatur der Luft um mehrere Grade den Tag über wechselte, an der freien Luft, aber am Schat- ten hielt, zeigten immer den gleichen Wärmegrad, den das ‘Thermometer von def Luft am Schatten angab. Die In- secten, die ich aber im warmen Zimmer hatte, zeigten ‚die gleiche Temperatur, wie die Luft des Zimmers. Legt man ein Insect in die Sonne, so verhindert die starke Ausdün- stung, die jezt entsteht, dafs das Thier eben so erbizt ‘werde, wie andere in der Sonne liegende Körper; doch steigt seine Temperatur immer um einige Grade. Schon die Em- pfindlichkeit der Insecten für die Kälte zeigt, dafs sie sehr wenig Wärme erzeugen. Sobald die Temperatur des Me- diums — 1° ist, so erstarrt dasInsect. AlleInsecten, die ich während einer Nacht, wo ein starker Reif fiel, vor meinem Fenster unter Glasgloken, oder in.nur mit Flor bedekten Schachtelü hatte, waren den andern Morgen theils ganz er- starrt, theils tod. Es graben sich daher auch alle Insecten, A a RT a ae Tr Al Een EN Sa La nn a A Sr an nn yo N die überwintern, tief in die Erde, oder in Baumstämme u. s. w. ein; gefriert dann z. B. der Baumstamm, so scheint das Insect zu sterben, denn ich fand in einem gefrorenen Weidenbaum mehrere verfrorene Cossus-Raupen und andere Insecten, die alle nicht mehr in’s Leben zurükzurufen wa- ren. Einige Insecten, die ich im Winter aus Holzstämmen ausgrub, hatten eine Temperatur, wo nicht über Null, doch nicht unter Null. Die Chrysaliden und Larven, die man Winters aus der Erde gräbt, haben die Temperatur der sie, umgebenden Körper. Auch die Wasser-Insecten scheinen mir immer die Temperatur des Wassers zu haben, in dem sie leben. Er- höht man die Temperatur des Wassers, so wird auch die ihrige erhöht. Ist die Temperatur des Wassers zu hoch, so sterben sie fast noch früher darin als Land-Insecten. Wenn man ein Wasser-Insect in einem Gefäfs mit Wasser so be- festigt, dafs es kein Glied rühren kann, und erkältet das Wasser unter Null, so erstarrt das Insect und stirbt. Die Gränzen von Wärme und Kälte, innerhalb welcher die Insecten leben können, sind sehr verschieden bei den verschiedenen Arten. Wo viele Insecten bei einander sind, da entsteht oft eine sehr starke Wärme. Sperrt manz, B. viele Maikäfer in einen irdenen Topf, so aber, dafs dieser ganz angefüllt ist, und verschliefst ihn genau, so steigt die Temperatur in dem- selben um mehrere Grade, IBAN Ueber das Nervensystem. Das Nervensystem der Insecten besteht 'aus einem Hirn- knoten, der über dem Oesophagus im Kopf liegt und von dem die mehrsten Nerven zu» den Organen des Kopfs und dem Kopfende des Rükengefässes gehen, und aus einer Reihe %Y 4L, f von mit Nervensträngen unter sich verbundenen Ganglien , die unter dem Darmcanal auf dem Bauch, mit den Einge- weiden in einer Höhle, nach hinten laufen, und deren er- stes durch zwei sich um den Oesophagus schlingenden Fi- den ir A Gehirn zusammen hängt. Diese Ganglien ver- sehen alle andere Organe des Körpers mit Nerven. Der erste Nervenknoten, nämlich das Gehirn, unter- scheidet sich nicht nur schon durch seine Lage, sondern auch durch den Bau von den übrigen Ganglien. Er ist nim- lich auf seiner oberen Fläche in zwei neben einander liegen- de Hämisphären getheilt; auf seiner unteren Fläche erscheint er etwas concav. Die anderen Nervenknoten sind mehr platt. Ich vermuthete daher, dafs, wie bei Wirbelthieren, der Siz des Lebens in dem ersten Nervenknoten liege. Ich stellte defswegen folgende Versuche an, die einigermafsen für diese Vermuthung 'zu stimmen scheinen. Ich nahm mehrere Raupen, schnitt einer jeden das Ganglien- System am Bauch an verschiedenen Stellen ent- zwei, und verklebte gleich darauf die Wunde, damit die Thiere nicht durch den Verlust des Nahrungssaftes zu Grunde gingen. Ich fand nun, dafs der Theil des Körpers, der seine Nerven von den Ganglien des Nervensystems, die hinter dem Schnitt lagen, erhielt, ganz lahm wurde, und keine Lebensfunctionen mehr verrichtete. Die Füsse versagten ihren Dienst, und es zeigten sich am Rumpf keine oder hier und da blofs unregelmäfsige Bewegungen. ' Irritabilität gegen angebrachte äufserliche Reize war immer noch vor- handen. Der Theil des Körpers, der vor dem Schnitt war, wenn die Wunde nur nicht zu nahe am Kopf gemacht wurde, so dafs man das Auslaufen des Nahrungssaftes wegen derKral- lenfüsse nicht leicht hätte verhindern können ‚„ machte nach einigen Minuten, während deren sich einige convulsivische Bewegungen zeigten, in seinen Functionen fort, Die Raupe lief noch umher, und schleppte den lahmen Theil des Kör- rue 42 — pers nach sich. Ich sah sogar einige Raupen noch fressen. Die peristaltische Bewegung schien sehr geschwächt, denn es kam kein Koth mehr zum Vorschein, höchstens der, der schon am After war. Ich fand, wenn ich die Raupe auf- schnitt, auch den Magen lahm; es zeigten sich blofs hin und wieder einige einzelne Muskelcontractionen. Wenn man der Raupe das Gangliensystem zwischen dem ersten und zweiten Paar Krallenfüsse zerschneidet, und auch den Ausflufs des Nahrungssaftes durch die, Wunde verhindern kann, so kann die Raupe doch nicht mehr laufen, weil der nicht paralisirte Theil des Körpers nicht mehr Kraft genug hat, den paralisirten nachzuziehen. Die Raupe hebt dann nur den Kopf in die Höhe, oder dreht ihn auf die Seiten. Je weiter nach hinten das Gangliensystem zerschnitten wird, desto länger lebt das Insect. Ich nahm nun auch den ersten Nervenknoten heraus, und schlofs dieWunde auf der Stelle wieder zu, Nun machte das Thier viele convulsivische Bewegungen, aber Lebens- functionen verrichtete es keine mehr; es frafs nicht, es’ ging nicht mehr regelmäfsig, sondern schob sich durch Zukungen vorwärts und auf die Seite; statt der wurmfötmi- gen Bewegung des Magens war nur noch ein unregelmäfsi- ges abwechselndes Zuken verschiedener Muskelpartien der Muskelhaut vorhanden. Irritabilität war noch in allen T'hei- len des Körpers. Wenn man das Hirn mit einer glühenden Nadel versengt, so zeigen sich die gleichen Erscheinungen, wie beim Herausnehmen desselben. Ich that dieses, um zu sehen, ob nicht etwa blofs durch die Zerreifsung der Nervenstränge, die zu den Organen -des Kopfs gehen, die Functionen dieser Organe gehemmt worden seyen. \Venn man die Nerven einzelner Organe zerstört, so bleibt das Organ lahm. Dieser Versuch läfst sich nicht so- wohl bei Raupen, als bei vollkommenen Insecten anstellen, wie bei grüfseren Fliegen, Maikäfern, Schrötern u. s. w. / PN 43 Wenn man z. B. einem Schröter ein Stükchen der Bauch- seite des Thorax wegnimmt, sorgfältig bis auf das Ganglien- system präpsrirt, und dann die zu den Muskeln der vorde- ren Füsse gehenden Nerven durchschneidet, so werden die _ Füsse ganz lahm. Läfst man einen Tropfen Terpentinöhls auf ine Hirn wirken, so stirbt das Insect weit bälder ab, als wenn blofs die athmosphärische Luft oder kaltes Wasser darauf wirkt. Das Absterben geschieht von vorne nach hinten. Noch mufs ich bemerken, dafs, wenn man auch das Gangliensystem zwischen dem ersten und zweiten Paar der Krallenfüfse durchschneidet, sich doch _ manchmal noch einige regelmäfsige Zusammenziehungen des näher beim Kopf gelegenen Theils der Rüken-Muskeln, ob- schon sie hinter dem Schnitt liegen, zeigen. Dieses rührt daher. weil diese Muskeln mehrere Fäden des znrüklaufen- den Nerven erhalten ; zerschneidet man aber aüch diesen ‚ Nerven, so ziehen sich diese Rükenmuskeln blofs wie die übrigen Muskeln noch einige Zeit convulsivisch zusammen. Ich will hier unter dem Kapitel über das Nervensystem noch eines Vergiftungs-Versuchs und einiger Bemerkungen über die Sinnorgane erwähnen, Ich sprizte mehregen Raupen Tabakssaft in den Oeso- phagus und in den Anfang des Magens, Es zeigten sich bald starke Convulsionen. Merkwürdig war aber, dafs meh- rere von diesen Raupen mit der vorderen Hälfte des Körpers einen aufwärts gerichteten Bogen bildeten, und den vorde- ren Theil des Kopfs gegen die Erde bohrten. Eine auf gleiche Art vergiftete Heuschreke erhob den hintern Theil des Körpers durch ihre Springfüsse und bohrte eben so den Kopf gegen die Erde. Tabakssaft vollkommenen oder un- vollkommenen Insecten in den Darmcanal gesprizt, paraly- sirte bald den ganzen Körper, Wird Tabakssaft in die Höhle ‚des Körpers gebracht, so dafs er das blofse Nervensystem berührt, so entsteht gleich Paralysis am ganzen Körper, 44 _ Was die Sinne der Insecten betrift, so kann ich darüber nur weniges sagen: Die Organe des Gesichts, die Augen, fehlen, so viel ich weils, ‚keinem vollkommenen Insect. Die Sehfähigkeit dieser Augen scheint aber bei den verschiedenen ecten- arten sehr verschieden zu seyn. Die Libellen z. B. sehen sehr „ut jeden Körper, der sich auf sie zu bewegt, wäh- rend mehrere Coleoptera kaum die Bewegung der sie um- gebenden Gegenstände zu bemerken scheinen, Das Gefühl scheint gar keinem Insect zu ‘fehlen. Geschmak und Geruch kann man, glaube ich, keinem vollkommenen (wenigstens auf dem Lande lebenden) Insect absprechen. Die Maikäfer z. B. fressen nie von einer ihnen nicht von der Natur bestimmten Nahrung, also-nur Baum- blätter, nie Fleisch oder Grasarten, Was den Geruch anbe- langt, so wittert der Todtengräber, der Mistkäfer schon von weitem theils seine Nahrung, theils den Ort, wo er seine Brut hinlegen soll. Welches sind wohl aber die Geruchswerkzeuge ? Diese Frage näher bestimmen zu können, machte ich folgenden Versuch: Ich hatte einigen Todtengräbern und Mistkäfern sorgfäl- tig die Palpen und Antennen abgeschnitten, und die Wun- den gesengt.- Nun liefs ich sie in meinem Zimmer laufen, In eine Ecke des Zimmers hatte ich eine todte Maus, in die andere etwas Kuhmist in offene Schachteln gelegt. Acht und vierzig Stunden, nachdem ich die T'hiere freigelassen hatte, fand ich schon drei Mistkäfer in dem Kuhkoth,, und zwei Todtengräber bei der Maus. Abends waren die Käfer im Zimmer herum geflogen, und hatten so jeder seine Nah- rung gefunden. Da die sonst als die Organe des Geruchs angesehenen Palpen abgeschnitten waren, so möchte ich fast glauben, dafs die Insecten durch die feine innere Haut der Tracheen 45 riechen, oder vielmehr da, so viel ich weifs, keine Nerven in diese innere Haut der T’racheen dringen, dafs das eigent- liche Geruchsorgan gleich am Aufange der Stigmaten, wo sich viele. Nerven befinden, liege, Uebrigens sind die Pal- pen bei mehreren Insecten mit Hornplatten überzogen, oder wie bei den Schmetterlingen stark mit Haaren oder Federn bewachsen, so dafs kaum die feinen. riechenden Theile der athmosphärischen Luft durch die Platten oder diken Häute und Haare hindurch zu den Nerven gelangen können, Schwerer wird es auszumitteln seyn, ob die Insecten ein Gehör haben, da man kein Organ für diesen Sinn bei ih- nen gefunden hat. Beobachtungen habe ich keine darüber, Ist es, aber ein blofser ‚allgemein verbreiteter Aberglaube, dafs man bei den Bienen, wenn sie stofsen, und die neue Brut zu weit fliegen will, klingende Töne hervorbringt, um sie zurükzubalten ? Rüken-Gefäfs, '°) Ueber die Function dieses so räthselhaften Organs konn- te ich fast keinen Aufschlufs erhalten, Die glüklichsten Injectionen desselben zeigten mir nie, einen Ausführungsgang oder Verästelungen aus ihm, Dafs keine Gefässe aus ihm entspringen, zeigt schon «as, dafs wenn man dasselbe injieirt, die vorher darin enthaltene Flüssigkeit vor der eingesprizten Flüssigkeit hergetrieben wird, und dafs sie endlich, wenn man zuviel eingesprizt hat, das Gefäfs zersprengt. Es ist in diesem Gefäfs eine Flüssig- keit enthalten, die keine auffallende Farbe hat. Bei der Raupe zieht sich ihre Farbe etwas ins gelblichte, bei den 10). Was die anatomische Lage dieses Gefässes betrift, so lese man Lyonets Traıte anatomique, Chap, XI, nr? 46 | vollkommenen Insecten aber, wie bei Lucanis, Carabis u. s. w. ist sie wasserhell. Um diese Flüssigkeit rein zu erttalten. mufs man nicht die Haut über dem Rükengefäfs wegzunehmen suchen, und dann das Gefäfs öffnen, denn hier mischen sich immer noch zugleich Nabrungssaft und sehr kleine Fettk ümpchen bei, die zugleich aus der auf dem, Rüken gemachten Wunde her- auslielsen; sondern man mufs das Insect auf der Seite, et- wäs mehr gegen den Bauch zu, öffnen, alle Theile wegneh- men, bis das Rükengefäfs blofs da liegt, das Blut vermittelst _ Fliefspapier auftroknen, dann das Rükengefäls von den mus- kulosen Flügeln trennen, oder es gerade durch zwei.auf sei- nen Seiten geführten Schnitte sammt der an ihm liegenden Haut heraus nebmen, und dann erst durch eine Oeffuung die Flüssigkeit heraus lassen, Ich glaube, dafs Lyonet die Flüssigkeit des Rükenge- fässes gar nicht rein erhalten hat, erstens, weil er auf dem Rüken das Gefäfs öffnete, und zweitens weil er so grofse Kügelchen in der Flüssigkeit tand, die er selbst für Fett, das bei der Section dazu gekommen sey, zu halten scheint!!), Die Flüssigkeit des Rükengefässes bringt weder auf Kurkuma- noch auf Lacmuspapier eine Veränderung hervor; auch schien sie mir sehr wenig coagulirenden Stoff zu ent- halten, wenn ich sie über Feuer hielt, oder Säuren dazu sezte. John giebt in seinem Verzeichnifs zerlegter Anima- lien an, dafs sie bei der Wolfsmilch-Raupe Wasser, grünes Harz und Spuren von Säure u. s. w. enthalte. Es mufs ihm aber ebenfalls Nahrungssaft unter die Flüssigkeit des Rükengefässes gekommen seyn, Dafs das Fükengefäfs kein zum Leben ganz unumgäng- lich nothwendiges Organ sey, und dafs das Insect immer 11) Siehe Lyonets Trait€ anatomique, pag. 426. in Rn y). 47 noch einige Zeit auch bei der gestörten Function desselben leben könne, zeigt folgendes: Wenn man den Raupen oder vollkommenen Insecten das Rükengefäfs in der Mitte zerschneidet, oder unterbindet, so leben sie noch einige Tage fort, und verrichten wie gewöhnlich ihre Functio- nen; endlich aber sterben sie langsam ab, Die Flüssigkeit des Rükengefässes wird sowohl bei Raupen, als Chrysaliden und vollkommenen Insecten von hinten nach vorne getrieben. Wenn man nämlich das Ge- fäls bei einem lebendigen Insect unterbindet, so sieht man, sobald das Thier schnell auf der Bauchseite aufgeschnitten wird, und alle Theile bis zum Rükengefäfs weggenommen werden, immer die Flüssigkeit hinter dem Band bei jeder Contraction anschwellen. Wenn man bei Chrysaliden, die noch nicht lange ver- wandelt sind, so viel von dem Theil der Schaale, der über dem Rükengefäfs liegt, wegnimmt, dafs nur noch eine dünne durchsichtige Platte übrig bleibt, so stirbt das Insect. nach einigen Tagen. Die dünne Platte selbst wird schwarz. Injieirt man das Rükengefäfs bei lebendigen Raupen mit ge- färbtem Wasser, so sterben die T’hiere langsam ab; wird es aber mit Terpentinöhl eingesprizt, so erfolgt der Tod weit schneller. In dem Abschnitt über die Bildungsstufe der Insecten werde ich meine Vermuthungen über die Function dieses Gefässes nach den hier gemachten Beobachtungen angeben. Geschlechtstheile bei den Raupen. Die Raupen sind nicht geschlechtslos; man kann bei ih- nen schon die weiblichen und männlichen Geschlechtstheile unterscheiden, obschon es blofs die Keime derselben sind, 48 und erst in der Chrysalide zu vollkommenen Organen ausge- bildet werden. Die männlichen Gerchterhlaktefie bestehen in der Raupe aus zwei über dem hintern Theil des Magens, zwischen die- sem und dem Rükengefäfs liegenden Nieren ähnlichen, der Quere nach gefurchten Körperchen, von welchen aus zwei, auf der inneren Seite dieser Körperchen entspringende Lä- . den, rükwärts und unterwärts, jeder auf seiner Seite, unter den Mastdarm laufen, und sich da an'ein weifslichtes Kör- perchen befestigen. Die beiden nierenförmigen Körper sind der jezt noch ge- trennte Hoden; die aus ihnen hervorkommenden Fäden die unentwikelten Ausführungsgänge, und aus dem Körperchen unter dem Mastdarm entwikeln sich späterhin, wie mir schien, die Saamenbläschen und der gemeinschaftliche Saa- mengang. Die weiblichen Geschlechtstheile bestehen aus zwei ebenfalls über dem hintern Theil des Magens liegenden, aber der Länge nach gefurchten, Körperchen, deren vorderes Ende in einen geschlängelten Faden ausgeht. Aus der Mitte dieser Körperchen entspringen zwei andere Fäden, die, je- der auf seiner Seite. unter den Mastdarm laufen, und sich da an die Schleimhaut befestigen. Nahe bei ihrer Befesti- gung, aber mehr gegen den After zu, bemerkt man ein an- deres Körperchen, das ebenfalls an der Schleimhaut befesti- get ist. Die über dem Magen Hagenden Körperchen enthalten die sich in der Chrysalide entwikelnden Eyerröhren. Die aus ihnen entspringenden und unter den Mastdarm laufenden Fäden sind die Ausführungsgänge der Eyer. Das Körper- chen unter dem Mastdarm mag die Keime der sich an dieser Stelle entwikelnden Absonderungs-Organe enthalten. Genauer wird man die Keime der Genitalien der Rau- pen und ihre Entwikelung in der Chrysalide in Herolds Eut- 49 Entwikelungs- Geschichte der Schmetterlinge beschrieben finden, Ich habe hier nur das Allgemeinere angegeben, was ich bemerkt habe, 5 Ueber die Entstehung und Verwandlung der Raupe inChrysalide, und dieser in den Schmetterling. Ich habe die Untersuchungen über die verschiedenen Ausbildungsstufen vom Ey bis zum Schmetterling besonders bei der Sphinx Euphorbia& angestellt. Das Schmetterlings- Weibchen legt einige Zeit, nach- dem es sich begattet hat, seine Eyer auf oder nahe zu der Pflanze, die später der Raupe als Nahrung dienen soll, und klebt sie mit einem durch eigene Organe abgesonderten Gummi fest. Aus der dugeh die bildende Kraft des männli- chen Saamens belebten Flüssiglit des Eyes entwikeln sich nun die verschiedenen Systeme und Organe, die der Raupe, während ihre» ganzen Raupenzustandes eigen sind, und die in ihr blofs wachsen und nicht umgestältet werden. (Das Hautsystem allein macht eine Ausnahme, denn es wird wäh- rend des Raupenzustandes mehreremal abgeworfen, und wieder neu erzeugt.) Wenn man die befruchteten Eyer, gleich nachdem sie das Weibchen gelegt hat, öffnet, so findet man in ihnen eine blosse Flüssigkeit, die durch Säure und Alcohol ge- rinnt. Nach einiger Zeit bemerkt man schon einen trübern Fleken in der Flüssigkeit. Dieser trübe Fleken wird nun immer gröfser, und erhält einige Consistenz. Später kann man schon den Umrifs der Gestalt eines Ränpchens daran er- kennen. Noch später kann man den Kopf unterscheiden, uud die hervorstehenden Krallenfüsse, und am Ende sieht man in der Hülle des Eyes das ganze Räupchen, so wie es ausser dem Ey erscheint; es liegt etwas vorwärts zusammen- 4 50 gebogen im Ey. Schon einige Tage, ehe es hervorbricht, bemerkt man an ihm auf Berührung mit Nadelspizen einige Bewegungen. Welche Systeme uud Organe zuerst, und welche zulezt gebildet werden, mag w hl unmöglich seyn, zu beobachten. Nur das weifs ich, dafs das Rükengefäfs schon im Räupchen im Ey, einige Tage ehe es seine Hülle verläfst, zu pulsiren anfängt. Die peristaltische Bewegung des Magens scheint aber erst dann ihren Anfang zu nehmen, wenn das Thier die erste Nahrung zu sich genommen hat. Es schien mir auch zwischen dem ausgebildeten Räupchen und der von ihm noch nicht geöffneten Haut des Eyes ein leerer, wohl also mit Luft gefüllter, Raum vorhanden zu seyn. Ist das Räupchen im Ey nun ganz ausgebildet, so reifst es mit seinen Maxillen ein Loch in die umgebende Hülle, und kriecht durch dasselbe hervor, Jezt fängt es an, Nah- rung zu sich zu nehmen, nd es wachsen in ihm alle Sys-_ teme und Organe, die äufsere Haut ausgenommen, von dem durch den Nagen bereiteten, allgemeinen Nahrungssaft, der sich in der Höhle des Körpers ansammelt, bespült und er- nährt. Früher war sein innerer Körper blofs feucht, öhne bemerkbare Menge, und ohne alle Farbe des Nahrungssaftes. Sind alle innere Theile der Raupe so herangewachsen, und ist des Nahrungssaftes so viel, dafs die äufsere Haut da- durch anfüngt gespannt zu werden, so bildet sich aus dem dehnbaren Schleimnetz, das zwischen der äufseren Haut und den Muskeln liegt, eine neue Haut und neue Schaalen für Kopf und Krallenfüsse, und auf der inneren Seite dieser neu gebildeten Haut ist jezt dasSchleimnetz, Nun wird die äufsere Haut immer gespannter, so dafs endlich die Schaalen des Kopfs und die Haut selbst gleich hinter dem Kopf platzen, Die Raupe -windet sich aus dieser alten Haut heraus, und kommt mit einer neuen dehnbareren Haut, und mit neuen Kopf- und Krallen-Schaalen zum Vorschein, Wiüh- ı 51 rend der Zeit, wo die alten Schaalen des Kopfs und der Krallenfüsse von den neugebildeten Schaalen sich lösen, sitzt die Raupe ganz still, und kann, wie leicht begreiflich, keine Nahrung zu sich nehmen. Ein solches Abstreifen der alten, und Bilden neuer Häute geschieht bei den Raupen wegen des immer gröfseren Ueberhandnehmens der verschie- denen Systeme und Organe und des sogenannten Bluts, mehrmals; ; Sobald nun alle Systeme und Organe zu ihrem höchsten Wachsthum gelangt sind, und die Raupe so viel nährenden, zur Umbildung der alten und zur Ausbildung neuer Organe, welche leztere in der Raupe blofs noch als Keime liegen, während des Chrysaliden-Zuständes zu verbrauchenden Stoff gesammelt hat, so geschieht die Umwandlung in Chrysalide, Ich will nun die Veränderungen verfolgen, die sich so- wohl in den äufseren als inneren Theilen der Raupe bei dem fortschreitenden Verwandlungs-Procefs zeigen. Die Raupe hört einige Tage, ehe sie als Chrysalide er- scheint; auf, zu fressen, und bleibt ruhig auf der Pflanze, die ihr zur Nahrung diente, oder auch auf der Erde sitzen, Dadurch gewinnen der Magen, der Darmcanal und die . Gallengefässe Zeit, sich eines Theils ihres Inhalts zu ent- leeren. Aeußerlich bemerkt man an der Raupe noch keine anderen Veränderungen, als dafs die Haut etwas dunkler, und die rothen Schaalen des Kopfs und der Krallenfüsse et- was blasser werden. Das Dunklerwerden der Haut zeigt schon die anfangende Ablösung derselben von dem darunter ‚liegenden Schleimnetz an. Die Schaalen, die sich ebenfalls ablösen, werden im Anfang durchsichtiger. Dafs die Raupe nicht mehr frifst, kommt daher, weil die Organe des Kopfs sich umzubilden anfangen, und die Schleimhaut und Mus- keln von den Schaalen sich ablösen, so dafs die äufseren Organe nicht mehr bewegt werden können, PB va > 52 Nun wühlt sich die Raupe entweder in die Erde ein, oder verkriecht sich unter Gras, Blätter, oder Holzstükchen; hier bildet sie sich eine Höhle, die sie inwendig theils zur Befestigung, theils zum Schuz gegen äufsere schädliche Ein- wirkungen und zur bequemeren Lage mit vielen Fäden, wel- che sie aus dem Spinnapparat zieht, und durch Hin- und Herwenden des Kopfs an verschiedene Theile anklebt, aus- kleidet. Während dieser Arbeit entleert sich der Darmeanal fast ganz, und zum Theil auch die sogenannten Galiengefässe, die jezt schon einen röthlichen Stofl' zu secerniren anfangen. Jezt zieht sich die Raupe um ein gutes Drittheil zusam- men; die äufsere Haut wird gerunzelt und schwarz; die Schaalen des Kopfs und der Krallenfüsse werden ebenfalls dunkler. Diese Veränderung der Farbe entsteht dadurch, dafs sich die äufseren Bedekungen von der Schleimhaut ablö- sen, also nicht mehr ernährt werden und anfangen auszu- troknen. Das Kürzerwerden der Raupe geschieht durch die Zusammenziehung der Muskeln des ganzen Körpers. Da die zarte Schleimhaut, die später zur äufsern Chrysaliden- Hülle wird, noch nicht fest genug ist, um der Contraction der Muskeln'zu wiederstehen. so mufs sie ihrer Bewegung folgen. Sobald sich diese äufsere Haut verhärtet, hört das Zusammenziehen auf. Zieht man einer so verkürzten Raupe sorgfältig die äus- sere todte Haut ab, so findet man unter dieser nicht mehr ein einer Raupe ähnliches, sondern vielmehr einem Schmet- terlinge gleichendes Geschöpf. An seinem Körper kann man schon Kopf, Brust und Bauch unterscheiden, obschon alle drei noch eine allgemeine ununterbrochene Höhle ausma- chen. An dem Kopf bemerkt man die Fühlhörner, die Pal- pen, den doppelten Saugrüssel, die Augen; an der.Brust die’ Flügel und die Beine, Die dieses neue Geschöpf umgebende Haut ist am festesten, wo sie den Rumpf überzieht; un- 53 glaublich leicht zerreifsbar ist sie aber an den Antennen, Palpen, Sauyrüssel, Füssen, Flügeln. Es entsteht aber jezt die Frage, wie alle diese zum Theil an der Raupe noch nicht vorhandenen äufseren Theile gebildet wurden. (Es ist hier blofs davon die Rede, zu "zeigen, wie diese äufserlichen Theile an dem einem Schmet- terlinge so ähnlichen Thiere, gebildet werden, und nicht von der eigentlichen Bildung des Schmetterlings und seiner Theile, wie es: erst in der Chrysalide geschieht.) Ich will mit der Bildung der Flügel anfangen. Schon bei der noch fressenden Raupe, von der Zeit an, wo sie zum vorlezten Mal ihre Haut abgestreift hat, bis zur Zeit, wo sie diese zum lezten Mal ablegt, um Puppe zu wer- den, geht der Anfang der Bildung der Flügel vor sich. Es ist nicht vergebens, dafs die Raupe am zweiten und dritten Ringe des Körpers keine Stigmaten hat; denn das ist der Ort, wo die Flügel entstehen. Man bemerkt, dafs diese Stellen schon mehrere Tage, ehe sich die Raupe einpuppt, auf je- der Seite etwas anschwellen. Zieht man dann da die äufsere Haut ab, so findet man die aus dem Schleimnetz hervorspros- senden Flügel. (Wenn man die Raupe in siede«des Wasser taucht, so ist es so ganz schwer nicht, die äufsere Haut an der Stelle, wo die Flügel entstehen, indem sie sich dort von selbst früher löset, abzuziehen. Gelingt das nicht, so mufs man die Raupe auf dem Rüken öffnen, und dann am Rande der durchsehnittenen Häute diese zu trennen suchen. Be- sonders gut kann man die äufsere Haut von der Schleimhaut trennen bei solchen Raupen, die man durch Hunger zwingt, entweder sich einzupuppen, oder wenigstens Versuche dafür zu machen. Die Schleimhaut ist bei ihnen nicht so leicht zerreifsbar, wie bei wohlgenährten Raupen.) Es lösen sich nämlich auf jeder Seite zwei ganz kleine Tracheen- Bündel, die aus den profsen Luftcanälen,, deren einer auf jeder Seite.des Körpers innerhalb der Muskeln hinläuft, 54 entspringen, und zwischen den Muskeln hindurch an das Schleimnetz gedrungen waren, mit ihren äufseren Enden ganz von den Muskeln ab, und werden vermittelst der Luft, die sie bei der Respiration ausdehnt und ausstrekt, und auch vermittelst ihres zunehmenden ‚Wachsthums, in das feine Schleimnetz hineingedrängt. Diese noch ganz lokere Haut folgt der Bewegung der Tracheen, und bildet so den Ueber- zug der Flügel, die man an der enthäuteten Raupe wahr- nimmt. Dieser Ueberzug ist aber weit dünner, als der des übrigen Körpers, eben weil er eine Ausdehnung des feinen Schleimnetzes ist, Je früher man die äufsere Haut wegneh- men kann, desto bemerkbarer ist es, dafs durch die Tra- cheen der Grund der Flügel gebildet wird. Erst sieht man blofs eine Trachee an das Schleimnetz anschiefsen; so‘ wie sich aber dieses zur Haut zu bilden anfängt, so zeigen sich auf beiden Seiten an ihr zwei Falten, in; welche mehrere Tracheen, die sich überdiefs noch zerästeln, hineingehen. Mit dem zunehmenden Wachsthum und der Ausdehnung der Tracheen dehnt sich auch die sie umgebende Haut aus, und zwar, da sich die äufseren Enden der Tracheen immer mehr zerästeln, dort aber, wo sie in die Haut hineingehen, blofs diker werden, so, dafs sie an der Stelle die gröste Breite hat, wo künftig der Aufsenrand des Schmetterlingsflügels gebildet wird. Dals diese Haut die gleiche sey, die den übrigen Körper umschliefst, zeigt sich, wenn man das ganze Schleimnetz abschält, wo sich dann die Tracheen aus den Flügeln herausziehen lassen, und diese Flügel blofs als Säke der Schleimhaut erscheinen. Die an der enthäuteten Raupe befindlichen Flügel ent- halten keinen eigenen Stoff, der in der Chrysalide zur Bil- dung des eigentlichen Schmetterlingsflügels verwandt würde, sondern man findet in ihnen blofs Tracheen.und allgemeinen Nahrungssaft. Man kann auch durch eine Oeffoung, die man an diesen Flügeln macht, das Thier fast ganz von seinem V 55 Nahrungssaft entleeren, und dann fällt der vorher etwas auf- gedunsene Flügelsak ganz zusammen., Noch mufs ich be- merken gdafs gegen das Ende des Raupenzustandes die Häute der Flügel schwammigter und gerunzelt werden, was zu ihrer Ausdehnung beim Abstreifen der Raupenhaut nothwen- dig ist. Die sechs Beine, die man an dem aus der Raupenhaut gezogenen Geschöpf bemerkt, entstehen aus den sechs Kral- lenfüssen der Raupe. Sobald das Einpuppungsgeschäft an- ‚fängt, und man die äufsere Haut von der Schleimhaut künst- ‚lich trennen kann, so kann man auch die Schaalen der vor- deren sechs Füsse lösen; an den sechs blofsgelegten Füssen bemerkt man anfangs noch keine Veränderung; sie enthal- ten blofs neben einigen feinen Muskeln und Nahrungssaft mehrere Tracheen, worunter aber eine auffallend stark ist. Wie aber die Zeit der Einpuppung immer näher rükt, und man die Schaalen wegnimmt, (drei bis vier Tage, ehe die Verwandlung vor sich geh‘, wo die Raupe schon keine Nahrung mehr zu sich nimmt,) so bemerkt man auch, dafs die Beine anfangen zu wachsen. Da sie aber in ihrer alten Hülle nicht mehr Raum haben, so wachsen sie nach und nach rükwärts zu, so dals man schon ihren oberen Theil daraus hervorstehen sieht; noch später hat sich schon die Hälfte daraus gewikelt, und zulezt findet man nur noch die Spizen in den alten Schaalen befestigt. Diese neuen Beine sind aber nicht ausgestrekt, sondern der Theil, der aufser der Schaale ist, liegt geschlängelt zwischen der alten Haut und dem Körper. Die Schleimhaut, die diese Beine um- giebt, ist sehr dünn. Die Bildung dieser sechs Beine scheint mir ebenfalls zum Theil durch das Wachsthum und die Aus- dehnung der Tracheen vermittelst der Respiration bewerk- stelligt zu werden. ‚Die Bildung der Antennen geschieht auf gleiche Art, wie die der Beine. Auch in ihnen bemerkt man eine sehr , > Ti 1 Br Ne En dl Ze EP A } “ { nt, a 56 starke Trachee, die sich immer mehr vergröfsert, und mit deren Wachsthum auch die Antennen zunehmen. Nur das mufs ich hier bemerken, dafs man die neu gebildeten Anten- , nen oft durch die Kopfschaale hindurch scheinen sieht, und glauben könnte, als entstünden sie unter der Schaale oben auf dem Kopf, da man von aussen dort ihren Ursprung wahr- ‚nimmt. Dieses kommt aber daher, weil durch die sehr grofse Masse des sich ausbildenden Rüssels und durch die anschwel- lenden Antennen selbst der eigentliche Kopf sich aus der äufseren Schaale zurükziehen mufs, und dann die Antennen, die ihre Spizen noch immer in der ehemaligen Antennen- schaale haben, äufserlich so erscheinen, als wenn sie oben auf dem Kopf entstünden. Die Palpen bilden sich auf gleiche Weise wie die An- tennen, Was die Spiralzunge betrifft, so entsteht ihre Basis aus der Muskulatur der Maxillen. Man bemerkt zur Zeit der Verwandlung an der Basis jeder Maxille ein Anschwellen, und von dieser Anschwellung aus krümmt sich auf jeder Seite aufserhalb der andern Organe des Kopfs nach und nach eine starke Trachee, die die zarte Schleimhaut vor sich hin ausdehnt, aufwärts, bis sie in gleicher Höhe mit dem obe- ren Theil des Kopfs steht. Mit zunehmender Ausbildung verkleinern sich die Anschwellungen. Die beiden Theile der Spiralzunge berühren sich blofs an den Spizen zwischen den Basen der Antennen, Ihre Basen stehen, wie die der Ma- xillen, aus einander, und zwischen ihnen bemerkt man. die Oeffnung ‚des Oesophagus, in der meistens noch ein verhär- tetes Stükchen Schleim liegt, das an einer Lippe der Raupe befestigt ist uud erst durch das Abstreifen der Haut heraus- gezogen wird. Zwischen den Basen der beiden Theile des Rüssels und dem Oesophagus findet jezt noch keine Verbin- dung statt. i In den Beinen, den Antennen, den Palpen, den bei- den Theilen des Saugrüssels ist nichts anderes enthalten, als allgemeiner Nahrungssaft und Tracheen. Zerschneidet man einen. von diesen Theilen, so fliefst der Nahrungssaft in ‚ grofser Menge heraus, Es scheint also nach dem. allem, dafs die iiveren Theile die man an dem unter der Raupenhaut befindlichen Geschöpf antriffe, die gleichen seyen, die schon die Raupe besaß, und dafs sie zum Theil blofs durch die Ausdehnung der in ihnen befindlichen’Tracheen und durch den andringenden Nah» rangssaft vergröfsert und erst später in der Chrysalide zu Theilen des Schmetterlings völlig ausgebildet werden. Es versteht sich übrigens von selbst, dafs noch andere Kräfte, wie die bildende Kraft des Organismus, .zur Bildung dieser Theile mitwirken; denn mit der obigen Erklärung wäre weder die Form noch die Gröfse dieser verschiedenen Organe gegeben, Ich suche hier blofs darzuthun, dafs diese Theile nicht neu in der Raupe gebildet, sondern blofs Ausbildungen der alten seyen. Das Skelett dieser Theile nnd der künfiig daraus sich vollkommen entwikelnden Organe, bilden die Tracheen. Man findet diese Tracheen alle späterhin im vollkommenen Insect wieder; im Saugrüssel z. B, sind es die zwei dunk- leren Streifen, die man gegen innen auf ihm sieht. Es ent- wikeln sich aus denselben, wenn man bei einem Schmetter- ling den Saugrüssel, in dem noch eingesogene flüssige Nah- rung ist, abschneidet, gleich Luf:blasen, Zum Belege, dafs . durch den Wachsthum der Tracheen, und durch die Ausdeh- nung der Schleimhaut der Organe der Raupe, vermittelst je- nes, zum Theil die äulseren Organe des schmetterlingähn- lichen Geschöpfs erzeugt und nicht neugeschaffen werden, mag das dienen, dafs wenn man das Schleimnetz und die Tracheen an der Stelle, wo die Flügel entstehen sollen, schon an der Raupe verlezt, diese bei der Verwandlung ganz verunstaltet erscheinen; ferner dafs wenn man die Antennen, * 58 oder die Krallenfüsse, oder die Palpen an der Raupe zer- stört, sie sich in der Chrysalide gar nicht oder doch ver- stümmelt vorfinden. Auch defswegen scheint es mir, dafs die Schmetterlings- Beine blofs umgebildete Raupen - Beine seyen, weil nie einer Raupenart ein Paar dieser Krallenfüsse fehlt, da ihnen doch oft mehrere Paare der Fleischfüsse man- geln. Schon die Natur hat die äufserlichen Theile derRaupe, die später auch dem Schmetterling, obschon verändert, zu- kommen, mit harten Hüllen geschüzt, Da das Rükengefäfs gar nicht verändert wird, das Ner- vensystem, der Speisecanal, die Speichel- und Gallen - Ge- fässe blofs umgebildet werden, so kann ich nicht begreifen, warum die äufseren Organe des Körpers, die doch in der Raupe und dem Schmetterling die gleiche Zahl und den glei- chen Endzwek haben, aus neu in der Raupe entstehenden Keimen, und nicht aus den schon vorhandenen, sollten ge- bildet werden, Uebrigens mufs ich bemerken, dafs ich nie die besonderen Keime der Antennen, der Palpen, oder die. von Herold angegebenen zapfenförmigen Auswüchse des Schleimnetzes zwischen den Krallenfüssen, die einst zu den Beinen des Schmetterlings werden sollen, oder auch die von ihm angegebenen Flügelkeime finden konnte. Wenn Flügel- keime da sind, so müssen sie auf der Schleimhaut liegen, und also zur Zeit der Einpuppung die Muskeln an jenen Stel- len_schon in der Raupe verschwinden, da man früher dort solche bemerkt. Aber wie kommen denn diese Flügelkeime nach aufsen, und wie dringen sie in das Schleimnetz hinein 2 Die Organe der Raupe sind ja selbst schon Keime, ich weils nicht, warum man noch neue suchen will, Was jene weifsen Fettklümpchen betrifft, die einige Naturforscher, wie Lyonet, als Keime der neugebildeten Or- gane, angeben, so mufs ich bemerken, dafs ich sie nicht in allen Subjecten fand, dafs sie in Zahl und Lage sehr variren, dafs ich sehr oft, besonders in den Chrysaliden, gelbes Fett 59 in weifses übergehen sah, und dafs jene Klümpchen inner- halb der Muskeln, und nicht auf dem Schleimnetz liegen, noch mit ihm in Verbindung stehen. So viel bis jezt über die Umänderungen, die die äufse- ren Organe der Raupe erlitten haben; nun zu denen der iur neren Theile. Es sind folgende; Das Rükengefäfs ist blofs durch die allgemeine Verkürs zung auch zusammengezogen worden, fjihrt aber immer noch fort sich zu bewegen. Die das Gangliensystem ver- bindenden Stränge sind wegen der allgemeinen Zusammen- ziehung des Körpers nicht mehr ausgestrekt, sondern ge- schlängelt. Der ganze Speisecanal ist in sich selbst zusam- mepgezogen, und seine Breite ist nicht mehr so grofs, wie in der Raupe; die peristaltische Bewegung ist ganz verloren gegangen. Die Speichelabsonderung hört auch auf. Die Spinngefässe sind zu dünnen, von.ihrem vorigen Inhalt ent- leerten Fäden verwandelt, Die sogenannten Gallengefässe sind etwas zusammengezogen, und enthalten nicht mehr je- nen weissen Stoff, sondern einen röthlichen; übrigens be- merkt man in ihnen unter dem Microscop immer noch eine helle Flüssigkeit, und einen festen in dieser Flüssigkeit schwimmenden Stoff. Alle Muskeln haben sich so contra- hirt, dafs man sie kaum von einander unterscheiden kann, Was die Genitalien betrift, so schienen mir die nierenförmi- gen Körperchen im männlichen Geschlecht schon etwas zu- sammengerükt, In dem Magen findet man einen röthlichtbraunen dik- lichten Saft. Ich halte diesen Saft theils für Speichel und Magenschleim, theils für einen Rest der Stoffe, die zum Theil von den Wandungen des Magens vor der Einpuppung hätten eingesogen, zum Theil durch die peristaltische Bewe- gung aus dem Körper hätten geschafft werden sollen. Ist nämlich dieser Saft flüssig, ‘so coagulirt er zum Theil durch - zugesezte Säuren; ist er aber schon eingetroknet, wie es in 60 der Puppe späterhin geschieht, und wird er mit Wasser ge- kocht, so erhält das Wasser gleich ein weisses \Wölkchen. Man kann das Wasser mehrere Mal abgiefsen und frisches hinzusetzen, und doch wird es noch durch jenes Wölkchen getrübt, Lälst man das abgegossene Wasser erkalten, so zei- gen sich viele weisse Fluken, die sich bald auf den Grund des Gefässes sezen, Dieses deutete also auf noch unaufge- sogenen Chylus. Als Rükstand nach dem Sieden erhält man eine feste Materie, die man in ein Pulver zerreiben kann, welches sich weder in kaltem noch siedendem Wasser mehr auflösen läfst, wohl aber darin erweicht. Dieser röthlich- braune Saft findet sich besonders bei solchen Raupen ia grofser Menge, die durch Hunger zum Einpuppen gezwungen warden,, ; Wenn nun die oben beschriebenen äufseren Organe un- ter der Raupenhaut einen gewifsen Grad yon Ausbildung er- reicht haben, und von jener nicht mehr enthalten werden können, so spaltet sich den Suturen nach die Schaale des Kopfs und die Haut auf dem Rüken gleich hinter jenem, Das Insect macht convulsivische Bewegungen, und die Haut streift sich ab, Die Kopfschaale wird auf der Bauchseite herabgezogen, und dieses geschieht zu folgendem Zwek : Wir wissen nämlich, dafs die zwei Theile der Spiral- zunge aufwärts zusammen geschlagen unter der Kopfschaale liegen; ihr oberstes Ende ist an jene etwas befestigt; zu- gleich halten auch noch die Antennen in den Spizen ihrer vorigen Hüllen, so wie auch die Palpen und die Beine. Nun werden durch das Abstreifen der Kopfschaale auf der Bauch- seite die zwei Theile der Zunge mit herabgezogen, in eine gerade Lage gebracht, und von ihren Basen an, welche zu- sammenrüken. und die Mündung des Oesophagus so ver- schliefsen, bis an ihre Spizen an einander angelegt. Ebenso werden die Antennen, die Palpen und die Beine herabgezo- gen und ausgestrekt. Auch die Flügel werden dadurch et- 61 was ausgestrekt und an den Rumpf angelegt, denn da die Haut sich oben hinter dem Kopfe spaltet, so wird ein Theil derselben schief gegen den Bauch gezogen, welcher Rich- ‚ tung dann die Flügel, deren Haut, wie oben erwähnt, et- "was schwammigt und runzlich geworden ist, um diese Aus- strekung, ohne zerrissen zu werden, ertragen zu können a! folgen müssen. So wie die Antennen, der Saugrüssel, die Palpen und Beine durch das Herabstreifen der Haut in ihre gehörige Lage gebracht worden sind, so lösen sich ihre Enden durch das weitere Hinunterrüken der Raupenbaut vermittelst der convulsivischen Bewegungen, die die neuentstandene Puppe macht, aus ihren vormaligen Schaalen. Mit dem Abstreifen der Haut kleben sich die verschiedenen Organe über dem Rumpf zusammen, und ihre Hüllen bilden nach und nach die harte äufsere Kruste der Chrysalide, und die inneren Scheidewände der Theile, Erst in der Chrysalide füngt die Bildung der den Schmet- terling auszeichnenden äufseren Organe um die Tracheen herum, die das Skelet aller dieser Theile ausmachen, an, Man mufs also nicht glauben, dafs in den äufseren Theilen des unter der Raupenhaut gefundenen Geschöpfes schon eine ‚andere Bildung vorgegangen sey, als die Ausdehnung der das Skelett der künftigen Theile des Schmetterlihgs bilden- den Tracheen, und als die Ausdehnung der Schleimhaut, die sich später verhärtet, und die zu bildenden Theile um- schliefst, In der zur Zeit der Einpuppung abgestreiften Raupen- haut findet man immer eine Menge Tracheen, die auf der inneren Seite des Stigmas festsizen. Es sind aber dieses nicht eigentliche Tracheen, sondern. nur die inneren Häute der gröfseren Stämme, die dann in der Chrysalide neu ge- bildet werden. Da ich die Ausbildung des Schmetterlings in der Chry- 62 salide nicht so genan beobachtet habe, als die Verwandlung der Raupe in Chrysalide, so will ich hier nur noch einige allgemeine Beobachtungen darüber angeben. Unter den verhärteten Häuten der Chrysalide bildet sich eine neue allgemeine Haut, sowohl für den Rumpf als für die Extremitäten, die ebenfalls nach ünd nach fester wird, und das Hautsystem des Schmetterlings ausmacht. Die Haut des Rumpfs Zieht sich aber; sobald sie einige Festig- keit erhalten hat, hinter dem Kopf und der Brust zusammen, und bildet so die drei nur durch dünne Canäle zusammen- hängenden Höhlen des Schmetterlings, 'nämlich die Kopf- Brust- und Bauchhöble, Alle Theile, auch die Extremitäten werden immer vom Nahrungssaft bespült; in den Flügeln aber, sobald sie in ih- rer Bildung etwas vorgerükt sind, bilden sich eigene Canäle, die den Nahrungssaft in sie hinein führen. Diese Canäle entstehen dadurch, dafs beide Platten der Flügelbäute nicht völlig sich um die zwischen ihnen fortlaufenden Luftgefässe anschliefsen, sondern sich etwas trennen. In diese so ent- standenen Zwischenräume fliefstt dann der Nahrungssaft hinein. Die Veränderungen an den inneren Theilen sind folgen- de: Die die Nervenknoten verbindenden Stränge fangen an sich in sich selbst zusammen zu ziehen, und werden da- durch etwas diker. Die Nervenknoten selbst rüken zusam- men. Der erste derselben nähert sich um vieles der Basis des Hirnknotens; verbinden kann er sich aber nicht mit ihm, indem der Oesophagus zwischen beiden hindurch läuft. Zwei Nervenknoten,. der dritte und vierte, oder der vierte und fünfte schmelzen in einen. Die zwei hintersten Nerven- knoten scheinen sich ganz nach und nach blofs in Nerven- stränge aufzulösen. Der Speisecanal wird immer zärter und dünner, so dafs ein Augenblik da ist, wo man weder Magen noch Darmcanal 63 von einander unterscheiden kann, Der Oesophagus verlän- gertsich nun, und wird zu einem dünnen durchsichtigen Faden; an seinem hinteren Ende, wo er in die Bauchhöhle tritt, bemerkt man die anfangende Bildung des Honigma- gens; zuerst entsteht blofs eine Anschwellung, die sich aber späterhin zu einem Säkchen ausbildet. Der eigentliche Ma- gen fängt auch an, sich durch sein gerunzeltes Ansehen zu zeigen. In ihm troknet der oben erwähnte dunkelrothe Saft ein, und nimmt ganz dessen Form an. Verhärtet er sich aber zu früh, so kann sich der Magen des Schmetterlings. nicht bilden, und die Puppe stirbt ab. An dem Darmcanal ver- schwinden die Ringmuskeln; er verlängert sich und wird durchsichtiger; gegen sein hinteres Ende, wo der dünne Darm in den Mastdarm übergeht, sieht man nach und nach den muskulosen Blinddarm hervorsprossen. Erst gegen das Ende des Chrysalidenzustandes nimmt der Darmcanal seine Windungen ganz an. An den Gallengefässen bemerkt man blofs, dafs sie nichts in den Darmcanal ausscheiden, und dafs der in ibnen enthaltene Saft röthlich ist. An dem Luftgefäfs-System ge- schieht die Veränderung, dafs an den Enden der Tracheen eine Ausdehhu:g der äusseren Haut in Blasen entsteht. Die Spinngefässe sind nach und nach ganz verschwunden. Auch die Muskeln verlieren sich nach und nach. Zur Umbildung aller dieser Theile und zur Bildung der Extremitäten deliquescirt das Fett, theils in einen gelben, theils in einen grünlichblauen Brey, welcher sich mit dem alten Nahrungssaft, doch nicht völlig homogen, mischt. So wie sich alle Theile mehr und mehr ausbilden, bemerkt man ein Abnehmen dieses Breyes. Aus ihm schiefsen auch die neuen Muskelfasern zur Bewegung des Schmetterlings an. Im Schmetterlinge selbst trift man von jenem Fett blofs noch die keulenförmigen Bälge, Etwa in der Mitte der Einpuppungs-Zeit schwizt durch 64 die allgemeinen neuen Bedekungen des sich bildenden Schmet-. terlings ein Schleim, der unter der Gestalt von kleinen Küs gelchen aussen anschiefst, welche nachher zu Flügelschup- pen und Haaren werden. Was die Ausbildung der Genitalien in beiden Geschlech- tern betrift, so konnte ich im Allgemeinen folgendes bemer- ken. Die nierenförmigen Körper, die zum Hoden werden, rüken ganz an einander; nach und nach gehen sie in einan- der über und bilden einen Körper. Nun fängt aus dem un- ter dem Mastdarm liegenden Körperchen die Bildung des ge- meinschaftlichen Saamenganges an. Sein vorderes Ende schliefst sich an den Ausflihrungsgang des Hodens. Der ge- meinschaftliche Saamengang nimmt immer an Länge mehr zu und schlängelt sich; an seinem Anfang, dort wo die Ho- den- Ausflihrungsgänge zu ihm treten, fangen die Saamen- bläschen an, sich zu entwikeln. Aus seinem Ende entwi- kelt sich nach und nach das männliche Glied, und dessen Muskel und Hülfswerkzeuge. Was die weiblichen Geschlechtswerkzeuge betrift, so zieht sich das Häutchen, das die Eyerröhren umgiebt, von hinten nach vorne über die Eyerröhren ab, da diese zu wachsen anfangen. Durch die Verkürzung der Raupe bei der Einpuppung rükt auch das unter dem Mastdarm liegende Körperchen an die Fäden, die von den Eyerröhren her unter den Mastdarm traten, und vereinigt sich mit ihnen. Die Eyerröhren fangen nun an, sich nach allen Dimensionen zu vergröfsern. Die zwei Fäden, die von den Eyerröhren aus unter den Mastdarm treten, gehen da in einander über und T werden zum gemeinschaftlichen Ausführungsgang der Eyer. Aus dem an ihnen liegenden oben erwähnten Körperchen fängt die Bildung der Absonderungs-Organe an, die dann später in den gemeinschaftlichen Eyergang übergehen, Am Ende der Verpuppung fängt der Hoden schon an, Saa- 65° Saamen zu bereiten; eben so bemerkt man in den Eyerröh- ren die sich entwikelnden Eyer. So wie nun der Schmetterling der Zeit seines Aus- schlupfens nahe ist, so kommen die umgewandelten inneren Organe wieder in Thätigkeit. _Der Speichel fängt wieder an, abgesondert zu werden, und den im Magen eingetrok- neten Saft aufzulösen. Auch die Gallengefüsse fangen an sehr stark zu secerniren, und einen erst gelbrothen, dann weifsen Stoff in den Darmcanal zu ergiefsen. Die peristal- tische Bewegung nimmt wieder ihren Anfang. Man be- merkt auch auf angebrachte mechanische Reize Bewegun- ı gen an den äufseren Theilen. Endlich sprengt der Schmetterling die ihn umgebende Hülle,‘und windet sich daraus hervor. Schon wihrend des Herauswindens entleert er sich des von den sogenannten Gal- lengefässen abgesonderten Stoffes, in Verbindung mit der _ im Magen durch den Speichel aufgelösten Materie, Der Schmetterling kann sich aber noch nicht auf seinen Flügeln erheben, denn sie sind noch gerunzelt und weich, Da sie nun nicht mehr in harte Schaalen eingeschlos- sen sind, breiten sich ihre Falten aus, indem die geschlän- gelten Tracheen vermittelst der respirirten Luft ausgestrekt werden. Zugleich troknen sie an der atmosphärischen Luft, so dafs sie einige Steifigkeit erhalten. Jezt ist die Bildung des Schmetterlings vollendet. Ich will hier nur noch im Allgemeinen einige Beobach- tungen über die Verwandlung der Larve des Rhagium inqui- sitor angeben: Die Larve dieses Insects, die sich meistens in abgestor- benen Holzstämmen aufhält, nagt sich, sobald sie zur Ver- wandlung hinlänglich ausgebildet ist, unter der Rinde des Baums eine ovale, einen halben bis ganzen Zoll lange und beinahe eben so breite, aber blofs etwa drei bis vier Linien " 5 I “ \ 66 2 hohe Höhle, in der sie ihre Verwandlung durchmacht. Zieht man ein oder zwei Tage, ehe sich die Larve verwandelt, ihr die äufsere. Haut ab, so findet man unter dieser das voll- kommene Insecı, obschon noch kaum erkennbar. Auch hier sind die sechs Füsse des zukünftigen vollkommenen Insects mit ihren Spizen noch in den Krallenfüssen der Larve be- festigt; die Palpen, Antennen, so wie die Maxillen, hal- ten ebenfalls in den Schaalen dieser Organe, wie sie an der Larve waren, noch fest. Die Flügel zeigen sich als vier kleine Auswüchse auf beiden Seiten des Körpers. Wenn die Larve bei der Verwandlung ihre Haut abstreift, so geschieht es auf gleiche Art, wie oben bei der Raupe erwähnt wurde. Alle äufseren Organe, selbst die Flügei, kommen eben so zu liegen, wie in der Chrysalide des Schmetterlings; sie kleben sich aber nicht so über den Rumpf zusammen, und bilden keine eigentliche Chrysalide, wie es bei den Schmet- terlingen geschieht; sie liegen blofs neben einander über dem Rumpf. Uebrigens ist die äufsere Haut, die dieses dem vollkommenen Inseet so ähnliche Geschöpf bedekt, nicht die Haut, die nachher das vollkommene Insect bekleidet, sondern diese bildet sich erst unter ihr. ; Nach und nach wachsen nun die äufseren Organe. Die Flügel, sobald ihre Muskeln, von denen sie im vollkomme- nen Zustand bewegt werden, gebildet sind, ziehen sich mehr auf die Rükenseite. So wie sich das Insect seiner vollständigen Ausbildung nähert, bemerkt man eine Färbung seiner Bedekungen. Doch ist diese Färbung, so lange das Inseet unter der Holzrinde ist, nie so stark, als wenn es einmal darnnter-hervorgetreten ist. Die alle äafseren Theile des Körpers umgebende Haut schält sich nach und nach ab, das Insect fänßt schon an sich zu bewegen, und nun tritt es nach einigen Tagen durch ein Loch, das es sich in die Rinde nagt, mit der Aufsenwelt in Verbindung, Die Verwandlung der Larve der Cerambyx Heros schien - 67 mir ganz auf die gleiche Weise vor sich zu gehen, wie die der Larve des Rhagium inquisitor, Ueber die Bildungsstufe der Insecten. Wird die Classe der Insecten im Allgemeinen betrach- tet, so ergiebt sich bei ihnen schon durch die Vielfachheit der Organe, aus denen sie bestehen, eine höhere Stufe, welche sie in der Reihe der Thierarten einnehmen , 'sofern im Gegentheil Einfachheit im Organismus Annäherung zur untersten Gränze des Thierreichs und Unvollkommenheit bezeichnet. In ihrer äufseren Bildung haben die Insecten mit den Wirbelthieren das gemein, dafs ihr Körper symmetrisch in eine rechte und linke Hälfte getheilt ist, eine Rüken - und Bauchseite hat, und dafs ihr vorderes Ende durch ein Hirn, und durch die ausgezeichnetesten Sinn-Organe, so wie durch den Anfang des Speisewegs ein Kopf wird. Diesem nach scheint Lagerung des Hirns nicht blofs mit Lagerung der höheren Sinn-Organe, wie der Augen, sondern auch mit der Bildung des Anfangs vom Speisecanal in einem nothwendigen Zusammenhang zu stehen. Ebenso ist den Insecten mit den Wirbelthieren gemein, dafs sie zweierlei getrennte Ge- schlechter haben, und dafs die Geschlechtstheile auch bei ih- nen, so wie der Ausgang des Nahrungsweges an dem dem Kopf entgegengesezten Ende liegen. Wenn unter den Thieren mit Wirbeln, welche man ge- wöhnlich als eine höhere Stufe der Organisation erreichend ansieht, als die wirbellosen Thiere, auf der niederen Stufe Kopf, Brust und Bauch, wie bei den Fischen und Schlangen, ohne auffallenden äufseren Unterschied gleichsam in eins ver- schmolzen sind, und nur in den höheren Qlassen dieser Thier- ordnung diese drei Theile des Körpers abgesondert hervor- 5 * EEE. = N 68 treten, so zeigt sich bei den Insecten noch eine vollkomme- nere äufsere Trennung des Kopfs, der Brust und des Bauchs von einander; aber diese Trennung findet gleichsam nur in ihren höberen Ordnungen statt; in ihren niederen, wie bei den Araneiden, ist kaum der Kopf äufserlich noch unter- schieden, in vielen von den Apteris, wie bei Oniscus und Julus, findet sich kein äufserer Unterschied mehr zwischen Brust und Abdomen, Mit der höheren Stufe, welche die Insecten hierin einnehmen, stimmt ihr geringes Reproductions- Vermögen überein, einzelne verloren gegangene Theile zu er- sezen, welche Kraft im Gegentheil, je unyollkommener und einfacher eine Thierart ist, mit desto gröfserer Stärke sich ausspricht, Es stimmt ferner damit bei den Insecten überein, dafs sie im Verhältnisse zu ihrem kurzen Leben eben so viel und oft sogar viel mehr Zeit brauchen, um sich ganz auszu- bilden, als die Mammalien und der Mensch selbst, Innere Vollkommenheit spricht sich aber bei den höhe- ren Ordnungen der Jnsecten auch noch von einer ganz an- deren Seite aus. Von den niederen Thieren, schon darin verschieder, dafs auch bei ihnen ein über das übrige Nerven- system ein Uebergewicht zeigendes Hirn statt findet, stehen sie sogar dem Menschen gegenüber durch mannigfaltige Aeus- serung eines geistigen Vermögens, das bei den Bienen und Ameisen als wirklicher Verstand unläugbar erscheint, dem zwar, was beim Menschen der Fall nicht ist, ein höchst aus- gebildeter thierischer Instinet zur Seite steht, ohne dafs je- doch in diesem jener Verstand allein gegründet seyn könnte, Man darf hierüber, um wenigstens den Ameisen wirkliche Vernunft zugestehen zu müfsen, nur die Schrift des jünge- ren Hubers, sur les moeurs des fourmis indigenes, nach- sehen. Lassen sich aber die Insecten und vorzüglich die höbe- ren Ordnungen unter ihnen, die Hymenoptera, nicht anse- hen als eine in der einfachen Reihe der Thierarten niedrig 69 stehende Klasse , sondern müssen sie eher-angesehen wer- den als dem Menschen und den höheren Mammalien gegen- über stehend, als der höchste Grad von Ausbildung, im Kör- perlichen wie im Geistigen, zu der die Natur in einer ge- wissen Richtung der Thierheit überhaupt auf unserer Erde gelangen konnte, so wird auf der einen Seite schon eine Mannigfaltigkeit sich zum voraus erwarten lassen, wodurch die Natur strebte, die Stufe körperlicher und geistiger Voll- kommenheit in dieser Thierklasse überhaupt zu erreichen; aufder anderen Seite aber werden die vollkommenen Insecten, weil sie Vervollkommnung einer anderen Richtung der allge- meinen Thierheit sind, als die Säugthiere und der Mensch, ‚mannigfaltige Gegensätze schon in ihrer thierischen Oecono- mie gegen diese Geschöpfe und also gegen uns selbst darbie- ten, und'die Vergleichung dessen, was man übereinstimmen- des so wie unterscheidendes in der thierischen Oeconomie der Insecten findet, mit der tbierischen Oeconomie des Men- schen, mufs nothwendig Aufschlüsse gewähren, selbst in Absicht auf diesen letzteren. Was nun die Mannigfaltigkeit der Insecten betrift, bei welchen die geflügelten Arten, im Gegensaz zu den Wirbel- thieren, die höchste Stufe von Ausbildung darzubieten schei- nen, so zeigen die Insecten in den Schmetterlingen nicht nur dieselbe Farbenpracht, wie die Vögel, mit welchen sie auch darin übereinstimmen, dafs die Flügel der Rükenseite, so wie die Füsse der Bauchseite, zugewandt sind; sondern auch, wie es im Wasser lebende Vögel giebt, z. B. die Pinguine, so le- ben auch geflügelte Insecten, wie die Notonecten, ebenfalls blofs auf dem Wasser; den Vögeln, die blofs bei Nacht flie- gen und bei Tag ausruhen, so wie denen, welche bei Tag nur thätig sind und bei Nacht ruhen, stehen schon in der Klasse der Schmetterlinge die Nacht- und Tagschmetterlinge gegen- über; wie die Raubvögel nur von Fleisch sich nähren, so näh- ren sich die Libellen und andere geflügelte Insecten ebenfalls 79 nur von Tbieren, und wie es der körnerfressenden Vögel viele giebt, so ist auch der Bienen und Anderer Nahrung blofs Pflanzenstoff. Wenn auf dem Boden lebende Mammalien entweder Fleisch fressen, oder von Pflanzen sich nähren, so giebt es unter den Coleopteren manche, wie Arten von Cara- bis, die gar nicht fliegen können, und blofs auf der Erde laufen, überhaupt unter dieser Klasse von Insecten ebenfalls wieder Fleisch fressende und Pflanzen fressende; und wiedie Cetaceen unter den Säugthieren biofs im Wasser leben, so leben manche Käfer wie Dytiscus, Hydrophilus ebenfalls nur in diesem Elemente. Die Klasse der ReptHien unter den Wirbelthieren hat in einigen Gattungen die auflallenden Metamorphosen, in an- deren das Abwerfen zusammenhängender Häute mit den In- secten gemein. Es wiederholt sich die langgestrekte Gestalt der Eidechsen und Schlangen in den Scolopendren, Den Fischen endlich unter den Wirbelthieren lassen sich! in mancher Beziehung die Hydrachna, Pycnogona, Crusta- ceen entgegensezen, welche leztere offenbar übergehen zu den vollkommenen Insecten. Wenn es endlich einigen Uebergang von den Wirbelthie- ren zu den Mollusken und Würmern giebt, so bilden die In- secten durch die Crustaceen, die Lepasarten, von ihrer Seite, offenbar einen ähnlichen Uebergang. Aber schon dadurch steht das Insect den Wirbelthieren gegenüber, dafs der Anfang der-Luftwege nicht mit dem Kopf verbunden ist; im Gegentheil, wenn man:die überwie- gende Menge von Tracheen am hinteren Theil des Insecten- Körpers nimmt, der Anfang der Luftwege bei ihnen gegen das entgegengesezte Ende des Körpers zu gerükt ist, so dafs bei einigen im Wasser lebenden Larven von Insecten alle Luft zur Respiration sogar nur durch das Afterende in den Körper dringt: Aber auch bei den vollkommenen Insecten hat aus dieser Ursache das Abdomen durch seine beweglichen rippen- 4 7ı ähnlichen Ringe, eigentlichen Thoraxbau erhalten. Es ist merkwürdig, dafs einige Annäherung zu einem solchen Bau in den Wirbelthieren sich bei den Amphibien durch die so tief nach hinten sich erstrekende Reihe von Rippen, so wie durch die Bauchrippen des Abdominalsternums beim Croco- dill äufsert.. Wahrscheinlich liegt in dem Verpflanzen des Eingangs der Luftwerkzeuge vom vorderen Ende des Kör- pers gegen das hintere zu, was so sehr einen Gegensaz ge- genden Bau der Wirbelthiere macht, ein Hauptgrund der grolsen Verschiedenheit der ganzen thierischen Haushaltung der Insecten und Wirbelthiere überhaupt. Zunächst dürfte Folge von dem Aufhören eines auf ein- ‚ander liegenden doppelten Canals für Speise und Luft am Kopf, das Verschwinden eines klappenartigen, den gemein- schaftlichen Ausgang der Mundhöhle von unten herauf deken- den Ünterkiefers seyn ;; wogegen nun der biofse Oberkiefer, ‚in eine rechte und linke Hälfte getheilt, eine verticale Mund- spalte bildet. Mit Entfernung. des Ariane der Luftwege vom Kopf- ende scheint Entfernung der, Höhlen-für das Geruchs- Or- gan gegeben zu seyn, das nur in,den niedrigsten Klassen der Wirbelthiere,, bei den Fischen, ‚nicht mit dem Anfange der Luftwege verbunden ist. Hierin mag mit ein Grund lie- gen, warum der Kopf der Insecten nur eine einfache, vom Schlunde allein durchdrungene Höhle bildet. Wenn das Rükengefäls ein Analogon des Herzens, je- doch ohne alles Gefäfssystem ist, wovon weiter unten, so erklärte sich, warum es mit den Luftwegen, deren Anfang vorzüglich an das Abdomen verpilanzt ist, beim vollkomme- nen Insect ebenfalls: blofs in der Bauchhöhle sich befindet. Wichtiger wird aber der Umstand, dafs nun mit dem Verrüken des Anfangs von den Luftwegen vom vorderen Ende des Körpers nach hinten zu, dieser Aufang der Luftwege beim vollkommenen Insect nicht mehr ein einfacher ist, son- 72% dern ein vielfacher wird. Damit scheint das Zerschnitten- seyn des Körpers in mehrere Ringe, was die Insecten so sehr auszeichnet, dafs die ganze Classe davon ihren Namen bekommen hat, gegeben zu seyn. Sollte nicht dieses Ver- theiltseyn des Anfangs der Luftwege beim Insect, da die Luftwege vom Kopf weggerlikt sind, 'seinen Grund darin _ haben, dafs in keiner Thierklasse das Nervensystem, wel- ches überhaupt in den höheren Thhierklassen das charakteri- sirende zu seyn scheint, im Abdomen einen solchen Con- centrations - Punct besizt, wie im Kopf, und im Gegentheil dort selbst schon mehr in eine netzförmige Verbreitung von Ganglien zertheilt ist, Am wichtigsten aber nun ist diese Vervielfachung der Luftwege für die ganze innere thierische Haushaltung des Körpers. Wie schon Lyonet bemerkt, so dringt die Luft durch die sich zahllos zerästelnden Tracheen beim Insett un- mittelbar auch zu jedem inneren Theil seines Körpers, und biedurch bildet sich der gröfste physiologische Gegensaz zwi- schen den Insecten und den Wirbelthieren. Da auf diese Art die Luft überall’selbst auf das Blut wirken kann, und ‚besonders da, wo dieses als’ernäührender Stoff von den festen Organen aufgesogen und umgewandelt wird, so fällt hier- mit schon der bei den Wirbelthieren, wegen des Mangels ei- ner unmittelbaren Verbreitung der Luft durch den ganzen Körper, nöthige Kreislauf weg, durch welchen das Blut in unzähligen Verästelungen von den verschiedenen Theilen, wo es zur Ernährung oder sonstigem Absaze oder Aufnahnie eines Stofles gebraucht wurde, zu der in einer Masse in den Lungen vorhandenen Luft zurükgeführt, da der chemischen Einwirkung dieser Luft ausgesezt, und von hier wiederum durch den ganzen Körper in vielen Aesten als ein umgeän- dertes zur Ernährung und Absonderung von neuem taugli- ches Blut, getrieben wird. Sobald aber kein Kreislauf der allgemeinen Säftemasse 13 bei den Insecten mehr statt findet, so kann auch nicht das verbrauchte von organischem Stoffe aus dem ganzen Körper vorerst der allgemeinen Säftemasse wieder übergeben, und erst vermittelst des Kreislaufs an bestimmte Absonderungs- Organe gebracht werden. Es mufs also bei dem Insect eine andere Art von unmerklichem Wechsel des organischen Stoffs statt finden, als bei Thieren mit Kreislauf; jedes Organ mufßs nämlich an seiner Stelle selbst die ihm untauglich geworde- nen Stoffe der Aussenwelt übergeben ; oder aber, wenn eg sein bisheriges Leben fortzusezen nicht Stoff'genug’hat, oder einen nicht mehr tauglichen, wieder völlig in die'allgemeine Masse des organischen Stoffs aufgelöst, und aufs rieue dar- aus construirt werden. Wahrscheinlich hängt nun hievon das wiederholte Häuteln der äufseren Theile bei den Insecten ab, während der Darmcanal und die wenigen mit demselben zusammenhängenden hohlen Organe unter flüssigerer, schlei- migter Form das ihnen nöthige Ausstofsungsgeschäft besor- gen, die Wandungen der Tracheen aber dieses durch die abondante Ausdünstung der Luftwege vollbringen, vielleicht auch durch ihr inneres Häuteln, bei dem jedesmaligen Ab- streifen der Haut und der Chrysalidenhülle. Theile hingegen, welche bei den Insecten nicht mit der äufseren oder mit einer mehr einwärts gekehrten Oberfläche zusammenhängen, lösen sich wie die Muskeln nach einiger Zeit ihres organischen Lebens ganz in der allgemeinen orga- nischen Flüssigkeit’ wieder auf, und werden von neuem, aber nicht mehr als die alten Organe, construirt. Auch wo keine solche völlige Auflösung und Wieder-Construirung statt findet, zeigen doch die inneren Organe bei den Inseoten, selbst ihr Nervensystem, weit gröfsere Umänderungen, als dieses im Allgemeinen bei den Thieren mit Kreislauf der Fall ist. Aus dem Mangel eines unmerklichen Wechsels des Stoffs bei inneren Organen dürfte überhaupt vielleicht die Nothwendigkeit der ausgezeichneten, gleichsam stofsweise 1 74 i erscheinenden Metamorphosen hervortreten, welche die In- secten vorzugsweise vor jeder andern Thierklasse ORATACIE? risiren. Mit unmerklichem Wechsel fällt das Daseyn eines fu phatischen Gefälssystems und seiner Drüsen hinweg, so wie das Daseyn jenes einförmigen Mittelorgans, in welches alle übrigen eingesenkt sind, und in welches diese ihre auszu- stofsenden Stoffe vorher ablagern, ehe dieselben von dem hieraus ‚entspringenden Iymphatischen Gefäfssystem aufge- nommen und einem Kreislauf übergeben werden können. Die- ses Mittelorgan ist bsi den Thieren mit Kreislauf das Zellge- webe, und so fehlt den Insecten mit den Blutgefäfsen und den Iymphatischen.Gefässen auch dieses. So wie ferner ih- nen mit den Blutgefässen auch der drüsigte Bau der ausson- dernden Organe fehlen mufs, so mufs ihnen besonders auch jede Drüse ohne "Ausführungsgang fehlen; sie haben daher keine Milz, keine Nebennieren,, keine Thymus, keine :Thy- reoidea, " . e Damit, dafs immer an Ort und Stelle die für den, Orga- nischen Lebensprocefs unbrauchbar, gewordenen Stofie beim Insect ausgeschieden werden müssen, und nieht vermittelst eines Kreislaufs aus dem ganzen Körper an besondere Aus- stofsungsorgane gebracht werden können, bedürfen die In- secten überhaupt weniger besonderer Ausstofsungsorgane. Es fällt daher bei ihnen die Hautausdünstung, hinweg; sie haben kein Pancreas, wahrscheinlich keine Leber. Da die Luft auf die Insecten wie auf andere Thiere oxy- dirend wirkt, bei den Insecten aber kein Kreislauf statt fin- det, so werden auch die stärksten Producte der Öxy dation bei den Insecten schon da sich zeigen, wo die Luft mit dem thierischen Stoffe in die unmittelbarste Berührung tritt, und es wird nicht wie bei T'hieren mit Kreislauf ein ‚solches Pro- duct der Oxydation an von.den Luftwegen entfernten Stellen erst sich sammeln. T hierischer ‚Stoff nimmt aber durch .08y- t pe 75 Oxydation innerhalb einer gewissen Grenze an Festigkeit zu. So ist nun bei den T'hieren mit Kreislauf das Skelett,;obschon entfernt‘von den Luftwegen, zugleich das System, dessen Theile die gröfste Festigkeit haben, und die in chemischer Hinsicht als die oxydirtesten, gleichsam als Ueberbleibsel der organischen Verbrennungs- Processe sich zeigen. Bei den Insecten aber giebt es kein eigentliches Skelett, wenn man nicht die an der Luft sichtbar erst erhärtenden äufseren Be- kleidungen der Insecten dahin rechnen will, die aber offen bar mehr mit der Epidermis und ihren verschiedenen härte- ren Producten der mit Kreislauf versehenen Thiere überein- stimmen. Das Skelett der Insecten ist gleichsam zusammen- geflossen mit den Tracheen; und wie es bei den Thieren mit Kreislauf das eigentlich feste Gerüste bildet, nach welchem sich die Anlagen der übrigen weichen Theile richtet, so ist oben gezeigt worden, dafs die Tracheen bei den Insecten ei- gentlich das Bildungsgerüste sind, was die Form aller ein- zelnen Theile bestimmt. | Wennjnun äber bei den Insecten aus den oben gegebe- nen Gründen kein anderer unmerklicher Wechsel des Stoffes statt findet, als ein solcher, wo auf einmal in Masse aller Stoff weggeworfen wird, und wenn doch bei ihnen, wie bei anderen Thieren, die Oxydation im chemischen Lebens- procefs überwiegend ist, so mufs derjenige Antheil von Sauer- ‘ stoff, der über die Wandungen der Tracheen hinaus sich ver- breitet, dem allgemeinen Nahrungssaft zulezt eine wirkliche sauere Beschaffenheit mittheilen, während bei Thieren mit Kreislauf schon in der Blutmasse selbst ein Unterschied in Absicht auf Oxydation der venosen Seite des Gefäfssystems von der arteriosen sich ausspricht, und weil ein beständiger unmerklicher Wechsel der ’T’'heile vor sich, die Oxydation der arteriosen Seite nie bis zur wirklichen Säurung geht. Da- durch, dafs die Oxydation des Bluts bei den Insecten wirklich bis zur Säurung geht, läfst sich auch aus ihm leichter, ob« ‚ 6 in Vie RR tot 4 76 schon nicht bei allen Insecten, durch eigene Absonderungs- Organe eine eigene Säure bereiten, wie die Säure bei der Raupe der Bombyx Vinala, der Ameise u. s. w. Sollte nun nicht dieser allgemeinen Säurung des Bluts bei den Insecten als ein allgemeiner Gegensaz die wirklich al- "kalinische Beschaffenheit der Secretion des Speisenwegs ent- gegenstehn ? Der Organismus ‚bedarf aber zum Wechselspiel seiner Kräfte nicht blofs differenter Stoffe, und ihrer gegenseitigen Einwirkung auf einander, sondern auch indifferenter, die bei- derlei Extreme gleichsam vermittelnder. In dieser Hinsicht ist es wichtig, dafs bei allen Insecten eine abgesonderte Par- tie von Flüssigkeit vorkomme, welche weder sauer, noch al- kalinisch wie die übrigen Flüssigkeiten, sondern völlig neu- tral ist. Es ist wichtig, dafs diese Flüssigkeit eingeschlos- sen ist in einem Behälter, der vorzugsweise vor allen ähnli- chen bei den Insecten ein ‚höheres organisches Leben zeigt. Bs ist dieses die neutrale Flüssigkeit, welche in dem Rüken- gefäfs eingeschlossen ist, das beständig pulsirt, ohne kleinere 'Gefässe abzugeben, noch welche zu erhalten. Wenn man nimmt, dafs dieses Rükengefäfs mit dem Nervensystem durch den rüklaufenden Nerven "?) in der genauesten Verbindung 12) Siehe Lyonet Traite anatomique Chap. XI. Du Coeur, In die- sem Kapitel giebt Lyonet gleich anfangs die Verbindung einesrük- laufenden Nerven, den er Bride de l’Oesophage nennt, mit dem Rükengefäls an, so wie dieVerbindung dreier kleiner Ganglien, die er mit dem Namen Ganglions frontaux belegt, mit eben dem- selben. Ich will hier einen Theil von dem, wasLyonet über die Verbindung des Nervensystems mit dem Rükengefäls sagt, ange- ben: Ges ganglions communiquent, ainsi qu’on le verra dans la suite, avec les deux premiers des 13 gros ganglions de la Chenille, Ei’comme tous communiquent les uns avec les autres, au moyen du conduit de la moälle Epiniere, si ces petits ganglions atlirent le suc, dont le coeur les abreuye sans-cesso, on ne sauroit presque \ u er steht, dafs das Nervensystem selbst bei allen Thieren in che- mischer Hinsicht den indifferentesten Character, und weder einen ausgezeichneten von Verbranntseyn, noch von Ver- brennlichkeit, auf der andern Seite aber die gröfste Concen- tration des organischen Lebeis überhaupt zeigt, so dürfte wohl das Rükengefäfs in einem nothwendigen Zusammenhang mit dem Nervensystem bei den Insecten stehen, deren übrige Flüssigkeiten einen so differenten chemischen Charakter aus- sprechen. Man könnte selbst sagen, die herzförmige Pulsa- tion des Rükengefässes, das doch bei den Insecten mit der all- gemeinen Blutmasse in keinem unmittelbaren Zusammenhang steht, erweist dafs auch bei den Thieren mit Kreislauf die Pulsation des Herzens noch einen unbekannten Einflufs auf die Functionen des Nervensystems habe, abgesehen von dem mechanischen Fortstofsen des in seiner Höhle enthaltenen Bluts. Schon das Gefühl von Ohnmacht auch beim Menschen, was so häufig von der Gegend des Herzens aus, beinoch vor- handenem Bewufstseyn, geht, dürfte dieses aussprechen. Bei dem Mangel an Kreislauf in den Insecten bildet wenig- - stens das Rükengefäfs durch seine beständige Bewegung of- fenbar einen inneren Reiz auf das mit ihm so genau verbun- dene Nervensystem. Dieser Reiz ist vielleicht um so noth- wendiger, als diesen Thieren auch der Reiz selbst erzeugter höherer Wärme fehlt, als die des umgebenden Mediums ist. Das träge Leben der mehrsten kaltblütigen Thiere und selbst - bei denen, die schnell sich bewegen, die Eingeschränktheit und Einfachheit ihrer Lebensäufserungen steht in auffallendem Contrast mit der Lebendigkeit und der Mannigfaltigkeit von Lebensäufserungen bei den Insecten, obschon sie auch kalt- blütige Thiere sind. Doch dürfte die vollständige Oxydation der Blutmasse bei ihnen, obschon sie nicht im Kreise bewegt douler que oe suo ne se distribue, par leur entremise, aux aulres ganglions et alors il sera probablement oe qui nourrit les nerfs. 6” a A 2 A i N ee 73 n wird, als innerer Reiz für das Nervensystem, den fehlenden des Kreislaufs und erhöhter thierischer Wärme überwiegend ersezen. Wenn man bedenkt, dafs beim Menschen der Siz lebhaf- ter Gefühle gleichsam in der Brust, und im Herzen selbst ist, so mufs die Entfernung des Analogons des Herzens, nämlich des Rükengefässes, zugleich mit dem hauptsächlichsten Ap- parat der Luftwege, von der gröfseren Nähe des Kopfs hin- weg, aus der Brust nämlich mehr in das Abdomen, offenbar bei den Insecten auch ihr ganzes Gefühl und Empfindungs- system verändern, ‚Sollte es vielleicht von diesem herrühren, dafs der Kopf bei den Insecten, getrennt vom Körper, weni- ger verschiedene, und weniger lang dauernde willkührliche Handlungen äufsert, der kopflose Rumpf aber noch weit man- nigfaltigere und länger dauernde, so dafs selbst kopflose In- , secten sich noch begatten. Sollte zunächst der aufserordent- liche Geschlechtstrieb der Insecten und der Umstand, dafs ihre künstlichen Handlungen weniger auf ihre Ernährung, als auf ihre Fortpflanzung und die Unterstützung der heuen Brut sich beziehen, davon herrühren ? Bemerkenswürdig dürfte doch seyn, dafs auch bei den Thieren mit Kreislauf, wo die Lnftwege sich bis in das Ab- domen, also ebentalle bis in die Nähe der Geschlechtstheile, erstreken ‚ein ähnlicher künstlicher Instinet blofs i in Bezie- hung auf die Fortpflanzung statt findet, namentlich bei den Vögeln, die im Bau ihrer Nester oft so wunderbar verfahren, So hätte vielleicht die Natur blofs des Herunterrükens der Luftwerkzeuge gegen das Abdomen zu bei den Insecten bedurft, um eine völlig verschiedene thierische Oeconomie in denselben bervorzubringen, selbst um thierische Instincte der wunderbarsten Art zu weken, das ganze Empfindungssystem dieser Geschöpfe ein anderes seyn zu lassen, als das beim Menschen und den Säugthieren, und so selbst eine psychisehe , j 19 Merschiedenheit, die in ihrer Art stufenweise ebenfalls ein Höchstes erreichte, hervorzubringen, Folgerungen für die Physiologie der Säugthiere und des Menschen. Aus den daknaknen Untersuchungen werden sich mit mehrerer Gewifsbeit, als die angeführten Vermuthungen ge- ben können, folgende weitere physiologische Size ziehen lassen. ' Da bei den Insecten weder Gefäfssystem noch Zellgewebe statt findet, wohl aber Muskeln, Nerven, einfache Häute und Ausführungsgänge vorhanden sind, so mufs man schliefsen, dafs diese Organe auch bei den Thieren mit Kreislauf nicht blofs aus verdichtetem Zellgewebe bestehen; dafs sie ferner ihre Bildungs-Ursachen in sich haben, und hierin unabhängig ‘vom Blutgefäfssystem sind; dafs die Verschiedenheit der ab- gesonderten Säfte in den höheren Thierclassen nicht abhän- gen von der Verschiedenheit des Bluts oder der Verschieden- heit seiner Austheilung in den Drüsen, sondern dafs in allen absondernden Drüsen das eigentlich Bestimmende in den Wan- dungen der Ausführungsgänge liege, die beym Insect vom ganzen Drüsenbau allein übrig sind. Die Insecten beweisen, dafs auch Fettbildung unabhän- gig von Zellgewebe und Kreislauf ist; und deutlicher, als bei den höheren Thierclassen, zeigt sich bei den Insecten, dafs das Fett Vorrath zur Ernährung sey, und unmittelbar wieder übergehen könne in organische Flüssigkeit, die zur neuen Bildung dient. Eyweifsstofl’ aber dürfte wohl im ganzen Thierreich der unmittelbar ernährende Stoff seyn, da er als ein Hauptbe- standtheil des Chylus der Insecten und ihres unbeweglichen 89 Blutes, so wie der Flüssigkeit ihres Eyes, Ars Be Chylus, Blut und Ey der Thiere mit Kreislauf, Dafs Athemhohlen eine vom Kreislauf Ba) Function sey, dafs die Lungen nicht durch den Reiz des be- wegten Blutes zu diesem Geschäft angetrieben werden, er- weisen die Insecten. Sie beweisen auf der anderen Seite, dafs es BRRON I, Factoren bedürfe, zur Erzeugung einer selbsständigen thie- rischen Wärme, die gröfser ist, als die des umgebenden Me- diums, dafs, um eine solche Wärme hervorzubringen, es nicht blofs einer vollständigen Oxydation der allgemeinen Blutmasse bedürfe, sondern auch einer Bewegung derselben, so wie umgekehrt die Bewegung der Blutmasse ohne voll= ständige Oxydation ebenfalls dazu nicht zureicht. Ueberhaupt lassen sich in dieser Hinsicht die ausgebilde- ten Thiere in vier Klassen abtheilen. Bei den Säugthieren und den Vögeln wird alles Blut der Berührung der Luft aus- gesezt, und zu gleicher Zeit beständig im Kreise bewegt. Diese Thiere sind warmblütig Bei den Insecten ist eben- falls alles Blat dem Zutritt der Luft ausgesezt, aber es wird nicht im Kreise bewegt, und sie sind kaltblütig. Bei den Reptilien wird nur ein Theil der Blutmasse einer vollständi- gen Oxydation durch die atmosphärische Luft ausgesezt, und dann im Kreislaufe der übrigen nicht oxydirten Blutmasse beigemischt, und diese Thiere sind kaltblütig. Bei den Fi- schen endlich wird zwar die ganze Blutmasse durch Kreis- lauf der Oxydation durch die Luft ausgesezt, aber diese Oxy- dation ist unvollständig, weil sie blofs durch Luft geschieht, die in kleiner Menge im Wasser sich befindet; daher sind auch die Fische kaltblütig. So ist auch der Foetus des Men- schen in Mutterleib noch ein kaltblütiges Thier, troz seines Kreislaufs, weil ihm die Oxydation seiner Blutmasse fehlt, Bey den Fischen entsteht nie Warmblütigkeit, wenn sie auch noch so schnell sich bewegen, weil durch alle diese 81 Bewegungen der relative Mangel an Oxydation durch das Wasser nicht aufgehoben wird; aber bei den Insecten, deren Blut vollständig durch Luft oxydirt wird, darf nur eine be- deutende Bewegung des Körpers hinzutreten, die auch auf die sonst ruhende Blutmasse einen Einflufs äufsert, und sie erzeugen, wie oben bemerkt worden ist, eine sehr bedeu- tende Menge von Wärme. Umgekehrt darf nur bei den Säug- thieren, die in.den Winterschlaf verfallen, troz dem, dafs die Luft eben den Zugang zu ihren Lungen hat, wie vorher, und Kälte sie zur Oxydation noch geneigter macht, die Schnelligkeit der Bewegung des Bluts abnehmen , und sie sinken gleichsam zu kaltblütigen T'hieren herunter. So zeigt sich umgekehrt auch beim Menschen vermehrte thierische Wärme im Fieber, bei beschleunigtem Kreislauf, ohne dafs jedesmal sichtbar das Athemhohlen dabei beschleunigt wäre; so wie wahrscheinlich wegen Vermehrung des Luftzutritts vorzüglich die Vögel auf der anderen Seite warmblütiger sind, als die vierfüfsigen Thiere. Bewegung dürfte also in Erzeugung thierischer Wärme eben so gut als Oxydation der Blutmasse durch Luft in Rechnung genommen werden, und keiner dieser Factoren ohne den andern diese Erscheinnngen allein hervorzubringen im Stande seyn. Da ferner bei den Insecten die eine vollkommene Meta- morphose durchmachen, die Muskeln, die vorher der Larve angehörten, nach und nach verschwinden ‘und erst später sich wieder aus der allgemeinen breyartigen Masse, die zur Bildung dient, als neue dem vollkommenen Insect angehöri- ge Muskeln entwikeln, während weder das Nervensystem noch die Häute der verschiedenen Organe verschwinden, so erhellt hieraus, dafs leztere Organe wesentlichere Grundzüge des thierischen Körpers darstellen, als seine reizbare Faser. Die Insecten kommen nun mit den Wirbelthieren beson- ders darin überein, dafs auch bey ihnen das Nervensystem das nähere Seelenorgan ist, und ein Theil desselben, näm- 82 lich das Hirn, gleichsam die Herrschaft über das Uebrige hat. Vergiftungen erweisen sich bei ihnen als Einflufs auf das sensible Nervensystem, ohne Mittel des Kreislaufs, äufsernd, Da bei den Insecten kein bemerkbarer Unterschied zwi- schen dem harten und weichen Nervensystem statt findet, so ergiebt sich daraus bei den Thhieren mit Kreislauf, dafs das weiche Nervensystem derselben vom Daseyn der Blutgefüsse abhängig sey. Endlich ergiebt sich aus der Vergleichung mit den In- secten, dafs wenn schon bei den Mammalien und dem Men- schen die Thätigkeit der Sinnnerven einigermafsen abhängig ist von der gehörigen Beschaffenheit des Kreislaufs, die Sinn- organe doch in sich den Grund ihrer besonderen Thätigkeit enthalten, und die Kraft dazu nicht erst vom Beelalnnf ent- lehnen.