u 0 1 v 14 — V ) — Abbildungen und Beſchreibungen naturgeſchichticher Gegenſtände von Dr. und Profeſſor Johann Wolf, Koͤn. Baier'ſchem Schullehrer⸗Seminar⸗Inſpector und Local⸗Schul⸗Commiſſaͤr, Mitgliede der Herzogl. Sachſ. Goth. und Meining. Societaͤt der Forſt⸗ und Jagdkunde zu Dreißigacker, der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft und des Pegneſiſchen Blumenordens zu Nuͤrnberg, der Wetterauiſchen Geſellſchaft fuͤr die geſammte Naturkunde, der phyſicaliſch⸗ medieiniſchen Geſellſchaft, zu Erlangen, und der Geſellſchaft zur Befoͤrderung der geſammten Naturwiſſenſchaften in Marburg. 12122 ĩõĩ?%E«b?t? ꝑ ð Mit 36 illuminirten Kupfern. Nuͤrnberg, im Verlag des Conrad Tyroff'ſchen Wappen, Kunſt⸗ und Commiſſions-Bureau's. 1818. ae ae Dre .ee 0% ——— — Groß iſt die Anzahl naturgeſchichtlicher Abbildungen, man mag fie in Hinſicht auf ihren Zwek, nach welchem ſie entweder belehren oder vergnuͤgen, oder zum Zeitvertreibe dienen ſollen, oder nach ihrem verſchiedenen Werthe betrachten, den ſie fuͤr den Naturforſcher, oder fuͤr den bloßen Liebhaber und Verehrer des Schoͤnen und Merkwuͤrdigen in der Natur haben, und es ſcheint alſo uͤberfluͤſſig zu ſein, dieſe Anzahl durch eine neuͤe Sammlung vermehren zu wollen. Allein es gibt der Liebhaber ſo viele, und der Geſchmak und die Wuͤnſche derſelben ſind ſo verſchieden, daß wir glauben, unſere zu liefernde Abbildungen koͤnnen ſich auch einer freuͤndlichen Aufnahme, wie ſo viele andere erfreuͤen, und zwar um ſo mehr, weil wir Willens ſind, nicht geradezu koſtſpielige, mit vielem Koſtenaufwand bearbeitete Gegenſtaͤnde zu liefern, die bei den ietzigen geldarmen Zeiten wenige Liebhaber finden, aber auch keine ſolche, wie man fie auf gewoͤhn⸗ lichen Kupferboͤgen fiehet, oder welche neuͤe Copien von funfzig vorher erſchienenen andern Copien ſind, wovon die eine immer ſchlechter iſt, als die andere, und an deren leztern man das Urbild nicht mehr erkennt. Es ſollen vielmehr die Abbil⸗ dungen nach guten Muſtern, entweder nach Kupferſtichen aus guten Werken, oder, wo moͤglich, auch nach Naturkoͤrpern ſelbſt verfertiget werden. Auch wird man bei der Wahl der Gegenſtaͤnde fein Augenmerk darauf richten, daß nicht ſolche genommen werden, welche man faſt taͤglich in der Natur ſelbſt finden und ſehen kann, ſondern man wird vielmehr auf das Seltene, Merk⸗ wuͤrdige, Schöne, Neue oder unrichtig Dargeſtellte Nuͤkſicht nehmen. Manches von der Art iſt in einzelnen kleinen Schriften zerſtreuͤt, das allgemeiner gemacht zu werden verdient. Es iſt ferner nicht darauf abgeſehen, ein auf viele Jahre hinaus dauerndes Werk zu liefern, deſſen Ende kaum zu erwarten iſt, ſondern es ſoll das Ganze nur auf zwoͤlf Hefte, iedes zu einigen Bogen Text und 3 Kupferblaͤttern berechnet ſein, und nur dann weiter fortgeſezt werden, wenn man merkt, daß das Publicum damit zufrieden iſt und eine Fortſezung wuͤnſchet. g ö 1 Vorrede. Jeder Band ſoll aber alsdann fuͤr ſich beſtehen und ein von dem folgenden unabhängiges Werk ausmachen, der zu dem Ende mit einem alphabetiſchen Regiſter verſehen wird. Da das Ganze nicht auf einmal, ſondern nur nach und nach geliefert werden kann, auch die Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde dem Auge mehr Vergnuͤgen gewaͤhrt; fo ſollen fie nicht in ſtrenger ſpſtematiſcher Ordnung auf einander folgen, ſondern abwechſelnd aus den verſchiedenen Claſſen des Naturſyſtems aufgefuͤhrt werden. Damit jedoch der Leſer eine Überſicht uͤber das Ganze erhaͤlt, und die Stelle kennen lernt, die der abgebildete Naturkoͤrper im Syſtem einnimmt; fo wird man am Ende eines ieden Bandes ein ſyſtematiſches Inhalts⸗ verzeichniß mit Bezug auf die Seitenzahlen und Kupfertafeln beifuͤgen. Die Groͤße der Abbildungen muß ſich natuͤrlich nach dem Format des Werkes, zum Theil nach der wirklichen Größe der Naturkoͤrper und deren Zu. ſammenſtellung auf einem Blatte richten. Damit aber die Deuͤtlichkeit in der Darſtellung nicht leide, ſo wird man darauf bedacht ſein, daß der Figuren nicht zu viel auf eine Tafel zu ſtehen kommen, auch zuweilen, wenn es die Wichtigkeit des Gegenſtandes erfordert, nur eine einzige Figur den Raum eines Blattes einnehmen ſoll, wie dieß z. B. mit dem Cuntur im erſten Hefte geſchehen iſt. überhaupt aber wird man ſich bemuͤhen, ſo viel als nur immer moͤglich iſt, den Wuͤnſchen des Publicums zu entſprechen und deſſen Beifall zu verdienen. So moͤge denn nun dieſes neuͤe Kunſtgebilde ſeinen Weg in die weite Welt antreten, begleitet von den Gluͤkwuͤnſchen ſeines Urhebers. | Nürnberg, den 28. Junius 1815. Wolf. nn nn nn \ \ Der Cuntur. Condor. Vultur Gryphus. Linz. Sarcoramphus Cuntur. Dumeril. Oeggeich dieſer gewaltige Rauͤber unter den Voͤgeln in einer Gegend lebt, die von den Europaͤern ſeit dreihundert Jahren beſucht wird: ſo hatte man doch weder eine genaue Beſchreibung, noch eine getreuͤe Abbildung von ihm aufzuweiſen, und die Berichte der Reiſenden und A find in der Hinſicht voll von Widerſpruͤchen und Unwahrheiten. Einige verwechſeln ihn mit andern Geierarten, oder halten die Verſchiedenheiten des Wohnorts und des Alters für Merkmale der beiden Geſchlechter; andere uͤbertreiben ſeine Groͤße und Wildheit, oder erzaͤhlen ſonſt allerhand Ungereimtheiten von ihm. Noch waͤre unſer Wiſſen von ihm mit Dunkelheit umhuͤllet, wenn nicht der große Naturforſcher Alexander von Humboldt bei ſeinem ſiebenzehnmonatlichen Aufenthalt in den hohen Anden dieſem Vogel eine beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet und feine Beobachtungen und Nachrichten uns mitgetheilt haͤtte. Der Name Condor ſtammt von der Guichua⸗Sprache her, welche die allgemeine Sprache der Yneas war. Man ſollte eigentlich Cuntur ſchreiben, well die Europäer durch eine fehlerhafte Ausſprache das u und t der Peruaner in o und d verwandelten. Herr von Humboldt vermuthet, daß das Wort Cuntur und cuntuni, welches leztere in der Guichua⸗ Sprache, riechen bedeuͤtet, von einem unbekannten Wurzelwort abſtamme. Dieſe Vermuthung iſt um ſo wahrſcheinlicher, da der Cuntur eine außerordentliche Em⸗ pfaͤnglichkeit für den Geruch des Fleiſches hat, das er ſchon in der Entfernung wittert. Man hat dieſen Vogel ehehin unter die Geier gerechnet; allein neuͤere Naturforſcher, namentlich Dum elril in Paris, trennt ihn davon und ſtellt eine neuͤe Gattung auf, die er Sarcoramphus nennt, und zu derſelben außer dem Cuntur noch den Geierkoͤnig Vultur Fapa und den Ohrengeier ( Oricou,) von welchem leztern wir in einem der folgenden Hefte gleichfalls eine Abbildung und Beſchreibung liefern werden, rechnet, Eine Trennung, die ſehr richtig zu ſein ſcheint, da dieſe drei Raubvoͤgel durch den nakten Kopf und die fleiſchigen 1 an demſelben ſich ſehr auffallend von andern Geierarten unterſcheiden. Die Merkmale aber, welche dem Cuntur eigen find, und durch welchen er ſich von den uͤbrigen mit ihm verwandten Arten auszeichnet, ſind der laͤnglichtrunde, unausgerandete, ſenkrecht auf dem Scheitel ſtehende Sleiſchlappen, das nakte Kinn mit einem e be 1 * Fleiſchlappen, der weißfederige Halsfragks und fein grauſchwarzes Gefieder. Der Oberſchnabel des Maͤnnchens iſt 2 ıfa pariſ. Zoll lang, gerade ausgehend, oben bogenfoͤrmig, an der Spitze nur maͤßig gekruͤmmt, die Spitze weit kuͤrzer, als bei einem Adlerſchnabel, der Seitenrand mit einem ſtumpfen Zahne verſehen, die vordere Hälfte des Ober -und des kuͤrzern Unterſchnabels weiß, die hintere braun; die Naſenloͤcher ei- linienfoͤrmig und nakt und oben auf dem Schnabel unter dem Fleiſchlappen liegend, da wo er vom Schnabel abſteht; der Kamm ſteht theils auf dem Scheitel, theils auf dem Schnabel, und iſt da, wo die Naſenloͤcher ſich befinden, nicht angewachſen. Er iſt laͤnglich, runzelich, ſehr dünn, hart und faſt lederartig. Die Zunge iſt knorpel— artig, eirund, keilfoͤrmig, an den Seiten mit ſtachelartigen Zaͤhnchen verſehen; der Augenſtern purpurroth; die Ohren ſind groß, rundlich und unter der runzlichen Haut an den Schlaͤfen verborgen; der abgeplattete Kopf und Hals ſind nakt, grauroth, vorzuͤglich an der Kehle, ſehr runzlich, trocken und mit ſchwarzbraunen Streifen, und kurzen Haaren, hin und wieder beſezt. Am ganzen Halſe zeigen ſich gleichlaufende Falten, die nach der Laͤnge des Halſes gehen, und dadurch entſtehen, daß der Vogel feinen Hals zu verkuͤrzen und in den Kragen einzuziehen pflegt. Bei dem Maͤnnchen bildet die Haut hinter dem Auge fleiſchige Runzeln, welche nach dem Halſe heruntergehen und ſich in einer ſchlaffen Haut endigen, welche das Thier nach Gutduͤnken, etwa wie unſer Truthahn, anſchwellen kann. Unter dem Kinne bildet die Haut einen ausgerandeten Fleiſchlappen, den der Vogel nach Willkuͤhr verlaͤngern und verkuͤrzen und nach der Geſtalt veraͤndern kann. Da, wo der Hals ſich endigt, umgibt ihn ein aus ſeidenartigen Flaumfedern beſtehender weißer Kragen, der aber vorn nicht voͤllig geſchloſſen iſt. Er hat einen nakten Streifen, der bis zu den ſchwarzen Bruſtfedern herabgeht. Der Ruͤcken, die Fluͤgel, der Unterleib und der Schwanz ſind ſchwarz, ins Graue ſpielend. Die erſten Schwungfedern find bei allen Cunturen ſchwarz, und die Huͤlfs— Schwungfedern haben beim Maͤnnchen wie beim Weibchen auͤßerlich einen weißen Rand; bei dieſem find die Fluͤgeldekfedern ſchwarzgrau, beim Männchen iſt ihre Spitze und ſelbſt die halbe Feder weiß, ſo daß der Fluͤgel des Maͤnnchens mit einem großen weißen Flek oder Spiegel geziert zu fein ſcheint. Der Schwanz iſt keilſoͤrmig, ziemlich kurz und ſchwaͤrzlich. Die Fuͤße ſind ſehr ſtark, graulichblau, und mit weißen Runzeln geſchmuͤkt; die Naͤgel ſind ſchwaͤrzlich, wenig gekruͤmmt, aber ſehr lang. Eine ſehr ſchlaffe Haut vereinigt die vier Zehen jedes Fußes mit einander. Die vierte Zehe iſt ſehr klein und ihr Nagel kruͤmmer. Dem Weibchen fehlt außer bem weißen Spiegel auf den Fluͤgeln, der Kamm auf dem Scheitel; auch hat es weniger und ſeichtere Runzeln und iſt kleiner, | wie aus folgenden Angabe des Maßes zu erſehen iſt: Ein todes Weibchen, welches von Humboldt von dem Vulcan von Pichincha erhielt, maß von der Spitze des Schnabels bis zur Spitze des Schwanzes 3 Fuß 2 Zoll, und in die Breite von einer Fluͤgelſpitze bis zur andern 8 Fuß 1 Zoll, der Schnabel 1 Zoll. % — 5 — 10 kinien; der nakte Theil des Fußes 10 Zell, der Nagel an den drei großen Zehen 11 bis 12 Zoll. Ein Maͤnnchen, welches auf dem oͤſtlichen Abhange des Chimborazo im Junius 1802 gefangen wurde, hatte folgende Ausmeſſungen: Von der Schnabelſpitze bis zum Ende des Schwanzes 3 Fuß 3 Zoll 2 Linien; von einer Spitze der ausgebreiteten Fluͤgel über den Ruͤcken bis zur andern 8 Fuß 9 Zoll; der Schnabel 2 Zoll 9 Knien; Breite des geſchloſſenen Schnabels 1 Zoll 2 Linien; Laͤnge des Kammes 4 Zoll 9 Linien; Breite 1 Zoll 5 Linien; die Dicke eine halbe Linie; Laͤnge des Nagels 2 Zoll pariſ. Maß. Bei den Raubvoͤgeln iſt in der Regel das Weibchen groͤßer als das Maͤnnchen; bei dem Cuntur ſcheint dieſe Verſchiedenheit nicht recht merklich zu fein, denn bei beiden Geſchlechtern aͤndert die Groͤße betraͤchtlich ab. | Man wird ſich wundern, wenn nach diefen genauen Ausmeſſungen dieſer Vogel ſo klein gegen die von ihm ehemals angedichtete Groͤße erſcheint. Nach Desmarchais ſoll der Cuntur mit ausgeſpannten Fluͤgeln 18 Fuß meſſen, ein Maß, das ſicher uͤber— trieben iſt, denn von Humboldt ſah keinen, von 9 Fuß Laͤnge, d. h. von der Schnabel. bis zur Schwanzſpitze, und viele glaubwuͤrdige Bewohner der Andes im Königreiche Quito verſicherten ihm, nie einen Cuntur getoͤdet zu haben, der 11 Pariſer Fuß übertraf. Der maͤnnliche Cuntur, welchen Freſier gemeſſen hat, hielt mit ausgeſpannten Fluͤgeln nur 9 Fuß, und der, welchen Doctor Strong in Chili, nahe bei der Inſel Mocha toͤdete, hatte mit ausgebreiteten Flügeln 12 Fuß, 2 Lin. engl. Maß, von welchem 14 Fuß 13 Pariſer geben. Aus allen dieſen Meſſungen geht hervor, daß ber Cuntur kein groͤßerer Vogel ki, als der Laͤmmergeier in der Schweiz. ) Eine Urſache, warum man ehemals die Groͤße des Cunturs uͤbertrieb, mag auch in der Geſichtstauͤſchung liegen, der man in den hohen Gebirgsketten der Andes leicht. ausgeſezt iſt. Da naͤmlich der Vogel gewoͤhnlich auf dem Gipfel nakter Felſen, die der untern Graͤnze des ewigen Schnees nahe liegen, niſtet und ruht, und hier von allen lebenden Weſen, mit welchen man ihn vergleichen koͤnnte, abgeſondert und entfernt iſt; ſo ſieht man ihn wie auf das tiefe Blau des Himmels hingeworfen. Dieſe ungewoͤhnliche Stellung und der große Kamm des Maͤnnchens laſſen den Vogel viel größer erfcheinen als er wirklich iſt. Selbſt Herr von Humboldt erfuhr dieſe Tauͤſchung, wenn er auf den Gipfeln der Andesſchen Vulkane herum wanderte. Der junge Cuntur hat anfangs keine Federn, ſondern er iſt mehrere Monate lang mit einem ſehr feinen Flaum, oder mit einem weißlichen gekrauͤſeltem Haare bedekt, welches dem Haar der iungen Steineuͤle gleicht, und welches Jugendkleid er alſo mit „) Wir werden auch von dieſem ſchoͤnen und großen Raubvogel eine Abbildung und Beſchreibung liefern, und auf dieſe Weiſe die 3 größten Hauͤpter des gefiederten Raubvolkes aus drei vers ſchiedenen Erdtheilen zuſammen ſtellen, nämlich den Cuntur in America, den Oricou in Africa und den Laͤmmergeier in Europa. re mehrern andern Raubvoͤgeln z. B. dem Adler ꝛc. gemein hat. Dieſes Kleid verſtellt den Vogel, ſo daß er faſt groͤßer erſcheint, als er iſt. Die Federn eines jweilährigen Cunturs find nicht ſchwarz, ſondern von einem falben Braun. Dem Weibchen fehlt bis zu dieſen Alter der weiße Kragen. Dieſe Veraͤnderungen im Auͤßern des Cunturs habe viele Naturforſcher und ſelbſt einige Einwohner von Peru verführt, zu behaupten, es gebe zwei Arten von Cuntur, naͤmlich einen ſchwarzen und braunen. Auffallend iſt es, daß die aus Chili oder aus dem allerſuͤdlichſten Theil von Peru herruͤhrenden Exemplare groͤßer ſind, als die von den noͤrdlichern Gegenden des ſuͤdlichen Amerikas. Sollte es in dem kalten und gemaͤßigten Erdſtriche eine groͤßere Abart vom Cuntur geben? Moͤglich waͤre es, da eine reichlichere Nahrung oder irgend eine andere oͤrtliche Urſache eine groͤßere Ausbildung des Koͤrpers hervor bringen kann. Der Cuntur gehoͤrt der großen Kette der Andes ausſchließend an, und die Gegend der Erde, welche er allen andern vorzuziehen ſcheint, iſt die zwiſchen 1600 und 20, 500 Toiſen Hoͤhe uͤber dem Meere. So oft von Humboldt und ſein Reiſegefaͤhrte Bonpland beim Pflanzenſuchen bis an die Gegend des ewigen Schnees hinaufkamen, wurden ſie von Cunturen umgeben. Ihm behagt nur die Einſamkeit der Berge und eine verduͤnnte Luft, in welcher das Barometer auf 16 Zoll ſteht. Zuweilen treibt ihn iedoch der Hunger in die den Cordilleren nahe liegenden Ebenen herab. Man ſieht ihn daher am Ufer der Suͤdſee, beſonders in dem gemaͤßigten und kalten Erdſtriche von Chili, wo die Kette der Andes ſich nahe am Ufer hinzieht. Dann bleibt er aber nur wenige Stunden in dieſer Gegend. Sehr viele Felſengruppen und Gebirgsebenen in der Kette der Andes von Peru, und Quito, welche uͤber 2450 Toiſen uͤber der Meeresflaͤche liegen, ſind von den Cunturen als deren Ruheplaͤtze benannt, z. B. Cuntur- Kahua, — Cuntur- Palti, Cuntur- Huachana, Namen, welche in der Sprache der Ynfas, Wache 5 Schlafſtelle, Bruͤteort der Cunture bedeuͤten. 5 Der Raum, den die Cunture in Suͤdamerika beherrſchen, erſtrekt ſich durch die ganze Kette der Andes, von der magellaniſchen Straße an, bis an die noͤrdlichen Graͤnzen von Peru, welches eine Strecke von ungefähr 100 geographifchen Meilen ausmacht. Man trift ihn daher in Neu Granada, in der Provinz Quito und noͤrdlich vom Aquator auf der Kette der Andes bis an die Provinz Antioquia an. Auf dem oͤſtlichen Abhang der Cordillere von Quindiu bis in die Gegend von Ibaque, und von Santa⸗Cruz de la Sierra und Cochabamba findet er ſich gleichfalls. Ob er aber den oͤſtlichen Arm der Andes bis in die Nähe des Antilliſchen Meeres und die Kette de la Summa Paz und die von Chingaſa oͤſtlich von Santa Fe bewohnt, iſt ungewiß. Wahrſcheinlicher iſt es hingegen, daß er ſich auf der Kette der Andes bis zu der ſuͤdlichſten Spitze Amerikas hinabzieht, weil der von Dr. Shaw beſchriebene Cuntur in der Magellaniſchen Straße geſchoſſen wurde, und ein anderer Geier im Muſeum Leverianum gleichfalls aus der Magellaniſchen Straße gekommen iſt. Ra Der Geier der Andes ſezt nicht ſowohl durch feine Größe, als vielmehr durch feine unglaubliche Kraft, welche er im Schnabel, in den Flügeln und beſonders in den Klauen hat, in Erſtaunen. Er uͤbertrift gewiß an Staͤrke und Kuͤhnheit den Laͤmmer⸗ geier in der Schweiz. Denn nicht nur greifen zwei Cunture den Hirſch der Andes, den iungen Loͤwen Puma, die Vicunna und das Guanaco an, ſondern fie werfen ſich ſogar auf eine iunge Kuh, verfolgen ſie ſo lange und verwunden ſie unaufhoͤrlich mit den Klauen und dem Schnabel, bis das Thier ermuͤdet, und athemlos die Zunge mit Bruͤllen hervorſtrekt. Auf den graſigen Ebenen am Antiſana, welche 2107 Toiſen über der Meeresflaͤche liegen, findet man nach der Ausſage der dortigen Einwohner, nicht ſelten Stiere, die von Cunturen am Ruͤcken verwundet, aber nicht bezwungen worden find. Nach der Zunge iſt er beſonders luͤſtern. Er haͤlt ſie ſeſt, reißt dem Thiere die Augen aus, es ſinkt nieder, und gibt allmaͤhlig den Geiſt auf. Er frißt mit einer außeror⸗ dentlichen Gier, und zwar lieber tode Koͤrper, als lebende Thiere; doch naͤhrt er ſich von dem einen wie von dem andern. Auch ſcheint er weniger den Voͤgeln, als den Sauͤgethieren nachzuſtellen. Sobald die Augen und die Zunge als feine Lieblingsbiſſen, verzehrt ſind, reißt er den Koͤrper vom After an auf, um deſto leichter zu den Einge⸗ weiden zu kommen. Hat er ſich recht voll gefreſſen, fo iſt er zu ſchwer, um fort fliegen zu koͤnnen — (gerade wie beim Aasgeier Vultur leucocephalus.) Noͤthigt man ihn zum Fliegen, und bringt er es dahin, ſich zu uͤbergeben, ſo ſoll es ihm auch gelingen, in die Höhe zu fliegen. Er ſoll dann, nach Ausſage der Eingebornen, die eine ſeiner Zehen in den Hals ſtecken, um ſich zu erleichtern. Hr. v. Humboldt haͤlt dieſes nur für eine zufällige Bewegung, durch welche der Theil, welchen die Klaue berührt, nur ſanft gekuͤtzelt wird, allein wir finden, daß z. B. der Schuhu Strix Bubo ſich auch mit der Klaue hilft, und einen Fleiſchbrocken wieder aus dem Munde reißt, der etwas zu groß für feinen Rachen iſt. Wenn ihn der Hunger quält, fo erhebt er ſich zu einer erſtaunlichen Höhe, Dort, in den Lüften ſchwebend, umſpannt fein Blik auf einmal den weiten Bezirk, der ihm ſeine Beuͤte liefern ſoll. Die Durchſichtigkeit der Luft, bei heitern Tagen, ſcheint ihn einzuladen, einen groͤßern Strich Landes zu durchmuſtern, als das fcharfe Auge dieſer Luftiaͤger fonft bei truͤberm Himmel uͤberſchauen koͤnnte. Wenn er ſich voll geſreſſen hat, ſo bleibt er phlegmatiſch auf ſeinem Felſen ſitzen und zeigt in dieſem Zuſtande ein ernſtes, muͤrriſches, ſchuͤchternes Weſen. Iſt er auf der Erde, ſo kann man ihn vor ſich hertreiben, ohne daß er ſich die Muͤhe nimmt, aufzufliegen. Da er nur die einſamſten Gegenden bewohnt, wo er keinen andern Feind bat, als den Menſchen, der ihn nicht ausrotten will: ſo erreicht er wahrſcheinlich ein hohes Alter. Doch ſcheint er ſich nicht ſtark zu vermehren. Hr. v. Humboldt ſah immer nur fuͤnf bis ſechs auf einmal, und nie Schaaren von vierzig und funſzig, wie vom Leichengeier Vultur aura, und andern. Wenn von Humboldt bis an die Schnee⸗ graͤnze der Gebirge hinaufkam, ſo traf er jedes Mal drei bis vier Cunture an, die, wenn ſie auf Felſengipfeln ſaßen, ihn ohne Furcht und Argwohn zu zeigen, bis auf 2 Toiſen herannahen ließen, und keine Miene machten, ihn angreifen zu wollen. — — | Wenn der Cuntur gefangen wird, fo iſt er anfangs traurig und furchtſam; bald darauf aber wieder ſehr boͤsartig, fo daß es gefährlich wird, ſich ihm zu naͤhern. Er bat ein zaͤheres Leben, als alle andern Raubvoͤgel. Als die Indlaner zu Riobamba vor den Augen des Hrn. v. Humboldt einen töden wollten, erwuͤrgten ſie ihn mit einer Schlinge, hingen ihn an derſelben an einen Baum, und zogen 5 Minuten lang an den 1 Kaum hatte man die Schlinge losgemacht, ſo ging der Cuntur wieder munter umher. 8180 92 Man ſchoß aus einer Piſtole viermal eine Kugel auf ihn ab, aus einer Entfernung von nicht vollen 4 Schritten. Alle vier drangen ihm in den Leib; er war ſchon am Halſe, in der Bruſt und im Bauche verwundet, und immer noch hielt er ſich aufrecht. Eine fünfte Kugel ſchlug gegen das Huͤftbein und prallte ab. Erſt nach einer halben Stunde ſtarb er. 5 Er ſoll kein Neſt bauen, ſondern ſeine Eier auf den nakten Felſen, ohne alle Unterlage von Stroh oder Blaͤttern hinlegen. Die Eier ſollen nach Verſicherung der Eingebornen ganz weiß, und drei bis vier Zoll lang ſein. Auch ſoll das Weibchen ein ganzes Jahr lang bei den Jungen bleiben. Wenn er in die Ebenen kommt, ſo ſezt er ſich am liebſten auf die Erde, nicht auf Bauͤme, wozu freilich auch feine Nägel nicht gemacht find. Ariſtoteles, dieſer alte, tiefſinnige Naturforſcher, ſagt, daß die Raub⸗ voͤgel, welche ſehr krumme Krallen haben, ſich nicht gerne auf Steine niederlaſſen, und man kann daher den Gegenſaz auſſtellen, daß diejenigen Raubvoͤgel, welche gerade Krallen haben, was bei den Geiern der Fall iſt, ſich nicht leicht auf Bauͤme, ſondern lieber auf Felſen und die Erde ſezen. | Man fange den Cuntur in Peru, Quito und in der Provinz Papayan lebendig in Schlingen. Dieſe Jagd ſtellt man vornaͤmlich zur Ergoͤtzung der nei angekommenen Europaͤer an. Man tödet eine Kuh oder ein Pferd. In kurzer Zeit zieht der Geruch des getoͤdeten Thiers den Cuntur herbei, deren Geruchſinn, wie wir ſchon geſagt haben, außerordentlich fein iſt. Es erſcheinen ihrer eine Menge an Orten, wo man kaum einige vermuthet haͤtte. Hat er ſich nun recht voll gefreſſen, ſo verfolgt man ihn, da er nicht mehr auffliegt, mit Schlingen, und faͤngt ihn außerordentlich leicht. Dieſe Jagd iſt einer der bellebteften Zeitvertreibe der Landbewohner. Man kann denken, welche Grau- ſamkeiten dann ein ſolcher Cuntur zu erdulden hat, beſonders da dieſer Raubvogel unter den Schaf- und Kuͤhherden einen ſehr betraͤchtlichen Schaden anrichtet. Zuweilen — was man in Riobamba erzaͤhlt, — legt man auch giftige Krauͤter in den Bauch des Thiers, welches zur Lokſpeiſe dienen ſoll, um die Jagd zu erleichtern. Die Cunture ſcheinen dann wie trunken zu ſein. ö < Man erzählt, daß die Indier ihn auch auf dieſe Weiſe fangen, daß fie eine Kindfigur aus einem ſehr klebrigen Thon bilden und hinlegen, der Geier darauf ſtoße und mit ſolcher Macht ſeine Krallen darein ſchlage, daß er ſich nicht wieder los machen koͤnne. Dieß iſt gar nicht wahrſcheinlich, denn der Geler weis vermittelſt ſeines feinen Geruchs, nur gar zu 3 gut ein todes Thier von einem Thonklumpen zu unterſcheiden. Auch ſcheint es, daß ihn die Figur eines Sauͤgethiers eher herbei locken koͤnnte. Ueberdleß hat Herr von Humboldt ungeachtet aller Nachforſchungen, doch nie gehoͤrt, daß ein Cuntur ein Kind ergriffen und fortgefuͤhrt habe, wozu er leicht Gelegenheit haͤtte, da die kleinen Kinder der Indier öfters in freier Luft auf den Bergen ſchlafen, während ihre Vaͤter befchäftiger find, Schnee zuſammen zu tragen und in den Städten zu verkaufen. i f ECeb'ebben ſo fabelhaft iſt auch die Erzählung von dem Gerauͤſch, welches der Cuntur beim Fliegen verurfachen ſoll, und wovon ſelbſt der beruͤhmte ſchwediſche Naturforſcher Linne“ ſagt: Attonitos et surdos fere reddit homines, (es macht die Menſchen beinahe taub und ſinnlos.) Wie lange haͤtten wir alle dieſe fabelhaften Erzaͤhlungen noch nach⸗ gebetet, wenn der unermuͤdete, kuͤhne Naturforſcher von Humboldt die Lebensart und die Eigenſchaften dieſes Vogels nicht beobachtet und ausgekundſchaftet haͤtte! Die Kolbenent e. * Annas Tuüfin a. Gmel. Lin. Sie heißt auch noch rothkoͤpfige Ente, und iſt einer unſerer ſchoͤnſten Waſſervoͤgel, der eigentlich im Kaspiſchen Meere und in den großen Seen der tatariſchen Wuͤſten und der Oſtſeite der Uraliſchen Gebirgskette zu Hauſe iſt. Man trift ihn aber auch in Italien, der Schweiz und der Barbarei an. Nach Deuͤtſchland kommt ſie ſelten, und zwar im Herbſt und Winter als Strich vogel. F 85 Sie unterſcheidet ſich von andern Entenarten durch den zinnoberrothen Schnabel, durch den dunkelziegelrothen Kopf und Hals, welcher erſtere einen ſchoͤnen, dicken, rundlichen, beweglichen Federbuſch hat, den breiten, weißen, halbmondfoͤrmigen Flecken auf der Schulter und den weißen Spiegel mit ſchwaͤrzlicher Einfaſſung. Der Augenſtern iſt rubinroth, die Fuͤße roͤthlich ſchwarz; am Nacken herunter lauft ein ſtahlſchwarzer, gruͤnſchillernder Streifen; der Leib iſt im Ganzen ſchwarz, der Ruͤcken graubraun; der Unterhals, die Bruſt und der Steiß kohlſchwarz; lezterer mit einem grünen Schiller; der Bauch ſtahlſchwarz; die Seiten weiß, am Rande grau geſprenkelt; die Dekſedern der Fluͤgel ſchwaͤrzlich, die Afterfluͤgel hell graubraun, weiß geſauͤmt, wodurch ein großer weißer Flek gebildet wird; die ſechs erſten Schwungfedern ſchwarz, inwendig weiß, die ſechs leztern lang und grau; der Schwanz kurz, gleich lang, dunkelbraun, die auͤßern Federn weißlich gerandet. Die Laͤnge von der Schnabel- bis zur Schwanzſpitze betraͤgt 1 Fuß 9 Zoll, die Breite von einer Fluͤgelſpitze bis zur andern 2 Fuß 9 1/4 Zoll pariſer Maß. Das Weibchen iſt weniger ſchoͤn. Ihm mangelt der Federbuſch; der Schnabel iſt roͤthlichgrau, mit ſchmutzig orangegelber Einfaſſung; der Augenſtern ſchoͤn hell orangegelb; die Fuͤße dunkel ockergelb; die Schwimmhaut ſchwarz; der Kopf bis in den Nacken dunkelbraun; die Seiten des Kopfes und der Kehle blaßgrau; der Unterhals und 0 2 — 10 — Mücken hellbraun; Bruſt und Bauch gelbbraun mit weißlichen Federrandern; der Spiegel weißgrau, mit dunkelgrauer Einfaffung; die größern Schwungſedern dunkelbraun, der Schwanz hellbraun mit weißlicher Spitze. Es iſt nur 18 1½ Zoll lang und 32 1½ Zoll breit. In der Schweiz trift man fie auf den großen Seen einzeln und in kleinen Geſell⸗ ſchaſten den ganzen Winter, meiſtens im Januar, an, und geht im Marz ſchon wieder weg. Sie iſt ein vortrefflicher Taucher. Ihre Nahrungsmittel find kleine Schalthiere und Waſ⸗ ſerkradter. Von ihrer Fortpflanzung hat man noch nichts in Erfahrung bringen können. Ihr Fleiſch hat einen vortrefflichen Geſchmak. Da fie fehr ſcheuͤbiſt, fo hält es ſchwer, fie mit der Flinte zu erlegen; deſto leichter wird fie auf folgende Weiſe, z. B. auf dem Bodenſee gefangen: Man bindet an zwei Pfloͤcke, die ziemlich weit von einander im Waſſer ſtehen, einen ſtarken Bindfaden von verſchiedener Laͤnge; an dieſem Bindfaden befindet ſich eine Menge flacher Korkſtuͤcke, ungefähr ſo: o- - = o, dieſe find ſehr ſtark mit Vogelleim beſtrichen. Nun ſezt man dieſe Schnur hauptſaͤchlich in die Buchten, oder an ſolche Orte, wo man weiß, daß die Enten haüfig herum ſchwimmen, oder an das Land gehen. Wollen nun die Enten uͤber dieſe Korkſtuͤcke wegſchwimmen, oder ſich gar darauf ſetzen, ſo bleiben ſie kleben, und wenn fie fi) wehren wollen, bleiben auch die Bauchfedern darauf haͤngen. Dieſe Fangart iſt ſehr ergiebig. N Das Schnabelthier. Ornithorhynchus paradoxus. Blumenbach. Platypus anatinus Shaw. | Ei ſehr ſeltſames Thier, das erſt in neuͤern Zeiten, etwa vor 20 Jahren entdekt worden iſt. Es iſt, fo viel man bis jezt weiß, nur auf dem fünften Erdtheil, und zwar in Neüs holland zu Hauſe, dem Lande des Sonderbaren, wo die Natur ganz eigene, uns bisher noch nicht vorgekommene Geſtaltungen, ſowohl im Pflanzen- als auch im Thierreiche, aufſtellt. Nach den Nachrichten, die uns Herr Baronet Banks mitgetheilt hat, lebt es in Menge in einem Landſee iener fernen Erdgegend, wo es oft nach der Oberfläche des Waſſers kommt, um Luft zu ſchoͤpfen, und dann wieder auf den Grund taucht, wo es vermuthlich feine. Nahrung ſucht. g Das ganze Thier, den Kopf ausgenommen, aͤhnelt einer Flußotter, iſt vom Kopfe bis zur Schwanzſpitze 17 engl. Zoll, der Kopf und Schwanz allein jeder 31 % Zoll lang, und am ganzen Leibe mit einem feidenartigen weichen Wollenhaar bedekt, welches meift von mauͤſefahler Farbe und wieder mit laͤngern glänzenden Haaren vermiſcht iſt, die auf dem Ruͤcken ſchwarzbraun, am Bauche gelblich, und auf dem Schwanze ziemlich ſtraff, faſt borſtenartig find. Auf den Beinen ſind die Haare graulichweiß, glatt aufliegend, und zumal auf den vordern, nicht walzenſoͤrmig, ſondern platt, wie an den Pfoten des aus 11 — gemeinen Stachelſchweins. An den Worderfügen find die Zehen unbehaart, an den hintern hingegen bis an die Krallen mit Haaren bedekt. Die Vorderbeine find etwas kürzer als dle hintern, leztere 2 1 Zoll lang, beide nach dem Blumenbach'ſchen Exemplar mit 5 Zehen — nach zwei andern in London befindlichen aber mit ſechs Zehen verſehen, zwiſchen welchen ſich eine Schwimmhaut befindet, die beſonders an den vordern ein ſonderbares Anſehen hat. Hier ragt ſie naͤmlich einige Linien lang unter den oben darauf ſitzenden Zehen hervor, und laͤßt ſich mittelſt derſelben faͤcherartig ausbreiten oder zuſammenlegen. Die iR an den Vorderfuͤßen find nicht, wie bel andern Sauͤge⸗ thieren niederwaͤrts, ſondern aufwärts gerichtet. Der Schwanz aͤhnelt dem des Bibers, tft aufwärts gebogen, in der Mitte faft 1 1/2 Zoll breit, an beiden Enden ſchmaͤler, und am auͤßerſten ſtumpf zugeſpizt. Die Augen und Ohren ſind ſehr klein, faſt wie beim Maulwurf. Der ganz eigen gebaute Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig klein und ſchmal, und wenn man den auf unſerer II Tafel unter Fig. 3. abgebildeten Schedel betrachtet, voͤllig wie ein Entenkopf, der in einen breiten Schnabel ausgeht, geſtaltet. Der Obertheil deſſelben iſt über 11 fa Zoll lang, vorn 1 Zoll 3 Lin. breit, hinten an der Wurzel mit einer lappigen Haut, welche eine Fottſetzung der auͤßern Schnabelhaut iſt, umgeben. Die Naſenloͤcher ſitzen vorn wie bei den Enten. Die Schnabelhaut iſt weich, und ſehr nervenreich, ſo daß ſie dieſem Thiere eben ſo wie den Enten, zum eigentlichen Werkzeuͤg des Taſtens dienen, und auf eben dieſe Weiſe ſich ihre Nahrung verſchaffen muß. Der Unterkiefer iſt ſchmaͤler, und an beiden Rändern, beſonders nach hinten, eben fo wie bei den Enten, ſaͤgefoͤrmig gezaͤhnt. Am Gaumen befinden ſich ſtarke Querfurchen. Obgleich der Schedel auf dem erſten Anblik einem Entenkopf auf das vollkommenſte zu gleichen ſcheint, indem man auch die bei Sauͤgethierſchedeln gewöhnlichen Naͤhte der Hirnſchalen hier vermiſſet, fo fand doch Blumenbach die, den Sauͤgethieren ausſchließlich zugehörigen zwei Schaltbeine, Fig. 3. w.) ossa intermaxillaria,) nur daß fie anders geſtaltet find, und vorn eine breite Synchondroſe zwiſchen ſich laſſen. Auf der andern Seite aber fand er wieder einen den Voͤgeln mehr eigenen Theil, naͤmlich eine anſehnliche knoͤcherne Sichel (Fig. 3. g.) oder den ſichelfoͤrmigen Fortſaz, die laͤngs unter der Mitte des Stirnknochens und der Scheitelbeine liegt. Das ſonderbare Gebiß beſteht aus dem ſchnabelaͤhnlichen Vordertheile der am Seitenrande des Unterkiefers wie bei den Enten ſaͤgefoͤrmig eingekerbt ift (ſiehe Fig. 3. g.), und aus dem elgentlichen Kammwerkzeug, das nach hinten, innerhalb der Backen liegt, und keine Zähne hat, ſondern bloß aus einem Paar ſonderbar gebildeter, breiter Fortſaͤtze der Ober- und Unterkieſer beſteht, welche mit wellenförmiger Oberfläche aufeinander paſſen (ſiehe Fig. 3. n. o.); doch bat der Wundarzt Haine in London in einem Exemplar des Schnabelthiers auf ieder Seite iebes Kiefers zwei kleine flache Backenzaͤhne gefunden. Der vordere ſchnabelfoͤrmige Theil dieſes Gebiſſes iſt mit einer lederartigen Haut überzogen und eingefaßt, an der man 1) den eigentlichen Überzug des Schnabels, 2) dle lippenfoͤrmigen Ränder deſſelben, und 3) eine ſonderbare ſaumfoͤrmige Einſaſſung der Schnabelhaut zu unterſcheiden hat. In allen dieſen 3 Gegenden der Haut iſt eine Menge Nerven vertheilt, von welchen die im Oberſchnabel e ; 2 “ \ vom zweiten Aſte des fünften Nervenpaars entſpringen, nämlich auf dem ſchlefen Nande bei 8. Fig 3., auf dem lippenförmigen Rande bei t hinter den Schaltbeinen, endlich vorn bei u, wo mehrere Nervenaͤſte hervortreten und ſich in die Schnabelhaut verbreiten. Bei a und b find die beiden Gelenkßuͤgel des Hinterhaupts, c. d. e. der Rand des weggebrochenen Theils der Scheitelknochen um die Gehirnhoͤle k. zu zeigen. h. das runde Loch auf der rechten Seite des Gehirngrundes, i der ſehr enge auͤßere Gehoͤrgang, k das Jochbein, m der zweite Aſt des fünften Paars der Gehirnnerven; p der runde Gelenkhuͤgel des Unter, fiefers; 4 der geſaͤgte Rand des Unterkiefers; r ein Fortſaz des ſchiefen Randes. Neüern Nachrichten zu Folge, will man dieſes Thier für einen Vogel halten. Dem Kopſe nach iſt er es ganz. Auch ſcheinen weder Blumenbach noch andere englaͤndiſche Naturforſcher Sauͤgwarzen an dieſem Thiere entdekt zu haben, da erſterer, in ſeiner Be, ſchreibung des Schnabelthiers, auͤßert, daß er begierig fei, zu erfahren, wie das Junge an der Mutter ſaugen mag. Angenommen, daß es ein Vogel iſt, fo bleibt es, auch von dieſet Seite betrachtet, ein auͤßerſt ſonderbares Geſchoͤpf, und man kommt hier eben ſo wohl in Verlegenheit, daſſelbe in die bisher bekannten Voͤgelgattungen einzureihen, als wenn es irgend einer Sauͤgthiergattung beigeſellt werden ſoll. 1. Der geſtreifte Drache. Draco lineatus. Daudin. Draco volans. Blumenbach. 2. Der gruͤn e Drache. Draco viridis. ii. Draco volans. Linn. [yst. nat. ed. 13. Au Naturforſcher“) nennen dieſes Thier Lacerta volans die fliegende Eidechſe, anderen?) Lacerta alata die gefluͤgelte Eidechſe, und ſcheinen nur eine Art, naͤmlich die gruͤne, gekannt zu haben. In neuͤern Zeiten hat man eine beſondere Gattung aus dieſer Eidechſe gemache und fie Draco Drache, genannt. Die Drachen unterſchelden ſich durch die zwei hauͤtlgen Fluͤgel, welche durch die verlängerten Rippenknochen unterſtuͤzt, ſich an den Seiten des mit kleinen Schuppen beſezten Koͤrpers befinden; durch den an der Kehle herabhaͤngenden Sak, und durch den ſehr langen Schwanz. Übrigens haben fie 4 Fuͤße, mit 5 nicht mit einander verbundenen Zehen, an deren Spitzen ſcharfe Naͤgel ſi zen. Obgleich Hr. Prof. Tiedemann in Landshut in feiner mit vielem Fleiße ausgearbeiteten Anatomie und Naturge— ſchichte des Drachen behauptet, daß man bis iezt nur eine Art deſſelben mit Gewißheit kenne, *) Richard Bradley Philosophical account of täe worns of nature eto. ) Job, Dolaei in Ephemer, Ac. Nat, Cur, etc. drei andere aber noch zweifelhaft find: fo glaube ich doch durch die gegenwärtigen Abbildungen und deren Zuſammenſtellung dargethan zu haben, daß wir lezt zwei Arten ganz gewiß kennen. Die eine, naͤmlich die gruͤne, befindet ſich in Landshut, welche Tiedemann hat abbilden laſſen und nach deſſen Abbildung auch die unferige genommen iſt; die andere geſtreifte iſt in der Sammlung des Hrn. Hofr. Blumenbach in Göttingen, nach welchem Exemplar die Zeichnung in deſſen Abbildungen naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde verfertiget wurde. Ein ſehr ſchoͤnes Exemplar des grünen Drachen befindet ſich auch Bier in Nuͤrnberg in der ſchoͤnen Sammlung des Hrn. Handelsgerichts⸗ Aſſeſſors Forſter. Blumenbach ſcheint indeſſen den grünen Drachen nicht gekannt zu haben, ſonſt hätte er ſein Exemplar, welches offenbar der geſtreifte Drache iſt, nicht Draco volans genannt, und Tiedemann den geſtreiſten Drachen nicht, ſonſt haͤtte er die Blumenbachſche Abbildung in ſeinem oben genannten Werkchen angefuͤhrt. Da nun der Name Draco volans beiden Arten beigelegt wird, ſie aber dadurch nicht von einander geſchieden werden, weil beide gefluͤgelt find: ſo gab ich der einen den Namen viridis, und glaube um fo mehr Recht dazu zu haben, da fie Daudin in feiner Histoire naturelle des Reptiles. Paris l’an. 10. T. 3. p. 301. pl. 33. ſchon Le Dragon verd genannt hat. Wir reden zuerſt von dem geſtreiften Drachen. eee . Er unterſcheidet ſich von dem gruͤnen durch ſeine freie Fluͤgelhaut, die weder an die Vorder ⸗ noch an die Hinterfüße gewachſen iſt; durch den ſtumpf kegelfoͤrmigen kurzen Kehlſak und durch den grau und braun gemiſchten, mit azurblauen Streifen verſehenen Oberleib und weißgeſtreifte Flug haut. RR mr | Der Kopf iſt rundlich und dik; feine Augen find klein; die Augenhoͤlen bilden nach oben Vorſpruͤnge; die Haut iſt durchaus mit ſehr kleinen Schuppen bedekt, beſonders auf den Fluͤgeln und auf dem Koͤrper, unter dem Kopfe, an der Kehle und an den Seiten des Halſes. Die Schuppen des Bauches und der Fuͤße ſind rautenfoͤrmig und hervorſpringend; die des Schwanzes ſechseckig und nezfoͤrmig; auf dem Halſe befindet ſich eine kleine laͤnglichte Haut⸗ falte. Der Kehlſak iſt nach Daudin's Angabe 4 Linien lang. Zu belden Seiten des Halſes liegt noch ein anderer kleiner, eine Linie langer Sak, der nur einer Falte gleicht. Die Oberfläche des Kopfes, Halſes und des Koͤrpers iſt ſchoͤn grau und braun gemiſcht, mit mehrern azurblauen Streifen, An den Selten des Halfes find mehrere weiße, runde Punkte. Die Flughaut iſt brauͤnlich und mit neuͤn bis zehn weißen Läͤngslinien geziert, von denen mehrere am Ende in zwei Linien auslaufen. Auf den Füßen und auf dem Schwanze ſind mehrere abwechſelnde brauͤnliche und weiße Streifen. Der Schwanz iſt ſehr duͤnn und ſoll nach Daudin's Angabe zwei und ein halb Mal ſo lang als der Koͤrper ſeyn, was aber mit dem Blumenbachſchen Exemplar nicht uͤbereinſtimmet, das einen kuͤrzern Schwanz hat. Die Füße haben fünf duͤnne, mit Nägeln verſehene Zehen, von welchen die innere, ſowohl an den Vorder als Hinterfuͤßen, die kuͤrzeſte iſt. Von ſeiner Lebensart, die er wahrſcheinlich mit der folgenden Art gemein hat, iſt weiter nichts bekannt. Wir haben außer der Abbildung Nr. 1. Taf. III. noch eine zweite Fig. 2. aufgenommen, bei welcher man ſowohl 0 Die Sehntelhe in den beiden Kinnladen, als auch den walzenfoͤrmigen Kehlkopf hinter ber Zungenwurzel und die von dem Exemplar Fig. 1. abweichende Geſtalt des Kehlbeuͤtels erſehen kann. Der grüne Drache hat folgende Unterſcheidungs merkmale: An der Kehle iſt ein langer, oben weiter, unten in eine Spitze auslau⸗ fender, vorn gezaͤhnelter Sak; die Flughaut iſt mit den Hinterſchenkeln verbunden; im Nacken mit einen Kamme; die ſchuppige Haut des Leibes gruͤnlich, die Flughaut brauͤnlich mit vier braunen Querbaͤndern.) Die Lange vom Maul bis zur Schwanzſpitze 6 Zoll 10 Linien; der Querdurchmeſſer der ausge⸗ breiteten Flügel 2 Zoll 10 Lin.; der Schwanz allein 4 Zoll 1 Lin.; der Kehlſak 11 Linien pariſ. Maß. Der Kopf iſt rundlich, mit einer ſtumpfen, kurzen Schnauze, vorn mit zwei kleinen, runden Naſenloͤchern; die Augen find verhaͤltnißmaͤßig groß und haben oben einen Vorſprung; im Oberkiefer ſitzen in der Reihe herum ſechs Schneidezaͤhne, zwei Ekzaͤhne und ſechs und zwanzig Backenzaͤhne; im Unterkiefer vier Schneidezaͤhne, zwei Ekzaͤhne und ſechs und zwanzig Backenzaͤhne; die Zunge iſt laͤnglich, ſehr dik, vorn ſchmal und abgerundet, hinten breiter und gabelfoͤrmig; zwiſchen der Gabel liegt die Muͤndung des Kehlkopfes und hinter dieſer geht der Kehlſak herab, hinter den Augen bemerkt man das ausgeſpannte Trom⸗ melfell; der ganze Koͤrper iſt mit einer zarten, fein geſchuppten Haut bedekt, von welchen Schuppen die größten am Hintertheil des Kopfes liegen; die Schuppen des Schwanzes find ſtark und laͤnglich und liegen in Reihen neben einander, wodurch vorſpringende, eckige Knien gebildet werden; die Schuppen auf der Flughaut, ſind ſehr klein und verlieren ſich gegen den freien Rand derſelben gaͤnzlich. Die Vorderfuͤße haben fuͤnf lange, duͤrre, runde Zehen, von welchen die vordere innere die Fürzefte und einem Daumen aͤhnlich iſt; die dritte und vierte ſind am laͤngſten. Die Hinterfuͤße ſind etwas laͤnger als die Vorderfuͤße, die Zehen gleichen den Vorderzehen; alle find frei und mit langen, hakenfoͤrmigen und ſcharfen Naͤgeln verſehen. Aus dieſem Bau der Zehen laͤßt ſich ſchon ſchließen, daß das Thier ſich nicht im Waſſer aufhalten und ſchwimmen koͤnne, wie einige Naturhiſtoriker, z. B. Lacepede 5 und Daudin, geglaubt haben. Die Flughaut iſt eigentlich eine Verdoppelung der Ruͤcken- und Bauchhaut, die ſich von beiden Theilen an in die Breite uͤber ſechs lange knochige Stralen wegzieht, welche nichts anders als die ſechs erſten falſchen, ſehr verlängerten, und an die Quer-Fortſaͤtze der Ruͤcken⸗ wirbel beweglich eingelenkten Rippen find. Sie laufen, immer dünner werdend, bis zum auͤßern Rande der Flughaut fort, wo ſich die obere und untere Haut mit einander vereiniget. Der Rand der Flughaut iſt zwiſchen jedem Rippenpaar ausgeſchweift. Sie iſt vorn am breiteſten, nach hinten lauͤft ſie ſchmaͤler zu und vereinigt ſich mit dem obern Theil der Hinterſchenkel. Das Thier hat 14 Paar Rippen, naͤmlich 6 Paar wahre, welche kurz und gebogen ſind und bis an das Bruſtbein gehen, und 8 Paar falſche, welche gerade auslaufen, „) Dieſe Querbaͤnder haben wir lieber in der Illumination ganz weggelaſſen als fie, was haͤtte geſchehen muͤſſen, auf Gerathewohl nur anzugeben. — 15 — in der Flughaut liegen und dieſelbe unter ſtuͤtzen; die beiden ſezten Paare find ſehr farg und werden in der Flughaut nicht ſichtbar. Sie koͤnnen vorwärts und rükwaͤrts, auswärts und abmärts nach verſchiedenen Richtungen bewegt werden. Die Bewegung der Flughaut aber ſoll nach Tiedemann nur nach oben und unten, nicht nach vorn und hinten geſchehen koͤnnen, welches leztere aber nach der verſchiedenen Bewegung der Rippen nicht der Fall zu fein fein, Eine Einrichtung, wodurch ſich die Flughaut der Drachen von der der fliegenden Eich haͤrnchen, der Fledermauͤſe und der fliegen den Fiſche auffallend unterſcheidet. Diele Flughaut dient dem Thier nicht zum eigentlichen Fliegen, ſondern vielmehr wie ein Fallſchirm, wie bei den fliegenden Eichhörnchen. Der Schwanz iſt lang, am Grunde dik und ſtark, und durch die hervorſpringenden Schuppen ecktg, nachher wird er duͤnner und rundlich. Ver der Wurzel des Schwanzes liegt eine große Querſpalte, mit 2 wulſtigen Lippen, welche der After, oder eigentlich die Muͤndung der Kloake iſt. N ; Von den innern Theilen des grünen Drachen, deren Darſtellung wir Hrn. Prof. Tiedemann zu danken haben, wollen wir hier nur einige naͤher beſchreiben, naͤmlich den Magen mit dem Gedaͤrm und die weiblichen Geburtstheile. Der Magen beſteht aus 4 Haͤuten, Fig. 5. c. iſt birnfoͤrmig, von oben nach unten etwas platt gedruͤkt; an dem Ende der Speiſeroͤhre a iſt eine kleine Erweiterung bei b erſichtlich; unten verengert ſich der Magen und geht In ein langes trichterfoͤrmiges Stuͤk über, das ſich bei d endiget. Der Darmkanal geht bei d Fig. 5. an, und endiget ſich bei o, als dem After. Er beſteht aus einem engen und aus einem weiten Darm. Der enge geht von g bis h und hat mehrere enge und weite Stellen, wodurch der Lauf des Milchſaftes und der Reſte der Speiſen offenbar langſamer gemacht wird. Die erſte erweiterte Stelle iſt bei g/ in welche bei e der Gang der Blaſengalle und bei f, der Gang der Lebergalle zu ſehen iſt, durch welche beide Fluͤſſigkeiten dem aus dem Magen kommenden Speiſebrei beigemiſcht werden. Hierauf folgen abwechſelnd verengerte und erweiterte Stellen. Bel h geht der enge Darm in den weiten uͤber, wo durch die Verengerung der Milchſaft abermals in ſeinem Laufe ge⸗ hemmt wird. Bei i liegt ein kleiner, etwas gekruͤmmter Blinddarm, der in dem von Tledemann unterſuchten Exemplar Schleim und Koth enthielt. Außer dem leguan beſizt unter den übrigen Amphibien nur der Drache einen Blinddarm. S3wiſchen dem kurzen, auf den Blinddarm folgenden Stuͤk und der ſehr erweiterten Stelle K befindet ſich eine enge, kreisrunde Klappe. Es ſcheint, daß in dieſer Erweiterung die Reſte der Nahrung vermoͤge elner noch hinzukommenden Fluͤſſigkeit einer noch weitern Auflöfung ſich unterwerfen muͤſſe, bei k. Bel n iſt eine birnfoͤrmige Blaſe mit einem langen Gang, welcher in den untern Theil des Maſtdarms m in die Kloake geht. Dieſe Blaſe ſcheint die Harnblaſe zu ſeyn. Die weiblichen Geburtstheile Fig. 4. beſtehen aus 2 Eierleitern ee und zwei Eierſtoͤcken an. Jeder Eierlelter entſpringt aus der obern Wand der Kloake bei k. Der rechte Eierleiter iſt kuͤrzer als der linke. Der linke Eierleiter eee enthielt bei dem von Tiedemann zerglies derten Exemplar drei Eier eee, der rechte kuͤrzere nur zwei, Jeder Elerleiter lauft in eine * — 16 — duͤnne, hauͤtige, am Ende etwas weiter werdende Roͤhre aus, und endigt ſich mit einer etwas gefranzten Mündung, welches die Muttertrompete d und deren Mündung c Hl. Bei g befindet ſich der durchſchnittene dicke Darm, bei h die Kloake. Die Eier haben eine eifoͤrmige Geſtalt, ſind ſchmutzig gelb und beſtehen aus einer dicken, lederartigen Haut, innerhalb welcher die Eiermaterie ſich befindet. Sie werden von dem Weibchen in die Baumloͤcher gelegt, die gegen Mittag gerichtet ſind. Die Sonnenwaͤrme ſcheint daher bei der Entwickelung der Drachenfrucht mitzuwirken. Die Begattung ſelbſt ſoll nach den Berichten des Van Ernest auf den Bauͤmen geſchehen. Der Drache ſcheint ſich nicht ſehr zu vermehren, was aus der geringen Anzahl der Eier ſich ſchließen laͤßt. Wie alt der Drache werde, iſt unbekannt. ö 4 5 a Die Drachen halten ſich in Aſien und Africa und zwar nur in den waͤrmſten Laͤndern auf. Der grüne Drache lebt beſonders hauͤfig auf der Inſel Java, wo auch der geftreifte Drache, iedoch ſeltener, ſich finden fol. Man ſieht fie nur in Waldungen auf Bauͤmen, auf welchen ſie ſehr geſchikt herum klettern und wie die fliegenden Eichhoͤrnchen, von einem auf den andern vermoͤge ihrer Flughaut ſich ſchwingen, wobei ihnen ihr langer Schwanz, nicht wie Tiedemann meint, zum Klettern, ſondern zur Erhaltung des Gleichge⸗ wichts, dient. Bei ihrem Fluge, der nur kurze Strecken von 20 bis 30 Schritten beträgt, follen fie vermittelſt ihrer Flughaut ein merkliches Gerauͤſch verurſachen, welches mir aber nicht wahrſcheinlich iſt. Auch ſoll waͤhrend deſſelben ihr Kehlſak mit Luft angefuͤllt ſein. Auf der Erde ſieht man ſie ſelten, und dann kriechen ſie nur ſehr langſam, weil ſie durch ihre Fluͤgel ſowohl, als auch durch ihren langen Schwanz im Gehen gehindert werden. 4 Ihre Nahrung beſteht aus kleinen Inſekten, Ameiſen, Fliegen und Schmetterlingen. Dieſe Drachen, oder fliegenden Eidechſen, von welchen wir bisher geredet haben, waren den Alten gar nicht bekannt, und ſind alſo keineswegs diejenigen Drachen, von welchen man fo viel Wunderbares und Abenteuͤerliches erzaͤhlt. Alle fliegenden Schlangen, alle Drachen mit vielen Koͤpfen, wohin auch die Hydra gehoͤrt, die Herkules erlegt haben ſoll, mit Fuͤßen und Fluͤgeln, von welchen alte Schriftſteller Geſner, Aldrovand, Kircher, Jonſton, Owen und viele andere erzählen, find erdichtete oder kuͤnſtlich zuſammengeſezte Thiere geweſen, was zum Theil ſelbſt ältere Schriftſteller, z. B. Alian, bezeuͤgen. Ein auffallendes Beiſpiel iſt der fiebenföpfige Drache geweſen, den die Hamburger Kaufleuͤte Dreyern und Hempel beſaßen und von ſeinem vorherigen Beſitzer um 10, % Gulden feil geboten wurde. Als der beruͤhmte Naturforſcher Linne“ durch Hamburg reiſete, und dieſer Drache, den man für eine große Seltenheit hielt, und den der leichtglauͤbige Seba hat abbilden laſſen, ihm gezeigt wurde, entdekte er, daß dieſes Thier nichts anders, als eine gewoͤhnliche Schlange war, an die man auf eine kuͤnſtliche Weiſe noch ſechs andere Schlangenkoͤpfe geſezt hatte. Die Alten verftanden unter dem Wort Draco und Agaxov, Drache, nichts anders, als elne Schlange und ſpaͤterhin die großen Schlangen, insbeſondere aber die Rieſenſchlange. Wer hierüber noch mehr nachleſen will, den empfehlen wir die ſchon oben angefuͤhrte Schrift von Tiedemann. * — nn RD Der Seehund. Der Kalbsrobbe. Das Seekalb. Phoca vitulina. Liz. Phoque. Buffon. Obgleich wir von dem Seehunde ſchon mehre Abbildungen haben, ſo ſind ſie doch mehr oder weniger unrichtig, da ſie meiſt nach ausgeſtopſten Exemplaren verfertiget wurden, die nicht immer der Natur getreuͤ nachgeahmt find. Die Schreberſche Figur, die in naturhi⸗ ſtoriſchen Bilderbuͤchern faſt unzählige Mal nachgebildet wurde, hat verſchiedene Fehler. So iſt z. B. der Umriß des Ruͤckens und Bauches wellenfoͤrmig, der Vorderfuß iſt zu flach, die Augenborſten über dem rechten Auge fehlen; die Naſe iſt nicht deuͤtlich genug; der Bor. derkopf iſt mehe rund als breit; der rechte Hinterfuß am Grunde zu die. Die Blumens bachiſche Abbildung (in deſſen Abbildungen naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde Taf. 7 3.) iſt nach zwei ausgeſtopften Exemplaren gemacht und mit lebendigen verglichen worden, unſtreitig beſſer, als die Schreberſche, hat aber eine zu erhabene Naſe, und Vorderfuͤße, welche Bären» füßen ähnlicher find, als Seehundsfuͤßen. Die Bechſteinſche Figur (in deffen gem. Na⸗ turgeſch. Deuͤtſchl. zweite Aufl. B. I.) iſt eine Nachbildung der Schreberſchen, und hat alle Fehler mit jener gemein. | Unſere Abbildung, welche wir hier dem Publieum vorlegen, iſt nach einem ſchoͤnen, lebendigen Exemplar gezeichnet worden, welches im verwichenen No vember 1815 hier zu Nuͤrnberg unter dem Namen Seeloͤwe mehre Tage nach einander gezeigt wurde. Sie iſt mit vieler Sorgfalt und Treuͤe gemacht, welches alle dieienigen bezeugen werden, welche das Thier ſelbſt geſehen haben. 8 f Dier Seehund oder Kalbsrobbe hat ſeinen Namen von der Ahnlichkeit, den fein Kopf mit einem kurzſchnauzigen Hunde hat. Den Namen Seekalb erhielt er vermuthlich von feiner Stimme, welche dem Bloͤken eines Kalbes nicht ganz unaͤhnlich iſt. Er lebt in den Meeren faſt aller vier Erdtheile, in der groͤßten Menge aber im Nordmeer bei Groͤnland, Labrador, Spizbergen, Norwegen, und an der nordoͤſtlichen Kuͤſte von Aſien; im Suͤdmeere bei dem Feuͤerlande, um die Falklandsinſeln und den auͤßerſten Inſeln von Amerika. Auch bei Neüfeeland find fie geſehen worden. Auf der Inſel Juan Fernandez trift man fie bei Tauſenden an. Sie kommen auch oͤfters in die Oſtſee, und mehre find ſchon bei der Inſel Ruͤgen und an andern deuͤtſchen und europaͤiſchen Kuͤſtenlaͤndern gefangen worden. Der; ienige, welcher in hieſiger Stadt gezeigt wurde, ſoll nach Angabe ſeines Beſitzers bei Kvorno gefangen worden fein, Auch im ſuͤßen Waſſer, namlich im Caspiſchen Meere, im See Aral, Balkal und Oron haͤlt er ſich in großer Menge auf; doch ſind fie daſelbſt kleiner, als im Meere, und auch verſchieden gefärbt, daher es noch zweifelhaft bleibt, ob dieſe mit dem im Meere lebenden von einerlei Art ſind. Es gibt mehre Arten dieſer Gattung. Im Zoologen, oder compendioͤſen Bibliothek des Wiſſenswuͤrdigen ze, werden 11 Arten angegeben; im Gmelin'ſchen Linne'ſchen Natur⸗ | 8 . 3 b * — 18 — ſoſtem 12; in Pennants allgem. Uberſicht der vierfüßigen Thiere von Bechſtein überf, 20 Arten, und außerdem einige Verſchiedenheiten, die vielleicht auch wieder beſondere Arten ausmachen. Man kennt ſie noch nicht alle genau. Unſer Kalbsrobbe unterſcheidet ſich von den uͤbrigen durch folgende Merkmale: ö Die Ohroͤffnung iſt ſehr klein, ohne alle auͤßere Erhöhung; mit flachem, breitem Geſicht, flacher Naſe und ritzenfoͤrmigen, gleich— laufenden Naſenloͤchern, ſchwarzer Ruͤckenfarbe, weißlicher Bauch⸗ farbe, und rinnenfoͤrmigen abgeſtuzten Vordernaͤgeln. | So bekannt der Kalbsrobbe ift, ſo ſcheint man doch keine ganz ſichern auͤßern Kenn zeichen fuͤr ihn gehabt zu haben, wenigſtens hat er die kleinen Ohroͤffnungen mit andern Arten, z. B. mit dem Muͤnchsrobben r), gemein. Kuͤnftige Beobachtungen werden zeigen, ob die von uns aufgeſtellten ſtandhafter ſind. fannt Die Farbe wird verſchieden angegeben. Nach Einigen iſt er auf dem Oberleibe dunkelbraun, weißlich beſprengt, am Unterleibe dunkler; nach Andern iſt er ſchwaͤrzlich, weiß oder gelb geflekt; nach Fabricius iſt ſie bei den älteften überafl ſchwarz und weiß geſprengt, mit einem blauen Schein. Die halbiäprigen find mehr fahl, fo daß die weißen Flecken weniger hervorſtehen. Die einiaͤhrigen haben eine ſchoͤne ſchwarze Nückenfarbe mit kleinen weißen Flecken eingeſprengt und mit ganz weißem Bauche. Leztere Farbe batte auch unſer Exemplar, nur daß keine kleinen weißen Flecken ſichtbar waren, und die Farbe am Kopfe, da wo ſie nicht ſchwarz war, und an den Seiten des elbe und auf dem Unterleibe ins Gruͤnliche ſpielte. Auf lezterm hatte ſie auch in der Gegend des Nabels einen ſchmutzigweißlichen Flecken an der Seite. Die Lange iſt 6 Fuß. Der ganze Körper iſt mit kurzen, dicht an und auf einander liegenden, ſtarken, glän« zenden Haaren beſezt; nur an den Lappen der Hinterfuͤße konnte ich keine Haare, ſondern nur eine rauhe Oberflaͤche der Haut fuͤhlen. Der Vorderkopf iſt von oben nach unten zuſammengedruͤkt, mehr breit, als dik, (welche Geſtalt aus der Profilzeichnung des Kopfes IV Taf. Fig. 2. zu erſehen iſt;) das Geſicht flach, die Naſe flach, mit zwei gleichlaufenden, ritzenſoͤrmigen Naſenloͤchern, welche „) Iſt die von Hermann aufgeſtellte Muͤnchsrobbe wirklich eine beſondere Art? Hat Hermann die obern Schneidezaͤhne beim lebendigen Thier genau zaͤhlen koͤnnen? Hat er nicht etwa die beiden auͤßern derſelben fuͤr Ekzaͤhne gehalten? oder hat er ſich auf die bloße Ausſage des Be— ſitzers dieſes Robben verlaſſen? Mir war es nicht möglich, fie zu zählen, fo oft das Thier auch den Mund öffnete und fo zahm es Übrigens war. Eben fo ging es mir auch, was man nicht glauben ſollte, mit den Bartborſten. Weder der Herr noch der Knecht, welcher das? Thier wartete, konnten mir genaue Auskunft geben. Der Eine hielt ſie fuͤr viereckig, der andere füc rund; fie anzufühlen getraute ſich keiner, und durch das bloße Anſehen, obgleich ich ſie in einer Entfernung von dritthalb Fuß betrachtete, konnte ich mir keine Gewißheit von ihrer Geftalt verſchaffen, weil fie durchſcheinend waren, wodurch die auͤßere Form unbeſtimmt wurde. ner 19 — das Thier voͤllig verſchließen, — was wahrſcheinlich unter dem Waſſer geſchieht, — und wieder Öffnen kann; der Oberkiefer weit größer, als der untere; auf erſterem fünf über einander liegende Reihen fteifer, bogenfoͤrmig nach unten gekruͤmmter, weißer, durchſcheinen⸗ der, langer und ſteifer Borſten, die nach Bechſteins Angabe flach gedruͤkt, an den ſcharfen Seiten gewellt fein follen, *) Alle Borſten ſtehen in einer kleinen Vertiefung. Der Gaumen iſt nach Bechſteins Angabe ſcharf runzlich, wovon ich das Gegentheil ſah. !) Die Zunge ſoll vorn ein wenig geſpalten ſein, was ich nicht gewiß behaupten kann, da das Thier den Rachen nicht lange, und ruhig genug offen hielt, und die Zunge, ſo oft ich Gelegenheit hatte, fie zu ſehen, nicht in die Höhe hob. Sie ſcheint überhaupt keine große Beweg⸗ lichkeit zu haben, welches ſchon aus der eintoͤnigen unarticulirten Stimme, die es hoͤren ließ, hervor geht. In der obern Kinnlande ſtehen nach Schreber 6 Vorderzaͤhne, von welchen die mittlern vier die kleinſten, nach innen gekruͤmmt, die beiden auf den Seiten laͤnger und etwas nach außen gebogen ſind; die vier untern Vorderzaͤhne ſind kuͤrzer und ſtumpfer, zwei und zwei an ieder Seite ſtehend und in der Mitte einen leeren Raum laſſend; die vier Ekzaͤhne lang, krumm und ſpitzig; in ieder Kinnlade 10 Backenzaͤhne, davon die obern zwei, die untern drei Spitzen haben. Die Augen ſind groß, wie Kalbsaugen, flach der Augenſtern braun, uͤber jedem derſelben zwei große uud zwei kleine in die Höhe ſtehende Borſten; der Hinterkopf ſchoͤn abgerundet; die Ohroͤffnung kaum einer kleinen Erbſe groß, ohne irgend eine auͤßere Erhoͤhung; ber Hals ſchoͤn rund und dik, den das Thler verlängern: und verkuͤrzen kann. Bei der Verkuͤrzung entſtehen einige Runzeln. Der Leib iſt kegel⸗ foͤrmig, vorn dik, nach hinten dünn zulaufend, rund, und wie es ſcheint, etwas breiter als höher, welches vermuthlich von der Schwere und Weichheit des Körpers herkommt, von welcher leztern ich mich durch eigenes Betaſten uͤberzeuͤgte. Der Schwanz kurz, wagrecht liegend, vier Fingersdicken lang, am Grunde drei Fingersdicken breit, lanzettfoͤrmig, in der Mitte dik, gegen die Spitze und Seiten duͤnn auslaufend, am Rande mit kurzen Haaren verſehen. (Man ſehe die Abbild. Taf. IV. Fig. 3.) Die Vorderfuͤße ſitzen am Ende des Halſes, zu beiden Seiten der Bruſt, ſind kurz, mit fuͤnf Zehen verſehen, die mit einer Hauk überzogen und wie mit einer Schwimmhaut unter einander verbunden find, und daher mehr Floſſen, als Fuͤßen aͤhnlich ſehen; auf ieder Zehe befindet ſind auͤßerlich ein ſchmaler, etwa 1 kleinen Zoll langer, vorn abgeſtuzter, auf der untern aufliegenden Seite eckig rinnenförmig. ausgehöͤlter ſchwarzer Nagel, der iedoch nicht über den Rand der Floſſenhaut hinausreicht, wie dieß in der Blumenbachſchen Abbildung der Fall if. Die vorderſte Zehe iſt die. längfte, die folgenden . eech n Die fees feben noch weniger 5 Etwas terme an den Woll konnte ich an hei Eremplar nicht wahrnehmen. *) Iſt die Beobachtung Bechſteins an einem % oder an einem ausgeſtopften Exemplar gemacht worden? * Dieſe ſtufenweiſe ee bannen iſt in der Blumenbachſchen Abbildung ebenfalls h angegeben. 3 | — 20 — Süßen ähnfich als die vordern, daher die unkundigen Beſitzer ſolcher zur Schau ausge⸗ ſtellten Thiere iene und den eigentlichen Schwanz fuͤr einen dreifachen Schwanz ausgeben. Sie liegen zu beiden Seiten des Schwanzes ſenkrecht, beſtehen aus fuͤnf Lappen, in welchen eben ſo viel Zehen ſich befinden, die mit einer lederartigen Haut uͤberzogen und unter einander verbunden find. Nägel konnte ich- nur an den drei mittlern Zehen wahrnehmen, auch waren ſie flach und nicht wie die der Vorderfuͤße geſtaltet. Der Nabel 1 etwas unter der Mitte des Unterleibes. Es war ein Maͤnnchen. Der Kalbsrobbe haͤlt ſich gern an den Kuͤſten der Meere und an den Mündungen großer Fluͤſſe und Baien auf. Zuweilen begeben fie ſich auch ihrer Nahrung halber in den Fluͤſſen Land einwaͤrts, wie z. B. in der Elbe. Im Sommer geht er gern auf das Land, oder in den Eismeeren auf das Eis und auf die hervorragenden Klippen, wo er den groͤßten Theil der Zeit hinbringt. Im Winter hingegen iſt er mehr im Waſſer. Wenn er auf glatte und ſteile Klippen klettern will, ſo geht er mit der Fluth an die Klippen, laͤßt ſich durch die Wellen emporheben, faßt mit ſeinen kreuͤzweiſe gelegten Vorderfuͤßen die Klippen, druͤkt die Schnauze dicht daran, bleibt in dieſer Stellung fo lange ſtehen, bis die naͤchſte Welle kommt, und bedient ſich dann derſelben, ſich noch weiter in der Höhe feſt zu halten, und fo fährt er fort, bis er hoch genug gekommen iſt, um fein ſchweres Hintertheil völlig an den beſtimmten Ort zu ziehen. Die liebſten Wohnoͤrter für ihn ſind die zwiſchen zu⸗ ſammen gefrornen Eisfeldern entſtehenden Zwiſchenrauͤme und Hoͤlen, in welchen Schlupf winkeln er ſich ſo wohl befindet, daß er ſich lieber tod ſchlagen, als heraus treiben laͤßt. Unter dem Waſſer koͤnnen ſie nicht lange aushalten. Sie machen ſich daher theils durch ihren warmen Odem, theils durch ihre Krallen Loͤcher durch das Eis, aus welchen ſie den Kopf hervor ſtrecken. In der Scheidewand des Herzens haben ſie ein eirundes Loch, durch welches das Blut aus der Vorderkammer ſogleich in die Hinterkammer geht, ohne den Kreislauf vorher durch die Lunge zu machen, und daher koͤnnen ſie einige hundert Faden weit unter dem Waſſer herumſchwimmen, ohne Odem zu ſchoͤpfen. Der oben angeführte‘ gezaͤhmte blieb gewoͤhnlich mit dem Kopfe keine halbe Minute unter dem Waſſer. Wenn er den Kopf über das Waſſer heraus ſtrekt, ſo ſtoͤßt- er die Luft mit einer großen Gewalt aus den nun ſich oͤffnenden Naſenloͤchern. Herr Hofrath Blumenbach in Goͤttingen hat einen ſehr merkwuͤrdigen Bau des Auges an dem Kalbsrobben bemerkt, wodurch er im — Stande iſt, die Axe des Auges nach Willkuͤhr zu verlaͤngern oder zu verkuͤrzen, am im Waſſer eben ſo gut, als in der Luft ſehen zu koͤnnen. Dieß wird durch den Druk der überaus ſtarken Augenmuskeln auf die auͤßere Haut des Augapfels bewirkt, welche leztere an verſchiedenen Stellen von verſchiedener Dicke iſt. Die durchſichtige Hornhaut naͤmlich iſt duͤnn und nachgiebig; von der harten weißen Haut hingegen iſt der zunaͤchſt an die Horn⸗ haut anſtoßende Theil, ſo wie auch der Hintergrund dik und knorpelartig, ihr mittlerer Guͤrtel aber wieder duͤnn und geſchmeidig, ſo daß, wenn das Thier durch die Luft ſehen will, es den Augapfel in die Augenhoͤle zuruͤk zieht, und dadurch den Hintergrund deſſelben etwas flach druͤkt, mithin der Kriftallinfe naher bringt ꝛc., wie es die ſtarke Brechung der — 21 — Lchtſtralen erfordert, die dann aus der duͤnnen Luft in das dichte Auge gehen. Unter dem Waſſer hingegen laſſen die Augenmuskeln nach, damit die Augenaxe wieder verlaͤngert werde. Seine Stimme lautet in der Gefangenſchaft wie: owahowah, awawa. Zuweilen laͤßt er eine Art Nießen hoͤren, welches mit einem ſtarken bumpfen Ton verbunden iſt. Wenn er ſeinem u einen Kuß gab, 15 1 es wie ein Ruͤlpſen mit verſchloſſenem Munde. Im Waſſer nere er ſich nicht licht! in Hagen und da ſchwimmt und ſpielt er gern um die Schiffe und Boote herum, welche Eigenſchaft wahrſcheinlich zu der Fabel von Seeiungfern oder Sirenen Anlaß gegeben hat. Auf den Eisfeldern aber, oder auf dem Lande, liegen mehrere bei einander, das Geſicht in die 5 gerichtet Wenn ſie ſchwim⸗ men, tragen ſie den Kopf in der Hoͤhe. Ihr Schlaf iſt feſt. Sie wachen aber oft auf 11 ſehen ich mit auſßerichketem Halſe um. Man hat ſie auch fern in der See ſchwimmend ſchlafen geſehen. Der Kalbsrobbe iſt nach Einigen neuͤgierig und beherzt, nach Andern furchtſam und vorſichtig. Durch Geſchrei, oder durch den unvermutheten Anblik eines Menſchen erſchrikt er, und ergreift die Flucht. Unterwegs ſpeiet er beſtaͤndig Waffer aus dem Munde, um den Weg ſchluͤpfrig zu machen. Auch wirft er nach Beſchaffenheit des Bodens mit den Hinterfuͤßen Sand, Steine, Schlamm ꝛc. hinter ſich, ia fprigt fogar bei harter Bernie gung einen ſehr übel riechenden gelben Unrath um ſic = Die Männchen ſtreiten auch mit einander mit heftigem Brüllen um die Weibchen und um die bequemſten Ruheplaͤtze. Ihre Vorderfuͤße find mehr zum Schwimmen als Jen Gehen gemacht; doch koͤnnen ſie ſich ziemlich geſchwind auf ſeſtem Boden fortbewegen. Sie ſind gelehrig und zeigen in der Gefangenſchaft einige Geſchiklichkeiten. So drehte ſich der oben angefuͤhrte auf Befehl feines Herrn drei und mehre Male im Waſſer liegend herum, ſchwamm auf den Ruf deſſelben herbei, hob auf Verlangen bald den rechten, bald den linken Vorderfuß in die Hoͤhe und ließ denſelben anfaſſen; auch gab er, wenn es ihm beſohlen wurde, eine Stimme von ſich, die wie: Mama lauten ſollte, aber freilich nur eine entfernte Ahnlichkeit mit dem Laute dieſes Wortes hatte. Hſters nahm er ſich im Waſſer einen Anlauf, ſchwang ſich mit dem Vorderleibe in die Höhe, legte die Vorder⸗ fuͤße auf den Rand ſeines Waſſerbehaͤlters, hielt ſich fo eine Zeit lang in aufrechter Stel: jung und ſah unbefangen die Zuſchauer an. So ſah er von hinten einem ſchwarzen Moͤnch nicht unaͤhnlich, indem ſein glatter, runder Kopf einen in eine Capuze gehuͤllten Menſchen⸗ kopf, und ſeine Schultern mit den kurzen ausgeſtrekten Fuͤßen zwei unter einem: Scapulier hervorragende Ellenbogen vorſtellten, von dem ſich eine lange ungefaltete, ſchwarze Kutte he 100 In ef e itte er nett Ya e UFRGEN W 0 Wenn 5 Von dieser Ahnlichkeit nannte der fie Prof. Hermann in Straßburg den von ihm bes. ſchriebenen Robben, den Moͤnchsrobben. Da ich dieſelbe Eigenſchaft bei dem hier vorges deigten bemerkte, und er noch mehre Merkmale mit ienem gemein hat, ſo waͤve ich faſt geneigt, ihm ein n lebendiger Fiſch in Die Waſſer geworfen wurde, fo ſchwamm er nach demſelben herum, fing ihn mit dem Maul und druͤkte oder biß ihn etwas, ließ ihn wieder frei, ſchwamm ihm nach und fing ihn wieder und ſo wiederholte er dieß einige Mal. Dann gab er ihm einen ſtarken Biß, ſchuͤttelte ihn im Waſſer hin und her nach Art der Hunde, um hn geſchikter zum Verſchlucken zu machen, ') warf ihn einige Mal im Maul herum 110 verſchlukte ihn dann auf zwei bis drei Mal. Das Vordertheil mußte immer voran, durch welchen Kunſtgriff das Verſchlucken weit leichter vor ſich ging, als wenn er das Hin— tertheil zuerſt haͤtte hinunter ſchlucken wollen, weil im leztern Falle die widerſtrebenden Schuppen und Floßfedern ihm ein Hinderniß in den Weg gelegt hätten. An ein Zers malmen der Speiſe mit den Backenzaͤhnen war nicht zu denken, ſondern er e den Fiſch in ganzen, iedoch noch zuſammen haͤngenden Stuͤcken hinab. Seinen ihm wahrſcheinlich unangenehmen Zuſtand gab er oft durch ein lautes Gebloke zu erkennen. Er ſtrekte dann, wenn er mit dem Vorderleibe am Rande des Waſſerbe— haͤlters ſich aufrecht hielt, ſeinen Hals und Kopf gerade in die Hoͤhe und fing ein ſtarkes Geſchrei an. Zuweilen klapperte er auch mit den Zaͤhnen. Er bekam des Tages zwei Mal friſches Waſſer, und wenn er daſſelbe durch feinen übel riechenden Unrach unrein gemacht hatte, noch oͤfter. Bei der Nacht wurde ihm das Waſſer genommen, und er lag ſodann auf dem krockenen Boden feines Waſſerbehaͤlters. In lezterem wurde er auch von einem Orte zum andern gefuͤhrt. Es wurde naͤmlich der Behaͤlter mit Stroh ausge— legt, fo daß das Thier ganz damit eingehuͤllet und nur der Kopf frey war, den er aus der Offnung des Deckels herausſtrecken konnte. Waͤhrend der Reiſe nahm er nach der Ver— ſicherung des Herrn, weder Nahrung, noch Getraͤnk zu ſich. Als er gefangen wurde, ſtand es zwei Monate lang an, bis er ſich an das füße Waſſer gewoͤhnte. Er fraß anfangs 7 _ Tage lang nichts, und brauchte 7 Monate lang, bis er ganz zahm wurde. Seine Nah— rung beſtand in allerhand Fiſchen. In der Freiheit naͤhrt er ſich von Salmen (Salmo Carpio), kleinen Barſchen (Perca norvegica) und beſonders von Haͤringen, deren Zuͤge er verfolgt. Auch See » Inſecten und Würmer hat man ſchon in feinem Magen gefunden, Der Kalbsrobbe bringt ein Junges zur Welt, hoͤchſt ſelten zwei, und laͤßt es ungefaͤhr 7 Wochen lang auf Felſen, oder in Hoͤlen, oder auf dem Eiſe ſitzend, oder wie man auch bemerkt haben will, in der See ſtehend, an ſich ſaugen. Die Jungen liegen meiſt auf dem Eiſe, und wenn ſich ihnen der Jaͤger naht, ſo nimmt ſie die beſorgte Mutter ins Maul, traͤgt ſie auf eine Eisſcholle und ſchwimmt um dieſelbe herum, ohne ſich des gewoͤhnlichen unſern Robben für den Hermann'iſchen Moͤnchsrobben zu erklaͤren, wenn ihm nicht einige Merk male fehlten, die Hermann von dem ſeinigen angibt, und mir nicht einige Zweifel in Hinſicht der Anzahl der obern Vorderzaͤhne vorſchwebten. Außerdem erſieht man aus feinen: Oblerva- tiones Zoologicae etc, , daß er oͤfters aus ſchon bekannten Arten neuͤe Arten ſchuf, wes⸗ wegen mir alſo mein Mißtrauen nicht zu verdenken iſt. 8 0 ) Nicht aber, um ihn abzuwaſchen, wie man vorgab. — 23 — Mittels zur Flucht, naͤmlich des Untertauchens, zu bedienen. Die Begattungszeit wird auf dem Eiſe vollbracht, wobel das Weibchen auf dem Ruͤcken liegt. Ein Maͤnnchen hat ſeine Serien Weibchen, zwei oder mehre. Die Jungen ſollen anfangs lange, wollige, weiße oder gelbliche Haare haben, welche aber in den erſten Wochen zuerſt auf dem Kopfe und an den Hinterfuͤßen e muͤſſen, weil man ſie gleich ſchwarz antrift. Ihr Fleiſch iſt die vornehmſte und liebſte Speiſe der Bewohner der vördlichen Laͤnder, und ehehin wurde es auch auf die Tafeln'der Vornehmen in England und Norwegen gebracht. Das iunge Fleiſch ſoll gut ſchmecken, das von alten Thieren aber ſchwarz und zaͤhe ſein. Der Spek wird ſowohl zur Speiſe, als auch zum Thranbrennen gebraucht. Ein fetter Robbe gibt 50 bis 60 Pfund. Den Thran von alten Robben braucht man zum Brennen und in Ledergerbereien, den von Jungen aber wie Baumoͤl auf Salat. Die fette, weiße Milch ſchmekt thranig, und wird gekocht zu Kaͤſe. Die Islaͤnder haͤngen die mit Milch gefüllten Maͤgen der Jungen in den hegen wo ſie fich in Si verwandeln ſoll, das man in Lampen brennen kann. Aus dem Blute werden Blutwuͤrſte und Suppen bereitet, und der Magen, die Ge⸗ därme, Knochen und Sehnen dienen den Nordlaͤndern zu allerhand Werkzeuͤgen, die Felle zu Kleidern und zum Ausfuͤttern der Zelte. Mit den Sehnen naͤhen ſie. Aus den Ge— daͤrmen machen ſie ihre Fenſter und Hemden, und aus dem Magen Schlauͤche, worin ſie ihren Thran aufbewahren. Die Robben find den Groͤnlaͤndern zu einem folchen Beduͤrſ— niſſe geworden, daß ihnen ein Leben ohne dieſelben undenkbar iſt. Als ihnen einſt — nach der Verſicherung des Biſchoffs P. Egede, — die Miſſionaren die Gluͤkſeligkeit des Him— mels geprediget hatten, fragten ſie: Gibt es alſo doch auch Seehunde vollauf da? Aus den gar gemachten Fellen bereitet man Pferdedecken, Stiefeln, Hüte, Tabaks— beuͤtel, Jagdmuͤffe und Kofferuͤberzuͤge. Die Ekzaͤhne werden zu ane Drechslerarbeit gebraucht. Die Feinde der Kalberobben ſind der Eisbaͤr, der kleinauͤgige Kachelot (Phyſeter Microps), der Hundshai (Squalus Cacharias) und der Fiſchadler (Falco Albicilla), welcher leztere die Jungen wegfaͤngt, Man faͤngt die Kalbsrobben auf verſchiedene Art. Von Holland und Hamburg gehen alle Jahre einige Schiffe auf den Robbenfang aus. Man ſucht fie bei Spizbergen auf, und uͤberfaͤllt fie, wenn fie in Herden auf dem Eife liegen und ſchlafen, mit Stoͤcken, die mit, Eiſen beſchlagen find. Ein derber Schlag auf die Naſe ſtuͤrzt fie auf einmal hin. Man wor fie auch mit Harpunen, in Gruben und 1 In der Oſtſee nt man n ſie auch mit n 10 Die Einwohner von Röͤdloͤga, Spartloͤga, Kudoxa und Sundſpaͤrs, welche unter dem Geichte zu Stokholm ſtehen, ſind die einzigen, welche eigentlich wahre Robbenfaͤnger genannt werden koͤnnen. Sie nehmen auf mehre Monate Mundvorrath in ihre kleinen Kajuͤtenboote und ſegeln um und zwiſchen den Eisſchollen umher. Sobald fie einen Eisberg, — 24 — der eine halbe Meile lang und 10 bis 12 Ellen hoch uͤber dem Waffe fein kann, antreffen, weichen ſie demſelben anfangs aus, ſegeln aber nachher auf denſelben zu, haͤngen ſich an die hintere Seite feſt, und laſſen ſich ſo von ihm fortziehen. Sodann ſuchen ſie die Robben auf und machen ſich uͤber ſie her. Dieſe Leuͤte wohnen auf nakten Klippen in der See, wo ſie weder Holz, noch Acker, ſondern nur wenig Weiden und Wachholdergebuͤſch haben. Sie kaufen Brenn s und Bauholz. Wenn ihre Hauͤſer alt geworden find, fo brennen fie aus den Ruͤkbleibſeln Kohlen, welche fie nach ihrer eigenen Ausſage mit ſolchem Vortheil verfaus fen, daß ſie ſich damit neuͤe Baumaterialien verſchaffen koͤnnen. Statt des Strohes brau⸗ chen fie bei geringem Heuͤſchlage Rennthiersmoos (Lichen rangiferinus) zum Futter für _ ihre Kuͤhe. Robbeniagd und Fiſcherei macht ihre einzige Nahrung aus. Nachdem die Eisberge verſchwunden ſind, ſuchen ſie die Robben auf den Klippen auf. Da, wo die Robben der Sicherheit halber nicht hinklettern Fönnen, legt ſich der Jaͤger in einem weißen Hemde hin, und macht die Stimme der Robben ſo natuͤrlich nach, daß ſich eine Menge derſelben daſelbſt verſammelt, und fo, wie fie ſich aus dem Waſſer erheben, ſchießt er dies ienigen, welche ſich in einer bekannten Untiefe befinden, wo er die Beuͤte mit Seilen und Angeln wieder bekommen kann; denn aus der Tiefe wuͤrde er die nledergeſunkenen Robben nicht wieder herausholen koͤnnen. Im Winter ſieht man dieſe abgehaͤrteten Jaͤger wie Groͤnlaͤnder in Robbenfelle gekleidet auf dem Eiſe herum kriechen. Sie riechen auch wle Robben, und hintergehen zu gleicher Zeit die Augen, Ohren und Naſen derſelben. Der Ohren eier. Vultur Tracheliotos. Forster. L’Oricou. Zaillant. Wir haben im erſten Heft unſern Leſern verſprochen, ſie auch mit den groͤßten gefluͤgelten Rauͤbern der alten Welt bekannt zu machen. Indem wir unſerm Verſprechen nachkom⸗ men, ſtellen wir hier den aus Africa, naͤmlich den Ohrengeier auf. Seinen Namen fuͤhrt er von dem langen Lappen, den er an feinen Ohren hängen hat. Der um die Natur- geſchichte des ſuͤdlichen Theils von Africa ſich fo verdient gemachte Naturforſcher Le Vaillant zu Paris, hat dieſen Vogel zuerſt in dem Lande der Groß. Namaquas entdekt, und waͤhrend ſeines Aufenthalts daſelbſt beobachtet. Er befindet ſich jezt ausgeſtopft in deſſen Natu⸗ ralienſammlung. Dieſer Vogel ſoll eine Laͤnge von 9 Fuß haben und von einer Fluͤgelſpitze bis zur andern 10 Fuß in die Breite meſſen.“) ) Die Länge ſcheint mir gegen die Breite zu groß zu ſein; denn gewöhnlich uͤbertrift bei den Voͤgeln die Breite die Länge um ein Betraͤchtliches. Der braunrothe Geier z. B. mißt in die Länge 3 Fuß 6 Zoll, in die Breite 8 Fuß; der Cuntur in die Länge 3 Fuß 2 Zoll, in die Breite 8 Fuß 1 Zoll pariſ. Maß; der Bart-Geieradler in die Länge 4 Fuß 6 Zoll, in die — 25 — Die Merkmale, wodurch er ſich von den andern Gattungsverwandten unterſcheidet, ſind der herunter haͤngende Ohrlappen und ſtruppige Halskragen, und die fäbelförmig gebogenen langen Bruſtfedern. Der Schnabel iſt hornfarbig, die Wachshaut und die Schnabelwurzel gelblich hornfarbig; der Augenſtern kaſtanſenbraun, die Augenlieder mit ſchwarzen Augenwimpern verſehen. Der ganze Kopf und die Mitte des Halſes find. nakt und von fleiſchrother Farbe; gegen den Schnabel hin fälle dieſe Farbe etwas ins Brauͤnlichviolette, und gegen das Ohr verliert ſie ſich ins Weiße. Hin und wieder, ſo wie auf der ſchwarzen Kehle, ſtehen einzelne ſteife Haare. Die Ohren haben eine 4 Knien hoch erhabene Haut, welche ihnen vorne zur Einfaſſung dient und ſich alsdann in — gerader Linie auf den Hals herunter legt. Dieſer Ohrlappen iſt fünf Zoll lang, und dient wahrſcheinlich zur Schaͤrfung des Gehoͤrs, indem er den Schall leicht auffaͤngt. Der Halskragen beſteht aus verkehrt ſtehenden Federn, wie bei den Strupphünern. Hinter dieſelbe kann der Vogel den ganzen kahlen Theil des Halſes verſtecken, indem er denſelben zuſammen zieht und verkuͤrzt. 5 N g Alle Federn des Oberleibes, die Flügel und der Schwanz haben ein duͤſteres Braun mit etwas hellern Nändern, Der weit hervorſtehende Kropf iſt mit fehr feinen ſeidenartig glänzenden Flaumfedern bedekt; die Federn auf der Bruſt find hellbraun mit grünen weißen Nändern von ungleicher Laͤnge, ſaͤbelfoͤrmig gekruͤmmt und ſtrauͤbend von einander ſtehend; die Schenkel und der ganze Leib zunaͤchſt uͤber der Haut unter den großen Federn mit weißem | Flaum bedekt; die Füße find mit großen braunen Schuppen beſezt, die breiten, nur ſehr wenig gebogenen Naͤgel hornfarbig. ei Dieſer Geier hält ſich in dem Hottentotenlande, vorzüglich in dem Lande der Groß— Namaquas, auf. Die hollaͤndiſchen Koloniſten nennen ihn den ſchwarzen Aasvogel (Swarte-aas- vogel); die Groß⸗Namaquas Ghaib, welches Wort fie mit einem gewiſſen Zungenſchnalzen ausſprechen. 5 i i Sein Wohnort find hohe, ſteile, faſt unzugaͤngliche Felſen, in deren Hoͤlen und Ritzen er die Nacht hinbringt, oder auch am Tage ausruht, wenn er ſich ſatt gefreſſen hat. Bel Sonnenaufgang ſieht man ſie in großer Menge vor dem Eingange ihrer Wohnung auf den Felſen ſitzen, und zuweilen iſt die ganze Bergkette an ihren erhabenſten Theilen den Laͤnge nach gleichſam mit ſolchen Voͤgeln wie uͤberſaͤet. Da fie in fo erſtaunlicher Menge beiſammen leben, fo ſtecken auch oft in einem Berge fo viel Nefter beiſammen, als nur der Plaz es erlaubt. Der Ort ihres Aufenthalts iſt ein wahrer Abtritt, der einen abſcheuͤlichen Geſtank von ſich gibt. Es iſt auch ſehr gefaͤhrlich, ſich dieſen verborgenen Orten zu naͤhern, da der Eingang mit Koth bedekt iſt, der durch die aus dem Felſen ſchwitzende Feuͤchtigkeit — : 15 a Breite 9— 10 Fuß; der aſchgraue Geier 35 Fuß in die Laͤnge, 7—9 Fuß in die Breite, u. ſ. w. Es iſt gewiß ein Fehler in der Angabe, den ich aber nicht berichtigen kann, obgleich ich ſowohl in der Reiſebeſchreibung als auch in der Beſchreibung der afric. Voͤgel von Le Vaillant (über⸗ ſetzungen) nachgeſehen habe, Wahrſcheinlich iſt die Länge nicht größer, als 4, 42, ſchwerlich 5 Fuß. 1 Ä ——— 26 — beſtaͤndig weich und ſchluͤpfrig erhalten wird, wodurch man Gefahr lauͤft, von den Felſenſpitzen abzugleiten und in den fuͤrchterlichſten Abgrund zu ſtuͤrzen. Im October fangen die Ohrengeier an, ſich zu paaren, und im Januar ſind die Jungen ausgekrochen. Das Weibchen legt zwei, felten drei weiße Eier. Die Jungen find anfangs ganz mit weichen, weißlichen Flaumſedern bedekt. Wenn ſie einmal ſo alt ſind, daß ſie ausfliegen koͤnnen, ſo haben ſie hellbraune, mit roͤthlichen Raͤndern verſehene Federn. Die Bruſt und Bauchfedern haben dann noch nicht die ſichelfoͤrmige Geſtalt; der Kopf und Hals ſind dicht mit weichem Flaum bedekt und die Ohrlappen ſtehen kaum vor. So lange das Weibchen bruͤtet, haͤlt iedes Männchen Wache vor der Hoͤle, worin das Neſt ſich befindet. Aus dieſem Umſtande laſſen ſich die Neſter leicht entdecken, von welchen öfters drei in einer Höle neben einander ſind. Dieſe Geier ſcheinen daher vertraͤglich unter einander zu ſein. Wenn er ſich vollgefreſſen hat, ſo iſt er, wie der Cuntur und andere Geierarten, nicht im Stande, auf zu fliegen. Überhaupt muß er immer mit etlichen Schritten und mit einer ſtarken Zuſammenziehung des Koͤrpers ſich einen Anlauf nehmen, wenn er ſich in die Hoͤhe ſchwingen will. Er kann anhaltend fliegen und ſich zu einer ſolchen erſtaunlichen Höhe erhe— ben, daß er gaͤnzlich in den Wolken verſchwindet. Demungeachtet iſt er doch im Stande, oben zu erkennen, was unten auf dem Boden vorgeht. Augenbliklich entdekt er das Aas, das ihm zur Nahrung dient, und mit Blitzesſchnelle ſtuͤrzt er ſich in Scharen auf daſſelbe herab und verzehrt es. Merkwuͤrdig iſt die Art, wie ſo wohl dieſer Geier, als auch andere fleiſchfreſſende Vögel in weniger als einer Viertelſtunde von einem getoͤdeten Thiere ſich einander Nachricht geben. Hat man ein Thier erlegt, fo ftellen ſich in kurzer Zeit auch Milanen, Buſſarde und Raben ein, welche, da ſie ſich in der untern Gegend befinden, das Aas theils durch ihr ſcharfes Geſicht, theils durch ihren Geruch, auskundſchaften und ſich mit Geſchrei bei demſelben verſammeln. Durch die Bewegungen und durch das Geſchrei dieſes niedrigen Volkes aufmerkſam gemacht, kommen die Geier aus einer erſtaunlichen Hoͤhe, wie aus einer Offnung des Himmels, einer nach dem andern in Schnecke nlinien herab, fallen uͤber das Aas her und man ſieht in kurzer Zeit an der Stelle weiter nichts, als einzelne große Knochen liegen. Wenn ein Jaͤger ein Wildpret getoͤdet hat, ſo darf er, wenn er nicht um feine Beuͤte kommen will, ſich nicht von derſelben entfernen. Um daher die Geier zu ver⸗ ſcheuͤchen, verdekt man das erlegte Thier mit Strauͤchern und Laub und legt ein Kleidungs— ſtuͤk darauf. Demungeachtet machen ſich öfters die dreiſten Raben darüber her, ſchaffen wo moͤglich die Bedeckung weg, und wenn der Jaͤger zuruͤk kommt, ſieht er 1 als unbrauchbare Überreſte. Aus dem Zuſammenfluß der Geier an einem gewiſſen Orte kann man ſch oft die nuͤz⸗ liche Lehre ziehen, daß daſelbſt irgend ein fuͤrchterliches Raubthier, ein Lowe, Tiger oder eine Hyaͤne verborgen kiegt und auf ein anderes Sauͤgchier lauert. Sobald eines dieſer leztern gewuͤrget iſt, verſammeln ſich die Geier, und ohne weder von ihrer Staͤrke, ihren Waffen und ihrer Koͤrpermaſſe Gebrauch zu machen, noch von ihrer Flugkraft und Anzahl — 27 — Vortheil zu ziehen, ſehen ſie in einiger Entfernung dem Raubthier ruhig zu, und warten, bis es geſaͤttiget weg geht und ihnen vielleicht noch etwas von feiner Beuͤte uͤbrig laͤßt. Wenn der Ohrengeier gefreſſen hat und geſaͤttiget iſt, fo kauert er ſich zuſammen und bleibt auf einer Stelle muͤrriſch ſtehen, bis etwa die Verdauung voruͤber iſt. Er nimmt eine betraͤchtliche Menge Fleiſch zu ſich. Le Vaillant fand in dem Magen eines ſolchen 6 1½ Pfund Fleiſch, und feine Freßbegierde war fo groß, daß er, ehe er geſchoſſen wurde, mit ſeinem Schnabel noch ſo fuͤrchterlich einhieb, als wollte er den ganzen Überreſt des toden Thiers mit ſich hinweg nehmen. Wenn der Ohrengeier verwundet iſt, ſo vertheidiget er ſich noch eine geraume Zeit mit vielem Muthe, und ſeine Biſſe mit dem Schnabel ſind ſo ſtark, daß er Spuren im Flintenlauf, wenn er in denſelben beißt, zurüf läßt. Dadurch, daß dieſe Geier das Aas verzehren, reinigen ſie die Gegend von ſchaͤdlichen Aus duͤnſtungen, welche durch das faulende Aas entſtehen würden, Eine weiſe Einrichtung der Natur, die in ienem heißen Lande ſehr nothwendig und wohlthaͤtig zugleich iſt. Ihre Eier, welche le Vaillant gekoſtet hat, haben keinen unangenehmen Geſchmak. Einige merkwuͤrdige Bremſen. Unter der Gattung Bremſe (Oestrus) begreift man dieienigen zweifluͤgeligen Inſecten, welche einen kurzen, rundlichen, ſtark beharten Leib haben und den Hummeln aͤhneln, von ihnen aber, ſo wie von allen andern Inſecten dieſer Ordnung ſich dadurch unterſcheiden, daß ſie weder ein eigentliches Maul, noch einen Ruͤſſel oder Stachel, ſondern an deren Stelle drei Punkte, und inwendig eine Art von Ruͤſſel haben, von dem ſie aber keinen Gebrauch zu machen ſcheinen. Mit den Viehbremen (Tabanus,) haben fie gleichfalls viel Ahnlich keit, allein dieſe haben einen ausgeſtrekten hauͤtigen, aus drei Borſten beſtehenden Ruͤſſel. Man vermuthet mit vieler Wahrſcheinlichkeit, daß die Bremſen in ihrem vollkommenen Zuſtande gar keine Nahrung mehr zu ſich nehmen, wenigſtens ſich nicht von dem Blute der Thiere naͤhren und ſie auch nicht mit ihren Stichen quaͤlen, wie die Bremen ꝛc. Dennoch ſind ſie ihnen weit ſchreklicher, als die blutgierigſten Stechfliegen (Conops.) Durch leztere und durch die Viehbremen wird das Thier beunruhiget, wenn es den Stich fuͤhlt; von der Bremſe aber ſchon geaͤngſtiget, wenn es nur ihr Summen hoͤrt. Dann tobt und raſet es, und flieht, wenn es entfliehen kann. Ein geheimer wunderbarer Trieb ſagt dem Thiere, was es von dieſem Inſect zu fuͤrchten habe, wenn es auch noch nie die Wirkung davon em⸗ pfand; und ein eben ſo merkwuͤrdiger Trieb reizt das Inſect, dem Thiere zu folgen, da es ohne daſſelbe fein Geſchlecht nicht fortpflanzen kann. Die Natur hat naͤmlich den Leib ges wiſſer Thierarten zur Ausbruͤtung der Eier der Bremſen und zur Ernaͤhrung ihrer Larven beſtimmt; fie find verlohren, wenn fie nicht an den ihnen angewieſenen Ort hingebracht werden. Das Pferd, das Rind, das Schaf, die Ziege, der Hirſch, das Rennthier, und wie Einige behaupten, auch das Kameel, find dieſem Schikſal unterworfen, daß ſie die Geburt 4 * 1 # — 28 — ſolcher ihnen verhaßten Inſecten befördern muͤſſen. Da wir ſo gluͤklich waren, die merk wuͤrdigſten derſelben in der Natur zu erhalten, ſo ſind wir im Stande, unſern Leſern getreuͤere und vollſtaͤndigere Abbildungen davon vorzulegen, und ihnen eine genauere Kenntniß derſel⸗ ben, ſo wie von ihrer Lebensart zu verſchaffen, als es ſelbſt durch die Blumenbachſchen Abbildungen geſchehen kann. e e NS Wir nehmen zuerſt die Rennthierbremſe. Oestrus Tarandi. Linn. ' Tor, 9. Sa Des Das vollkommene Inſect (Fig. 4.) hat ungeflekte Fluͤgel; der Kopf iſt oben ſchwarz, die Augen (Fig. 5 und 7. b. c. d. e.) zu beiden Seiten deſſelben braun, vorn ſind zwei Vertiefungen, die eine dunkelbraune Scheidewand von einander trennt, in welchen zwei ſchwarze, glaͤnzende, runde, glatte Knoͤpfchen liegen, an deren auͤßerer Seite eine braune, ſteife Borſte, das Fuͤhlhorn, ſchraͤg abwaͤrts hervor geht; unter dieſen Vertiefungen geht ein langer Bart, aus gelben Haaren beſtehend, herunter, der die ganze uͤbrige Flaͤche des untern Theils des Geſichts bedekt; unter dieſem von einem Auge zum andern um das Kinn herum ein aus ſchwarzen Haaren beſtehender Ring (Taf. VI. Fig. 5.); das Bruſtſtuͤk gelb, in der Mitte von der einen Fluͤgelwurzel bis zur andern ein breiter, ſchwarzer Querſtreiſen; der Hinterleib ſchwarz, mit braungelben Haaren; die Fuͤße am Grunde braunſchwarz, am Ende hellbraun; der ganze Koͤrper mit vielen Haaren beſezt. N Dieſe Bremſe fliegt um Julius und Anfang des Auguſts dem Rennthier ganze Tage lang bei gutem und ſchlechtem Wetter nach, und verfolgt daſſelbe ſo lang, bis es vor Mat— tigkeit niederfaͤlt. In dieſem guͤnſtigen Augenblicke laͤßt die über ihm ſchwebende Bremſe ein weißes Ei, das es ſchon in Bereitſchaft hält, auf den Ruͤcken zwiſchen die aufrecht ſtehenden Haare fallen, welches vermittelſt der daran befindlichen klebrigen Feuͤchtigkeit zwi⸗ ſchen denſelben kleben bleibt, und durch die Wärme ausgebruͤtet wird. Die daraus ent: ſtehende weiße Made oder Larve bohrt ſich in die Haut ein und faͤngt an, ſich von den Saͤf⸗ ten des Thiers zu naͤhren. Mit iedem Tage wird die Larve groͤßer, und der Zufluß der Säfte an dieſer Stelle, wo fie liegt, ſtaͤrker, wodurch die Haut erhöht und ausgeſpannt, oder zu der eigentlichen ſchwaͤrigen Bremſenbeuͤle wird, die bei den Lapplaͤndern Curbma heißt, und das Rennthier, wenn ſie in Menge da iſt, nicht nur unruhig und krank macht und ihm endlich den Tod zuzieht, ſondern auch die Haut deſſelben durch die vielen zuruͤk⸗ bleibenden Narben ſehr verderbet. | In dieſer Beuͤle, die eine erbſengroße Offnung hat, bleibt die Larve 9 bis 1o Monate. Gegen das Ende dieſer Zeit, im April und Mal, verwandelt fie ſich in eine dunkel- oder hellbraune Puppe, (ſiehe Taf. VI. Fig. 1.), aus welcher alsdann die vollkommene Bremſe kriecht und wegfliegt. Dieſe Puppe iſt 1 7/5 pariſ. Zoll lang, 3 1/2 Lin. die, rund, oben dicker als unten, und beſteht aus 11 Ringen, auf deren 8 obern mehre neben einander ſtehende Reihen kurzer, ſpitziger, etwas gekruͤmmter Stacheln ſtehen. (Siehe Fig. 1. a.) Das untere Ende iſt auf der untern Seite abgeſtuzt, und bietet eine Fläche dar, auf welcher zwei rund— liche, halb erhabene Theile neben einander ſichtbar ſind, der uͤbrige Theil ragt uͤber die Flaͤche hinaus und hat einen erhabenen, aus lauter Stacheln beſtehenden Kranz. (Siehe Taf. VI. Fig. 2.) Der Kopf iſt klein und beſteht aus zwei kurzen, dicken, ſtumpfen Hervor— ragungen, die zwei Hörnchen aͤhnlich ſehen und an ihrem untern Theil zwei nach unten ge— kruͤmmte ſpitzige Haken haben, womit ſich die Made und Puppe einhaͤkeln. Sobald die zahmen Rennthiere dieſe Bremſe wittern, recken ſie die Koͤpfe in die Hoͤhe, ſperren Augen und Ohren weit auf, ſtampfen mit den Fuͤßen, und ſtehen dann eine Weile beſtuͤrzt ſtille, als wenn fie vom Schlage geruͤhrt worden wären. Aber gleich darauf wies derholen ſie alle dieſe Bewegungen ſo geſchwind und zugleich, daß eine Compagnie Solda— ten ihre Handgriffe nicht hurtiger machen kann. Und dieß geſchieht oft über hundert Mal nach einander. | Wenn ſie auf die Weide ziehen, fo gehen fie, wenn fie die Freiheit haben, aus einem innern Vorgefuͤhl, dem Winde entgegen, weil ihnen in dieſem Falle die Bremſen nicht gern folgen. Die wilden Rennthiere, beſonders die alten, fliehen in die Schneegebirge, bis die Fortpflanzungszeit der Bremſe vorüber iſt. Die Kraͤhen ziehen den Rennthieren öfters nach, ſetzen ſich auf den Ruͤcken, und holen die Bremſenlarven aus den Bremſenbeuͤlen heraus. So verſchaft die Natur dem einen Thier Nahrung in dem Feinde eines andern! , Oestrus nasalis. Lin. Oestrus -Trombe. Modeer. Taf. VI. Fig. 6. die Bremſe. 7. die Vorderſeite des Kopfes derſelben. Auch dieſe Bremſe iſt dem Rennthier, und wie man ſagt, auch den Pferden gefaͤhrlich. Manche Naturforfcher find nicht ungeneigt, fie für das Weibchen der Rennthierbremſe zu halten. Sie gleicht ihr auch wirklich in allen Stuͤcken, nur daß ſie etwas dicker, ihr Hin, terleib breiter und das Ende deſſelben ſtumpfer iſt, auch die Haare an demſelben nicht die lebhafte rothgelbe, ſondern eine blaſſere Farbe haben. Sie ſoll ihre Eier in den Naſen— ſchleim legen. Hierin gleicht ſie der weiter unten beſchriebenen Pferdebremſe, mit der ſie vielleicht auch verwechſelt worden iſt. — — 30 — N Die Ochſenbremſe. Piſſelmuͤcke. Biesfliege. Oestrus bo vis. Blumenbach. Taf. VI. Fig. 8. 9. Dieſe Bremſe haͤlt ſich auf den Viehweiden und in den Waldungen auf, und iſt eine Plage der Ochſen, Kühe und Hirſche, auf deren Ruͤckenhaut fie nach Art der Rennthier⸗ bremſe ihre Eier fallen läßt. Die aus den Eiern entſtehende Made frißt ſich ein und es entſtehet ein offenes Geſchwuͤr, Daſſelbeuͤlen, Boſſelbe alen genannt. Bei einer mäßigen Anzahl ſolcher Geſchwuͤre, die man nicht übel mit Fontanellen verglichen hat, bes findet ſich das Thier recht wohl. Aber freilich wird es eine toͤbliche Plage, wenn dreißig, vierzig und mehr ſolcher Larven ſich auf einem Thier befinden und an deſſen Saͤften zehren. Diefe Bremſe unterſcheidet ſich von den uͤbrigen Arten dadurch, daß fie braune, ungeflekte Fluͤgel hat, das Bruſtſtuͤk mit gelben Haaren, mit einer braunen Querbinde verſehen, der Hinterleib gelb, an der Spitze ſchwarz iſt. Die Beine, ſo wie der Hinterleib ſind ebenfalls behart. Die braune Puppe, aus welcher dieſe Bremſe hervor geht, iſt rund, oben und unten etwas verdünnt, in ſieben zuſammen haͤngende Ringe getheilt, anf deren jedem an den Seiten ein Luftloch, und oben eine Reihe kurzer Stacheln ſich befindet. Am Kopfe ſind zwei Haͤkchen. Die Larve ſoll ſich im Maͤrz durchfreſſen, herabfallen, unter Moos und Steine kriechen und ſich verpuppen. Wenn das Rind eine ſolche Bremſe in ſeiner Naͤhe merkt, fo lauͤft es wie wuͤthend herum. Durch die Geſchwuͤre entſtehen in der Haut Nar⸗ ben, wodurch der Werth derſelben ſehr verringert wird. Die Pferdbremſe. Oestrus equi. Blumenbach. Oestrus ovis. Linmè. Taf. VI. Fig. 18% W. An Geſtalt der Naſenbremſe aͤhnlich, doch kleiner, und von ihr, fo wie von allen uͤbri— gen dadurch verſchieden, daß ſie an den Spitzen der Fluͤgel zwei ſchwaͤrzliche Flekchen und ungefaͤhr in der Mitte derſelben ein eben ſo gefaͤrbtes undeuͤtliches Querband hat. Ihr ganzer Leib, der Kopf und die hellbraunen Fuͤße ſind mit braungelben Haaren bekleidet, oben auf dem Bruſtſtuͤk ein glatter, braunſchwarzer Querſtreifen von der einen Fluͤgelwurzel bis zur andern. Der Hinterleib ift unter den Haaren gelbbraun, mit dunk— lern Flecken; vorn am Kopfe ſtehen in zwei durch eine Scheidewand getrennten Vertlefung⸗ en zwei ziemlich hervorragende, braune, laͤnglich runde Knoͤpfchen, an welchen die bor⸗ — 31 — ſtenfoͤrmigen Fuͤplhoͤrner fißen. Der untere Theil des Geſichts hat kurze, brauͤnliche Haare. Das Weibchen hat einen Legſtachel, durch welchen die Eier gehen, (ſiehe Taf. VI. Fig. 12.), die es auf die Schenkel und en der Pferde legt, und, von denſelben weggelekt, in den Magen kommen. Die Puppe hat neuͤn Ringe mit kurzen Stacheln und oben am Kopfe zwei a und ift von Farbe braun. (Siehe Taf. VI. Fig. 10.) Man gibt noch eine andere Art von Pferdbremſen, den Afterkrlecher, an, Wehe brauͤnliche, ungeflekte Flügel und einen ſchwarzen Hinterleib hat, der an der Wurzel weiß, am Ende rothgelb iſt. Dieſe legt ihre Eier an die Appen der Pferde, die dieſelben zufällig ablecken und auf dieſe Weiſe gleichfalls in den Magen bringen. Die aus den Eiern entſtehenden Larven haͤngen ſich mit ihren Haͤkchen feſt und verurſachen dem Pferde em- pfindliche Schmerzen, ſo daß ſie, wenn ſich viele ſolcher Larven darin befinden, oͤfters umfallen, ſich waͤlzen, immer in die Seiten, den Ort ihrer Schmerzen, ſeben, und endlich an einer Entzündung des Magens ſterben. h Sonſt wollte man bemerkt haben, daß dieſe Bremſenart die Eier in die Falten des Afters lege, daß die hier ausgebruͤteten Larven durch die Gedaͤrme hinauf in den Magen kroͤchen „ und daß ſie zur beſtimmten Zeit denſelben langen Weg wieder zuruͤk naͤhmen, um ihre Verwandlung außer dem Leibe des Pferdes abzuwarten. Daher erhielt diefe Bremſe den Namen: Afterkrieche er Oestrus haemorrhoidalis. Lin. Zur Be⸗ richtigung der Beſchreibungen der Bremſearten in naturhiſtoriſchen Schriften merken wir an, daß die Linne'ſche Ochſenbremſe Oestrus bovis keine beſondere Art, ſondern die hier abgebildete Pferdebremſe iſt. Die Schafbremſe. Der Stirngruͤbler. N Destrus owis Taf. VI. 8. 13 — 17. It engl bet Schafen, zuweilen aber 9900 den Ziegen, Rehen und Hirſchen. gefahr, lich. Sie kriecht in die Naſen dieſer Thiere und legt ihre Eier hinein. Die aus denſel— ben entſtehenden Maden kriechen weiter hinauf in die Stirnhoͤle und naͤhren ſich daſelbſt. In Menge verurſachen fie dem Thier eine tödliche Kopfkrankheit, das Drehen genannt, weil es ſich im Kreiſe dreht und mit dem Kopfe gegen die Wand lauͤft. Die ſchmutzig weiße Larve (Taf. VI. Fig. 13., vergrößert 14.) iſt 3/4 Zoll lang, der Kopf klein, zweilappig, mit einem Muſſel, welcher mit zwei ſchwarzen, glaͤnzenden, hornartigen, — Ba gekruͤmmten Häfchen verſehen iſt, womit fie ſich anhaͤngt, wenn fie ſch 1 will. (Siehe Taf. VI. Fig. 15., vergrößert 16.) Der Leib hat 11 Ringe, die oben dunkelbraun, unten mit RE Kennen, durch die Augen weniger, als durch das Gefuͤhl bemerklichen Boͤrſtchen beſezt 1 5 Auf iedem Ringe befindet ſich an der Seite ein Luftloch. Der Leib wird nach unten dicker, und endiget ſich mit einem vorſtehenden rauhwarzigen Wulſte, dem After, unter welchem eine wagrechte Flaͤche mit zwei faſt dreieckig zugerundeten, ſchwarzbraunen, hornartigen, glaͤnzenden Scheibchen ſichtbar iſt, die in der Mitte einen hellern Punkt haben. Wenn ſich die Larve verpuppet, kriecht ſie aus dem Leibe, oder kommt mit dem Unrath heraus, und es entſteht im Julius und Auguſt aus derſelben eine Bremſe, (ſiehe Taf. VI. Fig. 17.), die ſich von allen uͤbrigen ſehr auszeichnet. Die Fluͤgel ſind ungeflekt, der Kopf unbehart, zwiſchen den hellbraunen Augen zwei oben zuſammen haͤngende hellbraune Erhoͤhungen mit vielen kleinen ſchwarzen Vertiefungen; unter dieſen eine mit einem erhabenen Rande verſehene, runde Vertiefung, welche ſich nach unten bogenfoͤrmig verengert und gegen das Ende hin wieder erweitert. In dieſer Vertiefung ſitzen zwei ſchwarze Knoͤpſchen mit dem kurzen borſtenfoͤrmigen Fuͤhlhorn; die Backen und das Kinn hellbrauͤnlich, glatt, mit ſchwarzen Punkten; das Bruftftüf weißgrau mit vielen ſchwarzen Waͤrzchen; der Hinterleib weißgrau, mit ſchwarzen Flecken, Waͤrzchen und einzelnen kurzen ſchwarzen Borſten beſezt; die Fuͤße hellbraun, ſteif behart. Dieſe Bremſen dienen den In⸗ ſecten freſſenden Voͤgeln, und ihre Puppen den ee zur Nahrung. Der amerikaniſche Bär. Ursus a mericanus. Gmel. Lin. L’ours noir d' Amerique. Wi liefern hier eine Abbildung von dem amerikaniſchen Baͤren, der unter dem Namen: Bariwal mit andern lebendigen Thieren an verſchiedenen Orten von Deuͤtſchland, und auch hier zur Schau ausgeſtellt wurde. Man hat, fo viel wir wiſſen, zwei kleine Abbildungen von dieſem Bären. Die eine befindet ſich in der Schrift: La mena- gerie du museum national d'histoire naturelle etc. T. II. S. 144, die andere in v. Schreber's Sauͤgthieren. Bei der erſtern Abbildung iſt der Kopf nach Verhaͤltniß der Dicke zu lang, die Ohren zu groß, der Mittelruͤcken eingebogen, der Hintertheil des Ruͤckens oder das Kreuz zu niedrig, die Tatzen ohne Hervorragung der Fußſole, uͤberhaupt ſehlt dem ganzen Thier die ihm eigene charakteriſche Geſtalt und Haltung. Auf der zweiten Tafel, auf welcher der Kopf und die Oberflaͤche der Fußſole beſonders abgebildet find, iſt erſterer zwar richtiger, leztere aber weniger getreuͤ dargeſtellet, indem die hintere Sohle die tiefe Seiten⸗Einbeuͤgung nicht hat. Die v. Schreberſche Figur iſt gleichfalls auf dem Ruͤcken tief eingebogen, die Schnauze lauͤft ſpitzig zu, die vier Beine haben ein krauſes, zottiges Haar, an den übrigen Theilen ein kurzes und ſtraffes; die Tatzen ſind zu kurz, die Fußſole gar nicht ſichtbar, das Ohr iſt ſchlauch— foͤrmig, und die Offnung dieſer Geſtalt angemeſſen; die Figur iſt wahrſcheinlich nach einem ſchlecht ausgeſtopften Exemplar gemacht. Wir haben verſucht, von dleſem noch nicht genau genug bekannten Sauͤgthler eine beffere Abbildung zu liefern, und glauben auch, daß es uns gelungen ſel; wenigſtens haben wir den Beifall aller derjenigen Kuͤnſtler und Kunſtkenner erhalten, welche dieſes Thier im leben hier geſehen und mit der Abbildung verglichen haben. Unſer geſchikter Kuͤnſtler Gabler hat ſogar I Ausdruk feines Geſichts . matten und es iſt daher dieſe ee ein wahres Portrait. | 5 In der Naturbeſchreibung des euͤropaͤlſchen und des amerifanlfihen Bären herrſcht noch einige Verwirrung. v. Zimmermann hielt leztern fuͤr eine Abart des erſtern. Buffon und der Verfaſſer des Zoologen 1 B. verwechſeln gleichfalls beide miteinander; von Schreber war bei der Beſchreibung des euͤropaͤiſchen Baͤren, wo er auch den amerika⸗ niſchen anfuͤhrt, noch zweifelhaft, ob er ihn für eine beſondere Art erklaͤren ſoll, was er in der Folge doch gethan haben wuͤrde, weil er eine beſondere Abbildung verfertigen ließ, aber den Text ſchuldig blieb. Pennant und die neuͤeren franzoͤſiſchen Naturforſcher ſtellen ihn als eine beſondere Art auf. Der amerlfanifhe Bär unterſcheidet ſich von den uͤbrigen uns bekannten Arten durch folgende Merkmale: Die Haare am ganzen Koͤrper kurz, ſtraff, tiefſchwarz und glänzend; Wangen und Kinn mit kurzen braungelben Haaren; die Ohren kurz, abgerundet; die vordern Fuß— ſolen faſt rund und nakt. Der Kopf mehr kurz als lang, das Hintertheil deſſelben zwiſchen Ohren und Augen ſchoͤn rund, auf der Stirn etwas flacher, lezterer mit einer etwa drei Zoll langen Vertiefung in der Mitte; bei den Ohren zo Zoll breit, vom Auge bis zur Naſenſpitze 4 Zoll lang; vom Ohr bis zum Auge 4 Zoll 3 Lin. ; die Ohren 4 Zoll lang, mit einer flachen Vertiefung; die Naſe gerade abgeſtuzt, mit einer auf beiden Seiten ſchief auſwaͤrts gehenden 1 Zoll langen Rinne oder Einſchnitt; von der Naſe an lauft in der Mitte der Oberlefze eine Rinne bis in das Maul; dle Naſenſpitze grauſchwaͤrzlich, nakt; die Naſenloͤcher inwendig blaßroͤthlich; von den Augen über die Naſe und Wangen herab und an dem Kinne mit kurzen braungelben Haaren verſehen, wodurch dieſe Theile ein ganz anders gefärbtes Anſehen bekommen. Die Augen find klein, gelbbraun und liegen in einer Vertiefung; uͤber denſelben ſind die Augbraunen auf einem Wulſt; der Hals iſt kurz; der Oberhals gegen die Schultern hin aufſteigend; hinter denſelben iſt der Ruͤcken etwas vertieft, ſodann uͤber dem Kreuͤze erhoͤht, und gegen das Ende ſtark ablaufend. Einen Schwanz konnte ich nicht wahrnehmen; auch verſicherte mir der Beſttzer, daß er keinen habe. Die Beine ſind ſtark, die hintern Fußſolen rundlich und ebenfalls nakt, nur am Rande herum und zwiſchen den fünf Zehen, deren untere Fläche ebenfalls nakt iſt, mit langen bis zur Spitze der Naͤgel gehenden Haaren bewachſen; (man ſehe auf der Kupfertafel die Figuren b. o.) die Nägel find krumm, zuſammengedruͤkt, gleichbreit, und nur vorn mit einem Ausſchnitt verſehen. Die Haare am ganzen Koͤrper haben elne tiefſchwarze Farbe, find glaͤnzend und kurz, weder zottig noch kraus; an den Vorderbeinen haben fie ihre Richtung von vorn nach hinten. Seine Höhe betrug 3 Fuß; dle Länge 4 — 5 Fuß. In der Größe gab er dem neben ihm in einem andern Kaͤſig befindlichen braunen Landbaͤren Ursus arctos nicht nur nichts nach, ſondern er mochte ihn vielleicht darin noch etwas übertreffen. Nach Pennant ſoll der amerlkaniſche Bär kleiner fein, als der Bär der alten Welt, eine lange und fpitzige. Schnauze, laͤngere Ohren und eine ſchmale und enge Stirn haben. Bertram, (ſiehe deſſen Journal of his Travels into etc. etc.) tödete einen in Florida, welcher doch ſieben Fuß lang war, und nach dem Augenmaße wohl an 400 Pfund wiegen mochte. Die Pariſer Naturforſcher hatten 1804 in ihrem Thiergarten zwei lunge lebendige amerikaniſche Baͤren und einen dritten zergliederten iungen bekamen ſie von dem General Cervoni, welcher ihn von der Prinzeſſinn Borghe'fe, der Schweſter des damaligen erſten Conſuls erhielt, die ihn von Amerika nach Marſeille brachte. Nach der Beſchreibung, welche fie von ihm machen, iſt die Form des Kopfes ganz ver- ſchieden von der des braunen. Der Raum zwiſchen den Ohren iſt nach Verhaͤltniß viel größer; die Ohren viel größer, gehen weiter über die Seiten- Linien des Schedels hinaus und ſind weniger gerundet; die Stirn uͤber der Naſe weniger gewoͤlbt, und beinahe in einer geraden Linie; die Schnauze macht einen betraͤchtlichen Theil des Kopfes aus, und iſt eher erhaben, als hohl. Die ganze Schnauze ift kurz behart, graugelb an den Seiten und grauroth von unten. Über iedem Auge iſt ein gelber Flecken wie bei den Bologneſer Hund. Das uͤbrige Haar iſt ſtarkglaͤnzend, ſehr ſtraff, borſtenartig und weniger die Formen bezeich— nend als am braunen Baͤren. Seine Farbe iſt gleichfoͤrmig braunſchwarz, ohne einige Miſchung mit Wolle, und ohne grauen Anſtrich oder bleichbraune Haare wie es beim braunen Baͤren der Fall iſt. So ſahen die lebendigen Jungen aus. In dem Cabinett des Prinzen von Conde befindet ſich lein ausgeftopfter von fünf Fuß Laͤnge von der Naſenſpitze bis zur Schwanzwurzel. Nach der franzoͤſiſchen Abbildung hat der ameri— kaniſche Bär einen deutlichen, wiewohl kurzen Schwanz. Pennant gibt in ſeiner Beſchreibung keinen an, und in der v. Schreberſchen Abbildung ſehlt er auch. Der bloße Schedel hat keine hervorſtehenderen Merkmale, als man in der Geſtalt des Kopfes ſieht. Eben ſo iſt der Stirnknochen ſo flach wie bei dem Eisbaͤren; aber die untere Linie des Kinnbackens iſt weniger gerade, und nähert ſch mehr der gleichnamigen beim braunen Baͤren. Daß dieſer ſchwarze Bär feine Abart von dem braunen Baͤren ſein kann, beweiſet auch noch eine Art von Halsbinde, womit derſelbe in ſeiner Jugend bezeichnet iſt, die aber dem jungen amerikaniſchen fehlt und ganz gleichfarbig mit dem alten iſt. Der amerikaniſche Bär bewohnt nur das nördliche Amerika und zwar die Gegend von der Hudſonsbai und des Eismeers, und ſoll bis zu den Aleutiſchen Inſeln, bis Kamtſchatka und den Kurlliſchen Inſeln und vielleicht bis Japan ſich verbreiten. Nach Luiſiana kommt er nur gegen den Anfang des Winters und es muß die Witterung ſehr ſtreng fein, wenn er ſich weit hinein in das Land begeben a Er iſt mager, wenn Pa 36 — er daſelbſt ankommt, weil er den Norden ungern, und nur wenn ihn der Mangel ar Nahrung dazu noͤthiget, verläßt. Übrigens macht er ſich in ienen ſuͤdlicheren Theil des Landes keine Holen, ſondern wohnt in hohlen Baümen, zuweilen ziemlich hoch; an den Kuͤſten der Hubfonsbai hingegen graͤbt er ſich Hoͤlen in Schnee. Das Weibchen: wirft darin Junge und verbirgt ſich mit mehr Sorgfalt, als das Männchen ; ia man verſichert, daß man es niemals mit ihren Jungen darin gefunden habe. Unter fuͤnfhundert Bären, welche man in einem einzigen Winter in Virginien toͤdete, waren nicht mehr als zwei Weibchen anzutreffen, und dieſe waren nicht einmal traͤchtig. Die Pariſer Naturforſcher ſind noch ungewiß, ob ſie den vermeintlichen euͤropaͤiſchen ſchwarzen Baͤren, (denienigen ausgenommen, welcher ſich an der nordweſtlichen Küfte von Aſien findet,) fuͤr einerlei mit dem amerikaniſchen halten ſollen, und ob folglich lezterer auch in der alten Welt einheimiſch iſt. Die ſchwarze Abart des braunen Bären und derlenigen ſchwarzen, welche manche Naturforſcher außer der erſtern noch, anführen, find es gewiß nicht, denn beide haben nach der Angabe der Schriftſteller, lange zottige Haare, und lezterer iſt uͤberdieß noch kleiner. Der amerikaniſche Bär iſt kein eigentlich fleiſchfreſſendes Thier. Duprats verſichert, daß in einem ſehr ſtrengen Winter eine große Anzahl ſchwarzer Bären nach Kuiſiana kam, die vom Hunger getrieben, wechſelsweiſe in die Wohnungen eindrangen, aber nichts fraßen, als Körner: und Fruͤchte, und das Fleiſch in den Schlachthauͤſern unangetaſtet ließen. Er erzaͤhlt auch, daß dieſe Bären, wenn fie verwundet und dadurch zornig gemacht worden find, den Jäger, im Falle fie ihn erreichen, zwar töden, aber ihn nicht freſſen. Indeſſen verſichert Sarofon und nach ihm Brickel, daß fie, wenn ihnen andere Nahrungsmittel fehlen, die Schweine in den Wäldern angreifen und viel zu Grunde richten. Auch: die obengenannten iungen Baͤren in dem Pariſer Thiergarten fraßen das ihnen vorgeworfene Fleiſch ſehr gern; doch kauten ſie es nicht ſo mit den Mahlzaͤhnen, wie die eigentlichen fleifchfreffenden Sauͤgthiere, ſondern fie zerſchnitten es mit ihren Schnel⸗ dezaͤhnen, nach Art der übrigen Bären, deren Backen- oder Mahlzaͤhne flach find, und nicht wohl zum Zerreißen der Fleiſchfaſern dienen koͤnnen. Die Hauptnahrung des amerikaniſchen Bären beſteht in allen Arten von wilden Früchten. Vorzuͤglich ſoll er die Trauben vom Claret- und Fuchs Weinſtock (Vitis Labrusca et vulpina) und die flinfende Zehrwurz (Dracontium foetidum) lieben. Er verwuͤſtet oft die Zuckerrohr » und Maisfelder, und zerreißt und zertritt zehn Mal mehr, als er frißt. Auch die Kartoffeln frißt er gern, die er mittelſt feiner Klauen herausreißt und das Feld geſchwinder umwuͤhlt, als unſere euͤropaͤiſchen Schweine. Eben ſo geſchikt fänge er Fiſche. Wenn im Fruͤhiahr die Haͤringe in die Buchten und Kuͤſtenbaͤche herauf kommen, ſo ſteigt er hinein und verzehrt eine ungeheuͤre Menge. Auch ſogar ſehr große Fiſche greift er an und verwickelt ſich mit ihnen in einen Zweikampf. Die Bäche, welche laichende Fiſche enthalten, beſucht er täglich, und da er immer denſelben Weg geht, fo teltt er ihn fo zuſammen, als wenn eine große Menge Menſchen darauf gegangen waͤre. In dem pariſer Thiergarten fuͤtterte man ſie mit Brod, Fruͤchten und zarten Krauͤtern, z. B. Lattich ꝛc., bei welcher Nahrung ſie ſich wohl befanden. Die Milch des Baͤren iſt, wenn er Fiſche frißt, von unangenehmen Geſchmak; zu anderer Zeit aber ſchmekt fie vortrefflich. Sie hält das Mittel zwiſchen Kuh- und Schweinsmilch. Aus ſeinem Fleiſche macht man gute Schinken. Sein Fett, das er in Menge hat, iſt ſuͤß und weiß wie Schnee, und die Reiſenden behaupten, daß es, wenn es gegeſſen wuͤrde, dem Magen keine Beſchwerde mache, ſelbſt wenn man es lauter traͤnke. Bekanntlich ſteht das Baͤrenfett als Arznei in großem Ruf; daher auch die Londner Apotheker iunge Baͤren auſziehen und maͤſten. Die Zunge und die Tatzen geben die beſten Leckerbiſſen. Den Kopf verwirft man, ohne zu wiſſen, warum? Sein Gehirn ſoll giftig ſein. Eine Behauptung, die unſtreitig auf einem Irthum beruht. Aus feinem Fette bereitet man ein gutes SI zu Speiſen und zum Brennen. Man verſchikt es in dazu eingerichteten Baͤrenhauten. Leztere werden eben ſo benuͤzt, wie die vom braunen Baͤren und ein ſtarker Handel damit getrieben. Seine Stimme gleicht einem ſcharfen Geheuͤl und it von der des braunen Baͤten ſehr verſchieden. Aus der vergleichenden Beſchreibung die wir geliefere haben, wird man finden, daß der von uns angegebene in mehrern Merkmalen, die wir im Druk haben unter⸗ ſcheiden laſſen, von den uͤbrigen von andern ac eher gelieferten Beſchrelbungen und Abbildungen abweicht. Sollte der unſrige etwa eine beſondere Art ſein? Wir getrauen uns noch nicht daruͤber zu entſcheiden. Kuͤnftige Beobachtungen werden die noch herrſchende Dunkelheit aufhellen, l N Der Lö wenaffe. SI mia l1eoni a. 1 %,j] Dieſer ſchoͤne, niedliche Affe wurde von dem Herrn von Humboldt bei feinen Aufenthalt in Suͤdamerika entdekt. Er iſt nach der Behauptung der kupferfarbigen Landesbewohner ſelbſt in ſeinem Vaterlande ſelten, und bewohnt die Ebene, welche ſuͤdlich vom See von Sebondoy (in dem Bisthum Popayan) den oͤſtlichen Abfall der Cordilleren „begrängt, die heißen, aber fruchtbaren Ufer des Putumajo und Caqueta, zwiſchen 0° 15“ und 1 25“ nördlicher Breite. Er ſteigt nie in die mildere kuͤhlere Berggegend, während daß ganze Schaaren des Belzebubaffen (Simia beelzebub) bis zu Höhen ſchwaͤrmen, die der des Gotthards und St. Bernhardsbergs in der Schweiz gleich kommen. Er unterſcheidet ſich von ſeinen Gattungsverwandten durch folgende Merkmale: Der Leib iſt Fate re dt ace das Geſicht ſchwarz; die Naſen— und Mundgegend weißblaulich; der Ruͤcken mit weißgelb— lichen Streifen; der Daumennagel an den Vorderhaͤnden laͤn glich und ſpitzig, an den Hinterhaͤnden ſtumpf wie ein Menſchennagel. Der Kopf iſt klein, eingedruͤkt; das Geſicht menſchenaͤhnlich; die Augen roth; die Ohren faſt dreieckig, aus einanderſtehend, am obern Rande umgebogen, groß, ſehr ſchwarz und behart. Die Haare am Leibe find Faftanienbraun ins Olivengruͤne ſpielend, mit ſchwarz geringelten Haaren; am Halſe ſind ſie laͤnger und bilden eine lockere Maͤhne wie beim aſrlkaniſchen Löwen; der Ruͤcken iſt mit Flecken und weiß— gelblichen Streifen verſehen; der Schwanz iſt kein Wickelſchwanz, oben ſchwarz, unten kaſtanienbraun, an der Spitze krumm und dicker; die vler Haͤnde tieſſchwarz, auf der innern Flaͤche nakt, die vordern mit faſt katzenartlgen Klauen, die hintern mit ſehr menſchenaͤhnlichen Fingern. 456 — 39 — Die Lange dieſer Affen it ohne den Schwanz ſieben bis acht Zoll, der Schwanz von gleicher Laͤnge. 0 N Er iſt fein gebildet, lebhaft, froͤlſch und ſpielt gerne, aber doch auch haͤmiſch und zu ſchnellem Zorn geneigt. Reizt man ihn, ſo ſchwillt ihm ſichtbar fein Hals, fo ſtrauͤbt er fein Haar, wodurch er dem Loͤden noch aͤhnlicher wird. Die zwel Exemplare, welche Herr von Humboldt beobachtete, waren die erſten, welche ie lebendig über den Ruͤcken der Andeskette in die weſtlichen Laͤnder gebracht wurden. Man bewahrte ſie wegen ihrer Wildheit in einem großen Kaͤfig, wo ſie in einer beſtaͤndigen Bewegung waren. Sie geben bald eine pfeifende, bald eine zwitſchernde Stimme von ſich. In den Huͤtten der Indianer von Mocoa ſoll der zahme Loͤwenaffe ſich fortpflanzen, was andere Affenarten in den Tropenlaͤndern eben fo ſelten als in Europa thun. Das Wallro ß. F Ros marus. Lin. e ee d, ben., Dieſes Thier gehoͤrt unter die Seethiere, und zwar unter dleienige Familie, welche man die ſauͤgenden Amphibien nennt. Linne“ hat zu derſelben noch zwei andere Arten gerechnet, nämlich den Dugong Trichechus dugong und den Lamantin oder die Seekuh, Trich. manatus. Allein alle drei Thiere zeigen nach den Unterſuchungen des Herrn Gotthelf Fiſcher, in Hinſicht des Schedelbaues und der Geſtalt und Lage der Zähne fo große Verſchiedenheiten, daß man ſie ſchlechterdings nicht unter eine Gattung bringen kann, fondern fie trennen, und jede Art als eine beſondere Gattung aufſtellen muß. Die Gattungs⸗ Kennzeichen ſind folgende: N In der obern Kinnlade ſtehen zwei ſehr kleine Schneidezaͤhne Auund zwei ſehr lange Ekzaͤhne; in der untern Kinnlade nur acht kegelfoͤrmige Backenzaͤhne, deren Groͤße in beiden Kiefern immer einander entgegen geſezt iſt. Die Hinterfüße bilden zwei Floſſen. Die Kennzeichen der Art find die von einander entfernten unkerwaͤrts gebogenen langen Ekzaͤhne, in der obern Kinnlade, Die beiden Ekzaͤhne druͤcken den vordern Theil des Oberkiefers oder den Zwiſchen⸗ kiefer⸗Knochen ganz zuſammen und das Stirnbein und die Naſenhoͤlen nach oben, wodurch der Vorderkopf des Thiers ein ſehr gewoͤlbtes Anſehen bekommt. Man entdekt nur zwei kleine Schneidezaͤhne im Oberkiefer, welche ganz von der vorſtehenden Knochenlamelle bedekt werden. Aber wahrſcheinlich hat das Thier anfaͤnglich vier Schneidezaͤhne, die allmaͤhlig durch die ſtarke Erſchuͤtterung, die ſie dem Kopfe durch das Einbohren in das Eis verurſachen, ausfallen, und nur die Zahnluͤcken übrig laſſen. Dieſe Zahnhoͤlen verſtopfen ſich endlich, wenn die Wurzeln der Ekzaͤhne an Umfang zunehmen. Die Backenzaͤhne, deren man in iedem Kiefer acht antriſt, (die Fiſcherſche Abbildung des Kiefers, nach welcher die unſrige genommen iſt, zeigt nur drei,) haben ein beſonderes Verhaͤltniß gegen einander, ſo daß der erſte im Unterkiefer der ſtaͤrkſte und laͤngſte, die folgenden an Größe abnehmen, und der lezte oder hinterſte der kleinſte iſt. Im Ober⸗ kiefer hingegen iſt der erſte der kleinſte, und der dritte der ſtaͤrkſte und laͤngſte. Alle haben eine koniſche Form, woran die Baſis nach oben oder außen, und die Spitze nach unten oder innen gekehrt iſt. Die obern Backenzaͤhne werden übrigens ganz von den Seitenwaͤnden des Kiefers bedekt, ſo daß man dieſelben nur zu ſehen bekommt, wenn man den Schedel aufhebt, und die Gaumenſeite dem Geſicht zuwendet. Dieſes Ver⸗ haͤltniß der Backenzaͤhne findet ſich in keinem Thier wieder; indem die Backenzaͤhne in andern Thieren immer von vorn nach hinten an Größe zunehmen. Die Augenhoͤlen liegen flach, und ſtehen mit der Schlaͤfegrube beinahe durch die Haͤlfte ihres hinterſten Zirkels in Verbindung. Der Augenfortſaz der Maxille wendet ſich erſt nach oben, bildet einen kleinen Zapfen, und verbindet ſich dann mit dem Wangenbein, welches kurz iſt, und durch einen laͤnglichen, nach unten breiten Fortſaz die Gehoͤrſchulpe bildet. Der Hinterkopf des Wallroſſes iſt nicht abgerundet, ſondern breit, und das Hinterbein hat zwei ſtarke Fluͤgel, welche hinter der Gehoͤroͤffnung herab ſteigen. Der Unterkiefer des Wallroſſes iſt ſehr ſtark, vorn abgerundet, und bat, da die Baſis des Schedels mit dem Oberkiefer beinahe eine gerade Linſe macht, einen ſehr ſchwach aufſteigenden, aber ganz abgerundeten Fortſaz, und die Gelenkkoͤpfe liegen ganz nach hinten. Das boch für den Canal der Unterkiefer Pulsader liegt unter der Wurzel des zweiten Backenzahns, Das Wallroß iſt ein großes Thier, das bei achtzehn Fuß lang wird, und deſſen Rumpf, wenn er ausgewachſen iſt, ohne Kopf, Haut und Eingewelde über 1600 Pfund wlegt. Von einem kaum halb ausgewachſenen gibt Coock Make Maßver⸗ haͤltniſſe an: Lange von der Schnauze bis zum Schwanze . 5 . 9 4 Länge des Halſes von der Schnauze bis zum Schulterknochen 2 6 Hoͤhe der Schulter 4 5 . . : . g 5 — bange der Shwimmfiße) der denn Ba Breite der Schnauze g : 3 . f ’ — 5 ı/a Dicke der Schnauze Ä cee 8 pe 3 Umfang des Halſes dicht an den Ohren 8 5 enen 2 7 Umfang des Leibes bei den Schultern N Be ri 10 Umfang des Leibes bei den Hinterfuͤßen 5 5 SET, 5 6 Von der Schnauze bis zu den Augen eb a . Gewicht des Koͤrpers ohne Kopf, Haut und Eingeweide 854 Pfund Kopf i OR 5 2 0 5 85 4 1ſ Pfund Haut ene, 0 ° : 2 5 5 5 205 Pfund. Summe des ganzen Gewichts ohne die Eingeweide 1 1100 1/2 Pfund, Der Kopf iſt rund; das Maul klein und für eine Fauſt zu enge; die Appen ſehr dik, oben und unten mit durchſcheinenden dreifach gewundenen, einen Strohhalm dicken, Borſten beſezt; die Naſe etwas erhaben, die Naſenloͤcher mondfoͤrmig, aus welchen, wie beim Wallfiſch, iedoch ohne Gerauͤſch, Waſſer ſpruͤtzet; die Augen groß wie Ochſenaugen und feuͤrig, und koͤnnen, vermuthlich zur Sicherheit bei Sturmwetter, tief in den Kopf hinein gezogen werden; ſtatt der Ohren zwei kleine Offnungen am Hinterkopf; der Hals kurz und dik; der Leib in der Mitte dik, allmaͤhlig nach dem Schwanze hin ſich verduͤnnend; die Fuͤße kurz, mit fuͤnf Zehen, die mittelſt einer Schwimmhaut miteinander verbunden und mit einem kleinen Nagel verſehen ſind; die Hinterfuͤße liegen am Ende des Leibes, find hinterwaͤrts geſtrekt und dienen dem Thier wie einem Fiſche der Schwanz, zum Rudern; die Haut iſt fingersdik, am Halſe noch einmal fo dik und knorpelig; überall, beſonders am Halſe, geſchrumpft, und mit we— nigen, kurzen, ſteifen Haaren von roͤthlicher und grauer Farbe beſezt. Die Efzähne, welche aus der obern Kinnlade nach unten hervor ſtehen, find, gemeiniglich anderthalb Fuß lang, 8 Zoll dik und 4 1/ Pfund ſchwer. An den Kuͤſten des Eismeers, wo dieſen Thieren ſelten nachgeſtellt wird, und wo ſie alſo voͤllig auswachſen koͤnnen, findet man zuwellen Ekzaͤhne 20 Pfund ſchwer. Sie ſind inwendig hohl, uͤbrigens dicht, 7 . 6 — 42 — weiß, mit einem brauͤnlichen Kern und feinerem Gewebe, als das Elfenbein. Das Vaterland dieſes Thiers iſt das nördlihe Meer, an den Kuͤſten von Spizbergen, Nova Zembla, der Hudſonsbai, bis zu dem Vorgebirg Tſchuktſchi und an den Inſeln, die neben dem Vorgebirge hervorragen, erſtrecken ſich aber nicht weiter ſuͤdwaͤrts als bis zur Muͤndung des Anadyr, und werden auf den Inſeln zwiſchen Kamtſchatka und Amerika gar nicht angetroffen. Sie leben in Herden und liegen auf den Eisfeldern wie Schweine gedraͤngt auf einander. Im Jahr 1608 wurden von dem Volke auf einem engliſchen Schiffe auf der Cherey Inſel in Zeit von ſieben Stunden 900 Wallroſſe erſchlagen. Auf den Eisinſeln ſchlafen fi. Wenn fie aufgewekt werden, fo werfen fie ſich mit großem Ungeſtuͤmm in das Meer, und alsdann iſt es gefährlich, ſich dem Eiſe zu naͤhern, weil man befuͤrchten muß, daß das Boot von ihnen umge⸗ worfen wird. Sie gehen nicht eher an das Land, als bis kein Eis mehr an den Kuͤſten iſt. Sobald der erſte an der Kuͤſte iſt und trocken liegt, ſo bleibt er liegen, und ruͤkt nicht eher weiter vorwaͤrts, als bis ihn der folgende durch Biſſe dazu noͤthiget; und fo macht es einer dem andern, fo daß fie alle mit Gewalt vorwärts getrieben werden muͤſſen. | | Ihr Gang ift langſam und lahm, doch beſchleuͤnigen fie ihn durch Huͤlfe ihrer langen Ekzaͤhne, womit ſie ſich einhaͤkeln und ſo ihren Koͤrper fortſchleppen. Ihre Nahrung beſteht in Seegewaͤchſen, Fiſchen und Muſcheln, welche leztere ſie mit ihren Zaͤhnen aus dem Sande graben. Sie bringen eins, ſelten zwei Junge auf einmal zur Welt. Außer dem Menſchen ſcheinen ſie keinen andern Feind, als den Eisbaͤren zu kennen, mit welchem ſie fuͤrchterliche Kaͤmpfe haben und in welchem ſie gewoͤhnlich durch ihre großen Zaͤhne den Sieg davon tragen. Ihre Sitten und Benutzungsart werden wir aus der dritten Coockiſchen Reiſe am beſten kennen lernen. Wir wollen den berühmten Seefahrer ſelbſt reden laſſen. ö „Auf dem Eiſe lag eine erftaunlihe Menge Wallroſſe, und weil wir bis dahin dieſe Thiere für Seekuͤhe (Manati) gehalten hatten, die gut zu effen find, ſo ſchikte ich, da es uns an friſchen Lebensmitteln ſehr fehlte, die Boote beider Schiffe aus, um einige davon zu erlegen. Als nun abends unſere Boote mit neuͤn Stuͤk vermeinter Seekuͤhe an Bord unſers Schiffes zuruͤk kehrten, und ſo mancher Matroſe, der ſchon ein paar Tage lang vorher jedes Thier dieſer Art, das er ſahe, gleichſam mit den Augen verzehrt hatte, endlich einen leckern Schmaus zu genießen hofte, traten ein Paar von unſern Leuͤten, die ehedem dieſe Thiere in Grönland geſehen hatten, mit der Nach- richt hervor, daß es nicht Seekuͤhe, ſondern Seepferde (Wallroſſe) waͤren, die man dort niemals aͤße. Wie ſehr fand ſich ieder bei dieſer Nachricht in ſeinen Erwartungen betrogen! Doch ließen wir uns durch nichts abhalten, ſo lange von unſern Meerun⸗ — 43 — geheuͤern zu zehren, als ein Stuͤk davon übrig blieb, und es gab wenige an Bord, die nicht dieſe ſriſche Speiſe unſerm Boͤkelfleiſche vorgezogen haͤtten. Das Fett iſt anfangs ſuͤß, wie Mark, wird aber in wenig Tagen ranzig, wenn es anders nicht eingeſalzen wird, wodurch es ſich weit laͤnger haͤlt. Das magere Fleiſch iſt grob, ſchwarz, und von etwas wildem Geſchmak; das Herz hingegen ſchmekt beinahe ſo gut, als Ochſenherz. Das ausgeſchmolzene Fett gibt ein reichliches Ol, welches in Lampen ſehr gut brennt. Die Felle find überaus dik, und kamen uns bei unſerm Tau- und Tackelwerk gut zu ſtatten. Die Zaͤhne oder Hauer waren izt bei allen ſehr klein, und ſogar bei den aͤlteſten nicht uͤber ſechs Zoll lang. Wir ſchloßen daraus, daß ſie ihre alten Zähne verlohren haben müßten. Dieſe Thiere liegen in Heerden von vielen Hunderten auf dem Eiſe, und draͤngen ſich uͤber einander wle Schweine. Ihr Bruͤllen iſt ſehr laut, und kuͤndigte uns bei nebeligem Wetter, oder des Nachts, die Naͤhe des Eiſes an, ehe wir es noch ſehen konnten. Nie fanden wir die ganze Heerde ſchlafend, ſondern iederzeit hielten einige davon Wache. Dieſe wekten, wenn ſich ihnen ein Boot nahte, die zunaͤchſt bei ihnen ſchlafenden auf, und durch dleſe pflanzte ſich der Laͤrm weiter fort, bis in wenigen Augenblicken die ganze Heerde aufgewacht war. Sie hatten aber deswegen noch keine Eile wegzukommen, ſondern warteten, bis man Feuͤer auf ſie gegeben hatte; alsdann ſtuͤrzten ſie ſich in der auͤßer⸗ ſten Unordnung uͤber einander ins Meer. Dieienigen, die nicht auf den erſten Schuß tod niederfielen, gingen mehrentheils für uns verlohren, wenn wir ſie auch toͤdlich verwundet hatten. Dieſe Ihlere kamen uns übrigens lange nicht fo gefährlich vor, wie ſie von einigen beſchrieben werden. Sie waren es nicht einmal, wenn man ſie angriff, und die Gefahr war bei ihnen mehr ſcheinbar als wirklich. Oft folgten ſie unſern Booten in großen Schaaren, und kamen dichte daran hervor; allein man brauchte nur etwas Pulver von der Pfanne abbrennen zu laſſen, oder auch nur die Flinte gegen fie zu richten, fo tauchten fie augenbliklich unter. Das Weibchen ver— theidiget im Waſſer und auf dem Eiſe ihr Junges aufs auͤßerſte, und ſezt ſogar ihr eigenes Leben dabei hintan. Das unge verläße auch feine Mutter nicht, und bleibt ſelbſt dann noch bei ihr, wenn fie getoͤdet iſt; man hat alſo, ſobald man dieſe erlegt hat, das erſte ſicher. Im Waſſer Hält die Mutter ihr Junges zwiſchen den Vorderfuͤßen, und traͤnkt es an ihren beiden auf der Bruſt ſtehenden Euͤtern.“ Bei den Magdalenen Inſeln in dem Golf von St. Laurence erlegt man ſie auf folgende Weiſe: So bald ihrer elne hinlaͤngliche Anzahl am Lande iſt, fo gehen die Jaͤger an die Kuͤſte, ieder mit einem ſcharfen Speer, der an elner Seite eine Mieſſerſchaͤrfe hat, und ſchneiden ihnen die Kehle ab, wobei ſie ſich aber inacht zu nehmen haben, daß ſie denen nicht im Wege ſtehen, die ſich mit großer Schnelligkeit in die See ſtuͤrzen wollen, weil fie ſonſt von dem ungeheuͤern Gewichte derſelben e e Ä tod gedruͤkt würden Man koͤdet fie wegen des Thrans. Ein Wallroß gibt oft eine ganze Tonne. Dieſe Art ſie zu fangen iſt ſchon ſehr alt. Der Normann Octher machte um das Jahr 890 einen Bericht davon an den König Alfred, wor in er ſagt, daß er zu deſto bequemern Fiſchen der Wallroſſe, welche Zähne von großem Werthe und großer Guͤte haben, und wovon er einige auf feiner Ruͤkreiſe dem Könige mitbrachte, eine Reife weit über Nor⸗ wegen gemacht habe.) Dieſe Zähne erſezten auch wirklich in den fruͤhern Zeiten das Elfenbein und werden auch noch iezt wie daſſelbe verarbeitet. Aus dem Zeuͤgungsgliede, welches ein ellenlanger Knochen iſt, verfertlget man Meſſerſchalen und andere Dinge. Aus der Haut macht man in Frankreich Haͤngeriemen fuͤr Kutſchen, die ſehr ſtark und elaſtiſch ſein ſollen. Man findet von dem Wall⸗ roß in weit von ſeiner Heimath entlegenen Landern, ſelbſt in Deuͤtſchland , die foſſilen Knochen in Geſellſchaft der Knochen des Wallfiſches, des Narvalls, des weißen Baͤren und des unbekannten großen Thiers. f *) Hakluyts coll, Voy I. 5. Der Mohrenaffe. Simia Sa ba e a.) Nun. ech. cynoluru, (De Galli trie he.) Buffon. d halb. 0 5 4 Tat. X, De Name: Sabaea, den der ſchwediſche Naturforſcher Linne“ unſerm Affen gibt, bezieht ſich auf das Land, worin er wohnen ſoll, naͤmlich in Sabaea, unter welchem Namen die Roͤmer das gluͤkliche Arabien verſtunden. Buffon nennt ihn Callitriche von dem griechtz ſchen Wort: callithrix, welches ſchoͤnharig bedeuͤtet. Den gruͤnen Affen Singe vert, nennen ihn faſt alle Reiſende, z. B. Adanſon, Briſſon, Pennant. Edward hat dieſen Affen zuerſt abgebildet, von welcher Abbildung die v. Schreberſche Figur eine Nachzeichnung, aber vach dem Urtheil der Pariſer Naturforſcher, weit ſchlechter iſt, als die Buffonſche. Leztere bat den Fehler, daß die Haare zu lang find und das Geſicht nach unten viel zu ſpitzig iſt. Herr v. Schreber ließ in der Folge zu der nachgezeichneten Edwardſchen Figur eine zweite machen, welche eine Nachzeichnung der in der Menagérie du museum etc. Tom. II. iſt. Leztere hat aber den Fehler, daß der Schwanz im Verhaͤltniß zum Koͤrper viel zu dik iſt. In der ſpaͤtern Schreberſchen Abbildung iſt der Schwanz am Ende etwas buͤſchelfoͤrmig, welches bei der in der Menagerie etc. befindlichen der Fall nicht iſt. Die beſte Abbildung dieſes Affen nebſt einer merkwuͤrdigen Abart deſſelben liefert unſtreitig Audebert in feinem. zwar koſtſpieligen, aber vortrefflichen Werk uͤber die Affen.“) Nach dieſem Naturforſcher hat der alte Mohrenaffe folgende Zeichnung: / 5 Das Geſicht iſt ſchwarz, — in der Abbildung nur ſchwarzbraun; — ohne Bart; der Augenſtern braun; die Schlaͤfe ſind mit weißlichen, langen, von dem Unterkinne herauf gehenden, nach dem Ohr und den Seiten des Kopfes gerichteten, am Ende freiſtehenden Haaren bedekt; der Oberkopf, Oberhals und Ruͤcken ſchoͤn olivengruͤn; die Seiten des Rumpfes mehr gelblich; die auͤßere Seite des Oberarms und der Schenkel olivengrün; die Vorderarme und die Schienbeine tief grau; die vier Hände oben mit grauweißen Haaren beſezt, unten ſchwarz und kahl; der Schwanz iſt ſehr lang, grau, und endigt ſich in eine orangefarbige Spitze; dle Ohren find ſchwarz, und den Menſchenohren ſehr aͤhnlich; das Geſaͤß mit elner nakten Schwiele. Die länge von der Schnauze bis an den Urſprung des Schwanzes 15 bis 18 Zoll; der Schwanz etwa zwei Fuß. Die Abart (Audebert Tab. 5. section 2.) Ift über den ) Histoire naturelle des singes, peints d’apres nature, par I, B. Audebert, A Paris 1797. fol, Chez II. I, Jansen, ’ f u Nr ganzen Körper grau; die Stirn, die Schläfe, die Bruſt, der Bauch und die innern Seiten der Arme und der Fuͤße weiß, die vier Haͤnde oben behaart und ſchwarz (nach der Abbildung aber ſchwarzgrau;) das Geſicht und die Ohren ſchwarz (in der Abbildung dunkelbraun;) der Schwanz durchaus grau; die Haare am Unterkinne legen ſich nicht aufwaͤrts nach den Schlaͤfen zu, wie in der erſten Abbildung Taf. 4, ſondern mehr nach unten und den Selten. f Nach Audebert aͤndert dieſer Affe in Hinſicht auf Groͤße und Farbe nach dem Alter ab. Die Jungen find grau und haben ein ſchwarzblaues Geſicht, über der Stirn ein weißes Band; da hingegen bei den Alten das Stirnband ſchwarz iſt. | Die Abbildung, welche wir hier liefern, ſtellt den iungen Mohrenaffen vor, und iſt nach einem lebendigen Exemplare gemacht worden, das hier zu Nuͤrnberg nebſt andern Thieren zur Schau ausgeſtellt war. Die Zeichnung iſt, wie wir ohne Übertreibung verſichern konnen, durchaus gut gerathen und freü vorgeſtellt. Der Kopf iſt auf der Kupfertafel bei a. nach der Seitenanſicht abgebildet. Er weicht in Hinſicht der Farbe von den obenbeſchriebenen in mehreren Stuͤcken ab, iſt aber in dieſem Kleide einer der ſchoͤnſten Affen. Der Augenſtern iſt gelbbraun; um die Augen nakt, fleiſchfarbig; die kurze Naſe, Backen, Schnauze, Vorderkinn feinſchwarz behaart; uͤber der Naſe und außen um die Augen herum ſchwarz eingefaßt; am Vorderrande der Stirn ein weißes Band; hinter den Augen gegen die Ohren hin mit langen, gelblichweißen und ſchwarz geſprengelten Haaren; die Ohren nakt, und ſchwaͤrzlich, von vorn von den Schlaͤfe— haaren bedekt; auf beiden Seiten des Kopfes einen weißen Backenbart. Scheitel, Nacken und der ganze Oberleib mit gelbgruͤnen und ſchwarzgeſprengelten Haaren; Haͤnde und Fuͤße ſchwaͤrzlich, Fußſohle nakt; die Vorderarme aus dem Gruͤnen ins Graue uͤbergehend und ſchwarz geſprengelt; derUnterhals, der untere Theil der Kehle, Bruſt und Bauch weiß; die innere Seite der Arme und Beiue weiß, graulich gewellt; der Hodenſak nakt, ſehr ſchoͤn himmelblau, in deſſen Mitte eine rinnenſoͤrmige Vertiefung iſt, worin das rothe Zeuͤgungs⸗ glied liegt; die Haͤnde und Fuͤße oben ſchwaͤrzlich, mit grauen Haaren verſehen; die Ferſe roͤthlich und kahl; der Steiß unbehaart, mit einer Schwiele; um den After ſind die Haare gelbroth; der Schwanz rund, länger als der Körper, gruͤnlich grau, ſchwarz geſprengelt. Die zwei obern Ekzaͤhne ſind laͤnger als die untern. Wenn man die Haare auf dem Leibe auseinanderlegt, fo ſieht man eine ſchoͤne himmel, blaue Haut, dle iedoch etwas bleicher iſt, als die am Hodenſak. Auch wundere ich mich, daß keiner der angeführten Autoren, auch Penant und Bechſtein nicht, in des erſtern allgemeinen Uberſicht der Thiere Th. I. S. 201 der ſchoͤnen blauen Farbe der Haut und des Hodenſaks gedenket. Nach dleſen verglichenen Befchreibungen werden wir nun die Kennzeichen der Art, durch welche ſich dleſer Affe von den übrigen unterſcheidet, feſt ſetzen koͤnnen. Es ſind folgende: Das Geſicht und die Hände ſchwarz, erſteres ohne Bart; Schwanz grünlich aſchgrau; Hlintertheil des Rumpfes mit einer Geſaͤß ſchwiele; Oberleib olivengruͤn und ſchwarz geſprengt. Das Vaterland dieſes ſchoͤnen Affen iſt nach der Auͤßerung einiger Pariſer Naturforfcher nicht genau bekannt. Nach Linne“ ſcheint es Arabien zu ſeln; Adanſon beobachtete ihn am Senegal; Edward erhielt den feinigen von San-Jago, einer der Inſeln des grünen Vorge birges; nach Penant ſoll das Exemplar, welches in dem Kabinette des H. Ashton-Lever ſich befindet, aus Oſtindien gekommen ſein: aber die Beſitzer der Kabinette ſind, was das Vaterland der Naturkoͤrper betrift, fo häufig betrogen worden, daß ihr Anſehen noch nicht hinreicht, hierin etwas ganz Gewiſſes anzunehmen. Auf dem gruͤnen Vorgebirge und in den benachbarten Orten ſollen ſie in Waͤldern auf Bauͤmen in großen Haufen beifammen leben, dabei aber gewöhnlich eine ſolche Stille beobachten, daß man ihren Aufenthalt nicht erfahren wuͤrde, wenn ſie ſich nicht durch die Zweige verriethen, die ſie von Zeit zu Zeit abbrechen und herunter fallen laſſen. Sie geben ſogar keinen Laut von ſich, wenn ſie geſchoſſen werden. Auf ihren Feind machen ſie ſchrekliche Grimaſſen, als wenn ſie ihn angreifen wollten. f ö ; Der lebendige Mohrenaffe, welcher im Thiergarten zu Paris 2 Jahre lang lebte, blieb ſtets wild und unbaͤndig. Er biß ſogar ſeinen Waͤrter. Auch die zwei lebendigen Exemplare, welche hier in Nuͤrnberg zu ſehen waren, ließen ſich, zumal von fremden Perſonen, an keinem Theile des Koͤrpers betaſten, und wollte man das, ſo machten ſie drohende Grimaſſen. Ü origens waren beide ſehr lebhaft, unruhig, neuͤgierig und beobachtend. Seine Stimme iſt grunzend; ſie faͤngt in einem tiefen Ton an, und endigt ſich mit einem feinen. Seine Nahrung beſteht in Brod, Früchten und Wurzeln. Die beiden obengenannten wurden gewoͤhnlich mit weichgeſottenen Kartoffeln gefüttert, welche fie gern fraßen. Denienigen, welcher in dem Thiergarten zu Paris lebte, traf man oft ſitzend und mit geſchloſſenen Augen zn. Auch der bieſige ſezte ſich öfters in feinem Käfig; iedoch batte er die Augen offen. Seine Farbe wird im Winter dunkler; waͤhrend des Sommers gingen ienem Ks alle Haare auf der 1 und dem Bauche aus. Der Kaiman. Der ſpizſchnauzige Kaiman. Crocodilus acutus. Cuvier. Le Crocodile a museau ef file. Cwvier. Taf. XI. R den aͤltern Zeiten kannte man nur eine Art Krokodil“ 95 „ namlich den 9 1 0 welcher ſich im Nilfluß aufhaͤlt, mit Gewißheit. Die alten Agyptler verehrten dleſes Thier, * Der Name Krokodil gehoͤrt Adel dem Nilkrokodil zu und iſt griechiſch, der auf deutſch: einem der das Ufer fürchtet, bedeuͤtet. Er iſt aus aponos (orocos) der Safran, und desu (dilos) furchtſam zuſammengeſezt, weil man behauptete, daß die Eidechſe von Jonien weder den Safran N noch 5115 koͤnne. Herodot ſagt, daß dieſer Name von den Joniern N es wurde von Prieſtern bedient und nach dem Tode koͤniglich begraben, alſo auch einbalſamirt und zu einer Mumie gemacht. Herr Geoffroy- Saint» Hilalre zu Paris erhielt bel ſeinem Auſenthalt in Agypten, als er die Ruinen und geheiligten Grotten von Theben durchwandelte, zwei Krokodilmumien, die wenigſtens 3000 Jahre alt fein konnten und die bei nuͤherer Unterſuchung von dem im Nil gewoͤhnlich befindlichen und am meiſten bekannten unterſchieden ſind. Statius Miller (in deſſen Linne ſchen Naturſyſtem B. III. S. 8 1) redet wohl noch von einigen andern Krokodilarten, ohne iedoch genau anzugeben, ob und wodurch fie als Arten verſchieden ſind. Gmelin in feiner Herausgabe des Linne ſchen Naturſyſtems ſuͤhrt drei Arten an, den Nilkrokodil, den Gangeskrokodil und den Alligator oder Kaiman. Nach H. Alex; v. Humboldt möchten nur allein in Amerika vier Arten gefunden werden. Seitdem find aber noch weit mehr entdekt worden, und der Naturforſcher Cuvier in Paris fuͤhrt in den Annales du museum d'histoire naturelle T. X. ſchon zwölf Arten auf, die er in drei Familien. theilt, naͤmlich in Alligatoren oder Ralmane mit 3 Arten und einer noch unbeſtimmten; in eigentliche Krokodile mit 6 Arten und in langſchnaͤbelige Krokodile mit zwei Arten. Der alte Nitkrokodil iſt ſchon häufig bald mehr, bald weniger ſchlecht abgebildet und beſchrieben worden. Eine ſchoͤne Abbildung deſſelben befindet ſich in Blumenbachs Abbildungen naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde. 5 Weniger bekannt iſt der iunge weſtindiſche Krokodil, der zwar nicht unter die eigent⸗ lichen Kaimane nach der Eintheilung des Herrn Cuvier, ſondern in ſeine zweite Familie gehoͤrt, aber von den Einwohnern feines Vaterlandes Kaiman genannt wird.?) Zwei Abbildungen. ſind davon in den ſchon angefuͤhrten Annales enthalten, die nach aͤltern Exemplaren gemacht find, die unferige iſt nach einem iuͤngern und ſchoͤnen Exemplar ſehr getreuͤ gezeichnet worden, welches ſich in der hieſigen ſchoͤnen Raturalienſammlung des Herrn Handelsgerichts⸗Aſſeſſors Forſter in Weingeiſt aufbewahrt befindet, und das wir nun naͤher beſchreiben wollen. g Die Laͤnge dieſes jungen Krokodils iſt 13 4/5 Zoll; von der Spitze des Mauls bis an das Ende des Schwanzes gerechnet; dle Laͤnge des Kopfes von der Spige bis hinter den Scheitel 2 7/5 Zoll pariſ. Maß. f herfäme, welche eine Ahnlichkeit zwiſchen dem Krokodil und der in ihrenr Lande befindlichen Eidechſe, die in Hecken geboren werde, fanden. Bei den heutigen Griechen heiße auch iezt noch eine Eidechſe Stellio. Lin. Kosloraylos. . N ) Mit dem Namen Kaiman bezeichnen die franzoͤſiſchen, ſpaniſchen, portugieſiſchen und hollaͤndiſchen Coloniſten ieden Krokodil, den fie auf ihren Niederlaſſungen ſehen. Der Name Kaiman gehoͤre alſo keiner Art ausſchließlich, ſondern mehrern gemeinſchaftlich zu. Eben fo iſt es auch mit dem, Namen Alligator. Die engliſchen Coloniſten und Reiſenden bezeichnen damit einen Krokodil, der ſehr gemein, oder ſehr klein iſt, ohne irgend ein beſtimmtes unterſcheidendes Merkmal anzugeben. Es iſt vielleicht das verdorbene portugieſiſche Wort lagarto — von dem lateiniſchen Wort lacerta die Eidechſe — welches von Hawkins alagar tos und von Sjoane allagator aeichrieben wird in der Ausſprache der Englaͤuder leicht zu alligator werden kann. Man ſieht hieraus, daß weder der Name Alligator noch der Name Kalman, den Blumenbach ſeiner beſchriebenen Art von: Krokodil gibt, paſſend iſt. ö Be, > Mare Der Oberklefer iſt flach und nur etwas weniges gewoͤlbt, hinter ben Augen ı 1 fin. breit; die Breite vor den Augen 10 Linien, hinter dem Naſenloche 5 Linien. Die Nafenlöcher find klein, eng, wie zwei kleine gebogene Ritze, auf einer runden Erhobenheit, die im Durch⸗ ſchultte zwei Linfen hat; hinter diefer hat der Oberkiefer zu beiden Seiten eine Kerbe, in welche der vierte Zahn in der Unterkinnlade, wenn der Mund geſchloſſen iſt, ſich einfuͤgt; bier ift der Oberkiefer am ſchmaͤlſten. Auf der Mitte deſſelben zwiſchen der Naſe und den Augen ſtehen acht Schilder, zu beiden Seiten derſelben kleinere und groͤßere Schuppen; beide Kiefer ſind am Rande gekerbt, und die 2 obern Vorderzaͤhne ſind kleiner, als die untern; leztere ſtehen weiter auseinander, als die obern, und nehmen beim Zumachen des Mundes die obern zwiſchen ſich. Die untern ſtechen den Oberkiefer ganz durch; an ieder Hervorragung geht ein ſpitziger Zahn hervor; im Oberkiefer zählte ich 35 Zaͤhne, im Unterkiefer 30, von erſterm iſt von hinten an gezahlt der zehnte der größte, und im Unterkiefer der vierte von der Spitze des Maules an gezaͤhlt. Die Zaͤhne in der obern Kinnlade ſtehen, wenn beide Kinnladen den Mund ſchließen, nicht auf den Unterzaͤhnen auf, fondern in den Zwiſchenraͤumen, derſelben, wo fie kleine Eindrücke oder Vertiefungen machen; ſtechen aber nicht ſenkrecht in den Uaterkiefer ein, ſondern ſtehen etwas ſchraͤg, ſo daß ſie außerhafk der Seite des Unter⸗ kleſers liegen, was denn auch nothwendig iſt, weil ſonſt das Thier, wenn die Zähne größer wuͤrden, nicht nur ſich tiefe Wunden machen, ſondern auch den Mund nicht mehr zuſchließen koͤnnte. Die Zähne find kegelfoͤrmig und ſehr ſpitzig, die vier vorderſten etwas gekruͤmmt. Dieſen Zaͤhnen entgeht kein Raub mehr, wenn ſie einmal einen ergriffen haben. Der Scheitel it flach, auf beiden Selten mit einer erhabenen Einſaſſung, — vielleicht durch das Zuſammenſchrumpfen der Muskeln und der Haut fo merklich. — Beide Hlefer laſſen ſich leicht nach oben und unten bewegen; der Oberklefer iſt an die Halswirbel befeſtiget, der Unterkiefer hinten in den Oberkiefer eingefügt, und nicht an das Bruſtbein angewachſen; der Unterhals iſt weich und bekommt Falten, wenn man die Spitze des Unterkiefers gegen die Bruſt hin bewegt. Ob die unterwaͤrts gerichtete Bewegung des Unterkiefers bei dem, alten Kaiman im Alter, wenn die Haut ſteif wird und die Schuppen eine beträchtlichere Größe und Härte bekommen, auch ſtatt findet, oder in dem Grade wie bei den Jungen, muͤßen fernere Beobachtungen lehren. Der Gaumen iſt nicht gewoͤlbt, ſondern mehr flach, und in der Mitte etwas lin der Rachen öffnet ſich bis hinter das Auge; die Zunge iſt bei dieſem Thier ganz anders gebaut, als bei andern Thieren aus dieſer Claſſe. Um die Sache anſchaulicher zu machen, habe ich den Rachen nebſt der Zunge bei a, das Zungenbein bei b von vorn, bei e von hinten, bei d mit der Zunge verwachſen im liegenden, bei e im aufgerichteten Zuſtande vom. amerikaniſchen ſchmalnaſigen Raiman aus v. Humbolds Beobachtungen aus der Zoologie ꝛc. entlehnt und bei k den Unterklefer unſers iungen Krokodils daneben zur Vergleichung aufgeſtellt. Seit einem Jahrhundert haben die Naturforſcher ſich über das Daſein und Nichtdaſein, fo. wie über die Form der Krokodilszunge geſtritten, und während dieſes Wechſels der Meinungen haben dle Antiquaren in Rom bei der Retaurallen des Krokodils auf dem — 50 zu. kapltoliniſchen Muſeum, die Zunge bald einfegen, bald ausreißen laſſen. So wie man bei einem in Weingeiſt aufbewahrten oder ausgeſtopfſten Krokodil den Rachen oͤffnet, — was wenigſtens der Kaiman bis zu einem Winkel von 95“ bewirken kann, — ſieht man nichts, als eine Haut, die an den Selten und an der Spitze an dem Gaumen angewachſen iſt; fo ſieht man freilich nichts, das einer gewoͤhnlichen Zunge aͤhnlich waͤre. Allein dieſe Haut iſt dehnbar und vermittelt des hinten im Rachen befindlichen, ſchaufel- oder ſchildfoͤrmigen und in das Zungenfleiſch eingewachſenen Zungenbeins kann der Krokodil die Zunge hinten heben und einen kiſſenartigen Wulſt oder eine Klappe bilden, (man ſehe Fig. a bei g) womit er die ganze Schlundoͤffnung verſchließen kann, ſo daß man weder von dieſer noch von der Luſtroͤhrenoͤffnung (die hier im Kupfer Fig. a bei h noch ſichtbar ift,) etwas ſehen und alſo weder Luft, noch Waſſer in beide Ofnungen kommen kann. Dieſe Vorrichtung iſt bei dem Krokodil noͤthig, weil er ſonſt ſeinen Raub nicht ergreifen und feft halten koͤnnte, ohne daß ihm eine Menge Waſſer in die Speiſe- und Luftroͤhre dränge, woran er erſticken muͤßte. Sobald er alfo feinen Raub ergreift, verſchließt er die Rachenoͤffnung vermittelſt der Zungen⸗ klappe, haͤlt noͤthigenfalls das Naſenloch uͤber das Waſſer und ſchwimmt ſodann auf eine nah gelegene Inſel, oder auf das Land und verzehrt denſelben. Im Waſſer kann er nichts verzehren. Die hier nach Humboldt abgebildete Zunge des Kaimans iſt gelb und bei einem 18 Fuß langen Krokodil 25 Zoll lang. Hinter dieſer liegt ein runder, rother Wulſt, worin die Stimmritze ſich befindet. Eben die Farbe hat auch die Zunge unſers iungen Kaimans erhalten. Taf. II. Fig. f. Sie iſt hinten mit mehrern Loͤchern verſehen, welches dle Muͤndungen der Druͤſen find, womit der obere Theil beſezt iſt. Dieſelben fand auch Geoffroy beim Nilkrokodil. Die Augen ſind groß, im Durchſchnitt 4 pariſer Linien; die Farbe des Augenſterns finde ich nirgends angegeben. Die Augen ſollen beim Nilkrokodil den Schweinsaugen gleichen. Hinter denſelben liegt das Ohr, welches von einer Klappe verſchloſſen werden kaun, und dann ritzenfoͤrmig und nicht ſehr bemerklich iſt, und beim Jungen wie eine etwas gekruͤmmte Runzel ausſieht. Die Selten des Unterkiefers mit flachen, nicht erhabenen ſehr nahe aneinander liegenden, groͤßern und kleinern Schuppen; Kinn, Unterhals, Halsſeiten und Nacken mit erhabenen, unten faſt viereckigen, oben rund« lichen, von einander ſtark abgeſonderten Schuppen; im Nacken ſechs Schilde, naͤmlich vier große, laͤnglichrunde, zu deſſen beiden Seiten noch zwei kleinere liegen; hinter dieſen uͤber den Schultern mit kleinern, erhabenen, laͤnglich runden Schuppen von verſchiedener Groͤße; an den Seiten des Leibes eben ſo; nur ſind hier die Schuppen, welche in der Reihe nach der Laͤnge des Rumpfes liegen, noch mehr von einander entfernt; auf der Unterſeite des Rumpfes liegen in Querreihen laͤnglich viereckige, große Schilde, welche neben einander liegen und ordentliche Baͤnder oder Guͤrtel bilden, und zwiſchen den Vorder-und Hinterbeinen kleiner werden; der After iſt ritzenfoͤrmig, und iſt mit ſehr kleinen Schuppen umgeben, die zuſammen eine eifoͤrmige Figur bilden. Auf dem Ruͤcken von der Gegend der Vorderfuͤße an bis zum Urſprung des Schwanzes befinden ſich 18 Gürtel, welche quer uͤber dem Ruͤcken liegen, deren leder aus ſechs — 51 — großen, laͤnglichtrunden, in der Mitte mit einem Kiel verſehenen Schuppen beſteht und reichen bis zu den Bauchſeiten; von der Schwanzwurzel an bilden dieſe Guͤrtel ordentliche Ringe welche um den ganzen Schwanz laufen; die Schilder dieſer Guͤrtel ſind laͤnglich viereckig. Solcher Guͤrtel hat der Schwanz 42. Der Schwanz iſt am Urſprung rund, allmaͤhlig iſt er aber immer mehr von den Seiten zuſammengedruͤkt, ſo daß er gegen das Ende hin zweiſchneidig wird, wie ein ſenkrecht ſtehendes Band „das ſich am Ende verſchmaͤlert und oben ausgezakt iſt. Von der Mitte des Schwanzes an bilden auf der obern Seite deſſelben die Guͤrtel oder Schildreihen einen gekerbten Kamm, der von der Mitte gegen die Schwanzwurzel hin zweifach iſt, naͤmlich zu beiden Seiten des Schwanzes; doch ſind dieſer emporſtehenden Schilder nur 13 Paar, welche gegen die Schwanzwurzel hin immer kleiner werden und endlich ganz aufhören. Auf den Vorder⸗ und Hinterfuͤßen ſtehen geſchoben viereckige groͤßere und kleinere Schuppen, welche auf der Unterſeite kleiner ſind; die Vorderbeine ſind kleiner und tiefer am Rumpfe unten an der Bruſt eingefuͤgt, als die Hinterbeine. Die Vorderfuͤße haben fuͤnf Zehen, von welchen die drei erſtern einen braunen, ſpitzigen Nagel haben, die hintern zwei nicht; die vier erſten Zehen ſind an der Wurzel mit einer kleinen Schwimmhaut verbunden; die dritte iſt die laͤngſte. Die Hinterfüße haben vier Zehen, welche mit einer Schwimmhaut verſehen ſind, die zwiſchen den beiden hintern Zehen bis zum Urſprung des Nagels reicht; die hintere Zehe hat keinen Nagel; die dritte iſt gleichfalls die laͤngſte. Am Vordertheil des Vorderfußes an der hintern Kante ſtehen vier hauͤtige Zaken, oder Zaͤhne, am Hinterfuße an demſelben Orte noch einmal ſo viel. ö i Die Farbe des ganzen vor uns liegenden Thiers iſt weiß. Das ausgewachſene Thier iſt oben dunkelgruͤn, mit ſchwarzen Flecken; der Unterleib blaßgruͤn. ; Der hier beſchriebene Krokodil ift der Kaiman in Weſtindien und faft ganz den zwei Exemplaren gleich, welche in den franzoͤſiſchen Annalen des Muſeums der Natur⸗ geſchichte B. II. und X. enthalten find, Bei dem unſerigen find jedoch die Schuppen des Bauches und der Seiten deſſelben regelmaͤßiger; die Bauchſchuppen fehlen bei ienen Exemplaren ganz; die Nackenſchilde ſtehen bei dem einen weiter auseinander; beide haben unmittelbar hinter dem Hinterkopf noch drei Schilde, welche dem unſerigen fehlen; auch find bei beiden die Vorderfuͤße nicht tiefer eingefuͤgt, als die hintern. Jene beiden ſind aͤlter als das unſerige, und die Altersverſchiedenheit hat wahrſcheinlich die Verſchiedenheit in der Geſtalt hervorgebracht. Die Unterſchiedsmerkmale, welche von unſerm Krokodil angegeben werden, ſind folgende Die mittlern Ruckenſchilde find viereckig; die äußern unregel— mäßig, etwas zerſtreuͤt; im Nacken ſechs Schilde; die Schnauze verlängert, am Grunde erhaben; dle Schuppen auf den Fuͤßen viereckig. f Da ſich in dem Nacken unſers Kaimans vier große und zu deren beiden Seiten — — 52 — zwei kleine Schilde befinden, ſo weicht er in Hinſicht der Artmerkmale etwas ab. Es iſt aber wahrſcheinlich, daß dieſe Theile ſich mit dem Alter veraͤndern. Überhaupt ſcheint bei dieſen Thieren die Feſtſetzung der Artmerkmale etwas ſchwierig zu ſein. Blumenbach eignet ſelnem Alligator (in deſſen Handb. der Naturgeſch. gte Aufl.) Hinterſuͤße mit balben Schwimmhaüuͤten zu: allein dieſe Schwimmhauͤte haben fie nach Cuvier alle mit einander gemein; eben ſo iſt es auch mit den nagelloſen Zehen, die nicht bloß der Blumenbach'ſche Alligator, ſondern auch noch mehrere andere Arten haben. Der ſpizſchnauzige Kaiman lebt auf der Inſel Saint Domingo. Es iſt aber wahrſcheinlich, daß er auch auf den andern großen Antillen lebt und dielenige Art iſt, weſche die Spanier Crocodilo de la Isla de Cuba nennen. Das Weibchen graͤbt mit den Fuͤßen und der Schnauze ein rundes Loch in den Sand und legt darein acht und zwanzig Eier in den Monaten März, April und Mal. Die Jungen ſchluͤpfen noch zu Ende deſſelben Monats aus. Sie ſind nicht groͤßer, als neun bis zehn Zoll, wenn fie aus dem Ei kriechen, wachſen aber bis in ihr zwanzigſtes Jahr und erreichen eine Lange von ſechszehn Fuß. Um die Zeit des Auskriechens ſcharrt das Weibchen die Erde von den Eiern, damit den Jungen kein Hinderniß im Wege ſteht. Es fuͤhrt ſie an, vertheidigt fie, indem es ihnen drei Monate lang das Futter vorſpeiet (degorgeant), während welcher Zeit das Männchen die Jungen zu verſchlingen ſucht. Unter dem Waſſer graͤbt ſich der Kaiman Locher, zieht feinen Raub hinab, erſaͤuft ihn und laͤßt ihn darin eine Zeit lang faulen, ehe er ihn verzehrt. Er kann in ſeinen Schwanz beißen, woraus alſo hervorgeht, daß dieſe Thiere ihren Körper biegen koͤnnen, was man ſonſt bezweifelte. Das Fleiſch der Neger und der Hunde ſoll er allem andern vorziehen. Ein Apotheker auf Saint Domingo ernaͤhrte einen ſehr iungen Kaiman nicht anders, als dadurch, daß er ihm halb. faule Gedaͤrme vorwarf. a MER Der Nil ker ok od il iim Ei Taf. XII. Fi g. 1. De hier zur Vergleichung vorgeſtellte, noch im Ei befindliche Nilkrokodil iſt aus den Blumenbach'ſchen Abbildungen genommen und eine auͤßerſt treuͤe Nachbildung deſſelben. Obgleich, wie Blumenbach *) behauptet, der Nilkrokodil das groͤßte Thier der ſuͤßen Waſſer fein und eine Lange von 30 Fuß erreichen ſoll; fo waͤchſt nach der Verſicherung des Herrn Al. v. Humbold der große Kaiman im Orinoko- und Magdalenenfluſſe des ſuͤdlichen Amerika zu einer noch weit betraͤchtlicheren Größe heran. Inzwiſchen bleibt es ) Siehe deſſen Handbuch der Naturgeſchichte te Aufl. S. 245. immer auffallend, daß ein Thier von 30 Fuß Laͤnge aus einem Ei entſteht, das nur die Größe eines Gaͤnſeeies hat. Das erwachſene Weibchen legt an hundert Eier, die es im Sande verſcharrt und von der Sonne ausbruͤten laͤßt. Die Schale des Eies iſt nach Blu— menbach's Verſicherung wie bei den Eiern anderer Amphibien, biegſam; zeichnet ſich aber durch die ſonderbaren feln geſchlaͤngelten Zuͤge der dicken, auͤßern, gleichſam lederartigen Lage aus, womit die innere glatte Haut überzogen if. Das Ei des Nilkrokodils hat, nach der Blumenbach'ſchen Abbildung zu urtheilen, eine ſchoͤne, laͤnglichrunde Form, die in der Mitte den weiteſten Umfang hat, gegen die beiden Enden hin verſchmaͤlert und zu⸗ gerundet iſt. Ich habe aus dem ſchon oben angeführten hieſigen Forſterſchen Kabinette mit dem dungen, ſpizſchnauzigen Kalman auch zugleich ein Krokodilei erhalten, welches ſich vom Nilkrokodilei merklich unterſcheidet. Es iſt 2 304 Zoll lang und alſo faſt von gleicher Länge des Nilkrokodileies; aber in der Mitte nur 1 3/5 Zoll dik; dagegen das leztere über 2 Zoll Dicke im Durchſchnitt hat. Es iſt walzenfoͤrmig, in der Mitte alſo nicht, wohl aber an dem einen Ende etwas weiter. Die Schale iſt nicht hauͤtig wie beim Nilkrokodiler, ſondern hart, etwas dicker als die Schale vom Haushuhnei, auf der auͤßern Flaͤche aber allenthalben mit merklichen feinen Lcherchen verſehen, welche dem Ei das Anſehen geben, als wenn es durch irgend ein Azmittel ausgefreſſen waͤre. Es iſt dieſes Ei offenbar von einer ganz andern Art des Krokodils. Von welcher es aber iſt, laͤßt ſich nicht angeben, da uns die Beſchreibungen davon fehlen. Es iſt mir nicht ganz unwahrſcheinlich, daß dieſes Ei von demſelben Lande kam, von welchem der ſpizſchnauzige Kaiman geſchikt wurde, und dann wäre es vermuthlich das Ei deſſelben. Daß die Krofodileier in Africa von Menſchen und vom Ichneumon, der junge aber ſowohl als der alte von Menſchen gegeſſen werden, iſt ſchon bekannt. Weniger bekannt iſt bei uns die Art, wie die Agypter die Krokodile fangen, die uns neuͤerlich ein Schweizer ) erzählt, und die wir unfern Leſern mittheilen wollen. Mit einem Brette von ſehr weichem Holze wagt ſich ein gewandter Schwimmer in den Nilfluß; der Krokodil ſchießt, ſobald er ihn erblikt, gegen ihn, und wie er den Rachen oͤffnet, ihn zu verſchlingen, wird ihm das Brett hineingeſtoßen. Die ſcharfen Hauer beiſſen ſich aber fo ſtark in das Brett ein, daß fie eingeklemmt bleiben. Die aufpaſſenden Helfer am Ufer ſtuͤrzen ſich ins Waſſer; das eingebiſſene Ungeheuer wird gemeinſchaftlich ans Ufer gezogen und todt geſchlagen. Verfehlt aber der Waghals den Stoß, fo iſt die Jagd verfehlt und er buͤßt fein Leben ein, was iedod) felten der Fall fein fol. 5 i \ 1 *) Schickſale eines Schweizers waͤhrend ſeiner Reiſe nach Jeruſalem und den Libanon. III. und ne IV. Band. 1815. — Der Nilkrokodil von innen. Taf. XII. Fig. a. Wir haben in dieſem Hefte unſere Leſer mit dem Auͤßern des Krokodils bekannt gemacht; nun wollen wir auch das Innere eines ſolchen etwas beſchauen. Die Nachricht davon haben wir dem Herrn Geoffroy zu Paris zu verdanken, der im 9 Jahr der franz. Zeitrechnung in Kairo in Agypten war und einen Nilkrokodil erhielt gerade in dem Augenblik, als die Nachricht von der am 30 Ventoſe verlohrnen Schlacht einlief, und wäre beinahe abgehalten worden, Unterſuchungen über dieſes merkwürdige Geſchoͤpf anzuſtellen. Der alte Geſchichtſchreiber Herodot, geboren 844 Jahr vor Chriſti Geburt, welcher unter andern auch eine Reiſe nach Agypten machte, behauptet, daß der Nilkrokodil von den bekannten Thieren das einzige ſei, bel welchem die obere Kinnlade uͤber der untern ganz feſt ſtehenden, beweglich wäre. Dieſer Meinung find die Alten: Ariſtote⸗ les, Plinius ꝛc. und auch einige Neuere, wie Marggraf, Jacobaͤus, Marmol, Veſa⸗ lius ꝛc. beigetreten. Die vornehmſten Anatomiker der Academie der Wiſſenſchaften zu Paris, namentlich Perrault und Duverney uͤbernahmen es, die Unmoͤglichkeit der von He⸗ rodot aufgeſtellten Thatſache zu beweiſen. Blumenbach geſellt ſich ihnen bei, und erklaͤrt (in feinen Abbildungen naturhiſt. Gegenſtaͤnde) die Behauptung: daß der „Krokodil einen beweglich am Kopfe eingelenkten Oberkiefer habe, und hingegen fein Unterkiefer mit dem Bruſtbein einen gemeinſchaftlichen unbeweg⸗ lichen Knochen bilde,“ für einen alten Wahn. Perrault, ſagt Geoffroy“), welcher Gelegenheit hatte, einen Krokodil aus der Verſailler Menagerie zu unterſuchen, wollte durch feine ſorgfaͤltige Zergliederung der Kinnladen Marmols Irrthuͤmer widerlegen, — wodurch er aber ſelbſt Gegenbeweiſe von dem, was er behaupten wollte, geliefert hat, — und zeigen, daß die obere Kinnlade nicht, wie bei den Papageien vom Schedel ger trennt wäre, ſondern daß fie mit dem übrigen Kopfe ein einziges Knochenftüf bilde. In der That iſt nichts ſonderbarer, als der Kopf eines Krokodils. Alles, was bei andern Thieren auf der Seite liegt, wie die Wangen und die Bewegungsmuskeln der Kinnladen, iſt beim Krokodil nach hinten verlegt. Der Unterkiefer iſt um ein Sechstheil länger, als der Oberkiefer mit der ſehr kleinen Hirnſchale, ſo, daß jener uͤber dieſen hinten gegen den Hals zu merklich hervorragt. Die Einfuͤgung und Bewegung der Oberkinnlade über der untern verhält ſich ungefähr fo, wie der Deckel einer Buͤchſe gegen fein Scharnier; daher denn auch die Klnnladen ſich nicht ſeitwaͤrts, ſondern nur uͤberwaͤrts und unterwaͤrts bewegen koͤnnen. Zum Anhaltungspunct für die Hebemuskeln dient die Nackenſauͤle, welche aus fieben unbeweglichen Wirbeln beſteht, deren Fortſaͤtze fo verviel⸗ facht, fo lang und fo nahe an einander gedraͤngt find, daß das Thler feinen Nacken nicht „) In den Annalen des Muſeums ꝛc. 7 Heſt, wovon eine überſetzung in Voigts Magazin der Naturkunde ſich befindet, die hier benuzt wurde. is beugen kann. Die geraden und ſchiefen Muskeln, welche an dieſer Nackenſauͤle befeſtiget ſind, und die ihren Einfuͤgungspunct in der Gegend des Hinterhauptkammes haben, heben bei ihrer Zuſammenzſehung den Kopf nach dem Nacken zu, wobei er einen Bogen von 45° beſchreibt. Die Haut iſt hinter dem Hinterhauptsblatte dünn, und füge ſich nach allen Bes wegungen des Kopfes; der Unterkiefer hingegen ſtekt in einer runzeligen und wenig bieg⸗ ſamen Haut wle in einer Scheide. h Wenn man alſo auch eine ſtarke Muskelkraft annehmen wollte, die ihn niederwaͤrts ziehen konnte, fo wuͤrde er doch durch feine Einhuͤllungen zu. ruͤkgehalten werden, außerdem wird er auch an dem hintern Theil in feiner Bewe gung aufgehalten, wodurch denn eine Senkung des Unterkiefers ganz unmoͤg⸗ lich wird. So ganz unbeweglich wie ihn Marmol darſtellt, als ob er mit dem Bruſt; bein aus einem einzigen Stuͤcke beſtaͤnde, iſt er nicht, ſondern es koͤnnen ihm zwei kleine ver⸗ laͤngerte Muskeln bei ihrem Zuſammenziehen eine leichte Bewegung verſchaffon. Es erhellet aus dem Bisherigen, daß Herodots Behauptung beinahe im ſtrengſten Sinne richtig iſt. Der Krokodil iſt das einzige bekannte Thier, deſſen Oberkiefer, zwi ſchen deſſen Aſten die Hirnſchale eingeſchloſſen iſt, auf dem untern eine Bewegung hat, und wo ſie hingegen bei dieſem leztern faſt unmerk⸗ lich iſt. | 2 Der Durchmeſſer der Speiſeroͤhre iſt nach Geoffroys Beobachtung 6 Centimeter, der größere Durchmeſſer des Magens Fig. 2. lit. E. iſt 17, der kleinere 15 Centime⸗ ter lang. Die Geſtalt deſſelben iſt ein an den Seiten etwas gedruͤktes Ellipſold. Es befanden ſich, als er ihn oͤffnete, mehrere kleine Kieſel darin „deren Glaͤtte vermuthen ließ, daß ſie zur Zermalmung der Speiſen gedient hatten. Über dem Magen befand ſich ein Sak, welcher vom Pfoͤrtner begraͤnzt wurde. Die Gedaͤrme waren 367 Centi⸗ meter lang, und nur der Maſtdarm Fig. 2. lit. F. hatte eine betraͤchtlichere Dicke, als der übrige Theil der Gedärme, Der Zwoͤlffingerdarm hatte etwas unter dem Pfoͤrtner eine doppelte Windung von unten nach oben, und eine Laͤnge von 16 Centimeter. Die Luftroͤhre Fig. 2. lit. a. oͤffnet ſich im Mittelpunct des breiten Stüfs vom Zun⸗ genbein und begleitet es hinterwaͤrts, ſo wie der Stiel an einer hoͤlzernen Schaufel. Sie iſt bis zur Spaltung 38 Centimeter lang, beſteht aus ganzen knorpeligen breiten Rin⸗ gen, die durch andere ſehr ſchmale, hauͤtige Ringe von einander getrennt ſind. Dieſer ſtark geſpannten Haut, die von der aus den Lungen kommenden Luft in eine zitternde Be⸗ wegung gebracht wird, iſt das Gebruͤlle zuzuſchrelben, welches der Krokodil nach der Ver: ſicherung des Herrn Catesby, la Coudreniere und Bertram zu Zeiten hoͤren laſſen ſoll. | Die Lungen Fig. 2. lit. A. A. beftehen aus zwei kegelfoͤrmigen Saͤcken, deren Spitzen gegen den Kopf gerichtet ſind. Die Lungen der Eidechſen beſtehen aus einem Paar laͤnglicher Beuͤtel, deren innere Wände bloß mit kleinen, fteiſchigen, nezfoͤrmigen Faſern und Blutgefaͤßen beſezt find. Die der Krokodile unterſcheiden ſich von denſelben durch die Größe der hauͤtigen Blaͤtſchen, womit fie gleichſam ausgemauert find. Dieſe Blaͤctchen bilden eine Menge Maſchen wie im zwelten Magen wiederkauͤender Thierez — 56 — iede dieſer Maſchen iſt als der Eingang zu einer kleinen Taſche anzuſehen, die ſich in ‚eine zweite und bisweilen wieder in eine dritte öffne. Sie find aus zweierlei Arten von Faſern zuſammengeſezt, wovon die einen kreisfoͤrmig und gleichlaufend mit einander, die andern hingegen ſenkrecht laufen, und die erſtern quer in rechten Winkeln durchſchneiden. Die Mitte iedes Lungenſackes ift ganz leer, und dient gewiſſermaßen zu einem Luftbehaͤl⸗ ter. Wenn ſich nun die Zellen oͤffnen, ſo nehmen ſie dieſe Luft auf; ſie preſſen ſie als⸗ dann, indem ſie ſich ſchließen, und treiben ſie nach dem Blute, ohne daß die Organe, wenn ſonſt die ganze Lungenmaſſe gedruͤkt wird, dabei in Wirkſamkeit kommen. Dieſes Spiel wird ſo lange wiederholt, bis die in den Lungen eingeſchloſſene Luft ganz verdorben iſt. Auf dieſe Art haben die Krokodile bloß noͤthig, nach Verfließung einiger Zeit uͤber der Waſſerflaͤche friſche Luft einzuziehen. Dieſer Bau der Lungen, wodurch ſie ſich von den Eidechſen entfernen, nähert ſich dem der Seeſchlldkroͤ⸗ ten. In Hinſicht der Zeugungsglieder ſind die mehrſten Eidechſen und Schlangen mlt zwel Ruthen verſehen, die auf ſeder Seite des Afters liegen; der Krokodil hingegen hat nur eine einzige Ruthe, die im vordern Theile und in einer Ruͤkbeuͤgung des Afters ihren Siz hat. Sie ift undurchbohrt, durchaus knorpelich, von einer Art Eichel begraͤnzt und 3 Centimeter lang. Die Teſtikeln nähern ſich gewiſſermaſſen denen der Fiſche; fie find ſchmal und verlängert und liegen etwas über s und vorwaͤrts der Nieren. Der Same wird in zwei ſehr großen Blaͤschen aufbewahrt, die ſich unmittelbar neben einander hinter dem After befinden; ſind zum Thell durch einen knorpelichen Sak verſchloſſen und oͤffnen ſich in den After durch 6 bis 7 Locher auf ieder Seite, die kreisfoͤrmig um den Harngang liegen. Die Leber Fig. 2. lit. C. C. iſt aus zwei ungleichen Fluͤgeln oder Lappen zuſam⸗ mengeſezt, von welchen der eine die Geſtalt eines Parallelepipedums hat, der andere ſchmal und verlaͤngert iſt. Dieſes Eingeweide hat einen merkwuͤrdigen Bau. Die er⸗ habene Oberflaͤche iedes Lappens iſt naͤmlich mit einer Haut bedekt, welche die Sehne eines Muskels iſt, deſſen Gebrauch man noch nicht kennt. Er faͤngt ſich am hintern und untern Rande eines ieden Lappen an und heftet ſich nahe am Becken am lezten Stuͤcke des Bruſtbeins. Dieſe beiden Muskeln, die man noch bei keinem andern Thier gefunden hat, bewirken durch ihre Zuſammenziehung die Herabſenkung der Leber, und tragen dadurch zur Erweiterung der Bruſt bei, welcher Gebrauch ihnen eine Verwandſchaft mit dem Zwergfelle zuwege bringt. (Siehe Fig. 2. lit. D. D.) Das Herz (Fig. 2. lit. B.) war 7 Centimeter hoch, der Grund 5; das rechte Ohrchen größer als das linke. Die Milz iſt eifoͤrmig, verlängert 10 Centim. lang, 4 breit; an der untern Flaͤche etwas hohl, an der obern durch zwei Kaͤmme, von denen der eine ſehr klein iſt, herausgehoben. Die Nieren find aus Warzen und zahlreichen Buchten, welche durch Anhauͤfung von Druͤſen gebildet wer⸗ den, zuſammen geſezt, 11 Centim. lang und 5 breit. — Weitere Erklaͤrung des Kupfers: Fig. 2. G. das von einander geſchnittene Bruſtbein mit ſelnen Muskeln von innen. Fig. 2. H. das Bruſtbein mit den Muskeln von auſſen. Fig. 2. I. die auͤßere Bedeckung. — 7— œ — Der aſiatiſche Elephant. Elephas asiaticus. BIumenbac h. Elephantus indicus. a N e La Menagerie du museum etc. L'Elephant des Indes. | Taf. XIII. en war man der Wehen „ daß es nur eine Art von Elephanten gebe, und der Naturſforſcher Linne fuͤhrte in ſeinem Naturſyſtem auch nur eine Art unter dem Namen Elephas maximus auf. Inzwiſchen bemerkten ſchon die Alten zwiſchen dem aſiatiſchen oder indiſchen und dem africaniſchen Elephanten einen Unterſchied. Aus Stellen im Appianus (de bellis syr. lib. 1.) Plinius und Diodorus (lib. 2.) geht hervor, daß man damals die africanifhen nicht ſehr ſchaͤzte, well fie kleiner und nicht fo muthig find, wie die indiſchen. In neuͤern Zeiten hat man noch mehre und beſtimmtere Unterſchei⸗ dungsmerkmale zwiſchen beiden wahrgenommen, und dieſen zu Gage bat “a aſiatiſche ſolgende Kennzeichen: Der Kopf iſt laͤnglich, die Stirn flach oder auch vertieft; die Ohrlappen mittelmäßig groß; die Backenzaͤhne auf der Ober— flache der Krone mit geſchlaͤngelten, bogenfoͤrmig gleich- und an beiden Enden zuſammenlaufenden, einzeln ſtehenden Linien oder Leiſten. Bei dem africaniſchen hingegen iſt der Kopf rund, die Stirn erhaben; die Ohren ſo groß, daß ſie die ganze Schulter bedecken; die Backenzaͤhne haben auf ihrer Krone rautenformig laufende und in der Mitte mit einander verbundene Linien oder Leiſten.“) Die aus der obern Kinnlade hervorgehenden und in dem Zwiſchen⸗ Kieferknochen figenden Stoßzähne wachſen bei dem aſricaniſchen viel ſchneller, werden größer und das davon herkommende Elfenbein iſt härter, und wird auch nicht fo leicht gelb, als bei dem indie 9 Wir werden von dieſen Backenzaͤhnen ſowohl als auch von den Stoßzähnen im m wichen Heft weitlauftiger reden und eine Abbildung derſelben liefern. 9 — 58 — ſchen Elephanten. Auch bat man in der Zahl der Fußnaͤgel eine Verſchledenheit . doch ſcheint ſie kein Merkmal der Art, ſondern nur einer Abart zu ſein. Außer dieſer Abart, wenn ſie wirklich vorhanden iſt, kennt man noch folgende: 1) Den weißen Elephanten. Dieſer findet ſich in Oſtindien ſehr ſelten. An manchen Orten, z. B. in Slam, Pegu und in andern benachbarten Gegenden wird ein ſolcher beinahe goͤttlich verehrt. Ihr Beſiz wird zuweilen von den dortigen Koͤnigen durch blutige Kriege erkauft. In Siam wohnt er in einem praͤchtigen Pallaſt mit vergoldeten Zimmern. Seine Nahrung reicht man ihm in goldenen und ſilbernen Gefaͤßen, und wenn er ausgefuͤhrt wird, ſo haͤlt man einen Baldachin uͤber ihn. Dieſe Verehrung gruͤndet ſich auf die alte Lehre von der Selenwanderung, nach welcher man glaubt, daß die Selen der verſtorbenen Koͤnige in weißliche Elephanten uͤbergehen. ) Den geflekten Elephanten. Er iſt ebenfalls fehr ſelten. 3) Den rothen Elephanten. Seine Farbe erhaͤlt er bloß von der rothen Erde, in | welcher er ſich an feuchten und fumpfigen Orten waͤlzt. Er iſt in Africa zu Haufe, Die Coloniſten am Cap hegen das Vorurtheil, daß fein Fleiſch Geſchwuͤre verurſache und dieſe Thiere gefaͤhrlicher, als andere waͤren. 4) Der Stumpfkopf. Er bekommt, ſo alt er auch wird, niemals Stoßzaͤhne, ift weit boshaſter als die andern, und iſt in Africa eine große Seltenheit. In Indien gibt es auch zuweilen einſam lebende Elephanten, welche von den Indiern Grondahs genannt werden. Sie weichen in Hinſicht der Farbe und Geſtalt von den uͤbrigen nicht ab und ſind alſo nicht als eigentliche Abarten zu betrachten, ſondern unterſcheiden ſich nur in Hinſicht ihres Aufenthalts und ihrer Gemuͤthsart. Es ſind allezeit Maͤnnchen, die aus Eiferſucht von mehren andern ihres Geſchlechts veriagt worden ſind. Sie ſind in einer Art von Wuth, durch welche ſie ſchaͤdlicher, als andere werden. Sie ſpringen ſehr oft aus dem Walde, greifen Menſchen an, ohne von ihnen beleidiger zu fein, verwuͤſten die Felder, zerftören die Bauernhuͤtten und töden das Vieh. Die Paͤchter ſind verpflichtet, Wachen auszuſtellen. Um ſich zugleich auch vor dem Angriff der Tiger zu ſchuͤtzen, bauen fie ſich Schilderhaͤuschen von Bambusrohr. Sobald ein ſolcher Elephant ſich nähere, machen fie Laͤrm und treiben ihn mit Geſchrei und Flinten⸗ ſchuͤſſen davon. Ein flammendes Feier iſt das ſicherſte Mittel, ihn zu vertreiben. Außer den hier angeführten Verſchiedenhelten gibt es noch zwei, von welchen dle — elne Komareah und die andere Merghee' genannt wird. Dle erſtern find Elephanten mit dickem langem Koͤrper und kurzen Beinen. Sie ſind ſtaͤrker, widerſtehen lange Zeit den Beſchwerlichkeiten und werden am meiſten geſchaͤzt. Die zweiten haben einen hoͤhern Koͤrper, ſind kuͤrzer und ihre Beine laͤnger. Zwiſchen beiden gibt es wieder mehre Abſtufungen. Alle diefe Verſchiedenheiten trift man faſt in jedem Rudel an. Die Farbe des Elephanten ſowohl des aſiatiſchen als auch des africaniſchen, gibt man gewoͤhnlich grau an; allein nach der Verſicherung der Pariſer Naturforſcher iſt ſie eigentlich, wenn ſie abgewaſchen iſt, mehr oder weniger ſchwarz, welche Farbe aber durch den ſich in die feinen Vertieſungen der Haut legenden Staub in ein ſchmutziges Grau ſich verwandelt. Die Naͤgel der Fußzehen ſind, wenn ſie gereiniget werden, hell roſenroth; das Auge iſt klein, der Augenſtern braun; die Augenwimpern zwei bis drei Zoll lang; bei den Alten erreichen fie eine Laͤnge von 6 Zoll. Die Haut iſt rauh, runzelig wie zerſprungen, mit wenigen Haaren cel die bei den Alten nur an elnigen Stellen vorhanden ſind. Sie iſt ſtark, und auf dem Ruͤcken fingersdik; demungeachtet empfindet er doch den Stich der Inſekten und andere leichte Beruͤhrungen. Durch die Sproͤdigkeit der Haut, die den Strahlen der Sonne, der Luft und dem Staube ausgeſezt iſt, entſteht oft eine Art von trockenem Ausſatze, (Elephantlaſis,) welchem zuweilen auch Menſchen in den heißen Erdſtrichen ausgeſezt find. Daher pflegt man ihn auch fleißig zu baden und die Haut mit Ol einzureiben. Der Ruͤſſel, oder die verlängerte Naſe iſt das bewundernswuͤrdigſte Glied. Am Grunde iſt der Umfang bei ſehr großen Elephanten drei bis vier Fuß, am Ende einen halben Fuß; die Laͤnge vom Maul an 6 bis 8 Fuß; auf der untern Seite iſt er flach, oder vielmehr etwas vertieft, auf der obern rund; das Ende iſt ſenkrecht abgeſtuzt, am obern Rande mit einer laͤnglichrunden, ſtumpfſpitzigen beweglichen Verlaͤngerung. An der abgeſtuzten Flaͤche ſieht man auch die zwei Naſenloͤcher, welche durch eine ſenkrechte Scheide⸗ wand getrennt find. Da der Kopf ſchwer, und durch die zwei Stoßzaͤhne, wenn fie ausgewachſen ſind, noch ſchwerer wird und der Hals kurz iſt: ſo iſt er nicht im Stande, denſelben weder hoch in die Hoͤhe zu richten, noch die auf der Erde befindlichen Nahrungs⸗ mittel zu ſich zu nehmen; daher ihm denn der Ruͤſſel durchaus nothwendig iſt. Er hat zweierlei Muskeln, naͤmlich die Laͤngemuskeln, welche in eine Menge an elnander liegender, oben erhabener Boͤgen getheilt und deren zwel Enden mit der innern Haut verbunden ſind; ſodann die Quermuskeln, durch deren beiderſeitige Kraftanwendung der Ruͤſſel ſowohl verkuͤrzt 9 5 | als auch verlängert werden kann, und zwar entweder im Ganzen, wenn alle in Thaͤtigkelt find, oder nur theilweiſe, und von einer oder der andern Selte. Mit dieſem Ruͤſſel, in welchem ſowohl ein feines Gefühl und der Sinn des Geruchs, als auch eine große Staͤrke vereiniget ift, kann er faſt alle möglichen Bewegungen und Verrichtungen ohne ſonderliche Anſtrengung vornehmen, z. B. Bauͤme ausreißen, Gebauͤde erſchuͤttern, einen erwachſenen Menſcheu in die Hoͤhe heben, eine Laſt von 200 Pfund fortſchleuͤdern; aber auch mit dem ſingerartigen Fortſaz Blumen pfluͤcken, kleine Stuͤcke Geld von der Erde aufheben, Knoten aufknuͤpfen, mit einer Feder fehreiben, einen Schluͤſſel im Schloſſe herum drehen und auſſchließen, eine Geldbuͤchſe nehmen und ſchuͤtteln, mit einem Hut eine Verbeuͤgung machen und dergleichen. Der gewöhnliche Gebrauch aber den er von dem Ruͤſſel macht, iſt der, daß er durch denſelben Odem holt, und die Nahrungsmittel in den Mund ſtekt. Wenn er trinken will, ſo zieht er das Waſſer in die Naſenloͤcher, aus welchen er es ſodann wieder in den Mund laufen läßt, oder auch aus denſelben herausſaugt, zu welchem leztern Behuf fein Mund fo eingerichtet iſt, daß er ſeine Lefzen genau um den hinein geſtekten Ruͤſſel anſchließen und das Sauggeſchaͤſt völlig vollziehen kann. Zu beiden Seiten des Ruͤſſels gehen die Stoß- oder Vertheidigungszaͤhne gauwch Die Ohren ſind faft dreieckig, nach unten mit einer ſtumpſen Spitze, nach oben mit einem überhängenden gekerbten Lappen, übrigens ganz flach und nur oben an der Seite mit einer kleinen Vertlefung verſehen, die mit Haaren beſezt iſt. Der uͤbrige Theil des Ohrs iſt unbehaart. Der Elephant bewegt ſein Ohr nach Gefallen und mit Leichtigkeit, fächele fi) damit, klatſcht die Inſekten weg ꝛe. Zwiſchen dem Ohr und dem Auge iſt eine kleine Offnung, deren Beſtimmung bis iezt noch unbekannt iſt. Auf unſerer Abbildung If ſie angedeuͤtet. Sein Schwanz iſt zwei bis drei Fuß lang, nach Verhaͤltniß des Körpers ziemlich duͤnn, am Ende etwas duͤnner und — was bei dem in Nuͤrnberg geweſenen aber nicht der Fall war, — mit einem Buͤſchel ſchwarzer, glaͤnzender Haare verſehen, die von der Dicke eines maͤßigdicken Bindfadens ſind. Außerdem iſt der Schwanz mit Borſten beſezt, welche die Dicke und Härte der Borſten vom wilden Eber übertreffen. An einigen Orten in Indien bezahlt man dleſen Schwanz ſehr theuͤer und waͤgt ihn wohl zuwellen mit Golde auf. Er wird von vornehmen Frauenzimmern als Zlerrath getragen und auch wohl zu aberglauͤbiſchen Dingen gemisbraucht. Verwegene Leute ſtellen daher den wilden Elephanten mit Lebens. gefahr nach und hauen ihnen den Schwanz ab. * Die Beine haben das Anſehen großer Sauͤlen, die den Körper unterſtuͤßzen. Das Skelett derſelben zeigt deutlich geſpaltene Zehen, und doch ſieht man im lebenden Zuſtande keine andere Abſonderung als dle Naͤgel, welche flach ſind. Er hat deren fünf. Die Fußſohle iſt gleichfalls flach und hat eine rundliche Geſtalt. ns Der Nücen iſt in der Mitte am hoͤchſten und nimmt nach vorne und hinten nach und nach ab. Der ganze Koͤrper ſcheint eine große plumpe Maſſe zu ſein, und doch bewegt er ſich mit großer Leichtigkeit. ö ö Er bewohnt Oſtindien und einige von feinen großen Inſeln. Hier lebt er in Waͤldern an feuͤchten Orten, an den Muͤndungen der Fluͤſſe und an Moraͤſten, worin er ſich gern wie die Schweine waͤlzt. Er vertraͤgt die Hitze weniger als die Kaͤlte; daher er die ſchattigen Orte den ſonnigen vorzieht. Da feine Haut durch die Sonnenhitze auffpringe und ihn ſpannt, fo iſt ihm das Bad ein Beduͤrfniß. Es iſt in der That ein angenehmes Schau⸗ fpiel, dieſes Ungeheuer im Waſſer ſich waͤlzen zu fehen. Man erkennt das Wohlbehagliche in ſeinen Bewegungen; bald iſt dieſe, bald iene Seite ins Waſſer gekehrt; der Kopf iſt gewoͤhnlich ganz unter Waſſer, und zuweilen ſieht man vom ganzen Thiere nichts als den Ruͤſſel, und einen Vorderſuß. Er ſchwimmt ſehr gut. Oft bedient er ſich auch der friſchen Erde, oder des mit Steinen vermiſchten Staubes, um das Jucken der Haut zu vertreiben. Emſig arbeitet der Finger des Ruſſels die Erde und die Steine locker, und ſelbſt, ehe man ſich uͤberzeuͤgen kann, daß er etwas davon in den Ruͤſſel aufgenommen habe, beuͤgt er den Ruͤſſel nach oben, und eine Staubwolke faͤhrt über den Ruͤcken hin, daß die Steine zu beiden Seiten des Koͤrpers herabfallen und dieſes geſchieht oft mehre Mal hinter einander. Mit ſolchen und andern Spielereien beluſtiget er ſich und vertreibt ſich die Zeit. 2 5 Seine gewöhnliche Nahrung in der Frelheit beſteht in Gras und Krauͤtern, Wurzeln, iungen Zweigen und Blättern, befonders Piſang ⸗ und Kokosblaͤttern, Reiß, allerhand Fruͤchten, Zuckerrohr und Mais. Tabakpflanzen freffen fie ſo viel, daß ſie von der betauͤbenden Kraft des Gewaͤchſes wie berauſcht werden. In der Gefangenſchaft rechnet man des Tages auf einen Elephanten ein hundert Pfund Heu, achtzehn Pfund Brod, einige Buͤſchel gelbe Ruͤben und einige Maß Kartoffeln, ohne das, was einer von den neuͤgierigen Zuſchauern erhaͤlt, zu rechnen. Er frißt zu ieder Zeit des Tages. Außer dem Waſſer, wovon er taͤglich bei heißen Tagen an 30 Eimer zu ſich nimmt, liebt er beſonders auch geiſtige Getraͤnke, und dieſe ſind es, wodurch man ihn zur übernahme einer größern Arbeit ermuntert. Sein — 62 — Fuͤhrer hält ihm eine Flaſche Wein oder Brand vein vor, erkläre ihm fein Vorhaben, und verſpricht nach vollendeter Arbeit ihm dieß Getraͤnk zu geben. Der Elephant hoͤrt aufmerkſam zu und verrichtet das Geſchaͤft mit vieler Bereitwilligkeit. Haͤlt er aber fein ER nicht, fo mishandele ihn der Elephant und toͤdtet ihn. ; Die 2 iungen Elephanten, welche man im Jahr 1786 nach Europa brachte, fraßen taͤglich ieder 25 Pfund Hei. Sie waren in Ceylan geboren und von einer großen Raße. Bei ihrer Ankunft in Paris hatten ſie ein Alter von zwei und einem halben Jahr und drei Fuß 6 Zoll Höhe, In einem Alter von beinahe 18 Jahren hatten fie eine Höhe von 8 Fuß 4 Zoll erreicht; in 3 Jahren wuchſen fie 3 Fuß 6 Zoll hoch. Die ietzigen Elephanten in Indien ſollen nicht mehr ſo groß ſein, als dieienigen, von welchen die aͤltern Reiſenden ſprechen. Die Weibchen haben gewoͤhnlich eine Höhe von ſieben bis acht Fuß; die Maͤnnchen von acht bis zehn Fuß. Die groͤßten maßen 12 engliſche Fuß und 2 Zoll von dem hoͤchſten Punct des Kopfes bis zur Erde: die Länge war 15 Fuß. Unter 150 Elephanten, welche im Kriege gegen Tippo geſchikt wurden, war nur einer, welcher 10 Fuß Höhe hatte. In altern Schriften findet man iedoch Nachrichten, daß fie 14, ia ſogar 16 Fuß Höhe erreichten. In dem Cabinett zu Petersburg befindet ſich ein Elephantengeripp von 14 Fuß Höhe. Von 12 Elephanten, welche der perſiſche Schach Nadir der ruſſiſchen Kalſerin nach Petersburg ſchikte, waren zwei von ſiebenzehn Fuß Höhe, Die africaniſchen werden 12 bis 14 Fuß hoch und 15 bis 17 Fuß lang. M Man weiß nicht genau, wie hach ſich das Alter des Elephanten erſtrekt. Die zahmen werden 120 bis 130 Jahre alt. Es iſt aber ſehr wahrſcheinlich, daß fie im wilden Zuſtande ein Alter von 200 Jahren erreichen. Seine Stimme iſt von dreierlei Art. Es iſt entweder ein ſcharfes Geſchrei durch den Ruͤſſel, das er nur hören zu laſſen ſcheint, wenn er mit feines Gleichen ſpielt; oder ein ſchwaches, welches aus dem Maul kommt und nur gehoͤrt wird, wenn er Futter oder andere Bedürfniffe fordert; oder ein ſehr heftiges, welches aus der Gurgel kommt und gehört wird, wenn er erſchrikt. Das leztere Geſchrei lautet in der That fuͤrchterlich. Der Elephant iſt geſellſchaftlich; daher man ihn in Herden zu mehren Hunderten belſammen ſieht. Wenn er truppweiſe geht, fo grelft er keinen Menſchen an, wenn er nicht gerelzt wird, einzeln aber iſt er gefährlid). Überhaupt iſt er von ſanfter Gemuͤthsart und erkenntlich gegen feine Wohlthaͤter und feinen Waͤrter; aber auch boͤſe gegen denſelben, zu der Zelt, wenn dle Druͤſen, welche er hinter den Ohren hat, zu fließen anfangen. Im leztern Falle bezelgen fie ſich ſelbſt gegen ihres Gleichen feindſelig. Dleſer Ausfluß einer klebrigen und ſtinkenden Feuͤchtigkeit iſt nur fuͤnfzehn Jahre lang bei dem Maͤnnchen bemerkbar, und dauert gewöhnlich iedes Mal 40 Tage, nach deren Verlauf eben ſo viel Tage Stlllſtand eintreten, hierauf aber derſelbe wieder aufs neuͤe erfolgt. Man weiß nicht, ob bei dem Weibchen dieſer Ausfluß ſtatt findet, obgleich es ähnliche Öffnungen hat. Gegen die lezten Tage des Ausfluſſes find ſie am boͤsartigſten; ia fie verſchmaͤhen ſogar ihr Futter; aber dieſer Mangel an Eßluſt iſt zugleich das gewiſſe Zeichen, daß ihr bisheriger Zuſtand aufhört. b h Man erzaͤhlt von dem Elephanten viele Beiſpiele von feiner Klugheit, feinem Nach, denken, ſeiner Sanftmuth und ſeinen andern Eigenſchaften, die wir nicht wiederholen wollen. Ein weniger bekanntes, welches Fiſcher in ſeiner Schrift: Das Natſonalmuſeum der Naturgeſchichte zu Paris. 1803. B. II. erzählt, wollen wir indeſſen unſern Leſern nicht vorenthalten. Im Thiergarten zu Paris verſammeln ſich öfters Zuſchauer vor dem Behaͤlter der Elephanten, bei welcher Gelegenheit leztere von den herumſtehenden Perſonen Brod und andere Eßwaaren erhalten. Die Schildwache ſücht, ihrem Befehl gemaͤß, dieſe Gefaͤlligkeiten des Publikums zu verhindern. Die Geſellſchaft war eines Tages ſehr groß und die Gelegenheit ſehr günftig für unſere Elephanten, verſtohlner Weiſe viele Stuͤcke Brod zu bekommen. Immer wieß das Bayonnet dieſer Wache die vielen Haͤnde zuruͤk, die den geſchaͤftig ſuchenden Ruͤſſeln hie und da etwas zuzuſtecken ſuchten. Das Weibchen heftet einen ſtarren Blik auf dieſen unbequemen Soldaten, belauſcht ſeine Geberden und Worte, und ſprizt ihm auf einmal das Geſicht voll Waſſer. Man lacht; die Schildwache troknet ſich ganz kalt und ruhig das Geſicht ab, und zieht ſich etwas zuruͤKk. Bald darauf ſieht er ſich genoͤthiget, dem Publikum die Erinnerung zu erneuͤern, nichts zu geben, und folglich den Elephanten den Befehl zu wiederholen, nichts zu empfangen. Jezt bemaͤchtiget ſich das Weibchen des Gewehrs der Wache, windet es um feinen Ruͤſſel wie eine Draht⸗ ſaite, wirft es unter die Fuͤße und tritt es ſo zuſammen, daß es ganz einem Propfzieher aͤhnlich wurde. 8 N Beſonders merkwuͤrdig waren auch die Eindruͤcke und Bewegungen, welche die Muſik, die man in der Naͤhe der Elephanten zu Paris veranſtaltete, auf fie machte.“) „Das Orcheſter war dem Thierbehaͤlter ſeitwaͤrts angebracht. Eine große Stille herrſchte, eine * Fischer: Das Nationalmuſeum zu Paris. ſanfte Harmonie begann den Naum zu füllen; aller Augen waren auf die Elephanten gerichtet. Das Erſte, was man an ihnen wahrnahm, war ein ploͤzliches Ergreifen von Aufmerkſamkeit und Erſtaunen. Das ſchon mit dem Nuͤſſel ergriffene Futter entfiel ihnen; unbeweglich ſtanden ſie da, als ob ſie den Toͤnen mistrauten. Ihre Ruͤſſel ſtrekten ſich der Luft entgegen, welche ihren Ohren die ſuͤße Erſchuͤtterung zuwehte, um dieſe gleichſam zu befragen, was die Urſache dieſer ſonderbaren Ruͤhrungen ſel. Sie erfahren nichts; allein das Stillſchwelgen, die Harmonie dauert fort, ihre Unruhe verſchwindet. Tiefer wirkt iezt die Muſik auf ſie ſelbſt, ſie ſtoßen von Zeit zu Zeit ein heftiges Geſchrei durch ihren Ruͤſſel aus, welches ſich von dem gewoͤhnlichen ſehr unterſchied. Die Bewegungen des Ruͤſſels waren mannigfaltiger. Das Weibchen betaſtet damit iezt alle Stellen des Körpers des Maͤnnchens; die Ohrlappen ſchlagen dabei wie die Fluͤgel des Taubenmaͤnnchens, wenn es ſich ſeinem Weibchen naͤhert. Auch die Empfindungen des Maͤnnchens bleiben nicht aus. Die Ruthe ſtrekt ſich ſtarr zur Erde. Dem Weibchen blelbt dieß nicht verborgen. Auch feine Empfindungen verrathen iezt den Siz genauer. Es fängt an ſich ſchneller zu bewegen. Die Schamlefzen, welche vorher vom Bauche gedekt, kaum bemerkbar waren, verlaͤngerten ſich ſo ſehr, daß ſie nach hinten, zwiſchen den Hinterfuͤßen 1 und unter zuckenden und ſchlagenden Bewegungen immer mehr anſchwollen. a y Staͤrker noch ſchienen diefe Empfindungen bei einer andern Gelegenheit zu fein, wie der ſanfte Ton einer einzelnen Floͤte ihre Ohren kitzelte. Sei es nun, daß ſie dieſen Tag für dergleichen Empfindungen mehr aufgelegt waren, oder daß die Flöte durch ihren ange⸗ nehmen, melodiſchen, ſanft hinſchwebenden Ton mehr Eindruk zu machen im Stande war. Das Weibchen, bekannter mit den Empfindungen, die die Muſik in ihm wekte, betaſtete mit ſeinem Ruͤſſel die Ohren, den Ruͤcken und ſelbſt den Bauch des Maͤnnchens. Da es das Männchen nicht in dem Grade geſtimmt fand, feine Lebkoſungen zu erwledern, ſo trat es mit ſchnellen Schritten von ihm weg, ſtrekte ſeinen Ruͤſſel gerade uͤber ſich empor, um es den Lüften zu klagen; ſtarke Luftſtroͤme ſtieß es ſchnaubend aus; ſchnaubend befühlte der Ruͤſſel ieden Gegenſtaud, der in der Naͤhe war, und ſelbſt die Mauer wurde angebohrt, ſo daß der Kalk durch das Schnauben weit umher getrieben wurde. Das Maͤnnchen nahm iezt mehr Antheil an den ungewöhnlichen Bewegungen des Weibchens. Sie naͤherten ſich beide, legten ſich dicht an einander, und nun erwies das Maͤnnchen dem Weibchen eine aͤhnliche Aufmerkſamkelt. Jezt beruͤhrt es den Ruͤſſel des Welbchens, und ſchnell umſchlingen ſich belde wie Schlangen, die ſich begatten wollen. Der unſichtbare, aber ſehr kuͤnſtliche — 65 — Floͤtenſpieler hatte iezt nur ſanft auf einander folgende Paſſagen gemacht. Nun ergreift er den Ton, laͤßt ihn bis zum Hauche verſchwinden und bis zu der groͤßten Staͤrke wieder anwachſen. Noch nie wurde vielleicht ein Decrescendo fo ſehr belauſcht; Fein Athemzug entging den Zuſchauern. Nie hat es vielleicht fo tiefen Eindruk gemacht! Das Maͤnn⸗ chen verrieth iezt deuͤtlich durch das Strecken der Ruthe, welche Empfindung die Haupt⸗ rolle fpiele, und kaum hatte er fie geauͤßert, als das Weibchen in noch größeres Feuͤer gerieth. Seife, aber ſchnell betaſtete iezt fein Ruͤſſel alle Theile des Körpers feines Maͤnn⸗ chens und ſelbſt die Ruthe, die wie ein fuͤnfter Fuß zur Erde reichte. Jezt wußte ſich das Weibchen nicht mehr zu faſſen. Es zeigte ſich dem Männchen von allen Seiten, ſezte ſich ſogar, entweder um feinen Begleiter mehr einzuladen, oder um wirklich den in den Zei- gungstheilen hervorgebrachten ungewohnten Reiz auf dem kuͤhlen Boden ein wenig W ſtumpfen. Dieſe Vorfaͤlle gaben den Pariſern Naturforſchern die größe Hoffung, dieſe Thiere bei einer Verrichtung zu belauſchen, die ſie in der Wildniß ſelbſt ihren verwandten Thier⸗ geſchlechtern verbergen. Allein das Maͤnnchen hat dieſen Erwartungen nicht entſprochen. Inmmer traͤger und ſchlaffer, und iezt zu haufig gereizt, bekam es einen Samenfluß, der ihn endlich durch gaͤnzliche Entkraͤſtung und durch den Tod von ſeiner Gefaͤhrtin trennte. Seine Stelle hat ein anderes Maͤnnchen erſezt, welches man 925 London kommen ließ.“ Die zahmen Elephanten pflanzen ſich gewoͤhnlich nicht fort. Dielenigen Weibchen, welche waͤhrend ihrer Gefangenſchaft ein Junges zur Welt brachten, waren ſchon im wilden Zuſtande traͤchtig. Selbſt die Art ihrer Fortpflanzung war bis auf die neuͤere Zeit unbe⸗ kannt. Inzwiſchen brachte es doch ein Englaͤnder, Namens M. Corſe *), durch erhitzende Nahrungsmittel dahin, daß fie ſich in feiner Gegenwart begatteten. Auch in Paris begat⸗ teten ſich in der Folge die beiden Elephanten vor den Augen vieler tauſend Zuſchauer; jedoch, ſo viel man welß, ohne Erfolg. Die Begattung geſchieht wie beim Pferde und dauert auch ungefähr fo lange Zeit. Sie iſt in der Wildniß an Feine beſtimmte Jahrszeit gebun⸗ den, welches man daraus erſieht, daß man mehrere Weibchen gefangen hat, die zu ver⸗ ſchledenen Zeiten Junge zur Welt brachten. Das Hauptkennzeichen der Brunſt bel dem Weibchen iſt eine beſondere Vorruͤckung der Geburtstheile. In dem gewoͤhnlichen Zu⸗ ſtande ſteht dieſer Theil gegen den Nabel zu, und das Waſſerlaſſen geſchieht ſederzeit vor⸗ La Menagerie du museum national d’bistoire naturelle. T. II. 10 — 66 — ö waͤrts etwas nach den Vorderbeinen; aber zur Zeit der Brunſt wird dieſe Lage geaͤndert; er begibt ſich allmaͤhlig nach hinten und der Harn geht auch nach hinten hinaus. Hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum das Weibchen nicht nöthig hat, ſich auf den Ruͤcken zu legen, wie man ſonſt glaubte. Die Schamlefzen find auch alsdann ſehr lang und die Öffnung viel erweitert. Das Maͤnnchen verraͤth feine Brunſt durch hauͤfiges Steifwerden der Ruthe, welche es gegen die Erde ſtrekt und die zu einer Dicke von ſechs bis acht Zoll im Durch⸗ meſſer anſchwillt. Dieienigen, welche behaupten, daß die Ruthe der Größe feines Koͤr⸗ pers nicht angemeſſen waͤre, haben ſie wahrſcheinlich in dieſem Zuſtande nicht geſehen. Beim Weibchen des oben angeführten Englaͤnders M. Corſe zeigten ſich die Zeichen der Schwangerſchaft drei Monate nach der Belegung. Die Bruͤſte, welche zwiſchen den Vorderbeinen ſitzen, ſchwollen auf, und nach einem Zeitraum von zwanzig Monaten und achtzehn Tagen warf es ein Maͤnnchen. Die Beobachtungen, welche man uͤber die im wilden Zuſtande traͤchtig gewordenen und dann gefangenen Weibchen angeſtellt hat, berech⸗ tigen uns, die Tragzeit derſelben auf zwanzig bis zwei und zwanzig Monate ſeſt zu ſetzen. Das neuͤgeborne Junge hat drei Fuß Höhe und iſt alſo ungefähr fo groß, wie ein wildes Schwein. Es ſaugt nicht, wie man geglaubt hat, mit dem Ruͤſſel, ſondern mit dem Maul, indem es mit dieſem die Warze ergreift und ienen auf die Schulter der Mutter legt. In den erſten Tagen würde das Junge Mühe haben, die Warze zu ergreifen, wenn die Mutter ſich nicht herab beuͤgte. Die Jungen, welche ſich bei einer Herde befinden, faugen an allen Weibchen, welche Milch vorraͤthig haben, ohne Unterſchied. Man hat auch bemerkt, daß ein Junges, welches man zwei Tage von der Mutter trennte, dies ſelbe, als man es wieder ſrei ließ, nicht mehr erkannte, obgleich es mit Geſchrei die Saugwarzen aufſuchte. Der iunge Elephant ſaugt zwei Jahre und erreicht beinahe elne Hoͤhe von 4 Fuß im erſten Jahr. Im zweiten Jahr iſt er vier und einen halben, und im dritten fuͤnf Fuß hoch. Er waͤchſt fort bis zum zwanzigsten oder 2 und zmangigften Jahr; iedoch in iedem folgenden Jahr weniger. Man ſaͤngt die Elephanten in Indien auf zweierlei Weiſe, nämlich in Rudeln und einzeln. Im erſten Falle theilt ſich eine große Menge bewaffneter Seite in zwei Hau⸗ fen, nehmen die Elephanten zwiſchen ſich und treiben fie durch Flammenfeuͤer, durch den Knall der Feuͤergewehre und durch den Laͤrm des Tamtam, welches ein der Pauke ähnliches muſicaliſches Inſtrument iſt, in eine Einzauͤnung mit einem Eingang, die man aus Bauͤmen, Geſtrauͤchen und andern Pflanzen, Pfeilern und Querſtangen macht Su 67 — und mit breiten Graͤben umgibt, fo daß das Ganze einen gewoͤhnlichen Fußſteig im Walde gleich ſieht. Iſt die Anfuͤhrerin des Rudels, die anfangs unſchluͤſſig iſt, ob ſie hinein gehen will, darin, ſo folgen die andern alle ohne Schwierigkeit, Hierauf verſchließt man den Eingang mit Pfaͤhlen und einem Flammenfeuͤer davor. Durch das Geſchrei, durch das Feuͤer und den Laͤrm des Tam tam werden ſie iedesmal von den Verſuchen, die Verzauͤnung zu durchbrechen, abgehalten. Nun reicht man ihnen von einem Gerüfte, das am Eingange eines langen Schlupfganges angebracht if, Nahrung und lokt auf dieſe Weiſe einen nach dem andern in diefen engen Gang. Sobald er darin iſt, verhindert man ihn, vermittelſt mehrer Balken, die man vorn und hinten in der Quere anbringt, weiter zu gehen. Hierauf legt man ihm hinterwaͤrts Schlingen um die Beine, und vom Geruͤſte herab wirft man ihm große Seile um den Hals und Leib, an deren eines Ende man zahme Weibchen ſpannt, die in der Naͤhe verweilen und feine Wurh zaͤhmen. Zum Fang der einzeln lebenden Elephanten macht man nicht viel Vor⸗ bereitungen. Es find dieß gewöhnlich Männchen, die von der Herde verlage worden find, Man nimmt einige zahme, abgerichtere Weibchen, welche um ſie herum gehen und Miene machen, als ob fie mit ihnen weideten. Hierauf kriechen einige Perſonen unter die Beine des Weibchens, um ſie mittelſt eines Seils mit denen des wilden Elephanten zu verbinden. Nun ſteiget man auf einer Strikleiter auf den Rücken des Weibchens, gibt ihm eine geſchikte Wendung und entflleht, der wilde Elephant muß folgen. Ge⸗ woͤhnlich bindet man aber das eine Ende des Seiles, woran der wilde Elephant gebunden iſt, an einige große Baumſtaͤmme. Um ſie nun zu zaͤhmen, geſellt man ihnen einen zahmen Elephanten bei, der gleichfam fein Auffeher iſt. Man krazt ihn mit einem lan, gen Bambusrohr, beſprengt ihn mit Waſſer, um ihn zu erfriſchen, ſpricht mit ihm bald mit Schmeichel⸗ bald mit Drohworten und gibt oder verweigert ihm nach Verhaͤltniß der Umſtaͤnde fein Futter. Zuweilen wendet man auch Zuͤchtigungen an. Endlich ſteigt man auf einer Treppe hinauf und naͤhert ſich ihm, bis er es erlaubt, daß man ſich auf ſeinen Hals ſetzet, von wo aus man bald alle Bewegungen des Elephanten nach Willkuͤhr leitet. Zur Zaͤhmung braucht man ungefaͤhr ſechs Monate Zeit. Der Elephant iſt eins der nuͤzlichſten Thiere, die der Menſch gezaͤhmt hat. Seine Staͤrke iſt ungeheuͤer; er träge zwei bis drei tauſend Pfund und zieht eine Laſt, welche ſechs Pferde kaum in Bewegung ſetzen koͤnnen. Er macht, ohne zu ermuͤden, fuͤnfzehn bis zwanzig Meilen des Tages, und wenn er ſtark angegriffen wird, auch dreißig Meilen. 4 e VORAN. Ehemals brauchte man fie im Kriege, wozu fie aber iezt wegen ihrer Furcht vor dem Feuͤer nicht mehr taugen. Vom toden Elephanten benuͤzt man dle Haut und das Fleiſchz vorzuͤglich ſollen der Ruͤſſel und die Elephantenbeine eine gute Speife fein. 5 Man hat in Euͤropa noch nicht viel Elephanten geſehen, und vielleicht hat noch kein Naturforſcher der neuͤern Zeit Gelegenheit gehabt, die beiden Arten weder im leben, noch ausgeſtopft an dem naͤmlichen Orte neben einander betrachten zu koͤnnen. g Abbildungen hat man von dieſem Thier eine Menge, unter welchen viele ſchlecht ſind. Die von Schreberſche Figur, welche in naturhiſtoriſchen Bilderbuͤchern fo oft ver⸗ vielfältiget wurde, hat mehre Fehler. Die Figur in der Menagerie du muſeum national, el das Männchen vorſtellt, iſt nicht ſo gut, als das Weibchen in demſelben Werk. Das Ohr z. B. iſt ſehr un⸗ deuͤtlich gezeichnet und bei den Vorderbeinen fehlt der richtige Umriß. Das Weibchen iſt unſtreitig beffer, Da in dieſem Jahr das Männchen des indiſchen Elephanten in hieſiger Stadt zu ſehen war, fo haben wir eine neuͤe Zeichnung deſſelben verfertigen laſſen. Wir glauben, daß dieſe ſowohl, als der Stich, wobei der Kuͤnſtler eine bes ſondere Manier anwendete, um die Rauhigkeit der Haut darzuſtellen, unter die ges lungenen Arbeiten dieſer Art gerechnet werden koͤnnen, die offenbar an Schoͤnheit die oben angeführte franzoͤſiſche Abbildung uͤbertrift. Das Bergſchaf. Ovis montana. 8 Le belier de montagne. Geo fyroi. Taf. Xiv. Dieſes ſchoͤne und merkwuͤrdige Thler iſt elne Entdeckung neuͤerer Zeit. Ein Engländer Namens Gillevray, welcher in das Innere des Landes von Canada reiſte, bemerkte dleſes Thier zuerſt. Er hatte den Fluß Miſſouri uͤberſchritten und befand ſich in der Nachbar⸗ ſchaft von Elk (I' EIk) 50° nördlicher Breite und 11 5° weſtlicher Laͤnge, als er auf dem Abſaz eines Berges eine Herde gehoͤrnter Thiere laufen ſah, deren lebhafte Bewegungen ſeine Meügierde rege machten. Er verfolgte fie und es gelang ihm, mehrere davon und unter andern auch das groͤßte derſelben, welches die Herde anführte, zu toͤden. Er machte auf der Stelle die Beſchreibung dieſes Thieres und beſorgte auch elne getreue Abbildung, welche Herr Geoffroi in den Jahrbuͤchern des Muſeums der Naturgeſchichte *) mittheilte. Da daſſelbe in deuͤtſchen naturgeſchichtlichen Werken noch wenig oder gar nicht vorkommt, ſo wird es als eine neuͤe Erſcheinung nicht unwillkommen ſein. Wir haben fuͤr eine gute Ab⸗ bildung geſorgt, die dem Original an Treuͤe nichts nachgibt. Die unterſcheidenden Merk⸗ male der Art ſind folgende: | Mit nach den Augen gefrümmten, zuſammen gedrüften Hoͤr⸗ nern; kurzen, ſtraffen, kaſtanienbraunen Hirſchhaaren; die Hinterbacken weiß; der Schwanz ſchwarz; die Beine hoch und ſchlank. ö Die Länge des Körpers von der Schnauzenſpitze bis zum Urſprung des Schwanzes 3 Fuß engl. Maß oder um 33 franz. ME. FR Diͤe Lange ber Hörner in gerader Linle, 3 Fuß 6 Zoll oder m 2 franz. ME. Die Laͤnge der Beine 3 Fuß 9 Zoll oder 1m 29. Die lange des Schwanzes 4 Zoll oder om 13. | Der weiteſte Umfang des Leibes 4 Fuß 6 Zoll oder m 57. 1 0 Annales du museum d’bistoire naturelle. T. II. b f N 11 — 70 — — Man bezeichnet das Thier auf ein Mal, wenn man ſagt, daß es den Koͤrper vom Hlrſch und den Kopf vom Schafe hat. Es iſt fo hoch geſtellt wie das indiſche Schaf; der Kopf iſt kurz, das Vordertheil deſſelben gerade; ſein Mund genau ein Schafmund; die Hörner find groß und breit; die Oberfläche in die Quere geſtreiſt, wie beim Hausſchaf; die Hörner des Welbchens find kleiner und weniger gekruͤmmt, als die beim Maͤnnchen, fo wie es überhaupt in Hinſicht der uͤbrigen Koͤrpertheile kleiner iſt. Übrigens iſt es dem Maͤnnchen voͤllig gleich. Die Ahnlichkeit, welche das Thier mit dem Hirſchen hat, ers ſtrekt ſich nicht nur auf die leichte und zierliche Geſtalt des leztern, ſondern auch auf die Eis genſchaft und Farbe der Haare. Dieſe find kurz, ſtraff, grob, trocken und kaſtanienbraun. Seine Hinterbacken ſind weiß, der Schwanz ſchwarz; die Wangen hell Faftanlenbraun, die Schnauze und das Vordertheil des Kopfes vollkommen weiß. 15 Das Bergſchaf nähert ſich in Hinſicht feiner Eigenſchaſten faſt ganz denen des Steln⸗ boks, bewohnt die Gipfel der hoͤchſten Berge und hält fi) gen an trockenen unzugaͤnglichen Orten auf. Es lebt in Herden zu zwanzig bis dreißig Stuͤk beiſammen. Niemals ſah Herr Gillevray weniger als drei beiſammen. Ein altes Männchen ift gewöhnlich der Anz führer der ganzen Herde. Mit einer unglaublichen Geſchwindigkeit ſpringt es von Felſen zu Felſen. Seine Gelenkſamkeit und Muskelkraft ſind außerordentlich. Es macht weite Sprünge und fein Lauf iſt reißend geſchwind; daher es auch mit der Flinte nicht zu errrei⸗ chen waͤre, wenn es nicht hauͤfig mitten in der Flucht ſtill ſtaͤnde und den Jaͤger mit einer Art von Dummheit anſaͤhe, ob er auch derjenige ſei, vor dem es zu fliehen habe. Es iſt immer unruhig. Bei der gerinaften Gefahr flieht es die ſteilſten Felſen hinauf. Wenn es in Sicherheit iſt, ſo ſieht es mit einer Art von Wohlgeſallen und Ruhe auf ſeinen Verfol⸗ ger herab. Ihre Furchtſamkeit ſcheint ihnen natürlich und nicht erft durch die Bekannt⸗ ſchaft mit den Menſchen eingefloͤßt worden zu ſein. Die Jaͤger verfolgen ſie ſelten. Die Einwohner des Landes, welche in der Naͤhe des einſamen Aufenthalts der Bergſchafe leben, find die Crees oder Kinstinneaux. Sie nennen dieſe Thiere my-attio, das iſt, Baſtard⸗Hirſch. Die andern Indianer heißen fie ema-ki-ca- how; die Canadier bingegen, welche Herrn Glllevray begleiteten, nannten fie Bergſchafe. ar Die Jungen und Weibchen haben nach Ausſage der Wilden ein ſehr ſchmakhaſtes Fleiſch. c y Der Bart⸗Geieradler. Der Laͤmmergeier. Gypaetos barbatus. Sommini. Gypaetos | Hals, Gypaetos leucocephalus Meyer. Sypaetos melanocephalus. J . Vautour dore. , Bulfon. a, KV. 17 8 x f Re: P2 Ran Wi haben in den vorhergehenden Heften bie größten gefiederten Mäuber von Amerika und. Afrika aufgeführt. In dieſem Hefte ſoll der euͤropaͤiſche auftreten. Wir glauben fuͤr dieſe Abbildung um fo mehr den Beifall unſerer Leſer zu erhalten, da wir unſers Wiſſens in Deuͤtſchland noch keine andere getreuͤe Abbildung dieſes ſchoͤnen Raubvogels haben, als diejenige, welche in dem 14 Heft der Naturgeſchichte der Voͤgel Deuͤrſchlands ) enthalten iſt; dieſes Werk aber in wenigen Händen ſich befindet, und Blumenbach in feinen Abbil⸗ dungen naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde nur den Kopf und Fuß hat darſtellen laſſen. Unſere bier gelieferte Abbildung iſt nach einem ſehr ſchoͤnen Exemplar verſertlget worden, welches ich aus der Schweiz erhalten habe. Wir halten es für überflüffig, zum Lobe des Zeichners und des Kupferſtechers etwas zu fagen, weil man nicht leicht die Treuͤe und Schoͤnheit der Abbildung verkennen wird, und gehen zur Beſchreibung des Vogels ſelbſt über. Linne ſtellt dieſen Vogel unter dem Namen Vultur barbatus auf und rechnete ihn alſo unter die Geier. Da er aber theils durch ſeinen befiederten Kopf und Hals, theils durch den Bau des Schnabels und ſeine uͤbrigen Eigenſchaften von denſelben abweicht, und ſich auf der andern Seite wieder den Adlern nähere, fo machten die neuͤern Ornithologen eine beſondere Gattung aus ihm und ſtellten ihn zwiſchen dle Geier » und Adlergattung. In dem Taſchenbuch der deuͤtſchen Voͤgelkunde von Meyer und Wolf **) ſind von dieſer Gattung zwei Arten, naͤmlich der weißföpfige und ſchwarzkoͤpfige angegeben. Neuͤere Erfahrungen aber haben gezeigt, daß iener der Alte und dieſer der junge iſt, beide er einerlei Art aus⸗ machen. Seine Unterſcheidungsmerkmale find folgende : are BR, „) Naturgeſchichte der Voͤgel Deuͤtſchlands ıc. von Dr. und Prof. Wolf und Hofr. Dr. Meyer. 25 Hefte in gr. Fol. Nuͤrnb. bei Frauenholz. Ladenpreis 150 Laubthlr. 99 noch fortgeſezt. *) bei Wilmans in aeg a. M. 1910. N \ 11 * Kopf und Nacken roſtgelblich weiß, Vorderhals, Bruſt und Bauch roſtgelb; Ruͤckenfedern grau, mie ſchwarzen Rändern und weißen Schaftſtrichenz am Kinne mit einem vorwärts. fſtehenden Borſtenbart. HE e e 0 Bei den lungen Voͤgeln dieſer Art ſind Kopf, Hals und der Ruͤcken mehr oder weni⸗ ger dunkelbraun. Bruſt und Bauch ſind hell braungrau bis ins zweite Lebensſahr. Nach⸗ her erhalten fie die weiter unten beſchriebene Farbenzeichnung. Der Schnabel iſt groß, mit der Kruͤmmung 4 Zoll lang, an den Seiten zuſammengedruͤkt; von der Wurzel an gerade bis in die Mitte, von da an auf einmal ſtark gewoͤlbet und hakenſoͤrmig herabgekruͤmmt; der Unterſchnabel rinnenfoͤrmig, gerade und vorn abgeſtumpft; die Farbe horngrau; die Wachshaut blaugrau, die Naſenloͤcher eirund, groß und nebſt der Wachshaut mit ſchwar⸗ zen, ſteifen borſtenartigen Federn beſezt, der Rachen iſt blau, dle Zunge klein, breit, rin⸗ nenfoͤrmig, an der Spitze hornartig, und hinten durch elaſtiſche Zugbaͤnder befeſtiget, wel⸗ che, wie bei den Spechten, am Hinterkopfe hinaufgehen. Die Augen ſind groß, der Stern gelb und nicht wie bei den Adlern von einem ſcharfen hervorragenden Augenknochen bedekt, ſondern der Flaͤche des Kopfes gleich; uͤber den Augen elne borſtenartige Augenbraune. Der Kopf iſt gegen den Schnabel hin in die Laͤnge gezogen, oben flach und mit weißen Fe⸗ derchen die mit einigen ſchwaͤrzlichen vermiſcht ſind, leicht bedekt; uͤber iedem Auge ein großer, ſchwarzer Flek; von dem Schnabelwinkel um die Ohrgegend ein ſchwarzer Bogen⸗ ſtreifen; auf den Wangen und am Kinne mit ſchwarzen kurzen Strichen; vorn an demſelben ein vorwaͤrts ſtehender ſchwarzer Haarbuͤſchel, deſſen Haare durch das Vergroͤßerungsglas betrachtet, nicht rund, ſondern zuſammen gedruͤkt und am Rande mit einer Fahne verſehen find. Hinterkopf und Nacken roſtgelblich weiß; der Hals ſchoͤn roſtgelb, auf der Bruſt und am Bauche orangeſarbig; eben fo die Hoſen; die Ober - Ruͤckenfedern und obere Fluͤgeldekfedern grau, mit ſchwarzen Raͤndern und weißen Schaſtſtrichen, welche lez · tere auf den Fluͤgeldekfedern an der Spitze breiter werden; die Schwungfedern — an der Zahl 29 bis 30, — ſind dunkelaſchgrau, mit weißen Schaͤſten, am Rande ſchwarz einge⸗ faßt; die zweite Feder iſt die laͤngſte und mißt 2 Fuß 8 Zoll; die untern Dekſedern der Fluͤ. gel hellgrau, mit größern weißen Flecken an der Spitze und auf der Fahne laͤngs dem Schafte; der Schwanz iſt keilfoͤrmig und beſteht aus zwölf Federn, welche in der Mitte grau, am Rande ſchwarz find und einen weißen Schaft haben; die zwei mittlern ſind ein⸗ faͤrbig und die laͤngſten; die kurzen Fuͤße bis an die Zehen befiedert ; die Zehen ſtark ſchuppig; blaülichgrau, und die auͤßere mit der mittlern durch elne kleine Haut verbunden; die Naͤgel ſchwarz, verhaͤltnißmaͤßig kurz, dik, weniger gebogen, als beim Adler, an den Rändern ſcharf. Die Fluͤgelſpitzen endigen fi 2 / Zoll vor der Schwanzſpitze. In Anſehung der Farbe ſchelnt zwiſchen dem Männchen und Weibchen kein anderer Unterſchled ſtatt zu finden, als daß lezteres etwas größer iſt. Die Lange des erſtern iſt 3 Fuß 5 1/4 Zoll, die Breite Fuß pariſ. ME. Seine duͤnnen Gedaͤrme 9 Fuß lang. ehe 1 Das Gewicht iſt 10 bis 15 ½ Pfund, das Pfund zu 36 Loth gerechnet. I W Der Aufenthalt des Geieradlers ſind die ſuͤdlichen Alpen von Euͤropa. In der Schweiz trift man ihn am haufigften in den Gebirgen des Bündtner » und Glarnerlandes und auf den daran graͤnzenden Alpenketten, außerdem auch noch in Wallis auf dem Gott bardt, überhaupt in den Gebirgen von Uri, Schwyz und Unterwalden, auf dem Rigi, im Entlibuch auf der Schratten und andern Gebirgshoͤhen. Er geht auch zu den Tyroler und Salzburger Gebirgen herauf. Auf der Inſel Sardinien ſoll er ziemlich haufig zu finden fein; ſodann auch in Aſien auf den perſiſchen, altaiſchen und tauriſchen Gebirgen. Er iſt der furchtbarſte, kuͤhnſte und ſtaͤrkeſte unter allen euͤropaͤiſchen Raubvoͤgeln. Geſellſchaftlich iſt er nicht, und er weicht alfo in der Hinſicht von den Geiern, welche gewoͤhnlich in Scha ren beiſammen angetroſſen werden, ab; doch ſoll er bisweilen nach Ausſage der Gemſen⸗ laͤger, im Herbſte auf den hoͤchſten Gebirgsruͤcken ſich mit dem Steinadler verſammeln, fo daß man oft 10 bis 15 Stuͤcke von beiden Arten entweder in einem Kreiſe fliegend, oder auf den Felſengraͤten ſitzend beiſammen ſieht. Im leztern Falle ſollen fie ein dumpfes, dem Hundegeheuͤl ähnliches Geſchrel, das ungefähr wie wuuuu, wuuuu lautet, von ſich hoͤren laſſen. Im Fluge laͤßt er ein langes und durchdringendes Geſchrei wie pfiyyy, pfiyvy hoͤren, welches den meiſten beſiederten und Sauͤgethieren der Alpen Furcht und Schrecken einiagt. Er uͤbertrift den Adler in Hinſicht ſeines geſchikten Fluges weit und naͤhert ſich hierin den Geiern. Kaum bemerkt ihn das Menſchenauge in der Höhe und doch entdekt er aus diefer Ferne dle auf den Alpen weidende Gemſe. Gleich dem Geier laͤßt er ſich auch in einer Splrallinie wieder auf die Erde herab. em wu n n Steht er, ſo haͤlt er den Körper gerade, den Hals etwas eingezogen und den Kopf in die Hohe gerichtet. Beim Aufſteigen ſtrekt er den Hals aus, und macht erſt wegen feiner kurzen Fuͤße und langen Fluͤgel einige Sprünge, um ſich in die Höhe zu helfen. Er iſt fehr blutduͤrſtig und freßbegierig und greift nicht nur Thiere, z. B. Gemſen, Stelnboͤcke, Kaͤl⸗ ber, Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde, Fuͤchſe, Murmelthiere, Berghaſen und Berg⸗ huͤner, ſondern auch Menſchen, ſowohl erwachſene als auch Kinder an, wenn er fie in feinem wilden Aufenthalt am Rande eines Abgrundes antrift, in welchem er ſie mit Gewalt ver⸗ mittelſt feiner ſtarken Fluͤgel hinabſtuͤrzt und ſich ihrer dann ſogleich bemaͤchtiget. Hat er feinen Magen bis an den Schlund hinauf mit Fleiſch und Knochen angefuͤllt „ fo nimmt er doch noch einen Knochen zu ſich, der ihm dann, wenn er nicht in den Rachen geht, zum Schnabel oft Stunden lang herausragt, bis die untere Lage im Magen verdaut iſt und der obern Platz macht, da denn der hervorragende Knochen nach und nach hinunter gleitet. Seine Verdauungskraft iſt außerordentlich. Einem gefangenen Geieradler warf man einen Apfel, einen Stockzahn und einen Fuß, beide von einer Kuh, vor, welches alles er fs gleich verſchlang. Nach 14 Tagen, als er getoͤdet ward, fand man im Magen den Zahn nicht mehr, und von jenem Knochen nur noch einen Theil, der ganz zerreiblich und mit Schleim uͤberzogen war. Knochen von 3 / Zoll Dicke und 5, 6 bis 13 Zoll Laͤnge ſchwinden in ſeinem Magen zu kleinen Stuͤcken zuſammen, fo, daß feine Gedchme durch die darin befindlichen verkleinerten Knochen einem Paternoſter ahnlich ſehen. Er hat keinen — a ge Kropf wie die Geier, Adler und Falken, worin er feine Spelſen erwelcht, ſondern einen bloßen walzenfoͤrmigen im Durchſchnitt 4 Zoll weiten und 12 Zoll langen Schlund, wel⸗ cher unmittelbar mit dem Magen zuſammenhaͤngt. Lezterer hat eine Laͤnge von 5 Zoll und eine Breite von 4 Zoll im Durchſchnitt gerechnet. Seine Klauen und ſein Schnabel ſind ganz ſeiner Lebensart angemeſſen. Einen Kotzenſchaͤdel zerdruͤkt er mit lezterem ohne ſonder⸗ liche Anſtrengung, und hat er mit erſterm einmal ein Thier ergriffen, fo entgeht es ihm nicht leicht mehr. Es iſt eine Thatſache, daß er fünfzehn bis zwanzig Pfund ſchwere Schafe fortſchleppft. Wenn er eine einzelne erwachſene Gemſe erblikt, ſo fliegt er zuerſt im Kreiſe in der Luſt uͤber derſelben herum, ſtuͤrzt dann mit Blitzesſchnelle in ſchiefer, nie ſenkrech⸗ ter, Richtung auf dieſelbe herab, ergreift fie im Fluge mit den Krallen, und reißt fie flie: gend uͤber den Felſen hinaus, verſezt ihr mit ſeinen ſtarken Fluͤgeln einige Stoͤße, laͤßt ſie in den Abgrund fallen, fliegt auf ſie hinab und faͤngt an zu freſſen. Zuerſt reißt er dem Thier mit dem Schnabel die Augen aus, dann oͤffnet er den Bauch und verzehrt die Eins geweide. Er feißt fo lange fort, bis er nichts mehr hinabbringen kann. Den Reſt verzehrt er des folgenden Tages. Nur der einzeln ſtehenden Gemſe kan er ſich b⸗maͤchtigen. Sind mehrere beiſammen und wittern ſie ſeine Nähe, ſo ſpringen ſie aͤngſtlich zuſammen, ſchlie⸗ ßen ihre Jungen in die Mitte und bewegen ſich unaufhoͤrlich in einem Kreiſe herum und ſtellen ſich auf dieſe Weile vor den feindlichen Angriffen ſicher. a Sein Neſt legt er im Mittelgebirge auf entlegenen, ſteilen Felſenabſaͤtzen an, die nur mit großer Gefahr zu erklettern ſind. Es hat etliche Fuß im Durchmeſſer und beſteht aus ein paar Lagen kreuͤzweiſe über einander gelegter Holzpruͤgel, über welchen er eine Menge altes Heuͤ und Stroh legt. Auf dieſes folgt das eigentliche rund gebaute Neſt, welches aus zarten Stauden in einander geflochten und mit Moos, Hei und Flaumfedern ausgefuͤllt iſt. In daſſelbe legt das Weibchen 3 — 2 weiße, mit braunen Flecken verſehene Eier, welche fo groß wie Gänfeeier find, aber nicht alle und nur 2 bis 3 hoͤchſtens 4 ausgebruͤtet werden. Die Jungen haben unfoͤrmliche Koͤpfe und Bauͤche und ſind ganz mit weißem Flaum uͤberzogen. Gegen ſeine Jungen zeigt er viel Liebe und ſucht ſie mit vielem Muthe vor ihrem Feinde zu ſchuͤtzen. Ein berühmter Gemſeniaͤger bei Ammon am Wallenſtaͤtter See, Namens Joſeph Scherer, kletterte mit ſeinem Jagdflintchen, das an ſeiner Achſel bing, und ohne Schuhe und Strümpfe, um ſich beſſer mit den Zehen an den kurzen Vor⸗ fprüngen halten zu koͤnnen, auf einen Seifen hin, auf dem ein Geieradlerneſt befindlich war, nachdem er vorher das Maͤnnchen mit der Flinte getoͤdet hatte. Er traf in dem Reſte vier Junge an, befand ſich aber lezt in der groͤßten Verlegenheit. Das Weibchen ſtuͤrzte naͤm⸗ lich wie eine Furie auf ihn herab, pakte ihn mit ihren Klauen um die Lenden herum, ver⸗ wundete mit dem Schnabel feinen Arm, ſchlug mit feinen Fluͤgelknochen um ſich, und ſuchte ihn uͤberhaupt aus dem Gleichgewicht zu bringen und uͤber den Felſen hinab zu ſtuͤrzen. Ungeachtet dieſer unfreundlichen Bewillkommung kam unſer Jaͤger doch nicht außer Faſſung. Er ſtemmte ſich mit aller Gewalt erſt recht ſeſt an die Felſenwand, ſezte mit der freien Hand den Flintenlauf dem Vogel auf das Herz, fpannte mit den Zehen feines nakten Fußes den * 1 8 1 2 7 — Hahn, druͤkte denſelben auf eine ähnliche Welfe ab, und toͤdete auf dieſe Art feinen erbits terten Feind, der ihn auf den Arm ſo blutig verwundet hatte, daß man die Narbe noch nach zehn Jahren ſehen konnte. Ein komiſcher Vorfall ereignete ſich vor etwa vier und zwanzig Jahren in Schuders, einem Dorfe, zwei Stunden oberhalb Schiers, in einer ziemlich wilden Gegend. Ein Bauer daſelbſt, Namens Schamaun Keßler, hatte im Frühling auf dem ſchon von Schnee befreiten Boden fein Vieh zur Traͤnke gefuͤhtt. Ein Geieradler ſtuͤrzte unverſehens aus der Luſt auf feinen etwa einiaͤhrigen Bok, und verſuchte ihn weg⸗ zutragen. Der Eigenthuͤmer wollte ſich das nicht gefallen laſſen, ſchlug gegen ihn und wurde mit ihm handgemeng. Allein der Vogel brauchte nun ſeine Waffen gegen den Bauer, und ſchlug ihn endlich aus dem Felde, fo daß der Bauer fein Heil in der Flucht ſuchen und feinen Bok Preis geben mußte. Siegreich flog iezt der Geieradler wieder auf den Bok zuruͤk, hob ihn trlumphirend vor den Augen feines Eigenthuͤmers in die Luft, und verſchwand mit demſelben im Gebirge. | Welchen Schaden dieſer Rauͤber verrichtet, erſieht man aus feiner Nahrung. El⸗ nigen Nutzen ſtiſtet er dadurch, daß er auch Aas verzehret. Man wird ſeiner dadurch habhaft, daß man ihn entweder mit der Buͤchſe ſchießet, oder ihn in der Fuchsfalle ſaͤngt. Mit Rindsblut oder geroͤſtetem Fuchsfleiſche laßt er ſich herbei locken. N 2 | wo 35 7 5 . 3 * N t W ; ö A EL 1: ARTE ee enen eee Er E nnn re — — Der Pennant' ſche Sittie Psittacus Pennanti Zatham. Perruche a large queue. Vaillant. W Le L P. 18. Pl. 78. 79. 80. f Taf. XVI. Männchen. Taf. XV. Weibchen. Dieser Papagel iſt einer der ſchoͤnſten dieſer Sate. Er iſt in dem von Gmelin be⸗ arbeiteten Linne ' ſchen Naturſyſtem vom Jahr 1788. noch nicht aufgefuͤhrt und alſo ſpaͤter entdekt und dem berühmten engliſchen Naturforſcher Pennant zu Ehren Pennantſcher Sittich genannt worden ). Die Vogelhändler nennen das Männchen Purpurvogel und das Weibchen Palm vogel. Er iſt meines Wiſſens hier in Nürnberg zwei Mal von durch⸗ reiſenden Thierhaͤndlern zur Schau aufgeſtellt worden. Außer der Abbildung in dem koſt⸗ baren franzoͤſiſchen Werk: die afrikaniſchen Voͤgel von Le Vaillant, das nur in wenigen Haͤnden ſich befindet, iſt mir keine getreuͤe Abbildung bekannt; ; es wird alſo eine neuͤe, welche nach einem lebendigen Exemplar im vorigen Winter gezeichnet wurde, nicht unwill⸗ kommen ſein. Das Vaterland dieſes ſchoͤnen Vogels if Neuͤſüͤdwallis und Botany⸗Bay. Die Merk. male, wodurch er ſich von ſeinen uͤbrigen Gattungsverwandten unterſcheidet, ſind folgende: Die Schwung und breiten Schwanzfedern find blau; am Männchen die Hauptfarbe roth; Ruͤcken- und Schulterfedern ſchwarzblau, die Federn roth eingefaßt; am Weibchen die Hauptfarbe gruͤngelb; der Oberleib ſchwarz mit genen Federraͤndern. Die Länge iſt 15 Zoll. | Der Schnabel iſt ſtark, abſchuͤſſig mit einem ſcharfen Zahn verſehen, die untere Kinnlade an den Seiten eckig, in der Mitte bauchig, die Farbe grau, — nach Bech⸗ ſtein hornblau, gegen die Spitze weiß — die Wachshaut dunkelblauͤlich, der Augenſtern Fallanlenbrann, — nach Bechſtein e 0. — a Nacken und Mittelruͤcken, 5 Sittiche nennt man wont Papageien, welche einen langen teilſormigen Schwanz haben. *) Man ſehe Beöfteine Stubenvoͤgel O. 608. are Auflage. 0 ee ee 5 der ganze Unterleib und obere und untere Deffedern des Schwanzes ſchoͤn karmoiſinroth; der Oberruͤcken und ein Theil der obern Fluͤgeldekfedern ſchwarz oder ſchwarzblau, karmoiſinroth eingefaßt; eigentlich find alle Federn am Grunde ſchwarz; allein bleß am Kopfe und Steiß iſt dieſe Farbe verſtekt, fo daß man alſo nur bloß die roihe ſieht. Die Kehle und die vor⸗ dern kleinen Dekfedern der Flügel und die Raͤnder der mittlern Schwungfedern ſchoͤn glaͤn⸗ zend himmelblau, die Schwungfedern auf der auͤßern Fahne in der Mitte winklich einges ſchnitten, fo daß die Spisenhäffte ſchmaͤler iſt als die Wurzelhaͤlfte, von Farbe 9 1 die vordere bis auf die Mitte von der Wurzel an dunkel himmelblau eingefaßt, dle lezten Schwungfedern ſchwarz mit ſchmalen karmoiſinrothen Sauͤmen und darauf folgender gras⸗ gruͤner Einfaſſung nach innen zu; die Schenkel ſind nach Bechſteins Beſchreibung, ins Blaüliche fallend, und am Steiße manche Federn über dem rothen Ende mit einem gras⸗ gruͤnen Band gezeichnet, das aus der ſchwarzen Grundfarbe hervorſchimmert; bei unſerm Exemplar waren die Schenkel roth; der Schwanz von der Laͤnge des Koͤrpers, nach Bechſtein nur uͤber die Haͤlfte ſo lang, ſehr keilfoͤrmig, dunkelblau, die auͤßern Federn auf der innern Fahne heller ins Himmelblauͤliche ausgehend und nach der Spitze zu weiß, die vier mittlern Federn auf der innern Fahne ins Dunkelgruͤne ſchimmernd und auslaufend; die laͤngſte oben violett, unten blaßviolett. Die Fuͤße dunkel fleiſchfarbig oder hellbraun: lich ins Weißliche uͤbergehend und fein geſchuppt. Die Laͤnge iſt 15 Zoll, die zuſammen⸗ gelegten Flügel endigen ſich 6 1/4 Zoll vor der Schwanzſpitze. Das Weibchen, wel⸗ ches manche Vogelhaͤndler fuͤr eine beſondere Art ausgeben, iſt etwas kleiner, als das Maͤnnchen, und ungefähr fo groß, wie das Sperbermaͤnnchen. Kopf, Oberhals und Unterhals und die untern Dekfedern des Schwanzes find hell karmolſinroth, die Kehle perlblau oder auch weiß, am Rande ins Violette uͤbergehend, der Unterleib ſchoͤn hoch- gelb, mit einzelnen unregelmaͤßigen rothen Spritzungen und Flecken auf den Federn, dle es, ſo wie die gleichlautende Stimme, vor muß ee ha) daß es . vorherge⸗ sr" Vogel gehört. 4 Oberhals, Ruͤcken, S Soul und hinterſte e 1 ale Federn gruͤngelb eingefaßt; an den Schultern und dem Halſe die Einfaſſung faſt ſchweſelgelb; nach Bechſtein ſollen Steiß und After papageigruͤn ſeyn; die Kniebaͤn⸗ der ſollen nach Bechſtein himmelblauͤlich ſeyn; Schwungfedern ſchwarz, am auͤßern Nande laſurblau; die vordern großen Fluͤgelfedern violett ; die breite Fahne der hin⸗ 5 tern Schwungfedern ſchwarz, dle ſchmale blau. i 5 Die Fuße, der Schnabel, die Wachshaut und der Ae wle beim Maͤnn⸗ chen; der Schwanz eben fo. Bel beiden Geſchlechtern iſt die erſte auͤßere Schwanz⸗ feber die kuͤrzeſte, die zweite länger und die dritte und vierte wieder laͤnger, als die a vorhergehenden. Die Jungen ſind oben olivenbraun, nur die Stirn roth; Kehle und Wangen blau, unten und die ſechs mittlern Schwungſedern olivengelb. Bei der zwei⸗ ö f 11 2 — 78 — — ten Mauſer iſt der ganze Unterleib ollvengruͤn, der Kopf roth, die Wangen blau und dle zwei mittlern Schwanzfedern gruͤn. Diefer Vogel, ſo ſchoͤn er auch iſt, iſt wild, ſcheu und ungelehrig, und hat eine piepende Stimme. Seine Federn ſitzen, wie beim Sittich Lory fo loſe, daß man ſie beim bloßen Angreifen in den Haͤnden hat. Er iſt zaͤrtlich und muß daher ſorgfaͤltig gepflegt werden. Seine Nahrung im Zimmer iſt uͤbrigens wie die der andern Papageien. Die Elepyhbantenzähne Der Backenzahn des aſiatiſchen Elephanten. Taf. XVIII. Fig. i. und 3. Der Backenzahn des afrikaniſchen. Taf. XVIII. Fig. 2. Ein Querabſchnitt von einem Stoßzahn. Fig. 4. Ein Stuͤt vom Stoß zahn. Taf. XVIII. Fig. 5. Wir haben in dem vorigen Hefte unſern Leſern verſprochen, in dem gegenwaͤrtigen noch beſonders von den Elephantenzaͤhnen zu reden. In der That ſind ſie auch ſo merkwuͤrdig, daß wir uns eines Tadels ſchuldig zu machen glauben, wenn wir dieſe Theile des Elephan⸗ ten ganz mit Stillſchweigen übergehen, oder nur kurz berühren wollten. Wir liefern daher eine getreuͤe Abbildung der beiden Backenzaͤhne des aſiatiſchen und afrikaniſchen Elephanten nach Blumenbach, beide von der Seite dargeſtellt; auſſerdem noch die Darſtellung der Oberflaͤche des Backenzahns vom aſiatiſchen Elephanten. Lezterer iſt nach einem wagrecht abgeſchnittenen auf beiden Selten abgeſchliffenen Stuͤk von einem Exemplar, das ſich im hieſigen Forſterſchen Naturalien- und Kunftcabinette befindet, in natürlicher Groͤße gezeich⸗ net worden. Fig. 3. Endlich haben wir noch den Querabſchnitt eines gefunden Stoß⸗ zahns Fig. 4. und eine getreuͤe Zeichnung von einem ſolchen Fig. 5. geliefert, der in feine Blätter. ſich getheilt hat, und den wir durch die Guͤte des hieſigen Herrn Dr. med. Elche 12 * / — 80 1 horn erhalten haben, welcher daſſelbe aus dem Wagnerſchen Handlungshauſe hier zu Nuͤrn⸗ berg, als man es eben wegen feines unangenehmen Geruchs aus dem Gewoͤlbe ſchaffen woll⸗ te, von dem voͤlligen Verderben rettete. Die Beſchaffenheit der Zaͤhne des Elephanten und die Art, wie fie durch andere erſezt werden, iſt ſehr merkwuͤrdig. Jeder Backenzahn iſt eigentlich aus einer gewiſſen Anzahl beſonderer Zaͤhne zuſammengeſezt, welche in der Reihe einer an dem andern ſtehen und vorn und hinten ſehr klein ſind, aber nach der Querſeite die völlige Breite des ganzen Zahns einnehmen. Alle Zaͤhne beſtehen theils aus der eigent⸗ lichen Knochenmaterie, theils aus Schmelz und aus Elfenbein und haben ihre eigenen Wurs zeln mit ihren Offnungen zur Aufnahme der Nerven und Blutgefaͤße. Wenn dieſe Zaͤhne noch im Keim find, fo find fie getrennt; ſobald fie aber aus dem Zahnfleiſch hervorbre— chen, werden fie durch eine Art von beſonderm Kitt miteinander vereiniget. ) Jeder die⸗ fer Zahnkeime bildet an feinem obern Theil eine Reihe ſtumpfer Spitzen, welche durch Fur⸗ chen von einander getrennt ſind. Dieſe hervorſtechenden Spitzen werden in der Folge beim Kauen durch das Reiben der obern Zaͤhne auf den untern ſtumpf und ſo flach, daß auf der Oberflaͤche der Krone querlaufende wellenfoͤrmige knoͤcherne Baͤnder entſtehen, weiche mit Zahnſchmelz eingefaßt find. Das find nun iene merkwuͤrdigen Leiſten, welche bei den beis den Elephantenarten die unterſcheidenden Merkmale abgeben und bei dem aſiatiſchen bogen» foͤrmig, gleichlaufend und unter ſich in der Mitte nicht zuſammenhaͤngend (ſiehe Fig. 1. a.); bei dem afrikaniſchen hingegen laͤnglich rautenfoͤrmig find und in der Mitte zuſammenhaͤn⸗ gen, (ſiehe Fig. 2. b.). Dieſe Leiſten nehmen bei iedem Zahnwechſel in der Zahl zu. Die erſten Zaͤhne haben auf ihrer Oberflaͤche vier Baͤnder oder beſondere Zaͤhne; die zweiten acht oder neuͤn; die dritten dreizehn oder vierzehn; die vierten vierzehn oder fünfzehn und ſo fort bis zu dem ſiebenten oder achten Zahn, welcher deren zwei und zwanzig oder drei und zwanzig hat. Leztere Anzahl iſt die größte, die man bisher beobachtet hat. Der aſiatiſche Backenzahn unterſcheidet ſich, ſo viel man naͤmlich aus den beiden Exemplaren erſehen kann, auch noch dadurch vom afrikaniſchen, daß iener auf der einen rechten Seite weit laͤnger, als an der linken iſt, da hingegen dieſer auf beiden Seiten faſt einerlei Laͤnge oder Hoͤhe hat. Während nun die Backenzaͤhne durch das Abreiben auf der Krone etwas verkuͤrzt werden, verlängern ſie ſich an ihrem untern Theil; daher die alten Zaͤhne lange und betraͤchtliche Wurzeln haben, wie in der Abbildung Fig. 1. ©. zu ſehen iſt, die bei den iungen gar nicht vorhanden ſind. Die Backenzaͤhne bleiben beim Elephanten nicht immer dieſelben, ſondern fallen aus und werden durch andere erſezt. Die Art, wie dieſes geſchieht, iſt merkwuͤrdig. Die Micchzaͤhne erſcheinen beim aſiatiſchen acht oder zehn Tage nach der Geburt. Ihre völlige Bildung erhalten fie gegen das Ende der ſechſten Woche und nach drei Monaten find . fie vollſtaͤndig. Der erſten Backenzaͤhne find nicht mehr als vier in jeder Kinnlade auf *) La menagerie du museum national d'histoire naturelle eto. Tom, I. p. 89 — 81 — i leder Seite. Nach Verlauf von zwei Jahren bilden ſich vier andere, nicht von unten; d. h. unmittelbar unter dem Zahn, ſondern von hinten. Wenn naͤmlich der vordere Zahn abgenuzt iſt und heraus geſchaft werden ſoll, ſo wird die Zahnhoͤle eingeſogen, um den neuͤen nachfolgenden Zähnen Raum zu machen. Dieſe ſchieben naͤmlich nach und nach die erſten oder alten nach vorne, bis alle vier gaͤnzlich verdraͤngt und ausgefallen ſind, und der Elephant alſo wieder nicht mehr als vier, aber doch neuͤe Zaͤhne in ieder Kinnlade auf ieder Seite hat. Nach dieſem Zeitraum geht ein neuͤer Zahnwechſel vor, ein neuͤes Paar fängt an zu fehieben und bewirkt das Ausfallen der vorigen auf dieſelbe Weiſe; und dieſer Wechſel wird fieben bis acht Mal während der Lebensdauer des Elephanten wiederholt. Je⸗ der neuͤe Zahn iſt größer als der unmittelbar vorher ausgefallene „ und hat alſo auch eine laͤngere Zeit zu ſeiner Entwickelung noͤthig. Man glaubt, daß ieder Zahn zu ſeiner voll— kommenen Ausbildung ein Jahr mehr brauche, als der vorhergehende. Vom Ende des zweiten bis zum Anfang des ſechſten Jahres kommt allmaͤhlig der dritte Zahn, ſo wie ſich die Kinnlade vergrößert, zum Vorſchein; nicht bloß, um den hinzugefuͤgten Raum auszu⸗ füllen, ſondern auch, um die Stelle des während diefer Zeit abgenuzten zweiten Zahns zu erſetzen. Vom Anfange des ſechſten bis zum neuͤnten Jahr kommt der vierte Backenzahn hervor, um die allmaͤhlige Abnahme des dritten wieder zu ergaͤnzen. * at 2 Man ſchneidet dieſe Backenzaͤhne am obern Theil in kleine, eckige Tafeln, die man auf beiden Seiten abſchleifet und glatt macht und zu Doſendeckeln und dergl. anwendet. Sie find iedoch meines Wiſſens nur ſehr wenig in Gebrauch. Ungleich höher werden die Stoß⸗ oder Ekzaͤhne des Elephanten benuzt. Es ſind dieienigen, welche zu beiden Seiten des . Rüffels hervorgehen, ſich etwas aufwärts kruͤmmen, rundlich find und nach und nach ſpitzig zulaufen. Die groͤßten davon ſind vier Fuß lang und ieder wiegt 152 Pfund; ia ehedem hat man fie im Handel zu 165 und 172 Pfund geſehen. Die Stoßzaͤhne beim Weib. chen des aſiatiſchen Elephanten find ſehr kurz und nur einige Zoll lang, die des Moͤnnchens hingegen ſehr lang. Man- weiß keinen Grund davon anzugeben. Beim ofrikaniſchen Elephanten find die Stoßzaͤhne bei beiden Geſchlechtern faſt gleich. Man nennt dieienigen Elephanten, welche kurze Zähne haben, Mookna, die mit langen aber Dauntelah, von dem Worte daunt, welches mit dem franzoͤſiſchen Wort dent und dem lateiniſchen dens, der Zahn, übereinſtimmt. Dieſer Unterſchied in den Zähnen hat indeſſen keinen Einfluß auf den Preis. Da man die Gemuͤthsart eines Elephanten nicht kennt, ſo kaufen die Eüropäer dieienigen, welche kurze Stoßzaͤhne haben, lieber, als die mit langen, weil ſene wenlger ſchaden koͤnnen, wenn ſie boͤſe ſind. Im Allgemeinen vertraut man ſich aber Nageln; 7 * Lectures on Comparative Anatomy. En By Six Everard Home, London. Recenſ. Allgem. Hall. Literaturzeit. Nro. 96. 1816. Rik eh k — 82 — der nafürlich guten Gemuͤthsart des Elephanten an und zieht die langzaͤhnigen den kurz; zähnigen vor. Die Indianer ſetzen ſich in dieſer Hinſicht allen Gefahren aus. Unter den langzaͤhnigen (Dauntelahs), herrſcht eine große Verſchiedenheit in Anſehung der Rich⸗ tung und Krümmung ihrer Stoßzaͤhne: dieienigen werden am meiſten geſchaͤzt, welche ſich in Hinſicht ihrer Richtung mehr der wagrechten, als der Bogenlinie nähern. Die indis ſchen Fürften haben auch eine aberglauͤbiſche Hochachtung vor ſolchen Dauntelahs, welche nur einen einzigen Stoßzahn haben, was auch zuweilen der Fall iſt. Dieſe Stoßzaͤhne haben einen ganz eigenen Bau. Sie ſind aus kegelfoͤrmigen Schichten oder Blaͤttern zuſammengeſezt, von welchen die eine in der andern liegt, gerade ſo, wie mehrere Papierduten in einander geſtekt ſind. Die innerſten ſind die kleinſten. Am Grunde, alſo gegen den dicken Theil des Zahns zu, mit welchem er in der Kinnlade ſizt, hat ieder Zahn eine kegelfoͤrmige Hoͤlung, die ſich in einen geraden Canal verlaͤngert und die Are ves Zahns vorſtellt. Dieſer Canal iſt mit einer ſchwaͤrzlichen Materie ausgefüllt, Man ſehe Fig. 5. lit. d. und Fig. 4. lit. e. Er wird, ie weiter er gegen die Spitze geht, deſto enger, und verliert ſich endlich ganz. Auf dem Querabſchnitt eines Stoßzahns, welcher unter Fig. 4. vorgeſtellet iſt, bemerkt man Kreiſe oder Ringe, gleich den Jahrrin⸗ gen an einem Holzſtamme, welches die oben angeführten kegelfoͤrmigen Schichten ſind, aus welchem der ganze Zahn zuſammengeſezt iſt. (Man ſehe Fig. 4. k. g. h. i. k.) Außer dieſen Kreiſen ſieht man eine Menge bogenfoͤrmiger Linien, welche ſich einander durch⸗ ſchneiden und auf dieſe Weiſe lauter ziemlich regelmaͤßige Rauten bilden. Fig. 4. 1. m. An dieſen Rauten erkennt man auf der Stelle das Elfenbein, welches ſich eben dadurch von dem Elfenbein der Seekuh (Hippopotamus,) des Wallroſſes, des Narvals ꝛc. ꝛc. um terſcheidet. Einen auffallenden Beweis, daß die Stoßzaͤhne wirklich aus kegelfoͤrmigen in einan⸗ der liegenden Schichten beſtehen, gibt der im Eingange ſchon erwaͤhnte Stoßzahn, welcher hier in einem Kauſmannsgewoͤlbe und bis auf den hier abgebildeten Theil verfault war. Der noch uͤbrig gebliebene Theil beſteht in lauter rinnenſoͤrmigen vorn ſpitzig zu laufenden Blättern, welche auf die oben angegebene Weiſe loſe aufeinander liegen. Wahrſcheinlich iſt derienige Theil, wel cher ſich zwiſchen den Schichten befindet und fie zuſammenhaͤlt, weniger feſt und eher dem Verderben unterworfen, als die Schlichten ſelbſt, daher dieſe zum Theil ſich erbal— ten und noch eine ziemliche Härte haben. Die Farbe derſelben iſt roͤthlich weiß; die Blaͤtter theils ſo duͤnn wie Briefpapier, theils wie Notenpapier, theils noch dicker. Die Urſache feines Verder dens iſt wahrſcheinlich eine Krankheit. Die erſten Stoßzaͤhne, welche der Ele⸗ phant bekommt, find ebenfalls Milchzaͤhne, und fallen beim aſiatiſchen Elephanten im zwoͤlf⸗ ten, dreizehnten, fuͤnfzehnten und ſechszehnten Monat aus; die zweiten folgenden aber blei⸗ ben und wachſen, ſo lange der Elephant lebt. Ehe die erſtern abgeworfen werden, ſind Are Wurzeln ſchon eine beträchtliche Zeit vorher eingefogen. Hiedurch wird alſo der alten Meinung, daß der Elephant ſeine Stoßzaͤhne wie der Rothhirſch von Zelt zu Zeit abwer fe widerſprochen. In wieſerne die Ausſage des Le Vaillant, daß er in Africa ausgewachſene Elephanten geſchoſſen habe, denen die Stoßzaͤhne fehlten, und bei welchen ſich auch nicht einmal eine Spur zeigte, daß fie ie dergleichen gehabt hätten, ſich beſtaͤtige, werden kuͤnf⸗ tige Beobachtungen zeigen. 5 = VERMUTE, Der Elephant ſelbſt braucht feine Stoßzaͤhne theils als Waffen, theils, um ſich den Weg durch Geſtrauͤche und Wildniſſe zu bahnen. Der Menſch benuͤzt dieſe Zähne, die das bekannte Elfenbeln liefern, auf eine mannichſaltige Weiſe. Man unterſcheidet weißes und gelbes, welches leztere feiner und dichter iſt und höher geſchaͤzt wird, als ienes. Inzwi⸗ ſchen hat das weiße immer noch etwas Gelbliches, welche gelbe Farbe mit der Zeit ſich er hoͤht. Bekanntlich verfertiget man aus dem Elfenbein Kaͤmme, Billardkugeln, Stok⸗ knoͤpfe, Spielmarken, Spielpuppen, Tabakpfeifenrohre, und allerhand andere mehr oder weniger kuͤnſtliche Gegenſtaͤnde. So befindet ſich hier in der Frauenholziſchen Kunſthand⸗ lung ein ſchoͤnes Kunſtſtuͤk, weiches eine Schuͤſſel mit einer dazu gebörigen Kanne von fchr fünftlicher Arbeit vorſtellt. Beide find aus Hirſchhorn gearbeitet und mit Elfenbein ver⸗ ziert. Die Schüffel iſt von ovaler Form 2 1 1ſ Pariſer Zoll lang und 1 5 ı/a Pariſer Zoll breit. Das Innere diefer Schüffel iſt mit Basreliefs von Elfenbein ausgelegt; 12 derſelben ſtellen verſchiedene Jagden mit in- und auslaͤndiſchen Thieren vor, z. B. Elephan⸗ ten, Straußen, Loben, Gemſen zꝛc. Zwiſchen dieſen Basteliefs befinden ſich 5 kleinere, worauf Jaͤger mit ihren Hunden in verſchiedenen Stellungen und Beſchaͤftigungen abgebildet find. Auf einem Eten Basrelief von gleicher Größe mit den eben erwaͤhnten, ſieht man einen Genius, der in einen Stein, unterhalb eines Wappens die Buchſtaben A. M. V. C. und die Jahrzahl 1673. eingraͤbt. In der Mitte hat der Kuͤnſtler ein ovales Basrelief mit der Metamorphoſe des Actaͤons angebracht. Da ſich auf einem der groͤßern Jagdſtuͤcke die Jahrzahl 167 1. findet, ſo iſt abzunehmen, daß die Arbeit, welche der Kuͤnſtler auf dieſe Schuͤſſel verwendete, ihm 2 Jahre gekoſtet hat. Die Kanne hat elnen Schnabel, der durch einen Owen gebildet wird. Die Hand⸗ hebe ſtellt kaͤmpfende, ſich in einander verwickelnde Thiere vor. Der Deckel und eine Wer- zierung am Geſtelle ſind auch aus Elſenbein geſchnitten, und zu beiden Seiten des Bauchs kleine Jagdſtuͤcke aus dem naͤmlichen Materiale angebracht. Dieſe Kanne iſt 11 Pariſer Zoll hoch. | Ä Die Gompofitlon des Ganzen ſowohl, ale der einzelnen Theile, iſt wohl gedacht und ſchoͤn angeordnet; die Vorſtellungen find reich an Figuren, gut (in Tempesta's, Merian's u. a. Manier) gezeichnet und auf das fleißigſte geſchnitten. Dabei iſt das Ganze wohl — 84 — erhalten. Es iſt eine Seltenheit, die man nicht leicht in einem Privatcabinette finden wird, und Kunſtkenner haben ſie auf mehr als 200 Ducaten gewuͤrdiget. ai Aus den Abgängen des Elfenbeins erhält man noch Streuͤſand, und gebrannt, das ſogenannte Elſenbeinſchwarz (Sammtſchwarz) fo wie auch calcinirt die allerweißeſte Maler⸗ farbe. Auch weiß man das Elfenbein wie Wachs zu erweichen, daraus Figuren zu bilden, und es hernach wieder zu erhaͤrten. Zu dieſem Zwek kocht man es in einer Bruͤhe, die man aus einer ſtarken, klein zerſchnittenen Alraunwurzel (Atropa Mandragora) mit Waſſer gekocht, bereitet, ſo lange, bis es weich wird. Will man nun Figuren daraus bilden, ſo druͤkt man die Maſſe, die auch gefaͤrbt werden kann, in meſſingene Figuren, welche inwendig mit Baumoͤl beftrichen find, und ſezt fie mit beſonders dazu eingerichteten Preſſen in ſcharfen Eſſig, worin das Elfenbein wieder hart wird. en Das einhörnige Nashorn. ; RA hi no ceros unicornis Linn.)“ | a 9 N Nashorn, welches das größte Landthier nach dem Elephanten if, verdient wegen ſeiner Lebensart und übrigen Eigenſchaften faſt dieſelbe Aufmerkſamkeit, die man dem Ele⸗ phanten widmet. Da es ſelten anzutreffen iſt, einſam lebt, und eine wilde Gemuͤthsart hat, ſo war daſſelbe von eher weniger bekannt, als der Elephant und andere Thiere aus ienem Erdſtrich. Ariſtoteles, der bekannte Naturforſcher unter den Alten, erwaͤhnt dieſes Thiers gar nicht. Die erſte Spur von ihm findet man im Athenaͤus 5. B., worin erzaͤhlt wird, daß es bei dem berühmten Feſte des Ptolomaͤus Philadelphus zu ſehen war und unter den auslaͤndiſchen Thieren zulezt ging, vermuthlich, weil es das merkwuͤrdigſte und ſeltenſte war. Es kam aus Athlopien. Das erſte in Europa ſah man bei den Spielen des berühmten Roͤmers Pompejus (geb. 107. vor Ehr. Geb.). Der roͤmiſche Naturforſcher Plinius“) ſagt, daß es nur ein Horn habe, und daß dieſes die gewöhnliche Zahl ſel. Als Auguſt feinen Sieg uͤber die Cleopatra feierte, ſah man ein anderes im Circus, welches er nebſt einem Hippopotam toͤden ließ. Dio Caſſius, der in feinem 5 1. B. davon Nachricht gibt, ſcheint durch die Worte: cornu autem ex ipso naso prominens habet, anzuzeigen, daß es einhoͤrnig geweſen ſei. Er fuͤgt a. a. O. hinzu (gegen die Autoritaͤt des Plinius, ) daß es die erſten geweſen waͤren, die man zu Rom geſehen hätte. Strabo (B. 16.) beſchreibt ein einhörniges Nashorn, das er zu Alexandrien ſah, ſehr genau, und redet ſogar von den Falten ſeiner Haut. Pauſanias (im 9 B.) beſchreibt ein zweihoͤrniges unter dem Namen aͤthiopiſcher Stier. Auch ſcheint es, daß während der Regierung Kaiſers Domitian zwei der leztern Art zu Rom ſich befanden, was aus einigen Münzen erſichtlich iſt, die unter dieſem Kaifer gepraͤgt wurden und in welchen ein ſolches Thier eingegraben war. Noch eine andere Abbil⸗ dung fand man auf dem Steinpflaſter zu Praͤneſte, einer Stadt in Latium in Italien. Dem Martial***) dienten fie zu einigen Epigrammen, deren Erklaͤrung den Neuͤern lange Zeit viel zu ſchaffen machte, weil er darin zweier Hoͤrner erwaͤhnt. Auch unter Auguſtus, Domltianus, Antoninus, Gordianus, Hellogabalus, Heraclius, kommen ebenfalls Nashorne ) Der Name Rhinokeros fommt zuerſt bei dem Schriftſteller Agatharchides vor und iſt aus den griechiſchen Wörtern u die Naſe, und ucpcg Horn, zuſammengeſezt. *) Buch 8. Cap. 20. f t) Martial B. IV. Epigr. 82. Namque gravem gemino cornu sic extulit' ursum. Dieſe Stelle aͤnderte Bochart auf folgende Weiſe um: Namque gravi geminum cornu sie extulit urum. Es ging dieſer Stelle wie mancher andern! 6 2.63 vor. In der Bibel Hiob 39, 9. wird feiner unter dem Namen Neem erwähnt, welches Wort Luther durch Einhorn uͤberſezte. Die Alten hatten alſo ſchon Kenntniß von dieſem Thier, welche lange Zeit den Neuͤern fehlte. Das erſte, welches von dieſen geſehen wurde, war ein einhoͤrniges. Es wurde dem Koͤnig von Portugall Emanuel aus Oſtindien im Jahr 1513 am 1. Mai geſchikt, und dieſer machte dem Papſte damit ein Geſchenk; allein das Thier bekam bei der Überfahrt einen Anfall von Wuth, das Schiff, worauf es ſich befand, wurde verſchlagen und das Nashorn erſoff, nach dem Bericht des Petrus Maffejus, an der Kuͤſte von Genua. Von Liſſabon aus ſchikte man eine Zeichnung an unſern damals lebenden Dürer, welcher wahrſcheinlich dieſelbe ausbeſſerte und im Jahr 1615 einen Holzſchnitt davon herausgab, der lange Zeit in naturgeſchichtlichen Werken, z. B. von Geßner, Aldrovandi, Jonſton nachgemacht wurde. Die Abbildung iſt in Hinſicht des allgemeinen Umriſſes gut; aber nach dem ganz richtigen Urtheil der franzoͤſiſchen Naturforſcher, iſt die Haut zu runzelig, und die Erhoͤhungen auf derſelben uͤbertrieben, ſo daß man auf die Vermuthung kommt, das Thier ſei mit Schalen bedekt. Da Dürer wahrſcheinlich von einem zweiten Horn gehoͤrt hatte, und er nicht wußte, wo er es anbringen ſollte, ſo ſezte er dem Thier ein Hoͤrnchen auf den Nacken. Ein zweites Nashorn brachte man nach England im Jahr 168 5, und ein drittes kam noch lung durch den Vorſteher der Factorei zu Patna in Bengalen, Ritter Rumfried Cole, 1739. den 1. Jun. nach London, und von da in mehre verſchiedene Städte von Europa. Zu London wurde es von Dr. Douglas beobachtet. Er beſorgte eine Zeichnung deſſelben und legte ſie nebſt andern aͤltern Abbildungen der koͤniglichen Societaͤt vor, welche dem Dr. Parſons den Auftrag ertheilte, eine Beſchreibung und Abbil⸗ dung davon für die philoſophiſchen Abhandlungen zu liefern.) Eben derſelbe gibt auch Nachricht von einem vierten Exemplar, welches 1741 nach Euͤropa kam und ein Weibchen war. Wahrſcheinlich iſt es daſſelbe, welches 1744 in Paris gezeigt und von Oudri gemalt wurde. Auch hat es wahrſcheinlich Albinus auf der 4. und 8. Tafel feiner Geſchichte der Muskeln abbilden laſſen. Daubenton legte es bei ſeiner Beſchreibung, und Meckel bei ſeinen Beobachtungen zum Grunde. Dasienige, welches der pariſer Naturforſcher Cuvſer unterſuchte und beſchrieb **) iſt in der hier angegebenen Reihe das fünfte, Ein ſechstes, ſehr junges, welches für den pariſer Thiergarten beſtimmt war, ſtarb in London, kurz nach feiner Ankunft aus Indien im Jahre 1800 und wurde von dem Wundarzte M. Thomas zergliedert, welcher feine Bemer⸗ kungen in den Londoner philoſophiſchen Abhandlungen bekannt machte. Ein ſiebentes wurde hier in Nuͤrnberg im December 18 16 zur Schau aufgeſtellt. Nach Ausſage des Beſitzers „) Von dieſer Beſchreibung kam eine Überſetzung ins Deuͤtſche heraus unter dem Titel: Die natürliche Hiſtoria des Nashorns, welche von Dr. Parſons in einem Schreiben an Martin Falkes, Rittern und Praͤſidenten der Koͤnigl. Engl. Societaͤt abgefaßt, mit zuverlaͤßigen Abbil- dungen verſehen und aus dem Engliſchen in das Deuͤtſche uͤberſezt worden von Dr. G. L. Huth. Nuͤrnberg bei Stein und Raſpe 1747. 1 *) La Menagerie du museum national d'histoire naturelle. T. II. H. Tourniaire, wurde es dung nach London gebracht, und daſelbſt groß gezogen. Alle diefe waren aus Oſtindien und hatten nur ein einziges Horn. Eben ſo dieienigen zwei, welche wir aus Chardins Reiſe und aus Bontius Naturgeſchichte von Indien kennen gelernt haben. Hieraus iſt alſo erſichtlich, theils daß das zweihörnige Nashorn bisher noch nicht lebendig nach Euͤropa gekommen iſt, theils daß die Reiſebeſchreiber uns ſehr lange keine genaue Beſchrei⸗ bung von demſelben gegeben haben. Daher kommt es, daß man fein Daſein in Zweifel ſezte; daher die Verwirrung der Naturforſcher über manche Schriftſtellen der Alten. M. Parſons war der Erſte, welcher die Behauptung aufſtellte, daß das einhoͤrnige Nashorn beſtaͤndig in Aſien und das zweihoͤrnige in Africa ſei. Obgleich Flaccourt das leztere von weitem in der Saldangnabai geſehen hat, ſo war doch der Coloniſt Gordon der Erſte, welcher daſſelbe ausführlich beſchrieb und deſſen Beſchreibung durch Allamand den Supple⸗ menten Buffons einverleibt wurde. Sparrmann gab davon eine andere Beſchreibung in den Memoiren der ſchwediſchen Academie und in der Erzaͤhlung ſeiner Reiſe nach dem Cap. Man weiß alſo, daß in Hinſicht der Hoͤrnerzahl das Nashorn am Cap von dem oſtindiſchen unterſchieden iſt, und daß die Haut die außerordentlichen Falten nicht hat, welche fich bei dem oſtindiſchen oder einhoͤrnigen befinden. Camper war derienige, welcher die Sache in das helleſte Licht ſezte, indem er zeigte, daß beide Arten ſich auch durch die Anzahl der Vor⸗ derzaͤhne unterſcheiden. Von dieſen ſowohl, als auch von der Beſchaffenheit der Zaͤhne uͤberhaupt, werden wir weiter hinten reden. Die bis iezt bekannten Merkmale, wodurch ſich das einhornige Nashorn unterſcheidet, ſind folgende: 6 Auf der Naſe ſteht ein einziges Horn, die Haut, beſonders am Halſe mit vielen Falten; ſechs Schneidezaͤhne. Es erreicht eine Laͤnge von 12 Fuß und eine Höhe von 7 Fuß und wiegt über 5000 16, Das pariſer war 9 Fuß lang, 4 1/2 Fuß hoch über den Schultern, 11 ıf2 Fuß im Umfang, der Kopf 2 Fuß lang, 18 Zoll hoch am Hinterhaupt; die Ohren 19 Zoll hoch und 10 Zoll von einander entfernt; das Auge 1 Zoll breit, das Naſenloch 3 Zoll breit, der Schwanz 2 Fuß lang. Das biefige hatte eine Laͤnge von 10 1/2 Fuß von der Schnauze bis an den Schwanz; der Kopf allein 2 Fuß 6 Zoll, die Hoͤhe 5 pariſer Fuß. Der Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig klein, haͤßlich, und ſcheint eine bloße Knochenmaſſe auszumachen, welche mit einer runzeligen, trockenen und mit mehren Hoͤkern verſehenen Haut uͤberzogen iſt; die Stirn iſt in der Gegend der Ohren etwas erhaben, weiter herab wird fie flach und vertieft; vorn auf der Naſe ſizt das Horn, aber nur mit der Haut, nicht mit den Naſenknochen verwachſen. Es iſt rund und glatt, kegelfoͤrmig und nach hinten etwas gekrümmt und erreicht eine Laͤnge von 3 Fuß 8 1/2 Zoll; auf feinem Grunde hat es elne ſeichte Vertiefung; am auͤßern untern Rande ſtehen Haare; die einzelnen abgeſonderten Faſern des Horns ſind wahre Haare. In Hinſicht des Geſchlechts ſcheint Feine Verſchie— denheit bei den Hoͤrnern ſtatt zu finden. Die Augen aͤhneln den Schweinsaugen, ſind klein und nicht hervorſtehend; der Augenſtern iſt braun; das untere Augenlied hat keine Wimpern und liegt wie ein Wulſt herum. | / 0 \ | 13 — 88 — | Die Naſenloͤcher liegen unter dem Horn etwas ſchraͤg; die Oberlippe aͤhnelt der Ober⸗ lippe eines Pferdes, hat in der Mitte einen ſpitzigen Fortſaz, den es verlaͤngern und damlt die Nahrungsmittel ergreifen und feſt halten kann, und iſt alſo ungefähr das, was der Fortſaz am Ruͤſſel des Elephanten iſt. Die Unterlippe iſt blaßroͤthlich und gleicht der Unterlippe eines Ochſen. Die Zunge iſt weich, breit, flach, am Rande duͤnn auslaufend; auf der Oberflaͤche glatt und nicht rauh und ſchuppig, wie man ſonſt behauptete. heil Die Ohren gleichen den Schweinsohren, find am Grunde duͤnn und vorn von einer: Erhoͤhung wie mit einem Wulſt umgeben, und kommen hinter demſelben aus einer Ver⸗ tiefung hervor; inwendig ſind ſie unbehaart, am Rande herum mit anderthalb Zoll langen Haaren verſehen. i 5 75 Der Hals iſt kurz; die Haut bildet hier mehre Falten, und unten eine Art von Wamme; der Rumpf iſt ſehr dik, und ſteht an den Seiten wie bei einer traͤchtigen Kuh heraus; über, den Schultern iſt er etwas erhaben, in der Mitte zwiſchen dieſen und dem Hintertheil etwas eingeſenkt; der Wanſt haͤngt in der Mitte herab. Die Haut bildet am Rumpfe auf leder Seite ſechs große Falten, naͤmlich eine, welche zwiſchen dem Halſe und der Schulter vorn in einem Bogen herunter, und eine zweite, welche am Hintertheil des Schenkels beinahe bis zur Haͤlfte der Schulter hinauf geht; hinter dieſer eine dritte, welche bis zum Ruͤkgrat hinauf ſteigt, uͤber denſelben weggeht, und auf der andern Seite elne aͤhnliche bildet; von den Lenden lauft eine vierte herab, welche ſich am Wanſte verliert; von dieſer zieht ſich die fünfte herunter, über den Hinterſchenkel weg und am Hintertheil wieder hinauf; in der Gegend der Schwanzwurzel bildet ſich endlich die ſechſte, welche ſich über die Hüften herüber zieht und ſich mit der uͤber die Weichen laufenden verbindet. Der Schwanz iſt kurz, 17 bis 24 Zoll lang, von oben an bis uͤber die Mitte herab rund und knotig, am Ende zuſammen gedruͤkt, ſo daß er zwei Kanten bildet, an welchen ſchwarze, Zoll lange, plattgedruͤkte, glaͤnzende Borſtenhaare ſitzen; auf der untern Seite laufen die Haare hinauf gegen die Schwanzwurzel, werden aber immer kuͤrzer. tas Die Beine ähneln den Beinen der Dachshunde, find kurz, dik und rund, die Knie: der Vorderbeine find im Stehen einander genaͤhert; die Keuͤle vorn rund, die Seite flach, hinten verſchmaͤlert; der eigentliche Fuß beſteht aus drei Hufen, welche horngrau und vorn rundlich ſind. a Ann r l 0 Der Nabel iſt klein, ungefähr r Fuß vom Zeuͤgungsglied entfernt. 1 8 Das Zeuͤgungsglied — es iſt auf der XIX. Tafel oben mit dem Hobenſak abgebildet — ift ganz beſonders gebaut.“) Der Hodenſak ift verhaͤltnißmaͤßig klein und ſehr runzelig. Im ſchlaffen Zuſtande iſt der vordere Theil nach hinten gekruͤmmt; im ſteifen Zuſtande hat es etwa die Dicke eines duͤnnen Mannsarms und ſo lang, daß es mit der Spitze den Boden worauf es ſteht, beruͤhren kann. Parſons gibt die Länge des männlichen Gliedes — —ͤ—ͤ—òZ ẽ *) Parſons, Edward und Gordon haben es beſchrieben und Abbildungen davon geliefert. In der Abbildung des erſtern iſt es im ſchlaffen Zuſtande vorgeſtellt; die übrigen Abbildungen habe Ih nicht geſehen. des in London 1739 geſehenen Nashorns von 8 bis 9 Zoll an. Das hier befindliche hatte, wie aus dem eben Geſagten erhellet, ein weit längeres, Sobald das Thier das Glied ausſtrecket und daſſelbe aus der Vorhaut hervorkommt, bemerkt man an demſelben eine zweite Scheide, die ſich aber verliert, ie weiter das Glied ſich ausſtrecket; das Ende iſt abgeſtuzt und bildet eine zweilippige Roͤhre, aus welcher noch ein kleiner aͤhnlich gebildeter Theil hervorgeht, und einer Blume aͤhnlich ſieht, die ſich ſo eben entfalten will. Dieſem Gliede kann das Thier zweierlei Richtungen geben, wenn es ſteif if. Entweder es iſt ganz gerade, und dann kann es den Boden, worauf es ſteht beruͤhren, oder vorwaͤrts richten, und an den Bauch anſchlagen; oder es iſt nur bis zum vierten Theil gerade, und lezterer iſt unterwaͤrts gebogen, wie bel unſerer Figur auf Taf. XIX. zu ſehen iſt. In dem lezten zweilappigen Theil hat es viel Beweglichkeit. Ich ſah es ſolche Bewegungen machen, als wenn es mit demſelben etwas vom Boden ergreifen und aufheben wollte. Übrigens laͤßt das Thier den Harn nicht bloß hinter ſich, ſondern auch bei ſenkrecht ausgeſtrekter Ruthe gerade herunter auf den Boden laufen, und iſt alſo ein wenigſtens nicht in allen Fällen, wie ſich Parſons ausdruͤkt, hinter ſich ſtallendes Thier; noch weniger daß es fein Geſchlecht auch ruͤkwaͤrts fortpflanzet, wie eben dieſer Verfaſſer und andere ältere Naturforſcher waͤhnten, weil man weiß, daß bei allen dieſen Thieren die Ruthe ſich im fteifen Zuſtande nach vorne richtet. Die Haut des Nashorns iſt dik, doch nicht undurchdringlich, — fuͤr eine Flintenkugel naͤmlich — wie Parſons meint. Nach Pennant waͤren bloß eiſerne Kugeln durchdringlich; bleierne auf das Thier abgeſchoſſen, draͤngen nicht ein, ſondern wuͤrden platt gedruͤkt. e Vaillant, welcher in Afrika Nashorne ſchoß, erwaͤhnt der eiſernen Kugeln nicht. Übrigens läßt ſich auch die Haut mit einer Lanze, oder einem Pfeil durchböhren, am leichteſten aber in den Vertiefungen der Falten. Sie iſt weit haͤrter und trockener, als die Haut des Elephanten, und hat allenthalben, auf ihrer Oberfläche größere und kleinere, warzenartige, rundliche Erhoͤhungen, von der Groͤße einer kleinen Muͤnze. In den Falten unten am Bauche, an den Ohren und auf der hintern Seite des Vorderbeins finden ſich dieſe Erhoͤhungen nicht. Sie iſt uͤberall ohne Haare, die Ohren, die Hornwurzel und den Schwanz ausgenommen, auch etwas glaͤnzend; von Farbe ſchmutzig graubraun, in den Falten ockerroth. : Dem einhoͤrnigen Nashorn ſind von dem Schoͤpfer enge Graͤnzen fuͤr ſeinen Aufenthalt angewieſen. Es bewohnt ungefaͤhr das feſte Land in Oſtindien; doch iſt es nicht unwahr⸗ ſcheinlich, daß es auch in einigen Theilen von Abyſſinien lebe. Es liebt waͤſſerige, ſumpfige Gegenden. RT j | Die Gemuͤthsart des Nashorns iſt von der des Elephanten fehr verſchieden. Es iſt unlenkſam, dumm und gleicht hierin dem Schweine im ruhigen Zuſtande. Wird es gereizt, fo iſt fein Zorn fuͤrchterlich und feiner Größe und Staͤrke angemeſſen. Dasienige, welches zu Paris lebte, toͤdete zwei junge Menſchen, welche unvorſichtiger Weife in feinen Pferch gingen. In feinem wilden Zuſtande lebt es einſam in dichten Wäldern. Wenn es ſich einem Menfiben - auch nur ein wenig nähert, fo ſtuͤrzt es mit einer Art von Wuth auf ihn, wirft mit dem Fuße die Erde auf und bohrt in dieſelbe mit dem Horn. Die Alten ſchreiben ihm eine natuͤrliche Feindſchaft gegen den Elephanten zu, und es iſt wahrſcheinlich, daß es bei den öffentlichen Kampfſpielen der Alten mit demſelben geſtritten habe; aber es iſt nicht erwieſen, daß es im freien Naturzuſtande eine ſolche Feindſchaft ausuͤbe, und Chardin — in feiner Reiſe — hat ſelbſt geſehen, daß zwei Elephanten und ein Nashorn friedlich mit einander lebten. a Sein Geſicht iſt ſchwach, aber ſein Geruch ſehr fein, und man kann es nicht leicht überfallen, da es die groͤßte Sorgfalt anwendet, ſich, wie die Jäger ſagen, unter dem Winde zu halten. Auch ſein Gehoͤr iſt ſehr fein und es vernimmt das geringſte Gerauͤſch. Seine gewöhnliche Stimme gleicht dem Grunzen des Schweins und iſt nicht ſehr ſtark; aber im Zorn ftöße es ein ſcharfes Geſchrei aus, das man weit hört. Obgleich es ſehr niedrige Beine hat, fo ift fein Lauf doch fo fehnell, daß kein Pferd es im Galopp erreichen kann. Gleich dem Schweine, waͤlzt es ſich auch gern im Schlamm. | Von feiner Fortpflanzung hat man noch keine ſichern Nachrichten, und man weiß gar nicht einmal, wie lange die Tragzeit beim Weibchen dauert. Es wirft iedes Mal nur ein einziges Junges, welches gleich nach der Geburt die Groͤße eines großen Hundes hat. Gleichwohl ſieht man ſchon den erſten Keim des Horns. Nach zwei Jahren hat lezteres erſt die Höhe eines Zolls, obgleich das Thier ſelbſt ſchon von der Größe einer iungen Kuh iſt. Nach ſechs Jahren hat das Horn eine Lange von 9 bis 12 Zoll erreicht. Das Weibchen von 10 bis 12 Jahren welches Daubenton beſchreibt, hatte zehn Fuß in die Lange und über fünf Fuß in die Höhe, fein Horn war 1 Fuß lang. Es ſcheint, daß es in dieſem Alter ausgewachſen iſt. Das Nashorn, welches die pariſer Naturforſcher — La Menagerie ꝛc. II. — beſchrieven, ſtarb in einem Alter von 25 Jahren, und hatte zwar ſchon alle Zeichen des heran nahenden Alters, aber noch immer die Größe des ſechslaͤhrigen. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß es im natürlichen Zuſtande nicht das Lebensalter des Ele; phanten, ia nicht einmal des Menſchen erreiche und nur 70 bis 80 Jahre lebe. Das Horn ſcheint aber während der ganzen Lebenszelt zu wachſen und wird alfo nicht abgeworfen, wie von Thierhaͤndlern gewoͤhnlich vorgegeben wird. Das bier in Nuͤrnberg geweſene hatte nur einen kurzen, ungefähr ſechs Zoll hohen Anfaz vom Horn, deſſen oberer Theil ſehr abgeſtumpft und abgerieben zu ſein ſchien. g Für fein Junges iſt es ſehr beſorgt. Ein Weibchen, welches auf einer Ebene von Jaͤgern angegriffen wurde, ſuchte anſangs ſein Junges in den Wald zu bringen und ertrug alle Angriffe, ohne ſich zu vertheidigen; aber ſobald das Junge in Sicherheit war, kehrte es zurüf, und ſtuͤrzte mit ſolcher Wuth auf feine Feinde, daß fie im Holze ſich verbergen mußten. Es verzehrt beinahe ſo viel wie der Elephant. In der Wildheit frißt es alle Arten von Zweigen und großen Krauͤtern, Reis und Zuckerrohr, Ginſter und Diſteln. Es verwuͤſtet oft ganze Felder, vorzuͤglich Zuckerpflanzungen. Das Nashorn, welches in Paris 1749 war, fraß taglich 60 Pfund Heuͤ und 20 16. Brod. Ein großes ſrißt 150 Ib. Heuͤ. Demlenigen, welches im verwichenen Jahr in Nürnberg war, gab man auch Kleie, welche man auf das Heuͤ ſtreuͤte, und gelbe Ruͤben. Sein natürlicher Auswurf gleiche dem des Pferdes. Er iſt groß und trocken. . N een Der Nutzen des Nashorns iſt nicht ſehr groß. Sein Fleiſch wird gegeſſen; aus bei gegerbten Haut macht man Spatzierſtoͤcke, Spießruthen, Panzer und Schilde. Aus dem Horn verſertiget man Trinkgeſchirre, und die Araber und Indier glauben, daß es ein Mittel fel, das Gift zu entdecken, und daß es dem hinein gegoffenen Waſſer feine Kraft mittheile. Die Hufe und der Miſt werden von diefen Voͤlkern für Arzneimittel gehalten. Anter den Abbildungen verdienen nur einige wenige der uns bekannten einer Erwaͤhnung, da die uͤbrigen meiſtentheils mehr oder weniger ſchlechte Nachbildungen von ihnen ſind. Die ältefte beſſere iſt dieienige, welche Albrecht Dürer aus Portugall erhielt, und nach welcher er einen Holzſchnitt verfertigte. Von ihren Fehlern haben wir ſchon geſprochen. Drei andere Figuren, welche in Huth's Überſetzung der Parſons ſchen natuͤrlichen Hiſtorle des Nashorns Nuͤrnb. b. Raſpe vorkommen, ſtellen dieſes Thier nach drei verſchiedenen Stel⸗ lungen, ſo wie auch noch andere Theile deſſelben, naͤmlich Hoͤrner, den Fuß, den Schwanz und das Zeuͤgungsglied im ſchlaffen Zuſtande vor. Bei der einen Figur iſt die Stirn zu groß und zu rund gewoͤlbt; es ſind am Kopfe die Erhoͤhungen und Falten nicht angegeben, dafuͤr aber Schuppen angebracht; die Unterlippe iſt nicht ſichtbar gemacht, die warzenartigen Erhöhungen auf den Füßen liegen dachziegelfoͤrmig auf einander und ſind mehr den Fiſch⸗ ſchuppen aͤhnlich, und die auf dem Rumpfe befindlichen ſind gleichfalls unrichtig; das Hintertheil des Ruͤckens gegen bie Schwanzwurzel hin iſt zu niedrig. Bei der zweiten Figur ſind am Fuße vier Hufe ſtatt dreier angebracht. 1 Die Abbildung des Nashorns, welche die hleſige Homann'ſche Landkartenhand⸗ lung auf Landkartenformat 1747 heraus gegeben hat, iſt aus Albin's anatomiſchen Tabellen genommen. Sie wurde nach dem lebendigen Thier, welches 1741 in mehren Staͤdten von Euͤropa gezeigt wurde, gezeichnet. Der Umriß und die Verhaͤltniſſe der Theile zum Ganzen find meiſt richtig. Die Figur weicht indeſſen dadurch von andern ab, daß die Haut weniger und kleinere Falten, auch nur wenig merkliche warzenaͤhnliche Erhoͤ⸗ hungen hat. Der Schwanz iſt hier weit laͤnger angegeben, als bei andern Figuren. Im rechten obern Winkel des Blattes iſt noch die Duͤrerſche Figur angebracht. Die Abbildung des Nashorns von Ridinger, welche er nach einem lebendigen, das man 1748 im Mai und Jun. zu Augsburg und in den vornehmſten Staͤdten von Deuͤtſchland ſehen ließ, verfertigte, iſt im Ganzen genommen ſehr gut; die Hufe find jedoch unrichtig, und gleichen mehr vorwärts und wagrecht liegenden Zehen mit langen Naͤgeln, als Hufen; die warzenaͤhnlichen Erhöhungen der Haut ſind faſt überall gleich groß, und an den Fuͤßen gar nicht angegeben. Der verſtorb. Praͤſident von Schreber hat dieſe Figur in ſein bekanntes Werk über die Sauͤgthiere aufgenommen und die Fehler beibehalten; auch iſt die Farbe grau und alſo unrichtig angegeben. 5 a | Die Abbildung in Meyers populärer Zoologie, Nuͤrnb. Frauenholz 1802 iſt im Ganzen genommen gut; nur iſt der Kopf von der Stirn gegen das Horn hin erhaben, da er gerade daſelbſt vertieſt iſt; das Horn ſollte auch etwas weiter vorn auf der Naſe ſtehen und die Hufe ſollten nicht ſo tief geſpalten fein. Die Figur wurde damals unter meiner Aufſicht au mehren Abbildungen mit Huͤlfe der Beſchreibungen zuſammengeſezt. Nu Die Abbildung in der ſchon öfters angeführten Menagerie des Muſeums der Natut⸗ geſchichte zu Paris T. II. S. 111. hat mehre Fehler. Es ſind die Fuͤße in faſt wagrecht liegende, mit flachen Nägeln verſehene Zehen abgetheilt; der Umriß der vier Beine iſt unrichtig; die großen Hautfalten ſtellen keine eigentlichen Falten vor, ſondern liegen wle harte Wuͤlſte oder Leiſten auf der Haut; auf den Beinen find keine. Hautwarzen angegeben, und die auf dem Rumpfe befindlichen gleichen hellen Flecken von gleicher Groͤße und ſtellen alſo das gar nicht vor, was fie vorſtellen ſollen. An den Beinen find auch die Gelenk⸗ erhoͤhungen und Vertiefungen nicht angegeben; mit einem Worte, die Figur iſt ſchlecht! Ich habe in unſerer hier gelieferten Abbildung ſowohl die oben geruͤgten, als auch andere Fehler zu vermeiden geſucht, und der Fleiß, den die beiden Kuͤnſtler angewendet haben, und die Treuͤheit in der Nachbildung der Natur werden hoffentlich nicht zu verkennen ſein. Innere Beſchaffenheit des einhoͤrnigen Nashorns. Wir haben bisher das einhoͤrnige Nashorn nach ſeiner auͤßern Geſtalt und nach ſeiner Lebensart kennen gelernt; iezt wollen wir daſſelbe auch nach ſeinem Innern betrachten, und zugleich eine kurze Vergleichung mit dem zweihoͤrnigen Nashorn anſtellen, woraus ſich ſodann die weitern und weſentlichen Unterſcheidungsmerkmale zwiſchen beiden Arten ergeben werden. ö 5 Das erwachſene einhoͤrnige Nashorn, welches in dem Thiergarten zu Verſallles lebte, erſauͤfte ſich in feinem Waſſerbehaͤltniß im Julius 1793. Es wurde einige Tage nachher nach Paris gebracht, wo, der auͤßerſten Sommerhitze ungeachtet, zwei Zergliederer, die Herren Mertrude und Vic d' Azir mehre Tage hindurch ſich mit der Zergliederung deſſelben beſchaͤſtigten. Schade, daß dieſe nachher ſtarben, und von ihren gemachten Beobachtungen nichts hinterließen, als 36 unter ihren Augen von den Kuͤnſtlern Marechal und Redoute gemachte Zeichnungen mit einigen kleinen Bemerkungen von Vie d' Azir. Das Wichtigſte davon iſt in der Kuͤrze Folgendes: Die Zunge iſt ungefaͤhr zwei Fuß lang; der vordere Theil endiget ſich mit einer halbkreisfoͤrmigen Kruͤmmung, und iſt mit kleinen, ſchief nach verſchiedenen Richtungen laufenden Faſern, welche Buͤſchel bilden, beſezt. Der mittlere Theil iſt durchaus glatt; der hintere hat nach vorne kelchſoͤrmige ſehr zahlreich und ins Kreuͤz ſtehende Waͤrzchen. Ein wenig weiter hinten gegen den Grund des Kehl⸗ deckels befinden ſich auf der Oberfläche ebenfalls Wärzchen, und an den Seiten des Kehl⸗ deckels und des duftroͤhrenkopfes find Hoͤkerchen, deren ieder mit einer Offnung verſehen iſt. Die zwei Lungen find in Lappen getheilt; ieder hat faſt zwei Fuß Lange und über ſechszehn Zoll in die Breite; das Herz iſt fünfzehn Zoll lang und über zwölf Zoll im Durchmeſſer breit. Der Kehldeckel hat die Geſtalt eines gleichſeitigen Dreieks. Vor ieder Kammer der Stimmritze iſt eine kleine Offnung in Geſtalt eines ſenkrechten Zirkel⸗ bogens, deſſen Hoͤlung nach hinten gerichtet iſt. Dieſe Öffnungen gehen in eine kleine Aushoͤlung des Kehldeckelgrundes. Bei der Offnung des Bauches zeigen ſich drei in die Quere liegende Kruͤmmungen der Gedaͤrme, iede von einem Fuß im Durchmeſſer; die zwei erſten ſind ihrer Laͤnge nach durch ein dickes Zellgewebe mit einander vereiniget, ſo daß ſie auf dem erſten Anblik einem einzigen großen Wulſt aͤhnlich ſehen. Wenn man aber das Zellgewebe mit Vorſicht zertrennt, fo ſieht man, daß fie nur durch den thieriſchen Leim mit einander verbunden find und folglich nur zwei verſchiedene Windungen deſſelben Darms bilden. Die dritte auffallende Kruͤmmung iſt der Blinddarm (Coecum) auf deſſen Vorderflaͤche ein ſehniges Band lauͤft, aber die 2 Theile vom Grimmdarm (Colon) zeigen nichts davon. Vorwaͤrts dieſer drei Darmkruͤmmungen unterſcheidet man einen kleinen Theil des Magens, der von dem Nez bedekt und uͤber dem Grimmdarm gefaltet iſt. N e s Der Magen hat eine laͤngliche Geſtalt, iſt an den zwei Enden zugerundet, nach ſeinem Umfang im Durchſchnitt faſt gleichweit, ausgenommen dem Magenmund (Cardia) gegen uͤber, wo er etwas weiter wird. Er hat 4 Fuß von der rechten zur linken Seite ungefaͤhr 14 Zoll im Durchmeſſer. Der Magenmund links iſt am Ende 15 Zoll und der Pfoͤrtner (Pylorus) rechts 7 Zoll. Dieſe beiden Offnungen ſind etwas gekruͤmmt. Die Milz iſt beinahe mit der ganzen Kruͤmmung des Magens verbunden, iſt faſt 14 Fuß lang und uͤber einen Fuß breit, und hat eine laͤnglich⸗ elliptiſche Geſtalt. Die Leber hat außer zwel großen noch einen kleinen Lappen. Der rechte iſt weit größer als der linke, welcher durch einen tiefen Einſchnitt getheilt iſt; außer dieſen bemerkt man noch einen kleinen Einſchnitt am Grunde und gegen den untern Rand des rechten Lappens hin. Die Leber hat eine Ausdehnung von der Rechten zur Linken von 4 Fuß 8 Zoll; fie hat keine Glallenblaſe, ſondern einen ſehr großen Lebercanal, welcher in den Zwoͤlffingerdarm durch eine Seitenoͤffnung in der Gegend des Gekroͤsdruͤſenganges dringt, ohne daß beide Canaͤle ſich mit einander vereinigen. Ihre beiden Muͤndungen in den Zwoͤlffingerdarm find mit einem kleinen Schließmuskel oder einer ſchwebenden Klappe verſehen. \ 8 Das Innere der Gedaͤrme bietet beſondere Merkwuͤrdigkeiten dar. Innwendig in dem erſten Drittel des Zwoͤlffingerdarms zwiſchen dem Pfoͤrtner und der Einfügung des Leber- und Gekroͤsdruͤſenganges bildet dle innere Haut durch ihr Falten kleine, hervorra— gende, laͤngliche Plaͤttchen, welche der Geſtalt eines ſchmalen Zirkelſchnittes aͤhnlich ſind. Gegen den lezten dritten Theil dieſes Raums nehmen dieſe Plaͤttchen nach und nach eine dreieckige Geſtalt an, ſind mehr in die Quere gerichtet, und verwandeln ſich in eine Art von pyramidenfoͤrmigen Waͤrzchen. Sechs Zoll von der Einfuͤgung jener Canaͤle werden dieſe Waͤrzchen oder Plättchen viel zahlreicher und nehmen eine zuſammengepreßte, 5 g a 14 7 — 94 — zugerundete Geſtalt an, und ſind unregelmäßig gelappt oder geſpalten. Man findet davon ordentliche zwei- und dreifache Gruppen. Von der Einfuͤgung jener Canaͤle an verlängern ſich dieſe Waͤrzchen in walzenſoͤrmige Faſern, welche an Geſtalt und Größe den kleinen Regenwürmern gleich kommen. Dieſe walzenfoͤrmigen Waͤrzchen find gegen die Mitte des Darmcanals fo zuſammengedraͤngt, daß fie die innere Fläche deſſelben gaͤnzlich bedecken. Manche davon haben 10 Linien in die Breite. i Weiter hinab im Darmcanal verringert ſich ihre Anzahl; ihr Ende verduͤnnt ſich, aber ihre Laͤnge nimmt zu, und mehre ſind 12 bis 15 Linien lang und daruͤber; einige ſind am Ende gabelſoͤrmig. Dieſe Einrichtung lauͤſt fort bis zum Eingang des Grimm⸗ darms in den Blinddarm. Hier hoͤrt ſie ploͤzlich auf. Die Klappe des Blinddarms iſt kreisfoͤrmig, auf feiner Oberfläche vertieft, und mit gegen einander geneigten Klappen beſezt. Das Innere des Blinddarms ſtellt nur Falten und die gewöhnlichen Ungleichheiten dar; aber im Innern des Grimmdarms zeigen ſich eine Menge ſolcher Falten, welche hervorragende Plaͤttchen bilden; nur find fie immer in die Querſeite gerichtet. In der Machbarſchaft des Maſtdarms dehnen fie ſich noch mehr in die Breite aus, und nehmen öfters kreisfoͤrmig, den ganzen Umfang des Darmcanals ein. Eine dieſer Falten, welche die größte iſt, ſcheidet genau die Hoͤlung des Grimmdarms von dem, Maſtdarm. In dieſem lezten Theil des Gedaͤrms befindet ſich faſt gar keine. Der Blinddarm iſt uͤber zwei Fuß lang und hat 15 Zoll im Durchmeſſer. Die Länge der Gedoͤrme wurde von den oben genannten franzoͤſiſchen Zergliederern nicht angegeben. Sparmann behauptet, daß das Gedaͤrm von einem von ihm zergliederten 11 ıf2 Fuß langen zweihoͤrnigen Nashorn 28 Fuß lang war, und der Blinddarm 3 ıf2 Fuß in die Weite hatte. Allein beide Behauptungen ſind in Betracht, daß das Nashorn ein pflanzenfreſſendes Thier iſt, und aus noch andern Gründen nicht wohl glaublich. Der Knochenbau des Nashorns. 8 N Tat, RX, ” Fig. 1. Das ganze Gerippe eines einhoͤrnigen Nashorns. Der Kopf nach | Blumenbachs Abbildung. 8 Be 2. Der Schedel eines zweihoͤrnigen Nashorns. Nach Blumenbachs f Abbildung. Fig. 3. Der Oberkiefer des einhörnigen Nashorns. | | Fig. 4. Der Unterkiefer deſſelben. Fig. 3. Der Oberkiefer des zweihoͤrnigen iungen Nashorns. 8 Fig. 6 Der Unterkiefer deſſelben. Der Knochenbau des Nashorns ſtellt, ſo wie verſchiedene ſeiner Eingeweide, manches Merkwuͤrdige dar. Wir betrachten zuerſt den Kopf, vorzuͤglich aber das Gebiß.) Auf die Unterſuchung der Zahl, des Sitzes der Zaͤhne, ſo wie uͤberhaupt auf ihre Veraͤnderung in dem verſchiedenen Alter hat man beſonders ſein Augenmerk zu richten, weil die Kenntniß derfelben bei dem Nashorn noch unvollſtaͤndig und doch in verſchiedener Nüffiche, beſonders aber auch für die Vergleichung foſſiler Nashornknochen, die man z. B. an den Ufern des Tchikol und des Wilhoui in Rußland gefunden hat, fo wichtig iſt. SL \ Alle Nashornarten haben ſowohl oben als auch unten, auf ieder Seite 7 Backen. zaͤhne⸗ alſo 28 uͤberhaupt. Wenn man in den vorhandenen Schedeln dieſe Zahl nicht überall antrift, wie z. B. Fig. 4., fo ruͤhrt dieſe Ungleichheit bloß von der Verſchie⸗ denheit des Alters her. In der Jugend liegen die Keime der Zaͤhne noch in Zellen des Hintergrundes der Kinnlade verborgen. Alle pflanzenfreſſenden Thiere vom Pferde an gerechnet, nutzen ihre Zaͤhne bis auf die Wurzel ab, well in demſelben Maße, als die ) Eine Beſchreibung des Knochenbaues mit Abbildung befindet ſich in den Pariſer Annalen des Muſeums der Naturgeſchichte Heft XIII. von welcher eine Überſetzung in dem Voigtſchen Magazin für den neuͤeſten Zuſtand der Naturkunde B. 7. enthalten iſt, welche ich hier benuͤzt habe. 14 * Bin 96 — Krone durch die Relbung vermindert wird, ſich die Zahnhoͤle fuͤllt und die Wurzel hervortreibt. Wenn die Wurzel zweiaͤſtig, wie z. B. beim Nashorn, und der Körper des Zahns ganz abgenuzt iſt, fo bleiben zwei Wurzelſtuͤmpfe, die am Ende einer nach dem andern ausfallen, nachdem ſie durch Reibung abgenuzt und durch die weitere Ausfuͤlluug der Zahnhoͤlen hervorgetrieben ſind. Zulezt verſchwinden die Zahnhoͤlen gaͤnzlich. In der Jugend finden ſich beim einhoͤrnigen Nashorn in der Unterkinnlade zwei kleine mittlere pfriemenartige Schneidezaͤhne, Fig. 4. a. b, die aber ſtets unter dem Zahnfleiſche verborgen bleiben, ſo, daß man ſie am lebendigen Thier gar nicht ſieht; auch hat daſſelbe eine gewiſſe Zeit ſeines Lebens hindurch, zwei aͤhnliche Schneide⸗ zaͤhne in der Oberkinnkade, nur daß fie hier außen neben den großen ſtehen, ſtatt daß ſſie im Unterkiefer zwiſchen dieſen ſich finden. Am Vordertheil der Ober- und Unterkinnlade ſtehen außerdem noch zwei abgeſtumpfte Ekzaͤhne; zwiſchen den Vorderzaͤhnen und den Backenzaͤhnen befindet ſich ein anſehnlicher Raum, fo daß dieſer Theil der Kinnladen völlig zahnlos if. Bei dem zweihoͤrnigen Nashorn ſtehen weder in der Ober- noch in der Unterkinnlade Schneide oder Ekzaͤhne, wie bei Fig. 5. und 6. und Fig. 2. bei e und k zu ſehen iſt. Der bei Fig. 2. g befindliche Theil iſt kein Zahn, ſondern nur der Zwiſchenkieferknochen, der bei dieſem Theil ſehr ſehr klein if. Wollte man nach dieſer Lage der Zaͤhne das Thier nach dem Linne'ſchen Naturſyſtem anordnen, welches ſich auf die Zähne gruͤndet, fo müßte das einhoͤrnige Nashorn unter die Nagethiere (Glires) das zweihoͤrnige aber unter die Ungeheuͤer (Bruta), folglich zwei Thiere, die im Auͤßern ſo viel Ahnlichkeit mit einander haben, in zwei verſchiedene Ordnungen geſezt werden. Die Backenzaͤhne des einhoͤrnigen Nashorns in dem Oberkiefer ſind groͤßer als die in dem Unterkiefer, die vordern faſt viereckig, die hintern an der auͤßern Seite eckig, an der innern rund; (Fig. 3.) eben ſo bilden die 5 vordern Backenzaͤhne des Unterkiefers laͤngliche Vierecke, ieder der zwei hintern hat die Geſtalt zweier Haibfreife. (Taf. XX. Fig. 4.) Leztere Zaͤhne ſtehen nicht ſenkrecht, ſondern ſchraͤg an einander gelehnt. Die Zaͤhne haben aber nicht immer die naͤmliche Geſtalt. Anfangs wenn der Zahn noch nicht abgenuzt iſt, hat er oben Huͤgel, deren Gipfel ſchneidend und mit Schmelz bedekt iſt. Die erſte Wirkung der Reibung beim Kauen iſt die Abnutzung des Schmelzes- auf dem Gipfel, wodurch überall Streifen Knochenmaſſe, von zwei Linſen Schmelz eingefaßt, ſichtbar werden. So wie die Abnutzung zunimmt und bis zu dem dickern Theil der Huͤgel herabſteigt, nimmt die Breite der Knochenmaſſe zu, und die der Ver— tiefungen zwiſchen den Huͤgeln nimmt ab. Bei weiterer Abnutzung bleibt in der Mitte des Zahns eine Vertiefung: noch ſpaͤter vereinigen ſich die querſtehenden Hügel mit ihrem innern Ende und laſſen vorn im Zahn eine große eiſoͤrmige Vertiefung zwiſchen ſich. (Fig. 3. c und Fig. 5. 0). Endlich, wenn die Abnutzung den Grund der Hügel errelcht hat, verſchwinden auch dieſe Vertiefungen, und die ganze Krone iſt dann nichts, als eine einfache Oberfläche von Knochenmaterie mit einem Rande von Schmelz umgeben.“ Die Veränderungen der untern VBackenzaͤhne find nicht fo betraͤchellch. Sie beſtehen aus zwei halbwalzenfoͤrmig gedrehten Hügeln, deren Hoͤlung einwaͤrts und etwas vorwaͤrts gerichtet iſt. (Fig. 4.) Die Abnutzung bewirkt nur eine Vergroͤßerung der halben Monde oder Haſotreiſe, die ihre Gipfel bilden; aber dieſe Geſtalt der halben Monde bleibt, bis die Hügel gaͤnzlich abgenuzt find, wo der Zahn dann viereckig und einfach wird. Ein auffallender Theil am Kopfe iſt die pyramidaliſche Hirnſchale, (Fig. 1. h) wovon das Hinterhauptsbein die hintere, die ſchraͤg aufwaͤrtsſteigende Stirn die vordere Flaͤche, und die Schlaͤfegruben die Seitenflächen bilden. Bei dem zweihoͤrnigen iſt dieſer Theil oben zugerundet; die Unterkinnlade bildet bei dem zweihoͤrnigen (Fig. 2. i) einen ſtumpfen Winkel, da diefelbe bei dem einhoͤrnigen (Fig. 1. k) mehr dem rechten Winkel ſich näher, Die Naſenbeine find von einer Groͤße und Dicke, wie man ſie bei keinem dand⸗Sauͤgethier antrift; fie bilden ein Gewölbe, welches über die Zwiſchenklefer⸗ knochen heruͤberhaͤngt, und worauf eigentlich das Horn ſizt, lezteres aber iedoch kein Fortſaz des Naſenknochens iſt. Die Oberflaͤche dieſes Gewoͤlbes iſt koͤrnicht wie ein Blumenkohlkopf. Die Wirbelſauͤle des zweihoͤrnigen Nashorns beſteht aus 56 Wirbel⸗ beinen, wovon 7 Wirbel den Hals, 19 den Ruͤcken, 3 die Lenden, 5 das Kreuͤz und 22 den Schwanz bilden. Die Dornfortſaͤtze nehmen zuerſt an Groͤße zu, ſo daß (in Fig. 1. 1) der ſiebente der größte iſt, ſodann werden ſie nach und nach wieder kuͤrzer. Die Hoͤhle des Rumpfes wird von neuͤnzehn Paaren Rippen gebildet, von welchen das erſte Paar verwachſen iſt. Das Bruſtbein beſteht aus vier Knochenſtuͤcken, deren erſtes pflugſchaarartig zuſammen gedruͤkt iſt und eine ſpitzige Hervorragung vor dem erſten Rip⸗ penpaar bildet. i | Das Becken (Fig. 1. m. m. m.) iſt außerordentlich breit, da der breite Theil des Darmbeins 5 Decimetre (oder 18 1/3 Zoll) breit if. Seine ſtumpfe Ecke iſt gabel⸗ ſoͤrmig, wodurch er ſich gleich von dem Darmbein des Elephanten unterſcheldet. Der Winkel, der an dem Kreuͤzbein liegt, iſt auch mehr erhaben, der ſogenannte Hals iſt vor⸗ zuͤglich länger und ſchmaͤler. Der auͤßere Rand iſt beinahe fo groß wie der innere, da er bei dem Elephanten viel kleiner iſt. 5 Das Schulterblatt iſt laͤnglich; ſeine groͤßte Breite iſt am Obertheil, der hintere Rand daſelbſt dik und wulſtig. Dieſe Geſtalt unterſcheidet daſſelbe immer von denen an⸗ derer großer Sand » Saugethiere, z. B. des Elephanten, bei welchem daſſelbe ein faſt gleich⸗ ſeitiges Dreiek bildet. Der Oberarmknochen iſt dadurch merkwuͤrdig, daß ſein dicker Höfer eine breite Leiſte bildet, die von vorn nach hinten geht. Der obere Theil des Schen⸗ kelbeins iſt von vorn nach hinten ſehr platt; eine Hervorragung, die man den dritten Trochanter,“) nennen koͤnnte, iſt ſehr vorſtehend und bildet einen Haken „ der gegen einen andern, von dem großen gewoͤhnlichen Trochanter herabkommenden Haken in die Hoͤhe ſteigt, ſo daß zwiſchen dieſen beiden Hervorragungen ein eifoͤrmiges Loch gebildet wird. Die „) Der Trochanter oder Schenkeldreher Ift am Huͤftknochen eine runde Vorragung zur Bewegung und Vergliederung an der Pfanne. ö ö — Schienbeinroͤhre hat einen gleichſeitig dreiwinkeligen Kopf, wo nur der innere Winkel eine hakenfoͤrmige Hervorragung bildet; der vordere Winkel macht einen ſtarken Höfer uns ter der Knieſcheibe. Das Wadenbein iſt duͤnn, von den Seiten zuſammen gedruͤkt, und an beiden Enden wulſtig aufgetrieben. Das Fer ſenbein iſt dik und kurz, feine vordere Flaͤche dreieckig. Es ſind zwei Gelenkflaͤchen fuͤr das Sprungbein vorhanden, die der innern Seite erſtrekt ſich in eine Art von Schwanz laͤngs des ganzen innern Randes dieſer Flaͤche. Vielleicht iſt dieß ein zum Unterſchied der Gattung dienliches Merkmal. Die Zehenglieder ſind alle mehr breit als lang. — a Die unterſcheidenden Merkmale, welche man für das zweihoͤrnige Nashorn, fo weit man daſſelbe kennt, nun aufſtellen kann, beſtehen in folgenden: 1) Auf der Naſe zwei Hoͤrner, von welchen das vordere etwas gekruͤmmt und groͤßer iſt, als das hintere. 6 2) Ohne Vorderzaͤhne mit einem kleinen und blinden Zwiſchenkieferknochen. 3) Die Haut iſt ohne Falten und von grauer Farbe. 4) Außer Baumzweigen frißt es auch die ſtinkende Stapelie (Stapelia) und die Nashorn⸗Stoͤbe (Stoebe Rhinocerotis Lin.) 5) Es geht feiner Nahrung am Abend und Morgen nach, — vielleicht auch die ganze Nacht, — oder ſucht Sumpfplaͤtze auf. 6) Seine Stimme iſt eine Art von Schnarchen. 7) Es verſcharrt ſeinen Miſt. 8) Wenn es ruhig iſt, ſo ſind die Hoͤrner locker oder beweglich, im Zorn aber feſt und unbeweglich. 8 9) Es lebt im ſuͤdlichen Africa. Von dieſer Art ſoll es auch eine Abart geben, welche eine blaſſe Fleiſchfarbe hat und betraͤchtlich groͤßer iſt, als die gewoͤhnliche Art. In dem Hottentottenlande an den Graͤnzen der Colonie hinter dem Hantamberge ſoll dieſe Abart nicht ungewoͤhnlich ſein. (Siehe Barrow's Reiſen in das Innere von Suͤdafrica. Aus dem Engliſchen uͤberſezt. 1801. S. 484.) Man vermuthet auch, daß es noch eine dritte Art von Nashorn gebe, welches auf Sumatra wohnen, zwei Hoͤrner, eine runde, glatt anliegende Haut und zwei Schneidezaͤhne haben fol. (Siehe Pennants Überſicht der vierfüßigen Thiere. Uber» ſezt von Bechſtein. B. I. S. 145. Anmerk.) * Die dreiſpitzige Meerbraſſe. Der Argus. Sparus tricuspidatus. Spinola. | Taf. XXI. | \ rei — Miete vor wenigen Jahren noch gar nicht, oder doch nur wenig bekannte Fiſch wurde von Herrn Spinola in Genua zuerſt beſchrieben und beſſen Beſchreibung und Abbil⸗ dung in den Annalen des pariſer Muſeums der Naturgeſchichte im roten Band mitgetheilt, von welcher leztern wir eine ſehr getreuͤe Nachbildung liefern. Er gehoͤrt unter das Ge. ſchlecht der Seebraſſen, welche ſich dadurch auszeichnen, daß fie einen zuſammen gedruͤkten Koͤrper, eine nach hinten zu gebogene Seitenlinie, abgerundete Bruſtfloſſen, eine zwei⸗ fache Lippe haben, und die Vorderzaͤhne ſehr ſtark, die Backenzaͤhne dicht und ſtumpf ſind. Ihre Kiefenhaut hat fuͤnf Strahlen und der Kiefendeckel iſt geſchuppt. Man zaͤhſt wenigſtens 39 Arten, nach La Cepede 72., von welchen aber keine einzige in Deuͤtſch⸗ lands Gewaͤſſern ſich befindet. Die hier beſchriebene lebt im mittellaͤndiſchen Meere na- mentlich im genueſiſchen Meerbuſen und heißt bei den dortigen Fiſchern O Locco. Die Merkmale, wodurch er ſich von feinen Gattungsverwandten unterſcheidet, ſind folgende: Mit drei Schuppen zwiſchen den Bauchfloſſen, welche ſich in Spitzen verlaͤngern. | Der Kopf iſt kurz, von vorne mit einer ſtarken Abdachung, mit Schuppen bedekt, hat ohngefaͤhr die Größe der verwandten Arten, die Lippen wenig fleiſchig und nicht ausgedehnt; die Kinnladen ſind von gleicher Groͤße, mit kurzen, ſpitzigen, geraden dicht in mehreren Reihen beiſammen ſtehenden Schneidezähnen ; ohne Backenzaͤhne; die Augen rund, ſilberweiß mit braunſchwarzem Seheloch; die Kiemendeckel ſind mit Schuͤppchen bedekt; die Ruͤckenſchuppen viereckig, in die Flaͤche geſchnitten und geſtreiſt an dem auͤßern Rande; die Seitenlinie lauͤft von dem Kiemendeckel an bis zur Schwanzfloſſe ununterbrochen fort mit dem Ruͤcken faſt gleich, und um zwei Dritttheile naͤher demſelben, als dem Bauche; lezterer iſt ebenfalls mit Schuppen bedekt, die aber oben etwas aufge⸗ ſchwollener find, als die übrigen, + u 1, CH. Die Bruſtfloſſen find länger, als die Bauchfloffen und beftehen aus 23 gabelfoͤrmigen Strahlen; die Ruͤckenfloſſe hat von vorne an 11 einfache Strahlen, welche ſich in hervorra⸗ gende Spitzen endigen und zwiſchen welchen der Rand der Floßhau: ausgeſchweift iſt; die übrigen laufen gabelſoͤrmig und find beügfam. Jede der Bauchfloſſen beſteht aus zehn ga⸗ belſoͤrmigen Strahlen; zwiſchen jenen befindet ſich eine dreieckige Schuppe, welche ſich in drei flache, freiſtehende biegſame Spitzen oder Stacheln endigen; die beiden auͤßern ſtehen etwas laͤnger hinaus, als die mittlere; die Aſterfloſſe beſteht aus drei einfachen in eine Spitze auslaufenden, und aus nein gabelfoͤrmigen Strahlen; die Schwanzfloſſe iſt halb⸗ mondfoͤrmig und hat 17 vielfach getheilte Strahlen. Dieſer Fiſch gehoͤrt unter die ſchoͤn⸗ ſten Fiſche des mittellaͤndiſchen Meeres. Der Kopf und Ruͤcken find ſchoͤn bouteillegruͤn, gegen die Ruͤckenfloſſe hin tiefer, weiter hin heller, und gegen den Bauch zu geht ſie in eine ſchoͤne glänzende Silberfarbe über; auf leder Seite an der Seitenlinie hinter der Bruſtfloſſe ein rechtwinkliger ſchwarzer Flek; der Kopf hat zwei laſurblaue Baͤnder, von welchen das eine über den Augen, das andere unter den Augen, über den Kiemendeckel lauft; die Bruſt⸗ und Bauchfloſſen find weißgelb, die uͤbrigen ſchwaͤrzlich mit laſurblauen runden Flecken, wegen welcher man dieſen Fiſch Argus, den vielaugigen, nennen koͤnnte. Seine Laͤnge betraͤgt 9 Zoll. f Man fängt ihn im Junius und Julius, wenn die Weibchen den Laich abgelegt haben. Er iſt wenig bekannt und erſcheint nicht alle Jahre. Sein Fleiſch iſt nicht ſehr ſchmak⸗ haſt, und er wird daher auch nur um einen geringen Preiß verkauft. i — 1 || ale Der zweizehige Strauß. Struthio camelus. Linn. L'autruche. Taf. XXII. und XXIII. — nn Dieter Vogel iſt eines von denienigen Thieren, das den Alten wohl bekannt war, und ſogar ſchon im Buch Hiob *) vorkommt. Herodot iſt der Erſte unter den Grie⸗ chen, welcher Kenntniß von ihm hatte; und die auf ihn folgenden übrigen Schrlftſteller, welche feiner erwaͤhnen, haben ihn ziemlich vollftändig beſchrieben, fo daß die Neuͤern nur wenig hinzu zu ſetzen wußten. Die Roͤmer unterhielten bei ihren Spielen, außer andern beſondern Thieren aus Afrika, auch den Strauß. Unter ihren Kaiſern wurde er fogar als ein gewöhnliches Gericht fiir die Tafel zubereitet, und man erzaͤhlt von dem Kalſer Heliogabalus, daß er Straußengehirne nach Hunderten auf feine Tafel auftragen ließ. si PER | Von den ſtraußartigen Vögeln, wohin man noch den amerikaniſchen Strauß, und den oſtindiſchen und neuͤhollaͤndiſchen Caſuar rechnet, unterſcheldet ſich der africani⸗ ſche oder zweizehige durch folgende Merkmale: | K zwei vorwärts gerichtete Zehen 5 und ein Ferſenaͤhnlicher Sprungknoten; n die aüßere Zehe ſehr kurz und ohne Nagel; am Ende ſedes Flügels zwei hornartige Stacheln. Er iſt der groͤßte unter allen bekannten Voͤgeln, der wle ein Rieſe uͤber alle andern hervorragt, und eine Hoͤhe von ſieben bis zehn Fuß erreicht. Der Kopf iſt im Verhaͤltniß zu dem übrigen Körper ſehr klein, der Scheitel flach, der Schnabel roͤthlich hornfarbig, (nicht ſchwarz, wie in Muͤllers Naturſyſtem faͤlſchlich ſteht,) breit, am Grunde faſt 2 Zoll, 1 Zoll dik und 2 ıfa Zoll lang; am Oberſchnabel vorn mit einem brauͤnlichen Nagel, wie bei den Gänfen und Enten, eben ſo auch an dem Unterſchnabel; das Naſenſoch 1 /s Zoll lang, eiförmig, die Naſenhaut auf dem Ne cken des Schnabels ausgeſchwelft; die Augen lebhaft und groß; rund, (nicht wle in — * * Cap. 39. 13 bis 18. Ju Luthers Überſetzung wird er Pfau genannt; aus der ganzen Beſchrei⸗ bung, welche Hiob von dieſem Vogel macht, geht aber hervor, daß es kein anderer als der Strauß ſein kann. u! ln ee 3 . | | 15 — 102 — Müllers Linnelſchen Naturſyſtem und in Funkes Naturgeſchichte ste Aufl. ſteht, oval,) der Augenſtern nußbraun; das untere und obere Augenlied iſt beweglich und mit Wimpern verfehen. Die Ohroͤffnung rund und klein, und mit fteifen Haaren, welche im Krei⸗ fe herum ſtehen und wie Strahlen nach dem Mittelpunkt gerichtet find, leicht bedekt. Der Kopf fo wie die größere Hälfte des Halſes, find duͤnn mit weißlichen Haaren oder Wolle bekleidet, der untere Theil mit ſchwarzen kurzen Federn bedekt. An der Graͤnze dieſer Halsfedern, wo die Haarbedeckung anfängt, iſt bie Halshaut am engſten, gegen den Kopf hin wird fie wieder weiter. Der Hals iſt nicht walzenförmig, fondern vlelmehr etwas breit und zugerundet, vorn herab lauͤft ſaſt in der Mitte eine ſeichte Furche, zu deren rechter Seite die $uftröhre liegt, deren linke und hintere Seite aber den übrigen Theil des Halſes ausmacht. Der Rüden iſt flacherhaben und breit, und mit ſchwarzen glaͤnzenden Federn bedekt; die Schaͤſte derſelben ſind ſehr biegſam und die Faſern oder Strahlen der Fahne, welche an beiden Seiten ebenfalls eine kleine Fahne haben, ſtehen nicht ſo nah und feſt an einander, wie bei den Federn anderer Voͤgel; auch ſind die beiden Fahnen an allen und auch an den Flügel» und Schwanzfedern breit, da beſonders die Schwungfedern der andern Voͤgel meiſt eine ſchmale und eine breite Fahne haben. 5 Die Federn am dungen Straußen, wenn er aus dem Ei kommt, find nach der von Blumenbach gemachten Beobachtung von anderer Beſchaffenheit als die des alten Straußen. Statt daß namlich bei dem leztern aus einem Kiel ein einziger Schaft mit feiner zweifachen Fahne entſpringt, gehen bei jenem aus einem gemeinſchaftlichen Kiel mehre, z. B. zwanzig Schäfte mit ihren Fahnen, deren Strahlen weitlauͤttig von ein⸗ ander ſtehen und gegen die Schaftſpitzen hin ſich ganz verlieren. Dieſe Art von Federn findet man indeſſen nicht bloß bei dem Straußen, ſondern auch, wie ich kuͤrzlich ſelbſt beob⸗ achtet habe, bei dem kleinen Steißfuß Podiceps minor, deſſen Federn im hoͤhern Alter des Vogels wenigſtens zum Theil, von der gewoͤhnlichen Beſchaffenheit find. Wir haben auf Tafel XXIII. Fig. 6. eine lunge Straußfeder und Fig. 7. eine Feder von einem erſt wenige Tage alten kleinen Steißfuß abbilden laſſen, aus welchen beiden Ilguren die Ahnlichkeit der Federn bei beiden Vogelarten zu erſehen iſt. N Da die Strahlen der Fahnen bei den Straußenfedern lang, duͤnn und beuͤgſam ſind, und weit von einander ſtehen, ſo entſteht eben dadurch das Lockere, Leichte und Flatternde, welche Eigenſchaften ſie von andern Federn ſo auszeichnen und ſich zu einem Gegenſtande des ſchoͤnen Putzes eignen. | Die Flügel find verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein und haben zwei hornartige Spornen, von welchen der eine am Aſterfluͤgel, der andere am eigentlichen Fluͤgelende ſizt. Sie find ſechs bis zwölf Linien lang. Wegen dieſer Kleinheit der Flügel iſt der Strauß nicht im Stande, ſich zu erheben und zu fliegen. Der Schwanz beſteht aus vielen Federn, welche in einer Reihe herumſitzen, etwas gekruͤmmt find, und an ihren Gpie gen nach unten hängen. Die Fluͤgel- und Schwanzſedern find theils ſchwarz, theils weiß. Die Schenkel und Beine find außerordentlich ſtark; iene find nach den Beſchrel⸗ bungen nakt; ich habe aber bei dem Exemplar, welches man hier in Muͤrnberg ver⸗ | ö 4 Fa 103 — gangenen Winter 1815 zeigte, nicht nur einige ſchwarze Federn, ſondern auch die Spuren in der Haut gefunden, in welchen gewoͤhnlich die Federn figen, woraus ſich ſchließen laͤßt, daß er noch mehre Federn auf den Schenkeln muß gehabt haben. Bei den Jungen find fie mit Flaum bedckt. Ä ä 9 8 NEE 9 Die Bruſt und der Hinterleib find mit elner ſchwiellgen Haut verſehen, worauf er ſich beim Liegen flüge. Die Beine find nach Muͤllers Beſchreibung grau, nach un⸗ ſerer Beobachtung blaßgelblich; an der Vorderſeite des ſogenannten Schienbeins ſitzen 25 Schilder, auf der großen Zehe 23; der uͤbrige Theil der Zehenhaut iſt geſchuppt. Die große Zehe mit dem Nagel iſt 7 ıfa Zoll lang, der Nagel 2 Zoll, dreikantig, etwas gekruͤmmt und ſchwaͤrzlich; die klelne Zehe 3 2/3 Zoll lang, ohne Nagel, f Die Jungen kriechen in der Größe eines Rebhuhns aus dem Ei. Lezteres Hält, fo wie es gelegt worden, gegen 3 Pfund an Gewicht. Sie laufen gleich nachdem ſie aus⸗ gekrochen ſind, ihrem Fraße nach. Von Farbe ſehen ſie ganz grauroͤthlich aus mit ſchwar⸗ zen Flecken. Sie haben drei ſchwarze Laͤngslinlen auf Kopfe und im Nacken. Das Weibchen hat einfaͤrbige graubraune Federn. In der Parungszeit iſt beim Maͤnnchen die Haut der Schenkel und des Halſes ſehr roth. * 5 N Nach der Höhe des Halſes und der Beine und nach der Naktheit der leztern zu ur⸗ thellen, nähert ſich der Strauß den Strandlauͤfern; nach dem Bau des Schnabels, nach der Schwere ſeines Koͤrpers und nach ſeinem Aufenthalt auf dem trockenen Lande aber mehr den huͤnerartigen Voͤgeln. & an In innern Bau des Straußenkoͤrpers finden wir mehre beſondere Eigenhelten. Seine Zunge S. Taf. XXIII. Fig. 2. a. iſt ſehr kurz, hoͤchſtens 12 Linien lang und am Grunde 11 Linien breit, vorn abgerundet und wie ein Hufeiſen geformt; leder Schen« kel des Zungenbeins Fig. 2. e. e. 3 1 fa Zoll lang. Die Luftroͤhre Fig. 1. b. b. iſt 2 Fuß 4 Zoll lang, 12/5. Zoll breit, 7 Linien dik, zuſammengedruͤkt, auf der untern Sei⸗ te, wo ſie an der Speiſeroͤhre anliegt, eben, auf der obern vordern Seite erhaben, gegen das untere Ende hin walzenfoͤrmig. Sie beſteht aus vielen gleichlaufenden 2 Linien brel⸗ ten Enorpeligen Ringen. Am untern Ende theilt fie ſich in zwei walzenfoͤrmige Arme (O.) welche in die Lunge gehen. Die Speiſeroͤhre Fig. 1. d. d. iſt oben ſehr weit, aufgeblaſen faſt 4 Zoll im Durchmeſſer, weiter hinab verengt ſie ſich bis auf elne Welte von 2 Zoll im Durchmeſſer, wird walzenfoͤrmig, und lauft an der rechten Kante der Luſtroͤhre befeſtiget, der ganzen Lange derſelben nach herunter und vereiniget ſich mit dem Magen. 1 a | Die leber hat die Geſtalt eines etwas geſchobenen Viereks, iſt auf der einen Selte fuaſt eben, auf der andern erhaben; 81½ Zoll lang, 6 Zoll breit. Sie iſt bis auf 3 ö Zoll in 2 große Lappen gethellt, von welchen der kleinere einen 11/2 Zoll tiefen Eins FRE a in ia en | 1 5 e Die hauͤtlgen Scheldewaͤnde „welche die Lungen von dem Unterleibe trennen, ſind mit Muskeln verſehen, und aͤhneln dem Zwergfell der Sauͤgthiere. Diͤe Gedaͤrme des Straußen find von dem Magenmund an gerechnet bis an die zwel Fi * 15 E - m Blinddaͤrme 15 Fuß lang, hingegen der Grimmdarm allein 3 5 Fuß lang. Der Grimm⸗ darm iſt inwendig innerhalb einer Laͤnge von 9 Fuß mit Klappen verſehen. Der gerade Darm iſt kurz und erweitert ſich ploͤzlich in die ſehr weite Kloake, die von Einigen ſuͤr die Urinblaſe gehalten wurde. Auch ſammelt ſich wirklich der Urin daſelbſt, und der Strauß iſt der einzige Vogel, welcher den Urin ohne Vermiſchung mit dem fe ſten Koth von ſich gibt. kezterer iſt trocken, ſchwarz und wie kleine Kugeln nach Art des Schafmiſtes gebildet und mit einer weißlichten Materie uͤberzogen. Dleſem Aus⸗ wurf geht immer das Urinlaſſen voraus. Das Zeuͤgungsglied des Maͤnnchens Fig. 8. in ſehr groß. Es beſteht aus einer zaferigen Fleiſchmaſſe und iſt an den untern Theil des After » Schließmuskels angewachſen. Es hat keine Roͤßre, fendern auf der obern Seite eine einfache Furche, welche am Grunde tief, gegen das Ende ſeicht iſt und in welcher die Samenfeüchtigfeit heraus lauͤſt. Dieſes Glied tritt auch iedes Mal heraus, ſo oft er den Urin laͤßt. Nach Harveys Verſicherung gleicht dieſes Glied in ſeiner Steifheit einer Ochſenzunge. Mur 3. k. ſtellt daſſelbe von oben dar, wie es aus der Offnung herausgeht. Bei g. iſt die Rinne zu ſehen, und h. h. h. iſt ber Schließ⸗ muskel. Fig. 4. zeigt daſſelbe. Der mit i. i. i. bezeichnete Theil iſt trichterfoͤrmig; bei k. iſt die Mündung der Röhre, welche ſich in die Rinne g. Fig. 3. verliert. Wahrſcheinlich fließt in dieſe trichterfoͤrmige Vertiefung die Samenfeuͤchtigkeit, von wo aus ſie in die Rinne tritt und abfließt. Fig. 4. 1. 1. iſt ein weiteres Behaͤltniß und wahrſcheinlich die Kloake. Die Länge des Gliedes iſt nach dem Tode des Vogels 32/3 Zoll, die Breite 2 Zoll; es iſt von den Seiten zuſammengedruͤkt, die eine Seite flach vertieft, die andere erha⸗ ben und abgerundet, die obere Seite, auf welcher die Rinne ſich befindet, am Grunde 10 Linien, vorn am Ende der Rinne 5 Linken dik, die der entgegengeſezten Kante If verſchmalert, und nur 3 Linien dik, die Epige iſt abgerundet, fo daß das ganze Glied ei ner Zunge ſehr ähnlich ſiehet, deren einer Rand dicker iſt als der andere. Zu beiden Seiten am Grunde des Gliedes finden ſich links — weun die Rinne oben iſt, — vier Gruͤbchen, rechts ſuͤnf; ſiehe Fig. 5. m, welche inwendig abermals ein kleines runs des Gruͤbchen wie ein Taͤſchchen haben. Lappen Fig. 5. n. bedekt. Die Beſtimmung dieſer Gruͤbchen iſt mir unbekannt. Melnes Wiſſens erwaͤhnt ihrer auch keln Schrlftſteller, und ich halte dieſe Entdeckung daher für neu. REN Das Gerippe des Straußen iſt in einiger Hinſicht von dem anderer Voͤgel ver⸗ ſchleden. S. Taf. XXIII. Fig. 8. Das, was zuerſt an ihm in die Augen fällt, iſt die beträchtliche platte Breite des Schedels; die Augenhoͤle iſt ziemlich groß und oben durch ein Knochendach geſchuͤzgt. Am Halſe find 18 Wirbelbeine, und ſo mit einan⸗ der verbunden, daß, wle uͤberhaupt bei den Voͤgeln, die obern ſich nur nach vorn, die untern nach hinten biegen koͤnnen. Der Bau der 8 Ruͤckenwirbel Fig. 8. O. zeigt, daß der Strauß nicht zum Fliegen geſchaffen iſt. Sie find noch beweglich, da fie bei den andern Voͤgeln, damit der Rumpf die heftigen Bewegungen des Flügels aushalte, Dieſe Gruͤbchen werden von einem hauͤtigen —— 105 — vorzüglich durch die Dornſortſäͤtze verwachſen und gleich ſam in einander geſchmolzen find, Die 20 Kreuzwirbel Fig. 8. p. find dagegen unter einander und mit den Huͤftbeinen innig verbunden. Schwanzwirdel Fig. 8. g. ſind 9 vorhanden, deren lezterer pflugſcharartig iſt und vorzuͤglich die Schwanzfedern traͤgt. 10 Die Rippen kommen im Weſentlichen mit denen anderer Voͤgel überein; das Bruſt, bein aber Fig. 8. r. weicht ganz und gar ab. Es iſt groß, gewoͤlbt und ſchildartig. An den Beckenknochen beſteht die größte Verſchiedenheit von denen anderer Voͤgel darin, daß Die breiten Schoßknochen Fig. 8. s. s. vorn vereiniget und die Sizbeine deuͤtlich ges trennt ſind, ſo daß alſo ein vollſtaͤndiges Becken entſteht. Die drei Knochen der Schulter find fo verelniget, daß man auf jeder Seite nur einen platten Knochen findet, indem auf ieder der eine Aſt der Gabel des Schulterblatts Fig. 8. t. und das Schluͤſſelbein Fig. 8. u. verſchmolzen ſind, in welchem ſich gegen das Bruſtbein zu ein Loch findet. Der Oberarm Fig. 8. v. iſt lang, an deſſen oberer Hälfte ein rundlicher Wuift iſt; die Knochen des Vorderarms und der Hand ſind auffallend klein. ö a Die Schenkel Fig. 8. w. kurz und ſehr dik; das Schienbein Fig. 8. x. länger und duͤnner; das Wadenbein Fig. 8. 2. liegt an dem obern Ende, wie gewoͤhnlich nach au⸗ ßen; reicht aber kaum über die obere Hälfte herab. Der Fußwurzel⸗Fig. 8. . und Mittelfußknochen iſt eben ſo lang wie das Schienbeln, hat unten nur zwei Gelenkfortſaͤtze, da nur zwel Zehen vorhanden ſind. Die kleinere Zehe hat zwar ein Nagelglied, welches aber keinen Nagel träge. Dier Strauß hat ein gutes Geſicht, das ſehr weit reicht; aber fein Geruch und Ges 7 ſchmak find ſehr ſchwach. Er verſchlingt mit ſeinen Nahrungsmitteln allerlei andere gleichen andere abgenuͤzt werden, ſondern daß fie vielmehr das Anſehen haben, als ob ſie durch einen gewiſſen Saft waͤren ausgefreſſen worden, welches man aus der Ungleichheit der Ritzen oder Vertiefungen in denſelben wahrnehmen kann. Wenigſtens war dieſes RT FR — 106 — fe eine zu große Menge Kupfer verſchlaͤnge, ſich vergiſten, wenn durch den ſcharfen Magenſaft die giftigen Theile aus dem Kupfer aufgeloͤſet wuͤrden. Auch konnten Nägel und andere harte ſpitzige verſchlukte Koͤrper im Magen ſich ſtemmen und deſſen Haut durchſtechen. Die parifer Naturforſcher fanden bel der Zergliederung eines Straußen in dem dicken Theil des Gekroͤſes zwel eiſerne Naͤgel, welche nicht dahin kom⸗ men koͤnnen, ohne die Waͤnde des Magens zu durchbohren. Durch ihren Reiz entſtand ein gruͤnliches Gewaͤchs, welches ſehr hart und mit einer Rinde ganz uͤberzogen war. In dem Magen desienigen Straußen, welcher im verwichenen Winter 1815 in hieſiger Stadt gezeigt wurde und ſtarb, fand ich außer einer Menge Steinchen ein Stuͤk von einem leinenen Lappen und Heuͤ. Seine innere Magenhaut, die bel förnere freſſenden Voͤgeln gewoͤhnlich lederartig iſt, war ſehr muͤrbe, die ſich Teiche mit den Fin⸗ gern zerbroͤckeln Heß. Die innere Seite derſelben war grün, eben fo auch die Stein⸗ chen; welche Farbe wahrſcheinlich vermittelt des Magenſaftes aus dem Heu aufgeloͤſt wurde und in die Zwiſchenrauͤme der Steinchen eindrang. Daß dieſer Strauß aber an einer Vergiftung umgekommen fei, wle man hier glaubte, iſt gar nicht erwieſen. Es iſt vielmehr hoͤchſt wahrſcheinlich, daß, da er in der Mauſer, folglich in einem kraͤnklichen Zuſtande und mehre Tage und Naͤchte einer ſtarken Kaͤlte ausgeſezt war, die welte Reiſe von feinem vorher bequemen Aufenthalt in Stuttgardt und die Veränderung feines Wohnorts zu uͤberſtehen hatte, durch das Zuſammentreffen aller dieſer Umſtaͤnde umkam. Der Strauß iſt ſehr gefraͤßig. Obgleich Koͤrner und Gras ſeine eigentliche Nahrung aus⸗ machen, ſo frißt er doch ohne Unterſchied allerlei Pflanzen und thieriſche Theile. Gerſten⸗ koͤrner ſcheinen feine Keblingsnahrung zu fein. Auch Haberkoͤrner frißt er gern. In ſei⸗ nem Vaterlande frißt er auch Datteln. Derlienige, welcher noch in dem Thiergarten zu Paris ſich befindet, bekommt täglich vier Pfund Gerſtenkoͤrner, ein Pfund Brod und etwa zehn Salatkoͤpfe, ſodann 4 Kannen Waſſer, im Winter wo er eingeſchloſſen ift, über 6 Kannen. Es iſt alſo falſch, wenn man behauptete, daß der Strauß nicht trinke. Der Strauß wird außerordentlich fett. Derlenige, welcher in Parls zergliedert wurde, hatte das Fett auf den meiſten innern Theilen zwei bis drei Finger dik liegen. Von dem bier zu Nürnberg geſtorbenen erhielt ich bei 20 Pfund Fett. In feinen Muskeln, be. ſonders auch in den Beinen, hat er elne große Staͤrke und er iſt im Stande, ſehr ſchwe⸗ re Steine eine betraͤchtliche Weite nach hinten zu werfen. b Sein relßend geſchwinder Lauf uͤbertrift in der Hinſicht alle bekannten Thiere; und haben dieienigen, welche auf ihm reiten, ſich nicht vorher einigermaſſen daran gewoͤhnt, fo find fie in Gefahr zu erſticken. Seine Fluͤgel dienen ihm wie Ruder zur Beſchleuͤnl⸗ gung des Laufes. Sein Geſchrei If ſchwach und ähnele der Taubenſtimme. Nach Bar⸗ row (ſiehe deſſen Reife in das Innere von Suͤdafrika,) iſt es eine Art dumpfen, klaͤglich klingenden Bruͤllens. Er läßt feine Stimme felten hören. Wenn man ihn plagt, fo blaͤßt er wie die Gaͤnſe. Noch mehr auͤßert er ſeinen Zorn, wenn er feine Flügel und fele nen Schwanz hebt und ſie ſchuͤttelt. Das Männchen ſchlaͤgt mit dem Fuße fo ſehr au — 107 — die Wände feines Pferches, daß man das Schlagen mit elnem Hammer zu hoͤren glaubt. Die Gegenwart der Hunde iſt ihnen unangenehm. 5 Bouffon ſagt, daß der Strauß ſehr geil fei und ſich ſehr oft begatte. Thevenot ver⸗ ſichert, daß ſich ein Maͤnnchen nur zu einem einzigen Weibchen halte. lezteres ſoll nach Ariſtoteles 25 Eier legen, nach Willughby 50, nach Elien bei 80, nach Buffon ſoll er iedes Jahr zwei bis drei Mal bruͤten und iedes Mal 12 bis 15 Eier legen. Le Vail. lant fand in einem Neſie 38 Eier, nach Barrow 70. Nach Le Vaillant ſollen ſich Maͤnnchen und Weibchen beim Briten abloͤſen, ia ſogar mehre Weibchen ihre Eier in ein gemelnſchaftliches Neſt legen und abwechſelnd ausbruͤten, einige Eier ausgenommen, welche um das Neſt herumliegen und den ausgekrochenen Jungen zur Nahrung dlenen. Die Sache verhaͤlt ſich aber nach Barrows Beobachtung eigentlich ſo: Der Strauß iſt einer von den ſehr wenigen Voͤgeln, welche in Vielweiberel leben. Man ſieht das Maͤnn. chen gemelniglich in Geſellſchaft von zwei bis drei, ia haufig auch von fuͤnf Weibchen. Dieſe legen ihre Eier in ein Neſt zuſammen, und jedes legt zehn bis zwoͤlf, die ſie auch ge⸗ meinſchaftlich ausbrüsen. Das Maͤnnchen ſezt ſich ebenfalls darauf, wenn die Reihe an daſſelbe kommt. Dieienigen Eier, welche man an der Seite der Grube oder des Neſtes findet, werden deßwegen herausgeworſen, weil die Vögel wahrnehmen, daß das Heft mehr Eier enthalte, als fie bequem bedecken konnten. Die Brutzeit dauert ſechs Wochen. Bel der Begattung ſezt ſich das Weibchen; dem Maͤnnchen macht es viel Muͤhe, ſich in die gehoͤrige Stellung zu bringen und haͤlt ſich ledes Mal mit dem Schnabel an den Ruͤ. ckenfedern des Weibchens an, wobei faſt alle Mal einige herausgeriſſen werden. Das Weibchen zu Paris legte innerhalb zwei Monate ſechs Eier ‚ von welchen drei keine Scha⸗ le hatten. Eins von zweien, welche vollkommen und ganz den ausländifchen gleich wa⸗ ren, wog man gleich nach dem Segen und fand es 2 Pfund 14 Unzen ſchwer. Es iſt daher übertrieben, wenn manche Schrifiſteller das Gewicht eines vollen Straußeneies zu 15 Pfund angeben. Man hat verſucht, eins ausbruͤten zu laſſen; allein ohne Erfolg . vermuthlich, weil das Männchen ſchon tod war, als das Ei gelegt wurde. Das Weib⸗ chen baut kein eigentliches Neſt, ſondern legt ſeine Eier auf den bloßen Sand hin, den es in Form eines Neſtes zuſammen ſcharrt. Die Eier werden aber nicht von der Sonne, oder von dem Weibchen bloß bei der Nacht bebruͤtet, ſondern auch bei Tage. 5 Der Strauß bewohnt ganz Africa von der Barbarei an bis zum Worgebirg der gu⸗ ten Hoffnung. | Eben fo ift er auch ſehr gemein in Arabien, und ſcheint auch ehmals in Vorderaſien gewohnt zu haben. Sein Aufenthalt ſind vorzuͤglich die Sandwuͤſten. Er lebt geſell⸗ haftlich und 1 ganze Haufen beiſammen an, welche die Sandwuͤſten durchſtrei⸗ In Afrie. unterhalten verſchiedene Völker große Straßenherden wie wir Huͤner und haͤnſe. In Europa gewöhnen fie ſich ſogar an einen kalten Himmelsſtrich; denn man bſt in Petersburg einen gehegt. Die Araber iagen ſie mit Pferden und beunruhigen fie unaufhoͤrllch, damit fie nicht reffen koͤnnen. Sind fie ermüdet und kraftlos, fo uͤber⸗ fälle man fie mit Prügeln und schlagt fie tod, Man verfolgt ſie auch mit Hunden , ſtellt ihnen Netze und Schlingen; auch bedient man ſich zahmer lebendiger Strauße, um ihrer habhaft zu werden. Wenn er nicht entrinnen kann, ſo verſtekt er den Kopf in einem Geſtrauͤch, worauf man hinreitet und ihn tod ſchlaͤgt. Man hat diefes Verbergen feines Kopfes feiner Dummheit zugeſchrieben, die er auch hat; allein es iſt wahrſcheinlicher, daß daſſelbe nicht ſowohl deßwegen geſchehe, um ſich ganz vor ſeinem Feinde zu verbergen, ſondern mehr, um ſeinen Kopf als den ſchwaͤchſten Theil des Leibes zu ſichern. Nach einer neuͤern Nachricht bemaͤchtiget man in der Gegend von Tombuctoo ſich des Straußen da⸗ durch, daß man ſich die Stelle merkt, wo er ſich bei Tage aufhaͤlt, bei der Nacht ſo⸗ dann auf dem Heiries *) hinreitet und ihn mit einem Stok tod ſchlaͤgt. 8 Man kann auf ihnen reiten, allein fie laſſen ſich nicht wie ein Pferd lenken. ö Das Fleiſch der alten Strauße iſt hart und hat einen unangenehmen Geſchmak. Das Fleiſch der Jungen iſt fett und kann gegeſſen werden. Das gemeine Volk unter den al⸗ ten Abyſſiniern nährte ſich vorzuͤglich von dem Straußen; daher man fie Struthlophagen d. i. Straußfreſſer nannte. it Die Straußenhauͤte mit den Federn dienen den Arabern zu Harniſchen. Sie werden auch zu Leder verarbeitet. Die Flügel» und Schwanzfedern werden bekanntlich als eine ſchoͤne Kopfzierde für Frauenzimmer, Kriegsleuͤte ꝛe. gebraucht. Die Straußenwolle am Halſe und unter den Fluͤgeln gebraucht man zu Huͤten und groben Tuͤchern. Die Ara ber halten das Straußenblut mit Straußenfett vermiſcht, unter dem Namen Straußen⸗ butter bekannt, für eine angenehme Speiſe. Die Eier ſaͤttigen zwar mehr als Huͤner⸗ eier, find aber nicht fo ſchmakhaſt. Man hat eine große Anzahl von Abbildungen des Straußen; allein wenig gute. Die Abbildungen des Aldrovand, Geßner, Jonſton, Buffon, Briſſon, Willughby, Browe und Latham haben alle mehr oder weniger Feh⸗ ler theils in der Zeichnung, theils in den Farben. Die Abbildung in der Menagerie duͤ Muſeum national d'hiſtorie naturelle Th. I. S. 82. iſt im Ganzen genommen ſehr gut; doch find die Beine etwas zu kurz und die Schilder auf der Vorderſelte derſelben nicht deuͤtlich ausgedrukt. Unſere gelleferte Abbildung iſt nach dem bier in Nürnberg geweſe⸗ nen Exemplar verfertlgt, und wird wie wir hoffen, den Beifall der Kenner erhalten. Das Zeuͤgeglied des Straußen und deſſen Speiſe⸗ und Luſtroͤhre find unſers Wiſſens hier zum erſten Mal abgebildet und der Rumpf am Gerippe, aus Volgts Magazin fuͤr ben neuͤeſten Zuſtand der Naturkunde entlehnt, iſt nach einem natuͤrlichen Exemplar ver⸗ beſſert worden. - — ) Das Heirie iſt eine Art kleiner Camele, die nur zum Reiten gebraucht werden. Es iſt ſtoͤrrig und kann keine Laſt tragen; dagegen iſt fein Lauf auͤßerſt ſchnell, fo daß er mehre Tage nacheinander, funfzig Meilen täglich zuruͤkleght. S. Bericht des Matroſen Robert Adams 1816 aus dem Innern von Africa. f W — 109 — * N * ap Der See⸗Sandwur m. Pier. Lamb ı news. mar in us. um. Arenicola Piscatoru m. Lamdsft. Taf. XXIV. N Ene genauere Kenntniß dieſes Wurms haben wir neuͤerdings dem Herrn Hofrath Oken in Jena zu danken, welcher eine Beſchreibung und Abbildung deſſelben in der Iſts ) geliefert hat, die wir unſern Leſern mit einigen wenigen Veraͤnderungen mittheilen. Der See ⸗Sandwurm oder, wie ihn Oken nennt, Pier, wohnt an dem nördlichen Meerſtrande namentlich auf der Inſel Wangerog und laͤngs der ganzen Kuͤſte des feſten Landes bis Holland und wahrſcheinlich weiter in den ſogenannten Warten d. h. da, wohin man zur Zeit der Ebbe zwiſchen Wind und Waſſer waten kann und wo es waſſerfrei, aber nicht eigentlich trocken wird; ferner an den Inſeln, und zwar nur an der Selfe, wel⸗ che gegen das feſte Land ſich kehrt, theils weil da die Fluth gebrochen iſt, theils weil an der Nordseite meiſt ſchnell die Tiefe anhebt und der Strand bloß aus Sand beſteht, der überbieß lede neuͤe Fluth mit neuͤem Sande, Schalen oder Tangen bedecken und auf ſol⸗ che Weile die Würmer vergraben wuͤrde. 5 8 1 6 1 15 een), RER Ram Thelle. (Stehe Fig. A.) Der vordere Theil geht von dem Munde a. bis an das vor⸗ derſte Kiemenpaar b; von da bis an das hinterſte o, und von da an bis an den After d. Die Ringel ſtehen zu ie fünf, und ein ſolcher Saz iſt durch eine tiefere Furche oder Ein⸗ ſchürung von dem folgenden abgeſondert. Hinter den Kiemen iedoch, wo die Ringel enger, die Furchen kleiner werden, iſt dieſe Scheidung undeuͤtlicher. Auf tedem der lezten Rin⸗ gel eines ſolchen Satzes ſtehen die Kiemenpaare Fig. A. b. , &, ce, ß, B. ꝛc. Fig. D. c cr. Der Hals beſteht aus 6. Ringelſaͤtzen oder Schienen, (Fig. A. 1-6.) Die Bruſt hat deren 16. — nicht wie man ſonſt angab, 14, — der Bauch oder Schwanz mehr als 20, mithin 100 Ringeln, fo daß alſo der ganze Wurm aus mehr als aus 200 Ringeln beſteht. Kt Die Kiemen (Fig. D. e, c vergroͤßert,) find flrauchartig verzweigte Gefäße, fo daß aus einem breiten Grunde etwa 8 Gerten entſtehen, die voll laͤnglicher, breitlicher Seitenblaͤtter find, wie gefiederte Mimoſenblaͤtter, hin und wieder ſchwach verzweigt, Fig. D. b. Ein eigentlicher Stamm iſt nicht da, und fie find mithin nicht mit Bauͤmchen, ſondern mit Buͤſchen zu vergleichen. Am Fuße eines ieden Buſches nach außen iſt ein horniger Dorn Fig. D. v. v., der kaum eine Viertellinſe lang iſt und ſich an der Spl⸗ tze in einige Haͤrchen ſpaltet. Die zwei Kiemenreihen ſtehen in der Anie zwiſchen dem Nüs cken und den Leibesſeiten. Der Kolben zwiſchen A. a. Fig. A. iſt kein beſonderer Ruͤſſel, ſondern nur der Schlund, welcher heraus geſtuͤlpt werden kann, wie ein Schneckenhorn, aber in der Re⸗ gel eingezogen iſt. Man ſiehet ſeine Offnung oben; der eigentliche Mund aber iſt bei a. Fig. A. Dieſer Schlund iſt wie eine Sammethaube oder vielmehr wie Ratine — ein wollener gekuͤperter Zeuͤg, — mit kleinen, geſtielten Waͤrzchen beſezt. 0 Der Darm Fig. B und C. a. e. e. e. f. g, bei C noch im Leibe, der laͤnas des Bauches aufgeſchnitten iſt; bei B herausgenommen nebſt einem Theil des Gefaͤßſyſtems, und zwar die Ruͤckenanſicht. 9 N Der Darm zeigt mehre bisher unbekannte Merkwuͤrdigkeiten. Er iſt ganz einfach, mit ſchwachen Querringeln, welche aber nicht angegeben find. Fig. B. a e koͤnnte die Speise roͤhre vorſtellen. Bei e verdikt fie ſich ein wenig, und da mag der Magen angehen und ſich ununterbrochen in den Darm verlieren, der fi in g endiget. Das Sonderbarſte nun iſt, daß die Stelle g, wo ſich hier der Darm, welcher ſchoͤn gelb iſt, endet, nicht das Ende des Leibes, ſondern nur etwa die Hälfte des Schwanzes iſt. Der Darm hef⸗ tet ſich nämlich hier an den Leib, oder vielmehr er verliere ſich in denſelben, wie etwa das Zwerchfell in die Bauchwaͤnde, wie das Ermelfutter eines Rockes vorn angenaͤht iſt. Der Koch gelangt ſodann, wenn man will, in die freie Bauchhoͤhle, und dieſe iſt es, weiche als After in d durchbohrt iſt. Doch kann man denken, daß der Darm die üb« rige Roͤhre des Bauches, feſt an ſie angewachſen, austapeziert, und er an der Stelle g nur aufhört, eine freie loſe Roͤhre in der Leibesroͤhre zu fein. Der Koth, von dem uͤbri⸗ gens der ganze Darm ausgefüllt iſt, iſt fürs Auge nichts als Sand und Waſſer. — 1 — Die zweite Merkwuͤrdigkeit iſt das Daſein einer wahren Leber: denn es nicht Se ber nennen, hieße einer vorgefaßten Meinung wegen, bloß mit Worten ſpielen. Was ſoll die gruͤmeliche, gelbliche, wohl eine halbe Linie dicke Maſſe o. o, welche den Darm von e bis f, namlich vom Anfang bis zum Ende der Kiemen umgibt, anders ſein? Durch die unvollkommene nachlaͤßige und oft aus emplriſcher Syſtemſucht, damit Schnecken und Muſcheln allein eine Leber behielten, abſichtlich verſchwiegene oder verkehrte Angabe unſe⸗ rer Vorgaͤnger in der Anatomie der Wuͤrmer haben ſich neuͤere Naturforſcher, aus Ver⸗ trauen auf ſo geglaubte Zootomen, dieſem Glauben auch ergeben. Herr Hofrath Oken hat aber dleſe Leber nicht bloß in den Pier, ſondern auch in den Nereiden und den Lernaͤen ge⸗ funden, und man darf daher wohl die Allgemeinheit dieſes Organs bei den Würmern an nehmen. Indeſſen iſt es, wie er ſagt, allerdings noch welt bis zur Leber einer Schnecke oder Muſchel, wo ſie in ſolchem Bulk (Volumen) erſcheint, daß ſie die Geſtalt des Bau⸗ ches ia des ganzen Thlers ſammt der Schale beſtimmt; waͤhrend ſie bei dieſen "Würmern der Geſtalt des Darms folgt, und am teibe nichts ändert. Der Leib der Schnecke, ia ihre ganze Geſtalt iſt daher allerdings durch die Leber beſtimmt, nicht ſo der Wuͤrmer. So⸗ dann Öff der Schneckenleib immer glatt, der der Wuͤrmer geringelt, die Lernaͤen ausge⸗ nommen. a Das Herz iſt in Flg. B. zu ſehen. Es liegt auf dem Ruͤcken des Darms, nicht auf deſſen Bauchſeite. Die Theile i. 1. find die beiden Herzkammern, k k die beiden Herzohren oder Vorkammern. Die Herzkammern ſtehen mit einander in Verbindung durch den Querkanal ii, der jederſelts in ein ſehr dickes Laͤngsgefaͤß h. f. g. fuͤhrt, wel⸗ ches mithin längs des Ruͤckens liegt, vorn bei h. zweilappig ift, hinten von f. bis g. alſo bis zum Darmende ploͤzlich verengt in ein duͤnnes, weißes blutloſes Faͤdchen fortlauft, und ſich hier ohne alle Verzweigung endiget; von h. bis f. aber wohl 1/ Linie breit, gleich⸗ foͤrmig dik, voll rothen Blutes iſt und auch nicht ein einziges Seitenzwelglein abgibt. Hier haben wir, ſagt Herr Hofrath Oken, das ſo lang bewunderte „unbegriffene Ruͤckengefaͤß der Inſeeten vor bedeuͤtet, das auch Blut enthält, ſich bewegt, aber nirgends Gefaͤße abgibt. Wir haben es aber hier noch in feiner Entſtehung, in feiner Verbin⸗ dung mit dem Herzen, aus dem wir ſehen koͤnnen, wle es das Blut empfaͤngt was alles beim Inſect ſchon verſchwunden iſt. Das Mittelglied dazu macht das Ruͤckengefaͤß oder Laͤngsherz der Kiemenfuͤßler unter den Krebſen (Squilla etc). Wir konnen dieſes Nücengefäß im Pier als das eigentliche Herz, und mithin als ein kammeriges (wie das der Fiſche oder Muſcheln) betrachten, fuͤr das i, i, und k, k, nur Vorkammern waͤ⸗ ren; doch waltet hier der große Unterſchied ob, daß kein Gefaͤß daraus geht. Es iſt nur ein großes Herz ⸗Blindſak, und mithin ohne beſondere Function. Aus den Herzkammern i, i, geht ie ein großes Gefäß in die Leber 1, 1, und verbreitet ſich ganz darin bis f „was hier nicht gezeichnet iſt. Aus den obern, ſtumpfigen Enden der walzigen Kammern geht auch ein Gefaͤß m, m, das dicht iederſeits an der a baͤngt und bis gegen den Mund ſortgehet, wo ſich iedes, man weiß nicht wie, endet. 5 N 2 — U „ Aus ieder Vorkammer k, k, geht nur ein Gefäß m, m, das ſich unter den Darm begibt und Fig. C als unf nnf längs der Bauchſeite des Darms auf der Leber, vor Augen gelegt iſt. Es lauft nicht weiter als f. Aus iedem gehen 16 Zweige r, r, r, ab zu den Kiemen. d Zwiſchen dieſen zwei Gefaͤßen lauͤft ein wohl noch einmal fo dickes Gefäß st laͤngs und auf dem ganzen Darm von a bis g. Es gibt ebenfalis 16 Zweige u, u iederſeits zu den Kiemen. Da die Kiemen auf dem Ruͤcken liegen, fo muͤſſen ſich dieſe Kiemenge⸗ faͤße natuͤrlich zum Theil um den Darm herumſchlagen, und ihn wie Reifen einfaſſen, wie Figura zeigt. Nun entſteht die Frage: Welches find Arterien, welches Venen und mit⸗ hin nach welcher Richtung fließt das Blut? N f Aus der Gleichfoͤrmigkeit des Ganges der Natur, aus der Beſtaͤndigkeit eines Naturge⸗ ſetzes in allen Bildungen, aus der phyſiologiſchen Bedeuͤtung des Herzens muͤſſe man alle Herzen, ſelbſt das der Fiſche, für arterioſe anſehen, und daher glauben, daß das Blut, welches mit dem Herzen und den Kiemen in unmittelbarer Verbindung ſteht, arterioſes ſei, mithin von den Kiemen zum Herzen fließe. Nun iſt aber dieſer Zuſammenhang der Kies men b. — c mit der Vorkammer durch r, r ꝛc. und fnn allein unmittelbar, fo daß das Blut nicht noͤthig hat, vorher durch den Leib zu laufen; was dagegen der Fall waͤre mit dem Blut, das ſich aus den Kiemen durch u, n etc. nach dem einfachen Mittelge⸗ faͤß bewegt, kun fun find demnach die Lungenvenen r r ihre Verzweigungen in den Kiemen; uu ic. dagegen find Lungenarterien, und st die Hoßlader, welche durch den ganzen Leib reicht. N Das Blut fließt nach Okens Meinung aus den Kiemen orydlert durch die Zweige 1 1 c. in n n, aus dleſen in die Vorkammern k, Ic welche ſich ſichtbar zuſammenziehen, aus diefen in die Kammern i, i, die ſich auch ſichtbar zuſammenziehen, voͤllig wie das Herz höherer Thiere. Warum ſoll man num dieſes Organ nicht Herz nennen? Wiederum eines empiriſchen Syſtems willen, das meint, die Wuͤrmer wären durch Herzloſigkelt has rakteriſiret. Da wir beſſere Unterſcheidungszeichen wollen und haben, ſo haben wir nicht noͤthig, dem Pier das ſo augenſcheinliche Herz abzuſprechen. JE 100 Aus den Herzkammern ſtroͤmt nun das Blut vorn durch m, m nach dem Munde⸗ hinten durch 1.1. in die Leber. Jenes wird geſammelt durch s, das alio die obere Hohlader vertritt, diefes durch t, das alſo die untere iſt. Aus dieſem Gefäß s. t. geht das nun venoſe Blut durch die Kiemenarterien u u dec. in die Klemen, um wieder arte⸗ rios zu werden. | | Ha Zwiſchen dem Darm und der Haut, ober in der leibeshoͤle iſt kein Waſſer, und alle Athmung geſchieht daher in den Kiemen. Der Kreislauf iſt vollkommen und geſchloſſen. Die zwei weißen Blaſen p. p. find dem Ende der Speisroͤhre angeheftet, und gehoͤren hoͤchſt wahrſcheinlich zu den Geſchlechtstheilen. Noch find einige andere paarige da. Ans liche finden ſich beim Regenwurm, Blutegel, und auch bel Nereis, 'Thalalsema, Am- phitrite, wo es kein Zweifel iſt, daß es Geſchlechtsblaſen find. ** — 113 — Der zweifarbige Bienenfreffer. | Merops bicolor. Guepier bicolor. Daudin. Taf. XXV. 0 Dieser ſchoͤne Vogel iſt in dem Königreich Congo in Afrika zu Hauſe, aus einem Lande, das fuͤr den Naturſorſcher noch manche naturgeſchichtliche Merkwuͤrdigkeit enthalten möchte, Es ſcheint indeſſen, daß die Naturerzeuͤgniſſe dieſes Landes von denen am Senegall nicht ſehr verſchieden ſeien. Die Voͤgel ſind daſelbſt mit den lebhafteſten Farben ge⸗ ſchmuͤkt. Einer davon iſt unſer zweifarbiger Bienenfreſſer, den wir durch Herrn Per⸗ rein aus Bordeaux, welcher in diefem Lande ſich eine zeitlang aufhlelt, naͤher haben kennen lernen. Seine Merkmale, wodurch er ſich von den uͤbrigen Arten ſeiner Gattung unterſcheidet, ſind folgende: a a g f Der Oberleib ſchwarzvlolett, Unterleib roſenroth; das Kinn weiß, der Schwanz lang und gegabelt. Dieſer ſchoͤne Vogel hat eine Laͤnge von zehn und eine Breite von ſechzehn Zoll. Der Schnabel iſt ſchwarz; der Augenſtern cochenilleroth; Kopf und Hals ſchiefergrau; das Kinn ſchoͤn weiß; von da aus lauͤft ein weißer Streifen auf leder Seite der Kehle herab. Der Oberleib und der Schwanz fchwarzviolett; die Fluͤgel und ein Streifen durch das Auge braunſchwarz; die Bruſt, der Bauch und die Seiten deſſelben ſchoͤn lebhaft roſenroth, gegen den After heller; die zwei mittlern Schwanzfedern ſind 1 Zoll 6 Knien länger als die übrigen und fpisig; die Füße find ſchwarz. Ob das Weibchen vom Maͤnnchen in der Farbe verſchieden iſt, wiſſen wir nicht. 985 Diůeſe Blenenfreſſer ſieht man zu Mallmbe im Königreich Congo drei Monate hin⸗ durch in Flügen nach dem Zeuͤgniß des Herrn Perrein. Sie fliegen mit einer reißenden Geſchwindigkeit nach Art der Schwalben, und ſuchen und haſchen ohne ſtill zu halten, zweifluͤgelige Inſecten. Mur ſelten ſetzen ſie ſich auf Baumzweige und auf die Erde. Wenn ſich ein Flug ſolcher Vögel an einem Ort angeſiedelt hat, fo ſieht man fie, wenn ſie nicht fliegen, entweder den Tag uͤber herumhuͤpfen, oder ſie ſitzen auf dem Gipfel eines blaͤtterreichen Baumes oder an einem andern Ort, wo ſich viele Inſecten aufhalten. Von feiner Fortpflanzung und feinen übrigen Eigenſchaften weiß man nichts näheres anzugeben, j —— - * \ 17 Dre Wurm ee Taf. XXVI. ) Die Fledermaus, der fliegende Maki, und das fliegende Eichhorn aus der Claſſe der Sauͤgthiere, der Drache (ſiehe III. Tafel) aus der Claſſe der Amphibien und dle fliegen⸗ den Fiſche naͤhern ſich dadurch, daß ſie eine zeitlang in der Luft ſich herum bewegen koͤnnen, den Voͤgeln; da hingegen der Strauß, der Caſuar, die Fettgans, welche das Vermoͤgen zu fliegen nicht erhalten haben, ſich von ihrer Seite wieder den Sauͤgthieren nähern, Aber nicht nur eine Thierclaſſe verkettete der Schoͤpfer mit der andern, ſondern auch die Ordnungen und Gattungen haͤngen bald in dieſer, bald in iener Hinſicht wieder mit ein⸗ ander zufammen. Wir haben in dieſem Werke ſchon einige Mal Beiſpiele von ſolchen übergaͤngen, naͤmlich in dem Geieradler, welcher den Übergang von den Geiern zu den Adlern und in dem Drachen aufgeſtellt. Gegenwaͤrtig machen wir unſere Leſer mit zwei Thiergattungen bekannt, welche den Übergang von den Eidechſen zu den Schlangen ma: chen. Die eine iſt die Schlangen ⸗Eidechſe (Seps), die andere die Wurm-Eidechſe (Chalcides). Schon die Schlangen-Eidechſen naͤhern ſich fehr den Schlangen, denn fie haben, fo wie die Wurm⸗Eidechſen vier, oder auch nur zwei ſehr kurze weit von ein⸗ ander entſernte Fuͤße mit oder ohne Zehen, und mon muß ſie in der Naͤhe betrachten, wenn man ſie nicht mit einer Schlange verwechſeln will. Aber nicht nur die kurzen Fuͤßchen, die wie bloße Anhaͤngſel ausſehen, ſondern auch der duͤnne lange runde Leib und Schwanz und andere Theile zeigen eine auffallende Ahnlichkeit mit iener Gattung. Unter den Alten ſcheinen ſie Ariſtoteles und noch mehre andere griechiſche und lateiniſche Schriftſteller unter verſchiedenen Namen gekannt zu haben. Sie legten dieſen Thieren den Namen chalcidica lacerta und Seps ) bei, theils wegen der Farben und theils, weil man ihren Biß, beſonders fuͤr Ochſen und Pferde, fuͤr toͤdlich hielt. Dieſes Vorurtheil hat ſich in Sardinien bis auf den heuͤtigen Tag noch erhalten. Noch mehr als dieſe nähert ſich den Schlangen die Wurm Eldechſe, die man in neuͤern Zeiten naͤher kennen gelernt und von dem Seps getrennt hat. Die Wurm. Eidechſen haben zwar mit den Schlangen ⸗Eidechſen vieles mit einander gemein, z. B. den langen walzen⸗ *) Chalcidica kommt von dem griechiſchen Wort chalkos her, welches die Bronzefarbe bedeuͤtet; Seps vom griechiſchen Wort sepo ich verderbe. Letzteren Namen legten die Alten übers haupt mehrern giftigen Thieren bei. TE u EEE formigen Körper, Hals und Schwanz und dle kurzen Fuße, daher fie auch Alex. Brong⸗ nlart (in ſeinem Werk uͤber die natürliche Ordnung der Reptilien) mit einander vereiniget; fie unterſchelden ſich aber dadurch von ihnen, daß fie vier oder mehr eckige in Ringen oder Wirbeln liegende Schuppen, und an den Selten des Leibes Furchen haben, welches bei den Schlangen» Eidechfen nicht fo iſt; denn bei dieſen liegen die Schuppen dachziegel⸗ foͤrmig auf einander. 8 i Die genauere Kenntniß dieſer Amphibien haben wir einigen franzoͤſiſchen Narurfors ſchern, vorzüglich Herrn Lacèpede zu danken. Man kennt bis jetzt vier Arten, von welchen die drei erften 4 Fuͤße mit 4, 3 und 1 Zehe, die vierte aber nur zwei Füße mit 4 Zehen haben. Von dieſen theilen wir unſern Leſern zwei getreuͤe Abbildungen mit, die wir nun noch naͤher beſchreiben wollen. ö a J 2 Die vierzehige Wurm⸗Eidechſe. Chalcides tetradactylus. Chalcide tetractyle Lacepede. Taf. XXVI. Fig. a. ra bre Unterſcheldungsmerkmale ſind folgende Jeder der vier Fuͤße hat vier Zehen; der Rüden und Schwanz 5 ſind mit einfoͤrmigen Wirbeln verſehen; die Bauchſchuppen ſind ſechseckig, und an ieder Seite des Bauches zwiſchen den Vorder⸗ und Hinterfuͤßen befindet ſich eine Furche. Dieſe Wurm⸗Eidechſe hat vier ſehr kleine Füße, wie alle ihre Gattungsverwandten, die fo kurz find, daß fie kaum die Erde berühren koͤnnen; daher iſt auch das Thier genöthige, ſich wie die Schlangen durch wellenſoͤrmige Bewegungen fort zu bewegen. An iedem Fuße find vier Zehen; die erſte und vierte find ſehr kurz und kaum ſichtbar; die zweite nach der auͤßern iſt etwa zwei Mal fo lang als bie erſte, und die dritte zwei Mal ſo lang als die zweite. Der ganze Körper iſt lang, walzenfoͤrmig, und das Thler hat daher das Anſehen eines Wurms oder einer Schlange; der Leib iſt ſechs Mal ſo lang als der Kopf; und der Schwanz drei bis vier Mal länger, als der ganze Leib, den Kopf mit einbegriffen. Die kleinen Schuppen am Kopfe gleichen ſehr den obern Kopfſchuppen der Schlangen⸗ 1 ö f Ne e — 116 — Eidechſen und der Blindſchleichen. Es ſind elf an der Zahl, auf ihrer Oberfläche ungleich; ſie liegen gegen einander ſo, daß an die erſte ſich auf leder Seite eine und an diefe drei andere ſich anſchließen; die neuͤnte, zehnte und elſte, welche leztere die kleinſte, und in der Mitte iſt, bilden die lezte Reihe in der Quere. f N Die zwei Naſenloͤcher liegen an der Spitze der kleinen und zugerundeten Schnauze; die Zunge iſt flach, kurz, breit und vorn etwas zugerundet. Auf ieder Seite des Leibes iſt eine tiefe Furche, welche am Winkel der Kinnladen anhebt, bei dem Ohr vorbeigehe und ſich an dem hintern Fuͤßepaar endigt. Die obere Seite des Halſes und des Bauches iſt mit kleinen faſt viereckigen Schuppen verſehen, welche eine Erhoͤhung haben, und fo mit einander verbunden ſind, daß ſie lauter Halbringe von der einen Seitenfurche bis zur andern bilden. Man zaͤhlt fuͤnf und ſechszig ſolcher Halbringe, von welchen der erſte aus 20 kleinen Schuppen zuſammen geſezt if. Die untere Seite des Kopfes, des Halſes und Leibes iſt mit ſechseckigen glatten Schuppen verſehen, die etwas groͤßer als die Ruͤk⸗ kenſchuppen ſind. Der Schwanz hat 161 Ringe, von welchen leder eine Reihe Schuppen enthaͤlt, die denen des Ruͤckens aͤhnlich ſind. DIE Das Exemplar im pariſer Muſeum hatte eine Laͤnge von 10 Zoll und einigen inien. i Das Vaterland diefes Thiers iſt noch unbekannt. — 117 — Die einzehige Wurm: Eidechſe. Chalcides monodactylus. Brongniark Seps monodactylus. Daudin. Lacerta anguina. _Linne, syst. nat. Chalcide monodactile. Lacepede. SU, Annales du museum d'histoire naturelle etc. | | Tom. II. S. 358. Taf. XXVL pi g. 1. © Dees Wurm ⸗Eidechſe weicht in Hinſicht der Geſtalt der Schuppen von der vierzehigen ab, weßwegen ſie auch Daudin (in ſeiner Naturgeſchichte der Reptilien B. 4. S. 343) zu den Schlangen⸗Eidechſen (Seps) zählte. Ihre Unterſcheidungsmerkmale ſind folgende: Jeder der vier Fuͤße hat nur eine einzige nagelloſe Zehe; der * Schwanz iſt drei Mal ſo lang, als der Leib; die Schuppen liegen faſt dachziegelfoͤrmig aufeinander, und haben einen kleinen Kiel. ) Die vier Züße find ſehr klein und fo kurz, daß ihre Laͤnge kaum der Entfernung von einem Auge zum andern gleich iſt. Jeder dieſer vier Fuͤße hat nur eine Zehe ohne Nagel, und iſt mit ſehr kleinen Schuppen verſehen, die den Ruͤckenſchuppen aͤhneln; der Kopf, der Leib und Schwanz ſind walzenfoͤrmig und das Thier kommt daher der Geſtalt einer Schlange ſehr nahe. Auf der Unterkinnlade liegen zwölf verſchiedene Schilder, die in Hinſicht ihrer Groͤße ſehr ungleich ſind; die zwei groͤßten ſtehen hinter einander und ſind von den übrigen kleinern umgeben. Die Schnauze iſt dünn und ſtumpf; die Zunge flach, kurz, breit und an der Spitze zugerundet; die Ohroͤffnung ſteht hinter den Lippen. Die Unter- und Oberſeite des Leibes und des Schwanzes ſind mit laͤnglichten Schuppen beſezt, die auf ihrer Oberflaͤche einen Kiel haben und dachziegelfoͤrmig in Reihen auf ein⸗ ) Unter dem Wort: Kiel verſteht man in der Naturbeſchreibung eine auf einer Flaͤche ſich bes findende erhabene Kante. | | u — 118 — ander liegen. Die ganze Länge des Thlers betragt 17 Zoll 7 Snlen; ber Leib allein 3 Zoll 6 Ainien, der Schwanz 5 Zoll 7 Linſen. Die Farbe foll unten dunkel oben hell graugelblich, an den Seiten graubraun ſein. Die Farbe der vierzehigen Wurm⸗Eidechſe fol dem Namen zufolge bronzefarbig fein. Beide Exemplare kamen in Weingeiſt von Holland nach Paris in die Naturalien⸗ ſammlung. Den Aufenthalt dieſer Thiere weiß man noch nicht genau anzugeben; die einzehlge ſoll indeſſen auf dem Vorgebirg der guten Hoffnung ſein. Von ihrer Lebensart, ihren Sitten und Eigenſchaften iſt nichts bekannt. So wie man ehemals in Holland einen aus 7 Koͤpfen beſtehenden Drachen als ein Wunderthier zeigte, (Siehe I. Heft der naturg. Abbild. S. 16) fo beſizt mein Freuͤnd der hieſige Kaufmann und Aſſeſſor von Forſter, eine auslaͤndiſche Schlange, der man neben ihrem natürlichen Kopfe noch einen andern Schlangenkopf auf eine Fünftlihe Weiſe und außer demſelben noch 4 Fuͤße, welche offen bar von einer Eidechſe herſtammen, am Körper eingefügt hat, wodurch fie einer fünfs zehigen Wurm⸗Eidechſe ähnlich wird. Man ſieht aber bei nur weniger Aufmerkſamkelt ſogleich, daß die Fuͤße zwiſchen die Schuppen kuͤnſtlich eingefuͤgt, und nicht mit der Haut des Leibes ſelbſt zuſammengewachſen und uͤberzogen ſind. Obige Schlange iſt vielleicht in ältern Zeiten für eine große Seltenheit gehalten und theuͤer bezahlt worden. N Die vierfleckige Waſſer iungfer. Libellula quadrimaculata. Line. Fabrio. La Francoise. Geoffr | | Taf. XXVII. Fig. 1. — Seo wie es unter den Sauͤgthieren, Voͤgeln und Amphibien mehre Arten gibt, welche mit ihres Gleichen laͤhrliche Züge anſtellen, fo gibt es auch Inſecten, welche zu gewiſſen Zeiten dergleichen vornehmen. Bei manchen geſchehen dieſe Wanderungen regelmaͤßig alle Jahre, wie z. B. bei der ſchwarzen Landkrabbe (Cancer ruricola) in Amerika und auf den Bahamiſchen Inſeln, welche millionenweiſe zur Zeit der Fortpflanzung nach der See ziehen, dort ihre Eier ablegen und ſodann wieder zuruͤk auf das Land ziehen, wo fie in Lochern, Felſenkluͤſten ꝛc. wohnen. Eben fo ſieht man auch Heereszuͤge von Schmetter⸗ lingen einer Art, welche dem Zuge gewiſſer Winde folgen und ſich zuweilen auf den Schif⸗ fen, welche den Ocean befahren, niederlaſſen. ) Zu Gibraltar ſollen oft ſolche Zuͤge von der afrikaniſchen Kuͤſte heruͤberkommen. Die Gletſcher der Bern'iſchen Alpen, befons ders aber im Sumenthal, ſind im Sommer ein vollſtaͤndiges Inſectenkabinett. Nicht nur Schmetterlinge, ſondern auch alle andere Arten fliegender Inſecten unternehmen aus dem warmen Walliſer Lande, wo ſie ſehr zahlreich ſind, Zuͤge uͤber die Eisberge; aber fie erſtarren oben von der Kaͤlte, fallen auf die Gletſcher nieder, und bedecken dieſe Berge in unglaublicher Menge.) Sogar die Schaumeicade (Cicada spumaria) macht zu⸗ weilen ſolche Zuͤge. Sie haͤlt ſich gern an den Uſern der Fluͤſſe und an feuͤchten Gegen⸗ den auf. Der im Jahr 1771 oder 1772 — die Jahreszahl iſt nicht genau angegeben — in Jena beobachtete Zug ging bei der Nacht um 11 Uhr vor ſich und dauerte eine halbe Stunde. Sie ſtießen an die Fenſter, innerhalb welcher Licht brannte, und verurſachten dadurch ein einem ſtarken Regen aͤhnliches Gerauͤſch. Hffnete man die Fenſter, fo flo⸗ gen ſie in unzaͤhliger Menge hinein. Der Zug ging von Oſten nach Weſten. Es hatte lange Zeit nicht geregnet, und wahrſcheinlich noͤthigte die Duͤrre dieſe Inſecten „ ſich in waſſerreichere Gegenden zu begeben. ***) Vorzuͤglich aber haben ſich in der Hinſicht einige ) Geſchichte der Reiſen im Suͤbmeer. 2 Bd. S. 27. *) Sammlung der beſten und neuͤeſten Reiſebeſchreibungen. B. B. 197. %) Naturforſcher. 6 St. 1775. | * — 120 — Arten von Waſſeriungfern ſowohl in den altern als auch in neuern Zelten bekannt gemacht. Die aͤlteſte Nachricht von ſolchen Zügen iſt meines Willens vom Jahr 1744.) Nach derfelben ſoll man in den ſaͤchſiſchen Gebirgen große Züge von Waſſeriungfern, welche einen großen und langen Koͤrper hatten, wahrgenommen haben. Eben dergleichen Zuͤge ließen ſich des Sommers im Jahr 1746 um Lauban, in Schleſien und um Gera ſehen, die ſich gegen Nordoſt wendeten.) Welche Art von Waſſeriungfern es war, iſt nicht angegeben. Im Jahr 1806 vom 1 5. bis 21. Mal zeigten ſich in mehrern Gegenden von Deuͤtſchland, beſonders in Thuͤringen auf dem Eisfeld, am Harz ꝛc. Wernigerode und Bo⸗ dungen unermeßliche Züge von Waſſeriungfern. Es war der Plattbauch Libellula de- pressa. (2) Am erſtgenannten Ort zogen fie den 21. Mai vorm. von 10 — 12 Uhr von Südweſt nach Nordoſt, in Bodungen mehr von „Südost nach Nordoſt. Im Jahr 1816 vom 13. Jun. an bis 29. Jun. und in einigen folgenden Tagen zog ein Wafferiungfern- Schwarm in einer Lange von a Stunden von Nordoſt nach Suͤd⸗ weft bei Gotha, Dresden und Gera vorbei; bei Braunſchweig (29. Jun.), Magdeburg, Halberſiadt, Aſchersleben, Coͤnnern und mehren Orten. Dieſe Züge beſtanden aus Männ« chen und Weibchen. Derſelbe Schwarm war es wahrſcheinlich auch, welcher die Gegend von Hannover beimſuchte. Man fand daſelbſt mehre Flügel dieſer Inſecten auf der Erde. ). Die größte Hoͤhe, zu welcher ſich der Schwarm erhob, mochte gegen 300 Fuß betragen; doch flog eine Menge dieſer Thlere in viel geringerer Hoͤhe, ur haufig fielen fie, wie es fehlen, aus Ermuͤdung in den Umgebungen nieder. ' Im Jahr 1817 am 2 1. Jun. ließ ſich bei Altona abermals ein ungeheuͤrer 8 Waſſeriungfern ſehen. Nachdem ſie einige Tage lang in dicken Haufen die Straßen und. Spatziergaͤnge durchſchwaͤrmt hatten, ſah man ſie nur noch einzeln herum fliegen. Der bei weitem groͤßte Theil derſelben hat feinen Zug nach Hamburg genommen.) Am 23. Jun. 1817 abends zog gleichfalls über Coͤln und die Umgegend eine große Anzahl Waſſeriungfern. Viele uͤbernachteten in den Gärten. f) Nach den Nachrichten aus dem allgemeinen Anzeiger der Deuͤtſchen und dem Correſpondeuten von und fuͤr Deuͤtſchland 18 17 2. Jul. war es die platte Waſſeriungfer oder der Plattbauch Libellula depressa. Lin.; allein nach den Exemplaren zu urtheilen, welche ich von Gotha und Weimar aus von ienen Schwaͤrmen durch die Guͤte einiger Freuͤnde erhielt, welchen ich hiemit öffentlich meinen Dank erſtatte, war es die vierfleckige Waſſeriungfer. Libellula qua- drimaculata. Lin. welche ich nun näher beſchreiben und deren Merkmale, wodurch fie ) Leipziger Sammlung von wirthſchaftlichen Polizei / Tammer⸗ und Finanz Sachen de. 1744. 6.1. S. 384. N b ö 1 1 Win ) Hoppes Nachricht von den ſogenannten Eichen- Weiden- und Dornroſen ꝛc. %) Correſpondent von und für Deuͤtſchland 1816. Nro. 174. ar) Correſpondent 1817. 2 Jul. ) Correſpondent 1817. 7. Jul. — RI — ſich von andern Arten, beſonders vom Plattbauch Libellula depressa. Lin. mit welchem ſie wirklich viel Ahnlichkeit hat, unterſcheldet, angeben will. Geoffroy, Reaumur und Schäffer haben fie ſchon abgebildet; allein ihre Abbildungen erreichen bel weitem den Grad der Vollkommenheit nicht, welchen die Sturm'ſche Abbildung hat.) Bei lezterer ſind iedoch die Haare vergeſſen worden, die auf dem Hinterleibe dieſer Waſſerlungſer ſitzen. Ich habe fie, da fie ſich fo merkwuͤrdig gemacht, und ſene Werke nicht in ledermanns Haͤnden ſind, nach einem vollſtaͤndigen natürlichen Exemplar mit moͤglichſter Treuͤe abbilden laſſen, und hoffe, daß man mit dieſer Abbildung zufrieden ſein wird. 5 Die Waſſerlungfern heißen auch noch Libellen, Teuͤfelspferde, Waſſernymphen, Wafı ſerhuren, Waſſerdocken, Kornſitzer, Schilbebalds (eigentlich Schildbolz von Bolzen oder Pfeilen). Der lateiniſche Name Libellula, welcher eigentlich einen Wagbalken bedeuͤtet, ſcheint ihnen wegen der Ahnlichkeit, die ihr Leib mit einem Wagbalken hat, beigelege wor⸗ den zu ſein. Der Name Jungfer iſt eine Nachahmung des franzoͤſiſchen Worts Demoi- selle und hollaͤndiſchen Juffers. Sie haben ſaͤmmtlich vier durchſichtige mit nezartigen Adern durchzogene Fluͤgel, ſehr große, vorſtehende, runde, mit ſehr kleinen, eckigen Flaͤ. chen verſehene Augen, hornartig gezaͤhnte Kinnladen, zwei Freßſpitzen und eine hauͤtige, drei Mal geſpaltene Lippe; die fadenfoͤrmigen Fuͤhlhoͤrner ſind kuͤrzer, als der Vorderleib; der Hinterleib iſt lang und meiſt dunn. Bei manchen Arten haben bloß die Maͤnnchen am Schwanze zangenfoͤrmige Klappen, bei manchen auch die Weibchen, wle z. B. bei der vierfleckigen. Mit dieſen Klappen packen die Maͤnnchen zur Zeit der Fortpflanzung die Weibchen bei dem Halſe an, und fuͤhren ſie durch die Luft auf eine Pflanze, wo lezteres feinen Hinterleib bogenfoͤrmig vorwaͤrts unter den erſten Bauchring des Maͤnnchens biegt. Hier befinden ſich die männlichen Zeuͤgungstheile, die weiblichen aber kurz vor der Schwanzſpitze. Wenn das Weibchen Eier legen will, ſo ſchwebt es ſo lange uͤber dem Waſſer, bis es ein Stuͤkchen Holz auf demſelben ſchwimmen, oder einen Stein hervor ‚tagen, oder Schilf nahe über. der Oberfläche des Waſſers ſieht. Auf dieſe ſezt es ſich, taucht den Hinterleib in das Waſſer und laͤßt die Eier, ungefaͤhr hundert an der Zahl, hinein fallen. Aus denſelben entſtehen fechsfüßige Larven, die ſich von Waſſer⸗Inſecten naͤhren, und nachdem ſie ſich drei Mal gehauͤtet haben, in eine unvollſtaͤndige Puppe ver⸗ wandeln, aus welcher ſodann die gefluͤgelte Jungfer im darauf folgenden Fruͤhiahr oder Sommer ſchluͤpft. Sie halten ſich gern an den Ufern der Teiche und Suͤmpfe auf, wo ſie nach ihrem Fraße, der aus Inſecten beſteht, herum fliegen. Wenn ſie eine Fliege ꝛc. 5 flürzen fie pfeilſchnell auf dieſelbe bin, ergreifen ſie mit dem Maul und den orberfüßen und verzehren fi. Wenn fie kelne andere Nahrung haben, greifen fie ein⸗ ander ſelbſt an, und das mag auch der Fall bei den oben angeführten Heereszuͤgen ges weſen fein, weil man mehre Flügel derſelben auf der Erde fand. Bei einem ſolchen zahlloſen Heereszug muß natürlich bald Mangel an Nahrung eintreten. Noch iſt uns die ) Panzers Fauna insectorum eto. Heft 19. | 18 — 22 Urſache ihrer Wanderung unbekannt; auch weiß man nicht einmal anzugeben, an welchem Orte tene Züge entſtanden find. Wahrſcheinlich lag der Grund hiezu theils in der unge⸗ heuͤren Vermehrung, theils im Mangel an Nahrung. In den Jahren 1814, 1815 und 1816 gab es meiſt naſſe Witterung. Die im erſten Jahr gelegten Eier und die daraus entſtandenen larven konnten ſich ungeftört entwickeln, weil im darauf folgenden Jahr die Suͤmpfe, Weiher und Teiche nicht nur nicht vertrokneten, ſondern durch den hauͤfgen Regen an Waſſermenge zunahmen. Die größere Menge des Waſſers war auch der Vermehrung der übrigen Waſſerinſeeten guͤnſtig; es hatten alſo die Libellenlarven hin⸗ längliche Nahrung, und ihre Entwickelung ging vermuthlich in der Mitte des Mai oder in der lezten Haͤlfte deſſelben vor ſich. So guͤnſtig aber die hauͤfigen Regen der Vermeh⸗ rung der Waſſerinſecten ſein mochten; ſo unguͤnſtig waren ſie fuͤr die Landinſecten, und ich vermuthe daher, daß der Mangel an Nahrung die Waſſeriungfern genoͤthiget hat, auszuwandern. Man denke ſich doch eine waſſerreiche Gegend von zwel Stunden ins Gevierte, denke ſich dahin einen Schwarm von ſolcher ungeheuͤern Anzahl, als dieſe Heereszuͤge wirklich waren: muß bei der Gefraͤßigkeit dieſer Thiere nicht in wenigen Tagen Mangel an Nahrung eintreten? und werden ſich dieienigen Inſecten, welche den Waſſer⸗ jungfern zur Speife dienen, nicht gleichfalls aus einer ſolchen Gegend zu entfernen ſuchen, ſobald fie merken, daß ihre Feinde In einer ſolchen unermeßlichen Anzahl vorhanden ſind, die beftändig Jagd auf fie machen? Jedes Inſect kennt ſeinen Feind und flieht ihn. Was blieb alſo ienen Kbellenſchwaͤrmen anders zu thun übrig, als auszuziehen ? Und was iſt endlich aus ihnen geworden? Viele muͤßen unterwegs durch Mangel an Nahrung umgekommen fein, oder fie dienten andern Thieren, z. B. Voͤgeln, oder einander felbft zur Nahrung. Auf dieſe Art muß ein ſolcher Heereszug durch langes Herumſchwaͤrmen endlich zu Grunde gehen. Man hat übrigens feine Nachricht, ob ſolche Züge andere waſſerreiche Gegenden aufgeſucht haben, um das Fortpflanzungsgeſchaͤft zu beſorgen, und ihre Eier daſelbſt abzulegen. Schade, daß man nicht erfahren hat, ob ſich iener Zug bel Hamburg an das Ufer der Nordſee hingezogen hat, und was aus ihm geworden iſt. Moͤgen aber auch die Umſtaͤnde fuͤr einen ſolchen Zug noch ſo guͤnſtig ſein, ſo uͤberleben dieſe Thiere, ſo viel man weiß, doch niemals den Winter hindurch, ſondern ſterben, ſo⸗ bald ſie das Fortpflanzungsgeſchaͤft vollendet haben, wle fo viele andere Inſecten. a Aus den mir bisher bekannt gewordenen Nachrichten geht hervor, daß nur die platte ‚Sibelle (Libellula depressa. Lin.) oder wenn man ſie mit der vlerflecklgen belle (Li- bellula quadrimaculata. Lin.) verwechſelte, nur leztere allein ſolche Heereszuͤge veranſtaltet. Wenn ich nicht irre, ſo will man auch einer vor mehren Jahren im allge meinen Anzeiger der Deütſchen befindlichen Nachricht zufolge einen Abellenzug geſehen ha. ben, welchen die große Kbelle Libellula grandis. Lin. oder Acshna grandis. Fabr. bildete. Wir betrachten nun unfere Libelle näher. Sie unterſcheidet fich von andern Arten durch folgende Merkmale: | . 1 mr Die Hinterflügel haben am Grunde elnen großen brelecklge ſchwaͤrzlichen Flek; die Vorderfluͤgel haben einen ſchwaͤrz chen kleinen Flek in der Mitte am Vorderrande; der Hinten leib iſt von beiden Seiten etwas gedruͤkt und haarig. Das Vordertheil des Kopfes beſteht aus zwei mit einander verbundenen Erhöhungen, 5 welßgruͤnlich, mit kurzen, ſteifen Haaren und vertieften Puncten beſezt; das hinter demſelben befindliche Knoͤpſchen gruͤnlich und punctirt; zwiſchen dieſem und dem Vorder⸗ theil ſtehen ſchwarze Haarborſten; die Augen dunkelbraun; das Bruſtſchild gelblich und ſtark behaart; der Hinterleib hinten mit einer kurzen, gabelförmigen Klappe oder Zange, unter welcher noch eine kuͤrzere Hervorragung ſich befindet; der Hinterleib iſt unten flach, mit einer tiefen Rinne, am Grunde roſtgelb, behaart, der uͤbrige Theil ſchwarz, auf jedem Ringe mit einem kleinen roſtgelben Fleck; der Oberleib dreikantig und zugerundet, am Grunde braungelb, mit grauweißen Haaren verſehen; der uͤbrige Theil ſchwarz; an den Seitenkanten befinden ſich ſechs laͤngliche ſchwefelgelbe Flecken; die zwei Vorderfluͤgel haben am Grunde einen faſt verloſchenen braungelben Flecken, in der Mitte an der Vorder⸗ f kante einen ſchwarzbraunen, kleinen, rundlichen Flek, und kurz vor der zugerundeten Spitze an der Kante einen eben fo gefärbten Laͤngsflek; die zwei Hinterfluͤgel haben am Grunde einen f warzbraunen mit braungelben, nezfoͤrmigen Adern durchzogenen, faſt dreieckigen Flek, er an der untern Seite zugerundet und an der Querſeite ausgeſchnitten iſt. In der Nitte u und am Ende an der Kante befinden ſich gleichfalls zwei Flecken, gleich den zweien an den Vorderfluͤgeln; die ſechs Fuͤße ſind ſchwarz, mit ſteiſen Borſten verſehen. Die ganze Laͤnge des Koͤrpers betraͤgt 11 % bis 1 4/5 pariſer Zoll; der Hinterleib allein 12 Kl. nien in der Laͤnge, am Grunde 2 bis 2 1½ Linien, am Ende 1 Linie dik. Eigentlich hat alſo dieſe Libelle auf dem vordern Fluͤgelpaar vier Flecken, auf dem zweiten gleichfalls vier, nebſt den zwei großen Flecken, in allem alſo zehn; der Plattbauch hingegen hat auf | iedem Slügelpaar am Ende einen kleinen, laͤnglichen und am Grunde einen großen Flecken, in allem alſo nur 6 und in der Mitte an der Kante gar keinen, wodurch er ſich alſo, fo wie durch den viel breitern und platt e Hinterleib von der vierfleckigen Waſſeriung⸗ N fer hinlänglich unterſcheidet. 5 Übrigens ſezt ſich unſere Kbelle 95 90 fo 0 mehre ihrer ee gern a auf duͤrre oder blattloſe Zweige, und laͤßt ſich bei Regenwetter auf denſelben ebenfalls leicht fangen. Ihre Fortpflanzung, welche hoͤchſt wahrſchelnlich eben ſo, wie dle der andern ed da man noch nicht genau, beſonders fehlt uns noch die genaue Kenntniß ihrer Larven. der Gegend von Nürnberg, z. B. beim Dutzendteich am Saum des Waldes findet man ſie einzeln. Man ſagt, fie ſei en 5 Be, e das aber nicht iſt N, iene Ahe, 1 n „art Lee a 19 * — 124 — 77 ER ER FE nn nen sen 353 7 3 Die Zug Heuͤſchrecke. Wander Heüſchrecke. Strich— NL a re Gryllus migratorius Linne. Sauterelle de passage. Taf. XXVII. Fig. 2. Noch welt beruͤchtigter als die Waſſerlungfer hat ſich die Wander- Heuͤſchrecke gemacht. Sie hat mit ienen die Eigenſchaft gemein, daß fie in ungeheiiern Heereszuͤgen ganze Länder durchzieht; aber dadurch von ihnen abweicht, daß fie alles, worauf fie fälle, Getralde, Gras, Blätter und Früchte abfrißt und ganze Gegenden verwuͤſtet. Ihre eigentliche Heimath iſt die Tatarei, von da aus fie aber nicht nur den ganzen Orient, ſondern auch Euͤropa durchzieht; wie dieß z. B. in den Jahren 1693, 1730, 1747 und 1748 der Fall war. Sie kam damals nach Pohlen, Holland, Großbritannien, auf die orcadl⸗ ſchen Inſeln, nach Schleſien und auch 1749 nach Franken. Der damalige Verwalter des Ansbachlſchen Stiftamtes ließ auf den Feldern kaͤglich durch anderthalb hundert Mann, dle er dazu aufgeboten, vor Tagesanbruch bis um 9 Uhr die Heuͤſchrecken tod ſchlagen und einſcharren, die übrige Tageszeit aber ihre Elerneſter auf den Stoppelfeldern, dem Kohl⸗ und Kartoffellande, Feldwegen ꝛc. aufſuchen und einſammeln, da er dann derſelben 92 Metzen zuſammenbrachte, die nach Hofr. Haſeneſt's Berechnung *) über 859,000 Nes ſter und dleſe über 73 Millionen Eier enthalten haben müßten. Das kaͤltere Clima in Deuͤtſchland und andern unter denſelben Himmelsſtrich liegenden Ländern iſt hoͤchſt wahr⸗ ſcheinlich ihrer Fortpflanzung nicht günftig; denn von der damals zurüfgelaffenen Brut gelangten nur wenige zur vollkommenen Ausbildung und man fand nachher z. B. bei Goͤt. tingen im Jahr 1781 und in der Gegend um Nürnberg vor ungefähr nach 8 Jahren nur ein einziges Exemplar. Selbſt die alten ermatten und ſterben bei einer regnigen Nacht. Dieſe Heuͤſchrecken find eine wahre Geißel der Morgenländer und wir finden ſie im alten Teſtament auch gewohnlich als Schrekbilder aufgeſtellt, womit die Propheten dem luͤdl⸗ ) Siehe deſſen medieinſſchen Richter. Th. 4. S. 249. 1 ſchen Volke als mit Strafwerkzeuͤgen des goͤttlichen Zorns drohten. Indeſſen leiſten ſie auch wieder auf der andern Seite einen Nutzen; denn ſie und noch einige andere Arten dienen den Einwohnern zur Spelſe, ſo daß 3. B. in Marocco der Preiß des Fleiſches fällt, wenn die Heuͤſchreckenzuͤge ankommen. Auch die Iſraellten in der Wuͤſte aßen nicht Wachteln, wie Luther das Wort Selav unrichtig uͤberſezt, ſondern Heuͤ. ſchrecken; denn dieſe, nicht iene, liegen in Arabien bisweilen in Strecken von einigen Tagereifen Fuß hoch über einander. Die Hottentotten kochen Suppen davon und ſollen vom Genuſſe derſelben in kurzer Zelt fett werden. Sie ſollen wie Taubenfleiſch . . ; In einem Tage fliegen fie wohl fünf Mellen weit; des Nachts ruhen fi. Sie laufen mit großer Geſchwindigkeit an den Getraidhalmen hinan und freſſen von oben herab, daß faſt nichts, als die Stoppel ſtehen bleibt. In wenigen Stunden iſt eine Fläche von einigen Meilen im Umfange kahl gefreffen und der Schwarm iſt alſo ge⸗ noͤthigt, weiter zu ziehen. Mit einer Gegenwehr, z. B. mit Waſſerſpritzen, Schieß⸗ gewehren, Trommeln ıc. iſt nichts gegen fie ausgerichtet. Ein dicker, ſtinkender Dampf vertreibt ſie noch am erſten. Die Weibchen haben keinen Legeſtachel, wie unſere deuͤt⸗ ſche grüne Säbelheuͤſchrecke Gryllus viridissimus, und unterſcheiden ſich daher auch dem auͤßern Anſehen nach nur dadurch, daß ſie einen dickern Hinterleib haben, als die Maͤnnchen. Das Geſchwirre, welches dieſe Art hoͤren laͤßt, bringt ſie auch nicht auf die Welfe, wie unſere grüne Heuͤſchrecke durch Reibung zweier hauͤtigen Scheiben auf den Flügeln des Maͤnnchens, ſondern dadurch, daß ſie mit dem duͤnnen, zackigen und langen Theil ihrer Springfuͤße an ihren Oberfluͤgeln mit einer großen Geſchwindig⸗ keit hin und her ſahren. Dieſes Geſchwirre hat einen lebhaften Laut und wird eben⸗ falls nur vom Männchen gehoͤrt. Das Weibchen legt ungefaͤhr 150 Eier, welche laͤnglichrund find und eine dottergelbe Farbe haben. Es legt dieſelben nicht alle auf ein Mal, ſondern zu verſchiedenen Zeiten in Klumpen an Grasſtengel, Steine, Wurzeln und dergleichen, und überzicht fie mit einem weißen Schleim, der in der Folge braun wird, und wahrſcheinlich zum Schuz vor Froſt und Naͤſſe dient. Die Jungen haben nicht gleich Fluͤgel, ſondern erhalten ſie erſt nach ihrer lezten Hauͤtung wie unſere gruͤne Saͤbelheuͤſchrecke. W | Ibre Merkmale, wodurch fie ſich von ihren Gattungsverwandten unterſcheidet, ſind folgende dee b | N das Bruſtſtuͤk hat oben in der Mitte eine etwas ſcharfe Erhoͤ. bung; der Kopf iſt ſtumpf; die Kinnladen find ſchwarz; die DPboerfluͤgel gelblichgrau, braungeflekt, die untern gruͤn. Die Fuͤhlhoͤrner kurz und roth; der Kopf groß, an ſeiner runden Vorderflaͤche nebft den 4 Freßſpitzen fleiſchroth; an leder Seite des Gebiſſes ein großer dunkelblauer Flecken, die uͤbrige Grundfarbe gruͤnlichblau; die Augen glaͤnzend rothbraun; die Kan; — 126 — ten des Bruſtſchildes fleiſchroth, übrigens gruͤnlich, bald heller, bald dunkler; auf dem Obertheil eine ſcharfe Erhoͤhung; der Hinterleib oben ins violette ſpielend auf der untern Flaͤche fleiſchroth, oder auch gelblich; die Fuͤße roth, oder blaß fleiſchroth; dle obere Hälfte der großen Hinterfuͤße zuwellen grün, die Unterhaͤlfte roth; die Schienbeine find mit Borſtenzaͤhnen verſehen; die zwei obern Flügel reichen über das Ende des Hinter⸗ lelbes hinaus; die Grundfarbe brauͤnlich, mit vielen ſchwarzbraunen Flecken von verſchie⸗ dener Groͤße; die Unterfluͤgel am Vorderthell blaßbrauͤnlich, der übrige Theil grün. Die ganze Lange vom Kopfe bis zur Fluͤgelſpitze betraͤgt 22/3 pariſer Zoll, die Füͤhlhoͤrner 7 Linien lang. a . 1 Unſere Figur wurde nach einem Exemplar aus dem Cabinette meines hleſigen Freuͤn⸗ | des des Herrn Sturm gezeichnet, und moͤchte wohl an Richtigkeit die Blumenbachiſche Abbildung übertreffen, 1 n De Bernhardustrebs | Der Bernhard 8 Bernhard uss. Fabricius. Cancer Ber nhar dus. Linn. V Dan Ace Jusetten erkennt man an ihren mit einer dal Schale bedekten und mit einem gegllederten und geſchilderten Schwanze verſehenen Koͤrper, welcher meiſt zehn Füße hat „ deren vorderſtes Paar ſich in eine Schere endiget. Ihre Augen ſtehen auf beweglichen Stielen. Sie machen eine ſehr weitlauͤftige Gattung aus, die nach dem Linne ſchen Naturſyſtem in drei Familien getheilt wurde. In die erſte Familie gehoͤren die Taſchenkrebſe, oder wie fie dle Holländer nennen, Krabben, welche einen Fur zen, gewoͤhnlich umgeſchlagenen Schwanz, und einen elner Taſche aͤhnlichen Koͤrper haben. In die zweite Familie gehören die Schneckenkrebſe oder kahlſchwaͤnzigen Krebſe, welche nakte Schwänze ohne floffenartige Fortſaͤtze haben, und daher mehrentheils in leeren Schnecken ⸗ oder Muſchelſchalen wohnen muͤſſen. Zur dritten Familie rechnet man die langgeſchwaͤnzten oder eigentlichen Krebſe. Fabricius *) bildete aus dieſer Linnéſchen Gattung mehre beſondere Gattungen, die wir aber, um große Weitlauͤftigkeit zu vermeiden, nicht naͤher angeben wollen. Unſer Bernharduskrebs gehoͤrt unter die zweite Familie, zu welcher nach dem Fabri⸗ dusſch chen Syſtem 15 Arten gerechnet werden, die alle in fremden Gehauͤſen wohnen. Er 8 ſich von ſeinen Gatkungsvetwandten dadurch, daß er herzfoͤrmige, dornige Scheren ie von welcher die rechte größer iſt, als die linke. Die Fuͤhlhoͤrner find duͤnn, ſadenſoͤrmig, gegen den Grund hin etwas dſcker; die zwei Augen ſtehen auf dicken Stlelen; unter denſelben befinden ſich die Freßſpitzen; das Hintertheil des mit dem Bruſtſtuͤk derwachfenen Leibes, ſo welt er r über das Schnecken ⸗ 0 Siehe deſſen e entomologiae systematicae, Hafoise 1790. — 0 ar 150 gehauͤſe hervorragt, iſt flach und nur etwas wenlges gewölbt; das erſte große Glied der Scherenfuͤße iſt glatt, an der vordern Kante mit einigen kurzen Dornen beſezt; das zweite bat viele kurze Dornen; auf der Schere befinden ſich drei Reihen von Dornen, naͤmlich eine an leder Seite, und die dritte in der Mitte; die rechte Schere iſt uͤber dle Haͤlfte größer als die linke; die nächftfolgenden vier Fuße find länger als die Scherenfuͤße, die vordere Kante des dritten und vierten Gliedes iſt mit kurzen Dornen beſezt, übrigens find fie glatt. Das lezte Glied iſt das laͤngſte, duͤnn, ſpitztg und zulaufend, wie eine Vogelkralle, mäßig gekruͤmmt und mit kurzen ſtelſen Haaren verſehen. Die hinterſten zwei Fuͤße ſind gegen die uͤbrigen ſehr klein und etwa nur ſechs bis acht Linien lang, mit Floßhaaren beſezt. 1 Der Schwanz ſtekt in einem Schneckengehauͤſe mit braunen Baͤndern, welches mit dem Gehauͤſe unſerer Weinſchnecke Helix pomatia. Lin. viel Ahnlichkeit hat und zu⸗ fälliger Weiſe zum Theil mit einer fremdartigen Kruſte überzogen iſt. Dieſe Krebſe bleiben nicht immer in derſelben Wohnung, ſondern fie vertauſchen ſie laͤhrlich ſo wie ſie größer werden, mit einer andern, ohne ſich an eine beſtimmte Art zu halten, wie man aus dem zweiten Beiſpiel auf unſerer Tafel Fig. 4. ſehen kann, welches das Gehauͤſe einer Art von Stachelſchnecke Murex. Lin. vorſtellt, und worin ſich gleichfalls ein Bernhar⸗ duskrebs befindet. Hat er einmal ein Gehauͤſe inne, fo laͤßt er ſich nicht leicht heraus⸗ treiben, ſondern ſich eher zerreißen, wenn man ihn mit Gewalt herausziehen will. Nur mit einer gluͤhenden Kohle, welche man hinten an das Gehauͤſe legt, kann man ihn zwingen, daſſelbe zu verlaſſen. Er ſchleppt daſſelbe uͤberall mit ſich herum. Sein Ba: terland find alle Seefüften der euͤropaͤiſchen Lander. Seine Rahrung hat er mit andern Krebsarten gemein und beſteht dieſelbe aus allerhand Wuͤrmern, Fiſchchen, Gewaͤchſen und Früchten, an — — — Der weiß bauchige Klammeraffe.“ Ateles Belzebuth. Geoffroy-Saint-Hilaire. Le Belzebuth. Briſſon. | Taf. XXVIIL Man kannte ehehin unter den Affen nur eine Art, welche keinen Daumen an den Vorderhaͤnden hat, naͤmlich den ſchwarzen Klammeraffen, Simia Paniscus. Lin. oder Le Coaita. Buffon. Vor ungefaͤhr elf Jahren erhielten die pariſer Naturforſcher für den Thiergarten zwei Affen, welche in Hinſicht des Koͤrperbaues dem ſchwarzen Klam⸗ meraffen S. pan. ſehr aͤhnlich waren, aber in der Farbe von ihm abwichen. Es waren Junge, wie man aus den erſt hervor keimenden Ekzaͤhnen und aus ihren noch ganz zerzauſten, ungleichen Haaren erſehen konnte. Leicht hätte man fie daher für die Jungen des 8. pan, halten koͤnnen; allein dieſe haben in ihrer Jugend ganz die Farbe der Alten und aͤndern nicht ab. Es iſt alſo eher anzunehmen, daß unſer weißbauchiger Klammeraffe, eine beſondere Art fei, welches durch folgende Bemerkungen noch wahr⸗ ſcheinlicher wird. Im Jahr 1750 kam er zum erſten Mal nach Europa und wurde auf den Jahrmaͤrkten zur Schau aufgeſtellt. Nach ſeinem Tode wurde er dem Natura⸗ lienkabinette des Herrn Reaumur einverleibt, bei welchem Herr Briſſon ihn ſah und unter dem Namen Simia Belzebuth beſchrieb. Als einige Jahre nachher Buffon die lezten Baͤnde feiner Thiergeſchſchte ſchrieb, war ihm nur ein einziger Affe, nämlich der Coaita 8. Paniscus. Lin. bekannt, welcher an den Vorderhaͤnden vier Finger hatte. Er nahm nun alle Beſchreibungen der naturgeſchichtlichen Schriftſteller zufammen und führte fie. als gleichbedeutend und als feinem Coaita zugehörig, unter deſſen Beſchreibung auf. Von biefer Zeit an war der Belzebuth, welchen Briſſon beſchrieb, zwar dem Namen a 19 — 130 — nach noch vorhanden, aber doch als Art unterdruͤkt und vertilgt. Zwei andern Affenarten ging es nicht beſſer, naͤmlich dem braunen Affen von Brown beſchrleben, und dem Chemek. Lezterer iſt nach Buffon gleichfalls kein anderer, als der Coaita. Linne“ war einer der Erſten, welcher diefe Zuſammenziehung mehrer Arten zu einer vornahm und ihm ſolgten ſeitdem alle Naturforſcher, indem ſie mit ihm glaubten, der Belzebuth ſei kein anderer, als der Heul ⸗ oder Bruͤllaffe, welchen Margrav unter dem Namen Guariba beſchrieb. Man ſah alſo alle dieſe verſchiedenen Affen als Abarten an, und man muß geſtehen, daß man nicht leicht auf eine andere Vermuthung kommen konnte. Geoffroy Saint⸗Hllaire, welcher Gelegenheit hatte, eine große Anzahl von Affen mit einander zu vergleichen, iſt der Erſte, welcher iene vermeintlichen Abarten wieder getrennt und ſie nicht nur als eigene Arten mit ſtandhaften Unterſcheidungsmerkmalen aufgeſtellt, ſondern auch eine eigene Gattung aus ihnen gebildet hat, welcher er den Namen Atéle “) gibt. Im Deuͤtſchen heißen ſie Klammeraffen, weil ſie im Anklammern eine vorzuͤgliche Geſchiklichkeit haben. Diefe Gattung zeichnet ſich theils durch den Mangel des Daumens an den Vorderhaͤnden, theils durch den ſonderbaren Koͤrperbau vor allen andern Affen aus. a i Bei einer nur fluͤchtigen Betrachtung fallen ſogleich ihre langen, duͤnnen Vorder⸗ und Hinterarine auf, wegen welcher dieſe Thiere auch den Namen Spinnenaffen erhalten haben. Ihr Schwanz iſt noch laͤnger, als ihre Arme, am Ende auf der untern Seite kahl und mit einer duͤnnen, ſchwleligen Haut überzogen. Wenn ſie ſich ſetzen, ſo bewegen ſie den Schwanz nach vorne und ſchlingen ihn um ſich. Die Klammeraffen haben eine ſehr hervorſpringende Stirn und eine verlaͤngerte Schnauze; der Oberkopf iſt insbeſondere durch eine Halberhabenheit merkwuͤrdig, welche fo merklich iſt, daß der größte Theil der Scheitelhaare ſich gegen die Stirne richtet. Die Augen ſind groß, die Ohren klein und nach oben hin ziemlich zugerundet. Wle alle amerifanifchen Affen, haben auch ſie Naſenloͤcher, welche gegen die Seite offen und durch eine Scheidewand 1 getrennt ſind. | | 1 4 Der Leib iſt lang, duͤnn und gegen den Bauch hin zuſammengezogen, um die Bruſt iſt er weiter. Die Arme erreichen beinahe den Handknoͤchel der Hinterbeine, wenn —— äͤ—— ng ) Das Wort Atele kommt wahrſcheinlich von dem griechiſchen Wort reel her, welches einen Mangel anzeigt und ſich auf die Abweſenheit des Daumens bezicht. — 131 — das ie aufgerichtet iſt. Die Hinterarme haben faſt diefelbe Geſtalt und Größe; der Fuß oder dle Hand der Hinterarme iſt am Grunde viel breiter als die Vorderhand, weil an jener ſich ein Daume befindet; uͤberdieß ſind die Knochen der hintern Mittelhand und der Finger laͤnger, als an den Vorder haͤnden. Der Daume iſt merklich von den Fingern abgeſondert; der Nagel deſſelben iſt flach; die Naͤgel der übrigen Finger find gekruͤmmt, verlängert und ſpitzig; ; an den Vorderhaͤnden fehlt der e 110 bei einer Art dem Chamek, iſt nur ein kleiner Daumenanſaz. | Der Schwanz hat viel Muskelkraft. Dieſe Affen gebrauchen ihn auf cite leffätige Weiſe. Beim Sitzen dient er ihnen zur Stuͤtze; wollen fie ſich anhängen, fo wickeln ſie ihn um einen Zweig und halten ſich daran feſt; wollen fie ſich von einem Aſt zu einem andern entfernten ſchwingen, ſo dient er ihnen als ein Hebel; la es haͤngen ſich mehrere Affen auf dieſe Weiſe kettenartig an einander, bis der unterſte den Aſt erreicht, an welchen er ſich alsdann anklammert und die andern nachzieht. Auf dieſe Weiſe ſchwimmen ſich auch durch das Waſſer. Überhaupt gebrauchen ſie ihn in vielen Faͤllen vorzüglich aber das Ende deſſelben mit vieler Geſchiklichkeit wie eine e ſie brechen Aſte damit ab und werfen fie auf ihren Feind. g Ihr Vaterland iſt das ſuͤdliche Amerika, den langharigen Klammeraffen ausgenommen; welcher ſich in der Sierra Leone aufhalten ſoll. Ihr Geſchrel ift ſcharf und pfeifend und gleicht dem Pfeifen mancher kleinen Nachtvoͤgel; ſchwach und flötend iſt es, wenn ſie Furcht und unangenehme Empfindungen ausdrucken. Gegen die Kälte unſers Clima's find fie ſehr empfindlich. Wenn man ſie gleich in erwaͤrmten Behaͤltniſſen haͤlt, ſo kauern ſie doch zuſammen, legen und wickeln ſich über einander, und in dieſer Lage dient ihnen der Schwanz als ein treffliches Pelzwerk, um die entbloͤßten Theile zu bedecken. Sie ſind lebhaft neuͤgierig und auftekfamz daher auch ihre 4 5 und Augen in e Bewegung ſind. ö In dem Thiergarten u Paris waren vor ungefähr zehn Jahren zwei lebendige Weibchen des Belzebuth beiſammen in einem Käfig, welche eine große Zuneigung zu einander hatten. Wollte man ſie trennen, ſo ließen ſie es nur ungern geſchehen, und brachen in lebhafte Klagetoͤne aus. Entfernte ſich der Eine, ſo ſprang der Andere ihm auf den Ruͤcken; auch ſuchten fie einander das Ungeziefer ab, welches fie in ziemlicher Menge haben. Sie genoßen ihre Nahrung gemeinſchaftlich, und faſt niemals kam es bei 3 ih ber . wo gewöhnlich ieder f ſich zunaͤchſt beſorgt iſt, zu ! j u — 132 — ernſthaften Auftritten. Wenn der Eine eine Wurzel oder Frucht gekoſtet und ver ſchmaͤht batte, ſo nahm ſie der Andere für ſich und verließ fie nachher wieder. Eine Verfah⸗ krungsart, welche ſie ſehr oft und mehre Mal hinter einander wiederholten. ö Dieſe Affen leben im Freien geſellſchaftlich, ſollen aber doch oͤſters in heftigen Streit gerathen und bei dieſer Gelegenheit viel Herzhafligkeit beweiſen und einer dem andern zu Huͤlfe kommen. Sie nähren ſich von Früchten, vorzuͤglich der Palmen, Wurzeln und auch von Inſecten und Würmern, Auch ſollen ſie mit Hilfe ihres Schwanzes gewiſſe Weichthiere und vorzuͤglich Krabben aus dem Waſſer fiſchen, und mit dem Zerbrechen der Schalen dieſer Thiere gut umgehen koͤnnen. Beim Freſſen bedienen ſie ſich des Schwanzes nicht, wohl aber der Vorderhoͤnde. Unſer Belzebuth, den wir nun näher kennen lernen wollen, iſt dem oben Geſagten zufolge, eine neuͤe Art und unterſcheidet ſich von feinen Gattungsverwandten durch ſolgende Merkmale: g f | Die Vorderhände vierfingerig, der Unterleib ſchmutzigweiß le oder weißgelblich, die übrigen Theile ſchwarz. N Der Kopf iſt rund, die Schnauze verlaͤngert, die Ohren wie Menſchenohren“ aber ohne Laͤppchen; die Augen ſchwarz; die Augenlieder und die Augengegend fleiſch⸗ farbig, die Lippen ſind auͤßerſt dehnbar und ſo wie das Kinn mit weißen Haaren beſezt; die obern Kopfhaare ſtehen der Richtung der Stirnhaare gerade entgegen; die Wang⸗ enhaare ſind gegen die Ohren gerichtet und bedecken ſie zum Theil; am Halſe ſtehen ſie in die Hoͤhe, am Hinterleibe nach unten und etwas gegen die Seite; am Vorderam haben ſie eine ähnliche Richtung wie beim Orang - Utang. | 8 1 Die Haare des Oberleibes und der vier Arme find ſchwarz, auf dem Überriß am dunkelſten; die Bauchhaare bei den Jungen ſchmutzig weiß, bei den Alten weißgelblich; eine ſchmale rothe Linie zieht ſich bei den Jungen uͤber die Seiten des Rumpfes der Länge nach da herab, wo die Haare des Oberleibes und des Unterleibes zuſammentreffen. | Der obere nafte Theil des Schwanzes iſt abgeplattet und in die Quere gerunzelt, aber | ohne Schwiele. % | Die Jungen zu Paris hatten folgende Ausmeſſungen: 1 Won der Spitze der Schnauze bis zur Schwanzwurzel 15 Zoll; der Rumpf 9 Zoll 6 Anſen, der Schwanz 19 Zoll, die Vorderarme mit den Haͤnden 13 Zoll 3 Knien, die Hinterarme 16 Zoll 2 nien. Ein Erwachſener mißt in die Lange 19 Zoll, e — 133 — er Schwanz 24 Zoll. Man hat dleſen Belzebuth nicht mit dem Belzebul des Anne“ (Simia Belzebul) *) zu verwechſeln, welches der Ouarine des Buffon und eine ganz andere Art mit ſchwarzem Barte, einem am Ende braunen Wickelſchwanze und braunen Händen iſt. Geoffroy Saint ⸗Hilalre zähle zu der Gattung der Klammeraffen noch folgende Arten: f | 32 1 e 1) Den Chamek. Ateles pentadactylus. Er iſt ganz tief ſchwarz und hat an den Vorderhaͤnden fuͤnf Finger. | Fa Man hat ihn ſonſt mit der folgenden Art verwechſelt, von welcher er aber in Hinſicht des Knochenbaues am Kopfe und durch das Daſein des Daumens an den Vorderhaͤnden abweicht. Sein Geſicht und ſeine Ohren haben die Mu⸗ lattenfarbe; der Augenſtern iſt braun und mit einem kleinen, gelblichen Kreiſe umgeben; feine Haare ſind ſtark, rauh und trocken. ö as 2) Den Coaita. Quoata. Der ſchwarze Klammeraffe. Ateles Paniscus. Geoffr. Simia Paniscus. Linné. Cercopithecus niger. Pennant's Überſicht der vierfüßigen Thiere, uͤberſ. von Bechſtein T. I. S. 220. Hier iſt als Syno⸗ nym Briſſons Belzebuth angefuͤhrt, welcher aber nicht hieher gehoͤrt, ſondern zur erſten, von uns abgebildeten Art. Bechſtein führt ihn auch irrig als eine Abart von Simia Paniscus in der Anmerkung q an. Er iſt ſchwarz, das Geſicht kupferſarbig, die Worhände haben nur vier Finger. Er iſt abgebildet in v. Schreber's Sauͤgethieren. 1 S. 115 Nr. 38. Taf. 26. Lebt in Amerika. | N | 3) Der Spinnen: Klammeraffe. Ateles arachnoides. Geoffr. Ateles fuſcus. Er iſt braun von Farbe und hat nur vler Finger an den Vorderhaͤnden. Lebt in Amerika. | 4) Der Schleier Klammeraffe. Chuva. Ateles marginatus. Geoffroy. Mit ſchwarzem Haar, um des Geſicht mit einem weißen Haarſchleier; die V.orderhaͤnde vierfingerig. debt in Amerika. Annales du Muleum etc. T. 18. 5j) Der langharige Klammeraffe. Die Perucken⸗Meerkatze. Le Camail. Ateles comatus. Geoffr. | 1 — . ER ARE eh Der ſchwarze Brüllaffe (Simia Belzebul) if in Schrebers Sauͤgethieren I. Nr. 28. Ra San lad Mit langen, gelb und ſchwarz gemiſckten Haupthaaren, welche über die Schul- tern herabhaͤngen, weißem Schwanze und vierfingerigen Vorderhaͤnden. kebt in der Sierra Leone in Guinea. e Unſere Abbildung iſt genommen aus den Annales du muſeum d'hiſtoire natu- relle etc. T. 7. und mit Fleiße und moͤglichſter Treuͤheit bearbeitet worden. 1 Die Mauerklette. Der Mauer⸗Baumlauͤ fer. Certhia muraria Linn. Grimpereau de muraille, Buffon. ar XS ıme Dieſer ſchoͤne Vogel gehört unter die Gattung der Baumlauͤfer Certhia L, nach Illiger unter Tichodroma, ) von welcher erſten Gattung ſich in Deuͤtſchland nur zwei Arten, naͤmlich der graubunte und der Mauer-Baumlauͤfer aufhalten. Leztern kelft man vorzuͤglich in der Schweiz, in Italien und uͤberhaupt im ſuͤdlichen Theil von Europa an. Er unterſcheidet ſich von feinen Gattungsverwandtrn durch folgende Merkmale: 2 | Hellaſchgrau; die Flügel ſchwarz, die Fluͤgeldekfedern und die Schwungfedern von außen hochroſenroth, die vier erſten Schwungfedern mit zwei runden, weißen Flecken beſezt. 5 BE Der Schnabel ift ſchwarz, gerade, zuweilen auch etwas gebogen „ dünn, am Grunde flach, dreieckig, beide Klnnladen gleichlang; die Naſenloͤcher ſtehen nahe „) Illiger (ſ. Prodromus [yftematis 'mammaliuu et avium c.) trennt dieſen Vogel von der Linnefchen Gattung Certhia und macht eine eigene daraus, die er Tichodroma 3 nennt. an der Schnabelwurzel, find ſchmal, lang, gegen die Spitze hin aufwärts gebogen, oben und nach dem Grunde zu mit einer welchhauͤtigen Schwiele; die Zunge reicht über die Hälfte des Schnabels, iſt hornartig, hart, pfriemenfoͤrmig, gebogen, dünn und flach, von der Mitte bis zur abgeſtuzten Spitze mit zwei gleichlaufenden Furchen verſehen; der Augenſtern iſt dunkelbraun; der Scheitel flach, tief aſchgrau, Oberhals und Oberruͤcken hell aſchgrau, Unterruͤcken tief aſchgrau, die Schwungfedern ſchwarz we), die vier erſten mit zwei runden weißen Flecken auf der breiten Fahne, die ſechs folgenden mit hell aſchgrauen Spitzen, und die zehnte bis dreizehnte mit einem hell⸗ braunen runden Flek auf der breiten Fahne; alle Flüͤgelfedern, die erſten auf der ſchmalen Fahne ausgenommen, ſind ſchoͤn hochroth; an den vier erſtern etwas matter und mit ſchwarz gemiſcht, und an den leztern am ſchoͤnſten; die kleinern Dekfedern der Flügel hochroſenroth, die größten braunſchwarz, auf der ſchmalen Fahne hochroth; die untern Fluͤgeldekfedern am obern Rande roth, übrigens ſchwaͤrzlich; die Backen und der Unterhals grauweſß, gegen die Bruſt ins Aſchgraue übergehend, das am After und auf den untern Dekfedern des Schwanzes am dunkelſten iſt; die zwoͤlf Schwanzfedern von gleicher Länge „ ſchwarz, die zwei aͤußerſten Federn an der Spitze weiß, die uͤbrigen mit einer hellaſchgrauen Einfaſſung; die Fuͤße dcn, die Naͤgel ſtark gekruͤmmt und ſpitzig, der hintere am laͤngſten. Die Lange iſt von der Schnabelſpitze bis zur Schwanzſpitze 61/4 Zoll, die Breite von einer Zlügelfpige bis zur andern 9 ıfa Zoll pariſer Maß. Das Weibchen iſt an Groͤße und Farbe dem Maͤnnchen gleich.“) Dieſer Vogel aͤndert ſein Farbenkleid; denn es gibt Exemplare 15 nicht blaulichſchwarz, wie Bechſtein angibt. 0 Nach Bechſtein's Naturgeſch. II. Aufl. B. II. S. 1095. 1 das Weibchen e eine weißliche Kehle haben, und die ſchwarze Farbe auf derſelben am Maͤnnchen bloß im Fruͤhiahr und bis zur Mauſer zu bemerken fein, ſodann aber ſich verlieren und im Spaͤtherbſt und Winter ſich bloß in einigen ſchwarzen Kehlfedern zeigen, nach der Mauſer beide Geſchlech⸗ ter einander gleich fein. Dieß ſcheint ein Irthum zu ſein: denn ich erhielt mitten im Winter aus Graubuͤndten zwei friſchgeſchoſſene Exemplare, von welchen das eine einen ſchwarzen Stieifen auf der Kehle, das andere gar keine ſchwarze Farbe auf derſelben hatte, Nach dem Urtheil der ſchweizer'ſchen Voͤgelkuͤndiger iſt die ſchwarzkehlige Mauer⸗ klette eine Abart. a) mit aſchgrauen, brauͤnlich uͤberlaufenem Kopfe; b) mit ſchwarzer Kehle und ſchwärzlichem Unterleibe; c) mit zwei weißen, runden Flecken auf den drei erſten Schwungfedern; 8 d) mit einem braungelben Flek auf der innern Fahne der zehnten bis drei⸗ zehnten Schwungfeder; 7 Den einiährigen Jungen fehle der braungelbe Flek auf den Schwungfedern. In Deuͤtſchland iſt dieſer Vogel ſelten anzutreffen, hauͤfiger iſt er in der Schwelz, doch auch nicht in Menge. Im Sommer ſieht man mehre beiſammen, im Winter nur einzelne. Im Herbſt zieht er paarweiſe oder einzeln von einem Orte zum andern und auf dieſen Wanderungen verirrt er ſich zuweilen, und kommt nach Deuͤtſchland herauf, nach Schwaben z. B. Seckingen, Sigmaringen, Muͤhlheim, Fuͤſſen u. fe w. Über Salzburg kommt er auch nach Thüringen, Schleſien und Böhmen, bruͤtet aber unſers Wiſſens nicht an dieſen Orten. Sein Aufenthalt find vorzüglich hohe Felſen, hohe Kirch“ und Schloßthuͤrme und Mauern in bergigen Gegenden. Saufüre (“) ſah ihn auf dem Col de Geant in der Schweiz, welcher 1763 Klafter von der Meeresflaͤche an gerechnet, hoch und ganz mit Eisbergen umgeben iſt. An den Felſen des Gemmi, des Weiſſenburger Bades, der ſogenannten Gallerie zwiſchen Inden und Varn in Wallis ſahen die Voͤgelkuͤndiger Meisner und Schinz (*) mehre Junge aus und in die Neſter fliegen und herum klettern. Im Sommer haͤlt er ſich in den Gebirgen auf, im Herbſt und Winter aber begibt er ſich herab in dle niedern Gegenden, und dann klettert er an den Ringmauern, Thuͤrmen, Felſenwaͤnden ꝛc. herum, iſt nicht ſcheuͤ und kommt zuweilen ſogar in di eZimmer. Er iſt ſehr unruhig, bewegt im Klettern unaufhoͤrlich die Fluͤgel und den Schwanz. Er fliegt wie die Spechte, gewoͤhnlich nach unten, oder an die Mitte der Felſenwaͤnde, und klettert von da an immer der Hoͤhe zu. Auf Bauͤmen ſieht man ihn nicht. Sein Neſt macht er, wenigſtens in der Schweiz, in die Löcher der hoͤchſten Felſen. Kramer der Juͤngere (**) fand einmal in Unter- Oſterreich ein Neſt in einer menſch⸗ lichen Hirnſchale auf dem Meblinger Kirchhofe, weßwegen er aber nicht gerade als * „) in deſſen Voyages IV. p. 230. %) die Vögel der Schweiz ze. von Meisner und Schinz 1815. 5% Kramer Elench, p. 336, — — 137 — ein Ungluͤksvogei anzuſehen iſt, ſonſt muͤßten es auch die S Sperlinge fein, welche zuweilen in die Todenkoͤpfe auf dem Rade hacken. Wievlel er Eier legt, weiß man nicht, weil man nicht zu feinem Neſte gelangen kann. Seine Nahrung beſteht aus Fliegen und Raupen, Spinnen und Ameiſen. Blumenbach hat in ſeinen Abbildungen naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde eine verkleinerte, ziemlich gute Abbildung geliefert; die unſerige ſtellt den Vogel in Lebensgroͤße dar und iſt nach einem Exemplar ſehr treuͤ gezeichnet, welches ich aus der ‚Bauch erhalten Sr — Die Fuͤhlhorn⸗Schlan g 15 Erpeton tentaculatus Erpeton tentacule Lacepede. Fa KEN Di von dem franzoͤſiſchen Naturforſcher Lacepede a ana gemachte Schlange iſt bis iezt die einzige Art ihrer Gattung, die man kennt. Sie weicht in ihrem Bau ſo ſehr von den uͤbrigen ab, daß ſich Lacepede genoͤthiget ſah, eine eigene Gattung zu ieh Er gibt derfelben den Namen Erpeton *). Dr Gattungskennzeſchen find folgende: Der Leib und Schwanz find lang, walzenfoͤrmig, uͤberall mit dachziegelſoͤrmig liegenden, gekielten Schuppen verſehen; eine Reihe groͤßerer Schuppen lauͤft auf dem Unterleibe bis zum Urſprung des Schwanzes, auf dem Kopfe ſtehen etwa neuͤn Schilder, mit Schuppen umgeben; 580 n querliegend, einfach, ohne hornartigen Sporn, mit e Schildern bedekt und unten mit ſehr kleinen Schuppen eingefaßt; die Zunge dik, kurz, und ſcheint nur aus einer hohlen vr zu beſtehen; as Zähne . ohne Giftzaͤhne, u" 9 Son dem geiechifäen Wort spmwerov (erpeton), welches auf deuͤtſch Eriechend heißt. . i a 20 en 158 —— der Schwanz unten mit kleinen Schuppen verſehen. Die Kennzeichen, wodurch ſie ſich als Art unterſcheidet, find: Die roͤthlich blaßgelbe Farbe des Koͤrpers, die zwei kleinen, geſchuppten Füͤhlhoͤrner auf der Schnauze; zwei Kiele auf den großen Schuppen in der Mitte des Bauches; der Schwanz ſpitzig. i Unter den Amphibien gibt es mehre Arten, welche dadurch merkwuͤrdig ſind; daß fie an ihrem Kopfe irgend einen hervorſpringenden Theil haben. Die Schildkroͤten des ſuͤßen Waſſers, die mit einer Haut bekleidet find, haben alle eine Schnauze, welche ſich in eine Art von welchem walzenfoͤrmigem Nüffel verlängert; das indiſche Chamäleon hat zwei lange zuſammengedruͤkte, ſchwielige Vorſpruͤnge an der Schnauze: die Hornſchlange (Col. ceraſtes, ) iſt über iedem Auge mit einem fihwieligen Horn bewaffnet; eben ſo haben die Sandſchlange (Colub. ammodytes,) die langſchnauzige Schuppenſchlange (Anguis nasutus,) die Angahaſchlange (Langaha Madagascar,) ſaͤmmtlich einen dergleichen Fortſaz an der Schnauze. Die Füͤͤhlhornſchlange (Erpeton tentaculatus,) die man auch in der Hinſicht hieher zählen muß, hat einen ganz beſonders gebauten Kopf. Er iſt nach vorne verlaͤngert, nach hinten ſehr breit, von oben nach unten platt gedrükt, ſtumpf abgeſtuzt; vor den Naſenloͤchern ſtehen zwei Fortſaͤtze, welche Fuͤhlhoͤrnern gleichen, vorwaͤrts gerichtet, faſt vier Linien lang, ſehr biegſam und mit kleinen Schuppen verſehen find. Die Beſtimmung dieſer Fortſaͤtze kennt man nicht; denn es iſt wegen der Schup⸗ pen, womit fie bedekt find, unwahrſcheinlich, daß fie als Fühler gebraucht werden. Die Schuppen des Kopſes ſind von denen der Ringelnatter nicht ſehr verſchisden, aber fie find nicht fo vertheilt wie bei dieſer. Das Schnabelſchild iſt breit und halb kreisfoͤrmig; hinter dieſem liegen vier größere und zu beiden Seiten viele kleine, runde Schuppen; hinter dieſen vier runden find zwei große, laͤngliche, auf welche eine einzige größere folgt, an welche ſich zwei noch größere laͤngliche gegen den Hinterkopf auſchließen und zuſammen eine herzſoͤrmige Figur bilden (*); uͤber jedem Auge befindet ſich ein Schild, der mit kleinen * 4) Die Anzahl und die Lage der Schllder auf dem Scheitel find nach Daudin's Beſchrei— bung und Abbildung genommen. [Nach Lacepede (Annales du museum dhiſtoire naturelle etc. Tom, II.) iſt die Zahl und die Lage derſelben anders und zwar auf fol⸗ RS Schuppen umgeben iſt; das Hinterthell des Kopfes iſt eln wenig aufgeſchwollen, und mie ſehr kleinen Schuppen beſezt. Die Augen find von mittelmaͤßtger Größe und liegen ſelt, waͤrts; das Maul breit, tief geſpalten, die Kinnladen von gleicher $änge, die untere vorn merklich ausgeſchweift; auf leder Seite der untern Kinnlade ſtehen ſiebenzehn kleine, viereckige Appenſchilder, vier andere im Mundwinkel; auf ieder Selte der Oberkinnlade ſtehen vierzehn Schilder, von welchen die vordern gewoͤlbt und verlaͤngert find, wie kleine Zaͤhne. | Die Naſenlöcher bilden eine kleine Seitenſpalte, etwas hervorſtehend und zwiſchen dem Auge und dem Fuͤhlhorn liegend. Die Kehle iſt allenthalben mit kleinen vlereckigen Schuppen bedekt; der Hals iſt enger, als der Leib, welcher leztere ſich nach und nach er- weitert; der Schwanz endigt ſich in eine duͤnne Spitze. Alle Schuppen find gefiels, rautenfoͤrmig, Dachziegelförmig und in Reihen liegend, deren fieben und dreißig der Lange nach herunter laufen. Auf dem Bauche befinden ſich zwei Schuppenreihen, deren Schuppen größer, als die übrigen, ſechseckig find, und ſch in der Mitte des Unterhalſes anſangen, am Aſter ſich endigen. Dieſer Schuppen find 125 an der Zahl. Der Schwanz iſt mit 48 bis 49 Schuppenreihen umgeben. | 2 Die Farbe, welche die in Weingeiſt aufbewahrten Exemplare haben, iſt bloß weißgelb ins Roͤthliche ſpielend, auf dem Unterleibe mit weißen gleichlaufenden Baͤndern, bie von dintlern eingefaßt find; eben fo i der Streifen, welcher über die Kiele der großen Bauchſchuppen geht. . c | | gende Weiſe wie in unſerer Abbildung zu ſehen iſt, angegeben. Das Schnabelſchild fehlt; hinter der Stelle deſſelben ſtehen drei kleine runde Schilder in einem Dreiek bei ſammen, in einiger Entfernung gegen den Scheitel hinauf liegen zuerſt drei rundliche Schilder, von welchen das vorderſte das kleinſte it, an deren zwei hintern ſich die oben beſchriebenen drei größten länglichen Schilde anſchließen. In der Daudinſchen Figur find die zwei Fortſätze in einiger Entfernung vor den Augen eingefügt, zwiſchen welchen die Maſenlöcher nach Daudin's Angabe liegen ſellen, bei der Laeepede ſchen Figur liegen e dagen unmittelbar am Erunde derſelben. Bei der Lacepede'ſchen Figur ſind auch die Schilder über den Augen nicht angegeben, welche bei der Daudinſchen fü chtlich find, Welche von beiden Figuren die richtigere iſt, können wir nicht entſcheiden, da wie der natieliche Eremplar nicht vor uns haben. Unsere Abbildung iſt ein ſehr treuer Nach⸗ fi). aus den Annalen des Muſeums. 6 Vin 8 1 — 140 — 5 Die Laͤnge dieſer Schlange betragt 1 8. 11 8. 1 Ln. die Länge des Kopfes 1 Zoll; tr die Lange der Fuͤhlhoͤrner 4 Linien; . n A die Laͤnge des Schwanzes 6 Zoll 4 Lin.; die Breite des Hinterkopfes 7 Lin.; 0 Der Umfang des Leibes nach feiner größten Dicke 2 gl 6 Lin. Von ihrer Lebensart und ihren Elgenſchaſten iſt nichts bekannt. Ihr Vaterland ſcheinen die hollaͤndiſchen Inſeln von Oſtindien zu fein, daſſelbe Land, welches das Cha⸗ maͤleon mit der geſpaltenen Naſe naͤhrt. Aus dem ehemaligen Naturaliencabinette des Statthalters in Holland kam ein Exemplar nach Paris, welches daſelbſt noch aufbewahrt ſich finder. g Te nn — —— — ——— — NT ET TERHFEIE — ——E—ü2—64——E—ñ[wUüũ— f Der gelb fuͤßige Scorpion. Scorpio ochripes. Mihi. Taf. XXXL Fig. 1. 2. 3. Diefen ber hee Scorpion, welcher ſich in der Jeſectenſammlung des hieſigen Herrn Kaufmanns Jockiſch befindet, und durch deſſen Guͤte ich ihn zum Abbilden erhielt, ſehe ich fuͤr eine neuͤe Art an, da ich weder in dem Naturſüyſtem der Inſecten⸗ kunde von Fabricius“ ), worin 11 bekannte Arten, noch in Degeer's Geſchichte der Inſecten, **) worin 8 Arten aufgezaͤhlt werden, einen gefunden habe, welcher meinem gelbfuͤßigen ganz gleich kommt. Am meiſten ähnele ihm der Suͤdlaͤnder Scorpio auſtralis. Lin,, welcher gleichfalls braunroſtrothe Fuͤße und einen längern Schwanz bat, als der Körper iſt, allein dieſer unterſcheidet ſich wieder durch ſeine roſtfarbigen fadenfoͤrmigen Scheren und durch die am Grunde des Stachels befindliche Spitze, welche unſerm Scorpion fehlen. Wie viel Kaͤmme er auf dem Unterleibe hat, deren Anzahl von den Schriftſtellern als Artmerkmal angenommen iſt, konnte ich nicht unter⸗ ſuchen, weil fie von meinem Exemplar weggebrochen ſind. Indeſſen hat dieſer Mangel zur Beſtimmung der Art nichts auf ſich, da ſchon Degeer und Pallas, und neuͤerdings Gr. R. Treviranus”**) beobachteten, daß die Zahl der Kaͤmme bei einer und derſelben „) F. Chr. Fabricii Entomologia ſyſtematica emendata et aucta etc. Tom, II. Hafniae 1793. *) C. Degeer's Abhandlungen zur Geſchichte der Inſecten aus dem Franzöſiſchen uͤberſezt und mit Anmerkungen herausgegeben von Joh. Aug. Ephraim Goͤtze. öter Band. Mit 30 Kupfert. Nurnberg bei Raſpe 1782. Au MT den innern Bau der ee von Treviranus, Prof. zu shi Erſtes Heft. Näruberg bei Schrag. 21 Art ſehr unbeftandig iſt. Eben diefer leztere Naturforſcher hat durch genaue Zerglie⸗ derungen dargethan, daß die Scorpionen nicht, wie man bisher geglaubt hat, durch Offnungen, welche wie bei den übrigen Inſecten zu Luſtroͤhren oder Luſtſäͤcken, ſondern zu wirklichen Kiemen führen, daß alſo dieſe das einzige bis iezt bekannte hoͤchſtmerk⸗ wuͤrdige Beiſpiel einer Thierart geben, welche, obgleich in der Luſt lebend, nach Art der Fiſche Athem ſchoͤpft. Hieraus und aus mehrern andern Gruͤnden, die hier nicht ange⸗ fuͤhrt werden koͤnnen, folgt alfo ferner, daß die Scorplonen von den Kiemenfuͤßlern (Monoculus) nicht, wie die franzöfifchen Naturſorſcher gethan haben, getrennt werden dürfen, ſondern als zu einer Ordnung gehörig, beiſammen bleiben muͤßen. — Wir kehren zu unſerm Scorpion zuruͤk und ſtellen zuerſt ſeine Artmerkmale auf, nach welchen ſodann die weitlauͤftigere Beſchreibung folgen ſoll. f Die Scheren find laͤnglich eirund, winkelig, rauh, gewimpert, die Füße roſtgelb; der Schwanz länger als der Leib, mit einem einfachen Stachel. Vorn am Kopfe, der, wie bei allen Scorplonen, mit dem Bruſtſchild einen einzigen Theil ausmacht, ſieht man zwei Freßzangen, welche aus elner Hoͤlung hervorragen, deren jede aus zwei Theilen oder Armen beſteht, von welchen der auͤßere nur beweglich iſt; ieder derſelben iſt hakenfoͤrmig, ſpitzig und an der einen Seite gekerbt; von Farbe roſtbraun; zur Seite ſtehen Haarborſten; der Kopf hat in der Mitte eine Kerbe; an den beiden ſchraͤg laufenden Seiten deſſelben (Fig. 2. a. ſind ſie beſonders dargeſtellt,) ſitzen drei runde, dunkelbraune, mit einem granatrothen; durchſcheinenden Ring umgebene, glänzende Augen; auf der Mitte des Bruſtſchildes (Fig. 2. b.) ſitzen zwei andere aͤhnliche Augen, deren rother Ring heller und N dem noch von einem roſtgelben Ring umgeben iſt. Das Bruſtſchild iſt flach erhaben, unbehart mit einem ſchwachen Glanze und vielen kleinen, ungleich großen Warzen oder erhabenen Punkten; durch die Mltte lauͤft der Laͤnge nach eine ſchmale Rinne, welche die beiden Augen von einander trennt; es endigt ſich mit zwei ſtumpfen Spitzen, welche denen am Kopfe aͤhnlich ſind, und ihnen gerade gegen uͤber ſtehen; der Hinterleib iſt ein und ein halbes Mal fo lang, als das Buuſtſchild mit Inbegriff des Kopfes, unbehart, ohne Glanz, die Geſtalt iſt laͤnglich eiformig; zunaͤchſt hinter dem Bruſtſchllde laufen drei erhabene an einander liegende, auf ihrer Oberfläche rauhe, Reifen quer über den Hinterleib; hinter dieſen folgen noch vier ahnliche, doppelte Reife, welche mit eben ſo viel rinnenfoͤrmigen Vertiefungen abwechſeln; von den drei vordern Reifen an lauͤft in der Mitte des Hinterleibes der Laͤnge nach ein Kiel, welcher jedes Mal den erſten der vier Reifenpaare durchſchneidet; hinter dem lezten Reifenpaar iſt er noch einige Linlen lang bemerklich; ſodann verflaͤcht er ſich. Der ganze Hinterleib iſt allenthalben mit kleinen erhabenen Punkten wie das Bruſtſchild, bedekt. Der Schwanz beſteht aus ſechs laͤnglichen Gliedern, von welchen das vorlezte das laͤngſte iſt; das lezte iſt eifoͤrmig, blaſenaͤhnlich und endigt ſich in einen einfachen nach außen gekruͤmmten Stachel, womit das Thier verwundet; das zweite, dritte, vierte und fuͤnſte Glied iſt von unten kurz gezaͤhnt, das fuͤnfte auch von oben und ſo wie das ſechſte Glied mit mehrern Haaren verſehen. — Die beiden Arme, an welchen die Scheren oder Zangen ſitzen, beſtehen aus fünf Gliedern, von welchen die Schere das laͤngſte iſt; die Oberfläche dieſer Glieder iſt etwas glänzend, allenthalben mit erhabenen groͤßern und kleinern Warzen und Zaͤhnen beſezt, von welchen dieienigen, welche an den Kanten ſtehen, mit langen Borftenhaaren verſehen find. Die Schere iſt am Grunde faſt gleich breit, unten gerundet, oben mit einer Kante verſehen, welche auf unferer Kupfertaſel Fig. 3. c. beſonders dargeſtellt iſt. Der Vordertheil der Schere iſt einwaͤrts gekruͤmmt, auf der Oberſeite glatt; die beiden Theile oder Finger der Schere ſind an der Spitze hakenfoͤrmig, an ihrem innern Rande gekerbt, deſſen Erhoͤhungen des einen Fingers in die Kerben des andern paſſen, die Finger der beiden Scheren ſind mit kurzen und langen ſteifen Haaren ver⸗ ſehen. Auf beiden Seiten des Koͤrpers ſind dle Fuͤße, auf ieder Seite vler; dle vorderſten ſind die kleinſten, die hinterſten die laͤngſten; ſie ſind alle auf der untern Seite des Bruſt⸗ ſchildes eingefuͤgt, und beſtehen aus ſieben Gliedern, deren leztes ſich in zwei ſpitzige Haken endiget, das dritte Glied hat an der untern Kante feine Zaͤhne, die Fuͤße ſind etwas behart, doch mehr an den untern als an den obern Theilen. Die untere Seite des Hinterleibes beſteht aus fuͤnf Querabſchnitten, welche dach⸗ ziegelförmig unter einander liegen; auf dem erſten zweiten, dritten und vierten Abſchnitt befindet ſich zu beiden Seiten des Leibes die knopflochſoͤrmige ſchiefliegende Offnung zum Odemholen. 2 1 5 — 144 — Die Beſchaffenheit der zwei Kaͤmme und die Anzahl der Zähne derſelben koͤnnen wir, wie ſchon geſagt, nicht angeben, da ſie bei unſerm Exemplar wahrſcheinlich beim Durchſtechen der Steknadel weggebrochen wurden und verlohren gingen. Die Farbe der Arme, des ganzen Kopfes, Bruſtſchildes und Leibes iſt kaſtanienbraun; der Schwanz etwas heller, an den drei erſtern Theilen glänzend, an den zwei leztern matt; die ſaͤmmtlichen acht Fuͤße find durchaus roſtgelb. Das Vaterland unſers Scorpions koͤnnen wir nicht beſtimmt angeben. Er ſoll in Afrika zu Haufe fein. Daß die Scorplonen ſich von verſchiedenen Inſecten, z. B. Fliegen, Affen, Spinnen ꝛc. a „ia unter einander ſich ſelbſt auffreſſen, iſt eine bekannte Sache. Wenn ſie ſich einer Spinne bemaͤchtigen wollen, ſo ergreifen ſie dieſelbe zuerſt mie einer Schere oder mit beiden zugleich. Iſt ihnen die Spinne zu groß, fo biegen ſie den Schwanz uͤber den Kopf und ſtechen dieſelbe. Hierauf verzehren ſie ihren Raub. Sie ſollen ſechs und zwanzig bis ſechzig lebendige Junge zur Welt bringen. f Wenn ſie ſtille ſitzen oder kriechen, fo tragen fie gewöhnlich den Schwanz bogenfoͤrmig nach dem Kopfe zu gerichtet, um ſogleich zum Stechen fertig zu fein. Der Stich des euͤropaͤiſchen Scorpions iſt nicht tödlich, wohl aber der des afrikaniſchen und andern, auch iſt uns von dem Herrn Beſitzer des hier beſchrlebenen verſichert worden, daß dieſer als er noch lebendig war, auf einem Schiffe einen Menſchen durch ‚feinen Stich getoͤdtet habe. Sie halten ſich gern an dunkeln und feuͤchten Orten unter Steinen, in Ritzen, an Thuͤren und Fenſtern, in Kammern und Kellern auf. Wenn ſie kriechen, ſo bewegen ſie ſich ſeitwaͤrts, fie find aber ziemlich traͤge. Unter einander leben fie eben ſo feindſelig, wie die Spinnen. Gegen leztere zeigen ſie eine beſondere Feindſchaft. Sie ſollen fi) jahrlich wie die Krebſe hatten. F Die Haarqualle. Die harige Meduſe. Me du la capillata. Linn. Taf. XXXII. Dieſe Thiere rechnet man unter dle Pflanzenthiere. Die Griechen und Roͤmer kannten ſie ſchon. Erſtere nannten fie εꝰ&ñ es (akalephas) oder zudae (knidas, ) nach einem Kraute, welches bei der Beruͤhrung Brennen erregte, leztere urtica, auf deuͤtſch Brennneſſel. Bei den Deutfhen heißen fie Seequabben, Seeqwabe, Seeflagge, Meer⸗ ſchaum, Meerneſſeln. Lezterer Name gruͤndet ſich auf die Eigenſchaft, ein Brennen auf der Haut bei der Beruͤhrung zu erregen, welche einige Arten dieſer Pflanzenthiere beſizen. Den Namen Meduſe erhielten fie von den langen Faſern oder Fuͤhlfaͤden, mit welchen einige Arten unter ihnen verſehen ſind, und daher einigermaßen eine Ahn⸗ lichkeit mit dem Meduſenkopf der Alten haben. 8 ! Der Name Qualle, den dieſe Geſchoͤpfe von den hollaͤndiſchen Seefahrern erhielten, und ſo viel als Roz oder Schleim bedeuͤtet, möchte wohl der paſſendſte fein ‚ weil fie meiſt aus einem gallertartigen Weſen beſtehen. Im ruhigen Zuſtande ſieht ihr Koͤrper einem Kugelabſchnitte aͤhnlich, deſſen Erhabenheit glatt, und deſſen flache Seite mit verſchie, denen Fuͤhlfaͤden verſehen iſt. Er iſt durchſcheinend und ſchwindet in der Hitze durch Abkochen faſt zu nichts. Im Innern ſieht man gefärbte Linien, aber nichts, was einen Kreislauf andeuͤtete; doch glaubt man gegen den Rand hin mehre Gefäße zu bemerken, welche Anhaͤnge des Speiſecanals zu fein ſcheinen. —— 146 — In alien der Wledererzeuͤgungskraft bemerkte Be Gaͤde, ) daß dieſelbe wer - - nigſtens bei der Ohrqualle (M. aurita) um einen ſehr hohen Grad ſchwaͤcher iſt, als bei den Polypen des ſuͤſſen Waſſers. Wenn er einen Theil ihres Koͤrpers abſchnitt, ſo bemerkte er nach langer Zeit nicht den geringſten Schein von Wiederherſtellung des verlohrnen Theils, ſondern nur eine voͤllige Abrundung der Durchſchnittsſtelle, die wenig Stunden nach dem Abſchnelden erfolgte. Das Thier ſchien indeß, ſelbſt wenn er ihm viele und große Stuͤcke raubte, eben fo munter zu fein, als es vor feiner Der, ſtuͤmmelung geweſen war. Zerſchnitt er eine Qualle in mehre Stuͤcke, fo lebten die⸗ ienigen, an denen nur ein Magenſak ſitzen geblieben war, fort, Dieienigen hingegen, bei denen das nicht der Fall war, führten hoͤchſtens ein zweitaͤgiges deben. — Die Qual⸗ len leben im Meere z. B. in der Nordſee und Oſtſee, im mittelländifhen, atlantiſchen im indiſchen und andern Meeren. Sie ſchwimmen theils frei im Waſſer herum, in⸗ dem ſie den Koͤrper abwechſelnd mehr oder weniger erhaben machen und ſo das Waſſer zuruͤkſtoßen, theils ſitzen fie feſt vermittelſt eines Stiels, (ahnlich dem Stiel eines Cham⸗ pignons,) oder an der untern Fläche des Körpers felbft und an feinen Raͤndern. Wenn das Meer zur Zeit der Ebbe zuruͤk tritt, ſo bleiben viele am Geſtade ohne Bewegung liegen. Die Alten, namentlich Arioſtoteles, glaubten, daß die Meduſen ſich im Waſ⸗ ſer ernaͤhren, ohne daſſelbe nicht leben koͤnnten, und daß ſie weder Luft noch Waſſer zu ſich nehmen. Sie haben eln Gefühl. Naͤhert ſich ihnen ein kleiner Fiſch, fo ergreifen fie ihn wie mit einer Hand, und verſchlingen ihn. Kalm in ſeiner amerifanifchen Reife berichtet, daß er an der norwegiſchen Küfte im Fruͤhling ganz kleine, im Herbſte da⸗ gegen ſo große angetroffen hatte, daß ſie oft eine Elle und noch mehr im Durchmeſſer hielten. So lange fie noch ganz klein find, werden fie vom Dorſche, Weißfiſche und andern Flſchen gefreſſen; wenn fie aber größer werden, fo ruͤhret fie kein 1 mehr an. Baſter hat die Bemerkung gemacht, daß da, wo viele Meduſen ſind, wenig Fiſche leben. Im Sommer 1762, erzaͤhlt er, ſahe man elne außerordentliche Menge von Meduſen; die Fiſcher hatten in ihren Netzen ſehr viele; aber wenig Fiſche. Sollte | wohl das ihnen eigenthuͤmliche, giftige, brennende Weſen die Fiſche verſcheuͤcht haben; „) Siehe weiter hinten die Anmerkung. S. 148. — 147 — oder ſollte vielleicht dadurch, daß ſie in großer Menge vorhanden waren, den Fiſchen dle Nahrung entzogen worden fein? Dieſe Fragen haͤlt ein anderer Schriſtſteller Stabber für vollkommen beantwortet, indem er hinzufuͤgt, daß durch die Meduſen viele Fiſche ver⸗ ſchlungen würden; daß die Medufa cymbeloidea, einen Fiſch nach Verlauf von zwei Stunden ganz verſchlungen habe. Auch Seewuͤrmer dienen ihnen zur Nahrung. Manche von ihnen, wie z. B. die Medufa frondofa Spalanzani, und die Ohrqualle Med. aurita, geben einen phosphoraͤhnlichen Schein von ſich, wodurch auf dem Meere das bekannte Leuͤchten zum Theil entſteht.“) Dieſes Leuͤchten geht auf das ſuͤße Waſſer beſſer über, als auf das Meerwaſſer. Es hoͤrt erſt mit dem Tode des Thieres auf und kann durch die Waͤrme wieder hergeſtellt werden. Man ſchreibt die Urſache deſſelben einer dicken, Eleberigen Fluͤſſigkeit zu, welche ſich vorzuͤglich am Maule, dem Sacke und an den großen Fuͤhlfaͤden befindet. Bei den Alten ſcheinen die Quallen in Anſehung ihres Nutzens ſehr in Anſehen geſtanden zu haben. Ariſtoteles (1. 4. 7. 5.) erwähnt einer kleinen Art, deren Fleiſch — wenn man es ſo nennen kann — im Sommer bei der Berührung ſich auflöfte, im Winter dagegen ſehr feſt war, um welche Zeit ſie auch gegeſſen wurde. Nicht bloß die im Waſſer frei herumſchwimmenden, ſondern auch die ſeſtſitzenden Quallen wurden gegeffen. **) Auch bedienten fie fi) derſelben als eines Arzneimittels. Plinius (Hift. nat. 1. 32. 2.) ruͤhmt fie gegen den Stein, und Diphilus Siphnius (beim Athenaͤus 1. 3.) hält fie für ein Abführungs- und urintreibendes Mittel. So ſagt auch Fenocrates, daß die Meerneſſeln dem Munde angenehm ſeien, dem Magen aber nicht, und daß man fie, wenn ſie geroͤſtet find, als ein gutes Abfuͤhrungsmittel anwenden kann. Der Pulmomarinus (Seelunge) ſoll nach Dioscorides, wenn man ihn auf die Fuͤße legt, das Podagra heilen. In neuͤern Zeiten werden fie nicht mehr als Arznel⸗ mittel benuzt. Manche dienen andern Seethieren zur Speiße, wie z. B. die Haar⸗ qualle M. cap. den Wallfiſchen. 1 Man kann fie lebendig in Glaͤſern mit Waſſer gefüllt, das man aber alle Tage erneuͤern muß, erhalten. 5 *) Ich ſage: z um Theil, weil auch andere Seethiere, 3. B. kleine Krebſe, Gammarellen⸗ Salpen, Garnelen, Nereiden und ihre Eier ꝛc. dieſe Eigenſchaft haben. **) Aldroyandus de Zooph. I. 4. Wir wollen nun eins dieſer ſonderbaren Geſchoͤpfe näher kennen lernen und mählen dazu die Haarqualle: ) Sie unterſcheidet ſich von den uͤbrigen Arten durch folgende Merkmale: Auf der untern Seite vier Arme, welche ſich uͤber den aüßern Rand des Körpers hinaus faͤcherfoͤrmig aus breiten; der auͤßere Rand hat acht Lappen. Dieſe Qualle ſcheint um eine Stufe hoͤher zu ſtehen, als einige andere; denn Herr Gaͤde entdekte in derſelben deuͤtliche Muskelfaſern, welche, da ſie an mehrern Stellen ſehr gedrängt ſitzen, kleine Bündel und Hauͤte haben, welche mit erſtern ab⸗ wechſeln. Wenn man die Arme (eee e) und Magenſaͤcke (b.) wegſchneidet, fo erblikt man in der gelbroͤthlichen Maſſe des Körpers mehre weißgeflekte Furchen, die ihr ein gewuͤr ⸗ feltes Anſehen geben. Es gehen naͤmlich von einer in der Mitte des Koͤrpers laufenden Kreisfurche ſechzehn Furchen aus, welche ſich bis an dle Magenanhaͤnge (cc. dd.) erſtrecken und ſich allmaͤhlig verlieren. + Die Arme (eeee) welche um das Maul (a.) herum fteben, reichen weit uͤber den Rand des Thieres hinaus, und ſind, wenn ſie entfaltet werden, von einer ſo außerordentlichen Breite, daß ſie die ganze untere Flaͤche — von dieſer Seite iſt nnfere Qualle abgebildet, — des Thieres bedecken. Wir haben von zwei Armen nur die Umriſſe machen laſſen, damit man die unter denſelben liegenden Theile ſehen kann. Die Haut dieſer Arme iſt in der Mitte und am freien Ende außerordentlich fein, wird aber in der Naͤhe des Maules dichter und bildet einen feſt knorpelartigen Ring, welcher das Maul umgibt. Von daher gehen noch vier Baͤnder, welche aus Mus⸗ kelfaſern zu beſtehen ſchelnen, aus, befeftigen ſich an die Haut der Magenſaͤcke, und ſind ſo wie der Ring, ohne Zwelfel dazu beſtimmt, das Maul zu oͤffnen und zu ſchlleßen. Die Seitenraͤnder dieſer Baͤnder dienen zur Befeſtigung von vier Saͤcken, ‚fo daß iedes⸗ mal zwei Saͤcke durch ein Band beſeſtiget werden. Die Säcke ſelbſt aber, in welche man gleich durch das Maul kommt, ſind nicht durch Scheldewaͤnde getrennt, ſondern ſtehen mit einander in unmittelbarer Verbindung, ſind im gewoͤhnlichen Zuſtande ſtark „) Eine genaue Zergliederung dieſer Qualle und der Ohrenqualle haben wir Herrn H. M. Gaͤde in Kiel zu danken. Seine kleine Schrift, aus der wir das Noͤthigſte entlehnten, fuͤhrt den Titel: Beitrage zur Anatomie und Phyſiologie der Meduſen. Mit 2 Kupfern. Berlin 1816. Maurer'ſche Buchhandlung. \ — 149 — gefaltet und laſſen ſich durch Einblaſen der Luft zu einer außerordentlichen Größe ausdehnen. In jedem derſelben liegt ein Faltenkranz, in welchem eine Art von Koͤrnern ſich befindet, die, wenn man die Falten durchſchneidet, ausfließen und hoͤchſt wahrſchelnlich die Eier find, vermlttelſt welcher das Thier ſich fortpflanzet. Dieſe Koͤrner treten zu einer gewiſſen Zeit aus den Falten heraus, lagern ſich traubenfoͤrmig am Rande des Falten⸗ kranzes und dle größten davon loͤſen ſich von Zeit zu Zeit ab und kommen dann in die Zellen der Arme, wo fie zu ihrer völligen Reife gelangen und eine brauͤnliche Farbe annehmen. Wahrſchelnlich gelangen fie von da aus in das Waſſer, bleiben deu Winter hindurch in demſelben und werden vermittelſt der Fruͤhlingswaͤrme entwickelt. Mit dieſen Magenſaͤcken ſtehen noch ſechszehn andere, die Magenanhaͤnge (o. d.) ge⸗ nannt, in freier Verbindung, fo daß man nicht nur von einem dieſer vier Saͤcke in den an. dern, ſondern auch von dieſen in alle ſechszehn gelangen kann. Dieſe leztern haben nicht einerlei Geſtalt; acht von ihnen find herzſoͤrmig (c. c.) die übrigen acht laͤnglich (d. d.) und legen fo, daß ein herzfoͤrmiger immer mit einem laͤnglichen abwechſelt. Dieſe beiden leztern Arten von Saͤcken ſtehen nicht mit einander in Verbindung, ſondern find durch Scheidewaͤnde von einander getrennt. Ihre Haut, welche ſehr ſtark und feſt iſt, bildet Schwielen, auf ledem herzfoͤrmigen und laͤnglichen Anhange ohngefaͤhr vlerzehn, welche ſtark hervorragend ſind und der Quere nach von einer Scheidewand zur andern laufen und durch blauͤliche Streifen gekreuͤzt werden. Die Streifen bilden, wenn ſie aufgeblaſen werden, mehre kleine wie eine Perlenſchnur zuſammen haͤngende Blaͤschen; in ieder Schwiele liegt ein Bläschen, welches ſich in den Magenanhang oͤffnet. Die Streifen, deren auf jedem herzfoͤrmigen Anhange zehn bis eilf, und auf dem laͤnglichen vier bis fuͤnf find, gehen nur fo weit, als die Schwielen reichen. Leztere gehen nur bis zur Mitte der Haut des Anhanges, und von hier wird dieſe Haut, die, ſo lange ſie mit Schwielen bedekt iſt, ein gelbliches Anſehen hat, ploͤzlich ſehr weiß und durchſichtig. Dieſe Haut wird zu beiden Seiten noch durch vier Schwielen begraͤnzt, die da, wo lene aufhören, anfangen, und ſtatt daß jene der Quere nach, dieſe der Laͤnge nach bis ans Ende des Anhanges laufen. Sie ſind ebenfalls wie dle vorigen, von einigen blauen Streifen durch⸗ kreuzt. Am Ende der quer und laͤngslaufenden Schwielen winden ſich blinddarmaͤhn⸗ liche Gefäße ein, welche eine außerordentliche Sänge haben, an ihrem Befeſtigungspunkt ſehr dik, am Ende hingegen ſehr fein find. Ihre Offnungen, welche man an der innern Seite der Haut deuͤtlich ſeheu kann, bilden drei neben einander liegende Reihen, und ö 2 1 22 on ſind auf der weißen durchſichtigen Haut befindlich. Diefe Fäden (k. f. f.), die, wenn man fie durch das Vergroͤßerungsglas beobachtet, einen geſchlaͤngelten Lauf bilden, finden ſich nur bei den herzfoͤrmigen Anhängen und koͤnnen von dem Thier vermoͤge dieſer Schlaͤngelung ſehr ſtark verlängert werden, wie man fie fo hauͤſig im lebenden Zuſtande bemerkt, ſind wahrſcheinlich nichts anders, als Fuͤhlfaͤden, die das Thier von den Dingen, die daſſelbe umgeben, benachrichtigen. Vielleicht führen fe auch dem Thiere aus dem Waſſer einen feinen Stoff zu. Schneidet man einige derſelben ab, und bringt ſie unter das Vergroͤßerungsglas, ſo wird man eine Bewe⸗ gung an ihnen gewahr, wie an kleinen Wuͤrmern, die ſich unter einander ſchlingen. Dieſe Bewegung dauert indeſſen nur ungefaͤhr fuͤnf Minuten. Von den laͤnglichen Anhaͤngen gehen zuerſt zwei dicke, kurze Staͤmme von Gefaͤßen aus, die ſich leder in vier Aſte theilen, welche ſich wiederum, bevor fie den auͤßern Rand erreichen, mehr⸗ mals ſpalten. Außer dieſen beiden kurzen Stämmen entſpringt aus der Mitte eines jeden der laͤnglichen Magenanhaͤnge ein duͤnnes Gefaͤß, das in gerader Richtung zu elnem runden Koͤrper (g. g. g.) geht, welcher da ſizt, wo die beiden mittlern, kleinen Lappen zuſammen ſtoßen, deren ſowohl bei dieſer, als bei der Ohrqualle (M. aurita) immer acht ſich vorfinden, deren Beſtimmung man aber noch nicht kennt. Am Ende des herzfoͤrmigen Anhanges entſpringen, ſo wie beim laͤnglichen, zwei dicke Staͤmme, die ſich nach einem kurzen Verlaufe in zwei theilen, und dieſe groͤßtentheils gabelförmige Theilung bis zum Rande des Thieres fortfegen. Zwiſchen diefen beiden Stämmen ent⸗ ſpringen aus dem herzfoͤrmigen Anhange neuͤn bis zehn Gefäße, welche ſehr duͤnn find, und ſich wenig veraͤſteln. Der auͤßere Rand des Thieres iſt durch Einſchnitte in ache Lappen getheilt, vom denen ieder wieder vier kleinere Lappen hat. Der Aufenthalt dleſer Qualle iſt die Nordſee, beſonders das Eismeer, und um Lappland herum. Eine ſehr ſchlechte Abbildung derſelben befindet ſich in Ph. L. St. Müllers vollſtaͤndigem Naturſyſtem von C. von Anne“. ster Theil. Tab. 6. Fig. 4. Baſter hat gleichfalls eine Abbildung geliefert, die aber auch ſchlecht ausge⸗ ſallen iſt. 5 Der Bafferwegerig, el Froſchloͤffelkraut. Froſchwegeri ch. Waldbart. Haſenloͤffel. | Alisma Plantago. Wildenow. Species ‚plantarum etc. Tom. II. pag. 276. n. 711. Le Plantain aquatique. Wodänoi Schil nik. Bussisch. Ta b. XXXIII. Fig. 1. Eine verkleinerte ganze Pflanze. Fig. 2. Ein Zweiglein in natuͤrlicher Groͤße. Dan: Pflanze, welche bei uns in Deuͤtſchland ziemlich gemein iſt, und bisher weder von Menſchen noch Thieren geachtet wurde, hat auf einmal vor einigen Monaten die Aufmerkſamkeit der Arzte und Naturſorſcher auf ſich gezogen. In Rußland nämlich, befonders im tula’fchen und orePfchen Gouvernement, bedient man ſich ſeit langer Zelt der Wurzel dieſes Gewaͤchſes als eines bewaͤhrten Mittels gegen die fuͤrchterlichſte aller Krankheiten „ die durch den Biß eines tollen Hundes entſtehende Waſſerſcheuͤ. Im Laufe von 25 Jahren, da dieſes Mittel in einzelnen Provinzen des ruſſiſchen Reiches angewandt worden iſt, hat man es ohne Ausnahme bewaͤhrt gefunden, und auch ſolche Kranke, bei denen das Gift ſchon ſo heftig wirkte, daß fie die Menſchen anfielen und biſſen, ſind mit gluͤklichem Erfolge ohne alle nachtheilige Wirkungen fuͤr die Zukunft geheilt worden, wovon beſonders im tula'ſchen und orel'ſchen Gouvernement ſich viele Beiſpiele finden. Auch bei Thieren, die von einem tollen Hunde gebiſſen worden ſind, iſt dieſe Wurzel wirkſam, und kann ſogar zur Heilung toller Hunde ſelbſt gebraucht werden. Mehre ruſſiſche Gutsbeſitzer, die nicht wenig Jagdhunde halten, wiſſen ſogar nicht, was ein toller Hund iſt; denn auch den Hunden wird dieß Kraut unter das Futter gemiſcht, und ſie werden dadurch verwahrt, toll zu werden.“) Niemandem aber eee eee eee eee N ee ) Hier müßte alſo dieſes e als Peiſtvattomiütet wirken? — — 152 — iſt es bis iezt eingefallen, die Beſchreibung dieſes ſo überaus u Krautes, noch die Nachrichten uͤber die Erſolge der Heilkraft derſelben und uͤber dieienigen mitzutheilen, die davon geneſen ſind. Im verwichenen Sommer aber ſind auf einmal zwei Hefte erſchienen, eins zu St. Petersburg unter dem Titel: Zuverläßige Heilung von dem Biſſe der tollen Hunde, von unſerm beliebten Swinjin; und das andere zu Moskau unter dem Titel: Abbildung und Beſchreibung des Krautes Wodaͤnoi Schilnik, welches gegen den Biß der tollen Hunde gebraucht wird. Durch dieſe beiden Schriften kam wahrſcheinlich auch die Nachricht von dieſem Heilmittel nach Deuͤtſchland, und wurde in einige öffentliche Blätter, namentlich in den allgemeinen Anzeiger der Deuͤtſchen Nr. 257. Jahrgang 18 17. und in den Correſpon⸗ denten von und fuͤr Deuͤtſchland aufgenommen, die wir hier meiſt woͤrtlich unſern Leſern mittheilen. Spaͤterhin beſchaͤftigte ſich auch in der Oetober-Verſammlung die phyſikaliſch⸗ mediciniſche Geſellſchaft zu Erlangen mit dieſem Heilmittel.) Beſonders hatte der dabei anweſende Herr Hofapotheker Martius Unterſuchungen über die Wurzel des Waſſerwegerichs und ihre ſchikliche Zubereitung angeſtellt. Den oben benannten ſchriftlichen Nachrichten aus Rußland zu Folge, iſt es vorzuͤglich die Wurzel dieſes Gewaͤchſes, welche die Heilkraft beſizt. Dieſe ſolle man vom Schlamme reinigen und im Schatten troknen. Zum Gebrauch nimmt man eine ſtarke Wurzel, oder zwei, drei und mehr ſchwaͤchere, zerſtoͤßt ſie zu Pulver, ſchuͤttet davon auf ein Butterbrod, und gibt es dem Kranken ein. Der zweimalige oder hoͤchſtens dreimalige Gebrauch dieſes Mittels ſoll ſchon hinreichend ſein, das Giſt des tollen Hundes, wenn es auch noch ſo ſtark iſt, zu zerſtoͤren. Da dieſe Wurzel einen bei maͤßigem Druͤcken hervorquellenden, weißen, W und klebrigen Saft beſizt, welchem wenigſtens ein großer Theil ihrer wirkſamen Kraͤfte zuzuſchreiben fein möchte, — fei es auch, daß ein anderer Theil derfelben in der feſtern Subſtanz der Wurzel, und mithin auch im Pulver ſich noch befinde: — ſo glaubt Hr. Martius, daß die Zubereitung und Darreichung dieſes Mittels im ſriſchen Zuſtande noch wirffamer und angemeffener fein dürfte, als die bisher vorgeſchriebene des Pulvers. Er bereitete daher einen Saftzucker, oder eine ſogenannte Conſerve aus dieſer Wurzel, ſo, daß er einen Theil der auf dem Reibeiſen geriebenen friſchen Wurzel mit zwei Theilen Zucker 5 u „) Correſpondent von und für Deuͤtſchland Nr. 310. 1817, — 153 — gehörig zuſammen mengte, wobei bekanntlich die Einwirkung der Waͤrme ganz aus dem Spiele bleibt. Die anweſenden Mitglieder der oben erwaͤhnten Geſellſchaft fanden dieſen Saſtzucker in Geſchmak und Geruch ganz dem der Wurzel entſprechend, nichts weniger als widrig und unangenehm, nur hintennach etwas ſcharf und bitterlich. Es moͤchte auch dieſe Conſerve, nach der Analogie anderer aͤhnlicher zu ſchließen, fuͤr die Dauer eines halben Jahrs, und vermuthlich noch laͤnger, ihre vollkommene Guͤte und Wirkungskraft . behaupten. Nach dem Vorſchlag eines andern Mitgliedes, des Herrn Hofrath D. Harles „dürfte es, um eine Tinctur zu erhalten, am beſten fein, ſich bloß der vorſichtig und im Schatten bei heißer Jahrszeit getrokneten, oder wenigſtens der ſchon ſehr welk gewordenen Wurzel zu bedienen, und etwa auf einen Theil der ſehr klein zerſchnittenen, oder grob zerſtoßenen Wurzel acht bis zehn Theile reetiſieirten Weingeiſtes zu nehmen und ſie 5 bis 6 Tage damit deſtilliren zu laſſen.“ — Wir haben alle Achtung vor dieſen Vorſchlaͤgen uͤber die Zubereitungsart des Waſſerwegerichs als eines Arzneimittels; halten aber dafuͤr, daß es vor der Hand, bevor man überzeugt waͤre, daß durch dergleichen Beimiſchungen, wie die des rectiſicirten Weingeiſtes iſt, der wirkende Theil der Wurzel nicht veraͤndert werde, beſſer ſein koͤnnte, die Wurzel auf die bei den Ruſſen gewoͤhnliche, und den Nachrichten zu Folge, ſchon erprobte Art, in Pulvergeſtalt unvermiſcht einzunehmen. Wahrſcheinlich werden die Wurzelfaſern als unbrauchbar weggeſchnitten, was in den Nachrichten nicht geſagt iſt. Inzwiſchen waͤre zu wuͤnſchen, daß man bei Gelegenheit an tollen Hunden ſelbſt Verſuche mit der eben angegebenen Conſerve und der Tinctur anſtellen moͤge. Auch iſt allerdings der Rath des Hrn. Hofr. D. Harles zu befolgen, „daß man ſeine Hoffnung auf dieſes neuͤ empfohlene Mittel nicht zu ſtark bauen, und es ſo lange wenigſtens, als nicht hinlaͤngliche und ſichere Erfahrungen von wiſſenſchaftlichen und Zuverläßigen Männern darüber belannt gemacht find, noch nicht für ein gewiſſes und unfehlbares Mittel gegen eine Krankheit, von deren Heilung in ihrem zweiten und dritten Zeitraum bisher leider noch kein einziges, ganz unzweifelhaftes Beiſpiel vorhanden iſt, halten moͤge. Und follten auch, wie Jeder fo. herzlich wuͤnſchen muß, ſich kuͤnftig mehre und zuverlaͤßige Fälle einer ausgezeichnet hilfreichen und ſichernden Wirkſamkeit dieſer (nach ſchriftlichen Nachrichten aus hoͤchſt achtbarer und glaubwuͤrdiger Quelle, die aus Rußland Mr vg gekommen find,) auch von den gebiſſenen Hunden gleichſam inſtinetartig aufgeſuchten Wurzel in den erſten Zeiten nach dem Biß, noch vor dem Ausbruch der wirklichen * — 154 — Waſſerſchen bewähren: fo dürfte dadurch auf keine Weiſe die Anwendung des groͤßeſten und ſicherſten unter allen Mitteln gegen die Waſſerſcheuͤ, des Ausbrennens der Biß wunde, beſeitiget und uͤberfluͤſſig gemacht werden.“ übrigens, bemerkt Hr. Hofr. D. Harles ferner, iſt das Alisma a als Mittel gegen die Hundswuth und gegen den Biß anderer giftiger Thiere nichts weniger, als ein ganz neuͤes Mittel. Schon Dioskorides kannte und ruͤhmte es dagegen, und der unſterbliche Naturſorſcher Plinius Lib. X. ſagt ausdruͤklich von ihm: prodest ad omnes bestiarum morsus illita et pota. So rühmte es der ſpaͤtere Marcellus Empiricus, wie im XVI. Jahrhundert der große Caesalpinus. a Nach Vorausſchickung des Geſagten glauben wir keiner Entſchuldigung mehr zu beduͤrfen, wenn wir von dem Waſſerwegerich eine genaue Abbildung und Beſchreibung unſern Leſern mittheilen, um denſelben bekannter zu machen. Der Waſſerwegerich findet ſich in Europa, z. B. in Rußland, in der Schweiz ‚in Frankreich und andern Laͤndern. In Deuͤtſchland iſt er an manchen Orten ziemlich haufig, und waͤchſt in Daͤnemark, in Kaͤrnthen, in der Rheinpfalz, in Franken, Baiern ꝛc. Um Nürnberg ſieht man hie und da die Waſſergraͤben ganz voll davon ſtehen. Seine Geburtsörter find Waſſergraͤben, Baͤche, Weiher, Teiche und andere ſtehende Waſſer, am Rande der Quellen in der Nachbarſchaft der Rohrkolbe Typha und der Igelskolbe Sparganium nodosum. Er blüht vom Junius und Julius an den ganzen Sommer hindurch. Der Same reift im September und October. Die ganze Pflanze wird ungefähr 1 bis 3 Fuß hoch, die ausgewachſenen Stengel am Grunde 5 Sinien dik im Durchmeſſer. Die Blaͤtter und Stengel dieſes Gewaͤchſes verwelken in iedem Jahr, wenn es verbluͤhet hat und der Same reif iſt; die Wurzel aber iſt ausdauernd, d. h. fie verdirbt nicht alle Jahre, ſondern fie bleibt mehre Jahre hindurch und treibt in iedem Fruͤhiahr neuͤe Blaͤtter und Bluͤtenſtengel heraus. R Die Blume iſt auͤßerlich von dem Kelche umgeben. Dieſer hat drei eirunde, hole Blaͤtter, welche die gewoͤhnliche gruͤne Farbe haben, am Grunde mit einander vereiniget find, mit der Blume nicht abfallen, ſondern bis zur Reife des Samens bleiben und demſelben zur Unterlage und Stuͤtze dienen. Fig. 5. iſt der Kelch in natuͤrlicher Groͤße; Fig. 6. mit den Staubwegen vergroͤßert. Die Blumenkrone beſteht gleichfalls aus drei laͤnglichrunden „ 18 ins ar, e Köchliche fpielenden Blaͤttchen, find 4 Linien lang und 2 Sinien breit. Am Grunde ſind einige kleine gelbe Punkte. Fig. 2. iſt ein kleiner Zweig mit Blumen in ihrer natuͤrlichen Groͤße. Fig. 4. eine Blume beſonders, gleichfalls in natuͤrlicher Groͤße. Innerhalb der Blumenkrone ſtehen in der Mitte zwölf bis neuͤn und zwanzig weißliche aufrechte Staubwege, (Fig. C.) deren Narben aufrecht oder hakenſoͤrmig ſind; der Griffel iſt einfach, der Fruchtknoten laͤnglichrund. (Fig. 8. iſt ein vergroͤßerter Staubweg.) Um dieſe Staubwege herum befinden ſich ſechs weißliche Staubtraͤger mit gelben Staubbeuͤteln, welche kuͤrzer find, als die Blumenblaͤtker. Bei Fig. 7. iſt ein vergroͤßerter Staubtraͤger. ar d ai Der Same (Fig. 9. in natürlicher Größe, Fig. 10. vergroͤßert) iſt von Farbe hellbraun an dem Rande, unbedekt, und 19 bis 24 liegen ſcheibenfoͤrmig und fo in Reihen neben einander, daß ein ſtumpfes Dreiek entſteht, welches oben eine dreieckige Vertiefung hat. Fig. 14. in natuͤrlicher Groͤße. Der Same ſelbſt iſt laͤnglichrund, zuſammengedruͤkt und an dem einen Ende mit einer Kerbe verſehen. Bei Fig. 11. iſt ein vergroͤßerter Same in die Quere durchſchnitten; Fig. 12. ein Same der Laͤnge nach von ſeiner Haut | entblößt, damit man den wurftförmigen Samenkern ſehen kann. Bei Fig. 13. iſt der wurſtfoͤrmige Samenkern beſonders und vergroͤßert vorgeſtellt. Die Blumen ſtehen am Ende der auͤßern Zweige der Stengel. Die Blumenſtiele fißen zu ſieben bis acht beiſammen und entſpringen aus einem Mittelpunkt, unter welchem drei trockene, lanzettfoͤrmige Blaͤttchen ſtehen. Die Blumenſtengel, deren 3 bis 7 unmittelbar aus der Wurzel entſpringen, ſind inwendig hohl, außen nakt, glatt, unten rund, weiter nach oben ſtumpf dreieckig, fein geſtreift, grün, am Grunde roͤchlich, öfters mit braunen Flecken bezeichnet, und theilen ſich oben in Wirbel, welche um fo kuͤrzer werden, ie höher fie ſtehen; iedes Blumenſtielchen traͤgt eine einzige Blume. 8 N Die Blaͤtter kommen alle unmittelbar aus der Wurzel, ſtehen aufrecht, ſind etwas N lederartig, eirund, vorn zugeſpizt, glattrandig, auf beiden Seiten glatt, flach, der Laͤnge nach mit ſieben bis eilf Ribben durchzogen, die großen ſechs Zoll lang, 2 Zoll breit, die Farbe gelblichgruͤn. | Die Blattſtiele ſind oͤfters 12 Zoll lang, markig, oben flach, zu beiden Seiten mit einem vorragenden, ſcharfen Rande verſehen; die untere Seite rund „auf allen — 156 — N Seiten nakt; unten endigen fie ſich in eine breite Haut, mit welcher fie die u. ſtengel umfaflen. Fig. 3. iſt ein Blatt in natuͤrlicher Groͤße. N Die Wurzel hat bei großen Pflanzen die Dicke von zwei pariſer Zoll im Durchſchnitt, die Laͤnge einen Zoll ohne die Faſern; der eigentliche Knollen iſt inwendig weiß. Getroknet auͤßert ſie, wenn man ſie kaut, auf der Zunge einen calmus - und baldrianaͤhnlichen Geſchmak, der anfangs etwas ſuͤßlich iſt. Von dieſem Knollen haͤngen rings herum eine große Menge s Zoll lange, braungraue Wurzelfaſern herab, durch welche die Pflanze in der Erde befeſtiget wird. Es gibt von dieſer Art zwei Abarten, die eine mit kleinern und ſchmaͤlern Blaͤttern, welche man gewoͤhnlich in ausgetrokneten Pfuͤtzen antrift; die andere mit grasartigen, linienfoͤrmigen Blaͤttern, welche in tiefen, fließenden Waſſern gefunden wird. Auf trockenem magern Boden bleibt die Pflanze klein, und hat oͤfters nur einen einzigen Blumenſtengel; die Blumen ſind dann auch gewoͤhnlich mehr roth als weiß. Dieſe Pflanze wird von den Schafen und auch vom Rindvieh — vermuthlich von allem zahmen Vieh, — nicht gefreſſen. Fabregow hat beobachtet, daß fie Kuͤhen und andern Thieren, die davon fraßen, den Tod zugezogen habe. Nach von Haller ſind die Blätter fo ſcharf, daß fie auf der Haut Blaſen ziehen. Von den Eigenſchaften und Wirkungen der Wurzel haben wir bereits oben geredet. Wir wollen nun dieienigen Merkmale, wodurch ſich dieſe Pflanze von allen andern Gattungen und Arten unterſcheidet, zuſammenſtellen: a 1) Die Blume hat drei laͤnglichrunde, weiße Blaͤttchen; 2) Der Kelch beſteht gleichfalls aus drei gruͤnen Blaͤttchen und iſt bleibend; 3) mitten in der Blume ſtehen die Staubwege, welche von ſechs i umgeben ſind; 4) die Wurzelblaͤtter ſind eirund und zugeſpizt; 5) das hellbraune Samenbehaͤltniß iſt ſtumpf dreieckig. Will man nun den Waſſerwegerich kennen lernen, ſo ſuche man im Junius oder Julius zur Bluͤtezeit an den oben angegebenen Geburtsorten und ſehe ſich nach einer ſolchen Pflanze um, unterſuche die Blumen und uͤbrigen Theile genau, und wenn man 1 alle oben beſchriebenen Merkmale bei ihr antriſt, ſo kann man uͤberzeuͤgt ſein, daß es der Waſſerwegerich und keine andere Pflanze iſt. Der indiſche Ochſe. Bos taurus d K f Le Zé bu. Buffon. Le petit Pape Taf. XXXIV. * Dar indiſche Ochſe gehört als Abart zu unſerm europaischen zahmen Ochſen. Die Reiſenden, welche ihn in ſeinem Vaterlande beobachteten, haben weder eine gute Be⸗ ſchreibung, noch eine gute Abbildung von ihm geliefert; die Naturforſcher konnten daher auch keine Vergleichung anftellen „ und fo. blieb man immer in Ungewißheit, ſowohl uͤber die Anzahl der Arten, als auch uͤber die Abſtammung der Abarten. Buffon und Edward hatten ziemlich gute Abbildungen davon geliefert, Pennant eine viel ſchlechtere, und leztere iſt alſo auch in die Bechſtein' ſche überſetzung des Pennantſchen Werks *) uͤbergegangen. Die vollſtaͤndigſte Beſchreibung und die beſte Abbildung haben wohl die franzöſiſchen Naturforſcher in der Menagerie du muſeum national d'hiſtoire naturelle T. J. II. geliefert, aus welchem Werk auch die unſrige genommen iſt. Man zähle gewoͤhnlich fünf Arten die vom gemeinen Rind. verſchieden ſind, naͤm⸗ lich 1) den Buͤffel, Bos Bubalus, le Buflle, welcher aus dem Morgenlande nach F Egypten, Griechenland und Italien ıc, kam; 2) den Cap'ſchen oder afrikanischen Buͤffel, Bos caffer, (le Buffle du Cap ou des Hottentots,) merkwuͤrdig durch feine außer⸗ ordentlich großen Hoͤrner, deren Ostanpftäche die Hälfte des Kopfes einnimmt; 3) den *) Thomas Pennant's allgemeine Uberſicht der vierfuͤßigen Thiere ꝛc. uͤberſ. von J. M. Bechſtein Weimar 1799. 23 — 188 — grunzenden Ochſen, Bos grunniens, (le Lack, Boeuf a queue de Cheval, ou Boeuf grognant,) der in der Tartarei und vorzüglich in Tibet zu Haufe iſt und ſich durch ſeine langen, ſeidenartigen Haare, und ſeinen Pferdeſchwanz auszeichnet; 4) den Biſamochſen, Bos moschatus, (le Buflle musque) aus der Hudſonsbai, welcher aus einander ſtehende Hoͤrner hat, wie der Cap'ſche, aber viel kleiner iſt; und 5). den Rieſenbuͤffel, Arni, oder wilden indiſchen Buͤffel, Bos Arni, (PArni ou Buffle sau- vage des Indes, ) welcher in dem obern gebirgigen Theil von Indoſtan zu Hauſe, ſchwarz, und von rieſenmaͤßiger Größe it. *) Alle andern Abarten des Ochſen, ſowohl des zahmen als auch des wilden, mit und ohne Hoͤker, ſind uͤberall auf dem feſten Lande verbreitet, und ſollen ſaͤmmtlich von einer einzigen Art, nämlich dem Auerochſen oder wilden Ochſen, der in Lithauen zu Hauſe iſt, Bos Urus, abſtammen. Außer dieſen werden von den Schriftſtellern noch zwei wilde Arten angefuͤhrt, naͤm⸗ lich der Bonaſus (beim Ariſtoteles Hiſt. an. IX. c. 45. und des ie libr. VIII. c. 15.) und der Biſon von Geſner. 140. Buffon iſt, in der Vorausſetzung, daß der Auerochs und der Biſon zwei verſchiedene Arten ſind, der Meinung, daß der zahme Ochſe ohne Hoͤker von dem Auerochſen und der in— diſche Ochſe mit dem Hoͤker von dem Biſon, welcher gleichfalls einen Hoͤker hat, abſtammen. Pennant haͤlt aber den Auerochſen, den Bonaſus und den Biſon fuͤr eine und die— ſelbe Art. Die ſranzoſiſchen Naturforſcher, welche in der Hinſicht die Beſchreibungen der aͤltern Schriftſteller mit einander, fo wie mit den Beſchreibungen, welche neuͤere Naturforfcher von dieſen Thieren machten, verglichen haben, zeigen, daß alle Merkmale, wodurch ſich dieſe dreierlei Ochſen von einander unterſcheiden ſollen, nicht hinrelchen, drei beſondere Arten daraus zu machen. Der Hoͤker z. B., den der Biſon hat, iſt kein unterſcheidendes Merkmal, weil die Maͤnnchen des Auerochſen im hoͤhern Alter viel laͤn⸗ gere Haare und einen ſtarken Vorſprung oder Hoͤker uͤber den Schultern bekommen, welcher den Weibchen und Jungen fehlt. f Von welcher Art ſtammt nun unſer zahmer Ochſe und der indiſche Ochſe ab? Pen. nant, Bechſtein und Andere nehmen den Auerochſen als die Stammart der ſaͤmmtlichen Ab- und Spielarten und alſo auch des indiſchen Ochſen an. Gegen dleſe Abſtammung *) Die ungeheuͤern Schedel dieſes Ochſen findet man auch längs den Sibiriſchen Kuͤſten in der Erde. Blumenbach hat in ſeinen Abbild. naturh. Gegenſtaͤnde eine Abbildung davon geliefert. 6 * laſſen ſich aber nicht unerhebliche Einwendungen machen; denn eine ſorgfaͤltige Verglei⸗ chung des innern und auͤßern Baues zwiſchen unſerm zahmen und dem indiſchen Ochſen, hat ganz andere Verſchiedenheiten gezeigt, als dieienigen, welche von dem ſehr veraͤn⸗ derlichen Wuchs und dem Hoͤker hergenommen ſind; . der Auerochſe ſehr weſent⸗ liche aufzuweiſen hat. Die Stirn unſers zahmen Ochſen (boeuf) und des Inbifhen Ochſen iſt flach und faft etwas hohl; die des Auerochſen gewoͤlbt, doch etwas weniger als beim Büffel; bei den zwei erſtern iſt ſie viereckig, die Hoͤhe beinahe der Breite gleich, und der Grund derſelben liegt zwiſchen den Augen; bei dem eben ſo großen Auerochſen iſt die Stirn viel breiter als hoch, im Verhaͤltniß wie 9 zu 6; die Hörner find bei dem zahmen Ochſen und beim indiſchen Ochſen an den Enden einer hervorſpringenden ſehr erhabenen Linie oder eines Kiels, welche den Hinterkopf von der Stirn trennt, befeſtiget; bei dem Auerochſen iſt dieſe Anie 2 Zoll weiter hinter der Wurzel der Hoͤrner; die Flaͤche des Hinterkopfes macht einen ſcharfen Winkel mit der Stirn bei dem gemeinen und indiſchen Ochſen; dieſer Winkel iſt ſtumpf beim Auerochſen; endlich iſt die Flaͤche des Hinter⸗ hauptes beim indiſchen Ochſen viereckig, bei dem Auerochſen halbzirkelfoͤrmig. Wenn man noch hinzufuͤgt, daß der Auerochſe 14 Paar Rippen, der zahme Ochſe, ſo wie der groͤßte Theil der Wiederkauͤer nicht mehr als 13 Paar derſelben hat; fo wird man Hofe fentlich Merkmale genug haben, um beide, den Auerochſen und den zahmen und mithin auch den indiſchen Ochſen, nicht für einerlei Art zu halten. Man koͤnnte hier einwenden, daß dieſe kleinen Merkmale eine Folge der Zeit oder der Zaͤhmung ſeien. Dieß iſt keineswegs der Fall; denn man hat ſehr alte Denk⸗ maͤler, welche bemeifen, daß dieſe Merkmale ſchon Jahrhunderte unverändert vorhanden find. Man hat in Frankreich den foffilen Auerochſen gefunden, deſſen hohes Alter man nicht genau anzugeben weiß; eben ſo hat man dergleichen Exemplare vom zahmen Ochſen ungefähr aus derſelben Gegend, gefunden, und weder die einen noch die andern unters ſcheiden ſich in den gleichnamigen Theilen der noch iezt lebenden AartOjEn und zahmen Ochſen. Herr Geoffroy hat in den Grotten in Ober» Egypten Nachſuchungen anſtellen gaſſen, g um ſich Mumien von allen heiligen Thleren zu verſchaffen, und zwar vorzuͤglich in der Abſicht, um zu erfahren, ob in dem Zeitraum, waͤhrend welches ſie in ihren Graͤbern 23 * — 168 — gelegen haben, keine Veraͤnderung mit ihnen vorgegangen iſt. Unter andern fand er den Hirnſchaͤdel eines einbalſamirten zahmen Ochſen, bei welchem nach einer ſorgfaͤltigen Vergleichung mit dem iezt lebenden zahmen und indiſchen Ochſen nicht der geringſte Unterſchied zu finden war. Alſo ſind der zahme Ochſe und der indiſche Ochſe viel naͤher mit einander verwandt, als mit dem Auerochſen; und wenn der zahme Ochſe ein Ab⸗ fprößling von einer andern Raſſe iſt, fo iſt es vielleicht der Stammvater des indiſchen Ochſen. In der That ſind auch faſt alle unſere zahmen Thiere urſpruͤnglich in Aſien zu Hauſe, und die Zaͤhmung derſelben ging vom Morgenlande gegen das Abendland und vom Suͤden nach Norden. Wenn wir bedenken, daß unſere zahmen Ochſen in Schweden und ſelbſt in Schottland ausarten, und ihr Wuchs und ihre Hoͤrner vergehen; ſo bleibt uns nichts anders uͤbrig, als anzunehmen, daß dieſe Thiere urſpruͤnglich in Aſien zu Hauſe ſind. Aber welches iſt nun die Stammart des indiſchen und wahrſcheinlich auch des zah⸗ men Ochſen? 5 g Das iſt eine Frage, welche man noch nicht mit voͤlliger Gewißheit beantworten kann. Man muͤßte ihn vorerſt mit dem grunzenden Ochſen, Bos grunniens, vergleichen koͤnnen, ſo wie man ihn mit dem Auerochſen verglichen hat. Wirklich naͤhert ſich ihm der grunzende Ochſe ſo, daß man ihn als die Stammart anſehen kann, und folglich auch unſere euͤropaͤiſchen zahmen Ochſen. Ungluͤklicher Weiſe haben — wenigſtens im Jahr 1804 nicht, — weder die franzoͤſiſchen, noch englaͤndiſchen, noch deuͤtſchen Naturforſcher ein Gerippe vom grunzenden Ochſen, durch deſſen Vergleichung mit dem indiſchen Ochſen man die Sache hätte entſcheiden koͤnnen. Die Umſtaͤnde aber, daß der grunzende Ochſe kleiner iſt, als unſer zahmes Hornvieh, daß er über den Schultern einen Hoͤker hat, und daß der indiſche Ochſe wie iener grunzet, daß beide runde, vorwaͤrtsſtehende Hoͤrner haben, und der beruͤhmte Naturforſcher Pallas eine lebendige Art vom grungen« den Ochſen ohne Hoͤrner geſehen hat, geben allerdings eine genaue Verwandſchaft zwi— ſchen beiden Thieren zu erkennen, und es iſt alſo merkwuͤrdig, daß die tatariſchen Ge— birge eben ſo unſere zahmen Ochſen erzog, wie es die Heimath des Roſſes, des Eſels, des Camels, der Ziege und des Schafes iſt. | Obgleich der indifche Ochſe oder hoͤkerige Ochſe das öftliche Perſien, Arabien, das ſüdliche Afrika vom Atlasgebirge bis zum Vorgebirg der guten Hoffnung, die große Inſel — 161 — Madagascar bewohnt, ſo iſt derſelbe immer noch weit groͤßern Veraͤnderungen unterwor⸗ fen, als der euͤropaͤiſche zahme Ochſe, in Hinſicht auf die Größe, Farbe und Hoͤrner; denn man ſieht ſehr große, von welchen der Höfer bei so Pfund wiegt, der übrige Körper kaum die Größe einer gewöhnlichen Kuh hat. Auf Surate und in Perſien im Taliſchiniſchen Gebiet, welches an Gilom graͤnzt, findet man dergleichen mit zwei Hoͤkern. Sie haben insgemein eine graue oder weiße Farbe; leztere werden am meiſten geſchaͤzt. Sie kommen aber auch mit rother Farbe und geflekt vor. Theils haben ſie Hoͤrner, theils fehlen ſie ihnen, und zwiſchen dieſen beiden Endpunkten gibt es wieder ſolche, welche kleine, bloß an der Haut haͤngende, und bewegliche Hoͤrner haben, weil ihnen der innere knoͤcherne Kern, welcher eine Fortſetzung der Hirnſchale iſt, fehlt. Dieß iſt dieienige Abart, welcher Aelianus zu erwaͤhnen ſcheint, wenn er ſagt, daß die erythriniſchen Ochſen ihre Hoͤrner wie die Ohren bewegen koͤnnen. Eben dieſer Schriſtſteller hat auch ſehr gut den großen und kleinen indiſchen Ochſen mit Hoͤrnern gekannt; denn er bemerkt, daß die indiſchen Ochſen ſo gut wie die Hunde laufen koͤnnen, und daß ſie zuweilen kaum größer als ein Ziegenbok find. In der That ſcheint der indiſche Ochſe einen Vorzug vor unſerm gemeinen hoͤkerloſen Ochſen dadurch zu haben, daß er geſchikter zum Ziehen der Waͤgen und Tragen der Menſchen iſt, und einen langen Weg ſchnell durchlaufen kann. Man bedient ſich auch in Indien beinahe keines andern Viehes zum Ziehen, als dieſes Ochſen. Die kleine Abart muß ſogar die Kinder herumfahren. Sie werden. auch, wie bei uns die Pferde, beſchlagen, und mit einem Sattel verſehen, und mittelſt einer 8 Schnur, die man an einen durch die Naſe gehenden Ring befeſtiget, regirt. Die In⸗ dier verſchneiden dieſes Vieh, die Afrikaner geben ſich dieſe Mühe nicht. Das iſt die ienige Abart des Ochſen, von welcher die Braminen lehren, daß man ihm göttliche Ehre erweiſen ſoll. Sie eſſen auch ihr Fleiſch nicht. Man ſagt, daß es uͤberhaupt nicht ſo werth gehalten wird, als des gemeinen Ochſen, und der Verſuch, welchen man in der Hinſicht in England gemacht hat, ſtimmt ganz mit dem uͤberein, was uns die Reiſenden erzaͤhlen. Der fettige Höfer ſoll der ſchmakhafteſte Biſſen ſein. N Der indiſche Ochſe würde in unferm gemäßigten Clima ſehr gut fortzupflanzen und zu brauchen fein, im Fall das Pferd und der gemeine zahme Ochs für uns unnüz ges macht wuͤrden. In den englaͤndiſchen Parken, wo man dergleichen Ochſen haͤlt, haben ſie ſich mehrere Zeuͤgungen hindurch fortgepflanzt. Verſuche, die man auf der Inſel — — 162 — Frankreich mit dieſem Thiere anſtellte, indem man es mit den gemeinen Kuͤhen vermi— ſchen ließ, haben gezeigt, daß bei der daraus entſtandenen Spielart nach einigen Zeuͤ⸗ gungen der Hoͤker verſchwindet. Beim grunzenden Ochſen hat, nach Pallas Beobachtung, dieſer Verſuch nicht denſelben Erfolg gehabt. Unſere Stiere haben keine Neigung zu den weiblichen grunzenden Ochſen gezeigt. Der Thiergarten zu Paris beſizt vier indiſche Ochſen, naͤmlich ein Weibchen, ſodann ein Paͤrchen, welche alle drei ſich der Groͤße * n unſerer kleinen Kuͤhe naͤhern. Das zweite Weibchen war viel kleiner, als ſein Maͤnn⸗ chen, und hatte unregelmaͤßige Hoͤrner; beide waren blauͤlichgrau. Der vierte, ein Weibchen, hat kaum die Groͤße eines zahmen Schweins. Er hat keine Hoͤrner, ſondern eine kleine Erhöhung auf dem Stirnbein, welche man mit dem Finger unter der Haut fuͤhlen kann, und uͤber welcher ſich iedes Jahr eine kleine Hornplatte bildet, die durch Reiben bald wieder abfaͤllt. Ihr Athmen gleicht einer Art von Schnarchen, ſo daß es demjenigen, der es zum erſten Mal hoͤrt, ein kraͤnklicher Zuſtand zu ſein ſcheint. Er iſt übrigens ein ſanſtmuͤthiges Thier, naͤhrt ſich, ſchlaͤft wie unſere gemeine Kuh, und iſt ihr uͤberhaupt in ihrem Betragen gleich. Eine Begattung, welche man mit obigen Thieren zu bewerkſtelligen verſucht hat, iſt nicht gelungen, obgleich das Weibchen Fi mals in Hitze gerieth. Die ungehoͤrnte kleine Art, welche, wie man glaubte, urſpruͤnglich Aſien angehoͤre, findet man heuͤtiges Tages hauͤfig in Schottland und in einigen Gegenden von England. Auch ſoll ſie nach Camper's Verſicherungen in der Naͤhe von Hamburg gehalten werden. Aus einer Stelle im Tacitus ) ſcheint zu erhellen, daß dieſe Abart auch in dem ehema— ligen Pannonien und Noricum geweſen ſei. In Frankreich iſt ſie wenig bekannt, und ihr Nutzen iſt nicht unbetraͤchtlich; denn fie iſt ſtark, fruchtbar und gibt Milch, wie ir gend eine andere gehoͤrnte Art; auch fehlen ihr die Waffen, wodurch ſie dem Menſchen oder einem Thier, das ſich ihr naͤhert, eine Verwundung beibringen koͤnnte. Man hat geſucht, fie in der landwirthſchaftlichen Anſtalt zu Rambouillet in Frankreich ſortzupflanzen. Der ungehoͤrnte indiſche Ochſe, welcher hier abgebildet iſt, hatte 4 Fuß in der Lange von der Spitze des Maules bis an den auͤßerſten Theil des Hinterbackens, und zwei und einen halben Fuß in die Hoͤhe am Wideriß und am Kreuͤz; der Kopf iſt 12 Zoll und der Schwanz 24 Zoll lang. *) Ne armenta quidem, suus honor et gloria frontis, 2 55 re — 163 — Dieſes Individuum iſt ein Weibchen; fein Haar iſt an der Wurzel ſchwarz, und gegen die Spitze weiß; aus welcher Miſchung eine graue Farbe entſteht, welche unter dem Halſe oder der Wamme, an den Seiten und am Bauche weiß iſt, auf dem Ober— halſe, den Schultern und dem Ruͤcken iſt die Farbe ſehr dunkelgrau; eben ſo die Augen⸗ gegend und die Schnauze. Der Schwanz endigt ſich mit einem ſchwarzen Haarbuͤſchelz die Theile am Hintern ſind gleichfalls ſchwarz; der Hoͤker oder die Geſchwulſt auf dem Ruͤcken zwiſchen den zwei vordern Schultern iſt 3 Zoll hoch, etwas vorwaͤrts gerichtet; er beſteht ganz aus Fett wie die Hoͤker bei andern Sauͤgthieren. Statt der Hoͤrner hat es nur eine kleine Platte, welche kaum 6 Linien hervorſteht, und von welcher wir oben ſchon geredet haben. Dieſes Exemplar iſt ſchon ziemlich alt. Er wurde nach Frankreich 1788 durch die Ambaſſadeurs des Tippo ⸗Saib und durch Herrn von Livry 1796 dem Thiergar⸗ ten übergeben. Was dieſe Abart merkwuͤrdig macht, iſt, daß aus der Begattung der ungehoͤrnten mit der gehoͤrnten keine Fortpflanzung Statt findet. Man hat in der Hinſicht in Rambouillet einen Verſuch angeſtellt und Camper hatte ihn ſchon vorher in Friesland gemacht. Der Kam mm Schrei vogel. | Palamedea N Lin. Cariama Buffon. T. VII. p. 325. Microdactylus. Geoffroy.*) Dicholophus crifatus. Illiger. | A Be Set, Oogleich dieſer Vogel ſehr haͤufig in Braſilien vorkommt, ſo lernte man ihn doch nicht eher kennen, als bis zu der Zeit, zu welcher Markgrav uns eine Nachricht mittheilte. *) Annales du museum d'histoire naturelle eto, treizième 1809, Paris, a, Von ihm nahmen ihn die vorzuͤglichſten Ornithologen, z. B. Jonſton, Rai, Willughby, Briſſon und Buffon in ihre Schriften auf. Lezterer, durch eine ſchlechte Abbildung veranlaßt, glaubte ſich nicht ſtreng an die Markgrav'ſche Beſchreibung zu halten, und dem Vogel nur eine einzige Feder ſtatt mehrer, auf die Schnabelwurzel ſetzen muͤßen. Dieſer Federbuſch gab wahrſcheinlich auch Veranlaſſung, den Kamm ⸗Schreivogel unter die Gattung Wehrvogel (Palamedea) zu fegen, obgleich er wegen Mangel der Fluͤgel⸗ ſpornen gar nicht dahin paſſet. Daher bildete Geoffroy eine neuͤe Gattung, die er Microdactylus (kleinzehig), und Illiger ) Dicholophus nannte. Beim erſten An⸗ blik möchte man ihn dem Stelzengeier oder Secretaͤr Falco ſerpentarius, (Le meſ- lager,) beigeſellen; allein bei näherer Unterſuchung unterſcheidet er ſich doch wieder ſehr von ihm; denn bei dem Stelzengeier ſind die Oberbeine ganz bedekt, der Schnabel gleicht dem der Falken in Hinſicht der Kruͤmmung und der Wachshaut, der Schwanz ift ſehr lang und keilſoͤrmig zugeſpizt; bei dem Kamm ⸗Schreivogel aber find die Ober beine nur halb befiedert, die Wachsbaut fehlt ihm gaͤnzlich, der Schnabel iſt nicht ſo wie bei den Falken gekruͤmmt, iſt mehr einem Huͤnerſchnabel aͤhnlich, und der Schwanz beſteht aus faſt gleichlangen Federn. a Die Merkmale, welche den Kamm ⸗Schreivogel kenntlich machen, ſind der zweireihige Federkamm auf der Naſenhaut, der braune Ober- und der weißliche Unterleib. 7 Da man bis iezt nur eine einzige Art von dieſer Gattung kennt, ſo iſt die Aufſu⸗ chung der erſtern keiner Schwierigkeit mehr unterworfen, ſobald man die leztere aufge⸗ funden hat. Die Laͤnge von der Schnabelſpitze bis zur Schwanzſpitze betraͤgt 2 Fuß 6 Zoll; die Länge der Beine 15 Zoll s Linien; die Laͤnge der Mittelzehe 2 Zoll 1 Linie; die Sänge des Schwanzes 1 Fuß; der Schnabel von der Stirn an gemeſſen 2 Zoll 1 Ln.; | ein Flügel 1 Fuß 2 Zoll. J ; ' 15 Der Schnabel iſt um den ſechſten Theil laͤnger, als der Kopf, maͤßig gekruͤmmt, an der Wurzel rundlich, etwas dick, an den Seiten etwas aufgeblaſen, ſo daß er kaum hoͤher als breit iſt; die Oberkinnlade nach vorn gekruͤmmt und 3 Knien länger als die uns tere; die Naſenloͤcher liegen nicht in gerader $inie wie bei den Strandlauͤfern, ſondern fie ) Iligeri Prodromus [yftematis mammalium et avium eto. S. 253. Genus 79. Di- cholophus von d zweireihig und Nochos Federkamm. i fa bilden eine ſchraͤgliegende Ellipſe; auf der Naſenhaut ftehen in zwei Reihen 25 bis 30 lange in die Hoͤhe ſtehende und vorwärts gerichtete, elaſtiſche aus einander flatternde, feine, grauſchaͤftige Federn mit ſeidenartigen, gefchliffenen kurzen Fahnen, welche einen ſchoͤnen Federkamm bilden und den Schnabel beſchatten. Der hintere halbe Theil des Schnabels iſt orangegelb, der vordere Theil ſchwarz; der hintere Theil des Schnabels ſoll beim Weibchen (nach d'Azzara) korallenroth fein. Der Augenſtern iſt gelb, die Augengegend blauͤlich und nakt; die Augenwimpern lang und ſchwarz, ſteif, vorwaͤrts gerichtet. Die Federn des Halſes haben ſehr feine und elaſtiſche Schäfte mit geſchliſſenen, ſei⸗ denartigen und weichen, haaraͤhnlichen Federn, welche der Vogel, wahrſcheinlich wie der Rohrdommel, ſtrauͤben und ſich damit bruͤſten kann. Die Fluͤgel erreichen gefaltet die Mitte des Schwanzes; lezterer beſteht aus 12 Federn, die beinahe von gleicher Laͤnge find; doch find die auͤßern etwas Dr und daher erſcheint der Schwanz etwas abgerundet. Die Beine find lang, die Oberbeine zum dritten Theil befiedert; die Zehen kurz. die Mittelzehe doppelt ſo lang als die auͤßere; an der Zehenwurzel befindet ſich eine kleine Haut, welche die Zehen mit einander verbindet; die Hinterzehe ſehr kurz und hoch geſtellt; die Naͤgel ſind von ungleicher daͤnge; der innere iſt der laͤngſte, dieſem folge der mitt⸗ lere, welcher an der innern Seite einen ſcharfen Leiſtenrand hat. Die Hauptfarbe auf dem Obertheil des Körpers iſt braun, auf dem Unterleibe weiß⸗ lich; der Hals iſt auf einem weißlichen Grunde mit ſehr feinen Zikzaklinien verſehen; die— ſelben Linien befinden ſich auch auf dem Oberleibe; die Federn des Bauches haben zwei neben dem Schaft laufende, gerade Striche; die Schwungfedern ſind ſchwaͤrzlich, mit weißen und ſchwaͤrzlich getuͤpfelten Querbaͤndern; die zwei mittlern Schwanzfedern find einfaͤrbig braun, die uͤbrigen am Grunde weißlich und ſchwarz gemarmelt, der uͤbrige groͤßte Theil ſchwarz, am Ende weiß; der nakte Theil der Beine orangegelb, die Naͤgel ſchwarz. Der Name Savia und Caviama, welche dieſer Vogel von den Einwohnern feines Vaterlandes erhalten hat, iſt von feinem Geſchrei hergenommen, welches ſehr ſcharf iſt und weit gehöre werden ſoll. Es iſt dem Geſchrei des iungen Truthahns aͤhnlich. Ob- gleich der Kamm: -Schreivogel den Strandlaͤufern nach feinem auͤßern Anſehen ſich nähert, ſo hat er doch nichts von ihren Gewohnheiten. Man ſieht ihn niemals an den Ufern der Waſſer; deſto hauͤft ger aber in lichten, trockenen, hochliegenden und felſigen Wäldern, 24 — 166 — Er traͤgt ſich gerade, den Kopf hoch, mit einem ſtolzen Anſtande. Wegen ſeiner | großen Scheüheit läßt er ſich nicht nahe kommen. Er zeigt Kleinmüthigkeie, und wenn er durch einige Gegenſtaͤnde in Furcht geſezt wird, fo ſchaut er überall herum und prüfe lange Zeit, ehe er ſich entſchließt, zu bleiben, oder die Flucht zu ergreifen. Er lauͤft lie⸗ ber, als er fliegt, und fliegt nur im Nothfall, und wenn er auf einen Baum will. Er hat weder Waffen zur Vertheidigung noch zum Angriff. Seine Nahrung beſteht aus Eidechſen und Inſecten. Im zahmen Zuſtande wirft man ihm kleine Biſſen Fleiſch vor. In Braſilien iſt dieſer Vogel ſehr gemein, weniger in Paraguay. In der Nach⸗ barſchaft des Plataſtroms hat man ihn noch nicht beobachtet. 77 Man zieht dieſen Vogel hauͤſig und zaͤhmt ihn. Er lauͤft in den Doͤrfern herum, geht auf die Felder und kehrt dann wieder in ſeine Wohnung zuruͤk. | Sein Fleiſch iſt ſehr ſchmakhaft. Aus ſeiner Lebensart ergibt ſich auch, daß man ihn dem Trompetendagel (Psophia, Agami.) nicht beigefellen kann; denn diefer lebt hordenweiſe und von Fruͤchten. Unſere Abbildung iſt aus den Annales du muséuni d'histoire naturelle etc. Tome treizieme. 1809. genommen und von den Kuͤnſtlern ſehr getreuͤ dargeſtellt worden. Der zweiſpitzige panzerfiſch. Oſtracion bie us pis, Blumenbach. Taf. XXX VI. Dieſes ſonderbare Thier gehört unter dieienige Gattung von Fiſchen, welche man Panzer⸗ oder Beinfiſche nennt. Ihr Kopf und Koͤrper iſt in eine aus einem einzigen Stuͤk beſtehende Schale eingehuͤllt, die, wenn das Thier noch lebt, lederartig iſt, getroknet aber ſo hart wie Bein wird; daher ihr Name. Ihre Kiemenoͤffnung iſt mit einem kleinen lederartigen Deckel verſehen; ihr Kopf bildet eine Art von Ruͤſſel, an deſſen Ende das Maul mit zehn oder mehrern, vorwaͤrtsſtehenden, ſehr ſtumpfen, kleinen Zähnen ſich be. findet. Der Schwanz iſt frei und beweglich und kommt durch eine Offnung hinten zur * 167 — Schale heraus. Im Gmelin ⸗Linne'ſchen Naturſyſtem find nein Arten aufgefuͤhrt. Blu— menbach machte ſeitdem noch eine neuͤe Art bekannt, der er den Namen Ostracion bi- cuspis gab. Ihre Unterſcheidungsmerkmale ſind 5 die zwei Spitzen auf dem Ruͤcken. Ich habe vor Kurzem ein Exemplar durch meinen Freuͤnd Herrn Sturm dahler, zum Abbilden erhalten, dem es mit einer Inſectenſammlung geſchikt und dabei bemerkt wurde, daß dieſer Fiſch aus China kaͤme. Auch Blumenbach erhielt das ſeinige mit einer In⸗ ſectenſammlung von daher. Die Abbildung, welche er davon lieferte, ) ſtellt den Fiſch jedoch nur von einer Seite dar; man iſt daher nicht im Stande, ſich von dem Thier eine richtige Vorſtellung zu machen, und aus dieſem Grunde habe ich daſſelbe von dreierlei Seiten, naͤmlich von der linken Seite der e und der Seite des Unterleibes darſtellen laſſen. * Die Laͤnge dieſes niedlich gezeichneten Geſchopfes betraͤgt von der Kopf⸗ bis zur Schwanzſpitze 2 Zoll 2 Linien, die Höhe ı 1 Linien, die größte Breite des Bauches gleich⸗ falls 11 Linien. Der Körper des Thiers iſt dreikantig; der Bauch iſt als die Grundfläche anzuſehen, welche in der Mitte am breiteſten iſt und vorn und hinten ſtumpfſpitzig zulauͤft, alſo einer Ellipſe aͤhnelt. An ieder Kante dieſer Grundfläche ſtehen 4 flumpffpigige Zähne, von welchen die beiden hinterſten am weiteſten von einander entfernt find, die beiden mitt. lern aber am naͤchſten beiſammen ſtehen. Die 2 Seitenflaͤchen des Leibes ſind nicht eben, ſondern ſie bilden von der Naſengegend an, laͤngs der ganzen Seite hin bis an die Schwanz⸗ wurzel eine Vertiefung, die ſich gegen die untere Kante der Grundfläche verflaͤcht, nach dem Rüden zu ſich wieder woͤlbt; auf dem Ruͤcken ſteht eine 7 Linien lange und etwa 2 $inien hohe ſcharfe Kante mit zwei ruͤkwaͤrts ſtehenden ſcharfen Zaͤhnen; zwiſchen dieſer Kante und dem Schwanze ſteht eine kleine Floſſe; die Bruſtfloſſe ſizt unter dem Auge und beſteht aus zehn Strahlen; die Schwanzfloſſe hat ſieben Strahlen. Zwiſchen der Schwanzfloſſe und dem hintern Zahn an der Kante der Grundflaͤche befindet ſich in der | Blumenbachſchen Abbildung noch eine kleine Afterfloſſe, die bei meinem Exemplar nicht vorhanden und vielleicht weggebrochen war. i Merkwuͤrdig find die beiden durchſcheinenden großen bee enter Scheiben an beiden Seiten des Kopfes, hinter welchen ſich nach Blumenbachs Beobachtung, der en *) in feinen Abbildungen naturhiftorifcher Gegenſtaͤnde. 0 168 — apfel — wie bei mehrern Fiſchen und Amphibien, — frei beweget und alſo nicht mit den— ſelben verwachſen iſt. Auf dieſe Weiſe ſieht alſo das Thier wie durch eine Fenſterſcheibe. Die ſehr enge Bronchialoͤffnung ſoll nach Blumenbach zwiſchen dem untern Augenrande und der Bruſtfloſſe liegen, die ich aber nicht habe ſehen koͤnnen. Der eine obere Augen⸗ rand ſteht von dem andern s Linien weit ab, und bildet eine vorragende Kante, die mit zwei ſtumpfen Zaͤhnen verſehen iſt; die obere Flaͤche zwiſchen dieſen beiden Augen⸗ raͤndern iſt vertieft; von da an lauft das abgerundete Naſenbein herab, welches in der Mitte eine der Laͤnge nach herablaufende ſtumpfe Kante hat, und ſich über dem Maul in eine ſtumpfe Spitze endiget. Das Maul iſt, wenigſtens bei unſerm Exemplar, ver⸗ mittelſt einer durchſcheinenden, pergamentartigen Haut verſchloſſen, und hat in der Mitte eine runde Offnung unmittelbar unter den Zaͤhnen, welche in der Oberkinnlade ſitzen. Auf beiden Seiten des Oberleibes ſowohl, als auf dem Unterleibe, befinden ſich allent⸗ halben niedliche, regelmaͤßig gezeichnete Sechsecke, welche alle an einander anſchließen, und durch die Lupe betrachtet, in der Mitte eine Erhoͤhung haben, von welcher aus ſechs Strahlen bis an die Winkel des Sechseckes laufen. Dieſe Figuren werden von geraden, erhabenen und gekerbten Linien eingeſchloſſen; zwiſchen zwei Strahlen iſt allemal eine Vertiefung, ſo daß alſo in ieder Figur ſechs Vertiefungen um einen erhabenen Mit— telpunet herum ſtehen. Auf der Bauchſeite find dieſe Figuren kleiner, als auf dem Oberleibe. Die Farbe des ganzen Leibes iſt krachen we „ die Figuren ſind gegen das Licht gehalten durchſcheinend und ſehen grau aus. Dieſe Thiere leben in den Meeren der heißen Laͤnder, und ſind ſehr gefraͤßig. Ihre Nahrung beſteht aus Corallenthieren. Den Einwohnern dient ihr Fleiſch zur Speiße. Übrigens hat der zweiſpitzige Panzerfiſch viel Ahnlichkeit mit dem vierſtacheligen Oftracion quadricornis. Cuvier. (Le coffre à quatre piquans,) deſſen Schale gleichfalls dreieckig iſt, über deſſen Augen zwei Stacheln, wie bei unſerm Exemplar, ſtehen, und zwei andere auf dem Steiße ſich befinden follen, die aber bei unſerm Exem⸗ plar auf dem Ruͤcken ſind. Vielleicht iſt ein Fehler in der Überſetzung vorgefallen und das Wort Steiß ſtatt Buͤrzel genommen worden; wenigſtens haben, fo viel mir bee kannt iſt, die uͤbrigen Arten dieſer Gattung auf der ganz flachen Unterſeite, wo der Steiß fein ſoll, keine Spitzen. (Siehe Cuvier's elementariſchen Entwurf der Nature geſchichte der Thiere aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt e. von Dr. C. R. W. Wiedemann. Berlin 1800.) Ta f. I. Der Cuntur. II. Die Kolbenente. Das Schnabelthier. Deſſen Schedel. III. Der geſtreifte Drache. Der gruͤne Drache. IV. Die Kalbsrobbe. V. Der Ohrengeier. ö VI. Die Rennthierbremſe. Die Naſenbremſe. Die Ochſenbremſe. Die Pferdbreinſe. Die Schafbremſe. un. Der amerikaniſche Baͤr. VIII. Der Loͤwenaffe. IX. Das Wallroß. g 2 X. Der Mohrenaſſe. XI. Der Kaiman. XII. Der Nilkrokodil im Ei. XIII. Der aſiatiſche Elephant. XIV. Das Bergſchaf. Der Bart-Geieradler. Y XVI. Der Pennantſche Sittich. Maͤnnchen. XVII. Derſelbe. Weibchen. XVIII. Die Elephantenzaͤhne. SR. Das einhoͤrnige Nashorn. XX. Knochenbau des Nashorns. 5 XXI. Die dreiſpitzige Meerbraſſe. XXII. Der zweizehige Strauß. XXIII. Deſſen Knochenbau. e Der See Sandwurm. 25 Verzeichniß der Kupfertafeln. XXV. Der zweifarbige Bienenfreſſer. XXVI. Die einzehige Wurm⸗Eidechſe. Die vierzehige Wurm s Eidechfe. XXVII. Die vierfleckige Waſſeriungfer. Die Zugheuͤſchrecke. Der Bernharduskrebs. XXVIII. Der weißbauchige Klammeraffe. XXIX. Die Mauerklette. XXX. Die Fuͤhlhornſchlange. XXXI. Der gelbfuͤßige Scorpion, XXXII. Die Haarqualle. XXXIII. Der Waſſerwegerich. XXXIV. Der gehoͤrnte indiſche Ochſe. Der ungehoͤrnte indiſche Ochſe. XXXV. Der Kamm Schreivogel. XXXVVI. Der zweiſpitzige Panzerfiſch. ) Syſtematiſches Verzeichniß. I. Sauͤgethiere. Loͤwenaffe. Klammeraffe. Mohrenaffe. Baͤr, amerikaniſcher. Bergſchaf. Ochſe, indiſcher. = : gehoͤrnter. 8 5 Elephant, aſiatiſcher. Nashorn, einhoͤrniges. Kalbsrobbe. Wallroß. Schnabelthier. II. Voͤgel. Cuntur. Ohrengeier. Bartgeierad ler. ungehoͤrnter. Sittich, Pennantſcher. Bienenfreſſer, zweifarbiger. Mauerklette. Strauß. Kamm⸗ Schreivogel. Kolbenente. III. Amphibien. Kaiman. Nilkrokodil. Drache, geſtreifter. $ grüner. Wurm Eidechfe, einzehige. 0 4 Fuͤhlhornſchlange. IV. Fiſche. Panzerfiſch, zweiſpftziger. Meerbraſſe, dreiſpitzige. * vierzehige. V. Inſecten. Zugheuͤſchrecke. Waſſeriungfer, vierfleckige. Rennthierbremſe. f Ochſenbremſe. Schafbremſe. Naſenbremſe. Pferdbremſe. Scorpion, gelbfuͤßiger. Bernharduskrebs. VI. Würmer See Sandwurm. Haarqualle. Pflanzen. Waſſerwegerich. — — —— A. Aeshna grandis . 0 Alisma Plantago. N Anas rufina 8 Anguis nalutus . . ' Arenicola Piscatorum, 109 Argus 3 0 A Arni zn 7 0 A * Ateles Belzebuth 5 „ Arachnoides „ comatus „ g „ marginatus 8 „ Panıcus . 0 „ pentadactylus . 133 Aue rochſe . 8 5 Autruche . 8 5 B. Bart⸗Geieradler 7 Baͤr, amerikaniſcher 1 33 Belier de montaigne „ 69 Belzebuth . , 429 Bergſchaf . 0 0 69 Bernhard 117 Bernharduskrebs . 127 Bienenfreſſer, zweifarbiger 113 Bies fliege . 30 Difamods . 2 9 9858 Dijon . . 1 Boeuf a queue de Cheval 158 „ grognant. 158 Bos arni . 158 „ Bubalus N 157 „ caffer . 1857 „ grunniens . 158 „ moſchatus. 968 „ taurus indicus 157 „ Urus . 158 Bremſen, merkwuͤrdige . 27 Bruͤllaffe, ſchwarzer 1353 Buͤffel . . 1569 Buflle du Cap . 138 „ des Hottentots . 158 „ lauvage des Indes 168 » musqyue 0 un 158 Regi ſt er. C. G. Seite N Seite Callitriche. . . 45 |Grimpereau de muraille 134 Cancer Berahardus . 127 Gryllus migratorius. 124 Cariama . 2 163 „ viridiſlimus „ 125 Ge niger. 133 |Guepier Best u Certhia muraria „ 134 Gypaetos barbatus . 71 Chalcides monodactylus 117 1995 leucocephalus 71 Chalcide monodactyle. 117 Ai melanocephalus 71 Chalcides tetradactylus 115 Chalcide tetradactyle 115 II: Coluber ammodytes „ 138 „ .ceralies . „138 Haarqualle . 145 Condor 5 . 5 Haſenloffel . 3 Crocodilus acutus 47 Heuͤſchrecken . . 124 Crocodile a muleau efile 47 Hornſchlange —V 138 Crocodilo de la Isla de K Cuba 8 5 52 F. Cuntur „ 3 Kaiman, ſpizſchnauziger 47 u Kalbsrobbbe . 17 D. Kamm Schieivogel . 163 Dicholophus criſtatus,. 163 e x a Drache, geſtreifter. . 12 . 9 = gruͤner . 8 12 115 Draco lineatus . 5 12 . „ Piri 1 12 Lacerta angnina, N „ volans 12 Langaba Madagascar. 138 Laͤmmergeier. 8 R 71 E. Libellula grandis 34666121 ! 0 55 8 595 quadrimaculata 119 Elephant, aſiatiſchen 57 15 depreſſa 120. 121 Elephas aſiaticus . 57 Loͤwenaffe 5 } 38 Elephaatus indicus . 47 Lumbricus marinus 109 Elephant des Indes 47 Erpeton tentaculatus, 137 M — 77 tentacule . 137 DAN Mauer- Baumlauͤfer . 184 F Mauerklette . k . 0.154 e Medufa capillata 145 Falco ſerpentarius . 64 Meduſe, harige . 9 9 Francoise ; 119 Meerbraſſe, dreiſpitzige . 99 Froſchloͤffel . 0 151 HMerops bicolor. 133 Froſchloͤffelkraut . 151 |Mellager . N Froſchwege rich 51 Microdactylus 163 Fuͤhlhornſchlange. . 137 Mohrenaffe 43 an Morse ; A 0 39 N. Naſenbremſe. 5 5 Nashorn, einhoͤrniges . 55 deſſen Gerippe Nilkrokodil . 4 O. 85 95 52. 54 Plantain aquatique 2 Platypus anatinus Pfittacus Pennanti Purpurvogel 9 O. Qualle 5 1 Ochſe, indiſcher . 197 . 90 gehoͤrnter 161 R. en ungehoͤrnter 16, Kennehkebrene Ochſenbremſe . 30 8 5 Gen 0 30 Rbinoceros unicornis . 95 equi . . 30 55 naſalis . 28 S. 55 ovis 30. 51 Sarcoramphus C i phus Cuntur 73 ae . 0 28 Sauterelle de paſſage 8 855 Ken e. 9 85 Scorpion, gelbfüßiger . 1 0 . 2 24 Scorpio ochripes 0 ricou 8 . 24 „ auſtralis ° Ornitborhynchus Br Seehund 8 doxzus . . 10 Seekalb 5 5 N Ofiracion bicuspis 166 | See Sandwurm 8 Ours noir d’Amerique 33 Schafbremſe 1 2 Ovis montana „ 89 Schnabelthie - p |Sepsmonodactylus - . Simia leonia 3 5 Pagurus Bernhardus „ 127 , Paniscus . 129. Palamedea criſtata 0 163 55 Sabaea N Malmvogel . Ä 76|\Sittih, Pennautſcher » Panzerfiſch, zweiſpitiger 166 |Sparus triculpidatus . Perruche a large queue 76 Spinnenaffe . 3 S Pferdbremſe 30 Spinnen-Klammeraffe . Phoca vitulina . 8 17 Stirngruͤbler x . hoque A 3 3 17 Strauß, zweizehiger =» Mie? 0 . > 109 Strich-Heuͤſchrecke 5 Piſſelmuͤcke . 5 30 |Strutbio camelus 5 151 5 75 Tichodroma 0 . 76 Trichechus Rosmarus . » dugong " manatus |. Urſus americanus : 26 V. 85 | Vautour dore „, s Vultur Gryphus, x „ Tracheliotos. „ baärbatus. 5 3 124 W. TEL d! 15 Wallroß Ä % | MandersYHeifchreke - 17 Waſſeriungfer, vierfleckige 17 Waſſerwegeric - 109 Wadänoi Schilnik 8 5 Wurm⸗Eidechſe . R 90 „ einzehige 7 55 „ vierzehige 98 133 DE 45 ö 76 Lack * 0 * 0 99 199 Z. 133 Zaͤhne des aſiatiſchen und 31 afrikaniſchen Elephanten 101 Zebu . 3 8 8 124 » pe ® a 101 [Zug ⸗Heuͤſchrecke . N 134 39 —— . ↄÜ4 m — — — — Seite 40 Zeile 2 v. u. ſtatt: Coock lies: Cook. — Druffeblen 14 v. o. flatt: 42 lies: 418. 13 v. b. ſtatt: Pariſern lies: pariſer. 15 v. o. ſtatt: tétraety le lies: 2 v. o. ſtatt: Line. Fabrio lies: Linne. tetradactyle. Fabric. Abbildungen und Beſchreibungen merk wuͤrdiger naturgeſchichtlicher Gegenſtaͤnde von Dr. und Profeſſor Johann Wolf, Koͤn. Baier'ſchem Schullehrer-Seminar-Inſpector und ehemaligem Local-Schul⸗Commiſſaͤr, Mitgliede der Herzogl. Sachſ. Goth. und Meining. Societät der Forſt- und Jagdkunde zu Dreißigacker, der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft und des Pegneſiſchen Blumenordens zu Nuͤrnberg, der Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde, der phyſtcaliſch— mediciniſchen Geſellſchaft zu Erlangen, und der Geſellſchaft zur Befoͤrderung der geſammten Naturwiſſenſchaften in Marburg. II. Band. Mit 36 illuminirten Kupfern. Nuͤrnberg, im Verlag des Conrad Tyroff'ſchen Wappen⸗, Kunſt⸗ und Commiſſions⸗Bureau's. a ma —— nn nn uyß⸗— Der grüne Toucan. Der grüne Pfefferfraß. Pamphastos viridis. Linn. Le Toucan verd de Cayenne Brisson. Ä Pa B. I. Die Toucane, Pfefferfraße oder Pfeffervoͤgel zeigen einige ganz beſondere Eigenheiten, indem ſie theils auf einen kleinen Raum des Erdbodens beſchraͤnkt ſind, und bisher noch nirgend anders, als in Suͤdamerika innerhalb der Wendezirkel gefunden wurden, weil ſie die Kaͤlte nicht vertragen koͤnnen; theils in Anſehung ihres ungeheuͤern Schnabels, der bei manchen Arten ſo groß als der Koͤrper ſelbſt iſt, ſich vor andern Voͤgeln auszeichnen. Der Schnabel iſt, ſeiner Groͤße ungeachtet, ſehr leicht, inwendig hohl und wohl auch, wie beim Nashornvogel die knoͤcherne Capſel auf dem Schnabel, dazu beſtimmt, einer von ienen merkwuͤrdigen Luftbehaͤltern, in welche die Voͤgel nach Willkuͤhr die Luft ein- und ausziehen koͤnnen, zu ſeln. Die Zunge iſt an beiden Rändern mit einer Fahne verſehen, wie eine Feder. Die Seitenraͤnder des Schnabels haben Saͤgezaͤhne, die aber weder an den beiden Kinnladen, noch an den entgegen geſezten Seiten Einer derſelben correſpondiren. Sie ſind uͤberhaupt unregelmaͤßig und ungleich, gegen andere Natureinrichtungen gehalten, und der Nutzen dieſer ſaͤgefoͤrmigen Raͤnder iſt nicht ganz klar, weil ſie der Abſicht, etwas im Schnabel zu behalten, gaͤnzlich zuwider ſind. | Das Gefieder dieſer Voͤgel iſt prächtig, und zeichnet ſich beſonders dadurch aus, daß es Farben in ſich vereinfget, die einander gerade entgegen ſtehen, z. B. ſchwarz mit dem reinſten Weiß, goldgelb mit ſcharlachroth 10. Man kennt von dieſen Voͤgeln iezt wenigſtens 16 Arten und einige Abarten ). Unſere hier nach einem ausgeſtopften Exemplar abgebildete Art unterſcheidet ſich von ihren Wale eewandken durch Vece Merkmale: *) Dieſe Abarten ſind in Le Vaillants Naturgeſchichte der aſrikaniſchen Böge abgebildet und Herr Temminck zu Amſterdam hat fie in feinem Cabinett. Siehe deſſen Catalogue sylie- matique du cabinet d’ornithologie eto. S. 35 und 36. II. a | 1 — 2 — Der Oberleib iſt grün, der Unterleib ſchwefelgelb; der Unterruͤcken und untere Dekfedern des Schwanzes hochroth. URN Der Schnabel ift 3 1/3 Zoll lang, am Grunde 1 1/4 Zoll dik, der Oberſchnabel am Grunde etwas niedrig, gegen die Mitte höher und gegen die Spitze herab gekruͤmmt, von Farbe roͤthlichgelb, in der Mitte der Seiten von der Wurzel an gegen die Spitze hin mit einer gruͤnlichen Furche; das Naſenloch klein, laͤnglichrund, die Seitenraͤnder mit zehn Saͤgezaͤhnen verſehen; der Unterſchnabel iſt am Grunde blaßroth, hierauf folgt ein blauer Bogenſtreiſen, welcher den Schnabel umgibt; der übrige Theil deſſelben iſt ſchwarz. Nach Gmelins Linne'ſchen Naturſyſtem und nach Latham find die Seitenzaͤhne weiß, der Ober⸗ ſchnabel oben gelb, an den Seiten roth, in der Mitte eine ſchwarze Linie; der Unterſchnabel ſchwarz, am Grunde und um die Naſenloͤcher roth. Der Augenſtern gelb; die Backen, Augengegend und am Grunde des Unterſchnabels herab kahl, mit grauen Warzen); der Scheitel, Ober- und Unterhals dunkelblau, — nach Latham ſchwarz; — Bruſt und Bauch und die innere Seite des Schienbeins hellgelb, die auͤßere Seite deſſelben und die Afterfedern gruͤn, die untern Dekfedern des Schwanzes roth; — nach Latham ſind leztere gruͤn, — der untere Theil des Oberhalſes, Ruͤcken, obere Fluͤgeldekfedern und hintere Schwungfedern dunkelgruͤn, die vordern und mittlern Schwungfedern ſchwarz; der Unterruͤcken oder Buͤrzel lebhaft roth; der Schwanz oben gruͤn, unten heller, — nach Latham unten gruͤnlich aſchfarbig, — und Feilförmig. Nach Latham ſollen die zwei mittlern Schwungfedern a 1/4 Zoll länger als die auͤßern fein, was wir an unſerm ausgeſtopften Exemplar nicht bemerkt haben. Die Fuͤße ſind bleifarbig, die Naͤgel ſchwarz. Das Weibchen weicht darin von dem Männchen ab, daß der Kopf, die Kehle und der Vorderhals ſchoͤn kaſtanienbraun ſind, leztere Farbe iſt auf dem Unterhalſe durch einen ſchmalen, ſchwarzen Querbandſtreifen getrennt, und der Schnabel iſt nur a 2/3 Zoll lang; außerdem gleicht es völlig dem Maͤnnchen. Der Vogel iſt etwas groͤßer, als eine Amſel und 14 Zoll lang. Er iſt in Cayenne zu Hauſe. Von ſeiner Lebensart weiß man kelne beſondern Umſtaͤnde anzufuͤhren. Wahrſcheinlich naͤhrt er ſich wie die meiſten übrigen Arten, von Fruͤchten, vorzüglich von Palmfruͤchten. Sie legen zwei Eier in die Neſter der Spechte in Baumhoͤlen, oder auch in Löcher von Saͤugthieren. Sie laſſen ſich leicht zaͤhmen, und werden, beſonders ll Vai e 5) Latham, Gmelin und Sukow erwaͤhnen dieſer kahlen Theile gar nicht. wenn man fie iung aufzieht, ſehr vertraulich. Mehre Arten, die man nach England gebracht hat, ſchlenen bloß durch den Fältern Himmelsſtrich zu leiden; denn das Futter bekam ihnen gut. Sie fraßen Fruͤchte aller Art, Brod, Fleiſch und Fiſche ohne Unterſchled. Was ſie zu ſich nahmen, faßten ſie zuerſt mit dem Schnabel, warfen es in die Hoͤhe, fingen es unmittelbar wieder und ſchlukten es ganz hinunter, ohne den geringften Druk. Ihr Fleiſch ſoll unſchmakhaft ſein. — Die ſchluͤpfrige Natter. Coluber lubricus. G mel. Linn. Tab. II. Fig. 1. 2. 3. Dieſe hier abgebildete ſchoͤne Natter erhielt ich nebſt mehrern andern Amphibien angeblich aus Amerika. Ob ſie wirklich daſelbſt zu Hauſe iſt, kann ich mit Gewißheit nicht angeben. Nach de la Cepede ſoll Afrika ihr Vaterland ſein. Sie wird von den Naturforſchern verſchieden beſchrieben. Nach Gmelin's Knne'ſchen Naturſyſtem (I. 3. p. 1101.) und Seba (Thes. II. p. 44. tab. 43. Flg. 3.) iſt fie weiß mit ſchwarzen Ringen. Lezterer Schriſiſteller (I. c. p. 45. tab. 43. Fig. 4.) und Laurenti (synops. rept. p. 80. n. 164.) geben auch eine Abart an, welche ſtatt der ſchwarzen, rothe Ringe hat; und Bechſtein (Anmerk. a. a. O. B. 4. S. 224.) hält es für wahrſcheinlich, daß fie mit der Vau⸗Natter (Coluber Vau. Merrem.) einerlei Art ausmache. Daudin endlich (Histoire naturelle des reptiles. T. VII. p. 156.) führe unter feiner Coluber latonia gleichfalls die Vau-Natter Merrem's, serpens siamensis, Anguis lubrica Seba und Natrix lubrica. Laurenti. als zu dieſer Art gehoͤrig an. Die zu de la Cepede's Beſchreibung gehoͤrige Abbildung (a. a. O. Taf. 26. Fig. 3.) trift in Hinſicht der Farbenzeichnung ganz mit der hier gelieferten überein; nur daß bei iener ſtatt der ſchwarzen, rothe Binden find, Die Vau,⸗ Natter, weiche gleichfalls daſelbſt abgebildet iſt, weicht in Hinſicht der Farbenringe dadurch von der meinigen ab, daß zwiſchen den ſchwarzen Ringen die blaßgelben mit ſchmaͤlern und breitern nicht abwechſeln, ſondern faſt alle gleich breit ſind. Aus dem bisher Geſagten erhellet, daß dieſe Natter *) Naturgeſchichte der Amphibien ꝛc. uͤberſezt von J. M. Bechſtein. B. IV. Weimar 1802. 0 1 * N — 4 — fernerhin die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher verdient, und es wird daher eine treuͤe Abbildung und Beſchreibung derſelben um ſo verdienſtlicher ſein. Die Artmerkmale, wodurch ſich dieſe Schlange von ihren Gattungsverwandten unter⸗ ſcheidet, habe ich etwas genauer anzugeben geſucht, als es bei den Schriftfielleen, welche ſie beſchrieben haben, geſchehen iſt. Es ſind folgende: Kopf, Kinn und Kehle blaß ſchmutzig oekergelb; von einem Auge zum andern uͤber den Wirbel weg eine ſchwarze Binde; auf dem Nacken ein breiter an beiden Halsſeiten ſpitzig zulaufender, ſchwarzer Halbring; der ganze uͤbrige Leib und Schwanz mit oben breiten, unten ſchmaͤlern, ſchwarzen und abwechſelnd breitern und ſchmaͤlern blaßockergelben Ringen. Lange von der Schnauze bis zum After 1 Fuß 8 Zoll; 15 Vom After bis zur Schwanzſpitze 3 ı/5 Zoll. Der Kopf von der Spitze bis zum hintern Rande der Hinterhauptſchilder 7 Linien; Groͤßte Breite des Kopfes 6 Linien; . Halsbreite unmittelbar hinter dem Kopfe 5 Linien; Größte Dicke des Leibes im Durchſchnitt 7 1/2 Linien pariſ. Maß. Bauchſchilder 182; Schwanzſchilder 44 Paar mehr 1; auf dem Scheltel 11 große Schilder. Der ganze Koͤrper iſt walzenfoͤrmig, der Hals etwas duͤnner als der Rumpf; der Schwanz rund und kurz mit einer ſtumpfen Spitze. Der Kopf iſt oben flach, von oben betrachtet eirund, in felnem ganzen Umfange bildet er eine vierſeltige Pyramide, von welcher die zwei Seiten, worauf die Augen liegen, die ſchmaͤlſten find; das Ruͤſſel- oder Schnauzenſchild iſt halbmondfoͤrmig; die Augen mittelmaͤßiggroß *); die Hinterhauptſchilder find unter denen, welche auf dem Scheltel liegen, die größten, und haben eine ungleichſeitige vlereckige Geſtalt; das Wirbelſchild iſt ſechseckig; iedes der zwei Augenbraunſchilder bildet ein gleichſchenkeliges Dreiek; auf dem Kinne liegen vier Reihen Schllder neben einander, von welchen die beiden mittlern die groͤßten und ungleichſeitig laͤnglich viereckig ſind; die Zunge iſt wie gewoͤhnlich vorn in *) Die Farbe des Augenſterns laßt ſich bei meinem in Weingeiſt aufbewahrten Exemplar nicht erkennen. Ich habe ihn in der Abbildung des lebhaftern Anſehens wegen braun machen laſſen. * zwei Theile geſpalten; Giftzähne find nicht vorhanden; die Naſenloͤcher find rund, und liegen vorn auf den ſchmalen Kopffeiten; die Grundfarbe des Kopfes, ſo wie des ganzen Tylers iſt ſchmutzig bloßockergelblich. Vielleicht war die Farbe beim lebendigen Thier weiß und iſt nur durch den Tod und den Weingeiſt veraͤndert worden. Von dem einen Rand der Oberkinnlade zieht ſich durch das eine Auge ein ſchwarzes Band, welches auf dem Wirbel breiter wird, und ſich dann durch das andere Auge hinabzieht und ſich gleichfalls unter demſelben am Rande der Oberkinnlade endiget; auf dem Nacken iſt ein breiter, ſchwarzer, auf beiden Seiten des Halſes ſpitzig zulaufender Halbring; hierauf folgen vom Halſe an bis an das Ende des Schwanzes 32 ſchwarze Ringe, welche auf dem Ruͤcken breiter find, als auf dem Bauche und wie 5 zu; ſich zu einander verhalten, die 5 leztern vor dem After ausgenommen, deren obere Breite zur untern ſich wie 5 zu 4 verhaͤlt; unterhalb des Afters ſind allemal 4 Paar Schilder ſchwarz; die ſchwarzen Ringe auf dem Ruͤcken find beinahe von gleicher Breite; die Ruͤckenſchuppen liegen dachziegelfoͤrmig aufeinander, und iede bildet ein ſtumpfes Sechsek; alle find ohne Kiel, flach, glatt und glaͤnzend, daher das Thier ein ſchoͤnes, glaͤnzendes Anſehen erhaͤlt. Von ihrer Lebensart iſt nichts bekannt. Gehört die Vau⸗Natter wirklich hieher, fo gibt es von dieſer Art drei Verſchiedenheiten: 1) mit ſchwarzen und abwechſelnd blaßgelblichen ſchmaͤlern und breitern Ringen; 2) mit rothen und abwechſelnd blaßgelblichen ſchmaͤlern und breiten Ringen; 3) mit weißem Leibe und ſchwarzen Ringen und einem Vförmigen Streifen auf dem Hinterſcheitel. Erklarung der Nebenfiguren: Fig. 2. ſtellt die herausgetretenen Zeuͤgungstheile vor, Fig. 3. zeigt den Kopf von der Seite, Die blaurothe Guͤrtelſcheide. Diaz ona violacea. Delar.ochıe. ) | Tab (TIER Ein ſchoͤnes und merkwuͤrdiges Geſchoͤpf, das man bei einer flüchtigen Betrachtung fuͤr eine Blume anſieht, aber nichts weniger, als dieſes, ſondern ein Thier iſt, welches in die ſechste Claſſe des Linne'ſchen Naturſyſtems, und zwar unter die Gattung Seeſcheiden (Ascidia) gehört. Sie heißen Seeſcheiden, weil fie, obgleich nicht alle, einigermaſſen hohl und einer Scheide aͤhnlich find. Der griechiſche Name Ascos deuͤtet eine Blaſe an, und Ascidium ſoll eine Sakpfeife bedeuͤten. Andere leiten dieſen Namen von Ascites die Waſſerſucht, her, weil dieſe Geſchoͤpfe das Waſſer wie aus einer Spruͤtze von ſich fprügen. An dem freien Ende zeigen ſich zwei Öffnungen, von welchen die eine niedriger iſt, als die andere; die eine fuͤhrt das Waſſer zwiſchen den Kiemen bis an das Maul, welches im Grunde des Sackes liegt; an die andere graͤnzt der After; einen Fuß haben dieſe Thiere nicht. Der Sak iſt groͤßer, als er zu ſein braucht, um den Körper des Thiers zu enthalten, und der übrige Raum iſt mit Waſſer geſuͤlt. Savigny macht aus den Seeſcheiden eine Claſſe, die er in zwei Ordnungen theilt, naͤmlich I. in Ascidiae techydes und II. in Ascidiae thalides. Die erſte Ordnung hat zwei Familien, welche er wieder eintheilt in Tethyes simples (einfache Tethis), und in Tethyes composces (zuſammengeſezte Tethis), unter welche leztere unſere Diazona violacea gehoͤrt. Er fuͤhrt ſolgende Gattungskennzeichen auf: n Der gemeinfchaftliche Körper iſt auſſitzend, gaffertartig , und bildet ein einziges kreisſoͤrmiges Syſtem aus mehrern Thieren beſtehend. Die Thiere ſind ſehr hervorragend, in mehre uͤber einander ſtehende, und in einem Mittelpunkt zuſammenlaufende Kreiſe abgetheilt, (Fig. 1. a. a. a.) *) Memoires sur les animaux sans vertebres; par Jules— Cesar Savigny. Seconde Partie, a Paris chez Deterville, 1616. Heft 1. Das Wort Diazona kommt vom Griechiſchen Ie durch, zwiſchen ze. und gay (zona Euͤrtel) und ss (20 guͤͤrten), umguͤrten, her. — 27 Die Kiemenroͤhre iſt an der Offnung (Fig. 2. a.) in ſechs regelmäßige, gleiche Stralen oder Abſchnitte geſpalten; eben ſo die Offnung der Afterroͤhre, (Fig. 2. b., vergroͤßert und von oben an zu ſehen Fig. 4. X.) Das Bruſtſtuͤk (Fig. 2. 0. o.) enthält die Kiemen in einem laͤnglichrunden Cylinder; der Kiemenſak iſt nicht gefaltet, die einfachen Fuͤhlſaͤden ragen uͤber ihn hinaus; die Maſchen des Gewebes zum Athemholen ſind mit Waͤrzchen verſehen. Der Hinterleib (Fig. 2. e. e.) iſt langgeſtielt (Fig. 2. d. d.) und kleiner, als das Bruſtſtuͤk; die Leber undeutlich; von der Speiſeroͤhre an bis zum After iſt keine Rippe; der Eierſtok iſt einfach, aufſitzend, und liegt in dem Darmhenkel. Die Merkmale, wodurch ſich die hier abgebildete und beſchriebene Ark von andern unterſcheidet, ſind folgende: } Der ganze gemeinſchaftliche uhr ift becherfsemig, am Grunde walzenfoͤrmig, weiß, ins Blauͤliche fallend; die beſondern Spitzen neigen ſich gegen den Umkreis, ſind zuſammen— gedruͤkt und ſchoͤn veilchenblau; die zwei Muͤndungen ſind kegelfoͤrmig, einander genaͤhert und mit ſechs lanzettfoͤr— migen Stralen oder Abſchnitten verſehen. Das ganze Thier, welches, wie geſagt, aus vielen einzelnen beſteht, deren Geſtalt man bei Figur 2. ſehr vergroͤßert ſehen kann, iſt in der Natur 4 Zoll hoch, im Durch— meſſer 6 Zoll; die Laͤnge jedes einzelnen Thiers betraͤgt 2 Zoll. Es iſt mit feiner dicken Grundflaͤche auf einen Felſen unter dem Waſſer befeſtiget, und bewohnt das mittellaͤndiſche Meer an den ſpaniſchen Seekuͤſten. Es wurde zuerſt von dem Herrn Delaroche in dem Seehafen Ivica entdekt. Das einzelne Thier iſt aſchgrau und beſteht aus einem laͤnglichen Bruſtſtuͤk, welches durch einen ſchmalen Theil oder Stengel mit dem kurzen Hinterleibe verbunden iſt. Oben an dem Bruſtſtuͤk befinden ſich die zwei kegelfoͤrmigen Enden, deren eines höher und die Röhre der Kiemenoͤffnung iſt, (Fig. 2. a.;) das andere kuͤrzere iſt die Roͤhre der Afteröffnung (Fig. 2. b.) Die Roͤhre der Kiemenoͤffnung endigt ſich in ſechs regelmäßige, ſpitzig zulaufende Abſchnitte oder Lappen, Fig. 3. W. und von der Oberflaͤche vergroͤßert angeſehen (Fig. 4. x.) Der Eingang in die Kiemenhoͤle iſt mit fünf bis ſechs borftenförmigen eg dünnen, abwechſelnd kleinen und großen Fuͤhlfaͤden beſezt, welche bei der Afterroͤhre, die gleichfalls ſechs Lappen hat, fehlen. Leztere nimmt das Ende des Maſtdarms auf. Die Speiſeroͤhre ſteigt von dem vordern Grunde des Bruſtſtuͤks herab und geht in den duͤnnen Theil des Eingeweides, welcher den Stengel (Fig. 2. d. d.) bildet, herab, und vereiniget ſich mit dem Unterleibe (Fig. 2. e. e.) Der Magen (Fig. 2. 0.) ift mittelmäßig groß, auswendig geſtreiſt, innen mit wenig vorfpringenden, zahlreichen, wellenfoͤrmigen Blaͤttchen beſezt, wenig fleiſchig, aber druͤßig, ſo wie ein Theil des Darms, welcher etwas unter dem Pfoͤrtner mit kleinen, gruͤnlichen, einfachen, oder zwei- bis dreifachen Roͤhren beſezt iſt und wahrſcheinlich die Leber vorſtellet. Bei Fig. 2. iſt in der Gegend des obern d. der Magenmund zu ſuchen. Der Pförtner iſt verengert, und mit einer ringfoͤrmigen Klappe verſehen. Der Darm kruͤmmet ſich bald nach vorne und ſteigt gerade durch den Stengel hinauf gegen den After (Fig. 2. b.) Er iſt mit einem hellgrauen Unrathe gefuͤllt, welcher unten am Stengel eine fadenfoͤrmige Geſtalt hat, nach oben aber ſich in fünf bis ſechs Kluͤmpchen bildet, wie bei Fig. 2. n. m. zu ſehen iſt. Der Eierftof Fig. 2. g. bildet einen Sak, liegt im Unterleibe zur Linken dem Herzen (Fig. s. g.) gegen über, iſt von dem Darm⸗ henkel umgeben und an einen unregelmaͤßigen, dichten, weißlichen Koͤrper geheftet. Die Eier, welche er enthaͤlt, und welche man von der linken Seite wahrnimmt, ſind zahlreich, klein, linſenfoͤrmig und mit einem durchſcheinenden Rande umgeben. Der Eiergang Fig. 5. 0 8. t. nimmt feine Richtung durch den Stengel und geht in den After, welcher gekrauͤſelt iſt. Die Aorte iſt bei Fig. 5. r. und bei p. die Lungen-Blutader zu ſehen. Das Kiemennez if in Maſchen abgetheilt, jede durch drei bis vier Gefaͤße. Von den zwei Sffnungen, namlich der Kiemen- und Afterroͤhre, ſteigen uͤber der Decke ungefaͤhr 20 Baͤnder oder muskuloͤſe Schnuͤre herab, welche von querlaufenden, ſehr feinen Schnuͤren durchkreuͤgt werden, Fig. 2. 1. Die Ruͤckengefaͤße bei Fig. 2. k. und Fig. 3. u. ſind ſehr gefärbt und gebuchtet. Sie laufen von dem hintern Knoten Fig. 2. h. herab. Der vordere Knoten iſt groß und ſitzet zwiſchen der Kiemen und Aſterroͤhre Fig. >. 1. und Fig. 3. V. Unſere Abbildung iſt ein ſehr getreuͤer Nachſtich der Figur, weſche Savigny in dem | oben angezeigten Werk geliefert hat. | a rn nn — Der Commerſon'ſche Maki. Lemur Commerſonii. MI At. Ta f. IV. De Kenntniß dieſer nellen Thlerart, von welcher wir hier eine Abbildung liefern; haben wir dem verſtorbenen franzoſiſchen Naturſorſcher Commerſon *) zu danken, welcher an einer Nakurgeſchichte der Maki arbeitete, und mehre nach der Natur ſehr getreu ver⸗ fertigte Zeichnungen dazu hinterließ, die er, fo wie noch mehre andere, dem pari er Eönige lichen Cabinette vermachte. Außer dem bier abgebildeten Thiere befinden ſich unter den Commerſon'ſchen Zeichnungen noch zwel andere Arten, welche Herr Geoffroy Salnk⸗ Hilaire 9 zuſammen unter der Gattung Cheirogaleus ) aufſtellt, und die größte Art, 5 es iſt die in dem gegenwärtigen Heft abgebildete, — vorlauͤfig Cheirogaleus maior, die zweite nach ihr 8 7½ Zoll lang, mit hellerer Farbe, einem ſchwarzen Ring um dle Augen, vertiefte Scheitel und heller Nose, Cheirogaleus medius; die dritte und kleinſte Art, 7 Zoll lang, ebenfalls mit hellerer Farbe und einem ſchwarzen Ringe um die Augen und bellerer Schnauze, Cheirogaleus minor, nennt. Dieſe Thiere haben, wie die Katzen, einen runden Kopf, eine kurze Naſe und Schnauze, große her⸗ vorſtehende, einander genäherte Augen, kurze, eiförmige Ohren und einen buſchigen, walzenfoͤrmigen Schwanz, den fie einwärts und um den Leib rollen koͤnnen. Auf der andern Seite weichen ſie wieder von dem Katzengeſchlechte ab; denn ſie haben tief getheilte ) Commerſon (Philibert) geboren 1727. in Chatillon les ⸗Dombes, der Arzneikunde Doctor zu Montpellier und ein berühmter Botaniker, der eine der größten Privat- Krauͤterſammlungen hatte. Er war einer von den Naturforſchern, welche der Koͤnig von Frankreich waͤhlte, die Reiſe um die Erde (1767) mit Bougainville zu machen. Nach einer lungen Franzoͤſinn Hortenſe Barré, welche ihn in männlicher Kleidung beglei⸗ tete, nannte er die uns iezt bekannte Blume Hortenſia (Hydrangea hortenſis.) Com- merſon ſtarb auf dieſer Reiſe auf der Inſel Frankreich 1773. ) in den Annales du mufeum d'hiſtoire naturelle. Tom. XIX. pl. 10. n) von den griechischen Wörtern xele die Hand, und yardy das Wieſel, die Katze. II. Ä Finger, die zum Greifen geſchikt find, wie bel den Makiarten. Eben ſo findet man bei ihnen einen entfernten, deuͤtlichen, eigener Bewegungen fähigen Daumen, mit elnem breiten, kurzen und flachen Nagel; an den uͤbrigen Fingern ſind die Naͤgel ganz ab⸗ weichend, namlich dünn, ſpitzig und über das auͤßerſte Glied heraus gezogen, alſo wie⸗ der ganz anders, als die Nägel der Baͤren oder Katzen; aͤhnlicher aber den Naͤgeln der Maki an dem zweiten Finger der Hinterfuͤße. Man ſieht aus dieſer Beſchreibung, daß dieſe Thiere weder zu der einen, noch zu der andern Gattung recht paſſen, aus welchem Grunde denn auch Geoffroy Saint - Hllalte eine neuͤe Gattung bildete. 5 Wir haben dieſes Thier noch unter die Maki geſezt, und dem Gattungsnamen den Namen feines Entdeckers beigelegt, da die Namen maior, medius und minor fehlerhaft ſind. Im Naturſyſtem möchte der Commerſonſche Maki ſeine Stelle neben dem wolligen Maki (Lemur laniger. Gmel. Linn.) einnehmen, welcher der einzige iſt, der ihm in Anſehung der Beſchaffenheit der Naͤgel gleicht. 1 ; Er iſt 11 Zoll lang, am ganzen Leibe, beſonders aber gegen die Schnauze tiefbraun. Die Farbe des Augenſterns iſt hier nur muthmaßlich angegeben. Auch feh⸗ len ihm die Augen» und Bartborſten, welche die andern zwei Arten haben. Das Vaterland dieſes Thiers iſt die Inſel Madagascar, wo der Hauptſiz der meiſten Makiarten iſt. W Von ſeiner Lebensart iſt weiter nichts bekannt. Wahrſcheinlich naͤhrt er ſich auch, wie die uͤbrigen, von Fruͤchten und haͤlt ſich auf Bauͤmen auf. 8 Der gelbflügelige Klauenfpreizer Der kaſtanienbraune Spornfluͤgel. Parra Ja can a. Gmel. Linn. Le Jacana Buffon. Taf. V. Die Voͤgel dieſer Gattung zeichnen ſich vor andern durch ihren Fleiſchlappen an der Schnabelwurzel und durch ihre Spornen an den Schultern der Fluͤgel beſonders aus. Von dieſen Spornen haben ſie den einen, und von der Gewohnheit, daß ſie ihre langen Klauen auseinander ſpreizen, den andern Namen erhalten. Nach Latham's Überſicht der Voͤgel ) kennt man von dieſer 8 bis iezt elf Arten. Unſere Art unterſcheidet ſich von den andern 5 durch die ſehr langen Naͤgel ne Hinterzeßen und die grün, lichen Fuͤße. Der Schnabel iſt 1 pariſer Zoll lang, orangegelb, an der Stirn iſt ein hauͤtlger orangegelber Lappen, einen halben Zoll lang und faſt eben ſo breit, an beiden Seiten des Kopfes um die Schnabelwurzel herum ein anderer herunter haͤngender von derſelben Art, und ungefähr einen Viertelszoll breit. Der Augenſtern gelblichrorh; der Kopf, der Hals; die Bruſt und der Unterleib ſchwarz; bei einigen auf dem Bauche mit Weiß gemiſcht, der Ruͤcken, die obern Dekfedern der Flügel und die Schultern find ſchoͤn kaſtanienbraun, der auͤßere Winkel der Fluͤgel iſt mit Schwarz gemiſcht; die Schwungfedern ſind olivengelb — das ausgeſtopfte Exemplar, nach welchem unſere Zeichnung gemacht wurde, ſchwefel⸗ gelb, — die Fahnen derſelben, ein Drittheil ihrer Laͤnge, nebſt den Spitzen dunkel. braun — nach unſerm Exemplar ſchwarz — gerandet, die auͤßerſte ihrer ganzen Laͤnge nach am auͤßern Rande; am Fluͤgelbug iſt ein ſtarker, ſcharſer gelber Dorn, einen Viertelszoll lang; der Schwanz iſt abgerundet, kaſtanienbraun, dle zwel mittlern kaſta⸗ Y) uͤberſezt von Bechſtein B. III. Th. I. nienbraun gemiſcht; die Fuͤße grünlich aſchfarbig; die vordern Nägel kurz, die hintern ſehr lang. Die Laͤnge des ganzen Vogels beträgt faft 10 Zoll. Der 5 abge⸗ bildete Kopf iſt in natürlicher Groͤße. Diefe Art lebt in Braſilien, Gulana, Surinam 108 auf St. Demingo, wo ſie ſehr gemein iſt. Sie hält ſich an ſumpfigen Orten, an den Ufern der Teiche und Fluͤſſe auf, und watet oft bi bis über die ‚fogenannten Schenkel im Waſſer. Gewoͤhnlich find fie paarweiſe beifammen und wenn fie getrennt werden, fo rufen ſie einander beſtaͤndig zu, bis fie wieder zuſammen kommen. Ihr Geſchrei iſt ſcharf und durchdringend, und man höre fie daher ſehr weit. Sie find ſehr ſcheuͤ, beſonders zur Regenzeit im Mai und November. Ihr Fleiſch ſoll ſehr wohlſchmeckend fein. Es gibt auch Sremiplate, „ welche hin und wieder weißgeflekt find. Die Ratanhia. Die Rhatany wurzel. Die Zahnwurzel. Die dreimaͤnnerige Kramere. Krameria triandra. Ruiz. Taf. VI. Die Ratanhia, den Suͤdamerikanern ſchon laͤngſt bekannt, war zwar ſchon 1782, von den Arzten zu Madrid und nachher 1808. von den Londoner Arzten unter die Arznei⸗ mittel aufgenommen; allein in Deuͤtſchland lernte man ſie erſt zu Anſang des Jahrs 1818. durch die Herren Kaufleuͤte Fr. Jobſt und Klein kennen, welcher erſtere auf einer Reife nach Holland und Frankreich die hollaͤndiſche und franzoͤſiſche Abhandlung über dieſe Pflanze erhielt, die der Herr Medlelnalrath von Klein zu Stuttgart nicht nur ins Deüͤtſche uͤberſezte, ſondern auch Verſuche damit anſtellte. Da dieſe Pflanze allge⸗ mein gekannt zu werden verdient, ſo nehme ich keinen Anſtand, eine nach der unten — 13 — genannten Überſetzung ') genommene und verbeſſerte treue Abbildung und Beſchreibung mitzuthellen. b 5 | Die Ratanhia gehöre nach dem EInnsſchen Pflanzenſyſtem in die vierte Claſſe erſte Ordnung Tetrandria Monogynia, Pflanzen mit 4 Staubträgern und 1 Staubweg, und zwar unter die Gattung Krameria *). Linns und nad) ihm der neuͤe Herausgeber ſeines Syſtems, Willdenow, kannten nur eine Art derſelben, uaͤmlich die Krameria Ixina, welche in Cumana auf der Kuͤſte von Südamerika waͤchſt. Dr. Rulz fand aber im Jahre 1780. in Huanuco in Suͤdamerika eine zweite Art, die, obgleich ſie nur drei Staubtraͤger hat, (weßwegen ſie auch den Beinamen triandra dreimännerig, erhielt,) ihrer uͤbrigen Merkmale wegen, doch in die vierte Claſſe unter dieſe Gattung geſezt wurde. Die Racanhia iſt ein kleiner Strauch, deſſen Wurzeln fehr lang und aͤſtig ſind, und elne Elle weit wagrecht in der Erde fortlaufen; leztere iſt rund, hie und da gedreht, von der Dicke meiſt eines halben Zolles. Ihre Rinde iſt dik, außen dunkelroth, rauh und aufgeriſſen, inwendig roth, das Holz weißlich. Die Stengel, den mittlern ausge⸗ nommen, welcher aufrecht ſteht, liegen ganz flach auf der Erde hin, und ſind rund; die Aſte in verſchiedenen Winkeln von einander abſtehend, am untern Theile nakt, dun⸗ kelbraun, die zarteſten ſeidenartig grau behart, zwei bis drei Fuß lang. 0) Die Stengelblaͤtter ſind zerſtreuͤt, ungeſtielt, wagrecht, laͤnglichrund und verkehrt eirund, ganzrandig, vorn mit einer feinen Spitze, auf beiden Seiten mit ſeidenartigen Haaren beſezt und von graugruͤner Farbe. ) Diefe Überſetzung führt den Titel: Abhandlungen uͤber die Ratanhia mit einer Vor⸗ rede von Herrn Medicinalrath Dr. von Klein, und mit vorlaüfigen chemifchen Ver ſuchen vom Herrn Stadt Apotheker Lindner. Aus dem Engliſchen, Hollaͤndiſchen und Franzoͤſiſchen uͤberſezt. Herausgegeben von Fr. Jobſt und Klein. Mit einer Abbil⸗ dung, Stuttgart, b. Loflund, 1818, %) Dieſe Pflanze wurde dem Dr. der Philoſophie und Mebicin Johann Georg Heinrich Kramer zu Heilbronn zu Ehren Kramere genannt. Er gab mehrere botaniſche Schrif⸗ ten heraus, unter andern: Tentamen novum ſeu metbod. Aivinotournefortiana herbas facillime cognoſcendi, Dresden 1728. enk) Die Beſchreibungen weichen etwas von einander ab, nach der einen ſind die Stengel unten ſchwarz, nach der andern dunkelbraun; nach der einen ſind die Blaͤtter nur auf der untern Seite, mit ſammtartigem weichem Überjuge und von weißer Farbe, nach der andern auf beiden Seiten behart. f Birch 14 — Die Blumen ſtehen oben an den Stengeln zwiſchen dieſen und den Blättern einzeln und find geſtielt; die Blumenkrone beſteht aus vier lanzettfoͤrtmigen Blättern, welche aus, gebreitet ſind, und von welchen drei etwas naͤher beiſammen ſtehen; dle beiden ſeitwaͤrts ſtehenden find flach, das unterſte etwas größer als die andern, hohl und aufgebogen, alle inwendig ſehr glatt, aber nur wenig behart, glaͤnzend und roth wie Gummilak, auͤßerlich mit einem fammtartigen Überzuge verſehen. Inwendig in der Blume ſtehen drei Staub- träger, dle Fäden find fadenfoͤrmig, fleiſchroth, bogenförmig gekruͤmmt, die Staubhüllen urnenfoͤrmig, gruͤn, oben mit einem kurzen Haarbuͤſchel beſezt; der Staubweg pfriemen⸗ foͤrmig zugeſpizt, roth, weichharig; der Fruchtknoten gruͤn, laͤnglichtrund. Das Honigbehaͤltniß iſt vierblaͤtterig, die obern zwei Blaͤttchen abgeſondert, ſpatel⸗ ſoͤrmig, die zwei Seitenblaͤttchen rundlich, innen hohl, außen wie geſchuppt. Die Fruchthuͤlle iſt eine trokne, kugelige Kapſel, von der Größe einer Erdbeere, außen wollig, gruͤn und mit fiſchhakenaͤhnlichen, dunkelrothen Stacheln beſezt, inwendig hohl. Der Same, welcher in der Kapſel enthalten iſt, iſt eine Nuß, faſt wie eine kleine Mandel geſtaltet, braun, rund und mit einer ſcharfen Spitze verſehen. Das Vaterland dieſer Pflanze iſt Peru. Man findet ſie an abhaͤngigen Bergen auf thonigem kalkigen, ſandigen und trockenen, zerriſſenen Boden in der Provinz Huanuco, wo fie Ratanhia genannt wird, welcher Name eine über die Erde verbreitete Pflanze be. deütet. In der Provinz Tarma heißt fie Mapato d. h. eine ungeſchikte (bungling) Pflanze, indem einige der zarteſten Aſte Blätter und Blüten haben, welche mit einer dicken und weißen Wolle bedekt, die andern hingegen blaͤtterlos und dunkel oder ſchwarz braun geſaͤrbt ſind. In der naͤmlichen Provinz iſt fie auch noch unter dem Namen von Pumachucu oder Birrete de Leon bekannt, vielleicht wegen der Geſtalt der Blätter, welche vor ihrer Entfaltung die Geſtalt eines Kegels, oder eines in dieſe Form gerollten Papiers haben, nachher aber das Anſehen eines Schmetterlings bekommen, wenn ſie mit dem größten Blumenblatte in die Höhe gerichtet find. In den Provinzen Huarocherl, Canta und Jouxa wird dieſe Pflanze von Einlgen Pumachuca, von den Meiſten aber ſo wie von den Einwohnern zu Ama, Zahnwurzel genannt. Hauͤfig trift man fie in der Nachbarſchaft der Stadt Huanuco, in den Hochlaͤndern von Puelles, von Huanuko bis nach Ambo und von da bis Huaviaca, einem Landſtriche, wel⸗ cher zu der Provinz Tarma gehört; deßglelchen auch in den Provinzen von Caratambo und Huamalles an. Die Indianer, welche fie an Feſttagen ſammeln, bringen fie mit andern Ktauͤtern nach Uma und verkaufen fie daſelbſt. Dr. Rutz, welcher einft In der Stade Huanuco zum Beſuche war, ſah einige Frauenzimmer ihre Zähne mit einem Stuͤkchen rothen Holzes relben. Als er ſie deßwegen fragte, erfuhr er, daß es die Wurzel der Ratandia fel, welche die Frauenzimmer thells zur Reinigung der Zähne, theils zur Be⸗ feſtigung derſelben und zum Rothfaͤrben ihrer Lippen gebrauchen. Die roſenrothe Farbe erhaͤlt ſich einen Tag lang auf den Appen, wenn ſie am Morgen gekauet und eine zeitlang im Munde gehalten worden iſt. Dieſe Wirkung und Eigenſchaft war dem ſchoͤnen Geſchlechte in Peru wohl bekannt, aber nicht die übrigen arzneilichen Kräfte, Wirklich iſt die Rinde dieſer Wurzel, die man deze hier zu Nuͤrnberg und noch in mehrern deuͤtſchen Apotheken ſowohl als Pulver, als auch den Diffaft aus derſelben haben kann, ein herrliches Zahnmittel, wenn man zu einer halben Unze des Dickfaftes vier Unzen Brandweln und acht Unzen abgezogenen Weineffig nimmt, alles zuſammen in eine enghalſige Flaſche thut, und in gelinder Wärme drei Tage lang ſtehen und auflöfen laͤßt, und dieſe Fluͤſſigkeit ſodann in einem wohl verſchloſſenen Gefaͤße aufbewahrt. Beim Gebrauch nimmt man des Tages über einige Mal etwa einen Eßloͤffel voll von diefer Fluͤſſigkeit in den Mund, und behaͤlt fie einige Zeit in demſelben. Dieſe Tinktur iſt zur Heilung des anfangenden Scharboks, zur Verbeſſerung und Staͤrkung des ſchwaͤrenden oder blutenden Zahnfleiſches und zur Befeſti⸗ gung der Zähne, zur Heilung des wunden Mundes und ſelbſt zur Vertilgung des Zahn⸗ ſchmerzens ein vortrefliches Mittel. Auch die durch das Ausbeißen eines Zahns oder durch Aderlaſſen oder Blutigel verurſachten Verblutungen werden ſogleich geſtillt und die Wun⸗ den geſchloſſen, wenn man von dem gepulverten Extract der Ratanhiawurzel etwas auf die Wunde legt. NER Außerdem hat man fie auch noch in verfchiedenen andern Krankheiten, bei Blutfluͤſſen, beim weißen Fluß, Durchfaͤllen, bei nervoͤſem Kopfweh, hypochondriſchen Beſchwerden, dem Veltstanz, geſchwollenen Mandeln, gegen Verdauungsſchwaͤche, gegen die Waſſerſucht, Fieber ꝛc. und überhaupt in mehr als achtzig Faͤllen mit dem beſten Erfolg gebraucht. In Portugal bedient man ſich ſeit langer Zeit des Dikſaſtes dieſer Wurzel, um dem Portwein etwas zuſammenziehendes, und feine den Mund füllende Eigenſchaft zu verſchaffen, und es ſcheint, daß die arzneilichen Kräfte des Portweins hauptfächlich von dieſer Beimifchung herzuleiten fein dürften. Dr. Ferriar bemerkt wenigſtens, daß nach feiner Et fahrung bei Sumpffiebern das Extraet der Ratanhiawurzel alle die heilfamen Wirkungen hat, welche man vom Portwein kennt, ohne feine ſchlimmen Wirkungen hervor zu bringen, z. B. ohne den x — 16 — Kopf einzunehmen u. ſ. w., ein Umfand, welcher es zu einem hoͤchſt wichtigen Mittel in vielen Fällen von Schwäche macht, wo man den Körper ſtaͤrken will, ohne ihn zu erhitzen. Es ſcheint die Ratanhia wirke auf eine kraͤftigere zuſammenziehende Art, als die andern Mittel, ohne das unangenehme Zuſammenziehende derſelben zu haben. Der Geſchmak der Wurzel iſt ſehr herbe, zuſammenziehend und etwas bitter. Mit gemeinem Waſſer gekocht, gibt ſie eine ſehr hochrothe Tinctur, wenn ſie mit einem Alcali verbunden wird; mit Eiſenvitriol verſezt, gewaͤhrt ſie eine ſchwarze Fluͤſſigkeit, welche als Tinte zum Schreiben dienen kann, und beweiſet, daß ſie eine große Menge Gallusſauͤre oder zuſammenziehenden Stoff enthält. Erklärung der Kupfertafel. 1) Oben rechts der Pflanze ein einzelnes Blumenblatt mit dem Honiggeſaͤße. 2) Das Honiggefaͤß mit den zwei obern geftielten Blaͤttchen und mit den unter denſelben befindlichen untern Blaͤttchen auf der linken Seite. 3) Die daneben ſtehende Figur ſtellt den Fruchtknoten mit den drel um denſelben ſtehenden Staubtraͤgern vor. Der Griffel iſt hier beim Fruchtknoten weggelaſſen. 4) Weiter rechts iſt der Fruchtknoten mit ſeinem Griffel beſonders. 5) Zur Rechten der Pflanze befinden ſich die zwei Hälften der Samenkapſel mit den hakenfoͤrmigen Stacheln von der inwendigen Seite dargeſtellt. 6) In der Mitte zwiſchen beiden der Samenkern. — —— —— — vl —d Das Lefzenthier. Das baͤrenartige Faulthier. Bradypus urſinus. Meyer. Bradypus urſiformis. Naturaliſts Miscellany. N. 19. tab. 58. n, . l2/iger, ® Tab. VII. Fig. I. = Dieſes Thier, welches im October 1818. hier in der nuͤrnbergiſchen Vorſtadt Goſten⸗ hof nebſt mehrern andern lebendig zur Schau ausgeſtellt war, und fuͤr ein unbekanntes Thier ausgegeben wurde, iſt in dem Linne'ſchen Naturſyſtem herausgegeben von Gmelin, noch nicht angefuͤhrt, und Pennant ſah daſſelbe das erſte Mal 1790 zu London lebendig. Seine Abbildung iſt eine Copie nach derjenigen, welche ſich in Dr. Shaw Naturaliſts Miscellany befindet. Auch Herr Catton und Bewick haben ſchon eine Abbildung diefes Thiers geliefert. Die gegenwaͤrtige Abbildung iſt nach dem lebendigen Thiere gemacht, und uͤbertrift an Treuͤe und Schönheit die Pennant'ſche. Ob dieſes Thier ſchon irgend einmal nach Deuͤtſchland gebracht wurde, iſt mir nicht bekannt; für die hieſigen Natur⸗ liebhaber war es eine Neuigkeit. Auf den erſten Anblik haͤlt man es fuͤr eine Art von Baͤren; bei näherer Betrachtung ſieht man indeſſen die unterſcheldenden Merkmale, namlich die langen Nägel, welche dem Bären fehlen, und den Mangel der Vorderzaͤhne, *) Prochilus kommt von dem griechiſchen Wort; mpoxeios, große Lefzen habend. II. | 3 en deren der Bär fechs in ieder Kinnlade hat. Pennant ) rechnet daher daſſelbe zu den Faulthteren, obgleich es feiner ziemlichen Lebhaftigkeit und anderer Eigenſchaften wegen nicht wohl zu denſelben gerechnet werden kann. Illiger ) ſtellt deßwegen eine neuͤe Gattung die er Prochilus nennt, unter folgenden Gattungskennzeichen auf: Vorderzaͤhne, keine; *) Ekzaͤhne, mittelmäßig große; tahlzaͤhne in der obern Kinnlade drei, der vordere einfach, die hintern zwei hoͤkerig; unten zu beiden Seiten 6 Backenzaͤhne, davon die drei vor⸗ dern und der ſechſte auͤßerſte einfach, der vierte und fünfte hoͤkerig; Schnauze verlaͤngert, mit knorpellgen ſtrekbaren Lefzen; N Geſicht mit kurzen anliegenden Haaren; Ohren klein und verborgen; Leib mit langen, dichten Haaren; Schwanz abgeſtuzt, verdekt; Saugwarze offen liegend; Fuͤße Gangfuͤße, fuͤnfzehlg, die Zehen mit dem Felle 1 Naͤgel ſichelfoͤrmig ꝛc. Sonach wäre dieſes Thier bis lezt noch die einzige Art dieſer Gattung, und die Artmerkmale koͤnnten folgende ſein: Schwarz, auf der Bruſt mit einem weißen Flecken; der Nacken mit einer auf beiden Seiten herab haͤngenden ſteifen Maͤhne, die Ohren kurz, laͤnglichrund behaart und unter den Haaren verborgen; die Schnauze ver⸗ längere und ſtrekbar; an den Vorder- und Hinten füßen fünf Zehen. | Es hat die Größe des amerikaniſchen ſchwarzen Baͤren. *) in Pennants allgemeiner Überſicht der vierfuͤßigen Thiere. B. II. Überſezt von Bechſtein. %) in feinem Prodromus lyſtematis mamalium et avium, Berlin 1811. ) Dieß iſt, wie man aus meiner Beſchreibung des Gebißes erſehen wird, nicht ganz richtig. — 19 — Die Nafe iſt lang und ſtark, am Ende wagrecht abgeſtuzt, und ıf2 Zoll hinter der Oberlefze ſich endend, von den Augen an mit grauweißen kurzen anliegenden Haaren bedekt, am vordern Ende roͤthlichgrau, kahl. Die Naſenlappen 1 Zoll lang geſchlizt; dle Schnauze iſt verlaͤngert, mit knorpelartigen Lefzen, welche vorwaͤrts geſtrekt und ver⸗ kuͤrzt werden koͤnnen; die Oberlefze geht an den Seiten über die Unterleſze herab, leztere an der Seitenkante gekerbt; die Augen ſind klein, der Stern hell nußbraun; das ſonſt Weiße am Augapfel hier dunkelbraun; das obere Augenlied behaart; über den Augen ein weißer Streifen ); die Ohren find klein, laͤnglichrund, mit ſehr langen, herunter haͤngenden Haaren verſehen und unter denſelben vrrborgen, von einander etwa 8 1/3 pariſ. Zoll entferne; die Stirn feige kurz über der Naſe in die Höhe; das Haar auf dem Schei⸗ tel theilt ſich in der Mitte und legt ſich zu beiden Seiten auf die Ohren ); die Nacken⸗ haare waren ſehr lang, legten fich bogenfoͤrmig zu beiden Seiten des Halſes, und bilde⸗ ten eine Art von gewoͤlbtem Dach, wenn man es von unten auf betrachtete. Auf dem Ruͤcken und auf dem ganzen Oberleibe ift das Haar meiſt 12 Zoll lang, über dem Vor derriß geſtrauͤbt, ſo daß es eine Art von Hoͤker bildete; ein aͤhnlicher Haarhoͤker, etwas kleiner als der vordere, bildet ſich am Hintertheil des Ruͤckens, ungefaͤhr 1 Fuß vom After entfernt; zwiſchen dem vordern und hintern Haarbuͤſchel iſt der Ruͤcken etwas ver⸗ tieft; der Schwanz iſt nach Pennant fuͤnf Zoll lang und ganz in den Haaren verſtekt. Ich konnte, ſo viel ich mir auch Muͤhe gab, denſelben nicht unterſuchen, da das Thier zu unruhig war, und ſich an dieſem Orte nicht betaſten ließ. Am Unterleibe ſind die Haare viel kuͤrzer, weniger dicht und liegen an. Ihre Farbe iſt ſchwarz und glaͤnzend. Auf dem Unterhalſe iſt ein weißer Streifen, der einen laͤnglichen Halbkreis bildet und ſich auf die Bruſt zwiſchen die Vorderbeine hinzieht. Auf der Bruſt ſind 2 Warzen; die Haare legen ſich auf dem Obertheil der Fuͤße gekruͤmmt von innen nach außen. Die Beine ſind ſtark, wie an den Baͤren geſtaltet. Wenn das Thier geht, fo richtet es die Vorderſuͤße ) nach Pennant a. a. O. ſoll über den Augen eine ſchwarze Linie fein, was aber wahrſchein— lich ein Überſetzungsfehler iſt; denn die allgemeine Farbe auf der Stirn und dem übrigen | Theil des Kopfes iſt ia ohnehin ſchwarz. N **) nach Pennant fol fih das Scheitelhaar vorwärts auf die Stirn legen. 3 * — 20 — einwaͤrts, etwa wie die Enten. An iedem Fuße ſind fuͤnf Zehen; die Naͤgel an denſelben, beſonders an den Vorderfuͤßen, find lang, fichelföemig, am Grunde 1½ Zoll breit, von den Seiten zuſammen gedruͤkt, auf der einen Seite weiß, auf der andern ſchwarz; die auͤßern und innern etwas kuͤrzer, als die mittlern; die Haare liegen auf denſelben und bes decken fie leicht; die Fußſohle nakt, grau, nach Pennant ſchwarz; zwiſchen den Schwie⸗ len ſchwaͤrzlich; die Hinterfuͤße find etwas kleiner, als die Vorderſuͤße. f Der Rachen iſt roſenroth, der Gaumen in der Mitte ſchwaͤrzlich und mit ungefähr zehn Streifen verſehen, welche von den Zähnen aus ſchraͤg nach vorne hin gekruͤmmt zus ſammen laufen. Die Zunge iſt nicht DIE, glatt, und ſoll, nach serie nicht ie ai fein, als der Mund, welches leztere ich nicht ſo fand. In ieder Kinnlade ſteht zu beiden Seiten ein großer Ekzahn, welcher ungeftt Hr 1 Zoll lang, kegelfoͤrmig und etwas gekruͤmmt iſt. Nach Pennant ſollen dieſem Thiere die Vorderzaͤhne mangeln; allein ich ſah in der Oberkinnlade zwiſchen den beiden Ekzaͤh⸗ nen nicht weit von denſelben auf beiden Seiten einen kleinen Vorderzahn, zwiſchen dieſen beiden war ein leerer Raum. In der Unterkinnlade befinden ſich ebenfalls vor den beiden großen Ekzaͤhnen ein kleiner Vorderzahn und zwiſchen denſelben ein leerer Raum, der aber zwei von einander entfernte Zahnluͤcken hat, ſo daß es ſcheint, als ob hier noch 2 kleine Vorderzaͤhne geweſen wären. Mahlzaͤhne ſind auf ieder Seite ſowohl in der obern als uns tern Kinnlade, drei, vor dieſen noch drei kegelfoͤrmige kleinere, alle von einander, und auch von den großen Ekzaͤhnen entfernt; der naͤchſte an dem Ekzahn iſt der kleinſte. Dieſes Thier hat gar nicht die Eigenſchaft, die man an dem dreizehigen Faulthier kennt. Es iſt gar nicht traͤge, ſondern ziemlich lebhaft. Es ſpielte in ſeinem Käfig fehr oft, machte Purzelbauͤme, waͤlzte ſich auf dem Ruͤcken, ſtellte ſich auf den Kopf und ſtͤͤzte die Hinterfuͤße an die Decke des Käfige, hing ſich mit den Vorderſuͤßen an die Eiſen⸗ ſtaͤbe derſelben, nahm einen feiner Fuͤße ins Maul und biß darein, und machte ſonſt noch allerlei beſondere Stellungen und Wendungen, die dem Zuſchauer zur Kurzweile dienten. Es war nicht wild und unbändig, und fein Waͤrter konnte ihm die Hand in das Maul thun, ohne daß es ihm elnen Schaden zufuͤgte. Wenn es auf das hoͤchſte gereizt wurde, fo gab es einen kurzen, bruͤllenden, jedoch nicht ſtarken Ton von ſich. Seine Nahrung beſteht aus Gewaͤchſen. Es frißt Apfel, gelbe Ruͤben, Brod, Honig und Zucker ſehr gern. Hatte es einen halben Lalb Brod zu verzehren, ſo hielt es denſelben mit feinen Vorderfuͤßen und fraß zuerſt das Innere heraus und endlich die Rinde. Wenn es ſeine Schnauze rund macht und man haͤlt ihm in einer Entfernung von 1 bis 2 Zoll einen Apfel hin, fo zieht es die Luft ein und den Apfel an ſich. Hat es Waſſer eingezogen, fo kann es daſſelbe einige Schritte weit wieder heraus fprigen. N Seine Vorderfüße gebraucht es faſt wie Hände, Es ſoll gerne graben, und man ſagt, es ſei von dem, der es entdekte, aus ſeiner Hoͤle gegraben worden. Sein Vater— land iſt Bengalen, wo es auf gewiſſen Sandhuͤgeln nicht weit von Palma, leben ſoll. Das Thier, welches man hier ſehen ließ, war maͤnnlichen Geſchlechts. Fig. 2, ſtellt den Kopf des Thieres von der Antlizſeite vor. Die bunte Gans,. Die egyptiſche Gans. Anſer varius. Meyer. *) Anas aegyptiaca. Gmel. Lin. Anas varia. Bunte Ente. Bechſtein.“) Oye d' Egypte. Buffon. Tab. VIII. Die egyptiſche Gans gehöre nicht ausſchließlich dem Lande an, von welchem ſie den Namen fuͤhrt; man findet ſie auch in Spanien, Frankreich und ſogar ia England. In Deuͤtſchland hat fie Naumann ***) im October truppweiſe in Bruͤchen und Seen im Anhaltiſchen angetroffen. Sie iſt nicht nur auf der öftlichen Seite von Afrika be— ſonders in der Gegend des Nils haufig, ſondern fie ſcheint ſich auch durch ganz Afrika verbreltet zu haben; denn Sonnerat ſah ſie am Vorgebirge der guten Hoffnung. Die alten Egypter haben dieſe Gans gewiß gekannt; und es iſt kein Zweifel, daß eine *) Tafchenbuch der deütſchen Vögelkunde etc, von Meyer und Wolf. Band II, 8. 562. **) Gemeinnuͤtzige Naturgeſchichte Deuͤtſchlands von Matth. Bechſtein. ꝛte Aufl. 1%) Naturgeſchichte der Land » und Waſſervögel ie. von Naumann. Th. 3. S. 329. Stelle im Herodot, wo er von dem Chenalopex redet, ſich auf unſern Vogel beziehe “). Dieſer Name, welcher aus Yu (Chen) die Gans, und aAwmn& (alopex) der Fuchs, zuſammengeſezt iſt, und alſo Fuchsgans bedeuͤtet, hat den reuͤern Eritikern viel zu ſchaf, fen gemacht. Belon deuͤtete ihn anfangs auf die Tauchente (Mergus Merganſer. Gm. L.) nachher auf die Ringelgans (Anfer torquatus. Gm. L.) und ein Engländer, Namens Tuͤrner, glaubt, daß mit dieſem Namen die Brandente (Anas Tadorna. L.) bezeichnet würde, und nach dieſer Bemerkung bedeuͤte dieſes Wort einen Waſſervogel, welcher mit dem Fuchs die Eigenſchaft gemein habe, daß er, wie dieſer, ſich in der Erde | verberge. Die Gelehrten, der Bürger darcher unter andern, folgen dem Urtheil des Belon, und die Naturforſcher nehmen die Muthmaſſung von Tuͤrner an. Man hat inzwiſchen, den neuern Unterſuchungen zu Folge, nicht noͤthig, ſeine Zu flucht zu dieſen Muthmaſſungen zu nehmen. Die Tempel in Oberegypten, deren Mau⸗ ern alle mit Tafeln und Hieroglyphenſchriſten verſehen ſind, koͤnnen als wahre Handſchrif⸗ ten angeſehen werden, welehe Nachricht uͤber den Vogel der Alten, den e mittheilen. Wenn man im Getöhet und im Horus Apollo **) lieſet, daß die Alten dieſen Vogel unter die Zahl ihrer geheiligten Voͤgel zählten, und ihn in den Hieroglyphen ab- bildeten, um die Zaͤrtlichkeit und Erkenntlichkeit der Kinder gegen ihre Altern zu bezeich, nen, fo war der Gedanke ganz naturlich, mit der Figur deſſelben die egyptiſchen Denf- maͤler geziert zu finden. | Der Naturforſcher E. Geoffroy welcher in Egypten war, fand auf denfelben einen Waſſervogel, umgeben mit allen Zeichen der Goͤttlichkeit, und öfter auf denſelben Tafeln, als den Ibis. Es war kein Zweifel mehr, daß er den wahren Chenaloper vor Augen hatte, als er ihn zuweilen, beſonders in einem kleinen Tempel von Theben, nach der da« *) In Plinius Naturgeſchichte X. 22. kommt dieſer Name auch vor. *) Horus Apollo iſt der Name eines angeblichen alten Schriftſtellers der Egypter, welcher über die Hieroglyphen geſchrieben haben ſoll. — 24 — maligen Zeit ſogar mit Farben erleuͤchtet fand, und an dem Bild deſſelben die egyptiſche Gans erkannte. Dieſe Erfahrung ſtimmt uͤberdieß auch mit den Nachrichten des Aelianus uberein. Dieſer Alte, indem er von dem Chenalopex redet, belehrt uns, daß er wegen ſeiner vollkommenen Ahnlichkeit mit der Gans und wegen der liſtigen und boͤſen Gemuͤths⸗ art des Fuchſes ſo genannt worden waͤre. Erſteres kann nicht auf die Ente angewendet, noch weniger von unſerm Vogel geſagt werden, daß er unter der Erde bruͤte, und Aelianus haͤtte gewiß über dieſen lezten Umſtand Nachricht gegeben, wenn er zu feiner Zeit bekannt geweſen waͤre. Er ſagt außerdem, daß der Chenalopex die obere Geſtalt der Brandente (Anas Tadorna) habe, und daß er ein wenig kleiner fei, als die wilde Gans, mehr Muth beſitze, ſich weder vor dem Adler, noch vor der Katze fuͤrchte, und fie weit von ſei nem Neſte abzuhalten ſuche. Die alten Egypter erwieſen ihm große Ehre, und eine Stadt in Ober⸗Egypten, Chenoboscion *) die ſich ihm widmete, führt von ihm den Namen. tan ſtellte ihn den Altern, welche man zur Liebe und Ergebenheit zu ihren Kindern ermuntern will, als Beiſpiel auf, well man beobachtet hat, daß er, wie das Rebhun ſich ſelbſt opfere, und dem Jaͤger unter die Füße trete, um feine Jungen zu retten. Der Bürger Delaunay, Bibliothekar des Muſeums zu Paris, hatte einſt Gelegen⸗ heit, ſich von der Wahrheit des Geſagten zu uͤberzeuͤgen. Er luſtwandelte am Waſſerbe⸗ haͤltniß der Voͤgel in dem Thiergarten mit einem ſeiner Freuͤnde, welcher, ohne es zu, wiſſen, auf eine bruͤtende egyptiſche Gans zuging. Das Maͤnnchen, welches der Nahrung halber am andern Ende des Waſſers ſich aufhielt, hatte ihn kaum erblikt, als es mit Fluͤ. gelſchlagen auf die Perſon zuging, welche es beunruhigte, und nach einiger Anſtrengung ſturzte es ſich vor die Fuͤße feines Feindes hin und ſchien ihm den Weg verſperren zu wollen. Die egyptiſche Gans diente bei den alten Egyptern in dem Syſtem der Goͤttergeſchlechts⸗ lehte noch außerdem dazu, um, wie ſchon geſagt, die kindliche Liebe auszudrücken, ohne Zweifel, weil die Jungen, auch wenn fie erwachſen find, beſtaͤndig unter dem Anſehen ihrer Altern ſtehen. b — „) Dieſes Wort bezeichnet einen Ort, wo man Gaͤnſe hält — 25 — Sie wurde zuerſt von Briſſon und Buͤffon abgebildet. Lezterer hat vier ziemlich gute, ſchwarze Abbildungen zu feiner Beſchreibung geliefert, ausgenommen dle auf Tafel 379. befindliche, welche nach einem ſchlecht erhaltenen Exemplar gemacht worden zu ſein ſcheint. Außer der auf Taf. 3 79. befindlichen Figur, hat Buͤffon noch zwel andere auf Taf. 982 und 983. unter dem Namen I' Oie armee (die bewaffnete Gans), geliefert; aber man darf nur einen kleinen pruͤfenden Blik auf dieſe drei Figuren werfen, um ſich zu uͤber⸗ zeuͤgen, daß ſie ſaͤmmtlich eine einzige Art ausmachen. Die bewaffnete Gans iſt daher aus dem Verzeichniß der Schwimmvogel auszuſtreichen, was auch in dem Linne / ſchen Nas turſyſtem von Gmelin ſchon geſchehen iſt. Die Beſchreibung, welche Buffon von dieſer lezten Art macht, iſt von Willugby entlehnt, und ſtellt einen ganz andern Vogel vor, naͤmlich die Ente, welche ſich in Gambien aufhält (Anas gambenſis. Gmel. Linn.) und durch einen Fluͤgelſporn, einen kleinen Fleiſchlappen an der Spitze des Schnabels und durch ein dunkel purpurfarbiges Gefieder ſich unterſcheidet. Was Buffon zu dem Irrthum verleitete, mit der Beſchreibung der Gambienſchen Gans die Abbildung der egyptiſchen zu verbinden, iſt ein Merkmal, welches beiden Arten gemein iſt, naͤmlich ein Enöcherner Vor⸗ ſprung am Fluͤgel, der wohl bei der gambienſchen Gans einen eigentlichen hinlaͤnglich ver⸗ laͤngerten Sporn vorſtellt, bei der egyptiſchen Gans hingegen eine knoͤcherne Erhoͤhung, und alſo nur einigermaſſen einem Sporn ahnlich iſt. Eine gute ſchwarze Abbildung diefer Gans befindet ſich in dem ſranzoͤſiſchen Werk: La menagerie du mufeum national d'hiſtoire naturelle etc. par Lacepede, Cuvier et Geoffroy etc. Tom. I. vou dem Bürger Mare'chal gezeichnet; Das Bei⸗ werk ſtellt egyptiſche Denkmaͤler vor, welche ich in der gegenwaͤrtigen Zeichnung, die nach einem ausgeſtopften Exemplar aus meiner Vogelſammlung ſehr naturgetreu gemacht iſt, habe beibehalten laſſen. Ich hoffe, daß man mit derſelben um ſo mehr zufrieden ſein wird, da fie mit Farben erleuͤchtet iſt. Dr. Bechſtein a, a. O. gibt dieſer Gans den neuen Namen Anas varia die bunte Ente, wahrſcheinlich deßwegen, weil ſie auch außerhalb Egypten vorkommt, und der II. f 4 — 26 — Name alfo nicht paſſend iſt: allein er rechnet fie unter die Enten, oder hält ſie wenigſtens fuͤr ein Mittelglied zwiſchen Gans und Ente, und das iſt ſie denn doch auch nicht, was ihr Schnabel, ihre hoͤger geſtellten Fuͤße und uͤberhaupt ihr ganzes auͤßeres Anſehen zu er⸗ kennen gibt, ſondern eine Gans. Wir wollen ſie nun naͤher beſchreiben. Die Merkmale, wodurch ſie ſich vou den andern Arten ihrer Gatkung unterſcheidet, find folgende: h Der Schnabel roſenroth; der Scheitel weiß; Augengegend roſt⸗ 1 auf der Bruſt ein kaſtanienbrauner Flek; der Ober⸗ leib roſtröͤthlich, mit vielen braunen Wellentinſen; die She geldekfedern weiß, am Ende mit einem ſchwarzen Querſtrich. Sie iſt etwas kleiner und ſchmaͤchtiger, als die Hausgans, hat ein ſchoͤnes, buntfar⸗ biges Gefieder, und mißt in die Lange 2 Fuß 2 1½ Zoll pariſ. Mß., der Schnabel roſen, farbig, die Spitze und der Rand der Kinnladen ſchwarz. Der Schnabel iſt 14/5 Zoll lang, an der Wurzel 10 1½ Lin., vorne 9 Ln. breit; Oberſchnabel hinten und vorne er⸗ haben, in der Mitte etwas vertieft; die Naſenloͤcher eiförmig, von der Spi tze des Schna⸗ bels 1 Zoll entfernt; der Nagel gewoͤlbt und ſtark gekruͤmmt. Die Fuͤße von der Fuß⸗ ſohle bis zur Ferſe 4 Zoll hoch. Der Augenſtern iſt gelb; die Augengegend und Wangen ſchoͤn roſtbraun ); der Scheitel und die Seiten des Unterkopfes, die Kehle und die daran liegenden Seiten des Halſes weiß, weiter hinab bis zum Halsring weißlich und roſtbraun geſprengt; in der Mitte des Halſes ein roſtbrauner Ring; der Nacken dunkelbrauͤn⸗ lich, der Oberhals in der Gegend des Ringes ſchoͤn roſtbraun; unter demſelben iſt die Grundfarbe des Halſes roſtgelblich, auf dem Unterhals blaſſer, als auf dem Oberhalſe und allenthalben mit vielen feinen braunen Wellenlinien verſehen; die Bruſt, der Bauch und die Aftergegend find weiß, auf erſterer ein großer roſtbrauner Flek; die Seiten der Bruſt und die Schienbeinfedern roſtgelblich, mit vielen braunen, feinen Wellenlinſen; die untern Schwamdekfedern N ); die Federn des Oberruͤckens roſtgelblich, mit vie: *) nach der franzöfifchen Beschreibung fi ind die Wangen weiß. is 0 f > %) nach der franzoͤſiſchen N eitrongelb. Paul len dunkelbraunen etwas ſtaͤrkern Wellenlinien; Mittelrücken weißlich, mit vielen ſchwar⸗ zen Wellenlinien; Unterruͤcken und obere Dekfedern des Schwanzes ſchwarz; die Schwanz⸗ federn braunſchwarz. Dle vordern Schwungfedern ſind braunſchwarz, mit braunſchwarzen Schaͤften, die mittlern braunſchwarz mit einem ſchönen kupferfarbigen Schiller; die hin⸗ tern Schwungfedern ſind auf der breiten Fahne ſchwaͤrzlich, auf der ſchmalen ſchoͤn roſt, braun; einige der langen Schulterfedern roſtbraun mit dunkelbraunen Wellenlinien; die obern Fluͤgeldekſedern weiß, am Ende mit einer ſchmalen braunſchwarzen Binde. Die Füße find roth, die Nägel ſchwarz. | ; Das Weibchen iſt etwas kleiner, als das Männchen, bat auch nicht- die brennenden Farben deſſelben, einen kleinern braunen Flek um die Augen und auf der Bruſt; lezterer fehlt den Jungen gaͤnzlich; die groͤßern Flügel = Dekfedern hellgrau, ſchwaͤrzlich eingefaßt, und die Schulter ⸗ und kuͤrzern Schwungfedern fallen ins Braune. Die kaum einige Tage alten Jungen find mit braunen und weißen Laͤngsſtreifen ſchoͤn bezeichnet. Obgleich die egyptiſche Gans urſpruͤnglich dem heißen gande angehört, fo gewöhnt fie ſich doch auch an unſern gemäßigten Erdſtrich. Man erzieht viele in Frankreich und England, und ehemals wurde ſie auch hauͤflg in Hanau und Caſſel in ben Faſanerien ge⸗ halten. Sie ſcheinen ſich ſchwer einheimiſch machen zu laſſen; denn wenn ihnen nicht zur rechten Zeit nach der Mauſer die Schwingen abgeſchnitten werden, ſo fliegen ſie davon. Selbſt die Jungen, wenn man ſie auch recht heimiſch zu machen ſucht, fliegen ſchon im Nachſommer von einem Fluß oder Teich zum andern, und im Herbſte ganz fort. Viel⸗ leicht ſind jene Züge, welche Naumann im Anhaltiſchen ſah, Ur- Urenkel von ſolchen Flüchtlingen geweſen; doch iſt es auch nicht unwahrſcheinlich, daß, da ſie aus Afrika ſo weite Wanderungen nach Frankreich und England machen, fie auch gar wohl uͤber ale land, das ihnen noch näher liegt, ziehen koͤnnen. Das Weibchen machte in dem Thiergarten zu Paris iaͤhrlich zwei Bruten, die eine im Mir; und die andere im September. Es bruͤtet allein, ohne Beihilfe des Männchens, Lezteres, welches fih um das Weibchen beſtaͤndig aufhält, verdoppelt während der Bruͤte⸗ zelt feine Wachſamkeit und Sorge, und wendet eine große Aufmerkſamkelt auf jedes Thier, das in der Nähe feines Auſenthalts vorbeigeht. In dieſer Zeit der Unruhe ſcheint es eine wilde und ſcheuͤe Gemuͤthsart anzunehmen. Den Menſchen ſelbſt betrachtet es als ſeinen N Naͤhert er ſich feiner Geſellſchaft, fo ſucht es ihn ee durch fein Geſchrei zuruͤk 4 . zu halten, und erreicht es ſeinen Zwek nicht, ſo ſtreitet es mit den Fluͤgeln und dem Schna⸗ bel mit einer Hartnaͤckigkeit, daß es gewoͤhnlich den Sieg davon traͤgt. 5 Ihr Neſt macht ſie unter Geſtrauͤche nicht weit von Fluͤſſen und Teichen entfernt, in ein geſcharrtes flaches Loch in friſcher Erde, und fuͤttert daſſelbe mit Gras, Laub und Dunen aus. So oft das Weibchen ein Ei leget, holt es waͤhrend des Legens ſo weit es mit ausge⸗ ſtrektem Halſe reichen kann, alles Laub und Gras herbei, und ordnet es zum Neſte, worein es 6 — 8 gruͤnlichweiße Eier legt. | Die Bruͤtezeit dauert ſechs und zwanzig bis acht und zwanzig Tage. Die Jungen haben anfangs ein einfaͤrbiges grauliches Gefieder. Die Mutter ſauͤmt nicht, ſie bald aus dem Neſte in das Waſſer zu fuͤhren, wo es ihnen zu gefallen ſcheinet, und wo ſie mit großer Sicherheit ſpielen und ſich von ihrer Mutter weit entfernen, da ſie, auf dem Lande ihre Mutter nicht aus den Augen verliert. Das Männchen, alle Sorgen der Erziehung mit feinem Weibchen theilend, beſchaͤftigt ſich die zerſtreuͤten Jungen zu ſammeln. Haben fie ſich zu weit entfernt, um ihre Mutter bald erreichen zu koͤnnen, ſo ſtelgt es an das Land und gibt ein Zeichen, worauf ſich die ganze Familie bei ihm einfindet. Die Alten ſchwimmen felten und ſieht man fie an dieſer Gewohnheit der Waſſervoͤgel Theil nehmen, fo. ziehen fe doch das Laufen und Springen vor, und gehen nur dann in die Mitte des BONN „wenn. ſie Schuz vor den Neckerelen der Neuͤgierigen ſuchen. Das Männchen wiederholt fein Geſchrei ſehr oft, und ſtrekt dabei den Kopf und Sale aus. Das Weibchen macht diefelbe Anſtrengung; aber ihr Laut gleicht mehr dem ſtarken Blaſen einer großen Schlange. In dem Thiergarten zu Paris haͤlt man in einem großen mit Gittern verſchloſſenen Waſſerbehaͤltniſſe eine große Anzahl Waſſervoͤgel, worunter ſich auch die egyptiſche Gans be⸗ findet. Weit entfernt ſich zu den uͤbrigen Voͤgeln zu halten, fuͤhrt ſie vielmehr beſtaͤndig Krieg mit ihnen; la ſie ſchlaͤgt oft einen größern Vogel, als fie ſelbſt iſt, in die Flucht, und theilt ſich mit ſeinem Weibchen in das Futter, welches fuͤr das ganze Waſſervolk hinge⸗ worfen wurde. Ihre Nahrung beſteht aus Getreide, Gras und Waecenen auch Würmer ſoll ſie freſſn. a Der Eierwirbel. Der Eier: M Boltenia ovifera. Sabigny.) 5 DA | Vorticella ovifera. Lin. Tab. IX. Fig. 1. 3. 3. D ieſes ſonderbare Geſchoͤpf zaͤhlte der Naturforſcher Linne“ unter die Thierpflanzen (Zoophyta) und zwar unter die Gattung: Seegallert Vorticella, welches Wort von Vortex ein Wirbel, Waſſerwirbel, herkommt, weil mehre dieſer Thiere die Eigenſchaft an ſich haben, daß ſie ſich als Blumen ausbreiten, und durch ihre Bewegung einen Waſſerwirbel verurſachen. Cuvier **) rechnet fie unter feine Afterpolypen (Vorticellae); Savigny hingegen ſezt dieſes Geſchoͤpf unter die Claſſe: Ascidia und zwar unter die einfachen Tethys arten in der erſten Familie feines Syſtems unter dem Namen Bol- tenia ovifera ***), und gibt von dieſer Gattung folgende Merkmale an: Der Körper an der Spitze geftielt, das Gehaüfe lederartig; Die Kiemenoͤffnung und Afteroͤffnung in vier Lappen getheilt, Der Kiemenſak nach der kaͤnge gefaltet, mit einem Ring von zur ſammengeſezten Fuͤhlfaͤden bedekt; die Maſchen des Athmungs— Gewebes ae Beutel 1 Warzen; 9 40 fur les animaux fans vertebres; Par Tales. Celar Savigny eich Seconde Psrtie. A Paris. 1810. Ein ſchoͤnes Werk, aus welchem wir unſere Abbildung genommen haben. 00 in feinem: Elementariſchen Entwurf der Naturgeſchichte der Thiere. Aus dem Sram über ſezt von Dr. C. R. W. Wiedemann. Berlin. 1800. ) Der Gattungsname Boltenia wurde Herrn Dr. und Stadtphyſieus Bolten in Sting zu Ehren aufgeſtellt. — 30 — Der Unterleib auf der Seite; keine Leber; Der Eierſtok vielfach. Die naturliche Größe dieſes Pflanzenthiers ift der Laͤnge nach ı Fuß 1 Zoll, 6 Lin. Der Stiel allein 11 Zoll lang. Der Körper 14 / Zoll breit, 2 / Zoll lang. Der Körper iſt eiförmig, aſchgrauroth mit dunkelbraunen Bogenlinien, allenthalben mit kurzen, ſteifen Haaren dicht beſezt, und haͤngt an einem langen mwalzenförnigen am Grunde etwas dickern Stiel, Fig. 1. 2. o. o., welcher am Ende einen unbehaarten Fuß Fig. 1. p. hat, vermittelſt deſſen er ſich an Steinen befeſtiget. 5 5 Der Mund Fig. 5. c. befindet ſich am ſchmaͤlern Theil des Körpers, da wo der Stiel ſeinen Urſprung nimmt, iſt kreuͤzweiſe geſpalten, ragt wenig hervor und ent⸗ ſpricht der Kiemenhoͤlung. Der Eingang derſelben iſt mit einer Reihe Fuͤhlfaͤden s bis 20 an der Zahl, a „ welche am Ende ungleich getheilt find. Fig. 1. c. Fig. 2 3: dGu0. Das ene von welchem man bei Fig. 4. ein Stoͤk in nathelche Groͤße und bei Fig. 6. daſſelbe ſehr vergroͤßert ſieht, beſteht aus Gefaͤßen, welche unter einander viereckige Maſchen bilden. Dieſe leztern werden durch ſehr feine, der Laͤnge nach laufende Gefaͤße aufgefangen, und von di querlaufenden Gefäßen von mittlerer Groͤße durchkreuͤzt. Der Schlund befindet ſich in der Tiefe der Hoͤlung und tiefer als die Öffnung des Afters, und fuhrt zu einem einfachen Magen. Fig. 2. f. Eine Leber ſcheint nicht vorhanden zu ſein. s 77 Das Gedaͤrm Fig. 2. k. k. geht bis zum Stiel hinauf, aber nicht in denſelben hinein, und ſteigt nach einer kleinen Krümmung, ziemlich gleichlaufend mit dem vori⸗ gen Theil herab und endigt ſich in dem ausgekerbten After. Fig. a. h. Es find zwei ſehr einfache Eierſtoͤcke vorhanden; von welchen ſich der kleinere bei den Eingeweiden, der größere auf der entgegengeſezten Seite befindet. Beide find ver— laͤngert, liegen der Lange nach und endigen ſich in kurze Eiergaͤnge, welche, wie man ſich denken kann, bis an die Offnung des Afters gehen. Alle dieſe Eingeweide find in ein Hauͤtchen eingewickelt, deſſen Spitze ſich verlaͤngert, verduͤnnt, und wie ein Mark das Innere des Stiels ausfuͤllt. Die Muskeln, womit daſſelbe verſehen iſt, find ſchmale Baͤnder, von welchen ein Theil der Laͤnge des Körpers nach zu den beiden Off— nungen Fig. 2. 3. 1. I. I., ein anderer Freisförmig lauͤſt. Fig. 8. 3. m. m. m. \ Diefe Baͤnder durchkreuͤzen ſich in rechten Winkeln, und gleichen auf dieſe Weiſe einem Kiemennez. Die Einfuͤgung des Stiels Fig. 1. o. geſchieht hier fichebar nick in der Mitte, ſondern an der Seite der Koͤrperſpize. Man begreift, daß der Körper vermoͤge feines Gewichts den auͤßerſten Theil des Stiels, wenn dieſer ſich ſenkrecht erhebt, kruͤmmen, und ſich alſo in feine natürliche Lage zurüfbegeben muß. Bei einer andern Art Bol- tenia entſteht der Stiel unmittelbar aus der Spitze, und ſcheint nicht geneigt zu fein, feine ſenkrechte Richtung zu verlieren. So wie diefe Art hier und in dem oben ange- fuͤhrten ſranzoͤſiſchen Werk abgebildet iſt, ſteigt der Grund des Kiemenſackes in die Höhe, anſtatt hinab, fo daß das Thier ſich eigentlich in einer verkehrten Lage befindet. Dieſes Thier bewohnt den amerikaniſchen Ocean, und hänge 15 mit dem Ende des Stiels an die Felſen feſt. Im Jahr 1759 hat man mit einer Fiſcherſchnur ein Eiemmelür in der Bal von St. Laurenz aus dem Waſſer gezogen. Zwei andere Exemplare wurden ſpaͤterhin in der Straſſe Davids unter dem 69 Grade mit einer Wallfiſchharpune hervorgebracht. Beide ſaßen von einander abgeſondert auf einem mit Corallenmooſe bewachſenen Stein. Dieſes Thier wurde im Jahr 1770 von dem Dr. und Stadtphyſikus Bolten in Ham⸗ burg beſchrieben und abgebildet. Es hat zwar viel Ahnlichkeit mit der vorhergehenden Art, iſt aber von ihr hinlaͤnglich unterſchieden, und unter dem Namen Vorticella Bol- teni Lin. bekannt. Nach Savigny Boltenia fuſiformis. Oken ſagt in ſeinem Handbuch der Naturgeſchichte von den Aseidien, daß 1 55 bei der Beruͤhrung Waſſer ausſpritzen, auch das Wetter anzeigen. 4 Erklarung der Kupfertafel. Fig. 1. Der Eierwirbel in natuͤrlicher Groͤße. Fig. 2. Der Eierwirbel etwas verkleinert ohne auͤßere Huͤlle von der IR, Seite dargeſtellt, zeigt die Eingeweide des Unterleibes. Fig. 3. Der Eierwirbel ebenfalls etwas verkleinert, von der andern Seite dargeſtellt, damit man den linken Eierſtok ſehen m. Von der Kiemenoͤffnung iſt ein Stuͤk weggeſchnitten, damit die Fuͤhlfaͤden ſichtbar werden. Fig. 4. Ein Stuͤk des zum Athmen dienenden Kiemennetzes in natürlicher Größe. — 32 — Fig. 5. Daſſelbe ſehr vergroͤßert. a. Die querlaufenden Gefäße t des Kiemennetzes. b. Die laͤngslaufenden Gefaͤße des Kiemennetzes. c. Die Kiemenoͤffnung oder der Mund. d. Die Afteroͤffnung. e. Der Magen. f. Die Speiſeroͤhre. g. Der Eierſtok. h. Die Nahrungsroͤhre. i. Die Fuͤhlfaͤden. k. k. Das Gedaͤrm. 1. 1. Die laͤngslaufenden Muskelbaͤnder. m. m. Die kreisfoͤrmig laufenden Muskelbaͤnder. o. 0. Der Stiel. p. Der Fuß. Das Lama. Camelus Llacma. Linn. Le Llama. Buffon. Tab. X. =) Dieſes Thier, von welchem die damals lebende Mad. Bonaparte im Jahr XI der franzöf. Republik 2 lebendige Exemplare aus St. Domingue nach Malmaiſon hat bringen laſſen, iſt eine ſehr nüzliche Thierart, und war bis zu der angegebenen Zeit noch nicht ſo bekannt, als daſſelbe es zu ſein verdient, beſonders da zu hoffen ſteht, daß es fi) an das euͤropaͤiſche Clima gewöhnen und einheimiſch machen laͤßt. Wirklich hat das Lama nicht nur keine Wildheit, welche die Zaͤhmung erſchwert, ſondern es verlangt auch keine beſondern, ſchwer zu erhaltenden oder koſtſpieligen Nahrungsmittel. Die einzige Schwierigkeit in der Hinſicht iſt die Heruͤberſchaffung aus einem ſo entfernten Erbtheil „ und ift dieſe einmal überwunden, fo moͤchte ein guter Erfolg zu erwarten ſein. Die zwei oben genannten Exemplare brachte der General d' Alvimart aus Santa⸗Fe⸗ de⸗Bogota in dem Koͤnigreich Granada nach St. Domingue. Von da aus wurden ſie nach Breſt uͤbergeſchifft und von da nach Malmaiſon gefuͤhrt, wo ſie ſich wohl befanden. Dieſe Lama waren aber nicht die erſten in Frankreich denn in dem Zeitraum von 1773 bis 1778 befand ſich in der Thier ⸗Arznei⸗Schule zu d' Alſort ein Lama, nach welchem die Beſchreibung und Abbildung in Buffon's Naturgeſchichte gemacht wurde. Geſner redet auch von einem Lama, welches zu Middelburg in Seeland 1558 ausgeſchifft wurde. Eine Abbildung davon wurde in Nuͤrnberg in Kupfer geſtochen, und Matthiolus machte, wie es ſcheint, eine gute Beſchreibung dazu. Die Schriftſteller des 16 und ı7ten Jahrhunderts reden wohl von einem Exemplar, welches nach der ) Die hier mitgetheilte Naturgeſchichte des Lama iſt genommen aus der Menagerie du muſeum national e. B. II. S. 156. i II. 5 EEE Eroberung von Peru nach Spanien kam, aber ohne Zweifel geſchah dieß bloß aus Neuͤgierde; denn die Verſendung wurde nicht wiederholt, und, dieſe drei Beiſpiele ausgenommen, hat man wohl kein anderes aufzuweiſen, daß ein Lama nach Euͤropa gebracht worden iſt. Gegenwaͤrtig befindet ſich ein Lebendiges in dem Thiergarten zu Nymphenburg bei Muͤnchen. N Die Nachrichten, welche wir über die Anzahl der verwandten Arten dieſes Thiers haben, ſind ſehr unbeſtimmt, und es ift daher ſchwer, hierin in's Reine zu kommen. Nach den neuͤeſten Nachrichten iſt Lama, oder vielmehr Kama (welches Wort mit dem weichen l' auszuſprechen iſt,) ein allgemeiner Name, mit welchem die Peruaner unſer euͤropaͤiſches Schaf bezeichnen, das ſie mit den Spaniern in Amerika ankommen ſahen. Es bezeichnet, nach Einigen, ein Thier mit Wolle, nach Andern überhaupt ein wildes Thier; allein man weicht ſehr ab in der Zahl der amerikaniſchen Arten, die man unter dieſem Namen begreift. M | Buffon nahm anfangs nur zwei Arten an, naͤmlich 1) das Lama (Le Lama), welches man in ſeinem wilden Zuſtande Guanaco von Peru „und Hueque von Chili nannte; und 2) den Paco, welcher im wilden Zuſtande Vicunna oder Vigogne genannt wurde. Dieß war auch die Meinung des Linne“ und ſeitdem auch des englaͤndiſchen Naturforſchers Pennant. | Buffon war in der Folge der Meinung, geſtuͤzt auf das Anſehen des Abbe' Beliardy, welcher lange Zeit in Spanien lebte, daß der Paco eine Mittelart zwiſchen beiden oben \ genannten fei, " Endlich zaͤhlte Molina noch den Guanaco und den Hueque als verſchieden vom Lama hinzu. Gmelin, von Schreber und Shaw ſtimmten dieſen Angaben bei, und ſo kam es, daß die Anzahl dieſer Arten auf fuͤnf ſtieg. | Wir find weit entfernt zu glauben, daß dieſe Schriftſteller zu dieſer Eintheilung nicht ihre zureichenden Gruͤnde gehabt haben. Indeſſen iſt die Behauptung des Abbe Beliardy, welche er Buſſon mittheilte, groͤßtentheils von Frezier entlehnt, und fein Anſehen iſt folglich von keinem Gewicht. | ER Was Molina betrift, fo ſteht auch dieſer ſchon ſeit langer Zeit bei den Naturforſchern in keinem großen Anſehen und er kann um ſo weniger in dem gegenwaͤrtigen Fall entſcheiden, da aus feinen Beſchreibung hervorzugehen ſcheint, daß er felbft weder das Lama, noch die Vigogne von Peru geſehen hat; endlich ſind ſeine Citationen und Syno— nymen, auf welche man ſich ſtuͤzt, mit einer ON Nachlaͤſſigkeit geſammelt und aufgehauͤft. ö Wir wollen als Beiſpiel nur die Abbildung des Guanaco nehmen, welches eine Copie von der Geſnerſchen Figur, und kein anderes Thier iſt, als das gemeine Lama, und zwar dasienige Exemplar, welches nach Antwerpen 1558 geführt wurde. Man führe noch eine andere Abbildung von Ulloa an (Tom. I. pl. 28. Fig. 4. ); aber es iſt leicht einzuſehen, daß das Guanaco des Ulloa und das Lama deſſelben (ib. Fig. 5.) nichts anders ſind, als Copien der zwei Figuren des Lama von Frezier pl. Fig. A. A. Seien die Schwierigkeiten, welche ſie wollen, die Lamas und die Pacos bilden ſowohl im wilden, als auch im zahmen Zuſtande in der Ordnung der Wiederkauͤer eine Gattung von Thieren in der neuͤen Welt, welche dem Camel in der alten Welt ſehr aͤhnlich ſind. Sie haben an der Spitze der Zehen einen kleinen platten Nagel anſtatt des Hufes, einen langen Hals, eine geſpaltene Lefze, Hundszaͤhne in beiden Kinnladen, das Haar wollig; aber fie haben keine Hörner und nicht den fetten Hoͤker, welcher den Koͤrper des Camels fo unförmlich macht; in der Unterkinnlade nur ſechs Schneidezaͤhne, indeſſen das Camel acht Schneidezaͤhne, wie alle Wiederkauͤer haben. Ihr Zwiſchenkieferknochen hat feine Zähne, und ihre Zehen find nicht durch eine gemeinſchaſtliche Sohle verbunden. Ihre Geſtalt iſt von unten angeſehen, der des Camels aͤhnlich. Das Lama iſt nicht viel großer „ als ein gemeiner Hirſch, die Vigogne gleicht an Größe dem Schaf. Die hoͤchſte Größe des Weibchens zu Paris hat nach der Meſſung 0, 9s in der Laͤnge des Rumpfes von der Bruſt bis zum Kreuͤz, und o, 68 in die Höhe über dem Widerriß; der Hals o, 68 in die Höhe, der Kopf o, 32 in die Laͤnge, die Ohren o, 16, der Schwanz o, 24, der Bauch im Umfang 1, 28.) Die Geſichtsbildung dieſes Weibchens iſt beſonders auffallend durch die gerade Sinie, welche die Stirn und das Vordertheil des Kopfes bildet; durch den Vorſprung, welchen „) Angenommen, 1 unter obigen Zahlen franzoͤſiſche Centimeter 1 ſind, ſo machen 96 derſelben 3447 Zoll und 68 Cent. als die Höhe find gleich 24% Zoll. a 5 die obere Lippe vor der Naſe macht, und duch die tiefe Furche, a die Lippe in zwei Theile theilet. Die Augen find rund, hervorſtehend und ſehr lebhaſt; die N lang und ſtark; die Ohren, welche es oͤfters aufrichtet, zuweilen aber wieder nach hinten legt, ſind eifoͤrmig, wenig ſpitzig und halb fo lang als der Kopf. Beſonders faͤllt ſein langer Hals auf, welcher die Laͤnge der Vorderfuͤße uͤbertrift. Ein Verhaͤltniß, das bei Sauͤgethieren weniger gewoͤhnlich, und bei dem Lama um ſo merkwuͤrdiger iſt, da ſein Hals duͤnn und von den Seiten zuſammengedruͤkt iſt. Er iſt, fo wie der Kopf und die Ohren mit Haaren beſezt, iedoch viel duͤnner, als an den übrigen Theilen des Körpers. Laͤngs dem Nacken lauͤft eine kleine Maͤhne hinab, deren Haare gleich denen des Ruͤckens und den Seiten ſind. Dieſe ſind 3 Zoll lang, anliegend, etwas wollig gegen die Wurzel, glatt, ſeidenartig und ein wenig glaͤnzend gegen die Spitze; der Ruͤcken bildet wie beim Eſel eine gerade Linie; kaum iſt der Widerriß hervorragend. 5 Wenn das Thier ſeinen Hals biegt, ſo wird ſein Nacken vertieft, und der hohlſte Theil der Vertiefung ſteigt einen halben Fuß tiefer, als der Widerriß herab. Dieß iſt, wie bekannt, eine gewoͤhnliche Stellung des Camels. | Das Kreuͤz iſt ſchwach; unter dem Schwanze wie ausgeſchweift; eben fo in der Mitte des Schenkels: das Thier haͤlt den Schwanz gewoͤhnlich aufrecht und gekruͤmmt, aber nicht ſo wie der Hund, ſondern ſo, daß die Einbeuͤgung nach unten ſteht. Die Beine ſind von mittelmaͤßiger Groͤße; die Fußwurzel lang und trocken; der 85 wie beim Camel in Hinſicht der Nägel, aber weit kuͤrzer nach Verhaͤltniß feiner Breite; die zwei Zehen find ganz getrennt, und nicht durch eine gemeinſchaftliche Sohle wie beim Camel vereinigt. Auf ieder Seite in der Mitte der Fußwurzel iſt ein laͤnglicher hellgrauer, faft kahler Flek. Die Farbe des Thiers uͤberhaupt iſt tiefbraun, welches ſich in das Schwarze ziehet, mit einem roͤthlichen Schein, etwa wie Acajouholz, das durch die lange der Zeit ſehr ſchwarz geworden iſt, oder wie etwas roͤthliches Ebenholz; auch hat es einige weiße unregelmaͤßige Flecken am Kopfe, naͤmlich einen hinter dem linken Auge, einen auf der rechten Seite zwiſchen dem Maul und der Naſe; einen hinter der rechten Vereinigung der Lefzen und einen quer auf der Stirn. Die Unregelmaͤßigkeit ihrer Stelle beweiſet hinlaͤnglich, daß fie nicht natürlich find, ſondern der Zaͤhmung des Thieres ihre Entſtehung zu verdanken haben. Die Bruſt und der Unterleib ſind faſt wie geſchoren, und die langen Bauchſeiten-Haare ſind von den kurzen Haaren des Unterleibes abgeſondert. Die untere Haut des Schwanzes, des Afters und der benachbarten Theile iſt nakt und graubraun; die Ohren graubraun und am Ende ſchwarz. Die Schenkel, das Schienbein und der Fuß ſind kurz behart, wie abgeſchoren und ganz ſchwarz. 5 Da dieſe Thiere ſich wie die Camele niederknien, fo haben fie auch eine nakte Schwiele an der Fußwurzel, an dem Knie und eine ſehr große am Bruſtbein; allein man kann dieſe Schwiele deßwegen keinen Bruſthoͤker nennen, wie Linne“ gethan hat. Matthiolus, und ohne Zweifel nach ihm Molina, ſagen, daß aus dieſer Bruſtſchwiele zuweilen eine Feuͤchtigkeit ſchwitze; bei den Exemplaren in en hat man nichts ähnliches beobachtet. 8 Das Maͤnnchen, welches bei dieſen Thieren juͤnger war, als das Weibchen, war ſehr kurz und dik (unterſezt); feine Farbe iſt einfärbig blaß graubraun, die Haare an den f Spitzen tlefbraun; der Kopf tiefer braun, als der uͤbrige Koͤrper; der Zeügungstheil wie beim Camel und den Urin laͤßt es nach hinten. Die Farbe iſt nicht bei allen dieſen Thieren dieſelbe. Dasienige, Weiche Buffon beobachtete, war biſambraun, ein wenig weinroth (vineux), mit einer ſchwarzen Linie laͤngs dem Nacken und dem Ruͤkgrat, und fein Hals war beinahe ſo wollig wie der Rumpf. Die Figur von Recchi, in Hernande's, ſtellt das Thier gelblich vor, oben mit einer ſchwaͤrzlichen Linie und unten weiß. Die Figur des Geſner hat einen weißen Hals und rothen aeg Nach Frezier iſt das Thier weiß, grau und flekweiſe roth. Ulloa verſichert, daß es braun iſt, mit viel Weiß und mit Schwarz getigert. Es ſcheint, mit einem Wort, daß dieſe Art allen den Farbenveraͤnderungen der Hausthiere ausgeſezt iſt. Was die Guanacos betrift, ſo verſichern die Reiſenden ausdruͤklich, daß fie von den zahmen Lamas in nichts verſchieden ſeien, als in der Groͤße, welche bei erſtern betraͤchtlicher „ihre Farbe aber einfaͤrbig kaſtanlenbraun iſt. Es gibt ſogar eine zahme Abart des Lama, welche man Guangco-Lama nennt, weil fie ſich in Hinſicht auf Geſtalt und Farbe dem Guanaco naͤhert; alles Beweiſe, daß der Guanaco der natuͤrliche Stamm und das Lama im wilden Zuſtand ſei, und folglich von Schreber unrecht hatte, der Abbildung des Guanaco die rothe und weiße Farbe des Lama nach dem Exemplar zu geben, welches zu Antwerpen im 16ten Jahrhundert ſich befunden hat. Die Guanacos oder wilden Lamas wohnen, ſo viel man weiß, auf der Gebirgskette der Cordilleren, wo die hoͤchſten Höhen der Erde find. Es find ſehr geſellſchaftliche Thiere, welche in großen Truppen beiſammen leben und dieſe Geſelligkeit ſogar in ihrer Zahmheit beibehalten. Die 2 Thiere zu Malmaiſon liebten ſich ſehr, und waren immer beiſammen. Wenn man das Eine in dem Stalle zuruͤk hielt, ſo naͤherte ſich das Andere, ging um denſelben herum und rief feinem Cameraden durch alle Öffnungen zu. Sein Geſchrei beſteht in einem kleinen, ſanften Seuͤfzen, das wie hein lautet, faft wie eine klagende, weibliche Stimme. Nach einiger Zeit wird dieſer Laut wiederholt. 0 Während ihres Aufenthalts zu Breſt begatteten ſich dieſe Thiere öfters und des Tages ein Mal, auch zwei Mal. Das Weibchen legte ſich ſodann auf ſeine 4 Fuͤße, das Maͤnnchen nur bloß auf ſeine vordern; die Begattung dauerte eine Viertelſtunde, waͤhrend deſſen verlängerte das Männchen allmaͤhlig den Hals und ſtieß ohne Aufhoͤren ein kleines zitterndes Geſchrei aus. Hiedurch iſt alſo erwieſen, daß dieſe Thiere zur Begattung keinen ganzen Tag noͤthig haben, wie einige Schriftſteller behauptet haben. (difficili coitu — Gmel. Lin. fyft. I. p. 169. 3.) Ihren Unrath laſſen beide Individuen an demſelben Ort fte wo ſich ſchon ein großer Haufe befindet. Die Geſtalt deſſelben iſt wie beim Schaf, nur daß er etwas kleiner iſt. Es iſt dieß eine allgemeine Gewohnheit bei dieſer Art, die ſie ſelbſt auf den Gebirgen beobachtet, und die der Menſch benuͤzt, ſie zu fangen, indem man an dieienigen Orte, wo fie ihren Unrath ablegen, Netze ftellt, Sie haben nicht wie die Camele zur Zeit der Brunſt einen Ausfluß am Halſe, und verbreiten auch keinen beſondern Geruch. Sie find von fanfter Gemuͤthsart, und ſtoßen kaum mit den Fuͤßen aus, wenn man ſie heftig ſchlaͤgt. Das Zeichen ihres hoͤchſten Zorns iſt, wenn ſie Speichel auf ihren Quaͤler werfen; aber ihr Speichel verurſacht Feine üble Wirkung auf der Haut, wie einige Reiſende behauptet haben. Das find auch die Waffen, mit welchen das Weibchen das Männchen entfernt, wenn erſteres nicht geneigt iſt, das Verlangen des leztern zu erfuͤllen. Sie freffen zehn Pfund Hei des Tages, wenn fie nicht weiden koͤnnen. So lange ſie gruͤnes Futter haben, ſaufen ſie gar nicht, uͤberhaupt aber nicht viel. Man ſagt, daß die Lamas und die Pacos die einzigen Hausthiere vor der Ankunft der Spanier bei den Peruanern geweſen waͤren. Erſtere dienten ihnen als Zug- und Laſtvieh, leztere benuͤzten ſie wie wir Aua rn fi e effen ihr Fleiſch und nehmen ihre Wolle. | Der größte Vortheil des 6 ed if feine Maͤßigkeit und Sicherheit auf den Füßen, vermoͤge welcher fie über die ſteilſten Felſen laufen koͤnnen; aber dieſer Vortheil wird wieder aufgehoben oder wenigſtens verringert, durch ihre koͤrperliche Schwaͤche; denn ſie koͤnnen nicht mehr als 180 bis 200 Pfund Laſt 4 bis s franzoͤſiſche Meilen des Tages tragen. Hierzu kommt noch, daß es ieden fuͤnften Tag ausruhen muß. Will man es zwingen, eine ſchwerere Laſt zu tragen, oder einen laͤngern Weg zu machen, ſo legt es ſich, und nichts kann es wieder in die Höhe bringen. Wenn es zu übel behandelt wird, fo toͤdet es ſich ſelbſt, indem es den Kopf an einen Felſen ſtoͤßt. Bei der Nacht iſt es durchaus nicht fortzubringen. Auch iſt ſein Nutzen in Peru verringert worden, Toten: die Ziegen, Manleſel und Eſel daſelbſt in Gebrauch find. Man haͤlt fie nur noch in gewiſſen Gegenden, wo die eben genannten Thiere ſchwer zu ernaͤhren ſind / und in den Bergbaugegenden zu Potoſi, wo man die Eſel oder Mauleſel wegen der Abgruͤnde nicht gebrauchen kann. | Wollte man dieſes Thier in einem Theil des ſuͤdlichen Europa z. B. in Frankreich einheimiſch machen, was nicht unmoͤglich zu ſein ſcheint, ſo wuͤrde man es als Zug oder Laſtthier hoͤchſtens nur in den Alpengebirgen und auf den Pyrenaͤen gebrauchen koͤnnen; in Hinſicht aber auf die Benutzung ihres Fleiſches und ihrer Haare möchte ihre Einbuͤrgerung von groͤßerm Vortheil ſein. Das Fleiſch der iungen Lamas iſt dem Fleiſche der Schafe aͤhnlich, und in dem ſpaniſchen America iſt es ein allgemeines Nahrungsmittel. In Neuͤ⸗ Granada, wo es es eine hinreichende Menge Schafe und Ochſen gibt, werden die Lamas bloß zu dieſem Gebrauch unterhalten. Bolivar ſagt, daß zu ſeiner Zeit vler Millionen des Jahrs zum Verſpeiſen geſchlachtet worden find, und daß man in den Bergwerken zu Potoſi drei Mal hundert tauſend zur Fortſchaffung der Erze gebraucht. Dieſe Berechnung iſt aber wahrſcheinlich Aberkrieben, — 40 1 Ulloa berichtet, daß in dem Gerichtsſprengel Riobamba beinahe kein Indier iſt, der nicht für feinen kleinen Handel ein Lama haͤlt. a 8 Man ſagt, daß die Wolle des Lama dicht genug ſei, daſſelbe ohne Sattel belaſten zu koͤnnen. Nach denienigen, welche in Malmaiſon find, laßt ſich dieß nicht beurtheilen. Die Wolle derſelben gibt nur grobe Stoffe; deſſen ungeachtet bereitet man doch Stoffe daraus, welche ſehr warm und leicht zugleich ſind, und nicht einmal das Faͤrben noͤthig haben, indem man die natürliche Farbe der Wolle beibehaͤlt. Die Wolle des wilden Vigogne iſt gewöhnlich hellroth; aber die der Pacos oder zahmen Vigognes find ſchwarz und zuweilen weiß oder geflekt. Es ſcheint, daß es unter den zahmen Lamas eine Ver⸗ ſchiedenheit in Hinſicht der Geſtalt und Feinheit der Haare ſo wie in Hinſicht der Groͤße und Farbe gibt. Unter dem Guanaco⸗Lama, welches groͤßer iſt und ſtarkes Haar hat, 9 man das Paco⸗Lama, welches kleiner iſt und feineres Haar hat; den Alpal mit kurzen Beinen und feinem, ſchwarzen Haar; aber alle dieſe Verſchiedenheiten find Erzeuͤgniſſe der Zaͤhmung, und finden ſich alſo nicht im freien Naturzuſtande. ö Die Individuen, zu Malmaiſon ſchienen eine Abart der Guanaco-Lamas zu fein. Frezier behauptet, daß das Lama nur von einem beſondern Kraut, Ycho genannt, lebe, welches auf den peruaniſchen Gebirgen ſehr gemein iſt, und worin Einige ein Hinderniß gegen ihre Einbürgerung finden wollten; aber die franzoͤſiſchen Naturforſcher haben gefunden, daß dieſe Thiere die gewöhnlichen Futterkraͤuter ſehr gern fraßen. Aus dem bisher Geſagten erhellet nun, daß die Kennzeichen der Art in dem Naturſyſtem geändert werden müßen, der Name Camelus Glama als eine beſondere Thierart bezeichnend, wegzulaſſen, und nur der Artname Camelus Huanacus beizube⸗ halten, das Lama hingegen als Abart dem Camelus Huanacus unterzuordnen ſei. Kennzeichen der Art: Kaſtanienbraun; mit aufſtehendem, abwaͤrts gekruͤmmten Schwanze; längs dem Nacken eine kurze Maͤhne; der Hals laͤnger als die Vorderfuͤße und von den Seiten zuſammengedruͤkt. Feuille'e iſt der einzige Schriſtſteller, welcher von der Zergliederung des Lama redet. Er beſchreibt fehr genau die Maͤgen des Guangco, und es geht aus feinen Beobachtungen — 41 aaa hervor, daß dieſe Thiere in Hinſicht der Eingeweide den gewöhnlichen Wiederkauͤern gleichen, und daß ſie das zellige Anhaͤngſel des Panſen, oder den fuͤnften beſondern Magen des Camels nicht haben. Die beſte Abbildung des Lama iſt die von Frezier; nach dieſer gebuͤhrt der Buffon'ſchen der erſte Rang; alle übrigen find ſchlecht. — Der Reiß Kernbeißer. Der Sperling von Java. 6050 Lo xia Ooryz ivor a. Linn. Le Gros-bec cendré de la Chine Briffon. * 08 8 Tab. XI. Dise ſchöne Vogel gehört unter die Gattung Kernbeißer (Loxia,) und unterſcheidet ſich dadurch von den uͤbrigen Arten dieſer Gattung, daß er einen rothen Schnabel hat, an den Seiten des Kopfes weiß, und auf dem Oberleibe, dem Unterhalſe und der Oberbruſt blauͤlich aſchgrau iſt. Der ganze Vogel iſt fuͤnf Zoll lang, und etwa von der Groͤße eines Hausſperlings. Der Schnabel iſt ſtark, und lebhaft roth; die Augenlieder eben ſo roth, nach unſerm Exemplar roſenroth, der Augenſtern wahrſcheinlich braun; die Seiten des Kopfes weiß; der Scheitel, Hinterkopf, die Kehle und ein Ring hinter dem weißen Flecken weg bis an den Hinterkopf ſchwarz; der Unterhals und die Oberbruſt, Oberhals, Ruͤcken und obere Fluͤgel⸗Dekfedern blauͤlich aſchgrau; die vordern Schwungfedern ſchwarz, der Rand der Flügel weiß; die Unterbruſt, der Bauch, After = und untere Schwanz. U. 6 — 42 — Dekſedern und die Schienbeinfedern roſenroth; *) der an iſt ſchwarz; die Fuͤße lebhaft roſenroth. ) Die Weibchen haben nach Bechſtein's Beobachtung“ =) einerlei Farbenzeichnung mit den Männchen. Die Jungen ſind indeſſen verſchieden. Bei dieſen iſt der Schnabel roſenroth, an der Spitze heller, die Augenlieder kahl und roſenfarbig eingefaßt; Oberleib, Bruſt, Dekſedern und hintere Schwungfedern der Fluͤgel dunkelaſchgrau; der Buͤrzel ſchwarz; der Bauch purpurgrau; der After weiß; die Fuͤße blaß roſenroth; die uͤbrige Farbe wie bei den Alten. Am Weibchen iſt bloß die Ruͤcken und Bauchfarbe etwas heller. Auch trift man Junge an, bei welchen die weißen Flecken zu beiden Seiten des Kopfes braun und weiß geſprenkelt ſind. Dieſer Vogel lebt auf dem Vorgebirge der guten Hofnung und auf Java. Wahr⸗ ſcheinlich iſt er auch in China zu Hauſe; denn man hat ihn oft auf Papiertapeten und unter einigen chineſiſchen Gemälden geſehen. Dort führt er den Namen: Hungzoy. Seine Nahrung beſteht vorzuͤglich aus Reis, und er thut in den Reisfeldern großen Schaden. Die jungen Voͤgel locken tak, tak, tak, und ihr Geſang iſt ein elendes Schreien und Girren, wie es die iungen Voͤgel machen, wenn fie hungerig ſind. Außerdem iſt von ſeiner Fortpflanzung und uͤbrigen Lebensart nichts bekannt. Man bringt fie zuweilen lebendig nach Euͤropa und auch nach Deuͤtſchland. „) Nach Latham ſollen die After und untern Schwanz⸗Dekfedern faft weiß fein, was nach e Exemplar, das nach einem ausgeſtopften gezeichnet wurde, nicht ſo iſt. 0 Nach Latham fleiſchfarbig. %) Latham's allgemeine Überſicht der Vögel, uͤberſezt von Bechſtein. B. III. S. 123. Die blaufdpfige Eidechſe. Lacerta coeruleo-cephala. Daudin.) Le Lezard ä tete bleue. Daudin. Tab. XI. Man kennt viererlei Eidechſen, welche alle einander ſehr ähnlich find, aber doch nach der Behauptung mehrerer Naturforſcher als Art verſchieden ſein ſollen. Die eine iſt die achtſtreifige Eidechſe (Lacerta lemniscata, Lin.), die zweite die ſechslinige, (Lac. sexlineata,) die dritte die boskiſche, oder Sömen- Eibechfe (Lac. boskiana,) die vierte die blaukoͤpfige Eidechſe (Lac. coeruleo-cephala.) Die achtſtreifige hat nach Linne acht, nach Daudin nein weiße Linien auf dem Ruͤcken, von welchen die mittlere im Nacken gabelfoͤrmig iſt; die Schenkel haben weiße rundliche Flecken; die Rauͤme zwiſchen den Linien hellbraun; die Hauptfarbe himmelblau; die Laͤnge mit dem Schwanze 6 Zoll 11 Lin., der Schwanz allein 4 Zoll 6 Lin. Hieher rechnet La Cepede “) auch eine Abart mit elf gel blichen Linien auf dem Ruͤcken, welche ſo vereinigt ſind, daß ſie vorn ſieben, an der Schwanzwurzel zehn Linien bilden. Sie iſt mit dem Schwanze 6 Zoll lang, der Schwanz allein 4 Zoll 1 Lin. Daudin will fie aber zur folgenden Art gezaͤhlt haben. Die ſechslinige Eidechſe hat ſechs weiße Linien auf dem Ruͤcken, welche auf der Schwanzwurzel in vier zuſammen laufen; eine kurze Linie lauft außerdem noch von den Augen bis zu den Vorderſchenkeln; die Farbe zwiſchen den Ruͤckenlinien iſt *) Histoire naturelle, générale et particuliere des reptiles etc, par Daudin, Tom. troisieme. A Paris, e) De la Cepede's Naturgeſchichte der Amphibien ꝛc. uͤberſezt von J. M. Bechſtein. 2 Band. 1800, S. 51. Hier wird der Schwanz obiger Abart 3 Zoll 1 Lin. lang angegeben, Daudin gibt obige Länge an. | J 6 * m Me ſchwarzbraun; auf den Schenkeln find keine weißen Flecken, aber auf dem Rüden weiße Puncte. Die Hauptfarbe ift blau; die Laͤnge mit dem Schwanze 8 Zoll 2 Lin.; der Schwanz allein 5 Zoll 6 Lin. Hieher gehöre nach Daudin der Lacertus minimus, anolis dictus. Fermin. Sie iſt einen Fuß lang, die Haut gelblich mit einigen blauen und gruͤnen Streifen. Die boskiſche Eidechſe hat nein weiße Linien auf dem Ruͤcken, mit dazwiſchen laufenden weißen Punctlinien; die mittelſte Linie iſt kuͤrzer; die Vorder⸗ und Hinterſchenkel weiß geflekt; die Hauptfarbe blau; die ganze Laͤnge 3 Zoll 10 Linien. Die blaukoͤpfige Eidechſe hat laͤngs dem Ruͤkgrate eine weiße Linie, auf ieder Seite derſelben noch eine blaue, gelbe, braune, eine gelbe und blaue auf braunem Grunde; an den Seiten des Leibes und auf den Schenkeln weiße Flecken; die Hauptfarbe iſt blau; die Laͤnge 8 bis 12 Zoll; der Schwanz noch ein Mal ſo lang, als der uͤbrige Körper. Hieher rechnet Daudin auch die Lac. taraguira. Seba. als Abart, welche außer den gewoͤhnlichen Ruͤckenſtreifen und der blauen Farbe auf den Vorderfuͤßen, dem Halſe und dem Bauche bleichgelb, und in der Mitte des Ruͤckens rothgetuͤpfelt iſt. Ferner die Lac. tecunhana. Seba., welche auf dem Oberleibe weiße, gelbe und blaue Streifen mit ſchwaͤrzlichen Flecken, und auf dem hellblauen Kopfe ſchwarze Flecken hat. Ich habe eine Eidechſe angeblich aus Amerika erhalten, und ſie fuͤr dieſes Heft abbilden laſſen. Vergleicht man fie mit den oben beſchriebenen, fo hat fie die größte Ahnlichkeit mit denſelben, gleicht in Hinſicht der weißen Flecken an den Seiten des Leibes, und der Schenkel, ſo wie der Groͤße, der blaukoͤpfigen; in Hinſicht der Anzahl und der Farbe der Ruͤckenlinien weicht ſie wieder von ihr ab, und gleicht mehr der zweiten und dritten Art. Alle hier beſchriebenen Eidechſen ſind in Hinſicht ihrer Geſtalt ſowohl im Ganzen, als auch in einzelnen Theilen, einander ſehr aͤhnlich; ſie haben alle auf der Unterſeite der Hinterſchenkel die bekannten Druͤſen, am Unterhalſe eine Falte, die eine Art von Halsband bildet, auf dem Unterleibe acht Reihen Schilder, welche laͤngs demſelben laufen; bei allen iſt die Hauptfarbe himmelblau, auf dem Unterleibe blaſſer Bekanntlich wandelt ſich die grüne Farbe unſerer gemeinen deuͤtſchen Edechſe, wenn fie in Weingeiſt gelegt wird, in eine blaue Farbe um, welcher Veränderung auch Daudin in einer Beſchreibung der blaukoͤpfigen Eidechſe erwaͤhnt.“) Da nun faſt alle auslaͤndiſchen Eidechſenarten in Weingeiſt nach Euͤropa gebracht werden, fo iſt zu vermuthen, daß die Hauptfarbe obiger Eidechſen urſpruͤnglich die gruͤne ſein mag, was auch mit der Behauptung des Naturforſchers La Cepede's uͤbereinſtimmt, welcher die Hauptfarbe der achtſtreifigen Eidechſe grün angibt. Dieß wird dadurch noch wahrſcheinlicher, daß die blaukoͤpfige Eidechſe auch mit gelben Streifen und gelbem Unterleibe vorkommt und gelb und blau bei der Miſchung bekanntlich die gruͤne Farbe geben. Selbſt die Ruͤckenſtreiſen ändern ſich entweder ſchon im Naturzuſtande oder im Weingeiſt, was die blaufspfige Eidechſe zu beweiſen ſcheint. Einer ähnlichen Veraͤnderung in Hinſicht der Anzahl ſcheinen gleichfalls die Streifen ausgeſezt zu fein; denn fie iſt nicht einmal bei einer und derſelben Art immer gleich, wie dieß bei der ſechslinigen und blauföpfigen der Fall iſt. Die Anzahl der Ruͤckenſtreifen gibt daher auch kein ſtandhaftes Merkmal ab; aber eben ſo wenig die Laͤnge des Schwanzes, hoͤchſtens nur bei ganz ausgewachſenen Thieren „ da derſelbe bei mehrern Amphibien und namentlich auch bei den Eidechſenarten, wenn er gewaltthaͤtig abgekuͤrzt wird, wieder nachwaͤchſt, folglich ſein Laͤngenverhaͤltniß zum Koͤrper nicht immer daſſelbe iſt. Da ferner die Farbenzeichnung und ſogar manche Theile des Körpers nach Geſchlecht und Alter ſich ändern, was vorzüglich bei mehrern Salamandern der Fall iſt; da ſerner bei der ſechslinigen Eidechſe ſich auch kleine weiße Punkte auf dem Ruͤcken befinden; endlich alle oben beſchriebenen Eidechſen in Amerika zu Hauſe ſind und einerlei Lebensart zu haben ſcheinen: fo wage ich es, ſaͤmmtliche vier Arten mit einander zu vereinigen und die blaukoͤpfige als die ausgewachſene, die uͤbrigen drei aber, von welchen vielleicht die boskiſche die juͤngſte iſt, als Alters » und Geſchlechtsverſchiedenheiten, oder auch als Abarten aufzuſtellen. In wiefern ich mich der Wahrheit genaͤhert habe, werden kuͤnftige Beobachtungen, die im Lande ſelbſt, im freien Naturzuſtande dieſer Thiere gemacht werden, zeigen. Ich will nun unſere abgebildete Eidechſe beſchreiben und die Artmerkmale ſo viel ſich vorlauͤfig thun laͤßt, aufſtellen. Der Kopf bildet eine viereckige Pyramide; die Naſenloͤcher ſind klein, rund „ und — ) Histoire naturelle des reptiles. T. III. S. 192. — 46 — ſtehen an den zwei Kanten, welche die Flaͤche des Scheitels und der Stirn begrängen, 1 Lin. vor dem Ende der Schnauze; die obere Flaͤche des Kopfes iſt in fünf Felder getheilt; das vordere begreift drei Schilder „auf deren zweien das Naſenloch ſich befindet; hinter dieſem befindet ſich ein zweites eiſoͤrmiges mit vier großen Schildern, von welchen das vordere kreisſoͤrmig iſt; das dritte und vierte Feld iſt uͤber iedem Auge, iedes mit vier ungleichen Schildern; das fuͤnfte Feld iſt dreieckig hinter dem zweiten und zwiſchen den beiden Augenfeldern mit 7 Schildern; an den Seiten des Kopfes große Schilder von verſchiedener Geſtalt und Groͤße; auf der Unterflaͤche der Unterkinnlade liegen zu beiden Seiten fuͤnf große Schilder, welche ſich an das vorderſte anſchließen; die Kehle iſt mit ſehr kleinen runden Schuppen beſezt, welche in der Naͤhe des Halsbandes etwas größer werden. ) Das Halsband iſt eine Falte, welche von der umgebogenen Haut gebildet wird. Die Schuppen um das Ohr und auf dem Hinterkopfe gleichen denen der Kehle. Das Ohr iſt ohne alle auͤßere Erhoͤhung und bildet eine laͤnglichtrunde Sffnung. Der ganze Ruͤcken iſt mit unzaͤhligen, auͤßerſt kleinen runden Schuppen beſezt, welche noch kleiner ſind, als die Kehlſchuppen. Die Unterſeite des Rumpfes und die Seiten deſſelben beſtehen aus acht Reihen Schildern, welche gleichlaufend nach der Laͤnge des Leibes liegen; auf der obern Seite der Vorderfuͤße liegt der Länge nach eine Reihe Schilder, die Seiten und die Unterſeite ſind mit ſehr kleinen runden Schuppen beſezt; die naͤmlichen Schuppen befinden fi) an den Hinterfuͤßen auf der Ober- und Hinterſeite des Schenkels, der Oberſeite des Schienbeins und auf den ſaͤmmtlichen Fußſohlen; die Vorder-und Unterſeite des Schenkels, die Unterſeite des Schienbeins und die Oberſeite des Fußes ſind mit Schildern verſehen ; auf der Unterſeite des Hinterſchenkels liegen der Laͤnge nach in einer Reihe 24 erhabene Druͤſen; an den Vorder-und Hinterfuͤßen ſind s Zehen; an den Vorderfuͤßen iſt die innere erſte Zehe die kuͤrzeſte, die > mittlern ſind einander gleich und laͤnger als die uͤbrigen; die auͤßerſte Zehe ſteht weiter zuruͤk, als die zweite innere; die erſte innere Zehe am Hinterfuße ift gleichfalls die kleinſte, zuruͤckſtehend, die zweite etwas laͤnger, die dritte „) In La Cepedes Naturgeſchichte der Amphibien iſt auf Taf. 3. Fig. 2. die Unterſeite der Unterkinnlade der ſechsſtreifigen Eidechſe abgebildet und ſtimmt — das Halsband ausgenommen, welches in der Figur nicht angegeben iſt, — ganz mit der oben beſchriebenen uͤberein, woraus alſo abermal die Einerletheit dieſer Eidechſen hervorgeht. f etwas länger als die fünfte, die hintere, welche 3 1/2 Linien von der vierten entfernt ſteht, an der Ferſe; die vierte die laͤngſte und über 8 Linien lang; leztere hat auf der Sohle an der Wurzel 4 deuͤtliche Lappen, die Naͤgel alle zuſammen gedruͤkt, gekruͤmmt und ſehr ſpitzig; zwiſchen dem After und der Einfuͤgung der Schenkel liegen 9 groͤßere Schilder, zu beiden Seiten oberhalb des Afters befindet ſich ein großes Schild, welches an der einen Seite einen kurzen emporſtehenden ſpitzigen Stachel hat; der Schwanz iſt rund, und beſteht aus vielen Wirbeln oder Ringen, die aus laͤnglichen, eckigen Schildern zuſammengeſezt ſind, von welchen die obern der Laͤnge nach eine ſeichte Furche, die auf der Unterſeite des Schwanzes aber einen Kiel haben. Er iſt anfangs dik, wird immer dünner, am Ende ſehr dünn, | ü Die Hauptfarbe des Oberkopfes, Seiten des Rumpfes, obere Seiten der Fuͤße und des Schwanzes himmelblau, oben auf den Hinterfuͤßen am dunkelſten; auf der Kehle, dem Unterleibe, der Unterſeite der Fuͤße und des Schwanzes blauͤlich; auf dem Ruͤcken fünf blauͤlichweiße Streifen, welche ſich an der Schwanzwurzel in vier vereinigen; im Nacken vereinigen ſich die beiden mittelſten wieder und werden undeuͤtlich; zwiſchen dieſen weißlichen 5 Streifen ſind fuͤnf ſchwarze, von welchen der mittelſte der kuͤrzeſte iſt und im Nacken und am Unterruͤcken fi 0 verliert; auch iſt dieſer Streifen von Farbe nicht ſo dunkel, wle die uͤbrigen. An den Seiten des Leibes ſind bei 28 weißliche, rundliche Flecken, unordentlic zerſtreuͤt; doch bilden dieienigen, welche dem Ruͤcken zunaͤchſt liegen, einigermaffen eine Linie; auf iedem der Hinterſchenkel befinden ſich etwa 19 weißliche | rundliche Flecken, auf den Vorderfuͤßen einer oder zwei verloſchene. | Ganze Laͤnge 10 / Zoll parif, MB. ; Schwanz allein 7 Zoll, Scheitel von einem Auge zum andern s Lin. breit, Schnauzenſpitze 1 / Lin, breit; Schwanzwurzel 4 Lin. dik; laͤngſte Zehe am Hinterfuß 8 Lin. mit dem Nagel, die kuͤrzeſte an demſelben 2 gin. Die Kennzeichen der Art, die ſich nach ſo wenigen Beobachtungen und Vergleichungen noch nicht ſehr genau beſtimmen laſſen, moͤchten vorlauͤfig folgende ſein: himmelblau (gruͤn); Schenkel und Seiten des Leibes mit weißlichen rundlichen Flecken; fuͤnf bis neuͤn weißliche, gleichlaufende Ruͤckenlinien; zu beiden Seiten des Afters einen kurzen Stachel; am Hinterſchenkel eine Druͤſenreihe; die laͤngſte Zehen mit 4 kleinen Lappen; auf dem Unterleibe acht Schil⸗ derreihen; ein Halsband. 5 Ob alle bier zuſammengeſtellten Arten zwei Stacheln am After und die Lappen an den laͤngſten Fußzehen haben, weiß ich nicht genau, weil weder La Cepede noch Daudin ze. derſelben erwaͤhnen. Ich muß ihr Daſein nach der Ahnlichkeit nur vermuthen, und in Zukunft erſt Aufklaͤrung daruͤber erwarten. Das Vaterland der achtſtreifigen Eidechſe (L. Lemniscata) iſt weder Sftinbien noch Guinea, wie einige Naturforſcher, namentlich Seba (Smelin Anne's Naturſyſtem S. 1075) behauptet haben, ſondern der mittaͤgliche Theil von Amerika, beſonders Guiana und die Antilliſchen Inſeln. Dieſes unſchuldige Thier entferne ſich nicht weit von den bewohnten Orten, ſondern haͤlt ſich gern in Gaͤrten unter Bananen und Ananas auf, und verbirgt ſich ſogleich unter den Blaͤttern dieſer Bauͤme, wenn man es verfolgt, Daſelbſt ſucht es auch Schuz gegen den Regen und in ſelbſt SI geraden und krummen Erdloͤchern Schuz gegen feine Feinde. Die ſechslinige Eidechſe findet ſich gleichfalls auf den Antillen. Auch in den Gegenden von Charles town und in Carolina, auf der Inſel Cuba und St. Domingo (Haiti) iſt ſie geſehen worden. Man hat ihr den Namen Loͤwe gegeben, nicht weil ſie ſtark iſt, ſondern mehr ſpottweiſe, weil ſie mit ihrer Schwaͤche ein dreiſtes Anſehen verbindet. Es hat alfo eine ähnliche Bewandniß wie mit dem Schnee + oder Zaunkoͤnig unfer ki Vögeln. Sie traͤgt den Schwanz faft immer aufwaͤrts gekruͤmmt. Die boskiſche Eidechſe lebt auf der Inſel Haiti und die blaukoͤpfige nach der Wige des Seba in Braſilien. Ob ſich leztere nicht auch in einigen der oben angegebenen Lander befindet, bleibt noch kuͤnftigen Unterſuchungen uͤberlaſſen. Von ihrer Lebensart, ihrer Nahrung und Fortpflanzung hat man keine naͤhern Nachrichten. g 5 —ͤ—ũ—Eͤ— — —ä—— — — Der roſtfarbige Fink. , Lirz, Tab. XIII. Diese ſchoͤne Fink iſt in Penſylvanien und andern Laͤndern von Nordamerika zu Haufe. Er unterſcheidet ſich von andern Arten feiner Gattung durch folgende Merkmale: Der Oberleib roſtbraun, die Augengegend weiß, der Unterleib weiß, mit langen roſtfarbigen Flecken. Der Schnabel iſt kegelfoͤrmig, zugeſpizt, Oberſchnabel brauͤnlich, an der Spitze etwas dunkler; Unterſchnabel weißlich, an der Spitze braun; Naſenloͤcher rundlich; der Augenſtern wahrſcheinlich nußbraun; von den Seiten der Stirn an bis zu den Augen und auf den Wangen weißlich; Scheitel, Oberhals und Oberruͤcken aſchgrau, mit roſtbraunen, dicht an einander liegenden Flecken, ſo daß der Oberkopf und Ruͤcken faſt roſtbraun ausſehen. Eigentlich ſind dieſe Federn alle am Grunde aſchgrau, der Schaft und der untere Theil der Federn roſtbraun; die obern Dekfedern der Fluͤgel ſchoͤn roſtbraun, die großen derſelben mit weißen Spitzen; die Afterflügelfevern ſchwaͤrzlich; die Schwung⸗ federn ſchwaͤrzlich, auf der ſchmalen Fahne roſtbraun; die kurzen Schulterfedern roſt⸗ braun mit weißen Spitzen; die obern Dekfedern des Schwanzes ſchoͤn roſtroth; die Schwanzfedern faſt gleichlang, ſchwaͤrzlich, die ſchmale Kante roſtroth, die zwei mitt⸗ lern Federn roſtroth; das Kinn weiß, mit einigen kleinen, roſtfarbigen Flecken beſprizt; die Seiten des Halſes roſtroth, von der untern Schnabelwurzel an ein weißer, mit einigen Puncten beſprengter Streifen; der Unterhals, die Bruſt, der Unterleib und die untern Dekfedern des Schwanzes weiß, anf dem obern Theil der Bruſt mit dicht an einander liegenden, dreieckigen, roſtrothen Flecken, an den Seiten der Bruſt mit roſtrothen zaͤngsflecken „auf der Bruſt mit einzelnen, dreieckigen und winkeligen roſtrothen glecken; die Schienbeinfedern aſchgrau; die Fuͤße find brauͤnlich fleiſchfarbig; die Nägel II. . — 8 maͤßig gekruͤmmt. Die Fluͤgelſpitzen endigen ſich an dem ausgeſtopften Exemplar andert⸗ halb Zoll vor der Schwanzſpitze. Die Laͤnge vom Schnabel bis zur Schwanzſpitze betraͤgt 6 pariſ. Zoll, der Schwanz allein 21/3 Zoll. Zu Unalaſcha wurde einſt ein Vogel geſchoſſen, welcher eine Abart von dem roſtfar⸗ bigen Finken zu ſein ſcheint. Er hatte eine einfoͤrmige, dunkelbraune Roſtfarbe oben und unten weißgeflekt. Es ſcheint dieſer Vogel noch nicht recht gekannt zu ſein, und wir haben auch nur eine einzige Abbildung von ihm in dem naturhiſtoriſchen Werk von Edward. Im Gmelin— Linne ſchen Naturſyſtem wird der Schnabel deſſelben ſchwarz angegeben; Latham in feiner allgemeinen Ueberſicht der Voͤgel gibt ihn dunkelbraun an. Auch ſcheint der Vogel viel Ahnlichkeit mit einem Ammer zu haben; doch fand ich in Latham's Überſicht der Voͤgel keine Beſchreibung unter den Ammern, die auf ihn paßte, der Oberſchnabel war nicht ſchmal genug, wie er es bei den Ammern gewoͤhnlich iſt und inwendig konnte ich denſelben nicht unterſuchen. 8 Von ſeiner Lebensart iſt nichts bekannt. Unfere Abbildung wurde nach einem ausgeſtopften Exemplar verſertiget und iſt ſehr getreuͤ ausgefallen. N Der fliegende Drachenkopf. Scorpaena volitans. Tab. XIV. Dieſer Fiſch, der auch den Namen: fliegender Drachenbars führt, wird zu den fliegen— den Fiſchen gerechnet. Aber nicht alle fliegenden Fiſche gehören zu einer und derſelben Gattung; denn der hier abgebildete gehoͤrt unter die Drachenbarſe, (Scorpaena) ein anderer, welcher ſich im hohen, euͤropaͤiſchen Weltmeer aufhaͤlt und fllegende Wachtel heißt, gehoͤrt unter die Gattung: Exocoetus, welche die eigentlichen fliegenden Fiſche in ſich begreift, und ein dritter unter die Gattung: Seehahn, (Trigla etc.) Die — 51 — Drachenbarſe oder Drachenkoͤpfe zeichnen ſich durch ihre ſonderbare Geſtalt aus. Ihr Körper iſt lanzettfoͤrmig, der Kopf groß und mit abwechſelnden Knoten und Vertiefungen und mit Bartſaͤden verunſtaltet; die Augen liegen nahe an einander und ftehen hervor und in der Klemenhaut find ſieben Strahlen. Von den Drachenkoͤpfen kennt man bis iezt fünf Arten, deren einer aber nur fliegen kann. Er unterſcheidet ſich von den übrigen vier andern Arten dadurch, daß die Bruſtfloſſen laͤnger ſind, als der Rumpf, und an der obern Kinnlade vier Bartfaͤden haͤngen. Der Kopf iſt abſchuͤſſig, vorn breit, und auf den Seiten zuſammen gedruͤkt, mit verſchiedenen Stacheln und mehrern gezaͤhnten Bartfaͤden, von welchen die groͤßten uͤber den Augen ſitzen. Die Mundoͤffnung iſt weit, die Kinnladen ſind von gleicher Laͤnge und mit vielen Reihen kleiner ſpitziger Zaͤhne beſezt; die Zunge iſt frei, duͤnn, und endiget ſich in eine Spitze; die Lippen ſind zum Hervorſtoßen und Einziehen eingerich⸗ tet; die obere iſt aus zwei Knochen zuſammengeſezt, welche in der Mitte beim Zuſammenſtoßen einen Ausſchnitt bilden. Die vier Naſenloͤcher ſtehen zwiſchen den Augen und den Oberlippen in der Mitte; der Augenſtern iſt weiß, blau und ſchwarz geſtralt, das Seheloch ſchwarz; der Kiemendeckel endigt fi) in einen kurzſpitzigen Winkel, und iſt mit ſehr kleinen Schuppen beſezt; die Kiemenoͤffnung iſt weit, und die Kiemen⸗ haut, welche mehrentheils frei liegt, hat ſechs krumme Strahlen. Der Rumpf iſt mit kleinen Schuppen dicht bedekt; die Seitenlinie beſteht aus vielen, kurzen, hervorſtehen— den, Linien und weißen Punkten, faͤngt vom Auge an, und endigt ſich an der Wurzel des Schwanzes. In der Rüͤckenfloſſe ſind die zwoͤlf erſten Strahlen ſtachelig, unten mit einer Haut verbunden, oben frei, die lezten zwoͤlf Strahlen kuͤrzer und bilden wie die in der Schwanz» und Afterfloffe, Gabeln. Die Bruſtfloſſe iſt ſehr groß und länger als der Rumpf, mit vierzehn Strahlen; die Bauchfloſſe hat ſechs Strahlen, von welchen der erſte hart und einfach iſt, die andern weich und gabelſoͤrmig; in der Afterfloſſe find zehn Strahlen, die drei erſten ſtachelig, die uͤbrigen weich und gabelfoͤrmig; die Schwanzfloſſe laͤnglich zugerundet. Die Farbe dieſes Fiſches iſt ziemlich bunt. Die Grundfarbe des Kopfes iſt roſt— * * * — gelb mit dunkel roſtbraunen Bändern verſehen; die Strahlen der Ruͤckenfloſſe find abwechſelnd roſtgelb und roſtbraun, die Floſſenhaut blauͤlich; die Bruſt⸗ und Bauch⸗ floſſe dunkelblau, mit mehrern Reihen rundlicher, weißer Flecken; der Mund vorn roͤth⸗ lich. Er lebt in den Fluͤſſen von Amboina, kommt aber ſelten zum Vorſchein. Seine Nahrung beſteht aus andern iungen Fiſchen, die er wegfaͤngt. Wegen ſeiner großen Bruſtſloſſen iſt er im Stande, ſich über dem Waſſer fort zu bewegen. Dieß koͤnnen aber die fliegenden Fiſche nur ſo lange, als die Haut ihrer Floſſen naß iſt. Sobald ſie trocken iſt, fallen ſie wieder in das Waſſer herab, weil die Trockenheit der Haut fie verhindert, die Floſſen gehörig auszuſpannen und ſich ſchwebend zu erhalten. Zuweilen fliegen ſie durch eine hohe Welle, ſo, daß ſie auf der andern Seite wieder hervor kommen. Sie bedienen ſich dieſes Vermoͤgens nur im Nothfall und zu ihrer Rettung; allein auch nicht immer mit Erfolg; denn theils werden ſie von andern fliegenden Raubfiſchen über dem Waſſer, theils von Seevoͤgeln, welche aus der Luft auf fie her— abſtuͤrzen, weggefangen. Sein Fleiſch iſt weiß, derb und wohlſchmeckend. Er wird nicht ſo groß wie unſer deuͤtſcher Flußbarſch, und mißt in die Laͤnge 7 pariſer Zoll, in der groͤßten Breite 2 Zoll. Man faͤngt ihn ſowohl mit Netzen als auch mit Angeln. 10 Die geſtreifte Fangheuͤſchrecke. Mantis ſtriat a. Fabricius. Tab. XV. Fig. 1. Die zwei hier abgebildeten Thiere gehören unter die Inſecten, und zwar unter die Gattung der Fangheuͤſchrecken, Mantis. Fangheuͤſchrecken heißen fie, weil fie einige Ahnlichkeit mit den Heuͤſchrecken haben, und andere Inſecten zu ihrer Nahrung fangen, zu welchem Ende auch manche unter ihnen an ihren Vorderfuͤßen zwei in einander greifende Reihen Stacheln beſitzen mögen. Einige Arten haben ein hageres, duͤrres Anſehen, und gleichen faſt einem Holzreiſe; daher man ſie auch Geſpenſter nennt; andere gleichen einem Blatte von einer Pflanze, daher heißen ſie wandelnde Blaͤtter, und weil manche die Gewohnheit haben, ihre Vorderfuͤße in die Höhe zu heben, und fie auszubreiten wie ein Betender, fo hat man fie auch Gottesanbeterinn geheißen. Sie fuͤhren auch die Namen: Nonne, Dominicanernonne, Zauberer und Wahrſager, lauter Namen, welche auf die Haltung ihrer Vorderfuͤße Bezug haben. Man kennt iezt 51 Arten derſelben, von welchen zwei im ſuͤdlichen Deuͤtſchland, die uͤbrigen aber in andern Erdtheilen ſich befinden. Zu den Kennzeichen der ganzen Gattung gehören die borſtenfoͤrmigen Fuͤhl— hoͤrner; die vier faſt gleichen, fadenfoͤrmigen Freßſpitzen; die zweiſpaltige Lippe; das laͤngliche und ſchmale Bruſtſtuͤk und die vier zuſammen gerollten Fluͤgel. Die geſtreifte Fangheuͤſchrecke iſt unſers Wiſſens hier zum erſten Male abgebildet. Die Fuͤhlhoͤrner find dünn, borſtenfoͤrmig, hellbraun, der Kopf herzfoͤrmig, die zwei an den Seiten ſtehenden Augen groß, eirund und erhaben; der Vordertheil des Kopfes flach; das Bruſtſtuͤck dreikantig, lang, vorn etwas breiter, in der Mitte verſchmaͤlert und gegen den Rumpf hin wieder etwas breiter; die beiden Seitenkanten haben einen etwas vorſtehenden Rand und ſind mit feinen Zaͤhnen verſehen; die untere Seite des Bruſtſtuͤckes flach; die Vorderbeine weit ſtaͤrker, als die mittlern und hintern; die Schenkel dreikantig, die innere Kante mit einer Reihe ſpitziger Zähne verſehen; das Schienbein zuſammengedruͤkt, dreifeitig, auf der untern ſchmalen Seite an zwei Kanten mit ſtachelfoͤrmigen Zähnen verſehen, von welchen einige der hintern am längften find; die obere Haͤlfte der Fußwurzel iſt zuſammengedruͤkt, ebenfalls mit einer Reihe mehrer ähnlicher Stacheln verſehen, deren auͤßerſter krumm gebogen, am laͤngſten, und von Farbe ſchwarzbraun iſt. Dieſe Fußwurzel kann das Thier an das Schienbein ſo an⸗ legen, daß die beiderſeitigen Stacheln in einander greifen. Wahrſcheinlich dienen die— ſelben zur Feſthaltung des ergriffenen Raubes. Die untere Haͤlfte der Fußwurzel lauͤft fadenfoͤrmig aus und hat am Ende vier ſchwarzbraune Glieder; die Schenkel der mitt: lern Beine ſind lang, duͤnn und rundlich; das Schienbein noch duͤnner, faſt eben ſo lang, am Ende deſſelben da, wo es an die Fußwurzel gefüge iſt, zwei Stacheln; die Fußwurzel endigt ſich mit zwei ſpitzigen Haͤkchen; das hintere Paar der Beine if von gleicher Beſchaffenheit, nur daß es groͤßer iſt. Dier Hinterleib hat auf der untern etwas flachen Seite fuͤnf Einſchnitte, zwiſchen welchen fünf Paar Locher zum Athemholen ſich befinden; der lezte Theil des Hinter- leibes endigt ſich in eine kurze Gabel. Die Fluͤgel ſind fuͤnf pariſer Linien laͤnger, als der Hinterleib, die Fluͤgeldecken zwei Linien Eürzer, als die Fluͤgel. Sowohl die zwei Fluͤgeldecken, als auch die zwei Fluͤgel ſind durchſcheinend, nezartig, die in die Laͤnge laufenden Nezfaͤden find ziemlich erhaben und geben den Fluͤgeln ein geftreiftes Anſehen. Die Farbe dieſer Fangheuͤſchrecke iſt ſehr einförmig. Kopf, Bruſtſtuͤk und die Beine ſind hellgrau roͤthlichbraun, der Hinterleib auf der untern Seite glaͤnzend; die Fluͤgeldecken haben am auͤßern Rande mehre dunkelbraune Querflecken. Die Laͤnge des Thiers vom Kopfe bis zum Ende der Flügel iſt 3 Zoll 7 Linien; das Bruſtſtuͤk ohne Kopf 13 Linien; die Flügel 2 Zoll 4 Linien; die Fuͤhlhoͤrner 8 Anien; die Schenkel der Hinterbeine 12 Linien „ die Schienbeine an denſelben eben ſo lang. Von der beſondern Lebensart dieſer Fangheuͤſchrecke iſt nichts bekannt. Ihr Vater⸗ land ſoll Italien ſein. Die Merkmale, wodurch ſie ſich von andern Arten ihrer Gattung unterſcheidet, ſind das mit einem Kiel verſehene, an beiden Seitenkanten gezaͤhnte Bruſtſtuͤk, und die kuͤrzern, durchſcheinenden und dunkelbraun geſtreiften Fluͤgeldecken. Nach dem Naturſyſtem des Herrn Fabricius über die Inſecten Band II. 1793. S. 20. ſoll der Leib tiefbraun ſein, welche Farbe man aber an dem Exemplar, welches in einer hieſigen Sammlung ſich befindet, und nach welchem unſere Abbildung verfers tiget worden iſt, nicht wahrnimmt. Das; kr ce hee ee Mantis [ice i bot, M Labs! Ne In. Ooggeich der bekannte Naturforſcher und Kuͤnſtler, Roͤſel von Roſenhof dieſes Inſeet ſchon einmal abgebildet und unter dem Namen: wandelndes Blatt **) beſchrieben *) J. Ch, Fabricii entomalogia [yfiematica etc, Tom, II. Hafniae 1793. **) im zweiten Theil feiner Inſecten-Beluſtigung. S. 112. 9, 5. hat; fo Hoffen wir doch unfern Leſern keinen unangenehmen Dienſt zu erweiſen, wenn wir ihnen eine zweite Abbildung vorlegen, die von der Roͤſelſchen in einigen Theilen abweicht, an natuͤrlicher Darſtellung aber derſelben gleichkommt, wo nicht fie uͤbertriſt, wie aus einer Vergleichung beider Abbildungen erſehen werden kann. Das ganze Thier gleicht, oberflaͤchlich angeſehen, einem trockenen Blatte, woher es auch den Namen: trockenes Blatt erhalten hat, aber mit einer Art, der Mantis precaria, der es ſehr aͤhnlich ſieht und wandelndes Blatt heißt, nicht verwechſelt werden darf. Die zwei Fuͤhlhoͤrner ſind borſtenfoͤrmig, am Grunde dicker, gegen das Ende duͤnn auslaufend; am Grunde der Fuͤhlhoͤrner zu beiden Seiten des Kopfes ſtehen die laͤnglich⸗ runden Augen; der Scheitel iſt, wenigſtens bei unſerm Exemplar, flach, der ganze Kopf eifoͤrmig, das Bruſtſtuͤk laͤnglich halbkreisrund, flach, in der Mitte eine feine Rinne der Laͤnge nach, der Hinterleib anfangs ſchmal, gegen die Mitte hin zwiſchen dem fuͤnften und ſechſten Einſchnitt am breiteſten, ſodann etwas verſchmaͤlert, und nachdem es wieder etwas breiter geworden iſt, in eine kurze, ſtumpfe Spitze zu laufend; durch einen von dem Bruſtſtuͤk anfangenden Kiel wird der Unterleib der Lange nach in zwei gleiche Hälften getheilt, welche beide gegen den Rand hin aufwärts gegen den Rand der Fluͤgel gerichtet find. Auf dem Oberleibe lauͤft durch die Mitte vom Bruſtſtuͤk an der Laͤnge nach ein Kiel, der dem auf dem Unterleibe befindlichen entſpricht; eben ſo befinden fi) auf dem Oberleibe neün gleichlaufende, erhabene Linien oder Kiele, welche gerade uͤber den auf dem Unterleibe befindlichen Einſchnitten ſtehen. Der ganze Hinterleib iſt uͤbrigens wie ein duͤrres Blatt geſtaltet, das nur in der Mitte an dem herablaufenden Kiel einige Dicke hat. Die zwei Flügel haben, beſonders wenn fie zuſammen gelegt, noch mehr Ahnlichkeit mit einem ſolchen Blatte; denn ieder derſelben beſteht aus einem nezfoͤrmigen Gewebe, und von dem innern Seitenrande laufen gegen den auͤßern Seiten⸗ rand gerade wie bei einem Blatte erhabene Nerven. Jeder Fluͤgel ift anfangs ſchmal, wird aber mit dem Hinterleibe gegen die Mitte hin breiter, und iſt um 6 Luien kuͤrzer, als derſelbe. Da, wo der Hinterleib an das Bruſtſtuͤk angewachſen if, iſt der Rand des erſtern an beiden Seiten fein gezaͤhnt. Das Thier bat ſechs Fuͤße, zwei ſind in das Bruſtſtuͤk eingewachſen, das zweite Paar befindet ſich am erſten, und das dritte Paar am zweiten Einſchnitt. Sie find ſaͤmmtlich ſonderbar gebildet. An dem Schenkel der — 56 — w Vorderfuͤße iſt ſowohl noch außen, als nach innen ein dreleckiger Lappen mit einigen Kerben und kurzen Zaͤhnen; der innere Lappen iſt iedoch kleiner, als der auͤßere; das Schienbein hat gleichfalls zwei Lappen, nur daß hier der innere groͤßer und ſtumpf dreieckig, der auͤßere ſchmaͤler und ungleich breit iſt; die Fußwurzel hat einige rauhe Erhoͤhungen, und | am Ende zwei kurze Haken, zwiſchen welchen ein Schildchen ſich befindet. Die zwei hintern Fußpaare ſind faſt von gleicher Geſtalt wie das erſte, nur daß die Lappen an den Vorder⸗ füßen breiter, an den Hinterſchenkeln am ſchmaͤlſten fü nd; alle haben, der auͤßere Rand an den Hinterſchenkeln ausgenommen, mehre kleine Saͤgezaͤhne. Die Farbe des ganzen Thiers iſt der Farbe eines verdorrten Pomeranzenblattes ahm lich und faͤllt ins braungelbliche; der Kopf und das Bruſtſtuͤk ſind brauͤnlich. Die Laͤnge des ganzen Thiers iſt 2 1/2 pariſer Zoll, die größte Breite 12 Zoll, die Laͤnge eines Flügels 1 Zoll 8 Linien; die vordern Schenkel 7 Linien lang, und mit den Lappen 6 Linien breit. Das Vaterland dieſer Fangheuͤſchrecke iſt Oftindien. Os Genc „nach welchem unſere Abbildung gemacht worden iſt, kam aus Africa; wahrſcheinlich aber iſt fie auch in America zu finden, da fie ſich unter den von der Kuͤnſtlerinn Merian her⸗ ausgegebenen Abbildungen amerikaniſcher Inſecten befindet. Daß ſie auch Inſecten freſſe, iſt nicht wahrſcheinlich. Ihre Unterſcheidungsmerkmale ſind ua | das gezaͤhnte Bruſtſtuͤk, und die ſtumpfſpitzigen Lappen an den Schenkeln. Unfere Abbildung unterſcheidet ſich von der Roͤſelſchen dadurch, daß leztere nur an den Schienbeinen der mittlern Fuße Lappen hat, die Schienbeine der uͤbrigen find ganz davon entbloͤßt. Bei unſerm Exemplar haben die Schienbeine an allen Fuͤßen die oben beſchriebenen Lappen. Die meißfüßige Antilope. Der Neelgau. Antilope picta, Pallas. 18 XVI. Die fihöne Thier befand ſich unter der Such ſhebiget fremder Thiere, welche dieſen Sommer 13 19 hier zu Nürnberg zur Schau aufgeſtellt wurden. Da die Abbil⸗ dung, welche ſich in von Schrebers Sauͤgthieren befindet, in mehr als einer Hinſicht unrichtig, und dieſes Thier ſelten lebendig zu ſehen iſt: fo ließ ich eine Abbildung dar⸗ nach fertigen, die, mie ſich ieder, der das Thier im Leben geſehen hat, uͤberzeuͤgen kann, das Gepraͤge der treuͤen Nachahmung an ſich traͤgt. In der von Schreber'ſchen Abbildung iſt der Kopf viel zu plump und ſieht mehr einem Ochſen- als einem Antilopen⸗ kopf aͤhnlich; der Ruͤcken iſt in der Mitte eingebogen, da er gerade bei dieſem Theil erhaben iſt, gegen die Schwanzwurzel ſchreg ablauͤft und daſelbſt mit der Kante des Hinterſchenkels einen etwas ſpitzigen Winkel bildet, folglich das Hintertheil nicht fo zu gerundet iſt, und uͤberhaupt das Thier mehr Schlankheit hat, als die von Schreber'⸗ ſche Figur zeigt. Die Kennzeichen dieſer Art ſind: Die etwas vorwärts gebogenen Hoͤrner, der ſchwarze Haar— buͤſchel am Unterhalſe, der weiße Flek an den Fuͤßen, und der lange am Ende gebuͤſchelte Schwanz. Der Kopf iſt ſchlank und einem Hirſchkopfe aͤhnlich; die Naſe und Oberlippe ſchwaͤrzlich; die Naſenloͤcher find laͤnglichrund, vorn erweitert; die Seiten an der Ober⸗ 11 8 — 68 — lippe weißharig, der Sippenrand ſchwaͤrzlich, der vordere Theil des Unterkiefers und gegen den Mundwinkel hin weißhaarig; neben dieſen weißen Streifen ſchwarz; an der Unterkinnlade, vorn außer den kurzen weißen Haaren noch einzelne lange Haare; an den Seiten des Kopfes weit unter dem Auge herab zwei weißliche Flecken; in der Mitte den Unterkiefers iſt ein weißer Streifen, welcher ſich an der Kehle hinab ziehet und ſich mit einem rundlichen, weißen Flek endigt; die Zunge ſchwaͤrzlichblaulich; die Ohren aufrecht ſtehend, eirund zugeſpizt; an der Spitze außen mit einem weißlichen Flecken, i inwendig fleiſchroͤthlich, am auͤßern Rande mit zwei ſchwaͤrzlichen Flecken; der Hals gegen den Kopf hin an den Seiten zuſammengedruͤkt; an dem Unterhalſe einen breiten ſchwar⸗ zen Haarbuͤſchel, in welchen die zu beiden Seiten ſtehenden die kuͤrzeſten, die mittelſten die laͤngſten, und ungefahr 8 Zoll lang find; der Nacken hat eine kurze, aufrecht⸗ ſtehende Maͤhne, deren Haare am Grunde grauweiß, oben ſchwarz ſind, ſie lauͤft laͤngs dem Ruͤcken hin und ihre Haare ſind ſchwarz und ſtehen duͤnne; die Hoͤrner ſind etwa 4 Zoll hoch, nach Pennant 7 Zoll lang, gegen die Wurzel dreieckig, an der Spitze ſtumpf, unten 3 1/4 Zoll oben 61/4 Zoll von einander entfernt; ſchwaͤrzlich, etwas nach vorne gekruͤmmt; die Haut an den Seiten des Halſes, ſo wie uͤber den Augen iſt in duͤnne Falten gelegt, welche dieſen Theilen ein geſtreiſtes Anſehen geben. 1 Die Hauptfarbe des Thleres iſt ſchwaͤrzlichaſchgrau, eigentlich ſind die Haare ſchwarz { und weiß gemiſcht, dünn ſtehend, zwiſchen welchen die roͤthliche Farbe der Haut her⸗ vorſchimmert; der Ruͤcken iſt erhaben, vom Kreuͤze an gegen den After hin herablau⸗ fend, fo daß das Hintertheil an der Schwanzwurzel eine Ecke bildet; der Schwanz reicht bis zum Kniegelenk, die untere Seite deſſelben mit weißen, kurzen Haaren be— ſezt, zwiſchen welchen die roͤthliche Hautfarbe durchſchimmert, an den Seiten aber ſind ſie laͤnger, ſchwarz, und ragen hervor, ſo daß er einige Ahnlichkeit mit dem Schwanze des Eichhoͤrnchens hat; auf der obern Seite iſt der Schwanz ſchwarz mit Weiß ge⸗ miſcht; der Buͤſchel an demſelben beſteht unten aus weißen, oben aus ſchwarzen Haa⸗ ren; ubrigens hält das Thier den Schwanz immer eingezogen; der Unterhals ſchwarz, an der Seite ins Graue uͤber gehend; der Bauch ſchwarz, gegen die Seiten hinauf ſich ins Graue verlierend; Hinterſchenkel ſchwarz, gegen die Seiten hinauf ins Graue über 4 \ gehend, die Nabelgegend und an der innern Seite der Hinterſchenkel weiß. Durch die weißen Haare ſchimmert die roͤthliche Farbe der Haut, wodurch die weiße Haare farbe ein ſchoͤnes blaßroſenrothes Anſehen erhaͤlt; die hintere Kante des Hinterſchenkels ebenfalls weiß behaart; der Hodenſack rund und weißharig; die Beine ſchwarz, an den Hinterfuͤßen gleich hinter der Klauenwurzel ein weißes, breites Band, und hoͤher oben zwei weiße Flecken, an den Vorderfuͤßen eben fo. Haarbuͤſchel an den Fuͤßen, wie fie die von Schreber' ſche Figur darſtellt, hatte dieſes Thier nicht. Die Klauen find horngelb. Die Hoͤße dieſes Thieres bis zu den Schultern 4 Fuß 1 Zoll; die Laͤnge von der Halswurzel bis zum After 4 Fuß. Das Weibchen iſt blaßbraun, ohne Hoͤrner; aber mit Maͤhnen, Haarbüſchel und gefleften Ohren, wie das Männchen, an em Fuße mit ſchwarzen und zwei weißen Queroaͤndern. Das Vaterland dieſes ſchoͤnen Thiers iſt Oſtindien. Die Gegend des Landes, wo ſie ſich eigentlich aufhalten, kennt man noch nicht genau; indeſſen ſollen ſie ſich vor⸗ zuͤglich zwiſchen Delli und Sahor auf dem Wege nach Cachemire in großer Menge auf⸗ halten. Sie heißen in der Sandesfprache Nyl-ghau (ſprich Meelgau) welcher Name auf deuͤtſch blauer oder grauer Ochs bedeuͤtet. Sie ſind gewoͤhnlich ſehr zahm, laſſen ſich gern fuͤttern und lecken dem Fuͤtterer die Hand. Auch dieſes Thier, welches hier in der Stadt gezeigt wurde, betrug ſich ſo. Zuweilen ſpielte es mit dem Stroh und Heuͤ, das in feinem Stalle geſtreuͤet war, indem es daſſelbe mit dem Kopfe in die Hoͤhe ſchleuͤderte, ſich auch niederſezte und einen Theil ſeines Koͤrpers darunter vergrub. Zuweilen ſollen ſie iedoch ſehr wild und boshaft ſein und auf die Menſchen los gehen. Wenn die Männchen mit einander ſtreiten, fo fallen fie in einiger Entfernung auf ihre | Knie, naͤhern fi in dieſer Stellung, und wenn fie nahe genug find, fpringen und ftoßen fie gegen einander. Dieſe Stellung nehmen fie aber auch an, wenn mehre zuſammen in einen Stall geſperrt ſind, ohne daß fe iedoch einander etwas zu Leide fen 8 Ihre e beſteht aus Gras. Sn der Gefangenſchaft freffen fie auch Heu und Hafer, ziehen aber erſteres dem leztern vor. Waizenbrod freffen fie ſehr gern. l a | 9005 — 60 — Wenn ſie ſehr durſtig find, fo ſollen fie zwei Eimer Waſſer voll auf einmal aus ſaufen. g ' In der neuern Zeit hat man mehre nach England gebracht, wo ſie auch ſchon Junge geboren haben. Sie ſollen neuͤn Monate lang traͤchtig gehen und zuweilen zwei Junge auf einmal zur Welt bringen. Die Jungen gleichen in der Farbe dem Rehkalb; die Loſung iſt wie beim Rothhirſchen. Dieſe Thiere machen einen Gegenſtand der Jagd aus. Sie werden durch Jaͤger in Netze eingeſchloſſen, die man immer enger ſtellt, bis am Ende der Plaz enge genug iſt. Alsdann geht man in den eingeſchloſſenen Raum und toͤdet das Wildpret mit Bogen, Spießen und Flinten. Zuweilen werden ſie in ſolcher Menge getoͤdet, daß einſt der Prinz Aurange⸗Zebe feinem ganzen Volke ein Geſchenk mit Viertheilen mas chen konnte. 5 . AN Der dikſchwaͤnzige Ringler. Amphis ba en a pa chy ur a.) T. ,, 1. 0», Die hier abgebildete Schlange gehoͤrt unter dieienigen Schlangenarten, welche weder auf dem Unterleibe, noch unter dem Schwanze Schilder haben, ſondern laͤnglich vier⸗ eckige, mehr oder weniger regelmaͤßige, in die Quere neben einander ſtehende Schuppen, welche Ringe bilden und um den ganzen Koͤrper laufen. Verbirgt man daher Kopf und Schwanz, ſo kann man nicht unterſcheiden, ob der Rumpf auf dem Ruͤcken oder auf dem Bauche liege, und waͤre die Lage des Kopfes und das Ruͤkgrat nicht entgegen, ſo muͤßten ſie wegen der Gleichheit der Schuppen und der Ringe ſich eben ſo gut auf dein Ruͤcken, als auf dem Bauche fortbewegen koͤnnen. Deſſen ungeachtet ſollen ſie doch *) den ganzen Körper mit außerordentlicher Geſchwindigkeit nach allen Richtungen biegen und Bewegungen vornehmen, die andern Schlangen unmoͤglich find. Die Bes wegung iſt, wie Daudin (ſiehe deſſen Histoire naturelle, generale et particuliere N des reptiles eto. Paris. Tom. VII.) ſagt, nach den A Nachrichten aller Reiſenden und Pflanzer ienes Erdtheils, langſam und ungefähr den wellenfoͤrmigen Bewegungen des Regenwurms aͤhnlich. Da dieſe Ringe, es mag ſich die Schlange vor oder ruͤkwaͤrts bewegen, immer einerlei Widerſtand ei ; fo kann fie beinahe eben ſo geſchwind vor- als ruͤkwaͤrts kriechen. Daher haben fie auch den Namen Doppelwandler, welches der griechiſche Name a 5 und ut franzoͤſiſche Douple Marcheurs ausdrüft, *) Von dem 1 Worte rode die, und ovox Schwanz. * Ei mehre e 3B. La Cepede, behaupten. so Dieſer Ringler hat fehr viel Ahnlichkeit mit dem weißen Ringler Amphisbaena alba, beſonders aber mit der Abaͤnderung deſſelben, welche Daudin a. a. O. unter dem Namen, weißlicher Ringler Amphisbene blanchet anführt, deren Farbe am Ober— leibe ſich ins Braunroͤthliche ziehet, unten aber weißlich iſt; allein fie unterſcheidet ſich wieder vorzuͤglich dadurch, daß der Schwanz dicker als der Kopf iſt, auch die Farbe nicht ganz genau mit iener uͤbereinſtimmt. Ich erhielt ſie von einem Bekannten, dem Herrn Johann Wagler, Hochſchuͤler zu Erlangen, der viel Liebe zur Naturgeſchichte hat und ihr den Namen Amphisbaena exalbida beilegte. Da aber lezterer nicht be⸗ zeichnend genug iſt, ſo gab ich ihr obigen Namen und ſtelle von ihr ren Artmerk⸗ male auf: Der Schwanz dicker als der Kopf, der ganze Unterleib weiß— lichgrau, der Oberleib nußbraun, uͤber dem After ſechs Druͤſen; 214 Ringe, 11 Schwanzringe. Der mittlere Theil des Scheitels, der ganze Ruͤcken und der Obertheil des Schwan— zes iſt nußbraun; Unterkiefer, die Seiten des Oberkiefers und der Vorderkopf von der Augengegend an, und der ganze uͤbrige Theil des Koͤrpers weißlichgrau. Die ganze Länge des Thieres iſt 1 Fuß 43/4 Zoll pariſer Maß; die Länge des Schwanzes allein 1 Zoll, die größte Breite deſſelben 9 Knien, die Laͤnge des Kopfes 11 Linien, die größte Breite deſſelben 7 Linien, die Spalte des Mundes 4 Anien lang, der Mundwinkel endigt ſich aber erſt noch 3 Linien weiter nach hinten, ohne daß der Mund bis dahin geoͤffnet werden kann. In der Oberkinnlade an der Seite 5 ziemlich große kegelfoͤrmige Zaͤhne, deren vor⸗ derſter der größte und der Ekzahn iſt, hierauf folgen in einiger Entfernung 2 kleine und an der vordern Spitze 3 größere, in allen alſo 17 Zaͤhne. Ein Giftzahn iſt nicht vor handen. In der untern Kinnlade ſtehen in der ganzen Reihe herum in allem 16 Zaͤhne, nämlich zu beiden Seiten 8; der Ekzahn in der untern Kinnlade iſt ebenfalls etwas großer als die 4 Vorderzaͤhne; alle Zähne find faſt durchſichtig, glasartig und hart. (Bei Fig. 3. iſt die eine Seite der untern Kinnlade abgebildet.) Die Zunge iſt breit, flach, lanzettfoͤrmig, an der Spitze in zwei kurze, ſpitzige Lappen getheilt, (Fig. a.) und — 63 — alfo ganz von der fadenfoͤrmigen Zunge anderer Schlangen abweichend. An der Seite des Unterkiefers liegen 4 große Schilder, vorne am Kinne zwei, deren vorderes die Spitze des Unterkiefers ausmacht, hinter dieſem liegt ein zweites, welches fuͤnfeckig iſt. An ieder Seite des Oberkiefers ſind fuͤnf große Schilder, das Augen- und Naſen⸗ ſchild mit einbegriffen; das vordere Schild ſteht ſenkrecht an der Spitze der Schnauze und iſt dreieckig, ſo daß die Spitze des Dreieks oben ſteht. Auf der obern Flaͤche des Oberkopfes von den Augen an gegen die Spitze des Ober⸗ kiefers hin liegen 6 große Schilder neben einander. (Fig. 1.) Der ganze Koͤrper vom Kopfe bis zum Ende des Schwanzes iſt mit lauter ſchma⸗ len, gleichlaufenden Ringen umgeben, welche aus laͤnglich viereckigen, kleinen Schuppen beſtehen; ſelbſt der hintere Theil des Scheitels hat aͤhnliche Ringe, welche aber nicht um den ganzen Kopf laufen; gegen die Schwanzſpitze bin bemerkt man keine Ringe mehr. Die Augen find bei allen Arten dieſer Gattung nach der Beobachtung mehrer Nas turforſcher außerordentlich klein, liegen mit der Haut in gleicher Ebene und alfo kaum bemerkbar. Ich konnte bei dem vor mir liegenden Exemplar auch nicht die a Spur von einem Auge wahrnehmen, felbft mit dem Suchglaſe nicht. Ob dieſer Ringler nun wirklich augenlos iſt, oder ob man annehmen muß, daß die Stelle der Haut, unter welcher der kleine Augapfel verborgen ſein muͤßte, durchſichtig ſei und alſo eine Art von Fenſter bildet, durch welches das Auge ſieht, laſſe ich dahin geſtellt fein. Bei einem lebendigen Exemplar wuͤrde man die Sache am erſten entſcheiden koͤnnen. Die Coloniſten und Neger in Surinam belegen einige dieſer Schlangen mit dem Namen: blinde Schlange, weil ihre Augen kaum ſichtbar ſind, und fuͤgen hinzu, daß ſie von einer Art großer Ameiſen Kusjes genannt, fortwaͤhrend gefuͤttert werden, daher ſie ihnen auch noch den Beinamen Koͤnig der Ameiſen beilegen. Seine Nahrung beſteht wahrſcheinlich auch aus Inſekten. Wahrſcheinlich 1 er auch, wie der weiße Ringler, Eier, die der Sonne zum Ausbruͤten ausgeſezt werden. Ob er ſich auch, wie dieſer, bei einfallender Kaͤlte in Loͤcher oder ſelbſt in Ameiſenhaufen arten iR ih ni Der kurzfluͤgelige Grashüpfer. jj 8 Tab. NI II. Fig. 1. Dieſes Kerbthier gehoͤrt unter die Gattung der Grashuͤpfer oder Heuͤſchrecken, Gryllus, und hat, wenn man bloß die Beſchreibung lieſet und das Thier nicht ſelbſt geſehen hat, viel Ahnlichkeit mit dem Gelbſaum, Gryllus luccinctus; allein die gelben Fuͤhlhoͤrner, die gelben, am Ende ſchwarzen Stacheln, welche lezterer an den hintern Schienbeinen hat, ſo wie die bunte Farbe, unterſcheiden ienen von dieſem hinlaͤnglich. Unſer Gras⸗ huͤpfer ſcheint in dem naturhiſtoriſchen Syſtem des Fabricius noch nicht beſchrieben zu ſein, und deßwegen fuͤhre ich ihn als eine neue, meines Wiſſens noch nicht abgebildete Art auf, welche folgende Kennzeichen an ſich traͤgt: Braunſchwarz, der Kiel und der hintere Theil des Bruſtſchildes roſtgelb gerandet; auf dem Hinterleibe und auf dem Hinter— ſchenkel eine roſtgelbe Linie; die Fluͤgeldecken kuͤrzer als der Hinterleib. Er iſt 2 Zoll 6 Linien lang, die Fluͤgel zuſammengelegt, 14 Knien lang, das Bruſtſchild 10 1/2 Linien lang pariſ. Maß. Der Kopf aͤhnelt dem Kopfe des in Deuͤtſch. land ſich häufig aufhaltenden gruͤnen Grashuͤpfers; der Stirnfortſatz iſt etwas erhaben, und bildet eine kurze Spitze, von welcher ein mit einer ſeichten Rinne verſehener Kiel bis zur Hälfte des Vorderkopſes herablauͤtt; der untere Theil des Vorderkopfes iſt breit, etwas gewoͤlbt, und mit mehrern kleinen Vertiefungen verſehen; am Maule ſind vier Freßſpitzen; der ganze Kopf iſt glatt; das Bruſtſtuͤk an den Seiten etwas zufammens gedruͤkt, fuͤnfeckig am Rande, gegen den Hinterleib hin ſich verlängernd und an dieſer N 65. — Ecke mit einer Kerbe verſehen; über das Bruſtſchild laufen drei Querfurchen (wie beim Gelbſaum,) wodurch daſſelbe in fünf Theile getheilt wird und von welchen der hinterſte der größefte iſt; in der Mitte vom Kopfe gegen den Hinterleib lauft auf dem Bruſt— ſchilde ein Kiel, und zu beiden Seiten des leztern bildet es eine Kante; die Fluͤgeldecken ſind an der Einfuͤgung ſchmal, werden in der Mitte breiter, verſchmaͤlern ſich wieder am Ende, und endigen ſich am vierten Einſchnitt des Hinterleibes; auf ihrer Oberflaͤche befinden ſich der Laͤnge nach zwei Kanten, der Rand iſt bogenfoͤrmig. Auf der untern Seite des Bruſtſchildes s zwiſchen der Einfügung der Vorderfuͤße ſteht ein kurzer, ſtumpfſpitziger Stachel — wie beim Gelbſaum —; der vordere Theil des Unter. leibes, in welchen die mittlern und hintern Fuͤße eingefuͤgt find, ift viel breiter als der Hinterleib, flach erhaben, mit drei Vertiefungen und ſechs ſtumpfen Ecken, ſeht glatt und glaͤnzend; der Hinterleib iſt etwas zuſammengedruͤkt, ringsum mit Einſchnitten vers ſehen; von der Einfuͤgung der Hinterbeine an lauͤft bis zum Ende des Hinterleibes ein erhabener Rand, wodurch der obere Theil des Hinterleibes, der etwas dicker als der untere Theil iſt, begraͤnzt wird. Dieſer obere Theil des Hinterleibes ift etwas längery als der untere, und hat zwei Einſchnitte mehr, wenn nicht vom untern Theil, wie es faſt das Anſehen hat, einige Ringe abgebrochen ſind. Es befinden ſich daher oben neuͤn, unten ſieben Einſchnitte. Der ganze Hinterleib iſt glatt und glaͤnzend. Die Schienbeine aller ſechs Fuͤße haben auf der untern Seite zwei Reihen kurzer Stacheln, welche an den hintern Beinen am größten. find; am Ende der Fuͤße befinden ſich zwei Haken (die Klaue) und zwiſchen dieſen ein rundes Plaͤttchen. Die Schenkel der Hin« terfuͤße ſind gegen die Huͤften ziemlich dik, etwas zuſammengedruͤkt und ſiebenkantig; die Hinterfuͤße ſind wie an allen Grashuͤpfern viel groͤßer, als die zwei Vorderpaare und dienen bekanntlich zum Springen. 1 5 Die Farbe dieſes Grashuͤpſers iſt tief ſchwarzbraun an allen Theilen, ausgenommen der Kiel auf dem Bruftftüf und der hintere Rand deſſelben, welche roſtgelb find. Auf der Außenſeite der Hinterſchenkel und auf dem Ruͤcken des Hinterleibes befindet ſich gleich— falls eine der Laͤnge nach laufende, roſtgelbe Linie; an den beiden Seiten des Hinterleibes lauͤft eine Linie, die aus gelben Laͤngsflecken beſteht, von der Bruſt an bis zum After; die Einſchnitte des Unterleibes ſind gelb gerandet; die Fußſohlen und die Augen hell roſtbraun. II. - a N — 66 — Das Vaterland dieſes Grashuͤpfers ſoll Africa ſein. Seine Nahrung iſt wahrſchein⸗ lich Gras und andere Pflanzen. Von feiner Lebensart iſt nichts bekannt. übrigens iſt die Zeichnung und der Stich dieſes Kerbthiers gut ausgefallen. | Die rauhfuͤßige Saͤbelſchrecke. Der Rauhfuß. ß ⁵⁵ . Tab iir e Fi g. 3. Wi liefern die Abbildung von einer etwas ſonderbaren Heuͤſchrecke, welche nach einem Exemplar aus der reichhaltigen Sammlung meines hieſigen Freuͤndes, des Herrn Sturm verfertiget wurde, und dieienigen befriedigen wird, welche Gelegenheit haben, ſie mit dem Thier ſelbſt zu vergleichen. Obgleich der bekannte Naturforſcher Pallas *) eine Abbildung deſſelben hat verfertigen laſſen, ſo fehlt nicht nur die Beſchreibung dazu, fon» dern die Abbildung iſt auch ziemlich ſchlecht ausgefallen, und die Kupfertafel iſt unſers Wiſſens gar nicht in den Buchhandel gekommen, und man kann alſo die gegenwaͤrtige Abbildung gewiſſermaſſen als die erſte oͤffentlich bekannt gewordene betrachten. Der Kopf dieſer Heuͤſchrecke iſt groß und aͤhnelt dem Kopf unſerer deuͤtſchen Feld: grille, eirund, vorn flach gewoͤlbt, unbehart, glänzend, die borſtenſoͤrmigen Fuͤhlhoͤrner in eine kleine Vertiefung eingefuͤgt, duͤnn, am Grunde etwas dicker, 1 Zoll lang; die Augen roſtbraun, hinter und etwas uͤber der Einfuͤgung der Fuͤhlhoͤrner befindlich; das Bruſtſchild nach den Seiten zuſammengedruͤkt, fo daß oben, wo die Ruͤckenſeite an⸗ *) Einer Privatnachricht zufolge ſoll Illiger fie in einer ſeiner Schriften fo genannt haben. ***) Icones Inſectorum praelertim Rofhae Sibiriseque peculiarium, quae collegit et de- fcriptionibus illufravit Pet, Sim. Pallas. Erlangae Walther, 1761. fängt, der Laͤnge nach eine Kante entſteht; der vordere obere Rand des Halsſchildes, da, wo er an den Hinterkopf graͤnzt, etwas erhoͤht, von da an aber nach hinten bis über die Hälfte vertieft, und in welcher Vertiefung zu beiden Seiten noch eine kleine Ver⸗ tiefung vorhanden iſt; der hintere Theil des Bruſtſchildes iſt gewoͤlbt; und hat zwei gegen einander über liegende Waͤlſte; der hintere Rand des Bruſtſchildes hat drei kleine Kerben; Fluͤgel oder Flügeldecken ſind nicht vorhanden; der Hinterleib ift ſchoͤn gewoͤlbt und etwas nach unten gekruͤmmt, mit zehn Einſchnitten, auf welchen zwei Reihen kleine Hoͤker nach der Laͤnge des Hinterleibes laufen; außer dieſen befinden ſich noch mehre andere, iedoch viel kleinere, am Rande der Einſchnitte; die Unterſeite des Unterleibes iſt gewoͤlbt, glatt und glaͤnzend, mit acht Einſchnitten verſehen; die ganze Oberflache des obern Theils des Kopfes, Bruſtſchildes und Hinterleibes iſt mit kleinen vertieften Punkten uͤberſaͤet, welche durch das Suchglas betrachtet, dieſen Theilen ein narbiges Anſehen geben; die Schenkel an den ſechs Fuͤßen find nach den Seiten zu. ſammengedruͤkt, glatt und glaͤnzend, die Hinterſchenkel zwei Mal ſo lang als die vor⸗ dern; die ſaͤmmtlichen Schienbeine vierkantig, an allen Kanten durchaus mit kurzen Stacheln beſezt, von welchen dieſe Heuͤſchrecke auch den Namen dalypus, d. i. Rauh⸗ fuß, erhalten hat. Die Füße haben am Ende zwei ſpitzige Haͤkchen. Von Farbe iſt der Kopf, das Bruſtſchild und der Hinterleib ſchwarz, mit einem ſtarken, kupferrothen und gruͤnen, glaͤnzenden Schiller oder mit einem Worte dunkel erzfarbig; der Unterleib iſt kaſtanienbraun „ die Schenkel braunſchwarz und glänzend, die Schienbeine oben ee unten schwarzbraun, die Fuͤße ſchwarzbraun; die Fuͤhlhoͤrner braun. Die Lange des Maͤnnchens 1 Zoll 8 Linien pariſer 2 die Laͤnge des Weibchens 1 Zoll 7 Linien; der Legeſtachel 13 Linien. Die groͤßte Dicke des Hinterleibes beim Maͤnnchen s Linien; die groͤßte Dicke des Hinterleibes beim Weibchen 7 7½ Linien; das Bruſtſchild beim Maͤnnchen 7 &inien lang, beim Weibchen 6 linien lang. | Das Weibchen unterſcheidet ſich von dem Maͤnnchen nicht nur dadurch, daß es einen braungelben, am Ende ſchwarzbraunen, ſaͤbelfoͤrmig gekruͤmmten Legeſtachel hat, der bekanntlich dem Männchen fehlt, ſondern auch noch dadurch, daß das Bruſtſchild a kuͤrzer, der Hinterleib dicker und die Einſchnittsraͤnder auf demſelben weit mehr kleine Hoͤker haben, als das Maͤnnchen. Die Artkennzeichen ſind folgende: Fluͤgellos, dunkelerzfarbig mit braungelben Schienbeinen; das Bruſtſchild vorne vertieft, hinten mit zwei Wuͤlſten; der Hinterleib mit zwei Reihen kleinen Hoͤkern. Das Vaterland dieſer Heuͤſchrecke iſt ungarn. Da, wie oben ſchon gemeldet wurde, Pallas ſie hat abbilden laſſen, ſo iſt ſie vermuthlich auch in andern Laͤndern, z. B. in Rußland, zu Hauſe. Von ihrer Lebensart iſt weiter nichts bekannt, als daß ſie ſich in Hecken aufhalten und nicht ſo lebhaft wie die Grashuͤpfer, 7 ſehr langſam und traͤge fein ſoll. — — Der Quagga. 0 Der Qua⸗ cha. Equus Quagga. Gmel. Lin. Le Couagga. Cuvier. Tab. XIX. Der Quagga iſt von den Reiſebeſchreibern öfters mit dem Zebra (Equus Zebra.) verwechſelt und fuͤr das Weibchen des leztern gehalten worden. Auch Edwards, ) ein in der Naturbeſchreibung ſonſt wohl erfahrner und beruͤhmter Thiermaler, war in dieſem Itrthum begriffen, und Herr von Aken, der Director der Menagerie von Rotterdam, welcher im vorigen Jahr und gegenwaͤrtig, indem ich dieſes ſchreibe, im Februar 1820. ein Maͤnnchen und Weibchen des Quagga nebſt mehrern andern lebendigen Thieren hier zu Nürnberg ſehen ließ, gab erſtere für eine Baſtardart vom Zebra aus. Der General Gordon, welcher am Vorgebirge der guten Hoffnung lebte, und ſehr eifrig der Naturbeſchreibung oblag, war der Erſte, welcher den Quagga als eine beſondere Art betrachtete. Seine Artkennzeichen ſind folgende: Der Hals und Oberleib roſtroth, mit ſchwarzbraunen, breiten, r berablaufenden Bändern; der Unterleib und die Fuͤße 9 einfaͤrbig ſchmutzigweiß, erſterer mit einem ſchwarzen Bande. Das Weibchen unterſcheidet ſich dadurch vom Maͤnnchen, daß bei dem erſtern die u Baͤnder und die roſtrothe Grundfarbe viel heller iſt, und die *J-Gleanings of natural hiftory etc, by George Edwards, London i758. S. 29. pl. 223. il, 10 mas 70 — a roftrorhen Streifen gegen die Weichen hin deuͤtlicher, als beim Männchen find. Übri⸗ gens hat es auch das ſchwarzbraune Band laͤngs dem Bauche. An Groͤße ſchien es mir dem Maͤnnchen gleich zu ſein. Dieſes Thier unterſcheidet ſich vom Zebra durch ſeine kleinere Geſtalt, durch die Form ſeines Kopfes, welcher weniger lang, aber zierlicher iſt, und durch ſeine kuͤtzern Ohren. Die Geſtalt des Quagga nähert ſich mehr dem Pferde, als dem Eſel; lezterm gleicht er mehr durch ſeinen Schwanz, welcher nur an dem untern Theil mit langen Haaren verſehen iſt, die aber weit laͤnger, als am Eſel und Zebra ſind. Die Beine des Quagga find dünn, und feine Hufe klein und gut gebaut. Die Querbaͤnder, welche das ganze Fell des Zebra zieren, fehlen an einem großen Theil am Quagga, und er haͤlt in der Hinſicht die Mitte zwiſchen dem Zebra und dem Eſel, an welchem leztern nur ein Streifen, der die Form eines Kreuͤzes bildet, befindlich iſt. Der Quagga hat dieſe Streifen nur am Kopfe, am Halſe, uͤber dem Vorderruͤcken und die Seiten des Leibes; die uͤbrigen Theile ſind gaͤnzlich ohne Streifen, und nur auf der Mitte des Bauches lauͤft von der Bruſt an bis uͤber die Nabelgegend hinaus ein ſchwarzbraunes Band.) - Die Grundfarbe des Kopfes, des Halſes, des Vorderruͤckens und der Seiten des Leibes iſt dunkel ſchwarzbraun, auf welcher roſtrothe Baͤnder herunter laufen, die beim Männchen an den Seiten des Mittelruͤckens herab verloſchen ſind. Man kann ſich die Farbenzeichnung an den oben genannten Theilen auch ſo denken, daß die ſchwarzbraunen und roſtrothen Streifen oder Baͤnder immer mit einander abwechſeln, fo daß auf iebes ſchwarzbraune Band immer ein roſtrothes folgt, nur daß erſtere beſonders am Halſe und am Vordertheil des Rumpfes immer breiter ſind. Dieſe Ab⸗ wechslung der Farbenſtreifen findet auch auf der Maͤhne Statt, welche vom Kopfe ) Es iſt auffallend, daß die franzoͤſiſchen Naturforſcher in der Menagerie du muſeum national d’hiftoire naturelle etc, T. I. fo wie der englaͤndiſche Naturforſcher Pennant, dieſes Bandes nicht erwähnen, da es ſich doch bei beiden Geſchlechtern findet, und Edwards daſſelbe ſowohl in der Beſchreibung, als auch in der Abbildung angibt. — 71 — an bis auf den Widerriß ſortlauͤft, und aus kurzen, ſteiſen, in die Hoͤhe ſtehenden, gleichlangen Haaren beſteht. Die Streifen auf dem Kopſe find ſchmaͤler, als die Halsſtreifen und ſchoͤn regel. mäßig; von der Stirn auf die Naſe herab lauft ein gerader, ſchwarzbrauner Streifen, zu beiden Seiten deſſelben mehre andere, welche in der Mitte aus einander, oben auf der Stirn und gegen die Naſe hin wieder zuſammen laufen, an den Seiten des Kopfes bilden ſie Winkel; die Schnauze iſt dunkelbraun und ohne Streifen, der Rand der Oberlippe graulich; der Augenſtern nußbraun; die Ohren roſtroͤthlichweiß, auf der obern Seite mit zwei ſchwarzbraunen Querflecken; auf dem Ruͤkgrat lauͤft von den Schultern an ein ſchwarzbraunes Band von zwei andern roͤthlichen begleitet, uͤber die Schwanz⸗ wurzel weg und den ganzen Schwanz hinab, bis dahin, wo der Haarbüfchel feinen Anfang nimmt. Die Hinterbacken find ſchmutzig roſtroͤthlich ins Kupferrothe ſich ziehend, eben ſo die Vorderſchenkel; an den Beinen wird dieſe Farbe heller und geht ins Grau: roͤthliche, an den innern obern Seiten der Beine und am Bauche ins Weiße uͤber. Der Schwanz iſt unten buͤſchelfoͤrmig, die Haare von der Farbe der Beine. Die Laͤnge von der Bruſt an bis zur Schwanzwurzel 5 / Fuß, die Höhe etwa 3 ½% Fuß. Im Jahr 1804. wurde auf einem oftindifhen Schiffe aus Africa ein lebendiger Quagga in den Thiergarten zu Verſailles gebracht, welcher damals 6 Jahre alt geweſen ſeyn ſoll. Die nachher erhaltene Groͤße war folgende: Die Höhe über dem Widerriß 3 Fuß 9 Zoll; die Länge des Rumpfes von der Bruſt an bis zum Kreuͤz 3 Fuß s Zoll; die Laͤnge des Halſes vom Hinterkopfe bis zum Widerriß 1 Fuß 6 Zoll; die Laͤnge des Kopfes 1 Fuß 3 Zol; die Laͤnge der Ohren 6 Zoll; die Laͤnge des Schwanzes 2 Fuß 3 Zoll. b Die Veraͤnderung, welche man an dieſem Thier wahrnahm, beſtund bloß darin, daß die Farben mit dem Alter ihre Lebhaftigkeit verlohren. Obgleich es ſehr iung gefangen wurde, ſo hatte daſſelbe doch nur wenig Zahmheit angenommen. Zuweilen durfte man ihm nahe kommen und ihn liebkoſen; wenn man ihn aber nur etwas beun⸗ 5 ö 10 * ruhlgte, fo ſchikte er ſich zum Ausſchlagen an, und wenn er aus dem einen Park in den andern gehen, oder auf irgend eine andere Weiſe ſeinen Ort veraͤndern ſollte, ſo zeigte er ſich immer wild. Er ſuchte zu beißen, warf ſich auf die Knie und ergriff mit ſeinen Zaͤhnen alles, was er antraf, um es zu zerreißen oder zu zerſtoßen. Neuͤern Nachrichten zufolge ſind die Quagga weit gelehriger als die Zebra, und ein iung gefang⸗ ener verlaͤßt ſeine Wildheit ſo ſehr, daß er dem Menſchen nachlauͤft und ſich von ihm ſtreicheln und ſchmeicheln laͤßt. Dieienigen Quagga, welche hier zu Nuͤrnberg gezeigt wurden, waren ſehr zahm. Der Waͤrter ſtriegelte und buͤrſtete ſie wie ein Pferd, ohne daß ſie ſich nur im Geringſten ungeberdig ſtellten. Auch von andern Perſonen ließen ſie ſich betaſten. Einigen hollaͤndiſchen Coloniſten ſoll es auch gelungen ſein, den Quagga zu zaͤhmen, und ihn an den Karren zu ſpannen. Im Jahr 1778. wurde ein Quagga von einem Landmanne am Cap eingefangen, und nach und nach mit andern Pferden zu ziehen gewoͤhnt. Er war ſtaͤrker, als dieſe. Wenn die wilden iungen Quagga durch irgend einen Zufall ihre Mutter verlohren haben, ſo folgen ſie den Pferden, welchen ſie zufaͤlliger Weiſe begegnen. Gegen die Hunde vertheidigen ſie ſich und gehen, wenn ſie in der Freiheit ſind, ſogar auf die Hyaͤnen los und ſchlagen ſie in die Flucht; ia es koͤnnte ein zahm ge⸗ machter Quagga zum Huͤter eines Truppes Pferde dienen. Der Quagga lebt am Vorgebirge der guten Hoffnung und iſt ganz fuͤr das dortige Clima geſchaffen, denn er naͤhrt ſich von Pflanzen, welche in dieſem Lande ſehr gemein ſind, und von dem Pferde groͤßtentheils verſchmaͤht werden. Er nimmt mit rauhem und trockenem Futter vorlieb. Der Quagga zu Paris fraß wenig; ein Bund Heuͤ und ein wenig Hafer reichten fuͤr einen Tag hin. Endlich hat er auch weniger von wilden Thieren und anſteckenden Krankheiten zu fuͤrchten „durch welche viele Pferde daſelbſt die von der euͤropaͤiſchen Zucht abſtammen, hingeraft werden. In ihrem wilden Zuſtande leben die Quagga in Truppen zu Hunderten. Obgleich ſie in demſelben Lande leben, wo das Zebra ſich aufhaͤlt, ſo halten ſich doch beide Arten von einander abgeſondert. Sein Geſchrei iſt von dem des Pferdes und des = > N F ²˙ m ẽůUm ͤ¹—10Kb ] - ˙ w —A —⁵ ae Eſels verſchieden, und lautet wie nau, uau, welches wohl zwanzig Mal hinter einanı der wiederholt wird und einen ſcharfen Ton hat. Er laͤßt ihn iedes Mal hoͤren, wenn er von weiten Pferde oder Mauleſel ſieht. Man kann ſein Geſchrei mit dem Bellen oder dem Geheuͤl eines Hundes vergleichen. Es iſt wahrſcheinlich, daß der Name Quagga oder vielmehr khua — khua, mit welchem die Hottentotten dieſes Thier belegt haben, von dem Geſchrei deſſelben hergenommen worden iſt. Der Quagga zu Paris ſchien dreizehn Jahr alt geworden zu ſein, und ſtarb, wie es ſchien, vor Alter. Sein Geripp zeigt keine Verſchiedenheit zwiſchen ihm und dem des Pferdes. Der Quagga, welchen Edwards unter dem Namen des Zebraweibchen abbildete, iſt weder an Farbe noch in Hinſicht der Geſtalt ganz der Natur getreuͤ. Er hat einen gar zu duͤnnen Kopf; uͤbrigens unterſcheidet er ſich von den mir zu Geſicht gekomme⸗ nen andern Abbildungen dadurch, daß er am Hintertheile des Koͤrpers in der Gegend der Weichen dunkel ſchwarzbraune Flecken hat. Die rothe Farbe ſcheint auch zu grell zu fein. Die Abbildung in der Menagerie du muſeum national d'hiſtoire naturellc etc. par Lacepede etc. 1804. Tom. 1. 318. iſt im Ganzen genommen gut; nur iſt der Vorderruͤcken etwas zu tief eingebogen, und der Bauchſtreifen nicht angegeben. Unſere Abbildung iſt nach einem der oben angeführten e Quagga gemacht worden, melche hier zur Schau 1 waren. N Der Warzen gecko. Ah Der Pyramidengecko. | Gecko triedrus Daudin. Le Gecko a écailles triedres Daudin. Tab. XX. ee Dieſes Thier gehoͤrt unter die Knorpelthiere, und zwar in dieienige Familie der Eidechſen, welche nach dem Gmelin — Linnsſchen Naturſyſtem Geckonen genannt werden. Andere Naturforſcher machen aus dieſer Familie eine beſondere Gattung. Sie unter⸗ ſcheiden ſich von den uͤbrigen Familien der Eidechſen durch ihren kurzen, dicken, mit ſehr kleinen, rundlichen, mehr oder weniger erhoͤhten oder hoͤkerigen Schuppen beſezten Koͤrper. Der Kopf iſt ziemlich groß, beſonders bei der Vereinigung der Kinnladen; die Zunge iſt dik, etwas flach, und an der Spitze ausgeſchnitten, klebrig, aber nicht nach außen ausſtrekbar. Die Ohrenoͤffnung nicht ſehr merklich; der Schwanz iſt rund; die vier Fuͤße ſind kurz, ieder mit fuͤnf breiten Fingern verſehen, welche unten kleine Schup⸗ pen, und an der Spitze gekerbte oder auch ungekerbte Lappen und kleine Naͤgel haben, oder auch unbewaffnet ſind. Der einzige Gecko larroubea macht hievon eine Ausnahme; denn dieſer hat an den Vorderfuͤßen nur vier Zehen. Die Geckonen leben im mittlern Amerika, Afrika und Oſtindien. Der Pyramiden⸗ gecko ſoll aus Braſilien fein. Sie wohnen in den Loͤchern der Bauͤme. Ihr Gang iſt nicht fo lebhaft wie bei den Eidechſen im engern Sinn; inzwiſchen koͤnnen ſie doch auch an Mauern und Baumaͤſten hinaufklettern. Ihre Nahrung beſteht vorzüglich aus Kerbthieren. ö Der hier abgebildete Gecko iſt nach einem Exemplar aus der Sammlung des ſchon im vorigen Heft genannten Herrn Wagler gezeichnet worden. Er unterſcheidet ſich von feinen Gattungsverwandten durch folgende Merkmale: Auf dem Oberleibe und den Seiten deſſelben ſtehen achtzehn Reihen dreiſeitige Höfer; unter dem Schwanze eine Reihe laͤnglich ſechseckiger Querſchilde. Der ganze Scheitel iſt mit einer Menge kleiner, runder, etwas erhabener Schuppen beſezt; zwiſchen den Augen und Ohren, auf dem ganzen Ruͤcken, an den Seiten deſſelben herab, und auf der Oberſeite des Schwanzes und an der Wurzel deſſel— ben ſehr kleine rundliche Schuppen, zwiſchen welchen eine Menge großer Schuppen ſtehet, welche erhaben ſind und meiſt einen dreiſeitigen Höfer oder eine dreiſeitige Pyramide bilden. Die Kehle iſt allenthalben mit auͤßerſt kleinen, rundlichen, flachen Schuppen bedekt; eben fo der ganze Unterleib und die untere Seite der Füße, nur mit dem Unter⸗ ſchiede, daß dieſe Schuppen größer find und ſich vorzuͤglich auf dem Bauche, oͤfters der Geſtalt eines Sechseckes naͤhern. Die Oberſeite der Fuͤße hat gleichfalls ſehr kleine Schuppen mit dazwiſchen liegenden Hoͤkern; die Zehen haben oben ſehr kleine, ziegel⸗ foͤrmigliegende auf der Unterſeite reihenweiſe, querliegende, laͤngliche Schuppen; die Zehen theilen ſich am Ende in zwei flache Lappen; deren Spalte oben mit einer erha⸗ benen Schuppe bedekt iſt. Der Schwanz iſt rund, laͤnger als der Koͤrper von der Schnauze bis zum After gerechnet. Auf der Unterſeite des Schwanzes liegen bei 26 Querſchilder, welche ein laͤngliches Sechseck bilden. Auf dem Rücken lauͤft ein Kiel bis zu den Hinterfuͤßen, welcher am Hinterkopfe eine kurze Gabel bildet. Die Augen find verhaͤltnißmaͤßig groß; die Ohrenoͤffnung iſt laͤnglich; die Naſenloͤcher find rund und liegen auf zwei Schilden; an den Seiten der beiden Kinnladen liegen gleichfalls fünf laͤngliche Schilde. Die ganze Länge betraͤgt 3 Zoll 10 1½ Linien pariſer Maß; der Rumpf ohne Hals 1 Zoll 1 ½ Linien, die groͤßte Breite deſſelben s Linien; die Laͤnge des Schwanzes 2 Zoll. Nach La Cepede betraͤgt die ganze Laͤnge 7 Zoll 8 Linien, der Schwanz allein 2 Zoll 6 Linien. Die Farbe des ganzen Thiers iſt weiß⸗ grau, bie und da mit einigen verloſchenen, brauͤulichen Flecken. Die Farbe des Augenſterns konnte nicht mehr erkannt werden. Daudin gibt die Farbe ſchmutzig bleichgelb an mit einem braunen Flecken zwiſchen zwei weißlichen hinter iedem Auge, und mit einigen brauͤnlichen auf dem Kopfe; auf den Seiten des Ruͤckens befinden ſich mehre kleine, rundliche, weißliche Flecken. Diefe Farben finden ſich zwar an unſerm Exemplar nicht; allein fie koͤnnen auch durch den Weingeiſt, in welchem ſich das Thier befindet, ausgezogen und veraͤndert worden ſein. Es iſt mir nicht unwahrſcheinlich, daß unſer abgebildeter Gecko noch iung iſt, der alſo noch nicht ſeine bleibende Farbe hat. Eben ſo fehlt ihm die auf den Schenkeln befindliche Reihe von acht Schuppen, die | in ihrer Mitte eine rothe Offnung haben, und die Bauchſchuppen ſind nicht alle ſechs— eckig, ſondern nähern ſich mehr der runden Geſtalt. An Größe uͤbertrift ihn der von Daudin beſchriebene ebenfalls, denn er mißt in die Laͤnge 7 Zoll 6 nien. Von ſeiner Lebensart iſt uͤbrigens A beſonders bekannt. — —-„—tͤ8 — Der ſchwarzgeflekte Skink. Der Mabuya. %%% ⁵ 1 Dandın. Le Mabouya. La Cèepe de. Tab. XX. Fig. 2. De ſchwarzgeflekte Skink gehoͤrt gleichfalls zu einer beſondern Familie der Eidechſen, welche neuͤere Naturforſcher z. B. Daudin, zu einer beſondern Gattung erhoben haben. Die Skinke oder Stinke haben einen langen Leib, der gaͤnzlich mit rund— lichen oder laͤnglichtrunden Schuppen bedekt iſt, welche ziegelfoͤrmig und in Reihen liegen wie bei dem Karpfen. Der Kopf hat kleine Schilde, iſt laͤnglich, etwas ſtumpf und kaum ſo groß als der Hals; das Trommelfell oder die Ohrenoͤffnung iſt mehr oder weniger von außen ſichtbar; die Zunge iſt etwas dik, kurz, an der Spitze nur wenig gekerbt; der Schwanz iſt bei manchen Arten entweder ſehr kurz oder ſehr lang, rund, am Grunde dik, gegen die Spitze hin verduͤnnt und mit aͤhnlichen Schuppen wie am Leibe bedekt; einige Arten haben iedoch auf der untern Seite deſſel— ben Querſchilde. Die Fuͤße ſind kurz und duͤnn, mit Schuppen bedekt, und mit getrennten duͤnnen Zehen verſehen, welche an der Spitze kleine Naͤgel haben. Der hier abgebildete Skink hat in Hinſicht feiner Geſtalt viel Ahnlichkeit mit den Apotheker— Skink oder Stink, unterſcheidet ſich aber ſchon dadurch, daß der Oberkiefer kaum über den Unterkiefer hervorragt, da er beim Apotheker-Skink weit länger iſt. Den Namen Mabuya, welcher in der Sprache der in den Pflanzorten auf den Antillen lebenden, ungebildeten und in Vorurtheilen befangenen Negern ieden haͤßlichen Abſcheuͤ erregenden Gegenſtand bezeichnet, wird mehrern Eidechſenarten, und auch der Gold— eidechſe (Lacerta aurata Lin.) beigelegt, welche leztere aber ſich ſchon durch ihren au weit laͤngern Schwanz unterſcheidet. Wegen feiner Geſtalt verdient er indeſſen dieſen Namen nicht; denn dieſe iſt keinesweges unangenehm. Eben ſo wenig darf der Mabuya mit dem Tiligugu in Sardinien und mit dem Settenband-Skink Scincus lateralis. Daudin in Java lebend, e werden. Die Unterſcheidungsmerkmale des rn find folgende: Die Oberkinnlade kaum länger, als die untere; die Seiten der Kinnladen mit abwechſelnden weißen und ſchwarz⸗ braunen Schilden; Unterleib graugelblich; an den Seiten des Leibes ein ſchwarzbraun und weißgeflekter Läͤngs⸗ ſtreifen, uͤber demſelben ein hellbrauͤnlicher; der Ruͤcken hellnußbraun und ſo wie der Schwanz mit ſchwarzbraunen Flecken, welche in der Mitte einen weißen Strich haben. Die ganze Lange betraͤgt 7 1/2 Zoll, die Laͤnge von der Schnauze bis zum After 4 Zoll 3 Linien, Schwanz 3 Zoll 3 Linien. Vorderſuß 8 Linien, Hinterfuß 12 Knien lang; der Kopf bei den Ohren 5 ½ Linien breit, der Hals 6 Linien. Der Kopf klein und kurz, der Hals dik, und ohne merklichen Abſaz in den Rumpf uͤbergehend; der ganze Koͤrper walzenfoͤrmig, am Bauche nur wenig dicker als am Halſe; allmaͤhlig in den Schwanz uͤbergehend, der an der Wurzel ziemlich dik iſt, und dann in eine Spitze auslauͤft; die Fuͤße kurz/ rund; die Vorderfuͤße kuͤrzer, als die Hinterfuͤße, ieder mit fünf getrennten Zehen und kurzen, gekruͤmmten, ſpitzigen Nägeln verſehen 2 an den Vorderfuͤßen iſt die dritte, an den Hinterfuͤßen die zweite Zehe von innen die laͤngſte, die auͤßerſte Zehe an den Hinterfuͤßen iſt die kuͤrzeſte. Die Ohroͤffnung iſt gerade hinter dem Mundwinkel. Die Farbe des Augenſterns iſt unbekannt. Der ganze Koͤrper mit dem Schwanze iſt mit laͤnglich rautenfoͤrmigen Schuppen verſehen; die Fuͤße und Zehen haben ebenfalls kleine Schuppen; auf dem Kopfe zwiſchen den Augen befindet ſich ein großes Schild, hinter weſchem zwei andere etwas kleinere rautenfoͤrmige liegen; zur Seite des Mittelſchildes uͤber den Augen ſind drei kleine Schilde hinter einander, und vorne gegen die Naſe hin vor dem Mittelſchilde liegt II. 0 Fe 11 — 78 — ein anderes, welches an ſeinen drei hintern Seiten ſich an die zwei vordern Augen⸗ ſchilde und an das Mittelſchild anſchließt. Die Grundfarbe des Mabuya iſt goldgelb, bei unſerm Exemplar grau roſtgelb, allenthalben mit einem ſtarken Glanze; der ganze Unterleib und die untere Seite des Schwanzes iſt einfaͤrbig; an den Seiten des Leibes lauͤft vom Auge an bis zu den Hinterfuͤßen ein aus ſchwarzbraunen und kleinen, weißlichen, rundlichen Flecken beſtehen⸗ der Streifen; uͤber demſel (ben befindet ſich ein anderer, aus der Grundfarbe beftehen- der Streifen, mit wenigen, weißlichen, rundlichen Flecken beſtreuͤet; zwiſchen dieſen beis den hellen Streifen lauͤft auf dem flachen Ruͤcken vom Hinterkopfe an bis auf den Schwanz hinab ein breiter, nußbrauner Streifen, auf welchem ſich viele ſchwarzbraune, mit einem weißlichen Mittelſtrich verſehene, rundliche Flecken befinden, die zuweilen paar⸗ weiſe an einander ſtehen, auf dem Schwanze aber mehre Querbaͤnder bilden; auf dem Obertheil der Fuͤße befinden ſich gleichfalls kleine, ſchwarzbraune und weißliche Flecken. Der Scheitel hat die Grundfarbe des Leibes, die Schilde uͤber den Augen und am Hin— terkopfe haben einige ſchwarzbraune Striche; die Schilde an den Seiten der Kinnladen ſind abwechſelnd ſchwarzbraun und weißlich. Das Vaterland des Mabuya find die Antillen. Er lebt auf Bauͤmen, auf den Hütten der Indier und in den $öchern des faulen Holzes, aus welchen er, wenn es regnen will, hervor geht. Die Einwohner halten ihn fuͤr giftig, was er aber nicht iſt. Wenn er gereizt wird, ſo ſpringt er zuweilen nach den Menſchen, und beißt ſich ſo feft ein, daß er nur ſchwer wieder los zu machen if. Die Wunde kann aber wegen ſeines kleinen Gebiſſes nicht bedeuͤtend ſein. Die großen, in dieſem Lande ſehr gemeinen Spinnen ſind ſeine Feinde, von denen er, wenn er noch klein iſt, angefallen und ver— zehrt wird. Seine Nahrung beſteht wahrſcheinlich aus Inſekten. Weiter iſt von 1 a Lebensart nichts bekannt. Die Abbildung, welche in La Cepedes Naturgeſchichte der Amphibien, überfege von M. Bechſtein 1800. vorkommt, iſt ſchlecht ausgefallen; denn nicht nur iſt der leib gerade da am duͤnnſten, wo er am dikſten ſein ſoll, ſondern es ſind auch die Fuͤße rr und Zehen nicht naturgetreuͤ. In Hinſicht der Flecken auf dem Ruͤcken weicht fie von unſerm Exemplar ab. Lezteres iſt nach einem in Weingeiſt gut erhaltenen vollſtaͤndigen Exemplar gezeichnet worden. ' Der lanzentragende Pillenkaͤfer. Copris lan cig er. Fabrielus. VVV Da große und wunderbar gebaute Kaͤfer, der hier in gebensgroͤße abgebildet if, gehört unter dieienigen, welche ſich im Miſte und Koth der Thiere aufhalten, und zwar zu derienigen Gattung, welche man Pillenkaͤfer, Copris, nennt. Pillenkaͤfer heißen ſie, weil ſie die beſondere Eigenſchaft haben, Kugeln oder Pillen aus Koth zu machen und ihre Eier darein zu legen. Dieſe Pillen verfertigen ſie vermittelſt ihrer Hinterbeine, indem ſie das Kluͤmpchen Koth, das anfangs feuͤcht iſt, herum drehen. Wenn die Kugel einige Feſtigkeit erlangt hat, fo rollt fie der Käfer mit feinen beiden Hinter fuͤßen fort, er ſelbſt geht auf den vier Vorderfuͤßen ruͤkwaͤrts zu dem $oche, welches er ſich in die Erde gemacht hat. In daſſelbe ſtuͤrzt er nun die Kugel hinab. Sobald die Larve aus dem Eie ſich entwickelt hat, naͤhrt ſie ſich von dieſer Kugel, welche alſo nicht bloß ihr Geburtsort, ſondern auch zugleich ihr Nahrungsmittel iſt. Eine zeitlang bleiben fie in ihrer unterirrdiſchen Höfe bis fie ſich entwickelt haben. Dieſe Kugeln machen ſie gewoͤhnlich gegen das Ende des Fruͤhlings und gegen die Mitte des Sommers, und zeigen dabei eine ſehr große Thaͤtigkeit, obgleich ſie fa ſehr traͤge find. \ er ee Pillenkaͤfer zeichnet ſich durch folgende Merkmale aus: Das Halsſchild violett und gezaͤhnt; der Kopf mit einem ee.ckigen Horn; die grünen Fluͤgeldecken gefurcht mit Querrunzeln. 11 * — 80 — Seine ganze Länge betraͤgt x Zoll 9 Lien; die Breite des Ruͤckens 1 Zoll, groͤßte Breite des Halsſchildes 1 Zoll 1 Linie; das Horn vom Auge an 9 / Linien pariſer Maß. ö i 8 0 Der Kopf bildet einen faſt wagrecht liegenden Halbkreis, welcher vorne zwei kleine Hervorragungen oder Zaͤhne hat. In der Mitte deſſelben erhebt ſich ein großes Horn ; das vom Grunde an bis uͤber die Mitte hinauf zu beiden Seiten eine ſcharſe Kante hat, gegen das Ende hin ſich etwas ruͤkwaͤrts kruͤmmt, und deſſen Spitze eine Kerbe bildet. Fig. b. Die Augen ſtehen am Grunde zu beiden Seiten des Horns. Das Halsſchild, welches vom Kopfe etwas entfernt iſt, hat im Ganzen eine rundliche Geſtalt, am Kopfe abgeſchnitten, an den Seiten ausgeſchweift, am hintern obern Rande bogen⸗ ſoͤemig; in der Mitte iſt eine weite Vertiefung, an deren hintern Rande auf beiden Seiten ein etwas gekruͤmmter Zahn ſteht; zwiſchen dieſen beiden Zaͤhnen befindet ſich eine große Hervorragung, welche an ihrem Vorderrande zwei kleinere Zaͤhne, und an beiden Seiten einen hohen Rand hat, ſo daß die zwiſchen beiden Raͤndern befindliche Flaͤche eine Vertiefung bildet. Der Kopf und das Halsſchild ſind auf ihrer Oberflaͤche ganz mit feinen Gruͤbchen uͤberſaͤet. Die Fluͤgeldecken find nach der Lange gefurche, mit Querrunzeln; der Kopf und das Halsſchild ſind zu beiden Seiten am Rande mit roſtbraunen Haaren verſehen; eben ſo ſtehen am Rande der Fluͤgeldecken aͤhnliche, iedoch kuͤtzere Haare. Die zwei vordern Fuͤße werden nach vorne breit, und haben am auͤßern Rande vier ſtumpfe Krallen, an der Spitze eine duͤnnere und gerade vorwaͤrts ſtehende. Ihre Oberflaͤche iſt glatt. Die Fußſohle der mittlern Füße iſt ſcheibenfoͤrmig, unten mit zwei langen Klauen, der Fuß mit Saͤgezaͤhnen, uͤbrigens iſt das ganze Bein mit Haaren beſezt; die Hinterfuͤße ſind auf aͤhnliche Weiſe gebildet; nur iſt die Fußfſohle etwas kleiner, auch hat fie unten nur eine lange Kralle; der übrige Theil des Fußes iſt gezaͤhnt und das ganze Bein behart. Der Kopf und das Halsſchild find ſtahlblau oder violett und etwas glaͤnzend; die Fluͤgeldecken gruͤn; der Unterleib dunkel goldgruͤn; die Fuͤße eben ſo. 5 Dieſer Käfer lebt in Braſilien. — 81 un Unſere Abbildung iſt nach einem natürlichen Exemplar verfertiget worden, das ſich in der Sammlung des H. Dr. Hahn dahier befindet. Die Abbildung, welche Olivier gellefert hat, wenn anders dieſelbe und die unſerige einerlei Art vorſtellen, iſt nicht gut ausgefallen. Bei Figur a. iſt das Halsſchild mit dem Kopfe zur Seite vorgeſtellt; bei b. ſieht man das Horn von der vordern Seite. Der getuͤpfelte Schildkaͤfer. Calfida punctatilfima Mihi. Tab. XXI. Fig. a2 und g. Die Schildkaͤfer haben ihren Namen von ihren ſchildfoͤrmigen Fluͤgeldecken und ihrem Halsſchilde, welche beide uͤber den Leib und Kopf hervorragen und am Kopfe eine Art von Helm (Caſſis) bilden. Der Kopf wird jedoch bei mehrern Arten nicht ganz bedekt, ſondern ragt vorn am ausgeſchweiften Halsſchilde hervor; daher man dann in der Folge dieſe Arten von denienigen, deren Kopf ganz bedekt iſt, trennte, und zwei verſchiedene Gattungen, daraus bildete, deren eine den Namen Himatidium — Schildkaͤfer mit hervorragendem Kopfe — erhalten hat, der andern aber der Name Callida gelaſſen worden iſt. Der getuͤpfelte Schildkaͤfer gehoͤrt unter die Gattung Himatidium. Unter dieſem Schilde lebt das Inſekt gefahrloſer, beſonders, da meiſtens die Farbe deſſelben mit der Farbe der Pflanze, auf welcher es lebt, uͤber einſtimmt Die Schilde haben nicht immer die rundliche Form. So haben wir einen Schildkaͤfer vor uns, deſſen Schild einem laͤnglichen Vierek gleichet, von welchem die zwei hintern Ecken abgerundet ſind, in der Mitte erhaben iſt und einen langen zweitheiligen und ſenkrecht ſtehenden, dornaͤhnlichen Fortſaz bildet. Mehre Arten leben in Deuͤtſchland; die meiſten andern ſind Auslaͤnder. Die Merkmale, woran man den getüͤpfelten Schildkaͤfer erkennt, find folgende: — 82 2 Halsſchild und Fluͤgeldecken glänzend goldgrän, allenthalben mit vertieften Tuͤpfeln, welche am Fluͤgeldeckenrand laͤnglich find; die Fluͤgeldecken an den Seiten etwas zuſammen ge— druͤkt; bie lezte Haͤlfte der Fuͤhler graubraun. Dieſer ſchoͤne Kaͤfer, welcher hier in Lebensgroͤße abgebildet iſt, iſt 7 Linien lang, 6 Linien breit. Von oben angeſehen hat derſelbe eine laͤnglichrunde Geſtalt. Das Hals, ſchild iſt etwas gewoͤlbt, vorn ausgeſchweift, und an dieſer Stelle ragt der Kopf etwas hervor, an welchem zu beiden Seiten die dunkelbraunen Augen und vor und zwiſchen denſelben die zwei gegliederten Fuͤhler ſitzen, deren fuͤnf lezte Glieder dicker, und von matter graubrauner Farbe ſind, die erſtern aber eine ſchoͤne, glaͤnzend goldgruͤne Farbe haben. Zu beiden Seiten und da, wo ſich das Halsſchild an das Schildchen der Fluͤgel⸗ decken anſchließet, lauft der Rand in eine ſpitzige Ecke aus. Die ganze Oberfläche iſt mit ſehr kleinen vertieften Tuͤpfeln verſehen. Die Fluͤgeldecken ſind in der Mitte ſehr gewoͤlbt, an den Seiten etwas eingedruͤkt, und ebenfalls mit vertieften Tuͤpfeln oder Gruͤbchen, die etwas groͤßer ſind, als dieienigen, welche ſich auf dem Kopfſchilde befinden; auf der erhabenſten Stelle des Ruͤckens in der Mitte ſind nur einige wenige Gruͤbchen; am Rande der Flügel herum haben ſie eine laͤngliche Geſtalt. Kopf, Halsſchild und Fluͤgeldecken ſind ſchoͤn glaͤnzend goldgruͤn, der Rand glaͤnzend kupferroth. Auf der untern Seite Pig. 3. ſieht man die ſechs Beine, welche an dem Fuße drei herzfoͤrmige, reſtbraun beharte Plaͤttchen, und am Ende zwei krumme Krallen haben; zwiſchen den beiden Vorderfuͤßen befindet ſich eine Art von Bruſtbein, welches ſich bis zum Munde erſtrekt; uͤbrigens ſind die Beine und der ganze Unterleib glatt und ſchoͤn glaͤnzend goldgruͤn. Das Vaterland dieſes Schildkaͤfers iſt Braſilien. Won feiner Lebens- art iſt weiter nichts bekannt. Die Abbildung iſt nach einem in der Hahn'ſchen Sammlung befindlichen Exemplar verſertiget worden. 4 | Keuͤliger Pinſelka fer. Cetonia clavata Olivier. x 46 1 Tab. , Eis, 2 Die Pinſelkaͤfer haben ihren Namen von den pinſelartigen Freßkoͤlbchen. Sie heißen auch Metallkaͤfer, weil die meiſten derſelben einen metalliſchen Glanz haben, wie z. B. der in Deürfchland fo bekannte Goldkaͤfer. In neuͤern Zeiten hat man dieſe Gattung getrennt und der beruͤhmte Entomolog Latreille hat mehre Gattungen, z. B. Rutela, Melolontha und Cetonia daraus gebildet. Unſer Pinſelkaͤfer gehoͤrt dieſer Eintheilung nach nicht mehr unter die Gattung Cetonia, ſondern unter die Gattung Rutela, unter welche dieienigen Kaͤfer gerechnet werden, welche ein langes dreieckiges Schildkoͤpſchen, ein langes vorragendes Bruſtbein haben, und deren auͤßerer Rand der Fluͤgeldecken weder erweitert noch rinnenfoͤrmig if. Der auf unferer Kupfertafel abgebil⸗ dete Pinfelfäfer unterſcheidet ſich von ſeinen Artverwandten durch folgende Merkmale: Kopf und Halsſchild gruͤn mit kupferrothem Schiller; Fluͤgel⸗ decken hell kaſtanienbraun, das Bruſtbein hervorragend und keuͤlenfoͤrmig. . Seine Laͤnge betraͤgt 13 Linien; die Breite 7 Linien. Der Kopf iſt nach vorne laͤnglichrund, hinten abgeſtuzt, oben flach gewoͤlbt, und glatt; zur Seite deſſelben ſtehen die runden braunen Augen; das Halsſchild iſt vorn am Kopſe und hinten am Schildchen ausgeſchweift, der Seitenrand bogenfoͤrmig, die Oberflaͤche gewoͤlbt und glatt; das hinter dem Halsſchild befindliche Schildchen iſt lang und dreieckig, etwas gewoͤlbt und glatt; die Fluͤgeldecken gewoͤlbt und glatt, am hinteren Ende zugerundet, und Sr 84 — endigen ſich 2 Linien vor dem After. Der Hinterleib glatt, am Rande mit kurzen brauͤnlichen Haaren verſehen. Die Hinterbeine find breit und von den Seiten ſehr zu— ſammen gedruͤkt, am Urſprung des Fußes mit zwei Dornen, am Fußende mit zwei hakenfoͤrmigen Krallen verſehen. Auf der Bruſt zwiſchen den zwei mittlern Beinen flehe ein zwei Linien langes, keuͤlenfoͤrmiges, vorn abgerundetes, etwas abwärts gebogenes Bruſtbein hervor. . Er hat folgende Farben: Kopf, Halsſchild, Unterleib und Beine ſind gruͤn, mit einem kupferrothen Schiller, das Schildchen und die Fluͤgeldecken ſind hell kaſtanienbraun; alle Theile haben einen ſchoͤnen Metallglanz. Sein Vaterland iſt Suͤdamerika. Von ſeiner Lebensart iſt nichts bekannt. Er haͤlt ſich wahrſcheinlich wie die uͤbrigen Arten auf Pflanzen auf. Unſere Abbildung iſt nach einem Exemplar aus der ſchon angeführten Hahn'ſchen Sammlung gemacht worden. Er iſt in dem Inſektenwerk von Olivier ziemlich gut abgebildet. dieſer Gattung hätte laſſen koͤnnen. Die geflekte Hyaͤne. Hy a ena Gx Out a. fn 55 Hyene n ab. XXII. Egemals rechnete man die Hyaͤnen unter die Hundegattung (Canis); man fand aber in der Folge ihre Unterſcheidungsmerkmale zu auffallend, als daß man Mi: ferner unter Nicht nur ihr Gebiß, ſondern auch ihre auͤßere Geſtalk und Lebensart machen dieſe Abſonderung nothwendig. Sie haben in der obern und untern Kinnlade ſechs Vorderzaͤhne, deren untere nicht wie beim Hunde, gekerbt ſind; die Ekzaͤhne ſind kegelfoͤrmig, ſpitzig und lang; in dem Oberkiefer ſtehen auf ieder Seite fünf, in dem Unterkiefer vier; bei dem Hunde find im Oberkiefer ſechs, im Unterkiefer ſieben Backenzaͤhne, die in Hinſicht ihrer Geſtalt von den Backenzaͤhnen der Hpaͤne wieder ſehr abweichen. Ihre Zunge iſt rauh, die Hundszunge aber glatt; an den vier Fuͤßen befinden ſich vier Zehen, der Hund hat vorne fuͤnf, hinten vier Zehen. Außerdem haben die Hyaͤnen noch einen Druͤſenbeuͤtel unter dem Schwanze, in welchem ſich eine uͤbelriechende Feuͤchtigkeit befindet, und der ganze Leib iſt mit rauhen Haaren verfehen, Die Hyaͤnen waren auch in der Vorwelt ſchon vorhanden; denn man findet neben den Elephanten⸗ und Nashornknochen und den Knochen der Wiederkauͤer in den Steinlagern, auch die Schaͤdel einer Hyaͤne, welche mit der noch am Cap lebenden die groͤßte Ahnlichkeit hat. Merkwürdig iſt, daß die Hyaͤnenknochen neben Knochenreſten der Pflan— zenfreſſer in Kalkgebirgen wieder vorkommen, die in einem ſpaͤtern Zeitraum gelebt zu IR Men ſcheinen. — 86 — Man kennt bisher nur zwei Arten Hyaͤnen, naͤmlich die geſtreifte Hyaena ſtriata Schreberi und die geflekte Hyaena Crocuta, mit Gewißheit. Eine dritte Dubbah genannt, welche in Abyſſinien vorkommt, iſt zweifelhaft; dagegen eine vierte, deren in Le Vaillants Reiſen erwaͤhnt wird, und am Strande des Meeres und an den Ufern der Fluͤſſe am Vorgebiege der guten Hofnung lebt, eine eigene Art zu fein ſcheint. Sie heißt daſelbſt Strandwolf, und iſt am ganzen Leibe rothfahl und ohne Flecken. Im vergangenen Winter 18 43 waren hier zu Nürnberg unter der Thierſammlung des Mena⸗ geriedireftors von Aken auch zwei lebendige ſchoͤne Hyaͤnen, die geftreifte und die geflekte, zur Schau aufgeſtellt, nach welcher leztern unſere Zeichnung gefertiget wurde. Beide Hyaͤnen find auffallend von einander unterſchieden; beſonders zeichnete ſich die geſtreifte auch durch ihre Stellung und ihren Gang aus. Sie zog beſtaͤndig ihre Hinterbeine und das Kreuͤz ſo ein, als wenn ſie lendenlahm geweſen waͤre, daher denn auch das Kreüz viel niedriger war, als der Widerriß und daher entſtund bei ihr auch ein ganz beſonderer Gang. Dieß bemerkte man bei der geflekten Hyaͤne nicht. Die Abbildung, welche in Pennants allgemeiner Überſicht der vierfüßigen Thiere, uͤberſezt von J. M. Bechſtein, vorkommt, iſt ſchlecht ausgefallen. Dieſe Figur hat eine Maͤhne und einen kurzen buͤſchelſoͤrmigen Schwanz. An der in von Schrebers Salge thieren befindlichen beſſern Figur iſt zwar auch keine eigentliche Maͤhne erſichtlich; aber der Schwanz iſt von dem in der Pennantſchen und unſerer Figur ganz abweichend, da er noch einmal ſo lang, ſehr ſtark und lang behart und buͤſchelfoͤrmig iſt und dem Schwanze eines Wolfes gleicht. von Schreber hat, wie aus der Unterſchrift des Zeichners zu erſehen iſt, ſeine Abbildung nach einem lebendigen Exemplar machen laſſen, und es iſt daher * nicht zu vermuthen, daß irgend ein Betrug hat vorgehen koͤnnen. Bei dem hier geweſenen Exemplar der geflekten Hyaͤne iſt der Schwanz kurz, ſpitzig zulaufend und nicht buͤſchel⸗ förmig, ſondern kurz behart, wie in der Abbildung zu erſehen iſt. Unſere Figur weicht auch dadurch von der Schreberſchen und Pennantſchen ab, daß bei erſterer der Schwanz zwei ſchwarze Ringel und eine ſchwarze Spitze hat, der Bauch gegen die Hinterfuͤße hin mit einem großen ſchwarzen Flek verſehen iſt, auch die vordern Schienbeine ſchwarz geringelt find, und die Haare am Bauche nicht zottig herabhaͤngen, welches leztere auch N \ | e nicht an der Pennantſchen Figur Statt findet. Aus allem geht hervor, daß unſere abgebildete Hyaͤne von den beiden angeführten ſehr abweicht und es iſt vielleicht moͤglich, daß ſie eine eigene Art ausmacht. Ich will ſie jezt naͤher beſchreiben. Schnauze mit hinterwaͤrts ſtehenden, ſchwarzen Borſten, Naſe vorn kahl und ſchwarz; um den Lefzenrand ſchwarz; Augenſtern nußbraun; die Ohren abgerundet, mit einer ſtumpfen Spitze, inwendig mit gelblichweißen Haaren, in der Vertiefung ſchwaͤrzlich; Stirn, Hinterkopf und Nacken fuchsroth; Unterhals grau, an der Kehle ins roſtgelblich Weiße uͤbergehend; uͤberhaupt iſt die Grundfarbe des Koͤrpers roſtroͤthlich weiß, allent⸗ halben mit ſchwarzbraunen, groͤßern und kleinen Flecken verſehen; der Bauch ſchwarzbraun; eben ſo die innere Seite der Hinterſchenkelz der Schwanz kurz, oben roſtroͤthlichweiß fahl, die leztere Haͤlſte ſchwarzbraun; die Vorderbeine von außen am Schenkel geflekt, am Schienbein mit ſchwarzbraunen Ringen, die Hinterſchenkel gleichfalls geflekt, die ’ Schienbeine ſchwarzbraunz; die innere Seite der Beine roſtroͤthlich weiß, die vier Pfoten ſchwarzbraun, mit vier Zehen verſehen. Die Haare am Koͤrper ſind lang, iedoch nicht zottig herabhaͤngend, auf dem Nacken keine eigentliche Maͤhne; auf dem Widerriß ſtehen die Haare etwas hoͤher. Die Schienbeine find, gegen die Schenkel gehalten, kurz, der Wlderriß höher, als das Kreuͤz, der Hals ſtark. Sie hat die Groͤße eines großen Mezgerhundes. Dieienige geflekte Hyaͤne, welche vor mehrern Jahren in London zur Senegal bis gegen das Cop bin zu verbreiten. Schau herum geführt, und nach welcher die Pennantſche Beſchreibung genommen wurde, weicht von der unfrigen ab. Der Kopf bei dieſer war groß und flach; uͤber iedem Auge einige lange Haare; an ieder Seite der Naſe ſehr lange Bartborſten, eine kurze, ſchwarze Maͤhne; die Haare auf dem Leibe kurz und glatt; die Ohren kurz und etwas zugeſpizt, ihre Außenſeite ſchwarz „Die innere aſchgrau; Geſicht und Obertheil des Kopfes ſchwarz. Leib und Beine roͤthlichbraun, mit ausgezeichneten, runden, ſchwarzen Flecken beſezt; die Hinterbeine mit ſchwarzen Querſteeifen — gerade das Gegenteil von unſrer Figur! — der ee kurz, ſchwarz und ſehr harig. Die geflofte Hyaͤne bewohnt Guinea, Athiopien und das Vorgebirge der guten e auch die Barbarei, wiewohl ſelten, und ſie ſcheint ſich mehr ſuͤdlich vom 12 * u ar Ihr Aufenthalt find Erdhoͤlen und Felſenkluͤſte. Sie geht nur des Nachts auf ihren Raub aus, und bricht in den Schafhorden ein, wo ſie zwei bis drei Schafe erwuͤrgt, und davon frißt, ſo viel ſie kann. Eins davon ſchleppt ſie mit ſort fuͤr den naͤchſten Hunger. Ihre Staͤrke iſt außerordentlich groß. Man hat bemerkt, daß ſie eine Negerinn anfiel, ſie uͤber den Ruͤcken warf, bei einem Beine feſt hielt und mit ihr davon lief. Sie wurde aber noch gluͤklich gerettet. Sie graͤbt auch die Gräber auf und 05 die Leichname heraus. Ihre Stimme iſt ein fürchterüches Geheuͤl. Wieviel ſie Junge zur Welt bringt, it nicht bekannt, Die Merkmale, wodurch ſich dieſe Hyaͤne von der übrigen unterſcheidet, find. N U Die kurzen beharten Ohren; der kurzbeharte, ſchwarzbraun. geringelte kurze Schwanz; die rundlichen, ſchwarzbraunen Flecken am Leibe; die vordern Schienbeine mit ſchwarzen Ringeln. Der gemahlte Ammer. E mberiz a Ciris. Lin. Le Verdier de Louisiane. Briffon. y Ta b. XXIII. D. „Dieſer ſchoͤne Vogel wurde im verwichenen Winter 194 2 bier zu Nuͤrnberg in Ge⸗ ſellſchaft mehrer anderer in der Thierſammlung des Maget von Aken vorge- zeigt. Er gehört unter die Gattung der Ammer, deren auch in Deuͤtſchland mehre leben ). Durch feine herrlichen Farben zeichnet er ſich vor mehrern andern Arten ) In der ra. Ausgabe des Linne'ſchen Naturſyſtems I. p. 316. n. 6. wird er unter die Gattung Tanagra gerechnet und heißt daſelbſt Tanagra eyanea die blaue Merle, welches das Weibchen iſt. Scopoli (ann. I. n. 228, neunt ihn Fringilla maripola und rechnet ihn alſo unter die Finken. = 9 = 5 se | dieſer Gattung aus; daher ihn auch die Englaͤnder Nonpareil, den Unvergleichlichen, nennen. Er aͤndert auch in ſeinen Farben außerordentlich, und keins von beiden Ge⸗ ſchlechtern bekommt ſein volles Gefieder vor dem dritten Jahr. Anfangs ſind Maͤunchen und Weibchen braun; im zweiten Jahre bekommt erſteres ſeinen blauen Kopf; das uͤbrige Gefieder iſt blaugruͤn, und Fluͤgel und Schwanz find braun, mit blaugruͤnen Raͤndern. In Edwards Naturgeſchichte der Voͤgel B. III. S. 130. und deſſen Gleanings of natural hiſtory etc. Part II. Londof 1750. S. 132. pl. 273 Mas et Fem. iſt dieſer Vogel ziemlich gut abgebildet, mit einem blauen Kopfe, rothen Augenkreiſen, ſcharlachrothem Unterleibe und eben ſo gefaͤrbten Unterruͤcken; der Oberruͤcken iſt gelb» gruͤnlich; die vordern Schwungfedern braun, die hintern gruͤn, mit blauͤlichen Achſeln, der Schwanz iſt gruͤn, die Fuͤße braun. Außerdem gibt es noch eine Spielart, bei welcher die untern Theile gelblich ſind, einen kleinen, runden Flek ausgenommen „der nur eine zeitlang ſteht, und beim folgenden Mauſern verſchwindek. Statt deſſen wird g die ganze untere Seite weißlich. Das Weibchen iſt oben mattgruͤn, ins Blauͤliche ſpielend, unten gelbgruͤn; die Schwungſedern braun, und gruͤn eingefaßt; der Schwanz auch braun und gruͤn gemiſcht. Der lebendige Vogel, nach welchem unſere Zeichnung verfertiget worden iſt, hat folgende Farben: . Der Schnabel iſt brauͤnlichgrau, die Naſenloͤcher eirund zugeſpizt, und liegen am Rande der Stirn; der Augenſtern nußbraun; Augenliederrand gelbroth; der ganze Kopf, der Oberhals und die Seiten deſſelben ſchoͤn kornblumenblau; der Ruͤcken gelbgruͤn; obere Schwanzdekfedern rothgelb; Schwanzfedern ſchwaͤrzlich, die ſchmalen Fahnen gruͤn; die obern Dekfedern der Fluͤgel gelbgruͤn; die Schwungfedern ſchwaͤrzlich, auf der ſchmalen Fahne gruͤn, daher die Fluͤgel uͤberhaupt gruͤn ausſehen; die Kehle feuͤrig gelbroth; die Bruſt, der Bauch und die untern Dekfedern des Schwanzes lebhaft roͤthlichgelb; die Fuͤße blaß fleiſchfarbig. 1 Das Vaterland dieſes ſchoͤnen Vogels ſind die waͤrmern Gegenden von Canada und die Sander zwiſchen diefem und Mexico, Braſilien, Guiana ꝛc. In Carolina ſieht man keinen bei bewohnten Orten oder näher, als hundert und fünfzig Meilen von der See. Er laͤßt ſich nur im Sommer ſehen und bruͤtet in die Pormeranzen⸗ und andere Bauͤme. Er mauſert ſich des Jahrs zwei Mal. N ö Man hat ihn ſchon oft nach England und Holland gebracht, und ſie haben daſelbſt, wie die Kanarienvogel Eier gelegt und Junge ausgebruͤtet. Er wird mit Hirſen⸗Cicho⸗ rien- und anderm Samen gefuttert. Das Maͤnnchen hat einen ſehr fanften, abwechſeln⸗ den Geſang. Er erreicht ein Alter von acht bis zehn Jahren. W Die Rieſen⸗Seeſcheide. Pyrofoma giganteum. Pyrolome geant Le Sueur. Tab. XXIV. Fig. 1. und 2. Im erſten Heft des zweiten Bandes S. 6. haben wir bereits eine merkwuͤrdige Seer ſcheide kennen gelernt, zu welcher ſich hier noch zwei andere geſellen ſollen, die nicht weniger merkwuͤrdig ſind. Beide gehoͤren wie die Guͤrtelſcheide, unter dieienige Familie, welche zuſammengeſezte Thiere enthaͤlt, aber nicht unter die Gattung Diazona, ſondern unter die Gattung Pyroloma. ) Die Thiere der leztern Gattung bilden eine walzen» ober kegelfoͤrmige Roͤhre von gallertartiger, durchſichtiger Materie, deren eines Ende verſchloſſen und zugerundet, das andere aber abgeſtuzt und offen, iedoch an der Muͤndung durch eine vingförmige Zwiſchen⸗ haut verengt iſt. Der offene Theil iſt oben, der abgerundete unten, und in dieſer Stel⸗ lung ſchwimmen die Thiere frei im Waſſer und ſind alſo nicht an andern Koͤrpern befeſtiget. Die Außenſeite dieſer Roͤhre beſteht aus kegelfoͤrmigen Erhabenheiten, welche glatt, von verſchiedener Größe, theils kurz, theils lang ſind, und ſich meiſt mit einem lanzett⸗ Ex „) Von dem griechiſchen Worte xp Feuͤer, und vore der Koͤrper. — 91 — förmigen Lappen endigen. Fig. 2. e, e. Jede Erhabenheit hat an der Spitze hinter dem Grunde des lanzettfoͤrmigen auf der einen Seite gezaͤhnelten Lappens ein kleines krelsſoͤrmiges Loch, a mit einem hellbraunen, hervorragenden Rande umgeben iſt. Dieſes Loch Fig. 2. f. iſt wohl nichts anders, als die Mundoͤffnung, welche das Waſſer und die Nahrung einlaͤßt und in den Schlund fuͤhrt. Die innere Wand der Roͤhre hat kleine halb kegelformige Bauchungen, welche den kegelfoͤrmigen Erhoͤhungen der auͤßern Oberflaͤche entſprechen und gleichfalls an der Spitze durchbohrt find. Dieſe leztern Locher, den vorhergehenden obern ſowohl in Hinſi cht auf Geſtalt als Anzahl aͤhnlich, ſtehen den Aftern gegen uͤber, und dienen zum Ausgang des Unraths. Fig. 2. r. r. Ein ſolcher walzenföormiger Körper beſteht nun aus vielen Thieren, welche in natuͤrlicher Groͤße nur 4 Linien lang ſind, und gleichlaufend neben einander in einem Kreiſe oder Ring ſitzen, fo daß alſo die ganze Roͤhre aus lauter ſolchen über einander ſtehenden und mit einander verbundenen Thierringen zuſammen geſezt iſt, deren Thierchen faſt waͤgrecht liegen, wie man bei Fig. 2. ſehen kann, wo vier dieſer Thiere bei a. b. o. d. vergroͤßert neben einander vorgeſtellt find. „ 900 Jedes einzelne Thier bildet einen ce unde an den Selten verengerten Sof, Er wird von einem duͤnnen, durchſichtigen Hauͤtchen gebildet und iſt in der Zelle, welche | ihn enthalt, nur durch die zirfelförmigen und entgegen geſezten Öffnungen feiner beiden N Endungen befeſtiget. Das untere oder hintere Ende iſt bloß zugerundet, das vordere und gegen den Umkreis des Walzenkoͤrpers gerichtete, iſt in einen Hals verlaͤngert, deſſen Laͤnge im Verhaͤleniß zu dem Vorſprung oder Hervorragung ſteht, welchen die Zelle nach außen bildet. Er iſt bald kurz, bald lang ie nachdem das Thier juͤnger oder älter iſt. Die Kiemenboͤlung Fig. 2. g. iſt ſehr groß und nimmt zwel Dritttheile des Hauͤt⸗ chens ein. Sie iſt dem Umkreiſe der walzenſoͤrmigen Roͤhre am naͤchſten; ihr Grund iſt ganz offen, und ſteht in freier Verbindung mit dem andern Drittel, welches fuͤr die Eingeweide des Unterleibes beſtimmt iſt. „Dieſe find klein und liegen auf der rechten Seite, Der Raum „welchen ſie leer laſſen, iſt gewoͤhnlich mit dem Foͤtus (Thierſrucht) ange⸗ fuͤllt, welche nach und nach ihre Stelle daſelbſt einnehmen und iR entwickeln, wie in IRB: 2. O. p. d. zu ſehen iſt. 7 1 Die Bildung des Ktan 8 macht es wahrſcheinſich, ade das Waſſer, welches die Mundoͤffnung einſchlukt, wieder durch die Afteroͤffnung hinausgeht. Das Kiemennez, welches die Hoͤlung bekleidet, iſt locker, und beſteht aus feinen wollenſoͤrmigen Fäden, welche dunkelweiß find, zum Theil der Laͤnge nach, zum Theil in die Quere laufen und einander durchkreuͤzen. Fig. 2. g. Dieſes Nez nimmt die Hoͤlung nicht ganz ein, ſondern nur ſeine be iden Seitenwaͤnde, ſo daß zwei abgeſonderte und gegen einander über ſtehende Kiemen vorhanden ud, ‚nämlich die eine rechts, die andere links. N Der Schlund Fig. 2. m. iſt auf dem Grunde der Riemenbölung nach dem obern Winkel zu. Die Speiſeröhre Fig. 2. k. kruͤmmt ſich auf einmal, um ſich in einen runden Ausſchnitt des Magens einzufügen, welcher hinter demſelben Grunde liegt. Der Magen Fig. 2. 1. iſt fleiſchig, glatt, zuſammengedruͤkt, eifoͤrmig; der Darm iſt ſehr dünn, Bei feiner Entſtehung ſchwillt er ploͤzlich an, und ein kurzer Weg führe ihn zum untern Rande des Hauͤtchens, wo ſich die Leber ihm einfuͤgt. Hierauf kehrt er zum Magen zuruͤk, hinter welchem er ſich in einen einfachen zugerundeten After endiget. Der Uns rath Fig. 2. u. iſt in kleine Maſſen abgetheilt und hellbraun. Die Leber Fig. 2. i. i. i. hänge mit dem Darm durch ein Buͤndel aus einander laufender Canaͤle zuſammen. Sie iſt zugerundet, gemeiniglich dunkel roſenroth, gelb oder braun, zuweilen farbenlos, oberhalb ihrer Einfügung verengert und durch Furchen, | welche vom Grunde nach der Spitze zuſammen laufen, in acht bis zwölf Rippen ge⸗ theilt. In Hinſicht des Umfangs weicht ſie ſehr ab; denn ſie iſt bald ſo groß wie der Magen, bald fuͤnf bis ſechs Mal groͤßer. 8 Die Eierſtoͤcke find zirkel oder birnfoͤrmig, einander entgegen geſezt, und befinden ſich an den Seiten des Halſes der Kiemenoͤffnung zwiſchen dem Hauͤtchen und dem Netze der Kiemen, über welche fie meiſt hervorſtehen. Fig. 2. h. Es ſcheint, daß ſich die Thierkeime ſehr klein und allmaͤhlig, eins nach dem andern von dem Eierſtok abſondern und ihren Plaz zwiſchen dem Darm und dem Grund des Hauͤtchens nehmen. Hier fahren ſie fort zu wachſen und ſich bis zu ihrer gaͤnzlichen Ausſtoßung zu entwickeln. Noch klein, iſt ein ſolcher Thierkeim nichts, als ein vollkommen weißes und durchſichtiges = 93 Kügelchen, woran man eine runde Öffnung, in Geſtalt eines Mundes unterſcheidet. Etwas groͤßer geworden, zeigt dieſes hohle Kuͤgelchen ſchon vier kleine, roͤthliche Flecken. Noch größer gewachſen, haben fich diefe vier kleinen roͤthlichen Flecken in eine Kette von vier wohl unterſchiedenen Foͤtus verwandelt, welche Dreiviertel des Kuͤgelchens umgeben. Endlich, wenn es ſeine volle Groͤße erreicht hat, ſind die vier, mit allen ihren Werkzeuͤgen verſehenen Foͤtus vereinigt, und bilden einen vollſtaͤndigen Ring. Dieß iſt nun eine neuͤe Seeſcheide, welche bereits aus vier Thieren beſteht, und bald von der großen Seeſcheide, in welcher ſie entſtanden iſt, unabhaͤngig ſein wird. Die drei erſten Thiere in Fig. 2. a. b. c. enthalten iede ein Ei, von verſchiedenem Grade der Reiſe. Dem vierten Thier d. iſt es genommen, um den Auswurf u. ſichtbar zu machen, welcher in den After geht. Bei o. ſieht man ein Ei, welches vier Embryonen deutlich zeiget; bei p. ein anderes Ei, worin drei Embryonen mehr entwickelt find; bei q. iſt ein drittes Ei, in welchem die Embryonen den gehoͤrigen Grad von Reife erlangt haben, und deren Zeitpunkt nahe iſt, um auszutreten. Wee trennt er ſich los? Das iſt noch unbekannt. Geht er, wie es wahrſcheinlich iſt, durch dieſelbe Offnung, durch welche der Unrath geführe wird, fo muß dieſe Offnung die Faͤhigkeit ſich zu erweſtern, in einem außerordentlichen Grade beſizen. Bei Fig. 2. n. n. n. find kleine Thiere von verſchiedener Größe zu ſehen, welche noch vollkommener ſind, und ſich bereits aus dem vorigen Behaͤltniß entfernt haben. Bei 5 ſind Canaͤle, welche in die Saugroͤhre der Seeſcheide gehen, und bei t. t. k. iſt die auͤßere Decke vorgeſtellet. 5 | EIN Diefe Seeſcheide bewohnt das mittellaͤndiſche Meer, an den Kuͤſten von Frankreich, Sehr gemein iſt ſie in dieſem Meere bei Nicäa, wo fie von den Fiſchern, in deren Netze ſie ſich oͤfters verwickelt, herausgezogen wird. Es gibt drei Ab rten dieſer Meerſcheide. 1) Der Körper iſt ſowohl innen als außen von brauner Farbe, welche ihren Ur⸗ 10 ſprung von einer braunen Materie zu haben ſcheint, die ſich in den Höfen der Kiemen befindet. Die Endlappen ſind breit und meiſt ſtumpf; das Zwerchfell ſehr ſchmal, mit einer großen Offnung. Die Laͤnge iſt 13 bis 14 Zoll. 2) Der Körper blaülich, ein wenig violett, vollkommen durchſcheinend; die Lappen 75 ſehr ſchmal; kein vingförmiges Zwerchfell mit einer Offnung, welche nur ſehr u unge Individuen darbietet. Die ganze Fänge deſſeſben ift 6 Zoll 1 5 13 3) Der Körper iſt blauͤlicht, vollkommen durchſcheinend; der Lappen länger und zuge⸗ ſpizter, als bei ben vorhergehenden Abarten. Durch das Fingförmige Zwerchfell ein Eingang mit elner ſehr ſchmalen Offnung. Die Laͤnge iſt 3 bis 7 Zoll. Dieſe Art unterſcheidet ſich von den uͤbrigen durch folgende Merkmale: Der Körper ift faft walzenfoͤrmig, die äußern Erhöhungen ſehr ungleich, halbkuge⸗ lig oder kugelfoͤrmig, die hervorſpringendſten haben einen lanzettförmigen, gekielten und gezaͤhnelten Lappen; die Öffnung der Roͤhre ift gemeiniglich durch ein ringfoͤrmiges Zwerch⸗ fell verengert. Die Mundöffnungen braun. Die ganze Laͤnge der großen Roͤhre betraͤgt 14 Zoll; die obere Offnung iſt 2 Zoll weit. a Ob dieſes Thier auch im Meerwaſſer leuͤchtet, wie die ſolgende Art, iſt mir nicht bekannt. Inzwiſchen deuͤtet der Name Pyrofoma Feuͤerkoͤrper, den der Entdecker biefem \ \ Thiere gegeben hat, darauf hin. ) Die atlantiſche Seeſcheide. Pyrofoma atlanticum. Peron ei Le Sueur. Pyroloma atlantique. Tab. XXIV. pig. z. Dieſe Art gehoͤrt mit der vorigen unter dieſelbe Gattung, unterſcheidet ſich aber von ihr durch ihren kegelfoͤrmigen Körper und durch die pfriemenfoͤrmigen Spitzen an ihren auͤßern 1 Hervorragungen. Das Thier erreicht eine Laͤnge von 3 bis 7 Zoll, Das obere Ende der Roͤhre if dicker und gerade abgeſtuzt; eine weite, kreisfoͤrmige Sffnung laͤßt in das Innere der Roͤhre ſehen, wo man nichts, als ein feines, ſehr zartes Gefäßnez, welches alle Wände uͤberzieht, wahrnimmt. Ein Ring mit dicken Knoten verſehen, nimmt den innern Raum dieſer Offnung ein und vermindert ſo den uͤbrigens ziemlich großen Durchmeſſer dieſer Offnung faſt um die Hälfte. Das untere Ende der Roͤhre iſt ſchmaͤlrr, ſtumpf, und zeigt, ſelbſt unter dem Suchglaſe, keine Offnung. | — E 7 Ze Die ganze innere Oberfläche des Thiers iſt mit dicken, laͤnglichen Knoten beſezt, welche härter, als die übrige Subſtanz deſſelben, durchſichtiger, glaͤnzender und glatt iſt. Zwiſchen den großen Knoten erblikt man kuͤrzere und ſtumpfere, die ſehr nahe an einander ſtehen. Man bemerkt noch in dem Innern der Subſtanz ſelbſt mit Hilfe der Durchſichtigkeit des Thiers, eine Menge kleiner, ſchmaler, verlaͤngerter e von der Laͤnge einer Linie. Die Farbe dieſes Thiers iſt Falschen und nicht zu aller Zeit dieſelbe. Wenn es ruhig iſt, oder ſterben will, fo iſt es opalgelb mit einen fehr unangenehmen Grün vers miſcht; in der Bewegung aber, wo das Thier freiwillige Zuſammenziehungen auͤßert, die durch kleine Reizungen vermehrt werden, entzuͤndet ſich, ſo zu ſagen, das ganze Geſchoͤpf, und wird faſt augenbliklich roth, wie gluͤhendes Eiſen, mit dem lebhafteſten Glanze. Verliert es ſeine leuͤchtende Kraft, ſo veraͤndert ſich auch die Farbe in unzaͤhligen Tinten der mannigfaltigſten und angenehmſten Abſtufungen, und geht ſanft in das Rothe, Mor⸗ genrothe, Pomeranzengelbe, Gruͤnliche und Azurblaue über, Leztere Farbe iſt rein, gläns zend und auch die bleibende Mittelfarbe zwiſchen dem Glutroth des hoͤchſten Leuͤchtens und dem Opalgelb der matteſten Abſtufung. \ Eine merkwuͤrdige Eigenſchaft dieſes Thiers iſt, daß es im Meere , feinem Auf⸗ enthaltsorte, leuͤchtet. Es war am 4. December abends, als das Schiff, der Natu⸗ raliſt, auf welchem ſich der franz. Naturforſcher Peron befand, zwiſchen Euͤropa und der Inſel Frankreich von einem ſehr heftigen Sturm befallen wurde. Der Himmel war dicht mit Wolken uͤberzogen und die Dunkelheit außerordentlich; der Wind blies mit Hef. tigkeit und das Schiff ſegelte auͤßerſt ſchnell. Ploͤzlich entdekte man in geringer Entfernung einen breiten Phosphorſchein uͤber die Wellen ausgebreitet. Alles lief hinzu, um dieſes ſon⸗ derbare Schaufpiel zu beobachten. Man erreichte bald den Ort, wo es ſich zelgte, und fand, daß die Urſache davon eine zahlloſe Menge Thiere ſei, welche in verſchiede— ner Tiefe auf den Wellen ſchwammen, und mehrerlei Geſtalten anzunehmen ſchienen. Die tieſern von unbeſtimmtem Umriſſe, zeigten eine ordentliche brennende Maſſe, oder vielmehr große, gluͤhende Kugeln, waͤhrend die auf der Oberflaͤche chen mit weiß⸗ gluͤhendem Eiſen zu vergleichen waren. Man fiſchte eine Menge dieſer Thiere heraus, um ſie zu a und fand, daß der Hauptſiz des Leuͤchtens die auf der innern Oberfläche der Roͤhre befindlichen 9 . 96 us großen und kleinen Knoten waren. Außerdem leuͤchteten auch noch die kleinen, ſchmalen verlaͤngerten Drüfen, welche im Innern der durchſichtigen Subſtanz vorhanden find, Dieſes Leuͤchten zeigt ſich als eine natürliche und regelmaͤßige Funktion. Thut man einige dieſer Thiere in ein Glas mit Meerwaſſer, ſo ſieht man ſie in kleinen Zwiſchen⸗ rauͤmen ſich ſanſt zuſammen ziehen, und wieder ausdehnen, wie beim Athmen der voll⸗ kommenſten Thiere. Mit ieder dieſer Bewegungen nimmt man wahr, wie ſich das Leuͤchten beim Zusammenziehen entwickelt, unmerklich ſchwaͤcher wird, ganz verſchwindet, und ſich dann bald bei der naͤchſten Zuſammenziehung wieder zeigt. Man kann dieſe Er⸗ ſcheinungen nach Wohlgefallen hervorbringen, ie nachdem man das Thier in verſchiedenen Zeiten dadurch reizt, daß man es entweder mit etwas berührt, oder auch nur das Waſſer ſchuͤttelt, waͤhrend es darin ſchwimmt. In iedem Falle iſt das Leuͤchten genau von dem Leben des Thieres abhaͤngig, ſo daß es nach deſſen Tode auf keine Wieſe her⸗ vorgebracht werden kann. Dieſe leztere Eigenſchaft haben uͤbrigens dieſe e mit allen andern leuͤchtenden Seegeſchoͤpfen gemein. 74 Die Faͤhigkeit dieſer Geſchoͤpfe, ſich fort zu bewegen, moͤchte aber noch mehr, als das Leben derſelben beſchraͤnkt und unbekannt ſein. Es ſcheint beinahe, als beftände, fie - . bloß in ienen Zuſammenziehungen, die eine rüfgangige Bewegung veranlaßt hat. Über die wahrſcheinliche Ernaͤhrungsart dieſer Thiere hat Peron keine Verſuche anſtellen koͤnnen. Er vermuthet, daß das Thier vielleicht die dicken, knotigen Ringe der innern Seite zuziehe, ſobald es merke, daß mit dem Seewaſſer kleine Weichthiere hineingedrungen ſind, und hier möchte denn ein Prozeß von Zerlegung, Aufloͤſung und Einſaugung in die Gefaͤßnetze vorgehen. Da man mehre Exemplare antraf, welche in der Hoͤlung eine Menge Quarz- oder Kalkſand enthielten, ſo moͤchte man wohl vermuthen, daß dieſe Thiere zuweilen in die Tiefe des Meeres hinabſteigen, wo dieſer Sand eindringt und nicht wieder herausgeſpuͤlt wird. Dieſe Seeſcheide ſcheint bloß zwiſchen dem 19 und 20. Grad weſtlicher Laͤnge vom pariſer Meridian, und zwiſchen dem dritten und vierten nördlicher Breite eingeſchloſſen zu fein. 9 ) Volgt's Magazin fir den neuͤeſten Zuſtand der Naturkunde. Band 9. Weimar 18035. FW * Der Steindbor Capra Ibex. Lin. Le Baleng ou bouc lauvage Tab. XXV. 9 der Steinbok in mehrern c Werken abgebildet iſt, ſo find die guten Abbildungen immer noch ſelten, und ſelbſt die Abbildung in der Menagerie du museum national d'histoire naturelle etc. iſt wahrſcheinlich nur nach einem, durch gute Alpenweiden ſtark gewordenen zahmen Ziegenbok gefertiget worden. Wir glauben daher auf den Beifall unſerer Leſer rechnen zu duͤrfen, wenn wir ihnen eine treuͤe 1 nebſt einer aus den neuͤeſten Nachrichten geſchoͤpften Beſchreibung mittheilen. *) * Naſe und Stirn ſind braun, kurz und fein behart, die Stirnhaare laͤnger, mit weißgrauen vermiſcht; die Lippen ſind weiß, die Wangen bis zu den weit nach x Meisner 1807. hinten Re Ohren uud ein kleiner Theil des Halſes unterhalb der Ohren ſchmutzig *) Das Muſeum der Naturgeſchichte Helvetiens in Bern a. Herausgegeben von Prof. Fre I II. EN i f \ 14 gelb; die Kehle iſt braungrau und von einem Barte iſt keine Spur vorhanden; die Augen groß und hell; die Ohren ſind außen graulichweiß, inwendig ſchwarz, faſt nakt, mit einem ungleich breiten weißharigen Rande. Die Hoͤrner ſind braun und haben 19 deuͤtlich beſtimmte Knoten, welche auf der auͤßern Haͤlfte am ſtaͤrkſten, gegen den Kopf hin immer kleiner und unbeſtimmter werden. Die Entfernung eines Knotens vom andern iſt ungleich; nach der Spitze der Hoͤrner hin ſtehen ſie weiter von einander, nach der Wurzel zu, wo das Horn dicker wird, näher beiſammen. Die Hoͤrner ſind nach hinten gekruͤmmt, haben eine Laͤnge von 2 Fuß 6 Zoll 1 Linie pariſer Maß über die Kruͤmmung gemeffen , au der Wurzel im Umfang 8 Zoll 7 Linien, und ſtehen an der Wurzel ſehr nahe bei einander, an der Spitze 2 Fuß 6 Linien aus einander. Ein anderes Hoͤrnerpaar, welches im Muſeum zu Bern aufbewahret wird, 2 Fuß s Zoll lang iſt, und an der Wurzel 9 parifer Zoll im Umfang hat, wog 7 Pfund. Es ſcheint daher uͤbertrieben zu ſein, wenn man von Steinbokhoͤrnern lieſet, welche 20 und mehr Pfund ſchwer ſein ſollen. Der Hinterkopf iſt dunkelbraun, der Nacken mit vielen weißen Haaren unter⸗ miſcht; der Hals weißlichgrau, unten etwas dunkler, weil hier weniger weiße Haare find; über die Schultern nach den Vorderbeinen hinab, fo wie an der Bruſt und dem Vorderleibe iſt die Hauptfarbe braun, mit wenigen weißen Haaren unters miſcht; der Ruͤcken, die Seiten, und der hintere Theil des Koͤrpers weißlichgrau, indem die Menge der weißen Haare betraͤchtlich größer iſt, als die der bei⸗ gemiſchten braunen. Doch ſind auch beſonders nach hinten zu viele brauͤnliche Haare in der Miſchung, ſo daß der hintere Theil des Thieres roͤthlich uͤberlaufen erſcheint. Die Beine ſind im Verhaͤltniß zu dem großen und ſchweren Körper auffallend duͤnn, doch kraͤſtig, zumal die hintern. Die Klauen find ſtark, ſcharf geran⸗ det und ſchwarz; von Farbe find fie oben heller, nach unten ungemiſcht dunkel, braun, beinahe ſchwarz; eben ſo an der innern Seite. An den Hinterfuͤßen zeigt ſich, uͤber den Afterklauen der an den iungen Steinboͤcken ſo deuͤtliche, gelbweiße Flek ungleich ſchwaͤcher und erloſchner; der hintere Theil der Schenkel iſt roſtfarbig; After, Hoden⸗ fat und ein Theil des Bauches weiß, mit ſchwarzen Haaren untermiſcht. Die Haare find kurz, ſtraff, und liegen am ganzen Koͤrper glatt an. a Die Winterkleidung des Steinboks iſt anders, als im Sommer. Die Farbe der Haare am Kopfe iſt im Ganzen gelblichgrau; die Haare ſehr lang, ſtark, und ſtehen auſſerordentlich dicht beiſammen; an der Wurzel ſind ſie ſchwach roͤthlichgrau, die Spitzen gelbgrau; der Hinterkopf brauner als die Stirn; uͤber dem Nacken eine kleine Maͤhne von zı/a Zoll langen, weißgrauen, gelbgeſpizten Haaren. Die Hauptfarbe des Halſes und des uͤbrigen Leibes iſt ein ſehr helles Rerhgrau, das ſich nach den Seiten und den Beinen hinab in das Braune verlauͤſt. Über den Ruͤcken geht der Lange nach ein hellbrauner Streifen von etwas laͤngeren, ſtruppigen Haaren. Der Schwanz iſt dicht behart, kaſtanienbraun. Die Beine vorn herab heller, hinten dunkelbraun, der Bauch weiß; alles außerordentlich lang behart; an den Seiten des Leibes und an den Schenkeln iſt das Haar zwar nicht ſehr lang; aber ungemein dicht; die einzelnen Haare ſehr dik, und endigen ſich in keinen Spitzen, ſondern ſind ganz Rumpf, gleichſam wie abgeſengt. | | Das Weibchen ift von dem anne ER Jenes hat eine ſchlankere und geſtrektere Geſtalt als dieſes, bei welchem alle Theile gedrungener und näher bei einander fi nd. Der Kopf iſt bei dem Männchen beträchtlich fürger, und die Stirn ungleich gewoͤlbter und erhabener als beim Weibchen. Auch der iunge Steinbof unterſcheidet ſi ch von dem alten wie aus folgender Beſchreibung zu erſehen iſt, die nach zwei Exemplaren gemacht worden, welche im Jahr 1807. in den erſten Tagen des Septembers durch den Gems und Steinbokjaͤger Alexis Caillet aus Salvent in Unterwallis in der Gebirgskette, welche Piemont von Wallis und Savoyen trennt, erlegt wurden, und zwar das Weibchen in dem Val d Aoſte; das Maͤnnchen auf dem Gipfel der Alpen des Kirchſpiels Cereſelles ‚ in der Nachbarſchaft des Mont. Cenis . et nachdem es ſechs Tage lang von dem Jäger verfolge worden war, Die fe des Maͤnnchens von der Naſenſpitze bis zum Anfang des Sehmanzee \ 14 * e war 3 Fuß 6 Zoll 6 Lien, die des Weibchens 3 Fuß 10 Zoll 9 Knien parifer Maß, die Laͤnge der Hoͤrner beim Maͤnnchen 7 Zoll 9 Linien, beim Weibchen 7 Zoll. . | N Die Ohren find ziemlich groß, abſtehend, inwendig faſt nakt, am Rande weiß behart; der Bart, welcher bei dem Maͤnnchen erſt im dritten Jahre zum Vor⸗ ſchein kommt, und nicht uͤber 2 Zoll lang wird, fehlt noch ganz. Das Weibchen bekommt nie einen Bart. Der ganze Leib iſt mit ziemlich groben ſteifen Haaren bedekt, die eine graue, nur ſehr wenig ins Roͤthliche ziehende Farbe haben. Von einer langharigen Maͤhne, wie die Hausziege uͤber den Ruͤcken hat, iſt keine Spur vorhanden; auch fehlt der ſchwarze Streif über den Ruͤcken, den man ſonſt an dieſen Thieren wahrnimmt, der aber immer in der Zeit, da ſie ſich haͤren, gaͤnzlich verſchwinden und 1 55 wieder zum Vorſchein kommen ſoll. Dagegen iſt unten an dem Weibchen ein von den Vorderbeinen nach den Schenkeln in der Breite eines Zolls hinlaufender, dunkelbrauner Streifen ſehr auffallend. Der Bauch und die inwendigen Seiten der Beine ſind weiß. An den Beinen iſt das Haar ſteifer und dunkler von Farbe; an den Hinterbeinen auswaͤrts unter den Knieen befindet fi) ein laͤnglichrunder weißer Flek; die Klauen find lang und unten, beſonders an der auͤßern Seite, mit einem ſcharfen Rande verſehen; die Aſterklauen find ſtark und hornartig; der kurze Schwanz iſt unten weiß, oben mit dunkelbraunen, langen Haaren beſezt. Das Weibchen hat, wie die Hausziege, zwel Zitzen. Vergleicht man den Schaͤdel des Steinboks mit dem der Hausziege, fo findet man beſonders in der Stirn und im Hinterkopfe ſehr auffallende Verſchiedenheiten. Bei der Hausziege iſt alles eckiger, ſchmaler und flacher, da hingegen beim Steinbok Stirn und Hinterkopf gerundeter, ausgedehnter, erhabener erſcheinen. Überhaupt hat die ganze Form des Kopfes einen edlern Charakter. Das Organ des Hoͤheſinns, d. i. der Neigung zu einem Aufenthalt in hochliegenden Gegenden und das der Schlauheit, erſcheint weit entwickelter und ausgebildeter, als bei der Hauszſege. Der Steinbok haͤlt ſich in den hoͤchſten, wildeſten Gegenden der Alpengebirge auf, wo er des Nachts auf den hochliegenden Alpenweiden ſeiner Nahrung nach geht, bei Tage aber vorzüglich auf den der Morgen oder Mittagsſonne ausgeſezten Raſenplaͤtzen unter Felſenwaͤnden ruhet, von welchen er gegen Sonnenuntergang wieder in die Waͤlder herabkommt. In der Schweiz muß er ehemals, wie die vielen Steinboks, hoͤrner, die man noch in manchen Schloͤſſern in der Schweiz als Familiendenkmaͤſer aufbewahrt ſiehet, beweiſen, weniger ſelten anzutreffen geweſen ſein, als iezt. Man fin. det ihn noch in einem nicht weitlauͤftigen Bezirk der hohen und faſt unzugaͤnglichen Ge⸗ birge, welche die Thaͤler von Aoſte, Cogne, Cormayeur, Saverenche und Ponte in Piemont umgeben. Der Grund dieſer Verminderung ſoll nach der Auſſage der Jaͤger dieſer ſein, daß mehre Gegenden der hohen Alpen, welche ehemals ſchoͤne Weiden waren, iezt unter Schnee und Eis erſtarrt liegen, folglich dadurch der Aufenthalt und die Nahrung dieſer Thiere außerordentlich beſchraͤnkt worden iſt, und daß man laͤhrlich mehre von Schneelauinen oder herabgeſtuͤrzten Felſenſtuͤcken erſchlagene und zerſchmetterte Steinboͤcke finde, durch welche Naturbegebenheiten die Anzahl dieſer Thiere mehr ver⸗ mindert werde, als durch Verfolgungen der Jaͤger, die iezt wegen der großen, mit der Jagd verbundenen Gefahren und Muͤhſeligkeiten, iene nicht anders treiben, als wenn die Hoffnung einer außerordentliche Belohnung fie dazu anfpornt. Die fieben » bis achtjaͤhrigen Maͤnnchen halten ſich geſellig zu den Weibchen und iuͤngern Männchen; die aͤltern Boͤcke aber ganz einſam, und ſteigen auch nie fo tief herunter, als iene. Auf die Gletſcher gehen fie nie, außer im Nothfall, wenn fie vom Jager verfolge werden. Mit den Gemſen haben ſie durchaus keine Gemeinſchaft; dagegen geſellen ſie ſich zu den Hausziegen, mit welchen ſie ſich jedoch weniger, als mit den Schafen vertragen. Indeſſen vermiſchen fie ſich doch mit den erſtern, welches durch folgende Thatſache beſtaͤtigt wird. Zwei Hausziegen, welche im Herbſte auf den Bergen zuruͤk geblieben, und ganz verloren gegeben waren, kamen im folgenden Fruhſahr zur großen Verwunderung ihrer Eigenthuͤmer traͤchtig in das \ mr TON) 96 8 Thal nach Cogne zuruͤk. Sie brachten beide Steinboksbaſtarde zur Welt, welche in der Folge nach Turin verkauft wurden. 15 5 Der Steinbok verraͤth durchaus nichts Boͤsartiges, vielmehr etwas Unſchuldiges und Sanftmuͤthiges; welches ihn faͤhig macht, in der Gefangenſchaft eine aus⸗ nehmende Zutraulichkeit und Geſelligkeit anzunehmen. Im wilden Zuſtande zeigen ſie, ſelbſt in der zarteſten Jugend, einen hohen Grad von Wildheit und Schuͤchternheit. Wenn man ſie verfolgt, ſo ſpringen ſie mit der groͤßten Unerſchrockenheit, Leichtigkeit und Sicherheit von Felſen zu Felſen, oft üder die tiefſten Abgründe binweg and ſetzen uͤber kaum wenige Finger breit hervorragende Abſaͤtze ſenkrechter Felſenwaͤnde bis zu den hoͤchſten Spitzen hinan. Wegen der ſtarken Muskeln, und der groͤßern Laͤnge der Hinterbeine ſind ſie im Stande, ſehr betraͤchtliche Spruͤnge aufwärts auszufuͤhren; deſto hinderlicher find ihnen aber die laͤngern Hinterbeine, wenn ſie bergab lauſen. | Die Begaktungszeit der Steinboͤcke fälle in den Januar, und dann ſollen erſt blutige Kaͤmpſe zwiſchen den Boͤcken uͤber den Beſiz der Weibchen entſcheiden. Leztere ſind fuͤnf Monate traͤchtig und werfen am Ende des Sommermonats, oder zu An⸗ fange des Heuͤmonats ein einziges Junges, ſelten zwei, welches bald nach ſeiner Geburt, kaum ſo groß als eine Katze, mit ſeiner Mutter davon lauͤft, und in kurzer Zeit von Felſen zu Felſen ſpringen lernt. Im vierten Jahr hat er feine volle kommene Größe erreicht, und wenn, was in der Regel bei allen Sauͤgthieren ange⸗ nommen iſt, es auch hier eintrift, daß die Zeit des Wachsthums ſiebenmal in der ganzen Lebensdauer enthalten iſt, fo diirfte das hoͤchſte Alter, das der Steinbok erreichen kann, nicht uͤber 28 bis 30 Jahre ſteigen. Die Mütter find für ihre Jungen ſehr beſorgt und ſuchen fie vor ihren Feinden zu ſchuͤtzen. Der Steinbokiaͤger Fourmier bemerkte einſt 6 Steinziegen mit eben, fo’ viel Jungen. Über ihnen hoch in der Luft ſchwebte kreiſend ein großer Adler und ſchien den guͤnſtigen Augenblik zu erwarten, in welchem er auf eins der Jungen ſich herab — 103 — ſtuͤrzen koͤnnte. Die Mütter, „ welche die über ihnen ſchwebende Gefahr ahndeten, trieben alle ihre Jungen zuſammen unter einen uͤberhangenden Felſenblok und ſtellten ſich wie eine Wache vor dieſelben, die Spitzen ihrer Hörner dem Feinde über ihnen ent— gegengeſtellt. So wie nun der Schatten des Adlers auf dem Boden ihnen eine andere Wendung deſſelben verrieth, ſo aͤnderten ſie alle Augenblicke, wie auf ein Komando, die Richtung ihrer Hoͤrner, um ſie dem Feinde immer zugekehrt zu halten und ihm keine Bloͤße zu geben, durch die er ſich auf eins der Jungen Hätte herabſtuͤrzen koͤnnen. Lange ſah Fourmier dieſem unterhaltenden Schauspiel zu, bis endlich der Adler durch ihn verſcheuͤcht, ſein Vorhaben aufgab und davon flog. Ihre Nahrung beſteht in allerlei Alpenpflanzen, vorzuͤglich in verſchiedenen Arten des Beifußes (Artemisia glacialis, spicata, rupestris,) der ſoge⸗ nannten Muttern (Phellandrium mutellina), der verſchiedenen Riedgraͤſer (Carices.) Im Winter ziehen fie ſich weiter herab bis in die Gegend der hoͤchſten Alpenwaͤlder, wo ſie dann an den Tannenflechten und verſchiedenen Moosarten einen kaͤrglichen Unterhalt finden. Das Fleiſch der Steinboͤcke wird gegeſſen; es ſoll aber zaͤhe und ſchwer zu verdauen ſein. Ihre Haut mit den Haaren wird zu Kleiderfuttern verwendet, ohne Haare zu Leder bearbeitet, das aber ſehr duͤnn iſt und wenig geachtet wird. Die Hoͤrner dienen den Jaͤgern und Hirten zu Trinkgeſchirren. Große Herren laſſen ſie zierlich ausſchneiden und mit Gold und Silber einfaſſen. Die Jagd auf Steinboͤcke iſt auͤſſerſt muͤhſam und gefaͤhrlich. Der Jaͤger, welcher auf dieſelbe ausgeht, muß mit dem Gedanken ausziehen: du kehreſt vielleicht nicht mehr zuruͤk, und ſich gefaßt machen, 3 bis 14 Tage lang, fern von allen menſchlichen Wohnungen Tag und Nacht unter freiem Himmel zu bleiben, und zwar in 8 5 und dur Herbſtzeit, welche die guͤnſtigſte für dieſe Jagd iſt. 10 Mit einer ſchweren Burde darf er ſich nicht belaſten, weil dieſe ſeinem Forte kommen febr hinderlich ſein wuͤrde; er kann daher nur einen geringen Vonath von 6 Lebensmitteln mitnehmen, der nur fo eben hinreicht, fih vor dem Verhungern zu ſchuͤtzen. Von zwel oder drei Kameraden begleitet, — denn allein wagt ſich wohl keiner auf dieſe Jagd, — langt er nach einem ſehr beſchwerlichen Marſche von 8 — 10 und mehrern Stunden, endlich in ienen Gegenden an, wo er ſein Wildpret zu finden hoft. Vergebliche Hoffnung! Keine Spur iſt zu finden! Muͤde und matt ſucht er ſich unter einem Felſenblocke ein Lager fuͤr die hereinbrechende Nacht. Ein Schluk Brandwein und ein Bischen trockenes Brod iſt ſein ganzes Nacht⸗ eſſen, und ſo uͤberlaͤßt er ſich dem Schlafe in der Hofnung, morgen in ſeinen Nachſpaͤhungen gluͤklicher zu ſein; aber der Schlaf dauert nicht lange, die ſchnei⸗ dende Bergluft und der empfindliche Froſt durchſchuͤttelt ihm Mark und Bein. Feuͤer kann er nicht machen, denn dazu fehlen ihm die Materialien, und wenn ſie da wären, fo dürften fie nicht benuͤzt werden, weil das Wildpret dadurch verſcheuͤcht werden wuͤrde. Es bleibt ihm nichts anders uͤbrig, als ſich durch Bewegung zu erwaͤrmen. Er ſteigt daher bei dem Schimmer des Mondes bergab und bergauf, traͤgt Steine von einem Platze zum andern, und fo rettet er ſich durch unaufhoͤrliche Bewegung vor dem Erſrieren. Endlich bricht der Tag an; aber ein undurch⸗ dringlicher Nebel falle und verhindert für dießmal alle weitere Fortſetzung der Jagd. Keiner von ihnen darf ſich von ſeinem Platze entfernen, aus Furcht, im Nebel ſich zu verirren, oder in irgend einen Abgrund zu ſtuͤrzen. Welche Lage! Auf einen einzigen Flek hingebannt, allen Uungemaͤchlichkeiten der Kälte, der Feuͤchtigkeit, des Windes, nnd — der quälenden langen Weile Stand halten zu muͤßen! Und ein ſolcher Nebel ſteht oft einen und mehrer Tage lang und ſo dicht „ daß man nicht zwei Schritte weit vor ſich ſieht und an ein Weitergehen nicht zu denken iſt. Endlich wird es wieder hell! Freuͤdig beginnt man neue Nachforſchungen. Aber auf dieſen Höhen zeigen ſich nirgends Spuren! Man muß alſo weiter über die gefährlichften Felſenſtege, Eisſchruͤnde und Abgruͤnde hinweg, nach andern Hoͤhen. Nach langen, muͤhſamen Hinauf - und Hinabklettern und Hin, und Herſuchen findet man endlich die erſehnte Spur. Doch es iſt Abend, und der Steinbok kann nur uͤberliſtet werden, wenn der Jaͤger ihn bei Tages Anbruch, indem er von feiner Weide \ — 1085 — wieder aufwärts ſteigt, auf den Höhen erwartet. Dieſe Hoͤhe muß alſo noch dieſen Abend gewonnen werden! Leicht wird ſie von den durch die neuͤe Hofnung belebten Jaͤgern erklimmt. Kein Schlaf kommt in ihre Augen. Unverruͤkt ſehen ſie beim Erwachen des Tages nach iener Gegend hin, woher man die Beuͤte erwartet. Endlich erſcheint ſie! Der Jaͤger zielt, druͤkt ab; aber — der Schuß hat nicht getoͤdtet, nur verwundet, und mit der Schnelligkeit eines Pfeils iſt das Thier augenbliklich verſchwunden! Lange findet der nacheilende Jaͤger es nicht wieder; erſt ſpaͤt leitet die blutige Spur ihn dahin, wo es ermattet niedergeſunken iſt. Durch einen zweiten Schuß macht er feinem Leben ein Ende, und kun ſieht er ſich endlich im Beſiz feiner fo muͤhſam erworbenen Beuͤte. Das Ausweiden beſchaͤf⸗ tiget ihn noch den Reſt des Tages, und er muß ſich entſchließen, noch eine Nacht unter der weiten Decke des freien Himmels zaͤhneklappernd hinzubringen. Mit Tages N Anbruch macht er ſich endlich mit ſeiner Beuͤte ſchwer beladen, — ein großer Stein⸗ bok wiegt, ſelbſt ausgeweidet, noch an 200 Pfund — auf den Ruͤkweg, wo Gefahren anderer Art ſeiner warten, die ihm theils die Eiferſucht der Jaͤger aus andern Gemeinen bereitet, theils die ſo leicht moͤgliche Entdeckung ſeiner in einem fremden Revier gemachten Jagd droht. Um alſo dieſer doppelten Gefahr zu entgehen, muß er iezt alle betretene Wege, alle bewohnten Gegenden ſorgfaͤltig vermeiden, und ſich uͤber Berg und Thal einen Weg ſuchen, auf dem er wiederum hundert Mal Arme und Beine oder den Hals zu brechen Gefahr lauͤft, — und ſo ſcheint es ein Wunder zu ſein, wenn er endlich nach ſo vielen Gefahren und Muͤhſeligkeiten gti wieder nach Hauſe kommt. 1 F \ 13. — 106 — Der weißkoͤpfige Kernbeißer. LO X i a CCTV Le Majan. Buffon. Tab. r, ı Der malakkiſche Kernbeißer. Legi malacca Gm» , Dız.: a Le ace bin. Ben. Tab. XXVI. Fig. 2. Auch diefe 2 hier abgebildeten Voͤgel hatte der Thlerhändfer Hr. von Aken in feiner Sammlung lebendiger Thiere und ließ fie hier in der Stadt Nürnberg ſehen. Sie ſind in natuͤrlicher Groͤße und ſehr getreuͤ gezeichnet. Es ſind kleine niedliche Voͤgel, die, ungeachtet der kalten Witterung, der ſie damals ausgeſezt waren, in ihrem Käfig eine ziemliche Munterkeit bezeigten, und von denen der eine ſogar feinen Ger ſang oͤfters hoͤren ließ. Der weißkoͤpfige Kernbeißer wird auch der malakkiſche Kernbeißer genannt, (Siehe Edwards Gleanings Part II. S. 202. Fig. 1. tab. 306.) mit welchem er auch ſehr viel Ahnlichkeit hat, und man iſt auch beim erſten Anblik geneigt, beide — 107 — für. einerlei Art zu halten, was indeſſen nach der Verſicherung der Schrlſtſteller nicht der Fall iſt. Seine Laͤnge iſt 22/3 Zoll pariſer Maß. Der Ober- und Unter- ſchnabel iſt blaugrau, nach Lathams Überſicht der Voͤgel uͤberſezt von Bechſtein S. 144. Nr. 68. B. III. ſoll der Schnabel graublau ſein, welche Farbe aber der lebendige Vogel nicht hatte. Nach Buffon iſt der Schnabel bleifarben, und dieſe Farbe ſtimmt auch mit der natürlichen überein, verhaͤltnißmaͤßig groß, die Naſen— 5 loͤcher klein, am Rande der Stirn; der Augenſtern iſt hellnußbraun, der Vorder⸗ kopf und Unterhals ſchmutzigweiß, am Hinterkopfe auf dem Oberhalſe ins Aſchgraue uͤbergehend; der Ruͤcken, die obern Fluͤgeldekfedern, die Schwungfedern und der Schwanz, die After und die untern Dekfedern des Schwanzes kaſtanienbraun, leztere mit einem Streiſen; der ganze Unterleib dunkel roſtbraun, nach Edwards Angabe und deſſen Abbildung a. a. O. dunkel oder ſchwaͤrzlicht; nach Buffons Angabe find Bruſt und Bauch ſchwarz; die ſogenannten Schenkel hell rothbraun, die Füße blaugrau, nach Edwards fleiſchfarbig (chair). Das Vaterland dieſes Vogels iſt Malacca und China. Von ſeiner Lebensart, und ob er einen Giſang habe, iſt weiter nichts bekannt. Im Käfig wurde er von Canarienſamen ernaͤhrt. 8 N Der malakkiſche Kernbeißer oder der weißbruͤſtige katiahiſche. Sperling (che whitebreasted Indian Sparrow) ift ebenfalls 32/3 pariſer Zoll lang. Der Schnabel blaugrau und dik; die Naſenloͤcher am Rande der Ctien, der Augenſtern iſt rothbraun; der Kopf und Hals ſchwarz, der ganze uͤbrige Koͤrper ſchoͤn kaſtanienbraun, auf dem Unterleibe und in der Mitte der Afterſedern und der untern Schwanzdekſedern ins Schwarze uͤbergehend; die breite Fahne auf den Schwung⸗ ſedern ſchwaͤrzlich uͤberlaufen, die Fuͤße blaugrau. Dieſes iſt indeſſen nur eine Abart, welche Latham a. a. O. S. 134. 47. Var. befchrieben hat. In Edwards Naturge⸗ ſchichte der Vögel B. I. S. 43. tab. 43. iſt dieſe Abart abgebildet und beſchrieben. Bei dem m babe befindlichen Weibchen ii der Scheitel und die obern Theile aſchgraulich⸗ 15 * — 103 — 0 HR braun; die Seiten des Kopfes und die untern Theile roͤthlichweiß; die Schwungfedern a und der Schwanz ſind ſchwaͤrzlich „ die Füße fleiſchfarbig; der Schnabel iſt n Die eigentliche Art, welche Edwards abgebildet und beſchrieben hat (in A | Gleanings etc. Parte III. S. 301. tab. 355. f. e) weicht von der vorigen Abart dadurch ab, daß der untere Theil der Bruſt und die Seiten des Bauches weiß ſind, alles Übrige iſt wie oben angegeben iſt. Dieſe eigentliche Art ſoll in Java, die Abart aber in China und Indien zu Hauſe fein. Von ihrer Lebensart und Fortpflan⸗ zung fuͤhren die Schriftſteller nichts an. Der Eine dieſer malakkiſchen Kernbeißer hatte einen ſehr angenehmen reinen Geſang, der aber nur aus einer kurzen Strophe beſtund, und ſo leiſe war, daß man nahe bei ihm ſtehen mußte, wenn man ihn hoͤren wollte. ü i Seine Nahrung beſtund im Käfig aus an ee \ Der Meni chenfreſſen Squalus OGac har ieee, Dun Le Requin. Dict des Ani m. | LAmi Brunn. Tab. XXV, fis „ % 2 2207 * Nor mit Unrecht nennt Schiller dieſen Fiſch die Shäne des Meeres ); denn es wird nicht leicht einen groͤßern, kuͤhnern und gierigern Rauͤber im Ocean geben, als dieſen Hai. Gewoͤhnlich iſt ſein Aufenthalt in der Tiefe; wenn ihn aber hungert, „) In dem Gedicht: der Taucher. — 19 — fo geht er in die Höhe Er iſt gern in der Nähe der Schiffe und iſt daher den Tauchern und den Seeleuͤten, wenn fie ſich baden, oder ſich der Waſſerflaͤche nahen, ſehr gefaͤhrlich, wie aus mehrern Beiſpielen, beſonders aus folgender Bege— benheſt, die ſich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zutrug, zu erſehen iſt. Ein englaͤndiſches Schiff lag bei ſtillem Wetter in dem mittellaͤndiſchen Meere vor Anker. Ein Matroſe, welcher gut ſchwimmen konnte, ſprang in das Meer, um ſich zu baden, waͤhrend mehre ſeiner Kameraden und Offiziere ihm zuſahen. Auf einmal erſchien ein Hai, ſchoß auf ihn zu und pakte ihn mit ſeinem Rachen. Der Capftain, dieß ſehend, ließ im Augenblicke eine Canone auf den Fiſch losfeuͤern, wodurch er ſo erſchrak, daß er den ſchon halb verſchlukten Matrofen wieder ausſpie, der mit einigen leichten Wunden davon kam, und von ſeinen Kameraden an Bord gebracht wurde. Der betauͤbte Hai erhielt noch einige Schuͤſſe, worauf man ihn auf das Schiff zog, ihn vollends toͤdete und dem fo wunderbar geretteten Matroſen ein Geſchenk damit machte. Dieſer zog mit demſelben durch ganz Europa und kam in den Jahren 1758 und 59 auch nach Deuͤtſchland. Er erwarb ſich damit ſo viel Vermoͤgen daß er fein Alter in Ruhe genießen konnte. Auch in ſolchen Gegenden, wo Wallfiſche gefangen werden, haͤlt er ſich gerne auf, iſt aber dann den Menſchen weniger gefährlich. Beachtungswerth iſt es, wie ſich der Menſch bei dieſer Gelegen⸗ heit recht nachbarlich vertraͤgt. Indem dieſer naͤmlich den Wallfiſch von oben pluͤndert, pluͤndert ihn der Haifiſch von unten und frißt ihm große Stuͤcke aus dem Leibe. Er kaut ſeinen Raub nicht, ſondern verſchlukt ihn mehrentheils ganz, und man hat in dem Magen eines derſelben zwei Thunfiſche und einen Mann mit feiner Kleidung, bei einem andern ein ganzes Pferd gefunden, welche erſtere nur wenig und der Mann gar nicht beſchaͤdiget war. Es iſt daher auch gar nicht unwahrſcheinlich, daß Jonas, von dem in der Bibel erzaͤhlt wird, nicht von einem Wallfiſche, welcher einen ſehr engen Schlund hat, ſondern von einem Hai verſchlungen worden ſei. Er frißt beſonders gern Kabeljaue, Seekaͤlber, Thunfiſche, Heiligebutte und noch mehre andere Seethiere ſowohl tod als auch lebendig, ja er verſchont ſogar ſeine eigene Art nicht; denn als einſt ein Lapplaͤnder einen Haifiſch gefangen und ihn an ſeinen Kahn „„ beſeſtiget hatte, war dieſer auf einmal verſchwunden. Nicht lange nachher fing er einen groͤßern, in deſſen Leibe er ſeinen zuerſt gefangenen Hal wieder fand. Merk. würdig iſt, daß der Bootsmann, eine Art Stachelbarſch ‚(Gasterosteus ductor) haufenweiſe um den Hai herumſchwimmt, ohne daß er von demſelben etwas zu befuͤrch⸗ ten hat. Dieſer kleine Fiſch naͤhrt ſich von dem, was die Haifiſche uͤbrig laſſen, und ſoll nach neuͤern Beobachtungen, vor dem Hai herſchwimmen, um Beuͤte aufzuſpuͤren, und ihm Nachricht davon geben. Er erreicht eine Laͤnge von zwanzig bis dreißig Fuß, mißt im Umfange neuͤn bis zehn Fuß, und hat ein Gewicht von zehn- bis fuͤnfzehn tauſend Pfund. Sein Rachen iſt ſo groß, daß ein erwachſener Menſch ohne Beſchwerde hindurch kriechen kann. Ehemals muͤſſen fie noch größer geworden ſein; denn man graͤbt auf der Inſel Malta und Sicilien noch aus der Erde Haizaͤhne heraus „ die man ſonſt un⸗ richtig Schlangenzungen (Gloſſopetraͤ) nannte. Sie find 2 J½ Zoll lang und am Grunde 2 pariſer Zoll breit, und da in ieder Reihe wenigſtens dreißig ſtehen, fo muß nach Verhältniß derſelben ein ſolcher Hairachen eine Weite von acht bis zehn Fuß und der ganze Fiſch eine Laͤnge von 70 Fuß gehabt haben. Man finder dieſe Zaͤhne in Kalk und Gipsſchichten und im bituminoͤfen Mergelſchiefer. Es find noch über⸗ bleibſel einer untergegangenen Schoͤpfung, und ob ſie gleich ſchon viele tauſend Jahre da gelegen haben, ſo ſind ſie doch noch unverſehrt. Er ſoll einen ſcharſen Geruch und ein feines Gehör haben und Aas 4 — 6 Meilen weit riechen und die Menſchen reden hören. Wenn er gefangen iſt, macht er gewal⸗ tige Spruͤnge, und man hat ſich noch vor den Schlaͤgen ſeines Schwanzes in acht zu nehmen. Wenn man ihn fangen will, ſo befeſtiget man an einer Kette einen Haken, an welchen man ein Stuͤk faules Fleiſch haͤngt. Sobald er daſſelbe wittert, ſo kommt er herbei und verſchlingt es mit dem Haken. Er wendet alles an, um ſich los zu machen, und find alle Verſuche vergeblich, fo erbricht er ſich vor Angſt und f ſtoͤßt fogar den Magen, worin der Haken ſizt, heraus. Dieſer Hal bringe, wie 4 — 111 — feine Gattungsverwandten lebendige Junge zur Welt, die ſich aus dem Ei im Mut⸗ _terleibe entwickeln. Die Jungen, wenn fie erſt dritthalb Ellen lang ſind, haben ſchon einen fo weiten Magen, daß er mehr als einen Eimer Waſſer faßt. So fuͤrchter⸗ lich dieſer Jiſch „ dem auch der iunge Wallſiſch ausweicht, andern Seethieren iſt, fo hat er doch auch ſeine Feinde. Man faͤngt ſelten einen, an dem nicht ein oder mehre Saugfiſche (Echineis Remora) ſitzen. Auch an dem Pottſiſch (Physeter macro- cephalus) hat er einen Feind, dem er ſich fogar wenn er tod iſt, nicht zu naͤhern getraut. Sein Fleiſch iſt weiß, fein und fett, und wird in Island und Norwegen gegeſſen. Aus der Leber zieht man Thran und aus der Haut bereitet man Chagrin und gebraucht ſie getroknet zum Glattmachen des Holzes und des Elſenbeins. Man theilt die Haifiſche in drei Familien. In die erſte Familie gehoͤren dieieni⸗ gen, welche Afterfloſſen und Loͤcher an den Seiten hinter den Augen haben, in die zweite Familie dieienigen, welche zwar auch mit Aſterfloſſen verſehen ſind, aber keine Locher haben, und dahin gehört auch der Menſchenfreſſer. Die dritte Familie ben greift ſolche, welche zwar Augenloͤcher, aber keine Afterfloſſen haben. Der Menſchen⸗ freſſer hat einen geſtrekten Körper, der Rücken ift breit und fo wie der Kopf flach, lezterer endigt ſich in eine kurze, ſpitzige Schnauze, unter welcher vorne die Naſen⸗ loͤcher liegen, welche mit einer weißen knorpelartigen Dekhaut verſehen ſind. Die Augen liegen zur Seite des Kopfes und haben einen grünen Ring. „) Hinter denſelben eine Offnung. An jeder Seite des Halſes liegen ſenkrecht fünf laͤngliche Kiemenſpalten. Die Ruͤckenfloſſe ſizt vor der Mitte des Körpers und iſt oben zugerundet, hinten befindet ſich noch eine kleinere Floſſe; die Bruſtfloſſen find ſtark; die Bauchfloſſe klein, die Schwanzfloſſe lang und zweilappig. Der After liegt zwiſchen den getrennten Bauchfloſſen. Die ganze Oberflaͤche des Koͤrpers iſt rauh mit kurzen Stacheln beſezt, von Farbe grau, die Floſſen ſind brauͤnlich. Die Zunge iſt kurz, dik, breit und knorpelich. ) Nach G'ze's Europ. Faune Th. 7. S. 829. iſt dieſer Ring aſchgrau. — 112 — Der Rachen iſt weit und mit Zaͤhnen ſuͤrchterlich bewaffnet. Die Anzahl der Zaͤhne richtet ſich nach dem Alter des Fiſches. Ein ausgewachſener alter Hai hat in ieder Kinnlade ſechs Reihen von Zähnen. Dieſe find von blendender Weiße und haben drei Spitzen, mit deren zweien ſie durch Knorpel auf der Kinnlade befeſtiget, die dritte aber auſwaͤrts gerichtet find. Die vordern Reihen der Zaͤhne ſind ef, die hintern kann der Fiſch nach der Lage ſeines Raubes richten. Die Raͤnder ſeiner 1 ſind ſaͤgefoͤrmig, wie man bei Figur 2 ſehen kann. | we Die Artmerkmale find folgende: Die Sprizloͤcher fehlen; nur eine Ruͤckenfloſſe, ſechs Reihen breiter, zugeſpizter, gefägter Zähne; die Haut chagrin— artig, grau. 5 | \ Ne Die Abbildung iſt ſehr getreuͤ ur: der Figur aus Blochs Nafurbeſchreibung der auslaͤndiſchen Fiſche verfertiget Wed die ee theils aus AN theils aus andern Schriftſtellern. Der Tapir oder Anta. Tapir americanus. Lin. CCT. Tab. XXVIII. D. Tapir iſt meines Wiſſens in Deuͤkſchland noch nicht lebendig herum geführt und zur Schau ausgeſtellt worden, und es wird daher unſern Leſern um ſo angenehmer ſein, wenn ſie hier eine ſehr naturgetreuͤe Abbildung erhalten, die nach einem Exemplar ver⸗ fertige worden iſt, welches im verwichenen Monat September 1820. hier in der Stadt Nürnberg, nebſt mehrern andern lebendigen Thieren, gezeigt wurde. ' Die Buffonſche Abbildung iſt ziemlich gut; nur iſt der Ruͤſſel zu duͤnn und zu ſehr verlaͤngert „ auch iſt die Erhöhung zwiſchen den Ohren zu wenig bemerkbar. Der eigent⸗ liche Name, den die Guaranis, Indianer, welche an den Ufern der Fluͤſſe Uruguay und Parana wohnen, dieſem Thiere geben, iſt Mborebi. *) Die Portugieſen in Braſilien nennen dieſes Thier Anta, aus welchem durch Verdrehung die bei verſchiedenen Schriftſtellern vorkommenden Woͤrker Ent, Danta und Ants entſtanden find. In Neuͤſpanien hat man dieſem Thiere den Namen Beori gegeben, welches faſt mit der Benennung Mborebi übereinftimmt, er 80 eines e becher Mborebi beige 73 ach die des Sana 44 ) In dieſem Worte muß das M rt als eine eigene Sylbe und das i am Ende lang aus— geſprochen werden. 8 II. g | 16 * Sinien; die Höhe vorn 46 1/2 Zoll, hinten 4a ER der vordere Umfang 45, der i 50 ½ Zoll, vom Ende des Ruͤſſels bis an den vordern Theil des Ohrs find 14 1/2 Zoll, und bis zum vordern Augenwinkel 8 J Zoll.) Derienige, welcher hier zu Nürnberg gezeigt wurde, maß in die Laͤnge, den Ruͤſſel mit einbegriffen, 4 1/2 parifer Fuß, die Höhe am Widerriß 5 / Fuß, folglich war derſelbe ein Junger; für welchen er auch ausgegeben wurde. Der Anta gleicht im Ganzen genommen einem Schweine; doch iſt Kin Ruͤcken, beſonders aber der hintere Theil, nicht ſo ſcharfkantig , ſondern abgerundet und dik; ſo wie überhaupt alle Theile des Koͤrpers dik, rund und die Gelenke nicht bemerkbar ſind. Der Hals uͤbertrift an Dicke den Kopf ſelbſt. Lezterer iſt an den Seiten platt gedruͤkt, beſonders am Obertheile, indem die Backen ſehr hervorſpringen; die Kiefer ſind am Ende ſchmal, der obere endigt ſich in eine Lippe, welche eine Art von dickem Ruͤſſel bildet, der uͤber 2 ½ Zoll lang hervorragt, nach allen Richtungen leicht beweglich iſt, ſich um die Haͤlfte zuſammenziehen und um das Zweifache ſich verlaͤngern kann um Gegen: ſtaͤnde zu ergreifen, Nahrungsmittel zum Maule zu führen und dem Geruche die Rich. tung zu geben. Das Ende deſſelben iſt dreieckig, und daſelbſt find auch die zwei mag: recht liegenden 1s Knien langen laͤnglich eirunden Naſenloͤcher, welche das Thier nach Gefallen weit oͤffnen und ſchließen kann. Von oben hat der Ruͤſſel eine Einbeuͤgung; feine Oberfläche iſt runzelich und ſcheint unbehart zu fein; der Nüffel des alten Anta ſoll iedoch *) ebenfalls krauſe Haare haben. Die Unterlefje hat in der Mitte eine Kerbe. Im Oberkiefer befinden ſich vier Schneldezaͤhne von 4 Linien Laͤnge und von gewoͤhn⸗ licher Geſtalt, zu beiden Seiten derſelben ein ſpitziger, einen halben Zoll langer Ek⸗ zahn; dann folgt ein Zwiſchenraum von 4 Anien, hierauf ein Ekzahn 4 Linien lang, dann noch ein Zwiſchenraum von 26 Knien, und endlich ſechs ſehr breite Backenzaͤhne, welche denen des Pferdes gleichen. ***) ) Nach der Angabe des Don Felix Azara. S. Wiedemanns Archiv fuͤr Zoologie und Zooto⸗ mie B. 4. St. I. S. 190. %) Nach Azara a. a, O. ) Nach Cuvier hat das erwachſene Thier ſieben ee. jedes mit zwei e 90 „ en Im Unterkiefer find ſechs Schneidezaͤhne, *) wovon die miürtelften am größten find; dann folge ein Ekzahn, etwas größer, als der im Oberkiefer; dann ein Zwi⸗ ſchenraum von 30 Linien und dann die Backenzaͤhne, welche den obern gleichen. Die Augen ſind klein, der Augenſtern nußbraun, die obern Augenlieder mit kur⸗ zen, ſchwarzen Wimpern, der Augenhoͤlenrand ein wenig hervorſpringend; hinter iedem Auge eine Art von nakter, grauer Schivlele, von welcher mir der Beſitzer dieſer Thier⸗ ſammlung erzaͤhlte, daß fie dem Anta eigen fein ſoll. Ich hielt fie anfangs für Nar— ben von Wunden, welche das Thier durch das oͤftere Draͤngen des Kopfes zwiſchen die Gitterſtangen des Kaͤfigs erhalten haben koͤnnte. Die Ohren ſtehen bei den alten Thieren 4 3/4 Zoll u: den Scheitel hinaus, und haben in der groͤßten Breite 3 Zoll, eine laͤnglichrunde Geſtalt, der hintere Rand ragt weit vor dem vordern hinaus. Auf der Stirn faͤngt eine zolldicke, kielartige harte Erhoͤhung an, welche zwiſchen den Ohren uͤber dem Hinterkopfe und dem Nacken weglaüft und ſich auf dem Widerriß endigt und mit ſchwarzen, einen bis anderthalb Zoll langen ſtelfen Haaren beſezt iſt, die eine Art von Maͤhne bilden. Der Nacken iſt erhaben und bogenförmig; der Ruͤcken vom Widerriß an vertieft **) und nur gegen das Kreuͤz hin erhöht. Der Schwanz iſt kegelfoͤrmig und endigt ſich in eine Spitze. Bei dem erwachſenenen Anta wird die Laͤnge des Schwanzes zu 44 Zoll angegeben; derienige, welcher hier in der Stadt zu ſehen war, hatte einen ſehr kurzen, nur wenige Zoll langen, kegelfoͤrmigen, kahlen, am Grunde etwas beharten Schwanz; der Bauch dik, die Füße im Verhaͤltniß zu dem übrigen Körper kurz; an den Vorderfuͤßen befinden ſich vier Zehen, an den Hinterfuͤßen drei Zehen; ***) die auͤßere Zehe an den Vorderfuͤßen ſteht etwas auswärts, die mittlere iſt am breiteſten, die zweite von ) Ich zählte nur 4 Schneidezaͤhne im Unterkiefer; ledoch war in der Mitte eine Luͤcke, die mir aber doch fuͤr 2 Zaͤhne zu klein ſchien. Nach Linns ſind in beiden Kinnladen zehn Vor⸗ derzaͤhne, und die Ekzaͤhne fehlen. 2 Nicht gewölbt, wie in Pennants Überſicht der vierfüßlgen Thier überfegt von Bechſtein. S. 154. ſteht. ö W Nach Azara (fe Wiedemanns Archiv für Zoologie und Zootomie a. a. O.) hat der Anta in den Vorderfuͤßen drei Zehen, an den Hinterfuͤßen auch drei, was ich nicht ſo gefunden habe. 16 * — 116 — 4 - außen etwas ſchmaͤler; mit allen ſteht das Thier auf dem Fußboden auf, was nach der Beſchreibung des Azara (ſiehe unten a, a. O.) nicht der Fall ſein ſoll; denn nach dieſem iſt an iedem der Worderfüße nach außen noch eine andere ſehr duͤnne, kurze Zehe, welche nicht an den Boden reicht. Dieſe Zehen ſind wahre Hufe, denn das Innere derſelben iſt ein Knochen, wie beim Pferde. Die Haut, welche die Dicke eines Ochſenleders hat, iſt mit kurzen, platten, dichten dunkelbraunen (nach Pennant mit braungrauen) Haaren beſezt, nur an der Kehle und an dem obern Ohrenrand ſind ſie weiß. Bei dem zu Nürnberg geweſenen Anta war die Hauptfarbe des Thieres ſchwaͤrz lich mit durchſchimmernder roͤthlicher Hautfarbe; die Fuͤße waren ſchwaͤrzer, an den Bar cken und an der Kehle waren die Haare roͤthlichgrau; Ohren außen ſchwaͤrzlich behart, innen kurz und duͤnn behart; Ruͤſſel unbehart. Das Weibchen iſt etwas heller von Farbe, weil ſich zwiſchen den braunen weiße Haare finden, auch hat daſſelbe keinen Ruͤſſel, ſondern beide Kinnladen find von gleicher Laͤnge. *) AR: Die Jungen ſollen auf einem dunkeln Grunde viele weiße Flecken, und an den vier Fuͤßen abwechſelnde Streifen oder gelblich weiße Baͤnder auf dem Ruͤcken und an den Seiten haben. Das Vaterland dieſes Thiers iſt Suͤdamerika, wo er in den Waͤl⸗ dern auf der oͤſtlichen Seite dieſes Landes, von der Bai von Darien an bis zum Ama⸗ zonenfluſſe wohnt. Des Tages über ſchlaͤft er im ſtaͤrkſten Dikicht, nachts durchſtreicht er die benachbarte Gegend. Es ſcheint, daß ihm ieder Boden gleichguͤltig ſei; denn man findet ihn in Waͤldern ſowohl mit trockenem, als auch mit ſeuͤchtem Boden, wenn er ſich nur darin verbergen kann. Eben fo auch ſumpfige uͤberſchwemmte Gegenden. Des Abends und Morgens iſt er in Fluͤſſen, worin er ſich badet. In Feldern wird er nur gefunden, wenn ihn der Tag uͤberraſcht hat. Er kann gut ſchwimmen und ſezt mit großer Leichtigkeit uͤber die breiteſten Fluͤſſe und Seen, ohne unterzutauchen. Wenn er verwundet oder verfolgt wird, ſtuͤrzt er ſich in das Waſſer. Auf der Flucht ſucht er keinen beſondern Weg auf, ſondern er zerbricht, zerreißt und verdraͤngt alles, was ihm in den Weg kommt, mit feinem Kopfe, den er auch immer ſehr niedrig träge. Er flieht mit Vorſicht alle Gefahren, und dieß iſt das Ergebniß — 3 un * Nach Pennant. 0 —— 117 — eines guten Geſichts und Gehoͤrs, womit er begabt iſt. Wenn er aufs Auͤßerſte gebracht iſt und nicht entfliehen kann; ſo ſoll er mit den Füßen ſtoßen, auch die Hunde mit den Zähnen beim Ruͤcken aufheben und dergeſtalt ſchuͤtteln, daß ihnen das Fell zerreißt. Der Anta wird ſowohl mit Hunden geiagt, als auch in der Nacht in den Waſſer⸗ melonenſeldern auf dem Anſtande geſchoſſen. Wenn die Jaͤger zu Pferde ihn bei Tages Anbruch auf dem Felde finden; ſo umzingeln ſie ihn. Er lauͤft ſchneller, als man glauben ſollte; indeſſen holt ihn doch ein Pferd, wenn Wald und Moraͤſte nicht hinderlich ſind, bald ein. Wenn er mit der Buͤchſe geſchoſſen wird, fo iſt er gewohnlich nicht auf ein Mal tod, und man hat Beiſpiele, daß einer noch zweihundert Schritte lief, nachdem ſein Herz von zwei Kugeln durchbohrt war. Iſt er im Waſſer; ſo ſchießt man am beſten nach dem Ohre. \ Man trift den Anta nicht ſehr zahlreich an. Gewoͤhnlich geht er allein; zuweilen begleitet ihn ein anderer. Jung gefangen laͤßt er ſich zaͤhmen, und geht, auch wenn er erwachſen iſt, ohne fortzulaufen, im ganzen Haufe herum, und zeigt eine fonfte und traͤge Gemuͤthsart. | In Guiana werden fie zuweilen als Hausthiete gehalten und mit den andern auf Meierhoͤfen gefüttert. Er kennt feinen Herrn, der ihm das Futter bringt und ſucht den Leuten die Taſchen aus, um etwas für ſich darin zu finden. Jedermann kann ihn anfaſſen und kratzen, ohne daß er ſich deßhalb an irgend iemand anſchließen, oder iemand gehorchen ſollte. Will man ihn von einem gewiſſen Orte wegbringen; fo muß man es mit Gewalt thun. Er beißet nicht, und wenn man ihm laͤſtig wird, fo laͤßt er ein ſcharfziſchendes Gerauͤſch hoͤren. Seinen Harn ſprizt er in einem dünnen Waſſer⸗ ſtrahl hinten mehre Fuß weit hinaus, und ein Zuſchauer, welcher vor dem Behaͤltniſſe ſteht, in welchem er gefangen iſt, hat ſich auch in einiger Entfernung noch inacht zu nehmen, wenn er nicht benezt werden will. Der männliche Schamtheil iſt, wenn er ausgefirefe iſt, fo lang, daß er den Boden berührt, Der Anta ſezt ſich auf den intern, waͤhrend die Vorderbeine ſenkrecht ſtehen, wie ein Hund. Seine Nahrun ) 9 beſteht in Gras, Zuckerrohr und Fruͤchten. Der hier anweſende wurde mit gelben Ruͤ— ben (Moͤhren) und auch mit Apſeln geſuͤttert. Auch frißt er rohes und gekochtes Fleiſch und Spelßen aller Art, alles, was ihm vorkommt, ſogar wollene, leinene und feidene „> — 118 — NN, Er nagte ſogar an Stoͤcken und andern harten Gegenſtaͤnden, und ſcheine alſo noch gefraͤßiger zu ſein, als das Schwein und ſein Geſchmak nicht geeignet, Dinge zu unterſcheiden. In ſeinem Magen hat man auch eine große Menge Salpetererde gefun« den, die in Braſilien Barrero genannt wird. Das Weibchen hat zwei Saugwarzen und bringt ein Junges zur Welt und zwar im Monat November. Das neuͤgeborne Junge iſt behart. Dieſes Haar bleibt gewöhnlich 7 Menate lang, dann veraͤndert es ſich zu einem dunkeln Grunde mit vielen weißen Flecken. Das Junge wird von der Mutter ohne Beiſtand des Vaters geleitet, füge es aber wenig, weil fie ſich nicht zu vertheidigen weiß. Die nicht unteriochten Indianer eſſen das Fleiſch des Anta. Den gepulverten Klauen ſchreibt man Heilkraͤfte gegen die fallende Sucht zu, und die Bezoarkugeln, die man zuweilen in ihrem Magen geſunden haben will, ſollen an Wirkung den morgen⸗ laͤndiſchen gleich kommen. Man erzaͤhlt, daß, wenn er von dem Paguarets (ein Junges von der Onze Felis Onza. Gmel. Linn.) angefallen wird, er ſeinen Feind Sc die dikſten Stellen der Waͤlder fortſchleppe und ihn dadurch zerſchmettere. In die Naturgeſchichte dieſes Thieres haben ſich viele Irrthuͤmer geſchlichen, deren Berichtigung um ſo mehr nothwendig iſt, da ſelbſt bekannte Naturforſcher fie in ihren Werken anführen. Nach Markgraf foll der Anta keinen Schwanz, ſondern an deſſen Stelle nur einen von der Haut gebildeten Knoten beſitzen. Barrere gibt den Anta für ein Amphibium aus. Dadurch aber daß er gut ſchwimmen kann, iſt er noch kein Amphibium. Nach Chartevoix ſoll der Anta bei Tagt auf die Weide gehen und bei Nacht eine Art von Lehm ſreſſen, welcher leztere aber nichts anders iſt, als die oben ſchon genannte Salpetererde. Der Anta lebt nicht truppenweiſe wie Buffon behauptet; er wiegt keine 30 Pfund; flieht nicht die Nach barſchaft bewohnter Orter; iſt nicht im Waſſer ſchreklich und gefaͤhrlich, weil es verwundet, Boͤte umwerfe; macht ſich nicht im Walde breite und ebene Wege. Nur ſo viel iſt gewiß, daß man die Spur, wo er durchgegangen iſt, erkennt; was aber noch kein breiter Weg iſt. Nach Bajon ſoll das Maͤnnchen immer groͤßer und ſtaͤrker kein, als das Welbchen; es verhaͤlt ſich aber gerade — 119 — umgekehrt. Endlich wird nach de la Borde der Anta ſogar noch mit dem Elephanten verglichen, welcher Vergleichung aber wohl niemand Beifall ſchenken wird. Noch mehre Unrichtigkeiten hier anzufuͤhren, wuͤrde zu weitlauͤfig werden. | Kennzeichen der Art brauchen nicht angegeben zu werden, da er bisher der Einzige feiner Gattung iſt. Die Gattungskennzeichen find folgende: ) Vorderzaͤhne in ieder Kinnlade ſechs; die zwei auͤßerſten zugeſpizt; Ekzaͤhne nicht vorſtehend, von den Backenzaͤhnen durch eine Zahnluͤcke geſondert. Backenzaͤhne oben ſieben, unten ſechs, ieder mit zwei Querleiſten auf der Kauflaͤche. Die Schnauze zu einem fleiſchigen, bewegbaren Küffel verlängert. Ohren kurz eiförmig ꝛc. e Yalförmiger Proteus. Proteus anguinus. Laurentü. Hypochthon. Laurentü. Moses | Proté anguillard. Daudin. ) Tab. XXIX. Fi B, 1 % 8. 4 De ſeltene und ſonderbare Thier, deſſen Körperbau, Eigenschaften und Lebensart mehre Jahre lang unbekannt blieben, hat in en Zeiten die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher aufs neuͤe auf ſich gezogen, und man war auch ſo gluͤklich, durch die Bemühungen derſelben, das Dunkel, worein es bisher gehuͤllt war, beſſer aufzuhellen. I ) Nach dem Handbuch der Natuigeſchichte von Dr. Goldfuß. Nuͤrnberg bei Schrag 1820. — 128 N Der erſte Naturforſcher, eiche dieſes Geſchoͤpf 1708 bekannt machte, war Laurenti. 90 Wenige Jahre nachher (1772) lieferte Scopoli **) eine ausfuͤhrlichere Beſchrelbung von ihm. Lins und alle andere, welche nachher dieſes T Thieres erwaͤhnten, begnügterr ſich mit Wiederholung dieſer Angaben, indem fie entweder keine Gelegenheit oder Neigung hatten, den innern Bau deffelben zu unterſuchen, bis Herr Dr. v. Schreibers im Jahr 1801. *) eine vollſtaͤndige Beſchreibung davon lieferte. Ahnliche Unterſuchungen ſtell⸗ ten nachher Cuvier f) und Rudolphi (18 17) an und nach dieſen (18 19), zwei Italiener der Profeffor Pietro Eonfligliachi und Doktor Ruſconi ++) und in eben demſelben Jahr der Profeſſor G. R. Treviranus in Bremen. f) Durch die genauen Zergliederungen und Nachforſchungen dieſer Maͤnner iſt man endlich zu der Über eugung gekommen, 3 daß der Olm kein unvollkommenes, noch in feinem Larvenzuſtande befindliches, wie etwa die Waſſer⸗Salamander im erſten Lebensiahr, ſondern ein vollkommenes pen Thier ſei. So merkwürdig dieſes Geſchoͤpf in Hinſicht feines Koͤrperbaues iſt; eben fo mark wuͤrdig iſt es in Anſehung ſeines Aufenthalts. Man hat es bisher nirgends anders, als im Herzogthum Crain und einer neuͤern Nachricht aus einem Briefe des verſtorbenen Botanikers Kitaibel zufolge, in Ungarn angetroffen. 5 $aurenti war der irrigen Meinung, daß der Olm den Cirknitzer See bewohne. Dieſer merkwuͤrdige See, der eine ſtarke Meile lang und eine halbe Meile breit und wenn er angelaufen iſt, in ſeinem Umkreiſe wohl acht Stunden lang iſt, lauͤft in einem Jahre ein bis zwei Mal ab und ſchwillt wieder an, indem das Waſſer durch Hoͤlen und unterirdiſche Kanaͤle, welche ſich in einer Gebirgskette von Übergangs-Kalk⸗ *) Sn feiner Synopfis Reptilium, *) In feinem Annus, quint, hist, nat, ) In den Philos, Transact. ) In von Humboldts Recueil des Obs. Zool. III. ) In deren Monographie: Del Proteo anguino di Laurenti. Pavia. b. Fust und Comp. 7) De Protei anguinei Encephalo et Organis, e e zootomicae Gottingen b. Dietrich. 8 — 121 — ſtein befinden und mit elnander in Verbindung ſtehen, innerhalb 28 Tagen abzieht, fo daß es auf dem Boden ganz trocken wird und auf demſelben Hirſe geſaͤet, und wenn das Waſſer nicht zu bald wieder hervortritt, geaͤrntet werden kann. Wenn es ſtark regnet, (vielleicht wirken auch noch andere Urſachen); ſo ſtuͤrzt das Waſſer mit erſtaun⸗ lichem Ungeſtuͤmm aus den Hoͤſen und Kanaͤlen wieder hervor, und der vorher trockene Boden iſt in 18 — 24 Stunden wieder mit Waſſer uͤberſchwemmt. In zweien dieſer Hoͤlen nun, die eine bei dem Dorfe Adelsberg (Poſtoina), die andere eine Stunde davon bei dem alten Kloſter Sittich gelegen, und die Magdalenengtotte genannt, hat der Olm feinen Aufenthalt. Die beiden oben genannten italieniſchen Naturforſcher beſuchten zu Anfang des Auguſts dieſe leztere Grotte nicht ohne Bangigkeit; aber ein herrlicher Anblik, der durch die an dem Gewoͤlbe befindlichen Kalkſpathkryſtallen und Tropfſteine entſtund, belohnte fie dafür, Sie gelangten nach einem etwa 170 Toiſen weiten Weg in der Hoͤle zu einem 30 Fuß breiten See, der durch einen kuͤrzlich erfolgten auͤßern Regen entſtanden war, der fie an einem weitern Fortkommen hinderte. Hier ſahen fie einen Olm im Waſſer, worin das Thermometer 9 1/2 Zoll zeigte, der aber bei dem Fackelſchein ſogleich wieder verſchwand. In neuͤerer Zeit haben die Bewohner von Adelsberg ſich auf den Fang des Olms, der in der dortigen Gegend Beta riba (weißer Fiſch) genannt wird, ſich beſonders gelegt, und wenn die Zeit dazu guͤnſtig iſt, ziemlich hauͤfig gefangen, und an reiſende Maturforſcher oder nach Trieſt um 2 — 3 Lire verkauft wird. Der Olm wird nach den bisherigen Beobachtungen 13 bis 14 Zoll lang, kleiner 05 4 Zoll hat man noch keinen gefunden. Der Erzherzog Johann ließ im Garten eines ſeiner ſchoͤnen Landhaüͤſer in Steyer⸗ mark eine unterirdiſche Grotte bauen und Olme hineinſetzen, deren einer in acht Jahren zu einer betraͤchtlichen Groͤße angewachſen ift. Die Farbe dieſes Thiers iſt im Leben hellroth, die Mich aber tief blutroth; die Haut iſt völlig durchſichtig, fo daß, nach dem Ausdruck der Kuͤnſtler, die Fleiſchtinten völlig durchſcheinen. Wird das Thier dem Lichte ausgeſezt, fo verfärbe ſich dieſe Fleiſch⸗ farbe allmaͤhlig immer mehr und mehr in das Violette. Der reichliche Schleim, mit dem das Thier überzogen iſt, tritt aus rothfarbenen Hape, welche ſich auf dem Koͤrper befinden, hervor. g 17 — m — Der Kopf ähnelt einem Aalkopfe. Oben laufe von der Schnauze an uͤber die Mitte des Scheitels (bei dem im Weingeiſt aufbewahrten Exemplar wenigſtens,) eine Furche; zu beiden Seiten derſelben befinden ſich auf dem Wirbel zwei ſtarke Muskeln; der Oberkopf iſt nur flach gewoͤlbt, ſo wie der ganze Kopf von oben nach unten etwas zuſammengedruͤkt erſcheint; der vordere Theil des Kopfes iſt noch mehr zuſammengedruͤkt und gleicht einem Entenſchnabel, der gleich breit vorn ſenkrecht abgeſchnitten iſt (Fig. 2.) Die obere Kinnlade iſt etwas breiter, als die untere, die Kippen ſind ſchmal und flei⸗ ſchig; in beiden Kinnladen befinden ſich regelmaͤßige am Rande ſtehende Zaͤhne, in der Unter⸗Kinnlade eine doppelte Reihe derſelben, von welchen leztern in der vordern Reihe 50, in der zweiten Reihe 20, in der obern Kinnkade 60 ſtehen. ) Die Zunge iſt kurz, ziemlich breit und fleiſchig, an der Spitze nur wenig frei, an ihrer Wurzel an die untere Kinnlade und an beiden Seiten durch zwei ſtarke Muskeln an das Zungenbein beſeſtiget und durch das vordere Ende deſſelben unterſtuͤgt. Die Naſenloͤcher beſtehen aus zwei laͤnglichen Spalten, die mit dem Rand der Oberlippe parallel liegen; nach Configliacchi haben die Naſenloͤcher dreieckige Öffnungen, welche in zwei markig weichen Canaͤlen fortlaufen und hinten beim Gelenk der Unterkinnlade muͤnden. Augen ſieht man von außen nicht; wenn man aber die Haut abzieht, fo ſieht man unter derſelben einen ſchwaͤrzlichen Punkt. Sie liegen frei in einigen Blutgefaͤßen, ſind eine bloße Kryſtalllinſe, ſphaͤriſch, hinten mit ſchwarzen Pigment uͤberzogen, keine Spur vom Sehnerven, ſondern nur mit einem Stil des fünften Nerven, der ſich auch an das Geruchsorgan und die Oberlippe verzweigt, beſezt. 5 Übrigens iſt das Auge von der auͤßern Haut gänzlich überzogen, und kaum ſo groß, als der dreißigſte Theil einer Linie. | | Ein auͤßeres Ohr ift an dieſem Thiere nicht ſichtbar. Inzwiſchen hat es doch eine Ohrhoͤle, die mit ſchlaffem Zellgewebe erfuͤllt iſt. In der Mitte liegt ein Saͤkchen des Lby inths (Sacculus Labyrinthi) und daneben die Sffnung der halbzirkelfoͤrmigen Canaͤle, wohin ſich die Nerven des Hoͤrnerven begeben. ) Schreibers gibt in ieder Kinnlade nur eine Reihe Zähne an; Bi ſpricht er dem Thier die Nafenlöcher ab. — 1 5 6 — 123 — An den Selten des Hinterkopſes befinden fich die Athmungs⸗Werkzeuͤge, die Kiemen, welche den Kiemen des jungen Waffer» Salamanders, des amerikaniſchen Axolotl, der Sirene ꝛc. aͤhnlich find, Sie werden durch große Zweige von Blutgefaͤßen gebildet, von welchen der oberſte der groͤßte, der naͤchſte etwas kleiner und der unterſte der kleinſte iſt. Jeder dieſer Zwelge iſt in aͤhnliche Zweige getheilt, welche an ihrem untern Rande von mehrern, ſehr kleinen und dünnen Zweigen eingeſaßt find. Sie liegen ganz gleich⸗ laufend mit dem Körper, und wenn man ſie zuruͤk zieht, fo ſieht man, daß die Kie— menoͤffgung gegen den Mund gerichtet iſt und mit demſelben Gemeinſchaft hat. In⸗ nerhalb der Kiemoͤffnung ſind drei Kiemenboͤgen „welche aus ziemlich barten Knochen beſtehen (Fig. 3.) und von denen der erſte auf ieder Seite größer, als die übrigen und an ein beſonderes Knochenſtuͤk, das ſich an das Zungenbein anſchließt, befeſtigt iſt; die uͤbrigen zwei Boͤgen ſind mit dem hintern Rande des erſtern verbunden. Der Hals iſt rund und bei großen Thieren bis zur Einfuͤgung der vordern Fuͤße einen halben Zoll lang, ein wenig duͤnner, als der Rumpf. lezterer iſt durchaus gleich dik, von den Vorderfuͤßen bis zu den Hinterfuͤßen etwa 6 / Zoll lang. Der After iſt hinter den Hinterfüßen nach der Laͤnge des Schwanzes liegend ritzenfoͤrmig. Hinter den Hinterfuͤßen wird der Leib ſchmaͤler und lauͤft in einen von beiden Seiten zuſammen⸗ gedrüͤkten, langettförmigen Schwanz aus, welcher oben und unten und an der Spitze mit einer durchſcheinenden Haut umgeben iſt, die oben dem After gegenuͤber angehaͤngt, nach und nach breiter wird, unten gegen den Aſter hin fi ich allmaͤhlig wieder verfhmds lert und etwa 7 Linien hinter demſelben ſich endiget. Die Vorderfuͤße find uͤber 1 Zoll lang und haben, fo wie die hintern, faſt in der Mitte ein Kniegelenk; die Hinterfuͤße ſind nur ſehr wenig kuͤrzer, als die vordern. An den Vorderfuͤßen befinden ſich drei Zehen, von denen die auͤßere etwas kleiner, als die übrigen iſt; an den Hinterfüßen ſind nur zwei Zehen „ deren innere kuͤrzer iſt, als die auͤßere, alle flachrund, ohne Nagel, und an der Spitze mit einem kleinen Ballen. g) Dieſe Zufammenftellung der Sehen, iſt im ganzen Thierreiche ohns Gleichen. — 00 In v. Humboldts oben angefuͤhrtem Werk ſind die Zehen gleichlang angegeben, welches aber der Fall nicht iſt, wenigſtens nicht bei dem Exemplar, welches ich vor mir babe. Schreibers ſagt bloß, daß die mittelſte Zehe die laͤngſte ſei. Dan — 124 — Von den innern Theilen iſt zu bemerken, daß das Herz eine Kammer und einen Vorhof hat, wie das Froſchherz. Aus der Kammer tritt ein weicher kurzer Canal nach oben, der ſich in einen derben, perlfarbenen Bulbus verwandelt, aus dem dann auf ieder Seite ein Hauptgefaͤßſtamm zu den Kiemen führe. | Die oben genannten italieniſchen Naturforſcher ſprechen dem Olm die Lunge ab; allein der Theil, welchen ſie beſchreiben, kann doch fuͤr nichts anders, als dle Lunge und den obern Theil der Luſtroͤhre gehalten werden. In der Tiefe des Rachens nämlich, findet ſich eine ganz kleine, flache Spalte, der Lage nach gerade in der Mitte zwiſchen beide Kiemenloͤcher fallend, die einem kurzen Canal Eingang macht. Dieſer kleine Canal muͤndet ruͤkwaͤrts in einer groͤßern, trichterfoͤrmigen, mit halbmondfoͤrmiger Offnung von knorpeligen Raͤndern, und von dieſen laufen wiederum zwei Candle, auf ieder Seite einer, laͤngs des Leibes bis gegen das untere Drittel des Rumpfes hinab, wo ſie ſich slimählig fo erweitern, daß fie die Geſtalt einer kleinen Blaſe erlangen, deren linke ein wenig weiter gegen den After herabtritt. Dieſe zwei Canaͤle find an das Ruͤckgrad geheftet, ieder auf ſeiner Seite, mittelſt einer, ſie ihrer ganzen Laͤnge nach einhuͤllen⸗ den Falte des Bruſtfelles. Die Blaͤschen haben innerlich keine Scheidewaͤnde oder Zellen, ſind glatt, und wuͤrden an Geſtalt den Salamanderlungen . „wenn ſie laͤngs der Canaͤle ausgedehnt werden koͤnnten. Der Speiſekanal iſt der Laͤnge nach gefaltet; der Magen iſt eine 1 Erweiterung des Darmeanals und von jenem durch keine Einſchnuͤrung geſchieden. Der Darmcanal iſt gewunden. ) Die Leber iſt laͤnglich, an beiden Enden zugeſpizt, und nimmt beinahe zwei Dritr theil der ganzen Lange des Thiers ein. Die Gallenblaſe iſt groß und liegt ungefaͤhr in ihrer Mitte angewachſen. Die Milz iſt laͤnglich und etwa den vierten Theil ſo lang als die Leber. Es iſt nur ein Gekroͤſe da, welches, wie gewoͤhnlich, mit Gefaͤßen bedekt iſt Die Eierſtoͤcke liegen in dem unterſten Theil der Bauchhoͤle zu beiden Seiten des — ) Nicht in gerader Linie fortlaufend, wie Cuvier meint. Belm lebenden Thier verhaͤlt ſich die Sache anders, als bei dem in Weingeiſt befindlichen. a h 1 — 125 — Maſtdarms, ſind laͤnglich und in verſchiedene Lappen getheilt. Die Nieren ſind ſehr lang und erſtrecken ſich in die Bauchhoͤle hoch hinauf. Auch eine Blaſe iſt vorhanden. Die Befchaffenheit des Knochengerippes iſt aus der Abbildung (Fig. 4.) zu er⸗ ſehen. Zu bemerken iſt, daß weder der Jochbeinbogen, noch die Augenhoͤlen, noch die Schlaͤfegruben deuͤtlich vorhanden find. Wirbelbeine zählte Cuvier 86; am ein und zwanzigſten iſt das Becken befeſtiget; die folgenden find Schwanzwirbel. Nur ſechs der⸗ ſelben vom zweiten an gezaͤhlt, ſind mit Anfaͤngen von Rippen verſehen, die noch kleiner ſind, als bei der Sirene und beim Molch. Ihre Geſtalt iſt characteriſtiſch; uͤbrigens waren fie alle, die lezten Schwanzwirbel ausgenommen, verknoͤchert, fo wie uͤberhaupt das ganze Knochengebilde viel haͤrter, als bei der Sirene und dem Axolotl iſt, woraus alſo auch Bresangele „daß der Olm ein ausgebildetes Thier iſt. Von der Lebensart, Fortpflanzung und den uͤbrigen Eigenſchaſten des Olms welß man nur ſehr wenig. Seine Nahrung beſteht vielleicht aus kleinen Mufchel» und andern Waſſerthieren; denn ein Exemplar, das eine zeitlang in der Gefangenſchaft lebte, brach eine Menge kleiner Schnecken aus dem Geſchlecht Helix von ſich. Auf dem Boden des Gefaͤßes kroch es langſam. Zuweilen find jedoch feine Bewegungen ziemlich ſtark und geſchwind. Von Zeit zu Zeit erhob es ſich bis zur Oberflaͤche des Waſſers, ſtrekte ſeinen Kopf aus demſelben, hielt ihn in die Luft und kehrte dann wieder nach dem Boden. Oft laͤßt er ein ziemlich lautes, ziſchendes Gerauͤſch von ſich hoͤren, das dem aͤhnlich iſt, welches durch das Anziehen des Stempels einer Spritze hervorgebracht wird. So oft er dieſes Gerauͤſch hoͤren ließ, hing er an der einen Seite des Gefaͤßes und mit dem vordern Theil des Körpers war er außer dem Waſſer. Dieſes Gerauͤſch hat Ahnlichkeit mit dem, welches der Wetterfiſch (Cob. fossilis) von ſich hoͤren laͤßt und ruͤhrt davon her, daß er etwas Luft mit dem Maule einzicht und ſie wieder ſchnell durch die Kiemenloͤcher heraustreibt. Der Olm braucht in der Gefangenſchaft das Waſſer nicht immer erneuͤert zu haben. Erneuͤert man es alle Stunden oder halbe Stunden; ſo kommt er nicht hervor, um Luft einzuziehen. Ein Olm in einer durchloͤcherten Schachtel in ein fließendes Waſſer verſtekt, befand ſich nach 3 Monaten ſehr munter. Das Gefuͤhl iſt ſein ſtaͤrkſter Sinn. Der geringſte — 126 . — helle lachtſtrahl, der auf feinen Leih fälle, macht ihn fliehen. Obgleich er nur ein ſchlechtes Geſicht haben mag; ſo richtete r doch ſeine Schnauze nach kleinen Fiſchen hin, die man ihm beigegeben hatte, auch wenn ſie unterhalb der Horizontalflaͤche ehe Auges oder Geſichts waren. Der Olm unterſcheidet ſich von andern ſeines Gleichen dadurch, daß er vier Süße hat. Er iſt der Einzige ſeiner Gattung. Den Namen Proteus verwirft Merrem ), indem dieſer Name ehedem ſchon einem Infuſtonsthierchen gegeben worden iſt, und gibt dieſem Thiere dafuͤr den Namen Hypochthon Laurentii, wa Kordyl. *) ) Merrems Verſuch eines Syſtems der Amphibien. Marburg 1820. *) Von vr Chypochthon) unterirdiſch. Kordyl von vod 0 Cordylos) bedeuͤtet die Larve einer Waſſereidechſe. Der Name Kordyl iſt inzwiſchen wieder nicht paſſend, wenn der Ilm ein ſchon vollkommenes Thier und nicht mehr eine Larve iſt. U — 3 127 an Der ed te Der flöten de Fer o ſch. Hy la venulos a. Daudin. Aan a e Fan. La Rainette reticulaire. Daudin. Tab! XXX. Dieſer Froſch hat ſeinen Namen von der floͤtenden Stimme, die er bei großer Hitze, oder beim Untergang der Sonne hoͤren laͤßt. In Gmelin's Naturſyſtem Ausgabe 3 wird dieſer Froſch fuͤr eine Abaͤnderung des Laubfroſches gehalten, was er aber nicht iſt. Laurenti nannte ihn Hyla tibiatrix den floͤkenden Froſch, und hielt das Weib⸗ chen deſſelben fuͤr eine beſondere Art, das er unter dem Namen Hyla aurantiaca orangefarbiger Froſch, auffuͤhrt. Eben ſo wenig iſt er der milchweiße Froſch Hyla lactea, für- den man ihn wegen der weißen Farbe, — die aber eine Wirkung des Weingeiſtes iſt, worin er aus ſeinem Geburtslande verſchikt und aufbewahrt wird, — halten kann, ſondern er iſt, wie Daudin meint, ) welcher im Muſeum zu Paris mehrere Exemplare zu unterſuchen Gelegenheit hatte, eine Abart des aderigen Laubfroſches Hyla venulosa. Merrem **) nennt ihn Calamita tibicen, den Floͤter. | Dieſer Froſch hat eine Laͤnge von 2 Zoll 6 Linien. Er erreicht aber auch eine Laͤnge von 4 Zoll und hat alsdann eine beträchtliche Größe. Der Kopf iſt breit, *) In ſeiner Histoire naturelie des reptiles, Th. VIII. S. 75. % Merrem's Verſuch eines Syſtems der Amphibien. Marburg 1820, abgeplattet, der Mund ſehr weit; auf der Oberfläche des Körpers iſt er gelblichweiß, mit rothen, runden Erhabenheiten beſtreuͤt; an den Seiten des Kopfes befindet ſich eine laͤngliche Schallblaſe, welche unter dem Ohre entſpringt, anfangs duͤnn iſt, ſich nach und nach erweitert und ſich gegen den Ruͤcken hin anlegt. Der Unterleib iſt weißlich und fo wie die hintern Schenkel, mit unzaͤhlichen, kleinen runden Erhöhungen, das vielleicht Druͤſen find, verſehen. Die obere Seite der Hinterfuͤße iſt glatt: bei den Vor⸗ derfuͤßen iſt die obere und untere Seite glatt. Die Zehen der Vorderſuͤße ſind ganz getrennt, die der Hinterfuͤße nur vorn getrennt, hinten mit einer Schwimmhaut verſehen. An den ſaͤmmtlichen Zehen befinden ſich vorne ziemlich große, linſenfoͤrmige Ballen, womit ſich das Thier an die Koͤrper anhaͤngt. Das Weibchen hat keine Schallblaſen; die rothen Punkte ſind nur an den Seiten des Leibes; der Ruͤcken nur ſchwachgelb ins Braune ſich ziehend. Das Vaterland dieſes Froſches iſt Amerika. Seine floͤtende Stimme wird oft den Einwohnern unerträglich ; obgleich er dadurch gewoͤhnlich heiteres Wetter verkuͤndigt. Während der kalten und regnerlſchen Zeit ver⸗ birgt er ſich tief im Grunde des Waſſers. Er naͤhrt ſich von jungen Froͤſchen feines Gleichen; wenigſtens hat Seba oft mehre derſelben in ſeinem Leibe gefunden. Unſere Abbildung iſt nach einem Exemplar aus dem Muſeum der Univerſitaͤt zu Erlangen verfertigt worden. . U Der Botocude oder Aymore Fa b. XXXI. Fig. 1. weiblicher, 2. maͤnnlicher Botocude. Fig. 3. Rar ik. Fig. 4. Ein Kotzebue Sund, Bewohner, Es war am 6. October dieſes laufenden Jahres 182 1. daß Herr Doctor Pohl aus Prag, welcher nebſt andern Naturforſchern mit der Erzherzoginn Kronprinzeſſinn Leopoldine vor 4 Jahren nach Braſilien reiſte, um die daſelbſt befindlichen Natur⸗ koͤrper zu beobachten und zu ſammeln, mit zehn vollbepakten Wagen bei unſerer Stadt vorbeizog und in der Vorſtadt Goſtenhof einige Stunden Halt machte. Leider konnten des kurzen Aufenthalts und des großen Zulaufs wegen die braſiliſchen Naturſeltenheiten nicht gezeigt werden, und nur die beiden Botocuden mit ihrem Kinde, welche im Goſtenhofe eine Mahlzeit einnahmen, zeigten ſich dem neuͤgierigen Zuſchauer und er⸗ regten ſeine Bewunderung. Hier war es auch, wo unſer geſchikter Zeichner und Kupſerſtecher Fleiſchmann das wohlgetroffene Bildniß dieſer beiden Menſchen nahm, das wir unſern Leſern mittheilen. Da ich erfuhr, daß in dem 3 Stunden von hier entfernten Orte Feuͤcht der ganze Zug uͤbernachten würde; fo fuhr ich mit einigen guten Freunden dahin, um dieſe Naturſeltenheiten naͤher betrachten zu koͤnnen. Ich kann nicht umhin, die außerordentliche Gefaͤlligkeit und Bereitwilligkeit, mit welcher uns Herr Dr. Pohl dieſelben zeigte, bier öffentlich zu ruͤhmen. Wir ſahen unter andern das lebendige Armadil, deſſen Nücken ganz mit Guͤrteln bedekt, und auf dem⸗ felben mit dünn ſtehenden Haaren verſehen war, (wahrſcheinlich eine neuͤe Art;) den Calman, der ungefähr 4 Fuß lang war und wie ein Kloz unbeweglich im Kaſten lag; mehrere kleine Affenarten, das dikſchwaͤnzige Schaf, eine große Land⸗Schildkroͤte, viele lebendige Voͤgel aus der Sippe der Kernbeißer und Finken ꝛc. welche mit den ſchoͤnſten Farben prangten, Papageien, Meven, die niedlichſten Tauben und eine Art W 18 k ) Kranich, wahrſcheinlich den Riefenkranſch, (Grus gigantea) welcher ſich durch den | am Halſe herabhaͤngenden Luftſak auszeichnete, und endlich die drei Botocuden, von welchen ich nun eine nähere Beſchrelbung geben will. *) Außer den Europäern, Creolen und Negern, welche in Braſilien im ſuͤdlichen Amerika wohnen, gibt es auch verſchiedene mehr oder weniger geſittete, oder auch ganz wilde Voͤlker, von welchen bekannter geworden ſind: die Coropos am Rio Pomba, ein kleines Volk, das nur aus einigen hundert Koͤpfen beſteht. Sie ſprechen portu⸗ gieſiſch, ſind dem Namen nach Chriſten, und ſind am meiſten gebildet. Die Parai⸗ bos an den Ufern des Paraiba, beſtehen nur noch aus wenigen Familien. Am Rio Zipoto leben die Coroatos, etwa 2000 Köpfe ſtark, noch ein ſehr rohes Volk. Vom Rio Paraiba an bis zum Rio Dose hinauf wohnen die Puris, welche eine große wilde kriegeriſche Nation ausmachen. Außerdem kennt man noch die Fipotos (ſprich Schipotos), Patachos, die Machacaris ꝛc. Eins der zahlreichſten wilden Voͤlker ſind nun aber die Botocuden. Sie wohnen vom Lago des Indos an links bis zum Rio Dose, dann weiter in das Land hinein, am linken und rechten Uſer dieſes Fluſſes, bis in die Mitte des a1. und 42. Grades der Breite, ſodann von Anhares vom Fluſſe Dose an oͤſtlich gegen die Kuͤſte hin und ſodann hinauf an den Rio de S. Matthäus, von da ungefähr in der Hälfte des 40. und 41. Grades der Breite bis zum Rio Mueuri, und ſodann zwiſchen dem 41. und 42. Grad hinauf durch die gebirgigen Gegenden bis an den Rio Jequetinhonha oder Jiquitinhonha, der weiter oben gegen ſeine Muͤndung in das Meer Rio grande de Belmonte heißt, an den beiden Ufern deſſelben gegen die Kuͤſte vorwärts, und dann theils nach Norden hinauf gegen den Rio de S. Cruz und wieder elne Strecke ſuͤdlich herab. Man ſieht, daß dieſes Volk ziemlich weit verbreitet iſt. Vorzuͤglich find die Wälder am Belmonte ein Hauptſiz der Boto⸗ cuden. Sie graͤnzen an die Corsatos, Puris und Portugleſen, mit welchen Voͤlkern fie im Kriege leben. Ihre Anzahl möchte ſich wenigſtens auf 12000 Köpfe belaufen. Ihr Stammname ſoll Grens, nach Andern Arari fein. Sie heißen auch Aymores. Der Name Botocudos iſt ihnen von den Portugiefen beigelegt worden, . „) Außer den erhaltenen muͤndlichen Nachrichten und dem, was ich in der Kuͤrze der Zeit geſehen habe, benuͤzte ich auch folgende Schriften: Journal von Braſilien von W. C. von Eſchwege. 1. Heft. Weimar im Landes Induſtrie⸗Comtoir 1818. und: Reiſe nach Graſilien in den Jahren 1815 bis 1817: von Maximilian Prinz zu Wied Neuwied 1. Band. Frankfurt a. M, 1820. b. Bronner. Ne ROSE. wegen des breiten Holzes, welches fie in den Unterlippen d Ohrlappen . und welches man Botoque nennt. Sie bewohnen dle Wälder und Ufer der Fluͤſſe, San aber nicht feſte Wohnſitze, ſondern ſtrelfen herum. Inzwiſchen ſollen fie doch in einer Art monarchiſcher Verſaſſung leben, und der König in einer großen Aldea — ein Plaz mit mehrern Hütten, — wohnen, aus der er ſich nicht entfernt. Dleſer befehle über alle und ſchicke fie fami⸗ llenweiſe auf Streiſereien aus, bei welchen fie einen Anführer haben, der aber ſich nicht in das Gefecht mengen, ſondern in der Entfernung ſelne Befehle austhellen ſoll. Vor den uͤbrigen zeichnet er ſich dadurch aus, daß er einen Guͤrtel und a von Arasfedern (einer Art Papagel traͤgt. 6 Ihre Huͤtten, dle In einer dicht geſchloſſenen Wildniß liegen, beſtehen aus ‚Blättern von Cocospalmen, welche in laͤnglichtrunder Geſtalt ſo in die Erde geſtekt ſind, daß ihre Spitzen, indem fie fi über einander hinneigen, oben eine Woͤlbung bilden. Der Prinz Max von Wied⸗Neuͤwied fand in einer ſolchen verlaſſenen Härte nichts, als große Steine, mit welchen fie gemiffe wilde 1 die ſie Oroco“ heißen, auf⸗ zuſchlagen pflegen. 5 0 Obgleich man faſt eden glaubt, daß Braſilen durchaus von kupferfarbigen Menſchen bewohnt ſei, ſo iſt ihre Farbe nichts weniger als kupferfarbig, ſondern viel, mehr gelbbraun, und ſo ſahen auch die Botocuden aus, welche H. Dr. Pohl bei ſich hatte, ia am Kinde war dieſe Farbe nicht einmal ſichtbar und man ſieht bei uns viele Kinder, welche in der Farbe dem Botocudenkinde gleichen. Die Farbe der Alten gleicht der Geſichtsfarbe eines unſerer Landleuͤte, den die Sonne recht braun 1 hat „ und deſſen Farbe ſich ins Gelbe zieht. | Mit dieſer ihrer natuͤrlichen Farbe begnuͤgen ſich aber die Botocuden nicht, ſondern ſie bemahlen ſich auch mit andern Farben. So traf der Prinz Max deren an, welche das Geſicht bis zum Munde herab mit Urucu“ *) glühend roth gefaͤrbt hatten. Ein Anführer der Botocuden, Namens Gipafeiu, hatte ein gluͤhendrothes Geſicht und eine ſchwarze Ante von einem Ohre zum andern unter der Naſe weg, der übrige Körper hatte feine natürliche Farbe. Andere hatten den ganzen Leib ſchwarz gefärbt, und nur an | Se und a und im Geſicht die natürliche Farbe gelaſſen. 0 er. e nennen die Saller den Orleanbaum Bixa Orellana; Lin. auch Noucu genannt, aus deſſen Samen, den man zerreibt und mit Ol vermiſcht, fie eine rothe Garde bereiten. N 18 * * — 132 — Eine auffallende Auszeichnung der Botocuden ſind die großen Holzer, welche ſie in der Unterlippe und in den Ohrlappen tragen. Mit dieſen Hoͤlzern find auch die von Dr. Pohl mitgebrachten Bolocuden geſchmuͤkt. Dieſe Hoͤlzer find ſcheibenfoͤrmig, ſchoͤn rund, von weißlicher Farbe, und ſehr leicht. 5 . Den Nachrichten eines Negers zuſolge, welcher 14 Jahre lang als Sklave bei dem Botoenden⸗Koͤnig lebte, verſammeln ſich zu einer gewiſſen Zeit viele Tauſende in der Reſidenz deſſelben, und an ſolchen Tagen werde das Durchſchlitzen der Unterlippen und der Ohren an jungen Leuͤten beiderlei Geſchlechts vorgenommen. Das Aufſchlitzen des Mundes ſcheint einige Jahre ſpaͤter zu geſchehen, als das in den Ohren. Kindern von drei bis vier Jahren waren die Ohren noch nicht aufgeſchlizt; hingegen acht- bis zehniaͤhrige hatten ſchon durchloͤcherte Ohren, aber noch unverſehrte Lippen. Bei den alten Botocuden zieht die Schwere des Holzes die Unterlippe bis uͤber das Unterkinn herab und die Ohrenlappen beinahe bis auf die Schulter, und es gibt kein haͤßlicheres menſchliches Weſen, als ein altes, naktes Botocudenwelb, dem beſtaͤndig der Geifer uͤber die herabhaͤngende Unterlippe fließt. 5 Der Prinz Mar ſah den ausgegrabenen Schedel eines 30 bis 40 jährigen verftors benen Botocuden, welchem das große Holz in der Unterlippe die Vorderzaͤhne in der Unterkinnlade nicht nur weggeſchoben, ſondern ſogar an dem obgleich noch jungen Kiefer knochen, die Zahnhölen zugedruͤkt und verwiſcht hatte, welche leztere Erſchelnung fonft nur bei ſehr alten Leuͤten wahrzunehmen iſt. Dieſe hoͤlzernen Scheiben werden, weil ſie durch ihre Schwere dle Offnung nach und nach erweitern, von Zelt zu Zeit mit größern vertauſcht, fo daß fie zuweilen die Größe von 4 Zoll 4 Knien engliſches Maß im Durchmeſſer erreichen. Das hier abgeblldete Botocudenweib traͤgt in der Unterlippe eine kleinere Scheibe als der männliche Botocude; aber ihre Ohrenſcheiben waren größer, als die in der Unterlippe. Ob die weiblichen VBotocuden durchgaͤngig kleinere Lippenfcheiben tragen als die männfichen, darüber habe ich keine Auskunft erhalten. Wahrſcheinlich aber iſt dieſes nicht der Fall, und der Unterſchied ruͤhrt vielleicht nur davon her, daß fie dieſen KAppenſchmuk nicht fo lange traͤgt als der maͤnnliche Botocude. ö in Durch die Ausdehnung der Unterlippe wird die Oberlippe des Mundes völlig bedekt. Eine Perſon, welche die beiden Botocuden hat eſſen ſehen, behauptet, daß fie waͤhrend des Eſſens die Scheibe aus der Sippe genommen haben. Der Prinz Mor und von Eſchwege erwaͤhnen hievon nichts. Nach Ausſage des erſtern und nach den von ihm veranſtalteten Abbildungen tragen dieſe Wilden nicht bloß Scheiben, welche über die „Oberſlͤche der Haut unmerklich hervorragen, ſondern ziemlich lange, dicke Kloͤtze an weißem Holze, durch welche die Unterlippe gezwungen wird, welt artpgrahtreten, Die Gewohnheit, die Ohrlappen weit aufzuſchlizen und große Körper darin zu tragen, iſt auch andern Voͤlkern eigen. So traͤgt der Hauͤptling Rarik auf der Inſel Otdia in der Inſelkette Radack große Rollen von Schildpatt mit Blumen verziert. (Siehe Kupfert. Tab. XXXI. Fig. 3.) Auf dieſen Inſeln tragen Maͤnner und Welber Rollen von Blaͤttern, und die Einwohner 10 der a Ulea haben 1 ſehr weit geſchlizte Ohrlappen. ) a, Verzierungen — denn Für ſolche werden fie wahrſcheinlich gehalten, — am Munde findet man auch bei den Bewohnern des Kosebue » Sundes, welche entweder auf einer, oder auf beiden Seiten des Mundes Loͤcher haben, in welchen mit blauen Glasperlen verzierte Walroßknochen ſtecken, was ihnen ein fuͤrchterliches Anſehen gibt.““) hr Tab. XXXI. Fig. 4.) Männliche und weibliche Botocuden gehen völlig unbekleidet. Die erſtern find von mittlerer Größe, ſtark und muskuloͤs, jedoch meiſt etwas ſchlank; ihre Haare tragen ſie abgeſchoren, mit Ausnahme einer runden Krone oben auf dem Kopfe. Eben fo ſelbſt die kleinen Kinder. ö Die hier abgebildeten Botocuden trugen den Kopf ganz abgeſchoren. Die Haare ſind kohlſchwarz, ae Augenſterne e oder wie man ſich gewoͤhnlich . e f Die Botocuden haben keinen Bart; ſie 90 70 ſich mac die Haare aus, wann fie. m, Diefes Verfahren 16 5 0 da es von einer Nachkommenſchaft auf die andere fortſchreitet, einen Einfluß haben, und in der That haben die Indier, die als Kinder unter die Portugieſen kommen und ſich die Haare nicht ausrauften, nur wenige am Kinne und an den uͤbrigen ſonſt damit bewachſenen Stellen des Leibes. Die Botocudenfrau, welche Dr. Pohl mit ſich fuͤhrte, hatte ein Kind auf der Reſſe der Angabe nach in Mainz, geboren, welches von einer angenommenen Kinds— magd gepflege wurde. Die Mutter ſauͤgte daſſelbe. Ihre Bruͤſte, welche man bei Alnfer uentet ſehen Bau» waren mehr ſtumpf kegelfoͤrmig als rund. es "anne in die Suͤdſee und nach der Behringsſtraße zur Erſoiſchung einer nordoͤſt, uchen Durchfahrt, von Otto Kotzebue. Th. 1. © 143. Weimar b. Hofßmans 1821, 2) Eben daſelbſt. | N — 134 — Dieſe beiden Botocuden verſtunden die portugieſiſche Sprache, in welcher ſich Dr. Pohl mit ihnen unterhielt. Der maͤnnliche Botocude war freuͤndlicher im Umgange, als feine Landsmaͤnninn, die ihren Mann zurükgelaſſen hatte. Er kannte ſchon einiger⸗ maſſen das Geld, und zeigte überhaupt, daß es ihm nicht an Verſtande fehle, So regierte er auch eine zeitlang die Pferde an der Kutſche, worauf er ſaß. Der Prinz Max hatte einen Botocuden bei ſich, welcher mit der Flinte gut ſchleßen konnte. Diefe Wilden haben eine große Muskelkraft und Ausdauer. Sie gehen auͤßerſt ſchnell in der großen Hitze bergauf und bergab; durchwaten ieden Fluß, oder durchſchwimmen ihn, wenn er nicht zu reißend iſt; voͤllig nakt, nie in Schweis gerathend, bloß Bogen und Pfeile in der Hand, koͤnnen fie ſich mit Leichtigkeit bücfen, mit ihrer abgehaͤrteten Haut, die weder Dornen noch andere Verletzungen fürchtet, koͤnnen fie die Eleinfte Offnung im Geſtrauͤch durchſchluͤpfen und ſo in einem Tage weite Strecken Weges ʒzuruͤklegen. ö f Ihre Nahrung beſteht aus Bananen, Mamaofruͤchten (Carica), die fie theils reif, theils unreif verzehren. Sie roͤſten fie auf heißen Kohlen oder kochen fie auch wohl. Sie genießen auch die Wurzeln, beſonders die der friſch ausgeſchlagenen lungen Bauͤm⸗ chen des Caja mit einer rübenartigen Wurzel, und des Jaracatia, zweier hoher Wald⸗ bauͤme, von welchen lezterer auch wohlſchmeckende Früchte trägt. Die Wurzel des Caja iſt ſuͤß und wohlſchmeckend, die des Jaracatia etwas bitter und weniger angenehm. Man genießt beide roh. 5 Zum Kochen nehmen ſie eln gewiſſes Rankengewaͤchs, von den Portugieſen Banana Cabocola genannt, weil es im Geſchmak und Geruch der Frucht des Pifangs aͤhnlich iſt. Von der Cipo, einer Art Schlingpflanze, welche bei den Botocuden den Namen Atſcha“ führt und vermuthlich eine Begonia iſt, ſammeln fie die grünen Stengel, binden fie in Buͤſchel, roͤſten fie am Feuer in ihren Hütten und kauen fi. Sie enthalten ein ſtarkes nahrhaſtes Mark, welches voͤllig den Geſchmak unſerer Kartoffeln hat. Auch eine Art wilder Cocosnuͤſſe, deren Schalen fie mit Steinen aufſchlagen, genießen fie. Außer den Nahrungsmitteln aus dem Pflanzenreich eſſen fie auch das Flelſch ver⸗ ſchiedener Thiere z. B. der Aguti, Affen, wilden Schweine (Dicotyles labiatus. Cuvier), Fiſche und die Kerfenlarven, welche ſich in den faftigen, weichen Mark der Bombaxſtaͤmme befinden, die fie herausſuchen und an einem hölzernen Spieß braten. Sie haben einen ordentlichen Heißhunger, welcher bel ihnen fo überwiegend iſt, daß fie das Bell oder Meſſer, welches fie ſehr hochſchaͤtzen und welche fie ſogleich für ihren Bogen und ihre Pfeile eintauſchen, ſogleich wieder hergeben, wenn ſie ein wenig Man⸗ diocamehl dafür erhalten. — 15 — Aber dasſenige Nahrungsmittel, wodurch fie ſich von allen andern Wilden unterſcheiden, iſt das Menſchenfleiſch. Dieß find die elgentlichen Menſchenfreſſer, welche auch unter dem Namen Cannibalen bekannt find. Man hat geſehen, daß eine kleine Horde an einem Neger, den fie brieten, ſich ſatt aß. Von andern getoͤdeten Menſchen ſchnitten fie Arme und Beine ab und nahmen fie als Lebensvorrath mit ſich. Die getoͤ— deten Weißen ließen fie liegen, machten aber auf alle Theile der Leichname Querein⸗ ſchnitte, ſo ungefaͤhr, wie man die Fiſche zubereitet, wenn man ſie elnſalzen will. Das Blut ſcheint ihnen das Leckerhafteſte zu fein; daher fie auch den Getoͤdeten zuerſt das Blut ausſaugen. Man hat bemerkt, daß ſie das Fleiſch der Weißen nicht achten, ſobald fie Negerfleiſch haben. Bel großem Überfluſſe ſchneiden fie den Negern nur die Waden und das Innere der Hände aus, welches Leckerbiſſen fein ſollen. | übrigens geniefen fie das Fleiſch nur halb gebraten. Das gehratene Fleiſch, welches nicht ſogleich verzehrt wird, troknen ſie am Feuͤer, um es auf zu bewahren. Außer den Botocuden ſoll noch ein anderer Stamm in der Capitania St. Paulo Menſchenfleiſch eſſen. ö 8 Naͤchſt dem Waſſer haben fie ein Gerraͤnk, welches ſie bereiten und Jacuba nennen. Ein Leblingsgetraͤnk aller Indier in Braſillen iſt das Caul, welches die Wurzel des Jatropha Manihot ) liefert. Brandwein, wenn ſie ihn erhalten koͤn⸗ nen, trinken ſie gerne. . 6 Ihre Waffen find Bogen und Pfeile. Die Botocuden am Belmonte und in den noͤrdlichen Gegenden verfertigen ſich dieſelben aus dem Holze eines Baumes, Pao d’arco oder Tapicurù genannt, der ein zaͤhes hartes Holz hat, im Auguſt und September mit ſchoͤnem, brauͤnlichrothem Laube hervorbricht, und dann große, ſchoͤne gelbe Blumen trägt. Er hat ein weißliches Holz mit einem ſchwefelgelben Kern, und aus dieſem eigentlich verfereigen fie ihre Bogen. Dieſe Arbeit macht ihnen viele Muͤhe; daher ſcheuͤen ſie dieſelbe und ſuchen, wenn es Gelegenheit gibt, ihren an dle Weißen vertauſchten Bogen wieder zu entwenden. Der Botocude trägt feinen Bogen und eine Menge Pfeile bei ſich, fo viel feine Hand faffen kann. Wenn er ſchießt, ſo legt er den größten Theil der Pfeile neben ſich, behält aber noch einige in der Hand, mit ) Ein Strauch, von den Einwohnern Caſſavi genannt, mit einer ruͤbenartigen Wurzel, die eeinen milchartigen, giftigen Saft enthält, deren giftige Eigenſchaft aber durch das Troknen * und Roͤſten verſchwindet. Aus den getrokneten mehlreichen Wurzeln baͤkt man Brod. Auch der Saft iſt nicht mehr giftig, wenn er 24 Stunden lang geſtanden iſt. ö — — 136 — welcher er den Bogen hält, und ſchießt fo in einem Augenblicke drel bis vier Pfeile auf feinen Feind ab. Weiter als 50 Schritte thun die Pfeile wenig Schaden „ und wer auf feiner Hut iſt, kann ihnen ausweichen, la ſogar fie mit einem Stocke abwehren, denn man ſieht ſie von weitem kommen. ’ Wenn fie eine. Streiferei machen, fo bilden fie einen Zug von 30 bis 50 Men: - ſchen nebſt Weibern und Kindern, welche beide leztere aber einige Tagerelſen unter einer Bedeckung zuruͤckbleiben und alles nachſchleppen, was zu ihrem fliegenden Haus⸗ halt gehoͤrt. i f 8 kr Nach H. von Eſchwege find fie ſehr furchtſam, wenn fie Widerftand finden, er⸗ greifen leicht die Flucht und laufen mehrere Tage, bis ſie ſich in Sicherheit glauben. Prinz Max a. a. O. nennt ſie ein kriegeriſches Volk, das bisher den Portugiefen beharr⸗ liche Gegenwehr leiſtete. Wenn ſie auch zuweilen an einem Orte mit allen Zelchen frledlicher Geſinnungen, — welche ſie durch Haͤndeklatſchen ausdruͤcken, — erſchienen; fo begingen fie dagegen an einem andern Feindſeligkeiten und Ausſchweifungen, und es bat daher nie ein dauerndes Einverſtaͤndniß mit ihnen Statt gefunden. | Schon vor mehrern Jahren hatte man in der Gegend des Rio Dose einen Milie taͤrpoſten von fieben Soldaten errichtet, und ihn mit einer kleinen Canone verſehen, um die neuͤ anzulegende Straße nach Minas zu decken. Anfangs wurden die Botocuden dadurch zurükgeſcheuͤcht. Als fie aber nach und nach mit den Waffen der Portugieſen bekannter geworden waren, verlohr ſich ihre Furcht. Sie uͤberfielen einft dieſen Poſten, toͤdeten einen Soldaten, und wuͤrden alle umgebracht haben, wenn dieſe nicht ſchnell genug in einem zufällig zu ihrer Abloͤſung angelangten Canoe ſich gerettet hätten. Die Botocuden verſtopften die zuruͤckgelaſſene Canone und zogen ſich in ihre Wälder zuruͤk. Nun kuͤndigte ihnen der damalige Staatsminiſter foͤrmlich den Krleg an, und ſeitdem verſchonte man ſie nirgends mehr ohne Unterſchied des Geſchlechts und Alters, beſonders da man erfuhr, daß ſie hie und da Frieden angeboten, die Portugieſen, vertrauend auch dieſe friedlichen Geſinnungen, an ſich gelokt, und fie dann heimtuͤckiſch mit ihren furchtbaren Pfeilen getoͤdet haben. Um den Botocuden auf die Spur zu kommen, bedient man ſich gewiſſer dazu abgerichteter Hunde, oder lieber der gezaͤhmten Indier oder wohl gezaͤhmter Botocuden ſelbſt, die hierin eine große Geſchlklichkeit haben. Iſt man ihnen nahe genug gekommen, fo umzingelt man fie des Nachts, und fängt des Morgens an, nach ihrem Lager zu ſchießen. Wenn ſie ſchnell uͤberfallen werden, ſo laſſen ſie Bogen und Pfeile liegen und machen ſich auf die Flucht. Da die Soldaten ſchlechte Gewehre haben; fo find fie froh, wenn ſich die Wilden nicht zur Wehre ſetzen, Jene haben gewöhnlich ein Panzerhemd, aus Baumwolle verfertiget und damit ausge U — 137 — füttert, mit kurzen Armeln das bis an die Kuie reicht, um die Pfeile damit abzu⸗ halten. Die Botocuden find aber ſchon fo klug geworden, daß fie den Soldaten auf das Geſicht, die entbloͤßten Arme und Fuͤße zielen. Iſt es zu wundern, daß der Botocude ſich durch Lift und Gewalt an feinen Feinden raͤchet, wenn ein Haufe Soldaten, die der allein ſeligmachenden Religion zugethan find, dieſe Wilden an ſich locket, ihnen zu eſſen vorſezt, und nun, waͤhrend fie ihren Hunger ſtillen, Feuͤer auf fie gibt? wenn er, von religloͤſem Wahnſinn getrieben, die ſich aus Liſt tod ſtellenden Wilden erſt tauſt, dann ihnen die Köpfe abſchneidet? Da iſt kein Mitleid, wenn auch die Botocudenmutter mit ihren Sauͤg⸗ lingen am Feuͤer ſizt und kocht und beim Überfall wegen ihrer Laſt nicht fliehen kann, durch die Kugel verwundet, ſterbend dem Befehlshaber der Bande winkt, ihm die Kinder uͤbergibt, und durch Worte und Geberden für das Leben derſelben bittet und dabei auf den im Topfe befindlichen Affen zeigt und zu verſtehen gibt, daß man ihren Sauͤglingen zu eſſen geben ſoll? Iſt es nicht Heimtuͤcke, wenn man ſie mit Brand⸗ wein trunken macht und ſie dann mordet? Oder, wenn man — wle es wirklich geſchehen ſein ſoll, — Kleldungsſtuͤcke, welche an Pocken Geſtorbene getragen haben, in die Nähe der Wilden legt, und dadurch, daß dieſe jene gebrauchen, die ſcheuͤßliche Pockenkrankheilt, welche in ienen Gegenden ſchreklich wuͤtet, und vor welcher die Wil⸗ den eine außerordentliche Furcht haben, unter ihnen verbreitet und dadurch ganze Staͤmme aufrelbt? . 5 Daß man von Selte der portugleſiſchen Regierung mit diefen Wilden zu grau⸗ ſam verfuhr, und dle rechte Behandlung, ſie geſitteter zu machen, nicht anwendete, zeigt das Beiſpiel des Gouverneurs Conde des Arcos bel den ſich am Rio Grande de Belmonte ſich aufhaltenden Botocuden, der durch fein gemaͤßigtes und menſchen— freundliches Benehmen es dahin brachte, daß er durch den ſeit drei oder vier Jahren geſchloſſenen Frieden mit diefen Wilden in den beſten Verhaͤltniſſen lebt. Überhaupt zeigen mehrere Beiſpiele, daß ſich die Botocuden dem geſitteten Zuſtande nähern, ob⸗ gleich es ihnen ſchwer wird, ihrem angeſtammten Jaͤgerleben zu entſagen, indem ſie von ihren ſelbſt angelegten Pflanzungen leicht wieder zu ienen zuruͤkkehren. Ein Anführer Namens Gipafeiu zeigte ſich gegen dle Portugieſen gut geſinnt und ſtand bei feinen Seiten in großem Anſehen. Als z. B. ein anderer Anführer auf dem Quartel erſchien und man ſich wegen der ſchwachen Beſatzung genoͤthiget ſah, ihm das von ihm mit Ungeſtuͤmm geforderte Eiſengeraͤthe zu uͤberlaſſen, klagte man bald darauf dem angekommenen Anfuͤhrer Glpakelu den Vorfall, worauf dieſer ſogleich in den Wald zuruͤkging und den Beſitzer noͤthigte, einen großen Theil der Inſtrumente II. 19 wieder heraus zu geben. Dem Prinz Max druͤkte er nach portugleſiſcher Sitte mehrere Mal die Bruſt, machte ihm aber zugleich begreiflich, daß er heftigen Hunger hatte. Nach der Befriedigung deſſelben ging er nach ſeiner Huͤtte in den Wald zuruͤk und brachte unter andern ein kurzes Sprachrohr, das aus der Schwanzhaut des großen Guͤrtelthlers (Dasypus maximus) gemacht war und deſſen ſich die Wilden bedlenen, um ſich im Walde zuſammen zu rufen. Wie eine Horde mit der andern kaͤmpfet, erzaͤhlt uns der Prinz Max, welcher elnen ſolchen Kampf mit angeſehen hat, und deſſen Erzaͤhlung ich hier in der Kuͤrze anfuͤhren will. „Ich traf einen Trupp Botocuden an, die um ihr Feuͤer gelagert waren und zur Horde des Anfuͤhrers Jeparak, die ich noch nicht geſehen hatte, gehörten. Hoͤchſt ſonderbar war es anzuſehen, wie alle dieſe braunen Menſchen, Bogen und, Pfeile in die Höhe haltend, durch die ganze Breite des Fluſſes heruͤber wateten. Man konnte das Gerauͤſch, welches ihr Zug verurſachte, ſchon von weitem hoͤren. Alle trugen Bündel von 6 — 8 Fuß langen Stangen auf der Schulter, um ſich mit dem Anführer June und Gipakein und ihren Horden zu ſchlagen; allein der leztere war ſezt tiefer im Walde und June war auch abweſend. — Sie gaben inzwiſchen das Zeichen der Herausforderung, indem ſie ihre Stangen ſtehen ließen und wieder abzogen. Nach einigen Tagen fanden fie ſich wieder ein, fo wie auch der Anführer June mit feinen erwachſenen Söhnen und feinen übrigen Männern, der ſich zu der Parthei des Ans führers Gipafein hielt, und die Herausforderung angenommen hatte. An einem ſchoͤnen Morgen ſah man alle Botocuden theils ſchwarz, theils roth im Geſicht bemahlt, plözlich aufbrechen und durch den Fluß auf das noͤrdliche Ufer waten, alle mit Buͤndeln von Stangen auf ihren Schultern. Kaum hatte ſich die Nachricht von dem bevorſtehenden Kampfe verbreitet, als eine Menge von Zuſchauern, Soldaten, ein Geiſtlicher aus Minas und mehrere Fremde, zu denen auch ich mich geſellte, zum Kampfplatze hineilten, ieder mlt einer Piſtole oder einem Meffer unter dem Rode der Sicherheit wegen verſehen, im Falle die Schlaͤ⸗ gerei ſich etwa gegen uns wenden moͤchte. Wir fanden die Wilden alle gedraͤngt auf einem Haufen ſtehen und bildeten einen Halbzirkel um fie her. Der Streit nahm gerade ſelnen Anfang. Zuerſt ſtießen die Krieger der beiden Parthelen kurze, rauhe Heraus⸗ ſorderungstoͤne gegen einander aus, gingen erſt wie boͤſe Hunde um einander herum und brachten dabei ihre Stangen in Bereitſchaſt. Dann trat der Anführer Jeparak auf, l ging zwiſchen den Männern umher, ſah, mit weit geoͤfneten Augen gerade und ernſt vor ſich hin und ſang mit zitternder Stimme ein langes Lied, Ne wahrscheinlich von eerlegt hatte.“ au 1 ie der ihm widerfahrnen Beleldigung handelte. Auf dieſe Arc erhizten ſich die Gegner immer mehr. Piöslich trafen zwei von ihnen auf einander, fließen ſich wechſelſeltig mit dem Arm vor die Bruſt, daß fie zuruͤk taumelten, und griffen alsdann zu den Stangen. Der Eine ſchlug zuerſt aus allen Kraͤften auf den andern los, ohne Ruͤkſicht, wohin fein Schlag fiel; der Gegner aber hielt ernſt und ruhig den erſten Angriff aus, ohne eine Miene zu verziehen, dann aber brach auch er los, und fo bearbeiteten ſie einander mit kraͤſtigen Hleben, deren Spuren in dik aufgelaufenen Schwielen nach lange auf dem nakten Körper ſichtbar blieben. Durch die an den Stangen ſtehen gebliebenen ſpitzigen Reſte von Aſten gab es auch Wunden, und manchem floß das Blut uͤber den Kopf herab. Wenn ſich zwei Kaͤmpfer weidlich durchgeblauet hatten, fo gingen ſie wieder einige Zeit nachdenkend mit dem Herausforderungston zwiſchen einander herum, bis wieder herolſche Begelſterung ſich ihrer bemaͤchtigte und ihre Stangen in Bene: gung ſezte. Die Weiber fochten waͤhrend deſſen ebenfalls ritterlich. Unter beſtaͤndigem Weinen und Heuͤlen ergriffen ſie einander bei den Haaren, ſchlugen ſich mit den Fauͤſten, zerkrazten ſich mit den Nägeln und riſſen einander die Holxzpfloͤcke aus den Lippen und Ohren, die dann als Siegeszeichen auf dem Boden des Kampſplatzes umher lagen. Warf eine die andere zu Boden, ſo ſtand wieder eine dritte hinter ihr, die ſie beim Bein ergriff und ebenfalls hinwarf; dann zerrten ſie einander in der Erde herum. Die Maͤnner erniedrigten ſich nicht ſo weit, die Weiber der Gegenparthei zu ſchlagen, ſondern ſie ſtleßen ſie nur mit ihren Streitſtangen, oder traten ihnen mit ihren Fuͤßen dermaſſen in die Seite, daß fie davon über und über rollten. Auch aus den benachbarten Hütten toͤnten die Klagen und das Geheuͤl der Weiber und Kinder heruͤber und erhöhten den Eindruk dieſes hoͤchſt ſonderbaren Schauſplels. Auf ſolche Art wechſelte der Streit etwa eine Stunde lang. Wenn alle ermuͤdet ſchienen, fo zeigten einige der Wilden dadurch ihren Muth und ihre Ausdauer, daß ſie mit dem Herausforderungston zwiſchen den andern umher giengen. Jeparak hielt als Hauptperſon der beleldigten Parthei bis zulezt aus; alle erſchlenen ermuͤdet und abge⸗ ſpannt, als er noch immer nicht geſonnen war, Friede zu ſchließen, noch immer ſein vzitterndes Lied fortſang bis wir zu ihm hingingen, ihn auf die Schulter klopften, und ihm ſagten, er ſei ein braver Krieger; allein es ſei nun Zeit, Frlede zu machen, worauf er dann auch ploͤzlich das Schlachtfeld verließ. Keiner auͤßerte indeſſen nur den geringſten Gedanken an ſeine geſchwollenen Glieder, ſondern ſie ſezten oder legten ſich ſogleich auf ihre zum Theil offenen Schmarren, und liefen ſich das Mehl fehr. , wohl fehmeden, das man ihnen reichte. Zuweilen ſoll es iebod) nicht bei den Stangen geblieben, ſondern fogar zu den Waffen gekommen fein. Die Urſache dieſes Streites waren einige Schwelne, welche die eine Parthei in dem Jagdbezirk einer andern 19 * — 19 — Die Botocuden in Minas Novas am Rio S ſcheinen einen andern Stamm auszumachen, und ſtehen auch ſchon in einiger freuͤndſchaftlichen Verbindung mit den Portugieſen. Sie ſollen die Vornehmſten ihrer Familien in beſonders dazu erbauete Hauler begraben, die ſie inwendig ganz mit Vogelfedern auszieren, und alle Jahre erneuern. Auch ſtellt die Familie des Verſtorbenen alle Jahre in dieſem Haufe eine Todenfeler an, bei welcher fie faſten, Reden halten und zulezt ein allgemeines Geheuͤl anſtimmen. Uthe beſteht das Singen der Botoeuden aus einem unartlcu⸗ ließen Geheuͤl. Bel andern Botocuden fand Prinz Max einen Leichnam nicht welt von einer Huͤtte eingegraben. Das Grab war auf einer freien Stelle unter alten hohen Urſtaͤm⸗ men, oben mit kurzen dicken Holzſtuͤcken belegt.. Als man nachgrub und auf die Knochen ſtleß, auͤßerte ein lunger Botocude fein lautes Mißſallen, worauf man das Nachgraben einſtellte. Andern ſpaͤtern Nachrichten zufolge, ſollen dieſe Wilden nicht nur nichts gegen die Eröffnung ihrer Glaͤber Den haben, fondern ſogar ſelbſt beim Aufgraben Hand anlegen. Die auf dem Schlachtſelde gebliebenen Toden oder Verwundeten ſchleppen 1 ie, wenn es möglich iſt, mit ſich fort. Um bei großen Wunden das Blut zu gen; verſtopfen ſie dieſelben mit Blaͤttern, klenere Wunden mit Hoͤlzchen. 5 Wenn ſie ſich uͤberwunden ſehen, fo bitten fie in knieender Stellung und mit gen c Himmel erhobenen Haͤnden um Schonung. Man koͤnnte aus dieſer Stellung ſchließen, daß fie an ein höheres Weſen glauben; allein fie koͤnnte auch von den Europäern erborgt ſein. Dieſes Mittels bedienen ſie ſich auch, um ihren Überwinder ſicher zu machen, ergreifen dann die Flucht, oder bemaͤchtigen ſich deſſelben „ wenn er allein iſt. Überhaupt ſollen dieſe Voͤlker im Donner ein maͤchtiges Weſen zu vernehmen glauben 1 er ſie Tupan nennen. Dle Botocuden zeigen auch Dankbarkeit und Anhaͤnglichkelt gegen ihre Beptrpät, die fie einmal lieb gewonnen haben. f Hoͤchſt wahrſcheinlich werden wir noch nahere Nachrichten über die Sitten und Ge⸗ brauͤche dieſer und anderer Wilden in Braſilien erhalten, wenn dle gereiſten Naturforſcher in Wied⸗Neuͤwied, Muͤnchen und Wien ihre Beobachtungen niedergeſchrieben und durch den Druk bekannt gemacht haben werden. 5 — 141 — — — Der braſiliſche Spa; Tanagra brasilia Gmel. Linn. Le Cardinal. Brisson. — Tab. r Der braſillſche Spaz oder die braſiliſche Merle, auch Cardinal genannt, gehoͤrt unter die Singvoͤgel und zwar unter dieienige Gattung, welche im Naturſpſtem Tanagra genannt wird, welcher Name wahrſcheinlich von dem braſiliſchen Wort Tangara ent- ſtanden iſt. Von den Einwohnern wird er auch Tije — Piranga genannt. Dieſe Voͤgelgattung ſteht zwiſchen den Ammern (Emberiza) und Finken (Fringilla), und zeichnet ſich dadurch vor andern aus, daß der ſtarke Oberſchnabel am Grunde dreieckig, ein wenig zuſammengedruͤkt, mehr oder weniger kegelſoͤrmig, an der Spitze ſehr zu⸗ ſammengedruͤkt und vor derſelben mit einer Kerbe verſehen iſt; auch iſt er etwas laͤnger als der Unterſchnabel, deſſen Laden am Grunde verdikt ſind. Die Naſenloͤcher ſind klein, rundlich, offen, zum Theil aber auch mit vorwaͤrtsliegenden Stirnfedern bedekt. Die Fußwurzel ft von der Länge der Mittelzehe, welche leztere mit der auͤßern an der Wurzel durch eine kleine Haut verbunden iſt. ) ö Dieſer ſchoͤne Vogel iſt in Mexiko und Bregſilien und andern Laͤndern von Sid: amerika zu Hauſe, ſo wie alle Arten, welche zu dieſer Gattung gehören. In Bra⸗ — 5 Temminck Manuel d’ornithologie etc, seconde edition 1820. Partie I. S. 69. Bei Anführung dieſes ornitholeglſchen Werkes bemerke ich, daß die Stelle Th. I. S. 134, Zeile 16. eine Unrichtigkeit enthalt. Nicht Meyer, ſondern ich habe die in dem Taſchenbuch der deuͤtſchen Vögelkunde von Meyer und Wolf beſchriebene Sylvia fluviatilis zuerſt beſchrie— „ben. Suum cuique! a LA u — — 142 — ſilien iſt er an den Flußufern in dunkeln Gebuͤſchen hauͤfig anzutreffen. Nach a ſoll er ſich auch in Canada befinden, was aber Latham wiberfpri cht. 5 Seine bleme karmeſinrothe Farbe, womit er am Kopfe, Hole, am ganzen Unterleibe, dem Ruͤcken und den obern Schwan zdekfedern geſchmuͤkt iſt, machen ihn zu einem der ſchoͤnſten Voͤgel. Die Fluͤgel, der Schwanz und die Schienen ſind ſchwarz, die Fußwurzel an dem ausgeſtopften Vogel in meiner Sammlung ſcheinbar ſchwarz, vielleicht im Leben dunkelbraun: den Augenſtern habe ich in der Abbildung nußbraun angeben laſſen. Die Naͤgel des Oberſchnabels ganz, vom Unterſchnabel nur die vor⸗ dere Hälfte ſchwarz, der hintere Theil hornwelß, ganz unten an die Augen hinlaufend. Die Federn auf dem Kopfe und an der Kehle find von beſonderer Beſchaffenheit und gleichen einem Sammet. Es gibt von dieſem Vogel zwei Derfchiedenkeiten, von welchen die eine die oben angegebenen Farben, aber auf dem Unterleibe mondfoͤrmige, gruͤne Flecken hat; die andere aber auf den Seiten des Halſes mit blauen Flecken verſehen iſt. Die kleinen Dekfedern und die Raͤnder der Fluͤgel ſind ode blau. Von ſeiner Lebensart iſt nichts bekannt. Unſere Abbildung iſt nach einem Exemplar aus meiner Summa gemacht und 5 ſo gut gerathen, daß die Kenner, wie ich hoffe, zufrieden ſein werden. \ Der Kurzſchwanz. Der kurzſchwaͤnzige Stachelſchwanz. Stellio brevicaudatus. Daudin. Le Stellio courte — queue. Daudin. Tab. XX RIB 5 Dir Eldechſe wurde zwar von Linne“ ſehr gut beſchrieben; aber für eine Verſchie⸗ denheit von der azurblauen Eidechſe (Lacerta azurea) angeſehen. In de la Cepe⸗ de's Naturgeſchichte der Amphibien uͤberſezt von Bechfleln B. 3. S. 82. Tab. 6. Fig. 2. wird die kurzſchwaͤnzige Eidechſe ſtatt der azurblauen befchrieben ; nach Daudin*) aber find es zweierlei Arten, die ſich vorzuͤglich dadurch von einander unter» ſcheiden, daß die azurblaue Eidechſe auf dem Leibe gar keine ſchwarzen Flecken, und dagegen einen duͤnnern, etwas platten Schwanz hat. Die Abbildung in dem oben ange» fuͤhrten La Cepedeſchen Werk iſt, beſonders was die Zehen anbelangt, unrichtig; beſſer iſt die Daudinſche Abbildung; jedoch find die Zehen der Vorderſuͤße offenbar zu lang, und die Lage und Verbindung der Zehen an den Hinterfuͤßen nicht richtig angegeben. Wer beide Figuren mit der unſerigen und der Natur vergleicht, wird finden, daß bier dieſer Lurch, welcher nach einem in Weingeiſt erhaltenen Exemplar aus dem Muſeum der Univerſitaͤt zu Erlangen verfertiget wurde, ein getreuͤes Naturbild iſt. | \ * Dieſer Lurch gehoͤrt unter dieienigen, welche man Stellionen nennt, und welche ſich dadurch von den uͤbrigen Gattungen unterſcheiden, daß ſie auf dem Kopfe kleine, runde. Schuppen, größere auf dem Leibe und einen qulrlfoͤrmigen, ſtacheligen Schwanz haben. b Der kurzſchwaͤnzige Stachelſchwanz hat im Ganzen eine Laͤnge von 4 bis 5 Zoll, der Schwanz beſonders anderthalb bis zwei Zoll. Der Kopf ift dik, faſt eirund, oben und auf den Wangen mit mittelmaͤſſig großen, ſehr glatten Schuppen bedekt; die Naſenloͤcher ſind laͤnglichrund und offen; um die obere Kinnlade herum ſtehen zwei Reihen und um die untere eine Reihe vier⸗ eckiger Schuppen; der Rumpf iſt beinahe walzenfoͤrmig; der ganze Körper und die Fuͤße find mit ſehr kleinen, rundlichen Schuppen bedekt; merklicher ſind ſie auf dem Unterruͤcken und auf den Füßen; um den Hals herum ſehr klein; uberhaupt ſieht die Haut wie Chagrin aus. Die Schuppen des Unterleibes und der Unterſeite der Fuͤße find etwas größer, vautenförmig, glatt und glänzend. Auf der Unterfeite der Hlinterſchenkel nimmt man keine koͤrnigen Druͤſen wahr, wie bei andern Eidechſen. Der After liegt in die Quere und iſt ringsum mit auͤßerſt kleinen Schuppen beſezt. Die Fuße haben ſaͤmmtlich fünf lange und dünne Zehen mit zuſammen gedruͤk— ten krummen Naͤgeln, von welchen erſtern die drei mittlern am Grunde mit einander verbunden find; die zwei auͤßern ſtehen hinter denſelben etwas zuruͤk. Der Schwanz iſt Fürzer als der Leib, ſtark, kegel⸗ und pfriemenfoͤrmig, undd beſteht aus zwanzig bis drei und zwanzig Wirbeln, deren Schuppen am untern Theil *) Histoire naturelle generale et particuliere des reptiles eto. Tom, IV. P. 36, et 40. Tab. 4. | — 144 en kurze Spitzen wie Stacheln haben und abſtehen. Auf der Unterfeite des Schwanzes | find dieſe Stacheln unmerklicher. 5 ; Die Farbe dieſer Eidechſe iſt ein ſchoͤnes Blau auf dem Kopfe und Oberleibe, welches nach dem Unterleibe hin und auf der Unterſeite des Schwanzes bleicher wird und ins bloße Blauͤſſche übergeht. Auf der Stirne iſt ein ſchwarzer Stern mit fuͤnf Strahlen; uͤber ledem Auge ein ſchwarzer breiter Flecken und hinten am Kopfe ein buchtiges ſchwarzes Band. Auf dem Rücken befinden ſich ſechs bis ſieben eben fo ge faͤrbte breite Querbaͤnder, von welchen die hintern in der Mitte zuſammenhaͤngen. Diefe ſchwarzen Bänder gibt Daudin tiefblau an, welche Farbe wohl das Thier im Leben haben kann, die aber im Weingeiſt wahrſcheinlich ſich verändert hat. Auf der Oberſeite der vier Beine find rundliche hellblaue Flecken, dle mit ſchwarzen oder dunkelblauen Ringen umgeben ſind; die untere Seite der Fuͤße iſt einfaͤrbig. Dieſer Lurch bewohnt verſchledene Gegenden des mittaͤgigen Amerika, insbeſondere Guiana, Cajenne und Surinam. Nach Linne“ ſoll er ſich in Afrika aufhalten, zu welchem Irrthum er aber durch Seba verleitet worden iſt. Er lauͤft mit vieler Behen⸗ digkeit, klettert auf Bauͤme, legt ſich in die Sonne auf faulen Baumſtruͤnken und faͤngt Kerfe, nach welchen er ſehr begierig iſt. Er graͤbt ſich in die Erde Loͤcher, wie die übrigen Stellionen. Die Artkennzeichen ſind der kurze, etwas von oben nach unten zuſammengedruͤkte kurze Schwanz, der ſchwarze Stern auf der Stirn, die blaue Farbe und die ſchwarzen oder dunkelblauen Querbaͤnder. N Die großbärtige Meerkatze. Die fanfte Meerkatze. Cercopithecus mit is. M I 1. Tab. XXXI V. Der Affe, von welchem hier eine Abbildung geliefert wird, war vor einigen Jahren im Junius in hieſiger Stadt nebſt andern Thieren lebendig zu ſehen. Da mir derſelbe noch nicht recht bekannt zu ſein ſchien; ſo ließ ich eine Zeichnung darnach verfertigen. Er gehoͤrt unter die Affen der alten Welt, welche ihre Nafenlöcher nicht an den Selten der Naſe, ſondern ſenkrecht unter derſelben haben. Welche Art es aber iſt, das war ſchwer auszumitteln, da ſein Farbenkleid auf keine Beſchreibung recht paſſen wollte, und ich wegen Ungeſaͤlligkeie des Waͤrters die Zähne nicht unterſuchen konnte. Eben ſo wenig kann ich den Schwanz beſchreiben, den er nach Ausſage des Waͤrters, auf welche man ſich auch nicht verlaſſen kann, gehabt haben fol ). Auch Herr Prof. Lichtenſtein zu Berlin, den ich dieſes Affen wegen befragte, konnte mir keine gewiſſe Auskunft uͤber denſelben ertheilen; und Herr Hofrath Oken in Jena, welcher unlaͤngſt in Paris war und die Guͤte hatte, dis ihm zugeſandte Abbildung mit den Affenarten des ) Die Affen beißen ſich in der Gefangenſchaft zuweilen den Schwanz ab; oder ſie erfrieren ihn, wenn ſie bei ſtrenger Kaͤlte in Kaͤſigen zur Schau herumgefuͤhrt werden, in welchem Falle er dann abgenommen werden muß. II. 200 — 146 = pariſer Muſeums zu vergleichen, konnte keine finden, welche ganz zu derſelben paßte. Beide vermuthen, daß es eine neuͤe Art ſein moͤchte. ö Am meiſten zeichnet ihn fein Fluͤgelbart aus, und dieſes Merkmal nähert ihn dem Cercopithecus latibarbus Geoffroy, von welchem er aber wieder in andern Stücken abweicht, naͤmlich durch das purpurfarbige Geſicht, und die eben ſo gefaͤrbten Haͤnde; 5 den ſchwarzen Leib und durch den am Ende weißgebuſchten Schwanz, der laͤnger iſt als der Koͤrper. Dieſe Farben hat unſer Affe, wenigſtens nur zum Theil; allein nichts iſt mißlicher als die Farbe, da dieſe nach dem verſchiedenen Alter ſich aͤndert. Daß unſer Affe im Haarwechſel begriffen iſt, geben die zweierlei Haare auf dem Ruͤcken zu erkennen. Auf alle Faͤlle verdient er genauer unterſucht zu werden, wozu die weitere Be⸗ ſchreibung, die ich nun folgen laſſe, beitragen wird. Seine Groͤße iſt mittelmaͤßig. a N Der Augenſtern gelbbraun; die Augenlieder blaßfleiſchfarbig; Naſe und Backen nakt; Unterlippe und Kinn mit grauweißen Haaren, die Stirn mit weiß und grau gemiſchten Haaren beſezt, von welchen die zunaͤchſt uͤber den Augen ſtehenden die längften find. Bor den Ohren und auf dem Scheitel find die Haare ſchwarz, in der Mitte deſſelben etwas weiß gemiſcht; die Ohren nakt und von Farbe ſchwarzgrau; der große Backenbart, welcher nach hinten ſteht, iſt faſt dreieckig und breitet ſich nach hin⸗ ten weiter aus. Die Farbe deſſelben iſt weiß mit ſchwarz gemiſcht, (iedes Haar naͤm⸗ lich iſt abwechſelnd weiß und ſchwarz abſazweiſe gefärbt.) Der Nacken, die Seiten des Halſes und die Schultern ſind mit ſchwarzen, etwas langen Haaren verſehen; der ganze Nücen und die Seiten des Leibes mit ſchwarz und gelb gemiſchten dichtſtehen⸗ den Haaren, welche an den Seiten, da wo die Bauchhaare anfangen, ſchwarz find, fo daß es ausſieht, als ob der Ruͤcken mit einer dicken Haardecke belegt waͤre, die ſich an den Bauchſeiten endigt und daſelbſt wie ein Wulſt herablauͤft. Die Schenkel ſind ſchwarz behart; das Geſaͤß kahl und bac, ſtatt des Schwan⸗ zes nur ein Anſaz zu einem ſolchen. re. e Der Unterleib, die innere Seite der Vorder-und Hinterarme oder ſogenannten Hin⸗ terfuͤße ſchwaͤrzlich; auf der Bruſt zwei roͤthliche Warzen; alle dieſe Theile nur duͤnn behart; zwiſchen den Haaren ſchimmert hie und da die roͤthliche Haut durch; auf den Vorderarmen und an der Handwurzel ſtehen die Haare dichter und find ſchwarz; die 4 Finger und der Daumen find ſchwaͤrzlich, groͤßtentheils nakt und nur bis zum mitt lern Gelenk etwas behart; die Nägel find breit, gewölbt, an den Hinterhaͤnden etwas laͤnger, als an den Vorderhaͤnden, und von Farbe ſchwarz. | Dieſer Affe ift weiblichen Geſchlechts und ſcheint eine fanfte Gemuͤthsart zu ha⸗ ben; denn er war, wenn man ihn nekte, nicht leicht zum Zorn zu bringen, und ſelbſt dieſen auͤßerte er nicht heftig, welche Eigenſchaft auch mit der von Pennant bes ſchriebenen großbaͤrtigen Meerkatze uͤbereinſtimmend iſt, und alſo einen Grund zur Einerleiheit beider Affenarten mehr abgeben koͤnnte. Wollte man ihn mit einem Scok⸗ chen von ſeiner Stelle ſchieben; ſo wehrte er, im Falle ihm die Veraͤnderung ſeines Platzes nicht gelegen war, es bloß dadurch ab, daß er die Hand ſanft gegen das Stoͤk' chen druͤkte; es aber nicht feſt hielt und an ſich zog oder zerbrach, wie es manche an⸗ dere Affen machten. Diefer angeführten Eigenſchaft wegen mag er nun auch vorlauͤfig den Namen: 5 mitis erhalten. Meiſtens ſaß er ſo, daß er die Hinterhaͤnde gegen das Gitter druͤkte, und mit den Vorderhaͤnden an dem A! ſich anhielt. g Er fraß Apfel und beſonders Kirſchen ſehr gerne. Leztere durfte man ihm aber nur in ſehr geringer Menge en‘ weil er nach Ausſage des Waͤrters den Durch⸗ EN davon befam. N | Er ſoll auch mehr von thieriſchen als Pflanzenksrpern leben, was mit der pen⸗ rtanöftheh Beschreibung des Cercopithecus latibarbus nicht uͤbereinſtimmt, nach welcher dieſe Affen im freien Zuſtande von Blättern und Baumknoſpen fi) Maren ſollen. \ 20 * — Wenn ſch in feinem weh eine Stiege ſehen ließ, fo baſchte⸗ er mit 10 Händen nach ihr. Von geſottenem Rindfleiſche, das ich ihm gab, 1 er nur auͤßerſt wenig. Sein Vaterland iſt unbekannt. Im Falle er die ſchon bekannte breicbättige Meerkatze Cercop. latibarb. des Geoffroy iſt; fo wäre er in Ceylon zu Haufe, Det (war; köpfige Honig vogel. Nectarinia 1 ger. Le Grimpereau vent à tete noire du Bresil. 25 on. Tab. XXXV. ig 1 und 3. „ Vogel iſt ſchon ir im linns ſchen Naturſi yſtem auſgeführt Linns ſtellte ihn unter die Baumlauͤfer (Certhia); aber nicht alle von ihm hieher gezaͤhlten Arten haben einen zugeſpizten Schwanz und klettern auch nicht wie die eigentlichen Baumlauͤfer an den Bauͤmen hinauf und um dieſelben herum. Aus dieſem Grunde hat Illiger und nach ihm Temminck⸗) fie von den leztern getrennt und eine eigene Gattung unter dem Nas men Nectarinia, Honigvogel, daraus gebildet. Unter dieſe gehoͤrt denn auch der ſchwarzkoͤpfige Honigvogel, welcher das Schikſal hatte, oͤfters aus einer Gattung in die andere verſezt zu werden; denn ehemals zaͤhlte man ihn zu den Fliegenfaͤngern und Bachſtelzen, dann zu den Baumlauͤfern und ſogar zu den Bienenfreſſern. Beſſer ſteht er unter der neuͤen Gattung Nectarinia. Die hieher gehörigen Voͤgel haben zwar auch einen dünnen, gebogenen, fpisigen und zuſammengedruͤkten Schnabel, faſt wie die eigentlichen Baumlauͤfer (Certhia); aber er iſt am Grunde breit und gegen — 15 Manuel Ggrnichckegie etc, par Temminck T. I. p. e, Iliger Prodromus Iyſtematis mammalium et avium etc, 1611. — 150 — die Spitze von den Selten zuſammengedruͤkt; die Naſengrube iſt groß, die Naſenloͤcher ſind von oben durch eine große Haut geſchloſſen. Bei den Baumlauͤfern hingegen ſind die Naſenloͤcher wagrecht durchbohrt, von der Mitte an vermittelſt einer Haut geſchloſſen. Bei den Honigvoͤgeln ſind die Fuͤße mittelmäßig lang, die Fußwurzel länger oder von der Laͤnge der mittlern Zehe. Bei den Baumlauͤfern ſind die Naͤgel ſehr ge⸗ kruͤmmt, der Nagel an der Hinterzehe ſehr lang und krumm und daher zum Klettern eingerichtet. Die Honigvoͤgel ſind alle Auslaͤnder und oben nal das heiße si der alten Welt, naͤmlich Afrika und Oſtindien. Bei den meiſten ſind Maͤnnchen und Weibchen in ihrem Farbenkleide ſehr verſchieden; andere mauſern zweimahl und erſcheinen im hochzeitlichen Kleide ſehr glänzend, daher viele Verwirrung in den Arten entftan- den iſt, welche auch die beſten Abbildungen und Beſchreibungen noch nicht alle haben loͤſen koͤnnen. Es folgt nun die Beſchreibung der hier abgebildeten Honigvoͤgel. Der ſchwarzkopfige Honigvogel. Tab. XXV. Fig. r. Der Schnabel iſt von der Stien bis zur Spitze 7 pariſer Linien lang, mäßig ge— bogen; Oberſchnabel ſchwarz, vor der Spitze mit einer kleinen Kerbe; Unterſchnabel ebenfalls gebogen, gelblich; Naſenloͤcher ritzenfoͤrmig in elner ſeichten Vertiefung, in der Naſengegend der Oberſchnabel dreieckig. a Der Augenſtern wurde braun gemahlt nach Bafefiheinifeirsgehäben, Der ganze Kopf und die Seiten deſſelben, die Kehle ausgenommen, ſchwarz; leztere, der Hals, der ganze Ober und Unterleib ſchoͤn glänzend ſmaragdgruͤn; die ſaͤmmtlichen Schwungfedern ſchwarz, auf der ſchmalen Fahne grün; der Schwanz ſchwarz, die auͤßerſte Feder ganz ſchwarz, die folgenden mit einem ſchmalen, gruͤnen Rande, die beiden mittlern auf beiden Fahnen mit einem gruͤnen Streifen, fo daß längs dem Schafte ein ſchwarzer Streifen gebildet wird, der ſich gegen das Ende ers weitert. Die anliegenden Fluͤgel endigen ſich 11 Knien vor der Schwanzſpltze. — > — — 151 — Die Fuß a von 10 Sohle bis zur Ferſe (dem e 0 8 Linien lang; die Mittelzehe 4 1/2 Lin. lang, der Nagel 2 Knien; die Füße find dunkel nußs braun; eben ſo die Naͤgel; leztere von den Seiten zuſammengedruͤkt, ziemlich ge⸗ kruͤmmt und ſpitzig. Die ganze Laͤnge des Vogels s pariſ. Zoll lang. Der Ah farbige gruͤne 0% Tab. XXXV. Fig. 2. Dieſer iſt hoͤchſt wahrſcheinlich der Junge vom ſchwarzkoͤpfigen; denn bei meinem ausgeſtopften Exemplar, das in der Mauſer begriſſen iſt, ſieht man außer zwei neuͤen, noch zum Theil in der Scheide befindlichen Federn, mehrere andere einzelne Federn auf dem Unterleibe, welche die blaugruͤne Farbe des ſchwarzkoͤpftgen Honigvogels haben, da die übrige Farbe des Vogels papageigrün iſt. 1 An Groͤße, ſowohl im Ganzen als auch in ſeinen Theilen iſt dieſe Abaͤnderung dem ſchwarzkoͤpfigen ganz aͤhnlich. Eben fo verhält es ſich mit der Vertheilung der Farben auf den Fahnen der ſchwarzen Schwung. und Schwanzfedern, woraus denn auch die Einerleiheit dieſer und der ſchwarzkoͤpfigen Abart hervorgeht. Der Kopf, Hals, und der ganze Oberleib ſchoͤn papageigruͤn; der; Unterleib gelblich. In dieſem Kleide ft dieſer Vogel auch in Edwards Gleaning c. abgebildet und beſchrieben. Hieher gehoͤrt auch die Abbildung und Beſchreibung des Dr. und Prof. Landguth in Wuͤrtemberg in Voigts Magazin der Naturkunde 6 Band. 1803. $ezterer gibt die Laͤnge dieſes Bogels auf 4 Zoll 4 inien an, welchl Laͤnge nach unferm Maßſtab zu kurz iſt⸗ Bei der zulezt genannten Abbildung ſind die kleinen Deckfedern am Fluͤgelbug und auf dem Scheitel etwas blau. Wahrſcheinlich find dieſe blauen Federn ſchon vom neuͤen Farbenkleid des ſchwarzkoͤpfigen, und der Vogel iſt alſo in der Mauſer. Dieſelbe Bewandniß mag es nun auch mit der blaukoͤpfigen Abart haben, welche in Edwards ſchon öfters angeführten Werk 1. pl. 23. Fig. 2 abgebildet. iſt. 5 Der Scheitel und die kleinen Dekfedern der Fluͤgel ſind blau, die Kehle weiß; übrigens iſt das übrige Gefieder wle bei unſerer Abbildung. Die eigentliche Art foll folgende Farbenzeichnung haben: Der Kopf und die Kehle find ſammtſchwarz; der Oberhals, der Rüden, die Schulterfedern „die obern Flügels Schwanz - Dedfebern und die Schwungfedern ſchoͤn grün; der Vorderhals, der ganze Unterleib und die untern Dekfedern des Schwanzes blau, der Schwanz dunkelgruͤn. 5 1/4 Zoll lang; Schnabel 3/4 Zoll lang und weißlich. Vielleicht iſt dieſer der ganz alte Vogel. ö i Von ſeiner Lebensart iſt weiter nichts bekannt. Unſere Abbildungen ſind um den ſechſten Theil kleiner vorgeſtellt, als die natuͤrliche Groͤße. 6 Der aufgeſchwollene Seekork. Alcyonium [ynoicum ). Grmel. Synoicum turgens Phippsii. Synoique de Phipps. R 5 Tab. XXXV I. Fig. 1. 2. 3 Dieſee Pflanzenthier gehoͤrt unter dieienigen, welche ſich nicht frei im Waſſer bewegen koͤnnen, ſondern auf irgend einem Koͤrper befeſtiget find. Ehemals benannte man mit dem Namen Alcyonium dergleichen Seegeſchoͤpfe von ihrer Ahnlichkeit mit dem Neſte des Meer. Eisvogels. Im Deuͤtſchen führen fie den Namen Seekork, weil fie im trockenen Zus ſtande meiſt einem faſerigen, korkartigen Weſen gleichen. Der aufgeſchwollene Seekork iſt von dem Schiffscapitain Phipps auf ſeiner Reiſe nach dem Nordpol entdekt worden. Man fand ihn im Meere an den Kuͤſten von Spiz⸗ bergen. Nach ſeiner auͤßern elta ſieht er aus wie Blumenknospen, welche im Begriff find, hervorzubrechen. Mehrere walzenfoͤrmige, oben verdikte Körper ſtehen zu drei und vier auf einem ges meinſchaftlichen Stiel, find halb knorpelartig, grau, feinharig, mit 5—6 Rieſen und am Ende mit einer aͤhnlichen Menge etwas erhabener Gipfel verſehen. Die ganze natürliche Groͤße des Koͤrpers betraͤgt 12 bis 1s Knien. Fig. 1. | ) Der Name Synoicum kommt von dem griechiſchen g,. In einem Hauſe zuſammenwoh⸗ nend, her. Wahrſcheinlich gab man dieſen Pflanzenthieren deßwegen dieſen Namen, weil ges vn mehrere Einzelweſen zu einem Ganzen vereiniget ſind. 21 In ber Mitte des Gipfels bemerkt man einen roſenaͤhnlichen Stern — vorzuͤglich mit bewaffnetem Auge, — welcher aus zahlreichen Strahlen zuſammengeſezt und mit einem Kreis kleiner Sterne von ſechs gleichen Strahlen umgeben iſt. Dieſe ſtehen in Verbindung mit den Muͤndungen der beſondern in iedem Cylinder eingeſchloſſenen Thiere und zwar ſo, daß der große Mittelſtern eine Anzahl Loͤcher hat, welche der Anzahl der After gleich iſt. Die Thiere, welche in den Zellen oder Seiten des Cylinders enthalten ſind, liegen gleichlaufend auf einem kreisfoͤrmigen Rande. Die Dekhaut, welche das Ganze verbirgt, iſt ſehr zart, durchſcheinend, geſtrahlt und in den Stiel verlaͤngert. Fuͤhlfaͤden hat es 0 und zwanzig bis dreißig, welche kurz und etwas aufgetrieben ſind. | Der Kiemenſak beſteht aus Duergefäßen , diefe find unter einander gleich und durch f Laͤngsgefaͤße mit einander verbunden. Fig. 2. 1. Die Kiemenvene ift mit pfriemenfoͤr⸗ migen, gekruͤmmten Faͤden beſezt; die Speiſeroͤhre Fig. 2. f. iſt becherfoͤrmig erweitert; der Magen iſt im Innern ohne hervorſpringende Blätter und am Pförtner ohne Klappe, obgleich deſſen Umfang ſehr bemerklich iſt. Der Eierſtok iſt an ſeiner Einfuͤgung etwas zuſammengefuͤgt. Die Eier haben keinen durchſichtigen Rand. Erklaͤrung der Fig ur 2. a, die Kiemenoͤffnnng, bei welcher zugleich die Strahlen ſichtbar find; b. die Aſter⸗ öffnung; C. der After; d. das Rectum; e. der Eiergang; k. die Speiſeroͤhre; g. das Ge— tärm; h. die Darmſchlinge; 1. die Eier; k. der Magen; 1.1. der Kiemenſak. Die Fi⸗ gur 2. iſt ſehr vergrößert. Bei Figur 3. iſt ein Thierchen in natürlicher Groͤße. Unſere Abbildung iſt ein ſehr getreuͤer Nachſtich der vortrefflichen Abbildung, welche Savigny in dem ſchon mehrmals angeführten Werk: Memoires [ur les animaux [ans vertèbres etc. 1816. geliefert hat. f Die keuͤlenfoͤrmige Seeſcheide. Ascidia cla vata. Fallas. Claveline boreale. Savigny. Tab. XXXVI. Fig. 4. S. 6. Dieſes Pflanzenthier hat ſeinen Beinamen von ſeiner Geſtalt erhalten, welche einer Keuͤle ährlich iſt. Die Naturforſcher Pallas und Cuvier haben es unter dem Namen Ascidia clavata beſchrieben. Savigny aber hat ihm den Namen Clavelina borealis (nördliche Seefeule) gegeben ). Die von Pallas beobachtete Seeſcheide weicht indeſſen von der hier abgebildeten etwas ab, indem naͤmlich ihre Farbe ſcharlachroth und am Gipfel aufgetriebener, gegen den Stiel aber allmaͤhlig ſehr verdünnt iſt. Sie bewohnt das Nord⸗ meer. Der Koͤrper iſt laͤnglich, etwas walzenſoͤrmig, der obere dritte Theil der Lange we⸗ nigſtens noch einmal ſo dik, als der untere, welcher allmaͤhlig duͤnner wird und ſich unten in eine Art von Wurzel endigt. Am untern Theil befindet ſich ein Enospenähnlicher Anſaz; oben endigt es ſich in zwei abgerundete kegelfoͤrmige Spitzen, von welchen die eine (die Af⸗ teröffnung Fig. 4 und s 4) etwas niedriger ſteht, als die andere (Mundoͤfſnung. Fig. 4 und 5. a. r.) Sie hat eine weiße Farbe mit einem blaͤͤlichgruͤnen Anſtrich. Die Laͤnge des ganzen Körpers betraͤgt 5 bis 6 Zell, der Stiel allein über 3 Zoll Die innern Theile haben folgende Beſch affen eit: Die Hülle ift etwas knorpelartig, zaͤhe, halb durchſcheinend, ohne ſichtbare Gefaͤße; die Dekhaut iſt dünn, mit muskuloͤſen Laͤngsſtreifen verſehen, übrigens ziemlich durchſchei⸗ nend, am obern Theile lebhaft gelb, verlängert ſich unterhalb der Daͤrme und dringt in den *) Memoires fur les animaux [ans vertèbres etc, | — 156 — f \ Stiel Fig. 4 und s m. m. wie ein cylindriſches gruͤnliches Mark. Die Fihlfäden Fig. 5. a. ſind pfriemenfoͤrmig, in zwei Reihen, auf ieder ungefaͤhr 12, in der obern Reihe kuͤrzer. Das Knoͤtchen an der Nervenvereinigung iſt ſehr klein, bei Fig. 5. c. find die Ruͤckengefaͤße des Kiemenſackes. Der Kiemenſak Fig. s. b. iſt halb fo groß als der Bauch, den Stiel nicht mitgerechnet, walzenfoͤrmig, endigt ſich am Grunde ſchief und beſteht aus 35 brei⸗ ten, völlig gleichen Quergefaͤßen, die durch ebenfalls gleiche, ſehr feine Laͤngsgefaͤße verbun⸗ den ſind. Die Kiemenvene iſt mit kleinen Faͤden beſetzt; bei Fig. 5. d. ſind die vordern Gefäße der Kiemenhoͤle. Der Schlund Fig. 5. e. beruͤhrt den Boden der Bruſt; die Speiſeroͤhre iſt dünn und ſenkrecht herabſteigend Fig. 5. k.; der Magen Fig. 5. g. nimmt die Mitte des Bauches ein, iſt eiförmig , mit einer Laͤngsfalte und inwendig mit einigen dünnen Blaͤtkchen verſehen, die über den Magenafter hinausreichen. Der Darm „das Rectum Fig. 5. h. iſt DIE, walzenfoͤrmig, biegt fi) nach dem Stiel, ohne hinein zu drin⸗ gen, ſteigt wieder hinauf, indem er ſich rechts an den Magen und die Speiſeroͤhre binwendet, und endigt etwas oberhalb des Schlundes; die Darmſchlinge iſt ſehr druͤſig, mit birnfoͤr⸗ migen, hellgelben, ſich unter einander verbindenden und im Darm mit kleinen Stielen zu⸗ ſammenhaͤngenden Druͤſen, die nach außen wenig vorſtehen. Der After Fig. 4 und F. g. iſt gekerbt (bei der Vergroͤßerung ſichtbar); der Eierſtok Fig. 5. k. geſtrekt, in der Darmſchlinge linker Seite dem Herze gegen uͤber; der Eiergang Fig. 5. i. ſteigt mit dem Maſtdarm auf, geht aber uͤber den After hinaus und folgt der Kiemenvene, um an deren obern Ende ſich zu oͤffnen. Die Eier ſind rund, dunkelgelb, bei ihrem Austritt aus dem Eierſtok fee ſie ſich zwi⸗ ſchen die Dekhaut und das Kiemennez, wo fie ſchon Frucht zu fein ſcheinen und die Ge— © flaft wie Fig. 6. n. o. p. haben. Sie find hier ſehr vergrößert. Die Abbildung iſt nach der Figur von Savigny a. a. O., genommen und kit 7 tig vorgeſtellt. Verzeichniß der Kupfertafeln. Ya. I. Der grüne Toucan. II. Die ſchluͤpfrige Natter. n Die blaurothe Guͤrtelſcheide. e Der Commerſonſche Maki. „ Der gelbfluͤgelige Klauenſpreizer. f 5 VI. Die Ratanhia. 51 VII. Das Lefzenthier. VIII. Die bunte Gans. n Der Eierwirbel. 8 X. Das Lama. N R XI. Der Reis⸗Kernbeißer. XII. Die blauköpfige Eidechſe. XIII. Der rothfarbige Fink. av, Der fliegende Drachenkopf. \ XV. \ Die geſtreifte Fangheuͤſchrecke. Das trockene Blatt. XVI. Die weißfuͤßige Antilope. XVII. Der dikſchwaͤnzige Ringler. XVIII. Der kurzfluͤgelige Grashuͤpfer. Die rauhfuͤßige Saͤbelſchrecke. XIX. Der Quagga. XX. Der Warzengekko. Der ſchwarzgeflekte Skink. - XXI. Der lanzentragende Pillenkaͤfer. Der getüpfelte Schildkaͤfer. Der keuͤlige Pinſelkaͤfer. XXII. Die geflekte Hyaͤne. XXIII. Der gemahlte Ammer. x XXIV. | Die Rieſen-Seeſcheide. Die atlantiſche Seeſcheide. XXV. Der alte Steinbok. XXVI. Der weißkoͤpfige Kernbeißer. Der malakkiſche Kernbeißer. XXVII. Der Menſchenfreſſer. XXVIII. Der Tapir. XXIX. Der Olm. Der Flöter. XXVCNI. Der Botocude. Der Rarik. Der Kotzebue⸗Sundbewohner. f XXXIT, Der braſiliſche Spaz. XXXIII. Der Kurzſchwanz. N XXXIV. Die großbärtige oder ſanfte Meer katze. XXXV. Der ſchwarzköpfige Honigvogel. XXXVI. Der aufgeſchwollene Seekork. Die keuͤlenſoͤrmige Seeſcheide. Syſtematiſches Verzeichniß. I. Sauͤgthiere. Der Commerſonſche Maki. Das Lefzenthier. Das Lama. Die weißfuͤßige Antilope. Der Quagga. Die geflekte Hyaͤne. Der alte Steinbok. Der Tapir. Die großbaͤrtige oder ſanfte Meer katze. Der Botoeude. II. Voͤgel. Der gruͤne Toucan. Der gelbfluͤgelige Klauenſpreizer. Die bunte Gans. Der Reiß⸗Kernbeißer. Der rothfarbige Fink. Der gemahlte Ammer. Der weißkoͤpfige Kernbeißer. Der malakkiſche Kernbeißer. Der braſiliſche Spaz. III. Lurche. Die ſchluͤpfrige Natter. Die blaukoöpfige Eidechſe. Der dikſchwaͤnzige Ringler. Der Warzengecko. Der ſchwarzgeflekte Skink. Der Olm. Der Floͤter. Der Kurzſchwanz. IV. Fiſche. Der fliegende Drachenkopf. Der Menſchenfreſſer. Der ſchwarzkoͤpfige Honig vogel. V. Kerfe. Die geſtreifte Fangheuͤſchrecke. Das trokne Blatt. Der kurzfluͤgelige Grashuͤpfer. Die rauhfuͤßige Saͤbelſchrecke. Der lanzentragende Pillenkaͤfer. Der getuͤpfelte Schildkaͤfer. Der keuͤlige Pinſelkaͤfer. VI. Wuͤrmer. Die blaurothe Guͤrtelſcheide. Die Rieſen-Seeſcheide. Die atlantiſche Seeſcheide. Der aufgeſchwollene Seekork. Die keuͤlenfoͤrmige Seeſcheide. VII. Pflanzen. Die Ratanhia. E Baseng N ‘Claveline boreale g En lanciger . A. Alcyonium ng: Ami 85 . Ammer, gemahlter 5 Amphisbaena pachyura Anas aegyptiaca Anas varia Anser varius Anta a Antilope picta . Antilope, weißfuͤßige Ascidia clavata Aym ore 5 5 B. 242 Pt 2 „„ „„ Blatt, trockenes x Boltenia ovifera Botocuide Bouc sauvage Bradypus ursiformis Bradypus ursinus N C. Camelus Llacma Canis Crocuta . Capra Ibex . le Cardiaal Cassida punctatissima Cercopithecus mitis Cetonia clavata + 3 +. + . 200 8 Coluher lubricus » 8 — Couagga ei D. Diazona violacea , Drachenkopf, fliegender + E. Eidechſe, blaukoͤpfige nn N Afterpolyp N a * Seite 153 108 88 61 22 22 22 113 57 57 155 129 —ä —ñ.ù— — — — — —ʒ -᷑— ——— — R e er. 0 Seite Eierwirbel . 0 0 29 Emberiza Ciris . ie Ente bunte N 1 22 Equus Quagga 8 4 69 F. Fangheuͤſchrecke, geſtreiſte 52 Faulthier, baͤrenartiges 18 Fink, roſtfarbiger 49 Flöter 8 8 Fringilla ferruginea 1 49 Froſch, flötender . 127 G. Gans, aͤgyptiſche 22 Sans, bunte „ 22 le Gecko a eeailles 1 73 Gecko triedrus 73 Grashuͤpfer, kurzfügeliger 64 le Grempereau vert a tete noire du Bresil 149 le Gros-bec cendre de la Chne . 41 Gryllus brachyelytrus 64 Guenon barbiyue R Guͤrtelſcheide, blaurothe 6 Honig vogel, ſchwarzkoͤpfiger 140 Hyaena erocuta 85 Hhaͤne, geflekie . 85 Hyene tachetee 4 85 Hyla venulosa 127 Hy pochthon . | I. le Jacana . N 11 le Jacobin . . 106 K. Kernbeißer malakkiſcher. 106 43 Kernbeißer, weißkoͤpfiger 106 99 0 Klauenſpreizer . N 11 — Seite Kotzebue⸗Sundbewohner 129 Kramere, dreimaͤnnerige 12 Krameria triandra 779 0 Kurz ſchwanz . Li, Ä Lacerta coeruleo-cephala 45 Locusta dasypus 66 Lama . . . 33 Lefzenthier 8 N 17 Lemur Commersonii. 9 le Llama 33 le Lezard a tete bleu. 43 Loxia Maja . e es Loxia malacca , 166 Loxia oryzivora AS AL M. |le Mabouya „ Mabuya 5 76 Maki, Commerſon'ſcher 9 Mantis siceifolia 0 54 Mantis striata 0 52 le Majan . 106 Meerkatze, großbärtige 999645 Meerkatze, ſanfte 4995 Menſchenfreſſer 400108 N. Natter, ſchluͤpfrige . Nectarinia Spiza “140 Neelgau } % N 57 u: Dim NE Lg ‚Oye d’Egypte a . 22 a Parra Jacana . . 11 Pfefferfraß ;. N 1 Pillenkaͤfer, lanzentragender 79 Pinſelkaͤfer, keuͤliger SAL, Frochilus ursinus y 18 Prote anguillard 119 Seite] N Site 9 5 Proteus, aalfoͤrmiger . x19 Rieſen⸗Seeſcheide 90 J > Proteus anguinus 119 Ringler, dikſchwaͤnziger . 61 Seite Pyramidengecko 5 73 Tanagra brasilia 141 Pyresoma atlanticum. 94 8 1 JJ Pyrosoma atlantique ; 94 „ \ Tapir americain „„ e geant 3 90 Szͤbelſchrecke 5 a 66 Be americanus Sr rosoma gipanteum 0 oucan, gruͤner 1 * . 5¹5 0 Saen wd ler 76 le Toucan verd de Cayenne 1 O. Scorpaena volitans . 50 e Seekork, aufgeſchwollener 153 5 Tua cha 909 Seeſcheide, atlantiſche. 94 W Quagga 5 ä . 69 Seeſcheide, kruͤlenfoͤrmige 155 a 0 SR * Skink, ſchwarzgeflekter 76 le Verdier de Louisiane 88 B Spaz, braſiliſcher . 14. | Verticella ovifera 29 Sperling von Java x 41 OT. la Raineite reticulaire 127 Spornflügel, kaſtanieubrauner 11 W. Ramphastos viridis 3 1 Squalus Cacharias 108 Te 5 Rana venulosa . 127 eee e Warzengecko f A 7 Rarik 2 . 129 ziger ER . UNE | Ratanhia 4 . 12 Steinbok A 2 97|- . Ratanpwurzel . 122 Stellio brevicaudatus . 142 RR Rauhfuß 8 . 66 le Stellio courtequeue 142 N Reiß⸗Kernbeißer . : 41 Synoicum turgens 153 Zahnwurzel 8 12 e Requin 0 10g Synoique de Phipps . 133 5 Drukfehler. Seite 25 Zeile 7 von unten lies: von ſtatt: vou. — 26 — 5 v. oben lies: von ſtatt: vou. = 27 — 16 v. oben lies: hauͤfig ſtatt: hauͤflg. — 39 — 4 v. unten lies: vier ſtatt: vler. N — 4 — 17 lies: Salamandern ſtatt: Salamandern. 2 — 50 — 10 lies Überſicht ſtatt: Ueberſicht. — 60 — 3 v. oben lies: neuͤern ſtatt neuern. h 7 { 5 17 ; 5 ; j i . Wi * 0 Ay } V h ee