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Dem |

Durchlauchtigſten Fuͤrſten

und

Herrn, Hern

Marimilian Joſeph

Ober⸗ und Niederbaiern, auch der obern Pfalz Herzog⸗Pfalzgrafen bey Rhein, des Heil, römifchen Reichs Erztruchſeſſen und Ehurfürften, £andgrafen zu Leuchtenberg ꝛc.

Unſerm gnaͤdigſten Furſten und Sam

Durchlauchtigfer Chutfuͤrſt! anadigfter Hat!

If ae i 2 Ku Eurer Churfuͤrſtl. Durch- 3 —* *laͤucht Fuͤßen leget hiemit Hero so Akademie der Wiflenfchaften in tiefe fer Ehrfurcht und Erniedrigung die Erftlinge ihrer Bemühungen: und fie würde fich eben fo glück felig ſchaͤtzen, wenn diefelben eines gnädigften An⸗ blicles gewuͤrdiget werden ſollten; als unſer Ver⸗ 3 gnuͤ⸗

gnuͤgen ohne Maag feyn würde, wenn wir uns feymeicheln dörften , daß diefer geringe Anfang unferer Arbeiten, den Grund zu einem gereinigten

Geſchmacke in Wiflenfchaften, und zur Ausbrei⸗

tung derfelben in unferm mertheften Daterlande,

zu legen, und dadurch die preiswürdigften Abfich-

ten, welhe Euer Churfuͤrſtl. Durch⸗

laͤucht bey glorreicher Stiftung der A

demie gebeget haben, einigermaßen zu erreiz chen, vermögend wäre. Gleichwie der Wachs; thum und Flor der Wiffenfchaften nicht weniger, als die allgemeine Wohlfarth des Vaterlandes, ſich

auf Eurer Churfuͤrſtl. Durchlaͤucht langwuͤrig⸗ begluͤckte Regierung gründet: fo bleibt

auch dieſe der einzige Begenfian unferer inbrüns | | ſtigſten

ſtigſten Wünfche: und wir haben hierzu Feine ar dere, als diefe angelegentlichfte Bitte zugeſellen, daß Ener Churfuͤrſtl. Durchläucht gnädigft geruben möchten, denjenigen buldreiche ften Gnadenſchirm, welcher Sern Akademie der Wiflenfchaften bisher aufrecht erhalten, und gegen alle widrige Anfälle gefichert bat, noch fer: ners derfelben angedeyhen zu laſſen. Dieß allein fann den Muth unſrer Mitglieder auf das kraͤf⸗ tigſte beleben, und ihren Fleiß ermuntern, alles, was fie vermögen, zur Aufnahme und Verbrei⸗ tung der MWiffenfchaften in unferm Vaterlande,

folglich auch zu mehrerer Verherrlichung Eurer

Durchlaucht unſterblichen

Ruhms

Ruhms mit freudigfter Bereitwilligkeit beyzutra⸗ gen. Zu ſolchen hoͤchſten Hulden und Gnaden erlaſſen wir uns in tiefeſter Unterwuͤrfigkeit und erſterben

Euer Churfuͤrſtl. Durchlaͤucht

unterthaͤnigſt + treu + gehorſamſte

Praͤſident, Vicepräfident, Directoren, und übrige Mitglieder Dero Aka⸗ demie der Wiſſenſchaften.

Vor⸗

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Borrede.

Tr Endlich erfcheinf der erfte Band unfrer Com⸗ in em mienfarien,welchem,wenn man einigen Nach⸗ 7 T— richten Ölauben beymefien darf, die neuber -gierige gelehrte Welt fchon eine geraume Zeit her mit Wer; langen entgegen gefehen hat. Er würde fehon laͤngſt Das Tageslicht erblickt baben, wenn nicht verfchiedene dazwiſchen gefommene Hinderniffen den Druck folange verzögert häften: worunter haupffächlich die Anftände, ‚welche fich wegen der von Sr. Churfürftliden Durchs laͤucht der Akademie gnädigff vermilligten Buchdruder rey ergeben haben, zır zählen find, als worüber faft ans derthalb Jahr verfloffen, bis Diefelbe errichtet, mit den nothwendigſten Schriften, famt den Preſſen und andern Zugehoͤrden verſehen, und die erforderlichen Drucker⸗ W geſel⸗

Sorrede |

Hefellen zuſammen gebracht worden ſind. Man verhof⸗ fet aber, daß dieſe Verzoͤgerung durch die kuͤnftige ſchleu⸗ nigere Befoͤrderung des Druckes erſetzet werden wird: indem die Akademie nun nichts mehr hindert, ihre gan⸗ ze Druckerey mit ihren eigenen Arbeiten, und zwar unter den Augen derjenigen Mitglieder, denen ſie die Aufſicht Darüber anvertrauet hat, beſchaͤftigen zu laſſen.

Man hat nach dem Beyſpiele der beruͤhmten goͤt⸗ tingiſchen Akademie einen jeden Band dieſer Commen⸗ farien in zween Theile getheilet, davon der erſte die hi⸗ forifchen, und Der zweyte die philsfophifchen Abhand⸗ lungen in fich begreift. Einige unfrer Mitglieder meyn⸗ fen zwar, daß es beſſer waͤre, wenn jede Claſſe ihre Abhandlungen beſonders heraus gaͤbe; ſie giengen auc endlich ſo weit, daß ſie verlangten, die bisherige Gemein⸗ ſchaft beyder Claſſen voͤllig aufzuheben, die angewieſe⸗ nen Eiukuͤnften der Akademie abzutheilen, und jede Claſſe ihre Seßionen und, Berathſchlagungen für ſich beſonders halten zu laſſen. Wie aber dieſer Vorſchlag, als den akademiſchen Geſetzen und der von dem Durchlaͤuch⸗ tigſten Stifter eingefuͤhrten Verfaſſung der Akademie zuwider laufend, Durch Die, meiſten Stimmen verworfen: wurde: ſo befchloß man zugleich , daß , gleichwie Die, Akademie, zufolge ihrer, Geſetze ungetrennet beyſammen verbleiben müßte : ſo auch ihre Eommenfarien mit dem; Abhandlungen und Arbeiten beyder Claſſen jedesmal im; einem

Vorrede. einem ande der gelehrten Welt vot Augen geleget werden follten. Dieß ift auch den Abfichten der Aka⸗ demie am gemäßeften , welche Dahin gehen , Daß der feinere Geſchmack in Wiffenfchaften foviel möglich all gemein gemachet , und bey Jedermann , fonderlich unfern Landsleuten, die Begierde nicht nur etwann zu einen oder dem andern Theile, fondernzu allen nüglichen Wiffen: ſchaften uͤberhaupt erreget werden möchte. Wir hoffen dar her, daß folche Verknüpfung von beyderley Materien in einem Bande um fo weniger unangenehm fallen werde, als bey unfern aufgeflarten Zeiten wenige pragmatifche Belehrten zu finden feyn werden, die fich ſogar ſehr an die von ihnen erwäahlten Wiffenfchaften befchränfeten; daß fie in Abficht auf alle übrige für glatte Yinwiffende gehalten werden follten. Zudem frehen alle Wiffenfchafz fen in einem folchen Zufammenbange, daß manche oh— ne die andere fehr mangelhaft ausfehen würde. Und befonders gilt dieſes von den meiften Theilen Dderjeniz gen Wiflenfchaften, Deren Werbeflerung und Ausbrei - tung die Afademie fich zum vorzüglichen Gegenſtande ge nommen haft. Co ift Die Verbeflerung der Geographie; fonderlich unfrer Lande, eine der vornehmften Beſchaͤf⸗ figungen der philofophifchen Claſſe, und es erfcheinen

niicht nur in Diefem erften Bande verfchiedene fich dahin

beziehende Stüde, fondern es werden in den folgenden

Philofophifchen Abhandlungen noch mehrere dergleichen

vorkommen. Wer weis aber nicht , Daß die Gesaraz 22 phie

Vorrede.

phie mit der Geſchichte in einem engen Bufammenhange ſteht?

Die Abhandlungen ſtehen uͤbrigens nicht in der Ordnung, wie fie bey der Afademie vorgekommen und abgelefen worden find; fordern man hat aus Den vor handenen vielen Stuͤcken diejenigen zuerſt auserlefen, welche fich auf unfre Landsgegend enfweder unmittelbar oder doch einigermaßen beziehen; Die übrigen hat man hernach gefeßet ‚oder für die folgenden Bande aufbehal⸗ fen. Wir haben Diefe Erinnerung für Diejenigen Mit⸗ glieder dDienlich zu feyn erachtet, Denen es etwann beym erften Anblicke mißbeliebig fallen möchte , Daß, da fie ihren afademifchen Verbindlichkeiten vor andern ein fo freudiges Genügen geleiftef , und gleich beyn Anfange der Errichtung unfrer Akademie ihre Arbeiten eingefen> det haben , folche andern neuern Abhandlungen entweder nachgeſetzet, oder für diefesmal gar ausgelaffen worden. Und wir erflären hiemit ein für allemal, Daß die bloße Drdnung, worinnen die Wbhandlungen in unfern Com⸗ mentarien zu frehen kommen werden, auf Die Vorzuͤg⸗ lichfeit oder den innerlichen Werth Derfelben nicht die geringfte Beziehung andrergeftalt haben folle, als in ſo⸗ weit Diefelben das hiefige Land, deſſen Gefihichfe und Merkwürdigkeiten mehr oder weniger berühren.

Aus eben Diefem Grunde wird es wohl nichf für unfchicklich angefehen werden, Daß Die Abhandlung des Herrn

Vorrede.

Herrn Reviſionsraths Lipperts von gelehrten Geſell⸗

ſchaften in Baiern gleich vorne an ſteht, wiewohl ſie et⸗ was ſpaͤter als einige der nachfolgenden der Akademie vorgeleget worden, Man ift der Meynung, daß eine Erzählung von den vormaligen gelehrten Gefellichaften in Baiern gar füglich als ein Eingang zu ſolchen Schrif- ten Dienen Fönne, welche eine der neneften gelehrten Ge ſellſchaften in eben dieſem Lande zufammen zu fragen ber muͤhet iſt.

Man wird in dieſer Abhandlung finden, daß es un⸗ frem Baierlande in vorigen Zeiten eben fo wenig als heut zu Tage an Leuten gefehlet hat, die fich um ihr Water: land in Derbefferung der Wiffenfchaften verdient gema⸗ chet, und die Barbarey mit allen Kraͤften beſtritten ha⸗ ben; wiewohl ſie vieleicht mit eben ſoviel Hinderniſſen

zu kaͤmpfen gehabt, als denjenigen rechtſchaffenen Leu⸗

ten noch heut zu Tage in den Weg geleget werden, die ohne Ruͤckſicht auf ihre eigene Vortheile Großmuth ge⸗

nug beſitzen, ſich an den Schwarm der Unwiſſenheit und

Barbarey zu wagen. Man ſieht auch hieraus, wie un⸗

gegründet Die Vorwürfe derjenigen von unſern deutſchen

. Nachbarn , ja wohl gar von einigen unfrer Landsleufe

feyen, Die unfer Baierland von je her für den vornehm⸗

ſten Sitz der Barbarey halten. Sie muͤſſen vielmehr

geſtehen, wenn fie wiſſen, wer der berühmte Tanſtetter

oder Collwitius, Aventin, und viele andere waren , daß | IR 3 | Baiern

Vorrede. Baiern eine Pflantzſchule von Maͤnnern geweſen, die im Stande waren, ſowohl in als außer Landes weitbe⸗ rühmte gelehrte Gefelffchaften aufzurichten. Das Vor⸗ urtheil, womit foviele wider den Zuftand der Gelehrſam⸗ Feit in Baiern eingenommen find, rühret zweifelsohne Daher, meil fie Die Zeiten miteinander vermengen , und von denen jüngern auf die Altern fchließen.

Denn das kann wohl ſchwerlich gelaͤugnet werden, daß ſeit zweyen Jahrhunderten her unſer Waterland + was die hoͤhern Wiſſenſchaften, beſonders die Mathema⸗ tik und Weltweisheit betrift, in Vergleich mit andern auf⸗ geklaͤrten eurspaͤiſchen Voͤlkern, ziemlich weit zuruͤck gez blieben ſey. Baiern iſt es aber nicht allein, ſondern die⸗ ſes Schickſal hat die meiſten oberdeutſchen Provinzen eben ſo betroffen: und da man in Frankreich, Italien, Engelland und an vielen Orten Niederdeutſchlands be⸗ muͤhet war, die Weltweisheit von dem leeren und un⸗ nuͤtzen Geſchwaͤtze zu reinigen, und die Mathematik auf den hoͤchſten Gipfel der Vollkommenheit zu bringen: fo blieb man hier und bey Den meiften unfrer angränzenden Nachbar bey Dem alten Tand ruhig und gelaffen ſte⸗ ben. Die Mashematif war ein Werk einzelner gar we⸗ niger Männer , Die gemeiniglich zum Lehramte berufen waren, Dabey aber fo ungludlich fuhren, daß ihre we⸗ nigen Schüler , welche fich als arme Layen an die Arithz metik und Geometrie wagen wollten, (Es mochte nun

al

Vorrede.

am guten Willen der Lehrer, oder am geſchickten Vor⸗ trage, oder an beyden zugleich fehlen; denn an guten Köpfen hat es hier zu Lande eben fo wenig als al z anders waͤrts jemals gefehlet ) wenigſtens eben fo unwiſſend aus ihren Schulen giengen, als fie hineingefommen wa⸗ ren. Ueberhaupt fah der Gelehrtenpöbel Diefe herrliche Wiſſenſchaften für brodloſe Künfte, oder für folche Dia— ge an, Die fich nur für Kalendermacher, Feldmeſſer, Kauf⸗ und Handwerksleute ſchicketen, ſonſt aber in an⸗ dern Wiſſenſchaften nicht den geringſten Nutzen braͤch⸗ sen. | |

Die Weltiveisheit (die fcholaftifche nämlich) war zwar viel allgemeiner, und wer immer zu einer von den dreyen akademiſchen hoͤhern Facultaͤten ſchreiten wollte, mußte einige Jahre, er wollte oder wollte nicht, damit zubringen; nach deren gluͤcklicher Endſchaft diejenigen, welche ſich der Rechtsgelehrſamkeit und der Arzneykunſt wiedmeten, eyfrig bemuͤhet waren, Das unnuͤtze Zeug, fuͤr welches fie es ſelbſt mit gutem Grunde anſahen, weit geſchwin⸗ der zu vergeſſen, als ſie es gelernet hatten. Diejenigen hingegen, welche die Gottesgelehrheit treiben wollten, mußten durchaus auf der fchulzund fecftenmäßigen Phi⸗ loſophie fteif und feft halten, und ihre ganze Gottesge⸗ lehrtheit darauf gründen: weil man feft dafür hielt, es. ſey unmöglich ohne Ariftotels Metaphyfif ein gruͤndli⸗ cher Sheolog zu feyn , wie fehr auch immer der H. Au⸗ - 4 guſti⸗

| Vorrede. guſtinus, der ganz gewiß ein beſſerer Theolog war, als unſre heutigen ———— find; dawider geeyfert haben mochte. *

Daher kommen die praͤchtigen Namen, welche man dieſer Philoſophie beyleget, da man ſie bald Prodromum, bald Pediſſequam und Ancillam Theologiæ nennet. Ihre Anhaͤnger waren dergeſtalt dafuͤr eingenommen, daß ſie fe⸗ ſtiglich glaubten, es gebe Fein anders Mittel wider Die Irr⸗ thuͤmer in Ölaubensfachen zu fiegen, als dieſe fophiftifche Slopffechterey. Da nun die Gottsgelehrtheit Die erfte ers habenfte und vornehmfte unter alten Wiflenfchaften ift, ſol⸗ che aber, nach Der allgemeinen Meynungder Schulen ohne die fcholaftifche Philoſophie nicht grundlich abgehandele werden konnte: fd war nichts natürlicher, als daß Diefer unnuͤtze Wörterfram die gründliche Weltweisheit, die’ man zur Gottesgelehrtheit für untauglich hielt, und mie diefer zugleich alle andere Wiffenfchaften verdringen mußte. Und da die meiſten theologiſchen Werke ſeit mehreren Jahrhunderten her in ſcholaſtiſchem Geſchma⸗ cke geſchrieben find, ſo mußte man ſich freylich den Me-

chmiſmum von dieſem Woͤrterſpiele bekannt machen, um

nur dergleichen Bücher leſen ( denn vom Verſtehen iſt die Frage nicht) und in eben dem Kauderwaͤlſchen mit ‚andern, ohne fich einander zu verftehen, herum balgen zu Fönnen. Ob indeflen die Kirche GOttes fehr viel dar bey verlieren würde , wenn gar Feine fcholäftifche * logen

Borrede

logen mehr gelefen, und anftatt felbiger Die fo —E klaren und geiſtreichen Schriften der HH. Kirchenvaͤter wieder hervor geſucht wuͤrden, das laſſen wir andern zu ermeſſen über, und zugleich dahin geſtellet ſeyn, ob die Anzahl der Profelyten, theils bey uns, theils in andern Welttheilen , ohne Die peripatetifche Logif und Metaphy- ſik befrächtlich abnehmen würde, Darüber aber ge frauen wir uns faft zu wetten , daß dem Chriftenthum unter uns felbft beffer auifgeholfen würde , wenn man, anftatt fo vieler mefaphufifchen ſtrohtrockenen Spitzfin⸗ Digfeiten, womit man die Art und Weife,wie die Glau⸗ bensgeheimniſſe fubfiftiren, philofophifch darthun will, vielmehr trachtete, einen lebendigen und thätigen Glau⸗ ben au dieſe allerheiligfien Geheimniſſe, bey ſich und an⸗

dern, zu erwecken. Wir koͤnnen daher unſeren Beyfall einer ſolchen Weltweisheit nicht verſagen, die ſo aufgeblaſen und ver⸗ waͤgen nicht ift, daß ſie ſich in das Allerheiligſte wagete, und die verborgenſten Tiefen der goͤttlichen Allmacht und Weisheit in den Geheimniſſen unſers Glaubens zu er⸗ gruͤnden ſich heraus naͤhme; ſondern ſich vielmehr damit begnuͤget, daß ſie mit Gruͤnden, die aus der Vernunft hergeholet werden, die hoͤchſte Glaubwuͤrdigkeit Der goͤtt⸗ lichen Offenbarung unſerer Religion uͤberhaupt feſt ſe⸗ tzet. Hier bleibt ein beſcheidener chriſtlicher Weltweiſer ſtehen, und giebt feine Vernunft in allen übrigen unter den Gehorfam Shrifti der ewigen Wahrheit gefangen,

ICH Er

Vorrede.

Er aberlaßt den Freunden GOttes, Denen GOtt feine Kirche zu weyden anvertrauet hat , die vorfallenden Glaubenszweifel aus dem bloßen Grunde der ihnen von GOtt verheißenen Unbetruͤglichkeit, die man mit meta⸗ phyſiſchen Spitzfindigkeiten, oder vielmehr leeren Woͤr⸗ tern, zu beweiſen nicht noͤthig hat, zu entſcheyden, und unterwirft ſich dieſen Ausſpruͤchen in aller Demuth, Be⸗ ruhigung und Zuverſicht ihrer Gewißheit. Ob nun ei⸗ ne ſolche Weltweisheit, die ſich an der Erkaͤnntniß der

natuͤrlichen Dinge erſaͤttiget, die ihr von dem Urheber

der Natur geſetzten Schranken nicht uͤberſchreitet, und ihre Flügel nicht in das geheimnißvolle Reich Der Gna⸗ de ſchwingt, der Kirche GOttes und der geoffenbars ten Religion fo gefährlich fey , als fie von ihren Fein⸗ den ausgefchrien wird , das überlaffen wir der unpar⸗ theyifchen Beurtheilung verftändiger Leute,

Diejenigen aber, welche unfre Afademie und ihre Bemühungen auf eine fo unanftändige und lieblofe Art Öffentlich zu laftern Feine Scheu getragen haben, me; gen anftaft aller Antwort unfere Verachtung hinneh⸗ men: denn ein mehrers verdienen fie in Der That nicht. Uns thut es fehr leyd, daß es bey fo aufgeflärten Zei- sen noch folche Leute in dieſem Lande giebt , und wir würden gerne gar Feine Meldung Davon gefhan haben, wenn Diefe Lirmenbläferen nicht gar fo laut und an oͤf⸗

fent⸗

Vorrede.

fentlichen Stellen geſchehen waͤre. Unſre erſten Abhand⸗ lungen liegen nun Jederman vor Augen; die uͤbrigen werden von gleichem Stoffe ſeyn; und wir daͤrfen alle Welt getroſt auffodern, etwas darinnen zu finden, wor⸗ aus der Religion auch nur von weitem her die allerge⸗ ringſte Bekraͤnkung zufließen, oder der Freygeiſterey, woruͤber unſre Feinde ſo aͤngſtlich ſchreyen, der minde⸗ ſte Vorſchub gegeben werden koͤnnte. Dieß ſoll unſere alleinige Rechtfertigung ſeyn: denn bey verſtaͤndigen und rechtſchaffenen Leuten haben wir keiner andern von⸗ noͤthen, und um das Urtheil der Unverſtaͤndigen und Boshaften Haben wir Urfache wenig befümmert zu ſeyn. Wenn e8 aber wahr wäre (fo GOtt verhüte) ,daß fich der Freygeiſt, wie Diefe Leute unaufhörlich fchreyen, in unferen Landen fo fehr verbreitete: fo würde es ung nich gar ſchwer fallen, Die wahren Quellen davon aufzude een, und auf eine überzeugende Art darzuthun, daß es nicht Daher rührek, weil man in philofophifchen Dingen mit Beyfeitfegung des ſecktenmaͤßigen Schlendrians verz nuͤnftig Denfet : Die Erfänntniß der Natur auf die Pa tur felbft gründe: fich anftatt leerer Worte mit Sachen befchäftiget: und von philofophifchen Dingen in reiner deutſchen Sprache redet ; fondern aus ganz andern Ur⸗ fahen, welche wir aus Liebe des Nächften einsmweilen hier verſchweigen, vieleicht aber feiner Zeit , wenn wir dazu mit aller Gewalt gezwungen werden, ben denjeni⸗ ION 2 gen

- DBorrede |

gen fuchen und finden dörften , welche die Schuld des Verderbens, wenn es je * von ſich auf andere waͤlzen wollen.

Wir kehren von dieſer Digreßion wieder auf die lippertifche Abhandlung zurüd. Sie befteht aus drey Abfchnitten. Der erfte handelt von dem erbärmlichen Zuftande der Wiffenfchaften in den mittlern Zeiten über; haupt, und meldet von verfchiedenen gelehrten Geſell⸗ fchaften , welche, um der immer weiter einreißenden Bars barey in Deutfchland Einhalt zu thun, mit Genehmhal⸗ fung und unter dem Schuße großer Fuͤrſten errichtet worden. Im zweyten Abfchnitte wird befonders von Den ehemaligen Zuftande der Aiffenfchaften in Baier, und oon denen hernach errichteten gelehrten Geſellſchaften überhaupt und ganz kurz gehandelt, Der drifte Abſchnitt ersählet, wie die erfte aus folchen Gefellfehaften in In⸗ golſtadt errichtet worden, und wer die Mitglieder davon geweſen, von welchen der Herr Verfaſſer verfchiedene bisher vielen noch unbefannte Nachrichten mitfheilet , und endlich diefen erften Theil Cinmaßen der andre Theil in unferm 2ten Bande zu ſtehen Eommen wird ) ‚mit einem Anhange, worinnen verfchiedene Probſtuͤcke der Mitglieder diefer Gefellfchaft in der * vorkommen, baagen

*

Vorrede.

Das zweyte Stuͤck begreift das Concilium zu Aſchaim, welches um das Jahr 763. unter dem Herzoge Thaßi⸗ lo I. in Baiern gehalten worden. Dieſes feltene Stuͤck hat uns der hochwuͤrdigſte Fürft und Abbt zu St. Em⸗ meram in Negensburg, und Damaliger Prior allda, P. Srobenius Zorfter, aus einer in der ‚freyfingifchen Dom; | capitelbibliothef vorgefundenen Urkunde mitgetheilet, und mit Anmerkungen begleitet. Es ift defto merkwuͤr⸗ Diger, da Aventin bereitS Meldung davon gefhan und einen Auszug der auf diefem Concilio verfaßten Gefeßen beygebracht hat, ohne zu melden, moher er denſelben ge⸗ nommen *.

P. Meichelbeck meynet gar, die Handlungen dieſes Concilii wären verloren gegangen. Der Hear Verfaſſer beftimmet aus einer. gefunden Kritik das eigentliche Jahr, wenn Daffelbe wahrfcheinlichftermaßen gehalten worden, und unterfucht die Frage kuͤrzlich: ob ſolches Concilium für eine geiftliche oder Staatsver⸗ ſammlung zu halten ſey? Aus dieſem Stuͤcke und des Herrn Verfaſſers daruͤber gemachten gelehrten Anmer⸗ kungen laͤßt ſich manches zur Erlaͤuterung der aͤltern bairiſchen Geſchichte beſonders der damaligen Geſetze entnehmen, und man kann ſich daher einigen Begriff machen , was die Geiftlichfeit felbiger Zeiten an Den öffentlichen Landsgefchäften , befonders in Verwaltung der Juſtitz, für einen Antheil gehabt habe.

IVO. | * Dief

Vorrede.

Dieß iſt ein neuer Beweis, wie ungegruͤndet die Beſchulbigungen ber gehaͤßi⸗ gen Feinde dieſes um, bie bairiſche Geſchichte fo ſehr verdienten Mannes fenn , da fie ihm beymeſſen: er hätte wiele Urkunden erdichtet , und Din: ge für richtig ausgegeben , davon er niemald den geringfien Beweis gefe-

hen, noch aufzuweiſen gehabt hätte.

Das dritfe Stück ift aus der gefchickten Feder um fers ehemaligen Herrn Directors der hiftorifchen Claſ⸗ fe , und jeßfmaligen Eöniglich = franzöfifchen Gefandtens zu Regensburg , des Herrn Nitters Du Buat gefloffen, und handelt von dem Grafen £uitpald in Baiern, vom. welchem der Herr Verfaffer den Urfprung des berühmz fen Markgrafen Luitpalds, des Stammvaters unferer durchläuchtigften Negenten herleiter, Er beftimmt aus alter Arfunden den Komitat oder Gerichtsbezirf Des Grafen Euitpalds, welcher zu Zeiten Karls des Großen gelebet hat, und fchließt daraus, daß Natolt und Adal- pert deſſen Söhne geweſen ſeyn, weil Diefe Furz nach den Lebzeiten Luitpalds in eben dem Gerichtsbezirfe als Grafen oder Nichter vorkommen; welches nicht gefche hen Fönnen, wenn fie nicht deſſen Söhne gemefen md, ‚ren: weil damals diefe Würden und Aemter, wo nicht aus einem ftrengen Rechte, doch der Obfervanz und Gewohn⸗ heit nach , vonden Vätern auf die Söhne fielen. Den Urfprung des Grafen Luitpalds ſuchet der Herr Verfaſ⸗ fer in Dem nralten und berühmten Öefchlechte der Huoſi,

| Vorrede. |

welche nach den Agilolfingern die vornehmſten Herren in Baiern geweſen. Diefe Abhandlung, welche die aller; erfte ift, die bey Eröfnung unferer Afademie im Mo; naf December 1759. abgelefen worden, Fann zur Pro, be dienen, was fich für ein Grad der Wahrfcheinlich- Feit in hiftorifchen Dingen durch eine gefchickte Kritik und fcharffinnige Verbindung aller in Urkunden vor kommenden Umftände erreichen läßt. Indeſſen hat ‘Doch der Herr Verfaſſer feit dem fein Syſtem geaͤn⸗ dert, und eine andere Stammreihe der Voraͤltern des letzten Markgrafen Luitpalds in Baieen angenommen, wie aus deſſen anderwärtigem Werke de Originibus Boicis zu erfehen feyn wird, Wir haben diefe Erin; nerung darum für erheblich angefehen, weil obige Ab; handlung einem andern, der fie unter der Hand zu fehen bekommen, den Stoff zu einer Schrift geliehen hat, welche vieleicht feiner Zeit vor der gelehrten Welt erfcheinen Dörfte,

Das vierdte, fünfte und fechfte Stüc der hiſto⸗ riſchen Abhandlungen haben wir ebenfalls dem Herrn Ritter Du Buat zu danken, welcher ſich vor vielen an⸗ dern Mitgliedern beſonders beeyfert hat, ſeinen akade⸗ ‚mifchen Verbindlichkeiten ein thaͤtiges Genuͤgen zu lei⸗ ſten. Eben deßwegen, und um dieſem wuͤrdigſten Mit⸗ gliede ein öffentliches Bekaͤnntniß feiner für die Be; reiches

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reicherung unſerer Commentarien angewandten A falt abzulegen, haben wir dieſe Stücke nicht von ein⸗ ander trennen wollen , wiewohl die letztern drey ſich auf unfere Landsgefchichte nicht unmittelbar beziehen. Das erfte handelt von dem Geſchichtſchreiber Caßio⸗ dor, worinnen der Herr Ritter nad) feiner befonderen Scharffinnigfeit zu erft entdecket hat, daß zu den Zei⸗ ten des gofhifchen Königes Theodorich zween Caßio⸗ doren Vater und Sohn, gelebet haben , Deren Letzterm die Bücher der Variarum zuzufchreiben find. Den Be weis nimmt der Herr Verfaſſer aus der Manichfaltig- feit der von Caßiodoren verwalteten Aemtern her, welche ſich der Zeit und den Umftänden nach im einer Per⸗ fon nicht vereinbaren laſſen, und miderleget zugleidy die Irrthuͤmer, welche Moller, Velſer, Scipio Maf- faus und andere in Anfehung des Caßiodors geheget haben, Das zweyte enthält eine Nachricht von dem gothifchen Gefchichtfchreiber Jornandes und von feinen . Schriften, und das driffe verfchiedene Anmerfungen über deffen Buch de Rebus Geticis , worinnen der Herr Verfaffer mancherley Lesarten in den verfchieder ne Ausgaben des: jornamdifchen Werfes gegeneinan- der halt und Fritifch prüfet, zugleich aber dem ambro⸗ ſianiſchen Eoder vor den übrigen in den meiften Stuͤ⸗ den den Vorzug einraͤumet. Wer da weis wası die \ ggg der Barbarn, und beſonders der Gothen in

| Vorrede. in die unſrige fuͤr Einfluß haben, und daß Jornandes der erſte geweſen, welcher unſere Batern bey dem Paz men genennet hat, den ſie noch heut zu Tage fuͤhren, der wird nicht Abrede ziehen koͤnnen, daß dieſer Gegenſtand der Bemuͤhungen des Herrn Ritters, welcher in die— ſem noch ziemlich ungebahnten Theile der Geſchichte eine beſondere Staͤrke beſitzet, allerdings wuͤrdig gewe⸗ fen. Wir wuͤnſcheten nur, daß derſelbe feine Anmer⸗ kungen uͤber den Jornandes fortſetzen moͤchte.

In der ſiebenden Abhandlung des Herrn P. Ster⸗ zingers wird die Frage unterſuchet, ob die Baiern unter dem gothiſchen Könige Theodorichen geſchriebe⸗ ne Geſetze empfangen haben? welches der Herr Ver⸗ faffer verneinet und behauptet , daß die Baiern weder vor noch unter Sheodorichen dergleichen Gefeße erhalz ten ‚, fondern fich nach ihren alten Gebräuchen und Gewohnheiten gerichtef , ihre erſten gefchriebenen Ges feße aber vermuthlich von Dem franfifchen Könige Theo⸗ dorichen befommen haben,

Die achte Abhandlung giebt einen ziemlich voll⸗ ſtaͤndigen Abriß von den alten Gränzen des bairiſchen Nordgaus. Sie iſt aus der Feder des Eöniglichz franz zöfifchen Naths und unfers nunmaligen würdigften Directors der hiftorifchen Claſſe, Herren Chriftian

IDOL Frie⸗

,

| Vorrede, 5 Sriederich Pfeffels gefloſſen, deffen Namen und Staͤr⸗ Fe in der Gefchichfe und dem Staatsrechte, fonderlich unſers Deutfchlands, Der gelebrten Welt durch ver⸗ fchiedene gründliche Schriften zur Gemüge befannt find. Der Herr Derfaffer führet die nordöftliche Graͤnzen von Baierland oder dem Nordgau bis in den . Böhmerwald, von dannen nordwärfs an die fhürine gifche Saale und dem TShüringerwald , fofort bis an den Speflart, wodurch er das ganze Oſtfranken in nerhalb den bairifch-z nordganifchen Gränzen feßet. Diefem Syſtem zufolge geht der Herr Verfaſſer mit der weftlichen Granze des Nordgaues bis an Die Brenz se, anden Kocher, und von Diefem Durch eine noch unbeftimmfe Linie, weil er hierüber noch Feine Yrfunz den vorgefunden, bis an die Zauber. So neu Diefe leßtere Hypotheſe ift, fo wahrfcheinlich find die Grün de, auf welche fie der Herr Merfaffer bauet; wiewohl zu einem vollftändigen Beweiſe Derfelben noch manches erfordert würde,

Das neundfe Sfüc der hiftsrifchen Abhandlun⸗ gen‘ hat ebenfalls den Heren Dfeffel zum Verfaſſer, mworinnen derfelbe eine Gefchlehrsreyhe Der alten Mark grafen auf dem Nordgau vorftellet, hierinnen aber von Aventin, Hund und von dem Herrn von Salfenftein in vielen Stücden, ja faft durchaus abgeht, und fo

zu

Dorrede |

zu fagen ein ganz anders genealogifches Syſtem bauet. Es begreift Diefe Abhandlung, als der erfte Theil, die Markgrafen auf dem Nordgau aus dem bambergifchen | Gefchlechfe; der andere heit, welcher die Marfgra:

aus dem vohburgifchen Haufe enthält, wird, geliebts GOtt, in unferm zweyten Bande erfcheinen, Here Pfeffel führet das Gefchlechfsregifter jener Markgra⸗ fen bis auf Otten von Schweinfurth, den er der Mey⸗ nung des Deren von Salfenftein zugegen , ohne maͤnn⸗ liche Erben fterben läßt, ihm hingegen 5. Töchter zu⸗ eignef , welche der Annaliſta Saro zwar mit Tramen uennet , das Schickſal aber von zwoen, der Beatrix nämlich und der Bertha, unerörtert läßt. Unſer Herr Verfaſſer findet für Die erfte einen Gemahl , Namens Konrad, unter den Grafen zu VBohburg , und giebt ihr mit felbigem einen Sohn nnd Erben der nordgauiſchen Guͤter Namens Diephold. Die Bertha entdecket er unter den Namen Alberada als eine Gemahlin Mark⸗ graf Hermanns von Abenberg, welcher mit ihr einen Antheil von den nordgauiſchen Guͤtern erheurathet bat, aber ohne Erben verſtorben iſt. Können nun die Gründe , welche unfer Herr Verfaffer anführet feine Hypotheſe zu beftärken , für Feinen vollfiändigen Be weis gelten, fo find fie doch auch Feine bloße Muth maßungen , fondern dergeſtalt wahrfcheinlich, daß „man fie, fo lange als Fein. anders durch unvermerflis IODOC2 che

Vorrede. a che Urkunden dargethan wird, für richfig annehmen kann. ie 20

Zu Diefen zwoen Abhandlungen koͤmmt nun dag zehende Stüf von ermeldfem Herrn Pfeffel, namlich die Entdeckung einer bisher allen fächfifchen Gefchicht? fehreibern unbekannt gemwefenen Gemahlin Markgraf Sriedrichs des Teufen oder Tutten von Meiffen, in der Perſon einer Prinzeßin Catharina von Nieder baiern, und Schwefter der Gebrüder Ottens und Stephans, welchem fie eine Tochter Namens Elifaz . beth gebohren, die an einen gewiſſen Bolfo aus den ſchleſiſchen Herzogen vermählet worden, und einen nahmhaften Theil an Gütern aus der väterlichen Ver⸗ laffenfchaft ererbet hat, Diefe feltene Entdeckung hat der Herr Verfaſſer dem Codici Epiltolari des Kloſters Bars zu danken, als Derfelbe unlängft auf feiner Nei⸗ ſe, die er eſten⸗ hatte, um bairiſche Urkunden in den Kloſterarchiven zuſammeln, daſelbſt eintraf. Die Urkunde, mit welcher wir uns um die ſaͤchſiſchen Ge⸗ ſchichte nicht wenig verdient zu machen hoffen, ſtund unter einem Haufen von allerhand Formularten, wel⸗ che ein ungenannter Religios deſſelben Stifts zum Ge⸗ brauche feines Herrn Decans zuſammen gefragen hat. Wir ertwahnen bier Der Neife unfers Heren Directors mit Vergnuͤgen und Erfänntlichfeif, da wir derfelben .

den

| Vorrede.

den erſten Theil der Monumentorum Boicorum, wel cher mit dieſem erſten Bande unſrer Abhandlungen zugleich ans Licht tritt, zu verdanken haben. Uebri—⸗ gens kann die Abhandlung deſſelben von der bairiſchen Catharina anderen zum Beyſpiele dienen, wie die Mo- numenta Boica zu benußen, und was fich Daraus für fchöne Stoffe zu alferhand nüglichen hiftorifchen Ab⸗ Handlungen hernehnen laffen.

Endlic, fchließt das ııfe Stuͤck von einigen Muͤn⸗ zen mittlerer Zeiten den Reyhen unfrer biftorifchen Abhandlungen. Sie ift von Herrn Plato in Regens⸗ burg, und wurde der Akademie den 28. May 1762 vorgeleget: folglich hat fie mit einer andern Abhand⸗ lung von dergleichen Münzen , welche erfi in Diefem lauz fenden Sahre herausgefommen ift, nichts zu thun. Die Münzen felbft find unweit des Klofters Reichenbach gez funden, und hernach in das gefürftete Neichsftift zu St. . Emmeranı in Negensburg gebracht worden, wo fie aufbe; halten werden. Wir haben die Abdrüce davon in 3; Zabellen beygefuͤget. Die Beurtheilungen, welche der Herr Verfaſſer über dieſe Münzen frücweife anftellef, find zwar zum Theile nur Muthmaßungen: wie mar Dann in. dergleichen Dunfelen Dingen Fein mehreres fodern kann; aber ſolche Muthmaßungen, welche nicht

—00 in

x Vorrede. an den Tag hineingewaget, ſondern mit vielen ſehr wahrſcheinlichen Gruͤuden aus der Geſchichte mittlerer Zeiten beſtaͤrket werden. Zum Theile aber ſind ſie et⸗ was mehr als bloß wahrſcheinlich und faſt uͤberzeu⸗ gend, wohin ſonderlich dasjenige gehoͤret, was derſel⸗ be wegen der biſchoͤflichen Muͤnzen, die den groͤßten Theil dieſer kleinen Muͤnzſammlung ausmachen, bey⸗ bringt, und woraus ſich manche wichtige Folgerungen von ber Landshoheit der Herzogen über die bairiſchen Bisthuͤmer, und von dem damals gemeinfchaftlich exerz eirten Muͤnzregal ziehen laſſen. SP

Der zweyte Theil, welcher die philofophifchen Ab⸗ Handlungen enthält , begreift nur 6, Stüde , indem wir wegen Enge des Raums, um. den: Band Feine anbeholfene Größe zu geben , es: hierbey bewenden laſſen mußten. Das erſte Stuͤck if eine Abhandlung des Herrn Lamberts von dem Gebrauche Der Mitz tagslinie beym Land und Zeldmeffen, worinnen Dee Herr Derfaffer die Theorie derfelben viel weiter aus⸗ geführet und fruchtbarer gemachet hat, als bisher noch von irgend einem Geometer geſchehen. Man finz det manche fchöne ſowohl trigonometriſche als algebraiz fche Auflöfungen darinnen, um theils aus der Pol⸗ und Sonnenhoͤhe, theils aus dem Azimuthalwinkel und der Zeit zwifchen zwoen DObfervafionen Die Lage

| Der

| | Borrede | der Mittagslinie an jedem Orte zu finden, Dergleichen man anderwaͤrts gewißlich nicht leicht antreffen wird,

Das zweyte Stuͤck unfers Directors der philoſo⸗ phiſchen Elaffe, Des Heren von DOfterwald, kann man als einen Anhang zum vorigen anfehen. Der Herr Derfaffer giebt Darinnen eine vollſtaͤndige Anleitung , wie Die geomekrifchen und trigonometriſchen Opera⸗ fionen bey dem geographifchen Landmeffen mit Bor heile und Zuverläßigfeit anzuſtellen ſeyn, und erlaͤu⸗ tert alles durch Erempel , Mufter und Tabellen auf eine fehr Deutliche Art. Den Anlaß zu Diefer Schrift bat die von Herren Caßini auf Befehl der Eöniglichen franzöfifchen Akademie Der Wiſſenſchaften unternom⸗ mene Meſſung einer ſogenannten Perpendicularlinie von Paris bis Wien gegeben. Derſelbe hat ſich faſt einer gleichen Art Die großen Triangel aufzuheben bez Dienet, Die unfrige aber hat Doch vor jener, fonderlich was die Zuverläßigfeit der Operationsregiſter anbelanz get, viel vorzügliches. Es koͤmmt hauptfählih da⸗ bey auf Die Außerfte Schärfe an, womit die Winfel alle gemeffen werden müflen , und auf Die gufe Drd- ung , welche man in feinen Negiftern halten muß, . um fich bey einer fo großen Menge der Gegenftände nicht zu verwirren, und, wenn ja einige Sehler un term operiren ſowohl als berechnen eingefchlichen

wären,

Dorrede

wären‘, folche geſchwinde entdecen zu koͤnnen. Es iſt daher Diefe Abhandlung nichts anders, als eine, praa ctifche Anleitung, welche fich auf die gemeine Geomez frie und Srigonometrie gründet , von der Höhern Geo⸗ mesrie aber, die dabey wenig Nutzen hat, gar nichts enthält. Der Herr Werfaffer befchreibt im X. S. dag von dem Churfürftlichen Münz z und Bergrath Herr von Limprunn erfundene neue Meßinſtrument, nit wel⸗ chem man, wiewohl die Radii der daran befindlichen Meßzirkeln nicht über 5. Zoll halten, Dannoch einen Grad der Pracifion von 4. oder 5. Secunden nahe zu erreichen vermögend ift , und welches fowohl in dee Aftronsmie als Geometrie eben die Dienfte thut, als ein Quadrant von 4. bis 6. Schuhen im Radio, Wir hoffen , durch die Bekanntmachung Diefes fo vorfheilhaften und zuverläßigen Inftruments, uns um die Meßkunſt nicht wenig verdient gemacht zu kom

beit.

Das dritte Stück ift von unferm Gefrefär der Akademie, Herrn P. Ildephons Kennedy , und ham delt von Moraften , und von der Ark Diefelben am vors theilhafteften und mit Den gerinften Koſten nutzbar zu machen. Es ift eine der erften Abhandlungen, welche sur Akademie eingefandt worden, Der Herr Verfaſſer ‚Schreibt ben dieſe Materie mit vieler Deutlichkeit, Ord⸗

nung

Vorrede. nung und Gruͤndlichkeit, und man wird manches darin⸗ nen finden, ſo man bey andern, die über eben dieſe mer gefeheieben haben vergebens fuchen würde,

Da dieſe nüßliche Abhandlung am Ende von dem in moosartigen Gründen fo haufig wachfenden Torfe eine kurze Erwähnung thut: fo haben wir für ſchicklich erachtet, Derfelben das vierdfe Stück beyzufügen, wor: innen. der, Herr «geheime Rath und Khurfürftliche Pro- tomedicus von Wolter vom Mugen des Torfs in Feuer⸗ frätten handelt, und aus chymifchen Gründen zu beweiz fen übernimmt, daß der Rauch Des Torffeuers der Ge⸗ Auıabeit nicht im geringſten ſchaͤdlich ſey.

Der Selnimeahang en Materien und die * lichkeit welche die Steinkohlen mit dem Torfe haben, iſt der Grund geweſen, warum wir die Abhandlung des Herrn Scheidts von dieſer Materie erwaͤhlet, das fuͤnfte Stuͤck unſerer erſten philoſophiſchen Abhandlun⸗ gen zu ſeyn, wiewohl ſelbige erſt neulich zur Ackade— mie eingeſendet worden. Der Herr Verfaſſer, als ei⸗ ner der erfahrenſten Bergverſtaͤndigen, hat die Art und Weife, Steinkohlenlager in Gebuͤrgen aufzuſuchen und zu bearbeiten, gruͤndlicher abgehandelt, als es von ir; gend Jemanden unſers Wiſſens bisher geſchehen iſt. | Wir wuͤnſcheten übrigens, daß unſre Mitbürger den —V—— viel⸗

| Vorrede | pielfältigan Nutzen beherzigen möchten, welcher ihnen unfehlbar zufließen würde wenn fie ihr Augenmerk auf ſo betraͤchtliche ‚dergleichen in dieſen letz⸗ tern drey Abhandlungen vorkommen, richteten, und ſich angelegen ſeyn ließen, theils die haͤuftgen Moraͤ⸗ fie hieſiger Lande in bauwuͤrdigen Stand zu ſetzen, wodurch eine betraͤchtliche Anzahl Menſchen und Thie⸗ re in Baiern mehr ernaͤhret werden koͤnnten, als bis⸗ ber geſchehen, theils durch Den Gebrauch‘ des Torfs und der Steinkohlen, womit unfer Land fo reichlich gefegnet iſt den immer mehr und mehr einreißenden Holzmangel zu erfegen. Vieleicht bedienet fich die güz tige Vorſicht eben dieſes anſcheinenden Uebels als ei⸗ nes Werkzeuges, unſern Landsleuten, wenn ſie die die Noth Drücker, Die bey ihnen Das meiſte ausrichz ten kann, die Augen zu oͤffnen, daß ſie ſich endlich um dieſe herrlichen Gaben der Natur, welche bisher ſo wenig bey uns geachtet worden, fleißiger umſehen moͤch⸗ ten.

Das ſechſte und letzte Stuͤck hat uns der um das Naturalienreich ſo ruͤhmlich verdiente Herr Schaͤfer in Regensburg mitgefheilt , worinnen derſelbe von ei⸗ nigen wahren und falſchen Verſteinerungen handelt. Er beſchreibt darinnen vier Steine, davon er die ers gt * unweit BER die letztern

zween

WVorrede.

zween aber von Querfurth erhalten hat. Jene erklaͤrt er für unaͤchte Verſteinerungen, die letztern aber, welche einige ihm unbekannte Gattungen von Fruͤchten vorſtel⸗ len, für wahre Petrefacta, und dieſe find um fo merkwuͤr⸗ Diger , Da dergleichen verfteinerte Früchte fehr felten vor⸗ zufommenpflegen. Unter den falfchen Verfteinerungen ift eine, auf welcher die Geftalt hebraifcher Buchſta⸗ ben erfcheint, welche ſowohl, als die unförmlichen Thier⸗ bildungen auf dem andern Steine, der Herr Derfafler feinem ‚Menfchenwerfe , fondern dem Zufall und dem Natur⸗oder vielmehr Steinfpiele zufchreibt, und da bey wegen ihrer Entftehungsart eine eben fo neue als ſinnreiche Muthmaßung waget.

Da uͤbrigens dieſer erſte Band wider unſer Ver⸗ muthen zu ſolcher Groͤße erwachſen iſt, ſo haben wir unſer Vorhaben, jedem Theile eine Preisſchrift bey⸗ zufuͤgen, dieſesmal aͤndern muͤſſen. Wir werden aber dieſen Abgang in den folgenden Baͤnden zu erſetzen trachten, und zugleich die feyerlichen Reden, deren das Jahr zwo vor der akademiſchen Verſammlung gehalten werden, und die eben ſowohl als hiſtoriſche und philoſo⸗ phiſche Abhandlungen anzuſehen ſind, nach und nach beyfuͤgen, Damit alle akademiſche Arbeiten, Die nicht ih⸗ rer Natur und Eigenfchaft nach zu größern Werfen hin; terleget werden muͤſſen, jedesmal in einem Bande er⸗

ſchei⸗

Vorrede.

ſcheinen mögen. Jene aber, beſonders die Monumenta Boica, wovon der erſte Theil mit dieſem Bande zugleich ans Licht tritt, werden wir, ſo viel moͤglich, zu beſchleu⸗ nigen trachten, um denjenigen aus unſern Mitgliedern der hiftorifchen Claſſe, welche etwann um die Auswahl neuer und bisher noch unbefannfer Materien zu, Ab⸗ handlungen verlegen feyn doͤrften, den Stoff dazu aus fo vielen merfwürdigen Urkunden zu verfchaffen,

Leßflich erfuchen wir Diejenigen, welche in unſern Abhandlungen etwann Höhere und außerordentliche Dinz ge gefschet haben, zu erwägen, Daß wir erftlich anfangen ein rohes Feld zu bearbeiten, und DaB anderfens unfer Abficht auf folche Wiffenfchaften vorzüglich gerichtet ift, welche im gemeinen Leben einen fo viel möglich gegen- wärfigen und reellen Nutzen verfchaffen mögen 5; wie⸗ wohl es auch unfern folgenden Banden an Stücen

aus der höhern Geometrie nicht fehlen wird,

Abhand⸗

Abhandlungen cporbateritoͤen Akademie

Wiſſenſchaften Erſten Vands I Tyeil

j - \ welcher die hiſtoriſchen Abhandlungen in ſich begreift.

Erſten Bandes I. Theil. .- Joh.

Johann Caſpar Lipperts

Reviſionsraths in

Muͤnchen Nachricht

von den ehemaligen gelehrten Geſellſchaften in

Baiern.

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Virgil. Zneidos Lib. WILL

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Einleitung.

Die Errichtung einer churbaierifchen Aka⸗ demie der NWiffenfchaften Fam vielen fo fremd vor , als unbekannt Denfelben war, daß ehemals fchon dergleichen gelehrfe

| an Gefellfchaften, die mit jener gleiche Ab⸗ fichten führten, in Baiern geftanden haben, Baiern hat zu allen Zeiten Männer hervorgebracht, und in ihrem Schooße ernährf, die nicht nur für fich felbften, fondern . auch mit vereinbarten Kräften eyfrigft bemühet waren, Den feinen Geſchmack der Wiffenfchaffen ihren Landsleu⸗ ten beysubringen, und aller Orten zu verbreiten , dagegen aber die Barbarey hievon zu verdringen, Ehe ich nun zur Ausführung Diefes Satzes fchreife, erfordert der Zufommenhang der Sache , daß ich Die kurz gefaßte Gefchichte von dem Zuftande der Wiffenfchaften im mittlern Zeitalter ‚und den hernnach außer Baiern errich-

teten Gefellfchaften hier vorausfege, | Az Erfter

URN f

ER a

6 Bon gelehrten Geſellſchaften in Baiern.

Erſter Abſchnitt.

Von dem Zuſtande der Wiſſenſchaften in den mittlern Zeiten, und den hernach errichteten gelehrten Geſellſchaften außer Baiern.

$. I. Der Zuſtand der Wiſſenſchaften iſt damals größten. Theils fehr ſchlecht.

Der fehr fchlechte Zuſtand, worinn im mittlern Zeitalter a) die Wiſſenſchaften überhaupt verfallen find, ift aus. den Gefchichten niemand unbekannt, der fich hierinnen nur obenhin umgefehen hat b). Ein barbarifches Latein wurde damals der Jugend aus Alexan- dri de villa Dei Doltrinali puerorum c) beygebracht. Die gries chiſche und orientalifchen Sprachen verftunden die wenigften, Die Dichtkunft und Hiftorie wurden allenthalben verlachet, ja fügar derfelben Liebhaber für infame Leute gehalten d). Die Gottesge⸗ fehrtheit, Weltweisheit, und übrige Theile der Wiſſenſchaften trieb man auch fehr fehlecht e), und Die mehrefte Zeit wurde mit einer unnuͤtzen Zänkerey , wordurch die Wiffenfchaften mehr verfinftert, als erheitert werden, durchgebracht. Kurz die Wiflenfchaften las gen in einem fo großen Verfall, daß beydamaligen Zeiten derjeni⸗ ge gleichfam für ein Weltwunder gehalten wurde, der nurdie ſchlechte⸗ fie Grammatik verftund f). Die Barbarey faßte damals fo flarke Wurzel, daß jener am meiften verfolgt wurde, der nur im geringe fen von dem hergebrachten Schlendrian abgehen wollte g)-

a) Gegrindete Proben hievon führet Burfhard in Commentario de latin. ling. in Germania fatis Cap. III. pag. mihi 63. häufig an.

b) Polyc. Leyferus widerfpriht es zwar in feiner gelehrten Abhandlung d fita zvi medii Barbarie in primis eirca Poefin; allein diefer ganz beſon— dern Pemung wird von den mehreften mit gutem Grund widerfprochen, be vor, da von Deutfchland die Rede ift. Ch deßwegen des Herrn Jacob Pru⸗ ckers Tempel der Ehren der deutfchen Gelehrſamkeit in den Lebensbefchrei=

bungen Rudolphs Agricola, und Wilibalds Pirckheimers pag. 1. &6.

e) Diefen

Bon gelehrten Gefelfchaften in Baier 7

ec) Diefe Grammatik hat feldiger aus Dole Ki Minorit nah Zeugnig Alb. Fabricii in Bibl. med. & inf. latinit. beyläufig um das Jahr Chris fit 1209 in Leoniſchen Derfen gefihrieben , und hierdurch in den damaligen rohen Zeiten allen Beyfall erlangt ; der erfte Reimen hievon lautet fo : Scribere Clerieulis paro Do£trinale novellis. Moraus ſich ſchließen laͤßt, wie der weitere Innhalt befchaffen ſeyn müffe. Das mehrere bievon mag bey Henr. Gandav. de Script. Ecclefiaft. Cap. XLX. nachgelefen werden. &) Joann. Sarisburienfis Lib. I. Metalog. Cap. Il. bey Morhof in Po- Iyhift. litterar. Lib. I. Cap. I. .. X.

9* Probe machet Hachenberg in Germ. med. Diſſert. VI. $. XVI. ggtb.

f) Der gelehrte Benediftinermönd Guilielm. Malmesburienfis giebt das un- verwerfliche Zeugnig hievon bey erwähnten Burfhard Cap. Ill. Pop, TU Beſiehe auch degwegen des Abbts Lamberts Vorrede von dem MWachöthume der theologiſchen Wiffenfchafften unter der Regierung, Ludewig des XV.

im J. Band ſeiner gelehrten Geſchichte nur erſagten Koͤnigs. 8) Der vortreffliche Abbt Trithemius hat u deßwegen einen nicht geringen Haß feiner, in den nüzlichen Wiffenfchaften fohlecht bewanderten Mitbrü= der und Lintergebnen zugezogen ; daher er auch Spanheim verfaffen, und die Abbtey zu St. Jacob in Würzburg bezogen hat. Vid. Libr. Il. Epi- ſtol. ejus, Epift. 36. $. Il. Giebt fowohl den fürften, als andern Großen , und gelebrren Männern Teutſchlandes zur Verbefferung derfelben einen

Anlaß.

| Die hieraus dem gemeinen Weſen zugehenden Nachtheifigfeiten fahen nicht nur einige weiſe Fürften, nämlich: die Kaifer Friederich III, und Marimilian L a), Friederih der weiſe, Ehurfürft aus Sachfen b), Philipp Ehurfürft zu Pfalz c), Eberhard der bars tige Herzog zu Würtenberg d), und andere mehr, fondern auch eis nige in hohen Ehrenämtern ftehende Männer, Johann von Dalburg, Erbfämmerer zu Wormbs e), Bohuslaus von Haffenftein aus dem fehr alten Geſchlechte derer von Lobkowitz f), befagter Abbt Trithes miusg), Wilibad Pirkhaimer, Kaifers Maximilians I, und Earls V. Rath), und Patritius in Nürnberg h), Konrad Peütinger Paiferlicher Nat , Stadtſchreiber und Patritius von Augsburg 1) und

8 Von gelehrten Geſellſchaften in Baiern.

i), und noch viele andere gar wohl ein. Sie bemuͤhten ſich daher nach allen Kräften, wie die Barbaren möchte verdrungen, und Das gegen den Wiſſenſchaften aufgeholfen werden. Am meiften wa ven einige gelehrte Schulmänner, nämlich: Nudolph Agricola, Con⸗ rad Eeltes, Johann Reuchlin, Beatus Rhenanus, Joachim Kams merarius, mit vielen andern, um die gluͤckliche Ausfuͤhrung dieſes loͤb⸗ lichen Vorhabens ſehr beſorgt K).

a) Joan. Cufpinian. in vit. eorum.

b) Georg. Fabric. in Orig. Sax. Lib. VIIL pag. 21,

e) Trithem. Lib. 1, Epift. 32.

d) Wimpheling. in carmine heroico ad eundem,

e) Idem Wimpheling. Cap. XVI. Ifidon,

f) Heumann: in Programm. de eodem.

g) Erneft. Heidel. Steganog. Trithem. vindic. h) Pruckerus in vita ejus.

i) Idem pag. 49. Er glaubet auch pag. 45. daß die Peutinger aus &b ven ee ——— Geſchlechte der von Peutingau urſpruͤnglich her— ammen.

k) Oft erwaͤhnter Herr Prucker im beſagten Tempel der Ehren in derſelben Ledensbeſchreibungen.

F. III. Dieſe Abſicht wird durch einiger gelehrten

Geſellſchaften gluͤcklich erreichet.

Da nun dieſes Vorhaben mit einzelnen Bemuͤhungen nicht ſo leicht ausgeführt werden konnte: ſo wurden Geſellſchaften er⸗ richtet, deren Mitglieder ſich miteinander verbanden, wie fie mit. vereinigten Kraͤften das ſtrenge Joch der Barbarey abwerfen, und den Leuten den guten Geſchmack der Wiſſenſchaften beybringen moͤch⸗ ten. Es wurde hierauf in Wien unter dem Schutz Kaiſer Maximilians J. mit Beyhuͤlf Conrads Celtes a) eine dergleichen gelehrte Geſellſchaft, die von nur erwaͤhntem Kaiſer, mit beſondern Freyheiten, vermittels eines zu Botzen im Jahr 501. ausgefertigten Gnadenbriefes b), iſt beſtaͤttigt worden, aufgerichtet, und insgemein die Sodalitas danubia-

na

er geleheten Gefellfchaften in Baier. - . 9

na don darum genannt, weil Celtes auch die Rhenanam , welche am meiften zunahm, zu. Stande gebracht hat c). Diefem ruͤhmlichen Beyfpiele folgten bad hierauf Wilibald Pirkhaimer in Nürnberg, Conrad Peutinger in Augsburg d), Johann von Dalburg in Wormbs e) Eobanus Heſſus Lehrer der Beredfamkeit und Dichtkunft zu Erfurt und Marburg f), Johann Myllinsin Nürnberg ꝛc g). Es find auch in Sachfen, zu Wittenberg h), und zu Straßburg 1) „ja fo gar in Ungarn K) dergleichen Gefellfchaften errichtet worden. Zur befondern Ehre gereichet es hiernächft der baierfchen Nation , daß auch ihr Lands⸗ mann der berühmte Georg Tanftetter aus Rhein, fonft Collimitius genannt, Kaifers Darimilians I. Leibarzt, und öffentlicher Lehrer der Mathematik auf der hohen Schule zu Wien eine folche, in den Geſchichten fehr berühmte, Gefellfchaft, Die gemeiniglich Collimitia- na 1) genannt wurde, Dafelbft aufgerichtet hat m). Von Diefer Zeit nun fiengen die Wiffenfchaften wieder zu biühen an; und wur⸗ de alſo die gehabte Abficht glücklich erreicht n).

a) Er war vorhero öffentlicher und ordentlich befofdter Lehrer auf der hohen Schule zu Ingolſtadt, wie aus deffen Panegyri ad Duces Bavarie, & 'Philippum Palatinum Rheni, dum in Ingolftadio donatus fuiffet pu- blico ftipendio , imgleichen aus feiner pro principio folenni gehaltenen Mede zu erfeben if. Er hielt ſich anda “rn lang auf, weil ihm, wie er in E- Gefängen Lib. IL Od. 26. ſelbſten bekennet, der langweilige Drt und das Biertrinfen nicht ſchmecken weite, fondern gieng weiter, und bald hierauf nach Wien in Defterreich ; wofelöft_er. die befagte Gefenfchafft errichtete, die auf ihn, da er einsmal von dem Nordgau nah Wien zurüc- gieng, einige Epifodia gemacht hatte. Der befannte Hartmann Schedel

octor der Arzneywiſſenſchafft in hat ſelbige in ein Buch? fo ebft andern deſſelben in der hieſigen Hofbibliothek ſtehet, und mir von der⸗ ſelben Vorſteher, dem grundgelehrten Herrn Felix Oeffele —— wurde, Feißig eingetragen. Ich hab es hieraus abgefchrieben, und - Abhaud⸗ ung angehängt, in der Hoffnung , daß es dem gelehrten Publico um fo weniger misfalen werde, als bie Epifodia , meines Wiffens , noch nie im Drud erſchienen, und hieraus einige Mitglieder diefer Gefenfhafft zu er— fehen find. {

b) Der in feinen, im folgenden Jahr hierauf zu Nuͤrnberg in Fein Folio gte

drukten Libris Amorum , fo andern Pieces, zu finden iſt.

ur B e) Eis

10 Non gelehrten Geſellſchaften in Baiern.

©) Sie hat feine Gedichte im Jahr 1515 zu Straßburg in 4. zum Druck bez fördert, und denenfelben deffen Lehensgeichichte vorausgeſezt.

A) Don beyden befiehe mehrgemeldten Ehrentenpel pag.9 & 49.

e) Joͤchers vermehrtes allgemeines Gelehrten Lexikon Art. Daldurg.

f) Joach. Camerarius in enarrat. de eodem. ,

g) Eoban. Heflus Eleg. ad eundem Lib. VI. Silv. pag. 188.

h) Sie wurde Leucopolitana genannt, weil die Gelehrten damaliger Zeiten Wittenberg Leucopolin biegen. Vid. Mart. Mellerftadius in Laco- nifino tumult. apud ch Gottl. Boehmium in Comment. de Auguft. Olo- imucenfi pag. 110.

i) Erafın. Roterod. in Epift. ad Wimphelingum.

k) Conr. Celtes Od. Iib. IL. Item Petr. Jenichius de meritis Matth. Corvini Pannoniæ Regis.

1) Weit ſich naͤmlich der Tanſtetter nach dem damaligen Gebrauche von feiner Daterftadt Collimitium gefehrieben hat. Es wäre dahero irrig, wenn man zwey Perfonen, wie es im großen allgemeinen Leipziger Lexikon gefchehen iſt, hieraus machen wollte,

m) a Mannes große Gelchrfamfeit befingt Vrf. Vellius ein Mitz glied befagter Geſellſchafft in Epift. ad Saurum inter ejus Poemata:

Vtque animo Collimitius complettitur orbem, Sie illum toto nihil eft, quod preterit orbe: Spe&tarit terras, terrarum adyta omnia novit, Spectarit colum, cœli tenet omnia folus. „Er mat auch von diefer Sodalitate , und einigen derſelben Mitgliedern

-öftere Meldung. inige Auszüge hievon find in Herrn Böhmens Com- ‚ment. cit. zu finden,

a) Reimann. Einleit, in die Hiftor. Litt. der Deutfchen, Vockerodt In-

trod. in notitiam Societat. litter. Torſchmidt Annal, Carit. & Scient. und andere.

Zweyter Abfhnitt. | Don dem Zuftande der Wiffenfchaften in Baiern in

den mittlern Zeiten, und vonden hinnach errichteten gelehrten Sefellfchaften. | $.I. Der Zuftand der Wiſſenſchaften ift dortmals in Baiern eben fo, wie er anderer Örten wer. i

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Historiograplius Bavarızus al. 1477.

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Bon gelehrten Gefellfhäften in Baiern. 11

Gleichwie die Barbarey an andern Drten (I. Abfchn. J. $. ) fehr ſtark herrſchete: fp war auch Baiern hievon nicht befreyet : indem fo gar jene aegen die Litteratur eine Abneigung trugen, welche fie am erz ſten, Pflichten halber , hätten Tieben und verbreiten follen a). Es wurde auch in Baiern ein elendes Latein, und Diefes ganz unor⸗ dentlich , der Jugend vorgetragen b). Mit der Gottesgelehrtheit c), MWeltweisheit d) und übrigen Theilen der Wiſſenſchaften e) wur: de eben fo verfahren, und Die Zeit mit gehäßigen Streitigkeiten unnüs verfchleudert f). Mit einem Worte: die Barbarey hat Baiern dazumal eben fo, wie andere Orte, verwüfter.

a) Aventin. Lib. IV. Annal. Bojc. Cap. XXL $.2.

b) Aventin hat defwegen aus guten Den eine Grammatik verfaßt, die im Jahr 1512 in München das erftemal gedruckt wurde, womit er grof- fen Nugen fchaffte, Pruckers Ehrentempel pag. 89.

e) Die —— Sprachen führte erftim Jahr 1519 Johann Reuchlin in Ingolftadt wieder ein, Johann Eckius war derfelden auch unfündig, und erlernte fie erft von feinem Schuler Johann Boelenften. Cit. Prucke- rus pag. 56. Lit. M.

a) Die fo betittelte Logica, & Phyfica Ingolftadienfis geben das Flare

Zeugniß hievon. Jene hat diefen Zittul: Textus veteris artis, feu IR- gogarum Porphyrii predicamentorum Ariftotelis fimul cum duobus li- bris perichermenias ejusdems Item exercitata eirca boc fecundum do@trinam Modernorum colledta & bene emendata per venerabilem virum Magiftrum Joannem parreudt Sacr Theologie baccalaureum formatum in alma Vniverfitate Ingolftadienfi. Imprefla per provi. dum virum Hieronyıaum Holezel de Traunftain in Imperiali civitate Norinberge. Expenfis ac fumptibus ———— viri Johis Schon- fperger finiunt Feliciter. Anno falutis M. D. 1. J. quarta Martii, Bunter führet folgenden : Collecta, & exercitata Friderici Sunczel Mo- - fellani liberalium ftudiorum magiftri in octo libros Phyficorum Ari- ftotelis in almo ftudio Ingolftadienfi. Am Ende diefer Phyſik ftehen fol gende zwey Knittelverfe :

Aſſenſu facili probat hzc bene jundta Quatuor humorum confonat armonia.

Gedruckt ift dieſes Buch mit Gothifhen Schriften in imperiali oppido Hagenau ( expenfis Johıs rymmam) per induftrium virum Henricum Gran anno falutis noftıre willefimo quatergue centefuno nonagefimo nono. XI, Maji,

B 2 §S. I.

vs

12 Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

e) E muß damals mit den Wiſſenſchafften ſchlecht ausgeſehen haben, weil fich derfelben böfes 89 erſt um das Jahr 1519 geaͤndert hat; wie Eu— gerdus in Annal. Vniverf. Ingolf. Part. VII. pag. 103. mit folgen— den Morten bezeuget: Jam ftudia renata videbantur fe humo tollere, & durum barbariei jugum excutere. *

f) Dieſe erhuben ſich bey den Philoſophen ſowohl, als —— weil de⸗ ren einige Nominales, die anderen hingegen Reales waren. Valent. Rot- mar. in Annal. Ingolſt. Acad. Part. Il, pag. 65 & 73. B.

$. II. Nicht nur die damals regierenden Herzoge , fondern auch andere große und gelehrte Männer fuchen denfelben zu verbeffern.

Die fehlimmen Folgen, welche ſich aus Vernachläßigung der Wiſſenſchaften auf das gemeine Weeſen unmittelbar zu ergeben pflez gen, waren Die einzige Triebfeder, warum Herzog Ludwig der Neiche aus Landshut fehen um das Jahr 1450. den rühmlichen Entfchluß gefaßt hat, in feinen Landen auch eine hohe Schul zu ſtiften: welche aber wegen damaliger Kriegsunruhen erft im Jahr 1472. zum voll fomnen Stand gebracht, und im nur erwehntem Sahre feyers lichfta) eröfnet wurde. Die nachgefolgten Herzoge ließen fich nicht minder angelegen feyn , Diefem großen Uebel, Durch Beftellung der Lehrſtuͤle mit geſchickten Männern, hinreichende Schranken zu fer gen. Den nämlichen Eyfer bezeigeten auch einige große, und ge lehrte Männer: Leonhard von Eck zu Rand = und Wolfseck baier⸗ feher Rath und Kanzler b), Johann Aventin c), Leonhard Fuchs d), Reit Ammerbach e), Leonhard Marftaller £), Wolfgang Zettel, Jacob Ziegler, und viele andere, welche fich ungemein beeyferten, wie fie Die Barbarey ausrotten, und dagegen das Weich der Wil fenfchaften erweitern möchten,

3) König Matthias aus Ungarn ernannte zu feinem Gefandten den Biſchoff zu Eichſtaͤdt. Nebſt diefem waren auch bey der Einweyhung ermähnter ho—

ben Schule die Biſchoͤffe von Megensburg, Augſpurg, und Frenfing zuges gen. Rotmar. Part. 1. pag. 38.

b) In Annal. Ingolft. Rotmari finden ſich hin und wieder Spuren hiebon, naͤmlich ad annum 1524. pag. 89. adannum 1529. pag. 92. ad annum 1539. P2g- 99. B, ad annum 1544: pag. 107. 3, :

c) Bruder

Von gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 13

©) Bruder pag. 88.

d) Mich, Neander in ſuceincta orb. terr, part. delineat. legt demfelben bey Burckh, cit. Comment. Cap. V. pag. 539. das Lob bey: Quod primus medicine ex immenfa barbarie repurgator fuerit.

e) Ceine treflichen Werke, die Joͤcher in feinem Lexico fpecificiret, dienen zum untrüglichen Beweife, f) Engerd cit, libr. pag. 103. Conf. etiam Num. 32.

$. II. Damit diefe Abficht defto leichter erlangt werden moͤch⸗ te, wird auch in Baiern eine gelehrte Geſellſchaft errichtet.

Da in vielen Orten Deutſchlands (L. Abfehn. S. III.) geehrte Geſellſchaften errichtet wurden: fo traten auch in unferm Vaterlande einige gelehrte Männer zufammen , und faßten den gemeinfammen Entſchluß, daß fie fich ebenfalls mit vereinigten Kräften zur Verbeſſe⸗ sung der Wiffenfchaften beftens verwenden wollten, |

Dritter Abfhnitt. Bon der erfien gelehrten Gefellfchaft in Baier.

$. I. Diefe wird in Ingolſtadt, vermuthlich von Johann Thurs mair , fonft Yventinus genannt, um das Fahr 1516, errichter,

Daß die erfte gelehrte Gefellfchaft in Ingolſtadt errichtet wor— den, hat feine gute Richtigkeit, hingegen ift das Zahr der Exrich- fung noch unbekannt; es läßt fich aber aus vielen beträchtlichen Um⸗ fänden nicht undeutlich vermathen daß felbige beyläufig um das Jahr 1516. angefangen habe; denn im Jahr ı517. befand fich Aventin zu Oberaltaih, und fehrieb von da aus an feinen Freund Georg Spieß, Lehrer der Dichtkunſt in Ingolſtadt, einen Briefa), worinnen er denſelben erſuchet, daß er das Leben Kaiſers Heinrichs IV. drucken, und deme folgende Aufſchrift machen laſſen möchte: Impe- ratoris Heinrici quarti Cæſaris augufti, Ducis vero Bojorum fepti- mi vita, a Joanne Aventino inventa, a Sodalitate vero literaria

DB 3 Ingol-

14 Don gelehrten Gefelifchaften in Baiern.

Ingolftadienfi edita. Aus diefem darf man ohne fernern Anftand ſchließen, daß diefe Öefellfhaft Damals ſchon gefianden habe, Co hartes nun häft, hierinfalls was gewiſſes zu beſtimmen, eben fo hart, und noch härter ift es, eine überzeugende Probe geben zu Fönnen, mer der Urheber hievon geweßt ſey. Iſt es erlaubt von lang ver gangenen Dingen eine Mutmaßung zumagen, fo glaube ich, daß es Aventin gewefen ſey. Er hatte, Die erforderliche Einficht, und Liebe zu den Wiſſenſchaften b); er fuchte fie jeder Zeit zu verbreiten (IL. Abfehn. Not. b) Er hat auch zu dem Buch, wovon ich hernach (S. V.) eine mehrere Anregung machen werde, Den meiften Stoff geliefert ; mithin muß er ſo lang für den Urheber derfelben gehalten werden, fo lang nicht ein anders aus den Geſchichten erwieſen werz den mag ec). a) Bey Rotmar iſt er in Part. IE. pag. 148. 3. zu finden. b) Es mögen diefes fo gar feine Feinde nicht laͤugnen, wie aus Chriftoph. Mulleri de Frankenhaimb in Introduft. in hiftoriam Canon. Sand» Hypolitanz in Duellii Lib. J. Mifcell. pag. 309. zu erfehen ift.

©) Diefer Meinung treten Herr Pruder im Ehrentempel pag. 97. lit. M, und Burckhard Cap. IV. pag- 406. bey.

$. II. Hat die Verbreitung der Wiſſenſchaften zum Grunde,

Der Hauptgegenftand ihrer Bemühungen war die Pertilgung der damaligen großen Barbarey, und dagegen die Emporbringung der Wiſſenſchaften: aus dieſer Urfache Durchreifete Aventin das ganze Baierland, fammelte alleriey Handfchriften, Die er theils mit dem Druck bekannt machte, theils aber befannt machen wollte (une ten 8. V.), Damit diefer Endzweck Defto leichter erreichet werden möchte,

$. II. Beſchutzer diefer Gefellfheft war Leonhard von Eck,

Die von den afademifchen Gefegen beftimmte Schranken ges ftatten nicht, Daß ich hier von dieſem vortreflihen Manne ſowohl, als von den übrigen Mitgliedern eine ausführliche Nachricht mittheie

len

LEONARDUS AB Eck _CANCELLARIUS BOIOARIA, .

Mar. 1480. denat:1550. TFungwierdh. Chal:Acıd B: Joc :

Von gelehrten Gefellfchaften in Baien, 15

fen möge. Ich begnüge mich mit wenigem anzuführen, daß Leon hard von Ef zu Randeck, und Wolfseck a) aus einem alten. baierz ſchen Gefchlechte entfproffen ſey. ein Pater war Landvogt im Schloß zu Kelheim, und feine Mutter eine gebohrne Hals lerin. Das Tageslicht bat er im Jahr 1480. erblicket. Nach gluͤck— lich vollendeten Studierjahren, und zu Siena in Italien erlangtem Doktorshut, erhielt.er von Georgen Markgrafen zu Anſpach eine Rathsſtelle. Er wurde von ihm in wichtigen Angelegenheiten mit gutem Erfolg gebrauchet b) ; Deromegen fi) auch der gute Ruf von ihm aller Orten verbreitete, und er wurde bald hierauf von Herzog Wilhelm dem IV. in Baiern zum Rath ernannt, auch ihm nach— bin die Kanzlersftelle beygelegt. Ungeachtet der Damals auf allen Seiten zufammenfchlagenden fehwereften Unruhen, und fehr gefährliz chen Zeitläuften: 0); erhielt.er fich doch aller Drten im größten Anfe- hen , zuvorderft aber bey feinem Herrn, fo, daß fich deswegen der Marggraf von Heffen öffentlich befchwerete d).

Wegen feinen vortreflihen Eigenfehaften und großer Bered- famfeit wurde er zu den wichtigften Staatsangelegenheiten in⸗ und außer Landes gebraucht e), die er jeder Zeit zum Vortheil feines Herrn beyzulegen wußte. Er erwarb ſich aber nicht nur bey ſeinem Herrn, ſondern ſo gar bey dem geſammten deutſchen Reiche, bevor aber bey Kaiſer Carl V. ſehr vieles Zutrauen; daher er auch in den ſchwereſten Anliegenheiten zu Rath gezogen wurde. Es gieng damals das Sprichwort im Schwang : was Eek nicht beſchließt, wird von andern ſchwerlich beſchloſſen werden. Nach ſeinem toͤdli⸗ chen Hintritt, der im Jahr 1550. erfolgte f), pflegte nur gemeldter Kaifer. öfters zu wünfchen, dag diefer vortreflihe Mann wieder aus? geſcharret / und zu den ſchweren Briegsangelegenbeiten gebraucht wer⸗ den koͤnnte. Diefe feltenen Gemuͤthsgaben find billig hoch zu erhe⸗ ben, und zu fchägen. Nicht minder gebührt fih auch, feinen Eifer zu Veforderuns der Wiſſenſchaften beſtens anzuruͤhmen. Er war ein

uner⸗

16 Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. unermüdeter Befoͤrderer, und Beſchuͤtzer derfelben (oben IL Ab⸗ ſchn. S. IL Not. a.) mie auch ein ganz befonderer Gönner der Gelehrten g), vorzüglich aber ließ er fichs angelegen feyn, dieſe Ge⸗ fellfehaftin Aufnahm und Flor zu bringen h). Noch ein mehreres Lob verdient derſelbe wegen feinem ganz außerordentlichen großen Eyfer, und Steige, Baiern bey der Fathofifchen Religion zu erhalten, und der Lehre Martin Luthers, die hin und wieder Wurzel faffen wollte 1), Einhalt zu thun &). | 9 Die nämliche Sorgfalt bewies er auch auf öffentlichen Reichs⸗

tägen, bevor bey dem Neichsfchluß zu Speyer im Jahr 1529, wos durch er den Eathofifchen viel genußet, den Proteftanten hingegen Biel gefchader hat I). Diefe ausnehmend große Verdienfte find fonder Zweifel die einzige Triebfeder gewefen, warum: fein Namen mit einem Schauftücfem) verewiget worden. So fehr nun die hier unten (Abfehn. IT. S. III. Not.g.h. &k.) angeführten Geſchichtſchreiber befliffen find, fein Lob gebührend zu erheben; eben fo fehr bemühet ſich der mehr ermeldte Herr Köhler pag. 236, & ſeqq. felbiges herunter zu feßen, da er dDemfelben allerley, in den damaligen: Religions Srrungen) gez brauchte Zweydeutigkeiten und Staatslifte zur Laft leget; ja fo gar einen zweyfachen Ulyſſes nennet, glaublich aus Feiner andern Urs fache, als weil Eckius der Lehre Luthers bey aller Gelegenheit nach⸗ drücklich entgegen ftund. Wenn man hingegen mit. unbefangenem Gemuͤthe in Erwegung ziehen will, Daß auch auf Seiten der Pro⸗ teftanten Feine Mühe gefparet worden, erwähnte, Lehre empor zu bringen , und aller Orten zu verbreiten; fo muß auch Eden zu Gutem gehalten werden, wenn er ſich derfelben nach feinen Reli- gions⸗Grundſaͤtzen nachdruͤcklich widerfeget hat n).

a) In einem dem Kloſter Scheyern gegebenen Meveräbriefe vom Jahre 1544

chreibt er fih Erbmarſchall vom Hochftift Negensburg, und Herin von Ei— enhoven. Beſiehe Chronic. Schyrenf. pag. mihi 113.

b) Er wurde auch nach Regensburg als Gefandter abgeordnet. Datt. de pa- ge-publ, IL 25. Nun. 62. | e) Hievon

—5

Von gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 17 e) Hievon giebt umpiahier Nachricht Adelzreiter , oder vielmehr P. Fervaux

oic * art. * 1 3

d) David Köhler in dem XV, Theil feiner Muͤnzbeluſt. pag- 236.

e) Bon einer Gefandichaft nah Rom wird in hift. Prov. Germ. ſup. Soe.

Jeſu Decade 1, Num. 101. pag. 144. eine Meldung gemacht.

f) Sein Leichnam wurde in hiefiger Franciſcanerkir e beerdiget, worinnen gleich beym Eingang der hintern Thuͤr linker Hand ſein praͤchtiges, von dem hieſigen beruͤhmten Kuͤnſtler Hanns Mielich auf Holz gemahltes Grabmal

annoch zu ſehen iſt, welches ihm fein einziger Sohn Oßwald hat aufrich—

ten laffen. Der obere Theil des Gemähldes ſtellt das jüngfte Gericht vor. Auf der rechten Seite des untern Theils ift. der Vater, und auf der linfen die Mutter mit folgender Auffchrift abgemahlt : MEMORTAE SEMPITERNAE D. LEONHARDO as ECK IN CHRISTO CERTA RESURGENDI SPE, ET FIDE QUIESCENTI PATRI BENEMERITISSIMO

* * * * * * x x x

ET NOBILISSIMAE MATRONAE FELICITATI a FREIBERG MATRI PIENTISSIMAE ADHUC SUPERSTITI OSWALDUS A4BECK EQUES BOJUS PARENTIBUS CARISSIMIS GRATITUDINIS SUAE MONUMENTUM POSUIT

In der Mitte ſtehen folgende Berfe : Ad Chriftum Judicem

Vlitima cum veniet magno ſub fole creatis Ulla dies, horrenda dies, qua maximus orbis Corruet ac rapidis folvetur machina flammis : Cum fubito immenfum reboans fuper aethera clangor , Corpora convulfis ftatuet rediviva fepulchris Judicis ad folium, judex juftifime Chrifte! Per radians Infigne crucis miferere precantum Erimineque ablutos dextre nos aſſeræ parti.

C 3) Aventin

# +

18 Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

) Aventin nennet ihn Lib. I. IV.& VIE. Annal. Boj. doftiffimum Ju- risconfultum , inter nobiles eloquentifimum, & inter Eloquentifimos nobilifimum. Rotmar wiederhofet diejen Lobſpruch, und rühmet pag. 60. von felbigem an, daß er fich die Erhaltung der hohen Schule zu Ingoſſtadt fehr habe angelegen feynlaffen. Siehe IL. Abſch. J. $.not.f. Das nämliche bezeuget auch Adelzreiter Part. II. Lib. 10. Num. 25. P. Brunner, und andere.

h) Dahero fingt von ihm de miferia Poetarum Vrbanus Rhegius:

Ad Te confugian, Te fibi Jittere Patronum faciunt omnigenz pium ,

Ex zquo generis Te ornat honor tui,

Et do£trina beata, ingenium ferax ,

Virtus, eloquium , melleus &lepos,

Caufas five domi perplicitas agis,

Seu Divum fubeas templa, forum aut frequens Semper lztus ades, tum facilis mihi. &c.

i) Die deßwegen entffandene Unruhen find aus den gedruckten Schriften, und Arten Arfaci Seehofers, und Argula GStauferin nicht unbekannt. Mehrere Proben hievon befiehe in Pruckers Ehrentempel pag. 34. In dJoͤchers gez lehrten Lexicon unter dem Artiful Leonhard Fuchs. In Engerds Annal. Ingolft. pag 99. Und die Bulla Adriani VI. in Oefelii feriptoribus rerum Boicarum Tom. Il. fol. 272. & fggt. mag auch nachgelefen werden.

k) Hift. S. I. Germ. ſup. Decad. I. Num. 101.

) Koehler loc, cit. pag. 236.

m) Köhler hat felbige in dem XV. Theile der Münzbeluftigungen pag. 232. ab- drucfen laſſen, und mitben einige Lebensumftände deffelben eingerüdt. Es enthält der vordere Theil fein wohlgetroffenes Bruftbild mit feinem umher— fiehenden Namen. Auf der Gegenfeite steht in einem dicken, mit Bändern ummundenen Palmenkranze deſſen Wahlipruch: Memorare noviflima tua, mit der darunter gefeten Jahrzahl M. D. XXXXIIII. und beffen be heimten Wappen. Die Beſchreibung des Leztern ift in Weigeld großem Wappenbuche I. Theile Tab. 81. mit mehrerm zu erfehen.

a) In meinem handgefchriebenen III. Theile von Hundens Baieriihen Stamm buche habe ich auch pag. 150. eine Nachricht von deffen Gefchlechte und has ten gefunden.

$, IV. Von den Mitgliedern derfelben , worunter oben an ſteht.

1) Zohannes Thurmayr, insgemein Aventinus genannt,

Ich

Bon gelehrten Gefellfchaften in Baier. 19

Ich habe oben ſchon (III. Abſchn. S. I.) mit mehrerm er mwähnet, Daß er vermuthlich der Urheber diefer Gefellfchaft geweſen fey ; es gebübret ihm eben fo auch dieſes Drts unter den Mit gliedern , die hievon annoch befannt find, der erfte Pas. Sch ger denfe aber keineswegs, mich auf eine vollftändige Lebensbefchreis bung um fo weniger einzulaffen, weil dieſes von andern ge Iehrten Männern a) mit vieler Gorgfalt bereits gefchehen ift, und es der enge Raum einer akademifchen Abhandlung ohnehin nicht geſtattet; fondern ic) führe nur mit wenigem an, daß er in Aben⸗ fperg, woſelbſt fein Pater eine Saftgebersgerechtigkeit befeffen hat, nach der wahrfcheinficheren Meynung im Jahr 1476. am St. UL richstag zur Welt gekommen ſey. Nachdem er die Gründe der Wiſſenſchaften zu Haufe erlernet, fehickten ihn feine Aeltern nach In⸗ golftadt, wo er fich in den fehönen Wiffenfchaften, und in der MWeltweisheit nach der Art damaliger Zeiten feftfeste. Won da aus gieng er auf Einrathen feiner Freunde auf die wegen ihren vortreffliz chen Lehrern ſehr berühmte hohe Schule zu Paris, und hörte da- felbft Jacobum Fabrum Stapulenfem , und Jodocum Chlichtoveum b), murde auch allda Magifter. Hierauf befuchte er Wien, uns terwies Dafelbft junge Leute in der NBohlredenheit und Dichtkunft c), und erwarb fich bey denen alldafigen Gelehrten Conrad Celtes, Jo— hann Gtabius Eaiferlichen Mathematiker , Johann Eufpinianus kaiſerlichen Gefchichtfehreiber, Joachim Vadianus, oder von der Watt, Lehrer der freyen Künfte, undandernmehr, eine große Liebe, und Freundfchaft. Und gleichwie er fich Damals an einem Ort nicht lang aufzuhalten pflegte, fo gieng er im Jahr 1597. nach Krakau in Polen , und lehrte dafelbft die griechifche Sprache und Mathema⸗ tif. Sodann verfügte er fich wiederum in fein Vaterland , und nad) Ingolſtadt, wo er feinen Schülern die Bücher des Cicero vor— las. Bald hierauf, nämlich im Jahr 1512. wurde er wegen feinem damals fehon erlangten großen Ruhm der Gelehrfamkeit von Herzog

2 Wilhelm

20 Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

Wilhelm nach München berufen, und ihm die Erziehung der jun— gen zween Prinzen, Herzogs Ludwigs, und Ernſts anvertrauet d). Er befuchte mit dem Prinzen Ernft Stalien, und machte fich auf dies fer, und andern Reifen fehöne Sammlungen, die ev nachhin in ſei⸗ ne Baierifche Zahrsbücher und andere Schriftene) eingetragen hat. Durch diefe gefehrte Reifen und Arbeiten £) wurde er aller Orten bekannt, und daher nicht nur von den Gelehrten g) fondern auch von den Fürften h) hochgeſchaͤtzet. Herzog Friedrich aus Sach— fen lies zwey gar gnädige Schreiben 1) anihn ab, und ftelltehier- innen an denfelben das gnädige Begehren, daß er dem Georgius Spalatinus, den nur gedachter Herzog zu Anrichtung der Saͤchſi⸗ ſchen Chronica verordner bar, Beyträge fehicfen möchte. Kurz vor feinem Tode hat ihn oben gemeldter Leonhard von Eck mehrmal nach Ingolſtadt berufen, und ihm die Auferziehung feines Soh— nes Oſwalds überlaffen : worauf er aber bald verfiorben k) und in dem heut zu Tag fo genannten adelichen Kirchhof des Löbl. Stifte St. Emmeramin Regensburg, wo er fich in feinen Lebenszeiten gar gerne aufgehalten hat, zur Erden befkattet worden ift 1). Gein Freund Zohann Teylenk Stadtſyndicus in Straubing hat ibm fein fchönes Grabmal von weißem Marmorm ) , worauf nebft der Auf fehrift feine Bildnis eingehauen ift , feßen laſſen. Aventin war ein Wunder feiner Zeit, indem er fowohl in der fateinifch = als griechi- fchen Litteratur, Mathematik, und biftorifchen Wiſſenſchaften feft ſaß n). Wenn er nicht fo frühzeitig verftorben wäre, hätte man noch viele nüßliche Dinge von ihm hoffen dDörfen 0). Er verdient endlich auch darum gelobt zu werden, weil er mit feinen eyfri— gen Bemühungen die Aufnahme und Perbreitung der Wiſſenſchaf⸗ ten jeder Zeit (TIL: Abfch.S. IL.) gefuchet hat p ). 2) Georgius Cufpinius Bojemus.

Er hat nach der damaligen Gewohnheit feinen Be geänz

dert, und fi) auch Salicetum gefchrieben, weil er von. Weyden aus

Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern, 21

aus der obern Pfalz gebürtig war. Er hies eigentlich Spies, und war nach Zeugniß Rotmars q) Lehrer der Nechte und Dichtkunft, wie auch Sextumvir in Ingolſtadt r), hernach aber des Bi— ſchoffs zu Freyſing wie auch des zu Paffau Kanzler. Kais fer Ferdinand hat ibn auf Dem MWeichstage zu Hagenau im Jahr 1540. wegen feinen ausnehmend großen Perdienften in den Adels ftand erhoben. Sein Sohn ftarb in Angolftadt, und feine Toch- ter hatte den berühmten Lehrer der Mechte in Angolftadt , und nach— bin gewefenen Rammergerichts Beyfiger zu Speyer, Wolfgang Huns ger aus Wafferburg s) zur Ehe. Daß er in der Dichtkunft wohl erfahren gewefen, bewähret die bey Rotmar t) findliche Ode, die er auf Otto Heinrich und Philipp, Pfalzgrafen, bey Rhein verferti- get. Ein gleiches bezeuget fein auf den Abbe Ambrofius des Stifte zu St. Emmeram in Regensburg , den er hierinnen Affinem fuum benennet, gemachtes fehöne Gefang. Hiefigen Ortes gebühret fich von demfelben eine Erwähnung zu thun, weil er ebenfalls für den Wahsthum der Willenfchaften geforget bat (oben IIL Abſch. S.L)

3) Johannes Rneiffel,

Von diefem Mitglied hat die Gefellfehaft ein Gefang ad magi- giftratum Joaunem Aventinum pr&ceptorem fuum drucken laſſen.

4) Urbanus Rhegius.

Er verwandelte gleichfalls den Namen ſeiner Vorfahrer Koͤnig in den lateiniſchen Zunamen Regius: war anfangs ein Schuͤler des beruͤhmten Lehrers der Gottsgelehrtheit in Ingolſtadt, Johann Eckens, x) und erlangte nachdem den Lehrſtuhl von der Red- und Dichtkunſt dafelbft. Als aber Martin Luther in Wittenberg anfieng , feine Lehre öffentlich zu verbreiten, fiel er auch feinen Meynungen bey, und verlies Ingolſtadt: fehrieb nachdem wider ermeldten Eofens Buch de Milla, und einige Briefe wider eben denfelben, und farb endlich

| 3 zu

- PN

22 Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

zu. Zelle im Jahr 1541. Seine zwey Gefänger, das eine ad Le&to- sem, und das andere de miferia Poetarum ad verenobilem, & amplifimum virum Leonardum de Eck & Wolfseck, artium & jurium Doctorem, Confiliarium Ducalem &e. find den Übrigen der Gefellfehaft mit eingerückt worden y).

s) Otto von Pack, Ritter.

Ob dieſer der nämliche fey , von dem in dem allgemeinen leip⸗ ziger Lexikon eine mehrere Nachricht 2) zufinden ift, muß ich dahin geftellt feyn laffen ; von diefem Mitgliede der Geſellſchaft ift ein car- men extemporaneum ad illuftriffimum Principem Wilhelmum Ba- variæ Ducem gedruckt worden,

6) Hieronymus Anfang, ein Baier,

Bon diefem Manne ift mie weiter nichts bekannt, außer Daß fein carmen tumultuarium ad illuftrifimum Principem Wilhelmum Bavarız Ducem fortifimum den übrigen beygefegt worden.

7) Melchior Soiter, von Kandfperg.

Der Here Köcher in dem gelehrten Lerifon gibt ihn zwar für einen Eurländer an; es ift aber irrig, indem er ein gebohrner Baier, und Eigenthümer des in obern Baiern entlegenen- Landguts Win⸗ dach, fo Dermalen der Freyherr von Fill befist, wie auch ein Mit- alied diefer Gefellfehaft war. Zur Ehe hatte er Conſtantia eine Toch- ter des berühmten Stadtfchreibers in Augsburg Conrad Peutingers, aa) die nach Zeugnuß des Herrn Burfhards bb) ein gelehrtes Frau⸗ enzimmer war. In der Dichtkunft, in den Gefchichten, und in der Rechtsgelehrſamkeit war er wohl befihlagen. Et hat de bello pan- nonico Libros duos, die in Schardii Scriptoribus rerum Germani- carum, wie auch in Bongarfii Scriptoribus rerum Hungaricarum , fteben; weiters Stratagematicon, & rerum Turcicarum Epitomen

gefchrier

Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. 23

gefchrieben:; zudem hat er auch Rhotenbeckens Buch de Turcarum Magiftratibus herausgegeben,

8) Meldior Rreg, sus Landſperg Seckelmeifter diefer Gefell ſchaft.

Das Tagslicht erblickte er in Landſperg. Nachdem er feine Stu⸗ dien vollendet, wurde er in Ingolſtadt als Regens novi Collegii, und Lehrer der Weltweisheit angeftellet. Diefem Amte ftund er et- liche Jahr lang vor, und erlangte hierauf das Predigeramt in Augss burg. Er predigte dDafelbft fehr eyfrig, und ermahnte die Sinwohner getreufich, daß fie fich von der Eathofifchen Kirche nicht rennen, folg- fich der damals je länger, je mehr in der Gegend dafelbft Beyfalt findenden Lehre Martin Luthers nicht beyfallen möchten; mußte aber Deswegen viele Verfolgungen erdulden, dahero er den Entſchluß faßte, den Beruf als Prediger in dem hiefigen V.L. Frauen Stift anzu- nemmen, wo er auch das Decanat erlangt , und endlich die Schul der Natur bezahlt hat. cc) Dieſes gefchicften Mannes große Ge⸗ lehrſamkeit hat der berühmte Alexander Braflicanus, oder nach fei- nem Geſchlechts⸗Namen Kohlburger in feiner, auf die damalige öffentliche Lehrer in Sngolftadt gemachten Ode dd) folgender Geftalt befungen:

Cretzius omnigenas doltus feliciter artes, Grates unde refert docta Tubinga tibı.

Aus welchem letztern Verfe zu fehließen feyn will, daß er auch ebemals in Tübingen gelehrt habe, Sein Sinngediht in laudem Joannis Aventini Bavari, antiquitatis, & meliorum litterarum ſtudioſiſſimi, hat die Gefellfehaft, deren Serfelmeifter er war, mit

den übrigen Gedichten drucken Iaffen.

9) Magnus Haltenberger , aus Landſperg. Sein

24° Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

Sein fließendes Gedicht pro ducalium, & Bavaricarum rerum indagatore, atque illuftratore diligentiffimo D. Joanne Aventino ftehen ebendafeldft.

10) David Rormund, honeftarum artium Magifter. 311) Georgius Boffus, Thermangius,

Bon beyden hat die Gefellfehaft einige fehr fehöne Verſe ber kannt gemacht, Sonſt habe ich von felbigem Feine Nachricht erholen koͤnnen.

12) Georgius Schack, aus Wemding, laudatifimarum artium Magiſter.

Unter die geſchickten Maͤnner, welche Wemding zur Vaterſtadt haben ee), iſt billig Georg Schack mitzurechnen. Er war ein Freund Jacobi Philomuſi, oder wie er eigentlich hieß, Jacob Lochers, der um gleiche Zeit in Ingolſtadt die Dichtkunſt oͤffentlich lehrte. Sein Sinngedicht, ſo er auf ihn gemachet, hat Locher ſeinem Buch de origine, & oflicio Poetarum vorausgeſetzt. Es giebt dieſes Sinnge⸗ dicht, nicht weniger Die carmina ad puerum Bojum das untrügliche Zeugniß, daß er in der Dichtkunft wohl geübt geweſen.

13) Auguftin Merbold, von Sochenwart aus Beiern,

Die Geſellſchaft hat fein carmen protrepticum, welches er zur Ehre feines Lehrmeifters Urbani Rhegii Philofophi , & Poet& cla- riſſimi verfaffet, dem Druck übergeben: woraus nicht ohne Grund zu vermuthen, daß Urbanus Rhegius damals fehon bey den Gelehr- ten in großem Anfehen geftanden fey.

a) Jacob Ziegler Lehrer der MWohlredenheit in Ingolſtadt. Sie fteht in der von ihm beforgten, im Jahr 1554. dafelbft gedrudten Ausgabe Annal. Boj. Aventini. Hieronym. Auguft. Grofchufius in der zu feipzig im Jahr 1709, durch Herren Hieron. en vermehrten Auflage nur erfag-

ter Annaliym. Daniel Molerus aus Altorf. Bayle dietionaire criti- que

Non gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 25

ne Art. Aventinus. Der biefige gelehrte Auguſtinermoͤnch, Agnel andler, in der VII. LUnterredurng 48. Bericht Parnaflı Bojici, worinnen er pag. 34. den fchändlichen Vorwurf, dem ihm Gewold in Epift. nun- cup. ad Chron. Reicherfp. nebft andern Gelehrten machet, wohl abge- lehnt hat. Am ausführlichften aber Herr Paſtor Pruder in Augfpurg , in dem Tempel der Ehren, wo er noch mehrere angeführt, und feine Bild- niß eingeruͤckt hat.

b) Nach feiner eigenen Geſtaͤndniß Annal. Boic. Lib. VL

e) Daß er hierinneu eine große Stärke befeffen , beweilen die Ueberbleibſel in ei nnal. Lib. I. Edit. Ingol. pag. 47. ad Wolfgang. Marium

Abbten zu Allerſpach & pag. 49. ad Conrad Pentingerum. Die DBerfe fo in feinen Rudimentis Muficz fiehen, nicht minder die Ode auf Chur- fürft Friederich zu Sachen. Befiehe unten $. V.

A) Deßwegen hat er Beweis der noch vorhandenen Befcheinigungen einen jähr= lichen Gehalt von 100 Fl. genoffen.

e) ne Zuſaͤtze hievon hat neulih Herr Büttinghaufen in Heidelberg ‚mit getheilt.

5) Die theils gedruckt worden, theils aber hin und wieder im Manuſcript liegen. Groſchußus führt am obigen Orte einige hievon an. Beſiehe auch Fabricii Biblioth. latin. Gefnerum in Biblioth. Die feltenfte hat Cle- ment dans fa Bibliotheque curieufe,, hiftorique, & critique Art. Aventinus angezeigt. eine Rudimenta Mufices find. den wenigften be=- Eannt. Er hat fie Iluftrifimo Prineipi Arionifto ‚id eſt Ernefto , Bo- joariæ Duci zugefchrieben,, und Nicolaus Faber Vvolazanus, dicti Du- eis Cantor &alaeris , hat folgende zween Verſe mit mufifalifhen Noten vorausgefejt :

*

Crede mihi, melius nil eſt, quam muſica, quæ te Efficit & doctum, magnificumque virum.

Einige ſeiner Raſpodien, die Origines urbis Ratisbonenſis, und andere Stuͤcke werden demnaͤchſtens in des Herrn Felix Oefele Scriptoribus re- rum Bojcarum erſcheinen.

8) Prucker Lit. T. & V. pag. 87. & 88.

h) Herzog Wilhelm hat ihn als Commiſſarium ernannt, eine Streitigkeit bey der hohen Schule zu Ingolſtadt benzulegen, Rotmarus ad annum 1516, Part. II. pag. 81.

i) Die Zufehrift lautet dahin: Unſern lieben befondern des hochge⸗ bohren Fürften unfers lieben Obeyms Herzog Ernfts zu Baiern Zuchtmaifter Johann Aventin Magifter zc. Die Briefe ftehen in dem im nachfolgenden $. angezeigte Buche. |

_ Kk) Nämlich den V.Id. Jan. anno M. D. XXXIIII. wie ans feiner Grab- ſchrift erhellet, die ich noch unverlezt vor zwey Jahren gefehen habe.

® 1) Woraus

26 Von gelehrten Gefelfchaften in Baiern,

1) Woraus fi mit gutem Grunde vermuthen läßt, daß er in der katholiſchen wahren Religion abgeftorben ſey: welches Zeugniß ihm auch obige Grab— fchrift beyfeget mit den Worten : Verx Religionis amator. Einer wi— drigen Meynung fcheint P. Heinrich Schüß in Comment. ceritic. pag. 86. und die daſelbſt angeführten Schriftſteller zu feyn.

m) Jacob Ziegler hat felbes abzeichnen, und Aventini Rudimentis. Gram- nat, vorfegen laffen. .

n) Der Herzog Ernft hat ihm auch deßwegen ein großes Rob, fo erfagter Grammatik einverfeibt worden, beygelegt. Rotmarus Part. II. pag. 95. B. nennt ihn in annalibus Bojorum & hiftoria clarifimum.

0) Eiche hievon nachfolgenden $

p) Es ift mir zwar nicht unbekannt , daß er von andern wegen feiner Schreib- art ſcharf mitgenommen worden: daß fie aber denfelben unter die Zahl der Keger von barum fegen wollen, weil er die Geiftlichen flamines und die Kirchen fana genannt hat, Scheint mir übertrieben zu feyn. Er hat es ge= wiß nicht aus einer boͤſen Abficht gethan, ſondern er wollte nur gut Latein ſchreiben. Er hat auch die Pfalgrafen bey Rhein Prefettos Pretorio ge— nannt, und Duellius hat ſich gleichfals obiger Ausdrüde in der Vorrede feiner Mifeellaneorum bedient 5; es hat fich aber hierüber nech niemand befchweret, Hätte Aventin anderwegs wider die Gefchichte nicht angeftoßen , wäre ihm diefes Leicht zu vergeben. Er hat auch zum erſten eine Landfarte von Baiern herausgegeben, wovon in dem Baterifchen Mufenderg 2. Band 8, Unterredung 61. Bericht pag. 151. das mehrere zu leſen ift. j

q) Part. IT. Annal. Acad. Ingolf. p. 103. Wo erihn virum & in po-

' Jittori Iiteratura, & Poefi eleganter doctum nennet.

2) Nach der Erklärung Engerdi in üsd. Annal, Part. VII. pag. 103. 3, wor Sextumvir ein folcher Lehrer, der von der Zahl derjenigen gewefen , die einen ordentlihen Sold zu ziehen hatten, und die, übrigen mußten da= mals gleichwohl den benöthigten Unterhalt von den Schülern juchen.

s) Rotmarus eit. loc.

t) Idem ibidem.

u) Idem pag. 103. B. Wofelbft auch zu erfehen iſt, daß vorhero fein Schwiegervater Hungerus Kanzler in Frenfing gewefen : Beſiehe des letz— tern Vorrede ad Cufpiniani vitas Cxfarum.

x) Ms er noch Eckens Freund gemefen , fchrieb er auf deifen extempora- neam, & fuccinetam , fed fuccofam explanationem ſummularum Petri Hifpani ſchoͤne Verſe.

y) Bon feinen übrigen vielfältigen Schriften geben Iſelin und Joͤcher meh— rere Nachricht.

2) Joann. Cochlzus in einem Brief an Birfheimer in Heumgnns Docum. litterar. pag. 65. macht von einem Dito von Pack gleiche Meldung. Be— fiehe auch des Herrn von Pfeffel chronologifchen Auszug der Geſchichte ad annum 1527-28. pag. 608

aa) Don

Bon gelehrtem Gefellfchaften in Baier. 27

a2) Don diefem Gefchlecht handelt Paul non Stbtten der jüngere in der Ge— fchichte der Augsburgiſchen Gefchlechte weitläuftig.

bb) Cap. V. pag. 491.

ec) Rotmar. Part. Il. pag. 89. Hundius in Metropoli Salisb. Tom. Il. pag · 344

dd) Idem ibid. pag. 82. wo die ganze Ode zu finden iſt.

ee.) Leonhard Fuchs, und Veit Amerbach find in den gelehtten Gefchichten wohl befannt. Mein gewefener College der juͤngſthin verftorbene öffentliche Lehrer der Zergliederungsfunft in Jngolftadt, Leonhard Obermeyer war auch

„son daher gebürtig.

$. V. Don den Proben ihrer Bemühungen und Arbeiten,

Damit die Gefellfchaft den einmal feftgefesten Schluß, der Barbarey ein End zu machen, und dagegen den Wilfenfchaften aufzuhelfen, defto gewiſſer, und leichter ausführen möchte, hat fie im Jahr 1518. in der berühmten Druckerey Sigmund Gruͤms Arztens, und Marx Wirfungs zu Augfpurg ihre gefammelten Schriften in ſo⸗ genanntem Duartformat drucken laſſen. Ob nun fihon bey vielen a) von diefem höchftfeltenen Buch b) eine Befchreibung zu finden, fo wird doch eine nähere Nachricht hievon, bevor meinen Landsleuten, von darum nicht ganz und gar undienlich feyn, weil jene S. IV. Not. a. anggzeigten Schriftfteller nicht in jedermanns Händen find. Es führer felbiges folgende Auffchrift ; |

Divis Dionyfio Areopagite Hemeromo, Bolfgango Tutelaribus Bojarıe numinibus

Anluftriffimisque Principibus Bojorum - Yilelmio Litavico, Arionifio D. D.

Imperat. Henrici quarti Cafar. Aug. Ducis vero Bojorum feptimi. vita.

Ejusdem epiftole, inventz a Joanne Aventino. Edit vero a Sodalitate literaria Bojorum.

Clarifs. atque inluftriffimi Princiris Friderici Ducis Saxo- nix &c. epiftole ad Joannem Aventinum.

D2 Ad

28 Bon gelehrfen Geſellſchaften in Baiern.

Ad eundem Principem Aventini carmina. u Authofes quidam, quos Aventinus invenit, & qui

\

nondum imprefli funt. Sodalitatis literarie Bojorum carmina,

CUM RRIVILEGIO IMPERIALI.

Hirn folgen drey Zueignungsfehriften ; die erfte lautet wie füls get; Infigni ac pientiſſimo Patri, Domino Ambrofio Prefuli Divi Hemerami Patrono optimo Joannes Avenyinus S. Es Ir get hierinnen Aventin wegen den vielfältigen empfangenen Gutthas ten den gebührenden Dank ab, und machet anbey öffentlich Fund, daß ihm zur Sammlung gelehrter Sachen ſowohl von diefem Abbte, als auch von feinem wuͤrdigen Vorfahrer, Erafmus Mincius , aus Nabburg in der Pfalz gebürtig , aller Vorſchub gegeben worden. Es wäre dahero billig zu wünfchen, Daß noch heut zu Tage mehr ſolche Beförderer der Wiſſenſchaften zu finden wären. Welch ein ungemein großer Nusen wuͤrde nicht denfelben überhaupt , insbes fündere aber den baierifchen Geſchichten zugehen ce)! Die andere an Dionyfium Priorem Cenobü div Hemerami Reginoburgii Chriftu de- votiſſimum patrem von nur ermeldtem Aventin. Er Dankfer auch dies ſem für die Mittheilung der alten Handfchriften, und befennet, daß er des Pabſts Leo IX. dem Kfofter, wegen der Weberbringung Des heiligen Leibes Dionyfii aus Frankreich in Deutfehland, ertheilte Dulle gelefen habe, mithin das Vorgeben der Sranzofen d) unges gründet ſey. Die dritte Zueignungsfihrift ift von eben demfelben auf den Devotum Chrifti Sacerdotem Hyldericum Praonem Angilofta- denfem, Parochum Pheringenfem , a fecretis prefulis cœnobii divi Hemerami Reginoburgii, virum rerum humanarum peritifimum, fautorem fuum gerichtet, worinnen er ihm das aufrichtige Zeugniß giebt, Daß ex Dusch deſſen Vorſchub nicht nur in dem Kloſter zu St.

=

a

Bon gelehrten Sefellfchaften in Baiern. 29

St. Emmeram, fondern and) in der Stadt Regensburg viele Bey⸗ traͤge von gelehrten Sachen erhalten habe.

Auf dieſe drey Zueignungsſchriften koͤmmt eine lange Vorrede zu der Lebensbeſchreibung Kaiſers Heinrichs IV. Hierauf die Be fehreibung ſelbſt, und fodann diefes Kaifers 8. Deereten, fo er an unterfchiedliche Stände und Fürften aberlaffen bat.

Nach dieſen fteht von mehr. erfagtem Aventin eine kurze Les

bensgeſchichte pientifimi Patris Eraſmi Mintzer olim Antiſtitis cœno-

bii divi Hemerani , und deſſen Grabſchrift.

Das Carmen Georgii Cufpinii ad infignem , ac pientiſſimum pa- trem Dominum Ambrofum divi Hemerani Abbatenı Dominum , ac

affınem fuum obfervandıfimum.

Die zween Briefe von Herzoge Friedrichen aus Sachſen an Jos banfen Aventin Magifter; beyde zu Torgau im Jahr 1524. ge fehrieben. Von dem Innhalt derfelben fiche (oben $.IV. Not. i.)

Die Verſe Aventins an eben dieſen Herzog mit der Auffchrift: Dluftrifkmo , otque amplifimo principi, av Domino D. Friderico Sacro- fandti Rom. Imperii ele&tori Marefalico ab enfe. Duci Saxoniæ Turogorum Landographioni. Marchioni Mini Dno clemenüfki- mo D. D.

Mehr folget eine —** von mehrermeldtem Aventin an Leon⸗ hard von Ef, welche anfängt: Perpetue ſecuritati. Leonardo de Eck de Wolfseck Jurisconfulto , Philofopho & Oratori, Gymna- fii Angiloftadenfis reparatori , fodalitatis litterarie Bojorum principi. Joannes Aventinus. Er zeiget hierinnen diejenigen Schriften an, Die er der Vergeffenheit durch den Druck entreißen wollte. Sie ſind folgendes Die Schriften Divi Cypriani & Vietoris Martyrum

D 3 Chriſti.

*

30 Dom gelehrten Gefellfchaften in Baiern.

Chrifti. Jus pontifictum integrum. Lex ſalica integra cum ad- didamentis Caroli magni, Lutavici primi, Lutharii primi Augu- ftorum. Fragmenta quedam veterum jureconfultorum. Vitro- bius de metallis. Alberti magni magia. Mathematica Hermanni comjtis de Verringen. Ejus quoque chronicon. „Jordanus epi- fcopus integer cum annotationibus & commentariis Alberti Boje- mi. Provinciarum Rom. Imperii cum infigmoribus urbibus deferi- ptiones.. Regino, & romerius prefules de rebus germanicis. Veronardus noricus de rebus Bojorum. Albertus Bojemusitidem decurio Bathauinus , confiliarius Otonis primi comitis palatini Rhe- ni, & ducis Bojorum. Fortunatus epifeopus pictonum, qui XL. Libros carminum ad Gregorium magnum pontificem maximum feripfit. Euticius grammaticus. Afpar grammaticus. Diomedes integer. Theodorus mallius de metris. Ars donati. Gramma- tica vetus greca. Lexicon grecum & latinum vetufimum. Von allen diefen Schriften iſt mir noch Feine zu Geſichte gekommen, dieer Aventin zum Druck befördert hätte; Sch glaube alfo, daß er in feinem nüßlichen Vorhaben anfänglich Durch andere Arbeiten, und ausgeftandene Mühfeligkeiten, und endlich gar durch den Tod ver- hindert worden.

Die Reihe fehließen endlich die von den Mitgliedern verfertigten Gedichte und Gefänge, welche wohl gemacht und die meiften bie- son mit den Worten ex liliorum contubernio e) unterfchrieben find.

Sämmtlichen Stüce find auf einem weißen Papier ziemlich gut, jedoch nach der damaligen Art mit Abfürzungen gedruckt, Die Blätter aber mit Feinen Zahlen verfehen.

a) Alb. Fabric. Biblioth. lat. Clement dans fa Bibliotheque eurieufe hi- ftorique, & critique. Schelhorn amoenit. lit. Tom. VI. pag. 696. Und jungfthin von Heren Boeh. de Auguftino Olomucenfi Cap. V. Num. 24. pag. 109.

b) &

Don gelehrten Gefellfchaften in Baier. 31 b) Es ift fogar Herrn P. Pruder in Hugsfourg , wie er in vita Aventini lit. X. pag. 88. felditen anzeiget, nie zu Gefichte gefommen. ce) Die Neidſucht, und Unwiſſenheit hat oft erwähnter Here Felix Defele in dem MM. Tomo in der Vorrede ad Specimen Diplomatari Bojorarici-pag. » wacker geftriegelt. Das alte Vorurtheil hingegen, als wenn durch die Be— anntmachung der alten Chroniken, und andern Handſchriften den Kloͤſtern ein Nachtheil zuwachfen Fönnte, bat der gelehrte und beicheidene Benediktiner— moͤnch aus Benediktbaiern, Karl Meichelbect in Diſſert. III. zu dem zweyteu Theile der Hiſtoriæ Frifing gründlich widerlegt.

d) Bon diefer Sache mag‘ des letzt verftorbenen gefuͤrſteten Abbts Johannes Baprifta gelehrte Abhandlung nachgelefen werden. | e) Zum Unterfcheide der übrigen Geſellſchaften, die nad) Zeugniß der Ingol— ſtaͤdtiſchen Jahrsbuͤcher allda geweſen find,

F. VI. Das End dieſer Geſellſchaft iſt eben ſo ungewiß, als der Anfang derſelben.

So wenig ſich der Anfang dieſer Geſellſchaft hat beſtimmen laſſen (oben III. Abſch. S. J.) eben fo wenig mag bier die Zeit von derfelben Endigung mit einer unverwerflichen Probe angezeiget wer⸗ den. Wenn man aber alle Umftände zufammen hält, fo ergiebt fih, Daß fie nicht gar zu lang gedauert habe. Denn es haben, wie oben (III Abſch. IV.S.) erwiefen worden, die vornehmeren Glie⸗ der derfelben, nämlich Georgius Eufpinius, Urbanus Rhegius, und Matthias res Angolftadt, al den Wohnplas der Gefell- (haft, nach und nach verlaffen; Aventin hingegen: wurde bin und her auf Reifen verfchisft, und endlich gar bald hierauf der Zeitlich- keit entriffen > folglich hat die Gefellfehaft bey fo geftallten Dingen Er in Die Länge beftehen mögen , fondern bald zufammen fallen muͤſſen.

Die Fortfegung folget kuͤnftig.

5 Anhang

32 Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. Anhang | von dem im I. Abſch. S. TIL. Nor. a. eine Meldung gefchieht. DANUBIANUM CONTUBERNIUM.

Epifodia fodalitatis litterarie Danubiane ad Conradum Cel- tem, dum à norico Gymnafio ad Viennam pannoniz concel- ſerat.

Jpannes Eraccus Pierius roman. regis feretarius.

Er adeft: Celtis clarii rota prima triumpbi Gentis german gloria Celtis adeft. Sed non folus adeft , facre pia turba forores, Pars idem remo, pars pede carpit iter. Leta dies albo nunquam caritura lapillo , Accipe candentis lactea figna note. Spumet odorato criftallvs aquofa phalerno, Uraturque facris laurea virga focis. Inprimis merito Phebo reddantur honores Thyrfigero fiant proxima facra Deo. Hec quoque pieria paflim vox perlonet aula Mufarum Celtis fpesque, decusque venit.

Auguſtinus Olomucenſis regis pannoniæ ſecretarius.

Celtis pegafeas facro ex helicone cmenas Vexit ad auftriacı rura beata foh.

Salve igitur Phebi criniti fandte facerdos, Celtis germane gloria rara toge.

Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. 33 Et vos laurigere cultifima turba forores, Tu quoque inaurata pulcher Apollo lyra. Que vobis genitus morava gente poeta Carmina dat, tenui fint licet orfa modo. Perpetui quæſo fint vobis pignus amoris , Hec (int parva licet, mens pia magna facit.

Julius Milius vegis pannonie phuficus.

Quum tot carminibus, quum tot celebrare poetis Non opus eft verfu, Celti diferto meo. Nunquam caftalios haufi de fonte liquores, Übera prima licet Melpomene dederat. Quod cernens Phebus, medicas me vertitad artes, Et rerum caufas nofcere pofle dedit. Et dixit : dulces fequeris cur Jule Camenas, Altera debetur laurea nempe tibi. Cura erit ifta tibi reges fervare potentes, Atque illis medicas exhibuiffe manus. Parce igitur, quefo, nobis dodtiffime Celti , Si Phebus negat hoc, quod meus ardor habet. Nunc Auguftinus vates clarifiimus ille Deferibat laudes Celti diferte tuas. Scilicet ut mufas ad ripas duxeris hiftri Et fis germani gloria prima foli. Auftria quod doctos per te dat clara poetas, Ur fimiles latio vix rear efle meo.

Joannes Cufpiniamus poeta laureatus.

Dira lues quondam romanam infecerat urbem Dum turpi tabo corpora multa cadunt.

Inde

34

Bon gelehrten Gefellfchaften.in Baiern. Inde Coronides facıem mutatus, & ora Obtulit optatam tybride vectus opem: Sic fera barbaries, qua non prefentior ulla, Peftis habet rheni, danubiique plagas. Occidet, & penitus germanis cedet ab oris, Dum Celtem placidis advehit hifter aquis. Ergo canendus erit Celtes dum fidera fulgent Quo duce barbaries peftis acerba ruit.

Andreas Stiborius Theologus £$ Mathematicus.. a)

Bis quinis fueras annis peregrinus in orbe Fatum dulichii Celti fecute ducis.

Scilicet & varias, & honeftas prenderet artes. e&tus phebea quod tibi luce micat. Sed facıles remos cuperes cum fiftere tandem,

Te vocat ad nitidam clara vienna fcholam. Qua nune ingenuas docto cum pectore mufas Coneinis, & quidquid philofophia docet.

Joannes Stabius philofophus & mathematicus.

Noca tibi quondam regio, qua carpatus albet Quaque vago rhenus amne tricornis abit.

Jam“ tibi fiftit iter, nigras qui verfat arenas Hifter,, ut in placıda Celti moreris humo.

Et doceas quidquid numerofa volumina vatum * Contineant, & quid facra fophia docet.

Chriftoph

a) Er mar ein Baier, und hat durch feine Bemühungen und Schriften, die

in Gefneri Bibliotheca zu finden find, zur a der mathematis ſchen Wiſſenſchaften vieles beygetragen.

Don gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 35 Chriftoph. de Maitmil prepofitus pragenfis. 9 Quid petis exiguos arentis fluminis hauſtus

Celtes pindarici fama fecunda chori.

Bu Quis mel arifteo ? Quis Bacho molle calenum?

Quis Cereri donet fpicea ferta dee? Fertile pectus habes, duleique helicone refertum, Scribis & orphea carmina digna lyra. Aſt ego laurigere modo fum novus accola rupis, Et meus in primo pulvere ſudat equus. Plectra tamen repetenda neget , quis carmina Celti, Si pudor hoc prohibet feribere, cogit amor. Nec tamen ipfe tue preconia debita laudis Cantabo: aut tanti moliar oris opus. Laudis egent, que funt mediocria; livor. iniquus Commendat verfus Celti diferte tuos.

Sturlinius Schmalcaldia esjus padagogus.

Eneas patrios troja flagrante penates Transtulit in regnum jufte latine tuum. Vexit & ideam tyberina per ora Cybelem, Claudia veftalis digna miniftra foci. Ifta licet jadtent veteres, majora videmus Inferri terris numina pannonicis. Celtis apollineum per inhofpita littora nunien Remigio vexit Calliopea tuo. Ecce novem migrant patria de fede forores, Atque petunt terras numina grata novas. Auftria fe quanto felix jactabit honore , Nafcitur en cecio gloria quanta jugo! Nunc letare ceci facras habiture cohortes, Profers pierio grata futura Deo. 2 Ve

36

Von gelehrten Gefellfchaften in Baiern. Ut quondam Bachus fic te nunc ornat Apollo, Inque tuis habitat numen utrumque jugis.

Hierom. Balbus utriusque juris doclor.

Lux clarii, fplendorque chori, quem doctus alit grex; Grex Dryadum te doctus alit , tu caftalius dux;

Dux helicone rigas hiftrum , jam bella fugit Thrax; Thrax vates, dacufque colit, nec Sarmata jam trux; Trux rigor omnis abit, nunc paflım blanda micat pax; Pax Mufis advecta tuis, te digna manet merx;

Merx decus eternum tibi erit, dum fulva micat fax; Fax Phebi terris radians , dumque atra necis falx ,

Falx metet orbis opes, mundi tu femper eris lux.

Bartolomeus Scipio medicine dotor.

Attica romulee Pallas conjundta Minerve, Te duce hyperboreos gaudet adire lares. Danubiasque colit contempto heliconide ripas; Hifter habet, docti quidquid in orbe fuit.

ejoamnes Schleöta regis pannomie ferretarius.

Pannoniæ Regis nuper dum viferet aulam Celtis, & a trijugis vectus equabus erat

Omnia tunc fecum finuofum vexit ad hiftrum , Que graji, & latii concinuere viri.

Georgius Neudecker regis pannonie feeretarius.

Nuper ubi mecum trijugis raperetur equabus Celtis, & hungaricas vellet adıre plagas;

Vota dabam fuperis, illum ne morbifer aer Lederet,, aut caperet febris acuta virum.

Erafmus

Von gelehrten Geſelſchaften in Reli, 37.

Erafmus Pinifer Cracovienſi. u >

Floruit eloquio quondam gens graja , fed olim

. Omne decus Danaum martia roma tulit,

Quid non tempus edax variat? Jam Celtis ad hiſtrum Transtulit aufonio quidquid in orbe fuit.

ejoannes Tolophus juris utriusque doctor, £ mathematicus b).

Aftrorum curfus, & quidquid continet orbis, Affers danubio Celti diferte vago.

Theodorieus Flfenius archiater,

Celte tua filicem celas Conrade rebellem , Eft mea dura filex, nil tua Celtis agit. Omnia cum certo videas nafcencia, vince Tempore duriciem , tempore molliciem.

Heinrieus Cufpidius.

Rhenanis pr&cepter eras mihi Celtis in oris, De rerum caufis duleia verba ſciens.

Sed doleo, rheni quod dulcia liqueris arva, Rhenanique fimul jura fodalicii.

Duo Bonomi regis, & regine roman. feeretarü. Nuper apud rhenum feripfifti Celti fodales,

Vangionum preful quis fua jura dedit ? 3 Sed

d) Nach Zeugniß Pantaleons in dem II. Theil feines Heldenbuches pag. mi- bi 570. war er ein Domberr in Megensburg, guter Dichter, Weltweifer, und namhafter Mathematiker: Er hat Furz vor feinem Ende die Probſtey zu Forchheim erlangt, und Mathematica und Briefe hinterlaffen.

38. Don gelehrfen Gefellfchaften in Baiern. Sed nunc danubii cum fint tibi Celti fodales , Jura fodalicii quis dabit ergo chori ?

Sodolicium danubionum epifcopum vefprinenfem principem ſoda- litatis elegit. . Danubiana cohors phebeis digna triumphis Quam decorat clarüis celtica mufa fonis. Principe te gaudet, concordique eligit ore Patronum , & nutu ftatque , caditque tuo.

1 Ba oe re Ab

Epifodiorum fodalitatis litterarie danubians;

P. Frobenius Forfterd Benedictiners zu St. Emmeramin Negensburg*

Abhandlung

von dem zu Aſchaeim in Oberbaiern

unter der

Regierung

Herzogs Taſſilons I.

Jahre DCCLXIII.

gehaltenen

COXNCiLIO.

* Der vortrefliche Herr Verfaſſer bekleidet nunmehro in dieſem Reichsſtifte die hochanſehnliche fuͤrſtliche Wuͤrde, zu welcher ihn feine ausnehmenden Verdienſte erhoben haben.

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Bormerfungen.

I. 7 on dem aſchaeimiſchen Concilio unter dem baierifchen Hers 309 Taßilo 1. hat ſchon unfer berühmter Gefchichtfchrei- ber, Johann Aventin, in feinen Annal. Bojo. lib. II; pag. 302. einige wenige Nachricht gegeben. Ex faget: Teffa-

lonus habe fich, als er die Nachricht erhalten, daß fein Water Her:

309 Urilo gefährlich Frank fey, ohne bey Pipino feinem Retter,

deffen Kriegsheer er in Aquitanien wider Bepharium bisherg gefolget

hatte, fich zn beurlauben, heimlich aus dem Lager hinweg, und nach

Baiern zurück gezogen. Da er aber, nach dem Tode feines Var

ters, die Negierung diefes Herzogthums übernommen, hätten fich die

Stände des Lands, die Bifchöffe und PVorfteher derer Mönche, nach

Landes Gebrauch, zu Afbaeim, einem Dorfe in ober Baiern, zwi⸗

fehen dem Ann und der far gelegen, verfammelt, und nach altem

Herfommen dem neuen Fürften Geſetze feiner Landesverwaltung vor—⸗

geleget. Aventin bringt auch einen Auszug diefer Gefege bey, ohne

zu melden, woher er Diefelben genommen, oder wo diefe Urkunde zu finden fey.

DI. Der gelehrte freyfingifcehe Gefchichtfehreiber P. Carolus Mei- chelbeck I. part. pag. 10. füget; daß niemand unter den, Die von einem Concilio zu Aſchaeim unter Taßilo Meldung thun, wiſſe, was auf felbigem gehandelt worden, und die Heten deffelben fehienen verloren zu feyn.

II. Es hat aber, wie oben gezeiget worden, Aventin gewußt, mas allda gehandelt worden; und es ift zu bermunderen, daß diefer fleißige Forſcher der alten freyſingiſchen Handfehriften und Urkunden diefes Concilium nicht gefunden habe; denn es fteht in einem vos

| | 5 900,

-

m

42 Von der Kirchenverſammlung zu Aſchaeim.

"906, oder, wie ich nicht ohne Grund dafuͤr halte, 1000. Fahren auf Pergament gefehriebenen Codice, der uralten und anfehnlichen Bir

bliothek des hohen Domcapitels zu. Sreyfing. Se. Excellenz der Herr Baron von Wertenftein, des bemeldten Hochftifts Capitular Weich? bifchof und Vicarius generalis &e. haben diefen Codicem mit mehr andern meinen Händen anvertrauet, deffen Eifer für den Wachs⸗ thum der Wiſſenſchaften und eigene Gelehrſamkeit, nebſt andern hohen Tugenden, bier dankbarlichſt anzurühmen find.

IV. Den Tert babe ich fo, wie ich ihn gefunden, mit alfen feinen Fehlern abgefchrieben, und hieher gefeset; welches den Ge— fehrten nicht mißfallen Fan, die aus diefen alten Schriften eben nicht Yateinifch lernen, fondern die bloße und unaufgepußte Wahrheit ers kennen wollen. ch habe jedoch Fleiß angewandt, in der deutfchen Ueberfegung und durch beygefügte Anmerkungen, wo e8 möglich war, den wahren Verftand heraus zu bringen. ABie ich «8 Ay has be, überlaffe ich dem Urtheife dev Gelehrten.

V. Ehe ich nun weiter gehe, wird nicht undienlich und zum Theil nöthig feyn, folgende 3. Fragen aufzumerfen und zu beant⸗ worten. 1. In welchem Jahr dieſes Concilium fey gehalten wor⸗ den? 3. Wo der Ort Aſchaeim zu ſuchen? 3. Ob Diefes eine Rir- chenz oder Stastsverfammlung gewefen fey ?

VI Wenn wir den Aventin zu Rath ziehen; fo beantwortet er in angezogener Stelle alle 3. Fragen auf einmal. Ex faget erſt⸗ lich: Das Concilium fey -gehalten worden, nachdem Taßilo ſich in dem aquitanifchen Feldzug von Pipin getvennet, und nach dem Tod Utilons feines Vaters, Baierland zu regieren uͤbernommen hätte. Man fieht aber aus diefer Erzählung, daß Aventin die Zeiten uns tereinander geworfen, die da hätten follen abgefondert werden. Utilo ift den 18, Jenner a) im Jahre DCCXLVIII. geſtorben b). Tagilo

| aber

Von der Kirchenverfammlung zu Afchaeim. 43 aber-hat den Pipin verlaffen im Jahre DCCLXII. ce) folglich ift aus der Erzählung: des Aventins das Fahr, in welchem Die aſchaemiſche Verſammlung gehalten worden, nicht zu erratben.

a) Hunc diem notant Necrologia St. Emmeranenfe Mf. Cremifanenfe &

‚Monfeenfe.

..b) Pagi ad annum DCCXLVIIL N, VIIL Hanfız Tom. Germ, facr. pag. 133. ex Annalifta Mettenfi.

e) Ita Annales Francorum Lambecii, Fuldenfes, Tiliani, Loifeliani &c.

VI. Man Kann jedoch eines aus Diefen beyden Jahren ganz fir cher annehmen, und für die Zeit diefer Verſammlung beftimmen; nämlich entweder das Jahr DCCXLVIII. als Tagılo feinem Vater - in der Negierung nachgefolget; oder das Jahr DCCLXIII. als er fich der Gewalt des Pipins entzogen, und eisenmächtig zu regieren angefangen bat. Denn das Schreiben der Verſammlung enthäft ſolche Negierungs- Regufn, die einem Prinzen gegeben worden, der, eben die Megierung antretten wollte,

VIII. us diefen 2. Jahren nun das wahre zu beftimmen, fo bin ich der unvorgreiflichen Meynung, Daß man zwar in Baiern nach Abiterben Utilons, Anno DCCXLVIII. feinen hinterlaſſenen Sohn Tagilo als rechtmäßigen Erbherzogen des Landes erkannt ha= be; wie-dann auch feine Regierungs-Jahre von Diefer Zeit an in den öffentlichen Urkunden gezähfet werden. Da aber Taffılo damals nur 6. bis 7. Fahre alt war: fo Fonnte er freyfich Die Regierung noch nicht für fich führen. - Mithin wird er noch einige Jahre unter der Pormundfchaft der Staͤnde, feiner Mutter d), oder vieleicht des Pi⸗ pins , der ihm nach Perjagung des Grifons im Jahr DECKXLIX. "das Land eingeraumet hatie e), aeftanden feyn. Bald nach) der Mutter Chiltrudis Tod nahm Pipin den jungen Taßilo zu ſich; wel- eher ihm auch im Jahre DCCLV. in dem Feldzuge wider Aiſtul⸗ pbum der Longobarder König folgen, und im Sabre DCCLVIL auf

| 52 dem

44 Don der Kirchenverfammlung zu Afchaeins, | dem Neichstage zu Compiegne die Treue fehrodren mußte £). Pipin führte fich unter Diefer Zeit als oberfter Negent des Baierlandes auf, unter welchem Taßilo als Herzog ſtehen mußte: wie einige Urkunden und alte Donationsbriefe bezeugen, in welchen auch des Pipins Ge⸗ nehmhaltung beygebracht, und feine Regierungs-Jahre vor denen des Taßilons angefeßet werden, Taßilo beftund bey feiner geſchwor⸗ nen Treue bis aufdas Jahr DCCLXII. In diefen Zeiten alſo wer: den die baierifchen Stände an Feine Megierungsfasungen, welche fie dem Taßilo, als ihrem angehenden Landesfürften vorfchreiben woll⸗ ten, gedacht haben.

d) Sie ift im Jahr DCCLIV. geftorben. Annal. Petav. e) Annales Francorum varii ad Annum DCCXLIX. f) lidem Annales. Welfer Rer. Boic. pag. 154.

IR. Es koͤmmt mir Daher ganz wahrſcheinlich vor, daß die Landftände ihren Herzog und Regenten aus dem Lager des Pipins, der fich über Taßilo gar zu viel angemaffet; ihn außer Landes fo vie⸗ fe Jahre gleichfam zu feinen Dienften angehaften, und ihn glaubfich mit feinem ganzen Kriegsvolke bald wider die Longobarden, bald wider die Sachfen, bald wider die Saracenen in Gothia, und ist wider die Aquitanier zu ziehen gendthiget hatte, abgeruffen, ihm nach feiner Zurückkunft zu Aſchaeim die Negierung übertragen und gegen» waͤrtige und vieleicht ned) andere Kapiteln, weiche einer Capitula- tion ganz ähnlich feheinen, vorgeleget haben. Oder Taßilo felbft bat vieleicht nicht länger in frembden Dienften verbleiven wollen. Er kann angefangen haben, fich ſelbſt als einen Fürften eines gemalti- gen und großen Landes und Königreiches zu erkennen: es Fann ihm die Gedult über die fehlechte und feinem Stande gar nicht gemäße Begegnung des herfcehfichtigen Haufes derer vormals fränkifchen Stadthalteren gebrochen feyn ꝛc. Diefes läßt fi) abnehmen aus des Eginhards und anderen Jahresſchriften, welche melden , daß Taßilo

Bon der Kirchenverfammlung zu Afchaeim. 45 Taßilo im Jahr DCCLXIM. die Armee des Koͤnigs Pipin verlaffen und ihm nimmermehr unter das Angeficht zu tretten, fich verfchwos ven habe g). Welches ganz deutlich anzeiget, Daß Taßilo mit der Hegierung bey dem Hof Pipins nicht müffe zufrieden gewefen feyn.

g) Annal. Eginhardi ad annum DCCLXIII.

X. Aus diefem mache ich den Schluß, daß das aſchaemiſche Coneilium nicht mit dem Jahr DCCXLVIII. fondern mit dem Jahr DCCLXII, als Tagılo” bereits das 20. Jahr feines Alters erreichet hatte, müffe verbunden werden. Es fcheint zwar dieſer Meynung in den Wege zu ftehen, daß Taßilo in der Zufchrift tenerulus ztate genennet wird. Allein es laͤßt fich folches auch von einem Fünglins ae von 20. Fahren fagen, wenn diefes Alter, wie hier gefchieht, mit einem weit größeren Alter der Vorfahrer in Vergleich geftellet, und gegen dem Negiment eines fo gewaltigen Neiches, wie Damals Baier (and war, gehaltenwird. Gewiß, die Worte: in fenfu fandle Seri- piure pracefloribus twis maturior Eyc. Fonnen von einem geringern Al⸗ ter nicht fügfich ausgeleget werden. Und vieleicht foll es in dem Tert an flatt tenerulus, tenerior heiffen.

XI. Nun auf die zweyte Frage zu kommen, fo bat unfer Aven⸗ ein ganz recht, wenn er faget, daß dieſes Toncilium zu Aſchaeim, welches zwoifchen dem Inn und der far in Oberbaierland liegt, ges halten worden fey. Diefer Ort wird im XIII. Cap. genennet; und ich habe keinen Grund, denfelben anderſtwo, als eben da, zu fuchen. Er liegt nämlich an dem Flüßlein Seebach, nicht weit von der chur⸗ fürfttichen Refidenzftadt Münden. Allda ftund fehon im Jahre DCLI. eine Kirche, die GOtt unter Anruffung des Heil. Apoftels Petrus eingemweihet war; in welcher der entfeelte Leib des Heil. Ems merami nach feiner zu Yelfendorf ausgeftandenen Marter das erftes mal begraben worden ift b). Es ift ganz glaublich, Daß die Ger

F 3 daͤcht⸗

46 Von der Kirchenverfammlung zu Aſchaeim. dächtniß dieſes Heiligen, und die Andacht der Älteren Herzoge ger gen diefen erften Landespatron zu Verherrlichung dieſes Ortes vieles beygefragen, und zu Errichtung einer Villae publicae, eines offentli- chen Gerichtshofes und Hoflagers Gelegenheit gegeben habe,

bh) Vita S. Finmerani cap. XII.

XI. Ob dieſes aſchaemiſche Concilium ein Kirchenrath, oder Landtag; eine Kirchen- oder Staatsverſammlung zu nennen ſey, welches die dritte oben aufgeworfene Frage iſt, kann ſo leicht nicht ausgemacht werden. Aventin laͤßt herkommen, alldort ſeyen nicht allein Die Biſchoͤffe und Aebbte, ſondern auch Die Proceres, Das iſt, wie ich es verftehe, Die weltlichen Landftände zufammen gefommen. Es kann wahr feyn, weil in dieſem Eonvent dem Taßilo Die Regie— rung Des ganzen Landes übertragen worden ift; und Aventin hat vieleicht in einem andern Ort vollfiändigere Aeten gefehen, welche noch nicht zum Vorſchein gekommen feynd. Indeſſen ſcheint dieſes gewiß zu ſeyn, daß gegenwaͤrtiges Schreiben an den Taßilo mit ſei⸗ nen Capiteln allein von dem geiſtlichen Staͤnden aufgeſetzet worden ſey. Denn in der Zuſchrift wird diefe Verſammlung Congregatio Sacerdotum genennet; ihre Vorfahrer nennen fie Paſtores und Pairesz die Satzungen felbft find meiſtentheils alſo beſchaffen, daß fie che: denen zuzufchreiben , welche für die Kirche, als Denen, welche für den Staat beforget waren. Wenn demnach Aventin recht hat, ſo vermuthe ic), Daß nach dem alten Gebrauch und Gewohnheit 2) Die geiftfichen und weltlichen Stände ihre Beratbfcehlagungen befonders und in abe gefonderten Zimmeren, jede nach ihren Negeln, gehalten haben; wo⸗ von zwar die Geiftfichen ihre verfaßten Schlüffe bervahret haben , Die politifchen Verordnungen aber vielleicht nicht ſchriftlich aufgeſetzet worden finds; oder fie liegen noch irgendwo verfteckt, wenn fie nicht etwan gar verloren gegangen find.

i) Don dieſem Gebrauch ſchreiht Hincmarus de ordine Palatii. cap. 35. CON-

4

Von der Kirchenverſammlung zu Aſchaeim. 47

'CONCILIUM ASCHAEIMENSE.

"PEXTUS ORIGINALIS.

Domino gloriofiimo. Duce noftro

TASSILONI maxime congre-

gatıo jure fynodalı per prefentes eulogias in Chrifto falutem

; dirigitur.

©. enim Chriftianis cum r) normam prifcorum Patrum vitam deducere & eorum aueto- ritate paflım gradibus .polum feandere : tamen propter diver- fitate temporum diverla neceſſi- tate componendi compellitur. Propterea ſanctumque eft con- gregatio Sacerdotum in dictis temporibus, Deo opitulante,, ut diverla jure confiderentur. Nam qui hos pr&cellores , paftores & patres noftros docuit, ipfe & nos docebit, ficut veritas ait: Sicut mifit me Pater £5 ego mitto vos. Mifit nos, qui mil- ſurus erat. Ideo indefinenter Deoreferimus grates, quite no- ſtris temporibus confttuit Prin- eipem:; quia ſi in ztate teneru-

——

Deutſche ueberſetzung.

Dem ruhmwuͤrdigſten Serrn un⸗ ferem Serzog, dem Großmaͤchti⸗ gen Taſſilo, entbiethet die denen Synodalgeſetzen gemäß vereinig⸗ te Verſammlung durch gegen⸗ waͤrtigen Gluͤckwunſch Seil in Chriſto.

s koͤnnten zwar denen Chri⸗

ſten die Vorſchriften und das Anſehen der alten Kirchenväter ſchon erklecklich ſeyn, um nad) denſelben ihr Leben anzuſtellen und den Himmel zu beſteigen; man muß aber wegen veränderten Zei⸗ ten, auch andere Berordnungen machen. Daber ift in befagten Zeiten mit GDttes Hülfe, eine Verſammlung der Bifchöffe verz anftaftet worden, in welcher verz fehiedene Sachen nach dem Recht follten betrachtet werden. Denn derjenige, welcher unfere Vor⸗ fahrer, Väter und Seelenhirten gelehret hat, wird auch felbftung (ehren, wie die Wahrheit ſaget: Wie mich mein Vater geſandt hat, alfo fende ich euch. Er hat ung

lus,

>

48 Bon der Kirchenverfammlung in Afchaeim.

lus, in fenfu ſanctæ Scripture precefloribus tuis maturior ap- pareris 2). Proterea time Deum & cuftodi vias ejus. Nam qui illum non habet placatum, nun- quam evadit iratum,

1) f fecundum, 3) appares.

gefandt, der ung hat fenden wol- len. Dahero danken wir GOtt ohne Unterlaß, der dich in unfern Zeiten zum Fürften beftellet hat. Denn obgleich dein Alter noch fehr zart ift, fo feheint Doch dein Rerftand in heil. Schrift reifer, als deiner Porfahrer zu feyn. Dahero fürchte GOtt und be- wahre feine Wege. Denn wer feinen verfühnten GOtt hat, der wird dem erzürnten nismal ent⸗ geben,

CAPUT IL

pP» enim, ut omnes tam Sacerdotes quam Mo- nachi & omnis Cleros ecelefia- ftice jure non tantum in Mifla- rum celebratione, fed etiam in omnibus curfalis oribus, tam pro animam Scellentixveftre, quam pro vitam & regni inlefione & fidelium veftrorum die noctu- que preces Deo fundere de- beant. Et fi aliter quis inven- tus fuerit, deponatur.

ir gebiethen , daß alle fowohl

Priefter als Mönche und die ganze Cleriſey, nach dem Kir⸗ chenrecht, nicht allein bey Hals tung derer Meifen, fondern aud) bey allen geiftlichen Tagzeiten, für die Seel und dag Leben Euer Hoheit, wie auch für den Wohl⸗ ftand des Meiches und Eurer Ge— treuen Tag und Nacht zu GOtt bitten follen. Und wer diefes un. teriäßt, ſoll abgefegt werden.

CAPUT

Bon der Kirchenverfammlungzu Aſchaeim. 49 CAPUT Il

V: Ecclefias a prifcorum Ante- cefforum vefirorum aut veftris temporibus fundatas fine fraude permanere inlefas debeant, ubi oculi Domini malos & bonos contemplantur. Vnde & Veri- tas per Paulum dieitur: Si quis

autem templum Dei violwerit, & rełliqua 3).

3) 1 Cor Ill, 17.

De die von Euern Vorfahrern und zu euren Zeiten geſtif⸗ teten Kirchen vor allem Betrug beſchuͤtzet, und unverletzt erhals ten werden. Indem allda die Aus gen GOttes über die Guten und Boͤſen gerichtet find. Daher auch die Wahrheit durch Paulum fagt: Wenn aber jemand den Tempel GOttes verleger ıc,

CAPUT III. | poteftate Epifcoporum ,

qui claves polique ligandi atque folvendi deveuntur 4) & curam paftoralem exerceunt in pleve (unde & fine dubiora-

tionem reddituri funt) uteccle-

fiaftieis rebus dominentur atque fpenfando provideant. Vnde Synodus Nicenenfis at: Vt omnes

res ecclefiafticas in poteftate

Epifcoporum ſint.

4) 1. quibus - - - debentur - - - exercent in plebe.

DL der Gewalt der Bifchöffe, denen die Himmelsſchluͤſſel zu binden und zu loͤſen gebühren, und welche die Geelforge über das Volk ausüben (wovon jie auch ohne Zweifel Rechenſchaft werden geben muͤſſen) gebiethen wir, daß fie die Kirchenguͤter in ihrer Gewalt haben und ausfpens den follen. Daher auch die Ni- eänifche Kirchenverfammlung ſa⸗ get: Daß alle Kirchen in der Bir fchöffe Gewalt feyn follen,

BAFUN IV,

legibus Ececlefiarum pater-

na reverentia comperiemi-

ehr follet euch Die Kirchengefe- —J tze, aus Ehrerbietung gegen

ni & nos maxime admoneri die Kirchenvaͤter, bekannt ma—⸗

oportet,

50 Donder Kirchenverfemmlung su Afchaeim,

oportet, quod tot diffufus or- bis , Oriens occidensque con- fervat; & preceflorum veftro” zum depiöia 5) Paftus infinuat. Quicunque domum Dei & alta- rem ejus fraudare conatur, qui- buscunque prefidiis , in ipfo al- tare jurare faciatis, ut ne eo- rum lefionibus ab altare alie- netis.

5 ) % relicta.

chen. Vorzuͤglich muͤſſen wir euch ermahnen zu dem was in der gan⸗ zen Welt, in Orient und Occi⸗ dent beobachtet wird; und auch in dem von Euern Vorfahrern hinterlaffenen Geſetz enthalten ift, er immer dem Haufe GOttes, oder deffen Altar, durch Betrug Schaden zu thun, unter welcherz

ley PVorfchügungen, fich anmaßet,

den follet ihr vor dem Altar ſchwoͤ⸗ ren laffen, damit Ihr Euch nicht felbft, wegen ihrer Beſchaͤdigun⸗ gen, der Beraubung des Altar ſchuldig machet.

CAPUT VW.

e decimis Deo reddendis Propheta 6) teftatur; ut fi quis decimam revertatur, Vnde venit, ut quicunque aut occafione 7 ) Presbyteri aut ava- ritiæ modo Deo decimas redde- re noluerit, #6 manus veſtro de- eretus confirmetur, ut duplici- ter Ecclefie cenfum reddatur & in vefir® requerille fecundum pofübilitatem culpabilis exiftant.

6) Non verba, fed mentem Pro- phetz Malach. Ill. v. 8. & 9. ex-

primere voluere Patres. vid.

Cap. CLIV, Lib, V. Capitul.

Baluzii.

7)f. odio.

on den Zehenden , welche

GOtt gebühren, bezeuget der Prophet: Daß wer den Ze hend nicht veichet, deſſen Vermoͤ⸗ gen ſolle bis auf den zehenden Theil vermindert werden. Deßwer gen follen Diejenigen, welche GOtt die Zehenden, entweder aus Mißs gunft gegen den Priefter, oder aus Geitz, nicht veichen wollen , durch Euern eigenhändigen Befehl der Kirche einen zweyfachen Zins zu geben angehalten ; beynebens nach Dermögen vor Eurem Gerichte klag⸗und ftrafbar geachtet werden.

CAPUT

4

Don der Kirchenverfammlung zu Afchaeim.

51

CAPUT IV.

e deocenis ut Presbyterifibi -

minime injungere debeant, nifi fecundum confitutionem Epifcoporum qualiter facerdo- talem aut paftoralem queantex- eicere curam.

KY Driefter follen keineswe—⸗ ges ſich Pfarrfinder zueig- nen, als nach Maasgab der bir fehöflichen Verordnung , welche fie anmeifet, wie fie das priefterliche Hirtenamt ausüben koͤnnen.

CAPUT- VIL

Ve ipfi Presbyteri & alienas oblationes aut decimas fi- bimet minime ingerere conen- tur. Vnde Gregorius ait: Per extraneam meſſem tranfiens falcem mittere nondebet. Etalibi: Quod tibi non vis , aliine facias.

De Prieſter ſollen auch keines⸗ weegs fich um fremde Opfer und Zehendeu bewerben, wovon Gregorius ſaget: Wer durch frem⸗ de Felder gehet, ſoll in ſelbigen ſei⸗ ne Sichel nicht anſetzen. Und ans derswo: Was dir nicht lieb ift, das thue auch einem andern nicht,

CAPUT VIll.

D Abbatibus & Abbatiflas convenit admonendi, ut fecundum pofäbilitatem & locı adminiftrationem, ut regulari- ter vivere debeant cum provi- dentia Epifcoporum , quorum cu- ra hæc adelle dignofeuntur. Vnde & veritas : Ommis plantatio , quamnon plantavit. Et reliqua 8). 8) Matth.XV, 8.

8 geziemet fich, Die Aebbte und Abbtiffinnen zu ermah⸗ nen; daß fie nach Möglichkeit, und fo viel die Haushaltungsge- fehäfte des Orts zulaffen, vegel- mäßig leben; worüber die Bir fchöffe , denen e8 bekanntlich zur jteht, Sorge tragen foren. Da— her die Wahrheit ſaget: Eine jegs lihe Pflanze, die mein himmli⸗ ſcher Vater nicht gepflanzer bar. ıc,

2 CAPUT

52 Mon der Kirchenverſammlung zu Aſchaeim. CAPUT XL

Clerieis & Nonnanes, ut aut in monafterio ire de- beant, aut cum confenfu Epi- fcoporum , cuihee creditafunt , regulariter vivant. Et fi hoc

ie Clerici und Nonnen follen fi) in die Klöfter begeben; oder mit Gutheißung der Bifchöfr fe, denen dieſe untergeben find, regelmäßig eben. Wollten fie

agere noluerint, exterminen- aber diefes nicht thun, follen fie tur, ' ausgerottet werden. CAPUT X.

viduis & orfanis admo- neri oportet, ut fine ca- lumniis potentium eflicientur. Vnde Propheta teftatur: Pocife- rabuntur ad me. Et religua 9).

9) Exod. XXL, 32.

En Betracht der Wittwen und —J Waiſen muͤſſen wir die Er mahnung geben ; daß Diefelben von den Bedruckungen der Mächtigen - befreyer feyn. Dahero der Pros phet bezeuget; Sie werden zu mie rufen ꝛc.

CAPUT XL

oppreflione pauperorum admonendi convenit , ut

per omnia Prefides feu Judi- ces , centuriones atque Vica- rios admone 10) feu pr&cipere debeatis, ut fine ulla injufta ca- lumnia permaneant. Vnde Ev- angelium teftatur : Depofuit po- tentes de fede exaltavithumiles ı 1).

10) l.adınonere, Il) Luc.l. 52»

8 geziemet fich , wegen Unter« drucfung derer Armen Die Ers mahnung zu geben: daß ihr die Vorſteher oder Richter, die Haupts leute und Statthalter ermahnet , oder ihnen gemeffenen Befehl ers theilet, Damit folche von allen un» gerechten Bedruckungen befreyet bleiben. Wovon das Evangelium faget: Er bar die Mächtige geflürz zet ‚die Demuͤthige aber erböber, CAPUT

»

Von der Kirchenverfammlung zu Afchaeim.

53

CAPUT XI.

reliquo promifcuo vulgo, ut in lege Bajouariorum confiftere debeant, ut de eorum hoereditate exceptis capitalis cri- minibus non alienentur. Vnde veritas: Nolite judicare £} non Judicabimini , &reliqua 12). Pri- mum quidem judicium, poftea mifericordia. 17) Luc. VI, 37.

as übrige vermifchte Volk foll bey dem Recht der Bas jovaren gelaſſen, und niemand feis ner Erbfihaft, ale wegen Haupt verbrechen beraubet werden. Denn die Wahrheit fagt: Richter nicher fo werder ihr auch nicht gerichs tet werden. Auf die Gerechtig⸗ keit folget die Barmherzigkeit.

CAPUT XIIL

inceftis conjugüis maxime convenit ut per omnia veftro confequamini decreto , quo in prefente villa publica , noncupante Afchaeim, conſti- tuere recordamini. Vnde & Paulus: Neque adulteri regnum

Dei pofiidebunt 13 ).

13) ı Cor. VI, 9.

E iſt hoͤchſt billig, daß Ihr Euer Decret, welches Ihr in gegenwaͤrtigem oͤffentlichen Ge⸗ richtshof, Aſchaeim genannt, we⸗ gen der blutſchaͤnderiſchen Ehen gegeben zu haben Euch erinnern werdet, allerdings vollſtrecket. Dahero auch Paulus: Weder die Ebebrecher werden das Reich GOttes befizen,

CAPUT XIV.

Miflis veftris per circui-

tum diocenum, ut ibi quendam facerdotem cum his mittere digıemini, ut ne inno- cens fraude deceptus calumniı

gehr werdet euch gefallen laſſen —J Euern Abgefandten , bey Durchreifung der Provinzen, eis nen Priefter mitzugeben , damit der Unſchuldige durch Arglift und G 3 reftue-

54 Bon der Kirchenverfammlung zu Afchaeim,

reftuetur 14), & vobis in cul-

pa commutata pecunia recurrat, pro quos in ztate pofitum fub jure fenfu 15) redditurum , ra- tionem te reddere fatemur; aut fi recte te geris, fine hefita- tione remuneraturum in die ju- dicũ effe credimus atque tefta- mur,

14) f. calumnüs afhiciatur. 15) f. offenfo.

Betrug nicht bedrucket merde,

Das erpreßte Geld würde euch

felbft zu Schulden Tommen ; da Ihr mit der Zeit bey Altern Jah⸗ ren alles erpreßte Geld dem Ber feidigten nach allem Recht zuruck; und über dieſes ( welches euch uns

verholfen feye) GOtt Rechenſchaft

würdet geben müffen. Hingegen da hr gerecht handelt, fo alau- ben wir, und Fönnen Euch ohne Anftand verfichern ; daß euch GOtt am Tage des Gerichte ber lohnen werde,

CAPUT XV. | Da) denen Sffentfichen Ge⸗

I judicio publico & clamare pauperorum per fingulas fabbatis fiendi aut per dies Ka- lendarum ut in auribus Cle- mentiz veftre acta prenuntient diverfa. De quibus diebus te epulaturum fatearis 16) fi hoc agere coneris ,„ teitare aude- mus. Et in his diebus femper

richten, und Klaggefchrey der Armen, welche alle Samſtaͤ⸗ ge und an denen erften Monaths⸗ tägen muͤſſen vorgenommen wer⸗ den, follen vorher die verfehiede- nen Verhandlungen vor denen Dhren Eurer Mildigkeit ausge- fprochen werden. Und da Ihr die⸗ fes zu thun Euch beftreben wer⸗ det, fo getrauen wir Euch zu ver: fihern, daß Ihr wegen dieſen Taͤgen ein Eöftliches Mahl haben werdet. Und an dieſen Taͤgen

ſacerdus

*

Von der Kirchenverſammlung zu Aſchaeim.

ſacerdus adefle debeat, ut fit fententia veftra Dei fale con- dita, ut ne judices terreni pro- pter præmias caufas torquantur , & innocentes obprimantur , aut nocentes juftifieentur.

“16

=

Fatearis ſcheint überflüßig zu eyn.

FINIT.

55

folle jedesmal ein Prieſter zuge gen ſeyn, damit Euer Ausfpruch mit göttlichen Salz gewuͤrzet fene; und Damit die weltlichen Richter die Mechtsfachen, um des Ge— winftes willen, nicht verdrehen; und alfo die Unſchuldigen unter drucker, die Schuldigen aber los⸗ gefprochen werden.

Anmerkungen. | über den Text, DOMINO GLORIOSISSIMO DUCE NOSTRO TASSILONI. &c.

8 ift merkwürdig, Daß diefes Schreiben nicht an Pipin den Da>

maligen fränfifchen König, fondern an den Herzog Tapılo ger fteilet worden. Aus welchem dann bekräftiger wird, daß die Stände nicht jenen, fondern diefen als den rechtmäßigen Negenten des baie— riſchen Reichs erkannt haben. Da auch dieſe Verordnungen dem Taßilo nicht zur Beſtaͤttigung, ſondern mit Ermahnungen, daß die— ſelben von ihm ſollten gehalten und vollzogen werden, uͤberreichet worden ſind; ſo ſcheint mir dieſes Werk eine Art einer Capitulation zu ſeyn, zu welcher ſich Taßilo bey Antrettung der Regierung hat verſtehen muͤſſen.

Luffeit enim u.) Ein faſt gleicher iſt dem Concilio - Vernenfi des Jahres DCCLV. vorgefeget. Diefes Concilium fteht in dem freyfingifchen Codice vor dem afchaeimifchen; aus welchem abzunehmen ift, Daß diefes fpäter als jenes gehalten worden fey; mithin

-

ss Don der Kirchenverfammlung zu Afchaeim.

mithin diefes nicht auf das Jahr DCCXLVIIL gefeget werden koͤn⸗ ne. Wodurch dasjenige, was oben N. VIE. & IX. gefagt wor- den, befräftiget wird.

Ad CAPUTL CURSALIS ORIBUS &e.'

sr foll ohne Zweifel heißen; eurfalibus horis, worunter die geiftlichen Tagzeiten, oder die in gewiſſe Stunden eingetheilten Breviergebeter müffen verftanden werden.

Ad CAPUTI. A PRISCORUM ANTECESSORUM VESTRORUM &.

Nwrus der Theodorum, Theodeberti, Hucberti, Utilonis, von deren reichen geiſtlichen Stiftungen eine groſſe Menge Urs kunden, welche theils fehon Durch den Druck bekannt worden; theils noch in denen Archiven aufbehalten werden, Zeugniß geben.

AdCAPUT I. SYNODUS NICENSIS &e.

gen dein nicänifchen Concilio finde ich nichts dergleichen; wohl

aber in dem gangrenfifchen 1) und antiochenifchen m). Warum aber die Väter allbier das nicänifche anziehen, koͤmmt meines Er- achtens daher. In den alten fogenannten Codicibus Canonum, die man in den Kirchenverfammfungen zur Nichtfehnur der abzufaffen- den Schlüffe gebrauchte , flunden die nieänifchen Canones, melche vor allen andern in der Kirche angefehen waren, oben an: hierauf folgten die ancyranifchen, neoeäfariensifchen, gangrenſiſchen, antivz chenifchen, laodicenſiſchen zc. und zwar in unabgebrochener Reihe der Zahlen; alfo, Daß der fiebende und achte Canon des gangrenfifchen

| Concilü

Don der Kirchenderſammlung zu Afchaeim, 57

Conecilii in dem Codice Canonum der 64. und 65. von dem erften

Canon des nieaͤniſchen gerechnet, gezählet wurden. Eben alfo iſt auch der freyfingifche Codex, in welchem hernach, neben anderen fpäteren,, auch Diefes afchaemifche Concilium eingetragen worden ift, eingerichtet. Und diefer ganze Codex führet auf dem Ruͤcken die Aufſchrift: Concilium nicaenum. Ich zroeifle nicht, es habe der frey⸗ fingifcehe Bifchof eben diefen Codicem nad) Aſchaeim, welcher Ort in feiner Dioeces gelegen war, mit fich gebracht; und die Väter has ben diefe Verordnung des gangrenfifch und antiochenifchen Concilü nicht unter dem eigenen Namen, fondern unter dem Namen des ni- eänifchen Concilii, von welchem der ganze Codex den Namen trug, angezogen. Alſo rechnet auch Gregorius Turonenfis den 14. Canon des gangrenfifchen unter die-Canones des nicänifchen Concilü n).

1) Coneil.- Gangrenfe Cap. VIL. & VILI. Tom. II, Concil, Coleti * —* Antioch. Cap. XXIV. & XXV. Ibid.p. 611.

'n) Juftellus in præfat. ad Cod. Canonum Eccle, univerſæ Pag · Id.

"Ad CAPUT IV.

Eh weis nicht, ob ich aus Diefem verwirrten Latein den wahren A) Verſtand im Deutfchen getroffen habe. Es ift hier die Rede von dem damals in ganz Drient und Dccident eingeführten geiſtli⸗ chen, und auch von dem baieriſchen Recht. Wir wiſſen alſo aus dieſem Capitel, was fuͤr ein Kirchenrecht in Baiern zu ſelbigen Zei⸗ ten uͤblich geweſen.

Das baieriſche Recht wird Pactus genennet, wie faſt alle an⸗

dere alte Rechte der Deutſchen. Ein Lateiner darf ſich an dem Wort

Patius an ſtatt Pactum nicht ärgern, da Plautus daſſelbe genehm ge⸗

halten hat in Ciftellario: Meretrices fuimus ila te & ego mihä

educari ex pactibus conventis 0), | H Depicia

58 Von der Kirchenverſammlung zu Aſchaeim.

Depiöia palius) Ich halte dafür es muͤſſe relicka geleſen werden. Sollte aber die alte Leſart richtig ſeyn, fo müßte man glauben, un⸗ ſere alten Baiern hätten ihr Geſetz mit Mahlereyen und anderen Zie⸗ rathen ſchreiben und auszieren, ſodann bey ihren Landtaͤgen als das Augenmerk ihrer Berathſchlagungen oͤffentlich ausſtellen laſſen.

Uebrigens kann dieſes Capitel mit dem IL und II. Cap. Tit. I. Leg. Baiuvar. p) verglichen werden.

o) Du Cange Glofl. V. Pactum. p) Apud Baluz. Tom. I. Capitul. pag. 95.

Ad CAPUT V.

MANUS VESTRE DECRETUS &.

2 fteht wiederum deoretus für deeretum; wie oben paktus für pactum. Es fcheint aus dieſen Worten, als ob Tagilo ſchon vor dieſem Convent ein Decret wider diejenigen, die den fchuldigen Zehend zurück halten, habe ergehen laſſen, welches jegt follte beftät- tiget werden.

Requerilie) Ich muthmaße, requerilla heiße eben Das, mas querela oder eine Klage vor Gericht. In dem LIV. freyfingifchen. Anftrument q) kommen die Wort requilla, quirendi in eben diefem Verſtande vor; vieleicht aber willrequerilla die Strafe andeuten, durch weiche die, fo in Neichung der Zehenden öfters nachläßig ger funden worden find, das Beneficium, aus welchem folcher follte ges veichet werden, verlor r).

q) Tom. Hift. Frifing. Part. II. p. 59. r) Capitul. Wormat. anni DCCCXXIX.

Ad

Don der Kirchenverfammlung zu Aſchaeim. 59 AdCAPUT VI. & VIL | > DE DEOCENIS &, wird wohl de Diecefanis heißen müffen. Man vergleiche diefe - Eapiteln mit den Cap. 147. & 148. Lib. J. und mit dem Cap. 166. Lib. VI. Capitul. Baluzii.

Ad CAPUT VII. X. & X.

feiche Verordnungen hat fehon vorher das Vernenſiſche Conci- lium Cap. V. XI. und XXILL gemacht , aus welchem dieſe ents nommen zu feyn ſcheinen. | Ä | Ad CAPUTXIL PRESIDES CENTURIONES ATQUE VICARIOS &c. an Fönnte hier einige Erläuterung über dieſe Aemter geben ; ich kann aber nichts beflers aufbringen, als was ſchon von ges lehrten Männern hierüber commentiret worden ift.

AdCAPUT XI. VT DE EORUM HAEREDITATE &c. in gleiches ift in dem zu Dingolfing im Jahr DCCLXXII. ge haltenen Synodocap. IX. & X. verordnet worden. Hieher ger höret der F. 3. Cap. I. Tit. II. Leg. Baiuuas).

s) Nach diefem Geſetz hat ein gewiffer Cotefrid den Hof Truchtering verwir⸗ fet, welchen hernah Hildebrand mit Berwilligung Taflilonis der Kirche zu Sreyfing gefehenfet hat. Haft. Friſ. 1. c. Inttrum. XXVH.

| Ad CAPUT XIIL PRESENTE VILLA PUBLICA ASCHAEIM &c. * ier iſt die Stelle, aus welcher wir wiſſen, daß dieſe Verſamm⸗

lung zu Aſchaeim gehalten worden ſey. Es iſt auch aus dieſem Capitel abzunehmen, daß eben in dieſem Orte ſchon vorher ein Decret wider die Blutſchaͤnder ergangen ſey. Hieher gehören aus dem Lege Ba- juvar. Die SS, I. II. III. Cap. 1. Tit. VI. nad) der Ausgabe deu Baluzii.

H 2 Ad

bo Ron der Kirchenderfammlung zu Aſchaeim. AdICAPUT XIV, DE.MISSIS VESTRIS &c.

leichwie die Beamten auf dem Lande nicht allegeit ihre Pflicht

in Obacht nahmen , mithin nöthig war , zu gewiſſen Zei⸗ ten einge von den Hofleuten abzufchicfen, welche unter Eöniglicher Auctoritaͤt Einfiht thun mußten t): alfo ſchlichen auch bisweilen bey den Miflis , oder Eöniglichen Vißtazoribus , einige Misbräuche und Feh⸗ ler widerdie Gerechtigkeit ein. Dieſen abzuhelfen, verlangen Die Afchaei- mifche Väter, der Herzog follte ven Miflis binfüro einen aus dem priefterlichen Orden mitgeben , welcher Sorge zu tragen hätte, das mit den Unfchuldigen nicht zu hart gefchehen möchte. Aus eben Dies fer Urfache hat hernach Karl der Große verordnet, daß feine Miſſi nicht aus dem geringen Etande, fondern aus Bifchöffen, Erzbifchöfz fen, Herzogen und Grafen follten beftellet werden, welche nämlich

nicht nöthig hätten, fih um Gewinn und Gefchenke der Reichen zu bewerben u).

t) Capitul. anni DCCCX. $. II. cap. III. u) Chronicon Moifiac. ad annum DCCCII.

Ad CAPUT XV, II" diefem Capitel wiſſen wir alfo, wie oft in Baiern in den Al ten Zeiten öffentlich Gericht gehalten worden fey , und daß der Herzog bey denfelben allezeit einen in Denen geiftlichen Rechten uns terrichteten Priefter an der Seite gehabt, um ihn über die Gerech— tigkeit feines auszufprechenden Urtheils zu Mathe zu ziehen.

Epulaturum)) Hier wird vermuthlich auf die Gewohnheit der a-

ten Teutſchen abgszielet, welche bey ihren Zufammenfünften an den Serichtstägen herrliche Mahlzeiten angeftellet haben.

x) Jodoc. Willichius in Comment. ad Tacitum de moribus Germ. P.I. cap. XXX.

MH DI de H.

H. Nitterd vv BUAT Abhandlung von dem

Grafen Luitpald,

einem Zeifverwandten Karld des großen, von welchem

der Urfprung

des Pe PP Grafen und Marfgrafen

Luitpalds,

eines königlichen Anverwandten, und

Stammpaters

baierifchen Haufes hergeleitet werden will. Aus dem Iateinifchen überfezer,

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RT RENEATERNERENEREN RETTEN RETTEN Abhandlung

von dem

Grafen Luitpald.

in Baiern.

Daher iſt die Menge derſelben fo groß, und ihre Mannigfals tigkeit fo unendlich. In diefer Betrachtung bin ich allezeit

D Weg iſt breit und bequem, ber zu den Irrthuͤmern führer: der Meynung gewefen, daß derjenige die Sache gar nicht

- am rechten Orte angreife,- der nicht anders, als nach Beſtreitung

der Irrthuͤmer, zur Wahrheit zu gelangen fuchet. Denn außer dem, daß es ungemein mühfam ift, die Meynuns

gen, in welche auch aufrichtige, und fogar gelehrte Männer manch⸗ mal ausgefchweifet find, fich alle bekannt zu machen, und zu wiederle⸗ ‚gen, fo ift dieſe Mühe felbft mit nicht geringer Gefahr verfnüpfer.

Der Pfad, auf den man zur Wahrheit geht, ift zwar ſchmaͤ⸗ fer und kürzer; allein ich, weis nicht, woher es koͤmmt, daß man feinen für einen Gelehrten halten will, der nicht einen großen und mühfamen Borat) von unerheblichen Kleinigkeiten gefammelt hat, der fich mit Erforfchung oder Erfindung der Wahrheit begnügt, und um das, was von andern ausgelonnen worden, Die von eben der Sache fchlechte Abhandlungen geliefert haben, wenig befümmert.

Man erfaube mir den Ruhm, der auf einer weitläuftigen Ges lehrſamkeit beruhet, zu verachten ; man erlaube mir, indem ich von dem Urfprunge des baierifchen Haufes fehreiben will, nicht zu wif- fen, was vor diefem jene weitläuftigen Schriftiteller geträumet has ben, welche die Bücherfäle anfüllen.

Ich werde gewißlich nicht mit denfelben aleichfam im Elende leben, wenn die neuangehende baierifche Akademie meine Bemühuns gen geneigt aufzunehmen, und ihren Sammlungen, die in Zukunft

fehr

64 Von dem Grafen Euitpald-in Baiern.

ſehr zahlreich ſeyn muͤſſen, einzuverleiben geruhen wird. Bey dieſer will ich mir Beurtheiler meiner Arbeit, und Verbeſſerer meiner Fehler wuͤnſchen und ausbitten.

Unter dem hoͤchſten Schutze Sr. Churfuͤrſtl. Durchlaͤucht will ich demnach ohne Schmeicheley, deren kein rechtſchaffener Mann faͤhig iſt, welche auch bey einem ſo großen Fuͤrſten, bey einem ſo vortrefflichen und durch unſterbliche Verdienſte beruͤhmten Hauſe, nicht Statt finden kann, von den Stamm: aͤltern jenes ſtreitbaren und patriotiſchen Herzogs Leopolds hanz deln, welcher , nachdem die Agilolfingiſchen Regenten mit dem Taffilo und Theodo abgegangen waren, der erfte einheimifche Herz zog in Baiern gewefen iſt; wie auch von feinen Blutsperwandten, von feiner Verwandtſchaft mit dem Könige Ludwig, von der Mut ter Des-Kaifers Arnulpb. Indem alle dieſe Dinge eine folhe Pers bindung mit einander haben, daß fie nicht füglich getrennet werden können, und eines dem. andern zur. Erläuterung Diener,

Ich will aber von dem Urfprunge des Herzogs Leopolds und ſei⸗

nen väterlichen Ahnen den Anfang machen, und das übrige ent-

weder jest gleich beybringen , oder zu einer andern Abhandlung ver⸗

ſparen.

Als ich den Theſaurum Pezüi durchſuchte, fiel mir

Viti Arnpecku Chronicon Bavarie in die Hände, in deſſen fuͤnf⸗ tem Buche ich viele Nachrichten von dem Geſchlechte von Scheiern antraf, vornemlich aber dieſen Umſtand bemerkte, daß man in Baiern die alte und fortgepflanzte Meynung gehabt habe; Die Pfalzgrafen von Wittelsbach, Die Grafen von Scheiern, die. Gra⸗ fen von Dachau, die Grafen von Falley, die Grafen von Andechs, und die Grafen von Wolfratzhauſen haͤtten einen und eben denſel⸗ ben Urſprung. Von ihnen waͤre zu den Zeiten des Koͤnigs Arnulph

das

Bon dem Grafen Luitpaldin Baietn. 65 das Schloß Scheiern erbauet, und gemeinfchaftlich befeffen worden:

woraus man allerdings bemeifen wollen daß fie gemeinfchaftliche na gehabt haben muͤſſen.

a os ift aber als ausgemacht anzunehmen, daß die Grafen von Scheiern ihren Urſprung von dem Herzoge oder Markgrafen Keo- pold hergeleitet haben. Es koͤmmt demnach die ganze Frage dar—⸗ auf an, daß man ausfindig mache, wer die Voraͤltern Keopolds geweſen ſeyn.

Als ich aber den zahlreichen Schatz von (ebeiftfichen urtunden durchblaͤtterte, welchen Carl Meichelbeck, ein Benediktiner von Be⸗ nediktbaiern, ſowohl zur Zierde als zur Erweiterung der freyſingi⸗ ſchen Geſchichte geſammelt hat: fo fand ich, Daß darinnen vielfaͤl⸗ % ig des Grafen Luitpalds gedacht wird, durch deſſen Namen mei— “nen Augen gleihfam ein unverhoftes Licht aufgieng , welchem * aufmerkfam zu folgen anfieng.

Da nım diefer Luitpald ſchon vom 807. bis zum 844. Jahr ein Graf genennet wird, und in den öffentlichen Urkunden allezeit eine beträchtliche Stelle einnimmt : fo hielt ich es der Mühe werth, die Derter zu bemerken, in welchen er fein richterliches Amt ausge über hat, um daraus zu ſchließen, wie weit fich fein Gebiet erfives cket habe, und zu Entdeckung feiner Erben oder Nachfolger einen fihern Weg zu bahnen,

Ehe ich aber weiter gehe, finde ich be rathſam, den sehr zu erinnern.

1. Daß nad) den Faiferlichen Abgeordneten den naͤchſten Dias Die Grafen genommen, in deren Gebiet eine Verſammlung oder Landtag (placitum) gehalten ward.

3% 2. Daß

+

w Don dem Grafen Luitpad in Baiern.

Daß unter den Zeugen, welche nach baieriſcher Gewohn⸗ heit —* kon Dhren: gezogen wurden, allegeit der erſte der Nichter geweſen fey , unter deffen Vorfig die Sache geführet wurde wie foiches aus vielen Urkunden erweislich ift befonders aus der 629 im zweiten Theile des erften Bandes beym Meichelbeck, wo Der Pfalzgraf Fritilo, welcher gewiß wegen fernes Amtes und feiner Würde im Gericht den Vorfig führte, unter den auf vorgedachte Art beygebrachten Zeugen zu erſt genennet wird.

*

3. Daß die Grafſchaften oder damals ———— (minifteria) ob fie gleich allerdings nicht erblich geweſen, dennoch semeiniglich nebft den Gütern den Erben zu Theil geworden feyn, zumal den Söhnen, wenn fie würdig waren, in ihrer Väter Fuß⸗ tapfen zu treten, und wenn die Väter ſolches verdienet hatten. Die- fe8 zu bemweifen kann man eine Urkunde * von einem gewiffen Gra— fen Orendil anführen, welcher fein eigenes Gut der Kirche zu Frey⸗ fing, unter der Bedingniß, die Einkünfte davon febenslang zu ges ° nießen, und mit Diefem Zufage vermachet hat: „Sollte aber einer „von meinen Söhnen würdig feyn zu dem Amte eines Grafen zu „gelangen, fo will und verordne ih, daß er befagtes But mit Ger „nehmhaltung des Biſchofs als ein Lehn empfange "*), Doc) bievon wird hernach umftändficher zu veden feyn, wenn wir. vondem Nachfolger des Grafen Leopolds handeln werden.

* No, 299

**) Si autem aliquis de filiis meis dignus fuerit, ut ad minifterium co- mitis pervenerit , hoc volo atque conftituo, ut jam dictam rem cum conſilio Epifcopi in beneficium accipiat.

Nach diefen Borertinnerungen wollen wir auf die Verzeichniß der Derter kommen, welche unter dem Gebierhe em gedachten Gras fen Luitpalds gewefen find,

Is maning /

‚Bon dem Grafen Luitpaldin Baiern. 67 Ismaning jest Zsmaring / ‚ein. anfehnfiches Dorf im Pr

oiſchen. ER ul 295. im J. Th. uni Die Stadt Feng eo. No. 377. 510. 522.

2 Einige Derter an der Amber 0. 91"

No. 446.

- Modding und Er / ebenfalls an der Amber, nicht weit

von Dachau.

No. 30% 584 2 6: © Die Gegend Wangom, wo jest ein Dorf diefes Namens liege,

nicht weit von der Stadt Schrobenhaufen, oder wo der of —*

gen iſt, neben dem Kloſter ige No. Tr ö

20

08 Hof Wagon, / * 2 von eben gedachten Dertern. No. 384

* uw

es / ein Hof / nicht toeit von einem andern ; Slips. NT

—8

in einer maͤßigen Entfernung von der Stadt Freyſing, hat noch eben

den Namen. N 0. 365.

Marzilings , ein Gut, welches vondem Beſitzer ———— wird

auf dem Landtage, welchen der Graf’ Luitpald bey Freyſing gehal⸗ ten hat.

No. 377.

Pen pP w* 2*

32 Holzbufen

2 Pe Br

68 Don dem Grafen Luitpald in Baiern. Holzbufen oder Holzbaufen, beine Dachau und Aicha. No. 472. A

Allingas , heutiges Tages Alling, nicht weit von Fünfenfei und Pruck, No. 530, Poppininga , vieleicht Pupling an der Yfar neben Be haufen. No. 559. * Reod, jezt Rot, das obere und untere, nicht weit von dent Fluſſe, der meines Bedünfens damals Rota geheißen hat. No. 599. Es ift aber zu merken, daß die Schenkung des bey Reod geles genen Gutes in Gegenwart des Grafen Luitpalds gefchehen fey, der bey Holze den Vorſitz führte, welches etwa das heutige Holze

burg feyn mag, Daß nicht weit von dem Fleinen Dorfe Ror liegt, von dem jest die Rede ift. m

Einhofen, jest Egnhofen , in der Nachbarfchaft der Kun Dörfer Not und Inxemos.

No; 6o1.

Muninpach, ein Dit in der Gegend von Rot. No. 599.

Ehing, bey Srepfing,. oder ein anderer Ort Yes Ranent an dem Ammerfee,

No. 423

“. Pheterach /

Bon dem Grafen Luitpald in Baiern. 69 Ppheterach, ein Bach und Hof, heut zu Tage Pfetrach im Pfleggericht Moßburg.

Mo⸗ 368. + Seobt Riricha, erbauet in dem Gebiete des Grafen Luitpalds, jetzo Viecht, oder ein anderer Ort, nicht weit von der Stadt Frey⸗ fing.

. Num. 453. im %. 83%

Ambrsb und Pafınbahb. Der erftere von diefen Dertern hat den

Namen von der Amber; der legtere war, nach andern Nachrich« ten, an der Amber gelegen.

No. 446.

Pritilinpach, welcher Ort heruach auch unter der Gerichtbar⸗ Zeit des Grafen Ratolt geftanden. No. 361. & 665.

Doc) diefes wird fehon hinfängfich feyn, daraus zu fehließen,

daß das Gebierh des Grafen Luitpalds den Strich Landes , in wel⸗

chem Dachau liegt, nebft demjenigen . welcher die Grafſchaften Wir telsbach und Scheiern in fich hält, wie aud) Freyfing und die Graf (haft Iamsring , in welcher Betrachtung Luitpald auf den Landtas

gen zu Febringen, naͤchſt den Öffentlichen Richtern und Eöniglichen

Abgeordneten , den Vorſitz führte, in feinem Umfange begriffenhas be, und den Herrfchaften Wolfragbaufen und Andehs wenigſtens 5 ſey.

Allein wer ſind —— Voraͤltern geweſen und was hat er fuͤr Soͤhne gezeuget? Von dem Namen ſeiner Voraͤltern will ich m rn gedenken; von dem Urfprung, aber und den Kindern def

—ER 33 ſelben

»o Bon dem Grafen Euitpald in Baiern. felben will ich einiges beybringen, ehe ich zu andern Dingen ſchrei⸗ te, die ich mir abzuhandeln vorgenommen babe. 1... Be

Die legte Erwähnung des Luitpalds geſchieht in einer Mrkunde, die im Jahr 844. ausgefertiget worden ift; woraus man fehließen Fann , daß diefer merkwürdige Graf in dieſem Fahr, oder kurz herz nach mit Tode abgegangen feyn müfle. Denn es wird wohl Fein Dernünftiger dafür halten, daß ein Mann von folchem Range, wenn er noch am Leben geweſen waͤre, uͤbergangen worden ſeyn wuͤrde, da Streitigkeiten abgethan, und Schenkungen geſtiftet wor⸗ den an den Oertern, in welchen er ſo viele lang die vor⸗ nehmſte Perſon geweſen war.

Zu der Zeit aber, da Leopold alt geworden zu ſeyn ſcheinet, angeſehen er ſchon im Jahre 807. das Amt eines Grafen bekleidet hatte, treten zween andre Herren auf, welche, allem Anſehen nach, erſtlich die Geſchaͤfte mit ihm getheilet, nachgehends aber ihm date innen gefolget ſind. Dieſe heißen Ratolt oder Ratold/ und Altperht. Altaperh —* Adalberht.

Das aſtemal haben Ratolt und Albrecht, da 24 6 am Leben war, nämlich im Jahre 843. * wegen deſſelben Kranfheitoder Abweſenheit / feine Stelle vertreten : da fie in dieſem Jahr als Gra⸗ fen, tie fie ausdrücklich genennt werden, einen feyerlichen Landtag bey Frenfing hielten , welche Verrichtung unwiderſprechlich dem Luit⸗ pald zukam. |

"No. 628. | | u 190

Allem Anfehen nach bat fich diefer in Dienften alt gewordene Mann damals endlich den Geſchaͤften allmählig entzogen x wie er denn auch nicht auf dem berühmten Neichstage erfchienen iſt, *wel⸗ cher in eben dem Jahre von Ludwigs des Srommen Soͤhnen nad) Verduͤn

Von dem Grafen Luitpald in Baiern. 71 Verduͤn ausgefehrieben, und daſelbſt bey fehr zahlreicher Verſamm— lung der Stände gehalten wurde ; wobey fich befonders die Baiern in ftarker Anzahl einfanden. 2 No. 628.

Bey der Urkunde, aus welcher wir fehliegen , daß Kunitpald nicht zu Verdän erſchienen ſey, ift auch dieſes anzumerken, daß da⸗ felbft von dem Pfalzgrafen und den übrigen Baterifchen Herren das Recht geiprochen worden, und ein Spruch ergangen fey, wegen des Beſitzes der Güter in Tannara, Helidkereshuſir, Chleninawa, nnd Muninpah. Tannara ift das jegige Dannern, nicht weit von Holz⸗ haufen und Aicha. Belidkereshuſir heißt nun Silkershauſen, un weit Dannern. Muninpah aber ift eben der Drt, von dem wir bereits oben vernommen, daß er zu dem Gebierhe des Grafen Luit⸗ palds gehöret habe.

* Und in der That wird der Graf Ratolt in der Urkunde am. er⸗

ſten genennet nach dem Pfalzgrafen, und den Grafen Kundpalden,

welche damals, wie es ſcheinet, die vornehmſten Perſonen in Baiern

waren; Adalperht aber am erſten nach dem Grafen. Doch folgen⸗

der Umftand if von noch größerer Wichtigkeit. Wie e8 zur Ein weifung oder derjenigen Feyerlichkeit Fommt, wodurch der, fo die ftreitige Sache gewonnen hatte, in den Befig derfelben zu fegen war, nimmt Adalperhe den erften Platz ein, als welcher dem gebührte, zu deffen Gebiethe die Güter gehörten.

So iſt auch über das Gut Marcilinga vor dem Grafen Ratolt gefprochen worden, wie wir angemerfet haben, daß folches über eben daffelbe vor dem Grafen Luitpald gefchehen fey,

N. 638.

Diefes

72 Kon dem Grafen Euitpald in Baier. |

Diefes aber ift ohne alle Ausnahme, daß wir leſen, Feoth Bir richa, in dem Gebiethe Des Luitpalds, fey bereits im Jahre 830, er⸗ bauet worden. Im 848. Yahre aber hat der Graf Ratolt bey der daſelbſt gehaltenen Verſammlung den Vorſitz geführet, und die im Gericht befchloffene Einweifung wurde gleichfalls in Ratolts Gegen- wart vollzogen. Nun aber betraf es damals ſolche Güter, melde in dem Bezirk fagen, der, wie wir verfichert find, unter Dem Ges biethe des Grafen Luitpalds geftanden war.

Denn ein Theil Davon lag bey Elena, welches unfehlbar das Dorf ift, welches heutiges Tages Glan heißt, und nicht weit von Egenhofen liegt. Denn der Flecken Elenau, in der Nachbarjchaft von Aida und Wittelsbach, ift eben das, melches in dem Jus⸗ ſpruche von Verduͤn Chleninawa genennet wird.

Fin Theil war bey Inzimos anzutreffen, welcher Ort noch jetzt, mit einer geringen Veränderung, Inxemos heißt, und von den Div fern Rot und Holzhaufen nicht gar weit entfernet iſt.

Aus dem; was bisher vorgetragen worden, wird wohl ieder- mann begreifen und eingeftehen, Daß Ratolt und Albrecht in eben der Gegend, als Luitpald, ihre Gerichtbarfeit gehabt, oder eben daſſelbe Amt bekleidet haben. Doch Diefes werden vieleicht einige nicht zugeben, daß man hieraus behaupten koͤnne, Daß fie des Gra⸗ fen Luitpalds Söhne geweſen feyn.

Ach habe fehon zum voraus erinnert, daß es Damals gebraͤuch⸗ tich gewefen fey, Daß die Söhne ihren Vätern im den Aemtern folge gen, wenn fie deren wuͤrdig waren. Jetzt aber folk die Sache durch Gründe, die mehr als Vermuthungen find, Dargethan werden,

Der Graf Luirpald war gewißlich einer der vornehmften Herren in Ben. Er hatte ein weitläuftiges Gebieth, und behauptete einen anfehns

Bon dem Grafen Euitpald in Baiern, 73 anfehnlichen Plas auf den Neichstagen. Die Könige der Franken führten damals über die Baiern eine fehr gelinde Negierung. Cie zeigten gegen die Nation und die Großen derfelben viele Achtung. Die Zeiten waren wegen der innerlichen Kriege betrübt, und fo bez fchaffen, daß die Liebe der Völker und Großen im Lande den Köni- gen unentbehrlicher war, als den Unterthanen Die Gnade ihrer Könige,

Wer wollte bey fo bewandten Umftänden glauben, daß man dem Luirpald noch bey feinem Leben Nachfolger aufgedrungen, und Mebenbuler an die Seite gefeget habe? dieſes wäre aber zu deſſelben größtem Verdruß gefchehen, wenn Ratold und Albrecht nicht feine Söhne gewefen wären. Ja da Ratold öfter als einmal mit dem Euitpald den Vorſitz im Gericht, und den Grafentitel geführet hat, wer wollte zweifeln, daß er ihm zum Gehülfen an Die Seite gefeser, daß er feinem alten Vater zum Nachfolger hr worden fey ?

N. 601. in Ann. 837.

Ich will von dieſer Sache nichts weiter Ka welche ſchon ausgemacht ift, wenn fie fich durch Muthmaßungen ausmachen läßt; niemals aber, wie ich beforge, ausgemacht werden wird, wenn man, ſo zu fagen, einen gerichtlichen Beweis von mir fordern wollte,

Dennoch will ich noch eine ſehr beträchtliche Urkunde anführen, wodurch, tie ich glaube, zu erweifen feyn wird, daß Ratold aus ‚eben dem Haufe, als Luitpald, entfproffen fey, wenn man mir, wie ich hoffe, einraͤumet, daß diefer Luitpald der Großvarer Oder Großs ältervarer eines andern Luirpalds gewefen fey. Aus eben derfelben wird man auch muthmaßlich fehließen Eönnen, zu welchem Haufe unter den damaligen berühmteften Gefchlechtern in Baiern unfre Grafen von Scheiern gehören. Diefe merkwürdige Urkunde ift beym Meichelbeck die 661, und im andern Theile des erften Bandes Sei⸗ ten 335, anzutreffen.

K Es

74 Bon dem Grafen Luitpald in Baier,

Es wird darinnen ein Geifkficher von Adel, Namens Erchan⸗ fried angeführet, welcher zur Zeit des Bifchofs Arco ein von feinem Vaͤter geerbtes Gut der Kirche gefchenket, nachgehends aber folche Schenkung geläugnet, und fich nach Außerften Kräften bemuͤhet hat, das verfihenkte Gut wieder an ſich zu bringen.

Der freyfingifche Biſchof Erchanbert aber fehrieb eine Verſamm⸗ fung nach Dannern aus, wobey fich viele von Adel einfanden, uns ter welchen die Grafen Fridarar, Rihho, und Rarole genennet wers den. Der Geiftliche, welcher diefe in Geheim zu Mathe zog, merkte wohl, daß er, wenn die Sache vor Gericht kaͤme, verlieren wurde. Er erneuerte alfo feine Schenkung, und übergab das Gut noch ein- mal mit den gewöhnlichen Feyerlichkeiten.

Bis hieher hat diefe Urkunde nichts befonders: allein ich bitte den geneigten Lefer, Diefelbe mit mir etwas aufmerkfamer zu betrach-

ten, und die darinnen befindlichen Worte zu bemerken, welche fehe

merkwürdig, und von nicht geringer Wichtigkeit find. Denn nach- dem darinnen erzählt worden, Daß der ehrwuͤrdige Bifchof Krchan⸗ bere eine Verſammlung nad) dem Drte Tannara ausgefchrieben ha= be, folget diefer Zufag : pp fehr viele von den Hofis , und eine große Anzahl an- > derer edler Herren zufammen kamen. Wer diefe Soſi geweſen feyn, welche bier Ehren halben genen: net worden, erklaͤret uns das baierifche Gefeg felbft, indem e8 das Geſchlecht derer , welche Huoſi genennet wurden, unter denen am erz

ften anführet, welche nach den agilolfingifchen gleichfam Die erfien

geweſen find,

Doch wozu dienet diefes? wer wird bey einer Urfunde, in mel- cher über hundert Herren aus dem Adel nahmhaft gemacht werden, fagen koͤnnen, daß diefe oder jene zu den Suoſis gehören?

Die

Von den Grafen Luitpald in Baiern, 75 Die Sache hat viele Schwierigkeiten, ich laͤugne es nicht; ich will aber doch einen Verſuch thun.

In einer fehr alten Urkunde, die in den legten Zeiten Karls des großen gefertiget worden ift, Tießt man, Daß ein Spruch gefchehen fey in Gegenwart aller Herren von Adel aus der Landfehaft Auofin,

Chron. Benedi&tobur. Meichelbeckii P. 1. p. 21.

In der Leidensgefchichte und Ueberbringung der Heil. Anaftafia aber heißt es, Daß die Abtey Benedierbeyern in der Landfchaft Suoſt erbauet fey.

Ibidem p. 56,

Eben diefes finder fich in einem Seleitsbriefe vom Kaifer Hein eich III, welcher im Jahre 1048. geſchrieben ift.

Es war alfo eine Landfchaft diefes Namens , welche diefem erlauch⸗ ten Gefchlechte den Namen entweder gegeben, oder von demfelben bes kommen hat. Es erhellet aber aus der oben angeführten Urkunde, daß nicht die Einwohner oder Beſitzer diefer Landfchaft allein Suoſi ger heißen haben; fondern daß folches ein Titel eines fehr mächtigen Ge⸗ ſchlechts geweſen ſey. Wir wollen die Urkunde ſelbſt reden laſſen:

> Plurimi de Hofis, vel alii quam plurimi viri nobiles in- > fimul convenerunt, hanc negationis falfitatem difrum- pere & [uperare.

Hieraus Fann man abnehmen, daß diefe Heren, aus Zuneignug gegen die Kirchezu Freyſing, wider den, der feine Schenkung geläugz net, einen Unmillen gefaffet , und fich ohne Zeitverluft, dem Bifchoffe beyzuftchen , verfammelt haben. Die Soſi find auch hier Die vornehmz fen, und werden, wie ich bereits gedacht habe, Ehren halber genen: ‚net, Aber find nicht auch Fridarat und Rihho unter dieſelben zu zählen ?

82 Gewißlich

76 Bon dem Grafen Luitpald in Baiern. Gewißlich nicht. Diefe frehen bier als Nichter, in deren Gebiethe die Suche vorgenommen wurde, wie wir ein andersmal erweiſen wer⸗ den: fie ſtehen hier, als unpartheyiſche Perſonen. Erchanfried, dem bey der Sache nicht wohl zu Muthe iſt, beſpricht ſich mit ihnen und einigen andern in Geheim, und bittet fie um Rath und Beyftand, Hiebey wird des Grafen Ratolts, Der Doch EFeinesweges zu vergefs fen war, mit Eeinem Worte gedacht; weil er DR auf des Bir fihofs Seite ftund.

Und in der That hatte Luitpald, den wir für deffen Vater annehmen, gegen die Kirche zu Freyſing allezeit eine befondere Zus neigung fpüren laffen. Könnte man folches nicht aus andern Um— ftänden fchließen , fo würde e8 Doch aus derjenigen Urkunde, welche in parte inftrumentaria hiftorie Frifingenfis die 302 ift, Elar in die Augen leuchten. Luitpald nämlich fowohl als Ratole, Deren Ges bieth fich rings um Freyfing herum erftrecfte, waren die rechtmäßi- gen Befchüger und Pertheidiger der freyfingifchen Kirche. Wenn es demnach heißt, Daß die Hoſi ſich verſammlet haben, dem Bis fchoffe beyzuftehen, und unter denen, welche in dieſer Streitfache nicht Nichter waren, Rarole der anfebnlichfte und vornehmfte ift: fo wird man Grund haben zu glauben, Daß Ratolt unter die Hof zu zählen fey.

Wenn wir uns aber erinnern, daB die Landſchaft Auofın in dem Gebiethe gelegen fey, Das die Grafen von Andebs für feine Herren erfennet hat, und Daß die Grafen von Andebs felbft Soſi gewefen, wie folches, nebft dem Aventinus, Hund Tom. II. Me- trop. angemerket hat, wo er von den Schirmvoͤgten des in der Landfchaft Suofin gelegenen Klofters Beuen handelt. Wenn wir dies fem jene alte Tradition beyfügen, welche der oben angeführte Vitus Arnpeckins bezeuget, nach welcher die von Andechs und Scheiern eineriey Urfprung gehabt haben. Wenn wir bedenken, daß unfers

Zuitpelds

| | |

Don dem Grafen Luitpald in Baiern. 77

Luitpalds Gebierh Dem von Andechs wenigftens benachbart geweſen fey; die Graffchaft Dachau aber, welche nachmals von Grafen bes

ſeſſen worden, die mit den Grafen von Scheiern einerley Geſchlechts⸗

woappen geführet , einen Theil von Luitpalds Gebiethe ausgemacher

habe. Wenn wir, fage ich , Diefes alles zufommen nehmen ; fo wird

fich daraus meines Erachtens, folgenoes ergeben:

1. Daß der Graf Luirpald, jener Zeitverwandter Karls des

Großen, und angefehener Fürft unter den Baiern, der Stammpater

der Grafen von Scheiern, und folglich

2. Der Großvater oder Großältervarer desjenigen Markgras fen oder Herzogs Luirpalds geweſen jey, von welchem Die Grafen

von Scheiern abſtammen.

ey Daß beyde Luitpalde zu dem Geſchlechte der Suoſi gehoͤren, welches von den aͤlteſten Zeiten der Baiern an, nach. den Agilolfins gern das erfte geweſen iſt.

Nun wäre noch zu unterſuchen übrig,

4. 05 Ratole, welcher ein Sohn Luitpalds des erften war, ‚de Bater Luitpalds des andern gewefen ſey, und mas er für Schickſale gehabt habe. Doch diefe Materie ſowohl, als andere, die ich mir zu erörtern vorgenommen habe, will ich zu Fünftigen Yusarbeitungen verſparen, aus Furcht, Durch allzugroße Eitfertigfeit in Irrthuͤmer zu fallen; nicht weniger aus fehuldiger Achtung für Die Gefege, mo- durch die Weitläuftigkeit dieſer br iii Abhandlungen eingefchräms fet wird,

Dieſes aber will ich noch beyfügen, daß der Graf Adalbere,

‚von dem ich angenommen, daß er Luipalds Sohn, und Ratolds

Bruder geweſen fey, felbft fowohl, als feine Voraͤltern, in der

Landis, ver Suofi ein mweitläuftiges Gebieth befeffen habe, tie

K 3 ich

„8 Bon dem Grafen Luitpald in Baier,

ich in kurzem zeigen werde : woraus man fehließen kann, daß er aus diefem Gefchlechte entfproffen fey. Allein da ich ein anders Werk zu unternehmen gefonnen bin, worinnen dieſes alles füglicher und bequemer ausgeführet werden wird, fo will ich die Sache bie dahin ausgefegt feyn laſſen: da ich in gegenmwärtiger Abhandlung mir einzig und allein vorgefeget habe zu zeigen, Daß man dem Herz zoge Luitpald , dem Stammoater des Durchläuchtigften Baierifchen Haufes, mit groͤßerer Wahrfcheinlichkeit einen andern Urfprung ge ben Eönne, als man bisher ohne Gründe und ohne Beweis ange- nommen hat, indem man folchen mit Gewalt von den Carolingiſchen Fuͤrſten herleiten wollen. Und dieſes habe ich mit gutem Rorbes dacht, und in der Abficht gethan, um mit einem ſo berühmten , und mit der Gefchichte des Durchlaͤuchtigſten Hauſes ſo genau verbun⸗ ‚denen Gegenftande den Anfang meiner akademiſchen Arbeiten zu machen,

H. Nitterd vv BUAT Abhandlung

von dem

Leben ses Saffiodors,

morinnen bewieſen wird, daß unter der Negierung des gothifchen Königs Theodoricus zween Caßiodoren gelebet haben, und zugleich die wahre Gefchichten felbi- ger Zeiten, wider die Meynungen des Mollers, Wel- - fers und Scipions Maffeus hergeftellet werden.

Aus dem lateiniſchen überfeger,

Nie (0) u 81 Abhandlung

von dem Leben des Caſſiodors.

As ich eben im Begriffe war, der Churfuͤrſtlichen Akademie der Wiſſenſchaften dasjenige mitzutheilen, was ich von dem gothi- fchen Geſchichtſchreiber Jornandes und feinen Schriften für nen hielt, oder zuerft erfunden habe: fo erinnerte mich Der uͤberaus ge⸗

lehrte Ehurfürftliche Bibliorhefarius, mein werthefter Freund, Daß ſchon porlängft der berühmte Moller von dieſem Gefchichtfchreiber eine Ab⸗ handlung gefchrieben hätte, welcher unter den Älteften zwar der lekte , jez doch der erſte geweſen, der Die Baiern, wie fienach der Zeit geheißen, ausdrücklich mit Namen genennet bat. Da ftund ich nun bey mir an, ob ich eine von andern bereits abgehandelte Sache nochmals vor die Hand nehmen follte; und ich würde felbiges ganz gewiß un terlaffen haben, wenn ich nicht wahrgenommen hätte, daß noch man⸗ ches übrig war, welches Moller ausgelaffen hatte, mir aber gleich- wohl merkwürdig und nüglich zu feyn fehien. Weil man aber oh⸗— ne von Laßiodor Meldung zu thun , von dem Werke des Jor⸗ nandes weder Deutlich noch gründlich handeln Fanns fo babe ich mein Augenmerk auf eine andre Abhandlung gewendet, die man uns ter Miollers Lucubrationen finde. Mann Eönnte Teicht bewei- fen, daß Caßiodor unter die vornehmften Scribenten unferer Ge- ſchichte gezählet zu werden verdienet: weil man vieles in feinen Buͤ⸗ chern, denen er den Namen Variarum beygeleget hat, von Rhetien, vom Mordgau und von Pannonien findet; ich gehe aber mit Fleiß Über diefen Beweis hinüber. Genug ifts, daß die Schriften des Eaßiodors, ſowohl diejenigen, die wir wirklich haben, als diejenis gen, welche verloren gegangen find, mit unferer Gefehichte und mit | £ dem

82 Bon dem Leben des Caßiodors.

dem Buche des Jornandes von den gorbifchen Geſchichten auf das

genaueſte verknuͤpfet ſind.

Ich werde daher den Anfang meiner Abhandlungen von dem Caſ⸗ ſiodor um ſo mehr machen, da ich glaube verſchiedene Irrthuͤmer faft bey allen Sefchichtfehreibern entdecker zu haben, welche von Die fen fo berühmten Manne gefchrieben haben.

Was nun Caßiodors Herkunft und Geburt —* ſo wuͤrde ich wenig davon zu ſagen haben, wenn ſich nicht meiner Meynung nach Moller und andere darinnen gewaltig verfehlet haͤt⸗ ten, daß ſie dem Sohne dasjenige zuſchreiben, was man eigentlich nur von dem Darer ſagen konnte. Man ſieht in dem erſten Buche der Variarum ein Sendfchreiben oder Codicill, weiches der gothi⸗ ſche König Theodoricus an den Caßiodor wegen des Patriciats aberz laffen hat, womit ihn dieſer vortrefliche Fürft beehret hatte. Der

Billigkeitliebende König lobet darinnen einen Mann, der fich für _

wohl um ihn als um das Vaterland fehr verdient gemacht hatte: durch Deine Ergebenbeir gegen Uns, fageter, baft du fbon beym Anfange unferer Regierung, da ſich die Herzen der Provinzien bey der mislihen Lage der Sachen nob bin und ber Ienkten, und die Hleuerung felbft eine ungewöhnte neue Regierung in Verachtung fallen lies, der argwoͤhniſchen Sicilianer Ges

2

> beft du fie außer Schuld, uns aber außer der Nothwendigkeit,

müther von ihrer unbefonnenen Hartnäckigfeit abgeleitet, dadurch

|

fie zu beftrafen , gefeger.” Der König feget hinzu ‚daß Caffiodor |

mitten unter den Waffen die Landsgefege im Gange erhalten hätte, So hatte dann Diefer Caffiodor Die Negierungs und Kriegsgeſchaͤf⸗ te in Sicilien zu eben jener Zeit zu beforgen, da dieſe Provinz uns ter die Herrſchaft des Theodorieus Fam , das ift um das Jahr Ehri- fi 491. Denn wenn man dem Tornandes Ölauben beymeffen darf: fo Fam damals, wie Odoacer in Navenna befagert wurde, ganz Italien

Bon dem Leben des Caſſiodors. 83

Italien unter die Herrſchaft des Theodoricus, und in eben dem Jahre fehloß diefer mit den Wenden eine Allianz, und gab feine Schweſter Amalafricd dem wendifchen Könige Trafamunden zur Ehe: wodurd er fein Gicilien gegen die wendifchen Perheerungen und Pluͤnderungen in Sicherheit feste: wie man aus den Büchern der Variarum , aus der Chronik des Caſſiodors, und aus dem Panegy- rico Ennodii ficher fchließen Fann. Diefes voraus geſetzet, wird es wohl niemand Wunder nehmen , daß ein Mann‘, der fhon im Jahre 491. im Stande war, die Gicilianifchen Gtaatsangelegenheiten zu beforgen , im Jahre 534. der Präs fectur des Prætorii gewachfen geweſen, dieſes Amt auch noch fange Zeit hernach überfebet haben follte, Denn damals war er wenigftens 74. Jahre alt; indem nicht wahrfcheinfich ift, daß einem Manne, mit weniger als 30. Zahren, Die Kriegs = und Friedensange- legenheiten in Gieilien anvertrauet worden feyn follten , fonderfich bey fo ſchwuͤrigen Zeitläuften , wie fie Damals in dieſer Provinz u in ganz Italien waren, ' * In ipfo imperii noftri devotus exordio , cum adhuc, Audtuantibus - „rebus, provinciarum corda vagarentur & negligi rudem Dominum no- vitas ipfa pateretur, Siculorum fufpicantium mentes ab obftinatione

præcipiti deviafti, culpam removens illis, nobis neceflitatem fubtra- nens ultionis.

Jedoch wir werden hiervon Gelegenheit haben, bernach weit häuftiger zu reden. Jetzt wollen wir das Vaterland des Caffiodors, welcher immer e8 auch fey, unterfuchen, indem folches einige. ſehr unrecht in Ravenna fuhen, andere aber, wie Moller, fich nicht getrauet haben , derentwillen etwas entfcheidendes zu fagen.

Man muß ſich in der That nicht weniger über die Verwaͤgen⸗ heit einiger, die Moller mit Recht tadelt, als über Mollers Zwei: felhaftigfeit felbft verwundern, befonders wenn man vorausfeget,

82 daß

& Don dem Leben-des Caſſiodors.

Daß er den von ihm fo fehr gefobten Brief des Theodoricus gelefen babe, worinnen vom Vaterlande des Caffiodors Meldung gefchieht, Er hätte erwägen follen, daß aus eben den Worten, mit welchen er bemweifen will, daß Caſſtodor ein Staliäner geweſen fey, fich eben ſowohl hätte beweifen laſſen, daß derfelbe ein Brurier oder Lucanier gewefen feyn müffe. Denn vorhero hatte Theodoricus von Gikie lien geredet , welches Caffiodor verwaltet hatte. Gleich Darauf ſaget er; Wir haben dir aufgetragen , der Brutier und Lucanier Sitten unter deine Aufſicht zu nehmen, damit dasjenige Bute , welches eine fremde Provinz verdiener hatte, dem Geburtsorte nicht unbekannt bleiben möchte, * Nun war Sicilien in Abficht auf einen geboht- nen Staliäner eben fo wenig eine fremde Provinz als etwa Ligurien oder Aemilien e8 feyn mochten. Folglich wäre des Königs Vorge— ben ungereimt gemwefen , wenn er gefaget hätte: Die Negierung über Die Brutier wäre dem Caffiodor darum anvertrauet worden, weil er ein Staliäner, und Sieilien in Abſicht aufihn eine fremde Pros . vinz wäre, Es ift daher handgreiflich, daß unfer Caffiodor entweder ein Brusier oder ein Kucanier gervefen feyn muͤſſe, und daß ihm diefe Provinzen, in Anfehung deren ihm Sicilien eine fremde Pros din; war, zu regieren übertragen worden,

* Brutiorum & Lucani& tibi dedimus mores regendos, ne bonum, quod

peregrina provincia meruiflet, genitalis foli fortuna neſciret.

Diefes war alfo das Vaterland desjenigen Caſſiodors, welcher vom Koͤnige Throdoricus mit dem Patriciat beehret worden iſt. Ich habe aber ſchon gezweifelt, ob dieſer eben derjenige ſey, von wel⸗ chem hier die Rede iſt, und ich habe gezeiget, wie wenig zu ver⸗ muthen ſey, Daß eben der Mann, welcher im Jahre 491. Statthal⸗ ter von Sicilien war, fo fange darnach, naͤmlich im Jahre 534 , die Praͤfecur im Pallaft veraltet haben ſollte.

Allein N

,

Don dem Leben des Caſſiodors. 85

Allein, wenn wir den Brief etwas genauer beleuchten, worin⸗ nen Theodoricus dem Röm. Senat von der Erhebung des Caſſio⸗ dors zum Patriciat Nachricht giebt: fo leget ſich fonnenklar zu Ta⸗ ge, Daß ſich Diejenigen gar weit verirret haben , welche nur einen Cap fiodor in der Geſchichte zu finden vermeynet haben.

In diefem Briefe faget Theodoricus: Es hätte Caſſtodor den Anfang feiner öffentlichen Bedienungen mit dee Aufſicht über die Kammergüter (Comitiva Privatorum) gemachet, hernach hätte er die Würde des obriften Schasmeifters (facrarum largitionum Co- mitis) bekleidet, welche Aemter derfelbe mit großer Redlich » und Sewiffenhaftigkeit verwaltet häfte, Theodoricus fest hinzu: Nach⸗ dem ſich derfelbe in diefen Schulen unter dem vorigen Könige geüber hätte, fo fey er mit dem befiverdienten Lobe an feinen Hof gezogen worden. * Diefer vorhergegangene König konnte Fein andrer ſeyn, als Odoacer, der ſchon im Fahre 491 aus ganz Ztalien vertrieben war ; folglich hatte Eaffiodor noch vor felbigem Jahre zwey wichtige Aemter bekleidet, die man fogar jungen Leuten nicht anzuvertrauen pflegete. Wenn wir aber annehmen , daf Caſſiodor Damals, als er Verwalter der Eöniglichen Rammergüter war, (comes privatarum ) wenigftens im Jahre 488. nur 30 Jahre alt gewefen: fo müffen wir auch zugeben, daß er um das Jahr 458 gebohren worden ‚folgs lich zu felbiger Zeit, da er die Praͤfectur des Pallaſts übernom- men, nämlich im Jahre 534, wenigſtens das 74fte Jahr feines Al⸗ ters erreichet haben, und ein achzigjaͤhriger Mann damals geweſen ſeyn muͤſſe, als er nach dieſer Zeit dem vitiges der Gothen Könige

Dienete.

* His itaque ſub precedenti rege gymnafüs exercitatus emeritis laudibus ad palatia noftra pervenit,

23 Nachdem

86 Bon dem Leben der Caſſiodors.

Nachdem Caffiodor unter die Bothmaͤßigkeit des Theodoricus geriet) , oder an feinen Hof kam ; fo wurde er. Präfeet im Preto- rio wie Theodoricus felbft faget. Nach Eurzer Verwaltung dieſes Amts wurde er zum Patriciar erhoben.

Wir Fönnen aber dasjenige nicht mit Stillſchweigen übergehen, was Theodoricns felbft von des Eaffiodors Pater und Großvater meldet. Der Vater war Tribun und Notar unter dem Kaifer Var Ientinian ‚und half dem berühmten Aetius die Laft der Regierung getveufich tragen. Er lies fich auch nebft des Aetii Sohn, dem

Eorpilion, zu einer Gefandfchaft zum Attila der Hunnen Könige

gebrauchen, von welchem er den Frieden, an dem man faft verzwei⸗ feit hatte, erbielt. |

Der Großvater des Caffiodors , welcher ebenfalls Eaffiodor hieß, bekleidete die Wuͤrde eines Notars, und befreyete mittels Der Waffen Sicilien und die Brutier von einem Einfall der Wenden ; wodurch er in Diefen Provinzen den Primar erhielt, Die er gegen

einen ſo graufamen und unvermutheten Feind befehüget hatte, Und |

dieß ift zugleich ein neuer Beweis, daß unfer Caffiodor von den Brutiern abgeftammer feyn müffe. Denn der Primat, von welchem bier Die Rede ift, feheint nichts anders als die erfte Stelle unter feinen Mitbürgern geweſen zu feyn.

Diefe waren alſo die PVorältern desjenigen Caffiodors , den Theodoricus zum Patriciat erhoben hat. Und diefe twaren Die Aemter die er verwaltet hat, nämlich s- die Aufficht über die Kammer- und Tafelguͤter, ( comitiva privatarum) das Obriftfchagmeifteramt (co- mitiva largitiorum facrarum ), unter dem Könige Odoacer, und Die Praͤfeetur im Pretorio , unter dem Theodoricus ſelbſten. Es ifenicht zu zweifeln, daß dieſer eben derjenige Caſſiodor ſey/, welcher im Jahre 514 sum Conful ernannt, und unter dem Namen Marcus

Aurelius

Don dem Leben des Caſſiodors. 87

Aurelius Caſſiodorus Senator in das Megifter der Bürgermeifter eingetragen wurde. So lauten nämlich die faftı Capitolini. In dem - Chronico Pafchali aber, welches man auch das Alexandriniſche nen⸗ net, liegt man nur den Namen eines Senators,

Dieſes muß Mioller nicht geroußt haben, da er Furgum wider ſpricht, daß dem Caſſiodor jemals der Namen eines Senstors beyr geleget worden wäre. Denn wenn er e8 gewußt hätte, wie hätte er fich der Autorität des Pauli Diaconi, welcher fich eitle Traͤu— me dichter, bedienen koͤnnen, um zu fagen : Caſſiodor wäre anfänge lich Eonful, hernach Senator, und endlich ein Mönch geworden ? Wie ift es möglich, daß derjenige eher Conſul als Senator ger weſen ſeyn ſollte, defien in. dem.Chronico Pafchali unter. dem bloßen Namen eines Senstors gedacht wird? Ich füge unter dem - Namen und nicht unter dem Titel; denn derjenige würde fich gar ſehr irren, welcher glauben wollte, daß der Titel eines Senators, welchen Caffiodor mit fo vielen andern Männern gemein hatte, fei- nem Namen fubftituiret worden wäre. Nicht weniger würde man ſich irren, wenn man behaupten wollte, daß es allemal gewöhnlich geweſen waͤre, in faftis capitolinis den Titul eines Senators den Namen der Eonfuln beyzufesen.

Wenn man biernächft erwaͤget, daß alle Briefe des Caffiodors

Die Aufichrift eines Sensrors führen; wenn man des Jornandes eignungsbrief hinzunimmt, wo derjenige , weicher die zwölf cher von den Gothiſchen Gefchichten gefchrieben hat, ein Senator genannt wird; wenn man fich endlich erinnert, daß Caſſiodor fehon im Senate gewefen, ehe er noch Präfeet im Pretorio geworden, und daß er aus einer fenatorifhen Familie entfproffen geweſen; fo hat man gegründete Urfache den Paul Discon zu verlachen , der da 4 hat, Caſſiodor waͤre von dem Koͤnig Theodoricus zum

Senator

88 Bon dem Leben des Caſſiodors.

Senator gemacht worden. Eben fo wenig Achtung verdienet Fer- rerius von Piemont, den Moller fo fehr lobet: welcher nicht

nur behaupten will, daß Caffiodor zum Senator gemachet worden,

fondern daß er auch die Präfeetur im pretorio verwaltet habe, nachdem er zum Patrieiat erhoben worden; da Doch der König Theodoriens von ſolcher Präfeetur in eben dem Briefe Meldung thut, den er des Patriciats wegen an den Senat gefchrieben bat.

Ich glaube nun die Irrthuͤmer Miollers und anderer, denen er gefolget hat, gnugſam gezeiget und widerleger zu haben. Nun muß ich auch meine Meynung , welche ich in Diefer Sache hege, fogen.

Derjenige Eaffiodor , weldyen Theodoricns zum Patriciat exe hoben ; welcher unter dem Könige Odoacer gedienet; der die Praͤfe⸗ ctur kurz vorher verwaltet, ehe er das Patriciar erhalten hat; und der endlich im Jahre 514 Eonful geworden ift ; dieſer Eaffioder , fage ich , war der Vater unfers Caſſiodors.

och habe fhon gezeiget, daß diefe Meynung mit der Zeitrech- nung am beften übereintrift. Nun ift noch übrig zu bemweifen, dag fie allerdings wahr fey, wenn man die Würden und Aemter, welche unfer Caffiodor beFleidet hat, gegen die Worte des Koͤniges Arhas laricus haͤlt.

Daß derſelbe Praͤfeet im Prætorio geweſen ſey, das iſt wohl

unwiderſprechlich. Denn er faget felbit in der Vorrede zu den Buͤ⸗ chern der Variarum : er fey Damals Praͤfect im Pr&torio gemefen, als ihn feine Freunde fehr inftändig erfucher hätten: daß er die von ihm ehemals dietirten Briefe fammeln möchte, und feget hinzu : ex hätte dasjenige in zwölf Büchern zufammengetragen, was er gez funden hätte , von ihm zur Zeit, da er die Duäftur, das Magifterium und

ee ccccccoo—————44

J | —* } Bon dem Leben des Caßiobors. 89 und die Praͤfeetur verwaltet, in verfchiedenen öffentlichen Angelegen- heiten Dietivet worden zu feyn.

Da er aber diefe Sammlung bis auf den Vitiges der Gothen - König fortgefeget hat: fo ift gewiß , Daß er eben derjenige Caßiodor eyn müffe, welcher vom Athalarich, die Praͤfectur zu verwalten über: en hat, von der ı2. Indiction, das ift, von dem Kahre 534. Den Beweis hievon geben die Schreiben ab, welche Athalarich derentwillen an den Senat und deſſen vorderfies Mitglied erlaffen hat, und die fich im 9. Buche der Varjarum finden. Er wird darin: nen Prepofitus und Senator genannt, weil er naͤmlich, wie ich fchon ober angemerket habe, Senator hieß, und weil die Prapofitur eben —* ſagen will, als die Präfeetur im Pallaſte. Athalarich fängt feinen Brief mit dem Lobe des neuen Prepofiti an, und faget: es wäre wohl überflüßig, diejenigen Gründe anzuführen, womit ex feine Wahl von dem CaBiodor rechtfertigen koͤnnte; indem ihm bierin- E das Urtheil feines Vaters Theodorichs zu ftatten Fäme, welcher den Caßiodor wirdig geachtet hätte, mis fo vielen Würden und Ehrenaͤmtern begabet zu werden.

gr Es wäre aber wohl der Mühe werth gemefen in diefem Briefe Bon der Pröfectur im pretorio , die von Theodorihen dem Caßiodor | 1 anvertrauet worden, imgfeichen vom Confular, dag derfelbe am Jahre 514. geführet, und endlich vom Patricia Mefdung zu thun. Es wäre, fage ich, nicht Überflüßig, fondern wohl der Muͤhe werth geweſen, ſolche wichtige Gruͤnde anzufuͤhren um zu beweiſen, in für beſondrer Hochachtung Caßiodor bey Theodorichen geſtan⸗ wenn dieſer von Athalarichen angeruͤhmte Caßiodor eben der⸗ jenige geweſen wäre, welcher unter dem Könige Theodorich Praͤ— feet, Eonful und Patricins war. Gleichwohl gefehieht von allen die- fen Würden und Aemtern in dem Briefe Athalarichs mit keinem Wor⸗ te Meldung. Ex te, füge er, probare pollumus eximium Principis Bi. M infi-

90 Don dem Leben des Caßiodors. inftitutum, quem primevum recipiens ad queftoris officium, mox reperit confeientiä preditum & legum eruditione maturum. -

Athalarich meldet hiernächft vieles von der Strenge und Red⸗ lichfeit, womit unfer Caßiodor die Onäftur im Pallaft verwalter hätte, und faget endlich. veniamus ad magifterium, dignitatem, quam non pecuniz dignitate, fed morum nofceris fuffragio con- fecutus. |

Wenn wir die Praͤfectur dazu nehmen, twelche damals der Koͤ— nig Athalarich unferm Caßiodor zuwendete: fo haben wir eben die Reyhe der Würden und Aemter, welche man in der Vorrede des Caßiodors findet, Er ift alſo unter dem Könige Athalarich queftor palatii, Magiſter offieiorum, und Præſectus pretorio gewefen. Es beweift aber der von Athalarichen an den Senat erlaffene folgende Brief, Daß Caßiodor zu eben jener Zeit, als Theodorich verftorben, Magifter ofliciorum geweſen fey; reperimus eum, ſaget Ahelarich Magiſtrum officiorum.

Von allen dieſen findet man nichts aͤhnliches bey jenem Caßio⸗ dor, welcher von Theodorichen zum Patritius gemachet worden ik. | Denn derfelbe war Comes privatarum, Comes largitionum, Stattz | halter in Sicilien, bey den Brutiern und Lucaniern, und Praͤfect im Praͤtorio.

Um aber noch deutlicher zu zeigen, tie ungegruͤndet die Mey- nung derjenigen Gefchichtfehreiber fen, Die wir hier widerlegen: fo Dörfen reir nur erwägen , Daß unfer Caßiodor die Quäftur von Theodorichen erhalten, da er noch bey jungen Fahren, in den Ge fegen aber dannoch treflich erfahren war. Alſo kann er derjenige Caßiodor nicht geweſen feyn, welcher unter Dem Odoacer ſchon Co- mes privatarum und largitionum gewefen, und der damals, als fih Theodorich Italiens bemächtigte, Statthalter in Sicilien war.

Aus

i

| | | |

Be

Bon dem Leben des Caßiodors. 91 Aus dem, was bisher gefaget worden, erhellet fattfam,; daß wween Caßiodoren gewefen feyn müffen. Nun fraget ſich noch: ob der Juͤngere des Altern Cagiodors Sohn gervefen fey? aber auch die— ſes fcheint aus eben dem Briefe des Athalarichs, den er an den juͤn⸗ gern Caßiodor geſchrieben, gewiß zu feyn. “Denn, nachdem ihm der König bedeutet, wie er ihn zu der Präfeetur erhoben hätte: fo feet er gleich hinzu: fed quamvis habeas paternam præfecturam italico orbe predicatam, aliorum tibi tamen exempla non poni- | mus. Utere moribus tuis & omnium vota complefti: aus welchen Worten klar erfcheinet, daß der Vater diefes Caßiodors Präfeet im Pretorio , und folglich eben derjenige geweſen feyn müffe, welcher dieſe Würde unter dem Könige Theodorich bekleidet hat, deſſen Bater als Notarius, und Tribunus unter dem Kaiſer Valentinian geſtanden, und deffen Großvatter Sieilien und die Brutier wider die Wenden befchüget hat.

Hier ift zu bemerken, daß der Vater desjenigen Caßiodors, wel⸗ her zur Zeit Theodorihs Patritius war, bloß Tribunus und No- tarius geweſen; dabingegen der Vater des andern Caßiodors, Mel cher unter dem Könige Athalarich Präfeet war, felbft auch die Praͤ⸗ fectur zu den Regierungszeiten Theodorihs verwaltet hat.

Da nun aber dieſes feine gute Nichtigkeit hat: fo müffen wer

ſchiedene Meynungen, die man von des Caßiodors Werken findet,

anderſt gefeget werden; man muß fein Lebensgefihichte in- ein anders Licht ftellen, als es bisher gefchehen; und fo muß man die Reyhe Aemter und Würden, welche er bekleidet hat, theils ergänzen, ils einfchränfen. Denn anfänglich mar er queftor, Magifter hciorum war. er in Fahre 526, in welchem Theodorich verftorben iſt, und die Pröfeetur in pretorio verwaltete er im Jahre 534. Wenn er eigentlich angefangen habe queftor zu feyn, ift noch nicht allerdings geroiß; wenn wir aber voraus fegen wollen, wie es

M a2 auch

92 Mon dem Leben des Caßiodors. | auch wahrſcheinlich iſt, daß ex vor der Quaͤſtur nichts von Staats fachen, auf Befehl des Könige Theodorichs, geſchrieben habe, und Dad alles dasjenige, was ınan in den libris vartarum finder, von ihm dietiret worden fey, wie er ſelbſt fager: fo folget nothwendig, Daß er die Quaͤſtur um das Jahr 497. erlanget baden muͤſſe, weil er in dieſem Sabre den Brief de allemannis fugiuvis an den fraͤnliſchen König Ludum oder Clodovaͤus geſchrieben hat. |

Da man aber bis auf das Jahr sır. vieles von ihm geſchrie—⸗ ben findet, nach diefem Jahre ader fehr wenig und nad) dem Jahre 515. gar nichts: fo follte ich faft glauben, Daß er in Diefem Fahre von der Duäftur abgeitanden, und dag magifterrum oficiorum ans getretten, und in Diefem Amte bis auf das Lebensend Theodorichs verhartet habe; nach deffen Tode hörete er auch noch nicht auf, Ma- gifter oficiorum zu ſeyn, fondern beforgete zugfeich unter dem neuen Könige, wie Athalarich faget, das Amt eines Quaͤſtors, oder, wie ed an einemandern Orte heißt, da er im Amte des Magilterü ſtund, fo gieng er zugleich Denen Quaͤſtoren beftändig an die Hand. Wir wiſſen aber aus dem Procopio, Daß einer der Nechtglaubigen unter Athalarich Allellor, das ift quæſtor palatii gewefen; und daher koͤmmt e8, daß man fo viele Nachrichten von dem Könige in den Buͤchern der Variarum findet.

Endlich erhielt unſer Caßiodor im Jahre 534. die Praͤfectur im pretorio, nicht etwan auffein Jahr lang, wie es ſcheint gewoͤhn⸗ lich geweſen zu ſeyn, oder eine Indiction hindurch; ſondern von dem zwölften Jahre der Indietion an: wie man in einem von Athalari⸗ chen derentwillen gefehriebnen Briefe findet. Denn gewiß ift, daß Caßiodor mehr als ein Jahr in dieſer Wuͤrde geſtanden; und das | auch dieſe Ehre andern widerfahren fey, das zeiget das Erempel de | Liberii „welcher nach Zeugniß unfers Cagiodors feldften, verfchiedene Sabre nacheinander Praͤfect in Oallien gewefen, und patritius pre-

fenta-

| N |

F 43 Von dem Leben des Caßiodors. 93 fentaneus geworden; fo, Daß er die Praͤfectur, welche er ruͤhmlich verwaltet hatte, nicht verlieren durfte, und zugleich Die Belohnung . feiner empfieng.

X Der 2 Beweis, daß Caßiodor länger als ein Fahr die Präfectur

verwaltet habe, ergiebt ſich aus feinen an den Canonicarium Vene- darum, und an die Provinciales Iſtriæ geſchriebenen Briefen: in des ren einem von der fünfzehenden Indiction, Die mit dem Sabre 537.

uͤbereinkoͤmmt, und in dem andern von der eriten Indiction , welche auf das folgende 538. Jahr fällt, Meldung gefchieht.

5 Ich geſchweige, daß Caßiodor in den Briefen des Theodahats Praͤfect in prztorio oder prepofitus genannt wird; indem fehwer zu glauben ift, Daß Diefe Briefe im Jahre 534. gefchrieben worden feyn follten. Man kann Sich aber auch aus dem zebenden Buche der Va- - ziarum vollkommen überzeugen, daß Caßiodor dem Könige Vitiges, welcher in den Jahren 537. und 538, regieret hat, gedienet, und un? ter demfelben die Prafeeturim Pretorio verwaltet haben müfle; ins dem man dajelbft ein Ediet von dieſem Vitiges an feine Gothen, und verſchiedene Briefe an den Kaifer Zuftinien und andere findet, welche unfer Caßiodor ziweifslsohne im Namen des befanten Königes dieti⸗ J hatte.

Wir haben auch ein Edict, womit eben dieſer Caßiodor den Li⸗ guriern zu Huͤlfe kam, die von den Allemaniern und Burgundiern beym Anfange der Regierung des Vitiges vieles auszuſtehen hatten, Denn Diefer ift ohne Zweifel Derienige gothiſche König, von welchem J Ediet, fo das letzte in XII. Buche der Variarum iſt, Mel—⸗ g geſchieht: und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß alle dieſe Sachen ‚von Caßiodoren zur Zeit gefehrieben worden, da er Präfeet impreto- rio war; indem er fetbft faget: daß in den Büchern der Variarum oc alles dasjenige enthalten wäre, was er in mwährender Zeit, M 3 da

94 Bon dem Leben des Caßiodors.

da er Quæſtor, Magifter oficiorum und Præfectus geweſen geſchrie⸗ | ben hätte. Nebſt dem läßt fich aus der Vorrede zu dem ganzen

Werke fihließen, Daß er Die Bücher der Variarum zur Zeit feiner Praͤfectur zufammen getragen haben müffe, und er fehreibt ſelbſt in der Vorrede zu den zweyen letzten Büchern: duos hofce libellos dietationum fuarum de præfecturæ adtione à fe fubjunetos fuille,

ut qui decem libris ore regio fuerat locutus, ex perfona propria

non haberetur incognitus.

Da nun diefes alles feine gute Nichtigkeit hat: fo kann ich mich in der That nicht gnug über die Irrthuͤmer verwundern, in welche

die font gelehrten Männer , Velfer und Scipio Maffeus gefallen

find.

Jener, da er de rebus Auguſtanis fehrieb , feste den Einfall der Schwaben, von welchem im Briefe des Caffiodors an den Ca- |

nonicarium Venetiarum Meldung geſchicht, auf das Jahr 506 weil man in diefem Briefe die XVte Indidtion findet, die in das fol

gende Jahr fiel. Wie fatfeh dieſes fey, habe ich Dadurch zur Gnuͤ—

ge bewieſen, indem ich gezeiget babe, daß unfer Caffiodor weder. in diefem noch 27 Sabre darnach Präfest im Frætorio gemwefen.

Damit aber Velfer einen Irrthum über Den andern häufete ; fo deutele er das, was in einem andern Briefe des Caffiodors de fu- gata furreptione Allemannorum gefagt wird; auf eben diefen Ein— fall der Schwaben, welches in Wahrheit zu bewundern if. Dar mit er fich aber fo weit verirren möchte, als es immer moͤglich war: fo zieht ex dieſes alles an, um des Ennodii Worte zu erklären, wo diefer in feinem Panegyrico faget; Die deutfhe Nation hätte zu allen Zeiten die Italiaͤniſche mit Plünderungen heimgefucher. Wie ungereimt aber diefes fey , Fällt einem jeden in die Augen, der nur erwaͤget, daß Ennodius fein Panegyricum zwar nach dem Jahre

505

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< Fa e‘

Don dem Leben des Caſſiodors. 95 os doch aber noch vor dem Jahre 508 gehalten habe: Denn er "handelt darinnen-de bello Gepidico und de pr&lio Sabiniano , wel⸗ che beyde in den Jahren 504 und sos vorgefallen find: wie aus des Caffiodors und Des Marcellins Chroniken erhellet. Zugleich rer dete er aber auch darinnen von dem bejtindigen Frieden , der: da- mals zwiſchen Theodorihen und den Burgundiern beftund ; dieſer Frieden wurde aber nicht eber als im Jahre 508 gebrochen. ch habe für noͤthig erachtet, dieie Anmerkung von der Zeit, da Enno- dius fein panegyricum gehalten hat, anzuhängen , weil vieles dar—⸗ innen enthalten ift, welches zur Aufklärung unſerer Gefchichte die— nen Fann, Es ift aber fo gut als ausgemacht, daß Theodoricus die Allemannen erſt Damals unter feine Herrfchaft aufgenommen has be, nachdem ſie von Clodovaͤen bey Tolbish gefchlagen und zer- fireuet worden waren.

Diefes find die Irrthuͤmer des Delfers, die ich vielmehr an—⸗ führen als widerlegen wollen, Damit ich zeigen möchte, wie viel diefe Abhandlung von dem Leben des Caffiodors zur ee der Hiſtorie beytragen koͤnne.

Die Irrthuͤmer des Scipionis | Maffei find zwar von geringerer Erheblichkeit; aber man Fann fie deſtoweniger an einem ſo gelehrten Manne, der zu unfern Zeiten gefchrieben hat, entſchuldigen. Die- fer handelt auch von dem Einfalle der Schwaben in dem gten Bus che de Verona Illuftratacol.236. und faget :. folcher Einfall hätte fich im Jahre 522 oder 537. ereignet, indem auf ein jedes dieſer Sabre die XVte Indiction einfällt,

Dieieß ſieht nun freyfich einem Zweifel cher gleich als einem po= fitiven Irrthum; allein kurz hernach, da er den Grund feines Zwei⸗ fels angeben will, fällt ex noch tiefer in den Irrthum. Denn feis ner Meynung nach follCaffiodor Pröfeet im Pretorio im Jahre 533 das

96 Don dem Leben des Caſſiodors. das ift in der erften Indiction , geweſen feyn, weil dieſe Anditlion uns

ter die Megierung Athalarichs nicht fiel. Aus diefem Grunde ſetzt er den von Caſſſodorn gefehriebenen Brief an die provinciales fire, und den andern Brief deffeiben an die tribunos maritimorum , tel che die heutigen Venetianer find, auf das Jahr 523; da doch derſel⸗ be im Jahre 538 aefchrieben worden, um welche Zeit namlich. viti⸗ ges von Belifario gezwungen wurde, fich ſamt feinem unterbabenden gothiſchen Heere nach Ravenna zu ziehen , für deffen Unterhalt eben - dazumal unfer Caſſtodor beforget war, und eben darum feinen Brief an die Provinciales Ifrie ſchrieb, damit fie die erforderlichen ker bensmittel für das Kriegsheer auftreiben, an die Tribunos mariti- morum aber, daß fie Diefeiben berzuführen möchten, in deren Er⸗ tlaͤrung der gelehrte Scipio Mafleus allerdings ſehr geirret hat, i

Dieh man genug fern, die Hifterie felbiger Zeiten , fo viel möglich if, aus der Lebensgeſchichte des Cafiodors, wenn diefe in ibr behdriges Licht gefeget wird, herzuftellen. Ich beſchließe daher diefe Abhandlung mit der mutmaßlichen Anmerkung, daß Caffiodor ſich den Affentlichen Geſchaͤften damals entzogen zu haben feheinet alt Viriges nach Conftantinopel geführer worden , nämlich im Sabre 539. |

4

3 Abhandlung

Kt ui BR: RITTER FRE PK r Abhandlung

» des NH. Ritters vv BUAT

von

Sornondes

und von feinem Bude DE REBUS GETICIS

achdem ich von Eaßiodoren gehandelt habe: fo. komme ichnun auf den Jornandes, welcher der erſte gewefen ift, Der un fere Baiern bey dem Namen genennet hat, welchen jienoch heutiges Tages führen. Ich Fünnte zwar von diefem Manz ne felbft vieles fagen, wenn ich Luft hätte, mich mit eitlem Geſchwaͤtze abzugeben, welches, fo mühfam es immer zufammen getragen feyn mag, dennoch zur Erläuterung der Gefchichte wenig hilft. Sch muß aber Doch einiges davon in kurzem berühren, Damit ich mich von dem allgemeinen Gebrauche nicht allzumeit entferne. Zornandes war von Nation ein Goth, wie er felbften geſteht;* und zwar aus dem Gefchlechte der Alanen, welches man daher abs nehmen Fann: weil fein Großvater Notarius des Candaces, eines Königes der Alanen war”, Uebrigens find wir um fein Geburtsort wenig befünmert, denn der Barbaren Vaterland war mehr in den Feldlagern, wo fie fich beftändig aufbielten, als in dem Lande, wo fie felbige auffcehlugen. Wenn er aber zu der Zeit, wo er geſchrie⸗ ben hat, nicht gar alt gemwefen iſt: fo ift zu vermuthen, daß er in Stalien gebohren worden feyn muͤſſe: denn die Gothen bemächtigten

ſich von Italien ungefehr 6. Jahre vorher, che Jornandes ſchrieb. *) derebus Get. cap. *) Ibid. [07 50%

N j Diele

98 Von dem Leben des Jornandes.

Viele glauben, ev waͤre aus einem Notarioein Mönch geworden, weil er felbften von feiner Converfion Meldung thut. Das er aber ein gothifcher Bifchof geweſen feyn folle, kann ich um fo weniger glauben, weil aus dem, was er von dem Kaifer valens fehreibt, deutlich erfcheint, daß er Eatholifch gewefen feyn müffe, die Gothen aber zufelbiger Zeit, als ſie mit dem Beliferius Krieg führten, * der arianifchen Seete noch ergeben waren; tie fie felbiten gejtunden, und vom Kaifer Zuftinian deffen befehuldiget wurden.

*) Proc. de bell. goth.1. 2.0.6. &l.1.c. 5.

Ich muß aber Doch fagen, daß der König Vitiges, als er noch in der Regierung war, dafür angefehen feyn wollte, als wenn er einerley Religion mit den orientalifchen Bifchöffen hätte: wie aus deſſen Sendfihreiben an eben diefe Bifchöffezu erfehen*, Wenigſtens ift gewiß, daß er fich, nachdem er des Reiches beraubet, und zum Patritius gemachet wurde, aufdierechtglaubige Seite gewendet hat, * welche Würde der wendifche König Gilimer niemals erhalten fonns te, weil er beftändig im arianifchen Irrthum verharrete. Da aber nicht zu beweiſen fteht, daß die Gothen mehr dem Gilimer als Viriz ges gefolget, und weil, wenn auch diefes wäre, felbige aufgehört hätte eine Nation zu feyn, die ihre eigenen Bifchöffe gehabt hätte: fo köugne ich Fury um Daß Jornandes ein gothifcher Bifchof geweſen fey.

.. *) Variar, lib. 10. cap. penult. **) Jorn. c.60. Proc. de bello Vandal. lib. IL. c. 9.

Sch habe anfänglich geglaubet , daß ich das Jahr, worinnen Jornandes gefchrieben hat, zuerft erfunden hätte; da aber Moller, von dem ich anderwärts ſchon Erwähnung gethan babe , folches ſchon vor mir gefeiftet, (F. 2.) und fich hierzu eben der Wege bedienet bat, auf welchen ich gegangen bin; fo habe ich Derentmwillen weiter | nichts mehr zu jagen. Jornandes hatentweder kurz vor oder 9— dem Jahre 552. geſchrieben.

Ich

Bon dem Leben des Jornandes. 99

Ich würde eben fo wenig von feinem Buche de regnorum ac temporum fucceflione zu fagen gehabt haben, wann ich nicht gefun⸗ den hätte, daß Moller fich Dabey mit Zweifeln aufhält. (S. 12.) Ihm kam die Zahl in der Auffchrift des Buches verdächtig vor, eben als ob zwey folche Bücher gewefen wären. Allein diefe Zahl deutet eben nicht an, daß das vorhandene Buch das erfte, und daß das andere verloren gegangen fey; fondern fie will nur fo viel fagen , daß Jornandes von Diefer Materie nur ein einziges Buch gefchrieben ha—⸗ be: wie man dann dergleichen Auffchriften in ganz aͤhnlichen Fallen bey den Ältern Gefchichtfehreibern mehrere findet.

Der andere Zmweifel des Mollers ift von größerer Erheblichkeit, Denn es ift aus dem Werke felbft bekannt, daß felbiges im 24ten Kahre der Megierung des Kaifers Juſtinians gefchrieben worden, welches auf das Jahr 550. fällt, weil Juſtinian nach dem Zeugniß aller Gefchichtfchreiber im Jahre 526. zu regieren angefangen. Selbſt Jornandes faget in der Vorrede, oder in dem Zueignungsfchreiben an den vigilius: welchermaßen er die römifche Gefchichte im 24 Sahr des Kaifers Zuſtinians gefchrieben hätte, Allein in eben dem Briefe faget er gleich darauf: wie er zudiefem ein anders Buch von dem Urfprunge und den Thaten des gothifchen Volkes fügte, welches er fehon vorlängft ihrem gemeinfamen Freunde dem Caftalius zugeeignet hätte. Woraus ſich faft fehließen läßt, daß das Buch de. rebus Geticis vor/ ja langtvor dem Jahre 550. gefchrieben wor⸗ den feyn müffe. Moller löfet die Schmwürigkeit nicht auf, (S. 14.) da er faget: Jornandes hätte nicht fomohl auf die Zeit da er gefchrieben, als auf die Zeit der Gefchichte gefehen, fo weit er nämlich die- felbe fortzufegen fich vorgenommen hätte. Moller hat demnach die bon mir angezogene Stelle im Werke des Jornandes felbft nicht ge- leſen, wo es heißt: Juftinianus regnat jam jubente Domino , an- nos 24. Woraus ſongenklar abzunehmen ift, daß derfelbe in dies

Na fem

100. Don dem Leben des Tornandes.

fen Sabre fein Buch de Succeflione gefchrieben babe, Nun wäre nichts mehr übrig als zu fagen: Jornandes hätte dieſes Sendſchrei⸗ ben etliche Jahre vorher verfertiget, ehe er befagtes Buch gefchriez ben. Uber auch diefes feheint unglaublich zu feyn, wenn man erwaͤ⸗ get , daß das Sendfehreiben auf Anfuchen des Vigilius erlaffen worden fey: wie Jornandes im Eingange deflelben ſelbſt erwaͤhnet, mit folgenden Worten: Vigilantie veftre, nobilifime frater Vi- gili, gratias refero ,„ quod me perlongo tempore dormientem veftris tandem interrogationibus excitafis . . . . vis enim prefentis mundi cognofcere zrumnas &c. Addis præterea, ut tibi , quomodo refpublica c@pit - - - breviter referam. Dem feget er hinzu: Jicet nec converfationi meæ, quodadmones, con- venire poteft, nec peritie, tamen, ne amici petitionibus obvie- mus, quoquo modo valuimus , late fparfa collegimus &c.

Es fey daher wie ihn wolle: fo ift dieſer Brief mit dem Buche zu gleicher Zeit nämlich im Jahre 550 gefchrieben worden. Yun hatte Damals Jornandes fein Bud) von den gothifchen Gefchichten . lang vorher ‚ehe er fo lange Zeit hindurch, nach dem Innhalte feines Briefs, gefehlafen hatte, und langevor feinem Buche de fucceflione | herausgegeben. Folglich ift der Zeitpunkt allerdings unrichtig, nah - welchem Moller, (ſowohl als ich feilbjten in einem andern Werke), das Buch von den gothifchen Gefchichten * das Jahr 552. ge⸗ ſetzet hat.

Aber jener Zeitpunkt kann nicht unrichtig ſeyn, welchen des ſelbſt cap. 19. mit folgenden Worten angiebt: Gallus & Volufianus | rezno potiti funt Romanorum, quando & peftilens morbus ,„paene | iſtius necellitatis confimilis, ut nos ante hos novem annos expert | fumus , faciem totius orbis feedavit , fupra modum quoque Alexan- driam, totiysque Aegypti loca devaftans.

| Man

on dem Leben des Jornandes. 101

+. Man weis gewiß aus andern Stellen des Jornandes, Daß er

-fein Buch de rebus Geticis unter der Negierung des Kaifers Juſti⸗ nianus gefchrieben habe. Wenn demnach in waͤhrender Megie zungszeit dieſes Kaifers eine folche peftilenzialifhe Seuche graffiret bat, welche der ganzen Welt eine erbärmliche Geftalt gegeben : fo folget nothwendig, Daß Jornandes 9 Jahr nach diefer Seuche fein Buch gefehrieben haben müffe. Nun will Moller , daß fich die te Novelle anf diefe Pet beziehen ſolle, worinnen der Kaifer fchars fe Strafen auf die Gotteslaͤſterungen feget : als um derentwillen Hunger, Pet und Erdbeben über die Länder verhänget würden. Moller findet auch in dieſer Novelle fonft nichts merkwuͤrdiges.

Mit beſſerem Grunde kann dasjenige hieher gezogen werden, was Theophanes in feiner Chronographie * von dem fuͤnfzehenden Jahr der Regierung des Kaiſers Juſtinianus ſchreibt: daß nämlich in dieſem Sabre, das iſt in dersten Indiction, im Monat October, ein entſetz⸗ liches Sterben zu Eonftantinopel eingeriffen habe, und im Monathe Auguft des nämlichen Jahrs fey dafelbft ein heftiges Erdbeben ver- fpüret worden. Nun feheinet zwar das fünfzehende Negierungsjahr des Kaiſers Zuftiniens mit dem Jahre Ehrifti 541 übereinzufom- men; allein die angezeigte ste Indiction iftein ficherer Zeitpunkt, wel- cher auf das 542te Jahr faͤllt, ſo das erſte nach dem Conſulat des Baſilius war. *) in hift. Byzant. p. 150.

Noch werkwuͤrdiger ift dag, - was Procspins davon meldet, welcher nachdem er erzähfet hatte, daß Beliferius aus dem Drient nach Stalien zurückgerufen worden fey , folgende Worte hinzuſetzet: ‘Sub idem tempus orta eft peftilentia, que genus humanum tan- "tum non abolevit omnino - - - - ab Aegypticis orta eft Petufis ‚incolis, unde bifariam divifa. Hxc Alexandriam & reliquam N 3 EÆgyptum

102 Bon dem Leben des Jornandes

JEgyptum pervafit , illa in paleftinam , Egypto conterminsm dir

fufa, inde totum orbem occupavit, *) de bell. goth. 1.2. 0.22.

Nichts ift derjenigen Peſt ähnlicher, welche ſich zu den Zeiten

des Gallus und Voluſianus ereignet hat. Die Zeit ihrer Ereigniß

laͤßt fi) daraus beftimmen , daß Belrfarius im neunten Fahre des gothifchen Krieges nach Italien zurückgekehret, folglich mitten im

Jahre 544. denn im Frühlinge deffelben fieng fich das neunte Zahr

des gothifchen Krieges an. Hieraus ergiebtfich , daß die Peſtſeuche

das naͤchſt vorbergangene Jahr eingeriffen haben muͤſſe, welches

freylich mit dem, was Theopbanes davon faget, nicht übereinfümmt.

Allein, es liegt uns gar wenig daran, ob fich Diefe Peft im zweyten oder dritten Jahre nach 540. anbegeben habe, und wir wol⸗ lien den Moller einen fo geringen Irrthum nicht befonders zu Laft legen. Wir begnügen ung damit, daß wir bemwiefen haben, daß eben diefe Peſt diejenige fey , von welcher Fornandes gefchrieben hat: und daß neun Jahre darnach, nämlich im erften oder zweyten

Sabre nach 550. das Buch von den getifchen Gefehichten gefchrie-

ben worden. Fornandes widerfpricht fich demnach felbften, da er ſaget: dieſes Buch fey vorher gefchrieben worden, und zwar lang vorher, ehe er fein Buch de fucceflione gefchrieben hätte, welches Veßtere ganz gewiß und ungezweifelt im Jahre 550. gefehrieben worden. Dieß find Feine eitle Grillen: indem befanntift, daß Jornandes Die Lage des Landes, welches die Baiern damals bermohneten, be= ſchrieben hat, wie fie nämlich Damals war, als er fchrieb. Jedoch

wir.müffen die Schmwürigfeiten zu heben , und nicht abzufchneiden

trachten. Soviel ift gewiß , Daß Fornandes diefes Buch lange vor dem Sabre 550. gefchrieben hat. Erhat es aber nicht fo gefchrieben, wie es dermalen in den Händen der Gelehrten if. Es ift aud)

mehr als einmal verändert worden, daher koͤmmt eben die Verſchie⸗ denheit

Von dem Leben des Jornandes, 103

denheit der Manuferipten. Ka, man kann gar leicht beweiſen, daß es dreymal verändert worden if. Denn in dem erften Eremplar find diejenigen Worte ausgelaffen worden, welche die Schwürig- keit, von der wir bisher gehandelt, veranlaffet haben. Das erfte Eremplar, oder dasjenige, was an flatt des erften dienen Fann, war

dasjenige, welches Jornandes an den vigilius gefendet hat. Das

zweyte Eremplar ift das unfrige, worinnen fich dag von der Peftzeit

an verfloffene 9. Jahr angemerkt befindet und dieſes Zeitmerkmal ift

in allen Exemplarien ftehen geblieben, In eben diefem Eremplar ftund

vorher ein anders Zeitmerfmal, cap. 60 , worinnen gefagt wird, daß

der Patritius Germanus mit der Mathaswenda, einer Wittwe des

Ditiges einen Sohn gezeuget habe, welcher erfi nach de Germanus Tode das Liecht der Welt erbficker, und nach feines Vaters Nas men Germanus genannt worden ſey. Dennder Vater Germanus ftarb im Anfange des fechzehenden Jahres des gothifchen Krieges,“ welches das ssofte Jahr nach Ehrifti Geburt) war, folglich ftund

der legte Theil Des Buches nicht im erften Exemplar; fondern er

iſt im zweyten hinzugefeget worden. Und eben dieſes läßt fich vom

ı4ten Eapitel fagen , worinnen von der zweyten Ehe des Germanus

mit der Mathaſwenda und von deffen Tode Meldung gefchicht.

) Proc. de bell. Goth. 1. 3. c. 39. & 40. f

Aber aus eben diefer Stelle kann man beweifen, daß das dritte

r davon nach dem Tode der Mathaſwenda gefchrieben wor⸗

den feyn muͤſſe. Denn in demjenigen Eremplar, welches wir für Das zweyte angegeben haben, ließt man: daß nach dem Tode des Germanus die Mathaſwenda fich vorgenommen hätte, im Witt menftande zu verharren; in dem andern Eoder aber, den man den Ambrofignifchen nennet, heißt 8: Sie wäre im Wittwenftande verblieben , welches man nicht eher als nach dem Tode der Matha⸗ ſwenda fagen konnte, Nun ift es aller Wahrfcheintichkeit zuwider,

daß

104 Bon dem Leben des Jornandes. | i

daß diefe Aenderung von einem neuern Gefchichtfchreiber vorgenom⸗ men worden feyn follte. Denn wer hätte wohl nach fo vielen Jah⸗ ten, die feit felbiger Zeit verfloffen , wiflen Fönnen, od Die Matha⸗ ſwenda zur dritten Ehe gefehritten, oder nicht? und mer würde fich hiernächft unterftanden haben, des Authors Wörter zu widerrufen und das Buch) auf folche Art zu verftalten. Ya ich glaube_gewiß zu ſeyn, daß Jornandes felbft dieſes fein Buch unter die Mufterung genommen habe, und der alleinige gewefen fey , welcher fich unter- ftanden, das, was er von Dem Wittwenſtande der Mathaſwenda geſchrieben hatte, zu aͤndern. Und dieſes wird allen denenjenigen in die Augen leuchten, welche ſich die Mühe nehmen wollen, die ver- fehiedenen aus dem Ambrofianifchen Eoder genommenen Lesarten mit Aufmerkfamkeit zu betrachten. Denn diefe Verſchiedenheit der Lese arten rühret nicht von der Nachläffigkeit der Eopiften her. Sie find wahre Berbefferungen , theils einiger Ausdrügfe, welche nicht i gut lateinifch gegeben waren, theils ganzer Perioden , welche. übel sufammenhiengen. Es find Veränderungen der eigenthümlichen Nas men, welche von einem andern, ald von Fornandes felbften entwer . der gar nicht, oder gewiß nicht ohne Die äußerfte Verwaͤgenheit hätz ten unternommen werden Fünnen. Man Eönnte Diefes leicht bewei— fen, wenn man alle die unterfchiedfichen Lesarten anführen woll— te; ich werde aber nur etliche wenige Davon anmerken.

Man halte nur dasjenige, was im erften Eapitel vom nördlie eben Weltmeere gefaget wird, gegen eben Diefe in dem Ambrofias nifchen Codex: fo wird man in dem erften einen Period voller Fehler, in dem andern aber eine weit beffere Latinität finden. Man halte in eben dem Capitel beyde Codices über die Stelle der Infuln im indiſchen Meere gegen einander: fo wird man eine Probe der | DBerbefferung von mehrerer Wichtigkeit finden, die fih nicht etwa aufdie grammatifchen Regeln , fondern auf die Sache ſelbſt bezieht.

Sm

Bon dem Leben des Kornandes. tos

- Sm dritten Capitel führer der Ambrofianifche Coder den Pompo⸗ nius Mols an, und thut einige Meldung vom Sinu Codano ; welche Stelle man in den andern Ausgaben nicht finder. Eben daſelbſt zeigen ſich ſolche Veränderungen in den Namen verſchiedener Voͤl— fer, die man kaum oder gar nicht für bloße Schreibfehler hat ten Tann,

Am sten Capitel ift eine ganze Periode verändert, und im co- dice Ambrofiano viel verbefferter gefeßet, wie man in der Ausgabe des Muratori fehen kann. Die andere ift blos eine grammaticalis ſche Perbefferung ; denn in der gemeinen Ausgabe_findet man: Pars Gothorum optatum potita folum, welches raub Elinget; im eodice Ambrofiano aber heißt 8; Gothi optata potiti terra,

Es wäre allzuweitlaͤuftig, die kritiſche Anmerkung durch alle Eapiteln fortzufesen. Wer aber noch zweifeln wollte, ob der ambro- ſianiſche Eoder weit verbefferter fey, als Die anderen, und zwar fo, daß diefe Verbefferungen von niemanden andern, als dem Autor felbft, haben gefchehen Fünnen, der mag fich nur die Mühe nehmen, Das ganze Buch zu durchleſen, und Die verfchiedenen aus dem co-

“dice Ambrofiano genommenen Lesarten gegen die andern zu halten. Die wichtigften davon (und es giebt deren einige) werden ihre Stelle unter denen Anmerkungen finden, melche ich über des Jor— nandes Buch zu fihreiben und der Akademie mitzutheilen ges

*

Dieſes Buch verdienet in der That genau unterfuchet zu ers

den, denn es ift das einzige, welches wir von den Gefchichten der

barbarifchen Völker übrig haben. Nun aber leiten fat alle heuti—

tegierende Häufer in Europa ihren Urfprung von diefen BL

Er, in der Gefchichte Barbaren genennet werden. Wenn ir

4 den Urſprung und die | der barbarifchen Voͤlker ab- handeln,

106 Von dem Leben des Jornandes. handeln: ſo befchäftigen wir ung mit folchen Dingen , welche ung eigentlich angehören; dahingegen die Unterfuchung der griechifchen und römifchen Alterthuͤmer, in Anfehung unfter , für fremde Sachen zu halten find. Sch muß bier im Vorbeygehen erinnern, daß die Bewunderung und Verehrung, welche unfere Väter gegen fremde Sitten und Gefege geheger, nicht wenig Schaden angerichtet hat; und eben Daher ift es gefommen , daß wir denen der Sclaverey ſchon unterworfenen und zu ihrem Untergange fi) neigenden Az mern ähnlicher fehen, als den fiegenden und ihre Herrfihaft verewi— genden Voͤlkern.

Damit ich mid) aber von meinem Vorhaben nicht allzumeit entferne, ſo muß ich nun fagen, wie es geſchehen Tönen, daß Fornandes fein Werk zwey oder dDreymal verändert bat. Denn | das erftemal, wie er es dem Caftalio zugeeignet hat, faget er ſelbſt; quod male tornatum fuerit.

Und in der That muß fich ein jeglicher verroundern,, wie es möglich feyn Fünne , daß der nämliche Autor die Bücher de rebus Geticis und de Succeflione gefchrieben haben follte.

In diefem Testen drückt er. fich meiftens ziemlich gut und zur weilen auch zierlich Tateinifch aus; feine Schreibart ift rein, und. befteht aus wohlgefegten, oder wenigftens deutlichen Perioden, In dem erftern aber, wenn man die andern Ausgaben außer der ame brofianifchen nimmt , ſchmeckt alles nach dem Barbarn; Esiftnihts darinnen deutlich und ſchoͤn, fondern ſchwer und niederträchtig. Der Autor bemühet fich , ungewöhnliche und uneigentliche Woͤrter anzu⸗ bringen. Man finder darinnen , mit einem Norte, noch den rohen | Gothen, der fich vergebens bemüher , aus der Barbarey *9 reißen.

Dieß

Bon dem Leben des Jornandes. . 107

Dieß allein würde genug feyn, zu behaupten, daß das Buch von den gothifchen Gefchichten lang vorhero, und zwar noch che DZornandes der lateinifchen Sprache vecht mächtig war, gefchrieben worden fey; fonderlich, wenn man erwäget, Daß er fich, wie er ſelbſten fagt, wenig Zeit Dazu gelaffen, und aus einem einzigen drey- tägigen Befuche des Caffiodors fein Breviarium eilfertig zufammen

gefehrieben hat.

Man darf fid) daher nicht wundern, daß der ambrofianifche Eoder ; welcher erft lange Zeit hernach gefchrieben worden , den vorigen ſo ungleich ausficht ; man muß vielmehr geftehen, daß Zornandes in Verbefferung feines Werkes fehr nachläßig gewefen, und daß er fich Dadurch, weil ex vorher fehlecht gefihrieben , viel gefchadet habe. Denn auch der verhefferte Coder Fann mit dem Buche de Succeſſione, was die Schreibart anbelanget, in kei— nen Vergleich kommen. ch will aber dadurch noch nicht ger

ſaget haben , daß der ambrofianifche Eoder ein autograph fey; wierwohl ich ihm aus dem was Saxius, als Vorſteher der ambrofianifchen Bibliothef, davon faget , welcher die Gareti— ſche Ausgabe dagegen gehalten hat, das Alterthum nicht abs fprechen mag. Da aber dieſer Codex noch voll Fehler ſtecket, fo halte ich dafür , daß Derfelbe von der Nachläßigkeit feiner Eopiften ebenfalls vieles gelitten habe. Jedoch muß man allerdings anmer⸗ Ten, Daß die Darinnen eingefchlichenen Fehler bloße Schreibfehler, und Feinesweges fo befchaffen find, wie die meiften der übrigen verfehiedenen Lesarten, welche man in den andern Ausgaben an- trifft, und die im Hauptwerke, oder in der Materie ſelbſt, voneinan⸗ der abgehen.

Ich bleibe demnach bey meiner Meynung , daß nämlich drey Erempfarien geweſen, davon das erfie, welches mit der Epoche der Peſtilenz bezeichnet war, nicht mehr eriftiret,

D 2 Das

108 Don dem Leben des Jornandes.

| *

Das zweyte iſt kurz nach dem Tode des Germanus und bey Lebzeiten der Mathaſwenda, welche ſich Damals vorgenommen hatte im Wittwenftande zu verharren, gefehrieben worden; und das Dritte hat endlich Fornandes nad) dem Tode der Merbafwenda, bis dahin felbige ihre Standhaftigkeit bewiefen bat, gefchrieben.

Aus meinen Anmerkungen über den Jornandes wenn ich Das mit zu Stande fommen dürfte, oder wenigftens aus dem ſo meits laͤuftigen Werke, zu deffen Schluffe ich mit großen Schritten eile, wird fich mit mehrerem zu Tage legen, wie wichtig diefe Abhand⸗ fung von Jornandes und Die Dderentwillen angeführten Beweis⸗ thuͤmer feyn.

og (0) akt | 109 RE DL

H. Nitterd vv BUAT Derfud

einiger Anmerfungen über des Sornandes einzelnes Buch ‚DE REBUS GETICIS , oder. ve ACTIS, ver ACTIBUS GETA- RUM: wie er es felbften nennet. ABorinnen der Eingang, und Die

erften zwey Eapitel begriffen find. $ feinen Bruder, wie er ihn nennet, nicht fange aufhalten;

sch werde mich an dem Briefe des Zornandes an den Caſtalius nur dieſes muß ich anmerken, daß Fornandes fein Werk de brevatione Chronicorum unterlaſſen, und auf eine andre Zeit verſchoben habe, damit er nach dem Rathe des Caſtalius, in ſeiner eignen Schreibart die zwoͤlf Buͤcher des Senators, welche von dem Urſprunge und den Geſchichten der Geten, von ihrem Ans fange an bis auffeine (des Jornandes) Zeiten, nach der Reyhe ihrer Gefchlechter und Könige, handelten, in dieſem einzigen Eleinen - Buche zufammenziehen möchte. Wannenhero ſich nicht zu verwun⸗ dern, daß, da fein Buch de breviatione Chronicorum, oder de regnorum & temporum fucceflione (wie ich weis, daß er es ſelbſt genennt hat,) vor dieſem Buche von den getifchen Geſchichten ans gefangen , und eben Diefem zu Liebe unterbrochen , und erft lange darnach zu Ende gebracht worden; daß, ſage ich, ein jedes dieſer Buͤcher von dem andern Meldung thut> 2. Koͤmmt zu bemerken, daß die Buͤcher des Senators eben diejenigen ſeyn, welche Caſſiodor, der den Namen Senator als einen Geſchlechtsnamen fuͤhrete, wie ih anderwaͤrts ſchon bemwiefen, geſchrieben hat. Und 3. daß Jor⸗ nandes aus feinem bloßen Gedaͤchtniſſe geſchrieben habe, wie aus folgenden Worten abzunehmen ift; nec illud afpieis (ſaget er näms „is, ) quod tenuis mihi eft fpiritus ad implendam ejus tam ma- D 3 gnificam

_

110 Anmerkungen uͤber den Jornandes.

gnificam dicendi tubam; ſupra omne autem pondus, quod nee facul- tas eorundemlibrorum nobis datur , quatenus ejus fenfui inferviamus. Sed ut non mentiar , ad triduanam le&tionem difpenfatoris ejus beneficio Eibros ipfos antehac relegi. Diefe Bekaͤnntniß ift ziem⸗ fich lauter, und zugleich von nicht geringer Nichtigkeit, weil fie eis nes theils zum Grunde dienet, verfchiedene Fehler, in welche Jor⸗ nandes gefallen ift, zu entfchuldigen, und andern theils Anlaß giebt, die Sachen zu entwickeln, und die Wahrheit heraus zu bringen, Er feget hinzu, quorum (nämlich des Caffiodors Bücher) quamvis verba non recolo, fenfus tamen & res actas credo me integr& | tenere. Da haben wir einen Gefchichtfehreiber , welcher in Der That fehr aufrichtig fpricht, und Daher viel Ölauben verdienet; fon derfich, wenn man ihm Feine Fehler offenbar zeigen Fann. Doch möchte einen Wunder nehmen, wie die Gedächtniß diefes Mannes | fo weit habe reichen koͤnnen, daß er im Stande gewefen, eine folche ungeheure Menge von Sachen durch ein dreytaͤgiges fefen oder wir derfefen nicht nur zu faflen, fondern auch in Ordnung zu bringen. Allein, Diefe Verwunderung, weiche wider die Glaubwürdigkeit Dies- feg Geſchichtſchreibers einigen Zweifel erwecken Fünnte, wird bad aufs hören, wenn man erwäget, daß ihm als einem Gothen die meiften Namen fehr Familiar, und felbft auch die Geſchichten feiner Lande feute vorhin fehon nicht unbekannt gewefen. Ueber das war Jornan⸗ des in den Älteren Gefchichten ‚welche ihm Die meifte Schwuͤrigkeit hätte machen follen, nicht unerfahren; indem er wie gedacht, ein ganzes Bud) de regnorum & temporum fuccefione gefchrieben hat, welches viele befondere und merkwürdige Sachen enthält. Nun ift ausgemacht, daß der ‚welcher in einer Kunft oder Wiſſenſchaft ſchon vorhin geübet ift, dasjenige, was er nachher Davon ließt, leicht im

Gedaͤchtniſſe behalten kann. I

Folgende

r BR Anmerfungen über den Sornandes. 111

| Folgende Worte in ſeinem Zueignungsſchreiben verdienen auch äige Aufmerkfamkeit, wo er ſaget: ad quos (feine Buͤcher mey⸗ end) nonnulla ex hiftoriis grecis ac latinis addidi convenientia, -initium finemque & plura in medio mea dictione permifcens.

Was er hier von fich befennet oder rühmer, bezieht fich meines rachtens auf denjenigen Theil des Buches , welcher in den ge- einen Ausgaben aus den dreyen erften Eapiteln befteht ; denn in

Der ambrofianifchen find Feine Abtheilungen in Eapitel, welches mir ein Beweis des Alterthums diefer Ausgabe zu feyn fcheint. _ For: nandes hatte dieſes Buch in eben der Geftalt gefchrieben, wie wir deſſen anders Buch noch haben, naͤmlich ohne Abtheilung in Capi— „teln, wie die muratoriſche Ausgabe, der wir folgen, beſaget. Daß Die erften drey Eapitel des Jornandes eigenes Werk feyn, glaube ich darum , weil fie zue Sache nicht gehören, und aus bloßen geos graphiſchen Nachrichten beſtehen. Was aber Jornandes in der Mitte des Werkes von dem feinigen hinzu gethan haben mag, ift zwar fo leicht nicht anzuzeigen ; wir wollen e8 aber doch verfuchen; en wird es deftomweniger Mühe brauchen, eben diefes bey den sten Theilen des Werkes zu thun. Ob endlich der Caftalius etwas von dem feinigen hinzugethan habe, Davon werden wir an einem anz dern Drte reden.

* Dieß iſt nun alles, was ich in dem Briefe an ermeldten Caſtalius erkwuͤrdig zu ſeyn gefunden habe. Was die verſchiedenen Lesarten be⸗ ift: fo beſtehen fie kuͤrzlich in folgendem. Man ließt in der ambroſiani⸗ hen Ausgabe; incipit prologus hiſtoriæ Gothorum, welche Worte

I den andern nicht zu finden find. Ich will mich zwar daran nicht aufhalten; doch läßt fich daraus muthmaffen, daß die verfehiedenen Codices feinen gemeinfamen Urfprung haben koͤnnen. Der Namen Bu ‚, welcher in der ambrofianifchen Ausgabe Caftulus heißt,

egt bey mir einigen Zweifel, um fomehr, da derfelbe in dem Brie⸗

fer

F

112 Anmerkungen über den Jornandes. fe, welcher vor dem Buche de fucceflione fieht, ebenfalls Caſtalius

benamfet wird. Ich wollte daher fehier glauben, daß der Verfaffer

1

4J

der ambroſianiſchen Ausgabe in dieſem Stuͤcke geirret habe. We

gen der Aufſchrift hege ich eben den Zweifel, aus eben dieſer Urſache:

denn in ermeldtem andern Bricfe fteht, wie in den gemeinen Ausga« |

ben; de origine actuque geticz gentis. Der ambrofianifhe Codex

feheint mir aber in dieſer Stelle verbefferter zu ſeyn; alles übrige ger

Fällt mir darinnen, indem die fateinifche Schreibart beffer und reis ner iſt; wohingegen die übrigen Ausgaben fogar von lateinifche Schnitzern nicht frey find. Ehe wir aber dazu fehreiten des Jornandes Buch theils gegen die Auflagen feiner Berläumder zu rechtfertigen, theils mit der Wahr⸗

beit übereinftimmend zu machen: fo müflen wir etwas von des Cafs -

fiodors Büchern, und von dem Nugen dieſes unfers Werks fagen:

Eben diefer Senator Eaßiodor, von deſſen Buche unfer Jor⸗ nandes einen Auszug geliefert zu haben befennet, erzaͤhlet uns das

Urtheil der feinigen über die von ihm gefchriebene gothifche Geſchichte,

und über die Art und Weiſe, womit er diefelbe geſchrieben hätte, In der Vorrede zu den 12. Büchern der Variarum meldet er, wie ihn feine Freunde ermahnet hätten, daß er dem gemeinen Weſen

diejenigen Briefe und Meferipten nicht entziehen möchte, die er auf

Befehl der Könige in währender Zeit, als er dem koͤniglichen Palla- fe vorgeftanden, Dietivet hätte, wo er feine Freunde folgender Ger

ftalt redend anführet: duodecim libris Gothorum hiftoriam, deflo-

ratis profperitatibus, condidifti. Cum tibi in illis fuerit fecundus

eventus, quid ambigis & hæc publico dare, qui jam cognofceris

dicendi tyrocinia pofuiffe. Wenn wir aber von eben diefem Werke den guthifchen König Athalarich, den Nachfolger des großen Theo⸗

dorichs urtheifen hören; fo werden wir ohne Zweifel den Caſſiodor

felbft Hören, der im Namen des Königes und an den roͤmiſchen Se⸗ naf

Anmerkungen uͤber den Jornandes. 13

und weder ſeinem Könige luͤgenhafte Worte in den

Er eget habenj hoch atich verwägen gung geweſen feyn Fann,

* er we nen —— re ind Gr —*

er en precöniales viri Kfaget Achalarich) ie. his tantum

econtentum | (den Senator meynend) ut, dominos niteretur

Bien erflies, a quibus dum vicifficudo. premiorum forfitan

boris tedia, ı non vitantur, Tetendit fe etiam in anti⸗

en noftram , ledtione difcens, quod vix majorum

an ‚retinebat. Ifte reges Gothorum longa oblivione ce-

RR ibulo, V ftatis eduxit. ‚Ifte Amalos cum generis fui clari-

ta ter oftendens in decimam feptimam progeniem

| * J 8 Regulem. Originem Gotkicam kiftoriam feeit efe

ee

Rom ne A quafi in unam coronam germen floridum, 10d per brorum campos paflim fuerat ante difperfum. Perpen- dite Quantum nos in noftra laude dilexerit, qui veftri principis nationem docuit ab. antiquitate mirabilem, ac ficut fuiftis majo- | h Ju veftris Temper nobiles. 2fimati, ita vobis Regum * antiqua Ir genies i imperaretur. * SH Ausgabe , die ich eben vor YKugen liegen habe, heht man, wie wohl mei⸗ are rerum antignz progenies &c. "Ein berrtichers Zeugniß wird man. Faum von einen andern Bu⸗ aufzuweiſen haben. Warum follen wit uns. aber an dem Lobe 6 Buds, lang aufhalten, welches zu Grunde gegangen iſt, und m follen wir das Andenken dieſes Verluſts defto fehmerzlicher ? Man kann aus diefem Schreiben des Athalarichs viele an- eit nüglichere, Dinge ziehen. Caſſiodor hatte gemachet, daß ‚gorbifhe Urfprung eine roͤmiſcha Gefhichte wurde, Man follte aus faſt fchließen, Daß dieſe Gefchichte nicht aus dem hohen AL thum hergeholet, nach von Caffiodor mit Der griechiſchen Gefchichte ih; P verknuͤpft

114 Anmerfungen über Denn Jornandes.

verknuͤpft worden feyn muͤſſe. Man muß aber unichtd zu weit ‚reiben 5. und. da Jornandes in Beſchreibung dieſer Alterthü⸗ mer öfters geirret hat, wie wir hernach zeigen werden: ſo liegt am Tage, daß er auf die Bücher des Caſſiodors, und daß derſelbe Die fen Theil der Gefthichte bereits abgehandelt, vergeffen haben muͤſſe. Denn wenn Jornandes aus feinem eigenen Vorrathe gefehricben haͤt⸗ te, ſo wuͤrde er vieleicht manches ausgelaſſen haben. Daferne er " aber die Bücher des Caffiodors dor Augen gehabt hätte x fo würde er ganz gewiß die Wahrheit nicht mit ſo vielen Anachronismen und De 1 änderungen der Namen verftaltet haben, als der fein Buch de fuc. C- ceflione mit weitmehrerer Nichtigkeit gefchrieben hat. De Urfprung alfo, von welchem Athalarich in feinem Reſcript Meldung. thut, iſt in dem entfernten Alterthum zu ſuchen; von der griechiſchen Geſchichte aber ausdruͤckliche Erwaͤhnung zu thun, würde unzeitig und vieleicht

unanftändig gewefen feyn, und zwar in einem Schreiben, worinnen -

Athalarich, welcher eben damals mit den Öriechen in Zwiſtigkeiten verwickelt, oder doch wenigſtens nicht wohl auf fi e zu fprechen, war, ven zur Praͤfectur erhobenen Caffiodor dem römifchen Senate anprei⸗ ſen wollte. Denn, wiewohl die bloßen Namen ohne Sache ſehr eitle Dinge ſind: ſo pflegen ſich doch die von Eitelkeit eingenommenen Menſchen am meiſten dabey aufzuhalten. Allein, die roͤmiſche Ge⸗ ſchichte gehoͤrete zu den gothiſchen Alterthuͤmern, ja ſogar zu dem Ur⸗ ſprunge der gothiſchen Könige, und Caſſtodor hatte bewieſen, daß die

Amalier durch 16-und 17 Generationen über die Gothen gehertſchet

haben, und zwar hatte er dieſes aus Buͤchern worinnen

die roͤmiſche Hiſtorie enthalten war. er

Wenn wir nun das Alter dieſer Koͤnige wahrſcheinlicherweiſe

beftimmen wollen: fo würden wit nicht viel irren, wenn wir einem

jeden 30, Fahre zugeben; wiewohl einige darunter länger vegieret has ben. Man vechne Daher 780 Jahre, mit Ausſchluß der Negierungs- \ zeit

2 Anmerkungenüber den Jornandes. 115 vxeit des Athalarichs: ſo ergiebt ſich, daß das amaliſche Haus im unſrer Zeitrechnung uͤber die Gothen zu herrſchen angefan⸗ gen habe. Von dieſem Jahre iſt alſo der Gothen Urſprung eine roͤ⸗ miſche Geſchichte. Wie und auf was Weiſe aber dieſer Urſprung mit der roͤmiſchen Geſchichte verknuͤpft ſeyn koͤnne, wenn die Go— then nicht eben dasjenige Volk waͤren, welches in der Geſchichte den Namen der Geten fuͤhret, darauf mögen diejenigen antworten, wel⸗ che die Gothen und Geten nicht für einerley Volk halten wollen, Wenn wir bis auf die griechifche Gefchichte zurück gehen wollen? ſo werden diejenigen gewaltig zu thun haben, Die aus Liebe zum Fabelwerke fich getrauet haben, dem Caffiodor zu widerfprechen, indem fie vieleicht nicht mußten, daß fie einen fehr ftarken Widerſacher zu beftreiten hatten; zu geſchweigen, daß Caffiodor felbft die Gothen bin und wider Geten benamfet. ch habe nicht zu befürchten, daß man Caffiodorn Teinen Glauben beymeffen werde, als welcher zu fei- ner Zeit der 'gefchrtefte Mann war, und einen Vorrath von vielen Büchern befaß, die nach der Hand zu Grunde gegangen find. Mir ift es gnug; Daß ich Das Anfehen diefes Manns denjenigen entgegen gefeget habe, Die ſich mehr mit leerem Geſchwaͤtze, als mit der Wahr: heit zu befchäftigen gefuchet haben. Den übrigen, wie Tillemonten, muß man verzeyhen, welche, indem fieranderft gejchrieben, auf die Worte ihrer Lehrmeifter geſchworen zu haben feheinen. Jedoch gnug hiervon für dieſesmal, weil wir öfters Gelegenheit haben darvon zu reden.

Se aber muͤſſen wir aus des Athalarichs Schreiben noch

efonders anmerken: daß Eaffiodor das bfühende Geſchlecht (der

Gothen) gleichſam in einem Kranz geſammelt habe, weiches vorher

in einem weitläuftigen Felde von Büchern zerſtreuet war. Wenn

daher dieſe des Eaffiodors Bücher noch vorhanden wären: fo wuͤr⸗

den wir ung gegründete Hofnung machen koͤnnen, aus felbigen viele P2 herrliche

116 Aunmerkungen uͤber den Jornandest

herrliche Denkmaͤler der roͤmiſchen und barbariſchen Alterthuͤmer zu

entdecken, und gluͤcklich wieder herzuſtellen. Allein dieſe Bücher find. verloren gegangen; der einzige Zornandes iſt nur noch uͤbrig, der des Caſſiodors Kranz mit allzueilfertiger Hand angegriffen, und eben da⸗ durch zerriffen hat: Sollte er darum zur ewigen Finſterniß verdam⸗ met und für beftändig unbrauchbar gemachet werden? Wenn wir et⸗ was befferes hätten,’ fo möchte es imeinetroegen wohl-feyn. Derje⸗ nige aber muß billig allegeit: darben, Der das wenige, was ihm an⸗ gebothen wird, verachtet und verwirft. Man weis, wie wenige Nachrichten unfre Vorältern ung von dem fich zum Untergange nei⸗ genden vömifchen Reiche hinterfaffen. haben. Man weis, wie viel ale te Bücher verloren gegangen find; ja in der griechiſchen Geſchichte felbjt, wie vielmehr in den feytifchen Alterthuͤmern, giebt es Lücken von ganzen Kahrhunderten. Man muß alles forgfältig zufammen fuchen, was zu Erfesung fo vieler Schäden, und zu Widerherſtellung der fo: fehr vernachläßigten Hiftorie, wo nicht zureichen, doch einigermafeı fen helfen ann. Zudem feheint es mir, daß die Gefchichte eines: Volkes, welches fid) einen fo großen Namen in der Welt erworben: bat, ich will fagen des gothifchen Volkes, deſſen Thaten mit. den. Alterthümern faft aller barbarifchen. Völker genau verfnüpfer find, mit eben fo vieler Sorgfalt aufgekläret, und eben fo wenig verachtet zu werden verdienet, als die griechifcheoder ägyptifche Geſchichten, ja noch viel mehr, da es dabey um unfre eigene Sache zu thum iſt.

Jornandes ift noch allein übrig, welcher ſich zum befonderen Gegenftande genommen hat, die. barbarifchen Geſchichten abzuhan⸗ deln, ſo dunkel und mangelhaft er auch denjenigen immer, vorleuch⸗ ten mag, welche in dieſen Finfterniffen zu wandeln ſich getrauen. 0

Wenn wir aber nicht auf Thorheiten verfallen, oder die oe.

nung den Fornandes wiederherzuſtellen gar verioren geben wollen * muͤſſen wir dieſer Fackel mit * Vorſicht und Behutſamkeit folgen;

24

Anmerfungen über den Sornandes. 117

folgen ; denn fie giebt ung meiftentheils ein ungewiſſes, zuweilen ein fak ſches und am oͤſteſten ein ſehr geringes Licht. Aus eben dieſem Grunde habe ich oftmals den Jornandes hoͤchſtens verachtet, und als ich

mich dieſes hernach allzuſehr gereuen ließ, ſo verfiel ich, weil mich

ſein Anſehen blendete, oder weil ich ihn etwa nicht recht verſtund, in verſchiedene Irrthuͤmer. Ich habe daher geglaubet, der aͤltern Geſchichte unſers Welttheils kinigen Vorſchub zu geben, wenn ich

aus dem Werke des Fornendes einige darinnen verborgene Sachen, fo in die griechifche und römifche Hiftorie einſchlagen, ın ihr gehoͤ⸗ riges Licht ftellete, und zugleich zeigte, daß man die Geſchichten

der barbarifchen Völker, worinuen es Fornandes ziemlich weit ge⸗ bracht bat, erläutern koͤnne, und daß man an der richtigen Ent- wickelung folcher Altherthümer , die uns am meiften angehen, nicht verzweifeln doͤrfe; und wenn ich endlich, um dieſen Endzweck deſto gewiſſer zu erreichen, die Fehler, in welche Jornandes gefallen, unz terfuchete , und Die verfchiedenen Ausgaben feines Werkes, die bis auf uns gekommen find, prüfete, um zu zeigen, welche Ausgabe den übrigen vorzuziehen, wie fie gelefen und verftanden, und wie Dieje nigen Stellen verbeffert und ergänzet werden muͤſſen, welche ent» weder aus Fornandens eigenem Verſehen, oder aus Ungeſchicklichkeit

J— die ihn abgeſchrieben haben ı fo fehr verſtaltet worden

12723

Zu diefem Ende müffen wir den Caffiodor gleichſam wieder aus dem Grabe zurückrufen, und wir müffen, fo viel es fib thun läßt, die Hiftorie, welche derfelbe in feinen zwoͤlf Büchern abgehandelt hat, wieder berzuftellen ſuchen. Dazu gehöret nun das alles nicht, was wir bald hernach von dem Fingange des Jornandiſchen Werkes fa: ‚gen werden, da derfelbe felbft befennet, daß ſolcher ihm allein eigen fey. Es liegt uns aber Daran, daß wir den Mann, mit welchem en es iu thun haben , aus denen Stuͤcken, die ihm allein eigen

P 3 find,

118 Anmerkungen über den Jornandes.

find , kennen fernen. Fuͤr diefesmal wollen wir uns damit begnuͤ⸗ gen, daß wir das erſte und zweyte Er von * * es er

Erfies Sapitel,

leich im Eingange lobet Tornandes den Oroſius oder deffen er⸗

ſtes Buch, welches dieſer auf Veranlaſſung des Heil. Augu⸗ ſtinus kurz nach dem Anfange des fuͤnften Jahrhunderts Bine ben hat.

Fornandes drückt fich telgenbet Seftalt aus: Orofs LB.3.c.

Majores noftrisut refert Oro- Majores noftri orbem totius fius , totius terræ circulum ocea- terræ oceani limbo circumfeptum ni limbo ceircumfeptum trique- triquadrum ftatuere , eJusque trum flatuere ejusque tres par- tTes partes Afıam , Europam. & tes Afiam, Europam & Afri- Afficam vocaverunt, cam vocavere.

Hier hat Jornandes dem Oroſius getreulich nachgefchrieben. Ja mir gefällt der Ausdruck triquetrum , welcher, andrer zu gefchmeigen, im Plinius fo oft vorkoͤmmt, weit beffer als jenes triquadrum , wel ehes man fonft nirgendswo oder doch fehr felten antrift,

Zornandes fährt weiter fort:

de quo tripartito orbis fpatio innumerabiles pene feriptores exiftunt, . qui non folum. urbium &e. determinant, Hier findet man, außer den widerfprechenden Texten in den unterfchiedenen Ausgaben , nichts merkwürdiges. Indem ſie aber in der Folge noch weiter von einander abgeben; fo will ich aus beyden die Stel⸗ len bier anführen ;

Anmerkungen über den Jornandes 119 Garet. Codex. 0 Ambrofi Codex. "Osdani vero "intransmeabi- " Oceani vero incransıneabiles

les ulceriores ‚fines, non folum. ulteriores fines non folum quis

non defcribere quis aggreſſus⸗ deſeribere aggreſſus non eft, eſt, verum etiam nee cuiquam verum etiam nec unquam licuit transfretare, quia refi- transfretäre, quia refiftente ul-

ſtente ulva & ventorum ſpirami- va & veutorum fpiramine quief-

Be

ne iimpermeabiles eſſe fentian-'"cente, impermeabilis effe fen- tur & nulli cogniti , RER titur & nulli cognitus niſi ei fecit. qui feciteum.

te mi neo 17%

ae «Mer Augen und Spren baty' * wird meines Dafuͤrhaltens

den Ambroſianiſchen Tert dem Garetiſchen weit vorziehen. Indeſ⸗

fen verlohnet es der Mühe nicht, fih an der Sache felbft, fo in beyden Terten enthalten ift, viel aufzuhalten. Jornandes hat glaub- würdige Autores für fich gehabt, wenn etwan dieſe nicht felbft den Carthaginenſiſchen Nuchrichten allzuviel getrauet haben, : Denn wenn ich mich nicht ivre, fo habe ich fihon an einem andern Drte erwiefen, daß die Cartbaginenfer, um andere Nationen von der Seehandlkung abzufchrecfen , viele fabelhafte Erzählungen von dem Weltmeere ausgeftreuet haben, Zu deffen Beweiſe dasjenige Bietet, nd man in des. Avieni ora maritima fießt ;

r. 80. Terr® patentis orbis effuſæ jacent

\ *

Orbique rurfus unda circumfunditur

Sed quia profundum femet infinuat falum er ‚Oceano ab ufque, ut gurges hic noftri maris vg Longe explicetur , eft athlanticus finus, —2

lo; | Und

*

220 5 "Und anderswo: NT

v.117. EHæc æquora) quæ Himilco- Be men 3 vix *

tuor, —J

Vt ipſe ſemet rem probalſe rettulit ar⸗ a

Anmerkunge gen uͤber den orna

Enavigantem poſſe transmitti adſerit,

Sic nulla late flabra propellune ratem ih Sic fegmis humor æquoris pigri flupetanin v Wo Adjiecit & illud, plurimum & inter gurgites- non u Extare-fucum & fepe virguli vice

Retinere puppim . =.

e wi

in Ivo 9“

tur

‚ost

N yr

[2 + «

Dieß mag genug ſeyn, den Fornandes zu rechtfertigen. Fin meh⸗ vers davon findet man im Strabo und andern; wenn jemand die Meynungen der Alten von dem Weltmeere ſammeln wollte.

Weiters faget Fornandes x

Citerior vero ejus pebagi ripa quam —— totins rn in modum ‚Coron® ambiens, fines fuos vcuriofis hoimiı bus& qui de hac re fcribere voluerunt &c. |

Garet. Codex; er’ quam junotuit, qua & terre circulus ab incolis poflide- tur, & nonnulle infule ineodem

mari habitabiles funt, utin orien-

tali plaga & Indice Oceano. Hippodes, Jamneſia ſole peruſtæ, quamvis inhabitabiles, tamen omnino fui ſpatio in longum la- tumque extenf®. Taprobane quoque in qua exceptis oppidis

Anbro. Codex.

Per quaquam' innotuit ,' quia etiam ne cireulus ab’ incolis pof- fidetur, & nonnmulle infule in eodem mari habitabiles funt. In orientah plaga & Indico Oceano Hippodemia via folis perufta quamvis inhabitabilis, tamen omnino ſui fpatio in lon- go latoque extenfa. Taproba- ne quoque, exceptis oppidis &

vel

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\ | | | | | h | |

Er

*

Be - N

ER über den Jornandes. 121

Fa poffefionibus, dieunt mu- pofleflionibus decem munitiſſi- uitiſſimas urbes, decoram Seda- mis urbibus decorata funt 6

liam omnino gratiſſimam, Sile- alia omnino gratiſſima Silephan- ſtantinam nec non Aetheron,li- tina,necnon Aetheron, tametfi cet non ab aliquo Scriptore dilu- non ab aliquo feriptore diluci-

'eidas tamen fuis poflefloribus af- de, tamen fuis pofleflionibus

- Satin refertas. affatim refertæ.

f

Ich muß geftehen, daß hier in beyden Ausgaben große Fehler eingefchlichen find, welche von der Schreiber Nachläßigkeit oder Un wiſſenheit herrühren. Wenn man jedoch in der ambrofianifhen, an ſtatt des Woͤrtchens ne, ein anders, als etwan nunc , feßete, und nach) dem Worte dilucide entweder deferiptas einfchaltete, oder eben diefes Wort an ftatt des Überflüßigen Scriptore gebrauchete: fo würde zwar Feine zierliche, doch aber eine verftändliche Periode herz ausfommen. Denn, mas da von einer unwohnbaren Inſul, die gleichwohl mit Städten und Dörfern gezieret gewefen feyn foll, ges faget wird, das iſt vielmehr ein Verfehen des Autors feibften, als desjenigen, der ihn abgefchrieden hat. Hier wird nämlich von be- mohnten Inſuln gehandelt , Sippodemien aber wird für unbewohn- lich angegeben, wodurch ſoviel gefaget werden will, daß fie wegen der Sonnenhise kaum zu bewohnen fey. Damit wir aber den Dors zug/ welchen wir der ambroſianiſchen Ausgabe einraͤumen, rechtfer— tigen, und die wahre Meynung des Jornandes entdecken, jo muͤſ⸗ fen wir die Duellen auffuchen, woher diefe Stelfe genommen worden

fe, ſoviel fich davon finden läßt. Es ift Fein Zweifel, daß Jornan⸗

des Die Bücher des Orofins bey Handen gehabt haben müffe. Nun faget Diefer letztere: pars Aſiæ (welches er befchreibet) haber gen- tes quadraginta quatuor ‚absque Infula Taprobane, qu& habet de- rn. & absque reliquis Infulis habitabilibus quam pluri- Oieraus iſt offenbar, daß der ambroſianiſche Codex der beſte

Q it,

122 ——E ber den gornandes.

iſt, und daß Zornandens Nachrichten glaubwuͤrdig ſind. Indeſſen iſt und bleibt doch das Wort inhabitabilis immer mehr verdaͤchtig. Ich muß geſtehen, daß ich von den uͤbrigen Inſuln nichts habe fin⸗ den koͤnnen. Wenn es aber der Mühe werth waͤre, weiter nachzu⸗

fuchen, fo würde fich vieleicht (fo ich doch kaum glaube) etwas dar

von finden faffen; deswegen muß man e8 aber Doch nicht kurzum laͤugnen. Denn es find uns viele Dinge verloren gegangen, welche Jornandes bey der Hand hatte, h

Was biernächft von 8 ſpanſchen Inſuln le Darüber ließen fich vieleicht verfchiedene Aumerkungen machen; es ift ung aber wenig daran gelegen. Das Wort Galoecia in der ambros fianifhen Ausgabe viechet mehr nach den Ka als das Gallicia in der garetiſchen. rer

Er feget hinzu:

Habet & aliam (Infulam Oceanus) Mevanıam, nec non Or- \ cadas numero 34, quamvis non omnes excultas: fo fteht es in der garetiſchen Ausgabe ;\ die ambrofianifche hingegen vedet von der In⸗ ful Evania, und feget die Orcadas auf 33. Beyde fehlen aber, wie mir feheint, die leßtere in Namen und die erftere in der Zahl. Wir müffen auch hier den Brofius wiederum zu Mathe ziehen , welcher far get; huic etiam (naͤmlich Britannien) Mevania Infula proxima eft | & ipfa fpatio non parya. Der Namen Mevania muß alfo beyber haften, in beyden aber habet & alia in der mehreren Zahl undim unbeftimmten Gefchlechte gelefen werden, Damit fich Diefes Abort auf | Mevaniam und die Orcades beziehen möge, wovon wir fehon oben bey der Inſul Taprobane ein Beyfpiel gehabt haben,

Was die Anzahl der orcadifchen Inſuln anbelanger: fo dorfen wir abermals nur den Oroſius nachſchlagen, welcher ſich folgender— maßen daruͤber ausdruͤcket: à tergo autem, unde Oceano infinito patet, Orcadas Inſulas habet (Britannien naͤmlich) quarum viginti a deferte

Anmerkungen uͤber den Jornandes. 123 delſertæ ſunt, tredecim incoluntur. Dieſemnach machten ſie alle

zuſammen 33 aus, wannenhero weifelso hue Jornandes ſeine Nach⸗ richt genommen bat,

Oroſius ſelbſt ſcheint hierinnen dem Solinus gefolget zu haben, dem Plinius zählet. 40 orcadiſchen Inſuln *; Prolomäus hingegen eynahe 30. Mit jenem ſtimmt Marcianus ein **, und mit diefem Pomponius Mela ***. Solinus ift unter allen der unrichkigite , jedoch dem Orofins am nÄchften, wenn er, wie es feyn foll, verbeffert wird, * Orcades (faget er) ab Hzbudibus porro abfunt feptem die- zum totidemque noctium curfu numero tres, vacant homine. Hier ift aber eine gewaltige Lücfe, die man meines aus dem ge und Orofius felbft ausfüllen muß. * 4. S. 30.

hr, 6, ; **2* Libr, 3 C 6 c

Iſidor faget nämlich; Orcades infule oceanrultra Britanniam

pofitz numero [I)XXXIII, quarum viginti defert@ ſunt XIIII. coluntur.

Es ift höchftwahrfcheintich, Daß diejenigen, welche den Solinus abs L Br dieſe Stelle fo fehr verftümmelt haben.

Was Orofins Mevania nennet, heißt beym Plinius Mona * Monapia, und beym Prolomäus Mona oder Monarina.

Zornandes:; habet & in ultimo plagæ occidentalis aliam Infu- um nomine Thylen , de qua Mantuanus . .. tibi ferviat ultima Tiyle. Dieß hat Zornandes aus dem 1. B. 30. V. der Georgicon ge nommen. Heut zu Tage aber fießt man in diefer Stelle Thule und Nicht Thyle, und fo fteht e8 auch beym Orofins. Denn nachdem derſelbe von den Brcaden geredet Imtte, fo feßet er hinzu: deinde ultima Thule, quæ per infinitum à cwteris feparata, Circium ver- füs, Mio ta Oceano, vix paucis nota habetur. 5 22 Hier

124 Anmerkungen uͤber den Jornandes.

Hier wäre vieleicht zu unterſuchen, was dieſes für eine Inſul

geweſen ſeyn moͤge, deren in ſo vielen Gedichten gedacht wird. Wir wollen aber dieſes auf das 3. Capitel, wo wir von der Inſul Scan-

dia reden werden, verfparen, und eben fo wollen wir für jeso von.

Scanzia, fo in der ambroſianiſchen Ausgabe beffer Scandia genennet

wird, zu handeln ausgefeget feyn laffen, und uns nunmehro zum

zweyten Eapitel wenden.

Tornandens Zweytes Kapitel DE

BRITANNIA INSULA.

N" autem de Britannia Infula .... . nemo, ut refert Livius, circumveltus eft &c. Der ambrofianifche Codex drückt fich beffer Tateinifch aus: circumveltus fit.

Von dem Livins ift zu bemerken, daß Jornandes deffelben er- gänztes Werk gefefen haben müffe, indem in des Flori brevjario des

105 Buches, worinnen von Britannien die Nede feyn follte, das,

was Jornandes darinnen gelefen zu haben vorgiebt, nicht zu finden iſt; 3 wenn man anders dem * Tacirus Glauben beymeffen darf, fo. man 41 ihm nicht abſprechen kann. Endlich hat doch eine roͤmiſche Flotte

zur Zeit, als Agrippa, des Tacitus Schwager , in Britannien Krieg

führte, dieſe Inſul umfahren : weil die Römer aus dem DBeyfpiele

der Ufipeten, von welchen Tacirus im Leben des Agricola ſchreibt,

gelernet hatten, daß folches ohne Gefahr gefchehen konnte. *) Agricol. vit. cap. 4.

Jornandes: QAuamdiu fiquidem (man: muß lefen: quam diu)

Julius Cxfar preliis ad gloriam tantum quæſitis aperuit. In der

ambroſianiſchen Ausgabe fteht; Julius centum prelüs &e. mel- ches

E Anmerkungen über den Jornandes. 125) ches ich zwar zugeben mag; doch wird in dieſer Stelle auch auf Die übrigen Eriegerifchen Thaten des Cäfars gedeutet: indem Derfel-

| be Britannien nicht allein , fondern aud) Deutfchland und Gallien aus eben der nämlichen Ruhmbegierde angefallen hat. Ya man kann vielmehr fagen, daß felbiger Britannien aus dem bloßen Antries

" be des Geises überfallen habe, wenn wir einigen Gefchichtfchreis bern glauben wollen : und ich glaube ihnen umfomehr , weil Caͤ⸗

far felbft in den Machrichten von feinen Unternehmungen ger gen Britannien verfchiedene Unwahrbheiten eingemifchet zu haben Scheint

Sornande®,. . Garet. Cod. Ambrof. Cod.

. » . Aperuit : perviam den- . .. Aperuit: Pervia deinde ceps mercimoniisaliasgueob cau- mercimonüs, aliasque ob cau- fas multis patefa@ta mortalibus, fas , multis facta mortalibus , non non indiligenti, que fecuta eft, indiligenti, qu& fecuta eft ztati, ztati certius fui prodit fitum, certius fui prodidit fitum.

quam &c. |

TRIERER. Es wird wohl niemand meines Erachtens Anftand nehmen , der

ambroſianiſchen den Vorzug einzuräumen. Man darf nur beyde leſen.

Ueber das, was hernach folget, habe ich nur dieſes anzumer⸗ ken, daß mir das Wort Triquerra in der garetiſchen Ausgabe beffer gefällt, als Tricadra in der ambrofianifchen, welches legtere

nach der Schreibart des Oroſius riechet. Hingegen kommen mir

folgende Ausdrücke in der ambrofianifhen Ausgabe beffer vor:

Uno, qui maximus eft, angulo Rheni oftia ſpectantem, welche

in der garerifchen mit folgenden Worten nicht ſo gut gegeben wer⸗ | Q3 den

126 Annierkungen über den Jornandes

den: Uno, qui magnus eft, angulo in Rheni oſtia ſpectantem. Mir gefällt auch in der ambroſianiſchen Ausgabe das credo quiaz wo hingegen Die garerifhe nur das einzige Wort quia führer. Vebrigens bat Jornandes entweder dem Caͤſar felbjt oder demjeniz gen nachgefihtieben , welcher feine Nuchrichten aus des Caͤſars ſei⸗ nen genommen hat: ich meyne den Strabo, welchen Jornandes wie mir feheint, vor Augen gehabt hat: weil er dieſen griechifcehen Au⸗ tor. gleich hernach fo fehr lobet, und faft in keinem Stuͤcke von ihm, als in der Ausmeffung der Größe von Großbritannien -abweiht,

Jornandes Strabo aber *

In duobus millibus trecentis Britannia formam habet tri- decem ftadiis latitudo ejus, ubi quetram, longiſſimum ejus la- pätentior, -longitudo non ultra tusjuxta Galliam protenditur &c. feptem millia centum triginta longum ftadia quatuor millia & duo ftadıa fertur extendi. vel trecenta vel quadringenta.

Und diefe Seite feheint nach der Meynung des Jornandes die Breite von Britannien auszumachen.

Plinius aber meldet * aus dem Agrippa : Agrippa löngitu- dinem 800 millium paſſuum efle, latitudinem 300. millium credit. Nun lehret Plinius felbft **, daß ein Stadium 125 römifche Schrits te , das iſt, fechs hundert und fünf und zwanzig Schuhe ausgemacht hat, Daher faget Serabo ganz recht **, daß die meiften für 1000 taufend Schritte 8 Stadien zn rechnen pflegten. Peolybius hingegen feßet noch zmey Jugera „das ift den dritten Theil eines Sta- dii hinzu, fo daß 84 Stadien, taufend Schritte oder eine Meile ausmachen follten. Aber wir dörfen uns hierinnen von dem Polyz bins nicht irre machen laſſen. Es exhellet daher, daß nach dem Jomandıs Britannien an weiteften Ort 288 taufend Schritte und

3 Stadien

% m über den Jornandes127 —— Der Unterſchied demnach zwiſchen die⸗

der von Agrippa angegebenen Breite betrift etwas weniger r2 tauſend Schritte, In Anſehung der Länge aber iſt der Un— * groͤßer; denn Jornandes zaͤhlet 891 tauſend Schritte und ein halbes Stadium , folglich giebt er derſelben zu viel, oder Agrippa zu wenig, um 91 taufend Schritte. ° 5 © *) Lib. IV. p. 137. * *) Lib. IV. ſ. 30. ) Lib. II. ſ. 21. neh) Lib. VIL p. 233.

%

Wenn man Fornanden gegen * Marcianus Hält (v. 59.) ſo

geiget ſich ein nicht geringerer Unterfchied : denn dieſer letztere giebt

Die Breite von Britannien an mit 3083. Stadien ſo daß der Unter

ſchied 773 Stadien, oder mehr als ſechs und neunzig taufend Schrit⸗ te beträgt,

In der Länge gehen fie noch weiter von einander ab ; indem re 52255 Fornandes hingegen 7132. Stadien rechnet. Dieß machet einen Unterfehied von 1907 Stadien oder von mehr als 238000 Schritten. Sch überlaffe andern zu entfcheiden,, welcher ‚beyden der Wahrheit am nächften tritt; man fieht aber hieraus, 2 Fornandes in einer Suche, über weiche Damals noch geftritten wurde, nicht gefabelt , fondern gleichwohl feinen Autor gehabt habe, Ki er felgen konnte.

1 Jornandes. 4

ar! Refert autem Strabo , grecorum nobilis Seriptor, tantas i. er 'exhalare nebulas, madefafta humo crebris Oceani excurfi- | , ut fubtedtus fol per illum pœne totum foediorem , qui fe- zenus eft, diem negetur aſpectui &e. } san

Hier

Anmerkungen über den Jornandes.

Hier druͤcket ſich zwar Jornandes ſehr ſchlecht lateiniſch und zugleich undeutlich aus; aber er ſchreibt doch darum Feine Falſch- heit nieder. Denn Strabo * ſaget folgendes: Aer apud eos im- bribus magis eft quam nivibus, obnoxius, ac fereno etiam cœlo enligo quedam multum temporis obtinet , ita ut toto die non ultra tres aut quatuor, qu& funt circa meridiem , horas confpiei ſol poſſit. *) Lib. IV. pag. 130.

128

In der garerifhen Ausgabe wird das, was hernach folget, fehr uns recht theils zufammengefeßt , theils von einander getrennet ziwo hinge⸗ gen der ambrofianifde Eoder die Sache richtiger herftellet.

Codex Garet.

... aſpectui, noctemque elariorem in extrema ejus parte Memma , quam Cornelius etiam , annalium Scriptor narrat , me-

Codex Ambrof:

"u. . aſpectui, nodtem et- jam clariorem extrema ejus parte minimamque Cornelius etiam annalium Scriptor narrat ,

tallis plurimis copioſam, her- bis frequentem, & his fera- eiorem omnibus quia pecora magis quam homines alat.

metallis plurimis copiofam , her- bis frequentem, & his feracio- rem omnibus quod pecora magis quam homines alat.

Nach dem ambrofisnifden Exemplar beruft fi) Jornandes auf den Strabo, da er faget: die Nächte wären in den aͤußerſten Ger genden Britanniens fehr helle und die Fürzeften. Strabo faget aber diefes nirgendswo; außer man wollte dasjenige dahin ausdeuten, was er im zweyten Buche (p- 51. & 52.) ſaget; allmo er das, was Sipparchus von Celtica gefchrieben hatte, auf Britannien zieht: In Celtica totis noctibus zftivis folem lucere & ambire ab ortu in occafum. Das übrige, was noch weiterer Unterſuchung bedarf, mag beym Strabo felbften nachgelefen werden. Ich ges jener fabelhaften Memma oder Minia. Hier iſt es um die

kleineſte

4 Aunmerlungen uͤber den Jornandes.

129

oder kuͤrzeſte Nacht zu thun, wie ſie naͤmlich zu jener Jahrs⸗ n ſollte, da: der Tag neunzehen Stunden dauerte. ?

re ee muß den Fornandes eher aus dem Tacitus, als aus Strabo, beurtheilen und ſo daß die Periode von dem

Noötem anfange..

E

Mari tatdo eircumflua, quod

nec remis facile impellentibus eedat, nec ventorum flatibus:

intumeſcat, credo: quia remo⸗

longius. terræ cauſas moti- 7 negant, quippe illuc la- quam æquor ex- en äkor 0 0. noctem etiam elariorem in extrema ejus parte minimamque Cornelius annalium fcriptor' narrat „. me- tallis plurimis. copioſam, her-

bis. frequentem, & his feracio-.

tem omnibus , quod. pecora magis quam homines alat. La- bi vero per eam & mult« quam' maxima relabique flumi-

"Da, gemmas: margaritasque vol--

Fariins Agric. vit. 64. I ge - difpelta ef & Thyle. j

.Sed mare pigrum. & grave remigantibus perhibent ne ventis. quidem. proinde: attolli , credo qued zariores terræ montesque caufa ac materia tempeftatum & profunda mo- les continui maris tardius im: pellitur . . . unum addide- rim nufguam latius dominari mare ,„. multum fluminum hut atque illuc ferre „=. . c&-- lum crebris imbribus ac ne- bulis feedum , afperitas frigo- rum abeft. Dierum fpatia ut tra: noſtri orbis nienfuram ,„ & nox clara & extrema parte Bri- tanuiz brevis ,. ut finem atque: inittum lusis exiguo--diferimi- ne internofeas = .„. Fert Britannia aurum & argentum & alia metalla pretium victoriæ. get & Oceanus margarita,.

fubfufca ac liventia.. |

R Ron

130 Anmerkungen uͤber den Jornandes.

Von der großen Menge Gras und Kraͤuter, ſo in Ber mwachfen follen, findet man beym Tacitus nichts; fondern Fornans des hat in dieſem Stuͤcke dem Tacitus etwas zugefchrieben was _

man beym Pomponius MNela findet. Diefer fehreibt (Lib. III. c.6.)

folgendes, aus welchem man ebenfalls den Jornandes verbeffern \

Tann: (Britannia) grandi angulo Rheni oftia profpieit , deinde 'obliqua retro latera abftrahit, altero Galliam altero Germaniam fpeltans, ..... tum... . fe cuneat triquetra . ». . plana ingens fecunds, verum üs, que pecora quam homines benignius alamtı Fert nemora, faltus ac pregrandiä flumina alternis motibus, mo- do in pelagus, modo retro Äuentia & quedam gemmas margari- tusque generantia.

Hieraus fieht man, daß Fornandes eben darum nicht allemal

einer Unrichtigkeit befchuldiget werden doͤrfe, wenn man einige

von ihm angezogenen Stellen bey denjenigen Schriftftelleen, auf

die er fich beruft, nicht finder, Es ergiebt ſich auch zugleich dat aus, daß er ein fehr befefener Mann gemefen feyn müffe.

In fölgenden übel zufammenhängenden Stellen fehlen beyde | |

Codices, wiewohl der ambrofianifhe am wenigſten mangelhaft er⸗

ſcheinet: Garet. Cod. Anibrof. Cod. Tacitus & alız

. vit. agric. ub. Ir

... Volventia. Sylorum eolorati vultus , tortoque Habitus corporum va- | plerique crine & nigro atque ex eo argumen- naſcuntur. Calidoniam item ta, namque rutilæ Calce- vero incolentibus rutilæ doniam habitantium .co- comæ, corpora magna mæ, magni artus germa-

ſed fluida, qui Gallis fluida. Gallis five Bi. five Hifpanis, quibus-|fpanis , ut quibus qui que attenduntur, affimi-!obtenduntur, obfimiles.

nicam originem afleve-

raut. Silarum coloratä

vultus & torti plerumque les

ie Alnmerkungen über den Jornandes. 131

E Vnde conjedtavere non-(crines & pofita contra

4* Vnde conjettav. nonnullĩ, quod ex hisnulli, quod ex his acco- Hiſpaniam Iberos veteres accolas continuo vocatos|las contiguo vocatos ac-\trajeciffe easque fedes accepcrit , inculti zquejceperit. Inculti zquejoceupafle fideın faciunt. omnes populi regesqueiomnes populi regesquejProximi Gallis & fimi-

- populorum : cundtis ta-

populorum; cunetos ta-/les funt.

> men in Calidoniorum|men in Calidöniorum) Pomp. M. ub. f.

um concefülle no-

celeberrimus feriptor an-

i& , communia te£ta gum pecore , filveque

| ak fzpe funt domus. Ob decorem nefeio an _ aliam ob rem ferro pin- _ gunt corpora. Bellum " äter fe aut imperüi cu-

i ie: X

he!

;

Virgeas habitant =

nalium,

3

Meatarumque nomin i, autor eft Dio/concefliffe Dio autor e

Fert populos regesque ]populorum , fed funt in-

celeberrimus fcriptor an-|culti omnes atque &c.

Dio Cafiius Lib. 76. fc.12. & Aipkilin. in Se-

nationes ampliſſimæ, Ca- ledonii & Mæatæ, in hzc- que & aliorum quoque ‚|nomina conceflerunt. Strabo lib. IV. p.138. Vrbium loco ipfis funt nemora. Arboribus enim dejectis, ubi amplum cir- culum fepierunt , ipfi ca-

fas ibidem fibi ponunt, & pecori itabula con-

dunt. Pomp. M. ub. ſ.

Incertum ob decorem an quid aliud ultro cor- pora infedti.

Cs. comment. debell. Gall. lib. V. e. 14.

Omnes ſe Britanni vitro infieiunt,

vero. Britannorum duæ ſunt

pidine

> 1 u

132 Stimneigeneiniten omemeh |

"Pomp. Me | Caufas ad bella con

trahunt , ac fe frequenter |vieiffiim infeftant , maxi- me imperitandi «upidine ftndioque ea prolatandi quæ poflidert. Dimi- |cant non equitatu modo aut pedite, verum be sis &ouribns alien 4J— mati, Covinos vboeant, quorum falcatis axibus utuntur.

| Caf. Tib. 9. c. 24 . i ab. f.

I Efledariis plerumgue jin preliis uti confae- jverun. Idem dieit ‚Strabo.

pidine, aut amplificandi] ‚gnz poflident, fzpius gerunt , non tantum] €quitatu vel pedite, ve-| zum etiam bigis curri-

busque falcätis, quos +) * addit Ambrof. mo- Eſſedas vocant, ze vulgari.

Man ficht wohl, daß faft nichts in Jornandens Erzählung gu finden ift, was fich nicht auf gewiſſe Autoritäten geündere. Den | Ausdruck virgeas calas habe ich zwar nirgendswo finden koͤnnen; wer wird aber wohl Jornanden in einer folchen Kieinigkeit, welche. noch darzu ziemlich wahrfcheinfich ift, die Glaubwürdigkeit abfpres hen wollen? Eben fo wenig wird man dag, mas er von den Brite | ten füget: Daß fie nämlich ihre Körper mit Eifen gemahlet hätten, verwerfen , weil fie ſolches nöthig hatten, um die Glasfarbe in die Haut eindringend zu machen; wie ich in einem andern Werke ber reits angemerket habe.

Dieß

5 Be a rt Fr u sn wu ur . —8 nn. . , * *8

3 Anmerkungen über den Jornandes. 133 Dieß waͤre nun fo ein Verſuch, Jornanden mehr zu rechtfer⸗ tigen, und zu erlaͤutern, als zu verbeſſern. Ich hätte freylich eine andre Materie abzuhandeln vor die Hand nehmen koͤnnen, die wichtiger und fuͤr uns nuͤtzlicher geweſen waͤre. Allein, ob ich zwar noch nicht allerdings: bey mir entſchloſſen bin , ein ſo weitläuftiges Werk zu unternehmen; indeſſen aber doch gar wohl gefchehen koͤnnte, daß ich zuweilen, wenn es Zeit und Umſtaͤude erlauben , Diefe Anmerkungen, fo weit fihs thun läßt, fortfegen dörfte + fo babe ich mit dem Anfange des Werkes den erften Verſuch wagen wollen. Sollte derfelbe fo gluͤcklich ſeyn,, den Beuyfall der Gelehrten zu erwerben : : fo wuͤrde mir ſolches zu noch mehrerer. Aufmunterung dienen y und da doͤrfte ſich endlich auch noch Zeit zu dergleichen Ausarbeitung finden, wenn ich felbi- ge vecht můhſam zuſammen füchte. Jedoch werde ich wicht über: al und durchgehende fo weitläuftig feyn , um fowohl mir als dem Leſer keinen Eckel zu verurſachen. Meine Abhandlung wird oͤfters | nichts anders als ſo zu ſagen, eine bloße Conſrontation Der Zeugen mit dem Beſchuldigten ſeyn. Zuweilen werde ich es ſo genau , als immer moͤglich, nehmen, wenn es um etwas wich— tiges zu thun feyn wird ; befonders wenn wir auf die baierifchen E Sachen kommen werden , welche aus dem Jornandes felbften fehr verſtaltet und ungleich vorgetragen worden find,

ip 8 R Ich

134 Anmerkungen über den Jornandes.

Ich habe mein Vorhaben deutlich genug eröffnet ; damit diejenigen nicht Anlaß nehmen , über mich zu fehmälen, die da mwiffen , 1) tie wenig feines gleichen Jornandes unter den gur ten Gefchichtfehreibern hat. 2) Wie vieles man in feinen Wer⸗ fen antrift , fo man fonft nirgendswo findet , und 3) daß felbi- ger der letzte unter den Altern , und der erſte unter den jüngeren Ge⸗ fchichtfehreibern geweſen if.

Ferdinand

Ferdinand Sterzingers, y Sheatiners und

ordentlichen Mitgliedes der Khurbaieriſchen Akademie, Der Wiffenfchaften | piſtoriſch kritiſche Unterſuchung

ob die Bojer vor Theodorichen dem Könige der Oſt—⸗ Gothen, oder unter deffen Regierung gefchriebene Gefege empfangen haben?

MER SERIE

von den

Bis. Geſetze der Boien

vor dem werke ——

a u” a a Oo m ie 3

g L.

ars ich jüngftens zw einiger Erholung von meinen wichtigern gelehrten Beſchaͤftigungen, welche ganz und gar der Fanonis fehen Rechtsgelehrſamkeit gewiedmet find, den beruͤhmten Ver⸗ faſſer der baieriſchen Jahrbuͤcher, Johann Aventinus, oder vielmehr Abuſinus a), in. etwas durchblaͤtterte: fand ich, daß er in. Erzählung des Urfprungs der baierifchen Gefege nicht allein der abrheit verfehlet, fondern auch. ſogar fabelhafte Dinge mit vor: * hat. Ich legte alſo dieſen Schriftſteller wiederum an ſeinen Ort, und ſuchte, bey. gelegener Zeit und Muße, in-andern- baieri- ſchen Geſchichtſchreibern, die ich bey der Hand hatte, in dem be— ruͤhmten Velfer, Brunner und Adlzreiter b) hieruͤber weiter nach. Aber auch diefe fand ich in Entdecfung der Wahrheit nicht gluͤckli— her ald den Aventinus. Ich mußte mich daher um andere Duelfen, aus denen ich Fauterers Waſſer fhöpfen koͤnnte, umfuchen, und das⸗ jenige, was ich. mir einmal im den: Sinn geſetzet hatte, heraus-zu: | ‚bringen; welches ih auch um fo fieber unternahm, als die Regel unferer Geſetze ausdrücklich befiehlt, daß die Glie— der hiſtoriſchen Claſſe ihre Arbeiten hauptſaͤchtich ſolchen Dingen wiedmen möchten, woraus der Rechtsgelahrthelt irgend ein neues Licht geben werden, und fuͤr das Vaterland ein beſonderer Nutzen erwach⸗ S ſen

136 Von den Geſetzen der Bojen

fen koͤnnte. Wem iſt aber wohl unbekannt; daß dieſe unſere Ab⸗

handlung, worinnen wir unterſuchen, ob die Bojer vor Theodorichen dem Koͤnige der Oſtgothen, oder wenigſtens während feiner Regie⸗ rung, geſchriebene Geſetze bekommen haben, nuͤtzlich ja nothwendig

ſey, nicht nur die Gewohnheiten, unſerer Vorfahren, und die allge⸗

meinen Landsordnungen, ſondern auch den Sinn der heutigen Ger feße genauer einzufehen,- befonders, wenn man fic nicht verdrießen läßt, die Älteften Gefege der Boier aufzuſchlagen, welche, ob fie ſchon in Abficht der bloßen Nechtsgelehrfamkeit heutiges Tages unbrauche bar find, gleichwohl in Anfehung der juriftifch- hiftorifchen Kenntniß noch gar großen Nusen fihaffen c). Aus dieſen und mehr andern Urfachen, (worzu noch der Rath) eines höchft ſchaͤtzbaren Freundes d) kam) babe ich mich dann bewogen gefehen, nach dem Maaß meiner gar geringen Kräfte mich in dieſe fehr ſchwere Unterfuchung

einzulaffen. Denn es ift nichts leichters fagt Plinius e) als veralteten .

Dingen eine neue Geftele, neuen ein Anfeben, abgenägten einen Glanz , dunkeln ein Liecht, verachteren eine Annebmlichkeit, und endlich zweifelhaften Glauben zu geben, ch will e8 aber doch verſuchen. u

a) Es war diefed Johann Thurmayer welcher ſich den Namen Aventinus von feiner Geburtsſtadt Abensberg beylegte, obſchon die Roͤmer dieſelbe Abu—

Km genennet haben, wie folhes Hier, Ziegler in dem Leben des Fohbann

ventinus und Petr. Lambecius Comment. de Biblioth. vindob. L. II. cap. 6. anmerfen.

b) Welches eigentlich, nad der Meynung N. 9. Gundlings in der Vorrede % a Aventinus P. Ferveaux von der Geſellſchaft JEſu, geweſen eyn fol.

c) Wie foldes Se. Excellenz der Herr Baron von Kreitmayer Churfürftlis chen 5 Rathscanzler, und Vicepraͤſident bey unſerer Akademie, in

a orrede zu den Anmerfungen über den Codic. Jur. Bav. Judic. be=

merfet. J

d) Nämlich des Herrn Du Buat Maltheſer Ritters und Directors der hiſtorie

ſchen Clſſae bey unſerer Akademie. e) In præfat. hiſt. natural.

8. I.

a 9

vor dem Theodorih, . 137 sagen —— §. II.

ur 2

I dem übrigen Nachtheil, welchen die Länge der Zeit und die Barbarey der Schriftftellee, der baierifchen Gefchichte zugezos gen haben f), ift felbft mit dem eigenen Namen diefer Nation auf das fchändlichfte umgegangen worden. In dem Fornandes lieft man bald Boibarer, bald Bajobarer und. manchmal auch Baibarer, Denn e8 ift bey. den Deutfchen. gar gemein, daß das A. und ©, als zwey harte Selbftlauter ſich unter einander vermechfeln. Alf ge⸗ brauchet auch Paulus Diaconus ohne Unterſchied bald Bajoarien bald Bojoarien. Metellus, der aͤlteſte unter den baieriſchen Poe— ten, hat ſein Vaterland Bajarien genennet. Venantius Fortunatus ſetzet Bajovarieu und Bajvarien. Ja es iſt fo weit gekommen, daß ſich einige gefunden, welche es unter allen am abgeſchmackteſten Wa⸗ joparien und Wawsrien genennet haben: woraus endlich nach und nach Bavarien entftanden ift, welchen Namen wirden jüngeren Ge— ſchichtſchreibern völlig zu danken haben.

) wie foldes Velfer L. II. Rer. Boic. p. 75. der Nürnberger Edit. zei⸗ get, und Spener in Eeograph. german. antiq. p. 458. gar fein aus:

führet. $. III.

De die Celten zu den Galliern gehoͤren, und die Bojer von ihnen abftammen, wird niemand, der die ehmaligen Celtiſchen Gränzen in den Schriften der Alten gefefen hat, in Zweifel ziehen. Denn diefe belegten mit dem Namen der Eelten, im weiten Berftande, alle diejenigen Voͤlker, welche von den Pyrendifchen Gebuͤrgen, den Savoyifchen, Penninifchen und Eottifchen Alpen eingeſchloſſen, weiter von der mittelländifchen See, (felbft mit Innbegriff der Cel—

tiberier ) bis nach Cadir hin umgeben sewefen , und endlich an

den Aquitanifchen,, Brittannifchen und einem Theile des Deurfchen | S 2

Welt⸗

133 Non den Geſetzen der Bojen Weltmeers bis.gegen Die aͤußerſter Gränzen von Germania magna an der Donau und dem Rhein gewohnet haben g). Unter dem Mamen der Celten ward daher nicht nur Gallien, fondern auch Deutfhe sand begriffen, bis, nach erfolgter Theilung der Reiche und Benen⸗ nungen eine jede Parthey den bishero geführten Namen der Kelten fahr ren gelaffen und fich befondere Namen gegeben hat : wodurch dam der Eeltifche , welcher zuvor von fehr weiten Umfange war, in engere Graͤnzen eingefehranft wurde. Denn da haben die Deutſchen, wie⸗ wohl fpät, nach Ablegung des Eeltifchen Namens, unter ihrem eiger nen, Deutfchland bewohnet, die Sallier haben zwey Drittel von Gal⸗ | tien befeget, und Das dritte Drittel, fo den Strich Landes der Lugdus nenfifchen und übrigen Gegenden, welche die beyden Früffe Loire und Garonne von dem übrigen Ballen ſcheiden, ausmachet, ift bey der alten Benennung geblieben, und Gallia Celtiea oder Lugdu- nenſis genennet worden. Und hier war es, wo fich die Bojer aufs . sehalten haben k), bis fie Durch die Herrfehfucht angetrieben wur⸗ den, außerhalb Dielen fo engen Gränzen ihres Vaterlandes neue Wohnungen aufzufuchen, und fich eine Zeitlang in den Hercyniſchen Wäldern zu verbergen. 1). |

8) Don diefer Geographie befehren und zween Zeugen aus dem grauen Alter

thum, Dio 3. 39. und Ephorus bey dem Strabo B. 4. in der That fehr alte Zeugen.

h) Wachter in der Vorrede zu f. Eloſſar. germ. Bertius L. 1. de ger- man. Clwverius de antig. germ. L. 2. vom 30. Cap, bi8 zum 36. Cat. Adizreiter.P. I. L. I. n. 5. in Annal. Boic@ gentis.

i) Nach dem Zeugniffe des Tacitus de mor. germ. wo er cap. 28. ſchreibt: Die Gegenden zwifben den berceynifhen Wald und den Rhein and Maynflüffen haben die Helverier , die darüber gelegenen —— Bojer, fo beyde von den Galliern abftammen, innen ge abt.

§. IV.

| vor dem Sheodorih, 139 Bir | IV. |

si. Seganun iſt nunmehro zu ſehen, ob entweder Die Celten, unter deren Namen die Bojer aufangs mit ſteckten, oder ob die Bojer ſelbſt, nachdem ſie ungefaͤhr 600 Jahre vor Chriſti Geburth, waͤhrend ihres Aufenthalts in den Hercyniſchen Wäldern bekamt worden, gefchriebene Geſetze gehabt haben? Ich finde nirgends auch nur die geringfte Spur davon. Plutarchus k) erzähfet zwar einige Gewohnheiten der Celten , aber von ihren Gefegen iftein tiefes Still⸗ ſchweigen bey ihm. Ein gleiches Schickſal haben auch die Bojer achabt, nachdem ihr Namen bekannt werden I). Denn bey dieſem Eriegerifepen und rauhen Wolke vertraten die aften Gewohnheiten, und die von ihren Vorfahren verordneten Strafen, die Stelle der Geſetze; fie fchtoffen ihre Contracte in der Kürze, und in eben der . Kürze entfchieden fie auch ihre Streitigkeiten nach den natürfichen Gefegen , nad) dem PVölferrechte und nach dem Erempel ihrer Vor⸗ fahren. Daß auf diefe Weiſe die Bojifhe Nation ihr gemeineg Weſen bis auf das Jahr 96 nach Ehrifti Geburth eingerichtet habe, erhellet hinfänglich genug aus vielen Zeugniffen der alten Scriben- ten, m) infonderheit aber des Cornelius Tacitus, welcher der einzi— ge ift, fo von dem ſogenannten arofen Deutfchlande, das damals Die Bojer unftreitig bewohnet haben, das meifte und befte gefchrie- ben, und bey feinen Kriegsdienften unter dem Kaifer Vefpafianus alles felbft mit Augen gefehen hat. Ich will indeffen aus demfelben nur der einzigen Stelle gedenken, wo er faget: daß bey den Deutfiben die guten Sitten mehr , als anderwärts die guten Gefege gegolten bas benn); denn hieraus feheinet fich Har zu Tage zu legen, daß die Alten Deutfchen von feinen eigenen Gefegen gewußt haben.

x) L. de virtut. mulier.

1) Es geſchah aber ſolches, wie Velſer bezeuget, im bten Jahrhundert. Denn im feiner 48ſten Epift. ‘ad er illufßtres ſchreibt er alfo: Don Tar 3 citus

140 Von den Gefegen der Bojen citus an bis zu dem Förnandes findet man Feinen Schriftfies —* welcher der Bojer in Teutſchland Erwähnung gethan

aͤtte. un di *

m) welche Irenicus in Exegef Hiſt. germ. lib. 2. c. 21. und Conring.

de imp. germ. republ. Aerom. de Judiciis. anführen. |

a) Auf gleiche Art befchreibt die Gitten der Deutfchen der fehr alte aber glaubwärdige griehifhe Autor Polybius,

| $. V. | Ir bat denn nicht Tuifeo der erfte König der Deutfchen, ungefähr drey hundert Jahre nach der allgemeinen Suͤnd⸗ fluth, den Teutfchen und Bojen preiswürdige und unveränderliche Geſetze gegeben? wie ſolches Aventinus deutlich anführet 0). Dieß mag ihm ein anderer glauben, ich nicht, Will Anentinus haben, daß man ihm Beyfall geben folle, fo fage er ung vorerft, woher er den Namen des Tuifco, woher er deffen Thaten genommen habe? - außerdem verdienet er feinen Glauben. Denn iftirgend etwas bey dem Studio hiftorifcher Wahrheiten unumgänglich nothwendig, fo ift es diefes, daß ein vernünftiger Leſer nicht. unterlaſſe, in den Schrift | ftellern diejenigen Erzählungen, welche ohne Beweis gewaget wer⸗ den, und nicht fonft gewiß und Elar find, wohl zu beobachten und zu prüfen. Nimmt er diefes nicht in Acht, und vereinbaret viele. mehr eine. jede flüchtige Erzählung mit gewiſſen und. beftättigtem Geſchichten, wohin wird es alsdann mit der Hiftorie, die in fo, großen Würden fteht , kommen? Man wird mit leichter Mühe aus einem Vierecke einen Zirkel herausbringen, und alle Träume des. Poͤbels werden fich endlich in den Befig der Wahrheit einfchleichen. Ehe wir daher den Seribenten ftandhaften Glauben beymeffen, ſo müffen diefe fich erft dahin bearbeiten, daß fie entweder einen ung olaubwürdigen Zeugen von demjenigen, was fie behaupten, oder ein nicht zweifelhaftes Document auf die Bahn bringen. Da num bey | unferm

vor dem Sheodoridh. 141 unferm Aventinus dergleichen keineswegs wahrzunehmen ift: fo muß man ‚billig feine ganze Hiftorie von dem Tuiſco unter die Fabeln rechnen, und als fremde und befondere Eintälfe verwerfen. Der ſehr alte Gefchichtfehreiber Berofus erzähleb zwar p): Noah habe nach der Suͤndfluth mit.feiner Ehefrau Arare den Tuiſco, den Vater der Deutfchen und Sarmaten, gezeuget, welcher Darauf zu den Zeiten des Ninus, im vierten Fahre des Neichs des Sarurnus, die Sar maten, und Deutſchen bey dem Rhein , Durch Gefege unterrichtet has be; aus welchem Zeugniffe Aventinus feine Gefhhichte von dem Tuifco hergeleitet zu baben feheint. Allein, welchem Gelehrten ift wohl unbekannt, daß des Berofus Werke untergefehoben find, und daß ihr wahrer und eigentlicher Verfaſſer der beruffene gelehrete Be- trüger des fünfzehenden Zahrhunderts, Annius von Diterbo, ift? - ©) L. ı. Annal. Boic. n. 10.

.. p) L.2. de Hift, Chaldzorum.

$. VI.

58 ift Demnach eine ausgemachte und vom Tacitus oft genug bes N merkte Sache, daß die Bojifhe Nation weder vor ihm , noch zu feiner Zeit, nämlich im Jahre 98. der chriftlichen Zeitrechnung, worinnen er fein Buch de moribus germanorum verfaffet haben foll, "durch gefchriebene Gefege beberrfchet worden ſey. Mithin bleibt noch zu unterfuchen übrig , ob fich ettwa vom befagten Jahre 98. bis zu dem Anfange des sten Jahrhunderts, um welche Zeit der König der Oſtgothen Theodorich glücklich vegieret hat, einige Spur von geſchriebenen Gefegen zeigen möchte? Allein, alle Seribenten des sten Jahrhunderts, ein berühmter Jornandes, Agathias, Proco⸗ Pius, Gregorius Turonenſis melden von einer ſo wichtigen Sache kein Wort. Es wird mir auch niemand weder einen völlig noch | fait gleichzeitigen Schriftſteller anführen koͤnnen, welcher behauptete, daß

142 on dem Geſetze der Boien : dag die Bojer entweder vor dem Theodorich, dem. Könige der Oſt⸗ gothen, oder waͤhrend deffen Regierung ı gefthriebene Gelege er— halten haben. | . g. VIE. inf

Och kann mich Daher nicht. genug. wundern, daß Aventinus, Vel- | —J ſer Arenpeck, Brunner, Adlzreiter, und andere nicht unbe ruͤhmte Scribenten der. baieriſchen Jahrbuͤcher, ſaͤmmtlich auf die Meynung verfallen ſind, daß fie glauben, Die Bojer ſeyen unter ih⸗ rem Herzoge Theodo J. q) nach Vindelicien und Noricum gezogen, und hätten dem: Edifte 7) des zu ſolcher Zeit daſelbſt herrſchen⸗ den: Oſtgothiſchen Koͤniges Theodorih welchem die Barbaren s) und. Römer nachleben. mußten, Gehorſam gefeiftet,. und von eben demſelben gefchriebene Gefege erhalten. Allein, da. Feiner von den. angeführten Geſchichtſchreibern auftichtig gefteht, daß er diefes fein: Hiſtoͤrchen mit irgend alten Urkunden oder alten Zeugen beſtaͤttigen koͤnne, vielmehr allefanımt einftimmig bloß zur. Tradition, zur Leichtglaubigkeit ihrer Großväter, und zum: gemeinen Gerüchte ihre Zuflucht nehmen: Wer wird e8 mis verargen, wenn. ich. ihnen nicht beypflichten kann? Denn: 8: ift eine bekannte Regel der Kritik 1); wenn der Geſchichtſchreiber der gemeinen Sage gefolger bat, fo verz dienet er um ſo weniger Glauben, je veraͤchtlicher dasjenige iſt/ was ei⸗ ne flährige und ungewiſſe Nachricht der Vorfahren den Nachkommen aͤberliefert. Eben. dieſes hat. auch ſchon lange Prudentius bemer⸗ ket, wenn en folgender Geſtalt fingt:

0. Sicque fabula erefeit = |

Ex. Atavis: quondam male’ coepta, deinde fequutis:

Tradita-temporibus,. fuisque nepotibus audta..

Pagius Orit amal · Baronii vom Jahr 556. rechnet dieſen Theodo unter |

die erdichteten Herzoge Bojariens.

2), Welches im Jahr 500; befannt gemacht worden. Denn in diefem Fahre |

erſchiene, wie der Verfaffer der. alexandriniſchen Chronick erzehlt, eine‘ j roͤmiſche

vor dem Theodorich. 145

rtoͤmiſche Frau vom Rathsherrngeſchlechte, Namens Juvenilia, vor dem Theodorich, welcher zu Rom regierte, und redete den König mir diefen Worten an; ich führe nun ſchon in dem drit⸗ ten Fahre mit dem Patrieius Formus eine Srreitfahe, mache, daß ich damit zu Ende Fomme. Der König ließ bierauf die Richter von beyden Partheyen zu fi rufen, und ſagte zu ihnen; wo ihr nicht binnen dem anberaumten Tage ein Urtheil werdet geiprochen, und die ftreitenden Theile entlaffen haben; fo werde sch euch am Leben ftrafen. Nachdem diefe 2. Tage lang unter ſich zufammen geFommen waren, fo fpraden fie nady den Ge-

ſetzen die Sentenz, und entließen beyde Theile. Auf diefes ber gab fidy die Juvenilia mir angezünderen Kerzen zu dem Köniz ge, um ihre Dankfagung abzuftarten, daß fie von ihrem Proz eeffe endlich befreyer worden fey. Allein der König lieg voll Unwillens die Richter zu fih fordern, und befragte fie; warum fie dasjenige, was fie nunmehr in einer Zeit von 2. Tagen be werfftelliger, 3. Fahre Yang verzögert hätten? und alfogleich ließ er fie enthaupten, worüber bey den andern ein großer Schrecken entftund. Nach der Hand verließ der König, nach⸗ dem er ein Decrer von allen und jeden Gefegen ergeben lafz

fen, die Stadt, und begab ſich na Ravenna,

5) Alle nennte man die Deutfchen und alle andere Voͤlker, welche dem römi- fehen Reiche nicht unterwürfig waren, wie Irenicus 1.2 germ. Exeges,

\ cap. 33 bezeuget.

9 Bey Ant. Genuenf. v2 cap. 2 Art. Logieo- Critive:

an) L. in Symmachum,

2

8 8. VII.

| | SE verlaffe daher diefe eiteln Muthmaſſungen, und glaube der | A) Wahrheit näher zu retten, wenn ich mit den berühmteften Mänz nern, einem Eccard, V) Pagi x) und Genfenberg y) dafür halte, Daß die Bojer unter Theodorich, dem Könige der Oftgothen, Vinde⸗ licien und Noricum, fo hernach Bojosrien genennt wurde, noch nicht bewohnet haben, noch jemals deffen Oberherrfchaft unterwürfig gez | weſen ſeyn, fondern das fie unter der Botmaͤßigkeit der Fuͤrſten | : T Au⸗ |

146 Don den Sefeßen der Bojen

Aufteafiens geftanden haben. Theodoric hat zwar Vindelicien und das norifche Land innen gehabt, aber die Bojer oder Bajoarier ber wohnten damals noch keinen Theil deffelben, fondern hielten ſich in dem öftlichen Theile des alten Gchwaben auf, wie uns folches Jornan⸗ des zZ) unwiderfprechlich bezeuget, wenn er fpricht : da der Gothen Rönig Theodomir die Donsu zugefroren fab, fo feste er ſich mit dem Briegsbeere zu Fuß in den Marſch, und Fam, nachdem er die Do⸗ nau zurück gelegt hatte, den Schwaben unvermurber von hinten zu über den Hals. Denn jene Gegend der Schwaben gränzer gegen Oſten en Bajoarien, gegen Weftenen Franken ‚und gegen Suͤden an Burguns dien. Den Zeitpunkt aber, wann die Bojer nach Vindelicien und Nori⸗ cum gekommen find, getraue ich mir nicht, gewiß zu beftimmen, weil mie ſowohl gleichzeitige fehriftfiche Nachrichten, als auch Zeugen, die zu folcher Zeit oder nicht lang darnach gelebet haben, fehlen, in der His ftorie aber anders woher Meinungen zu borgen ich mich ſchaͤme. Zwar meldet der von mir oben angezogene Pagi aa) ganz dreufte, daß die Bojer im Jahr 556 in das norifche Land und Vindelicien gekommen feyen; allein, mit der Erlaubniß Diefes gelehrten Manz nes zu fagen, Diefe des Pagi neue und mit Feinem alten beyſt immen⸗ den Scribenten unterftüste Meynung ift mir durch diefen Namen allein noch nicht hinlänglich erwiefen. Denn wenn erzählen und bes weifen einerley feyn ſoll: fo muß mit gleichem Nechte auch Iäugnen | foviel als widerlegen heißen. Es ift alſo nur dieſes einzige außer ab lem Widerfpruch gewiß und ficher, daß die Bojer im sten Secule ‘in dem Klorico und Vindelicien, das Damals Bojvarien genenek | wurde, ihre beftindige Wohnung aufgefchlagen haben bb).

v) Hift. Franc. Tom. I cap. 4. 1.

x) Critica hiftorio - Chronologica in Annales C. Baronũ od as. ss y) Difputat. Jurid. de legibus gentis Bavarica. S. 2. z) L. de vebus Gothicis cap. 55. | aa) An

‚vor dem Theodorich. 147 aa) An dem oben angeführten Orte, wo er fchteibt: Theodorich bar zwar

4

- Dindelicien oder beyde Rhätien inne gehabt ; die Bajoarier aber bewohnten dazumal EFeinen Theil davon, und fie ſchiu— gen et nicht eher, als nach eben diefes Theodorichs und ſei⸗ ner Tochter der Amalaſuntha Ableben, ihre Wohnung darinnen auf: nachdem nämlih die Oſtgothen von den Generalen des Raifers Juſtinianus unter das Joch waren gebracht worden , und der König der Franken Theodobert Vindelicien und die Pr Venetiam ſich unterwürftg gemacht batte. Denn als: ‚dann festen ſich die Bojoaren in Vindelicien und einem Theile des Norici fefte, nämli im Fahr 556.

2} Denn dasjenige, was Fornandes de reb, Goth. c. 55 Agathias . I Procopius L. I c. 13 und Eccardus Hift. Franc. Tom. I de-

von melden, giebt der Sache einen ſolchen Ausfchlag , dag man daran billig nicht mehr zweifeln darf.

$. IX.

Wer daher die Bojer unter der Regierung Theodorichs des Koͤ⸗ nigs der Oſtgothen, Noricum und vindelicien noch nicht inne gehabt, auch unter der Oberherrſchaft deſſelben niemalen gez ftanden baden : fo folget von felbften, daß die Bojer von eben dieſem Theodorich Feine Gefege empfangen noch feinem Edicte Folge - geleiftet haben. Ueber das ift es, wie vermuthlich niemand unbe- kannt feyn wird, eine noch gar ungemwiffe und unter den Gelehrten noch fehr ftreitige Sache, ob Theodorih, der König der Dftgothen, Gefege bekannt gemacht habe oder nicht? Procopius, welcher dem gothifchen Kriege mit beymohnte, faget, daß von Theodorich Feine Geſetze vorgefchrieben worden feyn, inmaßen die gothifchen Gefand- ten, nach dem Zeugniſſe des befobten Procopius, laͤugneten, daf Theodorich Die römifchen Gefege erweitert oder neue gegeben babe. Nachdem wir , fagten fie, auf diefe Weife das Königreihb Italien erlanger haben , fo haben wir die Gefege und Regierungsform mit nicht geringerer Sorgfalt, als je einer der alten Baiſer gethan haben mag, aufrecht erhalten, und es iſt von Theodorich oder irgend eis T2 nem

148 Bon den Geſetzen der Bojen

nem andern gothiſchen Rönige ſchlechterdings weder ein —— noch ungeſchriebenes Geſetz vorhanden. cc) ec) Procopius de bello Goth. L. 2 cap. 6 pag, 402.

A

1” hiermit hoffe ic) zureichend erwiefen zu haben, Daß den Bo⸗ jeen weder vor Theodorich, dem Könige der Oſtgothen, voch unter feiner Regierung, geſchriebene Geſetze gegeben worden ſeyn. Wenn mich aber jemand auf das aͤußerſte treiben und von mir zu wiſſen verlangen ſollte, wer dann derjenige ſey, von welchem die Bo⸗ jer die erſten geſchriebenen Geſetze erhalten haben? ſo antworte ich ihm, daß es wahrſcheinlich Theodorich der König der Franken ſey, als welcher, wie es in dem dem legi Bajuyariorum vorgefesten Eingange Heißt, da er fih zu Chalons befand , verftändige Männer , die in feinem Reiche in den alten Geſetzen unterwiefen waren, ausſuch⸗ ge, und fo, wie er es felbft angab, das Geferz der Franken, der Alemanner und Bajuvarier niederfchreiben ließ , und zwar für ein jedes Volk, das unter feiner Bothmaͤßigkeit ſtund, nad) deffen eige⸗ nen Beweohnbeit. Er ſetzte hinzu, was er dazu zu fezen für noͤthig fand, fremde und unordentlibe Dinge märzte er aus; und was nach der Gewohnbeit der Heyden eingerihter war, das veränderte er nach dem Geſetze der Chriften. Dasjenige, was Rönig Theodos rich) wegen der allzuslten Gewohnbeit der Heyden nicht verbeffern Eonnte, bat nachher Rönig Ehildebert zu verbeffern angefangen, 35 nig Chlotarius aber vollends zu Stande gebracht. Alles diefes hat der glorwärdigfte Rönig Dagobert dur die berühmten Männer Efaudius, Ehadius, Indomagus und Agilulfus erneuert, den Inns halt der alten Geſetze beffer eingerichtet, und es einem jedweden Volke ſchriftlich zugeſtellt, worüber noch heut zu Tage gebelten wird, dd) dd) Da

En}. vor dem Theodorich. 149

dd) Da diefer Morbericht erft nach dem Tode des Dagoberts verfertiget wor- den iſt, wie Maſcov L. 2. hifl. germ. bemerket hat: fo zweifeln viele Critici, od Tbeodorich der erite Urheber diejer Sefeht ſey. Baluzius Tom. I pag. 25. Seineccius hiſt. jur. L 2. $. 24

q. XL.

as Lex Bajuuariorum, deſſen Herausgabe Zoh. Seinecke in

feinem corpore jur. germ. veranſtaltet hat, enthält Titel, melche wiederum in ihre Kapitel eingetheilet find. Der Innhaͤlt dies fer Titel ift folgender : I. de eccieliaftieis rebus, de libris legis In- flitutionum, quæ ad Clerum pertinent, feu de ecelefiarum jure. Il. de Ducibus & eorum cauflis, quæ ad eos pertinent. III. deli- beris quomodo componantur. IV. de nuptiis & operationibus in- lieitis prohibendis, V. de fervis, quomodo componantur. VL de lıberis, qui per manum dimiſſi funt liberi, quomodo compo- nantur. VIL deuxoribus & cauflis, quæ ſæpe contingunt. VIIL de Furto. IX. de Incendio domorum & earum compofitione. X. de violentia. XL de termisis ruptis, XIL dePignoribus. XII. de vitiatis animalıbus, & eorum compofitione. XIV. de com- mendatis & commodatis. XV. de venditionibus. XVI. de Tefti- bus & eorum cauflis. XVIL de campionibus & cauflis, qu& ad eos pertinent. XVII. de mortuis & eorum cauflis. XIX. de ca- mibus. XX. de accipitribus & avibus. XXL de pomariis & ne- moribus atque apibus & eorum compofitione,

$. XIL

er die Eapitel diefer Titel und ihren Innhalt zu Tefen wuͤn—

fchet, kann folche in der fehr alten und ungemein feltenen

Handſchrift von den Bajuvariſchen Gefezen finden, welche in der

Bibliothek zu Ingolſtadt verwahrlih aufbehalten wird, und wo—

von ſowohl die Geftalt der Buchftaben, als mehr andere Dinge) eir 1 3 nen

150 Bon den Geſetzen der Bojen vor dem Theodorich.

nen Beweis abgeben, daß fie gegen Ausgang des achten Jahrhun⸗ derts, und felbft zu deß Thaffilo Zeiten gefchrieben worden fey ee.) Bon Schriftftellern aber haben befagtes von dem Könige der Sran- Een Theodorich zu erft gegebenes Legem Bajuvariorum gedrucft ge liefert Baſil. Herold, Fried. Kindenbrog , Steph. Belnzius, "job. Georg Kccard , Zob. Zeineccius und noch) zuletzt Kuſeb. Amort.

ee) Wie der H. Hofrath Kori , in feiner Comment. de origine & progreflu juris Bojei civilis antiqui. Comment, I. $. 10. bemerket hat,

$. XIII.

1%%8 koͤnnten hier zwar noch mehrere Tragen aufgeworfen werden ,

als 1) in was für einer Sprache, der deutſchen oder lateiniz fchen , die Bajuvariſchen Geſetze urfprünglich bekannt gemacht wors den feyn? 2) Ob die Bajuvarier zu eben der Zeit , Da Dagobert die letzte Hand an erwähnte Geſetze geleget hat, von dem Wuſte des alten Aberglaubens und der heydniſchen Ceremonien völlig bes freyet geweſen? 3) Wie lang dieſe Gefege bey den Dojern in Anz fehen geftanden ? Hundert andere dergleichen Fragen , über welche alle eine befondere Unterfuchung angeftelfet werden koͤnnte, mit Still» ſchweigen zu übergehen. Sch begnüge mich aber dermalen damit, daß ich, ſoviel mir möglich gemefen, gezeiget habe wie die Bojer weder vor Theodorih dem König, der Oftgothen, noch während deffen Res gierung, noch auch unter feiner Herrſchaft, wie von verfchiedenen eis ne Zeit her geglaubet worden ift , gefthriebene Öefege empfangen haben; und daß ich zugleich ben diefer Gelegenheit bemerket habe, wer der erfie Geſetzgeber Der Bojer geweſen fen.

ze 22% Shriftion

Ehriftian Friederich Pfeffeld Abhandlung . von Denen Gränzen

Baierifhen Nordgaus

in dem

XIteJahrhundert.

LER, BAER

- Patrios longo poſt tempore fines —— videns mirabor -

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. J.

den deutſchen Staatsgeſchichten deren mittleren Jahrhun⸗

derte, iſt ohne Zweifel die Beſtimmung der Graͤnzen unſerer

alten Herzogthuͤmer. Das erſte wird wohl niemand laͤug⸗ nen, wer den Einfluß kennet, den die genauere Einſicht dieſer Graͤn— zen, ſowohl in das ehemalige als heutige Staatsrecht behauptet. Die Schwierigkeiten aber folcher Unterfuchungen mögen nur denjes nigen verborgen feyn, welche fich noch gar nicht in Diefes Feld ges waget haben, und die, wenn fie etwan ihren Hübner und ein paar Homannifche Landkarten vor fich nehmen, ganz treuherzig von den heutigen Gränzen eines Fuͤrſtenthums auf die alte fehließen, und diefe aus jenen erläutern wollen. Die Haupturfache diefer vecht un gemeinen Ungewißheit, welche Die deutſche Geographie der mittleren Jahrhunderte, auch noch nach den Arbeiten eines unfterblichen Speners und Beſſels umnebelt ; ift die Sorgloſigkeit unferer feich- ten und öfters freflich ungefchickten Annaliften. Und wenn fich end- lich auch einer fand , deſſen IWiffenfchaft einen größern Umfang

E der merkwuͤrdigſten, aber auch ſchwereſten Aufgaben, aus

hatte, fo gab er ſich doc) ſelten die Mühe, dieſelbe auf die Nach— - welt fortzupflanzen ; weil er vielleicht glaubte, die Sachen wuͤrden

immer auf dem alten Fuße verbleiben. Einen andern, und faſt eben

- jo fehweren, Stein des Anftoßes werfen fich viele der heutigen Ges

lehrten felber in den Weg, entweder dadurch, daß fie, wenn fie

ſich einmal ein Syſtem gebildet haben , alle Zeugniffe der alten fo

fange zerfoltern, big fie fich Dazu ſchicken; follten fie auch noch fo

ü wiederfprechend feyn: oder auch dadurch, daß fie die Zeiten nicht u

nterfcheiden, und was in einem Jahrhundert galt, flugs auch den Banden aufdringen wollen,

u 5. M.

154 Von den alten Graͤnzen

SH" Herzogthum Baiern ift wohl dasjenige, von dem man am -

wenigften vermögend iſt, eine genaue Graͤnzbeſchreibung aus dem zıten Kahrhundert zu verfertigen. Nicht, daß die baierifchen Anz naliften ungefchicfter gewefen wären, als andere. Mein! aber Dar um, daß Baiern unter allen deutfchen Provinzen die meifte Län der nach und nach verloren hat. Es war unkeitig unter der Re gierung der fränkifchen Kaifer das mächtigfte, und in Ruckſicht auf die Nachbarfchaft des, mit der deutſchen Krone verknuͤpften italiaͤ⸗ nifchen Neiches, auch das wichtigfte unter allen. Deſto mehr Mühe

wandten auch) die fraͤnkiſch und ſchwaͤbiſchen Kaifer an, um felbiges

zu zergliederen, und die Macht derer Herzöge in fo enge Graͤnzen ein-

zufchließen, daß fie ihren gefährlichen und defpotifchen Abfichten nicht

mehr verhinderlich feyn Fönnten. Aus dieſer nur allzuwohl gelunges nen Zergliederung des baierifchen Staatskoͤrpers nun, entjtehen Die

vielfältige Schwierigkeiten, welche man bey jedem Schritte antrift,

den man bey der Ausmeffung derer daierifchen Gränzen thun wills jedoch find fie nicht von allen Seiten her gleich groß. Wir wiffen ganz zuverläffig, Daß der Lech Baiern und Schwaben, auch von alters her, gefchieden habe. Wir wiffen gleichfalls, daß Italien fehon feit der Römer Zeiten durch Die Alpen von Baiern adgefondert worden; endlich ift auch bekannt, daß gegen Morgen die fleigende und fallenden Graͤnzen der dfterreich = fteyerifch und hifterreichifchen Margraffehaften, auch die Gränzen von Baiern geweſen, und folge lich von Kaifer zu Kaifer ziemlich genau beftimmer werden koͤnnen. Sich werde mich in diefer Abhandlung allein mit den nördlich= und

nordweftlichen Gränzen des baierifchen Herzogthums, während dem

eilften Jahrhundert befchäftigen. Nicht als ob ich nicht wüßte, daß

der Herr von Falkenftein in feiner Delimeatione Nordgavix veterisz

und in denen nordgauifhen Alterthümern recht vieles Davon entdecket and

des baierifchen Nordgaus. | 155

- And angebracht habe; allein, gleichwie ich in verfchiedenen Hauptums ftänden ganz andere Meynung hege, als diefer arbeitfame Sammler gehabt hat: fo hoffe ich auch mein Syſtem mit einer guten Anzahl dem Herrn von Falkenftein unbekannter , oder von ihm nicht ges brauchter Beweisthümer zu beftärken.

$. III.

Mr weis ohne mein erinnern , daß Baisen in den oten, 10, und ııten Kahrhunderten , in zwo Hauptprovinzen ift abge- theilt gervefen, zwoifchen welchen die Donau faft in der Mitte hinge— ftrömet bat. Die erfte war der Sudgau, und lag auf dem rechten Ufer dieſes Fluffes; die andere aber, fo man den Nordgau nannte, erſtreckte fich auf der linken Seite deffelben. Sollte je ein Beweis diefer hiftorifchen Wahrheit begehret werden: fo giebt ung folchen das Teftament K. Rarls des Großen vom Jahr 806, a) in welchen der Nordgau ganz ausdruͤcklich pars Bajoarie geheißen wird. Zn der Abhandlung von den baierifchen Margrafen auf dem Nordgan, ift ſchon bewieſen worden , daß dieſe in einer beftändigen Abhängig- keit von den Herzogen geftanden find. Wenn ich alfo die Gränzen - beftimmen Fann , innerhalb welchen die nordgaubaierifhen Markgras fen vegieret haben, fo werde ich auch die Gränzen des Herzogthums Baiern felbften feftfegen, und auf diefer noch nicht genug bekannten Seite erläuteren. Ich will von den Abend - oder Nordoftlichen Graͤnzen den Anfang machen. @) Ap. Baluz. Capitular. Tom. Il. pag. 1068,

bi J 5. IV. 68 ſcheidet der ſogenannte Böhmerwald ſchon im 1rten Jahr⸗ hundert die Böhmen von den Baiern. Coſmas Pragenſis, der zu Anfang des 12ten Seculi gelebet, ſagt es ausdruͤcklich: Po- u 2 ſtera

156 Bon den alten Graͤnzen ftera die Cæſar pertranfiens Caftrum Kamb, cum admoveret aqui- las fylve, que b) dirimit Bavariam atque Bohemiam: und Hageez feßet noch dazu, daß die Gränze mitten zwiſchen Chamb und der boͤhmi⸗ ſchen Stadt Taun durchgeloffen ſey: wo die boͤhmiſche Chodovve oder Graͤnzbauren wohnen. Endlich beſtaͤttiget Kaiſer Seinrich IV: ſelbſt, daß die Mitte des Boͤhmerswalds auf der ganzen Morgen⸗ ſeite Baiern von Boͤhmen ſcheide: in der Urkunde des Jahrs 1086. über Die Graͤnzen des prageriſchen Kirchenſprengels: usque au mediam Sylvam, qua Bohemia terminatur c). An merkwürdigen Orten trefs fen wir auf diefer Linie an, erſtlich vorerwaͤhntes Chamb; beffer oben Sloß, welches K. Friederich IL. im Jahr 1212. an Böhmen als ein Graͤnzhauß abgetreten hat; d) die Stadt Weiden nebft demSchloſſe Parckſtein; fita in Bavaria, circa metas Bœmiæ: wie K. Albrecht der erfte fagt; in einer Urkunde vom Jahr 1298. e) die von Markgraf Diepbolden II. von Chamb geſtiftete Eiftereienfer Abtey Waldſaſ⸗ fen, nebft der ehemals dazu gehörig gewefenen Stadt Bernau F) und endlich die Stadt Egra, welche bis gegen 1150. eine Margräfl. Nordgauiſche Landftadt geweſen, um dieſe Zeit aber K. Friederichen dem erften, mit feiner Gemahlin Adelbaid von Vohburg, zur Heim⸗ fteur gegeben worden ift 8). Nach der Erlöfehung des hohenftauffis fehen Stammes wurde fie eine Reichsſtadt; aber Diefe Freude daus vete nicht lange. Schon im Jahr 1292. verpfändete fie K. Adolph an König Wenzel in Böhmen: KR. Albrecht der I. widerholte diefe

Berpfändung im Jahr 1298. und endlich wurde fie im Jahr 1353. |

mit Einftimmung aller Churfürften, Deren Beybriefe noch vorhanden

find, K. Earlen den IV. als Könige in Böhmen neuerdingen bes

frättiget h). Naͤchſt diefen erzähle Bifchof Dietmar von Merfeburg,

1) daß K. Otto IL nachdem er im Jahr 976. bey Pilfen war ges fehlagen worden, ad Cromenam Civitatem ſuam, oder wie es im Dit-

maro reftituto heißt, ad Crammam geflohen ſey. Balbinus k) vew

ſteht unter Diefem Cromeno die böhmifche Stadt Arumlow; Hahn) |

macht

|

F macht Crunnau daraus; der Here Abt Beffel aber m) fuͤhret ung

des baieriſchen Nordgaus. 157

auf das Schloß Cromberg bey Waldmuͤnchen an der boͤhmiſchen Graͤnze, wovon Hagecz unter dem Jahr 1040. Meldung thut. Wie waͤre es aber, wann wir Cronach darunter ſuchten, welche Biſchof Ditmar ſelbſt Crana nennet, oder gar die Stadt Chamb? wenigs ſtens ſagt der Annaliſta Saxo, der, wie bekannt iſt, den Biſchof Dits mar getreulich ausfchreibt , Daß Dtto ad Camma Civitatem fuam ger kommen feye. Beſſer landwaͤrts liegen die Dexter Erufins, Kreus Ben, Harberesburg, Herfpruf, und Martela, Ammerthal, deren Bifchof Ditmar, n) Adelbold, o) und der annalifta p) Saxo bey Ges legenheit der Aufruhr Markgraf Heinrichs oder Hezilons gegen K. Seinrich den II. erwähnen.

b) Ada. 1040, ap. Mencken feript. rer. germ. Tom. I. pag. 2023.

. €) Cofinas 1. P. 2059. Lunig R. Arch. Tom. VI. P. 11. pag. 230, d) Hagecz. h. a. Goldait de Regno Bohem. cod. prob. e) Ap. Lunig. Cod. German. diplom. Tom. I. pag. 975. f) Monum. Waldfafl. ap. Oefele feript. rer. Boic. Tom. I. Dipl. Ca- zoli IV, de a. 1355. ap. Lunig. 1. c. pag. 1138, 8) Monum. Waldſaſſ. 1. c. Abhandlung von den Marfgrafen auf dem Nordgau. h) Diplom. ap. Lunig. Cod. germ. dipl. Tom. I. pag. 971. 975. 1118. feg. i) Lib. Ill. pag. 29. ed. Reinecc, X) Epit. Rer. Bohem. Tom. Il. pag. 131. 1) R. Hifterie Tom. Il. p. 113. m) Chron. Gottwic. Tom. Il. p. 716. n) Lib. V. pag. 57. o) Vita Heinrici S. ap. Leibnit. fcript, rer. Brunsw. Tom. I. .p) Ad an. 1035. V.

| F. Sr" wendet fich die nordgau »baierifche Graͤnze Nordmwärts; und

WR gleichwie wir bishero dem Böhmerwald als einer natürlichen

Markung gefolget ſind: ſo treffen wir jetzo die thuͤringiſche Saale an,

die uns bis an den Thuͤringerwald fuͤhren wird. Daß dieſer Fluß,

13 die

\

1 58 Bon den alfen Gränzen

die Saale, die deutſchen Staaten, und insbefondere Baiern, von den -

Sorbenwenden abgefondert hat, ift eine längft befannte Sache. Egins hard bemerfet, daß ſchon unter K. Barl dem Großen Sala Thuringos & Sorabos dividebat , und der antiquus Pœta q) erzähle, Daß

- - Medias Sorabi terras camposque jacentes

Inhabitant inter fluvios. Hinc volvitur amnis _

Qui Sala nomen habet, fluit Albia latior inde. a die Sorben hatten fich auch meit dießeits der Saale ange gebauet, welches die vielen Ville Slavorum, die um Bamberg herum lagen, und uns auch an der Aiſch eine Regionem Slavorum finden kaffen, genugfam bezeugen. r) Längft diefee Saale nun erftrecfte fich der Limes Sorabicus, deffen Duces von den erften Zeiten ber lau⸗ ter Baiern gemwefen find; wie folches von dem Tachulfo , Ernefto, Ratholdo, ja auc) Poppone feicht zu ermweifen wäre; fo wie nachge> hends die hiefigen Marchiones aus dem bambergifchen Stamme, die in ihre Stelle eingetretten find, auch baierifche Landftände geblieben. Da⸗ ber koͤmmt auch, Daß die baierifchen Kriegsheere allezeit Die forbi- ſche Mark bedecfet haben; und daß, da Hoff Dießeits der Saale noch zu dem Nordgau gehöret hat, Plauen in Voigtland und andere

jenfeits der Saale gelegene Oerter niemalen herüber in den Nord⸗ gau find gezogen worden. So bleibt alfo die Saale die nordliche

Gränze von Baiern, bis in die Gegend, da fie fich in den Thuͤrin⸗ gerwald fihlinget, welcher fodann ihren Plag einnimmt, und die nordgauifche Gränze abgiebt.

g) L. Il. verfu 38. ad a. 782. ap. Schilter ſeript. rer. germ.

r) Friefe Chron. Wurceburg ap. Ludewig. fcriptor. rer, Wurceburg. pag. 414. Chron. Gottwic, &c.

$. VI

un wollen wir wieder die vornehmften Derter fuchen, die ung hel⸗ fen koͤnnen, die nördliche Gränzlinie mit der bey Egra abge bro⸗

f des baierifchen Nordgaus. 159

brochenen öftlichen zu verbinden. Zuerft finden wir die oben erwaͤhn⸗ te Stadt Hoff an dem linken Ufer der Saale, von welcher Herr Hofrath Planer überflüßig ermwiefen hat, daß fie im Nordgau gel ‚gen war. s) Beſſer hinüber liegt die bambergifche Stadt Cronach, vormals Crana genannt, welche nach dem Elaren Zeugniffe des Bir fchof Ditmars, Adelbolds, und des annaliftz Saxonis t) ein Theil der nordgauifchen Markgraffchaft geweſen if. Don Eronach lauft die Gränze hinüber ir das Fürftenthum Coburg, welches chedem , zum Theil, der Bantzgau hieß. Diefer Bansgau nun gehöret unftveitig zum Nordgau, wie folches in der Abbandfung von den nordgauis ſchen Markgrafen bewieſen worden iſt; weilen 1. Markgraf Hermann ein gebohrner Graf von Abenberg denſelben mit ſeiner Gemahlin

- Bertha oder Alberada , einer Exrbtochter Margraf Ottens von Schweinfurt erheyrathet, auch 2. die marfgräfl. Würde, die er zus gleich erhaften, darauf gehaftet hat. Zudem leſen wir 3. in dem Stiftungsbrief des Elofters Dante, daß alle dabey angeführten Zeus

- gen more Bajuvariorum per aures trafüi, u) an den Ohren find ges zupfet worden , welches eine unläugbare Probe ift, daß fih Markgraf

- Hermann für einem Baier, und feine Güter für baieriſche Güter

“gehalten habe,

5) Hiftor. Curie Narife, pag. 32.

t) 1. cc

u) Hund. baierif. Stammb. Tom. 1. in fine.

$. VII.

De nordbaieriſche Banzgau nun begriff nach dem Zeugniß

Abbe Heinrichs von Bank , x) alle die Ländereyen, welche

wwiſchen den beyden Schlöffern Sonneberg. und Schaumberg oder

den Stüßen der Iufch, der Rodach, und dem Mayn gelegen was

ren. Der Stiftungsbrief des Klofters Banze benennet das Haupt⸗

ſchloß Banze und die Dörfer Affuldern, Efielhem, Muckburg/ Mup⸗ perg /

4

-160 on den alten Graͤnzen

perg, Stekilize, Settlitz, und Grodofe, Groits. Hierzu feßet noch Hoffinann y) aus Urkunden Zeulen, Yeinridesdorf, Hennersdorf,

Euftonesdorf, Goftendorf, Aſchem und Cunſtadt. Abbt Heinrih

von Banze fagt ferner, daß des Markgraf Hermanns Güter ſich us- que ad confinia Herbipolenfia £5 usque ad confimia civitatis Geilbaufen £9 Seiboltes erftrecfet haben. Nun lauft freylich der Banzgau biß an die wuͤrzburgiſche Graͤnzen; aber was ift Doch die ebenfalls erwaͤhn⸗ te ciwitas Geilhaufen? ich bin lang in den Gedanken geftanden, daß die Neichsftadt Gelenhaufen Darunter zu fuchen fey; um fo mehr, weil nicht weit Davon der Flecken Selbolten liegt, welcher fich treflich auf das Seiboltes ſchickete. Der Herr von Falkenftein meynet, es feye das nicht weit von Bamberg gelegene Geilftadt. Allein der Namen iſt ein bißgen zu fehr verdrehet; und will man es ja auch auf dem Nordgan fuchen , fo finde ich unweit der fachfenhifdburghaus fifchen Amtftadt Heldburg , vollfommen auf unferer Linie, ein Gel⸗

lershauſen, das ganz gut hieher geht; und bey Lichtenfels am Mayn

liegt ein Seibersdorf, welches für Das Seiboltes gelten, und die oͤſtliche Gränze des Banzgaus, ſo wie Gellershaufen die weſtliche porftellen koͤnnte.

x) Origin. Banzenfef, ap. Ludew. Script. Rer. Germ. tom. 11. pag. 47 y) Annal. Bamberg. ap. Ludew. l. c. tom. 1. pag. 81.

$. VIII.

Re des Banzgaus treffen wir die bambergiſche Amtsftadt Scheslitz, Schehoslitze und Kunigeshoven zZ) in montanis contra Bemiam an. Da der Herr Abbt Beffel Fein Rönigshofen an der

böhmifchen Graͤnze finden konnte, fo verſteht er darunter das bey |

Scheslitz gelegene Dorf Königsfeld. Allein wir brauchen diefe Nas

mensveränderung nicht. Sch werde unten zeigen, Daß aud) die

Gegend um Kangenzenn herum in den Böhmerwald geſetzet wors den,

des baieriſchen Nordgaus. A 161

den, aa) und da Bann ja-ein fuldifcher Neligios das im Gebürge,

gegen dem Nordgau zu, gelegene heutige Königshoven, an der fränz Eifchen Saala, ganz leicht auch in montanis adverfus Boemiam gefucher haben. Nach Scheflis folget Bamberg, eine unftreitige altbaierifche Stadt. K. Ludwig der IV. nennt fehon zu Anfang des zoten Fahrhunderts die bambergifchen Herren Markgrafen: bb) her⸗

nach fagt der Annalifta Hildesheimenfis , und der mit ihm gänzlich

einverftandene Annalifta Saxo: Daß Anno 964. der vom K. Orten dem I. gefangene König Berengarius in Bojariam ad Caftellum Baven- berg fey geführet worden: womit alle andere Gefchichtfehreiber uͤber⸗ eins kommen, Davon einige, wie der Corvus Continuator Reginonis, ec) bezeugen: daß Berengerius in Balern-verwiefen worden, und dafelbft geftorben fey ; andere aber, und darunter der vortrefliche Lambertus Schafnaburgenfis, den Ort Bamberg ausdräcflich erwähz nen. Endlich ſteht in dem Schenkungsbriefe der Graffchaft Bam— berg an Herzog. Hezel von Baiern durch K. Orten IL daß diefes Bamberg in Comitatu des berühmten nordganifchen Marfgrafs und

Grafs Bertholden in pagonuncupato dd) Folcfeld ift gelegen gewefen.

So hat alfo der Pagus Folcfeld aud) zu dem Nordgau gehös

ret, welcher fich hierdurch auf dem nördfichen Ufer des Mayns bis oberhalb Tharis und an die feänfifche Saala erftreefte. Bey Bam⸗ berg felbften wollen wir nur im Voruͤbergehen die zwey flavifche

Dörfer Trufali (Dörfles) und viretum (Viehreit) mitnehmen, deren

erfteres dem Hrn. Rat) Schoen Gelegenheit gegeben, einen nie gewe⸗

fenen Pagum Trufali zu erdencfen. ee) * Tradit. Fuldens. ap. Schannat. pag. 282.

aa) Tradit. fuldens. pag. 285. n. 94.

© bb) Eccardt franc. orient, Tom. I. pag. 897. ec) Ad. a. 964. 966. J dd) Vita Heinriei Stie ap. Ludewig l. c. Tom, L p. 375 —_ @e) Chron. Gottwic. 737. —* 8. IX.

162 Von den alten Sranen ! ————

Day Bamberg und dem dazugehörigen, bis an den Steigerwald | fortlaufenden, Radentzgau endiget der Herr Abbt Beſſel und ‚mit ihm der Herr von Fafkenftein die weftliche Linie des Nordgaus und des Herzogthums Baiern. Sch bin aber einer ganz: andern Meynung. Der Gefchichtfehreiber Adelbold, der des K. Heinrichs des II. Leben, als ein Augenzeng , :befchrieben hat, erzähfet: daß der Kaifer, nachdem er den nordbaierifchen Markgraf Sezel oder Heinrichen bezwungen , ſich mit der Jagd inSylva Speicheshard, que Bavariam a Francis dividit beluftiget habe.) Der Herr Abbt Beffel fieht dieſe Stelle als einen Schreibfehler an, und meys net, daß es anftatt Speicheshard Steigerwald heißen follte. Allein zu geſchweigen, Daß es endlich ein fehr derber Schreibfehler feyn wuͤr⸗ de, fo wiffen wir ja aus dem Diemar von Merfeburg, daß der Kaifer damals wirklich in der Fylva Spehteshardi gejaget hat gg.) Es ift alſo ſchon gewiß, Daß fi) Adelbold nicht in dem Namen ger ° irret habe: folglich wäre nur die wichtige Anmerkung, Die er bey Diefer Gelegenheit macht, ein Fehler, aber ein folder Dauptfehler, deffen wir ihm nicht leicht befchuldigen koͤnnen; nachdem nicht nur der Chronographus Saxo hh) ein gleiches bezeuget, Daß der Syla Spetheshart Bavariam a Froncia ſcheide, fondern auch der Annalifta Saxo fich eben dieſer Wort bediener bat. Diefer legtere Geſchicht⸗ fehreiber hat hierinnen ein deſto größeres Gewicht, Da er, wie der Herr von Eckart fattfam ermweißt , ü) eben jener Eccardus Uragien- fis ift, den der heilige Bifchof Orto von Bamberg feinem im Jahr 1106. neugeftifeten Kloſter Aurach, an dem Fuffe des Speßharts, als Abbt vorgefeget hat. Bey diefer Befchaffenheit der Suchen würde es freylich eine große Verwaͤgenheit ſeyn, wenn wir zween Augen⸗ zeugen, dem Adelbold und dem vortreflichen Annaliſtæ Saxoni, wider⸗ forechen , und die Erſtreckung des Nordgaus bis an den Speßhart, wel⸗

des baierifchen Nordgaus, Be 7,

welche fie fo gar ausdrücklich bezeugen , in Zweifel ziehen wollten, Es giebt Überdas noch eine Menge Nebenbeweisthümer, die jene geographifche Wahrheit ungemein unterftügen.

E) Ap. Leibnit. feript. Brunsw. Tom. I. p. 437.

gg) Lib. V. pag. 57.

hh) Ap. Leibnit. acceflion. hiftor. Tom. J. ad a. 1003. p. 215, ü) Prefat. Corpor. hiftor. med. zvi Tom, FH

4. X.

je Idee ſchon, daß Koͤnigshoven und andere Güter juxta alreum I fwi Cinna (die Zenn im anfpachifchen) in Sylv» Behoms kk) liegen follen, beweißt, daß der Nordgau, der den Böhmerwald ums ſchlung, bis an den Mayn in der Gegend von Ochfenfurt müffe gez gangen feyn. Ich habe ferner beſſer oben. eine Urkunde K. Orrens des II. angezogen, in welcher der Pagus Kolcfe!d ausdrücklich eine Srafichaft des nordbaierifchen Markgrafs Bertholds genennet wird, und dieſer erſtreckte fich bis oberhalb des Klofters Tharis, Weiters ift bekannt genug, daß die Stadt Schweinfurt an dem weftlichen Ufer des Mayns, gegen dem Speßhart zu gelegen, der Hauptfiß der ofterwähnten nordbaierifchen Markgrafen gewefen. Endlich werde ich beffer unten eine Menge Derter anführen, welche den nordgauifchen Markgrafen zugeftanden , und bis an die fränkifche Saale, welche das alte Dfifranfen von dem Speßhart abgefondert , binreichen, Welches alles dem Vorgeben des Adelbolds und des Kloſter aura- chiſchen Abbts Eckarts treflich zu ſtatten koͤmmt, und uns auch ohne daſſelbe auf die Spur, die ſie uns eroͤfnet haben, leiten ſollte. Aber noch mehr. Durch dieſes Syſteme wird das ganze Oſtfranken zu Baiern geſchlagen: und nun fernen wir, warum doch die Baiern und die Orientales Franci immerdar miteinander vorkommen, vor- nehmlich in einer wichtigen Stelle bey dem Luitprand I), da es heiſ— je: Herzog Arnolph von Baiern ſey bey ſeiner Zurhckkunft aus Uns X 2 garn

%

164 Von den alten Graͤnzen garn honorifice von den Baiern und Orientalibus Francis empfane gen und von ihnen ermahnet worden, den koͤniglichen Titul anzuneh⸗ men. Worzu noch koͤmmt, daß in den Urkunden eben Diefes Her 3098, bey dem Meichelbecf , mm) er den Titul führer: Dux Bajoa- riorum & adjacentium regionum: zur unftseitigen Probe, daß Die Orientales Franci unter Herzog Arnolphen wirklich geftanden find: So gehöret auch hieher eine Stelle bey dem Bifchof Ditmar: da er erzählet: daß Herzog Heinrih aus Baiern, als er die kaiſerl. Wahl auf ſich zu bringen ſuchete, cum primis Bavariorum & Orientalium Fran- corum, nach Worms gezogen ift nn). Wir lernen, warum doch das woürzburgifche fogenannte Herzogtum Franken, und das Burgraf- thum Nürnberg , beyde fat zu gleicher Zeit, unter Kaiſer deinridy den IV. gerade nach der Erlöfchung der alten nordbaierifehen Mar grafen im Fahr 1057. in denen Durch diefe verfaffenen Gauen, aufge kommen find: Wir fernen endlich, warum wir in diefen Gegenden erft im Fahr 1116. 00) ein befonderes Herzogthum der hohenſtauffi⸗ fehen Familie ftiften fehen, welches mit dem alten Herzogthume der theinifchen Franken nichts gemeines hatte, aber Dagegen unfern er⸗ I digten Nordgau ganz allein in fich begriff. Eine Fleine Probe mag die Stadt Heydingsfeld am Mayn geben. Diefe gehörte ſchon Markgrafen Sezilo pp); hernach Fam fie mit feiner Enkelin an Mark graf Hermann, welcher dafelbft eine Probſtey ftiftete qq). Als⸗ dann empfieng fie K. Conrad III. als einen Theil feines neuen Herz zogthums Franken, von deffen Sohne fie K. Friederich I. erbte ır); bis fie endlich nach Erlöfchung des hohenftauffifchen Sefchfechts mit den übrigen Theilchen dieſes Herzogthums wieder an dag Neich ges | fallen, und endlich durch K. Sigmunden im Jahr 1423. dem Hoch⸗ ftifte Würzburg verpfändet worden ift ss).

kk) Trad. Fuld. p. 285. n. 94

U) Lib. II. Cap. 7. ap. Schilter. rer, germ. P. 104

mm) Lib. V. pag. 54

des baierifchen Nordgaus. 165

sn) Meichelb. hift. Frif. Tom. I. Part. Inftr. pag. 429.

00) Annal. Saxo h. a, i

pp) Tradit. fuld. n. 69. pag. 284.

gg) Litter. fundat. ınon. Bantenfis. & Friefe ap. Ludew. pag. 475. vr) Friefe l. c. pag. 524.

ss) Friefe 1, c. pag. 702.

XI

N mehr: im Jahr 116. wird eine Reichsverſammlung in Frank:

furt gehalten. Friederich von Hohenftaufen hält aber die baie⸗ rifchen Herren ab, darauf zu erfcheinen, und da läßt fich auch Fein einziger Oftfranke feben tt). Sm Jahr 1121. ift eine andere derglei⸗ chen Verſammlung in Würzburg, und weil Die religui Principes

“Norici eben damals mit etwas anderen in Negensburg befchäftiget . waren: fo verkündigen ihnen Bifchof Orte von Bamberg , Herzog

Seinrich aus Baiern, und Graf Beringer von Sulzbach, was in Würzburg gefchloffen worden. Endlich ift ja ganz außer Zweifel, daß Bamberg eine baierifche Landftadt gewefen ift, und doch feget fie Bifchof Diemar an verfehiedenen Orten in Franciam Orientalem. So führet auch der nordbaierifche Markgraf Berthold in den Sr.

emmeramiſchen Vebergabsbriefen uu) ohne Unterfchied den Namen - Marchicomes (Bavariz) und Comes Franciz Orientalis ; und fein Sohn Markgraf Heinrich oder Hezilo, den Adelbold, Ditmar und

alle andere Gefchichtfehreiber ganz ausdrücklich unter Die Comites Re- gni Bowarie zählen, beißt Doch bey dem Bifchof Ditmar, feinem RBettern, Decus Orientalium Francorum. Alle diefe Umſtaͤnde, die ein? zeln wenig beweifen , aber zufammen genommen ein großes Gewicht haben, deutlich geben erkennen, daß die Eleinere oftfränfifchen Gaue,

oder Srafichaften, zu Baiern gehöret, und daß folglich Adelbold und

der aurachifche Abbe Eckart mit größtem Fug Baiern bis an den

Speßhart ausgedehnet haben, welches eigentlich zu bemweifen war, X 3 Uebri⸗

166 on den alten Gränzen Uebrigens follte ich faft auf die Gedanken gerathen, daß Oftfranfen feit der fantfeldifchen Theilung 875. zu Baitern schöret habe ; we⸗ nigftens feheint es aus dem Worte: Regnum Bavaria zu erhellen, wel⸗ ches dem Herzogthum Baiern oft bepgeleget wird. # tt) Annal. Saxo. h. a. wu) Ap. Pezium Anecd. Tom. I,

$. XIL

‚un darf ich vermuthfich Die Hypotheſe, Daß Baiern bi an den Speßhart gereichet habe, als erwwiefen anfehen, und derſelben zufolge meine Gränzlinie weiters ziehen. Ich bin damit bey dem Schloſſe Schaumberg an der Itzſch, im Banzgau, ſtehen geblieben. Bon bier lauft fie der fränkifchen Saale zu, über Gellersbanfen: gefegt nämlich, daß diefes das banzifche Geilhaufen ſeye. Beſſer oben ift der Bach Miliz und der terminus miliziacenfis der nad) einer fuls difchen Urkunde vom Jahr 907. mit in das NReichslehen der Graf (haft Bamberg gehörer hat xx). Diefe Miliz fällt unterhatb dem oft erwähnten Königshofen in die Saale; und zwar in der Gegend Des Saſſgaues, der rechts und finds der Paunach bis an dem Mayn reichte , und ein Theil des Pagi Folefeld fiheint geweſen zu ſeyn. Wir merken Darinnen, aus den tradit. Fuldenfibus, den Ort Buna, an den Quellen der Paunach, und einem mir unbekannten Ort Bras chouva, , der in die Verlaffenfchaft Markgrafs Ortens von Schweinfurt mitgehöret hat, und Durch feinen Schwiegerfohn Graf Boden an i das Kiofter Taris gekommen iftyy). Nun erreichen wir die Stadt Schweinfurt, welche fehon auf dem weftlichen Ufer des Mayns gez gen den Speßhart zu gelegen, und wie befannt, dev Hauptſitz Der nords baierifchen Markgrafen geweſen ift. Gleich Darunter fängt der Werz nigau an, von dem Eleinen Fluſſe, die Werne, die fi) oberhalb Ge⸗ mind in den Mayn ergieft, und das wuͤrzburgiſche Amt Werneck durchlauft, alſo genennet. Diefer ganze Gau war ein Eigenthum der

des baierifchen Nordgaus. 167

Der nordbaierifchen Markgrafen : wie ſolches aus dem Graf bodifchen, dem Klofter Tharis gegebenen Schenkungsbriefe, zum Ueberfluß erhel⸗ let zz). Es würde viel zu mweitläuftig feyn, alle die Derter anzuführ ven, welche in Demfelben vorkommen ; ich berühre alfo nur diejenigen, Die zwifchen der Saale, und dem rechten Ufer des Mayns gegen dem Speßhart zu gelegen find, und folglich mehr als die anderen bieher ge bören. Gleich oben alfo, bey Kiffing liegt Uran, (Aurach) Urdorf, (Eyerdorf) Sulzthal, (Salzthal) Eginolfesbaufen , (Eggenhaufen) Garneftade, (Garſtadt) Witoldeshufen (ABeigeltshaufen) Thelbeim;, (Delyeim) ꝛc. aaa). Nun folgen nach einem Fleinem zwoifchen Raume: Heidingsfeld, wovon ich fehon oben geredet habe; Kiſt, (Kift) Dat⸗ garsſtadt/ (Darfiadt) Reichersdorf, (Meicherfen) Dalwirsleben, (Als lersleben) Darrelbaufen, (Attelhauſen). Ferners bbb), aus den Schenkungen Markgrafs Ezzilons: Rezziftade, (Megftädt) Ochſen⸗ furt, Frickenhauſen und Sezzelskirchen oder Hetzelshauſen ꝛc. Auf dieſe Art und vermittelſt dieſer beſtaͤndigen Kette, haben wir den Nordgau bis an die Tauber gefuͤhret, welche bey Wertheim gerade gegen dem Speßhart uͤber in den Mayn faͤllt. Hier aber muͤſſen wir ein wenig ſtehen bleiben, um einen Blick auf die ſuͤdweſtliche | Graͤnzen des Nordbaierns zu werfen.

xx) Tradit. Fuld. pag. 224.

© yy) Schannat. Vindem. Tom. 1. pag. 175. fegg.

22) Loc. eit.

* vr Ale diefe und folgende Derter find auf_der homanniſchen Kavte von tanken, und dem Stift Würzburg anzutreffen.

Ya =. Trad, Fuldens. Pag. 284. N. 69.

%. er $. XII * wuͤrde etwas fo unnoͤthig⸗ als uͤberfluͤſſiges ſeyn, wenn ich mich bier in einen muͤhſamen Beweis einlaſſen wollte, daß der Pa- gus Retia, oder der Ries mit zu Nordbaiern gehöret habe. Es hat zn der große Abbt Beſſel in dem Chronico gottwicenfi ſowohl | als

168 Bon den alten Gränzen

als der Herr von Falkenftein in feiner delineatione Nordgaviz vete- i

ris dieſen Sag weitfäuftig genug ausgeführt, und bewiefen. Der

Herr von Falkenfiein zieht Deswegen, in feiner LandFarte vom Nord⸗ j

gau, die Gränzlinie deffelben an der fehwäbifchen Eger und der Wer⸗

niz bey Nördlingen und Dettingen herunter, bis oberhalb Donauz

werth, an die Donau. Allein er hätte diefe Linie noch um ein merk⸗

fiches tiefer in Schwaben hineinfchieben, und Dillingen nebft feinem

Landesbezirk noch hinein ziehen Fünnen, wenn er in feinem eigenen Codice diplomatico Nordgaviz cce) auf jene Urkunde K. Arnulpbs. vom Jahr 895. Acht gehabt hätte : in welcher Gundelfingen nebſt

dem Dorf Arlanta ganz ausdrücklich in den Pagum Nordgau und 7

in den Comitatum des berühmten baierifchen Grafens Engildeonis

gefeget werden. Diefes Gundelfingen Tiegt oberhalb Dillingen an dem Eleinen Fluß Brenze, welche dem Brenzgau den Namen geger ben bat. Der Brenzgau aber war ein Theil des großen Riesgaues oder Pagi Retiæ ddd), wie der Pagus Sualifeld auch, der fich von Guntzenhauſen längft der Altmuͤhl bis gegen Eichſtaͤdt zu erfivechte, In dem corpore tradit. Fuldenfium fümmt unter illis de Bojoarie, % welche ihre Güter dem Stift Fulda gefihenfet, auch die Yilla Snaide in pago Retiæ juxta fluvium Brenzo vor; welches Schnaide oben faſt

an den Quellen der Brenze gegen Heidenheim uͤber liegt. Hieraus

erhellet, daß die Brenze, in ihrem durchgaͤngigen Rinnſal, die Graͤnze |

des Nordgaus muß gewefen feyn, indem Schnaide bey der Quelle

derfelben, und Gundelfingen bey ihrem Einfluß in die Donau, zu dem

Nordgau gezählet worden. Jenſeits aber gieng das Herzogthum Schwaben an. Wir merken nur noch im Vorbeygehen Die obener- wähnte Villam Arlanta, heute Erling bey Nördlingen, und Chuoch⸗ heim ; eee) heute Kuchheim ꝛc. ꝛc.

ecc) Pag. 16.

ddd) Chron. Gottw. voce Brenzgau.

eee) Trad. Fuld. p. 310. ; *

DE re ern ne

er

Bun des baierifchen Nordgaus, 169 .XV.

o waͤre alſo gnugſam bewieſen, daß die Brenze ſuͤdweſtwaͤrts Nordbaiern von Schwaben abgeſoͤndert habe. Folgen wir aber dieſem Fluͤßgen bis an den Koͤnigsbronn, aus welchem es ent⸗ fpringt: fo finde ich mit Verwunderung und Freude, daß jener kei⸗ ‚ne Stunde weit von den Quellen des Kochers entfernet if. Hier eroͤfnet ſich eine neue Sypotheſe, die mit allem dem, was bisher abgehandelt worden, vortreflich zuſammen haͤngt. Der Nordgau iſt ganz gewiß vermittelſt der Brenze bis an den Kocher gegangen. Nun liefern uns Cruſius FE) und Frieſe ggg) eine Urkunde K. Con⸗ rads II. vom Fahr 1026. aus welcher fonnenklar erhellet, daß eben diefer Kocher das fogenannte Oftfranfen von Schwaben gefchieden hat: fo daß die Gränge zwifchen Schwäbifchhall und dem Efofter Murrhart Durchgefoffen. Wir haben auch nach und nach bewiefen, daß bis an die Tauber ganz Oſtfranken zu Baiern gehöret hat. Was verhindert uns dann jeßo den Eleinen Strich von Oftfranken, der zwiſchen dem Kocher und der Tauber liegt, in unfere Linie mit einzuſchließen? da alle obige Generalbeweisthuͤmer fich vollkommen darauf ſchicken, und Feine Ausnahm kann beroiefen werden: Einmal die gefunde Logik wird nichts Dawider haben ; abfonderfich da die baieriſch⸗ ſchwaͤbiſche Graͤnze eben diejenige iſt, welche die oftfräns kiſch- ſchwaͤbiſche geweſen. £ff) Annal. Suev. P. II. pag. 188. ggg) Ap- Ludew. 1. c. pag. 465.

| XV.

G'ep Oſtfranken gehoͤrete alſo zu Nordbaiern. Der Boͤhmer⸗ | wald gegen Morgen , die thüringifche Saale und der Thuͤrin— Wald gegen Norden; die fränkifche Saale, der Speßhart, eine noch

Bi: £inie von der Tauber an bis an den Kocher, und end- u Y lich

170 Von den alten Graͤnzen des baieriſ. Nordgaus. u fich die Brenze gegen Abend find Die wahren von der Natur ſelbſt

gefegten Graͤnzen Deffelben gervefen. ch weis wohl, Daß noch vieles, recht vieles zur völligen Demonftration dieſes Syſtemes fehlet; aber man wird mir doch auch zugeſtehen, Daß ſelbiges wahr⸗ feheinlich genug, und mit bündigen Beweisthuͤmern unterftüßet fen Sch werde mich glücklich ſchaͤtzen, wenn ein anderer auf diefen Grund

ein regelmäßiges Gebäude aufführen Fann: und eben fo glücklich, wenn auch durch die Widerlegung meiner Säge ein neues Liecht für Die mittlere Geographie follte angezimdet werden. Mid) ergögen indeffen die treflichen Ausfunftsmittel, welche ich Darinnen in Abficht auf das Staatsrecht von Oſtfranken finde. Ich ergöse mich, wenn ich in unfern nordgauifchen Markgrafen eine pollkommene Gleichniß mit den alten thäringifchen Markgrafen, den Vorfahrern derer fand» grafen entdecke; und ergöge mich auch in Der Hofnung, daß vieleicht der Urfprung des Burgraftyums Nürnberg und feiner Rechte dadurch kann aufgekläret werden. Laſſen e8 Zeit und Gelegenheit zu, fo will ich fuchen in einer zronten Abhandlung Die Eleine Lücke, welche zwi⸗ fchen der Tauber und dem Kocher wider meinen Willen offen geblier ben, auszufüllen, und einen Blick tiefer in Das oftfränkifche alte ; Stantsrecht hinein zu wagen.

Chriſtian

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Chriſtian Friederich Pfeffels

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einer gruͤndlichen Geſchichtsbeſchreibung derer alten Tg auf dem Nordgau, aus den bambergifch- und vohburgifchen Gefchlechten,

Erſter Theil:

von Denen

Markgrafen

aus dem

bambersifhen Geſchlechte.

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EIN I Be 173

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SE habe mir vorgeſchet in dieſer Abhandlung die Regierung FA) und Gefchlechtsfolge der alten baierifchen Markgrafen auf

dem Nordgau zu unterfuchen. Es verdienet diefe, an fich felbften richtige und vortreflihe Materie um deftomehr eine befonde-

re Ausführung, als fie bisher durch die Bemühungen unferer beften

Gefehichtfehreiber mehr verwirret, als aufgefläret worden. Ich will nichts von den Hirngefpinften der Buzelinen, der Lazien und Senni⸗ gefen, und anderer dergleichen verroägener Träumer erwähnen. Man hat fie ſchon laͤngſtens mit den Annalibus Volufi in eine Efaffe ge

ſetzet; aber ich rede von einem unfterblichen Aventin, welcher in

dem fiebenden Buche feiner baierifchen Gefchichte a) eine ganz magere Reihe von ſogenannten vohburgiſchen Markgrafen anfuͤhret, und

ſelbige von dem Herzoge Bertholden abſtammen läßt; obſchon alle

Geſchichtſchreiber bezeugen, daß dieſer letztere ohne Kinder geſtorben ſey. Es wird auch aus der Folge dieſer Abhandlung erhellen, daß Aventin ein halbdutzend Seinriche, und Bertholde in den vohburgi⸗ ſchen Stamm eingepropfet hat, welche doch auf keine Weiſe dazu gehoͤreten. Der vortrefliche Wiguleus Sund b) ſahe ſchon das un⸗ vollkommene dieſer Nachrichten, und den Widerſpruch, welcher in den unterſchiedenen Ausgaben des Aventins herſchet, mit Bedauren ein; er wußte aber doch nichts beſſers zu ſagen, und laͤßt alſo die Sache bey dem alten bewenden. Da nun dieſe zween, um die baies tische Gefchichtsfunde fo hochverdienten Männer, bey der arofen Menge von alten Brieffehaften und anderen Monumenten, die ihnen zu Dienften geftanden , nichts vollftändiges noch zuverläßiges haben hervorbringen koͤnnen: fo ift daraus mit großer Wahrſcheinlichkeit

zu ſchließen, daß wenige oder gar Feine beſondere Urkunden vorbans

3 da

174 Bon den alten Markgrafen

den find, aus welchen die Gefchichte der nordbaieriſchen Markgra⸗

fen Fünnte erläutert werden.

a) Cap. 2. pag. 629. 5) Baieriſcher Stammbaum Tom. I. pag. 148

$. II. h

& hat ihnen zwar der Herr von Falkenftein, in feinen nordgaui⸗

fchen Alterthämeren ©), einen eigenen Abfchnitt gewiedmet; aber mit fo unglücklichen Erfolge, daß er Die wenigen Wahrheiten , wel⸗ che Aventin noch eingefehen hatte, in einem Meer von buzelinifchen, und noch ärgern rixneriſchen Tand verfenkte. Eine Feine Probe von feinen Entdecfungen mag diefes feyn: Arnold von Vohburg, Probſt

zu St. Emmeram erzählet , fein Großvater Graf Arnold habe

unter Bifchof Michaelen von Negensburg ein falfches Zeugniß gegen vorgedachtes Kloſter abgeleget, aber auch zur Strafe dafür poſt pau-

cos annos feinen Tod in der Naab gefunden. Nun ift bekannt, daß

Biſchof Michael im Jahr 968. geftsrben if. Folglich därfen wir

das unglücfliche End Graf Arnolds fehmwerlich über das Fahr 975. ° hinaus feßen , wenn wir auch annehmen wollten, daß er fich erft in

dem legten Megierungsiahr Biſchof Michaels verfündiget habe: allein der Herr von Falkenftein rechnet ganz anders. Er läßt ihn den Bir ſchof 80. volle Jahr ruhig uͤberleben, fchickt ihn noch im Jahr 1045. ats einen bundertjährigen Greifen auf den Turnier nach Halle, und

erfäuft ihm endlich alt und Lebens fatt im Jahre 1049. Wenn Dies

ſes poſt paucos anmos heißt, fo weis ich nicht REDE /was zu einem ganzen Jahrhundert gehüret. €) Tom. 1L,

$. II J. Pr foberwandten Umftänden ift mir nichts anders übrig geblieben, als Die Gewebe meiner Vorfahreren gänzlich bey Seite zu fer gen,

EEE EEE ER a N ET A EEE en de ne a se

N \ 3 auf dem Nordgan 175

gen, und ein neues a auf einen fichereren Grund aufzubauen. » Es fehlet freylich noch unendlich vieles zur Vollkommenheit dieſes Syſtemes; allein ich hoffe doch wenigſtens meinen Nachfolgern eis nen befferen Plan zu hinterlaffen, als ich vor mir gefunden habe. Ich muß aber auch noch dieſes zum voraus erinnern, daß meine Abſichten fürmwiefesmal gar nicht geweſen find, die Alterthuͤmer der nordgauifchen Markgrafſchaft unter den carofingifchen Beherrfcheren von Deutfihland aufpufuchen , und zu entwickelen: ch begnüge

- mich, in dieſer Abhandlung bis auf Die Zeiten der fächfifchen Kaiſer zurüche zu gehen, unter welchen ohnehin die meiften deurfchen Mark- grafſchaften ihren Urfprung genommen haben,

ie $ IV.

De Beſtimmung der nordgauiſchen Markgrafſchaft war, die Graͤn⸗ zen des Herzogthums Baiern gegen die ſlaviſchen Voͤlker in Böhmen zu bedecken: fo wie Die Markgrafſchaft Meißen denen Sach⸗ fen gegen eben diefelben zur Vormauer diente. Es war alfo eine baie- riſche Markgraffchaft, welche in eben der Verbindung mit den Her⸗ ‚zogen in Baiern ftund, in welcher Die öfterreich = fteyer = und hiſter⸗ teichifchen Markgraffchaften lange Jahrhunderte mit denfelben geſtan⸗ den find; bis Diefe letztere, durch die, der Größe unferer deutfchen Herzogthuͤmer fo gefährliche hohenſtauffiſche Politik, der Oberherrs fehaft der baierifchen Herzoge find entriffen, und zu befondern Stans ten erhoben worden; dahingegen die nordgauifche Markgraffchaft in folcher Verbindung, bis zu ihrer gänzlichen Wiedervereinigung mit Baiern, geblieben ift. Es ift unnöthig, die Proben diefer Unter⸗ werfung mühefam zufammen zu fuchen : wir werden in der Folge vernehmen, daß die nordgauifchen Markgrafen die herzogliche = baieri> Shen Landtäge fleißig beſuchet, den baierifchen Adel in Kriegszeiten angeführet und andere Handlungen mehr verrichtet haben, welche eis | | ne

176 Don den alten Markgrafen ° ne vollkommene Landfafferey beweifen, Genug, daß Adelbols die ſelbe ausdrucktich unter die Comites Regni Bavariz feßet d): und daß der Autor Chroniei 8. Ulrici & Afræ, den. man insgemein für den niederaltaichifchen Seinrichen Stero hält, unter dem Jahr 1152. verfichert, die öfterreichifch = fteyrifch = hifterreichifch jnd chambifch- oder vohburgifchen Markgrafen feyen bis dahin auf die Land⸗ und Hoftäge der Herzoge in Baiern berufen. worden, und verbunden geweſen, wie andere baierifche Grafen auf denfelben zu erfcheinen e). Es enigieng ihnen aber Dadurch fo wenig von ihrer Würde und Anfehen , als den öfterreichifehen Markgrafen, auf welche fie meiften- theils in Denen Urkunden folgen, den rheinifch-und baierifchen Pfalz⸗ grafen aber gewöhnlich vorgefegt werden.

d) Vita Heinriei S. $. 10. ap.-Ludewig. feript. rer. germ. Tom. I. pag. 495. Leibnit. feript. Brunswic, Tom. I. pag. 433. ..e) Ap. Freher. feript. rer. germs Tom. I. pag.: 510. adde Chron., Au- ftriac» ap. Pezium. Tom. 1. feript. rer. Auftriac. pag. 684. .

N,

Da fotfte ich auch die Graͤnzen der Markgraffchaft ,. von welcher wir reden, zu beftinimen Suchen; allein Diefes kann weder genau, noch fehlechterdings gefchehen. Es wird aus der Folge er⸗ heilen, daß der Nordgau nach und nach zwo verfehiedenen markgraͤf⸗ lichen Familien gehorchet hat, deren Macht und Anfehen auch fehe | verſchieden geweſen find. Die Ländereyen des erften Haufes haben wohl Feine andere Gränzen, als der Nordgan felbften, gehabt, Ich finde wenigftens, daß fie fich oftwärts von dem Fluffe Negen an, längft dem Böhmerwald, bis über Egra hinaus, von dar nordwärts dem Mayn nach, bis an die Quellen der Itzſch, in dem heutigen Fürften« j thum Coburg, genen Weſten aber dieß-und jenfeits des Mayns bis an die Thore von Würzburg und an den Speßhart, erſtrecket ha⸗ ben; ſudwaͤrts endlich Därfte wohl Die Donau die einzige Graͤnz⸗ ſchei⸗

u Mu auf dem Nordgan, 177

ſcheidung zwiſchen der nordgauifchen Markgrafſchaft und dem eigents lichen Baiern gewefen feyn f): welches denn freylich eine mächtige Provinz ausmachte, abfonderlich wenn mir zum vorang fegen, daß alle die Fleineren Gauen und Herrfchaften, die ext gegen dem Ende des ııten Fahrhunderts auf dem Nordgau berühmt worden, big da⸗ ‚hin unter der Aufjicht derer Markgrafen geftanden find. Nachdem ‚aber die erfte Familie derfelben in der Mitte des 11. Jahrhunderts ausgeſtorben, und ihre Güter unter die Töchter Markgraf Ortens vertheilet worden, fo fiel dem neuen markgräflichen Haufe in diefen Gegenden weiters nichts zu als der Eleine Strich Randes r welcher zwiſchen Dem Regen der Naab, der Egra, und dem Böhmerwald eingefehloffen ift, und unter dem Namen der Grafſchaft Chamb in neuen Zeiten bekannt worden. \

) ©. oben des Autors Abhandlung von den Gränzen des Nordgaus. | $. VI.

| RK“ endlich die Titul und Ehrennamen unferee Markgrafen bes trift, fo finden fi) wenige Spuren davon unter dem erften Geſchlechte. Man nennet fie mehtentheils Fur; und gut Marchio- nes, oder Marchicomites, ja auch ganz allein Comites , nach dem allgemeinen Gebrauch) ihrer Zeiten. Selten tragen fie den Namen Marchiones Bavariz , aber defto öfters den Namen von ihren Hauptſitzen. So benannte man fie anfänglich von ihrer Veſtung Anmerthal bey Amberg: und, nachdem dieſe durch Kaiſer Heinrich II. verſtoͤret worden, behielten fie den Namen von Shwem— furt / bis zu ihrer Erloͤſchung mit Herzog Orten. Die neueren Marks grafen hingegen nannten fich Marchiones de Fohburg ,„ obſchon diefes ihr Stammgut nicht auf dem Nordgau, fondern in Baiern felbften, wiſchen Ingolftade und Kellbeim, auf dem echten Ufer der Da; Bau gelegen war,

3. $, VI.

178 Bow den alten Markgrafen | a Te

sun

Sy" erſte erweisliche und eigentliche Markaraf * dem Nordgau, | ift Markgraf Berthold der erſte. Ich finde ihn ſchon um Das Jahr 961. in einer Urkunde des Klofters Sr. Emmeram g). In den folgenden Zeiten machte er fich vornehmlich durch feine Treue gegen

die Kaiſer Otto den I. und den II. beruͤhmt, welche ſo weitigieng,

daß, nachdem fein eigner Schwiegervater Graf Lothar von Walbe⸗ ee wegen eines Aufftandes, von K. Otten J. war gefangen wor⸗ den , Diefer legtere ihn in Beine fichereve Beriwahrung zu geben wußte, als bey unferm Markgraf Bertbolden h), Eben diefe Treue ließ er auch im Jahr 975. bey Gelegenheit jener Aufruhr blicken , welche Herzog Heinrich in Baiern und Biſchof Abraham von Freifingen angefponnen hatten, und gelangte dadurch zu einem folchen Anfehen,

daß der St. emeramifche Geſchichtſchreiber Arnold von Vohburg bes -

zeuget i); der Kaifer habe feinem Rath gerne und vielfältig gefol-

get: mittam ad Marchicomitem, cujus confilio multa ſolet facere Im-

perator k). Es feheint auch, daß ihm das Herzogthum Baiern auf allen Fall, zur Belohnung ſeiner treuen Dienſte verſprochen worden: wenigſtens verſichert Biſchof Ditmar von Merſeburg, def fen Muhme er geheyrathet, Der Kaiſer habe ihm etwas großes eid⸗

| | | | | | | | |

lid zugefage: deßwegen au) M arkgraf Bertbold ob conflrmatam Ja- N

eramentis gratiam, faft eben fo viel perſoͤnlichen Daß gegen den auf ruͤhriſchen Herzog Heinrich, als Eifer für das gemeine Beſte an den Tag geleget habe. Sonſten mag er eben ſo gar friedfertig nicht ger wefen feyn: wie er fih dann mit Biſchof Michaelen von Negensz burg wegen einem St. emmeranifhen Gut herumgefchlagen, auch forches nachgehends durch den Ausfpruch 12. beeidigter Edelleute ex halten hat. Da aber diefe alle ganz kurz darauf auf verſchiedene Arten ein fehlimmes End genommen ): fo gieng M. Berthold wieder in ſich, und fihenkte dafür dem Heil. Emmeram ein ſchoͤnes Gut

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17

4 * | „auf Dem Nordgau. 179

Gut Islingen genannt, und etliche Unterthanen zu Ammerthal m), Er farb endlich An, 980. wenn wir die Worte des fuldifchen Tod- tenfalenders x Berahtold Comes, von ihm verftehen wollen n).

Seine Gemahlin hieß Eile oder Eliswinds. Cie war eine Tochter

Graf Lorhars von Walbeck, eine Schwefter Markgraf Lorbars von Brandenburg in Bernburg. und, wie oben gefagt worden, eiz ne Muhme Bifchof Dirmars von Merfeburg 0); ftifftete das Kloſter

zu Schweinfurt, und wurde darinnen im Jahr 1015. begraben p).

-"g) Ap« Hund. Metrop. Tom. Il. pag. 266.

h) Ditmar. Merfeb. Lib. II. pag. 20, edit. Reinecc,

1) Arnold. de vita & miracul. S. Emmer. ap. Canif. edit. Baſnagii: Tom, II. pag. 14.

Ay) Ibid. pag. 12

"D Ibid. pag. 117.

m) Arnoldus 1. c. Codex. tradit. $. Emmeram. Cap. 20. & 33. ap. Pez: +. Anecdotor, Tom. I. Part. 3. pag. 92. & 99

n) Ap» Schannat, hiftor. Fuldenf. probat.

0) Ditmar Merfeb. Lib.. II. p. 20. Lib. IV. pag. 41. Lib. V. pag. 55. @& 57. Annal. Saxo ad A. 1015. ap. Eccard. fcript. rer, gern. Tom. L. pas · 438 ·.

P) Annal. Saxo. I. «

Bet: 6. VIII.

—.

wir nun, wer dieſes Markgraf Bertholds Vater gewe—⸗

fen, fo antwortet der Herr von Eckardt q): er habe Albertus geheißen, und fey eben jener Comes Aibertus de Martale, oder Am⸗ merthal, welcher An. 953. in der bekannten Aufruhr Herzog Luz

dolphs aus Schwaben, und Pfalzgraf Arnolds, Herzog Arnolds

des. großen in Baiern Sohns, K. Orten dem I. treu geblieben, und bey dem Entfas des Schloffes Menchingen r), Mandichinda , ver; ſchlagen worden iſt. Der fehwäbifche Gefihichtfehreiber Hepidan- nus bemerkt ferner , daß diejes Albers Vater auch Berthold geheiſ⸗ fen habe s); und da unſer markgraͤfliche Aſt unſtreitig von den alten MT 3 2 Gra⸗

180 Bon den alten Markgrafen

Grafen von Bamberg abftammete, fo giebt dieſem Ießtern Berthokd, der Herr von Eckardt den Heinrib zum Vater, welcher ein Bruz der des unglücklichen Alberes von Bamberg gewefen ift. So finn reich und wahrfcheinlich dieſe Syporbefe ift, fo ircig ift fie auch im der Hauptfache: wie aus folgendem erhellet. Markgraf Bertholds Sohn, der Margraf Seinrich, wird von dem Ditmaro Merfebur- genfi meiftens fein nepos genannt. Nun merke man auf jene Stelle, welche in feinem IV. Buch unter dem Jahr 994. zu finden iſt U; Ea tempeftate nepos meus Marchio Henricus Ewerkerum, Ber-

„Wardi Wirciburgenfis Ecclefie Epifcopi militem - cepit, & ob

» Wlatas fibi injurias - excoecavit. - Predictus pr&ful deinde Liu poldum Marchionem orientolem, & nepotem ejus Henri cum ad millam S. Chiliani ad ſe vocans cum magna charitate eosdem habuit: & Comes (Liupoldus) --- cum fuis militibus », Judens, ex uno foramine ab excoecati amico fagitta volante Vulneratus eft, &... expiravit; innocens in fallo prædiciæ allio-

3, mis & in confihio. * Hieraus erhellet dentlich , daß Markgraf -

Seinrich, der Nepos ,„ ein Bruders Sohn Markgraf Keopolds von Defterreich, und folglich fein Vater, Markgraf Berthold, ein Bruder Leopolds geweſen ift > welches zwar der Herr von Eckardt auch annimmt , aber darinnen irret , Daß er den Albere von Am⸗ merthal zu ihrem Vater macht. Der berühmte Aloldus de Pechla- ria, den der P. Hannthaler ftücfweis herausgegeben u) , lehret ung viel anders, Nämlich der Vater unferer ziween Markgrafen war ein Graf Albrecht, welcher im Jahr 934. in einer Schlacht gegen die Hunnen das Leben eingebüffer hat: und Diefes Albrechts Water war niemand anders, als der unglückliche Graf Albrecht von Bam⸗ Berg, welchen ſchon Bifchof Otto von Freyfing für den Stamm vater der alten Öfterreichifehen Markgrafen erkannt hat, und deſſen Geſchlecht eine geſchicktere Feder, als die meinige ift, nächftens ent- wickeln wird x). Ich begnüge mich den Stamm meiner en

auf dem Nordgau. 181

ſchen Märkorafen bis an ihn hinaufgeführer zu haben, und will als fenfalls nicht wwiderftreiten, wenn man den Albere von Ammerthal, und feinen Vater Berthold, auch zum bambersifchen Grafen und nahen Vettern unferer Markgrafen machen will: da Graf Albrecht von Bamberg, der An. 908. enthauptet worden, wohl zween Söhne mag binterlaffen haben : oder Graf Berthold auch feines - Bruders Seinrichs Sohn kann gewefen feyn.

q) Prefat. hift. gen. Dux Sax. fup.

x) Witechindus Corbej. L. I{l. ap. Meibom. Tom. I. pag. 644. Her- mannus Contr. ad An. 953. ap. Piftor. Tom. I. pag. 261. Gerhardus in vita $. Udalrici &c. i

s) Ap. Goldaf. rer. alem. Tom. I. Parte I. ab initio. t) Lib. IV. pag- 40. edit. Reinecc. u ) Fafti Campililiens. Tom. I. pag. 1277.

x) In den Originibus Domus Auguftz Bajoarice, deren Audtor ber Herr Htter von Buar , ehmaliger Direktor der hiftorifchen Sr bey der Chur⸗ baierifchen Akademie , und jezo Fhniglich = franzöfifcher Ge

Meichötag in Megensburg. » $. IX.

Mt Berthold hinterließ wenigftens vier Kinder : drey Söhne und eine ungenannte Tochter, die an Graf Arnolden von Bohburg, wie unten $. 26. folget, vermählt worden. Die drey Soͤhne waren: Markgraf Heinrih, Burkard und Otto. Don die ſem Tegteren Otten wiſſen wir nur fo viel, daß er feinem Bruder Burfard das Schloß Ereuffen hat beſchuͤtzen helfen y). Burkard ſelbſt erwarb fich bey diefer Belagerung einen ungemeinen Ruhm, @) und wußte doch zugleich Kaifer Seinrichen II. ſowohl zu ber ‚gegnen , Daß er ihm während der Gefangenfhaft feines Bruders die nordgauifche Markgrafichaft anvertrauete: deswegen er bey dem ‚St. emmeramifchen Arnolden den Namen Marchicomes trägt a), Weiters ift von ihm nichts zu melden. Sch kehre alfo zu dem aͤl⸗ teten Sohne Markgraf Bersholds zurück, 33

andter bey dem

y) Dit- |

182 Bon den alten Marfgrafen

y) Ditmar. Merfeb. 1. c. Lib. V. pag. 56. Cuftos civitatis Bucco cum fratre ſuimet Otbone &c« « 2) Ditmar: 1. c. ver. ad Crufm caftellum, in quo frater Comitis Hein- riei Bucco nomine Dominam fuam Gerbergam cum filiis fuis eufto- dire debebat, proficifeitur &c..

a) L. c. Lib. I. Ca 16. p. 115. Diefes ift eine Conjectur des Herrn vom —E in. der Vorrede zu fs hiſtor. geneal. Saxon. Superioris, welch aber durch jene paſſauiſche Urkunde bey Herrn von Oeffele, wo um die Säle eg 10. Sæculi ein Burkardus Marchicomes Aufbrie vorkbmmt, einen ziemlichen Stoß feidet. V. feriptors rer. Boicar. Tom. J. inter Rhapf-

Avent. pag. 710.

. $. X.

arfgraf Heinrih war König Orten TIL. nicht weniger treu als

fein Bater den vorigen Kaifern gewefen. Er hatte auch das Stück, feine Mark gegen die böhmifchen Einfälle ſiegreich zu bedecken, und Herzog Bosleslaen felbft zu fangen; den er aber bald wieder (08 ließ, und eine vertraute Freundfchaft mit ihm aufrichtete. Nach den Tode K. Ottens II. half er zwar feinem Herzoge Seinrichen IV. aus Baiern, Die Kaifererone auffesen und behaupten, und feiftere ihm fonften noch viel wichtige Dienfte. Als aber diefer gang unvermuthete Schwierigfeiten machte, das ihm und feinem Vater, Markgraf Berrholden, ſchon längft verfprochen gervefene Herzogthum Baiern zu verleyhen; und e8 vielmehr der Kaiferin Runegund Bru⸗ der Seinrichen von Luͤtzelburg, ertheilte: auch fonften einen gewiſſen Familienhaß gegen Margraf Heinrihen bficken ließ: pp war 8 dem böhmifchen Boleslas und des Kaifers eigenem Bruder Brunen leicht den Markgraf in einen Aufjtand gegen den Kaifer zu ver wickeln c). Der Kaifer Tieß ihm aber Feine Zeit: er bemächtigte ſich unverzüglich der ganzen Marfgraffchaft, insbefondere deren Beftun- gen Hersbruck, Ammerthal, Creufen, und Schweinfurt, welche drey letztere er fehleifen ließ, und zwang endlich Markgraf Heinriz - ben, nachdem er fein letztes Schloß Cronach felbften in Brand ger

ſtecket,

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En

——

auf dem Nordgau. 183

ſtecket, ſeine Zuflucht bey den Boͤhmen zu nehmen. Doch brachten es Erzbiſchof Tagmo von Magdeburg, und Herzog Bernhard der J. von Sachfen durch ihre Vermittelung dahin, daß fich der Markgraf Seinrich dem Kaifer auf dem Reichstag zu Merfeburg Anno 1004. unterwarf: da er dann eine Zeit lang auf dem Schloffe Giebichenftein _ bey Halle gefangen bleiben mußte, aber auch durch die Vorbitte Biſchof Gotſchalcks von Freyfing bald wieder befreyer und in fei- nige vorige Würden und Länder eingefegt wurde u). Worauf er feine übrige Lebenszeit in Ruhe zubrachte, und endlich im Jahr 1017. B; Kaifer Heinrihs groͤſtem Leydivefen verftorben if. Er liegt zu chweinfurt begraben e). b) Annal. Saxo. ad An. 1002. pag. 385. ce) Adelbold vita Heinriei fan&ti $. 14. ap. Leibnit. Tom. I. pag. 436. ap. Ludew. Tom. J. pag. 494.

d) Ditmar Merfeb. Lib. V. p. 56. 57. Lib. VI. pag. 60. 63. Annalifta Saxo ad Annum 1002. 1003. 1004. Ädelbold in vita Heinrici fandti

| $. 24. fegg. pag. 436. 437. ap. Leibnit. ) Ditmar. Lib. VIl. Pag 101. Annal. Saxo. ad An. 1017. Pag. 448»

u © Ss. XI.

ur 8

See Gemahlin hieß Gerberga, und mußte im Jahr 1003. eine N harte Belagerung in dem Schloſſe Creuſſen ausſtehen f). Von was für einem Geſchlecht fie gervefen, ift bishero noch nicht errathen worden. Herr Eckard gäbe fie gerne für eine böhmifche Princeffin aus; allein ich bin gänzlich verfichert, daß fie eine Tochter Herzog Sermanns des II. aus Schwaben, und der burgundifchen Princeffin Gerberga geweſen iſt. Hier ſind meine Gruͤnde: wir wiſſen aus dem Annaliſta Saxone, welcher überhaupt in genealogiſchen Sachen uns gemein wohl zu gebrauchen ift, daß Markgraf Heinrich mit feiner g unter andern"eine Tochter Namens JZudith gezeuget hat, welche nachgehends an Herzog Brecizlas aus Böhmen verheyrathet rden. Der Annalifta bezeuget ſolches ausdruͤcklich unter dem

u Jahr

184 Don den alten Markgrafen

Jahr 1055. und 1058. und erzählet weitläuftig genug, daß Anne 1021. Herzog Brecizlas Die Judith, Margrafs Heinrihs Tochter, und Ottens von Schweinfurt Schwefter aus dem Kfofter entführet, und geehlichet habe g). Der uralte pragifche Dechant Coſmas h) . and der Sefchichtfchreiber Sagecz h) ſtimmen damit volffommen übers ein; nur das fie den Namen Schweinfort, Swinford, in Sumbrod _

verfünfteln, und die Judith zur Tochter Markgraf Ortens —* da ſie doch ſeine Schweſter geweſen iſt.

f) Ditmar. Lib. V. p. 56. Annal. Saxo. ad A. 1005. 1035. & 1047.

- 8) Juditham fororem Ottonis de Schweinforde filiam fzpedi@ti Marchioni® Heinrici de Monafterio, ubi erudiebatur , rapuit.

h) Cofinas Prag. Hiftor. Bohem. ad An. 1020, ap: Mencken Script, Rer; Germ. Tom. [. pag. 2012.

1) Böhmifche Chronic ad An. 1026. pag. 179.

5. XI.

m Herzöge Brecizlas gebahr die ſchweinfurtiſche IJudich unter

andern auch den Bifhof von Prag Jaromiren, welcher im Jahr 1073. von Pabft Gregorius VIL feines Bißthums entfeget, aber auf unabläffiges Bitten der Margräfin Marbildis von Tufeien deffelben wieder habhaft geworden ift. Der Dechant Cofmas, wel cher faft um dieſe Zeiten blühete, Ichret uns die Urfache, warum fich die berühmte Mathildis feiner fogar eifrig angenommen habe k);

nämlich , weil Ieromir ihr DBlutsfreund ( confanguineus ) und

von ihrer Mutter Seiten her mit ihr ſehr nahe verwandt gewefen, de materno fangume ejus genealogiam ducebat : womit auch Hagecz übers

einftimmet D. Der gelehrte Here Hofrath Menke weis in feiner 96.

Anmerkung über den Cofmas, Fein beffer Mittel diefe Blutsfreundfchaft

zu erklären, als daß er die Judith Jaromirs Mutter, zu einer Schwefter

Herzog Welfens I. aus Baiern macht, defien Sohn Welf der II. die

Markgräfin Mathild geheyrathet hatte, Allein Diefe mühfame Muths |

maßung

a —— —9 J

4 - fj® ‚auf dem Nordgan. ü 185 maßung hält Feinen Stich: denn erſtlich fireitet fie handgreiflich mit dem wiederhoften ausdrüdlichen Zeugniß des Annalifte Saxonis, | den Markgraf Seinrich einen Vater Diefer Judith, und Markgraf Orten ihren Bruder nennt. 2. Iſt bekannt, daß Herzog Welf der II. feine Mathildis erft im Jahr 1089. geheyrathet hatm), Be wäre noch Anno 1073. Feine Verwandtſchaft dieſer letzten mit dem Faromir, noch einige Urfache vorhanden geweſen, fein bes fies fo eifrig zu beforgen. Endlich entftünde aus diefer Hypotheſe wohl eine Schwägerfchaft, aber Feine folche Blutsfreundfchaft, wie fie uns Eofmas und Hagecs bezeichnen. Der Herr Hofrath misteauete ſchon felbft feinen Gründen, und befchließt die ganze Anmerkung mit den Worten: Dignum argumentum, quod ex in- ſtituto difeutiatur ; und diefes hoffe ich mit wenig Worten unver werflich zu vollziehen.

_k) Ad An. 1073. pag. 2047.

- 1) Ad An. 1068. pag. 227.

" an) Bertholdus Conftant.ad A. 1089. ap. Urftis. Tom. I. pag. 562. Chrono- braphus Saxo ad A. 1089. ap. Leibnit. acceſſ. hiſt. Tom. I. p. 270. &ce.

Bu $. XIII. MNRäeäiſchof Faromir von Prag ift der Markgräfin Mathildis Bluts⸗ B freund von ihrer Mutter Seite her geweſen. Genealogiam ‚de materno ſanguine ejus ducebat. Ihre Mutter war die Bestrir, eine einzige Tochter Friedrichs des II. Herzogs in Oberlothringen, und der Princeffin Mathild aus Schwaben. Forſchen wir diefer letztern Marbild weiter nach, fo finden wir, daß ihr Water Herz mann der II. Herzog in Schwaben, ihre Muter Gerberg aber eine ter Königs Conrads in Burgund gewefen ſey; welche nach dem r drücflichen Zeugniß des Hermanni Contrakti n) einen Sohn, Her: 109 Sermann den II. und drey Töchter miteinander gezeuget haben. Die ältefte Tochter war vorerwähnte Marbild; fie heyrathete in erſter Ehe Conraden den jüngern Herzog aus Franken zu Worms o): nachgehends aber obgedachten Friederich Herzog in Oberloth⸗ ya Aa ringen

186 Bor den alten Markgrafen

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ringen p) , dem ſie die Markgraͤfin Beatrix, der großen Matbile

dis Mutter, gebar. Die zweyte Tochter Herzog Hermanns des

Il. war die Kaiferin Gifela q), die in erfter Ehe an Ernſten aus Defterreich, welcher durch fie Herzog in Schwaben geworden r), nachmalen aber an Kaifer Conraden den IL ift vermähler gewefens). Der Name der dritten Tochter des fehwäbifchen Herzogs Hermanns

des II. ift, fo wie ihr Schickſal, bishero ein Raͤthſel geblieben. Ich halte aber mit großer Wahrſcheinlichkeit dafuͤr, Daß fie, wie ihre Mutter, Gerberga, geheißen, Markgraf Zeinriden auf dem Nord- gau geheyrathet, und mie ihm die böhmifche Herzogin Judith gezeu⸗ get habe. Hieraus folget ganz deutlich, daß der Markgräfin Ma⸗ thildis, und des pragifehen Bifihofs Jaromirs zwo Großmuͤtter, mütterlicher Seits, leibliche Schweftern geweſen find. Es erhellet aber auch aus diefer Hypotbefe, warum Markgraf Orto, der Ju- dith Bruder, zum Herzoge im Schwaben ift ernennet worden. Nämlich: es ift aus vielen Beyfpielen Elar, daß diefes Herzogthum eine Art von Weiberlehen geweſen. Wir wiſſen auch insbefondere, daß nach dem Tode Herzog Hermanns des II. An. 1012. feine Schwer ſter Gifela, und durch fie ihr Gemahl Zrnft aus Defterreich, dazu ge langet find. Nachdem nun die Familie diefes Ernfts Anno 1038. ausgeftorben war , ſo fiel das Herzogthbum Schwaben auf ihren Cohn zwoter Ehe, den nachmaligen Kaifer Heinrich den III. und Diefer gab es im Jahr 1047. feinem nächften Vertern, Markgraf Ot⸗ ten, als dem Sohne der Gerberge, welche die jüngfte Tochter Herz 509 Hermanns des II. gervefen war, Folgende Tabelle wird Die ganze Sache aufklären. n) Ad. A.996. ap. Piltor. fcript. ver, germ. Tom. I. p, 270, filium zquivo- cum & tres fılias relignit. J 0) Adelbold vita Henrici S. cap. 8. ap. Leibnit. 1. c. pag. 432. p) Wippo. de vita Conradi Saliei ap. Piftor. Tom. II. pag. 473.

) Wippo. L c. pag. 467. J Hermann. ne 1012.p. 272. Otto Frifing. Chro.L. VI. p. 28

s) Hermann. Contra&t. ad A. 1015. Otto Frifing. 1, c. Ditmar reftitut. Lib.

VII. ap. Leibnit. Tom. I. pag. 415. Her⸗

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1887. Mon den alten Markgrafen $. XIV.

Nopden wir alſo das Geſchlecht der Markgraͤfin Gerberga ent⸗ Jdecket haben, fo bleibt ung nichts übrig, als die Kinder anzu⸗ zeigen, welche von ihr entfproffen find. Ich finde deren wenigftens

drey. Einen Sohn, und zwo Töchter. Don der Ältern Tochter Judith ift fehon in dem vorhergehenden ııten Abfage weitläuftig ger nug gehandelt, und bewiefen worden , Daß fie eine Gemahlin des Herzogs Brecislas aus Böhmen gewefen. Nach feinem im Jahr 1055. erfolgten Tode, wurde fie, nebft allen andern Deutfihen, von | ihrem eigenen Sohn, Herzog Spitihnieu aus Böhmen verjaget, worauf fie den vertriebenen König Peter aus Ungarn beyratbete; aber bald darauf im Jahr 1058. ſtarb t). Die andere Tochter hieß Ei⸗ lica, und wurde an Herzog Bernbarden den II. in Sachfen, aus dem billungifchen Stamme vermählt; dem fie zween Söhne, Herzog Ordulphen und Graf Sermannen, gebar; wie folches. der Annalifta Saxo ausdrücklich bezeuget u). Aus welchem alſo der braunſchwei⸗ sifche Gefchichtfchreiber Conradus Botho x) zu verbeffern ift; wel- cher Herzog Bernharden eine gewiſſe Bertrad beyleget, die eine Tochter König Erihs aus Norwegen fol gewefen ſeyn; obfchon um dieſe Zeit, indem ganzen Norden, Fein König Erich zu finden ift. t) Cofmas Prag. ad An. 1055. & 1058. pag. 2031. 2034. Annalifta Saxo. ad An. 1058. Hagecius add. a. pag. 213.

u) Ad An. 105g. habuit junior Bernhardus ex Eilica.. que erat filia Marchionis Heinricı de Suinvorde duos filios Ordulphum Ducem & Hermannum Comitem.

x) In Chron, picturato ad An. 1008. ap. Leibnit, feriptor. rerum Brunfws |

Tom. III. pag. 320. §. XV.

a

er einige noch zur Zeit befannte Sohn Markgraf Zeinrichs ift der

berühmte Markgraf Otto von Schweinfure, nachmaliger Her⸗ 509

Pi

auf den Nordgan. 189

jog in Schwaben. Daß er ein Sohn Markgraf Heinrichs geroefen, fehret uns der Annalifta Saxo an verfchiedenen Stellen; vornehmlich aber unter den Zahren 1035. und 1047. da er ihn ausdrücklich ei> nen Sohn Marchionis Heinrici, & Gerberge. Marchioniffe nennet V). Pon feinem Leben und Thaten ift wenig zu melden. Herr Ec⸗ Ford führet eine Urkunde Kaifer Conrads des II. vom Jahr 1033. an,

in welcher Ezzo Palatii Comes, & filius eius Otto. Otto de Swin-

vurt, Adalbertus Marchio, Eberhardus Comes &e. als Zeugen angeführet werden z). In dem böhmifchen Kriege Kaifer Seinrichs des III. führte Orto im Jahr 1040. die beierifhen Völker an, und Drang mit Denfelben bey Chambe in Böhmen ein a): da zu gleicher Zeit Markgraf Eckard von Meiffen, auf der Eibfeite, mit den Sach— fen anfegete. Im Fahr 1048. belehnte ihn Kaifer Heinrich der TIL mit Einſtimmung der ſchwaͤbiſchen Landftände, mit dem Herzogthum Schwaben, in Ruckſicht deffen, daß feine Mutter Gerberg eine Tochter Herzog Sermanns des II. gewefen war b). Seine Verrich- tungen in Schwaben gehören nicht hieher. Man lobt ihn überhaupt wegen feiner Liebe zur Gerechtigkeit, und vielen anderen Tugenden mehr c). Er farb endlich im Jahr 1057. den 28. September und wurde in Schweinfurt begraben d).

y) Ap- Eecardt Tom. 1. pag. 464. & 480.

2) Animadverf. in Schannati hierarchiam Fuldenſem pag. 108.

a) Annalitta Saxo ad An. 1040. 1. c. p. 474. Chronogr. Saxo. ad d.a.

ap» Leibnit. pag. 247. Cofinas Pragens ad d. a. pag. 2024.

vb) Hermann Contradt. h. A. ap. Piftor. Tom. I. pag. 289. Conradus Urfpergenf. h. A. pag. 166. Marianus Scotus ad A. 1047. Annalift. Saxo h. a.

) Odilo Cluniacenfis in vita S. Adelhaidis ap. Leibnit. feript. rerum

- # Brunswicenf. Lib. I. pag. 271.

qq) Hermann Contract. Conrad Urſperg. Annal. Saxo. ad h. a. Lamber- tus Schaſffnab. ſetzet das Jahr 1058,

Aaz3 S. XVI.

190 Von den alten Markgrafen » XVI.

De Herr Rath Hoen fuͤhret eine Urkunde Biſchof Adelbers von

Wuͤrzburg von dem Jahr 1075. an e); darinnen der Abb⸗ tey Saalfeld, die Pfarrgerechtigkeit in unterſchiedlichen Doͤrfern er theilt wird; und in welcher unter andern Zeugen auch ein Otto Dux de Swinwirte vorkoͤmmt. Der Herr Rath Schöpfe F) bat fich in

feiner fogenannten grändlihen Erläuterung Diefer Urkunde viele Die |

he gegeben, zu behaupten; Daß Ddiefer Herzog Orte ein Tochtermann | unfers Margrafs und Herzogs Ortens von Schweinfurt gewefen ſey.

Da er aber dieſe Muthmaßung durch nichts erweifen kann: fo war ich faft entichloffen aus verfchiedenen Gründen darzuthun, daß etz wann ein Schreibfebter in der Jahrzahl möchte unterloffen ſeyn, und anftatt 1075. 1057. follte gelefen werden. Sedoch, Da ich die Ur | Funde ſelbſt etwas genauer unterfuchte: fo fand ic), daß ſolche, b

wie fie. da liegt, unmöglich Acht feyn koͤnne; fondern von einem ſehr ungeſchickten Betrüger, wenigſtens aus Drey andern "Briefen,

müffe zufammen gefioppelt worden ſeyn. Jeh will nichts. von dey |

verworrenen, und in der That ganz unverftändlichen Schreibart er⸗ wähnen, welche ſchon allein genug wäre, Diefe Urkunde verwerflich zu machen; allein ich möchte Doch wohl wiffen, wer jener Conradus Dux gewefen, der fie nebft Herzog Orten unterzeichnet hat? ſoll cs Herzog Conrad in Baiern feyn, von dem ohnehin fehon Meldung in derſelben geſchieht: fo ift ja nur allzuwohl bekannt, daß diefer Kerr bereits im Jahr 1054. abgeſetzet, und nach Ungarn verjaget worden fey, wo er auch im Jahr 105 5. geſtorben ift 8). Wollen wir es mit Herrn Rath Schöpfen von Herzog Conraden aus Kärnz then. verftchen, welcher der Königin Richenza Beyftänder und Cutasor gervefen, da fie Die damalige Probftey Saslfeld an Erzbiſchof San⸗ no von Eölln verfchenket hat: fo wiffen wir im Gegentheile aus dem Lambert von Aſchaffenburg und dem Hermanno Contracto, daß Diez fr

* auf dem Nordgau. 191 fer Conrad im Jahr 1058. oder auf das. fpätefte 1060. Tods ver fahren fey h) und Bertholden von Zähringen zum Nachfolger gehabt habe: und andere Herzogen Conrade wird man Doc) weder An. 1057. noch 1075. antreffen. Noch unbegreiflicher aber iſt mir, mer jener Dominus apoftolicus Honorius gewefen, deſſen Epiftolam & Privilegium Biſchof Adeibert will gelefen haben. Sch weis wohl, daß Pabft Bonorius IL im Jahr 1127. der Abbtey Saalfeld eine Bulle ertheis let hat, deren Innhalt mit der vermeintlichen Urkunde Biſchof Adel⸗ berts vollfommen uͤbereinkoͤmmt; aber da müßte diefer ein großer Pro— phet geweſen feyn, um jene Bulle ganze so. Jahre vorher zu leſen, ehe fie wirklich ausgefertiget worden if. Sollte man mir einmwen- den: daß Bifchof Cadolus von Parma im Jahr 1061. von der Kal- ferin Agnes unter dem Namen Honoru zum Pabſte ernennt worden: fo gebe ich Dagegen zu bedenken, daß diefe Wahl im Jahr 1064. auf einem Öffentlichen Synodo unter dem Vorſitze Erzbiſchof Hannons verworfen, und Eadolus als unaͤcht abgefegt worden. Da ift hun ſchwer zu gfauben, daß in einer Urkunde, welche Erzbiſchof Hans no , als Stifter der Abtey Saalfeld, fo nahe angieng, und die er ſelbſt mit unterzeichnet hat, daß in derſelben dieſer Cadolus noch im Jahr 1075. Dominus apoftolicus fpllte genennet, und feine Bullen als gültige Privilegia angefuͤhret worden feyn: zu gefehweigen, daß Erzbiſchof Hanno erft im Jahr 1074. die verfalfene Probſtey Saal⸗ feld in cine Abbtey verwandelt hat: wie ſolches der Stiftungsbrief in der Thuringia facra k) deutlich ergiebt , und folglich auch nicht - einmal Pabft Cadolus fan bieher gezogen werden. ch glaube alſo vielmehr, daß der Fünftliche Autor. diefer Urkunde den Schenkungs⸗ brief Der Königin Richenza I) vom Fahr 1056. vor Augen gehabt, die darinn befindlichen Zeugen , Conrsden Herzog von Kärnthen, und Otten von Schweinfurt Herzog in Schwaben, ganz finnreich an feine Urkunde Bifchof Adelberts angebeftet; auch in dem Texte ſelbſten einige Stellen aus jenem Schenfungsbriefe, und der päbftliz chen

192 Don den alten Marfgrafen 1 chen Bulle vom Jahr 1126. mag eingeflochten haben: welches eben nichts ungewoͤhnliches oder gar unerhoͤrtes geweſen waͤre. Doch ge⸗ nug hiervon.

e) Coburgiſche Chronic. L. II. ad An. 1075. pag. 7.

f) Oetters hiftor. Bibliothec. Tom. H. pag. 63.

g) Annal. Saxo ad hh. aa. Hermann Contr. An. 1053. Conrad. Urfperg. ad An. 1055. Marianus Scotus, Chronogr. Sax. &c. bh) Lambert. Schaffnab. ad An. 1058. Hermann. Contr. ad An. 1060... ‘Me i) Thuringia facra pag. 698. 2 k) Pag. 697. I) In diefem Jahr hat die Riehenza noch andere Schenkungen an den Exrzbi⸗ ſchof Hanno gethan, und ihm insbeſondere Saalfeld und Coburg uͤber geben. V. diplom, ap. Tolner. Cod. diplom. Palat, pag. 29. fi. 33. |

$. XVIL

2 von Schweinfurt, Herzog in Schwaben hatte fich im Jahr 1035. zu Bamberg mit der Marhildis einer Tochter Herzogs Boleslas aus Pohlen vermählet; mußte fie aber gleich im folgenden Jahr, auf Befehl des Synodi von Tribur, wieder von fich laffen m). Hierauf heyrathete er die italiänifche Gräfin Irmengard, eine Toch⸗ ter Maginfreds Markgrafs von Sufa n), und Muhme der Kaife- rin Bertha 0); weiche Der Annaliſta Saxo Deswegen etlichemal dieſer Kaiferin Materteram nennet p). Diele Irmengard überlebte nicht. allein Herzog Otten, fondern fie beyratbere auch noch nach feinem Tode Markgraf Ekbrecheen von Meiffen, aus dem braunfchweigiz fehen Geblüte g): woraus Das Vorgeben der neuern Genenlogiften, auf deren Treu und Glauben der Herr von Falkenfiein unferm Orten eine gewiffe Petriffam von Ammerthal beyfeget, nachdruͤcklich wider: feget wird. Mit diefer feiner Irmengard zeugete Herzog Otto zwar keine Söhne, wie doc) der Herr von Falkenftein glaube; aber fünf merkwuͤrdige Töchter , deren Namen und Schickſal wir aus dem Annalifta Saxone r) kennen. Sie heißen Kilica, Zudith, Beatriyy Giſela

E auf dem Nordgau. 193 Gifele und Bertha. Die Eilica gieng in ein Kloſter; die Gifela hey⸗ rathete Graf Wigman von Seeburg: die drey Übrigen aber verdienen

eine nähere Erläuterung, da wir ganz zuverläßig wiſſen, daß fie ih- res Daters Erbfehaft unter fich getheifet haben. |

| m) Annalifta Saxo ad h. a. Chronographus Saxo h. a. ap. Leibnit. ac- cefl. hiftor. Tom. I. pag.‘244. Annal. Hildesheim, h. a. ap. Leibnit. feript. rer. Brunswic. Tom. J. pag. 727.

r n) Blondellus aflertio plen. Genealog. Franeic, prxfatio apologet. pl. IST 4. p

0) Annal. Saxo ad An. 1036. accepit uxorem, quæ Immula vel Irmengard dieta fuit, fororque illius Adela nupferat Ottoni Marchioni de Italia und a. 1067. Henricus Rex Bertham Ottonis Marchionis de ftalia & Adel-

haidis, que foror erat Immul® quam poft mortem Ottonis Ducis de Schwinforde Ekbertus - - - uxorem tunc habvit.

p) Ad An. 1068. & 1071.

q) Lambertus Schaffnab. ad An. 1068. pag. 337. Annalifta Saxo ad An. 1067. Immula, quam poft mortem Ottonis Ducis Swinforde Ekber- tus Marchio fenior de Bruneswic uxorem tunc habuit und a. 1068. Ekberto filium genuerat Immula vidus Ottonis de Suimvorde Berte regine matertera.

r) Ad Ann. 1036.

! 6. XVII

#

adith war zweymal vermählet ; zuerft an Herzog Conrad von a) Daiern, und nad) deffen im Jahr 1055. erfolgten Tode, an den berühmten Graf Boden, der Tapfere genannt, welcher Pfalz⸗ graf Erbens (Aribons) von Baiern Bruder, und mit dem heutigen durchlaͤuchtigſten Churhauſe Baiern nahe geſippt war s). Der Herr Abbt Schannat hat uns eine ſchoͤne Urkunde vom Jahr 1094. gelie— fert t), in welcher Graf Bodo, Noricus natione, lege Bavarica vivens, für fich und feine Gemahlin Zudith, wie auch für die Her- zogen Otto (von Schtwaben) und Conrad (aus-Baiern) eine Anzahl Büter der Abbtey Tharis ſchenket, und fich dafür ein Begräbnig daſelbſten bedinget, Diefe Güter Tiegen mehrerntheils in dem foge-

er: Sb nannten

194 Von den alten Marfgrafen |

nannten Wernigau, welcher vornehmlich die Gegend um die heutige Hochſtift wuͤrzburgiſche Amtsſtatt Wernecke begriff, und ſich auf beyden Ufern des Mayns, bis an die Thore von Schweinfurt ers firesfte. Er beſaß aber auch einen großen Strich Lands in dr Ge gend von Creuſſen, wo er das Schloß Pottenftein bauete, welches nebſt vielen anderen Herrſchaften nach) feinem Tod an das Hochſtift Bamberg gefallen iſt. Graf Bodo zeugte mit feiner Judith eine Tochter Adelhaid, die an Herzog Seinrichen von Limburg verheyra⸗ fhet worden u). Here Abbt Schannat x) bat eine Urkunde Bifchof Embrichs von Würzburg, worinnen dieſer bezeuget, Daß verfchieder ne Dienftleute des Klofters zu St. Stephan in feiner Gegenwart bemwiefen haben: daß fie ex meliori & magis honorabili clientela Duecis Ottonis de Swinfurde herſtammten, & quod neptis ipfius » Ducis, Domina Adelhaid, filia Comitis Bodonis & Uxor Ducis Heinrici de Lintburg fie ad juftitiam minifterialium vorerwähntem _ Klofter geichenker habe. Es ift unbekannt, wann die Gräfin Judith geftorben iſt; Graf Bodo verfihied An. 1104. in hohem Alter, und‘ wurde nach feinem Begehren in dem Kloſter Tharis beygefeßet Y). Wir erinneren noch mit wenigen, daß Die nordgauifchen Güter Diefer Judith erftlih an die Herzogin Adelhaid von Limburg; hernach an“ die Tochter der Adelheid , Agnes genannt, Die an Friederidy von Puttlendorf, Pfalzgrafen in Sachfen, vermählet war, gefallen find. | Adelhaid von Puttlendorf, der Agnes Tochter, trug fie ihrem Ge⸗ mahl Conrad IL Grafen von Dachau zu, und Diefer hinterließ fie feiner Tochter Hedwig, einer Gemahlin Graf Bersholds IH. von An⸗ dechs. Und hier haben wir den wahren Urſprung der herzoglich⸗me— | zanifchen Güter auf dem Nordgau und in Franken. Es follte ung ein leichtes feyn, alle dieſe Erbfälle mit Urkunden oder Zeugniſſen der beften Gefchichtfchreiber zu belegen; es ift aber folches fchon zum Theil in den Origmibus Boicis des Herrn von Buat geſchehen. |

s) Annals

7 auf dem Novdgau, 195 ° 8) Annal. Saxo. l. c. i ) Vindem. Litter. Tom. I. pag. 175. u) Annal. Saxo. I. c. x) L. c. pag. 78. n y) Annal. Saxo ad An. 1104»

$. XIX.

ie dritte Tochter Herzog Ortens von Schweinfurt hieß Beatrir.

Der Annaliftı Saxo fagt, fie fey an einen Markgrafen ver:

mählt worden, den er aber nicht nennet. Sie gebahr ihm erftfich eine Tochter, gleichfalls Beatrix genannt, welche Graf Gottfried von Kappenberg, im Bißthum Münfter, der aber auch große und weitlaͤuftige Güter in der Wetterau befaß, heyrathete z). Ferners gebahr die Markgräfin Beatrix einen Sohn Cuono genannt, der im Jahr 1104. in der Blüthe feiner Jahre erfchlagen worden a). Diefeg find ihre zwey einzigen Kinder, von welchen die Gefehichtfehreiber aug- druͤcklich Meldung thun; ich werde aber gleich beweifen, daß fie noch eine Tochter, und einen Sohn, Markgraf Diepholten den J. gezeu⸗ get habe. Sie ſelbſt ſtarb kurz nach ihrem Sohn Cuono und wurde zu Schweinfurt begraben b). Nun fragt ſichs, wie doch je— ner Markgraf geheißen habe, an dem die Markgraͤfin Beatrix ver— mählet worden? Herr Nat Schöpfe meynet, es fey eben jener Dr. to Dux de Swimwirte gewefen, von dem wir oben S. 16. bey Gele⸗ genheit der faaffetdifchen Urkunde gehandelt haben; allein, da ich Dafelbft den Unwerth dieſer Urkunde genugfam erwieſen, fo brauche Die Hypotheſe Des Herren Raths Schöpfe Feine weitere Widerfegung, Ehe ich meine eigene Meynung eröffne, muß ich vor allen Dingen folgende Grundſaͤtze feſt fegen. Erſtlich: die Töchter Herzog Ot⸗ tens haben die Erbfchaft ihres Vaters unter fich getheifet: die Pro⸗ be davon giebt uns ſchon der gleich vorhergehende Abſatz, und wird noch weiters in dem folgenden dargethan werden. Zweytens: die Marks

öb2 graͤfin

196 Don den alten Marfgrafen

graͤfin Beatrix bat auf dem Nordgau gewohnet, oder wenigſtens ſchoͤne Guͤter auf demſelben beſeſſen; wie haͤtte man ſie ſonſten in Schweinfurt begraben? Drittens: die Markgrafſchaft Chamb auf dem Nordgau iſt ein eigenthuͤmliches Gut geweſen: das beweiſen die vielen und wichtigen Veraͤußerungen, welche deren Beſitzer davon ge⸗ macht haben. Nach dieſen Grundſaͤtzen iſt gar nicht ſchwer zu be— haupten, daß der Antheil, welchen unſere Beatrix aus der Erbſchaft ihres Vaters erhalten hat, in eben dieſer Markgrafſchaft Chamb be⸗ ſtanden ſeye. Selbſt die markgraͤfliche Wuͤrde, welche der Beatrix ſo ausdruͤcklich beygeleget wird, beſtaͤrket dieſe Meynung ungemein, und dieſes um vielmehr, da wir fünften Feine Markgrafſchaft wif fen, welche fie möchte befeffen haben. Nun finden wir gleich nach der Beatrix Tod, daß die Markgraffchaft Chamb einem gewiſſen Markgraf Diepholten aus dem Haufe Vohburg zugehöret hat: was iſt alfo natürlicher, als diefeg, daß Markgraf Diephold feine erbfiche Markgraffchaft von feiner Mutter, und durch fie aus der Verlaſſen⸗ fchaft Herzog Ortens von Schweinfurt erhalten habe?

z) Annal. Saxo ad An. 1036. Vita B. Godefridi Kappenberg a Serra- nio edita.

a) Annak Saxo ad An. 1104. Chronograph. Saxo ad ann, eundem. b) Annal. Saxo. Chronogr. Saxo ad An. 1104.

§. XX.

Se iſt alſo die Markgraͤfin Beatrix auch eine Mutter Markgraf Diepholts I. aus den Haufe Vohburg geweſen. Dieſe Entde— ckung fuͤhret uns auf eine andere: nämlich auf jene, wie ihr Gemahl geheißen habe. Sobald wir zugefichen müffen, daß die Markgraf fehaft der Beatrix auf dem Nordgau gelegen, und die fügenannte Margraffchaft Chamb geweſen fey: geben ung die Todtenkalen⸗ der c) der Abbtey St. Michaelis zu Bamberg einen gewiffen Marks | graf Conrad an Die Hand, des ohne allen Zweifel hieher gehörets II, non

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auf dem Nordgau. 197 41. Non. februarii , heißt es darinnen, @. Conradus marchio. Nun

- Fommen in diefem Todtenfalender Feine andere als nordgauiſche Mark-

grafen, und ins befondere der vermuthliche Vorfahrer diefes Con- rads, Markgraf Hermann, von dem ich gleich veden werde, vor; fie waren auch in der That die nächsten Nachbarn der Abbtey St. Mi: chaelis; fo weis und Eenne ich endlich auch Teinen andern Mark graf Conrad, von dem die Rede feyn koͤnnte. Alles diefes zufammen-

- genommen überzeuger mich, Daß eben Diefer Markgraf Conrad, der

bishero unbekannt gewefene Gemahl der Markaräfin Beatrir gewes

ſen ift, und mit ihr, nebſt feinem Nachfolger Diephold, auch jenen

jungen Eonrad gezeuget hat, deſſen Todesfall der Annalifta Saxo

unter dem Jahr 1104. angezeiget. Von feinem Urfprung aus dem

Haufe Vohburg, und feinem Vater Grafen Conrad , wird beffer un:

"ten gehandelt werden.

e) ap. Schannat. Vindem. Litterar. Tom. II. pag. 48.

$. XXL

un komme ich endlich auf die Bertha, welche nach dem Zeugniß des Annalifte Saxonis die fünfte Tochter Herzog Ortens von meinfurt und an einen vornehmen baierifchen Herrn, der den Namen von feinem Schloß Aavekesberg getragen hat, ift vermähft geweſen. ch halte gänzlich Dafür, daß die Bertha Feine andere

Perſon ift, als die berühmte Markgräfin Alberads von Banz, und dieſes aus folgenden unterwerflihen Gründen; 1) ift unftreitig, daß der Namen Adalbero, Adalberadus, Alberatus und Albert, folglich auch jene Alberara, Alberta und zufammengezogen Bertha einerley finds 2) ift eben fo unftreitig, daß die Erbgürer der Alberada recht in dem Mittelpunet der Markgraffchaft Schweinfurt gelegen waren, wie folches beffer unten wird erwiefen werden ; ich fage aber mit Fleiß,

pr dieſes Die Erbgüter der Markgräfin Alberads geweſen find, da Bbz3 ich

198 Don den alten Markgrafen | ich 3) augenblicklich beweiſen werde, daß fie derſelben eigenthuͤmlich

zugehoͤret haben, und Durch fie, nebſt der Markgraͤflichen Würde, an

ihren Gemahl Margraf Hermann gelanget find. Hierzu komme endfich 4) folgender höchft fonderbarer Umftand: der Annalifta d) Saxo eyzäblet mit wenigen Worten, daß feine Bertha eine Tochter ° Namens Judith gehabt, quam guidam minifterialis genero- ſitati illius valde inconveniens ibi eventu infelici conjunxit. Uud eben diefes fehreibt Abbt Seinrich von Banze von der Markgraͤfin . Alberada, fuerunt nobiles de Katzenburg nominati, pincern« Al- beradis & fui mariti - - - unus ejusdem generationis filiam Alberadis rapwit violenter &c. welchen hernach die erzuͤrnte Mutter nebft ihrer ? Tochter dem Teufel übergeben, und dadurch vieles Unglück über fie gebracht habe. Kann man etwas ähnlichers fehen , als Diefe zwo Abentheuren? Bey beyden Geſchichtſchreibern heyrathet ein Hofbes Dienter eine vornehme Tochter wider ihrer Aeltern Willen, und zu feinem eigenen Ungfück: beyderfeitige eltern haben ihre Erbgüter in einer Gegend des Nordgaus; beyde Vorfälle gefiheben zu gleicher Zeit, und an einem Drte: beyde Mütter find endlich die Eigenthir merinnen aller ihrer bewußten Güter, Eine folche durchgängige, und in den fonderbareften Umftänden vollkommene Aehnlichkeit, welche noch durch die Hebereinftimmung der Namen Albersds oder Alberta und Bertha beftärfet wird, läßt ganz Eeinen Zweifel übrig, daß dieſe zwo Frauen nur eine einzige Perfon gewefen find. Fragen wir nun nach dem Namen ihres Gemahls, jo Ichret uns der Abbt von Banze, Daß er Hermann geheißen, Merfgraf von dem Nordgau ner weſen, und in dem Schloß Banze gewohnet habe: welches alles ſich ganz vortreflich zu meiner Hypotheſe ſchicket, daß nämlich dieſes Markgraf Hermanns Gemahlin eine Tochter Ortens von Schwein furt geweien ift. Der Annalifta Saxo fagt ferner, Daß diefer Kermann, den Namen von feinem Schloß Savekesberg geführet babe. Nun gefteht Der Herr von Eckart f), der diefen Gefchichtfchreiber herausz gegeben,

Li Ri auf dem Nordgau 199

8 daß dieſer Namen in ſeiner Handſchrift ſehr undeutlich zu jeſen ſey: dieſes hat mich auf den Gedanken gebracht, daß es viel⸗ leicht Savenesberg heiße, und Markgraf Sermann aus den aben⸗ bergiſchen Geſchlecht hergeleitet werden muͤſſe. Dieſer Gedanken hoͤret auf eine ſchlechte Muthmaßung zu ſeyn, wenn wir den Stiftungs— © brief des Kloſters Banze g) zu Rath ziehen. Markgraf Sermann befiehlt in demſelben, daß fein nächfter Erbe Schutzvogt dieſes Klo⸗ ſters ſeyn ſolle: Nobis defuntlis legitimus heres noſter advocatiam eorum Aſtipiat: Nun koͤmmt im Jahr 1114. Rapoto Graf von Abenberg, eben derjenige, der nebſt feinem bereits erwachſenen Sohn Conrad Anno 1132. das Klofter Heilsbrunn bey Anfpach geftiftet hat, er koͤmmt, fage ich, im Jahr 1114. h) und tritt die Schutzvogtey über die Abbtey Banze an das Hochftift Bamberg ab. Er muß alfo je— ner legitimus heres Markgraf Sermanns gervefen feyn , auf den nach des Markgrafen Tod die Schugvogtey hat fallen follen. Sind aber die Abenberger die nächften und gefegmäßigen Erben Markgraf Ser⸗ manns von Havenesberg gewefen, fo ift wohl Fein Zweifel mehr übrig, daß er micht felbft aus dieſem höchftanfehnfichen und vornehmen Geſchlecht entfproffen fey. Wahrſcheinlicher Weiſe ift er ein Sohn Graf Babons und ein Oheim Graf Wolframs von Abenberg gewe⸗ ſen ‚welcher in dem banziſchen Stiftsbriefe als Zeuge vorkoͤmmt, und vorgedachten Graf Rapoten von Abenberg mit einer vohburgi- ſchen Tochter gezeuget hat 1). d) Ad Ann. 1036. e) Origin. Banzenfes Cap. 3. ap. Ludewig. feriptor. rer. german. Tom. Il. pag. 49. f) Hiftor. geneal. Principum Saxon. fuper. præf. p. 18. 3 8) Ap« Hund, baierifh= Stammbaum Tom. I. pag. 376. Falckenftein an- „> tig. Nordgan, Tom. I]. pag. 140. Fr b) Hoffmann. Annal. Bamberg. Lib. II. ad An. 1114. ap. Ludewig. " feript. rer. gern. Tom. I. Pag. 99. ) Vita Conradi Archiep.. Salisburgenfis ap. Pezium anecdot. Tom. I. part. 3. pag. 221. \ $. XXI,

200 Kon den alten Markgrafen S. XXII. »1

un muß ich noch beweiſen, daß die Markgraͤfin Alberada oder

Bertha wirklich einen ſchoͤnen Antheil von der ſchweinfurtiſchen Erbſchaft ihrem Gemahl Hermann von Abenberg, mit der markgraͤfli⸗ chen Würde, zugebracht habe. Abbt Seinrich von Banz lehret uns ſolches zum Theil, wenn er ſagt, Markgraf Sermann ſey ein ſehr reicher Herr geweſen, deſſen Guͤter ſich von denen zweyen (heut cobur⸗ giſchen) Schlöffern Schaumburg, und Sonneberg laͤngſt der wuͤrz⸗ burgifchen Graͤnze bis gegen Geilhaufen erftreckt haben. Nach) dem GStiftungsbrief des Klofters Banze, befaß er den ganzen Banzgau, fo wie ev zwifchen der Itzſch und Dem Mayn gelegen war. Ferners die zwey gleichfalls coburgifchen Dörfer Muckberg an der Steinad und Effeideren ; die Dörfer Stocfelen und Brodelen, welche er an ; Bamberg gegen 100. Hufen Landes vertaufihet: endlich die Probs ftey Heidenfeld unweit Würzburg, die er im Fahr 1069. geftiftet hatte. Andererſeits fehenkte die Gräfin Alberada der Abbtey Fulda das Dorf Leimbach und andere Güter mehr bey Salzungen in der Grafſchaft Henneberg, das Dorf Nönhof im eifenach -hennebergis fchen Amt Ratten Nordheim: das Dorf Batten im fuldiſchen Amt Piberftein an der wuͤrzburgiſchen Gränze, und einen großen Strich Sands in regione Heffonum bey Haßfurth recht in der Mitte der Marks grafſchaft Schweinfurt k), und fo weiter,

k) Tradit. Fuldenfes. ap. Schannat. N. 605. & 612. pag. 254. 256.

$. XXIIL

ee mag genug feyn das Schickſal der fünf Töchter Herzog und Markgraf Ortens von Schweinfurt zu beftimmen. Es erhellet Daraus zur Genuͤge, daß die Zudith die eigentliche ſchwein⸗ furtifche und einen großen Theil der andern Güter ihres Vaters

ererbet |

J auf dem Nordgau. 201

ererbet: die Beatrix hingegen die Markgrafſchaft Chamb nebſt der Herrſchaft Neumark, und die Bertha endlich die am meiſten gegen Norden gelegenen Herrſchaften empfangen haben. Der Zudith Antheil ift hernach zum Theile den Hochftiftern Würzburg und Bam⸗ berg heimgefallen; theils aber, wie oben bewiefen worden, Durch ver= fchiedene Erbtöchter an die fogenannten Herzoge von Meran, und endlich, nach deren Erlöfchung, an die Burggrafen von Nürnberg ges kommen. Der Bertha Erbſchaft ift meiftentheils Kirchen und Klöftern zu gutem gegangen, bis auf diejenigen Grundftücke, welche die Grafen von Abenberg fiheinen von Markgraf Sermann ererbet zu haben. Die übrigen markgräflichen Güter, und befondere Lehen, mögen wohl in das neue Herzogthum Franken Friederichs von Notenburg, aus dem bhobenftaufifchen Haufe, geſchmolzen worden feyn; daß alfo von die fer fo reichen, den ganzen Nordgau in fich begreifenden Verlaſſen⸗ ſchaft, den neuen Markgrafen auf demfelben weiters nichts, als die Grafſchaft Chamb, an der böhmifchen Gränze, übergeblieben ift. Die kleineren Landfaffen diefer Gegenden, von welchen vorhero niemals Die Rede gemwefen, heben nun das Haupt empor, und fangen an, unter dem Namen der Grafen von Sulzbach und Hirfchberg, der Bandgrafen von Leuchtenberg und Stephanning, ja auch der Mark- grafen von Hohenburg berühmt zu werden. Vornehmlich erfcheinen auch nunmehro die Burgrafen von Nürnberg, und werden aus blof- fen Statthaltern der alten Markgrafen befondere, und nad) und nad) cht mächtige Fuͤrſten. Alles diefes gehöret aber nicht zu meinem inc, ich wende mich alfo zu den Nachfolgern Herzog Ottens von Schweinfurt in der markgräflichen nordgauifchen Würde,

Sa $. XXIV. De erſte und unmittelbare Nachfolger deſſelben ſcheint mir Mark⸗ graf Sermann von Abenberg geweſen zu ſeyn. Ich weis es mit keinem andern Grunde zu beweiſen, als dieſem, daß ihn Mark | Ce graf

-

202 Bon den alten Markgrafen auf dem Nordgau.

graf Conrad zweifelsohne uͤberlebet hat; da dieſes letztern juͤngſter Sohn Conrad im Fahr 1104. noch ein bloſſer Adolefcens geweſen iſt; Mark graf Hermann hingegen feine Söhne im Jahr 1071. ſchon ver lohren hatte. Es iſt nicht viel von dieſem Markgrafen zu melden. Ich habe oben ſchon angemerkt, daß er im Jahr 1069. die Probſtey Hey⸗ denfeld, An. 1071. aber das Kloſter Banz geſtiftet hat. Der Stif tungsbrief des Kloſters Banze beſagt dieſe zwey Jahre ganz aus⸗ druͤcklich: woraus die im 22. 8. angeführte fuldiſche Schenkungs⸗ nachrichten zu verbeſſern ſind, nach welchen die Markgraͤfin Albera⸗

7 . - *

da ſolche Schenkungen bereits im Jahr 1059. pro requie defuncii ma-

riti ſoll vollzogen haben. Das Sterbejahr Markgraf Hermanns iſt gänzlich unbekannt. Der Todtenkalender der Abbtey St. Michaelis zu Bamberg bemerkt nur , daß er den 7. Dctobr. geftorben ſey D. Non. Obtobr. Hermannus Marchio. Ob er aber in einem Turnier erſto⸗ chen worden, wieder treuherzige Abbt Heinrich von Banze mit vielen Amftänden erzaͤhlet, laſſe ich an feinem Orte beruhen. Er hat mit feiner Alberada die unglückfelige Judith, die fein Hofſchenke entführet hat, und drey Söhne, Heinrich, Otto, und Conrad gezeuget: welche drey letztere aber fümtlich vor dem Pater, durch verfihiedene Zufälle, frühzeitig weggeſtorben find: ſo daß diefer markgräflide Aft mit Markgraf Herz snannen zugleich entfproffen und erlofchen ift. l) Schannat. Vindem. Litterar. Tom. Il. pag. 55.

$. XXV.

Nech ſchließe Hier den erften Theil diefer Abhandlung, nachdem ich —J die nordbaieriſchen Markgrafen auf dem Nordgau, wo nicht hin⸗ laͤnglich, doch getreulich und nach beſtem Vermoͤgen erlaͤutert habe. In dem zweyten Theile werde ich den neuen markgraͤflichen Aſt, der aus dem uralten Stamme der Grafen von Vohburg entſproſſen iſt, vor

mich nehmen, und die Geſchichte der Markgrafſchaft, bis zur gaͤnz

lichen Erloͤſchung derfeiben im Fahr 1210. fortfegen.

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der Baieriſchen Markgrafen auf dem Nordgau, aus dent uralten Bambergiſchen Gebtüte. Zeinrih Graf vor Bamberg und Markgraf auf den Nordgau. T 886. Abrehroer r, Graf von Bamberg, Markgraf auf dem Nordgau, enthaupfee Heinrich Graf und Markgraftgo2. Gem, Baba 908. Gem. Brunehild Herzog Otter aus Sachſen Tochter. Herzog Dttens aus Sachfen Tochter.

BE SBEEGE DER En oa Co m

Albrecht der 2. Graf erſchlagen im Jahr 933. 8 8. Bertbold Graf (ebt Die in Jahr 1586. ausgeftorbene Org» . 920.8. 8. fen und Fürften von Henneberg. en ine nmiinmin nenn anime seen re ee ke een Leopold der 1.Marfgraf von Oeſterreich Berthold der 1.Markgrafauf den Nordgau, Herrzu Albrecht Graf von Ammerthal 953. 8. 8. 1994. 8. 8. Ammerthalt98o. Gem. Eila Graf Lothars

von Walbek Tochter S- 7 8. 9. ⸗— —ñe— —— Das alte herogi. Haus Oeſterreich Feinr ich oder Heszil der große, Markgrafaufvenn Burkard Markgraf Orte Graf N. Tochter vermähltan rat

x

erfofchen 1246. Nordgau t 1017- Gem Gerberg Herzog Kerr 1004-8. 9, 1003.5.9. Arnold den rr. von Vohbrug manns des z1. in Schwaben Tochter und 89. Erbin $.9, 10. 11. 12. 13« —— u 2 Be a —_—ı 7 —— Ta ge u ir Judithror8. Gem. 1. Brezislas Her⸗ Orte Markgraf auf dem Nordgau: Herzog in Schwaben im Jahr 1047. Eilica Gem. Bernhard der 11. Herzog zu zug in Böhmen-tross. 2. Peter f 1057. $. 15. 16. Gem. 1. Mathilt, Herzog. Bolestas in Polen Sachſen. 8. 14- König in Ungarn. 8. 11. 14. Tochter 1035. geſchieden 1036. 2. Irmengard Markgraf. Magin⸗

frieds von Suſa Tochter 1037. heyrathet als Wittwe Markgraf Ekbrechten von Meiſſen. $- 17.

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TV Ta wa eG re oT Bertha oder Alberada Erbin der mark⸗ Eilica gehtins Judith Erbin von Schweinfurt, Gifele Gem. Graf BeatrixErbin vonChamb und von der Mark⸗ graͤh. Würde und vom Banzgau, lebe Kloſter. Pottenſtein &c. S. 18. Gem. Wigman von See⸗ gräfl.wirde frio4. Gem. Conrad von Bohr

noch 1073. Gem. Zernanm vom 1. Conrad Herzogin Baiern burg. 8, 17. burg Markgraf auf den Nordgau, For 1077, Abenberg Markgraf auf dem t 1055. 8,19.20.21. S. den zweyten Theil-

Nordgau nach 1071. - 2.835080, der tapfere Pfalzgraf Hart⸗ dieſer Abhandlung. 8. 22. 23. wichs von Baiern Sohn, } 1103.

Ehriftian Sriederich Pfeffels | Entdefung

einer

Katharina Prinzeffin von Niederbeiern and

Gemahlin

Markgraf Friederichs

des Teuten von Meiffen.

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- - - - Dardaniam prolem Expediam didis. - - - - Virgil. Enid. PR

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X LEISTET nn BESSERE ERREGER ES

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hat der churbaierifchen Akademie der Wilfenfchaften, unter

4 SI Heren Präfaten und Archidiaconi von Gars Sochwuͤrden

vielen anderen vortreflichen Urkunden, ein altes auf Perga— ment gefehriebenes Buch mitgetheilet, welches oben auf der

erſten Seite den Titul führet: Epiſtole bone pro defuntio Decano. Cs

begreift Diefer Codex eine große Anzahl Briefe, Urkunden und ge

richtlichen Auffäge, welche ein Ungenannter ohngefaͤhr um das Fahr

1340. in der Abficht gefammelt hat, daß folche feinem Herrn Der chanten anftatt eines Formulars oder Briefftellers. dienen ſollten: des- wegen er auch „entweder aus einer unnöthigen Vorforge , oder aus großer. Ungefchicklichkeit, alle Namen der darinnen erwähnten Perz fohnen und Derter meiftentheils ausgelaffen, und nur in etlichen wer nigen Stellen mit den Anfangsbuchftaben bezeichnet hat; wodurch aber diefem Foftbaren Alterthum, zu unferm größten Leydweſen, der meifte Theil feines Werths und feines Nutzens entzogen worden. Unter denen gar wenigen Urkunden, aus welchen fich noch einige hiftorifche Wahr⸗ heiten ziehen Laffen,befindet fich folgende hoͤchſt merkwuͤrdige Vollmacht, welche wir von Buchftaben zu Buchftaben nachgefihrieben haben.

Nos Katharina Dei gracia illuftris quondam F. Mifnen. Orient. &

de L. March. relieta recognofeimus tenore prefencium publice pro- teftantes, quod illuftribus Princip, Ott. & S. Com. reni Palat. & Du-

cib. Bavarie fratribus noftris Kariflimis tocius noftre voluntatis auto- ritatem commifimus, nihilominus & prefentibus committimus fuper

‚matrimonio inter illuftris Dni. Ducis... filum & Elizabeth filiam

noftram Karıflimam fub infraferiptis condicionibus contrahendo. Ita

duntaxat quod idem Polko in proprietatibus omnibus & fingulis civi-

tatum, caftrorum, opidorum, diftrietuum infeodatorum omnium & fin-

gulorum, qui debentur prediete noftre filie paterna ex fucceflione, €c3 legi-

206 Catharina von Baiern

legitimis racionibus & racionabilibus, pro donativis nomine dotis dandis, feu fponfalibus Gt contentus: verum & ut prelibatus Princeps illaftris difpenfacionem propter confanguinitatem que intereft ne- cefario habendam: cum ad hujusmodi onus optinendum fit induftrior & habilior : fuos per nuncios optineat, Cum affectu ratum & gratum habiture quodeunque per illuftres fratres noftros prefatos, in pre- miflis additis condiciomibus predidtis fuerit ordinatum : dummodo illa difpenfacio a fede Apoftolica veniat & defcendat. In pre- millorum omnium evidens argumentum prefentes litteras. noftras figilli noftri munimine muniendas. Datum Anno Dni. MCC &c.

"TE

he wir diefe wichtige Urkunde genauer unterfuchen, wird es uns

umgänglich nöthig feyn anzumerken: 1. daß der Schreiber des vor ung liegenden Codicis Epiftolaris, mit denen Jahrzahlen gar verwägen umgegangen ift, und felbige entweder ausgelaffen, oder auch nur halb angezeichnet bat: 2. Daß mit den Buchftaben MCC. zum größten Unglück eine Zeife geendet worden: fo daß die folgenden Zah fen durchaus hätten auf eine neue Zeile gebracht werden muͤſſen; wel- cher Umftand, dem um die Chronologie wenig befümmerten Samm⸗ fer genug gewefen, um es bey Den MCE. beivenden zu faffen. Die fe vorläufige Erinnerungen ſchienen und Deswegen nötbig , damit fih niemand einbißden möchte, es waͤre das Driginal Der obigen Ur- Funde wirklich um das Jahr 1200, ausgefertiget worden; da wir im Gegentheil augenblicklich beweiſen werden , daß fie in das Jahr 1304. zu ſetzen iſt.

Die Hauptperſon, welche dieſe Vollmacht ertheilet hat, nennet ſich Katharina, und erwaͤhnet ausdruͤcklich ihrer zween Bruͤder Ottens und ©.... Stephans, die fie Pfalzgrafen am Rhein und Herzoge in Baiern betitelt. Nun iſt bekannt, daß der An. 1290. zu Burg⸗ haufen verſtorbene Herzog Seinrich von Niederbalern zween Soͤhne

die⸗

Marforafin von Meiſſen. 207 dieſer Namen hinterlaffen hat, wie folches unter vielen andern Zeu⸗ ‚gen der niederaltaichifche Heinricus Stero ganz zuverläßig berichtet a). ‚Eben diefer Stero lehret uns auch, daß in dem Jahr 1267. Elifa- betha Ducifla Bavariz, (die Gemahlin Herzog Heinrihs) peperit ſliam que vocata et Caiharina. So weit ſtimmet alfo unfere Urkunde mit dem Zeugniß aller alten und neuen Gefchichtfchreiber und Genealogiften vollfommen überein. Fragen wir aber diefe le&- teren weiter, wo dann Die Catharina hingefommen fey , fo erzäblet „der berühmte und gefchicfte Ladisiaus Suntkeimius b); daß fieim 13. Jahr ihres Alters in das Klofter Seligthal gegangen und in demfels ben geftorben fey. Catharina nata An. 1267. foror Ottonis & fra- trum ejus juvenis deceflit, in Saldendahl (Saligthal) fepulta. An. 1280. fuit monialis in Saldendahl monafterio virginum nobilium & fuit 13. annorum quando intravit monafterium, ibidem fepulta. So Ear und umftändlich Diefe Nachricht immer ift, fo irrig ift fie auch, wenn wir fie gegen unfere Urkunde halten. Ich will zwar nicht dawider feßen, daß die Catharina, nad) der Gewohnheit ihrer ‘Zeiten, in dem Kloſter Seeligthal auferzogen worden: ich will auch nicht fchlechthin laͤnugnen, Daß fie in demfelben eine Nonne gewefen und darinnen geftorben und ‚begraben iſt. Allein fie muß durchaus um das Jahr 1287. ihr Gotteshaus auf einige Zeit verlaſſen, einen Markgraf Friederich geheyrathet, und eine Tochter mit ihm gezeuget haben: worauf fie als eine Wittwe, mag in ihr Klofter zurückge- gangen feyn, und daſelbſt ihres Lebens End erwartet haben.

a) Ad An. 1290, ap. Freher. rer. Germ. Toın. I. pag. 573. add. Hein- rici Præpoſ. Otting.'Chron. Bavar.;ap. Oefele Toın. I. rer. Boicar. p. 3..& Brunner. Tom. [il. Lib. IV. ad: An. 1271. pag. -839.

b) Ap. Oefele Tom. II. pag. 565.

| | $. III.

Sr rd es ung ſehr Leicht-fallen , die Zeit zu „beftimmen um

Awelche unſere Urkunde ‚ausgefertiget worden. Por. das Jahr 1296.

4

208° Catharina von Baiern 1296. kann Solche unmöglich gefeget werden. Denn zu gefchweigen, daß die An. 1296. Eaum 29. Fahr alte Catharina Damalen wohl ſchwer⸗ fich eine ſchon mannbare Tochter gehabt hat; fo ift auch gar nicht glaube fich, daß fie ihren Dritten Bruder Ludwig, der erſt An. 1296. verſtor⸗ ben ift, fogar mit Stillſchweigen würde übergangen haben, wenn er zu der Zeit da fie ihre Vollmacht ausgeftellet, noch bey Leben ge⸗ wefen wäre. Hingegen muß auch diefe Vollmacht Älter als das Jahr 1311. ſeyn: denn in dieſem Jahre hat Herzog Stephan , der Eas tharina Bruder und Bevollmächtigter, fein Leben ſchon beſchloſſen. Ich bin aber ferner verfichert, Daß fie auch Älter als das Jahr 1305. ift. Es weis ja jedermann, daß der Catharina erfie Bruder, Her⸗ 309 Otto, in dieſem Jahr zum Könige in Ungarn erwählet, und von der Zeit an nicht mehr anders, als König in Ungarn, und Herzog in Baiern, genannt worden ift: Da würde ja zweifelsohne feine eigene -fiebe Schwefter, in einer auf ihn geftellten Vollmacht nicht Die ein» zige geweſen feyn , Die ihm den koͤniglichen Titul entzogen hätte. Und fo wäre alſo mit binlänglichen Gründen bewiefen, daß unfere Urkun- de ohngefähr um das Jahr 1300. und vermuthlich Anno 1303. aus⸗ gefertiget worden, in welchem die Elifaberh ganz leicht ihr 15. bis '16te8 Jahr mochte zurück geleget haben,

$. IV.

EYE Entdeckuug des Zeitpunets, in welchen. unfere Urkunde ges höret, bahnet uns den Weg zu einer andern weit wichtigeren: nämlich zur Entderfung : wer jener Fr. Mifnen. Orient. & de L. Mar- chio gewefen, deffen Relictam fich die Catharina genannt hat. Durch» kaufen wir die meißnifchen Gefchichte 1290. bis 1304. So treffen wir in denenfelben drey Friederiche an, deren einer unftreitig hieher gehöret. Der erfte ift Markgraf Friederich der Clemme, ein Sohn Markgraf Seinrichs des Erlauchten, und der Elifaberh von Maltitz, der

.

—*

| ]

Markgräfin von Meiffen. —*

der andere Markgraf Friederich mit dem gebiſſenen Backen, ein Sohn Albrechts des unartigen, und Enkel Seinrichs des Erlauchten; und der te Marfgraf Friederih der Teut, oder Ture, ein Sohn M. Dieterichs, oder Ditzmanns von Landsberg, und gleichmäßiger En⸗ fel Zeinrihs des Erlauchten. Von den zween erften Eann bier uns möglich die Nede feyn. Markgraf Friederih der Elemme oder Clo- mene, wie er in einer Urkunde bey dem Heren Horn heißt, ftarb erſt A. 1316, folglich hätte fich Die Catharina, bey den Lebzeiten ihrer ſchon An. 1311. und 1312, verftorbenen Brüder, Eeinesweges feine Reliftam nennen koͤnnen. Aus eben diefem Grund fällt auch der erſt Anno 1324. verfchiedene Fridericus admorfus weg. Es bleibt uns alfo der einzige Markgraf Friederich der Teure Über, und diefer ift auch in der That der wahre unftreitige Gemaͤhl der niederbaierifchen Cas tberina geweſen. Alle Umftände treffen vollkommen bey ihm übers ein. Es ift unnöthig, Daß wir ihn unfern Leſern zu Eennen geben. Man weis, daß er Anno 1269. geboren worden; daß er Anno 1283. feinem Pater Diererih in der Markgrafſchaft Landsberg; An. 1287. aber feinem Grosvater Heinrib dem Erfauchten in den Markgrafthuͤmern Meißen und Lauſitz gefolger: man weiß endlich, daß er Anno 1291. frühzeitig geftorben ift. Er kann alſo ganz feicht unfere Catharina ungefähr um das Fahr 1287. geheyrathet haben ; Die Catharina ſelbſt hat fih im Jahr 1303. ganz recht feine Relitlam vennen können, und ihre Tochter Eliſabeth, wenn fie auch erſt An. 1289. geboren worden, war An. 1303. als eine 14. jährige Prinz zeßin, vollfommen im Stande, an einen Freyer zu gedenken. Unſere Urkunde ſelbſt befräftiget diefe Wahrheit auf eine ausnehmende Art. Die Carbarina bezeuget ganz deutlich, daß ihr verftorbener Gemahl den Tituf Mifnenfis, Orientelis & de L..... Marchio gez führer habe. Nun wollen wir einige Urfunden Markgraf Friederihs des Tuiten, oder Tuten dagegen haften. Eine hochftiftifche merſe— burgifche Urkunde vom Jahr 1288. füngt fo an; Nos Fridericus Dd D.G.

210 Catharina von Baiern D. G. Miſnenſio, Orientalis & de Landsberg -Marchioc). Anno 1289. heißt e8 in einem Schenkungsbrief des Kloſters Bofau: Nos Friderieus D.G. Mifnenfis, Oriem talis & deLandshberg Marchio d). An. 1290. in einer Ur: Eunde bey dem Tenzel e): Nos Fridericus D. @. Mifnen- fs, Oriental. & de Landsberg Marchio, und in einem Vertrag mit feinem Vetter Albrecht dem unartigen: Wir Al „brecht von GG. Kandgrafe zu Turingen , und wir $riederich von Denfelben Gnaden zu MWifne, zu Orient, und zu Landis perch Moerkgraf f): Endlich Anno 1291. da er bereits verfchieden war, vedet Fridericus Admorlus in einer freybergifchen Urkunde von feinem Patruo Friderio Mifnenfi Orientali& de Landis- berg Marchione felicifime memorie g). Anderer mehr zu ges ſchweigen, welche aus denen Sammlungen fächfifcher Urkunden und Geſchichtſchreiber, ohne Muͤh Eönnten zufammen gefuchet werden, wann e8 nur einiger maflen nöthig wäre.

ce) Lunig. Reichsarchiv Tom. VIIL pag. 761.

a) Mencken feript. rer. Germ. Tom. III. pag. 1136. e) Biblioth. Cur. Tom. I. pag. 323. -

f) Menckel. c. pag. 1137. & Tom. II. pag. 930. 8) Moller Annal. Freyberg. P. I. pag. 169.

g.V.

II“ diefen Beyfpielen erbellet ganz deutlich, Daß die baierifche Ca⸗ tharina ihrem Gemahl eben jenen Titel vollfommen beyleget, welchen Markgraf Friederich der Tutte geführet, und was dornehm- lich zu merken ift, unter allen meißnifben Markgrafen allein geführer hat: fo daß gar Fein Zweifel mehr übrig feyn Tann, daß nicht eben dieſer Markgraf Friederib Tutt auch der Gemahl unfer ver

Marfgrafin von Meiffen. 218

ser Carharina geweſen. Hiedurch wird ein ſehr dunkler Zeitpunct der meißnifchen Geſchichte auf einmal aufgekläret. Es ift befannt, wie viele und wie vielerley Fabeln unfere neueren Gefchichtfehreiber und Genealogiſten, in Abficht auf die Gemahlin Markgraf Friedes richs des Teuts geträumer haben; e8 würde aber viel zu meitläuftig und eben fo unnüs feyn, Diefelben hier anzuführen. Nur diefeg verdienet angemerfet zu werden, daß fich mitten unter jenen widerfprechenden Nachrichten und Erzählungen immerdar eine Art von Tradition er⸗ halten hat; Markgraf Friederich Teutens Gemahlin fey eine baie- rifche Prinzeſſin geweſen. Wecke, Sabricius, Tenzel, Wiedeburg und der große Sorn nehmen dieſen Satz einſtimmig an, ohne jedoch die Geſchlechtsbinie derſelben nur einigermaßen zu beſtimmen: ja fie mußten nicht einmal ihren Namen recht zu nennen: indem fie bey ihnen bald Helena und bald Hildegard heißt; obſchon diefe Namen weder um Diefe Zeit, noch fonften, in der baierifchen Familie vorge» kommen find. est aber ift es ausgemacht, dag Markgraf Friede⸗ rih Tuttens Gemahlin Carbarina geheißen hat, und daß ihr Vater Herzog Heinrich in Niederbaiern geroefen. Wir dörfen uns übri- gens gar nicht daran ftoßen, daß diefe Wahrheit den fächfifchen Gefchichtfchreibern bisher verborgen geblieben. Unfere Catharina fheint ihren Gemahl gleich in dem zweyten oder auf das hoͤchſte im dritten Jahre ihres Eheſtands verloren zu haben; ehe ihnen noch in den Sinn gekommen war, einige milde Stiftungen pro remedio animarum ſuarum zu machen. Nun iſt ja bekannt, daß wir dergfeis hen Schenfungsbriefen Die Kaͤnntniß der meiften Fürftinnen aus den mittlern Zeiten zu danken haben: und da die Catharina nad) ih⸗ res Gemahls Tode nach Baiern zurück gekehret, und in einem baies riſchen Klofter geftorben, und beerdiget worden ift: fo konnte es frey- lich nicht wohl anders gefchehen, als daß ihr in Sach⸗ ſen gaͤnzlich hat erloͤſchen muͤſſen.

Did2 Ss. VI.

212 Katharina von Baiern wewiht $. VI.

Hr Gewißheit, Daß unfere niederbaierifche Carharina die Ger mahlin Markgraf Sriederihs des Tutten gewefen, ift nicht der einzige Dank, den die fächfifhen Gefchichtfchreiber dem garfiichen Codici epiftolari fehuldig find. Er lehret uns noch eine andere gan und gar neue Wahrheit; nämlich, Daß Markgraf Friederih, den ale Gefchichefehreiber ohne Erben fterben laſſen, eine Tochter Eli⸗ faberb hinterlaffen habe, welcher aus der väterlichen Erbſchaft ein merkliches an Civitatibus, oppidis und difirictihus heim gefallen. Diefe Eliſabeth ift e8, auf deren Heyrath Die verwiftibte Catharina ihren Brüdern die vorliegende Vollmacht ertheilet hat. Fragen wir aber, wer der Bräutigam gewefen fey ? fo zeugen fich in unferer Urkunde nichts als Dunkel, und faft unauflösliche Schwierigkeiten. Es hat dem Abſchreiber derfelben gefallen, alle Merkmale weg zu laflen, woran wir ihn häften erkennen mögen: nur foviel bleibe ung, als ein fehr gebrechlicher Leitfaden, übrig, daß der Bräutigam Bolko ger heiffen hat, Daß fein Pater ein Herzog ware, und daß zwifchen Braut und Bräutigam eine Confanguinitas oder Blutsfreundſchaft vorhanden gewefen if. Der Namen Bolko und die herzogliche Würs de, welche des Bolkos Vater beygeleget wird, läßt uns auf nier mand anders, als auf einen fehlefifchen Prinzen ratyen, Wenn wir alfo in den fehlefifchen Stammtafeln, welche der Herr von Sommersberg hoͤchſt mühfam aufgezeichnet, und mit den bündigften Beweisthümeren befeget hat; wenn wir Darinnen ı) um Das Fahr 1303. einen mannbaren Bolko antreffen, deffen Vatter 2) A. 1303. noch bey Leben gewefen; und welcher Bolko 3) ein Blutsfreund der meißnifihen Zlifaberh war : fo Eönnen wir mit großer Wahrfchein- fichkeit fehließen, daß eben dieſer und Fein anderer Die junge SEliz faberh hat heyrathen follen.

Markgraͤfin von Meiſſen. 213

Die Familie derer piaſtiſchen Herzoge von Glogau und Sagan, welche der Herr von Sommersberg h) auf ſeiner zwoten Stammtafel vorſtellet, giebt uns folgendes Schema an die Hand;

Heinrich

der Erlauchte Marfgraf von Meiffen,

T 1297, nn Abrecht der unartige Landgraf in Theéodoricus II. Markgraf v. Lands— Thuringen. berg + 1283. Gem. Selena Ehurf. » a Johann I. von Brandenburg Tochter.

m Friederich der Tutte Marfgraf von drigitta : zwote Gemahlin Herzog Meiffen und Landsberg F 1291. Gem. Conrsds IL. von Glegau und Sagan Catharina Herzog Heinrichs in vermaͤhlet 1270, fie 4 1272, die erſte Yiiederbaiern Tochter. . Gem. war Salome Herzogs Ladislaus aus groß Pohlen Toter.

HSeinrich II. Herzog von Glogau und Sagan + 1309. 5 Eliſabeth Bolko lebt noch Agnes: Gem. Her- Beatrix erſte Ge— un Di u Bang 1307, 3098 Otto von Nie- mahlin Kaifer Lu- ' derbaiern, der Ca= dovici Bavari. tharina Bruder.

Diefes Schema gefiele mir ſehr wohl. Es vereiniget Die 3. haupt Merkmale, welche ich eben zum voraus geſetzet habe: und jeiget ung Überdas eine andere genaue Verſchwaͤgerung des baierifchen Hauſes mit den glogauifhen Piaften. Allein zum größten Unglück hat es

noch gar nicht feine Nichtigkeit mit der Heyrath Herzog Conrads,

und der meißnifchen Brigitte ; und wollten wir fie auch für bez wiefen annehmen ; fo lehret und behauptet der berühmte Diugof Dd3 fus

214 Katharina von Baiern Ki i

fus i) ausdruͤcklich, daß Herzog Yeinrih II. von Glogau aus der erfien Ehe Herzog Conrads II. entfproflen; und ein Sohn

der großpohlnifchen Salome gemefen ift: Deswegen ihn aud die

Pohlen Anno 1306. zu ihrem Herzoge erwählet haben. Bey dieſer Bewandtniß der Sachen müffen wir freylich dieſe Hypotheſe fahren kaffen, und anderwärts den Bräutigam unferer Elifaberb fuchen,

h) Rer. Silef. Tom. Il. Pag. 342. 3

i) Lib. IX. ad Ann. 1306.

$. VIL

9" lege ich den Lefern folgendes Schema vor, welches zwar et⸗ was weitläuftiger ausficht , als das vorhergehende; das aber noch zur Zeit wenig, oder gar Feine Schwierigkeiten mit fich führer. Sch entlehne e8 aus der 4. Stammtafel des Herin von Sommers⸗ berg, welche die piaftifchen Herzoge von Schweidnis , Sauer und Münfterberg vorftellet. K).

Albertus II. Churfürft von Brandenburg + 1221.

nn Et mi 1. Ehurfürft von Bran⸗ Otto IH. pius Marfgraf + 1267. denburg + 1266,

——— um ——

Helena: Gem. Theodoricus Marks Otto longus Markgraf F 1298.

graf von Meiffen F 1283. TER

In

ET I V Fridericus Tuite Markgraf v. Beatrix: Gem. Boleslaus oder Bol- °

Meiffen F 1291. Gem. Catharina ko Ill. Herzog von Schweidnitz, bersos Stepbans in Yiiedere Jauer und Münfterberg T 1303. siern Schwefter.

Eliſabeth. Bolko IV. Herzog zu Jutta: ihr Gemahl Ste- Mimflerderg Anno 1303. phanus Herzog in Nitz

—— feine zwote Gemahlin derbaiern, der Catharina Jutta von Trentſchin. Bruder vermaͤhlt. 1298.

Auch

| Markgraͤfin von Meiffen, 215 Auch dieſe Hypotheſe legt alle z. Merkmale zum grund, von denen wir oben geredet haben. Sie zeigt uns einen Braͤutigam, Namens Bolko, deſſen Vater An. 1303. noch lebte, und um die Heyraths⸗ difpens zu Nom anhalten konnte: fie zeigt ans auch eine obfchon etwas entfernte Blutsfreundfchaft: und was nicht gleichgültig ift, auch hier treffen wir eine fchon Ältere Berfcehwägerung der niederbaie- riſchen Herzoge mit denen fehlefifchen Piaften an: indem der Oheim unferer Eliſabeth die leibliche Schwefter ihres Bräutigams geheyra- thet hatte. Nun weis ich zwar wohl, daß die fchlefifchen Gefchicht- fehreiber nicht mit einem Wörtchen einer Elifaberb erwähnen, die dem Herzog Bolko von Münfterberg beygeleget worden wäre; fie lehren ung im Gegentheil, daß diefer Herr eine gewiffe Juttam von Trentſchin zur Gemahlin gehabt, welche An. 1342. geftorben ift: allein, das Stillefchweigen der Sefchichtfchreiber beweiſt in derglei⸗ chen Sachen wenig oder gar nichts: ſie ſchweigen eben ſowohl von der Jutta ſtille: deren Angedenken der Herr von Sommersberg aus einer Urkunde gerettet hat. Hernach iſt nicht nur allein ſehr mög- lich, ſondern auch ziemlich wahrſcheinlich, Daß die Jutta von Trent— ſchin nur die zwote Gemahlin Herzog Bolkos gemwefen , welche er etz wan nad) dem frübzeitigen Abfterben unferer meißniſchen Eliſabeth mag geheyrathet haben: und gefällt auch dieſes Auskunftsmittel nicht, fo bleibt uns noch allegeit dieſes übrig, daß die vorgehabte Ehe zwifchen dem Bolko von Münfterberg, und der meißnifchen Eli⸗ faberb niemal zu Stande gekommen ſey. Wir laffen unfern Les fern eine freye Wahl zwifchen dieſen zwoen Hypotheſen; fogar, daf

es

216 Katharina von Batern Marfgrafin von Meiffen. es uns ſelbſt wahrfcheinlich vorkoͤmmt, die Elifaberh ſey frühzeitig, und noch vor vollzogener Heyrath, geſtorben, und dieſes vornehmlich aus dem Grunde, weil wir keine gewiſſe Spur haben, daß um dieſe Zeit einige civitates, oppida und diſtrictus von Meiſſen oder der Lau⸗ ſitz ab, und irgend an einen ſchleſiſchen Herren gekommen ſeyen. Doch dieſes gehoͤret eigentlich in die ſaͤchſiſche Hiſtorie, wohin wir uns nicht unterftehen , einen Blick zu wagen. Genug, daß wir unferm Berfprechen zufolge überflüßig bewiefen haben: daß unfere Catharina von Niederbaiern, eine Gemahlin Markgraf Friederichs des Tuten von Meiſſen gewefen ſey. %k) Ibid. Pag. 386.

Nachricht

von einigen

Pfenningen mittlerer Zeiten

welde den 13. April 1746. unweit dem Kloſter Reihenbad gefunden, und

in dem gefürfteten Reichsftift

zu St. Emmeram in Negensburg aufbehalten werden, mitgetbeiler von

G. ©. Plato.

Dieſe Abhandlung iſt der Akademie den 28ten Man 1762. borgeleget worden,

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5 anne Nie Veranlaſſung, daß diefer Münsfchag mitt lerer Zeiten befannt gemacht wird , ift ein wuͤrdiges/ wegen feiner Gelehrfamfeit fattfam befanntes , "aus befonderer Befcheidenheit aber nicht genannt ſeyn wollendes Mitglied des gefür: ſteten Reichsſtiftes zu St. Emmeram in Regen fpurg. Selbiges bat; als ein allen Theilen der Wiffenfchaffen gewiedmeter Befötderer , denen Münzliebhabern hiedurch Dienſte Teiften wol

len, bey feinen vielen aufbabenden Gefchäften

aber die Erläuterung derfelben mir. übertragen.

Ob ich mic) zwar befcheide, zu Ausführung dieſes Vorſatzes die benöthigte Wiffenfchaft nicht zu beſitzen, fo habe jedoch eines Theils das Ver: langen meines fchäßbaren Freundes zu erfüllen

nITIS Era nicht

230 el 0) Ko | wicht entftehen, anderen Theils aber auch meines Drtes Kennern von derley Seltenheiten Gelegenheit geben wollen, folche in genauere Betrachtung zu nehmen, und durch eine-gründlichere Erklärung der. gelehrten Welt denjenigen Nußen zu verfchaf fen , welchen zu bewuͤrken ich mich nicht genug ſam gefchisft erachte. Die Belehrung eines beſ⸗ feren wird mir um fo. angenehmer feyn, ols in dieſen entfernten Zeiten noch viele Dunfelheit obs waltet , und auch bier die Wahrheit des Sases täglich beſtaͤrket wird. Quantum eft, quod nelcimus.

Ertract

Wien“

aus dem gerichtlichen Protocol und andern Nachrichten, die Entdeckung diefer Pfenninge betreffend.

—— 1746. den 13. Aprilis, Morgens zwi⸗

ſchen acht und neun Uhr, hat ein armes Bauernmägdlein, Namens Eva Lehnerin, wel⸗ des die Schaafe gehuͤtet, obngefähr hundert Schritte, von dem Klofter Reichenbach, an er ner gegen Abend und zwifchen dem Fluß Regen, und einem Bach, der Kaltenberg genannt, gele⸗ genen fteinigten Anhöhe, neben einer Steinflippe, etwas wie Geld fchimmerendes und auf der Erde liegendes entdecket, auch allda zmwifchen denen - Steinen, einen mit einem erdnen Dedfel verwahr⸗ ten, obngefehr ein Maaß haltenden , und mit dergleichen Dingen angefüllten Topf oder Hafen erfehen , von diefen gefundenen Stücen einige Hand voll, ohne zu wiſſen, ob «8 Geld oder

Ee3 Blech

232 RE AO) at⸗ Blech feye, zu ſich geftecket, und einem berbey gekommenen Bauersiohn hievon Nachricht gege⸗ ben, welcher den Ueberreſt zu ſich genommen. Weilen aber zwiſchen dieſen beyden Leuten, des Eigenthums wegen Streit entſtanden, ſo wurde nach richterlicher Unterſuchung der geſammte Fund zu gerichtlichen Handen genommen, ſolcher verkauft, das davor erloͤßte Geld aber dem Bauernmaͤgdlein zugeſtellet. Derer gefundenen Stuͤck ſeynd bey fuͤnf⸗ hundert geweſt, wovon den groͤßten Theil Seiner fuͤrſtlich Gnaden, der dermalige Herr Abbt von

St. Emeram, Johann Baptiſt kaͤuflich an ſich gebracht. Der Hafen oder Topf iſt vera, >

loren gegangen.

1 | *

e Mi (0) Mk 233 X W A SUNIAIALAL NIALALAEALAELD,

nm G I

——— ——

Nachricht

von einigen

Pfenningen mittlerer Zeiten,

D ich nur geſonnen, nach Moͤglichkeit die Muthmaßungen über dieſe gefundene Münzen mitzutheilen, fo babe auch alz les, was das Ältere und „neuere Muͤnzweſen in Baiern be trifft, mit gutem Bedacht und ſoviel es ſeyn koͤnnen, übergangen,

Zum voraus ift anzumerken , daß diefe Münzen oder vielmehr N fenninge ſaͤmmtlich von einem ftärferen Blech, als die gewoͤhnli— hen Höhlpfenninge, mit welchen fie Doch etwas, ob fie ſchon auf beyden Seiten gepräget, und mit Bildniffen verfehen find, gemein haben, faft durchgängig auf einer Seite „welche bey der Erklärung die Hauptfeite abgeben wird, und wornach ich mich befonders ge- richtet, beffer und tiefer, als aufder andern Seite ausgepräget find.

Im Gewicht kommen auch diejenigen nicht miteinander überein, welche mit einerley Stempel bezeichnet find , fechszehen aber der« ſelben halten ungefähr ein Loth regenfpuraifchen Silbergewichtes. Die feine ift dem Streich nach beyläufig acht und ein halbes Loth, bis dreyzehen und ein halbes Loth.

Die abzugebende Muthmaßungen werden zeigen, Daß die Alte” fen dieſer Pfenninge in die Mitte des eilften, und die neueften ge- gen das Mittel Des dreyzehenden Seculi gehören, und daß die Ueber- einftimmung der Prägart und des innerlichen Gehaltes zu Beftims mung der Zeit, im welcher dieſe Münzen gefchlagen worden , vieles beytrage,

224 Von einigen Münzen beytrage, Dahero auch bey jeglicher arrafiben: der ange⸗ merkt worden.

\

Bey Abzeichnung diefer Pfenninge hat man, um folche fovieles * |

möglich gewefen, kennbahr zu machen, mehrere auch wohl alle ges fundene von einem Stempel zu Hülfe nehmen müflen, und dennoch nicht allezeit Die gewünschte Auskunft erlanget,

Nebſt denen ganzen Pfenningen haben fich auch entzwey gefchnite tene befunden, deren man fich im Kaufen und Verkaufen vermuth⸗ lich ftatt halber Pfenninge oder Hälblinge, wie fie fonft genennet worden, bedienet; wovon, und daß diefer Gebrauch in dem eilften

Seculo gewefen, Otto Sperling de nummorum bracteatorum & ca-

vorum origine &c. pag. 70. und 80. nachgelefen werden Fann. Es ift aber auch bey deren Zertheilung in zwey Stücke Feine Gleichheit beobachtet, fondern es find feldige vielmehr fo unvorfichtig Durchges

fhnitten worden, Daß drey leichte nicht viel mehr als zwey ſchwere

wiegen. Kipper und Wipper hätten in diefen Zeiten ihre Rechnung gefunden. Liebhabern älterer Nachrichten Dörfte e8 nicht unanges nehm fallen, wenn ihnen ein Schreiben von Anno 1395. mitgetheiz fet wird, aus welchem, was albereit damalen mit der Münze für Gefaͤhrde getrieben worden, erhellet;

Den beftätten und den gezierten vor andern mit den Blumen

der Fürfichtigkeit und ABaisheit dem Herrn Rammerer und den Herrn dez Ratez der Stat zu Regensburg,

Toren fagen dikh den Weifen, daz in vor kundig ift, alfo tun

ich villeicht auch. Euer fürfichtigen Weisheit lazz ich wiffen die

Sach, von der wegen einer und andern frumen Muͤntz ernider ligt,

da den Lant und Lewten grozz Schade beſchit. Den jeglicher

Muͤntzmaiſter, wann er von feinen Herren fein Muͤntz befteet, er⸗ dinge

mittlerer Zeiten 225

dingt er Brief von dem Herren feiner Notdurft. Und under andern Artickeln, fo hat der Brief den Artikel, wenn er den Aufzieher ae were der Aufzal an der Wag, fo hab er meniklich gewert, und wen fein Geld über fein Drifcheufflin Eime, fo fey er von der Ninge- tung wegen, nymand fehuldig, wenn er gibt den Herrn für, man faig daz Geld, wenn es auz feiner Gewalt Time. So müge. man ez auch nicht geleich zainen. Dazift nit, wann man wol gut Mün- germaifter finde, Die eg wol machen, daz man des faigens nit ge niezzen möcht. Und auf den Artikel fo Tat er zainen zu ainem jek- lichen Werckh mit Willen und Aufffazn dreyerley Zain, einen der die Aufal haft, den andern zu ſwaͤr, Die nennen fi di alten, den dritten zu ringe, die nennen fi Di Jungen, und wenn daz Geld be- geit wirt, fo heit es di Aufzal und wert den Auffzieher mit Afcherin- gen ungefcyewrten Gelt, und alz bald der von im kuͤmpt fo zicht er daz Gelt in drein Hauffen, und hat er eg an dem Präger, fo zuint er fuͤrbatz newe zwen Zain und ſchuͤzzt daz fivär Gelt wider under, ift day nit, fo ſezt er ey wieder.in das Füre, Das gerecht Gelt an der Wage, daz zelt er auz an den Steten, da er fich beforgt, daz ringe daz gibt er um Silber, Schalcken, Eriften und Juden, di ez mit Willen auch nemen, wenn er mag in den vil geben. Daz verftet man auch wol, wann fi Silber und Gold hoher Eaufen, warn ir Aufzal tragen mag. Wenn aud) ein Münzzmaifter fein Aufzaf meren will fo chlagt er feinen Herrn, daz er felb auch tut, ander Münzzmaifter flahen ringes Gelt, und im ligt fein Münz ernider, und fendet ein Guldin in ain andern Münz und haizt im der Jun⸗ gen für den Guldin fenden, daz gefchicht, daz felb Gelt zeigt ev den feinen Herrn, fo erlaubt in der Herre auch abfegen, dennoch baftes er die drey Zain. Daz ift gefihehen in Münzzen frumen, die dez nit genoflen haben , und die Münz wol bewart waz mit frumen Berz ſuchern und Aufziehern. Waz geſchicht den in Münzen, da die Herrn gut nemen und uͤberhoͤrn und uͤberſehen und da der Münze

F f > mals

226 Von einigen Münzen

maifter Verſucher und Aufzieher, Gevattern und gut Gefellen über

ain fint,

Dazu tut daz Haupt und die Hochgeporn Fürften nit, und * doch die Muͤnz den Herrn an ihren Rechten, Guͤlden und Zoͤlln, und Lant und Lawten in den nechſten veriangen fuͤnf Jaren mer

Schaͤdn bracht, und noch all Tag tut, zwiſchen Birgs und Reyns

den khain Krieg in dreizzig Jaren nie getan hat. Genedigen wirdi⸗

gen Herrn daz Schreiben kert mir zu den peſten, wann ich Ewer Weisheit verſchriben han in Mitleiden armer Lawt, den man Damit iv Arbeit boͤzlich abnymet, und dez genuͤzt nyman den boz Lewt. Ob ir muͤgt, ſo tut darzu, durch Got.

Carolus Calvus hat in dem XL Cap. des A. C. 864. zu Pi- fires promulgirten Edicto verordnet, ut in denariis nov& noſtræ - monet2, ex una parte nomen noftrum habeatur in gyro & in me- dio noftri nominis monogramma, ex altera vero parte nomen ci- vitatis & in medio crux habeatur. v. Baluz in Cap. Reg. Fr. Tom. Il. Pag. 178. und diefe Art auszuprägen, hat, wie folches die Muͤn⸗ zen ſelbſt beftättigen, in Denen Zeiten derer Ottonum noch einiger- maßen fortgedauert. Da uber von felbiger und anderer folgenden Kaiſer Freygebigkeit gar viele Stände des Reichs das Münzregal erhalten hatten, find le&tere von folcher Verordnung felbft abgemi- chin, oder fie haben fich nach Der Gewohnheit derjenigen Münzftade gerichtet, nach deren Gepräae fie fehlagen durften. Denn ſo wurde

von Kaifer Otto III. dem freyfingifchen Bifchof Godefcalco Anno _

996. nur vergönnet monetam Radasponenfem, in loco Frifinga di- cto, imperiali potentia conftrui & aprime incceptari. Meichelbeck Hiftor. Frifing. Tom. J. Part. I. Pag. 192. bis von Kaifer Conra- do Egilbertus Anno 1029. die percuffuram proprii nomifmatis er- fanget, vid. eund. ibid. pag. 236. Ja es haben wohl auch einige Stände ſchlechte Münzen gefchlagen, fich aber des Gepräges einer andern

miftlerer Zeiten. 227

‚andern Münzftade bedienet: wovon wir eine deutliche Spur in denen Ueberbleibſeln unferer alten deutfchen Rechte finden, in welchen, um ‚dem aus derley Ausmünzungen entfpringenden Schaden vorzubeugen, ‚verordnet ift: als in dem Faiferlichen Band-und Lehenrecht, Lib. L Tit. CCCLXXXV. ,, Niemand fol Pfenning fehlagen, die ans 3, dern Pfenning gleich find. Wer e8 darüber thut, er fey Here oder arm Mann, der ift ein falfcher, und in dem fpeculo Saxo- nico Lib. II. Art. XXVI. nemini etiam nummos cudere licet, » qui aliis ſunt fimiles, fed habeant differentias competentes. us Wir haben alfo gewiffe Figuren, welche auf unferen Pfenningen ‚vorkommen, für nichts anders, als folche gefesmäßige Merkzeichen anzufehen, durch welche ein Münzftand feine Münze von des andern unterfcheiden wollen, mithin werden alle diejenige Pfenninge, weiche mit einem menfchlichen Kopf bemerfet find, einem Münzftande, die mit dem Lamm einem anderen, die mit dem Engel ferners einem anderen , und folglich alle verfchiedene zeichen auch verfchiedenen Münzftänden zuzutheilen feyn.

Ehe noch beftimmer wird, welchen Münzftänden dieſe Pfennin- ge zuzueignen, fo iſt die Regel: daß die Münzen mittlerer Zeiten ge meiniglich in derjenigen Provinz wo fie gefchlagen worden, gefunden ‚erden, feft zu feßen. Fridericus II. in conftitutione de collegiis

- eivium de Anno 1232. fagt: Moneta quoque fuis in locis cuſa, comparentur omnia venalia ut antiquitus fieri conſuevit. vid. Schaten. Ann. Paderb. Tom. II. pag. 18. das jus feudale Saxon. Cap. LXIL. hat: Poena vafallı erga Dominum X. Libre. Princeps autem feudi vexillo a Rege inveſtitus, folvit eidem C.libras de- nariorum libralium illius monetz, ubi pana fuerit acquifita, und

die Gloſſa dafelbft ad Cap. LX: Die Pfund zu rechnen bey zwan-

‚zig Schilling , folder Pfenning, die do geng und geb ſeynd in dem

Gericht, da das Gewer innen gewunnsn wurde, Specul. Saxon. Sfa Lib.

228 Von einigen Münzen

„Lib» IM. Art. XVII. Burgrabii pœna efttres libre , few tria talenta, que conftituunt fexaginta lolidos nummorum communi- ter in illa jurisditione currentium. ° Wie nun aus vorftchenden

erfihtlih, Daß alle dasjenige , was ein jeglicher zu feiner Noth⸗

durft gebrauchte, mit Landesmünze mußte bezahfet werden, auch Die Strafen in eben felbiger abgetragen wurden: fo hatte niemand Urs fache, fih um fremde Münzforten , dieweilen ex fie nicht ordentlicher Weiſe brauchen konnte, zu bewerben; fondern mwoferne jemand et- was zurück legte, fo beftund folches in derjenigen Münze, welche bey ihm im Gang war Was alfo heut zu Tage an einzeln auf dem Felde oder anderwärts verftreuten, oder auch im Gemaͤuerwerk und andern Drten in größerer Anzahl verfteckten Geldſtuͤcken gefun- den wird, ift ordentlichermaßen , für ein in * Gegend gepraͤgtes Geld zu halten.

Unſere Pfenninge find unweit dem Kloſter Reichenbach, wel⸗ ches in dem Markgrafthum Chamb gelegen, und von denen daſigen Markgrafen geſtiftet iſt, gefunden worden. Es iſt mir zwar der Streit nicht unbekannt, den einige fuͤhren, ob der gegen Baiern nordwaͤrts der Donau gelegene Strich Landes, welcher daher den Namen Nord⸗ gau hat, zu Baiern unter denen Zeiten derer agilolfingiſchen Her⸗ zoge gehoͤret habe? da aber dieſe Muͤnzen ein ſolches Alter nicht er⸗ reichen, ſo erachte uͤberfluͤßig zu ſeyn mich hiebey aufzuhalten. Der Autor des Groſchencabinets ſtellet im XI. Fach verſchiedene Münzen eines Königs Henrici vor, und zeiget, daß fie entweder dem zwey⸗ ten oder Dritten Diefes Namens, der zugleich Herzog in Baiern wat, zuzueignen feyen. Er bringt fodann N. 18. noch eine fernere Münze

vor, welche in Cham gepräget ift, und führer aus Ludewigü reliqguüs

‚Manuferiptor. Tom. IV. pag. 249. an; daß Henricus II. A. 1002.

einem Henrico Marchioni in dortiger Gegend einige Güter geſchen⸗

fer, und das Fragmentum Althanenfe ap. 'Leibnizium in fcripto- xibus

mittlerer Zeiten. 34 229

FERNE IE: pag. 22. fagt; Hi funt quorum he- reditas cum Caftris & prediis ad:Ludovicum ducem & filium ejus Ottonem funt’devoluti &e.' Dipoldus Marchio de Vohburch & cChambe, qui 'extitit‘fundator»Monafterii Reichenbach. Indem nun ein baierifcher Herzog "Güter im dieſem Landesftrich verfchen- Een Eonnte, Münze dafeldft fehlagen ließ, ja die Markgraffchaft Chamb feibft an Baiern jure devolutionis’zurüd fiel: fo kann ja nicht widerfprochen werden, daß folche in dieſen Zeiten zu Baiern gehöret haben müfle. Es werden dannenhero die Dafelbft gefundene Pfenninge für baierifche oder. folche zu halten feyn , welche aus Münzftädten herkommen, die mit Baiern in einer gewiſſen Verbin⸗ dung geftanden.

Zu der Erklaͤrung * ſp wird der Anfang am fuͤglichſten mit denenjenigen zu machen ſeyn, welche durch eine deut⸗ liche Umſchrift ihren Geburtsort verrathen.

M. L. zeiget einen menſchlichen Kopf in einer. Einfaſſung von drey halb Boͤgen und ſoviel gefluͤgelten Engelskoͤpfen, die Umſchrift ift> S. C. S. CORBINILANUS. | e * Sanctus Corbinianus iſt der Patron des Bißthums Freyſing, ‚wovon. der Beweis bey Meichelbeck in hiftor. Frifing. mit mehrerm cholet werden kann. Die Patronen derer Stifter und Kirchen auf uͤnzen und Sigeln zu ſetzen, war was gewoͤhnliches, dannenhero denen maynziſchen Muͤnzen S. Martinus, auf denen magdebur- giſchen S. Mauritius, auf denen halberftädtifchen S. Stephanus, auf ‚denen würzburgifchen S.-Kilianus, und ſ. f. auch allſchon in dem meunten Seculo S. Remigius auf den reinfifchen,, und S. Kilianus auf den wuͤrzburgiſchen Sigeln vorkommen. Eckhardt in Com- ‚ment. Rer. Franc. Oriental. Tom. II. pag. 180. Daß es auch Dips ungewöhnliches geivefen, nur den Kopf eines dergleichen Par f 3 trong

230 / Don: einigen Münzen

trons auf denen Münzen vorzuftellen , deſſen finden wir Beyfpiele bey Leuckfeld in feinen Antiquitatibus nummarüs Tab. I, n. ı. Tab. II. n. 31. 35. 36. Tab. III. n. 40. Tab. V. n. 71. 72. 73. von halberſtaͤdtiſchen Tab. II. n. 34. von magdeburgifhen, und Virus Arnbeck in Libr. IV. Chron. Bajor ap. Pezium in anecdot. Tom. III. P. II. p- 155. meet: daß als Henricus Rixofus Herzog in Baiern ein Geſchenk an Silber nach Freyfing gemacht, aus fer bigen nur der filber und vergofdete Kopf Corbiniani verfertiget wor⸗ den, mit folgenden Worten: Ex hujus Henrici Ducis donatione eaput argenteum & deauratum S. Corbiniani, quod hactenus ha- betur in ecclefia Frifingenfi, factum eft, de hoc funt Metra.

Dum jubet Hainricus quam fandtus Corbinianus Splendet in argento quod dedit ille Deo,

Prefulis Abrammi fulgefeit imago benigni Omnipoteus animam falvet in arce fuam.

Es wird alfo der Wahrfeheinlichkeit nicht entgeoen feyn, wenn die mir dem menfihlichen Ropf; als ihrem Kennzeichen, bemerkte Muͤn⸗ zen Freyfing zugeeignet werden. Des geneigten Lefers Beurthei- fung überlaffe annebft, ob nicht das heutige NBappen des Bißthums Sreyfing, welches einen gefrönten Mohrenkopf bat, in denen dr tern Zeiten Corbiniani Kopf geweſen, der durch Ungefchicklichkeit de ver Stempel und Sigelfchneider ſich nach und nad) in einen Moh— renkopf verwandelt hat. Daß Freyſing befugt war zu münzen,

iſt bereits aus der angeführten Conceflione Ottonis III. an Gode- fealeum von Anno 996. und Conradi II. confirmatione für Egil- bertum von Anno 1029. zu erfehen gewefen; die weitere Befkätti- gungen deffen ergeben Henrici III. Nitkero Anno 1039. Henrici IV. Hellenkardo Anno 1057. ertheilte und bey Meichelb. d. Lib, Tom. 1. Part. I. Pag. 236. Part. DI. Päg. 516. angeführte Urkunden,

Daß

mittlerer Zeiten. 231 | Daß’ das Famm, welches N. 12. unter vier Halbbögen und ſoviel geflügelten Engelsköpfen fich befinder, die brixniſche Münzftade anzeige, erweist nicht nur des daſigen Bißthums heutiges Wappen, fon- dern auch des dafelbftigen Biſchofs Landulphi, welcher zu Ende des dreygehenden Seculi gelebet, Sigel, bey Heinneecio in feinem Syn- tagmate de figillis Tab. XIII. N, 7. auf welchem, gleich auf unferen Pfenningen, Das Lamm befindlich ift. Diefes Bißthum erhielt von Friderieo I. d. 16. Kal. Aug. 1179. unter Biſchof Henrico das

Muͤnzrecht vid. Lünig im Neichsarchiv. Spieileg. Ecclef. Part. Il. Pag. 1090.

Zu befferer Verftändfichkeit derer mie dem Bruftbid eines ge flügelten Engels bezeichneten Pfenninge muß N. 16. genommen wer- den, auf deffen Gegenſeite S. Petrus fich durch den in der rechten Hand haltenden Fiſch, und den Schfüffel in der linken Hand, kenntlich macht. Das Bildniß Petri brachte mich anfänglich auf die Gedanken, die folches führende Pfenninge Negensburg um fo mehr zuzueignen, als nicht nur Die regensburgifche Cathedral Kirche S. Petro geweyhet, tie folches einige Urkunden bey Hundio in Metr. Salisb. Tom. I. Pag. 149. ı51. 152. darthun, da es in ei- ner von Carolo M. ertheilten heißt : Ecclefia conftrufta in ho- norem Domini noftri Jefu Chrifi & Matris ejus Marie, &

- Principis Apoftolorum Petri &c. in einer von Ottone: quod con- ftruftum in honorem Sandtz Marie Matris Domini & Prineipis Apoftolorum Petri &c. und noch in einer von eben diefem ad Ec- elefiam Beati Petri, Principis Apoftolorum &c. fondern auch dafis ges Domftift und die Stadt Petrum in ihren Sigeln führen, wovon ‚ein Abriß und zwar des erftern von A. 1193. mit der Umfehrift: Sigil- lum S. Petri Ratisponenfis ecclefiz, in dem libro probationum, feu bullis & diplomatibus ad hiftoriam Monaſterii &e. S. Emerami Ra- tisponenfis &c. fpeltantibus Tab. III. und des zweyten, jedoch nicht vollkommen genau gezeichnet, in Ratispona politica pag. 347.

f 18,

232 Von einigen Münzen iſt, und über dieſes die gegenwaͤrtige Pfenninne an Alter uͤberſtei⸗ gende, auch die nachhero gepraͤgte regensburgiſche Muͤnzen, eben dieſen vorftellen, vid. Tenzels monatliche Unterredungen Anno 1698. p. 893. allwo einer mit der Umſchrift: Ratispona ciyitas, wie ſie ger, gen Ende Des X. und in dem Anfang des X. Seculi genennet wirds; Eckardt in Erklärung eines Eleinodien Kaͤſtleins Tab. II. N. 21, Allein, da der Engel ſich zu Regensburg nicht recht ſchicken will; fo wird eine Auskunft zu ſuchen 2*

Kaiſer ——— II. Sanctus genannt; als e er mit Eyfer und Bemuͤhen das Bißthum Bamberg errichtete, und Die dor⸗ tige Domkirche erbauete, widmete er ſelbige Vermoͤge derer Stif⸗ tungsbriefe, Marie, Petro & Paulo, Kiliano & Georgio, eben dDiefe Patronen werden in der Confirmation Pabfis Benedicti, und in dem Schenfungsinftrument Henrici Sancti, Durch welches er Fürth, den Bißthum zueignete, angeführet, Vid. Gretferum in vita $.Hen- zici ap. Ludew. in feript. Bambergenfibus. Tom. I. pag. 283. 302. 1282. In Henrici III. confirmatione werden nur Petrus und Geor- gius, und in dreyen bullis Joannis, Leonis und Benedidti, Petrus nur allein als Patronus angegeben. Vid. eosd. ibid. p. 294. 1284, 278, 2925 304. Hieraus ift erſichtlich, Daß der eigentliche Patron der bambergifchen Stiftskirche S. Petrus fey, von Deren Einwey⸗ hung Ditmarus ap. Leibnitium Tom. I. pag. 390. ad An. 1012. folgende Nachricht giebt: Peradta in eivitate Bavenbergenfi eccle- fia majore, cum natelicius dies eflet, & XXXV. jam inciperet, II. Non. May, omnis primatus ad dedicationem iftius aulæ ibi- dem congregatur & fponfa hec Chrifli per manus Joannis Patriar- chx de Aquileja & aliorum plus quam XXX. Epifcoporum dedi- catur. Bis ego peccator interfui &c. und das Chronicon Qued- linburgenfe , apud eundem Tom. I. pag. 288. In Bavanbergenfi | Caftello Francix dedicatio ecclefiz facta et, X. anno regni Hen-

na

mittlerer Zeiten. 233 riei Regis. I. Non. Maji. XXXVI. Epifeopis im id operis deftina- tis. Intererant etiam regio gaudio Dominæ Sorores Abbatill , Sophia & Adelheida, quod erat infigne decus Imperatoriz aul». Die Vita. Meinwerei, ap. eund, ibid. pog. 52x. Inde Rex Ba. venbetgæ iter divertit ubi Everhardns primus ejusdem fedis Epi⸗ feopus venerabile Monaſterium, nobile ac fpeciale regiæ devo- tionis ftudium , cum conventu & fuflragio omnium cifalpinorum Pontificum II. Non. Maji dedicavit. Weiter fehreibt Hoffina- nus in annalibus Bambergenfis Epifeopatus. Lib. I. S. 72. apud Ci- tat. Ludew. Pag. 47. Poftero anno (1009). Henricus Imperator Babeberg® duo ad huc templa magnifica extruxit, quorum unum S. Stephano dieatum Canonicis Auguftanis attribuit, alterum fub nomine Archangeli Michaelis Monachis Benedietinis indulfit , operam ad rem fibi conferente Cunigunde, conjuge caftiffima. Und Grefterus in Fit. S. Henrici Cap. VI ap. Ludew. d. Libr. Tom. 1, Pag. 274. In meridiana quoque parte civitatis monafterium in honore S. Stephani Protomartyris , fub ordine Canonico con- ftruens, ex altero vero, hoc eft aquilonari, aliud Monafterium , fub Monachali regula in honore $. Michaelis Archangeli, fancti- que Benedicti Abbatis conftituens &c. Von der Dedication die⸗ fer Kirche aber hat Paulus Langius in Chron. Citizenfi ap. Piflor, Tom. I. Pag. 1137. ad A. C. 1021: folgendes: Fundavit & idem Henricus ibidem. (Bamberg®) monafterium Ordinis S. Benedicti in monte, cujus eeclefiam dietus Eberhardus Epifcopus Primus , ordinationis ſuæ Anno XIII. Dominic autem nativitatis XXI. in honore S. Archangeli Michaelis dedicavit , prefentibus Aribo * Moguntinenfi & Piligrino Colonienfi Archiepifcopis & alüs &e, Nachdem aber diefe Kirche durch ein Erdbeben Anno 1117. zu Grund gerichtet worden, hat folche Biſchoff Otto wieder erbauet und eingeweyhet, wie ſolches mehr ertwehnter Gretferus in ejus vita Lib. I, Cop. 60. ap. Ludew. «. 1. Pag. 459. bezeuget. Igitur Auno Do- | | | Ös RS min

234 Von einigen Münzen mini MCXXI. Indictione decima quarta, in Cal. Septemb. dedi- eatum eft Monaſterium S. Michaelis Archangeli, in monte Ba-

benbergenfi a venerabili Ottone, ejusdem fedis octavo Epiſcopo

in honorem preferipti Archangeli ſanctique Benedicti Abbatis fi-

cut a primordio fundationis monafterii defhinitum ef. Eben die-

fe Kirche erwählte fi) Bifhoff Otto zu feiner Begraͤbniß, und

wenn. man das Grabmal gedachten Ottonis, welches mehrermeldter

Ludewig in der Vorrede derer fcriptorum Bambergenfium in Kupfer geftochen worftellet, betrachtet, fo ergiebt fich, daß der auf unferen Pfenningen vorkommende Engel eben derjenige ſey, weicher auf dem Grabmal zu erfchen ift. Ludewig giebt pag. 8. $. XI. folgende Befchreibung davon: Sequitur tertium, quo mufulam meam re. creaverunt Michelbergenfes , fepulcri S. Ottonis egregio & illu- ſtri monumento. Venerantur ejus reliquias facri College in tem- plo eoenobii primario, non procul ab altari, magno ın Franconia circum circa concurrentium hominum ceultu ac fama. Habet in icone adpofito N. III. fuperne feretrum, infra capulum, in cu- jus prima plaga exhibetur D. Virgo, S. Georgius atque Epifco- pus, in altera Cxfar S. Henricus atque S. Cunigunda, fundatores ecclefiz, cujustemplum ambo continent fuis manibus, circa oftium . expeltante ac aparente Monacho &c. Die Auslegung unfers Au- toris koͤmmt mit der Sache nicht überein, und da es Doch zu unſe—

rem Zweck dienet, fo wird nicht undienlich feyn, dasjenige, was er

nicht recht getroffen, zu benerfen. In der Mitte des unteren ſchmalen Theils des Grabfteines frcht die feligfte Sungfrau Maria, das Kind JEſu auf dem linken Arm habend; zu ihrer Nechten ift nicht Geor-

gius, fondern der Erzengel Michael, weicher fogfeich an denen Flügeln

und dem bloßen Haupte und Leib, welches alles fi) zu dem Nitter Georgio nicht ſchicket, zu erkennen ift, tödtet mit einem Spies den zu feinen Füßen liegenden Drachen; linker Hand fteht ein Biſchof, der einen Stab hält, und —— welchem nebſt .Michaeli Ar- changelo

mittlerer Zeiten. 235 · changelo zu Ehren dieſe Kirche eingeweyhet iſt, und in welcher die⸗ ſes Begraͤbniß ſich befindet, vorſtelle. Die auf der langen Seite des Steins befindliche zwey vordere Perſonen, ſind ohne Wider⸗ ſpruch Henrieus S. und feine Gemahlin Cunigunda, der angebliche Mönch hingegen ift S. Stephanus, trägt in dem rechten Arm drey Steine, und hat in der linken Hand einen Palmzweig, gleichwie er auf. denen halberftädtifchen Münzen vorgebifdet wird. Ich verhoffe diefes fey genug, wahrfcheinfich gemacht zu haben, daß die den En gel und S. Petrum vorweifende Münzen Bamberg zuzueignen feyen,

Das Bistum Bamberg hat fonder Zweifel gleich bey feiner Er- richtung oder nicht fange hernach das Münzrecht von Henrico S. alt ſchon erhalten, alldieweilen deſſen Nachfolger Conradus folches An, 1034. mit diefen Worten: noftra quoque autoritate fancimus, ut in &c. mercatibus, monetis &c. nulla poteftas irruat ibi per vio- lentiam. vid. Wehner. Tom. FI. Symphor. Gylmann. Cap. III. $. 42. und An. 1039. Henricus III. ut in &c. Mercatibus, Mo- netis &c. nulla ſit infeftatio Tyrranorum, nulla poteftas irruat ibi per violentiam &c. Gretfer in vit. S. Henriei Cap. XIX. apud Ludewig. Tom. J. paz. 294. confirmiren. In Bamberg ſelbſt zu muͤnzen, erhielt Bifchof Leopoldus die Gerechtigkeit von Carolo IV. ‚weiches Hofmann in Annal. apud Ludewig. Tom. I. pag. 203. mit folgenden Worten anzeiget: eodem anno (1353.) Carolus Rex Leo- poldo Epifcopo novum in urbe fua jus cudendæ monetæ concef- fit. Habentur ea de re diplomata, umum Nonas Januar. Mogun- te, alterum pridie Idus Aprilis Norimberge datum. Sonſten hatten auch diefe Bifchöffe von Friderico I. An. 1242. das Münzs recht, in oppidis Carinthie, Villaco & Griviaco , und deffen Con- firmation An. 1331. von Ludovico Bavaro erhalten, vid, Ludewig Pag. 160. & 1154. Lunig Spiel, Ecelefiafic. Parte II, pag. 30. 41. Außer denen Biſchoͤffen dafelbft fund nicht minder denen

Gg 2 Re-

236. Don einigen Münzen | Regularibus Monafterii S. Petri dns Münztegat zu, wie folches Henrici IV. diploma, dat. XIV. Kal. Auguft. A. I. D. MLXI. ap. Ludewig Tom. 1. Pag. 1282. Fahri Stsstscanzley Part. XXXI. ‚Pag. 136. Lit. B. Lùnig Reichsarchiv Spic. Eccl. Cont. I. P. 482. ‚mit dieſen Worten darthut: Qualiter nos &e. regularibus ejusdem ſanctæ Babenbergenfis Ecclefie in majori monafterio, videlicet S. ‚Petri militantibus , ad quendam locum illorum juris, Furth di- «tum in pago Nertgove fitum, in comitatu Henrici Comitis, mer- eaturam a beat memoriz patre noftro aliquande a Norimberc translatam cum theloneo & percuflura proprii numismatis, reddi- ‚mus & confirmavimus. Und woferne man den N. 15. vorgeftellten Pfenning betrachtet; fo feheint es faft, das Kloſter S. Michaelis habe-ebenmäßig, wie S. Petri, das Muͤnzrecht gehabt, und auf ſelbi⸗ gen feine Patronen, von denen vorhero geredet worden, nämlich S. ‚Michaelem Archangelum und S. Benedictum vorftellen wollen. Doch ich muß diefe Muthmaßungen denenjenigen überlaffen, welche die Documenta und alte Siegel des Dafigen Bißthums und bemeldter Kloͤſter zu Höffe zu nehmen Gelegenheit haben, jedoch noch anmer- Een, daß Fürth in feinem Siegel S. Michaelem Archangelum führe,

Der auf N. 29. in der Mitte befindliche Buchftab S. läßt ſich am natürlichften durch Salzburgum erklaͤren. Die bey Hundio in Metrop. Salisb. Tom. I. Pag. 38. & 39. angeführten Documenta bezeugen, daß zu Ende des zehenden und Anfang des eilften Seculi Die fazburgifche Bifchöffe anftatt Des vorhero gebräuchlichen Juyavi- enfis, Salisburgenfis angenommen. Von dem Münzrecht des Erf bißthums Salzburg babe ich noch Feine Nachricht noch einige Urs Funde gefunden, außer daß unter Bifchof Conrado I. welcher Ann. ‚1164. verftorben, in Pezii Thef. Ancedot. Tom. III. Part. II. Pag. 697. N. 2. ein Monetarius Adalbertus- vorkoͤmmt. Muthr maßlich ift «8, daß, da Sreyfing und Paffau zeitlich das Münzrecht

erhalten,

- mittlerer Zeiten. | 237

erhalten; ſolches ebenmaͤßig um fo mehr muͤſſe etlanget haben, als es bereits mit der erzbifchöflichen Wuͤrde beehret war.

. £8 folgen diejenigen Pfenninge, die wie N. 20. mit einem Ereng Bereichnet find. Die Buchftaben, welche auf N. 22. 23. 24. befind- lich, find die Namen eines Bifchofs, und geben zufammen genommen Eberhardus Epifcopus. Zu erfahren, was Diefer Eberhardus Epifcopus für ein Bißthum befeffen, muß voraus gefeget werden, daß die Pfen- ninge von diefem Gehalt in das XII. Jahrhundert gehören, wovon nachhero der Beweis folgen wird, und, indem felbige an einem Ort gefunden worden, der zu Baiern gehoͤret, folche Münzen find, die von Ständen, welche mit Baiern in einer gewiffen Verbindiichkeit ftunden, ausgepräget worden. Die Curiam Ducum Bavarie mußten befuchen , Salzburg, Freyfing , Bamberg, Briren, Achftätt, Regensburg, Paſſau und Augsburg, wovon in dem Verfolg etwas mehrers gefaget werden wird. Derer vier erften Münzkennzeichen find bereits nah Möglichkeit entdecket; zu weiterer Erörterung dies fer Pfenninge, muͤſſen die Verzeichniffe derer Bifchäffe zu Hans den genommen werden. Es ergiebt fich aus felbigen, daß Paffau feinen Eberhardum, Augfpurg einen, der fich in dieſe Zeit nicht ſchickt, gehabt; zu Aichftätt A. 1111. und zu Regensburg A. 1167.

ein Eberhardus verftorben. Daß auf denen vegensburgifchen Muͤn⸗

zen, welche vor diefem, und in dem folgendem Seculo gefihlagen worden, S. Petrus vorgeftellet werde, ift bereits erwaͤhnet werden, und es ift dannenhero nicht wahrfcheinfich, Daß in dieſem Zwifchens raum ein anderes Merkzeichen von denen regenfpurgifchen Bifchöffen follte angenommen worden feyn, da fie zumalen die Münze mit des nen Herzogen in Gemeinfchaft hatten. Es werden alfo diefe Pens ninge Eichftätt zuzutheilen feyn. Eichftätt hat unter Biſchof Erchan- boldo von Ludovico, Francofurti Non. Februarii Ann. 909. die Degünftigung Eyſtedũ monetam eflicere, und von Conrado unter 693 Udal-

238 - Bon einigen Münzen Udalfrido, dat. Forcheimb. V. idus Sept. Anm. 919. Die Confir- mation erlanget vid. von Falckenftein Cod. Diplom. pages 17. 20. N. X. XI.

Der Pfenning N. 19. gehoͤret wegen feines Merkzeitheis ſon⸗ der Zweifel noch einem geiſtlichen zu, und der auf der andern Seile wiederholt befindliche Buchſtabe B bedeutet nichts anders als Ba- varia: ‚gleich er auch auf dem freyſingiſchen fub N. 9. zu fehen iſt. Dannenhero wird felbiger dem in ipſo Ducatu Bavariz gelegenen Bißthum Paſſau zuzuffhreiben ſeyn. Kaifer Otto ertheilte Biſchof Chriſtianen das Muͤnzregal Anno 999. Hund in Metrop. Salisb. Tom. I. pag. 242.

Diejenigen Pfenninge, welche wie N. 18. mit einer Nofe bes zeichnet find, eigne ich Augsburg, als demjmigen Bißthum, mel ches noch übrig ift, und die Curiam Ducum Bavariz zu befüchen hatte, zu.

Es ift mir Feine Urkunde zu Handen aefommen, warn Augs- burg die Münzgerechtigkeit erfanget habe. In dem Grofchencabinet und deffen XI. Fach Tab. III. 12. 19, na 20. wird ein Dfenning von Luitolfo, welcher Anno 996. und von Bruno, welcher Anno 3029. verftorben, abgebildet. Lnter Biſchof Embricon, welcher von An. 1054. bis 1076. regieret, ließen Die zwölf Hausgenoſſene das vordere Portal an der Domkirche auf ihre Koften aufrichten, vid. von Öteyen augsburgiſche Geſchichte Tom. I. pag. 66. unter welchem niemand anderer, als die Monetarii zu verſtehen feyn wer⸗ den: vid. Haltaus Glosfarium germanicum medü wvi fub vore Yausgenoffen. Unbekannt ift es zwar nicht, Daß unter dem Namen Sausgenoſſen auch die Aflellores oder Beyſitzer derer Gerichte ver» ftonden werden. Biſchof Hartmann überläßt Anno 1277. die

Muͤnzgerechtigkeit der Stadt auf vier vi gegen achtzig Pfund Augs⸗

> mittlerer Zeiten. 239 . Augsburger, und Biſchof Marquard läft fi) An. 1356. von Caro- lo IV. ein neues Müngprivilegium geben, von Stelzen d. I. Tom. 1. pag. 78, 8 112.

Es koͤnnte der Einwurf gemacht werden, warum ich die mit dem Creutz bezeichnete Pfenninge Eichftädt, die mit der Nofe Paſſau, und die mit einer anderfi geftallten Nofs Augsburg zueigne, da doch auf denen fresfingifch- und bamdergifchen die Patronen vorkommen? Sch antworte , daß Brixen ung fogleich zu einem Beyſpiel dienen kann, daß die Bifchöffe nicht alfezeit fich der Patronen ihrer Stif- ter zu Bezeihnung derer Münzen bedienet, fondern nad) Belieben und ihrer Willkuͤhr verfahren, indem der bririfche Patron S. Cat- fianus ift.

Num. 31. ftelfet einen Adler und um felbigen fünf Löwen vor; N. 34. und die folgende einen Löwen allein. Der Adler ift befann- termaßen eines deutfchen Kaifers oder Königes; der Loͤw bingegen das alte baierifche IBappen, mie folches aus Henrici Leonis Eir gel, welches die Umſchrift führet: Henricus Dei Gra. Dux Bawa- rie & Saxonie und von Heineccio in Syntagmate de Figillis Ec. Tab. X. n. 5. vorgeftellet wird, zu erfehen iſt. Indem bey Unter fuchung derer Münzzeichen zugleich auch gezeiget worden , woher ders -jenige Stand , Dem ein oder anderer Pfenning zugeeignet worden, fein Muͤnzrecht her habe, ſo wird es auch in Anfehung derer herzog⸗ lich⸗ baieriſchen geſchehen müffen: denn wegen derer Faiferfichen waͤre es etwas Üüberfiüßiges. Ludewig in feiner Einleitung zu dem deut⸗ fchen Muͤnzweſen mittler Zeiten Cap. VII. S. 3. pag. 46. fehreibt zwar: allein, nachdeme die Earolinger An. 912. mit Ludwig den „Kinde ausgeftorben, und nachgehends unter Ottone M. die guds 3», larifchen Berggruben entdecfet waren: fo gab beydes Selegenheit, 3 das Münzen in Deutfchland etwas gangbarer zu. machen. Denn 3, erftlich gebrauchten fich ohne des Königes Dank der Freyheit zu

münzen

240 Von einigen Münzen

münzen Die ſchwaͤbiſch = und baierifche Herzoge ꝛc. Jedoch hat ihm bereits Mofer in feinen Anmerkungen über diefes Buch in der 18. Anmerkung pag. 19. entgegen geſetzt: „» Daß: die alte deutſche „Herzoge Diefes thun doͤrfen, oder gethan haben, muß durch ge- „nugſame Zeugniffe der Eeribenten und Münzen erwieſen werden, wenn man anderft diefem Afferto glauben ſolle. Ich forge aber 55 88 werde Heren von Ludewig an beyden fehlen ©. Und dieſes hat auch wohl in Anſehung derer ſchwaͤbiſchen Herzoge noch ſo lan⸗ ge ſeine Richtigkeit, bis etwas anderes dargethan wird; hingegen iſt es mit Baiern ganz anders beſchaffen, als von deſſen Herzogen nicht nur Muͤnzen vorhanden, ſondern auch Nachrichten von ihrer beſondern Befugniß zu muͤnzen uͤbrig ſind; ohne auf die allgemeine Verfaſſung in Deutſchland ein Augenmerk zu nehmen, welche neuer als das baieriſche Muͤnzrecht ſeyn doͤrfte. Wegen derer Muͤn⸗ zen bewerfe ich mich auf das mehrmalen angefuͤhrte XI. Fach des Groſchencabinets: allwo verſchiedene derſelben zu finden ſind. In Anſehung derer uͤbrigen Muͤnzbefugniſſe aber muß auf Arnolfum zuruͤck gegangen und betrachtet werden, was ſich ereignet habe, als er. nach) Ausfterben derer Carolinger in Deutſchland das Herzogthum Baiern uͤberkommen. Sigebertus Gemblacenſis in_Chronographia ad An. 920. giebt folgende Nachricht davon; Henricus Rex con- tra Arnoldum, ab Hungaris regreflum, cum exercitu in Bajoa- riam profeetus, cum virtute & fapientia fua ad gratiam ſuam in- flexit, addens ei ordinationent Epifcoporum totius Bavarie: und Otto Epifcopus Frifingenfis in Chron, Libr. VI. Cap. 18. apud Urfüs. Pag. 127. fügt : Circa idem tempus Arnolfus Bajoariorum Dux, morte Conradi Regis comperta, ex Ungaria in patriam re- yertitur , Tegnareque geftiens, tandem a Rege relictis fibi terre fuæ Ececlefüs in pacem vocatur. Diefe legte Worte des Ottonis Frifing. geben fattfom zu erfennen, Daß Henricus Arnolfo alle dies

jenige

mittlerer Zeiten, | 241 jenige Rechte überlaffen, welche einem jedesmaligen Kaifer oder Koͤ— wige in Anfehung derer Bißthuͤmer und Kirchen zuftunden.

Das Recht eines zeitlichen Kaifers oder Königes zu denen Muͤnz⸗ ftätten derer Geiftlichen leget uns ein Befreyungsbrief Königs Otto- nis IV. D. 13. Kal. Junii Ann. 1208. dem Erzbifchoffe zu Magde burg ertheilet, am beften vor, in welchem befindfich : Porro cum Ro- mani Imperatores & Reges, Anteceflores noftri in omnibus civi- tatibus & oppidis ecclefiarum imperii durantibus curiis imperiali- bus in illis, accipere confueverunt teloneum & monetam, & in fuos ufus convertere. Nos propter finceram dilettionem, quam ad memoratum gerimus Archiepifcopum (Albertum) eandem con- . fuetudinem usque debitam prorfus abolere decrevimus, & tam

Magdeburgenfi civitati quam univerfis oppidis ad ipfam ecclefiam pertinentibus, illius onus obfequii liberaliter in perpetuum rela- zamus. Ferner faget König Philippus in der Ann. 1213. beſchehe⸗ nen beſtaͤttigung des zwiſchen Herzog Ludovico und Biſchof Con- rado zu Regensburg, der regensburgiſchen Muͤnz wegen, getroffenen Vergleichs: notum fieri volumus univerfis, quod cum Ratisponen- fis Epiſcopatus cum Ducatu Bavariæ ab imperio monetam &c. ha- beant comunia. Hund. Metr. Salisb. Tom. I. p. ı58. Und Diefes waͤre, was die Herzoge in Baiern befonders für ſich haben; dasje⸗ hige aber, was ihnen mit anderen Fürften gemein ift, ergiebt ſich aus denen noch übrigen deutſchen Rechten: denn fo faget der Sachfens fpiegel Libr- III. Art. XLVIL. Dominus enim provinciz judieium & monetam in manu habet, und Libr. II. Art. XXV. Nemini licet forum erigere, vel monetam de novo inftituere fine confen- fu ejus loei ordinarü feu judieis.. Diefes dorfte genug feyn da⸗ zutbun, daß die Herzoge in Baiern des Rechtes zu münzen fich nicht ohne des Kaifers Dank bedienet, fondern folches vermöge babender Zuftändigkeit ausgeuͤbet haben, |

N Da

*

242 Von einigen Muͤnzen

Da von denen auf unſern Münzen, zum Unterſchied von andern, geſetzten Reungeichen einiges gemeldet worden, To will noch noͤthig ſeyn von denen auf ſelbigen ſich befindenden Auszierungen und Fir guren etwas zu melden. Es wollen zwar einige alle auf Münzen vorkommende Kleinigkeiten und nichts auferordentfiches begreifende Vorſtellungen, als betrachtungswuͤrdige Dinge anſehen, und unter ſelbigen beſondere Vorfaͤlle ſuchen, die ſich zu der Zeit ereignet, als der Pfenning oder Münze geſchlagen worden. Sitzet nun die Pers fon auf einem Gebäude, oder bat eines auf der Hand, oder traͤgt ein Buch in felbiger, fo bemuͤhet man fich zu finden, ob der vorge bildete nicht eine Kirche, oder ein anderes anfehnliches Gebäude auf geführet, ob ev nicht ein koſtbares Evangeliumbuch gefchenft bekom⸗ men, oder einem anderen verehret habe: zelget fich eine zum Beweis des gefuchten vortraͤgliche Stelle, ſo wird der Einfall für untruͤglich gehalten; ift aber Fein Troſt zu finden, fo muß Die Nachläßigkeit derer armen Geſchichtſchreiber Die Urfache feyn, daß fie uns dasjeni⸗ ge nicht aufgezeichnet, was feine Eriftenz in unferer Einbildung er langet. Der wahre Verſtand ift vielmehr, wenn etwan der Par ton oder der Bifchof ein Kirchengebäude auf feiner Hand hält, daß er alle fehuldige Verforge für feine Kirche und zu felbiger gehörige Gemeinde habe fich Diefelbe feinem Schuß, Treue, Liebe und Pflege auf das angelsgentlichfte laffe empfohlen feyn, und fie alfo gleich“ fam beftändig wohlbewahrt auf denen Händen frage. Sitzet eine Perfohn auf einem Gebäude, fo wird wohl niemand glauben koͤn⸗ nen, daß ſie eine dieſem oder jenem Heiligen zu Ehren erbaute Kirche, ja nicht einmal ein anderes zu geiſtlich-oder weltlichem Ge brauc) gewiedmeres Gebäude, folchergeftalt verunehren follte, daß fie fich auf felbigem figend vorbilden wuͤrde. Solche Gebäude find nichts anders, als nach damaliger Art zierlich ausgeſchnittene Stüfe, wovon man in allen. Kirchen hie und da noch fattfame Merkmale an Altäven, Predigtftülen, Geländern und dergleichen, am ——— |

aber

mittlerer Zeiten 243

"1 auf einigen findet. So iſt auch das Buch in der Hand eines Geiſtlichen fo ſchicklich, als der Scepter, Schwerd oder Fah— ne in der Hand eines Weltlichen, und der allgemeine Begriff, daß bey jenen das Lehramt, bey dieſen hingegen die Handhabung derer Geſetze, oberftrichterfiche und landesherrliche Gewalt, darunter zu verftehen fey, der Sache viel gemäfer, als eine weit hergehofte, und nicht allezeit anfchlagende Erklärung. Und fo wenig jemand die am einer nad) gothiſcher Art gebauten Kirche befindliche un: förmliche viele Menfchenzund Thierföpfe für befondere Merkwuͤrdig⸗ feiten, oder zu felbiger Zeit zur Welt gebrachte Abendtheuer anfeben, und deren Erklärung und Wirklichkeit zu finden fich bemühen wird: eben fo überflüßig würde gehandelt feyn, wenn in denen auf diefen Münzen um die Hauptfiguren. herumgeftellten Engels- und Menſchen⸗

koͤpfen, Säulen, Bögen und Blumen, etwas fonderbares wollte geſuchet werden; fie bleiben ein in Diefen Zeiten gewoͤhnlicher Zierath.

Nachdem die Merkzeichen unferer Pfenninge in Betracht ge nommen, und foviel deren Dunkelheit zuläßt, Die Münzftätte, aus welchen folche ihren Urfprung haben Fünnen, zu entdecken geſuchet worden: fo will nunmehro die Ordnung erfordern, Die Zeit zu erforfehen, in welcher fie dörften ausgepräget worden ſeyn. Die ältefte baieriſche herzogliche Pfenninge, von Arnolfo , Eberhardo, denen Henricis, Ottone und CTonrado, welcher An. 1052. Baiern verloren, baben in Anfehung ihres Gepräges mit Denenjenigen, welche von denen Kai⸗ fei des carolingifhen Stammes ausgemünget find, noch viele Gleich⸗ beit: fie halten im Strich fünfzehen Loth fein, und wiegen zwoͤlf Stuͤcke ungefähr ein Loth regensburgifches Silbergewichtes. Wer einige Abriffe zu fehen verlange, finder felbige in des oͤfters ange führten Grofcheneabinets XI. Faches erften vier Tabellen. Die neuen finden fich in eben Diefem Buch auf denen folgenden Tabellen; und Eckhardt im der Erklaͤrung eines Kleinodienkaͤſtleins Tab. IIL

Hh 2 0. 20.

244 Bon einigen Münzen

n. 20. ftelfet einen Pfenning vor , auf deffen einer Seite ein Thier befindlich, melches er für einen Löwen anfieht, und hinter welchen die Buchftaben H. DUX. Er eignet zwar felbigen Henrico, Hen- rici Leonis, der Baiern verloren, Sohne zu; e8 ift aber ein baieris fcher in dem XIII. Seculo gefthlagener Pfenning, wie er dann uͤber⸗ haupt bey denen meiften auf diefer Tabelle vorkommenden in der Er- klaͤrung irret, weil fie vielmehr von baierifchen Herzogen oder Bir Schöffen gefchlagen find. Doch diefer erſtbemerkte eckhardtiſche Pfen- ning muß genauer betrachtet werden , weil er zu meinem Zweck dienet. Wer die Siegel derer baterifehen Herzoge zu befehen Gele⸗ genheit hat, der wird fogleich finden, daß das Thier, welches auf dieſem Pfenning fich zeiget, auch auf felbigen fich befinde. Sie find nämlich Henrici Herzogs in Miederbaiern, Ottonis illuftris Sohnes, welcher An. 1290, Henrici majoris, Stephani Sohnes, der A. 1339, feines Bruders Ottonis, der 1335, und Henriei minoris, der Anno 41333. verftsrben, Sigel, welche einen Reuter mit einer Fahne vor- fiellen, an deſſen Arm und dem Hals des Pferdes Schilde, in wel: chen die Rauten, und der Löw, auf einem an dem bintern Theil der Pferddecke gefegten Schild hingegen fich dieſes Thier befindet. Als Otto illuftris An. 1253. mit Tod abgieng , theilten deffen Söhne Ludo- vicus und Henricus die väterliche Länder, Henricus erhielt Unter- baiern, deſſen Nachkommen fich diefes Thieres in ihren Wappen be- dienet haben, bis folche Linie mit Johanne 1340. ausfturb; dahinge⸗ gen fein Bruder Ludovicus Severus, und deffen Sohn Ludovicus, ehe er Raifer geworden, nur die Rauten führen. Die Siegel diefer Harrn befinden fi) ziwar in dem Libro Probationum ad hiftoriam mona- _ fterii S. Emmerami, der Kupferftecher aber hat den Fehler begangen, daß er lauter Löwen vorgeftellet; nur auf Ottonis Regis Hungariz aus der niederbaierifchen Linie Sigillo credentiz ift dieſes Thier recht gezeichnet , und wird in der Auslegung pag. 47. Gryphus genennet. Daß nur die Derzoge in Niederbaiern diefen Greiffen geführet, und

nach

mittlerer Zeiten. 245 wach deren Abfterben felbiger nicht mehr auf Siegeln, auch nicht auf des Ludovici Severi Henriei Bruders vorfümmt, fehließe ich, es fey folches Das wegen Niederbaiern von Henrico angenommene Wappen. Es wird alfa bey diefer Befchaffenheit auch dieſer Pfen⸗ ning einem baierifchen Herzog müffen zugeeignet werden; nur iſt die Stage, welchem? Henrico Ottonis illuftris Sohne, Henrico ma- jori Sephani Sohne, oder defien Better Henrico minori? Henricus ‚major münzte mit feinem Vetter Ottone in Gemeinfchaft, und find deren Münzen mit H. O. bezeichnet, werden auch derfelben bis auf heutigen Tag noch fehr viele gefunden, und ftellet gedachter Eck⸗ bard einen Tab. III. N. 24. aber auf der NMebenfeite nicht richtig gezeichnet vor. Nun hat erſterwaͤhnter Henricus major und ſein Vetter Henricus minor faſt zu gleicher Zeit gelebet, indem erfterer Ann, 1338. legterer hingegen Ann. 1333. verfiorben, Daher auch vermuthlich ift, Daß er auf gleichen Fuß ausgepräget. Anden aber unfere baierifche Münzen immer an der Größe und an dem Gericht abgenommen; wie folches die Pfenninge felbft, auch die Abriffe in ſchon gedachtem Grofchencabinet fattfam für Augen legen: fo bleibt Feine Wahrfcheinlichkeit übrig, daß die Pfenninge mit H.O. bezeich- net Älter als der H. DUX. vorftellet, indem dieſer im Gewicht mehr bat, feyn follten; fondern fie werden Henrico, Ottonis illuftris Sohne . zugeeignet werden müffen. Man erficht an dieſem Pfenninge, wie in der Mitte und gegen Ende des XIII. Seculi, alldieweil Henri- eus 1253. zur Megierung gekommen und 1290. geftorben, das Geld in, Baiern ausgefehen habe, auch aus dem bereits angeführten Gros fehencabinet, wie es nachher noch mehr Abgenommen: und da big In die Mitte des XL. Seculi die earofingifche Prägart in Baiern fort- gedauert, fo wird unferen zu erflärenden Pfenningen billig der Mit- telraum ſolcher Zeit inzwiſchen anzuweiſen ſeyn, bis ihr Alter beſſer beſtimmet iſt. Einige dieſer Pfenninge geben gnugſamen Grund, den Bade ihrer Ausmünzung anzuzeigen; hieher gehöret N. 14, Hh 3 und

246 WVon einigen Minen | und ro. Oben ift bereits dargethan worden, daß dem Münzzeichen nach⸗

der erftere aus der brixniſchen, Der zweyte aus der freyfingifchen

Münzftatt ſey. Brixen erhielt erfi An. 1179. das Münzrecher mit bin kann Diefer Pfenning nicht vor ſolcher Zeit geſchlagen ſeyn, und

da der freyſingiſche mit dieſem einerley Sache vorſtellet, "fo ſind ſie auch wohl gleiches Alters. Es zeiget aber die Gegenſeite dieſer bey⸗ den Pfenninge eine bartigte mit einer langen Kleidung verfehene fisende, und eine Krone auf dem Haupt habende Perfon, welche mig der rechten Hand eine Fahne hält, ihr gegen über ſtehet eine andere, und iſt, ſoviel zu ſehen, mit einem befederten Helm bedeckt, hat ein Furzes Kleid an, und leget ebenmäßig , jedoch beſſer herunter die Hand an den Fahnen. Einige um N. 10. befindliche Buchftaben zeigen, daß dieſer Pfenning einerUmfchrift gehabt, fie ift aber we⸗ gen ermanglender Auspraͤgung nicht zu leſen. Der Gehalt beyder Pfenninge iſt gleich, naͤmlich dreyzehen und ein halbes Loth in der Feine. Es ſtellen dieſe Muͤnzen ganz deutlich diejenige Feyerlichkeit vor, mit welcher ein Herzogthum oder die herzogliche Wuͤrde von dem Kaiſer uͤbergeben zu werden pflegte: denn da heißt es bey Ditmaro in Chron.. Lib. FT. ap. Leibnit, Tom. 1. p. 376. Inde per Turingiz, orien- talisque fines Francie tranfiens ad Ratisbonam venit (Henricus II.) ibi regali habito plaeito, militi fuimet generoque Henrico XIE Kalend. April. (1009.) cum omnium laude prefentium , cumque- hafta fignifera Ducatum dedit, bey Langio in Chronico Citizenfi, ap. Piflor. Tom. T. pag. 1137. ad A. 1009. Henricus Imperator ve- nit in Bajoariam, ibique Henrico Pronepoti Caroli. Magni ae Fratri Cunigundæ, fuæ conthoralis virginis, in feftivitate S. Be- nedifi cum onmium applaufu, cumque hafta, fignifera, Ducatum dedit Bavariæ, ferners bey ſchon gedachtem Ditmaro Lib. V. apud Leibn. Tom. I. pag. 369. Gerhardus Comes Alfatie, accepto & Rege quodam comitatu prefati Ducis, cum domum rediret, juxta

unam urbium caftra metatus eſt. A quo urbani pacem vix unam noctem

‚mittlerer geitenicr 247

noctem impetrantes;. ei funt dolofe quafi ad: colloquium, fed reveraad explorandum. ; E'quibus unus calliditate æque ac velo- eitate per[xpe probatus propius acceflit, figniferamque lanceam, qua beneficium Ducis Comes idem acceperat a Rege, coram ten- torio ejus allızam elevando eircumfpexit, ad ultimumque cum ea urbem fecurus ,„ cundtis incaflum pene fequentibus, intravit. Diefe nummi memoriales, von welchen einige dafür halten, daß fie in dieſen ältern Zeiten nicht gefcehlagen worden feyn , ftellen die fo merkwuͤrdige Veraͤnderung in Baiern vor, von der das Chron. Rei- cherſpergenſe apud Ludewig in feript. Bamberg. Tom. II. pog. 319. folgendes anzeiget: Anno MCLXXX. Imperator (Fridericus I.) curiam celebravit Ratisbonz III. Kal. Juli, cui etiam interfue- runt tres Cardinales legati Domini Apoftolici. Ibi in prefentia eurie Imperator publice conqueitus eft de Duce Bavarie & Saxo- hie, Domino Henrico cognato fuo, quod videlicet jam multo tem- pore & regni & vitæ ipfius Imperatoris infidiator fuerit. Prin- cipes quoque Saxoniæ multas graves querimonias adverfus eun- dem Ducem ibi depofuerunt. Tunc ex communi fententia prin- cipum adjudicatum eft, eum debere removeri, quando quidem ad juftam relponlionem vocatus non venerit. Itaque poft finitam euriam palatinus Comes, Dominus Otto, fenior Ducatum Bava- riæ de manu Imperatoris fufcepitt. Man erficht alfo hier Frideri- eum, 1 ‚gemeiniglich den Rothbart genannt, wie er Otten von Wittelsbach, unter Darreichung der Fahne, mit dem Herzogthum Baiern beiehnet. Daß keine Ältere Belchnung verftanden werden koͤnne, als dieſes Ottonis von 1180, zeiget die erft An. 1179. erlangte brixniſche Muͤnzfreyheit; und zu einer neueren, da ohnehin Feine der⸗

feichen in Baiern mehr mit fo vieler Solennitet vorgegangen, ſchicket er Die Prägart nicht: Warum aber Freyfing und Brixen diefen Vorgang verewiget, wird hernach gezeiget werden,

z «

er Die

248 Bon einigen Münzen |

Die bereits angeführte Münzen fub Num. 22. 23. 24. geben zu erfennen, daß auf felbigen Eberhardus zu leſen: und cs ift bereits mit einiger Wahrſcheinlichkeit gezeiget worden, daß fie eichftättifche feyen; dieweilen nun Eberhardus Ann. 1111, geftorben, fo ergiebt ſich andurch die Zeit, in welcher fie geſchlagen worden. Ihr Ge⸗ halt iſt eilf Loth fein.

Die Pfenninge N. 8. 9. 18. 19. 32. welche aus biſchoͤflichen Münzftätten herrühren, haben auf der Gegenfeite einen figenden Kai⸗ fer. Es ift was gewöhnliches, Daß die Kaifer auf denen bifehöfliz chen Münzen zu fehen find, und wird gemeinfich für die Urfache ibres Dafeyns angegeben, daß fie als die oberſten Schuß - und Schirmvoͤgte derer Kirchen, oder dieweil fie Diefe oder jene befon- ders in ihe Mundiburtium genommen hatten,” zur Erkänntlichfeit auf felbige gepräget feyen. Nach diefer Auslegung nun wuͤrde zwar leicht begreiflich fallen, warum der Kaifer auf unfern Münzen vor⸗ koͤmmt; nachfolgende Saͤtze aber machen glaubficher, daß der Kai- fer nicht als Kaifer, fondern als Herzog, von denen Bifchöffen auf ihre Pfenninge gefeset worden.

Erftens, hatten die Herzoge das Necht die Bifchöffe einzufegent, und waren ihre Richter, fo mie ein römifcher König.

Zweytens, hatten fie bey Verleyhung des Münztegals vieles zu fagen, und gaben ihren Confens dazu.

- Drittens, hatten fie Gemeinſchaft an der Münze, und wurden —** ſtreitig.

Viertens, weiſen biſchoͤfliche Münzen Feialahen, welche nur die Herzoge angiengen.

*

2a

E’ | mittlerer Zeiten 249 Den erſten Sag beftättiget, twie wir bereits oben aus Sigeber- to Gemblacenfi angeführet, daß nämlich Henricus I. Herzog Ar- nolpho die Ordinationem Epifcoporum Bavarız, oder wie e8 Otto Frifingenfis ausdruͤckt, ecclefias terre fuz überlaffen, der Anony- mus Saxo in hifloria. Imperatorum apud Mencken. Tom. III. Pag. 74. fehreibt : Hoc igitur bellum fedatum fuit, quod Dux Bawarie inftitutiones Epileopatuum Bawaiie obtinuit, & de ceteris Dux epifcopatus Bawarie porrexit. Ex hoc igitur Dux Bawarie Prin- eipibus terre fue imperat, & eisdem ad curiam fuam venire de- mandat: welches fümtlich zufammen genommen ſoviel fagen will: es babe Henricus Arnolfo diejenigen Mechte zugeftanden, die der Kai— fer zu DenenKirchen hatte: Daß hierzu der Genuß der Münze, des Zolles ꝛc. bey Gegenwart des Kaifers gehöret, ift allfihon oben aus dem Diplomate Ottonis., welches er dem Erzbifchof zu Magdeburg ertheifet, gewsiefen worden. Hundius in Metrop. Salisb. Tom. I. Pag. 178. führet ein Documentum an, aus. welchem erfichtlich, welche Bifchäffe die Curiam Ducum zu befuchen hatten :

Das find die Recht, die ein Herzog in Baiern in der Stadt Re gensburg bar. Er ſcholl feinen Hof da haben, und den ſcholl fur chen der Bifhof von Babenberg, der Bifhof von Salzburch, der Bifchof von Freyfing, der Biſchof von Aychſtaͤtt, der Bifhof von Augsburg, der Bifhof von Paflaw, der Bifhof von Briren, den ſcholl der Herzog da richten, waz fi zu Flagen habent. Er fol auch hinz in richten alle die Recht, die der Runih von Kom bat zu zihten, bin; andern Bifhoffen rc.

Aus diefer Urfache, und weil diefe Biſtchoͤffe die Curiam derer Herzoge zu Regensburg befuchen mußten, fehaften fie fich befferer Bequemlichkeit willen eigene Wohnhäufer an, von welchen die mei- fien noch bis auf den heutigen Tag ihren Namen behalten haben.

Ji Einer

250 Bon einigen Münzen N

Einer Einwendung, welche bey dieſem Satz gemacht werden kann, muß ich bier noch begegnen; ſelbige iſt aus denen Worten Die mari hergenommen, da er in dem erfien Buch ſchreibt: Eo tempore quo fupra memoratus Rex maxime vigebat, fuit in Bavaria qui- dam Dux Arnulpkus nomine, pr&clarus in mente pariter ac cor+ pore, qui omnes epifeopatus in his partibus conftitutos fua diftri- buere manu fingularem habuit poteftatein, fed cum hie poft varios virtutum fuarum ornatus, vitam hanc finiflet, fucceflorum fuo- rum nulli tantum reliquit honorem, quin potius Reges noftri & Imperatores fummi Reetoris vice in hac peregrinatione pr&pofiti, hoc foli ordinant, meritoque pr& cxteris paftoribus fuis pr&funt, quia incongruum nimis et, ut hi, quos Chriftus fui memores hujus terre Prineipes conftituit, fub aliquo fint dominio, absque eorum qui exemplo Dominı benedidtionis & coronz gloria , mortales cunetos pr&cellunt. Audivi tamen nonnullos fub Ducum, & quod plus doleo, fub Comitum poteftate magnam fuftinere calumniam. Leibnit. Rer. Brunf. Tom. I. pag. 329. Go deutlich zwar aus die ſen · Worten Ditmari zu erfchen, daß nur Herzog Arnolphus Die Befugniß gehabt, die Bifchdfe zu ernennen, feine Nachfolger in Bai⸗ ern aber dieſes Necht nicht befeffen hätten: eben fo deutlich zeiget fein gebrauchter Nachfag, daß es Doch, aber feiner Meinung nad) nur aus unbilligem Gewalt, geſchehen ſey. Daß bier unter dem Wort Calumnia Feine andere Bedrucfungen der Geiſtlichkeit koͤnnen verftanden werden, zeiget das Borhergehende und nachfolgende ſatt⸗ ſam; und aus dem ganzen Zuſammenhang dieſes Ditmariſchen Vor⸗ trags ſieht man, daß er hier nicht als ein Hiſtoricus, ſondern als Biſchof geſchrieben, und das biſchoͤfliche Anſehen verfechten wollen. Wenigſtens iſt Pabſt Leo unfers Ditmari Meynung nicht geweſen; ſondern hat vielmehr, nach erfolgtem Abſterben Arnolphi, die in Streit befangene bairifche Bifchöffe an deffen Sohn Eberhardum und nicht an den Kaifer angemiefen, damit durch ihn Eberhardum Die vom

ende

seh

WB, PR

‚mittlerer Zeiten. 251 tende Irrungen abgethan werden möchten, -Avent. Zib. IP, Cop. XXXII. $. 7. und Henricus Superbus hat noch Anno 1130. fein Hecht einen Bifchof zu ernennen geltend gemacht, als der vegens- burgifhe Biſchof Chuno ftarb. Die Hiftoria de Guelfis ap. Leite. Rer. Brunf. Tom. I. pag. 787. giebt folgende Nachricht davon: Circa idem tempus Ratisponenfes, mortuo Epifcopo fo, Henri- cum unum de nobiliflimis, Patruum feilicet Ottonis de W olferaten- haufen, machinante Advocato cum alıis emulis Ducis, eligunt, & in locum illius conftituunt. Quod Dux m injuriam fui factum eompenfans, ad depofitionem ejus omnibus modis laborat,. & apud Imperatorem, ut inveftituram ei negaret, & apud Apoftolicum, ut confecrationcm ejus interdiceret, calumnians ele&tionem ejus non efle canonicam, fatagebat &e. Und Aventinus feget diefe injuriami noch deutlicher vor Augen mit folgenden Worten: Zib. FI. Cap. III. $. ı2. Moritur tum Conradus, qui & Chuno, Reginoburgenfis pontifex. Cives, Sacerdotes, authore Friderico procuratore my- ſtarum, non expeltato advento Ducis, nulla ejus ratione habita, eitra ejus confenfum Henricum Comitem a W olfrathshaufen, pa-

truum Ottonis reguli a Wolfrathshaufen, epifeopum defignant. Hätte nun Hersog Heinrich das Necht nicht gehabt, den Bifchof zu ernennen, und es wäre folches eine bloße Calumnia gewefen; fo würde er nicht felbft bey dem Kaifer und Pabſt Befchwerde darüber gefüh- vet haben. Und wie gieng die Sache aus? Bifchof Heinrich mußte ſich vertragen , die Herrfchafft Hochenburg dem Herzog Lehenmweis uͤberlaſſen, und andurch die Einwilligung zu feiner Wahl überfom- men; wie folches erfigedachte Geſchichtſchreiber mit mehrern anfuͤh⸗ ven. %a hat nicht Henricus Leo Anno 1159. die befigende Macht # über die Bifchöffe auf das vollſtaͤndigſte dadurch erwiefen, als er den wegensburgifihen Biſchof Harcwicum feines üblen Lebenswandeis wegen beftrafte? Aventin. Lib. PT. Cap. V. $. ı8. Henricus hu- jus patruelis, Saxonum & Baiorum prefes, in Baiariam Regino- | iz burgium

252 Bon einigen Müngen

burgium reverfus; quod videret Hartwicum urbis Epifeopum, æs ecclefiafticum dilapidare, canes, equos, venatores alere, pau- perum curam nullam habere, populum non docere, neque literis operam dare, adulteros, aflentatores, propinquos ditare, "Stauf- fium regiam atque vicum, pontificalem fifeum , titulo curatoris occupat. Daß hingegen von denen Kaifern verfchiedentlich denen herzoglichen Befugniffen entgegen gehandelt, oder bey gewiffen Um⸗ ftänden von denen Herzogen felbft einige Nückficht genommen worden, mithin ein oder anderes Necht andurch verloren gegangen feyn mag, ſolches will ich nicht verneinen,

Was den zweyten Satz denen allgemeinen deutſchen Rechten nach bemeift, ift oben ſchon angezeiget worden, nämlich, quod Do- ‚aninus Provincie judicium & monetam in manu habeat, und daß ohne deſſen Confens Feine Münze follte errichtet werden; nur muß erroiefen werden, ob Baiern dieſes Necht auch exerciret. Diefes finder fich nicht undeurlich in dem Godescalco Bifchof zu Freyfing von Kaifer Ottone Anno 996. gegebenen Münz-Privilegio, da ges fogt wird, qualiter nos confenfu & confilio Epifcoporum atque Laicorum aftantium, ipfius quoque Domini apoftoliei Gregorii, Ro- manorum, Francorum, Baioarıorum Saxonum &c. &c. concelli- mus monetam. Der Kaifer ertheilte alſo cum confenfu & conli- lio dieſe Serechtigkeit, welches genugfam anzeiget , Daß einige zuge⸗ gen gerwefen , die nur nudum confilium geben konnten, hingegen andere; Deren Confenfus erfordert wurde. Unter denen colledtive genommenen Romanis, Francis, Baioariis, Saxonıbus , ift leichtbes greiflichermaßen , nach vorangeführten deutſchen Nechten nicht gens, fondern deren Duces, oder die Primates Ducatuum, die im Namen des Ducis zugegen waren, und welche mit dem Kaifer den Zug nach Mom zur Krönung vorgenommen hatten, wie aus dem dato des Di- plomatis:: die Imperialig confecrationis ejus tertio, actum Rom

feli-

‚mittlerer Zeiten. 253

felioiter &e. erfichtlich, zu verfichen. Welches Gens aber feinen Con-

fenfum zu geben hatte, iſt durch bemerkte Nechte deutlich genug beſtimmet, daß alfo folches Fein anderes, ald die Baioarü, in deren

- Ducatw eine new Münze follte errichtet werden, und deren Dux

*

regiam poteſtatem, deficiente ſolummodo titulo Regis, etiam im Epifeopos beſaß/ ſeyn konute; die übrigen ertheilten nur ihr Conſi- lium. In dem bald hernach, nämlich Anno 999, Paſſau ertheilten Muͤnz⸗ Privilegio von eben dieſem Kaiſer Ottone ſteht zwar nicht, daß es cum conſenſu Ducis gegeben ſey, da es aber propter peti- tionem Ducis zugeftanden worden, , fo feßet ja foldye Bitte des Herz z098 Einwilligung zum voraus. Und gleiche Bewandniß hat es mit dem von denen Monachis S. Petri zu Bamberg Anno 1062. überfommenen Münzrecht : fie erlangten folches pro interventw Ottonis Ducis Bavariæ.

Den dritten Satz beweiſen die zwiſchen Biſchof Conrad zu Re⸗ gensburg und Herzog Ludwig in Baiern Anno 1205. und 1223. getroffene auch von König Philippo confirmirte Vergleiche, in wel⸗

chen es heißt: de moneta Ratisponenfi ftatuimus, quod ftabilis fit,

& nulla unquam poſt eam fiat, fed fi faltum fuerit, Dux ad.con- Slium & velle Epilcopi prohibeat & retraltet; in der Confirma-

tione hierüber aber: notum fieri volumus univerfis, quod cum Ra-

. tisponenfis Epifcopatus cum Ducatu Bavariz ab imperio mone-

Er

u

tam &c. habeant comunia. Hund. Ahrop: Salisb. Tom. I. Pag. 154.

196. 158. | F

Drer vierdte Sag wird Durch die allbereits erlaͤuterten Pfenninge

ſub Num. 10. & 14. beſtaͤrket, da auf einem brixniſchen und freyfingi- en Pfenning ein Rorfall abgebildet ift, der blos den Herzog ans angen, und welchen Freyfing um ſo weniger zu verewigen mag

Be geweſen feyn, als aus Biſchof Ottonis Chronico Lit. VI.

Ji⸗4 pag.

254 Don einigen Münzen |

pag. 20. bey dem Urſtiſio genugfam zu erſehen ift, im welch gutem: Angedenken er in Freyſing muͤſſe gefianden haben. Es hat alfe vielmehr Herzog Otto, indem er Diefe vorgegangene Belehrung auf anderer Mänzftände Pfenningen anzeigen laffeu, zugleich auch fein‘ an ſolche Münzftätte habendes Recht und Befugniſſen Darfegen wol- fen. - So wird auch noch fub Num. 47. ein Pfenning vorkommen; der eine Sache vorftellet, welche nur den Herzog angeht. Noch mehr dergleichen in Gemeinschaft mit Negensburg und Freyfing ges ſchlagene Münzen etwas neuerer Zeiten, finden fich bey wiederholt anz geführten Eckhardt, ob er fehon in deren Erklärung gefehlet hat.

Aus dem bishern angeführten ift zu entnehmen, daß auf denen bifchöflich = baierifchen Münzen Feine andere Kaifer zu ſuchen, als ſolche, welche Baiern zugleich als Herzoge befeffen indem diefen Iegteren die Jura Regia in Epifcopos zuftunden. Allſchon ift gedacht wor⸗ den, Daß bis in das XI. Seculum die Daierifche Münzen mit denen der Carolinger viele Aehnlichkeit Aben; unfere Pfenninge hingegen von felbigen gänzlich abgeben, mitbin alfo felbige erſt nachhero mif fen ausgepräget worden feyn, und da für Diefe nachgefolgte Zeiten kein anderer Kaifer, der Baiern zugleich befeffen, übrig bleibt, als Henricus IV. fo muß man folche dieſem zueignen. Ihr Gehalt ift neun Löthig, und geben fechzehen ungefähr auf ein Loth. Der Pfen- ning Num. XXIL ift mit den vorftehenden gleiches Gehaltes, und alfo vermuthlich mit ihnen zu einer Zeit-gefihlagen; feine Umfehrift endis get fih DVS. ES. ich vermuthe es fey zu leſen: GebeharDVS- Epifcopus. Diefer Eihftädtifche Biſchof ift 1057. und alſo in denen Negierungsiahren Henrici IV. verftorben. Diefes mag vorläufig genug von dem Alter unferer Pfennige fern: man erſieht daraus, daß die Alteften in das XI. Seculum gehören. Daß die neueſten hingegen in Das XIIL. Seculum einfchlagen, wird die nun

mehro

j

miftlerer Zeiten, 255 mehro nach Möglichkeit zu bewerkftelligende Erklaͤrung, und zugleich von welchen Heren fie gefchlagen feyn, darthun.

. Num. I. Zeiget einen Menſchenkopf in einer Einfaffung von drey Halbbögen, und fo viel gefluͤgelten Engelskoͤpfen; die Umfchrift ift SCS. CORBINIANUS. Die Gegenfeite, welche bey num. 2. bis 7. inclufive einerfey ift, ftellet einen Biſchof vor, welcher auf der rechten Hand eine Kirche, in der linken einen Bifhofsftab hat, um

ſelbigen herum befinden ſich auch Sterne.

Aum. II. Geht von dem vorigen nur darinnen ab, daß die Buchftaben SCS. bey

Num. III. Hingegen die Entfcheidungsbuchftaben VS. fehlen.

Num. IV. V. VI VIL Zeigen den nämlichen Kopf Corbiniani, Die Umfchriften find unordentliche Buchitaben , welche Corbinianus, heißen follen. - Dieſe fünmtliche Pfenninge Eommen ihrer Praͤgart nad) mit einander uͤberein, halten an innerlicher Feine nur neun, Loth, gleich Denen, welche Henrico IV. zugeeignet worden: dahero werden fie Nitgero, weicher Anno 1053. farb, zuzutheilen feyn. Unter denen vorſtehenden Pfenningen find einige fehlechter als die andere sefihnitten, und da bey denen bairiſchen Pfenningen über- haupt bemerket wird, Daß die neuere gegen die äftere auch hierin— nen abnehmen: fo hafte ich Dafür, daß diefes und der hernach vorkom- menden Umſtaͤnde wegen, die übrige freyfingifche Pfenninge vondiefem Gehalt denen Porbemerkten nachzufegen feyen.

Num. VII Hat ein Bruſtbild, neben welchem auf beyden Sei⸗ ten fich ein Ringlein oder O befindet, unter denen fieben auf Saͤu⸗ len ruhenden Bögen zeigen fich eben fo viele einzelne Köpfe. Das

bier vorkommende Bruſtbild ſtellet nichts anders als Corbinianum

vor. Auf der Nebenſeite ſitzet der Kaiſer auf einem in Form eines Gebaͤu⸗

a -

256 on einigen Münzen

Gebäudes gemachten Stul, hält einen lilienfoͤrmigen Scepter in der rechten Hand, im der linken eine Kugel, nebenbey find Roſen: die umher befindfiche Zeichen find Eeine Buchftaben, fondern nur Hacken, dergleichen auf Num. 9, 46, 51, 53. vorkommen; fie find fo unvolllommen gezeichnet, wie fie auf der Münze felbft vor foınmen.

Num. X. Kömmt mit dem vorigen überein; nur fehlen neben dem Bruſtbild die beyden Ringe; hingegen befinden ſich rechts neben dem figenden. Kaifer auf der Gegenſeite zwey B. welche ohne - Zweifel Bavaria bedeuten. Die Meynung, daß unter Diefem vorkom⸗ menden Kaifer Henricus TV. zu verfiehen fey, habe ich bereits geäußert. Ihr Gehalt ift Denen vorigen gfeich, und dieweilen Ellenhardus, Nitgeri Nachfolger, unter dieſem Kaifer Bifchof gewefen, und Anno 1078. geftorben ift, werdenfie von ihm gefehlagen worden feyn; daher auch dDieaufNum. 8. neben dem Bruftbild vorkommende Ringe für Fein ©, oder den Anfangsbuchftaben des Namen Ottonis angenommen :werden Fünnen: weilen bey Febzeiten derer freyfingifchen Ottonum Fein Raifer Baiern inne gehabt hat, denn der erftere ftarb Anno 1158. der andere Anno 1220. fie find alſo nur ein Zierath.

Num. X. Stellet, wie der vorige Pfenning, ein Bruftbild unter auf fieben Säulen ruhenden und eben fo viele Köpfe einfchließenden Boͤgen vor, und gehdret ebenmäßig der freyſingiſchen Münzftatt zu. Die andere Seite zeiget die Belehnung Ottonis von Wittelsbach von welcher bereits fattfam gehandelt ift; nur ift anzumerken, daß dieſer dreyzehen und ein halbes Loth feine Pfenning unter Alberto I. Bischof zu Freyſing, welcher Anno 1184. verſtorben, gefchlagen fey.

Num. XI. iſt abermal eine freyfingifche Münze von einem anz

dern Stempel, zwifchen vier Halbbögen, welche Corbiniani Kopf, der

mifflerer Zeiten, „257 der fich in einem Zirkel befindet , einfchließen , find eben fo viele Bruftbilder; auf der Gegenfeite ift gar nichts zunerläßiges zu er⸗ kennen; deſſen Gehalt hingegen von dreyzehen ein halb Loth in der Beine läßt fchließen, daß er unter erfi gedachtem Alberto ausge münzet worden.

\

Num.L. weiſet das Bruftbifd S. Corbiniani, um welches, unter acht Halbbögen, fich eben fo viele Köpfe befinden. Was die auf der Ruͤckſeite befindliche geiftlihe Perfon in denen Händen habe, laͤßt fih auf dem Pfenning felbft nicht wohl erkennen. Er hat an Feine nicht mehr als acht und ein halbes Loth: und da hernach unter denenjeni- gen, welche Herzog Ludwig, Ottonis majoris Sohn, ausmünzen laffen, einer von gleichem Gehalte ſich findet, fo wird auch diefer um fo mehr in folche Zeit zurück zu weifen feyn, als fich auch fein Geprä- ge dahin ſchickt: und ift folcher entweder Bifchof Ottoni IL. oder Geraldo zuzufchreiben.

Num. XII. zeiget ein ftchendes Lamm, um melches vier Halb- bögen, in deren Winkeln ſich eben fo viele Lilien, und unter ſelbi⸗ gen vier geflügelte Engelstöpfe befinden, Die andere Seite weiſet einen Bifchof bis auf den halben Leib, der in der linken Hand ei- nen Stab hält; was er in der rechten führer, ift nicht zu erkennen; umber ftehen Die Buchftaben BEDPA D; an der Feine ift er zwi⸗ fchen acht und neun Loth. Erft vorhero fub Numero so. angeführs ter Pfenning hat mit diefem gleichen Gehalt: ich habe fein Alter in die Kahre Herzogs Ludwigs gefeßet, wohin auch diefer zu bringen if. Daß diefe Meynung nicht unmahrfcheinlich ſey, erfieht man aus dem brirnifchen Pfenning Num. 14. welcher Ottonis Wittels- bachiei Inveſtitur vorftellet, nur das Zahr hernach als Briren das Münzrecht erhalten, gefehlagen worden, und dreyzehen ein halb Loth fein ift, Damals war alfo der Gehalt noch gut; und ob ich fehon eini- r Ki gen

258 _ Don einigen Münzen

gen.ringhaltigen Münzen ein größers Alter zugefchrieben habe, fo fehicker fi) doch felbiges für Brixen nicht, weil es das Miünzrecht noch nicht hatte: folglich muß zu einer Zeit, da es diefes Regale bereits befaß, abermals ſchlecht ausgemuͤnzet worden feyn: wie es dann dieſer Pfenning beftättiget, deſſen Prägart auch mit denenjenigen nicht überein koͤmmt, welche in die Älteren Zeiten gefeget werden, Ob etwan Die auf unferem Pfenning befindfihe Buchftaben Bri- xenfis Epifeopus ConRADus zu lefen, als welcher unter Ludo- vico tegieret, und Anno 1217. geftorben, will ich bey fürmwaltender Dunkelheit der Beurtheilung anderer überlaffen.

Num. XIH. geht von dem vorigen in dem ab, daß das Lamm den linken Fuß aufhebt. Auf der Gegenfeite ift weniger als auf den vorftehenden zu erkennen. Diefer Numerus hat dreyzehen und ein hal⸗ bes Loth fein, gleich der Num. 14. mit Ottonis Belehnung: er muß alſo um dieſe Zeit, oder bald darnach, ehe eine Veraͤnderung mit der Münze erfolget, geſchlagen worden ſeyn, es hat ihn daher entweder noch Henricus, der Anno 1185. verſtorben, oder deſſen Nachfolger Eber- hardus, oder Conradus zu Anfang feiner Regierung, ausprägen laffen.

Num. XIV. ftellet ein Lamm mit dem aufgehobenen vordern rechten Fuß vor, über deſſen Ruͤcken ift ein Fleines Ereus zu fehen, weiches den Fahnen vorftellen foll, den das brirnifche Lamm ge> wöhnfichermaßen führee. Die auf der Nuckfeite vorgeftellte Beleh⸗ nung Ottonis ift bereits fattfam erEläret, und fällt alſo dieſer Pfen- ning in die Megierungszeit Henrici ein.

Num. LI. weiſet ein Lamm mit einem Ereug über dem Ruͤcken; die Mebenfeite ftellet das Bruftbild eines Bifchofs dar, der in der u: den Biſchofsſtab halt, Die auf beyden Seiten befindliche

Signa⸗

mittlerer Zeiten. 259

Signaturen find Feine Buchftaben, fondern nur Hacken. Der Gehalt diefer Münze ift acht und ein halbes Loth: und nad) folhem und feiz ner Prägart in das XIIL Seculum zu fegen, und weil er mit Her⸗ zogs Ludovici feinem überein kommt, entweder Berchtoldo oder Henrico zujueignen.

Num. XV. bat in der Mitte das Bruftbild eines Engels, um welchen vier Dalbbögen und in denen Ecken eben fo viele Roſen, unter denen Bögen aber- vier geflügelte Engefsföpfe ſich befinden. Auf der andern Seite ift ein ftehender Biſchof, der in der rechten Hand den Stab, in der linken ein Buch hält; zu beyden Seiten des Kopfs ift das Zeichen %. oder des Stier; neben dem Bifchof rechts find wechſelsweiſe zween Köpfe und zwo Roſen, links zwo Nofen, Sch habe vornen die mit Dem Engel bezeichnete Pfenninge Bamberg zu⸗ geeignet; die Praͤgart und der Gehalt koͤmmt mit N. J. überein, welcher, wie ich muthmaße, von Nitgero, Bifchofzu Sreyfing, ausgemuͤnzt wor⸗ den, Dieſer ſtarb Anno 1053: indem nun in deſſen Lebensiahr befon- ders Hardovicus Biſchof zu Bamberg, welcher Anno 1060. geftorben einfehlägt, fo wollte ich ihn dieſem sutheilen. Es haben zwar zu Nitgeri Zeiten auch Eberhardus und Suidger gelebet, und ich muß mit Stillſchweigen hier nicht vorbeygehen, daß in dem loͤblichen Kloſter zu Pruͤfening ein dergleichen Pfenning, nebſt einem von denen nachfolgenden in einem Stuͤcklein Pergament eingewickelt auf⸗ behalten wird, auf welch letzterem von einer Hand aus dem XIV, Seculo, fo viel ich mich entfinne, gefchrieben fteht, daß diefe Pfen⸗ nige von des Kloſters Stiffter Eberhardo ſeyen. Da aber in Anſe⸗ hung des zweyten Pfennings gewiß ein Irrthum iſt, ſo getraue ich mich hierauf nicht gänzlich zu fußen, und will eg anderweitiger Beur⸗ theilung uͤberlaſſen.

Kto Num.

260 Von einigen Münzen

- Num. XVI. weiſet ebenfalls das Bruſtbild eines Engels, um weichen unter acht Halbboͤgen eben fo viele Menfchenföpfe fich befin⸗ den. Der auf der Ruckſeite fisende Biſchof hat in der rechten Hand einen Fiſch, und in der linken einen Schlüffel. Unter diefer Figur kann wohl nichts anders als S. Petrus zu verftehen feyn: wie fol- ches aus denen in feinen Händen befindfichen Kennzeichen abzuneh⸗ men if. Daß Petrus mit einer Bifchofsmüse bedeckt erfcheint , ift nichts ungewöhnliches, denn es findet fich ein Stadt regensburgi- fches Siegel aus dem XIV. Seculo, mit der Umfchrift: Seeretum eivium Ratisponenfium, auf welchem er mit der Bifchofsmüge bede⸗ et ift, in der rechten einen Sprengwedel, und in der linken den Schluͤſſel Hält: und das Siegel, deffen fich diefe Stadt heutiges Tages gebrauchet, ftellet Petrum auf gleiche Weife vor. Der Gehait iſt acht und ein halbes Loch fein, und fowohl ſolchem als feinem Ge⸗ präg nach vermuthlich unter Eckenberto, welcher bis Anno 1235. vegieret hat, gefchlagen worden.

Auf Num. LII. ift abermals ein Bruſtbild eines geflügelten Engels, rings umher acht Halbdögen, und unter felbigen fo viele Köpfe. Auf der Gegenfeite halt der fisende Bifchof in der rechten den Stab, in der linken den Schlüffel.

Num. LII. ift auf der Hauptfeite gar nicht ausgeprägt; die andere ſtellet abermat den fißenden Bifchof vor, welcher wie auf den vorhergehenden Pfenning in der Nechten den Stab, in der Linken den Schluͤſſel führe. Diefer und Vorftehender halten acht und ein halbes Loth in der Feine: und weil fie von Eckenberti num. 16, diffe⸗ tiren, auch der Stempel fchlechter gefehnitten ift, wollte ich fie deffen Nachfolger Popponi , der Anno 1242. verftorben , zutheilen.

Num. XVII. bat in der Mitte eine Roſe, welche mit vier geflügelten Engelsküpfen und Halbbögen umfchloffen ift, die andere Seite

rd

mittlerer Zeiten. 261

Seite zeiget einen fisenden Bifchof, welcher in der echten den Stab, in der Linken ein Buch hält, die Feine deſſelben ift neun Loth.

Auf Num. XVII. ift gleichmäßig eine Roſe, die Auszierung bes fteht in fünf Eleinern Rofen, unter fo viel Halbbögen;; der aufder Gegen feite ſitzende Kaifer hält in der rechten Hand ein Schwerdt, und in der linken eine Kugel auf welcher ein Creutz zu fehen if. Die Arbeit und der Gehalt von neun Loch geben Anlaß zu vermuthen, daß er nebft denen anderen feines gleichen unter Henricı IV. Regierung gefchlagen ſey. Diejenige Pfennige, welche mit einer Roſe bezeich- net find, habe ich Augsburg zugeeignet ; mweilen nun K. Henricus IV. Baiern von Anno 1055. bis 1061. befeffen, und Henricus Bifchofzu Augsburg von Anno 1047. bis 1064. ſolches Biftum inne gehabt hat: fo fället der Gegenmwärtige in deffen Negierungsiahre. Wegen übers

‚einftimmenden Gehaltes des vorigen mit diefem, mag auch felbiger

Bifchof Henrico anzumweifen feyn.

Num. XIX. zeiget in der Mitte eine Rofe, an welcher ein Stich, in denen vier Halbbögen find viereriey Zeichen, von denen Feine genugfame DBefchreibung gegeben werden kann, fondern fie find am füglichften aus dem Abdruck zu erkennen. Der auf der Ruckſeite fisende Kaifer, hält in der Nechten den Lilienſcepter, in der Linken

‚eine Kugel, umher find fünf B. Paffau habe ich oben diefen Pfen-

ning zugetheilet; fein Gehalt ift neun Loth, und angeführter Muth—⸗ maßung nach zu Zeiten Kaifers Henrici II. ausgemuͤnzt, unter def fen Regierung Engilbertus, welcher Anno 1065. geftorben, das bifchöfliche Amt daſelbſt geführer hat.

Num. XX. zeiget ein Ereug, um welches unter vier Halb»

boͤgen fich eben fo viele ihre Hände ausbreitende Bruftbilder befin-

den; auf der Nebenfeite figet ein Bifchof, in der Nechten einen Stab, . Kk3 und

262 Von einigen Münzen

und in der Linken ein Buch haltend. Das Ereug auf Münzen zu fegen, bat feinen Urfprung unftreitig von Denen erfteren conftantinopolitaz nifchen Kaifern. Ob derer hier vorkommenden Pruftbilder ausger ſtreckte Hände, zum Gebeth oder Segen ausgebreitet feyen, uͤberlaſſe ich anderer Beurtheilung. Das Erfte feheint jedoch wahrfcheinlicher, weil die fegnende Hand auf Münzen anderft geftaftet ifi. Yid. Serländers X. Schriften vom Mänzwefen, pag. 109. 99. Ich habe bereits angezeiget, warum ich dieſe Pfenninge für Eichſtaͤdtiſche halte; gegenwaͤrtiger iſt neunloͤthig; ich getraue mir aber nicht zu beſtimmen, ob er vor oder nach Gundackero, welcher 1075. verſtor⸗ ben, und von dem hernach eine Münze vorkommt, gefhlagen ſey; die darauf befindliche Buchftaben find gar fehr verblichen.

Num. XXI. kömmt mit dem vorhergehenden faft völlig überein; die erfichtfichen Buchftaben find DVS-E-S. Ich muthmaße alſo, e8 heiße Gerhardus Epifcopus, diefer ftarb 1057. Der Pfenning ift neunloͤthig, und dürfte feines gleichen Gehaltes wegen mit denen übrigen in dieſe Zeiten gehören.

Num. XXII. bis XXVI. find mit denen vorher angeführten meiſtentheils gleichförmig, und ich habe bereits angeführet, warum ich dafuͤr hafte, daß fie von Eberhardo, welcher 1111. Diefes Zeit: liche verlaffen, ausgemünzet ſeyen.

Num. XXVIL ift im Hauptwerk mit. vorftehenden einerley; in denen Ecken des Ereuses find einige unverftändfiche Zeichen; feine Feine, welche dreyzehen Loth if, veranlaffet mich ihn in die Zeiten des Ottonis von Wittelsbach zu fegen, und er Fünnte von Conrado, welcher An. 1171. oder in Egilolphi erfteren Negierungsjahren, ausz gepräget worden ſeyn.

Auf

? mittlerer Zeiten. 263

Auf Num. XXVII. iſt nicht minder das Creutz in deſſen Win, keln Ringlein, umher ſechs Halbboͤgen, und unter ſelbigen wechſelweis Roſen und menſchliche Köpfe find. Die Ruͤckſeite ſtellet einen Kai—⸗ ſer vor, der in der Rechten ein Creutz, in der Linken den Scepter bat. . Sein Gehalt iſt neun Loth. Henrico IV. find bisher alle den Kaifer vorftellende Münzen zugetheifet worden. Gundackerus, welcher Anno 1057. das eichftädtifche Bißthum erhielt und 1075. ftarb, wird alfo für denjenigen zu halten feyn, der ihn ausmünzen laffen.

Num. XXIX. hat unter gedoppelten Neyhen von Halbbögen, in denen ſich Ninge und Roſen, befinden den Buchftaben S. Seine Mebenfeite ftellet einen fisenden Kaifer vor, welcher in der Nechten ein Schwerd, in der Linken den Reichsapfel führe. Das hier vor- geftellte Bildniß des Kaifers koͤmmt vollfommen mit demjenigen überein, welches auf unfern übrigen Münzen zu ſehen ift, ich werde alfo ebenmäßig Henricum IV. auf diefen fuchen müffen. Bal- duinus Erzbiſchof zu Salzburg Tebte in Diefen Zeiten, welchem er alfo zuzutheilen wäre. Als was befonders muß ich von Diefem Pfenning anmerken, daß er von der bisher beobachteten Regel, daß alle biſchoͤfliche Münzen mit dem Bildniß des Kaifers neunlöthig find, abweicht, indem er dreyzehen Loth in der Feine hält.

Num. XXX. zeiget auf einer Seite, den einfüpfigten Adler, umber find Halbbögen, auf der andern figet dem Anfehen nach ein Kaifer, der in der Nechten einen Stab, in der Linken einen Liliens ſcepter führet. Es gehörer diefer Nummus nicht zu unferem Muͤnz⸗ ſchatz, weil er aber bey felbigem verwahrlich aufbehaften wird, babe ich ihm eine Stelle auf der Kupferplatte gönnen wollen.

> Num. XXXI. hat in der Mitte einen Adler, und vingsherum fünf Löwen, auf der Ruͤckſeite fiset der Kaifer in der Nechten ein Schwerdt,

264 Von einigen Münzen | Schwerd, in der Linken den Reichsapfel, auf welchem ein Baus ift, haltend.

Num. XXX. fommt in Anfehung der Hauptfeite mit dem vo⸗ tigen überein, die Gegenfeite hat zwar ebenmaͤßig den fisenden Kais fer, der aber in der Nechten einen Lilienfeepter, und in der Linken den Neichsapfel ohne Creutz führet.

Num. XXXIL ift denen beyden vorftehenden gleich, nur häft der Raifer in der rechten Hand ein Ereuß , in der Linken den Lilien- feepter. Ich habe alle Pfeuninge mit dem Bildniß des Kaifers Henrico IV. zugeeignet, wegen vollfommener Gleichheit nun dieſer mit jenen, wird von ihnen ein gleiches zu halten feyn. Der Adler, und die um felbigen befindriche fünf Löwen, zeigen deutlich, daß fie einem Kaifer zuftehen, welcher Baiern befeffen. Wofern man nun ertwäget; daß unter Herzog Conrado, wie bereits angezeiget worden, die carolingifche Praͤgart noch Pla gehabt, fo folget, daß fie erft hernach gefchlagen feyn müffen, und daß einfolglichen Henricus IV. als Herr diefer Pfenninge anzufehen ſey. Doc) eines feheint in dem Wege zu ftchen, warum dieſer Pfenning Henrico IV. nicht follte zugefihrieben werden : indem er eilf und ein halbes Loth, hinge⸗ gen die bishero angeführte nur neun Loth haben. N

Ich hoffe aber, dieſer Einwurf hebe ſich Dadurch, wenn ich füge, die Kaifer haben beffer, als die andern Stände ausgemuͤnzet: dahero auch Henricus VI. in derjenigen güfdenen Bulle, welche ev denen Ständen des Reichs verfchiedener Nechte und Sreyheiten wer gen ertheilte, und die fein Vatter 1232. confirmirte, faget: Nullam novam monetam in terra alicujus principis cudı faciamus, per quam moneta ejusdem principis deterioretur. Ich glaube der Derftand

dieſer Worte fey folgender: Die Kaifer, welche bey ihren beftändi- gen Neifen in dem Reich herum und da fie Feinen befondern Reſi⸗ denz⸗

mittlerer Zeiten. 265 denzort fich erwaͤhlten, ein Fürftenthum und Bißthum ꝛc. ꝛc. nach dem andern betratten, ließen münzen, wo fie fich befanden; ihr Geld war von beſſeren Gehalt, als derer Stände; Diefes verurfachte, Daß Das Geld derer Stände Eeinen Abgang bey ihren Münzftädten und Wechfelbänfen fand, welches jedoch in denen damaligen Zeiten eine derer beträchtlichften Einkünfte derer Stände war, und welche fie ſich auch wohl zu Nutzen machten, inden man mit dem Silberkauf an diefe Wechſelbaͤnke gebunden war, oder Privilegia exemtionis, wie das Elofter Walkenried vom Ottone TV. befaß, haben mußte, Leuckfeld Antiquit. Walckenridenfes pag. 358. n. d. & liberam con- cedimus facultatem commutandi argentum fuum apud quemcunque voluerint.e Wannenherg fie öfters neue Münzen prägten, und der alten feinen fernern Lauf ließen; ob es ſchon nad) denen Nechten nicht feyn ſollte. Vid. Landrecht, Part. I. Cap. 385. Alt Pfen⸗ ning foll man nicht verfchlagen, wenn fo ein neuer Herr kommet; „ſtirbet aber der Herr, oder wird verwandelt, im dreyen Jahren, „die Pfenning follen Doch geftehen, bis fie zu den dreyen Fahren Fommen.„ Der Kaifer fagte alfo denen Ständen zu, daß wenn er in ihren Landen fich befinden würde, er mit ihnen in gleichem Gehalt, und nicht beffer ausprägen wollte, damit andurch ihre Münze und der Wechfel, mit welchem das Meifte geroonnen wurde, nicht Noth leiden ſollte; welches jedoch erfolgen mußte, weil nie— mand fehlechtes Geld fucher, welcher befferes haben kann: indem mit befjerem Gelde Jedermann fein Gewerbe auch beffer zu treiben im Stande iſt. Es will zwar v. Ludewig in feinen Reliquiis Ma- muferiptorum Tom. VII. pag. 543. F. XVII, da ex über diefe bullam commentivet, in diefen Worten befondere Arcana juris publici gefunden haben, und hält dafür, daß die Stände des Reichs dadurch das Recht erlanger hätten, die geringhaltige Münzen derer Kaifer in ihren Landen zu verbiethen. Ob aber diefes mit dem Verftand derer Pi: überein komme; ob folche zeigen, der Kaiſer hätte fchlechter

81 als

266 Don einigen Münzen

als die Stände gemünzet, folches finde ich nicht. Was er von Friderico I. anführet mit denen IBorten : Hinc licet Fridericus II. in Italiæ oris monetas cuderit-ex corio bubulo, idem tamen fieri non potuillet in Germania ,- ift nicht fo, wie es dargeftellet wird. Diefe lederne Münzen waren nur Zeichen, weiche fogleich wieder aus- gemwechfelt wurden, wie e8 nachhero öfters bey verfchiedenen Belage⸗ rungen, fogar mit Papiernen, erfolget ift, folches zeigen Die Parali- pomena ad Abb. Urfpergenfis chron. pag. 251. Fertur cum Fride- rico apud Victoriam ( Anno 1242.) deeflent pecuniz, poft pigno- rationem vaforum auri & argenti, quod curavcrit eX corio mone- tam fieri, infignitam fua imagine & fubferiptione, quæ aureum valeat , Edictum ponens in exercitu, ut quicunque pr&fentaret talem monetam Thefaurario ſuo, acciperet pro ea auream, quæ dieitur Auguftanus, ficut nunc Ducatus, cujus fculptura erat in uno latere facies Imperatoris, ex altero Aquila, & de illa moneta numeraba- tur flipendiatis, pro qua poftea receperunt aureum. - Die Worte befagten v. Ludewig: Inftar Bavariz Ducis, qui circa hec tempora promulgavit editum: ne pr&ter fuam, alia_moneat valeat in Boioaria univerfa, ift feinen daraus ziehendem Schluß nicht vor⸗ träglich, woferne er die Urfache dieſes Verboths in Betrachtung gezo— gen hätte. Denn Herzog Otto verweigerte nicht der ſchlechten Münze den Lauf in feinen Landen, fondern der gufen : wovon ein andersmal ein Mehrers Dörfte gefagt werden. Auf unfere Pfenninge wieder zu‘ kommen, fo jeiget ich, daß Henricus IV. beffer als andere Stände in Baiern gemünzet; er Eonnte es ohne Widerfprucd hun, meil ihn Beine Verbindlichkeit Daran hinderte; über diefes ift ſolches Geld, wie e8 die Merkzeichen erweifen, in feiner eigenen Münzftatt gefchla- gen; da hingegen dasjenige, was in anderer Münzftände Münzen mit feinem Bildniß ausgepräget ift, mit dererfelben Pfenningen glei⸗ chen Gehalt hat. Uebrigens find Durch die fünf Löwen nicht fo viele befondere Wappen angedeutet; denn es finden fich Münzen, worauf der⸗

mittlerer Zeiten. 267 dergleichen Vervielfältigung als eine Zierde anzufehen ift. Zum Exempel dienet ein Hohlpfenning Henrici Leonis,bey dem von Ludewig in der Einleitung zum Muͤnzweſen mittlerer Seiten, pag. 212. Schle- gel de nummis Ifinacenfibus Mulhufinis fc. Tab. II. N. 4. Da auf dem Rand der Münze zween Löwen befindfich, und erftgedachter von Ludewig erwaͤhnet 1. c. einer muͤhlhauſiſchen Münze, auf deren Rande die Adler vervielfältiget find; imgleichen ftellet Schlegel de nummo Comitis Henrici Blanikenburgenfis n. 11. E 14. pfalzfächfifche Mün- zen vor, auf deren erfterer der Adler dreymal, auf Ießterer zweymal erſcheint.

Num. XXXV. Hat einen liegenden Loͤwen, unter vier Halb⸗ boͤgen, welche mit ſo vielen Roſen und Ringen gezieret ſind. Der auf der Nebenſeite ſitzende Kaiſer hat in der Rechten ein Schwerdt, in der Linken den Lilienſcepter. Auch dieſer Pfenning gehöret Henrico IV. zu.

Num. XXXIV. Zeiget einen gehenden Loͤwen, um welchen acht Halbbögen ſich befinden; auf der andern Seite ſteht eine Manns- perfon in kurzer Kleidung, Die in der Rechten eine Lilie, in der Lin⸗ ken einen langen Stock haͤlt. Eckhard in der oͤfters erwehnten Erklaͤ⸗ rung eines Kleinodienkaͤſtleins hat dieſen Pfenning Tab. IT. n. ı7. und 18. vorgeſtellet, allwo zu erfehen, daß diefer Stock eine Fahne feyn fol, |

Die von ihm gemachte Erklärung überfaffe ich um fo billiger ‚andermeitiger Beurtheilung , als man bey Num. 17. alsbalden bemerfet, daß die von der Duͤnne des Bleche fich ergebene Verdruͤ⸗ ung, und der daher entftandene und mitten durch die Füße dieſer fiehenden Mannsperfon fich erftreckende Strich, Diefe gar Fennbar ftehende zu Feiner Enienden Figur machen koͤnne, auch der Verfer⸗ tiger dieſes Stempels genugſame Geſchicklichkeit beſeſſen habe, eine

812 kniende

268 Von einigen Minen

Eniende heraus zu bringen, ohne fich genöthiget zu ſehen, Die Süße. fo platterdingen abzufchneiden. Ueber Diefes habe ich bereits ange merfet, Daß die meiften Münzen, welche Eckhardt auf dieſer Tabelle vorftellet, unrichtig erkfäret find; worunter auch dieſer zu rechnen. Ucberhaupt wird zwar gemeiniglich in das Ende des eilften Jahr⸗ bunderts der Urfprung derer Wappen gefeßet, ald Anno 1096. der erfte Creutzzug in das heilige Land unternommen worden : wovon Sigebertus Gemblacenfis weiter ad hune annum & fequentes zu leſen. Denn da fo vieleriey Nationes beyfammen fich befanden, war es der Nothwendigkeit gemäß, gewille Merkzeichen ausfindig zu. machen, woran man einander fogleich ohne zu reden und von ferne erkennen Eonnte. Otto Sperling in feiner Epiftola de nummorum bra- Eeatorum origine pag. 27. da er von einer Blechmuͤnze Ludovici Landgrafens in Thäringen, auf welcher ein Rad zu fehen, vedet, ift der Meynung, daß die geiftliche Fürften eher als Die weltliche fich derer Wappen gebrauchet haben, indem er fehreibt: Sed quod rota ve- luti dioreris a terko hujus principis pendeat, nullä theca vel tutela circumdata, fed libera fola & nuda, fatis indicat, "Eeclefiaftico- rum morem, his ornamentis & infignibus uti apud Chriftianos, quibus ecclefias fuas diftinguerent , antiquiorem efle quam princi- pum fecularium, quos vocant, eosque his præiviſſe in illa infigni- um hödiernorum materia. Allein, da ſich ſchon Wappen vor denen | Creutzzuͤgen finden, fo wird von diefem thüringifchen Pfenning, deſe fen Alter Gudenus und Frifius vor die Mitte des XII. Sperling hin- gegen nach dem Anfang Des XI. Seculi fegen, Die vorgedachte Ent: fcheidung nicht hergenommen werden koͤnnen. Das Millale, welches, Bifchof Ellenhardus zu Freyſing, der allfehon 1078. geftorben, dem Collegio Divi Andrex gefchenkt, und deffen Stammwappen vor ftelfet, vid. Meichelb. Tom. I. Part. I. pag. 257. dann das Siegel’ Ernefti Marchionis Auftriz, bey Hergött in Monumentis Aug. Dom. Auftrioce Tom. I. Tab. I. n. 1. welcher Erneftus Anno 1075. * leibt,

- mittlerer Zeiten. 269. leibt/ bezeugen fattfam, daß die Wappen Älter als die Creutzzuͤge feyen. Diefer Pfenning ift eilf und ein halbes Lorh fein. Bifchof Eber⸗ hard zu Eichftäde der Anno 1111. verftorben, münzte zu eilf Loth fein aus. Die Ältere Diefer Pfenning find noch ringhaltiger, und die neuere von Anno 1180. fub Ottone Witelsbachio beſſer: es wird alfo diefer in folchen Zwifchenraum eingefchaltet werden müffen. Ich muthmaße, fie feyen von Henrico Magno oder Superbo, welcher von Anno 1120, bis 1138. vegieret, gefchlagen. Zu wünfchen wäre, daß diejenige, welche alte mit derer baivifchen Herzoge Inſiegeln vers fehene Documenta befigen, die Siegel bekannt machen möchten, aus denen vieleicht auch Diefen Pfenningen einige Erläuterung zu wachen koͤnnte.

Numeri XXXVI, XXXVIII, bis XLIV. ftellen auf einigen einen rechts, auf andern einen links fehenden liegenden Kömwen vor; die Verzierungen beftehen aus Halbbögen, Köpfen und Eleineren Mebendingen, deren Perfehiedenheit Die Rupfertafel am deutlichften ergiebt. Die Ruckjeite Num. XXXVI, XXXVIL, LIV. weifen einen gepanzerten und ohne Steigbügel reitenden Herzog, der in der Linken eine Fahne, und vor fich einen Schild, in welchem aber Fein Wappen zu fehen, führet; der Kopf ift mit einer Müse oder Galea acuminata bedeckt. Die Fahne ift mit negfürmigen Streichen durchzogen; doch müffen felbige nicht für die bairifche Nauten anges jehen werden; weil dergleichen Fahnenzierath auf Siegen vorkömmt, zu denen Die Rauten fich nicht fchicken. Auf Num. XXXVIL ift hinter dem Rücken des Neuters, auf Num. XXXVI. unter dem. Pferd ein Kopf, auf Num. LIV. aber nur Roſen zu fehen: weswe- gen alles diefes als bloße Verzierungen, und nicht als etwas bedeutende Sachen, anzufehen find. Heineccius de Sigillis pag. 152. $. 21. fehreibt: Seculo undecimo aliud invaluit apud principes comites- que figillorum genus, quod equeftrium nomine notamus, quum

213 enim

270 Bon einigen Münzen

enim figilla antea principes fedentes &c. fiftant, ex eo tempore equo incedentes fe oftendere maluere, und bringt Roberti Gras fens zu Flandern de Anno 1093. Siegel bey; die übrige von ihme angeführte find von 1127. und von neueren Jahren. Dieſe Regel Heineccii kann aber nicht für allgemein angenommen werden, noch weniger erftrecket fie fich auf die Münzen, welche ſonſt vieles mit denen Siegen gleich haben. Denn zum Exempel koͤnnen die Siegel derer Marggrafen zu Brandenburg Ottonis und W oldemari dienen, deren erfterer in dem XIII. Tegterer in dem XIV. Seculo gefebet. Vide v. Cudewig Religu. MSC. Tom. VIII. pag. 373. n. 3. & Heinecc. Tab. XVII: n. 6. und Alberti Electoris Saxonix, Ottonum Bran- denburgenfium & Theodorici Marchionis Mifnie Münzen aus dem XII. Seculo. Yid. Olearii Spieilegium antiquitatis I. num. 13. 14.

Ludew. religu. MSC. Tom. VII. Tab. I. n. 2. pag. 584. Tab.

IV. num. 108. 110. Schmid de Nummis Numburgo - Cizenfibus Paga- vienfibusque pag. 27. Indeſſen und da Diefes Pfennings Gehalt mit dem vorigen fub Num. 34. einerfey ift, und eilf und ein halbes Loth hat: fo muß ihm auch in dem zwoͤlften Seculo fein Platz angewieſen werden , und theile ich ihn indeffen Herzog Leopoldo zu, der Anno 1141. verfiorben, weiten Biſchofs Conradi zu Fichftädt, der von Arno 1153. bis 1771. regieret, Pfenninge dreyzehenloͤthig find.

Bey diefen herzoglichen Münzen Fonnten noch einige Einwuͤrſe gemacht werden, weiche ich nach Möglichkeit abzulehnen fuchen muß. Es ijt nämlich die Frage: ob nicht die Münzen, auf welchen die Keuter zu ſehen, nur allein Herzogliche, diejenige hingegen, wo die abgebildete Perfon fteht, etwan eines andern vornehmen baitiz ſchen Herrn weltlichen Standes feyen? indem aus der vorne angeführten Stelle Ditmari erfichtlich, daß auch Comites, die einen Ducatum hatten, jedannoch die fignifetam lanceam, qua beneficium Ducis, aus befonderer Faiferlichen Gnade und Gewogenheit erhalten haben,

und

mittlerer Zeiten. 271

„und felbige führen durften, deswegen fie auch auf Münzen und Sie⸗ geln mit felbiger fo vielfältig erfcheinen. Diefen Einwurf fcheint zu beftättigen » daß allſchon Ludovicus IV. einem Ariboni da Muͤnzrecht in loco Uneride, in pago Riete, in Comitatu Friderici verliehen, und Conradus Anno 1030. ſolches deffen Sohn Mane- goldo confirmiret, Vid. Lunig Reiche + Archiv Part. Spec. Cont. IV. pag. 403. X. Abfag von Donauwerth: nicht weniger zwey Münzen derer Grafen von Hirfchberg, welche Würfel in Befchreibung einiger Bracteaten, Diskpfennige zc. welche zu Offenhauſen ausgegraben worden, fub Num. XXXVL & XXXVIL anführet, ob fie fchon von ihm ihren rechten Herren nicht zugetheilet find. Ehe ich auf die Einwendung felbft autworte, muß ich die Gründe anführen, warum diefe Münzen für Hirfchbergifihe zu halten. Es ift bereits vorhero angezeiget worden, daß in Deutfchland das Geld Eeinen allgemeinen Cours gehabt, fondern alle Feilſchaften mit der Landeswährung angefchaft wurden. Was follen alfo die weißenfeeifche Münzen, wofür fie Würfel hält, in der Gegend von Nürnberg machen? Die Gras fen von Stollberg, welchen fie wegen des Hirſchens, der auf ihnen vorgebildet ift, zugetheilet find, haben zu Weißenſee niemalen einiges Hecht gehabt; fondern es fund felbiges von feiner Anlegung, die Anno 11771. oder anderer Meynung nad) Anno 1173. geſchehen, je und allezeit denen Landgrafen von Thüringen zu: mithin konnten auch die Grafen von Stollberg Dafelbjt nicht münzen. Ich werde fie alfo mit befferen Fug für Weißenburgifche halten, und die Um— fchrift, anftatt Moneta Willenfeenfis, Moneta W illenburgentis fefen koͤnnen. Das Wappen derer Grafen von Hirfchberg war ein rother Hirſch im weißen Felde, und nach der Anno 1305. erfolgten gänzlichen Erloͤſchung diefes gräflichen Stammes, führte das Land⸗ gericht HDirfchberg , ohnerachtet es an Baiern gefommen war, den Hirfchen in feinem Siegel noch fort. Einen Abriß davon ftellet der Lib. Probat. St. Emmerami Tab. XXI. vor, welcher zu einer —2 Urkunde

272 Bon einigen Münzen

Urkunde von Anno 1444. gehöret. In was für einer Connexion die die Stadt Weißenburg am Nordgau mit denen Grafen von Hirſch⸗ berg geweſen, und wie nach deren Abfterben eine Reichspflege daſelbſt entftanden, ift unnoͤthig weitläuftig bier zu erwähnen. So viel wird indeffen der Wahrſcheinlichkeit gemäßer feyn, weißenburgifche Pfen⸗ nige ehe im der Gegend von Nürnberg als weiſſenſeeiſche zu finden. Da nun alſo von zweyen weltlichen Ständen, welche ich, ohne mich in Steeitigkeit einzulaffen, ob felbige zu Baiern gehöret, für baiti- ſche anfehen will, ein Münzprivilegiem und Münzen vorhanden, auch noch mehrere dergleichen verborgene mit der Zeit entdecket wer den dürften: fo Eünnte es wohl feyn, daß von einem folchen der N fenning Num. XXXIV. gefchlagen wäre. Ob nun fehon Diefes alfes in feiner Maaß richtig ift, ſo werde ich Doch bewogen, fie für Herzogliche zu halten: Denn ich zweifle nicht, Daß jedermann mit mir einftimme, daß diefe mit Dem Löwen bezeichnete Pfenning aus einerley Münzftatt feyen, weil fie einerley Wappen führen: und da die Perfon auf Num. 34. den abgekürzten Lilienfeepter, oder Signum Regiz poteftatis , wie ſolchen Conradus I. auf feinen Sie⸗ geln in.der Hand hat, führe, welche Macht die bairifche Herzoge, deficiente folumn:odo titulo Regis, hatten: fo werden die mit der fiehenden, und diefes Zeichen in der Hand habenden Figur bemerk- te Pfenninge ebenfalls für herzoglich-bairiſche angejehen werden muͤſſen.

Num. XLV. zeiget eine ſitzende gekroͤnte Perſon, welche in der rechten Hand eine Kugel, in der linken einen Lilienſeepter haͤlt; hin⸗ ter ihm fteht eine andere, welche mit beyden Händen ein Schwerdt trägt. Auf der Mebenfeite fteht ein gepamerter Mann mit einer ſpitzigen Haube, bat in der rechten ein bloßes Schwerdt in der lin- fen einen Schild, zu deffen Füffen it ein Löw. Die anfcheinende Umfchrift beſteht aus lauter, Zeichen, welche. dem Buchſtahen K.

em nicht

mittlerer Zeiten; 273 wicht unaͤhnlich find. Daß die figende Perfon den Kaiſer vorſtel⸗ le, fällt fogleich in die Augen , und ift auch Fein Zweifel, daß die hinter ihm befindfiche den Marfchall, oder denjenigen bedeute, der folche Stelle vertritt: welche Vertrettung was willkührliches mag geweſen feyn, wie aus Aventino Annal. Baj. Lib. VI. Cop. V. $. 11. erfichtlich ft; Da unter Friderico I. der Graf Otto von Witz telsbach Diefes Amt verrichtet, woſelbſt die Worte: hæc itaque in conventu celebri legatos Hadriani referentes, Otto de Wittels- pach, ſtricto enfe, quem ante Imperatorem progerebat, territat & forfitan confodiflet, nifi Imperator intercefiffet. Und Otto de S. Blafio apud. Urfiüfium. Pag. 200. fügt: quibus verbis commotus Otto palatmus de Witlinsbach, qui gladium Majeftatis Imperato- ri adftans tenebat , ipfo gladio eviginato impetu in: Cardinalem facto vix ab Imperatore retentus eft, quin exitio Cardinalem de- derit. Was aber von der andern Seite zu halten, hierüber wollen wir ebenmäßig Aventinum hören, der Zäbr. VII. Cap. II. $. 6. fehreibt: in eodem concilio (apud Vangiones) Ludovicus Dux Bojus, mo- re majorum virılem togam fumpfit. Principes nimirum atque pro- pinquivenfe, fcuto framea juvenem ornarunt &e. Nec enim ceui- quam arma fumere tum»antea licebat, quam Cæſar fuffe&turum- probaflet:: und das Chron. Reicherfpergenfe apud de Ludwig in Script. Bamberg. Vol. II. Pag. 345. fagt; ad annum MCXCH. Ipfo eodem anno" mortuus fuit Dux Stirenfis Otaker nomine, qui an tea dicebatur Marchio Stirenfis & qui heredem non habebat, Dux

Auſtriæ Luitpoldus fueceflit ei & accepit eundem Ducatum de

manu Imperatoris, valde folenniter apud Wormatiam, in proximo pentecoftes, quod evenerat tunc in IX. Kal. Juni, ibi etiam in veadem folennitate & in prefentia Imperatoris & Dux Bayarix Lu:

_ dovieus 5 ſilius Ducis Ottonis quondam palatini , comitesque muld & alii nobiles quam- plurimi. Wer die befondere Pflichten, au weichen fid) diejenige, welche wehrhaft gemacht wurden verbin⸗

X Mm den

224 Von einigen Muͤnzen

den mußten, zu wiſſen verlanget, der findet ſolche weitlaͤuftiger in dem magno chronico Belgico apud Piſtor. Tom. IIT. pag. 266. & feg. allwo die Solennitaͤten befchrieben werden , welche mit Dem new erwählten König Wilhelm , Grafen von Holland, durch den Cardinal Petrum Caputium , und den König in Böhmen Ottocarumy An. 12472 vorgenommen worden. Auf diefem Pfenning erfcheint alfo auf dee einen Seite Kaifer Henricus VI. und neben ihm der Marfchall oder fein PVertretter; auf der andern Seite Ludovicus, der, da er auf Anno 1183. erfolgtes Abfterben feines Vaters Ottonis , in feinet Minderjährigkeit, das Herzogthum Baiern erlanget, nunmehro in Ser genwart des Kaiſers wehrhaft gemacht wird, und dieſerwegen Schwerdt und Schild fuͤhret. Damit man aber ſehen moͤge, wen dieſer Vor⸗ gang angehe, fo iſt zu feinen Füßen der baierifche Loͤw geſetzt. Diefer Pfenning halt in der Feine eilf und ein und halbes Loth.

Num. XLVI. Auf deſſen Hauptfeite ifteine figende liche Figur, die in der Rechten einen Lilienſcepter, in der Linken einen Vogel hält. Die Nebenſeite zeiget eine gepanzerte Mannsperfon mit Stiefel und Sporen verfehen, weiche in der Rech» ten ein Schwerd führet, um demjenigen einen Streich zu verfegen, den fie mit der Linken bey dem Schopf hält. Bucelinus in kiftoria Agilolfingica ftellet Tab. XII. die Gemahlin Arnolfı malı Ducis Ba- variæ, Gerbirgam und Tab. XXI. Henricum IX. feu magnum, Ducem Bavarix vor, daß fie einen Vogel oder Falken auf der Hand fisend haben: welche Zeichnungen Bucelinus von denjenigen Mahle⸗ reyen genommen, die zu Lüneburg an der fürftlichen Reſidenz und in dem größeren Saal des dortigen Rathhauſes fich befinden, wie ſol⸗ ches Sagittarius in origimibus Ducum Brunsvicenfum bezeuget. Da aber diefe Abbildungen ein neues Werk, und, wie aus denen beyge- feßten Wappen zu erfehen, ein bloßer Einfall des Mahlers, oder des Angebers find, fo ift auf folche nicht viel zu bauen. „Hingegen ift

die

mittlerer Zeiten, 275

die Gewohnheit, Vögel auf Denen Händen zu führen, ficherer aus de- nenjenigen Münzen abzunehmen, welche Schlegel in Apotelesmate de mummis Abbatum Hersfeldenfinm Tab. III. num. 11. 12. 14. anführet; und welche unter Hermanno, nachmaligen Abbt zu Fulda, der 1168. geftorben, geſchlagen worden, auf welchen eine fißende und mit einer breiten Müße bedeckte Perfon, die mit der Nechten ein Schwerd hält, auf der Linken aber einen Vogel oder Falken führer, fich darfteller, welche Perfon, jedoch nicht, wie Schlegel vermeynet, Carolus Magnus, als zweyter Fundator der Abbtey Hersfeld, fondern deren Advoca- tus, Schutz⸗ oder Schirmvogt ift, dannenhero auch Feine Krone, ſondern nur eine breite Muͤtze auf dem Kopf hat. Ich habe oben bey den brixniſchen und freyſingiſchen Pfenningen Num. 14. und 10. angemerkt, daß ſelbige Anno 1180. ausgepräget worden, und drey> zehen und ein halbes Loth fein feyen, auch daß Brixen erft Anno 1179. das Münzrecht erhalten. Indem aber bereits angezeiget worden, daß Briren geringhaltige Münzen verfertigen laffen, felbige aber in die Ältere Zeiten, denen ich auch einen fehlechten Gehalt derer Muͤn—⸗ zen beygeleget, fich nicht fehicken, indem Brixen dieſes Regale noch nicht befeffen : fo folget hieraus, Daß nach 1180. abermal feichthaftig ausgemünzet worden, und wird der Schluß nicht unrichtig feyn, daß, da die Num. 46. 47. 48. 0. 51. 52. 53. ſowohl ihrer Praͤgart als des Gehaltes wegen übereinftimmen , fie auch zu einerley Zeit ausgepraͤget ſeyen. Ehe ich die weitere Erläuterung dieſes Pfen— nings vornehme, muß ich noch zween beyfügen.

© Num. XLVII. ſtellet einen ftehenden Bifchof vor, welcher auf der linken Hand ein Gebäu trägt, die Gegenſeite ift wie des Vorftes benden. Diefe beyde Münzen gehören unter diejenige, weiche beftätz tigen, daß die Herzoge befondere Rechte zu denen Münzftätten derer Bifchöffe gehabt, obſchon nicht beftimmet werden kann, welcher Bis ſchof dieſe Münze ſchlagen laſſen, weil Fein Eennbares Merkzeichen 1 Mmz2 auf

276 | Bon einigen Münzen

auf felbiger zu finden. ein Ban iſt ebenmaͤßig ac ein —*— Loth,

Num. XLVIIL. zeiget ein geeröntes Haupt, unter Löwen fich in einen Kopf zu vereinigen ſcheinen. Auf der ‚andern Seite ift gar nichts zu erkennen, fein Gehalt aber dem vorigen gleich, nämlich acht und ein halbes Lorch. Don dieſem will ich den Anfang mit der Erklärung machen. Sch halte Dafür, Daß auf ſel⸗ bigem dasjenige abgebildet fey , was unter Herzog Ludoviei,Otto- nis Majoris Sohnes Regierung vorgegangen und. würdig. geweſen, Daß es Durch eine Münze verewiger worden. - Nur Schade iftıeg, daß dieſer Pfenning einzeln und noch über dieſes ſo übel behalten ſich bey unferem Muͤnzſchatz befunden. Dieſe hier vorgebildete Ereigniß nun doͤrfte diejenige betraͤchtliche Vereinigung des bairiſch⸗ und pfaͤlziſchen Loͤwens vorſtellen, als Anno 1215. Kaiſer Frideri- eus der zweyte, nachdem er Pfalzgraf Henricum in die Acht erklaͤ⸗ et, Die Pfalz unferem Herzog Ludovico gab, deren Beſitz Deffen Sohn Otto durch die Vermaͤhlung mit Henriei ‚einziger Tochter Agnes befeſtigte. Wird dieſe Muthmaßung als nicht ungegründer angenommen, fo ergiebt fih anmit, daß, da die Pfenninge Num. 46. 47. gleiches Gehaltes und Gepräges find, felbige von diefem Ludovico oder feinem Sohn gefchlagen feyn möchten. Zwar hatte Ludovicus mit denen Grafen von DOrtenburg uud ‘Bogen meitläuf tige Streitigkeiten, um deren willen Albertus Graf-von Bogen auch das Land räumen mußte, wovon das Chronicon Reicherspergenfe ad Annum 1192. faget: Jubente namque Imperatore, pax fadta inter eosdem Principes eft & confirmata initante menfe'Decem- bris VIIL Idus ejusdem menfis, indicta curia Ratisponeigene: rali. Ile quoque Princeps, qui hujus mali autor & inventor & quafi fignifer extitit, Comes ‚videlicet de Pogen , digaa poena eoexeitus eft, publicus hoftis regni coram Imperatore. adjudicatus,

daß

mittlerer Zeiten 277

daß alſo dieſer Pfenning auf folhe Streitigkeiten fein Abfehen haben koͤnnte. Wenn aber bemerket wird, daß in eben diefem Jahr Der unter Num. 46. vorgeftellte, der jedoch eilf und ein halbes Loth Hält, ausgemuͤnzet worden, fo wird dieſe Muthmaßung wegfallen. Unter eben diefes Ludoviei Negierung erfolgte Durch deffen Vetter Ottonem von Wittelsbach Anno 1208. die Ermordung des Königs Philippi zu Bamberg, daß man alfe auf Die Gedanken gerathen möchte , Ludovieus hätte: diefe That andurch anzeigen wollen. Allein , wenn in Betrachtung gezogen wird, Daß Ludovicus von Philippi Parthey gewefen , und felbigen wählen helfen , Chronic. Slavorum apud Leibn. Tom. II. p. 711: inter hee Philippus, qui imperialia tenebat, fratri fuccedere afpirabat, quem multorum copia juvabat Saxonum, Francorum , Suevorum, Bavarorum &c. &e. in Regem eft eleltus. Anfelmus Gemblacenfis ad Ann. 1198, ap. Piftor. Tom. I. pag. 1010: poft mortem Henrici Impe- ratoris primates Regni Teutonici, de rege fubftituendo difidentes, 'Suevi, Bajoarii, Alemanni, Apulienfes &e. Sicilienſes, Philippum Ducem Suevorum &c. '&c.” elegerunt. "Chronicon Rhytmicum Prineip. Brunfuic. ap. Leibns Tom. I. pag. 88. Quamen de Forften ut dem riche Eyn michel deil' vil herrlich van Beygern, van Saflan, unde von Suaven fc. EJc. De en koeren doch nicht al geliche Rertzogen Philippes ut Suavenlont. Daß er ihm mit Volk wider den Landgrafen von Thuͤrin⸗ gen Anno 1294. beygeftanden. Additiones ad Lambertum Schaffnabur- genſ. ap. Piflor. Tom. I. pag. 430: Rex Philippus collecto exereitu ma- gno Bavarorunt, Suevorum &c. in multitudine gravi Thyringiam in- greflus. Diefe That von männigfich verabfeheuet wurde, und nicht nur "Ortoni- die Acht ſondern auch den Tod zuwegen brachte; Chron. Slavor. ap. Leibnitz. Tom. II. pag. 739 :' exinde alia | euria 0 famofa indieta eft in Franekenvörde, in fefto B. Mar- J Mm z tini &c, '

Sb «

278 Bon einigen Muͤnzen

tini &e. Aderat ibi Beatrix filia Regis Philippi eum fuis , ſubmit- tens fe gratie Domini Regis, quam produxit Dominus Spirenfis, quæ elevata voce, cum gemitu & fufpiris & lachrymis multis conquefta eft Domino Regi & principibus prefentibus ,„ & in commune toti orbi Romano de impia morte patiis ſui, & de impia confpiratione Otthonis palatini, qui cum inſidioſe, nil tale fufpicantem , in propria domo oceidit. Cum hee dicerentur, facta eft preflura magna coram Rege, condolentium querimonis Regine: qui omnes obortis lachrymis tantam miferiam deflebant, & juftitiam Regine fieri poftulabant. Clamabant fane , fi fcelus perpetratum inultum maneret, quod neque Rex neque quilibet Principum feeure vivere pollet. Ad voluntatem igitur omnjum Döminus Rex proferiptione publica damnavit homicidam illum, quem tamen poſtea Henricus Laletinus cum filio ‚Wolff, fupra memorati, quem idem occiderat, occidit, caputque refectum in Danubium projeeit. Pauli Langii Chron. Cit. ap. Pifior. Tom. I. pag. 1168 : veruntamen ne tantum fcelus, a Teutonieis feclis inauditum, maneret inultum, eodem anno Rex Otto, curiam in Francophurt indictam percelebrans , inter alia ibidem Ottonem memoratum comitem palatinum occiforem regis Philippi fententio- naliter vita rebusque proferipfit & cundtis perlequendum expo- fuit. Compilatio Chron. ap. eund. ibid. pag. 1096 : Ipfe etiam Pala- tinus, cum profugus evafillet, in quadam Grangia monachorum, nimis fecurus , ludendo provocaret vervecem trudendo cum ely- peo, fubito ab amicis Philippi irruentibus, in vindictam fufi fan- guinis occifus eft &c. Und fogar die Zerftörung feiner Sitze nach ſich jog , magn. Chron. Belg. ap. Piflor, Tom. IH. pag. 231: unde Rex Bohemie, ewterique amici & cognati ejus de morte talis & tanti Principis quam plurimum condolentes, tanquam inauditum facinus impunitum elle non patientes, urbes, caftella & omnia, quæ prædicti Palatini elle poterant, diripiendo & concremando de

vadtare „a

mittlerer Zeiten. 279

vaftare coeperunt &c. fo wird leicht begreiflich, daß niemand, am wenigſten aber Ludovicus, diefe That, durch feine Münzen der Nach- welt werde haben mwollen vorbehalten. Noch eine Muthmaßung bfeibt übrig, welche die legte Augenblicke unfers Ludovici betrift, Aventinus fchreibt davon folgendes Libr. VII. Cap. III. $. 16: Proximo deinceps anno Ludovicus Regulus Bojorum Kelhaimii, dum poft coenam in ponte deambulat , a Stichio morione, quem r ludum inceffebat, eultello letali vulnere fauciatur, moxque ın confpeetu omnium aulicorum exanimatus corruit XVI. Calen- das Oltobris, Anno ab orbe vindicato MCCXXXI. Wollte man, daß auf diefem Pfenning diefe Ichat vorgeftellet fey , ans nehmen, fo würde er deffen Sohn Ottoni zugeeignet werden.

Doc bey fo großer Dunkelheit der Sache Hiberlaffe ich billig die Entfcheidung und anderweitige Erklärung ſowohl dieſes als des folgenden Pfennings andern.

Es zeiget nämlich Num. XLIX. auf der einen Seite eine bar⸗ tige Perſon, welche zwo Saͤulen, worauf ein Bogen ruhet, mit denen Armen umfaſſet, und ſelbige einzureiſſen ſcheint; auf der andern Seite iſt nichts zu erkennen, deſſen Gehalt aber zwoͤlf loͤthig. Den Schluß ſollen Aventini Worte machen; Libr. VI. cap. VI. $. 9. Cxterum Otto, rejecta pecunia veteri. Reginoburgenfium, fexaginta nummi drachmam auri valebant, novum numisma Lands-

hutæ ferit, éosque nummos nec alios in Bajoria recipr edicte

]

jubet.

>

Tabelle

280 Bon einigen Münzen Tg bie Leder sn Anne welche zeiget ; wie nad) diefer Erläuterung in Baiern von dev Mitte deß XI. biß gegen die Mitte deß XIII. Seculi ausgemünzet worden.

von: Anno f 1078]; in circa fi Lothfein F 1,2,3,405/6/7.

1 ? | Lı73 1 - »- | 9915,17 18, 9 —- u L 19720,21,28, } |

| [22,23,24.] learatJ E24,26, vu | [ 1138 1 | [ 30,36, 37,39 1 © un I DEI L 3444 = = U L sıaı | L A354 3 Tr er ze | [ 1180. 7

son 4 bi - -— Frosmyızıa]) 13%

| 1185. |

[12] -- L451 u

[ 12,16,46. ] von *1 & ſequen· 24 47148150. 0 m Bir

tib- su bo s52,52,53, |

Erceptionen find Num. 29, 31, 32, 33, 35.

y 4 Ich

‚mittlerer Zeiten. > 281

Ich verhuffe, daß Die Meynung, vermöge welcher Num. 10. und 24. zu Ottonis von Wittelsbach Zeiten und zwar. Anno 1180. ge ſchlagen zu feyn angegeben, Beyfalt finden werde, und fo dieſes als wahr angenommen, auch zugeftanden würde, daß Num. 45. und 48. deſſen Sohn. Ludovicus und ebenfalls Num. 46. defen Ensfel Ot- ‚to ausgemünget hätten, mithin von Anno 1180. das Korn von drey⸗ zehen ein halb bis auf acht ein halb. Loth fey veringert worden, fo Fan dahero der Einwurf gemacht werden, daß es der Ordnung gemäßer wäre, Die übrigen, welche neun, eilf, eilf ein halb und dreys zehenlöthig find, nach Proportion einzutheifen, Damit. fie in diejenige Stelle kaͤmen, wo fie dem von Anno 1180. an verringerten Gehalt nach fich hiuſchicken würden, dazumalen Die auf Num. 28, 33, vor⸗ geftellte Kaifer den Ereusfeepter in der Hand führen, wie fie auf Conradi IIl« Friderici I. ‚Ottonis ıv. Frideriei rı. und Henrici Eigeln vorkommen, welcher Gebrauch in diefe Zeiten einfchlägt Fid. Heinecc. De Sigill. Tat. VIII. N. 2, 3, 4, 5. Tab. II. N. I. Tab. IX. N. 1.& fheinbar diefer Einwurf iſt/ fo wenig laͤßt er fi) mit denen Pfenningen felbit vereinigen. ch will zugeben, daß alle mei- ne übrige Muthmaßungen ungegründet, und dannenhero die Münzen ihren rechten Herrn nicht zugetheilet worden, fondern die Merckzeichen verwechſelt feyen, ſo zweifle ich jedoch nicht, es werde mir zugeftanz den tverden, daß die mit dem Loͤwen Bairifche, und die mit dem Kopf freifingifche feyen. Nun find die Münzen Anno 1180. zu zu Zeiten Ortonis von Wirtelsbach Herzogs in Baiern dreyzehen ein halb Loth fein. Er ſtirbt allbereit 1183. Sein Sohn präget Anno 2192, zu eilfein halb Loth, wie Num. 45. weiſet. Alſo müffen Num. j 34, 36, bis 44. in feine Negierungsiahre einfchlagen. Wiewenig fie fi) aber der Ausprägungsart nach, da der Herzog auf Num. 34. ſieht , auf Num. 36. 37. 38. hingegen reutet, für einen Herrn & zuſammen ſchicken, ergiebt der Augenſchein genugſam. Auch will cs mie” denen freyfingtfchen nicht angehen. Biſchof Albertus ſtirbt »n 1182,

⸗*

282 Von einigen Münzen 1182, fehlägt zu dreyzehen ein halb Loth fein. Sein Nachforger Otto ſtarb 1220. Nun münzet Ludovicus bereits Anno 1215. zu acht und ein halbes Loth, mithin müßten binnen folcher Zeit die neunlöthigen freyſingiſchen Münzen Num. 1. bis 7. ausgemuͤnzet feyn, betrachtet man aber ihre Praͤgart und eine gewiſſe Reinlichkeit, die ſich an ihnen befindet, dahingegen Alberti angeführte Num. 10. und ir. fo wohl als der Num. go, befindliche acht und ein halbes Loth hal⸗ tende um ein Großes fihlechter find, fo wird man fogleich inne, Daß fie in dieſe Reyhe nicht gehören, noch hier eingefhaltet werden koͤn⸗ nen. Die Loͤwen, welche ſowohl auf Denen kaiſerlichen als herzogli⸗ then Pfenningen ſich darſtellen, werden den von dem Scepter herge⸗ nommenen Einwurf von ſelbſten heben, indem keiner von dieſen

Kaiſern Baiern beſeſſen, und alſo auch auf ſeine Muͤnzen das

bairiſche Wappen nicht hat ſetzen koͤnnen.

8. T. M. R. G. Ss L P. 0.

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Regiſter

der merkwuͤrdigſten Sachen im erſten PER Theile des erfien Bands.

4.

benberg, (Markgraf Hermann von) erheyrathet den Banzgau und mark⸗ graͤflichen Tittel auf dem Nordgau, 159. iſt ein Baier. ibid. Abenberg, ſiehe Herrmann Markgraf von Abenberg. Imgleichen Rapoto Adalport, (Graf) tritt an Luitpolds Stelle, 7o0. ft ein Sohn Luitpolds, 73. und gehoͤret zu den Huoſis. 77.

Adelhaid, eine Tochter des Grafen Bedo und der Judith von Schweinfurt, 194.

heyrathet Herzogen Heinrich von Limburg. ibid. und zeuget mit Ihm die Agnes, Gemahlin Friederiche von Puttlendorf. ibid. Giche Agnes.

| Adelhaid von Purtlendorf, eine Tochter Friederichs von Buttlendorf und Agnes

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fen von Limburg, 194. Heyrathet Grafen Conrad zu Dachau. ibid. und zeu⸗ get mit Ihm die Hedwig, Gemahlin Graf Bertholde von Under. Agnes, eine Tochter Herzog Heinrich$ von Limburg und der Adelhaid, 194. hey— rathet Friedrich von Puttlendorf, Pfolzgrafen in Sachſen, und erzeuget mit Ihm Adelheid von Puttlendorf. Gemahlinn Graf Conrad: von Be ibid. fiche hiervon einen eigenen Artickel.

Alberada, fiche Bertha. e

Alpen waren die Gränzen von Baiern gegen Mittag. 154.

lie: ein koͤnigliches Gefchlecht der Gothen, 113.

nz Ammer⸗

2

Negifter,

Ammertbal, (Martela) Graͤnzſtadt zwiſchen Böhmen und dem Nordgau. 157. e

Ammerthal, (Markgrafen von) find hernach Marfgrafen von Schweinfurt ges nannt worden, 177. fiehe Schweinfurt.

Ander, (Grafen von) gehören zu den Huefis und haben mit denen von Scheiern einerley Urfprung, 76. wie fie zu ihren Gütern auf dem Nordgau gefomz

men. IgL. Anfang, (Hieronymus) Mitglied der erften bairifchen gelehrten Gefenfhaft. 22,

Annalifta Saxo ift Eccardus Urdßienfis Abbt zu Aurach, 162,

Annius von Viterbo ‚ein Betrüger unter dem Namen Berofuß, 143.

Arnulphus IL. Herzog in Baiern. Erhaͤlt von Reife klenzizn I. das Necht hi bairiſchen Biſchoͤffe einzuſetzen, 240.

Aſchaim, wo es gelegen. 41. Daſelbſt wird im Jahr I ein Concilium —— ten, worinnen dem Herzoge Thaßilo Geſetze der Regierung vorgeſchrieben werden. 41. bis 60. Wo der Codex dieſes Concilii gefunden worden. 42. Ob ſolches eine Kirchen- oder Staatsverſammlung geweſen. 46. Aventin meldet davon, nnd bringt einen Auszug der Geſetze bey. 39.

Zventin, (Johann) fonft Thurmaier, wer er gewefen. 19. 20. 138, errichtet eine ‚gelehrte Geſellſchaft in Baiern. 13. fopreibt eine Grammatik 11. ift fehr unrichtig in feinem Gefchlechtöregifter der Markgrafen auf dem Nordgau. 173.

Augsburg, (Hochſtift) führer auf feinen Münzen eine Roſe. 238. Wenn felbi- ges das Münzrecht erhalten. ibid. Hochfliftliche Münzen, 260, 261.

B.

Baiern, (Landſchaft) ihre ehmaligen Graͤnzen 154. bis 170. Der Lech war. et gegen Abend. 154. Die Alpen gegen Mittag, ibid. Wie fie gegen Mor—⸗ gen gewefen, ibide Abtheilung von Baiern in den Suͤd- und Nordgan, 155. fihe Nordgau. *

Baiern, unterſchiedene Benennungen derſelben beym Jornandes, Paul Diacon, Metellus ꝛc. 139. Ihr Aufenthalt in Gallien und hernach in den hercyni— ſchen Waͤldern, 138. 139. Ob fie zu dieſer Zeit geſchriebene Geſetze erhal— zen haben. 139. Sie haben ſich vielmehr nach ihrem Gewohnheiten gerichtet, ibid. 143. noch auch haben fie unter dem oftgothifchen Könige Theodorich geſchriebene Gefege empfangen. 142, water deffen Negierung fie das foges

nannte

Regiſter. nannte Bojoarien noch nicht bewohnet. 154. ſondern vielmehr ben oͤſtlichen Theil von Schwaben. 146. Hernach aber im 6. Seculo Vindelicien und Moricum, ibid. Sie erhielten vermuthlich ihre erfien Geſeze von Theodo— richen dem fränfifchen Könige 148, unter dem Namen bes Legis ——— rum, ibid. deſſen 21. Rubriquen. 149.

Bamberg, (Markgrafen von) find’ baierifche Landſtaͤnde. 158.

Bamberg , (Stift) Münze davon 257. 258. was felbiged fir Patronen habe. 232. Nachricht von der Einweyhung der Cathedralfirche, ibid. & 233. Welche Anno 1717. durch ein Erdbeben zu Grund gerichtet und wen erbauet wird. ibid.e Führer einen Engel auf feinen Siegen und Münzen, 234

Biſchof Ottens Begraͤbniß ande, ibid. Wann felbiges Hochflift das Münze recht erhalten, 235.) "Klöfter in Bamberg haben ebenfaus dag Muͤnzrecht, 236. Bambergiſche Münzen, 259. 260.

Bamberg, (Stadt) iſt unfreitig eine bairifche Stadt, 16T. König Berenga- rius wird dahin gefangen gejegt, ibid. Wird Herzog Hegeln in Baiern vom Kaifer Drto II. gefchenket. ibid. Liegt im: Pago Folcfeld. ibid.

Banz, (Klofter) ficht unter der Schuguogtey der Grafen nom Abenberg 199. Graf Rapoto tritt daffelbe an Bamberg ab, ibid.

Banzgau gehöret zum Nordgau 159. koͤmmt durch Heyrath an Markgraf, Her⸗ mann von * ibid. Was * für Raben uneer fich begrife fen 160.

Barbarey in Biffenfihaften ‚im mittlern geitalter , 6, giebt zu Errichtung ge⸗ lehrter Geſellſchaſten Anlaß, 7. welche von Kaiſer, Chur- und Fuͤrſten des Reiches beſchuͤtzet werden. Ibid.

Beatrix, dritte Tochter Markgraf Ottens von Schweinfurt, 195. Ererbet die Grafſchaft Chamb, 196. Heyrathet Graf Conraden von Vohburg, 197. und zeuget mit ihm Markgraf Diepholden. Ibid. Bernau, boͤhmiſche Graͤnzſtadt gegen Baiern, 156. Hat ehmols zu Maldfaffen j gehoͤret. ibid.

Beroſus, ein Betrüger des 15. Jahrhunders, welcher * von Viterbo geweſen, 143. ar und

e gen fünfte Tochter Herzog Ottens von Schweinfurt, an? Heißt bey einie gen Gefchichtfchreibern Alberada, ibid. Gemahlinn Herzog Hermanns von Alenberg, 159, 199. Ihre Tochter Judith wird: von einem von Katzen— N z burg

Regiſter

burg aus dem Kloſter entfuͤhrt, 198. Ihre vaͤtterliche Erbſchaft nme, mei⸗ ſtentheils an Kirchen und Kloͤſter. 201.

Berthold, der erſte Markgraf auf dem Nordgan , 178. Iſt den Kaiſern fehr getreu, ibid. Heyrathet Bifchof Ditmars von Merfeburg Muhme, ibid. Ein großer Feind Herzog Heinrich von Baiern, ibid. ſonſt wenig -friedfer- tig, ibid. Was ſich zwifchen Ihm und Biſchof Michaeln won Regensburg zugetragen, ibid. Schenkt dem Kloſter St. Emmeran das Gut Islingen und etliche Unterthanen zu Ammerthal, 179. Stirbt Anne 980, ibid. Seine Gemahlin war Eila. Siehe Eila. Seine Aelteren 180. 181. Miet dren Söhne und eine Tochter, 181.

Biföffe, ihre Gewalt über die Kirchengüter, 49. Sollen über die 2 Difeipfin in Ktöftern Sorge tragen, 51. Welche unter ihnen ſtehen, 52.

Biſchoͤffe, Cbairifche) find Landflände von Baiern, und müffen die Curiam der Herzöge befuhen ; 237. 249. Schaffen fich defwegen Wohnhaͤuſer in Re— gensburg an, ibid. Arnulphens Befugniß über diefelben, 249. Ob er folche auf feine Nachkommen gebracht, 250. Der Papſt weifet die bairifchen Bi—

© fehöffe an Herzog Eberhard im Baiern, um ihre Etreitigfeiten zu entfcheiz den, ibid. DBenfpiele der Landshoheit der: Herzoge über die Biſchoͤffe, 251. Können ohne der Herzogen Conſens nicht münzen, 248. 253. Haben bie Münze mit den Herzogen in Gemeinfhaft, ibid. Muͤſſen auf ihren Münzen Vor fallenheiten anzeigen, welche die Herzoge nur allein angehen, 254. Frey—⸗ —ſingiſche Münzen, 255. 256. 257. Brixniſche 257. 258. Bambergiſche, „19591260 Augsburgiſche 2bo. 261. Eychnaͤttiſche 261. 262. 263. Salzburgiſche, 263. Bodo, (Graf) Gemahl der Judith von —— 197. Schenkt der Abbteg Tharis viele Güter in dein Wernigan, 194. Beſitzt auch viele Güter in der Gegend von Creußen, ibid. ‚Erbauet das Schloß Pottenſtein, ibid. Zeuget die Adelheid Herzog Dee von Limburg Gemahlin, ibid. Siehe Adels beid, flirbt 1104.

Böhmerwald ſcheidet Baiern von Böhmen, 156.

—— Graͤnzbauern, ale —*

= 123° = ‚Gräugfiädte,.ibid. >

—* ( Georglus Cuſpinius Mitgiebt der erſten gelehrten Geſelſchaft i in * 20. Schreibt ſich ſonſt Salicerus, Heißt eigentlich Spies. 21. Bolfo,

Regiſter. Bolko, Herzog von Muͤnſterberg, 214, - DVermuthliher Gemahl der Eliſabeth.

Siehr Eliſabeth. win Boffus, (Georgius) Thetmangius Mitglied der erſten bairifchen gelehrten Geſel— | fhaft. 24.

Breciziaus, ‚Herzog in Böhmen, Gemahl der Judith von Schweinfurt. 184,

Brenze, (Fluß) ift die ſuͤweſtliche Graͤrze ded Rordgaus, 168.

Britannien, was Jornandes davon gefchrieben , wird gegen die Nachrichten der ältern Scribenten gehalten, 129. bis 132. Wird von ben Mömern unter Julius Caͤſar angefaden, 125. Größe von Britannien nach der alten Mey- nung 126, 127. Befchaffenheit der Luft, des Climatis, des Erdreihd und

des Meets um Britannien, 128, bis 130, Eigenfihaft der Einwohner, 23% bis 232. ic in |

Briren, (Hochſtift) mann felbiges das Muͤnzrecht erhalten, 231. Fuͤhret eig Lamm auf feinen Giegeln und Münzen, ibid. Münze davon, 257. 258.

Buat (du) föniglich franzoͤſiſchen Gefandteng zu Regensburg, Abhandlung vom

ar Dbem Grafen Luitpold 61. —- ET IR BIN BE TAERN Jnsd?

Ejusd. Abhandlung. von dem Leben Caßiodors. 70. y F

2*von dem Leben Jornandes und von feinem Buche de rebus Geti- cis, 97. e

© = Eritifche Anmerkungen über des Jornandes Buch de rebus Geticis. 109,

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Carthaginenſer. Ihre fabelhafte Erzählungen vom Weltmeere. 119. Caßiodor, der Aeltere, deſſen Herkunft und. Geburt, 82. 83. 84. Steht bey dem gothiſchen Koͤnige Theodorich in beſondern Gnaden, ibid. Beſorget die Megierungs- und Kriegsgeſchaͤfte in Sicilien, ibid. Wird von Theoddrich zum Patritiat erhoben, 85. Selne Übrigen Aemter und Bedienungen, ibid. Seine eltern; 86 "Führer den Familiennamen Senator, 87. Moers, Paul Diacond und andrer Irrthuͤmer derentwillen, ibid. & 88. ES Caßiodor, der Füngere, gehört unter die vornehmſten Scribenten der bairifchen Gecſchichte, 81. Iſt ein Sohn des vorigen Caßlodors gr. "Seine Aemter unter Arhalarih, go. War Magiſter Ofticioxum Keym ‚Tobe-Theodorichg, ibid. Wird hernach Quæſtor 92. und Anno 534. Præfect im Pretorio, Wid. Welche Würde er noch unter dem Könige Vitiges bekleidete, 93. und in

Negifter. ; in felbiger feine Buͤcher de Variarum fehrich. 94. Die Irrthuͤmer Mollers und Scipionis Maffei werben widerleget. 94. 95. 96. ——— entzieht 1 den öffentlichen Gefchäften im Jahr 539, ibid. - Catharina , Prinzefinn in Niederbaiern, 205. Schwefter der beyden Herzoge Dtto und Stephan in Baiern, 207. Wird im Klofter Seligenthal auferzo= . gen, 207. Heyrathet Markgraf Friederichen den Teuten von Meißen, 209, mit welchem fie eine Tochter Clifabeth zeuget, 212. Die an einen Bolko verhenrathet worden, ibide Wer derfelbe gemejen, ibid. & feg. Der Heyrathoͤbrieſ⸗ 205. begreifen die Gallier und Deutſchen, 138. Die Graͤngen der Gatten, ibid. Der Bojer Aufenthalt in Gallien, ibid.

keltes, Conrad) wer er gensefen, 9. Chamb, (Stadt) eine bͤhmiſche Graͤnzſtadt, 156.

Chamb, (Sraffhaft) worinn fie beſtanden, 177. If ein a Sf, 196. Faͤllt der Hedwich zter Tochter Ottens von Schweinfurt, ald ein Anz theil der vwÄtterlichen Verlaſſenſchaft zu, ibid. ' Koͤmmt an die Grafen vom Vohburg, ibid. or

Chodovve, oder böhmifche Otänzbanen,

Concilium zu Aſcheim. Wer darauf erſchienen, 46. Wird Congregatio cerdotum genannt. ibid. Beſchaͤftiget ſich meiſtens mit Kirchenſachen, ibid. Die geiſtliche Stände halten ihre abgefonderten —* und Weltlichen. Siehe Aſcheim.

WVernenſiſhes, 3,

= Micänifches unter dieſem wird die ganze ling der ——— —* in den alten eodieibus eanonum verſtanden, 5.6.

Cronach, Cbambergifche Stadt) liegt im Nordgau, 159 Cromena, was darunter verſtanden merde, 157- in ai: ä J J— Eurfales horz, was fie bedeuten, 56." wi

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Me | REN ' | Resifter. e D. Dalburg, (Johann von) in Worms. 9. Diephold H. Markgraf auf dem Nordgau, ſtiftet die Abtey Waldſaſſen, 156. Donau theilet Baiern in zwo Provinzen, den Suͤd⸗ und Nordgau, 155.

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Eck, (Leonhard von) Beſchuͤtzer der erften bairifchen gelehrten Gefenfchaft , wer er geweſen, feine großen Derdienfte um fein Vaterland fowohl, als um das ge— ſammte Neich, 15. feim Eifer für die Farholifche Religion. 16,

* boͤhmiſche Gränzftabt gegen Baiern, 156. War ehmals eine nordgauifche Landftadt, ibid. Koͤmmt mit Adelaid von Vohburg an Kaifer Friedrich I.

. ibid. Wird hernach eine Reichsſtadt, ibid. Kaiſer Adolph verpfändet fie an König Wenzel in ibid. —* —— Maier Carln dem IV. beſtaͤttiget wird. - |

—* (blutſchaͤnderiſche) Verordnung derentwillen im Coneilio zu 53.

Eichſtaͤdt, (Hochſtift) wann ſelbiges das ia erhalten, 237. Münzen da: von, 261. 262, 263, Ei, ober Eliswinde. Gemahlin. bei Markgrafen Berthold auf dem Nord-

gau, und eine Tochter Graf Lothars von Walbeck, 179. Stiftet das Kloſter -zu Schweinfurt, ibid. Stirbt Anno 1015. ibid.

Eilica andere Tochter Marfgraf Heinrichs von Schweinfurt, and —R en zog Bernhardsi in Sachſen, 188. ca, erſte Tochter Ottens von Schweinfutt, geht in ein Kloſter, 193.

| erh, Tochter Markgraf Friederichs des Teuten von Meigen, und Catha— „tina von Niederbaiern, fiehe Carbarina. |

bſchaft. Niemand fon derſelben als wegen er en en beraubet werde, Ve 53.

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O0: Sich,

» Regiſter. | # E. Floß, eine boͤhmiſche Gränyfladt, 156. DR ni ) TI Folcfeld, (Pagus) Tiegt im Novdgan, 161. 163. Wird eine Graffchaft des

nordbairiſchen Markgrafs Berthold genannt, 163. Erſtreckt ſich bis ober— halb des Kloſters Tharis, ibid. Begreift den Haßgau unter ſich, 166.

Forſters, (P. Frobenii) dermaligen Fuͤrſten zu St. Emmeran in Regensburg, Abhandlung vom Concilio zu Aſchaim, 39.

Franken, (Oſt) gehoͤret zu Baiern, 163. 164. 165. Seit welcher Zeit, 166.

Franken, (Herzogthum) wenn es aufgefommen, 164. Ein neues Herzogthum wird allda von der hohenſtaufiſchen Familie errichtet. 164,

Freyſing, befümmt vom Grafen Orendil ein eigenes Gut gefchenfet. 66. Wie feldiges zum Hofe Truchtering gefommen, 59. Not. 5. Wann felbiges dad Münzvecht erlanget, 206. 230. Deffen Münzen mittlerer Zeiten führen den Kopf S. Corbiniani. 230. Berfchiedene folder Münzen, 255. 256. 257.

—* der Teut, Markgraf von Meißen, ſiehe Meißen.

G.

Geilhauſen, (Civitas) wo fie heutiges Tages zu fuchen, 160. Graͤnze des Mordgaus, 166.

Gerbergs, Gemahlin Markgraf Heinrichs auf den Nordgau, 183.

Gerichtstaͤge, (öffentliche) wann fie ehemals in Baiern gehalten worden, 54

Die Priefter wurden allemal dazu gezogen, 55. 60, Und Gaſtereyen dabey angeftellet, 60.

Geſellſchaften, (Gelehrte) in Baiern, 6. 618 38. Werden unter dem Schutze der Kaifer und Fürften des Reiches errichtet, 7 & 8. Collimitiana zu Wien, 9. Danubiana daſelbſt, 8. Rhenana, wer fie errichtet, 9. Leu- copolitana zu Wittenberg, 0. Zu Straßburg, ibid. In Ungarn; ibid, Erſte baierifche in Ingolſtadt, 13. Ihr Beſchuͤtzer Leonhard von Ef, 14

j Urhe⸗

an

Regiſter.

Urheber Johann Abentin, wid. Mitglieder, 18, bis 26. Ihre Arbeiten, 27, bis 30. End derſelben, 31. Laͤßt ihre Schriften in Augsburg drucken. 27.

Giſela, 2te Tochter Ottens von Schweinfurt, heyrathet Grafen Wigmann bon Seeburg, 193.

Gothiſcher Urſprung, iſt im entfernten Alterthum zu ſuchen, 114. Iſt mit der Roͤmiſchen Hiſtorie verknuͤpfet, 113. Das Geſchlecht der Amalier herrſchet uͤber die Gothen durch 16. und 17. Generationen, 114. Gothen und Geten

iſt einerley Namen 115.

Grafen hatten in ihrem Gerichtsbezirk den naͤchſten Platz nach den kaiſerlichen

Acgeordneten, 95. Ihre Dienſte waren zwar nicht erblich, giengen aber doch gemeiniglich auf die Soͤhne, wenn ſie deren wuͤrdig waren, 66.

Gundelfingen gehoͤret zu dem Nordgau, 168.

H.

Saltenberger , (Magnus) Mitglied der erſten bairiſchen gelehrten Sefck- ſchaft, 23. Saßgau, ein Theil des Pagi Folefeld, 166. Havenesberg, Haveckesberg, fiche Abenberg. Hausgenoffen, (bey den Hochſtiftern) mer fie gewefen, 258, Hedwig, -eine Tochter Graf Conrads zu Dachau, und der Adelhaid bon Puttlea⸗ dorf, 194. Heyrathet Örafen Berthold ILL von Ander, dem fie ihre Güter J auf dem Nordgau zubringt. Seinrich, Markgraf auf dem Rordgau, Bertholds Sohn, 182. Bekoͤmmt Herzog Boleslaen in Boͤhmen gefangen, ibid. Seine Haͤndel mit Koͤnig > Heinrich II. ibid. Wie ſelbige beygeleget worden, 183. Stirbt 1017. Seine Gemahlinn war Gerberga, eine Tochter Herrmanns IT. aus Schwa⸗ ben, ibid. Mit welcher er die Judith gezeuget, eine Gemahlinn Herzogs Brecizlas von Böhmen. ibid. Helfendorf, Marterftätte des H. Emmerami. 49, 2 802 Herr:

Bi x Reifen: J—

——— (Markgraf von Abenberg) heyrathet die Bertha oder Alberada Ottens von Schweinfurt Tochter 199. Wohnet im Schloß Banz, 198. Bekoͤmmt mit feiner Gemahlinn viele Güter und den marfgeäflichen Titel auf dem Nordgau, 200. Stifter das Klofter Banz, 199. und die Prodfteg Heidenfeld, ibid.

Herfprud, (Hatheretburg) Gränzftadt zwifchen Böhmen und dem Nerdgau 157.

Heffus, (Eobanus) 9,

Heydenfeld, ( Probftey ) wird von —— Herrmann auf dem Nordgau geſtiftet. 202.

Seydingsfeld, (om Mayn) Schickſale dieſer Stadt, 164. Koͤnig Sigmund verpfaͤndet ſie zuletzt an das Stift Wuͤrzburg, 164.

Sirſchberg, (Grafen von) wann fie in die Höhe gekommen. 201. Sof, gehöret zum Nordgau, 158.

Huoſi, find die Vornehmften in Baier nach den Abilolfingern, 74. Haben

> Ihren Namen einer ganzen Landfchaft gegeben. 75. Worinnen Benedict- baiern gelegen, ibid. Die Grofen von Andechs gehören unter die Huofi, 76. Sngleihen die von Scheiern, ibid. . Nicht weniger Ratold, ibid. und Adalpert. 77-

J Jaromir, Biſchof von Prag, ein Sohn Brecizlas, Herzogs von Böhmen, und der Schweinfurtifchen Judith‘, 184. Wird-vom Pabſt Gregorius VER ſei⸗ nes Bißthums entfeger, durch der Markgraͤfinn Mathildis feiner Muhme Vorbitte aber wieder eingeſetzet, ibid.

Jornandes iſt der erſte, welcher die Baiern bey dieſem Namen genennet hat, 97. Sein Geſchlecht, Vaterland und Aeltern, ibid. ft katholiſch, 98. Schreibt um das Jahr, 552. ibid.e Mollers Zweifel dagegen, 99. Sein Buch von den gothifchen Geſchichten fow feinem Vorgeben nad) viel älter als das andere de regnorum —— ſeyn, 100. Worinnen er ſich

aber

Er Regiſter.

aber widerſpricht, 102. Gründe hiervon, 101. & 102. Sein Buch if dreymal veraͤndert worden, 103. 107. 108. Der ambroſianiſche Coder iſt der befte, 105. Steckt aber doch noch voll Fehler, 107. Wichtigkeit der Jornandiſchen Schriften in Abſicht auf unfee Geſchichten. 05. 106. Jor— nandes fängt an fein Buch de regnorum Succefione zu ſchreiben, unter= bricht aber diefe Arbeit, um fein Buch de rebus Geticis fortzufeßen, 109. Davon er den Stoff aus des Caßiodors 12. Büchern de rebus Geticis nimmt. 110.

Irmengard, eine Gemahlinn Detens bon ES iheinfurt, und Tochter Maginfreds

Markgrafs von Suſa. 192. Heyrathet in zweyter Ehe Voricrat Eckbrechten von Meißen. ibid.

JZudith, eine Tochter Markgraf Heinrichs auf dem. Nordgau und Gemahlinn Königs Brecizlas von Böhmen, 183. Welcher fie aus dem Kloſter entfuͤhret, 184. und mit ihr den Bifchof Jaromir zu Prag gezeuget, ibid. Wird aus Böhmen verjaget, und heyrathet König Peter von Ungarn. 188.

IuBih zte Tochter Ottens von Schweinfurt, 193. Heyrathete zuerſt Herzog Conrad von Baiern, und nach Bee Tode Graf Boden, ibid. Siehe Bode.

R-. Birchengüter, ftehen unter der Gewalt der Biſchoͤffe, 49.

b Rirchenrecht, was für eines in Baierh im 8. Secnlo üblich gewefen. 50.

Bneiffel,. (Johannes) Mitglied der erften bairiſchen gelehrten Geſellſchaft. ————

Bocher, ſuͤdliche Graͤnze des Nordgaues, aha Scheidet Dfifranfen von Schwa—

ben. ibid. Roͤnig, ſiehe Rhegius.

Bres, (Melchior) Mitglied der erſten bairiſchen gelehrten Geſellſchaft. 23. Breußen, (Crafina) eine Graͤnzſtadt zwiſchen Böhmen und dem Nord— gau. 157.

Be 5 £.

Regiſter. F

Leuchtenberg, Landgrafen von) wann fie in die Höhe gefommen, 201.

Kippert, (Johann Cofpar) Reviſionsraths in München, Abhandlung von gelehr⸗ ten Geſellſchaften. 1. |

Cuitpold, Stanmiater der rafen von Scheiem, 65. Wird von 807. bie 944. ein Graf genannt. ibid. Verzeichniß der Derter, welche unter fein richterliches Gebiet gehöret haben , 67, bis 69, Entzieht fih Anne 843. den Geſchaͤſten und Natold und Adelpert treten an deſſen Stelle, 70. Erz ſcheint nicht bey der DVerfammlung zu Berdun, ibid. Ratold und Adelpert find Söhne Luitpolds, 73. Er if ein Großvater oder Grogältervater Luitpolds, II. 77. und ſtammt nicht von den Carolingern ab. 78.

M.

Mathaswenda, des gothiſchen Koͤniges Vitiges hinterlaſſene Wittib, heyrathet den Patritium Germanum , und zeuget mit ihm einen Sohn, eben diefes Namens; 203, Verharret hernach im Wittwenftende bis an ihren Tod. ibid.

Mathildis, (Markgräfinn) eine Muhme Biſchof Jaromirs von Prag, 184. Hoher diefe Berwandtfcaft rähret, 185. Ihr ganzes Geſchlechtsregi— ſter. 186.

Meißen, (Friederich der Teut Markgraf von) Gemahl der baieriſchen Prinzef ſinn Cathorina, ſiehe Catharina.

Meran. Urſprung der herzoglich meraniſchen Guͤter auf dem Nordgau, 194. Nach Erloſchung dieſes Stammes find ihre nordgauiſchen Güter an die Burg— grafen von Nürnberg gekommen. 201.

grierbold, (Auguſtin) Mitglied der erftern gelehrten Geſellſchaft in Bai⸗ ern. 24.

Miſti Dominici, ſollen die Prieſter bey Durchreiſung der Provinzen zuziehen, 53 & 60

f - w

Regiſter.

& 60. Verodnung Karls des Großen, daß dieſelbe von vornehmen Stande feyn follen. 60,

Münzen mittlerer Zeiten werden zu Meichenbadh gefunden, 231. &feq. Ca- roli Calvi Edict davon, 226. Verordnung des Faiferlichen Land» und Lehen- rechts hierüber, 227. Werden in der Provinz gefunden, wo fe gefchlagen worden, ibid. Weil fe fonft nirgends gäng und gebe geweſen, 228. Fühs ven gemeiniglich die Bildniß des Patronen und Stifters der Kirchen, 229. Der den Kopf davon, 230. Freyfinaifche führen den Kopf S. Corbiniani, ibid. Brirxniſche Münzen führen ein Lamm, 231. Wann dad Münzrecht an Briren gekommen, ibide Bambergifche führen St. Peter ‚232. und einen Engel, 234. Paſſau eine Roſe, 239. Eychftädt ein Creutz, 237. Augsburg eine anders geftalltete Hofe, 239. Herzoge in Baiern haben das Münzrecht unabhängig vom Kaifer, 240. Auszierungen auf den Münzen, was fie bedeuten, 242. 243. Caroliniſche Prögart dauert bis in die Mitte des XI. Secnli, 241. Die die Münzen in Baiern im XII. Seculo ausgeſe— ben haben, ibid. Denfmünzen auf die Belehnung Ottens von Wittelöbach, mit dem Herzogthum Baiern, 246. & 247. Solche werden von Bifchöffen geſchlagen, 253. 254. Eychftättifche Pfennige, wann fie gemünzet worden, 218. Warum der Kaifer auf bifchöflichen Münzen vorfömmt, ibid. & 254. Freyſingiſche Münzen, 255. 256. 257. Brixniſche, 257. 258. Bambergi- ſche, 259. 260. Augsburgiſche, 260. 261. Kychftättifche, 261. 262. 263. Galzburgifhe, 263. Bairiſche, 264. 267. 269. 270. 271. 272. Die Kaifer münzen beffer aus als -andere Stände, ibid. Auch die, welche Bai— ern zugleich befeffen haben, 266. Hirſchbergiſche Münzen, 271. Lederne und papierne Münzen der Kaifer, tie es damit gehaften worden, 266. Ge— halt der Münzen von der Mitte des XI. bis gegen die Mitte des XIII. Se- euli. 280.

=

Myllius, (Johann) in Nürnberg. 9

J

N.

Nordgau, ein Theil bon Baiern, 155. Böhmerwald iſt die Graͤnze zwiſchen | Böhmen und dem Mordgau, 155. Geht zwifchen Cham und der böhmifchen Stadt

| Regiſter. Stadt Taun durch. ibid. Graͤnzſtaͤdte, 156, & 157. Graͤnzen gegen Moss den, 15% 158. Gegen Weften, 162. Geht bis an bie Tauber, 167. Suͤdweſtliche Grängen 167. 168. Gehen bis. an den Kocher. 169,

Nordgau, (Markgrafen auf dem) hängen von dem Herzöge in Bhiehn ab, 155, 175. Ihr Hauptſitz ift zu Schweinfurt, 163. Die erfie Linie ſtirbt im ır. Sahrhundert aus, 177. Tragen den Namen meiftens von ihren Hauptſitzen, ibid.e Die neuern find die Markgrafen von Vohburg, ibid. Siehe Vohburg.

Nuͤrnberg, (Burggrafthum) wann es entſtanden, 164. Bekommt die Nord⸗ gauiſchen Güter nach Erloͤſchung der meraniſchen Familie. 201.

O.

Orcadiſchen Inſeln. Verſchiedenheit der aͤltern Erdbeſchreiber in Anſehung derſelben Anzahl, 122. 123.

Orendil, (Graf) ſchenkt fein eigenes Gut der Kirche zu Freyſ ing. 66.

Otto, Markgraf zu Schweinfurt, 188. Ein Sohn Markgraf Heinrichs, ibid. Nachmals Herzog in Schwaben, ibid. Führt im böhmifchen Krieg Kaifer Heinrichs die baterifchen Völker an, 199. Stirbt 1057. Seine Gemahlinn war Irmengard, 192. Mit welcher er 5. Töchter gezeuget, ibid. Eiche Filica, Judith, Beatrir, Gifela und Bertha, welche deffen Güter auf dem Nordgau unter fich gerheilet haben. 95.

Pack, (Otto von) Mitglied der erften bairifchen Gefenfchaft. 22. Pactus. Bedeutung diefes Worts. 57.

Paſſau, (Hochſtift) wann felbiges dag Muͤnzrecht erhalten, 238. Führer auf feinen Münzen eine Roſe. 239. |

Peſt,

Regiſter. Peſt, (große) welche zu Zeiten des Gallus und Voluſianus eingeriſſen, 102. Wovon Jornandes Meldung thut, und * Jahre darnach ſein Buch de rebus "Geticis geſchrieben hat. ibid.

Peutinger, Conrad) in Augsburg. ibid,

Pfeffels, (Chriſtian Friederichs) koͤniglich franzöfifchen Mathe, Abhandlung bon den Graͤnzen des alten bairiſchen Nordgaus. 151.

2. x Er = = = = von den alten | Markgrafen auf dem Nordgau. 171. = 5 Ye * Entdeckung

einer Katharina ‚Deincßinn von Nicberbaern, 203. * Pfennige mittlerer Zeiten, ſi Plato.

Pfenning, (halbe) oder Haͤlblinge find im eilften Seculo un Gebrauche gewe— ſen. 224.

Philofopbie; wird ehemals in Baiern frhr ſchlecht getrieben. x.

Pirkhamer, (Wilibald) in Nürnberg. 9.

Platos Nachricht von einigen Pfenningen mittlerer Zeiten. 227.

Priefter foren den Miftis Dominieis zugegeben werden, 53. Imgleichen an den öffentlichen Gerichtstaͤgen. 55. *

J R.

Rapoto „CGraf von Abenberg) tritt die Schutzvogtey über dad Kloſter Banz, dem Stift Bamberg ab, 199. Iſt ein naher Verwandter Markgraf Hermanns auf dem Nordgau. ibid.

Katold, (Graf) tritt an Luitpolds Stelle, 76. Iſt deffen Sohn, 73. Ge— höret zu den Huoſis, kei Ob er ein Vater Luitpolds des zweyten ge— weien. 77% * 18 deitptitt

an P p Recht,

Regiſter.

Recht, (baieriſches) heißt im 8. Seculo Pactus: gr Ra

=

Redenzgau wird unrichtig für die werkfiche Gränze des NRordgauet angege⸗ ben. 162.

Regensburg, und Capitel) fuͤhren die Pi Petri i in N.

ag

Reichenbach, verfchiedeue Münzen mittlerer Zeiten werden ad "gefunden, 231. Liegt in der Grafichaft Chamb, 228. Bon wem das Klofter an wor? den, 229. Gehoͤret zu Baiern. ibid.

Requerilla, Bedeutung dieſes Worts. 58.

Reuchlin, (Johann) führet die erientahifien Spraden zu Ei ein. II,

Ahegius, (Urbanus) fonft König Mitglied der erſten baierifhen Geſell⸗ ſchaft. 21. BR > |

Kies, (Pagus Bhetiæ) gehört zu Nordbaiern, 167.: Deſſen Graͤnzen, 16% Degreift den Nordgau unter ſich. ibid. r

Rotenburg, (Friederih von) neuer Herzog bon Franken. 201. .

Rotmund, (David) Mitglied der erſten baierifchen AR: Berg, 24

3

©,

Saale, (thuͤringiſche) nördliche Gränze des Nordgaus, 157. Scheidete ehemals die Baiern und Sorbenwenden. 158. POUR

Salicerus, ſiehe Bojemus.

Salzburg, ( Erzftift) wann felbiges dad Muͤnzrecht erhalten, 236. Münzen davon. 269.

Schech (Georg) Mitgtich ber erften gelehrten Geſellſchaft in Baiern. 24. Scheiern,

Resifter. N

Scheiern, (Grafen bon) ſtammen vou Luitpold ab, 65. Haben mit den. Gra— fen von Andechs einerley Urfprung und gehören zu den. Auofis, 76.

Schnaide, (Stadt) gehöret zu dem Nordgau. 168.

Schwaben, if eine Gattung von MWeiberlehen, 186. Kömmt an Markgraf Dtten von Schweinfurt, meil feine Mutter Gerberga eine Tochter Herzogs Hermanns II. war. ibid.

Schweinfure, ( Markgrafen von) hießen vorher Markgrafen von Ammerthal, 177. Erlöfchen mit Herzog Otten. ibid. Seebad, ein Eleiner Fluß unweit München bey Aſchaim. 45. Sicilien koͤmmt Anno 491. unter die Herrfchaft Theodorichd, 82. Wird von Caßiodoren regieret. ibid. Seiser, (Medien) Mitglied, der erſten baieriſchen gelehrten Geſellſchaft. 22.

Sorabicus limes erſtreckt ſich laͤngſt der Saale, 158. Die RR der Sor⸗ benwenden waren lauter Baiern. ibid.

Speßhard, weftliche Graͤnze des Nordgaues. 163.

Spies, fiehe Bojemus.

Sprachen, (lateiniſche) Wird in Beiern ſchlecht gefepet, xt. Abentin berfaſſet eine Grammatik, ibid. Orientaliſche, wenn und von wein fie zuerft in Bai⸗ ern wieder eingeführet worden. II.

Stephaning, (Grafen von). wann fie in die me 201.

Sterzingers, (Ferdinand). hiftorisch kritiſche Unterſuchung, ob die Bojer von Theodorichen, dem Koͤnige der Oſtgothen, geſchriebene Geſetze empfangen ha— ben. 135.

Sulzbach, (Grafen von) wann gr in die Höhe ea 208.

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y * Ds Re . 4 > I G i P en N Ri 5 e e 0% Glays ES | | + \

Tanftetter, Ser) Collimitins u; von Rhein in Boiern er⸗ richtet zu Wien eine gelehrte Geſelſchaft collimitiana genannt. 9.

Taßilo, (II. Herzog in Baiern) wird am Hofe König Pipins erzogen, 43. Fol⸗

get demſelben in den Krieg wider die Lonogbarden, Sachſen, Saracenen ꝛc. ibid. Beherrfchet Baiern unter der Oberbothmäßigkeit Pipins, 44. Ver—

läßt die Armee deffelben , und begiebt fich in Baiern, 45. Wo das Aſchai⸗ miſche Concilium gehalten wird, ibid. Wie alt damals Taßilo gewe⸗

ſen.

Tharis, (Kloſter) bekoͤmmt viele Güter von Grafen Bodo auf dem Nordgau ges fehenfet. 193.

Theodo I. Herzog in Baiern, wird von Pagi unter die Erdichteten aeie. 144. Not. q.

Theodorich, (König der Franken) ift vermuthlich der erfte, welcher den Baiern

gefchriebene Gefee gegeben, 184. und ie Autor des ch

rum. ibid.

Theodorich, Koͤnig der Gothen, bringt Sicilien unter ſeine Hertſchaſt, Aumd 491. 82. Erhebt den aͤltern Caßiodor zum Patritiat, 885. Wann er die Allemannen unter feine Herrſchaft aufgenommen habe. 95. Hat den Bai— ern keine Geſetze gegeben. 142. Seine Strenge in Verwaltung der Ge— rechtigkeit, 143. Laͤßt in Rom ein Decret von allen und jeden Geſetzen ergehen, ibid. Ob er jemals geſchriebene Geſetze feinen Unterthanen erthei⸗

let habe, 147. Procopius Zeugniß hievon. ibid.

Thuͤringer Wald, noͤrdliche Graͤnze des ee 15%

Thurmaier, Sohanned) fiche Aventin.

Truch⸗

| Regiſter. Truchtering, ein Hof, wie 2. an das m Freyſing gefoimmen, 59.

Not. 5

Trufali, ein Slaviſches Dörflein, bey Bamberg, 161. Pagus Trufali, ibid.

Tuiſco, erſter König der Deutſchen. Abentins fabelhafte Erzählung von ihm, 142. Soll ein Sohn Noe geweſen ſeyn, und ſeine Mutter Araxe geheißen haben. 143.

U. Verduͤn, bey Verſammlung der Stände allda erfcheint Luitpold nicht, 0... wird daſelbſt über, verfchiedene Güter in Baiern gerichtlich geſprochen. 71.

Vitiges, der Gothen Koͤnig, will fuͤr katholiſch angeſehen ſeyn. 95. Wird auch wirklich, nachdem er uͤberwunden und zum Patriciat erhoben worden, ibid. Seine Wittib, Mathaswenda heyrathet den Patricium Germa- aum, mit welchen fie einen Sohn Germanum gejeuget. 103.

Vohburg, (Arnold von) Probft zu St. Emmeram, 174. Graf Arnold von

Vohburg, deffen Grosvatter Iegt ein falfches Zeugniß wider Et. Emmeram ab, amd ertrinft Eurz darauf in der Naab. ibid.

vohburg, (Markgrafen von) werben bie neuen Markgrafen auf dem Nordgau genennt, 177. Ihr Stammgut liegt in Baiern, ibid. Wie fie zur Graf ſchaft Chamb gefommen. 192.

Ufiperen Haben Britannien umfahren, von welchen es die Roͤmer abgelernek, 124,

W.

Walbeck, (Graf Lothar von) ein Schwiegervater Markgraf Bertholds auf dem Pr 3 Nord⸗

Regiſter. Nordgau, 178. Wird don Kaiſer Otten 1. gefangen: genommen, und ſeinem Schwiegerſohne in Verwahrung gegeben. ibid. Waldſaſſen, wird von Markgraf Diepholden II. auf dem Nordgau geſtif— tet. 156.. j

Wappen, ihre Urſprung will von den Creußzügen hergeleitet werden. 268, Iſi aber falich, 269. Ob die Geiftlichen. ſich derfelben eher bedienet haben, als die weltlichen Fürften.. ibid.

Wehrhaft machen, wie es zugegangen, wenn der Kaifer einen Fürften wehrhaft machte. 273. 274 :

Wernigau gehört den nordbaterifchen Markgrafen. 167.

Weyden, eine Gränzftadt zwifchen Batern und Böhmen.. 156.

Wirtelsbad, (Graf Otto von) verrichtet. bey: Kaifer Friederich J. dns Marz ſchallamt. 173%

chenden, Strafe deren, die fie der Kirche verweigern. 50,

Zeugen, (gerichtliche) wurden ehemals bey den Ohren gezogen, 66 Der Riciter des Gebieths war allemal der erſte Zeug. Ibid.

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Abhandlungen

der Shurbaierifhen Akademie

Wiſſenſchaften Erſten Bands II. Theil,

Welcher die philoſophiſchen Abhandlundlungen in ſich begreift.

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59 Lambert Abhandlung

Von dem

Gebrauche der Mittagslinie

Beym

Land- und Feldmeſſen.

Landmeſſungen rühret theils von den Schwuͤrigkei⸗ ten her , diefe Linie an jedem Orte genau zubes flimmen, theils auch, daß man das mefentliche in ihrem Nutzen noch nicht genug unterfucht hat, Dieſe beyde Gründe hängen fo zuſammen, daß es nnnöthig feheint , den einen zu heben, wenn nicht zugleich auch der andere gehoben wird. Kann man diefe Linie leicht ziehen, aber fie dient zu nichts , fo ift das erftere überflüßig. Und wäre fie hingegen von ausnehmendem Mugen, aber man würde fie felten oder nie ziehen koͤnnen, fo fällt Diefer Nutze widerum hinmeg, und in fo ferne muß man beydem nache zuhelfen bedacht feyn.

S. IL Ich glaube bey dem erftern anfangen zu Fönnen, weil die Schwuͤrigkeit eine Mittagslinie zu ziehen , in fehr vielen Fällen Übertounden werden Bann, wenn der Nutze davon beträchtlich genug

A3 ift,

Go Don Gebrauche N *

„il Die. Mühe richtet fich dhne dem nach dem Grade der gena \reit die man erhalten will, und es Eann- Fälle geben , wo man fi mie einer Magnetnadel oder mit einer. Sonnenuhr zur Beſtimmung der Mittagslinie beguuͤgen kann; welches jedesmal angeht, wo man eben wicht die aͤußerſte Schärfe fucht, und man kann leicht zeigen daß es bey Grundlegung einer ganzen Provinz, welche man in eine Landkarte bringen will, dergleichen Faͤlle giebt.

$. UI. De Einfall, dir Mittagslinie bey dem Fedmeſen z * gebrauchen, ſcheint von der Erfindung des Compaſſes herzuruͤhren. Dieſes Inſtrument, welches ſich bey der Schiffarth nothwendig gemacht hat, ſollte auch zu Lande aͤhnliche Dienſte thun, und man hatte es zu Aufnehmung und Abtragung der Winkel gebraucht, dabey aber immer erinnert, daß man keine große Genauigkeit davon zu gewarten habe. Aus dieſem Grunde iſt fein Gebrauch auch nur in den Bergwerken geblieben, auf dem Felde aber diente es hoͤch ſtens, die Lage eines Feldes in Abſicht auf die vier Weltgegenden zu beſtimmen. ——

$. IV. Da es aber außer dem Compaſſe noch Mittel ‚giebt, eine Mittagslinie bey hellem Wetter viel genauer zu ziehen, fo koͤmmt die Hauptfrage auf ihren Gebrauch an, und diefer ſcheint noch weniger , als es feyn Fünnte, unterſucht zu ſeyn. Um dieſe Unterfuchung defto uneingefehränkter vorzunehmen, werde ich voraus. feßen, daß die Mittagsfinie an jeden Orten leicht und mit. beliebis ger Genauigkeit gezogen werden Fünne. Wie fich diefe Genauigkeit nach jeder Abficht bey Dem Landmeffen richte, wird fodann a unterfucht werden Fünnen.

S.V. Betrachtet man die Erde als eine Kugel; fo ift die Mit⸗ tagslinie ein Circul, fo durch beyde Pole geht. Alle diefe Eireub durchfchneiden den Aequator unter einem rechten Winkel, und find’

J daher

der Mittagslinie ic. | 7

Daher in Diefen Durchſchnittspuncten alle, einander parallel. Ye näher man gegen die Pole koͤmmt, deſto mehr nähern fie fich gegen einander, und unter dem Pole laufen fie in einem Punct zuſam⸗ men.

“8 VL So ſehen fie auf der Erdkugel aus, wo fie als größte Cireul betrachtet werden. In dem Feldmeſſen aber gebraucht man nur Eleine Stuͤcke davon, welche man als gerade Linien auſieht. erden, diefe Linien verlängert als Tangenten der, Mittagscircuf angefehen, fo laufen die, fo. in gleicher Entfernung vom Pole gezogen werden, in dev verlängerten Erdachfe zufammen , und der Abftand Diefes Puncts vom Mittelpunete dev Erde wächft wie die Eofecante der Polhoͤhe; hingegen waͤchſt fein Abftand von dem Orte, wo die Mittagslinie gezogen wird, wie Die Cotangente der Polhöhe. Daher

wird dieſer Abftand unter dem Aequator unendlich groß, und die Qangenten der. Mittagseiveul find. dalelbſt unter ſich und mit der Erdachſe parallel.

.VII. Ungeachtet demnach dieſe parallele an der linien eigentlich nur unter dem Aequator ſtatt hat, ſo hindert dieſes doch nicht, daß fi ie bey Ausmeffung Eleinerer Landſchaften nicht auch follten | als parallel angefehen werden Eönnen, fo oft der Ort nicht Sn nahe bey. dem Pole if. Es geſchieht dabey fehr felten, daß der

infel, den zwo Mittagslinien machen, in Betrachtung gezogen werden müßte, und wenn auch dieſes vorkime, fo gebrauchte man nichts als die Polhoͤhe, um diefen Winkel fehr genau zu beftimmen.

n NE VII. Man kann daher die Mittagslinien im allgemeinft: n Berftande als Linien von gegebener Lage anfehen , hier aber, wo «8 um ihren Gebrauch bey dem Feld» und Landmeſſen zu thun ift, werde ich fie ſchlechthin als parallel betrachten, weil das, fo fich hieraus Be käßt, ohne Mühe allgemeiner gemacht werden kann.

Vom NEE |

$. IX. Hieraus folgt, daß alle Vortheile fo man in der Meß kunſt von parallelen Kilien bar, ebenfalls bey der Mittagslinie vor⸗ kommen, Ihre Entſernung iſt aller Orten gleich groß, jede andere Parallellinien werden dadurch in gleiche Theile gefchnitten, und die Winkel, ſo man an der einen mißt, find fo gut als an der andern auch gemeffen.

$. X. Um die Vortheile, fo hieraus entftehen, befonders bey Ausmeſſung Bleinerer Felder, noch allgemeiner zu machen, werde ich anmerken, Daß jedes weit entfernte Object, in Abficht auf die Linien, fo man von dem Felde dahin zieht, ungefehr eben die Dienfte thut, wie die Mittagslinie, fo oft diefes Object entfernt genug ift, daß man die dahin gegogenen Linien als parallel anfehen kann. Wäre es aber nicht entfernt genug, fo würde die Entfernung, auch nur beyläufig beftimmt, noch hinreichend feyn, die Winkel zu finden, welche diefe Linien dDafelbft machen, und Daher wären fie gleichfalls wieder von gegebener Lage,

5. II. Aus dieſen vorkäufigen Betrachtungen läßt ſich leicht abnehmen, daß man, um die Vortheile der Mittagslinie bey dent Seldmeffen zu finden , nichts anders zu thun habe, ats die Fälle zw beftimmen, we man mit Vortheil Parallellinien gebrauchen kann. Diefe werde ich nun, fo viel mir beygefallen ind, der Ordnung nach, anführen,

$. XII. Wenn man die Lage zwoer Linien , in Abficht auf die Mittagelinie , oder ihre Abweichung von derfelben weis, fo weis man auch die Lage, die fie unter fich haben, oder den Winkel, den fie mit einander machen. Es fiyen (Fig. 1.) die zwo Linien AC, BC. In A und B habe man die Winkel CAM, EBM, oder ihre Ads mweichung von den Mittagsfinier AM, Bm, gemeffen. Da Diele Parallel und, fo iſt CDM=CBm. Da nun ACb=CbM— CAM

iſt

der Mittagsiinieee, 3 iſt/ fo ift auch ACB = CBM CAM, und daher der Win— kel ACB gefunden.

§. XIII. Was in dieſem Lehrfage von zwoen Linien gefagt wor⸗ den, Hilt aus gleichem Grunde von unzähligen andern, und der Borz theil Davon befteht darinn, daß man fich Dadurch die Ausmeſſung aller Winkel erfpart, die folche Linien unter fich machen. So ;.€. findet man den Winkel C, auch wenn man A aus B, und hinwie⸗ derum B aus A nicht fehen Eann.

| $- XIV. Wären demnach (Fig. 2.) A, B, D, E, Derter, wo man durchreifet, und an welchen man den Drt C fieht, fo darf man nur an jedem meffen, wie viel der Drt E von der Mittagslinie abweicht, und man wird daraus die Winkel ACB, BCD, DCE finden, als wenn fie in C wären gemeffen worden, ohne daß man nötbig babe, fib an einem der Oerter A, B,D, E um die andern umzuſehen. Weil in dieſem Fall jedes von den andern unabhäns

sig iſt.

$.XV. Wenn die Abweichung der drey Seiten eines Trian—

gels von der Mittagslinie bekannt iſt, fo läßt fih jeder Winkel deſ⸗ felben finden. Es feye (Fig. 3.) der Triangel ABC, die Lage der -Mittagslinie MAm, fo find BAm, mAC, Bbm die Abweichungs- winkel der Seiten von derfelben. Nun if

CAm + BAm = BAC.

Bbm BAm = ABC.

Cbm bAC = ACP$. daher find die Winkel und zugleich Die Geſtalt des Triangels gefunden.

§. XVI. Wir haben hier nur eine einige Mittagafinie gejogen. Denn weil alle einander parallel find, fo kommen einerley Abwei⸗ 2%) chunge⸗

a

BB. der Mittagslinie sc, chungswinkel heraus , an welbem Orte der Seiten fie gemeffen werden. Diefer Vortheil macht , daß man fich jedes mal den be quemften Ort dazu wählen Fann. Uebrigens ift für fich klar, daß , wenn man die Abweichung zwoer und mehrerer Linien auf einmal meflen will, man fich an dem Drte befinden müße, wo fie zuſammen⸗ laufen.

S. XV. Es feyen nun (Fig. 4.) A, B zwey ©erter deren Abs weichung von der Mittagslinie Dm, und Entfernung von einane der befannt if. Man befinde fib an jedem Örte C, wo man die beyden Oerter A, B, feben kann. Man meſſe dafelbit die Abweis &ung der Kinien CA, CB, von der Mittagslinie CM, fo wird die Kage des Ortes C gegeben feygn. Denn da manin dem Triangel ABC die Abweichung jeder Seite von der Mittagslinie weis, ſo findet man auch feine drey Winkel (8. 14. ): Daher ift wegen der gemeffenen Seite AB der ganze Triangel beftimmt , und Die zwo Seiten AC, CB, laffen fi) daraus finden.

$S.XVIO. Diefer Lehrfas ift von ſehr mweitläuftigem Gebrauche Es feyen A, B zween Thürme einer Stade, ſo ann C ein jeder Ort auf dem Felde feyn, der mit A, B nicht in gerader Linie liegt, und feine Lage wird Durch dieſen Lehrfas beftimmt. Wenn demnach) die ganze Gegend um eine Stadt herum folle in Grund gelegt werden, fo läßt fich diefer Satz vortheithaft gebrauchen. Wenn man in Ent- werfung einer Landfehaft zwifchen den Oertern A, B, 3. E. in D Durchreifet , wo man fich mit denfelben in gerader Linie befindet, und man mißt Dafelbft den Abweichungs-Winkel mDB , fo wird im Sortgange jeder Dirt C, an welchem man fich befindet, Durch Ausmeffung der Winkel ACM, BCM dergeftallt zu. Papier gebracht werden fünnen, daß man weiter nichts als den Maasftab dazu nöthig haben wird, weil Dieferallemal die ausmeſſung einer Linie erfordert.

$. XIX.

Vom Gebrauche 11

6. XIX. Diefer Satz kann auch dienen, zween und mebrere Stände, fo man bey Grundlegung eines Landes gebraucht, von ein⸗ ander unabhaͤngig zu machen. Es ſeyen wiederum (Fig. 5.) zwey Oerter A, B, und man wiſſe ihre Abweichung von der Mittags⸗ linie. C und D feyen zween Staͤnde, an welchen man A und B und zugleich noch jede andere Dexter, Z. E. E, fieht. Sn C und D meſſe man die Abweichung der Linien CE , CA ‚„‚ CB, DE, DA, DB von der Mittagstinie , fo läßt fich die Lage aller dieſer Derter zu Papier bringen, ohne daß man ſich an dem einen Stande um den andern umfieht, denn die beyden Triangel beftimmen fich durch den vorigen Lehrſatz (8. 16.) folglich, wenn AB auf dem Papier ange- nommen wird, fo läßt ſich C und D auch auftragen; und wegen der befandten Winkel ECA, EDA wird der Ort E, und auf gleiche Art, jede andere in C und D beobachtete Dexter, zu Papier gebracht.

$. XX. Sind C und D nur Stände, die eben nicht in den Riß gehören, fo ift Elar, daß fie nach Bequemlichkeit gewählt werz den Finnen, weil die Abficht nur ift, „die Dexter E, ſo man: an bey- ‚den fehen kann, in den Riß einzutragen.

S. XXI. Iſt dieſes aber geſchehen, fo laͤßt ſich ihre abwei-: Hung von der Mittagslinie auf dem Riſſe finden , und in fo ferne werden fie im Fortgange eben die Dienfte thun, welche A und B zu Beftimmung derfelben gethan haben.

$. XXI. Iſt 3. €. F ein Ort, an welchem man nur E und

A fehen Fan, fo darf man weiter nichts hun, als die Abweichung

der £inien FE , FA von der Mittagsfinie meffen, und der Ort F

‚wird ebenfalls auf dem Riſſe eingetragen werden koͤnnen , und auf

‚gleiche Art alle die, welche man an zween von den Dreyen Ständen D,C,F ſehen kan.

B 2 S. XXIII.

12 der Mittagslinie ꝛc.

S. XXIII. Diefe Vortbeile laſſen ſich demnach bey Grundlegung einer Landſchaft beſtaͤndig gebrauchen , fo lange man noch zwey auf dem Kiffe bereits eingetragene ©erter ſieht. Und es ift für fich klar, daß man, um £8 hieran nicht ermangeln zu laſſen, dergleichen ehen⸗ Der zu viele in Vorrath nehmen müffe, theils weil man nicht allemal voraus fehen kann, welche man werde gebrauchen Eönnen, theils auch weil die, fo man mehr hat, zur Ausbefferung deß Grund⸗ rifjes dienen koͤnnen. Derter, Die man in dem ganzen Lande herum fieht, find hiezu unftreitig Die vortheifhafteften.

S. XXIV, Was der gebrauch der Mittagslinie hierinn voraus hat, beftcht eigentlich Darinn: daß man, um die Kage des Or⸗ tes C gleihfam aus einer einigen Beobachtung zu finden, weiter nichts als die Abweihung der Kinie AB von der Mittsgslinie voraus wiffen darf. Sollte dieſe Aufgabe ohne die Mittagslinie aufgelößt werden, fo muß man mit Beybehaltung der zwey Derter A, B, noch einen der Winkel CAB, ABC, oder noch eine Seite wiſſen, oder man muß zu diefen zween Dertern A, B, noch einen drit- ten E nehmen, welcher mit A und B bereits in dem Riſſe eingetra- gen ift. In dieſem legten Fall läßt fich die Lage des Ortes C bios aus den beyden Winkeln ECA, ACB finden.

5. XXV. Ungeachtet diefe festere Aufgabe von der Mittagslinie nicht abhängt, und bereits ſchon hin und wieder vorkömmt, fo werde ich Doch einige Auflöfungen Davon herfegen, weil fie als ein leichteres DBeyfpiel zu dem Folgenden dienen werden. Es fey (Fig. 6.) der Triangel ABC oder feine drey Seiten gegeben, und an jedem Orte D beobachte man die Winfel ADC, CDB, fo ift ADB ihre Sum- me; und man folle die Lage des Ortes C finden. Man zeichne den Triangel ACB, und auf AB befchreibe man einen Circul, fo daß der AEB doppelt ſo viele Grade habe, als der gemeſſene

Win⸗

Dom Gebrauche. 13

Winkel ADB, fo wird der Ort D nothwendig auf dem Umkreiſe dieſes Cireuls liegen. Ferner nehme man den Bogen AE von dop- pelt fo vielen Graden, als der Winkel ADC hat, oder den Bogen BE= 2 BDC, fo muß die Linie, fo aus D in C gezogen wird, durch den Bunet E gehen; two auch immer der Punct D auf dem Umkreiſe des Circuls liegen mag. Man ziehe Demnach C und E zufammen und verlängere die Linie bis in D, fo wird D der- gefuchte Punct feyn. Denn weil z AE= ADC, und zEB = CDB if, fo find ADC, CDB die vorgegebenen Winkel, und D Fan Beine andre Lage haben, weil fich durch C und E, nur eine Linie ziehen läßt.

5. XXVI Diefe Auflöfung ift einfacher, als diejenige, wobey man zween Cireul gebraucht, wovon Der andere auf eine Der übrigen Ceiten des Triangels ABC geſtellt wird. Sie zeigt auch zugleich, daß fie defto zuverlaͤßiger ift, je mehr Die ziween Puncte C und D von einander entfernt find. Denn treffen diefe Puncte zufammen, fo läßt fich die Rinie CE gar nicht ziehen, und man muß entweder einen andern Triangel, oder einen andern Stand D gebranchen. Es ift aber Diefer Fall leicht zu erkennen, weil alsdenn die 4. Puncte A,C, B,D, auf dem Umkreiſe eines Eireuls liegen, und Daher die Summe der Winkel ACB, ADB 180 Sr. macht. Da man den Winkel

-ACB weiß, fo darf man ihn nur von 180. Gr. abziehen, und von dem Ueberreſt muß der Winkel ADB je mehr je beffer verſchieden feyn.

$. XXVII. Hieraus folge die zweyte Auflöfung, welche trigo⸗ nometrifch ift. Man ziehe AE, EB, zufammen, fo it EAB=CDB, und CBA = CDA, und AEB= 180 ADB; daher | fin. ADB: AB= fin. ADE: AE. hieraus findet man AE. Ferner it CAE=CAB— CDB Da man nun in dem Triangel EAC die 2. Seiten AC, AE, und den 3 Wins

74 der Mittagslinie ic. 2 i *

Winkel EAC hat, fo findet man den Winkel AEC= 180 AED. = 180 ABD. Enduich it DAB = 180 ABD— ADB AEC— ADB. Folglich hat man in dem A ADB eine Seite

AB, und jede Winkel, woraus die übrigen Geiten geſunden werden,

S. XXVII. Es feyen nun (Fig. 7.) drey Objecte A, C, B in gerader Kinie, und in den beyden Ständen D, E mißt man ihre Abweichung von der Mittsgelinie, fo laffen fi alle 5. Puncte A, C, B, D, E entwerfen, ungeacht man an dem einen Stand den andern nicht ſieht, und folglich beyde von einander unabhängig find. Denn da man die Abweichung der Linien DC, EC von der Mit tagslinie weis, fo findet man daraus den Winkel DCE. ($. 12.) Daher laͤßt fich die Figur folgender maßen conſtruiren. Mau

nehme die Linie AB an, und ftelle zween Eitcul ADB, AEB.

darauf, fo Daß die Bögen AdB, AeB doppelt fo viele Grade haben, als Die entfprechenden und gemeffenen Winkel ADB, AEB. Ferner gebe man den Bögen Ad, Ae doppelt fo viefe Grade als die Win- kel ADC, AEC haben, fo ift klar, einmal daß die beyden Stände D, E auf den Umkreiſen diefer Circul liegen, und die daraus durch

den Punct C gezogenen Linien in d und e laufen müffen. Man

ziehe ferner e und d zufammen, und ftelle auf ed einen Circul, deffen Bogen efd doppelt fo viele Grade babe als der gefundene Winkel DCE, fo wird diefer Circul die Linie AB an zweyen Orten durch» fchneiden, und der eine Durchſchnitt wird der gefuchte Dit C feym, Zieht man fodann die Linien dED, eCE, fo finden fi) auch Die zween Stände D und E.

S. XXIX. Weber diefe Aufgabe ift verfihiedenes anzumerken. Einmal hat fie zwo Auflöfungen, weil der Ort C eben ſo wohl in e liegen Eönnte. Es muß demnach aus andern Gründen erörtert

werden,

Vom Gebrauche. 15

werden, welcher Punet der wahre ift; welches um fo leichter iſt, weil der Punet e mehrentheils eine folche Lage hat r daß man leicht erkennen Fann, daß er der Wahre nicht feye, 3. €. er kann außerhafb Ä oder B fallen, oder diefen Puneten fo nahe Fommen , daß er es auch dem Augenmaaß nach nicht feyn kann.

S. XXX. Sodann fieht man leicht, daß diefe Aufgabe deßwe⸗ gen auflösbar ift, weil man vermittelft der Mittagslinie den Winkel DCE finde. Weiß man aber diefen Winkel aus andern Umſtaͤn⸗ den, ſo gebraucht man die Mittagslinie nicht, weil man in der Conſtruetion nebſt dem Winkel DCE nur die Winkel gebraucht, weiche Die drey Objecte A, C, D in den Staͤnden D und B machen,

S. XXXI. Ferners da die benden Circul ADB, AEB die Finie AB zur gemeinfamen Senne haben, fo ift AC. CB=CD. Cd= CE. Ce.

demnach liegen auch die 4. Puncte D, E, d, e in einem Circaf, und die Triangel CDE, Cde find einander ähnlich. Wenn man dem- nach an dem Stand D den Winkel CDE mißt, fo wird Demfelben der Winkel deC gleich gemacht, und daher die Figur ohne den Ger brauch der Mittsgslinie conſtruirt. Und suf dieſe Art muß man fib nicht an beyden Ständen, fondern nur an dem einen derfelben nad) dem andern umſchen.

S. XXX. Endtich haben diefe Vortheile deßwegen ſtatt, weil die drey Objeete A, C, B in gerader Linie liegen. Iſt dieſes nicht, ſo muß man noch uͤber dieß deſſen Winkel wiſſen, den fie mit einan- der in C machen, und die Aufgabe wird in allen angeführten Fällen noch) auflösbar feyn. Denn in diefem Fall wird C auf einem Eir- eulbogen liegen, deſſen Senne die Linie AB ift, und welcher doppelt ſo viele Grade hat, als der Zuſatz des Winkels ACB zu 180 Gr,

und

16 | der Mittagslinie ꝛc. | und diefer Bogen wird von dem Eircul ed da —— ten, wo der Punct liegt.

S, XXXII. Diefe Aufgabe, wo nämlich die drey Objeete A, €, B in gerader Linie liegen, koͤmmt bey Grundlegung einer Land⸗ ſchaft ſehr ſelten vor. Eine lange und gerad gezogene Straße, oder eine ſehr lange Wand, woran außer den beyden Enden A, B noch

ein ander kenntliches Dbieet C ift, kann etwan dazu dienen. Und

wenn man fie fehr weit herum ſieht, aber nicht Dazu gehen will, fe mag es fich zumeilen der Mühe lohnen, vermittelft zweener willkührs lich gewählten Stände D, E und der Mittagsfinie ihre Abweichung von derſelben zu beſtimmen, welches durch diefe Aufgabe gefchehen Kann. Denn weis man diefe, fo kann man die beyden Ende A, B eben fo. gebrauchen, wie wir es vorhin ($. 16. fegg.) beſchrieben haben. Außer diefen Fällen koͤmmt Die Aufgabe nicht wohl anderſt vor, als wenn man. Gelegenheit hat, ein Zeichen zu fesen, welches mit zween Dertern in gerader Linie fey.

8. XXXIV. Sind aber die drey Objecte A, C, B nicht in ge rader Linie und von ganz unbekannter Lage, fo ift das befte, wenn man zu den beyden Ständen D, E noch einen dritten annimmt, und an allen dreyen die Abweichung der Oerter A, C, B von der Mit tagslinie beobachtet, ſo werden ſich alle fechfe in Grund legen lafz fen, shne daß man noͤthig habe, fih an einen Stande um die bey- den andern umzuſehen. Dieſe letztere Bequemlichkeit wird oͤfters ſehr nuͤtzlich, weil die vortheilhafteſte Staͤnde vielmalen ſo liegen, daß man den einen an dem andern nicht ſehen kanu, und die Mühe, zeichen an die Stände zu fegen, fallt Dabey weg. Man kann, in⸗ dem man feinen Weg fortgeht, an 3. Dertern (Fig. 8.) D, E, F die Abweichung der in A, B, E gezogenen Linien von der Mittags tinie nehmen, und dadurch nicht nur die Derter, D, 3..2,.4.: 6

B, fon-

\-

Dom Gebrauche 17

B, fondern auch jede andere, die man an zweenen von den Ständen D,E,F fehen fann, auf einmal in Grund legen.

$. XXXV. um diefe Aufgabe, welche in den ſchwerſten Faͤllen noch bequem bleibt, aufzulöfen, wollen wir aus dem $. 12. anmer⸗ fen, daß, indem man die Abweichung der aus D, E, Fin A, B, C gezogenen Linien von der Mittagslinie weis, zugleich auch aile Winkel bekannt find, die fie unter ſich machen. Don diefen werden wir die in D, E, F und gebrauchen, weil dieſe allein zureichend find, diein A und B zu beftimmen.

. XXXVI. Hiedurch aber wird die Aufgabe noch allgemei- ner, und wird eben fo aufgelößt, wenn man ſtatt der Mittagslinie ſchlechthin die Winkel in C, D, E, F gemeffen har.

S. XXXVI. Es feyen nun (Fig. 9.) die fechs Puncte A, C, B,D,E,F. Man ziehe durch ADB, AEB, AFB Circul, und verlängere, wenn es nöthig iſt, die Linien DC, EC, FC ind, e, £, fo find die Bögen Af, Ae, Ad, AfB, AeB, AdB von doppelt fo vielen Graden, als die Winkel in F, E, D, welche auf diefen Bögen ſtehen. Da diefe Winkel befannt find, fo kann man die zween Puncten A, B auf dem Papiere annehmen, und vermittelft der Winfel ADB, AEB, AFB die Eircuf ziehen, weil die auf AB ftehenden Bögen doppelt fo viele Grade haben müffen. Ferner laſſen ſich die Puncte f, e, d finden, weil Af= 2 AFC, Ae = 2 AEC und Ad=2 ADC iſt.

S. XXXVIIL Serner bemerken mir daß die Winkel in C und Daher auch ihre Scheitelwinfel fCe, eCd bekannt find. Da nun die Puncte f, e, d gefunden worden, fo ift es eben fo viel, als wenn auf dem Felde m f, e, d Dbjecte von bekannter Lage geweſen wären, und die Winkel fCe, eCd in C wären gemeffen worden. Hiedurch

aber

18 der Mittagslinie ꝛc. aber verfallen wir auf die Aufgabe des S. 25. und der Punet c laͤßt ſich vermittelſt der Puncte f, e, d und der Winkel fCe, eCd finden, ft Diefes gefchehen, fo darf man nur Die Linien fC, eC, dC in F, E, D verlängern, und alle ſechs Derter werden conftruirt feyn.

S. XXXIX. Diefe Confteuction hat das befonders, daß man ftatt der dDrey Stände D, E, F erft drey andere Puncten d, e, f findet, und mit denſelben in Abficht auf den Drt C eben fo verfährt, als man mit D, E, F wuͤrde verfahren feyn, wenn diefe Puncte von bekannter Lage gewefen wären. Man kann die Aufgabe nach Ans leitung diefer Eonftruction ebenfalls trigonometriſch auflöfen , uns geachtet es etwas weitläuftiger wird. \

S. XL. Zu Ddiefem Ende ftelle man fi) vor, als wenn von C, d, e, f Linien in A und B gezogen wären, welche wir weglaffen, um die Figur nicht zu überhäufen; So hat man erftlid) die Seiten des Triangels fed zu finden, welches folgendermaßen gefchehen kann. Es if der Winkel 0 ABf=AFf AfB= ı80o AFB ° ABe= AEe AeB= ı80 AEB 0 | ABd=ADe AdB= ı80 ADB folglich fin AFB: AB= fin AFf: Af. fin AEB: AB= fin AEe: Ae. fn ADB: AB=fn ADd: Ad.

hieraus findet man Af, Ae, Ad in eben den Theilen in welchen AB angenommen wird, welches willkuͤhrlich geſchehen kann, wenn man e8 nicht in einem bekannten Maaße weis.

$. XL.

Dom Gebrauche | 19 Geme ift der Winkel "

fAB = fFB eAB= eEB- dAB =dDB

folglich | fAe=fFB eEB

eAd = eEB— IDB

fAd=fFB— dDB,

Man hat demnach in den dreyen Triangeln FAD, eAd, fAe die Seiten Af, As, Ad und die Winfel fAe, fAd, eAd, folglich koͤn— nen aud) die drey Seiten fd, fe, ed und der Winkel dA gefunden werden.

S. XLI. Aus den drey Seiten fd, fe, ed und den bekannten Winkeln fCe, eCd wird durdy die Aufgabe des S. 27. die Linie fC und der Winter Cid gefunden , welcher von dem Winkel dfA abge- zogen den Winkel CFA giebt. Diefer Winkel nebft den Seiten Af, °C giebt ferner AC und den Winkel LAC, weldyer von FAB= fFB abgezogen, den Winkel CAB übrig läßt, und folglich die Lage des Puncts C in Abficht auf die beyden Derter A, B beftimmt, Aus Diefer aber läßt fich Die Lage der drey Stände D, E, F durch durch die Aufgabe des S. 27. finden.

$. XL. Diefen zwoen Auflöfungen wollen wir noch die dritte beyfügen, welche ebenfalls trigonometrifch iſt, aber auf algebraifchen Formeln beruhet, und zugleich Eürzer if. Es feyen demnach die BR (Fig. 10.) in D, E, F und C gegeben, Man nenne MADEE% AFC=e CHE = b FB f ABC =ie DCE=g cEBE=d ECF =h

2

*

% $

20 der, Mitfagslinie ic. { Da hieraus die Winkel in A und B auch gefunden werden, fo feße man 2 DAE = i = g+c—a DAF =k= e+gtHh—a DBF = 1 = b+g+h—f EBD =m = g+b—d Endlich ziehe man AC, CB, und fege die Winkel DAC=x DBC =y fo hat man folgende fechs Analogieu 1°, "Pfinx: DE ='ma: AC 2°, fn(xÄ1): EC = fnc: AC 3°. fin(xk): FC = fm e: AC 4°. fny: DE = fm b: BC 5°, fn(y+b): FC = fin £f: BC 6°. fin(y+m): EC = fin d: BC

Aus Diefen hat man

DC =AC.nx =BC. my fin a fin b

EC = AC. fin (x-1) = BC. fin (y+m) fin c fin d

FC = AC. fm (x-k) = BC. fin (y+l) fin e fin £

Folglich)

AC= fin y.fna = fn (y+m).fnc. = fin e. fin (y+) AB fuxfmb fin . find. fin x-k) fin f Und hieraus |

fin (y+m) = fin. (x-1). fn d. fn a

fny fux Snb. fnc

fin

Dom Gebrauche 21 fin (y+) = fin (x-k) fin £. fm a ſin x An e.fin b -Man fee And. ma: fnb. nc=p fin f. fn a: fnb. me=q. Weil diefe Verhältniffe ohnehin in Zahlen müflen berechnet wer⸗ den; fo ift > fin y.ofm+ofy. nm=p. fin x.ofi—cfx. fmi

fn y fin x fan y. ofl+ ofy. mi=g. mx.ofk.—cfx.fink fin y ſin Xx.

folglich

cofm+ fin m. coty = p. cofı fini. p. cot X.

ofl+ mnl.ory= q. cofk g. nk. cot x, Welches zwo Gleichungen vom erften Grade find. Man multiplis eive die erfte mit An 1, die andere mit An m. und ziehe die erfte von der ziweyten ab, fo bleibt fin m. cofl. - cof m. finl.=q. fr m. cofk p. fin l.cofi.+ cot x.

q. /in k. fnm. p. fin 1. fin 1.

Daher hat man

cot. x = fin (l--m) + q. fm m. of k— p. fin 1. coofi. p. fin i. fnl— q. fin k. fnm.

‚Hieraus findet man den Winkel x= DAC. Ferner hat man

cot y=gp fin (k-i) +p fni. cf l—qfin k. of m

q fin m. fn k— p) fin 1. fin |. Dover, wenn x fihon gefunden, ci. y=p wfi— p. fin i. cot x. cof m. fin ın.

Iſt y auch gefunden, fo hat man vollends alle Winkel, und welche Linie man als bekannt annimmt, fo werden Die übrigen daraus

leicht gefunden werden koͤnnen. & 3 $. XLIH.

ig der Mittagslinie ıc.

S. XLII. Diefe letztere Auflöfung demnach ift von den vorher gehenden darinn verfchieden, daß man dadurch, ohne eine Seite zu gebrauchen, Die Winkel x und y findet, welche die Figur vollends beftimmen. Man Tann fie demnach in jeder Größe entwerfen, und der Maaßſtab dazu wird-fich finden, fobald man eine Linie in.bes kanntem Maaße hat.

$- XLIV. Wir koͤnnen ferner anmerken, daß fich die Figus ſtuͤckweiſe aus den gemeffenen Winkeln ohne weitere Nechnung eon⸗ firuiren laſſe. Man nehme (Fig. 8.) die Linie AD an, fo laffen fih AE, AF, DC, DB ziehen. Nimmt man CE an, fo Eann CD, CF, EA, EB, gezogen werden, und wenn BF angenommen wird, fo kann man BD, BE, FA, FC ziehen. Diefe einzele Stücke wur⸗ den leicht zufammen gefügt werden Fünnen, wenn man zwifchen AD, CE, FB die wahren Verhältniffe wüßte. Indeſſen aber finder man die Verhaͤlniſſe zwifchen den Theilen eines jeden Stückes befonders, welche zur Zufammenfügung derfelben dienen Fünnen, und dte Auf⸗ gabe wird dadurch in eine andere verwandelt. Denn, da man die Rerhältniffe ac: cd, und be: ef als befannt annehmen, und das Viereck CcEe gleichfalls von befiebiger Größe conftruiren kann, fo ift Die Frage: in dem Vierecke CcEe zwo Kinien af, bd dergeftale zu ziehen, daß fie mit den Seiten gegebene Winkel machen, und die abgeſchnittene ac, cd, ingleihem be, efin gegebener Verhaͤl⸗ niß ſeyen?

S. XLV. Um dieſe Frage noch aufzuloͤſen, wollen wir das Viereck CcEe- (Fig. 11.) nebft den Linien af, db befonders zeich- nen. Es fey demnach

Be: ————— ed my eb nx

da

Dom Gebrauche 23 da die Winkel a, b gegeben find, fo kann man cG, eH mit af, bd parallel ziehen. Man fege ferner

cH=M

eG=N fo findet man

y na=z(N—x)mf Bi nx fnb=(M— ny) find folglich _Mfn d— nB. fin b RITA hier $. XLVI. In diefer legten Aufloͤſung muß man (Fig. 8.) die

Linie CE entweder in einem bekannten Maaße oder millkührlich an⸗ nehmen, welches Tegtere nothwendig ift, fo oft man nicht CE, fon- dern eine andere Linie gemeffen hat. Diefes hat aber nichts zu fa- gen, weil, wenn die Figur einmal entworfen ift, der Maafftab leicht kann darnach gerichtet, oder die Figur nad) dem Maaßſtabe vergroͤßert oder verkleinert werden.

5. XLVII. Dieſe Aufgabe, wobey wir wegen ihrer Verſchie⸗ denheit vier Aufloͤſungen gegeben haben, mag beſonders dienen, wenn man anfängt ein Land in Grund zu legen, weil man dabey auf ein- mal fechs Derter, und fo viel man noch an zween von den angenom- imenen 3. Ständen fehen Tann , in Grund legt, und zugleich die Abweichung jeder zwey Derter von der Mittagslinie finder welches dienen kann, jeden folgenden Stand mittelſt einer einzigen Obferva- con auf den Riß zu bringen, wenn man an demfelben nur noch zwey in den Riß eingetragene Dexter fieht. Ueber dieß find die drey - Stände D, E, F von einander ganz unabhängig, und jeder Fann für fich gewählt werden.

$. LXVII.

24 der Mitfagslinie ꝛc.

- 8. XLVIH. Aus dieſem Grunde kann diefe Aufgabe auch zu Schiffe gebraucht werden, wenn man drey Objecte A, €, Bam Ufer ficht, und zu dreymal an beliebigen Dertern D, E, F ihre Ab⸗ weichung von der Mittagstinie beobachtet: fo findet man nicht nur die Entfernung des Schiffes vom Ufer, ſondern auch die Lage der drey Dbjecte A, C, B, und die von jeden andern, die man an zwoen von den 3. Stellen D, E, F nbfervirt hat. Iſt dieſes gez fehchen, fo ift aus dem S. 17. Elar, daß fo lang man noch zwey von diefen Objecten fieht, Die Lage des Schiffes in Abfiht auf dies ſelbe noch immer kann gefunden werden. Webrigens iſt der Weg, den Das Schif aus D in E und F macht, zum Maafitabe anzu nehmen, wenn der Abftand der Objecte A, C, B nicht fonjt ber kannt if. Wir Eönnen noch anmerken, daß, fo lange man den Peg des Schiffes für gerade annehmen kann, nicht mehr als zwey Objecte nöthig find, weil man dabey die Aufgabe des $. 28. ger brauchen Fann, indem man an den drey Stellen (Fig. 7-) A, C,B vermittelft der Mittagslinie auch die Winkel ADC, CDB, AEC, CEB findet. Kann man noch über dieß die Gefchwindigkeit des Schiffes durch A, C, B gleichförmig feßen, ſo gebraucht man nur ein Object; und da man die Winkel ADC, CDB findet, und die Linien AC, CB weis, fo wird das Uebrige durch die Auf— gabe des S. 25. gefunden. eis man noch überdieß, wie viel Grade der Weg des Schiffes von der Mittagslinie abweicht, "fo gebraucht man nach S. 12. 17. nur 2, Dbfervationen und nur ein einziges Dbjeet; Wir merken diefes nur im Porbeygange an, um zu zeigen, Daß es in vielen Fällen Mittel giebt, den Compaß zu Schiffe noch auf andere Arten, als nur zur Beftimmung der Richtungslinie des Schiffes zu gebrauchen, ungeachtet diefer Teßte Gebrauch immer der wefentlichfte bleibt, ſo koͤnnten Die vorer- wähnten Aufgaben Doch zus Deftimmung der Lage der Seekuͤſten

gebraucht

/

der Mittagslinie ꝛc. 25 gebraucht werden. Daß fie ſich auf den Seen zu Lande beque⸗ mer gebrauchen Faflen, ift für fich Far.

$. XLIX. Kömmt man bey Grundlegung einer Landfchaft an Derter, mo man nur noch ein einziges in den Nik eingetragenes Object fieht, fo laͤßt ſich die letzte Aufgabe wieder gebrauchen, wenn man zu dieſem Objeete noch zwey andere, und zugleich aud) noch zween neue Stände wählt. Diefe fechs Stücke Eonnen eben fo wieder entworfen werden; hingegen aber muß man eine neue Meffung einer Linie vornehmen, um Diefe Stücke in den vorigen Riß zu bringen. Diefes ift aber immer der Außerfte Nothfall, und um deſto mehr ift Darauf zu fehen, Objecte in Vorrath auf den Riß zu bringen,

5. L. Aus dem bisher gefagten wird nun genugfam erhellen,

Daß fih die Mittagslinie bey Grundlegung einer Landſchaft mit

vielfachen Vortheile gebrauchen läßt, und demnach die Schwuͤ— rigfeit nur darauf ankoͤmnmt, wie man fie leicht und genau finden koͤnne Diefe zwey Bedingniffe ftchen einander faft immer im Wege. Indeſſen giebt es Fälle, wo man die äußerfte Schärfe nicht gebraucht, und da Fann man ſich an- dag Leichtefte halten,

und hingegen muß man fich mehr Mühe geben, wenn man eine

größere Genauigkeit erreichen will. Solle es bey Entwerfung einer Landfchaft bey dem gemachten Riffe fein Bewenden haben, fo koͤmmt es auf die Größe deffelben an, und da wäre es uͤber⸗ flüßig, die Länge der Linien bis auf einen rooooten oder noch Flei-

nern Theil zu füchen, wenn auf dem Riſſe ſchon 100 Theife nicht

mehr zu erkennen find. Denn bey dem Auftragen gehen -die Heiz were Theile dennoch verlohren. > In folchen Fällen wird ein Com;

paß, der + Grade anzeigt , noch zureichende Dienfte thun , weit

der Bogen eines folhen Winkels kaum. der 230te Theil feines

Halbmeſſers iſt. Dieſer kann demnach) auf dem Niffe zween bis D drey

\

26 Vom Gebrauche drey Zolle lang feyn , ohne daß der Fehler merklich wäre. Im Fortgange koͤnnen ſich ſolche Fleine Fehler erfegen , hingegen aber

koͤnnen fie ſich auch auflyäufen, und ungeachtet dieſes letztere feltener -

gefchieht, fo ift es doch gut, einige Obfervationen mehr zu machen,

als nothwendig wäre, weil fih die Fehler dadurch erkennen und

ausbeffern laffen.

$. LI. Bey hellem Wetter thut die Eonne zu Beftimmung der Mittsgslinie beffere Dienfte, und man hat bereits fehon ver⸗ fhiedene Sonnenuhren ausgedacht, welche man dazu gebrauchen Tann. Sind diefe, wie es mehrentheils gefchieht, fo Fein, daß man 3 Grade darauf nimmer erkennen Tann, ſo haben fie vor einer längren und fehr beweglichen Magnetnadel weiter Feine Vor⸗ züge, als daß man bey dem Magneten beforgen muß, es möchten Bänge von Eifen in der Erde ſeyn, die ihn verrücken , oder die faſt ſtuͤndliche Abänderungen deſſelben möchten beträchtlich genug feyn, um die parallele Lage der Nadel unzuverläßig zu machen. Fielen diefe Schwuͤrigkeiten hinweg, fo wuͤrde man diefes Inſtru—⸗ ment fo weit brauchen Fünnen, als man die Mittagslinien als parallel anſehen Eann.

$. LI. Ale Eonnenuhren, wodurch fich die Lage der Mits tagslinie beftimmen läßt, bängen von der Höhe der Sonne und der Polhöhe ab. Die erftere verurfacht, Daß man fie um die Mittagszeit nicht wohl gebrauchen kann, weil fich die Höhe der Sonne alsdann fehr wenig Ändert. Ben Grundlegung einer Lands fehaft, wo man gegen Mittag oder gegen Mitternacht viele Meilen fortruͤckt, ändert fi) die Polhoͤhe auch beträchtlich genug. In— deffen, da man nunmehr die Größe eines Grades der Erde in Schuhen fehr genau weiß, fo läßt fich die Polhöhe jedes Ortes, der in dem Riſſe fehon eingetragen ift, auf dem Riff *

a

der Mittagslinie ic. 27

- bald man die von einem einzigen Drte daranf genau ivels und der Sonnenuhr Tann demnach eine ſolche fehiefe Lage gegeben wer:

den, daß fich der Zeiger an jedem Drte nach dem Pole richtet.

$. LI. Solle aber die Mittagslinie genauer gefunden wer den, fo werden auch größere und genauere Anftrumente erfordert, und ein an einer Azimuthalfeheibe befeftigter Quadrant, wodurch man zugleich die Höhe und den Azimuthalwinkel der Sonne oder eines Sterns findet, wird nicht nur zu Diefer Abficht, fondern auch zur Ausmeffung der Winkel, welche die Objecte mit der- Mittags- linie machen, bequem gebraucht werden Fünnen,

$. LIV. Will man damit vor⸗ und nachmittags auf gleiche Höhen der Sonne warten, fo ift die Lage der Mittagslinie zur Zeit der Sonnenwenden, ohne Polhöhe, ohne Uhr und ohne die Abweichung der Sonne gefunden. An jeden andern Zahrszeiten gebraucht fie einer Ausbefferung , weil fich während der Zeit der Deobachtung, die Abweichung der Sonne merklich ändert,

$. LV. Diefes Mittel ift zwar leicht , aber eben bey Grund⸗

legung einer Landſchaft nicht das Bequemſte, weil man an jedem

Stande einen Tag zubringen muͤßte. Man muß daher einige aſtronomiſche Data mehr zu Huͤlfe nehmen, wohin man vornehm⸗ lich die Declination der Sonne rechnen kann, wie fie ungefehr zur Stunde der Beobachtung iſt. Kann man hiezu noch die Polhoͤhe als bekannt annehmen, wie es nach der Anmerkung des S. 52. möglich iſt, fo wird die Arbeit erleichtert, und fie wird am kuͤrze⸗ ſten, wenn man zu der Abweichung der Sonne, und, der. Polhoͤhe noch die Zeit weis, weil man aus dieſen 2 SR 1 aa der Sonne unmittelbar finder,

4 2

D2 $,LVI.

N

28 Vom Gebrauche

S§S. LVI. Eben fo laͤßt ſich die Mittagslinie aus einer Obſer⸗

vation finden, wenn man ſtatt der Zeit, die Hoͤhe der Sonne mißt. Dieſe nebſt der Polhoͤhe und Abweichung der Sonne, giebt nicht nur ihr Azimuth, ſondern auch die Zeit. Da aber dieſes Mittel um die Mittagszeit nicht ſicher gebraucht werden kann, ſo mag es vormittags dienen, eine gute Uhr darnach zu richten, welche ſich auf den Abend durch eben dieſes Mittel wieder verbeſſern laͤßt. Vebrigens muß die Uhr, wenn man alle Schärfe fucht, nicht nur Minuten fondern auch Seeunden anzeigen , weil eine Minute Un> terfchied in der Zeit bald mehr bald minder, als einen + Grad

Unterfchied in dem Azimuthalwinkel giebt. So genau aber würde

der Compaß oder eine Sonnenuhr auch feyn.

$. LVIL. Bey diefen Aufgaben gebraucht es nur eine Obſer⸗ bation. Will man aber zwo anftellen, fo giebt es noch mehrere, So Fann man aus dem Unterfchied der Zeit und des Azimuths, ver mittelft der Polhöhe und Abweichung der Sonne, die Zeit und das Azimuch felbft finden. Es fey (Fig. 12.) AB eine vertical aufge richtete Linie, welche nach Verfluß einer beliebigen Zeit die Schat⸗ ten AC, AD auf eine horizontale Fläche werfe. Man mißt den Winkel CAD, welcher der azimuthaliſche Unterfchied ift, und bes merkt Die verfloffene Zeit, fo man in Grade und Minuten verwan⸗ delt. Aus diefen beyden Stücken läßt fich die Lage der Mittage- linie ziehen. Allein fo leicht die Beobachtung ift, fo ſchwer ift die Auflöfung. Zndeffen läßt fie fich folgender geftalt auf eine Qua⸗ Dratgleichung bringen.

$. LVIII. Es fey (Fig. 13.) PV der Mittagscircul, P der Pol, V der Scheitelpunet, M, N die zwey Derter der Sonne, fo ift MPN der beobachtete Unterfchied der Zeit, MVN der Unterfchied der Aimure Man fese nun

PM

der Mittagslinie x. 29 3‘ PM=PN=c MPN= 2 PV=e MVN= 22 VPM=y—b PVMzı+ra .VPN z=zy+b PVN=x—.ı

Gerner

fo iſt ec. fm e=uf(y—b) ofe + fm (y—). co (X +2) cot c. fne=uf(y + b)ufe +fn (y+) cot x-a) Es ſey Kuͤrze halber tngx=E tung a fo iſt (re) (fny cofb—cofy finb) = cotc. fne— fe ufy cofb cof e fn y fin b. G * (fin y coſb + ufy. fanb) zo . me —ufeofy | cofb + cofe fny. fin b Wird die crfte dieſer Gfeichung mit («+ &), die zweyte mit (Ex) multipliciet , und fodann beyde zufammen addirt, und von einander abgezogen, fo befümmt man Iny- BR cofy finb =+E ct cfne—Eofe.ofy wfb —x = cofe finy finb. eofy fin b raE fay ofb=—x orte fne+a coſe cfy «fb * E cof fin y fin b. Und hieraus fny (ofb+x eofe fi ind) cot e fin e—cfy (cofe cofb+x fin b) __@ vobc fne+cof y (finb— x oofecofb) finy (ofe finb —« co/b) Werden die bekannten Glieder und Eoefficienten dieſer Steigung berechnet, fo bat fie folgende Form: | D 3 E=

30. Vom Gebrauche

AAn D-+-E.ufy: des B+llofy " Fıfmy a Folglich —W—

BD+(BE+Dc) cfy + CE ufy? = = AF my? hieraus wird ci (CE+AF) oofy?+ (BE+DC) ofy = AF— BD.

welches Die gefuchte Öleichung ift. Sie ift vom zweyten Grade, und bat daher zween mögliche Fälle, wovon der Wahre aus andern Um— ftänden muß erörtert werden, welches mehrentheils gefehehen kann, wenn man aud) nur beyläufig die Zeit der einen DObfervation, oder den Winkel VPPM=y—a weis, Webrigens ift noch anzumerken, daß diefe Aufgabe zuverläßiger ift, wenn die eine Obfervation um die Mittagszeit, Die andre aber viel früher oder ſpaͤter angeftellt wird,

$. LIX. Wenn man in diefer Aufgabe ftatt der Polhoͤhe oder ftatt des Bogens PV die Höhe der Sonne zur Zeit der einen Obfer- vation gebraucht, fo laͤßt fie fich Durch die gemeine Trigonometrie auflöfen. Denn in dem Triangel NPM hat man die zwo Geiten PM, PN und den Winkel P, daber findet man NM, und den Win⸗ tet PNM oder PMN, von welchen man den wählt, wo die Höhe der Sonne war gemeffen worden. 3. E. PNM. Ferner hat man in dem Triangel NVM die Seiten NM und NV, nnd den Wins kel V, woraus man den Winkel VNM findet, welcher von PNM abgezogen, PNV übrig läßt. Diefer Winkel nebft den Geiten NP, NV, giebt in dem Triangel PNV, Die Seite PV oder die Erfüllung der Polhoͤhe, und den Stundenwinfel NPV , nebft dem gefuchten Azimuthalwinkel PVN.

$. LX. Wird endlich bey diefer Abanderung annoch, ftatt des

Stundenwinkels MPN , der andere PVerticalbogen VM auch

grbrauehkır indem man di Höhen der Sonne, und ihren azimu⸗ thali⸗

der Mittagslinie ꝛc. 31 thalifchen Unterſchied obſervirt, ſo laͤßt ſich die Aufgabe gleichfalls durch die gemeine Trigonometrie aufloͤſen. Man bat nemlich NV, MV, NVM, und hieraus wird NM und VNM gefunden, Ferner bat man NM, PN, PM. Sieraus findet man PNM. Dieſer Winkel mit VNM verglichen giebt den Winkel PNV , welcher. nebft PN, und NV, wie vorhin NPV, PV, PVN giebt.

$. LXI. Eben fo kann man zwo Höhen nebft dem Unterfchiede der Zeit beobachten. Und da wird aus PN, PM, NPM die Sei— te NM, und der Winkel PNM gefunden. Sodann giebt NM, NV, MV, den Winkel VNM, wodurch wiederum PNV, und daher wie vorhin alle Stücke des Triangels PVN gefunden werden. Wenn aber die Zeit nicht fehr genau gemeffen wird, fo ift die vorherge⸗ hende Aufgabe (S. 60.) ungleich beffer. (S. 56.)

S. LXII. So ferne man annehmen kann, daß fich während beyden Dbfervationen die Abweichung der Sonne nicht merklich Ändert, oder diefe Anderung in Abficht auf den Gebrauch von feinen Folgen ift, fo läßt fih das Azimuth ohne Declination und Polyöhe finden, wenn man zween Höhen der Sonne, ihren azi⸗ muthalifchen Unterſchied, und den Unterfihied der Zeit beobachtet. Denn fo hat man VN, VM, MVN, NPM, und der Triangel NPM folle gleichfchenkticht feyn. Aus NV, MV, NVM wird NM und VNM gefunden. Wird NM in zween gleiche Theile getheilt, und aus P ein Bogen auf den Theilungspunct gezogen, fo zerfällt der Triangel NPM in zween rechtwinklichte, welche einander gleich und Ähnlich find. Daher finder man vermittelft NM und ENPM die Seite PN und den Winkel PNM, von welchem der gefundene VNM abgezogen, den Winkel PNV übrig läßt. Da man nun PN, PNV und NV hat, fo findet fich der Azimuthalwinkel PNV, und zugleich auch die Zeit, Declination und Polhoͤhe.

* $. LXII.

32 Wom Gebrauche

S. LXIII. Uebrigens iſt anzumerken, daß bier nicht ſchlechthin von dem Azimuthalwinkel PVN die Frage iſt, ſondern dieſer ſoll dienen, die Lage der Mittagslinie an dem Orte der Beobachtung zu finden. Daher muß nothwendig nach dieſem Azimuth eine Ho⸗ vigontallinie gezogen, oder an dem Horizonte ein Punct bemerfet werden, auf welchem der Durch den Mittelpunet der Sonne berab- gelaſſene Verticalcireul zur Zeit der Obſervation aufſteht, damit man dieſe Linie, und fodann vermittelſt des gefundenen Azimuthal⸗ winkels PVN oder PVM auch die Mittagslinie ſelbſten ziehen koͤnne.

TS, DAEV. Gebraucht man hiebey einen Azimuthalguadranten, fo wird diefe Linie, wie auch immer das Anftrument geftellt wird, auf der Azimuthaffcheibe angemerft. Da man durch diefes Inſtru⸗ ment zugleich die Höhe der Sonne und die Weltgegend, über wel- cher fie ſteht, oder Die Lage ihres Verticalcirculs beobachten kann, fo wird die Aufgabe des S. 60, welche auch zur See häufig ger braucht wird, dadurch fehr bequem, und alle Mühe fällt auf Die Berechnung. Die Zeit zwifchen beyden DObfervationen wird füg- lich zur Beobachtung der Derter, die in Grundriß kommen follen, angewandt,

S.LXV. Da fid) die Genauigkeit der durch diefe Aufgaben gefundenen Mittagslinie nach den Inſtrumenten richtet, fp man da⸗ bey gebraucht, fo müffen Diefe von folcher Größe und Güte gewählt werden, daß ſie die Nichtigkeit geben, welche man bey Grundle— gung einer Landſchaft zur Abficht hat. Ye größer dieſe ift, deſto mehr muß man auch auf, Heinere Umftände fehen, und wenn wir den aͤußerſten Grad der Schärfe annehmen, fo faͤllt die bisher vor- ausgefeste Parallellage der Mittagslinie weg, und die Erde felbften Kann nicht mehr als eine Kugel betrachtet werden. Daher werden die oben angeführte Aufgaben in etwas geändert, und es kommen

noch

RAN

der Mittagslinie ze, noch verſchiedene neue dazu, welche in vielen Faͤllen eben ſo gute Dienſte thun koͤnnen. Laßt uns demnach noch ſehen, wie ferne dieſe Umſtaͤnde etwas aͤndern koͤnnen, und wie dieſe Abaͤnderung

koͤnne gefunden und nachgeholt werden.

S. LXVI. Zu dieſem Ende wollen wir anfangs ſetzen, daß man in einem Parallefftriche fortrüce. Es fey (Fig. 14.) APB ein Mittagseireuf, P der Pol, AB der Aequator, EMD der Par rallelſtrich, auf welchem die Beobachtungen: angeftellt werden, M, N zween Stände, wo man die Abweichung der Derter von den Mittagseireuln MP, NP beobachtet. CP feye die Erdachfe, und

MQ, NA Tangenten der Mittagseireuf: fo ift Far, daß, wenn die

in M, N gezogene Mittagslinien verlängert werden, diefelben in Q, zufammentreffen , und dafelbft den Winfee MAN mit einander machen.

$. LXVI. Hm diefen Winter zu finden, fo fey der Abſtand Der Dertee M, N vom Pole P, oder der Bogen MP = e, der der Winkel MPN = c, fo ift die Chorde MN = 2, fin e. fin &c. QM = tung e, fr z MAN = fm Ze. vof e.

$. LXVII. Da bey Grundlegung einzelev Landfchaften dev

daher

Bogen MN nicht größer als einige Grade ift, fo kann man ftatt

* al die Winkel nehmen, und fegen MON = c. oofe.

$. LXIX. Wird der Bogen MN in Meilen gemeffen, 3. €.

in deutfchen, deren 15. auf einen Grad gehen, fo läßt fib MAN

in Minuten eines Grades finden. Es fey MN von a Meilen, folg- nd von „ta Graden, fo ift

| c. n e „a Ör= 4. Minuten.

E MON.

*

34 Vom Gebrauche MON C. ofe= aa. cot folglich Kür MON = 4a. cot e Minuten. $. LXX. unter der Breite vor. 45. iſt cot e 1, daher müffen daſelbſt für jede + Meil, um welche man bey dem Landmeffen gegen Diten oder Welten fortrückt, die Mittagslinien um ı Minute von der parallelen Lage abgelenket werden.

$. LXXI. Diefe Ablenkung waͤchſt wie die Tangenten der Pol⸗

höhe. Man ſetze „der Bogen MN fey von einer Meile, fo iſt unter der Polhöhe die Ablenfung MAN. o

RR ; 4. -+-9%40 46 - - 04 3% 47 - 04 175 48 - - 0.4 26% 49 7-04 36% So - - 0A 4%

Man fieht demnach, daß fobald die Inſtrumente Minuten und noch Eleinere Theile angeben , diefe Abweichung der Mittagslinien von der parallelen Page nicht koͤnne weggelaffen werden, weil fie mitten in dem gemäßigten Erdgürtel, auf jede Meile, um welche man oͤſtli⸗ cher oder weftlicher ift, 4 und mehr Minuten beträgt.

$. LXXU. Hingegen nimmt vdiefe Ablenkung nicht fo merklich zu, wenn man von Sid nach Norden geht, weil ihre Zunahme, wie aus gegenwärtiger Tabelle zu erfehen, auf einen Grad Unterfchied in der Breite, in dem gemäßigten Erdftriche, nur etwann 10 Su cunden beträgt, welches auf eine Meile 3 Secunden giebt,

S. LXXIT. Durch diefe Berechnung Tann man den Fchler, welcher aus der Verſaͤumniß diefes Unterſchiedes entfichen würde, auf

der Mittagslinie ꝛc. 35

auf eine leichte Art und ziemlich genau verbeſſern, wenn man einen Mittagseircul wähle, welcher durch die Landſchaft geht, fo man in Grund legen will, und alle übrigen auf dieſen bezieht. Es ſcy der zum Grund gelegte Mittagseireul PM. Weiß man nun an jedem - Stand N mie viel Meilen man von M hinweg ift, fo fäfit fich daraus und aus der Polhöhe der Winkel MAN finden, um weichen die Mittagslinien in M und N von der parallelen Lage abweichen. Hat man demnach in N eine Mittagslinie gezogen, jo läßt fich vermittelſt des Winkels MAN eine andere Linie ziehen, welche mit der zum Grunde gelegten Mittagslinie in M in der That, oder, fo genau als man verlangt, parallel ift. Und diefe muß man bey der Anwendung obiger Aufgaben flatt der Mittagslinie gebraus chen. ($. 8. ſeqq.)

$. LXXIV. Sollte man, wie e8 bey vielen von den obigen Aufgaben gefchieht, Die Lage des Standes N erft aus der Beob- achtung finden müffen, fo ift es genug, wenn man Anfangs die Mittagslinien MA, NQ als parallel annimmt, und die Figur cons ſtruirt. Denn daraus ergiebt fi Die Lage des Orts C genau genug, daß man den Winkel MAN daraus finden, und daher in N eine mit MQ gleichlaufende Linie ziehen koͤnne. Wäre auch dieſe zweyte verrichtung noch nicht ſcharf genug, fo müßte man die dadurch gefundene Lage des Drtes C nochmals zu genauerer Beſtimmung des Winkels MAN gebrauchen, welches aber felten nöthig ift, weil - man, um N zu confteuiren, Die zwiſchen M und N fiegende und bereits in Riß eingetragene Dexter zu der erften Eonftruction gebraus chen kann. Don der Polhöhe des Standes C gift hier ebenfalls, was wir oben (S. 52.) angemerkt haben.

S. LXXV. So lange man bey der Berechnung des Winkels NQM den Winkel MPN oder den Unterfchied dev Länge gebraucht, E 2 koͤmmt

J Vom Gebrauche koͤmmt die abgeplattete Figur der Erde hiebe ey nice in —— und man wird immer fin + NAM = fin Zc. of e finden, weil dee Winkel MAC allemal die Polhoͤhe Es ſtehe MK auf der Axe ſenkelrecht, fo iſt dieſe Linie Dex Be des Parallels EMD, und Daher der Bogen

MN = MR. c. folglich die Senne MN = 2MK. fin. zc. Und daher fin + MaAC = MR. fin ic. WG La Tr ZZ | Es ift aber MK: QM = m MQP = oufe folglich

fin } ; MaC = fm Zc. of e Welches eben Die Formel ift, die wir für die fphärifehe Erde anf den haben.

$S- LXXVI Will man hingegen diefe Formel daß MN in Meilen oder Schuhen ausgedrückt werde, fo muß man die Figur der Erde annehmen, und daraus finden, wie viele Meilen oder Schuhe ein Grad des Parallels EMD enthält. Wird durch Diefe Zahl Die, fo dem Bogen MN entſpricht, getheilt, fo findet man C in Öraden, und kann demnach Die erft gefundene —* oder die daraus abgekuͤrzte

MGONC. cof‘ e

Zu Beftimmung des Winkels MAC gebrauchen.

$. LXXVII. Wir nun die Aufgabe des 8. 17.

bey wirklich parallelen Mittagslinien von ſo weitlaͤuftigem und

rar Gebrauche ift, wiederum vornehmen, und fie in Abſicht auf

end

der Mittagsliniere. | 37.

aufidie zufammenlaufenden Mittagslinien etwas umſtaͤndlicher be trachten. Es ſeyen demnach (Fig. 15.) A, B zwey in den Riß ſchon eingetragene Oerter, AP die Mittagslinie des Ortes A, BM die Mittagslinie des Ortes B, und BA ſey mit AP parallel gezogen. Man befinde fich an dem Stande.C, deffen Mittager kinie Em fey, und meſſe daſelbſt die Winkel ACın, mCB, welches die Abweichungswinkel von der Mittagslinie Cm find, Man ſolle bieraus die Lage des Puncts C finden.

G. LXXVIO. Man ziehe CR mit AP parallel, fo zeige der Al mCR an, wie viel fi) Cm gegen AP neiget, und es ift far, daß wenn man ACR, RCB gemeffen hätte, oder auch den Winkel mCR wüßte, die Auflöfung von der obern (8. 17.) gegebe- nen nicht verfchieden wäre. Der Winkel mCR muß aber erft durch Die Lage des Puncts C gefunden werden, und dieſe hingegen hängt wieder von dem Winkel meR ab,

S. LXXL. Um demnad) beydes zu finden, fo bemerfe man, daß die Winkel mCR, ABM fi) gegen einander verhalten, wie die. Entfernungen der Linien CR, BA von der. Linie AP. Setzet man demnach Cm fey mit AP oder BA wirklich parallel, fo müßte mcB = CAB feyn. Es ift aber mCB=cBQ, und demnach müßte der Ort in c liegen. Denn weil der ganze Winkel ACB gegeben ift, fo läßt fich der Eircul APB wie S. 25. ziehen, auf wel- | dem der Ort C nothwendig fiegen muß. Der Punet c kann dem⸗ - nach immer gefunden werden. Ferner trage man den Bogen AM aus cin g, fo muß fih cC zu Cg verhalten, wie die Entfernung des Puncts g von der Linie BA. aber wird der OR Punet C gefunden.

$. LXXX. Nach) diefer Anleitung Fann die Aufgabe auch tri⸗

gonometriſch Aſeelitt werden, welches um ſo mehr nothwendig iſt/, 3 weil

38 Vom Gebrauche - weil man hier fo kleine Theife ſucht, die man durch Die Conſtru⸗ ction nicht erhalten wuͤrde. Es iſt aber

Acß = AcB cAB = ACım cBA = mCB

Demnad hat man in dem Triangel AB, weil PAB gegeben, und QB mit AP parallel ift, alle IBinkel und die Seite AB. Wodurch man Ac findet. Iſt Ac gefunden, fo giebt diefe Seite nebft dem Mintel CAC die aus e auf AP fallende Perpendicufarlinie , und foiglich den Abſtand dieſes Puncts von derſelben. Eben fo wenn man Ag, Bg mit Linien zufammen zieht, wird in dem Triangel gAB - die Seite gB, und die aus g auf BA fallende Perpendicularlinie gefunden. Endlich verhält fih die Summe diefer Perpendiculars finien zu der Eleinern , wie der Bogen cg zu dem Eleinern Abfehnitte cC , oder wie ABM zu mCR. Hiedurch werden die wahre Winkel CAP, BAQ gefunden.

5. LXXXL Diefe Auflöfung ift zwar nicht von geometrifcher Schärfe, indeflen aber fo genau, als man fie in der Ausübung vers langen Tann. Man Fann auch die Probe darüber anftellen , wenn man nämlich durch den gefundenen Punet C eine wahre Mittags: linie zieht, und dabey ficht, ob die Winkel ACR, ACB genau fo heraus kommen, wie fie gemeffen worden find.

$. LXXXII. Da biebey die Triangel als auf einer ebenen Fläche liegend betrachtet werden, in der That aber auf einer Kugels fläche find, fo äußert fi) in Anfehung der Winkel ein Fleiner Unters fehied, weil die Summe der Winkel eines fphaerifchen Triangels allemal größer ift als 180 Grad. Man kann aber diefen Ueberſchuß aus dem Innhalt des Triangels finden, weil ex demfelben propor⸗ tional if. Wenn wir fegen, dieſer Innhalt werde in Quadratgra- den gemeffen, welches bey fo Fleinen Triangeln nach Art der flach

liegen

| der Mittagslinie ic. | 39

liegeuden gefchehen Tann, fo laͤßt ſich dlelk, Verhaͤliniß folgender mapen beftimmen;

Die beyden Coluri und der Aequator durchſchneiden ſich unter rechten Winkeln, und theilen die ganze Kugelflaͤche in 8 gleiche Zriangel. Jeder Winkel hält 90°, und daher Die Summe von Dreyen 270 Gr. Daher ift für jeden Triangel der Ueberſchuß feiner Winkel über 180° = 90°, welches für alle 8 Triangel, und daher für die ganze Kugelfläche 720 Grade giebt. Man kann demnach fagen; wie fich der Innhalt der- ganzen Kugelfläche zu 720 verhält, fo verhäft ſich der Innhalt eines jeden Triangels zu dem Ueberſchuß feiner Winkel. über 180 Gr.

$. IXXXIII. Ferner fey die Verhaͤttmiß des Diameters zu = Umkreyſe = 1: Fr, der Umkreyß = 360; fo ift der Diameter = >= Sb, und daher der Junhalt der Kugelflähe = Quadratgrade, welches 41252, 96 Quadratgrade giebt.

S. LXXXIV. Man ſetze nun einen Triangel, deſſen Innhalt ein Quadratgrad ſey, ſo wird man den Ueberſchuß feiner Winkel durch $. 82. finden. * in 720, © —— 3, 3, 1415926 ⁊c. 360. 30 * 780 folglich Eu Wr Pe Ts 7777 =o'1 249 54 Pr 15 48 33 * wenn Deeimalbrüche bequemer find = 62, 83318530718. Secunden. mit dieſer Zahl muß die Anzahl der Quadratgrade eines Triangels multiplieirt werden, wenn man finden will, wie viel die Summe 03

ner drey Winkel größer ift als 180, Gr, 8. LXXXV,

do WVom Gebrauche $. LXXXV. um nun das bisher geſagte Durch ein ausfuͤhrliches Beyſpiel zu erläutern, fo ſey (Fig. 16.) P der Pol, A, B, C drey Derter; PA, BB, PC die dadurch auogmen Mittagseircul. Man: ſetze Apet- * oo AP= Pe 6 APB=ı;50o CP=4r so EPB: = o 4a ıBP’= ar 2 fo-findet man x $ PAB= 78 2150 ACB = 814828 PBA = 100 ı 20 BAC = 47 24 49 PAC = 125 46 39 ABC= go 37 9 PCA= 3 20 57 AB 3 1348 PCB = -28 37 3% BE = ©0544: PBC = 150 52 99: AlHe ‚9 47-33 Pr die aus C auf gr fallende. 42 22.0, a

Gr. Danın AB= * 13 43 * Gr. iſt, ſo iſt der Innhalt des Triangels APBEo, 4337 Quadratgrade, und demnach (S. 84.)

der Ueberſchuß ſeiner drey Winkel uͤber 180 Sr. == 272, Die vorige:

Rn \e Ada a 7 oo rn ° n Rechnung gibt 81 58 28 + 47 24.49 + SO 37 9 180 =26, wel⸗ ches nun eine Secunde weniger ift, und blos daher koͤmmt, weil hie⸗ bey für die Serunden der Proportionaltheil geſucht, und Die vage von Secunden weggelaffen worden.

$. LXXXVE Die Winkel, ſo die in A, B,: C gegogenen Mit⸗ tagslinien miteinander machen, finden ſich bey der Beybehaltung der ſphaͤriſchen Figur auf eine gedoppelte Art. Einmal iſt

180 PAC PCA = Pr 24

180 PCB— PBC=o30 &

180 PAB —' PBA = 1 22 so, BL. * Sodann

Pr

der Mittagslinie ic. 41 Sodann hat man (5. 8. ) |

ARP. ——

S. LXXXVII. Side beyden Rechnungen treffen dannoch bis auf Secunden zuſammen, ungeachtet Feine nach geometriſcher Schärfe die Abweichung der Mittagslinien von einander vorftellt, weil dieſe bey ſphaͤriſchen Triangeln zwar alle die Erdachfe durchſchneiden, aber nicht auf gleicher Fläche liegen, Indeſſen fieht man, daß man die letzte⸗ re für Die erſtere zuverlaͤßfig gebrauchen kann, fo oft fie bequemer fällt, und daß man dabey zwifchen den Polhöhen das Mittel neh— men muß. Wir haben ferner den Triangel ABC von folcher Größe angenommen, dergleichen bey Landmeffungen felten vorkommen, und demnach ift Die Rechnung bey Eleinern um deſto zuverläßiger.

$. LXXXVII. Wir merken aber ferners an, daß die erſt ges fundenen ne wenn die Bere von * Summ * klei⸗

= 122 50

oO nr

nern abgezogen wird, 1 22 s0o-+0 300 1.52 og . oder den Innhalt des Triangels ABC in folchen Theilen übrig laſ— - fen, deren die Kugelfläche 720- enthält, (S. 82.) Denn die Summ | der Eleinern ift - = + 180 PAC PCAs , + 180 PBC PCB. die groͤßere aber = + 180 PBA PAB.

botglich der Unterſchied *

= + ACB + ABC + BAC - 180 5 und

4 Vom Gebrauche und daher der Ueberfluß der drey Winkel des Triangels uͤber 180. Gr.

F. LXXXIX. Dieſer Unterſchied würde nicht ſeyn, wenn der Triangel ABC flach wäre, und rührt demnach ſchlechterdings von feiner fphärifchen Ruͤndung ber. Indeſſen aber fehen wir daraus, daß der Inhalt des Triangels dienen koͤnne, aus den Winkeln, welche eine der Mittagslinien mit den beyden uͤbrigen macht, die zu finden, welche diefe beyde unter fich machen, und daher auch Die Ausmeflungen auf die Probe zu ftellen.

5. XC. Wir haben ferner gefeßt, (S. 79.) daß die Abwei⸗ ungen der Mittagslinien den Winkeln, Die fie in P unter fich machen, proportional wären, welches auch nicht nach aller Schärs fe richtig ift, fo bald die Seiten AB, BC, CA merklich groß, und die Derter A, B, C von verfchiedener Breite find. Wir koͤnnen diefes nun auf die Probe fegen,; wenn wir die Winkel in P (8. 85.) und die Unterfchiede (S. 86.) mit einander vergleichen, Dem⸗ nach waͤre

BD; He —— RR ER ee I TIER 6—

563 40 = I 22 5 1 30 74 Es follte aber (5 86.) 52 24 "und 30 ſeyn, daher erſteres um gt

letzteres um 7 von dem wahren abgeht. Diefer Fehler ift bey Fleinern Triangeln geringer, indeffen giebt es bey Landmeffungen wenige Fälle, wo er nicht unerheblich feyn follte, weil wenige In⸗ firumente Unterfchiede von Secunden anzeigen.

$. XCI. Man kann aber diefem Fehler auf eine andere Ark -

abhelfen. Denn, da man (Fig. ı5.) in der Aufgabe des $. 77.

den Punet c finder, und daher in dem Riſſe auch feine Polhoͤhe hat,

der Mittagslinie ıc, 43

bat, To nehme man zwiſchen diefer Polhoͤhe und der von dem Punet A das Mittel, und multipliciere deſſen Sinus mit der Anzahl von Graden, ſo die Seite Pe enthält, fo wird man einen Winkel fin- den, von welchem mER fait gar nicht unterfchieden ift. Man mache dieſem Winkel cBC gleich, und fo Fann man mit dem Punct eben fo, mie erft mit c verfahren, und damit den wahren Punet fo genau man will beftimmen.

S . XCH. Die Fälle, wo man ſolche Schärfe fücht, find aller: dings fehr felten, und es ift klar, daß die beften Inſtrumente dazu erfordert werden, Iſt Diefes aber, fo läßt fich Die Aufgabe ohne folche Ummege auflöfen. Wir wollen fie daher mit andern, die damit eine Verwandtſchaft haben, vortragen,

S,- XCIII. Da man vermittelt guter Inſtrumente, nebft der Lage der Mittagstinie, zugleich auch die Polhöhe genau finden kanm; ($. 59. ſeqq.) fo werden wir fegen, daß beydes zugleich gefucht werde. Auf diefe Art hat man, (Fig. 16.) wenn A aus B und hinwiederum B aus A gefehen werden kann, die Seiten AP, BP und die Winkel PPB, PBA, und folglich in dem Triangel BPA ein Stuͤck mehr als nöthig wäre, um ihm zu berechnen. Diefes mag, aber dienen, die Zuverläßigkeit der übrigen zu prüfen, und da, wo man leichter hätte fehlen koͤnnen, eine Verbefferung anzu- bringen. ft die Entfernung AB funft bekannt, fo bedarf man der Beobachtung an einem der Derter A, B nicht, weil man in dem Triangel APB immer drey Stuͤcke hat. Diefer wird demnach als gegeben angenommen,

8. XCIV. Es fey nun C ein jeder Dre, an welchem man A, und B fieht. Man obfervire dafelbft die Winkel ACP, BCB; fo läßt fich die Lage des Ortes C finden. Wir yo noch anmerken, daß Diele Aufgabe allgemeiner wird, wenn P micht der 52 Pol,

>" Dom Gebrauche

Not, fondern ein anderes Object iſt, welches man in C ſehen kann, und deſſen Lage bekannt iſt. Denn auf dieſe Art verfallen wir auf die Aufgabe des S. 25. und der Unterſchied beſteht nur darinn, daß, weil bier die Mündung der Erde in Betrachtung koͤmmt, Der Triangel APB in einem folhen Maaße müffe bekannt feyn, dag man deffen Seiten in Graden und Minuten beftimmen Eünne.

$.XCV, Man feße nun

SEHTFEET BE PBA=Zzb BZ ee" AB = KEEP FACE PCB =gPBC=y

fd hat man

fa PC = fnE. fnx = fmne fn y

fin f An g

fnx = fn e. fin f. fn y gi fin E. fin g wofuͤr Kürze halber gefest wird ſin x m. ſin y. Ferner hat man in dem Triangel ABC die Verhaͤltniß zwiſchen den drey Winkeln und der Seite AB, oder cofr fin (x—a). fin (y—b). cofe cof(x—a). of. (y—b) Welches die zweyte Gleichung ift, und fich in folgende verwandeltz cfx=(finx. cofa— cofx. fina) (fin y. cofb—.cofy. fin b) coſe (cofx. vofa + finx. fma). (ofy. cofb + fin y. ſin b) Es ift aber

Daher

fnx=mfny ofx =vV (1m? fny*®) Ferner fege mans ‚tg; y=4 ſo

der Mitfagslinie ꝛc. 45:

Bin Y 27, Any = ıi+ZZ 1—ZZ ufy = I+ZZ 2mz fnx= I+ZZ ! - YV (1+- (Im?) uf z Y Ham) ze) 1422

Dieſe Werthe ſubſtituirt geben vol x. (11+ZZ)* = (2mz. cofa—v (1+z2 (1—4m?)). fina). (22 cofb - (1—zz) fin b.). cof c —cofav (1 + (14m?) zz) +2 fin a. mz). (cofb (1—zz) + cofb. 2Z)

S. XCVI. Da diefe Gleichung vom sten Grade und daher faft unbrauchbar wird, fo wollen wir die Auflöfung bequemer durch Naͤherung fuchen, uud zu dem Ende nur die erftere fnx=m. fny beybehalten. Es fey in dem Triangel ABC der Ueberfihuß feiner

Winkel über 180° Gr, =x ſo ftellt x feinen Innhalt in ſten Theilen der ganzen Kugelflaͤche vor (5. 82.), und iſt daher bey Lande

meffungen Faum eine Minute. Hiedurch haben wir xty—a—b+rz= 190°+%

folglich

x= 180’ +a+b—xtrı—y Man fege

| 180° +3 +b—ı X.

8 bat man

sZA+rı—y

53 Solglich

46 Dom Gebrauche

Folglich ſin A+z—y) = m. fny

Hieraus wird fin (A+«) ofy—of(A+u)finy my

folglich cot y m +cf(A+e) = m+cofA. cofa fm A. fnx fin (A+ a) far. cofa + vof A. fin & Weil x fo Elein ift, fo fest man ohne erheblichen Fehler of = 1, fna=a.

Und läßt in der Theilung die Höhen, Dignitäten von x hintveg,. fo ift endlich)

oey=m+tofA (m+ofA) cf. w-

fin ‘A fin X?

Das erfte Glied dieſer Gleichung würde allein dienen, wenn dee Zriangel flach wäre, Denn in folhem Fall ift = o. Diefes nimmt man wirklich an, und berechnet daraus den Innhalt des Triangels ABE, welcher zu diefer Abficht Durch eine Conſtruction zureichend genau gefunden werden kann. Diefer Innhalt In 5 Theile der Rugelfläche verwandelt (8. 84.) giebt den Werth x, welcher Feiner weitern Berbefferung bedarf. Widrigen Falls müßte man x in der erfigefundenen Gleichung gebrauchen, um den Winkel y und fodann a noch näher zu finden.

[DL

$. XCVMI um diefe Methode durch ein Beyſpiel zu erläutern, wollen wir das obige wieder vornehmen, bey welchem wir. ohnehin- fehon alle Theile und den Snnhalt des Triangels ABC wiſſen. Es iſt demnach

J * zZ

| der Mittagslinie ic, | ‚am 21 50 b= ıo0 ı5 209 180 358 37 10 „= 81.58.28 folglich A= 276 38 42 Ferner o.ı u lg fn e=bgfnyaı 2 o = 98172334 bog fin f = log fin 3 20 57 = 9,9043304

| 19,7215638 | lg mE=lg/fm4ar 16 0 9,8192373

| log fn g=logfn 28 37. 31 = 9,6804072 19.4996645 log m = 0,2218993 log fm A = 9997075610 log of A = 9063398 110 log m i = 0/224823 N 12248237 of 2029114623 J Far 1291146 E: fin \ j I 0,1164991 RX 116499 10 fin‘? cof A*

= 0,0135729

m 16731226, FR 07

mecof A

| f ſin

= 09,1955000.

Diele

47

* ER sale

3.00 Bon Gebranche Diefe Werthe in der Gleichung‘ gefegt geben: ß cot er = Tue + 1,2090720. Den da A= 276 8 42, fo iſt Sinus davon negativ. Wird z = 0 geſetzt, fo findet man 1 0 y= 680—— anſtatt y= 150 52 29 Daher iſt der Unterſchiid—ẽ o oo 8 Welcher an ſich ſehr Een iſt Da man ihn aber nicht weis o

wird der Werth y= * 21 beybehalten, und vermittelft deſ⸗ ſelben der Innhalt des Triangels ABC berechnet, oder conſtruirt. Man hat aber

[23

o D JE

wozurso 52°

ABP =_100 „is, 20

AGC=E 46 375 u

5

„AB=, 1 13 43 = 1228 Or,

Hieraus findet man den Innhalt = 0,4336 Duadratgrade, und folglich ($:84.) x = 275. „Nämlich eben fo wie wir es oben ($. 85.) aus den genau angenommenen Seiten und Winkeln gefunden has ben. Und es if Kar, daß es nicht wohl anderft feyn koͤnne, weil der bier angenommierte Winkel y von dem wahren nur in Secunden

verſchieden ift, und Der Unterfihied in der Verhaͤltniß, auf 27, wel⸗ che = x find, noch lange Feine Secunde Unterſchied geben Tann. Da es demnach Feiner fernern Näherung bedarf, fo wird « = 27 ——— und x und y gefunden, Es ift nämlich;

& oder Fi - 00001583.

Daher

der Mittagsliniee. - 49

nt = 1/7947800 ° 7 Ate=276 39 9

x.=j25' 46 "40. . Beier en ums Gecunde größer ift als oben 8. 85. weil wir

bier eo 27 beybehalten haben.

J |

$. XCVII. Bir koͤnnen bey diefer Auflöfung der beyden Auf- gaben des S. 94. noch anmerken, daß man an ftatt der Bögen AP, BP, welche wir zu Beſtimmung der Verhältnig m gebraucht haben, Die zween Winkel PAB, PBA un: koͤnne. Denn es iſt

Gr EC fn e; fin en fin | 2 \ son fine. fing, und An e: Mſin e Ana: fnb ſolglich RR _ fm a, fin ſ- nt "fin b. fin g. fing.

Wenn demnach die Winkel a, b, £ g ohne die APR oder Bögen AP, BP umd die Seite AB durch anderweitige Ausmeffungen ge- nauer gefunden werden können, als es mittelft der Polhöhe gefchehen würde, fo wird nicht nur ihre Berechnung erfparet, fondern die Auf loͤſung felbft genauer. Diefes ift infonderheit in Abficht auf die Seite AB zu merken, deren Länge durch irrdiſche Ausmeffungen ge⸗ Hauer gefunden wird, als wenn man den Himmel dazır gebraucht, und es ift klar, daß ihr Maaß in die Länge der uͤbrigen Seiten, End daher im Fortgange auf die ganze Ausmeffung der Landfchaft

Besen Einfluß hat. Man muß, fo viel möglich ift; fuchen das Maag en . G der

Av

er

50 Vom Gebrauche der Seiten von den Inſtrumenten, womit man die Winkel mit, zu machen.

Hingegen verhaͤlt es ſich mit den Winkeln etwas anders, weil dieſe ſchlechthin von der Genauigkeit des Inſtrumentes und der Be—

obachtung abhängen, und in. ſo ferne iſt es gleich viel, ob man

Dbijerte am Himmel oder auf der Erde dazu gebraucht, weil es

darauf anfümmt, ob man das Inſtrument genau nach dem vorha⸗ benden Punet richte,

S. XCIX. Will man fih begnügen, wie es bey Landfarten

gefchieht, Die Ränge und Breite der Derter bis auf Minuten zu fins den, fo läßt fich mit guten Inſtrumenten die Polhöhe allerdings

gebrauchen, und bey entfernten Obſeeten wird folgende Aufgab⸗

nuͤtzlich angebracht.

$. C. Man beobachte in A den Winkel PAB und den Bogen

AB. A und B mögen zween Berge feyn, Die man im ganzem Lande oder weit und breit herum ſieht. Man befinde fi) an einem jeden

Orte C, und beobachte daſelbſt die Winkel PCA, PCB nebft dem

Bogen CB, fo wird die ganze Figur gegeben feyn. Denn 1°. Sn dem A APC hat man AP, PC, ACP, hieraus findet man AC, APC, PAC folgende auch BAC.

2°, An dem A ADC hat man nun AC, BAC, ACD, —* wird AD, DC, ADC, und daher auch CDB gefunden.

3°, An dem A CDB hat man nun DCB, DC, EDB, hiergus findet ſich CB, CBD, BD, folglich auch AB.

4°. End⸗

m

der Mittagslinie sc. se 4°. Endlid) in dem A CPB hat man CP, PCB, CB, woraus BP, BPC, und PBC gefunden wird.

$. Cl. Wenn man zu dem Orte E noch einen andern wähle und Dabey eben ſo verfährt, wie in €, fo bat man nun mehr Stücke als nöthig find, und man findet noch einen Werth von BP, AB, APB, welcher mit dem in C gefundenen verglichen, ftatt einer Probe dienen und zur Ausbeſſerung der Fehler gebraucht werden Fann. Werden noch mehr Stände, wie C angenommen, fo findet man eben fo viele neue Werthe von BP, AB, ABC, und kann fodann aus jeden Das Mittel nehmen, und die Aufgabe umkehren , indem man Diefes Mittel, als dem wahren näher. kommend zum Grunde legt, und nad) Anleitung der vorhergehenden Aufgabe $. 94. die Lage der Stände €, ohne die Polhöhen oder die Bögen AP, CB, BP zu gebrauchen, genauer findet. Webrigens ift für fich Elar, daß fo viele Derter man an zmeen von den gewählten Ständen fehen Tann, fo bald die Lage diefer Stände einmal gefunden if, die Lage von allen auch leicht gefunden werden Eönne,

8. CII. Bey diefer Aufgabe hat man in dem Triangel APB nur die Seite AP und den Winkel PAB, und jeder Stand ift für fich zureichend die übrigen Stücfe zu beftimmen. Aus dieſem

ſolgt, daß: fih die Aufgabe auch fo umkehren laſſe, daß wenn

man von dem Triangel ABC gar. nichts weis, hingegen drey

{ Stände wählt, an welchen man A und B fehen kann, und an je

dem Stande die Winkel ACP, BCP und den Bogen PE aus- mißt, die Läge der 3. Stände und der beyden Dbjeete A, B. mit

einem male koͤnne gefunden werden, Diefe Aufgabe bat mit ders

penigen, die wie oben. ($. 34.) für w

irklich Parallele Mittagsti- 2 nien.

\“

Ä NEN SOC 52 Vom Gebrauche nien gegeben haben, eine voͤllige Aehnlichkeit, weil hier eigentlich P das dritte Objeet iſt, welches man zwar wicht auf Erden, oder in der Nähe, fondern am Himmel fieht. Hingegen verurfacht die Mündung der Erde, daß in P Winkel find, und da man bier keinen willkührlichen Maaßſtab annehmen darf, fo müffen die Pol hoͤhen der Stände oder die Bögen CP, welche ihre Erfüllungen find, gegeben ſeyn. Ich werde mich aber begnügen, die Möglichkeit der Yuflöfung, und zugleich ihre Weitlaͤuſigkeit anzuzeigen. Es fy

AP=E AEP-=f!_\ > APB=IE

BPr= OA BER

"APB:ıi- Huch ip

fo hat man in jedem der Triangel ACP, BCP vier ei liegende Sthee, daher ift

20t E. fin. p = cof &.cof p-+.cot L. fm

cot e.fnp= of (h —,8) cf‘ p:+ cot g kmh,

Wird aus diefen Gleichungen E weggefchaft, welches, durch eine Duadratgfeichung und Wurzelzeichen gefihehen Fann, fp bleibt ned) eine Gleichung, welche die Verhäftniß zwifchen den befandten groͤ⸗ fien und den drey geſuchten E)) e, hausdruͤcket. Vermittelſt dee zween Übrigen Stände werden noch zwo ähnliche Gleichungen ge funden, und da man alfo 3. hat, fo find die drey gefüchte Stuͤcke dadurch beftimmt. Diefe Auflöfung ſcheint aber vollends unbrauch⸗ bar. Da aber die Winkel, ſo die Mittagseirenl am Pole machen, felien über einen Grad find, fo kann man cof E und of (hd) =x fegen, und für die Sinus diefer Winkel, die Winkel felbft chen. Demnach wäre;

ct E. mp=ofp+E& cf. eot. e. m p=ofp+heorg—Ecig.

-

x * ( 2 7 ER »

der Mitkagslinie ec. 53

Aus diefen zwo Gleichungen E weggefehaft bfeibt: vot E. finp. tang f + cot e, fnp. tang g= cf p (tang [+ tang g) +h.

Für die zween andere Stände findet man zwo ähnliche Gfeichungen,

_ und da fie vom erfien Grade find, fo ergiebt ſich E, e, h ohne

\

Zweydeutigkeit. Will man ſodanu dem wahren Werthe noch näher kommen, fo muß man aus den Gefundenen die Winfel h, E fuchen, und fehen ob cof E und cof (h—E) von 1 beträchtlich verfehieden find. Iſt diefes, fo fubftituirt man diefe Werthe in den erften zwo Gleichungen und an flatt der finx, fin (h—E) laͤßt man nochmals &, und h—& gelten, weil man weniger fehlt, wenn man für die Einus Feiner Bögen die Bögen felbft, als wenn man für ihre Eofi- aus den Halbmeffer nimmt. Denn der erfte Unterfchied wächft wie Der + vom Eubus, der Andere aber wie + Quadrat des Sinus, Demnach) fällt jener nach der dritten, dieſer aber nur nach Der zwey⸗ gen Dignitaͤt ins unendlich Kleine,

$. CI. Wir haben bisher ſolche Schärfe aefucht, daß fi dabey an den Gebrauch des Eompaffes nur nicht gedenken Tiefe, Da 08 indeffen Fälle giebt, wo man ihn zur Not, oder weil man eben nicht die änferfte Schärfe fucht, gebraucht, -fo müffen wir noch onmerfen, daß zwar Die Fleinern Umftände, die wir bisher betrach- tet haben, dabey faft nothwendig wegfallen, weil fich da von Se— eunden nicht veden läßt, hingegen aber hat der Compaß die Hinders

niß auch, daß die dadurch gefundene Mittagslinien eben fo wenig, als die wahren parallel find, und in der gemäßigten Zone für jede

Meile, um die man gegen Morgen oder Abend fortrückt, einen Winkel von ungefehr 4 Minuten mit einander machen (S. 70.) wel⸗ es im Fortgange bald 4. Grade giebt , die man mit größern Compaſſen noch fehr wohl unterſcheiden kann. Wollte man die 7 G 3 magnez

er:

54 Bon Gebrauche der Mittagslinie ꝛc. n magnetifchen Mittagseireul gebraucherr, fo laufen diefelben ebenfalls etwas weftwärts vom Erdpole gegen einen Punet zufammen, und die Mühe, darüber Rechnung zu tragen, fällt demnach dabey nicht weg. Indeſſen hat die geringere Genauigkeit, die man fid) bey dem Compaſſe gefallen läßt, den. Vortheit, dag wenn man nur bey einer Meil Weges weis, wie viel man von dem zum Grunde ges fegten Mittagseircul 8. 73- gegen Oſten oder IBeften. entfernt iſt, an jedem Stande eine Linie Tann. gezogen werden, Die mit Diefem Mittagscircul fo genau parallel if, ald man es von dem Eompaffe

verlangen kann. Und an fiatt der Rechnung läßt fich die Eonftruction bequem gebrauchen,

Der

Me our Co) RR RT 55 Peters von Dfterwald Rurze inleitun I mie die EEE Operationen Bey

Aufhebung geographiſcher Landkarten vortheilhaft, genau und zuverlaͤßig anzuſtellen.

Eingang.

—* ich das 46. unſerer akademiſchen Geſetze in ſcharfem

Verſtande genommen hätte: fo wuͤrde ich bey mir ſehr uns

ſchuͤßig geweſen ſeyn, ob ich gegenwaͤrtige Abhandlung

der Akademie vorlegen doͤrfte. Denn darinnen heißt es;

Daß die akademiſchen Abhandlungen nichts als neue Entdeckungen,

oder doch neue Zufäge und Anwendungen bekannter Wahrheiten

| enthalten follten. Nun muß ich zum voraus ganz aufrichtig gefter

hen, daß meine Vorfehläge nichts neues noch unbekanntes enthals

te, Sie gründen fich überhaupt auf die bloßen Regeln der gemeinen

| Trigonometrie, Die allen, welche mit dem Feldmeffen nur ein wenig

umgegangen find, bekannt feyn müffen; und es ift fogar nicht das

j geringſte von der hoͤhern Geometrie mit eingemifchet worden. Wenn | ich

56 Vom geographifchen Landineffem ich aber erwäse , daß es bey geometriſchen Operationen, Daferne fe genau und zuperfäßig feyn follen, nicht allein auf die Anwendung der gemeinen Megeln, fondern auf viele andre Vortheile und Hand⸗ griffe zugleich mit ankoͤmmt, Die fi aus der bloßen Känntnif der Meßkunſt nicht allemal einem jeden von felbften zu Tage legen, und daß in der Art und Weiſe, geometrifhe Operationen in Aufhebung geographifcher Landfarten ordentlih anzuftellen, damit man ger ſchwinde zu Werke gehen, ſich bey der großen Menge der Gegenftän- de nicht verwirren, und Die eingefehlichenen Fehler leicht und am Öfteften ohne Wiederholung der Operationen entderfen möge, manche befondere Anleitungen, dergleichen meine Vorſchlaͤge enthalten, ges geben werden koͤnnen, welche aus den Anfangsgeinden der Geo⸗ metrie für fich feibften nicht fließen: fo bin ich allerdings geneigt zu glauben, Daß dicſe Abhandlung, wo nicht zum erften, doch wenige fiens zum andern Falle unfers akademifchen Geſetzes gehoͤret, name lich, daß fie Zufäge und Anwendungen bekannter Wahrheiten ents . hält. Ja ich wuͤrde wohl nicht gar zu fehr fehlen, wenn ich unfern Meß⸗ zirkel, wovon ich eine umftändliche Befchreibung meinen Vorſchlaͤgen beygefüget habe, für eine neue Erfindung hielte, von welcher gleichwohl die Ehre mir nicht, oder doch ſeyr wenig davon gebühret. Denn ich, erinnere mich nicht, fonft irgendswo ein folches Anfttument von fe allgemeinem Gebrauche gefehen, noch Davon gehörer zu haben. Und wenn wir beiwiefen (wie es in der That ift, ) dab man mit dieſem fo bequemen und compendiofen Anftrumente, welches fich ohne die - geringfte Beſchwerlichkeit hin und ber bringen, und zu allen ſowohl aftronsmifchen als geometriſchen Beobachtungen gebrauchen läßt, einen folchen Grad der Präcifion erreichen Eanın, bey welcher man ficher ift, nicht über 4. oder 5. Secunden gefehlet zu haben, der⸗ gleichen Bräcifion von dem befien und größten afteonomifchen Quadranten oder Sextanten vergebens erwartet wird; fo würden wir

F Vom geographiſchen Landmeffen. _ 57 wir ſchon Urfache haben, Durch deſſen Bekanntmachung auf ein

- wichtiges Verdienft um die Sternfunde ſowohl als um die Meßkunſt Anſpruch zu machen.

Den Anlaß zu dieſen Vorſchlaͤgen hat die von dem beruͤhmten franzoͤſiſchen Aſtronome, Herrn Caſſini von Thury auf feines Koͤni⸗ ges Befehl unternommene geometriſche Abmeſſung der von ihm ſo betitelten Perpendicularlinie von Paris bis Wien gegeben. Sein Weg mußte ihn durch Baiern fuͤhren, weil ſeine Linie nicht gar weit von der Mitte unſers Landes abſteht. Seine Operationen erſtreck⸗ ten ſich 6. bis 7. Meilen rechts und links der Verpendicularlinie, ‚und er fehloß alle darum gelegenen Dexter in feine Triangeln ein, die er auf den Kirchenthuͤrnen nahm. Er bediente fich eines Qua— drants, welcher nicht mehr als einen franzöfifchen Schub in radio hatte; Herr Caffini war aber an die Manipulation diefes Anz firuments fo gewöhner, daß er die Winkel, welche es zeigte, auf 15. und 20. Sccunden nahe zu ſchaͤtzen wußte, Diefe Operas

- tionen, bey welchen ich zwar nicht gegenwärtig geweſen bin, ha⸗ ben mich auf verfchiedene Vortheile, und befonders auf die Idee- vom eentriven der Winkel geleitet. Herr Caſſini fagte mir, daß er ſich zu dieſem centriven einer fehr Eleinen Tabelle bedienete: inmaßen

allzuweitlaͤuftig und befchimerlich fiele , die trigonometriſche Operation: bey jedem Winkel zu wiederholen. Ach Eonnte aber dieſe Tabelle nicht zu fehen befommen, Der Fönigliche Ingenieur , Monfieur Mi- | ehael hingegen, welcher ihn begleitete, wollte mich verfichern, daß er (Michel), dergleichen Tabellen bereits angefangen; und ſchon einen ftarken Band davon fertig. hätte. Hieraus ſchloß ich, daß feine Meynung ſeyn müffe, alle mögliche Gattungen diefer Triane geln in Tabellen zu. bringen: wodurch Diefelben freyfich nicht an⸗ derſt, als ſehr weitläuftig ausfallen müßten. Wie ich aber den Sa

chen genau nachdachte, fo fand ih, daß es dergleichen Weitlaͤuf⸗

Bigkeit gar nicht noͤthig hatte; indem in ſolchen Triangeln, deren

H zwo

n

58 Dom geographiſchen Landmeſſen.

zwo lange Seiten jede mehr als 1000. Ruthen, die Baſis aber nur 1. Ruthe hält, 100. Ruthen unterſchied, wenn auch der größte Win⸗ kel 90. Grad ausmachte, doch nicht mehr als hoͤchſtens 20. Seeun⸗ den in dem kleineſten ſcharfen Winkel Unterſchied verurſachen; fü, Daß die Zwiſchenproportionen ohne befonders ealeulieren Leicht zu finden find. So bringt auch der Unierfchied eines Grades an dem größten Winkel in einem ſolchen Triangel niemals mehr als 2. Se⸗ eunden Unterfchied bey dem Eleineften Winkel hervor. Was die klei⸗ nen Grundlinien, oder halbe Thurnmeiten anbelanget ; „fo verhalten fich Diefelben untereinander, wie Die entgegengefesten Eleinen Winkel. Diefe Betrachtungen haben mich auf die Art und Weiſe gefuͤhret, zwo ganz compendiöfe Tabellen zum centriren der Winkel zu verfer- figen, die ich Diefer Abhandlung beyfügen, und ihren Gebrauch ume ftändfich anzeigen werde,

Kurz nad) der Abreife des Heren Cafini erhielt die Akademie von Heren Lambert eine Abhandlung vom Gebrauche der Mittagsli—⸗ nie beym Land sund Feldmeffen. Der gelehrte Here Verfaſſer, wel⸗ cher es in der hoͤhern Geometrie ſoweit gebracht hat, daß er gar weni⸗ ge feines gleichen finder, hat dieſe Materie feiner Gewohnheit nach fehr gründlich abgehandelt; und es wäre nur zu wünfchen, Daß die Mittagslinie nach denen von ihm vorgefchriebenen Methoden aller Or⸗ ten leicht, gefchwind und genau gefunden werden Fünnte; fo wuͤrde an Diefer Art, geographifche Karten aufzuheben, nichts amszufegen feyn. Allein, da es, wie den Sternkuͤndlgern bekannt ift, lange Zeit und viele Verfuche erfordert, die Mittagslinie an einem gegebenen Orte bis auf 6. und 7. Sesunden nahe zu finden; alsdann aber Doc) roch die Abweichung der von einem gegebenen Orte zum andern ge⸗ zogenen Linie von der Mittagslinie durch accurate Inſtrumenten ge fuchet werden muß: fo würde diefe Methode, wenn man anderft Die Winkel fehr genau haben wollte, viel zuweitlaͤuftig fallen; außer man

wenn

u

y #

—* 3

Vom geographiſchen Landmeſſen. 59 wollte ſich einer ziemlich langen Magnetnadel bedienen: in welchen Tale Die Operationen zwar geſchwinde gnug von ftatten giengen; allein, damit wurde man es auf Feine Praͤciſion von 3 Öraden ger fehtweige näher zu bringen im Stande feyn. Zudem würde auch hier nichts in der Zeit gewonnen; denn, wenn die Abweichung einer Linie zwiſchen zweyen Dertern von der Mittagslinie durch die Dioptern auf dem Compaſſe geſuchet werden muß: ſo iſt es eben ſobald geſchehen, wenn man mittelſt der geometriſchen Operationen den Winkel, wel⸗ chen zwey entfernte Derter von der Station aus miteinander machen, auf einem accuraten Meßinſtrumente nimmt, ch nehme Daher feinen Anftand , die geometriſchen Operationen bey Aufhebung der Landkar⸗ ten, der von Heren Kambert vorgefchlagenen Methode weit vorzu⸗ sieben. Ich fege aber zum voraus, daß fie mit der aͤußerſten Schärfe und Genauigkeit angeftellet werden: weit fonft die Fehler in einer langen Reyhe von Triangeln fic) immerzu vergrößern wuͤrden; wel ches freylich bey der lambertifchen Methode nicht zu beſorgen: indem die Mittagslinie unveränderlich ift, folglich, wenn je an Beftimz

muug der Abweichnng einer Linie von dem Meridian in etwas gefehlet

worden, ſolcher Fehler auf die übrigen Operationen Keinen Einfluß weiter haben kann, als daß er jedes Ort nur um foweit von feiner wahren Stelle verrücker, als dir erſte Punet, bey welchem gefehlet worden, deplaciret iſt. Jedoch darf man bey der lambertiſchen Art die Winkel zu meſſen, keineswegs die Mittagslinien fuͤr Parallel annehmen, weil ſie gegen die Polen zuſammen laufen.

Da zweifelsfrey die Verbeſſerung der Geographie unſers Ban des der vorzuͤglichſte und erſte Gegenſtand der ruͤhmlichen Bemuͤhun⸗ gen einer churfuͤrſtlichen Akademie der Wiſſenſchaften ſeyn wird: ſo

doͤrfte eine vorlaͤufige Anleitung, wie dergleichen Arbeit mit Vorthei⸗

le und Zuverlaͤßigkeit angegangen werden koͤnne, nicht allerdings

ohne Nutzen ſeyn. Ich ſchreite nunmehr zu der Abhandlung ſelbſt.

v2 | $.L

6 _ Dom geograshifchen Landmeſſen. §. J.

Von den verſchiedenen Arten, die wahre Lage der Oerter auf unſerm Erdboden gegen einander zu beſtimmen.

De erſte hierunter iſt die aſtronomiſche, da man naͤmlich aus aſtronomiſchen Obſervationen die Laͤngen und Breiten der Oer⸗ ter beſtimmet. Man weis, daß die Breite eines Orts gefunden wird, wenn man deſſen Polhoͤhe obſervieret, und dieſe kann man mit einem guten Quadranten bey 7. bis 10. Secunden nahe erlangen, ſo daß der Abſtand eines Orts von dem Pole auf 800. bis 1000. Schuhe nahe gefunden werden kann. Die Laͤnge laͤßt ſich finden, wenn man die Zeit einer himmliſchen Erſcheinung auf das genaueſte obſerviert, und ſolche gegen die Zeit haͤlt, in welcher eben dieſes Phaͤnomen an andern Orten obſerviert worden. Denn, weil dergleichen Er⸗ ſcheinnngen aller Orten, wo fie ſichtbar ſind, in dem naͤmlichen Zeitpunete geſehen werden; der Mittag aber, von welchen die Stun—⸗ den an gerechnet werden, an jedem Drte alsdann entjteht, wenn die Sonne an den Meridian deffelben Eömmt: fo giebt der Unterſchied der Zeit, in welcher einerley Erfiheinung in zweyen Oertern beobs achtet werden, vie fügenannte differentiam horariam , welche mit 15. multiplicirt den Abftand eines Meridians von dem andern in Graden ausmachet. So haben wir hier in München den 6. Jun. 1761, beobachtet, daß die Benus, als fie unter der Sonne vorbey⸗ ging, aus der Sonnenſcheibe völlig heraus trat früh um 9. Uhr 23. Minut, 48, Sec. Auf. dem Obſervatorio zu Paris geſchah dies fer Austritt fruͤh um 8. Uhr 46, Minut. 38. Secund. folglich waͤre der Stunden » Unterfchicd zroifchen unſerm und dem pariſiſchen Obſer⸗ vatorio 37. Minut. 10. Secunden. Diefes zeigte, daß München gegen dem Obſervatorio zu Paris oftwärts läge um 9. Grad 17, Minut. 30. Secunden. Dergleichen Berechnung läßt fih bey eines Mondsfinſterniß ebenſowohl anbringen, Man pflegt aber die Fin⸗ ſterniſſen

3

us 1 e *

—⸗

Vom geographiſchen Landmeſſen. 61

| ig der Jupiterstrabanten hierzu am vorzüglichften zu gebraus

- chen, weil fie fich fehr oft ergeben; wo hingegen Die andern Phaͤ— nomenen fich nur felten zutragen.

Diefe At, die Laͤnge der Derter zu Finden, würde die vollkom⸗ menſte feyn , wenn man fich dabey den höchften Grad der-Genauige keit zu erreichen werfprechen koͤnnte. Hierzu aber wuͤrde erforder 1. daß die Obfervatores an den unterfihiedenen Orten alle einete ley Sefichtsfchärfe befäßen. 2. Daß die Fernrohre, "Deren fie fich bedienen , alle von der nämlichen Eigenfchaft und Güte wären. 3 Daß die Luft, Wärme re. und dergfeichen an allen Drten zu der Zeit, wenn die Obfervationen angeftellet werden, durchaus gleich

waͤren. Fehlet es an einer dieſer Erforderniſſen: ſo kann es gar

leicht Fehler von ganzen Minuten abſetzen, Die zu Graden reduci⸗ ret 2. und 3. Meilen Unterſchied zuwege bringen. Indeſſen iſt dieſe Die alleinige Art, die geographiſche Rage derjenigen Oerter auf uns ſerm Erdkreyſe zu beſtuumen, welche fehr weit von einander ent⸗ Fernet , oder in verfihiedenen Welttheifen gelegen find.

Die zweyte Art, geographiſche Karten aufzuheben, it dieje—

nige wo man die Abweichung der von einem Drte zu dem andern

‚Hezogenen Linie von dem Meridian gebrauchet; wovon ich bereits im Eingange Meldung gethan habe. Herr Lambert hat hierüber

eine fehr gelehrte und ausführliche Abhandlung geliefert, welche weifelsohne unfern Commentarien einverfeibet werden wird,

Die dritte Art, welche ich) für Die befte aus allen halte, iſt bie geometriſche oder trigonometrifche, da man durch eine Reyhe

von großen Triangeln, wovon alle Winkel genau gemeflfen, und

alle Seiten trigonometriſch berechnet werden, die Lage der Derter gegeneinander heraus zu bringen ſuchet. Diefer bat fih Herr Caſ⸗ 2 3 ſiut

62 Don geographiſchen Landmeſſen. ſini bedienet, und fie ſoll der Gegenſtand gegenwaͤrtiger a lung ſeyn.

> IE

Bon der Bafe, oder Grimdlinie.

Is alfen iſt erforderlich eine Grundfinie zu haben, auf welche die

ganze Reyhe der Triangeln gebauet wird. Se größer ſie iſt/

defto beffer und zuverläffiger fällt hernach die trigonometriſche Rech⸗ nung aus. Sch wollte rathen, daß man eine ſolche Baſe nicht ger ringer als 6000. Ruthen zu 10. Schuhen annehme. Jedach eu

man fich bierinnwegs nad) der Gelegenheit Des Landes richten,

man meffen will,

Man erählet, wenn es fich immer thun läßt, eine Fläche von etwa 3. Meilen, fo daß man an beyden Enden der Grundimie den Thurn, welchen man für eine Station annehmen will, fehen koͤnne, und fo muß man auch von einem Ende der Grundlinie zu dem ane dern fehen Finnen. Alsdann läßt man auf der Grundfinie von 20, zu 20. Schuhen Pfüle etwann 4. Schuhe hoch in die Erde fehlas gen: an dieſe befeftiget man Latten in wagerechtem Stande. würde unnöthig feyn, mehr als 10. folcher Pfaͤle nacheinander zu fehlagen. Auf diefer Gattung von Brüden, die wir Tab. 1. Fig. 1. vorftellen, wird nun das Ruthenmaaß applieiret. Man Tann fich entweder langer Ketten, oder. der Mefftangen bedienen. Herr Cap fini zieht dieſe letztere Art der erftern vor, und will, daß man eine jene Meßruthe n von Fichtenhofze gebrauchen ſolle, weil die Er— fahrnung giebt, Daß dieſes Holz in der Länge weniger Veränderung feydet, als das Eifen felbit. Man läßt alſo 4. oder 5. dergleichen Nuthen, jede 10. Schuhe fang und 3. Zoll dick verfertigen, und an beyden Enden mit Eifen befchlagen; nebft zweyen meſſingenen wohl polierten Knoͤpfchen, wig Tab. I. Fig. 2. zu erſehen. Es iſt unnoͤ⸗

thig

X Vom geographiſchen Landmeſſen. 63

thig zu erinnern, daß die Meßruthe mit Einſchluß dieſer Knoͤpfe 10. Schuhe lang ſeyn muß. Man leget dieſe Meßſtangen auf der Bruͤcke nacheinander hin, ſo, daß ſich die Knoͤpfchen genau beruͤh— ren. Alsdann hebt man die erſte wieder auf, und leget ſie an die letzte, und an dieſe die zweyte, heruach die dritte, und alſo fort. Dadurch iſt man geſichert, daß ſich die Meßſtangen in waͤhrender Arbeit nicht verruͤcken, welches ſich leicht zutragen koͤnnte, wenn man nur 2. oder 3. Meßruthen gebrauchen, und dieſe wechſelweiſe aufheben wollte.

Menn man mit einer Brücke zu Ende gekommen; fo'macht man Die ziveyte auf Die vorige Art, und fährt folchergefialt fort, | bis. man. mit der ganzen Grundfinie zu Ende Eümmt. Es ift aber

‚wohl zu merken, daß man Die Dexter, wo die Pfäle zu den Brüs cken geftanden find, mittelſt Feiner Stecken, die man in die Erde feſt einſchlaͤgt, forgrältig bezeichnen muß, um im Zuruͤckmeſſen die Bruͤcken wiederum auf die nämliche Art ftellen zu Tönnen, wie fie das erftemal geftanden war. Denn das ift allerdings nothwendig, daß die Meffung der ganzen Grundlinie zurück wiederhofet werden muß, um fich zu verfihern, daß man richtig gemeffen habe, wenn | nämlich beyde Maaße zufammentreffen. Soferne fie aber um mehr als eine Ruthe unterfehieden wären: fo muß man kurzum wieder von vorne anfangen, und folang confinuiren, bis die Bor-und Zuruͤckmeſ⸗ fung genan übereinftimmen. Weil an dem richtigen Maaße der Grunds * linie alles gelegen iſt; fo Fann man: dabey nicht nit zu vieler Behute fampeit zu Werke schen ꝛc. Herr Caſſini hielt Dafür, daß es rath— ſam ſeyn würde, wenn man ſich bey der Meſſung eines guten Ther⸗ mometers bedienete, und deffen Veränderungen bey jeder Station ißig anmerkete, hernach aber durch Verſuche beſtimmete, wieviel Stangen bey einem jeden Grade Veraͤnderung leyden, woraus Nah der Grundlinie auf das genaueſte berichtiget werden koͤnnte.

64 Rom geographifchen Landmeſſen. koͤnnte. Ich bin nicht gegenwärtig geweſen, als er feine Grundli⸗ nie von Muͤnchen bis Dachau meſſen ließ; diejenige aber, welche dabey waren, haben mir erzaͤhlet, daß fie dieſe Punctualitaͤt bey Herrn Caſſini nicht. wahrgenommen hätten. Ich meines Orts glaubs te; daß, wenn die Bor-und Zuruͤckmeſſungen einander vollkommen gleich ausfallen, man fich endfich derentwillen beruhigen koͤnne.

Wenn fich etwann zutrüge, daß man wegen zwiſchenliegender Fluͤſſe, Moraͤſten re. nicht in gerader Linie meſſen koͤnnte: ſo muß man freyfich Ummege nehmen. Zum Exempel, man könnte (Tabs 1. Fig, 3.) von: A in D nichl gerade gehen: fondern müßte über B und C einen Umweg nehmen: fo nimmt man den Winkel DAB. und mißt die Linie AB. Bey B nirmmt man die Winkel DBA DBC, und mift die Linie BC.. Bey nimmt. man den Winfet DBC, und mißt die FinieDE.. Endlich nimmt man bey Didie Winkel BDE und ADB, welches letztere nöthig ift,; um. Feine: coneludierte Winkel anzuneh⸗ men , fonderm alle durch Obſervationen zu beſtimmen. Aus beyden Triangeln DBE und DAB fäßt ſich nun Die gerade Linie DA durch trigonometriſche Rechnung eben fo genau herausbringen, als wenn man fie wirklich gemeffen haͤtte.

‚& Ir.

Von Verknuͤpfung der Grundlinie mit den Triangeln.

Yo gemeffener Grundlinie richter nran an: Beyden Enden derſel⸗ I% ben Fänntfiche Merkmale auf, zum E. 2. Pyramiden Alte dann erwählet man zwey Oerter, von welchen: man Die. beyden Ende der Grundlinie fehen Fan, zum Exempel (Tab; 1. Fig. 4. wo AB: die Grundlinie vorftellet;) C und D. Man nimmt fofort mit dem Meß⸗ infirumente bey A die Winkel CAB und DAB, und beyB die Wine -

kel

3 er 4 Vom geographifchen Landmeſſen. 65 kel CBA und DBA. Hernach verfuͤget man ſich in C, und nimmt die Winkel ACB und ADB um zuſehen, ob in beyden Triangeln ACB und ADB alle 3. obſervierte Winkel zuſammen genommen 180. Grade ausmachen. Denn es ift ein für allemal zu bemerken, daß man ſich nicht Damit begnügen darf, 2. Winkel zu meffen, und den dritten Daraus zu coneludiven: fondern, wenn man ſich anderg vollkommen beruhigen und verfichern-will, fo müffen alle 3. Winkel gemeffen werden. Doc) leydet Diefes feinen Abfall, wenn man 3 Stationen miteinander verfnüpfet; 3. E. (Tab. 1. Fig. 5.) Man hätte 5. Derter A, B, C, D, E, und wollte nur 3. Etationen, nämlich A, B, E, maden: ſo nimmt man bey’ A die Winkel CAD, CAE, DAB und EAB. Bey B nimmt man die Winkel CBA, DBC, DBA - und EBD. Letzlich nimmt man bey E die Winkel CEA, AEB und DEB. Die Winkel ACB, ADB und AEB, imgleichen die Winkel ECB und EDB werden concludirt. Man berechnet als⸗ Dann, nach der gegebenen Linie AB, in beyden Triangeln ACB und AEC die gemeinfchaftliche Seite AC, und in den Triangeln ADB und. EDB die gemeinfchaftliche Seite DB, letzlich in den Triangeln DCB und ECB die gemeinfihaftliche Seite CB. . Wenn nun in beyderley Berechnungen die gemeinfchaftlichen Seiten gfeich heraus kommen: fo ift man feiner Sache eben ſo gewiß. und ficher, ala wenn alle Winkel Durchgehends gemeffen worden wären; wie ein jeder leicht fehen kann, der auch nur die erften Anfangsarinde der J Geometrie inne hat,

§. IV. Von Meſſung der Triangeln.

| ie

asten die Srundfinie foichergeftalt berichtiget iſt: ſo geht man N an das Meffen der Triangeln. Se [änger vie Seiten derfels | ben feyn Fönnen, deſto beffer ift. es. Zu dem Ende muß man folche | St

\

66 Dom geographifchen Landmeffen. Stationen wählen, auf melden man nicht allein weit ausfehen, fonderu auch die Stationen ſelbſt in der Weite Teicht diftinguiren kann. Dazu taugen die Kirchenthuͤrne am beften. Sch werde mich bier am Meßinftrumente nicht ange aufhalten, weil ich dasjenige, welches ich vorfchlage, weiter unten befchreiben werde. Nur Diefes muß ic) voraus anmerken, Daß felbiges mit 2. Fernrohren verfehen feyn muß, Davon das einte beweglich ift, und fich mit der Scheibe, auf welcher Die Grade angezeiget werden, um die Are des Meßin— firuments drehet. Das andere ift unbeweglich an der Are, und wird folchergeftalt befeftiget, daß, wenn das bewegliche auf o Grad fteht, Das unbewegliche allemal das nämliche Object in der Ferne zeiget, yoelches man Durch das Dewegliche ſieht. Solches dienet dazu, daß man jedesmal gefchwind nachfehen koͤnne, ob fich das Snftrus ment in währender Operation verruͤcket habe oder nicht.

Die Art des Stativs, woraufdas Inſtrument fteht, iſt zwar

gleichgültig; weil man aber mit einem Inſtrumente, welches auf feinem Stative inwendig im Thurne geftellet wird, gur wenig Ders ter zugleich entdecken kann; fonderlich, wenn die Mauern des Thurns fehr Diet, und die Fenfter oder Oefnungen Elein find: fo hafte ich für das befte, wenn das Anftrument auf einem ftarfen Brette feft- gemacht würde, woran unterhalb 2. an den Außerjten Enden mit eifernen Zacken befchlagene Schieber mittelft 2. Schrauben ausein-

ander getrieben werden. An den beyden Seiten des Tenfters leget

man 2. Bretter an, und fehraubt die Schieber auseinander, bis Die eifernen Zacken Die Pretter an den Seiten des Fenfters erreichen, welche man fo fort feft einfchraubet. Siehe Tab. I. Fig. 6. Diefer Stand des Inſtruments ift der gewiffefte und unbeweglichſte, und man Fann zugleich am weiteften damit herum fehen.

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Vom geographifchen Lsndmeſſen. 67

Wenn das Inſtrument dergeſtalt am Fenſter befeſtiget iſt: ſo fuͤhret man das bewegliche Fernrohr auf o Grad, und Dreher ſodann das ganze Inftrument fo lange herum, bis der Faden im Foco deg Fernrohrs das erfte Objeet oder die Thurnfpise, welche fich aus die- ſem Fenfter in eben dem Stande des Inſtruments entweder rechte

‚oder links (ich wollte allemal das letztere erwaͤhlen) fehen läßt, durch⸗

fchneidet. Sch habe fehon oben bemerket, daß in dieſem Falle das nämliche Object auch im Foco des unbeweglichen Fernrohrs erfcheinen muͤſſe. Wenn aber die beyden Fernrohre nicht fo genau geftellet werden Fönnten, daß ihre 2lren im o. Grade beftändig parallel ſtuͤn— den, folglich einerley Object zeigeten, fo Fann man dem unbewegli- chen Fernrohre mit einer Eleinen Schrauben und Federwerke helfen, womit man e8 jedesmal, wenn das bewegliche Fernrohr auf o Grad ſteht, auf eben das Object führet und alsdann befeftiger. Hernach ftellet man das ganze Inſtrument feſt, führet das bewegliche Rohr in B, und merket die Grade auf dem Inſtrumente an, und fo weiter in C. Wenn die Are des Fernrohs fo ſteht, daß fie die Mitte des Thurns durchfehneidet, wie DO, fo merkt man die Grade an, und fehreibet in der Tabelle darneben: Direction. Alsdann führet man das bewegfiche Fernrohr in E, von da in F md 6, und fo fort, bis man Fein Ort aus demſelben Fenjter mehr ſieht, und merket bey jedem die Grade an. Man fieht aber auch von Zeit zu Zeit durch das unbewegfiche Fernrohr, ob ſelbiges noch das erſte Object A, bey welchem man angefangen, zeiget; wenn Diefes nicht

wäre, fo hätte fich das Inſtrument verruͤcket, und man müßte wie

der don vorne anfangen. Uebrigens muß man fich wohl in acht nehmen, daß man die Namen der Derter in der Tabelle richtig an-

feße, und ja nicht mit einander confundire. Es würde daher nicht

| .

undienfich feyn, wenn man die Geftalt des Thurns, wie fie im Fernrohre erfiheint, in der Tabelle bey jedem Drte, an deffen Ber

Nennung man zweifelt, binzuzeichnete. Noch beſſer wäre es, wenn

2 man

2, e F * we * ER ER 68 Vom gesgraphifchen Landineffen. man eine beyläufige Karte von der Gegend, wo man meffen will, beyhanden haͤtte, auf weicher man vorher die Abweichungen der Derter von der Mittagstinie fo beynahe anmerkete, und hernach mit- telft eines mit Dioptern verfehenen Compaſſes an der Station eben diefe Abweichtingen ſuchte, da dann die Derter in den Dioptern des Compaſſes, oder doch nahe dabey erfcheinen wuͤrden. Hierdurch kann man fich verfihern, ob man in den Namen der Derter vecht dar van ſey.

Nachdem man mit dem erften Fenfter fertig geworden ift, fo geht man an das Zweyte P, und verführt eben fo wie beym erftern, Nur muß man wohl merken, daß der Ort, welcher beym erften Fenſter der letzte geweſen, beym Zweiten der erfte feyn muß. Co war C beym erften Fenfter O der letzte Drt, und beym Fenfter P it es der erſte. Auf gleiche Weiſe muß beym dritten Fenfter der Erfte Drt derjenige feyn, welcher beym zweyten Fenfter der Teste war, und fo weiter.

Wenn man von allen Seiten des Thurns, wo Defnungen oder Fenfter find, Die Winkel genommen bat: fo mißt man zuletzt die Weite des Thurns, und machet folgendes Negifter:

Ge an ee ar Direct. Wiyk. innen od. cent.

N. 2. Läng. * Namen der Seiten. | Dexter. | Winkel.

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TR. Dir. TB. abzuzie⸗ außen ben.

Station X. Erfies ‚Senfter, Halbe Thurnweite. 6. 2.

A ö) oo B 16 2019 | c 127 15.40 f | Dir. 40 29 20 E 45 713 F 59 1620 G 731225

Zwey⸗

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Dom gesgraphifchen Landmeſſen!. 69

Zbertes Fenſter. Halbe Thuenweite. 6 2.

en G lo o o H 21.33 15 I 13 712 Dir, 716 55. K 69 14.20: L 771836 M 94 20 30 26 Mar $. V,

Wie die Directionswinfel zu beſtimmen.

Dieß wären die Grade, welche auf dem Meßinftrumente bey jeden Drfe, den man durch das bewegliche Fernrohr gefchen, anges zeiget worden. Nun müffen die Directionswinkel gefucht werden, das ift jene Winkel, welche jedes Ort mit der Directionslinie ma— et, weil man diefe Winkel zum centriren, wovon 8. 6. mit mehrern gehandelt wird, unumgänglich nöthig hat. Dich gefchieht nun auf folgende Art: Man zieht die Grade, welche ſich bey den. Dertern vor der Directionslinie befinden, von den Graden ab, welche bey dieſer lestern ftehen: Die Grade bey der Directionslinie aber zieht man von den Graden der darnach folgenden Derter ab, die Reſten wer: den bey jedem Drte in der Columne N. 3. bingefchrieben , und diefe geben Die äußern Directionswinkel, das ift, Diejenigen Winkel, welche. Die vom Mittelpuncte des Inſtruments zu den Dertern gehenden Linien

mit der Direetionslinie machen, nämlich (Tab. IL. Fig. 2.) AOD,

PD; COD, haar \ DOF, DOG, HPD, &. So giebt

vn *

man zum Exempel die bey A ftehenden 5 o © von 40 29. 20 ab;

Si 3 die

70 Vom oosraphiſchen Landmeſſen.

die verbleibenden * ee. .20 ſhreidt man neben A in die Colum⸗

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ne N. * Bey B ſtehen Fi 20 19, Diele von * 29 20 abgezogen, geben * "welche u; neben n in der Dritten ken ſchreibt. Die bey ſtehenden 27 15 * siehe a von * * 4 ab und fchreibt 6 yepiipeunen 13 40 neben Als dann zieht man die * 20 von den nachfolgenden * 7 dep E ab, herz

“a

nach von x 4 20 bey F, und endlich von * ı2 25 bey G, und fehreibt das, was bey jedem übrig verbleibt, nebenhin in Die Eolumne Numero 3. Solchergeſtalt verführt man beym zwey⸗ ten Fenſter und fo fortan, Da bekoͤmmt dann die Tabelle folgende Seftalt ;

N, r. | | De “| N.4. N. s Läng.der] Namen der —— abzuzie⸗ dut Wink. Seiten | Oerter Winkel. | ee 4 ben. | innen od. cent.

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Station X. Erftes Senfter. Halbe Thurnweite. 6 2;

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Zwey⸗

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Dom geographifchen Landmeſſen. 71

Zweytes Fenſter. Halbe Thurnweite. 6 2.

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Wenn man wiffen will, was zwey Derter für einen Wiukel mit einander machen. So giebt man acht, ob die Directionsfinie zwiſchen beyden liegt, oder ob beyde Derter auf einer Seite der Dis

rectionslinie, es fey links oder vechts liegen. Im erftern Falle ad-

Dirt man die Direetionswinfel N. 3, im Zweyten aber zieht man fie von einander ab. Zum Erempel: Es fragt fi), was B und F mit einander für einen Winkel machen? Hier liegt die

L u o

linie wiſchen a Dertern: man addiret alfo * 9 1 zu 18

ıi 4

* thut PR 56 ı und’ fo viel macht der Winkel BOF aus, Wenn man hingegen den N haben will, —* A und C mit

[2

einander Rage ſo zieht man ı & 13 40 von F 29 20 ab, ver⸗ bieiben * 15 Pa welche den Winkel AOC geben.

Wenn fich aber beyde Derter nicht auf einerley Directionglinie

beziehen, das ift, wenn fie nicht aus einem fondern aus verfehiedenen Fenſtern gefehen worden, fo fuchet man den Winkel, welchen der erſte gegebene Drt mit dem lesten an dem nämlichen Fenfter gemachet;

alsdann nimmt man den Winkel, welchen Diefer fegtere mit dem andern

72 Vom geographiſchen Laudmeſſen.

andern gegebenen Orte an dem andern Fenſter begreift, und thut beyde dieſe Winkel zuſammen. Zum Exempel: Es fragt ſich, was C und L einen Winkel machen: fo ie © man erftlich C und G,

ı [2 (6) ı u [ „4

das iſt: * 13 40 und 32 43 5, tbut J * 45. Hernach nimmt

‘L

* G. und L, dos if, z ss und 28 ı 417 thus zuſammen

L 4

* 18 * Dieſe zu obigen as 56 45 gethan, geben den

Winkel, welchen C und L mit einander machen, mit 123 Is 2 Kenn die Summa mehr als 180 machet: fo zieht man fie von 360. weg, was verbleibt, giebt den geſuchten Winkel.

Man ſieht hieraus leicht, wie die Winkel zu finden ſeyen, wenn die gegebenen zwey Oerter ſich auf 3. oder 4. Directionslinien ber ziehen, das: iſt, wenn dag eine aus Dem erſten Fenfter, dag andere aus dem dritten oder vierten gefehen wird Wir wollen ein Erempel aus dem hierunten frehenden Mufter des Operationsregifters bey der Station A pag- 73. nehmen, wo ſichs fragete, was L und H für einen Winkel ausmachen? * anne man in der Eofumne N. 3

erſtlich den Winkel LI mit 78 0 2) Den Winkel TE mit 6

o 27 und 3) den Winfel EH mit 84. 6) * Dieſe drey zuſam⸗ men addiret RR den Winfer, welchen L und H miteinander mas

U " ı4q chen, mit * 1 51, oder, dieſe von 365 abgezogen, mit 13488 9. Dieſe Winkel ſind aber nicht genau, ſondern ſie muͤſſen centriret werden, wie ich im folgenden 6. 8. zeigen werde, Vorher aber will ich hier beyde Mufter, ſowohl vom Operationsregifter, als Berech⸗ nungsbuche, ſammt den beyden Tabellen zum Eentriven der. Winkel einruͤcken.

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Station A, Erftes Senfter. Halbe Thurnweite. 64.

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Zweytes Fenſter. Halbe Thurnweite. 67.

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06 Erſte Tabelle sum centriren der Mintel

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98 Zweyte Sabelle zum centriren der Winkel.

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Zweyte

-Smente Tabelle zum cenfriven der Winkel. 99 | a —— ——

81 23] 65] 57 49| 40| 32| 121. jıcg| 97| 85] 73 60] 48 82 74| 66| 58| 49) 41] 33 122 II10 98| 85| 73|.61| 49 83 751 66| 58| 50[ 4ı| 33 123 I111 98} 86| 74] 61] 49 84 76| 67! 59| 5o| 421 34 124 lıı2] ggl 871 741 62] 50 85 761 68 59| sul 42] 34| 125 Irı2|ıco| 87| 75| 62] 50 86 ° | 77| 691 60] 52] 43] 34 126 |rız}ıo1| 88| 76| 63| 50 87 78| 70| 61] 52] 43| 35 127 J|ı14\102| 89! 76| 63| 51 83 79| 70| 62| 53| 44| 35 128 |ı15jıo2| go) 77! 64| 5x 89 80| 7ı| 62| 531 44| 36 129 Jjı16j103| 90| 77| 641 52 __%9 81] 721 631 541 451 36] 130 |rı7lıos| gı| 78] 65| 52 91 82| 73] 64] 55] 45| 36| 131 |118]105| 92| 79| 65] 52 92 83] 74| 64| 55| 46| 37) 132 [zz9j106| g2| 79| 66| 53 93 84| 74| 65| 56| 46| 37| 133 J|120j106| 93] 80| 66| 53 94 84| 751 66| 561 47| 38 134 |ı22/107| 94| 80| 67| 54 95 851 76) 661 szi a7! 38] 135 In2ıjıog| 94] 81 671 54 96 86| 77] 67] 58] 48| 38| 136 |122j10g| 95] 82} 68] 54 97 87| 78| 68] 58) 48| 39| 137 |123|110| 96| 82] 68) 55 8 88| 78 69| 59| 49| 39| 138 1124 110 97| 83) 69) 55 9% 89| 79! 69] 591 49 40] 139 Jı25lsıı] 97| 8317 691 56 100 | gol &ol mol 6ol sol 40 140 323 101 gıl 81] 71] 61[ 50] 40] 141 Jı27lıı3| 99] 85[ 70| 56 102 g92| 82| 71| 61) 51] 142 (128|114| 99| 85] 71) 57 203. 93| 82] 72| 62] 5ı| 41 243 |ı2glı14l100| 86| 71| 57 104 | 94 834 731 62] 52| 42] 144 Jızolıızlıoı| 86| 72| 58 205 1:94| 841 73l 63] 521 4el 145 I130l116jıor| 87] 72} 58 106 95| 85] 74| 64] 53| 42} 146 |ı31Jı17lıo2] 88} 73] 58 207 | 96| 86| 75) 64| 53| 43| 147 |132|118|r03 88 | 73) 59 208 |} 97| 86} 76| 65| 54| 43] 148 |133|118]104 89| 74| 59 109 95] 87| 761 65) 54] 44] 149° |134l1ıglı04| 89) 74| fo zo | 99l 88 77l 661 55] 441 150 |1351120l105| go] 75! 60 111 100| 89| 78| 671 55| 44] 151 |136l121]ı106] gı] 75| 6o , 312 ıor| go| 78| 67\ 56| 45| , 152 |137}122/106| gı| 76) 61 213 202| 90) 79| 68| 56] 45| 133 |138j122|107| 92| 76| 61 114 1031 gı) 80] 681 57| 46 154 Jı3glı23!108| 92| 77| 62 > a5 |103| 92] 80] 6gl 371 46| 155 Jı3glı24l108| 93| 77| 62 116 104| 93] 8ı| 70| 58] 46 156 [140[125|109: 94| 78| 62 "317 6 94| 82| 70) 58) 47) 357 |141/126[110| 94| 78] 63 28 106| 94! 83| 71 59| 47 158 [142 126/117 95| 791 63 ag 107, 95) 83] 7) 591 481 159 11431127 111 95! 791 64 2.2.0 L1og! 96) 841 72] 6ol 48] 160 Lı44jı2$lıı2| 96| 80] 64 * N2 Zweyte

. N ı -

100 Siveyte Tabelle zum centriren dev Winkel,

ar |

Kun | 918! 7615 al mm | 918171 orte

161 z45!129|113] 97| 80] 64| 201 |181j161|141]121j100| go 162 -}146j150/113) 97| 81| 65 202 }1$82|j162/141j121jı01| 81 163 1471301 1101 98| 8ı| 65 203 |183}162]142|122|101| 164 14813111151 98] 82] 66 204 ]184}163]143]ı122|102] 82 165 148|132|115| 99| 82| 66| 205 |184]164|143]ı123]102| 82 166 149j133}116]100| 83] 66| 206 I185jı65 144|124[103 8% 67 1501134} 117|ı00| 83) 67| 207 .|186|166|145,)124j103| 83 168 15411341181101) 84| 67 208 J187\166)146|125/104) 83 169 152|135j118|101| 84| 68 209 1188|j167]146j125[104| 84 170 153|136|ı19|ı02| 85| 68| 210 |189j168|147|126|105| 84 171 154|137]120|103[ 85| 68 211 |190|169|148|125!105| 84 172 155/138|120|103| 86| 69 2ı2 |191|170)148|126|106| 85 173 156|138}121|104| 86| 69| 21353 |192)170/149|127|106| 35 174 157|139]122J104| 87| 70 214 [193|171!150|128]107| 86 175 |157|140lı22|105} 87| 70| 215 |193|172|150|129|107| 86 176 158|141]123j106| 88] 70| 216 J194]173j152j130|108| 86 177 159/142|124j106| 88] 71 217 1|195|174|152j130 103) 37 178 t60)142]125!107| 89] 71] 218 Jı96j174]153]131)109| 87 179 161]143|125|107| 8g| 72 219 |197|175]153 131/109! 88 180 . |162|144|126]108| go| 72| 220 Jı98j176|154j132|r10| 98 181 |163 145|127|109| 901 72 221 [199]177|155j133/110] 83 132 164|146|127]109| 911 731 222 |200)178j155|133]110| 89 183 |165 146l128l110| 911 73| 223 |201|1781156|134Jı1ıl 89 184 1166 147lı29]ıı0| g2| 74] 224 J2o2|ı7glıs7lızalrı2] go 185 _ |166]148|129l1ı1] 92| 74] 225 j202]1801157|135|112] 90 186 |167 149|130|112| 93] 74| 226 |203 18115813613] go

188 I169 1350/1321113] 94| 75 189 r7olısılızelrızl 94! 76 ı9o |rzuliselıgglrıa] 95| 76

205:182!160!137!ı14] gz 229 2061183160 137l114| 92

187 |168 150 131 112 93, 75) 22 | 230 1207|184|161|138|r15| 92

See 91

——

191 172153134 115 95| 76| 231 |208|185 162|139|115| 92 192 173 #54, 134,115] 96) 77] 232 1209 —— 116 93 193 1741541135 116) 96 77) 233 2100186 163130 116 93 194 175|155 1361 116| 97! 784 "234 ları 18711641140l117| 94 195 I17511561136|s17| 97| 781 235 _lerı|s8lı64lıgeierT] 94 196 137 5 9°] Mn 236 Verde Hi = 94 197 177 158 13811181 98 79| 237 1213,190,166,142)118| 95 198 117 153 139 119 99) 29) 258 Is14|1901 167 143/119) 95 199 Ir7glisolızglııg| 99| 80] 239 le1s5lıgıl167l143/119| 96 200 Jıgolı6olıgolızotroo| go] 240 [216|192|168|144] 120] 96

$. VL

Vom geographiſchen Landmeſſen. xor. ii §. VI Vom Centriren der Directionswinfel,

Weil es fih ehr felten zuträgt, daß man das Mefinftrumene In die Mitte des Thurns freflen , und von daraus die Winkel nchz nen kann, und wenn and) folches allemal thunfich wäre, dannoch woegen der Entfernung von denen gemeiniglich fehr Eleinen Thurne fenftern fehr wenig Derter geſehen werden Eöunten : fo habe ich fchon oben erinnert, Daß das Inſtrument fo nabe am Fenfter fiehen müffe, als es immer möglich if. Nun feyen (Tab. II. Fig. 3.) pruno ein vierefigter Thurn, md in C die Mitte deſſelben, in g aber die Feuſter. Weil man allemal das Fernrohr auf die Mitte der Thuͤrne richtet, fo ift offenbar, daß Die eigentlichen Winkel, welche Die 2. Derter A und B miteinander machen, ACB ift: folglich find Die eigentlichen Directionswinkel ACB und ACD. Nun iſt der bey A obfervierte Divectionswinfel Agd = ACD + CAg, und Bgd= BCd + Chg: folglich) muß man, um die wahren Directionswinfel zu haben, von Agd den Eleinen Winkel CAg, und von Bgd den Win⸗ kel CBg abziehen, Man faget demnach: wie fich die Geite BC zu dem Sinus des Äußern oder obfervierten Directionswiukels Agd verhaͤlt: fo verhält fih die halbe Thirenweite Cg zu dem Sinus des Eleinen Winkels CAg, welcher von dem Winkel Agd abgezogen werden muß. Dieß feget voraus, dag die Seite ACT beyläufig bekannt fey; ich fage beyläufig, weil bier 3. oder 4. Ruthen in Feis nem Falle, wo die Seite AC über 1000. Ruthen betrift, einen Unterfchied von einer Secunde in dem Winkel CAg verurfachen koͤnnen. Um nun diefe Seite beyläufig zu finden ; ſo nimmt mau einsmeilen die äußern Directionswinkel für richtig an, und berechnet hierauf den Eleinen Triangel, wovon AC eine Seite ift, trigono—⸗ wietriſch. Wir wollen ein Exempel aus dem Operationsregifter Seite

| N 3 | 73

102. Vom geographifchen Landmeſſen.

73 ꝛe. nehmen, und fegen: e8 wäre in dem Triangel AEG die Seite AE (Tab. 3. Fig. 1.) aus der Örundlinie gegeben mit 3500. Rus then, und man wollte die Seiten AG und EG beyläufig wiſſen: fo fuchet man bey der. Station A in der Eolumne N. 3. den Wins Kr welchen E und GE miteinander —— Dan zieht nämlich

ı u (0) 1. ik = 0 4 von 47 0 27 ab, verbleiben 34 o == Alsdenn ſuchet ° 4 [12

man bey Der E den Winkel AG, thut 77 7 * +41026 zuſammen 18 4 43: und bey SR Station G den Winkel AE, thut

P6) 1) gr De 3 Die 9 10 21 Oder 27 «3 FR Die Seeunden teirft mar weg ; weil ohnehin die äußern Directionswinkel ein. wenig zu groß find; fo haben wir im Triangel:

ö% A140 E 118 7 G 27 53 180 0 Ä weil mım die Seite AE gegeben ift, ſaget manz. Log. von 3500. oder AE. 3. 54406 0 Sin. A oder 34 9. 74756 13. 29162: or, Log. Gin. & oder 27 52 9. 66994 Log. von 4184 oder EG 3. 62168. ferner Log, von 3500. oder AE 3. 54406: k oO y; Ein, E wer 118 7 9. 94846 13,48952

Vom geographifchen Landmeſſen. zo

Br, 13. 48952 Sin. G oder 27 53 9. 66994 von 6600. oder AG 3. 81958

Die gefundenen beyläufigen Seiten fehreibt man in der Tabelle neben die Derter in der Columne Num. 1. So ſteht ©. 73 bey G 6600. welches fo viel fagen will, als daß die von der Station A in G gezogene Linie 6600. Ruthen Tang if. Und E. 74. fteht bey G. 4184. welche Zahl die Länge der Linie von der Station E, ſo an diefer Seite befindlich ift, bis in E andeutet,

Wenn nun in der Tabelle ımter der. Columne N. 1. bey allen Namen der Derter die Längen der Seiten von der Station an bis an jedes Ort beygefeset worden: fo eentriret man die Winkel nach der bhieroben angegebenen Methode, Wir wollen bey dem vorigen Exem⸗ pel bleiben. ©. 73. fteht bey E unter der Eolumne N. 3. der

r © 4 [7] Außere Directionswinkel mit 47 0 27, die Seite AE hält 3500, R. amd die halbe ger 6 4. folglich:

log. Sin. * 9.86412.

+. von 6 % 1, 80618 11.670390

o ın * + VON 3500.00 5.544056

... Ein.27 6.12621,

Dieſe 27 welche man neben E unter der Columne N. 1. fehreibt, fin® a dem äußern Direetionswinkel, Beiden bey E ftcht, nämlich von

E17 o a7 abzuziehen, Da dann 47 übrig verbleiben, welche den eigents

ERBET METER

304 Wonm geographiſchen Landmeſſen. eigentlichen inneren oder eentrirten Directionswinkel ausmachen, den man bey jedem Orte unter der Columne N. 5. hinſchreibt.

$. VH.

Vom Gebrauche der Tabellen zum Centriren Winkel,

Weil es aber aluweitläuftig fallen würde , alle Winkel durch die trigonometrifche Rechnung zu centriren. So habe ich zwo Ta⸗ bellen ©. 86. bis 97. und ©. 98. bis 100. verferfiget, mit deren Bey⸗ bülfe man den Eleinen Winkel, weicher von dem außern Directionge winkel abzuziehen ift, gefehwind finden kann. Man fieht nämlich

b

in der erften Tabelle zum Eentriven der Winkel, was für eine Zahl

dem Außern Direetionswinkel im Operatiensregifter N. 3. und der Seite N. 1. zukoͤmmt, mit diefer Zahl geht man im Die zweyte Tas

belle zum Eentriren der Winkel, und, fi Sieht, t, was für eine Zahl mit fee -

biger und der gegebenen Thurnmeite? welche oben an in der Co⸗ fumne ſteht, correſpondiret, dieſe legteve zeiget, wie viel Secunden von dem Äußeren Directionswinfel abgezogen werden müffen, um

den innern oder cenirirten Directionswinkel zu erlangen, 3 e |

©.73. fieht bey E in der Columne N. r. 3500, und N. 3. a7 J

. 4

Die halbe Thurnweite iſt 6 4. Nun ſuchet man in der erſtern Tabelle zum Centriren der Winkel S. 89. in der oberſten Zeile den

© 5 Winkel 47, und fährt herunter bis man gegen 3500, hinüber koͤmmt, da ftchen 43. Mit Dielen geht man in die zweyte Tabelle zum Eentriren der Winkel, ©. 99. und fuchet darinnen unter der Columne

Num. die Zahl 43. auf, mit diefer und der Rubrique 6 eorreſpondiren 36, mit 7 aber 30, Den Unterfihied von 4 multipfieiretman mit en thut

|

U ER A a 5 TR

Vom geographiſchen Landmeſſen. ro⸗ẽ

thut 16, und wirft die legte Zahl weg, verbleibt 5. Dieſes zu 26.

Lu. u

gethan giebt 27, welche Zahl der halben Thurnweite von 6 4 zu⸗

kdmmt. Folglich find von dem aͤußern Directionswinkel F abzu⸗ ziehen, eben ſo, wie ich es hieroben Durch die trigonometriſche Rech— nung heraus gebracht habe. Uebrigens wird es wohl Feiner Erin— nerung bedärfen, daß, wenn man die Längen der Seiten in der Tas belle 1. nicht genau findet, die Proportionalvechnung gebrauchet wer⸗ den muͤſſe. 3. €. man hätte eine Seite von 1030, R. und einen

Directionswinkel von 83. Die Tabelle. giebt für 1000. Ruthen * und fuͤr 1100. Ruthen 186. Dieß macht alfo einen Unterschied auf 100. Ruthen von 18, Man faget demnad) ; 100, Ruthen geben =. tie viel geben 30 Ruthen? Far. w

Ich muß nun noch ein paar Worte von der Art und Weiſe melden, wie diefe Tabellen berechnet worden. Ich habe nämtich eine

Seite von 1000. Ruthen zu 10. Schuhen, und .eine halbe Thurn⸗ weite von 1. Ruthe augenommen, und diefen Satz durch alle Grade

* 0 0

der Direetionswinkel von ı bis 90 berechnet, mit folgender Ana— logie: Wie fi 1000. zu r. verhalten: fo verhält fih der Sinus des Directionswinfels zu dem Sinus des Heinen Winkels, welder

davon abzuziehen ift. Ich diirfte alfo nur die Karakteriſtikzahl des Logarithmi, welcher dem Sinus des Directionswinkels zukömmt,

um 3. vermindern, fo hatte ich den Logarithmum vom Sinus des

Beinen Winkels.

Weil nun bekannt ift, daß fich in gar kleinen Winkeln die Si—⸗ Bus verhalten, wie die Winkel ferbften: fo ergiebt fich, dag bey einer- D (ey

106 Dom geographifchen Landmeffen. ley Directionswinfern und einerfey Grundlinien oder Thurnweiten die entgegen gefegten Fleinen Winkel fich umgekehrt verhalten muͤſ⸗ fen, wie die daran gelegenen langen Seiten. Denn man feße (Tab. 2, Fig. 4. & 5.) zween Triangel ABC und DEF, morinnen AB' gleich fey DE, und der Directionswinkel CBG gleich dem Winkel, FEH. Dan nenne AB = DE b, und den Sinus des Directions⸗ winfels f: die Seite AC fey a und die Seite DF ma, der Winkel ACB x und der Winkel DFE y fo ift im erſtern Triangel ;

a: a:/=b: =b: nx

8; a pp =f in X.

a

m andern Triangel

ma: [=b: fny«

Sb=fmy.

- Mo Folglich ift: An x: my=

a ma bir EN ee a ma war Yun ift ‚x, my=x:y folglich |

xr y=ma:ıa Daher verhalten fich dieſe Heinen Winkel in zweyen Triangeln von einerlen Grundlinie und Directionswinkel, umgekehrt wie die Geis ten, welche dem Directionswinkel entgegen ftehen. Auf diefe Weiſe find folche Eleinen Winkel für die übrigen. Seiten an ge⸗ ſchwind

WVonm geographiſchen Landmeſſen. 107 ſchwind zu Ode. Zum Eyempel ©. 87. kommen einem Directions⸗ winkel von 17 und einer Seite von 1000 Ruthen zu ven dieſe

2 getheilet geben * welche eben dieſem Direetionswinkel von * und einer Seite von 2000. Ruthen zukommen. Eine Seite von

3000, Ruthen giebt 20, von 4000. Ruthen 15. ı€

\

Die erfte Tabelle feget alfo eine Grundlinie oder halbe Thurn⸗ weite voraus von 1. Nuthe oder 10. Schuhen. Bill man nun den Beinen Winkel für andere Grundlinien (alles übrige gleich gefeset ) finden: ſo multiplicirt man den in der erſten Tabelle gefundenen Winkel mit der gegebenen halben Thurnweite, und wirft die letzte Zahl davon weg: was ſtehen verbleibt, giebt den kleinen Winkel. 3. einer Seite von 1000. Ruthen und einem Directionswinkel

0 1 } von 17 kommen zu 60, wenn die halbe Thurnmeite 10. Schuhe. ber trägt. Gefegt aber, diefe hielte nur 6. Schuhe, fo multiplieirt man 60. mit 6. giebt 360, und Dividiret es mit Io, Oder, welches einerz

ift, man wirft das o hinweg, fo verbleiben 36, welche einer halben

2 Thurnweite von 6. Schuhen, einem Directionswinkel von 17, und einer Seite von 1000. Ruthen zukommen.

Der Beweis hievon gruͤndet ſich auf das, was ich hieroben ge⸗ fagt babe: daß nämlich in kleinen Winkeln die Sinus und Tanz genten fich wie die Winkel felbft verhalten. Es fey nämlich (Tab. 2. Fig. 6.) AC die lange Seite, CB die halbe Thurnweite. Man errichte in B eine Perpendicufarlinie BF: fo ftelfen die Linien BE und BF die Tangenten von den Winkeln GAB und CAB vor, welche ich wie diefe Winkel felbft verhalten, Nun it CB: GB=BF: BE: folg-

Mich ift auch CB: GB = CAB: GAB. Aus diefem Grundfage nun BE D2 iſt

108 Vom geographifchen Landmeſſen. iſt die zweyte Tadelle zum centriren der Winkel berechnet worden. Und dieß mag von dieſer Materie genug ſeyn, welche ich glaube in

ein ziemlich helles Licht geſetzet und deutlich gnug erklaͤret zu haben.

VOR“ Mon Berechnung der Triangeln.

Sen das Dperationgregifter vorgedachtermaßen vollig geſchloſ⸗ fen, das ift, wenn die Directionswinkel alle centrivet, und uns ter der Colume Num. 5. angemerket worden. So überleget man jetzo, was man für Triangel für die Gegend, welche man gemef- fen hat, und in eine Landkarte zu bringen gedenket, erwählen wol⸗ le. Da wird nun fehr vorträglich feyn, wenn man fehon eine bep⸗ laͤufige Karte bey Handen hat, und hierauf Die Triangel, welche man in die Berechnung zu nehmen gedenkt, fo beynahe entwirft. Denn, wenn von allen Thurnfenftern, an allen Stationen, auf alle Derter, welche unter den Geſichtskreys fallen, mit dem Fernrohre gez zielet, und Die Örade, die fih auf dem Meßinftrumente zeigen, in dem Dpsrationsregifter angemerket werden: fo kann es nicht fehlen,

daß man eine große Menge unterfchiedficher Triangeln erlanget, das |

von fich jedoch einige zuverläßiger berechnen laffen als die andern. Die beften find folche, wo die Winkel einander faft gleich find; das hingegen in jenen Triangeln, wo gar zu ftumpfe Winkel vorkom- men, ein Eleiner Irrthum im Winkel merkliche Fehler an Den See ten verurfachen kann; fonderlich, wenn diefe ſehr Fang find. |

Wir wollen diefe Berechnung durch ein Erempel erläutern: ich feße, man hätte (Tab. II.) 11. Dexter, nämlih A, G, H, K, L, B,C,F,M,E und I, aus fopiel Stationen gemeſſen: und die Seite AE wäre aus der Verknüpfung mit einer Grundlinie ge geben an 3500, Ruthen. So ſuchet man aus dem Operationsregi⸗

ſter

Vom geographiſchen Landmeſſen. 109

ſſtet Seite 73. bis 79. unter der Columne Num. 5. die centrierten Winkel fuͤr die 12. Triangeln, die man ſich erwaͤhlet, zuſammen,

und ſetzet fie im Berechnungsbuche, wovon id) ein Muſter Seite 80. Bis 85. vorlege, nacheinander hin. Der erfte Triangel ift alfo

AGE. Um den Winkel A zu finden, ſuchet man im Operationsre⸗

gifter die Station A auf ©. 73. Da findet man beym- dritten

Senfter die zwey andern Derter E und G, und zwar bey dem erften

\ o unter der Columne Num. 5. 47, und beym andern 13. Weilnun alle beyde auf einer Seite der Directionslinie liegen: fo wird einer von

[> dem adern abgezogen, da dann fir den Winkel A verbleiben 34. Diefe fehreibt man im Berechnungsbuche neben A bin, ©. 80. Alsdann ſuchet man die Station G auf, ©. 79. *

ſich beym erſten Fenſter die andern Oerter A und E mit 9. 17 18, und 37 3 33. Diefe müffen, weil fie ebenfalls auf einer Seite der Directiouslinie liegen von einander abgezogen werden: fo verbleiben

für den Winkel G 27 53 15, welche man neben 6 im Berechnungs- buche hinfchreibt. Endlich fuchet man den dritten Winkel E bey der

- Station F. S. 74. wo ſich beym 4. Fenfter die andern beyden

Derter G und A finden, der erftere mit RR €. 457 und der letzte⸗

° ze mit 41. Weil aber die Directionglinie zwifchen beyden liegt: fo

m. oO, u R muͤſſen fie zuſammen addiret werden, thut 118 6 45 für den Win⸗

kIE, welche man im Berechnungsbuche neben E hinfchreibt. Wenn

folchergeftalt alle 3. Winkel gefunden worden: fo bringt man fie in eine Summe, um zu fehen, ob fie 180. Grade ausmachen. Her⸗

nad) nimmt man den Triangel AGH, und verfährer auf eben die

Art, wie bey dem erften, und fo fort bey allen übrigen Triangeln.

| | | \

Wenn ſolchergeſtalt alle Winkel hergeftellet find; fo berechnet man

D 3 die

110 Dom geographifchen Landmeſſen.

die Seiten der Triangeln trigonometriſch. Ich bediene mich biete bey einer abgekürzten Art, indem ıch zur Berechnung eines ganzen Triangels nur 7. Logarithmen gebrauche, da man hingegen bey dey gemeinen Art deren zo. niederfchreiben muß. Dan kann ſich auch nicht fo feicht Dabey verwirren, als bey der gemeinen Methode, weil man nach der meinigen immerzu fubtrahivet, bey jener aber bald addiren bald fubtrahiren muß: Da «8 dann gar leicht gefchehen kann, daß man fich verwirret, und da addirt, wo man ſubtrahiren follte,

und umgekehrt. Die Negel meiner Methode ift dieſe: man fubrras

birt den Log. der Seite von dem Log. Bin, des gegenüberliegens den Winkels, den Weberreft fubtrahirer man von dem Log. Sim des andern Winkels; was übrig verbleibt ift der Log. der dieſem andern Winkel gegen über liegenden Seite, 3. E. im Triangel AGE

ift der Log. Sin. des Winkels G. 967000: der Log. der gegen.

überliegenden Seite, fo 3500. Nuthen beträgt; 354406. Diefen zieht man von dem obigen ab: fo verbleiben 612594. Diefen Heberreft zieht

man ferner vom Log. Sin. des Winfels E ab, nämlich von 9945488

fo verbleibt der Log. der dem Winkel E gegen tiberliegenden Seite AG mit 381954, mit welchem 6600. Ruthen correſpondiren. Wei⸗ ters zieht man dem erſtern Ueberreſt Der 612594, vom log. Gin. des Winkels A nämlich von 974756 ab: ſo verbleibt der log. der dem Winkel A gegenüberliegenden Seite GE mit 362162, mit welchen 4184. 395 Ruthen übereinfommen.

Der Beweis hievon ift leicht einzufehen. Denn es fey der. Ion fin. des erften Winkels a, der log. der gegenüber liegenden Geite b,

der log. fin. des Winkels c, fo ift nach der wahren Analogie deu

bog. der, Seite, welche dem zweyten Winkel gegenüber liegt, * welches eben fo viel it als c—(a—b),

STK:

\ 77 ui

Er W

Vom geographifchen Landmeſſen. 11 J Von Verfertigung der Landkarten.

Nachdem von einer Gegend alle Triangel aufgehoben und berechnet worden; ſo muͤſſen ſie in eine Landkarte gebracht werden. Da würde man aber ſchlecht zurechte kommen, wenn man die Trian⸗ gel nach⸗ und aufeinander nach ihren gefundnen Winkeln und Sei⸗ gen conftruiren wollte, fo fleißig man auch immer damit zu Werk sienge, und fo accurat die Anftrumenten immer wären, deren man fich hierzu bedienete. tan muß es alfo folgender Geftalt angrei- fen. Bey der erften Station, wie hier (Tab. IIL.) in A, nimmt man Die Abweichung der Mittagslinie m m von der Linie AG, das iſt, man zieht eine Mittagslinie, und ficht, was die Linie AG mit felbiger in A für einen Winkel machet. Auf der Mittagslinie errichtet man in A eine Perpendieular pp. Nun berechnet man Die Abſtaͤnde aller Derter von diefen beyden ‚Linien trigenometrifch, und traͤgt fie auf das Papier: fo ift man ficher die wahre Kage der Der- ter gegeneinander richtig entworfen zu haben. Man hätte zum

Senret obſeroiert/, daß die Mittagslinie in A PR der Linie AG

um 1% abweicht, # macht der Winkel GAo 4 22; folglich bat

‚der Winkel AGo * 38, weil Go den Abftand des Puncts G von ber Mittagslinie ausmachet, und daher AoG ein rechter Winkel iſt. Weil nun AG, und die beyden Winkel A und G gegeben find : ſo berechnet man die Seiten Ao und Go, welche man von 6580757. R. und 025356 R. finder, und trägt fie auf das Papier. Her⸗ nach nimmt man den PunctE. Weil der Winkel GAE 34°., der

4 ° Winkel GAo aber 4 22 ausmachers fo thut der Winkel oAE

[1 29 38. Man ziehe durch E eine parallel mit der Mittagslinie, fo ift Der

*

112 Nom: geosraphifchen Landmeſſen.

intel AEt = oAE - ag 38 , folglich EAt & 22. Hieraus ergiebt fi) der Abftand des Puncts E von der Mittagsimie Eu

At mit 1730, &45 Ruthen, und von der perpendicular Et = Au mit 3042.23; R. Alsdann nimmt man H. Weil GAH 50°, undGAo

o 4 a s ° * m 4 22 beträgt: fo thut Han 54 22, folglich AHn 35. 38. Hieraus ergiebt fich der Abftand des Punets H von der Mittagslinie Hn mit 3820. 225 R. und von der Perpendicular Hp = * mit 2738 45

R. Man nimmt hdagna vor. Weil HAn 5 * 22 und KAH 4 zuſammen aber 127 22 —— ſo geben dieſe von 180 abgezo⸗ en den Winkel KAL mit Pe 8, folglich thut der Winkel ALL

Ri 22. Hieraus berechnet gt den Abftand des Punets K von deg ara Kimit 3099. 335 ımd von der PerpendieularKc=Al mit 2366. 3% Nuthen. Seigergeat fährt man fort die Abftände aller übrigen Puneten fowohl von der Mittagslinie als der Perpen⸗ Dieufar Durch den Calcul zu beftimmen, vie in dem Mufter vom Berechnungsbuche ©. 81. 83. und 85. zu fehen, bey welchem ich nur noch dieſes zu erimmern habe, daß bier die Winkel auf eine andere Art bezeichnet find, als man fonft zu thun pfleget. Denn da bedeu⸗ tet zum Erempel AEm den Winkel, welchen Die Linie AE mit des Mittagslinie in A machet. EAp zeiget den Winkel an, welchen Die Linie EA in E mit der Perpendicular mache. AEG befagt der Winkel, welchen die Linie AE mit der Linie AG in A mache, mE ift der Abftand des. Puncts E von der Mittagslmie und pE deffen Abftand von der Perpendieular, W und O deuten an, ob der Punet in Abfiht auf A weft oder oſtwaͤrts, N und S aber, ob ex nord» oder füdwärts liegt,

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et? Zus

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F* m Radio obſerviren koͤnnte. Ich verſetzte, Daß ich dieſes nicht allein P

nu

Vom gesgraphifchen Landmeffen. a1 ET | Befchreibung eines neuen Meßinftrumenfs.

Den Anlaß, auf diefe befondere Art eines Univerfalmeßinftrur ments zu verfallen, hat dag von dem berühmten und gefchickten Me chanico in Augfpurg, Heren Brander, angebrachte Stativ an einem Für unſre Akademie verfertigten Telefcopio gegeben. Der Künftfer bat nämlich, um die Mafchine allenthalben hin leicht, fit und genau zu richten, und zugleich ein Mierometer zu erfparen, an der Gabel, worauf das Sehrohr liegt, einen Halbzirkel von Meßing befeftiget, in deflen Peripherie, auf der feharfen Seite, ein Schraubengewind eingefchnitten ift, in welches ein Schraubenvater, den man mittelſt eines Gelenkes ganz genau an die in der Peripherie eingefchnittene

Mutterſchraube anfchliegen Eann, paflet. Womit das Telefcopium nach Belieben hoch und nieder gerichtet wird. Ach werde mich an

der Beſchreibung dieſer Mafchine nicht länger aufhalten, da der an unferem Meßinftrumente befindliche Verticalhalbzirkel auf die näms liche Art gemachet, und in nichts andern von jenem unterfchieden iff, als daß Herr Brander in Anzahl der Schraubengänge auf feiner Halbzirkelperipherie willkührlich angenommen, dahingegen- bey dem

unſrigen 180. Schraubengänge genau einen halben Zirkel ausmas

chen. Indeſſen hat, wie gedacht, diefer branderifche Gedanken den

- ehurfürftlichen Münz-und Bergwerksraty, Herrn von Limprunn,

einen aus unfern würdigften Mitgliedern, auf die Erfindung unfers ea geleitet.

Er conferirte einsmals mit mir über diefe Materie, und mepnte, es waͤre wohl möglich, daß man auf diefe Art mit einem Halbzirs

kel von 7. oder 8. Zollen im Durchfchnitte die Höhen der Geftime

‚eben fo genau als mit einem Duatranten von 3. oder 4. Schuhen

für

114 Vom geographiſchen kandmieſen

fuͤr hc hielte, fondern auch der Meynung wäre, daß auf eben dem Stative eine Horizontalfcheibe von 8 oder 9. Zollen im Durch- fchnitte angebracht werden Eönnte , welche von eben einem folchen Schraudengehäufe , wie bey dem Vertiealhalbzirkel, auf der Seite, vermittelſt eines Meinen Schiebewerks, fo an den unbeweglichen un- tern Theil des Stativs befejtiget würde, um, Das Schrauben schäus in Die an der Peripherie der Horizontalſcheibe eingefihnittene Mutterfehraube fo genau, als erforderlich ,.einpaffen zu machen, herum treiben, und dadurch alle Horizontalwinkel mit der Außerften Schärfe beftimmen ließe: wodurch dann der Gebrauch eines folchen Meßinftruments, in der Aftronomie ſowohl als Geometrie, allgemein werden, und bey unfern vorhabenden geographiſchen Landmeffungen vortrefliche Dienfte thun würde. Wir gründeten unfre Meynung eines Theils in der Theorie der Schraubengewinde, und festen voraus, daß Feine Eintheilung mit Händen fo gleich und genau getroffen werden kann, als diejenige iſt, welche fich zwiſchen den Schraubengängen, wenn fig fleißig gefchnitten werden, von felbften ergeben muß: indem die geringfte Ungleichheit, Die fih nur an einem Gewinde gedenken läßt, den Schraubengang verhindert; folg⸗ lich kann es nicht anders feyn, als es müffen Durch Das öftere hin« auf und berabfehneiden einer Schraube alle Gewinder Derfelben Die allervollkommenſte Gleichheit unter fich erhalten. Andern Theils wurde unſre Theorie durch die Erfahrung an der branderifehen Mas fchine, beftättiget. Denn, wenn wir mittelſt der Schraube am Perti- calhalbzirkel das Fernrohr von einem Objecte zum andern und wie⸗ der zuruͤck leiteten, ſo wies der Zeiger an der Minutenſcheibe allemal die naͤmlichen Puncte auf das genaueſte; wir mochten dieſe Verſuche auch fo oft wiederholen, als wir wollten. Hiernaͤchſt konnte man im Fernrohre die allergeringſte Bewegung an der Schraube alle⸗ mal wahrnehmen ; woraus wir allerdings. auf die vollfommene

ge

3

| |

Dom BEER Landmeſſen. 115

Gleichheit der Schraubengänge den ſichern u machen konnten.

Nach —— Betrachtungen die wir miteinander ges pflogen, und nachdem Herr von Limprunn nach feiner angewöhnten Scharfiinnigkeit alles. wohl ausgefonnen hatte , ließ er Durch den ehurfürftlichen Obermünzwerkmeifter, Deren Brauchle , einen fehe geſchickten Mechaniften das Mefinftrument verfertigen , welches wir hier (Tab. IV. und V.) vorlegen. Der Ausgang hat bewie- fen, daß wir uns in unferer Hofnung nicht betrogen haben, und diefer erfte Verſuch, an welchem fich vieleicht von gefchicften und verftändigen Mechanieis noch einiges verbeffern ließe, ift fo ausge fallen, daß wir getroft verfichern Fönnen, daß mit unferm Mefin- firumente alle ſowohl verticalzals azimuthal Winkel genauer, und mit mehrerer Zuverläßigkeit, als vermittelft eines Duadranten von 4, ja von 6 franzöfifcehen Schuhen in Radio gemeffen werden koͤn⸗ nen: wovon uns viele hundert Verfüche, welche Herr von Limprunn damit angeftellet hat, vollfommen überzeuget: haben. Er nahm 3. €. einen Winkel, wo der Anfang zu zählen von o Grad gemacht wurde. Hernach nahm cr das Maaß eben diefes Winkels, und

r zaͤhlete es von andern Puncten aus, 3. E. von 10, 20. ꝛc. Graden

on. In allen Fällen, welche viele hundertmal durch die ganze Schei⸗

be wiederholet wurden, Bam allemal die nämtiche Anzahl von Gra—

den, Minuten und Secunden ganz genau heraus : welches eine überzeugende Probe ift, daß alle Schraubengänge die vollfommen-

fie Gleichheit unter fih haben. Wenn man das Fernrohr vom einem Objeet auf dag andere, und von dieſem wieder zurück auf

4

Ä genau die nämlichen Punete : welches wir mit unferm großen Azimu⸗

das erſte führte: mies der Zeiger an der Minutenſcheibe ganz

thalquadranten von 4. franzoͤſiſchen Schuhen, ſo fleißig und gut

datlelbe immer gemacht iſt, niemals ſo genau zuwege bringen konn⸗

P2 ten.

116 Dom geographifchen Landmeſſen.

ments.

Tab. IV. ſtellet daſſelbe im Profil, Tab. V. Fig. 1. aber im Perſpective, und Fig. 2. im perſpectiviſchen Durchſchnitte vor, Es befteht aus dreyen Hauptſtuͤcken, welche fich alle um eine Are

bewegen. (Tab. V. Fig. 2.) Der obere Theil geht von A bis in

B, mit Einſchluß der Horigontalfeheibe, und beweget fih um die Arc D des mittleren Theils, an welcher ex mittelft einer Stelffehrau be feſt geftellet wird. Der mittlere Theil geht von B bis in 5 * der untere von C bis in E.

Der obere Theil befteht (Tab. V. Fig. 1.) u aus dem Ka rohre AB, welches nach Ausweis der Figur auf dem Verticalhalb⸗ zirkel befeftiget iſt. 2.) Aus dem Vertierlhalbzirkel CED, welcher

auf der fcharfen-Seite feiner Beripherie CE mit einem Schrauben⸗ gewinde eingefchnitten, und auf der flachen Seite der Peripherie in, jweymal 90. Grade von f aus angefangen, eingetheilt ift. 3.) Aus, dem Hauptftamme ST, welcher von oben bis an das Schrauben schäus eingefehnitten iſt, Damit fih der Halbzirkel darinnen. um feinen Mittefpunet S bewegen koͤnne. An f ift ein Spisgen oder.

Faden, welcher die Grade bemerket: 4.) Das Schraubengehäus

EPAR, welches an dem Hauptftamme befeftiget ift. Mittelſt der Schraube E werden die zwey Seitenſtuͤcke, auf welchen die Trieb- fehraube ruhet, und die in dem Gelenfe EP gehen, in die Höhe ge⸗ trieben, bis die Triebfehraube in die Gewinde der auf der Peripher gie des Verticalzirkels eingefchnittenen Mutterfehraube genau eins. poffet; die Schraube G aber dienet dazu, daß man den Zapfen des.

Triebſchraube fo feft am hintern Seitenftücke des Schraubengehäus

fes andrängt, daß diefelbe nicht hinter noch vor fi) gehen oder ſpie⸗ .; fen Fönne, welches unumgänglich nöthig iſt, weil fonft die Trieb⸗

fehraube im Anfange nicht angreifen , fondern ein kleine Weile leer gehen

ten. Ich wende mich nun zu der Beſchreibung unſers Inſtru⸗

1

Vom geographifchen Landmeſſen. .uy

gehen würde. An jedwederem Seitenſtuͤcke des Schraubengehäufes ift Die Dinutenfcheibe F mit 3. Schräublein feft angemacht, welche in 60, Minuten, und jede von dieſen in 6. Theife eingetheilet ift.

Je größer, diefe Scheibe ift, deſto beffer ift es; doch ift es genug, wenn fie etwa 4. Zolle im Durchſchnitte hat, weil man da 5. und 3. Secunden noch von einander unterfcheiden Fann. Die Ges ſtalt des Schraubengehäufes Jäßt fich am beften aus der Figur er⸗ Tennen. Dur ift noch anzumerken, daß man das Gehaͤus weder allzuftar noch zu wenig an den Perticalhalbzirkel anrücfen müffe, weil im erftern Falle die Schrauben einander bald angreifen, im feßtern aber fpielen Fönnten. Endlich koͤmmt am obern Theile 5.) die Horizontalfcheibe HIK p. Diefe bat ungefehr 9 Zoll im Durchs fehnitte und ift in 360. Grade eingetheilet, und fo viel Gänge hat auch die Mutterfehraube, welche auf der feharfen Seite der Perir pherie eingefchnitten iftz fie ift an dem Hauptftamme durch drey Schrauben angefchraubt. Diefe Scheibe wird durch das Schrau— bengehäus NO , fo an der obern Scheibe des mittlern Theiles befe« ftiget ift, auf eben die Art herum getrieben, wie der Vertiealhalbzir⸗ kel, und dieſes Schraubengehaͤus iſt von jenem nur darinnen unterz fchieden , daß es nicht in einem Gelenke, fondern in einem Schieber ‚geht, und mittelft der Schraube g (ſiehe GF Tab. V. Fig. 2.) an die Deripherie der Horizontalfeheibe und Davon wegderuͤcket werden kann. In p ift ein Zeiger oder Faden an dem Schraubengehäufe feft gemacht, welcher die Grade auf der Horizontalfcheibe anzeiget. Die Minutenfeheibe ift durchaus in der Größe und Eintheilung wie die am Berticalhalbzirkel, und die Schraube O thut die nämliche Dienz fie, wie oben G. Der ganze obere Theil drehet fich um die Achſe D des mittleren Theils (Tab. V. Fig. 3.) und wird mit einer Stelk fchraube, wenn es nöthig if, Daran befeftiger.

P3 Der

118 Dom gesgraphifchen Landmeſſen.

Der mittlere Theil beſteht 3) in dem Schraubengehäufe NO (Fig. 1.) welches die Horizontalfcheibe treibt, dadon wir bereits ger redet haben. 2) In dem unbeweglichen Fernrohre LM, welches unten an der oberften Matte des mittleren Theile beyderfeits mit einem Ringe und 2 Schrauben feft angemacht if. Es geht durch das Loch H (Fig. 2.) und ift ſo gerichtet , Daß der Mittelpunct feiner Achſe und der Mittelpunct der Achſe des obern beweglichen Fernrohr ve3 in dem nämlichen Vertiealplan liegen. Wenn Daher der Zeiger oder Faden p auf o Grad dir Horizontalfcheibe fteht , fo zeigen beyde Fernrohre auf Das genauefte das nämliche Object. Will man das unbewegliche Fernrohr fo ftellen, daß feine Achſe mir der Achfe der Triebfihraubde NO (Fig. 1.) parallel lauft, fo ift es defto befferz aber es ift nicht abfolute noͤthig. Diefes untere Fernrohr Dienet da⸗ zu, Daß man fich Dadurch verſichern kann, in waͤhrender Operation: des Aufteument nicht verehcker zu haben: indem: felbiges. immerzu das nämliche Object, anf welches man es beym Anfange der Operation: gerichtet, zeigen muß. An dem mittleren Theile iſt ein Arm nebſt einem Zapfen befeftigtz dergleichen Arm und Zapfen findet fich auch: am untern Theile. Durch die beyden Zapfen gebt eine Schraube & (Fig. 1.) womit man. die Arme zufammen ziehen, folglich den mit⸗ tern. famt dem oben Theile bin und ber fehrauben kann; da immite telſt der untere Theil unbeweglich ftehen: bleibt. Diefe Bequemliche keit hat man folgender Urfache wegen angebracht. Wenn man naͤm⸗ lich zu operiren anfaͤngt, und der Zeiger oder Faden p auf o Grad: iu der Horizontalfcheibe gerichtet worden; fo macht man die Schraur be E (fig. 2.) auf, und Dreher das ganze Inſtrument auf feinem: Stativ folang herum, bis man durch das unbewegliche Fernrohr ,. ( folglich auch durch das obere ) das erſte Object, welches in die Dperation fällt, erblicket, und fteller alsdann das Inſtrument wieder feft, indem man die Schraube E ftark anzieht. Weit es aber ſehr schwer fällt, Durch dieſe alleinige Manipulation das Objeet recht

a mitten

: Nom geographiſchen Landmeſſen. | 119- mæitten in das Fernrohr zu bringen, fo dab der im Foco befindliche Faden daffelbe genau in der Mitte Durchfchneidet; ſo richtet man es nur fo beyläufig darauf, und bedienet fich hernach der Schraube c, um die außerfte Schärfe zu erlangen.

Der untere Theil ift faft nichts als eine bloße Hülfe, worinnen ſich der mittlere Theil mittelft feiner Achfe K. (Fig. 2.) beweget, wel

che im Mothfalle mit der Stellfehraube M feftgeftellet wird. Das ganze Inſtrument fteht auf einem eifernen Drenfuß ; doch find die Füße u, x, z von Meßing, und koͤnnen hoch und nieder gefehraubet werden. Man fieht hieraus, daß man diefem Inſtrumente ganz leicht und bequem alle nur mögliche Stell» und Richtungen geben kann.

Und es hat vor andern Meßinftrumentern auch noch den Rortheil,

}

>

daß man e8 an einem jeden Fenfter gebrauchen, und fehr nahe daran bringen, folglich vechts und finfs ein weites Feld damit überfehen kann; dahingegen ein aftronomifcher Quadrant, fonderlich wenn er mit einer Azimuthalfcheibe verfehen ift, wegen feines Stativs nicht fo nahe an das -Fenfter gebracht, und daher auch Feine beſonders ‚große weder Azimuthal⸗ noch Verticalbogen allenthalben damit ges meffen werden können. Und die wäre die Befchreibung unfers In⸗ ſtruments, deffen Größe aus dem Tab. IV. befindlichen Maaßſtabe zu erjehen ift. Es würde überflüßig feyn, alle Eleine Theile Davon umftändfih und genau zu befehreiben, theils weil fie die Figur ziem- lich deutlich vorftellet, theils weil fich ihre Struckur, aus dem, was - Davon gefaget worden, von ſelbſten leicht begreifen läßt.

un muß ich auch noch etwas von feinem Gebrauche fügen. Diefer er⸗ ſtreckt fih auf die Geometrie fowohl als auf die Aſtronomie. Wir wollen von der Geometrie den Anfang machen, da fonderheitlich unfer Vorhaben, die geometrischen Operationen beym geographiſchen Land- | augen mit aller möglichen Accurateſſe und Zuverläßigkeit zur

rfin⸗

*

126 Vom geographifchen Landmeſſen. Erfindung dieſes Meßinftruments den erften Anlaß gegeben hat; weswillen ich auch die Befchreibung Ddeffelben meiner Abhandlung vom geographifchen Landmeſſen beygefüget habe. Man fege dem⸗ nach, e8 wäre der Winkel, welchen zwey Objecte A und B miteinans der in C machen, zu meffen, fo ftellet man das Anftrument in C der⸗ geftalt, Daß deffen Are AE (Tab. V. Fig. 2.) auf fteht: alsdann richtet man den Zeiger oder Faden p (Tab. V. Fig. 1.) auf o Brad der Horizontalfcheibe, wo zugleich der Zeiger auf der Minutenfcheibe; N (indem das Schraubengehäus an. die Peripherie der Horizontale fcheibe mittelft der Schraube q angefchloffen worden, ) 60. zeigen muß. Hernach lößt man den unterften Schrauben E (Tab. V. Fig. 3.) auf, und dreht das ganze Corpus des Inſtruments fo lange herum, bis man das Dbjeet A in dem unbeweglichen Fernrohre LM erblicket. Man zieht hierauf die Schraube E wieder feft an, nnd mittelft dee Schraube r bringt man das Dbjeet recht vollfommen mitten in das Fernrohr, fo Daß der im Foco befindlihe Faden dafielbe genau in der Mitte durchfchneidet. Wenn diefes geſche⸗ ben: fo zieht man das Schraubengehäus von der Horizontal⸗ feheibe zurück, und dreht den obern Theil des Inſtruments fo fange herum, bis man Das andere Object B in dem obern Sernrohre AB erblicket; Man rückt fodann das Schraubengehäus wiederum an die Horizontalfcheibe, ſteckt den Schlüffel in N an, und dreht fo lange herum, bis dee Faden im Foco des Fernrohrs das Dbject B genau in der Mitte durchfehneidet. Wenn nun das unbewegliche Fernrohr EM das erfte Objeet A annoch wie zuvor zeiget, folglich) das Ar firument fich in waͤhrender Operation nicht verrücket hat: fo fieht man zu, wie viel der Zeiger oder Faden p Grade auf der Horizon⸗ talfcheibe, und der Zeiger N auf der Minutenfiheibe Minuten und Eecunden zeiger; dieß iſt der gefuchte wahre Winkel, welchen A und B mit einander in C machen. Hat man mehrere Dbjeete, fo läßt man den unten Theil des Inftruments unverrücket, und führet, wie vor⸗

WARE Die ven hl ae ..

Vom gesgraphifchen Landmeſſen. 121

vorhin, den obern Theil nach und nach auf die folgenden Dbjecte, wie ich hieroben S. 4. mit mehrern gezeiget habe. Weil man mit diefem Inſtrumente ficher feyn kann, nicht über 5. Secunden gefehlt zu has ben, fo wuͤrde Diefer Fehler auf 4. deutſche Meilen, etwann 2x Schuhe austragen, um welche das am Ende derfelben befindfiche Ob» jeet von feiner wahren Stelle im Riffe deplaeiret wäre, und auf 40. Meilen machte es etwann 25. Schuhe aus, wenn auch (fo ſich doch gemeiniglich zutraͤgt) unterwegs dergleichen Fehler durch andere Gegenfehler nicht eompenſiret würden, Eine ſolche Praͤciſion hat man aber ſonſt beym geographiſchen Landmeſſen niemals verlanget noch auch erreichen koͤnnen.

In der Aſtronomie thut unſer Meßinſtrument eben ſo vortre⸗ fliche Dienſte, und kann an ſtatt eines der größten Azimuthalqua⸗ dranten gebraucht werden. Denn mittelft des Vertiealhalbzirkels koͤnnen die Höhen der Geftirne mit eben der Genauigkeit gemeffen werden, als die Azimuthalwinkel auf der Horizonthaffcheibe, Nur: möchte die Schwürigfeit, diefes Inftrument in vollfommenen wags rechten Stand zu fegen, in Betracht genommen werden. Allein: diefer iſt bald abgeholfen, wenn man fich darneben einer großen und fehr accuraten Waſſerwage bedienet. Diefe richtet man zus echte, und bemerfet durch ihre Dioptern ein fehr weit entferntes’ Dbject. Alsdann fiellet man das Inſtrument darneben, fo daß das obere Fernrohr AB (Tab. V. Fig. 1.) mit den Dioptern der

Woaſſerwage im gleicher Höhe ftcht. Man richtet fodann den Zeir

ger oder Faden S auf o Grad des Verticalhalbzirkels, und den

Zeiger F an der Minutenfiheibe auf 60. Minuten. Wenn diefes ge>

ſchehen iſt, fo fehraubt man die unterften Schrauben am Drenfuß

hald höher bald niederer, bis man cben das entfernte Object, wel

ches durch die Dioptern der Waſſerwage gefehen reird,in dem Zwerch⸗ fadın des Fernrohrs erblicket; jo ſteht das Inſtrument wagerſcht, Da und

122 Vom geographifchen Landmeffen.

und die Are des oberen Fernrohrs ift vollkommen horizontaf. Man Fann auch auf dem Inſtrumente ſelbſt ober dem Fernrohre eine Waſſerwage feitmachen, deren Are mit der Are des Fernrohrs pa⸗ rallel lauft: welche feßtere Art ich ver erfteren vorziehen wollte, weil fie viel compendiofer, und wenn fie einmal verifieirer iſt, bey jeder Stellung des Inſtruments ihre Dienfte thun kann.

Vebrigens hat felbiges vor allen andern fowohl aftronomifch - ale geometriſchen Meßinftrumenten mancheriey Vortheile. Denn ı) kann 63, wie vorgemeldet, aller Drten leicht hingebracht, und Damit ein wei tes Feld beftrichen werden. 2.) Hat man nicht nötlig, es zu verificiren, die Schraubengänge ſchon eine vollfommene Gleichheit unter fich haben, auf die man fich verlaffen darf. Was aber das verificiren bey aſtronomiſchen Quadranten für eine gewaltige Mühe erfodert, Das wiſſen Diejenigen am beften, Die Damit umgehen. 3.) Braucht man bier kein betrügliches Schägen, wie bey anderen Meßinjtrumenten, und man ift ſowohl des Puncts, von welchem man zu zählen anz füngt, als desjenigen, bey welchem fich die Zahl endiget, durch dem Zeiger an der Minutenfcheibe ficher; dahingegen bey anderen In⸗ firumenten, wenn fie auch auf das vollfommenfte eingetheilet, und dabey von fehr großen Radiis wären, das Aug dannoch den Faden auf dem Theilungspunete um 10. und mehr Secunden irrig ſchaͤtzen kann; indem auf einem 4. ſchuͤhigen Quadranten ro. Secunden den so. Theil von einer Linie machen, welcher imperceptibel iſt. 4.) Draucht man bier Fein Mikrometer, weil das ganze Anftrument an und für ſich ſchon ein Mikrometer if. 5.) Wird felbiges durch den Gebrauch immerzu beffer, indem fich die Schrauben durch das beftändige hin = und berfehrauben immer mehr und genauer in einans der einreiben. Man möchte zwar darwider einwenden, daß fie fich eben Dadurch angreifen, und die Halbdiameter der Zirkel und Schei⸗ ben um etwas weniges verfürzet werden müßten, Allein, wenn auch

Diez

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Vom geographifchen Landmeſſen. 123

dieſes nach langen Jahren geſchehen koͤnnte: fo iſt doch das Anftrus ment auf einmal ganz leicht zu verificieren. Man ftellet es nämlich zroifchen zwey entfernte Objecte, fo daß das Inſtrument mit felbis gen in einer geraden Linie ſteht. Alsdann richtet man den Zeiger oder Faden aufo Grad, und deu Minutenzeiger auf 60, und führer, wie hieroben , das unbewegliche Fernrohr auf das erfte Object: hers nach führet man das bewegliche Fernrohr auf das andere Object: fo wird fich zeigen, um wieviel mehr oder weniger als 180, Grade herauskoͤmmt. Weil nun die Schraubengänge beftändig eine voll Tommene Gleichheit unter fich behalten; fo nehmen die Grade pros portionierfich ab oder zu. 3. E. es jeigeten fi) 180. Gr. 2. Min, fo wäre ein jeder Grad, den das Inſtrument zeigete, größer als der wahre um 3 Secund. Folglich) machten 10. Grade 63 Secunden, 30. Grade 20. Seeunden, und fo ferner. Worüber man fich nur eine ganz compendiofe Tabelle halten darf; dahingegen bey verificiers ten Duadranten fehr weitläuftige Tabelle von dergleichen Art faft von Minuten zu Minuten verfertiget werden müffen

Zum Befchluffe muß ich aber nur noch erinnern, daß, wenn diefes Inſtrument den höchften Grad der Genauigkeit haben foll, den es zu erreichen fähig ift, die Schraubengewinde ander Periphes rie fowohl des Perticalhalbzirkels als der Horizontalfcheibe auf dem Inſtrument felbft, wenn alles übrige fir und fertig ift, einges fihnitten werden müffen. Man feßet nämlich den gehärteten Schraus benbohrer, welcher auf das fleißigfte abgedreht feyn muß, in das Schraubengehäus, ftellet folches feſt an die Peripherie, und Dreher den Schraubenbshrer mittelft eines etwas langen Schlüffels fo lange herum, indem man immerzu nach einem ganzen Umgang der Scheibe das Schraubengehäus wieder ein wenig nachfchraubet, bis das Ge⸗ wind in der erforderlichen Tiefe an der Peripherie eingefchnitten iſt:

W Denn Ri es ganz auszufchneiden würde nicht rathſam feyn, weil in

Q2 die⸗

124 Dom geographifchen Landmeſſen.

dieſem Fall nicht zu vermeyden ſtuͤnde, daß ſich die Schrauben end⸗ lich ausgiengen, folglich zu viel Luft bekaͤmen, und eben dadurch eine der Eractitude des Inſtruments faft einzig und allein nachtheis lige Spielung verurfacher würde. Nachdem folchergeftalt das Ger wind eingefehnitten ift, fo nimmt man den gehärteten Schrauben- bohrer wieder aus dem Schraubengehäufe, und feßet dafür den mif der Äußerften Accurateſſe abgedreheten ordentlihen Schraubenvas ter ein, welcher anfänglich mit groben hernach mit feinen Schmerz gel in das Gewind der Peripherie fo Tange eingerieben wird , bie man einen fehr. fanften und gleichfürmigen Schraubengang vers fpüret. Dadurch ift man ficher, daß alle Puncten der ‘Peripherie von dem Mittelpunete des Inſtruments vollkommen gleich weit abſte⸗ ben, welches auf andre Weiſe entweder gar nicht oder doch ifehr ſchwehr zu erhalten ftünde, .

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von den

Moräfen.

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Abhandlung.

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nter dem allgemeinen Namen des Moraftes verftehen wir ein beteächtliches Stüc Landes, fo mit Waſſer frark angetränket, doch mit Gras, Dinfen und dergleichen Pflanzen faft durchaus überwachfen ift. Folglich muß der Mora von dem See, welcher eine große Verſammlung eines ſtillſtehenden Waſſers ift, und auch von der Landuͤberſchwemmung, welche der Austritt eines Fluffes oder Bachs verurfacht, unterz fchieden werden. Moräfte werden in allen Theilen der Welt in großer Menge angetroffen. Unſer Baierland hat Davon auch feinen Theil. Das auf beyden Seiten des Innſtroms fich weit erfireofende fo genannte Mooß giebt davon eine hinlängliche Probe ab. Daß in diefem und dergleichen Landfwichen manche Gegend dem Mens ſchen nicht undienlich ſey, das erweiſen die auf demſelben da und dort mit Heu und Getraide reichlich geſegneten Doͤrfer. Allein, man trift große Stuͤcke derſelben ſo ſumpfigt und grundlos an, Daß weder Menſch noch Vieh, auch in Sommerszeiten, ſich ohne aus | genfcheinfiche Lebensgefahr hinein wagen darf. Andere Theile, Die zwar. nicht fo ftarf mit Waſſer uͤberſchwemmt find, werden fp un fruchtbar gefunden, daß fie zur Wirthſchaft fchlechterdings untüch- tig find. Mithin trägt ein nabmhafter Theil des Landes weder dem | Fürsten noch dem Unterthan den geringften Nusgen ein. Daraus erz hellet der beträchtliche Vortheil, welcher aus den moraͤſtigen Dertern

1.

gezogen werden koͤnnte, wenn fie, oder auch nur einige Theile derſel⸗

ben, zum Ackerbau und Graswachs tüchtig gemacht würden. Die- I; ſes mit leidentlicher Mühe und in Anfehung des daraus entftehenden Nutzens

128‘... Von Moraͤſten. u Nutzens mit geringen Unfoften ins Werk ſetzen zu Finnen, iſt dee Endzweck gegemmoärtiger Abhandlung. Ich bin der Meinung, eine

gelehrte Geſellſchaft kann ihre Bemühungen nicht rühmlicher als dem allgemeinen Beften des Vaterlandes wiedmen.

2. Ungeachtet die Moräfte fo verfihieden find, daß faft Feiner mit den übrigen in allen Eigenfchaften übereinfümmt, fo kann mar fie doch in Anfehung der Lage, der Daure und der Geftale in drey Hauptelaffen fuͤglich einteilen: Es giebt dreyerfey Lagen der Mo— raͤſte: 1. Einige Derfelben Tiegen in einer flachen ebenen Landfchaft, welche nur einen faft unmerklichen Abhang hatr dergleichen find die meiften ungarifchen Moräfte: 2. Andere nehmen ihren Anfang an dem Fuße eines Berges oder Hügels, und breiten fich ; bis fie an! einer Fluß, Bach oder See ſtoßen, aus. Zu diefer Elaffe gehören’ viele deutſche Moraͤſte. 3. Einige find auf allen Seiten dergeftalt mit Anhöhen umgeben, daß die ganze Lage gleichfam einen Keſſel vorſtellet; dergleichen trift man niele in Engelland, und auch) verſchie⸗ dene in Deutſchland am.

Der Däure nach werden die Moräfte in beſtaͤndige und abwech⸗ felnde getheilet. Beſtaͤndige nennt man Diejenigen, welche zu allen. Jahrszeiten ſo mit Waſſer angefüllet find, daß.der Landmann eis nen geringen oder gar Einen Nutzen Daraus ziehen Faan. Die abs wechfeinden hingegen werden im. Sommer, ja zumeilen bis in den. fpäten Herbft entweder zum Theile oder durchaus fp trocken, daß man darauf eine reiche Getraidärndte, oder Heu und Gromet fommeln kann. Von Diefer Gattung trift man viele in Ungarn, an; von jener Art find die meiften deutſchen Moräfte. Faſt jeder, Moraſt ift mit einer befondern Geftale begabet. Allein die gleich» förmigen und unterbrodenen begreifen Die übrigen alle in fih. Der Morajt bat eine gleichfoͤrmige Geſtalt, wenn feine Oberflaͤche mit einem Raſen von Dinfen , Rohr, Moog und dergleichen Gewaͤchſen

überall '

Von Moraͤſten. 129

überall fo gedecket iſt, daß fie dem Auge eine Wieſe vorſtellet.

Die Geſtalt des Moraftes kann auf dreyerley Art unterbrochen heißen: 1. Wenn fi in deffen Oberfläche da und dort fillftehende Waſſerlacken, oder auch Eleine Seen zeigen. 2. Wenn Hügel oder fonft trockene Flecken in demfelben hervorragen. 3. Wenn ſowohl trockene Flecken als auch Waſſerbehaͤltnuͤſſe fich in dem nämtlichen Morafte befinden.

3. Der Urfprung des Moraftes ift leicht aus dem, was oben von feiner Lage ift angeführt worden, abzunehmen. Denn diefe ift in allen Moräften alfo befihaffen, daß das in dem Drte ſelbſt aufs auellende, oder das von andern Gegenden herfließende Waſſer Eeis nen binlänglichen Abflug aus derfelben finden Fan. Wodurch dag Waſſer fich entweder gänzlich oder zum Theile mit der allda ſich bes findfichen Erde zu vermifchen , und einen zu ſormieren ge⸗ zwungen wird.

4. Wenn der Moraſt auf einer % fehnurebenen Fläche liegt, oder wenn er auf allen Seiten von Anhöhen und Waͤſſern fo ein- geſchloſſen ift, Daß dem beftändig zufließenden Waſſer gar Fein Ablauf verſtattet wird: fo muß es fih an einem Drte verfammeln , und mit

der Zeit einen See verurfachen. Oder die Quellen müffen in Verhaͤlt⸗

niß der Größe des Moraftes nicht gar waſſerreich ſeyn. In diefem

Falle wird der größte Theil des Waſſers durch die Sonnenhitze,

durch die Luft, zum Theile auch durch die unterirrdifehe Wärme faft

‚eben fo geſchwind, als es zufließt, in Dünfte auffteigen. Wie viel

Waſſer von der Oberfläche eines Moraſtes in einer gegebenen Zeit durch die Ausdünftung abgeführt wird, genau zu beftimmen, leidet der enge Raum diefer Abhandlung nicht. Daß fie in freyer Luft

betraͤchlich fey, das beweiſen die Verfüche der Herren Boyle, Sa⸗ les, Coſte und anderer. Denen zu Folge pflegt das Waſſer bey E troclenem Sommerwetter in den meiſten Provinzen Europens, die

R nicht

a Don Moraͤſten. nicht über den 56. Grad der Nordbreite ligen, mehr als um einen halben Zoll innerhalb 24. Stunden auszudünften. Woher aber kann Der Fluß oder der See das Waſſer aus dem Morafte abzufließen verhindern? da, den Gefegen der Anziehungskraft zu Folge, die Feuchtigkeit des Moraftes von dem anrührenden Waſſer des Sees oder des Fluffes vielmehr angezogen werden follte. Die Anziehungss Eraft wird in den Flüffen durch die Gewalt des vorbeyfchießenden Stroms merklich vermindert: und in dem See fowohl als in den Fluͤſſen find die faft allezeit ungleichgearteten Materien eine hinlaͤngliche Urfache, daß fie einander nicht fe ftark anziehen. Deffen hat man in vielen Flüffen und Seen, fo in einanderfallen, Beyfpiele: da ihre Gewaͤſſer einen zimlichen Weg, ohne vermifcht zu werden, fort zufließen pflegen. Folglich, wenn der Fluß oder See ftark anlauft, fchwellet zugleich das Waſſer in dem Morafte. Nicht weil das Flußr oder Seewaſſer fih in den Moraft hineindringer (dieſes gefchieht nur, wenn der Fluß austritt) fondern weil der Fluß oder See gleich einem Damme das Waſſer des Moraftes zurückhält. Auffolche Weiſe bleibt der Moraft mit Waſſer angetränket, fo lang das Geſtadt des Fluß fes oder des Sees angefüller ift; wenn auch waͤrend dieſer Zeit Fein Regen fällt.

5. Aus dieſen Anmerkungen Eönnen folgende Schlüffe gezogen werden: 1. Faft keiner von den heut zu Tage auf der Weltkugel befind- lichen Moräften iftauf einmal entftanden; fondern fiemäffen fi) nach und nach) zufammen gefeget haben. Da das aufquellende, oder das bon andern Dertern dahin geleitete Wafler nicht fo gefehwind, als es hinzugefloffen , rwieder Durch einen Abzug, oder durch die Ausdüns ftung hinweg geführt worden, 2. Kann an einem ganz trockenen Orte ein neuer Moraft zum Vorfchein Eommen: wenn ein fließendes Waß fer in einen Erdboden, aus welchem es Feinen bequemen Ausgang Findet, geräth:; 3. E. wenn die unterirrdifchen Gänge, durch welche

eine

ei # | Son Moräften. 13?

* oder mehr Quellen geführt worden, mittelſt eines Erdbebens, Don⸗ nerfchlags oder eines andern Zufalls, verftopfet worden. Da muß das allda ausgebrochene Waſſer fich mit der umliegenden Erde vermifchen, und einen Moraft hervorbringen. Oder wenn ein Fluß durch die Vers änderung feines Laufs Das chedeffen abfließende Waſſer aufhält, und es in den Erdboden fich hineinzudringen zwingt. 3. Kann zus weilen ein Moraft ohne menfchliches Zuthun dergeftalt austrocknen, das kaum ein Kennzeichen deſſelben überbleibt: 3. E. wenn der vers änderte Lauf eines Fluffes , sder die Ausreifung eines Sees dem in dem Morafte zuruͤckgehaltenen Waſſer einen freyen Ausgang geftattet: oder wenn Die Quellen, welche vor Zeiten den Moraft ver⸗ urfachet haben, durch was immer für einen Zufall anderswohin geleitet werden. 4. Der nämliche Moraft Fann fowohl an der Groͤſ⸗ fe als an der Näffe ab - und zunehmen 6. Zu bedauren ift e8, daß die fonft fleißigen Aufzeichner der nas sürlichen Begebenheiten diefen Theil der Naturgefchichte faft gänz> lich außer Acht gelaffen haben. Indem eine genaue Befchreibung der Moräfte und der in denfelben vorgefallenen Veränderungen nicht nur der Neugierde ein Genügen geleiftet, fonderern auch zur Verbeſ⸗ ferung der Landwirthſchaft ein vieles beygetragen hätte,

$. II. enn aus Mangek einer genauen und umftändlichen Nachricht von der Natur der Moräfte, -ift e8 fehr fehwer ihre wahre und Achte Mifchtheife zu beftimmen. Zudem Eommen ihre Eigen» fchaften fo wenig mit einander überein, daß es, von ihrem Anhalt allgemeine Schlüffe feft zu ſetzen, faft unmöglich fällt. Mithin ift - man, um die Weſenheit eines Moraftes den Regen der Naturlehre gemäß abzuhandeln, einen ieden befonders zu unterfuchen bemüffiget. Deflen ungeachtet, weil die Erfänntniß der Materie, aus welcher beſteht, im dieſer Abhandlung unumgänglich” noͤthig ift: N 2 ſo

-

132 WVon Moräften,

fo will ich dieſelbe, in ſo weit es die Umſtaͤnde zuerfordern fiheinen, theils aus eigener Erfahrung, theils aus den Anmerkungen ande- ter Naturforfcher, zu erfäuteren mich. befleißen. Diefes zu bewerk- ftelligen mag es nicht umhin feyn, die Materie der Moräfte im zwo Claſſen, nämlich in die eigentliche und in Die zufällige, einzutheilen. Zu der Claſſe der eigentlichen Materie müffen gerechnet werden Er⸗ de, Sand, Kieß, und Stein mit allen ihren Sefchlechtern. Die Elaffe der zufälligen Materie begreift in fih Waſſer, Salz, Metalle und andere Mineralien, fo das Waſſer mit zu führen pfleger; wie nicht minder alle Subftanzen, weiche aus den eigentlichen und zus fälligen Mifchtheilen des Moraſtes mittelft des Waſſers entftehen, Es gefchiebt zwar oftmals, daß in dem Morafte verfchiedene Mi- neralien, ohne durch Das Waſſer dahin gebracht zu werden, vorhan⸗ den find; nichtsdeftoweniger Fünnen und müffen fie unter die zu> fälligen gezäblet werden. Denn durch das Waffer: werden fie rege gemacht, aufgelöfer, vermifcht, und auf taufenderiey Art verändes et: wodurch fie ganz andere Wirkungen auf den Moraft, als - ein trockenes feftes Land, ausüben muͤſſen.

2. Es ift hier der Ort nicht, alle diefe Materien nach dev Schärfe der Naturlehre zu unterfuchen. . Mir wird e8 genug feyn, Diefelben, in fo weit fie zu meinem Rorhaben dienen, mit wenigen zu befchrei« ben: damit ich nämlich die Derbefferungsfäse der ausgetrockneten Moräfte defto bequemer abzuhandeln in Stand geſetzet werde,

3. Erde wird in der Naturwiſſenſchaft in die einfache, und in die zuſammengeſetzte getheilt. Die einfache iſt ein muͤrber, unge⸗ ſchmackter, dunkeler Koͤrper, welcher im Waſſer weich, im Feuer aber zu Glaße wird. Die zuſammengſetzte Erde beſteht aus der jetzt befchriebenen und einer Vermifchung fremder Materien, fo die einz fachen Erdtheilchen von einander abfondern, und fie gleichfam in eine neue Subftan; verwandeln. Die einfache Erde, welche man ing

den

DR; Von Moräften. 133 den Moräften anzutreffen pfleget, —“* in * Erde, Thon, und Mergel.

4. Die Haupteigenſchaften der Materie, ſo man ſchlechtweg Erde nennet, find folgende: 1. Cie iſt aus ſubtilen und gleichfoͤr⸗ migen Theifchen, welche eine ziemlich ſtarke Anziehungskr ft aͤußern, zufammengefeget. 2. Sie ift ſchwer, find, glatt und eben. 3. Sie ift weder fteif noch zaͤhe; 4. doch läßt fie fi), folang fie feucht iſt, in etwas ziehen. Zum Ackerbau und Gärtnerey ift jene Erde die tauglichfte, welche eine braunfehwarze Farbe hat, locker ift, und leicht Ausaegraben wird, welche weder zu Teicht noch zu kalt ift: welche feinen böfen Geſchack nech üblen Geruch führt: und welche eine bins Köngliche Tiefe hat. Das Getraid waͤchſt auf einem s. bis 6. Zoll tier fen Boden vollfommen gut; artenpflanzen aber erfodern über einen Schub tiefen Grund; Eichen und dergleichen Bäume müffen wenigſtens 3. bis 4. Schuh Erde haben; fonft werden fie in wenigen Jahren verdorren, oder wenigftens zu twachfen aufhören. Obſtbaͤu⸗ me hingegen tragen die gefehmackteften Früchte, wenn ihre Wurzeln unweit der Dberfläche der Erde fih ausbreiten; Zweifeischne weil auf ſolche Weife die Aefte der Wurzeln das Salz und die Feuchtige Zeit der Luft häufiger an fich ziehen, und folglich die Früchte Damit bereichern koͤnnen.

Bow, Thon oder Leimen ift in der Naturgefchichte eine Gattung * einfachen Erde, ſo 1. dicht, ſchwer und zaͤhe iſt. 2. ſolang er naß iſt, läßt er ſich ziemlich ziehen. 3. Im Waſſer loͤſet er ſich langſam auf, und bleibt mit demſelben ſtark vermiſcht. Die Na— uurforſcher theilen den Thon, meiſtentheils in Anſehung feiner Far⸗ be, in den weißen, braunen, grauen, blauen, gelben, rothen und 4 ſchwarzen ein. Auf einem Getraidfelde zieht man den gelben und ſchwarzen den übrigen Thonen vor. Allein Feine Gattung deffelben, ze ihr durch die Kunft nicht geholfen wird, Fann den Pflanzen RN 3 er⸗

134 Bon Moraͤſten.

erſprieslich fepn : indem der Thom bey naſſen Zahrszeiten das Waſſer zulang aufhaͤlt: mithin Die Pflanzen erkaͤltet, oder in Faͤul⸗

niß bringt. In trockenem Netter aber erſtickt er dieſelben; oder;

da er ſich zuſammenzieht, bricht ex die zarten Stengel ab.

6. Die dritte Gattung der einfachen Erde wird Mergel, ger nannt. Dem änßerlichen Anfehen nach ift ex dem Thon ziemlich ähnlich. Ex wird aber von demfelben durch folgende Kennzeichen er⸗ kannt. 1. Seine Theile Eleben nicht gar feft an einander. 2. Er täßt fih, wein er auch feucht iſt, nicht viel ausdehnen. 3. Im Waſſer fällt er gefehwind auseinander, 4. Er wird von dem Wa fer völlig zertheilt, und in eine lockere Maſſe verändert. Es giebt viele Sorten von Mergel, welche, wie der Thon, hauptfüchfich Durch die Farbe unterfchieden werden. Den grauen, den: blaufichten, den mie Blauen Adern duschktreiften, und den, welcher durch die Näffe und: durch den Froſt leicht aufgelöfet wird , bäft man zur Perbeffes

sung des Bodens für den. gefchicfteften. Aber kein Mergel, welcher

von Natur in einem Felde häufig angetroffen wird ift dem Getrais de dienlich. Denn er ift an und für fich zu kalt und zu todt, als Daß er den: Pflanzen die erforderliche Nahrung darreichen ſollte.

7. Die zweyte Gattung der eignen Subſtanzen, fo in dem Morafte gefunden werden, ift der Sand. r. Er wird in Eleinen, feften, zum Theife durchſichtigen Körnerchen, deren- ächte Theilchen eine faft gleichförmige Geftalt haben, ausgegraben. 2. Er wird weder durchs Waller noch durch ſaure Salze aufgelöfet. 3. In ſtarckem Feuer fehmelzer er zu Glaße. 4. Er wird von verfchiedener Farbe und Größe angetroffen. Zum Ackerbau ift ein aus kauter Sand beftehender Boden fehr untüchtig. Denn feine barte und feite Theilchen, weil fic die Sonnenhitze fang bey fi) halten, brennew im trockenen Wetter die Wurzeln der Pflanzen aus; und weil die Feuchtigfeit aus dem Sande mittelſt der. Waͤrme gefehreind ausduͤn⸗

ſtet

giet: fo gehen die zur Nayrung der Pflanzen nöthigen Säfte gar Bald ab: folglich ift der afchenfärbige, der graue und der fehrwarge

"Sand der fehÄdlichfte. Der mit andern Materien vermifchte Sand

iſt dem Pflanzenweiche fehr erfpriesfich; indem feine Hige den Bor den erwärmet, ihn locker und offen hält, und folglich die nahrhaften Säfte aus demſelben in die Pflanzen zu fleigen befördert.

8. Steine find eine eigentliche Henvorbeingung vieler Moräfte, Der Stein 1. ift ein fefter Körper, fo aus verfchiedenen Materien befonders aus Erde zufammengefeget wird. 2. Er kann weder im Waſſer aufgelöfet, 3. noch durch einige Art ausgedehnet werden, Die faſt unzählichen Sorten von Steinen Fünnen alle durch die Ger walt Des Feuers entweder zu Ralf oder zu Gypſe verbrannt , oder gu Glaße eingefchmelzet werden,

9 Der Rieg oder Gries, welcher zwifchen Sand und Stein gleihfam eine Mittelgattung von Foßilien ausmacht, wird oft nur gar zu häufig in den Moräften angetroffen. Deffen giebt es eben ſo viefe Sorten, als der Steine und des Sandes. Sie aber hier zu unterfuchen wäre eine überflüßige Mühe: indem eine mit Stein und Kieß tief überfihättete Gegend faft zu nichts in der Landwirth- ſchaft, ehe man fie gereiniget hat, anzuwenden if. Wenn aber un? ker den Steinen oder Kieß eine hinlängliche Menge Erde und andes ver zum Wachsthum der Pflanzen tauglicher Materien vermifcht ift;

ſo lehrer die Erfahrung, daß ein folcher Acker eine reiche Kornärh- - Die hervorzubringen im&tande ift. |

10. Waffer, ein zufälfiger Mifcheheif des Moraftes, (S.TLr.) wird von Herrn Boerhave als eine flüßige, geruch- gefehmack- und farb⸗ loſe Materie, welche ein gewiffer Grad der Kälte in Eis verwandelt, befchrieben. Die fehr bewegliche, flüßige und alles durchdringende

Eigenſchaft des Waffers feheint ganz deutlich zu erweifen, daß def

fen

J

136 Von Moraͤſten.

ſen urſpruͤngliche Theile von einer glatten und kugelfbrmigen Sa ſtalt feyn muͤſſen. Es ift auch wahrfeheinfich, daß dieſe Theile überaus Elein, und folglich wit einey großen Oberfläche in Verhäfts niß ihres Innhalts begabet find: denn dadurch werden fie gefchickt andere Subftanzen aufzulöfen; da fie in die Heinften Zwiſchenraͤume der Körper Dingen und Die Theile derſelben in vielen Puncten beruͤhren.

Man pflegt das Waſſer in Suͤß⸗ Salz⸗ und Mineralwaſſer einzu⸗

theilen. Unſerm Vorhaben aber ſcheint es gemaͤßer zu ſeyn, wenn wir mit D. Shaw eben ſo viele Gattungen des Waſſers annehmen, als Lagen der Erde ſind, uͤber welchen das Waſſer lauft. Es iſt ge⸗ wiß, das Waſſer loͤſet nicht nur die Theile der Materien, über welche es herfließt, auf; fondern es verfeibet diefelben mit feinem Theilchen gleichfam in eine Maſſe ein. Folglich muß es die Eigene ſchaften folder Subftanzen an fih nehmen; und die Wirkungen

derfelber auf die Pflanzen ausüben. Die von Herrn Boyle und -

anderen mit Sorgfaͤltigkeit angeftellten Verſuche zeigen, daß die irr⸗ difchen und faßzigten Mifchtheile des Waſſers zu dem Wachsthum der Pflanzen Das meiſte betragen ; ‚Das pur fügenannte elementa⸗ riſche Waffer aber nur ein Fahrzeug, durch weiches die nahrhaften

Subſtanzen in die Gefäffe der Pflanzen gefüher werden , abgiebtz

indem der größte Theil des Waſſers an den Außerfien Spitzen der Pflanzen auszuduͤnſten wahrgenommen wird. Mithin, obſchon das Waſſer dem Pflanzenreiche unentbehrlich nothwendig ift: fo kann

doch deſſen eine allzugroße Menge demfelden viel ſchaden. Denn

durch einen Ueberfluß des ſtets auffteigenden und fich uͤberall ausz breitenden Waſſers werden die Theilchen der Pflanzen von einane der zu fehr abgefündert, ihre Luftlächer zu weit ausgedehnet, und endlich ihr Zufammenhang gänzlich zerſtoͤrt. Zudem Eönnen die

Nahrungstheile wegen dem ſich entzwiſchen fegenden Waſſer von

den

f

e Don Moraſten. 137

den Pflanzen nicht angezogen werden: mithin fahren ſie mit dem Waſſer aus den Pflanzen in die Luft ab.

11. Das Salz, welches entweder wirklich in moräftigen Boͤ⸗ den befindfich if, oder durch das Waſſer dahin geführt wird, has ben wir S.H. 1, meil es durch das Waſſer fehr verändert werden muß, unter die zufälligen Mifchtheile des Moraftes gefeset. Das

Salz unterfeheidet man von andern Mineralien durch folgende Ei— genſchaften. ı. Es ift ein zerbrechlicher und durchfichtiger Körper, fo man nicht aminden, wohl aber durch das Feuer ſchmelzen kann. 2. Am Waffer wird es in Eleine Theile aufgeföfer, daß es dem Auge entzogen wird. 3. von Natur fehießt es in gleichförmigen

Cryſtallen aus, welche einen” ftarefen Geſchmack erwecken. Don "allen Gattungen des Salzes, deren viel bey den Naturforſchern vor⸗ kommen, ſcheinen hier in Erwägung gebracht zuwerdeu: 1. dag gemeine Bochſalz, ſo ſich durch ſeinen ſtechenden muriatiſchen Ge— ſchmack, und durch feine wuͤrfelfoͤrmige Cryſtallen verraͤth, wird in einigen Oertern in Klumpen aus der Erde gegraben. Meiſtentheils aber wird es in den quell⸗ und fließenden Waͤſſern aufgeloͤſet angetroſ⸗ fen. 2. Der Salperer befteht aus langen fechsecfigten Cryſtallen. Sein Geſchmack ift ſcharf und kalt. Er wird faft aller Orten ans getroffen. Diefe, wie auch die meiften Übrigen Laug-⸗ und Saurſalze, ſie moͤgen flüchtig oder feuerbeſtaͤndig ſeyn, tragen zur Fruchtbarkeit des Erdreichs vieles bey. Denn fie theilen den Pflanzen eine treflis che Nahrung mit: da fie mit den Saͤften in die Gefäffe der Pflan⸗

‚zen fleigen, und an den gleichgearteten Teilchen derfelben Elcben

bleiben. Wenn aber das Satz überhand nimmt: fo erftickt es die

"Pflanzen: indem es ihre Luftlöcher verftopfet, und den natürlichen

f Lauf der Säfte verhindert,

J S 12. Me⸗

138 Bon Moräften.

12. Metalle find Körper, welche aus der Erde gegraben, durch die Gewalt des Feuers gefchmof;en und mit dem Hammer ausgedehnet werden: als Gold, Kupfer, Eifen ꝛe. Die Halöimetalle, fo auch in der Erde gefunden werden, laſſen fich zwar im Feuer fchmeizen, nidyt aber mit dem Hammer ausſtrecken, als Wißmuth, Spießglaß, Queckſilber ꝛe. Don allen finder man zumeilen in den Moraͤſten Theile. Weil fie aber größtentheils nur von dem Waſ⸗ fer aus den benachbarten Bergen dahin geführet werden; fo ift die Menge derfeiben felten fo beträchlich , Daß fie einen mercklichen Ein- Fuß in das Pflanzenreich haben. Folglich verdienen fie nicht als Mifchtheife des Moraſtes betrachtet zu werden ; das Eifen ausge nommen, fo man in vielen Moraͤſten fehr häufig antrift. Es verräth ſich durch feine Schwere, und befondere Farbe. Diefe ift gemei> niglich zorhgelblicht, grau oder ſchwarzlicht. Das Waſſer, fo Hr ein Eifenerz fließt, ift mit einem Häuschen, welches die fich verändernde Farbe des Taubenhalfes vorſtellt, bedecket. Wenn der Boden eine große Menge diefes Metalls in fich enthaͤlt, fo ift es Teiche zu erachten, daß er dem Ackerbau nicht gar dienlich ſey. Denn feine Feftigkeit macht die Erde fehwer anzubauen: und aus Abgang der nöthigen Feuchtigkeit ift ex dem Getraide nahrhafte Säfte Darzureichen nicht im Stande. ft aber das Erz nicht reich, fo kann ein folcher Grund allerdings ein vortreffliches Getraidfefd ab⸗ geben. Denn das Eifenerz hält die übrige Erde offen und locker. Uud weil die Eifentheitchen dicht find: fo erhalten fie die Sonnenhitze lang bey fich; folglich erwaͤrmen fie den Boden, umd beförderen den Lauf der Säfte in die Pflanzen. Ya es ſcheint, daß fich das Eifen in die Subſtanz gewiffer Gewächfe verwandfe: indem man unter den Aſchen derfelben oftmals Eifen, und zuweilen in ziemlicher Menge antrift.

13. Aus

y

Bon Mordften. i 136

73. Aus dem Minerafreiche bleiben ung noch der Schwefel und der vitriol zu betrachten übrig. Schwefel ift ein trockener , dichter, doch mürber Körper, welcher durch einen geringen Grad der Hitze fihmelzet. Wenn er angezündet wird, verzehrt er fich in einer blauen Flamme und ſtarken Dampfe faft gaͤnzlich. Kein faures Salz ift ihn aufzulöfen vermögend. Des Schwefels hat man derfehiedene Sorten. Der graue, welcher bey ung der gemeinfte iſt, verſtecket fich dergeftalt unter die anderen irrdifchen Materion, dag man ihm nicht anders, als durch feine Wirkung, zu entdecken weis. Er erwaͤrmet das mit ihm vermifchte Erdreich, urd mache es fehr fruchtbar. Denn feine von Natur hisigen Theile breiten ihre

- Wärme in die ganze Gegend aus: und feine Ölichte Materie gibt

den Pflanzen die befte Nahrung ab. Doch muß der Acer nicht zuſehr mit Schwefel überfaden ſeyn; fonften brennet er die Feldfrüchz te, befonders in einem trockenen Fahre, ſtark aus. Vitriol iff ein aus den durch die Säure des Schwefels aufgeföften Theilchen der Mer tolle zufammen gefegter Körper , welcher entweder unter der Erde durch Die Wirkung der Natur, oder in den Werkfkätten der Ehymiften durch Die Kunft verfertiger wird. Mittelft des Waſſers wird er zu der Geſtalt eines Satzes, fo fich leicht auflöfen laͤßt, gebracht. Der grüne entfteht aus dem Eifen, der weiße aus dem.

- Eifen und Zinke, der blaue aus dem Kupfer. Keiner aber wird fo rein gefunden, Daß er nicht mehr oder weniger von den übrigen

- Metallen und Halbmetallen bey ſich führt. Folglich muß der Die triol auf die Pflanzen faſt ähnliche Wirfurgen mit der Mine

ralien, von welchen er entfpringt, ausüben. Allein, weil der Vi— triol mit dem Waſſer aus den Bergen gemeiniglih nur in gerin- ger Quantität geleitet wird, und dieſes Waſſer, che der Moraft zum Ackerbau fauglich if, abgeführt werden muß: fo verdiener x diefes Ortes Faum in Erwägung gebracht zu werden.

© 2 24. Aus

110 Von Moräften.

14 Aus Nachricht von den eigentlichen und zufaͤlligen Miſchtheilen des Moraſtes koͤnnen die uͤbrigen Vermi⸗ ſchungen, welche mittelſt * Waſſers die Materie eines Moraſtes ausmachen, leicht eroͤrtert werden. Doch muß man hier eine von der⸗ gleichen Miſchungen, welche faſt in allen Moraͤſten in großer Men⸗ ge angetroffen wird, nicht vergeſſen, naͤmlich den Torf. Dieſer beſteht aus einer ſchwarzen, feuchten und ſchwammartigen Erde, fo meiſtentheils mit einem zaͤhen Raſen uͤberwachſen iſt. Die eigent⸗ liche Natur des Torfs genau zubeſtimmen iſt ſchwer: denn er ſchei⸗ net aus einer Vermiſchung vieler Materien zuſammen geſetzet zu feyn. So viel iſt gewiß: er führt viel Schwefel und dergleichen Materien mit fih. Denn wenn die Sonnenhitze und die Luft Die Reuchtigkeit aus ihm gezogen haben: fo giebt ev im Brennen eine heftige Hitze; und feine Afchen werden zur Berbefferung der Fel⸗ der koſtbar gefunden. Er ift auch mit fauren und andern Gaben ſtark angefüllet. Denn fein Geſchmack ift merklich ſauer; und ih habe Stuͤcke von Bäumen, welche darinnen viele Zahrhunderte muͤſ⸗ ſen gelegen haben, in dem ſie ſechs und acht Klafter tief verſenket waren, ganz friſch und geſund aus einer ſolchen Erde heben geſe⸗ hen. Dieſes ſcheint ohne Huͤlfe der Salze, ſo die Luftloͤcher des Holzes verſtopfen, und auf ſolche Weiſe ihre Saͤfte vor der Gaͤh⸗ rung mit dem Waſſer verwahren, unmoͤglich geſchehen zu koͤnnen. Denn auch ſolches Holz, ſo im Waſſer leicht verfault, als das Bu⸗ chenholz, erhaͤlt ſich in einer torfartigen Erde. Der Torf hat noch dieſes beſonders; wenn man ihn zum Brennzeuge graͤbt, wie in Groß⸗ britannien und anderen Oerteren vielfaͤltig geſchieht, ſo waͤchſt er innnerhalb 20. biß 30. Jahren ſowohl an der Menge als auch au bey Feftigkeit wieder hervor, AR

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Don Moräften. en 141 - $. IIL

1. De erſte Sorge des Landmanns, welcher aus ſeinem Moraſte

einen Nutzen ziehen will, muß dahin gerichtet ſeyn, daß er das uͤberfluͤßige Waſſer aus demſelben nicht nur ableite: ſondern auch die ganze Gegend alſo einrichte, daß ſie ins kuͤnfige nicht mehr der Gefahr, vom Waſſer verderbt zu werden, unterworfen ſey. Dieſes gu bewerfitelligen ift der Endzweck Diefes Abfchnitts. Ich werde mich befleißen, die Sache durch Beyſpiele, Beweiſe und Anweiſun⸗ sen fo leicht und begreflich vor Augen zu legen, daß ich mir faſt fihmeichle , einer gder der andere möchte Dadurd) angereitzet wer⸗ den, eine Probe davon, wo nicht in einem ganzen Morafte, wenige ſtens in einem Stuͤcke deffelben, anzuftellen. Bepfpiele Darf man wicht weit fuchen. Holland und die übrigen vereinigten Provinzen find aus einem fat ununterbrochenen Morafte mittelft diefer Kunft in einen, fo zu reden, ausgefehmückten Garten verwandelt worden. In Großbritannien, wo die Landwirthſchaft fo hoch als in einem Meiche der Welt geftiegen ift , bat man durch wiederholte Ver⸗ füche und angeftellte Proben den Nutzen diefer Berbefferung des Erd⸗ Bodens fo eingefehen , daß nicht nur viele Eigenthumsherren dieſel⸗ be auf ihren Gütern einzuführen viele Muͤhe und Koften angewendet haben: fondern das Parlament hat aus einem billigen Eifer, das Allgemeine Befte zu befördern, im Jahr 1737. eine Verordnung aus- gefertiget, Fraft welcher. den Unternehmern (fo nennt man die Glieder einer um Moräfte auszutrockenen aufgerichteten Gefellfchaft ) Die Vollmacht, alle Moräfte in der Anful SEly in brauchbaren Stand zu fegen, ertheilt worden. Ireland‘, welches ehedeſſen mit, Moraͤ— ſten angefüllf war, hat man innerhalb 40. Fahren Durch die Kunft dergeftalt zuzurichten gewußt, daß manches Landgut feinem Herrn mehr als noch einmal ſo viel jährlich-einträgt, feit dem die Moräfte

90 S 3 in

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142% Von Moraͤſten.

in Getraid⸗ und Graßboden verwandelt worden. Das bey dr burg mitten im Morafte gebaute Schloß Leopofdserone, und die une liegenden Felder und Wieſen zeigen zur Genuͤge, wie weit mam mit Austrockung der Moräfte Eommen kann, wenn die Sache mit Geſchicklichkeit herzhaft angegriffen wird.

2. Das Waller aus einem Moraſte abzuleiten, muß man vor allen. feine Lage (S. 2.) wohl unterfuchen, damit dem Waſſer eim vortheilhafter. Ablauf angeleget werden. möge, Zu dem Ende wird erfordert den ganzen. Moraft zu Libelliren oder abzuwaͤgen, welches: mittelft der Dioptern gefihreind und: bequem sefchehen kann: wenn man nämlich die Höhe det Dioptern A in der I. Fig. von der Höhe der Stange D B abzieht. Denn der Moraft it den: Ges feßen der Sehekunſt gemäß ; in: dem Orte A um ſoviel höher als in B, als. der Unterfchied der Dioptern und der. Stange, nämlich BC austraͤgt.

3. Nach dem der Abhang des Moraftes auf diefe oder eine andere Art, Deren viele bey den. Mathematifern anzutreffen find, gez finden. worden; muß man. auf Mittel. tracdten, das Waſſer des Mo⸗ raftes zu: gedachten Abhang füglich und: mit fo geringen Koften als. es moͤglich ifk, zu leiten. Weil nun, dem Gefegen: der Hy⸗ draulik zu. Folge, das Waſſer, wenn es mit Gewalt nicht aufger Bolten wird, allegeit feinem. Abfalle zutrachtet: ſo berubet Die Haupt⸗ Funft Moraͤſte auszutrocinen darauf, daß alle Hinderniffe , welche das Waffer in dem Morafte zuruͤckhalten, aus dem Wege gerau⸗ met werden. Mithin kann zuweilen ein Moraſt, dev feinen Ur⸗ fprung: einem See (8. 1. 3.) zugufchreiben hat, trocken gemacht werden, wenn alles Waſſer, oder wenigftens der größte Theil deſ⸗ ſelben, mittelft eines: Grabens- aus dem See geführet wird, Den

auf ſolche Weiſe wird die Urſache des in dem Moraſte ſtehenden Waſ⸗

Bon Moraften. 143 Woſſers aus dem Wege geraumer: folglich muß das Waſſer feiner Natur nach) ablaufen, und der Boden allmählich Durch die Zone menbise austrodinen. Imgleichen wird nicht felten ein Moraſt, welchen die Wendungen eines aufſchwellenden Fluſſes verurfacht has ben ( $.1.2, 3,) von feiner Feuchtigkeit befreyet, wenn Das Bett des. Stroms von dem Sande und übrigen groben Matirien geföuberet , die ins Land tief eingefreffenen Löcher und Kruͤmmungen mit Stein, Reiſern, Kieß und dergleichen Waſſerwehren ausgefüllet , und der ganze Fluß einen graden Lauf zu nehmen gezwungen wird. Denn Dadurch wird die Höhe des Waſſers in dem Fluſſe merklich fallen; und folglich das Waſſer aus dem Morafte abzufließen Raum erhal⸗ ten. Wenn der Moraft von den herumliegenden Bergen entſteht (8, J. 2.) fo kann fein uͤberfluͤßiges Waſſer abgezapfet werden: da man deu Berg, ſo an den niedrigſten Theil des Moraſtes ſtoͤßt,

durchſchneidet, und einen Graben bis auf den erhabenſten Ort def ‚selben fortruͤcket. Auf ſolche Weife wird fih das Waſſer nicht in Den Boden fegen; fondern feiner Schwere nach gegen den Graben

fließen.

4. Allein diefe Auſstrocknungsarten find oft vielen Schwierige Reiten unterwerfen, und felten wird dadurch das ftillftehende Wafe ser aus dem Morafte nach Wunfche abgeführt. Denn 1. erfordert ein folcher Moraft einen fehr merklichen Abhang; fonften wird das Waſſer feinen Zug nicht dahin fuchen , fondern mit der Erde des Moraftes vermifcher bleiben. 2. Geſetzt auch Die Lage wäre ziemlich abhängig, der Boden aber zähe und thonartig: fo würde das Waf fer ebenfalls in dem Morafte aufgehalten. 3. Wenn in dem Mos raſte lebendige Quellen fich befinden: fo breitet fich das Waſſer ders . gelben auf allen Seiten aus: mithin würde eine folche Gegend aller Beyſorge ungeachtet einen beftändigen Sumpf geftalten. 4. Nebſt dem, daß die Ausraͤumung und Geradmachung des Stufs

. ſes

144 Bon Moräften,

fes viele Koften und Zeit erfodern : fo koͤnnte die Arbeit PAR: von einem Beſtande ſeyn. Denn der Strom, beſonders wenn er einen ſchnellen und ſtarken Zug hat, und viel Sand und Stein mit ſich fuͤhret, würde den Bau bald einreißen. 5. In allen Fällen wuͤrde die Austrocknung langſam von ſtatten gehen, und der Landmann von ſeiner Muͤhe und Koſten in vielen Jahren einen ſchlechten oder keinen Nutzen zu erwarten haben.

s. Bis auf diefe Stunde ift man auf Fein befferes Mittel gez fallen, den ganzen Moraft geſchwind und vollfommen von feinem überz fluͤßigen Waſſer zu befreyen, als daß man ihn mit einer folchen Anzahl tüchtiger Graben. durchſchneide, daß mittelſt derſelben alles ſchaͤdliche Waſſer aus der Erde geleitet, und anderswohin geführe

werden koͤnne. In Diefen Graben verdienet die Zahl, Die Ceitung

und die Geſtalt genau abgehandelt zu werden.

6. Weil ſowohl das von andern Oertern ſich in den Moraſt ergie⸗

ßende als das in demſelben aufſteigende Waſſer in die Graben geleitet werden muß: ſo haͤngt die Zahl derſelben zweifels ohne von den Eigen⸗ ſchaften des Moraſtes ab. Die Hauptregeln, nach welchen mar ſich zu richten hat, find folgende: 1. Je mehr Waſſer aus Dem Moraſte abzuzapfen iſt, deſtomehr Graben muß man anlegen. 2. Ein aus Thon Mergel oder ſchwarzer Erde beſtehender Moraſt erfodert eine weit größere Anzahl Graben, als ein lockerer, ſandig⸗ ter oder fteinartiger Boden, Denn. im legten Falle wird das Wa fer duch feine natürliche ftets abwärts trachtende Eigenfchaft leicht zu den Graben, wenn fie aud) ziemlich weit entfernet find, fich felbft ‚einen Weg ausfuchen. Im erſten Falle aber, wenn die Graben

weit auseinander ftehen, wird das Waſſer bis an fie zu dringen Durch

die Anziehungskraft gedashter Materien verhindert... 3. Ein flach fiegender Moraft muß in mehrern Oertern mittelſt der Graben Oef⸗ uung

Don Moräften. 145 mung befommen, als ein abhängige. Denn der natürliche Abfluß des Waſſers wird durch die abfehießende Lage des Bodens merklich befördert. 4; In Verhaͤltniß der Ovantität des in dem Morafte

aufquellenden Waffers it man bemüßiget, die Zahl der Graben eins zurichten. In der Ausübung ift rathfam , immer Graben mitten Durch jede Duelle zu ziehen; fonften Fann ein beträchtlicher Strich des Moraftes der Gefahr ausgefeget ſeyn, nicht austrocknen zu koͤn⸗ nen. Doc ift Diefes nur von den größern Quellen zu verſtehen. Die Eleinern verlieren fich bald: wenn fie durch die nicht gar zu weit entfernten Graben Luft befommen. Auch die größeren, ment fie merklich höher als die Graben Fiegen, fuchen gegen denfelben einen. Abzug baͤld aus,

ah Die Leitung der Graben geſchickt anzugreifen, bat mar in acht zunehmen: 1. Daß fie ‚allezeit von den höheren Oertern des Morvaftes gegen Die niedrigerm gezogen werden: das ift, die Braben müffen eine ununterbrochene abhängige Flaͤche geftaltenz damit das Waffer an einem Orte ftecken bleibe, ſondern ftets fort fließe , und damit das von den Seiten herſchießende Waſſer hinein- zufallen Pag erlange. 2. Daß die Graben gerad, und- fo viel es möglich iſt, nad) der Schnur gezogen werden: auf daß das Waffer Die Winde des Grabens nicht Durchfteche, und anftatt aus dem Morafte abzufliefen, fich von neuem in die Erde dringe. Denn bey jeder Wendung des Grabens ſammelt ſich eine Lacken, welche den Abfluß des zuflichenden Waſſers nothwendiger weife hemmen muß. 3: Daß die Graben, wenn fie an einen veißenden Strom ſtoßen, wicht ſenkelrecht auf Denfelben fallen ; fondern daß fie mit dem Fluſſe gegeu den Strom einen fpisigen Winkel machen: damit das lange fam herabfließende Waſſer des Grabens nicht von dem Strom als von einem Damm aufgehalten und in den Erdboden wieder hineinzudrinz | gen geawungen werde, Doch. darf der Winkel nicht zu ſpitzig ſeyn; | T ſonſt

146 Don Moraͤſten.

ſonſt wuͤrde die ganze Gewalt des Waſſers auf die gegen dam Winkel tiegende Wände des Grabens fallen, mithin Die untere Sei⸗ ge des Moraftes den Unbequemlichkeiten, weichen vorzubiegen wir Die Graben zu machen erft vorgefehrieben haben, ausgefeget feyn. Daher zie⸗ ben einige ihre Graben bis auf 60 oder 80 Schritte von dem Fiuffe wwinfelrecht : und von dortaus kruͤmmen fie Diefeiben allmählich ab⸗ wärts. Weil aber alle Krümmungen den Graben fehädfich find: fo wird ein Winkel von ungefehr 75 bis 80 Öraden der tauglichfte erachtet. Denn das Waſſer bleibt in einem folchen Graben nicht fiehen ; weder finkt e8 in den Boden ein, fondern es fließt mit dem Strome ohne Hinderniß vollfommen ab. 4. Daß man fi Der Ouergraben , welche die Koften zu vermindern oder eine Duelle an den Hauptgraben zu leiten, angelegt werden, fo viel e8 möglich ift, fparfam bediene. Denn das Waſſer greift die untere Seite eines folchen Grabens unfehlbar an , es durchbohrt diefelbe, folglich hält es den ganzen unteren Theil des Moraftes beftändig feucht und naß. Wenn in dem Morafte Feine lebendige Duellen vorhanden, ſo kann man ſich dergleichen Quergraben mit Portheile bedienen. Denn in diefen Falle koͤnnen zween abhängige Graben , nebft eis nem Duergraben, alles Waſſer aus dem Morafte zu führen im Stan⸗ De ſeyn: befonders wenn der Boden feft und hart , und Der Quer⸗ graben alfo ausgehoben ift, Daß das Waſſer gegen Die une Haupt⸗ graben einen hinlaͤnglichen Abfluß hat.

8. Die Geſtalt des Grabens begreift drey Sachen, naͤmlich die Tiefe, die Breite, und die Boͤſchung in ſich, Die Tiefe haͤngt von der Materie und von der Lage des Moraſtes ab. Denn, das mit alles Waffer aus der Erde abfließe , muß bis auf den feften Boden gegraben werden; und, damit das Waſſer an Feinem Orte ftecken bfeibe , muß der Boden des Grabens eine unungerbrochene

abhängige Fläche formieren, (8. IIL 3.) mithin möffen in mei⸗ en

Don Moraͤſten. 147

fen Moräften einige Stuͤcke des Grabens tiefer, andere aber feichz ter ausgehoben werden; nachdem nämlich die Oberfläche des Mo⸗ taftes erhabner oder niedriger liegt. Zu dem Ende foll man die Tier fe der Materie in den verfchiedenen Theilen des Moraftes , wie auch die erhabneren Dexter, durch welche der Graben zu zichen ift, in Augenfchein nehmen. Diefes aber verfteht fich nur von einem beträchtlichen Stuͤcke. Denn den ganzen Graben nach der Tiefe eines Fleinen Striche einzurichten, wäre zu mühefam und auch zu koſtbar. In dieſem Falle feßet man die Arbeit fort, fehäufelt die lockere Materie aus, und erfeget fie mit Baumäften, Kieß , und fefter Erde. Sollte aber eine febendige Duelle in dem Graben auf ſtoßen; fo reiniget man fie fauber aus: das darinn aufquellende Waſſer wird mit der übrigen Feuchtigkeit in dem Graben ablauf- fen. Den Boden des Grabens in einem gleichen Abhange ſtets zu halten, Tann man fich eines fangen eben gehobelten Brettes AB Fig. 2, auf welchem ein mit einer Schnur und Senkbley ın verfehenes Dreyeck D verfeftiget ift, bedienen. Mittelſt diefes einfachen, doch fehr bequemen Werkzeugs wird Die Abweichung des Senfbleys m von der Perpendicular - Linie n gefunden: mithin den Gefegen der Meßkunſt zu Folge der Boden des Grabens in einem gleichfürmt- gen Abhang den ganzen Weg hindurd) leicht erhalten.

9. Die Breite und die Tiefe des Grabens beftimmen feine Boͤſchung. Denn je tiefer der Graben iſt, deſto meiter muß die obere , und in Verhaͤltniß defts enger die untere Breite gemacht werden, Beil die Böfchung zu dem Ende angelegt wird, daß die berunterwalgende Erde das Waſſer nicht zu ſtark aufdämme , und daß die Wände des Grabens defto fefter ſtehen koͤnnen: fo muß

Den Regeln der Schwere gemäß die Boͤſchung in einem tiefen Gras

ben fchiefer liegen als in einem feichten. Die Verhaͤltniß der obern

zu der untern Breite des Grabens Bann nicht anderft als nach der 2 Des

148 Don Moraͤſten.

Befchafferheit des Moraſtes beftimmer werden. Folglich iſt man gewiſſe Regeln vorzuſchreiben bier nicht im Stande. Doch Einnen die: in der Rupferplatte Fig. 3. ſtehenden Abriſſe als Mufter dienen, mit⸗ teift deven faft alle Graben in den Deutfchen Moräften angelegt werz den koͤnnen. In allen dreyen Figuren ftellet die Linie ET die Tie⸗ fe; AB die obere , und CD die untere Dreite ; AC aber und BD Die Boͤſchung des Grabens vor. Die Zahlen zeigen die Werkſchu⸗ he an.

10. Daß ein breiter Graben einem engen vorzuziehen ſey, das lehret die Erfahrung. In dem breiten erhaͤlt das Waſſer einen groͤßeren Raum von allen Seiten hinzufließen; und, wenn beſon⸗ ders nach den Winterfroſten Stücke von den Waͤnden abfallen, fo Dämmen fie das Waffer nicht fo ſtark auf. Diefer und anderer Urs fachen halber machen einige ihre, Graben fehr breit. In Großbri⸗ tanien ficht man dergleichen viele, fp über 30, Schuhe in der obern Breite einnehmen, : Eine gar fo große Breite aber wird nur bey Moräften, welche der. Fluth des Meers unterworfen find, erfordert: Damit nämlich das zur Fluthzeit aufdringende Waſſer in folchen breiten Graben fichen Eönne, bis es zur Zeit der Ebbe wieder abs lauft. Eine obere Breite von 8, 10, 1%. höchftens 15. Schuhen iſt fir unfere im feſten Lande liegenden Moräfte faft allegeit hinlaͤnglich.

Wir wollen einen Moraft, welcher die meiften angeführten Umfände in sich begreift, nach den oben abgehandelten Saͤtzen bes; trachten. Seine Länge AB foll ungefähr 100000. Schuhe, feine Breite aber CD 70000. Schuhe einnehmen. Auf der Nordfeite iſt er mit Bergen und Hügeln umgeben, Gegen Suͤden ftößt er an einen fchnelien Fluß Ee. Ein beträchtficher Theil Diefes Moraſtes AH empfängt das meiſte Waſſer aus den neben den Anhöhen auf- fteigenden Quellen unn. Unweit des Stroms quillt ein lebendigen,

Waſſer

| Bon Moräften. Zn ®? Waſſer in o. In dem übrigen Theife HB find verfchiedene Suͤmpfe

und Quellen m mm hin und wieder zerſtreuet. Endfich laͤßt der ganze Moraft von_den Bergen bis an den Fluß einen Abhang foüren. Alles überflüßige ABaffer aus dem Theile AH diefes Morafies abs zuleiten, werden zween abwärts laufende AE, und Hs, und ein Duergraben an zureichen. (S IH. 7.) Die Quelle o muß einen bes fondern Graben. o i haben. Die Duellen und Sümpfe des Theils HB erforderen drey abhängige und einen kleinen Quergraben p q> welcher das Quellwaſſer p in den Hauptgraben führt. Die Duelle a bedarf Feines Grabens; denn fie fucht ihr felbit einen Weg an den nächftgelegenen Graben aus. (8. IIL 7.) Weil unfere Graben an einen fehnellen Fluß ſtoßen: fo müffen fie fehief gezogen werden: damit das zufchießende Waſſer die Arbeit nicht aufbalte, ift es zathfam den Graben in dem niedrigften Orte anzufangen. Einen. ſehr aeadhnlichen, doc) fehr groben Fehler- begehen diejenigen, ſo die ausgeſchaͤufelte Erde auf dem Nande des Grabens liegen laſſen. Denn die Loft diefer Erde muß die Winde nothwendigerweiſe fehr drucken. Dadurch fällt der Schuft in den Graben, und verbin, dert Das Waſſer abzufliegen. Zudem nimmt diefe Erde viel Plag unnuͤtz ein. Daher ſoll man die Löcher des Moraſtes mit dieſer aufgeworfenen Materie ausfüllen: oder Diefeibe ganz und gar aus Dem Morafte führen,

=. 72. Wenn der Moraft weitläuftig, und die Arbeiter in des zinger Anzahl vorhanden find: fo full man, fo bald der Froft et⸗ was nachgelaffen hat, und die Kälte des Waſſers den Arbeitern erträglich worden, die Graben zu eröfnen anfangen, auf daß der größte Theil des lebendigen Waſſers noch im Sommer einen Weg zu den Graben finde, und daß die fichende Feuchtigkeit durch die Sonnenhitze ausdünfte. Im todten Winter höret der Moraft fich | ng nicht gänzlich auf. Denn fein Quellwaffer friert | 3 auch)

zo - Bon Moräften.

auch bey einem ſtarken Frofte ſehr fetten gänzlich ein: folglich, went - es einmaf gegen die Graben einen Abflug gefunden hat, hält es fortznfließen an; und führt die auf feinem Wege ſtehende Feuchtig⸗ keit mit fich aus dem Morafte ab. Auch die unterivrdifche Hise befördert die Ausdänfung der Waͤſſerigten Theilchen. Ja der Froſt ſelbſt traͤgt zur Ausdünftung des Moraftes ein nicht geringes bey; da er die Dberfläche des Bodens verhärtet: woduch das Abaf fer nicht in die Erde dringen kann, fondern. untenher in die Graben zufließen muß. Und die Feuchtigkeit der gefrornen Erde- duͤnſtet by einfallendem Thauwetter durch die Erdritzen aus.

13. Nachdem der Moraft auf folche Weiſe den Winter über allen Luftveraͤnderungen ausgefeßet worden ; ſoll man gegen die Mitte des Aprils die Graben ausreinigen, und nach Befhaffenheit der Um⸗ fände neue Quergraben ‚anlegen ; wenn nämlich eine oder andere Duelle an des Quantitaͤt ihres Waſſers nicht merflich abgenommeg haben. Iſt aber der Ausftuß der Quellen augenfcheinlich vermindert: ſo wäre die Anfegung neuer Quergraben überflüflig. Denn in dieſem Falle haben die Quellen wirklich einen Abflug gegen die Öraben gefunden, Folglich wird das Waſſer derfelben nach und nad gänzlich ver⸗ ſchwinden, und den Erdboden trocken zuruͤcklaſſen.

$. IV.

Ne verftändige und erfahrne Landman wird die zu jeder Bau⸗ art tauglichften Stücfe auszufuchen, nnd felde nach der Umftänden auf die Teichtefte und bequemfte Weiſe anzulegen ſuchen. Weil aber dieſe Zubereitung hauptfächlich von den fehr verſchiedenen Eigenfchaften. des Bodens abhängt: fo ift es allgemeine Negeln das von feft zufegen fchlechtesdings unmöglich. Der Wahrſcheinlich⸗ keit nach wollen Wir unferen trocken gemachten Moraft in drey Haupte ſtuͤcke theilen. Das obere Stuͤck zwifihen Fund A, meil es we⸗ gen

Bon Moräften, / 151

gen der Anhoͤhen oft nicht gar fruchtbar gefunden wird, und den Uberſchwemmungen ausgeſetzet iſt, laͤßt man zur Vichweyde, Der

4—

Strich von G biß an dem Strom E, welcher der Nachbarſchaft des Fluffes und ferner eignen Lage wegen meiftentheils naß und feucht bfeibt, Fann zum Heuwachs ımd Wieſen dienen. Das mitte lere Stück aber zwifihen A und y, fo gemeiniglich der beſte Boden if, wird dem Ackerbau gewiedmet.

2. Ein ſolches Stuͤck Laudes in eine gute und beftändige - Viehweyde, woran viel in der Landmwirtbfchaft gelegen ift, zu vers wandeln, wird erfordert: 1. Daß die größern Steine, fo darinn entweder ganz oder zum Theile außerhalb der Erde liegen, ausge, graben und abgeführt werden. 2. Daß, wenn der Soden mit einem fpißigen rauhen Grafe, Ried, Moos, Heyde, und derglei- chen Unkräutern überwachfen ift, ex bey trockenem Netter anges zuͤndet, und bis an die Wurzeln, Damit fie nicht von neuem Feimen, ausgebrannt werde 3. Daß die Eleinen Hügel, foviel möglich iſt, gefchleifet, und die geößern Gruben mit der abgenommenen Erz De angefihüttet werden. 4. Daß man den Boden ackere, durchaus gleich ege, und mit Klee» Heuzund andern Samen befüe, damit Die ganze Weyde eine gleichfürmige und mit gutem Graße uͤberwach⸗ jene Dberfläche erlange. Wenn im dritten Jahre, in welchem Der Landmann die erften beträchtlichen Früchte feiner Arbeit zu hoffen hat Der Boden vollfommen trocken geworden, und aus den Bergen Feis ne Wildwaffergüffe zu beforgen find, fo kann und foll man die Gras

- ben mit rauhen Steinen, gebrochenen Ziegeln und Reisholz zween

bis dritthalb Schuhe hoch dergeftalt belegen, daß das Waſſer in den Zwifchenräumen diefer Materien einen freyen und beftändigen Paß behalte. Der Ueberreft des Grabens kann anfänglich mit Kieß und Sand, zulegt aber muß er mit guter Exde in einer gleichen Hoͤ⸗

Reife

be mit Der Dberfläche der Weyde ausgefuͤllet werden, Auf dieſe

15% Don Moraͤſten. ; Reife wird ein nahmhaftes Stück Landes brauchbar, und das Dich

iſt auf der Weyde der Gefahr, in den Graben beſchaͤdiget zu wer⸗ den, nicht unterworfen. Sollte aber die Weyde mit Ueberſchwem⸗ mungen: öfters. befehädiger zu werden , bedrohet feyn: fo ift «8 nicht nur rathſam, fondern. höchfinothwendig, daß die Graben offen ſte⸗

den, und daß fie alle Fahre zu rechter. Zeit ausgeſaͤubert werden;

damit das wilde Waſſer, der Sand und dergleichen: Unreinigkeisen

mittelft derfeiben abgeführet werden mögen. Ja in dieſem Falle Wird der daraus entfichende Nusen die Mühe und Koften veich-

lich erfegen. Daß man eine ungefähr 4: bis 5. Schuhe hohe Mauer

neben der Anhoͤhe aufbaue, und in Diefer Mauer Defnungen, durch

welche das binfchießende Waſſer in die Graben geleitet wird, ans

fege. Es mögen- die Graben offen fichen oder zugefehüttet feyn: fo ſollen in bequemen Dertern 3. E. in n n n, von welchen gegen

alle Theile der Weyde Abhaͤnge find, Schleufen von Holz, oder, ſo weit vorzuziehen iſt, von Mauerwerke aufgerichtet werden, damit Das waſſer im Frühling und im Herbſte geſammelt, und von Date aus über die ganze Weyde durch Eleine Canaͤle ausgebreitet werden Fönne, Dadurch werden Die feharfen‘ Säuren aus der Erde geführt, ai befimdfichen Salze aufgeföfet, und folglich der ganze Bor den fruchtbar gemacht. In gelegenen Gegenden 3. E in dd foil das Waſſer der Graben mittelft breiter Candle aufgedaͤmmt wer⸗ den, um daraus das Vieh mit allem zu feiner Nothdurft erforder lichen Waffer verfehen zu koͤnnen. Sie muͤſſen auf allen Seiten mit Brettern, Ziegen oder Steinen’ gefüttert: werden. "Und damit das Vieh ohne Schaden hineintretten Fünne, ſoll die an die Weyde ſtoßende Seite ganz ſeicht angelegt werden.

3. Auf daß der Viehweyde weder an Bequemlichkeit, J an Nuhe was abgehe, kann man dieſelbe mit eiuer Mauer beſonders

auf der Nord⸗ und Nordoſtſeite einſchließen. Auf ſolche Weiſe wird

Don Moräften, 153 wird fie von dem Anfalle des fremden Viehes bewahret: die rauhe Luft und Falten Winde werden von ihr merklich aufgehalten < und folglich dee Wahsthum des Grafes treflich befördert , wie die ens gelländifchen ſo genannten Parken zur Genüge erwweifen. Die ganze Weyde theilen einige, und zwar mit großem Vortheile, mittelft le⸗ bendiger Zäune in verſchiedene Stüde ein. Da ein Theil der Wende auf foldye Art vom Vieh abgegrafet wird, erhält das Gras in den übrigen Zeit zuzunehmen, ohne von den Züffen der Thiere befchädiger zu werden. Endlich, weil der Schatten bey heißem Wet⸗ ter dem Viehe eine fehr erfprießliche Erquicfung ift, fo follen da und dort, befonders neben ven Kanälen, aus welchen das Vieh zu trins Een pflegt, Bäume gepflanzet werden. Der Eich - der Linden der Apfel und Birnbaum werden ihres dicken Laubes halber die taug⸗ lichſten gefunden,

4 Weil der Hauptendzweck des zu Wieſen beſtimmten Theils

auch der Wachsthum des Graſes iſt: fo werden in demſel⸗

ben faſt die naͤmlichen Zubereitungen, welche in der Viehweyde ſind vorgeſchlagen worden, erfordert. Es muͤſſen nämlich alle, auch) Beinere Steine, Baummurzeln, Gebuͤſche und dergleichen, welche dem Heu fehaden, oder die Senfe zur Mähgzeit verhindern Finnen, rein aus dem Wege geräumet , und alle Hügeln und Gruben der Dberfläche des übrigen Bodens, ſoviel möglich iſt, gleich gemacht werden. Es muß auch das Waffer mittelft der Schleußen im

Frühling und Herbfte auf die ganze Wieſe koͤnnen geleitet werden.

Sn manchem Orte wird das Abbrennen des wilden Grafes nicht

- binlänglic) feyn; fondern man wird oft die Erde felbit, befonbers

den Torf, ziemlich tief auszubrennen bemüßiget. Eine Wiefe, ſo an einen Fluß, wie die unfere, ſtoͤßt, ift bey einfallenden hoben Waſ⸗ fer der Gefahr entweder zum Theile oder gänzlich uͤberſchwemmt zu Be oft ausgeſetzet. Wenn ſolche Ueberſchwemmungen zu der u Zeit

14. Bon Moraͤſten.

Zeit ſich erreignen, da weder Heu noch Grommet ſich auf der Wieſe befindet; ſo ſind ſie dem Graſe nicht ſchaͤdlich: im Gegentheile ſind ſie demſelben erſprieslich; indem das Flußwaſſer die Unreinigkeiten aus dem Boden auszuführen, und ihn mit nuͤtzlichen Materien gleich⸗ fam zu düngen pflegt. Steht aber das Heu oder das Grommet bey einer Austrettung des Fluffes noch auf der Wiefe: fo leidet das Gras einen beträchtlichen Schaden. Diefen vorzubeugen, ift faft Das einzige Mittel, daß man einen Damm nad Art der Fifchtei- chen neben dem Strome aufwerfe. Damit diefer feft ſtehe, foll er anf beyden Seiten mit einer ſtarken Boͤſchung verfehen feyn. Und Damit die Gewalt des Waſſers ihn nicht fo leicht einreiße, foll er, fo viel eg die Umftände leiden, in einer geraden Linie gezogen werden, Zwifchen dem Damme und dem Fluffe pflegt man Weiden und dergleichen Gebüfche zu pflanzen. Sie wachfen geſchwind in die Hoͤ⸗ he, und verwahren den Damm vor dem Anfalle des Waſſers trefs fih. Damit ſie mehr in der Breite als in der Höhe zunehmen, ſoll man ihre Aeſte von drey zu drey Jahren ſtutzen. In bequemen Dertern legt man auch in Diefem Damme Schleußen an, durch wel che der Fluß zu gelegenen Zeiten auf die Wieſe geleitet werden kann.

5. Nun Fommen wir auf den zum Ackerbau beftimmten Theil Des ausgetrocfneten Moraftes. Einen volftändigen Unterricht davon zu geben, erfordert eine eigne Abhandfung. Denn der ganze Feld bau ift darunter begriffen. Unferm Endzwecke wird genug gethan, wenn wir hier die verfehiedenen Zubereitungen des Bodens, und die nüsfichen Bermifchungen der im zweyten Abſchnitte befchriebenen Subſtanzen andeuten. Wird die Erde in diefem Theile des Mo— raftes von einer fihwarzbraunfichten Farbe, locker, und fett, weder zu kalt noch zu feicht, Feines üblen Geruchs noch Geſchmackes, und in einer hinlaͤnglichen Tiefe angetroffen: ſo kann fie ohne weitere Zus bereitung nach den Regeln des Feldbaus und der Beduͤrfniſſen des

Land⸗

Bon Moraften 1558

landmanns angebauet werden. Weil aber dieſe Eigenſchaften ſel⸗

ten oder niemal in den Moraͤſten gefunden werden: fo wollen wig die verfchiedenen Verbefferungen der drey haupt Sorten von Moosz erde, nämlich die £hon- fand» und torfartige nach der Erfahrung und den Gefesen der Naturlehre betrachten.

6 Auf einem thonartigen Erdreich werden die mehreren

Pflanzen durch die Näffe erkältet, durch die Troͤckene aber erſticket: af durch die Näffe erkältet, durch die Troͤckene aber erſtick

(I. 5.) mithin bringt ex faft nichts als Unkraut hervor. Folglich hat der Landwirt) einen fehr geringen Nusen von demſelben zu er warten, bis ex ihn durch eine künftliche Bermifchung mit andern Mas ferien in einen focferen warmen Boden verwandelt hat. Alsdann wird erſt der Regen und die übrigen Luftfeuchtigfeiten in denſelben dringen, und die Sonnen=und unterirrdifche Hitze ihn erwärmen koͤnnen; er aber bey alten NWetterveränderungen den Wachstum der Pflanzen zu befördern gefchieft gemacht. Zu dieſem Ende wird die dienlichfte Düngung gefunden der Pferd-Schaaf-und Dauben⸗ mift. Denn diefe higigen Materien erwaͤrmen den Falten Thon. Den Boden locker zu machen, ift eine Mifchung mit Afchen, Kreis de, Kalke und dergleichen treflich. Denn fie fegen fich zwifchen den Theilchen der zähen Erde, und haften fie von einander abgeſoͤndert. Allein einen thonartigen Boden recht fruchtbar zu machen, feheint der Sand vor allen andern Materien den Vorzug zu haben. Denn die

zaͤhe Erde wird durch ihn nicht nur offen und locker gemacht, ſon⸗

dern fo zu fagen mit den zum Wachstum nöthlgen Gefäffen verfer hen: Da er in der Erde Zwiſchenraͤume geftaltet, im welchen die nahrhaften Säfte zubereitet, und in die Pflanzen geführt werden, Der Meerfand wäre feines Salzes und anderer mit ihm vermifih» gen fruchtbaren Materien halber zu Verbefferung des Bodens zwei⸗ felsohne andern vorzuzichen. Allein in unfern vom Meer weit ents

fegenen Ländern muß man fih mit dem, was man bey der Hand

U3 hat,

*7

156: Bon Moräften.

hat, beſchlagen. Unſer Sand wird entweder von den umliegen⸗ den Straßen und Bergen durch den Regen zuſammengeſchwemmet; oder er wird aus den Fluͤſſen und Baͤchen gehoben; oder endlich aus der Erde gegraben. Die erſte Gattung von Sande iſt dem Feldbau die erfprieslichfte. Denn er führt viel Satz und andere den Pflanzen nüsfihe Materien bey ſich, fo er theils von dem Regen felbft, theils von der Erde, über welche er geführt wird, empfängt. Dieſem kommt an Güte der Flußfand am naͤch⸗ ften bey. Denn er tft auch mit allerhand zur Beförderung des Pflanzenreichs tauglichen Körpern vermifcht. Weil der gegrabene Sand meiftentheils mit Feiner andern Kraft begabet ift, als daß er die Erde offen und warm erhält: fo foll fich dee Landmann def fen nur im Fall der Noth bedienen , und ihn alsdann mit Miſt wohl vermifchen. Oder er kann ihn auf dem Boden einer Schaafhürde freuen, und auf folche Weiſe mit dem Urin und Mifte der Schaas fe anfüllen. Die Wirkung des Fleinkdrnigten Sandes ift zuweilen fo gefehind, daß er in den erften zwey oder drey Jahren eine reiche Aerndte hervorbringt. Darauf aber verliert er fich dergejtalt in dee Erde, daß feine Kraft faft nicht mehr gefptiret wird. Hingegen pfleget ein mit etwas geöberem Sande vermifchter Acker viele Jah⸗ te hindurch ohne weitere Düngung koſtbare Feldfrüchten zu tragen. Die Engelländer, welche mit großem Vortheile viel auf die Viche zucht halten, nach dem fie ein duch Sand verbeffertes Feld vier Jahre nacheinander mit Korn angebauet haben, brauchen daffelbe fechs bis fieben Jahre darauf als eine Viehweyde. Das Gras, fo großentheils aus weißblämichtem Klee beſteht, und fehr dick und ſtark waͤchſt, kann Das erfte Jahr zu Heu aelaffen werden. Allein der Landmann wird viefeicht einen eben fo beträchtlichen Nutzen dar⸗ aus ziehen, wern er fein Hornvich Darauf weydet. Denn das Gras ift ſehr TÜR und nahrhaft: foiglich maͤſtet es das Vieh unver gleichlich und in kurzer Zeit, und die Kühe geben Davon fette gg

7. Die

| Bon Moräften. 157 7. Die zweyte Gattung von moraͤſtiger Erde iſt die fandarti ge. Ein aus lauterem Sande beftchendes Feld ift zum Ackerbau fehfechterdings untüchtig; (S. IL 7.) findet fich aber in demſelben hoch eine hinfängliche Menge Erde: fo trägt es in naffen Jahren Haber, Korn und dergleichen Gewaͤchſe in ziemlicher Güte, Daß aber ein Sandboden alle Sorten des Getraids in trockenen ſowohl als in naffen Fahren mit Vortheile des Anbauers hervorbringe, muß er feiner überflüffigen Hise und gar großen Dürre beraubet werden. Zu dem Ende Dingen ihm einige, und zwar mit gutem Erfolge vers ſchiedene Fahre nach einander mit Kuͤhmiſte. Andere werfen in den felben eine hinlängliche Ouantität Kreide, Staub, und Thon. Ans dere miſchen ihn mit dem in Mifthaufen halb verfauften Stroh, wie auch mit dem zufammen gerechten und unter dem Hornvieh geftreus ten Laube der Eichen, Buchen, Birken u. d. g. Die Nadeln der Fichten, Tannen und anderer bechartigen Bäume werden ihres mitgeführten Schmefels wegen bier mehr fehädlich als nuͤtzlich gefun⸗ den. Wenn aber der Sand ſehr lebendig, das iſt, kleinkoͤrnicht, locker und hitzig iſt: ſo ſind dieſe ſowohl in der Naturlehre als in der Erfahrung trefflichen Mittel entweder ſchwach, oder ihre Wir⸗ kung ifi zu langfam. Folglich um einen folchen Acker geſchwind, nüzlich, und dauerhaft fruchtbar zumachen, ſoll er wohl und ftark mit dem beften Mergel (S. IL 6. ) vermifcht werden. Denn der Mergel vermindert die Hise des Sandes, und feine Zähigkeit ver hindert die Säfte aus der Erde zu duͤnſten. Mithin werden fie um die Pflanze zu ernähren zurückgehalten. Obſchon der Mergel, wie alle andere Landesverbefferungen, nach Befchaffenheit des Bo— dens aufgetragen werden full: fo weis man doch aus der Erfahrung daß auf einem fandigen Acker nicht zu viel Mergel ausgebreitet wer⸗ den kann. Denn der Mergel giebt mit dem Sande an und für ſich eine trefliche Düngung ab: nnd er mindert die böfen Eigenfehaften deſſelben augenſcheinlich. Weil der Sand fich nicht leicht mit andern ! u 3 Körpern

138 Don Morditen.

Körpern mifchet, fo kann Der Nugen des Mergels nicht fo viel dem erften als in den folgenden Jahren geſpuͤret werden. Mithin ift es rathſam, ihm nicht auf einmal, fondern nad) und nad) in den Erdboden zu werfen: Damit er fich deſto leichter mit dem San⸗ de vereinige, und Damit man Die erforderliche Menge deffelsen Der fig gewiſſer erfahre.

8. Die dritte Sorte von der Erde, und welche in den Mor gäften den größten Theil auszumachen pflegt, iſt die Torfartige. ($.11. 14) Diefe bringt faft nichts, was dem Wirthe nuͤtzen koͤnnte, hervor. Denn ihre uͤberhandnehmende Säure erſticket die nutzbaren Pflanzen faſt im erſten Wachhthum. Sie von Dies ſem ſauren Weſen geſchwind und daurhaft zu befreyen, hat man bishero kein leichteres noch bequemeres Mittel erfunden, als ſie bis auf den feſten Boden zu brennen. Durch dieſe alte und ſehr vortheilhafte Art faſt jedes wilde Erdreich beſonders ein torfartiges zu einem fruchtbaren Felde zu machen, werden nicht nur die fauren Säfte verzehrt; fonderm die aus der gebrannten Aſche entflehenden Salze geben eine vortreflihe Düngung ab. Weil die Oberfläche eines folchen Bodens meiftentheils mit Binſen, Rohe, Deider oder fonft mit einem dicken ſtarken Rafen übermachfen ift: fo fol man die Erde ungefähr drey bis vier Zoll tief mis einer zu dem En⸗ de breitgemachten Pflugfehaat umackern, und die Klogen mit einer Schaufel auseinander ſchlagen, und fie folang liegen laſſen, bis fie durch und Durch von der Luft ausgetrocknet find. Alsdann träge man diefe Torferde auf kleine Däufgen zufammen, welche locker aufgerichtet werden, Damit die Luft frey Durchftveichen koͤnne; ſon⸗ fen wird der Torf bis auf den feften Boden nicht ausbrennem, - Doch foll man die Erde nicht fo Fang brennen laſſen, bis ihre Afchen einefweißlichte Farbe erhalten. Solches waͤre ein Zeichen, daß der größte Theil des den Pflanzen fo erfprieslichen Sales ee | iefem

fi Bon Moräften. 159

Dieſem Verluſt vorzubeugen, darf man nur die noch gluͤenden Koh⸗ fen mit einer frifchen Erd @bederfen, Dadurch wird zwar Die neu⸗ aufgelegte Erde zu Afchen brennen, der Darunter liegende Torf aber feines Salzes nicht beraubet. Wenn der Torf ohne Beyhuͤlfe ei⸗ nes fremden Deennzeugs nicht zu Afchen gehen will : fo kann mam Stroh , Farrenfraut , Baͤumaͤſte und dergleichen leicht brennende Materien mit Demfelben mifchen. Ehe die Afchen auf das Feld aus⸗ gebreitet werden, muß man fie auf dem Drte , wo der Torf vere brannt worden, fo lang liegen faflen, bis fie der Regen wohl feine gefeuchter hat; fonften laufen fie Gefahr von dem Winde zers fireuet und abgeführt zu werden. Das mit den Afchen vermifchte Sal; wird auch durch die Feuchtigkeit beffer aufgelößt , und folglich Wit der ganzen Maffe der Erde genauer verbunden,

9 Weil die Erde in den torfartigen Dertern des Moraftes gemeiniglich tief fiegt: fo frißt das Feuer in dieſelbe oft weit hinein. In diefem Falle muß men die zu Afchen verbrannte, folglich an der Duantität fehr abgenommene Erde mit andern Materien, als mit Thon, Mergel , und hauptfählih mit Sand erfegen. Sonſten würde diefe ganz ungleichförmige aus lauter Hügeln und Löchern be fichende Oberfläche theils dem Landmann fehmwer zu bearbeiten fals fen; theils würde das darauf gefäcte Getraid der großen Fette des überflüßigen Satzes halber fo refch und ſtark aufwachfen , daß «8 faft niemals eine erwünfchte Zeitigung erreichen Eönnte. Der Sand iſt zu dieſer Miſchung andern Materien daher vorzuziehen, weil ex eine ſolche Durch das Salz verhärtete Erde offen und locker hält.

10. Daß das Ausbrennen jedem Erdboden nicht dienlich fey,

das lehret ſowol die Erfahrung als die Vernunft. Denn den ans

geführten Urfachen zu Folge muß es einem trockenen, fteinigten, kalk⸗

artigen, fetten Boden eben fo fchädfich feyn, als es einem fauren, naſſen

160 | Don Moraͤſten.

naſſen und unfruchtbaren Acker erſprieslich iſt. Weder iſt dieſe Verbeſſerung in vielen Jahren auf dem naͤmlichen Erdreiche zu wie— derholen. Denn die Saͤfte der Erde wuͤrden dadurch nach und nach zuſehr verzehret. Man kann dieſe Grundregel ſetzen: Iſt der Bo⸗ den mit ſaurem Graſe, Binſen, Heide, Farrenkraut und dergleichen uͤberwachſen: oder bringt er viel Stroh, und nur kleine kurze Aehren hervor: ſo foll man ihn ohne Bedenken ausbrennen, er mag kalt oder warm, naß oder trocken ſeyn. Eine reiche Arndte wird gewiß dem Landmann ſeine Muͤhe vielfaͤltig vergelten. Obſchon die Wir⸗ kung des Brennens ſich eine lange Zeit in der Erde merklich ſpuͤ⸗ ren laͤßt: fo iſt es doch rathſam, einen ſolchen Acker nach 5 oder 6 Jahren wiederum zn duͤngen, Damit die flüchtigen Salze, fo ſich theils in die aufwachfenden Pflanzen theils in die £uft verlieren, durch die Düngung erfeget werden. |

11. Diefe zwar noch fehr rohen, Doch, wie ich hoffe, groͤßten⸗ theils auf die Naturlehre und Erfahrung gegründeten Säge unterwerr - fe ich dem Urtheile und der tiefen Einficht einer erleuchteten Akademie um fo beherzter, als ich vergewiſſet bin, daß diefelbe in Beurtheilung meines Verſuchs einerley Endzweck mit mir, nämlich die Aufnah⸗ me der Wiffenfchaften und den Nutzen des Vatex⸗ landes, vor Augen hat.

BR lo) Buena 161 Johann Antond von Wolter churfuͤrſtlichen geheimen Raths, und

Protomedici

Nachricht

von dem

Torf

worinnen bewiefen wird, daß der Hauch des Torffeuers der Geſundheit nicht im mindeften fchädlich fey.

fer haben wir neben unzähligen andern Entderfungen auch

die vom Torf zu danken. Denn da in den meiften ſum—

pfigten Gegenden Europens ein Mangel an IBäldern und Hol; fich ereignet: fo waren die Einwohner derfelben gesungen fich um ein anders Brennzeug umzufehen, welches fie an der Torferde in ihren ſumpfichten Moräften in veichlicher Maaf fanden, die ih— nen den Holzmangel erträglich machen Fonnte, Vieleicht war es auch die Not, welche Herin Nantilly, der fih im Jahre 1728. zu Offenbach unweit Srankfurty am Mayn, nachdem er einige Sabre in Holland zugebracht hatte, häuslich niederlies, auf die Erfindung des Torfs in feinem eignen Grunde geführet hat. Er befaß naͤm⸗ fich eine Wicfe, auf welcher ſehr fchlechtes Gras wuchs. Da er nun den Boden öfters betrachtete, und wahrnahm, daß er von ſchwar⸗ zer dem Torf ähnlicher Farbe war: fo lies er einige IBafen davon ausftechen, und langfam austrocnen, Und da ex durch Verſuche

x | fand,

SI Noth macht Tugend, Wis und Geſchicklichkeit, und dies

162 Wom Torffeuer.

fand, daß dieſe ausgetrocknete Erde im Feuer gut brannte, der eigentliche Torf wars fo lies er ſoviel davon ausgraben, als er zur Feurung in feinem Hausweſen noͤthig hatte; Dadurch erwuchs feine Weiſe, welche ihm vorher mehr fehädfich als nuͤtzlich geweſen war, zu einem Capital, das fich reichlich verzinſete; wiewohl es ihm ein franzöfifcher Becker, und andere mehr in der Nachtbarfhaft fr gleich nachthaten.

Sch werde mich an der Befchaffenheit des Torfbodens, und an der Art und Weiſe ibn aus der Außerlichen Geftalt zu erkennen und aufufuchen, imgleichen wie er getrocknet und gebrauchet wers den müfle, auch was bey dem Brennen in acht zu nehmen ſey, nicht aufhalten, da diefes fehon in dem von Herrn Martin Müller zu Um herausgegebenen fieben Bögen ftarfen Traetätlein fo gründlich kurz und deutfich gezeiget worden, daß ich es für überflüßig halte, das geringfte hinzuzufesen. Meine Abficht geht nur dahin, Daß ich. be> weife: 1. Daß der Torf ein Vegetabile fey, welches eine Kraft zu wachſen, und wiederum nachzumwachfen mit fich führer, und dag Derfelbe ein in und unter fumpfigten ftillftehenden Gewäffern blühen» Des, grünendes und wachfendes fäferichtes Gewaͤchs fey, ſo unter allen Begetabilien am bequemften zum brennen, und dem euer Die befte Nahrung zu geben gleichfam gebohren tft : wie in den fluftgarz diſchen feledtis Phyfico - economicis. 1. B. ©. 1. zu erfehen. 2. Daß der Rauch des Torffeuers der Gefundheit nicht im geringften ſchaͤdlich, bingegen aber dieſes letztere der Hauswirthſchaft fehr nüße lich ſey.

Die verſchiedenen geringern Gattungen des Torfs ſind mir zwar nicht unbekannt; ich werde aber hier von keiner andern als derjenigen Erwaͤhnung thun, welche ſehr derb, feſt, und ſchwer iſt, Die aus tiefen ſumpfichten Oertern ausgegraben wird, und Dergfeis hen ich ſelbſt naͤchſt bey Donauwerd ausgeſtochen habe, von weiß

cher

Dom Torffeuer. 163

er guten Gattung man bier zu Lande auch in vielen andern mooß⸗ artigen und fumpfichten Gründen die Menge findet. Nach dem bloßen Außerlichen Anfehen kann man den Torf mit gutem Grunde ein moofartiges ‚. grafigtes, fumpfichtes Nafengewächs , oder wache fendes Sumpfholz nennen, fo gleichfam in unterierdifchen Wäldern wächft, die unter dem Waſſer nicht verfaufen, fondern vielmehr immer wachfen ımd zunehmen. Die chymifchen Perfuche beftättigen fol> ches auf eine überzeugende Art, indem man dadurch aus dem Torf Bichts anders herausbringen kann, als was fi) aus andern fetten vegetabilifchen Gemwächfen, die an ſumpf⸗ und moraftigen Dertern hervorkommen, ausziehen läßt,

Denn wenn man. einen wohl ausgetrockneten Torf behörig der ſtilliret: fo geht erftlich viel Phlegma hinüber; darauf entftcht ein verbrannter Geruch; alsdenn folget ein hellgelber Spiritus; und an den Seiten des Halfes der Metorte ſetzet fich eine weiße fette Erde an, die einem flüchtigen Salze ähnlich fieht. Wenn man hierauf das Feuer verftärket : fo wird ein weißer Dampf übergetrieben , welcher, da er mit einem vöthlichten Oele empor ſteigt, fich in Ge⸗ Kalt einer bräunlichten, diefen, und gleichfam pechartigen Materie, die über dem Spiritu ſchwimmt, verfammelt , und an die Netorte fehr feft anſetzet; da dann auf dem Boden nichts als eine ſchwarze Kohle übrig verbleibt : wie foichen Verſuch der berühmte Johann Bartmann Degner im Jahr 1731. angeftellet , und in feiner neu⸗ entdeckten Goldgrube Deutfchlands , zu Leipzig im Drucke heraus gegeben hat. Eben dergleichen Beftandtheile habe ich in demjenigen pechſchwarzen Holze, nachdem ich es nach den Regeln der Kunſt des fillivet, gefunden , welches fich zu Brenberg in dem Gerichte Wilds⸗ but auf der Anhöhe, längft dem Fluffe Salzach bis gesen Burghau⸗ fen hin befindet, und vermuthlich von der allgemeinen Suͤndfluth her

m erg Gegenden verfunken, mit ſchwarzen fehieferichten Thone, Ex eiſen⸗

164 = Dom Zorffeuer.

eifenhaltigee Vitriolart, und mit dem Erdpeche gang durchdrungen it. Aus welchem Verſuche ich von der genauen Verwandſchaft, welche das Steinöl, Hol, Schwefel, Erdpech und Vitriol mit einander haben, imgleichen , daß fi) das Eifen dabey gemeiniglich einzufinden pfleget, deftomehr übergeuget worden bin. Und hieraus fält auch die Art und Weiſe dev Verfteinerungen begreiflich, da ein Thier oder feine Pflanze von ungefehr unter eine Mifchung von derz gleichen Erdtheilen geräth, mit welchen fie durchdrungen, gleichfam einbalfamiver, und mit Beybehaltung ihrer vorigen Geftalt in Stein und Kieß verwandelt werden. Wenn man nun auch auf obengemeld⸗ te Art das duͤrre Eichenholz deftillivets fo finder man. eben die Bea ftandiheile darinnen, weiche man in dem Torf antrift: folglich ift richtig und gewiß, daß diefer von anderen Vegetabilien und Holzar⸗ ten in nichts andern unterfchieden ift, als daß in einem mehr oder weniger von dieſen oder jenen Beftandtheilen anzutreffen find, als in dem andern. Und fo viel von der Natur und Eigenfihaft im⸗ gleichen von den Beftandtheilen des Torfs.

Nun ift noch zu unterfuchen übrig , ob der Rauch des Torf⸗ feuers Der Gefundheit ſchaͤdlich ſey? wie viele unfrer Landsleute das für halten. Diefes einfältige Vorurtheil hat fehon vorlängft der gelehrte Hofmann im sten Theile feiner diätetifchen Schriften = wohl aus der Erfahrung als mit Gruͤnden befteitten und bewiefen, daß der Rauch) von Kohlen, die aus anderm als Buchenholze gebrannt werden , unter gewiffen Umſtaͤnden hoͤchſt ſchaͤdlich, und noch weit ſchlimmer als der Rauch von Steinkohlen fey , welche nach denen von befagtem Herrn Hofmann angefiellten chymifchen Verſuchen nichts arfenikalifches noch giftiges in fich haben , und faft in allem, was ihre Beftandtheile anbetrift, mit unferm Torf übereinfommen. Und da die Stein s oder Erdkohlen gleich dem Torfe fonft aus nichts als einer Holzerde beſtehen, Die mit einem harzigten und *

afte

| Vom Torffeuer. x6 Safte geſchwaͤngert ift: fo kann man mit keinem Grunde behaupten, Daß der Rauch davon, wenn er anderft nicht eingefchloffen wird, fondern feinen Zug in Die freye Luft hat, ſchaͤdlicher feyn folltez als der gemeine Holzrauch.

Es iſt freylich wahr, daß die Luft in großen Städten überhaupt nicht Die gefündefte if. Denn die vielen Ausdünftungen ven Mens fchen und Thieren; der Dampf, welcher vou der Ausübung fo vie fer PBrofeßionen und Handwerker entſteht; der Geſtank von den Miſtſtaͤtten, Kloacken und Kirchhöfen ; die Enge der Gaffen , und Höhe des Gebäude, welche dem freyen Durchzuge der frifchen Luft entgegen ftehen, find Dinge, welche der Gefundheit überhaupt nicht ſehr gedeyhlich fallen. Darum aber Eann Dem Torffeuerrauch von allem dieſem nicht mehr beygemeſſen werden , als dem NRauche von allem übrigen Holzfeuer. Sp viel ift gewiß, wenn folcher Rauch an und für fich Der Gefundheit ſchaͤdlich waͤre, ſo wuͤrden die Na⸗ turkuͤndiger vorlängft nicht ermangelt haben, daſſelbe anzuzeigen, und öffentlich bekannt zu machen: da man fich in Den vereinigten Niederlanden, und in fo vielen Drten Deutfchlands des Torffeuers bedienet ; und dieſes zwar nicht erft von neuen Zeiten her: indem der Gebrauch des Torffeuers fehon im erften Jahrhundert nach Ehri- ſti Geburt in folchen Ländern, die am Holze Mangel litten, im Gange gewefen , wie der Naturfündiger Plinius in feiner Hiftoria naturali lib. 16. cap. 2. berichtet: da er von den Caucis 5’ einem mitternächtigen Volke, welches chedem in der Gegend von Bremen toohnte , folgendes fehreibt ; Omni procul abadto frutice gentes captum mamıbus lutum , ventis magis quam fole ficcantes, terra ci- bos & rigentia feptentrione vifcera urunt. Jacob Dalechamp, des Plinii Commentstor feset bey dem Worte lutum : bituminofum , quo in culina & uſu domeflico non aliter quam ligno utuntur. Und P. Hawduin faget: „Plinius verftünde hier die harzigten ſchwar⸗ X 3 u den

166 Wom Torffeuer. „zen Erdſchollen, und die brennenden Waaſen, welche die Nieder⸗ „laͤnder Torf nenneten, deſſen fie ſich in der Küche, und zu andern u bäustichen Gebrauche nicht. anders als des Holzes bedieneten.

Man darf weiters nur dasjenige lefen, was Schoock in feinem: Traetat de Turfis, 1858. Degner , Sofmann, Leuinus Lemnius de occultis Nature. miraculis, bey H. v. Earlowitz feiner Sylvi- eultura oeconomica und viele andre gefchrieben haben, und was von der Torfgraberey im Fuͤrſtenthum Breslau in dem vierten Stuͤcke der Schlefifhen Sammlungen 1755. N. 25. enthalten ift, um ſich von den Tchorheit des Porurtheils , daß der Nauch des Torffeuers der Geſundheit ſchaͤdlich waͤre, vollkommen zu überzeugen. In Holland und den übrigen vereinigten. Provinzen kann man: Gott um diefe Gabe: der Natur nicht genug loben und dancken, wo die vielen Moräfte, wegen des Darinnen häufig machfenden: Torfs den: Einwohnern gleihfam zur Goldgrube geworden find. fo Daß. der Niederländifche: Bet. Johann von Vondel mit Rechte. davon finger:

Gezegnet is het Land" daent kind zin moer verbrand,.

Diefer Segen wuͤrde aber wenig auf fich haben, wenn das Torffeue der Geſundheit der Menfchen fo: fehädlich wäre, als fih manche einbilden. Außer dem, Daß der Torf den: Holzmangel, welcher in Deutſchland mit: großen Schritten: herzuzueilen ſcheint, ſup⸗ plivet, ſo gereichet Die Ausgrabung deffelben den. moraftigen und: funpfichten: Gründen: desmwegen zu: großem Vortheile, weil dadurch: daß Waſſer abgezapfet, und: dergleichen: Gründe zu einem guten: Grasboden zubereitet, folglich die Fütterey des Viehes nahm⸗ haft vermehret wird, welches allerdings als ein ſehr betraͤchtlicher Nutzen für ein Land anzuſehen iſt, wenn man. auch auf den Holz⸗ ‚N; mangel.

Vom Torffeuer. 167 mangel an und fuͤr ſich keine Ruckſicht nehmen wollte. Daher koͤmmt es auch, daß in Holland ein Morgen Torfgrund, worinn der Torf, wie bey Donauwerd 8. bis 10. Schuhe tief liegt, auf 2400. F. gemeiniglich geſchaͤzet wird, welchen man hier in Baiern kaum um so. F. bezahlen würde. Wie groß aber der verſchleiß des Torfs in den Niederlanden fey, und was felbiger Staat für Nusen dar⸗ aus ziehe, läßt fich leicht aus Dem vor ungefähr 150: Zahren darauf gelegten Zolle, der Turfpagt genannt, abnehmen, welcher fich heut zu Tage nach Degners Rechnung auf 800000. F. belauft: worüber fih nicht zu verwundern ift, wenn man. erwäger, daß fich die Nie— Herländer des Toorffeures durchaus, ſowohl zum Zimmer hißen als in der Küche, zum Baden, Bierzund Salzfieden, zum Brand⸗ ‚wein » Ziegel» und Kalckbrennen, und überhaupt zu allen, was durchs euer bereitet werden muß, bedienen, worinnen der Torf dem Holze nicht allein nichts nachgiebt, fordern in manchen Werckſtaͤt⸗ ten demſelben fogar vorgezogen wird,

Wie übrigens der Torf zu Kohlen gebrannt werden koͤnne, Äft inden obangezogenen Stuttgardiſchen Seledtis phyfico @cono- micis 1. B. ©. 279. zu ſehen. Diefe Kohlen gluͤen fehr leicht, und fehneller als die Holzkohlen; fie geben eine fehr temperirte ber ſtaͤndig und lang anhaltende Hise, und wenn man-ihre Anzahl vers mehret, fo kann man nach Bechers Zeugniß in feiner Phyfica fub- terranea Pag. 952 . . 975. den höchften Grad des Feuers und der Hitze Damit erreichen. Hebrigens leiftet die Torfafche in Duͤngung der Felder und? Wießgruͤnde trefliche Dienfte, fonderlich, wenn fie mit fettem Koth vermifchet wird, wie in den Ad. Nat. Curiof. Vol. 1. Pag. 232. zu fehen, da es heißt: Turfarum Cinerem Batavi inji- ciunt In capaciflimas foveas, pluviis nivibusque impregrandum, unde in triennium tantam pinguedinem nitrofitatemgne indipifei- tur, ut Aercorandis hortis, pratis & agris egregie ſerviat &c. des

| Nutzens

168 Bon Torffeuer. —— Nutzens zu geſchweigen, den die Torfaſche, wenn fie an die Wur⸗ 4 zen der Bäume und Weinſtoͤcke gefhüttet wird, zu Bertreibung der Erdflöhe und Würme gewähre. |

Baiern darf fih demnach hoͤchſt gluͤcklich fhägen, daß felbiges bey der leyder auf einmas einreißenden Holzklemme nicht nur mit eis nem fo reichlichen Torfwachfe, fondern auch mit fo vielen Stein⸗ Eohlengebürgen verfehen iſt; wiewohl man bisher, da am Hole noch Eein empfindficher Mangel erfchienen , wenig bedacht geweſen iff, fich diefe edlen Geſchenke der Natur recht zu Nugen zu machen. Ich werde, was die Steinkohlen anbetrift, fobald mir Die unterſchiedli— chen Gattungen Davon zu Handen gekommen feyn werden, derſel⸗

ben Art, Befchaffenheit, Gebrauch und Nusen, foviel an mie ift, im einer eigenen Abhandlung zu erläutern trachten.

Sal

Karl Auguſt Scheidts

Verſuch

einer pracktiſchen Anleitung Steinfohlenlager in

ihren REN aufzufuchen, and diefelben zu bearbeiten

—— ee

Vorrede.

Man ſuchet in denen alten Bergwerksbuͤchern die

Nachricht von dem Bergbau auf Steinfohlen vergeblich 5 denn er ift in Deutſchland noch nicht gar zu lange bekannt. Unter Denen neuen Schriffftellern hat außer den Heren Dr, und Profeflor Lehmann und Herrn Martin Triewald, niemand die Auffuchung und den Berabau auf Steinkohlen berühret. Man findet nur ehymifche Bearbeitungen der Steinfohlen Sch habe mich in Eugelland bemühet etwas fehriftliches von Auf: fuhung und Bearbeitung der Steinfohlen aufgufreiben, aber nichts finden Fönnen, Herr Lehmann hat zu Aufz fuchung der Steinfohlen in feiner Slößgefchichte zwar angefangen einen guten Grund zur legen, Den Bau auf Steinkohlen aber ift er fchuldig geblieben, Herrn Trie⸗ walds Nachricht von allem dem, was zur Kaͤnntnuͤß der Steinkohlen gereichet , die in dem 1. Bande und folgenden der fchwedifchzafademifchen Abhandlungen befindlich ift, handelt nicht allein von der Auffuchung, fondern auch von der Bearbeitung der Steinfohlenias

* 32 gen;

am FOR LO) FRM |

gen; allein der deutſche Herr Ueberſetzer dieſer Nach⸗ richt mag den Schweden bey einigen Stellen nicht recht - - verftanden haben, und weil hierzu ein Bergmann gehoͤ⸗ ref, fo iſt es ihm allerdings zu verzeyben, wenn feine Uberſetzung etwas undeuflich gerathen; unterdeffen muß man ihm Die Bekanntmachung Diefer Nachricht zum Ruhme feßen, und Danfbar davor feyn. Die Sachen, fo Darinne vorgetragen werden, find gut und nuͤtzlich, welches mich nicht allein bewogen, aus Diefer Duelle zu ſchoͤpfen, fondern auch einiges bey der Uberfeßung un⸗ deutlich gerathene in etwas wieder aufzufliren. Ich häfte mir Mühe erfpahren Eönnen , wenn ich es Durch beygefügte Anmerfungen zur Urfchrift gethan, und fie in ihrer Drdnung beybebalten: Weil ich aber Urſache fand, eine andere Drdnung zu erwählen , und Diefer meine eigene Kenntniß und Erfahrung einzuverleiben, ſo ift Daraus gegenwärtige Schrift erwachſen.

Ich wuͤnſche nichts mehr, als daß meine gufe Ab⸗ ficht, den Bergbau auf Steinfohlen und ihren Gebrauch in Zeutfchland allgemeiner zu machen, auf die Schäße der Vermögenden und Reichen eine Fräftige Wirkung haben, und fie den unausbleiblichen Nutzen vor ihren Aufwand auf Diefes Gefchaft mit Vergnuͤgen und Zufriedenheit genießen mögen,

Erfier

I

ua (0) aloekt 173 KENN DDIDHIE ——

Erſter Abſchnitt

von dem Nutzen der Steinkohlen, und denen Urſachen die Feuerung mit denenſelbigen allgemeiner zu machen.

ir unternehmen gewiſſe Dinge in der Abſicht, daß wir

Nutzen davon haben wollen, dieſer iſt alſo die Folge unz

feree Unternehmung, die voraus gehen muß. Cs find

aber viele Menfchen fo geartet, Daß fie gar nichts unter- nehmen, wovon fie nicht den Nugen vorher fehen, zumal, wenn die Unternehmung Nachdenken , Mühe und Geld erfordert; fie find ei- nigermaßen nicht darum zu verdenken, denn etwas nur auf ein biof fes Gerathewohl unternehmen, ift Eeinem Flugen Menfchen zuzumus then. Wenn aber jederman fo denken wollte, würde vieles nüßliche in der Weilt nicht zum Vorſchein Eommens es will auch bisweilen bey gutem Anfihein eines zu erfolgenden Nutzens, fonderlich bey Bergwerken, etwas gewagt feyn.

Es find gewiſſe Dinge, die vielmahls von andern Leuten ſchon vorher unternommen worden , und Nusen gebracht haben ; dieſe

- Dinge weiter zu unternehmen , follte man fich nicht fo viel Beden-

Een machen; allein man ſieht Doch, Daß es gefchieht, und ſchwer hält, eine fihon verfuchte Sache recht gemeinnüglich zu machen, Ich fürchte, diefe meine Schrift möchte von vielen wohl gar ungele> fen bfeiben, wenn ich den Anfang von der Auffuchung und Bearz beitung der Steinkohlen, Felder und Gebirge machen wollte: ich

will alfo, weil diefes Gefchäft in vielen Fändern und Drten eine

ſchon verfuchte Sache ift, aus welcher noch fäglich viel Nutzen ent- fpringt , Die Drönung einmal umkehren , und von dem Nugen defjelben zu erſt handeln: damit ich meinen Leſern Luft zur Unterneh» mung deffelbigen machen möge.

| Y 3 Die

174 Don Steinfohlen. | Die Steinkohlen beftchen, wie uns die Herren Chymiſten vers fichern, aus einer waͤſſerigen Feuchtigkeit, einem feharf ſchmeckenden Schwefelgeiſte, einem doppelten Erdoͤle, einem. fauren Salze, und einer lockeren Sumpferde. Das jenige ſchwarze Geſtein, welches blätterig iſt, ſich leicht alten läßt, und Schiefer genenner wird, befteht aus eben dergleichen Erde, und weil der Steinfohlen Ge webe blätterig ift; fo werden fie ein fehiefriger, mit einer waͤſſerigen Seuchtigkeit , einem ſcharfſchmeckenden Schwefelgeifte, einem dop⸗ pelten Erdoͤle, und einem fauven Gabe vermifchter und durchdrun⸗ gener fumpferdigter Körper koͤnnen genennet werden.

Iſt die Steinkohle ein ſolcher Körper, fo wird folgen doß er brennen müffe, wenn er angezündet wird ; kann er angebrandt und entzindet werden, fo behauptet er allerdings feinen Nugen ſchon da, wo Feuer anumachen nöthig ift. Ich will nur einige, und zwar die befannteften Fälle davon anführen. In denen Küchen muß man das ganze Jahr durch zum Eochen , fieden, braten und backen Feuer haben. Winterszeit muß Teuer in Caminen und Defen gemacht werden, daß wir ung dabey wärmen Eönnen. Zum fehmieden des Eifens und anderer Metalle muß Feuer feyn. Erz und Glaß wird mit Feuer geſchmolzen. Bey Feuer ftedet man Satz, Vitriol, Alaun, Salpeter- Bey Färbereyen, Zucferfiedereyen , Brauereyen; und vielen andern Gewerben ift Feuer zu halten nöthig, Bey aller dergleichen Feuerung koͤnnen Steinkohlen gebrennet und gebraucht werden, nur das Schmelzen und zu gut machen des Eiſen ſteines will ſich mit Steinkohlen nicht thun laſſen, weil ſie das Eiſen bey dem Schmelzen in die Schlacke treiben. Koͤnnen alſo in obigen und- mehrern Faͤllen, wo ſonſt Holz zur Feurung noͤ⸗ thig iſt, Steinkohlen gebraucht werden, ſo iſt dieſes ein beſonde⸗ rer Vortheil vor ſolche Gegenden, wo das Holz ſehr rar und theuer iſt; in denen Gegenden hingegen, wo noch Holz ſteht, kann man

es

Bon Steinkohlen. 175

es durch das Brennen der Steinkohlen erſpahren, und zu nöthigen Gebaͤuden für Menfchen, Thiere und Sachen aufheben.

- Der immermehr einreißende Holzmangel, und der immer zu⸗ nehmende Gebrauch brennlicher Materialien zu allerley Gefchäften rathet es uns nachdrücklich, und recht überzeugend an, Die Stein» Eohlen brennen rathfamer, und higen frärker als das Hol; man weis, daß die Koften der Steinkohltn fich in manchen Gegenden zu Denen Koften des Holzes, wie 1. zu 4. oder 1. zu 5. verhalten, daß iſt, wo ich für 4. oder s. Fuder Holz zu einer Feuerung haben muß; Da thun mir für 1. Fuder Steinfohlen eben die Dienfte,

Die Steinkohlen beftehen aus folhen Dingen, die wenn fie angezundee werden ausdänpfen, und die Luft von feuchten unges ſunden Dünften reinigen, wovon die ehemaligen beyden öffentlichen Lehrer der hohen Schuhe zu Halle, der Herr geheime Rath Hofmann in einer Einladungsfchrift de vapore carbonum foflilium innoxio, und Herr Kohann Gottlob Grüger in feiner Anno 1746. heraus gegebenen Gedanken von denen Steinkohlen Zeugniß ablegen, da der Lestere verfichert, daß , da das Salz zu Halle noch mit Ho gefotten worden, die waͤſſerigen Dünfte der Salzſohle zu öftern feors butifchen Krankheiten derer Salsfieder, oder fogenannten Hallerer Gelegenheit gegeben, welche nunmehro, da das meifte Salz bey Steinkohlen gelotten wird ; nicht mehr zu fpüren wären. Ehe in Engelland Steinkohlen gebrannt wurden , waren die Einwohner mit mehreren feorbutifchen Krankheiten als jego geplagt. In denen Piederlanden, in Schweden , Frankreih, Weftphalen und vielen andern Provinzen Teutfchlandes werden Die ſtatt des Re Holzes gebrannt.

- Bey Auffuchung der Steinfollen koͤnnen vielmal andere fehr | —* Dinge zugleich entdecket werden, zum Beyſpiel, Kupfer, Tach⸗

176 WVon Steinkohlen.

Tach, Alaun, Schiefer, Alaunerde, Torf, unter der Erde liegen⸗ des verfchüttetes Ho, Marmor, Kalt, Gyps, Sand, und ande ve zum bauen tüchtige Steine, Eifenfteine , Walter und Töpfers thonfager, feiner Sand, Leimen, Sal; und andere mineralifche Quel⸗ fen und Sachen. Iſt alles diefes nicht Nutzen und Urfache genug der Auffuchung der Steinkohleugebuͤrge das Wort zu reden , und die Einführung des Brennens der Steinfohlen allgemeiner zu mas en? gewiß man würde feibft gegen den Willen des großen Schoͤ⸗ pfers, der uns. die Erde zu unſerer Wohnung und Beduͤrfniß ans gewieſen, handeln, wenn man fich efner fo gemein nuͤtzlichen Sache nicht bedienen wollte , die fogar nach unter gewiffen Umſtaͤnden das edelfie Gut der Menfchen auf der Welt, ihre Gefundheit zu befür- dern die Mittel mit fich führer, Es find einige Dinge , melche der’ Huffuchung und dem Brennen der Steinkohlen Hinderniß in den Peg zu legen feheinen, fie find aber von Feiner Erheblichkeit , ſon⸗ dern werden vielmehr von dem angeführten vielfältigen Nusen der Feuerung mit Steinkohlen weit uͤberwogen. Die Seltenheit der - Steinkohlen in Teutfchland iſt cs nicht, Die uns am allererften von ihrer Aufſuchung abhalten Fünntes denn an dem Abhange der ho⸗ hen Gebürge, oder in dem Vorgebuͤrge, welches fich in vielen Ges genden Tentfehlandes in das platte Lond verkauft , find Stein⸗ Fohlen anzutreffen , welches uns der Herr Bergrath Doctor und Profeffor Lehmann in feiner Geſchichte von Floͤtzgebuͤr⸗ gen verfihert, Arbeit und Koften an die Auffuhung der Steinfohe fen zu wenden, ift Fein - erheblicher Grand, fie unaufgefucht lie ‚gen zu laſſen; das Holz haben wir auch nicht ohne Mühe und Ko⸗ ſten. Herr Martin Triewald, der viele Jahre in denen engliſchen Steinkohlenbergwerken zuthun gehabt, führet in dem ııten Stücke des ııten Bandes der ſchwediſch - afademifchen Abhandlungen eine Stelle aus des ſchwediſchen ehemaligen Landeshauptmanns Urban

Hierne

Bon Steinkohlen.

Hierne kurzer Anleitung zu Findung verſchiedener Erze und Berg⸗ arten an, die alſo lautet: Wo Schiefer und Alaun iſt, da pflegen auch Steinkohlen gemeiniglich nicht weit zu ſeyn; wer einen Borz rath von dieſer Gattung entdecket, hat feinen Fundlohn ehrlich vers

dienet. Eine ergiebige Steinkohlengrube bringt we —— pief mehr ein, als eine Silberzeche.

Der vielen Menfchen unangenehme Geruch brennender Stein Fohlen kann uns von ihrer Auffuchung nicht abhalten ; viele Arz⸗ neyen riechen ungemein übel, und heilen doch die Krankheiten, welches , wie oben erwähnt worden , der Steinkohlendampf auch thut; der Dampf und Rauch vom Holz, und feinen Braͤndten if etwas viel unangenehmeres vor die Augen Bruft und Geruch, als Der Steinfohlendampf ; welcher viel baffamifcher if. Das an manchen Drten noch ftehende Ho muß Feine Hindernig abgeben, das Steinktohlenbrennen allgemeiner zu machen , weil es zu andern Dingen noͤthig und zu gebrauchen iſt.

Das Anzinden der Steinkohlen iſt bey gehoͤriger Vorrichtung nicht ſchwerer, als das Anzuͤnden des Holzes, zumahl wenn es. nicht gecht trocken iſt; ich muß hier eines Vortheits bey dem Anzinden der. Steinkohlen und bey der Feuerung mit denenfelben gedenken,

er nicht zu entbehren ift, nämlich: es müffen nebſt einem gutem Euftzuge die angefeuchteten frifchen Steinfohlen nicht ſo gleich auf die glüenden geſchuͤttet werden , fonft dämpfen jene Diefe; und loͤ⸗ chen fie aus; fondern Die noch unangezündeten frifchen Kohlen müß

n erft um oder vor die auf dem Nofte ſchon brennenden durch das Schuͤtloch eingeleget werden. Wenn ſie ſich nach einiger Zeit entzuͤn⸗ det, fehüret man fie zu denen noch brennenden auf dem Roſt, und ſo kann man mit leichter Muͤhe ein beſtaͤndig fortdaurendes Feuer unterhalten, Das wenige Gruben » und Schachtholz, ſo bey dem

3 Bau

178 Von Steinfohlen.

Bau auf Steinkohlen ndthig feyn möchte, kann Feine Einwendung wider Das Auffuchen und Brennen der Steinkohlen feyn denn in vielen Steinfohlengruben braucht man außer der Verzimmerung der Sahr- Kunft zund Treidefchächte wenig oder gar Fein Holz, weil ſonderlich die flachliegenden Steinfohlenfager mit eben den Vor⸗ teilen, wie die Kupferfchieferflöge bearbeitet werden koͤnnen.

Das Holz iſt heut zu Tage zu edel und zu Toftbar , als daß eine fo unzählige Menge Stämme jährlich davon in Deutſch⸗ land nur zum Verbrennen in die Hauswirthſchaft umgefchlagen werden follten , wo man ftatt deſſen Steinfohlen gebrauchen , Das Holz aber zu nothwendigern Dingen, wo der Gebrauc) der Stein Fohlen nicht ftatt haben kann, anwenden koͤnnte. An Forſteinkuͤnf⸗ ten wird durch das Brennen der Steinkohlen nichts verlohren wer⸗ werden ; es wird außer denen andern Bergwerken bey unzähligen Dingen noch immer Hol; von allerley Gattung noͤthig ſeyn, wo⸗ don der Ueberfluß allezeit theuer genug an den Mann zu bringen ifts es ift bekannt genug, was der Holzhandel nach Holland denen Deutfchen hin und wieder vor große Summen Geldes eingetragen; Durch Flüffe , Candle und Bäche kann überall Hol —* und verkauft werden.

Ich habe nunmehro den * und die Vrſachen des allge⸗ mein zumachenden Steinkohlenbrennens gezeiget, auch dadurch den Vorzunehmenden Bergbau auf Steinkohlen beſtens empfohlen, und verſchiedene Einwendungen wider denſelben hinlaͤnglich wi⸗ derlegt; es iſt aber nicht genug, daß man iemanden eine Sache empfiehlt, die er noch nicht anzugreifen weis; man muß ihm auch ſagen, wie ee damit zu Werke gehen ſoll; ich werde dieſe ſchuldig— keit in dieſer Schrift beobachten, wenn ich vorhero etwas von denen Steinkohlengebuͤrgen erwaͤhnet habe.

Zweyter

tie

Bon Steinkohlen. 178 de Zweyter Abſchnitt | .

von der aͤußerlichen und innerlichen Beſchaffenheit der Steinkohlengebuͤrge nebſt ihrer Lage,

&, Steintohfen, aufgeſucht werden Finnen, muß. das. Gebirge mit feinen Erd = und Gteinlagen, in welchen fie liegen, bes kannt ſeyn, ſonſt werden ſie an dieſen Orten vergeblich geſuchet. Man weis aus der Erfahrung, daß in denen mittlern und hohen Ge— buͤrgen ordentlicher Weiſe keine Steinkohlenlager gefunden wer⸗ den. Das hohe Harz - fächfifche und böhmifche Erzgebuͤrge, Die ho⸗ hen Schweigerzund Tyroler + nebft denen Salzburger Gebürgen, das ganze hohe Vogefifhe Gebürge durch Lothringen, die Schottifchen hohen Gebärge weiter gegen Mitternacht, und andere hohe Gebuͤr— de werden niemals Steinkohlenlagen in fich begreifen , fondern die Vorgebuͤrge, fo ſich von denen Mittelgebürgen , melde die eigentlichen Erzgebürge find, nach und nach in das platte Kand verz laufen, und aus Sand» Kalk -und Schieferfteinlagen , die ſchwe— bend und hangend gegen das platte Land liegen, beftehen, find der eigentlihe Sitz ver Steinkohlenlager; es iſt alſo noͤthig dieſe Gebuͤrge etwas genauer zubeſchreiben.

Die Vorgebuͤrge find wie bereits erwehnet worden die, fo ſich in das platte Land gebürgigter, Gegenden verlaufen, oder, welches auf eines hinaus koͤmmt, Die von Dem platten Lande nach und nach gegen die höheren Mittelgebürge auffteigen. Sie beftehen auf ihrer Dberfläche meift aus fänftigen oben abgerundeten Hügeln, biß fie an das höhere Mittelgebürge anftoßen, da fie denn auch feiler und höher zu werden anfangen , im übrigen aber fich weit und breit an Denen Mittelgebürgen, hinſtrecken; ihr innerlicher, Bau befteht aus Erd- Sand- Schiefer und Steinlagen , die bad faft eben, bald * gehoben und hangend über einander liegen, bald gegen dem

are 32 Tag

188 Bon Steinfohlen Tag auffteigen, Daß fie nacheinander zufehen, ‚bald aber mit Erde Sand⸗ oder Steinlagen bedecket und nicht zuſehen find.

Dieſe Lagen der Vorgebuͤrge ſind insgemein Sartenerde, Dei men, Thon Sand von verfchiedener Farbe, Sandftein bald mit einer Thon = bald mit einer Kafckerde in feinem Gewebe vermiſcht/ Kalck⸗ oder Stinkſtein, Alabafter, Gyps, verſchiedene Arten Schie— fer, grobe, rothe, graue, ſchwaͤrzliche, glimmerige zum Theil feſte Stein⸗ und Marmorlagen, in Deren ein-und anderen fich verſteinerte Muſcheln und Abdruͤcke von Gewaͤchſen und Fiſchen finden. In denen Vorbuͤrgen trift man die meiſten Verſteinerungen an: man kann alſo auch aus denen Werſteinerungen die Vorgebuͤrge, folglich auch die Steinfohlengebürge erkennen,

In denen VBorgebürgen um den Harz herum ſi nd Verſteinerungen und Stemkohlen. In denen Porgebürgen des Thüringer Waldes find Perfteinerungen und Steinkohlen. Bey Briftol in Engelland, wo Steinfohlen gebrochen werden, finden ſich erfteinerungen an der Saverne in großer Menge. Um Leweaftelin Schleſien, in dem Würtenbergifchen, Anfpachifchen trift man Ver⸗ fteinerungen und Steinkohlen an. Die Ordnung der Lagen, wie fie auf-oder unter einander liegen , ift veränderlich, und nicht in allen Rorgebürgen eben Diefelbige: wie dann auch die Farben derer Erd Sand und Steinlager in einem Vorgebürge anders, als in dem andern find. In diefer Lage der Vorgebürge find die Steinkoh⸗ fenlagen zugleich, ſonderlich bey denen Schiefer - und Thonlagen anzutreffen: dergleichen Lagen findet man in dem Liegenden ſowohl als zwoifchen denen mittlern Lagen der Vorgebürge. Wo alfo Schie⸗ fer - und Thonfagen vorhanden find, da liegen auch Steinkohlen. Die Lagen , fo über nnd unter denen Steinkohlen liegen, wer⸗ den "vorzüglich das Steinfohlengebürg senannt, Diefes Kohlens ... muß mark hauptfächlich Eennen Ternen , wenn J— die

tein⸗

Non Steinkohlen. 181 Steinkohlen bald finden will. In Vorgebuͤrgen, die in ihrem Hans ‚genden Salz und andere mineralifche Quellen, Torf und weiter ges gen ihr Liegendes Alaunerde oder Alaunfchiefer haben, find allemal Steinkohlenlager anzutreffen : dieſes beweifen die Vorgebürge um den ganzen Harz, die Vorgebürge des Thuͤringerwaldes, der boͤh⸗ mifchen höhern Gebürge ihre Vorgebuͤrge, des ungarifchen carpa- tiſchen Gebürges , derer DBayrifchen = Tyroler » Salzburger höhern Gebürge ihre Vorgebürge, die in ihrem Hangenden alle Salzquel⸗ ken, und weiter nach. dem Liegenden zu Steinkohlenlager in fic) ber greifen.

Ich will nunmehro die Verhäftniß der Lage derer Erd - Sands und Steinfehichten in denen Porgebürgen betrachten, zwifchen web den die Steinfohlenlager liegen. Ordentlicher Weiſe ſtrecken fid) Dies fe Schichten in etwas hangend oder fchwebend, wie ihr Tagge⸗ buͤrge, doch fo, Daß fie flacher gegen das platte Land, und höher, oder fteiler gegen die Mittelgebürge dergeftatt liegen daß ihre Rich— tung in einer ununterbrochenen Linie mit denen dazwiſchen befindlis ben Steinfohlenlagern fort gehet, wie die 1. Fig. bey a bund e d anzeiget, die Steinkohlenlager halten alfo mit diefen Schichten einerley Nichtung, und fehießen zuweilen in 10. Lachtern,, oder 30, Lachtern nur einen Fuß tief, zumeilen aber in 3. oder 5. Fuß Doms lege 1. Fuß tief, zumeilen aber auch faft ganz faiger ein.

Die zwiſchen diefen legten Schichten fliegende Steinkohlen wer den in Engelland hangende Kohlen genennet. Die Steinfohlenlas ‚ger ſtecken mit ihren über und unter ſich habenden nächften. Stein⸗ und Schieferfihichten meiftentheils und ordentlicher Weiſe in dem, Liegenden der Vorgebürge, welches die beften, härteften und Hauptkoh⸗ lenlager find; man trift fie aber nicht allegeit alleine in einem Borges bürge an , fie haben ein, zwey und wohl mehrere Kohlenlager mit liegenden Schiefer⸗ und andern Steinſchichten über ich,

33 welche

ı8r Von Steinkohlen.

welche alle mit ihnen zwiſchen dem Hangenden und Liegenden ihres ganzen Gebuͤrges aus der Teuffe in Die Höhe ſteigen, und weitet nach dem Hangenden zu liegen. Die Seen, Fluͤſſe, Bäche liegen allemal in denen Thälern, alfo in der tiefjten Oberfläche einer ges bürgigten Gegend , wohin die Stein » Erd » und Kohlenlager ſich in die Teuffe fenken. So ift Die Lage derer Stein » und Kohlenlagen in denen Vorgebürgen ordentlicher Weiſe beſchaffen; «8 giebt aber auch öfters Abweichungen von Diefer Lage, welche es entweder zu ſeyn fiheinen , oder auch wirklich find ; wenn es heißt: manche Stein: und Kohlenlager hätten ihr Fallen dem auffteigenden Gebürz ge. gerade entgegen , fo ift dieſes nur eine fcheinbare Abweichung + - denn man aehe nur auf Die andere Seite des Gebürges, mo es wies der abhängig ift, fo werden fie von a nach b in der erften Fig. auf? fteigen, und fo muß die Lage allemal beftimmer werden , wenn mar ſich und andere nicht irre machen will.

Ich will aus des Heren Triewalds Nachricht son Srinkobien ein paar Beyfpiele wirklicher Abweichungen von der ordentlichen Las ge der Stein⸗ und Kohlenfager anführen , den Unterſchied von beya der defto Eenntlicher zu machen. Die Steinfohlenlager mit ihren über und unter fich habenden Stein» Erd -Sandzund Schieferlagen verz ändern auch vielmal ihr Fallen nach der Teuffe in ein Steigen gez gen den Tag , das iſt, ihre Nichtungslinie gehet nicht beſtaͤudig nad) der Teuffe fort, wie fie nach der punktirten Linie follte , ſon⸗ dern hebt ſich, und macht einen ſtumpfen Winkel, der faſt einem, Bogen gleichet 5 dieſe Art von Rage findet man in denen Flügen der Dorgebürge gar oft, der Bergmann fpricht: das Floͤtz mache eine Mulde. Fig. 2. .

Eine andere Abweichung i Die, wenn die Steinfehichten mie ihrer zwiſchen fich babenden Steinfohlenfager nicht nach einer gera⸗ den Linie aus der Teuffe in Die Höhe ſteigen, oder welches: einerlen

J if,

er;

Won Steinkohlen. ‚282

Sf, indie Teuffe fallen, nach der zten Figur. Diefes aber find die Abweichungen nicht alle, und wer wollte fie auch alle anführen koͤn⸗ nen? Doch muß ich noch einer gedenken, welche fonderfich in wech- Senden Gebuͤrgen der Vorgebürge vorfällt: nämlich die Richtungs⸗ dinie der Stein und Kohlenlager wird öfters , und zwar auf zweyer⸗ ley Art unterbrochen; fie feßt entweder nach der Teuffe zu ab , oder nach der Höhe zu, das ift, die Lagen find voneinander gefprungen, und wechſeln miteinander , wie bey N. 1. und 2, in der 4ten Figur, Dergleichen man in biefiger Gegend findet. In fehr fänftigen Ges bürgen finder diefe Art der Lage der Stein - und Kohlenfchichten nicht leicht fratt, wo aber das Vorgebürge höher und pralliger zu

- werden anfängt , da giebt es dergleichen Sprünge, Perkippungen,

Berftürzungen und wechſelndes Gebürge. Es giebt noch Abweichuns gen von der ordentlichen Lage der Stein » Sand » Thon Schiefer- und Kohlenſchichten, welche von denen vorfallenden Steinwänden, oder Steinkaͤmmen verurfachet werden; weil fie bey dem Steinkoh⸗ Tenbergbau das meifte zu fehaffen machen, fo ift es der Mübe werth, Son ihnen noch) befonders zu handeln , wenn ich zuvor von einem Gebuͤrge biefiger Gegend etwas erwehnet habe. Zwifchen Eifenach und Salzungen , Gotha und Schmalkalden liegt eine Kette von

- Bergen, die weder ein Mittel noch höheres Gebürge an diefen bey⸗

Den Seiten haben, womit fie unmittelbar zufammen hängen, und

Haben dennoch ſowohl in dem Liegenden ihres Abhanges gegen More

gen nach Gotha, als auch in dem Liegenden ihres Abhanges gegen Abend nach Salzungen zu, das ift auf ihrer größten Höhe Stein Zohlenlager in ſich,

Dieſe Kette von Bergen iſt nichts anders, als ein eben —* des Floͤtz geweſen, das aber durch unterirrdiſche Bewegung in die Hoͤhe gehoben, und ſein Gipfel zerſprenget worden iſt. Die halb oeſchmolzenen Eiſenſteine, caleinirten Muſcheln in dem Kalkſteine,

die

184 Bon Steinfohlen. die einerley auf beyden Seiten gegen Morgen und Abend in bie Höhe gelehnten , oder Abhängenden Erd - und Steinlager bemweifen es, und haben nicht allein alle Eigenfchaften dev Lagen eines ſonſt meiftentheils ebenliegenden Flöges und folcher Gebürge, worinnen Steinkohlen zu brechen pflegen, ſondern fie liegen auch wirklich darinnen, und find bisher an einigen Orten angegriffen und bearbeis tet worden. Sie liegen in eben der Ordnung, wie in Denen Bor gebuͤrgen anderer höhern Gebürge , wie Die Sächfifche , Boͤhmiſche und andere deraleichen find; es liegen aber nicht allein auf beyden Seiten in dem Liegenden diefes gehobenen Flößes Steinkohlen, ſon⸗ dern man findet auch weiter nacdy dem Hangenden beyder Seiten zuruͤck in denen Kupferfchiefern Abdrüche von Fifchen , Kraͤutern, and bie und da Nefter Steinfohlen, zwifchen Denen Schiefern in 16. Ltr. Teuffe, wo die Schiefer hernach fi bald unter Das Sandgebürge , Thon und Kalkfteinlage in die Teuffe fortſtrecken, welches eine Deutliche Anzeige einer obern Kohlenlage über der iſt, die in ihrem Liegenden ſtecket. Diefe in dem Liegenden ftecfende Haupt⸗ fteinfohlenlage befteht aus einer feften Steinkohle, die nicht fo gar keicht an der Luft zerfällt; die aber in denen Kupferſchiefern fiegende, und unter das Sand: Thon» und Kalkgebürge fich fenkende Steine kohle zerfällt , und befchfägt an der Luft ſtark mit Alaun, fie ift Leicht anzuzuͤnden, unb hinterläffer nach dem Verbrennen eine weiße Afche. Nicht weit davon, wo dieſe Steinfohlen neſterweiſe, und in Trümmern in denen Schiefern liegt, babe ich in einem Eießigten und lettigen Gebürge in 27. Ltr. Teuffe ein mit Alaunerde und Laub vermengtes verfchüttetes büchenes Holz gefunden z auch die Schiefer felbft werden nach derfelbigen Gegend abauniſch.

In dem Hangenden diefes gehobenen Floͤtzes find Salzquellen und Sefundbrunnen, deutliche Beweife und Kennzeichen eines Stein⸗ RER AM Die Hauptſteinkohlenlage in Dem Liegenden ſtuͤrzt,

wie

A y VE. F-

Don Steinfohlen. 185 wie leicht zu erachten, mit ihrem Über und unter ſich habenden nächften ‚Stein - und Schieferlagen ftärker ein , als Die Lagen der obern Stein⸗ Fohle, die fich unter dem Sand , Thon und Kalkſtein fortfirecker, und eine flachere Lage hat, An eben dieſem Floͤtzwerke fiegen uͤber denen Steinzund Schieferlagen der in dem Liegenden ftecfenden Hauptkohlenlage, in einem fehr feften fchweren Granitgeftein, das fich glätten läßt, und unter dem rothen ligenden Gefteine der Rus pferfchiefer aus der Teuffe in die Höhe ſteigt, alfo mit denen Steins Fohlen in eben demfelben Gebürge mächtige Fifenfteingänge in Mens

ge, die einen fehr fangen Strich mit ihrem Gebürge halten. Es ift dahero Fein Wunder, wenn man in einem dergleichen Gebuͤrge, wie ich hier befehreibe, verfchiedene Arten von Steinfohlen antrift,. ‚dergleichen Gebürge auch in Engelland häufig vorfallen. Einige Steinfohlen geben bey dem Verbrennen eine Schladfe, die einer Eiſenſchlacke nicht unähnlich ift, und mehr Eifenerde und vittioli⸗ ſches Weſen enthält , als eine andere, die alauniſch ift, an der Luft leicht zerfällt, und nicht, wie jene, eine rothbraune ocherhafte Erde, fondern vielmehr eine feine weißliche Afche oder Grunderde nach den Verbrennen zurück läßt.

Es giebt ferner eine Art Steinkohlen, die im Brennen eben fo fprügeln und gniftern wie das Salz, wenn es auf Kohlen gewor⸗ fen wird; mas ift alſo wahrfcheinlicher, als daß dergleichen Stein⸗ kohlen einen Theil Küchenfalz ben fich führen, weiches in ihrer Nach» barfchaft gefunden wird; daß äfters Salz und Steinkohlen fehr na⸗ be bey einander unter der Erde liegen, beweifen die Nefter und Nies. ‚ren Steinkohlen, die in denen pohlnifchen und englifchen Steinfalzs bergwerken gefunden werden. Die Herren Ehymiften find in der "Angabe der Beſtandtheile der Steinkohlen nicht alle einig: wovon der Grund wohl darinne fiegen mag , Daß einer dieſe, der andere

jene Art von Steinkohlen unterfuchet bat.

Ag Ends

786 Von Steinkohlen. N

Endlich finder man noch eine braͤunliche Steinkohle unter einem blaͤulich thonigen Gebirge, das mit Sand bedecket und 5. bie 6, Ltr. mächtig iſt; man nennet diefe Art Holzſteinkohlen; fie vie chen bey dem Brennen faft wie angebrannter Torf , und feheinen aus einer brennlichen Torferde, ‚oder vielmehr von Denen Ueberbleib⸗ feln eines verrotteten Hoßes ; welche nach der Zeit das Erdöl durch⸗ zogen , und fich damit vermifchet hat, entftanden zu feyn. Diefe Kohle tft daher ganz pechig, fie liegt unter der Erde fait wagt recht, wie Schiefer , und ift nach der Teuffe zu feft, wie ein brau⸗ nes Pech zuſammen gefloffen, daß man Feine Holzjahrwuͤchſe mehr ſehen kann; ihre oberſte Schicht iſt muͤrbe, wie verſengt Holz; laͤßt man ſie eine Zeitlang in dem Wetter und an der Luft liegen, fo wittert fie vollends aus, Daß nur braͤunliche blaͤtterige Stuͤcke zuruͤck bleiben, die, je trockener ſie werden, je mehr ſich kruͤmmen:; ſie brennen und hitzen gar gut, geben eine ziemlich ſtarke Flamme, yerbrennen aber ſchneller, als die andern ſchwarzen Steinkohlen: ſie liegen an manchen Orten bis 13. Fuß, und laſſen ſich wie Schiefer abſpalten.

Diejenigen braunen Holzſteinkohlen, Die mir vorgekommen find, haben mir geſchienen, als wenn fie von Büchen- oder Eſchenholze ‚ihren Urſprung genommen: weil fp gar die feinen und dünnen Blät- ‚ter, fo fih in der oben Schicht Diefes braunen Kohlenlagers BR ‚einander abföfen , den dünnen und feinen Jahrwuchs -- Be Hölzer ganz deutlich verrathen,

Die mittere Schicht Diefer Kohlen ift ee doch fieht man noch die Holzjahrwuͤchſe; die unterſte Schicht aber fieht wie ein pu⸗ ‚xe8 zufammen gefloffenes Pech, und glänzet auf dem Bruche; zuͤn⸗ ‚Det man ein Stück Davon an, fo tröpfelt das Erdoͤl an no herunter,

Endlich

u Bon Steinkohlen. 187

Enndlich ift noch zu erinneren, daß die Steinfohfengebürge vol⸗ ker Wafler find, und ihre zu Tage ausgehenden Quellen, wenn fie von einem eifenfchüßigen Kohlenlager herkommen, insgemein eine brandgelbe Ochererde abfegen, die folglich einer Eifenocher ganz ähnlich ift.

Sch muß aunimehro etwas von denen Abweichungen erwehnen, > welche durch die vorfallenden Steinwände , oder Steinkänme im der ordentlichen Nichtungslinie der Steinzund Kohlenlager verur— ſachet werden.

Dritter Abſchnitt

von denen Steinwaͤnden, Steinkaͤmmen, ımd | % Ueberlagen.

ie Steinwaͤnde in denen Kohlengebuͤrgen find nichts anders als ſolche Steinlagen, die denen ordentlichen Stein und Kohlen⸗

Tagen entgegen liegen und fie bisweilen: verdrücfen, ihre ordentliche: Lage verändern , oder. wohl ganz und gar abfihneiden. Diele Steinwaͤnde find von ungemein feſten Gefteine/ und feheinen erft nach Denen ordentlichen Stein-und Kohlenlagen entftanden zu feyn; indem die Steinart, aus der fie beftchen ,. in die Riſſe und Spalten der ordentlichen Stein⸗ und Kohlenlagen mit Waffer eingeſchwem⸗ met, eingeflofien und mit der Zeit verhärtet feyn mag. Sch babe in’ einer Steinfohlengrube nicht weit‘ von meinem: jeßigen Aufenthalte eine Steinwand angetroffen, die einem dunkelbraunen, gruͤnſpren⸗ ckeligen Serpentinfteine fehr ähnlich war, und fehr ſchoͤn geglättet‘ Werden konnte; einige foicher Steinwaͤnde aber find auch nur von einer feften Sandſteinart. Alle ſolche Steinwände, fie mögen von: einer Beſchaffenheit feyn, von welcher fie wollen , fehneiden die Steine Ber mit ihren oberſten und unterſten Steinfhieferzund Thon⸗

102 lügen

188 Bon Steinfohten.

kagen auf verfchiedene Weife ab, nachdem die Richtung der Riſſe und Spalten in dem Kohlengebuͤrge gegangen.

Ich will hier mit dem Heren Triewald nur Dreyer Fälle ge Denken, und folhe, weil er es nicht gethan, mehrerer Deutlichkeit wegen in einer Figur vorftellen; in dem erften Falle fchneiden fie die Kohlenlager bey dem Einſchließen in die Teuffe ab; in dem ans dern Falle thun fie es, bey dem Auffteigen des Kohlenlagers ges gen den Tag ; in dem dritten Falle geſchieht es zwifchen der Zeuffe und dem Aufiteigen des Koblenlagers gegen dem Tag. In allen diefen dreyen Fällen liegen die Steinwände denen Steinfohr Senlagen entgegen, durchfehneiden fie, und fegen auch hinter ihnen fort in die Teuffe, fo tief als der Riß ihe Geburtsort, in welchen ſich ihr Stoff vermittelft des Waſſers eingeſchwemmet, gegangen ift: fie ſtrecken fich allezeit quer über die Kohlenlager und ihre Gebuͤr⸗ ge, dieſes ſtreiche und ſenke ſich, nach welcher Gegend es wolle, Die 4. Fig. wird dieſes einigermaßen vorſtellen: da a das Kohlens fager und b die Lage der Steinwand ift, fie liege nun in der Teuffe, bey dem Ausftreichen des Kohlenlagers, wie in deſer Figur, oder zwoifchen beyden.

Da, wo dergleichen Steinwaͤnde auf die Kohlenlager treffen, iſt der naͤchſte Theil des Kohlenlagers verdorben, zum Brennen un⸗ tauglich, muͤrbe von anderer Art, oder die Kohlen haben nicht weit von denen Steinwaͤnden verſchiedene ſchielende Farben; ferner iſt oft die natuͤrliche Lage des Steinkohlenlagers mit ſeinem Gebuͤrge weniger oder mehr verwechfelt , welches aber mehr von der tiefern Miederfenfung Des abgeriffenen Stuͤckes des Kohlengebürges , als von der in dem Riſſe liegenden und verhärteten Steinwand her⸗ koͤmmt; Denn die unterbrochene Lage des Steinkohlenlagers und feis nes Gebuͤrges richtet ſich lediglich nach dev Senkung des abgeriſſe⸗

nen

Don Steinkohlen. | 189

EStuͤckes und nach der Richtung des Riſſes, worinnen die Steinwand liegt, fo wohl feitwärts als in Die Teuffe, (4. Figur.) wo a das Steinfohlenlager und b die Steinwand if. Der Riß Eann flacher, oder faigerer in das Gebürge niederfigen. Wenn der

Riß weit geweſen, und folglich die darinne Tiegende Steinwand - fehr mächtig ift, fo ift das Kohfenfager insgemein ganz und gar obgefchnitten, fonderlich, wenn die Steinwand dem Kohlenlager entgegen liegt, ſo daß man auf der andern Seite der Steinwand nicht die geringfte Anzeige von dem Kohlenlager, viel weniger eine andere Lage der Kohlen findet, die höher oder tiefer, als die exfte fiegt. Trift man aber wider die Megel auf der andern Geite der Steinwand einige Kohlen an, welches fehr ſelten gefchieht , fo find- fie doch von ganz anderer Art, als die vor der Steinwand. Man findet auch, daß dergleichen Steinwand das Kohlenlager nur auf der einen Seite des Feldes , fo weit nämlich der Riß feitwärts in das Kohlenlager hinein gegangen feyn mag, abfchneidet, fo daß hinter der Steinwand in einer fehr weiten Entfernung Feine Stein⸗ Eohlen gefunden werden, fondern ſich alsdann erft wieder anlegen; da dann das Kohlenlager entweder in der Höhe oder in der Tiefe, (nach der Bergſprache in der Firft oder unter der Sohle) ſich wies der angiebt. An der andern Seite, wo dergleihen Steinwand fich ausfeilet, oder zu feyn aufhöret, gehet das Kohlenlager in feiner erſten Lagerlinie ununterbrochen fort ( Fig. 5. da a das Steinkohlen⸗ lager, b die Steinwand, und wo c ftebet, nichts von Steinkohlen iſt.) Bey dem PVorfalle einiger Steinwände ift die Lage der Stein« Fohlen dergeftalt verändert, daß fie eine ganz andere Nichtung bes koͤmmt; es wird nämlich. das gegen den Tag auffteigende Stein— Eohlenfager von der Steinwand gebrochen, daß es fih auf einmal in die Teuffe ſenket, und fich endlich auch wieder gegen den Tag, wie zuvor aufrichtet, nach der 6. Figur, da a das Kohlenlager und b die Steinwand iſt. Man findet die EN auf der andern

Aa3 Eeite

190 VBon Steinkohlen. a Saite bey e, wo das Kohlenlager fich wieder nach der Teuffe fen= ket, wie abgeſchuͤrft, daß fie unten ber wie ein Keil ausſieht. Es geſchieht auch, daß ſich das Steinkohlenlager, ehe es durch die Steinwand abgeſchnitten wird, mit ſeinen uͤber und unter ſich ha⸗ benden Steinlagen und Gebuͤrge, vote ein Bogen ſpannet. Siehe bey: Fig. 7. ab die Steinwand, cd das Steinkohlenlager, ef das Tach der Steinkohlen von Sandſtein, g.h eine Schieferlage, i k das oberſte Kohlenlager, Em deffen Steintach. Alle diefe Lagen hätte: gegen a in gerader Linie aufſteigen follen, aber fie fangen an bey, 1efic) gegen den Theil der Steinwand b in die Teuffe zu fenfen. Ich will noch eines) Falles: gedenken, der mir in einer Steinz kohlengrube bekannt geworden: das Steinkohlengebuͤrge mit ſeinem Steinkohlenlager wechſelte, und machte Abſaͤtze nach der Teuffe zu; endlich machte eine Steinwand das Hangende, an welcher Das Kohlengebuͤrge ganz und: gar abſetzte, oder. von ihr abgeſchnitten ward; beſehe die 8. Figur, da zwiſchen a und b das Kohlengebuͤr⸗ ge ift, e find die Kohlenlager, b die Steinwand, e die Stollen⸗ linie, g; ein: Geſenk; Die Steinwand ward nicht: durchbrochen z: weil fie ſehr fefte war, und alſo konnte man. nicht. wiſſen, wie das Gebuͤrge hinter derſelben ausſahe. | Ich bin verſichert, Daß es mehrere: Abweichungen von der or⸗ dentlichen Lage: der Steinkohlenlager und ihres Gebuͤrges bey „Der rien vorfallenden: Steinwänden: geben kann; allein ich will es bey: denen: angeführten: beenden laſſen. Ein fleißiger Beobachter und Bergmann bey Steinkohlenbergwerken wird Gelegenheit genug fin⸗ den, mehr. dergleichen: Abweichungen anzumerken, und ihre Geſchichte zu bergichern:. Sie find nun ſo viel mehr aller Aufmerkfamfeit werth; je mehr fie der-Steinfohlenbearbeitung Hinderniß und Unkoften ver⸗ urſachen, welchen man, wenn ſie bekannt ſind, oͤfters durch eine ‚gute. Anſtalt ausweichen kann. * Vierdter

Von Steinkohlen. 191

Bierdter Abſchnitt

Bon Auffuhun der Steinfohlengebürge mit ihrem Steinkohlenlager über Tage.

Br habe vben fo wohl von der äußerlichen als mnetlichen Be⸗ ſchaffenheit der Steinkohlengebuͤrge mit ihren Kohlenlagetn ge⸗ sg e8 wird alfo die Auffuchung derfelben nunmehro etwas leich⸗ tes ſeyn. Zuerſt muͤſſen wir die Steinkohlengebuͤrge mit ihren Stein⸗ Kohlentagern über Tage .auffuchen lernen, fie aber hernach auch une ter der Erde , wenn fie durch Riſſe und Steinwände :abgefihnitten "werden, oder ſich fonft verfichren, wieder zw finden wiffen. Don dem letztern foll bey der Bearbeitung und Auffichung der Steine Kohlenlager unter der Erde weiter unten gehandelt werden.

* Aus dem, was oben von Steinkohlengebuͤrgen geſagt worden, ſind Regeln zur Aufſuchung derſelben herzuleiten. Daher muß ich beſ⸗ ſerer Deutlichkeit wegen].einige Saͤtze daraus wiederholen; woraus ** Regeln fließen:

Weil die Vorgebuͤrge der hoͤhern Gebuͤrge der eigentliche Gig | Ber GSteinfohlenlager find, ſo folget die erſte Regel:

* Reg. L Man ſuche die Steinkohlenlager in denen gen der höbern Gebürge.

| Die Vorgebürge, worinne Steeinkohlen liegen, befichen. * Erd⸗ Sand⸗Kalkſtein⸗ Schiefer⸗ Thon⸗ oder Letten⸗Leimen⸗ ‚San ‚fein ⸗Gyps⸗ rothen⸗ feften - grauen glimmerigen und dergleichen ‚Bteinlagen , die meift ſchwebend gegen das platte Land , höher

* ſteiler aber gehoben gegen das Mittelgebuͤrge zu liegen.

"Reg. IL Wo dergleichen Lagen angeroffn werden , da ſuche aan Breintohlenlager auf Da

192 Bon Steinfohln.

Da man aus der Erfahrung weis, daß die Hauptſteinkohlen⸗ lager im Liegenden der Vorgebürge ſtecken, und Das Liegende gegen das Mittelschürge anftößt, fo folgets ' Reg. II. Daß man Die Sanptfteinfohlenlager da ſuchen müß fe, wo ſich die DVorgebürge an die Mittelgebuͤrge anlehnen.

In denen Vorgebürgen liegt oft mehr, als ein Steinkohlenlas ger: alfo

Reg. IV. Wo mehr Steinkohlenlager über einander liegen da müffen die beyden oberften über dem Hauptfohlenlager , fo in dem Kiegenden ftceft , weiter zurück gegen das Hangende aufgefuhe werden,

Der ſchwarze Schiefer und die Steinkohlen befichen aus einge . Sumpferde, und liegen niemals weit von einander, hieraus folgets

Reg. V. Man fibliege von des einen Gegenwart auf des ans

dern feine, und ſuche dafelbft Steinkohlen.

| Wenn die Sand» Erd - Stein und Schieferlagen eines Vor⸗ gebürges zu Tage ausftreichen, und fihtbar find, fo hat Die Negek ſtatt.

Reg. VI. Man gehe von dem LSangenden dieſer aufſieigenden Cagen in gerader Linie , oder in einem offenen Sabrwege , quer über derfelben Strih nah dem Kiegenden zu, und unterfuche fie auf folgende Art, wozu die 1. Figur gehoͤret.

AB ſey das von dem platten Lande auffteigende Borgebürge |

mit feinen Erd» Schiefer - Stein- und Kohlenlagern , und wo man bey CDEB, als man von A nad) B gegangen , Anmweifung zu Koblengebürge gefunden, alſo fey FD das Kohlengebürge, ſo man gefunden, und unterfichen will Man ſenke dahero bey C einen klei⸗ ven Schurf bis auf Die Lage FD Lothrecht nieder, fo wird man Die

Von Steinkohlen. 193

Steinlage FD in dem Punkte O erreichen. Man gehe weiter fa rt bis an den Punkt D, und fehlage wieder daſelbſt ſenkrecht ein, bis man auf die Stein- oder Schieferlage GE in den Punkt

koͤmmt. Endlich gehe man bis E, Teuffe fenkrecht bis auf den bunte q ab, wo das Kohlenlager angetroffen werden wird, tweL ches von e nach d in die Höhe ſteiget. Findet man aber in q Feine Steinkohlen, ſo muß man weiter hinauf nach B geben, und auf bez ſchriebene Weiſe dafelbft mit Schürfen das Kohlengebürge und Koh— lenlager ſuchen. Da aber das Schürfen Eoftbarer, als das Bohren ift, fo wird insgemein das Leßtere erwaͤhlet; Doch ift das Erſtere in noch unverrigten, oder unerbrochenen Felde ficherer und zuverfäßiger, weil man dadurch Das Kohlengebürge nebft feinem Fallen in die Zeuffe und Streichen in das Feld zu betrachten beffere Gelegenheit hat, welches bey Auffuchung der Steinkohlen das vornchmfte iſt. Auf gleiche Weiſe ſuche man auch die andern Steinkohlenlagen mit ihrem Gebürge auf, wenn deren mehr vorhanden find.

Wenn das Ausgehende der Erd - Stein - und Schieferlagen mit Erde, Sand, Leimen, oder einer Steinſchaale bedecket und uns fihtbar ift, fo wird folgende Regel nuͤtzlich ſeyn:

Reg. VII. Man febe fidy in denen Thaͤlern, Schlůchten, Gruͤn⸗ den und Wafferrigen , oder an denen Ufern der Seen, Fluͤſſe, Baͤ⸗ che und in denen Brunnen um , ob ſich an einem oder dem andern Orte das Streichen und Fallen der Sreinlager eines Roblengebürges

zeiget, und verfahre mit der Unterfuhung wie in dem vorhergehen⸗ den Falle nach der 6ten Regel.

Bisweilen iſt auf dem ganzen Gebuͤrge weder das Fallen noch das Streichen auf vorhergehende Weiſe auszumachen, und in dieſem ſeltenen Falle iſt folgende Regel anzuwenden:

x Reg. VII. Man ſchuͤrfe, bohre, oder teuffe nah Vermurbung eb N Praalig wo die Öberflähe, oder das Taggebuͤrge derer vers Bb borge⸗

104 Non Steinfohlen.

borgenen Steinlegen einen ziemlichen Abhang hat. Finder fi. Sandftein, oder Schiefer, fo mabe man , außer dem erften Schur⸗ fe, oder Bohrloche, noch zwey Schärfe, oder Bohrlöcder , etwann "100. oder mehr Ktrn, voneinander in einem Dreyeche ; alsdann wird man aus der Vergleihung derer verſchiedenen Maaße der Tiefen dies fer Bohrloͤcher oder Schürfe das Hauprftreichen und Sallen der Steins Iagen , an deffen Kenntniß, wegen Köfung der Waſſer viel gelegen ft , ziemlid beurtbeilen , und zugleich Die Unterſuchung nad der sten Regel anftellen Finnen, wovon Herr Andreas Schwab in dem Kin Stücke des XI. Bandes der ſchwediſch⸗akademiſchen Abhand⸗ lungen gute und mehrere Anleitung giebt.

Man findet die Quellen meiftentheils entweder in dem pe Den , oder in denen Thälern, welche den Strich des Gebürges uns gerbrechen, hieraus folget die Regel;

Reg. IX. Wo in denen Vorgebürgen zu Tage ausgehende Quellen find, da ſchuͤrfe man denenfelben nach, fo wird fich die Bes ſchaffenheit der Lage des Gefteines bald entdechen, alsdann verfabre man weiter nach der 6ten Regel‘

Wenn diefe Quellen braungelbe Ochern oder Erden mit fich führen , und nach und nach während ihres Laufes abfegen, geben fie vielmal die fhönfte Gelegenheit und Anweiſung zu Aufſuchung Der Steinfohlen. Man bat aus der Erfahrung, daß das Duellwaf fer, fo aus Eifenftein und Steinfohlengebürgen koͤmmt, braungelbe Erden mit ſich führet : in Engellard, fagt Herr Martin Triewald in derer fehwedifch » afadanifchen Abhandlungen Iften Bandes Xlten Stuͤcke: wo Eifenerz zwifchen denen Steinkohlen gefunden werde, Da machten die englifchen Markfcheider , um nicht irre zu werdeny ob dergleichen Ochererde führende Waſſer aus Eifenftein, oder Stein⸗ Fohfengebiirge komme, diefe Probe, und hielten fie vor die ſicherſte: fie nähmen nämlich eine oder mehr Kennen ſolches Waſſers, das

einen

Bon Steinfohlen. 195

einen brandtgelben Ocher führer, fegten es im einem neu glaſirten ſteinernen Topf (foll aber wohl heißen erdenen Topf, denn die ſtei⸗ nernen Töpfe zerfpringen gern auf dem Feuer) auf ein mäßiges euer, bis das Waſſer allmählig abgedunftet fey; hätte der Boden- faß eine ſchwarze Farbe, fo wären fie ziemlich verfichert, daß die fes Waſſer aus einem Steinkohlengebürge Fomme,

Diefe Probe möchte alsdann gut genug feyn, wo man ſonſt ſchon aus der Art des Gebürges Vermuthung hat, daß Steinkoh— ken in felbigem liegen möchten, fonft ift fie noch zu fehwankend, ale dag man fich darauf verlaffen, und fie vor ficher ausgeben koͤnnte.

Weit Salzquellen, Torf, Maunerde und Schiefer allemaf

Nachbarn der Steinfohten find, fo hat diefe Regel ſtatt: Reg. X. Man füche fonderlih in dergleihen Gegenden der

Dorgebürge, wo ſich diefe Dinge finden, Steinkohlenlager auf.

Sch werde genug gethan haben, wenn ich in diefem Abfchnitte die zuverlaͤßigſten Arten der Auffuchung der Steinkohlenlager, mit ihrem Gebürge über Tage angegeben. Ich feße alle andere Bergs möännifhe Träume dahero bey Seite, und wende mich nunmehro zu der Bearbeitung der Steinkohlenfager in folgendem. Abfichnitte, Sünfter Abſchnitt.

Don rechter Bearbeitung und Auffuchung der Steine kohlenlager unter der Erde. at man das Steinfohlenfager mit feinem über und unter ſich ha⸗ benden Gebürge, oder zugehörigen Stein und Schieferfagen gefunden , jo folget hernacy das Gefchäft, es zu bearbeiten, und Die Kohlen mit allen möglichen Portheilen daraus zu gewinnen 5 ehe aber dieſes gefchehen kann, muß man fic) hauptfächlich auf derz gleichen Gebuͤrge umſehen, ob fi) Gelegenheit Dafelbft findet , ei⸗

Bb 2 nen

J Bon Steinkohlen.

nen Stoffen anzubringen, mit welchem man dem Kohlenlager entge⸗

gen gehen, ihm Wetter bringen, und Waffer benehmen koͤnne, denn - die Kohlengebürge ſtecken voller Waſſer und böfen Wetter; Gele genheit hierzu kann fich in dem Hangenden , Liegenden , oder zu beyr

den Seiten Des Hangenden finden. Es find eigentlich nur zwey

Fälle, wo man in dem Hangenden mit einem Stollen anfisen, und genugfame Teuffe, ein ziemliches vor und zu beyden Seiten liegen⸗ des Feld damit. aufzufchließen, und zülofen, einbringen kann; ent⸗ weder 1. Wenn ein tiefes Thal; oder 2. Ein hohes Ufer einer Seg Fluffes , oder Baches vorhanden. Eben diefe Fälle Fönnen auch in Denen beyden Seiten des Hangenden, und in dem Liegenden eines

Gteinkohlengebürges ftatt haben, wo man mit einem dergleichen

Stollen fo viel Teuffe , als möglich und nöthig ift, einzubringen ſuchet. * Man muß ſich hier eben ſowohl als bey Erzgaͤngen hüten, ſo lange» andere Gelegenheit vorhanden ift, mit Dem Stollen in dem Liegenden C Fig. 1. anzufisen , fonderfich wenn das Fallen der ©teinlagen des Gebürges nah dem Hangenden zu fehr flach iſt, und nicht auf einmahl ſtark einftürzet, Die Urfachen find: 1. Weil das Kohlenlager ab Fig. 1. fonderlich wo es fehr flach liegt, und nicht auf einmal fehr ſtark einſtuͤrzet, der Stollenarbeit in dem Lies genden entfällt. 2. Weil das liegende Kohlengebürge gemeie nigfich ſehr fettes Gefteine , und Foftbar zu Ducchbrechen iſt. 3. Weil ein Stollen in dem Liegenden mit dem Hangenden alles mal einen ſpitzigen Winkel machet, und die Wetter oder Luft Durch folchen nicht fo gut wechfelt, als durch einen Stollen in dem Hangenden ; weil da die Stollenlinie mit der Donlege, oder dem Hangenden des Kohlenlagers einen ſtumpfen Winkel macht; denn - dee

; rg

Don Steinkohlem 197

2.7 fiͤßigen Körper natürliche Bewegung, worunter auch die Luft gehoͤret, geht, wie ich in der Preisſchrift von der vortheilhaf⸗ ten Bauart der Defen und Pfannen bey Salzwerken erwieſen, bo⸗ genweiſe, welcher Figur die ſtumpfen Winkel fich nähern; je wei— ger und weiter fie fich oͤnen; es find dahero nur zwey Fälle ‚mo das Treiben eines Stollens in das Liegende eines Steinkohlengebürges ftatt haben kann: 1. Wenn man nirgends da herum , als nur in dem Liegenden des Gebürges Thaͤler antrift, und 2. Wenn das Koblenlager h Fie. 1. fehe jühe auf einmal wie ein Erzgang in die Teuffe fälle, und ihm aus einem am Liegenden befindlichen Thale kürzer und eher beyzukommen iſt, als in dem Hangenden.

Man kann fich die Stein Schiefer - Erdfagen ꝛc. fonderfich der flachliegenden Kohfengebürge , nebft denen dazwifchen befindfichen Steinkohlenlagern, als übereinander fehief liegende Flächen vorfiel- fen, Die fich ordentlicher IBeife nach ziweyen Weltgegenden heben, und nach zweyen jenen entgegen liegenden Weltgegenden fenken, als, wenn fie fich gegen Mitternacht und gegen Morgen heben, ſo wer⸗ den fie ſich gegen Mittag und Abend ſenken. Fig. 9.

Die Kenntniß dieſer Befchaffenheit der Lagen eines Steinkoh⸗ lengebuͤrges, und die hervorquellenden roſtigen Waſſer koͤnnen oft gute Gelegenheit zu Anſetzung eines Stollens geben, welcher jeder⸗ zeit nach einer geraden Linie, weil fie unter allen die kuͤrzeſte iſt, wo es nicht ſumpfiges feiges Gebürge, oder andere widrige Umſtaͤn⸗ de verhindern ; Durch das Gefteine, Erd-⸗Sand- und Thonlagen ge⸗ trieben , und wo es nothig verzimmert werden muß. |

Hätte man aber gar Feine Gelegenheit mit einem Stollen ans en und doch das Steinfohlengebürge mit feinem Kohlenla⸗ Bbz38 ger

798 Bon Steinfohlen.

ger baumürdig befunden, fo müßte man. ſo weit in das Hangende zurück "gehen , als- die Grenze deg ganzen Feldes , worinne auf Steine kohlen einzufchlagen erlaubt iſt, es zuläßt, und an einem folchere Drte einen Schacht fenkrecht bis auf das Kohlenlager abfinken z wo man: Auffchlagewaffer zu einem Kunftgezeuge in der Nähe hat, die Waͤſſer damit aus der Teuffe durch den Schacht zu Tuge ause zufördern; in Ermanglung des Aufſchlagewaſſers hingegen müßte man fich mit Roßkünften, Feuermafchinen , wie in Engelland, Frank

geich und Ungarn, wie auch andern dergleichen Mitteln helfen. Die

Kunſt⸗ Treibe und: andere tiefe Hauptſchaͤchte müflen da, wo fie nicht in feſtem Gefteine ftehen, tächtig nad) bekannter Art gezimmert werden; Fahrſchaͤchte aber, Die nach Dem Ausgehenden zu vielmak wicht über 6. oder 8. Ltr. tief find, werden, wie ich in Engelland geſehen, nur rund mit Stangenhoße ausgelegt, und mit Zaungaͤr⸗ ten ausgeflochten , welches wenig koſtet, und wegen der Rundung dem Drucke des Gebürges fehr gut niiderftehet , auch, wenn jung: Eichenholz dazu genommen wird. lange Dauert.

Ich muß hier ein wenig zuräck gehen, und erft den. Fall wies der vornehmen, wo mit einem Stollen: anzufommen iſt. Wenn man betrachtet, daß, je weiter ein Stollen bis an: dag Kohlenlager zu treiben: iſt, die Wetter je mehr matt werden, Die Lichter nicht bren⸗ nen, und Die Bergleute nicht arbeiten Fünnen , auch die Förderung: der Berge oder Kohlen immer fehwerer und Foftbarer wird: fo iſt leicht zu: begreifen, daß auch in. Diefem Falle bey Zeiten auf einen der den: andern auf den Stollen oder das Kohlenlager abzuſinken⸗ den Schacht: müffe gedacht werden , damit die Bearbeitung des Kohlenlagers, nach welchem der Stollen getrieben wird , nicht ger hindert werde; dergleichen Schacht wird: alfo entweder als ein Wet⸗ terſchacht, oder Lichtloch auf der Stollen zu fegen feyn , wenn er uͤber 100, Ltr. zu treiben iſt, Oder ex wird , wenn man mit dem

Stollen

* N N N

_ : Von Steinkohlen. 199

Stollen ohne Lichtloch an das Kohlenlager kommen kann, ſelbſt auf Daſſelbige abgeſenket, da er ſodann ſowohl zu einem Wetterſchachte vor ein ziemlich weites und breites Stuͤck Steinkohlenfeld, als auch zu kuͤrzerer Foͤrderniß und Bequemlichkeit der ein -und ausfahreuden Arbeiter dienen kann.

Auf dieſe Vorbereitung erfolget endlich die Bearbeitung des Steinkohlenlagers ſelbſt. In Engelland iſt der Steinkohlengrubenbau wohl der ordentlichſte in der Welt; denn die Herren Engellaͤnder wenden auf Diefen mehr Fleiß und Koften, als aufihre übrigen Bergwerke,

Weiler aber ordentlicher iſt, fo laͤßt er fich auch , was die Bearbeitung der Kohlenlager betrift, ganz Eurz befchreiben, und in zwey Figu- zen deutlich darſtellen; er ift folgender. Es find vorhero abermal zwey Fälle aus einauder zu feßen, chedie Defchreibung geſchehen kann: das Kohlenlager, fo entdecfet worden, und bearbeitet werden ſoll, befindet fi) entweder in einem fehr fänftigen und flachen Ge bürge, wo es mit demfelbigen gleiche Lage bat; oder es ſtecket in einem Gebürge , deſſen Stein» Erd und Schieferfagen mit dem Kohlenlager ftärker einftürzen, fo daß das GSteinfohlenlager mehr einem Gange nder Riſſe ähnlich ift; der faft faiger in die Teuffe ſetzet.

Sn dem erſten Falle, wenn das Steinkohlenlager ſehr flach fies get, kann man wiederum entweder mit einem Stollen anfommen; oder nicht. Hat ein Stollen angefest werden koͤnnen, fo ift die Der arbeitung des Kohlenlagers fehr Teich“: man fängt nämlich gleich da, wo das Steinfohlenlager mit feinem Fallen auf die Stollen» fohle auftrift, die Bearbeitung deffelben an, und treibet von a nach b ein Hauptort , oder Hauptfirecke in gerader Linie, wie das Kohlenlager fteiget, zwey Lachter breit Durch die Kohlen hin in- die Höhe, fo lange Feine Steinwand, oder andere Hinderniß vorfällt, Fig.

200 Don Eteinfohlen.

gig. 10. 11. Sft man ‚mit dem Hauptorfe etliche Lachter fortger

ruͤckt, fo werden Querſchlaͤge C zur rechten und linken Hand dar. wo das Kohlenlager auf die Stollenfohfe bey a auftrift, ein Lachter und das andere 1. Lachter weit, wie man mit dem Hauptorte fort⸗ rückt, in gerader Linie durch die Kohlen zu treiben angefangen, ſo weit man auf beyden Seiten Tommen Tann, alfo, daß die Strecken abund dd, welche von denen Hauptörtern ſo ausgehauen wors den, entſtehen 2. Lachter, und Die Querſchlaͤge C 1. Lachter weit werden , und gewwinnet , wie mit dem Hauptorte, die Steinfohlen. In dieſen Querſchlaͤgen feget man auch cin Lachter und Das andere abermal mit dem Hauptorte gleich laufende Derter, oder Strecken dd dur) die Kohlen an, und gewinnet Diefelben. Auf folche Art erhält man Pfeiler, vder nach der Bergfprache zu reden, Bergfeſten von Steinfohlen e, die 1. Lachter ins Gevierte ſtark find, und den Tachſtein des Kohlenlagers unterftügen, Daß er nicht einftärzen kann, während da die Skeinkohlen von denen Arbeitern ausgehauen werden.

Iſt nun das Kohlenlager auf vorerwehnte Art, fo weit man vor und feitiwärts der Wetter wegen hat kommen Fünnen, durchbrochen; fo ftelfet Diefes Durchbrochene Steinfohlenlager mit feinen Pfeilern, zumal , wenn es mächtig, und mit derer Kohlenhäuer Grubens lichten in allen Strecken und Querfihlägen erleuchtet ift, eine der prächtigften Erleuchtungen in ivgend einer Stadt vor. Diefe Pfei⸗ ler bfeiben fo lange ungeftöhrt fteben, als man in eben diefem Felde noch Schächte auf die Hauptſtrecken des Kohlenlagers vom 75 zn 75 Rachter, fo wohl vor als feitswärts , in gerader Linie vorſchla⸗ gen und abſinken kann. Iſt aber endlich dem ganzen Kohlenlager auf keine Weiſe, weder im Steigen, noch in dem Fallen, weiter bey zu kommen, oder es hoͤret gar auf, und iſt uͤberall durchbrochen: fo gehet man dahin, wo man angefangen, oder ſo weit man kom⸗

wen kann, zurück nach der Teuffe, hauet von da an die Pfeiler ſeit⸗ waͤrts

Don Steinfohlen. 201

waͤrts von I nad) i der Reyhe nach weg, und läßt dem Tach— fteine der Kohlen die Freyheit zufallen, wobey die Kohlenhaͤuer nicht größere Gefahr, als bey der vorhergehenden Arbeit haben, weit fie der Tachftein, che er nieder ftürzet, Durch fein vorhergehendes Kras chen, wie bey der Schieferarbeit genugfam warnet, auch alle Rey— hen Pfeiler nur 1. Lachter von einander ftehen, daß fie fich zwiſchen die nachftehenden zurück, und in Sicherheit begeben koͤnnen.

Auf folche Weife wird mit dem Weghauen fortgefahren, bis alle Kohlenpfeiler gewonnen find, und man bis zum Ausjtreichen des Kohlenlagers an den Tag gekommen, womit eine groffe Ans zahl Bergleute fich einige Jahre auf einem dergleichen Kohlenlager befchäftioen Fonnen. Aus einer folchen Bearbeitung eines Steine

kohlenlagers ift leicht zu erfeben, daß Kohlen in großer Menge ger

wonnen, und zu Tage auögefördert werden mögen,

Kann man an einem ſolchen flach liegenden Kohlengebuͤrge mit einen Stollen ankommen, und hat doch entweder mit bohren, ſchuͤr⸗ fen, oder noch auf andere Art an Ufern, in Schlüchten, Grüne den, am Ausgehenden fich der baumwürdigen Mächtigkeit eines Steins Fohlenlagers verfichert, fo ift Fein ander Mittel, als daß man in das hangende des Kohlenlagers fo weit zuruͤck gehe; als es des Nachbars Grenze verftatter, Ddafelbft einen Schacht auf das Koh— fenlager abfinfe, follte ev auch noch fo tief werden, und ibn fo sieich zu einer IDaffer- oder Treibefunft. vorrichte.

Sf der Schacht bis auf das Kohlenlager nieder gebracht, ſo gehet man gleich ungefiumt mit der Arbeit auf dem Kohlenlager in die Teuffe, und läßt fo viel Kohlen weghauen, als man vor den zugehenden Waſſern zu gewinnen vermögend ift, damit einen leeren Hand oder Sumpf zu befommen, werinn fi die Waſſer bis zum

- Ausförderm ſammlen können 5 hernach fängt man die Arbeit , wie

bey der 10, und zı. Figur gefagt worden, nach dem Ausſtreichen Ce der

202 Bon Steinkohlen

der Kohlen gegen den —* an, und ſteigt mit dem Kohlenlager in die Höhe

Es iſt der Fall noch übrig, wenn Das Kohlenlager nicht flach Tiegt, fondern ſich ſtark und faſt ſenkrecht in die Teuffe ſtuͤrzet. Bey dieſer Beſchaffenheit des Kohlenlagers mit ſeinem Gebuͤrge, welches mit ihm einerley Lage zu haben pfleget, muß man in eini⸗ gen Stuͤcken anders mit der Bearbeitung des Steinkohlenlagers als in dem vorhergehenden Falle zu Werke gehen; denn dieſe Kohlen⸗ lager gehen nicht allegeit in einer ununterbrochenen Linie vom Tage nach der Teuffe fort, fondern fie fesen in verfehiedenen Entfernungen ab, und fenken ſich mit ihrem Gebürge und Steinlagen auf einmal in die Teuffe, oder fie heben fich auf diefe Art in die Höhe; dieſes Fönnte man wechfeindes Steinfohlengebürge nennen, wie Die ate Fi⸗ gur N. 1.0, 2. anzeiget.

Die Bearbeitung dieſer Steinkohlenlager iſt koſtbarer und ſchwe⸗ ger, weil das Geſtein, das Kohlenlager wieder zu finden, durchbro⸗ chen werden muß, wenn es verſchoben iſt; auch find Die Kohlenla⸗ ger in dergleichen Gebürgen; weil man ihnen nicht leicht in eine

große Teuffe nachſetzen kann, felten fo mächtig, als die in fänftie’

gen und flach) Tiegenden Gebuͤrgen, es wäre denn ein ganzer Stock Dder mächtiger Fall von Steinkohlen in dergleichen Gebürge , wo—⸗ von ebenfalls Erfahrungen vorhanden find. Man Fann daſelbſt nie⸗ mals ein fo großes Feld ungehindert abbauen, als in dieſen, wo Die Kohlen meiftentheits zu breitem Blicke liegen. Weil fie ftark eine ftürzen, fo kann man fie insgemein nur noch in einer geringern Teuffe angreifen , wo fie niemals ſo mächtig find, fondern nur nefteriweife liegen, und nicht in einerley Maͤchtigkeit fortftreichen. Sie find alfa felten baumwürdig, es wäre dann, daß man mit tiefen Stollen ans Fommen , und fie in einer beträchtlichen Teuffe angreifen koͤnnte:

wozu fich bismeilen Gelegenheit finder, Mit abzuſinkenden Shäda

fen

Bon Steinfohlen. 208

ven iſt bier nicht viel auszurichten, und die Bearbeitung laͤßt ſich nicht, wie in flachliegenden Kohlenfeldern, anſtellen; ſondern man gewinnet die Kohlen wie fie vorfallen , fat wie die Erze in Gängen, Bey dergleichen ſtark einftürzenden Kohlenlagern, oder vielmehr Koh— fengängen, ift vielmal in dem Hangenden eben ſoviel Holzzimmerung nöthig, als auf Erzgängen , welches die Gewinnung diefer Kohlen koſtbar machet. Bey der Bearbeitung der Steinkohlenlager , ſon⸗ derlich derer, Die in dem Liegenden der Vorgebuͤrge ftecken , fallen, wie oben bereits gefagt worden ; Dinderniffe vor , welche man auf eine Eluge und gefchickte Art zu heben ſuchen muß. Sie beftehen fonderlich darinne: wenn entwederdas Steinfohlenlager durch Stein⸗ wände, oder auch vor fih ohne Steinwände hie und da abgeſchnit⸗ sen, verdrückt und verſchoben ift, da dann das abgefchnittene, ab» gebrochene , verdrückte , oder verfehobene Steinkohlenlager wieder aufgefucht werden muß.

Ich muß ebenfalls einige Fälle wiederhofen, die oben bey des en Steinwaͤnden vorgekommen find, damit ich hier zeigen kann, wie man fi mit der Bearbeitung und Auffuchung der verlohrnen Kohlenlager zuverhalten habe: ich will es abermal in einigen Nez gein, wie oben, thun:

Reg.I. Weil die Steinwände fi auer über Sie AKoblenlager and ihr Gebürge firechen, und beydes durchſchneiden weun many entweder nach der Teuffe, oder gegen den Tag arbeitet, und die Kohlen weg bauer: fo muß man den Bohlen «uf ihrer Spuhr durch die Steinwand nachfolgen, fie durchbrechen , und das Roblenlager wuf der andern Seite der Steinwand wieder aufführen.

Wenn eine Steinwand das Kohlenlager, nebft feinem Gebürge, gtvar nicht ganz abfchneidet, fondern es nur in feiner Richtung nach der Zeuffe oder gegen den Tag verwechfelt , oder verändert , und gleich hinter ſich wieder fehen läßt, fo hat folgende Regel ftatt:

| era Reg. I.

204 Bon Steinkohlen.

Reg. II. Man durchſuche die Lagen des Gebärges hinter der Steinwand; findet man Lager von der Art, wie vor der Stein⸗ wand unter dem Bohlenlager gelegen haben, ſo breche man in die höhe, findet man aber deren, fo vor der Steiuwand über dem Roblenlsger gewefen find, fo teuffe man ab, wenn das * wieder angetroffen werden ſoll.

Bisweilen trift man bey dem Abteuffen auch wohl ein zweytes unter dem erſten, und alſo ein anderes, als das vorige Kohlenla⸗ ger anz in diefem Falle gilt die Regel, wenn man auch das —* wieder finden will:

Reg. II. Man ſuche das erfte abgefehnirtene Roblenlager bins ter der Steinwand über ſich wieder * wenn fie * chen worden.

Es iſt leicht aus dem uͤber und unter dem bey dem Abteuffen gefundenen Steinlager liegenden Gebuͤrge zu erſehen, ob es das ab⸗ geſchnittene, oder eiu anderes zweytes Kohlenlager iſt, fo gefunden worden; ſo muͤſſen eben die Steinlagen uͤber und unter ihm liegen, zwiſchen welchen es vorher lag; wo nicht , fo iſt es ein anderes Steinkohlenlager, welches vor die Gewerkſchaft eines ſolchen Stein⸗ kohlenbergwerkes alsdann ein ſehr geſegneter Umſtand iſt; denn es werden nun mehr Steinkohlen als vorher gewonnen werden koͤnnen.

Wenn hinter der Steinwand nur der Weg oder die Lage des Stein⸗

kohlenlagers veraͤndert iſt, ſo verfaͤhrt man nach folgender Regel:

Reg. IV. Man ſuche den Weiſer der Steinwand erſt wieder auf; ehe man fie durchbricht; wenn er niederwaͤrts weifer, fo bricht man auch niederwärts durch die Steinwand, da man dann in der Teuffe das Kohlenlager wieder finder ; zeiget der Weiſer in die Hös be, fo folger man mit der Arbeit diefer Zeigerlinie durch die re wand, und men finder wieder Steinkohlen.

Es ift beſſer, wenn man die Kohlen unter der Sohle, se in Der Teuffe wieder antrift, wenn Die Arbeit gegen den Tag zugehet.

Denn

Don Steinfohlen. 205

Senn da macht das Kohlenlager einen neuen Fall, und bekoͤmmt ei-

5 neue Senkung von einer größern Teuffe, da es dann länger wäh, tet , che e8 zu Tage ausfireicher.

Der Weifer in der Steinwand ift nichts anders , als ein im Geftein mit einer Spuhr von Siteinfohlen erfülltes Rißgen, oder Klüftgen nach der Berafprache , wenn es auch nur als ein Meſſer⸗ ruͤckendicke feyn füllte, das entweder das Fallen oder das Steigen eines verlohrnen Steinfohlenlagers anzeigek.

Wenn man merket, daß eine vorgefallene Steinwand ſich feits waͤrts auskeilen , oder aufhören möchte, nach der sten Figur, fo fey Die Regel:

- Reg. V. Man durchbreche die Steinwand nicht; fondern wende ſich mit der Bearbeitung des Roblenlagers nad der Seite zu, wo ſich die Steimwand auskeiler , fo Fann man auf dem Bobs Ienlager immer mit der Arbeit fortfahren.

Bey der sten Figur gilt die gte Regel.

Man merke im übrigen , wie viel Das Kohlenlager von feinem Ausgehenden an, von der Horizontallinie des Gebürges in einer ges wiſſen Entfernung einfchießt, fo wird fich die Teuffe eines abzufine kenden Schachtes leicht beftimmen laſſen. Es ſchieße zum Beyſpiel ein Kohlenlager in einer Entfernung gedachter Horizontallinie von 60. Per. nur 3. Per. ein, fo wird im 6oſten Ltr. der Schacht nur 3. Str. tief werden ; e8 fehieße in 5. Ltr. nur 1. Ltr. ein, fo wird des Schacht in 100, Ltr. der Horizontallinie 20. Ltr. tief werden , und fo weiter,

Seechſter Abſchnitt von dem Dunſt oder Schwaden in denen Steinfohlenz x bergwerfen , und wie demfelben abzuhelfen. . Ren zweifelt mehr daran, daß es in der Natur Dinge gebe, die bey ihrer Zufammenkunft einander angreifen, auflöfen und &e3 bey

206 Rare Von Steinkohlen.

bey der Aufidfung ſich in Duͤnſte verwandeln. Wir treffen derwic⸗ hen Dinge über und unter der Erde an. Es find Gabe, Oele,

Schwefel; Kalkerden und Waſſer, das allgemeine YAufldfungsmite i |

tel aller Körper, nach denen Berfuchen der Chymie hydraulique des Heren Grafen vom Garage, welches: Buch gelefen zu werden verdienet, Die dieſe Befchaffenheit haben. Die Erfahrung hat es ſonderlich denen Bergfeuten gelehret, Daß dieſe Dinge unter dev Er⸗ de häufig vorhanden, und ihre Zufammenkunft daſelbſt nicht ſelten iſt. Was ift es alfo Wunder, wenn eben dafeldft Ausdünftungen: angetroffen werden. Werden dergleichen. angetroffen, fo iſt kein Zwei⸗ fel , Daß fie fi) da zufammen pflegen, und fliehen bleiben muͤſſen. Ro fein Wetterwechſel sder Luftzug HE, bleiben fie ftehen und wer⸗ den nicht bewegt, fa werden fie faufend, ſcharf und aͤtzend, folglich dem Athemholen der Menfchen ſchaͤdlich, und entzüunden fi) wohl gar zum Theil: am denen brennenden: Lichtern der Arbeiter. Han bemerker in denen Bergwerken fonderlich zweyerley Arten

von Dünften, Dämpfer, oder Schwaden. Die eine Art ift gemei⸗ ner, als die andere. Die gemeinere Art finder fich in allen Grubene gebaͤuden an ſolchen Dertern, wo Fein Luftzug iſt: es brennet ar ſolchen Oertern Eein Licht, und Das Athembolen wird allen, die dar Bin kommen, fehwer; fie werden davon matt; bemerken eine Traͤgheit ihres Körpers, und haben weiter Feine fonderliche Gefahr auszuftehen.

Diefe Art von. Dünften entfteher mehr von denen. Ausdün= - |

Kungen der ſchwitzenden Leider dev Arbeiter, Der brennenden Lichter und der Feuchtigkeit Des Geſteins, oder des aus Demfelben ſchwi⸗ genden Waſſers, , welches: ich felbft gar öfters unter der Erde in denen: Gruben empfunden und bemerket habe. Ob gleich diefe Dünfte dick and nebfich ausſehen, fo entzünden fie fih doch niemals an denen: brennenden Richtern, fondern fie Löfchen fie vielmehr auf gleiche Wei⸗ fe aus, wie fonft ein dicker Dunft oder Rauch dns Feuer auszu⸗ ‚Föfchen oder zu erſticken pflegen, | Die

Bor Steinkohlen. 207

Die andere Art von Duͤnſten trift man nicht ohne Unterſchied pi allen Bergwerksgruben an, fondern nur in folchen, wo viele fauere, ſchweflige, oͤlige, giftige, äßende Dinge vorhanden find. Sie zeigen fi) fonderlich in denen Steinfohlenbergwerken häufigen als in andern unterivedifcehen Gebäuden. Sie find wegen der Beſtand⸗ £heile ihrer Körper ungemein ſcharf und äsend , fo daß fie die thier zifchen Körper und ihre Theile in einem Augenblicke angreifen, zus fammen ziehen, und die thierifche Bewegung auf einmal gänzlich aufheben, woraus nothwendig ein plösficher Tod erfolgen muß, Sie dämpfen die brennenden Lichter und Kohlen gleichergeftalt, und fo, daß nach ihrem Verloͤſchen nicht Der geringfte Rauch, oder die geringfte Spuhr eines vorher da gewefenen Feuers übrig bleibe, Man bemerfet diefes onderfich da, wo Diefe Dämpfe noch etwas frifche Rufe, als wie in denen Schächten über fich haben; wo fie aber Dichter zufammen treten, und mehr eingefchloffen find, als in denen Strerfen , wo weiter Feine als eine einzige Deffnung iſt, da darf man ihnen mit Feinem Feuer oder brennenden Lichte zu nahe Fom- men; fonft entzünden fie fich in einem Augenblick mit einem darauf folgenden entfegfichen Knalle, zerfchmettern alles, was ihnen in den Weg koͤmmt, und fahren ſchnell, wie ein Blis, durch die Schächte gu Tage aus. Diefes ift alfo die gefährlichfte Art von Dämpfen, wovor fich die Bergleute in denen Steinkohlengruben zu hüten has den. Diefe Dünfte ſammlen fih am meiften zu der Zeit, da in de nen Gruben nicht gearbeitet, folglich die Luft daſelbſt nicht beweget wird: und wenn ſolche Winde über Tage wehen, die dem Zuge der Schloͤthe und Nauchröhren zu wider find , oder fonft ein anderer Kind auf die Deffnung eines Stollens oder Schadytes ftößt, wo die Better, oder unterirrdifche Luft zu wechſeln pfleget. Die Bergleute nehmen fich bey folchen Umſtaͤnden in Acht, - und hängen gunor, che fie eg wagen einzufahren , in einem Kübel, oder Korbe ein guͤhendes Kohlenfeuer, brennendes Licht, oder gebundenes les

bendi-

Be Don Steinkohlen.

bendiges Thier in den Schacht nieder. Sind die beyden aiſten bey dem heraufziehen verloͤſcht, oder das Thier ohne Leben, fo fahren fie nicht ein, bis fich der Schwaden wieder verzogen, oder Durch” andere Mittel weg gebracht iſt. Merken fie, daß es vor einem oder dem andern Orte in denen Strecken wegen diefes tödtlihen Dunz fies nicht recht ficher ift, fo pflegen fie einem Arbeiter naſſe Kieideg anzuziehen, und ihm eine an der Spitze geipaltene fange Stange, in deren Spalte fie ein brennendes Licht ſtecken, in die Hand zuge ben; da er fich dann auf den Bauch) legen, die Stange mit dem brennenden Lichte vor ſich bin nach dem gefährlichen Ort zu fies ben , und das Geficht immer feft.auf Die Sohle der Strecke ane drücken muß. So bald Die Flamme des Lichtes fih dem Schwar den nähert ; entzuͤndet ex ſich, und fährt oben in der Firſte der Strecke wie ein Blitz fort, und mit großem Krachen zu Tage aus: wovon ir Deren Triewalds Nachrichten und faft bey allen Steine kohlenbergwerken Beyſpiele genug zu finden. So lange in Denen Gruben hingegen ein guter Wetterwechſel oder Luftzug vorhanden ift, bat man auc) Eeine Gefahr auszuftehen; fondern Die Dünfte und Schwaden, welche vielmals aus denen Ritzen und Klüften des Gefteines wie Pfeifen heraus blafen, gehen, wenn fie dem Luftzuge in dem Weg kommen, mit ihm fort, und ziehen zu Tage aus. Man fieht hieraus, wie noͤthig es ſey, Denen Steinkohlengru⸗ ben gleich bey dem Anfange ihrer Bearbeitung, eine ſolche Vorrich⸗ tung zu geben, die bey dem Foxttriebe der Arbeit einen beſtaͤndigen und guten Wetterwechſel verihaffen kann: wovon bereits oben bey der Bearbeitung der Steinkohlenlager gehandelt worden. Denn dies ſes iſt das erſte und beſte Mittel wider alle toͤdtende ſchaͤdliche Duͤnſte und Schwaden in denen Steinkohlengruben, und andern Bergwer⸗ Een: welches alle andere Kuͤnſten uͤbertrift. Dieſe aber fi nd Deswegen nicht gänzlich zu verachten, fondern haben flatt, mo jene Vorrich⸗ kungen fich Feines weges anbringen laſſen. Sie beſtehen in Wetterlot⸗ fit;

1.

P

"Bon Steinkohlen. 209 gen, Windrädern, Windladen und bergleichen Maſchinen, welche

> man da anzubringen pflegt, wo die Luft friſch und gut ift, und fie

bis an die Derter leitet, vo der Luftzug mangelt. Es koͤmmt hiebey alles daraufan, daß das Gfeichgewicht der fichenden Luft mit der frifchen durch dieſe Mafchinen aufgehoben, und fonderlich in ihrem Ruhepunete beweget werde, Diefes läßt fich am fügfichften mit Ver⸗ mwandruthen, oder verfehlagen der Schächte bis auf ihre Sohle mit Drettern berverfftelligen , dergeftalt, Daß der Schacht felbft einem dop⸗ gelten Schlothe mit einer engen und weiten Röhre ähnlich wird, die sehen einander zu Tage ausgehen. Durch die enge Röhre fährt man ein, und durch Die weite gefchieht die Förderung der Kohlen. Wenn auch ja die Wetter bisweilen zu ftocfen anfangen follten, gießt man

ein wenig Waſſer in den einen Theil des Schachtes, fo fangen die Wetter wieder an zu ziehen.

Iſt Wettermangel in denen weit von einem Schachte gelegenen Strecken, fo ift wiederum nichts beffers, was den Luftzug befördert, als daß man entweder in der Strecke über die Sohle ein fo genanns. tes Traͤgwerk, wie in einen Stollen, oder gegen die Firfte zu einen Kaften bis für Ort fhlägt, auf welchen man Berge ftürzen läßt; ich habe die Wirfung diefer Anſtalt abermat gut befunden.

Endlich ift noch Heren Triewalds Erfindung übrig „da er vers wittelft eines in einem Fleinen Dfen angemachten Feuers, und einer aus dem Echachte heraus in deffen Afchenfoc mit einem Stücde angeftoffener eifernen Nöhre gehenden bresternen Lotte von 4. Zoll im Durchmeffer, das böfe Wetter aus einem Schachte gezogen hat. 80 Gelegenheit ift, daß man ohne Hinderniß der Arbeit und große Koften Feuer haften Tann, ift dieſes eim zuverlaͤßiges und fileres Mittel, die ſtehenden fehädfichen Dämpfe und Schwaden weg zu fchaf- fen; wie denn eben dieſes Mittel bisher auf großen Schiffen mit vielen Mugen gebraucht worden, auch bey Kranken⸗ und and ern

d großen

Von Steinkohlen

großen Haͤuſern, wo viel Volk beyſammen iſt, deſſen tung Die Luft verdirbt, gute Dienfte thun koͤnnte.

Hier babe ich nur die zuverlaͤßigſten Mittel zu Weſchaffun

derer unterirrdiſchen Duͤnſte und Schwaden anfuͤhren wollen. Wer

Luſt hat, ſich noch ein oder andere Erſindungen von dieſer Art be⸗

a zu machen, Darf nur unter denen alten Agricolam, Boͤhneis, Roͤßlern, und unter denen neuern des Engellaͤnders Stales Ventila- tor, auch Leupolds Theatrum machinarum nachſchlagen.

Weil es bisweilen geſchehen kann, Daß ein Arbeiter bey Stein⸗

Eohlenbergwerken von einem böfen Schwaden unverhoft angefallen und erfticfet werden kann, fo ift 8 nöthig auch hier dag Mittel das gegen anzuführen , fo Herr Triewald anzeiget , nämlich : man gräs bet ein Grübgen von 1. Fuß ins Gevierte weit in den Nafen am Tage ; legt den Erftickten mit dem Gefichte in das Grübgen, und decket ihm das ausgeſtochene Stuͤck frifchen Raſen auf den bloßen,

Kopf, worauf er fih, wenn es bald geſchieht, wieder. zu erholen

pfleget. Diefes dürfte an einem Imashiafen kuͤhlen Orte wohl die beſte Wirkung haben.

Ich bitte meine Leſer, ſich durch * —* Abſchnit⸗ nicht irre machen, oder abſchrecken zu laſſen, Steinkohlenbergwerke zu bauen. Sie ſehen wohl, daß dem Uebel der boͤſen Wetter und toͤdt⸗ lichen Schwaden mit kraͤftigen und ſchon verſuchten Mitteln darinne entgegen gegangen worden: wodurch alle Beſorgniß gaͤnzlich wegfal⸗ len, und denen Herren Bergwerksliebhabern Feuer und Muth ein⸗ floͤſſen wird, ihren Nutzen und Vergnuͤgen auch durch den Bergbau

al Steinkohlen, wie viele große und vornehme Engelländer, zu befördern.

u πα —J Jacob

EEE,

ELLI IT EEHEMEME

& 2 au BusBummm BEBBBBEB 2EEHENEBE BEBEBBEE

Jacob Ehriftian Schäfers

Sr. Föniglichen Majeftät zu Dannemarf Raths ıc,

Abbildung Beſchreibung

zweyer wahren und falſchen

Verſteinerungen.

IR )olm 213

BEMIENIENUNENDNUNTAUSUNDALA ENDNEUNEAEANEN

Von wahren und falichen Berfieinerungen.

A enn diejenigen Schriftfteller des Steinreiches auf der einen Seite fehlen, welche ganz und gar Feine Verfteinerungen aus dem Thier⸗ und Gemwächsreiche anerkennen und zuges

ben wollen: fo fehlen gewis Diejenigen auf der andern Seite eben fo ftark, weiche alles fo gleich für eine wirkliche Verfteis nerung anfehen und erklären, was bey dem erften Anblicke, oder nur einigermaßen mit etwas aus dem Tihier»oder Gewächsreiche eine Achnlichkeit hat. Jene thun der Sache offenbar zu wenig, und dieſe ber Sache zu viel; beyde aber der Natur Unrecht und Gewalt an. Mich dimker, cs ift ein Mittelweg übrig, welchen, auch im Betrachte der Verfteinerungen, zu betreten das befte und ficherfte feyn mögte. Man gebe wirkliche und wahrhafte Derfteinerungen zu; man nehme aber nicht alles davor an, was von andern davor aus- gegeben wird, oder was uns ſebſt, im erftern Anblicfe, als fo et—⸗ was vorkommt. Man prüfe alles zuvor felbit unpartheyifch und auf das genauefte, ehe man fo oder anders ein Urtheil fälle. Man nehme auch bey dieſem Gefchäfte nicht Vorurtheile, noch Einbildung, - fondern nur allein die Natur zu feiner Lehrerin und Wegweiſerin an; fo wird man, ohne Kunjt und Mühe, wahre Verfteinerungen Des Thier und Pflanzenreiches da antreffen, wo andere keine finden koͤnnen; bingegen aber nicht felten da Blend-und Spielwerke der Einbildungsfraft bemerken, was andere als Derfteinerungen anges feyen, und davor angegeben haben. ch hoffe nicht mißfällig zu feyn, wenn ich von diefer Wirk fichkeit und dem Unterfihiede der wahren und falfeben, oder Ächten - nd unächten Verfteinerung im Naturreiche ein paar Benfpiele und Beweiſe aufftelle, und zugleich EN natürliche Abbildungen

* % ; Dd3 Die

214 Von wahren und falfchen Verſteinerungen.

Die falſche Verſteinerung wird der Buchſtabenſtein (Fig. I.) und der Thierſtein (Fig. I.) erweiſen; und von der wahren Ver⸗ fteinerung mögen Die zween Fruchtſteine (Fig. II. IV.) Zeugnig und Austunft geben. ı Jene find von mir felbfi entdecket und ge⸗ funden worden; mit dieſen aber hat mich nur erſt einer meiner An⸗ verwandten, Herr D. und Senator Engelſpell zu Querfurth, beehret.

Ich will jede dieſer Verſteinerungen zuerſt kuͤrzlich beſchreiben, and fo dann meinen unvorgreiflicher Gedanken von dem eröfnen + wovon dieſelben Beweis und Zeugniß find. 2.

Ich mache von dem Buchftabenftein (Fig. I. ) den Anfangs Man fichet auf demſelben foͤrderſamſt drey ordentliche hebräifche Buche haben (a.b.c.); ſo Dann drey ungleid) große Hügelgen, wie Puncte £d.e.f.), und zwiſchen zweyen Diefer Huͤgelgen eine anderweitige unfoͤrmliche Figur (I Der erſte Buchſtabe, um nach Art der hebraͤiſchen Sprache von der rechten Hand zur linken zu leſen, iſt ein umgefehrtes und fehräg liegendes Schin ( » ) a. Der zweyte Buch⸗ ſtabe kommt einem Cheth (m). b- ziemlich gleich; und der dritte Buchſtabe ſcheinet ein etwas abgeſtoßenes und verdorbenes Thau , (n) vorzuſtellen. Und was das artigfie iſt, fo fichen dieſe drey Buchſtaden in einer vollkommenen geraden Linie, wenigſtens von oben her, nebeneinander. Sie find insgefamt in den Stein. nicht vertieft eingegraben, ſondern ſtehen auf. demſelben ſtark erhoben; ; und. find nebft dem von eben dent Stoffe und der Farbe, als. der Stein felbfts Was die drey Huͤgelgen anbelanget, fo befindet ſich das groͤßte zut rechten Hand vor dem. umgekehrten Schin (2) d. jedoch nicht in eis ner geraden Linie mit demſelben, fondern etwas weiter oben. Die andern zween Eleinere Huͤgelgen befinden fich zur linken Hand. unten dem abgeftoffenen n, und zwar fü, daß das größere Huͤgelgen nach dem nn fieher, und gleichfam der Endpunet iſt; (f.) das kleinſte unter Dem n bemerket wird, * und gleichſam ein Ueberbleib⸗

/ & . Don wahren und falfchen Verfteinerungen. 215 ſel des nach unten zu abgeſtoßenen n zu feyn feheinet. Und gleiche wie das größte Huͤgelgen zur rechten Hand eine vollfommene Run- dung hat; fo find die zwey Fleinern mehr Fängfich oder eyrund. Die vierte unfoͤrmiche Figur (g.) liegt, wie ſchon gedacht iſt, zwi— en deu kleinern länglihen Hügelgen mitten inne, und. mit ihnen y einer ziemlich geraden Linie; fie ift jedoch ungleich größer und dir gr als diefe Hügelgen an fi) find. Pielleicht würde es ein man⸗ cher vor ein umgekehrtes Kamez (7) anſehen. Der Stein ſelbſt iſt ein bellgrauer, zartkörnigter , unteiner , und zwar feſter, Doch aber nicht ger harter Sandftein. Er fehläget am Stahle Feuer, braufet aber auch von Scheidwarfer auf, und enthält alfo viele Eaffartige Theile in ih. Mit dem Meffer Jäßt ex ſich ſchwerlich etwas abge⸗ winnen, eine ſcharfe Feile richtet aber cher etwas aus. Ich fand Diefen und den folgenden Thierftein im vorigen Jahre auf den Fels dern, die Jich zwifchen unferer Stadt Regenfpurg und dem Dorfe Jechbeten befinden , und ziwar in. der Gegend , wo man von dem ege nach Dechbeten fich Finker Hand nach dem hinter den Bergen gende Fohrwerke Rinswiefen zu ſchlagen pfleget. In diefer Ges gend, und fonderlich unter. und neben den daſelbſt ſich befindenden Schuthügeln, trift man die Menge Bildſteine an, deren viele eine lebhafte Einbildung vor Menfchen oder Thiertheile, vor Melonen , Kuͤrbiſſe, Biernen, Aepfel, und wer weiß, vor was? ausgeben - Würde... Und ich erinnere mich gar wohl , daß ich in vorigen Zei⸗ een viele dergleichen ſeltſame Bildfreine in Handen gehabt. habe, ohne fie damals einer weitern Achtung zu würdigen. Wiewohl es befinden fih in diefen Gegenden auch andere wahre und fehöne Ders feinerungen , fonderfich find gewiſſe daſige Felder von fogenannten Ochſenherzen oder Bucardiren ziemlich reich.

Ars ich dieſen Stein das erftemal zu Gefichte und zu Handen ah war feine untere Seite flach, die obere Seite war uns gleich

16 Don wahren und falfchen Verſteinerungen.

gleich gewoͤlbt, und Die Prebenfeiten zugerumder. Er hatte eine Lite ge von zween Schuhen , und ic) fahe mich genöthiger ihn dergeſtalt zu zerftuffen, Daß Die Buchſtaben nnd übrigen Figuren unverletzt blieben. tt. |

| Ich komme auf den Thierftein (Fig. II.). Es ift derfelbe nach

feinen Beftandtheifen und Figenfchaften von eben der Art , wie der vorige, und ich habe ſchon gemeldet, daß ich ſolchen auch an eben dem Drte gefunden habe. Er ftellet eine ordentliche Kugel vor, Doch ſo, daß fie auf der einen Seite einen fänglichen Anfag hat, und wodurch fie auf diefer Seite in eine ftumpfe Spitze auslauft. Auf diefer Kugel zeiget fich nun eine ſtark erhabene Figur, (a-h.) welche mit einem Thiere ziemliche Aehnlichkeit hat. Wenn man diefe Kugel fo, wie in der Abbildung, feget und von der Seite anfichet; fo Fünnte man fagen, das Bild gleiche einem Hunde mit niederhängendem Kopfe (a,b. c.) und mit einem nach der rechten Seite rummgebogenen Schwanze. (h.) Und man würde vieleicht ſtuͤckweiſe die Schnautze (a.) , die Obs zen (c.), die Füße (d.e.f.), den erhobenen Rücken (g.), und fo auch den gebogenen Schwanz (h.) ordentlich zu beſtimmen wiſſen. Drehet man dieſe Kugel fo, daß ſich das Bild auf der andern Seite der Abbildung und nach der Länge zeigetz fo würde vieleicht ein Dritz _ ter ein Waſſerthier, und wer weis, ob nicht eine Eidere daraus machen. Nur ift nicht zw vergeſſen, daß um dieſes erhobene Bild herum verfchiedene große und Heine, bald rundfiche, batd laͤngliche, und fehr viele wie in eines zufammengefloffene Huͤgelgen Gi.i.i.1.)z bemerfet werden.

Sollten jemanden-diefe zwo befihriebenen Steinarten Eeiner bee fondern Achtung wuͤrdig feheinen, fo werden die zween Fruchtſteine (Fig. IH.IV.) eine um fo größere Aufmerkfamfeit verdienen, von welchen ich munmehro zu reden habe. Ich nenne fie darum, und in einem weitläuftigern Verſtande, Fruchtſteine, weil ihnen, wie her⸗

Bach

*

Von wahren und falſchen Verſteinerungen. 217

nach erwieſen werden wird, wahre verfteinerte Früchte einverleibet

find.

Der eine Stein enthält eine fehadhafte, und vermuthlich bey der Zerftuffung des Steins, faft um die Hälfte weggefprungene Sucht. (Fig. Il. a-f.) Sie fiheint in ihrem ganzen und unverleßs ten Zuftande eine faft viereckigte und vieleicht eben eine ſolche Geſtalt gehabt zu haben, wie die Frucht auf dem andern Steine. (Fig. IV.) Ihre Verlegung und Zerftücktung macht diefe Frucht indeffen um fo

“wichtiger , je mehr dadurch gewiſſe Theile derfelben fihtbar gemorz

den find, die fonft verborgen und unbefannt geblieben wären. Sie hat, wo fie ganz geblieben ift, eine fehwarzbraune und glänzende Dberfläche (a.), und zeiget fi) an ihrem rundlichen Seitenumfange geftricheft oder runzelich. (b.) Betrachtet man fie da, wo fie ſchadhaft ift (.e.d.e.f.), fo fichet man gar deutlich, daß fie aus zwey be> fondern Theilen gebauet iſt. Der obere geringfte oder ſchmale Theil E) ift, wie die Oberfläche, durch und durch fchwarzbraun ; der dar-

unter Tiegende frärkere und breite Theil ift hingegen gelblich und

glänzend. Jener obere Theil ift Faum + Linie dief, da der untere gelbe Theil faſt 4. Linien ausmacher. Betrachter man diefe Theile mit einem Pergrößerungsglafe, fo zeiget fich der obere ſchwarzbrau⸗ ne Theil ganz geradftreifig, und wie aus lauter ganzen Möhren zus ſammen gefegt ; der untere gelbe Theil ift mehr einfach, und hat bie und da zarte Niffe. Man bemerket auch in denjenigen Webers

bleibſeln, die in dem Steine figen geblieben, ganz deutlich, Daß diefe

Frucht unten eben fo, wie an dem unverlesten Theile, eine ſchwarz⸗ braune Farbe habe. (Fig. II d.) Der Stein felbft, dem diefe Frucht inne figet , ift ein Kaikftein, und in welchem eine Menge allerhand Heine Muſcheln befindlich find.

Es wäre Schade, wenn man der eben gedachten ſchadhaften

Frucht feine volllommene und ganze beyfügen koͤnnte. Allein zum

Ee Gluͤcke

218 Von wahren und falfchen Verfteinerungen. Gluͤcke macht uns der vierdfe und legte Stein (Fig. IV.) eine foß

che Frucht ganz ungemein fehön fichtbar. Diefer Stein ift ein Mus

fehelmarmor von Obbaufen, einem Dorfe ohnweit Querfurth. Es nimmt diefer Marmor eine vortreflihe Politur an, und die häufigen Müfchelgen , mit denen er angefülle ift, und dergleichen Ammonit auch hier ohnweit der. Frucht fich zeiget, (e.) geben ihm nach der Politur ein fehr feines und artiges Anſehen; wie ich ein folches polir⸗ tes Pläggen ſelbſt befise und aufweifen kann. Was die Frucht felbft betrift (a.) fo ift fie zwar Eleiner / als die vorige fehadhafte ſtellet aber faſt eben ſo, wie jene, ein Kängliches Viereck vor: jedoch mit dem Unterfcheide, daß die eine Der beyden laͤngern Seiten nad) ins nen zu etwas hohl (e.), und die andere Gegenfeite eben fo, mie die zwo fihmalen Seiten (£.g.) nach außen zu etwas gewölbet (d.) ift« Die ganze Fruchtift mehr afs die vorige glänzend ſchwarz, und ihre Oberflaͤche durch einige zarte Riſſe geborften. Durch diefe Berftung ift ein kleiner Theil tiefer eingefallen, und hierdurch ift Diefer Dora theil entftanden, daß man an dem vorfichenden Theile eben ſo, wie

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bey der vorigen Frucht angemerket iſt, Die ziveen befondern Theile,

aus welchen auch fie beſtehet, gar deutlich erkennen und unterfcheis den kann. Und was den Werth Diefer Frucht vorzüglich erhöhet, ift dieſes: daß fie an Der binterften fehmälften Seite , wo fie. uns ten fiumpfipisig auslauft, mit einem Eleinen vertieften Anſatze (Fig. IV.b.) verfehen ift, der eine ſchmutzigweiße Farbe hat,

So viel von Diefen vier fonderbaren Steinen , was ihre, Vers fleinerungen an ſich und deren Befchreibung betrift. Jedoch, zu weld) einem Zeugniffe und Beweiſe koͤnnen diefe vier fonderbare Stei⸗ ne dienen? Irre ich nicht, fo find fie ungemein ſchicklich, dasjenige auf eine finnfiche und unwiderſprechliche Weiſe, als in der Natur richtig, darzuthun, was in den Schriften der Steinbefchreiber von der fo reichen Claſſe des Mineralreiches den Verfleinerungen, als

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Bon wahren und falfchen Verfteinerungen. 219

der Natur gemaͤß angegeben wird. Cie erweifen obgedachtermap ſen, nicht nur die Wirklichkeit der Verfteinerungen , fondern fie techtfertigen auch den fejtgefegten Unterfchied der Werfteinerungen, vermöge deffen einige nichts anders, als falfbe und unaͤchte, andere abet ächte, wahre und wirkliche Berfteinerungen find.

Die falfben und unaͤchten Berfteinerungen haben in den Schrifs ten der Steinbeſchreiber verfchiedene Namen und Umfchreibungen. Insgemein führen fie den Namen der Naturſpiele ( lufus naturae); wiewohl Bärener nicht ganz unrecht zu haben feheinet, Daß diefe Benen⸗ nung in dem Verſtande fehr Übel angebracht fey, als ob die Natur in ihren Werken wie Kinder fpiele und Däntefe, oder nachäffe. Beſſer swerden fie mit dem Namen Sreinfpiele (figurata, lithomorphi , lithotomi, lapides heteromorphi ) beleget. Wallerius ( Mineralogie ©.502.) giebt dieſen Steinfpielen folgende Erklärung: ,, Es find Stei—⸗ 4 ne, welche von einer feltfamen, und im Mineralveiche wunderli— > chen und unbeftändigen Figur gefunden werden, und welche einer 3 Pflanze oder Thiere, sder einigen andern Dingen gleichen. Sie 3 find ihrer Natur ımd Eigenfchaften nach von ordentlichen Stei—⸗ 9 nen nicht unterfchieden ; aber die Euriofität der Steinbeſchreiber » bat fo viel ausgerichtet, daß, wo man fie verfichen will, man „dieſen Steinen einen abgefonderten Pag einräumen muß, welche

95 Doch fonft nur Durch ihre ungewöhnliche Figur von andern Steinen 9 unterfchieden find. Und der berühmte Herr von Vogel drüicket fich in feinem unvergleichlichen practifdyen Mineralſyſtem ( &.250.8.52. ) von Steinfpielen alſo aus: „Es find Dinge, die von der Natur » eine befondere Geſtalt und Bildung, ohne fremde Urbilder, erhal » ten haben, und Dardurch andern natürlichen oder Fünftlichen Din⸗

m gen Ähnlich fehen. Diefes find diejenigen Bildungen, die wir mit „, dölligem Grunde Naturfpiele nennen Fünnen ; indem die Natur as Durch mancherley zufällige Umſtaͤnde bey der Erzeugung diefer Steir

2 om

220 Von wahren und falfchen Verfteinerungen.

> ne veranlaffet worden, ihnen eine befondere Bildung mitzutheifen. Und da es dieſer Steinſpiele, vermoͤge ihrer zufälligen Bildung und der daher entſtehenden Dingen Achniichkeit mit andern Dingen, fonderlich aus dem Thier - und flanzenreiche , gar fehr viel Arten und Abänderungen giebt; fo hat Diefe untere Elaffe der Steinfpiele

weiters zu neuen und verfihiedenen Nebenabtheilungen Stoff und Anlaß gegeben.

Wird es aber wohl mehr, als eines bloßen Anblickes unferes abgebifdeten und befchriebenen Buchflsbenfteines bedürfen, um eins geftehen zu müffen, Daß dieſer Stein um feiner fteinigen willen, eine falſche und unaͤchte Verſteinerung ſey!

Ich kann mir zwar im Geiſt vorſtellen, daß einem Manchen hiebey die wirzburgiſche Betrugsgeſchichte * einfallen wird. Allein bey meinem Buchſtabenſteine wird ſo etwas ſchon an ſich eine pure Unmoͤglichkeit. Man darf die beringiſchen Verſteinerungen in ihren eigentlichen Exemplarien nur blos anſehen, ſo kann man nicht mis⸗ kennen, Daß es Bilder, oder vielmehr das Kratzwerk und die lache äffung einer ungeſchickten Menſchenhand ift. Und die Betrugslift bat hiezu gar kluͤglich eine ſolche Steinart erwählet, wo nicht gar ſelbſt zufammengefnetet, Die fi) mit jedem ftumpfen Meffer oder Meifel {haben und behandeln Käfer. ** Ein fefter Landſtein, wie der un« ferige Stein ift, würde dieſes Spielwerk ziemfich erſchweret haben. Bey jenen wirzburgifeben Buchftsbenfteinen, laͤſſet firh die Abficht ihres elenden Meifters daraus leicht errathen, daß auf einem jeden Steine entweder ein ganzer göttlicher Name, oder doch einige Buche ftaben eines göttlichen Namens angebracht feyn. Unſer Stein hat zum Gluͤcke Buchftaben, die, fo viel ich nachgedacht habe, gas nichts fagen wollen. Es müßte denn jemand den lächerlichen Ge danken hegen wollen, daß diefe Buchftaben das hebräifche Wort and, (natavit, er hat geſchwommen) oder nme ( corrupit, per»

, didit⸗

J

Von wahren und falſchen Verfteinerungen, 221

aidit, interfeeit, er hat zu runde gerichtet), bedeuteten, und daß

folglich diefer Stein fein befonders Schickſaal ausdrüce, wie er

naͤmlich in ‘den Gewaͤſſern der Suͤndfluth ſich befunden habe, in welchem alles Fleiſch verderbef worden und untergegangen, er ſelbſt aber in diefen Suͤndfluths gewaͤſſern geſchwommen und in denfelben ſchwim⸗ mend eine zeitlang dahingeriſſen worden fey. Vieleicht fände eine feomme Einfalt an diefem Steine wohl gar eine Art der Erbauung, weil eben dieſes Wort no bey der Geſchichte der Suͤndfluth ges braucht wird. Und ein cabaliftifcher Grillenfänger wuͤrde bey fo geftalten Sachen wohl auch Die Urfache des umgekehrten und fchief liegenden 8, und der übrigen zum Theile verftümmelten Buchftaben, dadurch geheimmißvoll abgeben und zu erklären nicht entftehen, daß damit angedeutet werde, wie in den Gewäffern der Suͤndfluth alles Durcheinander gegangen, und das obere zu unterft gekehret worden ſey. An Wahrheit, dieß wäre ein neuer Zeug und wundervoller Ausleger des allemeinen Suͤndfluthverderbens! Die wirzburgifchen Buchftaben fcheinen , foviel ſich aus den Kupferftichen abnehmen Kißt , insgefammt auf flachen oder platten und ziemfich dünnen

Steinen gejtanden zu feyn. Unfer Stein hingegen ift ungleich Di-

er, und hat eben eine folche oben und an den Seiten ungfeiche Rundung und Wölbung, als ordentliche Steine zu haben pflegen, ern fie den Gewäffern, dem Negen und Wetter eine zeitlang aus⸗ gefeget gewefen find. Die wirzburgifchen Buchftabenfteine find juft fo groß und haben eben die Geſtalt, als es die gewählte Anzahl und beliebte Stellung der Buchitaben erfordert hat. Unfer Stein, da er

noch ganz war, hatte eine mehr als doppelte Größe, gegen den Naum,

welchen die Buchftaben einnehmen, und nebft dem ftunden fie auf dem Steine an einem ſolchen Page, der wider die Symmetrie und einem gu⸗ ten Augenmaße entgegen nicht übler hätte koͤnnen gewaͤhlet werden.

* Beringer Lithographia Wirzburgenfis. s Solche Beſchaffenheit hatte es wenigftens mit demjenigen Eremplare der wirze Burgißhen Steinbildung, fo id aus einemhiefigen Steincabmete m Händen ges

habt, amd mit meinem Steine verglichen habe. Merz

222 Don wahren und falfehen Verſteinerungeit. Wiewohl, was halte ich mich mit diefer Vergfeichung und Ab⸗ fehnung jener Betrugsgeſchichte viel auf? Vieleicht iſt das beyge⸗ brachte einem Manchen ſchon viel zu viel geſaget. Alles, was fich ja noch bey unferm Buchſtabenſteine von einer menfchlichen Hand, und eineni menfehlichen Werke denken ließe, wuͤrde alsdenn einigen Platz greifen, wenn Die Buchftaben einer platten Fläche des Steins, und zwar vertieft eingegraben wären; wenn Der Buchſtabe & eine gerade unb ordentliche Lage hätte; wenn die Buchftaben in ihren Zügen und. Strichen fich regelmäßig zeigten,;und wenn endlich Diefe Buchſtaben, ein⸗ zeln oder zufammiengefegt etwas zeigeten, welches auf das, fo eben folgen wird, einige Beziehung hätte, Unter diefen Bedingungen Zönnte einem vicleicht der Gedanken beygehen, ob diefer Stein nicht

=

etwann ein Stück einer juͤdiſchen Grabſchrift wäre, dergleichen gae 7 |

verfihiedene in denen Mauern und an andern Orten innerhalb und Außerhalb unferer Stadt angetroffen werden. Vieleicht Fönnte man argroohnen, e8 möchte dieſes zerſtuͤmmelte Stück zufälliger Weiſe bey

der Düngung des Ackers mit aufs Feld geführet worden feyn. Als _

fein, da Feine der vorgedachten Bedingungen, obangezeigtermaßen, bey unferm Steine zutreffen, Daß fich vielmehr überall das Ger gentheil äußert; fo bat auch Diefe einzige noch mögliche Muthmaſ⸗ fung von den Menſchenwerke einer juͤdiſchen Grabſchrift nicht die geringfte Wahrſcheinlichkeit vor ſich. Was bleibet folchemnach noch übrig , das von Diefem Steine und feinen Buchftaben die größte Möglichkeit oder Wahrfcheinfichkeit vor fich hat? gewiß nichts anders als diefes: es muͤſſen dieſe buchſtabenaͤhnliche Bildungen und Züge in und von der Natur durch zufällige Umftände veranlaffet und von ganz ohngefähr, ohne eigentliche Abficht der Natur, jedoch 2* natuͤrliche —— erzeuget worden ſeyn.

Eben dieſes Urtheil gilt auch von der zweyten Berfleinerung; dem Thierfteine, (Fig. 1.) 3a, wenn man Diefe und Die vorige Ders

Von wahren und falfchen Werfteinerungen, 228

Berfieinerung mit einander vergleichet, fo gereichet Die eine der an⸗ Dern zu einer dießfaffigen mehrern Aufklärung und Beftättigung. Es iſt wahr, ich habe das Bild, fo auf diefer fteinernen Kugel ſtehet, oben mit einem Hunde verglichen. Man wird aber von mir leicht glauben, daß ich folches nicht im Exnfte gethan, fondern mich nur auf ein paar Augenblicke nach der Einbildungskraft gewiſſer ehemaliger Gteinbefchreiber, und- dem Vorgeben noch isiger einfältiger oder eigenfinniger Leute gerichtet habe. Denn man fehe die Abbildung, und noch mehr das Driginal, diefer Figur an, wie und von wel⸗ cher Seite man will; es wird allezeit die Geftalt eines Unthierg, oder vielmehr ein leerer Gedanken und Einbifdungsthier bleiben; und wer fih an dieſen Bildern eine natürliche Schnauge, Ohren, Fuͤſſe, Ruͤcken und Schwanz im ganzen Ernſte vorfiellen Fann, in Deffen Gehirne muß eine größere Unordnung und Unfoͤrmlichkeit feyn, als diefem Bilde nicht eigen if.

Jedoch, wir wollen anmehmen, daß unfer Thierbild in feinen Theilen diejenige Unförmlichkeit und Unvegelmäßigkeit nicht hätte, Die es doch wirklich hat; wir wollen ihm durch Einbildung oder durch Künfteleyen ein folches Ausmaaß, eine ſolche Negelmäßigkeit „der Theile geben, Daß diefes Bild einem Hunde, oder irgend einem Icbendigen Thiere, fo ähnlich fehen foll, als ein Ey dem audern. Was wiirde auch alsdenn unfer fteinernes Thier feyn? vieleicht eine Naturverſteinerung? nichts weniger, als Diefes. Es würde vor, wie nach, ein Gefchöpfe der Einbildung, der Künfteley und einer menfehlichen Hand feyn; Denn, würde wohl diefes Bild, nach al der Einbildung und Künfteley, nicht unverändert ein folches wider⸗ Natürlich Bleines Thiergen bfeiben, dergleichen noch nie lebendig er⸗ ſchienen if. Und wie? arbeiter vieleicht die Natur eben fo, wie Die unvollfommenen Menfchen, wie Künftter, Mahler und. Bild hauer⸗ nach verjuͤngtem Maaßſtabe und nach Miniaturart? iſts moͤg⸗

lich,

224 Don wahren und falfchen Werfteinerungem

lich daß vernünftige Menſchen vonder Natut ſo unvernunftig den⸗ Ten, und won ihren Werken fo ſchwach und unvollkonunen urtheir Xen koͤnnen. Nein, es bfeibet allezeit ein Hauptmerkmal, das etwas Kein im eigentlichen Verſtande genommenes mit‘ Fleiß und nach Absichten verrichtetes Werk der Natur it, was von der natuͤrlichen

Größe einer Sache ſo gar ſtark abweichet und ſogar offenbar ins

Kieine gebracht worden iſt; gefeßt, Daß es übrigens.hie und da dag beſte Ausmaaß eines verfüngten Maasftabes hätte. Nein , Derglei- eben verjüngte Bilder , fie mögen flach oder erhaben, vertieft oder erhoͤhet, fo oder anders einem Steine einverleibet feyn „Find allezeit, in fo weit die Natur Theil Daran hat, nichts wahrhaft:s aus Dem Shier oder Pflanzenreiche, fondern nur eine zufällige entfiandene Aehnlichkeit, oder welches eben dieß fagen will, es iſt eine falſche Verfeinerung. Zeiget fie) nun unfer Thierbid auf unferm Steine ebenfalls nicht anders, als verjuͤngert, oder als ins unendlic) Feine gebracht; fo kann auch diefe Bildung unmoͤglich vor etwas anderes; als vor eine in der Natur zufällig entftandene Bildung angeſehen, oder vor eine falſche und unächte Verſteinerung gehalten werden, Und da ich von dem vorigen Buchftabenfteine weitfäuftig. dargethan babe, daß Menfehenhände Daran keinen Theil: haben Fünnen ; das

Naͤmliche aber, ohne es eben befonders wiederholen zu daͤrfen, ſich

‚größtentheils auch auf gegenwärtigen Thierjtein anwenden läßt: fo Schreiben ſich beyde Verfteinerungen fo, wie fie in meine Hände ger Formen ; und bis jego von. mir gelaffen worden find , allerdings nicht von Menſchen, ſondern von der Natur ſelbſt her. Sie find alſo beyde ein Zeugniß und Beweis, daß in der Natur allerdings thier⸗ und pflanzenaͤhnliche Verfteinerungen angetroffen werden „abe ne jedoch jemalen wirkliche Thiere oder Pflanzen geweſen zu feyn. Und hiemit hätte ich meinem Eingangs gethanen Berfprechen in An⸗ fehung der falfchen Perfteinerungen ein Önüge gethan.

Vieleicht

\

Don wahren und falfchen Verfteinerunaen. 225

PVicfeicht erwartet man aber von mirnoch außerdem ein mehrere, Vieleicht glaubt man, Daß es meine Schuldigkeit ſey, auch von der Art und Weiſe etwas zu melden, wie diefes Buch ftaben - und Thieraͤhnliche anferer Steine, ob gleich zufällig, Doch natürlich , habe entftehen koͤnnen. ch geftehe es, daß die Erwartung und Anforderung fo unrecht eben nicht if. Nur bedaure ich, daß vieleicht Niemand we niger, als ich gefchicft fey, wenigftens Muth, haben möchte, dieß— fals etwas zu äußern... Sch wirde mir in Warheit zu viel zutrauen, Anden ich e8 mir eben zu Feiner Schande anrechne, zu bekennen , daß es nur erſt die legten Monate Des abgemwichenen Jahres gewe- ‚fen find, da ich allererft angefangen babe, mich mit dem Mineral: ‚reiche etwas befannt zu machen. Wenigſtens wird diefer Umftand, wenn ich ja etwas wagen foll, mir bey Männern von mehrerer Ein: ficht, Hebung und Erfahrung ein Wort zur Entfehuldigung und Ver—⸗ zeyhung fprechen , wenn ich in meinen Gedanken von der Entftehungs- art diefer PBerfteinerungen auch noch fo fehr fehlen und irren follte,

ch fehreibe dieſe ſteinerne Buchftaben -und Thierbildung einig und allein dem Gewaͤſſer, Regen und Better zu. Sch bin geneigt zu glauben , daß diefe Buchſtaben und dieſes thieräbnliche Bild feineswegs aus dem Steine felbft entftanden noch entfprungen, oder, daß die Theile, welche dieſe Buchftaben und das thierähntiche Bild «eigentlich ausmachen, dem Steine urfprünglich nicht eigen geweſen, fondern vielmehr , als fremde Theile , ihm durch gewiſſe Zufälle erft ‚zugefommen und einverleibet worden find. Sch bilde mir ein, Daß diefe Steine, frey von allen Buchftabenzügen und einer Thier⸗ bildung, in einem den Steinen gleichartigen Sandboden oder Schuts te, und zwar fo feichte gelegen find, Daß der aufgefallene Regen, oder anders Gewäffer durch den lockeren Sand oder Schutt, bis auf die Dberfläche des Steines und der Kugel habe durchdringen können; daß der durch den Megen,. oder irgend ein Gewaͤſſer, einges weichte und flüßig gemachte Sand fich anfänglich in Tropfen abgeſon⸗

Sf dert

226 Ron wahren und falfchen Verfteinerungen. -

dert und gefammelt, und dag zwar einige derſelben ihre Tropfenge⸗ ftaft beiyalten haben, andere aber nach gewiſſen Umständen und bey deren Anhaͤufung fo und fo in eines zufammen gefloffen fen; daß -bieraus da, wo eine Gegend des Steines eine ſolche Lage gehabt, daß der flüßig gewordene Sand eine hinlaͤngliche Unterftüsung ge⸗ habt hat, Tropfen oder punctäbnliche Erhöhungen und Hügelgen entftanden ſeyn; und daß hingegen , wenn der ganze Stein, oder ein gewiſſer Theil und eine aewiffe Gegend deſſelben eine abhängen» de Lage oder Richtung gehabt hat, die mit Waſſer gefchwängerten Sandtropfen und Kiümpgen fangfam abwärts gefloſſen feyn , auf

dem Wege des Herabfließens entweder ungehindert gerade fürtge-

fioffen, oder bey angetroffenen Hinderniſſen fich genöthiget gefehen, ihren Weg zu ändern, und daß auf dieſe Weiſe gerade oder aller- band ſchiefe, krumme und ungrdentliche Züge haben entftehen muͤſſen. Ich ſtelle mir ſolchemnach ferner vor, da gar oft einige Sandtro⸗ pfen oder Klümpgen im Herabfließen werden aneinander geftoßen ſeyn, fich berübret, angezogen und vereiniget haben; und daß eben aus diefer Vereinigung bey den Buchftaben die ungleichen , Enotigen und hörferigen Züge, bey dem Thierbilde aber das Unförmliche der Ohren, der Fülle und des Schwanzes entftander feyn. Nach diefen nunmehr entftandenen Buchſtaben und Thierbilde ift, wie ich wei- ters muthmaße, Durch Die Länge der Zeit, oder Durch fehnelle einge fallene Wärme und Hige , das waͤſſerige Welen der Buchftaben und des Thierbildes abgedünfter; die fandigen Buchftaben und die fandige Thierbildung find jede anf ihrem Steine liegen geblieben, fie und der Stein haben ſich in mehreren Puncten berühret , und je länger je ſtaͤrker angezogen; fie find nach und nach erhärtet, und zu⸗ legt durch eine ihnen zu Theil gewordene Steinfraft felbft zum Stei⸗ ne geworden. Da ich diefe beyden Steine nicht mehr im Sande oder Schutte, fondern frey im Felde gefunden babe; fo bilde ich mir end- fc ein, daß fie aus ihrem vorigen Sandhuͤgel oder Schutte erſt nad

Bon wahren und falfchen NVerfteinerungen. 227

nad) völliger Erhärtung der Anfangs weich und fiuͤßig gewefenen Sandklümpgen und der daraus fich gebildeten Buchftaben und Thier- figur unter freyen Himmel gekommen find; der nunmehro unmittek- bar aufgefallene neue Regen wird die übrigen etwann noch focker aufgelegenen Sandklümgen und andere Unreinigkeiten abgewafkhen, und dem Buchftaben und dem Thierbilde theils anderweitige Veraͤn⸗ derungen beygebracht , theils hie und da etwas weggenommen und auch zugefeget haben.

Diefes ift die Vorftellung , die ich mir von der möglichen und natuͤrlichen Entftehungsart dieſer falfchen PVerfteinerungen vor dev Hand mache. Ich weis, daß fie neu iſt; und noch mehr weis ich, daß fie manchen Schwürigfeiten und Einwuͤrfen unterroorfen ift, Gleichwohl habe ich vor meinen Theil Feine beffere Erflärungsart , und die in Betrachte anderer wenigern Anftößen ausgeſetzet ſey, fin- . den können. Wenigſtens getraue ich mir aus diefem angenommenen

Sage die geringften Kleinigkeiten diefer Verfteinerungen, in Anſe— hung ihrer Entftehung und Figuren, nicht ohne alle Wahrfcheintich- keit erklären zu koͤnnen.

Damit mich jedoch Niemand beſchuldige, , als hätte ich diefe ge— faßte Meynung ganz ohne allen Grund und völlig willführlich an- ‚genommen ; fo muß ich zu meiner Rechtfertigung nur noch fo vief ‚melden, daß fi) auf den Driginaften diefer Steine die unlaͤugbar— fen Spuhren von Tropfen, von Zufammen und Abfließen derfelben bemerken laſſen. Ja, damit ich es noch deutlicher fage, was mich auf dieſe neue Meynung gebracht , und wodurd) derfelben aus der täglichen Erfahrung ein neuer und ftarfer Grad der Wahrfcheinfichkeit zuwaͤchſet, fo will ich Sedermann nur darauf verweilen , was fich zutraͤgt, wenn ſtarke Negentropfen, oder ein anhaltender Regen, auf einen fandigen oder ſtaubigen Boden fallen. Man gebe als- dann acht, fo wird man gewiß alle die Ereigniffen gewahr wer- den, welchen wir vorhero Die Erzeugungsart unferer falfchen Verſtei⸗

Sf nerun⸗

223 Bon wehren und falfchen Werfteinerungen, nerungen zugefchrieven haben. Man wird bemerken, wiedie War ſertropfen fih in Staub - und Sandtropfen verwandeln; wie eini⸗ ge derſelben diefe Geftalt behalten, andere aber, die auf eine abhaͤn⸗ gende Fläche fallen, oder zu Denen mehrere kommen, herabfließen; im Herabfließen anderen begegnen und fich mit ihnen vereinigen; wie fie im Herabrollen allerhand erhabene Linien, Züge, und nad) gez ftalten Sachen auch wohl allerhand Figuren machen; und wie man biebey nichts vom Waſſer, fondern nur naffen Sand und Staub ‚gewahr wird. Und ich vermeyne nicht die Sache zu übertreiben; wenn ich fage , daß diefen fich gebildeten Zügen und Figuren nichts, als die Erhärtung fehlen wird, um verfteinerte Buchftaben, Thiere und andere Dinge, durch Hülfe einer guten Einbildungskraft vors zuftellen. Und wo ich mich nicht felbft bfende, fo dDünfer mich, man fichet e8 an einigen Buchftaben und Hügelgen auf dem Driginale ganz deutlich, daß fie dem Hauptfteine wie aufgeleimet oder aufge Eütiet find. Ich hätte ein folches Durch gewiſſe Handgriffe und Mit⸗ tel ganz genau beftimmen und ausmachen Fünnen, ob nämlich dieſe Buchftaben , und fo auch die Thierbildung, aus dem Steine ſelbſt, nach Bildhauer und Steinmesart, entfianden ; oder , obfie, als etwas Fremdes, nach Schreiner » Maurer und Gypsart , aufge tragen und mit dem Steine verbunden worden find. Allein, bis itzo habe ich mich nicht überwinden Eönnen, mit meinen Steinen ei- nen fo mißlichen und fie gar leicht zu Grunde richtenden Verſuch vorzunehmen. Und vieleicht findet ohnedem meine ganze dießfalfige Aeußerung nirgends Beyfall; weil die verlangte Entſtehungs⸗ art auf eine beffere und natürlichere Weiſe entweder ſchon, mir uns

wiſſend, angegeben worden ift, oder doc) angegeben werden koͤnnte. Und bis dahin will ich meine Steine immer noch fehonen-

Das Gegentheif der falfchen Verfteinerung ift Die wahre, ichs te und wuͤrkliche Berfteinerung (petrefalta ). Herr D. Warllerius C* ) verftchet dadurch „„ Diejenigen Steine oder Thiere ) und ſo auch

» Plans

| Bon wahren und falfchen Verfteinerungen. 229

» PMlanzen ), die entweder wirklich in Stein oder Erde verwandelt 33 find; oder fonft unter der Erde nach ihren Eigenfchaften und Kenn- »» Zeichen dergeftalt verändert, daß fie nicht mehr folcher gewoͤhnten » Art, als vorher unterworfen find; Dennoch aber zugleid) dabey 55 allezeit ihre Structur oder Zufammenfegung behalten haben. Er » fordert in der erſten Anmerkung zu einer rechten Verſteinerung: 3, erftlich, daß -e8 vorher nicht Stein, oder Erde geweſen fey? zweitens, daß e8 nun wuͤrklich Erde oder Stein fey , und die » Eigenfchaften befige, welche Erde und Steinen zugehört? dabey „aber doch drittens noch ihre organifche Structur, oder das Zeis » ben folcher Zufammenfegung, welches eigentlich den vrganifchen „> Körpern im Pflanzenreiche und Thierreiche zugehört, an ſich haben. o Und mehr belobter Herr D. Vogel (**) verſtehet unter wahren 3», Berfteinerungen Diejenigen fremden Innwohner des Mineral reichs, welche unter die Bürger deffelben von ungefähr gefommen, „und entweder unzerſtoͤrt geblieben-find, oder eine fteinichte Natur mit Beybehaltung ihrer Geftalt angenommen, oder wenigftens letz⸗ tere der Erde und den Steinen mitgetheilet oder eingedrücket haben, » (*) Mineral. S. 422, 4223. Cr) Mineralfyft. ©. 195.

Daß 8 in der Natur folche verfteinerte Sachen aus dem Thierz und Pflanzenreiche, und zwar aller Orten wuͤrklich und unläugbar giebt, und welche fich von vorgedachten Steinſpielen unendlich uns terfcheiden , iftin den Schriften der alten und neuern Steinbefchreis ber, fonderlich auch von Scheuchzer und Bürtner dergeftalt außer allen zweiſel gefeßet worden, daß Herr D. Vogel vollkommen vecht bat, wern Er, die Meynung derjenigen fo daran noch zweifeln, 3 und welche die Verſteinerungen für ungefähre Bildungen und „Naturſpiele halten, fo offenbar falfch erklärct, daß fie Feine Wis 95 derlegung verdieneten; und daß man in der Kenntniß diefer Köts » per fehr unerfahren oder gar blind feyn müffe, wenn man an den⸗

| Sf 3 ſel⸗

239 Don wahren und falfchen Werfteinerungen, ſelben nicht "eine Menge von den deutlichften Merkmaalen ihres „Urſprunges entdeefen koͤnnte. »

Ich werde daher, ohne mich mit. einem eigentlichen Beweiſe der Wirklichkeit aͤchter Verſteinerungen abzugeben; nur allein bey der⸗ jenigen doppelten verfteinerten Frucht ( Fig- III. IV.) ftehen bleiben, die ich oben befchrieben habe, und welche zu einem neuen und bes währen Zeugniffe jener ſchon vorhandenen Zeugniſſ e und Beweiſe dienen und gereichen ſollen.

Ach erklaͤre dieſe Verſteinerungen vor Fruͤchte, und zwar vor ehemals wirklich geweſene Fruͤchte in dem Gewaͤchsreiche, die aber

durch jene allgemeine Suͤndfluth verſchwemmet, und nachher zu Stei⸗

nen geworden find. Sch habe diefes zu glauben eben Diejenigen Gruͤn⸗ de vor mir, um deren willen mehrgedachter Bärtner eine feiner Ver⸗ fieinerungen vor eine Caftanie erfläret hat. Ich will fie kuͤrzlich an⸗ führen. ©: Sede Diefer Früchte iſt erfilih der Geftalt , Farbe und Baue nach von dem Gefteine, dem fie innefißet, durchaus und finn- fich verfchieden. Beyde find fo wenig ein Fortgang des Gefteineg, daß man vielmehr am der fehadhaften Frucht (Fig. II.) ganz aus genfcheinfich ſiehet, wie fie fih auch unterhalb durch eine eben ſolche braunfehwarze Schaale, als oben, von dem Steine abfündert und unterfiheidet. Sie haben drittens die größte Gleichheit mit andern befannten Fruͤchten, fonderfich, wie mich duͤnket, mit Hüffenfrüch- ten; fie haben eine aͤußerliche ordentliche Schaale, (f.) und einen von derſelben der Farbe und Weſen nach verfchiedenen Kern oder verfchiedenes Fleiſch. (ec. c. c.) Man bemerket viertens an ihren

Raͤnden eben folche Runzeln (d.) als fich bey andern Hüffenfrüch-

ten, wenn fie duͤrre werden, zu’zeigen pflegen. Sie fißen fünftens dem Gefteine fo feft an, daß fie nicht anders, als Durch Ueber: ſchwemmungen haben dahin Eommen Fünnen. Man erfennet an der

ſchadhaften Frucht (d.) fechftens, Daß fie um und um mit einer.

braunen Schaale müfje umgeben feyn, Sie befinden ſich fiebentens in

a a u u mn,

* \

Von wahren usd falfchen Verſteinerungen. 231

in einem ſolchen Geſteine, welches zugleich mit Meermuſcheln und

Meerſchnecken angefuͤllet iſt. Und weil ich alles vor mir habe glauben zu koͤnnen, daß dieſe Verſteinerungen eben an dem Orte, woher ich ſie erhalten habe, naͤmlich zu Querfurth, oder doch nahe bey dieſer meiner Vaterſtadt, werden ſeyn gefunden worden; ſo darf ich letztens auch noch dieſes beyfuͤgen, daß ſie an einem ſolchen Orte gefunden worden ſind, wo niemals ein Seewaſſer, als bey jener allgemeinen Suͤndfluth hat hinkommen koͤnnen.

So gewiß ich aber dieſe Verſteinerungen vor eigentliche Fruͤch⸗ te halte; fo laſſe ich hingegen gar gern unbeſtimmt, was es vor Ar- ‚ten der Früchte eigentlich feyn mögen. Mit Buͤttneriſchen Caſtanien hätten fie viel Achnlichkeit; allein die gar zu große Abweichung ih⸗ rer Geftalt von der Geftalt einer Caftanie hält mich ab, fie davor anzunehmen und auszugeben. Vor eine Bohnenart kann ich fie, wenigftens nach unfern innlaͤndiſchen Bohnen zu urtheilen, auch nicht wohl halten. Sch muthmaße alſo, das es ausländifche und vieleicht noch ganz unbekannte Früchte find. Und warum foll Teg- "ters unglaublich feyn, da man verfchiedene andere Verfteinerungen ans dem Thierreiche und Pflanzenreiche aufmweifen kann, deren Ur- "bilder nicht nur ausländifch , fondeen zum Theile auch noch völlig "unbekannt find.

Einen Zweifel und Einwurf werde ich noch zu heben haben. Vieleicht find diefe Verſteinerungen Zähne von einem bekannten oder unbekannten Seefiſche? Man ift wenigftens in unfern Tagen von vielen Verfteinerungen, die unfere Vorfahren vor Früchte anfahen und ausgaben, überzeuget , daß es Fifchzähne find. Und Herr D. Vogel erfiäret auch wirklich die Buͤttneriſche Eaftanie vor einen Fiſch⸗ zahn. Allein, wenn auch gedachte Kaftanie in Wahrheit ein Fifch- zahn feyn follte; fo kann ich diefes Doch von meinen Derfteinerungen nicht gelten laffen. Und dieſes wie zum Theile ſchon oben anger führt ik, aus zween Gründen.

Erſt⸗

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232 Von wahren und falfchen Verfteinerungen, Erſtlich Habe ich. den; Bau diefer Früchte mit dem Baue der für genannten Vogelzungen, Krähenaugen und Gaumenzähnen, von weichen Lestern ich auch einen hiefigen ſehr ſchoͤnen aufweifen kaͤnn, auf das genaueſte nach dem Aeußeren und Inneren verglichen; allein ich habe überall zwiſchen ihnen gar großen Unterſchied angetrofſen. ‚Rene Fifchzähne haben insgefammt das deutlichſte Merkmaal an ſich, wo ſie in dem Kinnladen geſeſſen haben. Sie verlieren von da an ihre glatte, polirte, gefärbte und knochenartige Rinde, fie kommen on diefem Theile mehr dem Wefen des Steines, als einem andern Gewebe bey. Allein, anden meiften Früchten ift es juft umgekehrt und völlig anders. Die fhadhafte Frucht läßt da, wo fie noch in dem Geſteine fisen geblieben ft, ohnläugbar erkennen (Fig. III. d.) , daß fie unten eben fo, wie oben, folglich um und um mit. einer braun ſchwarzen Schaale umgeben find. Wo iſt alfo nach der Aehnlich⸗ keit jener wahren Fiſchzaͤhne an unſeren Fruͤchten das geringſte Merk⸗ maal des Ortes, oder der Gegend, wo fie in der Kinnlade ſich bez funden haben ? Und diefe Meynung von Zähnen wird zweptens das durch um fo unglaublicher, weil an Diefen Früchten ein anderer Ort gar fichtbar zu unterfcheiden iſt, an welchem Diefe Berfteinerungen muͤſſen angefeffen haben. Allein Diefes Merkmaat (Fig. IV. b.) ift von ganz hefonderer Art. Es hat die vollkommene Öfeichheit mit demjenigen Anhange oder Fortfage, wodurch verfchiedene Früchte, fondertich Hälfenfrüchte, dem Stiele angegliedert find. Und ich foll- te glauben, daß diefer Umftand allein hinreichend feyn muͤſſe, dieſe Verſteinerungen mehr vor Früchte, als Fiſchzaͤhne anzunehmen. Jedoch gedenke ich Niemanden meine Meynung aufzudringen. Man halte fie immerhin vor Zähne oder vor Früchte, Mir genüger, wenn fie nur wor eine wahre Perfteinerung , es ſey nun aus dem Thier⸗ sder Pflanzenreiche, anerkannt werden.

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der merkwuͤrdigſten Sachen im zweyten Theile | | des: erften Bands, f

Yeis)ı) melde i die befte Erde dafür fey. 133. 135.

Aſtronomiſche Art die Lage der Oerter auf dem Erdboden gegen einander zu beſtimmen. 60.

Baſe, ſiehe Grundlinie.

Berechnung der Triangeln beym geographiſchen Landmeſſen 108. 109. abgekuͤrzte logarithmiſche 110. wird durch das bloße ſubtrahiren verrichtet. Ibid. Muſter von einem Berechnungsbuche in geographiſchen Landmeſſen. 80. 85.

Brander (beruͤhmter Mechanicus in Augsburg) giebt Anlaß zur Erfindung eis ned neuen Meßinftruments. 113.

Bucftabenfteine fiche Derfteinerungen.

Caßini (Föniglich franzöfifcher Aftronome ) - zieht eine Perpendicularlinie von Pa— ris bis Wien 59. wie er folche gemeflen, und welcher Vortheile er fich dabey bedienet. Ibid. und 58.

Eentriren der Winfel was es fey. 101. wie die Directionswinfel zu centriren. Ibid. & Segg. Tabellen zum centriven der Winkel. 86. bis zoo. wie fie zu gebrauchen 104. Grund ihrer Berechnung. 105.

Eompaß fein Gebrauch beym Feldmeffen 6. wird nur mehr in Bergwerfen ge— brauchet. Ibid. ift hinlaͤnglich die Mittagslinle zu finden, wenn es nur auf Berfertigung einer Landkarte oder Niffes ankoͤmmt.

Direction, was unter dem Directionswinfel im geographifchen Landmeſſen ver⸗ fanden werde. 69. wie die äußern Directionswinkel zu beſtimmen. ibid. & "68 199

Negiften- - fegg. Mufter eines Dperationgregiftens, worinnen alle Direction winkel pers zeichnet werden 73. bis 79. wie ſie zu centriren, 101. & ſeqq. fiche centri⸗ ren der Winkel. Duͤnſte in Bergwerken, Daͤmpfe oder Schwaden, ihre verſchiedene Gattungen 208. wie man ſich davor in Acht zu nehmen. ibid.

Eiſentheile finden ſich häufig in Moraͤſten. 138. find in Menge dem Ackerbau nicht dienlich , wohl aber wenn das Eifenerz nicht veich iſt. ibid.

Engelland, was für gute Anftalten zu Austrocknung der Moräfte daſelbſt ges machet worden. 141.

Erde, verfehiedene Gattungen derfelben, fiehe Thon und Mergel, welche zum Ackerbau die befte fen. 133. wie tief die gute Erde zum Getraid = und Gars tenbau, zu Eichbäumen und dergleichen, imgleichen zu —— ibid.

Firſt, was es in der Bergſprache bedeutet. 189. " * Fruchtſteine ſiehe Verſteinerungen.

Geographiſches Landmeſſen. Abhandlungen davon. 1. ... 124 ſiehe Triangel, Grundlinie, Direction, Landkarten, Berechnung Operations⸗ regiſter ꝛc.

Grade Quadratgrade auf der Ueberflaͤche einer Kugel. 38

Grundlinie zum geographifchen Landmeſſen, wie greß fie feyn muͤſſe. 62. wie fie gemeffen werden ſolle. ibid. wie die Brüde, worauf fie gemeſſen wird, beichaf- fen feyn mäffe. 63. wie man zu Werk gehen muͤſſe, wenn man nicht in gera— der Linie auf der Grundlinie fortmeſſen Fann. 64. wie die Grundlinie mit den Trlangeln zu verknuͤpfen fen. ibid.

Holland war ehemals ein durchgaͤngiger Moraft 147. iſt mit der Torſferde gleich mit einer Geldgrube geſegnet. 166. zieht daraus ſehr beträchtliche Einkuͤnf— ten. 167.

Irrland, wief elbiger Boden durch die Austrocknung der Moraͤſte gebeſſert worden. er {

Bennedys (Ildephons) Abhandlung von Moräften 125. & ſeqq.

Bieß oder Gries, iſt eine Mittelgattung zroifchen Sand und Stein. 131. ein bloß Kiegigter Boden taugt nichts zum Ackerbau, hingegen mit guter Erde vermiſcht deſtomehr. ibid. ji

Rirchenthürne find die bequemften Stände im geographiſchen Bandmeffen. 66 E ihre Weite muß genau gemeffen 68.

Länge

KResiften

* gꝛeedr nhiche) von Muͤnchen. 60

Logarichmen abgefürzte Art der Logarithmen ſich it Bereänum der Zriongeln zu bedienen. 110.

Yamberts Abhandlung van dem Gebrauche der Mittagelinie beym Land⸗ und

Feldmeſſen. 1.

Landkarten geographiſche, wie ſie zu entwerfen 111. 112. die-Trie angeln müffen nicht bloß aufeinander conftruirt, fondern der Abftand eines jeden Orts von der Mittagälinie ſowohl ald von der pendicufar trigonometriſch

berechnet werden. ibid. fiehe Perpendicular.

Leimen oder Letten fiche Thon.

Limprunn (Herr, von.) Erfinder eines neuen Meßinfirumentö. 113.

Maag, Ruthenmaaß, welches das beſte zum geographifchen Land -und Feld⸗

mæeeſſen fen. 62.

Mergel, eine Gattung dereinfachen Erde. 135. feine Eigenfchaften und Verfchiedengeit von dem Thon. ibid. iſt alein feinem Getraide erfpriesfich, ibid. doch thut

"er trefliche Dienfte, wenn er mit klein Fornichtem Sand vermifcht wird. 157.

Meßinftrument, im geographifchen Landmeffen muß mit zweyen Fernrohren ver— fehen feyn. 67. wie folches beym geometrifchen Landmeffen zu tractiren fey. ibid. Stativ de Meßinſtruments, wie es befchaffen feyn müffe. 66. Befchrei= bung einer neuen Art des Stative, ibid. Befchreibung eines neu =erfundenen Meßinſtruments. 173... 119, Gebrauch deffelben in der Aftronomie und Geo—⸗ metrie, 119. .. 122. feine Vorzüge vor allen andern Meßinftrumenten 122. 125. wer der Erfinder davon fey. 113.

Mittagslinie, ihre Gebrauch beym Land- und Feldmeſſen. 5. bi! 54. ift ſchwer

genau zu ziehen 5. die Mittagslinien werden im Land- und Feldmeſſen als pa- taltel angenommen 6. die-Abweichung zwoer Linien von der Mittagslinie geben den Winfel, welche die Linien mit einander machen. 8. wie die Winkel nur durch ihre Abweichung von der Mittagslinie unabhängig eines Stands von dem andern gemeffen werden. 11. bis 18. trigonometrifche Aufloͤſung diefer Aufgabe 19. Algebraiſche Formeln derentwillen. 20. 21. Die Mittagälinie zu zies hen ift zuweilen der Compaß hinfänglich 25. zuweilen eine Sonuenuhr 26. wie fie genau gefunden werde. 27. 28. mittelft der Polhöhe und Abweit)ung der Sonne aus dem Linterfchied der Zeit und des Azimuthe. 28. 29. 30. imgleihen, wenn man an flat der Polhoͤhe die Sonnenhöhe in einer Obferva= tion gebraucht. 30, auch wenn man zwo Sonnenhoͤhen nebft dem Unterfchied

632 der

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R eg i k e ©. der Zeit obferbiret. Zr. In wie weit bie Figur der ER ne in ' Betracht” zu ziehen. 36. & fegg. '

Moraft, Moos = oder ——— P. Ildephons Kennedys —2** davon. 125. & ſeqq. Beſchreibung des Moraſts. 127. ſeine Eintheilung der Lage, Dauer und Geſtalt nach. 128. Urſprung und Urſachen der Moraͤſte.

1229. 130, unterſchiedene Materien, woraus fie beſtehen, ſiehe Erde, Sand,

Bieß, Stein, Waffer , Metalle. Wenn ein Moraft öfters von fich felöften zu ſeyn aufhöret 137. Wie ein Moraſt zu libelliren oder abzumägen fey. 142. Berfchiedene Arten Moräfte abzuzapfen, welche aber theils nicht Hinz laͤnglich, theils allzukoſtbar find. 143. Das befte Mittel ift, den Moraft' mit Canaͤlen und- Graben zu durchſchneiden. 144. wie viel Graben man machen muͤſſe. ibid. & 145. Wie die Graben geleitet werden müffen. 145. Was fie, mit den daran gelegenen Flüffen für Winkel machen fotfen. 146. Duergraben find ſparſam zu gebrauchen ibid. wie tief und breit die Graben feyn müffen, imgleichen ihre Böfchung, 146. 150. Mufter oder Beyſpiel eines auszutrock⸗ nenden Moraſtes 150. 160, Wie der ausgetrodinete zu Wieſen zu richten. 151. 154. Zum Ackerbau 154. .. 160, N

Mönchen, geographiſche Länge davon 60,

Operationsregifter im geographifchen Landmeſſen, wie es gemacht werden muͤſſe. 68. 69. 70. 71. Mufter davon. 73. bi 79.

Ofterwald ( Peters von ) infeitung, wie die geometriſchen Operationen bey Aufhebung der Landkarten anzuſtellen. 55.

Paralelllinien, was fie in der Feldmeſſerey für Vortheil ae 8. Koͤnnen zuweilen an flatt der Mittagslinie dienen. ibid.

DPerpendicularlinie , was fie ſey im geographifchen Landmeſſen. zur. Unterfehnei- det die Mittagelinie unter einen rechten Winkel ibid. eines jeden Orts Ab— fand von der Perpendicular muß trigenometrifch berechnet werden. ia

Polhoͤhe, wie fie zu Ziehung der Mittagslinie tauget. 26.

Salz, feine Eigenfehaften und Eintheilungen in Kochſalz und Salpeter, 137. Laug und Sauerſalze tragen zur Fruchtbarkeit des Erdreichs vieles bey, deren allzugroße Menge hingegen ift ſchaͤdlich. 137.

Salzburg, Leopeldskrone unweit Salzburg war ehmals ein ſumpfigter Morafl 142,

Sand, deſſen Eigenfehaften und verſchirdene Gattungen. 133. Iſt allein dem Ackerbau ſchaͤdlich, vermifcht aber fehr erſprieslich 13 35. ſonderlich, wenn er

mie

ö Regiſter. mit einem thonartigen Erdreich vermiſcht wird. 155. Wie ein fandiges Erd- veich zu düngen. 157.

Schäfers (Jacob Chriſtian) Abbildung und Beſchreibung zweyer wahren und falſchen Verſteinerungen. 211. & ſeq.

Scheidts (Carl Auguſt) Abhandlung von Steinkohlen. & fegg.

Schiefer und Thonlagen ſind ein Zeichen, dag Steinkohlen vorhanden fi find. *

Schiff, wie deſſen Abſtand vom Ufer mittelſi der Abweichung von ber Mittags⸗ linie zu finden. 24.

Schraube, vollkommene Gleichheit der Schraubengaͤnge oder Gewinde. 114. geben

die allergenaueſte Gleichheit im Austheilen der Grade 115. find der Grund ei- ned neuen Meßinſtruments. ſiehe Meßinſtrument. vn hievon. 115.

Schwaden in Bergwerken, fiche Dünfte.

Schwefel, feine Eigenkhaften und verſchiedene Gattungen. 139. Der graue iſt fehr gefchreft das Erdreich fruchtbar zu machen. ibid.

Sohle, was es in der Bergſprache heißt. 189;

Sonnenuhren, wie fie dienen die Mittagslinie zu finden , J in welchen Faͤllen 26. koͤnnen nicht um die Mittagszeit gebraucht werden. ibid.

Stand, wie man aus 3. Stationen ſo viel Winkel als man verlanget, meſſen, und die uͤbrigen alle eben fo zuverlaͤßig concludiren koͤnne, als wenn fie wirk— lich gemeffen worden wiren. 65. Kirchenthärne find im geometriſchen Land- meffen die deften Stationen. 66.

Station fiche Etand.

Steine ihre Eigenfchaften 1735. Finnen alle zu Kalfe, Gips oder Glas gebrene net werden. Ibid.

Sreinfoblenlager, Scheidts Abhandfung davon 169. & feqg. Chymiſche Bee ſtandtheile der Steinfohlen 174. Ihr Nugen in Küchen und alfen Gattungen der Feuergewerbe, ibid. laffen fi) nur nicht bey Schmelzung des Eifenfteins gebrauchen. ibid. Die Koften der Steinfohlenfeuerung verhalten ſich zu den Koſten des Holzes wie 1. gu 5. 175. Das Steinkohlenfeuer ift der Gefund-

heit mehr zutrdgfich als ſchaͤdlich ibid. Mas man beym Gteinfohlen aufs ſuchen noch fuͤr andere nügfiche Mineralien entdecket. 176. Wie die Stein- kohlen anzuzinden. 177. Finden fich niemals in Hohen =fondern in den Vor— gebürgen. 178. Was unter den Vorgebürgen verftanden werde, ibid. Schie— fer und Thonlager, DVerfteinerungen, Salz- und mineralifhe Duellen, Torf und Alaun verrathen allemal die Steinkohlenlager. 181. Wie tief die Stein: i 693 kohlen⸗

Regiſter. RE

fohlenlagen fesen. ibid. Abweichungen von der ordentlichen PR 181. "190, Steinfohlengebürge fi ind voller Waffer- 187. Gteinwände und Gteinkimme, was fie ſeyen. 187. & legg. Regeln, wie die Steinkohlen über Tage aufzu— fuchen. 191. bis 195. Wie fie unter der Erde aufzuſuchen. 195. » . 199. Wie die Stolen anzufegen. 197. . . 200. Regeln, wie die verlohrnen Kohlenlager wieder zu finden. 203. .. 205. Wie man fi) gegen die Dünfte, Schwaten, ' und Wetter vorzufehen habe. 205. 208.

Subtrsction, wie die logarithmifche Berechnung der Zriangeln mittelft der blof- fen Subtraetion gefchehen koͤnne. Siehe Berechnung.

Thermometer, fo bey Meffung einer Grundfinte im Geographiſchen —— gebraucht werden. 65.

Thierſteine, ſiehe Verſteinerungen. |

Thon , feine Eigenfehaften und Eintheilungen. 133. nußt an und für fich keinem Pflanzengewächle. 134.

Thuͤrne, ſiehe Kirchenthürne. Torf, was er ſey 140, wird häufig in Moraͤſten gefunden, fuͤhrt viel Schwefel

mit fih, und taugt daher zum brennen. 140. auch viel ſaure und andere Salze, und wächft allemal wieder nach. ibid. Wie der Torf nuͤtzlich aus— zubrennen fey. 158. 160, Herrn von Wolters Abhandlung vom Torfe. 161. & ſeqq. Deſſen Beſchreibung. 162. Welche die beſte Gattung darvon ſey. 163. Wird bey Donnauwerd, und vielen andern Orten Baierlandes gefun- den. ibid. Ehymifcher Verſuch, fo damit angeftelet worden. ibid. feine Bes ſtandtheile. ibid. Haben nichts arfenifalifches noch giftiges bey fi. 164. Ob der Torf der Gefundheit ſchaͤdlich fey. ibid. 166. Iſt den Hollaͤndern zur Goldgrube geworden. 166. Wie viel der Torfgel dem Staat in Holland ein— trägt. 167. Torf Fan zu guten Kohlen gebrennet werden. ibid. nnd feine Afche giebt einen vortreflihen Dünger ab. 158. 167.

Triangel, wie aus der Abweichung der Geiten von der Mittagslinie alle 3. Winkel zu beſtimmen. 9. Wie die groffen Triangel im geographifchen Land— meffen mit der Grundlinie zu verfnüpfen feyn. 65. in einem Triangel müffen alle 3. Winfel gemeffen werden, wenn man vollkommen ficher ſeyn will. ibid.

In welchen Faͤllen es hiervon eine Ausnahme giebt. ibid. Art und Weiſe das Inſtrument in Meffung groffer Triangeln zu tractiren. 67. Wie die Trian- gel zu berechnen. 108. 110. Abgekuͤrzte Art der Iogarithmifchen Berechnung 210, Mufter vom Berechnungsbuche, fiehe Berechnung.

Ver⸗

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| Verfleinerungen find Zeichen benachbarter Steinfoffen. 180, Belchreibung zweyer wahren und. falſchen Verſteinerungen. 213, & feqg. Buchftabenftein, mit hebraͤiſchen Buchſtaben. 214, Thierſtein. 216. Fruchtfleine. 216. 217. werden bey Duerfurth gefunden. 218. Buchſtabenſteine werden öfters von Menfchen Händen gemacht. 220, find durchaus unaͤchte Verfkeinerungen. 222. Der. Thierftein ift ebenfalls undicht. 223. woher fie wahrfcheinficherweife ent-

fanden, 225. . . 228. 0b es wahre Derfleinerungen gebe. 229. Für was bie

Fruchtſteine zu halten, und was fie für Gattungen der Früchte vorſtellen.

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Viereck, zwey Linien in einem Vierecke zu ziehen, daß fie mit den Seiten ge- gebene Winkel machen. 22.

Vitriol, was er fey. 139. was er bey den Pflanzen für Wirkung thut. ibid.

Vorgebürge, was man darunter verſtehe. 179. find die eigentliche Mutter der Steinfohlenlagen. ibid. Was fie fonft noch für Lagen führen. 180. E% finden fih auch Verſteinerungen darinnen. ibid,

Waſſer (ſtillſtehendes), verurfachet Mordfte. 129. Wieviel in einer gegebenen Zeit von einem Morafte ausdünftet. 130. Warum es nicht von dem Waf- fer der naheiegenden Flüffe und Enen an fich gezogen wird. ibid. Eigen- fchaften und Beſtandtheile des Waſſers. 135.136. wird in Suͤß-Salz- und Mineralwaffer eingetheilet. 136. welchergeſtalt es zum Wachsthum der Pflait- zen das meifte beytraͤgt, zuweilen aber denſelben fchadet. ibid.

Wetter, böfe in Steinkohlenbergwerken, wie ihnen zu begegnen, 206, 208. Wie dem Wettermangel zu helfen. 209.

Winfel, wie fie durch die Abweichung von der Mittagslinie zu beflimmen. 9. Directionswinkel, fiehe Direction, wie die Winkel. im geographifchen Land⸗ meſſen zu centriren, ſiehe centriren.

Wolter (Johann Antons von) Nachricht von dem Zorf. 161.

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ſteht. 21 18 170 —* CEF 8 Eolume 10 adern 26 des Winkels C 28 Duatranten I jediwederm 25 Faden S. 12 Innſtroms 11 Geſchack 7 Henvorbringung 15 gſeich ſam 13 feinem Io urd 25 Wirkurgen 9 degreflich 4 ustrockung 26 beſonbers 15 dir | 5 Beenzeugs 8 Arndte 10 des Gebaͤude 16 von Vondel 7 Steinkohltn 22 Vorgebuͤrge 24 liegt 8 zuͤloſen | 16 Skeinkohlen Te une f- ER FEB yes R L

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