000328399 mi ABHANDLUNGEN DER GROSSHERZOGLICH HESSISCHEN GEOLOGISCHEN LANDESANSTALT ZU DARMSTADT. Band Heft 2. Alexander Steuer, Uber den Wert standiger Bodenwasser-Beobachtungen fiir wissenschaftliche und praktische Zwecke und die Einrichtung eines standigen Beobachtungsdienstes im GroCherzogtum Hessen. Mit 4 Tafeln. <• o *> DARMSTADT IN KOMMISSION BEIM GROSSH. STAATSVERLAG 1911 I : L 1 Ober den Wert standiger Bodenwasser- Beobachtungen fiir wissenschaftliche und praktische Zwecke und die Einrichtung eines standigen Beobachtungsdienstes im Grofcherzogtum Hessen Vortrag gehalten am 14. Dezember 1910 im Auftrage des Grofjh. Ministeriums des Innern, Abteilung fiir Landwirtschaft, Handel und Gewerbe von Bergrat Professor Dr. Alexander Steuer Grogherzoglichem Landesgeologen und Bericht liber die sich dem Vortrage anschliefcende Besprechung DARMSTADT In Kommission beim Groftherzoglichen Staatsverlag 1911 Auf Einladung des Grojjherzoglich Hessischen Ministeriums des Innern, , Abteilung fur Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, fand am 13. Dezember 1910 eine Sitzung statt, zu der die folgenden Herren erschienen waren: Als Vertreter des Grofrherzoglichen Ministeriums des Innern, Abteilung fur Landwirtschaft, Handel und Gewerbe: 1. Herr Ministerialrat Holzinger, 2. Herr Landesokonomierat Muller, 3. Herr Oberbaurat Mangold, 4. Herr Regierungsrat Spamer, 5. Herr Ministerialsekretar Pfeiffer. Als Vertreter des Grofeherzoglichen Ministeriums des Innern, Abteilung ftir offentliche Gesundheitspflege: 1. Herr Geheimer Obermedizinalrat Dr. Neidhart, 2. Herr Geheimer Obermedizinalrat Dr. Hauser. Als Vertreter des Grofeherzoglichen Ministeriums der Finanzen, Abteilung fur Forst- und Kameralverwaltung: 1. Herr Geheimerat Wilbrand, 2. Herr Geheimer Oberforstrat Dr. Walther, 3. Herr Geheimer Oberforstrat Joseph, 4. Herr Geheimer Oberforstrat Dr. Griinewald, 5. Herr Oberforstrat Diefenbach, 6. Herr Oberforstrat Hein. Als Vertreter des Grofrherzoglichen Ministeriums der Finanzen, Abteilung ftir Bauwesen: 1. Herr Geheimer Oberbaurat Imroth, 2. Herr Baurat Weihrich, 3. Herr Professor Dr. Greim. 10* 140 Als Vertreter der Grofrherzoglichen geologischen Landesanstalt : 1. Herr Geheimer Oberbergrat Professor Dr. Lepsius, 2. Herr Bergrat Professor Dr. Klemm, 3. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer, 4. Herr Bergrat Dr. Schottler. Als Vertreter der Landwirtschaftskammer: 1. Herr Geheimer Landeskulturrat Dr. Klaas, 2. Herr Okonomierat Leithiger, 3. Herr Dr. Hamann. AlsVertreterdesGrofeherzoglichenKreisgesundheitsamts Darmstadt: Herr Medizinalrat Dr. Lehr. Als Vertreter des Grofrherzoglichen Kreisgesundheitsamts Grofr- Gerau: Herr Kreisarzt Dr. Lindenborn. Als Vertreter der Grofrherzoglichen Wasserbauinspektion Mainz: 1. Herr Baurat Schmidt, 2. Herr Baurat Becker. Als Vertreter der Grofcherzoglichen Wasserbauinspektion Worms: 1. Herr Baurat Reinhardt, 2. Herr Bauinspektor I ekes. Als Vertreter der Grofcherzoglichen Kulturinspektion Darmstadt: Herr Baurat Wallek. Als Vertreter der Grofcherzoglichen Kulturinspektion Friedberg: Herr Kulturinspektor Heyl. Als Vertreter der Grofrherzoglichen Kulturinspektion Mainz: Herr Baurat von Boehmer. Als Vertreter der Grofeherzoglichen Kulturinspektion Giefeen: Herr Regierungsbaumeister Bach. Der Vorstand der Chemischen Prufungs- und Auskunftsstation ftir die Gewerbe in Darmstadt: Herr Professor Dr. Sonne. Der Direktor des stadtischen Wasserwerks Darmstadt: Herr Regierungsbaumeister Rudolph. Herr Kustos Dr. Haupt vom Landesmuseum. 141 Herr Ministerialrat Holzinger eroffnete die Sitzung mit folgenden Worten : Meine sehr geehrten Herren! Die Ministerialabteilung fur Land- wirtschaft, Handel und Gewerbe, die Sie hierher eingeladen hat, dankt Ihnen herzlichst fur Ihr Erscheinen. Die heutige Versammlung ist veranlafct durch einen Beschlufr, den die Deutsche Landwirtschafts- gesellschaft in diesem Jahre gefafct hat. Der Beschlufe lautet: „Eine genaue Oberwachung des Grundwassers in alien Gebieten, in denen es unmittelbare Wichtigkeit fur die landwirtschaftlichen Kulturgewachse besitzt, ist von hoher Bedeutung, und die Bereit- stellung von Mitteln, zunachst zu den Vorarbeiten einer solchen Oberwachung, ist dringend erwiinscht. Es liegt im Interesse der Bodenkultur und des Grundbesitzes, dafr an moglichst vielen Stellen, uberall wo es erforderlich ist, die Beobachtung des Grundwasser- standes dauernd und einwandsfrei festgestellt wird.“ Wir haben uns auf Grund dieses Beschlusses an die Geologische Landesanstalt gewandt mit der Bitte um eine Aufcerung. Auch die Landwirtschaftskammer ist in diesem Sinne bei uns vorstellig geworden. Von der Geologischen Landesanstalt wurde vorgeschlagen, eine Be- sprechung uber diese Angelegenheit abzuhalten, namentlich zu dem Zweck, die Einrichtung eines genauen Grundwasser-Beobachtungs- dienstes zu erortern, und um zu erfahren, wie das am besten und billigsten sich bewerkstelligen liefee. Herr Bergrat Dr. Steuer hat die Liebenswiirdigkeit gehabt, das Referat zu ubernehmen. Daran wird sich eine Aussprache anschlieften, an der sich recht lebhaft beteiligen zu wollen, ich die Herren bitten mochte. ry 143 Vortrag. Ein gewisser Wassergehalt des Erdbodens ist die erste Vorbe- dingung fur die Entwickelung alien organischen Lebens. Unter dem Einflug des Wassers spielen sich die physikalischen und chemischen Prozesse ab, die, von der Verwitterung der anstehenden Gesteine aus- gehend, bis zur Bildung kulturfahigen Bodens fiihren. Von dem Wasserhaushalt dieser Boden hangt es dann weiter ab, welche Nahr- stoffe in ihnen erschlossen Oder verarbeitet werden konnen und bei welcher Bewirtschaftung land- oder forstwirtschaftlicher Art die zweck- magigste Ausnutzung und der beste Ertrag erzielt werden kann. Die geologischen, chemisch-geologischen und in deren Anwendung die geologisch-agronomischen Untersuchungen streben danach, die Ent- stehung, die Zusammensetzung und den Wert der Boden zu erforschen, sie sollen damit fur die praktische Kultur ein wertvolles Hilfsmittel schaffen, sie richtig zu beurteilen, und zwar nicht allein fur die Art der Bepflanzung, sondern vor allem auch fur die Erganzung der mine- ralischen Nahrstoffe, die an manchen Stellen wahrend viele Jahr- hunderte alter Bewirtschaftung dem Boden entzogen worden sind, denn Stickstoffzufuhr ist es bekanntlich nicht allein, die den gesunkenen Ertrag wieder zu erhohen vermag. Gewig ist es richtig, dag die Bodenkultur alter ist als die wissen- schaftliche geologische und geologisch-agronomische Forschung, und dag man friiher auch ohne wissenschaftliche Anleitung gut wirtschaften konnte. Aber seit jenen Zeiten, wo Land in Menge zur Verfugung stand, wo man anscheinend geringwertigere Boden einfach unbenutzt liegen lassen konnte, haben sich die Verhaltnisse gewaltig geSndert. Mit der Zunahme der Bevolkerung bis fast zur Obervolkerung ist der Wert des Bodens ungeheuer gestiegen, wahrend die zu Ackerland verfiigbaren Flachen durch das Wachstum der Ortschaften und durch 144 sich immer weiter ausdehnende und augerhalb der Stadte sich ansiedelnde industrielle Anlagen dauernd verkleinert werden. Dabei ist aber die Nachfrage nach den Ertragnissen unermeglich gesteigert worden. Die Folge ist, dag die Bewirtschaftung intensiver betrieben werden mug, urn diese bis zu grogter Moglichkeit zu erhohen, der Boden mug also aufs augerste ausgenutzt werden. Wie auf so vielen Gebieten praktischer Tatigkeit, beginnt auch hier die alleinige Anwendung der empirischen Arbeitsmethode bei der Untersuchung der Ausnutzungsfahigkeit der Boden zu versagen, nicht nur weil sie zu zeitraubend ist, sondern weil sie allein die Hilfs- mittel und Wege nicht finden kann, die in der Natur augerst langsam arbeitenden Prozesse zur Aufschliegung der anorganischen Nahrstoffe im Boden zu beschleunigen und andererseits auch wieder die ent- zogenen Mengen zu erganzen, urn einer zeitweisen oder vollstandigen Sterilisierung vorzubeugen. Die theoretische Forschung mug hier helfend eingreifen, urn in gemeinsamer Tatigkeit dem erwiinschten Ziele zuzufiihren. Die geologischen Landesanstalten sind berufen, an der Er- forschung der Zusammensetzung und Entstehung der Kulturboden in vorderster Reihe mitzuarbeiten. Die geologischen Spezialkarten und ihre Erlauterungen sollen ein Hilfsmittel bieten, die Bodenarten zu- nachst nach grogen, iibersichtlichen Gesichtspunkten einzuord- nen. Liegen diese iibersichtlichen Darstellungen vor, wie sie im Mag- stab 1 : 25 000 gegeben werden, so kann die Vertiefung fur den speziel- len Fall leicht an sie angeschlossen werden, und kann je nach der Groge des Magstabes und der zur Verfugung stehenden Mittel bis auf den einzelnen Gutsbezirk Oder sogar auf einzelne Felder durchgefiihrt werden. Die kartographische Darstellung ist es aber nicht allein, wo- mit die Arbeitskrafte der in alien deutschen Staaten ins Leben ge- rufenen und unterhaltenen geologischen Landesanstalten beschaftigt werden. Es mug in den Laboratorien eine Fiille von Spezialarbeiten geleistet werden, die es erst ermoglichen, die voile Ausnutzung der im Gelande angestellten und aufgezeichneten Beobachtungen zu er- reichen. Durch sie sollen die wissenschaftlichen Resultate der praktischen Verwendung zugefiihrt werden. Soweit es sich dabei urn geologische, 145 mineralogisch-petrographische und chemische Untersuchungen handelt, ist die Arbeit entsprechend verteilt, und die Anstalten konnen den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden. Kommen aber, wie das z. B. bei der Erforschung der Kulturboden und besonders bei der Untersuchung ihres Wassergehaltes und der davon abhangigen physi- kalischen und chemischen Vorgange der Fall ist, noch physiologische Aufgaben hinzu, so ist eine Mitarbeit kollegialer Forschungsinstitute notwendig, da der Geologe unmoglich auch zugleich die biologischen Wissenschaften in speziellen Fragen beherrschen kann. Das Gleiche ist fur bakteriologische und viele technische Untersuchungen zu fordern, wo ein Zusammenarbeiten mit dem Fachmann unerlafclich ist. Gemein- same Forschung hat sich auch bereits bewahrt; so ist z. B. in Preufcen ein erspriefrliches Zusammenarbeiten der Bergbehorden mit der geo- logischen Landesanstalt langst angebahnt. Es ist nur zu wiinschen, dafr im Interesse von Wissenschaft und Praxis solche gemeinsamen Forschungen sich verallgemeinern, damit auf diesem Wege die Nach- teile, die durch den modernen Drang nach allzugrofter Spezialisierung entstehen, ausgeglichen werden. Gegenseitiges Vertrauen und zweck- maftige Organisation konnen hier allein die Arbeit fordern. Eine der besonderen Aufgaben, die in das Arbeitsgebiet der geologischen Landesanstalten fallen, ist die Erforschung des Boden- wassers. Sie umfafrt Untersuchungen uber die Art seiner Entstehung, der Verteilung und Bewegung in den verschiedenen festen und losen Gesteinen, uber die vertikalen Schwankungen des Bodenwasserspiegels nach alljahrlichen und sakularen Perioden und uber deren Zusammen- hang mit den meteorologischen Beobachtungen, iiber die Wasser- aufnahmefahigkeit der oberflachlichen kulturfahigen Boden und iiber die physikalische und chemische Einwirkung auf die Gesteine aller Art, endlich iiber den Zusammenhang des Bodenwassers mit den oberflachlichen Wasserlaufen und die Speisung der Quellen. Das ist eine Fiille von Aufgaben, deren Wichtigkeit und prak- tische Bedeutung wir im einzelnen etwas naher beleuchten wollen. Diese Aufgaben sind selbstverstandlich nicht neu und es findet sich in der Literatur gar manche wertvolle Arbeit. Allein im all- gemeinen mufr doch festgestellt werden, dajj sich die Forschung nicht in dem Mage mit dem Bodenwasser beschaftigt hat, wie es seiner Wichtigkeit und dem Einflufj auf die menschliche Kultur entspricht. 146 Das geht schon daraus hervor, dag iiber fundamentale Fragen, so uber die Herkunft und Bewegung des Bodenwassers, selbst in hoch- gebildeten Kreisen die grogte Unkenntnis herrscht, sodag man sein Aufsuchen und Auftreten geradezu fur etwas Mysterioses halt. Wie ware es sonst moglich, dag selbst durchaus ernst zu nehmende Manner kritiklos an die Wiinschelrute glauben, und dag immer und immer wieder neue Theorien iiber die Entstehung des Wassers im Boden aufgestellt werden, die, soweit sie auf wissenschaftlicher Grundlage beruhen, manchmal von einzelnen richtigen physikalischen Beobach- tungen und speziellen Fallen ausgehen, zuweilen auch mit geistreichem, mathematischen Apparat ausgerustet sind, die aber bei ihren Schlug- folgerungen die geologischen Verhaltnisse des Untergrundes ganz und gar unberiicksichtigt lassen. In anderen Fallen beobachtet man im Gegenteil, dag Dinge als wichtige Entdeckung beschrieben werden, die sich z. B. der Wasserwerks- oder Wasserbauingenieur langst an den Schuhen abgelaufen hat. Es fehlt eben an der allgemeinen und systematischen Arbeit auf diesem hydrologisch-geologischen Gebiete, die nach dem Auftreten und der Beschaffenheit des Objektes nur durch langjahrige Beobach- tungen gefordert werden kann. Ein einzelner Forscher kann nur Stiickwerk leisten, kann nur fur den speziellen Fall arbeiten, weil er unmoglich ohne umfangreiche UnterstOtzung der staatlichen wohl- organisierten und interessierten Behorden die Hilfskrafte und Mittel aufbringen kann, das Beobachtungsmaterial herbeizuschaffen, das fur die Verallgemeinerung der Schlugfolgerungen notwendig ist. Mit der Wasserwirtschaft in den oberflachlichen Kulturboden, und zwar mit Rucksicht ihres Einflusses auf die Kulturpflanzen, haben sich in fruherer Zeit besonders Wollny und seine Schuler eingehend be- schaftigt; eine Anzahl wertvoller Abhandlungen, die sich auf experimented Untersuchungen stutzen, sind in Wollnys „Forschungen zur Agri- kulturphysik“ veroffentlicht worden. Allein die da behandelten und angeregten, augerst komplizierten Probleme sind noch keineswegs gelost, es mug bedauerlicherweise sogar gesagt werden, dag es noch recht zweifelhaft ist, ob die Arbeitsmethoden, nach denen bis in die neueste Zeit die physikalischen und auch die chemischen Bodenunter- suchungen ausgefiihrt werden, so durchgebildet und zweckmagig sind, dag sie den Zusammenhang zwischen den chemisch-physiologischen 147 Vorgfingen bei der Nahrungsaufnahme der Pflanzen und den natfir- lichen chemisch-geologischen Prozessen bei der Aufschliefcung der Ackerboden in der erstrebten Weise aufzuhellen vermogen. Die Forscher, die in Deutschland auf dem Gebiete der speziellen Bodenkunde weiter gearbeitet haben — ich nenne z. B. Ebermayer, Ramann, Vater, Ludecke, die Versuchsstation in Mockern bei Leipzig, die Abteilung fur Boden- untersuchung an der Preufjischen geologischen Landesanstalt, nicht zuletzt auch unsere Hessische geologische Landesanstalt usw. — haben gewift viele wertvolle Beitrage erbracht, aber sie sind doch mit experi- mentellen Versuchen aus Mangel an Arbeitskraften und fur diesen Zweck zur Verfiigung stehenden Mitteln immer nur auf die gebrauch- lichen Methoden und auf spezielle Falle beschrankt geblieben. Fur eine Ausdehnung und Anwendung der Resultate auf weitere Gebiete fehlt es zum Teil noch an elementaren Vorarbeiten und Beobachtungen, die doch auf viele Jahre ausgedehnt sein miissen, wenn man z. B. ein Urteil fiber den Einflufe gewisser, durch die meteorologischen Beobachtungen festgestellten Feuchtigkeits- und Trockenheitsperioden auf die Wasserwirtschaft im Boden erkennen und ihre Tragweite er- messen will. Dieses Erkennen des Zusammenhanges zwischen Niederschlag, oberflfichlich abfliefrenden Gewassern und Bodenwasser wird um so schwieriger, je mehr man auf tiefer liegende Oder aus der Tiefe empor- steigende Bodenwasser, wie z. B. Grundwasser, Schichtwasser, Spalten- wasser Rficksicht nehmen mufe, deren Auftreten doch fur die Forstwirtschaft, oft auch ffir die Landwirtschaft und ferner ffir die Wasserversorgung und Entwasserung der Ortschaften u. a. m. von grofeter wirtschaftlicher Bedeutung ist. Die Entstehung solcher Ge- wasser und ihre Bewegung vollzieht sich nach sehr komplizierten Gesetzen, die von der Beschaffenheit des Gesteins, das von Wasser durchdrungen wird, aber auch von deren Lagerungsverhaltnissen ab- hangig sind. Hat das Bodenwasser — nehmen wir z. B. Grundwasser an, das sich in den lockeren Aufschfittungen einer Talalluvion bewegt — ein weites Einzugsgebiet, so wird es je nach der Feinheit des Materials, in dem es sich bewegt, eine kfirzere Oder langere Zeit brauchen, bis es z. B. in eine Niederung am Ausgange des betreffenden Tales gelangt. Das Auftreten einer Hochwasserwelle des Grundwassers, die durch anhaltende Niederschlage im oberen Teile des Tales hervor- 148 gerufen wurde, wird sich also in der Niederung immer erst erheblich spater bemerkbar machen, wenn sich die oberflachlichen Gewasser langst verlaufen haben. Diese Zeitdifferenz kann bei feinerem Kies und Sand mehrere Monate und mehr betragen. Noch schwieriger ist der Zu- sammenhang zwischen Grundwassser und Niederschlagen zu erkennen, wenn die Alluvion einer weiten Niederung auger von Sickerwassern auch von unten Oder von der Seite her, durch auf Verwerfungsspalten aus- tretende, gleichsam als unterirdische Quellen zu bezeichnende Gewasser gespeist wird. Dieser Fall liegt nach meinen eigenen Beobachtungen in der Rheinebene vor. Fur die am Ostrande der Ebene am Fuge des Oden- waldes in die Diluvialablagerungen austretenden Tiefengewasser kommt als Einzugsgebiet ein groger Teil des Odenwaldes in Betracht, wo wir annehmen miissen, dag das Wasser hauptsachlich auf Klt'iften ver- sickert und wohl weite Wege zuriickzulegen haben mag, bis es an die Randspalten des Gebirges gelangt. Wie sich hierbei die Vor- gange im Einzelnen vollziehen, welche Rolle Menge und Art der Niederschlage spielen, welcher Einflug der herrschenden Temperatur und den Jahreszeiten zuzuschreiben ist,dariiber fehlen bisherallespeziellen Beobachtungen; wir konnen nach den wenigen, in der Ebene ange- stellten Untersuchungen nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Zusammenhang schliegen. Danach scheint also die Hohe des Grundwasserstandes im grogten Teile des hessischen Riedes in erster Linie von den auf Spalten aufsteigenden Gebirgswassern, die sich gegen den Rhein in spitzem Winkel vorschieben, abhangig zu sein, die also von unten her den Strom auffullen, wahrend den Sicker¬ wassern, die aus Niederschlagen und offenen Wasserlaufen, meist Bachen, entstehen, nur an gewissen Stellen und dann auch nur zeit- weise eine von oben her auffullende Tatigkeit in den obersten Schichten, soweit sie wasserdurchlassig sind, zukommt. Ahnliche Verhaltnisse liegen auf der stidwestlichen Seite des Rieds, also auf der rhein- hessischen linken Rheinseite vor, wo das Bodenwasser in der Tiefe den Spalten im Kalk entstromt. Siehe Tafel 1 mit Erlauterungen. Die Diluvialablagerungen besitzen im hessischen Ried eine Machtig- keit von weit iiber hundert Metern, sie sind leider noch nie mit dem Bohrer durchsunken worden. Sie sind bis unten hin mit Grund- wasser erfullt und es ist aus vielen Griinden unmoglich, dag diese Wassermassen, die, wie ich schon sagte, ununterbrochen nach dem 149 Rhein als Entwasserungskanal abziehen, allein von oben her an Ort und S tel 1 e bestandig neu entstehen konnen. Weite Strecken der Niederung sind, wie die geologischen Aufnahmen gezeigt haben, mit bis zu mehrere Meter machtigem Schlick bedeckt, der jede Wasser- versickerung von oben her verhindert. Dann sind aber, wie zahlreiche Bohrlocher gezeigt haben, hauptsachlich in den oberen Teufen der Rheinterassen in betrachlicher Machtigkeit sehr feine, etwas tonhaltige Triebsande verbreitet, die ebenfalls kein Wasser nach der Tiefe durch- ziehen lassen. Durch solche Schichten sind die Wasserstockwerke scharf geschieden und tatsachlich weisen sie auch, wie ich schon oben andeutete, in der chemischen Zusammensetzung so erhebliche Unter- schiede auf, dag man an eine gleichartige Entstehung der oberen und unteren Gewasser gar nicht denken kann. Etwas anderes ist es in den Mainterrassen. Dort treten so feine tonige Sande nicht auf, auch die oberflachliche Schlickbedeckung ist nicht so weit verbreitet. In der jiingeren Terrasse lagern dafur allerdings meist in geringer Tiefe zwischen den Sanden und Kiesen auf manchen Strecken diinne Schlick- schichten, liber denen sich Wasser lokal ansammeln und stagnieren kann. Das gibt z. B. in den Waldern feuchte Stellen, die trefflichen Untergrund fur Eichenbestande liefern. In der sehr gleichmafrigen, tonfreien, grobsandigen alteren Main- terasse stellt zurzeit die Wasserwerksverwaltnng von Frankfurt nach Mitteilung des Herrn Koniglichen Baurats Direktors Scheelhase auf der Versammlung des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfach- mannern in Frankfurt im Juni 1909, im Frankfurter Wald aufterst interessante und wichtige Versuche an, indem sie gefiltertes Main- wasser durch geschlitzte Rohre versickern lafrt, um dann die Ein- wirkung des auf diese Weise entstehenden Grundwassers auf die in etwa 500 m entfernt liegenden Brunnen zu studieren. Das Wasser gelangt von der Versickerungsstelle allmahlich in den 14 m unter Tage liegenden Grundwasserstrom. Der zuriickgelegte Weg betrug in einem Jahr nur etwa 250 m, sodafr dieses Sickerwasser also erst in etwa 2 Jahren die Brunnen erreicht. Schon in 100 m Entfernung von der Versickerungsstelle hatte es die Eigenschaften einwandfreien Grund¬ wassers erlangt. Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen, doch ist nach diesen Mitteilungen des Herrn Baurates Scheelhase soviel bekannt, dajj die Versickerung und Ausbreitung des Wassers im Boden 150 aufeerst langsam und in aufterst fein verteilter Form vor sich geht. Solche Untersuchungen sind geeignet, sehr wichtige AufschlQsse uber die Grundwasserbildung durch Versickerung zu geben und falsche Anschauungen und theoretische Entwickelungen zu widerlegen, die bei Berechnungen liber die Erganzung von Grundwassermengen bei der Anlage von Wasserwerken angewendet worden sind und sich manchmal schon bitter geracht haben. Konnen nun auch experimen- telle Untersuchungen in solch grofeem Mafre nur vereinzelt ausgefiihrt werden, so kann doch andererseits durch systematische Beobachtungen der natQrlichen Vorgange mindestens gleichwertiger Aufschlujj erreicht werden. Vor alien Dingen werden aber durch das genaue Studium der natiirlichen Verhaltnisse auch Wege erkannt werden, im kleineren Mafestabe, im Laboratorium Oder doch auf beschrankten Versuchsfeldern die Gesetze der Bodenwasserentstehung und Bewegung zu erforschen, ahnlich wie man heute in den Flufrbaulaboratorien an den technischen Hochschulen experimentelle Forschungen an kiinstlichen Flujjrinnen an- stellt und damit fur den Wasserbau wertvolle Erfahrungen sammelt. Aus dem hessischen Ried besitzen wir uber die Grundwasser- schwankungen eine einzige zuverlassige Beobachtungsreihe, die sich auf allwochentliche, regelmafeige Messungen stutzt. Sie ist auf der beigegebenen Tafel 2 dargestellt. Die Wasserwerksverwaltung in Darmstadt hat sie seit 1880 an einem Brunnen anstellen lassen, der von der Wasserentnahme durch das Pumpwerk nicht mehr beeinflufjt ist. Gleichzeitig sind die in der Stadt beobachteten Niederschlags- mengen in Millimeter eingetragen. Diese Tafel wurde mir in freund- lichster Weise von der Direktion des Wasserwerks durch Herrn Direktor Rudolph zur Verfiigung gestellt. Man erkennt aus der oberen Schaulinie, die den durchschnitt- lichen Jahresstand des Grundwassers seit 1880 angibt, ein allgemeines Fallen des Wasserspiegels bis zum Jahre 1893, nach einer voruber- gehenden Steigerung sogar bis 1896, wo der tiefste Rand erreicht wird. Dann folgt 1897 ein ziemlich starkes Anwachsen und das halt bei annahernd gleicher Hohe bis einschliefjlich 1902 an. Dann fallt das Wasser abermals, um 1905 nahezu den Tiefstand von 1896 zu erreichen und steigt in den letzten Jahren wieder langsam an. Die Niederschlagshohen sind in der Stadt gemessen, es ware also mdglich, dafe sie ein wenig grower sind, als in der Ebene draufjen 151 am Griesheimer Eichwaldchen. Ihre Schaulinie halt sich im Durch- schnitt zwischen 600 und 800 mm, nur einzelne Jahre heben sich darfiber heraus und die liegen merkwfirdigerweise gerade in der Zeit des standigen Fallens der Grundwasserspiegelkurven. Es ist hier nicht moglich beim Vergleich der beiden Schaulinien von Wasserstand und Niederschlagen eine deutliche Einwirkung der Niederschlags- mengen, die in der Niederung fallen, nach den einzelnen Jahren Oder in Jahresperioden auf die Periode des Steigens und Fallens der Grundwasserwelle zu erkennen. Es fallt damit deutlich in die Augen, dag man aus den Gesamt- mengen der lokal fallenden Niederschlage in der Rheinebene allein eine Erklarung fur die Vermehrung oder Verminderung der Grundwasser- mengen nicht ableiten kann. Also kommen wir zu einem negativen Resultat fiber den Zusammenhang von Niederschlagen und Grund- wasserstanden am gleichen Orte der Beobachtung in der Rheinebene, wie es schon aus den geologischen Bodenverhaltnissen nach der Tat- sache, dag auf weite Strecken eine Versickerung von oben her gar nicht moglich ist, gefolgert wurde. Ich bemerke nochmals, um ein etwaiges Migverstandnis auszuschliegen, dag es sich bei diesen Be- trachtungen zunachst nicht um oberflachlich Oder doch in den obersten Schichten fiber undurchlassigen Schlicken Oder Tonen sich ansammeln- des Sickerwasser, sondern um das in tieferen Schichten zirkulierende Grundwasser, mit bestimmten Eigenschaften, handelt, dag die Ebene vom Odenwald bis zum Rhein erffillt und nach diesem sich vorwarts bewegt. Die Bodenwasser fiber den undurchlassigen oberen Schichten mfissen, je nach deren Tiefenlage in starkerem Oder geringerem Mage, mit den Niederschlagen fallen und steigen. Ein gewisser Einflug periodischer Niederschlage in der weiten Ebene vor dem Gebirge auf das Grundwasser mug indessen doch wohl vorhanden sein. Es mag sich dabei um die Versickerungsmengen aus Niederschlagen Oder Bachen handeln, die in den hoher gelegenen Terrassen, die von Schlick und eingelagerten Tonschichten frei sind, entstehen konnen. Sie ffillen den Grundwasserstrom zeitweilig auf. Das scheint aus den alljahrlich-periodischen Schwankungen des Grundwasserspiegels hervorzugehen. Man sieht an der unteren Schau¬ linie, dag ein periodisches Steigen und Fallen derartig ausgeprfigt ist, dag immer in den Monaten Juli bis November Oder auch bis Dezember 152 ein Tiefstand eintritt, der in der Regel, doch nicht immer, im September die geringste Hohe aufweist. Demgegenuber erreicht der Hochstand der Monate Dezember Oder Januar bis April Oder Mai gewohnlich im Marz Oder April den hochsten Stand. Betrachtet man dazu die Schaulinie der Niederschlagshohen, so ist man abermals erstaunt, dag man auch hier nur sehr undeutlich den Zusammenhang erkennen kann. Man lernt daraus, dag die Menge der Niederschlage auch in diesem Fall all ein nicht der ausschlaggebende Faktor fur die Entstehung von Grundwasser sein kann, dag also ein erheblicher Unterschied besteht zwischen der Durchfeuchtung der oberen Bodenschichten mit Sickerwasser und der Entstehung des tiefer liegenden Grundwassers. Ober die Vorgange, die bei der Bildung des letzteren mitwirken, vvie grog die Niederschlagsgebiete sind, die zu berucksichtigen sind und wie weit sie grundwasser-stromaufwarts liegen, inwieweit dabei die Temperaturen, und von diesen abhangig in beschranktem Mage auch Dampfstromungen und Kondensation, auf die neuerdings Mezger hingewiesen hat, von Einflug sind, dariiber herrscht noch beinahe vollstandige Unklarheit. Fur den Hochstand im Winter scheinen hauptsachlich die anhaltenden Niederschlage im Friihjahr und Sommer von Einflug zu sein, es scheint, dag in dieser Zeit das Abziehen nach tieferen Schichten am starksten vor sich gehen kann, wahrend in dem im allgemeinen bei uns niederschlagsarmen Herbst und im eigentlichen Winter, wo der Boden wohl immer bis zu einer gewissen Tiefe gefroren ist, nur geringe Sickerwasser- und Grundwassermengen entstehen konnen; die tauenden Schnee- und Regenwasser gelangen da im wesentlichen zum oberflachlichen Abflug. Da die Versickerung des Wassers auger- ordentlich langsam vor sich geht, und ebenso der Abflug des Grund¬ wassers in der Stromrichtung nur mit ausserstgeringer Geschwindigkeit erfolgt, so konnen die Niederschlagsmengen immer erst nach einer gewissen Zeit am Grundwasserstand bemerkbar werden. Interessant ist auf unserer Tafel die Schaulinie des Jahres 1904. Das war ein an Niederschlagen und Bodenwasser besonders armes Jahr. Hier vermissen wir sogar das Ansteigen des Wasserspiegels, im Winter fast ganz, und da auch der Spatherbst besonders arm an Regen war, so sinkt im August und September des Jahres 1905 der Wasserspiegel besonders tief und erreicht den am langsten andauernden tiefsten Stand, der in der ganzen wasserarmen Periode seit 1892 eingetreten 153 ist. In den Jahren 1908 und 1909 ist zwar im allgemeinen der Wasser- spiegel gestiegen. Aber trotz bedeutender Niederschlagshohen von April bis August 1908 und von Juli bis September 1909 schwankt die Schaulinie nur sehr wenig. Es scheint fast, als wenn die sehr geringen Niederschlage von August bis April 1907/08 und von Oktober bis Mai 1908/09 die Erhohung der Fruhjahrskurven verhindert hatten. Bei den sakularen Perioden ist das Aufsteigen der Schaulinie von 1897 bis 1902 sehr auffallend. Hier konnen grogere Niederschlage in der Ebene wahrend der warmeren Jahreszeit nicht als geniigende Erklarung fur die Vermehrung der Grundwassermengen angesehen werden, vielmehr weisen die bisherigen Untersuchungen darauf hin, dag dafur die Niederschlagsverhaltnisse und der Grad der Versickerung im Gebirge ausschlaggebend sind; dag also ein starkerer Wasser- auftrieb an den Randspalten des Odenwaldes vorhanden war und da- mit starkere Speisung der tieferen Grundwasserstockwerke die Folge sein mugte. Die Schwankungen des Grundwasserspiegels haben auf die Be- wirtschaftung der Niederungen den grogten Einflug. Im hessischen Ried ist auch in der Nahe des Rheins in den trockensten Perioden der Wasserspiegel so tief gesunken gewesen, dag an vielen Stellen, die friiher nur als Wiesenland bewirtschaftet werden konnten, mit Erfolg Ackerbau getrieben worden ist und dag ganz respektable ErtrSge er- zielt worden sind. Mit dem Steigen des Grundwassers ersaufen diese Felder wieder. Die Absicht der Regierung in der trockensten Zeit, wo man am schnellsten und billigsten hatte bauen konnen, fur Ent- wasserungswerke zu sorgen, die die Schaden des Grundwasserhoch- standes bedeutend einzuschranken berufen gewesen waren, ist leider nicht zur Ausfiihrung gekommen. Es ist bei einem grogen Teil der Riedbevolkerung die Meinung verbreitet gewesen und noch verbreitet, der Riickgang des Grundwassers hange mit der Wasserentnahme der grogen Wasserwerke der Stadt Mannheim und der Zellstoffabrik Wald- hof an der hessisch-badischen Grenze zusammen, und werde ein Auf¬ steigen nie wieder kommen, obwohl es den Sachverstandigen ganz genau bekannt ist, dag diese Werke nur eine beschrankte lokale ab- saugende Wirkung ausuben konnen, die sich allerdings im Lampert- heimer Bruch und im Viernheimer Wald sehr stark geltend macht. Tatsachliche Beobachtungen, sorgfaltige Aufzeichnung und Ausarbeitung ii 154 der Resultate, nicht nur um die allgemeinen Perioden kennen zu lernen, sondern auch um den Einflug der Grundwasserschwankungen auf besonders gefahrdete Gebiete moglichst genau festzustellen, sind nach unserer Meinung dringend notwendig. Seit einigen Jahren ist der Wasserspiegel wieder im Steigen, schon machen sich Nachteile geltend. Aber wie unsere Schaulinien zeigen, sind wir ja noch weit von dem Hochstande entfernt, der noch zu Anfang der 80er Jahre herrschte. Es ist auch nicht der geringste Grund fur die Annahme vorhanden, dag ein solcher Hochstand nicht wieder eintreten konnte, er wird mit Sicherheit kommen und dann wird der starke Grundwasserauftrieb in den tiefstgelegenen Auen auf alle landwirtschaftlichen und sonstige praktischen und technischen Anlagen auch auf Wasser- und Dammbauten seine nachteilige Wir- kung erneut ausiiben. Die Differenz, die seit 1880 zwischen dem hochsten und tiefsten Stand des Grundwasserspiegels beobachtet worden ist, betragt an dem Brunnen des Darmstadter Wasserwerks etwas tiber 1,20 m, sie ist an manchen Stellen noch etwas groger gewesen. Das hat sich natiirlich auch stark an den Brunnen der Ortschaften bemerkbar gemacht. Auch da glaubte die landliche Bevolkerung nicht an die natiirliche Ursache, sondern schob den Grund selbst kleineren Wasserwerken zu, die man geradezu zum Schadenersatz heranziehen wollte. So sollte, um ein Beispiel zu nennen, das kleine Wasserwerk der Irrenanstalt Hofheim bei Goddelau 1904 die Ursache fur die Absenkung des Wasserspiegels in den Brunnen von Crumstadt sein. — Viel starker als in den ausgedehnten Ebenen macht sich im all¬ gemeinen die Abhangigkeit der Wasserspiegelschwankungen von den Niederschlagen in kleineren, mehr lokal sich ausbreitenden Boden- wasserbecken Oder -Stromen bemerkbar, wobei das Sickerwasser in den obersten Schichten, das noch nicht die Eigenschaften des Grund- wassers besitzt, oftmals die ausschlaggebende Rolle spielt. Auf Tafel 3 und 4 sind die starken Wasserspiegelbewegungen eines Brunnens in der Stiftsstrage, an der Ecke der Erbacherstrage, nahe dem Elisa- bethenstift, dargestellt. Die Beobachtungen sind gleichfalls vom Darm¬ stadter Wasserwerk ausgefuhrt worden. Ich habe aus den vielj&hrigen Beobachtungen zwei Jahrgange ausgewahlt, in denen besonders starke periodische Schwankungen 155 zum Ausdruck kommen. Der Brunnen liegt mitten in der gepflasterten Stragenkreuzung, ein Zuflug unmittelbar von der Oberflache her ist ausgeschlossen. Er liegt ziemlich hoch an dem Abhange der Mathilden- hohe, in dem unterirdischen Wasserabzug nach Sudwest, der nach dem kleinen Grundwasserstrom in der Alluvion des alten Darmbaches vom grogen Woog her hinabzieht. Der 9,24 m tiefe Brunnen steht nicht in Sand Oder Kies, sondern ist durch den lockeren oberflachlichen Verwitterungsgrus des Darmstadter Granits, in dem das Wasser zirkuliert bis auf das anstehende niedergebracht. Nach diesen geologischen Verhaltnissen und nach der Lage des Brunnens konnen nur die un- mittelbaren Einfliisse der lokalen Witterungs- und Niederschlagsver- haltnisse die Ursache fur den Wechsel in der Bodenwassermenge sein. Als Einzugsgebiet kommt der Teil des ziemlich beschrankten Plateaus der Mathildenhohe in Betracht, der nach dem Brunnen hin geneigt ist. Betrachtet man nun die Schaulinien der Jahre 1905 und 1909, unter die ich zum Vergleiche die wochentlichen Niederschlagshohen einzeichnen lieg, so erkennt man bei dem Jahre 1909 nur undeutlich eine Abhangigkeit der oberen von der unteren Kurve. Immerhin scheint es, als ob mit etwa vierwochentlicher Verzogerung das Ansteigen und Fallen des Wassers im Brunnen den Niederschlagshohen folgten. Betrachtet man aber die Linien von 1905, so ist eine Abhangigkeit uberhaupt nicht festzustellen. Die Niederschlage halten sich mit Aus- nahme weniger Wochen sehr tief und erst im Herbst wird ihre Menge etwas groger. Aber fur den hohen Wasserhochstand im Februar und noch weniger fur den von Juni bis September ist aus den wochent¬ lichen Niederschlagsmengen eine Erklarung nicht zu erhalten*). *) Zur Erklarung solcher schwierigen Verhaltnisse fehlen uns noch grundlegende physikalische und hydrologisch-geologische Be- obachtungen. Theoretische Erklarungsversuche liegen dagegen eine ganze Reihe vor, ohne dag einer befriedigen konnte und durch in der Natur systematisch angestellte Beobachtungen auch nur teilweise gestutzt worden ware. In neuester Zeit ist nun die Theorie von der unmittelbaren Entstehung von Bodenwasser durch Konden- sation des Wasserdampfes im Boden aus der Atmosphare von neuem erstanden, insofern in glticklicherer Form als frtiher, als die Begrtin- dung sich auf bekannte physikalische VorgSnge und auf einige richtige n* 156 Je hoher die wasserundurchlassige Schicht liegt, um so mehr werden sich in den uberlagernden Sand- und Kiesschichten Oder in anderem durchlassigen Material in ahnlichen Fallen die Schwankungen auspragen. Gerade das sind Verhaltnisse, die auf engbebautem Ge- lande von recht nachteiligem Einflug auf die Gesundheit der Bewohner sein konnen. Wenn auch die Ansichten iiber die Entstehung und Ausbreitung gewisser Krankheiten seit v. Pettenkofer eine wesent- liche Wandlung erfahren haben, so kann man einer iiberreichlichen Bodenfeuchtigkeit in Stadten und Dorfern doch sicher nicht. jeden ungunstigen Einflug auf die Gesundheit der Bewohner absprechen, namentlich, wenn solche Stellen, wie sich das in Stadten zu ent- wickeln pflegt, wegen ihres geringeren Bodenwertes mit Kleinwoh- nungen ftir die firmere Bevolkerung bebaut sind. Wird solch ein Untergrund von einem sich in standiger Bewegung befindlichen Grundwasserstrom durchzogen, so ist das noch der bessere Fall, man Beobachtungen stutzt. Sie geht davon aus, dag das Dampfgefalle von der warmeren nach der kalteren Stelle im Raume gerichtet ist und folgert richtig, dag das auch in den Hohlraumen, in Poren und Kliiften des Bodens der Fall sein mug. Luftstromungen werden dabei verstandigerweise ganz ausgeschaltet. In grogeren Hohlraumen, in Kliiften und Spalten, sowie in stark porosen oberflachlichen Schichten entsteht zweifellos nach diesen Ge- setzen unter geeigneten Verhaltnissen Wasser. Es schlagt sich an den Gesteinen, in Schachten und Stollen, auch Felsenkellern und sonstigen kalten Raumen mit undurchlassigen Wanden nieder, sogar in Mengen, die zum Abflug gelangen konnen. Die Theorie, dag im allgemeinen die Entstehung von Boden- und insbesondere auch von Grundwasser auf die Kondensation von Wasserdampf zuriickzufiihren sei, wobei allerdings deren Urheber (Mezger) die Entstehung von Bodenwasser auch durch Versickerung nicht ganz ausschliegen wollte, i£t von manchen Seiten geradezu mit Heighunger aufgenommen worden und wird nun allenthalben da herangezogen, wo es schwierig ist, die Schwankungen des Bodenwassers zu erklaren und wo sie sich, wie in unserem Falle des Brunnens an der Stiftsstrage und wie im Falle des beriihmten v. Pettenkoferschen Brunnens im hygienischen Institut in Munchen, der wirkliches Grundwasser zu enthalten scheint, nicht ohne weiteres 157 kann ihn oberhalb abfangen Oder seinen Spiegel doch so senken, dag die nachteilige Wirkung eingeschrankt wird. Liegt aber eine Senke vor, in der sich fiber undurchlassigen Tonen Oder Mergeln Wasser stagnierend sammelt und wegen der Tiefenlage nicht genfigend entwfissert werden kann, dann ist das ungfinstiger. Mfissen solche Stellen der Bebauung zuganglich gemacht werden, kann man sie nicht als offentliche Platze oder Anlagen verwenden, dann sollte wenigstens eine allzu dichte Besiedelung vermieden werden. Wir haben bisher unsere Beispiele hauptsachlich vom Sicker- wasser und Gesundwasser entnommen, aber das Steigen und Fallen des Wasserspiegels macht sich nicht allein an ihnen bemerkbar, auch das Schichtwasser in den Sandsteinen und das Kluftwasser in den dichten Sedimentgesteinen und Erruptivgesteinen unterliegen ihm unter bestimmten geologischen Verhaltnissen. Das beobachtet man am auffallendsten an der Ergiebigkeit der Quellen. In der Zeit des von den Niederschlagsbeobachtungen ableiten lassen. Sie ist sehr bequem, denn man ist mit der Vorstellung der Entstehung von Boden- wasser durch Kondensation der weiteren Mfihe enthoben, die geo¬ logischen Verhaltnisse zu untersuchen. Stehen Brunnen in machtigen und weit ausgebreiteten Alluvionen, so hangt die Bewegung des Grund- wasserspiegels von Umstanden ab, die ffir jeden einzelnen Fall ver- schieden und zu untersuchen sind. Aufsteigendes Wasser, solches, das als Schicht- Oder Kluftwasser seitlich eintritt usw., kann dabei eine Rolle spielen. Ist das Einzugsgebiet sehr weit, so mug infolge des langsamen Abflusses das Wasser an tiefergelegenen Orten mit entsprechender Verzogerung gegen die ortlichen Niederschlagsverhalt- nisse fallen Oder steigen, wobei noch zu berucksichtigen ist, dag ober¬ halb im Entstehungsgebiet ganz andere Bedingungen fur die Nieder- schlage walten konnen, als an der Stelle, wo der Brunnen beobachtet wird. Stehen Brunnen in schwer durchlassigen Boden Oder in solchen, wo dfinne, wasserffihrende zwischen undurchlassigen Schichten lagern, so ist die Aufklarung fiber die Schwankungen des Wasserspiegels augerst schwierig. Wenn schwer durchlassige Schichten durchfeuchtet werden, quellen sie bei Vorhandensein von toniger Substanz auf, sie werden undurchlassig. Dann steht das Wasser fiber ihnen, jede Zirku- lation ist ausgeschlossen, damit auch Kondensation in tiefere Schichten 158 Grundwassertiefstandes haben im Odenwalde, in Rheinhessen und im Vogelsberg sehr viele Quellen in ihrer Wasserschfittung nachgelassen, viele sind ganz ausgeblieben, und die Laufbrunnen in den Dorfern, die von ihnen gespeist wurden, sind zugleich mit dem Sickerwasser, das die vielfach schlechten Brunnen speiste, versiegt. Dieser Urn- stand war es, der das Verlangen nach Wasserleitungen und Gruppen- wasserversorgungen in dem letzten Jahrzehnt so energisch entstehen lieft. Die groftartigste Quellenwasserfassung, die in Hessen ausgeffihrt wurde, stellt das Inheidener Werk dar, wo etwa 25 000 cbm Wasser taglich mit artesischem Auftrieb aus einer Anzahl von Bohrbrunnen, die in den Basalt im Untergrunde des Horlofftales abgeteuft sind, entstromen. Die Herkunft dieser Wassermassen ist nicht bekannt, sie miissen ein weites Einzugsgebiet besitzen, das nach Schottlers Ansicht fiber einen wesentlichen Teil des westlichen Vogelsberges ausgedehnt sein dfirfte. Es ist nicht allein ein wissenschaftliches Interesse, diese Verhaltnisse zu erforschen, ein solches mit Millionen erbautes Werk muft auch geschfitzt werden, damit der Zufluft nicht verringert, Oder auch nur verunreinigt wird, wie es durch industrielle Anlagen im Ein¬ zugsgebiet einmal der Fall sein konnte. Andrerseits erwachst aber auch eine Verpflichtung gegen die Bewohner jener Landschaft, im Laufe der Zeit durch Entwasserung etwa sich ergebende Schadigungen festzustellen. Das kann nur durch sorgfaltige und dauernde Beobachtung unter Berficksichtigung der Zusammensetzung des Untergrundes erreicht werden. Denn es liegt sehr nahe, jede Veranderung des Wasserstandes auf Rechnung der Wasserentnahme zu setzen. Der Nachweis des Zusammenhanges kann im einzelnen Streitfalle nicht durch ein adhoc gefordertes Gutachten erbracht werden. Es ist darum notwendig, daft so schnell als moglich in jenem Gebiet Beobachtungen angeordnet werden, damit man wenigstens noch einige Anhaltspunkte fiber den Zustand vor dem Betriebsbeginn erhalt. Auch in der Umgebung des Lauterer Werkes empfiehlt es sich, solche Beobachtungen anzustellen. Ober den Einfluft der groften Wasserwerke und fiber die Qber- maftige Entnahme von Grundwasser aus dem Boden, hat sich im Jahre 1909 W. Deecke im 137. Band der preuftischen Jahrbficher geauftert. Es ist an dieser Stelle nicht moglich, im einzelnen auf seine Ausffihrungen einzugehen; er sieht in manchen Punkten sicher zu schwarz; er bezieht sich auch auf Pumpwerke, die nach seiner 159 Schilderung zu urteilen, fehlerhaft angelegt sind. Aber darin mug ich ihm beipflichten, dag einer rucksichtslosen Ausbeutung des Boden- wassers energisch vorgebeugt werden mug. Deutschland ist nicht am Ende seiner Entwicklung, wir wissen nicht, in welcher Weise die Bevolkerungszahl weiter steigen wird. Aber das ist sicher, dag einer- seits der Zwang den landwirtschaftlichen Ertrag des Bodens noch weit mehr als bisher zu steigern unerbittlich auftreten wird, dafe andererseits die Konzentrierung der Menschenmassen in den Stadten immer grower und damit auch deren Wasserbedarf sich absolut und relativ steigern wird und dag sich endlich auch die industriellen An- lagen von Jahr zu Jahr vermehren werden, von denen diejenigen, die einen grogen Wasserverbrauch haben, gezwungen sind, sich auger- halb der Stadte in wasserreichen Gebieten anzusiedeln. Der Wert des Wassers wird also immer grower, damit wachst aber auch die Verpflichtung Haus zu halten. Wenn es auch unter den Boden- und Klimaverhaltnissen Deutschlands nicht soweit kommen wird, dag eine Verodung gewisser Landflachen eintritt, wie Deecke befiirchtet, so wird doch durch Wasserentziehung unter gewissen Umstanden die Ertragsfahigkeit und damit der Wert des Landes sehr stark vermindert. Es konnen wertvolle Kulturen zerstort werden, geringwertigere miissen an ihre Stelle treten. Wenn man sich nun auch bei Trinkwasserwerken durch Schadenersatzforderungen in Form einer Rente zu schiitzen sucht, so wird das doch in vielen Fallen keineswegs ein wirklicher und dauernder Ausgleich fur den entstehenden Schaden sein, besonders, wenn grogere Flachen Ackerland ihrer Bestimmung entzogen werden und dieses Gelande dann doch auch fur industrielle Anlagen wegen des Wassermangels und der Verpflichtung den Boden nicht zu verun- reinigen nicht mehr verwertet werden kann. Es ist nicht angangig, dag zu Gunsten einer grogen Stadt das Land im Umkreise von vielen Kilometern vom Wasser geradezu entblogt wird. Hat eine Stadt einen solch enormen Wasserbedarf, so mug sie dafiir sorgen, daft alle Ver- schwendung mit dem wertvollen Trinkwasser vermieden wird und dag notigenfalls Trink- und Nutzwasser getrennt gepumpt werden, wobei das Nutzwasser einem offenen Wasserbecken Oder Strom entnommen, gefiltert und gereinigt werden mag. Eine Aufgabe der staatlichen Behorden mug es werden, die Ein- fliisse der Wasserentnahmen zu studieren. Nicht immer miissen das 160 ubrigens Nachteile sein, es kommt an einzelnen Stellen auch vor, dag durch Wasserspiegelabsenkung der Boden verbessert wird. Die Be- obachtungen kommen zu spat, wenn eventuell nachteilige Folgen schon eingetreten sind. Kennt man andererseits eine Landflache nach ihren Boden- und Wasserverhaltnissen genau, so ist man dann auch in der Lage bei der Aufschliegung z. B. fur industrielle Ausniitzung mit der grogten Schonung der bestehenden Werte und des benachbarten Ge- landes vorzugehen. Besondere Untersuchungen sind notwendig zur Feststellung des Einflusses des Grundwassers in einiger Tiefe und des oberflachlichen Sickerwassers auf die Wurzeln der Obst- und Waldbaume. Weit und breit tritt die irrige Ansicht auf, dag die feinen Baumwurzeln im wesent- lichen nur etwa 2 — 3 m unter die Oberflache eindringen. Die Be- wurzelungstiefe ist selbst bei der gleichen Baumart sehr verschieden. Sie hangt vom Wasser- und Nahrstoffgehalt, von Verlehmungszonen im Sand und Log, aber auch vom Luftgehalt des Bodens ab; die Falle sind nicht selten, wo feine Wurzeln in geeigneten Schichten 8 m tief und auch noch tiefer angetroffen werden. In das stehende Oder fliegende Grundwasser selbst, Oder bis in die Zone, in die solches kapillar empor- gezogen wird, schicken nur ganz wenige Baume ihre Wurzeln, viel- leicht nur Erlen Oder Eschen. Wenn das Interesse fur diese land- und forstwirtschaftlich doch recht wichtigen Fragen erstarkt ist, wird man vielleicht auch darauf zukommen, in Forst- und Obstgarten entsprechende Kulturversuche anzustellen. Die konnen aber nur dann fur die Bodenkunde zu einem Ziele fiihren, wenn die geologischen und hydrologischen Verhaltnisse des Untergrundes vorher festgestellt und dauernd weiter beobachtet werden. Das ist eine Aufgabe, die vom Forstmann, Landwirt und Geologen, auch dem Chemiker gemeinsam gelost werden mug. Sie wiirde den Weg fur wichtige Verstandigungen und den praktischen Ausbau der geologischen Landesuntersuchungen anbahnen. Alle Teile wiirden dabei lernen und die Methoden der chemischen und physi- kalischen Bodenuntersuchung wiirden vielleicht eine Wandlung erfahren, so dag ihre Resultate auch fur den kleinen Mann verstandlich und praktisch verwertbar werden. Ein aufmerksames Studium erfordern die rechtlichen Fragen iiber den Besitz und Schutz von Grundwasser, iiber Beeintrachtigung 161 durch Wasserentziehung und Verunreinigung. Die Wassergesetzgebung ist im wesentlichen den einzelnen Staaten vorbehalten, soweit fur das Besitzrecht nicht Bestimmungen des Burgerlichen Gesetzbuches in Betracht kommen. Die alteren bestehenden Gesetze beschranken sich auf die oberflachlichen Wasserlaufe, also angefangen mit dem Wasser- austritt aus der Quelle. Uber das Wasser, das sich unter der Ober- flache bewegt, sind gesetzliche Bestimmungen und Beschrankung der Ausnutzung nur in der Nahe von wenigen Mineralquellen erlassen worden. In neuerer Zeit bemerkt man jedoch lebhaft das Streben nach Ausdehnung der Bestimmungen des Wasserrechtes auch auf das Bodenwasser. In einigen Staaten sind sogar Gesetze in Vorbereitung. Die Forderungen danach miissen mit der Zunahme des Wertes des Bodenwassers immer starker werden und an der Zahl und Schwierig- keit der die Gerichte beschaftigenden Prozesse kann der Eingeweihte sehr wohl den Mangel an klaren Bestimmungen fiihlen. Die Richter befinden sich in einer sehr unangenehmen Lage, denn sie sind bei der grogen Schwierigkeit des Objektes, das in den meisten Fallen ein ganz eingehendes hydrologisches und geologisches Studium er- fordert, fast ganz auf Sachverstandige angewiesen. Der Begriff der „Sachverstandigen“ ist aber leider ein so aus- gedehnter und es hangt so von Zufalligkeiten ab, wer dem Richter als Vertrauensmann und Gehilfe von den Parteien vorgeschlagen wird, dag die auf Grund der Gutachten sich ergebenden Entscheidungen keineswegs immer dem rechtlichen Empfinden und vielleicht ofter, als man anzunehmen geneigt ist, auch nicht den rechtlichen Verhaltnissen entsprechen. Es ist in vielen Fallen geradezu unmoglich, den wirk- lichen Sachverhalt in einwandfreier Weise aufzuhellen. Auch der erfahrendste und vorsichtigste Sachverstandige mug sich bei seinen Schlugfolgerungen in der Regel auf alteres Beobachtungsmaterial stutzen. Da solches uber die Verhaltnisse der Bodenwasservorgange im allgemeinen nicht vorzuliegen pflegt, und nach der Beschaffenheit und den standig wechselnden Verhaltnissen des Objektes auch nicht mehr nachgeholt werden kann, so ist der Gutachter auf Wahrscheinlich- keitsgriinde angewiesen, deren Wert sich nach seiner Erfahrung und seinen Kenntnissen richtet. Zeugenvernehmen ergeben erfahrungs- gemag in Wassersachen ein sehr unzuverlassiges Bild. Denn trotz besten Widens, nur Richtiges zu bekunden, spielen Beobachtungsfahigkeit und 162 personliches Empfinden des Zeugen stets eine groge Rolle. Vor alien Dingen werden aber die Beobachtungen, namentlich iiber Grundwasser- mengen von Laien in oft erstaunlicher Weise uberschatzt und falsch beurteilt. Tritt man nun jetzt an die Aufgabe heran ein Gesetz auszuarbeiten, das wenigstens eine Anzahl rechtlicher Fragen iiber das unterirdische Wasser regelt, so bin ich fest davon iiberzeugt, dag die Losung nicht den Erwartungen und Bediirfnissen in der gewiinschten Weise ent- sprechen wird, selbst wenn in hydrologischen Forschungen erfahrene Geologen, Ingenieure und Hygieniker daran mitarbeiten. Es fehlt an Vorarbeiten. Das macht sich auch bei den jiingsten Gesetzen, die wenigstens zu einem Teile die unterirdischen Gewasser beriicksichtigen (Wiirttemberg, Bayern usw.), bemerkbar. Schon die Festlegung des Rechtsbegriffes iiber den Besitz des Bodenwassers mug auf ganz er- hebliche Schwierigkeiten stogen. Denn das Wasser bewegt sich bei den Bodenwasserstromen unter einem Grundstiick fort, es lagert nicht fest, wie die z. B. dem Bergregal unterstellten Bodenschatze. Die Ge- setze dieser Bewegung sind noch nicht geniigend bekannt. Die tech- nischen Forschungen auf dem Gebiete des Wasserbaues und der Wasserversorgung haben uns allerdings vieles gelehrt. Aber die Kennt- nis bezieht sich naturgemag hauptsachlich auf die oberen Schichten. Ob in der Tiefe die Bewegung die gleiche ist, und welche Rolle der Wasserauftrieb spielt, ist bei grogen Grundwasserstromen nahezu unbekannt. Wir wissen, dag chemisch ganz verschiedene Wasser- stockwerke iibereinander lagern und miissen schliegen, dag sie ver- schiedener Entstehung sind. Wie sie aufeinander einwirken, wie sie den oberflachlichen Stand beeinflussen, das sind grogenteiles offene Fragen. Die Bodengewasser, die sich in der Tiefe unter der Oberflache eines Grundstuckes befinden, sind in sehr vielen Fallen nicht durch Ver- sickerung aus Niederschlagen auf dasselbe entstanden. Sie konnen von weither kommen und ihr Einzugsgebiet wird oft gar nicht ohne weiteres zu bestimmen sein. Aber auch der Stand des Bodenwasser- spiegels, an den man sich zunachst halten wird, ist kein einwand- freies Kriterium, denn er wechselt, und das tut er in Abhangigkeit von elementaren Erscheinungen, iiber die wir wissenschaftlich ebenfalls nicht entfernt in geniigendem Mage aufgeklart sind. Bei jeder Wasserent- nahme aus dem Boden ist eine Spiegelsenkung die Folge, es entsteht 163 ein Absenkungstrichter, dessen Ausdehnung von der entnommenen Menge und von der Korngroge und dem Grade der Durchlasssigkeit der wasserflihrenden Schichten abhangt. Fagt man z. B. den Begriff des Besitzes so, dag die Absenkung die Grenze des wirklichen Land- eigentums nicht uberschreiten darf, so werden damit alle Wasser- werke, alle Fabriken usw., die einen starkeren Wasserverbrauch haben, gezwungen, enorme Entschadigungen zu bezahlen, Oder um dem aus dem Wege zu gehen, ungeheure Flachen anzukaufen, wo- durch die Rentablitat solcher Werke umsomehr in Frage gestellt werden mug, als die Grundstuckspreise dann ins Ungemessene zu steigen pflegen. Wie soli denn aber im Voraus der Umfang des Landerwerbes festgestellt werden? Das wird noch erschwert, als z. B. die Folgen einer sakularen Spiegelsenkung, wenn deren Betrag nicht ganz genau durch einwandfreie jahrzehntelange Beobachtungen festgestellt ist, sicher dem Wasserwerke zur Last gelegt werden. Es wird dann nicht selten der Fall eintreten, dag nach ihrem Wasser- gehalt wertvolle Gelande, z. B. fur industrielle Anlagen Oder stadtische Wasserwerke, nicht erschlossen werden konnen, weil sie nicht mehr zu bezahlen sind und vielleicht weil nur e i n Besitzer alle Plane durch- kreuzt. Der dadurch entstehende Schaden kann die Allgemeinheit sehr empfindlich treffen, denn Staaten und Gemeinden haben das grogte Interesse daran, steuerkraftige Industrien zu unterstutzen. Es ist ferner folgende Frage zu berucksichtigen. Die offenen Wasserlaufe und viele stehenden Gewasser sind offentlicher Besitz. Sehr viele von ihnen und zwar auch grogere Fliisse und Strome werden nicht allein durch die oberflachlichen Zufliisse, sondern auch durch das Grundwasser gespeist. Der Zuflug des letzteren ist weit groger bei manchen Fltissen und Seen als der Laie anzunehmen geneigt ist. Tritt eine Entziehung auch in wasserreichen Zeiten nicht merklich in Erscheinung, so kann sie in Trockenheitsperioden um so empfindlicher werden. Es kann also ein erhebliches offentliches Interesse vorliegen, dag solche Grund- wasserzufiihrung nicht beschrankt Oder geradezu unterbunden wird, denn es kann sogar bei stark durchlassigem Untergrund der Fall eintreten, dag das Wassergefalle umgekehrt wird und Flugwasser in erheblichem Betrage versickert, sodag z. B. Teiche Oder kleinere Seen, auch kleinere Bache ganz verschwinden. Wo liegt nun in solchem Falle die Grenze am Besitz? Der Eigentiimer, dessen Grundsttick vom Bodenwasser 164 durchflossen wird, ist doch keinesfalls auch alleiniger Eigenttimer dieses Bodenwassers, das er nicht festhalten kann und das auch anderen Besitz in seinem Werte beeinflufct. Weitere Schwierigkeiten entstehen bei Feststellung der Schaden- ersatzpflicht. Wenn ein wirklich nachweisbarer Schaden entsteht, z. B. durch Entwertung von Ackerland Oder Trockenlegung von Brunnen, so ist vom allgemeinen Rechtsstandpunkte aus die Frage rasch entschieden. Wie wird der Schaden aber in seinem Umfange nachgewiesen? Die Tatsache der Wasserspiegelabsenkung genugt dazu nicht allein, die kann, wie ich schon erwahnte, auch ohne Schaden und sogar von Nutzen sein. Da konnen nur Beobachtung und Erfahrung helfen und diese mussen durch sorgfaltige Untersuchungen wohl gesammelt werden, sodafc durch die sachverstandigen staatlichen Behorden Schaden ein- wandfrei erkannt und beurteilt werden konnen. Ein anderes, viel umstrittenes Thema bilden die gesetzlichen Bestimmungen iiber die hygienische Beschaff enheit des Wassers. Jeder Wasserfachmann weifo die Wichtigkeit und Notwendigkeit der chemischen und bakteriologischen Oberwachung namentlich bei Trink- wasser zu schatzen. Allein die Beurteilung eines Wassers und eines Werkes darf nicht einseitig nach gewissen sogenannten „NormaIzahlen“ und nach einzelnen gesetzlichen Bestimmungen ausgeubt werden. Im einzelnen Falle kann die Beschaffenheit sehr wohl von bestimmten Normen abweichen, ohne dafo eine Gefahr beim Genuft besteht. Ich erwahne z. B. den Gehalt an Kochsalz und organischen Substanzen, die keineswegs immer die Folge von Verunreinigungen und schadlich sein mussen. Der Chlorgehalt kann mineralischen Ursprungs sein, wie er in der Nahe von tektonisch stark gestorten geologischen Lagerungsverhaltnissen durch Mineralquellen, die auf Spalten empor- kommen, z. B. in das Grundwasser, eingefuhrt sein kann. Die orga- nische Substanz ruhrt vielfach von verkohltem oder vertorftem Holz her, das in den meisten diluvialen Flufrterrassen als Einschwemmung vorkommt. Sind Eisen und Mangan im Wasser vorhanden, so ist oft ein geringer Gehalt an Schwefelwasserstoff als Begleiter zu be- obachten, der trotz seines ublen Geruches nicht aus Faulnisstoffen entstanden ist. So ist auch auf diesem Feld der Beurteilung eine gewisse Erfahrung erforderlich, die hydrologische, geologische und chemisch-technische Verhaltnisse gleichmaf3ig berticksichtigt. Auch 165 der Gesetzgeber mug solchen Erfahrungen Rechnung tragen, die die Beurteilung besonderer Falle, die gerade auf diesem Gebiete recht haufig sind, ohne Harte ermoglichen. Wenn sich also die Notwendig- keit herausstellt — und diese mug kommen — mit gesetzlichen Be- stimmungen die Besitz-, Schutz- und Nutzungsverhaltnisse der unter- irdischen Gewasser zu regeln, so ist ein dauerndes Studium der hydrologischen Vorgange im Boden eine unerlagliche Bedingung. Die gesammelte Erfahrung mug die Grundlage fur Verbesserungen und Erweiterungen der Gesetze sein; sie mug auch die Grundlage fur Magregeln bilden, die etwa entstehende Schaden und Gefahren wieder beseitigen oder auch rechtzeitig zu verhindern geeignet sind. Mit der Aufstellung allgemeiner Gesichtspunkte, wie sie Deecke und Keilhack vorschlagen, nach denen etwa die Verwaltungsbehorden handeln sollen, deren Anwendung je nach der Ansicht des ent- scheidenden Verwaltungsbeamten in verschiedenen Provinzen ver- schieden sein kann, mit allgemein gehaltenen Verboten, bei denen die Gefahr entstehen kann, dag sie nur einseitige Interessen beriick- sichtigen, wird das Ziel, das Bodenwasser zu schutzen, allein nicht erreicht. Ganz entgegengesetzte Interessen stehen sich gegeniiber: hier die Forderungen der Land- und Forstwirtschaft, dort diejenigen der grogen Stadte und Industrien. Alle miissen leben und empor- streben, alien mug der Staat gerecht werden. Die Entscheidung iiber die Zulassigkeit von Wasserstauanlagen, Bewasserung und Ent- wasserung sowie Entnahme von Grundwasser mug naturgemag nach der verschiedenen geologischen und hydrologischen Beschaffenheit der die Werke in weitem Umkreis umgebenden Landschaften ver- schieden sein. Eine richtige Beurteilung kann darum nur auf Grund von Untersuchungen und Beobachtungen gewonnen werden, die in sachverstandiger Weise angeordnet und durchgefiihrt sind. Die Fulle von Arbeit, die zur Aufklarung der beriihrten Fragen und noch anderer gefordert wird, kann nicht von Einzelnen geleistet werden. Es mug die Aufgabe des Staates sein, alle die Organe zur Mitarbeit heranzuziehen, die nach ihrem Interessenkreis dazu geeignet sind. Von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus mug das Ganze geleitet werden. Die Ausfuhrungen, die ich im Vorstehenden gemacht habe, sollen keinen Anspruch auf erschopfende Behandlung erheben. Ich habe 166 nur versucht, einen Einblick in das weite Arbeitsgebiet zu geben und die Notwendigkeit darzulegen, Untersuchungen fiber die hydrologischen Vorgange im Boden regelmafeig und im grofteren Magstabe, und zwar so schnell als moglich, in Angriff zu nehmen. Wir sind in Hessen keineswegs ohne Vorarbeiten. Ich habe wie schon bei anderen wissenschaftlichen Arbeiten auch ffir diesen Vortrag die wertvollen Beobachtungen des Darmstadter Wasserwerks benutzt. In Mainz am stadtischen Wasserwerk sind gleichfalls schatzenswerte Aufzeichnungen zu suchen, die die Wasserstande der Brunnen im Monchwald betreffen; sie sind, soweit mir bekannt, alljahrlich mehrere Male gemessen worden. Viele wichtige Beobachtungen, die ffir manche der angeregten Fragen von Bedeutung sind, die z. B. den Einflufc der Rheinwasserstande auf das Grundwasser im Ried beleuchten, werden seit Jahren bei den Grofrherzoglichen Wasserbaubehorden und bei den Dammbaubehorden aufgezeichnet. Die Aufgabe der Oberwachung der kleineren Gewasser des Landes ist den Groftherzoglichen Kulturinspektionen gestellt. Eine Reihe von Quellen sind von ihnen regelmaftig beobachtet worden; aber auch ffir die Zwecke des Wiesenbaues sind ja immer Bodenwasserbeobach- tungen erforderlich, die zwar im wesentlichen wohl auf das Sicker- wasser der obersten Schichten beschrankt sind, die aber doch recht wertvolle Anhaltspunkte fiber die hydrologische Beschaffenheit manches Bodens zu geben geeignet sein werden. Eine wertvolle Grundwasser- beobachtung wurde durch die Kulturinspektion Darmstadt im sfidlichsten Teile des hessischen Riedes, allerdings schon vor langerer Zeit aus- geffihrt, die einen Einblick in die Beeinflussung der Grundwasserstrome durch die erwahnten grofeen Wasserwerke an der badisch-hessischen Grenze gibt. Soweit uns bei der geologischen Landesaufnahme solche hydrologisch-geologischen Beobachtungen zuganglich waren, sind sie seit Bestehen der hessischen geologischen Anstalt berficksichtigt und in den Erlauterungen zu den Karten beschrieben worden. Ahnlich wie es bei den benachbarten badischen Aufnahmen gehandhabt wird. Ich mug ferner bemerken, dafc mir das grofote Interesse ffir alle Grundwasserfragen von den Grofrherzoglichen Forstbehorden entgegen- gebracht worden ist, und dafe mir der Vorsitzende der Abteilung ffir 167 Forst- und Kameralverwaltung des Grogherzoglichen Finanzministeriums schon seit zehn Jahren viele Unterredungen gewahrt und manchen Rat fur meine Untersuchungen gegeben hat. Es entsteht nun die Frage, was kann in Hessen fur die Zukunft geschehen, um die hydrologische Untersuchung der Boden und der unterirdischen Gewasser zu fordern? Es ist aus praktischen und wissenschaftlichen Grunden unmoglich, an alle Aufgaben auf einmal heranzutreten ; wir konnen nur Schritt fur Schritt vorgehen, um zunachst an den wichtigsten Stellen regel- magige Beobachtungen einzurichten und um eine Anzahl Mitarbeiter heranzuziehen, die auch selbst ein Interesse an der Erforschung der angeregten Probleme haben. Die allmahlige Ausdehnung der Arbeiten wird sich ferner danach richten mussen, welche Kosten entstehen und welche Mittel aufgewendet werden konnen. Unbedingt notwendig ist es, dag die Beobachtungen nach wissenschaftlichen Grundsatzen erfolgen. Die Bodenverhaltnisse und die in ihnen auftretenden Wasserarten, mussen, soweit irgend moglich, getrennt behandelt werden. Sicker- wasser, Grundwasser, Schichtwasser, Kluftwasser, Spaltenwasser usw., haben ganz verschiedene Art der Entstehung und verschiedene Eigen- schaften. Nur gleichartiges darf zusammengefagt werden, wenn keine Fehler in den Schlugfolgerungen entstehen sollen. Da das hessische Ried ein geradezu klassisches Gebiet zum Studium des Grundwassers ist, da ferner in ihm schon viele Unter¬ suchungen angestellt sind, da endlich im Interesse der Land- und Forstwirtschaft in dieser nach vielen Seiten hin begtinstigten Land- schaft, im Interesse des Strombaues und fur die Entstehung von indu- striellen Anlagen die Erforschung am dringendsten zu sein scheint, empfiehlt es sich, in ihm baldigst eine Anzahl von Beobachtungs- punkten einzurichten, wobei die mitwirkenden Behorden um die Emp- fehlung geeigneter Beobachter anzugehen sind. Die Zahl der Beobach- tungsorte mug einer speziellen Beratung vorbehalten bleiben. Ebenso erscheint es aus den im vorstehenden angefuhrten Grunden notwendig, in Oberhessen in der Umgebung des Lauterer und besonders des Inheidener Pumpwerkes so schnell als moglich eine Anzahl von Beobachtungsstellen auszuwahlen und regelmagige Messungen anzu- ordnen. Weitere Beobachtungsorte sind allmahlig zu bestellen, sodag nach und nach die wichtigsten Gebiete einbezogen werden. Fur die 168 notige Kontrolle werden zweckmagig die Vorstande der mitwirkenden Behorden angegangen, besorgt zu sein. Auch Stragenmeister konnten herangezogen werden. Da es sich bei der Verarbeitung des Beobachtungsmaterials in hohem Mage gerade urn geologische Fragen handelt, so schlagen wir vor, an der Grogherzoglichen Geologischen Landesanstalt ein Archiv zu errichten, in dem das gesamte Material vereinigt wird und an be- stimmten Terminen einzureichen ist. Eine einheitliche Art der Auf- zeichnungen nach vorgedruckten Formularen ist zweckmag anzuordnen damit unnotige Schreibarbeit vermieden wird und die Tabellen ohne Umschrift dem Archiv eingereicht werden konnen. An die Stadte, die uber Wasserwerke verfugen, wird die Bitte zu richten sein, sich an den Beobachtungen zu beteiligen und soweit tunlich, sich den vereinbarten Vorschriften uber die Art der Beobach¬ tungen anzuschliegen. Die Beobachtungspunkte mtissen durch Nivellement festgelegt werden. Diese Arbeit konnte vielleicht auf die Forstbehorden, Wasser- baubehorden, Kulturinspektionen und das Katasteramt verteilt werden. Es erscheint nach unserer Meinung notwendig, dag ein einheitlicher Plan, an den sich a 1 1 e mitwirkenden Behorden zu halten haben, von den Grogherzoglichen Ministerien auf- gestellt wird, damit die Arbeit sich nicht zeitweise so hauft, dag andere Geschafte darunter leiden, damit aber auch andererseits kein Nachlassen in den Beobachtungen eintritt; denn nur durch Regelmagigkeit und peinliche Sorgfalt konnen langjahrige Beobachtungsreihen und Resultate er- zielt werden, die die Grundlage zu wissenschaf tlichen und praktischen Untersuchungen abgeben konnen. Chemische Untersuchungen werden zur Aufklarung uber die Herkunft mancher Gewasser unbedingt notwendig werden. Solche sind indessen nicht ohne Kosten zu erhalten. Es wird also zu erwagen sein, wie einige Mittel fur diesen Zweck bereitgestellt werden konnen. Das verlangte Material ist alljahrlich in Tabellen zusammen- zustellen, wenn notig mit ErlSuterungen zu versehen und im Notizblatt des Vereins fur Erdkunde und der geologischen Landesanstalt zu ver- offentlichen. Diejenigen Beobachtungsergebnisse, die im Zusammen- hang mit den meteorologischen Verhaltnissen ein allgemeines Interesse 169 besitzen, werden dem hydrographischen Biiro des Groftherzoglichen Finanzministeriums zur gleichzeitigen Mitteilung an geeigneter Stelle zur Verfiigung gestellt. Es ist ferner zu erwagen, ob es nicht zweckmaftig ware, auch den kleineren Wasserwerken die Verpflichtung aufzuerlegen, gewisse Brunnen regelmaftig zu beobachten. Dieses Material, das fur das Studium lokaler Verhaltnisse von Interesse ist, wtirde von den Groft- herzoglichen Kulturinspektionen aufzusammeln und zu registrieren sein. Die geologischen Verhaltnisse solcher Beobachtungsstellen mussen auch hier festgestellt werden, daft man kennen lernt, welcher Art das Wasser in ihnen ist und inwieweit ein unmittelbarer Zusammenhang mit den Brunnen der Wasserwerke selbst besteht. Der Ausbau der Bodenuntersuchungen, die Bestimmung der Wasseraufnahmefahigkeit und andere Eigenschaften bedeuten eine Aufgabe, die nicht gelegentlich und nebenher betrieben werden kann. Solche Arbeiten beschaftigen ihren Mann vollstandig, und das umso- mehr, als es unbedingt notwendig ist, wie ich in meinen fruheren Ausfiihrungen schon hervorgehoben habe, die vorhandenen Arbeits- methoden auszubauen und neue Wege zu finden. Es wird wohl in absehbarer Zeit nicht moglich sein, in Hessen besondere Arbeitskrafte fur diesen Zweck einzustellen. Wohl aber scheint uns der Weg gang- bar, daft sich im Auftrage ihrer vorgesetzten Behorden geeignete Herren aus den Ressorts der Landwirtschaft und Forstverwaltung solchen Aufgaben zeitweise und zwar in selbstandiger Arbeit widmen, unter Anleitung und Mitwirkung der geologischen Landesanstalt und unter Benutzung ihrer Hilfsmittel. Wtirden solche Herren, wie man es in Wurttemberg erfolgreich versucht, zeitweise mit solchen Forschungen und der Mitarbeit an der genannten Anstalt beauftragt, so wiirde ihre Tatigkeit im wissen- schaftlichen und praktischen Interesse gewift wertvolle Ergebnisse zur Folge haben. 12 170 Bericht. Herr Ministerialrat Holzinger: Ich danke Herrn Bergrat Dr. Steuer bestens fur seine interessanten Ausffihrungen und eroffne die Besprechung. Herr Geheimer Oberbaurat Imroth: Ich mochte erklaren, daft die staatliche Wasserbauverwaltung gerne bereit ist, an den Beob- achtungen mitzuwirken, und daft sie dies, soweit ihr Gelegenheit gegeben war, auch bereits getan hat. Man kann aber zu der Sache noch keine endgultige Stellung nehmen, weil ein Arbeitsplan daruber, was und wo beobachtet werden soil, noch nicht vorliegt. Ich glaube, daft man die Einzelheiten in dieser, wenn ich so sagen darf, all- gemeinen Kommission wohl schwerlich wird beraten konnen. Es wird sich empfehlen, vielleicht eine engere Kommission einzusetzen, in der der Herr Referent spezielle Vorschlage machen kann, und daft man dort Beschlfisse fiber die Verteilung der Stationen und fiber die auszuffihrenden Beobachtungen faftt. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer. Das ist ja gar nicht moglich gewesen, schon heute mit speziellen Vorschlagen herauszutreten. Es handelt sich bei der heutigen Sitzung in erster Linie darum, ob es fiberhaupt durchffihrbar ist, einen Beobachtungsdienst in der von mir vorgeschlagenen Weise in Hessen einzurichten, und dann zu erfahren, ob die verschiedenen Behorden, die ein Interesse an der Erforschung des Bodenwassers haben, auch bereit sind, geeignete, ihnen unterstellte Beamte mit den gewfinschten Arbeiten zu beauftragen. Wenn wir Beobachter anstellen, mfissen das Leute sein, die ihre Aufgabe zuverlassig und regelmaftig erffillen. Dazu empfehlen sich besonders Beamte, die von ihrer vorgesetzten Behorde dienstlich herangezogen werden konnen. Man konnte ja auch an freiwillige Mitarbeiter denken, allein, da ist grofte Vorsicht geboten, da hat mancher Ferien Oder Urlaub und wfihrend dieser Zeit unterbleiben die Aufzeichnungen Oder 171 werden unzuverlassig ausgefuhrt, andere verlieren nach einiger Zeit das Interesse, weil nicht gleich greifbare Resultate erzielt werden und haben dann keine Lust mehr den Dienst zu verrichten. Das ist bedenklich, denn nur durch langjahrige, regelmafrig und zu- verlassig gewonnene Beobachtungsreihen lassen sich die Grundlagen fur praktisch und wissenschaftlich wertvolle Schlufrfolgerungen schaffen. Sehrwohlware aber nach meiner Meinung einwandfreies Beobachtungs- material ohne wesentliche Kosten zu erreichen, wenn z. B. Forster Oder zuverlassige Forstwarte, die im Walde Oder vor den Orten wohnen, dauernd Brunnenbeobachtungen durchfiihren. Es gibt ebenso Dammwarterwohnungen, vornehmlich am Rhein, die abseits gelegen sind, deren Brunnen zweckmaftig beobachtet werden konnten. Man konnte ferner an gewissen Stellen Bohrlocher in die Beobachtung einbeziehen. Ich vermute z. B., dafr die Stadt Mainz kein wesentliches Interesse mehr an der Beobachtung der zahlreichen Bohrlocher im Monchswald hat; es ware aber sehr wichtig an einigen von diesen die Wasserstande weiter messen zu lassen, um die bereits vorhandenen langjahrigen Aufzeichnungen fortzusetzen, die uns z. B. iiber die Ein- fliisse der Wasserentnahme durch die Wasserwerke im Frankfurter Wald unterrichten. Bei der Auswahl der Beobachtungsstellen konnen wir nur allmahlig vorgehen. Es werden zunachst nur eine geringere Anzahl iiber das Land verteilt und nach und nach wird deren Vermehrung vorgenommen, so dajj dann ein Netz entsteht, das je nach den Boden- und wirtschaftlichen Verhaltnissen dichter Oder weiter werden wird. Gehen wir sofort mit einem grofeen Apparat vor, so werden besondere Arbeitskrafte notwendig und die Durchfiihrung eines geeigneten Arbeitsplanes wird dann an den fehlenden Mitteln scheitern. Dem- gegenuber denke ich mir, konnte sich der Beobachtungsdienst mit geringen Mitteln erreichen lassen, wenn die Grofrherzoglichen Forst- und Wasserbaubehorden und die Kulturinspektionen ihre wertvolle Mitwirkung in Aussicht stellen wollten. Da sind immer befahigte Leute da, die sichere Beobachtungen ausfuhren und auch deren Kontrolle ubernehmen konnten. Man ware dann in der Lage, nicht nur in der Rheinebene sondern auch im Vogelsberg und Odenwald an geeigneten Stellen Beobachter zu ernennen. Das regelmafeige Messen in den Gebirgen ist nach meiner Meinung von grofeem Werte namentlich im 12* 172 Zusammenhang mit Beobachtungen iiber Niederschlage und Temperatur. Wir wissen noch augerordentlich wenig davon, in welcher Weise die Entstehung von Bodenwasser von den herrschenden meteorologischen Verhaltnissen abhangig ist, aber gerade das ist ja die grundlegende Frage fur alle weiteren praktischen und wissenschaftlichen Schlug- folgerungen. Ich hoffe, dag wir bei solchen Forschungen schon einen grogen Schritt vorwarts tun, wenn wir anfangs auch nur uber eine beschrankte Anzahl von regelmagigen Beobachtungen, aber an wichtigen Stellen, verfiigen, und wenn es nur 10 oder 20 waren. Ich bitte also den Herrn Vorsitzenden zunachst eine Aussprache dariiber herbeizufuhren, ob die Grogherzoglichen Ministerien gewillt sind, die einzelnen Behorden zur Mitarbeitung heranzuziehen, und welche Arbeitskrafte zur Verfiigung gestellt werden konnen. Spater sollen dann die Orte bestimmt werden und auch neue Beobachtungs- stellen durch Bohrlocher erschlossen werden. Wenn wir eine standige Grundwasserbeobachtung einrichten, so mug sie gut und zuverlassig werden. Wie sie dann allmahlig ausgebaut werden mug, wird sich von selbst ergeben. Herr Geheimerat Wilbrand: Ich darf die regste Mitarbeit der Forstverwaltung in Aussicht stellen und besonders auch die samt- licher Behorden des Finanzministeriums. Ich hatte heute eine Be- sprechung mit dem Herrn Finanzminister Dr. Braun, der das lebhafteste Interesse gezeigt und bedauert hat, wegen seiner Krankheit nicht an der Besprechung teilnehmen zu konnen. Es ist ein vollstandiges Netz von Oberforstereien uber das Land gespannt. Diese haben Personal, welches taglich den Wald begeht und welches die Stationen taglich besuchen und Aufnahmen machen kann. Ich bitte, uber uns verfiigen zu wollen. Herr Ministerialrat Holzinger: Beziiglich der Kulturinspektionen ist das ebenfalls moglich. Es wird sich nun sehr fragen, wie die finanzielle Seite sich stellt. Man miigte dariiber einen besonderen Voranschlag haben. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Kosten entstehen in erster Linie durch die Reisen. Herr Ministerialrat Holzinger:Miissen da besondereReisen gemacht werden, konnen die Beobachtungen nicht gelegentlich gemacht werden? 173 Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Besondere Reisen werden sich nicht ganz vermeiden lassen, sie werden aber in so hoher Zahl nicht notwendig werden. Es wiirde zweckmagig sein, eine Reihe von Herren mit der Kontrolle zu beauftragen, kommt einer von ihnen bei Gelegenheit einer anderen Dienstreise in die Nahe eines Beobach- tungspunktes, so lagt es sich gewig oft so einrichten, dag er den Be- obachter aufsucht, und sich von der Richtigkeit der Art, wie die Messsung ausgefiihrt wird, iiberzeugt. Ich denke in erster Linie an die Kulturinspektionen; deren Beamte kommen im ganzen Lande herum und da sind genug zuverlassige Herren dabei, die eine Kontrolle ausfiihren konnen. Ebenso werden wohl die Herren Oberforster und die Herren Mitglieder der Wasserbaubehorden geneigt sein, fur die notige Aufsicht zu sorgen. Das wichtigste bleibt aber immer, dag der Beobachter selbst zuverlassig ist, die Aufgabe, die ihm gestellt wird, ist ja nicht schwierig. Herr Ministerialrat Hoi zinger: Ich meine auch sachliche Kosten. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Sachliche Kosten werden durch Bohrlocher und deren Ausbau entstehen und durch die er- forderlichen Nivellements. Jeder Beobachtungspunkt mug einen Pegel erhalten, der einnivelliert und auf Normalnull bezogen werden mug. Diese Nivellements miissen nicht alle sofort gemacht werden, sondern nach und nach. Ich denke mir, dag auch diese Arbeit auf das Ka- tasteramt, die Kulturinspektionen, die Wasserbauamter und auf das Forstvermessungsamt verteilt werden konnen. Herr Ministerialrat Holzinger: Darf ich den Herrn Rudolph fragen, wie oft machen Sie die Beobachtungen? Herr Direktor Rudolph: Wochentlich zweimal. Herr Ministerialrat Holzinger: Wiirde einmal wochentlich ge- niigen, Herr Bergrat? Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: 0 ja, einmal wiirde wochent- lich geniigen. Herr Ministerialrat Holzinger: Halt man die ganzen Ausfiihrungen des Herrn Bergrat Steuer fiir richtig? 1st man von der Wichtigkeit iiberzeugt? Wir miissen es doch begriinden konnen, wenn wir Kosten anfordern. 174 Herr Geheimer Oberbaurat Imroth: Als Vertreter der staatlichen Wasserbauverwaltung kann ich erklSren, dag die Frage der Grund- wasserbeobachtung und Erforschung von augerordentlicher Wichtigkeit ist und dag es auch geboten erscheint, die in Vorschlag gebrachten Arbeiten nicht weiter hinauszuschieben. Mit den Ausfuhrungen des Herrn Vortragenden kann ich mich durchaus einverstanden erklaren, und ich darf wohl annehmen, dag alle Anwesenden die Bestrebungen auf Einfiihrung der vorgeschlagenen Beobachtungen einstimmig unter- stiitzen. Herr Ministerialrat Holzinger: Es liegt der Gedanke nahe, dag man durch derartige Beobachtungen die Leute auf mancherlei hinweisen wird, das sie an sich ruhig hingenommen hatten, und dag sie sich viel mehr geschadigt fiihlen werden, als sie es wirklich sind. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Ich glaube nicht, dag die Tatsache allein, dag Beobachtungen angestellt werden, eine wesent- liche Beunruhigung in der Bevolkerung hervorrufen wird. Schlug- folgerungen lassen sich ja erst aus der Bearbeitung des Beobachtungs- materials ziehen und diese ist dem einzelnen zunachst' nicht zuganglich. In der Nahe von Wasserwerken sind aber die Beobachtungen sehr notig, gerade urn zu beweisen, dag eine Schadigung in vielen Fallen nicht vorhanden ist, denn naturgemag sind die Umwohner leicht geneigt, jede Veranderung des Wasserspiegels als durch das vielleicht neu errichtete Pumpwerk veranlagt anzusehen. Das Vorkommen sakularen Steigens und Fallens des Bodenwasserspiegels ist im all- gemeinen nicht bekannt. Macht sich nun eine Senkung bemerkbar, so werden zur Erklarung ohne irgend welche Begrundung Umstande herangezogen, die scheinbar nahe liegen und plausibel erscheinen; man meint, Wasserwerke entnehmen Wasser, also wird die Menge im Boden verringert. Die Gesetze der ErgSnzung des Wassers und Begrenzung des Einflusses der Entnahme mussen darum in ein¬ zelnen Fallen aufs genaueste studied werden. Diese Forderung wird immer dringender, je mehr sich unsere Ansiedelungen ausbreiten. Wir mussen suchen, moglichst viel Beobachtungsmaterial in die Hande zu bekommen. Auch im Ried ist das notwendig. Ich habe erwahnt, dag an gewissen Stellen wahrend des Wassertiefstandes groge ErtrSge erzielt worden sind, weil man vom Wiesenbau mit vielen saueren Grasern zum Ackerbau ubergehen konnte. Das war z. B. beim 175 Kammerhof der Fall. In den letzten Jahren ist aber der Grundwasser- spiegel schon wieder um V2 rn gestiegen. Das macht sich auch bemerkbar, die Felder sind zum Teil ersoffen und konnen nur noch als Wiesengelande benutzt werden. Das wird noch schlimmer werden, wenn wir wieder den Grundwasserhochstand erreichen, wie er zu Anfang der achtziger Jahre gewesen war. Herr Geheimer Oberforslrat Dr. Walther: Zur Vervollst&ndi- gung der Beobachtungen konnten auch solche Brunnen, die fur die Wasserversorgung aufgegeben sind, benutzt werden. Im Kreis Giegen z. B. wurden seinerzeit im Basaltgebiet Brunnen angelegt, die erst 20, dann 30, und endlich 40 und mehr m tief gemacht wurden. So ist ein Schachtbrunnen im Orte Rudinghausen meines Wissens sogar 52 m tief. Jetzt werden ja iiberall Wasserleitungen angelegt. Es ware nun interessant, den Wasserstand in den alten Brunnen zu be- obachten. Es ist das gerade um deswillen ebenso wichtig, weil man hierdurch zeigen konnte, wie sich das Grundwasser ganz anders bewegt, wie das Oberwasser. Ich erinnere mich an die Zeit vor 27 Jahren, da konnte ich bei meinen xylometrischen Messungen im Walde in V2 m Tiefe Wasser schopfen in Hull’ und Full’. Es war dies bei Lorsch, Lampertheim und Viernheim. Heute liegt das Grund¬ wasser viel tiefer. Das sind Schwankungen, die nicht mit den Wasser- werken zusammenhangen, sondern mit den grogen trockenen und nassen Perioden. Die vorgeschlagenen Beobachtungen sind zum Belege hierfur unbedingt notwendig. Nun ist es aber auch gerade fur uns Forstleute interessant, hieruber Aufschlug zu erhalten. Sonst kann man sich manchmal sehr irren. Wie leicht man wahrend der nassen Periode in der das Grundwasser hoch steht, zu falschen wald- baulichen Schlussen kommen kann, das wissen wir Forstleute. Ich erinnere nur an den Eichenanbau im Ried gegenuber dem Anbau der weniger wasserbedurftigen Kiefer. Jetzt wahrend der Trockenperiode erscheint die Wahl der Eiche nicht richtig, vor 20 — 30 Jahren war das Bild anders. So liege sich manches Beispiel aus der Praxis an- fuhren. Herr Geheimerat Wilbrand: Im Jahre 1870 wurde in Viernheim in dem alten Neckarbett Landwirtschaft betrieben, es wurden Dick- rfiben gebaut. Die Okonomen sagten, es sei das alte Neckarbett seit der Rheinregulierung dauernd fur die Landwirtschaft gewonnen. Trotz 176 dieser klugen Prophezeihung hat sechs Wochen nachher das Bett sich mit Wasser gefullt und ein grower Teil der Gemarkung Viernheim blieb zehn Jahre lang ertrunken. Im Walde kam das Grundwasser so uber Tag, dafc ich beim Reiten vom Wege nicht in den Wald herein- reiten durfte, sonst brach ich ein. Es hat gedauert bis 1883, dann gings zuruck. Jetzt hat man die grofre Periode der Trockenheit. Was Herr Bergrat Dr. Steuer vom Kammerhof gesagt hat, das wiederholt sich bei all’ diesen Gutshofen. Es sind Beobachtungen dringend notwendig durch das ganze Ried. Ich darf noch anfuhren, dag die Vegetation im Ried von dem Grundwasserstand sehr abhangt. Das Holzwachstum ist in einem Jahr, in dem das Grundwasser hochsteht, doppelt so stark wie sonst in vielen Jahren. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Es sind uber den Einflufc des Grundwasserstandes auf die Bodenkultur noch eine ganze Reihe besonderer Verhaltnisse zu beobachten, die man in einem Vortrage nicht alle erlautern kann. Um ein Beispiel anzuftihren, nenne ich das Auftreten von Ortstein und Raseneisenstein. Auch die Bildung des im Ried so verbreiteten Rheinweifces hangt mit dem Grundwasser zusammen. Ortstein und Raseneisenstein machen da, wo sie auf¬ treten, Ackerkultur unmoglich. Sinkt der Grundwasserspiegel, wird also die Oberflache trocken gelegt, so verschwinden damit die Be- dingungen fur derartige Neubildungen. Das konnte man z. B. im Lampertheimer Bruch beobachten. Da wurde stellenweise der Stein an der Oberflache herausgeschlagen und der bebauungsfahige Boden freigelegt. Die EntwSsserung ist dort auf die Einwirkung der grofcen Wasserwerke an der badisch-hessischen Grenze zuruckzufiihren, die also in diesem Falle einen giinstigen Einfluft ausgeubt hat. Die Erforschung des Riedes beziiglich seiner Grundwasserverhaltnisse macht sich ferner dringend notwendig, damit man beurteilen kann, wie weit man mit Konzessionen fur industrielle Anlagen gehen darf. Der Wert des Riedes ftir Hessen wird sich in Zukunft nach meiner Meinung noch wesentlich erhohen. Seine Lage ist fur industrielle Erschliefrung aufeerordentlich gunstig, es hat die denkbar besten Eisenbahnverbin- dungen, liegt in der Nahe grower Stadte, und ferner in der Nahe vom Main und Rhein, die die gunstigsten Bedingungen fur Wasserfracht bieten. Wenn sich nun dort grofte industrielle Anlagen ansiedeln, 177 namentlich solche, die viel Wasser brauchen und demgemag auch viel Abwasser erzeugen, so entstehen fur die Land- und Forstwirtschaft selbstverstandlich auch nachteilige Folgen. Man mug darum mit der Besiedelung schrittweise vorgehen, und mug sich an bestimmte Linien halten. Durch andauernde Beobachtungen mug dann erreicht werden, dag man genau weig, wie sich der Wasserhaushalt im Boden gestaltet. Unter alien Umstanden mug ein Wasserraubbau vermieden werden. Wenn man seinerzeit gestattet hatte, dag sich mitten im Ried Wasser- werke mit groger Entnahme angesiedelt flatten, so ware das von un- berechenbarem nachteiligen Einflug gewesen, denn man hatte beziiglich der Gestaltung der Wasserwirtschaft geradezu das Heft aus der Hand gegeben. Herr Geheimerat Wilbrand: Ich mochte auf die Gesetzgebung aufmerksam machen. Es ware hochste Zeit, dag man sich mit der Frage beschaftigt, ob es gestattet sein soil, das Wasser uber die Landesgrenze abzufiihren. Die Zellstofffabrik Waldhof entnimmt an der Landesgrenze taglich 40000 cbm, der Absenkungstrichter greift in das hessische Gebiet uber. Die Zellstofffabrik ist nach Mannheim gelegt worden, trotz der hoheren Unkosten, die sich hier fur Arbeits- lohne und Holzbeschaffung ergaben, nur wegen des Wassers, weil seine Qualitat fur die Zellstoffabrikation so vorzuglich ist. Diese Fabrik braucht jetzt schon mehr Wasser wie Mannheim, sie braucht aber immer noch mehr. Sie hat nach heutigen Verhaltnissen das Recht, selbst ein Wasserwerk auf hessischem Boden anzulegen und das Wasser nach Mannheim zu dirigieren. Das sind Zustande, die der Aufmerksamkeit des Ministeriums des Innern sehr bedurftig sind. Wir haben angeregt, die Frage zu priifen, es ist eine Entscheidung nicht erfolgt. Es ware wohl Anordnung zu treffen, dag ohne Ge- nehmigung des Ministeriums des Innern Wasser uber die Landes¬ grenze nicht abgefiihrt werden darf. Herr Regierungsrat Spamer: Ich wollte ohnedies den Fall zur Sprache bringen, den Herr Geheimerat Wilbrand soeben erwahnt hat. Wenn das Ministerium des Innern noch keine Entschliegung erlassen hat, so hat das darin seinen Grund, dag liber die sehr schwierigen rechtlichen Fragen noch Zweifel bestehen. Deren Losung hangt eng mit den heute hier aufgeworfenen Fragen zusammen. Eine Forderung der letzeren wird also auch der Beurteilung der rechtlichen 178 Gesichtspunkte augerst dienlich sein. Ein ahnlicher wichtiger Fall, wie der eingangs erwahnte, liegt zurzeit auch in Oberhessen vor. Der dabei in Betracht kommenden Frage, ob nicht Wasserwerke durch Errichtung von Qiiellenschutzbezirken Zu schiitzen sein werden, wird besondere Aufmerksamkeit zu widmen sein; auch fur sie werden die angeregten Untersuchungen wertvolle Fingerzeige geben. Es istbekannt, dag andere Lander wasserrechtliche Bestimmungen ahnlicher Art haben. Das Ministerium wird, wie gesagt, nicht zogern durfen, zu erwagen, ob nicht auch in Hessen auf diesem Gebiete alsbald etwas zu geschehen hat. Es ware nun hier noch von Interesse zu horen, inwieweit die Gesetzgebungen anderer Lander den heute hier ausgesprochenen Gedanken Rechnung tragen, um darnach zu ermessen, ob in Hessen in gleicher Oder in anderer Weise vorzugehen sein wird. Unsere Novelle zum Bachgesetz von 1908 hat tibrigens bereits mit einer Regelung auf diesem Gebiet begonnen. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Ich habe die neuen Wasser- rechtsbestimmungen der verschiedenen Staaten nicht alle gegenwartig. Es ist aber in den wasserrechtlichen Gesetzen das Grundwasser iiberall nur in beschrankter Weise beriicksichtigt. Einzelne, wie man zunachst glauben mochte, leicht durchftihrbare Bestimmungen sind in neuerer Zeit erlassen. So geht es z. B. nicht mehr, dag man jede beliebige Quelle abgraben kann, ebenso gibt es Bestimmungen, die die Entnahme von Grundwasser beschranken, Schadenersatzpflichtfeststellen und eventuell Enteignungsrecht als zulassig bestimmen. Aber der Nachweis, ob eine Quelle Oder ein Grundstiick durch eine Wasserentnahme Oder durch eine ktinstliche Absenkung irgend welcher anderen Art beein- trachtigt sind, ist in der Regel sehr schwierig zu fiihren. Gesetzliche Bestimmungen mugten so getroffen werden, dag sie auf ganz be- stimmten geologischen und hydrologischen Beobachtungen und Ge¬ setzen beruhen. Sie mugten so ausgearbeitet werden, dag der Richter unter Hilfe von Sachverstandigen wirklich einen gangbaren Weg fur eine rechtliche Entscheidung vorfindet. Herr Direktor Rudolph sagte mir, in Preugen sei seit 1893 ein Wassergesetz in Vorbereitung. Dieser schone Zeitraum beweist, dag hier etwas nicht im Lote ist, die Gesetzgeber fassen am falschen Punkte an, die Grundlagen fehlen; sie sind nicht binnen Kurzem durch Zuziehung von ein paar Sachverstandigen zu schaffen. 179 Der Preugische Staat hat eine groge Landesanstalt fur GewSsser- kunde. Sie macht an oberflachlichen Gewassern sehr wertvolle Be- obachtungen. An den Grundwasserverhaltnissen wird jedoch noch weit weniger beobachtet, als in Hessen bisher geschehen ist. Anmerkung: Die jungsten Wassergesetze der grogeren deutschen Staaten sind die von Bayern, Sachsen, Wurttemberg und Baden. Dazu kommt der Entwurf eines Wassergesetzes, der allerdings zuruckgezogen ist, von Preugen und die Novelle zum hessischen Bachgesetz. Der Entwurf eines Koniglich Preugischen Wassergesetzes vom Jahre 1907 sowie das Koniglich Sachsische Wassergesetz aus dem Jahre 1909 beschaftigen sich lediglich mit den oberflachlichen Ge¬ wassern. Dagegen sind im Koniglich Bayrischen, im Koniglich Whrttembergischen und im Grogherzoglich Badischen Wassergesetz, das erste von 1907, das zweite von 1902, das letzte von 1899, sowie in der oben erwahnten Novelle zum hessischen Bachgesetz, manche Bestimmungen uber das unterirdische Wasser und dessen Ausnutzung enthalten. Die Bedenken, die gegen diese Gesetze nach meiner Meinung vom geologischen und hydrologischen Standpunkte aus geltend zu machen sind, beruhen einmal darauf, dag das Bodenwasser in viel zu weit gehendem Mage dem Eigentum des Grundbesitzers zugeteilt ist. Ferner aber ist gar keine Riicksicht darauf genommen, dag die Arten, unter denen Bodenwasser auftritt, ganz verschieden sind (vergl. meine Abhandlung: Die Entstehung des Grundwassers im hessischen Ried, Festschrift zum 70. Geburtstag des Herrn von Koenen, 1906), vor alien Dingen aber sind sich weite Kreise gar nicht dariiber klar, dag Bodenwasserstrome verschiedener Art auger- ordentlich verbreitet sind, und dag auch fur die Entstehung von Bodenwasserbecken nicht nur einzelne Grundstiicke, sondern meist ein ganzer Komplex, eine ganze Landschaft in Betracht kommt und dadurch gewissermagen gemeinsam am Besitz beteiligt ist. Wenn nun dem Grundeigentumer das voile Besitzrecht uber das unter seiner Besitzoberflache auftretende Gewasser zugesprochen wird, so dag er bei jeder Beeintrachtigung desselben auch schadenersatzberechtigt wird, so miissen sich mit der Zeit bedenkliche Folgen ergeben, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Rechtsstreitigkeiten geltend 180 machen werden, bei denen die Entscheidung fur die Richter nach den neuen Bestimmungen vielleicht eher erschwert, anstatt erleichtert wird. Denn, wenn Bodenwasser stro me vorliegen, erhalt der Grundbesitzer ein Besitzrecht an einem Gegenstande, der nicht auf seinem, sondern auf fremden Grundstucken entsteht, er durchstromt nur sein Land. Der Besitz hangt also streng genommen nur an einem Zustand, namlich an der Hohe des Wasserstandes. Dieser Zustand ist aber schon aus natiirlichen Grunden ein wechselnder; er kann andrerseits von der Bewirtschaftung des oberhalb in der Wasserstromrichtung gelegenen Gelandes beeinflugt werden. Man braucht dabei noch gar nicht an eine Wasserentnahme zu denken, z. B. sind Wald- Oder Feldkultur auf die Entstehung von Bodenwasser von ganz verschiedenem Einflug. Solchen Verhaltnissen gegeniiber tritt das offentliche Recht an dem Grundwasser viel zu sehr in den Hintergrund. Wenn, in einem anderen Falle, ein Eigentiimer z. B. uber weites Ge- lande verfiigt, so dag er bei einer starken Wasserentnahme einen Nachbar nicht unmittelbar schadigt, so kann er, ohne dag jemand Einspruch erheben kann, das Wasser ausnutzen, er kann es auch zu beliebigen Zwecken, z. B. uber eine Landesgrenze fortfuhren, sofern er bis zu dieser auf seinem Gelande bleibt. Es ist ein Wasserraubbau im schlimmsten Sinne des Wortes moglich. In solchen Fallen kann die Befiirchtung Deeckes, bis zu gewissem Grade sehr wohl zutreffem es kann, wenn nicht Odland, so doch ganz minderwertiger Boden erzeugt werden. Der Staat hat aber ein offentliches Interesse daran, dag die Bodenkultur in seinem Lande auf grogere Flachen nicht in willkurlicherweise vernichtet Oder beeintrachtigt wird. Darum ist die gesetzliche Festlegung des offentlichen Rechtes am Bodenwasser gegeniiber dem Besitzrecht des Einzelnen unbedingt in viel scharferer Weise notwendig, als das bisher geschehen ist. Es sind Schutz- bestimmungen fiber das Bodenwasser auch gegen den Landeigentiimer notwendig, der nur gewissermagen zufallig, zum mindesten ohne sein Zutun in dessen Besitz kommt. Bestimmungen uber die Zulassigkeit von Wasser- abfiihrung uber die Land esgrenzen sind meines Erachtens dringend notwendig. Da miigte aber auch eine reichsgesetzliche Regelung eintreten, denn dag ein solcher Zustand moglich ist, wie er an der badisch-hessischen Grenze vorliegt, dag Wasserentnahme- 181 anlagen den Grundwasserstrom, der aus dem oberhalb gelegenen fremden Lande kommt, so ausnutzen, dag jahrhunderte alte Kulturen geradezu zerstort werden, ohne dag rechtlich ein Einspruch moglich ist, ist verletzend fur das Rechtsempfinden. Herr Geheimer Obermedizinalrat Dr. Neidhart: Aus dem Um- stande, dag die Abteilung fur dffentliche Gesundheitspflege zu der heutigen Versammlung zugezogen worden ist, entnehme ich, dag Sie Interesse daran haben, zu horen, wie sich die Gesundheitspflege zu der Frage verhalt. Die Grundwasserfrage hat fruher eine groge Rolle gespielt. Pettenkofer hat nachgewiesen, dag in Miinchen mit der Ab- senkung des Grundwassers immer die Sterblichkeit zunahm und erklarte das damit, dag sich die Bakterien der iiber dem Boden stehenden Luft mitteilten. Unter den Anschauungen iiber die Infektionskrankheiten von Robert Koch sind diejenigen von Pettenkofers in den Hintergrund getreten. Man legt das groge Gewicht heute nicht mehr dem Grund- wasser bei, wie das fruher der Fall war. Auf Grund der Petten- koferschen Ansichten sind in den achtziger Jahren von dem Reichs- gesundheitsamt Anregungen an die verschiedenen Staaten ergangen, sich der Frage der Beobachtung des Grundwassers zu widmen. Die Abteilung fur offentliche Gesundheitspflege hat auch in Hessen damals die Einrichtung von Grundwasserbeobachtungen vorgenommen. In dem Mage, als wir das Interesse an den Messungen verloren, sind dieselben nach und nach eingeschlafen. Eine Bearbeitung der Er- gebnisse hat nicht stattgefunden. Die Aufzeichnungen sind vorhanden. Wir konnen sie zur Verfiigung stellen. Ich wollte nur erwahnen, dag wir auch die Lehrerkreise und namentlich die Besitzer von kleinen Apotheken herangezogen haben, weil sie die notige Zeit dazu hatten und auch sonst dafiir geeignet erschienen. Sie konnten nun meinen, dag die Hygiene das Interesse fur die Sache verloren hatte. Das ist durchaus nicht der Fall. Aus dem von Herrn Bergrat Dr. Steuer Vorgefuhrten konnen sie entnehmen, dag ein lebhaftes Interesse fort- bestehen mug. Die Medizin mug lebhaften Anteil nehmen. Ich mdchte darauf aufmerksam machen, dag Herr Dr. Steuer mitgeteilt hat, dag die Grundwasserfrage in bezug auf Wohnungshygiene eine besondere Be- deutung hat. Wir haben das vor einiger Zeit recht lebhaft empfunden bei der Anlage des neuen Schulhauses in Biidingen. 182 In zweiter Linie mochte ich darauf hinweisen, wie Herr Dr. Steuer betont hat, dag in bezug auf die Anlagen von Fabriken die Kenntnis des Grundwasserstandes augerordentlich wichtig ist. Hier sind besonders die MOglichkeiten der Verunreinigung des Grundwassers durch die Abwasser der Fabriken ins Auge zu fassen. Das sind die Punkte, von denen aus ich den Vorschlag, den Herr Dr. Steuer uns unterbreitet hat, aufs warmste empfehlen mochte. Herr Wasserwerksdirektor Regierungsbaumeister Rudolph: Es konnte den Anschein haben, als ob der Zweck der heutigen Besprechung, namlich der Schutz der Landwirtschaft, in einem gewissen Gegensatz zu den Interessen der stadtischen Wasserversorgungen stunde, indem die Landwirtschaft gegen jener Obergriffe zu schutzen sei. Letzteres mag hie und da notwendig sein, aber im grogen ganzen werden durch die geplanten Aufzeichnungen einmal augerordentlich wertvolle Winke gegeben fur die Magnahmen bei Erweiterung von Wasserwerken, sodann werden auch rechtliche Grundlagen gewonnen zum Schutz der Wasserwerke gegen unbegriindete Angriffe. In Preugen wird zurzeit ein neues Wassergesetz ausgearbeitet, der erste Entwurf wurde bereits 1893 aufgestellt, doch schlief die Sache wieder ein und erst 1907 entstand ein neuer Entwurf. Mit diesem hat sich wegen seiner Wichtigkeit fur die Wasserwerke der Deutsche Verein von Gas- und Wasserfachmannern eingehend beschaftigt, und er hat durchgesetzt, dag er von der Regierung zur Mitarbeit zugezogen wurde. Ich weig zurzeit nicht, wie weit die Sache gediehen ist, habe aber das Geftihl, dag noch lange Zeit dariiber vergeht, bis sie zum Abschlug kommt, und dag sie viel Arbeit verursacht. Es ist heute augerordentlich schwierig, bei dem grogen Anwachsen der Stadte, bei dem Aufbliihen der Industrie und bei der wachsenden Verseuchung der landlichen Wohnstatten ein einwandfreies Trinkwasser zu erlangen. Die Behorde, die die Aufgabe hat fur Wasser zu sorgen, kann nicht einfach einen Ingenieur nehmen, der Bohrungen macht und die Anlage aufstellt und ein hiibsches Haus dazu bauen lassen, sondern sie benotigt vielfach der Mitwirkung des Hydrologen und Geologen, des Chemikers und Hygienikers, urn ein gutes Trinkwasser herbeizuschaffen. Der Deutsche Verein von Gas- und Wasserfach¬ mannern arbeitet seit langerer Zeit auf ein solches Zusammenwirken hin. Herr Dr. Steuer wurde deshalb veranlagt, vor kurzem, bei der Ver- 183 sammlung des Mittelrheinischen Zweigvereins des Deutschen Vereins der Gas- und Wasserfachmanner in Bingen und bei der 50. Haupt- versammlung in Frankfurt a. M. grofrere Vortrage zu halten; es fand dabei grofce Anerkennung, dafr er die Zusammenarbeit der verschiedenen Faktoren und besonders die Mitarbeit des Geologen bei den Grund- wasseruntersuchungen empfahl. Wir sind in Darmstadt schon lange zu der Erkenntnis gekommen, dafe wir die Mitarbeit der Geologen bedtirfen, haben deshalb mit ihnen zusammengehalten und ihnen das hiesige Material zur Verfugung gestellt. Ich personlich bin auch in Zukunft gerne bereit, bei den geplanten Untersuchungen mitzuwirken. Ich mochte noch eins erwahnen. Bekanntlich liegt die Brunnen- anlage des Darmstadter Wasserwerkes im Griesheimer Eichwaldchen, an dessen Westrand sie sich in einer Lange von ca. 1300 m von Norden nach Siiden erstreckt. Heute ist dort ein gemischter Bestand von Eichen und Buchen, denen man es nicht anmerkt, dajj dem Boden taglich bis zu 14 000 cbm Wasser entzogen werden. Alte Baume leiden gewifc Schaden, wenn ihnen auf einmal grojjere Mengen Grundwasser entzogen werden, solche sind aber dort kaum mehr vorhanden. Der jetzige Bestand wird ungefahr so alt sein, als das Wasserwerk selbst, also 30-35 Jahre. HerrGeheimer Oberforstrat Dr.Walther: Am GriesheimerWasser- werk haben wir in der Nahe der Hauptbrunnen noch einzelne alte Eichen neben jungem Laubholz, was recht interessant ist. Wahrend die alten Eichen, die plotzlich ihren Durst nicht mehr befriedigen konnten, und sie waren doch daran gewohnt, zopftrocken wurden, so- genannte Hirschhorner bekamen, hat sich das Jungholz den Verhalt- nissen angepaftt und offenbar seine Wurzeln tiefer in den Boden ge- senkt. Die alten Baume waren eben nicht mehr in der Lage, sich an eine andere Lebensweise zu gewohnen. Ich mochte noch auf einen anderen Punkt aufmerksam machen. Es ist Ihnen wohl bekannt, dafr die Darmstadter Abwasser zur Berie- selung in der Gemarkung Griesheim, Darmstadt benutzt werden. Ich glaube nicht, dafe wir in Hessen irgendwo eine so schone Berieselungs- anlage haben wie dort, im Westen der Residenz. Ich glaube, es ware sehr erwiinscht, wenn auch in diesem Gebiet Grundwasseruntersuchun- gen, unter anderem auch wegen des Einflusses, den Kochsalz usw. auf das Grundwasser ausiibt, ausgeftihrt wlirden. 184 Was die Frage der Wassergesetzgebung anlangt, so glaube ich, da g diese Materie augerordentlich schwierig ist, so dag die Landes- gesetzgebung sich recht lange damit abqualen wird. Ich hoffe, dag wir zum Reichswassergesetz kommen. Wenn jeder Bundesstaat sein eigenes Recht erhalt, so ist das sehr miglich, schon allein wegen der gemeinsamen Interessen und der gegenseitigen Lage der Staaten zu einander. Aus diesem Grunde mussen wir ein Reichsgesetz haben. Im Obrigen wird das Wasser wie ein Metall von Jahr zu Jahr wert- voller, so dag auch deshalb eine gesetzliche Regelung erwunscht sein mug. Herr Bergrat Dr. Schottler: Ich wollte mir erlauben, auf die groge Wichtigkeit hinzuweisen, dag man die Beobachtungen in der Nahe des Inheidener Wasserwerkes so rasch als moglich und besonders noch vor der Eroffnung des Werkes in Gang setzt. Ich habe einen dahingehenden Antrag schriftlich bei der Provinzialdirektion gestellt. Man konnte sich seither noch nicht zur Ausfiihrung ent- schliegen. Im Horloftal, respektive ostlich und westlich davon, sind diese Beobachtungen sehr notwendig. Obgleich das Werk noch gar nicht betrieben wird, gehen die Klagen iiber vermeintliche Schadi- gungen durch Sinken des Grundwasserspiegels jetzt schon ins Un- geheuere. Es ware, wenn die Provinz von sich aus nicht an die Frage herantreten will, zu erwagen, ob nicht die staatlichen Behorden die Sache in Flug bringen wollen. Entschadigungsanspriiche werden gewig in groger Menge geltend gemacht werden, bei deren Behand- lung dieses Beobachtungsmaterial gar nicht entbehrt werden kann. Herr Bergrat Professor Dr. Steuer: Dag heute iiber die An- regungen und das Material, das ich Ihnen vorgetragen habe, nicht sofort ein endgiiltiger Beschlug gefagt werden konne, hatte ich mir selbst gesagt. Es ware nach meiner Meinung zweckmagig, wenn der Vortragund auch die Anregungen, die in der nachfolgendenBesprechung gegeben worden sind, sobald als moglich in Druck gegeben und dann den Grogherzoglichen Ministerien und den verschiedenen Behorden zugestellt wiirden. Es ist jedenfalls notwendig, dag die Herren Ver- treter aus den Grogherzoglichen Ministerien und der Behorden, die ihre Mitwirkung in Aussicht gestellt haben und die an der Aufstellung eines Arbeitsplanes mitarbeiten wollen, noch einmal in Ruhe iiber den gesamten Stoff nachdenken konnen. Ich erlaube mir, das Grogherzog- 185 liche Ministerium zu bitten, nach dem Erscheinen des Vortrages noch einmal eine engere Versammlung einzuberufen, die sich uber die Aus- gestaltung und Anordnung des Beobachtungsdienstes schlussig machen soli. Ich lege grogen Wert darauf, dag die beteiligten Behorden ihre Beamten zu dauernden und regelmagigen Beobachtungen anhalten. Es ist nicht moglich, nach ein Oder zwei Jahren weitgehende Resul- tate zu erzielen, ich mug immer wiederholen, dag wir nach vieljahrigen sorgfaltigen Beobachtungen streben miissen, an denen das Interesse nicht erlahmen darf. Ferner mochte ich nochmals die Anregung, die ich am Schlusse meines Vortrages gegeben habe, den Grogherzoglichen Ministerien aufs warmste ans Herz legen. Es wird sich doch vielleicht moglich machen lassen, dag einzelne Herren aus der Forstverwaltung und aus der landwirtschaftlichen Verwaltung zeitweise an der Geologischen Landesanstalt arbeiten konnen. Fur die Zwecke der Bodenuntersuchung, uber die Wasseraufnahmefahigkeit, die Erschliegung von Nahrstoffen usw. mug mit gespannter Kraft gearbeitet werden. Die geologische Landesanstalt kann diese Arbeit nicht allein leisten. Ich betone noch¬ mals, wir sind in der Lage, nach geologischen Gesichtspunkten mit chemischen Hilfsmitteln und mit Hilfe der mechanischen Bodenanalyse die Entstehung der Boden und ihre allgemeine Zusammensetzung zu erforschen, aber zum vollen praktischen Nutzen kommen diese Arbeiten erst, wenn sie, wie ich in meinem Vortrage ausfuhrte, im Zusammen- hang mit physiologischen Untersuchungen und Beobachtungen und mit praktischen Versuchen gemacht werden. Die Herren Forstbeamten und Landwirte sind naturwissenschaftlich vorgebildet, sie sollen selbstSndig forschend an der Anstalt arbeiten, unter Anleitung und Einfuhrung in die wissenschaftlichen Methoden durch die Landes- geologen und unter Benutzung der Hilfsmittel der Anstalt. Auf diese Weise kann die unbedingt notwendige Verbindung zwischen den wissenschaftlich und praktisch arbeitenden Behorden immer enger und fruchtbringender gestaltet werden, indem die eine mehr und mehr kennen lernt, nach welcher Seite ihre Forschungen erweitert werden mussen, um fur die Praxis Aufschlug zu liefern, wahrend die anderen, nachdem sie sich in die wissenschaftlichen Forschungen eingearbeitet haben, deren Obertragung in die Praxis vermitteln und dann in ihrem spateren Wirkungskreise dauernd durch Anregungen und selbstandige 13 186 Beobachtungen ebendiese Forschungen in ihrer Anwendung unter- stutzen und fordern werden. Die Arbeitskrafte werden wechseln, das schadet nicht, sondern ist eher von Vorteil. 1st nur einmal die Ein- richtung getroffen, ist eine sichere Grundlage geschaffen, dann kann immer nach den verschiedenen Richtungen, den Interessen und der Befahigung des Einzelnen weiter gearbeitet werden. Ich zweifle nicht, dag auf diesem Wege gute Erfolge erzielt werden. Herr Oberbaurat Mangold: Es ist seinerzeit die Rede davon gewesen, dag durch das Wasserwerk Darmstadt das Ried etwas trockener gelegt wiirde. Das ist aber nicht der Fall, weil die be- wasserten Flachen im gleichen Gebiet wie die Wasserentnahme liegen und das durch das Wasserwerk entnommene und ihnen als Abwasser zugefiihrte Wasser vollstandig in sich aufnehmen. Es verschwindet im Boden und wird wieder zu Grundwasser. Hierbei werden die Schmutzstoffe vom Boden zuruckgehalten, nicht aber die Salze, dar- unter das Kochsalz. Sie gehen ins Grundwasser iiber. Wie weit die dadurch bedingten Anreicherungen an Kochsalz gehen, ist bis jetzt nicht ermittelt worden. Es sind aber aus der Gemarkung von Gries- heim noch keine Klagen gefiihrt worden. In der Nahe der Pallas- wiese ist das Grundwasser bereits sehr verschlechtert, am Bahn- iibergang der Weiterstadterstrage ist es ungeniegbar. Jedenfalls ist es dort stark versalzen. Der von den Rieselfeldern stammende Koch- salzgehalt des Grundwassers ist vorhin von Herrn Geheimer Ober- forstrat Dr. Walter schon beruhrt worden. Es ware von allgemeinem Interesse zu wissen, wie weit die Versalzungen unter verschiedenen Verhaltnissen reichen und wie stark sie sind. Ich habe friiher Ge- legenheit gehabt, in Bickenbach Untersuchungen dariiber machen zu lassen und gefunden, dag sie dort sehr schnell wieder abnehmen. Der vom Ort stammende Oberschug an Kochsalz verschwindet dort in geringer Entfernung von der Ortslage. Die Erwahnung des Versenkens des Darmstadter Brauch- nnd Abwassers ins Grundwasser gibt Veranlassung, auch die kunstliche Erzeugung von Grundwasser zu erwahnen. Abgesehen davon, dag Abwasser nicht zu verwenden ware, ware der Vorgang dabei ein ahnlicher, wie bei der Abwasserrieselung. Als Ort der Versenkung und der Wiedernutzbarmachung des Wassers wiirde man die Walder benutzen miissen. 187 Wie im Vortrag hervorgehoben wurde, ist der Rhein die grofte Abzugsrinne fur das gesamte Wasser einschlieftlich des Grundwassers. Dessen Mengen sind, soweit sie nicht benutzt sind, noch nicht er- mittelt. Man kann annehmen, daft sie sich an einem Tag schon nach Hunderttausenden von Kubikmetern berechnen. Es wurde sich, wenn man sie auch nur urn 1 Pfg. pro Kubikmeter verwerten konnte, schon ein sehr hoher Wert des unbenutzt in den Rhein flieftenden Grundwassers ergeben. Wenn man an die spatere Bevolkerung denkt, so erkennt man, daft die Zukunft eine starkere Ausnutzung und auch lokale Vermehrungen durch kiinstliche Erzeugung von Grundwasser bringen kann. Herr Direktor Rudolph: Zu der Mitteilung kann ich noch be- merken, daft sich auf der Pallaswiese eine Wiesenwarterwohnung befindet, bei der ein Brunnen errichtet ist. Dieser hat vor zwei Jahren erheblich vertieft werden miissen, weil das Oberflachenwasser so ver- dorben war, daft man es nicht mehr genieften konnte. Herr Ministerialrat Holzinger: Es scheint nicht, daft noch einer der Herren das Wort nehmen will. Ich glaube, daft es richtig ist, wie Herr Dr. Steuer vorgeschlagen hat, wir warten den Druck des Vortrages ab und sprechen nachher noch einmal in einer engeren Zusammenkunft uber die Angelegenheit. Als allgemeines Er-gebnis der Versammlung kann ich feststellen, daft auf dem Gebiet zur Herstellung des Grundwasserbeobachtungsdienstes et- was geschehen muft, und daft die beteiligten Ressorts bereit sind, mitzuwirken. 188 Erlauterungen zu Tafel I. Die Karte stellt die Rheinebene und ihre Randgebirge zwischen dem Main und der Hessisch-Badischen Grenze dar. Die Niederung heijjt das hessische Ried. Auf beiden Seiten sind die Bruchlinien ein- getragen, die Gebirge und Ebene trennen. Sie sollen indessen nicht einheitliche Spalten darstellen, sondern es sind eigentlich Bruchzonen, wobei in verschiedenen Abstanden mehrere Briiche, sich gabelnd, parallel verlaufend und durch Querbriiche verbunden, nebeneinander fortstreichen. Sie haben manchmal auch staffelformigen Abbruch bewirkt, wie er durch Bohrungen nachgewiesen ist, die unter dem Diluvium am Gebirgsrande das Tertiar in geringer Tiefe angetroffen haben. Die Spalten am Odenwaldrande sind durch die Arbeiten von C. Chelius, G. Klemm und im Siiden auch von W. Schottler, die- jenigen am rheinhessischen Bergrande von mir selbst festgestellt worden. Die kraftigsten Grundwasserstrome gehen auf der Ostseite von den Einmundungen des Weschnitztales und des Modautales aus. Ge- waltige Grundwassermassen schieben sich von da aus gegen den Rhein hin vorwarts. Sie werden im Siiden von den Wasservverken von Mannheim, der Zellstoffabrik Waldhof und der Stadt Worms aus- gebeutet, wahrend im Norden nur die Stadt Darmstadt am Griesheimer Eichwaldchen, das etwa in der Mitte des Modautalstromes liegt, ihr Trinkwasser entnimmt. Die Taler mit ihren Fliissen haben im Gebirge keine wesentlichen Alluvionen, letztere fliefoen vielmehr auf weite Strecken und das gerade noch kurz vor dem Ausgang der Gebirgs- taler iiber anstehendes Gestein dahin. Die Grundwassermassen ent- stehen also nicht oberflachlich innerhalb des Gebirges in den lockeren Talauffiillungen, aus denen sie in die machtige Alluvion der Rhein¬ ebene einmunden konnten, sondern erst in der Tiefe an der Abbruchs- 189 stelle. Nach Klemms Beobachtungen ist das Gebirge an diesen beiden Taloffnungen sehr stark zertriimmert, wodurch der Wasser- austritt erleichtert wird; Wasser mit artesischem Auftrieb ist denn auch tatsachlich durch Bohrlocher am Gebirgsrand festgestellt. Bei Heppen- heim ist auch aufsteigendes Mineralwasser nachgewiesen. Auch in dem nordlichen Teil zwischen Langen und Darmstadt entsteht auf den Spalten gegen das Rotliegende Grundwasser. Die Strome sind jedoch nicht so kraftig wie die sOdlichen, sie ziehen in Rinnen teils nach dem Main, teils nach dem Rhein ab, die die Odenwaldbache in der Diluvialzeit schufen. In der tiefen Niederung, hart am Odenwaldrande, zieht ferner das alte Neckarbett entlang, das bei Trebur in den Rhein miindete. Die alten Rinnen sind leider auf dieser Karte nicht eingetragen. In den oberen Kiesen und Sanden des Neckars bewegt sich ebenfalls ein Grundwasserstrom, der aber von den unteren Odenwaldstromen chemisch durchaus verschieden ist und durch tonige und feinsandige Schichten undurchlassig getrennt ist. Die rechtsrheinischen Grundwasserstrome besitzen chemisch einen ganz anderen Charakter als die linksrheinischen. Sie stehen auch in keinem Zusammenhange, sondern werden durch das Rheinbett streng geschieden. Die Hauptverwerfungsspalte, die geologisch das rheinhessische Tertiarland von der Rheinebene trennt, streicht durch die Mainspitze von Russelsheim auf Nackenheim zu und dann an dem Bergrande entlang. Auf ihr tritt offenbar an besonders stark zer- rutteten Stellen Mineralwasser aus, am kraftigsten auf der rechten Rheinseite bei dem Hof Hohenau gegeniiber von Nackenheim, ehe die Spalte in den Rhein eintritt. Auch im Suden, am Ausgange des Pfrimmtales bei Worms ist im Grundwasser ein starkerer Gehalt an Mineralsalzen beobachtet und westlich von Worms im Pfrimmtale bei Pfeddersheim wurde in der Nahe einer Querspalte eine schwache Mineralquelle mit Gehalt an Kochsalz erbohrt, auch aus dem Tal westlich von Osthofen ist schwaches Mineralwasser bekannt. Das Grundwasser der linken Rheinseite enthalt im Durchschnitt etwa 30° deutsche Harte. Das entspricht seiner Entstehung in den Kalken des Tertiars, die im sudlichen Teile des Bergrandes langs des Rheins tief abgesunken sind, sodajj das kalkreiche Kluftwasser unter- irdisch in die Rheinalluvion eintreten und in Grundwasser ubergehen kann. Tatsachlich schiebt sich, an den Talaustritten am Odenwaldrande wie 190 auch vom Austritt des Pfrimmtales, ein kraftiger Grundwasserstrom gegen den Rhein vor, und ahnliche Strome sind an den kleineren, aber doch durch Querbrtiche veranlafrten Talern bei Osthofen und Alsheim bekannt. An der letzgenannten Stelle wurde das starke Gefalle des Grundwassers durch Aufnahmen von Grundwasserkurven festgestellt, die deutlich den vom Alsheimer Tal ausgehenden Wasser- kegel erkennen liefren. Der Rhein bildet die Entwasserungsrinne ffir die beiderseitigen Grundwasserstrome, indem er die empordringenden G.undwasser- mengen aufnimmt. Tritt Hochwasser des Stromes ein, das langer anh<, so wird das Grundwasser ruckwarts gestaut und tritt dann an die tiefer gelegenen Stellen iiber Tage aus. Tafel I. Nncli amUioliCn QhcHoii Itflni'bcUoi. Drurk und Vci-lng vnu C. VToUbnchcr, Unpnulndl. InlllTHllcUll Krbniln | KiU^Tilirlny IMiiili.-liii Flnralii'liii lloclilipiiu Hijssclslii' llni.lii.lVl KrlfuilJM'l I. nil. In. .■■■ f^frrfrTTT r.iioss of i;ai: Willrr«1fiilin\* Wd/i-rii.-nll X D ARMS TAD ' Si In.-iitvil RrfV'Icli-it Vnmilhlirtu rhvrdirl til ! ..I|l 'A ' I M D.iltfHit'liiL nimlislu-im Alslirim ‘ iKitNSHKLM iKSPEBp, JClfa-ta. iio crsburOorJ rslin'iiii HKXSHEH Tlmnsludm llnnvbaih RElTExflWn itboMiri nrajicct-Wiyie X '-X Wald' ,Nl. il.-l'. JTi-uilirliu'm WEISH5 Saiulhufnt ItANKENTllAJ. ISliicIinihi'lin JPricscu (XiliEltS'IIElM EUBWItSSHAFK btdirii'fvU'hd LADBNBUHU Mumli-ulv Ncrkuniti 5^ tlii'iniSloiilii iVUripj! IWlillreJii jfc MpuIiuTi'u Schaulinien der jahrlichen Grundwasserstande und NiederschlagshOhen. 7a lei II. Grundwasserstande. NiederschlagshOhen in mm. m 1 1 tSUftn e 0 i c 3 0 ! 60 hO 10 MBS *91.00 80 60 ho 20 0 190170 m/m 1880 1881 188*2 1883 138<» 1885 1806 1887 1888 18 89 1890 1891 1892 1«93jlSS>1 1805 1896 1697 1000 1809 1900 1901 10i?2 1003 1 SOI 19 OS 1 906 1907 1000 • i9o0 1910 19M 1912 N. N. Schaulinien der monatlichen Grundwasserstande und NiederschlagshOhen. Betriebsjahre 1902. 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 Tafel III Wasserspiegelbeobachtungen an einem Brunnen in der Stiftstrafte an der Ecke der Erbacherstrafce in Darmstadt. Tiefe des Brunnens 9,24 m. Hohenlage 161,54 iiber NN. Beobachter: Stadtisches Wasserwerk 1905. Tafel IV Wasserspiegelbeobachtungen an einem Brunnen in der Stiftstrafte an der Ecke der Erbacherstrafte in Darmstadt. Tiefe des Brunnens 9,24 m. Hohenlage 161,54 uber NN. Beobachter: Stadtisches Wasserwerk 1909. Abhandlungen der Grofrherzoglich Hessischen Geologischen Land esanstalt zu Darmstadt. (Die Hefle sind einzeln kauflich in Kommission beim Grojjh. Staatsverlag, Darmstadt.) Band I. Heft 1. 1. R. Lepsius, Einleitende Bemerkungen fiber die geologischen Auf- nahmen im Grogherzogtum Hessen . 1 — XIII 2. C. Chelius, Chronologische Obersicht der geologischen und mine- ralogischen Literatur fiber das Grogherzogtum Hessen. M. 2.50 1 — 60 Heft 2. Fr. Maurer, Die Fauna der Kalke von Waldgirmes bei Giegen, mit Atlas von elf lithographierten Tafeln. M. 10. — . 61 — 340 Heft 3. H. Schopp, Der Meeressand zwischen Alzey und Kreuznach, mit zwei lithographierten Tafeln. M. 2.50 . 341 — 392 Heft 4. F. v. Tchihatchef, Beitrag zur Kenntnis des kornigen Kalkes von Auerbach-Hochstadten an der Bergstrage, mit drei lithographierten Tafeln. M. 2.50. (Vergriffen.) . 393 — 442 Band II. Heft 1. Ch. Vogel, Die Ouarzporphyre der Umgegend von Grog-Umstadt, mit zehn lithographierten Tafeln. M. 5. — . 1—55 Heft 2. A. Mangold, Die alten Neckarbetten in der Rheinebene, mit einer Obersichtskarte und zwei Profiltafeln. M. 5. — . 57 — 114 Heft 3. L. Hoffmann, Die Marmorlager von Auerbach an der Bergstrage, mit einer lithographierten Tafel. M. 2.50 . 115 — 161 Heft 4. G. Klemm, Beitrage zur Kenntnis des kristallinen Grundgebirges im Spessart, mit sechs Tafeln in Lichtdruck. M. 3. — .... 163 — 257 Band III. Heft 1. G. Klemm, Geologisch-agronomische Untersuchung des GutesWeiler- hof (Wolfskehlen bei Darmstadt), nebst einem Anhange fiber die Bewirtschaftung der verschiedenen Bodenarten des Gutes, vom Besitzer G. Dehlinger, mit einer Karte in Farbendruck. M. 2.50 1—52 Heft 2. K. von Kraatz-Koschlau, Die Barytvorkommen des Odenwaldes, mit drei Tafeln. M. 2. — . 53 — 76 Heft 3. E. Wittich, Beitrage zur Kenntnis der Messeler Braunkohle und ihrer Fauna, mit zwei Tafeln. M. 3. — . 77 — 147 Heft 4. C. Luedecke, Die Boden- und Wasserverhaltnisse der Provinz Rhein- hessen, des Rheingaues und Taunus. M. 5. — . 149 — 298 Band IV. Heft 1. C. Luedecke, Die Boden- und Wasserverhaltnisse des Odenwaldes und seiner Umgebung, mit zwei lithographierten Tafeln. M. 5. — 1 — 183 Heft 2. Wilhelm von Reichenau, Beitrage zur naheren Kenntnis der Carni- voren aus den Sanden von Mauer und Mosbach, mit 14 Tafeln in Autotypiedruck. M. 5. — . 185 — 314 Heft 3. Wilhelm Schottler, Die Basalte der Umgegend von Giegen, mit vier Band V. Heft 1. Richard Lepsius, Die Einheit und die Ursachen der diluvialen Eis- zeit in den Alpen, mit 12 Profilen im Text. M. 5. — . 1 — 136 Heft 2. Alexander Steuer, Uber den Wert standiger Bodenwasser- Beobach- tungen ffir wissenschaftliche und praktische Zwecke und die Ein- richtung eines standigen Beobachtungsdienstes im Grogherzog- tum Hessen. M. 2.50 . 137—190 Geologische Karte des Grofiherzogtums Hessen im Majjstabe 1 : 25000. Herausgegeben durch das Grogherzogliche Ministerium des Innern, bearbeitet unter der Leitung von R. Lepsius. Bisher sind erschienen die Blatter Rogdorf, Messel, Darmstadt und Mfirfelden mit Erlaute- rungen von C. Chelius, Blatt Grog-Umstadt von C. Chelius und Chr. Vogel, Blatt Schaaf- heim — Aschaffenburg von G. Klemm, Blatt Babenhausen von G. Klemm und Chr. Vogel, Blatt Neustadt — Obernburg von C. Chelius und G. Klemm, Blatt Zwingenberg von C. Chelius und G. Klemm, Blatt Bensheim von G. Klemm und C. Chelius, Blatt Brensbach — BOllstein von C. Chelius, Blatt Kfinig von Chr. Vogel, Blatt Erbach — Michelstadt von C. Chelius und G. Klemm, Blatt Neunkirchen von C. Chelius, Blatt Lindenfels von C. Chelius, Blatt Beer- felden, Blatter Kelsterbach, Neu-lsenburg und Birkenau von G. Klemm, Blatt Groggerau von A. Steuer. Blatter Viernheim und Sensbach von W. Schottler. Blatt Messel, 2. Aufl., von G. Klemm. Blatt Oppenheim am Rhein von A. Steuer ist im Druck. Darmstadt 1886 — 1910. In Kommission beim Grogh. Staatsverlag; pro Blatt mit Erlauterung M. 2. — (einzeln kauflich). L. C. Wiltich’sche Hofbuchdruckerei in Darmstadt. V